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German Pages [472] Year 2012
Das Nachleben der schlesischen Piasten
Neue Forschungen zur Schlesischen Geschichte herausgegeben von joachim bahlcke Band 22
Maximilian Eiden
Das Nachleben der schlesischen Piasten Dynastische Tradition und moderne Erinnerungskultur vom 17. bis 20. Jahrhundert
2012 Böhlau Verlag Köln Weimar Wien
Gefördert vom Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages und durch die Historische Kommission für Schlesien.
Bibliographische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliographie; detaillierte bibliographische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Umschlagabbildung: Festumzug beim Bolko- und Heimatfest in der Stadt Schweidnitz (Juli 1911). Bildvorlage: Sammlung Horst Adler, Regensburg
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Inhalt Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
I.
Von der Tradition zur Erinnerungskultur. Einführung in Gegenstand, Fragestellung und Methodik . . . . 1. Gegenstand und Leitfragen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Widersprüchliche Assoziationen „an den Sarkophagen der Piasten“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3. Landestradition und ihre nationalistische Umformung als Prüfstein für eine transnationale Gedächtnisgeschichte . . . . . . . . . . – Das Gedächtnis der schlesischen Piasten als Untersuchungs gegenstand . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . – „Gedächtnisgeschichte“ als adäquater Zugang zur Beziehungs geschichte im deutsch-polnischen Spannungsfeld . . . . . . . . . . . – Der methodische Rahmen für die Untersuchung der Gedächtnis geschichte der schlesischen Piasten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . – Aufbau der Arbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
II. Grundlagen bis zum Aussterben des Fürstenhauses im Jahr 1675 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1. Grundzüge der Geschichte der Piastendynastie in Schlesien . . . . . . 2. Familiengeschichte und Politik der Liegnitz-Brieger Piasten von der Reformation bis 1675 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3. Selbstverständnis und Repräsentation der Liegnitz-Brieger Piasten seit der Mitte des 16. Jahrhunderts . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . – Das Bildprogramm des Brieger Schlosstors (um 1553) . . . . . . . . – Darstellungen der Abkunft vom legendären Piastus und den polnischen Königen: Die Adelsrepublik Polen-Litauen als Vorbild für ständische und konfessionelle Freiheit . . . . . . . . . . . – Genealogische Traktate und literarisches Fürstenlob: Reichsorientierung und Prestigestreben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . – Gefährdung und Ende der Dynastie im Spiegel von Publizistik, Dichtung und Trauerschrifttum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . – Das Liegnitzer Mausoleum als Apotheose der Dynastie (1679) . . 4. Zwei Fürstengestalten als Eckpfeiler vormodernen Landesbewusstseins: Zum Kult der hl. Hedwig und zum Mythos um den Abwehrkampf Heinrichs II. gegen die Mongolen . . . . . . . .
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VI
Inhalt
III. Aneignungen der Piastentradition im habsburgischen und preußischen Schlesien (bis 1806) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 110 1. Zum historischen Hintergrund . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Katholische und pro-habsburgische Erinnerungskultur . . . . . . . . . . – Hedwigsverehrung in der Diözese Breslau und im Trebnitzer Konvent. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . – Erneuerung des Stiftergedächtnisses und Neufassungen von Fürstengräbern in den Klöstern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . – Die Piasten als Symbole der schlesischen Fürstentümer. . . . . . . . 3. Adelige Erinnerungskultur: Die Selbstdarstellung der Familie Schaffgotsch als Nachkommen der Piasten in weiblicher Linie . . . . 4. Die bürgerlich-städtische Erinnerungskultur . . . . . . . . . . . . . . . . . 5. Der Blick des Eroberers: Erbansprüche Friedrichs II. als Legitimation für den Erwerb Schlesiens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6. Der Blick der Nachbarn: Die schlesischen Piasten im polnischen Geschichtsbild der Frühneuzeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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IV. Umdeutungen der Dynastietradition in der Erinnerungskultur des 19. und frühen 20. Jahrhunderts . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 163 1. Zum historischen Hintergrund . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . – Politisch-soziale Rahmenbedingungen eines neuen Umgangs mit der Vergangenheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . – Zeitgeschichte als konstitutives Element schlesischer Erinnerungskultur des 19. Jahrhunderts . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Thematischer Längsschnitt: Die Dynamik des Wahlstatt-Stoffs . . . 3. Voraussetzungen: Ausweitung der historischen Forschung und das deutsch-nationale Paradigma . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . – Institutionelle Grundlagen und wichtige Vertreter der Landes geschichtsschreibung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . – Gustav Freytag als Beispiel für die Popularisierung des neuen Geschichtsbildes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4. Piastenherzöge als Figuren des guten Herrschers . . . . . . . . . . . . . . . – Die Darstellung der Herzöge des 13. Jahrhunderts als Förderer der Germanisierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . – Piastische Bezüge der dynastischen Erinnerungskultur im Umfeld König Friedrich Wilhelms IV. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . – Die Erneuerung des Kults der hl. Hedwig als Patronin der Katholiken in Schlesien und Preußen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . – Evangelische Hedwigsdeutungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . – Stilisierungen Dorothea Sibyllas von Brieg zur evangelischen Hedwig und schlesischen Königin Luise . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Inhalt
– Herzoginnen und Herzöge in der schönen Literatur: ein unein heitliches Bild . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . – Die schlesischen Piasten im Schulunterricht. Einige Befunde . . . 5. Piastenherzöge als ambivalente Gestalten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . – Negative Werturteile über das Fürstenhaus in Historiographie und Publizistik. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . – Die Opposition der Stadt Liegnitz gegen die Herzöge als Vorbild bürgerlichen Emanzipationsstrebens . . . . . . . . . . . . . . . – Heinrich XI. von Liegnitz: Ein berüchtigter Herzog . . . . . . . . . . – Deutungen des Aussterbens der Piasten zwischen Trauer und konstruierter Notwendigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6. Erinnerungskultur und Denkmalpflege in ehemaligen piastischen Residenzstädten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . – Die Frage nach den fehlenden figürlichen Herzogsdenkmälern des 19. Jahrhunderts . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . – Piastische Denkmäler und Denkmalpflege in schlesischen Städten. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . – Verknüpfung von Orten und Erinnerungsstätten mit den piastischen Herzögen in den Medien von Grafik, Heimatkunde und Onomastik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . – Die Bolkonen-Herzöge als Symbolfiguren bürgerlicher Gesellig keit in Schweidnitz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7. Die Rezeption der schlesischen Traditionen im geteilten Polen und im österreichisch-schlesischen Teschen – Echos und Gegenstimmen zur deutsch-schlesischen Erinnerungskultur . . . . . . . . . . . – Wahrnehmung Schlesiens im polnischen Geschichtsdiskurs und die Rolle des Landes bei der Ausbildung des „Westgedankens“ . . – Reiseberichte, Reportagen und schöne Literatur als Zugänge zur schlesischen Fürstengeschichte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . – Erste wissenschaftliche Beiträge aus Polen zur Geschichte der schlesischen Piasten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . – Heinrich der Bärtige, Hedwig und ihre Söhne in Historiographie und Belletristik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
V.
VII
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Auseinanderfallen der Erinnerungskultur um die schlesischen Piasten zwischen 1918 und 1945 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 305 1. Zum historischen Hintergrund . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 305 2. Stoffe und Gestalten der Piastentradition als Gegenstand der Breslauer Historiographie und des deutsch-schlesischen Heimatkults . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 305
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Inhalt
– Tendenzen in der deutschen historischen Schlesienforschung zwischen den Weltkriegen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . – Populäre Rezeptionen der Piasten zwischen Republik und NS-Diktatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3. Polnische Wahrnehmungen der schlesischen Piasten zwischen den Kriegen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4. Konkurrierende nationalistische Umdeutungen der schlesischen Piasten. Der Wahlstatt-Stoff in Historiographie, Belletristik und Festkultur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5. Die völkische Verzeichnung der Dynastiegeschichte und die Auslöschung des Namens „Piasten“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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VI. Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 358 – Zusammenfassung in polnischer Sprache . . . . . . . . . . . . . . . . . . 366 – Zusammenfassung in englischer Sprache . . . . . . . . . . . . . . . . . . 374
VII. Anhang 1. Abkürzungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Quellen- und Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Quellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . – Handschriften und nach 1800 gedruckte Editionen und Regesten handschriftlicher Quellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . – Altdrucke bis zum Erscheinungsjahr 1799 und moderne photomechanische Nachdrucke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . – Quellen einschließlich solcher wissenschaftlicher Texte, die als Quellen hinsichtlich der Erinnerungskultur ausgewertet wurden, ab dem Erscheinungsjahr nach 1800 . . . . . – Internet-Ressourcen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . – Bibliographien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . – Wissenschaftliche Darstellungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3. Abbildungsnachweis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4. Personenregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5. Ortsregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Vorwort
Was treibt einen jungen Menschen zur jahrelangen Beschäftigung mit lange toten Herzögen, die außer Sichtweite ihrer früheren Residenzen kaum noch jemand kennt? Und warum erforscht er nicht einmal das Leben und Tun der alten Fürsten, sondern achtet nur darauf, was andere, nun ebenfalls Verstorbene lange nachher darin sehen wollten? Die Schulzeit in einer Stadt, die einst bayerische Herzogsresidenz war und der Freiwilligendienst in Polen, in Schlesien, haben gewiss einen Grund bereitet. Vor allem war da die verwirrende Wahrnehmung, dass historische Gedächtnisse nicht nur voneinander abweichen, sondern auch schwer auszuräumenden Konfliktstoff darstellen können. Jedenfalls haben mich die schlesischen Piasten und ihr Nachleben bereits 1998 am Beginn meines Berliner Studiums der Geschichte und Polonistik interessiert. Nach dem Erproben vieler Zugänge und Gegenstände im unerschöpflichen Bereich der Kultur- und Beziehungsgeschichte im östlichen Mitteleuropa bin ich auf dieses Thema zurückgekommen. Dass die Beschäftigung damit zu einer wissenschaftlichen Qualifikationsschrift heranreifte, wäre ohne die Unterstützung und Ermutigung vieler Menschen nie gelungen. Viel verdanke ich meinem Doktorvater Prof. Dr. Joachim Bahlcke, der diese Arbeit engagiert und geduldig betreut hat. Mit einer langen Reihe kluger und gelehrter Kolleginnen und Kollegen konnte ich meine Ideen diskutieren und dabei auf ihre Tauglichkeit prüfen. Besonders befruchtend waren solche Gespräche auf den Sommerschulen und Nachwuchstagungen des Herder-Instituts und der Sommerschule der Zeit-Stiftung (2006 in Breslau). Ich habe sehr zu danken für die großzügige Unterstützung durch ein Immanuel-Kant-Stipendium der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien. Es hat mir drei Jahre lang ermöglicht, mich auf die wissenschaftliche Arbeit zu konzentrieren. Ich bin auch dankbar für ein Fritz-Stern-Stipendium der Deutschen Nationalstiftung, das einen mehrwöchigen Aufenthalt in Breslau ermöglichte. Beide Stipendien brachten wiederum kundige Gesprächspartner unter Mitstipendiaten und Betreuern, von denen ich Prof. Dr. Matthias Weber und Prof. Dr. Krzysztof Ruchniewicz nennen möchte. Sehr hilfreich für meine Arbeit war die Aufnahme als kooptiertes Mitglied in das internationale Graduiertenkollegium „Adel in Schlesien“. Ich denke an die Bibliothekare, besonders an den Staatsbibliotheken in München und Berlin, beim Herder-Institut Marburg und an der Universitätsbibliothek Breslau, die mit vielen Sonderwünschen professionell und hilfsbereit umgegangen sind. Mein Arbeitgeber, die Stiftung Schlesisches Museum zu Görlitz, namentlich der Direktor, Dr. Markus Bauer, hat mit Verständnis und Entgegenkommen auf meine Bemühung reagiert, diese Arbeit zum Abschluss zu bringen. Mein Kollege Norbert Faust half bei der Bebil-
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Vorwort
derung. Der Zweitkorrektor Dr. Hans-Peter Becht gab gute Ratschläge zur Drucklegung. Der Bundesbeauftragte für Kultur und Medien und die Historische Kommission für Schlesien haben durch ihre Zuschüsse ermöglicht, dass diese Arbeit in der Reihe „Neue Forschungen zur Schlesischen Geschichte“ erscheinen konnte, wofür ich sehr dankbar bin. In den Jahren 2006 bis 2009 durfte ich immer wieder bei lieben Menschen in Breslau, Berlin, München und Stuttgart wohnen; für ihre Gastfreundschaft danke ich herzlich Dorota Cygan, Karin Helm, Dr. Stefanie Frick, Melitta Sallai, Jacek Dąbrowski, Rebekka und Ralf Schroeder, Ivo Nußbicker und Alona Galimska. Robert Eiden, Renate Mattern-Guter, Dr. Michael Weichenhan, Michael Barczyk, Mateusz Hartwich, Alexandra Würflein und Agnieszka Bormann haben Teile dieser Arbeit gelesen und kritisch kommentiert – natürlich gehen die verbleibenden Unzulänglichkeiten auf mein Konto. Meine Freunde und meine Familie, besonders meine Eltern, haben mich in jeder erdenklichen Weise unterstützt – ihnen habe ich mehr zu danken, als mit Worten gesagt werden kann. Den größten Dank für Ihre Liebe, Geduld und Kraft schulde ich meiner Frau Andrea. Ihr ist diese Arbeit gewidmet. Görlitz, im Advent 2011 Maximilian Eiden
I.
Von der Tradition zur Erinnerungskultur. Einführung in Gegenstand, Fragestellung und Methodik
1.
Gegenstand und Leitfragen
In diesem Buch wird untersucht, wie Deutsche und Polen zwischen dem 17. und dem 20. Jahrhundert mit einem Kernbereich der Vergangenheit Schlesiens umgingen, nämlich mit der Dynastie der schlesischen Piasten, dem Leben und Wirken dieser Landesfürsten. Es ist angelegt als kulturgeschichtliche, disziplinenübergreifende Studie zur transnationalen Gedächtnisgeschichte Schlesiens. Diese historische Landschaft war im Untersuchungszeitraum, und in besonderer Weise im Zeitalter des Nationalismus, konkurrierenden politischen und kulturellen Hegemoniebestrebungen ausgesetzt. Sie kann daher als exemplarische Region im deutsch-polnischen Spannungsfeld betrachtet werden. Die schlesischen Piasten waren eine im Lauf der Zeit zunehmend verzweigte Linie der ersten Königsdynastie Polens. Sie haben in ganz Schlesien vom Beginn der polnischen Staatsentwicklung im 10. bis in das 14. Jahrhundert und in einzelnen schlesischen Teilterritorien bis 1675 regiert. Zunächst herrschten sie als polnische Dynasten, seit dem 12. Jahrhundert als zunehmend eigenständige Fürsten, seit dem 14. Jahrhundert als Vasallen der böhmischen Krone. Die dynastisch-politischen Entscheidungen dieser Herrscherfamilie, die erfolgreichen und die gescheiterten, und auch die Wechselfälle ihrer Familiengeschichte haben die Geschichte Schlesiens über sieben Jahrhunderte maßgeblich mitbestimmt. Das betrifft die äußere Gestaltung des Landes vom territorialen Umriss bis zur staatsrechtlichen Zugehörigkeit, aber auch seine innere Prägung von der Demographie über Rechtsordnung, soziostrukturelle und konfessionelle Schichtung bis hin zur Institutionenoder Kunstgeschichte. Allein die Tatsache, dass es trotz vieler Grenz- und Begriffsverschiebungen überhaupt einen historisch-territorialen Begriff „Schlesien“ gibt, hat entscheidend mit den schlesischen Fürsten zu tun. Wann immer Menschen in Schlesien und außerhalb davon auf die Geschichtlichkeit dieser Region Bezug nehmen, treffen sie auf die schlesischen Piasten. Alle Versuche, Schlesien für eine bestimmte Epoche als eigenständige Region oder aber als Teil Böhmens, Preußens, Deutschlands oder Polens einzuordnen, mussten und müssen notwendig Stellung nehmen zum dynastischen Charakter seiner älteren Vergangenheit. Damit ist der Gegenstand dieser Arbeit kurz umrissen. Theoretische und methodische Grundlagen sowie Vorgehensweise sollen auf den nächsten Seiten erläutert werden. Um die überaus breit gestreuten und verschiedenartigen Quellen zu erschließen und zu analysieren, muss eine Vielfalt von Methoden angewendet werden. Unter anderem müssen Arbeitsweisen und Einsichten aus der Soziologie, der Literaturwissenschaft und der Kunstgeschichte einbezogen werden. Fragestellung
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Von der Tradition zur Erinnerungskultur
und Ergebnisse sollen in die Theoriebildung der letzten beiden Jahrzehnte zum „Geschichtsbewusstsein von Gesellschaften“ und zum „kollektiven“ bzw. „kulturellen Gedächtnis“ eingeordnet werden. Einige Leitfragen sollen das ganze Buch hindurch im Blick bleiben: Wer hat wann unter welchen Bedingungen welche Elemente der Vergangenheit in welcher Absicht aufgegriffen? Wie wurde die Vergangenheit bearbeitet? Welchen Adressatenkreis hatte diese Arbeit? Welche Formen? Welche Ergebnisse? Welche strukturellen und gewohnheitsmäßigen Handlungsmuster und welche konkreten Interessen sind es, die den Umgang mit der Vergangenheit antreiben? Welche Rolle spielen bei diesen sozialen Prozessen örtliche und räumliche Bedingungen? Wie veränderte sich die Präsenz der alten Landesdynastie parallel in Kulturlandschaft und Geschichtsbewusstsein?
2.
Widersprüchliche Assoziationen „an den Sarkophagen der Piasten“
Zur Einführung in den theoretischen und methodischen Rahmen dieser Arbeit sei eine kleine Auswahl von Beispielen, gruppiert um zwei Reiseepisoden, wiedergegeben und kommentiert. Sie sollen zeigen, wie stark polnische und deutsche Rückgriffe auf die schlesischen Piasten sich in der jüngeren Vergangenheit gegenseitig überlagern. Nach dem Warschauer Vertrag von 1970 mit der Bundesrepublik Deutschland änderte die Volksrepublik Polen ihre Visabestimmungen. Fast drei Jahrzehnte nach Kriegsende konnten Westdeutsche ohne großen Aufwand nach Polen reisen. Schon in den ersten Jahren kamen Zehntausende jener, die aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten geflohen, vertrieben oder ausgesiedelt waren und ihre alte Heimat wiedersehen wollten. Einer von ihnen war der Schriftsteller Walter Reiprich, 1924 in Leutmannsdorf im Kreis Schweidnitz geboren. Über seinen Schlesienbesuch im Jahr 1979 hat er einen Bericht verfasst, in dem er sich als sehr genauer Beobachter erweist. Das ist eine Besonderheit der Reisebeschreibungen von Vertriebenen, die unwillkürlich ihre tief eingeprägten persönlichen Erinnerungen mit dem Gesehenen abgleichen.1 Eine der Stationen war Breslau, das Reiprich aus seiner Jugend gut kannte. Dort besuchte er unter anderem die modernistische Jahrhunderthalle von 1913 im Stadtteil Scheitnig. Sie war der größte Veranstaltungsort Breslaus und eines der Wahrzeichen der Stadt in deutscher Zeit und ist es noch, unter dem Namen „Volkshalle“, in polnischer Zeit.2 Reiprich berichtet: „Am Eingang finden wir eine Tafel 1 2
Ruchniewicz, Krzysztof: Wrocław w relacjach Niemców z RFN. In: Rocznik Wrocławski 4 (1997) 129–156. Eiden, Maximilian/Weger, Tobias: Von der „Jahrhunderthalle“ zur „Hala Ludowa“. In: Czapliński, Marek/Hahn, Hans-Joachim/Weger, Tobias (Hg.): Schlesische Erinnerungsorte. Gedächtnis und Identität einer mitteleuropäischen Region. Görlitz 2005, 221–248.
Einführung
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angebracht, die u. a. auf die Geschichte Polens [!] hinweist und die Entstehung des Gebäudes schildert.“ Reiprich hat sie sich wahrscheinlich übersetzen lassen. Nach den Angaben der Tafel, so Reiprichs Reisebericht, „beginnt Polens [!] Geschichte mit dem Jahr 1000 nach Christi. Die Piasten-Herzöge werden aufgezählt, die Böhmer [!] und Habsburger sowie Friedrich der Große. Das Wort ‚deutsch‘ fehlt, wie überall in Schlesien. Nur die Naziherrschaft findet Erwähnung. Dafür wird die im Jahre 1948 veranstaltete große Ausstellung für die ‚wiedererreichten Westgebiete‘ ausdrücklich genannt.“3 Der Inhalt missfällt dem Besucher ganz offenkundig – die Erregung ist so groß, dass Reiprich zweimal versehentlich „Polen“ schreibt, wo es „Breslau“ oder „Schlesien“ heißen muss. Das hier erkennbare Geschichtsbild provoziert den deutschen Schlesier Reiprich. Dabei ist Reiprichs Beobachtung für die Nachkriegsjahrzehnte weitgehend verallgemeinerbar: In Schlesien, ähnlich wie auch in den übrigen neuen polnischen Westgebieten, wurde auf ähnlichen Tafeln, in Reiseprospekten und Stadtführern, in Bildbänden, Zeitungsartikeln und Schulbüchern die lokale und regionale Geschichte unter einem ideologisierten Blickwinkel wiedergegeben, prägnant zusammengefasst in dem Schlagwort von den „Wiedergewonnenen Gebieten“ (so wird das polnische Ziemie Odzyskane in der Regel übersetzt).4 Walter Reiprich konnte kaum wissen, dass die Volkshalle, wo er seine Beobachtungen anhand einer bescheidenen Tafel mit historischen Informationen machte, ein zentraler Ort für die Geschichtspolitik und Erinnerungskultur Nachkriegspolens war. Die auf der Tafel erwähnte Ausstellung war eine gewaltige PropagandaSchau des stalinistischen Polen über „Die Wiedergewonnenen Gebiete drei Jahre nach dem Krieg“, die den Anspruch der Volksrepublik auf Schlesien, Pommern und auf „Ermland und Masuren“ (das ehemalige südliche Ostpreußen) im In- und Ausland zu verbreiten versuchte. Den etwa zwei Millionen Besuchern wurden für das Motto „Byliśmy – Jesteśmy – Będziemy!“ („Wir waren hier, sind hier, werden
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Reiprich, Walter: Reisetagebuch. Wiedersehen mit Schlesien. Scheinfeld 1979–1980 [vermutlich Manuskript], zitiert nach Trierenberg, Heinrich: Breslau in alten und neuen Reisebeschreibungen. Düsseldorf 1991, 260. Grundlegend zur Propaganda um die „Wiedergewonnenen Gebieten“ und die Piasten nach 1945: Strauchold, Grzegorz: Myśl zachodnia i jej realizacja w Polsce Ludowej w latach 1945– 1957. Toruń 2003. Zur Historiographie und ihrer politischen Indienstnahme ders.: Der Westgedanke in der polnischen Geschichtswissenschaft nach 1945. In: Piskorski, Jan M./ Hackmann, Jörg/Jaworski, Rudolf (Hg.): Deutsche Ostforschung und polnische Westforschung im Spannungsfeld von Wissenschaft und Politik. Disziplinen im Vergleich. Osnabrück 2002, 47–79; Cetwiński, Marek/Tyszkiewicz, Lech A.: Prawda historii a racja stanu. Mediewiści wrocławscy o średniowiecznym Śląsku. Pół wieku badań. In: Sobótka 54 (1999) 147–164.
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Von der Tradition zur Erinnerungskultur
hier sein!“) historische, aber auch wirtschaftliche und politische Argumente vor Augen gestellt.5 Erst wenige Jahre vor Reiprichs Besuch hatten um die Volkshalle die landesweiten Feiern der Volksrepublik Polen zum 30. Jahrestag des Kriegsendes ihren Höhepunkt gehabt. Auch zum 25. Jahrestag 1970 war Breslau die wichtigste Bühne der Veranstaltungen zwischen dem 6. und 10. Mai gewesen. „Dazu wurde die Stadt herausgeputzt und geschmückt, ihre Baudenkmäler, die zentralen Veranstaltungsorte und die Oder im Bereich der Altstadt illuminiert und die Oderschiffe festlich beflaggt. Ein Ereignis folgte dem anderen – Konzerte, Theateraufführungen, Kundgebungen, Feiern.“6 Am 9. Mai 1970 fanden ein Aufmarsch von Jugendverbänden im Olympiastadion mit Zehntausenden Zuschauern und die zentrale Festveranstaltung in der Volkshalle statt. Der Vorsitzende der Polnischen Vereinigten Arbeiterpartei (PZPR), Władysław Gomułka, hielt dort eine einstündige Rede. Ihr Gegenstand: „Die Rückkehr in die historischen Piasten-Gebiete ist der größte Sieg in der Geschichte Polens“.7 Breslau war insgesamt der Hauptort für die politische Inszenierung der kommunistischen Propaganda um die Westgebiete.8 In der Mehrzahl der in Polen gedruckten touristischen und schulischen, akademischen und populären Veröffentlichungen über Schlesien und einzelne seiner Orte setzte sich die Propaganda der „Wiedergewonnenen Gebiete“ bis 1989 fort.9 Die Zugehörigkeit des Landes zu Polen im Mittelalter wurde stets stark hervorgehoben. Besonderes Augenmerk richtete man auch auf das 13. und 14. Jahrhundert, die Zeit unabhängiger schlesischer „Piasten-Herzöge“. In Polen genügte schon ihr Name als Hinweis auf deren Herkunft von den polnischen Königen. Die späteren 5 6 7
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Tyszkiewicz, Jakub: Sto wielkich dni Wrocławia. Wystawa Ziem Odzyskanych we Wrocławiu a propaganda polityczna Ziem Zachodnich i Północnych w latach 1945–48. Wrocław 1997. Thum, Gregor: Die fremde Stadt. Breslau 1945. Berlin 2003, 431f., das Zitat 432. Gomułka, Władysław: Powrót na ziemie piastowskie największym zwycięstwem Polski. Przemówienie na centralnej akademii we Wrocławiu w 25 rocznicę zakończenia II wojny światowej, wygłoszone 9 maja 1970 r. Warszawa 1970. Zitat: Übersetzung des polnischen Titels. Mazur, Zbigniew: Obchody świąt i rocznic historycznych na Ziemiach Zachodnich i Północnych (1945–1948). In: ders. (Hg.): Wspólne dziedzictwo? Ze studiów nad stosunkiem do spuścizny kulturowej na Ziemiach Zachodnich i Północnych. Poznań 2000, 111–164; Strauchold, Grzegorz: Wrocław, okazjonalna stolica Polski. Wokół powojennych obchodów rocznic historycznych. Wrocław 2003; Nowosielska-Sobel, Joanna/Strauchold, Grzegorz (Hg.): Piastowsko-komunistyczna satysfakcja? Obchody rocznic historycznych i świąt państwowych na Śląsku po II wojnie światowej. Wrocław 2008. Überblicke, die sich auf Analysen des touristischen und didaktischen Schrifttums stützen u. a. bei Thum: Die fremde Stadt, 271–337; Meyer, Enno: Die mittelalterliche Geschichte Schlesiens und Pommerns in den Geschichtslehrbüchern der Volksrepublik Polen. In: Riemenschneider, Rainer (Hg.): Die Rolle Schlesiens und Pommerns in der Geschichte der deutschpolnischen Beziehungen im Mittelalter. XII. deutsch-polnische Schulbuchkonferenz der Historiker vom 5. bis 10. Juni 1979 in Allenstein/Olsztyn (Polen). Braunschweig 1983, 156– 168; ders.: Die Geschichte des mittleren Schlesien in polnischen Reiseprospekten. In: Internationale Schulbuchforschung 13 (1991) 313–320.
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Wechsel staatlicher Zugehörigkeit wurden wie auf der Tafel an der Volkshalle meist in einer Weise aufgezählt, die überdeckte, dass Schlesien (mittelbar) vom 14. Jahrhundert bis zu den Schlesischen Kriegen zum Heiligen Römischen Reich, nach 1815 zum Deutschen Bund und seit 1871 zum Kaiserreich gehört hatte, ohne dass solche Tatsachen ausdrücklich negiert worden wären. Habsburg und Preußen kannte man in Polen als Teilungsmächte, und das offiziöse Geschichtsbild tat nichts, um historische Unterschiede zwischen Schlesien und polnischen Gebieten wie Großpolen-Posen (1795 von Preußen annektiert) oder Kleinpolen-Galizien (1772 von Österreich einverleibt) zu erklären. Das Fehlen des Wortes „deutsch“, das die Muttersprache und, nicht deckungsgleich, auch das Nationalbewusstsein einer Mehrheit der Schlesier in den Jahrzehnten vor 1945 beschreibt, ist durchaus typisch. Nicht nur die Veröffentlichungen des Vertriebenenspektrums gaben, wegen der Sprachhürden oft unter Berufung auf den vom Bund der Vertriebenen herausgegebenen „Deutschen Ostdienst“, viele offizielle polnische Äußerungen zur Geschichte wieder und griffen sie scharf an.10 Wie Reiprich trafen auch sehr viele „Heimwehtouristen“ auf ihren Reisen im polnischen Schlesien durch Gespräche oder Lektüre auf dieses staatlich kontrollierte und verbreitete Geschichtsbild. Viele Vertriebene reagierten mit emotionaler Abwehr. Dabei hielten wahrscheinlich schon in den siebziger Jahren die meisten von ihnen vermeintliche völkerrechtliche Ansprüche der Bundesrepublik auf die Gebiete östlich der OderNeiße-Linie nicht mehr für durchsetzbar.11 Doch die Frage, die hier verhandelt wurde, betraf gar nicht in erster Linie Staatsgrenzen, sondern tief verankerte Vorstellungen von Zugehörigkeit. Sie zielte auf das „Gedächtnis, das Gemeinschaft stiftet“ (Jan Assmann).12 Mehr oder weniger propagandistische polnische Texte und Äußerungen waren nicht einfach zu ignorieren, weil ihre Urheber offenkundig über zahlreiche Einzelheiten der Geschichte Schlesiens Bescheid wussten, wie sie auch die deutschen Schlesier aus Schulunterricht oder Lektüre kannten. Beängstigend war, wie völlig anders die polnische Seite diese Geschichte deutete. Sie sprach dem Land und damit auch seinen ehemaligen Bewohnern das „Deutschsein“ ab. Gerade diese Kategorie aber war das mit größtem Nachdruck vorgebrachte Argument für die Integration der Vertriebenen in Westdeutschland gewesen, für die schwer zu mobilisierende Solidarität der aufnehmenden Regionen, Gemeinden und neuen Nachbarn – und auch für die gesamte, auf das Aufrechter10 Frede, Ulrike: „Unvergessene Heimat“ Schlesien. Eine exemplarische Untersuchung des ostdeutschen Heimatbuches als Medium und Quelle spezifischer Erinnerungskultur. Marburg 2004, 356f. 11 Lotz, Christian: Die Deutung des Verlusts. Erinnerungspolitische Kontroversen im geteilten Deutschland um Flucht, Vertreibung und die Ostgebiete (1948–1972). Köln/Weimar/Wien 2007. 12 Assmann, Jan: Das kulturelle Gedächtnis. Schrift, Erinnerung und politische Identität in frühen Hochkulturen. München 1997, 30.
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halten von Aufmerksamkeit und von rechtlichen Forderungen beruhende Propaganda der Vertriebenenverbände. Das hatte Grundlagen: Das Deutschtum war gerade in der um 1970 noch kaum verblassten jüngeren Vergangenheit, in der Weimarer Republik und im nationalsozialistischen Deutschland, von Politikern und Schulen in Schlesien als alternativlose regionale Identität vermittelt worden. Schlesiens deutscher Charakter war das Leitmotiv der vorliegenden deutschen Gesamtdarstellungen seiner Geschichte von Colmar Grünhagen (1884/86)13 und von der Historischen Kommission für Schlesien unter der Regie von Hermann Aubin (Mittelalter-Band: 1938).14 Das Land war vor 1945 geradezu als „Bollwerk des Deutschtums“ und „Ausfalltor deutscher Kultur nach dem Osten“ stilisiert worden.15 Solche Indoktrination war das Gegenstück einer eskalierenden Politik gewesen, die von der gewaltsamen Auseinandersetzung mit den propolnischen „Schlesischen Aufständen“ über die rückhaltlose Polemik gegen die neue Grenze von 1921/22, die Unterdrückung polnischen Vereinswesens bis zur Negation der Existenzberechtigung eines polnischen Staates und dem blutigen Terror der deutschen Besatzung Polens nach dem 1. September 1939 reichte.16 Gerade die piastischen Herzöge hatten vor 1945 als Vorreiter der Germanisierung des Landes im Mittelalter gegolten. Und nun sollten gerade sie für die lange Kontinuität des Polentums in Schlesien stehen? Das irritierte deutsche Schlesier, selbst jene, die sich für „frei von Nationalismus“ hielten. Es beschäftigte zum Beispiel den zweiten hier vorzustellenden Reisenden, Ernst Günther Bleisch. Er war 1914 in der Oderstadt geboren und lebte nach dem Krieg bis zu seinem Tod 2003 als Radiofeuilletonist und Lyriker in München. Bei seinem Breslau-Besuch im Jahr 1972 hatte er in dem bedeutenden Schriftsteller Tadeusz Różewicz einen höflichen, deutschsprechenden Gastgeber. Zusammen besuchten sie das Muzeum Śląskie, das „Schlesische Museum“ am Plac Powstańców Warszawy17 – für Bleischs deutsche Leser „im ehemaligen alten Regierungsgebäude am Lessingplatz“. Dort „stehen wir gemeinsam vor den Sarkophagen der beiden schlesischen Piastenfürsten Heinrich II., dem Sohn der Heiligen Hedwig, und Heinrich IV.,
13 Grünhagen, Colmar: Geschichte Schlesiens, Bd. 1–2. Gotha 1884–1886. 14 Historische Kommission für Schlesien (Hg.): Geschichte Schlesiens, Bd. 1: Von der Urzeit bis zum Jahre 1526. Breslau 21938 [11938]. 15 Thum, Gregor: Bollwerk Breslau. Vom ‚Deutschen Osten‘ zu Polens ‚Wiedergewonnenen Gebieten‘. In: Schulz, Helga (Hg.): Preußens Osten – Polens Westen. Das Zerbrechen einer Nachbarschaft. Berlin 2001, 227–252. 16 Als Überblick nach wie vor hilfreich ist Broszat, Martin: Zweihundert Jahre deutsche Polenpolitik. Frankfurt a. M. 41986 [11972, Erstausgabe 1963]. 17 Heute trägt es den Namen „Muzeum Narodowe Wrocław“, „Nationalmuseum Breslau“. Vgl. Muzeum Narodowe we Wrocławiu. Zbiory i wystawy. Przewodnik. Wrocław 1988.
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dem Minnesänger. Sie werden als Henryk II und Henryk IV präsentiert.“18 Auch in Bleischs Aufzeichnungen zeigt eine sprachliche Fehlleistung, hier bei den grammatischen Kasus, wie emotional dieser Moment gewesen sein muss. Es klingt, als stünde er mit dem polnischen Dichter nicht mehr „vor den Sarkophagen“, sondern leibhaftig vor Heinrich II., dem Frommen, „dem Sohn der Heiligen Hedwig“ und Heinrich IV., „dem Minnesänger“, zwei Figuren der schlesischen Geschichte, die für deutsche wie polnische Historiker des 19. und 20. Jahrhunderts zu den bedeutendsten mittelalterlichen Gestalten dieser Region gehörten. Immer wieder haben deutsche Schlesier wie Bleisch die polnische Fassung der ihnen vertrauten Namen mit Ablehnung vermerkt, ohne zu bedenken, dass dies mit dem deutschen Brauch bei ausländischen Herrschern wie Ludwig XIV. oder Heinrich VIII. übereinstimmt und in Europa ganz allgemein so gehandhabt wird. Auch solche Reaktionen sind ein Hinweis auf die starken Identitätsangebote, die an diese historischen Gestalten geknüpft waren. Ein Beleg für den tiefen Eindruck des Erlebnisses im Museum ist Ernst Günther Bleischs Gedicht „An den Sarkophagen der Piasten“. Es steht neben gleichzeitig entstandenen Breslau-Gedichten wie jenem, wo sich ein lyrisches Ich mit Namen „E. G. B.“ auf die Suche nach seinem Geburtshaus in der Lehmgrubenstraße macht und in der „ul. Gliniana“ nur noch eine Baulücke findet. „An den Sarkophagen der Piasten Der Dichter mit dem ich vor dem Sarkophag ‚Henryks‘ des Zweiten stehe spricht mit meiner Zunge doch er ist Pole Wir verstehen uns schweigen stehen vor dem was blieb vom Sohn der Heiligen Hedwig – ‚Jadwiga‘ vom Herzog Heinrich dem Zweiten dem Piasten dem Sieger von Wahlstatt Zu meiner Linken ‚Henryk IV‘
18 Bleisch, Ernst Günther: Bei Tadeusz Różewicz. In: Höntsch, Ursula (Hg.): Mir bleibt mein Lied. Schlesisches Lesebuch. Berlin 1992, 282–285, hier 285.
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Heinrich der Vierte Fürst und Minnesänger von Tannhäuser gepriesen und vom ‚Meister von Meissen‘ den sie ‚Frauenlob‘ genannt – Die Breslauer haben den vierten Heinrich einst ‚Der Milde‘ getauft Das war 1275 – sieben Jahrhunderte haben den ‚Herzog von Schlesien‘, Krakau und Sandomir ‚Herrn zu Breslau‘ nicht besiegen können – Es neigen sich der polnische Dichter und der schlesische vor ihm“19
Bleisch wird als ehemaliger Schüler des Matthias-Gymnasiums, das in der Altstadt unmittelbar an der Oder lag, gewusst haben, dass sich die Tumbengrabmäler der beiden Heinriche vor dem Krieg gleich nebenan, in der Vinzenzkirche am Ritterplatz und in der Kreuzkirche auf der Dominsel befunden hatten. Vielleicht hat Tadeusz Różewicz dem Gast berichtet, dass es deutsche Denkmalschützer waren, die diese wertvollen Kunstwerke abmontieren, verpacken und an einen Ort bringen ließen, der mehr Sicherheit versprach als das Ende 1944 zur Festung erklärte Breslau. Ende 1946 fand man sie in der ehemaligen Klosterkirche von Würben bei Schweidnitz, gut sechzig Kilometer südlich von Breslau. Vinzenz- und Kreuzkirche waren, wie weite Teile der schlesischen Hauptstadt, von den Kämpfen im Frühling 1945 auf das schwerste beschädigt und boten nicht die Bedingungen, solche Kunstwerke aufzunehmen. Deshalb gelangten die Grabmäler in das 1948 eröffnete „Schlesische Museum“.20 Bemerkenswert ist, dass deutsche wie polnische Kunsthistoriker Umsicht und Wertschätzung für die mittelalterlichen Gräber der alten Herzöge bewiesen, unter Kriegs- und Nachkriegsbedingungen, die für den Schutz von Kulturgütern äußerst schlechte Voraussetzungen boten. Die Grabdenkmäler der Heinriche befinden sich bis heute in dem Museum. In der Hochphase des Stalinismus in Polen zwischen 1948 und 1956 wurde die Piasten-Propaganda deutlich zurückgeschraubt, da sie im Ruch nationalistischen 19 Das Gedicht wird hier zitiert nach Schwarz, Wolfgang: Ernst Günther Bleisch. In: ders. (Hg.): Das Matthiasgymnasium in Breslau. Ein Kulturdenkmal des deutschen Ostens. Im Auftrage des Matthesianerverbandes. Stuttgart/Aalen 1978, 157–160, hier 157f. 20 Pieńkowska, Hanna: Uratowane skarby artystyczne kościołów wrocławskich. Nagrobki Henryka IV i Henryka II. In: Komunikaty Instytutu Śląskiego w Opolu 7/4 (1947) 1–4.
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„Rechtsabweichlertums“ stand. Im „Tauwetter nach dem Oktober“, der Ära Gomułka zwischen 1956 und 1970 erlebte sie eine Renaissance. Beide politische Konstellationen boten keinen Spielraum für eine 1947 noch in Aussicht gestellte Rückkehr der Grabdenkmäler Heinrichs II. und Heinrichs IV. in die beiden Kirchen, in denen die Herzöge im 13. Jahrhundert bestattet worden waren. Zu stark äußerte sich die Opposition der katholischen Kirche in Polen gerade in der Auseinandersetzungen über das nationale Erbe. Wenige Jahre nach Bleischs Museumsbesuch betonte der Historiker Zygmunt Boras in einem populären Buch über die schlesischen Piasten, in Schlesien sei die Geschichte jenes Geschlechts ausgeklungen, das „in der Morgenröte unserer Geschichte jener Töpfer war, der das große Gefäß des polnischen Staates formte.“21 Heute sei es schwer, einen Winkel Polens zu finden, wo nicht irgendeine Spur der Piasten zu finden sei, doch besonders voll von diesen Erinnerungen sei Schlesien. „Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die von ihnen errichteten Schlösser, Sakralbauten, Grabplatten und Sarkophage eine wichtige Brücke, die das alte piastische Schlesien mit dem Mutterland verbindet.“22 Schon in der unmittelbaren Nachkriegszeit hatte die Propaganda über Schlesien behauptet: „Hier sprechen die Steine polnisch.“ Die Schriftstellerin Anna Kowalska, die sich nach dem Krieg in Breslau niedergelassen hatte und zum Kreis um die Zeitschrift „Odra“ gehörte, hatte damals ein eindrückliches Bild für die Neuerfindung lokaler Identität aus den mittelalterlichen materiellen Zeugnissen entworfen: „In manchen Stadtführern von Rom liegt über dem Plan der modernen Stadt ein durchsichtiges Blatt mit einem Umrissplan der antiken. So kann der Leser jede Gasse, jedes Gebäude leicht identifizieren, [kann feststellen,] was sie in der Antike waren und was sie in der Neuzeit sind. Ebenso legen die Einwohner von Breslau über die deutsche Stadt langsam eine neue, für sie lesbare Folie der Polnischkeit. Wissenschaftler sind es, die den Plan der einstigen polnischen Burg zeichnen. Manchmal übernimmt ein Gewitter ihren Part. Während des Sturms stürzt ein Haus soweit ein, dass vom Nachbargebäude eine dicke Putzschicht abfällt, und dann zeigt sich dem Auge des Vorübergehenden die Inschrift eines uralten polnischen Gasthofs.“23 21 Boras, Zygmunt: Książęta piastowscy Śląska. Katowice 21978 [11974], 433: „Ród Piastów bowiem w zaraniu naszych dziejów był owym garncarzem, lepiącym wielkie naczynie Państwa Polskiego.“ 22 „Po drugiej wojnie światowej wzniesione przez nich zamki, budowle sakralne, płyty nagrobne i sarkofagi stały się ważnym pomostem, łączącym dawny piastowski Śląsk z Macierzą.“ Ebd., 436. 23 Kowalska, Anna: Opowieści wrocławskie. Warszawa 1955, 225: „W niektórych przewodnikach po Rzymie na planie miasta nowożytnego nałożona jest przejrzysta kartka z wyrysowanym na niej planem miasta starożytnego. Czytelnik może łatwo zidentyfikować każdą uliczkę, każdy budynek, cyzm były w starożytności, czym są w czasach nowych. Otóż mieszkańcy Wrocławia powoli nakładają na niemieckie miasto nową, czytelną dla nich kartę polskości.
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Nicht nur steinerne Hinterlassenschaften, sondern auch Texte waren die Grundlage für die Schaffung eines neuen Geschichtsbewusstseins im Zeichen der „Polnischkeit“ (polskość). Boras bemerkt im Hinblick auf die 1384/85 verfasste „Chronica Principum Poloniae“, ein Hauptwerk schlesischer Geschichtsschreibung des Mittelalters, entstanden im Auftrag des Piastenherzogs Ludwig I. von Brieg: „Die Helden dieser Chronik, wie etwa Heinrich der Fromme oder Heinrich IV., sind bis heute Symbole für die Einheit Schlesiens und Polens.“24
3.
Landestradition und ihre nationalistische Umformung als Prüfstein für eine transnationale Gedächtnisgeschichte
Das Gedächtnis der schlesischen Piasten als Untersuchungsgegenstand Die propagandistische Vereinnahmung der schlesischen Herzöge des Mittelalters und, in anderer Weise, auch der Frühneuzeit, ist in der Tat sehr alt. Der Hinweis auf die mittelalterliche Chronik deutet an, was in dieser Arbeit ausführlich belegt werden wird: Die beiden niederschlesischen Herzöge mit Namen Heinrich waren, als zwei der prominentesten Piastenfürsten, in Texten über die schlesische Geschichte seit dem Mittelalter stets präsent. Ihre Gräber in den von ihnen gestifteten gotischen Kirchen konnten besucht werden. Politische Deutungen erfuhren sie nicht erst nach 1945, sondern seit dem Mittelalter. Von ihnen als Persönlichkeiten, denen man für die Geschicke Schlesiens wegweisende Leistungen zuschrieb, wurde immer wieder erzählt. Die starke nationale Ausrichtung ihres Nachlebens in den zitierten polnischen Texten ist ebenfalls keine junge Erscheinung. Allerdings galten die Heinriche und viele ihrer Verwandten in der deutsch dominierten schlesischen Geschichtsschreibung und Erinnerungskultur des 19. Jahrhundert als Symbole für die Einheit Schlesiens und Deutschlands. Fast gleichzeitig finden sich erste polnische Antworten auf diese deutsch-nationalen Deutungen. Die Zitate von Reiprich und Bleisch, Kowalska und Boras zeigen, dass die Ergebnisse dieser gegensätzlichen Vereinnahmungen der älteren Vergangenheit noch in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts im Bewusstsein der ehemaligen und aktuellen Bewohner Schlesiens wirkten. Wann aber setzten sie ein? In dieser Arbeit soll gezeigt werden, dass deutschen und polnischen Vereinnahmungen eine nicht von vornherein national ausgerichtete schlesische Landestradition vorausgeht. Sie fußt auf dem Selbstverständnis und der Repräsentation der piastischen Herzöge selbst. Obwohl vielfältig untersucht, Uczeni zaś kreślą plan dawnego polskiego grodu. Nieraz uczonych wyręcza burza. W czasie wichury runie dom, aż sąsiedniego odpadnie gruba warstwa tynku, wtedy oczom przechodnia ukazuje się stary napis pradawnej polskiej gospody.“ 24 Boras: Książęta, 213: „Bohaterowie tej kroniki, tacy jak chociażby Henryk Pobożny czy Henryk IV, są dotychczas symbolami jedności Śląska z Polską“.
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hat diese stark dynastisch geprägte Landestradition bis heute weder synthetische Deutungen erfahren, noch wurde bisher ernsthaft versucht, ihre im 19. Jahrhundert vollzogene Transformation zu zwei parallelen, auf die deutsche und auf die polnische Nation bezogenen Modellen der schlesischen Geschichte nachzuzeichnen und zu analysieren.25 Das Fehlen einer Synthese erstaunt, ist doch die Auseinandersetzung mit dem Nachleben der schlesischen Piasten ein viel versprechender Gegenstand für die historische Forschung. Wer begreifen will, warum Deutsche und Polen sich so wenig verstehen, wenn sie über die vermeintlich gemeinsame Geschichte reden, findet in den Wandlungen der Rückgriffe auf die schlesischen Herzöge ein einzigartiges Untersuchungsfeld: Nur wenige Ereigniszusammenhänge sind so intensiv von Angehörigen beider Nationen aufgegriffen und bearbeitet worden, nur wenige auch über einen so langen Zeitraum, der – über den hier untersuchten Zeitabschnitt hinaus – vom Mittelalter bis in die Gegenwart reicht. „Gedächtnisgeschichte“ als adäquater Zugang zur Beziehungsgeschichte im deutsch-polnischen Spannungsfeld Der französische Soziologe Maurice Halbwachs hat bereits in den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts im Anschluss an Henri Bergson und Emile Durkheim herausgearbeitet: Vorstellungen über die Vergangenheit bewegen sich in „sozialen Rahmen“. Sie bestimmen in hohem Maß die Konstitution und Reproduktion sozialer Gruppen von der Familie über die Klasse bis hin zu jenen „vorgestellten Gemeinschaften“, als die Benedict Anderson die modernen Nationen versteht. Das – immer als Prozess, nicht als unveränderliche Substanz zu verstehende – „kollektive Gedächtnis“ einer solchen sozialen Großgruppe stiftet Gemeinschaft, weil es die Vorstellung von einer geteilten Vergangenheit, in gewissem Sinn einer gemeinsamen Herkunft entwirft.
25 Ansätze und erste Zusammenstellungen von Material finden sich bei Bahlcke, Joachim: Deutsche Kultur mit polnischen Traditionen. Die Piastenherzöge Schlesiens in der Frühen Neuzeit. In: Weber, Matthias (Hg.): Deutschlands Osten – Polens Westen. Vergleichende Studien zur geschichtlichen Landeskunde. Frankfurt a. M. u. a. 2001, 83–112; Dębicki, Jacek: Tradycja piastowska w pruskim piśmiennictwie śląskoznawczym do połowy XIX wieku. In: Ruchniewicz, Krzysztof/Zybura, Marek (Hg.): Z Gorzanowa w świat szeroki. Studia i materiały ofiarowane Professorowi Arno Herzigowi w 70–lecie urodzin. Wrocław 2007, 213– 222; ders.: Das historische Gedächtnis an die Liegnitz-Brieger Piasten als Stützen und Symbol der verfassungspolitischen und konfessionellen Traditionen der Schlesier (1741–1850). In: Harasimowicz, Jan/Lipińska, Aleksandra (Hg.): Dziedzictwo reformacji w Księstwie Legnicko-brzeskim. Das Erbe der Reformation in den Fürstentümern Liegnitz und Brieg. Legnica 2007, 379–392; Czechowicz, Bogusław: Sukcesorzy śląskich Piastów. W trzechsetlecie śmierci ostatniej z rodu (1707–2007). Wrocław 2007.
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Ein maßgeblicher sozialer Rahmen ist dabei die konkrete Umwelt: Es gibt schlechterdings „kein kollektives Gedächtnis, das sich nicht innerhalb eines räumlichen Rahmens bewegt“, das unabhängig wäre vom „materiellen Milieu“.26 Man kann sagen, dass „die Mehrzahl der Gruppen [...] gewissermaßen ihre Form auf den Erdboden zeichnen und ihre kollektiven Erinnerungen innerhalb des auf diese Weise festgelegten räumlichen Rahmens wiederfinden.“27 In einer skizzenhaften Studie hat Halbwachs diese Wechselwirkung anhand der „Stätten der Verkündigung im Heiligen Land“ untersucht. Das Bild der mit den neutestamentlichen Erzählungen verbundenen Denkmäler Palästinas bestimmt deren Bearbeitung durch die Christenheit, die wiederum die konkrete bauliche Gestalt dieser „topographie légendaire“ verändert.28 In der Palästina-Studie erweiterte Halbwachs seinen ursprünglich streng soziologisch am aktuellen „Generationengedächtnis“ orientierten Begriff des „kollektiven Gedächtnisses“ zugunsten einer großen Zeittiefe. Jan Assmann hat genau diese Erweiterung aufgegriffen und konsequent vom „kulturellen Gedächtnis“ gesprochen. Den Zusammenhang zwischen Ort und Geschichte macht Halbwachs auch an dem öfter zitierten Beispiel eines Spaziergangs durch London fest.29 Selbst wenn den Touristen weder ein Historiker noch ein Architekt begleiten, werden Erinnerungen an Gehörtes, an die Lektüre der Romane von Dickens, werden der Blick in den Stadtplan dafür sorgen, dass seine Wahrnehmung Londons in erheblichem Maß von sozial geteilten Erinnerungen mitbestimmt wird. Das bedeutet für das Bewusstsein des Einzelnen, so Halbwachs, „daß wir in Wirklichkeit niemals allein sind.“30 Peter Oliver Loew hat in seiner wegweisenden Studie über die Geschichtskultur der Stadt Danzig bei der Arbeit an vielen disparaten Quellenarten aus zwei Jahrhunderten das Arbeitsmodell der „assoziativen Erinnerungslandschaft“ entwickelt. Die von Halbwachs entworfenen soziologischen Betrachtungsweisen sind darin um die Erfahrungen moderner Forschungsansätze zum Verhältnis von Individuum, Gruppe, vorgestellter Vergangenheit und materieller Kulturlandschaft erweitert und begrifflich geordnet. Loew versteht die assoziative Erinnerungslandschaft als ein Geflecht aus materiellen Orten und immateriellen, das heißt mentalen Topoi der Erinnerung. Die konkreten, begehbaren Orte erhalten ihren verweisenden Charakter, ihre „Assoziationsfähigkeit“, in einem komplexen Prozess der Wechselwirkung zwischen Materie und Gesellschaft. Die „monothematisch strukturierten Erzählungen“, die sich
26 Halbwachs, Maurice: Das kollektive Gedächtnis. Mit einem Geleitwort zur deutschen Ausgabe von Heinz Maus. Frankfurt a. M. 1985, 142. 27 Ebd., 161. 28 Halbwachs, Maurice: Stätten der Verkündigung im Heiligen Land. Eine Studie zum kollektiven Gedächtnis. Hg. v. Stefan Eggers, Konstanz 2003. 29 Halbwachs: Das kollektive Gedächtnis, 2f. 30 Ebd., 2.
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in einer Gesellschaft im Umlauf befinden, werden durch „Assoziationen miteinander verwoben“.31 Die Erinnerungslandschaft hat mehrere Schichten: Als erstes ist die „Geschichtskultur“ zu nennen.32 Zu ihr rechnet Loew im Anschluss an Jörn Rüsen Historiographie, Geschichtspolitik, künstlerische Ausgestaltung und Medialisierung der Vergangenheit. Ein etwas weiterer Begriff, der hier verwendet werden soll, ist „Erinnerungskultur“.33 Zweitens kommen, so Loew, gruppenspezifische Traditionen ins Spiel, die der Geschichtskultur unterschiedliches Gepräge geben können. Man könnte auch von Gruppen- oder Partikulargedächtnissen sprechen. Drittens sind die den Orten und Artefakten anhaftenden persönlichen Erinnerungen von Individuen zu nennen, und viertens der personenspezifische Erinnerungs- und Erfahrungshorizont. „Erst die komplexe Überlagerung dieser Schichten“, so stellt Loew fest, „ermöglicht es beim Erblicken – sagen wir – eines bestimmten Baudenkmals persönliche Erlebnisse, historische Ereignisse oder über den Ort hinausgehende Begebenheiten, Bilder, Erzählungen zu assoziieren.“34 Es ist aufschlussreich, Maurice Halbwachs’ Denkansatz und eine Systematisierung wie die von Loew vorgeschlagene auf die oben angeführten „Spaziergänge“ anzuwenden, die nicht durch London, sondern durch das Breslau der Nachkriegszeit führten. Der „Heimwehtourist“, den eine polnische Tafel mit historischen Informationen verstört, der Dichter, der mit einem polnischen Kollegen, der nach ihm Bewohner seiner Geburtsstadt geworden ist, „an den Sarkophagen der Piasten“ steht und deren Einordnung in ein polnisches Geschichtsbild nicht verstehen kann, zeigen klar, dass sich an die materielle Kulturlandschaft Schlesiens im Lauf der Zeit verschiedene gesellschaftlich vorgeprägte Assoziationsmöglichkeiten gehängt haben, die einander widersprechen. Kurz nach dem Krieg war diese Überlagerung noch als Vorgang erlebbar, wie Anna Kowalskas Bild von dem transparenten, über die Umrisse der modernen Stadt gelegten Plan ihrer polnischen Vergangenheit zeigt. Die vorliegende Arbeit reiht sich unweigerlich ein in die lebhafte internationale Forschung zur Gedächtnisgeschichte moderner Gesellschaften.35 Die Hochphase 31 Alle Zitate: Loew, Peter Oliver: Danzig und seine Vergangenheit 1793–1997. Die Geschichtskultur einer Stadt zwischen Deutschland und Polen. Osnabrück 2003, 12. 32 Rüsen, Jörn: Geschichtskultur als Forschungsproblem. In: Fröhlich, Klaus/Grütter, Heinrich Theodor/ders. (Hg.): Geschichtskultur. Pfaffenweiler 1992, 39–50. 33 Cornelißen, Christoph: Was heißt Erinnerungskultur? Begriff, Methoden, Perspektiven. In: Geschichte in Wissenschaft und Unterricht 54 (2003) 548–563. 34 Loew: Danzig und seine Vergangenheit, 12. 35 Klare Zusammenfassung der Methodik und der theoretischen Grundlagen mit kommentierter Bibliographie: Erll, Astrid: Kollektives Gedächtnis und Erinnerungskulturen. Eine Einführung. Stuttgart 2005; vertiefender Sammelband zu den Theoriedebatten: Oesterle, Günter (Hg.): Erinnerung, Gedächtnis, Wissen. Studien zur kulturwissenschaftlichen Gedächtnisforschung. Göttingen 2005; kritische Stimmen zum Paradigma, insbesondere zum Identitätsbegriff der kulturwissenschaftlichen Gedächtnisforschung sowie ihrem Ver-
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dieser Forschung begann in den achtziger Jahren mit einer Besinnung auf die schwindenden Bindekräfte des klassischen Nationalstaats in Westeuropa, die der französische Historiker Pierre Nora sensibel registrierte. Das gesteigerte Interesse am „Gedächtnis“ und nicht zuletzt das von Nora begründete monumentale Projekt, die nationale Identität Frankreichs als Netz von „Gedächtnisorten“, „lieux de mémoire“, zu umschreiben, deutete er selbst als Symptom für das Zerfallen der „milieux de mémoire“, in denen noch lebendige Pflege von sozialen Erinnerungen und Traditionen funktioniert habe.36 Ähnlich analysierten im darauf folgenden Jahrzehnt Stimmen der englischen Geschichtswissenschaft den „memory boom“, der mit dem Sterben der Erlebnisgeneration des Zweiten Weltkriegs und insbesondere des Holocaust zusammenfalle.37 Geschichtsversessenheit und Geschichtsvergessenheit erscheinen als zwei Seiten desselben Prozesses.38 Die erfolgreiche dreibändige Sammlung „Deutscher Erinnerungsorte“, die Etienne François und Hagen Schulze nach Noras Vorbild 2001 herausgaben, wurde auch durch die mühsame, keineswegs abgeschlossene Identitätssuche des wiedervereinigten Deutschlands attraktiv.39 Der Zusammenbruch des Realsozialismus in Mittel- und Osteuropa hat auch hier die Fragen von nationaler Identität, Nationalismus und teilweise unter neuen Vorzeichen ideologisierten Rückgriffen auf die jeweilige Vergangenheit wieder aktuell gemacht.40 Eine neue Entwicklung in der Forschung zeichnet sich seit der Mitte der neunziger Jahre ab: Die jeweiligen nationalen Erinnerungskulturen werden in ihrer Beschränktheit erkannt und kritisiert. Forschungen zur Gedächtnisgeschichte wenden sich nun der „konfligierenden Erinnerung“, der Verschränktheit nationaler
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hältnis zur klassischen Geschichtswissenschaft: Platt, Kristin/Dabag, Mihran (Hg.)/Heil, Susanne (Mitarb.): Generation und Gedächtnis. Erinnerungen und kollektive Identitäten. Opladen 1995. Nora, Pierre (Hg.): Les lieux de mémoire, Bd. 1–7. Paris 1984–1992; zum Konzept vgl. ders.: Entre mémoire et histoire. ebd., Bd. 1, XVII–XLI, dt. u. d. T. Zwischen Geschichte und Gedächtnis. Die Gedächtnisorte. In: ders.: Zwischen Geschichte und Gedächtnis. Berlin 1990, 11–33. Winter, Jay: Die Generation der Erinnerung. Reflexionen über den ‚Memory Boom‘ in der zeithistorischen Forschung. In: WerkstattGeschichte 30 (2001) 5–15. Assmann, Aleida/Frevert, Ute: Geschichtsvergessenheit – Geschichtsversessenheit. Vom Umgang mit deutschen Vergangenheiten nach 1945. Stuttgart 1999; Frevert, Ute: Geschichtsvergessenheit und Geschichtsversessenheit revisited. Der jüngste Erinnerungsboom in der Kritik. In: Aus Politik und Zeitgeschichte (2003), Nr. B 40–41, 6–13. François, Etienne/Schulze, Hagen (Hg.): Deutsche Erinnerungsorte, Bd. 1–3, München 2001. Jaworski, Rudolf/Kusber, Jan/Steindorff, Ludwig (Hg.): Gedächtnisorte in Osteuropa. Vergangenheiten auf dem Prüfstand. Frankfurt a. M. 2003.
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Erinnerungskulturen, der „histoire croisée“, zu.41 Besonders die zunehmend internationale Forschung zu den mehrfach in diesem Sinn „überkreuz“ liegenden Kulturen der Habsburgermonarchie, aber auch zu anderen Teilen Ostmitteleuropas hat gezeigt, dass die Präsenz der Vergangenheit zu ganz uneinheitlichen Identitätskonstruktionen benutzt werden kann, dass es „konfligierende Gedächtnisse“ und „transnationale Gedächtnisorte“ gibt.42 Für die Bearbeitung der deutsch-polnischen Beziehungsgeschichte erscheint dies in jüngster Zeit vielen Historikern als hilfreicher, weiterführender Zugang. Zwei Faktoren treffen bei diesen „besonderen Beziehungen“ zusammen: ein besonders großes Konfliktpotential und ein entsprechend großes gegenseitiges Interesse an der gemeinsamen Geschichte, das freilich von polnischer Seite stärker und besser informiert zu sein pflegt. Es hat seit den neunziger Jahren wieder lebhafte publizistische und politische deutsch-polnische Debatten gegeben. Gewiss ging es darin um unterschiedliche Auffassungen zur Wirtschaftspolitik, zur Europa-, Bündnis- oder Sicherheitspolitik.43 Aber diese Debatten wurden fast immer auch mit historischen Argumenten oder Stereotypen bestritten. Auch solche Dispute, die sich auf den ersten Blick ausschließlich um die Vergangenheit drehten, waren keine Seltenheit. Meist schöpften sie aus dem „heißen Gedächtnis“ der Zeitgeschichte, kreisten um den Zweiten Weltkrieg und seine Folgen, bezogen sich auf die Ermordung von bis zu sechs Millionen polnischen Staatsbürgern und die Flucht und Vertreibung von Millionen von Deutschen.44 Die in Wellen aufbrandende öffentliche Erregung, etwa um die Initiative des Bundes der Vertriebenen für eine Gedenkstätte der Vertreibungen oder die Klagen des Vereins „Preußische Treuhand“ gegen den polnischen Staat, zeigte sich dabei 41 Aust, Martin: Verflochtene Erinnerungen. Einleitende Ausführungen zur Affinität von Gedächtnis- und Verflechtungsgeschichte. In: ders. u. a. (Hg.): Verflochtene Erinnerungen. Polen und seine Nachbarn im 19. und 20. Jahrhundert. Köln/Weimar/Wien 2009, 1–15; Werner, Michael/Zimmermann, Bénédicte: Vergleich, Transfer, Verflechtung. Der Ansatz der Histoire croisée und die Herausforderung des Transnationalen. In: Geschichte und Gesellschaft 28 (2002) 607–636. 42 Csáky, Moritz/Le Rider, Jacques/Sommer, Monika (Hg.): Transnationale Gedächtnisorte in Zentraleuropa. Innsbruck 2002; Jaworski, Rudolf: Ostmitteleuropa als Gegenstand der historischen Erinnerungs- und Gedächtnisforschung. In: Feichtinger, Johannes u. a. (Hg.): Schauplatz Kultur – Zentraleuropa. Transdisziplinäre Annäherungen. Innsbruck/Wien/Bozen 2006, 65–71. 43 Wóycicki, Kazimierz/Czachur, Waldemar: Polen im Gespräch mit Deutschland. Zur Spezifik des Dialogs und seinen europäischen Herausforderungen. Mit einem Vorwort von Gesine Schwan und Heinrich Oberreuter. Wrocław 2009. 44 Krzemiński, Adam: Die schwierige deutsch-polnische Vergangenheitspolitik. In: Aus Politik und Zeitgeschichte (2003), Nr. B 40/41, 3–5; Piskorski, Jan M.: Vertreibung und deutschpolnische Geschichte. Eine Streitschrift. Osnabrück 2005; Kerski, Basil: Geschichte und Erinnerung in den aktuellen politischen Debatten zwischen Deutschen und Polen. In: Ansichten 14 (2003) 13–32; Hofmann, Anna/Kerski, Basil (Hg.): Deutsche und Polen: Erinnerung im Dialog. Osnabrück 2007.
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seltsam abgekoppelt von der Geschichtswissenschaft, die gerade besonders umstrittenen Ereigniszusammenhänge bereits in fachlicher Kooperation bearbeitet.45 Inzwischen haben sich Historiker, aber auch Soziologen, Kunsthistoriker, Literaturwissenschaftler und Geographen auf die Schlüsselrolle besonnen, die das außerwissenschaftliche „Erinnern, Vergessen, Verdrängen“ in beiden Gesellschaften und infolgedessen auch in ihrem Verhältnis zueinander hat.46 Das älteste bis heute bestehende Forum der geschichtswissenschaftlichen Zusammenarbeit, die Gemeinsame deutsch-polnische Schulbuchkommission der UNESCO, widmete ihre 30. Konferenz im Jahr 2002 dem Modell der „Erinnerungsorte“.47 Ein wichtiger Band zum Stand des deutsch-polnischen Dialogs versammelt Aufsätze zu sechzehn solcher Topoi, darunter auch „Schlesien/Śląsk“.48 Unter der Leitung des Berliner Zentrums für Historische Forschung der Polnischen Akademie der Wissenschaften entsteht inzwischen ein ehrgeiziges, auf mehrere Bände angelegtes Projekt „Deutsch-polnische Erinnerungsorte“. Ein Teil davon behandelt deutsche und polnische Erinnerungsorte, die in Form von Analogien verglichen werden, ein Teil im Doppelsinn „geteilte“ Anknüpfungspunkte des kollektiven Gedächtnisses.49 Diese verdienstvollen Forschungen stoßen früher oder später stets auf das Problem des Ungleichgewichts. Die historischen Schnittmengen und Berührungspunkte deutscher und polnischer Lebenswelten und Traditionen wirken in Polen von jeher im gesamtgesellschaftlichen Bewusstsein viel stärker als in Deutschland, wo Polen seit den Teilungen kaum noch und später kaum wieder als Nachbar wahrgenommen wurde. Seit 1945 ist dieses Ungleichgewicht, dessen deutscher Part schon Desinteresse genannt werden kann, noch größer geworden. Neben der Blockkonfrontation trugen Flucht und Vertreibung der deutschen Bevölkerung aus den ehemaligen Ost45 Ein Musterbeispiel ist Borodziej, Włodzimierz/Lemberg, Hans (Hg.): „Nasza ojczyzna stala sie dla nas obcym panstwem ...“ Niemcy w Polsce 1945–1950. Wybór dokumentów, Bd. 1–4. Warszawa 2000–2001; dt. als dies. (Hg.): „Unsere Heimat ist uns ein fremdes Land geworden ...“. Die Deutschen östlich von Oder und Neiße 1945–1950. Dokumente aus polnischen Archiven, Bd. 1–4. Marburg 2000–2004; vgl. bereits Borodziej, Włodzimierz/Hajnicz, Artur (Hg.): Kompleks wypędzenia. Kraków 1998. 46 Kobylińska, Ewa/Lawaty, Andreas (Hg.): Erinnern, Vergessen, Verdrängen. Polnische und deutsche Erfahrungen. Wiesbaden 1998. 47 Maier, Robert/Stöber, Georg: Erinnerungsorte und Transformationsprozesse. Die XXX. deutsch-polnische Schulbuchkonferenz in Wittenberg. In: Internationale Schulbuchforschung 25 (2003) 183–189. 48 Kunicki, Wojciech: Schlesien. In: Lawaty, Andreas/Orłowski, Hubert (Hg.): Deutsche und Polen. Geschichte, Kultur, Politik. München 2003, 182–195. 49 Kończal, Kornelia: Deutsch-polnische Erinnerungsorte. Projektpräsentation. In: Historie 1 (2007/08) 243f.; dies.: Deutsch-polnische Erinnerungsorte. Wie die deutsch-polnische Beziehungsgeschichte neu konzeptualisiert werden kann. In: Historie 2 (2008/09) 118–137; Traba, Robert: „Die andere Seite der Erinnerung“. Über das Gedächtnis in der historischen Erfahrung Ostmitteleuropas im 19. und 20. Jahrhundert. Ebd., 11–21.
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gebieten dazu bei. Betroffen waren gerade jene Regionen des deutsch-polnischen Spannungsfeldes, die eine teilweise mehrsprachige Bevölkerung und eine Geschichte wechselnder territorialer Zugehörigkeit aufwiesen, besonders Westpreußen und Großpolen, Pommern und Schlesien. Sie gehören heute zum allergrößten Teil zum Territorium des polnischen Staates und sind ganz überwiegend von Menschen bewohnt, deren Staatsbürgerschaft, Muttersprache und Nationalbewusstsein polnisch sind.50 Ein neuer heuristischer Rahmen für Studien über die polnischen und deutschen Zugriffe auf die Vergangenheit, die seit dem 19. Jahrhundert in Konkurrenz treten und in Konflikte geraten, kann dieses Ungleichgewicht korrigieren. Der Zugang einer Reihe aktueller Studien führt über die regionale und lokale Dimension der deutsch-polnischen Nachbarschaft. Einige Dissertationen der letzten Jahre müssen hier genannt werden: Peter Oliver Loews schon zitiertes Buch über Danzigs Geschichtskultur im 19. und 20. Jahrhundert, Stefan Dyroffs Studie über die Erinnerungskultur des nördlichen Großpolen in Kaiserreich und Zwischenkriegszeit sowie die Arbeit von Juliane Haubold-Stolle über den „Mythos Oberschlesien“ zwischen dem Versailler Vertrag und dem Ende des Stalinismus, schließlich Gregor Thums Dissertation über „Die fremde Stadt“ Breslau.51 Gemeinsam ist diesen Studien ihr transnationaler Ansatz, der Rezeptionen und Verdrängungen umfassend berücksichtigt und einordnet. Die Bücher von Haubold-Stolle und Thum zeigen, wie heftig gerade in und um Schlesien polnische und deutsche Hegemonieansprüche aufeinandertrafen und wie aufschlussreich die Ergebnisse zur Erinnerungskultur dieser Region im „nationalen Zeitalter“ sind.52 Sie verdeutlichen auch: Eine monographische „Gedächtnisgeschichte Schlesiens“, der flächengrößten und bevölkerungsreichsten Region im deutsch-polnischen Grenzgebiet, einer historisch, soziologisch und kulturell ausgesprochen vielgliedrigen Landschaft, ist nicht sinnvoll.53 Dies unterscheidet Schle50 Problematisierung bei Wolff-Powęska, Anna: Die doppelte Identität in den West- und Nordgebieten Polens. In: Weber (Hg.): Deutschlands Osten – Polens Westen, 17–29; wichtige Sammelbände: Mazur, Zbigniew (Hg.): Wokół niemieckiego dziedzictwa kulturowego na Ziemiach Zachodnich i Północnych. Poznań 1997; ders. (Hg.): Wspólne dziedzictwo? Auswahl aus den beiden letztgenannten Bänden dt. u. d. T. Das deutsche Kulturerbe in den polnischen West- und Nordgebieten. Wiesbaden 2003. 51 Loew: Danzig und seine Vergangenheit; Dyroff, Stefan: Erinnerungskultur im deutsch-polnischen Kontaktbereich. Bromberg und der Nordosten der Provinz Posen (Wojewodschaft Poznań) 1871–1939. Osnabrück 2007; Haubold-Stolle, Juliane: Mythos Oberschlesien. Der Kampf um die Erinnerung in Deutschland und in Polen 1919–1956. Osnabrück 2008. 52 Vgl. auch Czapliński, Marek: Pamięć historyczna a tożsamość. In: Janeczek, Janusz (Hg.): Dynamika śląskiej tożsamości. Katowice 2006, 56–67. 53 Eiden, Maximilian: Gedächtnisgeschichte. In: Bahlcke, Joachim (Hg.): Historische Schlesienforschung. Methoden, Themen und Perspektiven zwischen traditioneller Landesgeschichtsschreibung und moderner Kulturwissenschaft. Köln/Weimar/Wien 2005, 477–510; Czapliński/Hahn/Weger (Hg.): Schlesische Erinnerungsorte.
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sien von der Stadt Danzig, von der Region Bromberg und auch von Pommern, dessen „Geschichtsbewusstsein“ bis 1945 von Lucyna Turek-Kwiatkowska untersucht worden ist.54 Der methodische Rahmen für die Untersuchung der Gedächtnisgeschichte der schlesischen Piasten Man kann Studien zur Gedächtnisgeschichte Schlesiens auf zentrale Fragen des 20. Jahrhunderts wie den Oberschlesien-Konflikt (Haubold-Stolle) oder den Bevölkerungsaustausch und die materielle und geistige Rekonstruktion der regionalen Hauptstadt (Thum) eingrenzen. Man könnte das Thema mit gesellschaftspolitischer Absicht essayistisch behandeln, wie ein engagierter Band zweier Soziologen über das „plurale Gedächtnis des Elsass“, die in die gesellschaftliche Selbstverständigung über die Vergangenheit Elemente individueller wie kollektiver Erinnerung einbringen wollen – die Erinnerung der zur Wehrmacht Zwangsverpflichteten, der der Ermordung entgangenen Juden, der Mennoniten; der Zugang der Arbeiter zur Vergangenheit wird der vorherrschenden bürgerlichen Erinnerung entgegengestellt.55 Eine andere Möglichkeit wäre, sich bewusst auf staatliche, in Akten greifbare Geschichtspolitik zu konzentrieren, wie das Michael Körner für das Königreich Bayern im 19. Jahrhundert mit enormer Detailschärfe getan hat. Aus dieser „etatistischen Perspektive“ werden mit Feiern, Monumenten, Denkmalpflege und Schulunterricht wichtige Handlungsbereiche der Erinnerungskultur sichtbar.56 Für diese Arbeit wurde ein anderer Weg gewählt. Die Rückgriffe auf die Piasten werden als zentraler Bereich der schlesischen Erinnerungskultur betrachtet und als kulturhistorisches Phänomen erstmals zusammenhängend dokumentiert. Dabei müssen die beobachteten Akte der Erinnerung an die alten Landesfürsten möglichst sorgfältig in ihren gesellschaftlichen Kontext eingeordnet werden, müssen hinter den beobachteten Formen und Inhalten immer wieder Akteure und Interessen nachgewiesen werden. Zu unterscheiden ist zwischen Prozessen der Erinnerungskultur, die von Absichten und interessengesteuerten Trends angetrieben werden – etwa wenn Einflussnahme von Gruppen oder Individuen erkennbar ist, die sich für politische Ziele historischer Argumente bedienen – und solchen Prozessen,
54 Turek-Kwiatkowska, Lucyna: Obraz przeszłości regionu w świadomości historycznej spoleczeństwa pomorskiego w pierwszej polowie XIX wieku. Szczecin 1986; dies.: Świadomość historyczna społeczeństwa pomorskiego w XIX i XX wieku. In: Kozłowski, Kazimierz (Hg.): Szczecińskie pogranicze. Szczecin 1998, 11–20; dies.: Das historische Bewußtsein des pommerschen Adels. In: Wernicke, Horst/Werlich, Ralf-Gunnar (Hg.): Pommern. Geschichte, Kultur, Wissenschaft. Greifswald 1996, 309–318. 55 Raphaël, Freddy/Herberich-Marx, Genevieve: Mémoire plurielle de l’Alsace. Grandeurs et servitudes d’un pays des marges. Strasbourg 1995. 56 Körner, Hans-Michael: Staat und Geschichte in Bayern im 19. Jahrhundert. München 1992.
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die von anthropologischen oder kulturellen Dispositionen bestimmt sind – wie dem Bedürfnis nach einem Zuhause oder nach Zugehörigkeit, das nach „geeigneter Vergangenheit“ (Raymond Aron) verlangt, besonders in Krisenzeiten, wo sich soziale Zuschreibungen ändern. Von Interesse ist die Erinnerungskultur in ihrer ganzen Breite. Man kann darin visuelle, performative und textuelle Ausdrucksformen unterscheiden, die sich in ganz unterschiedlichen Quellenarten spiegeln.57 Im visuellen Bereich müssen etwa bildende Kunst, Architektur und Denkmalpflege, überhaupt Gedenkorte, aber auch Wappen und andere Artefakte untersucht werden. Bei den performativen Ausdrucksformen kommen Festkultur, Vereinsleben, Tourismus und Schulunterricht in den Blick. Diese Formen sind in Texten dokumentiert. Zahlreiche Texte sind selbst als Akt des Erinnerns entstanden. Ihr Spektrum reicht von den genealogischen Traktaten, Preisgedichten und Leichenpredigten der Frühneuzeit über Chroniken, Landes- und Ortsgeschichten hin zu Reiseführern, Presseartikeln, Jubiläumsschriften, Schulbüchern und Romanen. Bei der Quellenfindung für diese Arbeit musste der Schwerpunkt auf monographische, in deutschen Bibliotheken greifbare Veröffentlichungen gelegt werden. Zeitschriftenliteratur zu bestimmten Ereignissen und Phänomenen wurde so sorgfältig wie möglich erschlossen; ein systematischer Durchgang durch die Presse war wegen der erschwerten Benutzung der fraglichen Periodika und des erheblichen Zeitaufwands nicht durchführbar. Nicht zu leisten war eine Weiterführung der Untersuchung bis in die Gegenwart. Der Bevölkerungsaustausch in der Folge des Zweiten Weltkriegs bedeutete nicht nur menschliches Leid, sondern nicht zuletzt einen außerordentlichen kulturellen Bruch. In Schlesien wurde seit 1945 unter massiven staatlichen Vorgaben von einer weitgehend neuen Bevölkerung eine neue Gedächtnisgeschichte geschrieben. Der überaus hohe Stellenwert der Piasten, der polnischen wie auch der schlesischen, für die staatliche Propaganda der Volksrepublik, aber auch für das gesellschaftliche Selbstverständnis der Polen in der Region wurde hier bereits angedeutet. Im Zuge der Vorbereitungen zu dieser Arbeit wurde bald klar, dass die Grundlagen für eine Analyse dieser Erinnerungskultur erst noch geschaffen werden müssen. Die polnische Forschung zum Thema befindet sich im Fluss – vor allem „piastische“ Propaganda und Festkultur werden intensiv untersucht. Die für die Nachkriegszeit unverzichtbaren Durchgänge durch die Akten und die lokale Presse sind nur in polnischen Archiven möglich, was den Zeit- und Kostenrahmen dieser Arbeit gesprengt hätte.
57 Eiden: Gedächtnisgeschichte, 478–481.
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Aufbau der Arbeit Im II. Teil dieser Arbeit soll zunächst die Ausprägung der vor- und frühmodernen Dynastietradition im Rahmen der politischen Konstellationen des konfessionellen Zeitalters dargestellt und dabei zentrale, bis heute wirksame Gruppen von Motiven herausgearbeitet werden. Im III. Teil soll es um die Aneignung dieser Tradition durch die katholische Kirche, durch den Adel, das Stadtbürgertum und die preußische Propaganda gehen; ein eigenes Kapitel ist der Rezeption der schlesischen Piasten im Königreich Polen gewidmet. Der IV. Teil der Arbeit soll die Umgestaltung der Landestradition unter den Bedingungen von Modernisierung und Nationalismus zeigen. Die vornationale Tradition wurde im Lauf des „langen 19. Jahrhunderts“ von zwei gegensätzlichen Erinnerungskulturen, der deutsch-schlesischen und der polnischen aufgesogen. Beide Erinnerungskulturen waren, wie sich zeigen wird, auch in sich stark zerklüftet und zeugen indirekt von konfessionellen, sozialen und politischen Gegensätzen, die oftmals im Gewand der Vergangenheit verhandelt wurden. Der V. Teil untersucht zentrale Entwicklungen zwischen dem Ersten und dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Zu prüfen ist, in welchem Maß sich das Gedächtnis der Schlesischen Piasten im zwischen Deutschland und Polen seit 1921 geteilten Schlesien und im expandierenden „Großdeutschen Reich“ in den Bahnen des 19. Jahrhunderts weiterentwickelte, aber auch, inwieweit es unter zunehmendem ideologischen Druck deformiert und gegenwärtigen Zwecken untergeordnet wurde. Der VI. Teil fasst die Ergebnisse zusammen. Das Hauptaugenmerk wird dabei auf den Konfliktlinien innerhalb der Erinnerungskultur und auf dem Umgang mit für die jeweiligen Akteure unbequemen, ihren Absichten widerstrebenden Elementen der Vergangenheit liegen, vor allem auf den Strategien von Ablehnung und Umkehrung.
II. Grundlagen bis zum Aussterben des Fürstenhauses im Jahr 1675 1.
Grundzüge der Geschichte der Piastendynastie in Schlesien
Zunächst ist ein knapper Überblick über die Geschichte des Fürstenhauses der Piasten in Schlesien bis an die Schwelle der Neuzeit erforderlich. Es gilt, Schlüsseldaten aus der stark verflochtenen dynastischen und territorialen Entwicklung Schlesiens anzuführen.1 Dabei sollen bereits Hinweise auf das Selbstverständnis der Herzöge und auf die in dieser Arbeit untersuchten Traditionsbildungen gegeben werden. Einfließen sollen insbesondere Angaben zu jenen Herzogsgestalten des Mittelalters, die in der Erinnerungskultur späterer Jahrhunderte aufgegriffen wurden. Das mittelalterliche Königreich Polen ist seit der Mitte des 10. Jahrhunderts als dynastische Herrschaftsbildung entstanden. Die Herrscherfamilie erhielt erst später den Namen Piasten.2 Ihr erster historisch gesicherter Vertreter war Mieszko I., Herzog der an Warthe und Netze siedelnden Polanen und Herr über weite Landstriche im heutigen Zentralpolen. Im Jahr 965 heiratete er eine böhmische Prinzessin. Dabei oder wenig später nahm er mit seiner Umgebung das Christentum nach lateinischem Ritus an. Mieszkos Sohn Boleslaw I., Chrobry genannt, konsolidierte den schrittweise um neue Gebiete erweiterten Herrschaftsbereich. Dieser reichte damals zeitweise von der Spree bis in die heutige Ukraine. 1025 nahm Boleslaw die Königskrone an. Trotz schwerer innerer Krisen konnte sich die polnische Monarchie im Hochmittelalter behaupten, auch gegenüber den Hegemonieansprüchen der böhmischen Přemysliden und der römisch-deutschen Kaiser.3 Seit etwa 990 gehörte auch das spätere Schlesien zum Herrschaftsbereich der Piasten. Damals waren die Gebiete, die sich nördlich des Sudetengebirges entlang der Oder erstrecken, noch nicht als politische Einheit greifbar. Zuvor hatten sie mehrere Jahrzehnte zu Böhmen gehört. Im Jahr 1000 wurde in Breslau ein Suffraganbistum der neuen Erzdiözese Gnesen errichtet, die auf gemeinsame Initiative Kaiser Ottos III. und Boleslaw Chrobrys entstand. Das Treffen in Gnesen, bei dem 1
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Durchgehend herangezogen wurden zwei neuere landesgeschichtliche Synthesen zur betreffenden Epoche: Moraw, Peter: Das Mittelalter (bis 1469). In: Conrads, Norbert (Hg.): Schlesien. Berlin 1994, 37–176; Żerelik, Rościsław: Dzieje Śląska do 1526 roku. In: Czapliński, Marek (Hg.): Historia Śląska. Wrocław 22007 [12002], 18–120, hier 44–120. Als umfassender genealogischer Überblick unter Ausschluss der schlesischen Linien nach wie vor wertvoll ist Balzer, Oswald: Genealogia Piastów. Kraków 1895 [ND, hg. v. Jan Tęgowski, Kraków 2005]. Für die ersten Piasten bis Boleslaw Schiefmund ist heranzuziehen: Jasiński, Kazimierz: Rodowód pierwszych Piastów. Warszawa/Wrocław 1992 [ND, hg. v. Tomasz Jurek, Poznań 2004]. Tymieniecki, Kazimierz (Hg.): Początki państwa polskiego. Księga tysiąclecia. Poznań 1962 [ND Poznań 2002].
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diese Neufundierung des jungen polnischen Kirchenwesens besiegelt wurde, umfasste auch eine Rangerhöhung des Polenherzogs, die in der Chronistik später teilweise als Königskrönung gedeutet wurde. Heute geht man von einer Selbstkrönung Boleslaws im Jahr 1025 aus.4 Um die Mitte des 11. Jahrhunderts wird Schlesien, dessen Name zuvor als lokale Stammesbezeichnung belegt ist, als „Provinz“ (terra, ducatus) Polens fassbar. Schlesien war Gegenstand und Schauplatz eines langwierigen polnisch-böhmischen Konflikts. 1038 hatte Böhmen es erneut für ein Dutzend Jahre in Besitz genommen. Erst 1137 wurde diese Auseinandersetzung durch den Glatzer Pfingstfrieden endgültig beigelegt. Wenig später im 12. Jahrhundert entstand der schlesische Zweig der Piasten.5 Ursache war eine dynastische Weichenstellung von ungeahnter Tragweite. Im Jahr 1138 verfügte Herzog Boleslaw Schiefmund testamentarisch die Teilung Polens unter seine Söhne. Die Einheit des Reiches sollte dadurch gewahrt bleiben, dass der jeweils älteste als sogenannter Senior das Herzogtum Krakau und die Oberfürstenwürde erhalten sollte. Lehnsrechtliche Bindungen, wie sie zeitweise zum römischdeutschen Reich bestanden hatten, waren innerhalb der neuen polnischen Herrschaftsstruktur nicht vorgesehen. Das mittelfristige Ergebnis dieser Regelung war der Zerfall des Königreichs in rivalisierende Herzogtümer.6 Den Anstoß zu dem ersten in einer langen Reihe von Konflikten unter den Piastenherzögen gab der erste Senior, Wladislaw II. Als Herzog von Krakau und Schlesien wandte er sich gegen seine Brüder, um die Herrschaft über ganz Polen zu erlangen, wurde jedoch von diesen besiegt. Er floh ins Reich zu seinem Schwager, König Konrad III. Erst nach Wladislaws Tod gestand Boleslaw IV. Kraushaar als Senior auf Druck Kaiser Friedrichs I. schließlich den Söhnen des Exilierten die Rückkehr zu. Die drei Herzogssöhne Boleslaw, Mieszko und Konrad erhielten Schlesien als Abfindung. Von diesem Zeitpunkt an wurde die Entwicklung Schlesiens für mehrere Jahrhunderte 4
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Wyrozumski, Jerzy: Der Akt von Gnesen und seine Bedeutung für die polnische Geschichte. In: Borgolte, Michael (Hg.): Polen und Deutschland vor 1000 Jahren. Die Berliner Tagung über den „Akt von Gnesen“. München 2009, 281–291. Die Problematisierung im folgenden Überblick stützt sich auf Bahlcke: Deutsche Kultur mit polnischen Traditionen, 83–112, hier insbes. 90–94; vgl. auch ders.: Eckpfeiler der schlesischen Libertaskultur. Die Liegnitz-Brieger Piasten in der Frühen Neuzeit. In: Harasimowicz/ Lipińska (Hg.): Dziedzictwo reformacji, 23–42. Als monographische Darstellung der Ereignisgeschichte des am längsten bestehenden Zweiges der Piasten ist lediglich zu nennen Jaeckel, Georg: Geschichte der Liegnitz-Brieger Piasten [...], Bd. 1–2. Lorch/Württ. 1980– 1982; sie berücksichtigt lediglich einen Teil der älteren deutschen Forschung. Zum Personenüberblick sind heranzuziehen Jasiński, Kazimierz: Rodowód Piastów śląskich, Bd. 1–3, Wrocław 1973–1977; Szczur, Stanisław/Ożóg, Krzysztof (Hg.): Piastowie. Leksykon biograficzny. Kraków 1999; Schmilewski, Ulrich: Piasten. In: NDB 20 (2001) 403–405; ders.: Oppeln, Herzöge von. In: NDB 19 (1999) 558. Jureczko, Andrzej: Testament Krzywoustego. Kraków 1988; Grudziński, Tadeusz: The Beginnings of Feudal Disintegration in Poland. In: Acta Poloniae Historica 30 (1974) 5–31.
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in hohem Maß durch die dynastischen Schicksale und politischen Wege der schlesischen Piasten geprägt.7 Wladislaws Söhne kehrten 1163 als Herzöge von Schlesien nach Polen zurück und bemühten sich um eine Konsolidierung ihrer Herrschaft. Schon bald wurden sie erneut in Auseinandersetzungen verwickelt: Sie beteiligten sich am Konflikt der Vettern um die Oberfürstenwürde und stritten untereinander um ihre Anteile an Schlesien.8 1202 wurde der Streit innerhalb Schlesiens für geraume Zeit geschlichtet. Eine Vereinbarung verbot damals für die Zukunft eine gegenseitige Beerbung zwischen den Nachkommen Mieszkos, die sich nun nach ihrer Hauptresidenz Oppeln „duces de Opol“ titulierten, und den der Nachkommen Boleslaws, die weiterhin als „duces Slezie“ urkundeten. Die oberschlesischen Herzöge von Oppeln orientierten sich im Folgenden stärker an den slawischen Nachbarterritorien im Süden und Osten und entwickelten ein eigenes Familienbewusstsein.9 Ihre niederschlesischen Verwandten knüpften dagegen verstärkt Kontakte in das Reich. Die Nachkommen Wladislaws des Vertriebenen bemühten sich intensiv um die Hebung der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit ihrer Teilterritorien. Wladislaws Söhne hatten in Obersachsen die zeitgenössischen Methoden des Landesausbaus, ein Ineinandergreifen neuer Rechts-, Wirtschafts- und Siedlungsformen kennengelernt. Die Herzöge setzten nun selbst eine wachsende Zahl von Dörfern und Städten nach dem ius theutonicum, dem „deutschen Recht“ an.10 Dabei griffen sie auf Klöster wie die 1175 von Boleslaw gestiftete Zisterze Leubus, bald aber überwiegend auf Siedlungsunternehmer (locatores) zurück. Das neue Recht beruhte auf 7 Moraw: Mittelalter, 75. 8 Tanaś, Karol: Bolesław I Wysoki, książe śląski (1163–1201), a Niemcy. Polityczne tło działalności. In: Scripta minora 2 (1998) 7–35; Zientara, Benedykt: Bolesław Wysoki – tułacz, repatriant, malkontent. Przyczynek do dziejów politycznych Polski XII wieku. In: Przegląd Historyczny 62 (1971) 367–396. 9 Biermann, Gottlieb: Seit wann sahen sich die oberschlesischen Piasten als schlesische Fürsten an? In: ZVGS 8 (1867) 31–54; systematischer Blick auf das größte Territorium: Sadowski, Tomasz: Książęta opolscy i ich państwo. Wrocław 2001; Nachschlagewerk: Barciak, Antoni (Hg.): Książęta i księżne Górnego Śląska. Katowice 1995. 10 Forschungsübersichten zur deutschrechtlichen Kolonisation allgemein bei Piskorski, Jan M.: The Medieval „Colonization of the East“ in Polish Historiography. In: ders. (Hg.): Historiographical approaches to medieval colonization of East Central Europe. A comparative analysis against the background of other European inter-ethnic colonization processes in the Middle Ages. Boulder 2002, 97–105; Hackmann, Jörg/Lübke, Christian: Die mittelalterliche Ostsiedlung in der deutschen Geschichtswissenschaft. Ebd., 197–217; Kaczmarczyk, Zdzisław: Kolonizacja niemiecka i kolonizacja na prawie niemieckim w średniowiecznej Polsce. In: Krasuski, Jerzy/Labuda, Gerard/Walczak, Antoni W. (Hg.): Stosunki polsko-niemieckie w historiografii. Studia z dziejów historiografii polskiej i niemieckiej, Bd. 1. Poznań 1974, 218–326. Eine erste auf Annäherung der Zugänge und Sichtweisen in Polen, der Tschechoslowakei und der Bundesrepublik Deutschland zielende Diskussion dokumentiert der Band Schlesinger, Walter (Hg.): Die deutsche Ostsiedlung des Mittelalters als Problem der europäischen Geschichte. Reichenau-Vorträge 1970–1972. Sigmaringen 1975.
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persönlicher Freiheit, Freiheit von Dienstlasten und auf weitreichender Selbstverwaltung.11 Damit war es für Siedler aus den dicht besiedelten Landschaften des Reichs (Wallonen, Flamen, Franken, Thüringer) ebenso attraktiv wie für die einheimischen Polen. Die erwünschten Effekte waren ein erheblicher Bevölkerungsanstieg, eine qualitative und quantitative Steigerung von Handel, landwirtschaftlicher und handwerklicher Produktion und nicht zuletzt ein vervielfachtes Steueraufkommen. Neuere Untersuchungen haben die Herzöge als Hauptträger dieses Landesausbaus bestätigt.12 Auch die Ausprägung des bis in das 19. Jahrhundert kaum veränderten schlesischen Städtenetzes geht auf die Herzöge zurück, die 80 Prozent der überlieferten Lokationsurkunden ausstellten.13 Aus dem Westen kam auch eine den einheimischen Adel ergänzende und alsbald überformende Gruppe von Rittern im Umkreis der Piastenhöfe.14 Bei alledem waren enge Kontakte der Fürsten in das römisch-deutsche Reich eine Selbstverständlichkeit. Wie der Landesausbau und der Elitentransfer konnten Ehen mit Fürstentöchtern aus dem Reich ihre Stellung gegenüber den übrigen polnischen Herzögen nur stärken. Heinrich I. der Bärtige von (Nieder-)Schlesien heiratete wie sein Vater Boleslaw I. und sein Großvater Wladislaw nach Westen. Seine Gemahlin Hedwig von Andechs-Meranien stammte aus einem mächtigen, mit den deutschen, französischen und ungarischen Königen verschwägerten Grafengeschlecht.15 1267 wurde sie unter Verweis auf ihr wohltätiges und asketisches Leben heiliggesprochen. Hedwigs eigener Beitrag zu den Geschicken Schlesiens in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts ist ungewiss. Ihre mögliche Rolle als Beraterin Heinrichs I. und ihre Vermittlung westlicher Kleriker und Spezialisten, von Lebens- und Frömmigkeitsformen, wurden Teil ihrer im Jahr 1300 kodifizierten Legende und sind von späteren Zusätzen nicht mehr klar zu scheiden.16 Die von ihr 11 Zientara, Benedykt: Über ius Theutonicum in Schlesien. In: Acta Poloniae Historica 42 (1980) 231–246. Einen umfassenden, im Kommentar jedoch problematischen Überblick über die Quellen für Schlesien bildet Menzel, Josef Joachim: Die schlesischen Lokationsurkunden des 13. Jahrhunderts. Studien zum Urkundenwesen, zur Siedlungs-, Rechts- und Wirtschaftsgeschichte einer ostdeutschen Landschaft im Mittelalter. Würzburg 1977. 12 Gawlas, Sławomir: Piastowie śląscy jako pionierzy modernizacji. In: Barciak, Antoni (Hg.): Piastowie śląscy w kulturze i europejskich dziejach. Katowice 2007, 37–49. 13 Menzel, Josef Joachim: Die Entstehung der mittelalterlichen Städtelandschaft Schlesiens. In: Kaiser, Friedhelm Berthold/Stasiewski, Bernhard (Hg.): Stadt und Landschaft im deutschen Osten und in Ostmitteleuropa. Köln/Wien 1982, 45–65; Młynarska-Kaletynowa, Marta: Rozwój sieci miejskiej na Śląsku na przełomie XII/XIII i w XIII w. In: Kwartalnik historii kultury materialnej 28 (1980) 349–361. 14 Jurek, Tomasz: Obce rycerstwo na Śląsku do połowy XIV wieku. Poznań 1996. 15 Kirmeier, Josef/Brockhoff, Evamaria (Hg.): Herzöge und Heilige. Das Geschlecht der Andechs-Meranier im europäischen Hochmittelalter. München 1993. 16 Zum Quellenproblem vgl. Gottschalk, Joseph: Der historische Wert der Legenda maior de beata Hedwigi. In: ASKG 20 (1962) 84–125. Die Literatur zur hl. Hedwig ist sehr umfangreich. Eine knappe Einführung bietet Eiden, Maximilian: Hedwig von Schlesien – Herzogin
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angeregte Stiftung des Zisterzienserinnenklosters Trebnitz durch Heinrich I. (1202) deutet die Rolle der mittelalterlichen schlesischen Piasten für die kirchliche Landschaft des Oderlandes an. Die älteren schlesischen Klöster wurden fast ausnahmslos von Herzögen gestiftet, die meisten im 13. Jahrhundert. In den Konventen wurden bis zur Reformation die unverheirateten Nachkommen des Hauses untergebracht und fast alle schlesischen Piasten bestattet.17 Heinrich I. gelang es durch kluge Politik, einen Großteil des einstigen Reichs Boleslaw Schiefmunds unter seine Kontrolle zu bringen, darunter auch das Krakauer Land. Als führender Vertreter der ältesten Piastenlinie bemühte er sich kurz vor seinem Tod 1238 um die polnische Königskrone für seinen Sohn Heinrich II. den Frommen.18 Der Mitteleuropa erreichende Westfeldzug des Mongolenreichs von 1240/41 setzte der Machtausweitung der niederschlesischen Piasten ein Ende. Der Hauptangriff der Mongolen richtete sich gegen Ungarn. Eine Nebenstreitmacht sollte verhindern, dass die verwandten Fürsten Polens und Böhmens dem ungarischen König Béla zu Hilfe kämen. Heinrich II. fiel am 9. April 1241 im Kampf gegen die Mongolen in der Nähe von Liegnitz. Von dem Ereignis selbst sprechen zeitgenössische Quellen nur sehr knapp. An Verlusten erwähnen sie nur den Tod des Herzogs
und deutsch-polnische Heilige. In: Omilanowska, Małgorzata (Hg.): Tür an Tür. Polen – Deutschland. 1000 Jahre Kunst und Geschichte. Berlin/Warszawa/Köln 2011, 44–49. Das 750. Todesjahr der hl. Hedwig bot in Polen und Deutschland Gelegenheit, den Forschungsstand zu bilanzieren, vgl. Kaczmarek, Michał/Wójcik, Marek L. (Hg.): Księga Jadwiżańska. Wrocław 1995; Grunewald, Eckhard/Gussone, Nikolaus (Hg.): Das Bild der heiligen Hedwig in Mittelalter und Neuzeit. München 1996. Als weiterhin maßgebliche Biographie vgl. Gottschalk, Joseph: St. Hedwig, Herzogin von Schlesien. Köln/Graz 1964. Als Problematisierung des Hedwigsbildes aus kulturwissenschaftlicher Sicht vgl. jetzt Skiba, Aleksandra: Święta Jadwiga, księżna śląska w źródłach i opracowaniach historycznych. In: Przegląd Zachodniopomorski 17/3 (2002) 129–139. 17 Im „Rodowód Piastów ślaskich“ hat Kazimierz Jasiński versucht, die Bestattungsorte aller aufgenommenen Personen zu ermitteln oder die wahrscheinlichste Hypothese anzugeben; ein kursorischer Blick genügt, um das Gesagte zu bestätigen. Seit dem 13. Jahrhundert bilden sich Familienbegräbnisse aus. Diese finden sich bald auch in eigenen Hofkirchen, etwa St. Johannes in Liegnitz (Franziskanerkloster) und St. Hedwig (Kollegiatstift) in Brieg. Spezialuntersuchungen hat Jasiński den weniger gut dokumentierten, weil meist bescheidenen Piastengräbern in Franziskaner- und Dominikanerkirchen gewidmet, vgl. Jasiński, Kazimierz: Franciszkańskie pochówki Piastów. In: Kłoczowski, Jerzy (Hg.): Zakony franciszkańskie w Polsce, Bd. 1: Franciszkanie w Polsce średniowiecznej, T. 2/3: Franciszkanie na ziemiach polskich. Kraków 1989, 177–195; ders.: Dominikańskie pochówki Piastów. In: Kłoczowski, Jerzy (Hg.): Dominikanie w środkowej Europie w XIII–XV wieku. Aktywność duszpasterska i kultura intelektualna. Poznań 2002, 219–237. 18 Zientara, Benedykt: Heinrich der Bärtige und seine Zeit. Politik und Gesellschaft im mittelalterlichen Schlesien. München 2001. Zuerst poln. u. d. T.: Henryk Brodaty i jego czasy. Warszawa 1975; Heck, Roman: Monarchia Henryków Śląskich. Wrocław 1980.
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und seiner Mitstreiter, deren Zahl offenbleibt. Ein Thomas, Vogt von Löwenberg und eine Gruppe von Tempelrittern werden individualisiert.19 Die Größe der Schlacht, ihre wahrscheinlich marginale Bedeutung für den mongolischen Westfeldzug, die Verluste und das Ausmaß der Zerstörungen, die der Feldzug in Schlesien wie in Polen verursachte – all dies ist bis heute umstritten. Selbst die Stätte des Treffens bei Liegnitz ist unsicher. Erst das Spätmittelalter lokalisierte es an einem „Wahlstatt“ genannten Ort neun Kilometer südöstlich von Liegnitz.20 Heinrichs II. vier Söhne waren 1241 noch nicht erwachsen. In der Folge verloren die niederschlesischen Piasten nicht nur umgehend ihre außerschlesischen Besitzungen. Durch Erbteilungen und Erbstreitigkeiten unter den Brüdern fragmentierte sich die politische Landkarte Niederschlesiens außerordentlich rasch. In Oberschlesien verliefen die Prozesse wenig später ähnlich. Eine immer kleinräumigere schlesische Fürstenlandschaft begann sich herauszubilden. Noch waren die Piasten die einzigen Landesherren. Durch die fortgesetzten Erbteilungen aber erhielten immer mehr und immer kleinere Territorien einen eigenständigen Fürsten, den sie mit Hof, Verwaltung und Vasallen ernähren mussten.21 Die für das Sozial19 Weber, Matthias: Die Schlacht von Wahlstatt (1241) und ihre Bewertung im Wandel der Zeiten. In: Schmilewski, Ulrich (Hg.): Wahlstatt 1241. Beiträge zur Mongolenschlacht. Würzburg 1991, 129–147, hier 129f. Die Quellen beinahe lückenlos in Irgang, Winfried (Bearb.): Schlesisches Urkundenbuch, Bd. 2: 1231–1250. Wien/Köln/Graz 1977. 20 Neuere Forschungsberichte bieten: Weber: Schlacht von Wahlstatt; Bucholc, Katarzyna: Przegląd stanowisk na temat bitwy legnickiej w historiografii polskiej. In: Zeszyty Historyczne Wyższej Szkoły Pedagogicznej w Częstochowie 6 (2000) 69–77; Korta, Wacław: Problemy bitwy legnickiej i stan badań. In: ders. (Hg.): Bitwa legnicka. Historia i tradycja. Wrocław/ Warszawa 1994, 7–33; Maroń, Jerzy: Bitwa legnicka w najnowszej historiografii. In: Sobótka 53 (1998) 185–192; ders.: Legnica 1241. Warszawa 1996. Die Sammelbände Schmilewski (Hg.): Wahlstatt 1241 und Korta (Hg.): Bitwa legnicka sind insgesamt wichtige Bilanzen des Forschungsstandes, auch zur Rezeptionsgeschichte. Kontroverse Positionen gibt es gegenüber dem Schlachtbericht des Johannes Długosz (ca. 1470). Verteidigt wurde er durch Gerard Labuda, vgl. ders.: „Gorze się nam stało“. Legenda i prawda historyczna o bitwie z Tatarami pod Legnicą w roku 1241. In: Szkice Legnickie 22 (2001) 11–32. Die Grundlage dafür war die Hypothese einer verlorenen schlesischen Quelle des Długosz, die Labuda postulierte (vgl. ders.: Wojna z Tatarami w roku 1241. In: Przegląd Historyczny 50/2 [1959] 189–224) und viel später zu rekonstruieren versuchte: ders.: Zaginiona kronika w Rocznikach Jana Dlugosza. Poznań 1983. Dagegen wurde seit den 1980er Jahren zum Teil heftig polemisiert. Vgl. Matuszewski, Józef: Relacja Długosza o najeździe tatarskim w 1241 roku. Polskie zdania legnickie. Łódź/Wrocław 1981; Cetwiński, Marek: Co wiemy o bitwie pod Legnicą? In: Acta Universitatis Wratislaviensis (1985), Nr. 800 der Gesamtfolge = Historia 50, 75–94; Mularczyk, Jerzy: Mongołowie pod Legnicą w 1241 r. In: Kwartalnik historyczny 96/1–2 (1989) 3–26. 21 Rüther, Andreas: Piasten. In: Paravicini, Werner (Hg.): Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich. Ein dynastisch-topographisches Handbuch. Unter Mitarbeit von Jan Hirschbiegel und Jörg Wettlaufer, Bd. 1–2, Ostfildern 2003 (Residenzenforschung 15), hier Bd. 1, 172–180; ders.: Schlesien. Ebd., 895–905; ders.: Breslau. Ebd., hier Bd. 2, 79–82; ders.: Brieg. Ebd., 82f.; ders.: Glogau. Ebd., 215f.; ders.: Jauer. Ebd., 283f.; ders.: Liegnitz.
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prestige wichtige westliche Ritterkultur an diesen Höfen ist gut belegt, etwa durch Nachrichten von Turnieren, Handschriften höfischer Dichtung und Wandmalereien nach deren Motiven.22 An eine eigenständige Politik konnten die wenigsten Herzöge noch denken. In Polen zeichnete sich Ende des 13. Jahrhunderts die Wiederherstellung einer einheitlichen Monarchie ab. 1279 waren die kleinpolnischen Piasten ausgestorben. Heinrich IV. von Breslau und Konrad von Glogau gehörten nun zu den Prätendenten. Heinrich gelang es 1290 für kurze Zeit Krakau zu erwerben.23 Nach seinem Tod und dem Aussterben der großpolnischen Linie 1296 hatte schließlich der kujawische Herzog Wladislaw Ellenlang Erfolg. Er wurde 1320 zum König gekrönt.24 Auch im südlichen Nachbarreich Böhmen war durch König Ottokar II. gerade ein territoriales Auseinanderdriften überwunden worden. Das Haus Luxemburg, das die Přemysliden 1311 in Böhmen und Mähren beerbte, betrieb eine energische und weitsichtige Hausmachtpolitik und konkurrierte mit Habsburgern und Wittelsbachern um die Vorherrschaft im Reich. Von dem přemyslidischen Zwischenspiel auf dem polnischen Thron (1300–1306) leiteten die Luxemburger ebenfalls Ansprüche ab.25 Für die schlesischen Fürsten war einsichtig, dass sie sich einem der beiden aufstrebenden Nachbarn anschließen mussten, wollten sie politisch nicht gänzlich untergehen. Kasimir von Beuthen hatte diesen Schritt bereits getan, indem er 1289 Ottokar von Böhmen gehuldigt hatte. 1327/29 trugen die meisten schlesischen Herzöge ihre Länder König Johann zum Lehen auf.26 Sie wurden damit von souveränen Fürsten zu Vasallen, zu Mediatherzögen. Als erbliche Lehen des Reichslehens Böhmen waren ihre Territorien nun mittelbar an das römischdeutsche Reich gebunden. Dieser Zustand blieb bis zur preußischen Eroberung erhalten.27
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Ebd., 336f.; ders.: Münsterberg. Ebd., 400f.; ders.: Oels. Ebd., 429f.; ders.: Oppeln. Ebd., 434–436; ders.: Ratibor. Ebd., 470f.; ders.: Sagan. Ebd., 507f.; ders.: Schweidnitz. Ebd., 526–528; ders.: Teschen. Ebd., 580f.; ders.: Wohlau. Ebd., 639. Witkowski, Jacek: Die Ritterkultur an den Höfen der schlesischen Piasten. In: Benešovská, Klára (Hg.): King John of Luxembourg (1296–1346) and the Art of his Era. Prague 1998, 201–205. Jurek, Tomasz: Konrad Głogowski. Studium z dziejów dzielnicowego Śląska. In: Roczniki Historyczne 54 (1988) 111–141; ders.: Plany koronacyjne Henryka Probusa. In: Wachowski, Krzysztof (Hg.): Śląsk w czasach Henryka IV Prawego. Wrocław 2005, 13–29. Baszkiewicz, Jan: Powstanie zjednoczonego państwa polskiego na przelomie XIII i XIV wieku. Warszawa 1954. Vach, Miroslav: Slezská polityka Jana Lucemburského a její pozadí. Opava 1960. Pustejovsky, Otfrid: Schlesiens Übergang an die Böhmische Krone. Machtpolitik Böhmens im Zeichen von Herrschaft und Frieden. Köln/Wien 1975. Weber, Matthias: Das Verhältnis Schlesiens zum Alten Reich in der Frühen Neuzeit. Köln/ Weimar/Wien 1992; Grawert-May, Gernot von: Das staatsrechtliche Verhältnis Schlesiens zu Polen, Böhmen und dem Reich während des Mittelalters (Anfang des 10. Jahrhunderts bis 1525). Aalen 1971.
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König Kasimir III. von Polen, der gegenüber dem Deutschen Orden und den reußischen Fürstentümern freie Hand brauchte, erkannte in mehreren Verträgen die neue Lehensbindung an und verzichtete auf die polnischen Ansprüche in Schlesien. Die Gegenleistung der Luxemburger war die Absage an Ansprüche auf den polnischen Thron. Das ermöglichte Karl IV., die schlesischen Fürstentümer 1348 in die von ihm geschaffene staatsrechtliche Struktur der Corona regni Bohemiae zu inkorporieren.28 1370 erlosch die königlich-polnische Linie im Mannesstamm. In den Augen des polnischen Adels disqualifizierten die Huldigungen die schlesischen Piasten als mögliche Nachfolger, wie der Chronist Janko von Czarnków berichtet.29 Das hieß nicht, dass die verbleibenden starken Bindungen der schlesischen Piasten an Polen wertlos geworden wären.30 Bolko II. von Schweidnitz-Jauer wahrte seine Unabhängigkeit und unterstützte lange Zeit seinen Onkel mütterlicherseits, Kasimir III. von Polen. Der kinderlose Herzog verheiratete seine Erbnichte Anna 1353 mit Karl IV. als böhmischem König und konnte dabei einen Erbvertrag auf Gegenseitigkeit durchsetzen. Da Bolko auch später keine männlichen Nachkommen hatte, Anna aber die Mutter König Wenzels IV. wurde, fiel das Doppelfürstentum Schweidnitz-Jauer bei Bolkos Tod 1368 als Erbfürstentum an die böhmische Krone. Freilich hatten Bolkos Witwe Agnes lebenslangen Nießbrauch und die Landstände zahlreiche Rechte zugesichert bekommen.31 Herzog Wladislaw von Oppeln machte als Gefolgsmann des ungarischen Königs Ludwig von Anjou eine beachtliche Karriere in Ungarn. Sie setzte sich in Polen fort, wo Ludwig 1370 Nachfolger Kasimirs III., des letzten Piasten der königlichen Linie wurde und Wladislaw zum Palatin in Rotreußen machte. Sowohl bei dieser ersten nachpiastischen Sukzession in Polen als auch bei der zweiten 16 Jahre später spielte Wladislaw eine Schlüsselrolle. So wurde er Taufpate des neuen polnischen Königs, des litauischen Großfürsten Wladislaw Jagiello.32 Der mitteleuropäische Politikhorizont Wladis28 Bahlcke, Joachim: Regionalismus und Staatsintegration im Widerstreit. Die Länder der Böhmischen Krone im ersten Jahrhundert der Habsburgerherrschaft (1526–1619). München 1994, 17–23. 29 Weber: Verhältnis Schlesiens, 150. 30 Heck, Roman: Piastowie śląscy a Królestwo Polskie w XIV–XV w. In: ders. (Hg.): Piastowie w dziejach Polski, 69–95. 31 Rüther, Andreas: Anna von Schweidnitz und Jauer (1339–1362). In: Herzig, Arno (Hg.): Schlesier des 14. bis 20. Jahrhunderts. Neustadt an der Aisch 2004, 24–31; Gruzla, Jarosław M.: Bolko II świdnicki w czesko-polskiej rywalizacji o Śląsk. Wojna 1345–1348. In: Rocznik Świdnicki 27 (1999) 118–150; Gospos, Erich: Die Politik Bolkos II. von Schweidnitz-Jauer (1326–1368). Halle a. d. Saale 1910. 32 Borkowski, Maciej: Władysław Opolczyk we współczesnej historiografii polskiej. In: PobógLenartowicz, Anna (Hg.): Władysław Opolczyk jakiego nie znamy. Próba oceny w sześćsetlecie śmierci. Opole 2001, 31–33; Veldtrup, Dieter: Frauen um Herzog Ladislaus († 1401). Oppelner Herzoginnen in der dynastischen Politik zwischen Ungarn, Polen und dem Reich. Warendorf 1999; Sroka, Stanisław A.: Książę Władysław Opolczyk na Węgrzech. Studium z dziejów stosunków polsko-węgierskich w XIV wieku. Kraków 1996.
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laws von Oppeln oder Bolkos II. von Schweidnitz deutet an, dass die Grenzlage ihrer Territorien Chancen eröffnete. Geschicktes Taktieren verschaffte zumindest einigen schlesischen Herzögen erheblichen politischen Spielraum. Zahlreiche Auftritte bei den Hoftagen der Luxemburger oder die Übernahme des Hofrichteramtes dokumentieren die Kaiser- und Reichsbindung vieler Piasten des 14. Jahrhunderts. Sie übertraf offenbar deutlich jene der böhmischen Großen.33 Sie behinderte keineswegs das Engagement der schlesischen Piasten in Polen. Zahlreiche Herzöge finden sich auf beiden Seiten in den Kämpfen zwischen Polen und dem Deutschen Orden.34 Zusammenfassend wurden die schlesischen Piasten nach wie vor als „polnische Fürsten“ bezeichnet, auch am Prager Hof.35 Durch Hofchronistik und Kunstmäzenatentum erinnerten die schlesischen Herzöge des 14. Jahrhunderts, allen voran Ludwig I. von Brieg, an ihre königlichpolnische Abkunft. Dies konnte prestigeträchtige, mittlerweile freilich weitgehend nur noch symbolische Ansprüche auf den Thron des Nachbarreichs, vor allem aber weitgehende Eigenständigkeit innerhalb Böhmens begründen. Repräsentative Grabmäler, Sakralbauten und Memorialstiftungen sollten die dynastische Erinnerung insbesondere an die selbständigen schlesischen Herzöge des 13. Jahrhunderts wachhalten. Die Förderung des Kultes der hl. Hedwig diente damals der Alleinstellung der Fürsten gegenüber anderen Adeligen und dem ideellen Zusammenhalt der Piastenlinien.36 Die Konfrontation mit der hussitischen Bewegung nach 1419 veränderte die Stellung der schlesischen Fürsten zu Böhmen. Während in Oberschlesien mehrere Herzöge die „Vier Artikel“ der Hussiten anerkannten, konzentrierte sich in Niederschlesien unter der Führung des piastischen Breslauer Bischofs Konrad von Oels der Widerstand. Die Ablehnung des hussitischen böhmischen Einflusses machte sich auch abseits der kriegerischen Auseinandersetzungen an der Person des Utraquisten Georg von Podiebrad fest. Die niederschlesischen Herzöge und die Stände der Erbfürstentümer wollten ihn zunächst nicht als König anerkennen. Einen seiner Söhne hatte Georg mit Münsterberg belehnt, dessen letzter piastischer Herzog Johann 1428 im Kampf gegen die Hussiten gefallen war. 33 Rüther, Andreas: Die schlesischen Fürsten und das spätmittelalterliche Reich. In: Nolte, Cordula/Spieß, Karl-Heinz/Werlich, Ralf-Gunnar (Hg.): Principes. Dynastien und Höfe im späten Mittelalter. Stuttgart 2002, 33–62. 34 Gruzla, Jarosław M.: Udział książąt śląskich w rejzach krzyżackich na Litwę w XIV wieku. In: Rocznik Świdnicki 30 (2003) 14–56. 35 Weber, Matthias: Die Zuordnung Schlesiens zu „Polonia“ in Quellen des 13. und 14. Jahrhunderts. In: ders. (Hg.): Deutschlands Osten, Polens Westen, 175–193. 36 Karłowska-Kamzowa, Alicja: Fundacje artystyczne księcia Ludwika I brzeskiego. Studia nad rozwojem świadomości historycznej na Śląsku XIV–XV w. Opole/Wrocław 1970; dies.: Sztuka Piastów śląskich w średniowieczu. Znaczenie fundacji książęcych w dziejach sztuki gotyckiej na Śląsku. Warszawa 1991; Kębłowski, Janusz: Pomniki Piastów śląskich w dobie średiowiecza. Wrocław u. a. 1971; Grzybkowski, Andrzej: Średniowieczne kaplice zamkowe Piastów śląskich. XII–XIV wiek. Warszawa 1990.
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Die Schwäche der podiebradischen und jagiellonischen Könige Böhmens stärkte nicht nur die Position des Adels in Böhmen und Mähren, sondern auch die Eigenständigkeit der schlesischen Fürsten, vor allem in rechtlichen Belangen. Die fürstlichen Privilegien, die sie behaupten und ausbauen konnten, sicherten ihre weitgehend souveräne Stellung als Landesherren. Von ihrem wachsenden Zusammenhalt zeugten erste gesamtschlesische Ständeversammlungen (seit 1427), aber auch die Rückkehr der oberschlesischen Linien zu der Titulatur „in Slesien herczoge“. Dem stand allerdings eine Reihe von dynastischen Krisen gegenüber. In Liegnitz führte eine solche zwischenzeitlich zum Verlust eines Großteils des Fürstentums. Die Stadt Liegnitz unterstellte sich nämlich zwischen 1449 und 1469 im sogenannten Liegnitzer Lehnsstreit, die ungeklärte herzogliche Nachfolge in weiblicher Linie ausnutzend, unmittelbar der böhmischen Krone. Ein abwesender, ferner Herr versprach dem Patriziat Vorteile, wie das Beispiel des 1335 an die Krone gefallenen Fürstentums Breslau zeigte. Dort hatte sich die Stadt Breslau sogar das Amt des königlichen Landeshauptmanns erkauft. Federführend bei den Liegnitzer Bemühungen war der langjährige Stadtschreiber Ambrosius Bitschen. Nachdem dieser sein Ziel zunächst erreicht hatte, schaffte es die herzogliche Partei in der Stadt, eine Revolte anzuzetteln, der sich die Zünfte anschlossen. Nach der Rückkehr der Herzöge wurde Bitschen hingerichtet.37 Gleichzeitig machte die weiter fortschreitende territoriale Aufgliederung den schlesischen Piasten zu schaffen. Bei den Linien Oels, Teschen-Auschwitz und Glogau ließ die hohe Zahl der Familienmitglieder nur mehr äußerst eingeschränkte Hofhaltungen zu. Die Zahl piastischer Residenzen stieg in diesem Zeitraum auf bis zu zwei Dutzend.38 Unterdessen wurde es zunehmend üblich, die nicht mehr voll souveränen Landesherren im Hinblick auf die historischen Wurzeln ihres Regiments als Herzöge (duces) zu bezeichnen, ihre Territorien aber als Fürstentümer (principatus). Diese Terminologie setzte sich allerdings erst im 17. Jahrhundert konsequent durch.39
37 Schirrmacher, Friedrich Wilhelm: Ambrosius Bitschen, der Stadtschreiber von Liegnitz und der Liegnitzer Lehnsstreit. In: Einladungsschrift zur Feier des Geburtsfestes Sr. Majestät des Königs der Königlichen Ritter-Akademien zu Liegnitz am 22. März 1866. Liegnitz 1866, 1–50; Markgraf, Hermann: Der Liegnitzer Lehnsstreit 1449–1469. In: Abhandlungen der Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cultur, Philosophisch-historische Abt. (1869) 25–70. 38 Weczerka, Hugo: Die Residenzen der schlesischen Piasten. In: Paravicini, Werner/Patze, Hans (Hg.): Fürstliche Residenzen im spätmittelalterlichen Europa. Sigmaringen 1991, 311– 347. 39 Ptak, Marian J.: Czy istniało księstwo legnicko-brzeskie? Ustrój polityczny i prawny władztwa Piastów legnicko-brzesko-wołowskich w XVI i XVII wieku. In: Harasimowicz/Lipińska (Hg.): Dziedzictwo reformacji, 13–21, hier 16.
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Der ungarische König Matthias Corvinus strebte als böhmischer Thronprätendent in den von ihm kontrollierten schlesischen und lausitzischen Nebenlanden der Krone nach Vereinheitlichung und Kontrolle. Gesamtschlesische Ständeversammlungen tagten nun jährlich und öfter; ihre Beschlüsse wurden auch für die Einzelterritorien bindend. Die Stände wussten sich gegen die Integrationspolitik König Matthias’ zu behaupten. Dadurch gewann Schlesien innerhalb Böhmens scharfe Konturen als politischer Kommunikationsraum – ein schlesischer Ständestaat bildete sich heraus.40 Dem entsprach ein ausgeprägtes Landesbewusstsein, in dem die dynastischen Traditionen der Fürsten eine gewichtige Rolle spielten. Es wird an den Fürstenhöfen ebenso wie in der damals mit den führenden Reichsstädten wetteifernden Handelsmetropole Breslau greifbar: in repräsentativen Residenz- und Kirchenbauten, in Grablegen, historiographischen Texten und politischer Kultur.41 Die Piasten waren freilich unter den nun als Gegenpol der Königsmacht etablierten „Fürsten und Ständen“ des Landes längst nicht mehr die einzigen schlesischen Herzöge. Die zuvor mährischen Gebiete Troppau und Jägerndorf waren zum schlesischen Territorialbestand hinzugetreten; am Ende des 15. Jahrhunderts regierten dort die Häuser Podiebrad und Brandenburg-Ansbach. Von den piastischen Linien starben binnen zweier Jahrzehnte Oels (1492) Glogau-Sagan (1504) und Auschwitz-Zator (1513) im Mannesstamm aus. Oels fiel zum Teil, Münsterberg ganz an Podiebrad. Durch Neubelehnungen fassten nun auch die Wettiner und die märkischen Hohenzollern als Herzöge von Sagan und Crossen Fuß.42 Unter den schlesischen Fürsten hatte sich, vergleicht man es mit den heftigen Konflikten zwischen den einzelnen Piastenlinien im 13. Jahrhundert und nochmals während der Hussitenkriege, um 1500 ein kollegial-korporativer, von gemeinsamen Interessen und institutionalisierten Treffen bestimmter Umgang herausgebildet. Umso skandalöser war das Ende Nikolaus’ von Oppeln auf dem Neisser Fürstentag 1497. Nach seinem vielleicht durch Paranoia motivierten tätlichen Angriff auf Bischof Johannes wurde Nikolaus von den Neisser Bürgern ergriffen, umgehend von einem städtischen (statt königlichen) Gericht in Anwesenheit der übrigen Fürsten zum Tode verurteilt und hingerichtet.43 40 Grieger, Rudolf: Die Pläne des Ungarnkönigs Matthias Corvinus mit Schlesien. In: JSFUB 24 (1983) 163–180; Orzechowski, Kazimierz: Ogólnośląskie zgromadzenia stanowe. Warszawa/Wrocław 1979. 41 Rüther, Andreas: Landesbewußtsein im spätmittelalterlichen Schlesien. Formen, Inhalte und Trägergruppen. In: Werner, Matthias (Hg.): Spätmittelalterliches Landesbewußtsein in Deutschland. Ostfildern 2005, 293–332; Jurek, Tomasz: Die Entwicklung eines schlesischen Regionalbewußtseins im Mittelalter. In: ZfO 47 (1998) 21–48; Czechowicz, Bogusław: Książęcy mecenat artystyczny na Śląsku u schyłku średniowiecza. Warszawa 2005. 42 Galas, Alicja/Galas, Artur: Dzieje Śląska w datach. Wrocław 2001, 303f., 309, 320f., 324f., 341f., 344. 43 Originalquellen zu dem in der Chronistik breit behandelten Vorgang wurden in den achtziger Jahren des 19. Jahrhunderts publiziert: Narratio de interitu illustrissimi duci Oppoliensis Nicolai ab oculato teste descripta. Hg. v. F[ranz] Wachter. In: Scriptores Rerum Silesiacarum
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Friedrich I. von Liegnitz wurde 1488 königlicher Oberlandeshauptmann. Damit fiel den Piasten der wichtig gewordene Vorsitz des Fürstentages zu. Bei der Besetzung dieses Amtes wurde ihnen bis zum dreißigjährigen Krieg zwar öfter der Bischof von Breslau, doch fast nie ein weltlicher Fürst vorgezogen.44 1498 gab der böhmische König Wladislaw v. Jagiello dem Drängen der Stände nach und erteilte für Schlesien ein „Großes Landesprivileg“ – drei Jahre vor dem entsprechenden böhmischen Verfassungsdokument. Eckpunkte waren eine Garantie der ständischen Freiheiten wie Steuerbewilligung, ein „Ober- und Fürstenrecht“ genanntes Landesgericht und die Zusicherung, nur einheimische Fürsten zu Oberlandeshauptleuten zu ernennen.45 An der Schwelle zum 16. Jahrhundert waren die böhmischen Kernländer einerseits und Schlesien andererseits damit deutlich voneinander abgesetzte politische Räume innerhalb desselben Herrschaftsverbandes.46 Umso mehr waren die Piasten darauf verwiesen, neben den innerschlesischen vor allem überregionale, möglichst hochrangige Bündnisse und Ehen einzugehen. Dabei waren noch vor den deutschen reichsfürstlichen Häusern königliche Verwandtschaft erstrebenswert: Das Haus Podiebrad und die an der Wende zum 16. Jahrhundert in Böhmen und Polen als Könige regierenden Jagiellonen.47
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Familiengeschichte und Politik der Liegnitz-Brieger Piasten von der Reformation bis 1675
Dem Herzog Friedrich II. von Liegnitz, einem der bedeutendsten schlesischen Politiker an der Schwelle zur Neuzeit,48 waren diese dynastischen Bestrebungen förmlich in die Wiege gelegt. Er war der Sohn Friedrichs I. und Ludmillas, einer Tochter
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12 (1883) 135–138; Sequitur historia notatu digna atque estimanda, Ebd., 139; Markgraf, Hermann: Die Gewalttat auf dem Neisser Landtage von 1497. In: ZVGVS 22 (1888) 296– 309; Dziatzko, Karl: Ein älteres lateinisches Gedicht auf die Hinrichtung des Herzogs Nikolaus von Oppeln (1497). In: ZVGS 20 (1886) 255–259. Bahlcke: Eckpfeiler, 29; zu der mühsamen Etablierung dieses Amtes vgl. Rachfahl, Felix: Die Organisation der Gesamtstaatsverwaltung Schlesiens vor dem dreißigjährigen Kriege. Leipzig 1894, 117–130. Rachfahl: Organisation der Gesamtstaatsverwaltung, 138f.; Orzechowski, Kazimierz: Ogólnośląskie zjazdy czasów jagiellońskich (1490–1526). In: Czasopismo prawno-historyczne 25 (1973) 107–130. Orzechowski, Kazimierz: Historia ustroju Śląska. 1202–1740. Wrocław 2005, 85–100; Válka, Josef: Stavovství a krize českého státu ve druhé polovině 15. století. In: Folia historica Bohemica 6 (1984) 65–98. Weber: Verhältnis Schlesiens, 145–148. Zu diesem bedeutenden schlesischen Fürsten gibt es bislang keine Monographie. Vgl. zu Friedrichs II. Leben und Politik: Prokop, Krzysztof R.: Fryderyk II. In: Szczur/Ożóg (Hg.): Piastowie, 502–506; quellenkritische Bilanz der Forschung des 19. Jahrhunderts bereits bei Grünhagen, Colmar: Friedrich II., Herzog von Liegnitz (nachmals auch von Brieg und Wohlau). In: ADB 8 (1878) 13–15; demgegenüber wenig neues bei Zum Winkel, Arnold:
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Georgs von Podiebrad. Im Jahr 1511 gelang ihm eine bedeutende Erweiterung seiner fürstlichen Rechte. König Wladislaw gewährte ihm einen Gunstbrief, wonach er Land und Leute nach Belieben vererben durfte.49 Dies widersprach freilich einer 1510 den böhmischen Ständen gegebenen Garantie, von den schlesischen Fürstentümern nichts ohne ihre Zustimmung veräußern zu lassen. Die Nähe zum Königshaus wuchs 1515 durch die Eheschließung Friedrichs mit Elisabeth Jagiello, der Schwester Wladislaws und Sigismunds I. von Polen, die allerdings schon kurz darauf starb. Seit 1517 hatte Friedrich II. gemeinsam mit Kasimir von Teschen die Oberlandeshauptmannschaft inne. Die Führungsrolle des Herzogs innerhalb Schlesiens hatte eine beträchtliche territoriale Basis, die durch den Tod seines Bruders Georg I. von Brieg (1521) und den Kauf des Fürstentums Wohlau (1524) wuchs. Friedrich bekannte sich seit 1523 öffentlich zur lutherischen Reformation, die er in diesem und im folgenden Jahr auch in seinen Fürstentümern durchführte. Damit verbunden waren die Einziehung kirchlichen Besitzes und eine rege Bildungspolitik, die bis zum Versuch einer Universitätsgründung in Liegnitz reichte.50 In ganz Schlesien breitete sich die Reformation seit 1522 aus. In den königlichen Erbfürstentümern setzte sie sich vielerorts durch, in Glogau etwa gegen den Widerstand des Landeshauptmanns. Erfolg hatte der Protestantismus auch bei den weltlichen Fürsten, die bis 1600 alle evangelisch wurden.51 Auch die Herzöge von Teschen schlossen sich um 1540 der Lehre Luthers an. Nur der Vertreter der dritten noch bestehenden Piastenlinie Schlesiens, Johann von Oppeln, hielt bis zu seinem Tod 1523 zu Rom. Mit seinem Ableben endete die Oppeln-Ratiborer Linie der Piasten im Mannesstamm. Am 29. August 1526 starb Ludwig II., der letzte böhmische König aus dem Haus der Jagiellonen, in der Türkenschlacht bei Mohács. Das Königreich gelangte mit allen Nebenlanden durch den jagiellonisch-habsburgischen Erbvertrag und die Wahl der böhmischen Stände an das Haus Habsburg in der Person Erzherzog Ferdinands. Die schlesischen Fürsten und Stände huldigten ihm 1527 in Breslau als ihrem neuen König und Oberlandesherrn. Das stringente Programm staatlicher Integration, das Ferdinand verfolgte, sollte die böhmische und schlesische Politik
Friedrich II. Herzog von Liegnitz. In: Andreae, Friedrich/Graber, Erich/Hippe, Max (Hg.): Schlesier des 16. bis 19. Jahrhunderts. Breslau 1931 [ND Sigmaringen 1985], 49–59. 49 Weber: Verhältnis Schlesiens, 192, Anm. 117, mit Verweisen auf Abdrucke der Originaldokumente. 50 Bahlow, Ferdinand: Die Reformation in Liegnitz. Aus Anlaß der 400–jährigen Gedenkfeier der deutschen Reformation den evangelischen Gemeinden von Liegnitz. Liegnitz 1918. 51 Einen Überblick über die Konfessionalisierung in Schlesien bietet Machilek, Franz: Schlesien. In: Schindling, Anton/Ziegler, Walter (Hg.): Die Territorien des Reichs im Zeitalter von Reformation und Konfessionalisierung. Land und Konfession 1500–1650, Heft 2: Der Nordosten, Münster 1990, 102–138.
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der nächsten Jahrzehnte wesentlich bestimmen.52 Der Handlungsrahmen der letzten Generationen der Piasten wurde von dieser Zentralisierungspolitik, zu der im Lauf der Zeit gegenreformatorische Bestrebungen traten, geprägt.53 Friedrich II. von Liegnitz und Brieg war an einer stärkeren Einbindung Schlesiens in den böhmischen Staatsverband nicht interessiert. Er versuchte, die in hohem Maß eigenständige Politik der vergangenen Jahrzehnte weiterzuführen. Der böhmisch-mährische Magnat Johann von Pernstein empörte sich 1540, Friedrich, ein böhmischer „Lehnsfürst“ wolle als „Reichsfürst“ gelten.54 Angesichts der Konsolidierung der Struktur des Reichs um 1500 musste immer deutlicher werden, dass die Stellung der schlesischen Fürsten als Mediatherzöge darin ein Unikum war. Der Reichsfürstentitel, den alle nichtschlesischen Herzöge im Reich trugen, hätte Friedrich Sitz und Stimme auf dem Reichstag und damit einen erheblich erweiterten politischen Spielraum gebracht, allerdings nur in Verbindung mit einem reichsfreien Territorium, das es innerhalb der böhmischen Krone nicht geben konnte.55 Eine der wichtigsten Allianzen Friedrichs II. war diejenige mit dem Haus Brandenburg. Bereits im 15. Jahrhundert hatten sich die Liegnitz-Brieger Herzöge mit den Hohenzollern verbunden.56 Friedrich II. erneuerte diese Verwandtschaft durch seine 1518 geschlossene zweite Ehe mit Sophia von Brandenburg-Ansbach, einer Nichte seiner ersten Gemahlin und somit auch der damaligen polnischen und ungarischen Könige. Der Herzog stand mit seinen hohenzollerschen Verwandten in enger Verbindung. Besonders mit seinen Schwagern Albrecht und Georg von Brandenburg-Ansbach arbeitete er zusammen, gerade bei der Förderung der Reformation.57 Georg hatte in Schlesien das Herzogtum Jägerndorf zu Lehen. Albrecht re52 Bahlcke: Regionalismus und Staatsintegration, 56–168. 53 Leszczyński, Józef: Nowożytni Piastowie śląscy. In: Heck (Hg.): Piastowie w dziejach Polski, 96–114; Bahlcke: Deutsche Kultur mit polnischen Traditionen, 94–97, 100–102. 54 Bahlcke: Regionalismus und Staatsintegration, 119f.; ders.: Das Herzogtum Schlesien im politischen System der Böhmischen Krone. In: ZfO 44 (1995) 27–55, hier 39, jeweils mit Zitaten aus einem Brief Pernsteins an Adam von Sternberg. 55 Umfassend zur Problematik des Strebens der schlesischen Piasten nach der Reichsfürstenwürde Weber: Verhältnis Schlesiens, 97–117; viele Hinweise auf ein derartiges Engagement sind freilich nur indirekt und oft weder einem genauen Zeitpunkt noch einem bestimmten Herzog zuzuordnen. 56 Weber: Verhältnis Schlesiens, 122–132, für die Zeit vor der Erbverbrüderung 122–125; Bahlcke: Regionalismus und Staatsintegration, 116f. Die piastisch-hohenzollerschen Verbindungen sind von der älteren deutschen Forschung stark überbetont worden; die Ursachen und wesentliche Beispiele werden in dieser Arbeit behandelt. Noch die Dynastiegeschichte Georg Jaeckels ist in dieser Hinsicht sehr einseitig. Demgegenüber bedeutet die Untersuchung von Bein, Werner: Schlesien in der habsburgischen Politik. Ein Beitrag zur Entstehung des Dualismus im Alten Reich. Sigmaringen 1994 einen wichtigen Perspektivwechsel. 57 Eine Fülle von Kontakten belegt und analysiert die Edition des Briefwechsels zwischen dem preußischen und dem Liegnitzer Herzog. Vgl. Krämer, Christel: Beziehungen zwischen Albrecht von Brandenburg-Ansbach und Friedrich II. von Liegnitz. Ein Fürstenbriefwechsel 1514–1547. Darstellung und Quellen. Köln 1977.
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formierte als Hochmeister des Deutschen Ordens das Ordensland an der Ostsee und trug es 1525 als weltliches Herzogtum dem polnischen König zu Lehen auf, mit dem er zuvor im Krieg gelegen hatte. Den Friedensschluss und die Huldigung hatten Friedrich II. und Markgraf Georg vermittelt.58 Für König Ferdinand war die enge Verbindung von Piasten und Hohenzollern eine Herausforderung seiner Integrationspolitik. Aus seiner Sicht drängten die protestantischen Hohenzollern durch dynastische Bande und Gebietserwerbungen nach Schlesien. Ferdinands Absicht, diese Tendenz zu bremsen, zeigte sich klar in der Oppeln-Ratiborer Nachfolgefrage. Johann von Oppeln hatte Markgraf Georg testamentarisch als Nachfolger eingesetzt, ihm bereits huldigen lassen und Hoheitsrechte übertragen. Doch Ferdinand setzte durch, dass Georg das Doppelfürstentum erst nach einer Zwischenverwaltung durch einen böhmischen Landeshauptmann erhielt, und dann nur als Pfandbesitz, nicht als Lehen.59 Dennoch strebte Friedrich II. von Liegnitz danach, die Verbindung zu Brandenburg zu vertiefen und damit nicht zuletzt die Reformation in seinem Fürstentum für den Fall eines Aussterbens der Piasten zu sichern. 1537 verabredeten er und Kurfürst Joachim II. von Brandenburg eine Doppelhochzeit ihrer Kinder. Zugleich wurde für das Aussterben eines der Häuser ein je gegenseitiger Erbfall vereinbart. Das war ein ungleicher Tausch, weil der Liegnitzer seine gesamten Lande, der Kurfürst nur seine kleinen schlesischen Besitzungen wie Crossen und Züllichau zum Gegenstand der Vereinbarung machte. Das Ungleichgewicht erscheint umso größer, wenn man bedenkt, dass Friedrich auf den Gunstbrief König Wladislaws verweisen konnte, der ihm freie Veräußerung seines Lehens erlaubte, die Brandenburger aber für ihre schlesischen Territorien die Zustimmung des Königs brauchten. 1545 heiratete Friedrichs Sohn Georg vereinbarungsgemäß die Hohenzollernprinzessin Barbara, Friedrichs Tochter Sophia den Kurprinzen Johann Georg.60
58 Zur Krakauer Huldigung vgl. Bogucka, Maria/Zernack, Klaus: Um die Säkularisation des Deutschen Ordens in Preußen. Die Krakauer Huldigung. Hannover 1996; Georg und Friedrich als Unterhändler: ebd., 22f. 59 Bahlcke: Regionalismus und Staatsintegration, 120–122; Boras, Zygmunt: Sukcesja opolska w pierwszej połowie XVI w. In: Studia historica Slavo-Germanica 3 (1974) 32–64. 60 Spezielle Darstellungen zur Erbverbrüderung vgl. Jaeckel, Georg: Die Liegnitzer Erbverbrüderung von 1537 in der brandenburgisch-preußischen Politik bis zum Frieden zu Hubertusburg 1763. Lorch/Württ. 1988; Grünhagen, Colmar: Die Erbverbrüderung zwischen Hohenzollern und Piasten vom Jahre 1537. In: Zeitschrift für Preußische Geschichte und Landeskunde 5 (1868) 337–366; beide machen sich weitgehend den borussischen Standpunkt zu Eigen. Durch Einbindung in übergeordnete Fragestellungen vermeiden dies Weber: Verhältnis Schlesiens, 126–128 und weitgehend auch Bein: Schlesien in der habsburgischen Politik, 78–83 und Petry, Ludwig: Das Verhältnis der Schlesischen Piasten zur Reformation und zu den Hohenzollern. In: Schlesien [Vierteljahrsschrift] 21 (1976) 206–214, jetzt in: ders.: Dem Osten zugewandt. Gesammelte Aufsätze zur schlesischen und ostdeutschen Geschichte. Festgabe zum fünfundsiebzigsten Geburtstag. Sigmaringen 1983, 293–301.
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Ferdinand I. gelang es, die Spannungen zwischen schlesischen und böhmischen Ständen und den Anspruch der letzteren auf eine staatstragende Stellung im gesamten Länderverband auszunutzen. Vertreter Böhmens unterstützten ihn mit Verweis auf ihr Privileg von 1510, als er die Erbvereinbarung auf dem Breslauer Fürstentag von 1546 für nichtig erklärte. Der Protest durch einen brandenburgischen Vertreter blieb wirkungslos. Friedrich II. hat an dem Vertrag festgehalten und seine Söhne testamentarisch auf dessen Einhaltung verpflichtet. Dennoch entsagten 1549 Georg II. von Brieg und sein Bruder Friedrich III. von Liegnitz der Erbverbrüderung. Das war die Vorbedingung König Ferdinands für die Belehnung mit ihren Fürstentümern.61 Nach dem Tod Friedrichs II. wurden Liegnitz und Brieg nämlich wieder geteilt. Das Fürstentum Liegnitz büßte in der Folgezeit viel von seinem politischen Einfluss ein. Ursachen waren Friedrichs III. aggressive Politik gegenüber den Landständen, Konflikte mit Prag, der Dauerstreit seiner Söhne Heinrich XI. und Friedrich IV. sowie die Aufgabe jeder haushälterischen Zurückhaltung.62 Heinrich XI. von Liegnitz war zwar für seine Abenteuer und Schulden bekannt, war jedoch zugleich ein gefragter Diplomat. Er spielte im Auftrag des Kaisers, aber auch im eigenen Interesse in der Diplomatie des benachbarten polnisch-litauischen Reichs mit und meldete nach Sigismund II. Augusts überraschendem Tod 1572 Ambitionen auf dessen Erbe an. Auf dem Wahlsejm erhielt er allerdings nur drei Stimmen.63 1581 der Regentschaft enthoben, starb Heinrich wenig später mittellos im Krakauer Exil. Sein piastischer Vetter Wenzel III. von Teschen, auch er von Kaiser Maximilian II. als diplomatischer Brückenbauer nach Polen herangezogen, wurde 1572 ebenfalls als Kandidat gehandelt.64 Der Schwerpunkt piastischer Hauspolitik verlagerte sich in der zweiten Jahrhunderthälfte nach Brieg. Dieses erlebte unter der vier Jahrzehnte dauernden Regierung Herzog Georgs II. eine Zeit der wirtschaftlichen Prosperität und politischen Konsolidierung.65 Der Herzog gestaltete die Verwaltung zeitgemäß um, er61 Bahlcke: Regionalismus und Staatsintegration, 122–127; Weber: Verhältnis Schlesiens, 128f., dort Quellenverweise zu Abdrucken der Verträge. 62 Dąbrowski, Stanisław (Hg.): Legnica. Zarys monografii miasta. Wrocław, Legnica 1998, 117–139. 63 Zu Heinrich XI. vgl. Prokop, Krzysztof R.: Henryk XI. In: Szczur/Ożóg (Hg.): Piastowie, 517–522; Boras, Zygmunt: Śląski książę renesansu i jego hulaszczy żywot. Katowice 1985; Gumowski, Marian: Doła i niedoła Henryka XI, księcia legnickiego. In: Kwartalnik Opolski (1956), Nr. 1, 45–64; Bazylow, Ludwik: Księstwo Legnickie w drugiej połowie XVI wieku na tle stosunku do Polski i Rzeszy Niemieckiej. In: Sobótka 26 (1971) 471–503. 64 Augustynowicz, Christoph: Die Kandidaten und Interessen des Hauses Habsburg in PolenLitauen während des Zweiten Interregnums 1574–1576. Wien 2001, 87f. 65 Auch über Georg II. gibt es bislang keine Monographie. Vgl. zum folgenden Absatz insgesamt Prokop, Jerzy R.: Jerzy II. In: Szczur/Ożóg (Hg.): Piastowie, 511–515; Pieradzka, Krystyna: Jerzy II (1523–1586) książę brzeski i oławski. In: Rostworowski, Emanuel (Hg.): Polski Słownik Biograficzny, Bd. 11: Jarosław – Kapliński Seweryn. Kraków 1965, 184–186;
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ließ eine neue Landesordnung und strebte nach wirtschaftlicher Intensivierung und neuen Einkünften, etwa durch den Bergbau. Er förderte das Bildungswesen durch die Errichtung und Dotierung des Brieger Gymnasiums, das 1564 gegründet und 1569 eröffnet wurde.66 Brieg wurde in seinem Auftrag zu einer prächtigen Renaissance-Residenz ausgebaut, was unter anderem Schloss, Hofkirche, Gymnasium und Rathaus betraf.67 In der Außenpolitik vermied Georg II. alles, was zu Konflikten mit dem Oberlandesherren hätte führen können. Innerhalb seines Fürstentums streng auf die Reinhaltung der lutherischen Lehre in Kirche und Schule bedacht, steuerte er andererseits einer konfessionellen Polarisierung im schlesischen Ständestaat entgegen. Georg pflegte ein gutes Verhältnis mit den Oberlandeshauptleuten und Bischöfen von Breslau, Martin Gerstmann und Andreas Jerin, und genoss das Vertrauen Ferdinands I. und Maximilians II. Diese beauftragten ihn wiederholt mit diplomatischen Missionen, auch in Polen.68 Der Glanz des Hofes von Georg II, seine guten Kontakte im Reich und in Polen und das korrekte Verhältnis zu den Habsburgern schienen sich zunächst auch unter der Regentschaft seines Sohnes Joachim Friedrich und von dessen Witwe Maria Anna fortzusetzen. Doch um die Jahrhundertwende nahm der Konflikt zwischen Monarch und Ständen in Böhmen rasch auch Züge einer konfessionellen Konfrontation an. In dieser Lage schlossen die Piastenherzogtümer Liegnitz, Brieg und Wohlau unter der vormundschaftlichen Regierung Karls II. von Münsterberg-Oels gemeinsam mit den übrigen evangelischen Fürsten und Ständen Schlesiens eine sogenannte „Union“, ein Widerstandsbündnis mit den protestantischen Ständen Böhmens zur Verteidigung ihrer konfessionellen Rechte. Kaiser Rudolf, wegen des Konflikts mit seinem Bruder Matthias unter Druck, sah sich gezwungen, beiden Landesteilen in Majestätsbriefen Bestandsgarantien für das evangelische Bekenntnis zu geben, in Schlesien allerdings nur für die Anhänger der Confessio Augustana.69 1609 trat Johann Christian in Brieg, 1613 sein Bruder Georg Rudolph in Liegnitz und Wohlau die Regierung an.70 Durch ihre Eheschließungen mit der bran-
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Eichbaum, Gerda: Georg II., Herzog von Brieg. In: Andreae, Friedrich/Graber, Erich/Hippe, Max (Hg.): Schlesier des 16. bis 19. Jahrhunderts. Breslau 1931 [ND Sigmaringen 1985], 59–66. Toporowski, Ludwik: Z dziejów gimnazjum ‚Gymnasium Illustre‘ w Brzegu w końcu XVI w. In: Szkice brzeskie 1 (1981) 74–82. Rudkowski, Tadeusz: Mecenat artystyczny Jerzego II księcia brzeskiego. In: Studniarkowa, Elżbieta (Hg.): Funkcja dzieła sztuki. Warszawa 1972, 193–206. Zum Verhältnis Georgs II. zu Bischof Gerstmann vgl. Szewczyk, Aleksandra: Jerzy II brzeski i Martin Gerstmann, biskup wrocławski – przyjaźń i dypolmacja. In: Harasimowicz/Lipińska (Hg.): Dziedzictwo reformacji, 305–316; zu seinen Polen-Kontakten mit Angaben zu Briefpartnern und Reisen: Leszczyński: Nowożytni Piastowie śląscy, 106f. Bahlcke: Regionalismus und Staatsintegration, 343–360. Prokop, Krzysztof R.: Jan Chrystian. In: Szczur/Ożóg (Hg.): Piastowie, 536–540; ders.: Jerzy Rudolf. Ebd., 543–547.
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denburgischen Markgräfin Dorothea Sibylla (1610) und der anhaltinischen Prinzessin Sophia Elisabeth (1614) verbanden sie sich mit entschiedenen Vertretern des Protestantismus im Reich, mit Hohenzollern und Askaniern. Der Druck der Gegenreformation im Reich wie in Böhmen schien eine konfessionspolitische Parteinahme zu erzwingen. Johann Christian und Georg Rudolph entschieden sich für die Konfession ihrer Ehefrauen und gingen um 1615 zum reformierten Bekenntnis über. Adam Wenzel von Teschen ging in derselben Situation genau in die andere Richtung und konvertierte 1609 oder 1610 zum Katholizismus.71 Die erhofften politischen Vorteile konnten die Teschener Piasten nicht mehr voll ausschöpfen: Adam Wenzel wurde 1617 kurzzeitig Oberlandeshauptmann, starb aber im selben Jahr. Sein Sohn Friedrich Wilhelm beschloss acht Jahre später die Teschener Linie im Mannesstamm. Seine Schwester Elisabeth Lucretia regierte im Fürstentum noch bis zu ihrem Tod 1653. Am Vorabend des dreißigjährigen Krieges verschoben der Schritt Adam Wenzels und die Belehnung des katholischen Karl von Lichtenstein mit Troppau (1614) die Gewichte im schlesischen Ständestaat. Evangelische Pastoren und prominente Lutheraner mussten Teschen und Troppau verlassen. Dagegen zeigten sich die Brüder in Liegnitz und Brieg ausgesprochen tolerant gegenüber den überwiegend lutherischen Untertanen. Sie untersagten außerdem konfessionelle Polemik und bildeten sogar gemischte reformiert-lutherische Konsistorien. Beide Urenkel Herzog Friedrichs II. griffen dessen Streben nach der Reichsfürstenwürde wieder auf.72 Solche Ambitionen mussten durch die Bemühung um Selbstdarstellung unterstützt werden. Für eine in allen Zügen prachtvolle Hofhaltung – gerade für Personal und Bauten – scheinen in Liegnitz und Brieg die Mittel gefehlt zu haben. Die gebildeten jungen Herzöge förderten vielleicht deshalb besonders Gelehrsamkeit und Literatur. Diese beiden Teilbereiche des kulturellen Lebens konnten an den Hof gezogen werden, waren aber in ihren Akteuren und ihrem Publikum, also den Lehrern und Schülern, Dichtern und Lesern, mit diesem nicht identisch. Schulen und literarische Produktion wurden durch Ressourcen des Bürgertums und des Adels mitgetragen. Georg Rudolph schuf selbst eine bedeutende Bibliothek mit einer einzigartigen Musikaliensammlung. Mit der Inthronisation Ferdinands II. als böhmischer König zeichnete sich 1617 eine Verschärfung der habsburgischen Konfessionspolitik ab. Nach dem Prager Fenstersturz schlossen sich die evangelischen schlesischen Stände, darunter die beiden piastischen Brüder dem böhmischen Ständeaufstand an. Johann Christian bekleidete damals die Würde des schlesischen Oberlandeshauptmanns. Auf dem Generallandtag von 1619 wurde die Union von 1609 zur Confoederatio Bohemica ausgebaut, die die Rivalitäten und Ungleichgewichte der böhmischen Staatsverfas71 Conrads, Norbert: Die Rekatholisierungspolitik in Teschen und die Ambitionen des letzten Herzogs von Teschen. In: JSKG 76/77 (1997/98) 99–119. 72 Weber: Verhältnis Schlesiens, 101.
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sung überwand und eine evangelische Monarchie errichten wollte.73 Die schlesischen Herzöge unterstützten die Absetzungserklärung Ferdinands und die Wahl Friedrichs V. von der Pfalz. In der Schlacht am Weißen Berg wurde die Ständerebellion überraschend niedergeschlagen. Die schlesischen Stände verhandelten mit Polen und Sachsen, um sich gegen eine kaiserliche Strafexpedition zu schützen. Der 1621 geschlossene Dresdner Akkord versprach den Schlesiern Pardon und den Bestandserhalt der Augsburgischen Konfession. Dafür mussten sich die Fürsten dem Kaiser unterwerfen und hohe Rüstungskontributionen leisten. Johann Christian ließ sich von seinem Amtseid entbinden und ging einige Monate nach dem brandenburgischen Frankfurt. Georg Rudolph kehrte zur lutherischen Konfession zurück und wurde Oberlandeshauptmann.74 1626 brachten Mansfelds Truppen den Krieg nach Schlesien. Die Herzöge konnten nichts gegen die Verwüstungen durch die Heere beider Seiten, nichts gegen die ruinösen Kontributionsforderungen unternehmen. Selbst gegen Einquartierungen in ihren Residenzstädten waren sie machtlos. Vielerorts kam es in den zwanziger Jahren des 17. Jahrhunderts zu Zwangskonversionen von Evangelischen durch die als „Seligmacher“ berüchtigten Liechtensteiner Dragoner.75 Der schlesische Ständestaat war ohne eigene militärische Kräfte handlungsunfähig – das schlesische Aufgebot war in Wallensteins Heere einbezogen worden. Dazu kam, dass der Kaiser durch Verleihung des Herzogtums Sagan an Wallenstein im Jahr 1627 die Mehrheitsverhältnisse in der schlesischen Fürstenkurie festigte, wo nun sechs katholische vier evangelischen Stimmen gegenüber standen. Zugleich wurde der Oberlandeshauptmann entmachtet, indem ihm katholische „Oberamtsräte“ beigegeben wurden. 1629 trat Georg Rudolph von dem Amt zurück. Seit diesem Zeitpunkt hatte der Oberlandeshauptmann lediglich den Vorsitz im „Oberamt“. Auch der Fürstentag wurde entmachtet: Seine Einberufung oblag dem Kaiser, seine Entscheidungskompetenz wurde auf Steuersachen beschränkt.76 1633 sahen die piastischen Herzöge eine Chance zur Verbesserung in der Lage. Sie schlossen eine „Konjunktion“ mit den im Lande stehenden Heeren der evangelischen Mächte. Sachsen nahm jedoch Friedensverhandlungen mit dem Kaiser auf und gab die schlesischen Verbündeten preis. Die Piasten flohen mit ihren Familien nach Polen, über Lissa nach Thorn. In Wien war man damals davon überzeugt,
73 Bahlcke: Regionalismus und Staatsintegration, 399–445. 74 Jaeckel: Geschichte der Liegnitz-Brieger Piasten, Bd. 2, 52–63. 75 Deventer, Jörg: Gegenreformation in Schlesien. Die habsburgische Rekatholisierungspolitik in Glogau und Schweidnitz 1526–1707. Köln/Weimar/Wien 2003, 181–196. 76 Krebs, Julius: Der Vorstoß Kaiser Ferdinands II. gegen die Piastenherzöge (1629). In: ZVGS 48 (1914) 89–112; zur neuen absolutistischen Verfassungsordnung vgl. Orzechowski: Historia ustroju, 173–224.
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Johann Christian wolle sich an die Spitze einer schlesischen Rebellion setzen; der Kaiser betrachtete den Dresdner Akkord als hinfällig.77 In dem 1635 geschlossenen Prager Frieden klärte ein „Nebenrezess“ die Verhältnisse Schlesiens. Den Herzögen von Liegnitz, Brieg und Oels wurde erneut Pardon erteilt. Die Stadt Breslau verlor die Landeshauptmannschaft im gleichnamigen Fürstentum. Für die Erbfürstentümer wurde der Übergang zum Katholizismus vorgeschrieben, konversionsunwilligen Protestanten wurde eine Frist von drei Jahren zur Auswanderung gesetzt. Unter diesen Umständen zog es Johann Christian von Brieg vor, nicht persönlich zu huldigen und blieb seit 1636 in Polen. Georg Rudolph von Liegnitz konnte im Land bleiben, auch die älteren Söhne Johann Christians, Georg III. und Ludwig IV., die in Brieg residierten. Angesichts der prohabsburgischen Wende der polnischen Politik ging Johann Christian noch im selben Jahr von Thorn nach Osterode im herzoglichen Preußen, das er als Pfandbesitz von Brandenburg innehatte. 1639 starb er dort.78 Zusammen mit seinem Vater hatte Prinz Christian Schlesien verlassen. Von Johann Christians Exil aus fand er Anschluss an den reformierten Zweig der mächtigsten litauischen Magnatenfamilie, der ebenfalls mit den Hohenzollern verschwägerten Fürsten Radziwiłł. In deren Residenz Birsen wurde er mit Prinz Bogusław Radziwiłł, dem späteren Generalstatthalter Brandenburgs im herzoglichen Preußen, gemeinsam erzogen. In dieser Zeit ergaben sich für die Herzöge wichtige Kontakte zu weiteren Familien des polnischen Magnatenadels, besonders zu den Wiśniowiecki, die 1669 bis 1673 mit Michael Korybut den polnischen König stellten, den Leszczyński, denen diese Würde eine Generation später zuteilwurde, und den Lubomirski.79 1637, beim Leichenbegängnis einer polnischen Prinzessin in Thorn, soll Christian wegen seiner Herkunft „vor sämtlichen Fürsten und Magnaten den Vortritt“ genossen haben.80 Natürlich war auch in Schlesien 1648 die Freude über den in Münster und Osnabrück geschlossenen Frieden groß. Die Wiener Politik einer Zentralisierung in Verfassung und Verwaltung Schlesiens kam nun nahezu zum Stillstand – hier war ein für den Kaiser annehmbarer Grad der Kontrolle erreicht. Die Formel des Westfälischen Friedens vom status quo ante in Religionssachen galt nicht innerhalb der habsburgischen Erblande. Auf schwedische Intervention hin waren lediglich 77 Palm, Hermann: Die Conjunction der Herzoge von Liegnitz, Brieg und Oels, so wie der Stadt und des Fürstenthums Breslau mit den Kurfürsten von Sachsen und Brandenburg und der Krone Schweden in den Jahren 1633–35. In: ZVGS 3 (1860) 227–368, 382. 78 Jaeckel: Geschichte der Liegnitz-Brieger Piasten, Bd. 2, 67–72; Conrads, Norbert: Das preußische Exil des Herzogs Johann Christian von Brieg 1633–1639. In: Arnold, Udo/Glanert, Mario/Sarnowsky, Jürgen (Hg.): Preußische Landesgeschichte. Festschrift für Bernhart Jähnig zum 60. Geburtstag. Marburg 2001, 39–49. 79 Jaeckel: Geschichte der Liegnitz-Brieger Piasten, Bd. 2, 91f. 80 Kraffert, Adalbert Hermann: Chronik von Liegnitz, T. 2/2: Vom Tode Friedrichs II. bis zum Aussterben des Piastenhauses, 1547–1675. Liegnitz 1871, 252.
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die evangelischen Mediatfürstentümer Liegnitz, Brieg, Wohlau und Oels von der Rekatholisierung ausgenommen; faktisch auch die Stadt Breslau. In den Erbfürstentümern und Standesherrschaften wurde der Protestantismus unterdrückt.81 Dafür steht die sogenannte „Kirchenreduktion“ in den schlesischen Erbfürstentümern im Jahr 1653, in deren Verlauf 656 Kirchen den Evangelischen entzogen und an (mancherorts nur auf dem Papier bestehende) katholische Gemeinden übergeben wurden. In Glogau, Schweidnitz und Jauer konnte nur jeweils eine ohne Ziegel, Nägel und Kirchturm zu bauende „Friedenskirche“ in der Fürstentumshauptstadt errichtet werden. Viele Evangelische wanderten aus, in das südliche Großpolen oder in die seit 1635 sächsische Oberlausitz.82 Das piastische Haus hatte bei Kriegsende vier regierende Mitglieder, Georg Rudolph von Liegnitz und seine drei Neffen. Diese teilten sich seit dem Exil ihres Vaters das Fürstentum Brieg. Mit Georg Rudolphs Tod 1653 fielen ihnen Liegnitz und Wohlau zu. Nach einem Jahr kam es zur gütlichen Teilung der Länder. Georg erhielt Brieg, Ludwig Liegnitz und Christian Wohlau. Die Fürsten wurden unter den gegebenen Umständen umso mehr zu evangelischen Hoffnungsträgern, als auch ihnen als Territorialherren nach wie vor die Bestimmung der Konfession ihrer Länder zustand. Zusammen mit den lutherischen Territorien, also der Stadt Breslau und dem Herzogtum Oels, galten ihre drei angrenzenden Herzogtümer als letzte Bastion der Evangelischen in Schlesien. Diese Schutzfunktion überwand die konfessionellen Gegensätze: Die Fürsten boten zeitweise auch den in Polen verfolgten antitrinitarischen Arianern Schutz; Anhänger von Jacob Böhmes mystischen Anschauungen bekleideten hohe Hofämter.83 Als Antwort auf die Kirchenreduktionen förderten die Piasten den Bau von Grenzkirchen.84 Mit Mitteln der Kulturpolitik versuchten die Herzöge, ihren schwindenden Einfluss zu kompensieren, evangelische Solidarität innerhalb Schlesiens zu fördern und um die Unterstützung und der protestantischen Reichsstände für Schlesien zu werben. 1648 wurden sie Mitglieder in der prestigeträchtigen, Literaten, Politiker 81 Zu dieser Phase der Gegenreformation in Schlesien und zu den Verhältnissen in den piastischen Fürstentümern vgl. Eberlein, Gerhard (Hg.): Urkunden-Sammlung zur Geschichte der evangelischen Kirche Schlesiens, Bd. 1: Die General-Kirchenvisitation im Fürstentume Wohlau 1656 und 1657. Protokolle und Beilagen; Bd. 2: Die General-Kirchenvisitation im Fürstentume Liegnitz von 1654 und 1655. Protokolle und Beilagen. Liegnitz 1905–1917; Schimmelpfennig, Carl Adolf: Die evangelische Kirche im Fürstenthum Brieg, unmittelbar nach dem 30jährigen Kriege. Aus den Berichten der General-Visitation v. J. 1651 dargestellt. In: ZVGS 8 (1867/68) 109–150; Matzke, David: Die General-Visitation der evangelischen Kirchen und Schulen im Fürstenthume Liegnitz in den Jahren 1654, 55 und 74. Berlin 1954. 82 Deventer: Gegenreformation in Schlesien, 296–299. 83 Taszbir, Janusz: Bracia Polscy na wygnaniu. Studia z dziejów emigracji ariańskiej. Warszawa 1977, 62. 84 Eberlein, Gerhard: Die schlesischen Grenzkirchen im XVII. Jahrhundert. In: Vorträge gehalten auf der VI. Generalversammlung des Vereins für Reformationsgeschichte am 11. April 1901 in Breslau. Halle 1901, 34–68.
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und Mäzene umfassenden „Fruchtbringenden Gesellschaft“.85 Diese Sozietät zur Pflege deutscher Sprache und Literatur stellte eines der wichtigsten evangelischen Netzwerke im Reich dar. Die Piasten suchten selbstverständlich auch den Schulterschluss mit den verbliebenen evangelischen Kräften in Schlesien. Sie hielten sich oft in ihrem gemeinsamen Breslauer Stadtpalais auf der Schuhbrücke auf. Die politische und literarische Elite Breslaus ging dort ein und aus. Eine Fülle von entsprechenden Widmungen weisen die Höfe der Brüder als höchstens von Breslau selbst übertroffene Zentren der schlesischen Barockliteratur aus. Eine Konstante dieser Kulturpolitik war die Glorifizierung des Hauses. Die fünfziger Jahre des 17. Jahrhunderts gelten als Höhepunkt des „Piastenkultes“ in der schönen Literatur. Unterdessen kam zu der schwierigen ökonomischen und politischen Lage der Fürstentümer eine dynastische Krise. In den Jahren 1638, 1648 und 1649 hatten sich Georg, Christian und Ludwig mit Prinzessinnen aus Oels, Anhalt-Dessau und Mecklenburg-Güstrow vermählt. Doch Erben blieben aus. Ludwigs einziger Sohn starb 1652, Georg hatte nur eine Tochter. Die Gefahr des Aussterbens, die zur selben Zeit auch das Haus Habsburg belastete, war real. Christians Gemahlin Louise von Anhalt gebar 1660, als die Tochter Charlotte schon acht Jahre alt war, den ersehnten Erben. Sein in Litauen erzogener Vater wollte ihn zunächst „Piastus“ nennen, nahm aber Abstand von dem immerhin heidnischen Namen, weil „die Geistlichkeit dissuadirte“.86 Schließlich wurde der Prinz „Georg Wilhelm“ getauft. Nach dem Ende der Wasa-Herrschaft in Polen 1668 hegte Herzog Christian Hoffnungen auf die anstehende Königswahl. Schnell scheint er sich von der Aussichtslosigkeit dieser Idee überzeugt zu haben, wie im Rückblick seines Hofpredigers Friedrich Lucae anklingt: [Als im Jahr 1668 der polnische König Johann Kasimir dem Thron entsagte, M. E.] „kam Hertzog Christian / als Benachbarter / und aus dem [...] uhralten Piastischen Königlichen Pohlnischen Geschlechte / der noch einige übrige Manns-Stamm / mit seinem Printzen / bey vielen Pohlen in grosser Consideration. Er ambirte zwar keines Weges die königliche Ehre / dessen ungeachtet / redeten die Polen mit grossem Respect von ihm / und hätten ihn leichtlich / gleich andern / proclamiren dörffen / wäre nicht ein und anders Bedencken darzwischen kommen / und ihnen besorglich gewesen.“87 Zu diesem Zeitpunkt war Christian bereits der alleinige Herzog von Schlesien zu Liegnitz, Brieg und Wohlau, da seine Brüder 1662 und 1663 gestorben waren, 85 Weber: Verhältnis Schlesiens, 98f. 86 [Lucae, Friedrich:] Schlesische Fürsten-Krone/ Oder Eigentliche/ wahrhaffte Beschreibung Ober- und Nieder-Schlesiens […]. Franckfurt am Mayn, in Verlegung Fridrich Knochens, 1685, 555; ders.: Schlesiens curieuse Denckwürdigkeiten/ oder vollkommene Chronica Von Ober- und Nieder-Schlesien […]. Franckfurt am Mayn, In Verlegung Friedrich Knochen [...], 1689, 1504 (hier das Zitat), 1511. 87 Ebd., 1506f.
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ohne männliche Nachkommen zu hinterlassen. Schon 1672 starb auch er. Die neue Situation bedeutete eine Verschärfung der dynastischen Krise, zu der erheblicher politischer Druck auf die nun vormundschaftlich regierende Herzoginwitwe Louise hinzukam. Georg Wilhelm sollte schon drei Jahre später, im Alter von 15 Jahren, sein Erbe antreten. Welche Überlegungen in den Fürstentümern zu diesem Schritt führten, kann nicht mehr rekonstruiert werden. Es ist möglich, dass die Landstände, deren Spitzen der Herzogin als Vormundschaftsräte zur Seite standen, den Einfluss des landfremden Hofstaats Louises unterbinden wollten. Jedenfalls unternahm Georg Wilhelm eine Huldigungsreise nach Wien. Der Kaiser erklärte ihn für volljährig und verlieh ihm nicht nur persönlich die drei Fürstentümer zum Lehen, sondern bestimmte Georg Wilhelm auch zum Vorsitzenden des Schlesischen Fürstentages bei der anstehenden Reorganisation der Landesverteidigung. Die glänzende Wirkung des hochbegabten, frühreifen Jungen bei Hofe, wie seine Antwort auf die Frage Leopolds I., was er für die beste Religion halte („Gott und dem Kaiser treu sein“), bestätigen mehrere Quellen.88 Freilich wurde diese Begegnung später überhöht, denn sie sollte das einzige Abenteuer des Prinzen bleiben. Am 21. November 1675 starb der jugendliche Herzog völlig überraschend, nachdem er sich auf einem Jagdausflug bei Dorfkindern mit den Blattern infiziert hatte. Damit endete das piastische Haus im Mannesstamm. Eine nicht erbberechtigte Nebenlinie erlosch 1679 mit Augustus Graf von Liegnitz. Georg Wilhelms Mutter Louise starb 1680 auf ihrem Witwensitz Ohlau, seine Schwester Charlotte 1707 in Breslau. Kaiser Leopold nahm durch seine Beamten bereits 1675 die piastischen Fürstentümer in Besitz.
3.
Selbstverständnis und Repräsentation der Liegnitz-Brieger Piasten seit der Mitte des 16. Jahrhunderts
Die Herzöge zu Liegnitz und Brieg sollen im Folgenden näher betrachtet werden. Unter allen schlesischen Piastenlinien hatte diese am längsten bestehende den größten Einfluss auf die Erinnerungskultur des 18. bis 20. Jahrhunderts. Hier soll zunächst gezeigt werden, wie sehr, in welcher Weise und warum die letzten sechs Generationen des Fürstenhauses in der Frühneuzeit Herkunft und Geschichte ihres Hauses herausstellten. In den Grundzügen ist das „Warum“ unumstritten: Die Fürsten wollten in der Auseinandersetzung mit der Macht-, Verfassungs- und Religionspolitik der Oberlandesherren aus dem Haus Habsburg ihre Rechte sichern, ihren Rang behaupten und ihr Prestige vermehren.
88 Conrads, Norbert: Der Huldigungsbesuch des letzten Piasten 1675 in Wien. In: Meyer, Dietrich (Hg.): Erinnertes Erbe. Beiträge zur schlesischen Kirchengeschichte. Herrnhut 2002, 207–232.
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Selbstverständnis und Außendarstellung der Liegnitz-Brieger Herzöge89 lassen sich vor allem aus zwei Gruppen von Quellen rekonstruieren: Zum einen sind dies Werke der bildenden Kunst,90 zum anderen Texte der hofnahen Literatur, die sich auf ein breites Spektrum von Gattungen von der gelehrten Historiographie und Genealogie über die Publizistik bis hin zum Gelegenheitsgedicht und zur Leichenpredigt verteilen.91 Ausgangspunkt des folgenden Überblicks ist das spätestens 1556 vollendete Torgebäude des Brieger Schlosses. Der Überblick schließt mit dem Liegnitzer Piastenmausoleum (vollendet 1679).
89 Zusammenfassende Darstellungen der frühneuzeitlichen Selbstdarstellung der Piasten von Historikern: Conrads, Norbert: Abstammungssage und dynastische Tradition der schlesischen Piasten. In: Schlesien [Vierteljahrsschrift] 20 (1975) 213–218, Bahlcke: Deutsche Kultur mit polnischen Traditionen sowie Weber: Verhältnis Schlesiens, 149–160, wo das Selbstverständnis der Piasten als „Polonorum regum nepotes“ in einem eigenen Kapitel gewürdigt wird. 90 Die Kunstgeschichte hat der dynastischen Selbstdarstellung vergleichsweise große Aufmerksamkeit geschenkt. Grundlegend ist die Monographie Kalinowski, Konstanty: Gloryfikacja panującego i dynastii w sztuce Śląska XVII i XVIII wieku. Warszawa/Poznań 1973, welche die Glorifizierung der Piasten mit jener der Habsburger vergleicht. Wie anregend Kalinowski gewirkt hat, zeigt ein kurz darauf entstandener Problemaufriss: Kębłowski, Janusz: Ideologiczno-polityczne aspekty sztuki w kręgu Piastów legnicko-brzeskich. In: Gmiński, Jerzy (Hg.): Kultura artystyczna renesansu na Śląsku w dobie Piastów. Brzeg/Opole 1975, 129–143. Jan Harasimowicz, der ebenso wie Adam Więcek mehrere Einzelbeiträge zu den hier diskutierten Problemen verfasst hat, stellte auch übergreifende Betrachtungen an, vgl. ders.: Die „nahe“ und „ferne“ Vergangenheit in den ständischen Bildprogrammen der Frühen Neuzeit. Schlesien und Großpolen im historischen Vergleich. In: Bahlcke, Joachim/Strohmeyer, Arno (Hg.): Die Konstruktion der Vergangenheit. Geschichtsdenken, Traditionsbildung und Selbstdarstellung im frühneuzeitlichen Ostmitteleuropa. Berlin 2002, 221–244. 91 Der früheste Überblick von literaturwissenschaftlicher Seite findet sich in Form materialreicher Abschnitte über Piastus und die Piasten in der deutschsprachigen und, was sonst kaum geschehen ist, in der lateinischsprachigen Dichtung Schlesiens der Frühneuzeit bei Werner, Helmut: Das deutsch-polnische Grenzlandproblem in der schlesischen Literatur im Zeitalter des Humanismus und des Barock. Breslau 1938, 70–107. Werners Einordnung des Materials muss als verfehlt gelten, da es ihm erkennbar um eine deutschnationale Umdeutung der Piastentradition geht. Die polnische Auseinandersetzung mit der frühneuzeitlichen Selbstdarstellung der schlesischen Piasten eröffnet die Quellensammlung mit Übersetzungen Żygulski, Zdzisław/Szyrocki, Marian (Hg.): Silesiaca. Wybór z dzieł pisarzy śląsko-niemieckich XVII wieku w tekstach oryginalnych i polskich przekładach. Warszawa 1957. Überblicke finden sich bei Głombiowski, Karol: Polska literatura polityczna na Śląsku od XVI do końca XVIII w. Studium z zakresu historii użytkowania książki. Katowice 1960, 23f., 162f.; Szarota, Elida Maria: Piastowie w literaturze niemieckiej XVII w. In: Jakubowski, Jan Zygmunt (Hg.): Europejskie związki literatury polskiej. Warszawa 1969, 154–186; Pietrzak, Ewa: Das kulturelle und literarische Leben im Bereich der schlesischen Piastenhöfe im 17. Jahrhundert. In: GWr (1989), Nr. 85 der Gesamtfolge, 105–116; Czarnecka, Mirosława: Deutsch-polnische Kommunikation im plurinationalen Kulturkontext des Barock. In: Garber (Hg.): Kulturgeschichte Schlesiens, 361–384, hier 371.
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Einige Motivstränge bilden die inhaltliche Grundstruktur der Dynastietradition. Sie lassen sich quer über die Grenzen der Medien – bildende Kunst, Dichtung, Gelehrsamkeit – verfolgen. An erster Stelle stehen Verweise auf den Ursprung des Hauses. Diese Motivgruppe kreist vor allem um den legendären, namengebenden Ahnherrn Piastus. Der zweite Strang, die Motive der Kontinuität, ist fassbar im Bild des Baums oder Stammbaums und in dem Strukturprinzip der Herrscherreihe. Die Verdienste der Piasten stellen die dritte Gruppe von Motiven dar. Sie sind in der Zuschreibung von Leistungen und Tugenden an einzelne historische Fürsten und in den seltenen Aussagen über die Gesamtdynastie greifbar. Es wird zu zeigen sein, für welche Argumentationen diese Motive jeweils benutzt wurden. In den weiteren Teilen der Arbeit wird deutlich werden, wie sehr das spätere Nachleben der Dynastie auf diesen Motiven ihrer eigenen frühneuzeitlichen Selbstdarstellung aufbaute. Das Bildprogramm des Brieger Schlosstors (um 1553) Im Jahr 1535 begann Herzog Friedrich II. den Ausbau des Brieger Schlosses. Die großzügige Anlage wurde erst sechzig Jahre später unter seinem Sohn Georg II. vollendet. Die heutige Gestalt des Schlosses ist ein stark rekonstruierter Rest dieses bedeutendsten Residenzbaus der Renaissance in Schlesien.92 Gestaltung und Ausführung lag in den Händen der Baumeisterfamilien Parr aus Mailand und Niuron aus Lugano. Der gedrängte mittelalterliche Bau um den Löwenturm wurde zu einer vierflügeligen Anlage um einen Innenhof erweitert. Der gesamte Schlossbau kündete von Rang und Machtanspruch der Herzöge. Das Profil ihrer Selbstdarstellung aber lässt sich besonders gut an dem Torbau der Residenz ablesen, der zwischen etwa 1550 und 1556, größtenteils im Jahr 1553 entstand (Abb. 1).93
92 Brzeg/Brieg. In: Badstübner, Ernst/Tomaszewski, Andrzej/Winterfeld, Dethard von (Hg.): Schlesien. Bearb. v. Sławomir Brzezicki u. Christine Nielsen. München 2005, 179–184; Harasimowicz, Jan: Zamek w Brzegu. In: Derwich, Marek (Hg.): Monarchia Jagiellonów. 1399– 1586. Warszawa/Wrocław 2003, 152f.; Zlat, Mieczysław: Zamek piastowski w Brzegu. Opole 1988; Łomnicki, Jerzy: Rezydencja Piastów śląskich w Brzegu. In: BHS 17/3 (1955) 371f.; Bimler, Kurt: Das Piastenschloß zu Brieg. Breslau 1934; Kunz, Hermann: Das Schloß der Piasten zum Briege. Ein vergessenes Denkmal alter Bauherrlichkeit in Schlesien. Die Schicksale des Baues, sein einstiger und jetziger Zustand sowie die Rekonstruktionen des Schlosses in Bild und Wort dargestellt. Brieg 1885. 93 Popp, Dietmar: Das Skulpturenprogramm des Schloßportals in Brieg/Schlesien (um 1550– 56). Zur Selbstdarstellung eines Fürsten im Spannungsfeld der territorialpolitischen Interessen der Großmächte Mitteleuropas. In: Bildnis, Fürst und Territorium. Hg. v. Thüringer Landesmuseum Heidecksburg. München 2000, 110–125; Grundmann, Günther: Burgen, Schlösser und Gutshäuser in Schlesien, Bd. 2: Schlösser und Feste Häuser der Renaissance. Bearbeitet und erweitert von Dieter Großmann. Würzburg 1987, 25–36; Zlat, Mieczysław: Brama zamkowa w Brzegu. In: BHS 24/3–4 (1962) 284–322.
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Abb. 1: Das Brieger Schlosstor ist das herausragende Werk der Renaissancekunst in Schlesien. Der wohl bis 1556 in Sandstein gemeißelte Fassadenschmuck hat ein reiches, anspruchsvolles Bildprogramm. Der Auftraggeber Herzog Georg II. formulierte darin Begründung und Anspruch seiner Herrschaft. Er entwickelte sie aus seiner königlich-polnischen Herkunft.
Die dreigeschossige Fassade des Portals ist harmonisch gegliedert. Im Erdgeschoss finden sich zwei rundbogige Toröffnungen: eine breite Durchfahrt und ein schmaler Durchgang. Die oberen Geschosse haben Rechteckfenster mit Steineinfassungen. Zwischen den Geschossen und zwischen den Fenstern ist die Fassade durch Pilaster und Gesimse gegliedert, die bildhauerisch üppig verziert sind. Der Gesimsfries im obersten Stockwerk trägt drei Wahlsprüche in lateinischer Sprache. Übersetzt lauten sie: „Aber des Herrn Wort bleibet in Ewigkeit“94 94 „Verbum domini manet in aeternum“.
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(Jes 40,8); „Ist Gott für uns, wer mag wider uns sein?“ (Röm 8,31)95 sowie „Durch Gerechtigkeit wird der Thron feststehen“96. Sie beschreiben ein lutherisches Programm legitimer Herrschaft: Vertrauen auf das ewige Gotteswort, dessen Gerechtigkeit der Herrscher verpflichtet ist und durch das er selbst als sündiger Mensch wie als Herrscher in mehrfachem Sinn gerechtfertigt ist. Oberhalb der Durchfahrt stehen zwei vollplastische Steinfiguren Herzog Georgs II. und seiner Gemahlin Barbara von Brandenburg. Zwischen ihnen zeigt eine Kartusche ein brandenburgisches Allianzwappen.97 Das herzoglich-briegische und das kurfürstlich-brandenburgische Wappen stehen, von Ritterfiguren gehalten, rechts und links der beiden Erbauerfiguren. Das Herzogspaar steht also nicht nur als persönliche Verbindung von Herrscher und Herrscherin, sondern auch als dynastische Allianz im Mittelpunkt der Komposition. Die Ehe Georgs und Barbaras verbürgte die Erbverbrüderung zwischen Liegnitz-Brieg und Brandenburg. Am Torbau fanden sich ursprünglich noch drei weitere Wappen. Den oberen Abschluss der Fassade bildete eine Balustrade mit dem Kronwappen des polnischen Königs Sigismund August in der Mittelachse. Dieses Wappen hat sich separat erhalten und ist heute in die rekonstruierte Balustrade eingefügt. Nicht erhalten, aber durch Beschreibungen und Grafiken erschließbar sind die beiden anderen Wappen. Es handelte sich um die Abzeichen der Häuser Habsburg und (sehr wahrscheinlich) Burgund.98 Sie waren seitlich und etwas niedriger als das Wappen des Jagellonen angebracht. Verbunden mit der heraldischen Komposition findet sich an der Portalfassade eine genealogische Darstellung. Über dem ersten Obergeschoss erstreckt sich eine doppelte Friesreihe mit den beschrifteten Brustbildern der Vorfahren Georgs II., der Herrscher Polens und Schlesiens von Piast bis Friedrich II. Die obere Reihe zeigt zwölf regierende Fürsten und Könige von Polen. Ihre lateinische Nomenklatur folgt den Chroniken:99 „Piastus“, von dem der Inschrift zufolge „die Könige von Polen und Herzöge von Schlesien abstammen“,100 „Semovitus“, „Lescus“, „Zemomislaus“, „Mieslaus“, dessen Einführung des Christentums hervorgehoben wird,101 „Boleslaus Chrabri“, „der erste König“ Polens,102 „Myeslaus“, „Casimir“, „Wladislaus Hermannus“, „Boleslaus Curvus“, „Wladislaus“ [II]. 95 „Si Deus pro nobis, quis contra nos?“ 96 „Justitia stabit thronus“. 97 In der Literatur wird dieses Wappen verschieden gedeutet: Als Allianzwappen zwischen Briegischen Herzögen und Brandenburgischen Kurfürsten (Zlat: Brama, 295) oder als Allianzwappen der Eltern Barbaras (Grundmann/Großmann: Burgen, Bd. 2, 26). 98 Auswertung der Quellen bei Zlat: Brama, 286–289. 99 Die Namensformen nach Kunz: Schloß der Piasten, nach meiner Autopsie der Inschriften sowie verfügbaren Fotos korrigiert. 100 „Piast. Crusvicen. Polo. Monarcha [...], a quo reges Poloniae et Siles. duces orti.“ 101 „Mieslaus Mo’ Polo. Abjecta idolatria gentili per baptismum ecclesiae dei insertus [...]“. 102 „Boleslaus Chrabri. I. Rex Pol.“
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„Boleslaus altus“, der letzte der oberen Reihe, war lediglich Herzog von (Nieder-) Schlesien. Er leitet so zu der zweiten Reihe mit zwölf schlesischen Herzögen über: „Henricus barbatus“, „Henricus [II.] Vratislaviensis“, „Bol[eslaus Lignicensis]“, „Henricus Ligni[censis] & Vratislavi[ensis]“, „Boleslaus [...] Ligni[censis] & Bregen[sis]“, „Ludovicus dux Bregensis“, „Henricus dux Bregensis“, „Henricus dux Lubensis“, „Ludovicus[...] Lubensis“, „Johannes Luben[sis] et Hainovi:[ensis]“, „Fridericus [I.] Ligni[censis] et Bregen[sis]“ und dessen namensgleicher Sohn, der „den wahren Glauben [wieder] eingesetzt und das Herzogtum seiner Väter vermehrt“103 habe. Die Ahnenreihe entspricht bis hinauf zu Mieszko I. auch noch dem heutigen Kenntnisstand der Genealogie, die früheren Herrscher gelten seit dem 18. Jahrhundert überwiegend als legendär.104 Die ersten fünf Brustbilder tragen Strahlenkronen (coronae radiales), die sie, übereinstimmend mit den Beischriften, als heidnische monarchae105 kennzeichnen. Boleslaw Chrobry und seine beiden Nachfolger (jeweils in der Beischrift als rex bezeichnet) führen die Königsinsignien Szepter und Krone. Ab Wladislaw Hermann tragen alle Gestalten als duces den Herzogshut. Georg II. wollte mit dem Brieger Skulpturenprogramm nicht nur die Verbindung mit Brandenburg bekräftigen. Er ordnete sie in weitgespannte Bezüge ein, bis in die heidnische Vorzeit und zu den mittelalterlichen Königreichen Burgund und Polen. Das Portal, die Nahtstelle zwischen Außen und Innen, zwischen den sozial und zeremoniell geschiedenen Bereichen des Hofes und der Stadt veranschaulicht zugespitzt die Selbstdarstellung des Erbauers. Dafür wurde die antike Form des Triumphbogens aufgegriffen. Die Herrscherreihe von Piastus bis Georg II. setzt das Kontinuitätsmotiv in einer besonders klaren Weise ein. Sie erinnert an den königlichen Ursprung und ungeminderten Rang des Hauses. Vetustas, die Würde hohen Alters, und Autochthonie, Alteingesessenheit, sollen gemäß dem Geschichtsdenken der Renaissance die Dignität des Fürstenhauses unterstreichen. Als Adressaten dieser Botschaft sollte man nicht zuletzt die schlesischen Fürsten und Stände in Betracht ziehen. Georg von Brieg erhob mit seiner Betonung der Herkunft und der Freiheiten seines Hauses Anspruch auf die Rolle eines schlesischen Landesvaters. In Zeiten des mühsam gebändigten Konfessionskonfliktes wurde im territorial kleingliedrigen Schlesien eine allseits respektierte Führungsfigur des Ständestaats gebraucht, gerade im Hinblick auf die Integrationspolitik der habsburgischen Oberlandesherren. Diese
103 „Vere religionis instaurator & patrii ducatus auctor.“ 104 Die in Brieg abgebildeten Herrscher ab Wladislaw II. tragen in Jasińskis Systematik aller Angehörigen des Breslauer und Liegnitz-Brieger Zweigs der Dynastie die Nummern 2, 13, 18, 24, 35, 52, 56, 68, 75, 80, 88, 90, 92. Vgl. Jasiński: Rodowód, Bd. 1. 105 So der Ausdruck in den Inschriften des Brieger Portals. Im Schrifttum der Frühen Neuzeit findet man häufiger den Begriff „ethnarcha“.
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Rolle konnte im traditionalen Denken der Frühen Neuzeit am ehesten ein Nachkomme des einst ganz Schlesien unter seinem Zepter vereinenden Fürstenhauses ausfüllen. Georg empfahl sich auch als evangelische Alternative zu den Breslauer Bischöfen, die während seiner Regierungszeit das Amt des Oberlandeshauptmanns innehatten. Die polnischen Akzente des Skulpturenprogramms sind keineswegs rein genealogisch-historisch, sondern mindestens ebenso sehr zeitgenössisch. Eine Fülle von Bezügen stiftet die herausgehobene Position des Kronwappens des letzten Jagiellonen Sigismund August, Georgs Onkel zweiten Grades, das die übrigen fünf Wappen ebenso überwölbt wie der Ahnenfries mit den ersten polnischen Königen die Stifterstatuen. Die Anordnung der Wappen ist jedoch nicht eindeutig zu interpretieren. Jede Deutung muss die aktuelle politische Situation der Entstehungszeit berücksichtigen. Durch die Eheschließung Sigismund Augusts mit der Habsburgerin Katharina, zu der Georg II. und Barbara nach Krakau reisten, schien 1553 eine Aussöhnung zwischen den konkurrierenden Mächten Österreich und Polen-Litauen erreicht. Fraglich waren dabei freilich die Nachhaltigkeit dieser Aussöhnung und auch der Bestand der jagiellonischen Herrschaft überhaupt, waren doch Sigismund Augusts frühere Ehen kinderlos geblieben. Im Reich zeichnete sich nach mehreren gewaltsamen Auseinandersetzungen eine Bestandsgarantie für das evangelische Bekenntnis ab, die dann 1555 im Augsburger Religionsfrieden festgehalten wurde. Auch dessen Dauerhaftigkeit musste sich erst noch erweisen. Die wichtigste zeitgenössische Voraussetzung für eine künstlerisch-politische Aussage des Brieger Herzogs war aber sicherlich das Schlüsselereignis der jüngeren Familiengeschichte – die von Ferdinand I. annullierte Erbverbrüderung. Man kann das Beziehungsfünfeck der Wappen auf dem Brieger Torbau als Abbild der politischen Spannungsverhältnisse verstehen, in denen das vergleichsweise kleine, aber wirtschaftlich relativ starke und politisch ambitionierte Mediatfürstentum Brieg stand.106 Darüber hinaus verweist es auf gedankliche Alternativen zum habsburgischen Integrationsprogramm. Die Betonung der Abkunft von Königen und unabhängigen Herzögen stellte das Lehensverhältnis Georgs II. von Brieg zu den Habsburgern, die durch ihr Dynastiewappen vertreten waren, als Ergebnis eines freiwilligen Akts dar. Das jagiellonische Reichswappen erinnerte nicht nur an die Verwandtschaft Georgs mit Sigismund August, sondern auch an die Huldigung des Herzogtums Preußen an Polen als Vergleichsfall. Einen weiteren ideellen Anknüpfungspunkt, ein Modell für größtmögliche Freiheit innerhalb von Lehensverhältnissen, stellt der Verweis auf das Herzogtum Burgund dar. Mehrere Dinge könnten den Bauherrn an diesem dynastischen Staat des 15. Jahrhunderts interessiert haben. Burgund, das wie Schlesien im Kontaktbereich zweier Staatswesen lag, hatte sich aus den Lehensbindungen zum Reich und 106 Vgl. Popp: Skulpturenprogramm, 117.
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zu Frankreich emanzipiert und war zu einer europäischen Macht geworden. Das burgundische Herzogshaus, eine Nebenlinie der Valois, hatte nicht nur im Hundertjährigen Krieg die französische Krone beansprucht. Der letzte burgundische Herzog Karl der Kühne hatte auf dem Treffen von Trier im Herbst 1473 beinahe die Anerkennung als König erreicht.107 Das untergegangene Burgund war in ganz Europa ein Vorbild an effizienter Verwaltung und an höfischer Kultur. Nicht zuletzt stellte es ein Herzstück der Hausgeschichte der Habsburger dar. Der durch die Ehe Maximilians I. mit Maria von Burgund begründete Erbfall der burgundischen Lande an Habsburg hatte heftigen Widerstand Frankreichs hervorgerufen. Womöglich hatte aus Sicht Georgs II. die Auseinandersetzung um die sicherlich weniger bedeutende Erbverbrüderung von Piasten und Hohenzollern eine gewisse Ähnlichkeit mit diesem europäischen Konflikt. Burgundische Traditionen wurden im Hause Habsburg von Karl V. bis Rudolf II. intensiv gepflegt. Georg II. hatte in diesem Punkt ähnliche Vorlieben. Es wird berichtet, dass er Porträts der burgundischen Herzöge ebenso wie wertvolle Gobelins besaß.108 Das Skulpturenprogramm lässt die Interpretation zu, dass Georg das Recht des freien Veräußerns seines Landes, wie es sein Vater in der Erbverbrüderung auszuüben versucht hatte, als Option weiterhin für sich in Anspruch nahm. Zeitgenossen konnten an das Bildprogramm des Schlosstors nach der Lage der Dinge zwei Gedankenspiele knüpfen. Mit dem preußischen Fall im Hintergrund war die Verknüpfung von brandenburgischen und polnischen Wappen eine Anspielung auf die theoretische Möglichkeit einer Lehnsauftragung des Herzogtums Brieg an Polen. Noch ferner liegend, aber keineswegs völlig abwegig, war ein zweites Waswäre-wenn: Würde der polnische Adel angesichts der beunruhigend langen Kinderlosigkeit des Königs nicht auch Georg II., den Nachkommen von Piasten und Jagiellonen, als Nachfolger in Betracht ziehen?109 Mit dem 1576 gewählten siebenbürgischen Fürsten Stefan Báthory kann man Georg freilich nur mit großen Abstrichen vergleichen. Überdies lässt es sich nicht nachweisen, dass der Herzog ähnliche Ambitionen gehegt hätte wie sein Neffe Heinrich XI., der zwanzig Jahre später in Verkennung seiner Chancen nach der polnischen Krone strebte. Georgs Biographen heben im Gegenteil seine außenpolitische Zurückhaltung hervor. In jedem Fall betonte Georg mit der Herausstellung des Jagiellonenwappens sehr deutlich seine Wertschätzung für das Nachbarland, wo der Adel beträchtliche
107 Ehm, Petra: Burgund und das Reich. Spätmittelalterliche Außenpolitik am Beispiel der Regierung Karls des Kühnen (1465–1477). München 2002, 117–197. 108 Chojecka, Ewa: Drzeworyty kroniki Joachima Bielskiego i zaginione gobeliny Anny Jagiellonki. Ze studiów nad związkami artystycznymi Krakowa i Brzegu w XVI wieku. In: RSŚ 7 (1970) 37–73. 109 Vgl. Kramarczyk, Stanisław: Renesansowa budowa zamku piastowskiego w Brzegu i jej tło historyczne. In: BHS 24 (1962) 323–343; Przała, Jan: Daty, monogramy i gmerki na bramie zamku w Brzegu. Ebd., 400–408; Grundmann/Großmann: Burgen, Bd. 2, 30–32.
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verfassungspolitische und konfessionelle Freiheit genoss und weitgehende Mitsprache in den Staatsgeschäften beanspruchte. Es war offenbar kein konkreter politischer Plan, den Georg am Brieger Schlosstor in Stein meißeln ließ. Georg zeigte mit den polnischen Bezügen des Baus lediglich ein Potential auf, das in die Bereiche Recht und Dignität gehörte. Er gab seiner als freiwillig dargestellten Unterordnung unter den obersten Landesherren auf diese Weise großes Gewicht. Dabei bestand er demonstrativ auf seinem besonderen Rang und seinen herzoglichen landesherrlichen Rechten. Seine geradlinige königlich-polnische Abkunft stand als Ahnenfries im Bildmittelpunkt, weil sie das zentrale Argument war. Darstellungen der Abkunft vom legendären Piastus und den polnischen Königen: Die Adelsrepublik Polen-Litauen als Vorbild für ständische und konfessionelle Freiheit In den Jahren 1567 bis 1586 ließ Georg II. die Brieger Schlosskirche zur hl. Hedwig erneuern und ausschmücken.110 Auch hier trat der Herzog als ehrgeiziger Kunstmäzen auf, der großen Wert auf dynastische Selbstdarstellung legte. Eine Krypta entstand als Grablege der Brieger Piasten. Die Kirche sollte vom Ruhm des Geschlechts, seinen dynastischen Allianzen und nicht zuletzt von der Fürsprecherfunktion der Herzöge für die evangelischen Stände erzählen. Letztere kam vor allem durch die zahllosen Wappenschilde und Epitaphien in der Kirche zum Ausdruck. Die Geschlechter Schlesiens sahen es als ehrenvoll an, an diesem Ort symbolisch oder durch Gräber ihrer Angehörigen vertreten zu sein. Im Chor der Kirche war ringsum „der an den Wand-Feldern von Gibs erhabene und mit Gold und anderen Farben überzogene piastische wie auch brandenburgische, auch österreichische Stamm-Baum mit aller Fürsten, Kayser und Könige, auch Ertzherzoge Angesichtern sehr sauber ausgearbeitet.“111 Während das Aussehen der Stammbäume der Habsburger und der Hohenzollern an den Seitenwänden des Presbyteriums unklar bleibt, kann man von dem piastischen Stammbaum am Scheitelpunkt des Chors eine Vorstellung gewinnen.112 Es handelte sich entweder um ein großes Wandgemälde oder ein bemaltes Stuckrelief – die Quellen sind in diesem Punkt ungenau.113 In aller Ausführlichkeit zeigte 110 Brzeg/Brieg. In: Badstübner/Tomaszewski/Winterfeldt (Hg.): Schlesien, 173–184, hier 182; Zlat: Zamek, 68–74. 111 Lichtstern, Friedrich [d. i.: Lucae, Friedrich:] Schlesische Fürsten-Krone/ Oder Eigentliche/ wahrhaffte Beschreibung Ober- und Nieder-Schlesiens […]. Franckfurt am Mayn 1685, 470. 112 Więcek, Adam: Ilustrowane drzewa genealogiczne Piastów śląskich w Brzegu. In: Kwartalnik Opolski 3/4 (1957) 4–27, hier 4–9. 113 In der Forschung wird allgemein angenommen, dass dieser Stammbaum auf Georg II. zurückgeht. Vgl. Więcek: Ilustrowane drzewa genealogiczne, 5; Zlat: Zamek, 68f., Harasimo-
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der Stammbaum sämtliche männlichen Vertreter des Geschlechts. Die Darstellungsform war ungewöhnlich: Zu Füßen des Baumes lag schlafend Piast, aus seiner Brust entspross der Baum, wie in den als „Wurzel Jesse“ ausgestalteten mittelalterlichen Genealogien Jesu.114 Ein Vorbild für die Übertragung aus der religiösen in die profane Sphäre war vielleicht eine gedruckte Genealogie der Habsburger.115 Die Figur des Piast trat in dem Stammbaum im Chor der Hedwigskirche zum ersten Mal als eindrückliches Sinnbild für die Dynastie und ihr Selbstverständnis auf. Seitdem wurde sie in Bildern und Texten im Umkreis der Höfe von Liegnitz und Brieg immer wieder aufgegriffen. In demselben sozialen Umfeld erhielt die Dynastie auch erstmals den Namen nach ihrem legendären Stammvater. Wann das genau geschah, ist schwierig nachzuvollziehen.116 Die polnischen Könige des Hochmittelalters wurden zu ihren Lebzeiten von niemandem „Piasten“ genannt. In Polen wurde es erst ab 1780 durch das Geschichtswerk des Adam Naruszewicz in der Historiographie gebräuchlich, sie als „Piastowie“ zu bezeichnen, obwohl sich einige verstreute Belege bereits im 17. Jahrhundert finden. Im Königreich Polen wurde die Bezeichnung „Piastus“, im Plural „Piasti“ bzw. die polnische Entsprechung „Piast“, „Piastowie“ nämlich für etwas anderes verwendet.117 Bereits seit den ersten beiden Königswahlen nach dem Aussterben der Jagi-
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wicz, Jan: Dawne drzewa genealogiczne Piastów śląskich. In: Derwich, Marek (Hg.): Monarchia Piastów. 1038–1399. Warszawa/ Wrocław 2003, 60–61, hier 60. Zeitgenössische Beschreibungen finden sich bei Schickfuß, Jacob: New Vermehrete Schlesische Chronica unnd Landes Beschreibung/darinnen Weyland H. Joach: Curaeus [...] Einen Grundt geleget. Jtzo Biß an das 1619 Jahr/ da sich dero Oesterreichischen Wienerischen Linien Regierung gantz endet [...]. Jehna/Breßlaw [1625], Buch I, Kap. VII, 28 sowie Lucae: Schlesiens curieuse Denckwürdigkeiten, 1373; ders.: Schlesische Fürsten-Krone, 470, referiert bei Kunz: Schloß der Piasten, 49f. Böcher, Otto: Zur jüngeren Ikonographie der Wurzel Jesse. In: Mainzer Zeitschrift 67/68 (1972/73) 153–168. Sunthaym, Ladislaus: Der löblichen fursten vn des lands österrich altharkome vn regier. Basel [nicht vor 1491], Holzschnittillustration auf unpaginierter Titelrückseite. Kalinowski: Gloryfikacja, 188, Anm. 53, verweist dagegen auf französische Vorbilder, ebenfalls aus der Wende des 15. und 16. Jahrhunderts, nämlich Genealogien des Hauses Valois auf festlichen Triumphpforten. Allgemein zum Problem des Dynastienamens Gieysztor, Aleksander: Piastowie. In: Kowalenko, Władysław (Hg.): Słownik starożytności słowiańskich. Encyklopedyczny zarys kultury Słowian od czasów najdawniejszych do schyłku wieku XII, Bd. 1–8. Wrocław u. a. 1962– 1996, hier Bd. 4: P-R (1972), 70f.; Strzelczyk, Jerzy: Piast. In: ders.: Mity, podania i wierzenia dawnych Słowian. Poznań 1998, 148–152; Jasiński: Rodowód, Bd. 1, 9, Anm. 16; ders.: Rodowód pierwszych Piastów (2004), 26–28. Jasiński referiert ausführlich die ältere polnische Diskussion zwischen den Mediävisten Henryk Łowmiański und Aleksander Gieysztor. Grundsätzlich zum Begriffswandel bis in das 20. Jahrhundert Augustynowicz, Christoph: Piast – ein Begriff zwischen politischen Programmen und historischen Traditionen. In: Österreichische Osthefte 43 (2001) 333–351.
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ellonendynastie (Interregna 1572/73 und 1574/76) standen sie für einen Thronkandidaten aus dem einheimischen Adel oder doch aus den ständischen Monarchien Ostmitteleuropas.118 In dieser Bedeutung war der Begriff im 17. Jahrhundert geläufig und wurde auch von ausländischen Beobachtern als Fachwort verwendet.119 Das Benennungsmotiv war nicht eine fiktive Abstammung, sondern eine typologische Entsprechung zu dem vermeintlichen ersten König. Wie jener, so argumentierten die Anhänger „piastischer“ Kandidaten, sollte auch der neue König dem polnisch-litauischen Adel als dem eigentlichen Staatsvolk der Adelsrepublik angehören. Der verbreitete Wunsch nach einem „Piast“ als König ergänzte das kulturell-politische Selbstverständnis der polnischen Szlachta als freie „Sarmaten“.120 Der vom legendären Urahn abgeleitete Name für die Dynastie ist dagegen in verschiedenen Formen erstmalig an den Höfen von Liegnitz und Brieg in Gebrauch gekommen. Wendungen mit Adjektivattribut wie „piastea stirps“, „gens“ oder „domus“, das piastische oder „pyastaeische“ Geschlecht oder Haus, oder mit Genitivattribut, wie „Piasti [des Piastus] Haus“ lassen sich schon ab 1520 finden. Ab dem letzten Jahrzehnt des 16. Jahrhunderts werden sie häufig. Damals beginnt auch die Bezeichnung einzelner Herzöge als „Enkel“ oder Nachfahren des Piastus („Piasti nepos“) in panegyrischen Dichtungen.121 Solche Formulierungen finden sich noch in den Nachrufen auf Georg Wilhelm. Die gräzisierende Bezeichnung „Piastides“, Genitiv Plural: „Piastidum“ oder „Piastidarum“, und damit den ältesten aus einem Wort bestehende Namen konnte ich für 1612122 nachweisen. Schon 1621 (allgemein gebräuchlich, soweit ich sehe, erst kurz nach 1675) kommt die einfachere lateinische Form „Piasti“, Genitiv: „Piastorum“ vor,123 etwas später „Piastae“, Ge118 Bues, Almut: Die habsburgische Kandidatur für den polnischen Thron während des Ersten Interregnums in Polen 1572/73. Wien 1984, 39–41; Augustynowicz: Die Kandidaten und Interessen. 119 Piast. In: Linde, Samuel Bogumił: Słownik języka polskiego. Wydanie drugie [...], Bd. 4: P. Lwów 1858, 85f. 120 Bömelburg, Hans-Jürgen: Das polnische Geschichtsdenken und der Piasten- und Jagiellonenkult in der Frühen Neuzeit. In: Bahlcke/Strohmeyer (Hg.): Konstruktion der Vergangenheit, 193–220; ders.: Frühneuzeitliche Nationen im östlichen Europa. Das polnische Geschichtsdenken und die Reichweite einer humanistischen Nationalgeschichte (1500–1700). Wiesbaden 2006, 127–141. 121 Laubanus, Melchior: Ad Illustrissimum antiquissimi stemmatis Principem Ioannem-Christianum [...] Coronarium sive Odae Auspiciales. Lignicii 1609; die Titelseite nennt Johann Christian den „26. Enkel in seit 700 Jahren ununterbrochener Reihe des Piastus, jenes großen Vorfahren von Königen und Fürsten“ („Piasti magni illius Regg. Principumque Progenitoris, Post annos amplius DCC indirempta serie Nepotem XXVI“). 122 [Grisbeck, Simon:] Genealogia stirpis antiqvissimae illustrissimorum principum Lygio-Bregensium [...]. Francofurti 1612, Titelrückseite. 123 [Moller, Johannes:] Johannis Molleri Lubenensis Silesii, Historiae Ducum Lignicensium [...] Libri III. Carmine elegiaco adornati. Glogoviae maiori 1621, mehrere Seiten der unpaginierten Vorrede. – Ein früherer Beleg für „Piasti“ in der Beischrift eines kleineren Stammbaums an der Wand des mutmaßlichen Studierzimmers Georgs II. aus den achtziger Jahren des
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nitiv: „Piastarum“.124 Diese Bezeichnungen für das schlesische Fürstenhaus verbreiteten sich im 18. Jahrhundert durch die im Oderland erscheinenden gelehrten Schriften, nun auch mit der deutschen Variante „Piasten“. Schon bevor der Name des Piastus im Nachbarland seine neue politische Bedeutung bekam, wusste man an den Höfen von Liegnitz und Brieg über ihn und seine Nachfahren ausgezeichnet Bescheid. Kurz nach dem Antritt der Regierung in Liegnitz hatte Friedrich II. einen Geistlichen mit der Übersetzung eines alten Textes aus der Hofbibliothek beauftragt. Der unbekannte Übersetzer führte die „Historia der alten Könige in Pohlen und Hertzogen in Schlesien so von Piasto herstammen“ bis in die Gegenwart fort.125 Die Vorlage, die „Chronica Principum Poloniae“ aus dem 14. Jahrhundert, war nicht irgendein Text. Sie gilt als „Höhepunkt der mittelalterlichen Historiographie Schlesiens“. Es war der erste Versuch gewesen „eine Geschichte des ganzen Landes zu schreiben“.126 Die Chronik war zugleich ein zentrales Dokument des älteren dynastischen Bewusstseins der Piasten. Der Text des Kanonikus Peter von Bitschen, für den Hof Herzog Ludwigs I. von Brieg verfasst, stellt diesen und seine Verwandten in die Kontinuität des Königreichs Polen. Über den Ursprung des Hauses berichtet er folgendes: 16. Jahrhunderts gilt wohl zu Recht als Interpolation im Rahmen der Renovierung des Gemäldes in den Jahren 1929/30. Die fragliche Stelle lautet: „Georgius alter ex regia Piastorum stirpe [...]“ – „Georg II. aus dem königlichen Geschlecht der Piasten [...]“. Vgl. Więcek: Ilustrowane drzewa genealogiczne, 11 (Zitat), 24f. (Zurückweisung der Echtheit). 124 Colerus, Christophorus: Laudatio Honori & Memoriae V. Cl. Martini Opitii paulò post obitum ejus A. M D C. XXXIX in Actu apud Uratislavienses publico solenniter dicta. Lipsiae 1665, 54. 125 Eine Ausgabe der übersetzten Anteile der Chronik bis zum Berichtsjahr 1385 fehlt. Schneider, Joachim: „Liegnitzer Chronik“ („Chronik der alten Fürsten und Herren von Polen“). In: Wachinger, Burghart (Hg.): Die deutsche Literatur des Mittelalters, 2., völlig neu bearb. Aufl., Bd. 11: Nachträge und Korrekturen, Berlin 2004, Sp. 923–924; Zeissberg, Heinrich: Die polnische Geschichtsschreibung des Mittelalters. Leipzig 1873, 129–132, über die Übersetzung und ihre Handschriften 131f., Anm. 3. In dieser Anmerkung findet sich der hier angeführte übersetzte Titel; er steht in der Handschrift der damaligen Wiener Hofbibliothek, der heutigen Österreichischen Nationalbibliothek, Cod. 8761. Vgl. auch: Nachricht von einer alten geschriebenen deutschen Chronik, die im Rathhäuslichen Archiv zu Liegnitz [...] verwahrt wird. Chronica der Fürsten von Polen. In: Schl.Prbll. (1787), Nr. 6 der Gesamtfolge, 257–263 (Lit. Chron.) und Stenzel, Gustav Adolf: Vorrede. In: SRS 1 (1835) III–XX, insbes. XVIf. Die Fortsetzung der Chronik von 1385–1507 hg. v. Franz Wachter in: SRS 12 (1883) 95–106; vgl. ferner die editorische Notiz ebd., XVIIf. 126 Der lateinische Text hg. v. Gustav Adolf Stenzel in: SRS 1 (1835) 38–172. Vgl. zu der Chronik allgemein Heck, Roman: Kronika książąt polskich – metoda prezentacji dziejów. In: Gajda, Krystyna (Hg.): Dawna historiografia Śląska. Materały z sesji naukowej odbytej w Brzegu w dniach 26–27 listopada 1977 r. Opole 1980, 61–81; wichtige Hinweise zur Funktion des Textes: Schulte, Wilhelm: Die politische Tendenz der Cronica principum Polonie. Breslau 1906; Schaube, Adolf: Kanonikus Peter Bitschen und die Tendenz seiner Fürstenchronik (Cronica principum Polonie). In: ZVGS 61 (1927) 12–43.
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König Pompilius (poln. auch Popiel) der jüngere sei einer der letzten in der langen Reihe heidnischer Monarchen in Polen gewesen. Er wird als äußerst ungerecht und grausam beschrieben. Sogar seine Brüder habe er ermordet. Bald hätten ihn samt Weib und Kindern die Mäuse aufgefressen, die aus den unbestatteten Leichen der Brüder krochen. Zuvor aber habe sich dies begeben: Pompilius lud zur Haarschur seiner Söhne, der Mannbarwerdung nach heidnischem Brauch. Zwei in göttlichen Auftrag als Pilger auftretende Gäste ließ er davonjagen. Ein armer Bauer namens Piast („Past“)127 nahm sie freundlich auf und bot ihnen Nachtlager und Speise an. Er reichte ihnen das Fässchen Bier und das Ferkel, die er für die anderntags geplante Haarschur seines eigenen Sohnes, Ziemowit („Symovith“) aufgespart hatte. Durch ein Wunder vermehrten sich diese Gaben des Großzügigen. Sie reichten auch noch, um die auf den Rat der Pilger eingeladenen Großen des Landes, mit Pompilius an der Spitze, zu sättigen. Nach Pompilius’ schrecklichem Ende stieg der heranwachsende Siemowit durch eigene Tüchtigkeit zum Heerführer auf und ist schließlich zum „Herzog der Polen [...] angenommen worden.“128 Die Chronik sieht darin, wie schon die Vorlage des Vincentius Kadłubek, das Wirken Gottes. Er selbst sei es gewesen, der „die Hochmütigen niedergebeugt und dann die Niedrigen erhöht“ habe (vgl. Lk 1,52), und zwar indem „ein neues begnadetes Geschlecht die Nachfolge antrat, dessen Erhabenheit nach göttlichem Plan desto höher hinaufwuchs, je niedriger die Herkunft des neuen Herrscherhauses war.“129 Die „Chronica Principum Poloniae“ stützte sich für die ersten Jahrhunderte der Darstellung nicht nur auf die älteste schlesische Landesgeschichte, die „Chronica Polonorum“ aus dem 13. Jahrhundert. Wie schon diese zog sie auch die Chronik des Krakauer Bischofs Vincentius Kadłubek heran. Zusätzlich benutzte Peter von Bitschen auch Polens ersten Geschichtsschreiber, den sogenannten Gallus Anonymus aus dem frühen 12. Jahrhundert. Die Chronik band Schlesiens frühe Geschichte also schon durch ihr Material eng an die polnische. Mit der Geschichte von dem Bauern Piastus griff sie auch bewusst den Gründungsmythos der polnischen Königsdynastie für deren schlesische Nebenlinie auf.130 Der Text betont den 127 So die Form in den Handschriften der „Chronica Principum Poloniae“. Ähnliche Schreibweisen finden sich bei Gallus Anonymus. Erst seit dem 16. Jahrhundert wird die Erweichung der Konsonanten im Polnischen konsequent durch die Schreibung mit „y“ bzw. dem seit dem 18. Jh. allein gültigen „i“ bezeichnet. Vgl. Piast. In: Taszycki, Witold: Słownik staropolskich nazw osobowych, Bd. 4: N-R. Wrocław u. a. 1974–1976, 224. 128 „[...] dux Polonorum [...] assumptus“. Chronica Principum Poloniae (1835), 38–172, hier 45f. 129 „[...] suppressis superbis humiles exaltavit“; „nova succederet grata progenies, cujus celsitudo tanto crevit sublimius divina disposicione, quanto humilius succedentium fuit genus.“ Ebd., 46, 45. 130 Überblicke über die Forschung zur Piastus-Legende bei Strzelczyk, Jerzy: Die Piasten – Tradition und Mythos in Polen. In: Saldern, Adelheid von (Hg.): Mythen in Geschichte und Geschichtsschreibung aus polnischer und deutscher Sicht. Münster 1996, 113–131; ders.: Piast; ders.: Auf den Spuren der ältesten polnischen Nationalsagen. Die Popiel- und Piast-
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Anspruch auch der schlesischen Fürsten auf das Erbe des Königreichs Polen. Er kritisiert scharf die rangmindernde Unterordnung unter Böhmen, was in der Klage gipfelt: „Und vielleicht haben es [unsere] Sünden zwangsläufig bewirkt, dass das Breslauer Land und Herzogtum von seinen ursprünglichen [Herren] solcherart an auswärtige kommt und die Freiheit der Fürsten der Polen verloren gegangen ist.“131 Friedrich II. empfand die Chronik trotz ihres Alters von 120 Jahren und der viel älteren Traditionen, die sie enthielt, offenbar als so zeitgemäß, dass er sie übersetzen und fortführen ließ. Die Aktualisierung seiner Hausgeschichte war politisch wertvoll, etwa bei der Werbung um seine erste Ehefrau Elisabeth Jagiello von Polen. Ihr Bruder, König Sigismund, zeigte sich in einem Brief erfreut über den Freier, der „aus dem alten Geschlecht der Könige und Herzöge Polens“ stamme.132 Der zeitgenössische Dichter Franz Faber machte die politische Relevanz des Geblüts in seinem Poem „Zabothus sive Silesia“ 1520 bekannt, wenn er daran erinnerte, dass „das edle Geschlecht und der berühmte Stamm des Piastus“ theoretisch „Erbe des sarmatischen [polnischen, M. E.] Zepters“ sei.133 Georg II. von Brieg ist als Friedrichs II. Sohn mit der „Chronica Principum Poloniae“ als Hausgeschichte großgeworden. Er erwarb später Werke der polnischen Renaissance-Historiographen für seine Bibliothek, darunter die bedeutende illustrierte Chronik des Matthias von Miechów, die 1521 in Krakau gedruckte „Chronica Polonorum“.134
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Sage. In: Polnische Weststudien 6 (1987) 15–46. Neuere Studien untersuchen die Dynastielegende im Kontext des polnischen Mittelalters: Deptuła, Czesław: Galla Anonima mit genezy Polski. Studium z historiozofii i hermeneutyki symboli dziejopisarstwa średniowiecznego. Lublin 2000. Im Vergleich mit dem sagenhaften Böhmenherzog Přemysl dem Pflüger: Schulz, Andreas: Czeski i polski mit założycieli – Přemysl i Piast. In: Lešnerová, Šárka (Hg.): InterFaces. Obraz vzájemných vztahů Čechů, Poláků a Němců v jejich jazycích, literaturách a kulturách / Obraz wzajemnych relacji Czechów, Polaków i Niemców w ich języku, literaturze i kulturze / Gegenseitige Wahrnehmungen von Tschechen, Polen und Deutschen auf den Gebieten Sprache, Literatur und Kultur. Leipzig/Kraków/Praha 2002, 63–67. Einen vieldiskutierten kulturanthropologischen, vergleichenden Herleitungsversuch aus der von George Dumézil postulierten indogermanischen idéologie tripartite bietet Banaszkiewicz, Jacek: Podanie o Piaście i Popielu. Studium porównawcze nad średniowiecznymi tradycjami dynastycznymi. Warszawa 1986. Zur Rezeption in Literatur und Malerei: Maślanka, Julian: Literatura a dzieje bajeczne. Warszawa 21990 [11984]; Fąfrowicz, Malgorzata: Piasta „malowane dzieje“. Opowieść o Piaście – zapis historyczno-literacki – pierwowzory i wzorce osobowe bohatera. In: RHS 18 (1990) 159–222. „Et forsitan peccatibus exigentibus terra Wratislaviensis et ducatus a naturalibus sic ad exteros divolvitur et perdita est libertas principum Polonorum.“ Chronica Principum Poloniae, 131. „[...] a vetusta progenie regum et ducum Poloniae“. Zitiert nach Weber: Verhältnis Schlesiens, 147. „[...] egregium genus et stirps clara Piasti“; „Sarmatici haeres sceptri“. Zit. nach Werner: Grenzlandproblem, 80. Matthias de Mechovia: Chronica Polonorvm. Impressum Craccouie [2]1521 [11519] [ND Kraków 1986].
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In diesem Werk finden sich stilisierte Holzschnittporträts der polnischen Herrscher, die Georg den Steinmetzen als Vorbilder für die Darstellungen in der Piastengalerie des Schlosstores vorgelegt haben muss. Der Brieger Doppelfries deutet die Krakauer Herrscherreihe zu einer Brieger Ahnenserie um. Er wirkte seinerseits auf die Entwicklung solcher „Fürstenkataloge“ in Polen zurück,135 die in jüngster Zeit als wichtiges Medium der Geschichtsvermittlung in der Adelsrepublik gewürdigt werden.136 Diese in der Frühen Neuzeit verfeinerte, an biblische und antike Muster anknüpfende Repräsentation einer Reichs- oder Landesgeschichte ist freilich auch im deutschen Kulturraum nicht selten.137 Dabei geht es nicht nur um Bilderreihen. Seriell gestaltete Porträts der Herrscher können als Illustrationenfolge eine Chronik bereichern, wie in der „Chronica Polonorum“. Sie können in separaten Drucken mit beschreibenden Texten kombiniert werden.138 Die Texte, in Prosa oder in Versen, können auch für sich eine Herrscherreihe bilden. In Polen ist diese
135 Teresa Jakimowicz: Wizerunki władców Polski w Chronica Polonorum Macieja z Miechowa. Problem kreacji i funkcjonowania źródła obrazowego. In: Topolski, Jerzy (Hg.): Studia nad świadomością historyczną Polaków. Poznań 1994, 67–81; Chrzanowski, Tadeusz: Działalność artystyczna Tomasza Tretera. Warszawa 1984, 163–173, die „Regum Poloniae Icones“; Miodońska, Barbara: Władca i państwo w krakowskim drzeworycie książkowym XVI w. In: Jaroszewski, Tadeusz Stefan (Hg.): Renesans. Sztuka i ideologia. Warszawa 1976, 45–96; Szczerbicka-Ślęk, Ludwika: Mit Piastów w literaturze XVI–XVIII w. In: Heck (Hg.): Piastowie w dziejach Polski, 229–248; vgl. auch Pietrzak, Ewa: Andreas Gryphius und die schlesischen Piasten. In: Anton, Herbert/Engel, Walter (Hg.): Weltgeschick und Lebenszeit. Andreas Gryphius, ein schlesischer Barockdichter aus deutscher und polnischer Sicht. Düsseldorf 1993, 229–242, hier 238f.; Pietrzak schlägt den Begriff „Fürstenkatalog“ vor. 136 Bömelburg, Hans-Jürgen: Frühneuzeitliche Nationen im östlichen Europa. Das polnische Geschichtsdenken und die Reichweite einer humanistischen Nationalgeschichte (1500– 1700). Wiesbaden 2006, 256–266, dort auch weitere Literatur zu Polen-Litauen. Die von Bömelburg gewählte Bezeichnung „emblematische Herrscherfolge“ erscheint freilich zu eng für die Vielfalt der Kombinationsmöglichkeiten von Prosa, Lyrik und Abbildung. 137 Zu nennen wären etwa die zwanzig „Fürstenbilder“ in der Wittelsbacher Grabeskirche St. Johannes in Scheyern (Oberbayern). Eine erste Fassung von 1382/83 erhielt 1624/25 ihre heutige Form. Vgl. Meuer, Michael: Die gemalte Wittelsbacher Genealogie der Fürstenkapelle zu Scheyern. München 1975. Der Zyklus steht in engem Zusammenhang mit einem Schlüsseltext der dynastischen Propaganda des Hauses Wittelsbach, der weitverbreiteten Scheyrer Fürstentafel, vgl. Studt, Birgit: „Scheyerer Fürstentafel“ („Tabula Perantiqua Schirensis“). In: Ruh, Kurt (Hg.): Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon. Begründet von Wolfgang Stammler. Fortgeführt von Karl Langosch. 2., völlig neu bearb. Aufl, Bd. 8: Revaler Rechtsbuch – Sittich, Erhard. Berlin u. a. 1981, 656– 659. 138 Ein Beispiel aus Sachsen für diese Form: Agricola, Johannes: Warhafftige Abcontrafactur und Bildnüs aller Groshertzogen/ Chur und Fürsten/ welche vom Jahr nach Christi Geburth 842. bis auff das jetzige 1587. Jahr/ das Landt Sachssen Löblich und Christlich regieret haben. Sampt kurtzer erklerung ihres Lebens/ aus glaubwirdigen Historien zusammen getragen /und kurtz in Deudsche Reimen bracht. Dreßden 1587.
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Textsorte des Poczet książąt i królów („Abfolge der Fürsten und Könige“) bis heute populär.139 Auch an den schlesischen Piastenhöfen war die Gattung der Herrscherserie beliebt. In den Jahrzehnten nach Georgs II. Torbau dürfte es mehrere Galerien mit Porträtgemälden gegeben haben, so in den Schlössern von Brieg und Liegnitz und im Liegnitzer Rathaus. Diese sind nicht mehr zu rekonstruieren. Bis heute greifbar ist eine Reihe literarischer Texte. Sie dokumentieren das im Untersuchungszeitraum gleichbleibend hohe Bedürfnis nach dem gelehrten und dichterischen Nachweis von königlicher Abkunft und herrschaftlicher Kontinuität in den schlesischen Piastenfürstentümern. Johannes Schramm stand als Liegnitzischer Kanzler in den Diensten von Georgs II. ehrgeizigem Neffen Heinrich XI. Schramm verfasste eine „Genealogia“ der Liegnitzer Herzöge. Der 1574 erschienene Text beruht offenbar auf der später vorzustellenden Landeschronik des Joachim Cureus von 1571.140 Die „Genealogia“ ist ein Liegnitzer Gegenstück zu der Ahnenreihe auf dem Brieger Torbau. Sie steht für ein dynastisches Bewusstsein, das Heinrich XI. auch öffentlich zum Ausdruck brachte. Im Jahr 1581 antwortete er auf misstrauische Fragen kaiserlicher Gesandter wegen seiner Kontakte nach Polen: „Wäre nicht ohne, daß IFG. [Ihre Fürstliche Gnaden = Herzog Heinrich, M. E.] zum öfteren in Polen wären gezogen, zu Besuchung derselbigen Herren und Freunde [...]. Weil IFG. aus dem löblichen Stamm der Könige in Polen wären, so hätten IFG. noch Polnisch Geblüte in ihr, welches wallet und eine Zuneigung zu Polen hätte, gestünden aber gar nicht, [...] daß IFG. wider I[hre] Maj[estät] practicirten, sondern wollten [...] das Contrarium weisen, daß sie bei den vornehmsten Herren [...] dies von I. Maj. redeten, was sich von seinem Kaiser und Herren gebühre.“141 Schramms Konzept wurde aufgegriffen in der „Kurtze[n] Vorzeichnus/ Bericht und Auszug/ von dem Stamling142 und Ankunfft der Hertzoge zu Teschen und 139 Banaszkiewicz, Jacek: O poczcie władców słów kilka. In: Lipowska, Marta (Hg.): Poczet królów i książąt polskich Jana Matejki. Warszawa 22003 [11998], 5–15. Verbreitet ist die Variante der gedruckten Herrscherporträts mit Kurzbiographien. Dieses Muster hat der Krakauer Maler Jan Matejko mit einer kanonisch gewordenen Serie von Zeichnungen zur Zeit der Teilungen neu belebt. 140 Schramm, Johannes: Genealogia Illustrium et Inclytorum Principum et Dominorum, Ducum Silesiae, Legnicensium, Bregensium,& Goltpergensium. Witebergae 1574. Abgedruckt bei Sommer von Sommersberg, Friedrich Wilhelm (Hg.): Silesiacarum Rerum Scriptores aliquot adhuc inediti. Accedunt codicis Silesiae diplomatici specimen, et diplomatarium Bohemo-Silesiacum [...]. Lipsiae, Sumptibus Michaelis Huberti, bibliopolae Wratislaviensis, 1729, 645–665. 141 Schweinichen, Hans von: Denkwürdigkeiten von Hans Schweinichen. Hg. v. Hermann Oesterley, Breslau 1878, 263f. 142 Das Maskulinum „Stamling“ oder „Stämmling“ ist eine untergegangene Lehnprägung zu „stemma“ oder „stirps“.
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Gross Glogaw“.143 Dieser Text wurde 1588 von dem aus Sachsen stammenden Juristen Eleasar Tilisch verfasst. Er ist eine Dynastiegeschichte, gilt aber auch als die älteste gedruckte Teschener Landesgeschichte.144 Tilisch war unter der Regentschaft der Herzogin Katharina Sidonia Hofmeister ihres Sohnes Adam Wenzel von Teschen. Als dieser die Regierung antrat, wurde Tilisch sein Sekretär. Doch 1610, nach dem Übertritt des Herzogs zum Katholizismus, musste der überzeugte Lutheraner Tilisch Teschen verlassen. Er suchte Asyl am Brieger Hof. Dort machte er sich sogleich daran, die Genealogie der dortigen Herzoge aufzuarbeiten, „Wie dieselbe Auss dem Uhraltenn Stamme der Konige zue Pohlen so woll auch vom Kayser Carolo Magno unndt Der Sanct Hedwig entsprossen undt Herkommen“. Das Werk beginnt mit einer emblematischen Interpretation des Liegnitz-Brieger Wappens, die zu einem Lobpreis des Hauses überleitet, mit dem die eigentliche Darstellung beginnt: „Vivat in aeternum florens stirps sera Piasti. [Es lebe ewig der blühende alte Stamm des Piastus, M. E.] Soll demnach vom Piasto hirmit der Anfang gemachet werden.“145 Das Werk sollte laut Titel „Biss auf diese Zeit des 1610. Jahres und die anitzo lebende fürstenliche Personen volnczogen und zusammengetragenn“ werden. Der 1612 verstorbene Tilisch konnte es wohl nicht vollenden. Die in Breslau verwahrte Handschrift zumindest reicht nur bis Ludwig III. von Liegnitz (gest. 1441). 1612 veröffentlichte der Grünberger Rektor Simon Grisbeck ein auf Latein, in elegischen Distichen verfasstes Gedicht „Genealogia stirpis [...] principum LygioBregensium“. Es rühmt auf zehn Seiten die Nachkommen des Piastus bis zu den Widmungsempfängern, den Herzögen Johann Christian von Brieg und Georg Rudolph von Liegnitz. Für den einzelnen Herrscher und seine Leistungen werden teils
143 Tilisch, Eleasar: Kurtze Vorzeichnus/ Bericht und Auszug/ von dem Stamling und Ankunfft der Hertzoge zu Teschen und Gross Glogaw. Was auch vor Alters etwan Denckwürdiges, bei solchem Fürstlichem Geschlecht und Hauß vorgelauffen. Freybergk in Meißen 1588, auch abgedruckt in Sommersberg (Hg.): Silesiacarum Rerum Scriptores aliquot adhuc inediti [Bd. 1], 723–744, mit Tafeln und Kommentar Sommersbergs. 144 Spyra, Janusz: Od Tilischa do Kaufmana i Gajdzicy. Swiadomość historyczna na Śląsku Cieszyńskim w epoce przednowoczesnej. In: ders. (Hg.): Kronikarz a historyk. Atuty i slabości regionalnej historiografii. Materiały z konferencji naukowej. Cieszyn, 20–21 września 2007. Cieszyn 2007, 130–170, hier 130–136; Poloczkowa, Barbara: Najdawniejsze kroniki cieszyńskie. In: Pamiętnik Cieszyński 7 (1993) 99–112. 145 [Tilisch, Eleasar:] Historische Beschreibung Der Genealogiae und Ankunft der hochlöblichen Fürsten und Hertzogenn inn Schlesienn zur Liegnitz undt Briegk Wie dieselbe Auss dem Uhraltenn Stamme der Konige zue Pohlen so woll auch vom Kayser Carolo Magno unndt Der Sanct Hedwig entsprossen undt Herkommen Biss auf diese Zeit des 1610. Jahres und die anitzo lebende fürstenliche Personen volnczogen und zusammengetragenn vonn Eleasaro Tilesio. o. O. 1610, 7, die vorhergehenden Zitate und das nachfolgende aus dem Titel. Die Handschrift: Biblioteka Uniwersytetu Wrocławskiego, Signatur HB B. 1693, im Jahr 1914 im Bestand der Breslauer Stadtbibliothek nachgewiesen, nähere Provenienz nicht zu ermitteln.
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nur vier Zeilen, teils mehr als eine Seite (so für Georg II. von Brieg) aufgewendet.146 Strenger gegliedert und weit umfangreicher sind die drei Bücher der „Historiae Ducum Lignicensium“ des aus Lüben im Herzogtum Liegnitz stammenden Arztes und „[Medicus] Ordinarius“ der Freien Standesherrschaft Trachenberg, Johannes Moller, von 1620. In Mollers Stellung begegnet uns zum ersten Mal im Umfeld des Piastenkults der Name der Adelsfamilie Schaffgotsch: Hans Ulrich Schaffgotsch, Freiherr von Trachenberg, heiratete im Erscheinungsjahr von Mollers poetischer Abhandlung die Liegnitz-Brieger Prinzessin Barbara Agnes, die Schwester Georg Rudolphs und Johann Christians. Dieser Zusammenhang dürfte kein Zufall sein. Das Haus Schaffgotsch sollte später, vor allem im 18. Jahrhundert, seine Verschwägerung mit den Piasten stark herausstellen. Moller widmet, nach einer kurzen Zusammenfassung der legendären Ursprünge Polens, jedem einzelnen Herrscher von Piastus bis Joachim Friedrich von Brieg ein ganzes elegisches Carmen von durchschnittlich drei Quartoseiten. Marginalien zeigen, dass er die zeitgenössische und ältere Historiographie benutzt hat. Zu kontroversen Einzelheiten gibt er sogar Anmerkungen.147 1653 knüpfte Sebastian Alischer, Pfarrer an der Liegnitzer Stadtkirche St. Peter und Paul, mit seinem Poem „Piastus“ an die Texte Grisbecks und Mollers an. Auch er wollte nicht nur den Dynastiegründer, der „vor achthundert Jahren durchlauchtigster Fürst“ gewesen sei, „mit elegischen Versen feiern“, sondern auch seine Nachkommen bis auf Johann Christian von Brieg und Georg Rudolph. Eine Elegie von genau einer Seite entfällt dabei auf jeden der Herrscher.148 Alischers klug zuspitzendes, stilistisch geschliffenes Werk war in Schlesien sehr weit verbreitet. Der Buchhistoriker Karol Głombiowski hat es in adeligen und bürgerlichen, evangelischen und katholischen Bücherbeständen nachgewiesen.149 In seiner knappen Form schien es offenbar als Merkbüchlein zur Landesgeschichte geeignet. Schon diese auf die Textsorte der Herrscherfolge beschränkten Beispiele zeigen, dass Genealogie und Panegyrik an den Piastenhöfen auf hohem Niveau gepflegt wurden. Die Geschichtsschreibung Schlesiens im engeren Sinne weist im hier besprochenen Zeitraum ebenfalls eine beträchtliche Nähe zu den piastischen Höfen auf. Die späthumanistische Landesgeschichtsschreibung verbreitete ein vorteilhaftes Bild der Fürsten, mit denen ihre wichtigsten Autoren in naher Beziehung standen.
146 Grisbeck: Genealogia. 147 Moller: Historiae Ducum Lignicensium. 148 Alischer, Sebastian: Piastus octo seculorum princeps serenissimus versibus elegiacis celebratus. Lignici 1653. Die Zitate sind eine Übersetzung des Titels. 149 Głombiowski: Polska literatura polityczna, 23, 163 (Anm. 6).
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Die neuzeitliche schlesische Historiographie150 ist bis zum Historismus des 19. Jahrhunderts tief geprägt von den lateinisch geschriebenen, Kaiser Maximilian II. gewidmeten „Gentis Silesiae Annales“, die der in Glogau ansässige MelanchthonSchüler, Arzt und Theologe Joachim Cureus 1571 in Wittenberg publizierte. Seine Chronik erlangte weite Verbreitung. Das war auch der deutschen Übersetzung des Saganer Bürgermeisters Heinrich Rätel zu verdanken.151 Diese den schlesischen Fürsten und Ständen gewidmete Fassung erschien in mehreren Auflagen. Auf Cureus baute auch der Rektor des fürstlichen Gymnasiums zu Brieg Jacob Schickfuß mit seiner auf Deutsch verfassten und ebenfalls den Ständen gewidmeten „New Vermehreten Schlesischen Chronica“ von 1625 auf.152 Auch Cureus’ Text referiert knapp die polnische Gründungssage der Dynastie. Er folgt wie das Brieger Schlosstor der in der polnischen Chronistik seit dem 14. Jahrhundert geläufigen Variante, nach der nicht erst Ziemowit, sondern schon Piastus zum Herrscher erhoben worden sei:153 „Hierauf wurde zum Königtum erhoben ein ehrenwerter Mann von mittelmäßigem Vermögen, Piastus, ein Bürger von Kruschwitz, der gefeiert wird wegen seiner Wohltätigkeit und Gastfreiheit. Von diesem Bürger, ausgezeichnet durch Frömmigkeit und Güte, stammen in langer Reihe die Könige von Polen, und [auch] nach deren Aussterben sind bis heute aus dieser Familie die löblichen Fürsten von Liegnitz und Brieg.“154 150 Eine moderne Monographie zur schlesischen Historiographiegeschichte sowie eingehende Darstellungen ihrer einzelnen Epochen fehlen. Vgl. für die Frühneuzeit Gładkiewicz, Westyna: Dziejopisarstwo śląskie okresu odrodzenia i wczesnego baroku. In: Gajda (Hg.): Dawna historiografia, 116–134; Fleischer, Manfred: Silesiographia. The Rise of a Regional Historiography. In: Archiv für Reformationsgeschichte 69 (1978) 219–247, jetzt dt. als Kap. III. in: ders.: Späthumanismus in Schlesien. Ausgewählte Aufsätze. München 1984, 49–91; Menz, Gerhard: Die Entwicklung der Anschauung von der Germanisierung Schlesiens in der schlesischen Geschichtsschreibung bis auf Stenzel. Stettin 1910. 151 Cureus, Joachim: Schlesische General Chronica [...] verdeutscht Durch [...] Heinrich Rätteln. Leipzig 1585. 152 Schickfuß: New Vermehrete Schlesische Chronica [1625]. Es existieren drei weitere, ebenfalls undatierte Ausgaben, die in Leipzig, Jena und Wittenberg erschienen – ein Hinweis auf die große Nachfrage nach einer deutschsprachigen Gesamtdarstellung der schlesischen Geschichte. 153 Die für den schlesischen Piastenkult des 17. Jahrhunderts offenbar konstitutive Änderung stammt aus der nicht sicher datierten „Großpolnischen Chronik“, die früher unter den Namen ihrer vermuteten Verfasser, Bogufal/Boguchwał (Bischof von Posen) bzw. Godysław Baczko zitiert wurde. Vgl. Strzelczyk: Piast, 149. In dieser Form findet sich die Geschichte um 1470 bei Jan Długosz (Ioannis Dlugossii Annales seu Cronicae incliti regni Poloniae. Liber Primus. Liber Secundus. Hg. v. Jan Dąbrowski. Varsoviae 1964, 162) und in den im 16. Jahrhundert gedruckten Werken, etwa bei Matthias de Mechovia: Chronica Polonorum, XIIIf.; [Kromer, Marcin:] Martini Cromeri De Origine Et Rebus Gestis Polonorum Libri XXX [...]. Basileae 31568 [11555], liber secundus, 29. 154 „Deinde euectus est ad regnum quidam honestus & mediocris fortunae ciuis Crusuicensis Piastus, qui celebratur ob beneficentiam & hospitalitatem. Ab hoc ciue, praestanti pietate &
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Cureus suchte durchaus auch nach neuen, nicht-dynastischen Ordnungsgrundlagen für die Geschichtsdeutung. Er fand diese einerseits in einer vom humanistischen Geschichtsdiskurs geforderten Anbindung Schlesiens an Germanien im Altertum, andererseits in der Blickrichtung auf das Reich. Diese verband sich mit einer bisweilen abwertenden Darstellung der polnischen Bezüge der schlesischen Geschichte.155 Die Trennung des Landes von Polen ist bei Cureus folgerichtig und heilsam: „Die Söhne Wladislaws [II., M. E.] kamen mit ihren Neffen überein, dass jene auf Kleinpolen verzichteten und sich mit jener Provinz zufrieden geben würden, die als Schlesien bezeichnet wurde. Man nahm also eine Teilung Schlesiens unter den jungen Prinzen vor, und zwar auf folgende Weise: Boleslaus der Lange erhielt das Breslauer Land, mit jener Gegend, die als Nabel Schlesiens feststeht. Die Fürstentümer Oberschlesiens aber, gegen Mähren und Krakau hin gelegen, wie das Ratiborer, das Oppelner und das Teschener, erhielt Mieslaw [Mieszko, M. E.]; den Teil von Niederschlesien, der an Großpolen und die Mark grenzt, erhielt Konrad, der Glogau zu seinem Sitz bestimmte. [...] Von diesem Königsgeschlecht der Polen stammen die Fürsten von Schlesien ab, von denen einige noch übrig sind, wie wir an gegebener Stelle sagen werden, und Schlesien, zuvor elend und erschöpft von den ständigen Kriegsverheerungen, begann damals aufzuatmen und besser gepflegt zu werden.“156 Soweit ich sehe, richtet sich die Antipathie Cureus’ gegen Polen aber an keiner Stelle gegen die hier so deutlich aus der polnischen Königsdynastie hergeleiteten Landesfürsten. Diese spielen vielmehr in seinem Werk, und noch mehr bei seinem Nachfolger Schickfuß, eine hervorragende Rolle. In den Abschnitten über das beneficentia descendunt longo ordine reges Poloniae : & illis extinctis, ex ea familia adhuc superstites sunt Inclyti Principes Lignicenses & Brigenses.“ Cureus, Joachim: Gentis Silesiae Annales. complectentes historiam de origine, propagatione et migrationibus gentis, & recitationem praecipuorum euentuum, qui in Ecclesia & Republica usque ad necem Ludovici Hun gariae & Bohemiae regis acciderunt [...]. Witebergae 1571, 28. 155 Weber, Matthias: Zur Konzeption protonationaler Geschichtsbilder. Pommern und Schlesien in geschichtlichen Darstellungen des 16. Jahrhunderts. In: Bahlcke/Strohmeyer (Hg.): Konstruktion der Vergangenheit, 55–79, hier 74–77; ders.: Zur Genese und Kontinuität eines Geschichtsbildes. Das spätmittelalterliche Schlesien in der deutschen Historiographie bis 1938. In: Ruchniewicz, Krzysztof/Tyszkiewicz, Jakub/Wrzesiński, Wojciech (Hg.): Przełomy w historii. Pamiętnik, Bd. 1, Toruń 2001, 221–238, hier 228–230. 156 „[...] filij Vladislai [...] transegerunt cum patruis, vt omissa Polonia minori, contenti essent ea prouincia, quae Silesiae nomine censebatur. Facta est igitur diuisio Silesiae inter Principes adolescentes hoc modo: Boleslao Procero assignata est Regio Vratislauiensis, cum illa vicinia, quae fermè est vmbilicus Silesiae : Ducatus autem Silesiae superioris, versus Morauiam & Cracouiam, vt Ratiboriensem, Opoliensem, Teschienensem obtinuit Mieslaus: Partem Silesiae inferioris vicinam Poloniae maiori, & Marchiae, accepit Conradus, qui sedem suam fixit Glogouiae. [...] Ab hac igitur stirpe Regia Polonorum descendunt Principes Silesiae, quorum adhuc aliqui sunt superstites, vt suo loco dicemus, & Silesia prius afflicta & exhausta perpetuis vastationibus bellicis hoc tempore coepit respirare & coli.“ Cureus: Gentis Silesiae Annales, 55.
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Mittelalter sind es, nicht ungewöhnlich für eine frühneuzeitliche Chronik, eben die Regierungszeiten der Fürsten, die die Darstellung gliedern. Implizit geht Cureus von einer zweiten Dynastieneugründung durch die Trennung von Polen aus. Den nunmehr schlesischen Piasten gehört – trotz Kritik an einzelnen Fürsten und Verzicht auf überschwängliches Lob – seine Sympathie. 1572 nahm Cureus ein Angebot Georgs II. an, an den Brieger Hof zu kommen. Das ist ein Beleg dafür, dass er sich in den Augen der Piasten als Hofhistoriograph qualifiziert hatte. Welche literarischen Früchte Cureus’ Dienstverhältnis hätte haben können, wissen wir nicht, da er nach wenigen Monaten in Briegischen Diensten starb.157 Genealogische Traktate und literarisches Fürstenlob: Reichsorientierung und Prestigestreben Die höfische Kunst der Genealogie und die von den Piastenhöfen angezogene und geförderte literarische Verherrlichung antworteten auf politische Notwendigkeiten. Die königlich-polnische Abstammung war ein symbolisches Kapital, auf das die Liegnitzer und Brieger Herzöge zurückgreifen konnten. Das gilt in gleichem Maß für die dynastischen Verbindungen des Hauses mit dem europäischen Hochadel. Sowohl Abstammung als auch Kolligationen waren willkommene Argumente für die Bemühungen um die Reichsfürstenwürde und halfen bei der schwierigen Suche nach standesgemäßen und politisch hilfreichen Eheverbindungen mit den protestantischen reichsfürstlichen Häusern. Zu einer dieser Verbindungen wurde Piastus als glückbringender Gast beschworen. Auf der Dessauer Hochzeit Georg Rudolphs mischte er sich in den Festzug.158 In einer an die rudolfinischen Hoffeste159 erinnernden Maskerade schritt er mit Albrecht dem Bären einher. Beide Urahnen begleiteten als Dynastiesymbole den Triumphwagen des Brautpaars. Mit Hilfe der Ehe- und Fürstentugenden triumphierten Georg und Sophia Elisabeth über die entgegengesetzten Laster, die als Gefangene mitgeführt wurden. 1610 ließ der Liegnitzer Pastor bei St. Peter und Paul und spätere Superintendent Simon Grunaeus eine Reihe von Einblattdrucken genealogischer Tafeln, „Ex157 Cureus starb am 21. Januar 1573 in Brieg. Zu seinem Leben vgl. Heinrich, Gerhard: Joachim Cureus (1523–1573). In: Menzel, Josef Joachim/Petry, Ludwig (Hg.): Schlesier des 15. bis 20. Jahrhunderts. Sigmaringen 1990, 38–45. 158 Dokumentiert durch einen Einblattdruck: I. M.: Currus Triumphalis, Festivitati Nuptiarum Illustrissimi [...] Dn. Georgii Rudolphi, Ducis Silesiae Lignicensis Et Bregensis [...], nec non Illustrissimae [...] Dn. Sophiae Elisabethae, Principissae Anhaltinae [...]. Lipsiae 1614. 159 Der Stich erinnert bis in die manchmal karrikaturhafte, feine Linienführung hinein an die Entwürfe Giuseppe Arcimboldos. Sollte in Dessau einer seiner Schüler tätig gewesen sein? Vgl. Arcimboldo, Giuseppe: Figurinen, Kostüme und Entwürfe für höfische Feste. Hg. v. Andreas Beyer. Frankfurt a. M. 1983.
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tracte“ aus „des Fürstlichen Lignitzschen Stammes weittleufftigern deduction“ drucken. Die Tafeln fassten die jeweils mehrfache geradlinige Verwandtschaft der Piasten „Mit den fürnebmsten Römischen Kaysern Deutsches geblüttes“, mit „den Königen in Böhmen“ aller Dynastien, den Kurfürsten von Brandenburg, mit den Fürsten von Anhalt und mit „dem hochlöblichen Hause der Ertzherzöge in Österreich“ zusammen.160 Ein ganz ähnliches Konzept sollte 1657 der fürstlich Briegische Rat und Leibarzt Daniel Winckler in seinem „Piastischen Ehren-Waldt“ umsetzen.161 Weit übertroffen wurden diese Darstellungen durch das 123 Seiten umfassende Kompendium „Gynaeceum Silesiacum Ligio-Bregense“ des Schweidnitzer Pastors Daniel Czepko des Älteren. Es bot eine „Kurtze Historische Beschreibung und Außführung der Stamlinien von den Hochlöblichen Ahnen etlicher Fürstlicher Frewlin in Schlesien“, die „an Kayserliche, Königliche, Chur und Fürstliche, Gräffliche Herrliche Stammen und Häuser ausserhalb Landdes verheuraht worden“, und andererseits hochrangiger „Frewlein ausserhalb landes“, die „schlesischen Fürsten Beygelegt“ worden seien, auf jede Dame individuell zugeschnitten.162 Hier wird eine wichtige Funktion solcher genealogischer Schriften deutlich: Nicht nur hohes Alter, königliches Blut und ungebrochene Kontinuität brachten Prestige, sondern auch die vielfältigen agnatischen, durch Abstammung in weiblicher Linie begründeten Verbindungen. Als besonders rühmlich wurden die Verbindungen zum Kaisertum hervorgehoben: die eher sagenhafte Verwandtschaft mit Karl dem Großen über die heilige Hedwig und die Verschwägerung mit den Habsburgern. 160 [Grunaeus, Simon:] Augenscheinliche erweisung dero von unterschiedenen Mütterlichen Linien herrürenden verwandtnüs Der Hertzoge in Schlesien zur Lignitz und Brig / Mit den fürnebmsten Römischen Kaysern Deutsches geblüttes [...]. Lignitz 1610; [ders.:] Entwerffung der unterschiedenen Verwandtnus Des Hochlöblichen Fürstliche Hauses Lignitz / in Schlesien / mit den Königen in Böhmen [...]. Lignitz 1610; ders.: Furbildung der unterschiedenen Heyraths Verwandtnüs beyder hochlöblichen Chur- und Fürstlichen Häuser Brandenburg und Lignitz [...]. Lignicii o. J.; [ders.] Unterschiedliche Verwandtnus des Fürstlichen Hauses Lignitz und Brig in Schlesien mit dem Hochlöblichen Hause der Ertzhertzoge zu Österreich [...]. Lignitz 1610; ders.: Furbildung der unterschiedenen Verwandtnus des Fürstlichen Hauses Lignitz mit dem Fürstlichen Hause Anhalt [...]. Lignicii o. J. Die drei letztgenannten Titel in dieser Reihenfolge als Beilagen in einer neunundzwanzig Jahre später erschienenen Trostschrift für den zum zweiten Mal verwitweten Herzog Johann Christian: [Muck v. Muckendorf, Johannes:] Illustrissimi [...] Dno. Johanni Christiano [....] Piastaeo Nepoti [...] solatii loco, cum brevi quadam Illustrissimae suae Celsitudinis á Piasto Familiae delineatione [...]. TorunI Borussorum 1639. 161 [Winckler, Daniel:] Piastischer Ehren-Waldt, Dessen Erster Theil, helt in sich Die Verwandtnis deß Uhralten Fürstlichen Hauses Liegnitz und Brieg, Mit den Keyserlichen Heusern in Orient und Occident [...]. Brieg 1657. 162 Czepko, Daniel: Gynaeceum Silesiacum Ligio-Bregense. Kurtze Historische Beschreibung und Außführung der Stammlinien von den [...] Ahnen etlicher Fürstlicher Frewlin [...]. Breßlaw/Leipzig 1626.
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Der Czepkos Werk beigefügte Stich von Caspar Pfister aus dem Jahr 1626 knüpft an den großen gemalten Stammbaum in der Brieger Schlosskirche an. Er vermittelt eine ungefähre Vorstellung des Vorbilds,163 sollte aber auch als eigenständiger Ausdruck des Werbens der Liegnitz-Brieger Herzöge mit ihren dynastischen Verbindungen im ersten Jahrzehnt des dreißigjährigen Krieges verstanden werden. So sahen die protestantischen Fürsten die Verschwägerung mit den Habsburgern offenbar damals noch unvermindert als ehrenvoll und prestigeträchtig an. Auf dem Stich umfasst ein bärtiger Piastus mit corona radialis, Zepter und Schwert den aus seiner Leibesmitte sprossenden Eichbaum. In über hundert kleinen Kreisen sind die genealogischen Personen (28 Generationen) notiert. Der Stammbaum umfasst die schlesischen Zweige der Piasten, aber auch den 1525 erloschenen masowischen und kujawischen (königlich-polnischen) Zweig. Letzterer wird sogar in weiblicher Linie über die Jagiellonen bis zu den Habsburgern und Wasa fortgesetzt. Der Stammbaum zeigt damit alle polnischen Könige und den damaligen Oberherrn der Piastenherzöge, Kaiser Ferdinand II. Die Gedichte zum Stammbaum schrieb ein gewisser M. O. Dahinter verbirgt sich der berühmte und für die Entwicklung der deutschen Literatur so überaus einflussreiche Martin Opitz.164 Opitz war kein Hofdichter der Piasten im engen Sinn. Doch als Grenzgänger zwischen den konfessionspolitischen Lagern und den Reichen widmete er seit 1628 den Brüdern in Liegnitz und Brieg zahlreiche Werke. Er erhielt von ihnen nachweislich Zuwendungen. Schon 1626 hatte Opitz (in einem Nachruf auf einen kaiserlichen Beamten) Georg Rudolph und Johann Christian, „die werthen Brüder“ gerühmt, „Piastus seine Söhn’/ auff die wir dieser Zeit Nicht minder sollen sehn als einer welcher weit Verworfen auff der Flut das müde Häupt erhöhet/ Vnd lugt, wo Castor ist/ und wo der Pollux stehet/ Die Meister aller See.“165
Leitsterne also, wie das Zeichen der Zwillinge für die Nautik, sollten die Herzöge sein. Als kurzzeitiger Herzoglicher Rat von Herzog Johann Christian ging Opitz gemeinsam mit diesem ins Thorner Exil. 1637 wurde er Hofhistoriograph und Sekre-
163 Dies berichtete Friedrich Lucae nach Kunz: Schloß der Piasten, 49. 164 „:O Leser der du schawst [...]“; „Im Fall der Todten Geist [...]“. In: Opitz, Martin: Gesammelte Werke. Kritische Ausgabe, Bd. 2: Die Werke von 1621–1626, T. 2, hg. v. George Schulz-Behrend, Stuttgart 1979, 777. 165 Opitz, Martin: Auff das Absterben HErrn Heinrichen von Stang, Käys. Mai. Rathes [1626]. In: ders.: Gesammelte Werke. Kritische Ausgabe, Bd. 4: Die Werke von Ende 1626 bis 1630, T. 2, hg. v. George Schulz-Behrend. Stuttgart 1990, 483–486, hier 485.
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tär König Wladislaws IV. von Polen.166 Opitz’ Freund, der Breslauer Schuldirektor Christophorus Colerus, erwähnte in seiner bekannten Gedenkrede auf den Dichter, dass diesen für das neue Dienstverhältnis der Ruhm seiner Weisheit und Gelehrsamkeit empfohlen hätten; hinzugekommen sei aber „dass er ein so hohes Amt am Liegnitzer Hof und bei der königlichen Familie der Piasten innehatte, deren Gedächtnis in jenem Königreich, das sie einst in bester und löblicher Weise viele Jahre lang beherrschten, noch immer nicht erloschen ist.“167 Opitz’ Stellung zu den Piasten ist durchaus charakteristisch für die Rolle, die die letzten Herzöge von Liegnitz und Brieg für die schlesische Literatur spielten. Im 17. Jahrhundert wuchsen die materiell keineswegs zu aufwändigem Mäzenatentum befähigten Fürsten dabei in eine außerordentlich wichtige Position hinein. Die Umrisse ihrer außergewöhnlichen Stellung als Förderer der Literatur kennt die germanistische Barockforschung seit langem.168 Die Dimension dieser Förderung tritt aber erst in den letzten beiden Jahrzehnten durch eine Ausweitung der Quellenbasis zutage. Die alten schlesischen Bibliotheken, deren Überreste heute überwiegend in der Universitätsbibliothek Breslau vereinigt sind, bergen ein unüberschaubares Korpus von Zehntausenden überwiegend poetischen und oratorischen Gelegenheitsschriften. In seiner Gesamtheit dokumentiert es die engmaschigen Beziehungsnetzwerke einer bis in das 17. Jahrhundert vom Späthumanismus geprägten, die sogenannten „deutschen Dichterschulen“ Schlesiens umfassenden literarischen Standeskultur. Einen großen, aber bis heute nicht genau zu beziffernden Anteil machen das Personalschrifttum zu den Piastenherzögen bzw. die Gelegenheitsschriften zu allen Ereignissen des Lebens der Piastenhöfe aus.169 Die Anlässe reichen von der Geburt neuer Mitglieder der fürstlichen Familien über Regierungsübernahmen, Amtsjubiläen, Geburts- und Namenstage, Taufen und Trauungen bis 166 Szyrocki, Marian: Marcin Opitz na służbie u książąt piastowskich i u króla Władysława IV. In: GWr 1 (1957) 59–96; in der äteren deutschen Forschung fast nur Palm, Hermann: M. Opitz im dienste der herzoge von Brieg und Liegnitz. In: ders.: Beiträge zur deutschen Literatur des XVI. und XVII. Jahrhunderts. Breslau 1877, 222–255; zur Kritik einer Tradition, die Opitz’ Rolle als Fürstendiener und Polenfreund verkannte vgl. Garber, Klaus: Martin Opitz – „der Vater der deutschen Dichtung“. Eine kritische Studie zur Wissenschaftsgeschichte der Germanistik. Stuttgart 1976. 167 „Accedebat quod in Ligia domo, ac Piastarum regia familia (quorum memoriâ [!] adhuc in eo regno, cui olim optime laudabiliterque multis annis praefuissent [...] nondum emortua est,) tantus esset [!] minister.“ Colerus: Laudatio, 54. 168 Forschungsüberblick bei Pietrzak: Das kulturelle und literarische Leben. 169 Vgl. jetzt die Hinweise bei Garber, Klaus: Die Piastenhöfe in Liegnitz und Brieg als Zentren der deutschen Barockliteratur und als bibliothekarische Schatzhäuser. In: Harasimowicz/ Lipińska (Hg.): Dziedzictwo reformacji, 191–209; ausführliche Belege finden sich bei Garber, Klaus: Späthumanistische Verheißungen im Spannungsfeld von Latinität und nationalem Aufbruch. In: Keßler, Eckhard/Kuhn, Heinrich C. (Hg.): Germania latina – Latinitas teutonica. Politik, Wissenschaft, humanistische Kutur vom späten Mittelalter bis in unsere Zeit. Paderborn 2003, Bd. 1, 107–142.
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zu den Funeralfeiern. Dazu kommt ein weiteres Korpus hofnaher und höfischer Literatur durch Widmungen von dichterischen Einzelwerken und Sammelbänden, die nicht an konkrete Anlässe gebunden sind, an Mitglieder der herzoglichen Familie. Die Verfasser und Beiträger dieser Schriften standen teilweise in Dienst- oder Lehensverhältnissen zu den Piasten, waren etwa landsässige Adelige, Beamte, Lehrer an den herzoglichen Gymnasien in Liegnitz, Goldberg und Brieg, herzogliche Räte, Geistliche an Kirchen unter herzoglichem Patronat. Ebenso sind aber zahlreiche bürgerliche und einige adelige Dichter aus den benachbarten Erbfürstentümern vertreten, wiederum meist Beamte, Geistliche oder Lehrer. In diesem Schrifttum wurde nicht nur der einzelne Angehörige der herzoglichen Familie, sondern oft das Piastenhaus als Ganzes mit seiner rühmlichen Herkunft und Geschichte und seiner historisch-politischen Bedeutung für Schlesien verherrlicht. Für diese Stoffe in der hofnahen schlesischen Barockliteratur, ihre enge Verzahnung mit der Genealogie und ihre bemerkenswerte Konjunktur nach dem dreißigjährigen Krieg soll hier der Dichter, Musiker und Übersetzer Wencel Scherffer von Scherffenstein stehen. Er hatte seine Heimat aus religiös-politischen Gründen verlassen, ebenso wie seinerzeit Eleasar Tilisch und viele andere Intellektuelle im Schlesien des konfessionellen Zeitalters.170 1620 ging er von seinem Geburtsort Leobschütz wegen der Kriegswirren und der Bedrückung der Evangelischen in das benachbarte Herzogtum Teschen. Er fand dort adelige Förderer wie Andreas Freiherr von Kochtitzky, die seine Begabung unterstützten und sein Interesse an der polnischen Literatur förderten. Später sollte er die fraszki (Epigramme) des polnischen Renaissancedichters Jan Kochanowski ins Deutsche übersetzen. 1630 kam Scherffer als Hofmeister an den Brieger Hof, verlor diese Stelle aber nach drei Jahren. Er fand bis zu seinem Tod 1674 ein Auskommen als Organist an der Schlosskirche. Scherffer blieb während Johann Christians Exil in Brieg. Sein Verhältnis zu dessen drei Söhnen Georg, Ludwig und Christian war gut. Scherffers Gedichte nehmen Anteil an Leben und Schicksalsschlägen der herzoglichen Familie. Eine ganze Reihe seiner Werke preist ausdrücklich nicht allein die individuellen Fürsten, sondern das „piastaeische“ Haus.171
170 Biographische Angaben bei Pietrzak, Ewa: Nachwort. In: Scherffer von Scherffenstein, Wencel: Geist- und weltlicher Gedichte erster Teil. ND der Erstausgabe: Wencel Scherffers, Geistund Weltlicher Gedichte Erster Theil, in sich begreiffend Eilf Bücher, deren inhalt nach der Zuschrifft zu finden. Nebst einem kurtzen Register. Brieg 1652. Hg. v. Ewa Pietrzak, Tübingen 1997, 3*-38*; Piprek, Jan: Wacław Scherffer von Scherffenstein poeta śląski i polonofil XVII wieku. Opole 1961; Drechsler, Paul: Wencel Scherffer von Scherffenstein. Ein Beitrag zur Geschichte der deutschen Literatur im 17. Jahrhundert. Breslau 1886. 171 Kosellek, Gerhard: Polonica n Wenzel Scherffers literarischem Werk. In: ders.: Silesiaca. Literarische Streifzüge. Bielefeld 2003, 79–100; Piprek, Jan: Piastowicze w poezji Scherffera von Scherffenstein. In: GWr 1 (1957) 37–57.
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Scherffer verdankte seinen Herzögen Rang, Auskommen und Titel. Im Kreis der schlesischen Barockdichter ist er geradezu der Idealtypus des Hofdichters. Wie die Spielräume hofnaher Dichtung gestaltet werden konnten, zeigt ein Vergleich mit Friedrich von Logau. Dessen Werk enthält ätzende Epigramme über das eitle Hofleben unmittelbar neben respektvollen Huldigungen an die piastischen Herzöge. Dieses Auseinanderklaffen lässt sich zum einen mit der barocken Gattungsdifferenzierung erklären, zum anderen mit dem Bedürfnis des aus altem Adel stammenden Logau, den eigenen Rang durch eine distanzierte Sprecherrolle zu unterstreichen. Rückschlüsse von Logaus Hofkritik auf vermeintlich außergewöhnliche Missstände am Brieger Hof wären daher verfehlt.172 Wencel Scherffer verfasste in seinem ersten Brieger Jahr das Gedicht „Quercus Piastea“, sein erstes gedrucktes Werk. Die Eiche des Titels war ein uralter Baum auf der „Ritschner Wiese“ bei Brieg, ein Ausflugsziel der Herzöge, die dort alljährlich im Mai ein Frühlingspicknick veranstalteten. In Scherffers Gedicht wird sie zur „Piasteneiche“, zum Sinnbild des Geschlechts. Es sei schon weit verzweigt gewesen, als der Baum noch kaum aus dem Grase hervorragte. So wie die Eiche heute alle andern Bäume an Alter und Adel überrage, könne auch kein anderes Geschlecht sich mit den Piasten an Alter und Edelmut vergleichen.173 Dieser tröstliche Ton kennzeichnet viele von Scherffers überwiegend in den Kriegsjahren vor 1648 entstandenen Piastengedichten. Einer der interessantesten panegyrischen Texte auf die Liegnitz-Brieger Piasten überhaupt ist wegen seiner politischen Beiklänge das „Wilkommen-Gedichte“ Scherffers an den zwanzigjährigen Herzog Christian aus dem Jahr 1638, der nach dem Tod seines Vaters aus Herzoglich-Preußen nach Schlesien zurückkehrte. Das „Wilkommen-Gedichte“ hebt hervor, dass der Herzog durch „das freye Land der Polen“ heimkehrt, „das große Land | das Euerm Haus’ und Euch noch merklich bleibt verwandt“. Das auf der Reise berührte Kruschwitz sei „die Stadt/ | in der Piast der Held die ersten Wurtzeln hat | zu eurem Fürsten-baum’ (als Heide noch) geleget/ | daran sich heute noch manch edel zweiglein reget | und in die höhe schoßt/ das vielem 172 Zum Stand der Logauforschung vgl. Althaus, Thomas/Seelbach, Sabine (Hg.): Salomo in Schlesien. Beiträge zum 400. Geburtstag Friedrich von Logaus (1605–2005). Amsterdam 2006. Zur Klärung der Diskrepanz zwischen Hofkritik und Fürstenlob vgl. die germanistische Diskussion bei Ludolf, Heidrun: Kritik und Lob am Fürstenhof. Stilunterschiede in den Epigrammen Friedrich von Logaus. Hildesheim/Zürich/New York 1991; Wieckenberg, Ernst-Peter: Herrscherlob und Hofkritik bei Friedrich von Logau. In: Buck, August u. a. (Hg.): Europäische Hofkultur im 16. und 17. Jahrhundert, Bd. 2: Referate der Sektionen 1–5. Hg. v. Martin Bircher. Hamburg 1981, 67–74; Verweyen, Theodor: Barockes Herrscherlob. Rhetorische Tradition, sozialgeschichtliche Aspekte, Gattungsprobleme. In: Der Deutschunterricht 28/2 (1976) 25–45. Ausführliche Belege zum Fürstenbild bei Logau: Stroka, Anna: Piastowie w twórczości Fryderyka Logaua. In: GWr 1 (1957) 97–112; Werner: Grenzlandproblem, 93f., jeweils mit vielen Verweisen auf Logaus „Sinn-Getichte“. 173 Scherffer, Wenc[el]: Quercus Piastaea. Lobspruch der alten Eichen uff der grossen RitschnerWiesen [...] Zum Brieg [1631].
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ungemach/ | der ungezähmten zeit gedultig giebet nach/“. Der königliche „Dienst/ den euer Ahn vorlängst schon abgeleget“ werde heutzutage „bey der Königswahl noch allemal gereget.“ Daran knüpft Scherffer eine kühne Hoffnung:174 „Gescheh’ es dann/ daß Euch/ ô Princ, die Freyen Polen (wie wol zwey Ding’ es wehrn) zur Krone wollten holen/ so würd’ Euch doch nur dieß aufs neue wiederfahrn/ was Eurer Hauß geführt vor Sieben hundert Jahrn.“175
Mit den „zwey Ding’“, die „es wehrn“ müssten die reformierte Konfession des Prinzen und die Gegnerschaft seines Vaters zu den Habsburgern gemeint sein. Auch Scherffer schrieb eine Genealogie der Piasten, die rein auf ihre Verwandtschaftsbeziehungen ausgerichtet war.176 Das heute verlorene Werk hat er 1648 wahrscheinlich in handschriftlicher Form publiziert. Nach einer späteren Notiz soll es 1664 in Form dreier recht umfangreicher Tafeln, fein auf Pergament geschrieben, „ausgestellt“ gewesen sein.177 Als Überrest des Projekts finden sich in Scherffers Werkausgabe von 1652 ein Epigramm auf Piastus und ein zweiseitiges Gedicht über die wichtigsten Vertreter der Dynastie, das auch die Familienzweige der Herzöge von Oppeln-Ratibor und Teschen berücksichtigt.178 Scherffer stützte sich für die „Genealogie durch die 13 Fürstliche Häuser“ sicherlich auf die Werke Grunaeus’, Czepkos und anderer hofnaher Genealogen.179 Auch er hat die polnische 174 Zitate in diesem Absatz: Scherffer von Scherffenstein, Wencel: Wilkommen-Gedichte Dem Durchlauchten Hochgebornen Fürsten und Herren/ Herren Christian/ Hertzoge in Schlesien zur Liegnitz und Brieg/ als I. F. Gn. von dero Littausch: Lieffländisch: und Preußischen Reise glükklich in Brieg wieder anlangeten. In: ders.: Geist- und weltlicher Gedichte, 50– 56. 175 Ebd., 56. 176 Der Titel soll gelautet haben: „Genealogie durch die 13 Fürstliche Häuser, welche alle von Piasto herkommen.“ Vgl. Piprek: Wacław Scherffer, 190–194. 177 Kosellek: Polonica, 85. 178 Scherffer von Scherffenstein, Wencel: Auf den uhralten Löblichen Stammbaum PIASTI, Deß Groß-Fürsten in Polen/ welches weitleufftige aussführung durch alle Fürstliche Heuser in Polen und Schlesien/ sambt allem Frauenzimmer-Namen so viel deren zuerlagen gewesen/ durch den Dichter dieses Buches mit fleiße auß alten Vrkunden und unterschiedlichen Geschichtschreibern zu werke gestellet worden im 1648sten Jahre. In: ders.: Geist- und weltlicher Gedichte, 89–91. 179 Unklar ist die Beziehung von Scherffers Genealogie zu einem ähnlichen Titel von 1648, den er in einem seiner Gedichte nennt, und von dem es ebenfalls keine weitere Spur gibt: „Arbor Genealogica exhibens omnes ferè Imperij Principes & Europae hodie Reges, lineâ rectá descêdentes à Piasto Polon. Ethnarchâ; erecta à Iohanne Henrico ab Engelhart. Anno 1648“, vgl. Scherffer, Wenceslaus: Reis-Ode und Glükkwünschung Dem [...] Christian, Hertzoge in Schlesien zur Liegnitz und Brieg [...] Als I. F. Gn. den 15. Brachmonats instehenden 1648ten Jahres/ eine Reise ins Römische Reich/ zu dero Fürstlichen Hause Anverwandten/ vorhatten [...]. Brieg [1648] (unpaginierter Einzeldruck) bzw. ders.: Geist- und weltlicher Gedichte, 97–108, hier 101. Auf diese „Arbor Genealogica“ verweisend, listet Scherffer 57 europäische Hochadelshäuser auf, mit denen der Empfänger des Gedichts, Herzog Christian, verwandt
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Historiographie herangezogen, unter anderem das renommierte Werk des ermländischen Bischofs Marcin Kromer. Beleg dafür ist seine sorgfältige Übersetzung aus Kromers Version der Piastus-Legende, die er einem Gedicht als Erklärung beifügte.180 Gefährdung und Ende der Dynastie im Spiegel von Publizistik, Dichtung und Trauerschrifttum Während der dynastischen Krise der Piasten in den fünfziger Jahren des 17. Jahrhunderts wuchsen die Hoffnungen, die mit einem Fortbestehen des Hauses verbunden waren ebenso wie die Befürchtungen für den gegenteiligen Fall. Als Herzog Christians Gemahlin Louise im Frühjahr 1660 erneut schwanger wurde, erregte dies höchste Aufmerksamkeit in ganz Schlesien. In Erwartung des künftigen Erben verfasste Andreas Gryphius seinen „Piastus“, ein „Lust- und Gesang-Spil“.181 Gryphius,182 einer der bedeutendsten deutschen Barockdichter, stand als Syndikus der Glogauer Landstände und Herausgeber einer
sei, und fragt scherzend, ob dieser etwa noch vorhabe, seine Reise auszudehnen und seine „Unbekannte/ | Eures Hauses Anverwandte“, wie den Kaiser oder die Könige von Spanien, Frankreich, Dänemark und Schweden zu besuchen. 180 Scherffer von Scherffenstein: Geist- und weltlicher Gedichte, 18–20. 181 Ausgaben: Gryphius, Andreas: Piastus. Lust- und Gesang-Spil. In: ders.: Gesamtausgabe der deutschsprachigen Werke, Bd. 8: Lustspiele II, hg. v. Hugh Powell. Tübingen 1972, 23–45 (hier zitierte Ausgabe); ders.: Piastus. Lust- und Gesang-Spil. In: ders.: Dramen. Hg. v. Eberhard Mannack. Frankfurt a. M. 1991, 745–770; Forschungsliteratur: Klin, Eugeniusz: Das Singspiel „Piastus“ von Andreas Gryphius. Zur Geschichte seiner Entstehung und Uraufführung. In: Beer, Samuel (Hg.): Andreas Gryphius und das Theater des Barock. Esslingen 1995, 15–22, jetzt in: ders.: Tradition und Gegenwart. Studien zur Literatur Schlesiens. Würzburg 2001, 3–10; ders.: Zeitkritik und Friedensbotschaft im Piastus von Andreas Gryphius. In: Czarnecka, Mirosława u. a. (Hg.): Memoria Silesiae. Leben und Tod, Kriegserlebnis und Friedenssehnsucht in der literarischen Kultur des Barock. Zum Gedenken an Marian Szyrocki (1928–1992). Wrocław 2003, 103–107; ders.: Dramaty okolicznościowe Andreasa Gryphiusa. Źródła i recepcja. In: Życie i twórczość Andreasa Gryphiusa. Poezja i polityka na Śląsku w XVII wieku, hg. v. d. Gmina Miejska Głogów. Głogów 2002, 51–62; Kiesant, Knut: Andreas Gryphius’ Festspiel „Piastus“ (1660). In: Deutsche Literatur im Wirkungs- und Rezeptionsfeld mittel- und osteuropäischer Literaturen. Hg. v. d. Pädagogischen Hochschule Karl Liebknecht“, Potsdam 1989, Bd. 1, 38–47; Jöns, Walter Dietrich: Majuma, Piastus. In: Kaiser, Gerhard (Hg.): Die Dramen des Andreas Gryphius. Eine Sammlung von Einzelinterpretationen. Stuttgart 1968, 285–301; Żygulski, Zdzisław: „Piastus“ Andrzeja Gryphiusa. In: Kwartalnik Neofilologiczny 2 (1955) 137–140; Paur, Theodor: Über den „Piastus“ des Andreas Gryphius. Ein Beitrag zur Geschichte der schlesischen Poesie. In: ZVGS 2 (1858) 167– 181. 182 Szyrocki, Marian: Andreas Gryphius. Sein Leben und Werk. Tübingen 1964.
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Sammlung der Rechte und Privilegien des Erbfürstentums183 in vorderster Front des politischen Widerstands gegen die Habsburger. Dabei kam ihm zugute, dass seine Werke an deren Hof geschätzt wurden.184 Das Singspiel „Piastus“ gehört zu den bedeutendsten Zeugnissen des Piastenkults, trotz seiner zeitgenössisch wahrscheinlich bescheidenen Wirkung. Eine Aufführung im höfischen Kontext ist zwar nicht nachweisbar,185 scheint aber durchaus möglich. Der postume Druck des Dramas von 1698 enthält keine Widmung, allerdings wird die Herzogin im Text direkt angesprochen: „Glück zu Loyse Glück! du rettest durch gebähren, | Was niemand retten kan / mit Fahnen / Stahl und Wehren.“186 Der „Piastus“ erzählt die Gründungslegende der Dynastie in einer heiteren Fassung mit derb-volkstümlichen und tänzerischen Einlagen, die polnisch-sarmatisches und schlesisches Kolorit verbinden. Ernst ist aber die Fabel. Sie zeigt Gottes Wirken in der Geschichte gegen den ungerechten und für den neuen, gerechten Herrschers als moralisches Exempel. Dafür werden der grausame Tyrann Popiel und der gute, gastfreundliche Piastus krass kontrastiert, wie es die politische Typologie des barocken Ideendramas erforderte. Wenn etwa Popiel die Bittschriften seiner Untertanen ungelesen ins Feuer wirft, kann dies als Kritik am Wiener Absolutismus gelten. Der „Piastus“ befindet sich mit dieser Offenheit für eine oppositionelle Lektüre in großer Nähe zu Texten wie den Trauerspielen Daniel Caspers von Lohenstein, besonders der „Epicharis“ und der „Agrippina“ von 1665. Diese Stücke brachten antike Tyrannen auf die Bühne. Sie konnten im Schutz antiker Stoffe und Topoi aktuelle Fragen behandeln und das Widerstandsrecht bis hin zum Tyrannenmord gegen moralphilosophisch-ethische und theologische Argumente abwägen.187 183 Gryphius, Andreas: Glogauisches Fürstenthumbs Landes Privilegia / aus denn Originalen an tag gegeben. Lissa in GroßPohlen 1653 (erschienen: 1659); vgl. Lentfer, Dirk: Die Glogauer Landesprivilegien des Andreas Gryphius von 1653. Frankfurt a. M. u. a. 1996. 184 Das ebenfalls opernartige Werk „Majuma“ hat Gryphius 1653 zur Krönung Ferdinands IV., des Sohnes Kaiser Ferdinands III., zum römischen König in Augsburg beigesteuert. 185 Mannack, Eberhard: [Kommentar zu] „Piastus“. In: Gryphius: Dramen. Hg. v. dems., 1235– 1247, hier 1237. 186 Gryphius: Piastus, 44. 187 Gryphius selbst ließ 1660 in seinem Trauerspiel „Leo Armenius“ freilich einen guten Herrscher ermorden und distanzierte sich damit eindeutig von der Idee des gewaltsamen Widerstands. Vgl. zu Lohensteins Tragödien Kleinschmidt, Peter/Spellerberg, Gerhard/Schmidt, Hanns-Dietrich (Hg.): Die Welt des Daniel Casper von Lohenstein. Epicharis. Ein römisches Trauerspiel. Köln 1978; Spellerberg, Gerhard: Verhängnis und Geschichte. Untersuchungen zu den Trauerspielen und dem ‚Arminius‘-Roman Daniel Caspers von Lohenstein. Bad Homburg 1970. Ganz ähnliche Beobachtungen anhand der „poetischen Rede“ „CATO“ von Hoffmanswaldau bei Mourey, Marie-Thérèse: „und Cäsar, deinen Ruhm vertilgen von der Erden...“. Hoffmanswaldaus CATO als Sinnbild der schlesischen Ablehnung der kaiserlichköniglichen Macht. In: Béhar, Pierre/Schneider, Herbert (Hg.): Der Fürst und sein Volk. Herrscherlob und Herrscherkritik in den habsburgischen Ländern der frühen Neuzeit. St. Ingbert 2004, 243–267.
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Als Vorlage zog auch Gryphius wieder nicht nur Schickfuß’ Chronik, sondern ebenso die polnische Historiographie heran. Treibende Kraft der Handlung sind die beiden als Engel gedeuteten „Bilgram“, also Pilger. Im sechsten, dem letzten Akt enthüllen sie die Bestimmung Ziemowits und seiner Nachkommen in einer weit ausgreifenden Prophezeiung.188 Nach Piastus‘ und Ziemowits sagenhaften Enkeln Leszek und „Ziemomissel“ (poln. Ziemomysł) nennt die Weissagung die bedeutendsten polnischen Herrscher: Mieszko I., der das Christentum, „ein neues Licht“ nach „Mitternacht“, also in den Norden Europas bringen werde. Der „fromme Chrobri“ werde einen „neuen Schmuck“ tragen; gemeint ist die Königskrone. „Das ganze Reich verlanget“ nach Kasimir dem Erneuerer. Boleslaw V. der Schamhafte und Leszek der Schwarze werden als nichtschlesische Großfürsten in der Zeit des Zerfalls Polens nach 1202 genannt. Die schlesischen Jahrhunderte des Piastenhauses erscheinen in starker Raffung. Von den Landesfürsten erwähnt die Prophezeiung nur Heinrich I. den Bärtigen mit Hedwig und Heinrich II. den Frommen und dann den Vater der 1660 regierenden Herzöge, Johann Christian. Sein unerschrockenes Verhalten während des Krieges wird hervorgehoben. Die vier Jahrhunderte zwischen den Heinrichen und Christian fasst die Prophezeiung mit Betonung der prestigeträchtigen dynastischen Beziehungen zusammen: „Ich sehe mehr und mehr! Die nach begreißten Zeiten Durch Treffligkeit des Muths / durch Witz / durch Krafft zu streiten Berühmt von deinem [Piastus’, M. E.] Blut mit ganz Europens Cronen / Vermählt / verknüpfft / befreund in Fürsten Schlössern wohnen.“189
Nach dem Tod Herzog Christians im Jahr 1672 stellte ein literarischer Text wiederum den Urahn des Hauses als Symbol seines Alters und seiner Erwähltheit vor. In einer kunstvollen lateinischen Ode in archilochischen Strophen ließ der Liegnitzer Jurist Georg Assmann Piastus aus dem Jenseits an Christians theatrum doloris (Trauergerüst) treten. Piastus sucht in einem Rückblick auf die Reihe seiner Nachkommen und in einem Appell an Mutter und Räte Trost für den erst zwölfjährigen Erben.190 Für die vormundschaftlich regierende Herzogin Louise boten sich die Glorifizierung der Dynastie in der Kunst und in der Dichtung als Gegenmittel gegen den drohenden Autoritätsverlust der Regentin und ihrer Fürstentümer an. Diese Mittel lagen für Louise umso näher, als die Angriffe auf die Legitimität und Autorität der Piasten sich derselben Medien bedienten. Zum Beispiel des Theaters: Im „Cultus Davidicus“, dem Fronleichnamsspiel der Breslauer Jesuiten von 1666, wird „die
188 Gryphius: Piastus, 42–44; alle Zitate in diesem Absatz ab hier: ebd., 43. 189 Ebd., 44. 190 Assmann, Georg: Piastus in theatro doloris Johanneo-Lignicensi [...] Dn. Christianvm, Ducem Silesiae [...] Lugens [...]. Lignitii [1672].
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Bestrafung der Michal mit Unfruchtbarkeit auf die aussterbenden [...] Piasten gegenüber dem gesegneten Hause Habsburg gedeutet“.191 Subtiler, aber vielleicht umso bedrohlicher konnte der Bedeutungsverlust der Piasten aus einem Werk des zum Katholizismus konvertierten Johann Christian Hallmann abgelesen werden. In seinen „Schlesischen Adlers-Flügeln“192 präsentierte er die schlesische Geschichte in derselben Form der Herrscherreihe, welche die Piasten-Panegyrik so ausgiebig genutzt hatte. Hallmanns Fürstenkatalog war in deutscher Sprache verfasst, was ihn für ein breiteres Publikum zugänglich machte. Für jeden schlesischen Herrscher stehen in den „Adlers-Flügeln“ ein Gedicht in Alexandrinern und eine „historische Anmerckung“ in Prosa. Hallmann wählte jedoch keine genealogische Reihe, sondern eine rein staatsrechtlich-politische Abfolge „aller Obristen Hertzoge über das gantze Land Schlesien“193, so dass der letzte Piast in seinem Text der „hochgesinnte Vladislaus Locticus“ (Wladislaw Ellenlang, poln. Łokietek, gestorben 1333) ist. Ihm schreibt Hallmann das Laster der superbia, des Hochmuts zu. Diese bestimmende Eigenschaft des Oberherzogs habe Schlesiens Hinwendung zu Böhmen bewirkt. Der Text wendet sich an dieser Stelle rhetorisch an Wladislaw: „Daß deinen streitbahr’n Geist die Hoffart so besiegt! Es hätte sich diß Land nicht deinem Joch entbrochen/ noch zu des Zechus [Čech, legendärer Ahn der Tschechen, M. E.] Thron freiwillig sich verfügt.“194
Auch mehrere andere der frühen piastischen Herrscher erscheinen bei Hallmann in einem ungünstigen Licht. Prüft man Gemeinsamkeiten ihrer Schwächen, so findet man nicht nur ein auf die Habsburger als Oberherren Schlesiens zulaufendes Geschichtsbild,195 sondern ausgesuchte Negativbeispiele zur neostoischen Affekt- und Tugendlehre. Die Herrscher selbst macht Hallmann, ungeachtet der Abwertungen im Einzelnen, durch ein geschlossenes System von Beinamen zu Tugend-Allegorien. Meist 191 Heckel, Hans: Geschichte der deutschen Literatur in Schlesien, Bd. 1: Von den Anfängen bis zum Ausgang des Barock [mehr nicht erschienen]. Breslau 1929, 325. Ein Druck des Stückes war nicht zu ermitteln. Das Sujet stammte offenkundig aus 2 Sam 6, 12–23. 192 Hallmann, Johann Christian: Schlesische Adlers-Flügel/ oder Warhaffte Abbild- und Beschreibung Aller Könige/ Ober-Regenten/ und Obristen Hertzoge über das gantze Land Schlesien [...]. In der fürstlichen Residentz Stadt Brieg 1672. Die folgende Deutung stützt sich auf Disselkamp, Martin: Barockheroismus. Konzeptionen „politischer“ Größe in Literatur und Traktatistik des 17. Jahrhunderts. Tübingen 2002, 277–286 und Hinweise bei Harasimowicz, Jan: The Role of Cistercian Monasteries in the Shaping of the Cultural Identity of Silesia in Modern Times. In: Acta Poloniae Historica 72 (1995) 29–63, hier 60. 193 Hallmann: Adlers-Flügel, Vorbericht (unpaginiert). 194 Ebd., 46. 195 Die Parteinahme für eine habsburgische böhmische Staatsraison ist überdeutlich auch in den scharfen Worten über die Hussiten (ebd., 58) und den Ständeaufstand von 1617–1620 (ebd., 80–82).
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geht es um Varianten der constantia, der Beständigkeit. Das Titelkupfer gruppiert Porträts der 36 Herrscher in drei Galerien perspektivisch auf die beiden zentralen, oberund unterhalb eines Adlers erscheinenden Porträts des ersten und des gegenwärtigen Oberherren: Piastus und Kaiser Leopold I. Schon damals unternahm es Daniel Casper von Lohenstein, auf diese propagandistischen Vorstöße zu reagieren. Der Dichter, Jurist und Diplomat war seit Herzog Christians Zeiten den Piastenhöfen eng verbunden196 und ab 1670 Syndikus der Stadt Breslau. Seiner im selben Jahr wie die Adlers-Flügel erschienenen Übersetzung des „El político Don Fernando el Católico“ des spanischen Jesuiten Baltasar Gracián y Morales stellte er eine lange Widmung an Georg Wilhelm voran. Lohenstein arbeitet darin mit einem paradoxen rhetorischen Spiel des Größer und Kleiner. So wird das Lob von Georg Wilhelms Vorfahren, die Betonung des einzigartigen Alters des Piastenhauses gesteigert durch den scheinbar relativierenden Hinweis auf die zentrale Kategorie der Tugenden: „Diese machen Ew. Durchlaucht größer als Ihr königlicher Ursprung“.197 Piastus leitet nämlich eine glänzend beschriebene und wie bei Hallmann von Tugendzuschreibungen strukturierte Ahnenreihe Georg Wilhelms ein. „Nicht nur Schlesien und das Sarmatische Reich/ sondern alle Länder der streitbaren Mitternacht erkennen mit besonderer Ehr-erbittung: Daß der Fürst aller Fürsten den Uhrheber Ew. Fürstl. Durch. Königlichen und Hochfürstlichen Hauses/ den großen Pyast durch keinen eitelen Traum/ wie den Cyrus/ durch kein Wigern eines Pferdes/ wie den Darius/ nicht durch den ersten Anblick der Sonnen/ wie den Straton nicht durchs blinde Looß/ wie Alexanders Nachfolger/ am wenigsten aber durch Blutt-stürzung/ den gemeinen Weg der Tyrannen; sondern durch ein ungemeindes der Wittiben zu Sarebda Begebnüß gleichkommendes Wunderwerck auf den Sarmatischen Stuhl erhoben/ Er aber selbten durch Frömmigkeit und Gerechtigkeit/ die zwey Anker der Königreiche/ seinen Nakommen befestigt habe.“198 Besonders ausführlich wird Georg Wilhelm mit seinem Ahnen Heinrich II., dem Helden von Wahlstatt parallelisiert.
196 Die Intensität und kulturgeschichtliche Bedeutung dieser Verbindung ist in der älteren Forschung beinahe übersehen worden. Lohensteins erster moderner Biograph hatte für seine – durchaus mit zahlreichen Belegen versehene – Beobachtung, Lohenstein sei in Brieg „eine Art Hofpoet“ gewesen, nur eine Fußnote übrig. Müller, Conrad: Beiträge zum Leben und Dichten Daniel Caspers von Lohenstein. Breslau 1882, 54f., Anm. 24. 197 Casper von Lohenstein, Daniel: Durchlauchtiger/ Hochgebohrner Fürst/ Gnädiger Fürst und Herr. [Widmungsadresse an Georg Wilhelm von Liegnitz, Brieg und Wohlau]. In: [Gracián y Morales, Baltasar:] Lorentz Gratians Staats-kluger Catholischer Ferdinand [Übersetzung: Daniel Casper von Lohenstein]. O. O. [1672], [VI–XXXV], hier [XXII]. 198 Ebd., [XVII]–[XVIII].
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Abb. 2: Das Trauergerüst des letzten piastischen Herzogs Georg Wilhelm von Liegnitz, Brieg und Wohlau (1660–1675) zeigte einen aus dem Leib des legendären Stammvaters Piastus entsprießenden Stammbaum mit den regierenden Mitgliedern des Geschlechts, von den polnischen Monarchen des Mittelalters bis zu dem jung Verstorbenen. Die Hand der Vorsehung bricht den höchsten, jüngsten Trieb mit seinem Namen ab.
Herzogin Louise selbst ließ in den Jahren nach Christians Tod den wichtigsten Repräsentationsraum ihrer bevorzugten Residenz Ohlau als Ahnensaal ausschmücken. Sein Aussehen kann aus Beschreibungen rekonstruiert werden.199 Alle Liegnitz-Brieger Herzöge waren als einheitlich gestaltete Stuckskulpturen in Lebensgröße mit natürlicher Kolorierung wiedergegeben. Neben den Idealdarstellungen historischer Angehöriger des Hauses fanden sich auch Porträts von jüngst verstorbenen Angehörigen, als letztem Christian, und auch der Bauherrin. Das Programm stellt, wie Konstanty Kalinowski gezeigt hat, eine durch Stilmittel wie korinthische Säulen unterstrichene triumphale Ruhmeshalle des Geschlechts dar. „Die Galerie sollte den Anspruch eines Territorialherrn auf die ihm zustehenden Ämter und Ehren dokumentieren“,200 sollte den jungen Prinzen im Bewusstsein seiner
199 Kalinowski: Gloryfikacja, 33–39, dort Rekonstruktion des ursprünglichen Erscheinungsbilds des Saales und umfassende Literaturangaben. 200 Kalinowski, Konstanty: Rzeźba barokowa na Śląsku. Warszawa 1986, 264f., hier 265.
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Herkunft und seiner Aufgaben erziehen und für seinen baldigen Herrschaftsantritt werben. Nach dem überraschenden Ende der Dynastie durch den plötzlichen Tod des jungen Herzogs Georg Wilhelm wurden sein Leichenbegängnis in Brieg und seine Beisetzung in Liegnitz mit großem Prunk begangen. Genannt sei nur das castrum doloris des Herzogs in der Brieger Schlosskirche. In einer Doppelung oder Erweiterung der Genealogie im Chor befand sich dort ein bis an das Kirchengewölbe reichender, illuminierter Stammbaum mit den Namensschildern der Vorfahren Georg Wilhelms. „Jedweder Name war durch einen Schild geschnitten und hinter jedem hieng eine Lampe, wodurch man die Namen gar deutlich lesen konnte. Unten an der Wurzel des Stamm-Baums lag der Stamm-Vater Piastus [...] in einem Küraß von zierlicher Bildschnitzer-Arbeit, in Lebensgröße und ganz überguldet; oben aber stunde der Zweig und Schild, worauff der Name George Wilhelm zu sehen war, in einem Perspectiv von lichten Wolken, aus denen sich ein blosser Arme zeigte, welcher gemeldten Namen George Wilhelm abbrach.“201 Dieser letzte Höhepunkt künstlerisch gestalteter Genealogie in Brieg ist durch einen Kupferstich dokumentiert (Abb. 2).202 Zu den Feierlichkeiten im Januar 1676 entstand eine beispiellose Flut von Leichenpredigten, Grabreden und Trauergedichten. Für diese Arbeit wurde der Versuch unternommen, dieses Trauerschrifttum möglichst vollständig zu erfassen,203 da es in seiner Gesamtheit die breite Wirkung des Aussterbens der Piasten 201 Lucae: Schlesische Fürsten-Krone, 601. 202 Tscherning, David [Stich]/Böhm, Johann Christoph [genealogische Recherche?]/Marienberg, Christian [Entwurf ]: Progenies Regum Poloniae et Ducum Silesiae ex Familia Piastea per Annos fere Nongentos quae desiit in Georgio Wilhelmo Duce Silesiae, Lignicensi Bregensi et Wolaviensi die 21 Novembris Ao. 1675. Bregae [1676–1678]. 203 Das Ergebnis der Recherche findet sich in den folgenden Anmerkungen. Außer dem „Verzeichnis der im deutschen Sprachraum erschienenen Drucke des 17. Jahrhunderts“ (http:// www.vd17.de) wurden zahlreiche Bibliothekskataloge in Polen und Deutschland sowie die von Rudolf Lenz und seinen Mitarbeitern herausgegebenen Kataloge der Reihe „Marburger Personalschriften-Forschungen“ überprüft. Vgl. Lenz, Rudolf u. a. (Bearb.): Katalog ausgewählter Leichenpredigten und sonstiger Trauerschriften in der Sächsischen Landesbibliothek Dresden, Bd. 1–2. Sigmaringen 1995; ders. u. a. (Bearb.): Katalog ausgew. Lpr. der ehemaligen Stadtbibliothek Breslau. Marburg 1986; ders. u. a. (Bearb.): Katalog d. Lpr. und sonstiger Trauerschriften in oberschlesischen Bibliotheken und Archiven. Stuttgart 2000; ders. u. a. (Bearb.): Katalog d. Lpr. u. sonst. Trauerschr. in Krakauer Bibliotheken. Stuttgart 2002; ders. u. a. (Bearb.): Katalog d. Lpr. u. sonst. Trauerschr. in niederschlesischen Bibliotheken und Archiven. Stuttgart 2002; ders. u. a. (Bearb.): Katalog d. Lpr. u. sonst. Trauerschr. in der Oberlausitzischen Bibliothek der Wissenschaften zu Görlitz, Bd. 1–3. Stuttgart 2004; ders. u. a. (Bearb.): Katalog d. Lpr. u. sonst. Trauerschr. in der Dombibliothek Breslau. Sigmaringen 1997; ders. u. a. (Bearb.): Katalog d. Lpr. u. sonst. Trauerschr. in der Öffentlichen Woiwodschaftsbibliothek Oppeln-Rogau. Sigmaringen 1998; ders. u. a. (Bearb.): Katalog d. Lpr. u. sonst. Trauerschr. in der Bibliothek des Ossolineums Wrocław (Breslau).
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eindrücklich dokumentiert. Das Ergebnis bestätigt den Eindruck eines Liegnitzer Lokalhistorikers des 19. Jahrhunderts, „daß wenige Begebenheiten jener Tage einen so üppigen Literaturzweig hervorgebracht haben wie dieser Todesfall“.204 Zumindest in einer regionalen Perspektive trifft dies zu. Wie bei frühneuzeitlichem Gelegenheitsschrifttum üblich, sind die einzeln gedruckten Texte nur sehr selten in selbstständiger Bindung überliefert. Man findet sie in der Regel in meist unsystematischer Zusammenbindung mit anderen Trauerund Personalschriften. Besondere Aufmerksamkeit verdienen zwei ausschließlich auf den Tod Georg Wilhelms bezogene Sammlungen, die heute im Ossolineum in Breslau und im Piastenmuseum in Brieg aufbewahrt werden.205 Spätere Missverständnisse über den Charakter solcher Sammlungen führten dazu, dass diese mit dem Titel des ersten enthaltenen Werks in Katalogen und Beschreibungen erscheinen. Dabei trägt lediglich dieser erste Text, Christian Paulis Leichenpredigt, den Titel „Castrum Doloris“.
Sigmaringen 1998; ders. u. a. (Bearb.): Katalog d. Lpr. u. sonst. Trauerschr. in der Bibliothek der Schlosskirche zu Oels. Sigmaringen 1998. Wertvoll waren die Zusammenstellungen bei Głombiowski: Polska literatura polityczna, 163, Anm. 7 und Przała , Jan: Sarkofagi Piastów w Brzegu i Legnicy. In: RSŚ 9 (1973) 39–65, hier 56f., Anm. 156. 204 Kraffert: Chronik von Liegnitz, T. 2/2, 280. 205 Die erste Sammlung, ursprünglich wohl im Besitz der Herzogin Louise, stammt aus der Petro-Paulinischen Kirchenbibliothek zu Liegnitz, wo sie die Signatur 697 trug. Vgl. Kraffert: Chronik von Liegnitz, T. 2/2, 80, Anm. 3; Pfeiffer, Fritz: Zur Geschichte der St. Johannis-Kirche zu Liegnitz. In: Mitteilungen des Geschichts- und Altertums-Vereins zu Liegnitz 7 (1918/19 [1920]) 79–140, hier 104, Anm. 2. Der Band, der heute in der Altdruckabteilung des Ossolineums die Signaturenfolge XVII – 18923–18928 trägt, enthält auch wichtige handschriftliche Quellen. Er wurde deshalb von dem Germanisten Gerhard Spellerberg ausführlich beschrieben und kommentiert: Spellerberg, Gerhard: Lohensteins Beitrag zum Piasten-Mausoleum in der Liegnitzer Johannis-Kirche. In: Daphnis 7 (1978) 647–687, die Identifizierung mit dem Liegnitzer Band ebd., 656, Anm. 16. Der zweite Sammelband stammt aus der Brieger Gymnasialbiblitohek, wo er die Altsignaturen Ge 13 und W 33 trug. In der Bibliothek des Piastenmuseums ist er unter der Signaturenfolge 3695–3712 zu finden, vgl. Garber, Klaus: Kultur- und Bibliotheksgeschichtliche Einleitung. In: Anders, Stefan/Beckmann, Sabine/ders. (Hg.): Handbuch des personalen Gelegenheitsschrifttums in europäischen Bibliotheken und Archiven, Bd. 19: Breslau, Universitätsbibliothek – Wrocław, Biblioteka Uniwersytecka, Abt. 4: Bestände aus Liegnitz und Brieg, T. 1. Hildesheim/Zürich/New York 2007, 17–85, hier 75f., Anm. 98. Geschlossene Folgen von Trauerschriften auf Georg Wilhelm finden sich außerdem in einem großen Trauerschriftenband der ehemaligen Rhedigerschen Stadtbibliothek zu Breslau, Altsignatur 2 B 310, Nr. 5–14, Neusignaturen der Biblioteka Uniwersytetu Wrocławskiego. 362366–362374, sowie in einem Band mit der gemeinsamen neuen Signatur 553502.
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Die meisten Trauerschriften auf Georg Wilhelm erschienen in Brieg,206 manche gleichzeitig in Breslau,207 einige in Liegnitz,208 eine in Steinau.209 Eine besondere Stellung unter den Brieger Drucken nimmt das „Funus lachrymosum“, eine zwanzigseitige Sammlung lateinischer und deutscher Gedichte von den Lehrern des Gymnasiums ein.210 Einige bedeutende Breslauer Texte, unter anderem solche von den Ratsmitgliedern und führenden schlesischen Dichtern Lohenstein und Hoffmanswaldau, sind nicht als Gelegenheits-Einzeldrucke, sondern als Abdrucke in
206 Besser, Gottfried: Uber den unverhofften, doch seeligsten Hintritt deß [...] Herren George Wilhelm [...]. Brieg [1676]; Eccardus, Abraham/Heinius, Pancratius/Janus, Martinus: Wehund Demüttige, auch Schuldigste Ohlauische Trauer- und Trost-Rede/ Bey dem [...] Absterben/ [...] Georgii Wilhelmi [...]. Brieg [1676]; Eichornius, Johannes Ehrenfredus: Perpetuum devotionis monumentum [...] Georgio Wilhelmo [...]. Brigae 1676; Geritius, Gottfried: Elegiacon Votivo-Consolatorium [...]. Brigae 1676 [laut Chronostichon]; ders.: Sanctis Manibus [...] Georgii Guilielmi [...]. Brigae 1676 [laut Chronostichon]; Lindnerus, Paulus Christophorus: Memoriae principum optimi [...] Georgii Wilhelmi [...]. Brigae 1676; Mauersberger, Johannes Andreas: Memoriam illustrissimi [...] Georgii Wilhelmi [...] Piasti Polonorum Regis ultimi Nepotis [...] ab oblivione rerum vindicare vult [...]. Brigae [1676]; ders.: Den Durchlauchtigsten [...] Herrn George Wilhelm [...] Begleiten zu Seiner Fürstlichen Grufft Seine Schmertz-betrübte Unterthanen [...]. Brieg [1676]; ders.: Rede Auß Dem Grabe/ Deß [...] Herren George Wilhelms [...]. Brieg [1676]; Pauli, Christian: Castrum Doloris, Georgii Wilhelmi, Oder: Leid- und Ehren-Grabmahl/ Deß [...] Herren/ Georgen Wilhelms [...]. Brieg 1676; Pauli, Michael: Die bittere Klage Deß [...] Über den [...] Hintritt/ deß [...] Herrn George Wilhelms/ [...] Hoch-betrübten Landes [...]. Brieg 1676; Posadowsky von Postelwitz, Johann Adam von: Abdanckungs-Rede/ Welche Bey deß [...] Herren/ George Wilhelms/ [...] Leich-Begängnüß [...] gehalten worden/ [...]. Brieg 1676; Roth, Adam Philipp von: Bey der [...] Frauen Loÿsen/ Hertzogin [...] legte über [...] Herrn George Wilhelms [...] tödtlichen Hintritt/ innigste Wehmut ab [...]. Brieg [1676]; [Thilo, Gottfried:] Adesdum, quisquis es [...]. O. O. [im Text: Bregae] [1676]; Warmer, Christophorus: Christliches Klag- und Trost-Gedichte [...] über das [...] Ableben Deß [...] Herrn Georgens Wilhelms [...]. Brieg [1676]. Im Folgenden werden noch einige weitere Brieger Drucke angeführt. 207 Mühlpfort, Henricus: Silesia Pullata, In Luctuosissimo Funere [...]. Briegae [1676]; ders.: Silesia Pullata [...]. Wratislaviae [1676]; Thomae, Elias: Raptum Diei, Sive Silesiaci Solis festinatum occasum [...]. Brigae 1676; ders.: Raptum Diei [...]. Wratislaviae [1676]; beide Werke erschienen bis auf Satzkorrekturen identisch in Brieg bei Johann Christoph Jacob und in Breslau bei Baumanns Erben. 208 Heermann, Ephraim: Trauer und Ehren Wortte über den [...] Leichnam [...] Herren George Wilhelmes/ [...]. Lignitz [1676]; Khal, Wenzel: Die Unglückselig-Beglückseligte Johanneische Zion/ [...]. Lignitz [1676]; Pitiscus, Daniel: Scazon Consolatorius Super Obitu acerbissimo [...] Dn. Georgii Vvilhelmi [...]. Lignitii [1676]. 209 Kobligk, Johann George: Castrum Doloris Bregéo-Piasteum [...] Steinau an der Oder 1676. 210 Funus lachrymosum [...] Georgii Wilhelmi [...] Piasteorum Ducum [...] ultimi [...] Brigae 1676. Die Beiträge stammen von den Lehrern Anton Brunsenius, David Camerarius, Johannes Leubischer, Daniel Hauschild, Martin Gerhard, George Baptista, Christian Gönner, Matthaeus Kriebel, C. Bancke und Johannes Friedrich Make.
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späteren Sammlungen oder handschriftlich überliefert.211 Neben und mit den Schriften kamen Medaillen und Porträtstiche als Gedenkmedien in Umlauf.212 Der Tod Georg Wilhelms mit seinen einschneidenden konfessionspolitischen Folgen fand auch außerhalb Schlesiens Beachtung. Ein Indiz dafür ist die ungewöhnlich hohe Verbreitung der Trauerschriften in Bibliotheken außerhalb Schlesiens. Genauere Provenienzbestimmungen könnten wahrscheinlich vor allem die Hofbibliotheken der verwandten Fürstenhäuser als Adressaten der Druckwerke nachweisen. Gehäufte Nachweise finden sich unter anderem in der Sächsischen Landes- und Universitätsbibliothek (Dresden), die allerdings neben der kurfürstlichen auch die herzoglich-oelsische Bibliothek aufgenommen hat, und in der Staatsbibliothek preußischer Kulturbesitz (Berlin), der Nachfolgerin der kurfürstlich brandenburgischen Hofbibliothek. Auch ein im ganzen Reich verbreitetes publizistisches Medium wie die in vielen Kanzleien gehaltene Zeitschrift „Theatrum Europaeum“ erwähnte unter der Rubrik „Hertzog von Brieg gehet mit Tod ab“ das „höchst bejammernde“ Ereignis und den Erbfall der Fürstentümer. Das „Theatrum“ brachte Auszüge aus dem letzten Brief Georg Wilhelms an Leopold, in dem er seine Untertanen und deren Religionsfreiheit seinem Lehensherrn flehentlich anempfiehlt.213 Ein Bericht über die Brieger Exequien wurde in eine Sammlung „Herrliche[r] Leichbegängnüße“ aufgenommen.214 Einige der Trauerschriften wurden mehrfach nachgedruckt.215 Der
211 Aßmann v. Abschatz, Hans Freiherr: Auff den Tod Hertzog George Wilhelms/ lezten Piastischen Fürstens zu Lignitz/ Brig/ und Wolau. In: [ders.:] Herrn Hannß Aßmanns Freyherrn von Abschatz Poetische Übersetzungen und Gedichte. Leipzig & Breßlau, bey Christian Bauch, 1704 [ND, hg. v. Erika Alma Metzger, Bern 1970], Bd. „Leichen- und Ehren-Gedichte“, 29f.; Casper von Lohenstein, Daniel: Auff das absterben Seiner Durchl. Georg Wilhelms. In: Meid, Volker (Hg.): Renaissance und Barock. 1982, 366–369; Hoffmann von Hoffmannswaldau, Christian: Auf das Absterben Herrn George Wilhelms/ des letzten Pyastischen Hertzogs. In: [ders.:] C. H. v. H. Deutsche Ubersetzungen und Gedichte [...]. Breßlau 1679, Bd. „Geistliche Oden“, 71f.; Als Handschrift erscheint in dem erwähnten Liegnitzer Sammelband: [Logau, Balthasar Friedrich von:] Der frühzeitige Verlust ungemeiner Vollkommenheit in der vollkommensten Person des [...] Herren George Wilhelms [...]. O. O. [1676], vgl. Spellerberg: Lohensteins Beitrag, 650. 212 Więcek, Adam: Medale pamiątkowe Jerzego Wilhelma, księcia legnicko-brzesko-wołowskiego. (W 280 rocznicę śmierci ostatniego Piasta śląskiego 1675–1955). In: Kwartalnik Opolski 1/3–4 (1955) 103–115; ders.: Nieznany portret Jerzego Wilhelma księcia Legnicko-BrzeskoWołowskiego. In: Przegląd Zachodni 9/1–2 (1956) 147–154. 213 Theatri Europaei Eilfter Theil, oder ausführlich fortgeführte Friedens- und Kriegsbeschreibung und was mehr von denckwürdigsten Geschichten in Europa, vornemlich aber in Hochund Nieder-Teutschland [...] sich begeben haben. Franckfurth 1682, 742. 214 Herrliche Leichbegängnüße, deren eine Zu Brieg Selbigen letzt-verstorbenen Hertzogs (Tit:) Georg Wilhelms, von Brieg und Liegnitz [...] Zu Ehren angestellet [...]. O. O. 1676. 215 Die „Rede aus dem Grabe“ von Johann Andreas Mauersberger erschien 1694 erneut in Augsburg (bey Caspar Brechenmacher), 1736 ein drittes Mal in Frankfurt am Main.
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letzte Brief Georg Wilhelms216 kursierte offenbar in Liegnitz, Brieg und Breslau schon um den Jahreswechsel 1675/76,217 denn viele der Trauerschriften nennen oder zitieren ihn oder spielen auf ihn an. Das Gesamtbild des Trauerschrifttums und seine Masse belegen, dass der Tod des Herzogs an den drei niederschlesischen Höfen und in ihrem Umfeld als ein einschneidendes, epochales Ereignis wahrgenommen wurde. Grund dieser Wahrnehmung war nicht allein das immer wieder in Hyperbeln und Superlativen beschriebene Ende einer beispiellos alten, gerühmten Dynastie. Mindestens ebenso wirksam war die Angst vor den unmittelbaren Folgen durch eine drohende Rekatholisierung. Für ein solches Vorgehen gab es aus den letzten Jahrzehnten ja zahlreiche Beispiele in unmittelbarer Nachbarschaft. Unter der adeligen und kirchlichen Führungsschicht der drei Fürstentümer, der die meisten Verfasser der Trauerschriften angehörten, scheinen diese Aussichten geradezu Panik hervorgerufen zu haben. Je geringer der literarische Anspruch der jeweiligen Trauerschrift, desto weniger wird die Angst verschlüsselt. Ein Beispiel ist die Gedenkpredigt des Strehlener Archidiakons Adam Friedrich Springer.218 Springers Text legt das einfachste mögliche allegorische Bild zugrunde: Den Piastus-Baum, der in den Stammbäumen in der Brieger Schlosskirche und in Czepkos Gynaeceum sowie in der Rückführung in die Natur durch Scherffer hier bereits vorgestellt wurde. Auch andere Trauerschriften bauen dieses Bild aus.219 Springer 216 Döbner, Richard: Archivalische Miscellen. 4. Abschiedsschreiben des letzten Herzogs von Liegnitz-Brieg Georg Wilhelm an Kaiser Leopold I. 1675 kurz vor November 21. In: ZVGS 18 (1884) 312f. 217 Ein aktueller Druck dürfte wegen der doppelten Datumsangabe (julianisch und gregorianisch) in einem evangelischen Territorium außerhalb Schlesiens entstanden zu sein, da im Königreich Böhmen der neue Kalender schon seit dem 16. Jahrhundert galt: (Tit.) Herzogens von Ligniz/Brieg und Wolau / [...] hinterlassene Bittschrift [...]. O. O. 1675. 218 Springer, Adam Friedrich: Ach! Deß weyland Durchlauchtigen [...] George Wilhelms [...] Letzter und wahrhaffter Ehren-Preis [...] [1675]. In: ders.: Springer, Adam Friedrich: Verdorrender Und fast Verdorreter Piastus-Baum [...]. Brieg [1676], das Einzelwerk hier zit. als Letzter Ehren-Preis. Der Sammeldruck enthält außerdem eine weitere Leichenpredigt Springers auf Georg Wilhelm (Das Schreckliche Verhängnüß über Die Fürstenthümer: Liegnitz/ Brieg und Wohlau. Wegen des frühezeitigen Absterbens: Deß Durchlauchtigen Fürsten und Herren/ Herren GEORGII WILHELMI [...] [1675]) sowie eine auf seinen Vater Christian (1672). 219 Tralles, Johann Anton: Deß Neun Hundert Jahr herrlich gegrüneten Und numehr Den 21. Novembr. Anno 1675. Durch den [...] Todes-Fall Deß Durchlauchtigsten [...] Herren Georg-Wilhelms [...] Gäntzlich außgewurtzelten Piasteischen Fürsten- Und Königs-Baumes/ In einer Schmertzlichen Trauer- Rede [...] Geschehene Betraurung und Bethraenung. In: ders.: Fürstliches Liegnitz-Brieg-Wohlauisches Uber Zweyer Durchlauchtigkeiten Vaters und Sohnes Höchst-betrauerlichem Abschiede/ Denck- und Klag-Gedächtnüß /. Auß schuldigster Pflichts-Bezeugung Aufgerichtet Von Johann-Anton Tralles/ Pfarrern und Seniorn in Strelen. Brieg 1676 [das andere Werk im „Denk- und Klag-Gedächtnüß“ ist wiederum eine Leichenpredigt des Verfassers auf Herzog Christian von 1672]; [Brunsen, Anton:] Plange
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eröffnet biblische Bezüge, indem er den Piastus-Baum mit Sach 11,2 verknüpft: „Drumb heulet Ihr Tannen/ alle Eure PIAST-Cedern sind gefallen.“220 „Weil dieser Hertzog der Letzte von dem PIASTIschen Fürsten-Baum ist / mit dem nun diese Fürsten-Linie ihre Endschaft nimmet. Zuvor war dieser Baum im Alterthum/ allen Königlichen und Fürstlichen Stämmen gleich / wo nicht vorzuziehen. Denn wir gründlichern Bericht von Ihm haben: Daß Er über Acht Hundert Jahr/ in seinem Groß-Fürsten-Königs- und Fürsten-Glantz gepranget [...] aber nunmehr ist er umbgefallen und auf einmal [...] verdorret.“ (Bl. 41r) Fast der gesamte Textabschnitt, den die Predigt möglichen „Tröstungen“ widmet (Bl. 41v-42v) wird von der Hoffnung auf die Gnade Leopolds bestimmt. Erneut kommt sie in dem abschließenden Gebet zum Ausdruck: „Setz Ihm [Leopold, M. E.] den Abgang der Jahre unsers Letzten Landes-Fürsten/ in Gnaden zu! [Ein fast wörtliches Zitat aus Georg Wilhelms letztem Brief, M. E.] Überschütte Ihn mit Gutem Seelen- und Leibes-Segen/ und laß es Ihm nicht an einen [!] erwünschten Thron- und Kron-Erben fehlen! Laß diesen höchsten Cedern-Baum biß an der Welt Ende grünen! Lencke Sein Gnaden-Hertz zu uns Aermesten und Verlassenen / auf daß wir an Seiner Majestät vielfältig wieder finden/ was uns deine Rechte/ an PIASTO entzogen hat! Sonderlich laß Ihn seyn: Einen Pfleger und Säug-Amme deines kleinen/ verachteten und recht-gläubigen Häuffleins / gib nicht zu / daß wir Hülff-los gelassen werden; sondern erweitere vielmehr dein Reich; Erhalte uns und unsere Nachkommen/ bey reiner Lehre und Gottseligen [!] Leben/ auch erwüntschtem Land- und Gewissens-Friede!“ (Bl. 44v) Ein Großteil der Texte betont das Ausgeliefertsein der Liegnitz-Brieger Untertanen an den neuen Oberherren. Für heutige Ohren ausgesprochen servil klingt das damit verbundene Flehen um Gnade. Die Predigten schließen Leopold in Gebete für die „verwaisten“ Untertanen ein, die Gedichte und Reden wenden sich oft direkt mit ausführlichen Preisformeln an ihn. Obgleich die Mehrzahl der Widmungen sich an die Herzogin Louise richtet, fällt auf, dass mehrere Trauerschriften dem Kaiser auch förmlich gewidmet sind.221 Frei von solchen Rücksichten, ja stellenweise offen anti-habsburgisch sind zwei Texte aus den achtziger Jahren des 17. Jahrhunderts, die ebenfalls in engem Bezug zum Aussterben der Piasten stehen. Sie stammen aus der Feder des letzten Hofpredigers von Liegnitz, Friedrich Lucae. Konnten die lutherischen Pfarrer auf Duldung hoffen, so blieb dem reformierten Geistlichen und seiner Familie nur die Piastaea decussus ab arbore vertex [...]. O. O. (Brieg) 1676. Das älteste nachzuweisende Beispiel für die Baum-Metaphorik im Umkreis des Piastenkultes ist [Rößler, Christian/Muck, Johannes:] Acclamatione gratulatoria arboris Piasteae [...]. Bregae 1613 [laut Chronostichon am Ende des Textes]. 220 Springer: Letzter Ehren-Preis, Bl. 41v. Weitere biblische Referenzen: die „Cedern auf Libanon“ (Ps 92,13) und „grünende Tannen“ (Hos 14,9). 221 Mauersberger: Memoriam; Thilo: Adesdum.
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Ausreise. Seine Werke, die „Fürstenkrone“ und die „Denckwürdigkeiten“ wurden in dieser Arbeit schon öfter zitiert. Sie beschreiben mit einer Detailfülle, wie sie für Vertriebene und Exilierte wohl charakteristisch ist, Verhältnisse und Örtlichkeiten Schlesiens. Beide Werke gehen immer wieder in ein Lob der ausgestorbenen Dynastie über. Besonders ihre Verdienste um das Christentum und um Schlesien werden betont. Das Titelkupfer der „Fürstenkrone“ zeigt Piastus und Georg Wilhelm vor zwei Pyramiden, besagte Krone über einem weit in den Hintergrund gerückten Kaiser haltend. Der Kaiser ist von Figuren umgeben, darunter ein Herzog und ein Bischof, die man als Vertreter der schlesischen Stände deuten sollte. Der unbekannte Kupferstecher entwarf damit, sicher im Auftrag des Autors, ein Idealbild des Dualismus von Monarch und Ständen. Der schlesischen Realität entsprach es spätestens seit 1629 nicht mehr; es konnte sich aber mit Recht auf die Piasten als prägende Kraft des alten Ständestaates berufen. Der literarisch wie politisch bedeutendste Text unter den Nachrufen auf Georg Wilhelm ist zweifellos die „Lob-Schrifft“ Daniel Caspers von Lohenstein, die mehrere Auflagen erlebte222 und weit über hundert Seiten hat. Sie steigert rhetorische Mittel und Pathos ins Äußerste. Als Beispiel sei ein zentraler, zusammenfassender Abschnitt über das Ende der Piasten angeführt: „Mit unserm Fürsten aber leider! ist die Wurtzel deß gantzen Fürstlichen Stamm-Baums ausgerissen! Das gantze Pyastische Fürsten-Hauß ist in Staub verfallen [...]. Dieser Neun Hundert Jahre gewachsene/ und ein gut Theil Europens annehmlich überschattende Baum ist in einer Stunde von der Axt der Eitelkeit umbgehauen. Das Königliche Geschlechte ist ausgestorben / welches denen / Könige zu wehlen / nicht zu empfangen gewohneten Sarmatern / Sechs Hundert Jahr fürtreffliche Könige / dem Lande Schlesien über Acht Hundert Jahr Lobwürdige Fürsten gegeben. Das Pyastische Geschlechte ist vergangen / welches die unbändigen Sitten der gefrorenen Nord-Welt in den Stand wol-gesitteter Völcker gesetzt; das [...] den rauhen Scythen die Wissenschaft der Tugend durch heilsame Gesätze beybracht / und aus wilden Thieren gleichsam Menschen gemacht hat. Das Geschlechte ist ausgerottet / welches die Wüsteneyen der unwirthbaren Sarmatischen Wälder in fruchtbare Länder und Volckreiche Städte verwandelt hat. Das Haus ist verfinstert / welches Polen / Schlesien / Pommern / Preussen und das größte Theil der kalten Mitternacht zu dem Lichte des Christenthums/ und in das Haus des wahren GOTTES geleitet. Dieses Geschlechte ist hin / das durch Ausrottung der Heydnischen Abgötter [...] in Polen und Schlesien / mehr Ungeheuer / als Tausend Hercules ausgetilget; das in Polen und Schlesien die ersten und meisten Kirchen gebauet / 222 Casper von Lohenstein, Daniel: Lob-Schrifft/ Deß Weyland Durchlauchtigen [...] George Wilhelms/ [...]. Brieg 1676, diese Erstausgabe wird im Folgenden zitiert. Zweite Ausgabe: ders.: Dem Weyland Durchlauchtigen [...] George Wilhelms/ [...] gefertigte Lob-Schrifft. Breßlau/Leipzig/Jehna 1679.
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die gebaueten mit reichen Stifftungen versorget; das fast alle Städte in Grund geleget / selbte nicht minder mit heilsamen Ordnungen / als Mauern / befestigt / und durchgehends durch Seine Wohlthaten / Schlesien Ihm zu einem so großen Schuldner gemacht hat : Daß weder wir / noch der langsamen Nachkommen Danckmaale sich ihrer Verbindligkeit werden entbrechen können.“223 Auffallend ist die Entgrenzung, die Lohenstein in seinen Vergleichen und Anspielungen vornimmt. Diese verweisen oft nicht nur auf Antike und Bibel, sondern auf Realien, Personen und Geschichten Indiens, Chinas, Amerikas und Afrikas (der Prinz selbst wird z. B., Bl. „O“r, mit einer Aloe-Staude verglichen). Der Verstorbene und sein Haus werden so in einen weltumspannenden Zusammenhang eingeordnet. Die „Lob-Schrifft“ baut auf der Ferdinand-Widmung auf, geht aber weit über diese hinaus. Durchaus neu ist der Kontext, in den die Tugenden Georg Wilhelms und seiner Vorfahren gestellt werden.224 Diese erscheinen nicht wie in der neostoisch-protestantischen Tugendauffassung, die damals in Breslau diskutiert wurde,225 als unterdrückte, sondern in epikureischer Tradition als ins Maß gebrachte Affekte. Emotionen, so die Botschaft, können durchaus Gutes bewirken. Milde und Mitleid rücken so unter den Herrschertugenden unversehens nach vorne. Dies ist nur eines der komplexen rhetorischen Verfahren, mit denen Lohenstein versucht, Kaiser Leopold (den neben der Widmungsempfängerin Louise immer mitgedachten indirekten Adressaten) „auf die Politik zu verpflichten, die er dem Herzog zuschreibt“, und zwar „indem er vorgibt, sie bei Leopold schon vorzufinden.“226 Suggeriert wird ein umfassender Schutz der verfassungspolitischen und konfessionellen Freiheiten, konkret und in Nachfolge Georg Wilhelms in den piastischen Fürstentümern, aber perspektivisch auch im gesamten Herrschaftsbereich Leopolds. Immer wieder ruft Lohenstein die Huldigung in Wien vor Augen,227 bei der Georg Wilhelm als höchste Leistung seines jungen Lebens „das Hertze eines so Grossen und Weisen Kaisers gewonnen hat“.228 Lohenstein hatte Georg Wilhelm bei seiner Wiener Reise beraten und unterstützt. In der Lobschrift arbeitet der Dichter nun rhetorisch auf eine Gleichsetzung Leopolds mit seinem jungen schlesischen Erblasser hin. Neben den hinterbliebenen schlesischen Familienmitgliedern und all den europäischen Häusern, die in weiblicher Linie das Piastengeschlecht fortpflanzen „blühet der Pyastische Stamm“, so versichert Lohenstein, 223 Casper von Lohenstein: Lob-Schrifft (1676), Bl. „N“r-v. 224 Disselkamp: Barockheroismus, 286–297. 225 Halsted, David G.: Poetry and Politics in the Silesian Baroque. Neo-Stoicism in the Work of Christophorus Colerus and his Circle. Wiesbaden 1996. 226 Disselkamp: Barockheroismus, 289. Aus anderer Perspektive, aber mit ähnlichem Ergebnis: Wichert, Adalbert: Literatur, Rhetorik und Jurisprudenz im 17. Jahrhundert. Daniel Casper von Lohenstein und sein Werk. Eine exemplarische Studie. Tübingen 1991, 150f. 227 Vgl. etwa Casper von Lohenstein: Lob-Schrifft, Bl. [„Hiii“]v -„I“r. 228 Ebd., Bl. [„C8“]v.
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„Fürnehmlich [...] noch in Unserm Allergnädigsten Kaiser / als einem Enckel Kaiser Friedrichs [III:, M. E.] und Seiner Pyastischen Mutter [Cymbark(a) bzw. Cimburgis von Masowien, M. E.]. | An [Leopold, M. E.,] diesem Trajan unserer Zeit haben wir einen so Gütigen / aber Mächtigern Fürsten / als an dem Verstorbenen. Und da Sigambis sich in ihrer Gefangenschaft tröstete : Daß sie in der Gewalt eines Alexanders wäre: wieviel mehr haben wir unsers Leides zu Vergessen / da wir aus der Schooß Unsers Landes-Fürsten/ in die Armen eines Vaters verfallen sind / welcher uns wegen Seiner gegen Unserm Hertzoge getragener Liebe / und auf dem Tod-Bette gethaner Vorbitte/ mit eitel Gnade überstrahlen würde, wenn Ihm nicht ohne diß angestammet wäre alles/ ausser der Laster/ zu lieben.“229 Lohensteins „Lob-Schrifft“ kann man als literarische Geste der Überbietung verstehen; hinter ihr erscheinen die anderen Nachrufe auf Georg Wilhelm bedeutungslos. Das Superlativische kann man in seinem gesamten Werk erkennen. Sein Roman „Großmüthiger Feldherr Arminius“ etwa übertrifft allein an Umfang, Figureninventar oder der Masse der verarbeiteten Quellen alle Vorbilder und Konkurrenten – von seiner stilistischen Elaboriertheit ganz zu schweigen. Elida Maria Szarota hat den „Arminius“ als Zeitroman, als Schlüsseltext für die politischen Verhältnisse Mitteleuropas in den Jahrzehnten nach 1648 analysiert. Unter dem Einfluss des Sieges König Johanns III. Sobieski bei Wien über die Osmanen und der Auseinandersetzung der deutschen Reichsstände mit Ludwig XIV. von Frankreich entwarf Lohenstein im Kostüm der augusteischen Germanenzeit einen „postwestfälischen“ Reichspatriotismus. Dessen Inhalte sollten Einigkeit, Glanz und Stärke nach Außen und Autonomie der Einzelterritorien im Innern sein. Szarotas Analyse arbeitet mit großer Klarheit Leopold I. und Georg Wilhelm als gemeinsame Vorbilder der Hauptfigur Arminius heraus.230 Das Liegnitzer Mausoleum als Apotheose der Dynastie (1679) Die „Lob-Schrifft“ lässt sich auch als Plädoyer für die Errichtung eines dauerhaften Monuments für den Ruhm des ausgestorbenen Geschlechts verstehen. Die Landstände hatten erhebliche Einwände gegen die entsprechenden Pläne der Herzogin Louise.231 Diese wollte ein Familiengrab für ihre Toten, den Ehemann und den 229 Ebd., Bl. [„Oii“]v-„Oiii“r. 230 Szarota, Elida Maria: Lohensteins Arminius als Zeitroman. Sichtweisen des Spätbarock. Bern/München 1970, insbes. 147; ergänzendes Material zur Verarbeitung von Liegnitz-Brieger Zeitgeschichte im „Arminius“ bei Spellerberg, Gerhard: Lohensteins Beitrag zum PiastenMausoleum in der Liegnitzer Johannis-Kirche. In: Daphnis 7 (1978) 647–687, hier 684f., Anm. 144. 231 Waterman, Joshua: Daniel Casper von Lohenstein’s Lob-Schrifft (1676) and the Construction od the Piast Mausoleum in Legnica. In: Harasimowicz/Lipińska (Hg.): Dziedzictwo
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Sohn, errichten. Es sollte auch bereits für sie selbst und ihre Tochter Charlotte Platz haben. Es sollte von der Zuneigung dieser Menschen zueinander und dem Schmerz der beiden hinterbliebenen Frauen künden. Freilich handelt es sich nicht um ein Dokument rein privater Emotionen, sondern um eine bewusste politischkulturelle Geste, eine Stilisierung. Die neue Gruft, da war sich die Herzogin mit dem Dichter einig, sollte auch ein würdiges Denkmal für das nach neun Jahrhunderten untergegangene Piastenhaus als einer großen Dynastie des Abendlandes darstellen.232 Casper von Lohenstein entwarf das Programm der Gruft in enger Abstimmung mit Louise.233 Baulich umsetzen sollte es der Ohlauer Hausarchitekt Carlo Rossi. Lohenstein vermittelte der Herzogin den vorderösterreichischen Bildhauer und Maler Matthias Rauchmiller, den er von seinen Aufenthalten in Wien her kannte. Das hochgelehrte Programm wurde aus der „Lob-Schrifft“ entwickelt. Der Dichter bestimmte das Konzept anscheinend bis in Einzelheiten und verfasste die lateinischen Inschriften sowie eine deutsche Übertragung.234 Diese wurde bei der Rezeption des Baus im frühneuzeitlichen Schrifttum benutzt.235 Lohenstein war als Berater der Herzoginwitwe Louise nicht nur für die postume Verherrlichung des Fürstenhauses zuständig. Er leitete auch eine Delegation der Stände der drei Herzogtümer an den Kaiser und verfasste die dabei übergebene Denkschrift. Die Stände baten darin um die Beibehaltung und Bestätigung ihrer politischen und vor allem religiösen Freiheiten. An dieser Verknüpfung von Kunst und Politik zeigt sich einmal mehr der enge Zusammenhang von Gedenken und Glorifizierung der Dynastie einerseits und dem Einsatz für die ständische und religiöse Libertät ihrer Fürstentümer andererseits.236
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reformacji, 317–328. Vgl. Casper von Lohenstein: Lob-Schrifft, z. B. Bl. „Aiv“r-„B“v; „Oiii“v. Abdruck eines Briefs der Herzogin, Ohlau, 29. August 1679, an Casper von Lohenstein, bei Pfeiffer: Zur Geschichte, 105. Genau belegt bei: Spellerberg: Lohensteins Beitrag. Denck-Schriften Bey den historischen Gemählden/ in der Fürstl. Gruft zu Liegnitz/ [...]. Liegnitz [nach 1695]. Lucae: Schlesiens curieuse Denckwürdigkeiten, 1202–1207; Wahrendorff, Johann Peter: Lignitzische Merckwürdigkeiten Oder Historische Beschreibung der Stadt und Fürstenthums Lignitz im Hertzogthum Schlesien. Darinnen In zwoen Haupt-Abtheilungen, sowol von denen Catholischen Kirchen, Clöstern u. Stifftern, als auch von denen Evangel. Stadt- und Pfarr-Kirchen, besonders gehandelt [...]. Budißin 1724, 122–124, jeweils mit Varianten; kritische Edition bei Spellerberg: Lohensteins Beitrag, 664–673. Lohensteins Rolle bei dieser Mission klärte erst kürzlich Waterman, Joshua P.: Daniel Casper von Lohenstein’s Diplomatic Memorial to Emperor Leopold I for the Estates of Legnica, Brzeg, and Wołów. In: Daphnis 35 (2006) 163–192; zu der Delegation vgl. auch Velsen, Dorothee von: Die Gegenreformation in den Fürstentümern Liegnitz-Brieg- Wohlau. Ihre
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Abb. 3: Das Mausoleum der Schlesischen Piasten in Liegnitz wurde 1679 im Auftrag der Herzoginwitwe Louise vollendet. Raumentwurf und Stuckatur werden ihrem Hofarchitekten Carlo Rossi zugeschrieben, die Fresken und die Skulpturen schuf nach genauen Vorgaben Daniel Caspers von Lohenstein der Maler und Bildhauer Matthias Rauchmiller. Um 1900 wurde das Bildprogramm von Joseph Langer rekonstruiert.
Die neue Piastengruft in Liegnitz237 entstand zwischen 1677 und 1679 im Chor der fürstlichen Hofkirche St. Johannes (Abb. 3). Der gotische Chor wurde grundlegend umgebaut. Durch Abschluss nach Westen wurde er zu einem geschlossenen Rundbau auf kreisförmigem Grundriss erweitert. Im oberen Abschnitt erscheint der Innenraum als achtkantiges Prisma. Darauf ruht eine Flachkuppel.
Vorgeschichte und ihre staatsrechtlichen Grundlagen. Leipzig 1931, 38–40; Conrads, Norbert: Religionspolitische Überlegungen in Wien nach dem Anheimfall der Fürstentümer Liegnitz, Brieg und Wohlau. In: Hayduk, Alfons (Hg.): Schlesische Studien. München 1970, 49–56. 237 Kostowski, Jakub: Mauzoleum Piastów. In: Harasimowicz, Jan (Hg.): Kultura artystyczna dawnej Legnicy. Opole 1991, 63–73, 123–125; Kalinowski: Gloryfikacja, 55–73; Lepiarczyk, Józef: Legnickie „Monumentum Piasteum“. In: Szkice Legnickie 1 (1962) 99–111; Hoffmann, Hermann: Die katholische Pfarrkirche in Liegnitz und die Piastengruft. Eine Einführung. Schweidnitz 1931 (Führer zu Schlesischen Kirchen 2); Pfeiffer: Zur Geschichte; zu Quellenfragen vgl. Kębłowski, Janusz: Nieznany rysunek mauzoleum piastowskiego w Legnicy. In: Szkice Legnickie 5 (1969) 183–188; Kalinowski, Konstanty: Rysunek Seydlitza Mauzoleum Piastowskiego w Legnicy jako źródło. Ebd., 189–194; Jujeczka, Stanisław: Nieznane źródła do dziejów budowy Mauzoleum Piastów w Legnicy. In: Szkice Legnickie 23 (2002) 123–136; Spellerberg: Lohensteins Beitrag.
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Zwischen den Stützpfeilern öffnen sich Arkaden zu fünf niedrigen ovalen Nebenräumen. In ihnen wurden die aus der alten Herzogsgruft überführten Särge der letzten Piasten aufgestellt. Alle älteren Gebeine fanden in einer Krypta unter der neuen Gruft ihre letzte Ruhestätte. Kannelierte Pilaster der großen Ordnung trennen die Arkaden von den über ihnen eingesetzten großen, rechteckigen Fenstern. Die Pilaster trennen auch die Westwand mit einer ausführlichen Stiftungsinschrift und zwei Eingänge links und rechts davon ab. Im oberen Wandabschnitt gehen die Pilaster in breite Gurte über, die die Kuppel in acht gleiche Felder gliedern. Auf den Kuppelfeldern findet sich ein erster Kranz von Gemälden in reichen Stuckrahmen. Er zeigt polnische Herzoge und Könige aus dem Piastenhaus. Zu jedem Gemälde gehört ein lateinisches Distichon. Auf dem ersten Bild teilt Piastus als „Vater und Ernäherer“ dem Volk Korn aus und wird als „König“ inthronisiert.238 Auf dem zweiten Bild schlägt sein Enkel Ziemowit die Deutschen, Ungarn und Pommern in die Flucht. Die Beischrift nennt ihn, auf Livius anspielend, „sarmatischer Romulus, Numa und Vater“.239 Das dritte Bild zeigt Herzog Mieszko I., wie er im Jahr 966 die heidnischen Götzenbilder zertrümmert. Die Inschrift feiert ihn für das Ende seiner Blindheit.240 Auf dem vierten Bild wird Boleslaw Chrobry wird von Otto III. „mit der Krone, die er verdiente“241 zum König gekrönt. Chrobry kauft auf dem nächsten Gemälde den heidnischen Pruzzen den Leichnam des hl. Märtyrers Adalbert ab, des ersten polnischen und böhmischen Nationalheiligen. Historisch ist dieses Ereignis kurz vor dem Akt von Gnesen einzuordnen. Das sechste Bild zeigt Kasimir den Erneuerer. Er verlässt das Kloster, um Polen nach dem Heidenaufstand von 1038 wiederaufzubauen. Auf dem siebten Gemälde besiegt Boleslaw II. der Kühne Ungarn und Böhmen und setzt den vertriebenen Béla wieder in das Königtum ein. Auf dem achten Bild heiratet Boleslaw III. Schiefmund die Tochter des von ihm auf dem Hundsfeld bei Breslau (1109) besiegten Kaisers Heinrich V. Ein zweiter Kranz von Gemälden zieht sich im mittleren Wandbereich zwischen den Fenstern und den Arkaden der Nebenräume rings um den Raum. Er zeigt führende Vertreter der schlesischen Piasten und ihre Taten. Auch hier finden sich kommentierende Distichen. Auf dem ersten Gemälde der unteren Serie stiftet Kaiser Friedrich I. Barbarossa 1159 Frieden zwischen Fürst Boleslaw Kraushaar und den Söhnen Wladislaws II., die im Thronstreit mit Schlesien abgefunden werden. Auf dem zweiten Bild besiegt 238 „Est nutrire patris. Rex est pater, inde Piastus | nutritor populi, sceptra polona capit.“ 239 „Quot numeras pugnat tot agis Zimovite triumphos | Romulus hinc audis Sarmata, Numa, pater.“ 240 Das plötzlich wiedererlangte Augenlicht soll Mieszko schon in der Kindheit seine und Polens Bekehrung vorausgedeutet haben. Das berichtet eine Sage, die Kadłubek in die Geschichtsschreibung einführte. 241 „[...] merito diademate“.
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Boleslaw der Lange von Schlesien einen Riesen während des Kampfes Barbarossas um Mailand. Das dritte Bild zeigt Heinrich I. und die hl. Hedwig. Er wird als Kriegsheld, sie als Kirchenbauerin gepriesen. Auf dem vierten Bild ist Heinrich II. der Fromme in der Mongolenschlacht auf der Wahlstatt dargestellt. Die rettende Funktion dieser Niederlage betont die Beischrift „Dem Tartarischen Schwert unterliegt Heinrich und siegt doch | denn zum Schutzwall des Vaterlandes wird sein ausgebluteter Leib.“242 Das fünfte Bild zeigt den siegreichen Einzug Herzog Heinrichs IV. von Breslau in Krakau. Er habe, so die Inschrift, auch durch seine „Rechtschaffenheit“ (probitas) gesiegt. Das sechste Gemälde zeigt die Lehnshuldigung der schlesischen Fürsten an König Johann von Böhmen. Die Beischrift lautet: „Freiwillig unterwirft sich das geteilte Schlesien den Gesetzen des Bojers [Klassizismus für Böhmen, M. E.] | denn den Gespaltenen ist ein einziges Oberhaupt die einzige Rettung“.243 Auf dem siebten Gemälde erscheint Georg II. von Brieg als Landesvater. Er verachtet Kriegsruhm und gründet lieber „Ackerfluren, Straßen, Festungen, Städte, Kirchen und Schulen.“244 Das achte Bild zeigt die Huldigung Georg Wilhelms an Kaiser Leopold I. Sein Herrschaftsantritt sei vom Kaiser, mehr noch von Gott gewollt gewesen, kommentiert die Beischrift. Die beiden Zyklen stellen hervorragende Vertreter der Dynastie heraus. Durch sorgfältige Auswahl und Akzentuierung bilden sie eine durchdachte Auslegung der polnischen und schlesischen Geschichte. Wie Gryphius’ Piastus-Drama zwei Jahrzehnte zuvor heben sie Wegmarken der Geschichte beider Länder hervor. Zugleich stellen sie die Dynastiegeschichte als ein Fortschreiten in den Herrschertugenden wie Tapferkeit, Gerechtigkeit, Mäßigung und Treue dar. Die Gemälde sind darin den panegyrischen Herrscherreihen Grisbecks, Mollers, Alischers und auch Hallmanns ähnlich. Diese hatten aus der polnischen und schlesischen Geschichtsschreibung in starker Verdichtung kurze poetische Charakteristiken, Alischer und Hallmann auch Beinamen gewonnen, die jeden der Fürsten mit einer bestimmten Tugend verbanden. Am Brieger Schlosstor und in der Ohlauer Skulpturengalerie war die bloße Ahnenreihe der Piasten gestaltet worden. Die Liegnitzer Zyklen sind dagegen die erste und letzte durchkomponierte Bilderzählung der Dynastiegeschichte der schlesische Piasten, die historische Ereignisse aufgreift. Besonders reich an Bezügen ist im unteren Gemäldezyklus die schlesische Geschichte als Tugendspiegel der Piasten vorgestellt. Die Gründung der eigenständigen Piastenlinie in Schlesien erscheint auf dem ersten Gemälde als Ergebnis einer Versöhnung innerhalb der Familie und zwischen den Völkern. Die in dem oberen, königlich-polnischen Gemäldezyklus betonte Tapferkeit stellen die schlesischen Herzöge in den Dienst des Lehnsherrn, wie Boleslaw der Lange in Mailand oder aber ihres Landes und der Christenheit insge242 „Tartarico occumbens Henricus acinace vincit | Nam vallum patriae exsangue cadaver erit“. 243 „Sponte subit leges divisa Silesiae Boji | Namque unum scissis est caput, una salus“. 244 „Arva, vias, arces, moenia, templa, scholas“.
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samt, wie Heinrich der Fromme auf der Wahlstatt. Treue und Dienstfertigkeit wird auch versinnbildlicht durch die erste Huldigung an Johann von Böhmen und die letzte an Leopold. Sie werden ausbalanciert durch Darstellung weiser, selbständiger Gestaltungskraft bei Heinrich und Hedwig und bei Georg II. Das achte Bild des oberen Zyklus ist bemerkenswert. Lohenstein machte sich zunutze, dass alle polnischen und schlesischen Chronisten in der Darstellung Boleslaw Schiefmunds seinem Hofchronisten, dem Gallus Anonymus folgen, so dass jener als Heldenfigur kanonisiert ist. Boleslaw erscheint als Bezwinger des Kaisers, zunächst als siegreicher Kriegsgegner. In Lohensteins Deutung wird durch die Betonung der ehrenvollen Eheschließung der 1679 aktuell wirkende Zwist mit dem Kaiser in das Bild einer Versöhnung gewendet, bei der der Piast der Stärkere ist. Das „Bezwingen“ wird wie in der manieristischen Lyrik und Epik (etwa bei Torquato Tasso) vom Assoziationsfeld des Krieges in das des Gefühls übertragen. Es erinnert damit an Lohensteins Darstellung, Georg Wilhelm habe Leopolds Liebe gewonnen. Im Plafond der Kuppel, wo die Gurtstreifen wie Radspeichen zusammentreffen, gleichsam in der freibleibenden Nabe, fährt der Sonnengott mit den Zügen Georg Wilhelms im Wagen über das Firmament. Er muss seinen Wagen wenden, weil er im Sternbild des Krebses angekommen ist. Das ist nach der traditionellen Astronomie der höchste Punkt seiner vorgeschriebenen Bahn. Die Beischrift besagt: „Wunderst du dich, dass Königshäuser zugrunde gingen, Sterne zu Staub werden? Auch der Sonne ist ein fester Riegel gesetzt.“245 In gleicher Weise hat das Piastenhaus mit Georg Wilhelm seinen Zenit, seine höchste Vollendung erreicht. Sein Ende ist daher gemäß Calvins Lehre von Gott prädestiniert, nicht Ergebnis eines grausamen Zufalls. In der östlichen Nische kennzeichnete ursprünglich einzig und allein eine Skulptur des auferstandenen Christus mit schlafenden Grabwächtern die religiöse Hoffnung des Sakralbaus – ganz im Geist des reformierten Christentums.246 An der Trennwand nennt die Stifterin in Inschriften ihre Intention. Drei Embleme247 unterstreichen den ewigen Ruhm des Geschlechts, die göttliche Vorherbestimmung seines Schicksals und die Hoffnung auf das Jenseits. Das „Pyastische Denkmal, den frommen Seelen 1678 gewidmet“248 weiht sie „Gott, dem Bewahrer der Gebeine und den frommen Seelen des Piastischen Hauses geweiht, das im Jahre 775 der christlichen Zeitrechnung mit Piastus seinen Anfang nahm, Sarmatien 24 Monarchen und mehr Fürsten, Schlesien 123 Herzöge, der Kirche sechs Erz- und Bischöfe, dem Norden [Europas = Polen, M. E.] Religion, Bildung, Kirchen, Schulen, Städte, Burgen, Mauern durch fromme, rechtschaffene, heilige, starke, milde, 245 246 247 248
„Regales periisse domos, fieri astra favillas | Miraris? soli stat quoque fixus obex.“ Heute steht dort der Sarkophag der Herzogin Sophie Elisabeth (gest. 1622). Kalinowski: Gloryfikacja, 67. „Monumentum Pyasteum A. M. DCLXXIIX Absolutum P[iis] M[anibus] S[acrum]“.
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freigiebige Fürsten gegeben hat, das Deutschland vor der Überschwemmung der Tartaren befreit hat, und das mit Christian dem Besten [und dessen, M. E.] Sohn Georg Wilhelm dem letzten, aber an Verdiensten ersten Fürsten am 21. November 1675 endete, zur ungeheuren Betrübnis seines Vaterlandes, Europas und des Kaisers, nach genau neun Jahrhunderten, und das es verdient hat, dass Louise Fürstin von Anhalt, die letzte Mutter der Piasteer, den Ahnen und Urahnen oder vielmehr der Nachwelt, ihrem Gatten, ihrem Sohn, sich und ihrer noch lebenden Tochter Charlotte Herzogin von Holstein im Jahre 1679 dies Denkmal, die Grabstätten betrauernd, aufrichtete, obgleich jeder von ihnen die Tugend zum Herold und die Nordwelt zum Denkmal haben, es also keines weiteren bedürfte, wenn nicht die Vergesslichkeit der Sterblichen oder ihre Undankbarkeit geschwinder als Steine verstummte.“249 Die bleibenden Verdienste der Piasten, die in der Inschrift genannt werden, sind dieselben wie in der „Lob-Schrifft“. Als einziges Ereignis der in den Bilderreihen erzählten Historie wird bemerkenswerterweise die Wahlstatt-Schlacht als „Rettung Deutschlands vor der Überschwemmung durch die Tartaren“ herausgehoben. Auf Konsolen zwischen den Pfeilern, in der Höhe zwischen den Bögen der Arkaden und dem unteren Gemäldekranz stehen Skulpturen der letzten Piastenfamilie: Herzog Christian und Herzogin Louise mit ihren Kindern Georg Wilhelm (Abb. 4) und Charlotte (Abb. 5). Rauchmiller kleidete die porträtähnlichen, lebensgroßen Figuren nach der neuesten Mode. Sie führen durch Beischriften ein letztes Gespräch im klagenden Adoneus-Versmaß: Louise klagt, auf den Tod Christians bezugnehmend: „Ach, ich bin allein.“ Christian antwortet ihr, mit dem Marschallstab auf seinen Erben Georg Wilhelm verweisend: „Denkst du [denn] nicht an [unseren] Sohn?“ Georg Wilhelm, ergeben die Arme breitend: „Ich folge ja selbst [auch schon].“ Charlotte schließt mit der Klage: „Wo bleiben [nun] unsere Hoffnungen?“250 249 „Deo ossium custodi | Piisqve Manibus | Domus Piasteae Sacrum | Qvae Ann[o] AEr:[ae] Chr[istianae]. DCCLXXV. | Cum Piasto Caepit. | Sarmatiae XXIV. Monarchas Pluresque P.P. [= Principes, M. E.] | Silesiae CXXIII. Duces | Ecclesiae VI. Archi- & Episcopos | Septentrioni | Religionem Literas [!], Regiminis Rationem | Templa, Scholas, Urbes, Arces Maenia | per P.P. Pios, Probos, Sanctos, Fortes | Clementes, Liberales, dedit | Germaniam a Tartarorum Inundatione | Liberavit, | In Christiano Optimo | Filio GEORGIO GUILELMO | Ultimo sed Meritis Primo Principe | die XXI. Novembr. A.C. MDCLXXV. | Cum ingenti Patriae | Europae Caesarisque luctu | post novem accurate secula || Desiit Meruitqve | Ut Ludovica Princeps Anhaltina | Ultima Piastaeorum Mater | Avis Atavisqve | Vel potius Posteritati | Hocce Monumentum | Coniugi Filio Sibi | Filiaeqve Superstiti | Carolinae Holsatiae Duci | A.C. MDCLXXIX. Urnas Gemens poneret | Singulis | Virtutem Pro Praecone | Mundum Arctoum Pro Monumento | Habentibus | Nullius Ergo Indigis | Nisi Mortalium Oblivio, | vel ingratitudo | Saxis citius obmutesceret.“ Nach der kritischen Edition bei Spellerberg: Lohensteins Beitrag, 670f. 250 Louise: „Heu mihi soli“; Christian: „Nescia gnati?“; Georg Wilhelm: „At sequor ipse“; Charlotte: „Spes ubi nostrae?“
Selbstverständnis und Repräsentation
Abb. 4: Das Standbild des letzten regierenden Piastenherzogs Georg Wilhelm von Liegnitz, Brieg und Wohlau schuf Matthias Rauchmiller.
Abb. 5: Neben der Statue Georg Wilhelms enthält das Liegnitzer Mausoleum entsprechende Darstellungen seiner Eltern und – hier zu sehen – seiner Schwester Charlotte von Holstein.
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Mit ihrer zarten Anmut bilden die Skulpturen der letzten Piasten einen Gegenakzent zu dem stilistisch zu größtmöglicher Erhabenheit gesteigerten Raum mit seinem weit ausgreifenden historischen Bildprogramm. Trotzdem erschöpft sich auch ihre Funktion nicht im intimen familiären Gedenken. Nach der Deutung von Jakub Kostowski und Jan Harasimowicz ist die Ähnlichkeit der Figuren „mit den mittelalterlichen Sitfterstatuen in den Domchören in Naumburg und Meißen [...] hier kein Zufall: Das Mausoleum sollte nicht nur als Pantheon der Gloria einer großen europäischen Dynastie gelten, sondern auch als ein ‚gesamtschlesisches Heiligtum‘, als ein Hort der konfessionellen Identität und schließlich als ein Bollwerk gegen die habsburgische Zentralisierungspolitik.“251
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Zwei Fürstengestalten als Eckpfeiler vormodernen Landesbewusstseins: Zum Kult der hl. Hedwig und zum Mythos um den Abwehrkampf Heinrichs II. gegen die Mongolen
Bisher kamen verschiedene Deutungen der Dynastiegeschichte zur Sprache: die Ahnengalerie des Brieger Schlosstors, die panegyrischen Herrscherreihen, Gryphius’ rückblickende Weissagung im „Piastus“ und das Bildprogramm des Liegnitzer Mausoleums. Bei den meisten dieser Darstellungen treten Fürstengestalten zurück, die als farblos oder unwichtig gelten. Einige herausragende Figuren werden dagegen stark betont. Die Gewichtung, die Grisbeck oder die Auswahl, die Gryphius und Lohenstein vorgenommen haben, zeigen deutlich, welche Vertreter der Dynastie auf dem Höhepunkt des Piastenkults im 17. Jahrhundert besonders geschätzt wurden. Zwei Angehörige der Dynastie erfuhren im Vergleich die meiste Aufmerksamkeit und bestimmen den dritten Motivstrang der Piastentradition, die Verdienste des Fürstenhauses. Die Rede ist von der hl. Hedwig und ihrem Sohn, Herzog Heinrich II, dem Frommen. Das gilt nicht nur für die bisher vorgestellten Zeugnisse, sondern für die Wahrnehmung der schlesischen Piasten insgesamt: Die Gestalten der heiligen Landesmutter und des Märtyrer-Herzogs waren seit dem Mittelalter grundlegend für das Selbstbild der Schlesier. In der Neuzeit prägten sie außerdem das Schlesienbild in Deutschland und Polen. Das Schrifttum zum älteren Kult der hl. Hedwig und zu dem Mythos um die in ihrem Ablauf historisch nicht bezeugte Wahlstatt-Schlacht ist sehr umfangreich. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit folgt hier ein knapper Überblick über die wichtigsten Entwicklungen dieser zentralen schlesischen Traditionen bis in das Jahrhundert des Aussterbens der Piasten. Verantwortlich für die frühe Vermischung von Historie und Legende im Bild Hedwigs war ihre Heiligsprechung, die Papst Clemens IV. im Jahr 1267 vornahm. 251 Harasimowicz: Die „nahe“ und „ferne“ Vergangenheit, 227f.
Zum Kult der hl. Hedwig und zum Mythos Heinrichs II.
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Die für den Kanonisationsprozess gesammelten Informationen wie Augenzeugenberichte und Wunderbelege flossen in die im Jahr 1300 niedergeschriebene Hedwigslegende ein („Legenda maior de beata Hedwige“ mit einer „Legenda minor“ als Kurzfassung).252 Heiligsprechung und Legende gingen auf intensive Bemühungen der schlesischen und der großpolnischen Piasten zurück. Führend waren Gertrud, Tochter Hedwigs und Äbtissin von Trebnitz, und Wladislaw, Enkel Hedwigs und Erzbischof von Salzburg. Für das Fürstenhaus war eine dynastische Heilige Unterpfand seiner „Geblütsheiligkeit“, seines hohen Adels und seines von Gott verliehenen Herrschercharismas.253 Zur Feier des Hedwigsfestes entstanden wie üblich liturgische Texte und gregorianische Weisen für Messe und Stundengebet.254 Zunächst war seine Feier nur in der Erzdiözese Gnesen geboten, die damals alle piastischen Einzelterritorien der zerfallenen polnischen Krone umfasste. Die bereits in der Kanonisationsurkunde „Polonorum patrona“ genannte Hedwig wurde zugleich eine Reichsheilige Polens. Das 15. Jahrhundert kannte sie in dieser Funktion neben Adalbert, Stanislaus, Wenzel und Florian.255 Ihr Kult belebte sich im 14. Jahrhundert. Die Wallfahrt zu ihrer Ruhestätte in Trebnitz, dem einzigen Heiligengrab auf schlesischem Boden, hatte einen Einzugsbereich, der auch Polen, Zentraldeutschland und Mähren umfasste. Besonders gefördert wurde die Hedwigsverehrung durch Herzog Ludwig I. von Brieg, der dafür auch die Unterstützung seines Lehensherrn Karl IV. gewann. Ludwig ließ die Hedwigslegenden und die bis auf ihn selbst, den Ururenkel, fortgeführte „Genealoya“ der Heiligen für das von ihm gegründete Kollegiatstift zur hl. Hedwig in seiner
252 Methodisch veraltete Editionen hg. v. Gustav Adolf Stenzel in SRS 2 (1839) 1–126; v. Aleksander Semkowicz in MPH 4 (1884) 501–510. Über die Verbreitung der lateinischen Legende vgl. Manikowska, Halina: Legenda św. Jadwigi – obieg i transformacja. In: Geremek, Bronisław (Hg.): Kultura elitarna a kultura masowa w Polsce późnego średniowiecza. Wrocław u. a. 1978, 155–171; Mrozowicz, Wojciech: Materiały rękopiśmienne dotyczące św. Jadwigi w zbiorach Biblioteki Uniwersyteckiej we Wrocławiu. In: Kaczmarek/Wójcik (Hg.): Księga Jadwiżańska, 233–249. 253 Literatur zu diesem Konzept bei Grunewald, Eckhard/Gussone, Nikolaus: Vorwort. In: dies. (Hg.): Das Bild der heiligen Hedwig, 7–21, hier 8f., Anm. 6; im breiteren Kontext ferner Irgang, Winfried: Die politische Bedeutung der Heiligen im Mittelalter. (Wenzel, Adalbert, Stanislaus, Hedwig). In: Köhler, Joachim (Hg.): Heilige und Heiligenverehrung in Schlesien. Unter Mitwirkung von Gundolf Keil. Verhandlungen des IX. Symposions in Würzburg vom 28. bis 30. Oktober 1991. Sigmaringen 1997, 31–50; Gieysztor, Aleksander: Politische Heilige im hochmittelalterlichen Polen und Böhmen. In: Petersohn, Jürgen (Hg.): Politik und Heiligenverehrung im Hochmittelalter. Sigmaringen 1994, 325–341. 254 Araszczuk, Stanisław: Kult św. Jadwigi na Śląsku w świetle przedtrydenckich wrocławskich ksiąg liturgicznych. Opole 1995. 255 Długosz, Johannes: Ioannis Dlugossii Annales seu Cronicae incliti regni Poloniae. Liber Duodecimus. 1462–1480. Hg. v. Danuta Turkowska u. a., Cracoviae 2005, 447.
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Residenz Lüben kopieren und prachtvoll illuminieren (Abb. 6).256 Die unter dem Namen „Schlackenwerther Codex“ bekannte Handschrift257 sollte für die HedwigsIkonographie prägend werden.258 256 Karłowska-Kamzowa: Fundacje artystyczne, 14–34. 257 Datierung und Stifter sind in der Handschrift genannt. Der Codex befand sich bis zum Dreißigjährigen Krieg im Brieger Kollegiatstift. Um 1701 gelangte er in das Piaristenkloster Schlackenwerth (tschech. Ostrov, daher die poln. Bezeichnung „Kodeks ostrowski“). Der Historiker Antonín Boček hat ihn dort im 19. Jahrhundert entdeckt. Nach der Auflassung des Konvents kam der Codex in den Besitz der Stadt Schlackenwerth, die ihn um 1911 an den Industriellen und Kunstliebhaber Rudolf Baron von Gutmann (Wien) verkaufte. 1964 erwarben die Aachener Sammler Peter und Irene Ludwig die Handschrift, die im Zuge der Restitution zu ihrem Eigentümer, einem tschechoslowakischen Staatsbürger, ins kanadische Royal Oak gelangt war. Alle mittelalterlichen Handschriften der Sammlung Ludwig wurden 1983 an das J. Paul Getty Museum in Malibu (Kalifornien) veräußert; dort ist der Kodex heute zu finden. In Polen ist auch die Bezeichnung „kodeks lubiński“ (nach dem Entstehungsort Lüben) gebräuchlich. Williams-Krapp, Werner: Hedwig von Schlesien. In: Ruh, Kurt (Hg.): Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon. Begründet von Wolfgang Stammler. Fortgeführt von Karl Langosch. 2., völlig neu bearb. Aufl, Bd. 3: Ger – Hil. Berlin u. a. 1981, Sp. 565–569; Klapper, Joseph: Hedwig. In: Stammler, Wolfgang (Hg.): Die deutsche Literatur des Mittelalters, Bd. 2: Der von Gabelstein – Kyeser, Konrad. Berlin/ Leipzig 1936, Sp. 233–240; Gottschalk, Joseph: Die älteste Bilderhandschrift mit den Quellen zum Leben der hl. Hedwig. Im Auftrag des Herzogs Ludwig I. von Liegnitz und Brieg im Jahre 1353 vollendet. In: Aachener Kunstblätter 34 (1967) 61–161; ders.: Gottschalk, Joseph: Beiträge zur Hedwigsverehrung. In: ASKG 12 (1954) 52–60. Bisherige Editionen: Wolfskron, Adolf Ritter von: Die Bilder der Hedwigslegende nach einer Handschrift vom J. 1353. in der Biblioth. der P. P. Piaristen zu Schlackenwerth mit einem Auszug des Originaltextes u. hist. archaeologischen Anmerkungen. Wien 1846 (reproduziert Nachzeichnungen mit sehr freier Kolorierung); Stronczyński, Kazimierz (Hg.): Obrazy legendy o św. Jadwidze księżnie szląskiej. Podług rękopisów ostrowskiego z 1353 r. i wrocławskiego z 1451 r. Litografia A. Prószyńskiego. Kraków 1880; 2. Aufl. u. d. T.: Legenda obrazowa o świętej Jadwidze księżnie śląskiej według rękopisu z r. 1353 przedstawiona i z późniejszymi tejże treści obrazami porównana. Kraków 1887; Wąsowicz, Teresa (Hg.): Legenda śląska. Wrocław u. a. 1967; Braunfels, Wolfgang (Hg.): Der Hedwigs-Codex [Sancta Hedwiga] von 1353, Bd. 1: Faksimile der vollständigen Handschrift, Bd. 2: Texte und Kommentare. Berlin 1972. 258 Übergreifende Darstellungen bieten Kaczmarek, Romuald: Das Bild der heiligen Hedwig. Zeugnisse der Kunst vom 13. bis zum 18. Jahrhundert. In: Grunewald/Gussone (Hg.): Das Bild der heiligen Hedwig, 137–158; Grunewald, Eckard: Die Hedwig-Bilderzyklen des Mittelalters und der frühen Neuzeit. In: Berichte und Forschungen 3 (1995) 69–106; KarłowskaKamzowa, Alicja: Zagadnienie aktualizacji w śląskich wyobrażeniach Bitwy Legnickiej 1354– 1504. In: Studia źródłoznawcze 17 (1972) 91–118; Knötel, Paul: Die Entwicklung des Hedwigstypus in der schlesischen Kunst. In: ZVGS 55 (1921) 17–28; Luchs, Hermann: Ueber die Bilder der Hedwigslegende im Schlackenwerther Codex von 1353, dem Breslauer Codex von 1451, auf der Hedwigstafel in der Breslauer Bernhardinkirche und in dem Breslauer Drucke von 1504. Der Königlichen Universität zu Breslau zu ihrem fünfzigjährigen Jubiläum am 3. August 1861 überreicht von dem Rector und dem Collegium der städtischen höheren Töchterschule zu St. Maria-Magdalena zu Breslau. Mit 25 Holzschnitten. Breslau [1861].
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Abb. 6: Auf dem Stifterbild des Hedwigs-Codex von 1353 (heute J. Paul Getty Museum, Los Angeles/Malibu) erscheint die Heilige in einem Gewand, das Attribute der Herzogin und der Asketin miteinander verbindet. Das eigenartige Muster ihres Nimbus wiederholt sich in den Gewändern des Stifters des Codex, Herzog Ludwigs I. von Brieg, der mit seiner Gemahlin zu Füßen seiner verehrten Ahnin kniet.
Die Zunahme der Hedwigsverehrung kann man ablesen an immer zahlreicheren Berichten über die Wallfahrt nach Trebnitz, an den im Mittelalter weit über hundert Hedwigs-Patrozinien von Kirchen und Altären allein in Schlesien259 und an der Verbreitung von Hedwigsreliquien.260 Zu ihrem Festtag entstand ein gereimtes Messoffizium.261 Einen neuen Grad der Verehrung bedeutete es, dass Ludwigs Nachfolger Rupert von Liegnitz 1380 die Legende ins Deutsche übersetzen ließ und dass sich der Text durch Neuübersetzungen weiterverbreitete:262 von Erfurt, 259 Parafia św. Jadwigi w Trzebnicy (Hg.): Kult św. Jadwigi – kościoły pod wezwaniem św. Jadwigi Śląskiej na świecie. Katalog. Trzebnica 2000 [2001]; Stelmach, Roman: Patrocinia Św. Jadwigi na Śląsku. Archiwum Państwowe we Wrocławiu, http://silesiana.archiwa.net/teksty/ iso8960/jadwiga.htm (Zugriff v. 11. Januar 2007). 260 Kaczmarek, Romuald/Witkowski, Jacek: Reliquien und Reliquiare. Ausprägungen des Hedwig-Kultes. In: Köhler (Hg.): Heilige und Heiligenverehrung, 113–146. 261 Walter, Rudolf: Gregorianische Choralgesänge zur Verehrung der hl. Hedwig. In: Köhler (Hg.): Heilige und Heiligenverehrung, 69–112. 262 Ehlert, Trude: Die Heilige Hedwig in der deutschen Literatur des Spätmittelalters und der frühen Neuzeit. In: Kaczmarek/Wójcik (Hg.): Księga Jadwiżańska, 151–175; Seppelt, Franz Xaver: Mittelalterliche deutsche Hedwigslegenden. In: ZVGS 48 (1914) 1–18; Grunewald, Eckhard: Der verlorene Hedwigskodex Herzog Ruprechts von Brieg aus dem Jahre 1380.
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Wien und dem Gebiet der Grafen von Oettingen in Ostschwaben aus, wo der Sohn einer oberschlesischen Piastin den Text ebenfalls illustrieren ließ.263 Wahrscheinlich am Prager Hof entstand eine tschechische Lebensbeschreibung der Heiligen. Im 15. Jahrhundert verehrte auch das Breslauer Bürgertum Hedwig und verlieh dem dauerhaften Ausdruck. Der Patrizier und Ratsherr Anton Hornig ließ von dem Brieger Vierdungsschreiber Peter Freytag 1451 eine Kopie von Herzog Ruperts Übersetzung mit künstlerisch hochwertigen Federzeichnungen nach dem Codex von 1353 anfertigen.264 Wohl kurz zuvor schuf der anonyme Meister von Langendorf die sogenannte Hedwigstafel (Abb. 7). Dieses Triptychon machte erstmals in Temperafarben auf Holz alle Bilder der illuminierten Legende öffentlich. Diese Zugänglichkeit war eine für die Erinnerungskultur Schlesiens äußerst wichtige Tatsache. Zunächst stand das Triptychon wahrscheinlich in der Jakobskirche der vom Bürgertum favorisierten Franziskaner-Konventualen, wo Heinrich der Fromme vor dem Hochaltar begraben lag. Wenig später gelangte es in die St.-Bernhardin-Kirche der observantischen Fraktion des Ordens.265 1504 erschien als einer der ersten Breslauer Drucke die von Konrad Baumgarten verlegte deutsche Hedwigslegende mit zahlreichen Holzschnitten. Deren Disposition löste sich weitgehend von der Bildfolge der illuminierten Legenden und der Hedwigstafel.266
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Überlegungen zum Versuch einer Rekonstruktion. In: Berichte und Forschungen 5 (1997) 47–54. Marion Karge: „Ein buch von sant hedwigen gemalet“. Die Hedwig-Handschriften in der Bibliothek der Grafen von Oettingen-Wallerstein. In: Grunewald/Gussone (Hg.): Das Bild der heiligen Hedwig, 79–87; Grunewald, Eckhard: Das Bildprogramm des Augsburger Hedwigskodex I.3.2°7. Ein Beitrag zur Hedwigs-Ikonographie des 15. Jahrhunderts. In: Kaczmarek/Wójcik (Hg.): Księga Jadwiżańska, 283–296. Biblioteka Uniwersytetu Wrocławskiego, Sign. IV F 192. Kommentierte Faksimilie-Edition mit Übersetzungen: Ehlert, Trude (Hg.): Legenda o św. Jadwidze. Legende der hl. Hedwig. Unter Mitarbeit von Wojciech Mrozowicz. Wrocław 2000; vgl. auch Gromadzki, Jan: Die Miniaturen des Hedwigs-Bilderzyklus im sog. Hornig-Kodex der Breslauer Universitätsbibliothek. In: Grunewald/Gussone (Hg.): Das Bild der heiligen Hedwig, 183–193; ältere Editionen, neben den Bildern des Schlackenwerther Codex: Stronczyński (Hg.): Obrazy legendy; ders. (Hg.): Legenda obrazowa; Wąsowicz (Hg.): Legenda śląska. Dies könnte im Jahr 1522 im Zuge der Auflösung des Observantenklosters geschehen sein. Die Mitteltafel des Triptychons ging im Zweiten Weltkrieg verloren, die Seitentafeln gelangten 1946 ins Warschauer Nationalmuseum. Jakub Kostowski argumentiert schlüssig für den ursprünglichen Aufstellungsort und die Anpassung in der Observantenkirche, die auch eine Neufassung der Bilder von der Mongolenschlacht mit sich brachte, vgl. ders.: Das Breslauer Triptychon der Hedwigslegende. Herkunft und Ikonographie. In: Grunewald/Gussone (Hg.): Das Bild der heiligen Hedwig, 159–181, mit umfassenden Literaturangaben. Edition: Die große Legende der heiligen Frau Sankt Hedwig: geborene Fürstin von Meranien und Herzogin in Polen und Schlesien. Faksimile nach der Originalausgabe von Konrad Baumgarten, Breslau 1504. Text und Bilddeutung von Joseph Gottschalk. Wiesbaden 1963. Vgl. Karłowska-Kamzowa, Alicja: Wrocławskie drzeworyty Konrada Baumgartena. Ze studi-
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Abb. 7: Die Breslauer Hedwigstafel aus der Mitte des 15. Jahrhunderts, die dem sogenannten Meister von Langendorf zugeschrieben wird (heute Muzeum Narodowe, Warschau), lehnte sich eng an die illustrierten Hedwigslegenden in Buchform an und machte deren Inhalt erstmals öffentlich.
Zunächst ganz in die Hedwigsüberlieferung eingebettet war die Tradition von der Niederlage Heinrichs II. auf der Wahlstatt bei Liegnitz, die seit dem 14. Jahrhundert diesen Ortsnamen trug. Schon sieben Jahre nach der Wahlstatt-Schlacht, am 8. Juli 1248, hielt eine Urkunde von Heinrichs Sohn Boleslaw II. die damals anscheinend bereits zu einer Formel gewordene Deutung des Todes Heinrichs des Frommen fest: „Um der Verteidigung des christlichen Glaubens und seines Volkes willen erlag er den Schwertern der Tartaren“.267 Noch knapper fasste es eine gelegentlich auf Heinrich II. bezogene, allerdings überall in Europa als Wappenspruch geläufige Devise: Er habe sein Blut vergossen „pro lege et grege“. Für das Christentum (fides, lex) und für sein Volk (gens, grex) sei der Herzog gestorben: Dieses Grundmuster war offenbar so attraktiv und so einfach, dass es in einer mehrhundertjährigen Rezeptionsgeschichte zu immer wieder neuen Aktualisierungen und Identifikationen einlud. Die Mehrzahl der im weiteren Verlauf dieów nad związkami artystycznymi Wrocławia i Krakowa w początkach XVI wieku. In: RSŚ 9 (1973) 7–16. 267 „[...] pro defensione christiane fidei et sue gentis gladiis occubuit Tartarorum“. Die in Lyon ausgestellte Urkunde in: Schlesisches Urkundenbuch, Bd. 2 (1977), Nr. 342.
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ser Arbeit untersuchten Deutungen wird den „Opfergang“ Heinrichs diesen zwei Punkten zuordnen: Erstens einer geistig oder religiös begründeten Gemeinschaft; zweitens einer konkreten, dem Herzog anvertrauten Personengruppe. Dazu treten als dritter Punkt die Feinde, die meist dämonisiert werden (tartarus = Unterwelt, Hölle268). Dabei fällt eine allmähliche semantische Verschiebung auf. Der erste Punkt gleitet in der Neuzeit entlang der Linie „Christentum“ – „Abendland“ – dann weiter zu „Europa“, oder aber zu „Reich“ und dann „Deutschland“. Der zweite Punkt verschiebt sich entlang der Linie „Untertanen Heinrichs“ – „die Schlesier“, dann zu „die Deutschen“ oder „die Polen“. Auch der dritte Punkt, „die Feinde“, wird bereits in der frühen Neuzeit aktualisiert, wenn auch in neuerer Zeit die Tataren oft nur durch Vergleich den aktuellen Feinden der angesprochenen Betrachter, Zuhörer oder Leser angenähert, aber nicht völlig mit ihnen gleichgesetzt werden. Als aktuelle „Ta(r)taren“ gelten nacheinander Hussiten, Türken, die Heere Napoleons, das „Meer von Feinden“ Kaiser Wilhelms, die Feinde des „dritten Reichs“, die „Bolschewiken“. Die Hedwigslegende und ihre Bilderzyklen waren mehr als 200 Jahre lang der hauptsächliche Überlieferungsweg des Mythos der Wahlstattschlacht, von der die Chroniken weiterhin nur sehr knapp berichteten.269 Die Entwicklung des Mythos ist anhand dieser Programme nachvollziehbar.270 Im Mittelalter kommt als weiteres Zeugnis das im 14. Jahrhundert entstandene Grabmal des Herzogs im Hochchor der Franziskanerkirche St. Jakob hinzu.271 Im letzten Drittel des 15. Jahrhunderts erhält der Wahlstattmythos ein neues Gepräge und eine ungeahnte Dynamik. Auslöser dafür sind einige wichtige schlesische Zugaben zur Hedwigslegende, aber vor allem die Darstellung der Schlacht in den „Jahrbüchern des Königreichs Polen“ des Krakauer Kanonikus Johannes
268 Zur Geschichte dieser ab 1224 belegbaren Namensverschiebung von einer der Eigenbezeichnungen des mongolischen Stammesverbandes hin zu der an mythische Erklärungen anknüpfenden Benennung mit dem zusätzlichen „R“ vgl. u. a. Gießauf, Johannes: Die Mongolengeschichte des Johannes von Piano Carpine. Einführung, Text, Übersetzung, Kommentar. Graz 1995, 124 (dort weiterführende Literatur). 269 Umfassende Bestandsaufnahmen zur Ikonographie der Wahlstattschlacht mit lückenloser Erfassung älterer Zusammenstellungen: Jeleńska-Hombek, Wiesława/Humeńczuk, Grażyna: Bitwa pod Legnicą 1241 w sztukach plastycznych 1353–1991. Legnica 1991; zu den mittelalterlichen Zeugnissen vgl. ebd., 9–13; Kostowski, Jakub/Witkowski, Jacek: Książę Henryk II Pobożny i bitwa legnicka w ikonografii. In: Korta (Hg.): Bitwa legnicka, 277–305 – diese Zusammenstellung ist nicht chronologisch, sondern nach Bildtypen aufgebaut. 270 Speziell zu den mittelalterlichen Bildzeugnissen der Wahlstattschlacht: Schmilewski, Vera: Die Schlacht von Wahlstatt in mittelalterlichen Bildzeugnissen. In: Schmilewski (Hg.): Wahlstatt, 171–191; Karłowska-Kamzowa: Zagadnienie aktualizacji; Tunk, Walter: Die Schlacht bei Wahlstatt im Bilde des Mittelalters. In: Jomsburg 5 (1941) 195–210. 271 Kębłowski: Pomniki Piastów śląskich, 162–167.
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Długosz. An der Schwelle zur Neuzeit tritt die Erinnerungskultur um die Schlacht bei Wahlstatt damit aus dem Schatten der Hedwigsverehrung. Betrachtet man die stofflichen Erweiterungen der Bildprogramme gegenüber den knappen Angaben der „Legenda maior“, dann fällt zunächst auf, dass ein ganzes Bild272 keine Grundlage in den Texten hat: Nach der verlorenen Schlacht ziehen die Mongolen mit dem auf eine Lanze gespießten Haupt des Herzogs vor die Mauern von Liegnitz; die Besatzung beschießt sie. Die Aktualisierung der Feinde ist in der Hedwigstafel sehr deutlich: Auf jedem Bild führt das mongolische Heer eine Fahne mit dem hussitischen „Eisenhut“ mit sich, mit dem auch die Kämpfer gerüstet sind. Im Baumgarten-Druck von 1504 erhalten die Mongolen zahlreiche Merkmale aus der damals durch den Buch- und Flugblattdruck schon verbreiteten konventionellen Ikonographie der osmanischen Heere: Turbane, Krummsäbel, weite Gewänder, Bartmoden sowie Halbmond und Stern als Abzeichen. Zur Gleichsetzung mit den Osmanen dürfte beigetragen haben, dass eine politische Einheit mittlerweile muslimischer Tataren, nämlich das Khanat der Krim, 1485 die osmanische Oberhoheit anerkannt hatte. Außerdem enthält der Druck ein ausführliches Kapitel mit einer Legende über den angeblichen Grund des Mongolenzugs: Die Bürger von Neumarkt in Niederschlesien hätten aus Habgier die durchreisende Tartarenkaiserin mitsamt ihrem Gefolge erschlagen, der Khan habe an Schlesien Rache nehmen wollen. Erst 1989 hat Stanisław Solicki eine handschriftliche Vorform dieser Sage entdeckt, die „Historia ducis Henrici“.273 Seit dem 16. Jahrhundert war aber die Version des Johannes Długosz274 die allein gültige Version der Schlacht auf der Wahlstatt. Sie ist um 1470 niedergeschrieben worden. Zwar wurde sie erst 1611 gedruckt; sie verbreitete sich aber bereits im 16. Jahrhundert über die großen Werke der polnischen Renaissancegeschichtsschreibung, die Chroniken von Matthias von Miechów, Marcin Kromer und Marcin Bielski. Długosz’ Darstellung fußt unter anderem auf der Hedwigslegende. Mit ihr bleibt der der Wahlstatt-Mythos daher auch in der späteren Geschichtsschreibung eng verzahnt. Folgende Elemente stammen aus der „Legenda maior“: Hedwig hat Heinrich nicht nur zum miles christianus erzogen, sie ermutigt ihn auch vor der Schlacht, notfalls den Tod auf sich zu nehmen; sie sieht auf Burg Crossen seinen
272 Im Schlackenwerther Codex fol. 12r oben; im Freytag-Horning-Codex fol. 6v oben; auf der Hedwigstafel Feld 7 der linken Flügelvorderseite. 273 Sie fand sich als handschriftliche Eintragung in einem Breslauer, aus Neumarkt stammenden lateinischen Exemplar der 1493 gedruckten Schedelschen Weltchronik. Solicki, Stanisław: „Historia ducis Henrici“ – odnalezione źródło legendy tatarskiej z baumgartenowskiej edycji „Żywota św. Jadwigi“. In: Sobótka 47 (1992) 449–455. 274 Długosz, Jan: Ioannis Dlugossii Annales seu Cronicae incliti regni Poloniae. Liber Septimus. Liber Octavus. Hg. v. Zofia Budkowa. Varsaviae 1975, 18–26.
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Tod und seine Himmelfahrt in einer Vision; sie dankt Gott, statt Heinrichs Tod zu beweinen, für einen solchen Sohn und tröstet die Hinterbliebenen. Der Text des Długosz beschreibt eingehend die Schlachtaufstellung der christlichen Armee („Mehrere Völkerschaften der Rechtgläubigen“,275 meist aber „Poloni“). Sie habe sich aus Heinrichs Rittern, freiwilligen Kreuzrittern, kleinpolnischen und großpolnischen Truppen und Bergknappen aus Goldberg, sowie den Männern Herzog Mieszkos von Oppeln zusammengesetzt. Die Chronik nennt bei dieser Gelegenheit die Namen von fünf Heerführern; später fallen weitere Namen aus der Leibgarde des Herzogs und jene von prominenten Gefallenen, deren Epitaphien Długosz in der Breslauer Jakobskirche gesehen haben will. Długosz weiß von mehreren Kriegslisten der Mongolen, die von ihrem „rex Bathy“ persönlich geführt worden seien. Ein Diversant habe auf Polnisch „byegaycze, byegaycze“276 („lauft, lauft“, so im Original) gerufen und damit Mieszko von Oppeln und viele Schlesier zur Flucht bewegt. Ein „übelriechenden Dampf, Rauch und Nebel“277 spuckender schwarzer Ungeheuerkopf an einer Fahne habe weitere Truppen so verängstigt, dass die nur zum Schein zurückgewichenen Mongolen leichtes Spiel mit ihnen hatten. Eine Fahne mit Mohrenkopf, allerdings ohne derartige Funktion, ist auf den Schlachtbildern des Hornig-Freytag-Codex zu sehen. Ebenso erscheint sie auf der Hedwigstafel, die Długosz, der mehrmals in Breslau war, wohl kannte. Die Bilder der Hedwigstafel müssen überhaupt als Inspirationsquelle für Długoszs so ausführlichen, über die älteren Quellen dermaßen weit hinausgehenden Bericht in Betracht gezogen werden.278 Die dramatische Zuspitzung des Endkampfes nimmt in der neuesten DługoszEdition mehr als eine Seite ein.279 Der Chronist lässt Herzog Heinrich, der mit den Worten „gorze szą nam stało!“280 (wohl: „übel ist es uns ergangen“, der zweite poln. Satz in Długoszs Schlachtbericht) die Niederlage schon früh erkennt, mit seinen Rittern tapfer gegen die Übermacht ausharren, wobei die Gruppe zusammenschrumpft, bis nur noch vier Getreue den Herzog beschirmen. Man beschließt, durchzubrechen, um nach der verlorenen Schlacht das Leben des Fürsten zu retten. Bei diesem Versuch fallen alle bis auf einen gewissen Iwan Iwanowicz, der dem Herzog ein frisches Pferd hat zuführen wollen. Heinrich selbst wird, als er gerade einen Feind mit dem Schwert erschlagen will, von einer Lanze unter der Achsel 275 276 277 278
„plures catholicorum gentes“, ebd., 18. Ebd., 21. Ebd., 22. Auf den Vorbildern im Schlackenwerther Codex trägt die Fahne noch das Bild eines hellhäutigen Herrschers mit Bart und Krone. – Zu Długoszs Breslau-Aufenthalten vgl. Perzanowska, Agnieszka: Wiadomości źródłowe o życiu i działalności Jana Długosza. In: Gawęda, Stanisław (Hg.): Dlugossiana. Studia historyczne w pięćsetlecie śmierci Jana Długosza. Warszawa 1980, 293–364, hier 314, 337, 340–342, 351. 279 Długosz: Liber Septimus, liber octavus, 24–26. 280 Ebd., 22.
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getroffen, niedergemacht, entblößt und enthauptet. Iwanowicz entkommt als letzter Zeuge des Geschehens und soll später in den Dominikanerordnen eingetreten sein. Długosz erzählt von neun Säcken mit Christenohren, die die Mongolen zur Zählung der Gefallenen abgeschnitten hätten. Anstelle der Szene der Bildlegenden vor den Mauern von Liegnitz berichtet Długosz von der Aufforderung der Mongolen, die Stadt zu übergeben. Deren Besatzung habe das abgelehnt, mit den Worten, für einen getöteten hätten sie mehrere überlebende Herzöge, die Söhne Heinrichs. Von Heinrichs des Frommen Auffindung auf dem Schlachtfeld berichtete schon die Urfassung der Hedwigslegende. Długosz fügt hinzu, dass es seine Gemahlin Anna von Böhmen gewesen sei, die ihn an einer sechsten Zehe wiedererkannt habe. Erst zu dem Zeitpunkt, an dem innerhalb der Hedwigslegende bereits ein Wahlstatt-Mythos Gestalt annimmt, wird eine örtliche Verankerung des Gedenkens an die Wahlstattschlacht greifbar. Die Benediktiner-Propstei von Wahlstatt verstand sich als Gründung der trauernden Herzoginnen Hedwig und Anna am Fundort von Heinrichs Leichnam.281 Urkundliche Belege für diesen Anspruch gibt es nicht. Die Tatsache, dass erst 1418 ein Propst von Wahlstatt belegt ist, legt den Verdacht nahe, dass der Konvent jünger ist. Heinrich Grüger vermutet, dass die Angabe der Hedwigslegende von einer Gedächtnisstiftung am Schlachtort sich allenfalls auf eine kleine Kapelle beziehen könnte, die unterhalb der Aufmerksamkeitsschwelle der Urkunden blieb. Im 14. Jahrhundert habe dann einer der Herzöge, höchstwahrscheinlich Ludwig I. von Brieg, die Propstei mit Grüssauer Mönchen gegründet, mit Pfründen und Reliquien ausgestattet und sie zum Gebetsgedenken an Heinrich den Frommen und die vermeintlich hier gefallenen Ahnen des lokalen Adels verpflichtet.282 Baumgartens Druck der Hedwigslegende setzt 1504 eine bestehende Wallfahrt zu dem gotischen Propsteikirchlein voraus. Dieser Brauch wurde durch die Reformation modifiziert, aber nicht abgeschafft. Aus den achtziger Jahren des 17. Jahrhunderts stammt die Nachricht von einer lebendigen Wahlstatt-Tradition vor Ort: „Jährlich / biß auff den heutigen Tag / wird in der Kirche am Sontag Quasimodogeniti zu Wohlstadt / woselbst diese blutige Schlacht gar sauber abgemahlet zusehen ist / der gantze Verlauf zum stetswährenden Andencken / gar weittläuftig von dem Pfarrer des Orts (bey Volck-reicher Versammlung/) abgelesen.“283
281 Über diese und weitere Wahlstatt-Traditionen geistlicher Stiftungen vgl. Oszczanowski, Piotr: Kościół katolicki czasów kontrreformacji – oprawa literacka. Legnickie Pole – Brzeg Dolny – Krzeszów – Brzeg. In: Dziurla, Henryk/Bobowski, Kazimierz (Hg.): Krzeszów uświęcony łaską. Wrocław 1997, 171–185. 282 Grüger, Heinrich: Die Benediktinerprobstei Wahlstatt. In: Schmilewski (Hg.): Wahlstatt, 193–204. 283 Lucae: Schlesiens curieuse Denckwürdigkeiten, 1224.
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Der erste Sonntag nach Ostern, ein nicht an den weltlichen Kalender, sondern an den Osterzyklus des Kirchenjahrs gebundener Gedenktag, belegt erneut den religiösen Rahmen, in welchem die Schlacht gedeutet wurde. Der 9. April 1241 war der Dienstag nach der Osteroktav gewesen. Offensichtlich sah man die Schlacht so sehr als christliches Martyrium Heinrichs und seiner Ritter, dass man sie mit dem Kreuzesopfer Christi verband.284 Ein kirchlicher Visitationsbericht bedauerte schon 1654, dass das „landkundige“, also im ganzen Land berühmte „Gemälde von der Tartarischen Schlacht“, auch durch den Kirchenbrand von 1641, „dergestalt verloschen“ sei, „daß eine oder die andere Figur übel zu erkennen oder zu unterscheiden“.285 1706 soll das Gemälde bei einem weiteren Brand völlig zerstört worden sein.286 Eine 1720 oder 1725 gedruckte Predigt zeigt die Form der weiterhin gepflegten kirchlichen Feier.287 Der Schlachtbericht darin ist der Rätelschen Übersetzung von Cureus’ Chronik entnommen. Der beiliegende Stich ist signiert von einem sonst unbekannten „Joh: Herr: Rascka [Ruscka?]“ aus Jauer. Es könnte sich um eine vor dem Brand entstandene Wiedergabe des Gemäldes handeln. Der kompositorische Gesamteindruck und die stilistischen Einzelheiten des mehrere Phasen der Schlacht simultan darstellenden Bildes, sowie die formelhafte Einleitung288 zum verlesenen Schlachtbericht lassen eine zeitnahe oder gemeinsame Entstehung des Gemäldes und der Verlesung (zumindest in dieser Form) zu Anfang des 17. Jahrhunderts vermuten. Auch auf Rasckas Stich tragen die Mongolen türkische Tracht und Bewaffnung, ebenso auf einem wichtigen Beispiel für die Rezeption des Wahlstatt-Stoffs außer284 Cetwiński, Marek: Post octavam Pasche. Najazd „Tatarów“ z 1241 roku a kalendarz liturgiczny. In: Korta (Hg.): Bitwa legnicka, 200–220. Das Opferkonzept mit Anklang an den Canon Missae findet sich explizit in: Chroncia Principum Poloniae (1835), 106: „Vor dem Angesicht des Allerhöchsten ist er ein höchst angenehmes Ganzopfer geworden und wird wie eine Weihegabe aufgeopfert für die ihm unterstehenden Völker“ („coram altissimo factus suavissimum holocaustum pro sibi subjectis populis hostia immolatur“). 285 Unbelegt zitiert bei Münch, Gotthard: Wahlstatt, Schlesiens barockes Ehrenmal. In: ASKG 14 (1956) 174–190, hier 177. 286 Wahrendorff: Lignitzische Merckwürdigkeiten, 60. 287 Adolphi, Christoph: Wahlstättisches Denck und Danckmahl/ welches bey jährlicher und öffentlicher Verlesung von der Cantzel/ der Historia von der zwischen denen Christen und Tartarn [...] allhier gehaltenen / [...] Schlacht/ in der Kirchen allhier zur Wahlstatt [...] Am ersten Sonntage nach Ostern/ in einer Mittags-Predigt aufgerichtet ward. Jauer 1720 (in mehreren Exemplaren verbessert zu 1725); in der Forschung erstmals herangezogen bei Kostowski/Witkowski: Książę Henryk II, 298, und Oszczanowski: Kościół katolicki, 173– 175 mit Abb. (174). 288 „Hierauff wolle Euer christliche Liebe mit Fleiß verlesen hören/ die Historie von der zwischen den Christen und Tartarn allhier gehaltenen Schlacht/ wie solche aus der Schlesischen Chronicke des hochgelehrten Herrn Joachimi Curei, Freistadeniensis, Medicinae Doctoris, genommen / und durch Herrn Heinrich Räteln zu Sagan / in das Teutsche versetzet worden/ also lautende.“ Adolphi: Wahlstättisches Denck- und Dankmahl, 4f.
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halb Schlesiens, einem Stich aus der Offizin Matthäus Merians des Älteren von 1630.289 Die Gleichsetzung mit dem aktuellen „Unheil, [...] das uns von Osten her droht“ war weitverbreitet, wie auch eine Leipziger Universitätsrede des Magisters Valentin Alberti belegt.290 Aus späterer Zeit ist die Wahlstätter Nachmittagslesung mit Predigt als „Kriegssonntag“, der anschließende Jahrmarkt als „Ohrenfest“ bekannt. Bei so viel Lobpreis der Unterlegenen brachte die volkstümliche Traditionspflege schließlich Sieger und Besiegte durcheinander. Die Christenohren wurden zu Tartarenohren, die auch als süßes Gebäck gereicht wurden. Noch im 20. Jahrhundert sollen diese Bräuche in dem Dorf lebendig gewesen sein.291 Auch die schlesischen Fürsten pflegten in der frühen Neuzeit weiterhin die Erinnerung an ihren Ahnen Heinrich den Frommen. Ebenfalls zu Anfang des 17. Jahrhunderts entstand eine Herzogsloge in der Liegnitzer oberen Stadtkirche St. Peter und Paul. Herzog Georg Rudolph wird es gewesen sein, der ihre Brüstungen nicht nur mit Darstellungen biblischer Helden, sondern auch mit „einer Schilderung der Tartarenschlacht bei Wahlstatt (nach altem Vorbilde?)“292 schmücken ließ. Als derselbe Fürst nach der erwähnten Dessauer Hochzeit im Oktober 1614 mit seiner neuen Gemahlin Sophia Elisabeth von Anhalt-Dessau in Liegnitz einzog, empfingen ihn die Liegnitzer Stände mit einer Triumphpforte mit reichem, Sieg und Ruhm verheißendem allegorischem Schmuck. An den Eckpfeilern wachten die Figuren Boleslaw Schiefmunds und Heinrichs des Frommen, beide gekrönt, in voller Rüstung und mit Standarten. Der Überwinder des Kaisers und der unterlegene Abwehrkämpfer gegen die Mongolen wurden dadurch als die beiden größ-
289 Gottfried, Johann Ludwig/Abelin, Johann Philipp: Historische Chronica oder Beschreibung der fürnembsten Geschichten, so sich von Anfang der Welt biß auff unsere zeitten zugetragen/ [...]. Franckfurt am Main 1630, 170, abgedruckt in Schmilewski (Hg.): Wahlstatt, 135. 290 „calamita[s], [...] qvae ab oriente nobis imminet“. Alberti, Valentin: Praelium Lignicense a D. Heinrico Pio cum Tartaris victoribus a. MCCXLI. IX. April. fortiter commissum. Oratio [...]. Lipsiae 1664, Bl. [„A4“]r. 291 Für das 19. Jahrhundert vgl. Sammter, A[scher]: Chronik von Liegnitz, Theil 1, Liegnitz 1864, 73. Noch aus den dreißiger Jahren des 20. Jh.: Peuckert, Will-Erich: Schlachtwahrzeichen. In: Bächtold-Stäubli, Hanns (Hg.): Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, Bd. 9: Waage – Zypresse; Nachträge. Berlin/Leipzig 1941 [ND Berlin u. a. 1987], Sp. 251– 254, hier Sp. 253 mit Hinweis auf die Veränderung der Ohrenlegende. 292 Lutsch, Hans: Verzeichnis der Kunstdenkmäler der Provinz Schlesien, Bd. 3: Der Reg.-Bezirk Liegnitz. Breslau 1891, 221. Bezeugt bei Lucae: Schlesiens curieuse Denckwürdigkeiten, 1208; Wahrendorff: Lignitzische Merckwürdigkeiten, 60; [Thebesius, Georg:] Weyland Georgii Thebesii Liegnitzische Jahrbücher, worinnen sowohl die Merckwürdigkeiten dieser Stadt als auch die Geschichte der piastischen Hertzoge in Schlesien von ihrem Anfange bis zum Ende des 16. Jahrhunderts mit besonderem Fleiße gründlich untersuchet [...]. Hg. v. Gottfried Balthasar Scharff, Jauer 1733, 59; Thebesius berichtet ebd. auch von einem Bild der Wahlstatt-Schlacht auf dem Liegnitzer Schloss.
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ten kriegerischen Helden des Piastenhauses in königlich-polnischer und in herzoglich-schlesischer Zeit präsentiert.293 In jenen panegyrischen Herrscherreihen, die das Lob der Herrscher durch unterschiedlichen Umfang gewichten, bildet die Darstellung Heinrichs II. und seiner Heldentat einen herausgehobenen Schwerpunkt. Eleasar Tilisch zum Beispiel flocht in seiner Genealogie an der entsprechenden Stelle ein langes anonymes Gedicht in Knittelversen ein, dessen Entstehung bis in die Anfänge der schlesischen Długosz-Rezeption zurückreicht.294 Eine ausführliche lateinische „Calliope“ über die Wahlstatt-Schlacht aus der Feder des Goldbergers Georg Tilenus (Lindner) erschien 1597.295 Auf Bitten der piastischen Herzöge (in Frage kommen Georg III. von Brieg, Ludwig IV. von Liegnitz und Christian von Wohlau) verfasste Andreas Gryphius ein heute verlorenes „deutsches poetisches Schauspiel“ über Heinrich den Frommen, „welches aber um deswillen von seinen übrigen zusammen [1698, M. E.] gedruckten Gedichten weggeblieben, weil die bey den alten Tragödien üblichen Chöre und [...] Anmerckungen in dem geschriebenen Concept ermangeln und über deren versprochenen Beyfügung [1704, M. E.] auch sein Sohn Christianus Gryphius [...] verstorben; zugeschweigen, dass auch andre geheime Ursachen des nachgebliebenen Druckes darzwischen kommen, und dieser Heinrich der Fromme, dem sonst von jedermann bewunderten Gryphischen Papinianus gar nicht ähnlich siehet.“296 293 Ludovicus, Valentinus: Deo Sosp. Max. S. [...] principp. novos coniuges Georgium Rodulphum [...] reducem, et Sophiam Elisabetham principiss. Anhaltinam [...] in [...] sedem Ligior. metropol. domum iam ductam [...] prosequebatur [...]. Lignicii 1614. Die Pforte wird erwähnt bei Kostowski/Witkowski: Książę Henryk, 285 und bei Śliwowska, Anna: Rola architektury okazjonalnej w księstwach legnickim i brzeskim na wybranych przykładach dekoracji uroczystości z XVI, XVII i początku XVIII w. In: Harasimowicz/Lipińska (Hg.): Dziedzictwo reformacji, 257–269, hier 260f. 294 Tilisch, Eleasar: Historische Beschreibung Der Genealogiae, 40–55, Gedichtanfang: „Alß Tausent und zwey-Hundert Jahr“. Derselbe Text bei Klapper, Joseph: Die Tatarensage der Schlesier. In: Mitteilungen der Schlesischen Gesellschaft für Volkskunde 31/32 (1931) 160– 196, hier 192–196, nach einem Exemplar der Biblioteka Uniwersytetu Wrocławskiego, Signatur IV Q 134, Bl. 5–10. Dokumentation und Teilübersetzung einer älteren Abschrift (um 1572) bei Taubitz, Fritz: Ein Gedicht von der Tattern-Schlacht aus dem Anfang des 16. Jahrhunderts. In: Schlesische Monatshefte 8 (1931) 415–418, dort Datierung des Textes auf „vor 1529“. 295 [Tilenus, Georgius, d. i. Lindner, Georg:] Calliope de Tartarorum in Silesiam irruptione & pugna cum illustrissimo duce Henrico Pio, S. Hedvvigis filio, commissa A. C. 1241 die nono April. apud Volstadium. In: [ders.:] Georgii Tileni Avrimontani Silesij [...] Poëmatum libri octo [...]. Lipsiae 1597, Bd. 2, 79–94. 296 Stieff, Christian: Von der Tartarischen Schlacht bey Lignitz An. 1241. In: ders.: Schlesisches Historisches Labyrinth [...]. Breßlau/Leipzig 1737, 686–705, hier 688. Zeugnisse erster Hand bringt Gajek, Konrad: Andreas Gryphius auf dem schlesischen Schultheater. Aussagen über Andreas Gryphius’ Dramen in Christian Gryphius’ Schulactus Von den Trauer-Spielen
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In seinem Fürstenspiegel für Georg Wilhelm, der erwähnten Widmung zu Graciáns „Ferdinand“, spitzt Lohenstein die Długosz folgenden Berichte der Chroniken ganz auf die Tapferkeit Heinrichs II. zu. Er erhöht dessen Rang, wie später in der „Lob-Schrift“ die Würde der Piasten überhaupt, durch eine weltgeschichtliche Perspektive. Zunächst aber bindet Lohenstein Heinrich an seine Eltern und diese fürstliche Modell-Familie zugleich an den Widmungsempfänger. Er stellt dabei Heinrich den Bärtigen mit einigen polnischen Chronisten als König und Hedwig explizit als „Heilige“ dar. „Henrich [!] der Bärtichte verwendete seine Schätze in Kirchen-Bäue/ seine Gottesfurcht ermunterte die erkaltete Andacht / seine Tapfferkeit erhilt das Reich Pohlen wieder die Gewalt der Reussen/ seine Tugend setzte ihm die Krone seiner Vor-Eltern auff; seine Thaten schrieben seinen Nahmen unter die Gestirne; die Frömmigkeit aber seine Gemahlin Hedwig/ eine Enckelin Kaiser Carls des Grossen / unter die Zahl der Heiligen. Weyl nun auß zweyer so grosser Welt-Häupter vereinbartem Geschlechte nichts minder grosse Helden [...] wie auß einer so Tugendhafften Louyse nur ein volkommener George Wilhelm/ also von einer heiligen Hedwig nur ein Gottfürchtiger Henrich [!] geboren werden konte; so erfüllte dieser alsofort die Welt mit Wunder-Wercken/ das Vaterland mit Wolthaten/ die unbändigen Feinde mit Schrecken.“297 Nun wendet sich der Blick auf die Unbesiegbarkeit und weltumspannende Größe des Feindes: „Der grosse Zingis-Chan und seine vier Söhne/ hatten den Ruhm ihrer schwartzen Tartern biß an den Zirkel der Sonne erhoben/ Asien und Europa mit einem Meer-voll rauer Völcker überschwemmet/ [...] die Sinesische Mauer durchbrochen und [...] das gantze Reich Sina und halb Indien den Mogolen unterthänig gemacht; Ungarn und Dacien lagen in der Asche.“298 Bei den letztgenannten Ländern dachten Lohensteins Leser an die frühneuzeitlichen osmanischen Eroberungen in Südosteuropa. Heinrichs Größe, die in seiner Tapferkeit besteht, nimmt es mit den Mongolen auf: „[...] keine Menschliche Armen wagten sich mehr dieser Tartarischen Sündflutt entgegen zugehen; als der Gottfürchtige Henrich mit wenigem Volcke/ aber unbeschreiblicher Hertzhafftigkeit diesen schwärmenden Barbaren die Stirne both. Er bespritzte zwar die Wallstatt bey Liegnitz mit seinem Helden-Blutte/ und opferte sein Leben“,299 und zwar, als Variante der Formel pro lege et grege, „für das Vaterland und seine Unterthanen/ aber die zehnfach grössere Menge der Heyden war nicht oder Tragödien (1696). In: Anton/Engel (Hg.): Weltgeschick und Lebenszeit, 95–107, hier 105. 297 Casper von Lohenstein: Durchlauchtiger/ Hochgebohrner Fürst, [XX]f. 298 Ebd., [XXI]f. 299 Ebd., [XXII].
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genung [!] diesem unüberwindlichen Josua obzusiegen; sondern sie musten Betrug und ihren zauberischen Rauch-Kopff zu hülffe nehmen.“300 Unüberwindlicher als die Hindernisse der Natur ist der siegreich Unterlegene: „Gleichwol stiß sich der Strom der hiedurch abgemergelten Ungeheuer an der einigen Leiche eines so fromen Fürstens/ [...] welche das Caspische und schwartze Meer/ der strenge Boristhenes [Dnjepr, M. E.]/ die große Tanais [der Don, M. E.]/ die breite Weichsel und die schnelle Donau/ ja keine Einöden der Reussen und Sarmater auffzuhalten vermocht hatten. Er erwarb hiedurch den Nahmen eines Beschirmers der Christenheit und eines Erhalters deß noch übrigen Europa.“301 Über höfische Zusammenhänge hinaus pflegte der Adel Schlesiens eigene Wahlstatt-Traditionen. Schon im Schlackenwerter Codex führen eine ganze Reihe der Ritter in den beiden Schlachtdarstellungen erkennbare Wappen. Heraldische Untersuchungen haben gezeigt, dass es im 14. Jahrhundert führende Familien der Fürstentümer Liegnitz und Brieg waren, die Herzog Ludwig solchermaßen ehren ließ, nämlich die alteingesessenen, vermutlich aus dem polnischen Adel hervorgegangenen Geschlechter Brauchitsch, Busewoy, Kottwitz, Kreidelwitz, Pogarell, Radeck und Tschammer.302 Im Breslauer Hornig-Freytag-Codex und auf der Hedwigstafel ist die Zahl der Wappen stark reduziert, dafür findet sich nun das Geschlecht der Rothkirch als Fahnenträger Herzog Heinrichs besonders herausgehoben. Im Baumgarten-Druck von 1504 ist als einziges Wappenschild neben dem Adler des Herzogs das markante „W“ des Breslauer Stadtwappens übriggeblieben – ein überdeutlicher Anspruch des Stadtbürgertums von „Wratislavia“ auf die alte Landestradition.303 In späterer Zeit scheint es in Niederschlesien kaum eine Adelsfamilie gegeben zu haben, die nicht behauptete, auf der Wahlstatt Heinrich dem Frommen die Treue gehalten zu haben. Die angebliche Teilnahme an der Schlacht wurde zum Siegel von Alteingesessenheit, Wehrhaftigkeit und Libertät gegenüber dem habsburgischen und noch dem friderizianischen „Neuadel“.304 300 Ebd., [XXII]f. 301 Ebd., [XXIII]. 302 Jurek, Tomasz: Herby rycerstwa śląskiego na miniaturach „Kodeksu o św. Jadwidze“ z 1353 roku. In: Genealogia. Studia i materiały historyczne 3 (1993) 9–36; Horstmann, Hans: Wappen, Fahnen, Bürgersiegel. Beiträge zur Liegnitzer Heraldik. Lorch 1976, 16–20; Bretschneider, Paul: Schlesische Wappen in mittelalterlichen Handschriften. In: ZVGS 72 (1938) 1–24. 303 Vgl. im breiteren Kontext Lambrecht, Karen: Stadt und Geschichtskultur. Breslau und Krakau im 16. Jahrhundert. In: Bahlcke/Strohmeyer (Hg.): Die Konstruktion der Vergangenheit, 245–264; Rau, Susanne: Stadthistoriographie und Erinnerungskultur in Hamburg, Köln und Breslau. In: Brendle, Franz u. a. (Hg.): Deutsche Landesgeschichtsschreibung im Zeichen des Humanismus. Stuttgart 2001, 227–257; Roth, Gunhild: Schlesische Geschichte in den Geschichten der Stadt Breslau des Peter Eschenloer. Der Chronist als Berichterstatter, Kommentator und Interpret. In: JSFUB 42/44 (2001/03) 49–59. 304 Conrads, Norbert: Adelsgeschichte. In: Bahlcke (Hg.): Historische Schlesienforschung, 347– 381, hier 364–366; Weber: Schlacht von Wahlstatt, 134–138.
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Der Liegnitzer Syndikus und Historiker Georg Thebesius unternahm um 1685 ernsthafte Bemühungen, solche Ansprüche zu überprüfen, scheiterte jedoch an der Quellenlage. Eine urkundliche Erwähnung im 13., ja zu Beginn des 14. Jahrhunderts schien ihm Gewähr genug für die ehrenhafte Mitkämpferschaft zu bieten. Besonders wahrscheinlich sei die Teilnahme derjenigen Häuser, in deren Wappen „Tartarenkappen“ als Kleinod oder Helmzier auftauchten. In den zwanziger Jahren des 18. Jahrhunderts führte Johannes Sinapius in seinem Kompendium des schlesischen Adels alle einschlägigen Familienlegenden an. Bei einigen Familien waren das Anekdoten zu ihrer Rolle in der Schlacht, wie zum Beispiel die fabula etymologica der Rechenberg: Heinrich II. soll deren Ahn nach dem Verlust einer Stellung zugerufen haben: „Hans, räch den Berg!“305 Es fällt auf, dass gerade die Familie Rothkirch eine ganze Reihe solcher Geschichten pflegte. Auch hier könnte soziale Bearbeitung der Vergangenheit sich an einem Gedächtnisort entzündet haben – der Hedwigstafel. Für die evangelisch gewordenen Schlesier war die Verehrung Hedwigs als einer Heiligen im Sinne der römischen Kirche nicht mehr möglich. Der schlesische Protestantismus griff jedoch Melanchthons Ansichten zur rechten Heiligenverehrung auf und gedachte der Landesmutter als Vorbild in Frömmigkeit und Lebensführung. Nun wurde sie nicht mehr „heilige“, sondern „selige“ oder „andächtige Hedwig“ genannt.306 Der wohl früheste zu ermittelnde Kirchenkalender, in dem Hedwigs Fest (15. Oktober307) erscheint, ist ein evangelisches Werk von Andreas Hondorff (1573); Predigten wählen ihr Leben als Exempel, evangelische Bürgers- und Adelstöchter erhalten nach wie vor den Namen Hedwig.308 Die wohl einflussreichste Hedwigsdeutung des älteren schlesischen Protestantismus stammt aber von Joachim Cureus, der ihr in seiner Chronik mit einem eigenen Kapitel „Brevis expositio stirpis et vitae Beatae Hedwigis“309 einen herausragenden Platz einräumte. Cureus kritisierte darin scharf die „abergläubische“ katholische Heiligenverehrung wie Fürbittgebet oder Wallfahrt. Ebenso deutlich wandte er sich gegen die asketischen Praktiken der Herzogin und ihre aus evangelischer Sicht naturwidrige eheliche Enthaltsamkeit. Diese „Sünden“ Hedwigs schrieb er 305 Sinapius, Johannes: Schlesischer Curiositäten Erste Vorstellung Darinnen die ansehnlichen Geschlechter des Schlesischen Adels [...] beschrieben [...]. Leipzig 1720 [ND Neustadt a. d. Aisch 1999], 111f. Sinapius folgt hier Lucae: Schlesiens curieuse Denckwürdigkeiten, 1753. Eine ähnliche Version findet sich auch schon bei Alberti: Praelium Lignicense, Bl. [„C2“]v. 306 Gottschalk, Joseph: Die älteste protestantische Lebensbeschreibung der hl. Hedwig vom Jahre 1571. In: ASKG 17 (1959) 1–15. 307 Erst 1929 hat Papst Pius XI. für die römisch-katholische Kirche das Hedwigsfest – im Rahmen einer grundlegenden Überarbeitung des Heiligenkalenders – auf den 16. Oktober verlegt. Vgl. Marker, Johann: Die heilige Hedwig und Berlin. Einst und heute. In: Jahrbuch für Brandenburgische Landesgeschichte 27 (1976) 66–85, hier 69. 308 Diese drei Beispiele bei Harasimowicz, Jan: Die heilige Hedwig von Schlesien aus evangelischer Sicht. In: Grunewald/Gussone (Hg.): Das Bild der heiligen Hedwig, 89–116. 309 Cureus: Gentis Silesiae Annales, 72–77.
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freilich ausschließlich der damals verderbten Pastoral zu, lobte dagegen ihre aufrichtige Bußfertigkeit, Gottesfurcht und ihren Einsatz für die Ausbreitung und Festigung des Glaubens. Hedwig recht zu ehren heiße ihrer lobend zu gedenken und Gott um ebenso gottesfürchtige und fürsorgliche Fürstinnen zu bitten. Jan Harasimowicz urteilt: „Eine solche ‚Zähmung‘ der beliebten, weit und breit bekannten Legende wurde zu einem wichtigen Faktor in der Bildung der Kulturidentität des evangelischen Schlesien.“310 Entscheidend war dabei, dass Hedwigs Rolle als Garantin des rechten Glaubens auf ihre piastischen Nachkommen ausgedehnt wurde: „Die selige Hedwig hat eine zahlreiche Nachkommenschaft hinterlassen, die lange in Schlesien geherrscht hat, und noch heute sind [davon] übrig die löblichen Fürsten von Liegnitz und Brieg, die von Vaterseite aus der alten Familie der Könige von Polen stammen, von Mutterseite aber aus der Nachkommenschaft Karls des Großen und der ‚seligen‘ Hedwig, was gewiss eine vorzüglich edle Abstammung ist. Gott hat sie, auch wenn ihnen die Krone des Königreichs Polen unrechtmäßig entzogen wurde, mit vielen prächtigen weltlichen Gütern geziert, und, was am meisten wert ist, mit der wahren Erkenntnis Seines Sohnes, so dass man hierin auch ein Beispiel der göttlichen Verheißung erkennen sollte: Das Geschlecht der Gerechten wird gesegnet sein. [Ps 112,2, M. E.]“311 Cureus’ Hedwigs-Kapitel folgt unmittelbar auf seine ebenfalls sehr ausführliche „Historia Tartarica“, in der er Długoszs Erzählung nach Matthias von Miechów und Marcin Kromer referiert.312 Ohne wesentliche Neuansätze findet sich diese Darstellung auch bei schlesischen Barockhistorikern wie Schickfuß und Thebesius. Bis zum Beginn der historischen Quellenkritik war Długoszs farbiger und pathetischer Schlachtbericht somit unangefochten gültig. Er war das augenfälligste Gemeingut der polnischen und deutschen Geschichtsschreiber. Dabei war es wohl der Schlesier Cureus, der eine entscheidende Ergänzung in die Geschichtsschreibung einführte.313 In den Texten Lohensteins kam sie hier 310 Harasimowicz: Die heilige Hedwig von Schlesien aus evangelischer Sicht, 101. 311 „Reliquit beata Heduigis numerosam posteritatem, quae diu in Silesia est dominata, & adhuc hodie superstites sunt inclyti Principes Lignicenses & Bregenses, nati paterna quidem stirpe ex vetusta familia Regum Poloniae: materna verò ex posteritate Caroli Magni & Beatae Heduigis, quae certe est nobilitas eximia. Quos Deus, etsi diadema Regni Poloniae illis per iniuriam detractum est, ornauit multis praeclaris vitae commodis, &, quod maximum est, vera agnitione Filij sui: ita vt hic etiam exemplum diuinae illius promissionis conspiciatur : Generationi rectorum benedicetur“. Cureus: Gentis Silesiae Annales, 77. 312 Ebd., 66–72. 313 Alberti: Praelium Lignicense, Bl. [„C3“]v, beruft sich für den Gedanken auf Johannes Carion, nennt aber keine Ausgabe. Carions Weltchronik von 1532 wurde mehrmals bearbeitet und erweitert, auch noch nach dem Erscheinen von Cureus’ „Annales“. Das Verdienst am Abzug der Mongolen schreibt Alberti an dieser Stelle nicht Heinrich, sondern dem schlesischen Adel und der „Germanorum virtus“ zu. Vielleicht hatte die Gestalt des Herzogs außerhalb Schlesiens keine große Symbolkraft.
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schon vor. Für Cureus errangen die Mongolen einen „blutigen“ Pyrrhussieg, der sie „geschwächt“ und dazu gebracht habe, abzuziehen und Deutschland zu verschonen: „Die Tartaren, geschwächt von solch blutigem Sieg, und aus Furcht vor Heeren aus dem benachbarten Deutschland, zogen nicht weiter, sondern machten sich, nachdem sie Mähren verwüstet hatten, zu ihrem Kaiser nach Ungarn auf.“314 Dieser eine Satz gab dem schlesischen Piasten Heinrich II. für die kommenden Jahrhunderte die Rolle des Retters Deutschlands oder gar Europas.
314 „Tartari attenuati tam cruenta victoria, & metuentes arma ex vicina Germania, nihil progressi vlterius, vastata Morauia, ad suum imperatorem in Hungariam sunt profecti.“ Cureus: Gentis Silesiae Annales, 71.
III. Aneignungen der Piastentradition im habsburgischen und preußischen Schlesien (bis 1806) 1. Zum historischen Hintergrund Das Nachleben der schlesischen Piasten nach ihrem Aussterben im Mannesstamm bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts fiel in eine widersprüchliche Epoche, in der ein Großteil Schlesiens seine staatliche Zugehörigkeit wechselte, von einem böhmischen Nebenland der Habsburger zu einer Provinz des jungen Königreichs der Hohenzollern wurde. Gerade das macht die Betrachtung fürstlicher Traditionen in diesem Zeitraum aufschlussreich. Die 1740/41 in einem Großteil Schlesiens endende habsburgische Periode hat gerade durch ihre „Einebnung“, wenn auch nicht Abschaffung „der souveränen Teilfürstentümer“ Schlesien zu einem „geschlossenen Territorium mit besonderem Landesbewußtsein“ werden lassen.1 Die konfessionelle Frontstellung hatte die Eliten des Landes in hohem Maß für den Wert historischer Legitimationen und alter Würden und Rechte sensibilisiert, was im „Piastenkult“ prominenten Ausdruck gefunden hatte. Zu fragen ist daher nach den politischen und sozialen Rahmenbedingungen der Aneignungen fürstlicher Tradition durch verschiedene Trägergruppen zwischen dem 17. und dem späten 18. Jahrhundert. Die moderne Geschichtswissenschaft erkennt in den letzten Jahrzehnten der Habsburgerherrschaft in Schlesien keine klar abzugrenzende Epoche. Nach den Krisen des 17. Jahrhunderts, das vom Dreißigjährigen Krieg, Missernten und Seuchen gekennzeichnet war, fällt vor allem eine langsame Erholung der wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse ins Auge: in den Jahren kurz vor der preußischen Eroberung erreichte das Land wieder den Bevölkerungsstand von einer Million Menschen aus dem Jahr 1618. Außerdem machen Historiker wie Norbert Conrads und Arno Herzig um 1700 bereits die Anfänge einer besonderen „schlesischen Toleranz“ aus, die sich unter der aufgeklärten Konfessionspolitik des preußischen Staates dann entfaltet habe.2 Als die Fürstentümer Liegnitz, Brieg und Wohlau 1675 an die Krone fielen, hatte dies den Charakter eines wichtigen Geländegewinns für die Oberlandesherren – nicht mehr, aber auch nicht weniger. Der Heimfall der Fürstentümer verschob die ohnehin für den Kaiser vorteilhaften verfassungs- und religionspoli1 2
Conrads: Schlesiens frühe Neuzeit, 343. Ders.: Silesiographia oder Landesbeschreibung. In: ders. (Hg.): Schlesien, 13–36, hier 24– 27; Herzig, Arno: Schlesien. Das Land und seine Geschichte in Bildern, Texten und Dokumenten. Mit einem Beitrag von Małgorzata und Krzysztof Ruchniewicz. Hamburg 2008, 90f.; Metasch, Frank: 300 Jahre Altranstädter Konvention – 300 Jahre schlesische Toleranz. Begleitpublikation zur Ausstellung des Schlesischen Museums Görlitz. Dresden 2007.
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tischen Gewichte weiter zu seinen Gunsten. Auch in den bisher piastischen Territorien huldigten die Stände nun dem böhmischen König, amtierten nun Landeshauptleute. Evangelische Kirchen wurden eingezogen3 und katholische geweiht, unter anderem von Jesuiten. Es war kein absolutistisches Regime in Reinform, das die Habsburger nun auch in diesem Teil Schlesiens ausübten. Gewiss: Ganz Schlesien war weiterhin Gegenstand bürokratischer Vereinheitlichung durch die kaiserliche Verwaltung. Die Königliche Kammer in Breslau, für Finanz- und Gerichtssachen zuständig, unterstand der Wiener Hofkammer, das Oberamt, das zugleich die Oberbehörde der Landeshauptleute der Erbfürstentümer war, unterstand der Böhmischen Hofkanzlei. Durch die Bestellung von Johann Anton Graf Schaffgotsch zum Oberamtsdirektor im Jahr 1719 war die Umwandlung des Oberamts von einem Organ ständischer Mitbestimmung zu einem der landesherrlichen Verwaltung abgeschlossen. Doch weiterhin kann man von einer Ständeverfassung Schlesiens sprechen, wenn sie auch seit dem Dreißigjährigen Krieg gezähmt und nach den Interessen Wiens umgeformt war. Die Habsburger waren weiterhin auf Partner angewiesen, um ihre Ziele durchzusetzen. Solche Partner waren vor allem im katholischen Adel zu finden. Einerseits suchten einheimische schlesische Familien nach Aufstiegsmöglichkeiten; andererseits boten sich die Erbfürstentümer und ihre Kammergüter als feudales Unterpfand für die Loyalität mächtiger, aufstrebender Häuser aus dem österreichischen Länderverband an. Durch das Aussterben schlesischer Fürstenlinien hatte sich hier im 17. Jahrhundert mehrmals neuer Spielraum ergeben. Daher ist zu fragen, ob es adlige Familien gab, denen es gelang, in Schlesien an die Stelle der Piasten zu treten, ob die alten Landesfürsten in Schlesien „Erben“ von Habsburgs Gnaden hatten.4 „Erben“ der alten Landesfürsten waren in erster Linie die Habsburger selbst, und das schon seit der Übernahme des böhmischen Königtums. Alle Fürstentümer waren nach dem Aussterben piastischer Linien (wie auch des Hauses Podiebrad in Troppau, Münsterberg und Oels) als erledigte böhmische Lehen an die Krone heimgefallen, 1532 Oppeln und Ratibor (bis 1552 im Pfandbesitz der Ansbacher Hohenzollern) 5, 1653 Teschen und 1675 Liegnitz, Brieg und Wohlau. Die Herrschaft Ohlau konnte die Krone erst 1680, nach dem Tod Louises von Anhalt, in Besitz nehmen. Sie kam 1691 als Pfandbesitz an den Prinzen Jakob Sobieski. Mehrere Angehörige des Fürstenstandes wurden mit schlesischen Herzogtümern belehnt. Sagan wurde 1627 an Wallenstein, 1646 an das Haus Lobkowicz ausgetan. Das ehemals podiebradische Münsterberg wurde 1654 dem Haus Auersperg zu 3
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Die Kirchenreduktionen in Liegnitz, Brieg und Wohlau beschränkten sich allerdings auf die ehemals fürstlichen, nun königlichen Kammergüter und die Fürstentumsstädte, weshalb von 241 Kirchen 132 bei den Evangelischen verblieben. Conrads: Schlesiens frühe Neuzeit, 298. Problematisierung des Aufgreifens piastischer Tradition durch „Fürsten anderer Geschlechter“ bei Czechowicz: Sukcesorzy, 87–97 mit einer Reihe spätmittelalterlicher, für die Neuzeit aber kaum aussagekräftiger Beispiele. Bein: Schlesien in der habsburgischen Politik, 66–74; Boras: Sukcesja opolska.
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Lehen gegeben. In den genannten Fällen verliehen die Habsburger die Fürstenümer wohlweislich nur „zu eingeschränktem herzoglichen Recht“.6 Wo Anwärter mögliche Erbansprüche geltend machten, machte das Haus Habsburg in der Regel deutlich, dass ohne seine Gunst und Zustimmung in Schlesien niemand zu einem Mediat-Territorium gelangen konnte. Die Bemühungen Ferdinand Johanns von Liechtenstein, des Sohnes der letzten Piastin in Teschen, Elisabeth Lukretia, um das Fürstentum an der Olsa blieben erfolglos,7 ebenso die nicht nachdrücklich verfolgten Anfragen Brandenburgs wegen Liegnitz, Brieg und Wohlau.8 Erhalten blieb nicht nur die Territorialstruktur des Landes, sondern auch sein besonderes Merkmal, die Bikonfessionalität.9 Dafür sorgten auch die protestantischen Mächte Sachsen, Schweden und Brandenburg, die ihre im Westfälischen Frieden eingeräumte Kontrollfunktion für den Konfessionsfrieden in Schlesien als Mittel politischer Einflussnahme ganz bewusst ausübten. In der Altranstädter Konvention von 1707 musste sich der Kaiser auf Druck des schwedischen Königs Karl XII. verpflichten, die Kirchen in den Erbfürstentümern Liegnitz, Brieg und Wohlau zurückzugeben, zusätzliche „Gnadenkirchen“ für die schlesischen Protestanten zu genehmigen und die private Glaubensausübung nicht zu behindern.10 Die Bikonfessionalität brachte zwei konkurrierende, über den öffentlichen Raum und zahlreiche persönliche Kontakte im Austausch und in Konkurrenz stehende Konfessionskulturen hervor. Im Zeitalter des Barock steigerte sich dies bisweilen zu einem Wettstreit künstlerischer Programme. Paradestücke waren die sechs Gnadenkirchen und die barocken Neufassungen zahlreicher Klöster.11 Im Jahr 1740 nutzte Friedrich II. von Preußen bekanntlich entschlossen die instabile Situation nach dem Ende des Hauses Habsburg im Mannesstamm, um sich Schlesien durch Krieg anzueignen. Die Periode der drei Schlesischen Kriege zwischen 1740 und 1763 sollte sich als eine tiefe Zäsur in der Geschichte des Landes erweisen. Die Auseinandersetzungen forderten Zehntausende von Menschenleben und kaum zu beziffernde wirtschaftliche Einbußen. Im Ergebnis konnte Friedrich II. sechs Siebtel Schlesiens und dazu die böhmische Grafschaft Glatz gewinnen und behaupten. Dieses eroberte Gebiet schied nach mehr als vier Jahrhunderten 6 Weczerka, Hugo: Geschichtliche Einführung. In: ders. (Hg.) Schlesien, XVI–XCIII, hier LXIV. 7 Winkelbauer, Thomas: Fürst und Fürstendiener. Gundaker von Liechtenstein, ein österreichischer Aristokrat des konfessionellen Zeitalters. Wien/München 1999, 536–540. 8 Bein: Schlesien in der habsburgischen Politik, 59–132. 9 Bahlcke, Joachim: Religion und Politik in Schlesien. Konfessionspolitische Strukturen unter österreichischer und preußischer Herrschaft (1650–1800). In: Blätter für deutsche Landesgeschichte 134 (1998) 33–57. 10 Conrads, Norbert: Die Durchführung der Altranstädter Konvention in Schlesien 1707– 1709. Köln 1971. 11 Kalinowski, Konstanty: Barock in Schlesien. Geschichte, Eigenart und heutige Erscheinung. Aufnahmen von Mirosław Łanowiecki. München 1990.
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aus dem Länderverband der böhmischen Krone aus. Bei Österreich verblieben im Wesentlichen die Herzogtümer Troppau, Jägerndorf und Teschen. Preußen stieg im Ergebnis zur europäischen Großmacht auf. Preußen vollzog in Schlesien, um es mit den Worten Peter Baumgarts zu sagen, einen Umsturz der bisherigen schlesischen Landesverfassung und eine grundlegende administrative Neuordnung.12 Verbunden damit war auch die Abschaffung der unter Habsburg als Verwaltungseinheiten und politische wie soziale Kommunikationsräume erhaltenen Fürstentümer, die fast ausnahmslos auf die Erbteilungen piastischer Fürsten des 13. bis 16. Jahrhunderts zurückgingen. In großen Zügen erhalten blieben die bisherigen Weichbilder und Kreise. Sie wurden den zwei Kriegs- und Domänenkammern mit Amtssitz in Breslau und Glogau zugewiesen. Das gesamte Land wurde bis 1807 administrativ eher wie ein Kriegsgebiet denn wie eine Provinz behandelt und unterstand einem eigenen, unmittelbar dem König verantwortlichen Provinzialminister. Wesentlich für die hier diskutierten Fragen ist die Begründung der preußischen Propaganda für die Annexion Schlesiens. Sie führte neben anderen Rechtstiteln vor allem die Erbverbrüderung zwischen Piasten und brandenburgischen Hohenzollern aus dem Jahr 1537 an. Nach den Kriegen half die Berufung auf das Erbe der Piasten dem Sieger Friedrich II. bei der „Gewinnung der Schlesier“. So hat Norbert Conrads den jahrzehntelangen Erziehungsprozess genannt, der die Bewohner Schlesiens lehrte, sich als Preußen zu betrachten. Schulunterricht, Staatskirchenpolitik und ein bis zu neunmal mehr Rekruten als die Habsburger fordernder Militärdienst, aber auch die Einrichtung der neuen Bürokratie und ihr Austausch mit den schlesischen Bildungs-, Herrschafts- und Wirtschaftseliten förderten diese langsame Umorientierung.13 Die „Gewinnung“ von Mehrheiten der alten wie der neu entstehenden Eliten des Landes, die zum Arrangement mit Preußen bereit waren, funktionierte freilich nur zu einem sehr geringen Teil über Symbole; ausschlaggebend waren konkrete politische Maßnahmen.14 Als entscheidend muss man hier
12 Baumgart, Peter: Schlesien als eigenständige Provinz im altpreußischen Staat. In: Conrads (Hg.): Schlesien, 345–464, hier die Unterkapitel-Überschrift, 353. 13 Conrads, Norbert: Politischer Mentalitätswandel von oben. Friedrichs II. Weg vom Gewinn Schlesiens zur Gewinnung der Schlesier. In: Baumgart, Peter (Hg.): Kontinuität und Wandel. Schlesien zwischen Österreich und Preußen. Sigmaringen 1990, 219–236. 14 Gewisse preußische Sympathien waren bei Beginn der Schlesischen Kriege vor allem im mehrheitlich evangelischen Niederschlesien verbreitet gewesen. Das Bild ist keineswegs eindeutig, wie auch Colmar Grünhagen zugab. Er beschrieb, dass zwar die Patrizier des Breslauer Rates in Ausübung eines alten Rechts förmlich ihre Neutralität erklärten, dass aber etwa die Zünfte Preußen zuneigten: Grünhagen, Colmar: Schlesien unter Friedrich dem Großen, Bd. 1: 1740–1756, Breslau 1890, 46–55, 74–84, 116. Die neuere Forschung betont eher die Loyalität der Schlesier gegenüber dem Kaiserhaus: Conrads: Schlesiens frühe Neuzeit, 343.
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die nun praktizierte Toleranz gegenüber Lutheranern, Katholiken und Reformierten, aber auch die merkantilistische Wirtschafts- und Handelspolitik nennen. Erwähnt sei noch die im 18. Jahrhundert langsam entstehende, wesentlich auf den regionalen Rahmen Schlesiens sich beziehende Öffentlichkeit – mit allen Einschränkungen, die für diesen Begriff im 18. Jahrhundert notwendig sind.15 Ihr Mittelpunkt war das gebildete Bürgertum der schlesischen Städte, vor allem Breslaus, das im 18. Jahrhundert die Marke von 50.000 Einwohnern überschritt. Eine Intensivierung der Verwaltung, eine Verrechtlichung des Alltags, eine allmähliche Öffnung der Gelehrtenschicht, zu der man Träger der „akademischen Berufe“, Juristen und Pastoren, Lehrer höherer Schulen und Ärzte rechnen kann,16 aber auch das weiterhin hohe Niveau der Ausbildung in den alten schlesischen Schulen führte zu einem Anwachsen des lesenden Publikums. Auf diese Weise konnten in Schlesien Tendenzen der Frühaufklärung Raum greifen.17 Damit sind auch die Voraussetzungen dafür benannt, dass staatliche, adlige und kirchliche Rückgriffe auf die regionale Vergangenheit auf Interesse stießen und diskutiert wurden und in Medien wie dem Schultheater auch eine eigenständige Reflexion durch die bürgerlichen Schichten erfuhren.
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Katholische und pro-habsburgische Erinnerungskultur
Hedwigsverehrung in der Diözese Breslau und im Trebnitzer Konvent Das evangelische Bekenntnis der letzten Generationen der Liegnitz-Brieger und, von deren letzten fünfzehn Jahren abgesehen, auch der Teschener Piasten, wies den Herzögen im 16. und 17. Jahrhundert die Rolle von Fürsprechern und Verteidigern, ihren Territorien die Funktion von Bollwerken gegen die Rekatholisierungspolitik der Habsburger zu. Nicht nur die Verherrlichung der Dynastie zu Lebzeiten, auch noch ihr Nachleben wurde dadurch bestimmt. Das überwiegend von Protestanten verfasste Schrifttum der Frühneuzeit sah die Piasten als Reformatoren, als evangelische Herzöge und Stützen des Protestantismus. Wie aber sah es mit dem Andenken der Katholiken an die alten Landesfürsten aus?
15 Übergreifend zum Forschungsstand vgl. Jäger, Hans-Wolf (Hg.): „Öffentlichkeit“ im 18. Jahrhundert. Göttingen 1997; ein mit Schlesien in mancher Hinsicht vergleichbarer Fall: Haller, Ansgar: Die Ausformung von Öffentlichkeit in Danzig im 18. Jahrhundert bis zur zweiten Teilung Polens im Jahre 1793. Hamburg 2005. 16 Übergreifend vgl. Maurer, Michael: Die Biographie des Bürgers. Lebensformen und Denkweisen in der formativen Phase des deutschen Bürgertums (1680–1815). Göttingen 1996. 17 Garber, Klaus: Schlesiens Bildungslandschaft zwischen Barock und Aufklärung. In: Hałub, Marek/Mańko-Matysiak, Anna (Hg.): Śląska republika uczonych. Schlesische Gelehrtenrepublik. Slezská vědecká obec. [Bd. 1,] Wrocław 2004, 288–300.
Katholische und pro-habsburgische Erinnerungskultur
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Zunächst fällt eine Neubelebung der Hedwigsverehrung ins Auge. Wie gezeigt, war die dynastische Heilige unter Mitwirkung einiger ihrer fürstlichen Nachfahren langsam zur Landesheiligen geworden. In der Barockzeit förderten die Breslauer Bischöfe ihren volkstümlichen Kult, wie schon im 15. Jahrhundert, wieder bewusst als einigendes Band für die Diözese. Bischof Sebastian Rohnstock schrieb 1666 die Feier des Hedwigsfestes „als der Schutzpatronin von Schlesien“ auch für die Protestanten in den Erbfürstentümern vor – inwieweit dies umgesetzt wurde, muss offenbleiben.18 Jan Harasimowicz hat auf zwei Hedwigsaltäre mit künstlerisch herausragenden Hedwigsfiguren hingewiesen, die die Bischöfe Andreas Jerin und Johann von Sitsch 1590 für den Breslauer Dom und 1612 für die Jakobskirche in Neisse gestiftet haben.19 Die Hedwigsvita wurde in Breslau 1631 nach dem Baumgartenschen Druck von 1504, in Glatz 1686 in einer neuen, um Erweiterungen, Lieder und Gebete vermehrten Fassung herausgegeben und war Ausgangspunkt vieler katholischer Predigten und Erbauungsschriften.20 In Breslau löste in den fünfziger Jahren des 17. Jahrhunderts die spektakulär in Szene gesetzte Erneuerung der Hedwigswallfahrten nach Trebnitz nach mehr als 150 Jahren (zum Gedenktag der Translation der Gebeine Hedwigs am 25. August) einen Skandal unter den mehrheitlich evangelischen Bürgern aus, ebenso wie die Erneuerung der Fronleichnamsprozession 1662.21 In Trebnitz, dem alten und neuen Mittelpunkt des Hedwigskults22 wurden im Jahrzehnt nach dem Aussterben der Piasten die Gräber der Stifter durch künstlerische Neufassungen aktualisiert und ihre Memoria erneuert. Das geschah im Rahmen der ersten Barockisierung des Zisterzienserinnenstifts unter der Äbtissin Christina I. Catharina von Pawlowsky (Krystyna Katarzyna z Wierzbnej Pawłowska). Die Vorsteherin kam aus polnischem Adel, wie fast alle ihre Trebnitzer 18 Schönwälder, Karl Friedrich: Die Piasten zum Briege oder Geschichte der Stadt und des Fürstenthums Brieg, T. 1–3, Brieg 1855/56, hier T. 3, 225. 19 Harasimowicz, Jan: Kult świętej Jadwigi Śląskiej w okresie reformacji i odnowy trydenckiej kościoła. In: Kaczmarek/Wójcik (Hg.): Księga Jadwiżańska, 387–406, hier 404, 397f., Abb. 9 und 10. 20 Das Leben und die Geschichte der Heyligen Hedwigis/ geborner Fürstin von Meranien/ Großhertzogin in Polen und Schlesien. Hiebevor außgegangen zu Breßlaw im 1504. Jahre [...]. [Breslau] 1631; Tugendreiches Leben/ Und fürtreffliche Wunderthaten/ Vor- Bey- und nach dem Ableiben/ Der [...] Himmels-Fürstin Hedwigis/[...]. Glatz 1686; Beispiel für die Rezeption: Rimpler, Martin Florian: Patrocinale Silesiae Et Poloniae Seu Discursus Praedicabiles. Honori Serenissimae Poloniae & Silesiae Ducissae Hedwigi Magnae [...]. Norimbergae 1697. 21 Matwijowski, Krystyn: Pielgrzymki wrocławskie do Trzebnicy w XVII stuleciu. In: Kaczmarek/Wójcik (Hg.): Księga Jadwiżańska, 407–413; zu der Fronleichnamsprozession vgl. Markgraf, Hermann: Geschichte Breslaus in kurzer Übersicht. Bearb. v. Ottfried Schwarzer, Breslau 1913, 30. 22 Als Überblick über die Trebnitzer Kunstdenkmäler vgl. Broniewski, Tadeusz: Trzebnica. Wrocław 21973 [11959].
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Mitschwestern in der Frühneuzeit.23 Das Kloster lag im Fürstentum Oels, das als Mediatherzogtum seit 1649 von einer württembergischen Nebenlinie lutherischen Bekenntnisses regiert wurde. In der gotischen Hedwigskapelle, südöstlich des Chores der Stiftskirche St. Bartholomäus entstand 1679/80 ein neues Grabmal der Heiligen.24 Die Kapelle war seit jeher die gültige bauliche Fassung des einzigen Heiligengrabes Schlesiens. 1268 war sie von Erzbischof Wladislaw von Salzburg, dem Enkel der Heiligen, gestiftet worden – anlässlich der von ihm betriebenen Kanonisierung seiner Großmutter. Die Architektur des barocken Grabmals entspricht dem nordeuropäischen Typus des Baldachingrabs für Herrscher oder Bischöfe. Säulen aus schwarzem und rosa Marmor tragen das eigentliche Monument. Der hölzerne Baldachin darüber trägt eine Skulptur des Erzengels Michael und Wappen der Heiligen und der stiftenden Äbtissin. Weitere Heiligenfiguren aus der Werkstatt des Breslauers Franz Joseph Zeller schmücken Balustrade und Sockel: Apostel, Patrone des Zisterzienserordens sowie die Schutzheiligen Polens und Österreichs – hl. Stanislaus und Leopold.25 An der Westseite des Grabmals ist ein Altar angebracht. An der Ostseite befindet sich das Epitaph der Herzogin Charlotte, der letzten Piastin, die, 1680 konvertiert, zu Füßen ihrer Ahnfrau begraben sein wollte. Drei Alabastermedaillons zeigen ein Reliefporträt der Verstorbenen und ihre von einem Herzogshut bekrönten Wappen (Holstein und Brieg). Die bronzenen Baluster und Türen des Grabmalbaus ziert jeweils der schlesische Adler. Im Mittelpunkt steht freilich Hedwig selbst. Die Fassung von 1680 wies eine in Haltung und Zügen strenge Tumbenplastik der Heiligen auf. In der in Trebnitz erhaltenen Skulptur gehen die Züge von Herrscherin und Asketin ineinander über. Wahrscheinlich stammt auch sie von Zeller. Die heutige halbliegende, überlebensgroße Figur der Heiligen aus feinem Alabaster (1750/51) schuf Franz Joseph Mangoldt aus Brünn. Hedwig, die hier einen milden und fast eleganten Eindruck macht, ist mit ihren Attributen Kirche und Marienstatuette, im Hermelinmantel und mit der Herzogsmitra dargestellt. Wenige Jahre nach der Barockfassung des Hedwigsgrabs, zwischen 1682 und 1688, stiftete Äbtissin Christina I. auch Hedwigs Ehemann, dem Stifter des Klosters, ein neues, würdiges Monument. Heinrich I. erhielt zusammen mit dem Deutschordens-Hochmeister Konrad von Feuchtwangen, dessen Gebeine in der Hussitenzeit aus Böhmen nach Trebnitz gelangt waren, ein Doppel-Tumbengrab23 Heinrich Grüger: Der Konvent von Trebnitz bis zum Ende der Gegenreformation. In: Kaczmarek/Wójcik (Hg.): Księga Jadwiżańska, 83–98. 24 Kaczmarek, Romuald/Witkowski, Jacek: Nagrobek księcia Henryka I Brodatego i wielkiego mistrza krzyżackiego Konrada von Feuchtwangen w kościele cysterskim w Trzebnicy. In: Prace Naukowe Instytutu Historii Architektury, Sztuki i Techniki Politechniki Wrocławskiej (1988), Nr. 19 (= Studia i Materiały 9), 119–143. 25 Ebd., 40, nicht etwa, wie Broniewski: Trzebnica, 53, angibt, Heinrich der Bärtige!
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mal. Der Stil der in schwarzem Marmor ausgeführten Flachreliefs der Bestatteten lehnt sich archaisierend an die Fürstengräber der Spätgotik, in diesem Fall wohl an das Vorgängerwerk an.26 Bei der Barockisierung der Klosteranlage (1697 bis 1726) und der zweiten Barockisierung der Kirche St. Bartholomäus (1741 bis 1789) wurden weitere Hedwigsdarstellungen geschaffen.27 Die rege Bau- und Stifungstätigkeit im gesamten 18. Jahrhundert zeugen von der Lebenskraft des Klosters und seiner geistlichen, auch materiell immer noch relevanten Grundlage, des Hedwigskults. Dabei wurde Hedwig entschieden als Herzogin und Landesherrin verehrt. So stellte das Grabmal von 1679/80 sie dar, durch das Genre des Herrschergrabes, die fürstliche Tracht und Abzeichen wie Wappen und Adler. Die künstlerischen und textlichen Aktualisierungen ihres Lebens hielten diese historische, stets auch politisch auf das Herzogtum Schlesien bezogene Dimension der Gestalt Hedwigs im Gedächtnis. Hedwig wurde in den Texten und Bildern der Barockzeit stets als Vertreterin der Piasten, als Gemahlin Heinrichs I. und Mutter Heinrichs II. wahrgenommen. Gerade dies schien sie zur Landesheiligen zu qualifizieren. Figuren der beiden Herzöge, Vorfahren von nicht weniger als 22 Trebnitzer Äbtissinnen und Nonnen, fanden um 1725 bei der Neufassung des Westportals des Klostergebäudes auf den Balustradensockeln der Treppe Platz. Noch 50 Jahre nach der preußischen Eroberung wurde Trebnitz durch ein bauliches Signal als fürstliche Stiftung und Grablege gekennzeichnet. Als die Äbtissin Bernarda I. von Paczinsky (poln. Paczyńska) zu Tenczyn den neuen Westturm stiftete, erhielt das Bauwerk eine eigenwillige Bekrönung: einen Herzogshut. Erneuerung des Stiftergedächtnisses und Neufassungen von Fürstengräbern in den Klöstern Die Trebnitzer Bildprogramme des 17. und 18. Jahrhunderts haben Anteil an der räumlich weit ausgreifenden Hedwigsverehrung. Zugleich stehen sie auch für die stärker ortsgebundene Gedächtnispflege der schlesischen Klöster. Wie gestaltete
26 Kaczmarek/Witkowski: Nagrobek. 27 Trzebnica/Trebnitz in: Badstübner/Tomaszewski/Winterfeldt (Hg.): Schlesien, 958–963. So findet sich die Heilige etwa als Skulptur von Mangoldt mit ihrer Verwandten Elisabeth von Thüringen am Triumphbogen der Kanzel (1739–45). An den Chorseitenwänden hängen einander gegenüber ein Porträt Hedwigs von dem Niederländer Christian Philipp Bentum und eine Darstellung ihrer Tochter, der ersten Äbtissin Gertrud (vierziger Jahre des 18. Jh.). An den Pfeilern des Mittelschiffs hängt ein Gemäldezyklus des Hedwigslebens aus der Werkstatt von Michael Willmann (um 1735). Zum letzteren vgl. Kaczmarek, Romuald / Witkowski, Jacek: Michała Łukasza Leopolda Willmanna trzebnicki cykl żywota i cudów św. Jadwigi. In: Kaczmarek/Wójcik (Hg.): Księga Jadwiżańska, 297–320.
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sich unter den Bedingungen des konfessionellen Gegensatzes die klösterliche Pflege der Memoria, die Fürbitte für die herzoglichen Stifter an ihren Gräbern?28 An vielen Orten war dieses Gebetsgedenken durch die Reformation, durch Besitzwechsel der Klöster, Zerstörung oder Profanierung erloschen. Dennoch blieben viele der mittelalterlichen Grabmäler bis heute erhalten. Kunstwerke von europäischem Rang sind darunter.29 Es ist bemerkenswert, dass im späten 17. und frühen 18. Jahrhundert gerade die großen, alten Zisterzienser- und Benediktinerabteien des Landes ihre Verpflichtung auf die Pflege der Stiftergräber durch aufwendige künstlerische Neufassungen bekräftigten und sich in Bildprogrammen bewusst auf ihre herzoglichen Gründer beriefen. Nur eine Betrachtung, die auch diese Kunstwerke einbezieht, wird der bikonfessionellen schlesischen Kulturlandschaft gerecht, denn Katholiken erinnerten an die alten Fürsten ebenso wie die Protestanten, nur in völlig anderen Formen.30 Katholische Reliquienverehrung mit ihrem Beharren auf berührbaren Überresten mag es erleichtert haben, die Traditionen wieder aufzugreifen. Dabei konnte man sich nicht allein auf die Gebeine der Herzöge berufen. Die Ordensleute behaupteten, auch gegenständliche Andenken von den Stiftern oder Wohltätern zu besitzen. In Leubus zeigte man eine „ganze Rüstung dabei das Schwerdt Herzog Heinrichs des 2ten oder des Frommen, welcher in der Schlacht bei Liegnitz gegen die Tataren im Jahr 1241 fiel, nebst der Rüstung seines Rosses“, sowie einen „Becher der heiligen Hedwig“. Das Kloster Grüssau präsentierte einen „Sattel und verschiedene Rüstungsstücke vom Herzoge Bolko zu Schweidnitz“.31 Die älteste Schlesische Zisterze Leubus erlebte zwischen 1672 und 1681 eine aufwändige Barockisierung unter dem Abt Johann Reich.32 Der Stifterkult der Ba28 Problematisierung bei Czechowicz: Sukcesorzy, 101–120, wo über das Spätmittelalter hinaus weitgehend die auch vom Vf. ermittelten Beispiele aus der vorliegenden Literatur dargestellt werden. 29 Schon im 19. Jahrhundert wurden die Fürstengräber kunsthistorisch erschlossen und jüngst durch eine vorzügliche Ausstellung umfassend dokumentiert. Vgl. Luchs, Hermann (Hg.): Schlesische Fürstenbilder des Mittelalters. Namens des Vereins für das Museum Schlesischer Alterthümer in Breslau nach Originalaufnahmen [...]. Breslau 1872; Harasimowicz, Jan (Hg.): Mauzolea piastowskie na Śląsku. Unter Mitarbeit von Halina Okólska, Marzena Smolak und Danuta Mrozowska. Wrocław 1993. 30 Harasimowicz: The Role of Cistercian Monasteries; Derwich, Marek: Piastowie śląscy a benedyktyni (XII–XIII w.). In: Dziurla/Bobowski (Hg.): Krzeszów uświęcony łaską, 38–43. 31 Bernd, Theodor: Schlesische Alterthümer. In: Schl. Prbll. (1812), Nr. 55 der Gesamtfolge, 524–530, hier 525. Zu verschiedenen, möglicherweise authentischen Hedwigsbechern vgl. Schmidt, Robert: Die Hedwigsgläser und die verwandten fatimidischen Glas- und Kristallarbeiten. In: Schlesiens Vorzeit in Bild und Schrift N.F. 6 (1912) 53–78. 32 Störtkuhl, Beate: Leubus. In: Das Münster 49/2 (1996) 124–133; Kaiser, Stefan: Kloster Leubus. Klasztor Lubiąż. Regensburg 21998; Kalinowski, Konstanty: Lubiąż. Wrocław u. a. 1970.
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rockzeit ist anhand der Fürstenkapelle nachzuvollziehen. Der Bau schließt an der Nordostecke des Umgangs der Stiftskirche an. 1311/12 errichtet, ist sie ist eine Stiftung Boleslaws III. von Liegnitz, der dort 1352 begraben wurde. Der gotische Zentralbau ist kreuzförmig: An die zwei Joche schließen drei polygonale Konchen bzw. Apsiden an. Die Konsolen und Schlusssteine des Kreuzrippengewölbes weisen reichen figuralen Schmuck aus der Entstehungszeit auf. Neben den Evangelistensymbolen, Auferstehungsallegorien, Ungeheuern und Masken finden sich auch ein Idealbild des Herzogs und sein Wappen.33 Wohl im Rahmen der umfassenden Barockisierung des Klosters wurde auch die Fürstenkapelle umgestaltet.34 Die Gewölbekappen der Kapelle erhielten eine neue Freskobemalung. Nur diese hat sich von der Barockausstattung bis heute vor Ort erhalten.35 Die Bemalung greift nicht nur die Funktion der Fürstenkapelle als Herzogsmausoleum, sondern auch den gotischen bildhauerischen Schmuck auf und spinnt ihn zu einem einzigartigen emblematischen Bildprogramm aus. Die Grabplatte des Herzogs ruhte in der Neufassung auf einer Barocktumba in der Mitte des Raumes. Auf der mittleren Gewölbekappe der Westapsis ist ein Herzogshut dargestellt, der auf einem Dreifuß ruht, daneben eine Säule und eine Pyramide, beide lorbeerbekränzt, außerdem eine Königskrone, eine Hand mit einem Lorbeerkranz und das Auge der Vorsehung. Es sind Symbole unvergänglichen Ruhmes, ewigen Lobes, der Frömmigkeit, der Stärke und der Fürstenwürde. Das Motto kommentiert: „Denn 33 Grzybkowski, Andrzej: Die Grabkapelle Herzog Boleslaus’ III. in Leubus. In: JSFUB 34 (1993) 34–54 behandelt eingehend den gotischen Baukörper, geht aber nicht auf die barocke Ausstattung ein. 34 Kalinowski: Lubiąż hat die erste Interpretation des Bildprogramms der Fürstenkapelle vorgelegt. Dieser Deutung schließt sich die vorliegende Arbeit im Wesentlichen an. In Kalinowski: Gloryfikacja, 40–46 (Kapitel: Polichromia kaplicy książęcej w Lubiążu) revidiert Kalinowski seine Datierung und die Interpretation als Reaktion auf das Aussterben der Piasten und geht nun von einer Entstehung in den Jahren 1672/73 aus. Das einzige Argument ist eine Notiz Lucaes nach seinem Besuch von von 1675 (den Lucae selbst an der betreffenden Stelle durch Druckfehler falsch auf 1673 datiert), dort fände sich „allerley Zierath von Altären, Bildnüssen und dergleichen“, Lucae: Schlesiens curieuse Denckwürdigkeiten, 1167, 1280. Dies kann aber älteren „Zierath“ meinen. Die Emblematik spricht, wie ich ausführe, für eine Entstehung nach 1675. Anderenfalls wäre das Leubuser Bildprogramm ein völlig vereinzeltes Beispiel katholischer Verherrlichung der Liegnitz-Brieger Piasten zwischen Reformation und Aussterben, und das auf dem bis zuletzt diesen evangelischen Fürsten unterstehenden Gebiet des Fürstentums Wohlau. Für eine Datierung sogar nach 1680 sind jüngst aus stilistischen Gründen eingetreten: Kaczmarek, Romuald/Witkowski, Jacek: Dekoracja malarska Kaplicy Książęcej w Lubiążu. Najwcześniejsze prace freskowe Willmanna. In: Kozieł, Andrzej/Lejman, Beata (Hg.): Willmann i inii. Malarstwo, rysunek i grafika na Śląsku i w krajach ościennych w XVII i XVIII wieku. Wrocław 2002, 82–91. 35 Die Kapelle ist ganz kahl. Zahlreiche Leubuser Kunstschätze wurden nach dem zweiten Weltkrieg nach Warschau gebracht und zur Ausstattung der dortigen wiederaufgebauten Kirchen verwendet.
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unsterblich ist sein Ruhm bei Gott und den Menschen“.36 Auf den Gewölbekappen des östlichen Konchos sind Palme, Weinranke, Getreidegarben, Rosen- und Olivenbäumchen sowie erneut das Auge der Vorsehung abgebildet. Diese Sinnbilder stehen für Tugend und verdienten Lohn. Die gemeinsame Inschrift lautet übersetzt: „Dessen Andenken gesegnet ist“.37 Insgesamt geht es also um den himmlischen Lohn für gutes Leben. Auf den Gewölbekappen des Mitteljochs über dem Fürstengrab wiederholt sich viermal das Bild des schlesischen Piastenadlers. Hier hat jedes Bild ein eigenes Motto. Auf der südlichen Kappe verliert der Adler Federn und erhebt sich über einem fallenden Reichsapfel zur Sonne – Symbole für das Aufgeben von Herrschaft und für Wiedergeburt. Dabei steht „Es tut gut, verlassen zu haben“.38 Östlich davon steht der Adler vor einem Pfauenrad, Symbol für „Ehrenglanz“ und Zitat aus der Helmzier des Liegnitzer Herzogswappens. Der Kommentar lautet hier: „Die Nichtigkeit der Welt hat er hinter sich“.39 Nördlich strebt der Adler wieder der Sonne zu. Die Richtung weist auf das eucharistische Geschehen des Altars, was den Spruch erklären dürfte, der mit „Er schaut oft hin“ übersetzt werden kann.40 Im vierten, östlichen Feld sitzt der Adler zwischen Felsen und blickt nach oben. Die Beischrift lautet hier „In Widrigkeiten harrt er getrost aus“.41 Alles bisher Angeführte bezieht sich grammatisch auf eine Person oder ein Wesen im Singular. In dem an den Umgang anschließenden Nebenjoch der Kapelle halten Genien Schilde mit den Wappen der Liegnitzer Herzöge. Die Inschrift lautet „Mit solcher Hilfe kommt Süße [d. h. Freude oder religiöses Heil, M. E.] von dem Starken [von Gott, M. E.], nicht von anderswo“.42 Bisher kann man das Bildprogramm durchaus auf den hier Bestatteten beziehen. Die Embleme kreisen um den Abschied von der Welt und predigen dem Betrachter, dass Hoffnung auf Gott und tugendhafter Wandel eine zweifache Unsterblichkeit im Himmel und auf der Erde ermöglichen. Im Nordkonchos ist über dem Hauptaltar der Kapelle nur auf der zentralen Gewölbekappe ein Symbol zu sehen: ein eucharistischer Kelch mit schwebender Hostie, umgeben von Puttenköpfen, die wie Windgenien wirken und einem brennenden Weihrauchfass, Symbol immerwährenden Gebetes. Das vieldeutige Motto „Vices precando rependunt“ könnte sich auf diese Repräsentation des Messopfers nach katholischer Lehre beziehen. Hier fällt der Wechsel der grammatischen Person auf. „Sie wägen durch Beten auf“, aber was? „Vices“ ist vieldeutig. Man kann es mit „mehrfacher Wechsel“ übersetzen. Dann stünde es für den zweimaligen Re36 37 38 39 40 41 42
„Immortalis est enim gloria eius apud Deum et homines“. „Cuius memoria in benedictione est“. „Deseruisse iuvat“. „Vanum post habet orbem“. „Aspicit crebro“. „In arduis pacate moratur“. „Talibus auxiliis – de forti dulcedo – non aliunde“.
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ligionswechsel der Piasten.43 Diesem wären dann in den übrigen Fresken die Verdienste der Fürsten und hier zusätzlich das Fürbittgebet der Mönche als Weg zur Versöhnung mit Gott gegenübergestellt. Dieser Gedanke der compensatio, zusammen mit Emblemen wie „Deseruisse iuvat“ macht es wahrscheinlich, dass das Bildprogramm, neben dem im Vordergrund stehenden Lob des Bestatteten Boleslaw III., bereits das Aussterben der Piasten voraussetzt und es deutend für den Katholizismus vereinnahmt. Es ist gut möglich, dass auf Abt Johannes ein Besuch des letzten Piasten am Grab seines Vorfahren im August 1675 Eindruck gemacht hat.44 Das Vorbild für die oben erwähnte Turmbekrönung in Trebnitz waren wohl die Doppeltürme der Klosterkirche von Wahlstatt,45 wo zwei Herzogshüte die Bekrönung der ornamentalen, kuppelartigen Turmhelme bilden. Das Benediktinerkloster Wahlstatt war eine gegenreformatorische Wiedergründung. Die Mönche aus dem böhmischen Braunau unter Abt Othmar Zinke hatten sich 1703 mit Unterstützung von Kaiser und Oberamt und gegen den Willen der Stände hier im Fürstentum Liegnitz eingekauft.46 Ihre Bauten entstanden unmittelbar neben der gotischen ehemaligen Probsteikirche, dem Mittelpunkt mittelalterlichen und nachreformatorischen Wahlstattkultes. Diese Trinitatis-, auch Marienkirche diente weiterhin der evangelischen Gemeinde. Die neue, katholische Kirche mit dem Doppelpatrozinium hl. Kreuz und hl. Hedwig baute der Prager Architekt Kilian Ignaz Dientzenhofer in den Jahren 1727 bis 1731. In seinen 1733 geschaffenen Deckenfresken entfaltete der Münchner Maler Cosmas Damian Asam ein Bildpro43 „Vices“ wurde im frühneuzeitlichen Latein auch adverbial als Ergänzung zu „rependere“ gebraucht. So verwendete es z. B. in einem Brief vom 8. März 1687 der englische Philosoph John Locke: „Gratias ago quam maximas, pro omni tuâ curâ & operâ, in literis, in libris, & aliis meis rebus locatâ. Utinam daretur & vices rependere.“ [Locke, John:] The Works of John Locke in Nine Volumes, Bd. 9. London 121824, 10. Hier wäre „vices“ mit „wieder“ o. ä. zu übersetzen. 44 Auf diesen Umstand weist Harasimowicz: The Role of Cistercian Monasteries, 61, hin, unter Berufung auf Kraffert: Chronik von Liegnitz, T. 2/2, 275. Ein Augenzeugenbericht findet sich bei Lucae: Schlesiens curieuse Denckwürdigkeiten, 1347. Harasimowicz schließt sich allerdings bezüglich des Bildprogramms der Fürstengruft der Frühdatierung Kalinowskis an und argumentiert mit einer politischen Annäherung der Abtei, die ihre Rechte von der habsburgischen Zentralisierungspolitik ebenfalls bedroht gesehen habe, an die Piasten in den siebziger Jahren. Diese Übereinstimmung der Interessen dürfte, wenn die damaligen Akteure sie denn empfanden, allerdings auch noch nach 1675 den Abt und die Herzoginwitwe verbunden haben. 45 Vgl. zur Gestalt der Klosterkirche Wrabec: Legnickie Pole. Wrocław 21991 [11974]; Legnickie Pole/Wahlstatt. In: Badstübner/Tomaszewski/Winterfeldt (Hg.): Schlesien, 540–543; Münch, Gotthard: Kloster und Kirche Wahlstatt. Breslau 21941 [11936]; ders.: Wahlstatt, Schlesiens barockes Ehrenmal. In: ASKG 14 (1956) 174–190; Rupprecht, Bernhard: Die Benediktinerkirche in Wahlstatt. Kunstwerk und Bildmonument. In: Schmilewski (Hg.): Wahlstatt, 205–234. 46 Münch: Wahlstatt, Schlesiens barockes Ehrenmal, 553.
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Abb. 8: Die Grüssauer Fürstengruft, geweiht 1738, ist wohl die aufwändigste barocke Fassung klösterlichen Stiftergedenkens in Schlesien. Das Bildprogramm verherrlicht die Schweidnitzer Bolkonenherzöge und die Grüssauer Äbte als ihre Nachfolger.
gramm, das neben einer auf den Wahlstätter Konvent zugeschnittenen benediktinischen Ordensgeschichte auch das Martyrium Heinrichs des Frommen als eine dem Kreuzestod Christi analoge Tat zeigt. Im Langhaus sind Kreuzauffindung und Kreuzerhöhung dargestellt. Über der Orgelempore zeigt das erste Bild die Auffindung des gefallenen Herzogs durch seine Gemahlin Anna und die Mutter Hedwig. Diese übergibt im zweiten Bild den Mönchen der auf dem Schlachtfeld errichteten Benediktinerprobstei eine Reliquie des Kreuzes Christi. Auch das Altarblatt des Niederländers Johan Frans de Backer zeigt Hedwig am Leichnam des Sohnes. Das neue Kloster knüpfte bewusst an Gründungsbericht und Gebetsauftrag der alten Propstei an und verhalf damit dem Wahlstatt-Mythos zu einer künstlerisch zeitgemäßen Aktualisierung. Seit 1728, also fast zur selben Zeit wie in Wahlstatt, ließ in Grüssau der Abt Innocentius Fritsch den monumentalen barocken Neubau der dortigen Zisterzienserabtei aufführen. Er entwarf wohl auch noch die neue Fürstengruft der Herzöge von Schweidnitz und Jauer, die 1738, vier Jahre nach seinem Tod, geweiht wurde (Abb. 8).47 Sie liegt östlich der Chorachse der neuen Klosterkirche, mit dem Chor durch zwei hohe Bogenportale verbunden. Der Bau ist eine symmetrische 47 Kalinowski: Gloryfikacja, 74–78; Dziurla, Henryk: Krzeszów. Wrocław u. a. 1964, 74–79, 86–90; Lutterotti, Nikolaus von: Abtei Grüssau. Ein Führer. Grüssau i. Schl. 1930, 47–55.
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Doppelrotunde mit zwei Kuppeln. Künstler wie der böhmische Bildhauer Anton Dorasil und der Breslauer Maler Georg Wilhelm Joseph Neunhertz schmückten die Gruft zur Ruhmeshalle von Kloster und Wohltätern aus. Sie ergänzten damit das gewaltige, um Christus als Erlöser, Maria als Heilsmittlerin und die Letzten Dinge kreisende Bildprogramm der Klosterkirche um eine historische Dimension. Sechs Herzöge von Schweidnitz und Jauer waren im Chor der alten Klosterkirche beigesetzt gewesen. Erhalten waren die gotischen Tumbengrabmäler Bolkos I. von Schweidnitz und Bolkos II. von Schweidnitz-Jauer. Sie wurden in der Fürstengruft auf erneuerte Sockel unter Portalbögen gesetzt, in deren Supraporten Porträts und Symbole der Taten und Tugenden der Herzöge als weiße Stuckreliefs prangen. Gedenkobelisken mit Preisinschriften, von allegorischen Figuren begleitet, drücken die Dankbarkeit des Klosters aus. Ein weiterer Obelisk erinnerte ursprünglich an das verlorene Grabmal Herzog Bernhards. Das erste Deckenfresko der Gruft zeigt die piastischen Stifter. Anna, Witwe Heinrichs des Frommen, bemüht sich beim Papst für die erste Stiftung durch Benediktiner. Bolko I. von Schweidnitz übergibt das Kloster 1292 an Heinrichauer Zisterzienser. Eine Beischrift verheißt ihnen mit Gen 22,16f.: „Weil du solches getan hast, will ich dich segnen.“48 Das zweite Fresko zeigt als Wohltäter des Klosters die böhmischen Könige Wenzel IV. (den Erben der Bolkonen), Sigismund, Albrecht II., Georg von Podiebrad, Wladislaw Jagiello, Ferdinand I. und Rudolf II. Luxemburger, Habsburger, der Podiebrad und ein Jagiellone erscheinen also über den Gräbern der Piasten als ihre Erben in der Funktion der legitimen Landesherren. An ihrer Seite ließ Abt Innocentius selbstbewusst sich selbst und seine Amtsvorgänger darstellen, wobei Bernhard Rosa auf die von ihm verurteilten Ketzer deutet, Dominicus Geyer auf die von ihm für Grüssau gekaufte Burg Bolkenhain. Den Erwerb dieser Burg zu ewigem Besitz (1733), um den das Kloster jahrzehntelange Prozesse geführt hatte, stellt auch die zeitgleich (1737/38) entstandene Klosterchronik stark heraus.49 Die Äbte von Grüssau ließen sich als Erben herzoglicher Souveränität darstellen, als „Erb-Herrn der Burg Polckenhaym und zugehörigen Gütter“; der unmittelbare Erblasser, ein Herr von Zedlitz, wurde zu den Bolkonen in die Gruft gebettet. So erklären polnische Kunsthistoriker schlüssig das fürstliche Würde und Unabhängigkeit betonende Bildprogramm und letztlich auch Dimensionen und Prunk der Gruft.50 Es ist dabei schwierig zu sagen, gegen wen das Stift in erster Linie seinen Souveränitätsanspruch richtete: Waren es die 48 „Quia fecisti hanc rem, benedicam tibi“. In Gen 22, 17f. dehnt Gott diese Verheißung an Abraham auf dessen Nachkommen aus. 49 Dziurla: Krzeszów, 90 sowie 124, Anm. 142, wo das Werk genannt ist, aus dessen Titelei das Zitat im folgenden Satz stammt: Hahn, Samuel Leopold: Das wieder lebende Grüssau [...]. Schweidnitz 1735; das Werk konnte in keiner Bibliothek ermittelt werden; vielleicht handelt es sich um eine Handschrift, die dann in der BUWr. zu suchen wäre. 50 Ebd., 90f.; Hołownia, Ryszard: Krzeszowskie Mauzoleum Piastów świdnicko-jaworskich w aspekcie sukcesji książęcej. In: Dziurla/Bobowski (Hg.): Krzeszów uświęcony łaską, 272–312.
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kaiserlichen Lehnsherren oder die (meist evangelischen) adligen Nachbarn, die Ansprüche auf die Burg und die zugehörigen Rechte erhoben? Nicht unbedeutend war die Erinnerung an die Piasten im 17. und 18. Jahrhundert auch in dem ältesten Hauskloster der Oppelner Herzöge, der Zisterze Rauden.51 Das Gebetsgedenken galt hier hauptsächlich dem Stifter, Wladislaw I. von Oppeln. Der Konvent errichtete ihm im letzten Viertel des 17. Jahrhunderts ein neues Epitaph. Etwa fünfzig Jahre jünger ist ein Porträt des Herzogs. Noch im letzten Viertel des 18. Jahrhunderts wurden Wladislaw und Kasimir I. von Oppeln als Stifter in das Skulpturenprogramm eines rokoko-klassizistischen Altars von Johann (Josef ) Schubert aufgenommen. Äußerst bemerkenswert und in der neueren Literatur unbekannt ist aber die Tatsache, dass die Zisterziensermönche offenbar auch am Aussterben der Liegnitz-Brieger Piasten großen Anteil nahmen. Das ging so weit, dass sie ein Gemälde mit einer genauen, etwa fünffach vergrößerten Kopie des als Kupferstich vorliegenden Stammbaums von Georg Wilhelms castrum doloris in Auftrag gaben oder als Geschenk erhielten. Noch 1906 befand es sich in dem ab 1840 zum Schloss umgebauten Klostergebäude.52 Offenbar nahmen die Raudener Mönche das alte Fürstenhaus, trotz der eigenständigen Traditionen der Oppelner Piasten, als Einheit wahr und hielten seine Genealogie und sein Aussterben für bemerkenswert. Fasst man die Beispiele aus Leubus, Trebnitz, Wahlstatt, Grüssau und Rauden zusammen, so zeichnet sich ein eigenständiges katholisches Bild der alten Herzöge und ihrer Leistung ab. Es fußt auf dem vorreformatorischen und überkonfessionellen Traditionsgut und gestaltet sich mit den neuen, ausdrucksstarken Mitteln barocker Kunst. Jeweils eigene Absichten der klösterlichen Auftraggeber treffen sich in ihrer gegenreformatorischen Tendenz, ohne sich darin zu erschöpfen.53 Es gibt aber nicht nur diese Hinweise auf eine anhaltende Verehrung, die dem alten Fürstenhaus zuteilwurde. Eine Reihe von Gegenbeispielen legt den Gedanken nahe, dass die Piasten von vielen katholischen Geistlichen abgelehnt, ihr Andenken zumindest als unwichtig angesehen wurde. Ursache dürfte die reformierte Konfession der letzten Herzöge sein. Der Brieger Lokalhistoriker Karl Friedrich Schönwälder teilt Nachrichten „Betreffs des Wiederaufbaus der katholischen Hedwigskirche in Brieg im Jahre 1783, aus einem damaligen Stadtdiarium“54 mit:
51 Das folgende nach: Kaczmarek/Witkowski: Nagrobek; Rudy/Groß Rauden. In: Badstübner/ Tomaszewski/Winterfeldt (Hg.): Schlesien, 814–817. 52 Wiechulla, Hieronymus: Stammbäume der Piasten. In: Oberschlesien 15 (1916/17) 588f. 53 Zum Kontext vgl. jetzt Baumgarten, Jens: Konfession, Bild und Macht. Visualisierung als katholisches Herrschafts- und Disziplinierungskonzept in Rom und im habsburgischen Schlesien (1560–1740). Hamburg u. a. 2004, der überraschenderweise weder auf Hedwigskult noch Piastentradition eingeht. 54 Alle folgenden Zitate: Schönwälder, Karl Friedrich: Geschichtliche Ortsnachrichten von Brieg und seinen Umgebungen, Theil 1–2, Brieg 1846/47, hier T. 2, 300f. Dieselbe Stelle
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„Auf den Chören in dieser alten Kapelle standen und knieten mit aufgehobenen Händen in betender Stellung alle Herzoge, deren Gemahlinnen und Kinder aus feinem Sandsteine gehauen in Lebensgröße, nach den damaligen Trachten und Gestalten, wovon ein Theil mit Gold und Farben staffirt. Alle diese Statuen wurden vom Chore heruntergestürzt, ein großer Theil davon mit in den Grund vermauert; das Andere aber auf den Kirchhof geworfen, wo die Arbeiter zu ihrer Lust mit Steinen nach den Köpfen derselben geworfen, und dadurch Alles in Grund verwüstet haben.“55 Ob sich, wie Schönwälder (oder seine Quelle?) voller Ressentiment anmerkt, der „Herr Curatus Bönisch, ein gewesener Jesuit, welcher auch ganz die politische Denkungsart dieser Geistlichen“ besessen habe, tatsächlich „in der Stille [...] freute [...], daß er das Werkzeug sein mußte, daß diese fürstlichen Ketzer im Bilde zerstoßen, zerschlagen, und vermauert wurden“, sei dahingestellt.56 Etwas mehr Pietät ließ man in der Breslauer Vinzenz-, der früheren Jakobskirche walten. Wahrscheinlich im Zuge der Barockisierung unter Prälat Matthäus Paul (Abt 1656 bis 1672) im Jahr 1664 wurde die Tumba Heinrichs des Frommen aus dem Zentrum des Chors entfernt „und an die Seite des Chors rechts vom Hauptaltar versetzt [...], wo es halb verdeckt und nur wenig sichtbar war“57, ja sogar „hinter einem Bretterverschlag“58 verschwand. Allerdings ist zu bedenken, dass im Fall der Vinzenzkirche ein Bruch der Kontinuität vorliegt: Der von Heinrich gestiftete und von seiner Witwe Anna mit dem Gebetsgedenken des Herzogs beauftragte Franziskanerkonvent war mit der Reformation untergegangen. Die Kirche St. Jakob wurde kurz darauf, im Jahr 1530, den Prämonstratensern zugestanden, nachdem die Stadt deren Kloster vor den Stadttoren aus militärstrategischen Gründen niederlegen musste.59 Die Prämonstratenser brachten ihr Vinzenz-Patrozinium und ihre eigenen Gebetsanliegen mit. Einen solchen Einschnitt im Gebetsgedenken gibt es auch bei einem ähnlichen Fall: 1774 wurde das Oppelner Kollegiatstift aufgelöst, die Kirche zum hl. Kreuz zur Pfarrkirche. Damals entfernte man den Sarkophag Herzog Johanns des Guten vor dem Hochaltar, bestattete die Gebeine dort unter dem Fußboden und mauerte
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ohne genaue Quellenangabe bei Kunz: Schloß der Piasten, 53. Jüngst hat auf diese Quelle unter ähnlichen Überlegungen hingewiesen: Dębicki: Das historische Gedächtnis, 379. Schönwälder: Geschichtliche Ortsnachrichten, 300f. Zitate in diesem Absatz: Ebd., 301. Kunisch, Johann Gottlieb: Herzog Heinrich der Zweite von Niederschlesien. Urkundlich dargestellt [...]. Nebst zwei Abbildungen Heinrichs II. in der Vincent-Kirche zu Breslau. Breslau 1834, 11. Nösselt, Friedrich August: Breslau und dessen Umgebungen. Beschreibung alles Wissenswürdigsten für Einheimische und Fremde. Breslau 1825, 156. In diesem Stadtführer wird die Versetzung schon für das Jahr der Chorerweiterung unter Abt Schröter im Jahr 1623 angenommen. Hoffmann, Hermann: Die Vinzenz-Pfarrkirche in Breslau. Ehem. Franziskanerkirche; ab 1530 Prämonstratenkirche. München 1938, 3.
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Aneignungen der Piastentradition im 17. und 18. Jahrhundert
die marmorne Grabplatte in die Wand der Dreifaltigkeitskapelle ein.60 Ein wohl im selben Stift um 1700 entstandener phantasievoller Stammbaum der Oppelner Piasten mit Brustporträts zeigt, dass man das Andenken der katholisch gebliebenen oberschlesischen Linie der Dynastie hier zuvor durchaus pflegte.61 In der kurz nach 1675 den Jesuiten übergebenen und nach der Aufhebung des Ordens 1773 ebenfalls zur katholischen Pfarrkirche gewordenen Johanniskirche in Liegnitz war selbst der hier tätige Priester, Archidiakon Christian Scholz, an der Schändung der Piastengruft beteiligt. Mit einigen Komplizen montierte er 1812 oder 1813 die kunstvollen Beschläge der Prunksärge ab, um das Metall zu Geld zu machen.62 Die Beispiele von Traditionsvernichtung aus Brieg und Liegnitz sind erstaunlich. Wie großen Anklang aufklärerisches Gedankengut, teilweise eben auch in grob vereinfachter Form, unter dem schlesischen Klerus jener Zeit fand, ist bekannt.63 Womöglich kehrten sich hier katholische Geistliche nicht so sehr gegen Überreste der „Ketzer“, sondern gegen das materielle Substrat der eigenen, nun abgelehnten geistig-lebensweltlichen Herkunft. Die Säkularisation von 1810 setzte jeglichem kontemplativen Klosterleben in Schlesien ein Ende. Erst um 1840 sollte sich die katholische Kirche der Provinz in restaurativer Absicht wieder dem Mittelalter und der Integrationskraft seiner Heiligenkulte zuwenden. Die Piasten als Symbole der schlesischen Fürstentümer Die herzoglichen Würden der Piasten waren nach dem endgültigen Aussterben der Dynastie vollends auf die „obersten Herzöge“ des Landes, also auf die Habsburger als böhmische Könige übergegangen, und mittelbar auch auf alle von ihnen in Schlesien belehnten Mediatfürsten. Der rechtlichen Vereinheitlichungstendenz des absolutistischen Staates zum Trotz befanden sich Reste der alten, den Regalien entsprechenden fürstlichen Rechte (iura ducalia) befanden sich in schwer überschaubarer Streuung in den Händen des Oberherren, der nicht souveränen Landesherren und zahlreicher weltlicher und geistlicher Grundherren. Das Erzhaus und die schlesischen Fürsten konnten sich also als Erben der Piasten betrachten. 60 Baldy, Stefan: Katedra Świętego Krzyża w Opolu. W 700–lecie parafii Św. Krzyża. Opole 1994, 46f. 61 Wiechulla: Stammbäume, 588; Kalinowski: Gloryfikacja, 54; Badstübner/Tomaszewski/ Winterfeldt (Hg.): Schlesien, 706f., abgebildet als Umschlagillustration von Barciak (Hg.): Książęta i księżne Górnego Śląska und auf der Umschlaginnenseite von Baldy, Stefan (Hg.): Powrót Jana Dobrego. Opole 1999. 62 Grüger, Heinrich: Die Liegnitzer Fürstengruft und ihre Schändung im Jahre 1812 oder 1813. In: ASKG 51–52 (1994) 199–212; der Aufsatz enthält Aktenabschriften zur diskreten Abwicklung der Tatfolgen durch Pfarradministrator, Kapitelvikar und König. 63 Vgl. Gottschalk, Joseph: Die katholische Kirche in Schlesien während der Aufklärung. Forschungsaufgaben. In: ASKG 30 (1972) 93–123.
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Diese Tatsache schlug sich jenseits der rechtlichen Ebene vor allem in der Heraldik nieder. Besonders prominent geschah das im künstlerischen Schmuck hochwertiger kartographischer Landesaufnahmen der schlesischen Fürstentümer in der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts, wo die Fürstentumswappen, meist mit allegorischem Beiwerk, die hoheitliche Bedeutung der alten fürstlichen Insignien ins Bild setzten.64 In ein kohärentes Kunstwerk floss die Symbolik der alten Fürstentümer ein, als Felix Anton Scheffler, ein bayerischer Asam-Schüler, in den Jahren 1734 und 1735 im Auftrag der Breslauer Jesuiten das Treppenhaus in deren neuem Akademiegebäude gestaltete.65 Auf den relativ kleinen Flächen der Plafonds verteilte er Darstellungen der Fürstentümer Schlesiens; ein zusammenfassendes Deckenfeld erhielten die kleineren Freien Standesherrschaften. Die Fürstentümer wurden durch Veduten der Fürstentumshauptstädte und charakteristischer Landschaftsmerkmale dargestellt. Identifiziert wurde das Territorium durch das jeweilige Fürstentumswappen. Dazu traten allegorische Gestalten und Porträts der regierenden Mediatfürsten (im Fall von Oels, Sagan, Münsterberg, Teschen) bzw. der höchsten Beamten (Landeshauptleute, Fürstentagsdeputierte) mit ihren eigenen Wappen. Im Vestibül ordnete eine Wappenkomposition der höchsten Landesbehörden mit Kaiser Karl VI. an der Spitze dieses aus seinen Einzelgliedern aufgebaute „Panorama Schlesiens“ im Treppenhaus dem Oberlandesherren zu. Die Gesamtkomposition räumt den historischen Fürstentümern einen hohen Rang ein, stellt sie aber gleichzeitig als Bühne für ihre zeitgenössischen Eliten dar, die Würden und Ämter überwiegend der Gunst Josephs I. und Karls VI. verdankten.
3.
Adelige Erinnerungskultur: Die Selbstdarstellung der Familie Schaffgotsch als Nachkommen der Piasten in weiblicher Linie
In einer von Konzepten wie Rang und Ehre bestimmten Gesellschaft wie derjenigen des frühneuzeitlichen Schlesien waren auch andere, nicht primär rechtliche Formen des dynastischen „Erbes“ denkbar: Adlige Häuser konnten versuchen, einen Teil der Würde und des Prestiges des alten Fürstenhauses für sich in Anspruch zu nehmen. Dafür soll hier das Beispiel des Hauses Schaffgotsch stehen, das in Niederschlesien in den alten Erbfürstentümern Schweidnitz und Jauer begütert war. Ein wenig Licht fällt dabei auch auf das piastische Erbe der neuen schlesischen Fürstenhäuser. Die für die Politik- ebenso wie für die Kulturgeschichte durchaus relevante Traditionspflege von Familien wie den Auersperg als Herzögen in Schle-
64 Czechowicz, Bogusław: Piastowie śląscy a kartografia. In: Barciak (Hg.): Piastowie śląscy, 134–150. 65 Zum Folgenden vgl. Lipczyńska, Beata: Barokowa panorama Śląska. Malowidła Felixa Antona Schefflera w gmachu Uniwersytetu Wrocławskiego. In: RSŚ 16 (1997) 117–139.
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sien zu Münsterberg harrt aber weiterhin einer gründlichen Erforschung, zu der das internationale Projekt „Adel in Schlesien“ beitragen könnte. Hans Ulrich von Schaffgotsch,66 Freiherr der Freien Standesherrschaft Trachenberg und Erbe ausgedehnter Ländereien am Nordrand des Riesengebirges, wurde in dieser Arbeit schon erwähnt. Er war mit den Piasten zum Zeitpunkt der böhmischen Ständerebellion in enge Verbindung getreten und hatte 1620 die Prinzessin Barbara Agnes zur Frau erhalten. Nach der Niederlage am Weißen Berg schlug er einen völlig anderen Weg ein als seine Schwager Georg Rudolph und Johann Christian: Er trat als Oberst in kaiserliche Dienste und wurde in kurzer Zeit einer der schlagkräftigsten Generäle Wallensteins. Nach dessen Vorbild soll er, mit Verweis auf seine Eheverbindung, nach einem schlesischen Fürstentum gestrebt haben. Doch der Sturz des Friedländers zog Hans Ulrich mit sich. Nach einem Hochverratsprozess wurde er 1635 vor den Toren Regensburgs enthauptet. Seine Güter wurden sogleich konfisziert und an Gefolgsleute des Kaisers verteilt. Der Wiener Hof sorgte für Hans Ulrichs Kinder. Diese waren nun Waisen, da Barbara Agnes bereits 1631 gestorben war. Sie konvertierten nach einer entsprechenden Erziehung bei Hofe und in Jesuitenkollegien zum Katholizismus. Hans Ulrichs Erbe, Christoph Leopold, machte als Militär und Diplomat Karriere, erlangte das besondere Vertrauen des Kaisers und erhielt schrittweise die Ländereien seines Vaters zurück. Nur Trachenberg verblieb bei den Hatzfeld. Christoph Leopolds Bruder Gotthard Franz, Breslauer Domprobst, erforschte als Genealoge die väterlichen und die mütterlich-piastischen Vorfahren der beiden. Die fürstliche Herkunft und die Verdienste Christoph Leopolds, der an der Seite Johann Sobieskis beim Entsatz Wiens gekämpft hatte, würdigte der Kaiser mit einer Reihe von Ämtern und Titeln, darunter der fürstlichen Anrede „Illustrissimus“. Spätere Texte behaupten, der kaiserliche Gesandte Schaffgotsch sei bei einer polnischen Königswahl als Kandidat vorgeschlagen worden. Als Daten werden die Wahlen von 1669 und 1674 genannt.67 Ob dies historisch ist, bleibt vorerst unklar.
66 Die folgende Darstellung zum Piastenkult des Hauses Schaffgotsch stützt sich auf Forschungen, die ich an anderer Stelle ausführlicher dargestellt habe, weshalb hier nur die allerwichtigsten Literaturhinweise gegeben sind. Vgl. Eiden, Maximilian: Die Piasten in der Erinnerungskultur des schlesischen Adels. Zum Selbstverständnis der Schaffgotsch als Nachkommen der polnischen Könige und schlesischen Landesfürsten (17.-19. Jahrhundert). In: Bahlcke, Joachim/Schmilewski, Ulrich/Wünsch, Thomas (Hg.): Das Haus Schaffgotsch. Konfession, Politik und Gedächtnis eines schlesischen Adelsgeschlechts vom Mittelalter bis zur Moderne. Würzburg 2010, 141–175. 67 Gryphius, Christian: Hoch-Gräfliches Schaff-Gotschisches Ehren-Mahl. Leipzig 1708, wörtlich abgedruckt bei Krause, Theodor (Hg.): Miscellanea Gentis Schaffgotschianae, Oder Historisch-Genealogischer Bericht, Von dem Uralten Geschlechte Derer Herren von Schaff-Gotschen [...]. Striegau 1715, 147–195, hier 167f.; Nentwig, Heinrich: Von der Familie Schaffgotsch. (Aeltere Zeit bis 1742). In: Schlesien [Monatsschrift] 1 (1907/08) 359–361, 401–404, hier 401.
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Christoph Leopolds Sohn, Johann Anton Schaffgotsch, untermauerte seine beachtliche Karriere in der schlesischen Landespolitik durch eine gezielte, nach dem Aussterben der Piasten deren Ehren und Würde beanspruchende genealogische, heraldische, literarische und künstlerische Selbstdarstellung. Sie unterstützte sein Auftreten als Mann des Ausgleichs zwischen kaiserlichen und katholischen Interessen auf der einen, ständischen und evangelischen auf der anderen Seite. In dieser Rolle zeigte er sich etwa als Leiter der Religionskommission nach der Altranstädter Konvention und als Förderer der bikonfessionellen Liegnitzer Ritterakademie.68 1708, als mit Charlotte von Liegnitz-Brieg die letzte Piastin gestorben war, erhielt Schaffgotsch zusammen mit der Standeserhebung zum Reichsgrafen von Kaiser Joseph I. ein neues Wappen, bei dem das alte Liegnitz-Brieger Fürstenwappen den Hauptschild bildete. Das freiherrliche Wappen der Schaffgotsch wanderte verkleinert, mit einem Fürstenhut bekrönt, in die Mitte. Das verbesserte Wappen prangt zusammen mit einer Büste Johann Antons an der Musikempore der Aula Leopoldina, dem Prachtsaal der Breslauer Jesuitenuniversität, direkt gegenüber dem Bildnis Kaiser Leopolds I. Es schmückt auch andere exponierte öffentliche Orte in Schlesien, wie eine Florianskulptur an der Ecke des Schweidnitzer Rathauses. Das Wappen stand dort jeweils als Zeichen des obersten Beamten in Schlesien. Seit 1719 war Johann Anton, wie erwähnt, Oberamtsdirektor. Die Oberlandeshauptleute waren stets Fürsten gewesen. Johann Anton trat als Enkel einer Piastin mit „quasifürstliche[r] Legitimation“ auf.69 Die wichtigsten Veröffentlichungen der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts zur Genealogie und Geschichte des schlesischen Adels sowie der alten Landesfürsten waren allesamt ihm gewidmet: Des Liegnitzer Pastors Johannes Sinapius’ zweibändiges Adelslexikon,70 des Schweidnitzer Pastors Gottlieb Balthasar Scharff Edition der Liegnitzer Fürstentumsgeschichte des vormaligen Ständesyndikus Georg Thebesius71 ebenso wie des Breslauer Ratsherren Friedrich Wilhelm Sommer von Sommersbergs wegweisende Quellensammlungen und Stammtafeln zur schlesischen Geschichte.72 Alle diese Werke verherrlichen die Schaffgotsch als Nachkommen der Piasten. Sommersberg wies dem Oberamtsdirektor 1721 in einer 70-seitigen 68 Conrads, Norbert: Johann Anton Graf von Schaffgotsch (1675–1742). In: Herzig (Hg.): Schlesier, 121–128. 69 Die beiden Zitate: Conrads: Johann Anton, 125; zum Wappen vgl. Kwaśniewski, Artur: Herb Schaffgotschów – fakty i legendy. In: Karkonosz. Sudeckie materiały krajoznawcze (1994), Nr. 3–4 [10–11 der Gesamtfolge], 65–117. 70 Sinapius: Schlesischer Curiositäten Erste Vorstellung; ders.: Des Schlesischen Adels Anderer Theil Oder Fortsetzung Schlesischer Curiositäten Darinnen Die Gräflichen Freyherrlichen und Adelichen Geschlechter/[...] dargestellet werden [...]. Leipzig/Breslau 1728. 71 [Thebesius:] Weyland Georgii Thebesii Liegnitzische Jahrbücher. 72 [Sommer von Sommersberg, Friedrich Wilhelm:] Friderici Wilhelmi Sommeri Serenissimi Dvcis Würtembergici-Olsnensis Consiliarii [...] Tabvlae Genealogicae Dvcvm Svperioris Et Inferioris Silesiae [...] Wratislaviae 1724; [ders. (Hg.):] Silesiacarum Rerum Scriptores aliquot adhuc inediti [...] Lipsiae 1729; [ders. (Hg.):] Silesiacarum rerum scriptores aliquot adhuc
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Prachthandschrift die „Hoheit des des Schaffgotschischen Hauses aus dessen väterlichen und mütterlichen Stamm-Taffeln“ in Versen nach. „Piasti Sohn“ und (mit halb polnischer Anrede!) „erlauchter Pan“ wird Johann Anton darin genannt.73 An anderer Stelle hebt Sommersberg hervor, dass der Oberamtsdirektor „im selben Jahr, in dem das Piastische Geschlecht untergegangen, zu Breslau ‚aufgegangen‘ ist, und [...] auf Befehl von Kaiser Joseph das Wappen der Fürsten von Liegnitz-Brieg dem seinen hinzugefügt hat, zum Zeugnis für die Nachwelt, dass unser Breslau den Schaden, welchen der Tod des Erbprinzen eines so großen Geschlechts angerichtet hat, in ein und demselben Jahr wiedergutmachte.“74 Durch die astrologische Wortwahl von Auf- und Untergang ist dies ein beinahe mystisch-spekulativer Gedanke. Ein anderer Breslauer Stadtrat und als Historiker und Genealoge der unmittelbare Vorgänger Sommersbergs, Ferdinand Ludwig von Breßler und Aschenburg, erarbeitete die Grundlagen der adligen Erinnerungskultur der Schaffgotsch. Er verfasste eine verlorengegangene Hausgeschichte und mehrere genealogische Studien.75 Als Arbeitsgrundlage dienten ihm, ebenso wie Sommersberg, Sinapius und Scharff, die „wohl angelegte Bibliothec zu Hermsdorff“.76 Diese ließ der Oberamtsdirektor zu einer einzigartigen Sammlung ausbauen, von seinem gebildeten Gutsdirektor Johann Karl Neumann und von den Rektoren und langjährigen Bibliothekaren der beiden berühmten Breslauer Gymnasien zu St. Elisabeth und St. Maria Magdalena, Gottlob Krantz und Christian Stieff. Unter einem Dach mit dem Haus- und Güterarchiv der Schaffgotsch sammelten sie genealogische, historische und landeskundliche Literatur über Schlesien, daneben naturkundliche, juristische, philosophische und theologische Bestände, insgesamt 10.000 in roten Saffian gebundene Bände. Die Räume im zweiten Obergeschoss des Hermsdorfer Schlosses bargen aber auch „Armaturen, Kunst-Stücke, Medaillen [...], Alterthümer, Schildereyen und Raritäten“,77 wie in den adligen Wunderkammern der Renaissance und des Barock üblich. An Gemälden konnten Besucher nicht nur Johann Anton als Ritter des Goldenen Vlieses, die neun Musen oder ein Riesengebirgspanorama bewundern, sondern auch sechs lebensgroße Kopien (vielleicht sogar die
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inediti, [Bd. 2.] Lipsiae 1730; ders. (Hg.): Silesiorum Rei Historicae Et Genealogicae Accessiones [dass., Bd. 3] [...] Lipsiae 1732. ders.: Die Hoheit des Schaff-Gotschischen Geschlechts auß dessen Mütterlichen und Väterlichen Stamm-Tafeln in gebundener Rede erwiesen. Breßlau 1721 [Handschrift]. „eo, quo gens Piastea occidit anno Wratislaviae exortus [...] Insignia Principum Lygio-Bregensium suis addidit, posteris documento, illata tanto Stemmati obitu juventutis Principis damna Wratislaviam nostram uno eodemque anno resarciisse.“ ders.: Tabvlae Genealogicae, 53. Spuren bei Eiden: Die Piasten in der Erinnerungskultur des schlesischen Adels, 165–169. Sinapius: Schlesischer Curiositäten Erste Vorstellung, aus der unpaginierten Vorrede. Zitiert (mit Anpassung der Kasus) nach dem kurzen Auszug aus der Fideikomissurkunde bei Nentwig, Heinrich: Silesiaca in der Reichsgräflich Schaffgothsch’schen Majoratsbibliothek zu Warmbrunn. Leipzig 1900–1902 (2 Hefte in einem Bd.), V.
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Originale, entstanden zwischen 1616 und 1620) der Stifterbilder aus der Grablege der Bolkonen im Chor der alten Grüssauer Stiftskirche. Sie hingen im Kaminzimmer der Bibliothek. Sie waren Ahnenbilder im weitesten Sinn und zugleich Sinnbilder einer Kontinuität der Landeshoheit in den Fürstentümern Schweidnitz und Jauer, in deren Grenzen die Besitzungen der Schaffgotsch überwiegend lagen.78 Das herausragende Werk der genealogischen Selbstdarstellung der Schaffgotsch waren aber zwei monumentale Ölgemälde mit den Stammbäumen der Schaffgotsch und der Piasten (Abb. 9) im ersten Bücherzimmer. Format, Konzept und Stilistik der Bilder entsprechen einander genau. Sie wurden 1722 von dem Breslauer Maler Georg Drescher nach den Vorgaben Ferdinand Ludwigs von Breßler und Aschenburgs angefertigt, der sich auf Vorarbeiten von Gotthard Franz Schaffgotsch stützte. Die jüngsten Generationen der Schaffgotsch erscheinen zusammen mit den Häusern Holstein, Nassau und Promnitz als „Pfropfreiser“ auf dem enormen, 31 Generationen bis zu Piastus zurückreichenden Lorbeerbaum des Piastenhauses. Darunter lagert Tempus, die Zeit, als Sieger, während Putten mit den zerbrochenen Waffen der Dynastie spielen. Eine Pyramide versammelt die Wappen aller durch Ein- und Ausheirat den Piasten verbundenen Häuser. Auf dem zweiten Gemälde ist es die Eiche der Schaffgotsch vor dem Hintergrund des Riesengebirges und der unmittelbar über Hermsdorf gelegenen Burg Kynast, welche durch die piastische Einheirat ihre Veredelung erhält und in den zahlreichen Kindern Johann Antons fortblüht. Prudentia, die Klugheit, Justitia, die Gerechtigkeit, und Fama, die Nachrede, feiern das neue, aus dem Felsgestein des Riesengebirges gemeißelte Wappen. Ausführliche lateinische Beischriften widmen das Doppelwerk Johann Anton, „Dem überaus würdigen Enkel der königlichen Herzogin zu Liegnitz und Brieg“.79 78 Von offentlichen und Privat-Bibliotheqven. In: Gelehrte Neuigkeiten Schlesiens (1734) 430– 435; Fortsetzung unter demselben Titel in: Gelehrte Neuigkeiten Schlesiens (1735) 291– 295; Kundmann, Johann Christian: Academiae Et Scholae Germaniae, praecipue Ducatus Silesiae, Cum Bibliothecis, In Nummis. Oder: Die Hohen und Niedern Schulen Teutschlandes, insonderheit Des Hertzogthums Schlesiens Mit ihren Bücher-Vorräthen, in Müntzen [...]. Breßlau 1741, 391–395; Nentwig: Silesiaca; Siebelt, Agnes: Die Reichsgräflich Schaffgotsch’sche Majoratsbibliothek zu Warmbrunn. Sonderdruck aus: Der Wanderer im Riesengebirge 34/2 (1914) bzw. 376 der Gesamtfolge, dort 23–26, in dem Sonderdruck 1–8. 79 Im Original: „Regiae Ducissae Lygio Bregensis | dignissimo Nepoti“. Erste Erwähnung der Stammbäume in der neueren Literatur: Wilk, Andrzej: Burgen und Adelsresidenzen im Hirschberger Tal in den Beschreibungen von Polen / Zamki i arystokratyczne rezydencje Kotliny Jeleniogórskiej w opisach Polaków. In: Czerner, Olgierd/Herzig, Arno (Hg.): Das Tal der Schlösser und Gärten. Das Hirschberger Tal in Schlesien – ein gemeinsames Kulturerbe. Dolina zamków i ogrodów. Kotlina Jeleniogórska – wspólne dziedzictwo. Berlin 22002 [12001], 264–276. (Zitate aus einer wichtigen Beschreibung der Majoratsbibliothek aus dem Jahr 1847: Pol, W [incenty]: Z wycieczki. In: Biblioteka Naukowego Zakładu imienia Ossolińskich (1848), Nr. 1 und 3, 94–104, 299–329), unzureichende Beschreibungen bei Firszt, Stanisław: Wincenty Pol i Genealogia Piastów ze zbiorów Schaffgotschów. In: Jackowski,
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Abb. 9: Johann Anton von Schaffgotsch ließ 1722 von Georg Drescher zwei großformatige Stammbäume für seine Bibliothek im Hermsdorfer Schloss malen. Beide dienten der Darstellung der Verbindung von Piasten und Schaffgotsch, welche die Großeltern des Auftraggebers mit ihrer Ehe geknüpft hatten.
Diese Bibliothek mit ihren Kunstschätzen zeigte Graf Johann Anton ausgesuchten Besuchern: In Frage kamen distinguierte Riesengebirgs-Reisende, Warmbrunner Kurgäste, persönliche Gäste der Familie, Gelehrte und Beamte. Wenn deren Kenntnisse ausreichten oder wenn man sie darauf hinwies, konnten sie auch die Aussage der Gemälde würdigen: Der königliche Stamm der Piasten, so wurde suggeriert, lebte in den Schaffgotsch fort. Die erwünschte Wahrnehmung machte der Publizist und Direktor des Bunzlauer Waisenhauses Erdmann Friedrich Buquoi, der auf einer Riesengebirgsreise Hermsdorf besichtigte: „Man sieht seinen [des Grafen Schaffgotsch, M. E.] Stammbaum auf dem Saale vor der Bibliothek im Hermsdorfer Amthause, darauf man die nahe Verbindung
Antoni/Sołjan, Izabela (Hg.): Wincenty Pol jako geograf i krajoznawca. Kraków 2006, 181– 188 und Czechowicz: Sukcesorzy śląskich Piastów, 110; ausführliche Darstellung bei Eiden: Die Piasten in der Erinnerungskultur, 156–172.
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dieses Hauses mit den ehemaligen Liegnizischen Herzögen nicht ohnbemerkt lassen kan.“80 Wie schon für die Piasten selbst, so waren auch für ihre ehrgeizigen Nachkommen in weiblicher Linie nicht nur die königlich-polnische und fürstlich-schlesische Herkunft, sondern auch die zahlreichen Kolligationen mit königlichen und fürstlichen Familien Europas ein unschätzbares symbolisches Kapital. Johann Anton hatte mit Breßler einen renommierten Genealogen für das „Breßlauische Project über meine Familie“ gewonnen, wie er es in einer handschriftlichen Notiz nannte. Dadurch bekamen die Schaffgotsch die Chance, ihre prestigeträchtige Herkunft auch über Schlesien hinaus bekannt zu machen. Breßler schrieb unter anderem den Schaffgotsch-Artikel für das „Allgemeine Historische Lexicon“ des Verlegers Thomas Fritsch („Leipziger Lexikon“).81 Zweifellos handelt es sich um eine Kurzfassung seiner Hausgeschichte. Von diesem Artikel machte wenig später das bekannte Zedlersche Lexikon ausgiebig Gebrauch. Nach dessen Auskunft wiederum82 war Breßler und Aschenburg auch an dem internationalen, in Amsterdam auf Französisch erscheinenden Prestigeprojekt des „Atlas Historique“ beteiligt. Mit großer Wahrscheinlichkeit stammt von ihm die 26. Tafel des IV. Bandes, die „Neue genealogische Carte der Souveräne und der erlauchten Familien, verbunden mit dem Hause oder abstammend von der königlichen Familie des Piast, König von Polen, mit ihren Wappen“.83 Diese Tafel geht in ihrem Horizont weit über Schlesien hinaus. Sie ist eine Hauptquelle für die europäische Dimension des Piastenkultes im 18. Jahrhundert. Die stark schematisierte Übersicht leitet nicht weniger als dreißig europäische Geschlechter von den Piasten her. Diese Herleitung muss naturgemäß immer über die weibliche Linie führen, in vielen Fällen mehr als einmal. Die Tafel liest sich wie ein Kommentar zu den am Anfang des 18. Jahrhunderts konkurrierenden Ansprüchen der Wettiner und Leszczyński auf den polnischen Thron. Neben Kurfürsten und Königen bezieht sie aber auch die in Schlesien ansässigen Fürstenhäuser Liechtenstein, Auersperg, Württemberg und Lothringen ein. Mit dem im Exil lebenden König Stanis-
80 Buquoi, E[rdmann] F[riedrich]: Reise nach dem Zackenfall im Jahr 1785. Fortsetzung meiner Briefe über einen Theil des schlesischen Gebirges als Beilage zur neuen Bunzl. Monatschrift. Bunzlau o. J. (1785), 40. 81 Schaffgotsche. In: Allgemeines Historisches Lexicon [...] Vierdter Theil [...]. Leipzig 21722, 378–380. 82 Breßler und Aschenburg (Ferdinand Ludwig von). In: Grosses Vollständiges Universal-Lexicon [...], Theil 4, Halle/Leipzig, verlegts Johann Heinrich Zedler, 1733, Sp. 1309f., hier 1310. 83 Nouvelle carte généalogique des souverains et des familles illustres aliez a la maison ou aux dé[s]cendans de la famille roialle de Piaste roi de Pologne avec le blason de leurs armes. In: Châtelain, Henri Abraham u. a. (Hg.): Atlas Historique, Ou Nouvelle Introduction A l’Histoire, à la Chronologie & à la Géographie Ancienne et Moderne, Bd. 4: Qui Comprend le Dannemarck, La Suede, la Pologne, la Moscovie, la Turquie, &c. Amsterdam 1718, Nr. 26.
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laus Leszczyński verband Johann Anton Schaffgotsch übrigens eine freundschaftliche Korrespondenz.84 Die Schaffgotsch heben sich bei der gewählten Darstellungsart der „Neuen genealogischen Carte“ doppelt positiv ab: Zum einen sind sie das einzige Haus, das mit zwei Verbindungen an die Piasten geknüpft ist. Neben der mehrfach genannten Verbindung Hans Ulrich Schaffgotschs mit Barbara Agnes geschieht dies auch durch Johann Antons Gemahlin, eine Gräfin Serényi, die über ihren Großvater aus der kurfürstlich-pfälzischen Nebenlinie der Grafen von Löwenstein als mit den Piasten verwandt erscheint. Es wäre leicht möglich gewesen, beispielsweise den ebenfalls aufgeführten Hohenzollern, Askaniern oder Habsburgern mehrfache Verbindungen mit den Piasten nachzuweisen. Hier wurde bereits gezeigt, dass die ältere Piastengenealogie Schlesiens das ausgiebig tat. In der „Neuen genealogischen Carte“ ist es aber unterblieben. Es handelt sich daher um eine deutliche Hervorhebung der Schaffgotsch. Zum anderen sind die Schaffgotsch nach dem Haus Holstein und neben dem Haus Nassau diejenige Familie, die in diesem Schema die jüngste und damit unmittelbarste Verwandtschaft zu den Piasten aufweist. Durch die Gestaltung ist das auf den ersten Blick erkennbar.
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Johann Anton von Schaffgotschs Pflege seiner piastischen Herkunft zielte in mehrere Richtungen. Ausgesuchtem Publikum galt der Hermsdorfer Musenhof im Riesengebirge. Publikationen und Wappendarstellungen an von Schaffgotsch gestifteten oder geförderten Bauwerken waren dagegen eine gezielt öffentliche Selbstdarstellung. Zu den Adressaten der Schaffgotsch gehörten „Gebildete“ in Schlesien und weit darüber hinaus. In Leipzig, Wien oder Warschau waren es wohl eher Genealogie-Spezialisten und Historiker, die mit Lexikonartikeln oder Werken wie dem „Atlas historique“ angesprochen wurden. In Schlesien dagegen konnte offensichtlich alles, was an die Piasten anknüpfte, mit großem Interesse rechnen. Man kann vermuten: Das Bildungsbürgertum in Breslau, Schweidnitz, Hirschberg oder Liegnitz war noch vor den Standesgenossen des Oberamtsdirektors Adressat seiner Selbstdarstellung. Aus Sicht des Adels mussten in der Gesellschaft des 18. Jahrhunderts bildungsbürgerliche Experten, aber auch gebildete Laien als Multiplikatoren von Familiengeschichte und Ruhm für die Prestigepflege bereits unentbehrlich erscheinen. Aber auch für die bürgerlichen Partner des Oberamtsdirektors muss die Beschäftigung mit den Piasten, jenem „vornehmsten“, am meisten Prestige verheißenden Gegenstand der Landesgeschichte, attraktiv gewesen sein.
84 Broda, Grażyna/Chmielewska, Mieczysława: König Stanisław Leszczyński von Polen und Graf Johann Anton Schaffgotsch. Ihr Briefwechsel aus den Jahren 1721–1730. In: Sachs, Rainer (Hg.): Amator scientiae. Festschrift für Peter Ohr. Breslau 2004, 195–204.
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Die ständisch auf das Bildungsbürgertum begrenzte und mehrheitlich protestantische Öffentlichkeit kommunizierte, über Korrespondenzen und gelehrte Blätter, Schulen und Bibliotheken, überwiegend im Rahmen der eigenen Provinz. In die Nachbarterritorien strahlte sie im 18. Jahrhundert kaum mehr aus. Allerdings bezogen die Schlesier, in Ermangelung einer Volluniversität im Lande, die dortigen Hochschulen, besonders Leipzig, Wittenberg, Halle und Frankfurt an der Oder. Von diesen evangelischen Hochschulen, aber auch aus Wien und Prag gelangten Anregungen in die gebildeten Kreise Schlesiens. Schlesische Kandidaten disputierten dort gern über ihre „vaterländische“ Geschichte, auch über das alte Fürstenhaus. Ein Beispiel ist Assmann Friedrich von Hock, der 1668 in Wittenberg bei dem Goldberger Gottfried Thilo mit einer Dissertation über Piastus promoviert wurde. Schon erwähnt wurde Valentin Alberti aus dem niederschlesischen Lähn, der 1664 in Leipzig über Heinrich den Frommen sprach.85 Welche Rolle spielte die gesellschaftliche Erinnerung an die Piasten in dieser Öffentlichkeit? Welches Interesse bestand an den alten Landesfürsten – eine, zwei, drei Generationen nach ihrem Aussterben? War der Verweis der Schaffgotsch auf ihre Tradition um 1720, zwei Jahrzehnte vor der preußischen Besitzergreifung, rein antiquarisch? Handelte es sich um eine Art gelehrter Folklore, oder hatte solche Rückschau politischen Charakter? Die spärlichen Quellen lassen keine schnellen Antworten zu. Es kommt zunächst darauf an, Hinweise zusammenzutragen, und zwar solche, die von der 1740 plötzlich einsetzenden, im nächsten Unterkapitel behandelten preußischen Propaganda unabhängig sind. Das Geschichtsbild in den schlesischen Städten war auch im 18. Jahrhundert und trotz der Quellensammlungen eines Friedrich Wilhelm von Sommersberg immer noch von der Landesgeschichtsschreibung des Späthumanismus geprägt. Landesgeschichten wie Johann David Köhlers „Schlesische Kern-Chronicke“ sind bruchlose Fortschreibungen der Texte von Joachim Cureus und Jakob Schickfuß und auch des eher geographisch angelegten Werks Nikolaus Henels von Hennenfeld (1613). Allerdings wird nun bis in die Textstruktur hinein ein pro-habsburgischer Blickwinkel vorherrschend: Wie bei Hallmann ist die „Ober-Regenten Ordnung und Folge von Piasto an“ bis zu den jeweils herrschenden Habsburgern das Ordnungsmuster dieser Historiographie. Schon in ihrer Anlage entwerfen Werke wie die „Kern-Chronicke“ oder Heinrich Gudes „Staat von Schlesien“ das Oderland als Schöpfung seiner Landesfürsten. Sie stellen zugleich die Habsburger als deren lehensrechtliche Nachfolger dar.86 85 Hock, Assmann Friedrich von/Thilo, Gottfried: Dissertatio historico politica de Piasto, ethnarcha Poloniae &c. qui Dei gratia octo saeculorum principes Silesiae dedit [...]. Witebergae 1668; Alberti: Praelium Lignicense. 86 [Köhler, Johann David:] Schlesische Kern-Chronicke Oder kurtze jedoch gründliche Geographisch-Historisch- und Politische Nachricht von dem Herzogthum Schlesien. Worinnen
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In einer traditionalen Gesellschaft spielten die alten Fürsten weiterhin – auch in Ermangelung zeitgenössischer Führungspersonen – die Rolle von Schutzpatronen des Landes und seiner Bevölkerung. Auf sie wurde immer dann verwiesen, wenn alte Privilegien und Rechte durch die Zentralisierungsbestrebungen Wiens in Gefahr waren, besonders dann, wenn die evangelische Religionsausübung noch weiter eingeschränkt werden sollte.87 Nicht nur die Klöster Schlesiens verwahrten „Merkwürdigkeiten“, uralte Gegenstände, deren Ursprung man den alten Landesfürsten zuschrieb. Im Zeughaus auf dem Liegnitzer Schloss bestaunten Reisende Anfang des 18. Jahrhunderts „den Sattel, auff dem Hertzog Heinrich gesessen, wie auch die Lanze, so Er als wieder die Tartaren zu kämpfen, geführt“88, ferner vermeintliche Stücke des Ziegels vom Dach der Marienkirche, der den Herzog auf dem Weg in die Schlacht nach dem Bericht Długoszs beinah erschlagen hätte. Den Erinnerungsstücken lagen erklärende Gedichte bei, deren Sprache und Duktus an die erste Hälfte des 16. Jahrhunderts als Entstehungszeit denken lässt. Dies ist ein Hinweis darauf, wie sorgfältig diese Memorabilien gehütet und präsentiert wurden.89 Ebenso zeigte man „in Schweidnitz“, wohl im Rathaus, noch Anfang des 19. Jahrhunderts „[...] das 5 Fuß und 3 Zoll lange, und in seiner ganzen Länge 4 Zoll breite Schwerdt, welches Herzog Boleslaus oder Bolco bei feierlichen Aufzügen zum Zeichen seiner oberherrlichen Würde voraus tragen ließ, den Sturmhut desselben Herzoges und die im Jare 1242 von den Tataren in die Stadt geschossenen Pfeile“90 Die Erinnerungsstücke an Herzog Bolko waren auch in die schöne Literatur eingegangen. Daniel Czepko von Reigersfeld, einem Juristen, Dichter und Mystiker, widerfuhr im Dreißigjährigen Krieg ähnliches wie Tilisch und Scherffer. Er verlor sein Vermögen und musste seine Heimatstadt 1629 für sechs Jahre verlassen. Seit 1657 stand er als herzoglicher Rat in den Diensten Christians von Wohlau. Czepko kannte die Schweidnitzer Erinnerungsstücke und deutete sie im Sinne einer freiheitlichen piastischen Tradition. In drei kurzen Gedichten über „Bolco“ (II., den Kleinen, von Schweidnitz) rühmt er den „kleine[n] Mann bekannt von
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Die Beschaffenheit des Landes [...] Ingleichen derer Schlesischen Hertzoge Ursprung, Abstammung, Abtheilung und Praerogativen wie auch derer Schlesischen Ober-Regenten Ordnung und Folge von Piasto an bis auf den jetzigen [...] Josephum [...] abgehandelt worden [...]. Nürnberg 1710–1711; Gude, Heinrich L.: Staat von Schlesien. Leipzig 1708. Ein Beispiel ist die – Johann Anton Schaffgotsch gewidmete – Quellenpublikation anlässlich der Altranstädter Konvention: Acta Publica samt einer Gründlichen Deduction Derer Evangel. Schlesier Religions-Freyheit [...]. Franckfurth 1708. [Ebert, Adam:] Auli Apronii vermehrte Reise-Beschreibung von Franco Porto der ChurBrandenburg durch Teutschland, Holland und Brabant, England, Frankreich [...] Ferner [...] gantz Italien [...]. Franco Porto 1724, 4f. Wahrendorff: Lignitzische Merckwürdigkeiten, 58–62. Bernd: Schlesische Alterthümer, 525.
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großen Thaten“, den „Königliche[n] Printz“, den letzten unabhängigen Herzog Schlesiens: „Er wollte weder Polnsch noch böhmisch [...] seyn“. Der Dichter knüpft dieses Lob auch an das „Bolconische Schwerd“, Zeichen der Wehrhaftigkeit und Souveränität, das „voller Triumphiren | Vor seinem Pferde ließ der letzte Hertzog führen“.91 Die Bolkonen waren im österreichisch beherrschten Schweidnitz Teil der städtischen Selbstdarstellung. Wahrscheinlich im Jahr 1716 entstanden, sicher im Auftrag des Rates, vier barocke Fürstenfiguren für die damals nach einem Brand erneuerte Westfassade des Rathauses. Die kaum individuelle Züge tragenden Skulpturen sollen die Schweidnitzer Piastenherzöge Bolko I., Bernhard, Bolko II. und ihren Erben, Kaiser Karl IV. darstellen. Ihre Vorgängerfiguren am Turm sollen um 1450 entstanden sein.92 Die besser erforschten acht Figuren am Rathausturm der Schwesterstadt Jauer werden auf die Wende vom 14. zum 15. Jahrhundert datiert und sollen Kaiser Karl IV., seinen Sohn König Wenzel IV. und Bolko II. darstellen. Es handelt sich also um eine plastische Darstellung des Erbfalls von Schweidnitz-Jauer an Böhmen. Die übrigen Figuren in Jauer sollen die Stände des Fürstentums darstellen, die an ihre anlässlich des Erbvertrags garantierten Rechte erinnern.93 Höchstwahrscheinlich hatte die analoge Schweidnitzer Figurengruppe des 15. Jahrhunderts eine ähnliche Aussage. Für den Untersuchungszeitraum gilt, dass eine örtliche Tradition die Figuren noch 1716 mit den Bolkonenherzögen identifizierte und die Stadtväter deren Erneuerung für geboten hielten. Das Brieger Gymnasium pflegte die Tradition seines piastischen Stifters Georg II. mit besonderer Ehrfurcht. Im 17. Jahrhundert wurde jährlich das „Georgianum“ als Stiftungsgedenkfest um den Georgitag (23. April) gefeiert.94 Die Feierlichkeiten zum 150. Jubiläum der Grundsteinlegung der Schule umfassten 1714 einen lateinischen Rede-Actus, der die Schule als „Werkstatt der Frömmigkeit, der Sprachen, Künste und Tugenden“ und ihren „Durchlauchten Stiffter“ feierte.95 In 91 Die drei Gedichte, aus denen alle Zitate stammen (I. Wo Freyheit, da Vaterland. Über die Fürstliche Grufft. II. Sie führen das Schwerd nicht umbsonst. Über das Bolconische Schwerd. III. Allen ist sein Ziel gesteckte. Über die grosse Schweidnitzische Büchse) erschienen unter einer gemeinsamen Überschrift: Czepko, Daniel: Bolco. In: ders.: Sämtliche Werke, Bd. 2: Vermischte Gedichte, T. 2: Deutsche Gedichte, bearb. v. Lothar Mundt, hg. v. Hans-Gerd Roloff, Marian Szyrocki und Ulrich Seelbach, Berlin u. a. 1997, 456–457. Der Forschungsstand zu den Lebensstationen Czepkos mit Quellenbelegen findet sich bei Seelbach, Ulrich: Daniel Czepko, Dichter des 17. Jahrhunderts. http://www.uni-bielefeld.de/lili/personen/ useelbach/texte/czepkocv.html (Zugriff v. 13. Januar 2009). 92 Hanulanka, Danuta: Świdnica. Wrocław 21973 [11961], 161. 93 Kębłowski: Pomniki Piastów śląskich, 134–139. 94 Schönwälder, Karl Friedrich/Guttmann, Johann Julius: Geschichte des Königlichen Gymnasiums zu Brieg. Zur 300jährigen Jubelfeier. Breslau 1869, 81. 95 Nur Bruchstücke der Dokumentation sind erhalten: Q. D. B. V. Anno Christi MDLXIV. Den 21. Martii, umb 2. Uhr nach Mittage/ Wurde der erste Grund-Stein zu dem allhiesigen Gymnasio. von dem Durchlauchten Stiffter Unter Paucken- und Trompeten-Schall geleget
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der 1764 erschienenen Schulgeschichte pries der Geschichtsprofessor der Anstalt, Johann Gottfried Weinschenk, Georg II. als „Vater des Vaterlandes“ für seine Ordnung der Landesverfassung, seine kluge Personalpolitik, seine Bau- und Stiftungstätigkeit. „Insbesondere aber bewies er sich als einen Beschützer der reinen Evangelischen Lehre, und Beförderer guter Künste und Wissenschaften, und suchte dieselben mit allem Eifer in Kirchen und Schulen fortzupflanzen.“96 Nach einer ausführlichen Darstellung der Stiftung des Gymnasiums schließt Weinschenk: „Kurz dieser durchlauchtige Herzog und mildeste Stifter ließ es an nichts ermangeln, dieses [...] zu einer Pflanz-Schule zu machen, darinnen gute Christen, gelehrte Männer und treue Unterthanen erzogen würden. Er hielt es seiner Hoheit nicht unanständig selbst neben seinen Prinzen [...] die Hörsäle zu besuchen, sich nach dem Zustande des Gymnasii [...] zu erkundigen, und die Lernenden zum Fleiß und Tugend zu ermahnen.“97 Als ein Glanzstück des 200. Eröffnungsjubiläums am 10. August 1769 verfasste der Gymnasialprofessor August Gottlieb Maier ein lateinisches „Carmen Saeculare Epicum“ auf den „Piastides“ Georg II. und die Geschichte des Gymnasiums.98 Das Jubiläum wurde von der Stadt mit großer Feierlichkeit begangen, mit musikreichem Dankgottesdienst, Festakt der Professoren, Bankett beim Stadtsyndikus und einem vielsprachigen Redeactus der Schüler.99 Die schlesischen höheren Schulen – neben jenen in den Fürstentumshauptstädten Liegnitz und Brieg besonders das Elisabethanum und das Magdaleneum in Breslau – lassen in den Programmen ihrer dramatischen und oratorischen Vorstellungen zu den Schuljahresabschlüssen das Fortleben eines Piastenkultes erkennen, der nach dem Urteil des Germanisten Konrad Gajek „ein unverwechselbares Merkmal des schlesischen Schultheaters“ war.100 Die Actus und Dramen zeigen die Dy-
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[...]. In: Oratio exploratoria, in examine publico d. XXX. Aprilis A.C. MDCCXIV. primi ordinis civibus, in Regio Gymnasio Brigensi proposita [...]. Brigae 1714; das Zitat im Original: „officina pietatis, linguarum, artium ac virtutum“, ebd., Titelseite. Weinschenk, Johann Gottfried: Historische Nachricht von der Stiftung und den Schicksalen des königlichen Gymnasii illustris zu Brieg, wie auch von dessen Rectoribus und Professoribus, bey dem Andenken der vor zweyhundert Jahren geschehenen Grundlegung desselben. Brieg 1764, 10f. Ebd., 23. Maier, August Gottlieb: Carmen saeculare epicum, quo Georgium II. Piastiden urbis Brigae instauratorem et Gymnasii Illustris conditorem, et fata Gymnasii canit, et duo saecula feliciter condita d. X. Aug. Anni MDCCLXIX. gratulatur M. Augustus Gottlieb Maier [...]. Brieg 1769. Schönwälder/Guttmann: Geschichte des Königlichen Gymnasiums, III–VI. Gajek, Konrad: Das Breslauer Schultheater im 17. und 18. Jahrhundert. Einladungsschriften zu den Schulactus und Szenare zu den Aufführungen förmlicher Comödien an den protestantischen Gymnasien. Tübingen 1994, 24*. Keine Informationen zur hier verfolgten Frage fan-
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nastie gemäß den Konventionen christlich-humanistischer Rhetorik vor allem in drei Rollen, die schon aus dem Liegnitzer Mausoleum und der Panegyrik des 17. Jahrhunderts vertraut sind: Als Begründer des Christentums in Polen und Schlesien, als heldenhafte Retter von Christenheit und Vaterland in Gestalt Heinrichs des Frommen und als segensreiche, väterliche Landesherren. Inwieweit ist die Christianisierung eine Chiffre für die Reformation, enthält das Bild der guten Landesväter eine modellhafte Kritik an den Habsburgern? Der Breslauer Germanist Marian Szyrocki hat im Hinblick auf Gryphius’ Piastus-Drama die Parallele zwischen dem Urahn und den piastischen Herzögen des 17. Jahrhunderts betont, die wie der legendäre Bauernkönig, in Bescheidenheit gelebt hätten und von Gryphius als „Gegenbeispiel der absolutistischen Tyrannei“ dargestellt worden seien.101 So einleuchtend diese Hypothese klingt – wer sie zu stützen sucht, steht vor methodischen Schwierigkeiten. Ein Befund stützt allerdings die Vermutung, dass die Zeitgenossen schon das nomen ipsum „Piasten“ als ein entschieden antihabsburgisches Symbol wahrnahmen: Nach 1675 brachte offenbar keine der schlesischen Jesuiten-Niederlassungen mit ihrer regen, zumindest in Breslau102 das protestantische Schultheater geradezu provozierenden Theatertätigkeit piastische Fürsten als Protagonisten auf die Bühne.103 den sich bei Weber, Karl: Geschichte des Theaterwesens in Schlesien. Daten und Fakten – von den Anfängen bis zum Jahre 1944. Dortmund 1980 und bei Valentin, Jean-Marie: Le théatre des jésuites dans les pays de langue allemande. Répertoire chronologique des pièces représentées et des documents conservés (1555–1773), Bd. 1–2. Stuttgart 1983–1984. 101 Szyrocki: Andreas Gryphius, 113. 102 Spellerberg, Gerhard: Das schlesische Barockdrama und das Breslauer Schultheater. In: Kleinschmidt/ders./Schmidt (Hg.): Die Welt des Daniel Casper von Lohenstein, 58–69, hier 60–62. 103 Eine einzige mögliche Ausnahme – falls Herzog Bolko nicht nur als Namengeber der Stadt im Titel auftaucht, sondern auch eine Rolle spielt – bildet ein im Mai 1736 vom Schweidnitzer Jesuitengymnasium aufgeführtes Stück des Paters Pedrazza: „Bolcopolis / seu / Nobile / Schwidnicium / adversus minus / Propitiorum Deorum facta alternaturo Jovis praesidio gratiose munitum. Das Edle Schweidnitz / dem Nahmen / des Urhebers nach / die Stadt Bolconis / Wider / Wiedrige Schicksahl durch ewigen Schutz Jovis bewahrt“, das bei J. Chr. Müller in Schweidnitz gedruckt wurde, aber in der BUWr, wo Hoffman es vor dem Krieg einsah, nach Ausweis der Kataloge nicht erhalten ist. Vgl. hierzu Hoffmann, Hermann: Die Jesuiten in Schweidnitz. Schweidnitz 1930, 111–130, hier 127. Zum Theater der übrigen Jesuitenresidenzen wurden konsultiert: Alexander, Robert J.: Zum Jesuitentheater in Schlesien. Eine Übersicht. In: Rudin, Bärbel (Hg.): Funde und Befunde zur schlesischen Theatergeschichte, Bd. 1: Theaterarbeit im gesellschaftlichen Wandel dreier Jahrhunderte. Dortmund 1983, 33–61; demgegenüber nichts Neues bei Haberland, Detlef: Das Theater der Jesuiten in Breslau. In: Conrads, Norbert (Hg.): Die tolerierte Universität. 300 Jahre Universität Breslau 1702 bis 2002. Stuttgart 2004, 148– 155. Vgl. ferner Hoffmann, Hermann: Die Jesuiten in Glogau. Breslau 1926; ders.: Die Saganer Jesuiten und ihr Gymnasium. Zur Dreihundertjahr-Feier des Saganaer Gymnasius. Sagan 1928; ders.: Die Jesuiten in Brieg. Brieg 1931, 79–120; ders.: Die Jesuiten in DeutschWartenberg. Schweidnitz 1931, 132–134; ders.: Die Jesuiten in Oppeln. Die Tätigkeit der Jesuiten in den Fürstentümern Oppeln und Ratibor, den Standesherrschaften Beuthen und
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Es war das protestantische Schultheater, in dem die Piasten zu Hause waren. Die Begründung des Geschlechts durch die Erwählung des Piastus war ein zentrales Motiv der im zweiten Teil dieser Arbeit vorgestellten lyrisch-genealogischen Texte des 17. Jahrhunderts gewesen. Schon 1626 soll der legendäre Ursprung des Hauses auch als Schulactus aufgeführt worden sein,104 1660 entstand Gryphius’ bereits erwähntes Stück. Auch im 18. Jahrhundert diente die Legende noch als Anlass für geschichtsphilosophische Betrachtungen und rhetorische Deklamationsübung. Der Prorektor des Magdaleneums, Christian Runge, ließ am 7. Dezember 1724 und zu Schuljahresende 1725 diese „Historia Piastaea“ in zwei Folgen aufführen: Der erste Actus stellte den vorbildlichen „Piastus agricola Cruswiciensis“,105 der zweite dessen Wahl zum „princeps Poloniae“ dar.106 Fünf Jahrzehnte später ließ Carl Benjamin Stieff, Prorektor des Elisabethgymnasiums, am 1. April 1772 ein „deutsch-poetisches Schauspiel“ mit dem Titel „Piasts zu Cruschwitz erfolgte Wahl und Crönung zum pohlnischen Landes-Fürsten“ aufführen. Wahrscheinlich gaben die Besetzung Polens durch die Truppen der Nachbarmächte und der bereits im Februar ausgefertigte russisch-preußische Teilungsvertrag den aktuellen Anlass zum Aufgreifen der polnischen Urszene auf dem Schultheater. Stieff passte die Fabel rigoros dem rationalistischen Zeitgeist an: Popiels Mäuseturm, Piastus’ Engelserwählung und das Speisewunder wurden gestrichen. Das Thema war für den Prorektor ein schlesisches, „weil [...] jener Fürst von Polen auch den Herzögen von Breslau-Schweidnitz-Liegnitz-Brieg-Teschen-Glogau ihre Existenz als Familie geschenkt hatte und weil deren Geschichte der Geschichte Schlesiens in so hohem Maße den Stoff liefert“,107 aber auch ein polnisches. Dies bot Anlass zu einer völlig zeitgenössischen Kritik der polnischen „Zwietracht“ („discordia“) und der „Pohlnischen im gegenwärtigen Zwischenreiche entstandenen Unruhen“.108
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Pleß, in Oberglogau und Ziemientzitz, in Oppeln, Tarnowitz und Piekar, in den Volksmissionen und den neuen Niederlassungen. Breslau 1934; Lec, Zdzisław: Jezuici we Wrocławiu (1581–1776). Wrocław 1995, 117–124; ders.: Jezuici w Legnicy. 1689–1776. Wrocław 2001, 197–202. Piastus, e cive oppidano princeps Poloniae creatus, ex historiarum monumentis actu scenico repraesentatus [...]. O. O. 1626. Runge, Christian: Piastus agricola Cruswiciensis, sive Historiae Piasteae pars prior [...]. Vratislaviae 1724. Ders.: Piastus princeps Poloniae creatus, sive Historiae Piasteae pars posterior [...]. Vratislaviae 1725. „[...] quia [...] ille Poloniae Princeps ipsis quoque Wratislavio-Svidnicio-Lignicio-BregoTeschino-Glogoviensibus [!] ducibus prosapiam dederat atque adeo ipsa eius Historia Silesiacae etiam Historiae materiam subministrat“. Stieff, Carl Benjamin: Piastus e cive oppidano vel agricola Cruswicensi princeps Poloniae creatus. Drama Germanico-poeticum [...]. Wratislaviae 1772; reprographischer Abdruck der Einladungsschrift bei Gajek: Breslauer Schultheater, 198–203; das lateinische Zitat ebd. 200, erste Seite des lateinischen Szenars, Stieff: Piastus [...] princeps Poloniae creatus, zitiert nach Gajek: Breslauer Schultheater, 203, zweite Seite des deutschen Szenars.
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Schlesiens „heilsame Bekehrung [...] vom Götzenkult der Heiden zur christlichen Religion“ wurde im März 1687 in einem Schulactus des Brieger Gymnasiums gefeiert.109 Schüler des Liegnitzer Gymnasiums führten am 3. und 4. Juli 1730 einen „Actus dramaticus“ mit dem Titel „Hilaria Polonorum, Silesiorumque Christiana oder die Jubelfreude der Pohlen und Schlesier über die unter dem Mieslaus erfolgte Bekehrung vom Heyden- zum Christenthum“ aus der Feder des Rektors Melchior Joppich auf.110 Im September 1743 ließ derselbe Autor seine Schüler „Schlesiens schlechtes Aufkommen unter denen heydnischen Lygiern und Quaden“ im Kontrast zu „dessen glückliche[m] Wachsthum unter den pohlnischen Regenten biß auf den ersten christlichen Hertzog Mieslaus I“111 darstellen. Zum 800. Jubiläum der Taufe Polens und Schlesiens 1765 wurde Herzog Mieszkos Bekehrung wieder auf dem Brieger Schultheater aufgeführt, diesmal auch als Namenstagshuldigung für Friedrich II.,112 und im Übrigen auch durch eine gelehrterbauliche Breslauer Gedenkschrift in Erinnerung gerufen.113 Das Schultheater wies nicht nur den frühen polnischen Piasten, sondern auch dem schlesischen Zweig des Geschlechts ein segensreiches, die Entwicklung des Landes förderndes Wirken zu: „Den 14. und 18. Novembr [1737, M. E.] hat Herr M. Johann Friedrich Thomas, Zeitheriger Pro-Rector der Evangelischen Schulen vor Schweidnitz, das Aufkommen dieser Kayser- und Königlichen Stadt unter denen Breßlauischen Hertzogen durch die studirende Jugend vorstellen lassen [...]. Es ist auf Verlangen solche Vorstellung [...] wiederhohlet worden, und wird er gleichen Beyfall der Zuschauer sich zur Fortsetzung der Geschichte der Vater-Stadt versprechen können.“114
109 Q .D. B. V. Encaenia Silesiae, hoc est, salutarem conversionem gentis nostrae, ab idolomania ethnicorum ad religionem christianam, sub Miecislao, ethnarcha Poloniae et Silesiae, A. C. DCCCC LXV. vel juxta Mss. LXVI. dominica Laetare, quae tunc in d. VII. Martii incidebat, institutam, anniversaria memoria d. XII. Martii, A. C. M. DC. LXXXVII. in actu publico solenniter celebrabit juventus literaria Gymnasii Bregensis. Brigae [1687]; Zitat: Teilübersetzung des Titels. 110 Bunk, Johannes: Deutsches Theater in Liegnitz. Hofheim/Taunus 1992, 23. 111 Joppich, Melchior: Schlesiens schlechtes Aufkommen unter denen heydnischen Lygiern und Quaden, und dessen glückliches Wachsthum unter den Pohlnischen Regenten, biß auf den ersten christlichen Hertzog Mieslaus I [...]. Liegnitz [1743]. 112 Burghart, Gottfried Heinrich: Der Anno 965. am 5ten Merz getaufte pohlnisch- und schlesische Herzog, Mieslaus I. oder das zum Christenthum öffentlich bekehrte Schlesien [...]. Brieg [1765]. 113 Klose, Wilhelm/Pietsch, Daniel: Auf den besonders denkwürdigen Tud-Sonntag Lätare dieses 1765sten Jahres, an welchem eben vor achthundert Jahren viele tausend heidnische Polen und Schlesier mit ihrem Herzoge Miecislaus zugleich die christliche Taufe angenommen haben [...]. Breslau 1765. 114 Von Academien und Schul-Sachen. In: Gelehrte Neuigkeiten Schlesiens (1737) 545–547, hier 545.
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Die Wahlstattschlacht und die Verherrlichung Heinrichs II. war Gegenstand eines zum 400. Jahrestag der Schlacht 1641 aufgeführten Redeactus des Elisabethgymnasiums. Der Herausgeber, Gymnasialprofessor Chrysostomus Schultze, widmete den (als große Ausnahme) vollständig gedruckten Redeactus den Herzögen Georg Rudolph von Liegnitz und dessen Neffen Georg, Ludwig und Christian („sollen wir die Fürsten einer so königlichen Familie, die Enkel eines so großen Helden nicht hochschätzen, bewundern, verehren?“115). Johannes Scheffler war damals noch sechzehnjähriger (evangelischer) Schüler des Elisabethanums. Er rezitierte lateinisch die erste Rede des Actus über Heinrich den Frommen.116 Das Sujet der Wahlstattschlacht wurde im 18. Jahrhundert mehrfach wieder in dramatisch-deklamatorischer Form aufgegriffen: Im September 1724 ließ Christian Stieff als Rektor des Magdalenen-Gymnasiums die „unter dem glorwürdigen Hertzoge Heinrich dem Frommen gehaltene Tartarische Schlacht“ als deutschsprachigen Actus aufführen.117 1740 sollen auch die Liegnitzer Gymnasiasten, im Vorgriff auf den 500. Jahrestag der Mongolenschlacht, einen Actus „Von der tatarischen Schlacht“ präsentiert haben.118 Auch außerhalb des Schultheaters blieb der Wahlstatt-Mythos in der Literatur präsent. Stieff verfasste eine populäre Darstellung der Schlacht für sein „Schlesisches Historisches Labyrinth“,119 in der er auf die ersten kritischen Fragen an die Wahlstatt-Tradition einging, die Thebesius in seinen „Liegnitzischen Jahrbüchern“ gestellt hatte. Die 1733 publizierten „Jahrbücher“ regten auch die „Poetische und historische Beschreibung der höchst merkwürdigen und überaus bluttigen tartarischen Schlacht“ des Hirschberger Arztes Caspar Gottlieb Lindner an, die ein pathetisches Gedicht in kaum handhabbaren Fünfzehnsilbern und einen ausufernden gelehrten Kommentar in eigenwilliger Weise verkoppelt.120 Zahlreich sind auch nach 1675 die bildlichen Verarbeitungen der Schlacht, von denen einige hier bereits genannt wurden; als ein weiteres Beispiel kann ein Kupferstich von dem böhmischen Stecher Jan Balzer dienen. Neben Zeugnissen wie diesem, die nach Kon115 „Tam Regiae familiae Principes, tam magni Herois Nepotes, non suspiciemus? non admirabimur? non venerabimur?“ Schultze, Chrysostomus: Monumentum gratitudinis Fortissimis Patriae, contra Tataros, Propugnatoribus cum primis autem [...] Dn. Heinrico II. sive Pio [...] erectum [...]. Breslae 1641 [gedruckt laut Widmung: 1643], 8. 116 Vgl. die „Skiagraphía rerum ac Personarum“, ebd., 25, sowie den Redetext 3–51. 117 Stieff, Christian: Die Anno 1241 den 9. Aprils bey Liegnitz in Schlesien unter dem glorwürdigen Hertzoge Heinrich dem Frommen gehaltene Tartarische Schlacht suchte bey dem jährlichen Deutschen Actu den 5. 6. und 7. September An. 1724 durch die Magdalenische Schul-Jugend in Breßlau Auf ihrem gewöhnlichen Schauplatze in einem Poetischen Kleide einiger massen vorstellig zu machen Christian Stieff. Breslau 1724. 118 Bunk: Deutsches Theater in Liegnitz, 26. 119 Stieff, Christian: Von der tartarischen Schlacht bey Liegnitz. An. 1241. In: ders.: Schlesisches Historisches Labyrinth [...]. Breßlau/Leipzig, 686–705. 120 Lindner, Caspar Gottlieb: Poetische und historische Beschreibung der höchstmerkwürdigen und überaus bluttigen tartarischen Schlacht bey Lignitz in Schlesien [...]. Schweidnitz 1739.
Der Blick des Eroberers Friedrichs II.
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text und Dekor eher in den katholischen Kontext der Hedwigsverehrung gehören, sind auch Bilder der Wahlstattschlacht aus der protestantischen bürgerlichen Sphäre in Schlesien bezeugt, wie im Liegnitzer Rathaus.121 Die Dichte der Texte und Bilder zum Wahlstatt-Stoff weist diesem in der Traditionspflege um die Piasten eine führende Rolle zu.
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Der Blick des Eroberers: Erbansprüche Friedrichs II. als Legitimation für den Erwerb Schlesiens
Unmittelbar vor dem ohne Kriegserklärung erfolgten Einmarsch der preußischen Truppen am 16. Dezember 1740 ließ Friedrich II. eine „Declaration“ veröffentlichen, die den überraschenden Angriff rechtfertigen sollte. „Der preußische König hege weder schlechte Absichten gegen den Wiener Hof noch wolle er die Ruhe des Reiches stören; er nehme lediglich seine Besitzrechte auf Schlesien wahr, die sich auf alte Familienpakte und Erbverbrüderungen sowie auf andere respektable Titel stützten. Eine rasche und entschlossene Besitzergreifung sei angesichts der Prätendenten auf das österreichische Erbe unumgänglich gewesen. Dies habe eine vorherige Abstimmung mit dem Wiener Hof verhindert, doch sei der König für die Interessen des Hauses Österreich eingenommen und werde stets deren stärkster Verfechter sein.“122 Zum Jahreswechsel war eine juristische Deduktion der angekündigten preußischen Rechtstitel aus der Feder des angesehenen Professors der Rechte und Kanzlers der Universität Halle, Johann Peter Ludewig fertiggestellt, die meist nach dem Anfang des Titels „Rechtsgegründetes Eigenthum“ genannt wird.123 Die Schrift wurde auf Deutsch, Latein und Französisch in Europa verbreitet, vielfach diskutiert, kommentiert und von der österreichischen Propaganda mit eingehenden Gegendarstellungen wie der „Gegen-Information“ vom März 1741 bedacht.124 Auf
121 Jeleńska-Hombek/Humeńczuk: Bitwa pod Legnicą, 13–16. 122 Mazura, Silvia: Die preußische und österreichische Kriegspropaganda im Ersten und Zweiten Schlesischen Krieg. Berlin 1996, 72. 123 [Ludewig, Johann Peter von:] Rechtsgegründetes Eigenthum Des Königlichen Chur-Hauses, Preussen und Brandenburg, auf die Hertzogthümer und Fürstenthümer, Jägerndorff, Liegnitz, Brieg, Wohlau, und zugehörige Herrschafften in Schlesien. O. O. 1740 [tatsächlich gedruckt 1741]. Abgedruckt in: Droysen, Johann Gustav/Duncker, Max (Hg.): Preussische Staatsschriften aus der Regierungszeit König Friedrichs II., T. 1: 1740–1745, bearb. v. Reinhold Koser. Berlin 1877, 102–119. 124 Kannegießer, Hermann Lorenz von: Acten-mäßige und Rechtliche Gegen-Information über das ohnlängst in Vorschein gekommene sogenannte Rechts-gegründete Eigenthum Des Chur-Hauses Brandenburg Auf die Herzogthümer und Fürstenthümer Jägerndorff, Liegnitz, Brieg, Wohlau und zugehörige Herrschafften in Schlesien. O. O. 1741.
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Aneignungen der Piastentradition im 17. und 18. Jahrhundert
diese ließ die preußische Seite ein noch ausführlicheres Gutachten, die „Nähere Ausführung“ aus der Feder des Justizministers Samuel von Cocceji folgen.125 In beiden Schriften beansprucht Preußen einerseits die Fürstentümer Liegnitz, Brieg und Wohlau als Erbe der Piasten und andererseits das Fürstentum Jägerndorf als Erbe der hohenzollernschen Linie Ansbach-Krumbach. Die Jägerndorfer Ansprüche sind hier nicht relevant. Im Falle der drei niederschlesischen Fürstentümer war der Ausgangspunkt der Argumentation die Erbverbrüderung von 1537. Die preußischen Propagandaschriften mussten zeigen, dass sie rechtens und gültig gewesen und trotz aller Eingriffe der Habsburger nie ungültig oder obsolet geworden sei. Vielmehr sei mit dem Jahr 1675 ein Erbfall eingetreten; das ungerechte Verhalten des Erzhauses, das Richter und Partei zugleich gewesen sei, habe das Kurhaus um seine Ansprüche gebracht. Um die Bedeutung der erbrechtlichen Propaganda für die Eroberung Schlesiens durch Friedrich II. richtig einzuordnen, muss man unterscheiden zwischen den Gründen, die Friedrich II. zum Krieg bewogen, und den Begründungen, die er dafür auf diplomatischer wie auf öffentlicher Bühne anführte. Peter Baumgart hat die These formuliert, der König habe es „bewußt verschmäht [...], seine territorialen Vergrößerungsbestrebungen auf vorgeschobene Rechtsansprüche zu stützten.“126 Es steht außer Zweifel, dass Friedrich diese Ansprüche „vorschob“, dass er sie rein instrumentell betrachtete. Es ging ihm, wie Baumgart schreibt, „in Schlesien nicht um eine Rechts-, sondern um eine Machtfrage“.127 Die Gunst der Stunde nach dem überraschenden Tod Kaiser Karls VI., Lage, strategischer und ökonomischer Wert Schlesiens, schließlich die Überlegenheit der preußischen Armee sind als Gründe für die Kriegsentscheidung in der Literatur eingehend herausgearbeitet worden. Theodor Schieder betonte als erster, Friedrich habe die Rechtsfrage anfangs nicht ernstgenommen und erst nachträglich in seine Argumentation aufgenommen.128 Diese Annahme ist jedoch „nicht zwingend“, wie Silvia Mazura in ihrer Studie zur Propaganda in den Schlesischen Kriegen anhand einer Parallellektüre der Akten und der Propagandaschriften nachweist. Unter Anteilnahme und Billigung des Kö125 [Cocceji, Samuel Freiherr von:] Nähere Ausführung Des in denen natürlichen und ReichsRechten gegründeten Eigenthums Des Königl. Chur-Hauses Preussen und Brandenburg, auf die Schlesische Herzogthümer Jägerndorff, Liegnitz, Brieg, Wohlau etc. und zugehörige Herrschaften. O. O. 1740 [tatsächlich gedr. 1741]. Abdruck in: Droysen/Duncker (Hg.) Preussische Staatsschriften, Bd. 1, 122–135. 126 Baumgart, Peter: Schlesien im Kalkül König Friedrichs II. von Preußen und die europäischen Implikationen der Eroberung des Landes. In: ders. (Hg.): Kontinuität und Wandel 3–16, hier 8. 127 Baumgart: Schlesien im Kalkül, 7. 128 Schieder, Theodor: Macht und Recht. Der Ursprung der Eroberung Schlesiens durch König Friedrich II von Preußen. In: Hamburger Jahrbuch für Wirtschafts- und Gesellschaftspolitik 24 (1979) 235–251.
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nigs habe sich die von Friedrichs Juristen und Ministern erarbeitete Kriegsbegründung im Zuge „der hinzugewonnenen rechtlichen Informationen“ rasch von einer politischen zu einer „primär rechtlichen Argumentation“ gewandelt.129 Friedrich war vom Nutzen einer auf diese „alten Rechtstitel“ gestützten Propaganda in Europa, im Reich und in Schlesien überzeugt. Hier sei nur darauf hingewiesen, dass Friedrich bereits am 6. November 1740 ein erstes Rechtsgutachten in Auftrag gab.130 Ein Echo der propagandistischen Auseinandersetzungen um den preußischen Einmarsch findet man in einem Text aus der im 18. Jahrhundert überaus beliebten zeitkritisch-satirischen Gattung der „Totengespräche“. Die meist anonymen Verfasser dieser an das Vorbild Lukians anknüpfenden Texte ließen berühmte Verstorbene in Dialogform Probleme und Ereignisse der Gegenwart erörtern.131 Zu einem „außerordentliche[n] Gespräche im Reiche der Todten“ kommen in dem angeblich 1740 gedruckten Text der eben verstorbene Friedrich Wilhelm I. und der „alte und berühmte Pohlnische Ober-Regent“ Piastus zusammen. Der Preußenkönig weiß: In seinen Adern „walleten einige Bluts-Tropffen, welche aus der Brust dieses PIASTI, auf mehr als einem Weg, in die [seine] geflossen.“ So berichtet er Piastus, den er als „Vater“ anredet, „daß mein Königreich Preussen, das Hertzogthum Pommern, ein Theil der Marck, und ein Stückgen von Schlesien [...] an mein Hauß gediehen, und also gleichsam Erb-Stücken sind, die sich von euch, als meinem Vorfahren Weiblicher Seits, herschreiben.“ Historisch traf diese Herleitung 1740 höchstens auf die märkisch-schlesischen Gebiete um Crossen zu. Das mittelalterliche Pommern wurde von einer eigenen ursprünglich slawischen Dynastie regiert, die freilich auch von den ersten Piasten abzustammen behauptete. Preußen schließlich gelangte als säkularisierter Ordensstaat an das Haus Brandenburg. Die Wahl des Piastus als Gesprächspartner scheint daher weniger von der Dynastiegeschichte der genannten unstrittig preußischen Territorien als von der aktuellen politischen Indienstnahme Schlesiens als eines umstrittenen piastischen Erbes motiviert. Piastus wünscht dem König, dass dessen „Hauß diesen ansehnl. Theil meiner Verlassenschaft stets besitzen, und“ – hier scheint die offene Situation des Jahres 1740 auf – „auf alle nur gerechte und erlaubte Weise vermehren möge.“132 Welche Rolle spielte die Berufung auf das piastische Erbe Friedrichs II. innerhalb Schlesiens? Obwohl die „Gewinnung der Schlesier“ andere, handfeste Schwerpunkte hatte trugen auch Publizistik und monarchische Selbstdarstellung in der 129 Mazura: Kriegspropaganda, 251. 130 Bein: Schlesien in der habsburgischen Politik, 199. 131 Pinotti, Donata: I „Totengespräche“ nella Germania del settecento. Fra tradizione e modernità. In: Atti della Accademia Roveretana degli Agiati. Seria 8, A 2 (2002) 253–281. 132 Alle Zitate: Ausserordentliches Gespräche im Reiche der Todten, Zwischen Ihro jüngst verstorbenen Königl. Majestät in Preussen [...] Friderico Wilhelmo, und Piasto, Einem alten [...] Pohlnischen Ober-Regenten [...]. Altona 1740, 11.
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neuen Provinz durchaus zur Herrschaftssicherung bei. Zahlreicher waren allerdings Ergebenheitsbeweise der Untertanen. In der Darstellung der neuen, als segensreich gerühmten Obrigkeit tauchten die verehrten alten Landesfürsten als Vorfahren Friedrichs II. durchaus auf. Sie blieben im kollektiven Gedächtnis abrufbar und dienten als positive Bezugspunkte, die beides waren: preußisch-staatstragend und schlesisch-regionalpatriotisch. Viele Schlesier waren bereit, ob nun aus echter Sympathie oder aus Opportunismus, sich ohne Zwang öffentlich zur neuen Landesherrschaft zu bekennen. Ein Beleg dafür sind die Feierlichkeiten in der Stadt Breslau am 7. November 1741 anlässlich der Huldigung der niederschlesischen Stände im Fürstensaal des Rathauses. Insbesondere die durch eine ausführliche Beschreibung dokumentierten Festdekorationen verdienen Beachtung. Darunter finden sich aufwendige Triumphpforten und „Illuminationen“, also Fassadenverkleidungen, die oft Skulptur, Malerei, Beleuchtung und Text verbanden. Es finden sich sehr schlichte selbstgezimmerte Verse und Symbole, aber auch raffiniert entworfene und aufwendig ausgeführte Allegorien. In ihrer Gesamtheit zeugen sie davon, wie diejenigen Breslauer Bürger, die zum Jubeln aufgelegt oder bereit waren, den Übergang an Preußen deuteten und wie sie den König sahen. Der Verleger Johann Jacob Korn druckte nicht nur das Protokoll der Ständehuldigung, sondern auch eine ausführliche Textdokumentation dieses Schmucks. Ein Blumen- und lampengeschmückter Triumphbogen auf der Westseite des Rathauses,„18 Ellen breit, und 26 Ellen hoch“, trug folgendes Motto: „Der Preußen Friederich, Piastens tapffrer Sohn, Ersteigt mit Sieg und Recht heut seiner Väter Thron, Ihr Völcker Schlesiens, eylt seine Hand zu küßen, Nun wird die goldne Zeit euch wieder strahlen müssen.“133
Durch ihren prominenten Anbringungsort drückten diese Verse gleichsam die offizielle Ergebenheitsadresse der Stadt, wenn nicht sogar der im Fürstensaal des Rathauses huldigenden Stände aus. In der allerersten Nummer von Korns „Schlesischer privilegirter Staats- Kriegs- und Friedens-Zeitung“ wurden sie in einem achtstrophigen Gedicht aufgegriffen und variiert, das innige Ergebung an „der Preußen Scepter“ ausdrückt.134 Der Amtsadvokat Johann Gottfried Baron ließ an seinem Haus folgendes Huldigungsdenkmal aus Holz oder Pappe errichten: Eine von sechs ionischen Säulen getragene Kuppel trug zwischen Iusititia und Veritas die preußischen Hoheitszeichen. Flankiert war sie von zwei Pyramiden, eine „mit des alten Piasti Fürsten-Hute“, darunter einer lateinischen Inschrift: „Piastus, Herzog Schlesiens und Begründer seines Geschlechts“, die andere mit dem Bild Georg 133 Triumph Von Schlesien / Oder Beschreibung Der Huldigung zu Breßlau [...]. Breßlau 1742, 162. 134 Schlesische Privilegirte Staats- Kriegs- und Friedens-Zeitung vom 3. Januar 1742, 2.
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Wilhelms, „dem letzten aus der piastischen Familie“, mit Todesdatum. An der Stirn der Kuppel aber hieß es: „Dem besten Fürsten, dem wieder lebendig werdenden Piastus“.135 Als „piastischer König“,136 als Phönix, der „aus dem alten Piastischen Aschen-Kruge feurig hervor steiget“ (107), als den „vornehmen Wiederhersteller des goldenen Piastischen Zeitalters“137 feierten Friedrich II. noch weitere Dekorationen. Ganz ähnlich huldigte man Friedrich II. damals an schlesischen Schulen. Zum Schuljahresbeginn 1744 feierte ein Actus des Liegnitzer Gymnasiums von Prorektor Christoph Böhm den König als Piastus, „nach neunhundert Jahren [...] wieder hergestellet“.138 Das fröhliche Schulspiel, das im Brieger Gymnasium ein Jahr nach dem Ende des Siebenjährigen Krieges das zweihundertste Stiftungsjubiläum in noch baufälligen Räumen beging, brachte „Piasteus“, „Austriacus“ und „Borrussicus“ als „Genii oder Schutzgeister“ der Schule auf die Bühne.139 Die Gedenkinschrift zur Erneuerung der Anstalt im Auftrag des Königs (1765) sagt es nüchterner: „Friedrich II. ließ dieses vornehme Denkmal der Frömmigkeit der Piasten [...] wiederherstellen“.140 Es wäre zu kurz gegriffen, würde man die Piasten in der vergänglichen Huldigungskunst von Illuminationen und Schulfestakten als bloße Sinnbilder der Landesherrschaft in Schlesien deuten. Dafür waren zu viele sorgfältig zusammengestellte Rechtsgutachten im Umlauf. Ein Beispiel für die anhaltende politische Nützlichkeit der Erbansprüche findet sich bei dem Streit um das von Friedrich II. postulierte Recht, für den Breslauer Bischof Philipp Ludwig Kardinal von Sinzendorf einen Koadjutor (Stellvertreter und designierten Nachfolger) zu ernennen. Vorgesehen war Friedrichs Favorit unter den katholischen Würdenträgern Schlesiens, Philipp Gotthard Graf Schaffgotsch, der schließlich sogar Fürstbischof wurde.141 Die Tatsache, dass der Kandidat Urenkel einer Piastin war, scheint übrigens keine Rolle gespielt zu haben. Den selbstherrlichen Ernennungsakt des Königs begründet ein Projekt aus der Feder des 135 Lateinische Originalwortlaute: „Piastus Dux Sle. & gentis suae conditor“, „ex Familia Piastea ultimus“, „Optimo | Principi | Piasto Reviviscenti“. Triumph Von Schlesien, 69f. 136 „Rex Piasteus“, ebd., 89. 137 „aurei seculi Piastei insignis restaurator“, ebd., 108. 138 Böhm, Christoph: Piastus novem saeculorum Princeps in Friderico II. [...] redivivus. Piastus nach neunhundert Jahren in Dem Allerdruchlauchtigsten Friedrich dem Andern [...] wieder hergestellet [...]. Liegnitz 1744. 139 Burghart, Gottfried Heinrich: Die vom Ruhme gekrönte Briegische Pallas, ein Vorspiel, und den Politischen Kannengiesser, ein Lustspiel [...]. Brieg [1764], [3]. Zitiert nach Dębicki: Das historische Gedächtnis an die Liegnitz-Brieger Piasten, 389. 140 „Fridericus II. insigne hoc Piastidarum pietatis monumentum [...] restaurari jussit.“ Schönwälder/Guttmann: Geschichte des Königlichen Gymnasiums, 24. 141 Die Hintergründe bei Bergerhausen, Hans-Wolfgang: Friedensrecht und Toleranz. Zur Politik des preußischen Staates gegenüber der katholischen Kirche in Schlesien 1740–1806. Berlin 1999, 86–110.
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zeitweise mit dem König kooperierenden Sinzendorf gegenüber Papst Benedikt XIV. unter anderem so: „[...] denn der König beansprucht die Verleihung des Bistums und der anderen Benefizien als oberster und legitimer Herr gemäß dem Patronatsrecht, das ganz besonders dem königlichen Haus Brandenburg zukommt, als rechtmäßiger Nachfolger und wahrer Nachkomme der Fürsten aus dem Hause des Piastus in Schlesien, durch die Prinzessinnen dieses Hauses, die sich verheiratet [...] haben mit dem Brandenburgischen, wie auch durch alle Verträge, Titel und Transaktionen, die ihm als Rechtsgrund für die Inbesitznahme Schlesiens gedient haben [...]. Wie also die Piastenfürsten zum größten Teil das Bistum und die Klöster in Schlesien gegründet haben, so ist das Patronatsrecht von ihnen [...] auf den König übergegangen, als Nachfolger und Nachkomme des piastischen Hauses, von dem das Haus Österreich keinerlei Herkommen hatte [...].“142 Die erbrechtliche Legitimation der Eroberung Schlesiens blieb offenbar durchaus auch nach den Schlesischen Kriegen im Gedächtnis. Die Hinweise häufen sich um den hundertsten Jahrestag des Aussterbens der Piasten (1775). Das erste Beispiel ist die Benennung eines Ortes. In die siebziger Jahre des 18. Jahrhunderts143 fällt die Gründung des Ortes Piastenthal mit den Teildörfern Klein Piastenthal und Groß Piastenthal in der Gemeinde Leubusch, etwa fünf Kilometer nordwestlich von Brieg. In den Jahrzehnten nach dem Siebenjährigen Krieg wurde im Rahmen der friderizianischen Binnenkolonisation in Schlesien gerade im oberschlesischen Odertal eine beträchtliche Zahl von Siedlungsdörfern angelegt. Die gezielte „Peuplierung“ der preußischen Territorien war bekanntlich Teil des wirtschaftlichen Sanierungsprogramms („Retablissement“) des Königs nach den Schle-
142 „que le roi prétend de conférer l’évêché et les autres bénéfices comme patron suprême et légitime et ex iure patronatus, qui appartient tout particulièrement à la maison royale de Brandebourg, comme successeur légitime et vrai descendant des princes de la maison de Piaste en Silésie, par les princesses de cette maison, qui se sont mariées et alliées avec celle de Brandebourg, comme aussi par toutes les conventions, titres et transactions, qui lui ont servi de titre pur l’occupation de la Silésie [...]. Comme donc les princes piastes ont pour la plus grande partie été les fondateurs de l’évêché et les abbayes dans la Silésie, le droit de patronat est passé d’eux au roi d’à présent, comme successeur et descendant de la maison piaste, dont la maison d’Autriche ne tirait aucune descendance.“ Lehmann, Max (Hg.): Preußen und die katholische Kirche seit 1640. Nach den Acten des Geheimen Staatsarchives, Bd. 2: Von 1740 bis 1747. Leipzig 1881, 474*. 143 Fiedor, Karol: Walka z nazewnictwem polskim na Śląsku i w okresie hitlerowskim (1933– 1939). Wrocław/Warszawa/Kraków 1966, 10, nennt das Jahr 1772, was zu früh erscheint, wenn man die unten erwähnte Deklaration berücksichtigt. Das Jahr 1780, welches nach Borek, Henryk: Kolonizacja fryderycjańska na Górnym Śląsku w odbiciu nazewnictwa miejscowego. In: Studia Śląskie. Seria nowa 47 (1989) 21–52, hier 37, Walter Kuhn ermittelt haben soll, ist dagegen zu spät. Der im Text genannte Besuch Friedrichs II. ist terminus ante quem.
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Abb. 10: Zum hundertsten Jahrestag des Aussterbens der Piasten 1775 wurde eine preußische Jubiläumsmedaille geprägt, die den Anspruch Friedrichs II. von Preußen auf das piastische Erbe eindeutig herausstellte. Dargestellt sind der letzte Piast Georg Wilhelm sowie Friedrich II. selbst.
sischen Kriegen.144 Als Siedlungsunternehmer trat im Fall Piastenthals die Stadt Brieg selbst auf. Sie reagierte vermutlich auf eine Beihilfen versprechende königliche Deklaration145 und gab „ihrer ersten Kolonie“ diesen Namen „zur Erinnerung an die alten Fürsten, welchen sie ihre eigene Gründung verdankte.“146 Friedrich II. honorierte diese Geste offenbar: Er besuchte das Dorf am 21. Mai 1779 auf einer seiner jährlichen Schlesienreisen.147 1775, anlässlich des hundertsten Jahrestags des Aussterbens der Piasten, ließ der königliche Kammerfiskal Andreas Belach von Johann Held d. J. eine Gedenkmedaille prägen (Abb. 10).148 Sie dokumentiert die anhaltende Berufung des Preußenkönigs auf seine piastische Herkunft, die den so mühsam verteidigten Besitz des Herzogtums legitimieren sollte. Auf dem Avers befindet sich ein Brustbild Georg Wilhelms im rechten Profil. Die Umschrift lautet übersetzt: „Georg Wilhelm der 144 Eine Zusammenfassung und Literaturhinweise finden sich bei Baumgart: Schlesien als eigenständige Provinz, 388f. 145 Die Deklaration vom 28. August 1773 wird erwähnt bei Kuhn, Walter: Siedlungsgeschichte Oberschlesiens. Würzburg 1954, 210f. 146 Schönwälder: Geschichtliche Ortsnachrichten, T. 1, 366. 147 Pfeiffer, Ernst: Die Revuereisen Friedrichs des Großen, besonders die schlesischen nach 1763 und der Zustand Schlesiens von 1763–1783. Berlin 1904, 54f. 148 Więcek, Adam: Medale Piastów śląskich. Warszawa 1958, 4f. mit Fehlern; 48, Abb. 15; Numizmat srebrny, ostatniego z dynastii Piastów. In: Przyjaciel Ludu (1837), 1. Jahresbd., 55–56, ohne Abb. Auftraggeber und Medailleur nennt Friedensburg, Ferdinand: Friedrich der Große in schlesischen Medaillen. In: Schlesische Monatshefte 1 (1924) 71–76, hier 76.
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letzte piastische Herzog Schlesiens. Gest. den 21. Nov. 1675.“149 Darunter steht: „Am Tag des Jahrhundert-Gedenkens an den Übergang der piastischen Erbfolge an das kurfürstliche Haus Brandenburg, dem 21. Nov. 1775.“150 Der Revers zeigt ein entsprechendes Brustbild des Preußenkönigs mit der Umschrift: „Friedrich König von Preußen, Kurfürst von Brandenburg. Als erster seines Geschlechts oberster Herzog von Schlesien.“151 Im Gedenkjahr erschienen Artikel in schlesischen Intelligenzblättern, die das Aussterben der Piasten aufgriffen und zu historischen Rückblicken nutzten. Samuel Benjamin Klose war Rektor der Breslauer Hl.-Geist-Schule, akribischer Quellensammler und Historiker, später Breslauer Stadtarchivar. Er publizierte im Novemberheft seiner Zeitschrift „Neue litterarische Unterhaltungen“ einen langen Gedenkartikel. Der lapidare Titel „Der 21. November 1675“ setzte voraus, dass ein gedachter Leser im Todestag Georg Wilhelms ein epochales Datum sehen würde. Des Lesers Geist werde, so Klose, „am stärksten [...] zur Vaterlandsliebe gestimmt, wenn er“ – in Leubus, Trebnitz, Liegnitz oder Breslau152 – „die Denkmäler der größten Wohltäter unseres Landes betrachtet, wenn er über der Asche der Boleslave und der Heinriche stehet, welche die Barbarei durch weise Gesetze vertrieben, sich nicht allein für Schlesien, sondern auch für ganz Europa aufgeopfert, welche ihre Untertanen mit väterlicher Liebe beglückt, und das Wol des Landes blühend gemacht.“153 Die Verbundenheit des Landes mit den Piasten wird hier in bemerkenswerter Weise an ihre Denkmäler geknüpft, und der aufgeklärte Lutheraner Klose zählt ohne Bedenken Grablegen in durchweg katholischen Kirchen auf. Wieder zeigt sich, dass die „assoziative Erinnerungslandschaft“ Schlesiens stets aufs Neue die Auseinandersetzung mit dem alten Fürstenhaus anregte. Kloses Aufsatz trägt, gleichsam als Meditation über die vergangene, einzigartige Größe des Fürstenhauses, aus der Panegyrik und den Trauerschriften, nicht zuletzt aus Lohensteins Lob-Schrifft, und aus Lucaes Chroniken ein Porträt Georg Wilhelms zusammen, das den Herzog als „das hohe von der Vorsehung realisirte Ideal“154 vor Augen stellt. Klose fasst zusammen: „Der Tag des Todes unsers Herzogs war für Schlesien entscheidend; er machte so wol in Betracht der Staatsverfassung, als der Religion Epoche; er war die Quelle, 149 „Georgius Wilhel.[mus] ult.[imus] Dux Sil.[esiae] Piastaeus. Den.[atus] 21 Nov.[embris] 1675“. 150 „Successionis Piast[eae] in | Domum Elect.[oralem] Brand.[enburgensem] devolutae, memor. [iae] saecularis d[ie] 21. Nov. 1775.“ 151 „Fridericus Bor.[ussiae] Rex El[ector] Brand[enburgensis] primus suae gentis Sup.[remus] Sil. [esiae] dux.“ 152 [Klose, Benjamin Samuel:] Der 21. November 1675. In: Neue litterarische Unterhaltungen 2 (1775) 643–700, hier 644. 153 Ebd., 643. 154 Ebd., 650.
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aus welcher die darauf erfolgten Veränderungen entsprungen, und ist dem Kenner die fruchtbarste Idee aller in Schlesien bis jetzt sich ereigneten Begebenheiten.“155 Eine separat gedruckte Gedenkschrift hatte ebenfalls, wie der Titel angab „Die vor hundert Jahren [...] von dem Haupte der schlesischen Fürstenthuemer [...] gefallene Fürstencrone denen Unkundigen der schlesischen Geschichte zu Gefallen aus dem Staube hervorgezogen.“ Sie erschien anonym im Verlag des Bunzlauer Waisenhauses.156 Der Text versucht, eine lebensgeschichtliche Brücke zu den Piasten zu schlagen: „Denen zu Anfange dieses Jahrhunderts gebohrenen Schlesiern, so wenige derselben auch noch leben, schwebet das alte Piastische Fürstenhaus in Schlesien aus den Erzehlungen ihrer Väter und Großväter einigermaßen in gutem Andenken. Die letzten Herzoge in ihrer Löblichen Regierung sind ihnen noch allemahl lieb und lobenswürdig; und der Untergang ihres uralten Geschlechts ist auch den ausländischen Geschichtsschreibern denkwürdig und traurig.“157 Auch dieser Text konzentriert sich auf Georg Wilhelm; er begnügt sich mit dem Exzerpieren der Nachrichten in Lucaes „Fürstenkrone“ mit wenigen Ergänzungen. Auch hier soll „der letzte Zweig des Piastischen Regentenbaums“ für sein ganzes Haus stehen, „welchem Pohlen und Schlesien die Einführung der Christlichen Religion zu danken haben, aus welchem in die 30 Regenten-Glieder entsprossen, und mit welchem fast alle in Europa regierende Häuser durch Sippschaft verwandt waren“.158 Ein direkter Bezug zu den Hohenzollern fehlt in diesem Text, obwohl das Waisenhaus unter königlichem Patronat stand. 1793 erschienen Ausführungen des evangelischen Pastors Christian Ehrenfried Hederich aus Anlass der „Preußischen Besiznehmungen einiger Länder in Polen“, also der Zweiten Polnischen Teilung. Sie sind gewiss nicht als offiziöse Propaganda einzuordnen, wohl aber als Spielart des Zeitgeistes interessant. Hederich argumentiert wagemutig, die Schlesischen Piasten, von ihren polnischen Vettern im 12. Jahrhundert aus ihrem Senioratsrecht vertrieben, hätten auf den Titel der Oberherrschaft über Polen nie verzichtet. Im 14. Jahrhundert hätten sie sich Böhmen unter Wahrung ihrer Souveränität unterstellt. Der Anspruch auf Polens Krone 155 Ebd., 699. 156 Die vor hundert Jahren im Jahre Christi 1675 den 21. Nov. von dem Haupte der schlesischen Fürstenthümer Liegnitz, Brieg, Wohlau mit dem frühen Tode des letzten piastischen Herzogs George Wilhelm gefallene Fürstencrone denen Unkundigen der schlesischen Geschichte zu Gefallen aus dem Staube hervorgezogen im Jahre 1775. Bunzlau, Gedruckt und zu finden im Waisenhause, 1775. Vielleicht stammt die Schrift von dem damaligen Redakteur der dort herausgegebenen Bunzlauischen Monatschrift, Johann Friedrich Bethman Löwe; über ihn Kotyńska, Edyta: Czasopismo „Bunzlauische Monathschrift zum Nutzen und Vergnügen“ (1774–1806, 1811–1813, 1816–1818). In: Hałub/Mańko-Matysiak (Hg.): Śląska republika uczonych, Bd. 1, 439–460, hier 444. 157 Die vor hundert Jahren, 3. 158 Ebd., 4.
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habe sich durch die Erbverbrüderung von 1537 und Friedrichs II. Erwerb des Herzogtums Schlesien auf die Hohenzollern übertragen, die nun in Polen bescheiden nur einen Teil dieses Erbes wiedererwürben.159 Ein ebenfalls nicht prominentes Gegenstück zu Hederichs Argumenten auf polnischer Seite bildet eine Rede des Ordenspriesters und späteren Bischofs von Wigry, Michał Karpowicz. Er trug sie im Jahr 1796 in Gumbinnen auf der Huldigung der Stände des neuen Departements Bialystok vor, das als Teil „Neu-Ostpreußens“ im Zuge der Dritten Polnischen Teilung entstand. Karpowicz beklagt den Untergang Polens, führt ihn auf seine Verfassungsmängel zurück und empfiehlt seinen Zuhörern die Vorzüge der preußischen Herrschaft als Trost. Er betont vor allem die Kontinuität. „Nur der Name unseres Vaterlandes“ werde „zufällig verändert“,160 weil ja große Teile des alten Polen nun unter preußischer Herrschaft vereint seien. „Zwar kommen wir unter die Herrschaft einer neuen Dynastie von Königen, welche das Erbrecht auf den Thron bringt; allein da in ihnen noch das Blut der Piasten und Jagiellonen fließt, welches jedem polnischen Eingesessenen heilig und ehrwürdig war, so können Wir auch dieses als ein glückliches Loos ansehen, als die milden Regierungsgrundsätze des ganzen Königlich Preußischen Hauses, unsere Gerechtsame, unser Eigenthum und die Rechte unseres Adels zu verbürgen scheinen.“161 Karpowicz leitet die Hohenzollern eindeutig von den alten Königsgeschlechtern her, wenn auch im Falle der Piasten fehlerhaft: In Friedrich Wilhelm II. sähen die Polen „einen Abkömmling des großen Brandenburg-Hohenzollerschen Hauses, dessen Familie von unsern ehemaligen Piasten, den Herzogen von Schlesien, bis auf Heinrich den dritten, Herzog von Glogau, Posen und Kalisch ihren Ursprung hat und mit dem Geschlechte der Jagiellonen, dem [...] geliebten und wohlthätigen Fürstenstamme unserer Nation, durch Sophie, Kasimirs des Vierten Tochter und Mutter Albrechts, des ersten Hertzogs in Preußen, nahe verwandt ist.“162 In Schlesien hat Friedrichs II. Berufung auf die Erbverbrüderung der Piasten mit den Hohenzollern und seine Betonung der Legitimität des Erwerbs des Landes 159 Auf diesen Text haben hingewiesen: Wendt, Heinrich: Hohenzollern, Piasten und Polen. In: Schlesische Geschichtsblätter (1917), Nr. 3, 49–55; Bahlcke: Deutsche Kultur mit polnischen Traditionen, 98f.; Weber, Matthias: „Ausbeutung der Vergangenheit“. Zur historiographischen Bearbeitung der Stellung Schlesiens zwischen dem Heiligen Römischen Reich und den Königreichen Polen und Böhmen. In: Willoweit, Dietmar/Lemberg, Hans (Hg.): Reiche und Territorien in Ostmitteleuropa. Historische Beziehungen und politische Herrschaftslegitimation. München 2006, 13–34 , hier 25. 160 Karpowicz, Michael von: Rede vor Dem Sr. Königl. Majestät von Preußen geleisteten Huldigungs-Eide der zu Gumbinnen versammelten Poll. und Litth. Stände, den 6. Juli 1796 in polnischer [!] Sprache gehalten. In: Vaterländisches Archiv für Wissenschaft, Kunst, Industrie und Agrikultur oder Preußische Provinzial-Blätter 27 (1842) 289–313, hier 306. 161 Ebd., 306, 308. 162 Ebd., 296.
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im nichtwissenschaftlichen heimatkundlichen Schrifttum stark fortgewirkt. Obwohl einige grundlegende Quellenstudien nahelegten, dass die preußischen Rechtsargumente von 1740/41 auf tönernen Füßen standen,163 hielten populäre Schriften und ein Großteil der Schulbücher bis 1945 an dem von der preußischen Publizistik der schlesischen Kriege gezeichneten Bild von Friedrich II. als dem rechtmäßigen Erben der Piasten fest.164 Freilich tritt zu dieser genealogischen Rechtfertigung der Annexion Schlesiens, wie schon in der friderizianischen Propaganda, auch das Bild des erfolgreichen Eroberers, der Schlesien erkämpft und behauptet und damit in den Friedensschlüssen neues Recht geschaffen hat. Die Wirkung, welche das preußische Werben mit Erbansprüchen auf das Geschichtsbild ausübte, war sogar noch tiefer. Sie löste sich von den Rechtsargumenten des Jahres 1740. Was blieb, war die gedankliche Linie von den Piasten als angestammten, uralten Fürsten und Landesherren, die zum Segen des Landes die Reformation eingeführt hätten, zu Preußen als einem Staat, der die unter der habsburgischen Gegenreformation und unfähigen Regierung leidenden evangelischen Schlesier buchstäblich befreit habe. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts etablierte sich diese Linie als ein Grundmuster der schlesischen Geschichtsschreibung.165 Charakteristisch sind die Darstellungen zur schlesischen Geschichte, die von zwei nicht in Schlesien geborenen, aber jahrzehntelang dort tätigen preußischen Beamten verfasst wurden. Die Rede ist von dem Generalfiskal Friedrich Wilhelm Pachaly166 und dem Regierungsrat Karl Ludwig von Klöber und Hellscheborn.167 Die historiographischen Texte aus diesem Zeitraum betonen die Leiden der evangelischen Schlesier während und nach dem dreißigjährigen Krieg. Die Darstellung konzentriert sich stark auf die konfessionellen Spannungen. Vor diesem dunklen Grund heben sich in diesen Texten die Piasten als Reformatoren, Kirchengründer, politische Schutzherren der Protestanten hell ab. Neben der Intoleranz werden 163 Volz, Gustav Berthold: Friedrich Wilhelm I. und die preußischen Erbansprüche auf Schlesien. In: Forschungen zur brandenburgischen und preußischen Geschichte 30 (1918) 55–67; Grünhagen, Colmar: Die Erbverbrüderung zwischen Hohenzollern und Piasten vom Jahre 1537. In: Zeitschrift für Preußische Geschichte und Landeskunde 5 (1868) 337–366. 164 Weber: „Ausbeutung der Vergangenheit“, 25; Belege für die Darstellung in den Schulbüchern: Abmeier, Hans-Ludwig: Schlesien und die Schlesier von 1740 bis 1844 im Spiegel deutscher und österreichischer Oberschulgeschichtsbücher. Würzburg 1975, 15–17. 165 Dębicki: Das historische Gedächtnis an die Liegnitz-Brieger Piasten. 166 Pachaly, Friedrich Wilhelm: Sammlung verschiedener Schriften über Schlesiens Geschichte und Verfassung [...], Bd. 1–2, Breßlau 1790/1801. Band 1, welcher die Geschichte des Landes bis zum Jahr 1786 enthält, nebst den erforderlichen genealogischen Tabellen. Zu den hier genannten Tendenzen der Darstellung vgl. besonders 395–399, 403, 405, 407–411, 458– 474. 167 [Klöber und Hellscheborn, Carl Ludwig von:] Von Schlesien. Vor und seit dem Jar MDCCXXXX. Freiburg 1785. Zu dem im Text gesagten vgl. etwa die Darstellung der Oberregentschaft Leopolds I. Ebd., 260–268.
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der habsburgischen Herrschaft Ineffizienz, Begünstigung eines ausbeuterischen Adels und zu hohe Steuern vorgeworfen. Das Ende des Piastengeschlechts erscheint stets als Zäsur. Karl Ludwig von Klöber etwa stellte fest: „Man kann den ausgang des Piastischen stammes in Schlesien als den beschluss der herzoglichen vorrechte und freiheiten ansehen“.168 Die folgenden Jahrzehnte werden knapp abgehandelt, bis die beinahe messianische Gestalt Friedrichs, des „Großen“ oder „Einzigen“ auftritt. Der Friedrichkult in Schlesien war auch unabhängig vom „piastischen Legitimismus“ und jenseits der Geschichtsschreibung ausgeprägt, ist aber leider ungenügend erforscht.169 Zwei Beispiele seien genannt. Die erste ausführliche Biographie des Königs, sieht man von der offiziösen, zu Lebzeiten Friedrichs von Johann Friedrich Seyfart begonnen „Lebens- und Regierungsgeschichte Friedrichs des andern Königs in Preußen“ ab, veröffentlichte Erdmann Friedrich Buquoi zwischen 1786 und 1788 als „Volksschrift“, die „besonders unseren Schlesiern gewidmet“ war.170 1797 wurde dem König im schlesischen Hirschberg in Gestalt des Helikontempels eines seiner ersten Denkmale errichtet.171 Am Beispiel der Umdeutung der alten fürstlichen Traditionen Schlesiens wird in dieser Arbeit deutlich werden, wie stark die Masse heimatkundlicher Schriften die regionale Geschichte im Rückblick auf Preußen ausrichtete. Diese „Verpreußung“ der schlesischen Vergangenheit kann man als eine Vorwegnahme jener borussischen Sicht der gesamten deutschen Geschichte einordnen, die im 19. Jahrhundert durch die historistische Berliner Schule der Geschichtsschreibung etabliert und in vielen regionalen Varianten172 wiederholt wurde.
168 Ebd., 265. 169 Hinweise auf das verklärte Friedrich-Bild in Reiseberichten, das versteckte Zeitkritik beinhalten könnte, bei Pfuhl, Brigitte: Schlesien im Spiegel von Reiseberichten zur Zeit des Ancien Régime. Typoskript der Magisterarbeit, Univ. Stuttgart. Stuttgart 1991, 40–43. 170 Buquoi, Erdmann Friedrich: Leben und Ende Friedrich des Einzigen, eine Volksschrift besonders unsern Schlesiern gewidmet, Erster Theil. Bunzlau [1786]. Vgl. die chronologische Liste der Biographien Friedrichs II. in Henning, Herzeleide/Henning, Eckart: Bibliographie Friedrich der Große 1786–1986. Das Schrifttum des deutschen Sprachraums und der Übersetzungen aus Fremdsprachen. Berlin/New York 1988, hier 70. 171 Grundmann, Günther: Das Denkmal Friedrichs des Einzigen auf dem Helikon bei Hirschberg. In: ders.: Kunstwanderungen im Riesengebirge. Studien aus 50 Jahren (1917–1967). München 1969, 59–66. Bereits 1793 stifteten Stettiner Bürger eine Friedrich-Büste. 172 Vgl. zu Thüringen die Studie von Raßloff, Steffen: Landesbewusstsein und Geschichtsbild im preußischen Thüringen. Das Erfurter Bürgertum 1871–1918. In: Werner, Matthias (Hg.): Im Spannungsfeld von Wissenschaft und Politik. 150 Jahre Landesgeschichtsforschung in Thüringen. Köln/Weimar/Wien 2005, 45–64. Als Dokument zum Rheinland Bachem, Julius (Hg.): Zur Jahrhundertfeier der Vereinigung der Rheinlande mit Preussen. Eine Denkschrift. Köln 1915.
Der Blick der Nachbarn
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Der Blick der Nachbarn: Die schlesischen Piasten im polnischen Geschichtsbild der Frühneuzeit
Die schlesische Piastentradition schöpfte noch im 17. Jahrhundert aus der polnischen Historiographie. Nicht selten wurden geistige Brücken von den mittelalterlichen Dynastietraditionen Schlesiens nicht nur zum alten, sondern auch zum zeitgenössischen Polen geschlagen, wie auch in dieser Arbeit bereits deutlich wurde: Georg II. von Brieg drückte dies durch das Wappen des letzten Jagiellonen am Brieger Schlosstor aus. Heinrich XI. von Liegnitz und Wenzel III. von Teschen galten in den siebziger Jahren des 16. Jahrhunderts als durch ihre Herkunft besonders qualifizierte „Piasten“ im typologisch-politischen Sinn, die sich nach entsprechenden Hinweisen aus dem Adel des Wahlkönigreichs zunächst durchaus Chancen auf die Krone ausrechnen konnten. Noch einmal spielten diese Überlegungen 1668/69 für Christoph Leopold Schaffgotsch und Christian von Wohlau eine Rolle. Die Panegyrik auf das Herrscherhaus bediente sich vielfältiger Zitate aus der polnischen politischen Kultur oder auch nur der Folklore des Nachbarlandes. Das zeigen die Gesindeszenen in Gryphius’ „Piastus“ oder die an Herzog Christians Brieger Hof gepflegte polnisch-sarmatische Tracht. Noch im Schulactus des 18. Jahrhunderts wurden an die legendäre Wahl des Piastus tagespolitische Überlegungen zu den letzten polnischen Königswahlen geknüpft. Eine Einzelstimme versuchte gar, Friedrich Wilhelm II. mit der Liegnitzer Erbverbrüderung Argumente für die zweite Teilung Polens zu geben. All dies dokumentiert das gleichbleibend große Interesse der Gebildeten in Schlesien an Polen, an seiner durch Handel und Reisen vertrauten Alltagswirklichkeit und an seinem von der habsburgischen Wenzelskrone so grundverschiedenen politischen System. Hier ist auf die umfangreichen Bestände polnischer politischer Literatur in schlesischen Bibliotheken der Frühneuzeit hinzuweisen, die Karol Głombiowski nachgewiesen hat.173 Mirosława Czarnecka ging jüngst so weit, eine „dialogische Regionalität“ zwischen Deutschland, Böhmen und Polen für das frühneuzeitliche Schlesien zu postulieren.174 Die Germanistin führt verständlicherweise vor allem deutsch-schlesische Belege für ein nach Polen gerichtetes Interesse an. Offenbar fehlt bisher eine entsprechende polonistische Studie, die intensives polnisches Interesse für Schlesien dokumentierte. Wie wurde Schlesiens Piastentradition in Polen rezipiert? Wurde sie überhaupt beachtet? Zog man daraus politische Schlussfolgerungen? Überraschenderweise erlaubt es die Forschungslage nicht, darüber mehr als einige allgemeine Aussagen zu machen. 173 Głombiowski: Polska literatura polityczna na Śląsku. 174 Czarnecka, Mirosława: Dialogische Regionalität. Kulturelle und kommunikative deutschpolnische Wechselbeziehungen im Schlesien des 17. Jhs. In: Engel, Walter/Honsza, Norbert (Hg.): Kulturraum Schlesien. Ein europäisches Phänomen. Interdisziplinäre Konferenz, Wrocław/Breslau 18.-20. Oktober 1999. Wrocław 2001, 57–66.
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Aneignungen der Piastentradition im 17. und 18. Jahrhundert
Relativ gut erforscht ist die eigentlich polnische, auf die königliche Linie der Dynastie bezogene Piastentradition. Unzufriedenheit mit den regierenden Jagiellonen konnte im 15. oder 16. Jahrhundert in Polen durch eine Hervorhebung der Verdienste des älteren Königshauses artikuliert werden.175 Die Bezeichnung der einheimischen Thronkandidaten (seit 1571) als „Piast“, die aber gerade nicht genealogisch, sondern typologisch gemeint ist, wurde schon angeführt. Schon Długosz hatte die Vorzüge der Piasten in deutlich zeitkritischer Absicht ausgiebig beleuchtet.176 Sein Lob Boleslaw Chrobrys und Boleslaw Schiefmunds fußte dabei auf der älteren Chronistik. Długosz würdigte insbesondere die Einigungsleistung Wladislaw Ellenlangs und Kasimirs des Großen. Ein schlesischer Piast, Heinrich der Fromme, wurde in seinem Werk und durch es, wie hier gezeigt, zur exemplarischen Märtyrer- und Heldengestalt. Die schlesischen Piasten des 14. Jahrhundert nahm Długosz dagegen heftig in die Kritik für ihre Loslösung von Polen, die ihm als Verrat galt. Auch hier fand er eine positive Gegenfigur: Bolko II. von Schweidnitz. „Boleslaw [...], der ungetrübte Treue gegen das Königreich Polen wahrte, verharrte auch dann noch in Treu und Gehorsam gegen den König und das Königreich Polen, als alle anderen Herzöge Schlesiens von dem Königreich Polen abfielen und sich in die Knechtschaft [!] des Königs und Königreichs Böhmen begaben, denn er hielt es für Irrsinn und Wahn, die eigenen angestammten Könige zu verschmähen und ihnen die böhmischen vorzuziehen.“177 Der Krakauer Kanonikus interessierte sich lebhaft für das Schicksal Schlesiens, das er als ein der Krone Polen entfremdetes, aber nach wie vor zugehöriges Land sah. Intensive Briefkontakte und zahlreiche Besuche in Schlesien machten ihm viele dortige Quellen zugänglich.178 175 Hans-Jürgen Bömelburg: Das polnische Geschichtsdenken und der Piasten- und Jagiellonenkult in der Frühen Neuzeit. In: Bahlcke/Strohmeyer (Hg.): Konstruktion der Vergangenheit, 193–220; Szczerbicka-Ślęk, Ludwika: Mit Piastów w literaturze XVI–XVIII w. In: Heck (Hg.): Piastowie w dziejach Polski, 229–248. 176 Koczerska, Maria: L’amour de la patrie et l’aversion pour la dynastie. Exemple de Jan Dlugosz, historiographe des Jagellon. In: Grell, Chantal/Paravicini, Werner/Voss, Jürgen (Hg.): Les princes et l’histoire du XIVe au XVIIIe siècle. Actes du colloque organisé par l’Université de Versailles-Saint-Quentin et l’Institut Historique Allemand, Paris/Versailles, 13–16 mars 1996. Bonn 1998, 171–180. 177 „Boleslaus [...] fidelitatem incontaminatam erga Regnum Polonie servans, aliis omnibus ducibus Zlesie a Regno Polonie apostatantibus et se in servitutem regis et Regni Bohemie dedentibus in fide et obediencia regis et Regni Polonie solus duravit, furore et insania plenum ducens, propriis et naturalibus regibus neglectis, Bohemicos preponere.“ Długosz, Jan: Ioannis Dlugossii Annales seu Cronicae incliti regni Poloniae. Liber Nonus. Hg. v. Jan Garbacik, Zofia Budkowa u. a. Varsaviae 1978, 133f.; vgl. auch ebd. 135–137. 178 Szelińska, Władysława: Śląsk w piśmiennictwie Jana Długosza. Kraków 1993; Krzyżaniakowa, Jadwiga: Wątki śląskie w Rocznikach Jana Długosza. In: Gajda (Hg.): Dawna historiografia Śląska, 82–103.
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Was für die Wahlstatt-Tradition gesagt wurde, gilt für die polnische Geschichtsschreibung über das mittelalterliche Schlesien insgesamt: Bis zum 18. Jahrhundert wurde die Darstellung Długoszs fortgeführt. Es kamen, soweit ich sehe, weder sonderlich viele Informationen noch neue Akzente oder Wertungen dazu. Somit flossen der frühneuzeitlichen polnischen Historiographie aus ihrer maßgeblichen Vorlage, dem Werk Długoszs, zahlreiche kleine Informationen über das Fortleben der polnischen Königsdynastie in Schlesien zu. Diese Nachrichten reichen allerdings über die vertragliche Abtretung des Landes an Böhmen im 14. Jahrhundert kaum hinaus. Das fiel schon dem Schlesier Joachim Cureus auf: „Doch am Ende schließen zu dem Zeitpunkt, wo Schlesien die Polen verließ und sich mit dem Königreich Böhmen verband, jene es aus ihren Chroniken aus.“179 Die frühneuzeitliche polnische Geschichtsschreibung übernahm von ihren mittelalterlichen Vorlagen verständlicherweise den Fokus auf die Entwicklung des Königreichs Polen, ab dem 14. Jahrhundert in seiner neuen, Schlesien nicht mehr umfassenden Gestalt. Heinrich IV. von Breslau, der durch den Erwerb Krakaus 1288 kurzzeitig Chancen auf eine Vereinigung der polnischen Länder hatte, wurde in viele Herrscherserien aufgenommen.180 Seine Beurteilung ist jedoch ganz überwiegend negativ. Besonders prägnant drückte das die von Allessandro Guagnino 1581 veröffentlichte „Sarmatiae Europaeae descriptio“ aus. Die Herrschaft Heinrichs wird darin als Ergebnis eines Komplotts der deutschen Bürger Krakaus interpretiert, die dem schlesischen Herzog „wider die Beschlüsse des Adels und des Sejm“181 das Szepter verschafft hätten. „Die treulose Partei siegte: Es herrscht nun der Probus, er vertreibt die Erben“182– gemeint sind die zuvor gewählten Herzöge
179 „Tandem vero, vbi Silesia desertis Polonis coniunxit se cum regno Bohemiae, illi quidem [...] ex suis chronicis [eam] quasi relegant.“ Cureus: Gentis Silesiae Annales, 3. 180 Beispiele: Mylius, Arnoldus: Principvm Et Regvm Polonorvm Imagines Ad Vivvm Expressae. Quibus adiecte sunt breves singulorum historie et res praeclare gestae ut lectori et oculos et animum simul his quasi speculo humane vite inspiciendo pascere liceat. Coloniae Agrippinae 1594, 41f.; Zawacki, Teodor: CATALOGVS DVCVM atque REGVM Polonorum. Cracoviae 1604, o. S., Holzstich und Text „HENRICVS Probus.“ zwischen „LESCO Niger“ und „PREMISLVS“; Szczekocka-Mysłek, Krystyna: Jasnogórski poczet królów i książąt polskich. Warszawa 1990, 71f.; die in diesem Buch wiedergegebenen beiden Tafeln mit der „SERIES CHRONOLOGICA DVCVM ET REGVM POLONORVM A LACHO I. AD AVGVSTVM III.“ entstanden wohl kurz nach 1764 in der Werkstatt des Tschenstochauer Paulinerklosters und befinden sich heute noch auf der Jasna Góra. 181 „Nobilium contra, contra decreta Senatus“. Guagnini, Alessandro: Sarmatiae Europeae descriptio. quae Regnum Poloniae, Lituaniam, Samogitiam, Russiam, Massouiam, Prussiam, Pomeraniam, Liuoniam, et Moschouiae, Tartariaeque partem complectitur / Alexandri Gaugnini Veronensis [...] cui supplementi loco, ea quae geste sunt superiori anni, inter [...] Regem Poloniae & Magnum Ducem Moschoviae breuiter adiecta sunt; item Genealogia Regum Polonorum. Spirae 1581, Bl. 16r. 182 „Perfida pars vicit: regnat Probus, exulat haeres“. Ebd.
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von Masowien. Der Gifttod Heinrichs sei dafür die gerechte Strafe gewesen: „Der im Leben den Betrug betrieb [...] war wert, durch Betrug zugrunde zu gehen.“183 In Polen blieb eine eigene Hedwigstradition lebendig, die allerdings in den einzelnen Landesteilen recht unterschiedliche Intensität besaß.184 In Großpolen scheint Hedwig, auch durch zahlreiche Kirchen- und Altarpatrozinien, noch im 18. Jahrhundert als Landespatronin wahrgenommen worden zu sein. Im übrigen Land, vor allem in Kleinpolen, hielt Trebnitz als Damenstift polnischer Adelstöchter die Verehrung der Herzogin wach. Dort wurde diese aber im Allgemeinen eher als schlesische Landesheilige wahrgenommen. Der Erwerb der Herrschaft Ohlau als Sekundogenitur für den Prinzen Jakob Sobieski im Jahr 1691 belebte insgesamt die Kontakte Polens mit Schlesien.185 Wohl in diesem Zusammenhang steht der Einsatz König Johann Sobieskis und seiner Frau Maria Kasimira für den Hedwigskult. Auf die Fürsprache des Herrscherpaares erklärte der Papst 1706 die Feier des Hedwigsfestes in der gesamten katholischen Kirche für „geboten“; zuvor war es außerhalb der Erzdiözese Gnesen nur „empfohlen“. Eine Reihe von polnischen Hedwigspredigten, bildlichen Darstellungen und Kurzviten der Heiligen aus dem 18. Jahrhundert stehen für diese zweite Quelle, aus der die polnischen gebildeten Schichten Informationen über die mittelalterliche Geschichte und Fürstentradition Schlesiens erhalten konnten.186 Einzelne schlesische Fürsten konnten sich, wie erwähnt, unter dem polnischen Adel oder an den Höfen der Jagiellonen und Wasa durch den Hinweis auf ihre Herkunft Respekt verschaffen – bis hin zur Kandidatenkür für die Königswahl. Doch diese Kontakte reichten offenbar nicht aus, um in der Adelsrepublik allgemein und dauerhaft ein Bewusstsein dafür entstehen zu lassen, dass Nachfahren der ersten Könige im Nachbarland regierten. In einer 1568 erschienenen Ausgabe von Martin Kromers Chronik heißt es in dem Abschnitt über Piastus über dessen Nachkommenschaft: „Davon sind auch jetzt noch einige, wenn auch schwache, Überreste vorhanden, in Person Alberts, des Herzogs von Teschen und Annas, der Tochter Konrads, des Herzogs von Masowien.“187 Es fällt auf, dass die Herzöge von Liegnitz und Brieg übergangen werden. Die wenigen Autoren, die wie der Płocker Bischof Stanisław Łubieński im Lauf der Jahrhunderte eine Wiedervereinigung Schlesiens mit Polen forderten, argumentierten gegen dessen Unterordnung unter die böhmische Krone staatsrechtlich, 183 „Qui fraudem in vita coluit, [...] dignus fraude perire fuit.“ Ebd. 184 Alicja Karłowska-Kamzowa: Święta Jadwiga patronka Królestwa Polskiego. In: Kaczmarek/ Wójcik (Hg.): Księga Jadwiżańska, 357–370; Rok, Bogdan: Znaczenie kultu św. Jadwigi w Polsce nowożytnej. In: Barciak (Hg.): Piastowie śląscy, 409–415. 185 Roszkowska, Wanda: Oława królewiczów Sobieskich. Wrocław u. a. 21984 [11968]. 186 Beispiele und Abbildungen bei Karłowska-Kamzowa: Święta Jadwiga. 187 „Cuius etiam nunc quaedam, licet tenues, extant reliquiae, in Alberto duce Cessinensium in Silesia & Anna filia Conradi ducis Masouię.“ Kromer: De Origine Et Rebus Gestis Polonorum (1568), 40.
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etwa mit fehlenden Kompetenzen der damaligen schlesischen Fürsten für die Lehensauftragung und König Kasimirs III. für den Verzicht, nicht dynastisch in einem Sinne, der die Herkunft der zeitgenössischen schlesischen Herzöge aufgegriffen hätte.188 Nach der ersten Teilung führte die existenzielle Bedrohung des polnischen Staates zu einem entscheidenden Umschwung nicht nur in der Politik, sondern auch in weiten Teilen der Literatur, darunter der Geschichtsschreibung.189 Polens letzter gewählter König Stanislaus August Poniatowski scharte Gelehrte und Künstler um sich, die seine entschiedenen Reformen des Staates in Richtung auf eine konstitutionelle Monarchie untermauern und legitimieren sollten. Der Schock von 1772 führte auch zum Plan einer neuen Gesamtdarstellung der polnischen Geschichte. Diese Aufgabe wurde dem aufklärerisch gesinnten Jesuiten und späteren Bischof Adam Naruszewicz anvertraut. Mit Unterstützung des Königs ließ er in den Archiven des ganzen Landes umfangreiche Exzerpte als Quellengrundlage anfertigen. Naruszewicz wollte mit seiner „Geschichte der polnischen Nation“ die, wie er glaubte, weit zurückreichenden Ursachen für die Schwäche der Rzeczpospolita im 18. Jahrhundert herausarbeiten und zugleich historische Leitbilder für die Sicherung der Staatlichkeit und Souveränität anbieten.190 Über die Anfänge der Nationalgeschichte wurde damals erbittert gestritten.191 Für reformistisch gesinnte Historiker wie Naruszewicz, Franciszek Jezierski oder Hugo Kołłątaj waren besonders die Anfänge Polens ein beliebtes Feld der Polemik mit ihren Gegnern, die am „sarmatischen Republikanismus“ der Barockzeit festhalten wollten. Die Aufklärer sprachen nun für die Jahrhunderte vor dem Jahr 1000 von der „märchenhaften Historie“ („dzieje bajeczne“). Eine Gestalt nach der anderen wurde in das Reich der Fabel verwiesen. Es begann mit den von Kadłubek eingeführten heidnischen Herrschern Lechus, Cracus und Venda (poln. Lech, Krak und Wanda). Den Piastus ereilte diese Kritik dann im 19. Jahrhundert. Er galt zwar schon Adam Naruszewicz als zweifelhaft. Als literarische Figur, als integrierendes Bild eines Bauernkönigs blieb er aber lebendig. 1816 machte ihn Julian Ursyn Niemcewicz zum Gegenstand eines seiner geschichtsdidaktischen „historischen Gesänge“. In der letzten Strophe wendet sich Piastus an die Polen: 188 Piotrowicz, Kazimierz: Plany rewindykacji Śląska przez Polskę pod koniec średniowiecza. Katowice, Warszawa 1936; Weber: Verhältnis Schlesiens, 84–88. 189 Grabski, Andrzej F.: Myśl historyczna polskiego oświecenia. Warszawa 1976; Bartkiewicz, Kazimierz: Obraz dziejów ojczystych w świadomości historycznej w Polsce doby oświecenia. Poznań 1979. 190 Naruszewicz, Adam: Historya narodu polskiego. Od początku chrześcianstwa, Bd. 2–6: Panowanie Piastów, Warszawa 1780–1785; ders.: Historya [...], Bd. 7: Panowanie Węgrów, Warszawa 1786; weitere Bände, so auch der erste, erschienen erst postum im 19. Jahrhundert in zwei Neuausgaben in Leipzig und Krakau. 191 Maślanka, Julian: Literatura a dzieje bajeczne. Warszawa 21990 [11984]; ders.: Słowiańskie mity historyczne w literaturze polskiego Oświecenia. Wrocław/Warszawa/Kraków 1968.
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„Ihr Landsleute, sprach er, wenn ich denn herrschen soll, Da ihr und die Himmel selbst es verfügt haben, Beschwöre ich euch: Wollet den Landbau ehren: In Schwert und Pflug liegen die Kräfte der Polen.“192
Mit dem Werk von Adam Naruszewicz etablierte sich in der polnischen Historiographie das schon im 17. Jahrhundert nachweisbare193 dynastische Kollektivsubjekt „Piasten“ (zugleich mit den „Jagiellonen“ und den „Wahlkönigen“). Die Betrachtung der Dynastien als historische Einheiten ermöglichte klarere, zumindest plakativere Urteile und Entwicklungsmodelle als die bisher vorherrschende Vorstellung von der Herrscherfolge. In der Herrschaft „der Piasten“, wie man nun allgemein schrieb, glaubten die Aufklärer Züge einer Monarchie zu erkennen, wie sie wünschenswert sei für das von seinen absolutistisch regierten Nachbarn bedrohte, von inneren Kämpfen gelähmte Polen. Das Land sei in großer Gefahr, so schrieben sie, vor allem wegen seiner adelsdemokratischen Verfassung, Ergebnis einer langen Reihe von Zugeständnissen der nachpiastischen Könige. Die polnischen Aufklärer entwarfen ein klares Bild der heimischen Piastendynastie. Die mittelalterlichen Herrscher, besonders Mieszko I. und Boleslaw Chrobry, dienten Naruszewicz, seinen Mitstreitern und Nachfolgern als Vorbilder für effiziente Herrschaft, Handlungsfähigkeit des Staates und Volksnähe der Monarchie. Für letzteres stand besonders die Figur eines zweiten „Bauernkönigs“, Kasimir des Großen, der versucht hatte, der zunehmenden Abhängigkeit der Bauern von Herrn und Scholle zu begegnen. Die Schriften der Aufklärer und die Bildungsprogramme der „Kommission für nationale Erziehung“, Europas erstem Schulministerium, legten die Grundlagen für die Popularität und politische Symbolik, die die polnischen Piasten im Geschichtsbild des 19. Jahrhunderts entfalten sollten. Inwieweit spielten die schlesischen Piasten eine Rolle in diesem Bild? Das Weiterleben des Königshauses in den schlesischen Fürsten und die ehemalige Zugehörigkeit Schlesiens zu Polen rückte im Zuge einer Verbreiterung, Vertiefung und Systematisierung des historischen Wissens im 18. Jahrhundert wieder in den Blick
192 „Ziomkowie, rzecze, kiedy mam panować, | Gdy wy i same Nieba tak zrządziły, | Zaklinam, chciejcież rolnictwo szanować: | W mieczu i pługu są Polaków siły.“ Niemcewicz, Julian Ursyn: Piast. In: ders.: Śpiéwy historyczne z muzyką i rycinami. W Warszawie 1819 [11816], 28–34 (mit Kupferstich, Vertonung von „F. Lessel“ mit Klavierbegleitung und einem Kommentar des Autors), hier 32. 193 Bömelburg: Frühneuzeitliche Nationen, 9–13 referiert ein historisches Schauspiel der Krakauer Universität anlässlich der Krönung König Michaels im Jahr 1669, „Eleutheria Polonis“, in dem die früh- und hochmittelalterlichen Epochen der polnischen Geschichte als „Zeitalter des Piastus und der heidnischen Piasten“ („Seculum Piasti Piastidarumque Ethnicorum“) und „Zeitalter der christlichen Piasten“ („Seculum Piastidarum Christianorum“) bezeichnet werden (ebd., 10, Anm. 4).
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der Historiker, aber doch nur am Rande. Adam Naruszewicz etwa194 bezog im fünften Band seiner „Historya Narodu Polskiego“ die schlesischen Piasten pauschal in seine scharfe Kritik des Zerfalls Polens nach der Herrschaft Boleslaw Schiefmunds mit ein. Anstelle eines Herrn habe Polen „ein gutes Dutzend Tyrannen erhalten. Unter deren Hoffart, Gier und Säbeln wartete es bloß auf den letzten Hieb, durch den es sein Wesen und seinen Namen verlieren würde.“195 An Stellen wie diesen wird der Bezug zur zeitgenössischen Krise nach der ersten Teilung Polens deutlich. Naruszewicz verurteilt wie die traditionelle Geschichtsschreibung seit Długosz die Lehenshuldigung der schlesischen Fürsten, durch die „das schlesische Land, das älteste Erbe unserer Könige“196 verlorengegangen sei. Die Zerstrittenheit der schlesischen Piasten, für die er drastische Beispiele aus den Chroniken anführt,197 und ihre überwiegende Abneigung gegen Polen habe sie dazu veranlasst. Wie die von Długosz geprägte Tradition nimmt Naruszewicz dabei Bolko II. von Schweidnitz, den „Verbündeten und Lehnsmann [!] der polnischen Krone“198 ausdrücklich aus. Eine negative Rolle spielen für ihn besonders die Herzöge von Glogau als Gegenspieler von Wladislaw Ellenlangs Einigungswerk.199 Der verstorbene Grünberger Historiker und Experte für die Historiographie der Aufklärung Kazimierz Bartkiewicz hat sich um den Nachweis bemüht, dass sich das polnische Geschichtsbewusstsein im 18. Jahrhundert den einst polnischen Landschaften an der Oder zugewandt habe. Seine Argumentation für diese Hypothese besteht im Wesentlichen im Zusammentragen einer Fülle von Detailinformationen aus den Werken der aufklärerischen historischen Publizistik.200 Sicher ist es nicht unerheblich, dass seit Jahrhunderten zum ersten Mal wieder die Namen von Glogauer, Saganer oder Oppelner Herzögen in polnischen Geschichtsbüchern genannt, die Auswirkungen ihrer Politik abgeschätzt werden. Es ist aber methodisch fragwürdig, bereits hier die Wurzeln des „polnischen Westgedankens“ zu suchen. Die Horizonterweiterung der polnischen Aufklärungshistorie beschränkt sich keineswegs auf Landschaften wie Schlesien, Pommern und die Neumark. Mit weitgehend gleichen Belegen könnte man eine Zunahme der Aufmerksamkeit nicht nur für die ehemals polnischen Regionen westlich der Rzecz194 Harc, Lucyna: Piastowie śląscy w opinii intelektualistów doby oświecenia. In: Barciak (Hg.): Piastowie śląscy, 298–309 kontextualisiert dessen Position. Die folgenden Stellen auch dort zitiert. 195 „za iednego pana dostała Polska kilkunastu tyranów: a między ich dumą, łakomstwem i szablami czekała tylko ostatniego ciosu, aby już istotę swoię i imię straciła.“ Naruszewicz: Historya, Bd. 5 (1784), 6. 196 „Szląską ziemię, naystarożytniejsze królów naszych dziedzictwo“. Ebd., 8. 197 Ebd., 198 u. ö. 198 „sprzymierzeniec i hołdownik Korony Polskiej“. Ebd., 159. 199 Vgl. ebd., 154. 200 Bartkiewicz, Kazimierz: Ziemie nadodrzańskie w myśli historyczno-politycznej polskiego Oświecenia. Warszawa/Poznań 1987; ders.: Myśl historyczna w Polsce nowożytnej a dzieje ziem nadodrzańskich. Wybór studiów. Hg. v. Tomasz Jaworski. Zielona Góra 2001.
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pospolita, sondern schlicht für die Nachbarstaaten Brandenburg-Preußen und Böhmen nachweisen, und mit entsprechendem Fleiß gelänge dies wohl auch für Schweden und Russland. Die von Bartkiewicz untersuchten Texte tragen für Polen relevante Informationen der klassischen Werke der einheimischen RenaissanceHistoriographie (Długosz, Matthias von Miechów, Kromer, Bielski) und einiger deutscher landesgeschichtlicher Publikationen und Quellensammlungen zusammen und sichten sie. Ernsthafte Forschungen zur schlesischen Geschichte, die darüber hinausgingen, hat es in Polen in der Zeit der Aufklärung aber noch nicht gegeben. Dafür fehlten sowohl die praktischen Voraussetzungen als auch das gesellschaftliche Interesse. Auf lange Sicht folgenreicher als das von Bartkiewicz nachgewiesene historische Interesse für die Landstriche an der Oder waren Überlegungen zu den Grenzen eines künftigen Polen, die durch die Teilungen in Gang gesetzt wurden. Dass diese Grenzen auch Schlesien ganz oder teilweise umschließen müssten, forderten einige bekannte Publizisten bereits in den Jahren des napoleonischen Großherzogtums Warschau. Der für seine radikale Kritik der Adelsrepublik bekannte Stanisław Staszic begründete dies im Jahr 1807 mit geographischen, der Vater der Maiverfassung von 1791, Hugo Kołłątaj, im Jahr 1808 auch mit sprachlich-ethnographischen Argumenten. Solche vereinzelten Stimmen sind Vorläufer für die Konzepte von Westexpansion, die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts im geteilten Polen entstanden. Erst dann wurde das „piastische“ Schlesien wirklich wiederentdeckt und seine Zugehörigkeit zu Polen zunehmend auch mit historischen Argumenten untermauert.201 Trotz intensiver Nachforschungen in der Nachkriegszeit sind keine polnischsprachigen Texte aus dem frühneuzeitlichen Schlesien bekannt, die den Piastenmythos aufgriffen. Zwar lebten in den Fürstentümern Wohlau und Brieg, ebenso wie in Breslau im 17. Jahrhundert bedeutende polnische Bevölkerungsanteile, von dem weitgehend polnischsprachigen Oberschlesien ganz zu schweigen.202 In Brieg und Breslau wurden auch nicht wenige Bücher in polnischer Sprache gedruckt.203 Aber solche über die schlesischen Piasten waren nicht darunter. Gewiss schlug der Piastenkult in Schlesien Brücken des Interesses nach Polen. Doch die Verherrlichung der Dynastie war in der Frühen Neuzeit ein verfeinerter Diskurs der fast ausschließlich lateinisch und deutsch schreibenden Eliten. 201 Gehrke, Roland: Der polnische Westgedanke bis zur Wiedererrichtung des polnischen Staates nach Ende des Ersten Weltkrieges. Genese und Begründung polnischer Gebietsansprüche gegenüber Deutschland im Zeitalter des europäischen Nationalismus. Marburg 2001, 43– 46; ders.: Das „piastische“ Schlesien und seine ideologische Wiederbelebung im polnischen Westgedanken. In: Willoweit/Lemberg (Hg.): Reiche und Territorien, 329–343. 202 Kowalska, Alina: Dzieje jezyka polskiego na Górnym Slasku w okresie habsburskim (1526– 1742). Wrocław 1986. 203 Zaremba, Jan (Hg.): Bibliografia piśmiennictwa polskiego na Śląsku XVII i XVIII w. Wrocław u. a. 1999; Mendykowa, Aleksandra: Dzieje książki polskiej na Śląsku. Wrocław 1991.
IV. Umdeutungen der Dynastietradition in der Erinnerungskultur des 19. und frühen 20. Jahrhunderts 1.
Zum historischen Hintergrund
Politisch-soziale Rahmenbedingungen eines neuen Umgangs mit der Vergangenheit Im vierten Teil dieser Arbeit soll die Bearbeitung der Piastenherzöge in der Erinnerungskultur eines Zeitraums, der in etwa dem „langen 19. Jahrhundert“ entspricht, untersucht werden: vom Ende des Heiligen Römischen Reichs bis zum Ersten Weltkrieg. In dieser langen Periode war das hier hauptsächlich behandelte preußische Schlesien im Hinblick auf Wirtschaftsleistung und Einwohnerzahl eine der wichtigsten Provinzen des Staates. Als Teil Preußens gehörte es zum 1815 gegründeten Deutschen Bund und somit ab 1871 zum kleindeutschen Kaiserreich.1 Die Bevölkerung hatte sich, trotz der lange nachwirkenden Folgen der Schlesischen Kriege und der neuen handelswirtschaftlichen Randlage, im ersten Jahrhundert der Zugehörigkeit zu Preußen verdoppelt. Im Jahr 1858 wurden 3.269.613 Einwohner gezählt. Die herkömmlichen Lebensgrundlagen in Landwirtschaft und Kleingewerbe aber schrumpften zusammen. Die Bewohner Schlesiens hatten innerhalb weniger Jahrzehnte einschneidende Ereignisse von den Schlesischen Kriegen bis hin zu der napoleonischen Krise Preußens erlebt, die von der Niederlage bei Jena und Auerstedt, der französischen Besetzung auch Schlesiens bis zu ihrem Umschlag in den „Freiheitskriegen“ währte. Die weitreichenden Auswirkungen der preußischen Reformen – Bauernbefreiung, Gewerbefreiheit, kommunale Selbstverwaltung, Judenemanzipation – verstärkten nach 1810 die Bindung der neuen Provinz an den preußischen Staat. Ein zunächst gebremster sozialer Wandel setzte ein, der von struktureller Armut, sozialer Mobilisierung, Binnenmigration und Abwanderung, aber auch vom Aufstieg des Bürgertums gekennzeichnet war. Die zunehmend erschlossenen Bodenschätze in Oberschlesien und am Nordrand des Sudetenkamms, aber auch die um 1800 noch manufakturgestützten exportorientierten Gewerbe (Textilproduktion, Glas-, Keramik- und Porzellanherstellung) ermöglichten eine rasante Wirtschaftsentwicklung im Zeichen der Industrialisierung. Dem immer deutlicher artikulierten und praktisch umgesetzten Interessengleichklang bürgerlicher Unternehmer mit dem preußischen Staat entsprach ein erhöhtes 1
Zur schlesischen Geschichte im 19. Jahrhundert wurden durchweg herangezogen: Herzig, Arno: Die unruhige Provinz. Schlesien zwischen 1806 und 1871. In: Conrads (Hg.): Schlesien, 465–552; Fuchs, Konrad: Vom deutschen Krieg zur deutschen Katastrophe (1866– 1945). Ebd., 553–69; Bahlcke: Geschichte der schlesischen Territorien, 74–120; Czapliński, Marek: Dzieje Śląska od 1806 do 1945 roku. In: ders. (Hg.): Historia Śląska, 278–384.
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Umdeutungen der Dynastietradition im 19. und frühen 20. Jahrhundert
Interesse Berlins und der Behörden an dem Oderland mit seinem großen strategischen, demographischen und wirtschaftlichen Potential. Schlesien ist dabei im Hinblick auf das 19. Jahrhundert geradezu als „die unruhige Provinz“ (Arno Herzig) bezeichnet worden. Die sozialen Verwerfungen äußerten sich in Unterschichtenrevolten, Vorläufer der großen Rolle Schlesiens in der deutschen Arbeiterbewegung ab 1860, aber auch im vehementen Einklagen politischer Teilhabe durch die bürgerliche Mittelschicht, wie in der Revolution von 1848. Dem standen starke konservative Kräfte gegenüber, die sich auf das Prestige und den Einfluss des überwiegend noch adeligen Grundbesitzes und auf die über Schule, evangelische Staatskirche und Militärdienst verstärkte Integrationsfunktion der Monarchie der Hohenzollern stützen konnten. Die in dieser Arbeit untersuchte, sich auf historische Fürsten beziehende Erinnerungskultur nimmt in weiten Teilen positiv Bezug auf die monarchische Verfasstheit Schlesiens als preußischer Provinz und auf die Hohenzollern. Sie ist daher tendenziell im konservativen Teil des politischen Spektrums zu verorten. Im Falle König Friedrich Wilhelms IV. und Kaiser Wilhelms II. kann der Rückgriff auf die schlesischen Piasten sogar punktuell als Mittel der Kommunikation zwischen Herrscher und Untertanen untersucht werden. Dennoch gibt es vernehmliche Stimmen über die schlesischen Piasten auch aus dem nationalliberalen, linksliberalen und vor allem aus dem katholischen Lager. Angesichts der spannungsreichen bikonfessionellen Prägung des Landes nicht zu unterschätzen ist die seit ca. 1830 neu entfachte Dynamik religiös-konfessioneller Vergemeinschaftung und die sie begleitenden Konflikte, die Schlesien zu einem lohnenden Untersuchungsfeld für das bisweilen postulierte „Zweite Konfessionelle Zeitalter“ machen.2 In den hier untersuchten Auseinandersetzungen mit der Vergangenheit sind jedenfalls konfessionelle Parteinahmen und Identitätsfindungsprozesse öfter zu beobachten. Dies gilt insbesondere für den Vormärz und für die Zeit des „Kulturkampfs“ der siebziger Jahre, der in Schlesien besonders heftig verlief. Ein weiterer Faktor sozialer Spannungen in Schlesien war die Zweisprachigkeit des Landes, die erst im 19. Jahrhundert zunehmend als politisches Problem in Erscheinung trat. Schien es in der ersten Jahrhunderthälfte noch, als könnte preußisches Staatsbewusstsein die polnischsprachigen Oberschlesier integrieren, so verstärkten insbesondere das Elend weiter Schichten der oberschlesischen Land- und Industriearbeiter, die Ablehnung der überwiegend landfremden, anderskonfessionellen und anderssprachigen Beamten und leitenden Angestellten sowie vor allem die Auseinandersetzung zwischen preußischem Staat und katholischer Kirche die 2
Blaschke, Olaf: Das 19. Jahrhundert: Ein Zweites Konfessionelles Zeitalter? In: Geschichte und Gesellschaft 26 (2000) 38–75; zu diesem Aspekt vgl. Herzig: Die unruhige Provinz, 526–533, 597–600; Fuchs: Vom deutschen Krieg, 92–94, Bahlcke: Die Geschichte der schlesischen Territorien, 102–106; Marschall, Werner: Geschichte des Bistums Breslau. Stuttgart 1980, 113–143.
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Entfremdung von Preußen-Deutschland und die Zuwendung zu einem polnischen Nationalbewusstsein, das gleichwohl bis zum ersten Weltkrieg nicht alle polnischsprachigen Oberschlesier erfasste. Der bereits mehrere Jahrzehnte früher einsetzende deutsche Nationalismus in Schlesien ist als Katalysator zu verstehen.3 Der soziale Wandel beeinflusste den Umgang mit der Vergangenheit. Die scheinbare Besessenheit des 19. Jahrhunderts von der Geschichte ist mit guten Gründen als Krisenphänomen einer schnellen Modernisierung gedeutet worden. Die dynastischen Traditionen Schlesiens verloren um 1800 viele ihrer Funktionen. Wie zu zeigen sein wird, ergab sich ein ganzer Fächer neuer Funktionen. Doch zunächst fiel eben ein erheblicher Teil des Umgangs mit der Vergangenheit ganz einfach weg. Die Trägergruppen der alten Landestradition schwanden, verloren an Bedeutung oder gingen in neuen Sozialformationen auf. Das gilt für den eingesessenen Adel, den Ordensklerus der 1810 aufgehobenen Klöster und die alten städtischen Führungsgruppen. Die Mehrzahl derjenigen, die als Verfasser von Texten, Künstler, Organisatoren von Jubiläen, Vereinen, baulichen oder konservatorischen Maßnahmen im 19. Jahrhundert als „Erinnerungsunternehmer“ im Sinne Halbwachs’ in Erscheinung traten, kam aus dem aufstrebenden Bürgertum. Auch im preußischen Schlesien konstituierte sich die Sozialformation Bürgertum einerseits durch politische und ökonomische Bedingungen, andererseits durch einen Prozess der „Verbürgerlichung“ oder „bürgerlichen Vergesellschaftung“.4 Dieser beruhte auf mentalen Prozessen der Identifikation und Abgrenzung. Die Angehörigen der an Zahl und Bedeutung wachsenden Mittelschichten identifizierten sich mit vorgestellten (und zugleich realen) Gemeinschaften. Dazu gehörte zunächst das Bürgertum selbst, aber auch der Staat, das Volk, die Konfession. Dazu gehörte auch die in Deutschland wohl noch mehr als in anderen Ländern mit Bedeutung aufgeladene Vermittlungsinstanz zwischen Individuum und Nation: die provinziale „Heimat“, die auch in Schlesien bis etwa 1840 noch ganz allgemein als „Vaterland“ bezeichnet wurde.5 Die Bürger grenzten sich im Zuge der bürgerlichen 3
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Czapliński, Marek: Der polnische Nationalismus in Schlesien im 19. Jahrhundert und Anfang des 20. Jahrhunderts. In: Ruchniewicz/Tyszkiewicz/Wrzesiński (Hg.): Przełomy w historii, Bd. 1, 253–269; Herzig, Arno: Die Herausbildung eines deutschen Nationalismus in Schlesien im 19. Jahrhundert. Ebd., 239–251; Kamusella, Tomasz: Silesia and Central European Nationalisms. The Emergence of National and Ethnic Groups in Prussian Silesia and Austrian Silesia, 1848–1918. West Lafayette, Indiana 2007. Hettling, Manfred: Politische Bürgerlichkeit. Der Bürger zwischen Individualität und Vergesellschaftung in Deutschland und der Schweiz 1860 bis 1918. Göttingen 1999, eine Studie, die sich auf Basel und Breslau bezieht. Eine umfassende Untersuchung zum regionalen, aber dennoch zunehmend auf Preußen und Deutschland ausgerichteten Identitätsanteil der Schlesier im 19. Jahrhundert fehlt bezeichnenderweise. Zur Heimat als Zwischeninstanz zwischen individuellem Umfeld und Nation in Deutschland liegen einige wegweisende Studien vor: Berding, Helmut: Staatliche Identität, nationale Integration und politischer Regionalismus. In: Blätter für deutsche Landesgeschichte 121 (1985) 371–394; Confino, Alon: The Nation as a Local Metaphor. Württem-
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Vergemeinschaftung ab, und zwar nach ‚außen‘ und nach ‚unten‘, gegen Fremde und gegen unterbürgerliche Schichten, nicht ganz so konsequent nach ‚oben‘, gegen den Adel. Der Umgang mit der Geschichte, die lebhafte „Suche nach geeigneter Vergangenheit“ (Raymond Aron)6 spielte bei dem Prozess bürgerlicher Identitätssuche eine entscheidende Rolle. Durch die Erinnerungsarbeit des Bürgertums bekam die Geschichte um 1800 einen ganz neuen Stellenwert: Man findet nicht mehr, wie in der Frühneuzeit, die allmählich sich wandelnden Selbstbilder und Repräsentationen ständischer Gruppen, deren Arbeit am Bild der Vergangenheit lediglich in indirektem und partiellem Austausch steht. Im bürgerlichen Zeitalter waren die „Erinnerungsunternehmer“ nun zunehmend daran interessiert, ihre eigene Vorstellung der Vergangenheit möglichst zu verbreiten und in ihrem Handlungsradius vorherrschend zu machen. Dieser Umkreis konnte eine Kleinstadt, die Provinz oder gar das ganze Land sein.7 Zeitgeschichte als konstitutives Element schlesischer Erinnerungskultur des 19. Jahrhunderts Der Umgang mit der damaligen Zeitgeschichte in Schlesien ist nicht nur ein Musterbeispiel für diese Prozesse. Mit der Aneignung und Deutung der „Befreiungskriege“ verbindet sich geradezu die Entfesselung der Dynamik schlesischer Erinnerungskultur des 19. Jahrhunderts.8 König Friedrich Wilhelm III. und seine Berater waren im Frühjahr 1813, unter dem Eindruck des chaotischen Rückzugs der dezimierten Grande Armée aus Russland, nach Breslau gekommen. Hier hatte der König am 17. März 1813 nach langem Zögern die Aufrufe „An mein Volk“ und „An mein Kriegsheer“ proklamieren lassen. Sie kündigten Frankreich die Gefolgschaft
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berg, imperial Germany, and national memory, 1871–1918. Chapel Hill (North Carolina) 1997; Applegate, Celia: Zwischen Heimat und Nation. Die pfälzische Identität im 19. und 20. Jahrhundert. Kaiserslautern 2007, zuerst engl. u. d. T. A Nation of Provincials. The German Idea of Heimat. Berkeley (California) 1990. Aron, Raymond: Schicksal zweier Völker: der deutsche Nachbar. In: Das Parlament vom 30. Juni 1965, 3–11, hier 3. Speitkamp, Winfried: Erinnerungsorte und Landesgeschichte. In: Marwinski, Konrad (Hg.): 150 Jahre Verein für Thüringische Geschichte (und Altertumskunde). Vorträge zum Vereinsjubiläum 2002. Jena 2004, 15–38. Allgemein zur Gedächtnisgeschichte der Befreiungskriege vgl. Schäfer, Kirstin Anne: Die Völkerschlacht. In: François/Schulze (Hg.): Deutsche Erinnerungsorte, Bd. 2, 187–201; Streisand, Joachim: Wirkungen und Beurteilungen der Befreiungskriege. In: Straube, Fritz (Hg.): Das Jahr 1813. Studien zur Geschichte und Wirkung der Befreiungskriege. Berlin 1963, 235–251. Zu Erinnerungskultur in Schlesien vgl. Komorowski, Jarosław: Naród powstaje, zrywa się burza… Pomniki i pamiątki wojny 1813 roku na Dolnym Śląsku. Świdnica 2003.
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auf und mobilisierten die preußischen Truppen, aber auch (überwiegend bürgerliche) Freiwillige für den Krieg gegen Frankreich und seine Verbündeten. Eine erste provokative Aktion hatte, wohl in Absprache mit Hardenberg, Henrik Steffens übernommen. Der gebürtige Norweger war Philosophieprofessor an der eben gegründeten Breslauer Universität. Am 3. Februar 1813 hatte er einen ersten Erlass des Königs zur Bildung von Freiwilligenverbänden aufgegriffen und seine Studenten aufgerufen, sich zu bewaffnen und dem König zur Verfügung zu stellen. Die begeisterte Reaktion der Breslauer trug, wie man später nicht müde wurde zu betonen, zur Entscheidung des 17. März bei. Aus dem preußischen Armeekorps Ludwig Yorcks von Wartenberg und den seit der Vereinbarung von Kalisch wenige Tage zuvor offiziell verbündeten russischen Truppen wurde die „Schlesische Armee“ unter dem Kommando des Feldmarschalls Gebhard Leberecht von Blücher gebildet. Sie operierte zunächst tatsächlich in Schlesien und lieferte Napoleons Truppen (unter Marschall McDonald) am 26. August eine Schlacht zwischen den Flüssen Wütende Neiße und Katzbach. Die Schlacht gilt als Vorentscheidung für die „Völkerschlacht“ bei Leipzig am 18. Oktober 1813, die Napoleons Vorherrschaft in Europa beendete. Die gesellschaftliche Resonanz der Kriegshandlungen in Schlesien kann kaum überschätzt werden. Die in Breslau gefällten Entscheidungen, der Orden des „Eisernen Kreuzes“, den der König in Erinnerung an die verehrte Königin Luise stiftete, die Spendenbereitschaft der Bevölkerung, das Zusammenströmen von Freiwilligen, das von Rogau am Zobten ausziehende legendäre Lützower Freikorps, an dem sich Körner, Arndt, Eichendorff beteiligten, all das ging in den bedeutenden schlesischen Teilstrang der preußischen Erzählung über jenen Krieg ein.9 Als entscheidend galt die Katzbachschlacht in der Provinz sicher nicht zuletzt wegen ihrer Signalwirkung: Es war eine „Schlesische Armee“ gewesen, die in Schlesien den ersten Sieg über Napoleon auf preußischen Boden errang. Nach 1815 wurde in der Provinz lange über ein Denkmal für Blücher debattiert. Der Professor der Königlichen Kunstschule in Breslau Carl Daniel Bach wollte gar den sagenumwobenen Zobtenberg in Mittelschlesien zum „Blücherberg“ umwidmen. Davon blieb nur Zobtengranit auf Blüchers Grab in Krieblowitz.10 1827 wurde ein bronzenes Standbild des Feldmarschalls, ein Werk Christian Daniel Rauchs, auf dem Breslauer Salzring enthüllt, der davon den Namen Blücher-
9 Kunicki, Wojciech: Die Lützower am Zobtenberg. Facetten der Erinnerungskultur. In: Czapliński/Hahn/Weger (Hg.): Schlesische Erinnerungsorte, 138–176. 10 Bach, Carl Daniel: Ideen zu einem öffentlichen Ehrendenkmal für den Feldmarschall von Blücher. In: Correspondenz-Blatt der Schlesischen Gesellschaft für Vaterländische Cultur 5/1 (1814) 50–52; Wiedemann, Franz: Blüchers Grabstätten bei Krieblowitz. In: ZVGS 65 (1931), 473–501. Vgl. allgemein Bischoff, Ulrich: Denkmäler der Befreiungskriege in Deutschland 1813–1815. Berlin 1977.
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platz erhielt.11 1861 stellte Breslau ein Reiterstandbild Friedrich Wilhelms III. vor der Westseite des Rathauses auf, auf dessen Sockel der Aufruf „An mein Volk“ wiedergegeben war.12 1863 wurde das Jubiläum der Katzbachschlacht in Liegnitz aufwändig gefeiert. In den Jahren vor 1913 verband sich das Gedenken dort wie in Breslau wieder mit intensiven Bemühungen um ein Denkmal.13 Im Kaiserreich war die Meinung verbreitet, erst das Jahr 1813 hätte die Schlesier zu überzeugten Preußen gemacht.14 Die Stadt Breslau organisierte 1913 eine „Jahrhundertfeier der Freiheitskriege“ in riesigen Dimensionen. Zu dem Anlass entstand ein aufsehenerregendes Festgelände um Max Bergs revolutionär moderne Jahrhunderthalle, die durch ihren Namen, durch Inschriften mit Zitaten der Aufrufe von 1813 und durch ein Relief Alfred Vockes mit St.-Michaelsfigur auch als Denkmal gekennzeichnet war.15 Max Reinhardt inszenierte in der Jahrhunderthalle Gerhart Hauptmanns „Festspiel in deutschen Reimen“, eine fortschrittsoptimistische, nichtmilitaristische Vision der Befreiungskriege.16 Nebenan, in einem Pavillon Hans Poelzigs, zeigte die Stadt eine hochkarätige historische Ausstellung des 11 Stein, Rudolf: Der Große Ring zu Breslau. Darstellung seines Verhältnisses zur Stadt; Geschichte seiner Bauten und deren Aufgaben; Würdigung des Neumarktes und Blücherplatzes. Breslau 1935, 273. 12 Stein: Der Große Ring, 256f. 13 Sammter, Adolf: Die Katzbach-Schlacht am 20. August 1813 Mit besonderer Beiziehung der vorhergegangenen Ereignisse zu Liegnitz und Umgegend, sowie der Gefechte bei ‚Löwenberg‘ u. ‚Goldberg‘. Zur Erinnerung an den vor fünfzig Jahren errungenen Sieg, Liegnitz 1863, [Selber Titel und Untertitel.] Unter Zugrundelegung der gleichnamigen Schrift von Dr. A. Sammter neubearb., erg. und erw. von Friedrich Nagel. Liegnitz 1906; dass. nochmals 1913; [Schober, Gotthard:] Denkschrift des Landes-Rats G. Schober über einen Malhügel am Ufer der Katzbach zu Erinnerung an die Schlacht an der Katzbach vom 26. August 1813. Breslau 1908. [Umschlagtitel: Zur Katzbach-Regulierung. Für ein Denkmal am KatzbachUfer]; im Katalog der Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz zu Berlin ermittelt, wahrscheinlich Kriegsverlust, möglicherweise eine Handschrift; Hahn, R.: Der Name der Schlacht an der Katzbach und das Museum zu Dohnau. Liegnitz [1911]; vgl. auch die Erzählung Sommer, Fedor: Bei den Lützowern und an der Katzbach Erzählung aus großer Zeit. Liegnitz [1912] und das Stück Jander, Albrecht: Die Schlacht an der Katzbach. Jubiläumsfestspiel. Vaterländ. Festspiel in 3 Akten. Liegnitz [1913]. 14 Vgl. etwa Partsch, Joseph: Schlesien. Eine Landeskunde für das deutsche Volk, T. 1–2, Breslau 1896–1911, hier T. 2: Landschaften und Siedlungen. Breslau 1911, 24. 15 Vgl. Eiden, Maximilian: Jahrhundertfeiern und Jahrhundertdenkmäler der ‚Befreiungskriege‘ in Leipzig und Breslau – zwei gegenläufige nationale Erinnerungsprojekte? In: Born, Robert/Labuda, Adam S./Störtkuhl, Beate (Hg.): Visuelle Erinnerungskulturen und Geschichtskonstruktionen in Deutschland und in Polen 1800–1939. Warszawa 2006, 205–229; Ilkosz, Jerzy: Die Jahrhunderthalle und das Ausstellungsgelände in Breslau – das Werk Max Bergs. München 2006. 16 Fiedler, Leonard M.: Gerhart Hauptmanns ‚Festspiel in deutschen Reimen‘ inszeniert von Max Reinhardt in Max Bergs Jahrhunderthalle in Breslau (1913), der ‚Kampf um Hauptmann‘ und Hans Poelzigs ‚theatralische Sendung‘. In: Ilkosz, Jerzy/Störtkuhl, Beate (Hg.): Hans Poelzig in Breslau. Architektur und Kunst 1900–1916. Ausstellungskatalog. Delmen-
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Museumsdirektors Karl Masner. Die Ausstellung brachte die positive Entwicklung Breslaus und Schlesiens nach 1815 mit den preußischen Reformen in Verbindung. Der Stadtarchivar Heinrich Wendt formulierte das so: „Der befreiende, rettende Umschwung der Geschichte Preußens und Deutschlands wurde auch für Breslau epochemachend wie kein anderes Ereignis seiner Geschichte. Er schuf freie Bahn für die neuzeitliche Entwicklung der Stadt; für ihre Bürgerschaft besiegelte er den Fortschritt von dem beschränkten Stadtbürgertum zum Staatsbürgertum.“17 Schon in der Restaurationszeit wurde von einer Erneuerung des Preußentums gesprochen, die als Ergebnis eines Freiheitskampfes dargestellt werden konnte. Gewiss leiteten die Liberalen aus der „Erhebung“ von 1813 Forderungen nach sozialer Partizipation, Konstitutionalisierung und eine gegen die Partikularstaaten durchzusetzende deutsche Einheit ab; einzelne Ideologen wie Ernst Moritz Arndt und Friedrich Ludwig Jahn wiederum nahmen den Kampf gegen Frankreich zur Begründung eines schrankenlosen, religiöse Züge tragenden deutschen Nationalismus. Doch auf konservativer Seite konnten eben auch andere, preußisch-staatstragende Schlüsse aus ‚1813‘ gezogen werden. Karl Friedrich Schinkels zwischen 1817 und 1821 errichtetes Berliner Kreuzberg-Denkmal brachte diese Deutung zum Ausdruck. In Schlesien fand sie nach 1815 viele Anhänger. Auf dieses ‚wiedergeborene‘ Preußen bezog sich zunehmend das ebenfalls in Bewegung geratende schlesische Regionalbewusstsein. Seine Stützen, wie die 1811 gegründete Universität und ein reges Vereinsleben, werden in den nächsten Kapiteln zur Sprache kommen. Die verschiedenen sozialen Gruppen und politischen Richtungen, die darüber diskutierten, was es hieß, Schlesier zu sein, hatten ein gemeinsames Interesse daran, neben Preußens modernisierender Rolle in Schlesien nun auch Schlesiens Bedeutung für den Gesamtstaat hervorzuheben.18 Texte und Feiern im Gedenken an ‚1813‘ waren dazu hervorragend geeignet, weil die Propaganda vom Bündnis zwischen König und Volk („Der König rief, und alle, alle kamen“) in ganz Preußen staatsbürgerliches Selbstbewusstsein geweckt hatte. Jetzt konnte auch das historische Eigengewicht der Provinz, das nun wieder ins Blickfeld rückte, als Beitrag zum Preußentum beschrieben werden.
horst 2000, 94–122; Sprengel, Peter: Die inszenierte Nation. Deutsche Festspiele 1813– 1913. Mit ausgewählten Texten. Tübingen 1991, 67–104. 17 Wendt, Heinrich: Der Raum Breslau in der historischen Ausstellung. In: Schlesien 6 (1912/13) 531–536, hier 531; vgl. Gussone, Nikolaus: Die Historische Ausstellung zur Jahrhundertfeier in Breslau 1913. Ein Beitrag zu Gedenkkultur und Geschichtspolitik im Deutschen Kaiserreich. In: Ilkosz/Störtkuhl (Hg.): Hans Poelzig, 450–475. 18 Zur zunehmenden Rezeption dieser Selbstdarstellung im Schulbuch vgl. Abmeier, HansLudwig: Schlesien und die Schlesier von 1740 bis 1844 im Spiegel deutscher und österreichischer Oberschulgeschichtsbücher. Würzburg 1975, 1, 177–186.
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2. Thematischer Längsschnitt: Die Dynamik des Wahlstatt-Stoffs Nichts zeigt dies besser als die bemerkenswerte Überblendung der Gedächtnisorte ‚1813‘ und ‚1241‘, die in Schlesien in Texten,19 Kunstwerken (Beispiel: Abb. 12) und Feiern vorgenommen wurde. Heinrich der Fromme erschien als volksnaher Monarch und als Freiheitskämpfer. Die Wahlstattschlacht wurde, wie in der typologischen Bibelauslegung, zu einer ‚Präfiguration‘ der Katzbachschlacht oder auch der gesamten, von Schlesien ausgehenden „Erhebung“. Noch bevor sich der preußische Staat gegen Napoleon wandte, wurde dieser Gedanke bereits in einem literarischen Werk vorbereitet.20 In seinem 1811 gedruckten Epos „Tataris oder das befreite Schlesien“ stellte Peter Friedrich Kanngießer in achtzehn Gesängen die Abwehrkämpfe gegen die Mongolen vor.21 Das Werk orientierte sich stilistisch an Johann Heinrich Voß’ Ilias-Übersetzung von 1793 und an Friedrich Gottlieb Klopstocks Oden; das passende Versmaß waren deutsche Hexameter. Die breite Ausmalung des Ringens mit den Invasoren aus Asien sollte nach Absicht des Verfassers, eines Historikers und Gymnasialprofessors für die alten Sprachen am Magdalenengymnasium, die „Ehre des Deutschen Geschlechts“22 verherrlichen. Wie bei Homer sind Sagen, Liebesgeschichten und Intrigen in die kriegerisch-diplomatische Haupthandlung verwoben. Die christlichen Heerführer Heinrich II., Mieszko von Oppeln und der Markgraf von Mähren stehen im Mittelpunkt. Ursache des Krieges ist wie in der Ilias ein Frauenraub. Er wird aus der schlesischen Lokalsage entwickelt: Heinrich selbst hat in Neumarkt das Gefolge der Tartarenfürstin Jolanthe, der Gemahlin Batus, betrunken gemacht und sie entführt. Die Sage von der Tartarenkaiserin hatte Georg Gustav Fülleborn 1801 wieder bekannt gemacht. Fülleborn, Lehrer am Elisabeth-Gymnasium und umtriebiger Literat, hatte seinem Gedicht „Ein alt Lied von der Tartarfürstin die zu Neumark meuchelmörderisch getödtet worden“ den Anschein einer Volksdichtung gegeben. Eine Strophe lautet:
19 Zur literarischen Rezeption vgl. den wertvollen Überblick bei Bein, Werner: „Ein großes vaterländisches Faktum“. Die Schlacht von Wahlstatt in der deutschen Literatur. In: Schmilewski (Hg.): Wahlstatt 1241, 149–170 sowie bei Zuchhold, Hans: Die Schlacht von Wahlstatt in der deutschen Dichtung. In: Schönborn, Theodor (Hg.): Liegnitz. 700 Jahre eine Stadt deutschen Rechts. Breslau 1942 (1943), 141–150. 20 Hier liegt eine Parallele zu Heinrich von Kleists Drama „Die Hermannschlacht“ (1808) vor, das ebenfalls in historischer Verkleidung für die Erhebung der Deutschen (Germanen) gegen Napoleons Frankreich (das augusteische Rom) warb. 21 Kanngießer, Peter Friedrich: Tataris oder das befreite Schlesien. In achtzehn Gesängen. Breslau 1811. 22 Kanngießer: Tataris, 17. Gesang, 219, zitiert nach Bein: „Ein großes vaterländisches Faktum“, 151.
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„Den Tod der Prinzessin zu rächen Bey Wahlstatt gieng es trüb; Zu Ehren der Heiden-Prinzessin Ein christlicher Herzog blieb.“23
1808 fand das „Lied“ Aufnahme in „Des Knaben Wunderhorn“, die wohl einflussreichste Sammlung echter und vermeintlicher deutscher Volkslieder.24 Fülleborn hatte sich auch an einem Wahlstatt-Drama versucht, von dem Fragmente publiziert wurden.25 Zurück zu Kanngießers „Tataris“. Mag auch Heinrich schuldig geworden sein: Er und seine Verbündeten und Getreuen erweisen sich als würdige Nachfolger der bedrängten Trojaner, ganz besonders in der auf die letzten drei Gesänge gestreckten Entscheidungsschlacht. Batu ist entsetzt über die Verluste der Mongolen und zieht ab, nachdem „Rothkirch“, der Burggraf von Liegnitz, die Übergabe der Stadt verweigert hat. Das Epos wurde Vorbild für eine Reihe weiterer Dichtungen. Der Justizrat Carl Schnieber, Stadtdirektor in Schweidnitz, hatte dieses Amt vor 1796 in Liegnitz innegehabt. Sein Schauspiel „Heinrich der Fromme, Herzog zu Schlesien“ widmete er „[i]m Gefühl der Erinnerung glücklich verlebter Jahre [...] dem Magistrat zu Liegnitz“; der Erlös des Buchverkaufs sollte Liegnitzer Kriegswaisen und Invaliden zugute kommen.26 Der Magistrat griff den Gedanken auf und ließ das Stück nicht nur drucken, sondern auch aufführen, und zwar zum Jahrestag der KatzbachSchlacht am 26. August 1815. Die Schauspieler waren durchweg „Dilettanten“, was, wie ein Zeitgenosse befand, „wegen des starken Personales und der Gefechte darin viel sagen will“.27 In Schniebers Vorbemerkung findet sich zum ersten Mal die Aktualisierung ausgesprochen: „Dreimal fochten Heinrich der Fromme, Friedrich der Große und Blücher in den Gefilden von Liegnitz für die Freiheit des Vaterlandes.“28 Friedrich II. hatte im Dritten Schlesischen Krieg 1760 eine „Schlacht bei Liegnitz“ geliefert. Das Drama, formal streng komponiert, in jambischen Fünfhebern, behandelt ohne Abschweifungen die Vorbereitung der Schlacht und gibt diese durch Botenbericht wieder. Das Stück setzt stellenweise auf Schauereffekte. Bisweilen gerät es 23 Fülleborn, Georg Gustav: Ein alt Lied von der Tartarfürstin die zu Neumark meuchelmörderisch getödtet worden. In: Der Breslauische Erzähler 2 (1801) 68–69. 24 Des Knaben Wunderhorn. Alte deutsche Lieder. Gesammelt von [Ludwig] A[chim] v. Arnim und Clemens Brentano, Bd. 2, Heidelberg 1808, 258–260. 25 Fülleborn, Georg Gustav: Die Tartarschlacht [Fragmente der letzten Auftritte]. In: Der Breslauische Erzähler 4 (1803) 58–64, 73–76. 26 Schnieber, C[arl] G.: Heinrich der Fromme, Herzog zu Schlesien. Historisches Schauspiel in vier Aufzügen. Liegnitz 1815, IIIf. 27 T. Z.: [Rezension von Schnieber: Heinrich der Fromme]. In: Jenaische allgemeine LiteraturZeitung (1817), November, 249. 28 Schnieber: Heinrich der Fromme, III.
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zur Tugendunterweisung. Das Ideal des christlichen Martyriums und des Heldentodes für das Vaterland werden Heinrich II. zugeschrieben. Er erscheint als gerechter und fürsorglicher Herrscher, zärtlicher Vater und Ehemann. Vor der Schlacht versöhnt er sich mit seinem Oppelner Vetter, bestellt sein Haus, sorgt für Verteidigung und die Sicherheit der Liegnitzer Bürger. Das Verhängnis wird einem dämonischen Diversanten, dem „Schwarzen Ritter“ zugeschrieben, der Herzogin Hedwig (ohne Erfolg) in Versuchung führt und für das „Fliehet!“ und die Zauberfahne verantwortlich ist. Am Anfang des Stücks bestätigt der Geist Heinrichs II. den Liegnitzern, dass sie ihrer Vorfahren würdig seien. Der schwerverwundete Getreue des Herzogs, Nostitz (namensgleich mit einem hohen Offizier in der Katzbachschlacht), einer der wenigen Überlebenden, schaut am Ende erneut den Geist Heinrichs II., der ihm die kommende Blüte der Piasten und des aus ihnen hervorgegangen Hohenzollernhauses prophezeit: „Du bist es ja! Du zeigst auf Deine Söhne. Die Zukunft rollst Du mir im Spiegel auf, Und zeigst auf Deinen Stamm mit jungen Blättern; Noch treibt er üppig, – eine Lorbeerkrone Schlingt sich mit Grün um seine Wipfel.“29
Am Ende steht ein Pakt zwischen Thron und Volk im Geist der preußischen Reformära: Die jungen Herzöge sollen schwören „Des Volkes Wert zu sein, das ihr beherrscht“, die Bürger „Der Fürsten werth zu seyn aus seinem [Heinrichs, M. E.] Stamme | Sie treu zu lieben, wie Ihr ihn geliebt.“30 1819 veröffentlichte der Breslauer Jurist Carl Franz van der Velde den ersten Wahlstatt-Roman der Literaturgeschichte.31 In seinem zwei Jahre zuvor in Breslau aufgeführten Drama „Der neunzehnte Oktober“ hatte der Autor interessanterweise die Befreiungskriege, also die allerjüngste Vergangenheit, behandelt. In seiner „Tartarenschlacht“ griff er wie Kanngießer die Sage von der Tartarenkaiserin auf. Bei van der Velde liegt ein Teil der Schuld allerdings bei der Frau. Adelma, so heißt Batu-Khans Verlobte hier, ist vor dem Tyrannen ins christliche Schlesien geflohen und unter ihrem Taufnamen Dorothea eine Ehe mit dem Grafen Rothkirch eingegangen. Der polnische Diener Kruko kennt als einziger ihre Vergangenheit und versucht, sie erpresserisch zum Ehebruch zu zwingen. Als Adelma ihn zurückweist, verrät er den Mongolen Adelmas Aufenthaltsort. Unstatthafte Begierde, Eifersucht und Rachedurst motivieren also hier die Katastrophe. In der Schlacht wird Rothkirch, verzweifelt über Dorothea-Adelmas unerklärliches Verschwinden und den Tod seines Herzogs, schwer verwundet. Seine Frau, als Knappe verkleidet, rettet ihm das Leben, tötet den Verräter Kruko und erdolcht sich vor den Augen des
29 Ebd., 79. 30 Ebd. 31 Mir zugänglich: van der Velde, Carl Franz: Die Tatarenschlacht, Axel. Dresden 31824 [11819].
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Khans, der entsetzt abzieht. Van der Velde hatte für den Wahlstatt-Stoff eine publikumswirksame Form gefunden, wie Neuauflagen und eine Dramenbearbeitung des österreichischen Ministerialbeamten und Literaten Ludwig Halirsch belegen.32 Überwiegend unreflektiert gilt das Schlesien des Jahres 1241 den klassizistischen und romantischen Dichtungen jener Jahre als deutsche Ritterlandschaft. Die Polen, die der Ansturm der Mongolen zuerst erreicht hat, spielen aber jeweils eine gewisse Rolle. Van der Veldes Verräter Kruko wird deutlich als Pole gekennzeichnet, aber ebenso der Kastellan „Sulisla[w]“, der in mehreren Texten ein Kontingent „edler“ bzw. „tapferer“ Polen in die Schlacht führt. Diese repräsentieren der preußischen Staatsräson entsprechend den polnischen Bevölkerungsanteil Preußens, dessen Loyalität man einforderte. Zu bedenken ist, dass Preußens Teilungsgewinne (West- und Südpreußen, Neuschlesien und Neu-Ostpreußen) den größten Teil des von Napoleon errichteten „Großherzogtums Warschau“ und damit den Rumpf für ein wiedererstehendes Polen gebildet hatten. Doch die Wahlstatt-Texte der Romantik spiegeln weniger diese jüngste Vergangenheit als das aktuelle, 1815 reorganisierte Preußen. Die Polen werden beiläufig als gleichberechtigte, aber minder wichtige Mitstreiter anerkannt. Die Erinnerungskultur um die Mongolenschlacht konnte auch im 19. Jahrhundert ihre alten Orte aufsuchen: Wahlstatt selbst und die Breslauer Vinzenzkirche. Beide Klöster, die Benediktinerprobstei und die Prämonstratenserabtei, waren allerdings 1810 mit dem gesamten Mobiliar säkularisiert worden. Die Konventsgebäude wurden staatlich genutzt, die Kirchen dienten als einfache Pfarrkirchen. Das jahrhundertealte Gebetsgedenken der Klostergemeinschaften war erloschen. Nur der evangelische „Kriegssonntag“ wurde in Wahlstatt weiter gefeiert. Doch der Wahlstatt-Mythos war in der weltlichen Kultur durch die Verbindung mit den Befreiungskriegen mächtiger als je zuvor. Das äußerte sich auch an den Erinnerungsstätten. Im Jahr 1818 unternahm der „Turnvater“ Friedrich Ludwig Jahn 1818 mit einer Gruppe seiner gewöhnlich in der Hasenheide bei Berlin trainierenden Schüler eine Fußreise nach Schlesien. Jahns Interesse galt neben dem Naturerlebnis vor allem „vaterländischen Weihestätten“, darunter ganz besonders den Orten der „Erhebung von 1813“. An jedem denkwürdigen Ort gab der Meister historische Erläuterungen. In Wahlstatt gedachten die Turner „der Schlacht Heinrichs II. von Schlesien gegen die Mongolen und studierten einen Bericht über die ‚Tartarschlacht‘“. Jahn belehrte seine Schüler: Zwar hätten die Mongolen gesiegt und viele Deutsche getötet, doch sei deren „Blutstrom“ keineswegs „vergebens“ gewesen; sie blieben „Zeugen deutscher Freiheit“; „Sieg und Leben“ hätten sie „im Tode“.33 32 Halirsch, Ludwig: Die Tataren-Schlacht. Trauerspiel in 5 Aufzügen; nach van der Velde’s Erzählung. Prag 1829. 33 Einer der Turner, damals noch Gymnasiast, hat einen Bericht verfasst: Lieber, Franz: Die Fahrt nach Schlesien im Jahre 1818. Hg. von Karl Waßmannsdorf. In: Deutsche Turnzeitung
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Dem populären Feldmarschall Blücher, dem Sieger der Katzbachschlacht, wurde allgemein ein entscheidender Anteil an der Bezwingung Napoleons zugeschrieben. Am 3. Juni 1814 erhob ihn König Friedrich Wilhelm III. zum „Fürsten von Wahlstatt“. Damit bekräftigte der Monarch die geschichtspolitische Verbindung zwischen ‚1241‘ und ‚1813‘, Wahlstatt und Katzbach. Blücher erhielt nicht etwa Wahlstatt zum Lehen; der König schenkte ihm das Gut Krieblowitz und elf Dörfer in Mittelschlesien. 1847 gelangte das Gut Wahlstatt dann allerdings an die Familie des Fürsten. Die Verbindung des Ortes mit dem „Marschall Vorwärts“ mag zudem eine Nutzungsentscheidung für ehemalige Benediktinerkloster Wahlstatt beeinflusst haben, das ab 1838 eine Kadettenanstalt für schließlich 200 Zöglinge aufnahm.34 Der erste Kommandeur des Hauses, Oberstleutnant Wilhelm von Chappuis, ein Neffe des erfolgreichen Theaterschriftstellers und Mundarddichters Karl von Holtei, dichtete selbst historische Balladen. Er ließ es sich nicht nehmen, eine Ode zur der Eröffnungsfeier der Anstalt zu verfassen, bei der König Friedrich Wilhelm III. anwesend war. Die ersten beiden Strophen lauten: „Will sich empor das Herz recht freudig schwingen, Dann dringt ein Lied heraus; Drum laßt uns heut’ das Lied der Weihe singen in Wahlstatts Königshaus. Es stehe fest auf weltberühmtem Grunde, Wo Herzog Heinrich sank Und Marschall Vorwärts einst zu guter Stunde Den Preußen-Säbel schwang.“35
Karl Geisheim, Oberlehrer am Breslauer Elisabethanum, als Literat vornehmlich Humorist, griff den Wahlstatt-Mythos 1819 mit dem durchaus ernsten balladenhaften Gedicht „Herzog Heinrichs Heldentod bei Wahlstatt“ auf. Interessant ist die veränderte Fassung in seinen gesammelten Gedichten (1839), die 42 Stanzen umfasst. Sie überrascht durch eine treffende Analyse der Folgen des vorzeitigen Todes Heinrichs für die schlesische Geschichte: „Selbständigkeit“ sei Heinrichs „erhabnes Ziel“ gewesen; nach seinem Tod sei „sein Volk [...] lang“ nur „Nebenstern von höhern Sonnen“, „fremder Zwiste Spiel“ gewesen. Auch Geisheim zieht die Parallele ‚1241‘ – ‚1813‘ und kommt dabei auf die Gedenkorte zu sprechen.
49 (1895) 637–642, 686–690. Hier zitiert nach: Düding, Dieter: Organisierter gesellschaftlicher Nationalismus in Deutschland (1808–1847). Bedeutung und Funktion der Turnerund Sängervereine für die deutsche Nationalbewegung. München 1984, 85. 34 Münch, Gotthard: Wahlstatt (Legnickie Pole). In: Weczerka (Hg.): Schlesien, 552–554. 35 Zedlitz und Neukirch, Conrad-Dieter Frhr. von/Weske, Hans Heinrich: Wahlstatt. Einstige Probstei der Benediktiner – Das Kadettenhaus (1838–1920) – Die Staatliche Bildungsanstalt (1920–1934). Lorch/Württ. 1989, 50.
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„Sankt Jakob birgt des Herrlichsten Gebeine [...] Nacht lag auf ihm und seinem Leichsteine, Sein Volk, die Nachwelt dachte kaum an ihn, Bis nun, erneut in Blüchers Siegeskränzen, Zwiefach unsterblich Wahlstatts Tage glänzen. Nun stieg auch Heinrichs frommes Denkmal wieder aus der Vergessenheit zum Tag’ empor. [...] Ein edler Geist erhob des Leichnams Glieder und ihren Denkstein aus der Nacht hervor: Sankt Jakob, heut Sankt Vincent, zeigt die Bahre Des hohen Helden, nah am Hochaltare.“36
Das Grabmal Herzog Heinrichs II. gehörte, wie erwähnt, schon für Samuel Benjamin Klose zu den ehrwürdigsten Stätten der schlesischen Geschichte. Auch an diesem Ort wurde versucht, das Gedenken in zeitgemäßer Form zu erneuern und damit der alten Kirche einen Teil ihrer alten Bedeutung zurückzugewinnen. „[V]iele Alterthumsfreunde“ im Umkreis der Universität und des Archivars Johann Gustav Gottlieb Büsching wünschten sich bereits um 1810 eine Renovierung des Monuments und eine Rückführung des Herzogs an seinen, wie man meinte, gebührenden Platz im Zentrum des Chors vor dem Hochaltar.37 Der Pfarrer von St. Vinzenz, der an der Universität lehrende Kirchenhistoriker und Domherr Carl Ignaz Herber, ergriff die Initiative. Ein zeitgenössischer Bericht fasst zusammen: „[A]uf Kosten eines hohen Beschützers vaterländischer Kunst [wurde] alles sorgfältig gereinigt, die Farben erneut [!], der rechte Arm aus gebranntem Ton auf eine angemessene Weise ergänzt, und das ganze auf einen neuen, aber alterthümlich verzierten Sockel aus Sandstein gestellt.“38 Anlässlich der Umbettung entstanden zwei detailreiche Abbildungen des erneuerten Grabmals, die als Kupferstiche die Festschrift zur Umbettung einleiteten. Sie sollten immer wieder abgedruckt werden und so das Bild Heinrichs des Frommen weit über Schlesien hinaus bekannt machen. Einer jener „Alterthumsfreunde“ um Büsching, der Lehrer am Friedrichs-Gymnasium, Historiker, Altphilologe und Germanist Johann Gottlieb Kunisch, verfasste für die Schrift eine Lebensbeschreibung Heinrichs. 36 Geisheim, Karl: Herzog Heinrichs Heldentod bei Wahlstatt 1241. Historisches Gemälde. In: Schl.Prbll. (1819), Nr. 70 der Gesamtfolge, 97–112; alle Zitate aus diesem Gedicht nach: ders.: Gedichte, Bd. 2/2, Breslau 1839, 396–408, hier 408. 37 Beispiel: [Menzel, Karl Adolf:] Geschichte Schlesiens, Bd. 1–3, Breslau 1808–1809, hier Bd. 1, 40: „Was soll man von einer Nation denken, die das Monument ihres edelsten Fürsten unter Brettern verstecken läßt!“ Weitere Details über die Renovierung bei Burgemeister, Ludwig/Grundmann, Günther (Hg.): Die Kunstdenkmäler der Stadt Breslau. T. 3: Die kirchlichen Denkmäler der Altstadt (Fortsetzung) und des erweiterten Stadtgebietes. Die Friedhöfe. Breslau 1934, 14. 38 Kunisch, Herzog Heinrich der Zweite, 11.
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Abb. 11: Das Grabmal Herzog Heinrichs II. wurde auf Betreiben von Gelehrten und katholischen Geistlichen und mit Unterstützung der Familie Schaffgotsch renoviert und 1832 an seinen ursprünglichen Ort vor dem Hochaltar der Breslauer Vinzenzkirche aufgestellt.
Die Inszenierung der Umbettung entsprach romantischem Zeitgeist: „Am 24. November des Jahres 1832 wurde bei später Abendstille das Monument nebst den Gebeinen des Herzogs unter dem Geläute der Kirchenglocken und im Beisein der Pfarrgeistlichkeit mit einfach rührender Feierlichkeit wieder an seine vorige Stelle gebracht.“39 Es wäre aufschlussreich, mehr über die Teilnehmer der Feier zu erfahren. Den „hohen Beschützer vaterländischer Kunst“, den „edlen Geist“, der die Renovierung bezahlte, nennt eine Fußnote: Es handelte sich um den „jetzigen Standesherrn, Herrn Reichsgrafen Leopold von Schaffgotsch“.40 Der katholische Adlige war sich bewusst, dass er von Heinrich dem Frommen abstammte. In einer am restaurierten Grabmal (Abb. 11) angebrachten Inschrift nannte er „Dankbarkeit gegen seine Vorfahren“ als Stiftungsgrund.41 Leopold hatte auch die Majoratsbibliothek seines 39 Ebd., 11. 40 Ebd. 41 Die Inschrift lautete nach einer Notiz bei Mycielski, Józef: Grobowe Piastów pomniki na Szląsku Pruskim. In: Rocznik Towarzystwa Przyjaciół Nauk Poznańskiego 25/1–2 (1898),
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Abb. 12: Wie auf diesem Stich Johan Gottlieb Böttgers von 1808 wurde „Heinrich II. Heldentod im Jahr 1241“ im 19. Jahrhundert häufig in Kunst, Literatur und Geschichtsschreibung in Erinnerung gerufen.
Urgroßvaters Johann Anton, das in dieser Arbeit beschriebene Zentrum des schlesischen Piastenkults im 18. Jahrhundert, nach Jahrzehnten des Niedergangs neu belebt, ordnen, katalogisieren und ausbauen lassen. Er bestimmte auch noch ihren Umzug in die alte Propstei in Warmbrunn, der in seinem Todesjahr 1834 vonstattenging. Auch genealogischen Studien der Schaffgotsch sind in diesen Jahren wieder nachweisbar. Ein Zusammenhang dieser Bemühungen mit der Erhebung der Grafen von Schaffgotsch zu preußischen Standesherren im Jahr 1825 ist nicht unwahrscheinlich.
49–106, hier 57: „Leopold Reichsgraf von Schaffgotsch etc. etc hat dieses Denkmal aus Dankbarkeit gegen seine Vorfahren 1832 restaurieren lassen.“ Im lateinischen Original: „Leopoldus S.R.J. Comes a Schaffgotsch etc. etc., monumentum hoc, grato ergo [!] prosapiam suam restaurari fecit MDCCCXXXII.“
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Überraschenderweise war der katholische Klerus Breslaus offenbar die einzige Gruppe, die das 600. Jubiläum der Wahlstatt Schlacht im Jahr 1841 mit einigem Aufwand feierte und dazu einlud. Die wichtigste Tageszeitung der Provinz, die „Privilegirte Schlesische Zeitung“ des Korn-Verlags, brachte jedenfalls nur einen historischen Artikel, aber keine Hinweise auf staatliche, städtische oder private Gedenkfeiern.42 Der Anstoß zu den Feiern scheint wiederum von Herber gekommen zu sein. Ein anderer angesehener Domherr, der Domprediger und spätere Bischof Heinrich Förster, unterstützte ihn offenbar. Auf den Jahrestag am 9. April fiel 1841 der Karfreitag. Deshalb fand die Feier später statt, am Sonntag, dem 20. Juni. Zugleich feierte man das Stiftungsjubiläum der Vinzenzkirche. Am Vorabend „wurde das Fest durch solenne Vespern eingeleitet und Abends durch das schöne Glockengeläute von 8–9 Uhr verkündet“; am Sonntag läuteten, wie sonst zu Hochfesten, die Glocken von vier bis fünf Uhr morgens. Schon zu dieser frühen Stunde versammelten sich, wie schon am Vortag, Gläubige zur Beichte, um den eigens proklamierten Ablass zu erhalten. „Am Grabmale Heinrichs brannten [...] zu Haupt und Füßen je zwei Kerzen mit dem herzoglichen Wappen, dem schles. Adler auf gelbem Felde. [...] Nach beendigter Predigt [...] begann der feierliche Gottesdienst mit einer Prozession mit dem Sanktissimum, getragen vom hochwürdigsten Herrn Weihbischof Latussek, im Innern der Kirche, der sich, wie dem ganzen Gottesdienste, mehrere Domherren und Geistliche der Stadt, so wie die löbliche Bruderschaft Mariä Reinigung, [...] auf die [...] Einladung des [...] Pfarrers, Herrn Domherrn Dr. C. Herber anschlossen. Auch die Repräsentanten der örtlichen Behörden waren gegenwärtig. Das Pontifikal-Hochamt war würdevoll begleitet durch die erste Messe des frömmsten aller deutschen Kirchenkomponisten, des Mannes, der an dieser Kirche seine glorreiche Laufbahn begonnen, [...] Joseph Schnabels, worin eine fast Beethovensche Kühnheit und Großartigkeit vielleicht der Erhabenheit des Festes zusagte [...]. Mit dem deutschen Te Deum endete der Frühgottesdienst; Nachmittag waren abermals feierliche Vespern. [...] [D]ie Kirche war überfüllt [...].“43 Ein Mahl für „hochgestellte Würdenträger“, unter denen die Spitzen der Breslauer Geistlichkeit, Lokalpolitiker und Adlige wie Leopold von Schaffgotsch vermutet werden können, schloss sich an.
42 Die Tartaren-Schlacht bei Wahlstadt i. J. 1241 den 9. April. In: Privilegirte Schlesische Zeitung vom 08. April 1841, 597f. der Jahrgangszählung; Die Tartaren-Schlacht bei Wahlstadt i. J. 1241 den 9. April (Schluß). In: Privilegirte Schlesische Zeitung vom 10. April 1841, 1. Beil., 607f. der Jahrgangszählung; auch in einem anonymen Sammelwerk erschienen: Wahlstatt bei Liegnitz. In: Silesia, oder Schlesien in historischer, romantischer und malerischer Beziehung. Hg. v. einem Vereine Gelehrter und Künstler, Bd. 1 [mehr nicht erschienen], Glogau 1841 [ND Neustadt an der Aisch 2000], 105–109. 43 Sauer, Joseph: Diöcesan-Nachrichten. In: Schlesisches Kirchenblatt 7 (1841) 205–207, hier 206f.
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Das Jubiläum der Wahlstattschlacht fiel in eine schwierige Zeit für die Breslauer Diözese: Am 10. Oktober 1840 war der seit 1835 amtierende Fürstbischof Leopold Graf Sedlnitzky auf Druck des Papstes zurückgetreten. Leopold hatte sich im Konflikt um die konfessionell gemischten Ehen den Standpunkt des preußischen Staates zu Eigen gemacht. Er zog nach Berlin und konvertierte später zum Protestantismus. Während der Sedisvakanz hatte die geistlichen Funktionen Weihbischof Daniel Latussek inne, der Zelebrant der Jubiläumsmesse. Am 27. August 1841 der wurde der betagte Joseph Knauer vom Domkapitel als Kompromisskandidat zu Sedlnitzkys Nachfolger gewählt; er musste über ein Jahr auf die päpstliche Bestätigung warten.44 Die Breslauer Situation war bezeichnend für den schwelenden Konflikt der katholischen Kirche mit dem preußischen Staat, auch unter dem sich wohlwollend gebenden König Friedrich Wilhelm IV., aber ebenso für die innerkirchliche Krise speziell in Schlesien. Im Zusammenhang mit der Hedwigsverehrung wird darauf zurückzukommen sein. Bei der Jubiläumsfeier fanden zwei einander denkbar fern stehende Kleriker zusammen. Förster war Vertreter des ultramontanen, Herber des preußenloyalen Lagers, Förster stand theologisch für den Neothomismus, der Hochschullehrer Herber für eine gegenüber Aufklärung und Idealismus offene Theologie. Sie engagierten sich gemeinsam bei einem Festakt, der an die Volksreligiosität (auch in Form des Ablasses) ebenso appellierte wie an den Lokalpatriotismus und das Landesbewusstsein der schlesischen Eliten. Die Feier am Grab Herzog Heinrichs konnte den beiden Domherren als Chance erscheinen, die Ortskirche zu sammeln, sie auf ihre Traditionen zu verpflichten und sie als Sachwalterin des schlesischen Erbes darzustellen. Angesichts der identitätsstiftenden Funktion des Wahlstatt-Mythos und seiner ausgesprochen starken Aktualisierung in den Jahren nach 1806 stellt sich die Frage nach der Rolle, welche die historische Forschung dabei spielte.45 Noch 1770 gab sich der Liegnitzer Konrektor Johann Gottlieb Volkelt damit zufrieden, seine Beschreibung der Mongolenschlacht der hundert Jahre alten Chronik des Thebesius zu entnehmen.46 Es sagt einiges über die Diskussion in Schlesien zu diesem Schlüsselereignis der regionalen Geschichte, mit welchem Eifer in dem wichtigsten gelehrten Blatt des Landes, den „Schlesischen Provinzialblättern“, eine 44 Christiani, Hanns Josef: Die Breslauer Bischofswahl von 1841 in ihrem Verlaufe und ihren nächsten Auswirkungen. Ein Beitrag zur Geschichte des Bistums Breslau. Eisleben 1930; Negwer, Josef: Geschichte des Breslauer Domkapitels. Im Rahmen der Diözesangeschichte vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges. Hg. v. Kurt Engelbert, Hildesheim 1964, 51–66; Marschall: Geschichte des Bistums Breslau, 126–130. 45 Wichtige Untersuchungen dazu, die im Folgenden durchweg herangezogen wurden: Weber: Schlacht von Wahlstatt; Cetwiński, Marek: Apoteoza klęski. (Z dziejów mitu legnickiego). In: Śląski Labirynt Krajoznawczy 3 (1991) 47–58. 46 Volkelt, Johann Gottlieb: Ausführliche Nachricht von der Tartarischen Schlacht, welche in dem 1241sten Jahre bey Wahlstadt vorgefallen ist. Liegnitz [1770].
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Nebenfrage der Schlacht verhandelt wurde, nämlich die Historizität der „Zauberfahne“ der Mongolen.47 Die Beiträge üben zwar den aufklärerischen, skeptischen Gestus, Nachrichten alter Texte werden nach Maßgabe der Wahrscheinlichkeit mit dem Stand der Naturwissenschaften abgeglichen; die eigentliche Quellenkritik unterbleibt aber. Diese Beobachtung kann man im historischen Schrifttum des 18. Jahrhunderts nicht nur in Schlesien machen. In der Provinz war Samuel Benjamin Klose mit seinen akribischen Quellenstudien vor 1800 vielleicht der einzige, der darüber hinausging.48 Schlesische Gelehrte wurden damals auf die seit 1771 in deutscher Übersetzung vorliegende Mongolengeschichte des französischen Orientalisten Joseph de Guignes aufmerksam. Ein anonymer Autor räumte 1778 im Anschluss an dieses Werk in der Bunzlauischen Monatschrift ein: Zu dem Rückzug der Mongolen nach der Wahlstatt-Schlacht „mag der Tod ihres Chans wohl auch vieles beygetragen haben, welcher während der Zeit erfolgte“.49 Dieses Abrücken von dem in Schlesien geprägten Mythos von der Rettung Europas auf der Liegnitzer Wahlstatt war ein bedeutender Schritt. Ihm schloss sich Friedrich Wilhelm Pachaly in seiner 1801 veröffentlichten kritischen Studie über die Schlacht an.50 Goethe erwähnte diese Entwicklung der Forschung als ein Beispiel für die Wirkung historischer Kritik in einem Gespräch mit Eckermann am 12. Oktober 1825: „So hatte ich bisher immer meine Freude an einem großen Faktum des dreizehnten Jahrhunderts, wo Kaiser Friedrich der Zweite mit dem Pabste zu tun hatte und das nördliche Deutschland allen feindlichen Einfällen offenstand. Asiatische Horden kamen auch wirklich herein und waren schon bis Schlesien vorgedrungen; aber der Herzog von Liegnitz setzte sie durch eine große Niederlage in Schrecken. Dann wendeten sie sich nach Mähren, aber hier wurden sie vom Grafen Sternberg 47 Etwas zur Erklärung der berüchtigten Zauberfahne bey der großen Tatarschlacht in Schlesien. In: Schl.Prbll. (1786), Nr. 3 der Gesamtfolge, 336–340; Noch ein Wort zur Erklärung der Zauberfahne bei der schlesischen Tattar-Schlacht. In: Schl.Prbll. (1788), Nr. 7 der Gesamtfolge, 546–549; Klose, Christian Gottfried: Versuch, die Erklärung der berüchtigten Zauberfahne bey der großen Tattarschlacht in Schlesien durch eine Stelle aus dem Florus zu bestätigen. Ebd., 239–241. 48 Harc, Lucyna: Samuel Benjamin Klose i środowisko wrocławskich nauczycieli-uczonych drugiej połowy XVIII wieku. In: Hałub/Mańko-Matysiak (Hg.): Śląska republika uczonych, Bd. 1, 325–335. 49 Etwas von dem Einfall der Tartaren in Schlesien. In: Bunzlauische Monathschrift zum Nutzen und Vergnügen 5 (1778) 239–242, das Zitat 241; vgl. Guignes, Joseph de: Allgemeine Geschichte der Hunnen und Türken, der Mogols und anderer occidentalischen Tartarn, vor und nach Christi Geburt bis auf jetzige Zeiten. Aus den Chinesischen Büchern und Orientalischen Handschriften der Königl. Bibliothek in Paris verfasset. Greifswald 1769–1771. 50 Pachaly, Friedrich Wilhelm: Von dem Einfalle der Mongolen oder Munglen in Schlesien im dreyzehnten Jahrhundert. In: ders.: Sammlung verschiedener Schriften über Schlesiens Geschichte und Verfassung, Bd. 2, welcher einzelne Abhandlungen enthält. Breßlau 1801, 2–36, hier 27f.
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geschlagen. Diese Tapfern lebten daher bis jetzt immer in mir als große Retter der deutschen Nation. Nun aber kommt die historische Kritik und sagt, daß jene Helden sich ganz unnütz aufgeopfert hätten, indem das asiatische Heer bereits zurückgerufen gewesen und von selbst zurückgegangen sein würde. Dadurch ist nun ein großes vaterländisches Faktum gelähmt und vernichtet, und es wird einem ganz abscheulich zumute.“51 Friedrich von Raumer, der von 1811 bis 1819 seinen ersten Lehrstuhl für Geschichte und Staatskunst in Breslau innegehabt hatte, zeigte sich schlechter informiert als Goethe. Er stellte im selben Jahr wie der Weimarer Minister die rettende Wirkung der Wahlstatt-Schlacht stark heraus. Dabei zog er nicht nur den beliebten Vergleich zur Katzbach-Schlacht von 1813, sondern auch zu der seit dem 18. Jahrhundert ebenfalls mythisch überhöhten Abwehr der Araber im Jahr 732: „Ein solcher Sieg, nach solchem Widerstande und mit so großem Verluste, war den Mongolen nicht willkommen; und anstatt in dieser Richtung ähnlichen Gefahren entgegenzugehen, wandten sie sich durch Oberschlesien nach Mähren, dann zu ihrem Hauptanführer Batu nach Ungarn. Deshalb hat Herzog Heinrich der Fromme in seiner Niederlage eigentlich obgesiegt; er hat durch seinen Opfertod das Abendland gerettet [...]. Binnen mehr als tausend Jahren fanden vielleicht nur zwei Augenblicke ähnlicher Gefahr statt: Karl Martell schützte Europa durch seinen Sieg bei Tours gegen muhamedanische Religion und sultanische Willkür; und auf derselben heiligen Stelle von Wahlstadt ward am 26sten August 1813 der erste unter den herrlichen Siegen erfochten, welche von der Einverleibung in ein Reich erretteten, wo Ungebundenheit der Sitten und Tyrannei der Regierung sich auf arge Weise vertrugen. Aber so groß auch diese beiden Gefahren scheinen, so schrecklich die Erinnerung an die nächst vergangene ist; wer wird nicht eine mongolische Sklaverei für die entsetzlichste halten?“52 Raumer versteht hier die vermeintlich siegreiche Niederlage von Wahlstatt als europäische Leistung; seine Feindbilder „muhamedanische Religion“, „sultanische Willkür“, „Ungebundenheit der Sitten und Tyrannei der Regierung“, „mongolische Sklaverei“ umschreiben plastisch das preußische Selbstbild der Restaurationszeit: Preußen dachte man sich als einen auf Christentum, Moral und Recht gegründeten Staat. Um die Jahrhundertmitte verlor die Forschung zum Mongoleneinfall des Jahres 1241 ihr Vertrauen in den Bericht des Długosz. Richard Roepell wollte ihn im ersten Band seiner vielbeachteten „Geschichte Polens“ nicht heranziehen.53 Die
51 Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Hg. v. Christoph Michel, Frankfurt a. M. 1999, 161, Datum korrigiert nach ebd., 1164. 52 Raumer, Friedrich von: Geschichte der Hohenstaufen und ihrer Zeit, Bd. 6, Leipzig 1825, 81f. 53 Roepell, Richard: Geschichte Polens, Bd. 1: Von den Anfängen bis 1300, Hamburg 1863, 468.
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eingehende quellenkundliche Analyse des VII. Buches der „Chronica sive Annales“, die Joseph Girgensohn 1872 als Dissertation in Göttingen einreichte,54 besiegelte die Skepsis der deutschen Geschichtswissenschaft gegenüber dem Chronisten, den schon sein polnischer Reichspatriotismus suspekt machte. Spezialuntersuchungen über die Liegnitzer Ereignisse von 1241 in den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts sollten die Ablehnung des Krakauer Kanonikers als Chronist der Wahlstatt-Schlacht noch einmal bekräftigen.55 Allerdings plädierten einzelne schlesische und vor allem österreichische56 und tschechische Forscher dafür, dass die Hauptzüge von Długoszs Bericht zutreffend sein könnten. Für die Tschechen wurde das um 1841 zu einer nationalen Prestigefrage. Der Historiker František Palacký wollte nämlich bis zu einem gewissen Grad einer weiteren Quelle folgen, die zu Długosz stimmte und Angaben spätmittelalterlicher böhmischer Chroniken präzisierte, wonach Heinrichs Schwager, König Wenzel von Böhmen und dessen Lehnsmann Zdislav (so Palacký) oder Jaroslav (so die meisten anderen Historiker) von Sternberg die Mongolen zum Rückzug gezwungen hätten. In einer Schlacht bei Olmütz hätte der Sternberger, den ja auch Goethe und Raumer zu den „Rettern der deutschen Nation“ zählten, die Mongolen sogar besiegt und ihren Heerführer getötet. Manche Historiker meinten sogar, das sei Batu gewesen; dieser Khan starb allerdings erst 1255.57 Palackýs Quelle war das Gedicht „O velikých bojech křestan s Tartary“. Es gehört zu den Liedern der „Königinhofer Handschrift“ (tsch.: rukopis královédvorský), die der Bibliothekar und Publizist Václav Hanka 1819 als angeblichen eigenen Fund publizierte. Die Sammlung scheinbar früh- und hochmittelalterlicher tschechischer Texte erregte großes Aufsehen und gewann enorme Bedeutung für das tschechische Geschichtsbewusstsein. Erst Ende des 19. Jahrhunderts wurde sie nach langem Streit als Fälschung Hankas erwiesen, der wie Palacký zu den „Erweckern“ (buditelé) der tschechischen Nationalbewegung gehörte.58 54 Girgensohn, Joseph: Kritische Untersuchung über das VII. Buch der Historia Polonica des Dlugosch. Göttingen 1872. 55 Taubitz, Felix: Die Mongolenschlacht bei Wahlstatt am 9. April 1241. In: Schlesische Geschichtsblätter (1931) 57–68; Becker, Joseph: Zum Mongoleneinfall von 1241. In: ZVGS 66 (1932) 34–57. 56 Wolff, Otto: Wie und wodurch wurden die Tataren veranlaßt, 1241 bis nach Schlesien vorzudringen? Eine historische Skizze. In: Schl.Prbll. (1840), Nr. 111 der Gesamtfolge, 327– 334, 452–462; Bachfeld, Georg: Die Mongolen in Polen, Schlesien, Böhmen und Mähren. Ein Beitrag zur Geschichte des grossen Mongolensturmes im Jahre 1241. Innsbruck 1889; Strakosch-Grassmann, Gustav: Der Einfall der Mongolen in Mitteleuropa in den Jahren 1241 und 1242. Innsbruck 1893. 57 Palacky, Franz: Der Mongolen-Einfall im Jahre 1241. In: Abhandlungen der Kgl. Böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften. Folge 5, 2 (1841/42) 371–408. 58 Erstausgabe: Hanka, Wáclaw [moderne Schreibung: Václav] (angebl. Hg.): Rukopis Kralodworský. Sebránj lyricko-epických Národnjch Zpěwů. Wěrně w půwodnjm starém gazyku, též w obnoweném pro snadněgsj wyrozuměnj, s připogenjm německého přeloženj. Staro-
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In der Debatte um die Königinhofer und eine weitere, „Grünberger“ Handschriftenfälschung wurde bald auch die tschechische Variante des Wahlstattmythos, die Legende vom Mongolensieg des Grafen Sternberg, durch die Quellenkritik bestritten.59 Hier bleibt festzuhalten: Die von Hanka fabrizierte Quelle für diese Geschichte war offenbar entscheidend von dem schlesischen Schrifttum um 1815 angeregt worden; auch die Sage von der Tartarenkaiserin war darin auf Böhmen übertragen. Auf dem sicheren Boden seröser Quellen standen dagegen die Bemühungen des Professors für Geschichte an der Universität Lemberg Aleksander Semkowicz, der noch gründlicher als Girgensohn Długoszs Werk vom Anfang bis in das Darstellungsjahr 1384 analysierte. Er kam trotz seiner weitreichenden Aufschlüsse über die spezifische, von rhetorischen und narrativen Zutaten bestimmte Arbeitsweise des spätmittelalterlichen Chronisten zu dem Ergebnis, dass der Darstellung des Mongoleneinfalls 1241 authentische, verlorene Quellen zugrunde liegen müssten.60 Trotz der Zweifel späterer polnischer Forscher sollte diese Annahme, die eine patriotische Erzählung von großer Anziehungskraft rettete, das polnische Geschichtsbild bis zum heutigen Tag prägen. Die meisten schlesischen Historiker schlossen sich dagegen Richard Roepell an und verwarfen die Quellengrundlage des Wahlstatt-Mythos. Er blieb aber weiterhin wirksam, auch in der Wissenschaft. Ein Beispiel ist das Werk des bedeutendsten Provinzialhistorikers der zweiten Jahrhunderthälfte, Colmar Grünhagen. Im ersten Band seiner „Regesten zur schlesischen Geschichte“ kennzeichnete er die Angaben Długoszs eindeutig als „romantisches Schlachtgemälde“ und dokumentierte ansonsten die wenigen gesicherten Nachrichten des 13. Jahrhunderts.61 In seiner drei Jahrzehnte später entstandenen „Geschichte Schlesiens“ versuchte er, als Wissenschaftler Długosz zu verwerfen, zugleich aber als patriotischer Schriftsteller den Mythos zu bekräftigen. „Über den Verlauf der Schlacht selbst“ könne man keine Angaben machen außer „einer vielleicht doch nicht ganz zu verwerfenden Nachricht“ von der rauchspeienden „Kriegsmaschine“, dem einzigen Detail in Długoszs Sondergut, das als eine der Kampftechniken der Mongolen auch in einer unabhängigen zeitgenössischen Quelle, bei dem Franziskaner und päpstlichen Gesandten Johannes de Plano Carpini, genannt wird. Grünhagen bestimmt zum einen Heinrichs „Vasallen“, Mitglieder „der in Schlesien angesessenen Ritterorden“ bylých Skládanj Djl zwláštnj. Praha 1819; vgl. Otruba, Mojmír (Hg.): Rukopisy královédvorský a zelenohorský. Dnešní stav poznání. Praha 1969. 59 Schwammel, Eduard Joseph: Über die angebliche Mongolen-Niederlage bei Olmütz. In: Sitzungsberichte der philosophisch-historischen Klasse der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften 33/1 (1860) 179–218. 60 Semkowicz, Aleksander: Krytyczny rozbiór Dziejów polskich Jana Długosza (do roku 1384). Kraków 1887. 61 Grünhagen, Colmar (Hg.): Regesten zur schlesischen Geschichte. T. 1: Bis zum Jahre 1250. Breslau 21884 [11857], v. a. 248–251, das Zitat 250.
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und nicht zuletzt die in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts nach Schlesien gekommenen „deutschen Ansiedler“, die „zu den Waffen gegriffen“ hätten „um ihre neuen Herde zu verteidigen“. „Offenbar haben slavische und deutsche Ritter hier vereint gekämpft, [...] Bewaffnung und Kampfesart“ seien dabei „im Grunde deutsch“ gewesen.62 Dann aber versucht Grünhagen die Stützung des Mythos mit rhetorischen Mitteln. Er behauptet zunächst: „Die Mongolen wurden ihres Sieges wenig froh.“ Sie hätten „doch in dem Kampfe [...] schwere Verluste erlitten“. Der Anteil des anrückenden Heeres König Wenzels an ihrem Abzug sei der kleinere. „In keinem Falle würden die grimmen Barbaren vor Wenzels Heere sich gefürchtet haben, hätte nicht die Tapferkeit der Schlesier sie ihren Sieg [...] so teuer erkaufen lassen, daß sie einer zweiten Schlacht dieser Art sich nicht mehr gewachsen glaubten.“ Diese spekulative Formulierung soll die durch zeitgenössische Quellen nicht belegte Annahme hoher Verluste der Mongolen glaubhaft machen. „Das Hauptverdienst und den höchsten Ruhm“ für den Abzug der „Barbaren“, den Grünhagen an keiner Stelle mit dem Tod des Großkhans in Verbindung bringt „werden wir doch immer dem Herzog Heinrich und seiner tapferen Schar zuschreiben müssen, welche hier an den Pforten Deutschlands im offenen Felde den barbarischen Feinden tapfer die Stirne boten. Wir haben vollen Grund, ihrer mit demselben Gefühle zu gedenken, das wir den Streitern der Thermopylen zollen. Die Schlacht bei Wahlstatt war die Bluttaufe der jungen deutschen Pflanzung hier im Osten, ein erstes ruhmvolles Blatt ihrer Geschichte.“63 Das Schlagwort von der „Bluttaufe der jungen deutschen Pflanzung“ Schlesien sollte im 20. Jahrhundert das Bild der Wahlstattschlacht prägen. Richtungsweisend wurde auch Grünhagens antikischer Vergleich mit dem Selbstopfer der 300 Spartaner unter König Leonidas bei der Verteidigung des nordgriechischen Thermopylen-Passes gegen die persische Übermacht (480 v. Chr.). Er ruft eine Urszene des angeblich überzeitlichen Konflikts Europas mit Asien auf. Deutsche humanistische Schulbildung fasste in dem Gedächtnisort ‚Thermopylen‘ das Ringen der Erdteile und deutete es mit Herodot als Auseinandersetzung zwischen Freiheit und Knechtschaft. Das ‚asiatische‘ Feindbild der Mongolen, das Grünhagen vor seiner Darstellung der Schlacht ausführt,64 ist weitgehend von Gustav Adolf Stenzel übernommen. Grünhagens Vorgänger in der schlesischen Geschichtsschreibung hatte 1853 trotz bewundernder Worte für die „Tapferkeit“ Heinrichs und seiner Mannen den farbigen Bericht des Długosz und die mythische Auffassung von der Rettung Deutschlands deutlich zurückgewiesen. Deren Feinde aber beschreibt Stenzels Text so:
62 Ders.: Geschichte Schlesiens, Bd. 1, 69f. 63 Ebd., 71, dort auch die Zitate im vorangehenden Absatz. 64 Ebd., 67.
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„Die Tata, welche als Ausgeburten des Tartarus, der Hölle, von den Abendländer Tartaren genannt wurden, waren eine zahlreiche Völkerschaft, welche Jahrhunderte lang im nordöstlichen Asien [...] herumziehend, ihre Herden weidete. Kleine gedrungene Gestalten, die Gesichter mit tiefliegenden Augen, stark hervorspringenden Backenknochen und kleinen Nasen; überaus häßlich, kaum Menschen ähnlich, sagte man. [...] Erbarmen gegen Feinde kannten sie nicht. [...] Tschingis Chan hatte von der Nordgrenze Chinas bis zum Indus und dem Dnepr alle Staaten erobert, und großentheils verheert, die großen blühenden Städte verbrannt und zerstört, die zahlreichen Einwohner erbarmungslos niedergehauen, oder in die Sklaverei mit sich fortgeschleppt, und überall Schrecken, ja Entsetzen verbreitet. Unter seinem Sohne und Nachfolger [...] überschwemmten die Mongolen [...] mit unzählbaren Reiterschaaren [...] Rußland, verwüsteten, verbrannten und mordeten ohne Schonung und zogen über die rauchenden Trümmer von Rjäsan, Moskau und Kiew, gegen Polen und Ungarn.“65 Stenzels Darstellung gibt sich zunächst sachlich-wissenschaftlich durch die Hervorhebung der ethnographisch klingenden Bezeichnung „Tata“, die aber sogleich durch die mittelalterliche Dämonisierung ergänzt wird. Seine Beschreibung der Mongolen geht von der soziologischen (nomadische Lebensweise) sogleich in eine diffamierend-rassistische über, die in dem Ausdruck „kaum Menschen ähnlich“ gipfelt. Der Nachsatz „sagt man“ kann dies nicht neutralisieren. Die pauschale Aussage „Erbarmen gegen Feinde kannten sie nicht“ ignoriert die historisch gut belegte Doppelstrategie der Mongolen: Schonung der Unterworfenen, Bestrafung der Widerständigen. Sie wird durch eine kunstvolle doppelte Periode ausgeführt. Die sich steigernden Prädikate „verheert“, „verbrannt und zerstört“ „niedergehauen“ usw. sollen Dschingis Khans „erbarmungslose“ Reichsbildung, die Raffung in „verwüsteten, verbrannten und mordeten ohne Schonung“ die dramatische Steigerung des Westfeldzugs von 1240/42 andeuten. Die mongolische Bedrohung wird in wirkungsvollem Kontrast zu dem Bild Heinrichs II. ausgemalt. Von ihm heißt es unter anderem, er sei „wesentlich in die Fußstapfen“ seines tüchtigen Vaters getreten. Er „behauptete sich in den ererbten Ländern, begünstigte die Deutschen, stiftete und begabte Kirchen und Klöster, widersetzte sich aber dennoch [...] den ihm zu hoch steigenden Ansprüchen der Geistlichkeit“. Heinrichs „Gemahlin Anna [...] war eine [...] der heiligen Hedwig, ihrer Schwiegermutter ähnliche Frau. [...] Mitten unter seinen Entwürfen auch zur Stiftung [...] eines Hospitals in Breslau“ sei Heinrich von dem Mongoleneinfall überrascht worden.66 So gezeichnet, kommt der fromme Herzog dem Ideal eines Monarchen sehr nahe, welches deutsche, vor allem ‚borussisch‘ gesonnene Mediävisten um 1840 bei den Saliern und Staufern suchten: Er ist christlich, aber anti65 Stenzel, Gustav Adolf: Geschichte Schlesiens, T. 1: Von den ältesten Zeiten bis zum Jahre 1335 [mehr nicht erschienen]. Breslau 1853, 47. 66 Zitate in diesem Absatz: ebd., 46f.
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Abb. 13: Eine der aufwändigsten künstlerischen Interpretationen der Wahlstattschlacht war das großformatige Gemälde Carl Wohnlichs von 1870, das bis 1945 im Schlesischen Museum der Bildenden Künste hing und heute verschollen ist.
päpstlich, tatkräftig und wehrhaft, wirkt aber nicht in erster Linie kriegerisch, sondern zivilisatorisch, womöglich bereits im Bunde mit dem Bürgertum. Diese neue Kontrastierung der Europäer gegen die Mongolen (neben Dschingis Khan nennt Stenzel auch dessen Nachfolger Oktai [mong. Ögedei] und Batu) wurde mit der zunehmend besseren Kenntnis der asiatischen Geschichte möglich. Sie war aber in Kanngießers „Tataris“ und den folgenden literarischen Texten bereits angelegt. Stenzel füllte die vorgefundene Gegenüberstellung nun mit ‚historischen‘ Bewertungen. Er überführte die aus der Frühen Neuzeit für die Kontrahenten von 1241 überlieferten Gegensätze „Heiden – Christen“ und „Barbaren – Zivilisation“, aber auch die um 1813 so wichtige Opposition „Tyrannei/Sklaverei – Freiheit“ in die Deutung des späteren 19. Jahrhunderts. Dazu gehörte die Annahme, dass Europa und Asien sich wesensfremd seien. Humanität hier, Unmenschlichkeit dort seien die unüberwindlichen Gegensätze. Diese Gegenüberstellung markiert eine wichtige Stufe in der Modernisierung des Wahlstatt-Stoffs. Im ersten Jahr des Kriegs der deutschen Staaten gegen Frankreich, 1870, malte der Breslauer Carl Wohnlich sein knapp zwei mal drei Meter großes Ölbild „Die Mongolenschlacht auf der Wahlstatt bei Liegnitz“ (Abb. 13). Das Bild war im Besitz des Schlesischen Kunstvereins, der es im achten Saal des 1880 eröffneten Schlesischen Museums der bildenden Künste recht prominent ausstellte. Es scheint den Wahlstatt-Mythos nachhaltig in der visuellen Einbildungskraft der Schlesier veran-
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kert zu haben, wie zahlreiche Reproduktionen nahelegen. Der Katalog beschreibt es so: „An der Spitze einer starken Reiterschar kämpft Herzog Heinrich von Liegnitz, über dem das Banner Schlesiens weht, heldenmütig gegen die von allen Seiten auf ihren flinken Pferden herbeieilenden Mongolen. Links ein zweites Fähnlein christlicher Ritter und Reisiger, denen voran das mit einem Flor umwundene Kruzifix getragen wird. Im Vordergrunde die Goldberger Bergknappen im wilden Handgemenge mit den heidnischen Kriegern. Rechts im Mittelgrunde die [...] giftige Dämpfe aushauchende Kriegsmaschine in Gestalt eines Fabeltieres. Die Türme von Liegnitz werden in der Ferne sichtbar.“67 Die Reproduktionen lassen weiterhin folgendes erkennen: Die Bildkomposition mit Heinrich im exakten Zentrum lebt von dem Gegensatz von dem von links (‚Westen‘?) einfallenden Sonnenlicht, das Rüstungen und Gewänder der Ritter strahlend hell leuchten lässt, und der vom Qualm der Kriegsmaschine beförderten Dunkelheit rechts (‚Osten‘?). Die Mongolen sind, ganz wie in den Texten Stenzels und Grünhagens, als abstoßende Karikaturen des ‚minderwertigen Asiaten‘, mit verzerrten Gesichtern dargestellt. Doch nicht nur den noch recht jungen rassistischen Akzent68 kann man in dem Bild wahrnehmen. Es greift auch die WahlstattRezeption um 1813 auf. In Schlesien musste allein schon die Wahl gerade dieses Sujets im Jahr 1870 an den Krieg gegen den ersten Napoleon erinnern. Dass die Goldberger Bergknappen im Bildvordergrund tapfer, wenn auch weniger elegant als Heinrich und seine Ritter kämpfen, kann als Aufgreifen des Landwehr-Gedankens und der Leistung der Freiwilligen von 1813 gedeutet werden. Das Museum hängte Wohnlichs Gemälde gemeinsam mit einem Bild Alfred Hindorfs vom „Einzug Wilhelms I. in Breslau 1866“ und brachte es damit in den Zusammenhang der Breslauer Ereignisse von 1813, aber auch der Gründung des Deutschen Kaiserreichs in Versailles. Ein sehr breites Publikum erreichte eine Grafik von Gottlob Heinrich Leutemann, die den Augenblick des Todes des Herzogs darstellte und in der populären „Illustrierten Weltgeschichte für das Volk“ zu finden war.69
67 Beschreibendes Verzeichnis der Gemälde. Hg. v. Schlesischen Museum der bildenden Künste. Breslau 51914, 290f.; vgl. auch Kostowski/Witkowski: Książę Henryk, 299, die vermuten, das Gemälde befinde sich heute in der polnischen Botschaft in Washington und JeleńskaHombek/Humeńczuk: Bitwa pod Legnicą, 41, die es in kanadischem Privatbesitz vermuten. 68 Die Wahlstatt-Schlacht hat ihren Platz im rassistischen Zerrbild Asiens, das besonders nach dem japanisch-russischen Krieg wirksam wurde. Auf den Zeitgeist wirkte besonders ein Buch eines Offiziers und Hobbyhistorikers: Goltz, Fritz Freiherr von der: Die gelbe Gefahr im Licht der Geschichte. Leipzig 1907, darin zur Wahlstatt-Schlacht in Übereinstimmung mit der älteren Historiographie: 44f. 69 Illustrierte Weltgeschichte für das Volk. Geschichte des Mittelalters, Bd. 2: Vom Interregnum in Deutschland bis zum Ausgange des Mittelalters. Leipzig/Berlin 1882, 73. Vgl. JeleńskaHombek/Humeńczuk: Bitwa pod Legnicą, 41 bzw. Nr. 22.
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Auch wenn besonders in den Jahren 1832 und 1841 das Engagement katholischer Kleriker beträchtlich war: Es waren ganz überwiegend bürgerliche Literaten, Historiker, Künstler und Mäzene, die im 19. Jahrhundert das Bild Heinrichs des Frommen und der Wahlstattschlacht weiterentwickelten. Das geht mit einer mehr oder weniger starken Betonung der Mitkämpferschaft des „gemeinen Volks“ oder des Stadtbürgertums im Streit gegen die Mongolen einher. Selten wurde dies so deutlich formuliert wie in der 1864 erschienenen Liegnitzer Stadtgeschichte: „Hätten die tapfern Bürger zu Liegnitz, nach der verlornen Schlacht bei Wahlstatt, durch Vertheidigung des Schlosses, den siegestrunkenen Anlauf der wilden Tartarenhorden nicht gehemmt, so wäre sicherlich das civilisirte Europa von dem finsteren Barbarenthume überfluthet, eine Beute der Rohheit und der Sittenlosigkeit geworden, und wer weiß welch’ Aussehen die Erdkarte in gegenwärtiger Zeit gehabt hätte.“70 Eine weitere gesellschaftliche Gruppe, die einen Anteil am Wahlstatt-Mythos beanspruchte, waren die schlesischen Adligen. Von den schon spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Bemühungen vieler Familien, die Teilnahme ihrer Vorfahren an dem im Geschichtsbild der Schlesier so zentralen Ereignis nachzuweisen, war schon die Rede. Ein Echo davon waren die „Grafen Rothkirch“ und „Grafen Nostitz“ in den Texten Kanngießers, van de Veldes und Schniebers. Christian Moritz von Prittwitz und Gaffron suchte in einem Artikel unter Berufung auf überwiegend frühneuzeitliche Quellen einen angeblich auf die Tage nach der Wahlstattschlacht selbst zurückgehenden Freundschaftsbund von sechs alteingesessenen schlesischen Adelsfamilien, darunter seiner eigenen, zu konstruieren. Diese „Vettern von Wahlstatt“ hätten sich seinerzeit zusammengefunden, um als Familienbund Vaterstelle an dem letzten Nachkommen des Hauses Rothkirch zu vertreten, dessen erwachsene männliche Angehörige allesamt bei Wahlstatt gefallen seien.71 Tatsächlich begründeten die betreffenden Familien ihr Bündnis, das sich vor allem in geselligen Treffen äußerte, wohl erst im 19. Jahrhundert auf der Grundlage von Verwandtschaft, Nachbarschaft und gemeinsamen Interessen gegenüber weniger traditionsreichen, aber vermögenden Grundbesitzern. Theodor Fontane notierte 1863 in den viel gelesenen „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ einen deutlich abweichenden Katalog von fünf „alten schlesischen Familien [...], die schon bei Liegnitz in der Mongolenschlacht gefochten hatten“.72 Die Familie Rothkirch selbst unterstrich ihren angeblich außerordentlichen Blutzoll und ihre Führungsrolle in der Schlacht, welche durch die Wappendarstellungen in der 70 Sammter: Chronik von Liegnitz, Bd. 1, III. 71 Prittwitz und Gaffron, Christian Moritz von: Die Vettern von Wahlstatt. In: Schlesische Zeitung vom 5. November 1860; die Familien sind neben den Rothkirch und den Prittwitz die Strachwitz, Zedlitz, Seydlitz und Nostitz. 72 Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg, Bd. 1, hg. v. Walter Keitel und Helmuth Nürnberger. München/Wien 1987, 708. Es fehlen Nostitz und Seydlitz, dafür sind die Lestwitz hinzugekommen.
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Wahlstatt-Ikonographie des 14. und 15. Jahrhunderts hinreichend belegt schien. In einem anonymen Gedicht werden an der Seite der Rothkirch noch die Nostitz, Rechenberg und Schoenaich genannt.73
3.
Voraussetzungen: Ausweitung der historischen Forschung und das deutsch-nationale Paradigma
Institutionelle Grundlagen und wichtige Vertreter der Landesgeschichtsschreibung Der kategoriale Umbruch, der sich im Zuge sozialen Wandels und politischer Neuorientierung zu Beginn des 19. Jahrhunderts im Geschichtsbewusstsein der schlesischen Gesellschaft vollzog, wurde hier zunächst am Beispiel der Wahlstatt-Tradition skizziert. Ausgangspunkt war die auffällige Erscheinung, dass in der schlesischen Erinnerungskultur die Ereignisse und Ideologeme der antinapoleonischen Bewegung mit der Landestradition des Abwehrkampfes gegen die Mongolen überblendet wurden. Die tatarischen Krieger erschienen nun nicht mehr nur als Heiden und Barbaren, sondern zugleich als Tyrannen und später zunehmend als „asiatische Unmenschen“. An einem Kernbereich der piastischen Traditionen wurde damit bereits sichtbar, wie sehr sich die Rückgriffe auf die regionale Vergangenheit seit 1800 dynamisierten und auffächerten. Im selben Zeitraum erhob eine sich professionalisierende Geschichtswissenschaft einen neuen, auf veränderte Methoden gestützten Objektivitäts-, Wahrheitsund Deutungsanspruch.74 Dabei war es gerade die Geschichtsschreibung, welche die Erinnerungskultur in das ideologische Fahrwasser der preußischen Staatsräson und zunehmend auch des deutschen Nationalismus zog. Der allmähliche institutionelle und personelle Ausbau und die zunehmende Breitenwirkung der Erforschung und Vermittlung der schlesischen Landesgeschichte gaben dem Umgang mit der Vergangenheit eine neue Qualität. Diese Prozesse der Institutionalisierung und Popularisierung der Landesgeschichte im 19. Jahrhundert und die dabei auftretenden Leitfragen und ideologischen Grundannahmen müssen etwas ausführlicher erörtert werden.75 Die Beschäftigung mit der Vergangenheit Schlesiens hatte sich im 18. Jahrhundert, beeinträchtigt durch die Schlesischen Kriege, als Diskurs eines kleinen Kreises von Gelehrten abgespielt. Der Austausch erfolgte in Form von Briefen, Monogra73 Die Rothkirche bei Wahlstatt. In: Schl.Prbll. N. F. 1 (1862) 306. 74 Instruktiver Überblick: Jaeger, Friedrich/Rüsen, Jörn: Geschichte des Historismus. Eine Einführung. München 1992. 75 Problemskizze und Forschungsbericht: Menzel, Josef Joachim: Die Anfänge der kritischen Geschichtsforschung in Schlesien zu Beginn des 19. Jahrhunderts. In: Festschrift Ludwig Petry, T. 2, Wiesbaden 1969, 245–267.
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phien, einigen wenigen gedruckten Quellensammlungen und in meist kurzlebigen Zeitschriften – unter den in Teil III angeführten Quellen finden sich mehrere Beispiele. Nach 1763 verbreiterte sich der Kreis von Produzenten und Rezipienten historisch-landeskundlichen Wissens allmählich. Neue Zeitschriften boten wissenschaftlichen Erörterungen über aktuelle Probleme des Landes, aber eben auch über seine Geschichte zunehmend mehr Raum. Der daran interessierte Personenkreis (Beamte, Lehrer, Geistliche) stabilisierte sich. Ab 1774 gab das Bunzlauer königliche Waisenhaus, eine der wichtigen Schulen Schlesiens, die „Bunzlauische Monathschrift zum Nutzen und Vergnügen heraus“, die mit Unterbrechungen bis 1818 erschien.76 Regionalkundliche Artikel nahmen darin einen bedeutenden Platz ein. Oft hatten sie die Form des Reiseberichts. Einer der bekanntesten ist der von Johann Gottlieb Schummel 1792 als Buch veröffentlichte.77 Seit 1785 erschienen monatlich die „Schlesischen Provinzialblätter“. Die Beiträger stammten zunächst aus dem Umkreis des Philosophen Christian Garve. Herausgeber waren lange Jahre zwei Provinzialbeamte, der Regierungsrat Konrad Streit und der Kammerkalkulator Friedrich Albert Zimmermann. Das Konzept und die redaktionellen Standards der „Provinzialblätter“ wurden in Deutschland Vorbild für Zeitschriften-Neugründungen.78 Der Kreis der Autoren und Abonnenten der Zeitschrift deckte sich weitgehend mit Personengruppen, die eine Art Akademie für Schlesien anstrebten. Sie sollte wissenschaftliche Studien zu allen Fragen der Provinz anregen, koordinieren und fördern. Nach kurzlebigen Versuchen erwies sich die Schlesische Gesellschaft für Vaterländische Cultur als zukunftsfähige und lange Zeit einflussreiche wissenschaftliche Gesellschaft. Anfangs konzentrierte sie sich – der nüchternen und effizienten Agenda der Breslauer Aufklärer gemäß –79 auf Naturgeschichte und Industrie, doch schon in der ersten Satzung wurde der Zweck der Gesellschaft auf die Beschäftigung „mit allen Wissensgebieten“ ausgedehnt und entsprechende Publikationsreihen begründet. Auch eine philosophisch-historische Abteilung wurde eingerichtet. Sie bewies allerdings kein durchgehendes Interesse an der schlesischen Geschichte.80 Diese war zu Anfang des 19. Jahrhundert eher eine Domäne der Schulen. Die Jahresprogramme der Gymnasien informierten nicht nur in Berichtform über die Tätigkeit der Schulen, den Inhalt der Lehre und die Prüfungen. Schon lange bevor ihre Publikation 1824 in Preußen obligatorisch wurde, dienten sie als Forum für 76 Kotyńska: Czasopismo. 77 Schummel, Johann Gottlieb: Reise durch Schlesien im Julius und August 1791. Breslau 1792 [ND, hg. v. Wojciech Kunicki, Berlin 1995]. 78 Gerber, Michael Rüdiger: Die Schlesischen Provinzialblätter 1785–1849. Sigmaringen 1995. 79 Brenker, Anne-Margarete: Aufklärung als Sachzwang. Realpolitik in Breslau im ausgehenden 18. Jahrhundert. Hamburg/München 2000. 80 Gerber, Michael Rüdiger: Die Schlesische Gesellschaft für Vaterländische Cultur (1803– 1945). Sigmaringen 1988.
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ernsthafte wissenschaftliche Studien, auch zur Provinzialgeschichte. Aus dem Kreis der Lehrer an höheren Schulen stammten auch die Verfasser der beiden erfolgreichsten Gesamtdarstellungen der schlesischen Geschichte in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Karl Adolph Menzel ließ seiner von 1805 bis 1807 in vierteljährlichen Heften publizierten „Topographischen Chronik von Breslau“ eine anonym publizierte, mit Kupferstichen attraktiv ausgestattete „Geschichte Schlesiens“ folgen.81 Der Verfasser war damals noch Theologiestudent und unterrichtete an Privatschulen. Seine historischen Schriften beförderten wohl auch seine Karriere: Schon 1809 wurde er Lehrer am Elisabethanum, 1813 unterrichtete er die „vor dem Sturm“ in der Stadt weilenden königlichen Prinzen in Geschichte, 1824 wurde er Schulrat.82 Michael Morgenbesser, ebenfalls evangelischer Theologe, Rektor der Bürgerschule zum Hl. Geist in Breslau, veröffentlichte 1829 seine eigene „Geschichte Schlesiens“ als „Handbuch“.83 Das Werk war sehr erfolgreich; noch um 1900 erschienen mehrere Auflagen in einer Neubearbeitung von Heinrich Schubert. Die Bewertung der Piasten ist in diesen von der Spätaufklärung beeinflussten Synthesen fast uneingeschränkt positiv. So schreibt Menzel: „Was Schlesien ist, verdankt es seinen einheimischen Fürsten; sie fanden ein ödes, schlecht bevölkertes, barbarisches Gefilde, deßen Boden von dem Schweiße und den Thränen der Sklaven, die ihn bauten, benetzt, nur in den Schooß weniger Despoten Früchte schüttete, wo der Wanderer [...] nur hin und wieder auf ärmliche Niederlassungen stieß [...]: und sie hinterließen nach kaum zwey Jahrhunderten ein Land mit Dörfern und Städten besät, von größtentheils freyen und wohlhabenden Menschen bewohnt, durch Cultur und Handel über alle seine Nachbarn gehoben. Unsere Städte sind unter den Piasten gebaut, unsre bürgerlichen Ordnungen unter den Piasten gegründet; die fremden Monarchen, die nach ihnen gekommen sind, haben geerndtet, wo jene gesäet hatten. [...] Ehre dem Andenken unsrer vaterländischen Fürsten.“84 Bemerkenswert ist der vorurteilsfreie Blick Menzels auf die fortbestehenden Bindungen der Piasten an Polen. So berichtet er von dem Plan Wladislaws von Oppeln, „seiner Familie die ihr gehörige Krone von Polen wieder zu verschaffen“.85 Die Herzöge von Teschen hätten im 15. Jahrhundert, so führt Menzel ohne Tadel 81 Menzel, Karl Adolf: Topographische Chronik von Breslau. Breslau 1805–1807; [ders.:] Geschichte Schlesiens, Bd. 1–3, Breslau 1808–1809. 82 Über ihn vgl. Schwarzer, Otfried: Karl Adolf Menzel. In: Andreae, Friedrich u. a. (Hg.): Schlesier des 18. und 19. Jahrhunderts. Breslau 1924 [ND Sigmaringen 1985], 173–183. 83 Morgenbesser, Michael: Geschichte Schlesiens. Ein Handbuch. Breslau 1829. Zum Autor vgl. Nowack, Karl Gabriel: Schlesisches Schriftsteller-Lexikon oder bio-bibliographisches Verzeichnis der im zweiten Viertels des 19. Jahrhunderts lebenden schlesischen Schriftsteller Heft 2. Breslau 1836, 102–106. 84 Menzel: Geschichte Schlesiens, Bd. 1, 83. 85 Ebd., 112.
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an, „durch Nachbarschaft und Gleichheit von Sitten und Sprache [...] ihre Vorliebe für das Mutterreich Polen wiedergewonnen“ und deshalb das Fürstentum Sewerien an den Bischof von Krakau verkauft.86 Die Synthesen Menzels und Morgenbessers beweisen durch Klarheit und Anschaulichkeit von Sprache und Disposition, dass sie aus der Unterrichtspraxis heraus entstanden sind. Beide Autoren zeigten Belesenheit in den damals publizierten Quellen und Studien zur schlesischen Geschichte. Die Praxis aufklärerischer Historiographie setzten sie durch eine meist kritische Haltung zur Überlieferung der mittelalterlichen und barocken Chroniken fort. Dennoch gelang es Autoren wie Menzel und Morgenbesser noch nicht, oder doch nur in Einzelzügen, den Schritt zu der aufkommenden historistischen Geschichtsschreibung zu vollziehen, die sich auf den kritischen, kontrollierten Vergleich von Quellen erster Hand stützte. Die Voraussetzungen dafür, auch die schlesische Vergangenheit auf diese Weise zu untersuchen, wurden in den Jahren zwischen 1810 und 1850 erst geschaffen. Die Anfänge der Geschichtswissenschaft in Schlesien verbinden sich vor allem mit zwei für die Kulturgeschichte der Provinz epochalen Ereignissen der Jahre 1810 und 1811, der Säkularisierung der schlesischen Klöster87 und der Gründung der Universität Breslau,88 und mit zwei Personen: Johann Gustav Gottlieb Büsching und Gustav Adolf Stenzel. Der Breslauer Germanist Marek Hałub hat unlängst das außerordentlich weite Spektrum der Interessen und Unternehmungen Büschings zwischen Archivistik, Editionstätigkeit, Archäologie, Denkmalpflege, Kunstgeschichte, Volkskunde, Literaturwissenschaft und nicht zuletzt Kulturpolitik erstmals ausgeleuchtet und Büsching als Frühgermanisten und eigentlichen Begründer der schlesischen Kulturgeschichte gewürdigt.89 Die Tätigkeit des Berliner Juristen als preußischer Kommissar für die Säkularisation machte ihn mit den schlesischen Klöstern und ihren Archiven, Bibliotheken und Kulturgütern bekannt. Eine erste Erkundungsreise unternahm er bereits 1809, ein Jahr vor dem Säkularisations-Edikt vom 31. Oktober 1810. Die Entscheidung zur Verstaatlichung des Bistums- und Klostervermögens fiel nach dem Vorbild des Reichsdeputationshauptschlusses von 1803 und ange86 Ebd., 144. 87 Eine Gesamtdarstellung, welche die kulturgeschichtliche Dimension der Säkularisierung in Schlesien nachvollzöge, fehlt. Für einen Überblick vgl. Erler, Uta Karin: Rechts- und verfassungsgeschichtliche Probleme der Säkularisation durch den Preussischen Staat in Schlesien im Jahre 1810. Frankfurt a. M. 1978. 88 Zur Geschichte der Universität Breslau im 19. Jahrhundert vgl. jetzt Pater, Mieczysław: Od piastowskich prapoczątków do upadku Hohenzollernów. In: Kulak, Teresa/ders./Wrzesiński, Wojciech: Historia Uniwersytetu Wrocławskiego. 1702–2002. Wrocław 2002, 9–99, hier 40–99, zur Gründungsphase 40–43. 89 Hałub, Marek: Johann Gustav Gottlieb Büsching 1783–1829. Ein Beitrag zur Begründung der schlesischen Kulturgeschichte. Wrocław 1997, dort auch eine Bibliographie sämtlicher Werke Büschings und die gesamte ältere Literatur zu seiner Person.
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sichts der Finanznot des preußischen Staates, die durch die Kriegskosten und die Kontributionen an Frankreich bedrohlich geworden war. In rastloser Tätigkeit, nur unzureichend mit Hilfskräften versehen, versuchte der junge Archivar Büsching von den Kulturgütern aus 91 Klöstern zu retten, was zu retten war. Einige seiner Erfahrungen veröffentlichte er als Reisebericht.90 Büsching kam aufgrund seiner Vertrautheit mit den säkularisierten kirchlichen Kulturgütern zu dem Schluss, dass nach französischem Modell zentrale Institutionen für die Akten, Bücher und Kunstschätze in Breslau entstehen mussten: ein Provinzialarchiv, eine schlesische Zentralbibliothek und ein Landesmuseum. Büsching bemühte sich um alle drei Institutionen. Doch zunächst entstand nur das ab 1822 selbständige „Schlesische Provinzialarchiv“, ab 1867 „Königliches Staatsarchiv zu Breslau“ genannt, dessen Organisation Büsching anvertraut wurde. Allein etwa 30.000 Urkunden aus Klöstern wurden dort in wenigen Jahren verzeichnet.91 Die Bücher und zunächst auch Kunstschätze kamen in die Obhut der in Gründung befindlichen Universität. So entstanden die „Königliche und UniversitätsBibliothek“ und die Altertümersammlung der Hochschule. Letztere wurde ab 1862 zum Grundstock der entstehenden Museen für Altertümer, bildende Künste und Kunstgewerbe, die auch ehemals städtische Sammlungen aufnahmen.92 Auch die Universität verdankte ihre Gründung dem napoleonischen Schock. Das preußische Hochschulwesen geriet mit dem ganzen Staat in eine Krise. Zusätzlich brachten die Gebietsverluste im Westen den Verlust der alten Hochschulen Duisburg und Halle. Wilhelm von Humboldt und seine Mitarbeiter nutzten die Gelegenheit zu „innerer Erneuerung“ im neohumanistischen Geist und zu bildungspolitischer Umstrukturierung. Nachdem 1810 die neue Berliner Universität eröffnet wurde, war die alte Brandenburgische Landesuniversität in Frankfurt an der Oder allzu nahe. Sie wurde samt Lehrkörper und Sammlungen geschlossen nach Breslau verlegt und mit der jesuitischen Leopoldina zu einer neuen Hochschule vereinigt. Im November 1811 fanden die ersten Vorlesungen statt. Die neue Hochschule umfasste fünf Fakultäten. Evangelische Theologie, Recht und Medizin wurden aus Frankfurt übernommen; die katholische Theologie war ein Erbstück
90 Büsching, Johann Gustav Gottlieb: Bruchstücke einer Geschäftsreise durch Schlesien in den Jahren 1810, 11, 12, Bd. 1 [mehr nicht erschienen]. Mit einem Anhange, worin vermischte Aufsätze, Schlesien betreffend. Breslau 1813. 91 Krusch, Bruno: Geschichte des Staatsarchivs zu Breslau. Leipzig 1908. 92 Łukaszewicz, Piotr (Hg.): Muzea sztuki w dawnym Wrocławiu. Kunstmuseen im alten Breslau. Publikacja przygotowana z okazji piećdziesieciolecia Muzeum Narodowego we Wrocławiu. Wrocław 1998; Milkau, Fritz: Die königliche und Universitäts-Bibliothek zu Breslau. Eine Skizze. Sonderabdruck aus dem zweiten Teile der Festschrift zur Feier des hundertjährigen Bestehens der Universität Breslau, vermehrt um Inhaltsverzeichnis und Register. Breslau 1911.
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der Leopoldina; die philosophische Fakultät entstand aus der Vereinigung der Abteilungen beider Universitäten. Hinzu kamen einige Neuberufungen.93 1820 erhielt der Historiker Gustav Adolf Harald Stenzel einen Ruf nach Breslau. Schon damals, im Alter von 28 Jahren, hatte er sich durch seine Studien in Leipzig und in Berlin (bei Karl Friedrich Eichhorn) Ansehen als Mediävist erworben. Neben dem Althistoriker Niebuhr und dem Frühneuzeitler Ranke kann er als Mitbegründer der neuen methodischen Richtung der Geschichtswissenschaft gelten, die später als Historismus bezeichnet wurde.94 Einer seiner Aufgabenbereiche war die Leitung des Provinzialarchivs gemeinsam mit Büsching, was zu Auseinandersetzungen führte. Die wichtigste Streitfrage betraf das Ordnungsprinzip für Archivgut. Büsching vertrat die heute übliche Sortierung nach Provenienzen, Stenzel setzte letztlich die Sortierung nach Pertinenzen, also nach Sachkriterien, für die einzelnen Reposituren durch. Beide Gelehrte schöpften aus den Urkundenbeständen des Archivs eine Fülle neuer Quellen und quellengestützter Erkenntnisse. Büsching publizierte nur Regesten für einen Bruchteil der von ihm bearbeiteten Urkunden, lieferte aber Beiträge zur Sphragistik und gab wichtige Einzelquellen heraus. Auffallend ist seine Wertschätzung der alten Landesfürsten, die sich in einem regen Interesse für deren Denkmäler oder auch im Titel seiner über Band 1 nicht hinausgelangten Reihe „Urkunden der Piasten in Schlesien“ widerspiegelt.95 Der stärker systematisch publizierende Stenzel begründete 1835 eine neue Reihe „Scriptores rerum silesiacarum“, in der er zunächst erzählende Quellen zur Landesgeschichte veröffentlichte, darunter die im 13. und im 14. Jahrhundert für die Höfe von Liegnitz und Brieg verfassten ersten Landeschroniken „Chronica Polonorum“ und „Chronica Principum Poloniae“, die im zweiten Teil dieser Arbeit erwähnt wurden, die ursprüngliche Fassung der Hedwigslegende, ferner Klosterannalen und vieles mehr. Stenzel plante eine auf fünf Bände angelegte Gesamtdarstellung der Geschichte Schlesiens. Kurz nach dem Erscheinen des ersten, bis zum Jahr 1335 reichenden Bandes starb er überraschend.96
93 Kaufmann, Georg (Hg.): Festschrift zur Feier des hundertjährigen Bestehens der Universität Breslau, T. 1–2, Breslau 1911. 94 Zu Stenzel vgl. u. a. Nowack: Schlesisches Schriftsteller-Lexikon, Heft 1, 139–146; Markgraf, Hermann: Gustav Adolf Harald Stenzels Wirksamkeit und Bedeutung für die schlesische Geschichtsschreibung. Vortrag zur Erinnerung an seinen hundertjährigen Geburtstag. In: ZVGS 26 (1892) 396–417; Rachfahl, Felix: Gustav Adolf Harald Stenzel. In: Forschungen zur brandenburgischen und preußischen Geschichte 11 (1898) 1–31. 95 Büsching, Johann Gustav Gottlieb (Hg.): Grabmal des Herzogs Heinrich des IV. von Breslau. Ein Beitrag zur Geschichte der altdeutschen Kunst im dreizehnten Jahrhundert. Nebst einer urkundlichen Darstellung des Lebens Heinrich des IV. und 5 Abbildungen. Breslau 1826; ders. (Hg.): Urkunden der Piasten in Schlesien, Bd. 1 [mehr nicht erschienen]. Breslau [1812]. 96 Stenzel: Geschichte Schlesiens.
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Stenzel hatte Unterricht und Forschung mithilfe einer „Historischen Gesellschaft“ an der Universität organisiert. 1824 erreichte er ihre Umwandlung in ein Historisches Seminar, eines der ersten in Deutschland, das allerdings erst 1843 formal errichtet wurde. Professoren wie Richard Roepell aus Danzig, den seine „Geschichte Polens“ für den Breslauer Lehrstuhl empfohlen hatte und Jacob Caro aus Posen, der dieses Werk fortgesetzt hatte, führten das Seminar in Stenzels Sinne weiter. Stenzel, Roepell und Caro waren Mediävisten, die eine besondere Aufmerksamkeit, wenn auch nicht gerade freundliches Wohlwollen für die polnischen Bezüge der mittelalterlichen Geschichte Schlesiens auszeichnete.97 Der Forschung zur Regionalgeschichte, welche die Handvoll hauptamtlich beschäftigter Akademiker an Universität und Provinzialarchiv leisten konnten, stand die qualitativ uneinheitliche Arbeit einer wachsenden Anzahl nebenberuflicher Historiker und Heimatkundler gegenüber. Viele von ihnen waren Lehrer an den meist traditionsreichen Gymnasien (in der ersten Jahrhunderthälfte betrug deren Zahl konstant 21) und den entstehenden „höheren Bürgerschulen“ bzw. Realschulen des Landes (zunächst nur eine Handvoll). Die gewinnbringende Bündelung und kritische Begleitung dieser Arbeiten und ihre Vermittlung an die Allgemeinheit war um die Mitte des 19. Jahrhunderts dringend erforderlich geworden. Mehr Publikationsmöglichkeiten, aber auch strengere Standards waren vonnöten. Büsching hatte schon 1818 einen historischen Verein gegründet, der sich aber nicht halten konnte. Stenzel rief 1846 den „Verein für Geschichte und Alterthum Schlesiens“ ins Leben, der bis heute besteht.98 Nach Stenzels Tod 1855 führte sein Lehrstuhlnachfolger Roepell den Verein. Im selben Jahr erschien erstmals die Vereinszeitschrift, von nun an die wichtigste Plattform historischer Studien in Schlesien. 1871 übernahm Colmar Grünhagen den Vereinsvorsitz. Er lehrte seit 1855 an der Universität, wo er 1866 außerordentlicher Professor für preußische und schlesische Geschichte wurde. Im Hauptberuf aber war er als Nachfolger seines Mentors Wilhelm Wattenbach seit 1862 Leiter des Provinzialarchivs mit dem Titel eines Geheimen Archivrats. Mit Grünhagen, einem arbeitsamen Gelehrten und unermüdlichen Organisator, verbindet sich eine Blütezeit des Vereins, dessen Mitgliederzahl sich in den dreieinhalb Jahrzehnten unter seinem Vorsitz verdoppelte. Er sorgte für ein hohes Niveau der Vereinszeitschrift, auch durch Anregung von Forschungsarbeiten, denen er die Türen des Provinzialarchivs (seit 1867 Staatsarchiv) öffnete. Seine eigenen Beiträge allein in diesem Blatt belaufen sich auf sechs Dutzend. Insgesamt gehen seine Arbeiten zur
97 Andreae, Friedrich: Geschichte des Breslauer Historischen Seminars. In: ZVGS 70 (1936) 320–328. 98 Schellakowsky, Johannes: „Soll aber Schlesien noch länger zurückbleiben?“ Zur Gründungsgeschichte und weiteren Entwicklung des Vereins für Geschichte Schlesiens bis 1945. In: ders./Schmilewski, Ulrich (Hg.): 150 Jahre Verein für Geschichte Schlesiens. Würzburg 1996, 9–58.
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Provinzialgeschichte in die Hunderte. Ihr Zeithorizont reicht von den Anfängen der schlesischen Geschichte bis ins 18. Jahrhundert. Grünhagen unternahm in seiner Freizeit eine Reihe von Reisen, um etwa in Prag, Wien oder Krakau Quellen zur schlesischen Geschichte zu erschließen. Demselben Zweck diente eine umfangreiche Korrespondenz mit Kollegen wie Alfred Dove oder František Palacký. Briefe wechselte der Literaturliebhaber Grünhagen auch jenseits der Fachkreise mit Schriftstellern wie Gustav Freytag und Theodor Fontane. Eine von Grünhagens wichtigsten Arbeiten waren die noch von Wattenbach angeregten, später von Konrad Wutke mit herausgegebenen Schlesischen Regesten, deren 1903 erschienener fünfter Band bis zum Jahr 1333 reicht. 1884 und 1886 erschienen die bis zur preußischen Besitzergreifung reichenden Bände seiner „Geschichte Schlesiens“, welche die seit Stenzel erzielten Fortschritte im Forschungsstand markierten und die Darstellung bis auf ein Jahrhundert an die Gegenwart heranführten.99 Die weitere Entwicklung des „Vereins für Geschichte Schlesiens“100 ist durch Differenzierung und eine vergleichsweise zögerliche Öffnung für neue, etwa sozialund wirtschaftsgeschichtliche Ansätze gekennzeichnet. Universität und Staatsarchiv, aber auch Archiv und Bibliothek der Stadt Breslau blieben die Institutionen, an die sich der Verein anlehnen konnte. Die Beschäftigung gerade mit Schlesien war für Historiker nach 1810 reizvoll, weil hier in mehrfachem Sinn Neuland zu entdecken war. Bisher verstreute Quellen fanden auf dramatische Weise erstmals zusammen.101 Für Stenzel gewann dabei ein Problem an Umrissen, das gelegentlich schon im 18. Jahrhundert, auch unter dem Eindruck der polnischen Teilungen, noch ohne eingehende Quellenarbeit diskutiert worden war: die in Erzählquellen des Mittelalters so gut wie unbemerkte und daher auch in der Frühneuzeit nicht „erzählte“, aber doch unbestreitbare Verschiebung der deutsch-slawischen Sprachgrenze von Elbe, Saale und Pegnitz um teilweise Hunderte von Kilometern nach Osten. Im 19. Jahrhundert galt diese Sprachgrenze zugleich als schroffe Kulturgrenze. 1832 publizierte Stenzel eine umfangreiche Quellensammlung, die, wie Hermann Aubin im 20. Jahrhundert bewundernd anmerkte, „die nachhaltige Umgestaltung Schlesiens durch die deutsche 99 Baumgart, Peter: Colmar Grünhagen (1828–1911). Ein nationalliberaler Historiker Schlesiens im Zweiten Kaiserreich. In: Weber, Matthias/Rabe, Carsten (Hg.): Silesiographia. Stand und Perspektiven der historischen Schlesienforschung. Festschrift für Norbert Conrads zum 60. Geburtstag. Würzburg 1998, 47–67; aus der dort angeführten älteren Literatur über Grünhagen sei lediglich (wegen des, obschon unvollständigen, Schriftenverzeichnisses) genannt: Meinardus, Otto: Zu Colmar Grünhagens Gedächtnis. In: ZVGS 46 (1912) 1–65. 100 Das „Alterthum“ im Vereinsnamen wurde 1905 gestrichen, da die entsprechenden Bemühungen auf das „Museum Schlesischer Altertümer“ und die Zeitschrift „Schlesiens Vorzeit in Bild und Schrift“ übergegangen waren. 101 Ähnliche Prozesse schufen z. B. auch in Westfalen, Baden, Württemberg und Bayern neue Voraussetzungen für die Geschichtsforschung. Vgl. Speitkamp, Winfried: Geschichtsvereine – Landesgeschichte – Erinnerungskultur. In: Mitteilungen des Oberhessischen Geschichtsvereins N. F. 88 (2003) 181–204.
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Kolonisation veranschaulichte“. Die Publikation habe Schlesien als Modellfall erwiesen für einen durch Stenzel erstmals als zusammenhängend „erfaßt[en] und ausgesprochen[en]“ Prozess der Ausbreitung deutscher Einwanderer und deutscher Wirtschafts- und Rechtsformen „zwischen Ostsee und Adria“.102 Hier zeichnet sich ein Paradigmenwechsel ab – hin zu einer in wichtigen Zügen bereits ethnisch-nationalen Geschichtsbetrachtung.103 Diese neue Sicht erwies sich bald als eminent politisch. Im Revolutionsjahr 1848 gerieten polnische und deutsche Nationalbewegung im Großherzogtum Posen erstmals in Interessenskonflikte. Die deutschen Liberalen pflegten damals noch die 1830/1831 programmatisch gewordene Polenfreundschaft.104 Stenzel, selbst Abgeordneter in der Paulskirche, rechtfertigte damals in einem Gutachten für einen Völkerrechtsausschuss der Nationalversammlung den Anspruch deutscher Abgeordneter aus Posen, gegen den Protest ihrer polnischen Landsleute an dem Frankfurter Parlament teilzunehmen. Er verteidigte auch gleich die viel weiter gehenden Ansprüche vieler deutscher Posener auf kulturelle und politische Hegemonie in der Provinz.105 Man begann nun, die „Deutschwerdung Schlesiens“ und der anderen Landschaften östlich der Elbe als entscheidendes Ereignis der mitteleuropäischen Geschichte zu sehen und zu
102 Tzschoppe, Gustav Adolf/Stenzel, Gustav Adolf (Hg.): Urkundensammlung zur Geschichte des Ursprungs der Städte und der Einführung und Verbreitung Deutscher Kolonisten und Rechte in Schlesien und der Ober-Lausitz. Hamburg 1832; der Anteil Tzschoppes beläuft sich nur auf eine kleine Anzahl von Urkunden aus der Oberlausitz; von Stenzel allein stammt auch die 265 Seiten starke „Einleitung“, die die rechtlichen und praktischen Seiten der deutschrechtlichen Kolonisation klar strukturiert und detailliert erörtert; vgl. Menz: Die Entwicklung der Anschauung; Aubin, Hermann: Gustav Adolf Stenzel und die geistige Erfassung der deutschen Ostbewegung. In: JFWUB 6 (1961) 48–66. 103 Weber: Genese und Kontinuität, 232f. 104 Bleiber, Helmut: Ruch propolski w Niemczech na początku lat trzydziestych XIX w. In: Skowronek, Jerzy/Żmigrodzka, Maria (Hg.): Powstanie listopadowe 1830–1831. Geneza – uwarunkowania – bilans – porównania. Wrocław u. a. 1983, 157–184; Kolb, Eberhard: Polenbild und Polenfreundschaft der deutschen Frühliberalen. Zu Motivation und Funktion außenpolitischer Parteinahme im Vormärz. In: Saeculum 26 (1975) 111–127. Einen umfassenden Forschungsüberblick bieten Gabryś, Anna/Landgrebe, Alix: „Für Eure und unsere Freiheit“. Deutsche und Polen im europäischen Völkerfrühling 1830–1849. Forschungsbericht zur polnischen und französischen Forschungsliteratur. In: Michalka, Wolfgang/Rautenberg, Erardo C./Vanja, Konrad (Hg.): Polenbegeisterung. [...] zur Wanderausstellung „Frühling im Herbst. Vom polnischen November zum deutschen Mai. Das Europa der Nationen 1830–1832“. Berlin 2005, 54–73 und Pleitner, Berit: „Für Eure und unsere Freiheit“. Deutsche und Polen im europäischen Völkerfrühling. Forschungsbericht über die deutschsprachige Historiographie. Ebd., 74–88. 105 Müller, Michael G./Schönemann, Bernd/Wawrykowa, Maria: Die „Polen-Debatte“ in der Frankfurter Paulskirche. Darstellung, Lernziele, Materialien. Frankfurt a. M. 1995. Im größeren Kontext: Wollstein, Günter: Das „Großdeutschland“ der Paulskirche. Nationale Ziele in der bürgerlichen Revolution 1848/49. Düsseldorf 1977.
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popularisieren. Hier und da war schon bald von einem aggressiv bejahten „deutschen Drang nach Osten“ die Rede.106 Colmar Grünhagen war 1848 noch Student in Jena. Ihm waren, bei allem kleindeutsch-preußischen Nationalgefühl, schrille Töne fremd. Doch auch er formulierte drei Jahrzehnte nach Stenzel, der Geschichte Schlesiens gebühre im „weiten Rahmen“ der historischen Darstellung „unser[es] gemeinsame[n] Vaterland[s]“ ein besonderer Platz, denn „ihr eigentlichster Inhalt“ bis zur Neuzeit sei „die Beantwortung der Frage: Wie ist Schlesien deutsch geworden und deutsch geblieben?“107 Das Bild der Piasten wurde durch diesen Paradigmenwechsel abhängig gemacht von einer Frage, die man so formulieren könnte: „Was haben die Landesfürsten dafür oder dagegen getan, dass Schlesien deutsch geworden und deutsch geblieben ist?“ Gustav Freytag als Beispiel für die Popularisierung des neuen Geschichtsbildes Eine der einflussreichsten Antworten gab ein populärwissenschaftlicher Text. 1859 publizierte der im oberschlesischen Kreuzburg geborene Historiker, Erfolgsschriftsteller und nationalliberale Politiker Gustav Freytag seine „Bilder aus der deutschen Vergangenheit“.108 Der 750–Seiten-Band war die Keimzelle des vielleicht erfolgreichsten Geschichte popularisierenden Werks im Deutschland des 19. Jahrhunderts. Er baute auf Artikel Freytags für seine Zeitschrift „Die Grenzboten“ auf. Die „Bilder“ beruhen auf sorgfältig ausgewählten, mit Kommentaren und einordnenden Passagen verzahnten Originalquellen, überwiegend zur Geschichte des Alltags. Die Anlage des Werks, die Qualität der Recherche und seine stilistische Gewandtheit waren neuartig und setzten Maßstäbe.109 Der erste Teil gibt Einblicke in das 15. und 16., der zweite in das 17. und 18. Jahrhundert. Dazu traten 1862, zu106 Hackmann/Lübke: Die mittelalterliche Ostsiedlung; Wippermann, Wolfgang: Die Ostsiedlung in der deutschen Historiographie und Publizistik. In: Fritze, Wolfgang H. (Hg.): Germania Slavica, Bd. 1, Berlin 1980, 41–70; ders.: Der „deutsche Drang nach Osten“. Ideologie und Wirklichkeit eines politischen Schlagwortes. Darmstadt 1981; Kaczmarczyk: Kolonizacja niemiecka. 107 Grünhagen: Geschichte Schlesiens, Bd. 1, IX. 108 Freytag, Gustav: Bilder aus der deutschen Vergangenheit, T. 1–2 [in einem Bd., durchgehende Paginierung, aber zweites Titelblatt]. Leipzig 1859. 109 Nissen, Martin: Populäre Geschichtsschreibung im 19. Jahrhundert. Gustav Freytag und seine „Bilder aus der deutschen Vergangenheit“. In: Archiv für Kulturgeschichte 89 (2007) 395–425; Tatlock, Lynne: Regional Histories as National History. Gustav Freytag‘s Bilder aus der deutschen Vergangenheit (1859–1867). In: Vazsonyi, Nicholas (Hg.): Searching for common ground. Diskurse zur deutschen Identität 1750–1871. Köln/Weimar/Wien 2000, 161– 178; Papiór, Jan: Zum politischen Programm der Grenzboten unter G. Freytags und J. Schmidts Redaktion (1847–1870). Mit Bibliographie der „polnischen Beiträge“‚ für die Jahre 1845–1889. In: Kuczyński, Krzysztof A./Schneider, Thomas (Hg.): Das literarische Antlitz des Grenzlandes. Frankfurt a. M. u. a. 1991, 106–117 (Bibliographie 118–123).
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nächst mit abweichendem Titel, die „Neuen Bilder aus dem Leben des Deutschen Volkes“, die zeitlich beim Dreißigjährigen Krieg ansetzen und bis 1848 reichen.110 Seit der fünften vermehrten Auflage von 1867 erschienen die „Bilder aus der deutschen Vergangenheit“ in vier deutlich erweiterten Bänden mit insgesamt fast zweieinhalbtausend Seiten. Sie waren nun chronologisch aufgebaut.111 In dieser Form erlebte das Werk im Leipziger Hirzel-Verlag mehrere Dutzend hohe Neuauflagen, zu denen ab etwa 1920 zahlreiche Neuausgaben anderer Verlage kamen, auch in Auswahl oder Bearbeitung. Schlesiens mittelalterliche Geschichte findet sich in den ersten vier Auflagen der „Bilder“ im allerersten Kapitel, das die Überschrift „Kleine Bilder aus den Hussitenkriegen (um 1425)“ trägt.112 Mit dem Umbau des Werks in der fünften Auflage (1867) wanderten die Absätze über das mittelalterliche Schlesien (darunter, unverändert, jene über die Piasten) in ein eigenes Kapitel im ersten Teil des zweiten Bandes. Die Hussitenkriege erhielten ein neues Kapitel mit genauerer Darstellung der Zustände in der spätmittelalterlichen Kirche und in Böhmen. Diese Verschiebung ist bedeutsam: Das Schlesienkapitel sollte nun zusammen mit zwei neuen Kapiteln über das Ordensland Preußen (unter dem Einfluss Treitschkes113) und über die Hanse von der „Besiedelung des Ostens“ erzählen, die in der Neufassung auf diese Weise zum Schwerpunkt des zweiten Mittelalter-Bandes wurde. Freytag trug mit dieser Gewichtung in dem erfolgreichen Werk ganz erheblich dazu bei, die Vorstellung von der deutschen Ostsiedlung im Bewusstsein der lesenden Bevölkerung zu verankern. Die „wunderbar schnelle Germanisirung der Slawenländer im Osten der Elbe“ im 13. Jahrhundert war für den Schriftsteller sogar „die größte That des deutschen Volkes“114 Im Osten habe sich erstmals und besonders rein eine neue Freiheit entfaltet. Später im Text wird sie als spezifisch deutsch herausgearbeitet: „Hier in Schlesien kam zuerst eine große Wahrheit in die Erkenntniß der Menschen, die Wahrheit, auf der das ganze moderne Leben beruht, daß die Arbeit der Freien allein im Stande ist, ein Volk kräftig, blühend und dauerhaft zu machen.“115 Die Freiheit habe die deutschen Siedler ohne obrigkeitliche Anleitung diszipliniert. Sie habe sich selbst verteidigt, vor allem dadurch, dass sie das Individuum auf die Gemeinschaft verpflichtet habe. Die Ostsiedlung ist damit ein Meilenstein für 110 Freytag, Gustav: Neue Bilder aus dem Leben des deutschen Volkes. Leipzig 1862. 111 1. „Aus dem Mittelalter“, darin auch je ein Kapitel zur Römer- und Völkerwanderungszeit, 2.1 „Vom Mittelalter zur Neuzeit“, 2.2 „Aus dem Jahrhundert der Reformation (1500– 1600)“, 3. „Aus dem Jahrhundert des großen Krieges (1600–1700)“, 4. „Aus neuer Zeit (1700–1848)“. 112 Freytag: Bilder aus der deutschen Vergangenheit (1859), 1–30. 113 Treitschke, Heinrich von: Das deutsche Ordensland Preußen. In: Preußische Jahrbücher 10 (1862) 95–151. 114 Freytag: Bilder aus der deutschen Vergangenheit (1859), 1. 115 Ebd., 6.
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das geschichtsphilosophisch-erzählerische Programm, das Freytag ganz offen den „Bildern“ zugrunde legt: „Der Zweck dieses Buches ist zu zeigen, wie die Deutschen aus Privatmenschen allmählich durch den Staat der Hohenzollern politische Männer wurden [...], wie mit der wachsenden Bildung das Bürgerthum erstarkte, wie es Adel und Bauern seinen Einfluß unterwarf, zuletzt die Besonderheiten der Stände beseitigte und die Charaktere nach seinen Bedürfnissen und Gesichtspunkten zu formen begann.“116 Was in diesem programmatischen Bekenntnis zum Liberalismus als verborgenem Motor der deutschen Geschichte (und zugleich zum Preußentum) nicht steht, ist von der Germanistik in den letzten Jahren für Freytags Werk klar herausgearbeitet worden, oft anhand des in Breslau spielenden Erfolgsromans „Soll und Haben“: Freytag wies die bürgerliche Mission in der Geschichte zumindest in Mitteleuropa exklusiv der deutschen Nation zu und konstruierte deren Bild ganz entscheidend durch abgrenzende antislawische (und antisemitische) Stereotypen.117 Dies wird auch an Freytags Darstellung der Piasten deutlich. Im Schlesienkapitel und bereits in seiner Urfassung, „Aus der Hussitenzeit“, sind „die Herren des Landes mit ihren Getreuen, slawische Herzöge aus dem Stamm der Piasten“ diejenigen, die „die Deutschen in das Oderland rief[en]“, „ein Fürstengeschlecht von uraltem polnischen Adel in mehreren Häusern“.118 Freytag entwirft im Anschluss zunächst den dunklen Hintergrund für die Zivilisationsleistung der Ostsiedlung: Ein Land, „arm an Capital und Arbeitskraft“, das „vielgeplagte und mit Diensten überlastete unfreie Volk“ wird vom polnischen Recht an jeder Entwicklung gehindert. Die Städte seien nur „eine größere Anzahl ähnlicher Hütten“ gewesen, ohne Rechte wie Selbstverwaltung, Besitzerwerb und Rechtsprechung, die „einer deutschen Stadtgemeinde ziemt[en]“.119 „Ein solches Land beherrschten die fürstlichen Familien der Piasten“, deren Rolle Freytag stärker hervorhebt als Gustav Adolf Stenzel wenige Jahre zuvor. Die Fürsten werden im Folgenden fast ausschließlich in der Spannung zwischen „slawisch/polnisch“ und „deutsch“ gezeigt. Diese Spannung eröffnet ihnen in Freytags Darstellung Entwicklungsmöglichkeiten, wird aber nie ganz zugunsten des zweiten Pols aufgelöst. Die Fürsten hätten „damals“, zu Beginn der Epoche der Ostsied116 Freytag, Gustav: Bilder aus der deutschen Vergangenheit, 5. Aufl. des Gesamtwerks, Bd.1–5, Leipzig 1867, Bd. 4, 8. 117 Surynt, Izabela: Das „ferne“, „unheimliche“ Land. Gustav Freytags Polen. Dresden 2004; Hahn, Hans-Joachim: Antisemitismus und Antislavismus in Gustav Freytags „Soll und Haben“ (1855). Ein deutscher Erinnerungsort aus Schlesien. In: Czapliński/ders./Weger (Hg.): Schlesische Erinnerungsorte, 122–137; ders.: Die „Polenwirtschaft“ in Gustav Freytags Roman Soll und Haben. In: Krobb, Florian (Hg.): 150 Jahre Soll und Haben. Studien zu Gustav Freytags kontroversem Roman. Würzburg 2005, 239–254; Pregiel, Piotr: Ślązak, Prusak, nacjonalista – Gustaw Freytag. Wrocław 1999. 118 Freytag: Bilder aus der deutschen Vergangenheit (1859), 2. 119 Zitate in diesem Absatz: ebd., 2, 2, 3, 4.
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lung, „unter polnischer Oberhoheit“ gestanden, „welche oft bestritten wurde, zuweilen ganz aufhörte“. Viel mehr ist von der Zugehörigkeit Schlesiens zu Polen, aber auch vom Übergang an Böhmen, nicht zu erfahren; Freytags Text blendet die staatsrechtlichen Vorgänge ganz aus, um die demographischen, ethnischen und kulturellen umso plastischer auszumalen. An den Häusern der Piasten „konnte ein Gegensatz auffallen“:120 „Die Piasten Oberschlesiens schlossen sich enger an Polen, und erhielten sich und ihr Land mehr in slawischem Wesen, so dass dort eine slawische Bevölkerung bis in die Gegenwart dauert. Um so lieber lehnten sich die Herren des größern Niederschlesiens an den deutschen Westen. Schon seit lange war ihre Politik, deutsche Fürstentöchter zu heirathen, der Einfluß der Frauen brachte deutsche Sitte an den Hof. Eifrig erhielt man die Verbindung mit den deutschen Verwandten, die Fürstenkinder reisten in deutschen Ländern, wurden oft in Deutschland versorgt. Schon im Anfange des dreizehnten Jahrhunderts hat das Haus der Piasten Familienverbindungen, Einfluß und Ansehn durch ganz Deutschland. Die Herzöge suchen bei ihren Verwandten im Westen die Umgürtung mit dem Ritterschwert nach [...] die Fräulein am Hofe fordern von dem fahrenden Spielmann deutsche Tanzreigen, ja auch die [...] deutschen Minnelieder werden bewundert, und wir können entscheiden, wie einer der edelsten Piasten mit den Schwierigkeiten der [Strophenbautechniken, M. E.] Stollen und Abgesänge fertig wurde.“121 Nach den ersten Kolonisationserfolgen der von den Piasten gegründeten Klöster hätten Fürsten, Edelleute und Geistliche „schnell [...] den Unterschied zwischen deutscher und slawischer Arbeit“ erkannt. „Die Fürsten verliehen“ den Grundherren „als Gunst das Recht, Städte und Dörfer nach deutschem Recht zu gründen, d. h. freie Communen zu schaffen“. Durch die friedliche Durchdringung des Landes mit deutschen Siedlern aus allen Landschaften des Reichs und durch die Anziehungskraft des deutschen Rechts auch für die Slawen sei ein gemischter „neuer deutscher Stamm“ entstanden. „Noch jetzt vermag man zu erkennen, daß er aus einer Verbindung slawischer und deutscher Art hervorgegangen ist.“ „Dem Volke, welches so entstand, wurde ein leichtes Leben nicht beschieden“, und das lag, so Freytag, auch an ihren Fürsten: „Nie war es ihnen [den Schlesiern, M. E.] vergönnt, das Selbstgefühl eines eigenen Volkes zu bekommen [...]. Hin und hergeworfen zwischen polnischer und böhmischer Oberherrschaft [...] wurde die Landschaft gezwungen, alle schwachen und bösartigen Händel, welche die Fürstenhäuser untereinander und mit den Nachbarn hatten, durch Blut und Geld zu bezahlen.“
120 Zitate in diesem Absatz: ebd., 4. 121 Ebd., 4f.
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Freytag schildert die Piasten also als entscheidende Förderer der Germanisierung Schlesiens. Zugleich zeichnet sich bei ihm ein ambivalentes, überwiegend negatives Bild der Dynastie ab, auf das später zurückzukommen sein wird.122
4.
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Die Darstellung der Herzöge des 13. Jahrhunderts als Förderer der Germanisierung Die ältere schlesische Geschichtsschreibung hatte aufgrund der Struktur ihrer erzählenden Quellen einen der am längsten herrschenden und schon territorialpolitsch erfolgreichsten schlesischen Piastenherzöge, Heinrich I., den Bärtigen, stets im Schatten seiner heiligen Gemahlin Hedwig gesehen. Seit der Aufklärungszeit wurde Heinrichs I. Bedeutung im Grunde erkannt, fand aber keine überzeugende Darstellung. Die zahlreichen nicht chronologischen Einzelheiten aus der Hedwigslegende einerseits, die Nachrichten aus den Urkunden andererseits ließen sich nicht leicht zu einem Herrscherbild fügen. Eine Monographie eines deutschen Historikers über Heinrich den Bärtigen entstand nicht. Die Synthesen des 19. Jahrhunderts behalfen sich mit Rhetorik, nicht selten mit Spekulation. Eine wachsende Bedeutung wurde Heinrich als einem Herzog zugeschrieben, der Schlesien durch die deutsche Kolonisation ein für alle Mal verändert habe. Dieser Zug stand nicht von Anfang an im Mittelpunkt. So gereichte Heinrich dem Bärtigen etwa der Ruf besonderer Frömmigkeit, der aus den Nachrichten der Hedwigslegende stammte, bei dem von aufklärerischem Gedankengut bewegten Karl Adolph Menzel eher zum Nachteil. Die Germanisierung wird in Menzels Text eher als Begleiterscheinung einer zugestandenen Zivilisierung unter christlichen Vorzeichen wahrgenommen. So heißt es, Heinrich sei zwar ein „tatenvoller kriegerischer Fürst“ gewesen, aber er „würde für Schlesien ungleich nützlicher gewesen seyn, wenn ihn nicht Frömmigkeit zur Verschwendung der Domainen an Kirchen und Klöster, und späterhin Ehrgeiz zu unaufhörlichen Kriegen in Polen verleitet hätte.“ Heinrichs und Hedwigs Verdienste bestünden „in Herbeyrufung deutscher Kolonisten und adlicher Familien, in Beförderung einer ordentlichen Polizey und Cultur und in der [...] Milderung der rohen Sitten.“123 Schon wichtiger nahm Heinrichs Rolle als Förderer des Deutschtums Gustav Adolf Stenzel: „Während zahlreicher Stiftungen und Begabungen von Kirchen, Klöstern und Hospitälern [...] war Herzog Heinrich I. zugleich sehr bemüht, sein Land durch Herbeiziehung deutscher Kolonisten zu bevölkern und in Anbau zu bringen. [...] 122 Zitate in diesem Absatz: ebd., 6, 7, 8, 8f., 10. 123 Menzel: Geschichte von Schlesien, Bd. 1, 30.
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[D]ie [...] Klöster, und der Herzog wie die Ritter riefen zahlreiche deutsche Kolonisten in das verödete Land. So finden wir bald deutsche Dörfer in fast allen Teilen Schlesiens [...].124 Stenzel postulierte, dass die tiefgreifende Veränderung Schlesiens durch deutsche Einwanderer und Gesellschaftsformen sowie die zahlreichen deutschen Ehen die Fürsten selbst schon im 13. Jahrhundert verwandelt habe: „So wurden und blieben diese schlesischen Fürsten mit deutschen Wesen und deutschen Einrichtungen bekannt, neigten sich denselben zu, und wurden, wenigstens in Niederschlesien, bald wirklich völlige Deutsche.“125 Noch weiter ging Colmar Grünhagen, der das Deutschtum Heinrichs I. geradezu obsessiv hervorhob – ohne solche weitreichenden Geschichtsdeutungen übrigens an Quellen festmachen zu können. Grünhagen zufolge „lohnte jetzt Heinrich“ den Eingriff Kaiser Friedrich Barbarossas zugunsten des Erbrechts seines Vaters und seiner Onkel im Jahr 1163 „dem Deutschen Reiche dadurch, daß er hier auf slavischem Boden deutsche Kultur einführte und weite Landschaften thatsächlich für Deutschland gewann. Denn das war das bedeutsame: Der Fürst, dem [...] die Oberherrschaft über alle piastischen Fürsten zugefallen war [...] war ein Deutscher. Von einer deutschen Mutter geboren, in Deutschland erzogen, war er zum Deutschen geworden und führte nun auch eine deutsche Prinzessin heim.“126 Grünhagen behauptete in seiner Gesamtdarstellung der schlesischen Geschichte spekulativ, aber mit Überzeugung, dass Hedwig als „eine deutsche Prinzessin [...], wie es durchaus wahrscheinlich ist, nie die polnische Sprache gelernt hat“127 und schrieb ihr ohne Quellengrundlage einen rein deutschen Hofstaat zu.128 Der Historiker vertrat die Auffassung, dass es die vom Hof der niederschlesischen Piasten vollzogene Eindeutschung des Adels gewesen sei, die den Fortbestand des deutschen Bürger- und Bauerntums in Schlesien über die Jahrhunderte, anders als in dem ebenfalls von deutscher Kolonisation betroffenen Kleinpolen, gesichert habe. Grünhagens Bild von Heinrich dem Bärtigen als Schlüsselfigur für die Germanisierung Schlesiens wurde in einflussreiche Gesamtdarstellungen der deutschen Geschichte übernommen. Karl Lamprecht spitzte die Thesen des Landeshistorikers sogar noch zu. Boleslaw, Heinrichs Vater, sah er bereits als „Begründer deutschen Wesens im weiteren Tale der Oder bis zu den nördlichen Grenzen Schlesiens“.129 Heinrich I. aber war ihm „ein ganz von germanischen Bestrebungen durchglühter 124 125 126 127
Stenzel: Geschichte Schlesiens, 39. Ebd., 207f. Grünhagen: Geschichte Schlesiens, Bd. 1, 55. Ders.: Die alten schlesischen Landesfürsten und ihre Bedeutung. In: ZVGS 21 (1887) 168– 192, hier 177. 128 Ders.: Geschichte Schlesiens, Bd. 1, 56. 129 Lamprecht, Karl: Deutsche Geschichte. Der ganzen Reihe dritter Band. Freiburg (Breisgau) 3 1906, 402.
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Fürst, der zugleich das Reich weit ausdehnte [...]. Heinrich, von deutscher Mutter geboren, in Deutschland erzogen, mit der heiligen Hedwig, Tochter eines fränkischen Grafen Bertold, Herzogs von Meran, vermählt, von deutschen Beamten umgeben, war ein Deutscher; deutsche Sprache, deutsche Sitte und Geselligkeit herrschen an seinem Hofe. Nicht bloß Schlesien germanisierte er, auch nach Polen hin hat er die deutsche Kultur vermittelt. [...] In Schlesien [...] ward [...] eine Anzahl neuer Siedelungen der Cistercienser, Augustiner-Chorherren und Prämonstratenser begründet: sie haben das linke Oderufer bis zum Gebirge hin [...] besiedeln helfen; vor allem aber wurden deutsche Städte angelegt nach Magdeburgischem Rechte: Neumarkt und Goldberg, Neisse und Ohlau, Oppeln, Ratibor u. a. m. verdanken der Zeit Heinrichs ihren deutschen Charakter.“130 Insbesondere die Breslauer Heinriche wurden in der Historiographie stark in die Kontinuität ihres namensgebenden Ahnen Heinrich des Bärtigen gestellt. Wie gezeigt, wurde Heinrich II. ungebrochen und unter verschiedensten Vorzeichen verehrt. Doch wurde er als nur vier Jahre regierender Herzog fast ausschließlich unter dem Gesichtspunkt seines Heldentods gesehen. Besonders eingehend widmeten sich die Texte des 19. Jahrhunderts seinem Enkel Heinrich IV. Hier ist ein weiteres Mal die Rolle von Denkmälern für die gesellschaftliche Bearbeitung der Vergangenheit zu betonen. Denn eine der markantesten und am wenigsten in späteren Jahrhunderten veränderten Kirchen Breslaus ist Heinrichs IV. Gedächtnisstiftung, die Kollegiatkirche zum hl. Kreuz auf der Dominsel.131 Zudem stand ungefähr seit dem Jahr 1300 ohne größere Eingriffe das Tumbengrabmal des Herzogs vor dem Hochaltar der Kirche.132 Baukörper, Stiftungsgeschichte, Bildprogramm und Einzeldenkmal im Herzen Breslaus wurden wahrgenommen und in der Literatur besprochen. Ein erster Höhepunkt in der Auseinandersetzung war, sechs Jahre vor dem ähnlichen Unternehmen mit dem Grabmal Heinrichs II. in der Vinzenzkirche, eine Veröffentlichung Büschings. Nach seiner mit Stichen illustrierten genauen Beschreibung des Grabmals, dessen Bedeutung „für das gesamte Deutschland“133 er hervorhob, platzierte der Gelehrte auch in diesem Fall eine Kurzbiographie des Herzogs aus der Feder Johann Gottlieb Kunischs. Darin heißt es:
130 Ebd., 403. 131 Burgemeister, Ludwig (Hg.): Die Kunstdenkmäler der Stadt Breslau, T. 1.Breslau 1930, 174– 204. 132 Über das Grabmal – das älteste der gotischen Tumbengrabmäler der Piasten und Vorbild für alle jüngeren, geschaffen um 1300 – vgl. ebd., 190f.; neuere Würdigungen des Grabmals aus kunsthistorischer Sicht: Jeżewska, Maria: Nagrobek księcia Henryka IV Probusa. Wrocław 3 1991 [11978]; Dobrzeniecki, Tadeusz: Wrocławski pomnik Henryka IV. Z dziejów pomników piastowskich na Śląsku do polowy XIV wieku. Warszawa 1964; Kębłowski: Pomniki Piastów śląskich, 44–71. 133 Büsching, (Hg.): Grabmal des Herzogs Heinrich des IV., 1.
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„Herzog Heinrich der Vierte von Breslau [...] ist eine der anziehendsten und edelsten Gestalten des deutschen Mittelalters, nicht blos durch sein thatenlustiges, von ritterlichen Fehden und Heerfahrten vielfach bewegtes Leben, sondern auch durch seine Theilnahme am deutschen Minnegesang, und durch sein ausgezeichnetes Verdienst um das Aufblühen des Bürgerstandes, um Handel, Gewerb, und städtisches Gemeinwesen seiner Zeit.“134 Auch für das Andenken Heinrichs IV. engagierte sich die Diözese Breslau als Hausherrin. Namentlich Bischof Heinrich Förster trat 1855 als Förderer für die Freilegung und Wiederherstellung eines Tympanonreliefs der Kreuzkirche mit Darstellung Heinrichs und seiner Frau Mathilde zu Füßen der Dreifaltigkeit auf.135 Das Interesse an der Kreuzkirche führte in den Jahren 1843 und 1866 zu einer Renovierung der Oberkirche und des Grabmals.136 Wenn die katholische Kirche sich auf Heinrich IV. positiv berief, griff sie damit auf die in der älteren Chronistik rühmend hervorgehobene Versöhnung Heinrichs mit Bischof Thomas II. nach einem erbitterten und langwierigen Streit um herzogliche und kirchliche Rechte zurück, die nicht nur die Gründung des Kollegiatstifts, sondern auch des Fürstbistums Breslau um Neisse und Grottkau zur Folge gehabt hatte. Die bei Kunisch angeschlagenen Motive – der Herzog als Muster an Ritterlichkeit, als Minnesänger, als Förderer des städtischen Bürgertums – bestimmten Heinrichs Bild im 19. Jahrhundert. Alle drei waren der älteren Chronistik fremd, die wohl sein „bewegtes Leben“ erzählte, darin aber neben Streit und Aussöhnung mit der Kirche vor allem seine Konflikte mit anderen piastischen Teilherzögen hervorhob, von denen die heftigsten seinen Ansprüchen auf die Wiedererrichtung des Königreichs Polen gegolten hatten. Heinrichs politische Allianz mit dem aufstrebenden Bürgertum Breslaus, von der neueren Forschung bestätigt,137 hatte erstmals Samuel Benjamin Klose herausgearbeitet.138 Auf seine Rolle als vermeintlicher Minnesänger – denn historisch gesichert ist die Autorschaft des Herzogs für zwei mittelhochdeutsche Lieder „Heinrichs von Pressela“ nicht – war man 1795 aufmerksam geworden.139 Im Lauf der Zeit regten insbesondere diese poetische Ader 134 Kunisch, Johann Gottlieb: Leben Heinrichs des Vierten, Herzogs zu Breslau. Urkundlich dargestellt. In: Büsching (Hg.): Grabmal des Herzogs Heinrich des IV., 11–20, hier 11. 135 [Luchs, Hermann:] Heinrich IV., Herzog von Schlesien-Breslau, Cracau und Sandomirien, 1266–1290 (†). In: ders. (Hg.): Schlesische Fürstenbilder des Mittelalters. Namens des Vereins für das Museum Schlesischer Alterthümer in Breslau nach Originalaufnahmen. Breslau 1872, Bogen 10, eigene Paginierung, 31. 136 Ebd., 21; Burgemeister (Hg.): Die Kunstdenkmäler, Bd. 1, 181f., 190f. 137 Goliński, Mateusz: Miasta a polityka gospodarcza Henryka IV Probusa. In: Wachowski, Krzysztof (Hg.): Śląsk w czasach Henryka IV Prawego. Wrocław 2005, 49–62. 138 Klose, Benjamin Samuel: Von Breslau. In Briefen, Bd. 1, Breslau 1781, 522–528. 139 [Biester, Johann Erich:] Proben alter vaterländischer Dichtkunst. III. Herzog Heinrich IV. von Breslau; regierte von 1270 bis 1290. In: Berlinische Monatschrift (1795), 1. Halbjahresband, 185–211; zur weiteren Forschungsgeschichte Worstbrock, Franz Josef: Heinrich von Breslau. In: Ruh, Kurt (Hg.): Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon. Be-
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des Herzogs und die hohe künstlerische Qualität seines Grabmals die Phantasie der Schlesier an und machten Heinrich IV. zu einem „mächtigen Vertreter deutschen Wesens an den Ostgrenzen des Reiches“,140 einem Kronzeugen verfeinerter deutscher Kultur im Schlesien des 13. Jahrhunderts, für die sonst nur sehr spärliche Zeugnisse vorlagen. So war es möglich, Heinrichs Pläne einer polnischen Reichseinigung im deutschnationalen Sinn zu interpretieren. Im Ton der Trauer resümierte Colmar Grünhagen die Folgen des frühen Todes Heinrichs IV: „Mit ihm geht die große Zeit der schlesischen Geschichte, welche einst am Anfange des 13. Jahrhunderts durch Heinrich I. begonnen, dann durch das Unheil des Mongoleneinfalls unterbrochen und nun durch Heinrich IV. erneuert worden war, zu Ende, die Zeit, wo die deutschen Fürsten Schlesiens einen bestimmenden Einfluss auf die Geschicke des gesamten Polenlandes ausübten, und die Hoffnung, die Grenzen des von deutschem Leben erfüllten, von deutschem Einflusse beherrschten Gebietes von der Oder bis an die obere Weichsel und über dieselbe vorzuschieben und die alte polnische Hauptstadt zu einer Vorburg des Deutschtums zu machen, ihrer Erfüllung nahegerückt schien.“141 Die vielen Privilegien, welche die Breslauer Heinriche, besonders ihr förmlicher Neugründer nach Magdeburger Recht, Herzog Heinrich III., und Heinrich IV. ihrer Hauptresidenz erteilt hatten, waren die darstellerische Richtschnur von Grünhagens dichter verfassungsgeschichtlicher Studie „Breslau unter den Piasten als deutsches Gemeinwesen“, deren Titel die Sicht des Verfassers programmatisch zusammenfasst.142 Diese kommunale Wertschätzung der Heinriche schlug sich in einem Roman nieder, den der Jurist und Breslauer Stadtrat Karl Jaenicke im Jahr 1900 veröffentlichte.143 Jaenicke malt die Charakterisierung des Herzogs in den ihm vorliegenden historiographischen Texten breit aus. Seine Herkunft aus dem Piastenhaus verpflichtet Jaenickes Herzog Heinrich nachgerade zum Einsatz für die „Germanisierung des Ostens“: „Heinrich entstammte einem Fürstengeschlechte, auf dessen Ahnen er mit gerechtem Stolze zurückblicken konnte. Ursprünglich slawischer Abstammung, waren die Piasten durch Erziehung und Verheirathung mit deutschen Prinzessinnen allmählich zu einem durch und durch deutschen Fürstenhause geworden – wenigs-
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gründet von Wolfgang Stammler. Fortgeführt von Karl Langosch, Bd. 3: Ger – Hil. 2., völlig neu bearb. Aufl. Berlin u. a. 1981, Sp. 704–706. Luchs: Heinrich IV., 18. Grünhagen: Geschichte Schlesiens, Bd. 1, 114. Ders.: Breslau unter den Piasten als deutsches Gemeinwesen. [Zum 50. Jubiläum der Universität gedruckt.] Breslau 1861. Jaenicke, Karl: Herzog Heinrich IV. von Breslau. Historischer Roman. Breslau 1900; vgl. dazu Mańczyk-Krygiel, Monika: Dobroczyńca średniowiecznego Wrocławia Henryk IV Prawy (Probus) w powieści Karla Jaenickego „Herzog Heinrich IV von Breslau“. In: Kopij, Marta/Kunicki, Wojciech/Schulz, Thomas (Hg.): Wrocław literacki. Wrocław 2007, 19–31.
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tens in seinen Hauptlinien – das in der Germanisierung des Ostens eine Hauptaufgabe seines Lebens erblickte.“144 Der Roman zeigt die letzten beiden Lebensjahre des Herzogs. Er stellt ihn als musterhaften, den Untertanen zugetanen Landesherrn dar, der insbesondere für die Wohlfahrt der Städte und der deutschen Kolonisten persönlich Sorge trägt. Seine Ritterlichkeit zeigt sich auf dem Turnierplatz und in seiner großzügigen Behandlung seines Gegners, Bischof Thomas II. Nicht überraschend ist auch ein triviales Liebesmotiv eingewoben. Heinrich entsagt seiner hoffnungslosen Liebe zu einer verheirateten Frau um seines Landes willen. Er findet in der brandenburgischen Markgräfin Mathilde eine neue Liebe, darf sie nach allerlei Verwicklungen heimführen, und zwar in der romantischen Zurückgezogenheit von Schloss Lubowitz, auf dessen künftige Rolle als Geburtsstätte Eichendorffs ausdrücklich hingewiesen wird. Heinrichs Gegner sind Polen oder propolnisch eingestellt. Einer von ihnen, sein Vetter Heinrich von Glogau, wird ihn am Ende vergiften lassen. Die Art und Weise, wie Heinrich IV. das Polentum durch seine Kolonisationstätigkeit eindämmen will, scheint unmittelbar den Volkstumskampf-Diskursen der Jahrhundertwende entnommen zu sein: „Sein Hauptaugenmerk war [...] darauf gerichtet, das deutsche Element auf jede Weise zu stärken, wobei er sich keiner Gewaltmittel, sondern lediglich der förderlichen Arbeit bediente. Die Einführung deutschen Rechtes, die Errichtung deutscher Schulen, die Anwendung der deutschen Sprache im Geschäfts- und Urkundenwesen, die Ertheilung von Privilegien an aufstrebende Gemeinden, die Erleichterung des Verkehrs durch gute und sichere Straßen – das waren die Waffen, mit denen er [...] seine Feinde zu besiegen und unverwelkliche Lorbeeren zu erringen strebte.“145 Voraussetzung dafür, dass in zugänglicher Sprache geschriebene und oft zuspitzende Darstellungen so prominenten Herzögen wie Heinrich I. und Heinrich IV. von Breslau eine Hauptrolle im Prozess der „Deutschwerdung“ Schlesiens zuweisen konnten, war die Zunahme verlässlicher biographischer Nachrichten über die Piasten. Auch sie vermehrten sich durch den neuen Zugang zu und Umgang mit Quellen im 19. Jahrhundert. Zu zahlreichen, auch weniger bekannten Herzögen erschienen quellengestützte Spezialstudien, die sich das Aufarbeiten der erhaltenen Urkunden zum Ziel setzten. Es waren wahre Fleißarbeiten, die oft von Lehrern in den Jahresberichten ihrer Schulen veröffentlicht wurden.146 Ein Pionier dieser Stu144 Jaenicke: Heinrich IV., 10. 145 Ebd., 256. 146 Beispiele: Bandtke, Georg Samuel: Versuch einer kritischen Geschichte der vier ersten Herzoge von Schlesien, Boleslaus des Hohen, Miecislaus I. von Rattibor, Conrad I. von Glogau, und Jaroslaus von Oppeln und Neisse. In: Schl.Prbll. (1802), Nr. 35 der Gesamtfolge, 495– 519; Biermann, Gottlieb: Nikolaus II. 1318–1365. In: Programm des ev. Gymnasiums zu Teschen (1871); Büsching, Johann Gustav Gottlieb: Beitrag zur Geschichte Heinrich des 3ten von Glogau. In: Schl.Prbll. (1815), Nr. 62 der Gesamtfolge, 125–126; Glatzel, Josef:
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dien war der Priebuser Pastor Johann Gottlieb Worbs, der bereits vor 1800 eine urkundengestützte Reihe von Biographien mehrerer Glogauer und Saganer Herzöge begann.147 Nur im Ausnahmefall erschienen solche Arbeiten als Monographien.148 In der zwischen 1875 und 1912 veröffentlichten „Allgemeinen Deutschen Biographie“ erschienen Artikel zu nicht weniger als 27 schlesischen Herzögen. Auswahl und Ausrichtung dieser Artikel mussten durch die hohe Verbreitung dieses Standardwerks die Wahrnehmung der schlesischen Piasten in ganz Deutschland über Jahrzehnte mitbestimmen. Bis auf eine Handvoll Ausnahmen waren die Piasten-Artikel des Nachschlagewerks von Colmar Grünhagen verfasst.149 Die Auswahl Vorstudien zur Regierungsgeschichte Heinrichs IV., Herzogs von Schlesien und Herrn von Breslau. In: Programm des kgl. kath. Gymnasiums zu Glatz (1864), Nr. 1, 1–29; Kasperlik, Matthias: Kasimir, Herzog von Beuthen und Miecislaus, Herzog von Teschen. Ein Beitrag zur Geschichte Ober-Schlesiens. In: Schriften der historisch-statistischen Sektion der k. k. mährisch-schlesischen Gesellschaft zur Beförderung des Ackerbaus 12 (1859) (mir nicht zugänglich); Löschke, Theodor: Zur Frage über den Regierungsantritt Heinrich IV von Breslau. In: ZVGS 12 (1874) 64–76; Pinzger, G.: Beiträge zur Geschichte Oberschlesiens unter den Piasten, besonders der Piastischen Herzöge von Ratibor. In: Allgemeines Archiv für die Geschichtskunde des preußischen Staates (1830), Nr. 2 der Gesamtfolge, 193–251; Rößler, Robert: Urkunden Herzog Ludwigs I. von Brieg. In: ZVGS 6 (1864) 1–96; ders.: Urkunden Herzog Ludwigs I. von Brieg. In: ZVGS 11 (1872) 429–462; ders.: Heinrich VIII. von Brieg (1344–1399). In: Festschrift zur 50 jähr. Stiftungsfeier des Kgl. evang. Gymnasiums zu Ratibor. Programm des kgl. ev. Gymnasiums zu Ratibor (1869), Nr. VI, 1–16; Schimmelpfennig, Carl Adolf: Herzogin Barbara von Liegnitz-Brieg, geborene Markgräfin von Brandenburg, ihr Hofhalt und ihre Regierung von 1586–1595. In: ZVGS 14 (1878) 337–430; Schück, Carl Eduard: Georg III. Herzog in Schlesien zu Liegnitz und Brieg [T. 1]. In: Schl.Prbll. (1839), Nr. 110 der Gesamtfolge, 395–406, 495–503; ders.: Georg III. Herzog in Schlesien zu Liegnitz und Brieg [T. 2]. In: Schl.Prbll. (1840), Nr. 111 der Gesamtfolge, 11–21, 125– 139. 147 Worbs, Johann Gottlob: Geschichte Hans I. Herzogs zu Sagan. In: Schl.Prbll. (1794), Nr. 20 der Gesamtfolge, 352–364; ders.: Historische Nachrichten von Herzog Heinrich IX. von Glogau, Rumpold genannt. Ebd., 417–424; ders.: Berichtigungen der Geschichte der ältern Herzöge von Glogau. In: Schl.Prbll. Literarische Beilage (1799), Nr. 30 der Gesamtfolge, 353–372; ders.: Geschichte Heinrichs X., Herzogs zu Glogau. In: Schl.Prbll. Literarische Beilage (1802), Nr. 36 der Gesamtfolge, 257–279, 289–303, 353–369; ders.: Diplomatische Geschichte Heinrichs III. oder des Getreuen, von Glogau [T. 1]. In: Schl.Prbll. (1815), Nr. 61 der Gesamtfolge, 501–515; ders.: Diplomatische Geschichte Heinrichs III. oder des Getreuen, von Glogau [T. 2]. In: Schl.Prbll. (1815), Nr. 62 der Gesamtfolge, 10–39; ders.: Geschichte des Herzogs Johann von Steinau [T. 1]. In: Schl.Prbll. (1820), Nr. 71 der Gesamtfolge, 478–495; ders.: Geschichte des Herzogs Johann von Steinau [T. 2]. In: Schl.Prbll. (1820), Nr. 72 der Gesamtfolge, 127–152. 148 Knoblich, Augustin: Herzogin Anna von Schlesien 1204–1265. Erinnerungsblätter zu ihrem sechshundertjährigen Todestage. Breslau 1865; Schuchard, Carl Joseph: Wenzel I., Herzog von Liegnitz. Ein Beitrag zur schlesischen Geschichte. Berlin 1867. 149 Grünhagen, Colmar: Boleslaw, der Lange, der erste Herzog von Schlesien. In: ADB 3 (1876) 98–100; ders.: Boleslaw II., Herzog von Schlesien, der Kahle. Ebd., 100f.; ders.: Boleslaw III., Herzog. von Liegnitz-Brieg. Ebd., 101–104; ders.: Boleslaw V., Herzog von Oppeln.
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bevorzugte die niederschlesischen, insbesondere die Breslauer Herzöge, ebenso wie jene Fürsten, die für die preußischen Ansprüche auf Schlesien bedeutsam waren. Dass zumindest zwei der Berücksichtigten, Dorothea Sibylla von Brieg und Heinrich XI. von Liegnitz ihre Aufnahme weniger ihrem Einfluss auf historisch-politische Prozesse, als vielmehr ihrem literarischen Ruhm verdanken dürften, wird sich später in dieser Studie erweisen. Zwischen der biographischen Spezialforschung und der landesgeschichtlichen Synthese hatte die genealogische Forschung zum Piastenhaus eine wichtige Hilfsfunktion. Auch auf diesem Gebiet dokumentierten zahlreiche Einzelstudien das Interesse an den alten Fürsten und ihre Bedeutung für die Landesgeschichte.150 Mehr als acht Jahrzehnte nach dem letzten Versuch151 – was vor allem die gestiegenen Ansprüche an die wissenschaftliche Genealogie widerspiegelt – wurden die
Ebd., 104f.; ders.: Bolko I., Herzog von Schweidnitz-Jauer. Ebd., 105f.; ders.: Bolko II., Herzog von Schweidnitz-Jauer, Markgraf der Lausitz. Ebd. 106–108; ders.: Dorothea Sibylla, Herzogin von Brieg. In: ADB 4 (1876) 358f.; ders.: Friedrich II.; ders.: Hedwig, die Heilige, Herzogin von Schlesien. In: ADB 11 (1880) 229f.; ders.: Heinrich I. der Bärtige, Herzog von Schlesien. Ebd., 602–604; ders.: Heinrich II., Herzog von Schlesien und Polen. Ebd., 604– 606; ders.: Heinrich III., Herzog von Schlesien (Breslau). Ebd., 606f.; ders.: Heinrich IV. Herzog von Schlesien, Herr von Breslau. Ebd. 607–611; ders.: Heinrich V., Herzog von Schlesien, Breslau und Liegnitz. Ebd., 611f.; Heinrich I., Herzog von Schlesien-Glogau, zuletzt auch von Polen. Ebd., 612f.; ders.: Heinrich VI., der letzte Herzog von Breslau. Ebd., 613f.; ders.: Heinrich I., Herzog von Schlesien, Herr von Fürstenberg und Jauer. Ebd., 615f.; ders.: Heinrich XI., Herzog von Liegnitz. Ebd., 616–618; ders.: Heinrich VIII. mit der Schramme (Stigmatias), Herzog von Brieg. Ebd., 616; ders.: Jaroslaw, Herzog von SchlesienOppeln, Bischof von Breslau. In: ADB 13 (1881) 726; ders.: Johann, der letzte Herzog von Münsterberg aus piastischem Stamm. In: ADB 14 (1881) 402; ders.: Konrad, der erste Herzog von Glogau. In: ADB 16 (1882) 580; ders.: Nicolaus II., Herzog von Oppeln. In: ADB 23 (1886) 615f.; Krebs, Julius: Georg II. der Schwarze, Herzog von Brieg. In: ADB 8 (1878) 689–693; ders.: Georg Rudolf, Herzog von Liegnitz. Ebd., 693–696; ders.: Georg Wilhelm, der letzte Sproß des Piastenstammes. Ebd., 696f.; ders.: Johann Christian, Herzog von Brieg. In: ADB 14 (1881) 189–200; Markgraf, Heinrich: Johann II., Herzog in Schlesien und Herr zu Sagan, später auch zu Glogau und Freistadt. Ebd., 402–409. 150 Grotefend, Hermann: Zur Genealogie und Geschichte der Breslauer Piasten. In: Abhandlungen der Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cultur, Philosophisch-historische Abt. (1872/73 [1873]), 51–119; Neustadt, Louis: Beiträge zur Genealogie schlesischer Fürsten. In: ZVGS 22 (1888) 194–248; Wutke, Konrad: Studien zur älteren schlesischen Geschichte. 18. Über die Nachkommenschaft Herzog Heinrichs VI. von Sagan und Krossen. In: ZVGS 51 (1917) 266–271; Doerr, August von: Die legitimirten Nachkommen der letzten Herzoge von Teschen aus Piastischem Geblüt. Görlitz 1908; Schimmelpfennig, Carl Adolf: Die Piastische Nebenlinie der Freiherrn von Liegnitz. In: ZVGS 11 (1872) 275–302. 151 Woltersdorf, Ernst Gabriel: Schlesische Regenten-Tafel. In: Zur Ankündigung sowol der öffentlichen Prüfung obern Ordnungen des Magdalenen-Gymnasiums, wie auch der von dem großen Wolthäter unserer Schulen dem Herrn von Riemer und Riemberg gestifteten Gedächtniß-Rede und Reden unsrer Zöglinge. Breslau 1795.
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Ergebnisse gleich mehrmals zusammenfassend publiziert: 1875 und 1889 von Hermann Grotefend und 1911, auf diesen aufbauend, von Konrad Wutke.152 Piastische Bezüge der dynastischen Erinnerungskultur im Umfeld König Friedrich Wilhelms IV. Die Frauen der Piastendynastie verschwanden im 19. Jahrhundert keineswegs im Schatten ihrer Ehemänner. Es traten im Gegenteil immer mehr von ihnen hervor und erfuhren erstmals Beachtung. Dabei ging zunächst jedoch jene Frau voran, die schon seit dem Mittelalter als Schutzpatronin des Landes galt: Seit den dreißiger Jahren des 19. Jahrhunderts setzte eine Renaissance der Hedwigsverehrung ein, die nicht auf Schlesien beschränkt blieb. Zwei gegenläufige Tendenzen sind darin zu erkennen. Einerseits ist der Versuch zu beobachten, Hedwig zu einer hohenzollerschen Dynastieheiligen zu machen. Andererseits erscheint sie, und zwar gerade weil sie eine Vorfahrin der evangelisch gewordenen Herrscher war, als Patronin der Katholiken in widrigen Zeiten, als Beschützerin gegen einen feindseligen preußischen Staat. Es erscheint sinnvoll, hier einiges aus den mannigfachen Bezügen des schlesischen Piastengedächtnisses zum Hohenzollernhaus herauszugreifen. Sie müssen insbesondere im Zusammenhang mit der Geschichtspolitik und historisierenden Selbstdarstellung des „Romantikers auf dem Thron“, Friedrich Wilhelms IV., betrachtet werden. Die Kommunikation der evangelischen Hohenzollernkönige mit den katholischen, insbesondere auch mit den durch die polnischen Teilungen hinzugekommenen Untertanen belebte sich unter Friedrich Wilhelm IV. merklich. Dieser hatte 1823 mit Elisabeth von Bayern eine Katholikin geheiratet, die freilich nach wenigen Jahren zur reformierten Konfession wechselte. Nach der Krönung sandte Friedrich Wilhelm IV. Signale gesellschaftlicher Versöhnung. Er setzte die restriktive Politik seines Vaters gegenüber der Opposition aus, ohne dass er etwa die Absicht gehabt hätte, die schon von diesem einst versprochene Verfassung zu gewähren. Sein politisches Konzept entsprach dem romantischen Staatsdenken eines Julius Stahl, das einen „christlichen Staat“ mit ständischer Struktur und einem von Gottes Gnaden herrschenden Monarchen anstrebte.153 In der Persönlichkeit des Königs erkennt man als Grundlage solcher Anschauungen ein tiefes Bedürfnis nach 152 Grotefend, Hermann: Stammtafeln der schlesischen Fürsten bis zum Jahre 1740. Breslau 2 1889 [11875]; Wutke, Konrad: Stamm- und Übersichtstafeln der Schlesischen Fürsten. Auf Grund von H. Grotefends Stammtafeln der Schlesischen Fürsten bis zum Jahre 1740 (2. Aufl. 1889) hg. v. Konrad Wutke. Nebst einem Verzeichnis der Breslauer Bischöfe von J[oseph] Jungnitz. Breslau 1911. 153 Kroll, Frank-Lothar: Friedrich Wilhelm IV. und das Staatsdenken der deutschen Romantik. Berlin 1990.
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Harmonie. Wohl deshalb zeigte der König nicht nur Milde gegenüber den Liberalen, sondern mühte sich auch um die Beilegung des Konflikts mit der katholischen Kirche. Dieser war über der Frage der konfessionellen Erziehung der Kinder aus Mischehen eskaliert. Friedrich Wilhelm hob die Haft der Erzbischöfe von Köln und Posen-Gnesen auf und drängte auf einen Kompromiss. Der Monarch verfolgte aus Überzeugung konservativ-romantische Zielvorstellungen für Kirche und Staat, die er durchaus mit pragmatischer Politik und geschicktem Machterhalt zu verbinden wusste.154 Er verfolgte Pläne zur Wiedervereinigung der christlichen Konfessionen – zunächst der evangelischen unter Einschluss der Anglikaner. Auch die deutsche Einheit war für den König, anders als für die meisten Konservativen jener Jahre, ein wichtiges Ziel. Zu erreichen schien es ihm aber allein durch die brüderliche Einheit christlicher Fürsten nach dem Vorbild des mittelalterlichen Reichs. Für den „christlichen Staat“, wie ihn auch der Hochkonservatismus Stahls und der Brüder Ernst Ludwig und Leopold von Gerlach entwarf, strebte Friedrich Wilhelm nach einer hierarchischen Solidarität klar abgegrenzter Stände. Besonders deutlich zeigen sich konservative politische und kirchliche Utopien in öffentlichen Gesten, Kunstwerken und Bauten des begabten Zeichners und Architektur-Dilettanten, die als integraler Bestandteil von Friedrich Wilhelms IV. Politik anzusehen sind.155 Die aufwändigen Renovierungen der Burgen Stolzenfels, Hohenzollern und Marienburg stehen für den deutschlandweiten Horizont dieser Denkmalpolitik, welche Traditionen der Hohenzollern und des mittelalterlichen Reichs verschmolz. Die zahlreichen Kirchenbauten des Königs verweisen auf sein Programm christlicher Einheit, so die Friedenskirche im Park Sanssouci (1845– 1854, Schinkel). Die Pläne für einen neuen evangelischen Dom sollten erst unter Wilhelm II. verwirklicht werden. Der König bestimmte auch den Bau und die Form der zweiten katholischen Kirche Berlins, der St.-Michaelskirche in der Luisenstadt (1851–1861). Geradezu spektakulär wirkte, dass er sich an die Spitze der Kölner Dombaubewegung stellte. „Das Kölner Dombaufest vom September 1842, das den feierlichen Auftakt zur Vollendung der mittelalterlichen Kathedrale bildete, wurde von Friedrich Wilhelm IV. als Bekenntnis zu deutscher Größe und zur
154 Barclay, David E.: Anarchie und guter Wille. Friedrich Wilhelm IV. und die preußische Monarchie. Berlin 1995. 155 Kroll, Frank-Lothar: Herrschaftslegitimierung durch Traditionsschöpfung. Der Beitrag der Hohenzollern zur Mittelalter-Rezeption im 19. Jahrhundert. In: HZ 274 (2002) 61–85; Friedrich Wilhelm IV., Künstler und König, zum 200. Geburtstag, hg. v. d. Stiftung Preußische Schlösser und Gärten. Frankfurt a. M./Berlin 1995; Der Kölner Dom im Jahrhundert seiner Vollendung, hg. v. d. Historischen Museen der Stadt Köln, Bd. 1–2. Köln 1980; Bothe, Rolf: Burg Hohenzollern. Von der mittelalterlichen Burg zum nationaldynastischen Denkmal im 19. Jahrhundert. Berlin 1979; Bookmann, Hartmut: Die Marienburg im 19. Jahrhundert. Frankfurt a. M./Berlin/Wien 1982.
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Versöhnung der Konfessionen im Zeichen eines gemeinsamen kulturellen Erbes inszeniert.“156 Preußische Katholiken konnten angesichts solch religiös gefärbter Geschichtspolitik annehmen, den König mit dem Verweis auf die heilige Hedwig für kirchliche Initiativen günstig zu stimmen. Schließlich hatte schon die von Friedrich II. als Symbol seiner Toleranz genehmigte katholische Kirche am „Forum Fridericianum“, dem Platz am Opernhaus (heute Bebelplatz) in der Dorotheenstadt Berlins, nicht zufällig gerade dieses Patrozinium erhalten: Über die Piasten waren die Hohenzollern Nachkommen Hedwigs. Dass Friedrich von Hedwig als seiner „himmlischen Frau Bas“ gesprochen habe, muss als vielsagende katholische Erfindung des 19. Jahrhunderts gelten.157 Die Kirche St. Hedwig (seit 1821 bischöfliche Domkirche) war 1747 bis 1773 nach einem das Pantheon zitierenden Entwurf von Jean Legeay entstanden. Finanziert wurde der Bau durch Spenden von Katholiken aus vielen Ländern, vor allem von dem Bischof von Brescia, Angelo Maria Kardinal Quirini. Die heilige Herzogin war also präsent in der preußischen Hauptstadt Berlin, und daran knüpften Katholiken an. 1844 genehmigte Friedrich Wilhelm IV. die Einrichtung eines katholischen Krankenhauses „zur heiligen Hedwig“ durch französische Borromäerinnen, das 1846 die Arbeit aufnahm und 1854 in einen Neubau in der Spandauer Vorstadt einzog. Stifter war Fürst Bogusław Radziwiłł. Seine Ehefrau Leontine und seine Schwägerin Mathilde hatten 1838 den „Frauenverein der hl. Hedwig“ gegründet. Es war der erste katholische Verein Berlins und Brandenburgs seit der Reformation. Friedrich Wilhelm IV. erteilte ihm 1841 Korporationsrechte. Der Verein richtete 1869 ein Knabenwaisenhaus in Moabit, 1894 ein Mädchenwaisenhaus in Wilmersdorf ein. Der 1859, nach anderen Angaben bereits 1848 in Breslau gegründete „St.-Hedwigs-Verein“ dagegen war die Keimzelle für die in der Kinder- und Waisenpflege sowie Kranken- und Altenpflege tätige kleine Kongregation der „Hedwigs-Schwestern“, eine der ganz wenigen auf preußischem Boden gegründeten katholischen Ordensgemeinschaften.158 Die preußischen Katholiken beriefen sich auf die hl. Hedwig, weil sie damit zeichenhaft Treue zur eigenen Kirche und zugleich zum Herrscherhaus, das von Hedwig abstammte, bekunden konnten. Zudem war die heilige „Herzogin von Polen und Schlesien“ für die Katholiken der östlichen Landesteile, die vor allem in Schlesien, Westpreußen, dem Ermland und Posen lebten, Teil ihrer Landestraditionen. Im frühen 19. Jahrhundert war sie außerdem noch nicht national festgelegt
156 Winkler, Heinrich August: Der lange Weg nach Westen, Bd. 1–2, München 32001 [12000], hier Bd. 1, 88. 157 Knoblich, Augustin: Lebensgeschichte der heiligen Hedwig Herzogin und Landespatronin von Schlesien. 1174–1243, Festtag den 15. October. Breslau 1860, 263. 158 Marker: Die heilige Hedwig und Berlin; Markgraf: Geschichte Breslaus, 54f., 58.
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und konnte als Bindeglied zwischen polnischen und deutschen Katholiken fungieren. Das sollte sich später ändern. Ein geradezu geschichtsbesessener Herrscher wie Friedrich Wilhelm IV. wusste Gesten wie die genannten zu verstehen und wohl auch als Ausdruck der Ergebenheit zu schätzen. Solche ritualisierte Kommunikation zwischen dem Herrscher und der nicht als Bürger, sondern als Untertanen auftretenden Bevölkerung gehören bei allem mittelalterlichen Kostüm zu der medialen und sozialen Wirklichkeit des 19. Jahrhunderts. Das Erbe der schlesischen Piasten hat König Friedrich Wilhelm IV. offenbar nicht mit großen Gesten oder Bauvorhaben aufgegriffen. Dieser Befund ist erstaunlich, kannte doch der König die Provinz Schlesien sehr gut. Schon als Kronprinz verbrachte er viel Zeit im Hirschberger Tal, wo sein Onkel Prinz Wilhelm mit seiner Gemahlin Marianne seit 1822 die Sommerresidenz Fischbach, sein Vater seit 1833 das Schloss Erdmannsdorf besaß.159 Immerhin ließ Friedrich Wilhelm IV. diesen Landsitz ab 1841 neogotisch umbauen und knüpfte so auch in Schlesien baulich an das Mittelalter an, wenn auch nicht ausdrücklich an das schlesische Mittelalter. Einige bescheidene, aber eindeutige Rückgriffe auf die schlesische Piastentradition sind von Friedrich Wilhelm IV. aber doch belegt. Das erste Zeugnis stammt noch aus seiner Kronprinzenzeit. 1824 drängte er, als sein Vater Friedrich Wilhelm III., lange nach dem Tod der Königin Luise, eine zweite, morganatische Ehe mit der katholischen österreichischen Komtesse Auguste von Harrach einging, darauf, der Braut einen angemessenen Titel zu verleihen. Auf seinen Vorschlag wurde seine Stiefmutter „Fürstin von Liegnitz, Gräfin von Hohenzollern“. Das Staatsministerium, das zuerst den dem König viel zu hoch erscheinenden Titel „Herzogin von Liegnitz“ empfohlen hatte, begründete den Vorschlag ausdrücklich mit dem „innigen Verwandtschaftsverhältnis, das zu Zeiten der Kurfürsten Joachim II. und Johann George zwischen dem kurfürstlichen Hause Brandenburg und den Herzögen von Liegnitz aus dem Hause der Piasten bestanden“ habe. In Augustes neuem Wappen trugen zwei Felder das rot-weiße Schach aus dem Wappen der Liegnitzer und Brieger Piastenherzöge.160
159 Franke, Arne: Die Schlösser im Hirschberger Tal. Ein Überblick. In: Czerner, Olgierd/Herzig, Arno (Hg.): Das Tal der Schlösser und Gärten. Das Hirschberger Tal in Schlesien – ein gemeinsames Kulturerbe. Dolina zamków i ogrodów. Kotlina Jeleniogórska – wspólne dziedzictwo. Berlin 22002 [12001], 321–410. 160 Harrach, Wichard Graf von: Auguste Fürstin von Liegnitz. Ihre Jahre an der Seite König Friedrich Wilhelms III. von Preußen 1824–1840. Berlin 1987, 19f., dort auch das Zitat. Die Begründung war Anfang des 20. Jahrhunderts in Liegnitz vergessen, aber die heraldische Verbindung wurde richtig interpretiert. Vgl. Selle, Karl: Die Fürstin von Liegnitz. In: Mitteilungen des Geschichts- und Altertums-Vereins zu Liegnitz 7 (1918/19 (1920)) 141–152, hier 142f.
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Die Verleihung von Fürstentiteln war im Gefolge der Mediatisierungen von 1806 auch in Preußen ein Mittel, um den Rangverlust der Standesherren zu kompensieren. Die Fürstin Auguste von Liegnitz scheint nach dem Fürsten Blücher von Wahlstatt eine der ersten gewesen zu sein, der eine solche Ehre zuteilwurde. 1840 erhob Friedrich Wilhelm IV. Victor von Hohenlohe-Waldenburg-Schillingsfürst zum Herzog von Ratibor. Die Herrschaft Ratibor, aus königlichen Kammergütern und 1810 säkularisiertem Kirchenbesitz hervorgegangen und 1812 vom Kurprinzen von Hessen-Kassel erworben, war bereits 1821 Mediat-Herzogtum geworden. Es deckte sich teilweise mit dem alten piastischen Fürstentum Ratibor. Victor von Hohenlohe war in Ratibor Erbe des Landgrafen von Hessen-Rothenburg, der mit Ratibor für seine an Preußen abgetretenen Gebiete am Rhein abgefunden worden war.161 Analog verfuhr der König, indem er Graf Hans Heinrich X. von Hochberg 1850 den erblichen Titel eines Fürsten von Pleß verlieh, nachdem dieser drei Jahre zuvor die bisherige Standesherrschaft Pleß geerbt hatte.162 Wie weit Friedrich Wilhelms IV. piastische Geschichtszitate von jenen Friedrichs II. entfernt sind, lässt sich an diesem Beispiel gut zeigen: Dieser hatte seine ausgesprochen anti-feudale, absolutistische Neuordnung des Landes unter anderem mit der Berufung auf seine eigene Abstammung und (in einem speziellen Fall) auf die Prinzipien des mittelalterlichen Kirchenpatronats legitimiert. Die „Herzogtümer“ Ratibor und Pleß sind dagegen Ausfluss eines staatsrechtlich irrelevanten neofeudalen Rangsystems mit dem preußischen König in der Rolle des Oberlandesherren, wie es auch in einem ehrerbietigen Bild des Monarchen inmitten der Wappen der schlesischen Fürstentümer als Frontispiz einer populären Schlesiengeschichte ausgedrückt ist (Abb. 14). Die neuen preußischen Herzöge von Ratibor residierten übrigens bis 1945 in der zum Schloss umgebauten ehemaligen Zisterze Rauden, einst Hauskloster der Oppeln-Ratiborer Piasten.163 Ganz andere Hausherren als Rauden hatte nach der Säkularisation 1810 die Zisterze Leubus erhalten. Die reiche Ausstattung des „schlesischen Escorial“ war überwiegend den staatlichen Sammlungen in Breslau einverleibt worden; die Wirtschaftsgebäude dienten seit 1817 als Landesgestüt, die Konventsbauten seit 1830 als Provinzial-Irrenanstalt. Die Klosterkirche war als Kuratialkirche für den katholischen Gottesdienst erhalten geblieben.164 Wohl auf der Huldigungsreise nach Breslau im September 1841 (das genaue Datum war nicht zu ermitteln) besuchten 161 Spenkuch, Hartwin: Ratibor, Viktor Herzog von. In: NDB 21 (2003) 181f. 162 Auch hier war die Erhebung der früheren Standesherrschaft Pleß zum Fürstentum schon eher erfolgt, nämlich 1825. Vgl. Kamionka, Roman: Die Reorganisation der Kreiseinteilung Schlesiens in der Stein-Hardenbergschen Reformperiode. Breslau 1834, 99, Anm. 456. 163 Hohenlohe. In: Brockhaus’ Konversationslexikon. 14. Aufl. des Gesamtwerks, Bd. 9: Heldburg–Juxta. Leipzig/Berlin/Wien 1894, 266f.; Rudy/Groß Rauden. In: Badstübner/Tomaszewski/Winterfeldt (Hg.): Schlesien, 814–817; Hyckel, Georg: Ratibor. In: Weczerka (Hg.): Schlesien, 426–430, hier 427; ders.: Groß-Rauden. Ebd., 155f. 164 Menzel, Josef Joachim: Leubus. In: Weczerka (Hg.): Schlesien, 277–279, hier 279.
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Abb. 14: Dieser Kupferstich aus der populär geschriebenen Schlesiengeschichte von Schreiber zeigt König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen als obersten Herzog Schlesiens – umgeben von den Wappen der historischen, als Verwaltungseinheit im 19. Jahrhundert irrelevanten Fürstentümer.
Friedrich Wilhelm und Elisabeth das Kloster. Das besondere Interesse des Königs galt den Spuren seiner piastischen Ahnen. Er hörte, dass Herzog Boleslaw, Enkel der hl. Hedwig und Stammvater der Liegnitzer Piasten, die Mönche verpflichtet habe, an seinem Grab eine ewige Lampe zu unterhalten,165 und dass diese Tradition mit dem Ende des Konvents 1810 erloschen sei. Sogleich gab er Anweisung und Mittel, sie zu erneuern.166 Der König bewunderte auch „zwei Betstühle Hedwigs und Heinrichs des Bärtigen, die dem Charakter des Schnitzwerks nach zu urtheilen ihrer Zeit angehören könnten“; später wurden sie, offenbar in Erinnerung an den Monarchenbesuch, mit den „Bildnisse[n] des [schlesischen] Fürstenpaares“ versehen.167 Eine ähnliche dynastisch-politische Geste des Königs war ein Ausflug nach Trebnitz mit Besuch der Klosterkirche, ebenfalls im September 1841.168 Es könnte 165 Die Stiftung ist historisch belegt. Vgl. Grünhagen, Colmar (Hg.): Regesten zur schlesischen Geschichte 1301–1315. Breslau 1892, 206f., Nr. 3238. 166 Sabais, Heinz Winfried: Wir Schlesier. Festrede zum Jubiläum des 75jährigen Bestehens des Schlesiervereins in Darmstadt 1968. In: ders: Darmstädter Ansichten. Darmstadt 1972, 85– 90, hier 87. 167 Knoblich: Lebensgeschichte der heiligen Hedwig, 269. 168 Woerl, Leo: Illustrierter Führer durch Breslau und Umgebung. Leipzig 141936, 86.
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auf diesen Besuch zurückgehen, dass der Staat die ehemaligen Konventsgebäude, die eine Tuchfabrik beherbergten, 1858 zurückkaufte, um dort nach einer Renovierung das Landgericht einziehen zu lassen. Als Friedrich Wilhelm IV. im Jahr 1853 Oppeln besuchte, wurde zu seinem feierlichen Einzug in die Stadt „das Tor in der Nähe der Pfarrkirche“, von dem die Oppelner sich erzählten, es sei zugemauert worden „nachdem die Leiche des 1497 zu Neisse enthaupteten Herzog Nikolaus II. hindurchgeführt worden war“, wieder geöffnet. Der König ritt als erster hindurch. Hier kann man eine bewusste Inszenierung des auf romantische Gesten setzenden Königs bzw. ein Eingehen auf die Vorschläge lokaler Honoratioren nachweisen.169 Bemerkenswert ist die Tatsache, dass die Verbindung des Tors mit dem Piastenherzog einem Text der populärromantischen historischen Belletristik entstammte.170 Die Rolle dieses Genres für die Erinnerungskultur wird in den folgenden Kapiteln noch ausführlich untersucht werden. Zur 600-Jahr-Feier der Breslauer Elisabethkirche, der großen gotischen Stadtkirche in unmittelbarer Nachbarschaft des Rings, stiftete das Königspaar 1857 drei Fenster für das Presbyterium. Den Auftrag erhielt die Charlottenburger Königliche Anstalt für Glasmalerei, die der König selbst 1843 auch zur Unterstützung seiner eigenen Bauprojekte gegründet hatte. Das mittlere Fenster zeigte die Kirchenpatrone Elisabeth und Laurentius, die flankierenden Fenster die zur Erbauungszeit der Kirche regierenden vier Piastenherzöge Niederschlesiens. Es waren eben jene, die nach der Wahlstatt-Sage von den Schlesiern in der Liegnitzer Burg geschützt worden waren, so überlebten und zu Vorfahren Friedrich Wilhelms IV. werden konnten. Auf den Fenstern standen sie bei ihren Eltern: Heinrich der Fromme war mit Boleslaw II. von Liegnitz und Heinrich III. von Breslau, Herzogin Anna war mit Wladislaw, Erzbischof von Salzburg, und Konrad I. von Glogau zusammengestellt.171
169 Knötel, Paul: Von den oberschlesischen Piasten. Erinnerungen und Denkmäler. In: Oberschlesien 5 (1906/07) 137–158, hier 141f., die Zitate 141; Wahner, Ernst: Das sogenannte historische Thor in Oppeln, welches mit dem am 27. Juni 1497 zu Neisse hingerichteten Herzoge Nikolaus II. von Oppeln im historischen Zusammenhange stehen soll. In: Schlesische Provinzialblätter. N. F. 2 (1863), 473–478; Idzikowski, Franz: Geschichte der Stadt Oppeln. Oppeln 1863, 98. 170 Krebs, Julius: Der Fürstentag. In: ders.: Novellen und Erzählungen, Bd. 1. Leipzig 1836, 429–498. 171 Kostowski/Witkowski: Książę Henryk II Pobożny, 277, 284f. Die Fenster wurden im Zweiten Weltkrieg zerstört.
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Die Erneuerung des Kults der hl. Hedwig als Patronin der Katholiken in Schlesien und Preußen Friedrich Wilhelms IV. Rückgriffe auf die schlesischen Piasten sind charakteristisch für die Kultur des Vormärz, die von der Überlagerung religiös-konfessioneller und politischer Spannungen gekennzeichnet war. Als Gegenstück dazu bot die Herausstellung Hedwigs als der wichtigsten Patronin der Katholiken Schlesiens und Preußens diesen eine Möglichkeit, ihre Selbstbehauptung gegen die preußische Politik mit einer proto-hohenzollerschen Symbolgestalt zu stützen. Eine Voraussetzung dafür war die Wiederentdeckung der mittelalterlichen Hedwigsviten, wie des Hornig-Freytag-Codex durch Büsching im Jahre 1811, und ihre Verbreitung durch Editionen und neue Übersetzungen: 1839 lag die kritische Ausgabe Stenzels vor, schon 1836 erschien eine erste Übersetzung des evangelischen Pastors Feige aus Tentschel bei Liegnitz. Im Auftrag der Diözese legte der Priester Franz Xaver Görlich, als „geistlicher Rat an St. Vinzenz“ Mitarbeiter Carl Ignaz Herbers, eine sorgfältige Übersetzung der Legenda maior mit ausführlicher historischer Einleitung vor.172 Görlichs Übertragung erschien zum sechshundertsten Todestag Hedwigs im Herbst 1843. Dieses Jubiläum fiel mit einem Wendepunkt in der schlesischen Kirchenpolitik zusammen. Der Kaplan Johannes Ronge machte seit 1842 durch publizistische Angriffe gegen das Breslauer Domkapitel von sich reden. Im Jahr 1844 sollte er dann mit seiner Polemik gegen die Wallfahrt zum „Heiligen Rock“ von Trier im Jahr 1844 die Los-von-Rom-Bewegung anstoßen. Diese führte zur Gründung der „deutschkatholischen Kirche“, die bis zur Märzrevolution stark von den preußischen Behörden unterstützt wurde. Der Demokrat Ronge war nur die bekannteste Figur eines sehr regen Linkskatholizismus, der in der zensurbeschränkten Öffentlichkeit des Vormärz auch religiöses Ventil sozialer und politischer Freiheitsbestrebungen war.173 Die preußenkritisch-ultramontane Fraktion des Diözesanklerus war bereits 1843 von diesen Tendenzen alarmiert und strebte danach, die schlesische Ortskirche auf ihren eigenen Kurs festzulegen. Das sollte ihr bald weitgehend gelingen.174 172 Büsching, Johann Gustav Gottlieb: Beschreibung einer noch unbekannten Deutschen Handschrift des Lebens der heiligen Hedewig, mit Federzeichnungen. In: Schl.Prbll. Literarische Beilage (1811), Nr. 53 der Gesamtfolge, 215–222; Feige, J[ohann] G[ottlieb]: Das Leben der heil. Hedwig, Herzogin von Schlesien übersetzt aus einer in der Bibliothek der St. Peter und Paul-Kirche zu Liegnitz befindlichen lateinischen Handschrift. Liegnitz 1836; Görlich, Franz Xaver: Das Leben der Heiligen Hedwig, Herzogin von Schlesien. Breslau 1843. 173 Graf, Friedrich Wilhelm: Die Politisierung des religiösen Bewußtseins. Die bürgerlichen Religionsparteien im deutschen Vormärz. Das Beispiel des Deutschkatholizismus. Stuttgart-Bad Cannstatt 1978. 174 Negwer: Geschichte des Breslauer Domkapitels, 68–82, 85–89; Marschall: Geschichte des Bistums Breslau, 137–139; Overath, Joseph: Das Ringen im schlesischen Klerus um eine
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Im Oktober 1843 nutzte sie die Hedwigs-Feierlichkeiten, um die Überlegenheit der Volksreligiosität und die Stärke der schlesischen katholischen Traditionen zu demonstrieren. Die Feierlichkeiten dauerten eine ganze Woche, während derer Dutzende zu Fuß anreisende Pilgergruppen aus Schlesien und Großpolen das Hedwigsgrab besuchten und Andachten in deutscher und polnischer Sprache gehalten wurden. Schon am Samstag, dem 14. Oktober, dem Vortag des Festes, traf unter anderen eine Prozession mit 1500 Teilnehmern aus Breslau ein, darunter Vertreter von Vereinen wie der Bruderschaft Mariä Reinigung, alle Zöglinge des katholischen Lehrerseminars und ein Großteil der städtischen Geistlichkeit unter Führung des Domherrn Herber. Nachmittags kam Bischof Knauer an. Es war der erste Bischofsbesuch am Hedwigsgrab seit 140 Jahren, wie betont wurde. Eine Delegation kam dem Oberhirten auf der Hedwigshöhe vor der Stadt entgegen. Sie bestand aus Geistlichen und prominenten Adeligen Nordschlesiens. Nach Begrüßung und Segen wurde Knauer durch die Stadt geleitet, wo ihn Spaliere und Ehrenbezeugungen, unter anderem von Bürgermeister und Stadtrat, aber auch von den ehemaligen Nonnen erwarteten. Auf dem Weg zur Klosterkirche, wo feierliche Vespern gesungen werden sollten, schlossen sich Pilgerzüge an. Kirche und Hedwigsgrab waren seit dem Sommer renoviert worden.175 Am Sonntagmorgen folgte als Höhepunkt des Festes das Pontifikalamt. In diesem Rahmen hielt Domprediger Heinrich Förster seine Festpredigt. Ihr Text wurde eigens verbreitet, oft abgedruckt oder zitiert. Er kann als Manifest für eine Erneuerung der katholischen Kirche in Schlesien aus dem Geist ihrer vormodernen Traditionen gelten.176 Die „Landesmutter“ Hedwig wird als „Vorbild“ einer „Tugend“ entworfen, „welcher der göttliche Wille Alles galt und Alles vollbringen half“, ein Vorbild, „welches unsere Schwäche straft, und uns zeigt, was in seiner Unvollkommenheit ein Mensch vermag, der in Christo Jesu das Heil seines Lebens erkannt und an dieses Heil mit ganzer Seele sich hingiebt“.177 Förster beschrieb Trebnitz als neue Identität, dargestellt am Beispiel der Zeitschrift „Von der katholischen Kirche“. In: Haas, Reimund/Rivinus, Karl Joseph/Scheidgen, Hermann-Joseph (Hg.): Im Gedächtnis der Kirche neu erwachen. Studien zur Geschichte des Christentums in Mittel- und Osteuropa. Festgabe für Gabriel Adrianyi zum 65. Geburtstag. Köln/Weimar/Wien 2000, 71–81. 175 Umfassende Darstellung der Vorbereitungen und der Feierlichkeiten, vor allem nach den ausführlichen Berichten im Jahrgang 1843 des „Schlesischen Kirchenblatts“ bei Kaczmarek, Michał: „Dziękując Bogu w nadchodzącą uroczystość 600–lecia“. In: Kaczmarek/Wójcik (Hg.): Księga Jadwiżańska, 415–432; ders.: Z najbardziej odległych okolic Śląska i Polski tłumnie napływał lud. Trzebnickie uroczystości 600–lecia śmierci św. Jadwigi w 1843 roku. In: Sobótka 51 (1996) 381–388. 176 Hier zitiert nach Förster, Heinrich: Predigt am sechshundertjährigen Gedenkfeste des seligen Todes der heiligen Landespatronin Hedwig zu Trebnitz, 1843. In: ders.: Abschiedsgabe. Predigten auf die Sonn- und Festtage nebst Gelegenheitsreden, Bd. 2, Regensburg 1880, 161– 177. 177 Bisherige Zitate alle ebd., 161f.
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depravierten Ort (Adjektive: „verarmt“, „verödet“). Er steht stellvertretend für die Ortskirche im preußischen Beamtenstaat im Zeitalter von Aufklärung, Revolution und Säkularisation: „Sechshundert Jahre sind es, seit Hedwigs heiliger Wandel diesen Boden geweiht, seit [sie] diesen Tempel begründet [und] das Kloster errichtet hat, welches so lange Zeit eine Zierde dieser Gegend, eine Stätte der Frömmigkeit, eine Zuflucht der Armuth war. Welche Umwälzungen in kirchlichen wie staatlichen Verhältnissen sind seitdem geschehen! Welche Wendungen der Kultur- und Völkerschicksale haben sich zugetragen! Welche Entdeckungen, aber auch welche Zerstörungen [...]! So auch haben mit Gottes Zulassung der Welt Mächte und der Zeiten Erscheinungen an den frommen Stiftungen unserer Heiligen ihre Gewalt geübt. Dieser Tempel ist verarmt, das mit fürstlicher Freigiebigkeit ausgestattete Kloster ist verödet, seine stillen Bewohner sind verschwunden“.178 Dem stellte Förster die Unveränderlichkeit und Unerschütterlichkeit der „Kirche des Welterlösers“ gegenüber und die nicht geminderte Ehre der Landesheiligen, die „die unvergängliche Krone empfangen [habe] im Himmel“; „ihr Bild strahlt erbauend, tröstend, segnend durch die Jahrhunderte zu uns herüber“.179 Hedwig sei Beispiel, weil sie Größe, Freuden und Herrschaft „dieser Welt“ für den „himmlischen Schatz“ geopfert habe.180 Der Prediger ordnete Hedwigs Leistung in ihre Zeit ein, wo durch Häretiker (Waldenser, Albigenser) die Kirche bedroht gewesen, aber durch die zisterziensische Erneuerung bereits ein Gegenmittel entstanden sei. Hedwig sei Kind dieser Spiritualität, habe früh auf Äußerlichkeiten verzichtet und sich in Demut geübt. Förster brachte diese gegen den „heidnischen Hochmuthsgeist unserer Zeit“ in Stellung, den „wahnwitzigen Vernunftstolz“ der Männer, die „schale Eitelkeit“ der Frauen und den „frostige[n] Dünkel“ der Jugend.181 Hedwigs Beispiel, ihr „christliche[r] Bet- und Liebeseifer“, so sein Wunsch, möge die Pilger ergreifen und verändert nach Hause gehen lassen. Förster verteidigte Hedwigs strenge Askese als einen Weg zur Heiligkeit „vor dem unsere Sinnlichkeit erschrickt, und welchem die Begriffe unserer Zeit widerstreben“.182 Askese habe ihr Kraft gegeben, in Schicksalsschlägen, beim Verlust ihres Mannes und ihrer Kinder, besonders aber nach der Wahlstattschlacht, noch andere zu trösten. „Arme Zeit, die zu christlicher Größe die christliche Kraft der Selbstüberwindung verloren hat und wohl von den Pflanzungen zehrt, welche der weltüberwindende gottgeweihte Sinn einer frommen Vorzeit ihr vererbt hat [...]!“183 Förster verteidigte die Wunder der Heiligen gegen den „Unglaube[n]“ des 19. Jahrhunderts: „Darum be-
178 179 180 181 182 183
Ebd., 162. Ebd. Ebd., 163. Ebd., 166f. Ebd., 169. Ebd., 170.
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kenne ich frei und offen, daß ich von ganzem Herzen all’ das Wunderbare glaube, was achtungswerthe Quellen uns von dem Leben der heiligen Hedwig und der Wirksamkeit ihrer Fürbitte erzählen.“184 Die abschließenden Bitten an die Heilige um Fürbitte bei Gott unterstreichen noch einmal den programmatischen Charakter der Predigt. Förster begann mit der unmissverständlichen Bitte „für die kämpfende Kirche und ihr sichtbares Oberhaupt, den heiligen Vater“,185 für Bischof und Priester. Subtil wob er die schwierige Situation der Diözese und der preußischen Katholiken in die Königsfürbitte ein. Friedrich Wilhelm IV. feierte am Hedwigsfest 1843 seinen 58. Geburtstag, und so bat Förster: „Bitte, du heilige Landespatronin! für unseren König und Herren, auf daß er heute, am Tag deiner Geburt für den Himmel, den Tag seiner irdischen Geburt inmitten seiner Völker feiert, als ein Vater dieser Völker sich immerhin erweise in der Sorgfalt nicht nur für ihr zeitiges, auch für ihr ewiges Heil!“186 Die Situation der Polen (durch den Plural „Völker“) und der Katholiken („Sorgfalt“ für das „ewige Heil“) wurde damit deutlich angesprochen. Die Bitte für des Königs „Räthe“, von denen die Kirche noch größere Härten befürchtete, war eine weitere Andeutung zu den kirchenpolitischen Spannungen. Der anschließende Festakt fand im Saal des Gasthauses „Zum Kronprinzen“ statt, das mit seinem Namen an Friedrich Wilhelms Quartier in Trebnitz während der schlesischen Kampagne 1813 erinnerte. In diesem Rahmen wurden von den hohen Geistlichen und Honoratioren feierliche Toasts auf den König ausgebracht und von der kirchlichen Presse pflichtbewusst protokolliert.187 Zehn Jahre später, am 19. April 1853, wählte das Breslauer Domkapitel nach dem Tod von Knauers Nachfolger Melchior Kardinal von Diepenbrock (Bischof 1845–1853) Heinrich Förster zum neuen Bischof von Breslau. Förster bemühte sich wie schon sein Vorgänger intensiv um die Niederlassung von Ordensgemeinschaften und um die kirchlichen Vereine. Auf zahlreichen Reisen (Visitationen, Firmreisen, Wallfahrten) suchte er den Kontakt zum Kirchenvolk. Dem Glogauer Handwerkersohn lag an praktischer und populärer Mobilisierungsarbeit. Dem Kult der Landespatronin wies Förster dabei eine Schlüsselrolle zu, was er durch mehrere eigene Wallfahrten nach Trebnitz unterstrich.188 184 185 186 187 188
Ebd., 175. Ebd., 176. Ebd. Kaczmarek: Z najbardziej odległych okolic, 387. Zur Rolle Försters für die Erneuerung des Hedwigskults vgl. Masurczyk, Joachim: Fürstbischof Heinrich Förster und die heilige Hedwig. In: Gussone, Nikolaus (Hg.): Eichendorffs Hedwig-Fragment. Heiligenverehrung und Mittelalterbild im 19. Jahrhundert. Münster/ Hamburg 1993, 39–61; allgemein zur Person vgl. Swastek, Józef: Arcybiskup Henryk Förster jako wrocławski ordynariusz (w latach 1853–1881). In: Mandziuk, Józef/Pater, Mieczysław (Hg.): Misericordia et veritas. Księga pamiątkowa ku czci księdza biskupa Wincentego
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1854 war die zweite Auflage von Görlichs Übertragung der Hedwigslegende erschienen. Förster empfand den alten Text als notwendig, aber nicht hinreichend. Ihm schwebte eine packende Aktualisierung vor, etwas wie die „Historie von der heiligen Elisabeth“, die der liberal-katholische Journalist, Schriftsteller und Politiker Charles de Montalembert 1836 veröffentlicht hatte. Der Bischof sprach Joseph von Eichendorff darauf an, den er von dessen Altersruhesitz Neisse zu sich in das nahe Johannisberg eingeladen hatte. Dort, im österreichischen Teil der Diözese, stand die Sommerresidenz der Bischöfe. Der Dichter ließ sich dazu überreden, selbst ein solches Hedwigsbuch zu verfassen. Als er 1857 starb, fand man davon nur eine ausführliche Vorrede, in der Eichendorff mit Überlegungen über die veränderlichen Formen der Heiligkeit, das Verhältnis von Glauben und Wissen, von Religion und Staat in ruhiger Reflexion Fragen aufgreift, die Förster als Bischof mit Dringlichkeit beschäftigten.189 Wegen Eichendorffs Tod kam es nicht zu einer poetischen Biographie der Landesheiligen. Stattdessen erschien wenige Jahre später eine wissenschaftliche von dem Priester Augustin Knoblich.190 Von der Fachwelt anerkannt, blieb das Werk hundert Jahre lang maßgeblich, bis zu den Arbeiten Joseph Gottschalks. Der Festtag der Heiligen im Jahr 1874 (dem vermuteten 700. Jubiläum ihrer Geburt) fiel mit dem Höhepunkt des „Kulturkampfs“ zusammen. Der Artikel des „Schlesischen Kirchenblatts“ zum Jubiläum vergleicht Hedwigs Zeit mit der Gegenwart: „Der Abschluß des 7. Säculum seit St. Hedwigs Geburt fällt wie ihr Geburtsjahr in bewegte Zeiten. Und der Kampf, der heute die Deutschen entzweit, zeigt in mehrfacher Beziehung Aehnlichkeit mit dem Streite zwischen Friedrich Barbarossa und Papst Alexander III. Die Namen und Verhältnisse haben sich geändert; aus den Welfen sind ultramontane ‚Reichsfeinde‘ und aus den Ghibelinen [!] ‚Reichsfreunde und Culturkämpfer‘ geworden; man kämpft nicht, wie damals, mit roher Waffengewalt, sondern mit der Macht des ‚Gesetzes‘; die Kirche kann ihren Gegnern nicht mit gleichen Waffen gegenüber treten [...]. St. Hedwig wird in den Kämpfen und Leiden der kommenden Tage unsere Fürsprecherin und Schützerin sein. Als sie noch auf Erden wandelte, hat sie die Kirche beschützt, geehrt, reich beschenkt und ihre segensreiche Wirksamkeit gefördert; mit vollem Vertrauen dürfen wir ihrer Fürsprache die Geschicke der katholischen Kirche ihres SchlesierLandes anempfehlen.“191 Urbana. Wrocław 1986, 305–316; Hoffmann, Hermann: Fürstbischof Heinrich Förster. In: ASKG 12 (1954) 257–262. 189 Zu den Einzelheiten und zum Hintergrund von Försters Auftrag an Eichendorff vgl. die Beiträge in Gussone (Hg.): Eichendorffs Hedwig-Fragment; Magen, Antonie: Das HedwigFragment. Zur Intention von Eichendorffs letztem Manuskript. In: Jahrbuch des Freien Deutschen Hochstifts (2006) 363–382. 190 Knoblich: Lebensgeschichte. 191 Sancta Hedwigis, ora pro nobis! In: Schlesisches Kirchenblatt 40 (1874) 494f., hier 495.
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Es fällt auf, dass Hedwigs Haltung als rein auf die Kirche bezogen und ‚unpolitisch‘ gekennzeichnet wird. Dies untermauert die Selbstdarstellung der Kirche, die nur Selbstverteidigung übe. Bischof Heinrich Förster nahm in den siebziger Jahren die Konfrontation mit dem Staat auf. Er exkommunizierte Priester, die sich an die preußischen Kulturkampfgesetze hielten und brach diese selbst durch ungenehmigte Besetzung von Pfarrstellen. Das hatte Geldstrafen und Konfiskationen zur Folge. Um seiner bereits geplanten Verhaftung zu entgehen, ging er am 6. Mai 1875 ins Exil nach Johannisberg, wo er seine letzten sechs Lebensjahre verbrachte. Die kirchlichen Behörden und Bildungsanstalten und fast alle Orden waren aufgelöst, ein Drittel der schlesischen Katholiken ohne Seelsorger; Förster gelang es, einige seiner bischöflichen Aufgaben im preußischen Diözesanteil durch einen Weihbischof ausführen zu lassen. Seit 1878 bemühten sich Bismarck und der neue Papst Leo XIII. um einen Kompromiss in den Auseinandersetzungen zwischen katholischer Kirche und preußischem Staat. In Schlesien konnten der 1882 eingesetzte Bischof Robert Herzog und sein Nachfolger Georg Kopp die seelsorgerliche, rechtliche und finanzielle Lage der Kirche langsam wieder normalisieren.192 Evangelische Hedwigsdeutungen Dass die Katholiken in Schlesien und im ganzen östlichen Preußen sich so stark auf die alte Landespatronin beriefen, war der Versuch einer Antwort auf Entwicklungen der Zeit: auf die Konfrontation zwischen dem preußischen Staat und der römischen Kirche und auf die ‚Anfechtungen‘ des Glaubens durch liberale Strömungen. Zeitgemäß war auch die Art, wie man Hedwig verehrte. Die Formen dieses Kultes waren nicht mehr die des gegenreformatorischen Barock oder gar des Mittelalters, so sehr sie an Traditionen anzuknüpfen suchten. Sie suchten das Exemplarische aus dem Individuellen, emotional Berührenden zu gewinnen (vgl. auch Abb. 15). Gerade die evangelische Rezeption des neuen Hedwigsbildes ist ein Beleg dafür. Ausgesprochen evangelisch orientierte Autoren auf der Suche nach historischen Stoffen mit Lokalkolorit mussten sich natürlich an ihrer Rolle als Heilige der römischen Kirche stoßen. Die erwähnten Bearbeitungen des Wahlstatt-Stoffes um 1813 wurden, soweit feststellbar, durchweg von Protestanten verfasst. Sie spielten Hedwigs Rolle, wie sie durch die altschlesische Chronistik gezeichnet wurde, eher herunter. Die schwärmerische Hedwigs-Ballade des Pastorensohns und Jurastudenten Erdmann Hunger von 1821 kann als interessante Ausnahme gelten.193 Doch die 192 Negwer: Geschichte des Breslauer Domkapitels, 110–127; Marschall: Geschichte des Bistums Breslau, 139–152. 193 Hunger, Erdmann: Die heilige Hedwig. Poetischer Versuch. In: Schl.Prbll. (1821), Nr. 74 der Gesamtfolge, 393–408; vgl. Schindler, Karl: Das Hedwigsgedicht des Erdmann Hunger (1821). In: ASKG 28 (1970) 247–254.
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Abb. 15: Die heilige Hedwig von Schlesien erscheint auf dieser Darstellung von Gustav Heinrich Näcke dem romantischen Zeitgeist angepasst als liebliche Frau, die Gott in der freundlichen heimischen Natur begegnet. Ihre herrschaftliche Funktion, durch den Herzogshut markiert, wird in eine emotional zugänglichere Sphäre übertragen.
Gestalt Hedwigs hatte als zentraler Bereich der vormodernen Landestradition konfessionsübergreifende Bedeutung. Seit der Jahrhundertmitte finden sich daher Versuche evangelischer Autoren, sie als christliche Vorbildfigur für die eigene Konfession zu erschließen. Bereits genannt wurde die Übersetzung der Hedwigslegende durch den Pastor Feige.194 Siegfried Hirsch verfasste ein Porträt Hedwigs für einen evangelischen Gedenkkalender, der unter dem Titel „Zeugen der Wahrheit“ erschien. Hirschs Kritik richtet sich ganz wie die des evangelischen Humanisten Joachim Cureus gegen die „Werkgerechtigkeit“ des Mittelalters, die in Hedwigs Bußpraxis zum Ausdruck kam. Doch ist Hirschs Urteil bereits durch das Gedankengut des Historismus gemildert: Solche Erscheinungen, so Hirsch, belehrten über „die Nothwendigkeit der Reformation“ ebenso wie über „das Ungemeine ihrer Aufgabe“. Hedwigs Beispiel zeige, „daß es kein Geringes um den Glauben ist, der leisten soll, was die Dienste dieser Inbrunst, die Werke dieser Weltentsagung nicht zu leisten vermochten“.
194 Feige: Das Leben der heil. Hedwig.
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Selbst Hedwigs Heiligsprechung würdigte Hirsch. Zwar wüssten evangelische Christen „von Niemandes Vollmacht selig zu sprechen oder zu verdammen“; allein über Hedwig dürfe man „schüchtern und doch mit Zuversicht sagen, ‚daß ihr die Krone der Gerechtigkeit beigelegt ist, die der Herr der gerechte Richter an jenem Tage Allen geben wird, die Seine Erscheinung lieb haben.‘“195 Landeshistoriker Colmar Grünhagen würdigte die Herzogin aus einer vermeintlich überkonfessionellen Perspektive, die durch ihre Gleichsetzung von Protestantismus, Preußentum und Deutschtum freilich die Katholiken ausschloss: „Es wäre in der That ein Standpunkt von außergewöhnlicher Verkehrtheit, wollten wir ihre Verehrung denen überlassen, welche zu ihr als zu einer Heiligen ihrer Kirche aufblicken; allen Schlesiern darf und soll das Bild der fürstlichen Frau theuer sein, welche, mit allen Tugenden geziert, durch Werke christlicher Liebe und eifriger, weltentsagender Frömmigkeit es dahin gebracht hat, daß sie schon bei ihren Lebzeiten als Heilige verehrt wurde.“ Grünhagen hebt Hedwigs vorbildliche Pflichterfüllung „als Gattin und Mutter“, die „sorgfältige Erziehung ihrer Kinder“ und die Rettung Heinrichs I. aus der Gefangenschaft hervor. Er betont Hedwigs Rolle als „deutsche Fürstin“. Bei der (Grünhagen zufolge) allgemeinen Abneigung der Polen gegen die deutschen Ehefrauen ihrer Fürsten bedeute es „nichts geringes“, daß sie „nicht nur in Schlesien, sondern im ganzen Osten“ verehrt worden sei.196 Bei der Beschreibung der Glasfenster der Liegnitzer Liebfrauenkirche wird auf die Möglichkeit evangelischer Hedwigsrezeption zurückzukommen sein. Stilisierungen Dorothea Sibyllas von Brieg zur evangelischen Hedwig und schlesischen Königin Luise Katholische und evangelische Aktualisierungen der Heiligen in Texten um 1840 sind auch Ausdruck eines Wandels im Frauenbild der schönen Literatur. Darin zeigen sich neue Strömungen in der Ästhetik und in den sozialen Geschlechterrollen. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden idealisierte Protagonistinnen in der schönen Literatur allgegenwärtig. Sie galten als Leitbilder der Erziehung. Diese Entwicklung war durch die Jenaer Romantik mit angestoßen worden und hatte das Abrücken von dem in hohem Maße passiven Frauenbild der Klassik zur Voraussetzung. Vorbilder fanden sich in der pietistisch beeinflussten Literatur des
195 Hirsch, Siegfried: Hedwig, Herzogin von Schlesien. In: Piper, Ferdinand (Hg.): Zeugen der Wahrheit. Lebensbilder zum evangelischen Kalender auf alle Tage des Jahres, Bd. 3: Das Leben der Zeugen von der Mitte des zwölften bis in die zweite Hälfte des sechzehnten Jahrhunderts, Leipzig 1874, 12–27, alle Zitate 27. Hirsch zitiert hier 2 Tim 4,8. 196 Grünhagen: Die alten schlesischen Landesfürsten, 177.
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18. Jahrhunderts.197 Das Bild verehrungswürdiger Frauen wurde im 19. Jahrhundert in neuer Weise ästhetisiert, das Verhältnis zu ihnen emotionalisiert. Viele affektive Distanz erzeugenden Stilelemente verschwanden aus der Darstellung. In Kunst und Literatur wurden sozial und moralisch hochstehende Frauenfiguren mit Verfahren der Vereinfachung und Egalisierung der gedachten Betrachterin oder Leserin nahegebracht. Das weibliche Publikum war es nämlich, um dessen Gunst anspruchsvolle wie auch rein unterhaltsame Belletristik auf einem rasch wachsenden Buchmarkt warb. Die bürgerliche Frau las viel und kultivierte die Lektüre und das Gespräch über das Gelesene als Form der sozialen Unterscheidung.198 Im Brennpunkt der Aufmerksamkeit standen, dem allgemeinen Frauenbild entsprechend, die Regungen des weiblichen Herzens. Oft finden sich auch Erzählmuster, in denen die Verehrung für eine Frau den männlichen Protagonisten zu großen Taten motiviert. Weibliche Idole schienen auch für die Erziehung der Bevölkerung zu guten Untertanen geeignet. Konservative Staatspropaganda nutzte sie in diesem Sinn. Das sicher bekannteste Beispiel, das auch in Schlesien große Beachtung fand, ist der Kult der 1810 verstorbenen Königin Luise. Er begann mit Novalis’ Aufsatz „Glaube und Liebe“ (1798) und Schadows Skulpturen, wurde im Zuge der Auseinandersetzung mit dem napoleonischen Frankreich auch vom Hof gefördert und verselbständigte sich alsbald.199 Manche evangelische Autoren haben sich, wie gezeigt, an einer Lösung der Hedwigsgestalt aus dem katholisch-konfessionellen Kontext versucht. Für andere stellte sich die Frage, ob nicht auch unter den evangelischen Fürstinnen des Oderlandes attraktive Vorbild-Gestalten zu finden seien, die sich für eine belletristische Darstellung eigneten. Ein unerwarteter Quellenfund schien eine Antwort zu geben, die alle Erwartungen übertraf. In Wirklichkeit handelte es sich um eine folgenreiche Fälschung.200
197 Becker-Cantarino, Barbara: Priesterin und Lichtbringerin. Zur Ideologie des weiblichen Charakters in der Frühromantik. In: Paulsen, Wolfgang (Hg.): Die Frau als Heldin und Autorin. Neue kritische Ansätze zur deutschen Literatur. Bern u. a. 1979, 111–124. 198 Schön, Erich: Der Verlust der Sinnlichkeit oder Die Verwandlungen des Lesers. Mentalitätswandel um 1800. Stuttgart 1993; Engelsing, Rolf: Die Perioden der Lesergeschichte in der Neuzeit. Das statistische Ausmaß und die soziokulturelle Bedeutung der Lektüre. In: Archiv für die Geschichte des Buchwesens 10 (1970) 945–963. 199 Demandt, Philipp: Luisenkult. Die Unsterblichkeit der Königin von Preussen. Köln 2003; Bruyn, Günter de: Preußens Luise. Vom Entstehen und Vergehen einer Legende. Berlin 2 2003[12001]; Wülfing, Wulf: Königin Luise von Preußen. In: ders./Bruns, Karin/Parr, Rolf: Historische Mythologie der Deutschen. 1798–1918. München 1991, 59–111. 200 Die folgende Darstellung stützt sich weitgehend auf die umfassende Untersuchung von Grieger, Rudolf: Die „Denkwürdigkeiten aus dem Leben der Herzogin Dorothea Sibylla von Liegnitz und Brieg gebornen Markgräfin von Brandenburg“ – Geschichte einer Fälschung. In: Jahrbuch für schlesische Kirchengeschichte N. F. 71 (1992) 69–104.
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Der Brieger Syndikus und Stadtarchivar Ernst Koch veröffentlichte 1829 in Heinrich Hoffmanns von Fallersleben „Monatschrift von und für Schlesien“ einige „Nachrichten aus der Briegischen Vorzeit“, die sich auf das „Haus- und Tagebuch“ eines Rotgerbers Gierth beriefen.201 Die Nachrichten kreisten um die 1614 mit Johann Christian von Brieg vermählte Hohenzollern-Prinzessin Dorothea Sibylla. Geschildert werden ihr Einzug in Brieg und ihr erster Kirchgang und ein Empfang der Herzogin für die Schuljugend im Schlossgarten. Dort hört die Herzogin von einem kleinen Mädchen, alle Welt nenne sie „die liebe Dorel“. Es folgt eine Episode über Krankheit und Genesung der Herzogin, die Taufpatin einer dann verstorbenen Tochter Gierths wird. 1830 erschienen, auf die „Nachrichten“ in der nicht fortgesetzten Zeitschrift aufbauend, Kochs „Denkwürdigkeiten aus dem Leben der Herzogin Dorothea Sibylla von Liegnitz und Brieg gebornen Markgräfin von Brandenburg“ als Buch. Koch gab an, es handelte sich um einen sprachlich getreuen „Abdruck“ von Gierths Aufzeichnungen aus dem 17. Jahrhundert. Er füge Wort- und Sinnerklärungen hinzu, mit denen er „zunächst an die Frauen unserer Zeit“ gedacht habe, „von denen er dem Büchlein recht viele Leserinnen wünsche“.202 Auf 72 Seiten baut Kochs „Edition“ das Bild der Herzogin in vielen Einzelszenen aus. Die Herzogin ist in diesem Text liebreizend und dabei fromm, bescheiden und auf praktische Weise wohltätig. Sie erscheint als vorbildliche, zärtliche wie strenge Mutter und Ehefrau. Sie schafft den Prunk des Hoflebens ab, hält ihren verkleinerten Hofstaat zu rechtem Verhalten an, lehrt die Hofjungfern, was eine Hausfrau können muss, auch Handarbeiten, Fremdsprachen, darunter Polnisch, und Rezitation (mithilfe einer selbst verfassten Komödie). Sie empfängt täglich Untertanen, die mit allen Anliegen zu ihr kommen; sie besucht die Menschen in Stadt und Land, nimmt an ihren Festen und Bräuchen teil, ermahnt und rät, lindert Not. Sie bemüht sich um Verbesserung des Unterrichts und der medizinischen Versorgung, schreibt mit ihrer Amme einen auch ins Polnische übersetzten Heilkunde-Ratgeber für Frauen. Der „ausländischen“ Schulmedizin ihrer Zeit ist sie weit voraus. Das gilt auch für den Hexenglauben, den sie scharf ablehnt, und die religiöse Intoleranz, von der sie frei ist. Ihre eigene Frömmigkeit äußert sich nicht nur in Bibelkenntnis und Kirchgang, sie trägt Jesus vor allem im Herzen und folgt ihm in ihren Werken. 201 Koch[, Ernst]: Nachrichten aus der Briegischen Vorzeit. In: Monatschrift von und für Schlesien 1 (1829), 142–144, 145–150; ders.: Feier des Sibyllen-Tages im Jahre 1613 in Brieg. aus Valentin Gierths Haus- und Tagebuch mitgetheilt vom Archivar und Syndicus Koch zu Brieg. Ebd., 572–584; ders.: Nachtrag zu den Begebenheiten des Sibyllen-Tages. Ebd., 774– 783. 202 Ders.: Denkwürdigkeiten aus dem Leben der Herzogin Dorothea Sibylla von Liegnitz und Brieg, gebornen Markgräfin von Brandenburg, und ihrer Leib- und Hebeamme Margaretha Fuß, wörtlich aus des Rothgerbers Valentin Gierths Haus- und Tagebuche mit einem Vorworte, erläuternden Anmerkungen und Beilagen mitgetheilt vom Syndikus Koch. Brieg 1830, XI.
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In Vorwegnahme der in Preußen 1817 vom König proklamierten und in der Verwaltung rasch, in Theologie und Liturgie aber schleppend und nicht vollständig durchgeführten Kirchenunion bemüht sich Dorothea Sibylla um eine gemeinsame Abendmahlsformel für die reformierte Konfession, der sie wie ihr Mann angehört und die Lutheraner, deren Gottesdienst sie beiwohnt. Dies tut sie demonstrativ mitten unter den Bürgersfrauen, nicht in der Herzogsloge. Sogar Katholiken ermöglicht die Herzogin das Bürgerrecht im Herzogtum. Sie handelt bei alledem nie selbstherrlich, sondern erwirkt Gutes durch Fürsprache bei ihrem Mann, dem Herzog. Die Strapazen von neun Geburten und die Schrecken des beginnenden Krieges – die allerdings in Kochs Buch ausgespart sind – setzen der zarten Gesundheit der Herzogin zu. 1625 stirbt sie mit den Worten: „Mein Jesus öffnet seine güldenen Pforten.“203 Bei ihrem Begräbnis tritt laut Gierths Bericht ein Prälat der Breslauer Kreuzkirche auf, der sich an die anwesenden Katholiken wendet: „So die Herren Calvinisten einen Babist (Pabst) hätten, möchte selbiger nichts eiliger thun, als die seelige Frau Herzoginne Dorotheam Sibyllam unter die Heiligen sezzen und vermeine ich, daß dort oben [...] wo kein Unterschied (des Glaubens?) sein wird, die heilige Hedwigis, ihre Vorfahrerinne, ein Pläzzlein soll gehalten haben, für solchen Tugendspiegel.“204 Die Figur der „lieben Dorel“, der frommen, tüchtigen und leutseligen Herzogin, ist von Koch also als evangelisches und ziemlich modernes Pendant der hl. Hedwig angelegt. Das angeführte Zitat ist charakteristisch für die Sprache des „Haus- und Tagebuchs“. Sie orientiert sich an Modellen des 17. Jahrhunderts und ist mit Erklärungen des vermeintlichen Herausgebers wie „Babist (Papst)“ durchsetzt. Kochs Episoden zielen auf das Atmosphärische und Gemütvolle; erinnert sei an das Kinderfest im Schlossgarten. In den Beschreibungen zeigt sich der vermeintliche Chronist Valentin Gierth, selbst Ehemann und Vater, als glühender Verehrer der Herzogin, dem sie selbst hilft, dieses Gefühl zu veredeln und durch Nachahmung sein eigenes Leben zu verbessern. Kochs Buch wurde von Historikern mit Beifall aufgenommen und eifrig benützt. Vorerst schöpfte, zumindest öffentlich, niemand Verdacht. Der hier bereits vorgestellte Karl Adolph Menzel widmete Dorothea Sibylla beispielsweise ein ganzes Kapitel in seiner ausführlichen Darstellung der neueren deutschen Geschichte. Er nannte sie „ein Muster unter den Frauen, und nicht blos den fürstlichen“ ihrer Zeit, „eine Lichtgestalt dieses trüben Zeitalters“;205 und ähnlich ausführlich würdigte Gustav Adolf Stenzel sie in seiner preußischen Geschichte.206 203 Ebd., 62. 204 Ebd., 67. 205 Menzel, Karl Adolf: Neue Geschichte der Deutschen von der Reformation bis zur BundesActe, Bd. 6: Die Zeiten der Kaiser Matthias und Ferdinand II. bis zur Schlacht auf dem Weißen Berge, Breslau 1835, 226–241, das Zitat 226. 206 Stenzel, Gustav Adolf: Geschichte des Preußischen Staats, Bd. 1: Vom Jahre 1191 bis 1640, Hamburg 1830, 540–547.
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Im Herbst 1838 erschien eine erweiterte Bearbeitung der Denkwürdigkeiten, die ein „Kandidat der Theologie“ namens Carl August Schmidt unter Berufung auf die Erlaubnis des am 17. Juli 1838 verstorbenen Koch aus den „Denkwürdigkeiten“ und weiterem Material aus dem Brieger Stadtarchiv vorgab zusammengestellt zu haben. Die Perspektive der Darstellung ist geändert: Schmidt formuliert als Chronist vorgeblich nacherzählend nach dem vermeintlichen Original Gierths und verzichtet damit auf das sorgfältig ziselierte sprachliche Gewand der Fassung von 1830.207 Schmidts Neufassung gab für einen jungen Historiker den Anstoß, die von ihm erkannte Fälschung zu entlarven. Es war Heinrich Wuttke, der selbst aus Brieg stammte und bei Hoffmann von Fallersleben in Breslau studiert hatte. Er trug aus den „Denkwürdigkeiten“ viele sachliche und sprachliche Ungereimtheiten und Anachronismen zusammen. Über den Vorstoß Wuttkes, dem als Demokrat auch die frömmelnd-monarchistische Ausrichtung der Koch-Schmidtschen Fälschung kaum behagt haben kann, entspann sich eine lebhafte Debatte in den „Schlesischen Provinzialblättern“. Wuttke gelang es in einem langen Artikel, der dann ebenfalls separat gedruckt wurde, alle Gegenargumente (die meisten waren anonym vorgebracht worden) zu entkräften und weitere Widersprüche herauszuarbeiten. Den entscheidenden Beweis steuerte der aktuelle Brieger Syndikus Trost bei, der nachwies, dass es zur fraglichen Zeit in Brieg keinen Rotgerbermeister mit Namen Valentin Gierth gegeben habe.208 Der Nachweis der Fälschung muss hier nicht wiederholt werden. Hier soll es um das Werk Kochs und Schmidts und dessen Rezeption gehen – herausragende Belege für einen aktualisierten Piastenkult im 19. Jahrhundert. Einen Teil der Absichten Schmidts erhellt eine seiner stofflichen Zutaten zu Koch, die als fünfter und letzter Anhang angefügt sind. Der Fürstlich-Briegische Superintendent und Hofprediger Johannes Neomenius (wie viele der Figuren historisch) wendet sich darin in einem Schreiben „von 1619“ an die Pastoren des Fürstentums. Neomenius teilt mit, dass die Herzogin sich „mit einigen Frauen verabredet habe, vierteljährlich einen Geldbetrag zusammenzulegen, damit Bibeln an solche, die gern eine hätten, aber nicht bezahlen könnten, unentgeltlich abgegeben werden könnten“; es folgen praktische Bestimmungen. Dorothea Sibylla erscheint somit als
207 Schmidt, Karl August: Denkwürdigkeiten aus dem Leben der Herzogin Dorothea Sibylla von Liegnitz und Brieg geb. Markgräfin von Brandenburg. [Unter Bezugnahme auf Koch: Denkwürdigkeiten gekennzeichnet als „2. durchweg verm. u. verb. Aufl.“] Brieg 1838. 208 Wuttke, Heinrich: Ueber das Haus- und Tagebuch Valentin Gierths und die Herzogin Dorothea Sibylla von Liegnitz und Brieg geborne Markgräfin von Brandenburg. Eine Untersuchung. Breslau 1838; ders.: Ueber die Unächtheit des angeblichen Gierthschen Tagebuches, eine Vertheidigung und Ausführung der diese nachweisenden Untersuchung. In: Schl.Prbll. (1839), Nr. 110 der Gesamtfolge, 3–14, 95–109, 195–205, 289–298, 387–395, 483–495.
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Stifterin einer schlesischen Bibelgesellschaft, die die erste weltweit gewesen wäre.209 Diese Nachricht verweist auf einen hervorgehobenen Kreis von Adressaten, oder vielmehr Adressatinnen der Fälschung. Die Gräfin Friederike von Reden, Witwe eines preußischen Ministers, entfaltete auf ihrem Gut Buchwald im Riesengebirge vielfältige Aktivitäten zur Förderung der Wohlfahrt, der Bildung und der Frömmigkeit. Ihr Mann hatte 1815, kurz vor seinem Tod, die „Buchwalder Bibelgesellschaft“ gegründet, die nicht nur religiöse Bildung in Form von Bibelspenden, sondern auch karitative Werke unterstützte. Die Gräfin Reden hatte ausgezeichnete Kontakte zu den hochadligen Gutsbesitzern der Nachbarschaft, wie den Fürsten Reuß. Mit Marianne von Preußen, deren Neffen Kronprinz Friedrich Wilhelm und dessen Frau Elisabeth war sie befreundet. Sie verbreitete in diesem Kreis die „Denkwürdigkeiten“ mit einer Begeisterung, die die Kronprinzessin sofort angesteckt zu haben scheint. Diese machte in Berlin ein Kinderporträt der Dorothea Sibylla ausfindig und ließ es lithographieren. Die Kronprinzessin und die Gräfin „erneuerten“ durch den Verkauf dieser Reproduktion die vermeintliche Bibelstiftung der Dorothea Sibylla als Filiale der Buchwalder Bibelgesellschaft.210 Nicht nur die Gräfin Reden wurde gezielt angesprochen. Schmidts Ausgabe war ausdrücklich der Prinzessin Marianne von Preußen gewidmet. Schon vor Schmidts Fassung widmete Karl Wilhelm Adolf Perschke die vermeintlich erste „literarische Bearbeitung“ von Kochs Quellenfiktion der Schwester des Kronprinzen, der Prinzessin Charlotte, die als Aleksandra Fëdorovna Gemahlin des Zaren Nikolaus I. war. Perschke brachte die Herzogin in seinem Text nicht mit der heiligen Hedwig zusammen. Umso stärker assoziierte er sie mit der Königin Luise, der Mutter Charlottes und Friedrich Wilhelms: „Beide hohe Frauen besaßen einen nicht bloß körperlichen [...] Liebreiz, sondern eben so sehr [...] den höchsten Liebreiz der Seele. [Dies] erhöhte die Empfindung für sie zu einem der Anbetung ähnlichen Gefühl, bei jedem Geschlecht, Alter und Stande. [Dazu kommt d]ie unbeschreibliche Herzensgüte [...]. Eben so übereinstimmend finden wir in beiden Fürstinnen einen scharfsinnigen Verstand, eine Klarheit des Geistes [...]. In Beiden dieselbe praktische und einfache Frömmigkeit und der gottergebene Sinn [...]. Beide waren glückliche [...] Gattinnen, glückliche 209 Schmidt: Denkwürdigkeiten, V. Anhang, 5. Stück; ich zitiere die Zusammenfassung bei Grieger: Denkwürdigkeiten, 86. 210 Grieger: Denkwürdigkeiten, 99–102 mit ausführlichen Belegen aus dem Briefwechsel der Gräfin; vgl. auch Hartmann, Idis Birgit: Friederike Gräfin von Reden. „Alles kommt von unserem teuren König“. In: Jahrbuch Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg 1 (1995/96 (2000)) 181–189; die Literatur zur Gräfin Reden bei Bahlcke, Joachim: Die jüngste Glaubenscolonie in Preussen. Kirchliche Praxis und religiöse Alltagserfahrungen der Zillertaler in Schlesien. In: ders./Bendel, Rainer (Hg.): Migration und kirchliche Praxis. Das religiöse Leben frühneuzeitlicher Glaubensflüchtlinge in alltagsgeschichtlicher Perspektive. Köln/Weimar/Wien 2008, 181–202, v. a. 189f.
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Mütter zahlreicher liebenswürdiger Kinder; Beide jedoch traf auch der herbe Mutterschmerz des Verlustes [...]. [Beide starben jung, doch die Herzogin] „zur Ersparung unnennbaren Kummers [...] eben zu rechter Zeit.“ [Luise dagegen hat den] „Leidenskelch [...] des drohenden Unterganges ihres Hauses, des tiefsten Elendes ihres geliebten Volkes, des Sieges – wie man wohl die Ansicht haben konnte – des bösen Weltprincipes, und der schmählichsten Verläumdung ihres erhabenen Charakters, – ausgeschlürfet. [...] [N]achdem sie [...] schönste Genugthuung genossen hatte, die unaussprechliche Liebe und Verehrung ihres Volkes, [...] – da – ohne eine Ahndung von der Herrlichkeit der Jahre 1813 bis 1815, von der geistigen Erhebung und Erlösung Europas durch ihr Haus und ihr – Volk ging sie ein zu den ewigen Freuden und lebt unsterblich auch in den Herzen aller Besseren.“211 „Die liebe Dorel“ war als pseudohistorische literarische Figur eine Antwort auf tiefe Bedürfnisse, sie war eine schlesische Luise und eine evangelische Hedwig, mithin eine Wunschfigur für schlesischen Patriotismus preußisch-evangelisch-konservativer Ausrichtung. So wie Koch sie erdacht hatte, verband die Piastenherzogin aus hohenzollerschem Geblüt die konventionellen Herrschertugenden mit pietistischem Gedankengut und auch mit dem allgemeinen Frauenideal der Biedermeierzeit. Ihre Beziehung zu den Untertanen entsprach der vom zeitgenössischen Konservatismus vertretenen Vorstellung von einer „Harmonie der Stände“. So war es nicht überraschend, dass vor allem kirchliche und konservative Autoren in Preußen ihre Geschichte, von dem wissenschaftlichen Nachweis der Unechtheit der Vorlage unberührt, immer wieder neu erzählten. Unter ihnen waren die Berufsschriftstellerin Johanna Neumann, Autorin vieler historischer Romane unter dem Pseudonym „Johanna Satori“, die Kochs Stoff auf zwei dicke Bände voller Nebenhandlungen streckte,212 der Kreuzzeitungs-Hausautor George Hesekiel mit einem knappen Lebensbild213 und ein gewisser „W. O. von Horn“, der Dorel und die heilige Elisabeth mit einem Doppelporträt bedachte.214 Karl von Holtei plante ein Drama oder Singspiel über Dorothea Sibylla.215 Ein weiterer Bearbeiter war Hermann Otto Nietschmann, der im Vorwort seiner pseudonym verfassten DorelBiographie scharf die Kritik Wuttkes zurückwies, eines jener „Herrlein“, wie er meinte, „die es sich zum Geschäft und Handwerk machen, alles was ihnen vor die 211 Perschke, W[ilhelm Karl Adolf ]: Scenen aus dem Leben der Herzogin Dorothea Sibylla von Brieg geb. Markgräfin von Brandenburg. Aus Geschichtsquellen bearbeitet (Zur Erinnerung an den 19ten Juli 1810). Landeshut 1830, 52–54. 212 Satori, Johanna [d. i. Neumann, Johanna]: Dorothea Sibylla, Herzogin von Liegnitz und Brieg. Eine historische Erzählung, Bd. 1–3, Leipzig 1843. 213 Hesekiel, Johann George Ludwig: Das liebe Dorel, die Perle von Brandenburg. Eine Geschichte fürs preussische Volk. Berlin 1851. 214 Horn, W. O. von: Das Leben der Kurfürstin Dorothea von Brandenburg (genannt die liebe Dorel) und der frommen Herzogin Elisabeth von Thüringen. Zwei Lebensbilder, für die Jugend und das Volk dargestellt. Wiesbaden [1856]. 215 Zu Holteis Plänen vgl. Lubos: Schlesisches Schrifttum der Romantik, 92.
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Zähne kommt, kritisch zu benagen, wie die Feldmäuse, um dadurch den wohlfeilen Ruhm geistigen Scharfsinns zu erhaschen, und die sich an einer Rose nicht anders erfreuen können, als indem sie sie zerpflücken.“216 Theodor Riem, ein Aktivist der protestantischen Bewegung der „inneren Mission“, stellte Dorothea Sibylla als Vorläuferin dar und konstatierte 1881, „daß im Munde und im dankbaren Gedächtniß des niederschlesischen Volkes bis zur Stunde neben dem Namen der katholischen Heiligen Hedwig der der evangelischen ‚lieben Dorel‘ lebt“.217 Die Werke Schmidts, Nietschmanns und Horns erlebten Neuauflagen bis mindestens 1890. Eine späte Frucht der belletristischen Rezeption des Dorel-Stoffes ist eine Erzählung des konservativen Heimatschriftstellers Fedor Sommer, der die Bekehrung eines Zynikers durch das gute, lautere Wesen der Herzogin darstellt.218 Unbekannt, aber sicher nicht klein ist die Zahl von Predigten, die das Leben Dorothea Sibyllas als Exempel verwendeten.219 Die Herrschernähe des Dorel-Stoffes bekräftigt eine Nachricht vom Besuch Wilhelms I. in Breslau anlässlich des Kaisermanövers von 1882. Im Auftrag des Direktors der „Schlesischen Landschaft“, Graf von Pückler-Weistritz, entwarf der staatsnahe Berliner Maler Carl Emil Doepler ein Kostümfest. Es fand am 9. September im General-Landschafts-Gebäude in Breslau statt. Präsentiert wurden unter anderem vier schlesische Geschichtsszenen mit hohenzollerschem Bezug, vom Einzug Markgraf Albrecht Achilles’ als Oberlandeshauptmann in Schlesien über die Ständehuldigung vor Friedrich II. bis zum Defilee der Freiwilligen von 1813 vor Friedrich Wilhelm III. Die zweite Szene sah so aus: „Dorothea Sibylla von Brandenburg, Tochter des Kurfürsten Johann Georg von Brandenburg, vermählt mit Johann Christian Herzog in Schlesien, wird im Januar 1611 in festlicher Heimführung von Adel und Bürgerschaft des Brieger Fürstentums in das alte Brieger Piastenschloss geleitet. Hauptfiguren: Johann Christian Herzog von Liegnitz und Brieg ([dargestellt von] Graf Arthur Saurma-Lorzendorf ) und Dorothea Sibylla, die noch heute ‚Die liebe Dorel‘ genannt ([dargestellt von] Gräfin Alice Strachwitz).“220
216 Stein, Armin [d. i. Hermann Otto Nietschmann]: Die liebe Dorel. Lebensbild einer Landesmutter aus dem Hause der Hohenzollern: der Herzogin Dorothea Sibylla zu Liegnitz und Brieg. Halle a. d. Saale 1890, 6. 217 Riem, Theodor: Dorothea Sibylla, Herzogin von Liegnitz und Brieg, genannt die „liebe Dorel“. Ein Spiegelbild für fürstliche Mitarbeit an dem Werke der inneren Mission. Hamburg 1881, VIII. 218 Sommer, Fedor: Der Narr zum Briege. Halle a. d. Saale 1917. 219 Beispiel einer Gedenkpredigt auf die Gräfin Reden von 1854, wo sie der „Dorothea Sibylla von Liegnitz und Brieg, jener edlen Herzogin aus Hohenzollern’schem Stamme [...] an die Seite gesetzt“ wird bei Grieger: Denkwürdigkeiten, 102. 220 Doepler, Carl Emil: 75 Jahre Leben Schaffen Streben. Eines Malersmannes letzte Skizze. Berlin/Leipzig 1900, 474; vgl. insgesamt 473–476.
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Obwohl Kochs und Schmidts Fälschungen als Geschichtsquellen seit 1839 diskreditiert waren, vermochte sich auch die schlesische Heimatkunde lange nicht eindeutig von ihnen zu distanzieren. Dies zeigt etwa die Geschichte der Stadt Brieg des Gymnasiallehrers Karl Friedrich Schönwälder (1856), die Kochs Nachrichten anzweifelt, aber dennoch anführt.221 Carl Eduard Schück entwarf 1867 ein auf Rührung zielendes Sammelporträt vorbildlicher evangelischer „Fürstenfrauen“ Schlesiens und versuchte mehrere „gemüthvolle“ Nachrichten von „Dorel“ zu retten, indem er sie unter Berufung auf alte Leichenpredigten der Oelser Prinzessin Sophia Catharina, der Gemahlin Georgs III. von Brieg zuschrieb.222 Im frühen 20. Jahrhundert einigte man sich stillschweigend darauf, die Geschichten um „Dorel“ als „Sagen“ zu klassifizieren.223 Der Lehrer Paul Fraeger brachte sie und einige ebenfalls von Carl August Schmidt gefälschte Brieger Episoden um den „Alten Fritz“ als Sagensammlung heraus.224 Als „Kulturbild“ verwertete die Geschichte von „Der lieben Dorel Kinderfest“ noch um 1910 und 1938 ein schlesisches Geschichtslesebuch für die Schulen.225 Dorothea Sibyllas Ehemann, Herzog Johann Christian, war in Kochs/Schmidts Version blass geblieben. Zu seinem Bild entstanden mehrere, stärker an echte Quellen angelehnte historischen Darstellungen. Er wurde als Vorbild eines um Land und Leute sorgenden evangelischen Fürsten im Dreißigjährigen Krieg präsentiert.226 Herzoginnen und Herzöge in der schönen Literatur: ein uneinheitliches Bild Piastische Motive spielen in der schlesischen Literatur der Romantik und Popularromantik eine gewichtige Rolle. Der Literaturhistoriker Arno Lubos stellte fest, 221 Schönwälder: Die Piasten zum Briege, Bd. 3, 11. 222 Schück, Carl Eduard: Drei schlesische Fürstenfrauen. In: ZVGS 8 (1867) 73–108, v. a. 84. 223 In den Bereich der Volksüberlieferung einordnend Schoenborn, Heinrich: Geschichte der Stadt und des Fürstentums Brieg. Ein Ausschnitt aus der Geschichte Schlesiens. Brieg 1907, 178f. 224 Fräger, Paul: Sagen und Erzählungen vom Alten Fritz und vom Lieben Dorel. Brieg 1924; unter identischem Titel erschienen zwei mit A und B gekennzeichnete Ausgaben, mit und ohne Anhänge. 225 Müller, Richard: Was die Heimat sah. Bilder und Erzählungen aus der Geschichte der schlesischen Lande und seiner Hauptstadt. Breslau 1910–1911, 136–143; dass., Neuauflage, Breslau 1938, 131–138. 226 Schück, Carl Eduard: Johann Christian Herzog in Schlesien, zu Liegnitz und Brieg [T. 1]. In: Schl.Prbll. (1840), Nr. 112 der Gesamtfolge, 344–353, 436–448, 547–551; ders.: dass. [T. 2]. In: Schl.Prbll. (1841), Nr. 113 der Gesamtfolge, 22–31, 137–142, 221–228; ders.: dass. [T. 3]. In: Schl.Prbll. (1842), Nr. 115 der Gesamtfolge, 128–138, 236–242, 315–322, 454– 460, 531–540; ders. : dass. [T. 4]. In: Schl.Prbll. (1846), Nr. 124 der Gesamtfolge, 537–541; Buchmann, Wilhelm: Herzog Johann Christian von Brieg. Ein evangelischer Fürst in der Zeit des 30jährigen Krieges. Barmen 1888.
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„der Dichtung, vor allem der Heimatdichtung“, also jener, die regionale und lokale Stoffe für ein vorwiegend örtliches Publikum aufgriff, seien „von der historischen Forschung und der Entdeckung der Altertümer zahlreiche neue Motive zugeführt“ worden. „Die historische Literatur“, also jene mit historischen Sujets, sei „zwar ein allgemeines Merkmal der Romantik, aber die Intensität, mit der sie in Schlesien einsetzte und sich fortlaufend das gesamte 19. Jahrhundert hindurch in großem Umfang erhalten hat“ sei „doch außergewöhnlich“.227 Wenn Rückgriffe auf die Vergangenheit ein Hinweis auf Identitätssuche sind, wird man diese Dichte als einen Hinweis auf ein besonders starkes Bedürfnis nach Identitätsstiftung unter dem Lesepublikum der jungen, auf der Grenze zwischen deutschem und polnischen Sprachgebiet liegenden preußischen Provinz deuten können. In einem schwer zu quantifizierenden, sicher nur bescheidenen Umfang machte sich die um 1830 einsetzende „Heimatliteratur“ auch auf dem gesamtdeutschen Buchmarkt bemerkbar und vermittelte so in Deutschland schlesische historische Stoffe, auch solche um piastische Herzöge. Die fiktionalen Texte verhalten sich zur von Lubos genannten „historischen Forschung und der Entdeckung der Altertümer“ höchst unterschiedlich. Die Spannbreite reicht von dem Bedürfnis nach historischer Tatsachentreue, das in dem eben gezeigten Beispiel der „lieben Dorel“ aber auch zu Quellenfälschung Anlass geben konnte, bis hin zum freien Phantasieren über heimatliche Geschichte. Die Rechtfertigung erfolgte dann meist durch die Fiktion einer Sagenbearbeitung, obwohl ernsthafte Heimatkundler mit Bedauern zugeben mussten, dass die alten Herzöge, von Hedwig abgesehen, so gut wie keine Spuren in der lebendigen Volksüberlieferung hinterlassen hatten.228 Die im 18. Jahrhundert so betonte piastische Herkunft der Schaffgotsch (vgl. Kapitel III. 2) war unterdessen, wie das Ende Hans Ulrichs und andere historische und legendäre Episoden der Geschichte dieser Familie, in die romantisch-biedermeierliche Unterhaltungsliteratur über das Riesengebirge eingeflossen, die mit dem Tourismus in der Gegend aufblühte. Unbekümmert wurde die 1620 geknüpfte Verbindung des Geschlechts mit den Herzögen ins Mittelalter zurückverlegt. Man verband sie dabei mit einer aus dem frühen 17. Jahrhundert stammenden Wappensage der Schaffgotsch vom mutigen und siegreichen Kampf des Ahnen Gotsche mit einem Greifen, der dafür von einem der schlesischen Herzöge die Burg Greiffenstein erhalten habe. In der romantischen Kunstsage wurde Gotsche nun auf die Rolle des Hirten festgelegt; außer der Burg erhielt er auch die Hand der Herzogs-
227 Lubos, Arno: Entwicklungen in der schlesischen Literatur. In: ders.: Linien und Deutungen. Vier Abhandlungen über schlesische Literatur. München 1963, 24–88, hier 80. 228 Grünhagen: Die alten schlesischen Landesfürsten, 172. Knötel: Von den oberschlesischen Piasten, 139–142.
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tochter. In Friedrich de La Motte-Fouqués leichtfüßiger Ballade von 1818229 ist es eine „Adiltrud“, Tochter eines namenlosen Herzogs. In der unterhaltsamen Erzählung „Gotsche“, die der Apotheker und Lehrer Johann Gottfried Bergemann in sein Heimatbuch über den Greiffenstein aufnahm, ist „Gertrud“ niemand geringeres als die Tochter Herzog Heinrichs I. des Bärtigen und der heiligen Hedwig.230 Heinrich erscheint als strenger und gerechter Herrscher, Hedwig als etwas beschränkte, besorgte Mutter. Die Prinzessin fragt sie mit Blick auf den Hirten Gotsche, die polnische Dynastielegende aufgreifend: „War nicht Piast, der erste Ahne meines hohen Vaters, auch nur ein gewöhnlicher Landmann?“231 In diesem in der damaligen Belletristik einmaligen Fall kann man erkennen, dass Bergemann die zeitliche Tiefe der von ihm aufgegriffenen Tradition voll bewusst war. Kunstsagen wurden auch um eine weitere Schaffgotsch-Stammburg, den malerisch gelegenen Kynast, gesponnen.232 Ein Reiseführer referiert, als Einleitung zu einer Ballade von R. Th. Werwill: „Die zweite Sage des Kynast ist die von der spröden Herzogin Elisabeth von Liegnitz, in die sich ein Edelknappe verliebte, dem sie, um ihn von seinem Liebesweh zu heilen, eines ihrer Fräulein zur Gattin geben wollte, weshalb er bei einem feierlichen Bankett auf der Zinne des Turms auf das Wohl seiner Angebeteten den Becher leerte und, nach dem Namen derselben befragt, jubelnd die Herzogin nennend sich in die grausige Tiefe hinabstürzte.“233 Die popularromantische Literatur erfand auch einer fiktiven Brieger Herzogin Katharina einen treuen Verehrer. Der Identifikation der Leserinnen und Leser dient es, dass dieser Franz, der „Page von Brieg“ in dem gleichnamigen Roman August Wergs, zwar adlig, aber arm und zudem unehelich geboren ist. Seiner Herrin zuliebe befreit er den auf einer Pilgerfahrt im Heiligen Land in Gefangenschaft geratenen Herzog Ludwig und bringt ihn heil nach Schlesien zurück, wo auch auf Franz ein kleines Glück wartet. Der triviale Roman hat kaum Lokalkolorit. Nur am Ende, als Katharina, die von der Rettungstat Franzens nichts ahnt, den Regierungsgeschäften entsagt, da zieht sie „gen Trebnitz [...], um in dem [...] fürstlichen Nonnenstifte, wo ihre Base und ehemalige Erzieherin Aebtissin war, fortan zu leben, und in Gebet und frommen Unterhaltungen [...] Trost für ihr gebeugtes Herz zu 229 La Motte-Fouqué, Friedrich de: Der Hirt des Riesengebirges. Eine Sage. In: Urania. Taschenbuch auf das Jahr 1818. Leipzig/Altenburg 1818, 149–177. 230 Die historische Gertrud wurde Äbtissin von Trebnitz. 231 Bergemann, J[ohann] G[ottfried]: Gottsche. Oder: der Ur-Ahn des hochreichsgräflichen Hauses von Schaffgotsch. In: ders.: Beschreibung und Geschichte der alten Burgveste Greiffenstein. Bunzlau 1832, 300–320, hier 315. 232 Müller, Karl Amand: Vaterländische Bilder, in einer Geschichte und Beschreibung der alten Burgfesten und Ritterschlösser Schlesiens (beider Antheile) so wie der Grafschaft Glatz. Glogau 1837, 440–489. 233 Herloßsohn, Karl: Wanderungen durch das Riesengebirge und die Grafschaft Glatz. Leipzig [1840/41] [ND München 1979], 113.
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finden.“ Dorthin reitet der heimkehrende Herzog, „um recht bald die anmuthigen Hügel zu erreichen, zwischen denen das herrliche Jungfrauenkloster, eine Stiftung der heiligen Hedwig und ihres Gatten, lag“.234 Voller Tragik, und daher anziehend für Literaten, war eine gelehrte Sage, die in der frühen Neuzeit aufgekommen war, als die Inschriften der alten Fürstengruft in Grüssau unleserlich geworden waren und phantasievoll erneuert wurden. Sie besagt, der historisch kinderlose letzte Schweidnitzer Herzog Bolko II., der, wie erwähnt, als letzter schlesischer Herzog Böhmen den Lehenseid verweigerte, habe einen Sohn gehabt. Der Erbe hätte die Unabhängigkeit dieses Teils Schlesiens verlängert. Jedoch sei er, so die Sage, als Knabe durch den Steinwurf eines Hofnarren zu Tode gekommen.235 In die schöne Literatur hat diesen Stoff der seinerzeit als „Kinderschriftsteller“ geschätzte, später nur mehr für seine „Schicksalsdramen“ bekannte Lausitzer Gutsbesitzer und Dichter Ernst (Christoph) von Houwald eingeführt. Seine Erzählung „Jacob Thau, der Hofnarr“ wurde 1817 mit anderen Erstlingswerken auf Initiative seines Freundes Carl Wilhelm Salice Contessa gedruckt.236 Die Erzählung erschien danach mehrmals in Zeitschriften, Anthologien und Werkausgaben. Houwald lässt die Nachricht der Grüssauer Gedenkinschrift von 1738 als Ergebnis eines historischen Geheimnisses erscheinen: Sein Jacob Thau ist ein Held. Um das bereits beendete Liebesverhältnis Bolkos II. mit der auch von Jacob verehrten und als Sühne den Dienst einer Kinderwärterin versehenden Kunigunde zu decken, nimmt er die Strafe für den Mord an dem kleinen Prinzen, den in Wahrheit Kunigundes verzweifelter Vater begangen hat, auf sich. Kulisse für die Katastrophe ist Burg Bolkenhain im Riesengebirgsvorland. Der Narr wird vor den Toren von Schweidnitz hingerichtet, ein Kreuz am Stadtgraben bezeichne sein Grab. Nach Houwalds Vorlage entstand 1822 ein Drama mit musikalischen Einlagen von Carl Fischer „Jacob Thau, der Sänger vom Riesengebirge“.237
234 Werg, August: Der Page von Brieg. Romantische Erzählung nach einer schlesischen Volkssage. Berlin 1833; die Zitate 199 und 208. 235 Roesener, Bruno: Etwas von den Bolkonen, Bd. 1–3, Schweidnitz 1893; Gajda, Krystyna/ Gładkiewicz, Ryszard: Z dziejów tradycji piastowskiej na Śląsku. (Sprawa syna Bolka II. w nowożytnej historiografii śląskiej). In: Matwijowski, Krystyn/Wrzesiński, Wojciech (Hg.): Śląsk, Polska, Niemcy. Wrocław 1990, 73–86. 236 Houwald, Ernst von: Romantische Akkorde. Hg. v. C[arl] W[ilhelm] [Salice-]Contessa, Berlin 1817 – diese Ausgabe war mir leider nicht zugänglich. Vgl. u. a. ders.: Jacob Thau, der Hofnarr. Eine Erzählung. In: Wendt, Amadeus (Hg.): Taschenbuch zum Geselligen Vergnügen für 1821. Leipzig/Wien 1821, 277–362; benutzt wurde ders.: Jacob Thau, der Hofnarr. Eine Erzählung. In: ders.: Ernst von Houwalds sämmtliche Werke. Hg. v. Friedrich Wilhelm Adami, Bd. 3, Leipzig 1859, 227–285. 237 Fischer, Carl: Jacob Thau, der Sänger vom Riesengebirge. Trauerspiel in fünf Acten nach einer Erzählung des Freiherrn von Houwald. [1822]. In: ders.: Dramatische Versuche. Liegnitz 1829, 1–121.
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Die Episode vom tragischen Ende der Bolkonen in ihrem zarten letzten Spross wirkte auf viele Leser wohl ebenso anrührend wie der ähnlich erzählte Untergang des gesamten Hauses im Jahr 1675. Sie hatte so große Anziehungskraft, dass viele heimatkundliche Werke sie als historisch anführten und damit die gelehrte Sage der Frühneuzeit in einer abgewandelten Form fortsetzten.238 Als Beispiel sei eine Ortsgeschichte von Bolkenhain angeführt: „[...] Bolko II. [...] vermählte sich mit Agnes, des Erzherzogs Leopold Tochter und zeugte mit ihr den Sohn Boleslaus, verlor aber diesen noch in zartem Kindesalter stehenden Erben durch einen Steinwurf des Hofnarren Jacob Thau, der den Knaben tödtete.“ [Fußnote dazu:] „Bolkos Sohn ist in der Kapelle zu Grüssau begraben, wie solches auf einer dort befindlichen schwarzen Marmortafel die Inschrift [...] anzeigt.“239 Bemerkenswert ist das Einfließen von vermeintlich historischem Wissen aus der mit Quellenfiktionen arbeitenden romantischen Literatur: Der Name „Jacob Thau“ stammt weder aus der Grüssauer Inschrift noch aus Chroniken, sondern aus Houwalds Erzählung. Historische Belletristik mit mittelalterlicher Handlung und schlesischem Schauplatz musste beinahe zwangsläufig piastische Herzöge zeigen, selbst wenn sie nicht Protagonisten der Handlung waren, wollte sie nicht die Ebene des Märchenhaften betreten oder aber das Leben der Unterschichten darstellen. Für letzteres gibt es im Schlesien des 19. Jahrhunderts in diesem Genre nur wenige Beispiele. Welche Rolle die Fürsten in der Struktur belletristischer Texte spielen und durch wessen Augen sie darin gesehen werden, können viel später geschriebene deskriptive Poetiken der fiktionalen Historienprosa erklären. Sie stützen sich auf – auch in Schlesien stark rezipierte – Klassiker des Genres wie Walter Scott. Schon Georg Lukács hat die Bedeutung „mittlerer Hauptfiguren“ im historischen Roman herausgearbeitet. Diese stehen im sozialen Rang und im Fluss handlungsbestimmender Information genau zwischen dem in den Quellen meist stummen, Geschichte nur erleidenden einfachen Volk und den nach damaliger Vorstellung allein historisch Handelnden, den „Großen Männern“, meist Herrschern.240 Die bisher hier angeführten Beispiele fügen sich durchaus in dieses Raster. Die Brieger biederen Bürger und braven Frauen um den Rotgebermeister Gierth und seine Frau Susanna, der kühne Hirt Gotsche, die von der Liebe beflügelten Pagen von Liegnitz und Brieg, der aus ärmsten Verhältnissen stammende Narr Jacob 238 Näheres zur verwickelten Rezeptionsgeschichte bei Roesener: Etwas von den Bolkonen und Gajda/Gładkiewicz: Z dziejów tradycji piastowskiej. 239 Teichmann, A.: Chronik der Stadt Bolkenhain in Schlesien, von den ältesten Zeiten bis zum Jahre 1870. Nach den im Auszuge aufgenommenen Bolkenhainischen Denkwürdigkeiten von B. G. Steige und bezüglich der neueren Zeit nach amtlichen Aufzeichnungen verfaßt. Bolkenhain [1880], 37. 240 Lukács, Georg: Der historische Roman. Berlin 1955, 31 u. ö.; vgl. auch Aust, Hugo: Der historische Roman. Stuttgart 1994, 15.
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Thau – sie sind keine komplexen Charaktere mit glaubwürdigen Neigungen und Konflikten, doch allesamt verkörpern sie bürgerliche Träume von mitwissender Nähe zu den Herrschenden und von sozialem Aufstieg. Das gilt eingeschränkt auch für ein Werk, das wie die Dorel-Fälschungen als leicht verhülltes Herrenlob zu deuten ist. Das Lob gilt aber hier nicht in erster Linie den Hohenzollern, sondern den Grafen von Hochberg, den späteren Fürsten von Pleß. In Oberschlesien traten sie als Bergbau und Industrie treibende Magnaten auf; in Niederschlesien, an ihrem 1509 erworbenen Familiensitz Fürstenstein, agierten sie als führendes Geschlecht des alteingesessenen Adels. Der Fürstenstein war Hauptsitz der Bolkonen gewesen. Die Hochberg betonten stolz, sie hätten zu den vornehmsten Vasallen dieser Herzöge gehört. Im „Schwarzen Hof“ des Schlosses, um 1900 im Neorenaissance-Stil angelegt, erinnerten sie durch die bauplastische Ausschmückung an die vorherigen Burgherren, darunter die piastischen Fürsten, mittels Wappen und Jahreszahl der jeweiligen Besitzübernahme. „Bolko“ und „Heinrich“ nannten sie bis ins 20. Jahrhundert ihre Söhne.241 Der Breslauer Schriftsteller und Journalist böhmisch-polnischer Herkunft Friedrich Wilhelm Ladislaus Tarnowski schildert in der Novelle „Vorstinberg“, wie über hundert Jahre nach dem Aussterben der Bolkonen sich mit dem Erwerb des Fürstensteins die eigentliche Gründung jenes Hauses Hochberg vollzieht, „das heute noch fortblüht, und dem Schlesierlande zum Ruhme und zu hoher Zierde gereicht, wie kein anders seiner edlen Geschlechter aus jener wunderbaren, romantischen Vergangenheit.“242 In „Vorstinberg“ ringt Schlesien unter der Herrschaft des tatkräftigen ungarischen Königs Matthias um das Jahr 1474 um seine Einheit. Otto von Schellendorf streitet um den Besitz der Burg Vorstinberg (Fürstenstein) mit seinem Rivalen von Czeschhaus, dem er zunächst unterliegt. Der junge Otto kommt den schlesischen Fürsten und dem neuen König, der im Konflikt mit Podiebrad und Kasimir von Polen liegt, nahe. Er verliebt sich in die verwitwete Glogauer Fürstentochter Anna von „Cilley“ (Cilli). So bleibt es nicht aus, dass die Piastenfürsten in „Vorstinberg“ deutlich charakterisiert werden. Hier sei nur eine Szene angeführt: Als Otto in Polen in Gefangenschaft gerät, will König Matthias ihn nicht auslösen. Auf dem schlesischen Fürstentag wird die Sache verhandelt. Die Fürsten zeigen sich dabei als impulsive, stolze und freigebige Herren: „Balthasar [von Sagan, M. E.] wandte sich heftig zu den Fürsten um, und rief: ‚Piasten, dulden wir die Schmach, dass ein edler Ritter, ein Schlesier, unser Landsmann, in der Gewalt der Polaken bleibt, da es sich um elende
241 Czechowicz: Sukcesorzy, 112f. Beispiele für die seltene Namensgebung „Bolko“ gibt es im 20. Jahrhundert auch in der Familie von Schweinichen und bei den in der Nachbarschaft der Hochberg im Kreis Schweidnitz begüterten Freiherren von Richthofen. 242 Tarnowski, Ladislaus: Vorstinberg und Fürstenstein, Abt. 1: Vorstinberg. Eine Novelle aus Schlesiens Vorzeit, Abt. 2: Fürstenstein. Ein moderner Roman aus Schlesiens neuer Zeit. Breslau 1839, hier Abt. 2, 250, Schlusssatz des Werks.
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hundert Schock Groschen handelt, oder um tapfern Streich?‘“ – Nikolaus von Oppeln verspricht schnell, die Summe vorzustrecken. Gegen ein Machtwort Matthias’ begehrt der zurückgesetzte Herzog Balthasar auf: „Ich bin nicht euer Vasall; das ist dort der Herr Kurfürst [von Sachsen, M. E.] an meiner Stelle geworden, und ich bin in diesem Augenblick ein armer, aber freier Fürst aus Piasts berühmtem Blute.“ Am Ende der Novelle stürmt Otto mit Schweidnitzer Landsknechten die Burg. Die Fürsten verwehren ihm aus Standesstolz die Hand der Piastin Anna, aber der zum Freund gewordene König setzt ihn in den wiedergewonnenen Besitz ein, wo Otto letztendlich seine Familie gründet.243 Nikolaus von Oppeln tritt in diesem Roman auf, der Bruder des letzten Oppelner Piasten Johanns des Guten, bekannt für sein blutiges Ende auf dem Neisser Fürstentag. Das Ereignis hatte bereits die Zeitgenossen aufgewühlt und entsprechenden Niederschlag in der älteren Chronistik gefunden. Die schlesische Literatur fasste dieses Ereignis als Tragödie der Leidenschaften, wie bereits Samuel Gottlob Bürde in seinen an Schillers frühen Dramen geschulten, Fragment gebliebenen „Scenen“ von 1790, in denen „Nicolaus“ allerdings auch einen ominösen Plan für Oppelns Freiheit gegen Bischof und König schmiedet.244 Ein drastisches Charakterbild des Herzogs bringt Karl Kellers ausufernde Erzählung von 1835, in welcher der von inzestuösem Verlangen, Alkoholismus und krankhaftem Misstrauen seelisch zerrüttete und deshalb in Neisse schuldig gewordene Nikolaus in seinen schweren letzten Stunden dann Größe, Tapferkeit und Reue zeigt.245 Ähnlich maßlos und grausam charakterisierte der Journalist und Schriftsteller Julius Krebs den Herzog. Bereits erwähnt wurde, dass diese Erzählung die Kommunikation mit König Friedrich Wilhelm IV. beleben half, als dieser durch das Stadttor ritt, das gemäß dem fiktionalen Text nach dem Einzug des Leichnams des Herzogs vermauert worden war.246 Die schlesischen Piasten im Schulunterricht. Einige Befunde Die zentrale Vermittlungsinstanz für Geschichtswissen wurde im 19. Jahrhundert die Schule. Selbst die Volksschule vermittelte ein einfaches, selbstverständlich in hohem Maße staatstragendes Geschichtsbild. Schulbücher oder Beihefte zu solchen, welche die Geschichte Schlesiens behandeln, sind sehr selten. Die bereits zahlreich angeführten historischen Werke von Lehrern hatten überwiegend den Ehrgeiz, ein erwachsenes oder sogar ein Fachpublikum zu erreichen. Nur wenige, kurz vor dem ersten Weltkrieg erschienene Werke geben Aufschluss über das Bild, 243 Zitate in diesem Absatz: ebd., Abt. 1, 45f. 244 Bürde, Samuel Gottlieb: Nicolaus der Zweyte, Herzog von Oppeln. Scenen. In: Schl.Prbll. (1790), Nr. 11 der Gesamtfolge, 199–211. 245 Keller, Karl: Nikolaus, Herzog von Oppeln. Erzählung, Bd. 1–2, Bunzlau 1835–1836. 246 Krebs: Der Fürstentag.
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das die preußische Schule in Schlesien von den alten Landesfürsten vermittelte. Dazu gehört ein Lehrerhandbuch zur Geschichte Schlesiens von dem Pädagogen und Schriftsteller Fedor Sommer, der einer der staatlichen „Präparandenanstalten“ für die Lehrerausbildung vorstand,247 sowie das Kapitel zur Geschichte Schlesiens im Beitrag desselben Autors zum „Realienbuch“ des Verlags Velhagen & Klasing.248 Dieses Werk wurde in ganz Preußen für den Sachunterricht verwendet und war mit einem eigenen heimatkundlichen Teil für jede Provinz versehen. Nicht überraschend ist der Befund, dass in diesem Schulbuch die vorliegende Landesgeschichtsschreibung, insbesondere Grünhagens Synthese, nicht selbständig weiterentwickelt, sondern lediglich reproduziert wird. Bedeutsam für die Wahrnehmung der schlesischen Piasten war das vorherrschende didaktische Prinzip der Behandlung historischer Zusammenhänge anhand von Personen. Dadurch wird die Rolle der Dynastie in Sommers Texten für den Schulgebrauch anhand weniger herausgehobener Herzöge dargestellt. Kurz wird die Christianisierung genannt und erläutert, wie „Schlesien unter eigene Herzöge“ gekommen sei; von ihnen erfährt man, dass sie sich „enger an die deutschen Kaiser“ angeschlossen, „meist deutsche Fürstentöchter“ geheiratet hätten, „und so fand das Deutschtum in Schlesien Eingang“.249 Der Vorstellung Heinrichs I., der hl. Hedwig und Heinrichs II. sind anderthalb von zehn Seiten im Geschichtsüberblick gewidmet – eine starke Hervorhebung. Mit Heinrich und Hedwig werden deren Frömmigkeit und Fürsorge, Gebietserweiterung, Klosterstiftungen und vor allem die „Kolonisierung Schlesiens“ verbunden. Von Heinrich II. heißt es, sein „Heldentod“ habe „Deutschland aus dieser Gefahr“, nämlich der mongolischen Verheerung „befreit“.250 Der nächste genannte Piast ist Friedrich II. von Liegnitz, Brieg und Wohlau. Gut eine Drittelseite wird der Erbverbrüderung und den „Erbansprüchen der Hohenzollern“ gewidmet, auf die bei der Erwähnung der preußischen Eroberung dann verwiesen wird.251 Einen punktuellen Blick darauf, wie die historische Rolle der Piasten im Geschichtsunterricht höherer Schulen in Preußen ein halbes Jahrhundert früher, um die Mitte des 19. Jahrhunderts dargestellt werden konnte, erlaubt ein Text von Rudolf Foß, Oberlehrer an der Berliner Victoriaschule. Foß erläuterte in einer Rezension über ein Lehrbuch mit „Geschichts-Tabellen“ für den allgemeinen Ge247 Sommer, Fedor: Die Geschichte Schlesiens. Als Grundlage für den Unterricht, sowie zum Selbststudium. Breslau 1908 [ND München 1987]. Zum Verfasser vgl. Raschke, Kurt (Hg.): Fedor Sommer. 21. September 1864 bis 16. Juni 1930. Darmstadt [1970]. 248 Sommer, Fedor: Die Provinz Schlesien. In: Kahlmeyer und Schulze – Realienbuch. Neubearbeitet von Fr. Baade, Seminardirektor, E. Borchers, Rektor, A. Gieseler, Seminarlehrer. Ausgabe B. Mittlere Ausgabe. Ausgabe für Schlesien. Bearbeitet von Fedor Sommer. Für evangelische Schulen. 73.-75. Aufl. Bielefeld 1913, 2–52, bes. das Kapitel „F. Die Geschichte Schlesiens“, ebd., 42–52. 249 Sommer: Provinz Schlesien, 43. 250 Die Zitate ebd., 44. 251 Ebd., 47.
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schichtsunterricht das Einüben historischer Zusammenhänge. Er entwarf ein Anwendungsbeispiel für die Tabellen in Anlehnung an eigene Unterrichtspraxis: „Schon oben habe ich von der Christianisierung Polens, von der Erhebung Gnesens zum Erzbisthum und von den Folgen dieser Begebenheit gesprochen. Ich knüpfe daran an. Will ich also z. B. in Ober-Prima eine Uebersicht der polnischen Geschichte gewinnen lassen, so beginne ich etwa mit der Frage: wie das älteste Königsgeschlecht in Polen geheißen habe? Wenn die Schüler sich nicht gleich darauf besinnen können, so erinnere ich sie an die slavischen Sagen, welche den Ackerbau so hoch stellen; dann kommen sie auf die czechische Libussa, auf den Bauer Piast. Einer dieser Piasten, Conrad von Masovien, ist doch für die vaterländische Geschichte sehr wichtig, denn er rief den deutschen Orden gegen die heidnischen Preußen; an ihn denkt der Schüler bei der Angabe der sechsten Tabelle [...]. Welche Länder umfaßte denn nun damals Polen? Lithauen noch nicht, wohl aber Schlesien. Schlesiens Herzöge sind Piasten, also auch der Herzog Heinrich von Liegnitz, der im Jahre 1241 so tapfer bei seiner Hauptstadt gegen die Mongolen focht. Diese Liegnitzer Piasten sind für uns Preußen wichtig, denn sie schlossen 1537 mit Joachim II. einen Erbvertrag. Sie starben im Jahre 1675 aus, also gerade im Jahre der Schlacht bei Fehrbellin. Im 14. Jahrhundert kann aber Schlesien nicht mehr zu Polen gehört haben, denn Carl IV., der deutsche Kaiser, besaß es [Verweis auf eine Angabe im Buch, M. E.], und seitdem ist es ein Nebenland von Böhmen.“252 Hier schließt sich noch eine volle Seite mit Ausführungen über die nachpiastische Geschichte Polens an – gewiss Stoff für mehrere Stunden im Rahmen des vorgestellten Unterrichtsmodells. Foß ließ also die schlesische aus der polnischen Geschichte hervorgehen. Er machte deutlich, dass es schlesische Piasten gegeben hat, dass sie sich von Polen getrennt und Böhmen angeschlossen haben. Als wichtigste Merkdaten der Dynastiegeschichte nannte er die Christianisierung Polens 965, die Wahlstatt-Schlacht 1241 und die Erbverbrüderung 1537. Einzig das Bild der Piasten als Förderer des Deutschtums fehlt in diesem Modell – vielleicht, weil es sich kaum an einer Jahreszahl festmachen lässt. Der Bezug zur „vaterländischen“ Geschichte wird hergestellt, das heißt aber 1858 noch: zur preußischen. Zu nennen ist außerdem das 1910 erschienene geschichtliche Lesebuch „Was die Heimat sah“.253 In den kurzen, sehr anschaulich verfassten Episoden sind die Piasten außergewöhnlich präsent: in 16 von 41 Geschichten spielen Herzöge aus dem Piastenhaus die Hauptrolle – von Boleslaw Chrobry bis Georg Wilhelm. Auch in diesem Lesebuch wird unter dem Titel „Von Herzog Friedrichs Recht und König
252 Foß, Rudolf: [Rezension zu:] Geschichts-Tabellen zum Auswendiglernen, entworfen von Dr. Theodor Hirsch, Professor am Gymnasium zu Danzig. Danzig 1855 [...]. In: Sokrates. Zeitschrift für das Gymnasialwesen 12/1 (1858) 56–64. 253 Müller: Was die Heimat sah (1910–1911).
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Ferdinands Gericht“ gefühlvoll und empört von dem Erbvertrag und dem um sein Recht betrogenen Herzog berichtet.254
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Negative Werturteile über das Fürstenhaus in Historiographie und Publizistik Die bisher angeführten Beispiele aus Literatur und Heimatkunde des 19. Jahrhunderts knüpften überwiegend positive Wertungen an historische oder erfundene schlesische Herzöge, mitunter auch an das gesamte Fürstenhaus der Piasten. Besonders in der romantischen und biedermeierlichen Periode der provinziellen Kultur Schlesiens dienten die Piasten als Projektionsflächen für zeittypische Haltungen. Die vorgestellten popularromantischen belletristischen Texte beteiligten sich an einer sentimentalen Verklärung des Mittelalters, das darin im Gegensatz zu der verstörenden Moderne als ‚wohlgeordnet‘ und oft besonders ‚deutsch‘ erscheint. Die Beziehungen unter den Figuren sind in der Populärliteratur, wie nicht anders zu erwarten, meist trivial. Wenn Romanfiguren den alten Fürsten ‚kindliche‘ Anhänglichkeit entgegenbrachten, taten sie das stellvertretend für die gedachten Leser, deren Loyalität zur herrschenden Familie vorausgesetzt wurde. Die Hohenzollern wurden in vielen Texten ausdrücklich genannt. Die verbreitete Hochschätzung der alten einheimischen Dynastie scheint unabhängig davon, ob die Fürsten als individuelle oder typische Figuren dargestellt wurden. Sie waren Herrscher-Vorbilder, ob sie nun als ahistorische Vertreter einer ‚guten alten Zeit‘ erschienen oder als Protagonisten historischer Prozesse wie der Verteidigung Europas oder der Germanisierung Schlesiens. Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts mehrten sich die abwertenden oder zweideutigen Urteile über die schlesischen Piasten. Sie standen im Zeichen des Realismus in der Literatur, des Historismus in der Geschichtswissenschaft und schließlich eines beide Strömungen überwölbenden Nationalismus in der Gesellschaft. Der deutsche Nationalismus änderte um 1848 seinen Charakter. Zwei wichtige neue Züge bestanden darin, dass der Nationalismus allmählich auch den konservativen Pol des politischen Spektrums erfasste, und dass er zunehmend in Abgrenzung zu Gruppen artikuliert wurde, die man als innere und äußere Gegner des nationalen Projekts wahrnahm. Als solche galten Katholiken, Juden, Sozialisten und im östlichen Preußen besonders auch die Polen.255 Schon Gustav Adolf Stenzels Charakterisierung der Landesfürsten (1853) steht auf der Schwelle zu diesen neuen Tendenzen. Stenzel fällt sehr unterschiedliche
254 Ebd., 122–125. 255 Dann, Otto: Nation und Nationalismus in Deutschland 1770–1990. München 31996 [11993], 124–164; Broszat: Zweihundert Jahre, 105–128.
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Urteile: ein nahezu vernichtendes über die Gesamtdynastie und ein lobendes über einzelne hervorragende Vertreter. Letzteres wurde hier bereits an seiner Darstellung der Heinriche deutlich. Stenzels Umgang mit der Rolle des historischen Individuums entsprach durchaus noch dem biedermeierlichen Zeitgeist, der Geschichte vor allem moralisch zu bewerten suchte. In Stenzels negatives moralisches Urteil fließt seine Analyse des Beitrags der Fürsten im Germanisierungsprozess, die er auf den vorderen Seiten der „Geschichte Schlesiens“, aber auch in den Quellenpublikationen anstellt, erstaunlicherweise kaum ein. Allerdings betont er, die einzig erwähnenswerte Leistung der „unbedeutenden Persönlichkeiten“ dieser Dynastie habe darin bestanden, dass „diese Herren für den innern Entwickelungsgang unserer Volksgeschichte von Einfluß gewesen sind.“256 Über die gesamte Dynastie urteilt Stenzel entschieden und in moralisch-religiösen Begriffen: „Die Piasten mögen wohl mit Recht ein von Gott gezeichnetes Geschlecht [genannt] werden.“ Polen sei durch ihre „Uneinigkeit“, durch ihre „unbezwingliche Habsucht und Ländergier“ schon im 13. Jahrhundert „in der größten Verwirrung gewesen“: So „ist der Oheim gegen den Neffen, der Vormund gegen den Mündel, der Bruder gegen den Bruder, selbst Eltern und Kinder sind gegen einander. Wort- und Eidbruch, hinterlistige Nachstellungen, Ueberfälle, selbst Meuchelmord lösen einander unausgesetzt ab.“257 Auch für Schlesien konstatierte Stenzel: „Die fürstliche Familie der Piasten erscheint mit wenigen Ausnahmen rücksichtlich ihrer Sittlichkeit in einem sehr trüben Lichte. Keine Generation ohne Empörung und Verrath gegen Vater, Oheim und Bruder. Ländergierig waren alle.“ Stenzel führt noch einmal die über die Darstellung verteilten Missetaten der Fürsten auf: „Wir haben die schändlichen Handlungen der Söhne Heinrichs II., [nämlich, M. E.] Heinrichs III. und Boleslaus II. von Liegnitz gegen einander [...] mitgetheilt. Wir haben gesehen, wie Heinrich IV. von seinem Oheim Boleslaus II. in Jeltsch [...], wie Heinrich V. von seiuem [!] Vetter Heinrich von Glogau in Breslau überfallen und dieser auf das grausamste gefangen gehalten wurde.“258 Stenzels Urteil ist unmissverständlich: „Es wird selten eine Familie gefunden werden, in welcher so viel Verrath und Treulosigkeit und Grausamkeit der einzelnen Glieder gegen einander verübt worden wäre.“ Seine Erklärung ist ebenso eindeutig: „Es war das polnisches, nicht deutsches Blut, denn dort in Polen haben die Piasten eben so gegen einander gehandelt.“259 Dieser Satz zeigt, wie sehr um 1848 deutscher Nationalismus den Blick auf die schlesischen Piasten bestimmte, ein Nationalismus, der bereits völkisch-ethnische Züge trug.
256 Stenzel: Geschichte Schlesiens, 6. 257 Bisherige Zitate in diesem Absatz: ebd., 42f. 258 Ebd., 356. Gekürzt wurden im Zitat Stenzels Seitenverweise auf den eigenen Text, nämlich auf die Seiten 51, 52, 57 und 68. 259 Beide Zitate ebd., 356.
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Gustav Freytag betrachtete in den „Bildern aus der deutschen Vergangenheit“ das territorialpolitisch-dynastische Schicksal der Piasten als Rahmen für die von ihm als schwierig und opferreich dargestellte Selbstbehauptung der Deutschen in Schlesien. Zwei jahrhundertelange Prozesse sind in Freytags Darstellung der Piasten und der Schlesier ineinander verzahnt: die Öffnung der Slawen zum als deutsch verstandenen Westen einerseits und die Ausbreitung der Deutschen und „deutschen Wesens“ nach Osten andererseits. Frühe biologistische und kulturalistische Anschauungen bleiben in der Schwebe, wenn der Text die Mischung von Anlagen bei Dynasten und Landesbevölkerung immer wieder anführt. Sie sei bei den Schlesiern selbst stets deutsch dominiert. Bei ihren Fürsten aber hätten aber immer wieder Charakterfehler durchgeschlagen: „Das alte Fürstenhaus [...] zeigt neben wenigen bedeutenden und mehrern mäßigen Regenten eine Reihe wilder und verschrobener Gesellen mit großen Ansprüchen und kleinen Kräften.“ Vielen gemeinsam gewesen sei „ein unstetes, zerfahrenes, unpraktisches Wesen, tyrannische Gelüste und [...] wieder einzelne Blitze von Geist und guter Laune, vor allem eine Lebenskraft, welche den Untergang dieser Entarteten wol länger aufhält, als bei andern Sterblichen möglich wäre. Schon im Mittelalter macht wüste Verschwendung mehrere Herzöge zu Bettlern, ein Herzog von Oppeln wurde von den Ständen seines Landes sogar hingerichtet, Hans von Sagan [dessen Grausamkeit Freytag an anderer Stelle dargestellt hatte, M. E.] starb im Elend.“260 Die Fehler der Piasten führt Freytag eindeutig auf ihre gemischte Abstammung zurück: „[I]mmer kraftloser durch die Erbtheilungen, schwankten [die Piasten] zwischen slawischer Zügellosigkeit, wie deutscher Bedächtigkeit und Unentschlossenheit.“261 Schlesien, das nach so hoffnungsvollen Anfängen, wie Freytag meint, von der Entwicklung der deutschen Nation abgeschnitten wurde, habe erst der Einmarsch Friedrichs des Großen gerettet: „Erst diese letzte Eroberung vollendete die Germanisirung des Landes, erst seit d e r Zeit erhielten die Schlesier das Selbstgefühl, eine eigene Landsmannschaft Deutschlands zu sein im unauflöslichen Verbande mit ihren Bruderstämmen. Was die slawischen Piasten des dreizehnten Jahrhunderts begannen, vollendeten die deutschen Hohenzollern des achtzehnten Jahrhunderts.“262 In seiner teleologischen Deutung der Geschichte verband Freytag geschickt zwei Motive, die bei Stenzel noch unverbunden nebeneinander standen: Die epochale Leistung der Piasten, „Schlesien zu einem deutschen Land gemacht“ zu haben und ihr Versagen bei der Aufgabe, als Landesherren die deutschen Schlesier zu schützen und ihnen Entwicklungsmöglichkeiten zu bieten. Die ursprüngliche historische Rolle müssen die alten Landesfürsten nach dieser Vorstellung daher an die deutschen Schlesier und an ihre eigenen hohenzollerschen Nachfahren abtreten. 260 Freytag: Bilder aus der deutschen Vergangenheit (1859), 298. 261 Ebd., 10. 262 Freytag: Bilder aus der deutschen Vergangenheit, Bd. 2/1 (1867), 176.
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Bemerkenswert ist vor diesem Hintergrund das eine Generation später formulierte Geschichtsbild Colmar Grünhagens. Es ist gegenüber seinen Vorbildern auf wissenschaftlichem und literarischem Gebiet, Stenzel und Freytag, weniger auf die Rolle des Volks ausgerichtet, sondern mehr staatsbezogen, etatistisch.263 Die Darstellung der schlesischen Piasten entspricht dieser Ausrichtung. Zwar ist auch für Grünhagen das Hauptverdienst der Landesfürsten die Grundlegung der Zugehörigkeit Schlesiens zu Deutschland. Diese Sicht ist ebenfalls deutsch-national, argumentiert aber kaum ethnisch: Grünhagen stellt, wie anhand seiner angeführten Äußerungen über Heinrich I. und Heinrich IV. erkennbar ist, Leistungen und Fehler der Fürsten in erster Linie als politische dar. Deren Wertung erfolgt im Hinblick auf den deutschen Nationalstaat. Schlesiens Weg nach Deutschland erscheint nicht in erster Linie als „völkische“ Eindeutschung, sondern zu allererst als eine durch die preußische Eroberung gesicherte staatliche Anbindung. Auch in der historischen Publizistik zu einzelnen Orten kann man in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts sehr deutliche Abwertungen der Piasten finden. Franz Idzikowski bemerkt beiläufig bei seiner Beschreibung eines Bruderzwists unter den Oppelner Herzögen des 13. Jahrhunderts: Er übergehe „all die Kämpfe, in denen die Brüder dem Lande einen Vorgeschmack von dem gaben, was es von den ewig uneinigen und nur der kurzsichtigen Selbstsucht folgenden Piasten zu erwarten habe.“264 Und im Hinblick auf die langlebigste Piastenlinie stellte Julius Krebs 1881 nicht ohne Häme fest, die Liegnitz-Brieger Piasten seien, „um es gerade herauszusagen, von erschreckender Mittelmäßigkeit gewesen“. Sie hätten „weder einen großen Staatsmann noch einen nennenswerten Feldherrn hervorgebracht“. Es habe ihnen schlicht „an jenem Schwung des Gemüts, an jener Tiefe der Leidenschaft“ gefehlt, „welche zu allen Zeiten die Mutter großer Dinge gewesen ist“.265 Die Opposition der Stadt Liegnitz gegen die Herzöge als Vorbild bürgerlichen Emanzipationsstrebens Man kann die zunehmende Eintrübung des Piastenbildes seit etwa 1848 an zwei prominenten Figuren beobachten, die mit der Residenzstadt Liegnitz verbunden sind: An dem Stadtschreiber Ambrosius Bitschen, dem entschiedenen Gegner der Herzöge während des Liegnitzer Lehnsstreits Mitte des 15. Jahrhunderts und an Heinrich XI., dem Herzog des späten 16. Jahrhunderts. Dem Anwaltsgehilfen Ludwig Habicht aus Sprottau gelang durch Ambrosius Bitschen ein literarischer Erfolg. Er griff die Figur des Stadtschreibers 1864 in ei263 Dies hat in der Forschung erstmals Matthias Weber hervorgehoben. Weber: Genese und Kontinuität, 233–235. 264 Idzikowski: Geschichte der Stadt Oppeln, 43. 265 Alle Zitate: Krebs, Julius: In der Gruft der Piasten zum Briege. In: Schlesiens Vorzeit in Bild und Schrift 3 (1881) 276–280, hier 276.
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nem Feuilletonroman für die linksliberale „Breslauer Zeitung“ auf. Abrosius ist bei Habicht ein idealistischer Held, der für die Freiheit seiner Heimatstadt das eigene Lebensglück wie auch die unglückliche Liebe zur jungen Herzoginwitwe Hedwig opfert. Der Roman wurde mehrfach neu aufgelegt.266 Richard Werner, Diakon an der Liegnitzer Peter-Paul-Kirche, lobte 1880 in einem als Vortrag gehaltenen „Charakterbild“ den „edlen Patrioten“ Bitschen, der „durch das Beispiel echter Bürgertugend voranstrahlt“. Sein Scheitern aber deutete Werner als göttliche Fügung. Wäre Liegnitz böhmische Königsstadt geworden, wäre es im 16. Jahrhundert nicht zur Erbverbrüderung mit den Hohenzollern gekommen, „Friedrich dem Großen hätte damit das Recht gefehlt, durch Schlesien der preußischen Krone die schönste Perle einzufügen“; auch hätte „die Freiheit unserer evangelischen Kirche“ nicht bewahrt werden können.267 Im Roman und in dem heimatgeschichtlichen Vortrag erscheinen die Liegnitzer Herzöge des 15. Jahrhunderts in recht ungünstigem Licht: Sie missachten die Freiheiten der Bürger und schrecken vor keiner Intrige zurück, um ihre Herrschaft zurückzugewinnen. Die Ursachen liegen in einer offenbar erblichen moralischen Schwäche: „Ein zwiefacher Fluch hat von jeher auf den Nachkommen Piasts geruht, die Uneinigkeit und die Verschwendungssucht.“268 Es war wohl Habichts Roman, der in Liegnitz eine gewisse Verehrung für den rebellischen Stadtschreiber des 15. Jahrhunderts aufkommen ließ. Vielleicht war das Buch jenen besonders sympathisch, die der Ergebenheitsadressen an die Hohenzollern überdrüssig waren, die unweigerlich mit dem Gedenken an die lokalen Herzöge verbunden zu sein schienen. Der Kämpfer für die Freiheit der Stadtgemeinde konnte als Symbolfigur für bürgerliche Emanzipation verstanden werden. Das Gedenken an Bitschen wurde im Stadtbild verankert und trat also neben die entsprechenden Zeichen des Gedenkens an die Liegnitzer Piasten.269 Das Eckhaus des Liegnitzer Rings mit der Ritterstraße wurde als „Bitschenhaus“ oder „Stadtschreiberhaus“ identifiziert und, auch wegen seines reichen Renaissance-Schmucks, als Sehenswürdigkeit hervorgehoben.270 Ende des 19. Jahrhunderts erhielt Liegnitz im Rahmen der südöstlichen Stadterweiterung eine Bitschenstraße. In den Jahren um den Ersten Weltkrieg befand sich im Haus Nr. 2 ein Restaurant mit dem Namen „Stadtschreiber Ambrosius Bitschen“.271 Die Liegnitzer „Brau-Commune“ 266 Habicht, Ludwig: Der Stadtschreiber von Liegnitz. Historischer Roman. Breslau 21881 [11865]. 267 Werner, Richard: Ambrosius Bitschen der Stadtschreiber von Liegnitz. Ein geschichtliches Charakterbild. Liegnitz 1880, alle Zitate 26. 268 Ebd., 13. 269 Näheres zu den entsprechenden Baudenkmälern und Straßennamen im folgenden Kapitel. 270 Wende, Georg: Liegnitz. Ein Führer für Einheimische und Fremde. Hg. v. der Verkehrskommission. Liegnitz 1907, 4. 271 Badstübner/Tomaszewski/Winterfeldt (Hg.): Schlesien, 537; Baedeker, Karl: Northern Germany as far as the Bavarian and Austrian Frontiers. Handbook for Travellers. Leipzig/New
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verkaufte in den dreißiger Jahren ein „Stadtschreiber Pils“.272 Hans Zuchhold, Oberstudiendirektor der Wilhelm-Oberschule in Liegnitz und Gründer des evangelisch-konservativen Heimatautoren-Vereins „Logaubund“, verfasste ein städtisch-offiziöses „Festspiel in vier Bildern“ über das Schicksal Bitschens, das 1928 und 1933 aufgeführt wurde.273 Ein Text fällt aus dieser Bitschen-Verehrung heraus. Ascher Sammter beschreibt im Roman „Der Rabbi von Liegnitz“ Aufstieg und Fall des Stadtschreibers als ein Kapitel aus der Hussitenzeit.274 Der Verfasser war von 1837 bis 1854 Liegnitzer Stadtrabbiner und dann Autor der Mittelalter-Bände der „von der Stadtcommune“ finanzierten, in dieser Arbeit bereits ausführlich zitierten „Chronik von Liegnitz“. In dem Roman von 1886 geht es – mit deutlichem Bezug zur Gegenwart – um die stets gefährdete Lage der Juden im Spätmittelalter. Ignatius und Sixtus sind zwei lüsterne, verschlagene Dominikaner. Ihre Mitbrüder haben großen Einfluss als „Rathgeber“ des Herzogs von Österreichs. 1420 liefern beide die Juden des Landes, erbost über die Zurückweisung der keuschen jungen Rachel, durch einen inszenierten Hostienfrevel einer grausamen Verfolgung aus. Bei den Liegnitzer Juden, besonders dem bei Herzog Ludwig hochangesehenen Rabbi Moscheh, erhoffen sich Rachel und ihr Bruder Michel Hilfe. Die Intrigen des Predigerordens finden aber nun einen überraschenden Verbündeten in dem von Ehrgeiz zerfressenen Stadtschreiber. Er ist „ein grimmer Feind [des] Fürstenhauses, aber ein noch grimmerer Widersacher des Rabbi und seiner Glaubensgenossen“.275 Die Dominikaner sind im Roman mit vielen Zügen des Jesuiten-Klischees ausgestattet, das, zumal seit Kulturkampf-Zeiten, konservative Protestanten und liberale Freidenker verband. Gerade diese triviale Stereotypie kann man freilich auch als literarische List verstehen. Der aktuelle Bezug scheint nämlich mindestens ebenso einem evangelischen Hofprediger zu gelten, jenem Adolf Stoecker, der ab 1878 mit antisemitischer Hetze seinen „Christlich-Sozialen“ Zulauf sichern wollte und damit den Antisemitismus in weiten Kreisen erst gesellschaftsfähig machte. Solche christlichen Geistlichen konnten dem jüdischen Gelehrten Sammter zur
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York 151910, Karte: „Liegnitz“, untererer Bildrand, Pharus-Plan Liegnitz (um 1916), Reproduktion als lose Beilage in: Humeńczuk, Grażyna: Legnickie pomniki przed II wojną światową. Legnica 2000, Felder C-D 7. http://www.browar.biz/forum/archive/index.php/t-33274.html (Zugriff vom 30. Dezember 2007). Zuchhold, Hans: Ambrosius Bitschen. Festspiel in 4 Bildern. Liegnitz 1927; Aufführungsdaten: Hoffbauer, Jochen: Bruder der Wolken und Winde. Zum 90. Geburtstag von Hans Zuchhold am 14. Juni 1966. Kopie aus „Der Schlesier“ (1966), Nr. 24 (ohne Seitenangabe). In: Lindemann, Hans (Hg.): In memoriam Hans Zuchhold. Von und über den schlesischen Dichter zum 120. Geburtsgedenktag. Bad Homburg 1996, 51. Mir zugänglich war Sammter, Ascher: Der Rabbi von Liegnitz. Historische Erzählung aus der Hussitenzeit. Berlin 31891 [11886]. Sammter: Rabbi von Liegnitz, 131.
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Entstehungszeit des Buches in der Tat als Bedrohung für Frieden und Sicherheit seiner Glaubensgenossen erscheinen. Im Roman schützen die Hussiten die Juden zwar in Böhmen vor den ihnen verhassten „Pfaffen“, übertreiben es aber ihrerseits mit der revolutionären Gewalt und der Verfolgung Andersdenkender. Die Hoffnung Rabbi Moschehs und der Seinen sind daher keine Revolutionäre wie jene Liberalen und Demokraten, die ja bereits 1848 für kurze Zeit die bürgerliche Gleichberechtigung der Juden in Deutschland durchgesetzt hatten, sondern besonnene, wohlberatene Herrscher, die im Roman von den Piasten verkörpert werden. Die Rebellion der Hussiten mag – so der Tenor der Darstellung – angesichts der Verderbtheit der Kirche einen berechtigten Kern haben. Bitschens aus egoistischem Machtstreben verfolgte Lösung der Stadt von ihren angestammten Herzögen ist von vorn herein illegitim. Zwar kann der Rabbi seine Schützlinge Michel, Rachel und den jungen Proselyten Ernst retten und dem Herzog auch durch von der jüdischen Gemeinde aufgebrachte Geldmittel noch einmal Spielraum gegen seinen Widersacher Bitschen verschaffen. Jahre später aber, 1447, gelingt es dem Stadtschreiber, die Liegnitzer Juden zu vertreiben. Die Herzoginwitwe Elisabeth, eine geborene Hohenzollern, kann nicht eingreifen, weil sie die Judengasse der Stadt verpfänden müssen hat. Bitschen scheint zu triumphieren, als Elisabeths ebenfalls verwitwete Tochter Hedwig Liegnitz verlassen muss. Aber bald erhebt sich gegen seine grausame Herrschaft, der auch einige durchreisende Juden zum Opfer fallen, der Volksaufstand. „Die Herzoglichen ergriffen Besitz von der Stadt, Ambrosius Bitschen wurde von seiner stolzen Höhe gestürzt. Herzogin Hedwig wurde mit ihrem Sohne Friedrich im Triumphe nach Liegnitz zurückgeführt. Das Volk welches seine Fesseln gesprengt hatte, jubelte der Herzogin entgegen. Mit ihr und ihren Nachkommen sollte beglückt der Piastenstamm zu neuem Glanze erblühen.“276 Als Ambrosius auf die Richtstatt steigt, wird er von den Bürgern an den guten Rabbi erinnert, mit dem er seinerzeit kein Mitleid gehabt habe. Der Roman schließt mit einem Bericht über die Wiederansiedlung von Juden im preußischen Liegnitz nach 1812: „[D]ie Freiheitssonne ging helleuchtend auf, und ihre Strahlen erwärmten die Menschenherzen für Liebe und Gerechtigkeit. [...] [A]m 1. Oktober 1837 predigte in der Synagoge der jüdischen Gemeinde der Verfasser dieser Erzählung wiederum als – Rabbi von Liegnitz.“277 Konfessionelle Akzente, das wurde in dieser Arbeit bereits deutlich, sind stark im Piastengedächtnis des 19. Jahrhunderts. In der Regel handelt es sich entweder um katholische, die Hedwigstradition betonende, oder evangelische, die Rolle der Piasten als Reformatoren hervorhebende Stimmen. Der „Rabbi von Liegnitz“ ist als einer der ganz wenigen feststellbaren jüdischen Beiträge daher von besonderem 276 Ebd., 154. 277 Ebd., 156.
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Interesse. Das Verhältnis zwischen Herzögen und Rabbi ist von Respekt und gegenseitiger Hilfe gekennzeichnet. Damit bringt der Roman eine „anhängliche Gesinnung gegen den Piastenstamm“278, und damit auch Anhänglichkeit an die Monarchie der Hohenzollern zum Ausdruck. Sie soll unter den Bedingungen der „Freiheitssonne“, also des Rechtsstaats, Schutz bieten gegen die Judenhasser, die, wie Rabbi Moscheh betont, in jeder Generation auftreten. Heinrich XI. von Liegnitz: Ein berüchtigter Herzog Eine Originalquelle bescherte dem Bürgertum des 19. Jahrhunderts ein bizarres Bild Heinrichs XI. von Liegnitz, eines piastischen Fürsten, an dem es sich abgestoßen, bewundernd oder spöttisch weiden konnte (Abb. 16). An seinem Beispiel wurde oft auch die nationale Zuordnung des Piastenhauses verhandelt. In den Jahren 1820 und 1822 veröffentlichte Johann Gustav Gottlieb Büsching diesen in vieler Hinsicht außergewöhnlichen Text. Es handelte sich um die in einigen Abschriften in schlesischen Bibliotheken erhaltene Autobiographie des Hans von Schweinichen.279 Das rare Selbstzeugnis eines Adligen des 16. Jahrhunderts zeichnet sich dadurch aus, dass es zur Selbstvergewisserung und für die Familie des Verfassers und daher mit schonungsloser Offenheit geschrieben wurde. Schweinichen hatte drei Liegnitzer Herzögen gedient, Friedrich III. als junger Page und dessen Söhnen Heinrich XI. und Friedrich IV. als Hofmarschall. Seine Erinnerungen umfassen die Jahre 1552 bis 1602. Den weitaus größten Raum nehmen Schweinichens aufregende Jahre in den Diensten Heinrichs XI. ein. Schweinichens Text hatte bis dahin nur handschriftlich vorgelegen und war lediglich durch einige 1789 und 1790 in den „Schlesischen Provinzialblättern“ wiedergegebene Episoden280 bekannt. Büsching wollte mit der Wahl des beinahe reißerischen Titels „Lieben, Lust und Leben der Deutschen des 16. Jahrhunderts“ eine möglichst große Leserschaft gewinnen. Gleichwohl bot er eine Ausgabe auf dem damaligen Stand der Philologie, durch Abgleich und gelegentliche Emendation zweier Handschriften gewonnen. Schon der erste Band wurde mit großem Lob
278 Ebd., 150. 279 Schweinichen, Hans von: Lieben, Lust und Leben der Deutschen des sechzehnten Jahrhunderts, in den Begebenheiten des schlesischen Ritters Hans von Schweinichen von ihm selbst aufgesetzt. Hg. v. Johann Gustav Gottlieb Büsching, Bd. 1–3, Breslau 1820–1822. 280 Sitten des Schlesischen Hofadels zu den Zeiten K. Maximilian II. und Rudolph II. In: Schl. Prbll. (1789), Nr. 9 der Gesamtfolge, 2–20, 492–514; Sitten des Schlesischen Hofadels. In: Schl.Prbll. (1789), Nr. 10, 34–58; Sitten [...] unter K. Rudolph II. Ebd., 293–316; Sitten [...]. unter K. Rudolphs II. Regierung. Ebd., 485–509; Schl.Prbll. (1790), Nr. 11, 114–141, 399–424, Nr. 12, 240–252, 300–327.
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Abb. 16: Die in den Lebenserinnerungen seines Hofmarschalls Hans von Schweinichen farbig wiedergegebenen Eskapaden des schlesischen Herzogs Heinrich XI. von Liegnitz faszinierten in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bürgerliche Leser. Die Illustrationen von Philipp GrotJohann gehört zu den wenigen grafischen Zeugnissen für seine Popularität.
aufgenommen.281 Jacob Grimm empfahl ihn der Wissenschaft in den „Göttingischen Gelehrten Anzeigen“: „Mit Verlangen erwarten wir die Fortsetzung dieses Werks [...]. Der für das deutsche Alterthum rühmlich thätige Herausgeber hat wirklich noch keine glücklichere Wahl getroffen [...]. Wer für die Geschichte der Sitten, Kleidungen, Sprüche und Redensarten sammelt, wird sich reichliche Auszüge machen müssen.“282
281 Vgl. etwa fc: Breslau, b. Max u. C.: Lieben, Lust und Leben der Deutschen des sechszehnten Jahrhunderts [...]. Erster Band [...]. [Rezension.] In: Jenaische Allgemeine Literatur-Zeitung 19/2 (1822), Sp. 409–413. Hałub: Büsching, 106, zitiert einen begeisterten Brief Friedrich de La Motte-Fouqués. 282 [Grimm, Jacob:] Breslau. Bey Joseph Max. Lieben, Lust und Leben der Deutschen des sechszehnten Jahrhunderts in den Begebenheiten des Schlesischen Ritters Hans von Schweinichen, von ihm selbst aufgesetzt. Herausgegeben von Büsching. Erster Band [...]. [Rezension.] In: Göttingische Gelehrte Anzeigen 113 (1821) 1123–1126.
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Jacob und sein Bruder Wilhelm haben Schweinichens Erinnerungen für ihre eigenen philologischen Forschungen als Quelle benutzt, etwa für das „Deutsche Wörterbuch“. Auch in ihrem Umfeld machten sie das Buch bekannt, wie Briefe zeigen.283 Schon 1820 las Johann Wolfgang von Goethe die „Begebenheiten“. Zum zweiten Band machte er sich 1823 eifrig Notizen. In mehreren Vorworten und Artikeln lobte Goethe das Buch und empfahl es zur Bearbeitung.284 In einer unter den „Maximen und Reflexionen“ veröffentlichten Bemerkung charakterisierte er Büschings Ausgabe so: „‚Herr von Schweinichen‘ ist ein merkwürdiges Geschichts- und Sittenbuch; für die Mühe, die es kostet, es zu lesen, finden wir uns reichlich belohnt; es wird für gewisse Zustände eine Symbolik der vollkommensten Art. Es ist kein Lesebuch, aber man muss es gelesen haben.“285 Worauf die „Symbolik“ für „gewisse Zustände“ zu deuten ist, bleibt unklar. Dachte Goethe etwa an seine eigene jahrzehntelange und mitunter schwierige Verbindung in Dienst und Freundschaft mit einem Herzog (Carl-August von SachsenWeimar-Eisenach)? Trotz des Lobes der angeführten Autoritäten scheint Büschings Ausgabe nicht die erhoffte Breitenwirkung gehabt zu haben. Das Deutsch des späten 16. Jahrhunderts war womöglich zu sperrig, das Bild von Menschen und Verhältnissen zu ungeschminkt für den am Gefälligen orientierten Zeitgeschmack. Die breite deutschlandweite Rezeption und zugleich eine einflussreiche Deutungslinie der Lebenserinnerungen Schweinichens beginnt erst 1859, wiederum mit Gustav Freytags „Bildern aus der Deutschen Vergangenheit“. Freytag machte einen langen Auszug aus Schweinichens Memoiren zur Grundlage des Kapitels „11. Deutscher Adel im sechszehnten Jahrhundert“. Heinrich XI. nennt Freytag den „lüderliche[n] Sohn eines Vaters, der nicht besser war“.286 Nach einem ersten Durchgang durch Heinrichs Abenteuer verschärft Freytags Text zunächst sein Urteil: „Wenn es in dem zerfahrenen Wesen dieses Fürsten etwas Außerordentliches
283 Jacob Grimm schickte „Schweinichens Leben, worin köstliche Sachen aus dem 16. Jahrhundert stehen“ dem befreundeten Pastor Bang; nach vier Wochen forderte er es zurück. Der Minister persönlich habe „schon drei Mal nach dem Buch gefragt“. Grimm, Jacob/Grimm, Wilhelm: Private und amtliche Beziehungen der Brüder Grimm zu Hessen. Hg. v. Edmund Stengel, Bd. 1–3, Marburg 1886–1910, hier Bd. 1: Briefe der Brüder Grimm an hessische Freunde, 68f. 284 Belege bei Fröschle, Hartmut: Goethes Verhältnis zur Romantik. Würzburg 2002, 465. 285 Goethe, Johann Wolfgang von: Sprüche in Prosa. Sämtliche Maximen und Reflexionen. Hg. v. Dieter Borchmeyer, Frankfurt a. M. 1993, 29; vgl. die Erläuterungen des Herausgebers, ebd., 519f., 522. 286 Freytag: Bilder aus der deutschen Vergangenheit (1859), 298.
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gab, so war es die souveräne Freiheit von Allem, was man sonst Rechtsgefühl und Gewissen nennt.“287 Doch eine Faszination bleibt: „Das alles würde nur kläglich sein, wenn es nicht dadurch origineller würde, dass Herzog Heinrich trotz alledem ein starkes Gefühl seiner fürstlichen Würde hat, die er so oft entehrt [...]. [Er ist stets] ein liebenswürdiger Gesellschafter, in ritterlichen Künsten wohl bewandert, immer guter Laune, [...] schlagfertig [...] und in ernsten Dingen, wie es scheint, wirklich beredt. Und dann giebt es doch einige Punkte, wo er [...] Spuren von männlichem Sinn zeigt [...]. [E]r hört nicht auf, Großes zu begehren, eine Königskrone, oder einen Feldherrnstab. [...] Und noch eine andere Stelle hielt Probe. Er war ein Protestant. [Reiche Gegenleistungen für eine Konversion] wies er [...] mit Verachtung zurück. Wo er sich als Soldat engagirte, war es am liebsten gegen die Habsburger.“288 Die Formel, mit der Freytag diesen Charakter erklärt, ist jene Grundspannung zwischen „slawisch/polnisch“ und „deutsch“ die der Schriftsteller, wie gezeigt, den Piasten insgesamt zuschreibt. „Andere Fürsten seines Geschlechts“ etwa Heinrichs Bruder Friedrich IV. von Liegnitz, seien „ein Inbegriff der Fehler des deutschen Wesens“, „[k]leinlich, eigensüchtig, beschränkt, argwöhnisch“.289 Doch Heinrich erscheine „in [seiner] Freiheit von Grundsätzen der vollständigen Zuchtlosigkeit, dem unpraktischen und dabei doch unglaublich elastischen und mit hohen Projecten erfüllten Wesen, als ein Repräsentant aller der Schattenseiten, welche das slawische Naturell entwickelt“.290 Freytags Spiel mit dieser Spannung, dieser Doppelgesichtigkeit der Piasten, verweist womöglich auf psychische Bedürfnisse: auf das Verlangen nach eindeutiger Zuordnung, wie es ein Grenzlandbewohners im Zeitalter des Nationalismus entwickeln konnte, oder auf den wohl uneingestandenen Wunsch, das eigene „slawische Blut“ zu kontrollieren.291 Freytag stellt also den schlesischen Renaissancefürsten als national und charakterlich zwiespältige Figur mit sympathischen, aber auch mit abstoßenden Zügen dar. Vielleicht haben gerade deswegen die außerordentlich erfolgreichen „Bilder aus der Deutschen Vergangenheit“ den Namen Heinrichs XI. von Liegnitz bekannt gemacht. Heinrich XI. ist andererseits auch Hauptträger der Rolle, die Freytag den schlesischen Landesfürsten in seinem Werk zuweist. Seine farbige und plastische Figur macht die mehrteilige, auf zwei Kapitel verteilte Darstellung der Piasten einprägsam. Einerseits rühmt Freytag ja, wie hier ausgeführt, die Rolle der Fürsten als Germanisatoren im Mittelalter; auch ihr Eintreten für die Reformation und ihre 287 288 289 290 291
Ebd., 299. Ebd., 300f. Ebd., 301. Ebd. Surynt: Das „ferne“, „unheimliche“ Land, 38–63.
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‚Zählebigkeit‘ kann er anerkennen. Letztlich lässt er aber ihre in Heinrich XI. verkörperten ‚selbstzerstörerischen Anlagen‘, ihre für Schlesiens Entwicklung schädliche Zwietracht, Streitsucht und Schwäche, ihre Ausbeutung des Landes und ihren immer krasseren Anachronismus überwiegen. Nach Büschings früher Ausgabe ist nur eine einzige wissenschaftliche Edition von Schweinichens Erinnerungen zu verzeichnen. Hermann Oesterley griff dafür auf eine Reihe von Büsching unbekannten Handschriften zurück.292 Doch erschienen zwischen 1868 und 1944 mindestens zwölf verschiedene, gekürzte und bearbeitete Volksausgaben, nach dem Zweiten Weltkrieg neben mehreren Nachdrucken immerhin noch eine Neuausgabe. Schweinichens Memoiren dürften damit neben den Schriften der Reformatoren zu den am meisten verbreiteten deutschen Texten aus dem 16. Jahrhundert zählen. Meist nennen die Vorworte kulturgeschichtliches Interesse an „deutscher Ritterzeit“ [!], am „deutschen Adel“ als Motivation für den Abdruck. Die hohen Auflagen und die oft werbewirksame Aufmachung zeigen an, dass sie in erster Linie zur Unterhaltung dienen sollten.293 Die dabei ab etwa der Mitte des 19. Jahrhunderts angesprochenen Leser waren Angehörige des Bürgertums, die damals nach Grundlagen ihrer eigenen Identität bevorzugt im 16. Jahrhundert suchten, das als Zeitalter der Reformation und der
292 Schweinichen, Hans von: Denkwürdigkeiten. Hg. v. Hermann Oesterley, Breslau 1878. 293 Ders.: Leben, Lieben und Thaten des Hans von Schweinichen. Hg. v. Johann August Diezmann, Leipzig 1868; ders.: Des schlesischen Ritters Hans von Schweinichen abenteuerlicher Lebenslauf. Nach des Ritters eignen Aufzeichnungen wiedererzählt. Hg. v. Ernst Leistner, Bielefeld/Leipzig 1878; ders.: Des schlesischen Ritters Hans von Schweinichen eigene Lebensbeschreibung. Hg. v. Ernst von Wolzogen, Leipzig [1885], dass. erneut Berlin 1908; Hans von Schweinichen. In: Deutsches Bürgertum und deutscher Adel im 16. Jahrhundert. Lebenserinnerungen des Bürgermeisters Bartholomäus Zastrow und des Ritters Hans v. Schweinichen. Hg. v. Max Goos, Hamburg 1907 [ND Essen 1984], 171–211 [1. [Goos, Max:] Einleitung zu den Erinnerungen Hans von Schweinichens, ebd., 173–178; 2. [Schweinichen, Hans von:] Leben und Abenteuer des Ritters Hans von Schweinichen, ebd., 179–211]; Schweinichen, Hans von: Memorial-Buch der Fahrten und Taten des schlesischen Ritters Hans von Schweinichen. Nach seiner eigenhändigen Aufzeichnung aufs neu an Tag gegeben. Hg. v. Engelbert Hegaur, München [um 1911]; Aus deutscher Ritterzeit. Götz von Berlichingen, Hans von Schweinichen. Eigene Berichte ihres Lebens und ihrer Taten. Die Herren von Zimmern. Bearb. v. Franz Etzin. Leipzig [1911] [mir nicht zugänglich]; Schweinichen, Hans von: Die Thaten und Fahrten des Ritters Hans von Schweinichen. Hg. v. Heinrich Conrad, Bd. 1–2, München/Leipzig 1910; ders.: Fahrten und Taten des Junkers Hans von Schweinichen. Deutsche Kulturbilder um 1600. Nach der Urschrift bearb. v. Wilhelm Schremmer. Breslau/Oppeln [1924]; ders.: Leben, Lieben und Taten des Hans von Schweinichen, eines deutschen Ritters aus dem sechzehnten Jahrhundert. Von ihm selbst erzählt. Hg. v. R. Daponte, Wien 1928; ders.: Das abenteuerliche Leben des schlesischen Ritters Hans von Schweinichen. Nach seinem Memorialbuch neu hg. v. Friedrich Grieger, Breslau [1944]; ders.: Hans von Schweinichen, ein Lebensbild aus dem 16. Jahrhundert. „Begebenheiten des schlesischen Ritters Hans von Schweinichen, von ihm selbst aufgesetzt“. Bearb. v. Hildegard Rabaa. Heidenheim 1971.
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„Meistersinger“294 verstanden wurde. Mit „altdeutschen“ Schrifttypen und Holzschnitten, mit Butzenscheiben, Zinnkrügen und Hakenbüchsen staffierten sie Unterhaltungsschrifttum und Freizeit aus. Die Sprache Schweinichens, die von den Herausgebern der Volksausgaben freilich geglättet wurde, kam den Lesern nun nicht mehr unverständlich, sondern anheimelnd vor. Die (meist losen) Reihen, in denen die Verlage die Neubearbeitungen einstellten, zeigen die Bandbreite der Wahrnehmung dieses Textes von Erbauung („Bibliothek wertvoller Memoiren“) über Heimatstolz („Aus dem deutschen Osten“, „Vaterländische Bibliothek“) bis hin zu pikanter Unterhaltung („Meisterwerke der erotischen Literatur“): Die „sexuellen Derbheiten“, so versicherte ein Herausgeber, „sind charakteristisch und gehören unbedingt hinein“.295 Die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts dominierende Piasten-Gestalt war damit, im Gegensatz zu der früher etablierten „lieben Dorel“, ein Angebot an männliche bürgerliche Leser.296 Freilich konnte eine harmlosere Episode durchaus in ein Schullesebuch aufgenommen werden.297 Auch wenn das Interesse an den Erinnerungen des Hofmarschalls Ausdruck einer Suche nach Quellen deutscher Identität sein konnte, wie sie in den Vorworten mehrerer Schweinichen-Ausgaben zur Sprache kommt, strich offenbar keiner der Bearbeiter Heinrichs XI. Bekenntnis zu seiner königlich-polnischen Herkunft, das in dieser Arbeit bereits zitiert wurde. Bezeichnende Ausnahme ist die 1944 im NS-Gauverlag Schlesien erschienene Ausgabe von Friedrich Grieger. Der Breslauer Germanist Karl Weinhold behauptete 1884 ganz im Sinn von Freytags Schweinichen-Interpretation: „Jene traurige Wirtschaft am Liegnitzer Hofe, worein Hans von Schweinichens Tagebücher so tief blicken lassen, war polnische Wirtschaft.“298 Er brachte damit ausdrücklich die ethnische Kennzeichnung der schlesischen Piasten als Polen mit dem wohl mit Abstand wirkmächtigsten Stereotyp zusammen, das in der deutschen Kultur in Bezug auf die östlichen Nachbarn wirksam war und ist.299 In geringerem Umfang wurden auch bei anderen Piastenherzögen, deren Verhalten nicht zu den Moralvorstellungen des 19. Jahrhunderts passte, solche Schwächen und Fehler für eine ethnische Charakterisierung genutzt, die die Überlegen294 Richard Wagners Oper „Die Meistersinger von Nürnberg“ wurde 1868 uraufgeführt. 295 So Ernst von Wolzogen im Vorwort der Ausgabe Schweinichen: Eigene Lebensbeschreibung [1885], VIII. 296 Der Aspekt der Rezeption fehlt bei Wunder, Heide: Überlegungen zur Konstruktion von Männlichkeit und männlicher Identität in Selbstzeugnissen der Frühen Neuzeit. Hans von Schweinichen (1552–1616) in seinem Memorial. In: Ruhe, Doris (Hg.): Geschlechterdifferenz. Texte, Theorien, Positionen. Würzburg 2000, 151–171. 297 Müller: Was die Heimat sah (1910–1911), 129–134. 298 Weinhold, Karl: Die Verbreitung und die Herkunft der Deutschen in Schlesien. Stuttgart 1887, 179. 299 Orłowski, Hubert: Polnische Wirtschaft. Zum deutschen Polendiskurs der Neuzeit. Wiesbaden 1996.
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heit des Deutschtums und in Extremfällen die Minderwertigkeit auch nur „gemischter“ deutscher und polnischer „Anlagen“ begründen sollte. Karl Lamprechts beiläufiges Urteil über Boleslaw II. von Liegnitz mag hier genügen: „Zudem kam es [nach 1241 unter den Söhnen Heinrichs II., M. E.] zu blutigen Zwisten, die namentlich durch den ältesten Bruder Boleslaw veranlasst wurden, einen wilden Gesellen, der, zeitweis im Lande flüchtig umherirrend, nur die Gesellschaft eines fahrenden Fiedlers genoss: eine Zwittergestalt deutsch-slawischen Blutes, aus der die slawische Barbarei immer wieder durch die Oberschicht germanischer Kultur emporzüngelte.“300 Was Schweinichens Text angeht, so erschienen im selben Zeitraum wie die Bearbeitungen in deutschen Zeitschriften zahlreiche Artikel, die ihn vorstellten, etwa als Dokument des Hoflebens oder adliger ‚Bodenständigkeit‘.301 Auch die Verarbeitung in der schönen Literatur blieb nicht aus.302 Im Gegensatz zu beinahe allen übrigen Piastenherzögen ist es Heinrich XI. dank seinem mitteilsamen Hofmarschall gelungen, auch einige stilistisch progressive und weniger an Identifikation als am anspruchsvollen literarischen Spiel interessierte Schriftsteller für seine Geschichte einzunehmen. Zwar gibt es auch hier Gegenbeispiele – der schlesische Heimatdichter Konrad Urban etwa rückte in seinen gefälligen Erzählungen Hans von Schweinichen selbst in den Mittelpunkt und verzichtete auf die Härten und drastischen Verwicklungen seiner Vorlage,303 ähnlich wie Hans Christoph Kaergel in seinem Schweinichen-Schwank von 1937.304 Doch in der demokratischen Tschechoslowakei machte der Journalist Egon Erwin Kisch aus den Abenteuern des Herzogs eine Kriminalreportage, zeigte ihn am Prager Hof und in den Zusammenhängen Europas wie des Reichs.305 Der als Breslauer Dozent für Volkskunde 1934 aus politischen Gründen entlassene Will-Erich Peuckert ließ ihn in der 1939 kurz vor Kriegsbeginn erschienenen Erzählung „Glückskind in Krakau“ mit „Prunken und mit Prangen“ nach der polnischen Königsstadt ziehen.306 1932 erschien der 300 Lamprecht, Karl: Deutsche Geschichte. Der ganzen Reihe dritter Band. Freiburg (Breisgau) 3 1906 [11891], 404. 301 Aus dem Hofleben des XVI. Jahrhunderts. Ein kulturhistorischer Beitrag. In: Deutsches Adelsblatt 5 (1887) 534–535, 550–552, 566–568; Stranz, Kurd von: Die Taten und Fahrten des Ritters Hans v. Schweinichen, sein Jahrbuch und Lebensbeschreibung von ihm selbst. In: Der Deutsche Herold 41 (1910) 94f. 302 Vielleicht das früheste Beispiel: Bierbaum, Otto Julius/Königsbrunn-Schaup, Franz von: Fortuna. Abenteuer in fünf Aufzügen. München/Leipzig 21911 [11909]. Dem Lustspiel liegt die Ausgabe von Wolzogen zugrunde. Vgl. Lubos: Geschichte der Literatur Schlesiens, Bd. 3. München [1974], 51, 66 303 Urban, Konrad: Hans von Schweinichen und sein Maräuschel. 6 Geschichten. Liegnitz 1924. 304 Kaergel, Hans Christoph: Hans von Schweinichen. Ein Volksstück in drei Akten. Jena 1937. 305 Kisch, Egon Erwin: Drei Prozesse eines trinkfesten Herzogs. In: ders.: Prager Pitaval. Berlin 1931, 97–108. 306 Peuckert, Will-Erich (Hg.): Glückskind in Krakau. Berlin 1939, 10–13, hier 13.
Piastenherzöge als ambivalente Gestalten
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bedeutende Roman „Narrenspiegel“ von Alfred Neumann.307 Er zeichnet einen ebenso anarchischen wie liebenswerten Herzog Heinrich und kann vielleicht als tragikomischer Vorläufer von Heinrich Manns Roman „Henri Quatre“ (1935/38)308 gelten, der Heinrich IV. von Frankreich als humanen Herrscher und Gegenbild nationalsozialistischer Führerfiguren entwirft. Neumann musste 1933 wie Mann ins Exil gehen. Sein Buch erlebte nach dem Krieg mindestens vier Neuauflagen und wurde ins Englische übersetzt. Es kann damit vielleicht am ehesten den Anspruch erheben, einen schlesischen Piasten in die Weltliteratur eingeführt zu haben. Deutungen des Aussterbens der Piasten zwischen Trauer und konstruierter Notwendigkeit Noch einmal muss Gustav Freytag angeführt werden. Er hatte Schweinichens Bericht als Kern eines „Bildes aus der deutschen Vergangenheit“ gewählt, bei dem es laut Kapitelüberschrift um die Rolle des Adels in der deutschen Geschichte geht. Schweinichen selbst erscheint in diesem Kapitel als zeittypisch ebenso ungebildeter wie ökonomisch unproduktiver Adliger. Er beschreitet aber doch bereits tastend den Weg von Freytags bürgerlichem (eben an Bildung und schöpferischer Arbeit orientierten) Entwicklungsmodell der deutschen Geschichte: „Wie Schweinichen zechten und processierten Tausende seiner Genossen, aber, wie er, gab sich auch schon mancher Andere die Mühe, im Kalender neben Trinkgelagen und Spielschulden die Marktpreise des Getreides zu notieren. – Einst hatte sich Schweinichen als Page an dem ruchlosen Hofe der Piasten von Liegnitz mit einem Kameraden Logau geprügelt, und als ein Schwein zwischen die Streitenden sprang erkannten [sie] in dem Thiere noch zitternd den Teufel, aber 22 Jahre nach Schweinichen’s Tode gab schon ein Nachkomme jenes Logau die erste Sammlung seiner ‚Sinngedichte‘ heraus; und hundert Jahre nach Schweinichen’s Tode erschien ‚von Hohberg’s adliges Landleben‘, das erste landwirthschaftliche Werk eines deutschen Edelmannes. – So fanden die Nachkommen der Berlichingen, Oettingen, Schweinichen allmählich die Versöhnung mit dem Leben der Nation.“309 Mit „Nation“ ist hier die bürgerliche Nation aus Gustav Freytags Programm gemeint. Was der deutsche Landadel schafft, bleibt den „alte[n] Landesherren des Schweinichen“ versagt: „Die furchtbare Zeit des 30jährigen Krieges verzehrte die noch übrige Lebenskraft der Piasten. Die letzten Häuser sanken schnell zusammen.“ Als ein Omen für das endgültige Erlöschen nimmt Freytag aus Lucaes „Denckwürdigkeiten“ das Auftreten des letzten in Schlesien gesichteten „Elen“ also 307 Neumann, Alfred: Narrenspiegel. Berlin 1932. 308 Mann, Heinrich: Die Jugend des Königs Henri Quatre. Roman. Amsterdam 1934; Mann, Heinrich: Die Vollendung des Königs Henri Quatre. Amsterdam 1938. 309 Freytag: Bilder aus der deutschen Vergangenheit (1859), 313f.
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Abb. 17: Die aufwändige Rekonstruktion des Piastenmausoleums in den Jahren 1899 bis 1908 zeugt von dem hohen Ansehen der früheren Landesfürsten bei den lokalen Eliten und Behörden im frühen 20. Jahrhundert.
Elchs. Das „fremde, unheimliche Thier [...], von der Art, welche in grauer Vorzeit mit ihrem Geweihe die schlesischen Büsche zerrissen hatte, damals als die ersten Piasten mit dem Jagdspieß [...] durch die Wälder zogen“ wird dem Letzten des Hauses als Geburtstagsmahl serviert. „Aber den bedächtigen Leuten im Lande graute vor dem Unthier, das in ihre Wälder und zu ihrem jungen Herrn gekommen war, wie eine unförmliche [!] Mahnung aus alter Zeit“. Drei Tage [!] später sei Georg Wilhelm gestorben.310 Die Anekdote zeigt die Piasten selbst, in Zuspitzung von Freytags bisheriger Charakteristik, als wunderliches Fossil der Geschichte, das am Wegesrand des Fortschritts zurückgelassen werden muss. Eine gewisse Bewunderung oder Rührung ist dabei nicht ausgeschlossen. In solchen Passagen deutet sich eine biologistische Sicht vom unabänderlichen Werden und Vergehen überindividueller Einheiten wie einer Familie an. Das Hochadelsgeschlecht aus slawischem Stamm ist, folgt man Freytags Abgesang im Ton des Schauerromans, unfähig, sich an die neuen Zeiten anzupassen. Eben deshalb geht es zugrunde. Leistung und zwangsläufigen Untergang der Piasten verdichtet Freytags Text noch einmal zu zwei auf das liberale Programm der „Bilder“ zielenden Sätzen: „Und als [Georg Wilhelms] Sarg [...] durch die Straßen von Liegnitz geführt wurde, [...] da betrauerten die deutschen Schlesier in dem letzten Spross den Un310 Ebd., 314f. Der historische Georg Wilhelm hatte am 29. September Geburtstag und starb am 21. November.
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tergang des großen slawischen Dynastengeschlechts, welches einst ihre Vorfahren in das Land gezogen und durch sie der Welt zuerst bewiesen hatte, dass die Vereinigung der Menschen in freien Genossenschaften dem Lande heilsamer ist, als die Herrschaft über Unterthänige. Aber den Herren des Landes selbst war diese Wahrheit kein Schutz geworden für ihr eigenes Leben.“311 Der Untergang der Piasten blieb, auch wenn er selten mit solcher rhetorischen Raffinesse gedeutet wurde, ein Thema, das historische Publizistik und Belletristik in Schlesien beschäftigte. Vielleicht lag das daran, dass das Aussterben der Piasten wie nur Weniges in unübersichtlichen schlesischen Geschichte ‚große Gefühle‘ ermöglicht. Bei einem Besuch des Liegnitzer Piastenmausoleums könne man am Sarg Georg Wilhelms, so der Landeskundler Franz Schroller, „ein Gefühl der Wehmut über das Erlöschen eines so alten Geschlechts und den vorzeitigen Tod eines so Hoffnungsvollen nicht unterdrücken“.312 Der Pfarrer Carl Adolf Schimmelpfennig drückte dasselbe mit einem aus der Frühen Neuzeit vertrauten Bild aus: „Man braucht nicht grade sentimental zu sein, um bei dem Anblick eines blühenden Baumes, dessen Aeste ohne ersichtliche Ursache nach einander dürre werden und Blüthen und Blätter abwerfen, ein menschliches Rühren zu empfinden, und so kann gewiß Niemand dem Aussterben des blühenden und ruhmreichen Piastengeschlechts ohne wehmütige Theilnahme zusehen [...] Schlesien wird den Piasten ewig zu Danke verpflichtet bleiben“.313 In vielen landesgeschichtlichen Texten klang die konfessionspolitische Aufladung des Endes der Dynastie deutlich an. Etwa bei Karl Adolph Menzel: „In der That war das Trauern um diesen letzten der Piasten im ganzen Lande um so allgemeiner, je mehr von dem bigotten Kaiser nach diesem Sturz der letzten Stütze des Protestantismus in Schlesien zu fürchten war.“314 Der Lausitzer Offizier Karl Gustav von Berneck, Mathematiklehrer an der Berliner Artillerieschule, war unter dem Pseudonym Bernd von Guseck ein produktiver Autor historischer Romane, die vor allem die Geschichte Preußens zum Gegenstand hatten. 1866 erschien in drei Bänden sein „Graf von der Liegnitz“, der den Untergang der Piasten sehr zurückhaltend, melancholisch und bisweilen stimmungsvoll vor dem Hintergrund des späten 17. Jahrhunderts ausbreitet. Es überrascht die völlig fehlende nationalistische Abgrenzung gegenüber Polen; der Feind ist Ludwig XIV. von Frankreich. Im Bereich der handelnden Figuren werden nur der ferne Kaiserhof und die Jesuiten negativ gezeichnet. Sie haben die Bekehrung der letzten Piasten zum Katholizismus im Sinn. Bei Charlotte haben sie Erfolg, 311 Ebd., 315. 312 Schroller: Schlesien, Bd. 1, 123. 313 Schimmelpfennig, Carl Adolf: Die Piastische Nebenlinie der Freiherrn von Liegnitz. In: ZVGS 11 (1872) 275–302, hier 301f. 314 Menzel: Geschichte Schlesiens, 470. Georg Wilhelm als „letzte Stütze“ der evangelischen Schlesier auch bei [Tiede, Thomas Friedrich:] Die denkwürdigsten Jahrstage Schlesiens, Bd. 1–4, Glatz 1802–1804, hier Bd. 3, 425; vgl. ebd., Bd. 4, 255.
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anders als bei ihrem Bruder Georg Wilhelm und dem prinzipienfesten Grafen Augustus von der Liegnitz. Dieser von der Erbfolge ausgeschlossene, ‚nicht ebenbürtige‘ Onkel des letzten Piasten, steht als kluger und umsichtiger Mann im Mittelpunkt der Handlung. Doch „ihn verdüsterte [...]. die Ahnung, die sein Geschlecht betraf. [W]as hätte es geholfen, wenn ihm der Herzogshut von Liegnitz zu Theil geworden wäre? Er hatte ja keinen Sohn – mit ihm wäre auch die neue Nebenlinie wieder erloschen. [...] Jetzt, seit er den Neffen [...] wiedergesehen hatte, war neue Hoffnung in ihm erwacht. Warum mußte der alte Stamm denn erlöschen?“315 Die Herkunft ist den Piasten im Roman des preußischen Offiziers Anlass zum Stolz: „das alte polnische Königsblut“ fließt in ihren Adern. Georg Wilhelm „trug polnische Kleidung, wie es von Alters her in seinem Geschlechte Sitte gewesen war. Auch am brandenburgischen Hofe war polnische Tracht üblich, der Kurfürst und die Prinzen trugen sie und vertauschten sie erst später mit französischen Moden.“316 Guseck spinnt Augustus’ Überlegungen fort bis zu einer Vision, wie die Geschichte Schlesiens hätte verlaufen können: „Einst hatten [die Piasten] ihre Macht so weit ausgedehnt, daß Boleslaw der Tapfere die Deutschen bereits über die Saale zurückzuwerfen drohte und diesen Fluß zur Grenze des Polenreiches verlangte – wie wäre anders gekommen, wenn dies Reich mit allen seinen Nebenländern untheilbar, unantastbar, ein Ganzes geblieben wäre! Und auch noch, wenn nur der erste piastische Herzog von Schlesien, als er sein Land unabhängig von Polen gemacht, dasselbe nicht unter seine Söhne geteilt hätte, und Schlesien auch später nie geteilt worden wäre.“317 Der wenig spannende Roman ist von einer Düsternis, die im Gemüt der Hauptfigur ihre Entsprechung hat. Hinter dem Untergang der Piasten und den dadurch vermehrten Bedrängnissen der evangelischen Schlesier wird nur vorsichtig der erlösende Horizont Preußens angedeutet – durch die bewundernd gezeichnete Gestalt des Großen Kurfürsten. Dennoch fand Berneck Leser: Der Roman erlebte nach drei Jahren eine Neuauflage. Der „Graf von der Liegnitz“ artikulierte eine leise Trauer über die verpassten Gelegenheiten der Geschichte, die mitten in der nationalen Begeisterung der „Einigungskriege“ unzeitgemäß scheinen musste.
315 Guseck, Bernd von [d. i. Berneck, Karl Gustav von]: Der Graf von der Liegnitz. Historischer Roman. Jena 21869 [11866], 53f. 316 Ebd., 25. 317 Ebd., 55.
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Erinnerungskultur und Denkmalpflege in ehemaligen piastischen Residenzstädten
Die Frage nach den fehlenden figürlichen Herzogsdenkmälern des 19. Jahrhunderts Die negativen Tendenzen im Piastenbild des 19. Jahrhunderts konnten zu keinem Zeitpunkt die Oberhand gewinnen. Zu verbindlich war für die bürgerliche Kultur des 19. Jahrhunderts die positive Bezugnahme auf die Monarchie und zu verbreitet sogar die mehr oder weniger offene Bewunderung für den Adel, der in den ländlichen Gebieten Schlesiens, wie überall im östlichen Preußen, auch in der Zeit des deutschen Kaiserreichs die tonangebende Schicht blieb. Die fortwährende Wertschätzung der Piasten lässt sich gut erkennen, wenn man sich der räumlichen Dimension der Erinnerung an die alten Landesfürsten zuwendet, ihrer in Texten, Bildern und öffentlichen Handlungen vorgenommenen Verortung in ehemaligen Residenzstädten wie Breslau, Liegnitz, Brieg und Schweidnitz. „Die alten schlesischen Landesfürsten und ihre Bedeutung“ waren Gegenstand eines Vortrags, den Colmar Grünhagen am 15. November 1886 im Musiksaal der Breslauer Universität hielt. Grünhagen begann mit Ausführungen zum Geschichtsbewusstsein, die zeigen, dass Erinnerungskultur des 19. Jahrhunderts durchaus zur Selbstreflexion fähig war. Grünhagen stellte fest, die aufkommende Denkmalpflege, die Gründung von Museen, der Antiquitätenhandel und die allgegenwärtige Nachahmung historischer Stile in Fassadenarchitektur und Kunsthandwerk legten nahe, dass historisches Bewusstsein allgemein zunehme. Grünhagen fand dies erfreulich. Er hob die identitätsstiftende Funktion solchen Geschichtsbewusstseins im regionalen und lokalen Bereich hervor: Ebenso wie „der Patriotismus eines Volkes seine Hauptnahrung zieht aus den historischen Erinnerungen“, so sei es auch wünschenswert für „engere Kreise, eine Provinz, eine Stadt“, wenn ihre Bewohner sich „durch ein Band landsmannschaftlicher Gemeinsamkeit“ mit ihr „verknüpft betrachten“. Auch „dieses Band“ werde befestigt „durch das Gedächtniß der gemeinsamen Vergangenheit“ und „die Mahnung an das, was frühere Generationen“ für das „engere Vaterland [...] gethan oder gelitten haben“.318 Für die „heimische schlesische Geschichte“, so schränkte Grünhagen ein, könne sich diese „Zeitströmung“ aber nicht leicht auswirken, da diese „etwas sprödes und eigenartiges“ an sich habe. „Abseits von dem großen Gange der Weltgeschichte“ bleibe sie „auch der deutschen Geschichte in hohem Grade fremd“. Neue Zugänge – Grünhagen verweist erkennbar auch auf seine eigenen Schriften – hätten Schlesiens Verbindung „mit den großen Interessen des deutschen Vaterlandes“ nachgewiesen. Dennoch bestünden noch viel „Mißtrauen“ und „Vorurteil“.319 318 Grünhagen: Die alten schlesischen Landesfürsten und ihre Bedeutung, 170. 319 Zitate in diesem Absatz: ebd., 170f.
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„Am allerschwersten haben die alten schlesischen Herzöge unter dieser Ungunst der öffentlichen Meinung gelitten, obwohl sie doch für die Schlesier als die Ahnen und Vorgänger unserer erhabenen Herrscher gelten dürfen, welche ja auch den schlesischen Herzogstitel führen und mit dem alten Piastenhause vielfach verschwägert sind, wie denn wiederholt von ihnen selbst auf ihre Abstammung von der heiligen Hedwig hingewiesen worden ist.“320 Die mittelalterliche „Zersplitterung“ Schlesiens habe die Meinung aufkommen lassen, alle schlesischen Piasten seien „Duodezfürsten ohne eigentliche historische Bedeutung, ohne Macht und Ansehen, ohne hervorragende persönliche Eigenschaften“ gewesen.321 Es ist nicht ausgemacht, dass Grünhagens Diagnose sich an dieser Stelle auf den regionalen Diskurs Schlesiens, etwa auf die hier angeführten Passagen Stenzels bezieht. Der Vortragstext zielt wohl in erster Linie auf die übergreifenden Darstellungen zur deutschen Geschichte, in denen Grünhagen Schlesien für unterrepräsentiert hielt. Der solchermaßen rhetorisch vorausgesetzten Geringschätzung der alten Landesfürsten trat Grünhagen mit seinem Vortrag entgegen. Vor allem würdigte er, in ganz ähnlichen Worten wie in seiner eben erschienenen landesgeschichtlichen Synthese, herausragende Fürsten des 13. Jahrhunderts: Die niederschlesischen Herzöge Heinrich I., Hedwig und Heinrich II., dessen Enkel Heinrich IV. von Breslau und Bolko I. von Schweidnitz. Grünhagen machte einen Vorschlag, wie das Wirken der bedeutenden Fürsten bekannt gemacht und zugleich der regionale Patriotismus gestärkt werden könne: „Den Ruhm der alten schlesischen Herzöge verkündet nicht ein Standbild. Hier ist viel versäumtes nachzuholen [...]. Hier in Breslau schien in jüngster Zeit ein Platz sich gestalten zu wollen, der auch historisch sich wohl eignen könnte zu einem Denkmale für Heinrich I., den Begründer des Deutschthums, entweder allein oder [...] mit der h. Hedwig, nämlich der Platz hinter der neuen Vorderdombrücke ganz nahe der durch das Martinikirchlein [...] bezeichneten Stelle, wo die alte herzogl. Burg stand [...]. Die Schweidnitzer könnte die immer wach erhaltene Erinnerung an Herzog Bolko zu einem Standbild für ihn begeistern, und das aufstrebende freundliche Liegnitz würde vielleicht in gleicher Weise den Fürsten ehren, dessen heldenmüthiger Opfertod [...] sich an den Namen dieser Stadt knüpft. Zu einer Bildsäule der heiligen Hedwig, der Landespatronin Schlesiens, könnte es kaum eine passendere Stelle geben als den von alten Kastanien umrahmten [...] Klosterplatz in Trebnitz [...].“322 Was wurde aus Grünhagens Vorschlag? Das städtische Bürgertum errichtete im 19. Jahrhundert bekanntlich unüberschaubar viele figürliche Denkmäler „bedeutender Persönlichkeiten“ auf öffentlichen Plätzen. Die Errichtung solcher Denkmäler erforderte einen überall ähnlichen Ablauf, der sich oft über Jahre hinzog: 320 Ebd., 171. 321 Ebd. 322 Ebd., 191f. Das letztgenannte Trebnitz war übrigens Grünhagens Geburtsstadt.
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Publizistische Initiative, Unterstützung durch Honoratioren, Gründung eines Komitees, Geldsammlungen, Wettbewerb, Ausführung und Einweihung. Es ist festzustellen: Weder vor noch nach Grünhagens Initiative hat man in Schlesien für einen der alten Landesfürsten einen solchen Aufwand betrieben. Doch daraus zu schließen, die Piasten seien in den schlesischen Kommunen im 19. Jahrhundert gering geschätzt worden, wäre falsch. In Liegnitz gab es immerhin konkrete Pläne zu einem der von Grünhagen vorgeschlagenen Denkmäler. Anfang der neunziger Jahre schuf der in Liegnitz geborene Berliner Professor Robert Hannig einen heute verlorenen Entwurf in Gips. Das Modell zeigte Heinrich II. als Ritter zu Pferde auf einem Sockel im romanischen Stil. Der Herzog hielt in der Rechten das gesenkte Schwert, in der Linken den abgenommenen Helm mit Federbusch. Auffällig sind die stilistischen Anleihen bei dem sogenannten Bamberger Reiter, einer berühmten Skulptur des 13. Jahrhunderts im Bamberger Dom, die vom Kaiserreich bis zum Nationalsozialismus als Inbegriff des Deutschen in der Kunst gefeiert wurde. 1912 bedauerte Arnold zum Winkel, daß die Sammlungen für das Herzog-HeinrichDenkmal lediglich 216 Mark ergeben hätten und die Realisierung des Denkmals damit derzeit unmöglich sei.323 Warum aber wurden im 19. und 20. Jahrhundert keine Denkmäler für die schlesischen Piasten errichtet? Womöglich war die Pflege ihres Andenkens so fest in die Verehrung der preußischen Monarchie eingebunden, dass sie bei aller Wertschätzung im Schatten ihrer hohenzollerschen Nachfahren standen. Wo das schlesische Bürgertum im 19. Jahrhundert Denkmäler setzte, erinnerten sie in der Regel an die Hohenzollernkönige. Das jeweils erste Herrscherdenkmal in der Stadt galt meist Friedrich II. In Breslau wurde sein von dem Schlesier August Kiß geschaffenes Standbild 1847 auf der Westseite des Rings enthüllt, vier Jahre vor Christian Daniel Rauchs berühmtem Berliner Reiterdenkmal des Königs. Auftraggeber war nicht die Stadt, sondern die Provinz Schlesien.324 In Liegnitz feierte das 1869 eingeweihte Denkmal Friedrichs II. (nach Schadow) auf dem neu gestalteten „Friedrichplatz“ den König als Sieger der Schlacht bei Liegnitz im Jahr 1760.325 Das Standbild vor dem Brieger Rathaus nach einem Entwurf von Louis Sussmann323 Zum Winkel, Arnold: Zur Weihe des Arnim-Denkmals in Liegnitz. In: Liegnitzer Tageblatt vom 26. September 1912, 3. B.; vgl. Humeńczuk, Grażyna: Legnickie pomniki przed II wojną światową. Legnica 2000, 16f., dort auch eine Reproduktion der einzigen erhaltenen Abbildung nach dem Liegnitzer Tageblatt vom 19. Oktober 1938, 1. B. Noch 1941 war das Modell im Niederschlesischen Museum in Liegnitz vorhanden, vgl. Die Schlacht von Wahlstatt in der bildenden Kunst. Ausstellung, veranstaltet im April 1941 vom Niederschlesischen Museum zu Liegnitz, hg. v. Niederschlesischen Museum zu Liegnitz. [Liegnitz 1941], 6. 324 Donop, Lionel von: Kiß, August. In: ADB 16 (1882) 35–37, hier 36; Stein: Der Große Ring, 256. 325 [Wende, Georg:] Liegnitz. Ein Führer für Einheimische und Fremde. Mit einem Plane der Stadt. Herausgegeben von der Verkehrskommission. Liegnitz 1907, 13; Baedeker, Karl: Schlesien. Riesengebirge. Grafschaft Glatz. Handbuch für Reisende. Hg. v. Ferdinand Moll. Leipzig 1923, 31; Humeńczuk: Legnickie pomniki, 10–12.
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Hellborn (1878) zeigte ihn als jugendlichen Helden der 1741 geschlagenen Schlacht bei Mollwitz unweit Brieg.326 Diese Denkmäler knüpften also gerade nicht an die piastische Erbfolge der Hohenzollern, sondern an die zweite, nichtdynastische Legitimation des Erwerbs Schlesiens durch militärische Siege an. Piastische Denkmäler und Denkmalpflege in schlesischen Städten Eine weitere Erklärung besteht darin, dass ja die Grabdenkmäler einer großen Zahl von Herzögen, darunter mehrerer sehr prominenter, erhalten waren. Von der Pflege der Gräber der drei berühmten Heinriche, des I., II. und IV., und der hl. Hedwig im 19. Jahrhundert war in diesem Teil der Arbeit bereits die Rede. Die pietätvolle Erhaltung, Erneuerung und Umgestaltung der Piastengräber muss man bei der Frage nach den Denkmälern berücksichtigen. Es gilt aber noch in etwas weiterem Umfang zu prüfen, wie die schlesische Gesellschaft und die preußischen Behörden in Schlesien mit den Fürstengräbern, den geistlichen Stiftungen und vor allem auch mit den Residenzen der Piasten aus Frühneuzeit und Mittelalter umging. Wie wurden sie genutzt, wie verändert, in welche neue Kontexte wurden sie gestellt? Wie wurden sie inszeniert und wie gedeutet? Der Umgang mit historischen Baudenkmälern hat im 19. Jahrhundert bekanntlich eine enorme Entwicklung durchgemacht.327 Über mehrere Jahrzehnte nach 1815 prunkten öffentliche Bauten im gotischen Kostüm, während gotische Denkmäler verfielen. Preußen institutionalisierte die Denkmalpflege 1835 mit der Berufung Ferdinands von Quast zum ersten „Konservator der Kunstdenkmäler“. Erst seit der Jahrhundertmitte setzte, vor allem im städtischen Bürgertum, der „Denkmalkultus“ ein, wie ihn der Kunsthistoriker und Denkmalpfleger Alois Riegl 1903 treffend nannte. Riegl stellte fest, dass zunehmend der „Alterswert“ gegen den „Gegenwartswert“ und sogar gegen den „Erinnerungswert“ alter Bauten ausgespielt werde.328 Das historistische Geschichtsdenken machte Restaurierung erstmals zum Problem und zeigte, dass kommerzielle und praktische Wiederherstellungsabsichten mit denkmalpflegerischen, kommemorativen oder geschichtspolitischen Zielen oft kaum zu vereinbaren waren. Die moderne Auffassung von Denkmalschutz, der Grundsatz „konservieren, nicht restaurieren“, begann sich erst um 1900 unter Federführung von Wissenschaftlern wie Georg Dehio und eben Alois Riegl durchzusetzen.329 Gerade in der Provinz hing das Schicksal von größeren 326 Schoenborn, Heinrich: Brieg. Ein Führer für Einheimische und Fremde. Mit einem Plane der Stadt. Brieg 1910, 13–15. 327 Speitkamp, Winfried: Die Verwaltung der Geschichte. Denkmalpflege und Staat in Deutschland 1871–1933. Göttingen 1996. 328 Riegl, Alois: Der moderne Denkmalkultus. Sein Wesen und seine Entstehung. Wien 1903. 329 Hanselmann, Jan Friedrich: Die Denkmalpflege in Deutschland um 1900. Zum Wandel der Erhaltungspraxis und ihrer methodischen Konzeption. Frankfurt a. M. 1996.
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Baudenkmälern jedoch bis in das 20. Jahrhundert hinein stets von der Frage einer wirtschaftlichen Nutzungsmöglichkeit ab. Der Umgang mit dem architektonischen Erbe der Städte stand in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bereits in weiten Teilen Schlesiens im Zeichen des Tourismus. In der ersten Jahrhunderthälfte hatte sich dieser als Eliten-Phänomen auf das Riesengebirge beschränkt. Seit dem schnellen Ausbau des schlesischen Eisenbahnnetzes in den Jahrzehnten nach 1840 wurden auch die meisten größeren Städte erreichbare Reiseziele. Nach wie vor war besonders das Riesengebirge attraktiv.330 Es lockte Erholungssuchende immer breiterer Kreise. Für die schlesischen Städte stellte sich die Frage, wie man vom wachsenden Strom des Fremdenverkehrs zahlungskräftige Besucher abzweigen könne. Gewerbetreibende und Stadtverwaltungen bemühten sich, das wirtschaftliche Potential des Tourismus zu nutzen. Verschönerungs- und Fremdenverkehrsvereine wurden gegründet. Im Medium der immer zahlreicher werdenden Reiseführer, aber auch an den seit etwa 1890 in großer Zahl erhaltenen Ansichtskarten lässt sich der Umgang der Städte mit jenen Baulichkeiten nachvollziehen, die nun als „Sehenswürdigkeiten“ und „Denkmäler“ präsentiert werden mussten. Dabei ist das Bemühen um Identitätsstiftung in der Stadt mit dem Bedürfnis nach Außendarstellung untrennbar verbunden. Viele Reiseführer wenden sich ausdrücklich an „Einheimische und Fremde“. Die teilweise bis ins hohe Mittelalter zurückgehenden Baudenkmäler werden in den Reiseführern nach verschiedenen Kriterien beurteilt, von denen der Kunstwert nicht immer das oberste ist. „Historischer Wert“ bemisst sich für die Autoren nach der Frage, ob das jeweilige Denkmal, ob dessen Erbauungszusammenhang oder seine Nutzung wichtig war für Schlesien, Preußen, vielleicht sogar für Deutschland. Nicht selten werden Stadtrundgänge und touristische Routen vorgeschlagen. Sie müssen die Hinweise auf Besonderes und Einmaliges mit den angenommenen Ansprüchen von Touristen an ein gemischtes Besuchsprogramm vermitteln. An der Spitze solcher Rundgänge steht in den Stadtführern über Liegnitz stets das die Stadt mit seinen beiden Türmen überragende Piastenschloss.331 Es ist zugleich das wohl häufigste Liegnitzer Ansichtskartenmotiv des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Vor 1918 nennen die Karteninschriften es „Schloß“, „königliches Schloß“ oder auch „Regierung“.332 Die Bezeichnung „Piastenschloß“ setzte sich in der Stadt wohl erst nach dem Ende der Monarchie allgemein durch. 330 Przerwa, Tomasz: Wędrówka po Sudetach. Szkice z historii turystyki śląskiej przed 1945 r. Wrocław 2005. 331 [Wende:] Liegnitz, 1, 3, 7, 30; Wende, Georg: Führer durch Liegnitz. Liegnitz [1914], 1, 3, 39. 332 Beispiele in der Sammlung des Schlesischen Museums zu Görlitz (Originalansichtskarten im Sammlungsbereich „Fotothek“): F/2006/0644 („Liegnitz | Schloßeingang“, um 1910); F/2004/4499 („Liegnitz | Eingang zur Regierung“, um 1900); F/2004/4501 („Liegnitz | Schloß“, um 1900); F/2007/2510 („Liegnitz | Kgl. Schloß“, gelaufen 1905). Vgl. auch Henske,
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Das Schicksal des Liegnitzer Piastenschlosses entschied sich im März 1809, als die Festungsstadt Glogau, die bisher Sitz der Kriegs- und Domänenkammer für Niederschlesien gewesen war, eine französische Besatzung erhielt. Die preußische Verwaltungsbehörde zog „unter Mitnahme von 9000 Aktenbänden“333 in die Mauern der vormaligen, auch zur Habsburgerzeit Verwaltungszwecken dienenden Residenz. 1835 wurde das Schloss nach einem Brand nach Plänen Schinkels grundlegend im Stil der romantischen Neogotik umgebaut – mit Flachdach und Zinnen.334 1903 kam ein Neorenaissance-Anbau hinzu.335 Als Regierungsgebäude für den Regierungsbezirk Liegnitz hatte das Schloss im 19. und 20. Jahrhundert eine ähnliche Zentralitätsfunktion wie in Mittelalter und Frühneuzeit, die sich sogar auf ein größeres Territorium erstreckte. Die weitere Entwicklung der Stadt Liegnitz wurde durch die Rolle als Sitz der Bezirksregierung entscheidend gefördert. Gegenüber dieser Gegenwartsbedeutung trat der historische Wert des Schlosses oftmals ein wenig zurück. Die amtliche Nutzung behinderte Besichtigungen. Die Reiseführer heben daher den baulichen Gesamteindruck, die Geschichte des Gebäudes und den Bezug zu Brandenburg-Preußen hervor. Ein Beispiel von 1907: „An die ehemalige Kraft der starken Feste erinnern die aus dem Anfang des 15. Jahrhunderts stammenden beiden trutzigen Türme, der dicke Peters- und der schlanke Hedwigsturm. Vom ehemaligen Glanze des schönsten und stolzesten Fürstensitzes Schlesiens aber ist nur noch wenig erhalten. Es gehört dazu vor allem das 1533 [...] erbaute Hauptportal. Es ist reich geschmückt [..., u. a.] durch zwei Porträtbüsten, die den fürstlichen Bauherrn Friedrich II. und seine Gemahlin Sophie von Brandenburg darstellen [...].“336 Drei Maßnahmen haben in der Zeit des deutschen Kaiserreichs in Liegnitz das Andenken der alten Herzöge hervorgehoben und aktualisiert: Die Erneuerung der beiden evangelischen Stadtkirchen St. Peter und Paul und Liebfrauen sowie die Restaurierung des Piastenmausoleums in der Seitenkapelle der katholischen Johanneskirche. Die Peter-Paul-Kirche wurde in den Jahren 1892 bis 1894 von dem Berliner Architekten Johannes Otzen grundlegend umgebaut.337 Die Art, wie dies geschah,
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Hajo: Liegnitz in alten Ansichtskarten. Hofheim/Taunus o. J. (um 1985), o. S., „Liegnitz | Königl. Schloss und Regierung“, 2 S. weiter: „LIEGNITZ | Schlosshof“ (laut Bildunterschrift „um die Jahrhundertwende“), nächste S. „Liegnitz. Partie am Kgl. Schloss. Rauhreifstimmung“ (gelaufen mit Stempel als Neujahrspostkarte 1926, jedoch ältere Karte). Anders, Kurt/Finke, Friedhelm (Hg.): Liegnitz, wie wir es kannten. Ein Bilder- und Lesebuch. Lorch/Württ. 1977, 14. Legnica/Liegnitz. In: Badstübner/Tomaszewski/Winterfeldt (Hg.): Schlesien, 519–540, hier 530. Verkehrsamt der Stadt Liegnitz: Liegnitz und Umgebung. Ein Führer für Fremde und Einheimische. Liegnitz 1927, 55. [Wende:] Liegnitz, 30. Vgl. zum Folgenden Bahlow, Ferdinand: Der große Umbau 1892–1894 [entnommen dem „Liegnitzer Tageblatt“ vom 4. April 1936]. In: Bahlow, Hans (Hg.): Die Peter-Paul-Kirche zu
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Abb. 18: Die Neugestaltung des Nordportals der Peter-Paul-Kirche in Liegnitz (um 1893) erinnerte an die 1537 geschlossene Erbverbrüderung zwischen dem Kurfürsten Joachim von Brandenburg, der hier zusammen mit den Reformatoren Luther und Melanchthon dargestellt ist, und Herzog Friedrich II. von Liegnitz.
war schon damals umstritten. Otzen verkleidete die Kirche mit maschinell produzierten Ziegeln, setzte den Türmen Spitzdächer auf und ließ die Sandstein-Zierelemente an der Außenhülle der Kirche stark umarbeiten. Das betraf auch das Nordportal zwischen den beiden Türmen (Abb. 18). Otzen beseitigte die bedeutende gotische Madonnenfigur aus dem 14. Jahrhundert am Mittelpfeiler des Portals. An ihre Stelle trat eine Figurengruppe: Luther, flankiert von Melanchthon und Kurfürst Joachim II. von Brandenburg. Damit erinnerte das erneuerte Kirchenportal an die 1537 geschlossene Erbverbrüderung zwischen dem Kurfürsten und Herzog Friedrich II. von Liegnitz und bekräftigte dieses Ereignis als Kernstück evangelischer und preußisch-patriotischer Erinnerung an die heimischen Herzöge in Liegnitz.
Liegnitz. Lorch/Württ. 1973, 147–154, v. a. 152; Dames, Theo: Der Umbau von 1892 in heutiger Sicht. In: Bahlow, Hans (Hg.): Die Peter-Paul-Kirche zu Liegnitz. Ergänzungsheft. Lorch/Württ. 1973, 22–31, hier 27f.
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Vielschichtiger und aufwändiger waren die Geschichte aufgreifenden und deutenden Kunstwerke, die in den Jahren 1905 bis 1908 bei der umfassenden Neugestaltung der zweiten Liegnitzer Stadtkirche Liebfrauen unter dem Architekten Hubert Kratz entstanden.338 Der Gemeindekirchenrat hatte sich mit der Initiative zur Renovierung an den preußischen Staat gewandt und auf dessen, wie man betonte, letztlich von den Piastenherzögen herrührendes Patronatsrecht hingewiesen. Die „Patronatsbehörde“ – wohl das Kultusministerium – übernahm die Oberaufsicht über die Arbeiten. Sehr deutlich knüpfte das künstlerische Programm an die Piasten an. Wer hat es entworfen? Einfluss hatte neben dem federführenden Stadtbaurat Paul Oehlmann und den Spitzen von Stadtverwaltung und Stadtverordnetenversammlung auch der Pastor Primarius der Kirche, Pohl, sowie der Gymnasialprofessor und langjährige Vorsitzende des Liegnitzer Geschichts- und Altertumsvereins, Arnold zum Winkel. Sie bildeten mit einer Reihe von Handwerkern und Rentnern aus der Gemeinde den erweiterten Bauausschuss. Mitzureden hatte auch das Regierungspräsidium als Vertretung der Patronatsbehörde und der Provinzialkonservator Burgemeister.339 Eine wichtige Neuerung war eine an historische Vorbilder angelehnte „Fürstenbühne“ (Empore), auf der die Vertreter der Bezirksregierung stellvertretend für den Kaiser Platz nehmen sollten. Bemerkenswert sind aber vor allem vierzehn neue, überwiegend hochwertige bemalte Bleiglasfenster. Die neogotischen Vitragen wurden von renommierten Werkstätten in ganz Deutschland geschaffen. Für jedes fanden sich Stifter; diese umfassten Einzelpersonen und Gruppen aus der Kirchengemeinde, aber auch Vertreter der Liegnitzer Eliten und des Landadels. Zusammen betrachtet ergeben die Glasbilder ein kohärentes Programm,340 dessen Urheber unbekannt bleibt,341 obgleich manches für den Historiker Arnold zum Winkel spricht. Eine weniger allgemein christliche als entschieden protestantische Unterreihe ergibt sich durch sorgsam gewählte Motive aus Bibel und Kirchengeschichte. König David im Kreis der Propheten (n III) steht für den Schutz des Glaubens durch den Monarchen. Die Fenster der Taufkapelle zeigen die Taufe im Jordan (s IV) und 338 Für das Folgende wurde die eingehende Studie Martin, Frank: Historische und religiöse Bekenntnisse in den Glasmalereien in der Ev. Liebfrauenkirche in Liegnitz (Legnica). In: Born/ Labuda/Störtkuhl (Hg.): Visuelle Erinnerungskulturen, 109–128 herangezogen. Vgl. auch Gajewska, Elżbieta/Ławicka, Magdalena: Witraże kościoła NMP w Legnicy inspirowane legendą legnicką. In: Korta (Hg.): Bitwa legnicka, 306–310. 339 Die Erneuerung des Innern der Liebfrauenkirche in den Jahren 1905/06. Ein Führer durch die Kirche. Hg. v. d. Bau-Kommission. Liegnitz 1906, 6–10. 340 Die Nummerierung folgt Martin: Historische und religiöse Bekenntnisse. Mit I ist das Scheitelfenster des Chores bezeichnet, von dort aus in westlicher Richtung aufsteigend sind die Fenster der Nordseite (n) und der Südseite (s) in römischen Zahlen durchgezählt. 341 Erneuerung, 12: „Nachdem [...] ein Plan, der eine Reihe von Darstellungen aus der Heilsgeschichte und der Geschichte der Kirche umfaßte, von der Baucommission genehmigt war, fand er bald auch den Beifall der Gemeindekörperschaften, der Patronatsbehörde [...] und vieler opferwilliger Mitglieder beider Gemeinden [...].“
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Jesus mit den Kindern (s III). Idealtypische Glaubenshaltungen von Frauen und Männern stellen zwei Fenster dar, die Jesus mit Maria und Martha (n IV) sowie die Apostel (und Liegnitzer Stadtpatrone) Petrus und Paulus (n V) zeigen. Konfessionelle Abgrenzung artikulieren zwei weitere Fenster (s VI und s V): „Das erste [...] stellt die Bekehrung Pauli dar, jenes Jüngers, der [...] die Lösung vom Judentum vollzog. [...] Das folgende Fenster bringt die Lösung von der katholischen Kirche“,342 dargestellt in Luthers Verbrennung der päpstlichen Bannbulle. Die „deutschen Gelehrten im Dienste des Evangeliums“343 zeigt Luther, Melanchthon und weitere Reformatoren im Gespräch über die Bibelübersetzung (n IX). An architektonisch hervorgehobenen Fenstern wird nun die Heils- und Kirchengeschichte mit der Lokalgeschichte verwoben. Die Aussage wird dabei jeweils an die Piastenherzöge gebunden. Fenster n VI über dem Nordportal zeigt „das Wirken deutscher Missionare unter den Slawen. Ein Benediktiner aus einem sächsischen Kloster predigt den Bewohnern des Katzbachtales das Evangelium. [...] aufmerksam lauscht die Menge der Polen. [...; im Hintergrund] erhebt sich schon der [...] Holzbau des Marienkirchleins.“344 Als Pendant kann man das Fenster n VIII verstehen; es zeigt „die deutschen Fürsten“, nämlich Piasten und Hohenzollern „im Dienste der Reformation“.345 Friedrich II. von Liegnitz, „der durch seine Tochter der Ahnherr unseres Kaisers geworden ist“, empfängt in der Liebfrauenkirche „mit seiner Gemahlin, Sophie von Brandenburg-Ansbach“346 das Abendmahl nach evangelischer Lehre unter beiderlei Gestalt. Ein weiteres Fenster (n VII) zeigt Heinrich II. den Frommen, den Helden der Wahlstattschlacht und „die deutschen Krieger im Dienste des Christentums“.347 Auch hier ist das Innere der mittelalterlichen Liebfrauenkirche der Bildhintergrund. Das Glasbild schildert gemäß der von Długosz bestimmten schlesischen Geschichtsschreibung, wie Heinrich vor der Schlacht die Messe ungeduldig vor dem Schlusssegen verlässt. Der Herzog ist nach dem Vorbild der Tumba in der Breslauer Vinzenzkirche dargestellt. Er ist in ritterlichem Gewand zu sehen, umgeben von seinem ebenfalls fahnen- und wappentragenden Gefolge. Die schon in der Schlackenwerther Handschrift der Hedwigslegende verewigten Wappen niederschlesischer Adelsfamilien erscheinen hier. Das Scheitelfenster des Chors über dem Hauptaltar (I), geschaffen von der Münchner Werkstatt Carl de Bouché, war eine Stiftung Kaiser Wilhelms II. und der Kaiserin Auguste Viktoria (Abb. 19). Es zeigt, darin durchaus konventionell, Kreuzestod und Auferstehung Jesu nebeneinander. Sehr ungewöhnlich ist jedoch die Verbindung dieser zentralen christlichen Glaubensinhalte mit einem Historien-
342 343 344 345 346 347
Erneuerung, 16f. Ebd., 31. Ebd., 29. Ebd., 30. Ebd., 31. Ebd., 29.
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Abb. 19: Das Scheitelfenster des Chors der Liebfrauenkirche in Liegnitz, um 1907 von der Werkstatt Carl de Bouché im Auftrag des Kaiserpaars hergestellt, parallelisiert den Tod Heinrichs II. in der Wahlstattschlacht mit dem Kreuzestod Christi.
bild im oberen Register des Fensters. Es zeigt die Auffindung des Leichnams Heinrichs des Frommen auf dem Schlachtfeld von Wahlstatt durch die Herzoginmutter Hedwig (bemerkenswert in einer evangelischen Kirche: mit Heiligenschein!) und die Herzoginwitwe Anna. Hier findet sich also die vielfach angeführte Parallelisierung des Märtyrertods Herzog Heinrichs mit dem Kreuzesopfer Jesu wieder. Dabei wird freilich mit Rücksicht auf Auftraggeber und Bestimmungsort eine protestantische Auslegung eingearbeitet: Im Gegensatz zur katholisch-barocken Bildtradition, für die die Wahlstätter Werke Asams und de Backers stehen, wird nicht der im Himmel belohnte Märtyrer, sondern sein entseelter Leichnam, also das irdische Opfer gezeigt; anstelle einer an die Beziehung Jesu zu Maria anknüpfenden PietàDarstellung wird bei de Bouché die regierende Fürstin Anna gegenüber der Asketin Hedwig in den Vordergrund gerückt.348 Die zeitgenössische Broschüre kündigt an: „Dieses Fenster, welches der Erbe der alten Herzöge gestiftet hat, werden zu beiden Seiten Stiftungen derjenigen Stände umgeben, die für die Entwicklung der Piastenherrschaft besonders bedeutsam gewesen sind. Der Adel stiftete das nördliche, die 348 Martin: Historische und religiöse Bekenntnisse, 113f.
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Innungen und Landgemeinden das südliche Chorfenster“349 (n II und s II), auf denen die entsprechenden Wappen und Zunftzeichen verewigt sind. Insgesamt erzählt das Bildprogramm der Liebfrauenkirche eindringlich von der Rolle der Piasten als Beförderer des Christentums, Verteidiger des Glaubens, Förderer der Reformation und als geliebtes und von allen Ständen unterstütztes Herrscherhaus. Nicht zuletzt die Stiftung des Chorfensters durch das Kaiserpaar unterstreicht, wie selbstverständlich man in Liegnitz die Hohenzollern mitmeinte, wenn ihrer piastischen Vorfahren gedachte, und dass diese Form der Traditionspflege beim Monarchen Anerkennung fand. Eine der wichtigsten denkmalpflegerischen Initiativen Schlesiens in der Zeit des Kaiserreichs war zweifellos die aufwendige Wiederherstellung des Piastenmausoleums in den Jahren 1899 bis 1908.350 Die Instandsetzung des „Monumentum Piasteum“ war nach Meinung vieler Zeitgenossen überfällig. Colmar Grünhagen etwa hatte in einer Denkschrift seine Vorstellung von einer angemessenen Renovierung zusammengefasst. Anfang des 20. Jahrhunderts stand dieses Bauwerk wie nur wenige Hinterlassenschaften der alten Landesfürsten im Bewusstsein der Öffentlichkeit; und dies war seit der Erbauungszeit so gewesen. Es war die am besten erforschte und am häufigsten im Schrifttum genannte Grablege der Piasten.351 Viele Akteure waren an der Erneuerung beteiligt. Die Kosten trug anscheinend das preußische Kultusministerium. Der sehr engagierte Leiter der Arbeiten war der Architekt Fritz Pfeiffer, Baurat an der Bezirksregierung. Der wichtigste ausführende Künstler war Joseph Langer, ein Professor der Breslauer Kunstakademie.352 Der ursprüngliche Charakter des Raumes wurde nach dem damaligen Stand der Restaurierungstechniken wiederhergestellt. Die großen Fenster, die vermauert worden waren, wurden freigelegt. Man versuchte, die ältesten Farb- und Stuckreste zu ermitteln und schuf nach ihrem Vorbild eine neue Fassung des Raums in Weiß und Gold. Die Gemälde wurden nach den wenigen erhaltenen Resten und den Beschreibungen von Wahrendorff aus dem 18. Jahrhundert im Barockstil erneuert, 349 Erneuerung, 26. 350 Über die Arbeiten informiert umfassend der zeitgenössische Bericht bei Pfeiffer: Zur Geschichte, 124–140. 351 Beschreibungen und Erwähnungen: Wahrendorff: Lignitzische Merckwürdigkeiten, 25–149; Die Fürstengruft in Liegnitz. In: Bunzlauische Monathschrift zum Nutzen und Vergnügen 10/4 (1783) 5, 6, 113–121, 146–150, 178–189; Die Fürstengruft in Liegnitz. In: Tiede, Thomas Friedrich (Hg.): Merkwürdigkeiten Schlesiens. Reichenbach 1804, 193–211, 258– 274; Die Fürstengruft bei St. Johannis in Liegnitz. In: Silesia (1841) 133–136; Lutsch, Hans: Verzeichnis der Kunstdenkmäler der Provinz Schlesien, Bd. 3: Der Reg.-Bezirk Liegnitz. Breslau 1891, 255, 227f.; Pfeiffer, Fritz: Das Mausoleum der letzten Piasten zu Liegnitz. Monumentum piasteum. In: Schlesischer Pestalozzi-Verein (Hg.): Bunte Bilder aus dem Schlesierlande, Bd. 2, Breslau 1903, 207–219. 352 Quellengestützte Rekonstruktion von Langers Arbeitsweise im Liegnitzer Mausoleum im Kontext seines Gesamtwerks: Organisty, Adam: Joseph Langer (1865–1918). Życie i twórczość wrocławskiego artysty. Kraków, 125–130.
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wofür Langer zuvor ausführliche Stil-, Muster- und Kostümstudien anfertigte. Die heutige Gestalt der Gemälde ist naturgemäß, trotz aller Bemühung um stilistische Einfühlung, ein Werk des Neobarock (Abb. 17). Dennoch wurde das künstlerische und ideelle Programm, das Daniel Casper von Lohenstein nach dem Aussterben der Piasten als Manifest evangelischer und ständischer Selbstbehauptung entworfen hatte, durch die Arbeiten wieder sichtbar, wurden alle lateinischen Preisinschriften nach den alten Drucken und Handschriften wieder lesbar gemacht. Freilich war beträchtliches Bildungswissen zum Verständnis notwendig. Fritz Pfeiffers ausführlicher Text über die Baugeschichte der Kirche und die Renovierung in den „Mitteilungen des Geschichts- und Altertums-Vereins zu Liegnitz“ erschloss die notwendigen Informationen und führte dem Bildungsbürgertum der Stadt und allen Interessierten erstmals seit 150 Jahren wieder die Inhalte, die Dimension und den kulturellen Rang des barocken Fürstenlobs vor Augen. Nicht nur die restaurierende statt konservierende Erneuerung, die alle Lücken des erhaltenen Bilderbestands mit freien Annäherungen füllte, sondern auch die Aufstellung der wenigen erhaltenen, nun ebenfalls restaurierten Prunksärge353 macht deutlich, dass die Absicht der Erneuerung nicht nur die Wiederherstellung eines bedeutenden Kunstdenkmals war, sondern auch die Rekonstruktion eines Gedächtnisorts. Baurat Pfeiffer schloss seinen Bericht mit den Worten: „Die Ruhmeshalle des ehrwürdigen Piasten-Geschlechtes ist wiedererstanden.“354 Eines der bedeutendsten mit dem Piastenhaus verbundenen Baudenkmäler, das Brieger Schloss, erfuhr nach Zerstörungen des 18. bis in das 20. Jahrhundert keine umfassende denkmalpflegerische Erneuerung, sondern litt unter einer schädigenden Umnutzung und Verwahrlosung.355 Ausgangspunkt für den Niedergang war die preußische Kanonade Briegs im Ersten Schlesischen Krieg im April/Mai 1741. Der schwer beschädigte Bau wurde auf Kosten der königlichen Kriegskasse 1742 als Proviantmagazin wiederhergestellt. Vieles ging dabei verloren: die Arkaden des Innenhofs, die abgebrannten Obergeschosse, ein Seitenflügel, ein Turm über dem Portalbau. Der abgetragene bildhauerische Schmuck des Innenhofs fand seinen Weg in Brieger Bürgerhäuser. Im 19. Jahrhundert wuchs zwar unter den Brieger Bürgern die Wertschätzung für den alten Fürstensitz356 und Heimatkundler wie der Gymnasialprofessor Karl Friedrich Schönwälder erschlossen ihren Lesern die architektonisch-urbanistische Inszenierung des Baus und die Bedeutung des Bildprogramms am Portal mit seiner Verklammerung polnischer und schlesischer Ge353 Grun, Paul: Die Piastengruft in Liegnitz und die Ahnenwappen auf den dort beigesetzten Sarkophagen. In: Heraldisch-Genealogische Blätter 1/1 (1904) 2, 1–5, 17–20. 354 Pfeiffer: Zur Geschichte, 140. 355 Als Überblick über die Geschichte des Brieger Schlosses im 19. Jahrhundert wurde durchgehend herangezogen: Zlat: Zamek piastowski, 76–79. 356 Das Herzogliche Schloß zu Brieg. In: Schl.Prbll. (1828), Nr. 87 der Gesamtfolge, Ergänzungen, 58–60; Die Piastengruft und die Hedwigskirche in Brieg. In: Schl.Prbll. (1848), Nr. 128 der Gesamtfolge, 385–390.
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schichte.357 Doch denkmalpflegerische Bemühungen stießen auf ein Hindernis: Das Schloss war und blieb im Besitz der Militärverwaltung. Ausgenommen war die Schlosskirche, seit 1783 katholische Pfarrkirche, die aber nach einem Brand 1805 auch nur notdürftig wiederhergestellt wurde.358 Dabei gab es durchaus Überlegungen, das Schloss als staatlichen Repräsentations- und Verwaltungsbau zu nutzen, ganz ähnlich wie in Liegnitz. Im Auftrag Friedrich Wilhelms III. entwarf Carl Ferdinand Langhans 1817 einen Plan für den Umbau zu einem Verwaltungsgebäude. Er sah auch für Brieg eine sehr tiefgreifende Umgestaltung vor, die das historische Portal hervorhob und als Risalit einer neuen, einheitlichen Fassade sogar doppelte. Das Vorhaben wurde bald fallengelassen. Zwei graphische Zeugnisse belegen das Interesse an der glanzvollen Vergangenheit der Brieger Residenz. Ein gewisser Borrmann schuf im zweiten Viertel des 19. Jahrhunderts eine Rekonstruktion des Schlosses. Diese benutzte im Zusammenhang mit der Schwärmerei um das „liebe Dorel“ ein K. A. Schäffer um 1840 als Vorlage für seine Ansicht vom „Piasten-Schloss in Brieg, zur Zeit der Herzogin Dorothea Sibylla“.359 Ein erster, bedeutender Erfolg der Denkmalpflege war die Renovierung des Portalbaus im Jahr 1865. Im Auftrag des Preußischen Generalkonservators und unter Leitung des Baurats Brennhausen wurden die Steinmetzarbeiten gereinigt, ausgebessert und ergänzt.360 Eine erste umfangreiche Dokumentation des Brieger Schlosses und seiner Baugeschichte veröffentlichte der Brieger Hermann Kunz – vermutlich Architekt von Beruf – im Jahr 1885 in dem örtlichen Verlag von Adolf Bänder. Mit Unterstützung seiner Mitbürger wollte Kunz „ein vergessenes Denkmal alter Bauherrlichkeit in Schlesien“ bekannt machen.361 Diesem Anspruch wurde der fein gestaltete Band im Quartformat mit hochwertigen Öldrucken gerecht. Teil der Arbeit war eine eigene, sorgsam begründete Rekonstruktion des Renaissance-Innenhofs durch Kunz.362 Man wird es auch als Erfolg der lokalen Bemühungen verstehen dürfen, wenn Hans Lutschs Maßstäbe setzendes Denkmalverzeichnis für die Provinz das Brieger Schloss wenig später „das am meisten durchgebildete Bauwerk der Renaissance Schlesiens und deshalb neben dem Rathause zu Breslau mit Recht das geschätzteste 357 Schönwälder: Geschichtliche Ortsnachrichten, T. 2 (1847), 86–91; vgl. auch Kunz: Schloß der Piasten, 28f. 358 Hoffmann, Hermann: Die katholischen Kirchen der Stadt Brieg. Eine Führung. Breslau 1935. 359 Kunz: Schloß der Piasten, Tafel I und II am Ende des Bandes; eine andere Variante der Rekonstruktion von Schäffer findet sich in: Silesia 1 (1841) 40. 360 Rosenthal, Louis: Die Renovation des Portals am Piastenschloß in Brieg im Jahre 1865. In: Schlesiens Vorzeit in Bild und Schrift 4 (1881/87(1888)) 127–128. 361 So der Untertitel von Kunz: Schloß der Piasten. Das Interesse für die piastischen Denkmäler beim Brieger Bürgertum, das die Publikation wahrscheinlich, etwa durch Subskriptionen, gefördert hat, deutet Kunz auf den Seiten V und 61 an. 362 Ebd., 39–44, Tafel III am Ende des Buchs.
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Denkmal dieser Provinz“363 nennt. Auch überregional und international wurden die Kunsthistoriker nun auf Brieg aufmerksam; das lag auch an der gewachsenen Wertschätzung des Renaissancestils seit etwa 1870. So rekonstruierte etwa der Schwede August Haar die Wanderungen und Leistungen der Baumeisterfamilie Parr.364 Um die Jahrhundertwende setzen zahlreiche Ansichtskarten das Piastenschloss als die wichtigste Brieger Sehenswürdigkeit in Szene; als eines von mehreren Wahrzeichen auf Mehrbildpostkarten365 und in Einzelansichten der Hauptfassade und des Portals.366 Und dieses Portal blieb für Schlesier, auch für jene, die die polnischen Bezüge dieses Monuments nicht schätzen mochten, in wesentlichen Zügen lesbar. Noch Heinrich Schoenborn, der seine Brieger Stadtgeschichte 1907 mit einem Verweis auf den „Kampf“ um „jeden Fußbreit der deutsch gewordenen Scholle“ gegen „die herandrängende polnische Sturmflut“ in der benachbarten „Ostmark“, d. h. in der Provinz Posen, eröffnete,367 erläuterte sachlich Herzog Georgs II. Ahnengalerie am Schlosstor: „Die obere Reihe zeigt uns zwölf polnische Großfürsten, drei davon durch Zepter und Krone als Könige gekennzeichnet; die untere Reihe enthält die Bildnisse der zwölf schlesischen Piasten, von denen Georg in gerader Folge abstammte.“368 Der Architekt und geheime Baurat Hermann Weisstein setzte sich nachdrücklich für das Schloss ein. 1908/09 konnte er zunächst die Hedwigskirche renovieren. Die historischen Piastensärge wurden in der neu errichteten Gruft hinter einem Ziergitter für Besucher sichtbar.369 1914 appellierte ein unbekannter Autor, ver363 Lutsch, Hans: Verzeichnis der Kunstdenkmäler der Provinz Schlesien, Bd. 2: Die Landkreise des Reg.-Bezirks Breslau. Breslau 1889, 327. 364 Haar, August: Die Architektenfamilie Pahr. Eine für die Renaissancekunst Schlesiens, Mecklenburgs und Schwedens bedeutende Familie. Straßburg 1908. 365 Kozerski, Paweł: Brzeg na dawnej pocztówce. Brzeg on the old postcards. Brieg auf der alten Postkarte. Brzeg 2003, 36, Mehrmotiv-Lithographiepostkarten um 1900, unter den präsentierten Sehenswürdigkeiten sind auf Abb. 2 „Piastenschloss m. Hedwigskirche“ als eines von sechs Motiven und auf Abb. 3 das „Piastenschloss im Alterthum“ als eines von vier Motiven zu sehen. 366 Ebd., 45, Abb. 17: Ecke des Süd- und Westflügels des Schlosses „Brieg. Bez. Breslau | Piastenschloß“; ebd. Abb. 18. „BRIEG. Hinteres Portal des Piastenschlosses. [Quer:] Dr. Trenkler Co., Leipzig, 1905. Brg. 1.“ (dieselbe Postkarte in der Sammlung des Schlesischen Museums, Sammlungsbereich Fotothek, F/2006/0045); ebd. 46 „Brieg Bez. Breslau. Schloß der Piasten“. Kolorierte Lithographie, Reproduktion der Rekonstruktion von Schäffer. Postkarte um 1900; ebd., 47, Abb. 21: „BRIEG | Piastenschloss-Portal“. Kolorierte Photographie ca. 1910. Trenkler, Leipzig. 367 Alle Zitate in diesem Satz: Schoenborn: Geschichte der Stadt und des Fürstentums, 1. 368 Ebd., 152. 369 Zeitgenössische Postkarten: „BRIEG | Hedwigskirche | Särge der Piastenfürsten“, Scan unter http://wroclaw.hydral.com.pl/240324,foto.html (Zugriff vom 18. März 2010); „Brieg, Bez. Breslau, Seitenschiff der renovirten St. Hedwigskirche mit Särgen der Piasten Herzöge“, Scan unter http://wroclaw.hydral.com.pl/305122,foto.html (Zugriff vom 18. März 2010).
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mutlich Weisstein, in einem reich bebilderten Artikel für die Leipziger Illustrierte Zeitung unter doppelter Berufung auf die piastische Herkunft des Kaiserhauses und die Zerstörung des Schlosses im Ersten Schlesischen Krieg: „Die ganze preußische Monarchie, besonders aber die Provinz Schlesien, müsste es als eine Ehrenpflicht ansehen, endlich zur Erhaltung des Piastenschlosses in Brieg beizutragen aus Freude, dass dieses schöne Land zur preußischen Krone gehört.“370 Erst nach dem Ersten Weltkrieg sollten diese Bemühungen weitere bescheidene Erfolge zeigen. Verknüpfung von Orten und Erinnerungsstätten mit den piastischen Herzögen in den Medien von Grafik, Heimatkunde und Onomastik Die in Kirchen gehüteten Gräber der Piasten konnten, soweit sie erhalten waren, auch im 19. Jahrhundert besucht und betrachtet werden. Deshalb bestimmten sie im ganz wörtlichen Sinn das Bild mit, das man sich in Schlesien von den alten Landesfürsten machen konnte – die Abbildungen der Herzöge in Graphik und Malerei. Es fehlt an Vorarbeiten, um verlässliche Aussagen zur Ikonographie der piastischen Herzöge im 19. Jahrhundert zu treffen.371 Die These scheint dennoch möglich, dass neben den hier an wichtigen Beispielen dargestellten Bereichen von Kunstwerken im öffentlichen Raum, in Kirchen und in Museen für die Wahrnehmung der schlesischen Piasten das reproduzierbare Kunstwerk, also die Druckgraphik, ebenfalls von großer Bedeutung war. Zwei Gruppen von Darstellungen müssten unterschieden werden. Die erste Gruppe umfasst „freie“ Darstellungen piastischer Herzöge in Historienszenen und Historienporträts. Bei dieser Gruppe müsste eine Abwägung erfolgen, wie groß der Anteil künstlerischer Erfindung zum einen, von Mustern und Konventionen allgemeiner Art zum zweiten, wie auch drittens von Bildtraditionen konkreter Motive – etwa der Wahlstattschlacht oder bestimmter häufiger dargestellter Herzöge – in der jeweiligen Darstellung ausfällt. Einige Beispiele aus der ersten Jahrhunderthälfte, die auch damaligen Vorstellungen rekonstruierender Genauigkeit und psychologischer Glaubwürdigkeit fern stehen, lassen sich geradezu als „Historienkitsch“ einordnen. Vielleicht erlaubt dies den Rückschluss, dass Verleger Abbildungen der alten Landesfürsten durchaus für massentauglich hielten. In 370 Das Piastenschloß zu Brieg. In: Leipziger Illustrirte Zeitung vom 8. Januar 1914, 63–65, hier 64. Ein Appell unmittelbar an Wilhelm II. findet sich bei Schoenborn, Heinrich: Das Piastenschloß zu Brieg. In: Schlesischer Pestalozzi-Verein (Hg.): Bunte Bilder, Bd. 2, 372–383, hier 383. 371 Hier sei noch einmal auf die bereits zitierten Arbeiten zur Ikonographie Hedwigs und der Wahlstattschlacht verwiesen, die auch für dieses Kapitel berücksichtigt wurden. Gussone (Hg.): Eichendorffs Hedwig-Fragment; Kostowski/Witkowski: Książę Henryk; JeleńskaHombek/Humeńczuk: Bitwa pod Legnicą.
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Karl Adolf Menzels schlesischer Geschichte stehen solche hoch emotionalisierten, auf theatralische Effekte abzielenden Stiche von Johann Gottlieb Böttger trotz erklärender Beitexte recht unvermittelt neben der nüchternen, von sentimentalen Anekdoten freien historischen Darstellung des Textes.372 Die zweite Gruppe umfasst offenkundige Nachbildungen historischer Herzogsdarstellungen, überwiegend der Grabmäler. Schon Gottfried Balthasar Scharff hatte in seine Ausgabe von Thebesius’ Fürstentumschronik Stiche der Gebrüder Strachowsky aufgenommen, die die Herzöge nach ihren Grabmälern wiedergaben.373 Zu den Bemühungen von Denkmalpflege und Erinnerungskultur im 19. Jahrhundert um die Grablegen der Piasten gehörten realistisch-detailgetreue Kupferabbildungen der Grabmäler, erst ab den neunziger Jahren auch Photographien. Herausragend in Qualität und gesellschaftlicher Relevanz sind die 1872 erschienenen „Schlesischen Fürstenbilder des Mittelalters“. Sie gaben sich schon durch ihre gediegene Ausstattung als prestigeträchtiges Subskriptionswerk zu erkennen. Das Buch war Ausdruck der Arbeit des „Vereins für das Museum schlesischer Alterthümer in Breslau“ und zugleich Werbung für dessen Vereinsziel. Neben Biogrammen der Fürsten auf der Höhe des damaligen Forschungsstandes aus der Feder von Hermann Luchs, dem Rektor der Höheren Töchterschule am Ritterplatz, standen ganzseitige, detailreiche graphische „Aufnahmen“ der jeweiligen Grabmäler, selten auch Bauskulpturen oder Siegel, von führenden schlesischen Illustratoren: Theodor Blätterbauer, Karl und Albrecht Bräuer, Bernhard Manzfeld und Adalbert Wolff.374 Die Pflege des Andenkens an die Piasten an ihren alten Residenzorten war beides: Zum einen Arbeit am Überrest – Freilegen und Herausstellen historischer Prägung, die in vielen Residenzstädten noch im 20. Jahrhundert aus Stadtbildern, aus Institutionen und historischen Nachrichten sprach. Zum anderen Arbeit an Vorstellungen – der Versuch, durch Worte und Texte die Verbundenheit der Stadtbürger untereinander und mit dem Wohnort ebenso in der vorgestellten Vergangenheit festzumachen wie den Rang dieses Orts innerhalb der Provinz. Lokalpatriotismus konnte sich in manchen schlesischen Städten darin äußern, dass man die Funktion einer Stadt als ehemalige Residenz, als „Fürstentumshauptstadt“ oder „Piastenstadt“ betonte. In Bezug auf Breslau verwendete den Begriff „Piastenstadt“ niemand geringeres als Kaiser 372 Menzel: Geschichte Schlesiens enthält folgende Stiche Böttgers mit piastischem Bezug: „Der Landmann Piast wird König von Polen, im Jahr 842.“ [1. Heft]; „Peter Wlast wird [im Auftrag und in Anwesenheit Herzog Wladislaws II., M. E.] geblendet“ [2. Heft]; „Heinrichs II. Heldentod im Jahr 1241“ [3. Heft], „Herzog Heinrich IV. von Breslau versöhnt sich mit dem Bischof Thomas II. im Jahre 1288“ [4.Heft]; „Herzog Primislaus von Glogau: Ich will lieber betteln als meine Freyheit verkaufen.“ [5. Heft]; „Herzog Bolko von Münsterberg unterwirft sich auf einem Freudenfest der Krone Böhmen.“ [6. Heft]; „Herzog Johann II. von Sagan findet seinen Bruder Balthasar im Kerker zu Pribus verhungert, im Jahr 1472“ [8. Heft]. 373 Więcek, Adam: Strachowscy. Z dziejow ilustratorstwa śla‚skiego XVIII wieku. Wrocław 1960, 29f. 374 Luchs: Schlesische Fürstenbilder.
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Wilhelm II. in seinem Grußwort zur Jahrhundertfeier der Universität im Jahr 1911.375 Die Berufung auf die bereits seit den vierziger Jahren des 18. Jahrhunderts administrativ und politisch irrelevant gewordenen Fürstentümer stellte darüber hinaus eine Möglichkeit dar, die Stadtgeschichte in ihr Umland hinein zu erweitern und die eigene Stadt als Vorort der weiteren Umgebung wahrzunehmen und zu beschreiben. Beispiele aus den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts sind Lokalgeschichten von Brieg376 und Jauer;377 in Jauer wurde die Darstellung als „Fürstentumshauptstadt“ genau hundert Jahre später fortgeschrieben.378 Noch der 1904 gegründete Geschichtsund Altertums-Verein Liegnitz nahm sich das ehemalige Herzogtum Liegnitz zum Bezugspunkt, das einst eine variierende, doch über den modernen preußischen Landkreis stets weit hinausreichende Ausdehnung gehabt hatte, und machte den Verein damit auch für niederschlesische Heimatkundler im weiten Umkreis attraktiv.379 Freilich beförderten auch innere Geschlossenheit des Gegenstands und der Quellenlage die Eingrenzung historischer Untersuchungen auf die alten Fürstentümer. So entstand früh eine Gesamtdarstellung zum Herzogtum Sagan und im Umfeld von Grünhagens landesgeschichtlicher Synthese eine Quellensammlung und Gesamtdarstellung zur Geschichte des Fürstentums Oels bis zum Aussterben der Piasten.380 Ähnlich einzuordnen sind die im österreichischen Schlesien entstandenen Studien Gottlieb Biermanns zu den Herzogtümern Teschen, Auschwitz und Zator.381 Grundlegend für die Beschäftigung mit den Fürstentümern war die Edition ihrer mittelalterlichen „Lehnsund Besitzurkunden“ durch das Breslauer Staatsarchiv.382 375 Helfritz, Hans: Aus der Geschichte der Breslauer Universität. In: JSFUB 6 (1961) 7–34, hier 22. Weitere Belege für diesen Titel: Hoffrichter, A.: Oppeln, die alte Piastenstadt. In: Schlesischer Pestalozzi-Verein (Hg.): Bunte Bilder, Bd. 2, 389–393; Buntzel, Walter (Hg.): FestSchrift zur 400 Jahr-Feier der Brieger Reformation. Brieg 1924, 79; Hallama, Georg: Schlesien. Hg. v. Schlesischer Verkehrsverband, Berlin-Halensee 1925, 14, 18 (für Liegnitz), 80 (dort außerdem für „Ohlau, Brieg, Oels, Schweidnitz, Münsterberg usw.“). 376 Schönwälder: Die Piasten zum Briege. 377 Fischer, Christian Friedrich Emanuel: Geschichte und Beschreibung der schlesischen Fürstenthumshauptstadt Jauer, größtentheils nach handschriftlichen Urkunden bearbeitet, Bd. 1–2, 1803–1804. 378 Schoenaich, Gustav (Hg.): Die alte Fürstentumshauptstadt Jauer. Bilder und Studien zur jauerschen Stadtgeschichte. Jauer 1903. 379 An unsere Heimatgenossen im Fürstentum Liegnitz. Liegnitz, im April 1904 / Januar 1906. In: Mitteilungen des Geschichts- und Altertums-Vereins zu Liegnitz 1 (1904/05 (1906)) 205–208. 380 Häusler, Wilhelm: Urkundensammlung zur Geschichte des Fürstenthums Oels bis zum Aussterben der Piastischen Herzogslinie. Breslau 1883; ders.: Geschichte des Fürstenthums Oels bis zum Aussterben der Piastischen Herzogslinie. Breslau 1883. 381 Biermann, Gottlieb: Geschichte des Herzogthums Teschen. Teschen 21894 [11863]; ders.: Zur Geschichte der Herzogthümer Zator und Auschwitz. In: Sitzungsberichte der Akademie der Wissenschaften, Wien, Philosophisch-Historische Classe 40 (1862) 594–634. 382 Grünhagen, Colmar/Markgraf, Hermann: Lehns- und Besitzurkunden Schlesiens und seiner einzelnen Fürstenthümer im Mittelalter. Leipzig 1881–1883 [ND Osnabrück 1965].
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Vertauscht man die räumliche mit der zeitlichen Dimension und betrachtet die Periodisierung von ortsgeschichtlichen Darstellungen aus Schlesien im 19. Jahrhundert, so fällt auf, dass zahlreiche Darstelllungen nach dem Vorbild der landesgeschichtlichen Synthesen die Periode der „Unabhängigkeit“ von Residenzstadt und Fürstentum „unter eigenen Herzögen“ hervorheben.383 Karl Friedrich Schönwälders „Geschichte der Piasten zum Briege“ tut nicht nur dies,384 sondern setzt in der Anlage des Werks die ältere Ortsgeschichte mit der von Dynastie und Fürstentum völlig gleich, betont aber im Ausklang, das „patriarchalische Glück“ der Stadt „unter den Piasten“ sei „auf enge Grundlage gebaut“ gewesen. „Ein Fürstentum Brieg giebt es unter Preußen nicht mehr, also auch keine eigene Geschichte, höchstens noch eine Stadtchronik. An die Stelle kleiner, beschränkter Interessen ist ein großes, im Aufblühen begriffenes Vaterland getreten.“385 Noch ein weiteres Feld sei genannt, auf dem Städte sich zu ihren früheren Herren in Beziehung setzten konnten. Die Ausgestaltung der Straßennamen in Liegnitz und Brieg spricht für eine ungebrochene Wertschätzung für die Fürsten in diesen Städten auch in der Zeit des deutschen Kaiserreichs. In Liegnitz gab es seit 1840 einen Piastenplatz und etwa seit der Mitte des 19. Jahrhunderts eine Piastenstraße (zuvor „Promenade“, anstelle der alten Stadtbefestigung) zwischen Bahnhof und Schloss. In der repräsentativen Straße befand sich unter anderem das Hauptpostamt. Die 1863 höchstwahrscheinlich nach Heinrich II. so benannte Heinrichstraße gehörte zu der seit der Reichsgründung wachsenden östlichen Vorstadt. Ab 1841 wies der Stadtplan eine Hedwigstraße, ab 1869 einen Hedwigsplatz auf. Im Jahr 1875 wurde zum zweihundertsten Jahrestag des Aussterbens der Piasten die Georgenstraße nach Georg Wilhelm benannt. Um 1890 erhielt die Rudolfstraße ihren Namen nach Georg Rudolf von Liegnitz.386 Die Brieger Piastenstraße war etwas jünger als die Liegnitzer: Kurz vor der Reichsgründung erhielt die bisherige Schüsselndorfer Straße den Namen der alten 383 Eine solche Periodisierung der Landesgeschichte u. a. bei Stenzel: Geschichte Schlesiens, V: „Schlesien unter unabhängigen Fürsten 1163–1355“; Grünhagen: „Schlesien unter selbständigen Herzögen 1201 bis 1327“; in Ortsgeschichten: Schirrmann, Wilhelm: Chronik der Stadt Schweidnitz. Schweidnitz [1908], 4: „Schweidnitz unter selbständigen schlesischen Herzögen 1201–1290“, 8: „Schweidnitz unter eigenen Herzögen 1290–1392“; Jander, Albrecht: Liegnitz in seinem Entwicklungsgange von den Anfängen bis zur Gegenwart. Liegnitz 1905, [199], „Schlesien [! es geht um Liegnitz, M. E.] unter selbständigen Herzögen (1201– 1327)“; Schönborn: Geschichte der Stadt und des Fürstentums, [VII]: „I. Unser Heimatland als ein Teil des Polenreiches [...] II. Schlesien ein selbständiges Land unter den Piasten [...] III. Die Stadt und das spätere Fürstentum Brieg ein Teil des Herzogtums Niederschlesiens (Breslau) [...] IV. Brieg ein gesondertes Herzogtum [...]“. 384 Schönwälder: Piasten zum Briege, Bd. 3, [385]: „Brieg als Bestandtheil des Fürstenth. Breslau 1163–1311“; „Brieg als eigenes Fürstenthum von 1311 bis 1521“. 385 Schönwälder: Piasten zum Briege, Bd. 2, 382f. 386 Zu den hier genannten Liegnitzer Straßennamen vgl. Juniszewski, Maciej Szczęsny: Nazwy ulic i placów Legnicy. Legnica 2000, 32, 47, 50, 71, 92.
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Abb. 20: Die Popularität der alten Landesfürsten zeigt sich auch in der Werbung, wie hier beim Liegnitzer „Piasten-Bier“ bzw. „-Pilsner“. Auf dem um 1910 zu datierenden Bierdeckel wird das alte Herzogswappen mit dem Monogramm der Liegnitzer Aktienbrauerei verbunden.
Herzöge. Sie wurde zu einem gründerzeitlichen Boulevard mit ziemlich prächtigen Fassaden und Gärten. Ein Stadtführer benutzte ihren Namen und ihre Lage, Lohenstein zitierend, als Auftakt: „Willkommen in der Piastenstadt! [...] Jahrhunderte hindurch war ihr Schicksal eng verknüpft mit dem der Piasten, jenes uralten Fürstengeschlechts, ‚das 900 Jahre geblüht, das Polen 24 Könige, Schlesien 123 Herzöge, der Kirche 6 Erzbischöfe und Bischöfe und – was mehr sagen will – einem grossen Teile des östlichen Europa Religion und Kultur geschenkt hat‘ Sogleich unsre erste Strasse, die wir, vom Bahnhofe kommend, durchwandern, ist nach jenem Fürstengeschlecht die Piastenstrasse genannt.“387 Um 1900 wurden die Georgenstraße nach Herzog Georg II. und die Dorotheenstraße nach der in Brieg so populären „lieben Dorel“ getauft.388 In der Landehauptstadt Schlesiens ist ebenfalls kurz vor dem Ersten Weltkrieg eine Straße in der Odervorstadt nach den Piasten benannt worden. Es handelte sich um eine wichtige Verkehrsader, auf der vier Straßenbahnlinien verkehrten. Die Bebauung scheint sich sehr rasch aufgefüllt zu haben.389 Seit der Jahrhundertwende ging der Wortbestandteil „Piasten“ auch in die Werbung ein, was ein sicheres Indiz für Popularität ist (vgl. Abb. 20). Seit 1908 gab es in der Liegnitzer Piastenstraße eine Gaststätte „Piasten-Keller“, in der Brieger Pias-
387 Schoenborn: Brieg, [5]. 388 Göbel, Max: Die Brieger Straßennamen. In: ZVGS 55 (1922) 29–44, hier 29f. 389 Scherl, August (Hg.): Straßenführer durch Breslau 1914. Breslau 1914, 106.
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tenstraße ist im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts das offenbar gediegene „Piasten-Hotel“ und 1910 bis 1929 die „Piasten-Apotheke“ nachgewiesen.390 Die Bolkonen-Herzöge als Symbolfiguren bürgerlicher Geselligkeit in Schweidnitz Hätte Grünhagen seinen Vorschlag für ein Denkmal zu Ehren Bolkos I. in Schweidnitz wiederholt, das dortige Bürgertum hätte sich womöglich überzeugen lassen. Es pflegte ein spezifisches Gedächtnis der Bolkonenherzöge. Houwalds romantische Historienphantasie hatte nicht zufällig eben in Schweidnitz den letzten Akt der Katastrophe um den vom Narren erschlagenen Sohn des letzten Herzogs aus dieser Linie angesiedelt. Der Umgang mit den Piastenherzögen in der Schweidnitzer Vereinsfolklore ist deshalb einer näheren Betrachtung wert. Die ehemals wohlhabende Fürstentumshauptstadt, die im 16. Jahrhundert mit Breslau konkurriert hatte, war seit den Verheerungen des Dreißigjährigen Kriegs und der Schlesischen Kriege wirtschaftlich immer unbedeutender geworden. Die friderizianischen Festungsanlagen verhinderten städtebauliche Entwicklungen. Die Stadt war geprägt von der starken Garnison aus Infanterie, Artillerie und Pionieren. Erst der Anschluss an das entstehende Eisenbahnnetz (ab 1844) und die Schleifung der Festungsreste 1867 ermöglichte ein kräftiges ökonomisches Wachstum. Schweidnitz wurde ein Mittelzentrum im Sudetenvorland; von nur 7.414 Einwohnern im Jahr 1816 wuchs es auf 28.860 im Jahr 1910. Es wurde auch für den Landadel, der zahlreiche Rittergüter in der Umgebung besaß, wieder attraktiv. Im Kaiserreich entstanden nicht nur immer neue Fabriken und Mietshausviertel, sondern auch viele Villen. Die kleineren unter ihnen, auch großzügige Etagenwohnungen wurden von einer wachsenden Zahl pensionierter Offiziere aus ganz Deutschland bezogen.391 Der gesellschaftliche Verkehr mit aktiven und pensionierten Offizieren beeinflusste das Selbstverständnis der in zivilen Berufen tätigen bürgerlichen Schweidnitzer, der Geschäftsleute, Freiberufler und Beamten. Sie betonten ihre angeblich traditionelle Wehrhaftigkeit. Ein Reflex dieses Selbstverständnisses kam hier bereits zur Sprache: In der Novelle „Vorstinberg“ waren es die unerschrockenen Schweid-
390 Dąbrowski (Hg.): Legnica, 283, Abb. 88; Woerl, Leo: Illustrierter Führer durch Brieg (Bez. Breslau) und Umgebung. Mit Plan der Stadt, Karte von Schlesien und Illustrationen. Leipzig [um 1901], 15; Schoenborn: Brieg, 80; Günther, Ernst: Illustrierter Führer durch Brieg. unter besonderer Berücksichtigung heimatlicher Kunstdenkmäler. Mit einem Plan der Stadt. Brieg 1929, 120. 391 Zur Entwicklung der Stadt Schweidnitz vgl. Korta, Wacław (Hg.): Świdnica. Zarys monografii miasta. Wrocław/Świdnica 1995; Bein, Werner/Schmilewski, Ulrich (Hg.): Schweidnitz im Wandel der Zeiten. Würzburg 1990; einen Überblick bietet Radler, Leonhard: Schweidnitz. In: Weczerka (Hg.): Schlesien, 491–496.
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nitzer Landsknechte, die den Fürstenstein stürmten. Die Schützengilde spielte in der Stadt eine unverhältnismäßig große Rolle. Die Gilde blickte im 19. Jahrhundert tatsächlich auf eine lange Tradition zurück.392 Das hier wie in anderen schlesischen Städten übliche „Mannschießen“, das 1804 und 1818 gefeiert wurde, ist schon für das Jahr 1588 nachweisbar. Die Schweidnitzer Schützen aber erfanden sich in den dreißiger Jahren des 19. Jahrhunderts eine noch viel ältere Tradition. Sie besagte, der wehrhafte Herzog Bolko I. habe die Gilde 1286 gestiftet, indem er die Bürger seiner Städte zu regelmäßigen Übungen mit der Armbrust verpflichtet habe.393 Daraus ergab sich ein „550. Jubelfest“, das im Jahr 1836 gefeiert wurde. In dem Festzug erschien Bolko I. in seiner Rüstung, das schon in der Frühneuzeit sagenumwobene Schwert tragend. Das Schützenfest war ein gesellschaftliches Ereignis für die weitere Umgebung. Die Resonanz war so stark, dass die Gilde es regelmäßig alle zwei Jahre abhalten wollte. 1838 gelang dies. Anlässlich des Bolkofestes 1840 wurde sogar der Galgenberg in „Bolkohöhe“ umbenannt. 1842 fand das Fest nur noch in kleinem Rahmen statt. Erst Jahre später regte der Stadtkämmerer Emerich an, das Fest wiederzubeleben. 1861, zum angeblichen 575. Jubiläum der Schützengilde, wurde es dann acht Tage lang gefeiert. Die Gilde bestimmte nun, das Bolkofest alle 25 Jahre zu den runden Jubiläen abzuhalten (zum Bolkofest 1911 vgl. Abb. 21). Die Stadtchronik Wilhelm Schirrmanns berichtet von dem nächsten Bolkofest im Jahre 1886: „Vom 11.–18. Juli feierte die Schützengilde ihr 600jähriges Bestehen unter allgemeiner Anteilnahme der Einwohnerschaft. Auch Feldmarschall Graf Moltke [der sein Gut im nahen Kreisau hatte, M. E.] nahm an den Festlichkeiten teil. Am Festzuge der 1000 Schützen aus Stadt und Provinz beteiligten sich das Offizierskorps, die städtischen Behörden, und eine große Zahl von Vereinen mit ihren Fahnen und sonstigen Abzeichen. Zahlreiche Festwagen, namentlich aber Herzog Bolko hoch zu Ross in blanker Rüstung, seine Ritter und Knappen, zahlreiche berittene Herolde sowie eine Reiterabteilung gewährten ein großartiges, farbenprächtiges Bild.“394 Dass sich die Schweidnitzer unter Führung ihrer bürgerlichen Honoratioren und unter Mitwirkung der Garnison nach Ritterart wappneten, war 1886 vielleicht auch ein Rest liberalen Widerstands aus den Auseinandersetzungen des preußi392 Rekonstruktion der Eckdaten bei Adler, Horst: Schweidnitz im Jahre 1936. Materialien zu einer Stadtgeschichte. In: Tägliche Rundschau (2001), Nr. 3, 8–19. Fehlerhaft ist nach Adlers Untersuchung Mann, Theo Johannes: Schützenwesen und Schützenfeste in Schweidnitz. In: ders.: Bilder aus der Geschichte der Stadt Schweidnitz. Schweidnitz [1937] (eigene Paginierung). 393 Caspari, Carl: Auszug aus der Chronik der Schützengilde zu Schweidnitz. In: Schützen-Festzeitung zum 11. Schlesischen Bundes-Schießen verbunden mit einem Bolko-Fest und dem 600jährigen Jubiläum der Schützengilde zu Schweidnitz. Schweidnitz 1886, o. S.; Grünhagen: Die alten schlesischen Landesfürsten, 186. 394 Schirrmann: Chronik, 134.
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Abb. 21: Die Stadt Schweidnitz pflegte das Gedächtnis der örtlichen Bolkonen-Herzöge unter anderem durch die großen Bolkofeste der Schützengilde in den Jahren 1836, 1861, 1886, 1911 und 1936. Die Farbpostkarte zum Fest von 1911 zeigt den geharnischten Herzog, der den Umzug anführte.
schen Landtags mit Bismarck in den vierziger und sechziger Jahren. Vielleicht war unter den Belesenen tatsächlich auch die Haltung stolzer und mit Waffen verteidigter Unabhängigkeit in Erinnerung, die schon Daniel Czepko und die Inschriften der Grüssauer Fürstengruft dem Herzog Bolko I. zugeschrieben hatten. In der populärromantischen Literatur gab es Texte, die ein solches Bild des piastischen Fürsten als Rebell wachhielten, wie Fritz Kreis’ Ballade „Herzog Boleslaus“, wo dessen Gefolgsleute schwören: „dreimal Fluch dem, der sich beugt | Dem König als Vasall!“395 Diese Reminiszenzen wurden aber übertönt von einem neuen Ideal der Wehrhaftigkeit, das sich auf die Einigungskriege zwischen 1864 und 1871 bezog. Möglicherweise unter dem Einfluss der Schweidnitzer Feste, zu denen die schlesischen Partnervereine immer geladen waren, griffen die Schützenvereine in Liegnitz und Brieg396 ebenfalls auf wehrhafte Herzöge als Gründer zurück – vielleicht mit besserer Quellengrundlage. 395 Kreis, Fritz: Herzog Boleslaus. In: Kern, Johannes (Hg.): Schlesien’s Sagen, Legenden und Geschichten. In metrischen Bearbeitungen. Breslau 1867, 213–222, hier 214. 396 Schoenborn: Geschichte der Stadt und des Fürstentums, 143.
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In Liegnitz war es ein Grenadierregiment, das seit 1860 ebenfalls für militärisches Profil sorgte. Dort wurde vom 13. bis 16. Juli 1868 das „III. Schlesische Provinzial-Schießen“ abgehalten, drei Jahre nach einer entsprechenden Veranstaltung in Schweidnitz. In seiner Funktion als Lokalhistoriker schrieb Ascher Sammter in der Festschrift: „Eigentlich sollte das Jubiläum bereits anno 1866 gefeiert werden, da die Verleihung der Statuten an die Schützenbrüderschaft. Seitens des Liegnitzer Herzogs Heinrich XI., vom Freitag nach Trinitatis 1566 datirt. [...] Die Fürsten haben namentlich die Schützengilde besonders gepflegt und gefördert, wie solches aus den verschiedenen Schenkungen und Privilegien an dieselben hervorgeht. Der hocherleuchtete Herzog Friedrich II. von Liegnitz ertheilte unter mehreren anderen Gesetzen und Vorschriften, die er der Stadt in Bezug ihrer Wohlfahrt gab, als Steuer-, Weg- und Gewicht-, auch eine Schützen-Ordung [...]. Unter Herzog Friedrich II. wurde gleich nach seinem Eintritt in die Regierung ein Vogelschießen in Liegnitz abgehalten [...].“397 Herzog Heinrich XI. sei einmal „selbst als Vogel-König“ aus dem Schießen hervorgegangen. Die „endgültige Ausfertigung des Schützenstatuts“ von 1566 aufgrund älterer Bestimmungen sei „das Haupt-Dokument, welches sich noch in den Händen der Schützengesellschaft befindet“ und als „Grundlage für alle nachherigen Gesetze und Ordnungen“ gedient habe. Es müsse daher „als ein theures Kleinod aus alter Zeit gehalten werden“.398 Die Vorstellung von dem leutseligen Herzog als Sieger beim Schützenfest kam wieder Wunschvorstellungen von der Harmonie der Stände und von einem volksnahen Monarchen entgegen. Zum Ritual der Schützenfeste im 19. Jahrhundert gehörte es, dass ein hervorragender Schütze stellvertretend für den König bzw. Kaiser schoss. Der erfolgreiche „Königsschuss“ wurde dem Herrscher in einem Brief, später in einem Telegramm mitgeteilt und dann mit einer „huldvollen“ Antwort honoriert.399 In Schweidnitz trat Herzog Bolko nicht nur alle 25 Jahre im prächtigen Festzug der Schützen auf. Bürgerliche Honoratioren, Juristen des Amts- und Kreisgerichts und Offiziere trafen sich seit 1879 im „Bolkokapitel“. Diese gesellige Vereinigung ähnelte den seit 1863 von Prag aus entstandenen Schlaraffia-Vereinen oder dem exklusiven „Zwölfer“-Klub des Breslauer Großbürgertums.400 Das „Kapitel“ ver397 Sammter, Ascher: Die Schützengilde zu Liegnitz nach ihrer historischen Entwickelung. Eine Festschrift zur 300jährigen Jubelfeier der Reorganisation der Gilde durch Herzog Heinrich IX. von Liegnitz, am 13., 14. und 15. Juli 1868 [...]. Auf Kosten der hiesigen Schützengilde herausgegeben. Liegnitz 1868, 3, 9f. 398 Ebd., 10–12. 399 Caspari: Auszug aus der Chronik, o.S.; Schirrmann: Chronik, 134. 400 Bolkonisches Schatzkästlein zu Ehren Bolkonis und der Herzogin Agnes sowie zur Freude der Ritter zum dritten Male neu uffgelegt und bis auf den heutigen Tag ergäntzet für das Capitulum Bolkonis zu Schweidnitz. Schweidnitz 1929; Bolkonisches Schatzkästlein zur Feier des
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sammelte sich unter pseudo-mittelalterlichen Decknamen „zu Ehren Bolkos [II.] und der Herzogin Agnes“ in einer Stube der renommierten „Goldenen Krone“ zum Stammtisch, feierte Feste und unternahm gelegentlich mit den sonst ausgeschlossenen Damen Ausflüge, auch zur Burg Bolkenhain. Das „Bolkokapitel“ pflegte heitere, feucht-fröhliche Geselligkeit und eine „altdeutsche Gemütlichkeit“ unter Männern, die mit zahlreichen Symbolen wie Wappen, Phantasieorden und Pokalen ausgestattet wurde. Eine Besonderheit des „Bolkokapitels“ war das poetische Dilettieren auf Stammtischen und Festen, das in den beiden gedruckten Jubiläumsschriften mit zahlreichen Beispielen vertreten ist. Der erste langjährige Vereinsvorsitzende, der „Ordensmeister“ genannt wurde, war der damalige Kreisrichter Cäsar Predari.401 Weitere Vereinsfunktionäre waren ein „Truchseß“, ein „Marschalk“ genannter Kassenwart und ein als „Geheimbschreiber“ bezeichneter Schriftführer. Zur launigen Geselligkeit des Kapitels gehörte, dass man so tat, als könne bloß der Schriftführer schreiben; der Ordensmeister unterzeichnete stets mit drei Kreuzen. In seiner Sammlung zur Schweidnitzer Stadtgeschichte, die bis vor kurzem in den Kulturhistorischen Sammlungen der Stadt Görlitz zu besichtigen war, hat der Lokalhistoriker Horst Adler das Weiterbestehen des Vereins dokumentiert. Eine „Bronzeklippe“ erinnert laut Bestandsverzeichnis der Sammlung „1889 an das 10jährige Bestehen. Avers: Brustbild Bolkos mit Schwert; Revers: Capitulum Bolkonis Swidnicense und Wappen“.402 Aus den Festschriften zum 25. und 35. Jubiläum ist etwas über die Mitgliederentwicklung zu erfahren: 1904 gehörten dem „Bolkokapitel“ 160 Herren an. Von den 197 im Jahr 1914 aufgeführten war ein Drittel damals bereits verstorben. Noch ein 60. Jubiläum im Jahr 1939 ist mit einem Foto der Festsitzung in der Sammlung Adler dokumentiert. Ein verstörendes Moment im pseudohistorischen Vereinsbrauchtum war die entschieden positive Bezugnahme auf die Schweidnitzer Judenverfolgungen des Mittelalters. Hier konnte man sich wegen fehlender einschlägiger Überlieferungen nicht auf die Bolkonen berufen und wich auf den böhmischen König Wladislaw V. Jagiello aus, der im 15. Jahrhundert die Schweidnitzer Juden vertreiben und dreißig von ihnen verbrennen ließ. Zum „Wladislaus-Fest“ des Kapitels am 1. Mai gehörten alljährlich eine eigens gedichtete antisemitische Satire und das Abbrennen eines Miniatur-Scheiterhaufens. Die „Kapitelmitglieder“ konnten sich als Elite in der Kleinstadt verstehen, gleich, ob sie zum Militärdienst oder in höheren Justiz- und Verwaltungsämtern in 25ten Stiftungsgedächtnisses MCMIV Capituli Bolkonis zu Schweidnitz der Stadt. neu und vermehret aufgeleget und als manuscriptum gesetzet und gedrucket in der Bolkonischen Hoftypographia des Oskar Güntzyl. Schweidnitz [1904]; Eichborn, Kurt von: Der Zwölfer. Geschichte eines Breslauer Tabaks-Kollegiums. Breslau 1913. 401 Er brachte es später bis zum Präsidenten eines der Zivilsenate am Leipziger Reichsgericht und gehörte in dieser Funktion zu den Kommentatoren des Bürgerlichen Gesetzbuchs. 402 http://www.horst-adler.de/Fuehrer.html (Zugriff vom 10. November 2008).
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der Stadt waren, ob sie vielleicht dem Adel angehörten, oder ob sie zum eigentlichen Bildungs- und Wirtschaftsbürgertum der Stadt zählten. Der mittelalterliche Mummenschanz mit Lokalkolorit und antisemitischen Schnörkeln bot die Möglichkeit, sich abzugrenzen (gegen kleinbürgerliches oder proletarisches Vereinswesen, gegen die Juden) und sich in der Geselligkeit der „Goldenen Krone“ zu integrieren. Unterschiede des Standes, des Einkommens oder der christlichen Konfessionszugehörigkeit konnten dabei überspielt werden.
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Die Rezeption der schlesischen Traditionen im geteilten Polen und im österreichisch-schlesischen Teschen – Echos und Gegenstimmen zur deutsch-schlesischen Erinnerungskultur
Wahrnehmung Schlesiens im polnischen Geschichtsdiskurs und die Rolle des Landes bei der Ausbildung des „Westgedankens“ Im Folgenden soll an charakteristischen Beispielen die Rezeption der schlesischen Piasten durch Literaten, Publizisten und Künstler im geteilten Polen, im ehemaligen Herzogtum Teschen (Teil des 1849 wieder errichteten österreichischen Kronlands Schlesien) sowie unter polnischen Autoren im preußischen Schlesien vorgestellt werden. Zu bedenken ist, dass diese Äußerungen in verschiedenen Staaten und in unterschiedlichen sozialen, wissenschaftlichen und publizistischen Kontexten entstanden. Sie sollten dennoch im Zusammenhang behandelt werden. Im Jahrhundert der polnischen Teilungen waren grundsätzlich alle Publikationen in polnischer Sprache, die sich am nationalgeschichtlichen Diskurs beteiligten, von ihren Rezipienten innerhalb und außerhalb des geteilten Polen als zusammengehörig wahrnehmbar. Nur wenige polnische Intellektuelle und Politiker in den Teilungsgebieten interessierten sich im 19. Jahrhundert für die polnischsprachige Bevölkerung des preußischen Schlesien, deren Anteil zwischen einem Viertel und einem Drittel der Bewohner lag, und die historisch weit zurückliegende Zugehörigkeit des Landes zum Königreich Polen.403 Die breite und vielgestaltige polnische Nationalbewegung war zunächst hauptsächlich auf die Wiederherstellung der polnisch-litauischen Rzeczpospolita in den Grenzen des 18. Jahrhunderts gerichtet. Darüber hinausreichende Gebietsansprüche spielten lange keine große Rolle. Sie gewannen erst dann an Relevanz, als sich das ethnisch-sprachliche Nationalkonzept nach der Jahrhundertmitte in Deutschland und in der Habsburgermonarchie auszubreiten begann. In Polen wurde es seit den siebziger Jahren von den „Nationaldemokraten“ um den 403 Gehrke: Der polnische Westgedanke, 46–50. Grundlegende Quellensammlung zum Thema: Wrzesiński, Wojciech (Hg.): W stronę Odry i Bałtyku. Wybór źródeł (1795–1950), Bd. 1–4, Wrocław 1990–1991, hier Bd. 1: Kulak, Teresa (Hg.): O ziemię Piastów i polski lud (1795– 1918). Wrocław/Warszawa 1990.
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prorussischen Politiker Roman Dmowski vertreten. In der nationaldemokratischen Publizistik wurden neben den ethnographisch-sprachlichen Argumenten auch solche aus den Bereichen der Geographie, der Geopolitik, aber eben auch aus Geschichte und Archäologie verwendet. Bald etablierte sich in diesen Schriften das Schlagwort „piastisches Polen“ – mit Bezug auf das Polen des Hochmittelalters – für einen gegen Preußen-Deutschland zu erkämpfenden, auf ethnographischen Grenzen beruhenden Staat.404 Ihre Gegner beriefen sich dementsprechend auf das „jagiellonische“, multiethnische Polen in den Grenzen der untergegangenen Rzeczpospolita, das nur gegen Russland erkämpft werden konnte. Das „piastische“ Konzept fasste die schon 1848 zutage getretene Konkurrenz deutscher und polnischer Nationalbewegung in den westlichen Randgebieten des historischen Polen nun auch konzeptionell als unüberwindliche, weil prinzipielle Feindschaft. Zu Dmowskis Konstrukt des „piastischen Polen“ gehörten alle „altpolnischen Lande“, und daher für eine wachsende Zahl von Autoren auch das „piastische Schlesien“. Das Attribut meinte zwar vor allem die Zugehörigkeit Schlesiens zu Polen in der „Piastenzeit“, den ersten Jahrhunderten des Königreichs; die suggestive Wendung verstärkte aber auch das Interesse für das Fortleben der Piastendynastie außerhalb Polens.405 Dennoch war das Interesse der polnischen Bildungseliten an Schlesien bis 1900 sehr begrenzt. Sie nahmen oft nicht ausreichend zur Kenntnis, dass auch in Oberschlesien polnisches Nationalbewusstsein Fuß fasste.406 Dieses wurde durch das Revolutionsjahr 1848 mit seinen Befreiungskämpfen in Ungarn und Italien, mit den Unruhen zwischen Polen und Deutschen im Großherzogtum Posen und dem großen Prager Slawenkongress stark angeregt. Es erfasste dörfliche Pfarrer und Lehrer, aber bald auch wohlhabendere Gewerbetreibende polnischer Zunge und bis 1900 bereits weite Kreise von Bauern und Industriearbeitern. Der Kulturkampf der siebziger Jahre hatte, wie erwähnt, diese Tendenzen verstärkt; er hatte der noch kleinen Gruppe polnischer Patrioten Oberschlesiens viele vom preußischen Staat vor den Kopf gestoßene Katholiken polnischer Muttersprache zugeführt.407 Die vielleicht wichtigste Folie für polnisches Nationalbewusstsein und polnischen Nationalismus in Schlesien dürfte aber der in dieser Arbeit bereits aus vielen Blickwinkeln beleuchtete deutschnationale Regionaldiskurs gewesen sein.408 Ein wichtiges Relais für die polnische Nationalbewegung in Schlesien war Breslau, weil an der 404 Mroczko, Marian: Piastowskie tradycje zachodnie w polskiej myśli politycznej XX. wieku. In: Przegląd Zachodni 44/2 (1988) 1–19, hier 1–6; Orzechowski, Marian: Tradycje piastowskie w polskiej myśli politycznej XX wieku. In: Heck (Hg.): Piastowie w dziejach Polski, 269– 285, hier 269–273. 405 Gehrke: Der polnische Westgedanke, 139–144. 406 Dokumentation: Pater, Mieczysław: Polskie postawy narodowe na Śląsku w XIX wieku, Bd. 1–2, Wrocław u. a. 1992–1993. 407 Analyse: Kamusella: Silesia and Central European Nationalisms, 19–37, 63–86, 164–204. 408 Ebd., 38–62; 145–163.
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dortigen Universität Studenten aus den Teilungsgebieten mit solchen aus Oberschlesien zusammentrafen und sich gegenüber der Nationalbegeisterung ihrer deutschen Kommilitonen absonderten.409 Reiseberichte, Reportagen und schöne Literatur als Zugänge zur schlesischen Fürstengeschichte Die weitgehende Unkenntnis der polnischen Eliten über Schlesien wandelte sich langsam. Um die Mitte des 19. Jahrhunderts gibt es Anzeichen einer „Wiederentdeckung“ Schlesiens im polnischen Geschichtsdiskurs.410 Wichtig für den polnischen Blick auf Schlesien waren Reiseberichte, publizierte Briefe und feuilletonistische Texte über polenrelevante schlesische Themen. Sie erschienen in gewissem Umfang in den Posener, Warschauer und Krakauer Zeitungen. Verständlich ist das nachbarliche Interesse des in Lissa in Großpolen erscheinenden Wochenblatts „Przyjaciel Ludu“. Hier erschienen unter anderem ausführliche Beiträge über die Wahlstattschlacht und Heinrich den Frommen, die heilige Hedwig, das Grabmal Heinrichs IV. sowie über eine Gedenkmünze auf den letzten Piasten.411 Auf einer Kurreise ins Riesengebirge knüpfte der aus dem Adel stammende patriotische Dichter Wincenty Pol Kontakte zu Landeskundlern, Bibliotheken und Sammlungen in Breslau und im Riesengebirgsvorland. In der 1833 von Hermsdorf in die frühere Zisterzienserpropstei Warmbrunn umgezogenen Bibliothek der Grafen Schaffgotsch stieß Pol zu seiner großen Überraschung auf die Stammbäume der Piasten und der Schaffgotsch sowie auf die überlebensgroßen Barockporträts der Bolkonen nach Stifterbildern des 17. Jahrhunderts aus Grüssau. Der polnische Patriot berichtete mit Begeisterung von dieser Entdeckung in der Zeitschrift des Lemberger Ossolineums. Für dieses entstehende polnische Nationalarchiv für Kultur gab er sogleich eine Kopie des Piastenstammbaums bei einem Warmbrunner Maler in Auftrag.412 Wenig später streifte ein mittelloser Romantiker, der autodidaktische Maler und Poet Bogusz Zygmunt Stęczyński, durch Schlesien. Seine Bilder und Gedichte von dieser Reise, in zwei Versionen vorliegend, dokumentieren eine tiefe Sehnsucht nach den polnischen Wurzeln des Landes, die immer wieder – mit verständlichen 409 Pater, Mieczysław: Od piastowskich prapoczątków, 89f., 92–95. Dass ähnliches im Übrigen auch für Berlin galt, scheint bisher kaum untersucht worden zu sein. 410 Gehrke: Der polnische Westgedanke, 46–50. 411 O pierwszem wpadnięciu Tatarów do Polski. In: Przyjaciel Ludu 6 (1839) 299f., 309; [Kulawski, Walenty:] Henryk II., Xiążę szląskie. In: Przyjaciel Ludu 1 (1834) 138–141, 150; [ders.:] Św. Jadwiga w Trzebnicy. In: Przyjaciel Ludu 2 (1836) 409–411; S[tronczyński], K[azimierz]: Grobowiec Henryka Łagodnego (Probus) we Wrocławiu. In: Przyjaciel Ludu 8 (1841) 147–150, 153–155, 162–164, 171f., 181–183, 187f.; Numizmat srebrny (1837). 412 Pol: Z wycieczki. Über den Verbleib dieser Kopie ist nichts bekannt vgl. Firszt: Wincenty Pol i genealogia Piastów, 186.
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sachlichen Fehlern – aus der Verbindung mit dem Piastenhaus abgeleitet wird. Stęczyński besuchte, malte und besang auch Liegnitz, „Das man von weither sieht mit seinen Kirchen Und dem Schloss, von Verteidigungsmauern umgeben, Wo Gräber sind der Herzöge aus der hochzuschätzenden Familie der Piasten, Die dem polnischen Land treu waren, Die in die Spur ihrer Väter traten und lebten, ohne aus der Art zu schlagen, Und den Ruhm ihrer Namen mit nichts befleckten [...] Wir wissen, dass hier blutige Schlachten geschlagen wurden; Wie die Tataren heranstürmten, nachdem sie ins polnische Land eingefallen waren Und jedes Leben mit Feuer und Schwert ausgerottet hatten. [...] Doch sie mussten ihre Wildheit mit ihrem Blut bezahlen, Denn König [!] Heinrich der Fromme stand so abweisend da, Dass er sie zerschlug, obgleich er selbst tapfer fiel Aber die Stadt und das ganze Land hat er gerettet Und in der Historie seinen Namen dauerhaft gemacht. Denn die Tataren trugen eine so große Niederlage davon, Dass sie in das schlesische Land nie wieder einfielen.“413
Neben Breslau und dem Riesengebirge, die zum Pflichtprogramm polnischer Schlesienreisender gehörten, erregte auch Brieg publizistische Aufmerksamkeit.414 Roman Zmorski, Dichter und Sagensammler aus Masowien, der sich zwischen 1844 und 1852 öfter in Schlesien aufhielt und in Breslau an den Sitzungen der Literarisch-Slavischen Gesellschaft teilnahm, verfasste eine längere Reportage über die Stadt.415 Sein Text fußt, wie nachgewiesen wurde, auf Schönwälders „Geschichtlichen Ortsnachrichten von Brieg und seinen Umgebungen“, aus denen aber die für polnische Leser interessanten Aspekte herausgestellt wurden, darunter natürlich
413 „Co z daleka widziana kościołami swymi | I zamkiem otoczonym mury obronnymi, | Gdzie groby książąt z Piastów szacownej rodziny, | Co to byli wiernymi dla polskiej krainy, | Co idąc w ślady ojców, nieodrodnie żyli | I sławy imion swoich niczym nie splamili, | [...] Wiadomo nam, jak bitwy toczono tu krwawe; | Jak Tatary nawałą wpadłszy w polską ziemię | Mieczem i ogniem wszelkie wytępili plemię; [...] | Lecz musieli swą dzikość krwią swoją okupić, | Bo król Henryk Pobożny stanął tak odsiecznie, | Że pogromił ich, chociaż sam poległ walecznie. | Ale miasto wraz z całą krainą ocalił | I w historii świetnie swe imię utrwalił. | Bo Tatary tak wielką klęskę odebrali, | Że już więcej do śląskiej ziemi nie wpadali.“ Stęczyński, Zygmunt Bogusz: Śląsk. Podróż malownicza w 21 pieśniach. Hg. v. Franciszek Pajączkowski. Wrocław 1949, 139. Zum Verfasser vgl. Mazurski, Krzysztof R.: Bogusz Zygmunt Stęczyński i jego niespełnione zamierzenia. In: Szkice legnickie 19 (1997) 52–62. 414 Zamek Piastów w Brzegu. In: Przyjaciel Ludu 5 (1838), 2. Jahresbd., 281f.; Stęczyński: Śląsk, 169; Fritz, J. M.: Zabytki w Brzegu szląskim. In: Tygodnik Ilustrowany vom 11. März 1861, 111f. 415 Zmorski, Roman: Brzeg, miasto w górnym Szląsku. In: Tygodnik Ilustrowany vom 2. Mai 1863, 171–179 der Jahreszählung.
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der Torbau des Schlosses und die Gruft in der Schlosskirche.416 Ein anderer Reisender schrieb über das Schloss: „Später verlegte Friedrich II. aus dieser [der Liegnitzer Piasten-, M. E.] Linie seine Residenz von Liegnitz nach Brieg, baute das Schloss um und erweiterte [...] es. [...] Heute aber hat das Schloss zu Brieg eine andere Gestalt. [...] 1741, während des Siebenjährigen Kriegs [!] haben es die Preußen so weitgehend zerstört, dass es seitdem kein Wohngebäude mehr war, und als ich im Jahr 1842 Gelegenheit hatte, es zu betrachten, dienten jene schönen Baulichkeiten hauptsächlich als Militärmagazin. Dabei hätte dieses Baudenkmal ein besseres Los verdient. Bis zum heutigen Tag hat sich das Einfahrtstor erhalten [...]. Sein oberes Stockwerk mit drei Fenstern zeigt derzeit [...] im Fries unterhalb der Fenster 24 Brustbilder, mit geschicktem Meißel aus Stein gehauen, die die ganze Genealogie des hauptsächlichen Wiedererbauers des Schlosses, Herzog Friedrichs II. zeigen, beginnend mit Piast bis zum Vater des Herzogs, Friedrich I., der 1488 starb.“417 Zu den kulturellen Impulsgebern des schlesischen Polentums zählten polnische Lehrkräfte und Studenten an der Breslauer Universität, die nicht nur aus dem Großherzogtum Posen, sondern auch aus dem russischen Königreich Polen und aus dem österreichischen Galizien hierhin kamen. Ihr Interesse galt zum einen schlicht der akademischen Tätigkeit und Ausbildung, die in den Teilungsgebieten erschwert waren.418 Zum anderen wählten viele Polen Breslau, weil dort auch politische Arbeit möglich war, die im Vormärz auch noch von deutschen Liberalen unterstützt wurde. Der tschechische Physiologe Jan Evangelista Purkyně, Professor in Breslau von 1821 bis 1850, sammelte einen Kreis von Studenten um sich, die sich mit slawischen Sprachen, aktuellen Büchern und kulturellen „Altertümern“ befassten. Dieser Kreis gab sich 1836 als „Towarzystwo Literacko-Słowiańskie“
416 Piechocka, Izabella: Brzeg w twórczości Romana Zmorskiego. In: Kwartalnik Opolski 3/4 (1957) 66–74. 417 „Później Fryderyk II-gi książe tej linii [...] przeniosłszy swoją rezydencyą z Lignicy do Brzegu, przebudował i rozprzestrzenił [...] zamek [...]. Dziś jednak zamek w Brzegu odmienną już ma formę. [...] [W] r. 1741 w czasie wojny siedmioletniej tak dalece zniszczyli go Prusacy, że od tego czasu przesał być gmachem mieszkalnym, i w roku 1842 kiedy go miałem sposobność oglądać, piękne owe zabudowania głównie za magazyn wojskowy służyły. A jednak jest to pomnik godzien lepszego losu. Do dziś dnia została w nim jeszcze brama wjazdowa [...] Górne jej piętro o 3–ch oknach, obecnie [...] w podoknowej fryzie przedstawia 24 popiersi umiejętnem dłótem z kamienia wykutych, obejmując całą genealogiją głównego rekonstruktora zamku, książęcia Fryderyka II-o, poczynając od Piasta, aż do ojca książęcego Fryderyka I, zmarłego w 1488.“ Stronczyński, Kazimierz: Pomniki książęce Piastów, 285f. 418 Nach dem Novemberaufstand 1830/31 waren die Universitäten Wilna und Warschau geschlossen worden. Die Warschauer wurde 1862 wiedereröffnet. Nach 1848 ruthenisierten die österreichischen Behörden die Universität Lemberg (bis 1882). Die Krakauer Hochschule, ab 1846 unter unmittelbarem österreichischem Regiment, konnte sich erst nach dem Ausgleich von 1867 frei entfalten.
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(„Literarisch-Slavische Gesellschaft“) Statuten und bestand ein halbes Jahrhundert bis zum Verbot polnischer Studentenvereine 1886.419 Einzelne polnische Gelehrte haben sich in Breslau durchaus an der Erforschung der schlesischen Geschichte beteiligt, angefangen von dem aus Lublin stammenden Jerzy Samuel Bandtkie, Lehrer am Elisabeth-Gymnasium und seit 1804 Rektor der Heilig-Geist-Schule, der allerdings bereits 1811 als Bibliothekar an die Krakauer Universität ging.420 Ein Einzelgänger war August Mosbach, den Grünhagen als Gelehrten hoch schätzte. Mosbach als jüdischer Konvertit zum Protestantismus, der am Polentum ebenso festhielt wie am „Triloyalismus“, der politisch konservativen Ergebenheit gegenüber allen Teilungsmächten, saß weltanschaulich und sozial zwischen allen Stühlen.421 Bisher nicht untersucht ist das wissenschaftliche Profil des in Leobschütz als Lehrer tätigen Stanisław Karwowski, der unter dem Pseudonym „Wiktor Soński“ historische Skizzen veröffentlichte, die sich intensiv mit den schlesischen Piasten befassten.422 Eine andere Keimzelle des neuzeitlichen polnisch-schlesischen Geschichts- und Nationalbewusstseins waren seit der Jahrhundertmitte einzelne Presseorgane im preußischen Oberschlesien. Die bekannteste Publikation waren der seit 1869 von dem aus Pleß gebürtigen Karol Miarka, später von Adam Napieralski herausgegebene „Katolik“ und die „Nowiny Raciborskie“.423 Eine Vorbildfunktion für das preußische Oberschlesien hatten die Blätter Paweł Stalmachs in Teschen, im österreichischen Teil Schlesiens, der „Tygodnik Cieszyński“ (1848 bis 1851) und die Nachfolgepublikation „Gwiazdka Cieszyńska“ (seit 1851).424 Stalmach war während seiner Ausbildung am evangelischen Lyzeum in Preßburg unter dem Einfluss Ľudovít Štúrs, eines Vaters der slowakischen Nationalbewegung, zum bewussten Patrioten geworden und hatte im Juni 1848 im Rahmen der polnisch-ruthenischen Gruppe am Prager Slawenkongress teilgenommen. In der Folge trat er unter schwierigen Bedingungen als Aktivist des Polentums im Teschener Schlesien auf. 419 Achremowicz, Elżbieta/Żabski, Tadeusz: Towarzystwo literacko-słowiańskie we Wrocławiu 1836–1886. Hg. v. Bogdan Zakrzewski. Wrocław u. a. 1973. 420 Barycz, Henryk: Jerzy Samuel Bandtkie, jego osobowość i rola w rozwoju kultury narodowej. Katowice 1948; ders.: J. S. Bandtkie a Śląsk. Z dziejów pierwszych zainteresowań się nauki polskiej Śląskiem. Katowice 1936. 421 Ergetowski, Ryszard: August Mosbach (1817–1884). Wrocław/Warszawa/Kraków 1968. 422 Soński, Wiktor [d. i. Stanisław Karwowski]: Z przeszłości Śląska, Bd. 1–2, Bytom 1895– 1898; Karwowski, Stanislaus von: Verhältnis der Reichsgrafen v. Oppersdorff auf Oberglogau zu den Königen von Polen. In: Jahresbericht des königlichen katholischen Gymnasiums von Leobschütz (1892/93 (1893)), Nr. 195 der Gesamtfolge, I–X. 423 Zur Einführung vgl. Czapliński, Marek: Beuthen O/S / Bytom als Zentrum der polnischen Presse. In: ders./Hahn/Weger (Hg.): Schlesische Erinnerungsorte, 189–200. 424 Homola, Irena: Tygodnik Cieszyński i Gwiazdka Cieszyńska pod redakcją Pawła Stalmacha 1848–1887. Katowice/Kraków 1968; allgemein zur Entwicklung der Nationalismen im österreichischen Schlesien: Kamusella: Silesia and Central European Nationalisms, 87–108, zur weiteren Entwicklung in diesem Gebiet bis zum Ersten Weltkrieg vgl. ebd., 205–237.
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Mit seinen Periodika wollte er zum einen der polnischsprachigen Bevölkerung Oberschlesiens Grundlagen sprachlicher und politischer Bildung vermitteln. Zum anderen wollte er Patrioten in den drei Teilungsgebieten auf die polnischen Schlesier und ihre Probleme aufmerksam machen, die von den bedrückenden materiellen Lebensumständen über das Bildungsdefizit bis zu der Frage nach dem Nationalbewusstsein reichten. Die Teschener Blätter sollten aber auch zeigen, wie reich Schlesiens volkstümliche und geschichtliche polnische Traditionen seien. In seinen Wochenzeitungen veröffentlichten Stalmach und seine oft anonymen Beiträger unter anderem sehr einfach gebaute historische Erzählungen zu überwiegend schlesischen Themen. Es ist auffallend, dass diese didaktisch-erzählerischen Texte oft solche Ereignisse der schlesischen Geschichte aufgriffen, in denen die Piastenherzöge tragende Rollen spielten. Darunter waren die Kämpfe der schlesischen Herzöge Mieszko und Heinrich II. gegen die Mongolen,425 die Erbstreitigkeiten der Piastenherzöge am Ende des 13. Jahrhunderts,426 das Leben Violas, einer Teschener Prinzessin, die den letzten Přemyslidenkönig Böhmens heiratete,427 und zwei Erzählungen über das tragische Ende der Oppelner Piastenlinie durch die Hinrichtung Herzog Nikolaus’.428 Der Teschener Historiker Idzi Panic hat in dem von Stalmach selbst in gebundener Sprache verfassten „Kampf auf der Wohlstatt“429 sogar ein ideell-politisches Programm des Publizisten am Beginn seiner nationalpolitischen Aktivität sehen wollen, da er in seinem ganz dem Długosz-Bericht verpflichteten Werk die Bindungen Teschens an das übrige Schlesien und beider Gebiete an Polen sowie die Solidarität mit den übrigen slawischen Nationen (im Text: den Böhmen König Wenzels) hervorhebe.430 Der katholische Pfarrer Emanuel Grim aus Karwin griff in seinen patriotischen Gedichten immer wieder die Geschichte Schlesiens auf. Beispiele sind eine Ballade über die Wahlstatt-Schlacht und ein elegisches Gedicht über den Turm des Teschener Piastenschlosses als stummen Zeugen einer piastisch-polnischen Vergangenheit
425 Tatarzy na Śląsku. Powieść z roku 1241. In: Gwiazdka Cieszyńska 3 (1853) [Nr. 26–35] (mir nicht zugämglich). 426 B[orucki], A[leksander]: Zemsta przez podstęp. In: Gwiazdka Cieszyńska 6 (1856) [Nr. 29– 37] (mir nicht zugänglich), Verf. nach Homola: Tygodnik, 56. 427 Wiola, księżniczka cieszyńska, królowa czeska. Powieść historyczna z pierwszej poł. XIV w. In: Gwiazdka Cieszyńska 4 (1854) [Nr. 24–35] (mir nicht zugänglich). 428 [Kulawski, Walenty:] Ostatni Piastowie na Śląsku. In: Gwiazdka Cieszyńska 4 (1854), 196– 202. Verf. nach Homola: Tygodnik, 68; Sejm książęcy. In: Gwiazdka Cieszyńska 3 (1853) [Nr. 1–8] (mir nicht zugänglich). 429 Stalmach, Paweł: Bój w Dobropolu, czyli opisanie wojny książąt śląskich z Tatarami w r. 1241. In: Tygodnik Cieszyński 2 (1850), [Nr. 12, 13, 14, 15] 88–93, 97–100, 106–108, 113–115. 430 Panic, Idzi: „Bój na Dobropolu“ jako program ideowo-polityczny Pawła Stalmacha w początkach jego działalności narodowej. In: Pamiętnik Cieszyński 3 (1991) 37–43.
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des Landes an der Olsa.431 Auch Konstanty Damrot, katholischer Priester aus Lublinitz, während des Studiums in Breslau führendes Mitglied der Literarisch-Slavischen Gesellschaft, wirkte als patriotischer Dichter und Reiseschriftsteller. Er verwendete das Motiv der Piastentürme ganz ähnlich wie Grim. In einem Gedicht über „Die Piastentürme in Schlesien“ klagte er: „Ausgestorben sind unsere so zahlreichen Piasten, Der Ruhm ihrer Taten geriet in Vergessenheit, Ihr Erbteil erlangten fremde Herren, Und die prachtvollen Schlösser sind verödet. Ihr Gedächtnis ist erloschen, weil niemand an ihrem Grab Ein Denkmal aufgestellt hat, ihre Namen eingraviert hat; Doch dafür haben sie sich in ihren Kirchen ein Denkmal ihrer Frömmigkeit errichtet, und Zeichen ihrer Geistesgröße eingraviert in Gestalt der Türme, Die ihre Burgen schmückten und bewachten.“
Die Türme erinnern das lyrische Ich nicht nur an die „Augenblicke eines goldenen Zeitalters“ sondern lassen auch die Hoffnung nicht erlöschen, dass „das Wappen der Piasten von diesen Türmen leuchten“ und wieder über Schlesien die Freiheit aufdämmern werde.432 In einem weiteren Gedicht „An den Gräbern der schlesischen Piasten“ werden die alten Fürsten gegen Vorwürfe in Schutz genommen. Das Fallen der „prächtigen Eiche“ des Piastenhauses wird beklagt und „unsere und eure herzlichen [Mörder]“ (das Wort ist der Zensur wegen weggelassen, aber als Reimwort „mordercy“ zu „spadkobiercy“ unschwer zu ergänzen) dafür verantwortlich gemacht. Die deutschen Herren sind gemeint, die „stolz ernten, was ihr gesät“. Die Fehler und Laster, die man den Piasten vorwerfe, seien teils zeittypisch, teils letztlich gutes slawisches Erbe gewesen – dahinter steckten Kühnheit, Heiterkeit und Sorglosigkeit sowie Opferbereitschaft für das Vaterland.433 In den Kanon der polnischen Literatur sind die Texte dieser oberschlesischen Literaten nicht eingegangen. Dagegen haben einige bekannte polnische Schriftsteller des 19. Jahrhunderts in ihren Werken die schlesischen Piasten aufgegriffen. Der Austausch von Motiven und Sujets verlief auf sehr unterschiedlichen Wegen. So hatten die polnisch-patriotischen Literaten im preußischen Oberschlesien und im österreichischen Teschen einige wohlwollende Leser und Unterstützer in den drei 431 Grim, Emanuel: Pod Lignicą. In: ders.: Znad brzegów Olzy. Cieszyn 1913, 48–54; ders.: Wieża Piastów. Ebd., 55–56. 432 Damrot, Konstanty: Wiersze wybrane. Hg. v. Stanisław Kolbuszewski, Wrocław u. a. 1965, ders: Wieże piastowskie na Śląsku [1893], ebd., 101f.: „Wymarli nasi tak liczni Piastowie, | Sława ich czynów poszła w zapomnienie, | Dziedziny posiedli obcy panowie, | A pyszne zamki toczy spustoszenie. | Zgasła ich pamięć, bo nikt na ich grobie | Nie stawił pomnika, wyrył imiona; | Za to w świątyniach wystawili sobie | Swej pobożności pomnik, a znamiona | Wielkiego ducha wyryli we wieżach, | Które ich grodów ozdobnie broniły.“ 433 Ders.: Nad grobami Piastów śląskich. Ebd., 102–104.
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Teilungsgebieten. Einer ihrer bedeutendsten Förderer lebte in der Emigration: der bekannte Schriftsteller Józef Ignacy Kraszewski, der seit 1863 in Dresden wohnte. In seiner umfangreichen Korrespondenz nahm er besonders an Stalmachs Aktivitäten lebhaften Anteil, vermittelte Kontakte und Spenden. Oft erwies es sich als hilfreich, wenn Kraszewski aktuelle Probleme Schlesiens in seiner in ganz Polen gelesenen Publizistik aufgriff.434 Die schlesischen Piasten haben eine Reihe von Auftritten in Kraszewskis berühmtem Zyklus historischer Romane zur polnischen Geschichte.435 Diese Reihe, die gut ein Drittel von Kraszewskis historischen Romanen ausmacht, hatte prägende Wirkung auf das Geschichtsbild der Polen. Man kann sie in dieser Hinsicht gut mit Gustav Freytags Romanzyklus „Die Ahnen“ und seinen „Bildern aus der Deutschen Vergangenheit“ vergleichen. Die zwischen 1876 und 1890 veröffentlichten 29 Werke umspannen die gesamte polnische Geschichte bis zu den Teilungen. Die Romane sind getragen von einem hohen geschichtsdidaktischen Anspruch, der sich mit Sienkiewiczs Devise berührt, „ku pokrzepieniu serc“, „zur Stärkung der Herzen“, also des Nationalgefühls, zu schreiben. Für Kraszewski aber war dieser Anspruch gebunden an und begrenzt durch eine realistische Poetik historischer Wahrhaftigkeit, die sich von Apologie und Idealisierung der nationalen Vergangenheit fernhielt. Seine Auffassung vom Geschichtsprozess orientierte sich an der traditionellen Politikgeschichte. Die nationalgeschichtliche Entwicklung, die er unter dem Einfluss des demokratischen Historikers Joachim Lelewel entwarf, folgte einer dynastisch-politischen Achse. Kraszewski war, obwohl ehemaliger Gutsbesitzer, demokratischen Ideen und den Nöten der bäuerlichen Schichten Polens durchaus aufgeschlossen. Doch seine traditionelle Poetik erlaubte es ihm nicht, ‚das Volk‘ oder soziale Wirkkräfte zum Protagonisten zu machen, obwohl er viel farbiges ‚Volksleben‘ als Spiegel der politischen Vorgänge einfließen ließ und einfache Menschen in den Fokus der Erzählung stellte. Diese „mittleren Helden“ (Lukács) dienen als Identifikationsfiguren für den Leser; mit den eigentlich handelnden ‚großen Männern‘ treten sie vielfältig in Kontakt und machen so die Vorgänge anschaulich, bisweilen freilich buchstäblich aus einer ‚Kammerdienerperspektive‘.436 Von einer besonderen Hervorhebung Schlesiens in Kraszewskis Zyklus kann keine Rede sein; freilich behandelt er es im Mittelalter konsequent als Teil der polnischen Geschichte, weshalb die Handlung sich mehrmals dorthin wendet.437 Kraszewski verdankte seine Kenntnisse über das schlesische Mittelalter in großem Maß deutschen, deutschnational argumentierenden Historikern wie Colmar Grünha-
434 Pośpiech, Jerzy: Śląsk w twórczości i korespondencji J. I. Kraszewskiego. Wrocław 1969. 435 Bujnicki, Tadeusz: Polska powieść historyczna. Wrocław/Warszawa/Kraków 1990, 18–20, 23; Danek, Wincenty: Powieści historyczne J. I. Kraszewskiego. Warszawa 1966. 436 Danek, Wincenty: Matejko i Kraszewski. Dwie koncepcje dziejów Polski. Wrocław u. a. 1969, 76–80. 437 Pośpiech: Śląsk w twórczości, 13–67.
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gen.438 Schlesien im Mittelalter war für Kraszewski in erster Linie das Einfallstor der Germanisierung. Als in Sachsen lebender Beobachter der Bismarck’schen Ostmarkenpolitik nahm er die Germanisierung als gegenwärtige Bedrohung des Polentums wahr und bekämpfte sie publizistisch. Das Bild der schlesischen Herzöge in Kraszewskis Geschichtspanorama hat deshalb die pessimistische Tönung von Warnungen im Nachhinein. Der Roman „Waligóra“439 zeigt Breslau und den Hof Heinrichs I. in den Jahren 1226–1227. Heinrich wird als souveräner Herrscher gezeigt, der Leszek den Weißen von Krakau als rechtmäßigen Princeps der polnischen Lande anerkennt. Das unabhängige Fürstentum Schlesien ist eindeutig Teil Polens, am Breslauer Hof findet ein Treffen des schlesischen mit dem Krakauer Herzog statt. Zugleich stellt Kraszewski in Anlehnung an die Historiographie seiner Zeit den Hof der Piasten als Vorreiter der Germanisierung des Landes dar. Die Pionierrolle fällt dabei den Mönchsorden zu, deren seelsorgerliche Tätigkeit dennoch sehr positiv dargestellt wird. Weiter erscheinen auch Hedwig, der Hofstaat und die bäuerlichen Siedler als Träger der Germanisierung. Mit Heinrich selbst kann man sich schon nicht mehr auf Polnisch unterhalten. Der Roman zeigt in anachronistischer Weise Feindseligkeiten von Polen und Deutschen in Schlesien. Der Roman „Syn Jazdona“ beschreibt in einem rasanten Prolog die Wahlstattschlacht von 1241, teilweise aus der Sicht des Titelhelden, der aus Kleinpolen stammt und in der Schlacht mitkämpft, teilweise aus der Sicht eines Beobachters von einem Liegnitzer Kirchturm. Die Darstellung folgt dem etablierten Bericht und Herzog Heinrichs Heldentum wird gewürdigt, aber durch die Perspektive des Mitkämpfers aus Kleinpolen erhält es einen gesamtpolnischen, nicht rein schlesischen Akzent. Der Hauptteil des Romans, der Jahrzehnte später spielt, dreht sich um die Einigungsbemühungen verschiedener polnischer Teilherzöge. Hier werden die Söhne Heinrichs des Frommen überwiegend negativ gezeichnet.440 Erste wissenschaftliche Beiträge aus Polen zur Geschichte der schlesischen Piasten Auf der Grundlage der deutschen schlesienkundlichen Arbeiten versuchte der masowische Landadlige und Privatgelehrte Michał Boniecki sich an einer Synthese über die schlesischen Piasten. Das dreibändige Werk mit fast 700 Seiten behandelte
438 Ebd., 68–93. 439 Kraszewski, Józef Ignacy: Waligóra. Powieść historyczna z czasów Leszka Białego. Kraków 1880; vgl. Pośpiech: Śląsk w twórczości, 35–40; 56–60. 440 Kraszewski, Józef Ignacy: Syn Jazdona. Powieść historyczna z czasów Bolesława Wstydliwego i Leszka Czarnego. Warszawa 1949 [erstmals Kraków 1880]; vgl. Pośpiech: Śląsk w twórczości, 40–42; 60f.; 66f.
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den Zeitraum von 1146 bis zum Aussterben des Fürstenhauses im Mannesstamm.441 In einer eingehenden, im Grunde programmatischen Rezension442 setzte sich Wojciech Kętrzyński, einer der führenden polnischen Mediävisten seiner Zeit, mit diesem Buch auseinander. Der Rezensent war ein Kenner nicht nur der polnischen Geschichte, sondern auch ihrer Verflechtungen mit den Geschichten der ostdeutschen Landschaften. Der Masure Kętrzyński war als Adalbert von Winkler erzogen worden, erst im Erwachsenenalter aus eigenem Entschluss zur polnischen Identität seiner Großeltern zurückgekehrt und zur Beschäftigung mit polnischer Sprache und Geschichte gekommen. Als Kustode (bald darauf Direktor) des Ossolineums in Lemberg besaß er einen ausgezeichneten Überblick über die deutsche Schlesienforschung.443 Vor diesem Hintergrund konnte er die Größe und Nützlichkeit von Bonieckis Vorhaben würdigen und zugleich sein Scheitern in deutlichen Worten benennen. Er warf dem Autodidakten unzureichende Literaturkenntnis, unkritischen Umgang mit Quellen und Geschichtsschreibung, fehlendes Handwerkszeug und ein Übermaß sachlicher Fehler vor. Vor allem anderen aber sei Boniecki schon an der Schwierigkeit, ein solches Werk über das dynastisch kleingliedrige Schlesien zu konzipieren, gescheitert, er sei steckengeblieben zwischen Landesgeschichte und Genealogie. Dabei hätten beide Disziplinen jüngst Leistungen deutscher Schlesienkundler aufzuweisen, die Bonieckis Werk bereits als überholt erscheinen ließen.444 Kętrzyńskis Urteil scheint auch nach den Maßstäben des 19. Jahrhunderts berechtigt. Der völlig unkritische Umgang mit der älteren Literatur zeigt sich etwa darin, dass Boniecki die wissenschaftliche Kritik an der Wahlstatt-Erzählung des Długosz nicht zur Kenntnis nimmt.445 So verwundert es nicht, dass sein Versuch in der wissenschaftlichen Literatur auch in Polen kaum berücksichtigt wurde und in deutschen Bibliotheken überhaupt nicht nachgewiesen ist. Der Plan, der dem Werk zugrunde lag – die Erkenntnisse der deutschen Schlesienforschung für Polen zugänglich zu machen – ist aber ein beredtes Zeichen für das Interesse in Polen an der Geschichte Schlesiens und seines Fürstenhauses polnischer Herkunft. Der Gutsbesitzer und loyalistische Politiker im russischen Teilungsgebiet Polens Kazimierz Stronczyński war neben seinen Ämtern ein leidenschaftlicher Sammler und gilt als Pionier der historischen Hilfswissenschaften in Polen. In seinen Publi441 Boniecki, Michał: Szkice historyczne: Książęta szlązcy z domu Piastów. Przyczynek do historyj rodzin panujących w Polsce. Zebrany i ułożony przeważnie z niemieckich źródeł, Bd. 1–3, Warszawa 1874–1875. 442 Kętrzyński, Wojciech: Krytyka [Rezension über]: Szkice historyczne. Książęta szlązcy z domu Piastów. […] Przez Michała Bonieckiego […]. In: Ateneum 1 (1876) 674–683. 443 Maleczyński, Karol: Kętrzyński Wojciech (1838–1918). In: Rostworowski, Emanuel (Hg.): Polski Słownik Biograficzny, Bd. 12: Kapostas Andrzej – Klobassa Zręcki Karol. Kraków 1966–1967, 376–379. 444 Kętrzyński wies ausdrücklich auf die Jahrgänge 1871 und 1872 der Zeitschrift des Vereins für Geschichte Schlesiens und auf Grotefend: Stammtafeln (1875) hin. 445 Boniecki: Książęta szlązcy, Bd. 1, 46f.
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kationen zum polnischen Mittelalter, die sich durch Materialfülle, Anschaulichkeit und gute graphische Ausstattung auszeichnen, berücksichtigte er Schlesien. Ihm ist, wie erwähnt, die Reproduktion der Hedwigslegenden von 1353 und 1451 zu verdanken.446 In seinem vor allem Siegel und Münzen, aber auch Grabmäler und einige Bauwerke berücksichtigenden Werk über „Die Denkmäler der Piasten, der Lehnsmänner des alten Polen“ war das umfangreichste Kapitel den schlesischen Piasten gewidmet.447 Auch der Historiker Józef Mycielski suchte nach den materiellen Spuren der schlesischen Piasten. Er unternahm in den neunziger Jahren eine Breslau-Reise unter anderem mit der Absicht, ein Inventar aller erhaltenen schlesischen Piastengrabmäler zu erstellen bzw. ihre Inschriften zu erfassen. Das so entstandene Verzeichnis schöpft aus handschriftlichen epigraphischen Katalogen und ähnlicher Literatur und wurde durch den Verfasser bei den Breslauer Grabmälern an den Originalen geprüft. Von den 115 ermittelten Grabinschriften waren noch etwa 30 erhalten.448 Der erwähnte Józef Ignacy Kraszewski interessierte sich auch für die neueren Epochen der schlesischen Geschichte. Deshalb entging ihm auch nicht der Quellenwert von Schweinichens Erinnerungsbuch. Er gab eine gekürzte polnische Übersetzung in seiner Reihe „Bibliothek von Memoiren und Reisen durch Alt-Polen“ heraus.449 Schweinichens Memoiren wurden im polnischen Schrifttum ausdrücklich als Biographie eines Piastenherzogs und als Beleg für polnische Traditionen Schlesiens rezipiert, wenngleich er beklagte, Schweinichen zeige „das Bild dieser Familie der Piasten, die durch Verschwendung und Anarchie derart heruntergekommen ist“.450 Der Publizist und Schriftsteller Ksawery Godebski, etwa 1830 nach Paris emigriert und später für das Lemberger Nationalarchiv Ossolineum tätig, veröffentlichte 1847 einen Essay über Schweinichens Memoiren, in dem er mehrere Episoden zusammenfassend wiedergab.451 Erst 1897 erschien die erste von einem Wissenschaftler erarbeitete, wenn auch bewusst mit populärem Anspruch verfasste Synthese der Geschichte Schlesiens in polnischer Sprache. Sie stammte von dem Krakauer Historiker Feliks Koneczny, der in Polen für seine geschichtsphilosophischen Kulturkreistheorien so bekannt wurde wie Oswald Spengler oder Arnold Toynbee. Sein Werk betrachtet die Geschichte Schlesiens konsequent aus gesamtpolnischer Perspektive und stellt den schlesischen Piasten ein vernichtendes Urteil aus. Insbesondere Heinrich I. und 446 447 448 449
Stronczyński: Obrazy legendy (1880) erweiterte Neuausgabe ders: Legenda obrazowa (1887). Ders.: Pomniki książęce Piastów, 146–287. Mycielski: Grobowe Piastów pomniki. Schweinichen, Hans von: Pamiętnik Hansa Schweinichena do dziejów Szlązka i Polski 1552– 1602. Przekł. skrócony Hier. Feldmanowskiego. Drezno 1870. 450 „obraz tej rodziny Piastów tak upadłej marnotrawstwem i nierządem“. Ebd., 4. 451 Godebski, Ksawery: Pamiętniki Hansa Szlązaka z XVI wieku. Paryż 1847, zuvor in Przyjaciel Ludu 14 (1847), Bd. 2, 276–278, 284–288, 301–303, 308f.
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Heinrich IV. warf er ihre Begünstigung des Deutschtums vor. Bolko II. von Schweidnitz wurde, wie schon bei Długosz, als Ausnahme hervorgehoben. Schließlich hätten die schlesischen Piasten nicht nur Polen durch ihre Untreue verraten, sondern seien vollends in „moralischer Verkommenheit“ versunken.452 Zu ihrem Aussterben bemerkte Koneczny: „Zu jener Zeit starb die uralte Dynastie der Piasten aus, das älteste aller Königshäuser Europas, berufen von der Vorsehung zu großen Taten an der Spitze einer großen, edlen Nation; leider hat eben jener Zweig dieses Geschlechts, dem beschieden war am längsten zu leben, der schlesische Zweig, seiner Sendung entsagt; deshalb endete er ruhmlos in einem winzigen Herzogtum, im Dienste eines fremden Monarchen, und sein Aussterben wurde von der Welt nicht einmal bemerkt; der trockene Zweig fiel zu Boden und niemand kümmerte sich, niemand war traurig, es freuten sich nur die Erben. “453 Koneczny war Mitbegründer und später Vorsitzender der Krakauer „Akademia Umiejętności“, der ersten polnischen Akademie der Wissenschaften. Seit 1872 entwickelte sich in ihrem Umkreis eine fundierte polnische Schlesienforschung, die sich in der Zwischenkriegszeit voll entfalten konnte. Erst 25 Jahre vor Konecznys populär-polemischer Gesamtschau war die erste wissenschaftliche Monographie eines polnischen Forschers zu einem Thema der schlesischen Geschichte erschienen: die Biographie Heinrichs des Bärtigen von Stanisław Smolka,454 der sich thematisch allenfalls ein Werk über Wladislaw von Oppeln zur Seite stellen lässt.455 Bei Smolkas Heinrich-Buch handelt sich um das erstaunlich reife Werk eines erst achtzehnjährigen Schülers von Georg Waitz.456 Benedykt Zientara hat hervorgehoben, dass es Smolka besser als den deutschen Historikern seiner Zeit gelungen sei, Heinrich I. aus den soziökonomischen Bedingungen und politischen Möglichkeiten seiner eigenen Zeit – gemäß dem eigentlichen Anspruch historistischer Geschichtsschreibung – zu verstehen. Dennoch scheint bei Smolka die apologetische Absicht durch, Heinrich als große Persönlichkeit der polnischen Geschichte des Mittelalters zu würdigen. Smolka stand mit den deutschen Schlesienforschern um Grünhagen in Kontakt und steuerte auch einen 452 Koneczny, Felix: Dzieje Śląska. Ozdobione licznymi obrazkami. Bytom G.-Ś. 1897, 135f. 453 „W tymże [...] czasie wygasnęła prastara dynastya Piastów, najstarszy ze wszystkich monarszych domów w Europie, powołany przez Opatrzność do wielkich czynów na czele wielkiego szlachetnego narodu; niestety, ta właśnie gałąź tego szczepu, której danem było żyć najdłużej, gałęź ślązka, wyparła się swego posłannictwa; toteż skończyła bez sławy na małem księstewsku, na wysługach obcego monarchy, a wygaśnięcie jej nie zwróciło nawet uwagi świata; sucha gałąź spadła na ziemię i nikt się o to nie troszczył, nikt się nie smucił, radowali się tylko spadkobiercy.“ Ebd., 410. 454 Smolka, Stanisław: Henryk Brodaty. Ustęp z dziejów epoki Piastowskiej. Lwów 1872. 455 Breiter, Ernest T.: Władysław książę Opolski, pan na Wieluniu, Dobrzyniu i Kujawach, palatyn węgierski i welkorządca Polski i Rusi. Zarys biograficzny. Lwów 1889. 456 Barycz, Henryk: Stanisław Smolka w życiu i w nauce. Kraków 1975, 29–35.
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Aufsatz über Heinrichs Politik zur Zeitschrift des Vereins für Geschichte und Altertum Schlesiens bei.457 In seinem überarbeiteten Text für die von Jan Matejko illustrierte polnische Herrscherfolge (1890/91, erschienen 1893), einer im 20. Jahrhundert geradezu kanonischen Kurzfassung polnischer Geschichte, ist Smolkas Kurzbiographie Heinrichs des Bärtigen schon von der Tragik der späteren Germanisierung bestimmt.458 Heinrich der Bärtige, Hedwig und ihre Söhne in Historiographie und Belletristik Konnten in der deutsch-schlesischen Wahrnehmung der schlesischen Piasten negative, meist mit der polnischen Herkunft der Fürsten in Verbindung gebrachte Tendenzen seit 1848 beschrieben werden, so sind diese mit umgekehrtem Vorzeichen auch in polnischen Texten anzutreffen. Hier ist es zunehmend der spiegelbildliche Vorwurf, die Piasten hätten sich und ihr Land germanisiert, der ihr Bild eintrübt. Wie im deutschen Diskurs sind aber die Beharrungskräfte der vormodernen, die Herzöge ganz überwiegend positiv darstellenden Traditionen auch auf polnischer Seite beträchtlich. Beide Linien, die Verehrung und die Kritik, lassen sich wiederum besonders gut an der ‚heiligen Familie‘ der Piasten des 13. Jahrhunderts, an Heinrich dem Bärtigen, der hl. Hedwig und Heinrich dem Frommen belegen. Wie schon in der frühen Neuzeit war auch im 19. Jahrhundert der Hedwigskult eine entscheidende Quelle von Informationen über Schlesien für das polnische Geschichtsbewusstsein.459 Von einem beachtlichen Interesse zeugt die umfangreiche, 1856 fern der Oder in Wilna gedruckte Biographie der Heiligen von dem Priester Augustyn Lipnicki, eine Erbauungsschrift ohne wissenschaftlichen Anspruch.460 Die auch durch Gebets- und Andachtstexte und -bilder dokumentierte Hedwigsverehrung begünstigte es, dass der im preußischen Schlesien so wirksame Wahlstatt-Mythos auch in Polen aufgegriffen wurde. Es war dabei durchaus möglich, die Schlacht von 1241 als Ereignis der polnischen Geschichte zu verstehen, ohne für ihre Erzählung auf deutsche Texte angewiesen zu sein. Zwar waren – im Gegensatz zu Schlesien – in Polen außerhalb der Hedwigsverehrung bis zum 19. Jahrhundert keine eigenen literarischen Texte über Heinrich den Frommen und seine Mitstreiter entstanden. Doch das Textkorpus der traditionellen Geschichtsschreibung hatte den Schlachtbericht des Długosz stets weitergetragen. Auf die Rezeption der Wahl457 Smolka, Stanisław: Herzog Heinrichs des Bärtigen auswärtige Beziehungen. In: ZVGS 12 (1874) 98–135. 458 Matejko, Jan/Smolka, Stanisław/Sokołowski, August: Poczet królów polskich. Zbiór portretów historycznych. Rysunki Jana Matejki. Tekstem objaśniającym zaopatrzył Stanisław Smolka i August Sokołowski. Wiedeń 1893, Bl. [29]r-[31]r. 459 Karłowska-Kamzowa, Alicja: Święta Jadwiga patronka Królestwa Polskiego. In: Kaczmarek/ Wójcik: Księga Jadwiżańska, 357–370. 460 Lipnicki, Augustyn: Życie Świętej Jadwigi. Wilno 1856.
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stattschlacht in der polnischen Literatur des 19. Jahrhunderts wurde hier schon am Beispiel von Stalmach, Kraszewski und Grim hingewiesen. Einige bemerkenswerte Texte und Bilder müssen hier noch vorgestellt werden. Eine der frühesten Rezeptionen kann im Detail nachvollzogen werden.461 Der Historiker August Bielowski, in späteren Jahren Direktor der bereits mehrfach genannten Ossoliński-Nationalstiftung in Lemberg, war ein überzeugter Slawophiler und begabter Dichter. Mitte der dreißiger Jahre las er den Artikel über Heinrich II. im „Przyjaciel Ludu“. Angeregt von der dort referierten pietätvollen Erinnerung an Heinrich II. in Breslau, suchte Bielowski einen Bericht der Wahlstattschlacht und fand ihn in einer der (im Gegensatz zum Originalwerk) damals zugänglichen frühneuzeitlichen Weiterführungen des Geschichtswerks des Długosz, der Chronik von Marcin Bielski. Archaismen und Wendungen aus dem Bielski-Bericht bilden eine Unterströmung von Bielowskis poetischer Neufassung im elfsilbigen Versmaß der romantischen polnischen Dichtung. Ansonsten ist Bielowskis „Lied von Heinrich dem Frommen“ in Struktur, Duktus und Metaphorik nach dem Vorbild serbischer und russischer Epik, besonders des altrussischen „Igorlieds“ gestaltet. Bemerkenswerterweise entstand im 19. Jahrhundert eine brauchbare deutsche Übersetzung. Angeführt sei eine Stelle, die zeigt, wie sehr Bielowski die Zugehörigkeit Heinrichs zum polnischen Königshaus und die Verbundenheit der bei Wahlstatt kämpfenden herausstellt: „Der fromme Heinrich that Es seinem Urahn gleich auf edlem Pfad, Der Glaube stählte seines Armes Kraft, Im Unglück stark, im Glück nicht dünkelhaft, So schwang er kühn voran das alte Schwert. Die Herzen schlugen höher; schnell bewehrt Kam Mann für Mann zum Heldenkampf der Ehren, Von Weichsel, Warte, Schlesien und Mähren.“462
Am Ende des Gedichts wird die in Breslau gepflegte pia memoria Heinrichs mit der Hoffnung auf die Wiedergeburt Polens verbunden – einem Lieblingsmotiv der pol-
461 Kolbuszewski, Stanisław: Zwei künstlerische Interpretationen der Schlacht bei Liegnitz in der polnischen Dichtung des XIX. Jahrhunderts. In: Zeitschrift für slavische Philologie 34 (1968) 89–97, hier 89–91; Bartoszewski, Konrad: Bitwa legnicka w literaturze pięknej. In: Szkice legnickie 1 (1962) 57–80, hier 58–61; Biliński, Krzysztof: Motyw bitwy legnickiej w literaturze polskiej. In: Śląski Labirynt Krajoznawczy 3 (1991) 39–46, hier 40f. 462 Bielowski, August: Das Lied von Heinrich dem Frommen. In: Nitschmann, Heinrich: Iris. Dichterstimmen aus Polen. Leipzig 1880, 265–276, hier 268. Vgl. das Original: ders.: Pieśń o Henryku Pobożnym. In: Lipowski, W./ders. (Hg.): Ziewonia. Rok drugi. Wydanie powtórne, pomnożone. Strazburg 1839, 138–156, 140: „Henryk myślami bieży w trop naddziada, | Wiara mu grzeje pierś i krzepi ramie, | Szczęście nienadmie, klęska go niezłamie; | Ujął kord stary, starą przywdział zbroję, | Urosły serca i biją na boje; | Uderzył w trąby, sypie się rój męży | Od Warty, Wisły, Morawy i Ślęży.“
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nischen Geschichtsspekulation und romantischen Literatur der gesamten Teilungsperiode: „[...] In Breslau’s Tempel hebt Ein Altar sich zu des Piasten Ehre, Den fromme Hand mit Kränzen reich umwebt, Dort steht des Helden Bild in Kriegers Wehre, Er ist’s, das blaue Auge, die Gestalt, Die Stirn, von der die Locke niederwallt, Das Schwert im Gurt, den Speer in starker Hand, und ein Tatar liegt vor ihm, übermannt; Die Morgensonne lächelt neu den Landen, Man singt dem Fürsten: ‚Christus ist erstanden!‘“463
Der häufig historische Sujets gestaltende polnische Maler und Grafiker Aleksander Lesser griff in Skizzen, Zeichnungen und ausgeführten Lithographien, von denen allerdings wenig erhalten ist, die Ereignisse um die Wahlstatt-Schlacht auf. Zu Studienzwecken scheint er vieles aus Stronczyńskis Reproduktion der Hedwigs-Kodizes kopiert zu haben. Er war aber auch mehrmals in Liegnitz und Breslau und kannte zumindest die Liebfrauenkirche und Heinrichs II. Grabmal, vielleicht auch die Hedwigstafel in der Bernhardinerkirche aus eigener Anschauung. Zwei Blätter aus diesem Bereich von Lessers Schaffen, die ursprünglich auf Fassungen von 1846 und 1862 zurückgehen, „Die heilige Hedwig verabschiedet ihren Sohn, der gegen die Tataren zieht“ und „Gemahlin und Mutter Herzog Heinrichs [finden seinen Leichnam nach der Wahlstatt-Schlacht]“, erschienen als Holzschnitt-Kopien in auflagenstarken Zeitschriften.464 Von Alexander Lesser stammt auch ein schönes, an das Grabmal in der Kreuzkirche angelehntes Historienporträt Heinrichs IV. als, so wörtlich, „polnischer König“ für eine der bedeutendsten Herrscherserien in der polnischen Publizistik der Teilungsjahre.465 463 Bielowski: Das Lied, 276. Vgl. das Original: Bielowski: Pieśń, 148f.: „[...] a dla Piasta | Ołtarz w wrocławskiej świątnicy wyrasta, | Pobożna ręka we wieńce go stroi, | I patrz, powstaje walecznik we zbroi: | To on, toż czoło, ta źrenica modra, | Na zbrói opadły kędzior, kord u biodra, | Sążnista w krzepkiej prawicy kopija, | Zdeptany Tatar pod nim w kłąb się zwija; | Błogo po burzy przyświeca zaranie, | A w koło księża pieją zmartwychwstanie.“ 464 Kaczanowska, Maria: Bitwa z Tartarami pod Legnicą w 1241 roku w twórczości Aleksandra Lessera. In: Szkice legnickie 13 (1987) 199–204; Kaczanowska führt als Fundort für beide Bilder an: Kłosy 1884, Bd. 2, 256. Diese Zeitschrift war mir nicht zugänglich. Zu Lessers schlesisch-piastischen Studien vgl. auch dies.: Aleksander Lesser, rysownik historii polskiej. In: Rocznik Muzeum Narodowego w Warszawie 9 (1965) 279–294, hier 279. 465 Lesser, Aleksander/Bartoszewicz, Julian: Krolowie polscy. Wizerunki zebrane i rysowane prez Alexandra Lessera, objaśnione tekstem historycznym prez Juljana Barthoszewicza. Les portraits des rois de Pologne édités par l’établissement lithographique et artistique d’Adolphe Pecq et Comp à Varsovie, dessinés par Alexandre Lesser; avec un texte historique de Julien Bartoszewicz. W Warszawie 1860, o. S., Heinrich ist der 16. porträtierte Herrscher in der Sammlung.
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Eine große Zahl von polnischen Grafiken des 19. Jahrhunderts illustrieren die Hedwigslegende, was erneut die große Bedeutung dieses Sujets für polnische Anknüpfungen an die schlesische Piastentradition unterstreicht.466 Der bekannteste polnische Historienmaler des 19. Jahrhunderts war der Krakauer Jan Matejko. Er griff das Thema der Wahlstattschlacht und die Gestalt Heinrichs II. in zwei Bildern auf. Wenig bedeutend ist ein psychologisch-physiognomisches Historienporträt Heinrichs, der sich voll Todesangst zur Schlacht rüstet. Wichtig für das polnische Geschichtsbild des 19. Jahrhunderts ist dagegen ein großformatiges Historiengemälde Matejkos. Es handelt sich um das fünfte Gemälde des Zyklus „Geschichte der Zivilisation in Polen“. Das im November 1888 vollendete Bild heißt „Die Niederlage von Liegnitz. Die Wiedergeburt. A. D. 1241.“467 Es zeigt nicht das Liegnitzer Schlachtfeld, sondern das Requiem für die Gefallenen im Breslauer Dom. Matejko versammelte mit erstaunlicher Sachkenntnis die Führungsschicht der polnischen Fürstentümer um die Mitte des 13. Jahrhunderts – die schlesischen, masowischen, klein-, und großpolnischen Piasten, ihre Verbündeten und Zeitgenossen. Im Zentrum sind Heinrich und seine Mitstreiter unter den Fahnen der Teilherzogtümer aufgebahrt. Das Bild versammelt auch die Heiligen und Seligen Schlesiens und Polens des 13. Jahrhunderts: Der Dominikanerprior Ceslaus vollzieht eben am Altar im Moment der Wandlung die Elevation, vor dem Altar liegt in Kreuzform hingebreitet Hedwig als Vermittlerin zwischen Gott und den Menschen. Versammelt sind auch die noch nicht feindseligen Ritter des Deutschen Ordens, Bischöfe, Palatine und Woiwoden, auch die Goldberger Bergknappen fehlen nicht. Die Grundstimmung des Bildes ist tiefe Erschütterung, aber auch Hoffnung, dass die Katastrophe die von den Fürsten im 12. Jahrhundert verspielte Einheit Polens zurückbringen, die „Wiedergeburt“ herbeiführen möge. Das Tableau erweist sich damit als ein bewusst gewähltes und gestaltetes Spiegelbild der zeitgeschichtlichen Erfahrung im Jahrhundert des geteilten Polen. Ein weiterer Krakauer Künstler, Stanisław Wyspiański, setzte Heinrich dem Frommen sogar ein doppeltes Denkmal in Form eines Bildes und eines Gedichts.468 Das Bild ist ein Entwurfskarton zu einem der von Wyspiański geplanten Glasfenster für die Krakauer Wawel-Kathedrale (Abb. 22). Andere Fenster sollten die Könige Boleslaw den Kühnen und Kasimir den Großen zeigen; alle an der Grenze des Makabren dargestellt als Geister mit den Zügen von Toten, deren Skelette durch Haut- und Kleidungsreste schimmern. Zum Bild entstand eine Rhapsodie von gro-
466 Jeleńska-Hombek/Humeńczuk: Bitwa pod Legnicą, 39–41, Nr. 29–37, 40–44, 47–49, 53– 54. 467 „Klęska lignicka. Odrodzenie. R.P. 1241. “ Vgl. Suchodolska, Ewa/Wrede, Marek: Jana Matejki Dzieje cywilizacji w Polsce. Zamek Królewski w Warszawie. Warszawa 1998, [50]–[56] mit Reproduktion des Bildes, Orientierungsfolie mit Legende sowie Kommentar. 468 Kolbuszewski: Zwei künstlerische Interpretationen, 91–94; Bartoszewski: Bitwa legnicka, 71f., Biliński: Motyw bitwy legnickiej, 43–45.
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Abb. 22: Stanisław Wyspiański (1869-1907) schuf diesen Entwurfskarton „Heinrich der Fromme in der Schlacht bei Liegnitz“ 1899–1900 für ein nicht realisiertes Glasfenster im Presbyterium der Krakauer Domkirche. Das Bild zeigt den Herzog im Augenblick des Todes und bildet ein Gegenstück zu einer Rhapsodie des Dichtermalers Wyspiański.
ßer poetischer Feinheit und Bilderdichte.469 Das Geschehen der Wahlstatt-Schlacht und ihre geschichtsphilosophische Deutung wird ganz in die Seele des sterbenden Heinrich im Augenblick des Todes verlagert. Eine düster-realistisch geschaute 469 Wyspiański, Stanisław: Henryk Pobożny pod Lignicą [1903]. In: ders.: Rapsody. Hymn. Wiersze. Hg. v. Leon Płoszewski. Kraków 1961, 117–122.
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Skizze des Schlachtfelds wird überlagert von visionären, geisterhaften Bildern und Symbolen. Engel legen dem fallenden Herzog im Auftrag Mariens die Krone Boleslaw Chrobrys aufs Haupt (Zeile 10). Er erschaut seinen Auftrag: sterbend Buße zu leisten, im Tod zu siegen, Polen „auf Adlersflügeln zu erheben, ich: KÖNIG HEINRICH DER ZWEITE!“ (Zeile 120f.). Heinrich erinnert sich an Hedwigs Prophezeiung seines Endes: „Deine Hinterlassenschaft wird sein die Kunde von großem Werk, | dessen Andenken Jahrhunderten Nahrung gibt.“ (Zeile 78f.). Neben August Bielowskis Poem mögen auch andere Texte und Bücher Wyspiański für sein auf der Schwelle zwischen Modernismus und Neoromantik stehendes Doppelwerk aus Bild und Gedicht Anregungen gegeben haben. Nachweislich hat ihn ein Aufenthalt in Schlesien auf der Rückreise vom Münchner Studium im Jahr 1890 tief beeindruckt. Damals besuchte er Liegnitz und Breslau und skizzierte Kunstdenkmäler in der Liebfrauen- und in der Vinzenzkirche.470 In seiner Büchersammlung fand sich unter vielen Titeln zur Geschichte des mittelalterlichen Polen auch Stronczyńskis Reproduktion der Bilder der Hedwigslegende.471 Die negative Tendenz in der Wahrnehmung der schlesischen Piasten in Polen machte sich nach der Jahrhundertwende in populären Geschichtsdarstellungen bemerkbar. Für Józef Szujski war der Hof Heinrichs des Bärtigen zwar ein „Vorbild für Religiosität“, aber „auf der anderen Seite ein Sammelplatz deutscher Sprache und Kultur“. Heinrich, „eine über alle Maßen tüchtige Persönlichkeit und zugleich der bedeutendste und mächtigste polnische Herzog“ habe seinen Plan der Wiedererrichtung des Königreichs nicht verwirklichen können, „vielleicht deshalb, weil er durch und durch germanisiert war.“472 Die gesamte Ablösung Schlesiens von Polen ließ sich in der Geschichtsdarstellung auf die Heinriche beziehen, wie dies Michał Bobrzyński, der wohl wirkmächtigste Historiker der „Krakauer Schule“ der modernen polnischen Geschichtsschreibung unternahm. Das Schlesienkapitel seiner seinerzeit wegen der scharfen nationalen Selbstkritik darin aufsehenerregenden „Geschichte Polens im Aufriss“ sei wegen seiner Bedeutung für das polnische Geschichtsbild in voller Länge angeführt: „Der ruhigsten und infolgedessen scheinbar günstigsten Entwicklung erfreute sich in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts der schlesische Landesteil. Im Oppelner Land und dem daran angeschlossenen Teil Oberschlesiens herrschte [...] Kasimir, im eigentlichen Schlesien ergriff die Herrschaft [...] im Jahr 1201 Heinrich der Bärtige, eine Persönlichkeit, die zweifellos alle ihm zeitgenössischen Piastenab-
470 Eingehende Rekonstruktion dieser Reise und der gesammelten Eindrücke, sowie deren Niederschlag in Wyspiańskis Werk: Kolbuszewski, Stanisław: Śląskie impresje Stanisława Wyspiańskiego. Wrocław u. a. 1962. 471 Gruca, Anna: Księgozbiór Stanisława Wyspiańskiego. Kraków 1989, 232. 472 Szujski, Józef: Dzieje Polski podług ostatnich badań, Bd. 1, Lwów 1862, 137, 139, hier zitiert nach der Übersetzung von Peter Oliver Loew in Zientara: Heinrich der Bärtige, 352.
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kömmlinge an Geradlinigkeit des Charakters und Reife des Geistes überragt. Ein guter Hausherr in seinem Land, breitete er seine Herrschaft über den Rest des Landes aus als Vormund der minderjährigen Söhne seines Vetters, und anschließend errang er sogar, als einziger der Nachkommen Wladislaws des Vertriebenen, die großfürstliche Regierung in Krakau und das Regiment über einen Teil Großpolens. Trotz alledem gelang es Heinrich weder, die großfürstliche Würde an sein Haus zu binden, noch sein Erbland vor schmählichem Verlust zu bewahren. Der Grund dafür war eine damals im polnischen Lande neue Erscheinung – die Germanisierung. Die Söhne und Enkel Wladislaws II. hielten an dessen Politik freundschaftlicher und herzlicher Beziehungen zu Deutschland fest, verheirateten sich mit deutschen Frauen und öffneten deutschem Einfluss auf ihr Land die Tore weit. Die fürstlichen Höfe nahmen als erste deutsches Wesen an. Die Herzöge ahmten ihre deutschen Frauen nach und umgaben sich mit Deutschen, nahmen ihre Tracht an, ihre Bräuche und ihre Sprache, fingen schließlich als erste in Polen an, deutsche Kolonisten einzuführen (seit 1175) und ihren Landesteil mit ihnen immer mehr zu bevölkern. Den Herzögen folgten die vermögenderen adligen und geistlichen Herren, und das deutsche, zugezogene Element, wurde allmächtig in den Städten, verbreitete sich sogar in großer Dichte in den dörflichen Ansiedlungen. Eines der ältesten polnischen Lande brach infolgedessen langsam die Verbindungen, die es mit dem Rest des Landes verbanden, ab, hörte auf, am polnischen Leben teilzuhaben. Die schlesischen Herzöge konnten ihren Einfluss und ihre Herrschaft über die ganze Nation, die das Deutschtum hasste, deshalb auch nicht halten. Der Nachfolger Heinrichs des Bärtigen im Jahr 1238, Heinrich der Fromme, konnte das väterliche Erbe noch erhalten, aber nach seinem Tod im Jahr 1241 entledigten sich Großpolen und das Krakauer Land auf der Stelle seiner schon vollständig eingedeutschten Nachkommen.“473 473 „Najspokojniejszym a wskutek tego najpomyślniejszym napozór rozwojem cieszyła się w pierwszej połowie XIII w. dzielnica śląska. W ziemi opolskiej i w przyłączonej do niej części górnego Śląska panował [...] Kazimierz, we właściwym Śląsku chwycił za rządy [...] w r. 1201 Henryk Brodaty, osobistość górująca niewątpliwie nad wszystkimi spółczesnymi mu Piastowiczami prawością charakteru i dojrzałością umysłu. Dobry w swoim kraju gospodarz, rozciągnął swoję władzę nad resztą kraju jako opiekun małoletnich dzieci swego stryjecznego brata, a następnie nawet, pierwszy i jedyny z potomków Władysława IIgo, rządy wielkoksiążęce w samym Krakowie i władzę nad częścią Wielkopolski posiadł [...]. Z tem wszystkiem niezdolał Henryk ani władzy wielkoksiążęcej w dynastyi swojej ustalić, ani dzielnicy swojej dziedzicznej od niechybnej uratować zguby. Przyczyną tego było nowe podówczas w kraju polskim zjawisko – germanizacya. Synowie i wnukowie Władysłąwa II zatrzymali jego politykę przyjaznych i serdecznych z Niemcami stosunków, żenili się z Niemkami i do kraju swego wpływowi niemieckiemu na oścież otworzyli wrota. Dwory książęce przybierały pierwsze niemiecką cechę. Książęta folgując swym niemieckim małżonkom, otaczali się Niemcami, przybierali ich strój, ich zwyczaje i mowę, zaczęli wreszcie pierwsi w Polsce kolonistów niemieckich sprowadzać (od r. 1175) i dzielnice swoje nimi coraz więcej zaludniać. Za książętami szli możniejsi panowie duchowni i świeccy, a żywioł niemiecki, napływowy,
Schlesische Traditionen im geteilten Polen und im österreichisch-schlesischen Teschen 303
Die Abwertung von bisher auch in Polen hoch geschätzten schlesischen Herzögen und auch der hl. Hedwig führte dazu, dass die Rolle eines zuvor wenig beachteten Sohns Heinrichs I. und Hedwigs nun ganz neu bewertet wurde. Grundlage war eine heute als fabelhaft geltende, aber von Grünhagen etwa mit positivem Resümee wiedergegebene Episode der „Chronica principum Poloniae“. Darin ist von einem Bruderstreit zwischen dem deutschfreundlichen Heinrich dem Frommen und dem Polen zuneigenden, gegen die Deutschen im Lande auftretenden Konrad Kraushaar die Rede.474 In einer einflussreichen „historischen Skizze“ stilisierte Wacław Sobieski den in der fiktiven Schlacht bei Rothkirch (auch: bei Steudnitz) unterlegenen Konrad zu einem „vergessenen schlesischen Helden. “475 „Er schaute auf die ‚barbarische‘ Vergangenheit und nahm nicht wahr, was um ihn herum geschah, er glaubte nicht an die Segnungen der deutschen ‚Kultur‘. Als ältester Sohn der ältesten Piastenlinie spürte er inmitten der Ruinen des zerfallenen Polen in sich den Pulsschlag des Blutes der alten Boleslawe, seiner direkten Vorfahren, er fühlte sich berufen, die Tradition der Chrobrys, der Kühnen, der Schiefmunde wiederaufleben zu lassen und wollte wie sie seinen Feinden Niederlagen auf dem ‚Hundsfeld‘ bereiten.“476 Sobieski scheute sich nicht, in schwärzesten Farben den verderblichen Einfluss Hedwigs, die in seinem Text als herzlose religiöse Fanatikerin dargestellt wird, auf Heinrich und seine Umgebung zu zeichnen. Ihr wies er einen maßgeblichen Einfluss auf die Germanisierung von Fürstenhaus und Land zu. Benedykt Zientara hat in seiner Biographie Heinrichs des Bärtigen zu Recht dargelegt, dass man es in der polnisch-nationalistischen Deutung der schlesischen Piasten als Germanisatoren mit einem dem deutschnationalen „identischen Bild“ zu tun habe, „nur eben in invertierter Form. Was bei Grünhagen weiß war, ist hier schwarz und umgekehrt.“477
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zapanował wszechwładnie w miastach, rozsiadł się nawet gęsto po wiejskich osadach. Najdawniejsza niemal polska dzielnica zrywała wskutek tego pomału związki, jakie ją z resztą kraju łączyły, przestawała żyć życiem polskiem i do niego się istotnie przyczyniać. Książęta śląscy wpływu swojego i władzy nad narodem, nienawidzącym niemczyzny, niezdolali też dlatego ustalić. Następca Henryka Brodatego w r. 1238, Henryk Pobożny, utrzymał jeszcze dziedzictwo ojcowskie, ale po jego śmierci w r. 1241 i Wielkopolska i ziemia Krakowska pozbyły się natychmiast jego zniemczonych już zupełnie potomków.“ Bobrzyński, Michał: Dzieje Polski w zarysie. Warszawa 1887, 152–154. Quellenkritisch hierzu: Gottschalk, Joseph: Der „Bruderzwist“ unter den Söhnen der hl. Hedwig. In: ASKG 9 (1951) 45–58; Zientara, Benedykt: Konrad Kędzierzawy i bitwa pod Studnicą. In: Przegląd Historyczny 70/1 (1979) 27–57. Sobieski, Wacław: Zapomniany bohater śląski. In: ders.: Szkice historyczne. Warszawa 1904, 241–250. Zientara: Heinrich der Bärtige, 353. „Wpatrzony w przeszłość ‚barbarzyńską‘, nie odczuwał tego, co się koło niego dzieje, nie wierzył w dary ‚kultury‘ niemieckiej. On, najstarszy syn, najstarszej linii Piastowskiej, śród ruin Polski dzielnicowej poczuł w sobie tętno krwi dawnych Bolesławów, swoich w najprost-
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Umdeutungen der Dynastietradition im 19. und frühen 20. Jahrhundert
Die ältere Historiographie über die Piasten, die noch stark von deren mittelalterlicher und frühneuzeitlicher Selbstdarstellung abhängig geblieben war, hatte stets deren „gute Taten“ und „Sünden“, später „Leistungen“ und „Versäumnisse“ zu den Vorstellungen der jeweiligen Zeit in Beziehung gesetzt. Die Bewertungen der Historiker wurden unter dem Einfluss eines zunehmend radikaleren Nationalismus verformt. Zeitweise konnten weder traditionelle überzeitlich-ethische noch eigentlich „historistische“, epochenbezogene Bewertungsmaßstäbe sich dagegen durchsetzen. Die in das Mittelalter zurückprojizierte nationale Loyalität wurde zur einzigen Richtschnur des historischen Urteils. Dass dies im polnischen und polnischschlesischen Diskurs seit 1880 womöglich sogar noch stärker hervortritt als im deutsch-schlesischen, liegt an der Frische des schlesisch-piastischen Stoffs für seine Bearbeiter, den sie nur für die aktuellen Leitfragen sichteten, ebenso wie an einem Alarmismus der Unterlegenheit in den Konflikten zwischen Polen und Deutschen seit der Reichsgründung von 1871. Das Muster der Wahrnehmung der schlesischen Piasten hatte im Ergebnis nur noch zwei Pole: „Treue“ und „Verrat“. Auch gemäßigtere Stimmen, die stärker im Denkstil der älteren Texte verblieben, wurden von dieser Radikalisierung beeinflusst. Im 20. Jahrhundert ist diese Tendenz wieder rückläufig, wie im V. Teil dieser Arbeit deutlich werden wird. Der aus der Nähe von Oppeln stammende Priester und Journalist Adolf Hytrek, ein enger Mitarbeiter Karol Miarkas, fasste 1879 sein Urteil über die historischen schlesischen Eliten, darunter die Piasten, in einer Bemerkung zusammen, der viele polnische Patrioten seiner Zeit innerhalb und außerhalb Oberschlesiens zugestimmt haben werden: „Das oberschlesische einfache Volk erinnert sich an die historische polnische Vergangenheit seines Landes und liebt sie, es rühmt sich der Macht und Herrlichkeit des alten Polen [...]. Aber neben dieser Liebe ist unauslöschlich im Gedächtnis der Schlesier das Andenken schwerer Schicksalsschläge, die sie durchlebt haben. Sie können nicht vergessen, dass Polen sich von ihnen losgesagt hat, dass die polnischen schlesischen Herzöge sich selbst und sie [die Schlesier, M. E.] an die Deutschen verkauft haben, dass der einst polnische schlesische Adel [...] seine Nationalität, seine Sprache, ja sogar seinen Glauben aufgegeben hat.“478
szej linii antenatów, uczuł się powołanym do wskrzeszenia tradycyi Chrobrych, Śmiałych, Krzywoustych, i jak oni chciał usłać wrogom ‚psie pola‘“, ebd., 248. 478 „Lud górnoszlązki pamięta o historycznej polskiej przeszłości swego kraju i kocha ją, szczyci się potęgą i świetnością dawnej Polski [...]. Ale obok tej miłości niezatartem jest w pamięci Szlązaków wspomnienie ciężkich losów, jakie przeszli. Tego zapomnieć nie mogą, że Polska się ich wyrzekła, że polscy książęta szlązcy zaprzedali siebie i ich Niemcom, że polska niegdyś szlachta szlązka [...] wyrzekła się narodowości, języka, nawet wiary [...].“ Hytrek, Adolf: Górny Szlązk pod względem obyczajów, języka i usposobienia ludności. In: Przegląd Polski 14/3-4 (1879) 291-319; 45-69, hier Heft 4, 67.
V. Auseinanderfallen der Erinnerungskultur um die schlesischen Piasten zwischen 1918 und 1945 1.
Zum historischen Hintergrund
Der letzte Teil dieser Untersuchung behandelt die knapp drei Jahrzehnte vom Ende des Ersten bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs. Die Rückgriffe auf die schlesischen Piasten in diesem Zeitraum sind vor allem von neuen staatlich-politischen Rahmenbedingungen bestimmt.1 Diese prägten die Erinnerungskultur in noch stärkerem Maß, als dies im langen 19. Jahrhundert zu beobachten war. Entscheidende Faktoren waren die Teilung des Landes zwischen Deutschland und Polen und das Raumgreifen eines radikalen Nationalismus, vor allem durch dessen Verbindung mit der totalitären Bewegung des Nationalsozialismus. Der Ausgang des ersten Weltkriegs brachte die militärische Niederlage des Deutschen Reichs und eine demokratische Revolution, die das Ende der Monarchie bedeutete. Für die preußische Provinz Schlesien hatte der verlorene Krieg besonders einschneidende Folgen. Der Versailler Vertrag verfügte neben bereits konkretisierten kleineren Gebietsabtretungen an die neu gegründeten Nachbarstaaten Polen und Tschechoslowakei in Artikel 88: „Im größten Teil Oberschlesiens werden die Bewohner aufgerufen, durch Abstimmung zu entscheiden, ob sie zu Deutschland oder zu Polen zu gehören wünschen.“2 Der Text des Friedensvertrags ließ also den Status Oberschlesiens offen und bezog sich dabei auf das vom Völkerbund zur Norm erhobene Prinzip des Selbstbestimmungsrechts der Völker. Damit reagierten die Alliierten auf Ansprüche Polens auf das mehrheitlich polnischsprachige Gebiet. Diese wurden von einer aktiven Minderheit der Oberschlesier unterstützt.3 Die schließlich am 20. März 1921 durchgeführte Volksabstimmung wurde von drei pro-polnischen Aufständen (August 1919, August 1920, Mai 1921) und para1
2
3
Für diesen Zeitraum wurden durchgängig herangezogen: Bahlcke: Die Geschichte der schlesischen Territorien, 121–154; Rogall, Joachim: Krieg, Vertreibung und Neuanfang. Die Entwicklung Schlesiens und das Schicksal seiner Bewohner von 1939–1945. In: Bahlcke (Hg.): Schlesien und die Schlesier, 155–223, hier 155–170; Fuchs: Vom deutschen Krieg zur deutschen Katastrophe, 616–692; Galas: Dzieje Śląska w datach, 210–267; Czapliński: Dzieje Śląska od 1806 do 1945 roku, 385–466. Zitiert nach der Übersetzung des Originaltextes auf der Website des Deutschen Historischen Museums: http://www.dhm.de/lemo/html/dokumente/versailles/index.html (Zugriff vom 7. Mai 2009). Alexander, Manfred: Oberschlesien im 20. Jahrhundert – eine mißverstandene Region. In: Geschichte und Gesellschaft 30 (2004) 465–489; Tooley, T. Hunt: National identity and Weimar Germany. Upper Silesia and the eastern border, 1918–1922. Lincoln/London 1997; Struve, Kai/Ther, Philipp (Hg.): Die Grenzen der Nationen. Identitätenwandel in Oberschlesien in der Neuzeit. Marburg 2002.
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Auseinanderfallen der Erinnerungskultur zwischen 1918 und 1945
militärischen Aktionen deutscher Freikorps überschattet. Nachdem sich 59,65 Prozent der Abstimmenden für den Verbleib bei Deutschland und 40,35 Prozent für den Anschluss an Polen ausgesprochen hatten, beschlossen die Alliierten nach Empfehlungen einer Kommission des Völkerbunds die Teilung des Gebiets: Das flächenmäßig kleinere Ostoberschlesien mit knapp 900.000 Einwohnern und dem ökonomisch wertvolleren Teil des Industriereviers wurde Polen zugesprochen. Kattowitz wurde zur Hauptstadt der neuen Woiwodschaft Schlesien (Śląsk), zu der auch der rechts des Flusses Olsa gelegene Teil Österreichisch-Schlesiens um Teschen geschlagen wurde. Der Westteil des Abstimmungsgebiets verblieb als eigenständige preußische Provinz Oberschlesien mit der Hauptstadt Oppeln bei Deutschland. Wirtschaftsfragen und wechselseitigen Minderheitenschutz sollte die 1922 unterzeichnete Genfer Oberschlesien-Konvention regeln. Die wirtschaftlichen Folgen von Krieg und neuer Grenzziehung waren für beide Landesteile erheblich. Der Einbruch im Absatz der mittelständischen Industrie Breslaus wurde auf 50 bis 60 Prozent beziffert.4 Die Wirtschaft des deutschen Teils Schlesiens war nun noch stärker als bisher auf Märkte im Westen verwiesen, bei deren Erschließung sie sich durch ihre „Verkehrsferne“, vor allem die hohen Güterverkehrtarife, stark eingeschränkt sah. In Niederschlesien konnten die dort überwiegenden Kleinbetriebe mit der immer stärkeren Konzentrationsprozessen unterworfenen Industrie West- und Mitteldeutschlands kaum noch konkurrieren. Die Folgen trafen Arbeiterschaft und Kleibürgertum besonders hart; Arbeitslosigkeit und Abwanderung gehörten zur schlesischen Realität der zwanziger Jahre. Die Regelung von 1921 prägte in hohem Maß die politische Meinung im deutsch gebliebenen Teil Schlesiens. Das „Weimarer Revisionssyndrom“5 war hier besonders stark ausgeprägt. Die neue Grenzziehung wurde von allen politischen Kräften von der Sozialdemokratie bis zur extremen Rechten als „Unrecht“ und „Diktat“ bekämpft. Schon die Neugründung des polnischen Staates selbst erschien vielen deutschen, vom Schulunterricht und öffentlichen Diskurs Preußens geprägten Schlesiern als illegitim. Man sprach vom „Saisonstaat“ Polen und unterstützte die Politik des Außenministers Stresemann, im Westen zu einem Ausgleich mit Frankreich zu kommen, im Osten aber auf eine Revision des Versailler Vertrags hinzuarbeiten. Den politischen Diskurs bestimmten Gefühle der Konkurrenz und der Bedrohung. Seit der Abstimmungspropaganda las man in der Presse und hörte man in Reichstagsreden vom „Volkstumskampf“ und von der „blutenden Grenze“. Die neue geopolitische Situation diente den 1919 gebildeten neuen Provinzen Nieder- und Oberschlesien als Argument für das lautstarke Einfordern staatlicher 4
5
Vgl. Żerelik, Rościsław/Kulak, Teresa/Suleja, Włodzimierz: Historia Wrocławia, Bd. 1–3, Wrocław 2001, hier Bd. 2: Kulak, Teresa: Od twierdzy fryderycjańskiej do twierdzy hitlerowskiej, 290. Salewski, Michael: Das Weimarer Revisionssyndrom. In: Aus Politik und Zeitgeschichte B/2 (1981) 14–25.
Zum historischen Hintergrund
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Hilfsleistungen. Mit Erfolg: Der Reichstag billigte 1925 ein „Sofortprogramm“ und 1927 ein „Grenzprogramm“.6 Schlesien hatte an der krisenhaften Entwicklung der Weimarer Republik Anteil, auch wenn lange trügerische politische Stabilität vorherrschte. Bis 1932 war die Sozialdemokratie die stärkste Kraft bei den Reichstagswahlen in den beiden niederschlesischen Wahlkreisen. Sie stellte auch die Oberpräsidenten. Oberschlesien war eine Hochburg der katholischen Zentrumspartei. Allerdings setzte sich dann die NSDAP in Niederschlesien seit den Juliwahlen 1932 mit Ergebnissen über dem Reichsdurchschnitt durch. In Oberschlesien wurde sie erst bei den Märzwahlen 1933 stärkste Kraft.7 Die Nationalsozialisten errichteten in Schlesien einen „Gau“ ihrer Partei, bis 1934 von Helmuth Brückner, bis 1941 von Josef Wagner, bis Kriegsende von Goebbels’ früherem Staatssekretär und Vertrauten Karl Hanke geleitet. Die Gauleiter waren zugleich Oberpräsidenten der Provinz Schlesien. Was den totalitären Anspruch des Regimes, alle Bereiche der Gesellschaft, zunächst aber das öffentliche Leben zu kontrollieren, was die Verfolgung Andersdenkender und das Monopol nationalsozialistischer oder NS-dominierter Organisationen und Verbände angeht, unterschied sich das deutsche Schlesien nicht von anderen Landschaften im Reich.8 Nach 1921 konnten auch die Politiker des polnischen Schlesien mit dem Verweis auf die exponierte Lage der neuen Woiwodschaft als „Vorposten“ gegen die deutschen Grenzrevisionsforderungen regionale Interessenpolitik stützen. Die Woiwodschaft genoss als einzige in der Zweiten Polnischen Republik einen Autonomiestatus, hatte einen eigenen Landes-Sejm und weitgehende Finanzhoheit. Auch Ostoberschlesien war Teil eines krisengeschüttelten Staatswesens. Józef Piłsudskis Maiputsch von 1926 beendete zwar nicht die parlamentarische Demokratie, schwächte sie aber durch eine Polarisierung in die antiparlamentarischen Sanacja-Kräfte des Marschalls und eine uneinheitliche Opposition von Demokraten, Faschisten und Kommunisten. Die ostoberschlesische Politik wurde von dem von 1926 bis 1939 amtierenden Woiwoden Michał Grażyński aus dem SanacjaLager geprägt. Er versuchte mit Erfolg, deutsches Kapital und deutsche Führungskräfte in der Wirtschaft zurückzudrängen, womit er zahlreiche Proteste von Vertretern der deutschen Minorität wegen Missachtung des Genfer Minderheitenschutz6 7 8
Kulak: Od twierdzy fryderycjańskiej do twierdzy hitlerowskiej, 288. Neubach, Helmut: Der Aufstieg des Nationalsozialismus in Schlesien 1925–1933. In: Via Silesia. gdpv-Jahrbuch (1998 [1999]) 57–67. Der Forschungsstand zur NS-Zeit in Schlesien ist außerordentlich unbefriedigend. Vgl. Schmohl, Daniela: Schlesien als Desiderat der NS-Forschung. In: Domaschke, Cornelia/ dies./Wehner, Günter (Hg.): Nationalsozialismus und antifaschistischer Widerstand in Schlesien. In memoriam Fred Löwenberg. Berlin 2009, 35–44; Kuropka, Joachim: Nationalsozialismus in Schlesien. Neue Zugänge zur Problematik von politischer Struktur und Verhältnis von Katholizismus und NS-Regime. In: Via Silesia. gdpv-Jahrbuch (1998 [1999]) 68–82.
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Auseinanderfallen der Erinnerungskultur zwischen 1918 und 1945
vertrags provozierte. Auf der anderen Seite der Grenze klagten polnische Minderheitenvertreter ebenfalls über Diskriminierung und kämpften beispielsweise um polnische Schulen. 1934 gaben das Deutsche Reich und Polen, aus der Antikominternpakt-Politik erklärbar, gegenseitige bilaterale Nichtangriffserklärungen ab und unterzeichneten Vereinbarungen über die Behandlung des jeweiligen Partners in den Medien und im Warenverkehr. Die NS-Behörden dämpften die bisherige antipolnische Hetze ihrer Anhänger und regten positive Berichterstattung an.9 Nach Kriegsbeginn 1939 wurde Ostoberschlesien schon wenige Wochen nach dem deutschen Überfall auf Polen, um polnische Grenzkreise erweitert, an das „Großdeutsche Reich“ annektiert. 1940 wurde die dadurch stark vergrößerte Provinz Schlesien wieder geteilt, in Niederschlesien mit den Regierungsbezirken Liegnitz und Breslau und Oberschlesien mit den Bezirken Oppeln und Kattowitz. Teil eines Staates, der sich dem totalen Krieg verschrieb, war Schlesien Aufmarschgebiet und Etappe, Zentrum der Rüstungsindustrie und wie andere deutsche Provinzen Schauplatz von Judenverfolgung und Zwangsarbeit. Schon mit dem Auslaufen des Minderheitenschutzvertrags 1937 hatte eine rücksichtslose Verfolgung alles Polnischen begonnen, die vom Verbot polnischer Organisationen, Schließung von Schulen, Zensur von Schriften bis zur Verhaftung und in etlichen Fällen Ermordung polnischer Aktivisten reichte. Diese Politik wurde 1939 sofort auf Ostoberschlesien ausgedehnt.10 Hier versuchte man die Bevölkerung durch das widersprüchliche Instrument der „Deutschen Volksliste“ zur ethnischen, sprachlichen und politischen Anpassung zu zwingen und drückte dabei „nicht eindeutschungsfähige“ Bevölkerungsgruppen auf den fast rechtlosen Status der Bewohner des „Generalgouvernements“. Schlesien wurde auch zu einem Schauplatz der nationalsozialistischen Menschheitsverbrechen, für die die Konzentrationslager Auschwitz und Groß-Rosen mit jeweils Dutzenden Nebenlagern stehen. Das Ende des Krieges brachte das Ende Schlesiens als deutscher Provinz. Erst im Spätherbst 1944, mit dem Einbezug in die Reichweite der alliierten Bomberverbände, erlebten die Bewohner Schlesiens unmittelbare Kampfhandlungen. Im Januar 1945 überschritten erste Einheiten der Roten Armee die Oder. Das ebenso wie einige andere Städte zur Festung erklärte Breslau kapitulierte am 6. Mai 1945, nachdem die Kämpfe um die eingeschlossene Metropole Zehntausende Soldaten und Zivilisten das Leben gekostet und die Stadt zu 70 Prozent zerstört hatten. Das Vorrücken der Roten Armee erzwang die nur teilweise von den Behörden als Eva-
9 Roschke, Carsten: Der umworbene „Urfeind“. Polen in der nationalsozialistischen Propaganda 1934–1939. Marburg 2000. 10 Kaczmarek, Ryszard: Zwischen Altreich und Besatzungsgebiet. Der Gau Oberschlesien 1939/41–1945. In: John, Jürgen/Möller, Horst/Schaarschmidt, Thomas (Hg.): Die NSGaue. Regionale Mittelinstanzen im zentralistischen „Führerstaat“? München 2007, 348– 360.
Die Piastentradition im deutsch-schlesischen Heimatkult
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kuierung befohlene Massenflucht der Bevölkerung Schlesiens. Der Sommer 1945 war von einem Zurückströmen der Geflüchteten, aber auch bereits von Vertreibungen und Aussiedlungen durch die seit April installierten polnischen Behörden gekennzeichnet. Im Juli 1945 bestimmte die Potsdamer Konferenz der Siegermächte die Aussiedlung der deutschen Bevölkerung aus den Gebieten östlich von Oder und Neiße, die zugleich Polen unterstellt wurden; eine „Westverschiebung“ Polens war bereits auf der Konferenz von Teheran Ende November 1943 beschlossen worden. Bis 1947 wurde fast die gesamte Vorkriegsbevölkerung Niederschlesiens gezwungen, ihre Wohnorte zu verlassen und auf die vier alliierten Besatzungszonen westlich von Oder und Lausitzer Neiße verteilt. In Oberschlesien verblieben etwa 850.000 Menschen, welche die Regierung als Polen „verifizieren“ wollte. Zugleich wurden seit 1945 Hunderttausende von Polen angesiedelt – Umsiedler aus dem zerstörten Zentrum des Landes, aber auch sogenannte Repatrianten aus den von der Sowjetunion annektierten Ostgebieten der Vorkriegsrepublik und Rückkehrer aus Deutschland und westlichen Ländern. 1947 waren es bereits 2 Millionen Menschen. Damit begann eine neue Geschichte Schlesiens unter polnischen Vorzeichen.
2.
Stoffe und Gestalten der Piastentradition als Gegenstand der Breslauer Historiographie und des deutsch-schlesischen Heimatkults
Tendenzen in der deutschen historischen Schlesienforschung zwischen den Weltkriegen Es war keine Neuheit der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg, dass der Nationalismus Einfluss auf die Erforschung, Darstellung und Popularisierung der regionalen Geschichte in Schlesien hatte: Diese Erscheinung wurde in dieser Arbeit bereits für das 19. Jahrhundert immer wieder deutlich. Das unterscheidend Neue nach 1918 ist wohl die zunehmende Politikbindung und Aktualisierung der Beschäftigung mit der Geschichte. Auch die Rahmenbedingungen änderten sich. Das akademische Leben Breslaus versuchte, aus der nationalistischen Agitation und der Selbstdarstellung der ganzen Region als Opfer des Versailler Vertrages Nutzen zu ziehen.11 Das Osteuropainstitut unter Adolf Weber, im Februar 1918 vom preußischen Staat, der Stadt und örtlichen Wirtschaftskreisen gegründet, betrieb Sprach-, Wirtschafts-, Geschichts- und Sozialstudien auf beträchtlichem Niveau, beriet Wirtschaft und Politik und vertrat dabei offen Grenzrevisionismus und deutschen Hegemonieanspruch in Ostmitteleuropa. Es wurde damit zu einer der Keimzellen
11 Kulak, Teresa: Dzieje Uniwersytetu Wrocławskiego w latach 1918–1939. In: dies./Pater, Mieczysław/Wrzesiński, Wojciech: Historia Uniwersytetu Wrocławskiego. 1702–2002. Wrocław 2002, 103–197, insbesondere 109f.
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Auseinanderfallen der Erinnerungskultur zwischen 1918 und 1945
einer neuen „deutschen Ostforschung“.12 Auch die Universität, die um 1924 viele bedeutende Dozenten verlor und zeitweise nur noch 3.500 Studenten zählte, setzte, wie schon 1920/1921, erfolgreich auf den „Ostbonus“, organisierte Fahrten an die Grenze und lud alle deutschen Studenten ein, „patriotische Ostsemester“ zu absolvieren. Zuschüsse flossen, neue Professoren kamen, die Studentenzahl stieg Anfang der dreißiger Jahre auf 5.500.13 Die Erforschung der schlesischen Landesgeschichte wurde in der Weimarer Republik zunehmend professioneller betrieben als vor dem Krieg, was seinen Ausdruck in der Gründung der Historischen Kommission für Schlesien durch die Provinz fand. Betrachtet man den Stoffkreis um die schlesischen Piasten, so sind einige weiterführende Forschungsbeiträge festzustellen, die zugleich geeignet waren, liebgewordene Eckpunkte der Erinnerungskultur in Frage zu stellen. Richard Koebner unternahm eine sachliche und ausgewogene Problematisierung der Kolonisation zu deutschem Recht, die sich bemühte, die Rolle der politischen und dynastischen Strukturen herauszuarbeiten.14 Der Forschungsstand zum Mongoleneinfall wurde mit größter Skepsis gegenüber dem in der Erinnerungskultur des 19. Jahrhunderts so zentralen Wahlstatt-Mythos gesichtet.15 Die romantische Identifizierung Heinrichs IV. mit dem Minnesänger Heinrich von Pressela wurde in Zweifel gezogen, und dabei die weitgehenden Folgerungen, die in den Darstellungen des 19. Jahrhunderts daraus gezogen worden waren.16 Erste Ansätze strukturgeschichtlicher Betrachtung der mittelalterlichen schlesischen Fürstentümer sind auch als Abrücken von der herrscherfixierten Betrachtungsweise des klassischen Historismus anzusehen.17 Von kirchengeschichtlicher Seite geriet das Idealbild der Piasten als Vorkämpfer für die Religionsfreiheit der evangelischen Christen ins Wanken. Bahlow verfasste eine nüchterne Analyse der Rolle Friedrichs II. von Liegnitz bei der Einführung der Reformation in seinen Fürstentümern, die mit der Verfolgung einer Minderheitengruppe, der Schwenckfelder, einherging.18 12 Bömelburg, Hans-Jürgen: Das Osteuropa-Institut in Breslau 1930–1940. Wissenschaft, Propaganda und nationale Feindbilder in der Arbeit eines interdisziplinären Zentrums der Osteuropaforschung in Deutschland. In: Garleff, Michael (Hg.): Zwischen Konfrontation und Kompromiss. Oldenburger Symposium „Interethnische Beziehungen in Ostmitteleuropa als historiographisches Problem der 1930er/1940er Jahre“. München 1995, 47–72. 13 Kulak: Od twierdzy fryderycjańskiej do twierdzy hitlerowskiej, 289f. 14 Koebner, Richard: Deutsches Recht und deutsche Kolonisation in den Piastenländern. In: Vierteljahresschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte 20/4 (1932) 314–352. 15 Becker, Joseph: Zum Mongoleneinfall von 1241. In: ZVGS 66 (1932) 34–57. 16 Wutke, Konrad: Der Minnesänger Herzog Heinrich von Pressela in der bisherigen Beurteilung. In: ZVGS 56 (1922) 1–32. 17 Schwarzer, Otfried: Stadt und Fürstentum Breslau in ihrer politischen Umwelt im Mittelalter. In: ZVGS 65 (1931) 54–90. 18 Bahlow: Die Reformation in Liegnitz; das Standardwerk der neueren Forschung zum Thema ist bis heute Weigelt, Horst: Spiritualistische Tradition im Protestantismus. Die Geschichte des Schwenckfeldertums in Schlesien. Berlin 1973.
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Doch parallel zur Vertiefung landesgeschichtlichen Wissens und der vorsichtigen Erprobung neuer Forschungsansätze verlief eine andere Tendenz, welche die Landeskunde nicht nur historischer Disziplinen vermehrt in den Dienst politischer Interessen zu stellen bereit war. Im eigentlich universitären Bereich verbindet sich dieser Prozess mit dem Namen Hermann Aubins, eines im böhmischen Reichenberg geborenen Historikers.19 Als Ordinarius in Bonn (seit 1919) und Gießen (seit 1925) hatte er in Anlehnung an Karl Lamprechts Kulturgeschichte ein neues Modell völkisch orientierter und dabei verschiedene Disziplinen integrierender landesgeschichtlicher Forschung entwickelt, das in Bonn zugleich in der politischen Arbeit gegen Frankreich eine Hauptaufgabe zugewiesen bekam. Aubin wurde dabei zu einem der Wegbereiter der „Volksgeschichte“, eines neuen, heute als pseudowissenschaftlich geltenden Paradigmas in den Geschichtswissenschaften. Dessen Vertreter schickten sich nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten an, die historischen Wissenschaften in Deutschland zu dominieren, vor allem auf Kosten jüdischer oder in der Tradition des „kritischen Historismus“ eines Friedrich Meinecke oder Hermann Oncken stehender Fachkollegen.20 Aubin hatte sich in den letzten Jahren der Republik in Breslau noch kaum engagiert, da er auf verschiedene Rufe hoffte und von 1931 bis 1933 eine mediävistische Gastprofessur in Kairo innehatte. Doch ab 1933/34 baute er um seinen landesgeschichtlichen Breslauer Lehrstuhl zielbewusst ein ostkundliches Netzwerk auf, übernahm mit dem Vorsitz der Historischen Kommission für Schlesien die Schaltstelle landeskundlicher Arbeit und koordinierte sehr bald in enger Kooperation mit dem preußischen Staatsarchivar Albert Brackmann mithilfe der 1933 gegründeten „Nord- und Ostdeutschen Forschungsgemeinschaft“ die Ostforschung im Reich und im Ausland. Die Ostforschung im Aubinschen Sinn ist als Konzept deutschzentrierter, nationalistisch begründeter Auseinandersetzung mit dem östlichen Europa beschrieben worden. Konstitutive Elemente waren in Bezug auf Schlesien der Grenzrevisionismus und die Annahme eines weit über die historischen Territorialgrenzen, aber auch über das deutsche Sprachgebiet hinausreichenden, unbedingt deutsch dominierten „gesamtschlesischen Stammesraums“ im Anschluss an die Vorstellung vom „deutschen Volks- und Kulturboden“.21 Diese Anschauungen und daraus abgeleitete Interpretationen der Vergangenheit entwickelte und verbreitete Aubin mithilfe eines 19 Mühle, Eduard: Für Volk und deutschen Osten. Der Historiker Hermann Aubin und die deutsche Ostforschung. Düsseldorf 2005. 20 Haar, Ingo: Historiker im Nationalsozialismus. Deutsche Geschichtswissenschaft und der „Volkstumskampf“ im Osten. Göttingen 22002 [12000]. 21 Weger, Tobias: Zwischen alldeutschen Phantasien und sudetendeutschen Anschlussplänen – die ‚gesamtschlesische‘ Idee der 1920er und 1930er Jahre. In: Adamski, Marek/Kunicki, Wojciech (Hg.): Schlesien als literarische Provinz. Literatur zwischen Regionalismus und Universalismus. Leipzig 2008, 91–101; Mühle: Für Volk und deutschen Osten, 565–584; eine nach wie vor wichtige Problematisierung und Übersicht bietet Burleigh, Michael: Germany turns eastwards. A study of Ostforschung in the Third Reich. Cambridge u. a. 1988.
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Kreises von fast durchweg politisch, das hieß: nationalsozialistisch engagierten Schülern, so dass mit Recht von einer „schlesischen Schule der Ostforschung“ gesprochen werden kann. Sie stellte sich in den dreißiger Jahren rückhaltlos in den Dienst der NS-Politik.22 Der Willfährigkeit in der Ausrichtung der historischen Arbeit widersprach gerade nicht, dass Hermann Aubin sich intensiv und erfolgreich für eine institutionelle und methodische Eigenständigkeit der Wissenschaft gegenüber der Politik einsetzte. Der Anspruch „strenger Wissenschaftlichkeit“, von dem er allerdings selbst für populäre Darstellungen abweichen konnte, bedeutete ihm geradezu die Voraussetzung dafür, dass die Geschichte in den Dienst nationaler Interessen gestellt werden konnte. Das wichtigste Produkt der Arbeit der Breslauer Schlesienforschung unter Aubin war eine wissenschaftliche Antwort auf den 1933 in Krakau von polnischen Historikern vorgelegten ersten Mittelalter-Band der „Historja Śląska“ , einer fundierten schlesiengeschichtlichen Gesamtdarstellung führender polnischer Historiker.23 Aubins Kreis veröffentlichte 1938 entsprechend den Mittelalter-Band der von der Historischen Kommission für Schlesien herausgegebenen, von Aubin geleiteten und von Ludwig Petry redigierten „Geschichte Schlesiens“.24 Matthias Weber charakterisiert das bis 1988 mehrfach neu aufgelegte Werk als „Die nationalsozialistische Konzeption der Geschichte Schlesiens“.25 Betrachtet man die Darstellungsweise des Sammelwerks, so wird deutlich, dass die Orientierung der Volksgeschichte an strukturellen, überpersönlichen und dabei hoch ideologisierten Vorstellungen von Volk und Raum keineswegs dynastische Zusammenhänge oder einzelne Herrscherpersönlichkeiten aus der Geschichtsdarstellung verschwinden ließ. Die Arbeitsteilung in der Schlesien-Synthese von 1938 führte dazu, dass diesen Faktoren in den beiden politikgeschichtlichen Übersichtsbeiträgen von Erich Randt und Emil Schieche nach wie vor ein großer Anteil an der Darstellung eingeräumt wurde. Die ungebrochene Notwendigkeit eines herrscherbezogenen Narrativs zeigt sich an der Darstellung der Gründung des schlesischen Zweigs der Dynastie,26 an dem eigenen Unterkapitel über „Das Territorialreich der schlesischen Piasten Heinrich I. (1201 bis 1238) und Heinrich II. (1238
22 Mühle, Eduard: Die „schlesische Schule der Ostforschung“. Hermann Aubin und sein Breslauer Arbeitskreis in den Jahren des Nationalsozialismus. In: Hałub/Mańko-Matysiak (Hg.): Śląska republika uczonych, Bd. 1, 568–604. 23 Kutrzeba, Stanisław (Hg.): Historja Śląska od najdawniejszych czasów do roku 1400. Kraków 1933–1936. 24 Geschichte Schlesiens. Hg. v. d. Historischen Kommission für Schlesien, Bd. 1: Von der Urzeit bis zum Jahre 1526. Breslau 21938 [11938]; vgl. Mühle: Für Volk und deutschen Osten, 272–283. 25 Weber: Genese und Kontinuität, 235–237, das Zitat 235. 26 Randt, Erich: Politische Geschichte bis zum Jahre 1327. In: Historische Kommission für Schlesien (Hg.): Geschichte Schlesiens, Bd. 1, 63–153, hier 74–77.
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bis 1241)“27 oder an der Darstellung der Politik Bolkos II. von Schweidnitz.28 Auffallend ist die Betonung der auch biologischen „Eindeutschung“ der Piasten, ihrer vermeintlich vom 12. Jahrhundert an durchgehaltenen Reichsbindung und des Einvernehmens zwischen piastischen Landesherren und deutscher Bevölkerung. Populäre Rezeptionen der Piasten zwischen Republik und NS-Diktatur Zunächst wenig berührt von den wissenschaftlichen und wissenschaftspolitischen Entwicklungen in Breslau war die populäre Geschichtsrezeption in den schlesischen Kommunen. Tendenzen des 19. Jahrhunderts, die Geschichte allgemeinverständlich zu vermitteln und vor allem zu Zwecken wie Werbung, Unterhaltung, Befriedigung psychischer Bedürfnisse, nicht zuletzt zur Stiftung eines Zusammengehörigkeitsgefühls lokaler oder nationaler Prägung zu nutzen, verstärkten sich unter den Bedingungen der Demokratie. Nicht leicht zu beantworten ist die Frage, was denn das Ende der Herrschaft der Hohenzollern in Preußen und Deutschland für das Andenken an ihre Vorfahren, der schlesischen Piasten, bedeutete, deren Rezeption im 19. Jahrhundert so eng mit der Verehrung des aktuellen Herrscherhauses verbunden worden war. Ein inhaltliches Eingehen auf den Untergang der Monarchie ist in Texten über die Piasten kaum zu ermitteln. In einem Breslau-Reiseführer von 1936 wird ein Tagesausflug nach Trebnitz vorgeschlagen. Dies sei „ein Badestädtchen mit ca. 8000 Einw., mit einem im Jahre 1203 von Herzog Heinrich I. gegründeten Kloster [...] und sehenswerter, [...] Kirche in spätromanischem Stile, die am 24. August 1903 ihr 700jähriges Bestehen feierte, mit vielen Kunstschätzen. In ihr das Grabdenkmal der hl. Hedwig, der Landespatronin von Schlesien, einer Urahne des ehemaligen Deutschen Kaiserhauses, mit kostbarem Schmuck und zahlreichen Bildern, die Wunder der Heiligen verherrlichend.“29 Sogar die Besuchsdaten der Hohenzollernkönige werden vermerkt. Möglicherweise trug das Ende der Hohenzollern mit dazu bei, dass die bereits vor dem ersten Weltkrieg häufigen Anbindungen des Piastengedächtnisses an Vorstellungen von Volk und Nation nun noch wichtiger wurden, weil die Aktualisierung des Fürstenhauses im monarchistischen Geist nun nicht mehr so naheliegend war. Auf lokaler Ebene taugten die Piasten im Klima der Weimarer Republik zur kommunalen Selbstdarstellung und als Bezugspunkte für Lokalpatriotismus. Die örtlichen Kulturdenkmäler und das im 19. Jahrhundert ausgeprägte Bildungswissen regten weiterhin zur Beschäftigung mit den Piasten an. 27 Ebd., 82–103. 28 Schieche, Emil: Politische Geschichte von 1327 bis 1526. In: Geschichte Schlesiens, Bd. 1, 154–241, hier 165–172. 29 Woerl: Illustrierter Führer durch Breslau, 86.
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Ein Beispiel ist die Einrichtung des Brieger Heimatmuseums im Piastenschloss. Das erste Brieger Stadtmuseum war 1909 eröffnet worden. Es ging auf den Einsatz des schon erwähnten Hermann Weisstein zurück, der mit Unterstützung der wissenschaftlichen Gesellschaft „Philomathie“ einen Museumsverein ins Leben gerufen und die Sammlung eines örtlichen Volkskundlers zu einer stadtgeschichtlichen ausgebaut hatte.30 Bereits 1908 hatte Weisstein mit dem Katzbachschlachtmuseum in Dohnau an der Katzbach das erste schlesische Dorfmuseum gegründet, das nicht zufällig dem schlesischen Anteil an den „Befreiungskriegen“ gewidmet war. Hier wurde bereits erwähnt, dass der Architekt für die Renovierung der Schlosskirche 1908/09 verantwortlich zeichnete und sich für die Renovierung des Schlosses engagiert hatte. Im 19. Jahrhundert hatten die Bemühungen des Brieger Bürgertums, die glänzende Vergangenheit der Stadt als fürstliche Residenz stärker zu dokumentieren und herauszustellen, wenig Erfolg gehabt. Eine neue Gelegenheit ergab sich infolge der Reduktion der deutschen Streitkräfte nach dem Versailler Vertrag auf 100.000 Mann. Die Militärverwaltung hatte nun keine Verwendung mehr für das Brieger Schloss. 1924 verkaufte sie es für 30.000 Mark an die Stadt.31 Die Verwaltungs- und Repräsentationsräume im Erdgeschoss des Oderflügels wurden für die Zwecke des Stadtmuseums „mit einem Kostenaufwand von 35.000 Mark“32 renoviert. Die dabei zutage tretenden Inschriften wurden unter Einsatz der örtlichen Gymnasiallehrer rekonstruiert.33 Stuckreste restaurierte man; in der Stadt verstreute Spolien gelangten zurück in die Residenz. Die Arbeiten oblagen dem Stadtbauamt, das vom (nunmehr niederschlesischen) Provinzialkonservator Ludwig Burgemeister beraten wurde. Nicht zuletzt wurde auch eine moderne Zentralheizung in die Museumsräume eingebaut.34 Die Eröffnung des neuen Brieger Museums am 30. November 1930 stand dann allerdings bereits unter dem Zeichen der schweren Wirtschaftskrise: „der Not der Zeit gehorchend“ habe der Magistrat von „einer Eröffnungsfeier unter Einladung der Behörden [...] Abstand genommen.“35 Dennoch kamen am ersten Tag 3.500 Besucher. Die in den sechs großen Sälen ausgestellten Sammlungen waren nicht untypisch für ein kleinstädtisches Museum des frühen 20. Jahrhunderts. Das Material war heterogen, umfasste sogar völkerkundliche Sammlungen. Doch mit 30 Günther, Ernst: Zur Entstehungsgeschichte des Städtischen Museums. In: Briegische Heimatblätter (1930), Nr. 62 der Gesamtfolge, 251–253. 31 Günther, Ernst: Geschichte der Erwerbung des Brieger Piastenschlosses. In: Briegische Heimatblätter (1930), Nr. 62 der Gesamtfolge, 245–246. 32 Das neue Schloßmuseum in Brieg. Zu seiner Neuordnung und Eröffnung. In: AntiquitätenRundschau und Ausschau auf die Kunst der Gegenwart 29 (1931) 33–36, hier 33. 33 Heilmann, H.: Die Wandinschriften der Museumsräume. In: Briegische Heimatblätter (1930), Nr. 62 der Gesamtfolge, 248–251. 34 Tscheschner, Walter: Die bauliche Wiederherstellung der Erdgeschoßräume im Oderflügel des Piastenschlosses. Ebd, 247f. 35 Das neue Schloßmuseum in Brieg, 33.
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volkskundlichen Exponaten aus dem Kreis Brieg, Hinterlassenschaften des Zunftund Vereinswesens, der bürgerlichen Wohnkultur und alten Veduten wurden wesentliche Publikumserwartungen gewiss erfüllt. Der für die Dauerausstellung verantwortliche Studienrat Ernst Günther, Zeichenlehrer am städtischen Oberlyzeum, legte großen Wert auf die angemessene Darstellung von Brieg als Residenzstadt. Er eröffnete seinen „Kurzgefaßten Führer durch das Brieger Museum“ mit einer Beschreibung von „Herzog Georgs Schreibstüblein“ wo die „Erinnerungsstücke an das Piastengeschlecht“ präsentiert wurden. Das Arrangement griff die zur Museumseröffnung restaurierte Wandmalerei, einen „Stammbaum der Herzoglichen Familie“ von 1584 und die „Wappen von Liegnitz-Brieg und der verschwägerten Länder Brandenburg, Anhalt und Württemberg“ auf:36 „Unter dem Stammbaum hängen jetzt als dessen Fortsetzung die Bildnisse der Brieger Piasten bis zum letzten Sproß, Georg Wilhelm [...]. Wichtige Ergänzungen zur Genealogie [...] bringt eine umfangreiche Münzsammlung Liegnitz-Briegischer Prägungen, erweitert durch schlesische Münzen des obersten Lehnsherren. Ein Schautisch mit herzoglichen Urkunden und Drucksachen, zumeist Nachrufe, zeigt nicht nur weiteres Quellenmaterial zur Geschichte der Brieger Residenz und des Fürstentums Liegnitz, Brieg und Wohlau, das sich nach der ausgehängten Karte quer durch Schlesien erstreckte, sondern auch für einen bedeutneden [!] Abschnitt der Geschichte Gesamtschlesiens.“37 An dieser Stelle wird zugleich der Anspruch deutlich, das an der Grenze der 1919 geschaffenen Provinzen gelegene Brieg in Nieder- wie Oberschlesien bekannter zu machen. Wie stark die Neuschöpfung von Tradition aus dem 19. Jahrhundert fortwirkte, zeigt Günthers Bemerkung: „Die ‚liebe Dorel‘ erhielt trotz allem Gegenstreit einen Ehrenplatz.“38 Ein Kernstück des Museums war die – vielfach so genannte – „Piastenbibliothek“ aus den zu großen Teilen von den Herzögen des 16. und 17. Jahrhunderts gestifteten Altbeständen des Gymnasiums, darunter wertvolle Handschriften, Inkunabeln und Frühdrucke. Der Gymnasialprofessor Franz Nieländer stellte sie strikt nach Provenienzen auf, so dass Benutzer die Privatbibliotheken der Herzöge Georg II., Johann Christian und Georg III. als geschlossene Sammlungen betrachten und würdigen konnten.39 Der Bibliotheksforscher Klaus Garber bemerkte dazu 36 Alle Zitate in diesem Absatz: Günther, Ernst: Kurzgefaßter Führer durch das Brieger Museum. [Brieg 1931], Vorderseite. 37 Ebd. 38 Ebd. 39 Zu der Neuaufstellung Nieländer, Franz: Die Brieger Piasten-Bibliothek. In: Briegische Heimatblätter (1930), Nr. 62 der Gesamtfolge, 254–256; zur Piastenbibliothek allgemein vgl. ferner ders.: Die Piastenbibliothek des Brieger Gymnasiums. Ein Denkmal altschlesischer Kultur. In: Schlesisches Jahrbuch für deutsche Kulturarbeit im gesamtschlesischen Raume 1 (1928) 59–69; Richtsteig, Eberhard: Ungehobene Schätze der Piastenbücherei Brieg. In: ZVGS 76 (1942) 55–62.
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unlängst: „Schwerlich wird man sich eine sinnvollere Gliederung des historischen Brieger Buchbestandes denken können.“40 Mit der Restaurierung der Repräsentationsräume des Schlosses und ihrer Malereien und Inschriften sowie der Zugänglichmachung gerade der bedeutenden Buchkultur des frühneuzeitlichen Piastenhofs eröffnete das Brieger Museum seinen Besuchern einen Einblick in dieses Kapitel der Regionalgeschichte. Es überrascht, dass das Museum 1933 nur „Sonntags von 11–13 Uhr und nach Vereinbarung geöffnet“41 war. Doch es ist nicht nachzuvollziehen, ob dies an mangelndem Interesse der Öffentlichkeit, an finanziellen oder personellen Problemen lag. Eine betonte nationale Vereinnahmung der Piasten ist in den Veröffentlichungen des Museums nicht erkennbar – zumindest für die Frühneuzeit scheint sie offenbar gar nicht für notwendig erachtet worden zu sein, weil man die Piasten ganz einfach als deutsch-evangelische Fürsten wahrnahm. Die denkmalpflegerische Bedeutung des Piastenschlosses wurde in den dreißiger Jahren vom Provinzialkonservator Günther Grundmann als so hoch eingestuft, dass er sich für eine Teilrekonstruktion einsetzte, für die erste Vorstudien und Pläne entstanden.42 Der Krieg durchkreuzte dieses Vorhaben, das erst in den Jahren 1966 bis 1990 durch polnische Denkmalpfleger umgesetzt wurde.43 Wie schon im 19. Jahrhundert zeigt sich im Medium der Postkarten die Popularität von Bauwerken wie dem Liegnitzer Piastenschloss.44 Stadtführer hoben sie weiterhin hervor oder präsentierten die jeweilige Stadt gleich als „Piastenresidenz“.45 Heimatkundliche Artikel erschienen über piastische Residenzen und Grablegen.46
40 Garber, Klaus: Bücherhochburg des Ostens. Die alte Breslauer Bibliothekslandschaft, ihre Zerstörung im Zweiten Weltkrieg und ihre Rekonstruktion im polnischen Wrocław. In: ders. (Hg.): Kulturgeschichte Schlesiens in der Frühen Neuzeit, 539–653, hier 639, Anm. 156. 41 Günther, Ernst: Kleiner Führer durch Brieg. mit Bildern besonderer Baudenkmäler und Schönheiten. Mit einem Plan der Stadt. Brieg 1933, 25. 42 Tscheschner, Dorothea: Eine schlesische Perle. Brieg. Bauten erzählen. Plön 2004, 171–174. 43 Kozerski, Paweł: Zamek i Muzeum Piastów śląskich w Brzegu. The castle of the Silesian Piasts in Brzeg. Das Piastenschloß in Brzeg. Brzeg 1997. 44 „Liegnitz – Piastenschloß“, Fotopostkarte, s/w, ca. 1925, Sammlung SMG F/2004/0623; „Liegnitz. Piasten-Schloss“, Fotopostkarte, s/w, ca. 1929, Sammlung SMG F/2004/0643; Ohne Titel [Piastenschloss von einem Turm der Peter-Paul-Kirche], Fotopostkarte, s/w, ca. 1930, Sammlung SMG F/2004/0450. 45 Liegnitz die alte Piastenresidenz. Liegnitz, hg. vom Wirtschafts- und Verkehrsamt der Stadt Liegnitz, Liegnitz [ca. 1928/1932]; Schoenaich, Gustav: Die alte Fürstentumshauptstadt Schweidnitz. Hg. v. Verkehrsamt der Stadt Schweidnitz, Schweidnitz 1935; Schoenaich, Gustav: Die Piastenresidenz zum Briege. Eine städtebauliche Studie. Sonderabdruck aus den Briegischen Heimatblättern. Brieg 1935. 46 Beispiele: Müller, Gustav: Im Lande der 3 Burgen. Kurze illustrierte Geschichte von Bolkenhain und Hohenfriedeberg, sowie der Bolkoburg, Schweinhausburg und Burg Nimmersatt. Zugleich Führer durch den Kreis Bolkenhain. Bolkenhain 1925; Die Ruhestätte der Piasten. In: Die Heimat (1936) 169f.; Wiedermann, Fritz: Altschlesische Piastenschlösser. Erinnerun-
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Abb. 23: Als Umschlaggrafik zu der für den Schulunterricht gedachte Einführung Richard Müllers in die regionale Kunstgeschichte Schlesiens schuf der Künstler Hans Leistikow eine farblich stark schematisierte, an modernistische Ästhetik angelehnte Version von der Grabtumba Heinrichs IV.
Ein Schulbuch zur regionalen Kunstgeschichte zeigte das Grabmal Heinrichs IV. als Titel (Abb. 23). Postkarten, Stadtführer und heimatkundliche Artikel sind teils der touristischen Werbung, teils der Selbstwahrnehmung der Bewohner der jeweiligen Orte zuzurechnen. Insgesamt kann man für die zwanziger und dreißiger Jahre des 20. Jahrhunderts von einer Welle populärer Aneignung von Geschichte und Kulturlandschaft besonders im kleinstädtischen Niederschlesien sprechen. Hier entstand konservativ gestimmte und auch in den Formen antimoderne Heimatliteratur. Die bereits genannten Pädagogen und Schriftsteller Fedor Sommer und Hans Zuchhold gehörten damals zu den bekannteren Vertretern dieser Tendenz. Einige der Autoren schrieben Texte für eine dem allgemeinen Zeitgeschmack entsprechende und von vielen Lehrern mitgetragene Laienspielbewegung. Sie bezog die Bezirkshauptstadt Liegnitz mit ein, aber auch Kleinstädte und „romantische“ Burgen und Naturbühnen im Riesengebirgsvorland. Die Stücke waren überwiegend an historische und fiktive Ereignisse und Gestalten der Lokalgeschichte angelehnt und gen an die glanzvolle Vergangenheit unserer Heimat. In: Niederschlesische Heimatblätter (1934) 41f.
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drückten Anhänglichkeit an die heimatlichen Orte und Landschaften und ein neoromantisches Gesellschaftsbild aus. Einige dieser Stücke griffen Stoffe um schlesische Herzöge auf. Einige Dramen von Konrad Urban können hier als Beispiel dienen. Der Dichter, Mitglied des konservativen Logaubundes, schuf mehrere Dramen für die „Heimatbühne Schönau“ in Schönau an der Katzbach und für die „Naturbühne Wahlstatt“. Diese Bühnen scheinen von lokalen Vereinen getragen worden zu sein, die die bauliche und landschaftliche Schönheit ihrer Wohnorte in Fremdenverkehr ummünzen wollten, für den entsprechende Attraktionen geschaffen werden mussten. 47 Zu Pfingsten 1922 erlebte Urbans Drama „Die Mongolenschlacht“ seine Uraufführung in Wahlstatt. Die Laienproduktion war eine auf Effekt zielende, triviale Fassung des mythischen Stoffs, an der 150 Schauspieler und 80 Pferde mitwirkten. Die Bühnendarstellung der Schlacht selbst war eingerahmt von idyllischen Szenen des Volksbrauchtums (Sommersingen an Lätare einige Wochen vor, Zwiegesang eines jungen Paares an Pfingsten einen Monat nach der Schlacht) und einer rauen Saufszene der schlesischen Bauern vor der Schlacht. Im Stück wird aber an dieser Stelle ein Mönch eingeführt, der das Volk zu Gebet und ernster Sammlung mahnt. Auch eine Nebenhandlung von Liebe, Opferbereitschaft und Bewährung um die Jägerstochter Agnes und den Ritter Jan von Janis ist eingewoben.48 1925 knüpfte Urban an den Erfolg mit dem Stück „Die letzten Goldgräber von Wahlstatt“ an; er verfasste auch einen Roman und ein Heimatspiel um Herzog Bolko I.49 Mit diesem Herzog (statt mit Bolko II.) verband ein anderer Autor, der schon erwähnte Fedor Sommer, die Geschichte vom tödlichen Steinwurf des Narren und machte daraus ein „Burgen- und Heimatspiel“, bestimmt zur Aufführung auf der Burg Bolkenhain, mit dem Titel „Bolko“. Die Mutter des kleinen Prinzen und das personifizierte Gewissen des streitbaren, auf Vermehrung seiner Länder, Schätze und Streit47 Die Aufarbeitung der Laientheaterbewegung im Schlesien der Weimarer Republik ist ein Forschungsdesiderat. Neben den Bühnen in Schönau und Wahlstatt ist auch die Burg Lähnhaus bei Lähn als Ort belegt, an dem Laien Freilufttheater mit einem piastischen Stoff spielten. Vgl. Mann, Theo Johannes: Sankt Hedwig auf Lähnhaus. Ein Spiel aus dem 13. Jahrhundert. Als Manuskript gedruckt. Schweidnitz [1925]. Auf die Verehrung des piastischen Stadtgründers Bolko I. speziell in Schönau verweist ein bis 1945 beinahe fertiggestelltes, jedoch erst 2007 eingeweihtes Denkmal desselben von Fritz Richter-Elsner. Die Entstehung des Werks war von Gauleiter Hanke durchaus wohlwollend begleitet worden. Vgl. Sachs, Rainer: Bolko der Geduldige. Wie der legendäre Stadtgründer auf den Sockel kam. In: Silesia Nova (2001), Nr. 1 = 42 der Gesamtfolge, 42–51. 48 Urban, Konrad: Mongolenschlacht. Schauspiel. Wahlstatt [1922]. Vgl. Mitteilungen des Logaubundes. In: Die Saat. Zeitschrift des Logaubundes 4 (1922) 131f. 49 Urban, Konrad: Die letzten Goldgräber von Wahlstatt. Schauspiel in 5 Akten. Schweidnitz 1925; ders.: Bolkoburg und Schweinhaus. Roman. Schlesiengrube, O-Schl. 1917, nach drei Auflagen erschien eine Neuausgabe mit verändertem Titel, vgl. ders.: Herzog Bolko. Historische Erzählung. Schweidnitz 1925; ders: Die Pagen der Herzogin. Lustspiel in 4 Akten. [Schönau] 1927.
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kräfte hinarbeitenden Herzogs Bolko, ist die fromme Beatrix von Brandenburg. Das Stück nimmt sehr deutlich auf die deutsch-polnischen Auseinandersetzungen und Stereotypen Bezug. Deutsche und Polen werden als antagonistische Gruppen gezeigt. Der Herzog, dessen polnische Herkunft betont wird, ist zur Heranführung deutscher Ritter und Siedler entschlossen, um sein Land nach deutschem Vorbild zu verändern. Seine eigene Verschlagenheit und Härte selbst gegenüber Vettern und Brüdern wird mit seiner Herkunft in Verbindung gebracht. Sein polnischer Burgvogt wirft ihm Verrat an der polnischen Nation und Unterdrückung der Polen durch deutsche Herren vor und will daher seinerseits den Herzog verraten, um dessen Besitz an den polenfreundlichen Vetter Konrad von Glogau zu bringen. Der Preis soll die Burggrafenwürde von Fürstenstein sein. Des Vogts Sohn Jaroslaw liebt eine Deutsche und hält zum Herzog. In einer dramatischen Scharmützelszene ergreifen die eben eingetroffenen Deutschen mutig die Waffe zum Schutz ihres neuen Herrn. Bolko schließt: „Nun aber lasst mich Euch danken; denn ich weiß wohl, dass ich nächst Gott die Rettung an diesem stürmischen Tage Euch zu danken habe. Euch, den Deutschen und deutscher Treue! [...] Und eingestanden sei’s, dass Mannen unsers eignen polnischen Stammes uns verrieten. Von nun an wissen wir, bei wem wir die rechte Mannentreue zu suchen haben: – bei den Deutschen!“50 Die Rolle der frühneuzeitlichen Liegnitz-Brieger Piasten als evangelische Fürsten und Reformatoren blieb abrufbar. So schrieb etwa der Pastor Richard Scholz aus Laugwitz in seiner Festschrift zur Fünfhundertjahrfeier der Reformation im Fürstentum Brieg: „Im Fürstentum Brieg haben die Herzöge treu zur evangelischen Lehre gestanden und haben sich mit aller Kraft eingesetzt für ihren Bestand. Zahllose Emigranten, Flüchtlinge und Verfolgte fanden in den Piastenstädten Heim und Bleibe. Das Fürstentum Brieg wurde ein Bollwerk, das trotz aller Stürme nicht einzunehmen war. Wir haben Gott zu danken für das Piastengeschlecht, das, getreu dem Spruch im herzoglichen Wappen, über alles setzte das Festhalten am lauteren Worte Gottes: Verbum Domini manet in aeternum. Des Herrn Wort bleibet in Ewigkeit.“51 Ein Jahrzehnt später, bei den Feiern zum Jahrestag der Erbverbrüderung in Liegnitz, richtete der Stadtarchivar Theodor Schönborn den evangelisch-preußischen Erinnerungsort der Erbverbrüderung von 1537 im Geist eines aggressiven Nationalismus neu aus.52 Dass er die Erbverbrüderung als „Rechtsgrundlage“ bezeichnete, die den „Weg zu der künftigen Angliederung Schlesiens an den preußi50 Sommer, Fedor: Bolko. Ein Burgen- und Heimatspiel in 3 Aufzügen. Halle a. d. Saale 1925, 70. 51 Scholz, Richard: Einführung der Reformation im Fürstentum Brieg. Brieg 1934. 52 Schönborn, Theodor: Die Liegnitzer Erbverbrüderung von 1537. Vortrag von Dr. Schönborn zur 400–Jahr-Feier des Vertragsabschlusses im Rahmen der 2. Liegnitzer Kulturwoche am 30. Oktober 1937. In: Mitteilungen des Geschichts- und Altertums-Vereins zu Liegnitz 16 (1936/37(1938)), 208–218 (mir nicht zugänglich). Zitate im folgenden Abschnitt nach Weber: Ausbeutung, 25 und Bahlcke: Deutsche Kultur mit polnischen Traditionen, 97.
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Abb. 24: Zum Bolkofest 1936 erschien eine Broschüre, die den traditionellen geharnischten Ritter in die expressiv-kitschige NS-Stilistik kleidete, Hakenkreuzwimpel inbegriffen.
schen Staat“ bereitet habe, bedeutete lediglich einen auch im 19. Jahrhundert häufigen Rückgriff auf den preußischen Rechtsstandpunkt des Jahres 1740. Doch darüber hinaus nannte Schönborn die Erbverbrüderung „einen wichtigen Baustein in der Geschichte des deutschen Volkes“, der zum „tausendjährige[n] Ringen der Deutschen um ihre Ostgebiete“ gehöre. Auch heute gelte es, meinte Schönborn mit Verweis auf Heinrich II. und den genius loci, das „schlesische Land als Wahrzeichen deutscher Leistungsfähigkeit und deutschen Machtwillens“ gegen die „rassefremde asiatische Unkultur“ zu verteidigen. Vom 4. bis zum 12. Juni 1936 fand, wie zuletzt 1911, das Schweidnitzer Bolkound Heimatfest statt.53 Auf dem Umschlag der Festschrift warb der breitbeinig dastehende geharnischte Bolko, zwischen dessen Beinen die Silhouette von Schweidnitz, über und über mit Hakenkreuzwimpeln geschmückt, zu sehen war (Abb. 24). Der Höhepunkt des Festes war Sonntag, der 5. Juli. Markttreiben, Mu53 Führer durch das Bolko- und Heimatfest. 4. bis 12. Juli 1936 in Schweidnitz. Hg. v. Städtischen Werbeamt der Stadt Schweidnitz, Schweidnitz 1936; Bilder vom Bolkofest 1936 finden sich in der Sammlung Adler (Mitteilung von Horst Adler am 15. September 2010).
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Abb. 25: Das Deutsche Sängerbundesfest Breslau vom 28. Juli bis 1. August 1937 wurde als reichsweiter Propagandahöhepunkt inszeniert. Auf dem Ring stellte ein temporäres Standbild des Minnesängers Heinrich IV. von Breslau eine Verbindung zwischen dem nationalen Pathos des Festes und seinem Veranstaltungsort her.
sik und Freiluftgastronomie umrahmten den Vormittag. Um 13.30 begann der durch die „Bolkogruppe“ des Schützenvereins vorbereitete „Bolkofestzug“ in zwei Teilen, die die „alte und die neue Zeit“ darstellen sollten. Danach schlossen sich wahrscheinlich durch die Garnison bestrittene Vorführungen „Geschütz und Pferd“ an. Um 15 Uhr begann das „Bolkoschießen“ als Kernstück des Festes. Eine Reihe von Veranstaltungen, von denen die „Große Kundgebung der Hitlerjugend im Stadion“ am Montag genannt sei, rundeten die Festwoche ab.54 Erwähnt werden sollte noch, dass der populäre Herzog Bolko als Werbeträger nicht nur der gesamten Veranstaltung, sondern auch für Gastronomie und Genussmittel genutzt wurde. Unter den in der Festschrift genannten Gaststätten war der „Fürst Bolko“ in der Waldenburger Straße;55 die „Essigfabrik – Weinhandlung – 54 Weitere Veranstaltungen waren das Reit- und Sportfest des Artillerieregiments 28 am 4./ 5. Juli, die Tagung der schlesischen Buchdrucker am 9. Juli, verschiedene Vorführungen Schweidnitzer Handwerker, bei der traditionelle Fertigkeiten und Trachten unter dem Motto „Arbeit, Ehre und Freiheit – Führer, Volk und Vaterland“ präsentiert wurden, am 10. Juli, sowie ein Appell- und Sporttag der SA-Standarte 10 am 11. Juli. 55 Führer durch das Bolko- und Heimatfest, 52.
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Likörfabrik“ Berthold Mittmanns warb: „Ob Schütze, König oder Ritter, Jeder trinkt nen Bolkobitter“.56 Und der Tabakhändler Hermann Martin empfahl den Rauchern die „Bolko von Schweidnitz“ als „erstklassige Qualitätszigarre“.57 Alle genannten mittelständischen Unternehmer gaben in ihren Anzeigen an, Mitglied im Schützenverein zu sein. Die Marke „Herzog Bolko“ wurde hier fast in der Weise des modernen Marken-Franchising vervielfältigt. Eine ähnliche Funktion konnte Herzog Heinrich IV. – als Minnesänger Heinrich von Pressela – als Symbolfigur des 1937 in Breslau mit größtem Propagandaaufwand um den Besuch des „Führers“ herum organisierten 12. Deutschen Sängerbundesfest wahrnehmen (Abb. 27).
3.
Polnische Wahrnehmungen der schlesischen Piasten zwischen den Kriegen
Auch im polnischen Ostoberschlesien gab es, angesichts der Konfliktlage und der nationalen Aufbruchsstimmung in der Zweiten Republik, Bemühungen um eine Geschichts- und Kulturpolitik, die die neue Zugehörigkeit der Region begründen, legitimieren und dafür werben sollte.58 Diese Bestrebungen erfassten auch hier Wissenschaft und schöne Literatur. Der Woiwode Grażyński hatte als an der Jagellonen-Universität in Krakau ausgebildeter Historiker ein Gespür die politische Brisanz der Geschichte. Dies äußerte sich in seiner gesamten Kulturpolitik. Der Woiwode setzte sich für die Gründung und Ausstattung des Schlesischen Museums (Muzeum Śląskie) und des landeskundlich ausgerichteten Schlesischen Instituts in Kattowitz ein. Das Museum wurde durch Beschluss des Schlesischen Sejm 1929 eingerichtet und zeigte seine Sammlungen im 5. Stockwerk des Woiwodschaftsgebäudes, an dessen Fassade eine Skulptur Boleslaw Chrobrys prangte.59 Ein 1939 nach Entwürfen von Karol Schayer begonnenes hochmodernes Museumsgebäude wurde nicht fertiggestellt und von den deutschen Besatzern abgerissen.60 Das 1934 gegründete und von Roman Lutman geleitete Institut veröffentlichte in seinen Mitteilungen (Komunikaty) und in seiner Schriftenreihe (Pamiętniki) zahlreiche Beiträge zur schlesischen Geschichte und Landeskunde.
56 Ebd., Umschlaginnenseite. 57 Ebd., 34. 58 Mühle, Eduard: Geschichtspolitik und polnischer Westgedanke in der Woiwodschaft Schlesien 1922–1939. In: Jahrbücher für Geschichte Osteuropas 51 (2003), 409–426. Dieser Aufsatz wurde im Folgenden durchgehend herangezogen. 59 Czechowicz: Sukcesorzy, 180. 60 Zur Geschichte dieser Institution und ihrem Neuaufbau nach 1945: Szaraniec, Lech: Muzeum Śląskie 1929–2004. Silesian Museum. Musée de Silesie. Schlesisches Museum. Katowice 2006.
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Entscheidend waren die guten Kontakte des Woiwoden nach Krakau. Er erreichte, dass an der Akademie der Wissenschaften (Polska Akademia Umiejętności) eine schlesische Publikationsstelle entstand. Sie koordinierte das ambitionierte Gemeinschaftsprojekt der „Historja Śląska“. Grażyński erwirkte auf den Antrag seines ehemaligen Krakauer Lehrers, des Akademiedirektors Stanisław Kutrzeba, eine großzügige Förderung durch den schlesischen Sejm. Von der „Historja Śląska“ konnte lediglich der von Władysław Semkowicz herausgegebene Mittelalter-Teil erscheinen, wobei vom zweiten der drei Unterbände vor Kriegsausbruch nur eine Teillieferung herauskam. Die neue Synthese zeichnete sich durch ein hohes Niveau der von anerkannten Wissenschaftlern verfassten Beiträge aus. Bis auf Zygmunt Wojciechowski, der eine außerordentliche Professur innehatte, waren alle Ordinarien an polnischen Universitäten. Exaktheit und Quellenbeherrschung kennzeichnen die Darstellung, auch wenn die Ausrichtung der schlesischen Geschichte in dem Werk selbstverständlich eine polnische nationale Sicht widerspiegelt. Deutlich zu bemerken ist dies in Zygmunt Wojciechowskis Beitrag zur mittelalterlichen Verfassungsgeschichte Schlesiens, der die Entwicklung von Einrichtungen, Ämtern und Rechtsgewohnheiten in die parallele Ausprägung der anderen polnischen Landesteile hineinstellt.61 Nach der Unabhängkeit Polens und der Teilung Oberschlesiens setzten sich im Urteil der Historiker die beiden Tendenzen der Jahrhundertwende fort: Das negative Urteil über die schlesischen Piasten und das Bemühen um ihre Rehabilitierung als Teil der polnischen Geschichte. Für letzteres mag ein Gedenkartikel von Kazimierz Popiołek zum 700. Todestag Heinrichs I. stehen.62 Heinrich habe mit der Heranziehung deutscher Kolonisten, die wirtschaftliche Zwecke verfolgt habe, einen Fehler gemacht, weil der die Gefahr, die dies für die „Nationalitätenstruktur“ Schlesiens gebracht habe, verkannt habe. Der zweite Fehler sei es gewesen, sich um die Königskrone für seinen Sohn beim Kaiser zu bemühen, da er wähnte, ein geeintes, unabhängiges Polen sei mit der Unterstützung Deutschlands zu erreichen. Diese zwei Fehler könnten jedoch nicht die enormen Verdienste dieses „größten aller schlesischen Herzöge“ überwiegen. Viel bedeutender für Schlesien und Polen sei es gewesen, dass er durch geschickte Politik und bei Bedarf mit Waffengewalt die Mehrheit der polnischen Lande in seiner Hand vereinigt habe, was während seiner Herrschaft den Zerfall Polens in Teilfürstentümer unterbrochen habe, dass er die Königswürde wiederherstellen wollte, dass er den andern Piasten den Weg gewiesen habe zur Wiedervereinigung Polens. 61 Wojciechowski, Zygmunt: Ustrój polityczny Śląska. I. W okresie do 1327/9 r. II. W okresie lat 1327/9–1400. III. Śląsk czołem cywilizacji polskiej w wiekach XIII–XIV. In: Kutrzeba, Stanisław (Hg.): Historja Śląska od najdawniejszych czasów do roku 1400, hier Bd. 1, hg. v. Władysław Semkowicz, Kraków 1933, 563–750; 751–778; 779–804. 62 Popiołek, Kazimierz: W siedemsetlecie śmierci księcia śląskiego Henryka I Brodatego. In: Komunikaty Instytutu Śląskiego w Katowicach 3 (1938), Nr. 27 der Gesamtreihe, eigene Paginierung, 5f.
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Auseinanderfallen der Erinnerungskultur zwischen 1918 und 1945
Die „Historja Śląska“ griff eine um die Jahrhundertwende bereits zu bemerkende Tendenz auf, auch Heinrich IV. nicht mehr als nationalen Verräter, sondern einen bedeutenden polnischen Herrscher zu beschreiben.63 Roman Grodecki beschrieb ihn als stolzen, begabten und ehrgeizigen Herzog. Seine Aspirationen auf die polnische Krone seien ihm schon in der Jugend am Hof seines Oheims, jenes böhmischen Königs Ottokar Přemysl vermittelt worden, den die deutsche Geschichtsschreibung immer als Hinweis auf eine besonders enge Reichsbindung Heinrichs angeführt hatte. Aus dem „deutschen Minnesänger“ wurde bei Grodecki ein gebildeter Herzog, der Bücher liebte.64 Die teilweise Revision der negativen Sicht auf die schlesischen Piasten war eindeutig auch durch die Überzeugung motiviert, dass ein polnisches Schlesien – ob als staatspolitische Wirklichkeit in der Woiwodschaft Schlesien oder als ideell-politischer Anspruch der polnischen Minderheit in der deutschen Provinz Oberschlesien – nicht nur sprachlich-ethnisch und politisch-dezisionistisch begründet werden musste, sondern auch historisch. Dafür aber bedurfte es positiver, zugleich schlesisch-regionaler und polnisch-nationaler Bezugspunkte in der Vergangenheit. Wer, wenn nicht die schlesischen Piasten konnte in der Vergangenheit des Landes als Symbol der Polonität hervorgehoben werden? Diese Rolle der schlesischen Piasten wurde besonders an einer umstrittenen Baumaßnahme der späten Weimarer Jahre deutlich. Das Oppelner Schloss sollte nach den Plänen der Provinzialverwaltung durch ein modernes Verwaltungsgebäude im Stil des „Neuen Bauens“ ersetzt werden (Abb. 26). Einzig und allein der zylindrische Turm sollte von der „alten Schlossregierung“ übrig bleiben, einem vielfach veränderten, in wesentlichen Teilen übrigens auf Umbauten 50 Jahre nach dem Aussterben der Oppelner Piasten (1532) zurückgehenden Gebäudekomplex. Die deutschen Denkmalschützer waren durchaus geteilter Meinung zu diesen Plänen.65 Besonders energisch aber meldeten sich die Vertreter der polnischen Minderheit in Oberschlesien zu Wort, die darin den Versuch erkennen wollten, polnische Spuren in der Kulturlandschaft auszulöschen. Es ist unwahrscheinlich, dass dies die Absicht der Provinzregierung war. Praktische Gründe sprachen für den Neubau, aber auch ein gewisses Pathos der architektonischen Moderne, des Neuanfangs. Der Neubau der Provinzregierung reiht sich in eine Zeitströmung ein, die in beiden Teilen des geteilten Oberschlesien in den zwanziger und dreißiger Jahren bemerkenswerte modernistische Bauten hervorbrachte. Wie dem auch sei, die Min63 Die ältere Diskussion ist nachgewiesen bei Boroń, Piotr: Wizerunki Henryka Probusa w historiografii. In: Barciak (Hg.): Piastowie śląscy, 343–356. 64 Grodecki, Roman: Dzieje polityczne Śląska do r. 1290. In: Kutrzeba/Semkowicz (Hg.): Historja Śląska, Bd. 1, 155–326, hier 291, 314, 323f.; vgl. Boroń: Wizerunki Henryka Probusa. 65 Hadelt, Alfred: Bericht über die Tätigkeit des Provinzialkonservators und der Provinzialdenkmalkommission. In: ders. (Hg.): Deutsche Kulturdenkmäler in Oberschlesien. Breslau 1934, 165–208; Steinert, Alfred: Das Oppelner Piastenschloß von 1532 bis 1928. Ebd., 101–114.
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Abb. 26: Das Oppelner Schloss musste in den Jahren 1928 bis 1931 bis auf den alten Rundturm einem modernistischen Neubau für die Provinzialregierung weichen. Denkmalschützer und polnische Minderheitsorganisationen protestierten vergeblich.
derheitenvertreter stilisierten das Schloss zum Symbol des Polentums, entfesselten eine Pressekampagne in den „Nowiny Codzienne“, dem „Katolik“ und dem „Zdrój“ und sorgten damit auch in Polen für Aufmerksamkeit. Erstere Zeitung, das Organ der regionalen Unterorganisation des „Bundes der Polen in Deutschland“ verwendete die Silhouette des Schlosses in den dreißiger Jahren als Titelvignette ihrer Zeitung.66 Auch in der schönen Literatur wurden die schlesischen Piasten als Symbole des Polentums rezipiert.67 Die Schriftstellerin Zofia Kossak, die ihr Familiengut in der Ukraine angesichts der Sowjetherrschaft hatte verlassen müssen, zog 1922 in die neue polnische Woiwodschaft Schlesien um. Sie ließ sich auf einem alten Gutshof in Groß Gurek bei Skotschau nieder. Zofia Kossak war eine der populärsten zeitgenössischen Autorinnen Polens in den dreißiger Jahren. Ihr Werk umfasste vor allem historische Romane und Erzählungen im Geist des „renouveau catholique“. 1932 erhielt sie den Schlesischen Literaturpreis (Śląska Nagroda Literacka) der Woiwod-
66 Fiedor: Walka z nazewnictwem, 5f., wo besonders auf die Ausgabe der Nowiny Codzienne vom 8. November 1930 verwiesen wird. Diese Zeitung war mir nicht zugänglich. 67 Dobrowolska, Wanda: Śląsk i Ślązacy w powieści polskiej. In: Zaranie Śląskie 7/1 (1931) 39–54.
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schaft. Zu der Entscheidung des Preiskomittees hat sicher beigetragen, dass die Schriftstellerin die neue Umgebung Schlesiens bewusst in ihr Schaffen miteinbezog.68 In ihrem Band historischer Erzählungen „Wielcy i Mali“ („Die Großen und die Kleinen“) entwarf die Dichterin einen Bilderbogen von Episoden aus der schlesischen Geschichte.69 Die erste behandelt den Kampf Boleslaw Schiefmunds gegen Kaiser Heinrich V., die letzte die schlesischen Aufstände. Das von Kossak entworfene Bild der Geschichte Schlesiens ist in hohem Maß polnisch-patriotisch. Es soll die Zugehörigkeit der polnischen Schlesier zu der neuentstandenen Republik mit weiten historischen Anbindungen legitimieren. Doch dies geschieht nicht durch eine Feier vergangener Siege oder Glanzpunkte, sondern im Geist der zeitgenössischen katholischen Literatur durch eine Aufwertung der jahrhundertelangen Unterlegenheit polnischer Sprache und Schwäche polnischen Selbstbewusstseins in der Region. Das Schicksal der schlesischen Polen ist in „Die großen und die Kleinen“ über die Jahrhunderte von sozialer und sprachlicher Marginalisierung bestimmt. Die „Rückkehr“ der Schlesier nach Polen nach dem Weltkrieg schafft in dieser Perspektive erst die Möglichkeit historischer Gerechtigkeit für diese Bevölkerung. Die Ausschnitte, die Kossak wählt, fordern nicht zu kriegerischer Expansion auf. Dennoch reicht ihr politischer Subtext über eine Rechtfertigung des 1921 erreichten Gebietsstandes hinaus, was besonders deutlich wird, wenn man den teilweise deckungsgleichen Band „Nieznany kraj“ („Das unbekannte Land“) mitbetrachtet.70 In diesen flossen Eindrücke einer Rundreise durch Westoberschlesien in Begleitung des Minderheitenaktivisten Arkadiusz (Arka) Bożek ein. Gerade die in beide Bücher aufgenommene Erzählung, in der es um eine schlesische Herzogin, die letzte Teschener Piastin Elisabeth Lukretia geht, zeigt den sublimierten nationalpolitischen Anspruch von Kossaks schlesienbezogenen Texten.71 Das ereignisarme Stimmungsbild zeigt die Herzogin vor allem als vorbildlich in ihrer Haltung, die Mäßigung und Bescheidenheit mit Hoffnung und Frömmigkeit verbindet; ihren ungeliebten Mann lehnt sie als Deutschen ab und wird darin von der Bevölkerung unterstützt. Als Frau (die weibliche Perspektive wird noch durch die Astronomin Maria Cunitz als Gesprächspartnerin unterstrichen) und Piastin steht sie für das geduldige Hüten und Bewahren der regionalen, in Kossaks Sicht selbstverständlich polnischen Eigenheit der Schlesier. Im nächsten Kapitel soll ein bedeutender historischer Roman der Autorin betrachtet werden.
68 Jurgała-Jureczka, Joanna: Oswajanie „nieznanego kraju“. Śląsk w życiu i twórczości Zofii Kossak. Cieszyń 2002. 69 Kossak, Zofia: Wielcy i mali. Warszawa 1927. 70 Dies.: Nieznany kraj. Warszawa 1932. Mir zugänglich war die 5. Aufl., Warszawa 1961. 71 Kossak, Zofia: Ostatnia księżna cieszyńska. In: dies.: Nieznany kraj. Warszawa 1961, 70–99.
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Konkurrierende nationalistische Umdeutungen der schlesischen Piasten. Der Wahlstatt-Stoff in Historiographie, Belletristik und Festkultur
Die Suche nach Bestätigung des eigenen Standpunkts oder des Selbstbilds in der Vergangenheit ist für Gruppen gerade in unsicheren Zeiten attraktiv und setzt sich oftmals gegenüber kritischen Betrachtungsweisen durch. Zu diesem Schluss kann man auch kommen, wenn man die Konjunktur des Wahlstatt-Stoffes im deutschen und im polnischen Teil Schlesiens nach 1918 betrachtet. Betrachtet man die stofflichen Schwerpunkte der Rezeption, so fällt der bewusste Rückgriff auf den als Quelle längst widerlegten, aber für eine packende Darstellung der Schlacht von 1241 offenbar kaum verzichtbaren Długosz-Bericht ins Auge. Auffällig ist auch das Interesse an dem in das 13. Jahrhundert zurückprojizierten deutsch-polnischen Konflikt um Schlesien, wodurch die Episode vom Bruderzwist unter den Söhnen Hedwigs besonderes Gewicht bekommt. Zum alleinigen Inhalt eines literarischen Werks machte den Kampf zwischen Konrad und Heinrich der Schriftsteller Jan Nikodem Jaroń in seinem Drama „Konrad Kędzierzawy“ („Konrad Kraushaar“).72 Der Verfasser, ein Bauernsohn aus Jastrzigowitz im Kreis Rosenberg, einst wegen nationalpolnischen Engagements der Schule verwiesen, hatte nach externem Abitur in Breslau und Lemberg Jura studiert. 1919 kehrte er nach Schlesien zurück, um sich dort in den Dienst der ‚polnischen Sache‘ zu stellen. Sein Drama über ist einer der bedeutenderen literarischen Beiträge zur Abstimmungspropaganda. Es stellt die Ereignisse als Folge eines weitreichenden politischen Plans Konrads dar. Er sei in Konflikt mit seinem Bruder Heinrich dem Frommen geraten, weil er die Deutschen aus dem Land vertreiben, Schlesien dem Senior in Krakau unterstellen und eine lehnsrechtliche Bindung Schlesiens an das Reich habe verhindern wollen. Gegenüber dem Sohn mit seiner unüberwindlichen Ablehnung der Deutschen und ihrer Einflüsse rechtfertigt sich Heinrich I. mit den Zeittendenzen, die eine Anlehnung an das Reich, die Öffnung des Landes für seine überlegene Zivilisation und die militärische Macht der deutschen Ritter unverzichtbar machten. Heinrich I. sieht seinen Fehler erst nach der Schlacht bei Rothkirch und dem tragischen Unfall Konrads ein. Angesichts des Todes seines Sohnes, den letztlich „Bestechlichkeit und Verrat“ aufgrund von „deutschem [...] Rat“ verursacht haben, 73 fleht der alte Herzog demütig um Gottes Erbarmen. Hedwig versucht zwischen ihren verfeindeten Söhnen zu vermitteln. Sie wird in Anlehnung an Wacław Sobieski, aber auch mit Rücksicht auf die Hedwigsverehrung der Schlesier, als großherzige und gebildete Frau beschrieben. Freilich kann sie aufgrund der Tatsache, dass sie selbst die fried72 Jaroń, Jan Nikodem: Konrad Kędzierzawy. Dramat śląski z początków XIII wieku w pięciu aktach. Z podobizną autora. Opole 1920. 73 Ebd., 132: „przekupstwo i zdrada“ , „niemiecka [...] rada“ .
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liche Unterwerfung der Slawen durch das Deutschtum repräsentiert, ihren älteren Sohn nicht verstehen. Auch Heinrich II. ist kein Schurke, sondern eine tragische Figur, ein Getäuschter und von seinen deutschen Rittern Getriebener. „O Grauen über Grauen, | wo ein Geschlecht ist | und zwei Lager“74 ruft auch Konrad vor dem Ausbruch des Konflikts aus. Sehr deutlich ist hier der aktualisierende Bezug zur Situation Oberschlesiens nach 1918, wo viele Familien in der Parteinahme für Polen oder Deutschland gespalten waren. Bei aller Schärfe der Polemik versucht Jaroń zu betonen, dass die „Verräter“ im polnischen Piastenhaus als Verirrte und Fehlgeleitete handeln. Das Gebot der Herkunft formuliert Konrad dabei sehr klar: „Doch solang auch nur ein Piast noch lebt, wird er eher alle Tropfen Blutes aus seinen Adern strömen lassen, Bevor er Schlesien an das Deutsche Reich anschließt.“75
Im vierten Akt zeigt sich der geschlagene Konrad voller entschlossener Hoffnung, was seine Mitstreiter verwundert. Doch Konrad bekennt: „Ich glaub ans Volk. Ich kenne jetzt sein Herz, dies große Feuer, das bislang im Fünkchen Erstickt dastand. Ich stehe auf einem Vulkan.“76
Die Metaphorik von Glut und Feuer wird versinnbildlicht durch die Gestalt des Köhlers – Verweis auf den oberschlesischen Industriearbeiter – und der Bergleute, die in einer visionären Szene zusammen mit Bauern und Knechten den Herzog umgeben und von ihm auf die „Rache“ am „Feind“ eingeschworen werden. Die Freiheit, die „Erlöserin der Menschheit“ winke bereits als Morgenröte. Konrad verkündet: „Schlesien steht vorm Durchbruch, es wird frei sein.“77 Der Verweis auf die Zukunft, die in der anbrechenden Gegenwart der Rezipienten verortet wird, findet sich auch in Jarońs Drama vom schlafenden Hedwigsheer, das einen authentischen schlesischen Sagenstoff verarbeitet.78 Die „fünf szenischen Bildchen“ beschreiben erstens das Niedersteigen des Heeres in die Grüfte von Trebnitz beim Tod Hedwigs. Der Geist Heinrichs des Frommen verkündet, es werde dort schlafen „bis dass über Schlesien die Finsternis zerstiebt.“79 Zweitens wird die Unterdrückung der Schlesier durch die deutschen Junker gezeigt, drittens 74 „O zgrozo zgrozy, | Gdy jeden ród | A dwa obozy!“ Ebd., 47. 75 „Lecz póki Piast ostatni żyje, | Z żył prędzej wszystkie krople krwi wysączy, | Nim Śląsk do rzeszy niemieckiej przyłączy.“ Ebd., 28. 76 „Ja wierzę w lud. Poznałem jego serce, | Ten wielki ogień, co dotąd w iskierce | Stał przytłumiony. Stoję nad wulkanem [...]“, ebd., 111f. 77 „Śląsk stoi na przełomie, będzie wolnym“. Ebd., 116. 78 Jaroń, Jan Nikodem: Wojsko św. Jadwigi. Pięć obrazków scenicznych z dziejów Śląskich. Katowice 1931. Das Drama wurde im Jahr 1920 verfasst. 79 Ebd., 19: „Aż nad tym krajem rozpierzchnie się zmrok.“
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die Hunger- und Typhuskatastrophe von 1847/48, viertens der Erste Schlesische Aufstand von 1919 und die Übergriffe des Selbstschutzes. Das fünfte Bild zeigt das Erwachen des Hedwigsheers. Auf deutscher Seite hat, ebenfalls in Bezug auf die Teilung Oberschlesiens, Alfons Hayduk interessanterweise dasselbe Bild für eine Kurzballade gewählt.80 Hedwig taucht auch sonst öfter in der Abstimmungspropaganda auf.81 Genannt seien die Propagandaschriften des Pfarrers Paul Nieborowski, eine sehr weit verbreitete Postkarte mit der zweisprachigen Anrufung „Heilige Hedwig, erhalte Deinen Oberschlesiern ihre deutsche Heimat! Święta Jadwiga, utrzymaj twojim Górnoślązakom swoją niemiecką ojczyznę!“ (Abb. 27) und eine tragbare Gusseisenmedaille des damals in Breslau an der Kunstakademie lehrenden Theodor von Gosen mit einer Hedwigsabbildung auf dem Avers und, auf dem Revers, der Inschrift „Oberschlesier, bedenket, aus Deutschland kam euch das Christentum. 1921. Górnoślązacy, pomnijcie na to, że z Niemiec otrzymaliście chrześciaństwo.“ 82 Ähnlich positiv wie Jaroń, doch weit entfernt von seiner aktivistischen Propaganda und ihren sozialrevolutionären Untertönen, stellte Zofia Kossak den Piastenspross Konrad Kraushaar dar. In ihrem Wahlstatt-Roman „Legnickie Pole“ geht es um das lange vorbereitete Ausgreifen der Mongolen bis nach Schlesien.83 Gleich nach dem Erscheinen wurde das Buch von dem Slawisten und Historiker Otto Forst de Battaglia übersetzt und mit einem überschwänglich lobenden Nachwort („Die Nutzanwendung auf unserer Zeit ist klar und deutlich [...]: christliche Einmütigkeit gegen die Barbarenflut aus dem Osten!“) in dem katholischen Verlag Kösel & Pustet veröffentlicht.84 Die kunstvoll konstruierte Handlung stellt den Westfeldzug der Mongolen von 1240 bis 1242 als Folge einer Intrige veneziani-
80 Hayduk, Alfons: Das schlafende Heer. In: ders./Hellmann, Anton: Der heilige Berg. Ein St. Annaberg-Büchlein. Oppeln/Breslau 1927, 43–45. 81 Grosch, Waldemar: Deutsche und polnische Propaganda während der Volksabstimmung in Oberschlesien 1919–1921. Dortmund 2002, 238–240. Über die sehr pauschalen Hinweise auf die Piasten in der Propaganda: ebd., 166–169. Grosch erklärt u. a., die polnische Propaganda habe angesichts vorherrschenden deutschnationalen Argumentation die dynastischen Argumente relativieren und stärker auf ethnische und mittelalterlich-staatsrechtliche Argumente verweisen müssen, wenn die Rede auf die Piasten gekommen sei. 82 Nieborowski, Paul: Oberschlesien, Polen und der Katholizismus. Berlin 1919; die Postkarte u. a. in der Dauerausstellung des Schlesischen Museums zu Görlitz, eine Abbildung der Medaille in der Sammlung des Verf. 83 Kossak, Zofia: Legnickie pole. Kraków 1930. benutzt wurde die Neuauflage dies.: Legnickie pole. Hg. v. Tadeusz Bujnicki. Warszawa 21968. 84 Dies.: Die Wahlstatt von Liegnitz. Historischer Roman. Deutsche Übertragung von Otto Forst-Battaglia. München 1931, das Zitat Forst-Battaglia, Otto: Die „Wahlstatt von Liegnitz“. Ebd., 314–327, hier 314f. Zur Rezeption in Deutschland vgl. Pytlos, Barbara: Legnickie pole Zofii Kossak. Przyczynek do recepcji literatury polskiej w Niemczech w okresie międzywojennym. In: Kalczyńska, Maria (Hg.): Pracownicy polskiej książki i prasy w Niemczech. Koncepcja badań biograficznych. Opole 2003, 54–75.
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Abb. 27: Auf einer Propagandapostkarte zum Plebiszit von 1921 ruft die heilige Hedwig in deutscher und polnischer Sprache auf, den Oberschlesiern die „deutsche Heimat“ zu erhalten. Der Künstler hat sich offenbar nicht näher mit der traditionellen Hedwigs-Ikonographie auseinandergesetzt. Bemerkenswert ist der Blick der sehr jungen Herzogin nach links, also kartografisch nach Westen.
scher Emissäre mit dem Ziel einer Schädigung von Genuas Asienhandel dar. Bei dem weltumspannenden Horizont des Romans kommt der schlesische Schauplatz dennoch nicht zu kurz. Die Einheimischen, kaum dem Heidentum entwachsen, wohnen in dem hier geschilderten Schlesien neben den schon zahlreichen Siedlern. Am Hof Heinrichs des Bärtigen hat sich trotz der edlen, christlichen Gesittung, die Hedwig gebracht hat, auch noch etwas vom schlichten slawischen Hausvatertum der Piasten erhalten, so dass etwa Prinzessin Zośka sich durchaus in den Stall begibt. Der Zwiespalt im Volk setzt sich bei Hofe und in der Herzogsfamilie fort, was mit Empathie für beide Seiten geschildert wird: Der vom universalistischen Geist des Christentums, des Ritterideals und überhaupt der verfeinerten Zivilisation durchdrungene, auch in seinen Zweifeln sympathische Heinrich steht dem impulsiven, am Vertrauten und Konkreten hängenden, für Eigenständigkeit und kraftvolle Selbstbeschränkung eintretenden Konrad gegenüber. Letzterer fordert, die Deutschen zu vertreiben, was der ganzen Politik des älteren und jüngeren Heinrich und, wie letzterer bemerkt, auch der Menschlichkeit widerspricht. Um es jeweils auf einen Satz zu bringen: Heinrich spricht: „Brüder sind alle, die Christus der
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Herr erlöst hat.“85 Konrad aber sagt: „Brüder sind nur die, welche, in einem Lande aufgewachsen, dieselbe Sprache reden.“86 Durch diese unvereinbaren Standpunkte, deren je eigenes Recht der Roman plausibel macht, entsteht eine tragische Konstellation. Von deutscher Tücke oder Aggression wird nur innerhalb von Konrads Schimpfreden gehandelt; deutlich werden aber ökonomische Begleiterscheinungen der deutschen Ansiedlung, die auf eine Depravierung der Einheimischen hinauslaufen. Hier greift Kossak erkennbar auf Ansichten Feliks Konecznys und Wacław Sobieskis zurück, die von der polnischen Schlesienforschung ihrer eigenen Zeit so nicht mehr aufrechterhalten wurden. Die Versöhnung Heinrichs mit seinem umgekommenen Bruder und damit das „Zu-sich-selbst-Kommen“ der Schlesier erfolgt in Heinrichs letzter Stunde auf dem Schlachtfeld von „Dobre Pole“ („Wohlstatt“). Heinrich ist im Stich gelassen von seinen westlichen Schutzmächten und Verbündeten – dem Kaiser, dem Papst, den deutschen Fürsten, seinem Schwager dem Böhmenkönig – und selbst die westlichen Ritter, die mit ihm in die Schlacht ziehen, schauen auf ihn insgeheim herab. „Er allein“, so denkt Heinrich über sich selbst, „der jüngste, noch halb barbarische Sohn der westlichen Kultur, sollte diese schirmen und verteidigen.“87 Heinrich entbehrt auch verzweifelt der Hilfe seiner polnischen Schlesier, die er versäumt hat auf die patriotische Aufgabe vorzubereiten. Sein Opfergang nützt den feigen deutschen Verbündeten: „Nichts rettet mehr das schlesische Land, und hier werden alle untergehen, für das Haupt des Kaisers, daß es unverletzt bleibe, und für den ruhigen Schlummer des Westens.“88 Heinrich spürt den Geist Konrads bei sich, hält Zwiesprache mit ihm: „Du hattest damals recht, nicht ich... Vergib mir, Bruder, ach, vergib mir, denn übler ist es mir ergangen in der Stunde meines Todes.“89 Diese Sätze fehlen bezeichnenderweise in Forst de Battaglias sonst korrekter Übersetzung. Die Einsicht in die vertane Chance, Schlesien auf völkisch-polnischer Grundlage zu erhalten, ist aber nur die vorletzte Erkenntnis Heinrichs des Frommen in dem Roman. Denn die universalistischen Ideale sind in Kossaks Überzeugung nicht hohl. „Und es kommt Heinrich die plötzliche Erleuchtung: er streitet für das Kreuz! Ein Kreuzfahrer ist er nun, wie er es sein ganzes Leben lang begehrt hat.“90 85 Kossak: Wahlstatt, 202; dies.: Legnickie pole, 144: „Bracia są wszyscy odkupieni przez Chrystusa pana.“ 86 Kossak: Wahlstatt, 202; dies.: Legnickie pole, 144: „Bracia są jeno ci ludzie, co na jednej ziemi wzrośli, jednym językiem gadają.“ 87 Dies.: Wahlstatt, 270; dies.: Legnickie pole, 190: „On jeden, najmłodszy, na poły barbarzyński syn cywilizacji zachodniej, zasłonić ją miał i bronić...“. 88 Dies.: Wahlstatt, 298. dies.: Legnickie Pole, 211: „Nic już ziemi śląskiej nie uratuje, a oni legną tu wszyscy, za zdrową głowę cesarza, za spokojny sen Zachodu...“. 89 Dies.: Legnickie pole, 212: „Tyś był w on czas praw, nie ja... Daruj mi, bracie, och, daruj, bo gorzej mi się stało w godzinę zgonu mojego.“ 90 Dies.: Wahlstatt, 320; dies.: Legnickie pole, 213: „I nagle niby olśnienie: toć walczy o Krzyż! Krzyżowcem jest, jako całe życie chciał!“
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In der polnischen Literatur findet sich, so kann man Kossaks Sicht des „Bruderkriegs im Hause Piast“ zusammenfassen, der Gedanke, die Öffnung Schlesiens gegenüber deutschem Einfluss und deutschen Siedlern hätte trotz der Tapferkeit und des besten Willens Heinrichs II. und seiner Ritter einen Sieg über die Mongolen verhindert, weil das zugunsten der Deutschen zurückgesetzte und benachteiligte polnische schlesische Volk nicht für einen entschlossenen Widerstand zur Verfügung gestanden habe. Der in Ornontowitz bei Pleß geborene Priester Paul Nieborowski91 wurde 1914 als Vertreter der nationalistischen „katholischen Aktion“ aus der Zentrumspartei ausgeschlossen.92 Bereits vor dem Ersten Weltkrieg agitierte er in Oberschlesien und vertrat dabei einen radikalen deutschen Nationalismus. Nach eigenen Angaben wurde Nieborowski 1920 bei der Einnahme seines Wohnorts Reichthal „durch die Polen vertrieben“93. Nieborowski engagierte sich im „Abstimmungskampf“ um Oberschlesien mit seiner Publizistik und mit öffentlichen Auftritten. An seinen Schriften aus dieser Zeit fällt neben der äußerst negativen Darstellung Polens die durchgehende Berufung auf die priesterliche Autorität des Verfassers und auf religiöse Argumente auf.94 In der Zeit des Konflikts um Oberschlesien gründete Nieborowski in Breslau den „Wahlstatt-Verlag“, ein Akt, den er rückblickend auf das Hedwigsfest, den 15. Oktober 1920 datierte. In dem Verlag erschienen neben den Schriften des Gründers, in denen er häufig den Themenkreis um Hedwig und die deutsche Ostsiedlung variierte,95 auch andere propagandistische und belletristische Werke mit schlesischer Thematik und katholisch-nationalistischer Ausrichtung. In einem späteren Verlagsprogramm heißt es in Anknüpfung an die preußische Variante des Wahlstatt-Mythos: „Dieser [Verlag] hat seinen Namen nach den zwei Schlachten von Wahlstatt. Die erste war die große Mongolenschlacht [...], in welcher die Schlesier unter ihrem Herzog Heinrich II. dem Ansturm der Mongolen unter Batu mutvoll standhielten und mit ihrem herzoglichen Führer fast bis auf den letzten Mann fielen. Trotzdem waren die Mongolen durch das schlesische Schwert so geschwächt, dass sie ihren weiteren Zug nach Deutschland hinein aufgaben und [...] in ihre Steppen zurückkehrten. Die zweite Schlacht bei Wahlstatt am 26. August 1813 brachte den ersten Sieg der Schlesischen Landwehr unter Blücher, der mit einem Schlage Schlesien von der französischen Invasion befreite. Dementsprechend hat der Wahlstatt91 Zu seiner Person vgl. Kunicki, Wojciech: „... auf dem Weg in dieses Reich“. NS-Kulturpolitik und Literatur in Schlesien 1933 bis 1945. Leipzig 2006, 768. 92 Ross, Ronald J.: Beleaguered tower. The dilemma of political Catholicism in Wilhelmine Germany. Notre Dame 1976, 127. 93 Vater, Georg: Der nationale Wahlstatt-Verlag und sein Begründer. Eine literarische Zeitnotiz. Breslau 21938, 3. 94 Nieborowski: Polen. 95 Marienburg, Paul Waldemar von [d. i. Paul Nieborowski]: Der Einsiedler am Zobten. Breslau 1923 [11921]; ders.: Frau Herzogin näht. Historisches Lustspiel aus Schlesiens Heldenzeit in 2 Akten. Mit Gesang. Breslau 21927 [11924]; ders.: Barbarossa am Siling. Breslau 1941.
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Verlag vor allem als Aufgabe ins Auge gefasst, schlesisches Heimatgefühl und christlich-deutsche Kulturwerte gegenüber der Bedrohung vom Osten her zu wahren und zu schützen.“96 Seit 1921 hielt Paul Nieborowski „an jedem 9. April eine vaterländische Gedenkfeier mit Gottesdienst und Gedenkrede“ am Grab Heinrichs II. in der Vinzenzkirche ab.97 Inwieweit dies mit dem seinerzeitigen Pfarrer von St. Vinzenz oder mit dem Bischof abgestimmt war, ob Nieborowski gar offiziell eine geistliche Funktion an der Kirche hatte, konnte nicht ermittelt werden. Gertrud Kurowskis „Edelknabe von Andechs“, eine 1933 im Wahlstatt-Verlag erschienene Erzählung, erneuerte am Hedwigsstoff das Motiv jugendlichen Dienstes an einer verehrungswürdigen Herzogin. Der junge Protagonist ist der Bayer Dietmar von Radeck, fiktiver Page der hl. Hedwig. Dieser wird in die Auseinandersetzungen zwischen Hedwigs Söhnen Konrad und Heinrich hineingezogen und erlebt ihre Versöhnung unmittelbar vor Konrads Tod. Damit wird im deutschen katholischen Schrifttum versucht, den deutsch-polnischen Gegensatz mit Versöhnungsrhetorik zu entschärfen, der jedoch der Gedanke eines friedlichen Siegs der „deutschen Sache“ zugrunde liegt. Für die Dauerhaftigkeit des Ausgleichs zwischen den Positionen der Brüder steht Dietmars eigene Freundschaft mit dem polnischen Grafen Suleslaw. Heinrich spricht am Ende des Buchs zu den beiden: „‚In Euch beiden soll meines Bruders Seele mit lebendig bleiben, denn beide habt Ihr ihm einmal nahe gestanden; aber um Eurer eigenen Liebe und Treue willen sollt Ihr die nächsten an meinem Herzen sein. In Euch beiden halte ich ja umfasst, was ich in Schlesien, dessen Herzog ich einst sein werde, zu einer Einheit zusammenschmelzen möchte. In Dir, Suleslaw, das eingeborene, einst trotzig widerstrebende Polentum, in Dir, Dietmar, das ferne Deutsche Reich da draußen. Eure gegenseitige Freundschaft gibt mir den Beweis, dass solches möglich ist, und beide sollt Ihr in mir nicht Euren künftigen Herzog, sondern Euren Freund und Bruder sehen. Und so, Deutschtum und Polentum vereint, wollen wir zusammen die Wacht gegen Osten halten – – – ‘ In der Tartarenschlacht von Wahlstatt am 9. April 1241 kämpften und fielen an der Seite Herzog Heinrichs II. auch der Woiwode Suleslaw und Ritter Dietmar von Radeck.“98 Konrads Beeinflussung durch den Altadel, der Polen zuneigt, erscheint in Kurowskis Text als Folge der tiefen Kränkung des zurückgesetzten Sohnes und der Scham, die Vergebung des Bruders anzunehmen. In Kurowskis Augen hat schon der Vater Heinrich I. den Schritt zum Deutschtum getan: „Also habe ich es als heiliges Vermächtnis von meinem Vater [Boleslaw dem Langen, M. E.] übernom96 Vater: Der nationale Wahlstatt-Verlag, 3. 97 Mahner, Paul (Hg.): Die Wahlstatt-Schlacht in Lied und Wort. Festschrift des WahlstattVerlages zum Siebenhundertjahr-Gedenken des Heldentodes des Herzogs Heinrich II. des Frommen und seiner Schlesier. Breslau [1941)] (unpaginiert). 98 Ebd., 252.
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men, Schlesien deutsch zu machen“, erklärt er seinem Schwager Eckbert von Andechs. Auf dessen Frage „Regt sich das polnische Blut deiner Vorfahren denn niemals mehr in dir?“ antwortet Heinrich: „Ich bete deutsch, denn das Beten hat mich Hedwig gelehrt, und ich fluche polnisch. [...] Mein Blut mag polnisch sein, aber Wille, Neigung und Notwendigkeit weisen mich nach Deutschland und darum bin ich ein Deutscher.“99 Paul Nieborowski versuchte nach der „Machtergreifung“ seine deutschnationalkatholische Traditionspflege um Heinrich II. den neuen Herren anzudienen. Die Feier in der Vinzenzkirche am 9. April 1933 stilisierte er zu einem bemerkenswerten Integrations-Ritus von Katholizismus und Nationalsozialismus. Der Festakt war, wie Nieborowski hervorhob, „ausgezeichnet durch Teilnahme der höchsten Behörden, der Wehrmacht, mehrerer SA-Stürme, der Vertreter deutscher Studentenverbindungen. Alle Teilnehmer berührten damals nach der begeisterten Ansprache des Leiters [Nieborowski, M. E.] das Grabmal des Heldenherzogs mit dem Gelöbnis, wie die Väter für Schlesiens und Deutschlands Rettung zu leben und zu sterben.“100 Für den Versuch, den gesellschaftspolitischen Anspruch, den schlesische Katholiken seit dem 19. Jahrhundert aus der Hedwigsverehrung abgeleitet hatten, auch unter dem NS-Regime aufrechtzuerhalten, ist die Entwicklung des Hedwigsbildes bei der Lehrerin Else Promnitz ein gutes Beispiel. 1926 hatte sie nicht nur eine Übersetzung des lateinischen gereimten Mess-Offiziums zum Hedwigsfest101 veröffentlicht, sondern auch eine sehr ausführliche Lebensbeschreibung der Heiligen „mit kirchlicher Druckerlaubnis“ in enger Anlehnung an den Aufbau der Hedwigslegende.102 Deren Bilder reproduzierte der Verlag nach dem Krakauer Abdruck von 1880 im Anhang mit neuhochdeutschen Fassungen der Beischriften. Promnitz zog die ältere wissenschaftliche Literatur (Knoblich, Görlich, Klose) heran, aber auch viele pastorale Schriften. Aktualisierende Tendenzen finden sich in diesem Text kaum. 1930 ließ Promnitz ihre „Hedwigskinder“ folgen, ein „Spiel von dem christlichen Liebeswirken der heiligen Herzogin Hedwig von Schlesien“ für kirchliche Laienspielgruppen ohne politische Akzente.103 Nach 1933 sah die Autorin offenbar die Notwendigkeit, das bis dahin von ihr ganz konventionell gezeichnete Bild der Heiligen zu verändern. Schon der Untertitel ihres Porträts „Die heilige Hedwig“, das laut Vorwort „im Scheiding [germanisch-archaisierend für September, M. E.] 99 Ebd., 8f. 100 Alle Zitate in diesem Absatz: Nieborowski, Paul: Zur Siebenhunderjahrfeier des Tages von Wahlstatt. In: Mahner: Die Wahlstatt-Schlacht, o. S. 101 Das mittelalterliche Reimofficium der hl. Hedwig, Herzogin in Schlesien und Polen, Gräfin von Andechs-Diessen. Aus d. Lat. übertr. v. Else Promnitz. Breslau 1926. 102 Promnitz, Else: Hedwig die Heilige, Gräfin von Andechs-Diessen, Herzogin in Schlesien und Polen. Ein Zeit- und Lebensbild im Anschluß an die Bilderlegende des Schlackenwerther Kodex und nach alten und neueren Berichten dargestellt. Breslau 1926. 103 Dies.: Hedwigskinder. Ein Spiel von dem christlichen Liebeswirken der heiligen Herzogin Hedwig von Schlesien. Breslau [1930]
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1934 dem Drucke übergeben“ wurde, nannte die Herzogin „Eine deutsche Frau“.104 Der gesamte Duktus lehnt sich in auffallend hohem Maß an die Sprache der damaligen Propaganda an. „Dieses Büchlein“, erklärte die Verfasserin, „will dem Bedürfnis der heutigen Zeit entsprechen. Es behandelt im ersten Teil die Entwicklung Schlesiens im rassischen, politischen, religiösen und kulturellen Sinne bis zu Hedwigs Zeiten. Der zweite Teil gibt einen Überblick über die soziale und caritative Tätigkeit der Heiligen, mit den Augen eines heutigen Menschen gesehen. Ohne St. Hedwigs beispielloses, aufopferungsvolles Sorgen und Mühen wäre Schlesien nicht das blühende deutsche Grenzland geworden, das es heute ist. Sie hat das Leben eines von echtem Christengeiste erfüllten deutschen Menschen in der Ostmark vorgelebt und für alle Zeiten in die richtigen Bahnen gelenkt.“105 Oft wiederholte Wendungen ohne historischen Gehalt bekräftigen im Text, was der Untertitel behauptet: „Sie war ein urdeutsch erzogenes Mädchen gewesen, sie wurde auch das Vorbild einer echten deutschen Frau“.106 Hedwig sei eine „große heilige, deutsche Frau“ gewesen, die „Christusträgerin und Kulturbringerin des Ostens, die sich ganz zum Opfer brachte, um die Pläne Gottes mit Schlesien erfüllen zu helfen.“107 Die Motivation für diese Beteuerungen ist darin zu sehen, dass der politisch und gesellschaftlich bereits seit 1934 in die Defensive gedrängte Katholizismus durch starke Betonung nationaler Gesinnung und der im „Volkstumskampf“ der zwanziger Jahre bereits aktualisierten Traditionen seine Sprecherrolle für einen Teil der Bevölkerung zu erhalten suchte. Mit größerem Selbstbewusstsein als Promnitz entwarf der Schriftsteller und hauptberufliche Beamte Joseph Pietsch, wie Nieborowski rechtskonservativer Katholik und Zentrums-Gegner, eine mit der zeitgenössischen Volksgeschichte zwar konvergente, aber doch auch eigene Akzente setzende Schau der „Deutschwerdung“ Schlesiens im 13. Jahrhundert. Das Ergebnis war der populäre, auch in der Nachkriegszeit mehrfach wiederaufgelegte und für das Geschichtsbild der Vertriebenen dadurch einflussreiche Roman „Ein Land entsteigt der Dämmerung“, der unter Pietschs Künstlernamen Cosmus Flam erschien.108 Pietsch integrierte in sein Panorama Schlesiens in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts nicht nur christlich-katholische Überzeugungen, sondern auch, die verordnete deutsch-polnische Freundschaft ernst nehmend, ein in die Vergangenheit des Romans verlegtes Integrationsangebot an die Polen im Land. Die Sippe des alten Tuscha, deren Lebensumstände als äußerst naturwüchsig-primitiv beschrieben werden, tritt mit den deutschen Siedlern in Kontakt, es gibt eine – scheiternde – Lie-
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Dies.: Die heilige Hedwig. Eine deutsche Frau. Breslau [1934]. Ebd., 2. Ebd., 36. Ebd., 63. Flam, Cosmus: Ein Land entsteigt der Dämmerung. Roman. Breslau 1938 [ND Würzburg 1983].
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besgeschichte zwischen Tuschans Sohn Luzan und der Deutschen Salomäa Ecke und auch in der Mongolenschlacht bewähren sich die Alteingesessenen und zeichnen sich sogar durch besondere Tapferkeit aus. Auf einem anderen Blatt steht, dass ihre Lebenswelt als atavistisch abgewertet und die Überlegenheit der deutschen Siedler und ihrer Kultur hervorgehoben wird. Ob für die Tuschansippe, wo der hinterbliebene Brbek den Tod Tuschans und Luzans beklagt, ein Platz ist in dem neuentstehenden Volk der Schlesier, bleibt offen. Sie fehlen allerdings in der Beschreibung des tröstend beschworenen Neuanfangs nach 1241, als „die Menschen, die aus allen Teilen des Reiches gekommen waren, in dem neuen Lande allmählich zu einem Volk zusammenwuchsen.“109 Hier wie am Anfang der Besiedelung erscheinen die Piasten als zielbewusste Initiatoren und Beschützer dieser Entwicklung. Als Hedwig „zwei Jahre nach der Taternschlacht die Augen für immer schloss, da war ihr Erbe gerettet für alle Zeiten.“110 An der Darstellung der Wahlstatt-Schlacht in der „Geschichte Schlesiens“ der Historischen Kommission unter Aubin fällt auf, dass an dieser hervorgehobenen Stelle der Autor, in diesem Fall Erich Randt, in polemischer Weise auf das Konkurrenzunternehmen der „Historja Śląska“ eingeht. Zunächst wird die „kritische Geschichtsschreibung“ hervorgehoben, die den Mythos von der „Rettung der europäischen Kultur vor dem asiatischen Heidentum“ widerlegt habe, nicht aber „die moralische Kraft dieses abendländischen Widerstands bis zur Vernichtung“. Doch auch die „neue verdunkelnde Beschreibung“ der Schlacht durch polnische Historiker dürfe nicht unwidersprochen bleiben.111 „Nicht ‚die neue Idee der geschichtlichen Sendung Polens‘ strahlt von dem Liegnitzer Schlachtfeld aus, nicht eine Zusammenfassung der polnischen, in politische Bedeutungslosigkeit verfallenen Teilfürsten ermöglichte den heroischen Widerstand gegen den Mongolensturm. Erst die Stützung auf den von Heinrich I. und seinem Sohn geschaffenen neuen und festeren dynastischen Staat in seiner breiten Durchsetzung mit dem Deutschtum und der Kultur des Westens ermöglichte den Widerstand. Die Idee der polnischen Reichseinheit von Schlesien aus, wäre sie mit einer weiteren Machtausdehnung des Herrschaftsbereiches Heinrichs II. ohne den Mongolensturm schließlich zur Tat geworden, hätte ihre Verwirklichung im deutschen Sinne erlebt. Glänzende Perspektiven hätten sich damit dem Deutschtum in ganz Polen eröffnet! Die nach dem Zerfall des Territorialstaates Heinrichs d. Frommen aber ebenfalls der Bedeutungslosigkeit verfallenden schlesischen Piasten lehnten sich umso enger an das kulturverwandte Böhmen an.“112 Die belegten und die vermuteten Mitstreiter nach Nationalität aufführend, kam Randt zu dem Schluss, dass „die Wahlstäter Schlacht kein polnisches Opfer 109 110 111 112
Ebd., 365. Ebd., 366. Randt: Politische Geschichte. 102, auch das vorige Zitat. Ebd., 102f.
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für das Abendland, sondern die gemeinsame Heldentat der Streiter der dem Zepter Heinrichs d. Fr. unterstehenden Gebiete war, von denen in Schlesien das Deutschtum [...] zum bestimmenden Faktor herangewachsen war.“113 Roman Grodecki hatte 1933 in deutlichen Worten die deutsch-schlesische Vereinnahmung Heinrichs II. und seiner Kampfgefährten zurückgewiesen und selbstbewusst – und erstmals auf der Grundlage nachprüfbarer Quellendurchsicht – einen polnischen Anspruch auf die „Heldentat eines Piastischen Fürsten“ erhoben: „Höchst unrichtig und ohne tiefergehende Begründung ist die Tendenz, diese Heldentat eines Piastischen Fürsten und seines Volkes dem ‚jungen Deutschtum‘ in Schlesien zuzuschreiben. Zweifellos haben jene – damals übrigens noch wenigen – schlesischen Deutschen an diesem Kampf teilgenommen und waren Teilnehmer dieser kollektiven Heldentat, aber sowohl sie, wie auch die Ritter der Kreuzfahrerorden, ob Johanniter oder besonders Tempelritter, erfüllten lediglich mustergültig ihre höchste Pflicht gegenüber ihrem Herrscher und dem Land, das sie gastlich aufgenommen und manchmal über die Maßen großzügig ausgestattet hatte; sie erfüllten diese Pflicht als ein lediglich zusätzlicher Faktor neben der örtlichen polnischen Bevölkerung. Will man auch dem Vergleich [Colmar Grünhagens, M. E.] Liegnitzs mit den Thermopylen, Heinrichs des Frommen mit Leonidas Beifall zollen, so muss man doch feststellen, dass er kein deutscher, sondern in Blut und Geist ein polnischer Leonidas war. [...] Aus dem Heldentod Heinrichs des Frommen und seiner Ritterschafft leuchtete die neue Idee der geschichtlichen Sendung Polens hervor. Ihr Inbegriff ist die Verteidigung der westlichen christlichen Kultur vor der östlichen Barbarei, eine Idee, für die die folgenden polnischen Generationen mit gleicher Tapferkeit kämpften und starben.“114 Hermann Aubins Schüler Ludwig Petry unternahm es 1938 in einem Vortrag unter dem Titel „Schlesien und der Mongolensturm“, die Heldentat von Wahlstatt konzeptionell noch enger an die „Volksgeschichte“ zu binden. Wojciech Kunicki hat zurecht betont, dass dieser Text „alles andere als eine nüchterne Bestandsauf113 Ebd., 103. 114 „Wysoce niewłaściwa a pozbawiona głębszego uzasadnienia jest tendencja, usiłująca to bohaterstwo Piastowskiego księcia i jego ludu zapisać na karb ‚młodej niemczyzny‘ na Śląsku. Niewątpliwie ci – nieliczni zresztą jeszcze wówczas – Niemcy śląscy brali udział w tej walce i byli uczestnikami tego zbiorowego aktu bohaterstwa; ale tak oni, jak i rycerze zakonni krzyżaccy, czy Joannici, czy zwłaszcza Templarjusze, spelnili tylko wzorowo swój kardynalny obowiązek wobec władcy swego i kraju, który ich gościnnie przyjął i nieraz nad miarę hojnie wyposażył; spełnili ten obowiązek jako czynnik tylko dodatkowy obok miejscowej ludności polskiej. Jeśli przyklasnąć się godzi porównaniu Lignicy z Termopilami, a Henryka Pobożnego z Leonidasem, to przeciez należy stwierdzić, że nie był on niemieckim, lecz z krwi i ducha polskim Leonidasem. [...] z bohaterskiego zgonu Henryka Pobożnego i jego rycerstwa na polach Lignicy wypromienowała nowa idea posłannictwa dziejowego Polski, streszczająca się w obronie zachodniej chrześijańskiej kultury przed wschodniem barbarzyństwem, idea, za którą walczyły i ginęły z równem męstwem następne pokolenia polskie.“ Grodecki, Roman: Dzieje polityczne Śląska do r. 1290, 229f.
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nahme eines Fachhistorikers“ ist, sondern vielmehr „eine symbolische Darstellung der Deutschwerdung Schlesiens vor dem Mongolensturm“115 Zwar unternahm Petry durchaus eine quellenkritisch abgestützte Rekonstruktion der Ereignisse, bei der er alle nicht zeitgenössischen Zeugnisse ausschied und damit dem WahlstattMythos preußischer Prägung eine Absage erteilte. Doch Petrys Deutung ist in ihrer Synthese aus Politik- und Volksgeschichte dem Ansatz Randts in der „Geschichte Schlesiens“ und Hermann Aubins noch zu nennendem Wahlstatt-Vortrag sehr ähnlich. Wie Randt hatte sich Petry in einem programmatischen Forschungsbericht von 1934 von den Interpretationen der polnischen Schlesienkunde distanziert – mit gedämpfter Polemik. Dennoch hatte er damals noch Polen und Deutschen Anteil an der Schlacht eingeräumt, die „in den beiden hauptbeteiligten Völkern die Erinnerung an gemeinsame Waffentaten lebendig [...] erhalten und so das Bewusstsein der Schicksalsverbundenheit [...] vertiefen“ könne.116 Die integrierte Deutung aus dem Jahr 1938 verschiebt die Akzente. Der „natürlichen Ostbewegung unseres Volkes“, so heißt es dort, habe unter den schlesischen Heinrichen im Kontext der polnischen Lande erstmals „ein gleichgerichtetes politisches Streben“ entsprochen. Mit Heinrich I. habe sich für die „Erschließung dieses Neulandes“ ein „Schutzherr“ gefunden, „der blutsmäßig und mit innerer Anteilnahme der deutschen Kulturleistung verbunden war, der Rückhalt und Heimat im deutschen Lebenskreis beschlossen und seine eigene Aufgabe in der Ausweitung dieses Kreises nach Osten liegen sah.“ Der „deutsche „ (auch „Breslauer“, „schlesische“ Zweig) der Piasten, sei auch unter dem „deutschblütigen“ und „deutschgesinnten“ Heinrich II. „Bundegenosse des jungen Deutschtums“ Schlesiens gewesen, mit ihm in einer „Schicksalsgemeinschaft“ verbunden. Beide Bundesgenossen seien durch den Mongolensturm schwer getroffen worden – obwohl die Zerstörungen sogar einer zweiten Welle des Aufbauwerks Platz machten. Die schlesischen Piasten hätten nämlich die Chance verloren, Polen unter deutschen Vorzeichen zu einen, ja auch nur Schlesiens Geschicke in Zukunft selbst zu bestimmen. Dieses sei in der Folge zum bloßen Objekt der Geschichte herabgesunken. Gerade dadurch sei die „deutsche Ostbewegung auf ihrem mittleren Abschnitt entscheidend gehemmt“ worden und ohne politische Unterstützung und Sicherung geblieben.117 Der Kriegsausbruch und die deutsche Eroberung Polens verhinderten, dass in Kattowitz auf der einen, in Breslau und Liegnitz auf der anderen Seite zwei parallele Jubiläen der Wahlstatt-Schlacht abgehalten wurden. Die deutsche Sicht der schlesischen Geschichte hatte, nicht durch Argumente, sondern infolge militärischer Aggression, die 115 Kunicki: „… auf dem Weg in dieses Reich“, 546. 116 Petry, Ludwig: Die Mongolenschlacht bei Liegnitz in der neueren polnischen Geschichtsschreibung. Schlesisches Jahrbuch 8 (1935/36) 141–155 (jetzt in: ders.: Dem Osten zugewandt. Gesammelte Aufsätze zur schlesischen und ostdeutschen Geschichte. Festgabe zum fünfundsiebzigsten Geburtstag. Sigmaringen 1983, 211–222), hier 141. 117 Ders.: 1241. Schlesien und der Mongolensturm. Breslau/Deutsch-Lissa 1938, die Zitate 17, 47.
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Abb. 28: Zum 700. Jahrestag der Wahlstattschlacht erschien eine Gedenkmedaille der Provinz Schlesien, die auch das neue, von den Nationalsozialisten eingeführte Stadtwappen Breslaus trug.
alleinige Deutungshoheit.118 Der 700. Jahrestag der Schlacht wurde von den Behörden der Provinz und des Gaus Niederschlesien als nationalsozialistisches Jubiläum inszeniert (Abb. 28). Die regionale Geschichtsforschung, bildende Kunst und Literatur wurden in diese Inszenierung einbezogen. Die Feierlichkeiten am 6. April 1941 fielen zusammen mit dem deutschen Überfall auf Jugoslawien und Griechenland und damit der ersten Ausweitung des Krieges nach Osten seit dem Septemberfeldzug 1939 gegen Polen. Den Auftakt zu den Feierlichkeiten machte ein Festakt im Liegnitzer Konzerthaus, an dem Vertreter des Regierungsbezirks, der Stadt, der Wehrmacht und der Partei teilnahmen. Mehrere Reden versuchten, eine Brücke vom Anlass des Gedenkens zur Tagespolitik zu schlagen. NSDAP-Kreisleiter Rudolf Klieber sprach von der symbolischen Verbindung zwischen dem Kampf der deutschen Soldaten, die zu neuen Siegen aufbrächen und dem Kampf Heinrichs, der mit seinen Soldaten, Bergleuten und Bauern die Heimat verteidigt habe.119 Gauleiter Hanke, der langjährige Goebbels-Mitarbeiter, beantwortete die Frage, was die Botschaft der Ereignisse von vor 700 Jahren für das Heute sei dahingehend, dass „endgültige Entscheidungen im Osten“ nötig seien. Mit Applaus wurde Hankes Ankündigung aufgenommen, ein Denkmal für die schlesischen Helden
118 Im Übrigen scheinen die schlesischen Piasten in der regen schlesienbezogenen, bald auch die Odergrenze fordernden Untergrund- und Exilpublizistik keinerlei Rolle gespielt zu haben; vgl. Dymarski, Mirosław: Ziemie postulowane (ziemie nowe) w prognozach i działaniach polskiego ruchu oporu 1939–1945. Wrocław 1997. Eine Überprüfung dieses Eindrucks durch eingehende Archivstudien wäre wünschenswert. 119 Humeńczuk: Aktualizacja, 55, dort Zitate in polnischer Übersetzung aus einem Artikel im Liegnitzer Tageblatt vom 7. April 1941 (mir nicht zugänglich).
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Heinrich II., Friedrich II., Blücher und Hindenburg zu errichten. Er rief damit ganz bewusst die preußische Traditionsbildung um Wahlstatt auf.120 Im Niederschlesischen Museum wurde zum Jubiläum eine Ausstellung eröffnet, die mit großformatigen Reproduktionen und Originalen die Ikonographie der Wahlstatt-Schlacht von den mittelalterlichen Handschriften über die Kupferstiche der Frühneuzeit und das Schlachtengemälde Karl Wohnlichs bis hin zum Werk der Liegnitzer Heimatkünstler Herbert Schnürpel und Walter Bayer zeigte.121 In der Breslauer Vinzenzkirche legte der Gauleiter am Abend des Jahrestages, nachdem er durch ein Spalier fackeltragender SS-Männer in den Chor geschritten war, einen Kranz am Grabmal des Herzogs nieder. Begleitet war dies von einer kurzen Ansprache, eingerahmt von Orgelmusik (zum Abschluss: Variationen über das Deutschlandlied).122 Ob außerdem ein katholischer Gottesdienst stattfand, konnte nicht festgestellt werden. Die Zeitungsartikel betonen, der Gauleiter habe unmittelbar nach der Kranzniederlegung den Vorbeimarsch uniformierter Einheiten auf dem Ritterplatz vor der Kirche abgenommen. Paul Nieborowski dürfte auch 1941 an diesem Ort die Regie geführt haben. In einer Festschrift, die möglicherweise die Ansprache des geistlichen Literaten wiedergibt, stellte er erneut die konfessionelle Erinnerungskultur ganz in den Dienst der staatlichen: „Nichtswürdig wäre die Nation, die der Blutopfer ihrer Helden vergißt. Deshalb soll auch der 700. Gedenktag des ersten großen Blutopfers der Schlesier nicht vergessen sein, nicht vergessen das Heldengrab vor dem Hochaltar der Vinzenzkirche [...]. Solche Führergräber, wie das Friedrichs d. Gr. in der Garnisonkirche in Potsdam, der Herzogin Hadwich und Heinrichs I. in Trebnitz und Heinrichs II. in Breslau, gehören nicht der betreffenden evangelischen oder katholischen Kirche, sondern dem ganzen deutschen Volke. [...] Das Heldengrab Heinrichs II. soll ein Mahnmal und ein Wallfahrtsziel für alle Schlesier und Deutschen jeden Bekenntnisses werden, und der 9. April ein heiliger deutscher Gedenktag, der uns Schlesier anfeuert, das nunmehr geeinte Großdeutschland bis zum letzten Blutstropfen gegen allen Ansturm der Feinde zu verteidigen.“123
120 U. M./M. Q.: Ein Denkmal für die Wahlstatt-Helden. Kranzniederlegung durch den Gauleiter am Sarkophag Heinrichs II. – Der Gedenkakt in Liegnitz. In: Schlesische Tageszeitung vom 7. April 1941, 2. Beibl., 1. 121 Katalog: Niederschlesisches Museum zu Liegnitz (Hg.): Die Schlacht von Wahlstatt in der bildenden Kunst. Ausstellung, veranstaltet im April 1941 vom Niederschlesischen Museum zu Liegnitz. [Liegnitz] 1941); vgl. auch St.: Die Schlacht bei Wahlstatt in der Kunst. In: Schlesische Tageszeitung vom 6. April 1941, 2. Beibl., 1. 122 Dr. U: Am Grabmal des Helden von Wahlstatt. Herzog Heinrich II. und seine Beziehungen zu Breslau – wie aus der Jakobs- eine Vinzenzkirche wurde. In: Schlesische Tageszeitung vom 3. April 1941, 1. Beibl., 2; U. M./M. Q.: Ein Denkmal für die Wahlstatt-Helden. 123 Alle Zitate in diesem Absatz: Nieborowski, Paul: Zur Siebenhunderjahrfeier des Tages von Wahlstatt. In: Mahner: Die Wahlstatt-Schlacht, o. S.
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Auch auf dem Theater wurde das Jubiläum von 1941 gefeiert, wobei sicherlich viele Zuschauer die Freiluftaufführungen der zwanziger Jahre noch im Gedächtnis hatten. Im Rahmen des Liegnitzer Festakts wurde das als „historisches Schauspiel“ bezeichnete Werk „Die Wahlstatt“ von Max Weinert unter der Regie des Autors uraufgeführt.124 Das Liegnitzer Stadttheater wiederholte das Stück an sechs weiteren Terminen im April 1941.125 Werner Bein hat es zutreffend als „provinzielles Propagandaschrifttum“126 gekennzeichnet. Die Brutalität der Mongolen wird hier besonders breit und abstoßend ausgemalt; vor allem ihre „Geilheit“, die die „Reinheit“ der deutschen Frauen bedroht, zieht sich als roter Faden durch die Handlung – ein Zug, der an die Hetztiraden des „Stürmers“ erinnert. Dem steht die angeblich außergewöhnliche Tapferkeit der schlesischen Bauern und Bürger gegenüber, die ihre neugegründeten Existenzen verteidigen; diese Tapferkeit wird als einzigartig und spezifisch deutsch herausgestellt. Ein Gefangener der Mongolen jagt dem „Mongolenführer Baidur“ insgeheim Schrecken ein: „Wie Feuer leuchtet es aus seinen Augen! Sonst sah ich bei Gefangenen nur Tränen, nichts als Tränen! | Hier steht ein Mensch aus einem andern Volke! (Sieht gedankenvoll in die Ferne): Und immer wieder scheint es mit, als stände etwas auf, das stärker ist als ich und als wir alle! Der Herzog soll ein tapferer Kriegsmann sein! Seine Ritter tragen Eisenpanzer! Die schlagen wir in Stücke! Der aber trägt nur einen Bauernkittel – doch er beugt sich nicht! Ein solches Volk muß ausgerottet werden.“127 Herzogin Hedwig unterwirft sich Heinrichs II. militärischem Kalkül, Schlesien preiszugeben, um im Westen, bei Liegnitz, mit möglichst starken Kräften die Mongolen zu schlagen: „Wie klein ist, was ich tue, und wie groß ist das, was Du für Volk und für das ganze Reich nun zu tun hast!“,128 stellt sie fest und fügt hinzu: „Ob Fürst, ob Bauer, jeder ist ja nur ein Teil des Ganzen!“129 Damit wird das Ideologem der Volksgemeinschaft beschworen, das der Schluss des Stückes über mehrere Druckseiten ermüdend ausbreitet: „Vor sieben Jahrhunderten traten im Streite | die Bürger und Bauern dem Herzog zur Seite. | Der wehrhafte deutsche Volksgeist erstand, | zu schützen der Heimat heiliges Land.“130 Die außerordentlich niedrige Qualität dieses Stücks ist bezeichnend für den Niedergang des künstlerischen Lebens in Schlesien im Zeichen der NS-Diktatur und des Krieges zumindest in einer Provinzstadt wie Liegnitz. Das Theater setzte hier mit grobschlächtigen Mitteln zentrale Aussagen der NS-Ideologie in populistischer Weise um. 124 Weinert, Max: Die Wahlstatt. Historisches Schauspiel. In: Wahlstatt. Schicksalsboden im deutschen Osten. Breslau o. J. (1941), 9–64.. 125 Deutscher Bühnen-Spielplan 45 (1940/41) 179. 126 Bein: Ein großes vaterländisches Faktum, 164. 127 Weinert: Die Wahlstatt, 32. 128 Ebd., 45. 129 Ebd., 46. 130 Ebd., 64.
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Die regionale Geschichte wurde aber nicht nur für das örtliche Publikum breitester Schichten propagandakonform aufbereitet. Ein Breslauer Großereignis des Jubiläumsjahres, schon nach dem Beginn des Krieges gegen die Sowjetunion, machte deutlich, wie der Nationalsozialismus Schlesiens Vergangenheit in seine Vision einer auf das Reich Hitlers zulaufenden Entwicklung einbaute. Die damals in der schlesischen Hauptstadt gastierende Wanderausstellung „Deutsche Größe“ kann nach Hans-Ulrich Thamer als „repräsentativ für die nationalsozialistische Geschichtspropaganda“131 gelten. Erarbeitet hatte die Ausstellung unter Leitung Hans Hagemeyers das Amt für Schrifttumspflege, das zum Ämterkonglomerat des NS-Chefideologen Alfred Rosenberg zählte. Am 9. November 1940 war die Schau in München eröffnet worden. Eine historische Ausstellung dieses Umfangs hatte es zuvor in Deutschland noch nicht gegeben. An insgesamt sechs Ausstellungsorten, darunter die besetzten Hauptstädte Prag und Brüssel, sahen insgesamt 657.000 Besucher eine mit aufwändiger Technik umgesetzte NS-Version deutscher Geschichte von der Germanenzeit bis zum „Großdeutschen Reich“. In Breslau wurde sie vom 19. Oktober 1941 bis zum 15. Januar 1942 gezeigt.132 Bis Weihnachten kamen 100.000 Besucher. Ausstellungsort war der Messehof auf dem städtischen Ausstellungsgelände an der Jahrhunderthalle. Wie auch die Brüsseler Schau wurde die Breslauer um lokale Akzente erweitert. Zwei großformatige Gemälde des in Breslau tätigen Malers Albert Helm zeigten mit der Schlacht auf der Wahlstatt und dem Einzug Friedrichs II. in Breslau zwei zentrale Bezugspunkte der schlesischen Erinnerungskultur, die man glaubte, in das großdeutsche Geschichtsbild der Ausstellung integrieren zu können. Im Gegenzug hatte Breslau übrigens eine Kopie des Sarkophags Heinrichs IV. auf Reisen geschickt, die im Katalog von 1940 nicht erscheint, aber nachweislich ab Oktober 1941 in Breslau und ab März 1942 in Brüssel gezeigt wurde. Unter den wenigen Herrscherdarstellungen der Ausstellung diente die Darstellung des Breslauer Herzogs im Raum der Sachsen und Salier als Ikone des „Deutschtums im Osten“, dem noch ein weiterer der fünfzehn Räume gewidmet war. Wie gering das Interesse an der schlesischen Geschichte dabei tatsächlich war, zeigt ein grober Irrtum: Bei der Brüsseler Übernahme bezeichnete die zeitgenössische Erläuterung zu einem Pressebild des Exponats Herzog Heinrich IV. als „Chef des armées allemandes dans la bataille contre les Mongoles à Liegnitz“, verwechselte ihn also mit seinem Großvater Heinrich II.133
131 Thamer, Hans Ulrich: Geschichte und Propaganda. Kulturhistorische Ausstellungen in der NS-Zeit. In: Geschichte und Gesellschaft 24 (1998), 345–381, hier 355. 132 Kamiński, Artur: Wrocławskie targi i wystawy w systemie propagandy hitlerowskiej w latach 1933–1944. Wrocław 2001, 208–210. 133 Machinek, Udo: „Deutsche Größe“: Ein Bekenntnis. Die Geschichte lehrt uns an die Zukunft glauben – Drei Monate bleibt die Ausstellung im Messehof. In: Schlesische Tageszeitung vom 19. Oktober 1941, 1. Beibl., 1; Für Brüssel vgl.: http://pallas.cegesoma.be/pls/ opac/opac.search?lan=E&seop=5&sele=52&sepa=1&doty= ___&sest=grandeur%20allemag
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Bei seiner Eröffnungsrede der Breslauer Etappe der Ausstellung am 19. Oktober 1941 stellte Gauleiter Hanke erneut die angebliche Verpflichtung der Lebenden durch die Wahlstattschlacht in den Mittelpunkt. Der Breslauer Raum der Ausstellung verband die Niederlage, in Übereinstimmung mit der zeitgenössischen Historiographie, mit der vorangegangenen und danach beschleunigten „Aufbauleistung“: „Aus dem Schutt des Mongolenbrandes entstand wieder ungebrochen die deutsche Stadt Breslau [...]. Deutsche aller Stämme bauten diese Stadt deutscher Zucht und Ordnung auf“134 Dem Gauleiter war in seiner Rede erneut an einer platten Aktualisierung der mongolischen Bedrohung gelegen: „Vor siebenhundert Jahren standen die asiatischen Mordbrenner vor den Toren der Stadt Breslau. Heute umklammern die deutschen Truppen Moskau, diese Zentrale eines neuen asiatisch-mongolischen Untermenschentums, und zerschlagen den Feind aller Kultur, der sich anschickte, unser Reich und Europa zu überrennen.“135 Zu den Medien von Festkultur, Theater und Ausstellung trat die schöne Literatur. Eine Reihe von Wahlstatt-Romanen entstand im zeitlichen, aber nicht notwendigerweise immer im kulturpolitischen Zusammenhang des von der schlesischen NSDAP organisierten Jubiläums. Die 1939 bis 1942 vorgelegten Texte konstruieren nicht, wie man vielleicht annehmen könnte, ein „asiatisches“, mongolisches Feindbild der Sowjetunion, wie noch das themengleiche Werk des rechtskonservativen Schweizer Romanciers Emanuel Stickelberger von 1937;136 die politische Rücksichtnahme nach dem Nichtangriffspakt vom August 1939 verhinderte dies. Allerdings heben sich die Wahlstatt-Romane nach 1939 von der zuvor offiziell vorgeschriebenen friedlichen Haltung gegenüber Polen ab und werten die Angehörigen dieser Nation durchweg stark ab – mit einer Sprache des Hasses und der Hetze. In keinem Fall wird der Kampf gegen die Mongolen jedoch mit dem Kampf gegen den Staat Polen verbunden, etwa in Bezug auf 1921 oder 1939. Die zwischenstaatliche und um das Territorium geführte Auseinandersetzung galt durch den Sieg über Polen offenbar in hohem Maß als obsolet. Vielmehr erkennt Wojciech Kunicki in ihnen eine völkische Säuberungskonzeption, die die „Bereinigung“ Schlesiens von den Polen als Voraussetzung für die Aufgabe der deutschen Schlesier, wehrhaft Wacht gegen äußere Feinde zu halten, voraussetzte.137 Besonders das erste der zu nennenden Bücher stimmte sehr genau zu der nationalsozialistischen Propaganda um die Piastenherzöge des 13. Jahrhunderts. Die Rede ist
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ne&chna=&senu=10396&rqdb=1&dbnu=1 (Zugriff vom 20. Februar 2009), dort auch das Zitat. Reger Besucherverkehr schon am ersten Tage. Schlesische Tageszeitung vom 20. Oktober 1941, 1. Beibl., 1. Einst Schlesien allein – heute ganz Großdeutschland. Schlesische Tageszeitung vom 20. Oktober 1941. 1. Beibl., 1. Stickelberger, Emanuel: Der Reiter auf dem fahlen Pferd. Ein Buch vom Mongolen Dschinggis-Khan und seinem abendländischen Gegenspieler. Stuttgart 1937. Kunicki: „... auf dem Weg in dieses Reich“, 548f.
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von dem 1939 erschienenen Roman „Vogt Bartold“ des in Stonsdorf lebenden Lehrers und Dozenten Hans Venatier.138 „Vogt Bartold“ war ein Bestseller: In über 15 Auflagen wurden bis zu 150.000 Exemplare gedruckt.139 Das Buch verkaufte sich nicht nur hervorragend, es genoss auch politische Gunst. Die Reichsschrifttumskammer empfahl es nachdrücklich. 1941 erhielt Venatier den „Volkspreis für Deutsche Dichtung“, einen der wichtigsten der damaligen Literaturpreise. „Vogt Bartold“ war ganz offenbar ein Lieblingsbuch Karl Hankes, der den Schriftsteller mit seiner persönlichen Gunst und Protektion bedachte und das Werk in das Zentrum der Kulturpolitik des Gaus stellte. 1943 wurde der Offizier Venatier vom Kriegseinsatz befreit und zum kommissarischen Gauschulungsleiter der NSDAP ernannt.140 Seinen um diese Zeit geborenen Sohn nannte der Gauleiter Wolf Bartold, wobei der erste Vorname auf Adolf Hitler verweist. Immer wieder ist zu hören, ohne dass ein stichhaltiger Beleg ermittelt werden konnte, dass der Verteidigungsplan der schlesischen Nordgrenze gegen die vorrückende Rote Armee an der Jahreswende 1944/45 seinen Namen „Unternehmen Barthold“ [!] Hankes Rezeption des Romans verdankt haben soll.141 Alles, was in der „Geschichte Schlesiens“ bei der Rekonstruktion der „deutschen Besiedlung“ Schlesiens vorsichtig offen gelassen worden war, ist in Venatiers Version im Sinne eines aggressiven völkischen Nationalismus und deutlichen nationalsozialistischen Anachronismen aufgefüllt. Der Protagonist „Vogt Bartold“ selbst ist in allen Zügen eine Vision des nationalsozialistischen Führers, der weitsichtig und rücksichtslos seine Germanisierungspläne verfolgt. Als eine Art „Großlokator“ ist er der eigentliche Initiator der Deutschwerdung Schlesiens; Bischof und Herzog überzeugt er; seinem unbeugsamen Willen sind sie nicht gewachsen. Die Funktion der Piasten als Landesherren und im Eigeninteresse handelnden Förderer der deutschrechtlichen Kolonisation gerät völlig in den Hintergrund gegenüber der Leistung des im Grunde germanisch-heidnischen, von übermenschlichem Fleiß sowie Hass und Verachtung gegenüber den Slawen geprägten Kollektivs der Siedler und ihres Führers. Nach der Wahlstattschlacht morden sie mit Lust versprengte und verwundete Mongolen und schreiten dann grimmig-entschlossen zum Wiederaufbau und der besonders betonten biologischen Auffüllung der Verluste.
138 Venatier, Hans: Vogt Bartold. Der große Zug nach dem Osten. Leipzig 1939; zu diesem Text vgl. Kunicki: „... auf dem Weg in dieses Reich“, 541–549; Bein: „Ein großes vaterländisches Faktum“, 161f.; Zuchhold: Schlacht von Wahlstatt, 144f. 139 Es sind mehrere, bis 1944 gedruckte Auflagen in deutschen Bibliotheken greifbar, bis hin zur 16., einer Sonderauflage für den Reichsarbeitsdienst. Eine niederländische Übersetzung wurde verbreitet: Venatier, Hans: Baljuw Bartold. Den Haag [1942]. Die Neuausgabe, die nach dem Krieg im Düsseldorfer Muth-Verlag erschien (Venatier, Hans: Vogt Bartold. Roman des deutschen Ostens. Düsseldorf 1957) war als „Neu bearbeitete Jubiläumsausgabe“ gekennzeichnet und notierte das „150.-155. Tsd.“ 140 Kunicki: „... auf dem Weg in dieses Reich“, 431–435, 59. 141 Mündliche Auskünfte von Sebastian von Johnston, Stiefbruder von Wolf Bartold Hanke, im Mai 2006.
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Stärker an die Vorgaben der „Geschichte Schlesiens“ lehnt sich die Rolle der Herzöge in Willibald Köhlers „Vitigo“ an.142 Seine deutsche Führergestalt ist weniger „revolutionär“ gezeichnet als der Vogt Bartold, dominiert aber die Erzählung fast ebenso stark wie Bartold den Roman. Ihr Name erinnert an Adalbert Stifters binationale Vision des mittelalterlichen Böhmen im „Witiko“ von 1862. Es sollte jedoch nicht vergessen werden, dass Köhler sich wie Venatier als überzeugter Nationalsozialist hervortat. Der oberschlesische Vitigo des Willibald Köhler organisiert die Besiedelung und später die Mongolenabwehr im Gebiet um Neisse und Ottmachau. Auch hier aber müssen in der Sicht des Erzählerkommentars zunächst polnische Widerstände gebrochen und Einflüsse zurückgedrängt werden. Jahre vor der Wahlstatt-Schlacht kommt es in Köhlers Erzählung zu einer Begegnung eines Siedlerzugs mit Herzog Heinrich I.: „Hinter Glatz aber schoben sich dunkle Waldberge erschreckend nahe an die Straße und den Fluß heran, der mit ihnen gegen Osten wanderte. [...] Und hier erblickten an einer besonders steilen Stelle die Einzöglinge, als sie Atem schöpfend die Augen [...] zum hohen Scheitel der Straße hinanschickten, droben [...] eine glänzende Schar Berittener, über denen die Fahne der Piasten wehte. So lernten sie die Fahne kennen, unter deren Schutz sie fortan stehen sollten. Einen schwarzen Adler zeigte sie mit einer schmalen silbernen Mondsichel und kleinem Kreuz, und so wußten sie auch: der dort oben war der schlesische Herzog Heinrich, den man nach seinem vom Barte ganz eingerahmten Gesicht den Bärtigen nannte. [...] Vitigo [war] hinangesprengt, den Herzog anzureden. Deutsches Blut floß in Heinrichs, des Piastenfürsten, Adern, denn elf von vierzehn seiner Vorfahren waren deutsch. [...] Mit Befriedigung hatte er gehört, daß die neuen Sielder das Tal der Biele entlang an der mährischen Grenze angesetzt werden sollten. Wohlgefällig ließ er seine Blicke über den endlos langen Wagenzug gleiten und winkte freundlich zu den Vordersten hinüber, die sich dem hohen Straßenscheitel näherten. Dann sprengte er mit seinem Gefolge seitwärts in den Wald hinein, in welchen die Dahinziehenden den Glanz sich bald verlieren sahen.“143 Der im Sinne des traditionellen Geschichtsbilds aufgefasste Herrscher wird hier also – viel glatter als im „Vogt Bartold“ – in das völkische Narrativ um die Siedler und ihren Führer Vitigo integriert, nicht ohne auf sein „deutsches Blut“ hinzuweisen. Heinrich Bartschs „Reiter des Satans“ von 1941 ist ein weiterer im Schlesien des 13. Jahrhunderts angesiedelter Roman.144 Er kommt der nationalsozialistischen Ideologie in vielen Punkten zumindest entgegen. Die einfach gestrickte Handlung
142 Köhler, Willibald: Vitigo. München [1941]. Im Haupttext bis auf geringfügige Eingriffe in Stil und Schreibung identisch ist die Neuauflage u. d. T.: Die gelbe Wolke. Augsburg 1960. 143 Köhler: Die gelbe Wolke 1960, 39f. 144 Bartsch, Heinrich: Die Reiter des Satans. Eine Heldenmär vom Opfertode Heinrichs II. von Schlesien und seiner Getreuen auf der Wahlstatt bei Liegnitz. Breslau 1941; vgl. dazu Bein: „Ein großes vaterländisches Faktum“, 164; Kunicki: „... auf dem Weg in dieses Reich“, 544, 548.
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um den Jäger Jörg, einen Kolonisten der ersten Generation, der wegen seiner Verdienste um Heinrich II. in dessen Gefolge aufgenommen wird, behandelt in mehreren schematischen Gegenüberstellungen das Versagen der Polen und die Bewährung der Deutschen angesichts der „Gefahr aus dem Osten“ und legitimiert damit den deutschen Hegemonialanspruch in Europa am polnischen Beispiel. Die Polen und ihre Kultur werden in dem wahrscheinlich zur Zeit des Angriffs auf Polen begonnenen Text durchweg herabgesetzt. Dies wird kaum rassistisch begründet. Ganz anders ist dies bei der hasserfüllten Beschreibung der asiatischen Mongolen. Dass der Roman somit eher die Stereotypenstruktur eines deutschnational-konservativen Publikums anspricht, zeigt sich außer im Polenbild auch in der Figurendisposition. Nicht eine „Führerfigur aus dem Volk“ wie der dämonisch-übermenschliche Vogt in „Vogt Bartold“ steht in diesem Roman im Mittelpunkt der Entscheidungen, sondern unangefochten der Piastenherzog Heinrich. Ihm dienen treu die deutschen Identifikationsfiguren des Romans, der Jäger Jörg, der Schulze Hermann und der Ritter Johannes. Das Verhältnis der Deutschen untereinander „konstruiert“, wie der Germanist Wojciech Kunicki anmerkt, „eine volkhafte Verbundenheit zwischen dem Adel und den Bauern, die“ gemäß den kulturpolitischen Vorgaben „dem völkischen Staat Adolf Hitlers zu entsprechen hat.“145 Der Herzog ist ein dem Christentum ebenso wie einer Wahrung der „weltlichen Macht“ und des „Rechtes“ des Herzogs gegenüber der Kirche verpflichteter, vorbildlicher Herrscher.146 Er kann durch seine Autorität, Weitsicht und Tapferkeit die deutschen Kolonisten ebenso wie die deutschen Ritter und auch den zuvor extrem negativ dargestellten polnischen Adel zur Mongolenabwehr motivieren. Bartsch ist alles daran gelegen, den Mythos von der Rettung Europas durch die deutschen Schlesier in der Wahlstatt-Schlacht aufrechtzuerhalten. Nach der Schlacht, die weitgehend dem Długosz-Bericht folgt, steht Ritter Johannes auf den Zinnen des Burgturms von Liegnitz, „sah hinüber auf das Schlachtfeld des Vortages und dachte an seinen treuen Herrn und Waffengefährten [Heinrich II., M. E.], der nicht nur die Menschen im Schlosse Liegnitz, sondern das gesamte Abendland gerettet hatte. Er wußte, daß dieser Herzog noch solange über dieses deutsche Land im Osten reiten und es schirmen würde, bis die Sonne über diesem deutschen Lande aufginge.“147 Eine große Zahl von Texten und öffentlichen Gesten schuf – dies konnte hier gezeigt werden – um 1941 ein nationalsozialistisch bestimmtes Bild Herzog Heinrichs II. und der schlesischen Geschichte des 13. Jahrhunderts.148 Konnte es abweichende Stimmen geben? Nach der Lage der Dinge war die einzig mögliche Gegen-
145 Kunicki: „auf dem Weg...“, 544f. 146 Eine in dieser Hinsicht typische Szene, in der die zitierten Begriffe fallen, findet sich bei Bartsch: Reiter des Satans, 73. 147 Ebd., 261. 148 Kunicki: „auf dem Weg“, 530–549; Chodera, Jan: Deutsche Polenliteratur 1918–1939. Stoff- und Motivgeschichte. Poznań 1966, 75–77.
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position, die sich möglicherweise noch äußern konnte, eine katholische, die an die Hedwigsverehrung anknüpfte. Freilich waren manche solche Stimmen bereits verstummt: Eine um 1930 rege Hedwigs-Autorin, Gertrud Kurowski, hatte durch ihre bei allem deutschen Nationalismus auf die Einheit von deutschen und polnischen Schlesiern ausgelegte Vision der piastischen Vergangenheit keine Chance, ihren Wahlstatt-Roman „Verrat am Herzoge“, der 1935 in Fortsetzungen in der katholischen „Schlesischen Volkszeitung“ erschien, als Buch zu veröffentlichen.149 Josef Pietsch alias Cosmus Flam erhielt im Jahr 1940 absolutes Schreibverbot durch die Reichsschrifttumskammer wegen seines 1938 noch positiv besprochenen, nun aus öffentlichen Bibliotheken entfernten Romans „Ein Land entsteigt der Dämmerung“. Seine vom politischen Katholizismus wie vom Preußentum geprägte Vision der schlesischen Geschichte, die den Polen einen spezifischen Beitrag zur regionalen Identität zugestand – wenn ihnen auch der Weg zur Assimilation gewiesen wurde – wurde an den Rand gedrängt.150 Katholiken hätten die Abwertung von Polen und Slawen in den nationalsozialistischen Texten um Heinrich II. und die hl. Hedwig eigentlich als Verletzung der Prinzipien des christlichen Menschenbildes werten müssen; freilich wäre eine offene Kritik wenig opportun gewesen. Doch bezeichnenderweise löste etwas anderes offenbar größere Empörung im katholischen Milieu aus: Venatiers erotisch aufgeladene Darstellung des Verhältnisses Hedwigs zu Vogt Bartold. Diese Empörung konnte allerdings erst nach dem Zweiten Weltkrieg öffentlich geäußert werden: „Gegen diese Darstellung muß schärfstens protestiert werden, da sie das religiöse Empfinden der katholischen Schlesier und ihre Achtung, die sie vor der hl. Landespatronin haben, schwer verletzt. Der Romanschreiber stellt es so dar, als ob die hl. Hedwig in den Vogt verliebt gewesen wäre. Dabei hat dieser Vogt Bartold einen unehelichen Sohn, den er eigenhändig vor versammelter Gemeinde erwürgt!!! Der Vogt hat nach dem Roman zu jeder Zeit ungehindert Zutritt zu der heiligen Herzogin, sogar in den Klausurräumen des Klosters Trebnitz und zur Nachtzeit, als die Herzogin im Begriff ist, zu Bett zu gehen. Sie will ihn sogar über Nacht im Kloster behalten (S. 322, 305.) Sie ist traurig über seinen Weggang, sie haßt die Deutschen, die ihn ihr rauben (S. 395), sie läßt sich nach seinem Weggang Blumen, Brautsterne genannt, an ihr Bett stellen (S. 395), sie ist eifersüchtig auf die Geliebte des Vogtes. Unhistorisch und frei erfunden ist das Verhalten der hl. Hedwig auf dem Schlachtfeld von Wahlstatt (S. 284). Nach dem Roman soll sie verstört und traurig gewesen sein über den Tod ihres Sohnes Heinrich und geklagt
149 Nennung des Fortsetzungsromans und der Zeitung bei: Zuchhold, Hans: Die Schlacht von Wahlstatt in der deutschen Dichtung. In: Schönborn, Theodor (Hg.): Liegnitz. 700 Jahre eine Stadt deutschen Rechts. Breslau 1942 (1943) 141–150, hier 146; das Periodikum war mir nicht zugänglich. 150 Kunicki, Wojciech: Der Fall Cosmus Flam. Eine schlesische Tragödie. In: Convivium (2001) 129–153.
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haben (S. 285). Erst der Vogt Bartold richtet sie wieder auf, als sie kraftlos am Leichnam ihres Sohnes zusammensinkt (S. 286).“151 Eine Chance, von der Propagandalinie abweichende, katholische Geschichtsbilder über die Piasten des 13. Jahrhunderts zu artikulieren, bot das Hedwigsjubiläum 1943. Auch hier gab es freilich politische Vorgaben, denn auch der 700. Jahrestag des Todes der Landesheiligen wurde von der NSDAP-Führung ihren kulturpolitischen Helfern zur Bearbeitung anvertraut.152 Künstler waren von NS-Politikern auf Hedwig, ihren Gemahl Heinrich I. und den Wahlstatt-Mythos verwiesen worden. Die Stadt Trebnitz veranstaltete „Herzog-Heinrich-Tage“ auf denen sie einen Kulturpreis verlieh. Die Ehrengabe waren zwei von dem Künstler Walter Rhaue gestaltete Keramikteller mit sehr schlichten Porträts Heinrichs des Bärtigen und Hedwigs. Rhaue schuf im selben Zusammenhang auch Becher und Krüge mit dem Bild des Herzogspaars.153 Für die 10. Niederschlesische Kunstausstellung im September hatte der Gauleiter Preise für neue, zeitgemäße Darstellungen zweier schlesischer Symbolfiguren, des Rübezahl und – Vogt Bartolds ausgelobt.154 Den ersten Preis für sein Bartold-Bild erhielt der Akademieprofessor Erich Erler. In seiner Rede lobte Hanke für die 11. Kunstausstellung, also für das Jahr 1944, Preise für Darstellungen Heinrichs II. als „Personifikation des Kämpfers gegen den Osten“ und Herzogin Hedwigs als Frau und Mutter aus. Er hob hervor, hinsichtlich der Herzöge des 13. Jahrhunderts müssten sich die Künstler von einer langen ikonographischen Tradition befreien, um eine Darstellung im neuen Sinne zu schaffen. Es sollten Diskussionen mit Historikern, Politikern und Künstlern veranstaltet werden, um die Erinnerung an Hedwig und Heinrich zu belegen.155 Da die 11. Niederschlesische Kunstausstellung 1944 nicht mehr stattfand, sind Ergebnisse des Wettbewerbs nicht bekannt. Bemerkenswert ist, wie intensiv der Gauleiter die „heilige Familie“ der schlesischen Piasten des 13. Jahrhunderts für politische Identitätsstiftung in Anspruch nahm. Als eine katholische Antwort auf solche Indienstnahme, viel mehr aber noch auf diejenigen Romane, welche zwischen 1939 und 1941 die Stoffe um Hedwig und Heinrich den Frommen mehr oder weniger deutlich für den Nationalsozialismus vereinnahmten, kann das zum 700. Todestag der Landespatronin entstandene 151 Engelbert, Kurt: Kritik zu dem Roman von Hans Venatier, Vogt Bartold. Der große Zug nach dem Osten. In: ASKG 7 (1949) 277–280, hier 278. 152 Vgl. zum Folgenden Codogni-Łańcucka, Diana: Rübezahl im Reich der Kunstpolitik. Visualisierung der schlesischen Vergangenheit in der Kunst des Nationalsozialismus. In: Born/ Labuda/Störtkuhl (Hg.): Visuelle Erinnerungskulturen, 439–464, hier 448–451. 153 Die schlesische Herzogin Hedwig. Vorbild einer mütterlichen und tapferen Frau. In: Schlesische Tageszeitung vom 10. Oktober 1943, 1. Beibl., 1. 154 Niederschlesische Kunst in reicher Schau. Vielfältige Eindrücke aus der neuen Ausstellung im Breslauer Bildermuseum. In: Schlesische Tageszeitung vom 12. September 1943, 1. Beibl., 1. 155 Neue Motive in der schlesischen Kunst. In: Schlesische Tageszeitung vom 13.09.1943, 1. Beibl., 1.
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„Hedwigsweihespiel“ mit dem Titel „Vollendet im Glauben“ gelten.156 Allerdings wird man im Text keine schlüssig durchgebildete ideelle Gegenposition, sondern vielmehr zahlreiche Einflüsse des nationalsozialistischen Zeitgeists wahrnehmen können. Die Binnenperspektive des Stückes bzw. der Kommunikation zwischen Auftraggebern und Verfasserin war freilich eine der Selbstbehauptung. Die Südtiroler katholische Schriftstellerin Maria Luise Thurmair verfasste das Spiel auf Bitten des Breslauer Domvikars Johannes Theissing. Es wurde unter Thurmairs Mädchennamen Maria Mumelter verbreitet. Zum Dank erhielt die Verfasserin nach eigenen Angaben eine Hedwigsreliquie.157 Das sehr einfach gehaltene und relativ kurze Stück (50 Oktavseiten) will zeigen, wie Hedwig „liebte und sorgte und guttat und litt“158 Die fünf „Bilder“ umfassen März und April 1241 und kreisen somit um die Schlacht auf der Wahlstatt. Im ersten Bild vertröstet Hedwig ihre Tochter Gertrud, die Trebnitzer Äbtissin, die der verwitweten Mutter den Eintritt ins Kloster vorschlägt, die Zeit sei noch nicht gekommen. Im zweiten Bild empfängt die Heilige die Schwiegertochter Anna in Trebnitz. Noch ehe diese von der Tatarengefahr berichten kann, schildert Hedwig ihre Vision von dem kommenden Unheil. Darin mischen sich die Sprachvorgaben der NS-Propaganda mit einem apokalyptischen Ton: „Ich habe sie reiten gehört in der Nacht; auf kleinen wilden Pferden brausen sie über die Steppe wie eine Springflut. Ich habe sie grinsen gesehn in der Nacht, aus gelben Gesichtern, wie die Pestkranken gelb; es war das Grinsen der Hölle!“159 Anna ergänzt: „Sie fluten aus den Steppen des Ostens, und wo sie reiten, steht kein Gras mehr. Sie vergiften die Brunnen, die brennen Dörfer und Städte nieder, sie morden alles Leben dahin; sie schänden das Kreuz und den heiligen Fronleichnam: Die Hölle braust gegen das Reich!“160 Unverkennbar klingen in diesem Text die Gräuelbilder vom Vormarsch der Roten Armee an, wie sie die NS-Propaganda Ende 1943 zu zeichnen begann. Das Drama betont die völlige Zerstörung und den antireligiösen Charakter der Bedrohung; das „Reich“ (zu dem Schlesien historisch im Jahr 1241 nicht gehörte) erscheint als angegriffene Festung. Annas Wunsch, Heinrich beizustehen, redet Hedwig ihr aus: Sie will ihre Frauen nach Crossen bringen. Hedwig erfleht beim Auszug der Nonnen den Schutz Christi in inbrünstigem Gebet, worauf der Gekreuzigte seinen Arm vom Holz löst und Hedwig segnet. Das dritte Bild zeigt in Form von Botenberichten, die auf die Burg Crossen 156 Mumelter, Maria: Vollendet im Glauben. Ein Spiel von der Herzogin Hedwig. Düsseldorf, Freiburg i. Br. o. J. Einige Informationen über dieses völlig vergessene Werk, das auch in biographischen Artikeln über die Autorin nicht erwähnt wird, finden sich bei Urban, Josef: Die SanktHedwigs-Feier 1943. Ein Ausdruck religiösen Lebens im Krieg und unter nationalsozialistischer Herrschaft. In: ASKG 41 (1983) 145–164. 157 Urban: Sankt-Hedwigs-Feier, 153f. 158 Mumelter: Vollendet im Glauben, 5. 159 Ebd., 12. 160 Ebd.
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gelangen, die wunderbare Rettung der Breslauer Burg und die Rüstung Heinrichs zur Schlacht als einen Kreuzzug gegen die „gelben Heiden“. Das Hedwigsspiel bringt mit diesen Aktualisierungen zum Ausdruck, dass aus katholisch-kirchlicher Sicht der Kampf der deutschen Soldaten des Jahres 1943 gegen die atheistische und „asiatische“ Sowjetunion ein gerechter sei. Das Stück hat, gewiss mit Rücksicht auf die damalige Zusammensetzung der kirchlichen Laienspielgruppen, fast nur weibliche Rollen. Daher ist die Dramaturgie auf die Rolle der Soldatenfrauen und -mütter konzentriert, denen Geduld und Gottergebung abverlangt werden. Hedwig tröstet Anna, obwohl sie eine Vision vom Tod des Sohnes hat. Im 4. Bild, auf dem Weg von der Burg in die Stadtkirche, überbringt ein Überlebender Anna die Nachricht vom Ende Heinrichs, das in bildhafter Sprache knapp geschildert wird: „Es war, als stritten Engel in silbernen Rüstungen gegen die Teufel der Hölle, und der Kampf wogte vom frühen Morgen über den heißen Mittag, ohne Ende.“ Heinrichs Ende wird schlichter und brutaler, dem 1943 allgegenwärtigen modernen Soldatentod ähnlicher gezeichnet als in den alten Chroniken. Als Heinrich die Schlacht verloren gehen sieht, „rief der Herzog die tapfersten Ritter zu sich, und die Fahne flog ihm voran, als er sich in die Feinde stürzte. Die aber brachten sein Pferd zu Fall, daß es ihn stürzend begrub. Da stieß ihm ein Tater [!] das krumme Schwert in den Hals.“ Sowohl Hedwig als auch Anna schreiben Heinrich das Verdienst zu, Reich und Christenheit gerettet zu haben. Das 5. Bild bringt die Auffindungsszene mit beiden Frauen, die vom Leichnam Heinrichs Liebe und Trost ausgehen fühlen. Hedwig dankt Gott für die „unerbittliche Gnade“, mit der er ihr Herz „überfallen“ habe.161 Sie selbst ist nun bereit, ihr Leben im Kloster zu beschließen. Die Aufführung eines geistlichen Spiels war im Deutschland des Jahres 1943 keineswegs eine Selbstverständlichkeit. Dies gilt umso mehr, als das Drama ein von der Propaganda bereits besetztes Sujet mit deutlich anderen Akzenten aufgriff. Seit 1938/39 war kirchliches Vereinsleben außerhalb rein religiöser Betätigung verboten. Die Priester der Diözese Breslau, die mit Unterstützung des Domkapitels das Hedwigsspiel in vielen Kirchen aufführen ließen, umgingen die Schwierigkeiten, indem die Vorstellungen als „Hedwigsandachten“ angekündigt wurden. Presse und Parteistellen nahmen keine Notiz von den offenbar gut besuchten Aufführungen. Von Breslau aus wanderte das Spiel in mehrere Städte: „In Gleiwitz gelang es Pfarrer Franz Muschol, damals Leiter der Zweigstelle des Erzbischöflichen Seelsorgeamtes für Oberschlesien, eine Spielschar aufzustellen, so daß das Stück in allen Gleiwitzer Kirchen, in einigen Dörfern Oberschlesiens, in [dem niederschlesischen Marienwallfahrtsort, M. E.] Wartha und Naumburg an der Queis, der einstigen Kaplanstelle [...] Muschols, zur Aufführung kam. Insgesamt trat die Spielschar siebzehnmal auf.“162 Muschol erinnerte sich viele Jahre
161 Alle Zitate in diesem Absatz: ebd., 46. 162 Urban: Sankt-Hedwigs-Feier, 159.
Völkische Verzeichnung
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später: „Der Eindruck in den Gemeinden war jedesmal [...] ergreifend. Die ‚Gefahr aus dem Osten‘ wurde immer deutlicher.“163 Das auch in der Erzdiözese Bamberg aufgeführte Stück der später als Dichterin geistlicher Lieder bekannt gewordenen Autorin kann zusammen mit Cosmus Flams Roman als Vorläufer der katholischen Hedwigsdichtungen der Nachkriegszeit gelten. Hier sind zwei Romane von Ruth Storm und Ingeborg Engelhardt sowie ein bemerkenswertes Theaterstück von Paul Hübner zu nennen. Alle drei Texte sind von entschiedenen Friedensappellen bestimmt, am stärksten das bittere, am existenzialistischen Drama geschulte Stück Hübners, und reflektieren den Verlust des Krieges und der Ostgebiete.164 Diese Ereignisse standen 1943 noch bevor. Bei den recht einfachen Trebnitzer Feierlichkeiten zum 700. Todestag Hedwigs im Oktober 1943 betonte der Breslauer Erzbischof Kardinal Bertram bereits, was die Hedwigsrezeption der Nachkriegszeit bestimmen würde: Hedwig als Caritas-Patronin und Beschützerin des deutschen Ostens. Als Schutzherrin der katholischen Vertriebenen sollte Hedwig in der Nachkriegszeit noch einmal eine wichtige Rolle spielen für die Integration und Netzwerkbildung der katholischen Schlesier, die neue Wallfahrtsorte in der Bundesrepublik aufbauten.165 Immer stärker wurde ihr Patronat auch für die deutsch-polnische Verständigung in Anspruch genommen.166
5.
Die völkische Verzeichnung der Dynastiegeschichte und die Auslöschung des Namens „Piasten“
Die nationalsozialistische Politik brachte die polnische Sicht der schlesischen Vergangenheit und seiner alten Landesfürsten aus polnischem Geschlecht in Oberschlesien und nach 1939 auch im besetzten Polen fast gänzlich zum Verschwinden.
163 Ebd. 164 Storm, Ruth: Tausend Jahre – ein Tag. Lebensroman der heiligen Hedwig, Herzogin von Schlesien aus dem Hause Andechs und Meranien. München 1955; Engelhardt, Ingeborg: Sturmläuten über dem Abendland. München 1978; Hübner, Paul: Die Mongolenschlacht. Eine Chronik nach alten Berichten. Bühneneinrichtung in Mitarb. von William Dieterle. Hamburg [1965]. 165 Dröge, Kurt: Zur Entwicklung des Hedwigsbildes in den Hedwigskreisen von 1947 bis 1993. In: Grunewald/Gussone (Hg.): Das Bild der heiligen Hedwig, 225–245; Mai, Paul: Die Entwicklung der Hedwigswahllfahrten in Deutschland nach 1945. Ebd., 247–257; Dröge, Kurt: Hedwig. Zur Konstruktion von Vertriebenensymbolik. In: Brednich, Rolf W./Schmitt, Heinz (Hg.): Symbole. Zur Bedeutung der Zeichen in der Kultur. Münster 1997, 450–458; ders./ Stemmer, Daniela: Bilder einer überforderten Kultfrau. St. Hedwig von Schlesien. In: Fendl, Elisabeth (Hg.): Zur Ikonographie des Heimwehs. Erinnerungskultur von Heimatvertriebenen. Freiburg (Breisgau) 2002, 127–157. 166 Ein eindeutiges Dokument hierfür: Schütz, Alois (Hg.): Hedwig von Andechs. Eine deutschpolnische Heilige. Jadwiga z Andechs – polsko-niemiecka święta. München 1992.
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Doch nicht nur das: In der deutschen Geschichtspolitik der nationalsozialistischen Ära kam neben den Versuchen einer rigorosen, politisch motivierten Umdeutung des Andenkens an die Piasten zu propagandistischen Zwecken eine weitere Tendenz zum Tragen, die auf die vollständige Löschung der polnischen Bezüge der schlesischen Dynastiegeschichte hinauslief. Die entsprechenden Tendenzen reichten Jahre zurück und betrafen das gesamte Piastenhaus. Interessanterweise waren es zwei Breslauer Mediävisten, Wilhelm Schulte (der später bei seinem Eintritt in den Franziskanerorden den Namen Lambert annahm) und Robert Holtzmann, die fragwürdige Spekulationen über eine germanische Herkunft des ersten polnischen Herrscherhauses mit der Bestimmtheit gesicherter Erkenntnisse vorbrachten. Ihre Theorien entstanden in zeitlichem Zusammenhang mit der Deklaration über die Gründung eines (nicht souveränen) „Königreichs Polen“ durch die Mittelmächte im Jahr 1915. Schulte war ein ausgewiesener Urkundenspezialist, Experte für Kirchengeschichte und das schlesische Mittelalter, Holtzmann ein Fachmann für die deutsche Kaisergeschichte des Mittelalters. Ihre Aufsätze erschienen in der „Zeitschrift des Vereins für Geschichte Schlesiens“. Man kann sie als historiographische Beiträge zu einem Diskurs deutsch-germanischer Hegemonie in Mitteleuropa werten. Im regionalen Kontext ihrer Veröffentlichung zielten sie außerdem auf die Neutralisierung der störend gewordenen „fremden“ Ursprünge der schlesischen Fürsten. In welch hohem Maß außerwissenschaftliche Stereotypen diese Theorie beförderten, wird an Holtzmanns Ausführungen über das älteste Dokument der polnischen Geschichte, das sogenannte Dagome-iudex-Regest, deutlich: „Das Herrschergeschlecht der Piasten, das mit Misika [von der älteren deutschen Wissenschaft bevorzugte Namensform Mieszkos, M. E.] in das Licht der Geschichte tritt, war nicht einheimisch. Die polnische Nationalsage, die das verwischen möchte, läßt es uns noch deutlich erkennen: die Piasten waren ein landfremdes, von außerhalb gekommenes Eroberergeschlecht. Woher stammt es? Der Name Dagon [welcher in dem Dokument für Mieszko steht, M. E.] lehrt es uns ebenso wie die Namen Otto und Lambert, welche jüngere Glieder des Hauses neben ihren slawischen Benennungen getragen haben. [...] Diese Benennungen sind germanisch [...]. Nicht also ein unansehnlicher slawischer Stammeshäuptling hat dem Papst Johannes XV. eine Schenkung gemacht. Sie vollzog der edle Normanne Dago, der ‚iudex‘, d. h. Herr, in einem neuen großen Staat.“167 Zumindest Schulte wurde auch in Polen wegen seiner Urkundenforschung geschätzt; doch seine Nordgermanentheorie168 wurde von der polnischen Mediävistik zurückgewiesen. Schon die Etymologien Schultes waren wegen seiner allenfalls
167 Holtzmann, Robert: Böhmen und Polen im 10. Jahrhundert. Eine Untersuchung zur ältesten Geschichte Schlesiens. In: ZVGS 52 (1918) 1–37, hier 34–36. 168 Schulte, Lambert: Beiträge zur ältesten Geschichte Polens. In: ZVGS 52 (1918) 38–57.
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oberflächlichen Kenntnis der slawischen Idiome nicht haltbar. Auch in Deutschland gab es skeptische Stimmen.169 Nach 1933 wurde nun diese Theorie von der nordgermanischen Herkunft der Piasten durch die Ostforschung um Brackmann und Aubin aufgegriffen und dadurch verbreitet. Erich Randt betonte in der „Geschichte Schlesiens“, der erste historische Piastenherzog sei „wahrscheinlich“ ein „Normannensproß“170 gewesen. Die heimatkundlichen Texte stellten sich darauf schnell ein. Ein Brieger Stadtführer rechtfertigte bereits 1933 die Verehrung der lokalen Herzöge für die neue Zeit, indem er die Ahnenreihe des Schlossportals in folgender Weise zusammenkürzte: „Ein unvergleichliches Zeugnis schlesischer Geschichte ist die Galerie der 24 Ahnen [...]. Links oben Nr. 1: Piast, der Stammvater des Geschlechts, das normannischer Herkunft war, Nr. 5: Mieslaus, der das Christentum in Schlesien einführte, Nr. 13: Heinrich der Bärtige, der Gemahl der hl. Hedwig, Nr. 18: Ludwig I., der Erbauer der Hedwigskirche und des ersten steinernen Schlosses, Nr. 24: Friedrich II., der 1524 die Reformation in Brieg einführte, 1537 den Erbvertrag mit Brandenburg schloß und 1544 den Schloßneubau begann.“171 Vom Königreich Polen, dessen Geschichte Georg II. durch die gesamte obere Hälfte des Ahnenfrieses hatte darstellen lassen, ist hier nicht mehr die Rede. Auch die schöne Literatur machte sich die Nordgermanentheorie zu Eigen. Alfons Hayduk etwa bemerkte im Hinblick auf die vermeintliche Mission der schlesischen Herzöge als „Wächter gegen den Osten“, Ideologeme des 19. Jahrhunderts und der Breslauer Ostforscher geschickt verbindend: „So war es eine geschichtliche Stunde, als das Piastenhaus aus nordgermanischem Stamme Erfüllung und Krönung in einer unvergleichlichen Aufgabe fand und damit schon seinem dynastischen Auftrag Genüge tat, der dann verpflichtend überging in die Hand des [in der Wahlstattschlacht, M. E.] aus seiner Bluttaufe gestiegenen Neustammes der Schlesier.“172 Die Gründe für die Durchsetzung der Normannentheorie sind politischer und ideologischer Natur. Es genügte nach 1933 nicht mehr, auf die „Verdienste“ der Piasten um das Deutschtum Schlesiens zu verweisen, wie dies Stenzel und Freytag getan hatten, oder wie Grünhagen ihre vermeintliche deutsche Gesinnung hervorzuheben. Der völkisch-rassistische Begriff von Deutschtum, der sich mit dem Nationalsozialismus durchsetzte, stellte das „Blut“ über Handeln und Denken. Wer auch immer nun auf die dynastische Struktur der älteren schlesischen Geschichte zurückgriff, musste einen Nachweis ihrer „Deutschblütigkeit“ führen oder voraus169 Hofmeister, Adolf: Rezensionen zu: Holtzmann Robert: Polen und Böhmen im 10. Jahrhundert. Eine Untersuchung zur ältesten Geschichte Schlesiens und zu: Schulte, Lambert: Beiträge zur ältesten Geschichte Polens. In: Historische Zeitschrift 120 (1919) 358. 170 Randt: Politische Geschichte, 65. 171 Günther, Ernst: Kleiner Führer durch Brieg. mit Bildern besonderer Baudenkmäler und Schönheiten. Mit einem Plan der Stadt. Brieg 1933, 24f. 172 Hayduk, Alfons: Sturm über Schlesien. Roman aus der Tatarenzeit. Berlin [1940], 8.
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setzen. Neben der Umdeutung der Ursprünge konnte man weiterhin auf die zahlreichen deutschen Einheiraten in das Piastenhaus verweisen. Der deutschnationale „Adoptianismus“ des 19. Jahrhunderts – der Gedanke, dass das slawische Fürstenhaus deutsch geworden sei und deshalb auch sein Land deutsch gemacht habe – blieb brauchbar, zumal er jetzt an rassistische Konzepte wie die „Aufnordnung“ anschließen konnte.173 In seinem Festvortrag am 6. April 1941 verband Hermann Aubin zwanglos beide Vorstellungen (Normannentheorie und Eindeutschung durch Heiraten): „In seiner Welt bedeutete Heinrich II. von Schlesien nicht wenig. Er gehörte dem ältesten Zweig jenes Piastenhauses an, das, wie sehr gute Gründe nahelegen, vor 300 Jahren aus Skandinavien eingewandert war und [...] eine starke Herrschaft [...] aufgerichtet hatte. [...] Den stärksten Ausdruck [...] fand die Hinneigung der schlesischen Piasten zum deutschen Wesen in ihren Ehen. Seit drei Geschlechterfolgen hatten sie ausschließlich deutsche Fürstinnen heimgeführt. Allein durch diese Ahnen, ohne ältere in Rechnung zu stellen, floß daher in Heinrich II. zu sieben Achteln deutsches Blut.“174 Die neue Auffassung ging auch in Schulbücher ein, wie in das hinsichtlich der Kapitel über die Piasten überraschenderweise gegenüber 1911 fast überhaupt nicht veränderte Schullesebuch von Müller. In dem Kapitel „Als Schlesien deutsch wurde“175 unterhalten sich zwei einheimische polnische Adlige über die Leistungen der deutschen Kolonisten. Der junge, den Deutschen wenig gewogene Wasylko diskutiert mit seinem Oheim, der am Hof des Herzogs mit Freuden dient. Die beiden sind sich in der Bewunderung Hedwigs einig. Wasylkos Kritik gilt aber der deutschen Siedlung, im Schulbuch als Werk Herzog Heinrichs dargestellt. „Der Herzog ist gut. Aber überall die Deutschen! Fließt nicht Piastenblut in seinen Adern? Und Piastenblut ist Polenblut!“176 In der Ausgabe von 1911 verweist Wasylkos Oheim auf Heinrichs deutsche Mutter, Erziehung, Bündnispartner. Die Neuausgabe von 1938 ergänzt hier einfach: „Wasylko täuschte sich. Er wußte nichts von Wikingern und Wikingerfahrten, wußte nichts von dem Ahnherrn seines Herzogs, der als Dago ins Land gekommen war und als Mesko geherrscht hatte.“177 Einen noch weit ausführlicheren „Ariernachweis“ Heinrichs II. als Aubin, nämlich bis zur neunten Vorfahrengeneration und eine Bezifferung des deutschen Blutanteils bis auf Zehntelprozente („vermutlich [...] deutsch“: 84 %, „slawisch“: 3,1 %) hatte Friedrich Schilling für seine 1938 erschienenen „Forschungen zu den
173 Vgl. Schmitz-Berning, Cornelia: Vokabular des Nationalsozialismus. Berlin 2000, 75f. 174 Aubin, Hermann: Die Schlacht auf der Wahlstatt bei Liegnitz am 9. April 1241. Breslau 1941, 13. 175 Müller: Was die Heimat sah (1910–1911) 30–38; ebd. (1938) 30–38. 176 Ebd. (1910–1911) 34, ebd. (1938) 34. 177 Ebd. (1938) 34.
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Urkunden der Landnahmezeit in Schlesien und im Land Lebus“ zusammengestellt.178 Insbesondere der Name der Dynastie wurde angesichts der neuen Lehrmeinung zum Störfaktor, konnte er doch Geschichtsinteressierte jederzeit auf die Spur der polnischen Dynastielegende und damit zur slawischen Herkunft des Fürstenhauses führen. In einem vertraulichen Schreiben vom 5. Juni 1938 an die Präsidenten der drei schlesischen Regierungsbezirke bemerkte der NSDAP-Gauleiter Josef Wagner in seiner Funktion als Oberpräsident von Schlesien: „Der früheren Herrschaft der Piastenherzöge in Schlesien ist durch Bezeichnung von Gebäuden, Plätzen und in anderer Weise mehrfach gedacht. Wenngleich unzweifelhaft feststeht, dass der Einfluss der Piastenherzöge sich bei der Heranziehung und Förderung ausschließlich deutscher Kultur, deutschen Wesens und deutscher Bevölkerung geltend gemacht hat, so bestehen doch in der Wissenschaft Zweifel darüber, ob die Piastenherzöge selbst als Deutsche anzusehen sind.“179 Daher gab Wagner die Anweisung: „Bei dieser Sachlage halte ich es für erwünscht, wenn die [...] Bezeichnungen, in denen also das Wort ‚Piast‘ [...] vorkommt, allmählich zum Verschwinden gebracht werden. Ich selbst habe meinerseits schon darauf hingewirkt, dass das frühere Piastenschloss in Brieg in Zukunft als Herzogsschloss bezeichnet wird. Ich ersuche, in dieser Hinsicht das Weitere zu veranlassen. Bei der [!] zu ergreifenden Maßnahmen wird ein Aufsehen in der Öffentlichkeit zu vermeiden sein [...].“180 Dieser Plan des Oberpräsidiums reihte sich ein in eine großangelegte Umbenennungsaktion slawischer Orts- und Flurnamen in ganz Preußen in den Jahren zuvor. Bis 1938 waren in ganz Schlesien nicht weniger als 2622 slawische Ortsund Flurnamen durch neugebildete deutsche ersetzt worden; damit hatte etwa ein Sechstel der Ortschaften eine neue Bezeichnung erhalten.181 Die Berichte der nachgeordneten Behörden über die Fortschritte bei der Beseitigung des Piastennamens werfen noch einmal ein Licht darauf, wie populär die Piasten im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts in Schlesien waren. Allein in Wohlau mussten umbenannt werden: der Piastenplatz in Wallplatz, ein Brieftaubenzüchterverein „Piast“ in „Fliegende Schlesier“, der Piastenweg in Stadttorweg, die Piastenstraße in Blücherstraße, die Piasten-Apotheke in Schlossapotheke und das Piasten-Hotel in Ring-Hotel. Der Likörfabrikant Kuppi wehrte sich gegen die Anweisung, seinen beliebten „Piastenbitter“ umzubenennen, indem er die Behörden 178 Schilling, Friedrich: Ursprung und Frühzeit des Deutschtums in Schlesien und im Land Lebus. 1. Textteil. Leipzig 1938 (mir zugänglich war der Abdruck bei Engelbert, Kurt: Die deutschen Frauen der Piasten von Mieszko I. (gest. 992) bis Heinrich I. (gest. 1238). In: ASKG 12 (1954) 1–51, hier 36–45, die Prozentangaben 36. 179 Archiwum Państwowe Wrocław, RW, Wydz. I., nr. 607, abgedruckt als Dokument 1 bei Fiedor: Walka z nazewnictwem, 98. 180 Ebd. 181 Ebd., 117.
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wiederholt vertröstete.182 Die Brieger Piastenstraße wurde nach Georg II. in Herzog-Georg-Straße,183 ihr Liegnitzer Pendant entsprechend nach Heinrich dem Frommen in Herzog-Heinrich-Straße umbenannt. Dabei hatten in Liegnitz noch 1932 die Benennung einer neu angelegten Straße nach Herzog Ludwig IV. und 1933 die dritte Ehrung Hedwigs im Stadtplan (zur Hedwigstraße und dem Hedwigsplatz trat noch der Hedwigsdamm) die ungebrochene Popularität des Fürstenhauses bekräftigt.184 Bei der Breslauer Piastenstraße wartete man auf einen geeigneten Anlass zur Umbenennung und fand ihn 1939 in der Rückgabe des Memelgebiets an das Deutsche Reich durch Litauen: Die Piastenstraße wurde zur Memellandstraße.185 Die Dörfer Groß- und Klein-Piastenthal behielten ihre friderizianische Bezeichnung durch die Langsamkeit der amtlichen Vorgänge bis 1945. Aus unbekannten Gründen behielt die Brieger „Piastenschule“, eine 1923 eingerichtete sogenannte deutsche Aufbauschule, anscheinend ihren Namen.186 Nicht festzustellen war das Schicksal zweier Verwendungen des Dynastienamens in der Werbung: der Name des Lokals „Piastenklause“ am Brieger Ring und jener des „Piasten-Gold“Biers des Brieger Brauhauses.187 Der von polnischen Forschern herausgearbeitete Befund ist eindeutig: Die Spitze der schlesischen NSDAP wollte 1938 den Namen „Piasten“ verschwinden lassen. Im öffentlichen Raum wurde das Vorhaben wirksam. Allerdings verfehlte es anscheinend wegen der Einstufung als „vertraulich“ und wegen des konventionellen Dienstwegs, auf dem es durchgesetzt werden sollte, die kulturpolitisch entscheidenden Bereiche der Presse, der Wissenschaft und der schönen Literatur, wo auch in den Jahren 1941, 1942 und 1943 noch allgemein von den Piasten die Rede war. Möglich ist freilich auch, dass mit dem Wechsel des Gauleiters 1940 ein Schlussstrich unter die Aktion gezogen wurde. Die Frage der rassischen Einordnung der Herzöge des Mittelalters beschäftigte noch in der Endphase des Krieges die Breslauer Wissenschaftler. Das Anthropologische Institut der Universität spielte unter Professor Egon von Eickstedt und seiner Assistentin Ilse Schwidetzky eine Pionierrolle für die Berücksichtigung der pseudowissenschaftlichen Rassenkunde in der „Ostforschung“. Schwidetzky gehörte zu Aubins Ostforscher-Arbeitskreis; der Professor selbst interessierte sich leb182 Archiwum Państwowe Wrocław, RW, Wydz. I., nr. 607, abgedruckt als Dokument 4, 5, 17, bei Fiedor: Walka z nazewnictwem, 102, 103, 113. 183 Irrgang, Werner: Geschichte der Piastenstadt Brieg, Bd. 2: Neuere Geschichte der Stadt Brieg: 1740–1980. Goslar 21981 [11980], 293. 184 Juniszewski: Nazwy ulic, 54, 71. 185 Fiedor: Walka z nazewnictwem, 109. 186 Dierschke, Fritz: Die Piastenschule in Brieg. Goslar 1979. 187 Stadtführer Brieg [1935], unpag. Beilage „Verzeichnis der Gast- und Schankwirtschaften in Brieg und Umgebung“), außerdem ebd., 9 und zahlreiche in privaten Sammlungen enthaltene Bierdeckel.
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haft für die rassenkundlichen Untersuchungen.188 Wahrscheinlich im Zusammenhang mit der Evakuierung der Sarkophage Heinrichs II. und Heinrichs IV. im Jahr 1944 ins Kloster Würben bei Schweidnitz wurden die Gebeine der Herzöge in das Institut gebracht. Wohl auf Anweisung Hankes sollten sie auf rassische Charakteristika untersucht werden. Bei den Kämpfen um Breslau verbrannten sie dort am Ostersonntag, dem 1. April 1945.189
188 Schaller, Helmut: Der Nationalsozialismus und die slawische Welt. Regensburg 2002, 108– 110; Mühle: Für Volk und deutschen Osten, 506–513. 189 Kulak: Dzieje Uniwersytetu, 197.
VI. Zusammenfassung Die alten Landesfürsten aus dem Haus der Piasten sind ein zentraler Bestandteil der Geschichte Schlesiens. In diesem Buch wurde untersucht, wie Deutsche und Polen in Schlesien und darüber hinaus diesen dynastischen Anteil der Regionalgeschichte wahrgenommen und bearbeitet haben. Erinnerungskultur wurde in sich wandelnden sozialen Kontexten beschrieben und analysiert. Dabei wurde ein weites Spektrum von kulturellen Ausdrucksformen betrachtet, von wissenschaftlichen, didaktischen und literarischen Texten über die bildende Kunst und die Denkmalpflege bis hin zur Festkultur. So konnte gezeigt werden, wie Schlesiens dynastische Vergangenheit aufgegriffen, für gegenwärtige Zwecke nutzbar gemacht, umgebaut und umgedeutet wurde. Ausgehend von der hochentwickelten Ausprägung der dynastischen Tradition als konstituierendes Element vormodernen Landesbewusstseins wurde nachvollzogen, wie sich diese Tradition unter dem Einfluss der Modernisierung und insbesondere des Nationalismus im 19. Jahrhundert in divergierende deutsche und polnische nationale Sichtweisen auf die Vergangenheit umformte. Besonders wichtig erschien dabei die Frage, wie moderne Erinnerungsunternehmer, die meist impliziten Leitbildern von Nation, Fortschritt, Kultur oder Rasse anhingen, mit der heterogenen Beschaffenheit der vormodernen Tradition umgingen, die sie pflegten und nutzbar machten. Zu zeigen war auch, wie der Kultur- und Sprachwandel Schlesiens stellvertretend anhand seines Fürstenhauses in widersprüchlicher Weise interpretiert wurde. Dabei ist deutlich geworden, dass das Gedächtnis der schlesischen Piasten transnationalen Charakter hatte und seine Analyse sich daher nicht auf eine einzelne, national verstandene Erinnerungskultur beschränken kann. Deshalb mussten die wechselseitigen Beeinflussungen und Rezeptionen von deutscher und polnischer Erinnerungskultur ebenso aufgezeigt werden wie die Unvereinbarkeit ihrer Kodierungen von Vergangenheit. Dabei wurden auch die erheblichen Divergenzen innerhalb der Erinnerungskulturen und ihre gesellschaftspolitischen und konfessionellen Grundlagen herausgearbeitet. Im Teil II der Untersuchung wurde herausgearbeitet, wie die bereits seit dem Mittelalter entwickelte Tradition der schlesischen Piasten in der Frühneuzeit ihre entscheidende Prägung erfuhr. Zunächst wurde ein Überblick über die Geschichte des Hauses bis zum 16. Jahrhundert gegeben, der zugleich grundlegende Sachinformationen zum Verständnis der späteren Rezeption bereitstellte. Sodann ging es um die politischen Rahmenbedingungen für Selbstverständnis und Selbstdarstellung der letzten Generationen der Piasten, die zwar noch den ursprünglichen Rang schlesischer Mediatherzöge innerhalb der Krone Böhmen besaßen, deren Herrschaft aber auf ihre Teilfürstentümer Liegnitz, Brieg und Wohlau und, bis 1625, Teschen, beschränkt war. Da Böhmen seit 1526 zum Herrschaftsbereich der Habsburger gehörte, sahen sich die Fürsten und Stände Schlesiens einer Zentrali-
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sierungspolitik gegenüber, die mit der Zeit absolutistische Züge annahm. Die Piastenherzöge in ihren Mediatfürstentümern, umgeben von Erbfürstentümern unter unmittelbarer königlicher Herrschaft, wurden von den ständischen Eliten des Landes als Anführer der Opposition gegen die königlichen Ansprüche akzeptiert und verehrt. Zu dieser Rolle trug bei, dass die Herzöge sich früh der Reformation angeschlossen hatten, die sich in Schlesien schnell ausbreitete und gegen Ende des 16. Jahrhunderts einen zusätzlichen Gegensatz zur Politik des Wiener obersten Landesherrn aufkommen ließ. Der Druck auf die protestantischen Herzöge und ihre alten Privilegien wuchs. Die Liegnitz-Brieger Piasten nahmen für die böhmische Ständerebellion von 1618 Partei; ihre Teschener Vettern entschieden sich für den Katholizismus und unbedingte Loyalität. Der folgende Dreißigjährige Krieg verwüstete weite Teile Zentraleuropas, auch Schlesien. Der Westfälische Friede von 1648 räumte den Habsburgern das Recht ein, die Konfession ihrer Untertanen in den Erblanden zu bestimmen. Die Piastenfürstentümer und, mit Einschränkungen, die Herzöge von Oels und die Stadt Breslau, waren davon ausgenommen. Diese Konstellation machte die Herzöge in noch größerem Maß als bisher zu „Leitsternen“, wie der Dichter Martin Opitz es ausdrückte, der protestantischen Eliten Schlesiens und ihres Ringens um die Erhaltung politischer und konfessioneller Libertät. Unter diesen Bedingungen entstand ein außerordentliches Interesse an dem Fürstenhaus und an seiner königlichen Herkunft, die allein noch seine Stellung, seinen Einfluss und seine Privilegien sichern konnte. In den Nachkriegsjahren erreichte die Verherrlichung des Fürstenhauses in höfischer und hofnaher Kultur, in Dichtung, bildender Kunst, Geschichtsschreibung und Genealogie, einen Höhepunkt und prägte die Barockliteratur jener Jahre. Den letzten Gipfel erreichte dieser Piastenkult im Jahr 1675, als die Dynastie unerwartet mit dem erst fünfzehnjährigen Herzog Georg Wilhelm ausstarb. Das Vermächtnis der Piasten wurde im Liegnitzer Mausoleum, das der Dichter Daniel Casper von Lohenstein entwarf, in besonderer Weise herausgestellt. In dieser Arbeit war die Struktur der Selbstdarstellung der Dynastie und ihrer Entsprechungen im schlesischen Landesbewusstsein zu untersuchen. Als charakteristische Motivstränge erwiesen sich zugeschriebene „Tugenden“ und „Leistungen“, aber auch der alte, königliche Ursprung und die bemerkenswerte Herrschaftskontinuität des Hauses. Besonders herausgestellte „Leistungen“ waren seit dem Mittelalter die Heiligkeit der Herzogin Hedwig und der Märtyrertod ihres Sohnes, Heinrichs II. des Frommen in der Schlacht auf der Wahlstatt bei Liegnitz gegen die Mongolen im Jahr 1241. Heinrich der Fromme wurde zu einer mythischen Gestalt, dem trotz seiner Niederlage die Rettung Europas von der Verheerung oder Unterwerfung durch die „Tartaren“ zugeschrieben wurde. Wenn man die hofnahe Kultur um die Piasten insgesamt betrachtet, fällt die herausragende Rolle von Libertät und Konfession ins Auge. Starke nationale Implikationen hatte die im 17. Jahrhundert ausgeprägte Dynastietradition dagegen nicht. Allerdings verwies der „sarmatische“ Stil, in dem einige Szenen aus der Hausgeschichte inszeniert wurden, durchaus auf das zeitgenössische Polen-Litauen,
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Schlesiens Nachbarreich, und auf die weitreichenden Freiheiten, die Adel und königliche Städte dort genossen. Der Hauptströmung der Erinnerungskultur um die Piasten lagen die Legitimierung von Regierungsgewalt und Territorium, Unabhängigkeit und Rechten der Fürsten zugrunde. Die Herzöge und ihre Unterstützer, die protestantischen Eliten und Intellektuellen Schlesiens, versuchten, politischen Gewinn aus Tugend, Würde und Prestige zu ziehen, welche sich aus Abstammung und Geschichte der Piasten speisten. Der Piastenkult sammelte, integrierte und verstärkte die regionalen Traditionen, die seit dem Mittelalter aus der Geschichte des Fürstenhauses abgeleitet worden waren, gab ihnen ein neues Profil und machte sie für unterschiedlichste Nutzanwendungen geeignet. Teil III beschäftigte sich mit den Aneignungen der Piastentradition im Jahrhundert nach dem Erlöschen des Hauses im Mannesstamm, also in den letzten Jahrzehnten habsburgischer Herrschaft, und in der Zeit militärischer Eroberung und administrativer Eingliederung des Landes durch Preußen. Angesichts der überragenden Funktion des Erwerbs und der Behauptung Schlesiens für die friderizianische Politik wurde insbesondere die Bedeutung der propagandistischen Berufung Friedrichs II. auf Erbansprüche in Schlesien gewürdigt. Diese bezogen sich unter anderem auf die 1537 geschlossene Erbverbrüderung zwischen Hohenzollern und Liegnitzer Piasten, die Ferdinand I. annulliert hatte. Die Rechtstitel dienten zur Legitimierung des Erwerbs Schlesiens auch innerhalb des Landes. In den Jahrzehnten zuvor hatten schlesische Klöster den Ruhm mittelalterlicher Herzöge, ihrer Stifter und Wohltäter, bei den barocken Neufassungen von Kirchen und Klosteranlagen beschworen. Wie die Bischöfe von Breslau und das Kloster Trebnitz den Hedwigskult, so nutzten die alteingesessenen Konvente das Prestige ihrer fürstlichen Begründer, um sich für den gegenreformatorischen Siegeszug der römischen Kirche einzusetzen, aber ebenso für ihre partikularen Interessen und Rechtsansprüche. Die Nachfolge des Piastenhauses wurde als rechtliche und traditionale Grundlage für die Herrschaft des Kaisers und seiner Beamten im Herzogtum Schlesien und in den einzelnen Fürstentümern dargestellt, aber auch für die begrenzten herzoglichen Rechte jener Familien, die vom Kaiser ehemals piastische Territorien verliehen bekamen. Ein bisher unzureichend untersuchter Fall war die Familienpropaganda der Grafen Schaffgotsch, die Ansehen und Ehrgeiz aus ihrer piastischen Herkunft ableiteten, was insbesondere für Johann Anton Schaffgotsch als Oberamtsdirektor hilfreich war. Neben den Adelsfamilien des Landes betonte auch das Stadtbürgertum den Ruhm der alten Fürsten, etwa in gelehrten Abhandlungen und Schultheaterstücken. Einige dieser Texte scheinen politische Konzepte guter Herrschaft und verdeckte Herrscherkritik zu enthalten. Im vormodernen Polen entstandene Texte zeigten wenig Widerhall dessen, was in Schlesien über die regionalen Fürsten geschrieben, gedichtet, gemalt und diskutiert wurde, abgesehen von den ältesten Abschnitten gemeinsamer Geschichte. Das Narrativ um das Piastenhaus konzentrierte sich dort auf dessen widersprüchliche Rolle als Schöpfer der polnischen Monarchie, Hauptverantwortlichen für deren Zerfall im Mittelalter
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und auch für ihre Wiedererrichtung 1320. Hinsichtlich des letztgenannten Schrittes wurden die schlesischen Piasten von den Chroniken hart getadelt für ihr Abseitsstehen. Sie wurden sogar des Verrats bezichtigt, weil sie die böhmische Lehenshoheit angenommen hatten; deshalb würden sie nie wieder des polnischen Throns für würdig erachtet. Dennoch wurden nach dem Ende der Jagiellonendynastie 1572 und der Wasa-Herrschaft 1668 einige schlesische Piastenherzöge als Kandidaten in Betracht gezogen. Die Bezeichnung „Piasten“ bezog sich in der polnischen politischen Kultur damals auf einen Kandidaten aus den Reihen des einheimischen Adels. Erst im 18. Jahrhundert wurde sie allgemein als Name der Dynastie verwendet, was in Schlesien schon um 1620 üblich geworden war. Zusammenfassend kann über diese Periode gesagt werden, dass die dynastischen Traditionen stark an vergleichsweise abgeschlossene Milieus gebunden scheinen, die als Träger von partikularen Traditionen auftreten. Doch gewannen die lesende Öffentlichkeit und Wechselbeziehungen zwischen den Erinnerungsträgern an Bedeutung. Die konfessionelle Rivalität um das Vermächtnis der Herzöge wurde nach 1740 durch den Wechsel der Regierung und die neue religiöse Toleranz abgemildert. Teil IV untersuchte die mannigfachen und uneinheitlichen Prozesse von Rezeption und Umdeutung der Dynastietradition in der Erinnerungskultur des 19. und frühen 20. Jahrhunderts in der preußischen Provinz Schlesien. Die Analyse hatte die Dynamik des sozialen Wandels zu berücksichtigen, vor allem den Aufstieg des Bürgertums und die liberalen und nationalen Ideen, die ihn begleiteten, ebenso das für deutsches Nationalbewusstsein konstitutive, vermittelnde Konzept der provinzialen Heimat und nicht zuletzt die Begründung des deutschen Nationalstaats unter preußischer Führung. Schlesisches Geschichtsbewusstsein in einer neuen, auf den preußischen Staat bezogenen Ausrichtung wurde durch die besondere Rolle des Landes in den Befreiungskriegen stark angeregt. Literatur, populäre Kultur und Historiographie setzten den Krieg des Hohenzollernkönigs Friedrich Wilhelm III. gegen Napoleon mit dem Kampf seines Vorfahren, des Piastenherzogs Heinrich II. gegen die Mongolen gleich. Viele Schlesier waren stolz, treue Mitkämpfer dieser Herrscher sowohl 1241 als auch 1813 gewesen zu sein. Der Wahlstattmythos mit seiner militärischen Ausrichtung brachte in der Folgezeit verschiedene Selbstwahrnehmungen der Schlesier in Einklang. Noch mehr als in früheren Zeiten setzte man den historischen „Feind aus dem Osten“ mit den verschiedensten vorgestellten äußeren Bedrohungen gleich. Das kulturelle Gedächtnis im Schlesien des 19. Jahrhunderts war geprägt von neuen akademischen Zugängen zur Geschichte. Es entwickelte sich um Institutionen wie die 1811 gegründete Universität Breslau, das Provinzialarchiv mit seinen reichen Beständen aus den aufgehobenen Klöstern und den 1846 gegründeten Verein für Geschichte und Alterthum Schlesiens. Historiker wie Gustav Adolf Stenzel und Colmar Grünhagen schufen ein neues Paradigma der Geschichtsschreibung, das auf ihren schlesischen Studien fußte. Sein Kern war die erstmals als solche wahrgenommene deutsche Ostkolonisation; es benannte die Germanisierung als Hauptfrage der schlesischen Geschichte. Schriftsteller wie
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Gustav Freytag popularisierten diese neue Sicht der regionalen Vergangenheit. Dieser wies den Piastenherzögen die Rolle nicht völlig germanisierter Germanisatoren zu, die infolge dieser Unvollkommenheit ihre historische Rolle an die Hohenzollern und die deutschen Schlesier hätten abgeben müssen. Die Verbindung zwischen den alten Landesfürsten und dem gegenwärtigen Königshaus wurde im 19. Jahrhundert so stark hervorgehoben, dass sie zu einem Hauptzug in der Erinnerungskultur um die Piasten wurde und alle anderen Verwandtschaftsbeziehungen der Piasten, auf die man vor 1740 ausführlich hingewiesen hatte, völlig in den Schatten stellte. Diese enge Anbindung des Piastengedächtnisses an die Hohenzollern beeinflusste auch die Verehrung der hl. Hedwig, die von dem sich durchsetzenden ultramontanen Flügel der katholischen Kirche in der Diözese Breslau wiederbelebt wurde. Hedwig wurde zu einer Patronin, die die Ortskirche schützen und gleichzeitig integrieren sollte in ihren Konflikten mit dem preußischen Staat, besonders in den vierziger und siebziger Jahren des 19. Jahrhunderts. Die Berufung der Piasten diente auch der Kommunikation zwischen geschichtsliebenden Monarchen wie Friedrich Wilhelm IV. und jenen seiner Untertanen, die willens und in der Lage waren, öffentlich an die herzogliche Vergangenheit zu erinnern. Die Transformation der herzoglichen Traditionen belegt überhaupt eine Belebung religiöser Bezüge in der regionalen Kultur seit 1830. Einige protestantische Autoren versuchten, die Verehrung Hedwigs in einer ihrer Konfession entsprechenden Weise aufzugreifen. Eine andere Möglichkeit, auf den spirituellen Trost und die Integrationskraft der herzoglichen Heiligen zuzugreifen war, ihr Bild zu kopieren. Einige Literaten taten dies, indem sie Aufzeichnungen über eine evangelische und ähnlich heiligmäßige Herzogin (und Hohenzollernprinzessin), Dorothea Sibylla von Brieg, fälschten. Zahlreiche Piastenherzöge gingen als Figuren des guten Herrschers in die populärromantische Dichtung in Schlesien ein. Sie vermittelten Verehrung für die preußische Monarchie und die Sehnsucht nach Nähe zu den Herrschenden. Das Bild der Piasten im Schulunterricht richtete sich ganz nach den landesgeschichtlichen Darstellungen der Zeit. Dabei wurden wenige herausragende Herzöge behandelt, vor allem Heinrich I. und seine Gemahlin Hedwig, die für die Germanisierung des Landes standen, Heinrich der Fromme als Verteidiger des Reiches und Friedrich II. von Liegnitz, der sein Land den Hohenzollern verschreiben wollte. Die nationalistische Zuspitzung des Blicks, aber auch bürgerliche Enttäuschung über den Adel und die unvollkommene politische Teilhabe brachten immer öfter negative Sichtweisen des Fürstenhauses oder wenigstens einiger bekannter Herzöge hervor. Hier untersuchte Beispiele waren die Herzöge von Liegnitz als Gegner des Strebens der Stadt nach Unabhängigkeit im 15. Jahrhundert und ihr Nachkomme Heinrich XI. von Liegnitz, ein Herzog des 16. Jahrhunderts. Heinrich wurde populär durch die Veröffentlichung der Memoiren seines Hofmarschalls Hans von Schweinichen, welche die abenteuerlichen Reisen der beiden durch Polen und das Reich beschrieben, und durch Gustav Freytags Deutung von Heinrichs Charakter. Für ihn war der Herzog mit den vermeintlichen Schwächen polnischen
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oder slawischen Blutes belastet, die überhaupt häufig als Erklärung für die vorgebliche moralische Verderbtheit des Fürstenhauses im Ganzen angeführt wurden. Freytag suchte seine Leser auch von einer biologisch-historischen Notwendigkeit des Aussterbens der Piasten angesichts der Neuzeit zu überzeugen, die er als eine Welt bürgerlicher freier Menschen verstand. Im Schlesien des 19. Jahrhunderts wurden keine Denkmäler für piastische Herzöge errichtet. Das lässt sich zum einen durch die größere Popularität ihrer Hohenzollerschen Nachfolger erklären, denen viele Denkmäler gewidmet waren, zum anderen mit der Tatsache, dass viele originale Denkmäler aus dem Mittelalter und der Frühneuzeit erhalten waren. Die meisten wurden gepflegt und sorgfältig renoviert. Das gilt nicht nur für bildhauerische Darstellungen, sondern auch für Residenzen und Kirchen, deren Renovierungen meist vom Staat bezahlt wurden. Graphische Darstellungen, Ansichtskarten, heimatkundliche Schriften und Reiseführer, aber auch Straßennamen und Bezeichnungen wie „Piastenstadt“ hielten die Piastenherzöge in der öffentlichen Wahrnehmung lebendig. Besonders örtliche Schützenvereine pflegten ein populäres Andenken des Fürstenhauses, wie in dem vorgestellten Beispiel der Stadt Schweidnitz mit ihrem farbenprächtigen „Bolkofest“ und dem exklusiveren „Bolkokapitel“. Polnische Stimmen aus den drei Teilungsgebieten, aber auch aus dem österreichisch-schlesischen Teschen und von polnischen Schriftstellern im preußischen Oberschlesien können als Echos und Gegenstimmen der deutsch-schlesischen Erinnerungskultur gesehen werden. Die polnische Nationalbewegung, die die Teilung des Landes überwinden wollte, fand ihren Ausdruck in der Kultur der polnischen Romantik. Die damit verbundene Begeisterung für alles Polnische schuf erstmals Aufmerksamkeit für Nachrichten über die schlesischen Piasten, die in Reiseberichten, Zeitungsartikeln und literarischen Texten vermittelt wurden. Einige polnische Historiker begannen, sich mit den schlesischen Piasten zu beschäftigen. Es war nicht einfach, Gestalten in das polnische kulturelle Gedächtnis zu integrieren, die von der deutsch-schlesischen Erinnerungskultur so eindeutig für die deutsche Nation reklamiert wurden. Der in der älteren polnischen Geschichtsschreibung zu findende Vorwurf der Treulosigkeit wurde infolgedessen auf traditionell positiv dargestellte Herzöge des 13. Jahrhunderts wie Heinrich I., Hedwig und Heinrich II. ausgedehnt. Bemerkenswerterweise entwarfen vom polnischen Nationalismus durchdrungene Autoren oftmals einfach negative Spiegelungen deutschnationaler Bilder der alten Herzöge. Doch auch die älteren Tendenzen setzten sich fort. Besonders der in der alten Chronistik gepriesene Heinrich der Fromme blieb ein polnischer Nationalheld in den Werken von Künstlern, die großen Einfluss auf das polnische kulturelle Gedächtnis hatten, wie der Maler Jan Matejko und der Dichtermaler Stanisław Wyspiański. Unterdessen begannen radikalere polnische Nationalisten, die sich stärker auf ethnische denn auf historische Argumente bezogen, das polnischsprachige Oberschlesien in ihr Programm einer Wiederherstellung des polnischen Staates mit einzubeziehen. Der „Westgedanke“ war Kern einer „piastischen Konzeption“ des polnischen Na-
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tionalstaats, deren Bezeichnung allerdings eher auf die mittelalterlichen polnischen Könige als auf ihre Nachfahren, die Herzöge von Schlesien Bezug nahm. Es entstanden auch erste historiographische Werke über Schlesien, die sich nicht mehr darauf beschränkten, in Deutschland entwickelte Anschauungen mit negativen Vorzeichen zu wiederholen, sondern begannen, sie zu widerlegen. Im Fall der deutschen Erinnerungskultur stellte sich die Frage der nationalen Identifikation in umgekehrter Weise. Hier wurde das Unbehagen am „fremden“ Ursprung des Fürstenhauses zunehmend zu einem Problem. Eine mögliche Antwort war die Betonung dieser Fremdheit, die dann für Schwäche oder Unfähigkeit, Charakterfehler oder gar das notwendige Aussterben der Dynastie verantwortlich gemacht wurde. Festzuhalten bleibt, dass dies minoritäre Stimmen waren und in der deutschen Erinnerungskultur positive Sichtweisen der Piasten bei weitem vorherrschten. Der fremde Ursprung konnte neutralisiert werden, indem man die Eingliederung der Piasten und ihres Landes in die deutsche Kultur betonte und auch durch den Verweis auf den wachsenden Anteil „deutschen Blutes“ durch Heiraten. Teil V der Arbeit behandelte das weitere Auseinanderfallen der Erinnerungskultur vom Ende des Ersten bis zum Zweiten Weltkrieg. Die Wiedererrichtung des polnischen Staates führte zu einer deutsch-polnischen Auseinandersetzung um Oberschlesien – Volksabstimmung, bürgerkriegsähnliche Kämpfe und Teilung des Landes. Nun entstand eine neue, von Krakau ausgehende polnische Schlesiengeschichtsschreibung, die 1933 zum ersten Band einer Gesamtdarstellung der schlesischen Geschichte führte. Darin kam die Tendenz zum Ausdruck, die schlesischen Piasten zu positiven Integrationsfiguren für eine polnische Identität der Region umzudeuten. Das schwierige Gleichgewicht an einer neuen, von beiden Seiten in Frage gestellten Grenze war bereits zum Scheitern verurteilt, als die Nationalsozialisten 1933 die Macht in Deutschland übernahmen, auch wenn ein Vertrag mit Polen im Jahr 1934 eine Phase trügerischer Entspannung einleitete. Erst jetzt, nach einem Jahrzehnt geringen politischen Engagements, reagierte die Breslauer Historiographie auf die polnische Geschichtspolitik. Hermann Aubin entwickelte als Professor für Landesgeschichte und Vorsitzender der Historischen Kommission für Schlesien mit Hilfe eines Kreises von Mitarbeitern ein neues, völkisch-nationalistisches Paradigma schlesischer und ostdeutscher Geschichte. Sie wurde nun in einem ostmitteleuropäischen Raum verortet, den man als den Deutschen Osten verstand. Die methodischen Grundlagen verbanden Ethnographie und Geographie, was in der Vorstellung vom „deutschen Volks- und Kulturboden“ zum Ausdruck kam. Die Rolle der Piasten konnte in diesem neuen Raster nicht gänzlich neu geschrieben werden. Das war auch nicht nötig, da es sich erwies, dass die deutschnationalen Narrative des 19. Jahrhunderts in die neue Historiographie, die sich dem NS-Regime bereitwillig zur Verfügung stellte, integriert werden konnten. Deutsche Historiker versuchten allerdings, die slawischen Ursprünge der Dynastie auszulöschen und ihnen eine höchst spekulative, aber umso nachdrücklicher vertretene nordgermanische Herkunft zu unterstellen. Dies machte sie schließlich auch
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mit der NS-Rassenlehre vereinbar. Die letzte Konsequenz dieser Entwicklung war das Auslöschen des fraglos polnischen Namens der Dynastie aus dem öffentlichen Raum seit dem Jahr 1938. Populäre Bilder der schlesischen Piasten änderten sich nach 1933 nicht abrupt. Sie schöpften weiterhin aus den eher traditionellen Sichtweisen des 19. Jahrhunderts, nahmen aber immer mehr Züge der NS-Ideologie an. Der deutsch-polnische Konflikt, Phantasien einer ethnischen Bereinigung Schlesiens, aber auch der Kult des Selbstopfers prägten in den Jahren 1920 bis 1943 deutsche und polnische Umdeutungen Heinrichs des Frommen und seines Heldentods bei Liegnitz. Überraschenderweise wird auf deutscher Seite die konfessionelle Kluft in der schlesischen Bevölkerung in vielen Texten deutlich. Schriftsteller, die der protestantischen Mehrheit angehörten, neigten dazu, sich der politisch vorgegebenen Sicht der Vergangenheit weitgehend anzupassen. Katholische, dabei aber nicht weniger deutschnationale Deutungen der Piasten des 13. Jahrhunderts entwarfen kein grundsätzlich verschiedenes Bild; ihre Absicht war vor allem, eine unterscheidbare Stimme zur regionalen Vergangenheit aufrechtzuerhalten. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, unter dem Eindruck der deutschen Niederlage, des Bevölkerungsaustauschs, der Westverschiebung Polens und seiner Eingliederung in den sowjetischen Machtbereich, berief sich die staatliche polnische Geschichtspolitik stark auf die piastische Vergangenheit der „Wiedergewonnenen Gebiete“ im Westen des neuen Staatsgebiets. In einer Vergröberung der Geschichtskultur und Historiographie der Vorkriegszeit wurde „piastisch“ mit „polnisch“ gleichgesetzt. Die intensive historische Begründung der Polonität Schlesiens und der übrigen Westgebiete gehörte zu einem Komplex antideutscher Angst- und prosowjetischer Schutzpropaganda, der eine zentrale Funktion für die Legitimation der kommunistischen Herrschaft in Polen hatte, besonders in den Jahren 1945 bis 1948 und 1956 bis 1970. Erst nach dem Ende des Kommunismus endete dieser hochideologische Zugriff auf die Vergangenheit. Bemerkenswerterweise wurden neue, angemessenere Sichtweisen der schlesischen Landesfürsten bereits in den siebziger Jahren von polnischen Germanisten und Kunsthistorikern vorbereitet. In der DDR gab es keine Forschung zu den schlesischen Piasten. In Westdeutschland zehrte die Wahrnehmung schlesischer Geschichte von der mehrmals neu aufgelegten „Geschichte Schlesiens“ des Aubin-Kreises, der nach dem Krieg erneut die Ostforschung in der Bundesrepublik dominierte. Erste Änderungen im (trotz europäischen Vokabulars) im Grunde weiterhin völkischen Geschichtsbild wurden auch hier in den siebziger Jahren sichtbar. Doch erst die 1990er Jahre brachten substanziell neue Zugänge, die auch die Sicht auf die schlesischen Piasten veränderten. Der Autor konnte zeigen, dass die Geschichte der schlesischen Herzöge polnischer Herkunft nicht von ihrer Rezeption in Erinnerungskultur und Geschichtsbewusstsein in Deutschland und Polen zu trennen ist. Die Piasten haben eine breite Spur an Nachwirkungen in Kunst, Literatur und politischer Kultur hinterlassen, von denen einige heute noch erfreuen, verstören oder zum Nachdenken anregen können. Es ist an der Zeit, dieses reiche und komplexe Erbe neu zu entdecken, jenseits nationaler Einseitigkeit.
Zusammenfassung in polnischer Sprache Tematem niniejszej książki jest postrzeganie i przetwarzanie przez Niemców i Polaków na Śląsku i poza jego granicami kluczowego elementu historii tego kraju – książąt z dynastii Piastów. Autor opisuje kulturę pamięci na tle zmieniających się uwarunkowań społecznych. Rozpatruje przy tym rozmaite formy kulturowego wyrazu, począwszy od tekstów naukowych, dydaktycznych i literackich, poprzez sztukę plastyczną i ochronę zabytków aż po publiczne uroczystości. Na tej podstawie autor analizuje różne sposoby nawiązywania do dynastycznej przeszłości Śląska, jej interpretacji i wykorzystywania do celów współczesnych kolejnych epok. Pokazuje rozwój regionalnej tradycji dynastycznej, począwszy od jej rozwiniętego kształtu w epoce nowożytnej, kiedy stanowiła zasadniczy element świadomości regionalnej Śląska, poprzez jej zmiany zachodzące pod wpływem procesów modernizacyjnych, a w szczególności XIX-wiecznego nacjonalizmu. Analizuje, jak ta tradycja przybrała w końcu formę dwóch zupełnie przeciwstawnych sposobów postrzegania dynastycznej przeszłości Śląska: niemieckiego i polskiego. Szczególnie istotna jest przy tym kwestia, jak osoby i środowiska kształtujące nowoczesną świadomość historyczną i kulturę pamięci, w większości kierujące się ideami przewodnimi takimi jak ‚naród’, ‚postęp’, ‚kultura’ czy ‚rasa’, obchodziły się z różnorodnością pielęgnowanej i wykorzystywanej przez siebie przednowoczesnej tradycji. Analizując sprzeczne interpretacje zmian kulturowych i językowych na Ślasku, uchwyconych na przykładzie dawnej dynastii książęcej, autor podkreśla, że pamięć o Piastach śląskich ma charakter ponadnarodowy, więc i jej badanie nie może się ograniczać do jednej tylko kultury pamięci, przypisanej do jednego narodu. Dlatego autor omawia zarówno wzajeme oddziaływania i recepcje niemieckiej i polskiej kultury pamięci, jak i ukazuje ich konflikt. Rozbieżności zachodzą jednak również w obrębie każdej z obu kultur pamięci. Praca próbuje ukazać ich podstawy społeczno-polityczne i wyznaniowe. Tematem II części książki jest rozkwit i ukształtowanie wywodzącej się ze średniowiecza tradycji Piastów śląskich w okresie nowożytnym. Rozpoczynający tę część książki przegląd historii rodu Piastów aż do XVI w. ma tworzyć zaplecze informacyjne, umożliwiające lepsze zrozumienie późniejszej recepcji dziejów. Autor nakreśla potem polityczne warunki, w których ostatnie pokolenia Piastów rozwijały swoją świadomość dynastyczną oraz swój wizerunek publiczny. Wprawdzie zachowali oni rangę książąt (duces, Herzöge), odnoszącą się do całości kraju i dawnej suwerenności, ale jako że byli lennikami królestwa Czech faktyczna ich władza w ostatnim stuleciu panowania ograniczała się jednak do księstw (principatus, Fürstentümer) legnickiego, brzeskiego i wołowskiego, oraz – do roku 1625 – cieszyńskiego. Odkąd królestwo czeskie w 1526 roku przeszło pod panowanie Habsburgów, książęta i stany śląskie zaczęły ulegać ich centralistycznej polityce, przybierają-
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cej z czasem cech absolutystycznych. Otoczeni przez księstwa dziedziczne bezpośrednio podległe władzy królewskiej, książęta piastowscy w swoich księstwach lennych stali się jakby naturalnymi przywódcami opozycji przeciwko królewskim dążeniom. Elita stanowa kraju akceptowała i szanowała ich w tej roli. Do tej szczególnej funkcji przyczynił się również fakt, że książęta piastowscy bardzo wcześnie uznali i szerzyli reformację, która, szybko rozprzestrzeniając się na Śląsku już pod koniec XVI w., stanowiła dodatkową opozycję do polityki wiedeńskiego dworu. W tym czasie rósł nacisk na protestanckich książąt i ich przywileje. Piastowie legnickobrzescy poparli czeską rewoltę 1618 roku, ich cieszyńscy krewniacy zdecydowali się na katolicyzm i bezwarunkową lojalność. Następująca po tych wydarzeniach wojna trzydziestoletnia spustoszyła duże połacie centralnej Europy, w tym również Śląsk. Pokój westfalski z 1648 roku przyznał Habsburgom prawo decydowania o wyznaniu religijnym ich poddanych w krajach dziedzicznych. Wyjątkiem były księstwa piastowskie, w ograniczonym stopniu księstwo oleśnickie oraz miasto Wrocław. Owa konstelacja czyniła z książąt piastowskich w jeszcze większym stopniu niż dotychczas duchowych i politycznych przewodowników protestanckich elit Śląska i ich starań o zachowanie wolności politycznej i wyznaniowej. W tych warunkach rosło zainteresowanie rodem Piastów i jego królewskiej przeszłości. To ona gwarantowała jego pozycję, wpływy i przywileje. Właśnie po wojnie trzydziestoletniej uwielbienie dla rodu Piastów, wyrażane w kulturze środowisk dworskich i im bliskich, w poezji, sztuce, historiografii i genealogii osiągnęło apogeum. Punkt szczytowy owego kultu Piastów przypadł na rok 1675, kiedy to dynastia wygasła wraz z nagłą śmiercią zaledwie piętnastoletniego księcia Jerzego Wilhelma. Ideowe dziedzictwo Piastów zyskało szczególną oprawę w legnickim Mauzoleum Piastów Śląskich, zaprojektowym przez poetę Daniela Caspera Lohensteina. Praca bada strukturę autoreprezentacji dynastii i jej zakorzenienie w świadomości regionalnej. Charakterystyczne wątki narracyjne to przypisywane dynastii „cnoty“ i „dokonań“, jak również stary królewski rodowód i zasługująca na uznanie ciągłość rządów. Do szczególnie ważnych „dokonań“ zaliczano od średniowiecza świętość księżnej Jadwigi i męczeńską śmierć jej syna, Henryka Pobożnego, poniesioną w bitwie na Legnickim Polu przeciwko Mongołom w 1241 roku. Henryk Pobożny stał się postacią mityczną, której – mimo klęski na polu bitwy – przypisywano uratowanie Europy przed zniszczeniem lub podbojem przez Tatarów. Przyglądając się w sposób całościowy roli i recepcji Piastów w kulturze środowisk dworskich i im bliskich, rzuca się w oczy ważna rola arystokratycznej „wolności“ i kwestii wyznaniowej. Bardzo wyrazista w XVII w. tradycja dynastyczna nie miała natomiast implikacji narodowych, jakkolwiek sarmacki styl, w którym przedstawiano niektóre sceny z historii rodu, wskazywał jednoznacznie na sąsiadującą ze Śląskiem ówczesną Rzeczpospolitą Obojga Narodów, i na rozległe przywileje i wolności przysługujące tam magnaterii, szlachcie i stanom królewskim. Główny nurt kultury pamięci o Piastach odnosił się do legitymizacji władzy i terytorium, niezależności i praw książąt. Zarówno książęta jak i wspierające ich protestanckie elity i
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intelektualiści śląscy starali się cnotę, godność i prestiż wywodzące się z pochodzenia i historii Piastów przerobić na polityczny kapitał. Kult Piastów skupiał, integrował i wzmacniał zakorzenione w średniowiecznych dziejach kraju jak i w historii rodu tradycje regionalne, a nadając im nowego wydźwięku czynił je przydatnymi do najróżniejszych zastosowań. Część III książki zajmuje się formami adaptacji tradycji piastowskiej w okresie po wygaśnięciu rodu w linii męskiej, a więc w ostatnich dziesięcioleciach panowania Habsburgów, jak i w czasie podboju kraju przez Prusy i jego wcielenia w pruskie struktury administracyjne. Nabycie i utrzymanie Śląska odgrywały kluczową rolę dla polityki fryderycjańskiej, stąd też duże znaczenie miało propagandystyczne powoływanie się Fryderyka II na prawo do dziedziczenia Śląska. Odnosiło się one m. in. do tzw. „umowy o przeżycie“ zawartej w 1537 r. pomiędzy Hohenzollernami a Piastami legnickimi, którą to anulował cesarz Ferdynand I. Takie tytuły prawne służyły legitymizacji nabycia Śląska także wewnątrz kraju. Już parędziesiąt lat wcześniej, przy rozbudowie kościołów i zespołów klasztornych w stylu barokowym, ślaskie klasztory odnowiły legendę i sławę średniowiecznych książąt, swych donatorów i dobroczyńców. Tak jak biskupi wrocławscy i klasztor w Trzebnicy wykorzystywali kult św. Jadwigi, tak zasiedziałe klasztory wykorzystywały prestiż swych książęcych założycieli, by opowiadać się po stronie świętującego kontrreformacyjne triumfy kościoła rzymskokatolickiego, ale też by bronić swoich partykularnych interesów i roszczeń prawnych. Sukcesja Piastów przedstawiana była też jako prawna i wynikająca z tradycji podstawa dla panowania cesarza i jego urzędników na Śląsku i w poszczególnych księstwach, jak również dla ograniczonych praw książęcych tych rodzin, które otrzymały od cesarza byłe ziemie piastowskie. Znakomitym przykładem zawłaszczania tradycji książęcej przez szlachtę jest rodzinna propaganda Schaffgotschów, wywodzących swe poważanie i ambicje z piastowskiego pochodzenia, co było pomocne szczególnie dla dyrektora śląskiego Urzędu Zwierzchniego Johanna Antona Schaffgotscha. Sławę dawnych książąt podkreślało również mieszczaństwo, choćby w uczonych rozprawach i szkolnych sztukach teatralnych. Niektóre z tych tekstów zdają się zawierać polityczne koncepcje dobrej władzy, jak i ukrytą krytykę panowania Habsburgów. Teksty powstałe w Polsce przed XVIII w. tylko w małym stopniu odzwierciedlały to, co na Śląsku pisano o lokalnych książętach, jak ich przedstawiano w literaturze pięknej, jak ich malowano, jak o nich dyskutowano. Wyjątkiem są najstarsze rozdziały wspólnej historii Śląska i Polski. Polskie przedstawianie rodu Piastów koncentrowało się na ich pełnej sprzeczności roli: to oni stworzyli monarchię, byli odpowiedzialni za jej rozdrobnienie jak i w końcu za ponowne ustanowienie w 1320 r. Odnośnie tego ostatniego wydarzenia Piastowie śląscy byli w polskich kronikach ostro krytykowani za to, że nie angażowali się na rzecz zjednoczenia królestwa, dokonanego przez Władysława Łokietka. Oskarżano ich nawet o zdradę z powodu oddania hołdu lennego królowi czeskiemu. Miało ich to uczynić niegodnymi polskiego tronu. Mimo to niektórzy piastowscy władcy byli brani pod uwagę
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jako kandydaci do tronu po wygaśnięciu dynastii Jagiellonów w 1572 r. roku i po zakończeniu panowania Wazów w 1668 r. Mianem „Piast“ określano w ówczesnej polskiej kulturze politycznej kandydata wywodzącego się ze rdzennej polskiej szlachty. Dopiero w XVIII w. używano tego określenia w odniesieniu do dynastii, co na Śląsku było już ogólnie przyjęte ok. 1620 r. Reasumując okres nowożytny po wygaśnięciu dynastii można stwierdzić, że w tym czasie tradycje dynastyczne zdają się być domeną względnie zamkniętych środowisk (kleru, szlachty, mieszczaństwa), pielęgnujących każdorazowo jedynie zaadaptowaną na własne potrzeby część tradycji. Pomału zaczynała zyskać na znaczeniu opinia umiejącej czytać części społeczeństwa jak i wzajemne stosunki pomiędzy środowiskami-nośnikami kultury pamięci. Zmiana władzy po 1740 r. i nowa tolerancja religijna załagodziły rywalizację wyznań o zawłaszczenie ideowego dziedzictwa książąt. Część IV bada różnorodne i niejednolite procesy recepcji i reinterpretacji tradycji dynastycznej w kulturze pamięci XIX i na początku XX wieku w pruskiej prowincji Śląsk. Dokonując tej analizy uwzględniono dynamikę zmian stosunków społecznych, przede wszystkim awans społeczny mieszczaństwa oraz towarzyszące mu idee wolnościowe i narodowe, jak również tak ważną dla niemieckiej świadomości narodowej koncepcję małych ojczyzn i ustanowienie niemieckiego państwa narodowego pod przewodnictwem Prus. Szczególna rola Śląska w wojnach napoleońskich 1813–1815 przyczyniła się do rozbudzenia nowej świadomości historycznej kraju, ukierowanej na państwo pruskie. W literaturze, kulturze powszechnej i historiografii porównywano wojnę króla Fryderyka Wilhelma III Hohenzollerna z Napoleonem do walki jego przodka, księcia piastowskiego Henryka II, przeciwko Mongołom. Wielu mieszkańców Śląska napawała duma, że wspierali tych władców w walce zarówno w 1241 r. jak i w 1813 r. Nasycony symboliką wojenną mit Legnickiego Pola pogodził różne rodzaje tożsamości mieszkańców Śląska. Najróżniejsze zewnętrzne zagrożenia przyjmowały jeszcze częściej niż uprzednio postać historycznego „wroga ze wschodu“. Pamięć kulturowa na Śląsku w XIX w. stała pod znakiem nowego akademickiego podejścia do historii. Rozwijała się ona dzięki nowo powstałym instytucjom, takim jak założony w 1811 r. Uniwersytet Wrocławski, Archiwum Państwowe z jego bogatymi zbiorami z sekularyzowanych klasztorów, czy założone w 1846 r. Stowarzyszenie Badaczy Historii i Prehistorii Śląska. Historycy Gustav Adolf Stenzel i Colmar Grünhagen stworzyli na podstawie własnych studiów nad historią Śląska nowy paradygmat historiografii, którego rdzeniem była niemiecka kolonizacja wschodnia – zjawisko po raz pierwszy w pełni zauważone i w ten sposób zdefiniowane przez Stenzla. Germanizacja była według tego paradygmatu motywem przewodnim historii Śląska. Pisarze tacy jak Gustav Freytag popularyzowali ten nowy pogląd na przeszłość regionu. Według niego książęta piastowscy byli nie do końca zgermanizowanymi germanizatorami, którzy wskutek tej niedoskonałości zmuszeni byli oddać swą historyczną misję w ręce Hohenzollernów i niemieckich Ślązaków. Związek ten między dawnymi książętami
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śląskimi i aktualnie panującą dynastią królewską był w XIX w. tak intensywnie podkreślany, że stał się główną osią narracyjną w kulturze pamięci o Piastach. Piastowski rodowód Hohenzollernów odsunął w cień wszelkie inne związki pokrewieństwa z Piastami, które były szczegółowo opisywane przed 1740 r. To zespolenie pamięci o Piastach z pruskim rodem panującym wpłynęło również na kult św. Jadwigi, ożywiony w Diecezji Wrocławskiej przez zyskujący na popularności ultramontanistyczną część kościoła katolickiego. Jadwiga stała się patronką chroniącą i jednoczącą kościół wobec konfliktu z państwem pruskim, w szczególności w latach 40–tych i 70–tych XIX w. Przywoływanie Piastów służyło też komunikacji pomiędzy miłującym historię monarchą, Fryderykiem Wilhelmem IV, i tymi spośród jego poddanych, którzy byli zainteresowani publicznym przypominaniem o piastowskiej przeszłości kraju. Spora część badanego procesu transformacji książęcych tradycji świadczy o ożywieniu religijnych odnośników w kulturze regionu po 1830 r. Niektórzy protestanccy autorzy starali się interpretować kult św. Jadwigi w sposób zgodny z ich doktryną religiją. Inną możliwością czerpania z duchowego pokrzepienia i jednoczącej siły postaci książęcej świętej było kopiowanie jej wizerunku. Niektórzy literaci czynili to fałszując zapiski o ewangelickiej i rzekomo wyróżniającej się podobną do Jadwigi świętością księżnej Dorocie Sybilli Hohenzollern. Liczni książęta piastowscy zostali utrwaleni w popularno-romantycznej śląskiej twórczości literackiej w postaci dobrego władcy. Tym samym ucieleśniali apoteozę monarchii pruskiej i tęsknotę za bliskością władcy. Obraz Piastów przekazywany w szkole pokrywał się z historiografia tego okresu. Koncentrowano się przy tym na niewielu, ale za to wybitnych postaciach książęcych. W centrum zainteresowania stali przede wszystkim Henryk I i jego małżonka Jadwiga, utożsamiani z germanizacją kraju, Henryk Pobożny jako obrońca Cesarstwa i Fryderyk II legnicki, który zapisał swój kraj Hohenzollernom. Wzrost nastrojów nacjonalistycznych, jak również rozczarowanie mieszczaństwa szlachtą i niepełną partycypacją w życiu politycznym, przyczyniał się coraz częściej do negatywnych ocen Piastów lub przynajmniej niektórych znanych książąt. Za przykład służą w książce książęta legniccy jako przeciwnicy dążenia miast do niezależności w XV w. oraz ich potomek książę Henryk XI legnicki żyjący w XVI w. Henryk stał się znany dzięki wydanym pamiętnikom swego marszałka dworu Hansa von Schweinichena, opisującym pełne przygód podróże obydwu po Polsce i Niemczech, oraz dzięki interpretacji charakteru Henryka przez Gustava Freytaga. Według niego Henryk był obciążony przywarami, które pisarz przypisywał polskiej czy też słowiańskiej krwi księcia. Te wrodzone wady dla Freytaga i innych miały być winne rzekomemu moralnemu zepsuciu całego rodu. Freytag próbował również przekonać swych czytelników, że wygaśnięcie rodu Piastów było biologiczno-historyczną koniecznością w obliczu nowoczesności, którą rozumiał jako świat wolnych ludzi i obywateli. W XIX w. nie stawiano na Śląsku pomników księciom piastowskim. Da się to wytłumaczyć w dwojaki sposób. Po pierwsze, ich potomkowie i następcy, Hohenzollernowie cieszyli się większą popularnością i im poświęcono wiele pomników. Po drugie zachowało się wiele oryginal-
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nych piastowskich pomników z okresów gotyku, renesansu i baroku. Większość z nich była starannie pielęgnowana i otoczona opieką konserwatorską. Dotyczy to nie tylko przedstawień rzeźbiarskich, ale również rezydencji i kościołów, których renowacje w większości przypadków opłacało państwo. Przedstawienia graficzne, widokówki, publikacje krajoznawcze, przewodniki, a także nazwy ulic i określenia jak „Miasto Piastów“ podtrzymywały pamięć o Piastach w przestrzeni publicznej. Lokalne związki strzeleckie pielęgnowały w szczególny sposób obiegowe wspomnienie o książęcym rodzie, co w książce pokazano na przykładzie Świdnicy i jej barwnego Festynu Bolka (Bolkofest) oraz ekskluzywnej „Kapituły Orderu Bolka“. Polskie głosy o Piastach śląskich dochodzące z obszarów trzech zaborów i z austriackośląskiego Cieszyna oraz od polskich autorów z pruskiego Górnego Śląska można interpretować jako echo i zarazem sprzeciw wobec niemiecko-śląskiej kultury pamięci. Polski ruch narodowy, dążący do przezwyciężenia podziału kraju, znalazł swój wyraz w kulturze polskiego romantyzmu. Wpisany w nią entuzjazm dla wszystkiego, co polskie, skierował uwagę na śląskich Piastów. Wspominano o nich w opisach podróży, artykułach prasowych i tekstach literackich. Niektórzy polscy historycy rozpoczęli badania naukowe nad Piastami śląskimi. Nie było łatwym zadaniem włączenie do obiegu polskiej pamięci kulturowej postaci tak jednoznacznie przypisanych do narodu niemieckiego przez niemiecko-śląską kulturę. Stąd też obecny w dawniejszej polskiej historiografii zarzut braku lojalności pod adresem Piastów śląskich czasami rozszerzano nawet na XIII-wiecznych władców dotychczas tradycyjnie pozytywnie przedstawianych, jak Henryk I, Jadwiga i Henryk II. Zwraca uwagę fakt, iż autorzy piszący w duchu polskiego nacjonalizmu często posługiwali się prostym zaprzeczeniem nacjonalistycznego niemieckiego wizerunku dawnych książąt. Poza tym krytycznym nurtem kontynuowano dawne tendencje w postrzeganiu regionalnej dynastii. Sławiony przez stare kroniki Henryk Pobożny pozostał polskim bohaterem narodowym w dziełach artystów mających wielki wpływ na polską pamięć kulturową, jak np. malarz Jan Matejko czy malarz i poeta Stanisław Wyspiański. W tym samym czasie polscy nacjonaliści, używający raczej etnicznych niż historycznych argumentów, zaczęli włączać polskojęzyczny Górny Śląsk do swego programu odrodzenia państwa polskiego. „Myśl zachodnia“ była ściśle związana z „piastowską koncepcją“ polskiego państwa narodowego. Samo określenie to stanowiło jednak bardziej odwołanie do średniowiecznych polskich królów niż do ich potomków, książąt śląskich. Powstały również pierwsze polskie dzieła historiograficzne o Śląsku, które nie ograniczały się już do powielania odwróconych poglądów, propagowanych w Niemczech, lecz zaczęły te poglądy czynnie obalać. W przypadku niemieckiej kultury pamięci problem identyfikacji narodowej dawnych książąt miał zgoła odmienny charakter. Dyskomfort z powodu „obcego“ pochodzenia dynastii urósł do rangi problemu. Jednym z możliwych rozwiązań było celowe podkreślanie tej obcości, którą czyniono przy tym odpowiedzialną za słabość, nieudolność, błędy charakteru czy nawet za nieuniknione wygaśnięcie dynastii. Należy dodać, że takowe głosy były sporadyczne i że pozytywne postrzega-
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nie Piastów zdecydowanie dominuje w śląsko-niemieckiej kulturze pamięci. Obce pochodzenie w oczach wielu autorów miało być zneutralizowane poprzez integrację Piastów i ich kraju w krąg kultury niemieckiej, jak również przez rosnący udział „krwi niemieckiej“ dzięki małżeństwom z niemieckimi księżniczkami. W części V autor analizuje postępujący dalej rozpad kultury pamięci o Piastach śląskich od końca pierwszej aż do drugiej wojny światowej. Utworzenie II Rzeczypospolitej doprowadziło do polsko-niemieckich konfliktów o Górny Śląsk, do referendum, walk o charakterze wojny domowej i podziału kraju. W tym czasie rozwijała się nowa, zainicjowana w Krakowie, historiografia Śląska, która doprowadziła do wydania w 1933 r. pierwszego tomu historii kraju. Widoczna była w nim tendencja do reinterpretacji Piastów śląskich jako pozytywnych postaci mogących wzmocnić polską tożsamość regionu. Kruchy spokój na nowej granicy, negowanej przez obydwie strony, skazany był na klęskę z chwilą objęcia władzy w Niemczech przez narodowych socjalistów w 1933 r., jakkolwiek zawarty w 1934 r. układ z Polską zapoczątkował fazę zwodniczego odprężenia. Dopiero teraz, po dziesięcioleciu ograniczonego politycznego zaangażowania, historycy z niemieckiego Wrocławia reagowali na polską politykę historyczną. Hermann Aubin, profesor historii Śląska i przewodniczący Śląskiej Komisji Historycznej, wykreował z pomocą grona współpracowników nowy, ludowo-nacjonalistyczny paradygmat dla śląskiej i wschodnioniemieckiej historii, przy czym mianem Niemieckiego Wschodu określano ogólnie obszary Europy środkowo-wschodniej. Te same podstawy metodyczne w etnografii i geografii doprowadziły w efekcie do powstania mitu „ziem ukształtowanych raz na zawsze przez niemiecki czynnik ludnościowy i kulturowy“ (deutscher Volks- und Kulturboden). Nowy paradygmat nie przewidywał nowej interpretacji roli Piastów. Nie było też to konieczne, gdy okazało się, że wypracowane w XIX w. niemiecko-narodowe narracje wpisują się w nową historiografię, podporządkowaną całkowicie nazistowskiemu reżimowi. Niemieccy historycy próbowali jednakże wymazać słowiańskie korzenie dynastii i udowodnić zupełnie spekulatywną, i dlatego intensywnie bronioną, tezę o północnogermańskim pochodzeniu Piastów. W myśl tej tezy dynastia spełnianiała już także wymogi nazistowskiej nauki o rasie. Ostateczną konsekwencją tej tendencji było po 1938 r. zniknięcie bezsprzecznie polskiej nazwy rodu z przestrzeni publicznej. Obecne w kulturze powszechnej wizerunki Piastów nie zmieniły się nagle po 1933 r. W dalszym ciągu czerpały z tradycyjnych XIX-wiecznych motywów, choć zbliżały się coraz częściej do nazistowskiej ideologii. W latach 1920–1943 konflikt polsko-niemiecki, fantazje o „etnicznie czystym“ Śląsku, ale także kult samopoświęcenia znalały swój oddźwięk w polskiej i niemieckiej reinterpretacji postaci Henryka Pobożnego i jego bohaterskiej śmierci na Legnickim Polu. Po niemieckiej stronie zaskakuje skłonność pisarzy reprezentujących protestancką większość do daleko idącej akceptacji wizji przeszłości narzuconej przez politykę. Katolickie, choć nie mniej nacjonalistyczne interpretacje XIII-wiecznych Piastów nie były zasadniczo odmienne, a ich intencją było przede wszystkim zabranie głosu w kwestii regionalnej przeszłości.
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Po wojnie, zakończonej klęską Niemiec, wymianą ludności, przesunięciem obszaru Polski na zachód i włączeniem jej do bloku sowieckiego, polityka historyczna nowego państwa polskiego mocno podkreślała piastowską przeszłość „Ziem Odzyskanych“ na zachodzie kraju. Powołując się z grubsza na przedwojenną kulturę historyczną i historiografię postawiono znak równości między „piastowski“ i „polski“. Wzmożone historyczne udowadnianie polskości Śląska i pozostałych ziem zachodnich było częścią zabiegów propagandowych, wzmacniających antyniemieckie obawy i prosowieckiej propagandy opiekuńczego „Wielkiego Brata“. Owe działania propagandowe miały na celu legitymizację władzy komunistycznej w Polsce, szczególnie w latach 1945–1948 i 1956–1970. Dopiero po upadku komunizmu zakończył się okres ideologicznego zawłaszczania przeszłości. Co ciekawe, nowe i wyważone poglądy na temat śląskich władców sformułowali już w latach 70–tych polscy germaniści i historycy sztuki. W NRD nie prowadzono badań naukowych na temat Piastów śląskich. Zachodnioniemieckie postrzeganie śląskiej historii kształtowała wielokrotnie wznawiana „Historia Śląska“ Aubina i jego szkoły, która długo dominowała tam powojenne badania nad historią byłych niemieckich ziem wschodnich. Mimo politycznie poprawnej warstwy językowej badania te powielały wcześniejszy ludowo-nacjonalistyczny pogląd na historię tych ziem, aż do lat 70–tych, kiedy to i tu nastąpiły pierwsze zmiany. Jednak dopiero lata 90–te przyniosły zasadniczo odmienne traktowanie historii, a wraz z nim zmieniło się postrzeganie Piastów śląskich. Intencją autora było pokazanie, że nie da się oddzielić historii śląskich książąt polskiego pochodzenia od ich recepcji w kulturze pamięci i świadomości historycznej Polaków i Niemców. Piastowie pozostawili w literaturze, sztuce i kulturze politycznej różnorakie ślady swej historycznej obecności i późniejszych oddziaływań na potomnych. Niektóre z nich po dziś dzień cieszą, inne irytują, jeszcze inne skłaniają do przemyśleń. Najwyższy czas odkryć na nowo – z dala od jednostronnych, narodowych pozycji – to bogate i złożone dziedzictwo. Tłumaczenie / Übersetzung: Agnieszka Mazur
Zusammenfassung in englischer Sprache This book is concerned with how the inhabitants of Prussian Silesia and, beyond it, Germans and Poles in general, looked at and handled a core element of this region’s past – the Silesian branch of the Piast dynasty. Sprung from the house of the first Polish princes and kings, the Silesian Piasts ruled the Duchy of Silesia from the 12th century on, and some parts of it until 1675. The dukes’ rule shaped the country in many ways, including its territory, its pre-modern constitution, its political structures and culture. Their original independence and sovereignty, derived from their royal descent, declined during the 14th century, as all single Piast dukes of Silesia subsequently agreed to transform their small and politically weak territories into fiefs of the kingdom of Bohemia. As a consequence, Silesia was excluded from the kingdom of Poland restored by the Kujawy branch of the dynasty in 1320. The author’s aim, as pointed out in Part I, is to describe and analyse culture of remembrance and its processes. He seeks to find traces of those processes and their social contexts in a broad range of media – in texts scholarly, didactic, and fictional, in art, in the preservation of monuments, in public celebrations and others. How was Silesia’s dynastic past adapted, made useful for the present, re-arranged and reinterpreted for recent purposes? What were the underlying dynamics of those processes in the age of modernization and nationalism? How was the original territorial sense of belonging and tradition (“Landesbewusstsein”), deeply formed by the dynasty itself, transformed into twisted views of the past dominated by German and, later, also Polish nationalism? How was the cultural shift from Slavic-Polish roots to a composite identity with prevailing German and persistent Polish elements of both the country and its dynasty interpreted? How did modern “entrepreneurs of memory”, championing concepts of nation, progress, culture, or race, deal with the hybrid structure of the pre-modern tradition they fostered and made usable for the present? How can transnational cultural memory be traced and analysed, keeping in mind conflicting views on the past and multiple, hardly compatible codes? How do divisive forces apart from nationalism – such as divergent views on society or religious differences – work within cultural memory? Part II examines the formation of the dynasty’s legacy. It starts with an overview on the medieval centuries of the house’s history, providing key facts for the understanding of later reception. The next two chapters deal with the last formative period of the Piasts’ dynastic traditions during the last generations of the ducal family. Bohemia being part of the Habsburg territories since 1526, the princes and estates of Silesia faced the unifying, later even absolutist policies of the Habsburg Empire. The Piast dukes, retaining only a few “mediate” Silesian principalities surrounded by the so-called hereditary principalities under immediate royal rule, were accepted and honoured as natural leaders of an opposition against those tendencies of cen-
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tralization. This role was even more apt, as they patronized the Reformation that quickly spread in Silesia, prompting, by the end of the 16th century, tensions with the Catholic supreme lords in Vienna. Pressure on the protestant dukes and their ancient privileges mounted, especially during the clash of the Habsburg monarchs with the 1618 rebellion of the Bohemian estates, supported by the Piasts of Liegnitz and Brieg. The Teschen branch, however, had chosen a loyalist strategy and converted to Catholicism in the last few years before its extinction. The estate rebellion triggered the Thirty Years’ War that devastated great parts of Central Europe, including Silesia. When the peace treaty of 1648 granted the Habsburgs the right to define the religion of their subjects, only the Piast principalities of Liegnitz (Legnica), Brieg (Brzeg) and Wohlau (Wołów), together with the dukes of Oels (Oleśnica) and the city of Breslau (Wrocław) were exempt from this regulation. This made them even more the “guiding stars”, as the poet Martin Opitz put it, for the protestant elites of Silesia and for their struggle to defend their political privileges and religious liberties. Such a constellation produced a strong interest in the house and its royal descent, the lasting guarantee of its position, influence, and privileges. In the years after the War, the glorification of the ducal house in courtly culture, poetry, arts, historiography and genealogy, reached an apogee. It left a tangible mark on German baroque literature. The climax of that “cult of the Piasts” was reached in 1675, when the dynasty suddenly died out due to the premature death of its last ruling prince, George William, then only fifteen years old. The Piasts’ heritage was exalted in the Liegnitz mausoleum designed by the poet Daniel Casper von Lohenstein. This dissertation examines the structure of the dynasty’s self-presentation and its doubling in Silesian historical consciousness. Key figures within the tradition are the “virtues” and “achievements” ascribed to the dynasty as well as its ancient royal origin and astonishing continuity in rule. “Achievements” especially highlighted from medieval times on were the holiness of duchess Hedwig (Jadwiga) and the martyr death of her son, Henry II the Pious, killed in 1241 during the battle of Liegnitz or Wahlstatt (Legnickie Pole) against the Mongols. The latter became a mythical figure; he was attributed to have preserved Europe from devastation or domination by the “Tartars” in his death. The cultural activities around the last Piast courts examined in part II focused on the issues of liberty and religion. The dynastic tradition as it was elaborated in the 17th century did not, however, have major national implications. The “Sarmatian” style in which some scenes of Piast history were clad in courtly culture did, however, point to contemporary Poland-Lithuania, Silesia’s neighbour, with all the far-reaching liberties the nobility and royal cities enjoyed there. The mainstream culture of remembrance regarding the house of Piast was concerned with concepts of rule and territory, independence and privileges. The dukes and their supporters, the protestant elites and intellectuals of Silesia, tried to benefit politically from the values of virtue, dignity and prestige provided by the genealogy and history of the Piasts. The Piast cult gathered, re-assembled and invigorated the regional traditions that since the
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Middle Ages had been derived from the dynasty’s history, giving them a new profile and making them available for manifold uses. Part III deals with the first adaptations of the Piast traditions in the century after the extinction of the house. Those were the last decades of Habsburg rule in Silesia, and then the period of the Silesian Wars and their aftermath. The conquest of strategically and economically important Silesia by Frederick II of Prussia and its subsequent integration into his state made the country a key territory for Prussian power in the 18th and 19th century. In war propaganda, Frederick made extensive instrumental use of “ancient hereditary rights” of the house of Hohenzollern in Silesia, prominently a treaty on mutual heritage with the Liegnitz Piasts from 1537 that had been declared invalid by the Habsburgs. In the decades before, Silesian monasteries had evoked the splendour of medieval dukes, their founders and benefactors, in renewing the artistic profile of their churches and convents in baroque style. Along with the bishops of Breslau they used the cult of St Hedwig as well as the prestige of their ducal founders to advocate the triumph of the Roman church, but no less their individual interests and legal claims. Succession to the house of Piast was displayed as the legal and traditional basis for the Emperor’s and his officials’ rule in the Duchy of Silesia and its principalities as well as for the restricted ducal dignity of those families that were granted former Piast territories in fee by the Emperor. A prominent case is the family propaganda of the counts Schaffgotsch, who drew prestige and far-reaching ambitions from their Piast descent. This was helpful especially for Johann Anton Schaffgotsch, when becoming the head of the Silesian Supreme Government (Oberamtsdirektor). Apart from the country’s noble families, the urban citizen class, in learned treaties and school plays emphasized the glory of the old dukes and their beneficial rule. In some cases those texts seem to express political concepts of good government and covert criticism of the monarch. Texts written in pre-modern Poland (except those dealing with the oldest periods of the common statehood) did not echo much of what was written, sung, painted or discussed about the regional dukes in Silesia. The narrative around the house of Piast focused on its role as the creator of the Polish monarchy, also on its responsibility for its decay in the Middle Ages and its 1320 re-establishment all in one place. Regarding the last step, the Silesian Piasts were reproached by chronicles for standing apart, even accused of “treason” because they had accepted Bohemian supremacy, ruling out that any of them would be regarded worthy of the Polish thrown ever since. Nonetheless, some Piast dukes have been considered serious candidates in subsequent royal elections in Poland since the end of the Jagiellon dynasty in 1572. From this time on, the term “Piast” in Polish political culture referred to a candidate from the ranks of indigenous nobility. Only in the 18th century it was commonly used to denote the dynasty; a use established in Silesia as early as 1620. To sum up the period analysed in part III, dynastic traditions appear to be strongly linked to relatively closed social groups that can be identified as carriers of
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particular traditions. At the same time, the growing role of the emerging reading public and interactions between communities are obvious. Catholic-Protestant rivalry regarding the legacy of the dukes was subdued, from 1740 on, by the change of government and new religious tolerance. Polish-German repercussions in regard to the image of the former dukes worked slowly and sometimes are hardly perceivable. Part IV examines the manifold and inconsistent processes of reception and reinterpretation of the Piast legacy in 19th and early 20th century Prussian Silesia. Analysing culture of remembrance in this region and period has to take into account the dynamics of social change, especially the rise of the middle classes, and the ideas of emancipation and nationalism accompanying it. Also, the mediating concept of “Heimat” – regional or provincial sense of belonging characteristic for German culture must be given special attention. An eminent factor was the creation of a Prussian dominated German national state in 1871. Historical consciousness in the province of Silesia as well as growing identification with the Prussian state was stimulated by the region’s key role in the Wars of Liberation. Literature, popular culture and even historiography paralleled the struggle of Hohenzollern king Frederick William III against Napoleon with the fight of his ancestor, Piast duke Henry II against the Mongols. Many Silesians took pride in being part of their rulers’ noble cause in 1241 as well as in 1813. The myth of Wahlstatt, with its military character, subsequently became a milestone for self-perception of the Silesians. It allowed even more to identify various imagined external threats with the historic “Enemy from the East”. Cultural memory in 19th century Silesia was shaped by new ways of writing history in an academic context. It evolved around institutions established in the province’s capital, Breslau, such as the University founded in 1811, the Provincial Archive gathering rich source material from the secularized monasteries, and a society for the study of regional history (Verein für Geschichte und Alterthum Schlesiens, since 1846). Historians such as Gustav Adolf Stenzel and Colmar Grünhagen created a new paradigm of historiography based upon their Silesian studies. Its centre was the “German colonisation of the East” as it was for the first time conceived, and it identified germanization as the main theme of Silesia’s history. Writers such as Gustav Freytag popularised this view on the regional past. He assigned the Piast dukes the role of “germanizers not thoroughly germanized” and therefore passing on their historical role to the Hohenzollern and to the German Silesians. The connection between the former regional and the present-time royal dynasty was so commonly drawn in the 19th century that it became a main feature of cultural memory about the Piasts, outshining all the other family ties of the Piasts brought out extensively before 1740. It also influenced the cult of St Hedwig, revitalised by the prevailing pro-Rome wing of the Catholic Church in the diocese of Breslau. Hedwig became a patron called upon to shield symbolically and at the same time integrate the local church during its conflicts with the Prussian state, especially in the eighteen-fourties and eighteen-seventies. The memory of the Piasts provided a
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means of communication between a history-loving monarch such as Frederick William IV. and those among his subjects willing and able to publicly commemorate the ducal past. The transformations of ducal traditions show a revival of religious contexts from 1830 onwards. Hedwig being so popular, Protestant authors tried to establish ways of reverence for the model Christian duchess within the restrictions put up by Lutheran doctrine. Another way of participating in the spiritual comfort and integrating power of the ducal saint was to copy her image. Some prose authors did so, forging “authentic” documents of a protestant and similarly saintly duchess (and a Hohenzollern princess), Dorothy Sibyl of Brieg. Figures of the ideal monarch were varied extensively in popular romantic fiction of the age, communicating devotion for the Prussian monarchy and the desire to be close to the ruling class. Relying on source-based studies in regional historiography, the image of the Piasts in school teaching also highlighted a few prominent dukes, especially Henry I and his wife Hedwig as patrons of germanization, Henry the Pious as defender of the Empire and Frederick II of Liegnitz, the duke who wanted to bequeath his land to the Hohenzollern. The nationalist focus, but also the middle classes’ disappointment with the nobility and the lack of political participation, encouraged more and more negative images of the dynasty or, at least, some outstanding dukes. Examples examined in the book are the dukes of Liegnitz as opponents of the city’s struggle for independence in the 15th century, and their offspring, Henry XI of Liegnitz, a late 16th century duke. Henry was made popular by editions of the autobiography of his major-domo Hans von Schweinichen, describing their adventurous tours of Poland and the Empire, and by Gustav Freytag’s interpretations of Henry’s character. He saw it as burdened with the would-be weaknesses of Polish or Slavic blood, frequently used to explain the alleged moral corruption of the Piasts. He also made his readers believe in a biological-historical necessity of the dynasty’s extinction in the face of the modern age, conceived as a world of free men. No monuments were erected for Piast dukes in 19th century Silesia. One can explain that fact by the even greater popularity of their Hohenzollern successors resulting in many monuments as well as by the fact that many original monuments from medieval and early modern times still existed. Most of them were preserved and piously renovated. This can be seen not only in sculptures, but also in residence buildings and churches, whose renovations were mainly paid for by the state. Graphic representations, picture postcards, regional and tourist brochures as well as names of streets and places, and labels like “Piastenstadt” (“town of the Piasts”) for Silesian towns helped to keep the Piast dukes visible to public perception. Especially local shooting clubs fostered a popular memory of the dynasty, as in the presented example of Schweidnitz (Świdnica) and its colourful “Bolkofest” (“Duke Bolco Festival”) and the more distinguished “Bolkokapitel” (“Duke Bolco’s chapter”). Polish voices from partitioned Poland, but also from the Austrian Silesian territory of Teschen and from Polish writers in Prussian Upper Silesia can be interpreted as echoes and counterparts of German culture of remembrance around the Piasts. Poland’s
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national movement striving to overcome the partitions was intertwined with romantic culture. This and the enthusiasm for all things Polish opened, to some extent, Polish minds for information on the Silesian Piasts, as provided by travellers, journalists, and poets. Some Polish historians began to work out papers and books on Silesian Piasts. Still it was difficult to include characters into Polish cultural memory, which were so unanimously claimed for the German nation by German Silesian memory. In consequence, there is a strong inclination to extending reproaches for disloyalty to 13th century rulers who had traditionally been perceived in a positive way, such as Henry I., Hedwig, and Henry the Pious. Remarkably, authors led by Polish nationalism tended to create simply an inverse picture of the dukes in relation to German nationalist interpretations. But the pre-modern glory especially of Henry the Pious let him continue to be a Polish national hero for such important moulders of Polish national memory as the painter Jan Matejko and the poet and artist Stanisław Wyspiański. Meanwhile, more radical Polish nationalists referring to ethnic rather than historical arguments began to include Polish speaking Upper Silesia into their claims for a re-establishment of the Polish state. Their political concept was labeled “the Piast idea”, alluding rather to the Polish medieval kings than to their descendants, the Silesian dukes. There were also first steps of a Polish historiography on Silesia that would not just repeat German concepts in a negative form, but actively try to prove them wrong. This also sheds light on the German culture of remembrance around the Piasts, which had increasingly become concerned by the “foreign” origin of the dynasty. One possible answer was to highlight that foreignness, linking it to lack of energy or prosperity, bad character, or even the alleged need of the house to become extinct. Those voices, however, were a minority; positive views of the Piasts dominate the German Silesian cultural memory by far. Foreign roots could be neutralized by emphasizing the Piasts’ and their country’s integration into German culture, including the rising percentage of German “blood” brought in by marriages. Few texts managed to maintain the ambivalence between both views, as Gustav Freytag did. Part V is concerned with the disintegration of the Piasts’ legacy between the two World Wars. The rebirth of the Polish state produced a Polish-German battle about Upper Silesia, resulting in a plebiscite, armed conflict, and the division of the territory between Germany and Poland. Culture of remembrance could now rely on protection by two conflicting states. A new Polish, Cracow-based historiography on Silesia was subsequently developed, resulting in the first volume (1933) of a general account of the country’s history. It embodied the tendency to reinterpret the Silesian Piasts into positive, integrating figures for a Polish identity in the region. The difficult balance along a new border disputed by both sides was bound to collapse after the Nazis took rule in 1933, although a treaty with Poland in 1934 brought a period of deceptive détente. German historians in Breslau only now, after a decade of low political profile, reacted to the Polish historical policy. Hermann Aubin, professor of history and president of the Historical Commission for Silesia and his school developed a new ethnic
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nationalist paradigm of looking at Silesian and, more general, Eastern German history. It was now placed in the context of an East Central European historical space newly conceptualized as The German East. Its methodology was a blending of ethnography and geography that produced the concept of German ethnic and cultural terrain (“deutscher Volks- und Kulturboden”). The role of the Piasts could not be thoroughly re-written in this new pattern. This, in fact, was not necessary, since the nationalist narratives proved apt to be integrated in the new historiography complying with Nazi politics. German historians tried, however, to wipe out the dynasty’s Slavic origins by creating for them a highly unlikely, but all the more championed, Viking descent. This made them finally compatible even with racist Nazi ideology. The last consequence of this tendency was the deletion of the dynasty’s undoubtedly Polish name from public space from 1938 on. Popular imagery of the Silesian Piasts in the twenties and thirties apparently did not change radically after 1933. It continued to base on even more traditional images from the 19th century but gradually adopted features of Nazi ideology as well. National conflict, fantasies of an ethnic cleansing of Silesia, but also the cult of self-offering resonate through Polish and German re-interpretations of Henry the Pious and his heroic death at Liegnitz or Wahlstatt between 1920 and 1943. Surprisingly, on the German side, the Catholic-Protestant division of Silesia becomes evident in many of the texts examined. Writers of the protestant majority tended to comply to a high extent with the official view of the past. Catholic but no less German nationalist interpretations of the 13th century Piasts did not develop a thoroughly different picture; their main purpose was to maintain a perceivably distinct voice on the regional past. The end of World War II brought about the end of Silesia’s German history. A new, Polish history of the region began. The evocation of the Piast past interpreted as Polish was pivotal to a new historical memory established from 1945 on the so called Regained Territories. Only after the fall of communism, this sort of highly ideological use of the past began to cease. Remarkably enough, new, more adequate ways of perceiving the Silesian dukes had been prepared since the seventies by Polish scholars of German philology and art history. In Germany, the view of Silesia’s past continued to draw on the successively reprinted “Geschichte Schlesiens” (“History of Silesia”) edited by Aubin in 1938. After changes in the ethnically dominated interpretations of history had become visible, also from the seventies on, only the nineties brought about substantially new approaches, concerning also the role of the Piast dukes. The history of those Silesian dukes of Polish descent cannot be separated from their reception in both German and Polish historical consciousness, arts, literature, and political culture. It seems to-day to be a past open for rediscovery, beyond nationalist viewpoints.
VII. Anhang 1. Abkürzungen Für einige häufiger angeführte Schriftenreihen, Zeitschriften und Reihenwerke wurden in Anmerkungen und Literaturangaben Abkürzungen verwendet. Hier nicht aufgeführt sind gängige Abkürzungen wie „ebd.“ oder „z. B.“. Bei der Abkürzung von Bibelstellen fand das Ökumenische Verzeichnis der biblischen Eigennamen nach den Loccumer Richtlinien (ÖVBE) Anwendung. ADB ASKG BHS GWr Historie HZ JSFUB NDB MPH RSŚ Schl.Prbll. Sobótka SRS ZfO ZVGS
Allgemeine Deutsche Biographie Archiv für schlesische Kirchengeschichte Biuletyn Historii Sztuki Germanica Wratislaviensia Historie. Jahrbuch des Zentrums für Historische Forschung Berlin Historische Zeitschrift Jahrbuch der Schlesischen Friedrich-Wilhelms-Universität zu Breslau Neue Deutsche Biographie Monumenta Poloniae Historica Roczniki Sztuki Śląskiej Schlesische Provinzialblätter Śląski Kwartalnik Historyczny „Sobótka“ Scriptores Rerum Silesiacarum Zeitschrift für Ost(mitteleuropa)forschung Zeitschrift des Vereins für Geschichte (bis 1905: und Alterthum) Schlesiens
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Quellen- und Literaturverzeichnis
VII. Anhang 1. Abkürzungen 2. Quellen- und Literaturverzeichnis Quellen Handschriften und nach 1800 gedruckte Editionen und Regesten handschriftlicher Quellen Arcimboldo, Giuseppe: Figurinen, Kostüme und Entwürfe für höfische Feste. Hg. v. Andreas Beyer, Frankfurt a. M. 1983. Braunfels, Wolfgang (Hg.): Der Hedwigs-Codex [Sancta Hedwiga] von 1353, Bd. 1–2. Berlin 1972, Bd. 1: Faksimile der vollständigen Handschrift, Bd. 2: Texte und Kommentare. Cronica Principum Poloniae. Hg. v. Gustav Adolf Stenzel. In: SRS 1 (1835) 38–172. Długosz, Johannes: Ioannis Dlugossii Annales seu Cronicae incliti regni Poloniae. Liber Primus. Liber Secundus. Hg. v. Jan Dąbrowski u. a., Varsaviae 1964, Liber Septimus. Liber Octavus. Hg. v. Zofia Budkowa u. a., Varsaviae 1975, Liber Nonus. Hg. v. Jan Garbacik, Zofia Budkowa u. a., Varsaviae 1978, Liber Duodecimus. [T. 2:] 1462–1480. Hg. v. Danuta Turkowska u. a., Cracoviae 2005. Ehlert, Trude (Hg.): Legenda o św. Jadwidze. Legende der hl. Hedwig. Unter Mitarbeit von Wojciech Mrozowicz. Wrocław 2000. Gießauf, Johannes: Die Mongolengeschichte des Johannes von Piano Carpine. Einführung, Text, Übersetzung, Kommentar. Graz 1995 (Institut für Geschichte der Karl-Franzens-Universität Graz: Schriftenreihe 6). Grünhagen, Colmar (Hg.): Regesten zur schlesischen Geschichte, T. 1: Bis zum Jahre 1250. Breslau 21884 [11857] (Codex Diplomaticus Silesiae 7). Ders. (Hg.): Regesten zur schlesischen Geschichte 1301–1315. Breslau 1892 (Codex diplomaticus Silesiae 16). ders./Markgraf, Hermann: Lehns- und Besitzurkunden Schlesiens und seiner einzelnen Fürstenthümer im Mittelalter. Leipzig 1881, 1883 (Publicationen aus den k. preußischen Staatsarchiven 7/16) [ND Osnabrück 1965]. Irgang, Winfried (Bearb.): Schlesisches Urkundenbuch, Bd. 2: 1231–1250. Wien/Köln/Graz 1977. Lehmann, Max (Hg.): Preußen und die katholische Kirche seit 1640. Nach den Acten des Geheimen Staatsarchives, Bd. 2: Von 1740 bis 1747. Leipzig 1881 (Publicationen aus den preussischen Staatsarchiven 10). Logau, Baltasar Friedrich von: Der frühzeitige Verlust ungemeiner Vollkommenheit in der vollkommensten Person des [...] Herren George Wilhelms [...], welcher Sein Leben und die Zahl der Pyastischen Fürsten in den ersten Wintermonaten 1675–sten Jahres in Brieg rühmlich geendet [...]. Handschrift, o. O. 1675, Biblioteka Uniwersytetu Wrocławskiego, Signatur R. 2336. Narratio de interitu illustrissimi duci Oppoliensis Nicolai ab oculato teste descripta. Hg. v. F[ranz] Wachter. In: Scriptores Rerum Silesiacarum 12 (1883) 135–138.
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Quellen- und Literaturverzeichnis
die anitzo lebende fürstenliche Personen volnczogen und zusammengetragenn vonn Eleasaro Tilesio. Handschrift, o. O.1610. Biblioteka Uniwersytetu Wrocławskiego, Signatur HB B. 1693, im Jahr 1914 im Bestand der Breslauer Stadtbibliothek nachgewiesen, Provenienz unbekannt. [Vita S. Hedwigis.] Hg. v. Gustav Adolf Stenzel. In: SRS 2 (1839) 1–126. [Vita S. Hedwigis.] Hg. v. Aleksander Semkowicz. In: Monumenta Poloniae Historica 4 (1884) 501–510. Wąsowicz, Teresa (Hg.): Legenda śląska. Wrocław u. a. 1967. Wolfskron, Adolf Ritter von: Die Bilder der Hedwigslegende nach einer Handschrift vom J. 1353. in der Biblioth. der P. P. Piaristen zu Schlackenwerth mit einem Auszug des Originaltextes u. hist. archaeologischen Anmerkungen. Wien 1846.
Altdrucke bis zum Erscheinungsjahr 1799 und moderne photomechanische Nachdrucke1 Acta Publica samt einer Gründlichen Deduction Derer Evangel. Schlesier Religions-Freyheit. Worinnen alle diejenigen Schrifften, welche bey dem Schlesischen Religions-Werck [...] heraus gekommen, auch seithero An. 1707. biß ult. April. 1708. hin und wieder gedruckt, anjetzo aber zusammen gebracht worden. Franckfurth 1708. Adolphi, Christoph: Wahlstättisches Denck und Danckmahl/ welches bey jährlicher und öffentlicher Verlesung von der Cantzel/ der Historia von der zwischen denen Christen und Tartarn Anno Christi 1241 den 9 April allhier gehaltenen / grausamen und blutigen Schlacht/ in der Kirchen allhier zur Wahlstatt, Anno Christi 1720 den 7 April 1720, Am ersten Sonntage nach Ostern/ in einer Mittags-Predigt aufgerichtet ward. Jauer, gedruckt und zu finden bey Johann Christian Lorentz, 1720 (in mehreren Exemplaren verbessert zu 1725). Agricola, Johannes: Warhafftige Abcontrafactur und Bildnüs aller Groshertzogen/ Chur und Fürsten/ welche vom Jahr nach Christi Geburth 842. bis auff das jetzige 1587. Jahr/ das Landt Sachssen Löblich und Christlich regieret haben. Sampt kurtzer erklerung ihres Lebens/ aus glaubwirdigen Historien zusammen getragen /und kurtz in Deudsche Reimen bracht. Dreßden, Gedruckt [...] durch Gimel Bergen von Lübeck, 1587. Alberti, Valentin: Praelium Lignicense a D. Heinrico Pio cum Tartaris victoribus a. MCCXLI. IX. April. fortiter commissum. Oratio [...]. Lipsiae, Litteris Johannis-Erici Hahnii, 1664. Alischer, Sebastian: Piastus octo seculorum princeps serenissimus versibus elegiacis celebratus. Lignici, Typis Sartorianis, 1653. Assmann, Georg: Piastus in theatro doloris Johanneo-Lignicensi Serenissimum Celsissimumque, Principem Dn. Christianvm, Ducem Silesiae Lig. Breg. Wol. natum auspicatisimè d. 19 April. A.C. 1618, denatum placidissimè d. 28 Februar. A.C. 1672 Optimum Patriae Patrem Lugens interprete moestissimo Georgio Asmanno, Jur. Pract. Lign. Lignitii, typis Willingianis [1672]. [Aßmann von Abschatz, Hans Freiherr:] Auff den Tod Hertzog George Wilhelms/ lezten Piastischen Fürstens zu Lignitz/ Brig/ und Wolau. In: [ders.]: Herrn Hannß Aßmanns Freyherrn von Abschatz Poetische Übersetzungen und Gedichte. Leipzig & Breßlau, bey Christian 1
Für die Trauerschriften auf Georg Wilhelm gilt: Wegen der großen Zahl Brieger Drucke aus der Offizin des Johann Christoph Jacob wird deren Angabe im folgenden abgekürzt: „Jacob“ steht für [evtl. „druckts...“ und] die deutsche, „Jacobi“ für die lateinische Namensform „Johannes Christophorus Jacobi“. Das meist fehlende Druckjahr dieser Schriftengruppe ist durchweg mit 1676 angenommen.
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Bauch, 1704 [ND hg. v. Erika Alma Metzger, Bern 1970], Bd. „Leichen- und Ehren-Gedichte“, 29f. Ausserordentliches Gespräche im Reiche der Todten, Zwischen Ihro jüngst verstorbenen Königl. Majestät in Preussen [...] Friderico Wilhelmo, und Piasto, Einem alten und berühmten Pohlnischen Ober-Regenten [...] Altona, bey Christoph Langen, 1740 Besser, Gottfried: Uber den unverhofften, doch seeligsten Hintritt deß Durchlauchtigen [...] Herren George Wilhelm [...]. Brieg, Jacob [1676]. Böhm, Christoph: Piastus novem saeculorum Princeps in Friderico II. Borussorum Rege, Electore Brandenb. & Supremo Duce Silesiae redivivus. Piastus nach neunhundert Jahren in Dem Allerdurchlauchtigsten Friedrich dem Andern, Könige in Preussen und Chur-Fürst zu Brandenburg wie auch Souverainen Obersten Hertzoge in Ober- und Nieder-Schlesien wieder hergestellet. Und von der darzu erwählten Jugend der Liegnitzischen vereinigten Königlichen und Stadt-Schule Anno 1744. d. 7. und 8. Sept. auf dem gewöhnlichen Schau-Platze ehrerbietigst praesentiret unter Anfuehrung Christoph Böhms, Pro-Rect. Liegnitz, gedruckt bey Siegismund Abraham Wätzoldt, 1744. [Breßler und Aschenburg, Ferdinand Ludwig von]: Schaffgotsche. In: Allgemeines Historisches Lexicon: in welchem das Leben und die Thaten derer Patriarchen, Propheten, Apostel, Väter der ersten Kirchen, Päbste, Cardinäle, Bischöffe, Prälaten, vornehmer Gottes-Gelahrten, nebst denen Ketzern, wie nicht weniger derer Käyser, Könige, Chur- und Fürsten [...] in Alphabetischer Ordnung mit bewehrten Zeugnissen vorgestellet werden. Vierdter Theil [...]. Leipzig, Thomas Fritsch, 21722, 378–380. Brunsen, Anton: Plange Piastaea decussus ab arbore vertex [...] Ecce! Piastaea decerptus ab arbore vertex [...] Georgius Guilielmus [...] mortuus [...]. O. O. (Brieg) 1676. Burghart, Gottfried Heinrich: Der Anno 965. am 5ten Merz getaufte pohlnisch- und schlesische Herzog, Mieslaus I. oder das zum Christenthum öffentlich bekehrte Schlesien, ein Schauspiel, welches nach Ablauf des achten Jahrhunderts, auf dem briegischen Schul-Theater aufgeführet, und zugleich das [...] königl. Nahmens-Fest, Anno 1765 [...] begangen worden [...] Brieg, gedruckt bey Johann Ernst Tramp [1765]. Ders.: Die vom Ruhme gekrönte Briegische Pallas, ein Vorspiel, und den Politischen Kannengiesser, ein Lustspiel; führte [...] auf und ladet hierdurch [...] ein D. Gottfried Heinrich Burghart, Med. Pract. Gedachten Königl. Collegii Erster Professor [...]. Brieg, gedruckt bey Johann Ernst Tramp (1764). Buquoi, Erdmann Friedrich: Reise nach dem Zackenfall im Jahr 1785. Fortsetzung meiner Briefe über einen Theil des schlesischen Gebirges als Beilage zur neuen Bunzl. Monatschrift. Bunzlau [1785]. Casper von Lohenstein, Daniel: Dem Weyland Durchlauchtigen Fürsten und Herrn/ Herrn George Wilhelms/ Hertzogens in Schlesien/ zu Liegnitz/ Brieg und Wohlau/ Christ-mildesten Andenckens/ Durch Daniel Caspern von Lohenstein/ auf Kittlau/ Reisau und Roskowitz [...] gefertigte Lob-Schrifft.Breßlau/Leipzig/ Jehna , verlegts Esaias Fellgibel Buchhändler, 1679. Ders.: Lob-Schrifft/ Deß Weyland Durchlauchtigen Fürsten und Herrn/ Herrn George Wilhelms/ Hertzogens in Schlesien/ zu Liegnitz/ Brieg und Wohlau/ Christ-mildesten Andenckens. Brieg, Jacob, 1676 [Erstausgabe]. [Cocceji, Samuel von]: Nähere Ausführung Des in denen natürlichen und Reichs-Rechten gegründeten Eigenthums Des Königl. Chur-Hauses Preussen und Brandenburg, auf die Schlesische Herzogthümer (sic?) Jägerndorff, Liegnitz, Brieg, Wohlau etc. und zugehörige Herrschaften. o. O. 1740 [tatsächlich: 1741]. Colerus, Christophorus: Laudatio Honori & Memoriae V. Cl. Martini Opitii paulò post obitum ejus A. M D C. XXXIX in Actu apud Uratislavienses publico solenniter dicta. Lipsiae 1665.
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Cureus, Joachim: Gentis Silesiae Annales. complectentes historiam de origine, propagatione et migrationibus gentis, & recitationem praecipuorum euentuum, qui in Ecclesia & Republica usque ad necem Ludovici Hungariae & Bohemiae regis acciderunt. Contexti ex antiquitate sacra et ethnica, et ex scriptis recentioribus a Ioachimo Cureo Freistadiensi philosopho et medico in inclyta vrbe Glogouiensi. Cum Priuilegio Caesareo amplissimo ad annos X. Witebergae, Excudebat Iohannes Crato, 1571. Ders.: Schlesische General Chronica, Darinnen Warhaffte eigentliche und kurtze Beschreibung/ Des Landes Ober vnd Nider Schlesien / Ankunfft / Namen / Herkommen/ deren Hertzogen/ Fürstenthümern/ Stedten/ Schlössern/ Sitzen/ [...] insonderheit der [...] Stadt Breßlaw vnd Fürstenthumbs Glogaw/ [...] Auch was sich mit den vmbliegenden Lendern und Völckern [...] zugetragen hat: Erstlich Durch den [...] Ioachimum Cureum [...] beschrieben: Jetzundt [...] verdeutscht Durch [...] Heinrich Rätteln [...] Sampt angehengten Polnischen [...] und anderen Historien [...] zusammen gezogen/ Durch D. Laurentium Müller. Gedruckt zu Leipzig/durch Zachariam Berwaldt. In vorlegung Henningi Grossen/ Buchhändlers, 1585. Czepko, Daniel: Gynaeceum Silesiacum Ligio-Bregense. Kurtze Historische Beschreibung und Außführung der Stamlinien von den Hochlöblichen Ahnen etlicher Fürstlicher Frewlin in Schlesien, die an Kayserliche, Königliche, Chur und Fürstliche, Gräffliche Herrliche Stammen und Häuser ausserhalb Landdes verheuraht worden. und im gegentheyl, etzlicher Kayserlicher, Königlicher, Chur unnd Fürstlicher Gräfflicher Frewlein ausserhalb Landes, so ins Landt und Herzogthumb Schlesien gebahret und etlichen schlesischen Fürsten Beygelegt worden. Sampt einem hierbey Außfürlichen Stammbaum von Piasto her, biß uff jetzige Zeit. Breßlaw/Leipzig, Inn Verlegung David Müllers Gedrückt durch Johann-Albrecht Mintzel, 1626. Das Leben und die Geschichte der Heyligen Hedwigis/ geborner Fürstin von Meranien/ Großhertzogin in Polen und Schlesien. Hiebevor außgegangen zu Breßlaw im 1504. Jahre: anjetzo nach laut selbigen Exemplares auch daselbst gedruckt. [Breslau], durch Georgium Baumann, 1631. Denck-Schriften Bey den historischen Gemählden/ in der Fürstl. Gruft zu Liegnitz/. Zugleich in das Teutsche versetzet. Liegnitz, druckts Johann Christoph Wätzoldt/ Factor [nach 1695]. Die große Legende der heiligen Frau Sankt Hedwig : geborene Fürstin von Meranien und Herzogin in Polen und Schlesien. Faksimile nach der Originalausgabe von Konrad Baumgarten, Breslau 1504. Text und Bilddeutung von Joseph Gottschalk. Wiesbaden 1963 Die vor hundert Jahren im Jahre Christi 1675 den 21. Nov. von dem Haupte der schlesischen Fürstenthümer Liegnitz, Brieg, Wohlau mit dem frühen Tode des letzten piastischen Herzogs George Wilhelm gefallene Fürstencrone denen Unkundigen der schlesischen Geschichte zu Gefallen aus dem Staube hervorgezogen im Jahre 1775. Bunzlau, Gedruckt und zu finden im Waisenhause, 1775. Droysen, Johann Gustav/Duncker, Max (Hg.): Preussische Staatsschriften aus der Regierungszeit König Friedrichs II. T. 1: 1740–1745. Bearb. v. Reinhold Koser. Berlin 1877. Dziatzko, Karl: Ein älteres lateinisches Gedicht auf die Hinrichtung des Herzogs Nikolaus von Oppeln (1497). In: ZVGS 20 (1886) 255–259. [Ebert, Adam:] Auli Apronii vermehrte Reise-Beschreibung von Franco Porto der Chur-Brandenburg durch Teutschland, Holland und Brabant, England, Frankreich; von Dünkirchen an den gantzen Oceanischen Frantzösischen Strand bis Bourdeaux; Nachmals durch Gvienne, Languedoc und Provence, aus Catalonien wiederumb Roussilon biß Lion. Ferner nach Turin, gantz Italien, Rom, Neapolis: Von Cajeta nach Palermo, Amalsi und Salerno, nebst Besichtigung des heiligen Hauses zu Loreto, der Berge Vesuvius und Aetna. Erzehlung von Englischen, Französischen und Turinischen, Neapolitanischen auch Sicilianischen Höffen, nebst dem Kayserlichen. Vom Carneval und Meer-Verlobung zu Venedig: Mitgehend beson-
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dere Discourse von Religion, privat- und publique Conduire, wie auch galante und remarqvable Conversation, in Europa. Zur Freunde der Welt und ewigen Zeiten. Franco Porto 1724. Eccardus, Abraham/Heinius, Pancratius/Janus, Martinus: Weh- und Demüttige, auch Schuldigste Ohlauische Trauer- und Trost-Rede/ Bey dem [...] Absterben/ [...] Georgii Wilhelmi [...]. Brieg, Jacob [1676]. Eichornius, Johannes Ehrenfredus: Perpetuum devotionis monumentum [...] dn. Georgio Wilhelmo, [...] ultimo Regiae Piastaeae stirpis successori [...]. Brigae, imprimebat [...] Jacobi, 1676. Etwas von dem Einfall der Tartaren in Schlesien. In: Bunzlauische Monathschrift zum Nutzen und Vergnügen 5 (1778) 239–242. Etwas zur Erklärung der berüchtigten Zauberfahne bey der großen Tatarschlacht in Schlesien. In: Schl.Prbll. (1786), Nr. 3 der Gesamtfolge, 336–340. Funus lachrymosum [...] Georgii Wilhelmi [...] Piasteorum Ducum eheu! fatali serie ultimi [...] Piasti vita dignissimi [...] copioso quidem luctu et dolore [...] plangunt et colunt rector, professores et collegae Gymnasii Bregensis [...]. Brigae, Jacobi, 1676. Geritius, Gottfried: Elegiacon Votivo-Consolatorium, in salvo quidem & sano, nec minue tamen ob mortem filialem, lububri ex Aula Caesarea reditu [...] Dominae Lovisae, Matris & Viduae; Ducissae Silesiae Lygio-Bregensis ac Wolaviensis; Principissae Dessaviâ Anhaltinae [...]. Brigae, imprimebat [...] Jacobi, 1676 [laut Chronostichon]. Ders.: Sanctis Manibus [...] Georgii Guilielmi [...]. Brigae, exprimebat [...] Jacobi, 1676 [laut Chronostichon]. [Gracián y Morales, Baltasar:] Lorentz Gratians Staats-kluger Catholischer Ferdinand [Übersetzung und vorangestellte Widmung: Daniel Casper von Lohenstein]. O. O. [1672] Grisbeck, Simon: Genealogia stirpis antiqvissimae illustrissimorum principum Lygio- Bregensium nulla interrupta serie a Piasto ab anno Christi 806 ad haec usq[ue] tempora continuata et dn. Iohanni Christiano et dn. Georgio Rvdolpho fratribus, principibus Lignicensium et Bregensium, ducibus Silesiae dedicata et consecrata / a M. Simone Grisbecio. Francofurti, typis Nicolai Voltzij, 1612. [Grunaeus, Simon:] Augenscheinliche Erweisung dero von unterschiedenen Mütterlichen Linien herrürenden verwandtnüs Der Hertzoge in Schlesien zur Lignitz und Brig / Mit den fürnebmsten Römischen Kaysern Deutsches geblüttes / [...] denen [...] Fürsten vnd Herren / Herrn Johan Christian / und Herrn Georg Rodulffen / Gebrüdern / [...] In gegenwertiger Form dargestellet als ein exctract aus des Fürslichen Lignitschen Stammes weitleuffigern deduction M. Simonis Grunaei. Zu Lignitz druckts Nicol Schneider, 1610. [Ders.:] Entwerffung der unterschiedenen Verwandtnus Des Hochlöblichen Fürstliche Hauses Lignitz / in Schlesien / mit den Königen in Böhmen / Nicht allein des Lucelburgischen / Osterreichischen / und Podiebradischen /Sondern auch / und bevor aus / des vhralten Premißlischen Stammes / Nur in der auf oder abwerts steigenden geraden Linien / [...] Zu Lignitz druckts Nicol Schneider, 1610. Ders.: Furbildung der unterschiedenen Heyraths Verwandtnüs beyder hochlöblichen Chur- und Fürstlichen Häuser Brandenburg und Lignitz/ Auf [...] Des [...]Fürsten und Herren / Herren Johann-Christians/ Hertzoges in Schlesien/ zur Lignitz und Brig/ Und dann der [...] Fürstin und Fräulin / Fräulin Dorotheen Sibyllen Marggräfin zu Brandenburg [...] An. 1610 zu Cölln an der Sprew/ angestellete und volzogene Fürstliche Beylager/ Zur unterthänigen gratulation [...] praesentiret von M. Sim. Grunaeo, Diener der Kirchen zu Peter und Paul in Lignitz. Lignicii Typis Sartorianis. [Ders.:] Furbildung der unterschiedenen Verwandtnus des Fürstlichen Hauses Lignitz mit dem Fürstlichen Hause Anhalt/ Von Alberto Urso nur in der gerad abwerts steigenden Linien
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gefuhret/ biß auff I. F. G. H. Johan-Christian/ und H. Georg-Rodulff/ Gebrüdere/ [...]. Lignicii Typis Sartorianis. [Ders.:] Unterschiedliche Verwandtnus des Fürstlichen Hauses Lignitz und Brig in Schlesien mit dem Hochlöblichen Hause der Ertzhertzoge zu Österreich/ nur in abwärtssteigenden geraden Linien/ Von Alberto Grafen zu Habsburg/ Kaisers Rodulphi I. Vatern/ deduciret/ Und in II.FF.GG. Der [...] Fürsten und Herren/ Herrn Johan-Christians/ und Herrn Georg-Rodulffs/ gebrüderer/ Hertzogen in Schlesien zur Lignitz und Brig/ [...] Darin begriffen/ etliche Römische Kayser/ Habsburgischn und Bayrischen Stammes/ etliche Könige in Neapoli und Sicilien/ Ungern/ Böhmen/ Polen/ und Dänemarck/ etliche Chur- und Fürsten der Pfaltz/ Saxen und Brandeburg/ auch Ertzherzoge in Osterreich/ und Hertzoge in Bayern und Schlesien/ [...] Zu Lignitz druckts Nicol Schneider. 1610. Gottfried, Johann Ludwig/Abelin, Johann Philipp: Historische Chronica oder Beschreibung der fürnembsten Geschichten, so sich von Anfang der Welt biß auff unsere zeitten zugetragen [...]. Franckfurt am Main, verlegt/ durch Matthaeus Merian [...], 1630. Grosses Vollständiges Universal-Lexicon [...] Theil 4. Halle/Leipzig, verlegts Johann Heinrich Zedler, 1733. Guagnini, Alessandro: Sarmatiae Europeae descriptio. quae Regnum Poloniae, Lituaniam, Samogitiam, Russiam, Massouiam, Prussiam, Pomeraniam, Liuoniam, et Moschouiae, Tartariaeque partem complectitur / Alexandri Gaugnini Veronensis [....] cui supplementi loco, ea quae geste sunt superiori anni, inter [...] Regem Poloniae & Magnum Ducem Moschoviae breuiter adiecta sunt; item Genealogia Regum Polonorum. Spirae 1581. Gude, Heinrich L.: Staat von Schlesien. Leipzig 1708. Guignes, Joseph de: Allgemeine Geschichte der Hunnen und Türken, der Mogols und anderer occidentalischen Tartarn, vor und nach Christi Geburt bis auf jetzige Zeiten. Aus den Chinesischen Büchern und Orientalischen Handschriften der Königl. Bibliothek in Paris verfasset. Greifswald 1769–1771. Gryphius, Andreas: Glogauisches Fürstenthumbs Landes Privilegia / aus denn Originalen an tag gegeben. Lissa in GroßPohlen, bey Wigand Funcken, 1653 (erschienen: 1659). Gryphius, Christian: Hoch-Gräfliches Schaff-Gotschisches Ehren-Mahl. Leipzig 1708, wörtlich abgedruckt bei Krause, Theodor (Hg.): Miscellanea Gentis Schaffgotschianae, Oder Historisch-Genealogischer Bericht, Von dem Uralten Geschlechte Derer Herren von Schaff-Gotschen […]. Striegau 1715, 147–195. Hallmann, Johann Christian: Schlesische Adlers-Flügel/ oder Warhaffte Abbild- und Beschreibung Aller Könige/ Ober-Regenten/ und Obristen Hertzoge über das gantze Land Schlesien : von Piasto an biß auf Unsern Regierenden Allergnädigsten Kaiser/ König/ und Obristen Hertzog Leopoldum / welche [...] in gebund- und ungebundener Rede vorgestellet Johann Christian Hallmann [...] In der fürstlichen Residentz Stadt Brieg, druckts Christoph Tschorn in Verlegung dess Autoris, 1672. Heermann, Ephraim: Trauer und Ehren Wortte über den [...] Leichnam [...] George Wilhelmes/ [...]. Lignitz, in der Schneiderischen Erben Druckerey gedruckt von Johann Matthias Gichteln, Factor [1676]. Herrliche Leichbegängnüße, deren eine Zu Brieg Selbigen letzt-verstorbenen Hertzogs (Tit:) Georg Wilhelms, von Brieg und Liegnitz [...] Die andere In Coppenhagen Herrn Court Adeler, Rittern von Dannebrug und Marco zu Venedig [...] Zu Ehren angestellet. Neben Bericht von dem ersten in diesem Jahr gehabten glücklichen Streich der Kaiserl. in Elsaß. O. O. 1676. Hock, Assmann Friedrich von/Thilo, Gottfried: Dissertatio historico politica de Piasto, ethnarcha Poloniae &c. qui Dei gratia octo saeculorum principes Silesiae dedit. Quam in illustri academi Wittebergensi, praeside M. Gottfried Thilone, Aurimonte Silesio, publico erudito-
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rum examini proponit Assmannus Fridericus ab Hock, eques Silesius. In auditorio majori, ad XI. Mart., horis antemerid. Witebergae, Typis Matthaei Henckelii, 1668. Hoffmann von Hoffmannswaldau, Christian: Auf das Absterben Herrn George Wilhelms/ des letzten Pyastischen Hertzogs. In: [ders.:] C. H. v. H. Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Mit bewilligung deß Autoris. Breßlau, verlegts Esaias Fellgibel [...], 1679, „Geistliche Oden“, 71f. [Huldigungsgedicht auf Friedrich II.]. In: Schlesische Privilegirte Staats- Kriegs- und FriedensZeitung vom 3. Januar 1742, 2. I. M.: Currus Triumphalis, Festivitati Nuptiarum Illustrissimi [...] Dn. Georgii Rudolphi, Ducis Silesiae Lignicensis Et Bregensis [...] Sponsi Dignissimi, nec non Illustrissimae [...] Dn. Sophiae Elisabethae, Principissae Anhaltinae, Comitissae Ascaniensis, Dominae Servestanae Et Berenburgensis [...] Sponsae Lectissimae. Ad diem 25. Octobris St. Vet. 4. Novembris St. No. Anno 1614. Dessaviae praeparatus & consecratus. Lipsiae, typis Grosianis imprimebat Justus Jansonius Danus, 1614. Joppich, Melchior: Schlesiens schlechtes Aufkommen unter denen heydnischen Lygiern und Quaden, und dessen glückliches Wachsthum unter den Pohlnischen Regenten, biß auf den ersten christlichen Hertzog Mieslaus I. Wurde, Zur Ergänzung der ehemahls durch gleiche Bemühung abgehandelten mittleren, und neuen Geschichte unsers Vaterlandes, aus denen ältesten Zeiten, und Geschichts-Verfassern, in einer Dramatischen Vorstellung Anno 1743 den 10. und 11. Septembr. durch unsere hierzu erwählte studirende Jugend Auf ihrem gewöhnlichen Schul-Theatro In Etlichen kurtzen Abrissen gezeiget von Melchior Joppich, der vereinigten Königl. und Stadt-Schulen in Liegnitz Rectore. Liegnitz, gedruckt bey Siegismund Abraham Wätzoldt [1743]. Kannegießer, Hermann Lorenz von: Acten-mäßige und Rechtliche Gegen-Information über das ohnlängst in Vorschein gekommene sogenannte Rechts-gegründete Eigenthum Des ChurHauses Brandenburg Auf die Herzogthümer und Fürstenthümer Jägerndorff, Liegnitz, Brieg, Wohlau und zugehörige Herrschafften in Schlesien. O. O. 1741. Khal, Wenzel: Die Unglückselig-Beglückseligte Johanneische Zion/ In dem Uhralten Fürstlichen Stamm-Hause Lignitz/ bewillkommet Ihres lezten Piastischen Stamm-Heldens/ [...] George Wilhelmes [...] viel-bethrähneten Fürstlichen Leichnam [...] bey Eröfnung Ihrer Fürstlicherwählten Helden-Grüffte [...]. Lignitz, Jn der Schneiderischen Erben Druckerey gedruckt von Joh. Matthias Gichteln/ Factor [1676]. [Klöber und Hellscheborn, Carl Ludwig von:] Von Schlesien. Vor und seit dem Jar MDCCXXXX. Freiburg 1785. Klose, Benjamin Samuel: Von Breslau. In Briefen, Bd. 1, Breslau 1781. [Ders.:] Der 21. November 1675. In: Neue litterarische Unterhaltungen 2 (1775) 643–700. Klose, Christian Gottfried: Versuch, die Erklärung der berüchtigten Zauberfahne bey der großen Tattarschlacht in Schlesien durch eine Stelle aus dem Florus zu bestätigen. In: Schl.Prbll (1788), Nr. 7 der Gesamtfolge, 239–241. Klose, Wilhelm/Pietsch, Daniel: Auf den besonders denkwürdigen Tud-Sonntag Lätare dieses 1765sten Jahres, an welchem eben vor achthundert Jahren viele tausend heidnische Polen und Schlesier mit ihrem Herzoge Miecislaus zugleich die christliche Taufe angenommen haben. Breslau, verlegts Daniel Pietsch und Compagnie, 1765. Kobligk, Johann George: Castrum Doloris Bregéo-Piasteum. Illustrissimo & Regiâ de Stirpe Piasti Silesiae Duci Ultimo Georgio Wilhelmo Sacrum. In gehaltener Fürstlichen Leichen- und Gedächtnis-Predigt zu Urschkau repraesentieret [...]. Steinau an der Oder, druckts Erasmus Rösner, 1676. Köhler, Johann David: Schlesische Kern-Chronicke Oder kurtze jedoch gründliche Geographisch-Historisch- und Politische Nachricht von dem Herzogthum Schlesien. Worinnen Die
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Beschaffenheit des Landes und der darinnen sich befindenden Fürstenthümer, Herrschafften, Städte, Klöster, Flüsse, Berge, etc. Ingleichen derer Schlesischen Hertzoge Ursprung, Abstammung, Abtheilung und Praerogativen wie auch derer Schlesischen Ober-Regenten Ordnung und Folge von Piasto an bis auf den jetzigen Glorwürdigsten und Allerdurchlauchtigsten Josephum, Römischen Kayser und zu Hungarn und Böhmen König; Nicht weniger das Schlesische Regiments-Policey-Kriegs-Steuer-Kammer- und Müntz-Wesen nebst dem Religions-Staat mit möglichsten Fleiß abgehandelt worden. Nebst Einer umständlichen Erzehlung von der Executions-Commission der Altranstädtischen Convention. Nürnberg 1710–1711. Krämer, Christel: Beziehungen zwischen Albrecht von Brandenburg-Ansbach und Friedrich II. von Liegnitz. Ein Fürstenbriefwechsel 1514–1547. Darstellung und Quellen. Köln 1977 (Veröffentlichungen aus den Archiven Preussischer Kulturbesitz 8). Kromer, Marcin: Martini Cromeri De Origine Et Rebus Gestis Polonorum Libri XXX [...]. Tertium ab authore diligenter recogniti. Basileae, Ex oficina Oporiniana, 1568. Kundmann, Johann Christian: Academiae Et Scholae Germaniae, praecipue Ducatus Silesiae, Cum Bibliothecis, In Nummis. Oder: Die Hohen und Niedern Schulen Teutschlandes, insonderheit Des Hertzogthums Schlesiens Mit ihren Bücher-Vorräthen, in Müntzen [...]. Breßlau, verlegts Johann Jacob Korn, 1741. Laubanus, Melchior: Ad Illustrissimum antiquissimi stemmatis Principem Ioannem-Christianum Ducem Silesiae, Lignicensem ac Bregensem, Piasti magni illius Regg. Principumque Progenitoris, Post annos amplius DCC indirempta serie Nepotem XXVI; cum is suae jam tutelae factus, rerum gubernacula solemniter capesseret, A.C. MDCIX. ad V. Octobr. / M. Mel. Laubani Coronarium Sive Odae Auspiciales. Lignicii, Typis Nicolai Sartorii, 1609. Lindner, Caspar Gottlieb: Poetische und historische Beschreibung der höchstmerkwürdigen und überaus bluttigen tartarischen Schlacht bey Lignitz in Schlesien, welche sich im Jahr 1241, den 9. April unter dem heldenmüthigen Herzoge in Schlesien Heinrich dem Frommen ereignet hat. Entworfen von D. Kaspar Gottlieb Lindner, von Liegnitz, der Kaiserlichen Reichsacademie der Naturae Curiosum [...] Mitgliede [...] Hirschberg den 1. Jul. 1739. Schweidnitz, gedruckt und verlegt Johann Christian Müller, 1739. Lindner, Paul Christoph: Memoriae principum optimi, [...] Dn. Georgii Wilhelmi, [...]. Brigae, Jacobi, 1676. [Lucae, Friedrich:] Schlesische Fürsten-Krone/ Oder Eigentliche/ wahrhaffte Beschreibung Ober- und Nieder-Schlesiens : Sowol Von seinen Grentzen/ Benamungen/ Ober-Regenten/ Religions-Beschaffenheiten/ Fürstenthümern/ Freyen Standes-Herrschafften/ Ströhmen/ Bergen/ Fruchtbarkeiten/ Regiments-Wesen/ Fürsten-Tagen/ Rent-Kammern/ Lebens-Arten/ Sitten und Gewohnheiten insgemein/ also auch insonderheit Von Den Fürstenthümern Lignitz/ Brieg und Wohlau sammt ihren Herrligkeiten/ Stamm-Registern/ Leben/ Thaten und Absterben aller Herzogen von Piasto/ an biß auf den letzten Herzog/ in XX. Discursen abgehandelt / Durch Fridrich Lichtstern. Franckfurt am Mayn, in Verlegung Fridrich Knochens, 1685. Lucae, Friedrich: Schlesiens curieuse Denckwürdigkeiten/ oder vollkommene Chronica Von Ober- und Nieder-Schlesien : welche in Sieben Haupt-Theilen vorstellet Alle Fürstenthümer und Herrschafften/ mit ihren [...] Landes-Fürsten [...] Geschlechtern [...] Wappen [...] / Ausgefertiget von Friderico Lucae. Franckfurt am Mayn, In Verlegung Friedrich Knochen [...], 1689. Ludovicus, Valentinus: Deo Sosp. Max. Illustriss. ac florentiss. principp. novos coniuges Georgium Rodulphum ducem Silesiae Ligio-Breg. reducem, et Sophiam Elisabetham principiss. Anhaltinam [...] in [...] sedem Ligior. metropol. domum iam ductam [...] / votivo animo et
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calamo ad port. honorar. prosequebatur Val. Ludovicus. Lignicii, excus. typis Sartorianis [1614]. Maier, August Gottlieb: Carmen saeculare epicum, quo Georgium II. Piastiden urbis Brigae instauratorem et Gymnasii Illustris conditorem, et fata Gymnasii canit, et duo saecula feliciter condita d. X. Aug. Anni MDCCLXIX. gratulatur M. Augustus Gottlieb Maier [...] Brieg, bey Johann Ernst Tramp, 1769. Mauersberger, Johannes Andreas: Memoriam illustrissimi [...], Dn. Georgii Wilhelmi, [...] Piasti Polonorum Regis ultimi Nepotis [...] ab oblivione rerum vindicare vult / [...]. Brigae, exprimebat [...] Jacobi [1676]. Ders.: Den Durchlauchtigsten [...] Herrn George Wilhelm [...] Begleiten zu Seiner Fürstlichen Grufft Seine Schmertz-betrübte Unterthanen mit nachgesetzten Worten/ [...]. Gedruckt in Brieg/ durch [...] Jacob [1676]. Ders.: Rede Auß Dem Grabe/ Deß [...] Herren George Wilhelms [...]. Brieg, Jacob [1676]. Matthias de Mechovia: Chronica Polonorvm. Impressum Craccouie, Per Hieronymum Vietorem [2] 1521 [11519] [ND Kraków 1986]. [Moller, Johannes:] Johannis Molleri Lubenensis Silesii, Historiae Ducum Lignicensium, Quatenus a Piasto stirpis eorundem antiquiss[im]ae & Illustriss[im]ae Authore, usque ad haec nostra secula, primum Polonis & Silesiis simul, tandem Lygiis tantum continua successionum serie imperarunt; Libri III. Carmine Elegiaco adornati. Glogoviae maiori, Sumptibus Autoris excusi â Joachimo Funccio Typographo, 1620 (gedr.1621). Mühlpfort, Henricus [Heinrich]: Silesia Pullata, In Luctuosissimo Funere [...] Dn. Georgii Wilhelmi [...], Principis desideratissimi, Ex Regia Piastaea Stirpe postremi Praeter vota omnium, Anno 1675, die 19. Novembris extincti. Inter effusas Provinciarum lacrumas in ferale publici doloris Theatrum producta [...]. Wratislaviae, In Heredum Baumanniorum Typographia exprimebat Godofredus Gründer, [1676]. Ders.: Silesia Pullata, In Luctuosissimo Funere [...] Dn. Georgii Wilhelmi [...], Principis desideratissimi, Ex Regia Piastaea Stirpe postremi Praeter vota omnium, Anno 1675, die 21. Novembris extincti. Inter effusas Provinciarum lacrumas in ferale publici doloris Theatrum producta [...]. Briegae, Jacobi [1676]. [Muck von Muckendorf, Johannes:] Illustrissimo Celsissimoque Principi ac Domino, Dno. Johanni Christiano Duci Silesiae Ligio-Bregensi, Piastaeo Nepoti Per Lineam merè Paternam vigesimo sexto, Conjugis suae desideratissimae, Illustris ac generosae Dominae, Dnae. Annae Hetvigis Sitschiae, Baronissae de Lignitz, piè in Prussia Osterodi defunctae, Funus acerbum lugenti, Principi,Dominoq; suo Clementissimo, Solatii Loco, cum brevi quadam Illustrissimae suae Celsitudinis à Piasto Familiae delineatione, humilima mente scribebat Johannes Muccius à Muckendorff/ Consiliarius Ligius. TorunI Borussorum, Typis Schnellbolcianis, 1639 Mylius, Arnoldus: Principvm Et Regvm Polonorvm Imagines Ad Vivvm Expressae. Quibus adiecte sunt breves singulorum historie et res praeclare gestae ut lectori et oculos et animum simul his quasi speculo humane vite inspiciendo pascere liceat. Coloniae Agrippinae, Godefrid Kempensis, 1594. Nachricht von einer alten geschriebenen deutschen Chronik, die im Rathhäuslichen Archiv zu Liegnitz, nebst anderen Seltenheiten verwahrt wird. Chronica der Fürsten von Polen. In: Schl. Prbll. (1787), Nr. 6 der Gesamtfolge, 257–263 (Lit. Chron.). Naruszewicz, Adam: Historya narodu polskiego. Od początku chrześcianstwa, Bd. 2–6: Panowanie Piastów. Warszawa, w drukarni […] Gröllowskiey, 1780–1785. ders.: Historya […], Bd. 7: Panowanie Węgrów. Ebd. 1786. Nouvelle carte généalogique des souverains et des familles illustres aliez a la maison ou aux dé[.] cendans de la famille roialle de Piaste roi de Pologne avec le blason de leurs armes. In: Châ-
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[Rößler, Christoph/Muck [später: Muck von Muckendorf ], Johannes:] Acclamatione gratulatoria arboris Piasteae Ad ramum unicum usque conscisae priùs, nunc verò aliqvot virentibus, gratiâ divina favente, renovatae et adornatae surculum generosiss. [...] Dn. Joachimum [...] in lucem editum [...]. Bregae, typis Sigfridianis, [1613 laut Chronostichon am Ende des Textes]. Roth, Adam Philipp von: Bey der [...] Frauen Loÿsen/ Hertzogin [...] legte über Deß Durchlauchtigen [...] Herrn George Wilhelms [....] tödtlichen Hintritt/ innigste Wehmut ab [...]. Brieg, Jacob [1676]. Runge, Christian: Piastus agricola Cruswiciensis, sive Historiae Piasteae pars prior, ad recolendam memoriam anniversariam viri generosissimi Jacobi Leonhardi Agricolae Guckelwicii quondam toparchae, die VII. Decembris a. M D CC XXIV in Gymnasio Magdaleneo exhibebitur: quod perofficiose humaniterque significat Christianus Rungius. Vratislaviae, in officina Baumanniana typis exprimebat Johannes Theoph. Straubel, typogr. praefectus, 1724. Ders.: Piastus princeps Poloniae creatus, sive Historiae Piasteae pars posterior. Ante solemnem praemiorum distributionem die XXIX Novembris A. MDCCXXV in Gymnasio Magdaleneo exhibebtiur: quod perofficiose humaniterque significat Christianus Rungius. Vratislaviae, in officina Baumanniana typis exprimebat Johannes Theoph. Straubel, typogr. praefectus, 1725. Scherffer, Wenc[el]: Quercus Piastaea. Lobspruch der alten Eichen uff der grossen RitschnerWiesen / im Briegischen Weichbilde gelegen / welche daß Erlauchte Fürstliche Hauß Liegnitz/ auß altem löblichen herkommen/ umb die Grase-meyungs zeit Jährlich zubesuchen/ und darbey etwas Lust einzunehmen pfleget. Dem Piastaeischen Fürstlichen vhralten Stamme zu ewig-wehrendem Ruhm und ehren in vunterthänigkeit gesungen vnd übergeben. Brieg, druckts Balthasar Klose [um 1630]. Scherffer, Wenceslaus: Reis-Ode und Glükkwünschung/ Dem [...]Christian, Hertzoge in Schlesien zur Liegnitz und Brieg [...] Als I. F. Gn. den 15. Brachmonats instehenden 1648ten Jahres/ eine Reise ins Römische Reich/ zu dero Fürstlichen Hause Anverwandten/ vorhatten. In Trochäischen Versen gesetzt. Gedrukkt zum Brieg/ durch Christoph. Tschorn. [1648]. Scherffer von Scherffenstein, Wenzel: Geist- und weltlicher Gedichte Erster Teil. = Wencel Scherffers, Geist- und Weltlicher Gedichte Erster Theil, in sich begreiffend Eilf Bücher, deren inhalt nach der Zuschrifft zu finden. Nebst einem kurtzen Register. Brieg 1652. Hg. v. Ewa Pietrzak, Tübingen 1997 (Rara ex bibliothecis silesiis 6). Schickfuß, Jacob: New Vermehrete Schlesische Chronica unnd Landes Beschreibung / darinnen Weyland H. Joach: Curaeus [...] Einen Grundt geleget. Jtzo Biß an das 1619 Jahr/ da sich dero Oesterreichischen Wienerischen Linien Regierung gantz endet. Mit sehr vielen Nothwendigen Sachen vermehret unnd gebessert. Auch in Vier unterschiedliche Bücher abgetheylet, Von Jacobo Schickfusio. Jehna, In Verlegung Hans Eÿerings see: Erben und Johann Berferts [...], [1625]. Schramm, Johannes: Genealogia Illustrium et Inclytorum Principum et Dominorum, Ducum Silesiae, Legnicensium, Bregensium,& Goltpergensium. Witebergae 1574. Schultze, Chrysostomus: Monumentum gratitudinis Fortissimis Patriae, contra Tataros, Propugnatoribus cum primis autem Illustrissimo Celsissimoque Principi ac Domino, Dn. Heinrico II. sive Pio, Silesiae Duci Serenissimo, Heroi bellicosissimo, libertatis Vindici constantissimo, Vitam & Sangvinem pro Lege & Grege, Anno redempti Orbis M. CC. XLI. 9. April: intrepide fundenti, Auspicio, ductu & operâ Chrysostomi Schultzens Leor. Sil. die 6. Non. Maji, M. DC. XLI. Vratislaviae, In Auditorio Gymnasii Elisabethani supremo, â nonnullis ejusdem Scholae alumnis, horis ab 8. matutinis / erectum et consecratum. Breslae, Exprimente Georgio Bavmanno, M. DC. XLI (vielmehr [laut Widmung:] 1643).
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Quellen- und Literaturverzeichnis
Schummel, Johann Gottlieb: Reise durch Schlesien im Julius und August 1791. Breslau 1792 [ND hg. v. Wojciech Kunicki, Berlin 1995]. Sinapius, Johannes: Des Schlesischen Adels Anderer Theil Oder Fortsetzung Schlesischer Curiositäten Darinnen Die Gräflichen Freyherrlichen und Adelichen Geschlechter/ So wohl Schlesischer Extraction Wie auch Die aus andern Königreichen und Ländern in Schlesien kommen/ Und entweder darinnen noch floriren, oder bereits ausgangen, In völligem Abrisse dargestellet werden, Nebst einer nöthigen Vorrede und Register [...]. Leipzig/Breslau, bey Michael Rohrlach, 1728. Ders.: Schlesischer Curiositäten Erste Vorstellung Darinnen die ansehnlichen Geschlechter des Schlesischen Adels Mit Erzehlung Des Ursprungs, der Wappen, Genealogien, der qualificirtesten Cavaliere, der Stamm-Häuser und Güter, beschrieben, und dabey viele bißhero ermangelte Nachrichten [...] zum Vorschein bracht werden. Ausgefertiget von Johanne Sinapio, Des vereinigten Gymnasii zu Lignitz Rectore. Leipzig, Auf Verlag des Autoris, gedruckt in der Fleischerischen Druckerei, 1720. [Sommer von Sommersberg, Friedrich Wilhelm (Hg.):] Silesiacarum Rerum Scriptores aliquot adhuc inediti. Accedunt codicis Silesiae diplomatici specimen, et diplomatarium BohemoSilesiacum, quibus ut historia ab origine gentis usque ad imperium Augustissimi ac Invictissimi CAROLI VI. Rom. Imp. Germaniae, Hispaniae, Hungariae, Bohemiae &c. &c. Regis potentissimi illustretur et confirmetur. Inseruntur dissertationes duae quarum prior historiae Silesiacae diplomaticae specimen, altera historiam genealogicam Ducum Silesiae sistit. Confecit opus non Silesiae modo sed et vicinarum gentium res adornans Fridr. Wilh. de Sommersberg, eques Silesius. Lipsiae, Sumptibus Michaelis Huberti, bibliopolae Wratislaviensis, 1729. [Ders. (Hg.):] Silesiacarum rerum scriptores aliquot adhuc inediti [Bd. 2]. Quibus historia ab origine gentis ad obitum usque D. Imperatoris Rudolphi II. [...] speciatim recensetur. Accedunt tabulae genealogicae [...]. Lipsiae, Sumptibus Michaelis Huberti [...], 1730. [Ders.:] Friderici Wilhelmi Sommeri Serenissimi Dvcis Würtembergici-Olsnensis Consiliarii [...] Tabvlae Genealogicae Dvcvm Svperioris Et Inferioris Silesiae. Ab Initio Saecvli XII. Ad Praesens Vsqve XVIII. Fide Diplomatvm Mstorvm Lapidvm Et Nvmorvm Confectae. Accedunt Diplomata Ad Silesiam Pertinentia Adhvc Inedita. Wratislaviae, Apvd Michaelem Hvbertvm, 1724. Ders. (Hg.): [Silesiacarum Rerum Scriptores Aliquot Adhuc Inediti, Bd. 3]. Silesiorum Rei Historicae Et Genealogicae Accessiones : Quibus I. Nicolai Henelii Vitae Episcoporum Wratislaviensium. II. Diplomatarii Bohemo-Silesiaci Continuatio. III. Illustrissimarum, Quibus Liberae Silesiae Dynastiae Parent [...] Denique IV. Historiae Genealogicae Ducum Piastorum Supplementum Continentur. Lipsiae, Sumptibus Michaelis Huberti, Bibliopolae, 1732. Springer, Adam Friedrich: Verdorrender Und fast Verdorreter Piastus-Baum: Zu grossem LeidWesen: Deß gantzen Landes Schlesien/ [...]. In Dreyen Predigten Mit Wehmut und einfältigst fürgestellet [...]. Brieg, Druckts und verlegts [...] Jacob [1676]. Stieff, Carl Benjamin: Piastus e cive oppidano vel agricola Cruswicensi princeps Poloniae creatus. Drama Germanico-poeticum, quod ante solemnem praemiorum illustris et magnifici Senatus Wratislaviensis distributionem a ivventute gymnastica Wratislaviensium Elisabetana A.C. MDCCLXXII. Kalend. Aprilis horis post sacra pomeridiana passionalia consvetis in Theatro Gymnastico Elisabetano repraesentatum iri / perofficiose et humiliter significat Carolus Beniamin Stieff, Pro-Rector atque professor Gymnasii Elisabethani. Wratislaviae, typis Grassianis, 1772. Stieff, Christian: Die Anno 1241 den 9. Aprils bey Liegnitz in Schlesien unter dem glorwürdigen Hertzoge Heinrich dem Frommen gehaltene Tartarische Schlacht suchte bey dem jährlichen Deutschen Actu den 5. 6. und 7. September An. 1724 durch die Magdalenische Schul-Ju-
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gend in Breßlau Auf ihrem gewöhnlichen Schauplatze in einem Poetischen Kleide einiger massen vorstellig zu machen Christian Stieff. Breslau, in der Baumann. Erben Buchdruckerey druckts Joh. Theoph. Straubel, Factor; 1724. Ders.: Von der Tartarischen Schlacht bey Lignitz An. 1241. In: ders.: Schlesisches Historisches Labyrinth oder Sammlung von hundert Historien allerhand Nahmen, Oerter, Personen, Gebräuche, Solennitäten, Begebenheiten In Schlesien. Aus den weitläufftigen gedruckten Chronicken und vielen geschriebenen Uhrkunden zum Vergnügen allerhand Liebhaber Schlesischer Geschichte, in einem kürtzern und bessern Zusammenhange mit vielfältigen alten und neuen Beyträgen zu der alten und neuen Schlesischen Historie/ verfertiget. Breßlau/Leipzig, bey Michael Hubert, 1737, 686–705. Sunthaym, Ladislaus: Der löblichen fursten vn des lands österrich altharkome vn regier. Basel (Furter) [um 1495]. Tilisch, Eleasar: Kurtze Vorzeichnus/ Bericht und Auszug/ von dem Stamling und Ankunfft der Hertzoge zu Teschen und Gross Glogaw. Was auch vor Alters etwan Denckwürdiges, bei solchem Fürstlichem Geschlecht und Hauß vorgelauffen. Freybergk in Meißen (Georg Hoffmann) 1588. (Tit.) Herzogens von Ligniz/Brieg und Wolau / als letzten Stamm-Erbens Vor dessen am 11 (21.) November / geschehenen Todes-Fall an Ihre Käyserl. Majestät hinterlassene Bittschrift / samt andern aus den Brehmischen und mehrern Orten angelangten Nachrichten. o. O. 1675 Theatri Europaei Eilfter Theil. oder ausführlich fortgeführte Friedens- und Kriegsbeschreibung und was mehr von denckwürdigsten Geschichten in Europa, vornemlich aber in Hoch- und Nieder-Teutschland [...] sich begeben haben. Franckfurth 1682 (Theatrum Europaeum 11.1672/79). Thebesius, Georg: Weyland Georgii Thebesii Liegnitzische Jahrbücher, worinnen sowohl die Merckwürdigkeiten dieser Stadt als auch die Geschichte der piastischen Hertzoge in Schlesien von ihrem Anfange bis zum Ende des 16. Jahrhunderts mit besonderem Fleiße gründlich untersuchet, die Zeit-Rechnungen genau bemerckt [...], vornehmlich aber sehr viele Fehler der schlesischen und benachbarten Geschicht-Schreiber entdeckt werden. Welches alles aus unverwerfflichen Zeugnüssen, Uhrkunden, Siegeln, Grabschriften und alten Nachrichten bestätigt. Hg. v. Gottfried Balthasar Scharff, Jauer, gedruckt bey Johann Christoph Jungmannen, 1733. [Thilo, Gottfried:] Adesdum, quisquis es, magnorum principum devotus admirator [...]. O. O. [im Text: Bregae] [1676]. Thomae, Elias: Raptum Diei, Sive Silesiaci Solis festinatum occasum Cum [...] Dn. Georgius Wilhelmus [...] Piasti Polonorum Regis Octavus supra vigesimum nepos ante meridiem vitae Lethalibus umbris esset immersus [...]. Wratislaviae, in Haeredum Baumannianorum Typographia [1676]. Ders.: Raptum Diei, Sive Silesiaci Solis festinatum occasum Cum [...] Dn. Georgius Wilhelmus [...] Piasti Polonorum Regis Octavus supra vigesimum nepos ante meridiem vitae Lethalibus umbris esset immersus [...]. Brigae, exprimebat [...] Jacobi, 1676. [Tilenus, Georgius, d. i. Lindner, Georg:] Calliope de Tartarorum in Silesiam irruptione & pugna cum illustrissimo duce Henrico Pio, Hedvvigis filio, commissa A. C. 1241 die nono April. apud Volstadium. In: [ders.:] Georgii Tileni Avrimontani Silesij [...] Poëmatum libri octo / Editi Stvdio Et Opera Iohannis Mehlii [...]. Lipsiae 1597, Bd. 2, 79–94. Tralles, Johann Anton: Fürstliches Liegnitz-Brieg-Wohlauisches Uber Zweyer Durchlauchtigkeiten Vaters und Sohnes [...] Abschiede/ Denck- und Klag-Gedächtnüß [...] Von Johann-Anton Tralles/ Pfarrern und Seniorn in Strelen. Brieg, Jacob, 1676.
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3. Abbildungsnachweis Titelbild, Abb. 21 und 24: Sammlung Horst Adler, Regensburg. Abb. 1, 3, 4, 5, 9, 11, 18: Herder-Institut-Marburg (aus den Beständen des Niederschlesischen Bildarchivs); Abb. 2: Muzeum Piastów Śląskich w Brzegu; Abb. 6: ehemals Sammlung Ludwig, Bildvorlage Schlesisches Museum zu Görlitz; Abb. 7: Muzeum Narodowe w Warszawie; Abb. 9: Paweł Lipiński; Abb. 10, 27, 28: Sammlung Schlesisches Museum zu Görlitz. Abb. 12: entnommen aus Menzel, Karl Adolph: Geschichte Schlesiens, Bd. I, welcher die Geschichte von den ältesten Zeiten bis 1526 begreift. Breslau 1808, Tafel 3. Bildvorlage: Schlesisches Museum zu Görlitz; Abb. 13: Foto Marburg; Abb. 16: Entnommen aus: Schreiber, J. A. F.: Geschichte Schlesiens mit romantischer Darstellung seiner Denkwürdigkeiten, nebst chronologischen Ergänzungen. Ein allgemeines vaterländisches Volks- und Geschichts-Buch. Nach den besten Quellen bearbeitet. Breslau/Leipzig [um 1845], Frontispiz. Bildvorlage: Schlesisches Museum zu Görlitz; Abb. 15: entnommen aus Knoblich, Augustin: Chronik von Lähn und Burg Lähnhaus am Bober. Urkundliche Beiträge zur Geschichte der Städte, Ritterburgen, Fürsten und Adelsgeschlechter Schlesiens. Breslau 1863, nach 26, Bildvorlage Bayerische Staatsbibliothek München; Abb. 16: Entnommen aus Schweinichen, Hans von: Des schlesischen Ritters Hans von Schweinichen abenteuerlicher Lebenslauf. Nach des Ritters eignen Aufzeichnungen wiedererzählt. Hg. v. Ernst Leistner, Bielefeld/Leipzig 1878, 224, Bildvorlage Bibliothek des Historischen Instituts der Universität Stuttgart; Abb. 17: entnommen aus Mitteilungen des Geschichts- und Altertums-Vereins zu Liegnitz 7 (1918/1919 [1920]), vor 79, Bildvorlage Bibliothek des Schlesischen Museums zu Görlitz; Abb. 19: Franciszek Grzywacz; Abb. 20: Sammlung Martin Herda, Görlitz; Abb. 22: Muzeum Narodowe w Krakowie; Abb. 23: Umschlag des Bandes: Müller, Richard: Schönes aus Schlesien. Von Kunstwerken und Künstlern. Eine erste Einführung. Breslau [1930]. Bildvorlage: Schlesisches Museum zu Görlitz; Abb. 25: entnommen aus Könitzer, Willi Fr. (Hg.): Deutsches Volk – Singend Volk. 12. Deutsches Sängerbundesfest, Breslau 1937. Berlin 1937, 85. Bildvorlage: Schlesisches Museum zu Görlitz; Abb. 26: entnommen aus: Kraft, Adam/Niekrawietz, Hans: Schlesien. Ein Bildwerk der unvergessenen Heimat. Mannheim 1976, Abb. 95.
Personenregister Adalbert, Bf. von Prag, hl. 87, 93 Adam Wenzel, Hz. von Teschen 38, 59 Adler, Horst 282, 320 Adolf Kardinal Bertram, Erzbf. von Breslau 351 Agnes von Habsburg, Hzn. von SchweidnitzJauer 28, 236, 282 Albert, Hz. von Teschen 158 Alberti, Valentin 103, 108, 135 Albrecht, Markgf. von Brandenburg-Ansbach, Hz. von Preußen 34f., 152 Albrecht, der Bär, Markgf. von Brandenburg 63, 65 Albrecht II., röm.-dt. Kg. 123 Albrecht Achilles, Markgf. von Brandenburg 231 Aleksandra Fëdorovna, Zarin von Russland, als Charlotte, Pzn. von Preußen 229 Alexander III., Papst 221 Alischer, Sebastian 60, 88 Anderson, Benedict 11 Angelus Silesius → Scheffler, Johannes Anna, Hzn. von Masowien 158 Anna von Böhmen, Hzn. von Schlesien 101, 122f., 125, 185, 216, 268, 349f. Anna von Glogau, Gfn. von Cilli 237f. Anna von Schweidnitz, Ksn. 28 Arcimboldo, Giovanni 63 Arndt, Ernst Moritz 167, 169 Aron, Raymond 19 Asam, Cosmas Damian 121, 127, 268 Assmann, Georg 72 Assmann, Jan 5, 12 Aubin, Hermann 6, 196, 311f., 336–338, 353f., 356, 364f. Auguste Viktoria, Ksn. 267–269 Augustus, Gf. von [der] Liegnitz 43, 258 Bach, Carl Daniel 167 Backer, Johan Frans de 122, 268 Bänder, Adolf 271 Bahlow, Ferdinand 310 Balthasar, Hz. von Sagan 237f., 274 Balzer, Jan 142 Bandtkie, Jerzy Samuel 288
Barbara, Pzn. von Brandenburg, Hzn. von Brieg 35, 47, 49 Barbara Agnes von Liegnitz und Brieg, Gfn. Schaffgotsch, Freihrn. von Trachenberg 60, 128, 134 Baron, Johann Gottfried 146 Bartkiewicz, Kazimierz 161f. Bartsch, Heinrich 345f. Báthory → Stephan Báthory Batu Khan 100, 170–172, 181f., 186, 332 Baumgart, Peter 113, 144 Baumgarten, Konrad 96, 99, 101, 106, 115 Bayer, Walter 340 Beatrix von Brandenburg, Hzn. von Schweidnitz 319 Bein, Werner 341 Béla I., Kg. von Ungarn 87 Béla IV., Kg. von Ungarn 25 Belach, Andreas 149 Bentum, Christian Philipp 117 Berg, Max 168 Bergemann, Johann Gottfried 234 Bergson, Henri 11 Berneck, Karl Gustav von (Pseudonym: Guseck, Bernd von) 257f. Benedikt XIV., Papst 148 Bernhard, Hz. von Schweidnitz 123, 137 Bertold IV., Gf. von Andechs, Hz. von Meranien 204 Bielski, Marcin 99, 162, 297 Bielowski, August 297f., 301 Biermann, Gottlieb 275 Bismarck, Otto von 222, 280, 292 Bitschen, Ambrosius 30, 244– 247 Blätterbauer, Theodor 274 Bleisch, Ernst Günther 6f., 10, 13 Blücher, Gebhard Leberecht von 167, 171, 174f., 214, 232, 340 Bobrzyński, Michał 301f. Boček, Antonín 94 Böhm, Christoph 147 Böhme, Jacob 41 Bömelburg, Hans-Jürgen 57 Bönisch, Franz Xaver 125 Böttger, Johann Gottlieb 177, 274
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Personenregister
Boleslaw I., der Lange (Wysoki), Hz. von Schlesien 22–24, 47f., 62, 87f., 161, 333 Boleslaw I., der Tapfere (Chrobry), Kg. von Polen 21f., 47f., 87, 156, 160, 240, 258, 301, 303, 322 Boleslaw II., der Kühne (Śmiały), Kg. von Polen 87, 216, 299, 303 Boleslaw II., der Wilde (Rogatka), Hz. von Liegnitz 48, 92, 97, 242, 254 Boleslaw III., Hz. von Liegnitz und Brieg 48, 119–121, 215 Boleslaw III. Schiefmund (Krzywousty), Hz. von Polen 21f., 25, 47, 87, 89, 103, 156, 161, 303, 326 Boleslaw IV. Kraushaar (Kędzierzawy), Hz. von Polen 22, 87 Boleslaw V., der Schamhafte (Wstydliwy), Hz. von Krakau 72 Bolko I., Hz. von Schweidnitz 118, 123, 136f., 236, 260, 278–281, 285, 318–322 Bolko II., Hz. von Münsterberg 274 Bolko II., der Kleine (Mały), Hz. von Schweidnitz-Jauer 28f., 118, 123, 136f, 156, 161, 235f., 280, 282, 285, 295, 313, 318 Boniecki, Michał 292f. Boras, Zygmunt 9f. Bouché, Carl de 267f. Bożek, Arka(diusz) 326 Brackmann, Albert 311, 353 Bräuer, Albrecht 274 Bräuer, Karl 274 Breßler und Aschenburg, Ferdinand Ludwig von 130–133 Brückner, Helmuth 307 Bürde, Samuel Gottlob 238 Büsching, Johann Gustav Gottlieb 175, 192–194, 204, 217, 248, 250, 252 Burgemeister, Ludwig 266, 314 Buquoi, Erdmann Friedrich 132, 154 Calvin, Jean 89 Carl-August, Hz. von Sachsen-Weimar-Eisenach 250 Caro, Jacob 195 Casper von Lohenstein, Daniel 71, 74, 78, 82–89, 92, 105, 108, 150, 270, 359 Chappuis, Wilhelm von 174f.
Charlotte, Pzn. von Preußen → Aleksandra Fëdorovna Charlotte, Pzn. von Liegnitz, Brieg und Wohlau, Hzn. von Schleswig-HolsteinSonderburg-Wiesenburg 42f., 85, 90f., 116, 129, 257 Christian II., Hz. von Liegnitz, Brieg und Wohlau 40–43, 67f., 70, 72, 74f., 90, 104, 136, 142, 155 Clemens IV., Papst 92 Cocceji, Samuel von 144 Colerus, Christophorus 66 Conrads, Norbert 110, 113 Cunitz, Maria 326 Cureus, Joachim 58, 61–63, 102, 107–109, 135, 157, 223 Cymbark(a) (Cimburgis) von Masowien, Hzn. von Österreich 84 Czarnecka, Mirosława 155 Czarnkow, Janko von 28 Czepko Reigersfeld, Daniel, d. Ältere 64f., 69, 80 Czepko von Reigersfeld, Daniel, d. Jüngere 136 Damrot, Konstanty 290 Dehio, Georg 262 Dickens, Charles 12 Dientzenhofer, Kilian Ignaz 121 Diepold, Markgf. von Mähren 170 Długosz (Dlugossius, Longinus), Johannes (Jan) 26, 61, 98–101, 104f., 108, 136, 156f., 161f., 182–184, 267, 289, 293, 295–297, 327, 346 Dmowski, Roman 284 Doepler, Carl Emil 231 Dorasil, Anton 123 Dorothea Sibylla, Pzn. von Brandenburg, Hzn. von Brieg 38, 209, 224–232, 237, 253, 271, 277, 315, 362 Dove, Alfred 196 Drescher, Georg 131f. Dschingis Khan 105, 185f. Dumézil, Georges 56 Durkheim, Émile 11 Dyroff, Stefan 17 Eckbert von Andechs, Bf. von Bamberg 334 Eckermann, Johann Peter 180
Personenregister Eichendorff, Joseph von 167, 207, 221 Eichhorn, Karl Friedrich 194 Eickstedt, Egon von 356 Elisabeth, Pzn. von Brandenburg, Hzn. von Liegnitz und Teschen 234, 247 Elisabeth von Polen, Hzn. von Brieg 33, 56 Elisabeth von Ungarn, Landgfn. von Thüringen, hl. 117, 216, 230 Elisabeth Ludovica, Pzn. von Bayern, Kgn. von Preußen 210, 215f., 229 Elisabeth Lukretia, Hzn. von Teschen 38, 112, 326 Engelhardt, Ingeborg 351 Erler, Erich 348 Faber, Franz 56 Feige, Johann Gottlieb 217 Ferdinand I., Ks. 33, 35–37, 49, 121, 241, 360 Ferdinand II., Ks. 38–40 Ferdinand III., Ks. 71 Ferdinand IV., röm.-dt. Kg. 71 Ferdinand Johann, Fst. von Liechtenstein 112 Fischer, Carl 235 Flam, Cosmus → Pietsch, Joseph Florian, hl. 93 Förster, Heinrich, Bf. von Breslau 178f., 205, 218–222 Fontane, Theodor 188 Forst de Battaglia, Otto 329, 331 Foß, Rudolf 239f. Fraeger, Paul 232 François, Étienne 14 Freytag, Gustav 196, 198–202, 243f., 250– 253, 255–257, 291, 353, 362f. Freytag, Peter 96 Friedrich I., Hz. von Liegnitz, Brieg und Wohlau 32, 48, 247 Friedrich II., Ks. 180, 331 Friedrich II., der Große, Kg. von Preußen 3, 112f., 141, 143–150, 152–154, 171, 212, 231, 245, 261, 340, 342, 360 Friedrich II., Hz. von Liegnitz 32–36, 38, 45, 47f., 54, 56, 239f., 264f., 267, 281, 287, 310, 353, 362 Friedrich III., Hz. von Liegnitz 36, 248 Friedrich III., Ks. 84 Friedrich IV., Hz. von Liegnitz 36, 248, 251
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Friedrich V., Kfst. von der Pfalz, Kg. von Böhmen („Winterkönig“) 39 Friedrich I. Barbarossa, Ks. 22, 87f., 203, 221 Friedrich Wilhelm, der Große, Kf. von Brandenburg 258 Friedrich Wilhelm, Hz. von Teschen 38 Friedrich Wilhelm I., Kg. in Preußen 145 Friedrich Wilhelm II., Kg. von Preußen 155 Friedrich Wilhelm III., Kg. von Preußen 166, 168, 174, 213, 231, 271, 361, Friedrich Wilhelm IV., Kg. von Preußen 164, 179, 210–217, 220, 229, 238, 362 Fritsch, Innocentius, Abt von Grüssau 122 Fritsch, Thomas 133 Fülleborn, Georg Gustav 170f. Gajek, Konrad 138 Gallus Anonymus 55, 89 Garber, Klaus 315 Garve, Christian 190 Geisheim, Karl 174f. Georg, Markgf. von Brandenburg-Ansbach, Hz. von Jägerndorf 34f. Georg Kardinal von Kopp, Bf. von Breslau 222 Georg von Podiebrad, Kg. von Böhmen 29, 33 Georg I., Hz. von Brieg 33 Georg II., Hz. von Brieg 35–37, 45–53, 56–58, 60, 88f., 128, 155, 272, 277, 315, 353, 356 Georg III., Hz. von Brieg 40–42, 67, 104, 232, 315 Georg Rudolph, Hz. von Liegnitz 37–41, 59f., 60, 63, 65, 103, 276 Georg Wilhelm, Hz. von Liegnitz, Brieg und Wohlau 42f., 74, 84, 88, 90f., 105, 121, 146f., 149–151, 240, 256–258, 276, 315, 359 Gerlach, Ernst Ludwig von 211 Gerlach, Leopold von 211 Gerstmann, Martin (von), Bf. von Breslau 37 Gertrud von Schlesien, Äbtissin von Trebnitz 93, 117 Geyer, Dominicus, Abt von Grüssau 123 Girgensohn, Joseph 182 Głombiowski, Karol 60, 155 Godebski, Ksawery 294
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Personenregister
Goebbels, Joseph 339 Görlich, Franz Xaver 217, 221, 334 Goethe, Johann Wolfgang von 180–182, 250 Gomułka, Władysław 4, 9 Gosen, Theodor von 329 Gottschalk, Joseph 221 Gracián y Morales, Baltasar 74 Grażyński, Michał 307, 322f. Grieger, Friedrich 253 Grim, Emanuel 289f., 297 Grimm, Jacob 249f. Grimm, Wilhelm 250 Grisbeck, Simon 59f., 88, 92 Grodecki, Roman 324, 337 Grot-Johann, Philipp 249 Grotefend, Hermann 210 Grüger, Heinrich 101 Grünhagen, Colmar 6, 113, 224, 233, 239, 244, 259–261, 269, 275, 278, 288, 295, 303, 337, 353, 361 Grunaeus, Simon 64, 69 Grundmann, Günther 316 Gryphius, Andreas 70–72, 88, 92, 104, 139, 140, 155 Gryphius, Christian 104 Guagnino, Alessandro 157 Gude, Heinrich 135 Günther, Ernst 315 Guignes, Joseph de 180 Guseck, Bernd von → Berneck, Karl Gustav von Gutmann, Rudolf Baron von 94 Haar, August 272 Habicht, Ludwig 244f. Hagemeyer, Hans 342 Halbwachs, Maurice 11–13 Halirsch, Ludwig 173 Hallmann, Johann Christian 73f., 88, 135 Hałub, Marek 192 Hanka, Václav 182f. Hanke, Karl 307, 318, 339, 343f., 348, 357 Hannig, Robert 261 Hans (Johann) II., der Grausame, Hz. von Sagan 243, 274 Harasimowicz, Jan 44, 92, 108, 115 Hardenberg, Georg Friedrich Philipp Freihr. von (Novalis) 225 Hardenberg, Karl August Freihr. von 167
Harrach, Auguste Gfn. von, Fstn. von Liegnitz 213f. Haubold-Stolle, Juliane 17f. Hauptmann, Gerhart 168 Hayduk, Alfons 329, 353 Hederich, Christian Ehrenfried 151, 155 Hedwig, Hzn. von Liegnitz und Brieg 245, 247 Hedwig, Hzn. von Schlesien, hl. 6f., 24, 29, 59, 64, 72, 88f., 92–101, 105, 107f., 115–118, 122, 143, 158, 179, 185, 202– 204, 210, 212, 215, 217–225, 227, 229f., 233–235, 239, 260, 262, 268, 276, 285, 292, 296, 298f., 301, 303, 313, 327–330, 332–335, 340f., 336, 347–351, 353f., 356, 359, 362f. Heinrich, Hz. von Lüben 48 Heinrich I., der Bärtige (Brodaty), Hz. von Schlesien 24f., 48, 72, 88f., 105, 116f., 202–204, 206f., 215, 224, 234, 239, 244, 260, 262, 292, 294–296, 301–303, 312f., 323, 327, 330, 333f., 338, 340, 345, 348, 353, 356 Heinrich II., der Fromme (Pobożny), Hz. von Schlesien 6–10, 25f., 48, 72, 74, 88f., 92, 96–109, 116–118, 122f., 125, 135f., 139, 142, 150, 156, 170–189, 204, 216, 239f., 242, 254, 260–262, 267f., 274, 276, 285f., 292, 296–303, 312, 320, 327f., 330–334, 336–342, 346–350, 354, 356f. Heinrich III., Hz. von Breslau 206, 216, 242 Heinrich III., Hz. von Glogau 152, 207, 242 Heinrich IV., Kg. von Frankreich 255 Heinrich IV. Probus, Hz. von Breslau 6–10, 27, 88, 157f., 204–207, 242, 244, 260, 262, 274, 285, 295, 298, 310, 317, 322, 324, 342, 348, 357 Heinrich V., der Dicke (Brzuchaty, Gruby), Hz. von Jauer, Liegnitz und Breslau 48, 242 Heinrich V., Ks. 87, 103, 326 Heinrich VIII., Kg. von England 7 Heinrich XI., Hz. von Liegnitz 36, 50, 58, 155, 244–255, 281 Held, Johann, d. Jüngere 149 Helm, Albert 342 Henel von Hennenfeld, Nikolaus 135 Herber, Carl Ignaz 175, 178f., 217f.
Personenregister Herodot(os) von Halikarnassos 184 Herzig, Arno 110, 164 Herzog, Robert, Bf. von Breslau 222 Hesekiel, George 230 Hindenburg, Paul von 340 Hirsch, Siegfried 223f. Hitler, Adolf 342, 344, 346 Hochberg, Hans Heinrich X. Gf. von, Fst. von Pleß 214 Hock, Assmann Friedrich von 135 Hoffmann von Fallersleben, Heinrich 226, 228 Hoffmann von Hoffmannswaldau, Christian 71, 78 Holtei, Karl von 174, 230 Holtzmann, Robert 352 Hondorff, Andreas 107 Horn, W. O. von 230 Hornig, Anton 96 Houwald, Ernst (Christoph) von 235f., 278 Hübner, Paul 351 Humboldt, Wilhelm von 193 Hunger, Erdmann 222 Hytrek, Adolf 304 Idzikowski, Franz 244 Iwanowicz, Iwan (wahrscheinlich fiktive Figur) 100f. Jaenicke, Karl 206f. Jahn, Friedrich Ludwig 169, 173 Jakob Louis Heinrich Sobieski, Kronpz. von Polen-Litauen 111 Janko von Czarnków 28 Jaroń, Jan Nikodem 327–329 Jasiński, Kazimierz 25, 48 Jerin, Andreas (von), Bf. von Breslau 37, 115 Jezierski, Franciszek 159 Joachim II., Kfst. von Brandenburg 35, 213, 240, 265 Joachim Friedrich, Hz. von Brieg und Liegnitz 37, 60 Johann, Hz. von Lüben und Haynau 48 Johann, Hz. von Münsterberg 29 Johann von Luxemburg, Kg. von Böhmen 27, 88f. Johann II., der Gute (Dobry), Hz. von Oppeln 33, 35, 125 Johann II. Kasimir Wasa, Kg. von Polen 42
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Johann (Jan) III. Sobieski, Kg. von Polen 84, 128, 226, 231f., 315 Johann Christian, Hz. von Brieg 37–40, 53, 59f., 65, 67, 72 Johann Georg, Kfst. von Brandenburg 35, 213, 231 Johannes, Hz. von Lüben und Haynau 48 Johannes IV. Roth, Bf. von Breslau 31 Johann(es) VI. von Sitsch, Bf. von Breslau 115 Johannes XV., Papst 352 Johannes de Plano Carpini 183 Joppich, Melchior 141 Joseph I., Ks. 127, 129 Kaergel, Hans Christoph 254 Kalinowski, Konstanty 44, 75, 119–121 Kanngießer, Peter Friedrich 170–172, 186, 188 Karl I., Fst. von Liechtenstein, Hz. von Troppau und Jägerndorf 38 Karl II., Hz. von Münsterberg-Oels 37 Karl IV., Ks. 28, 93, 137, 240 Karl V., Ks. 50 Karl VI., Ks. 127, 144 Karl XII., Kg. von Schweden 112 Karl, der Große, Ks. 59, 64, 105, 108 Karl, der Kühne, Hz. von Burgund 50 Karl Martell 181 Karpowicz, Michał 152, 155 Karwowski, Stanisław 288 Kasimir I., der Erneuerer (Odnowieciel), Hz. von Polen 47, 72, 87 Kasimir I., Hz. von Oppeln 124 Kasimir II., Hz. von Oppeln zu Beuthen und Cosel 27 Kasimir II., Hz. von Teschen 33 Kasimir III., der Große (Wielki), Kg. von Polen 28, 156, 159f., 299 Kasimir IV. Jagiello, Kg. von Polen 152, 237 Katharina von Habsburg, Kgn. von Polen 49 Katharina Sidonia, Hzn. von Teschen 59 Keller, Karl 238 Kętrzyński, Wojciech (Winkler, Adalbert von) 293 Kisch, Egon Erwin 254 Kiß, August 261 Klieber, Rudolf 339
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Personenregister
Klöber und Hellscheborn, Karl Ludwig von 153f. Klopstock, Friedrich Gottlob 170 Klose, Samuel Benjamin 150, 175, 180, 205, 334 Knauer, Joseph, Bf. von Breslau 179, 218, 220 Knoblich, Augustin 221, 334 Koch, Ernst 226–232 Kochanowski, Jan 67 Kochtitzky, Andreas Freihr. von 67 Koebner, Richard 310 Köhler, Johann David 135 Köhler, Willibald 345 Körner, Michael 18 Kołłątaj, Hugo 159 Koneczny, Feliks 294f., 331 Konrad, Hz. von Masowien 158, 240 Konrad, Hz. von Schlesien 22f., 62, 87 Konrad von Feuchtwangen 116 Konrad I., Hz. von Glogau 27, 216, 319 Konrad III., röm.-dt. Kg. 22 Konrad IV., Hz. von Oels, Bf. von Breslau 29 Konrad Kraushaar (Kędzierzawy), Hz. von Schlesien 303, 327–331, 333 Korn, Johann Jacob 146 Kossak, Zofia 325f., 329–332 Kostowski, Jakub 92, 96 Kowalska, Anna 9f. Krantz, Gottlob 130 Kraszewski, Józef Ignacy 291f., 294, 297 Kratz, Hubert 266 Krebs, Julius, Journalist und Schriftsteller 238 Krebs, Julius, Historiker 244 Kreis, Fritz 280 Kromer, Marcin, Bf. von Ermland 70, 99, 108, 158, 162 Kuhn, Walter 148 Kunicki, Wojciech 337, 343, 346 Kunisch, Johann Gottlieb 175, 204f. Kunz, Hermann 271 Kurowski, Gertrud 333, 347 Kutrzeba, Stanisław 323 La Motte-Fouqué, Friedrich de 234, 249 Labuda Gerard 26 Lamprecht, Karl 203, 254, 311 Langer, Joseph 86, 269f.
Langhans, Carl Ferdinand 271 Latussek, Daniel 178f. Legeay, Jean 212 Lelewel, Joachim 291 Leo XIII., Papst 222 Leopold I., Ks. 43, 74, 79, 81, 83f., 88f., 129 Leopold I., Hz. von Österreich und Steiermark 236 Leopold III., Markgf. von Österreich, hl. 116 Leopold Gf. Sedlnitzky, Bf. von Breslau 179 Leonidas, Kg. von Sparta 184, 337 Lesser, Aleksander 298 Leszek (Lescus), legendärer Enkel des Piastus 47, 72 Leszek, der Weiße, Hz. von Krakau, Kujawien und Masowien 292 Leszek II., der Schwarze (Czarny), Hz. von Sieradz und Łęczyca, Kujawien und Kleinpolen 72 Lichtstern, Friedrich → Lucae, Friedrich Lindner, Caspar Gottlieb 142 Linder, Georg → Tilenus, Georg Lipnicki, Augustyn 296 Livius, Titus 27 Logau, Friedrich von 68, 255 Louise, Pzn. von Anhalt-Dessau, Hzn. von Liegnitz, Brieg und Wohlau 42f., 70–72, 75, 77, 81, 83–86, 89f., 105, 111 Loew, Peter Oliver 12f., 17 Löwe, Johann Friedrich Bethman 151 Łubieński, Stanisław, Bf. von Płock 158 Lubos, Arno 232f. Lucae, Friedrich (Pseudonym: Lichtstern, Friedrich) 42, 65, 81, 150f., 255 Luchs, Hermann 274 Ludewig, Johann Peter 143 Ludmilla von Podiebrad, Hzn. von Liegnitz 32 Ludwig I. von Anjou, Kg. von Ungarn und Polen 28 Ludwig I., Hz. von Lüben, Brieg und Wohlau 10, 29, 48, 54, 93, 95, 101, 106, 353 Ludwig II., Kg. von Böhmen und Ungarn 33 Ludwig II., Hz. von Lüben, Brieg und Liegnitz 48, 234, 246 Ludwig III., Hz. von Liegnitz 59 Ludwig IV., Hz. von Liegnitz 40–42, 67, 104, 142, 356
Personenregister Ludwig XIV., Kg. von Frankreich 7, 84, 257 Ludwig, Irene 94 Ludwig, Peter 94 Lukács, Georg 236, 291 Lukianos von Samosata 145 Luise von Mecklenburg-Strelitz, Kgn. von Preußen 167, 213, 224f., 229f. Luther, Martin 47, 265, 267 Lutman, Roman 323 Lutsch, Hans 271 Maier, August Gottlieb 138 Mangoldt, Franz Joseph 116f. Mann, Heinrich 255 Mansfeld, Peter Ernst Gf. 39 Manzfeld, Bernhard 274 Masner, Karl 169 Maria von Burgund, Ksn. 50 Maria Anna von Württemberg, Hzn. von Liegnitz und Brieg 37 Maria Kasimira Sobieska, Kgn. von Polen 158 Marianne, Pzn. von Preußen 213, 229 Martin, Hermann 323 Matejko, Jan 58, 296, 299, 363 Mathilde, Pzn. von Brandenburg, Hzn. von Breslau 207 Matthias, Ks. 37 Matthias Corvinus, Kg. von Ungarn und Böhmen 31 Mauersberger, Johann Andreas 79 Maximilian I., Ks. 50 Maximilian II., Ks. 36, 61 Mazura, Sylvia 144 McDonald, Jacques 167 Meinecke, Friedrich 311 Melanchthon, Philipp 61, 107, 265, 267 Melchior Kardinal von Diepenbrock, Bf. von Breslau 220 Menzel, Karl Adolph 191f., 202, 227, 257, 274 Merian, Matthäus d. Ältere 103 Miarka, Karol 288, 304 Michael Korybut Wiśniowiecki, Kg. von Polen 40, 160 Miechów, Matthias von 56, 99, 108, 162 Mieszko I., Hz. von Polen 21, 47f., 72, 87, 141, 160, 352
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Mieszko I. Höckerbein (Plątonogi), Hz. von Schlesien und Oppeln 22f., 62, 87 Mieszko II., Hz. von Schlesien, Oppeln und Ratibor 100, 170, 289 Mieszko II. Lambert, Hz. von Polen 47 Mittmann, Berthold 322 Moller, Johannes 60, 88 Moltke, Helmuth Karl Bernhard Gf. von 279 Montalembert, Charles de 221 Morgenbesser, Michael 191f. Mosbach, August 288 Mumelter, Maria → Thurmair, Maria Luise Muschol, Franz 350f. Mycielski, Józef 294 Näcke, Gustav Heinrich 223 Napieralski, Adam 288 Napoléon Bonaparte, als Napoléon I., Ks. von Frankreich 98, 167, 170, 173f., 187, 361 Naruszewicz, Adam, Bf. von Smolensk und Luzk 52, 159–161 Neomenius, Johannes 228 Neumann, Alfred 255 Neumann, Johann Karl 130 Neumann, Johanna (Pseudonym: Satori, Johanna) 230 Neunhertz, Georg Wilhelm Joseph 123 Nieborowski, Paul 329, 332–335, 340 Niebuhr, Barthold Georg 194 Nieländer, Franz 315 Niemcewicz, Julian Ursyn 159 Nietschmann, Hermann Otto (Pseudonym: Stein, Armin) 230f. Nikolaus I., Zar von Russland 229 Nikolaus, Hz. von Oppeln 31, 216, 238, 289 Nora, Pierre 14 Novalis → Hardenberg, Georg Friedrich Philipp Freihr. von Oehlmann, Paul 266 Oesterley, Hermann 252 Oktai Khan, Großkhan der Mongolen 186 Oncken, Hermann 311 Opitz, Martin 65f., 359 Otto III., Ks. 21, 87 Ottokar II. Přemysl, Kg. von Böhmen 27 Otzen, Johannes 264f.
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Personenregister
Pachaly, Friedrich Wilhelm 153, 180 Paul, Matthäus 125 Pauli, Christian 77 Pacyzinsky zu Tenczyn, Bernarda I. von, Äbtissin von Trebnitz 117 Palacký, František 182, 196 Panic, Idzi 289 Paul, Matthäus, Abt von St. Vinzenz in Breslau 125 Pawlowsky, Christina Catharina von, Äbtissin von Trebnitz 115f. Pernstein (z Pernštejna), Johann von 34 Perschke, Karl Wilhelm Adolf 229f. Petry, Ludwig 312, 337f. Peuckert, Will-Erich 254 Pfeiffer, Fritz 269f. Pfister, Caspar 65 Philipp I. Ludwig Kardinal von Sinzendorf, Bf. von Breslau 147f. Philipp II. Gotthard Gf. Schaffgotsch, Bf. von Breslau 147 Piastus (Piast) 42, 44f., 47f., 51–56, 59–61, 63, 65, 68–76, 81f., 87–89, 92, 131, 133, 135, 139f., 145–148, 155, 158f., 234, 238, 240, 245, 287, 353, 355 Pietsch, Joseph (Pseudonym: Flam, Cosmus) 335, 347 Piłsudski, Jósef 307 Pius XI., Papst 107 Poelzig, Hans 168 Pol, Wincenty 285 Pompilius (Popiel, Pąpiel) 55, 71, 140 Popiołek, Kazimierz 232 Predari, Cäsar 282 Přemysl, sagenhafter Hz. von Böhmen 56 Prittwitz und Gaffron, Christian Moritz von 188 Promnitz, Else 334f. Pückler-Weistritz (Pückler und Burghauß auf Oberweistritz), Karl Erdmann Alexander Ludwig Gf. von 231 Quirini, Angelo Maria Kardinal 212 Radziwiłł, Boguslaw, Fs. 212 Radziwiłł, Boguslaw, Pz. 40 Radziwiłł, Leontine, Fsn. 212 Radziwiłł, Mathilde, Fsn. 212 Rätel, Heinrich 61, 202
Randt, Erich 312, 336, 338, 353 Ranke, Leopold von 194 Rauch, Christian Daniel 261, 167 Rauchmiller, Matthias 85f., 90f. Raumer, Friedrich von 181f. Rascka (Ruscka), Johann Herrmann 102 Reden, Friederike von 229, 231 Reich, Johann, Abt von Leubus 118, 121 Reinhardt, Max 168 Reiprich, Walter 2–4, 10, 13 Rhaue, Walter 348 Richter-Elsner, Fritz 318 Riegl, Alois 262 Riem, Theodor 231 Roepell, Richard 181, 183, 185 Rosa, Bernhard, Abt von Grüssau 123 Rosenberg, Alfred 342 Rossi, Carlo 85f. Rohnstock, Sebastian, Bf. von Breslau 115 Ronge, Johannes 217 Różewicz, Tadeusz 6–8, 13 Rudolf II., Ks. 37, 50 Rüsen, Jörn 13 Rupert, Hz. von Liegnitz 95f. Runge, Christian 140 Salice Contessa, Carl Wilhelm 235 Sammter, Ascher 246 Satori, Johanna → Neumann, Johanna Saurma-Lorzendorf, Arthur Gf. 231 Schadow, Johann Gottfried 225, 261 Schäffer, K. A. 271 Schaffgotsch, Christoph Leopold Freihr. von 128f., 155 Schaffgotsch, Gotthard Franz von 128, 131 Schaffgotsch, Hans Ulrich von, Semperfrei von und auf Kynast, Freihr. von Trachenberg 60, 128, 134 Schaffgotsch, Johann Anton Gf. 111, 129f., 131–134, 136, 360 Schaffgotsch, Leopold Gf. 176–178 Scharff, Gottfried Balthasar 129f., 274 Schayer, Karol 322 Scheffler, Johannes 142 Scheffler, Felix Anton Scherffer von Scherfferstein, Wenzel 67–70, 80, 136 Schickfuß, Johannes 61f., 72, 108, 135 Schieche, Emil 312
Personenregister Schieder, Theodor 144 Schilling, Friedrich 354 Schimmelpfennig, Carl Adolf 257 Schmidt, Carl August 228 Schinkel, Karl Friedrich 169, 211, 264 Schnabel, Joseph 178 Schnieber, Carl 171, 188 Schnürpel, Herbert 340 Schoenborn, Heinrich 272 Schönborn, Theodor 319f. Schönwälder, Karl Friedrich 124f., 232, 270, 276, 286 Scholz, Christian 126 Scholz, Richard 319 Schramm, Johannes 58 Schroller, Franz 257 Schröter, Abt von St. Vinzenz in Breslau 125 Schubert, Heinrich 191 Schubert, Johann (Josef ) 124 Schück, Carl Eduard 232 Schulte, Wilhelm (Lambert) 352 Schultz(e), Chrysostomus 142 Schulze, Hagen 14 Schummel, Johann Gottlieb 190 Schweinichen, Hans von 248–255, 294, 362 Schwidetzky, Ilse 356 Scott, Walter 236 Semkowicz, Aleksander 183 Semkowicz, Władysław 323 Semovit(us) → Ziemowit Serényi, Franziska Gfn., Gfn. Schaffgotsch 134 Seyfart, Johann Friedrich 154 Sienkiewicz, Henryk 291 Sigismund, Ks. 123 Sigismund I., der Alte (Stary), Kg. von Polen 33, 56 Sigismund II. August, Kg. von Polen 36, 47, 49, 56 Sinapius, Johannes 107, 129f Smolka, Stanisław 295 Sobieski, Wacław 303, 327, 331 Solicki, Stanisław 99 Sommer, Fedor 231, 239, 317f. Sommer von Sommersberg, Friedrich Wilhelm 129f., 135 Sophia von Liegnitz, Kfstn. von Brandenburg 35
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Sophia von Polen, Markgfn. von Brandenburg-Ansbach und Brandenburg-Kulmbach 152 Sophia Catharina von Oels, Hz. von Brieg 232 Sophia Elisabeth von Anhalt-Dessau, Hzn. von Liegnitz 38, 63, 103 Sophie von Brandenburg-Ansbach, Hzn. von Liegnitz 34, 267 Spellerberg, Gerhard 77 Spengler, Oswald 294 Springer, Adam Friedrich 80f. Stahl, Julius 210 Stalmach, Paweł 288f., 291, 297 Stanislaus, hl. 93, 116 Stanislaus I. Leszczyński, Kg. von Polen 133f. Stanislaus II. August Poniatowski, Kg. von Polen 159 Staszic, Stanisław 162 Stęczyński, Bogusz Zygmunt 285 Steffens, Henrik 167 Stein, Armin → Nietschmann, Hermann Otto Stenzel, Gustav Adolf Harald 184–187, 192, 194–198, 200, 202f., 217, 227, 241–244, 260, 353, 361 Stephan Báthory, Fst. von Siebenbürgen, Kg. von Polen 50 Sternberg (ze Šternberka), Adam von 34 Sternberg (ze Šternberka), Jaroslav (Zdislav) Gf. von 182 Stieff, Carl Benjamin 140 Stieff, Christian 130, 142 Stifter, Adalbert 345 Stickelberger, Emanuel 343 Stoecker, Adolf 246 Storm, Ruth 351 Strachwitz, Alice Gf. von 231 Streit, Konrad 190 Stresemann, Gustav 306 Stronczyński, Kazimierz 293, 298, 301 Štúr, Ľudovít 288 Sussmann-Hellborn, Louis 261 Szarota, Elida Maria 84 Szujski, Józef 301 Szyrocki, Marian 139 Tarnowski, Friedrich Wilhelm Ladislaus 237 Tasso, Torquato 89
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Personenregister
Thamer, Hans-Ulrich 342 Thebesius, Georg 107f., 142, 179, 274 Theissing, Johannes 349 Thilo, Gottfried 135 Thomas, Vogt von Löwenberg 26 Thomas II., Bf. von Breslau 205, 207, 274 Thomas, Johann Friedrich 141 Thum, Gregor 17f. Thurmair, Maria Luise (Mumelter, Maria) 349–351 Tilenus (Lindner), Georg 104 Tilisch, Eleasar 59, 104 Toynbee, Arnold 294 Treitschke, Heinrich von 199 Turek-Kwiatkowska, Lucyna 18 Tzoppe, Gustav Adolf 197 Urban, Konrad 254, 318 van der Velde, Carl Franz 172f., 188 Venatier, Hans 344f., 347 Victor von Hohenlohe-Waldenburg-Schillingsfürst, Hz. von Ratibor 214 Vincentius (Wincenty) Kadłubek, Bf. von Krakau 55, 87, 159 Viola Elisabeth von Teschen, Kgn. von Böhmen und Ungarn 289 Vocke, Alfred 168 Volkelt, Johann Gottlieb 179 Voß, Johann Heinrich 170 Wagner, Josef 307, 355 Wagner, Richard 253 Waitz, Georg 295 Wallenstein, Albrecht Wenzel Eusebius von (Albrecht Václav Eusebius Valdštejna), Hz. von Friedland, Fst. von Sagan 39, 111, 128 Wattenbach, Wilhelm 195 Weber, Adolf 309 Weber, Matthias 244, 312 Weinert, Max 341 Weinhold, Karl 253 Weinschenk, Johann Gottfried 138 Weisstein, Hermann 272f., 314 Wendt, Heinrich 169 Wenzel, Hz. der Böhmen, hl. 93 Wenzel I. Přemysl, Kg. von Böhmen 289 Wenzel III., Hz. von Teschen 36
Wenzel IV., röm.-dt. Kg. 28, 123 Werg, August 234 Werner, Helmut 44 Werner, Richard 245 Werwill, R.Th. 234 Więcek, Adam 44 Wilhelm, Pz. von Preußen 213 Wilhelm I., Ks. 187 Wilhelm II., Ks. 98, 267–269, 274f. Willmann, Michael 117, 119 Winckler, Daniel 64 Winkler, Adalbert von → Kętrzyński, Wojciech Wladislaw, Hz. von Oppeln 28f., 124, 191, 295 Wladislaw, Bf. von Salzburg 93, 116, 216 Wladislaw Jagiello, Kg. von Polen 28 Wladislaw I. Hermann, Hz. von Polen 47f. Wladislaw II., der Vertriebene (Wygnaniec), Hz. von Krakau und Schlesien 22–24, 47f., 62, 87, 274, 302 Wladislaw III. Ellenlang (Łokietek), Kg. von Polen 27, 73, 156, 161 Wladislaw IV. Wasa, Kg. von Polen 66 Wladislaw V., Kg. von Böhmen und Ungarn 32f., 35, 123, 282 Wohnlich, Carl 186 Wojciechowski, Zygmunt 323 Wolff, Adalbert 274 Worbs, Johann Gottlieb 208 Wutke, Konrad 196, 210 Wuttke, Heinrich 228 Wyspiański, Stanisław 299–301, 363 Yorck Gf. von Wartenburg, Hans David Ludwig 167 Zeller, Franz Joseph 116 Ziemomysł, sagenhafter Hz. der Polanen 77 Ziemowit (Siemowit), sagenhafter Hz. der Polanen 47, 55, 61, 72, 87 Zientara, Benedykt 295 Zimmermann, Friedrich Albert 190 Zinke, Othmar, Abt von Braunau, Břevnov und Politz, Probst von Wahlstatt 121 Zmorski, Roman 286 Zuchhold, Hans 246, 317 zum Winkel, Arnold 261, 266
Ortsregister
Amsterdam 133 Auerstedt 163 Auschwitz (poln. Oświęcim) 308 Bad Warmbrunn (poln. Cieplice Śl. Zdrój) 177, 285 Bamberg 261 Bardo → Wartha Berlin 79, 169, 173, 179, 192–194, 211f., 229, 231, 239, 261, 264, 285 Birsen (lit. Biržai, poln. Birże) 40 Biržai → Birsen Birże → Birsen Breslau (poln. Wrocław) 2–4, 6–9, 13, 17, 30f., 33, 36, 40–43, 66, 72, 74, 77f., 80, 83, 87, 96f., 100, 106, 111, 113–116, 123, 125, 127-130, 134, 138f., 141, 146, 150, 157, 162, 165–169, 172–174, 176, 179, 181, 185–187, 190–196, 200, 204– 206, 212, 214, 216, 218, 227f., 231, 237, 242, 253f., 259–261, 267, 269, 271, 274f., 278, 281, 284–288, 290, 292, 294, 297–299, 301, 306, 308–313, 321f., 327, 329, 332, 338–340, 342f., 349f., 352f., 356f., 359, 361, 364 Bolkenhain (poln. Bolków) 123, 235f., 282 Bolków → Bolkenhain Bonn 311 Bratislava → Preßburg Braunau (tsch. Brounov) 121 Brieg (poln. Brzeg) 37, 40, 45–52, 53f., 57–59, 61, 63, 65, 67f., 76–79, 86, 88, 92, 94, 96, 124, 126, 137, 141, 147–149, 155, 162, 194, 209, 226, 228, 231, 234, 236, 259, 261f., 270–273, 275–278, 280, 286f., 314–316, 353–356 Brno → Brünn Brounov → Braunau Brüssel (frz. Bruxelles, niederl. Brussel) 342 Brünn (tsch. Brno) 116 Brussel → Brüssel Bruxelles → Brüssel Brzeg → Brieg Buchwald (poln. Bukowiec) 229 Bukowiec → Buchwald
Chojnik → Kynast Cieplice Śl. Zdrój → Bad Warmbrunn Cieszyn → Teschen Creisau → Kreisau Crossen an der Oder (poln. Krosno Odrzańskie) 100 Czerwony Kościół → Rothkirch Danzig (poln. Gdańsk) 12, 17f., 195 Dessau 63, 103 Dobre Pole, Dobropole → Wahlstatt Dohnau an der Katzbach (poln. Dunino) 314 Dresden 39f., 79, 291 Duisburg 193 Dunino → Dohnau an der Katzbach Erdmannsdorf (poln. Mysłakowice) 213 Erfurt 95 Fehrbellin 240 Fischbach (poln. Karpniki) 213 Frankfurt am Main 79, 197 Frankfurt an der Oder 39, 135, 193 Fürstenstein (poln. Książ) 237, 319 Gdańsk → Danzig Genova → Genua Genua (ital. Genova) 330 Gießen 311 Glatz (poln. Kłodzko, tsch. Kladsko) 115, 345 Gleiwitz (poln. Gliwice) 350 Gliwice → Gleiwitz Glogau (poln. Głogów) 41, 61f., 113, 220, 264 Głogów → Glogau Głubczyce → Leobschütz Gnesen (poln. Gniezno) 21, 87 Gniezno → Gnesen Goldberg (poln. Złotoryja) 67, 100, 104, 135, 187, 204, 299 Górki Wielkie → Groß Gurek Greiffenstein (poln. Zamek Gryf ) 233f. Grodków → Grottkau
458
Ortsregister
Groß-Glogau → Glogau Groß Gurek (poln. Górki Wielkie) 325 Groß Piastenthal → Piastenthal Groß Rauden → Rauden Groß-Rosen (poln. Rogoźnica) 308 Grottkau (poln. Grodków) 205 Grünberg (poln. Zielona Góra) 59 Grüssau (poln. Krzeszów) 101, 118, 122– 124 Gumbinnen (russ. Gusev) 152 Gusev → Gumbinnen Halle an der Saale 135, 143, 193 Heinrichau (poln. Henryków) 123 Henryków → Heinrichau Hermsdorf (poln. Sobieszów) 130–132, 134, 285 Hirschberg (poln. Jelenia Góra) 134, 142, 154 Hundsfeld (poln. Psie Pole) 87, 303 Jánský Vrch → Johannisberg Jastrzigowitz (poln. Jastrzygowice) 327 Jastrzygowice → Jastrzigowitz Jauer (poln. Jawor) 41, 102, 137, 275 Jawor → Jauer Jelcz → Jeltsch Jelenia Góra → Hirschberg Jeltsch (poln. Jelcz) 242 Jena 61, 163, 198, 224 Johannisberg, Johannesberg (tsch. Jánský Vrch) 221f. Kalisch (poln. Kalisz) 167 Kalisz → Kalisch Karpniki → Fischbach Karviná → Karwin Karwin (poln. Karwina, tsch. Karviná) 289 Karwina → Karwin Katowice → Kattowitz Kattowitz (poln. Katowice) 322, 338 Kiew (ukr. Kyjiv) 185 Kladsko → Glatz Klein Piastenthal → Piastenthal Kłodzko → Glatz Köln 211 Krakau (poln. Kraków) 27, 35f., 49, 56–58, 88, 99, 156f., 182, 196, 254, 285, 287f., 294f., 299f., 312, 322f., 327, 334, 364
Kraków → Krakau Kreisau (poln. Krzyżowa) 279 Krieblowitz (poln. Krobielowice) 167, 174 Krobielowice → Krieblowitz Krosno Odrzańskie → Crossen an der Oder Kruschwitz (poln. Kruszwica) 61, 68, 140 Kruszwica → Kruschwitz Krzeszów → Grüssau Krzyżowa → Kreisau Książ → Fürstenstein Kyjiv → Kiew Kynast (poln. Chojnik) 131, 234 Lähn (poln. Wleń) 135, 318 Langendorf (poln. Wielowieś) 96f. Laugwitz (poln. Łukowice Brzeskie) 319 Legnica → Liegnitz Legnickie Pole → Wahlstatt Leipzig 61, 103, 133–135, 159, 167, 194, 199 Lemberg (poln. Lwów, ukr. Lwiw) 183, 285, 287, 293f., 297, 327 Leobschütz (poln. Głubczyce) 67, 288 Leszno → Lissa Leubus (poln. Lubiąż) 23, 118–121, 214 Leubusch (poln. Lubsza) 148 Leutmannsdorf (poln. Lutomia) 2 Liberec → Reichenberg Liegnitz (poln. Legnica) 25f., 30, 33, 44, 53f., 58, 60, 63, 67, 72, 76–78, 80, 84– 92, 99, 101, 103, 105, 107, 118, 126, 129, 134, 136, 138f., 141–143, 147, 150, 217, 224, 244–247, 256f., 259, 261, 263–270, 275–277, 281, 286f., 292, 298–301, 316f., 319, 337–343, 346, 356, 359, 365, 380 Lissa (poln. Leszno) 39, 285 Löwenberg (poln. Lwówek Śląski) 25f. London 12f. Lubiąż → Leubus Lubin → Lüben Lublin 288 Lubliniec → Lublinitz Lublinitz (poln. Lubliniec) 290 Łubowice → Lubowitz Lubowitz (poln. Łubowice) 207 Lubsza → Leubusch Lüben (poln. Lubin) 60, 94 Łukowice Brzeskie → Laugwitz
Ortsregister Lutomia → Leutmannsdorf Lwiw → Lemberg Lwów → Lemberg Lwówek Śląski → Löwenberg Mailand (ital. Milano) 45, 88 Malbork → Marienburg Małujowice → Mollwitz Marienburg (poln. Malbork) 211 Milano → Mailand Mohács 33 Mollwitz (poln. Małujowice) 262 Moskau (russ. Moskva) 185, 349 Moskva → Moskau München 6 Mysłakowice → Erdmannsdorf Naumburg am Queis (poln. Nowogrodziec) 350 Naumburg an der Saale 92 Neumarkt (poln. Środa Śląska) 99, 170, 204 Neisse (poln. Nysa) 31, 115, 204f., 216, 221, 238, 345 Nowogrodziec → Naumburg am Queis Nysa → Neisse Ohlau (poln. Oława) 43, 75, 85, 88, 204, 275 Oława → Ohlau Olmütz (tsch. Olomouc) 182 Olomouc → Olmütz Opole → Oppeln Oppeln (poln. Opole) 125, 204, 216, 238, 304, 306, 308, 324f. Ornontowitz (poln. Ornontowice) 332 Ornontowice → Ornontowitz Osterode (poln. Ostróda) 40 Ostróda → Osterode Ostrov → Schlackenwerth Oświęcim → Auschwitz Otmuchów → Ottmachau Ottmachau (poln. Otmuchów) 345 Piastenthal, Groß und Klein P. (poln. Piastowice) 148f., 356 Piastowice → Piastenthal Pleß (poln. Pszczyna) 288, 332 Posen (poln. Poznań) 195, 285 Potsdam 309, 340
459
Poznań → Posen Pozsony → Preßburg Prag (tsch. Praha) 39, 96, 121, 135, 196, 254, 281, 284, 288, 342 Praha → Prag Preßburg (slowak. Bratislava, ung. Pozsony) 288 Psie Pole → Hundsfeld Pszczyna → Pleß Racibórz → Ratibor Ratibor (poln. Racibórz) 204 Rauden (poln. Rudy) 124, 214 Reichenberg (tsch. Liberec) 311 Reichthal (poln. Rychtal) 332 Rjazan’ → Rjäsan Rjäsan (russ. Rjazan’) 185 Rogoźnica → Groß-Rosen Rom (ital. Roma) 9 Rothkirch (poln. Czerwony Kościół) 303, 327 Rudy → Rauden Rychtal → Reichthal Scheyern 57 Schlackenwerth (tsch. Ostrov) 94 Schönau an der Katzbach (poln. Świerzawa) 318 Schweidnitz (poln. Świdnica) 8, 41, 64, 129, 134, 136f., 139, 141, 171, 235, 259, 278–283, 357, 363 Ścinawa → Steinau Skoczów → Skotschau Skotschau (poln. Skoczów) 325 Sobieszów → Hermsdorf Sprottau (poln. Szprotawa) 244 Środa Śląska → Neumarkt Staniszów → Stonsdorf Steinau (poln. Ścinawa) 78 Steudnitz (poln. Studnica) → Rothkirch Stolzenfels 211 Stonsdorf (poln. Staniszów) 344 Studnica (dt. Steudnitz) → Rothkirch Świdnica → Schweidnitz Świerzawa → Schönau an der Katzbach Szprotawa → Sprottau Taczalin → Tentschel Tentschel (poln. Taczalin) 217
460
Ortsregister
Teschen (poln. Cieszyn, tsch. Těšín) 59, 288f. Těšín → Teschen Thorn (poln. Toruń) 39f., 65 Toruń → Thorn Tours 181 Trachenberg (poln Żmigród) 60 Trebnitz (poln. Trzebnica) 25, 93, 95, 115– 117, 121, 124, 150, 158, 215, 218, 220, 234, 280, 313, 328, 340, 347–349, 351, 360 Trier 50, 217 Trzebnica → Trebnitz Venedig (ital. Venezia) 329f. Venezia → Venedig Vilnius → Wilna Wahlstatt (poln. Legnickie Pole, historisch auch Dobre Pole, Dobropole) 7, 26, 74, 88–90, 92, 97–109, 118, 121f., 124, 142f., 157, 170–189, 216, 219, 222, 240, 267f., 273, 285, 289, 292f., 297–300,
310, 318, 327, 329, 331–333, 336–349, 353, 359, 361 Warmbrunn → Bad Warmbrunn Warschau (poln. Warszawa) 2, 96, 119, 287 Warszawa → Warschau Wartha (poln. Bardo) 350 Wielowieś → Langendorf Wien 39, 43, 83f., 96, 128, 134f., 196, 359 Wierzbna → Würben Wilna (poln. Wilno, lit. Vilnius) 296 Wilno → Wilna Wittenberg 61, 135 Wleń → Lähn Wohlau (poln. Wołów) 355f. Wołów → Wohlau Wrocław → Breslau Würben (poln. Wierzbna) 8 Żagań → Sagan Zamek Gryf → Greiffenstein Zielona Góra → Grünberg Złotoryja → Goldberg
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