Das kaiserliche Jagdhaus Mürzsteg: Geschichte, Ausstattung und Politik 9783205204947, 9783205204251


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Das kaiserliche Jagdhaus Mürzsteg: Geschichte, Ausstattung und Politik
 9783205204947, 9783205204251

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Ilsebill Barta . Markus Langer . Marlene Ott-Wodni

DA S K A ISE R L ICH E JAGDH AUS M Ü R Z S T EG Geschichte, Ausstattung und Politik

Herausgegeben von der Österreichischen Präsidentschaftskanzlei und der Bundesmobilienverwaltung

Band 34

böhlau verlag wien . köln . weimar

eine publikationsreihe

M MD

der museen des mobiliendepots

Publiziert mit Unterstützung durch: Österreichische Präsidentschaftskanzlei Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft Abt. Kustodische Angelegenheiten und Bundesmobilienverwaltung

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek  : Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie  ; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Umschlagabbildungen  : Umschlag Vorderseite  : Rudolf Bent, Kaiserliches Jagdhaus Mürzsteg, Aquarell 1903 Umschlag Rückseite  : Hundekopf, Detail des Ofens in der Eingangshalle von Mürzsteg, Ton, um 1870 Hintere Klappe  : Kaiserliches Wappen, Detail eines geschnitzten Bilderrahmens aus dem Jagdhaus Mürzsteg, um 1890 Fotos: Bundesmobilienverwaltung, Fotograf  : Edgar Knaack

© 2016 by Böhlau Verlag Ges.m.b.H., Wien Köln Weimar Wiesingerstraße 1, A-1010 Wien, www.boehlau-verlag.com Alle Rechte vorbehalten. Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist unzulässig. Korrektorat  : Gabriele Fernbach, Wien Umschlaggestaltung  : Michael Haderer, Wien Satz  : Michael Rauscher, Wien Druck und Bindung  : Holzhausen, Wolkersdorf Gedruckt auf chlor- und säurefreiem Papier Printed in the EU ISBN 978-3-205-20425-1

Den Bundespräsidenten der Zweiten Republik gewidmet.



:

I N H A LT

  9 : Vorwort   11 : Jagdhaus Mürzsteg  : Imperial Hunting Lodge. History, furnishings and politics   13 : Vom »k. k. Jagdthaus« zum Jagdschloss Mürzsteg. Architektur und Inneneinrichtung des Lieblingsjagddomizils von Kaiser Franz Joseph . Marlene Ott-Wodni   63 : Die dekorative Ausstattung des Jagdhauses in Mürzsteg . Ilsebill Barta   93 : Historische Persönlichkeiten und Politik im Jagdhaus Mürzsteg . Markus Langer 143 : Nachweise 146 : Publikationsreihe der Museen des Mobiliendepots

I nhalt : 7

V O RW O RT Das ehemals kaiserliche Jagdhaus in Mürzsteg spiegelt wie kaum ein anderes vergleichbares Objekt die Geschichte unseres Landes seit der Mitte des 19. Jahrhunderts mit ihren Brüchen und Kontinuitäten wider. Nur eineinhalb Autostunden von Wien entfernt taucht der Besucher in eine Hochgebirgslandschaft und findet im Mürztal eher unvermutet ein stattliches Jagdhaus, das ganz im Stil der Zeit um 1900 adaptiert wurde. Die nun vorliegende Publikation gibt erstmals Einblick in ein historisches Haus, das von Kaisern und Bundespräsidenten genutzt und bewohnt und in dem auch Geschichte geschrieben wurde. In der Monarchie hielten sich der Erbauer des Jagdhauses, Kaiser Franz Joseph I., und sein Nachfolger Kaiser Karl I. mehrmals im Jahr zu den sogenannten Hofjagden in Mürzsteg auf. Die Jagd war das liebste Freizeitvergnügen beider Herrscher und das Mürztal war der geeignete Ort, diesem nahe von Wien nachzugehen. Diese Hofjagden fanden aber nicht nur im erweiterten Familienkreis statt, sondern boten auch Gelegenheit, ausländische Herrscher wie Kaiser Wilhelm II. oder den englischen König Edward VII. einzuladen und Politik zu betreiben. Der prominenteste Gast vor 1918 war sicherlich der Zar von Russland, Nikolaus II., dessen Gespräche und Verhandlungen mit Kaiser Franz Joseph I. letztlich zu den Mürzsteger Beschlüssen von 1903 führten. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Jagdhaus Mürzsteg den Bundespräsidenten der Republik Österreich als zweiter Amtssitz zur Verfügung gestellt. Von Karl Renner bis Heinz Fischer nutzten alle Bundespräsidenten das Haus. Auch die Tradition, Gäste aus dem In- und Ausland einzuladen, wurde fortgesetzt. Bildete in der Monarchie die Jagd den Rahmen für Einladungen, so änderte sich die Freizeitbeschäftigung nach dem Zweiten Weltkrieg dahingehend, dass die Bundespräsidenten mit ihren Gästen gerne und häufig Wanderungen im Mürztal unternahmen. Und so wie damals wurden am

Rande dieser Bergtouren auch politische Gespräche geführt, wie der Beitrag über die Bundespräsidenten zeigt. All diese Aktivitäten fanden in einem auch kunsthistorisch hochinteressanten Ambiente statt. In diesem Buch sind erstmals alle Etappen der Baugeschichte des Jagdhauses, auch unter Verwendung der Originalpläne, ausführlich dokumentiert. Ebenso genau beleuchtet die Publikation das Interieur mit vielen kostbaren und teilweise kuriosen Gegenständen. Der besondere Reiz dieses Schlosses liegt nicht zuletzt darin, dass trotz aller politischen Veränderungen die Originaleinrichtung erhalten geblieben ist. Es gibt kaum ein anderes kaiserliches Jagdhaus – die berühmte Kaiservilla in Bad Ischl ausgenommen –, das sich heute noch so authentisch präsentiert. Wie in den Texten dieses Buches wechseln auch in den zahlreichen Akten, die in diesem Werk berücksichtigt wurden, die Bezeichnungen Jagdhaus und Jagdschloss. Größe und Aussehen des Objekts erinnern aber eher an eine großzügige Villa der Jahrhundertwende im sogenannten »Semmering-Stil«. Dem Herrn Bundespräsidenten und Frau Margit Fischer sei an dieser Stelle aufrichtig für die Zustimmung zu diesem Buchprojekt und die wohlwollende Begleitung in allen Phasen der Entstehung gedankt. Nahezu alle Quellen, so sie erhalten sind, befinden sich in den beiden großen Archiven des Öster­ reichischen Staatsarchivs, dem Haus-, Hof- und Staatsarchiv und dem Archiv der Republik. Neben Direktor Mag. Thomas Just gebührt besonderer Dank Frau Mag. Irmgard Pangerl, Archivarin im Haus-, Hof- und Staatsarchiv, die die Autoren mit viel Sachkenntnis zu bisher unbekannten Quellen hingeführt hat, sowie Herrn Dr. Gerhard Gonsa und Herrn Dr. Ernst Petritsch. Ebenso herzlich danken wir Direktor Dr. Manfred Fink und ganz besonders Frau Mag. Susanne Fröhlich, Herrn Dr. Berthold Konrath und Herrn Herbert Vopava vom Archiv der Republik, die mit ihrer Unterstützung wesentlich zum Gelingen dieser Publikation beigetragen haben. An der Digitalisierung der umfangreichen Ak-

Vorwort

:9

tenbestände aus diesen Archiven hat mit besonderer Umsicht Frau Veronika Wörister aus der Präsidentschaftskanzlei dankenswerterweise mitgearbeitet. Für die Graphische Sammlung Albertina seien Frau Dr. Maria Luise Sternath-Schuppanz, Frau Dr. Regina Doppelbauer und Herr Dr. Christian Benedik herzlich bedankt, gleiches gilt für Direktor Dr. Christian Kircher vom Wien Museum und Herrn Mag. Peter Prokop vom Bildarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek. Für die freundliche Unterstützung gebührt den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Landesarchivs Steiermark, Direktor Dr. Wolfgang Muchitsch vom Universalmuseum Joanneum, Herrn Dr. Erik Hilzensauer vom Bundesdenkmalamt Graz und Herrn Manfred Seiser vom Gemeindeamt der Marktgemeinde Neuberg an der Mürz/Servicestelle Mürzsteg ebenfalls ein besonderes Dankeschön. Die Enkeltöchter des langjährigen Verwalters des Jagdschlosses Mürzsteg, Viktor Mittendorfer, Frau Meta Schönauer und Frau Helga Kernbichler, haben mit ihren Interviews und der Zurverfügungstellung von Fotos, Postkarten und Originaldokumenten ebenso zum Gelingen dieser Arbeit beigetragen wie die Gattin des ehemaligen Verwalters, Frau Traude Sulzer. Frau Veronika Seidl, Witwe des Autors der Gemeindechronik »Mürzsteg im Wandel der Zeit«, danken wir ebenfalls für spannende Hinweise und Hilfestellungen. Für die fotografischen Aufnahmen der Mobilien, die nicht immer leicht ins Bild zu bringen waren, sei Herrn Edgar Knaack herzlichst gedankt. Gleiches gilt für Herrn Mag. Andreas Gugler von der Bundesmobilienverwaltung, der unzählige Bilder, Fotos und Dokumente fachgerecht digitalisierte, sowie für Frau Sabine Appl, Frau Ingrid Hajek, Frau Ingrid Blümel und Frau Dr. Angela Völker. Ein besonderer Dank gilt seitens der Präsidentschaftskanzlei der Verwalterin des Jagdhauses Mürzsteg, Frau Gabriele Würgenschimmel und ihrem Team, die mit viel Kenntnis zu Details wiederholt eine wichtige Ansprechpartnerin war, sowie ihrem Vorgänger Herrn Eduard Capellaro.

10 : Vorwort

Abschließend sei dem Böhlau-Verlag gedankt, speziell Frau Dr. Eva Reinhold-Weisz und Herrn Michael Rauscher für die unterstützende Arbeit an diesem Buch. Ilsebill Barta Markus Langer Marlene Ott-Wodni

JAGDHAUS MÜRZSTEG: IMPERIAL HUNTING LODGE H i s to ry, f u r n i s h i n g s a n d p o l i t i c s

The former imperial hunting lodge, or Jagdhaus, in Mürzsteg has reflected our history since the mid19th century, with its ruptures and continuities, like hardly any other property of its kind. In an alpine setting just an hour-and-a-half drive from Vienna, the Mürztal, or Mürz valley after the river of the same name, is the rather unexpected home of a stately hunting lodge, which was adapted to the very style of the period around 1900. Emperor Franz Joseph I was known to have been a passionate hunter since his youth, and even as monarch he enjoyed pursuing his passion as often as possible. In addition to state hunting grounds, he also held hunting grounds, primarily in Styria and in the Salzkammergut region, as a private citizen and through a personal and family fund. His favourite hunting grounds were in Mürzsteg, with its hunting lodge. This publication is the first to give insight into a historic building that not only has been used and lived in by emperors and, since the beginning of the Second Republic, by the federal presidents of Austria, but that is also a place where history was made. During the Austrian Empire, the builder of the hunting lodge, Emperor Franz Joseph I, stayed in Mürzsteg several times a year for the “imperial hunts”, as did his successor Emperor Charles I. Hunting was the favourite pastime of both rulers, and the Mürztal was a fitting destination given its proximity to Vienna. The extended family attended these imperial hunts, but more than that, the hunts were an occasion to invite foreign rulers, such as German Emperor Wilhelm II and the British King Edward VII, to politick. In October 1903, Mürzsteg was to play host to a foreign dignitary. Russia’s Czar Nicholas II participated in the autumn hunts from 1 to 3 October at

the invitation of Emperor Franz Joseph. But there was a political reason for the czar’s visit as well. The two heads of state wanted to use the occasion to discuss and develop solutions to the crisis in Macedonia, which was then part of the Ottoman Empire. The outcome of these meetings became known as the Mürzsteg Agreement. Following World War II, Jagdhaus Mürzsteg was made available to the presidents of the Republic of Austria as a second official residence. Every federal president from Karl Renner to Heinz Fischer has used the lodge, and the tradition of inviting guests from Austria and abroad has continued. While hunting served as the backdrop for inviting guests during the Empire, presidents frequently enjoyed taking hikes with their guests in the Mürztal. As in the past, political discussions took place in the setting of these mountain hikes, a tradition which is demonstrated in the section about Austria’s federal presidents. All of these activities took place in an atmosphere that was of particular interest from an art history perspective as well. This book is the first to document every stage in the history of the hunting lodge’s construction in detail and also uses the original plans as a source. Following an equally detailed approach, it sheds light on the interior of the lodge, with its many precious – and in some cases rather unusual – objects. The historic building, which is often referred to as a palace, owes its special allure not least to the original furnishings, which have been preserved despite the many political changes over the years. One would be hard pressed to find another imperial hunting lodge – with the exception of the famous Kaiservilla in Bad Ischl – that has retained such authenticity today. On 22 May 1869, the emperor issued the order to build a hunting lodge. The renowned pair of architects Johann Romano and August Schwendenwein were entrusted with its design and construction. The lodge owes its current appearance to an expansion in 1902. The emperor and his hunting guests maintained a simple life close to nature at the hunting lodges,

Jagdhaus M ür zsteg: Imperial H unting Lodge : 11

and especially at the hunting cabins. Contemporary Some of the lodge’s particularly precious objects accounts repeatedly stressed the emperor’s modesty, include watercolours by Austrian painters Thomas which approached frugality, when referring to his Ender and Rudolf von Alt as well as drawings by huntsman’s lifestyle and the furnishings of his resi- painter Franz Pausinger and copperplate engravings dences in general. This lifestyle, which was rather by Johann Elias Ridinger, both of whom would beunassuming when compared to daily life at court in come known in art history for their renderings of Vienna, was reflected in the clothing, meals, décor animals. and architecture. In fact, describing the emperor’s Franz Joseph last hunted in Mürzsteg in 1905, residence as a Jagdschloss, or hunting palace, as is but the hunting grounds and lodge continued to be often done, does not really reflect the building ac- maintained and kept available for family members. curately, which even today is closer to a large manor The future of imperial hunts was uncertain followhouse in scale than a palace. ing the emperor’s death in November 1916. But EmIn general, we cannot say whether the furnishings peror Charles I resolved on 28 December 1916 to in Mürzsteg were commissioned by the emperor for continue the Neuberg-Mürzsteg imperial hunt in its the hunting lodge or who made them and in what traditional form. year. Nevertheless, it would be of great interest to Following the end of the Empire and the procknow which craftsmen produced the lodge’s furni- lamation of the Austrian Republic, ownership of the ture, particularly in view of the special ensemble hunting lodge was transferred to the Kriegsgeschädigused in Mürzsteg  : the pieces in the royal apartments tenfonds, a fund established to help war widows and are made out of juniper, a wood very rarely used in orphans. The fund fell under the responsibility of furniture-making. Juniper has a light gold-brown the Ministry of Social Affairs of the new republic, base colour, which contrasts with the dark pattern which established a museum at the palace. The state of its knots. rooms remained open to the public even during the The emperor used the ground-floor game room National Socialism era and were overseen by the and dining room as state rooms. The furnishings Reich Forestry Office (Reichsforstverwaltung). in the dining room during Franz Joseph’s time are Following the end of World War II, which the documented in a photograph, which is reproduced palace escaped unscathed, the building became the in this book. The remaining rooms on the ground second official seat of the Austrian federal president, floor served as guest rooms and servants’ quarters. after the Hofburg Palace in Vienna. Inventory books have made it possible to reconFederal President Karl Renner, the first head of struct the guest rooms, and the pieces are still part state of the restored Austrian Republic, spent his of the collection of Austria’s Federal Administration summer holidays in Styria’s Mürztal from 1947 on. of Moveables (Bundesmobilienverwaltung) and the Federal Presidents Theodor Körner, Adolf Schärf, collection at Mürzsteg. The kitchen was located in a Franz Jonas, Rudolf Kirchschläger, Kurt Waldheim, Thomas Klestil and Heinz Fischer followed his tra­ separate building at the park’s entrance. The first floor housed the emperor’s apartments dition. All of them appreciated not only the opporand the rooms of his closest hunting companions, tunity to take long hikes in the impressive alpine who were present at nearly every imperial hunt in setting near the capital of Vienna. They also hosted Mürzsteg. The furnishings of the royal guest rooms numerous foreign guests of state, whom they offered were nearly identical. Most objects were made of the possibility of tours of Mariazell Basilica and juniper, and seating furniture was upholstered with Neuberg Abbey and extended hikes in addition to leather. Rooms also featured a desk and armchair, a informal talks. washstand with a marble top, a bed, a clock and an étagère holding maps and books.

12 : Jagdhaus M ür zsteg: Imperial H unting Lodge

V O M » K .  K . J A G D T H A U S « ZUM JAGDSCHLOSS MÜRZSTEG A rc h i t e k t u r u n d I n n e n e i n r i c h t u n g d e s L i e b l i n g s j ag d d o m i z i l s vo n K a i s e r F r a n z J o s e ph Marlene Ott-Wodni

»Das Jagdgebiet Neuberg-Mürzsteg ist das Ideal des Jägers. Herrlich bewaldete Höhenzüge wechseln hier mit dem steilen Felsgebirg und bieten dem Hoch-, Gems- und Auerwilde die zuträglichsten Standorte.«1 Kaiser Franz Joseph war seit Jugendtagen für seine Jagdleidenschaft bekannt, der er auch als Monarch gerne und so oft wie möglich nachging. Neben den hofärarischen Jagdgebieten unterhielt der Kaiser auch als Privatperson beziehungsweise in Verwaltung des Privat- und Familienfonds stehende, vor allem in der Steiermark und im Salzkammergut befindliche Reviere. Zu diesen zählten die Jagdgebiete von Reichenau, Eisenerz-Radmer, Offensee, Ebensee und Langbathsee, die kaiserliche Villa in Bad Ischl sowie die Gebiete in Neuberg und Mürzsteg. Die einzelnen Reviere wurden je nach Wildreichtum und -art zu unterschiedlichen Zeiten des Jahres aufgesucht. Das Jagdgebiet Neuberg-Mürzsteg war vor allem wegen der Auerhahnjagd und im hochalpinen Bereich für die Gämsenjagd bekannt. Die Hochwildjagd übte eine besondere Faszination auf die Jägerschaft aus, und Kaiser Franz Joseph zählte wie auch der spätere Thronfolger Franz Ferdinand zu den leidenschaftlichen Anhängern der Gebirgsjagd. Wie zeitgenössischen Berichten zu entnehmen ist, scheute der Kaiser weder körperliche Anstrengung noch mühevolle und langwierige Aufstiege, um der Jagd auf Hirsche oder Gämsen nachzugehen.2 In der kaiserlichen Huldigungsschrift »Viribus unitis« wird der Schönheit und Eigenwilligkeit der Hochgebirgsjagd Rechnung getragen  : »Unser Kaiser hat ja

weit bequemere und, der Stückzahl nach, ergiebigere Jagden in der Nähe seiner Residenzstadt Wien  ; aber wer den Zauber der Hochgebirgseindrücke einmal erkannt hat, der flieht das flache Land und wenn es sein kann, auch die Städte. Grimme Berge in all’ ihrer Pracht und Herrlichkeit leuchten uns in unseren schönen Alpenländern entgegen. Schroffe Kuppen, Joche, Schluchten und Wände spiegeln sich in dem Gebirgssee. Der Duft des Waldes erfüllt die Luft. Eine wunderbare Welt von Pracht und Größe  ! Arme Städter  ! Ihr müsst die von Staub gefüllte Luft athmen, während da draussen im Gebirg der erquickende Ozon die Lunge stärkt. (…) Dort oben auf den Bergen herrscht himmlische, nervenstärkende Ruhe. Es liegt ein Hauch von tiefer Poesie im Leben und Treiben der Hochgebirgsjäger und wer den poetischen Zug mit der Jagd zu verbinden versteht, genießt die Eindrücke derselben und ihrer Scenerien doppelt. (…) Und wenn dann erst das Wild sichtbar wird, wenn die ersten Schüsse knallen, wenn das Gepolter der herabrollenden Steine über die steilen Bergwände die Luft erfüllt, dazwischen wohl auch der ›Juchet­ zer‹ eines Treibers nachhallt, der den zu Schuss gekommenen Hirsch oder Gemsbock nächst dem Stande des Kaisers zusammenbrechen sah, dann bemächtigt sich selbst des ältesten Jägers eine Aufregung, welche nur derjenige kennt und zu würdigen versteht, der Hochgebirgsjagden je beigewohnt hat.«3 Das Jagdgebiet um Neuberg und Mürzsteg war schon sehr lange für seinen Wildreichtum bekannt und wurde von vielen Fürstlichkeiten gerne zur Jagd aufgesucht.4 Der früheste Besuch Kaiser Franz Josephs lässt sich im Jahr 1852 nachweisen, als er in Neuberg an einer Auerhahnjagd teilnahm. Darüber hinaus zählte in den 1850er-Jahren auch das von Mürzsteg erreichbare hochalpine Gebiet Steinalpl, das in der Anfangszeit nur über einen Fußsteg, später dann auch über einen Reitsteg und heute durch eine Straße erschlossen ist, zu den beliebten Aufenthaltsorten des Kaisers. Als Absteigquartier diente Mitte des 19. Jahrhunderts der südöstliche Flügel des Neuberger Stiftes, in welchem Appartements für den Kaiser und seine Gäste eingerichtet wurden. Äußerlich erweckte das

Vom »k.  k. Jagdthaus« zum Jagdschloss Mür zsteg : 13

Nebengebäude den Eindruck eines schlichten LandHierauf wird die für den nächsten Tag in Aussicht hauses.5 Im nahegelegenen Mürzsteg pflegte der genommene Jagd im Detail besprochen, die AufMonarch im Forstverwaltungsgebäude zu nächtigen, bruch- und Aufstiegszeit kontrolliert und schließwährend die Jagdgäste im Gasthaus einquartiert lich weist Sr. Majestät den einzelnen Jagdteilnehwurden.6 1869/70 ließ der Kaiser dann ein eigenes mern durch eigenhändige Einzeichnung der Namen Jagdhaus errichten. in die Jagdskizze die Stände zu. Wenn Franz Joseph im Herbst zur Gämsenjagd Diese Jagdskizzen enthalten das zur Orientierung und im Winter zur Hirschjagd in Mürzsteg weilte, nötige topographische Detail des Jagdortes, die war immer ein Großteil der ortsansässigen Bevöl- Triebrichtung, und die nach ihrer voraussichtlichen kerung in das Geschehen eingebunden, entweder Güte nummerierten Jagdstände. Den besten Stand als Jagdpersonal, als Küchenpersonal oder auch als Nr. 1 tritt der Allerhöchste Jagdherr sehr häufig an Quartiergeber. Die Besuche des Kaisers in Mürzsteg seinen erlauchten Schwiegersohn, den Prinzen Leostießen somit auf großes Interesse und Anteilnahme pold von Bayern ab, der ebenso wie sein Vater Prinzder Einheimischen. Der Ablauf eines kaiserlichen regent Luitpold von Bayern ein passionierter weidgeJagdaufenthaltes in Mürzsteg ist anschaulich und im rechter Jäger und sicherer Schütze ist. (…) Detail in der Gendarmeriechronik festgehalten und Sr. Majestät geht bekanntlich fast täglich schon liefert wertvolle Hintergrundinformationen zur Ab- um 9 Uhr zu Bette, steht aber schon längstens um wicklung der kaiserlichen Jagd  : »Wenn der Kaiser in 4 Uhr morgens auf. Um 10 Uhr abends herrscht im das Waldesgrün Mürzsteg zur Jagd kommt, so trägt Jagdschloße tiefste Ruhe. Nur beim Hofjagdleiter er schon bei der Bahnfahrt die Jägertracht – grauer gehen noch die Jäger und Boten aus und ein und Filzhut mit Gemsbart oder Birkhahnstoß, grüne noch lange schimmert dort Licht durch die FensLodenjoppe mit grünem Stehkragen und Schnur, terläden, denn die für den nächsten Jagdtag zu trefgrüne Weste und graue Hose. Letztere wird bei fenden Dispositionen, die Bestellung der Wagen, der Jagd mit der kurzen Gamsledernen vertauscht, Reitpferde, Treiber, die Bestimmung der Jäger für welche das Knie frei lässt, während das Bein durch die Nachsuche und die Ausfertigung der speziellen graue Wadenstrümpfe geschützt ist. Programme für jeden Schützen erfordern emsige TäVon Wien bis Neuberg benützt der Kaiser den tigkeit, damit alles klappt. Hofzug. (…) Ungefähr um 2 Uhr nachts trifft der Kurier mit In rescher Wagenfahrt wird die 13 km lange Straße den Akten aus Wien ein und die Kabinetts- und von Neuberg bis Mürzsteg zum Jagdschloße – in Militärkanzleibeamten gehen alsbald an die Sichdessen Vestibül die Forstbeamten ihren allerhöchs- tung und Vorbereitung der eingelangten Aktenstüten Jagdherrn erwarten – zurückgelegt. Die ersten cke, um sie bis 5 Uhr früh dem Kaiser vorlegen zu Fragen an dieselben gelten stets dem Wildstand und können. Derselbe sitzt um diese Stunde schon beim den Jagdaussichten. Die Ankunft der Jagdteilneh- Schreibtische, nachdem er sich rasch angekleidet mer erfolgt gewöhnlich kurz vor der Souperstunde und selbst rasiert hat. und die Zeitspanne vor derselben widmet der Kaiser Früher erfolgte der Aufbruch zur Jagd oft schon stets einer generellen Besprechung der in Aussicht um 2 Uhr bis 3 Uhr morgens. Seit mehreren Jahren genommenen Jagden mit dem Hofjagdleiter. Bei der werden jedoch jene Triebe, an denen Sr. Majestät Besprechung im Arbeitszimmer Sr. Majestät rekapi- teilzunehmen gedenkt, mitunter für den Nachmittuliert der Hofjagdleiter kurz das Jagdprogramm und tag eingerichtet, weil der Kaiser nur ungern vor geerörtert dann an der Hand von Skizzen die Triebfüh- taner Arbeit zur Jagd geht, getreu dem Grundsatze rung. Hierbei stellt der Kaiser oft kurze Zwischenfra- ›Erst die Pflicht, dann die Erholung.‹ gen, welche von einem fabelhaften ErinnerungsverDie Fahrt zu jenen Orten, von denen der Aufstieg mögen und Lokalkenntnis Zeugnis geben. zu den Ständen stattfindet, wird meistens in Miet-

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fuhrwerken bewerkstelligt. Der Aufstieg zu den Ständen wird teils auf kräftigen Haflinger Ponys, teils zu Fuß durchgeführt. Der Allerhöchste Jagdherr zieht es bei steileren Pfaden vor, zu Fuß zu gehen, nur dann wenn der Weg in mäßiger Steigungsweite im Tale verläuft, benützt er das Reitpferd. Eine Büchse trägt Sr. Majestät immer selbst, eine zweite der Leibjäger. Alle Kugelgewehre des Kaisers sind einläufige kleinkalibrige Kipplaufbüchsen. Nie verwendet der Kaiser moderne Repetiergewehre mit Fernrohrvisier. Lautlos vorsichtig ferne pirschend führt der Jagdleiter Sr. Majestät zum Stande, wo er sich mit einem unterthänigsten ›Weidmannsheil‹ verabschiedet. Die Stände für die Treibjagden im Hochgebirge sind kleine Holz- oder Rasenbänke, welche auf 3 Seiten mit Reisig umgeben sind.«7 Im Vorfeld der Forschungen zu dieser Publikation erschien es in Anbetracht der Wichtigkeit und Wertigkeit des Baues sowohl zur Kaiserzeit als auch nach dem Zerfall der Monarchie erstaunlich, dass die Geschichte des kaiserlichen Jagdschlosses in Mürzsteg bis dato noch nicht aufgearbeitet war. Durch gewissenhafte Recherchen konnten nun sehr aufschlussreiche Fakten und Hintergrundinformationen zur Bau- und Ausstattungsgeschichte sowie Anekdoten zu den prominenten Bewohnern des Jagdschlosses eruiert werden.8

B au g e s c h i c h t e Nachdem das Forsthaus, das bisher von Kaiser Franz Joseph in Mürzsteg genützte Absteigquartier, zu klein geworden war, entschloss sich der Monarch, Ende der 1860er-Jahre ein neues Jagdhaus errichten zu lassen. Das Grundstück war am linken Ufer der Mürz mit Blick auf die Veitschalpe sehr idyllisch gelegen. Der neu angelegte und weitläufige Park war mit Blutbuchen, Zypressen, Ahorn, Eschen und Fichtengruppen bepflanzt. Am 22. Mai 1869 erließ der Kaiser den Befehl zum Bau eines Jagdhauses. Die budgetierten Baukosten von rund 30.000 Gulden sollten aus den Einnah-

men des Privat- und Familienfonds beglichen beziehungsweise vorgestreckt werden  : »Ich habe den Bau eines Jagdhauses bei Mürzsteg mit dem veranschlagten Kostenbetrage von Dreissigtausend Gulden angeordnet und genehmigt, dass daselbe seiner Zeit als mein Privat-Eigenthum behandelte, zur Bestreitung der Baukosten aus den zu meiner Verfügung stehenden zwei Dritteln meines Familienfonds ein Vorschuß im obigen Betrage gegen 5 % Verzinsung und Rückzahlung geleistete und, dass zur Bezahlung dieser Schuld sammt Interessen der bisher jährlich aus der Familien-Fonds-Cassa den Gutsrenten von Holitsch und Schlosshof geleistete Hofjagdkostenbeitrag jährliche Viertausendvierhundert Gulden vom Jahre 1869 an, gegen gleichzeitige Einstellung dieser bisherigen Beitragsleistung mit Schluß jeden Jahres bis zur gänzlichen Tilgung obigen Vorschusses sammt Interessen verwendet werde.«9 Wie aus dem Briefverkehr hervorgeht, sollte durch die Auflassung der Hofjagden in den Fasangärten zu Holitsch und Niederweiden und die dadurch eingesparten Kosten im Betrag von 4.400 Gulden pro Jahr die Finanzierung des Jagdhauses in Mürzsteg gedeckt sein. Die Familienfondskassa streckte das Darlehen von 30.000 Gulden vor, wovon jährlich 4.400 Gulden mit fünfprozentiger Verzinsung zurückgezahlt werden mussten. Der oberste Leiter der kaiserlichen Privat- und Familiengüter, Graf Rudolph Wrbna von Freudenthal, folgerte somit, dass »auf solche Art das Jagdhaus bei Mürzsteg ohne alle anderweitige Zuzahlung lediglich aus den erwähnten Ersparnissen hergestellt und rücksichtlich als ah. Privateigenthum erworben wird«.10 Mit der Planung und Ausführung des Gebäudes wurde das renommierte Architektenduo Johann Romano (1818–1882) und August Schwendenwein (1817–1885) betraut. Johann Romano wurde 1818 in Konstanz als Sohn eines Großhändlers geboren. Kurze Zeit später übersiedelte die Familie jedoch nach Triest, wo Johann Romano die Realschule besuchte. 1833 verlegten die Romanos ihren Wohnsitz nach Wien. Nach dem Abschluss des Polytechnischen Institutes studierte Romano von 1836 bis 1839 Architektur an der Akademie der bildenden Künste in Wien.

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Abb. 1  : Das Jagdhaus in Mürzsteg, Aquarell auf Papier, um 1870 (Bildarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek)

Anfang der 1840er-Jahre gründete Johann Romano als auch dem aufstrebenden, sogenannten Wiener gemeinsam mit dem Architekten August Schwen- Geldadel zuzurechnen waren. denwein eine Bürogemeinschaft. Sein Geschäfts1846 entwarfen Romano & Schwendenwein die partner August Schwendenwein wurde 1817 als Winterresidenz für den Staatskanzler Metternich, Sohn eines Tabaktrafikanten in Wien geboren. Wie Wohnhäuser des Adels in der Wiener Türkenstraße Johann Romano besuchte auch er von 1832 bis 1836 sowie mehrere Palais in der Wiener Innenstadt, wie das Polytechnische Institut in Wien, um danach auf etwa das Palais Khevenhüller-Metsch, das Palais der Akademie der bildenden Künste ein Architek- Schey oder das Palais Henckel von Donnersmarck. Obwohl die beiden Architekten fast ausschließlich turstudium zu absolvieren.11 Während Schwendenwein in der Bürogemein- Privataufträge ausführten, wurde Johann Romano schaft die künstlerische Leitung innehatte, war aufgrund seiner hervorragenden gesellschaftlichen Romano überwiegend für die kaufmännischen Be- Kontakte in die Jury für den Stadterweiterungswettlange zuständig.12 Das Duo konnte innerhalb kür- bewerb berufen. Danach fungierte er unter anderem zester Zeit einen illustren Kundenkreis anwerben als Mitglied der Stadterweiterungskommission und und zählte zu den erfolgreichsten Architekten der als Berater des Wiener Gemeinderats in Kunst- und Wiener Ringstraßenzeit. Bei den Auftraggebern Regulierungsfragen.13 Wie sein Geschäftspartner handelte es sich hauptsächlich um private Bauher- zählte auch August Schwendenwein zu den Mitglieren, die sowohl den alteingesessenen Adelsfamilien dern der Stadterweiterungskommission. Nach seinem

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Abb. 2  : Entwurfszeichnung der Südfassade des Jagdhauses in Mürzsteg, Bleistift auf Papier, 1869 (Haus-, Hof- und Staatsarchiv)

Austritt aus dem Architekturbüro 1872 engagierte er zustandes dar. Allerdings ist unklar, ob es sich bei sich verstärkt in verschiedenen Kommissionen (Bau- dieser Zeichnung um eine Vorstudie oder um die komitee für den Bau des Justizpalastes, Mitglied der Wiedergabe des ausgeführten Baus handelt, da wetechnischen Staatsprüfungskommission).14 der der Künstler noch der genaue EntstehungszeitDas Jagdhaus für Kaiser Franz Joseph ist das ein- punkt des Bildes bekannt sind. An der Ostseite ist der Haupteingang zu erkennen, zig bekannte Gebäude, das Romano & Schwendenwein für den habsburgischen Kaiserhof entwarfen. der durch ein auf hölzernen Balken ruhendes Vordach Wobei es sich genau genommen auch bei diesem geschützt war. Sowohl das Erd- als auch das OberAuftrag nicht um einen staatlichen, sondern um ei- geschoss waren in Putz ausgeführt, wobei die Ecken nen Privatauftrag handelte, da die Herrschaft Mürz- der einzelnen Baukörper durch aufgesetzte Quadersteg nicht im hofärarischen Eigentum, sondern im steine eine Betonung erfuhren. Die an der West- und Privateigentum des Kaisers beziehungsweise des Pri- Ostecke positionierten vorspringenden Baukörper umschlossen die dazwischen liegende Veranda, deren vat- und Familienfonds stand. Das von Romano & Schwendenwein geplante Gerüst mit Kletterpflanzen bewachsen war. Während Jagdhaus ist durch eine Zeichnung (Abb. 1) bildlich den westlichen Baukörper ein Erker im ersten Stock dokumentiert. Diese gibt die der Mürz zugewandte zierte, wurden die Fensterachsen im Ostteil durch Südost-Fassade des Gebäudes wieder und stellt die weiß getünchte Putzfaschen hervorgehoben, und einzig bekannte Ansicht des ursprünglichen Bau- somit wurde die vertikale Gliederung betont. Das

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Abb. 3  : Michael Gröbl, Johann Romano & August Schwendenwein, Erdgeschossgrundriss des Jagdhauses Mürzsteg, Tinte auf Papier, 1869 (Haus-, Hof- und Staatsarchiv)

Dachgeschoss war mit einem Satteldach versehen und hob sich durch seine Gestaltung mit Fachwerkbalken von den beiden unteren Stockwerken ab. Fraglich bleibt, ob das Dachgeschoss wirklich als Fachwerk ausgeführt war, da die erhaltenen Aufrisszeichnungen der Architekten (Abb. 2) dieses nicht vorsehen. Auf diesen ist ein vom Erd- bis zum Dachgeschoss durchgängiges Ziegelmauerwerk eingezeichnet. Eindeutig belegt ist hingegen, dass die Dachgiebel kunstvoll geschnitzte Balken sowie an den Giebelspitzen mächtige Hirschgeweihe aufwiesen. Obwohl die Primärquellen zum Jagdschloss Mürzsteg aus den 1870er-Jahren spärlich gesät sind, ist eine Dokumentation des Bauablaufes möglich.

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In diesem Zusammenhang erwies sich die Auffindung eines umfangreichen und bisher unbearbei­ teten Archivalien-Konvoluts im Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchiv als Glücksfall. Dieses setzt sich aus Lageplänen, Umgebungsstudien, dem Kostenvoranschlag sowie den Entwurfszeichnungen des Jagdhauses zusammen, wovon fast alle mit den Signaturen des Bauleiters Michael Gröbl sowie der Architekten Romano und Schwendenwein versehen und datiert sind. Aufgrund dieses Quellenmaterials ist eine lückenlose Rekonstruktion des ersten Bauzustandes des Jagdhauses Mürzsteg durchführbar. Die frühest dokumentierten Grundrisse tragen die Unterschrift des leitenden Zimmermeisters

Abb. 4  : Michael Gröbl, Johann Romano & August Schwendenwein, Grundriss des ersten Stocks im Jagdhaus Mürzsteg, Tinte auf Papier, 1869 (Haus-, Hof- und Staatsarchiv)

Michael Gröbl. Wie an der Anordnung der Erdge- mer genützt. Im Obergeschoss (Abb. 4) befanden schossräumlichkeiten (Abb. 3) ersichtlich ist, wa- sich sechs weitere Wohnräume, über deren Funkren sowohl die Nord- als auch die Südseite durch tion die Zeichnungen keinen Aufschluss geben. vor- und zurückspringende Baukörper gegliedert. In Wie Detailpläne (Abb. 5) belegen, kam es bereits der Mitte der beiden Längsseiten ergaben sich somit 1870 zu ersten Umplanungen des Grundrisses. Diese Nischen  ; die südseitige nahm, wie bereits erwähnt, beinhalteten die Schließung der nordseitigen Nieine Veranda mit direktem Zugang zum Garten sche sowohl im Erdgeschoss als auch in den oberen auf. Im Inneren schloss nach Durchschreiten des Stockwerken. Durch diese Maßnahme entstand in geräumigen Vestibül, rechter Hand eine in den ers- jedem Stockwerk ein zusätzliches Zimmer, zugleich ten Stock führende Holzstiege an. Darüber hinaus erhielt die dem Berg zugewandte Nordfassade ein gab es im Erdgeschoss fünf Wohnräume. Der größte, einheitlicheres Erscheinungsbild. südseitige Raum wurde wahrscheinlich auch schon In Bezug auf die Bauakten und den diesbezügin der Anfangszeit des Jagdschlosses als Speisezim- lichen Schriftverkehr ist der Quellenbestand leider

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Abb. 5  : Michael Gröbl, Johann Romano & August Schwendenwein, Änderung des Erdgeschossgrundrisses, Jagdhaus Mürzsteg, Tinte auf Papier, 1870 (Haus-, Hof- und Staatsarchiv)

überschaubar, es existiert lediglich ein Kostenvoranschlag über die Bauarbeiten vom 4. Juli 1869, der jedoch wertvolle Hinweise über die ausführenden Handwerker enthält. Die Maurerarbeiten, die Steinmetzarbeiten, die Zimmermannsarbeiten, die Spengler- und Schmiedearbeiten sowie die Glaserarbeiten übernahm der ortsansässige Zimmermeister Michael Gröbl, der somit als Bauleiter fungierte. Die meisten Handwerker stammten aber aus Wien, wie zum Beispiel der Tischlermeister Josef Dasubiel, der Schlossermeister Anton Biro und der Anstrei-

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chermeister Josef Becherer. Die Hafnerarbeiten wurden an die bekannte Wiener Firma Eduard Fessler übertragen.15 Der Zeitplan zur Fertigstellung des Gebäudes war knapp bemessen, so sollte noch vor Beginn des Winters 1869 der komplette Hochbau, sämtliche Tramdecken der Fußböden sowie alle Steinmetzarbeiten fertiggestellt sein. Als Endfertigstellungstermin des gesamten Jagdhauses wurde der 1. August 1870 festgesetzt.16 Die Collaudierung des Gebäudes erfolgte am 5. Dezember 1871. Die Gesamtkosten des Neu-

Abb. 6  : Das Jagdschloss Mürzsteg nach der 1879 erfolgten Erweiterung durch Ferdinand Kirschner, Fotografie, 1880er-Jahre (Bundesmobilienverwaltung)

baues in der Höhe von 46.045 Gulden überstiegen Eduard van der Nüll fort. Nach erfolgreichem und das projektierte Budget bei Weitem. preisgekröntem Abschluss seines Studiums unterDas beschauliche Jagdhaus erfuhr bereits 1879, nahm er von 1846 bis 1848 eine ausgedehnte Stuwiederum auf persönliches Betreiben des Kaisers, dienreise nach Italien, Belgien, Deutschland und in eine räumliche Erweiterung in Form eines Zubaus. die Schweiz. 1850 trat er als Ingenieur-Assistent im Die erhaltenen Baupläne weisen interessanter- Hochbaudepartement des Ministeriums des Inneren weise den Wiener Burghauptmann Ferdinand seinen Staatsdienst an. Kirschner (1821–1896) als Architekten aus. Kirsch1858 wurde er zum Hofarchitekten im Oberstner fungierte jedoch im Rahmen des Mürzsteger Er- hofmeisteramt berufen. Zwischen 1865 bis 1868 war weiterungsbaus nicht in seiner offiziellen Funktion er als Hofarchitekt in Ungarn und Prag tätig. Ab als Burghauptmann, sondern, da es sich um ein Pri- 1870 bekleidete Ferdinand Kirschner die Stelle des vatdomizil des Kaisers handelte, als freischaffender, Burghauptmannes und hatte somit die Oberhoheit selbstständig tätiger Architekt. über sämtliche Bau- und Ausstattungsarbeiten an Ferdinand Kirschner stammte aus einer Wiener den Wiener Hofgebäuden inne. So plante er die InSchlosserfamilie. Nachdem er von 1834 bis 1841 an nenausstattung des Appartements des Kronprinzen der Akademie der bildenden Künste die Graveur- Rudolf im Schweizer Trakt der Hofburg, als sein schule bei Joseph Klieber besucht hatte, setzte er bekanntestes Werk kann jedoch die Vollendung des seine Ausbildung an der Akademie in der Architek- Michaelertrakts der Hofburg im Stil des Neobaturschule bei Paul Wilhelm Eduard Sprenger und rocks (1890–1893) angesehen werden.17

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Abb. 7  : Ferdinand Kirschner, Erdgeschossgrundriss des Jagdschlosses Mürzsteg, Tinte auf Papier, 1879 (Haus-, Hofund Staatsarchiv)

Eine Mitwirkung Ferdinand Kirschners am Bau beziehungsweise der Erweiterung des kaiserlichen Jagdhauses Mürzsteg war bisher gänzlich unbekannt. Anhand der im Haus-, Hof- und Staatsarchiv verwahrten, signierten und datierten Baupläne kann jedoch eine Autorenschaft Kirschners ganz eindeutig nachgewiesen werden. Kirschner erweiterte das Haus an der Westseite um zwei leicht voneinander abgesetzte Baukörper, die sich über die gesamte Breite des Altbestandes erstreckten (Abb. 6). Der Zubau bestand pro Stockwerk aus vier Wohnräumen, einem Dienerzimmer und einem Stiegenhaus (Abb. 7). In der Mitte des Gebäudes, an der Anschlussstelle zwischen Alt- und Neubau, wurde ein Lichthof mit einem umlaufen-

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den verglasten Gang in jedem Geschoss installiert. Aufgrund des Anbaus und der herzustellenden Verbindung zwischen dem alten und neuen Teil kam es auch zu kleinen Eingriffen in die bestehende Bausubstanz. Im Erdgeschoss wurde der in den Garten führende Gang verbreitert und die beiden kleinen daneben liegenden Zimmer zusammengelegt. Im ersten Stock (Abb. 8) musste ebenfalls das große an der Westseite am Ende des Flurs liegende Zimmer zugunsten eines Verbindungsgangs verschmälert werden, sodass ein Durchgang zwischen den beiden Bauteilen gewährleistet war. Im Erweiterungsbau befanden sich im Erdgeschoss die Gästeappartements und im Obergeschoss die Räumlichkeiten für die Lieblingsjagdgäste des

Abb. 8  : Ferdinand Kirschner, Grundriss des ersten Stocks im Jagdschloss Mürzsteg, Tinte auf Papier, 1879 (Haus-, Hof- und Staatsarchiv)

Kaisers, Ferdinand IV. Großherzog von Toskana, seinen Schwiegersohn Leopold von Bayern und Kronprinz Rudolf. Durch seine Tätigkeit als Hofarchitekt und Burghauptmann – er bereits in den 1860er und 1870erJahren mit umfangreichen Restaurierungsarbeiten am Prager Hradschin betraut – zeichnete sich Ferdinand Kirschner durch seinen behutsamen Umgang beziehungsweise seine Erfahrung mit der Erweiterung bestehender historischer Bausubstanzen aus. Diese historischen Vorkenntnisse kamen ihm bei dem Umbau des Jagdhauses Mürzsteg zugute  ; dieser darf als durchaus gelungen bezeichnet werden. Sowohl die Ausführung der Fassade als auch des Daches des Neubaus wurden im bestehenden Stil ausgeführt und die Gebäudeecken mit den charakteristischen Quadersteinen versehen. Das erweiterte

Jagddomizil (Abb. 6) wirkte nun wie aus einem Guss geschaffen, die beiden unterschiedlichen Bauphasen waren dem Gebäude nicht anzusehen. Eine grundlegende optische Veränderung der Fassadengestaltung erfuhr das Jagdschloss rund zwanzig Jahre später. Wie aus den Akten hervorgeht, befand sich das Gebäude im Mai 1901 in sanierungsbedürftigem Zustand. Sowohl die Fassade, als auch das Dach bedurften einiger Ausbesserungsarbeiten. Im Inneren war die Herstellung eines neuen Plafonds oberhalb des Vestibüls und des Schreibzimmers Seiner Majestät vonnöten, da die Trame der Deckenkonstruktion vermorscht waren. In der Folge mussten die Parkettböden in den beiden Zimmern ersetzt werden.18 Da der Anstrich der Fassade in den Jahren zuvor oftmals erneuert werden musste, weil die Farbe der

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Abb. 9  : Franz Ritter von Neumann, Projekt I  : Umgestaltung des Jagdschlosses Mürzsteg unter Beibehaltung der bestehenden Dachformation, Tinte auf Papier, 1901 (Haus-, Hof- und Staatsarchiv)

früheren Anstriche immer wieder zum Vorschein gekommen war, entschied sich die Generaldirektion des Privat- und Familienfonds für eine komplette Verschindelung der Fassade im Obergeschoss- und Dachbereich. Weiters sollten die Fenster und Türen sowie die restlichen Fassadenflächen einen neuen Anstrich erhalten und die schadhaften Dachschindeln ausgetauscht werden. Die Ausführung der Arbeiten sollten an den Zimmermeister Franz Schreiner aus Prein und an die Malermeister Johann Spitzer und Carl Rabé aus Reichenau übertragen werden. Ursprünglich ging man von einem relativ geringen Arbeitsaufwand aus, da die Sanierungsarbeiten bis zu den Herbstjagden im Jahr 1901 fertiggestellt sein sollten. Die Kosten dieser Arbeiten wurden mit 16.360 Kronen veranschlagt.19

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Wie aus einem Schreiben des k. k. Oberbaurates Carl von Bertele, der mit der Überwachung des Baus seitens des Privat- und Familienfonds beauftragt war, hervorgeht, erwies sich die Durchführung der projektierten Sanierungsmaßnahmen vor allem in Bezug auf die Verschindelung der Fassade als wesentlich komplizierter als ursprünglich angenommen.20 Die Verkleidung des Gebäudes mit Holzschindeln zog eine Reihe von zusätzlichen Arbeiten nach sich, die im Vorfeld vom Zimmermeister Schreiner nicht veranschlagt und bedacht worden waren, wie zum Beispiel das Ausbrechen der Fensterstöcke und Fensterbänke und die Versetzung derselben, da ansonsten die Fensterflügel nicht mehr geöffnet werden konnten, die Entfernung der vorstehenden steinernen Eckquader, die Herstellung von Zierverkleidungen, um die unschönen Fugen zu

Abb. 10  : Franz Ritter von Neumann, Projekt II  : Umgestaltung des Jagdschlosses Mürzsteg mit neu aufgesetztem Dach, Tinte auf Papier, 1901 (Haus-, Hof- und Staatsarchiv)

verdecken, sowie die Reparatur und Färbelung des Auf Anraten Berteles wurde sogleich ein Architekt hinzugezogen, es handelte sich um den k. k. unverschindelt bleibenden Parterre-Mauerwerks.21 Als Carl von Bertele im Juli das Sägewerk Schrei- Baurath Franz Ritter von Neumann (1844–1905). ners in Prein besichtigte und erfuhr, dass noch gar Wie bereits sein Vater, Franz Karl Neumann, ergriff keine Schindeln produziert worden waren, musste er der aus Wien stammende Franz Neumann jun. den feststellen, dass der angesetzte Fertigstellungstermin Beruf des Architekten. Nach Abschluss des Polyim Herbst 1901 nicht zu halten war. Diesbezüglich technikums in Wien studierte er von 1863 bis 1868 berichtete er an die Wiener Generaldirektion des bei Eduard van der Nüll und August von SiccardsPrivat- und Familienfonds  : »Aus den vorangeführ- burg sowie bei Friedrich von Schmidt an der Akaten Gründen kommt der ergebenst Gefertigte zu demie der bildenden Künste in Wien. Nach seiner dem reiflich überlegten Antrage  : Die Ausführung Mitarbeit im Atelier Friedrich von Schmidts, wo er der angeordneten Verschindelung des Mürzsteger unter anderem die Bauleitung des Wiener RathauJagdschlosses hin zu verschieben. Die Vorlage eines ses innehatte, machte sich Neumann ab 1883 als Ardetaillierten Projectes, welches der Kürze der Zeit chitekt selbstständig. Schon bald konnte er sich mit halber noch nicht fertig gestellt werden konnte wird dem Bau von Villen und Einfamilienhäusern einen nachfolgen. Bertele, 10. 7. 1901.«22 Namen machen. Zu seinen prominentesten Kunden

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zählte Erzherzog Wilhelm, für den er in Baden bei 2. Neuherstellung des Mitteldaches inclusive Wien eine Villa errichtete. Neumann wirkte auch Dachreiter. 3. Herstellung eines neuen gemauerten Erkers maßgeblich als Planer, Investor und Bauherr bei der Realisierung einer Villenkolonie am Semmering mit. mit Dachung, letztere mit grün glasierten Ziegeln Die von ihm entworfenen Holzhäuser wiesen die gedeckt. 4. Erhöhung einzelner Schornsteine. für das Semmeringgebiet noch heute charakteristiDie Gesamtkosten der Ausführung nach Projekt sche traditionelle und landschaftsbezogene Architektursprache auf.23 Es ist anzunehmen, dass Franz II belaufen sich auf 20.000 Kronen. Neumann aufgrund seines Fachwissens in Bezug Es ergibt sich somit ein Kostenunterschied zwiauf alpine Holzwohnbauten und seine Tätigkeit als schen der Ausführung des Projektes I gegen Projekt »Semmering-Architekt« die Umgestaltung des Jagd- II von 7.000 Kronen. (…) schlosses Mürzsteg übertragen worden war. Franz R. Von Neumann, Baurath, Wien, den 31. An der ursprünglichen Planung, das Obergeschoss August 1901.«26 des Schlosses mit einer Schindelfassade zu versehen, wurde auch unter Franz Neumann weiterhin festge- Das erweiterte Projekt II mit der neuen Dachforhalten. Der Architekt hatte nun die Aufgabe, diese mation fand den Zuspruch des Kaisers und der Idee in einen ausführungsfähigen Zustand zu brin- Generaldirektion des allerhöchsten Privat- und Fagen. Diesbezüglich legte er am 31. August 1901 zwei milienfonds. Baurat von Bertele zeigte sich jedoch Projekte inklusive detaillierter Bauprogramme und hinsichtlich der von dem Architekten Neumann veranschlagten Kosten von 20.000 Kronen skeptisch. Entwurfszeichnungen vor.24 Projekt I (Abb. 9) beinhaltete im Großen und So vermutete er, dass »die Durchführung der in der Ganzen die ursprünglich geplante Umsetzung un- Kostenzusammenstellung vom 31. August d. J. nater Beibehaltung des bestehenden Dachbestandes. mentlich genannten Arbeiten um den Betrage von Das heißt, das Obergeschoss sollte eine Schindelfas- 20.000 Kronen schon an und für sich auf Schwierigsade sowie einen Balkon mit Markise erhalten, im keiten stoßen dürfte, weil die exponierte Lage von Hochparterre sollte eine neue Veranda und an der Mürzsteg, die hohen Zufuhrskosten fast aller MateOstseite beim Haupteingang ein neuer Vorbau her- rialien, sowie der Mangel an Arbeitskräften an Ort gestellt werden. Die Herstellungen beliefen sich auf und Stelle das Bauen daselbst sehr vertheuern. 13.000 Kronen inklusive des neuen Anstrichs aller Dazu kommt noch, dass aller Wahrscheinlichkeit äußeren Fenster und Türen, aller Holzelemente und nach während der Ausführung der projectirten Herverputzten Fassadenflächen.25 stellungen die Notwendigkeit für solche Arbeiten Projekt II (Abb. 10) beinhaltete alle in Projekt I anfallen wird, die in dem objectirten Kostenübergenannten Punkte. Die beiden Bauprogramme un- schlag nicht aufgenommen, in dem Bauprogramm : die Erneuerung terschieden sich jedoch durch einen grundlegenden aber angedeutet sind, nämlich   gestalterischen Unterschied voneinander. Der zweite schadhafter Fenster und die Erneuerung schadhafEntwurf Neumanns sah die Umgestaltung der ge- ter Dachschindeln, für welche wohl der Ersatz durch samten Dachformation und den Ausbau des Erkers alle Wiener Ziegel empfohlen wird, ohne dass die an der Südseite vor. Durch diese Maßnahmen sollte Kosten dafür vorgesehen wären. Außer diesen beiden Arbeiten sind noch folgende ein wirkungsvolleres Gesamtbild des Jagdschlosses erzielt werden. Im Detail betrafen die zusätzlichen Herstellungen nötig, für welche nichts vorgesehen ist  : Herstellungen laut Bauprogramm folgende Punkte  : 1. Die Anbringung von neuen sogenannten Über»1. Aufsetzung von Kammdächer auf die beste- lagungsbändern an den äußeren Fenstern, damit henden Dächer an den zwei Eckrisalitbauten. Ab- dieselben beim Öffnen an die äußere Mauerflucht walmung der Dächer über den Seitenfronten. zurückgelegt werden können.

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Abb. 11  : Das Jagdschloss Mürzsteg nach der Umgestaltung durch Franz Ritter von Neumann, Südfassade, Fotografie, nach 1903 (Bundesmobilienverwaltung)

2. Abhacken der Eckquader und der aus hartem Stein gemeißelten Fenstersohlbänke neu Verdachungen /  : In der Skizze erscheinen diese Bautheile nämlich nicht mehr   :/. Schließlich ist zu den zu erwartenden Auslagen auch noch das Architekten Honorar zu rechnen, dessen Bestimmung natürlicherweise nicht vom Gefertigten erfolgen kann.«27 Carl von Bertele hielt auch gleich eine pragmatische Lösung für dieses Kalkulations- beziehungsweise Finanzierungsproblem parat. Er schlug vor, sämtliche (Finanzierungs-)Risiken auf Baurat Neumann, der sich ja überzeugt zeigte, den Kostenrahmen halten zu können, abzuwälzen.28 Diesem Vorschlag wurde gefolgt, und so übernahm der Architekt laut Vertrag alle Risiken der Ausführung zu einem maximalen

Gesamtbetrag von 23.000 Kronen. Eventuelle Mehrkosten mussten vom Architekten selbst getragen werden.29 Die endgültige Umsetzung der baulichen Maßnahmen (Abb. 11, 12) unterschied sich jedoch in Details von dem von Neumann vorgelegten Projekt II (Abb. 10). Die größten gestalterischen Abweichungen sind an der Ausführung des Mittelturms zu erkennen. Im Gegensatz zum ersten Entwurf sah man von der Vergrößerung des Erkers ab und beließ diesen in seiner ursprünglichen Ausformung, er wurde jedoch mit einem vorgewölbten grünen Dach ausgestattet. Darüber wurden die bestehenden Fenster im Dachgeschoss mit einem dreieickigen Giebeldach betont. Das sich darauf erhebende, mächtige, spitz nach oben zulaufende Dach des Turms erhielt als Abschluss, wie auch die Eckrisalittürme, kleine

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Abb. 12  : Das Jagdschloss Mürzsteg nach der Umgestaltung durch Franz Ritter von Neumann, Ostfassade, Fotografie, nach 1903 (Bundesmobilienverwaltung)

Fähnchen und nicht – wie zuerst vorgesehen – als Dachreiter einen Glockenturm mit Kuppel. Auf den über der Veranda liegenden Balkon im ersten Stock wurde verzichtet und lediglich die Terrasse mit einem Vordach versehen. Zu guter Letzt variierte auch die Ausführung des Haupteingangs im Vergleich zum Erstentwurf. Anstelle des geschlossenen gemauerten Vorbaues entschied sich Neumann für ein auf breiten geschnitzten Holzbalken ruhendes Vordach mit Holzgeländer. Die Bauarbeiten dauerten von 20. Mai bis Mitte September 1902 und wurden von dem Baumeister Alois Seebacher und dem Zimmermeister Franz Schreiner ausgeführt. Weiters zeichnete Franz Schlöggl für Tischler- und Glaserarbeiten, Matias Schreiner für die Beizung der Holzelemente und

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Karl Roggenhofer für diverse Tischlerarbeiten verantwortlich.30 Wie von Baurat Bertele vor Beginn der sogenannten Rekonstruktionsarbeiten am Jagdschloss angenommen, traten während der Bauphase unvorhergesehene Mehrarbeiten, vor allem im Bereich der Dachkonstruktion und der Fassadengestaltung auf, sodass die effektiven Kosten der Sanierungsarbeiten ohne Berücksichtigung des Architektenhonorars rund 35.660 Kronen betrugen. Wer schlussendlich tatsächlich für den Mehraufwand aufkam, lässt sich aus dem erhaltenen Aktenbestand nicht mehr zur Gänze rekonstruieren. Fest steht jedoch, dass Baurat Franz Neumann noch im Februar 1904 versuchte, bei der Generaldirektion des Allerhöchsten Fonds eine nachträgliche Genehmigung der bei der Rekonstruktion des Jagd-

schlosses Mürzsteg vorgefallenen Überschreitungen zu erwirken.31 Die Causa endete ungeklärt mit dem Tod des Architekten Neumann am 1. Februar 1905. Obwohl die durchgeführten Baumaßnahmen einen relativ geringen Aufwand umfassten – Baurat Neumann musste nicht einmal eine Baubewilligung einholen, sondern bloß eine Bauanzeige erstatten –, hatten sie eine enorme Wirkung auf das optische Erscheinungsbild des Schlosses. Durch die Aufsetzung der spitz nach oben zulaufenden Dachtürme auf das bestehende Dach sowie die Anbringung von hölzernen Schindeln und geschnitzten Zierelementen im in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts beliebten hochalpinen Stil wirkte der Bau wesentlich mächtiger und repräsentativer als vor der Umgestaltung. Im Oktober 1903 kündigte sich in Mürzsteg hoher Besuch an. Auf Einladung Kaiser Franz Josephs nahm der russische Zar Nikolaus II. an den von 1. bis 3. Oktober stattfindenden Herbstjagden teil. Der Besuch des Zaren hatte aber auch einen politischen Hintergrund  : In Mürzsteg wollten die beiden Kaiser über die Krise in der zum Osmanischen Reich gehörigen Region Mazedonien beraten und Lösungsansätze entwickeln.32 Die Ergebnisse dieser Beratungen gingen als »Mürzsteger Beschlüsse« in Abb. 13  : Sitzliste zum Gala-Déjeuner dinatoire in die Geschichte ein.33 Das Zusammentreffen der beiden Staatsober- Schloss Schönbrunn anlässlich des Besuchs von Zar häupter fand von 30. September bis 3. Oktober 1903 Nikolaus II., 30. September 1903 (Haus-, Hof- und statt. Das »Programm für den Aufenthalt Seiner Staatsarchiv) Majestät des Kaisers von Russland«34 gibt detailliert Aufschluss über die einzelnen Stationen des Zaren- gene Mürzsteg erfolgte. Die kaiserlichen Besucher besuches. Nach seiner Ankunft am 30. September wurden durch das Jagdpersonal und die Bläser der 1903 um 10.35 Uhr wurde der Zar von Kaiser Franz Hofoper, die die russische Fanfare spielten, willkomJoseph, den anwesenden Erzherzögen – unter die- men geheißen. Um ca. 19.30 Uhr begann das Disen befand sich auch der Thronfolger Franz Ferdi- ner im Speisezimmer. Die Zeremonialakten geben nand – sowie von diversen politischen Vertretern einen Einblick in den minutiös geplanten Ablauf am Wiener Westbahnhof empfangen. Danach fand des Essens. Aus den Aufzeichnungen können auch ein Empfang zu Ehren des hohen Gastes in Schloss interessante Rückschlüsse auf die zeremoniellen Schönbrunn statt. Nachdem die Herren das Gala- Abläufe im Allgemeinen in den kaiserlichen JagdDéjeuner (Abb. 13) in der großen Galerie eingenom- schlössern geschlossen werden  : »Diner zu 18 Gedemen hatten, fuhren sie kurz nach 14 Uhr mit dem cken im Speisezimmer (zweifaches Service), und zu 4 Gedecken im Billardzimmer (wird separat serviert). Hofsonderzug nach Mürzsteg ab.35 Um 17.53 Uhr erreichten sie Neuberg, von wo die In das Billardzimmer hat der 2. Tisch gedeckt erst Weiterfahrt mit mehreren Wagen in das nahe gele- dann hineingetragen zu werden, bis die Gäste der

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1. Tafel im Speisezimmer sind, und ist noch vor Be- zeugen von den relativ geringen Herstellungen und endigung der Tafel dieser Tisch wieder hinauszutra- Anschaffungen um insgesamt 4.325 Kronen, die im gen, damit im Billardzimmer der Cercle stattfinden Gastappartement im ersten Stock in Mürzsteg extra kann. – Während der Tafel haben die auf der Ter- für den russischen Herrscher durchgeführt werden rasse postierten Bläser einige Weisen vorzutragen. – mussten   : »Diese Arbeiten betreffen insbesondere Das Menü ist im gewöhnlichen Rahmen zu halten, die Garnituren in dem Salon und Schlafzimmer des Bordeaux und Portwein für Seine Majestät den Caren, welche einen neuen Überzug erhalten sollen Kaiser von Russland ist zu servieren, Champagner und die Ersetzung der Fußbodenteppiche in diesen bereit zu stellen. (…) Beim schwarzen Café sind die 2 Localitäten durch neue Teppiche. Dann sollen in Jagdprogramme für den nächsten Tag zu vertheilen. dem Schlafzimmer die Wandtapeten erneuert, und Zum Theeabende sind zwei Spieltische aufzustellen  ; die schadhaften Tapeten in einigen anderen Zimob nach dem Diner ein Thee zu servieren ist, wird an mern ausgebessert, an mehreren Schreibtischen neue Ort und Stelle entschieden.«36 Tuchunterlagen angebracht, diverse Möbel aufpoAm 1. Oktober nahmen die Monarchen an ei- litirt und die Gastzimmer überhaupt etwas aufgener Gamsjagd teil. Während der Jagd bestand die frischt werden. Außerdem sind noch einige NachVerpflegung aus »kaltem Fleisch in Päckchen sowie schaffungen an kleineren Inventargegenständen als Wein und Cognac in Feldflaschen«. Nach Beendi- Sitzschaffeln, Bidets, Service etc. ins Auge gefasst.«39 Nach der 1903 fertig gestellten Umgestaltung des gung der Jagd fand um halb sieben Uhr abends das Diner im Jagdschloss statt. Danach wurde die vor Schlosses fanden bis zum Ende der Monarchie keine dem Schloss gelegte Strecke besichtigt. Am nächs- nennenswerten baulichen Eingriffe in Bezug auf das ten Tag wurden wiederum Gämsen im Karlgraben kaiserliche Jagddomizil statt, sondern es wurden legejagt. Am Samstag, dem 3. Oktober, brachen die diglich laufende Instandhaltungsarbeiten durchgeJagdgäste bereits um 4.15 Uhr zur Hochwildjagd führt. im Schusterschlag auf. Die Rückkehr ins Schloss erfolgte zur Mittagszeit. Nach einem Déjeuner dinatoire brach die Jagdgesellschaft vom Jagdschloss D i e E i n r i c h t u n g d e s J ag d s c h lo s s e s Mürzsteg Richtung Wien-Meidling auf. Um 17 Uhr M ü r z s t e g reiste der Zar mit dem russischen Hofsonderzug aus »Anfänglich genügte dem jugendlichen Kaiser die aller­ Wien ab.37 In Zusammenhang mit der Baugeschichte des einfachste Unterkunft in Jagd- oder Almhütten. Auch Jagdschlosses wurde in der gängigen Literatur38 noch gegenwärtig bewahren die im Laufe der Zeit erbauim Nachhinein der Zarenbesuch immer als Anlass ten kaiserlichen Jagdhäuser den Charakter der zwar vorfür die durchgeführten Umbaumaßnahmen gese- nehmen, aber ganz jägermäßigen Einfachheit.«40 hen. Aufgrund der neuesten Forschungen, die die Analyse der im Haus-, Hof- und Staatsarchiv ver- Das Staatsoberhaupt und sein Jagdgäste pflegten in wahrten Bauarchivalien beinhalteten, konnte ein den Jagdhäusern und vor allem auch in den JagdZusammenhang zwischen dem Zarenbesuch und hütten einem einfachen naturverbundenen Leben dem Schlossumbau ausgeschlossen werden, da, wie nachzugehen. Die Bescheidenheit, ja fast schon Anbereits dargelegt, die sogenannten Rekonstruktions- spruchslosigkeit des Kaisers in Bezug auf seine weidarbeiten schon 1901 – zwei Jahre vor dem Zarenbe- männische Lebensart und die Einrichtung seiner such – aufgrund von vorhandenen Bauschäden in Schlösser im Allgemeinen wird in zeitgenössischen Angriff genommen wurden. Berichten immerzu betont. Dieser im Vergleich mit Die auf den hohen Aufenthalt bezogenen Akten dem Alltag am Wiener Hof verhältnismäßig bescheider Hofjagdregieoberleitung aus dem Jahre 1903 dene Lebensstil spiegelte sich sowohl in der Kleidung,

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der Verköstigung als auch in der Wahl der Einrichtungsgegenstände und der Architektur wider. In diesem Sinne wird auch die für das kaiserliche Domizil gerne verwendete Bezeichnung »Jagdschloss« dem Gebäude nicht wirklich gerecht, entspricht es doch bis heute in seinen Ausmaßen eher einem großzügigen Herrenhaus als einem Schloss. Zur Erbauungszeit 1869/70 umfasste das Jagdhaus überhaupt nur elf Wohnräume, verteilt auf zwei Etagen. Sowohl die Funktion der einzelnen Räume als auch das Aussehen der Einrichtung sind nicht bekannt. Im Gegensatz zu dem vorhandenen Quellenmaterial, anhand dessen die Baugeschichte des Hauses rekonstruiert werden konnte, sind keine Archivalien in Bezug auf die Möbel und die Innenausstattung aus der Zeit zwischen 1869 und 1879 erhalten. Aus den 1870er-Jahren existieren weder diesbezügliche Inventarbücher und Innenaufnahmen noch zeitgenössische Beschreibungen. Die Inventarzusammenstellung beziehungsweise die Inventarbewegungen lassen sich erst nach der Erweiterung des Jagddomizils durch Ferdinand Kirschner festmachen. Es darf jedoch davon ausgegangen werden, dass die ab den 1880er-Jahren anhand von Inventarbüchern und Fotografien dokumentierten Einrichtungsgegenstände des Schlosses zum Teil bereits aus der Anfangszeit stammten und in späteren Jahren weiterverwendet sowie durch neu hinzugekommene Objekte ergänzt wurden. Generell kann in Zusammenhang mit den Mürzsteger Möbeln festgestellt werden, dass weder bekannt ist, ob die Stücke im Auftrag des Kaisers für das Jagdschloss angefertigt wurden, noch von wem und in welchem Jahr die Möbel hergestellt wurden. Die Frage der ausführenden Handwerker wäre allerdings, gerade in Bezug auf ein spezielles Ensemble der Mürzsteger Einrichtung, von großem Interesse. Es handelt sich um die in den fürstlichen Wohnräumen in Benutzung stehenden, aus Juniperusholz – auch als Wacholderbaum bekannt – gefertigten Möbel. Die Verwendung dieser Holzart im Möbelbau ist sehr selten. Wacholderholz zeichnet sich durch seine helle gelblich-braune Grundfarbe sowie die im Kontrast dazu stehende dunkle Zeichnung der

Abb. 14  : Platte eines Tisches aus Juniperusholz aus dem Jagdschloss Mürzsteg, 1870er-Jahre (Bundesmobilienverwaltung)

Astlöcher aus. Die Oberfläche (Abb. 14) ist somit durch eine sehr schöne, jedoch auch sehr eigenwillige Hell-dunkel-Maserung charakterisiert. Die in Mürzsteg befindlichen Möbel lassen sich aufgrund ihrer formalen Eigenschaften in die 1870er-Jahre datieren und sind durch eine sehr einfache Formgebung, die allerdings die Schönheit des Materials und der Oberflächen optimal zu unterstreichen weiß, gekennzeichnet. Ein weiteres Charakteristikum der Mürzsteger Ausstattung ist die Vielzahl von persönlichen Erinnerungsstücken in den kaiserlichen Wohnräumen. Zu diesen zählen etwa Zeichnungen der kaiserlichen Kinder Rudolf und Marie Valerie,41 Reisemitbringsel der engsten Verwandten des Kaisers, wie etwa eine Schatulle aus Perlmutt, die Erzherzogin Marie Valerie ihrem Vater aus Rom mitgebracht hat,42 sowie auch einzelne Möbelstücke, die als Geschenke der Familienmitglieder an das Familienoberhaupt identifiziert werden konnten. Die frühesten Hinweise auf die Funktion der einzelnen Räumlichkeiten lassen sich den von Ferdinand Kirschner im Zuge des Umbaues 1879 angefertigten Grundrissen (Abb. 7, 8) entnehmen. Eine weitere wertvolle Informationsquelle stellt ein 1889 verfasster Artikel über das Jagdschloss Mürzsteg in der Zeitschrift »Neues Wiener Salonblatt«43 dar. Akribisch werden die Räume samt ihrer Einrichtung

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Abb. 15  : Wildkatze, von Kronprinz Rudolf geschossen, 2. Hälfte 19. Jahrhundert (Bundesmobilienverwaltung) Abb. 16  : Holzskulptur eines Adlers in Lebensgröße aus dem Billardzimmer des Jagdschlosses Mürzsteg, Geschenk der Kaiserin Elisabeth an Kaiser Franz Joseph, 1888 (Bundesmobilienverwaltung)

vorgestellt  : Das Schloss wurde im Osten durch ein Vestibül erschlossen, dessen Ausstattung bereits an die Nutzung des Baus erinnerte. Die Wände waren dicht mit Jagdtrophäen behängt, unter diesen stachen zwei mächtige Auerhähne hervor, die vom Kaiser persönlich erlegt worden waren. In einer Raumecke stand eine präparierte Wildkatze (Abb. 15), die von Kronprinz Rudolf am 29. Mai 1888 in Martón-Béreny geschossen worden war. Neben einer geschnitzten Bank mit dazu passenden Stühlen befanden sich neben dem Eingang die Bergstöcke der Jagdgäste – ein jeder war mit dem geschnitzten Monogramm des Besitzers versehen.44

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Abb. 17  : Billardtisch, Geschenk der Kaiserin Elisabeth an ihren Gemahl, Eschenholz, 1895 (Bundesmobilienverwaltung)

Zur Linken des Vestibüls schloss das Zimmer des Verwalters beziehungsweise des Jagdleiters an. 1889 wurde dieses von Oberstjägermeiser Traun genützt. Als Repräsentationsräume dienten dem Kaiser im Erdgeschoss das Spielzimmer und der Speisesaal. Laut der Berichterstattung aus dem Jahre 1889 diente das Spielzimmer als Gesellschaftszimmer   : »Im Spielzimmer, in welchem man an allen nur möglichen Spielen sich erfreuen kann  ; auch minder bekannte, darunter eine sogenannte Stoßbudel finden sich hier vor.« Weiters fand die lebensgroße Holzskulptur eines Adlers (Abb. 16) besondere Erwähnung. Der heute den Raumeindruck dominierende Billardtisch aus Eschenholz (Abb. 17) befand sich zur damaligen Zeit noch nicht in Mürzsteg. Sowohl bei dem aus Holz geschnitzten Raubvogel als auch bei dem Billardtisch handelte es sich um Geschenke der Kaiserin Elisabeth an ihren Gatten Franz Joseph.

Im Gegensatz zu dem Holzschnitzwerk, das sich seit 1888 in Mürzsteg befand, wurde der Billardtisch erst 1895 angeschafft.45 Den größten Raum des Erdgeschosses nahm der auf der Südseite liegende Speisesaal (Abb. 18) ein, von welchem es über die vorgelagerte Veranda einen direkten Zugang in den Park gab. Die Einrichtung des Speisezimmers zur Zeit Franz Josephs ist anhand einer Fotografie dokumentiert. Während die Decke des Raumes mit einer echten Holzverkleidung versehen war, zierten die Wände eine holzimitierende Tapete. Im Zentrum des Raums stand eine ovale Tafel, die bis zu 20 Personen Platz bot. Sowohl die Stühle (Abb. 19), deren Sitz- und Rückenlehne aus Rohrgeflecht bestand, als auch die an der Wand aufgestellten Anrichtetische waren aus Juniperusholz im Stil der Neo-Renaissance gefertigt. Die Kerzenleuchter (Abb. 20) aus Geweihen entsprachen dem klassi-

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Abb. 18  : Speisesaal im Erdgeschoss des Jagdschlosses Mürzsteg, Fotografie, 1895 (Bundesmobilienverwaltung)

schen Einrichtungsschema eines Jagdhauses. Einen Stilbruch hingegen stellte der vor dem mächtigen weißen Kamin aufgestellte Ofenschirm im EmpireStil (Abb. 22) dar. Der Raumeindruck wurde allerdings eindeutig von der Bildausstattung dominiert. Die großformatigen Hauptbildwerke befanden sich an der Schmalseite des Speisesaals, jeweils rechts und links vom Kamin. Es handelte sich um zwei Kreidezeichnungen (Abb. 18, 23), eine Gämse und einen Hirsch darstellend, des in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts sehr bekannten und dem Kaiserhof eng verbundenen österreichischen Landschafts- und Tiermalers Franz Xaver von Pausinger (1839–1915). Der in Salzburg geborene Franz Pausinger absolvierte das Studium der Malerei an der Akademie der bildenden Künste in Karlsruhe und in Zürich. Be-

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kannt wurde er als persönlicher Maler des Kronprinzen Rudolf, als er ihn 1881 auf seiner Orientreise begleitete und diese in Szenen festhielt. Das Hauptinteresse Pausingers lag jedoch im Bereich der Tierdarstellungen, die er zahlreich in monumentalen Ölgemälden oder Kreidezeichnungen verewigte.46 Neben Kronprinz Rudolf war der Tiermaler auch für Kaiser Franz Joseph tätig. Ein von Pausinger gemalter Zyklus zeigte die wichtigsten Jagdereignisse im Leben des jungen Kaisers. Diese Bilderserie schmückte den Salon des kaiserlichen Jagdschlosses in Neuberg. Bei den kleinformatigeren, dicht gehängten Jagdund Tierdarstellungen des Mürzsteger Speisesaales handelte es sich um Kupferstiche des deutschen Tiermalers, Kupferstechers und Verlegers Johann Elias Ridinger (1698–1767), der aus einer Augsbur-

Abb. 19  : Armlehnstuhl aus dem Speisesaal des Jagdschlosses Mürzsteg, Eiche, Rohrgeflecht, 1870erJahre (Bundesmobilienverwaltung)

ger Künstlerfamilie stammte. Nach Beendigung seiner Ausbildung war er für Graf Metternich in Regensburg tätig, wo er die Gelegenheit bekam, das Verhalten der Wildtiere ausgiebig zu studieren. Später gründete Ridinger in Augsburg einen eigenen Kunstverlag. Die meisten seiner Werke gab er selbst als Kupferstiche heraus, sodass sie im 18. Jahrhundert große Verbreitung fanden. Nach seinem Tod 1767 führten seine Söhne Martin Elias und Johann Jakob den Verlag weiter. Wie auch an der Zusammenstellung der im Speisesaal des Mürzsteger Jagdschlosses befindlichen Ridinger-Stiche (Abb. 24) zu erkennen ist, war sein Darstellungsrepertoire breit gefächert.47 Der Maler zeichnete jegliche Art von Tieren in den verschie-

Abb. 20  : Kerzenleuchter aus dem Speisesaal, Geweih, 1870er-Jahre (Bundesmobilienverwaltung)

Abb. 21  : Detail des Kerzenleuchters aus dem Speisesaal (Bundesmobilienverwaltung)

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Abb. 22  : Ofenschirm aus dem Speisesaal, Eibe, schwarz gebeizt, um 1815 (Bundesmobilienverwaltung) Abb. 23  : Einblick in den Speisesaal mit den Kreidezeichnungen von Franz von Pausinger aus den 1870er-Jahren, Fotografie, 2016 (Bundesmobilienverwaltung)

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Abb. 24  : Johann Elias Ridinger, Hirsch, Kupferstich auf Papier, Mitte 18. Jahrhundert (Bundesmobilienverwaltung) Abb. 25  : Speisesaal im kaiserlichen Jagdschloss in Offensee, Fotografie, um 1907 (Sport & Salon. Illustrierte Zeitschrift für die vornehme Welt, 1907)

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Abb. 26  : Gästezimmer »Generalstabszimmer« im Erdgeschoss des Schlosses Mürzsteg, Fotografie, 1895 (Bildarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek)

densten Situationen  ; teilweise handelt es sich um die Darstellung einer bestimmten Tierart, teilweise werden aber auch Jagdszenen in erzählerischer Form wiedergegeben. Die grafischen Blätter Johann Elias Ridingers waren im 18. Jahrhundert sehr beliebt und zierten fast jedes Jagdschloss im deutschsprachigen Raum. Durch die Anfertigung von Kupferstichen, die vielmals reproduzierbar waren, kam eine hohe Anzahl von Drucken in Umlauf. Auch noch im 19. Jahrhundert zählten sie zur Standardausstattung im jagdlichen Bereich, genauso wie die Zeichnungen Pausingers. Somit entspricht die Bildausstattung des Mürzsteger Speisesaals dem traditionellen und gängigen

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Typus der Jagdausstattung im 19. Jahrhundert. Sowohl im Jagdschloss in Neuberg als auch im Kammerhof in Eisenerz hingen die Kreidezeichnungen von Franz von Pausinger in den Speisezimmern, während hingegen die Stiegenhäuser oftmals mit den Blättern Ridingers behängt waren. Am meisten ähnelte dem Mürzsteger Speisezimmer – sowohl in Bezug auf die schlichten Möbel als auch auf die Bildausstattung – die Einrichtung des Speisesaals im kaiserlichen Jagdhaus in Offensee (Abb. 25). In Mürzsteg dienten die restlichen Räume des Erdgeschosses als Gästezimmer und Dienerzimmer. Die Küche befand sich in einem separaten Gebäude am Eingang des Parks. Die Ausstattung der Gästezimmer ist anhand der Inventarbücher rekonstru­

Abb. 27  : Sitzgruppe aus dem Gästezimmer im Erdgeschoss, Lindenholz, geschnitzt, 2. Hälfte 19. Jahrhundert (Bundesmobilienverwaltung) Abb. 28  : Porträt von Kaiser Albrecht I., Porzellan, 1883 (Bundesmobilienverwaltung)

ierbar, einige Möbel haben sich bis heute in der Sammlung der Bundesmobilienverwaltung erhalten. Die Einrichtung der Gästezimmer im Erdgeschoss war von guter Qualität, jedoch entsprach sie nicht mehr dem Zeitgeist. Es ist anzunehmen, dass es sich bei diesen Gegenständen um Stücke handelte, die nicht extra für das Jagdschloss angefertigt, sondern hier zweitverwendet wurden. Einen Eindruck eines Gästezimmers (Abb. 26) vermittelt ein 1895 aufgenommenes Foto. Der abgebildete Raum schloss direkt an das Speisezimmer an und war mit schweren, aus Lindenholz geschnitzten Möbeln (Abb. 27 ) im Neo-Rokoko-Stil und bäuerlich anmutenden Holzsesseln ausgestattet. Eine

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Abb. 29  : C. Vanni, österreichischer Generalstab zu Pferd, Meerschaum, Holz, 2. Hälfte 19. Jahrhundert (Bundesmobilienverwaltung)

Abb. 30  : Franz Wenger, Kaiserin Elisabeth zu Pferd, Lindenholz, 1877 (Bundesmobilienverwaltung)

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Vielzahl von Jagdtrophäen sowie zwei Herrscherporträts in rundem Holzrahmen (Abb. 28) und eine Serie von kunstvoll hergestellten Meerschaumbildern des Künstlers C. Vanni zierten die Wände. Thematisch stellt die heute noch vorhandene Serie (Abb. 29) die unterschiedlichen Heeresgattungen dar  ; aufgrund seiner Bildausstattung war der Raum in der Zwischenkriegszeit auch als Generalstabszimmer bekannt. Eine kunsthistorische Besonderheit der Mürzsteger Einrichtung befand sich im großen Stiegenhaus. Die Wände schmückten großformatige holzgeschnitzte Bildszenen in dunkel gebeizten Rahmen (Abb. 30) des oberösterreichischen Tischlers Franz Wenger. Dieser wurde am 6. Oktober 1831 in Hof bei Mondsee geboren. Nach Absolvierung der Volksschule blieb er der Familientradition treu und arbeitete als Zimmermann. Da Franz Wenger keine Gewerbeberechtigung als Tischler besaß, musste er seinen Unterhalt als Holzarbeiter verdienen. In seiner Freizeit begann er Tiergruppen zu schnitzen, die schon bald Verbreitung fanden. 1868 ging er nach Wien und arbeitete im Atelier von Professor König. 1873 eröffnete er in Wien eine Fachschule für Holzschnitzerei, und darüber hinaus übernahm er die Leitung einer Holzschnitzereischule in Mondsee. Nachdem ihm die Befugnis als Kunsttischler erteilt worden war, stattete er mehrere Villen in Mondsee mit Möbeln aus  ; weiters fertigte er Altäre in Kirchen sowie Holzskulpturen an.48 Die in Mürzsteg befindlichen Holzreliefs zeigen Naturerlebnisse und Alltagsszenen der Bevölkerung. Wie Elsa Brezina bereits in ihrem 1927 verfassten Schlossführer feststellte, bilden sie »ein geschlossenes, so nirgends anzutreffendes und nie wiederholtes Ganzes«.49 Neben den Schnitzwerken Franz Wengers finden sich noch weitere Holzbildnisse in Mürzsteg. So zeigt beispielsweise ein Bild aus Birnbaumholz den »Einzug Kaiser Maximilians I. in das von den Ungarn geräumte Wien 1490« (Abb. 31). Es stammt von dem Holzschnitzer Johann Graber und wurde 1873 in Innsbruck hergestellt. Die Szene ist im De-

Abb. 31  : Johann Graber, Einzug Kaiser Maximilians I. in das von den Ungarn geräumte Wien 1490, Birnbaumholz, 1873 (Bundesmobilienverwaltung)

tail wiedergegeben und wurde nach einer Vorlage gearbeitet. Es handelt sich hierbei um ein Marmor­ relief am Grabmal Kaiser Maximilians I. in der Hofkirche in Innsbruck, das von Meister Colins aus Mecheln im 16. Jahrhundert geschaffen wurde. Das Holzbild Grabners war 1873 auf der Weltausstellung in Wien zu sehen und wurde danach vom Kaiser für das Jagdschloss Mürzsteg angekauft.50 Die Stiege führte in einen großen Vorraum, in welchem sich zwei monumentale Wandschränke aus Nussbaumholz (Abb. 32) befanden. Einer der Schränke ist mit der Jahreszahl 1681 und mit den Buchstaben V. M. versehen. Der Aufbau der Möbel folgt einer architektonischen Gliederung, die einzelnen Felder sind mit Schnitzereien verziert.51

Vor dem Fenster stand ein Wandschirm (Abb. 33) mit Dreiecksgiebel und eingesetzten Feldern aus geschliffenem Glas. Die sieben Bilder stellen Szenen aus dem Leben Jesu und versinnbildlichte Sprüche aus den Evangelien dar. Erwähnenswert ist ein bis heute im Stiegenhaus befindliches Präparat eines äußerst seltenen Mönchsgeiers (Abb. 34). Ornithologisch ist dies besonders interessant, da er nachweisbar am 20. Mai 1901 unweit von Mürzsteg auf dem Dürriegel im Jagdrevier Frein geschossen, von Eduard Hodek präpariert und anschließend im Jagdschloss aufgestellt wurde.52 Im ersten Stock (Abb. 8) befand sich das Appartement des Kaisers sowie die Zimmer seiner treuesten Jagdgefährten, die bei so gut wie jeder kaiserlichen

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Abb. 32  : Schrank aus dem Vorraum im ersten Stock des Jagdschlosses Mürzsteg, Nussbaumholz, 2. Hälfte 17. Jahrhundert (Bundesmobilienverwaltung) Abb. 33  : Wandschirm aus dem Vorraum im ersten Stock, Eiche, Glas, 2. Hälfte 19. Jahrhundert (Bundesmobilienverwaltung)

Abb. 34  : Mönchsgeier, 1901 in Frein erlegt (Bundesmobilienverwaltung) Abb. 35  : Salon im ersten Stock des Jagdschlosses Mürzsteg, Fotografie, 1920er-Jahre (Bundesmobilienverwaltung)

Jagd in Mürzsteg zugegen waren  : »Alljährlich, wenn der Herbstwind durch die Bäume rauscht, begrüßt Seine Majestät der Kaiser eine hohe Gesellschaft auf seinem Jagdschlösschen in Mürzsteg. Es sind fast immer dieselben Gäste, die der Monarch zu den

Waidmannsfesten geladen  : Seine Majestät den König von Sachsen, Seine kaiserliche Hoheit den Großherzog von Toscana und Seine königliche Hoheit den Prinzen Leopold von Bayern, die hier auch ein reizendes Jägerheim finden.«53

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des Schlosses der größte Raum des Obergeschosses, der 1889 als Empfangssalon (Abb. 35) diente  : »Die drei Fenster verhüllen theilweise weiße Spitzenvorhänge, über welche solche von blauem Damaste fallen. An den Wandpfeilern zwischen den Fenstern Spiegel auf Consolen mit alten Bronzen. Die Ecken füllen Vasen aus chinesischem und sächsischem Porzellan (Abb. 36). An den weißtapezierten Wänden goldumrahmte Ölgemälde. (…) Zwei in den Ecken des länglichen Gemaches placirten Tischen entspricht nur ein Canapé mit mehreren Fauteuils (Abb. 37). Auf einem Etagère befinden sich eine Reihe werthvoller Kunstgegenstände. Eine zweite Etagère aus Holzmosaik ist ein Geschenk Ihrer Majestät der Kaiserin nach ihrer Rückkunft aus Madeira im Jahr 1861.«55 Zu den exotischen Einrichtungsstücken des Salons zählte neben den chinesischen Vasen auch ein Tablett mit Blüten- und Vogelmotiven (Abb. 38), das aus China stammte, Zuge der Novara-Expedition für den österreichischen Hof angekauft56 und 1895 in Mürzsteg inventarisiert wurde. An den Salon schloss das Arbeitszimmer von Franz Joseph (Abb. 39) an. Auch in diesem Zimmer waren die Möbel aus Wacholderholz gefertigt. In der Sammlung der Bundesmobilienverwaltung Abb. 36  : Chinesische Vasen aus dem Salon im haben sich neben der Bildausstattung57 sowohl der ersten Stock, Porzellan, 18. Jahrhundert (?) ausladende Schreibtisch, der halbhohe Kasten (Abb. (Bundesmobilienverwaltung) 40) als auch verschiedene Sitzmöbel erhalten. Deren Tapezierung war, wie auch die der Garnituren Der erste Raum links der Stiege war 1889 für den im Salon, stark gebauscht und gepolstert und mit letzten Großherzog der Toskana, Ferdinand IV., und Leder überzogen. Während bei fast allen dieser leder daran anschließende Eckraum für Albert, König dergepolsterten und mit Ziernägeln versehenen von Sachsen reserviert. Die Zusammensetzung der Sitzmöbel aus Mürzsteg die Tapezierung um 1900 – Möbel in den fürstlichen Gästezimmern war nahezu vermutlich im Zuge der Vorbereitungen für den Zaidentisch. Die meisten Möbel waren aus Juniperus- renbesuch 1903 – durch einen glatten Überzug aus holz gefertigt und die Sitzmöbel mit Leder gepols- braunem Leder (Abb. 37) ersetzt wurde, konnte im tert. Darüber hinaus befand sich in den Zimmern Zuge der Forschungen ein einziges Sofa (Abb. 41) ein Schreibtisch mit Lehnsessel, ein Waschtisch mit identifiziert werden, das noch die ursprüngliche Marmorplatte, ein Bett, eine Uhr sowie eine Etagère Polsterung aufweist. Es befindet sich ebenfalls in der mit Karten und Büchern. An den Wänden hingen Bundesmobilienverwaltung und ist mit einem festen Bilder in Wacholderrahmen. Die Bettendecken und roten Leder tapeziert, das anschließend mit Wachs eingelassen wurde, um die Oberfläche zu schützen Vorhänge waren in Blau gehalten.54 Zwischen den eben erwähnten Gästezimmern und und den Glanz zu erhalten, der auf den historischen dem kaiserlichen Arbeitszimmer lag an der Südseite Fotos deutlich zu sehen ist.

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Abb. 37  : Garnitur mit Lederbezug aus dem Salon im ersten Stock, Juniperus-Holz, braunes Leder, 1870er-Jahre, Tapezierung um 1903 erneuert (Bundesmobilienverwaltung) Abb. 38  : Tablett mit Blütenund Vogelmotiven von der Novara-Expedition, Lack, China, 2. Hälfte 19. Jahrhundert (Bundesmobilienverwaltung)

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Abb. 39  : Arbeitszimmer des Kaisers Franz Joseph im Jagdschloss Mürzsteg, Fotografie, 1880er-Jahre (Bundesmobilienverwaltung)

Das Schlafzimmer des Kaisers (Abb. 42) war sehr bescheiden eingerichtet. Neben einem Eisenbett (Abb. 43) zählten ein Waschtisch, ein Paravent, ein Tisch mit Bugholzstuhl, ein Betschemel und ein Kruzifix aus Perlmutt, das aus Jerusalem stammte, zur Ausstattung. Die Fenster bedeckten weiße Spitzen- und blaue Damastvorhänge.58 Sowohl das Arbeits- als auch das Schlafzimmer waren mit Auslegware versehen, die um 1903 gegen Modelle ausgetauscht wurde, die ein moderneres, großformatigeres Muster zierte (Abb. 74, 78) und wahrscheinlich von der Firma Haas & Söhne stammten. Im Vergleich mit der Einrichtung der anderen kaiserlichen Jagdschlösser erstaunt die große Ähnlichkeit des Mürzsteger Schlafzimmers mit der des kaiserlichen Schlafzimmers in Radmer (Abb. 44).

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Sowohl die Zusammensetzung der Möblierung als auch die Ausformung der einzelnen Objekte ist nahezu identisch. Wie in Mürzsteg findet sich auch in Radmer dasselbe Eisenbett mit Nachtkästchen, ein ledergepolsterter Armlehnstuhl, ein Betschemel mit Kruzifix sowie ein vor dem Fenster platzierter Toilettetisch wieder. Darüber hinaus weisen auch die beiden Arbeitszimmer in Mürzsteg und Radmer eine fast idente Einrichtung auf. Es handelt sich somit bei diesen Ausstattungen nicht um Individuallösungen, sondern um Einrichtungsgegenstände, die in größerer Anzahl angeschafft wurden, um dann in verschiedenen kaiserlichen Jagdhäusern Verwendung zu finden. Anschließend an das Schlafzimmer des Kaisers war das Schlafzimmer seines Schwiegersohns Prinz

Abb. 40  : Kasten aus dem Arbeitszimmer des Kaisers Franz Joseph im Jagdschloss Mürzsteg, Juniperus-Holz, 1870er-Jahre (Bundesmobilienverwaltung) Abb. 41  : Sofa aus dem Jagdschloss Mürzsteg mit originaler Tapezierung, Leder, 1880er-Jahre (Bundesmobilienverwaltung)

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Abb. 42  : Schlafzimmer des Kaisers Franz Joseph im Jagdschloss Mürzsteg, Fotografie, 1920er-Jahre (Bundesmobilienverwaltung)

Abb. 43  : Bett des Kaisers Franz Joseph in Mürzsteg, Eisen, 1893, Foto 2016 (Bundesmobilienverwaltung)

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Abb. 44  : Schlafzimmer des Kaisers Franz Joseph im Jagdschloss in Radmer, Fotografie, um 1907 (Sport & Salon. Illustrierte Zeitschrift für die vornehme Welt, 1907) Abb. 45  : Schreibtisch des Kronprinzen Rudolf im Jagdschloss Mürzsteg, Juniperus-Holz, 1870erJahre (Bundesmobilienverwaltung)

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Abb. 46  : Waschtisch aus dem Schlafzimmer des Kronprinzen Rudolf im Jagdschloss Mürzsteg, Juniperus-Holz, Marmor, 1870er-Jahre (Bundesmobilienverwaltung)

Leopold von Bayern, Gemahl Erzherzogin Giselas, situiert. Darauf folgten das Arbeits- und das Schlafzimmer des Kronprinzen Rudolf. Einen Einblick in die Interieurs des Kronprinzen vermittelt einerseits das erhaltene Inventarbuch und andererseits eine kurz nach dem Tod Rudolfs verfasste Beschreibung der Räumlichkeiten im »Neuen Wiener Salonblatt«  : »Die (Appartements des höchstseligen Kronprinzen) sind genau in dem Stande erhalten, da Kronprinz Rudolf zum letzten Male in ihnen weilte. In dem Arbeitszimmer fällt ein Riesengemälde, ›Kühe in der Tränke‹ von E. Rudolf Huber, auf. Auf einem Tisch befindet sich ein prachtvoller, in Ebensee geschnitzter Hirsch. Daneben ein Zigarren-Kasten. Chinesische Vasen sind in den Ecken untergebracht. In dem Schlafzimmer wieder ein geräumiges Bett, über welches eine blaue Decke gebreitet ist. Ein kleines Kruzifix an der Wand. Ein Nachtkästchen,

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eine Etagère, ein Garderobe-Kasten, ein TrumeauKasten mit Uhr, ein kleiner Tisch nächst dem Fenster. Auf dem umfangreichen Schreibtisch (Abb. 45) ausnahmsweise eine geschnitzte Schreibgarnitur, das Tintenfaß vom vielen Gebrauch stark befleckt, in der Streusandbüchse rother Streusand. Zwei Federstiele. Ein großer Kieselstein als Briefbeschwerer. Das Waschservice mit Gemsköpfen (Abb. 46, 47) geschmückt.«59 Mithilfe der Inventaraufzeichnungen, der erhaltenen Möbel und des oben zitierten Berichts konnte ein 1895 aufgenommenes Foto eines Schlafgemachs in Mürzsteg (Abb. 48) als das damals noch im Originalzustand erhaltene Zimmer des Kronprinzen ausgemacht werden. Wie zu erkennen ist, entsprachen die Juniperus-Möbel dem in den anderen fürstlichen Zimmern verwendeten Typus. Einzig der im Arbeitszimmer aufgestellte Zigarrenkasten auf ge-

Abb. 47  : »Gamskopfservice« aus dem Jagdschloss Mürzsteg, Porzellan, 2. Hälfte 19. Jahrhundert (Bundesmobilienverwaltung)

Abb. 48  : Schlafzimmer des Kronprinzen Rudolf im Jagdschloss Mürzsteg, Fotografie, 1895 (Bundesmobilienverwaltung)

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Abb. 49  : Zigarrenkasten aus dem Arbeitszimmer des Kronprinzen Rudolf, Palisander, 2. Hälfte 19. Jahrhundert (Bundesmobilienverwaltung) Abb. 50  : Franz Wenger, Skulptur eines Hirsches, Holz, 2. Hälfte 19. Jahrhundert (Bundesmobilienverwaltung)

schwungenen Beinen (Abb. 49) und die auf dem Schreibtisch platzierte Hirschskultpur (Abb. 50) von Franz Wenger sowie die Bildausstattung verliehen den Räumen eine individuellere Note. Im Allgemeinen erscheint in Zusammenhang mit der Ausstattung der fürstlichen Wohnräume des Jagdschlosses interessant, dass sowohl die Gästezimmer als auch die kaiserlichen Räume mit nahezu denselben Möbeln aus Juniperus-Holz ausgestattet waren  ; in Bezug auf die Qualität und Ausformung der einzelnen Stücke lassen sich keine Unterschiede feststellen. Es erfolgte somit in Mürzsteg keine Trennung beziehungsweise Unterscheidung der Wertigkeit zwischen dem kaiserlichen Mobiliar und demjenigen der Gästezimmer, die Hierarchie der Benützer spiegelte sich demzufolge nicht in der Einrichtung wider. Weiters ist anhand der Inventaraufzeichnungen zu beobachten, dass die Zusammenstellung des

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Mobiliars in den Appartements im ersten Stock über die Jahre hinweg nahezu unverändert bestehen blieb. Einzig 1903 anlässlich des Zarenbesuchs wurden einige Restaurierungen durchgeführt, die unter anderem, wie bereits erwähnt, die Neutapezierung der Sitzmöbel und den Austausch der Auslegware beinhaltete. Sogar die ursprünglich von Kronprinz Rudolf bewohnten Interieurs blieben in ihrer Einrichtung auch nach der Jahrhundertwende erhalten, lediglich wurden sie anderen Benutzern zugewiesen. Beispielsweise nützte das ehemalige Arbeitszimmer des Kronprinzen im Jahre 1907 Prinz Konrad von Bayern. Das Schlafzimmer Rudolfs stand diversen Gästen als Quartier zur Verfügung.60 Wie im Fall der Rudolfsräume änderte sich im Laufe der Zeit auch die Stammbelegung anderer Gästezimmer. Anhand eines 1907 publizierten Zeitungsartikels lässt sich der Wechsel der Bewohner

Abb. 51  : Wilhelm Gause, Der Kaiser erteilt dem Leibkammerdiener in seinem Arbeitszimmer in Mürzsteg Aufträge, Lithografie, um 1898 (Viribus unitis 1898)

nachvollziehen. So wurde das ehemalige Schlafzimmer des Königs von Sachsen zu Beginn des 20. Jahrhunderts von Franz Josephs Schwiegersohn Erzherzog Franz Salvator genützt. Der daran anschließende große Salon diente diesem als Arbeitsund Lesezimmer. Nachdem der Großherzog der Toskana seine Teilnahme an den kaiserlichen Jagden aus Altersgründen beendet hatte, wurde sein Zimmer von dem zweiten Obersthofmeister Fürst Montenuovo bewohnt. War allerdings Erzherzog Franz Salvator in Mürzsteg anwesend, musste Fürst Montenuovo diesem das Zimmer überlassen.61 Anhand dieses Beispiels lässt sich in Bezug auf die Benützung der Zimmer eine Hierarchie der Jagdgäste feststellen. Sobald eine höhergestellte Person in Mürzsteg weilte, musste der eigentliche Bewohner dieser Platz machen.

Das Schloss und seine prominenten Jagdg ä s t e Obwohl Kaiser Franz Joseph immer in Gesellschaft jagte, wie bereits angeführt, zählten die Schwiegersöhne Erzherzog Franz Salvator und Prinz Leopold von Bayern zu seinen Lieblingsjagdgästen, ließen sich nur wenige Quellen eruieren, die Auskunft über die kaiserlichen Aufenthalte in Mürzsteg geben. Zu diesen Archivalien gehören die erhaltenen Schusslisten, die die Teilnehmer der jeweiligen Jagdgesellschaft dokumentieren und die Anwesenheit der Beteiligten in Mürzsteg belegen. Die Schusslisten (Abb. 101, 102) enthalten jeweils eine genaue Aufstellung der Gäste samt Anzahl und Art ihrer Abschüsse, eine genaue Skizze des Jagdgebiets sowie einen Ablaufplan der Jagd. Über den restlichen Tagesablauf beziehungsweise die Abläufe im Jagdschloss gibt lediglich der eingangs zi-

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Abb. 52  : Wilhelm Gause, Konversation nach dem Diner im Speisesaal des Jagdschlosses Mürzsteg, Lithografie, um 1898 (Viribus unitis 1898)

tierte Bericht in der Chronik des Gendarmeriepostens Neben seinen Stammgästen empfing Kaiser Franz Mürzsteg Aufschluss. Darüber hinaus vermitteln zwei Joseph in Mürzsteg aber auch hochrangige internaim Kaiserwerk »Viribus unitis« publizierte Lithogra- tionale Jagdgäste und nahm offizielle Termine wahr. fien von Wilhelm Gause einen visuellen Einblick in So ist bekannt, dass König Alfons von Spanien und den kaiserlichen Alltag in Mürzsteg. König Milan von Serbien 1883 an den Mürzsteger Ein Bild (Abb. 51) zeigt Kaiser Franz Joseph in Herbstjagden teilnahmen. Als treuer Jagdgast erwies seinem Arbeitszimmer sitzend und seinem Leib- sich der deutsche Kaiser Wilhelm II., der oftmals in kammerdiener Aufträge erteilend. Der zweite Ein- der Steiermark weilte und bei allen Herbstjagden von blick (Abb. 52) in das Mürzsteger Jagdleben stellt 1888 bis 1890 anwesend war. Bereits als Kronprinz den Kaiser, umringt von seiner Gästeschar, nach besuchte er das Jagdschloss in den Jahren 1882, 1883, dem Diner im Speisezimmer des Schlosses dar. Un- 1884 und 1885.62 Den prunkvollen Höhepunkt als ter den Anwesenden befinden sich neben Kaiser kaiserliches Jagddomizil sowie auf politischer Ebene Franz Joseph auch Erzherzog Franz Salvator, König erlebte das Jagdschloss, wie bereits erwähnt, 1903, Albert von Sachsen, Prinz Leopold von Bayern, Ge- als der russische Zar Nikolaus II. in Mürzsteg weilte. Das Jagdschloss war aber auch innerhalb der kaineral Adjutant Eduard Graf Paar und der kaiserliche serlichen Familie ein beliebter Aufenthaltsort auf Leibarzt Dr. Hermann Freiherr von Widerhofer.

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dem Land. In Bezug auf die Etikette ging es bei den Jagdausflügen einzelner Mitglieder des Kaiserhauses generell legerer zu als bei den offiziellen Hofjagden. Das anwesende Personal war auf das Nötigste reduziert und die Verköstigung fiel wesentlich einfacher aus. So ist beispielsweise überliefert, dass die Verpflegung der Jagdgesellschaft Erzherzog Franz Salvators bei einem Jagdausflug in Eisenerz, als diese in einer Almhütte übernachten wollte, lediglich aus Büchsennahrung bestand. Diese setzte sich aus einem Kilogramm Erbswurstsuppe, sechs Büchsen Gulasch, sechs Büchsen Gulasch mit Reis, sechs Büchsen Kaiserfleisch mit Kraut, zwölf Büchsen Gemüse, vier Flaschen Rum und ein Viertel Kilogramm Tee zusammen.63 Im Vergleich dazu wurde bei kaiserlichen Aufenthalten auch einfache, jedoch kräftige und reichhaltige Hausmannskost serviert. Diese bestand zumeist aus »gekochtem Rindfleisch mit Gemüse (als dritten Gang). Beim zweiten Frühstück vor einer Nachmittagsjagd werden mitunter derbe bäuerliche Speisen vorgesetzt, wie etwa G’selchtes mit Knödeln, Blutwurst mit Sauerkraut und als Mehlspeise Äpfelradeln, welche Seine Majestät stets mit sichtlichem Appetit verzehrt. Dazu trinkt er ein Glas bayrisches Bier. An Freitagen hält der Kaiser stets das Fastengebot ein. Oft sind da Kartoffeln mit Butter seine Abendmahlzeit. (…) Nach dem Diner, das man in ziemlich rascher Folge serviert, werden schwarzer Kaffee, ein Gläschen Likör und Zigarren gereicht«.64 Anhand der Chronik des Gendarmeriepostens Mürzsteg und der erhaltenen Schusslisten können zahlreiche Aufenthalte von Kronprinz Rudolf und Erzherzog Franz Ferdinand in Mürzsteg belegt werden. Weiters waren vom 26. August bis zum 19. September 1883 Kaiserin Elisabeth und ihre jüngste Tochter Marie Valerie anwesend.65 Im Rahmen dieses Aufenthaltes ereignete sich ein tragischer Vorfall, der die Kaiserin fast das Leben kostete. Bei einem Reitausflug in die Berge versuchte Elisabeth einen Steg über die Mürz zu überwinden. Das Holz hielt jedoch dem Gewicht des Pferdes nicht stand und brach, sodass das Tier mit seinen Hufen feststeckte (Abb. 53). Bevor die Kaiserin in den Fluss stürzte,

Abb. 53  : Kaiserin Elisabeth stürzt mit ihrem Pferd auf einem Holzsteg beim Wasserfall »Zum toten Weib« in der Nähe von Mürzsteg, 1883 (Bildarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek)

konnte sie jedoch gerettet werden. In Gedenken an diesen Unfall ließ Marie Valerie bei der Unglücksstelle, dem Wasserfall »Zum toten Weib«, eine Tafel samt Dankesgedicht anbringen. Dieses lautet  : »Heiliger Georg-Reitersmann, Der vor Gefahr uns schützen kann, Der meine Mutter oft beschützt, Wo keines Menschen Hülfe nützt, Ich bitte dich mit Zuversicht, Verweigere mir die Bitte nicht  : Beschütze stets das theure Leben, Das mir das Licht der Welt gegeben  ! Zur Erinnerung an den 26. August 1883 Marie Valerie«

Ein weiteres dramatisches Ereignis innerhalb der kaiserlichen Familie spielte sich Mitte der 1880erJahre in Mürzsteg ab. Im Rahmen einer Jagd im Höllgraben erschoss Kronprinz Rudolf beinahe sei-

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nen kaiserlichen Vater. Die Begebenheit ist in der Er- brunn eine Huldigung des allerhöchsten Weidmaninnerung des kaiserlichen Leibjägers Robert Kellner nes statt. Im Zuge dieser großen und eindrucksvolüberliefert  : »Es dürfte in den Jahren 1885 oder 1886 len Feier entstand erstmals die Idee in Wien eine gewesen sein, als im Höllgraben auf Kahlwild gejagt internationale Jagdausstellung zu veranstalten. Die wurde, der Kronprinz besetzte den Stand im Gra- Ausstellung sollte die Bedeutung der Jagd im Wirtben, Seine Majestät stand in der Lehne gegen den schaftsleben der Staaten aufzeigen und eine internaBockkogel (im Reiser), der Trieb ging bereits dem tionale Manifestation des Weidwerks darstellen.69 Die Konzeption und Durchführung der ExposiEnde zu und hatten Kaiser und Kronprinz ziemlich viel geschossen, als dem Kronprinzen noch ein Ru- tion erfolgte durch ein 1905 einberufenes Komitee del Hochwild kam. Er beschoß das Wild und als der Jägerschaft, dem als Obmann Prinz Heinrich es weiter flüchtend, für ihn immer weniger erreich- von und zu Liechtenstein vorstand. Das Komitee bar wurde, vergaß er alle Regel, verlies den Stand setzte sich aus Mitgliedern des österreichischen und schoss nochmals als das Wild schon gegen den Hochadels, wie zum Beispiel dem Vizepräsidenten Stand des Kaisers zog und mit dieser Kugel traf er Franz Graf Colloredo-Mannsfeld, Karl Fürst Kinsky den hinter dem Stande des Kaisers sitzenden Träger zu Wchinitz und Tettau oder Johann Erbprinz zu Martin Veitschegger aus Mürzsteg beim Ellbogen in Schwarzenberg, hochrangigen Politikern, wie etwa den Ärmel. Welcher Leibjäger den Kaiser damals be- dem Wiener Bürgermeister Dr. Karl Lueger, und leitete konnte ich leider nicht erfahren. Veitschegger Vertretern der Presse zusammen. Zu diesen zählten bekam von Sr. Majestät 50 Gulden und der Kron- etwa der Präsident des Journalisten- und Schriftprinz durfte an dem Trieb am nächsten Tage nicht stellervereins »Concordia«, Edgar Spiegl Edler von Thurnfee, oder Wilhelm Singer, der Chef-Redakteur teilnehmen.«66 Nach dem Tod des Kronprinzen Rudolf war seine des »Neuen Wiener Tagblattes«.70 Ursprünglich sollte die Themenschau bereits 1908 Witwe Stephanie nachweislich 1891 und 1892 in Mürzsteg. Kaiser Franz Joseph selbst nahm vom anlässlich des 60jährigen Regierungsjubiläums Kai8. bis zum 11. Jänner 1905 das letzte Mal an einer ser Franz Josephs im Wiener Prater stattfinden. Es Jagd in Mürzsteg teil.67 Die Liebe zu der steiermär- stellte sich jedoch heraus, dass dies nicht möglich kischen Natur und zur Hochgebirgsjagd auf Gäm- war, da der niederösterreichische Gewerbeverein eine sen übertrug sich allerdings auch auf seinen Nach- Industrieausstellung zur selben Zeit auf dem Messefolger Kaiser Karl I., der das Jagdschloss gemeinsam gelände plante. Da keine einvernehmliche Lösung mit seiner Familie oft und gerne nutzte. Allein im zur Behebung der Doppelbelegung zwischen den Jahr 1918 weilte er am 19. und 21. August, am 10., Veranstaltern erzielt werden konnte, entschloss sich 17., 28. und 30. September sowie nochmals am 5. das Veranstaltungskomitee der Jagdausstellung, die Oktober in dem kaiserlichen Jagddomizil. Knapp Schau auf das Jahr 1910 zu Ehren des 80. Geburtstaeinen Monat vor dem Zerfall der Monarchie ging ges des Herrschers zu verlegen. 1908 übernahm Max er am 10. Oktober 1918 noch ein letztes Mal dem Egon Fürst zu Fürstenberg den Vorsitz des Komitees. Jagdvergnügen in Mürzsteg nach.68 Ein Jahr später erklärte sich der Kaiser bereit als allerhöchster Weidmann des Reiches das Protektorat der Jagdausstellung zu übernehmen.71 D i e I n t e r n at i o n a l e J ag d au s s t e l lu n g i n Die konkreten Vorbereitungen und Planungen Wien 1910 begannen bereits 1907. Zentrum der im Wiener Prater situierten Schau bildete die große Rotunde, zu Anlässlich des fünfzigjährigen Regierungsjubiläums welcher von Westen her als Hauptachse eine breite Kaiser Franz Josephs fand am 25. Juni 1898 unter Allee führte, an der sich die verschiedenen LänderTeilnahme von über viertausend Jägern in Schön- pavillons erstreckten (Abb. 54). Jedes teilnehmende

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Abb. 54  : Die erste internationale Jagdausstellung in Wien 1910, Blick vom Jagdschloss Mürzsteg zur Rotunde, 1910 (Wien Museum)

Land war mit einem Pavillon vertreten, der in Form die Feierlichkeiten auf 7. Mai verschoben. Da jedoch des für das jeweilige Land charakteristischsten und in der Nacht vor der Eröffnung König Eduard von schönsten Jagdschlosses nachgebildet war. Das England verstarb, musste auf Wunsch Franz Josephs Teilnehmerfeld war international gestreut und um- von offiziellen Eröffnungsfeierlichkeiten abgesehen fasste unter anderem die Kronländer Ungarn und werden. Der Herrscher besuchte die Jagdschau dann Bosnien-Herzegowina sowie die Staaten Belgien, erstmals am 10. Mai 1910. Zu den prominenten Deutschland, England, Frankreich, Russland, Per- hochrangigen Besuchern der Jagdausstellung zählsien, Rumänien, Italien, Schweden, Norwegen und ten unter anderem König Gustav V. von Schweden, Kanada. der König von Bulgarien, der rumänische KronDie Herstellung der Gartenanlagen und Stra- prinz, König Friedrich August III. von Sachsen, der ßenzüge sowie der Bau der Ausstellungsgebäude russische Zar Nikolaus II. sowie der deutsche Kaiser begannen im Sommer 1909. Während die Baumeis- Wilhelm II. oder der ehemalige Präsident der Vereiterfirma Kupka & Orglmeister die Bauarbeiten aus- nigten Staaten, Theodor Roosevelt.73 Als österreichischer Beitrag wurde das Jagdschloss führte, zeichnete die Firma Johann Geßls Sohn für die Gartenanlagen verantwortlich. Im Spätherbst Mürzsteg als Lieblingsjagddomizil des Kaisers ausdes Jahres 1909 waren die meisten der Ausstellungs- gewählt, »das durch die häufigen Aufenthalte des bauten bereits fertiggestellt, sodass mit der Innen- Kaisers für die österreichische Jägerschaft eine einrichtung der Gebäude begonnen werden konnte. historische Bedeutung erlangt hat«.74 Die originalSämtliche Ausstellungsarbeiten konnten im April getreue Kopie des steirischen Schlosses bildete das Herzstück des Ausstellungsgeländes und gleichzeitig 1910 abgeschlossen werden.72 Die feierliche Eröffnung der Schau sollte im Bei- von seiner Lage her das Gegenstück zur Rotunde. sein des Kaisers am 2. Mai 1910 stattfinden. Auf- Der Nachbau war in der Mitte der Hauptachse auf grund von schlechten Wetterverhältnissen wurden einem künstlichen Hügel situiert, zu dessen Fü-

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Abb. 55  : Postkarte, Die erste internationale Jagdausstellung in Wien 1910, Das Jagdschloss Mürzsteg, 1910 (Bundesmobilienverwaltung)

ßen sich ein künstlich angelegter, idyllischer Teich Ursprünglich strebte das Komitee nur die Entlehbefand (Abb. 55). In direkter Nachbarschaft zum nung der Einrichtungsgegenstände der Eingangsösterreichischen Beitrag lagen der deutsche Pavil- halle, der Zimmer Sr. Majestät und der sogenannten lon und das ungarische Jagdschloss. Die Wahl, das Zarenzimmer an. Die Auswahl der Objekte wurde Jagdschloss Mürzsteg als österreichischen Beitrag zu im Laufe der Planungen jedoch auf das Inventar präsentieren, zeugt von der großen Bedeutung, so- weiterer Zimmer des Jagdschlosses ausgedehnt.76 Wie zeitgenössischen Beschreibungen zu entwohl in historischer als auch in kunstgeschichtlicher Hinsicht, die das Jagddomizil in der Steiermark be- nehmen ist, waren im Inneren des Gebäudes reits zu Lebzeiten des Kaisers eingenommen hat. Ein einige Wohnräume bis ins kleinste Detail maßhistorisches Foto (Abb. 56) zeigt den Kaiser vor dem stabsgetreu nachgebildet und eingerichtet  ; zu diesen zählte im Erdgeschoss die Eingangshalle, ein Mürzsteger Ausstellungsbau. Bereits im Vorfeld der Ausstellung, am 31. De- Wohnzimmer, der Speisesaal und das Billardzimzember 1907, genehmigte Kaiser Franz Joseph mer. Im ersten Stock wurden die Gemächer des persönlich den Nachbau seines Jagdschlosses und Großherzogs von Toskana, das Schlaf- und Emperklärte sich auch bereit, zur Ausstattung des Pa- fangszimmer des Erzherzogs Franz Salvator, das villons originale Jagdtrophäen und originale Inven- Schreib- und Schlafzimmer Seiner Majestät und targegenstände aus den Mürzsteger Räumlichkeiten der sogenannte Salon des Zaren sowie die Wohnfür die Dauer der Exposition zur Verfügung zu stel- zimmer der Prinzen Leopold und Georg von Baylen.75 ern wiedergegeben. Die Besucher erhielten somit

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Abb. 56  : Kaiser Franz Joseph besucht das nachgebaute Jagdschloss Mürzsteg in der internationalen Jagdausstellung, 13. 6. 1910 (Bildarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek)

erstmals die Gelegenheit, hinter die kaiserlichen In den restlichen, an der West- und Nordseite geKulissen zu blicken. legenen Räumen wurde eine Trophäenausstellung geWie in Zusammenhang mit den Wohn- und Le- zeigt. Sämtliche Hirsch- und Gamsgeweihe stammten bensgewohnheiten des Kaisers üblich, wurde in der ausschließlich von Tieren, die der Kaiser selbst erlegt zeitgenössischen Berichterstattung in Bezug auf die hatte. Im Gegensatz zu den Möbeln und KunstwerAusstattung der Mürzsteger Liegenschaft immer ken stammten diese Krickeln jedoch nicht aus Mürzwieder die große Bescheidenheit Franz Josephs her- steg, sondern aus der kaiserlichen Villa in Ischl und vorgehoben. So heißt es etwa in der Österreichischen den Jagdhäusern im Salzkammergut.78 Neben den Forst- und Jagd-Zeitung vom 5. Mai 1910  : »Die Trophäen waren auch Bilder zu sehen, die JagdepisoWohnräume und deren Meublement sind trotz al- den aus den kaiserlichen Revieren und Ansichten der ler Gediegenheit der Einrichtungsgegenstände und Jagdschlösser zeigten. Besonders eindrucksvoll wirkdes Kunstwertes der Bilder keineswegs kunstvoll. ten die Kreidezeichnungen Franz Pausingers aus dem Wer da erwartet, im Pavillon ›Jagdschloss Mürzsteg‹ Jagdschloss Neuberg, welche die wichtigsten Modas Auserlesenste an Dekorationen und Trophäen mente im Weidmannsleben des Kaisers darstellten  ; vorzufinden, wird enttäuscht werden. Wie in allen zu diesen zählten der Abschuss des 500. Hirsches, des anderen Dingen und Lebensgewohnheiten kommt 100. Fuchses, des 500. Auerhahnes, des 1.000. Stückes eben auch im Weidwerke der Sinn und Wunsch des Schwarzwild und der 1.500. Gämse.79 Neben den Länderpavillons gab es im Rahmen Allerhöchsten Jagdherren nach Natürlichkeit und der Gesamtschau noch bestimmte gewerbliche Einfachheit zur Geltung.«77

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D a s E n d e d e r k a i s e r l i c h e n J ag d i n Mürzsteg

Abb. 57  : Zigarrenschrank aus Ebenholz in Form des Jagdschlosses Mürzsteg, Erste internationale Jagdausstellung, Wien, 1910 (Haus-, Hof- und Staatsarchiv)

und industrielle Themenbereiche, die nach Klassifikationen eingeteilt waren und in der Rotunde gezeigt wurden  : Die Jagd und deren Betriebe, Industrie und Gewerbe, Kunst und Kunstgewerbe sowie Land- und Forstwirtschaft. Auch in diesem Bereich der Ausstellung war das Jagdschloss Mürzsteg thematisch präsent. In der kunstgewerblichen Sektion waren Juwelen, Silber- und Emailschmuck, Haushaltsgeräte aus massiver Bronze, Holzintarsien, Ledergalanterie- und Gebrauchgsgegenstände sowie Metallkunstgegenstände zu sehen. Zu den prunkvollsten Stücken zählte ein Zigarrenschrank aus Ebenholz (Abb. 57) mit Silberstabverzierung, dessen Silberaufsatz das kaiserliche Jagdschloss zeigte.80 Trotz schlechter Wetterverhältnisse war die Jagdausstellung ein voller Erfolg. Bis zum Ende der Exposition am 16. Oktober 1910 besuchten insgesamt 2.703.090 zahlende Gäste das Gelände. Nach dem Ende der Schau wurden die Ausstellungsbauten abgetragen. Die entliehenen Einrichtungsgegenstände aus dem steirischen Jagdschloss wurden wieder nach Mürzsteg zurückgestellt, wo sie am 3. November 1910 unbeschadet einlangten.81

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Kaiser Franz Joseph residierte über ein halbes Jahrhundert regelmäßig in Mürzsteg zur Jagd. Das Kaiserwerk »Viribus unitis« gibt über die beachtlichen Jagderfolge des Monarchen in der Steiermark Aufschluss  : »Die Abschusstabelle vom Jagdgebiete Mürzsteg, welche bis zum Jahre 1854 zurückreicht, weist folgendes Resultat auf  : Vom Jahre 1854 bis incl. 1896 wurden abgeschossen  : 3466 Hochwild, 2467 Gemswild, 62 Rehwild  ; hievon entfallen auf Seine Majestät 502 Hochwild, 407 Gemswild. Unter den 502 Stück Hochwild befinden sich 160 Hirsche, unter 407 Stück Gemswild 320 Böcke.«82 Obwohl Franz Joseph 1905 zum letzten Mal zur Jagd in Mürzsteg weilte,83 wurden das Revier und das Jagdschloss weiterhin gepflegt und für Familienmitglieder bereitgehalten. Nach dem Tod des Kaisers im November 1916 war der Fortbestand der kaiserlichen Hofjagden ungewiss. Am 28. Dezember 1916 verfasste Kaiser Karl I. jedoch den Beschluss, die Hofjagd Neuberg-Mürzsteg in der bisherigen Weise fortzuführen. Im Gegensatz dazu wurde der Eigenbetrieb der Hofjagd in den Staatsforsten des Salzkammerguts eingestellt und die Hofjagd auf dem allerhöchsten Gut Eisenerz nur in stark vermindertem Umfang weitergeführt.84 Nach dem Zusammenbruch der Monarchie gab es Gerüchte, dass die Landesregierung Graz die Übernahme des Jagdschlosses Mürzsteg in staatlichen Besitz anstrebe. Da es sich bei der Herrschaft nicht um hofärarisches Eigentum, das geschlossen in Staatsbesitz überging, sondern um habsburgisches Privateigentum handelte, fiel es 1918 noch nicht unter die republikanischen Zugriffsrechte.85 Schlussendlich wurde die Hofjagd in Mürzsteg dem neu gegründeten Kriegsgeschädigtenfonds zugesprochen, der die Güter aus dem habsburgischen Privat- und Familienfonds übernahm.86

A n m e rk u n g e n   1 Max Herzig (Hg.), Viribus unitis. Das Buch vom Kaiser, Budapest-Wien-Leipzig 1898, S. 278.   2 Ebd., S. 274.   3 Ebd., S. 275  4 Elsa Brezina, Ein Leitfaden durch die ehemaligen kaiserlichen Jagdschlösser Neuberg an der Mürz und Mürzsteg in der Steiermark, Wien 1927, S. 31.   5 Ebd., S. 14.   6 Ebd., S. 31.  7 Landesarchiv Steiermark, Graz, Chronik des Gendarmerieposten Mürzsteg.   8 Die Forschungen zur Bau- und Ausstattungsgeschichte des Jagdschlosses Mürzsteg wurden im Rahmen des vom FWF (Austrian Science Fund) geförderten Forschungsprojekts P 24180-G21 »Die private Wohnkultur der kaiserlichen Familie im 19. Jahrhundert« durchgeführt.  9 HHStA, GDPFF, JR, Rubrik 4, Hofjagdregieoberleitung, Karton 487, ad Zl. 5099/1893. 10 HHStA, GDPFF, JR, Rubrik 4, Hofjagdregieoberleitung, Karton 487, ad Zl. 5099/1893. 11 www.architektenlexikon.at/de/1279.htm, 29.9.2015. 12 www.architektenlexikon.at/de/1233.htm, 29.9.2015. 13 Ebd. 14 www.architektenlexikon.at/de/1279.htm, 29.9.2015. 15 HHStA, Kartensammlung, BV, Jagdhaus Mürzsteg, Ke 3–3/16. 16 HHStA, Kartensammlung, BV, Jagdhaus Mürzsteg, Ke 3–3/16. 17 www.architektenlexikon.at/de/1353.htm, 7.12.2015. 18 HHStA, GDPFF, JR, Rubrik 4, Hofjagdregieoberleitung, Karton 495, Zl. 1930, 5.6.1901. 19 HHStA, GDPFF, SR, Karton 133, Zl. 1821, 29.5.1901. 20 HHStA, GDPFF, SR, Karton 133, Zl. 1821, 10.7.1901. 21 Ebd. 22 Ebd. 23 www.architektenlexikon.at/de/426.htm, 23.10.2015. 24 HHStA, GDPFF, SR, Karton 133, Zl. 1821, 31.8.1901. 25 Ebd. 26 Ebd. 27 HHStA, GDPFF, SR, Karton 133, Zl. 1821, 19.11.1901. 28 Ebd. 29 HHStA, GDPFF, SR, Karton 133, Zl. 38, 4.1.1902. 30 HHStA, GDPFF, SR, Karton 133, Zl. 3187, 2.9.1902. 31 HHStA, GDPFF, SR, Karton 133, Zl. 747, 20.2.1904. 32 Erwin A. Schmidl, Die Mürzsteger Beschlüsse von 1903  : Weltpolitik im Mürzer Oberland, Wien 2015, S. 1. 33 Zum politischen Hintergrund des Treffens zwischen Kaiser Franz Joseph I. und Zar Nikolaus II. verweise ich auf den Aufsatz von Markus Langer, ab S. 93.

34 HHStA, OMeA, NZA, Karton 433. 35 Ebd. 36 Ebd. 37 Ebd. 38 Elsa Brezina, Ein Leitfaden durch die ehemaligen kaiserlichen Jagdschlösser Neuberg an der Mürz und Mürzsteg in der Steiermark, Wien 1927.; Franz F. Seidl, Mürzsteg im Wandel der Zeit, Mürzsteg 1995. 39 HHStA, GDPFF, JR, Rubrik 4, Hofjagdregieoberleitung, Karton 498, Zl. 2993, 27.8.1903. 40 Max Herzig (Hg.), Viribus unitis. Das Buch vom Kaiser, Budapest-Wien-Leipzig 1898, S. 274. 41 Ilsebill Barta befasst sich in ihrem Aufsatz über die Bildausstattung des Jagdschlosses Mürzsteg ab Seite 63 auch eingehend mit den erzherzoglichen Zeichnungen. 42 O. A., Das kaiserliche Jagdschloss in Mürzsteg, in  : Wiener Salonblatt, 20. Jg., Nr. 30, 28.7.1889, S. 2. 43 Ebd., S. 2–3. 44 Ebd. 45 BMobV, Inventar des kaiserlichen Jagdschlosses in Mürzsteg. 46 A. Rohrmoser, Franz August von Pausinger, in  : Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950, Bd. 7, Wien 1978, S. 357. 47 Peter Prange, Johann Elias Ridinger, in  : Neue Deutsche Biographie, Bd. 21, Berlin 2003, S. 555. 48 Elsa Brezina, Ein Leitfaden durch die ehemaligen kaiserlichen Jagdschlösser Neuberg an der Mürz und Mürzsteg in der Steiermark, Wien 1927, S. 42–43. 49 Ebd., S. 43. 50 Ebd., S. 37. 51 Ebd., S. 47. 52 Hugo’s Jagdzeitung, 44, 11, 1901, S. 343. Für diesen Hinweis danke ich Hans-Martin Berg, Naturhistorisches Museum Wien. 53 o. A., Das kaiserliche Jagdschloss in Mürzsteg, in  : Wiener Salonblatt, 20. Jg., Nr. 30, 28.7.1889, S. 2. 54 Ebd. 55 Ebd. 56 Ebd. 57 In Bezug auf die Bildausstattung des Mürzsteger Jagdschlosses verweise ich auf den Aufsatz von Ilsebill Barta in diesem Band, ab S. 63. 58 o. A., Das kaiserliche Jagdschloss in Mürzsteg, in  : Wiener Salonblatt, 20. Jg., Nr. 30, 28.7.1889, S. 2. 59 Ebd., S. 2–3. 60 O. A., Die Jagdschlösser Seiner Majestät des Kaisers, in  : Sport & Salon. Illustrierte Zeitschrift für die vornehme Welt, 10. Jg., Nr. 33, 17.8.1907, S. 2. 61 Ebd. 62 Landesarchiv Steiermark, Graz, Chronik des Gendarmerieposten Mürzsteg.

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63 Ingrid Haslinger, Kaiserliche Jagd und Tafel, in  : Jagdzeit. Österreichs Jagdgeschichte – Eine Pirsch, Ausstellungskatalog, Wien 1996, S. 234. 64 Franz Schnürer (Hg.), Unser Kaiser als Weidmann, Wien 1910, S. 20–23. 65 Landesarchiv Steiermark, Graz, Chronik des Gendarmerieposten Mürzsteg. 66 HHStA, Selekt Kronprinz Rudolf, Karton 21, Brief von Robert Kellner, 23.3.1922. 67 Landesarchiv Steiermark, Graz, Chronik des Gendarmerieposten Mürzsteg. 68 Ebd. 69 O. A., Die erste internationale Jagd-Ausstellung Wien 1910. Ein monumentales Gedenkbuch, Wien-Leipzig 1912, S. 9. 70 Ebd. 71 Ebd., S. 10. 72 Ebd., S. 12. 73 Ebd., S. 13. 74 Ch. Micklitz, Schloß Mürzsteg in der Jagdausstellung, in  : Österreichische Forst- und Jagd-Zeitung, 28. Jg., Nr. 20, 20.5.1910, S. 181. 75 HHStA, GDPFF, SR, K 33 (Intern. Jagdausstellung, 1910), Zl. 1132, 2.3.1909. 76 HHStA, GDPFF, SR, K 33 (Intern. Jagdausstellung, 1910), Zl. 1132, 2.3.1909. 77 Ch. Micklitz, Schloß Mürzsteg in der Jagdausstellung, in  : Österreichische Forst- und Jagd-Zeitung, 28. Jg., Nr. 20, 20.5.1910, S. 181. 78 Ebd. 79 Ebd., S. 182. 80 O. A., Die erste internationale Jagd-Ausstellung Wien 1910. Ein monumentales Gedenkbuch, Wien-Leipzig 1912, S. 24. 81 HHStA, GDPFF, SR, K 33 (Intern. Jagdausstellung, 1910), Zl. 4714, 3.11.1910. 82 Max Herzig (Hg.), Viribus unitis. Das Buch vom Kaiser, Budapest-Wien-Leipzig 1898, S. 283 83 Landesarchiv Steiermark, Graz, Chronik des Gendarmerieposten Mürzsteg. 84 HHStA, GDPFF, JR, Rubrik 4, Hofjagdregieoberleitung, Karton 525, Zl. 3440, 3.12.1916. 85 HHStA, GDPFF, JR, Rubrik 4, Hofjagdregieoberleitung, Karton 529, Zl. 4033, 26.12.1918. 86 Die Geschichte des Jagdschlosses Mürzsteg nach dem Zerfall der Österreichisch-Ungarischen Monarchie wird von Markus Langer in seinem Aufsatz ab S. 93 besprochen.

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D I E D E KO R AT I V E A U S S TAT T U N G D E S JAGDHAUSES IN MÜRZSTEG Ilsebill Barta

Die kaiserlichen Jagdhäuser Franz Josephs im Salzkammergut und in der Steiermark hatten alle eine ähnliche Grundausstattung bezüglich des Wandschmucks   : Jagdtrophäen, Stiche von Jagdszenen oder Tierfährten aus dem 18. Jahrhundert von Johann Elias Ridinger, Kreide- und Kohlezeichnungen oder Stiche von Franz Pausinger, Aquarelle von Landschaften oder Städten verschiedener Künstler, Fotografien von Verwandten, Jagdkumpanen und Jagdausflügen. In größeren Schlössern wie in Ischl, Eisenerz oder Neuberg hingen auch eine nicht geringe Anzahl von laufend angekauften zeitgenössischen Gemälden. Vermutlich konnte Franz Joseph nach dem Tode Ferdinand I. 1875, als er Familien- Abb. 58  : Abnormes Rehgeweih, bez.: 1865 oberhaupt wurde und deshalb über das Familienver- im Forstdinst  : Oberposchen Revier Rukesthal mögen verfügen konnte, mehr in die Ausstattung aufgefunden und von der österr. National Bank Allh  : Sr  : Majestät überreicht  ; Präparat (Österreichische der Jagdschlösser investierte. Die Jagdtrophäen sind sowohl Erinnerungs- als Präsidentschaftskanzlei) auch Sammelstücke  ; dazu gehören Geweihe und Gehörn von Hirschen, Gämsen oder Rotwild, die wurde an die Menagerie in Schönbrunn abgegeben, von kaiserlichen Familienmitgliedern erlegt worden als er zwei Monate später dort verendete, kam er waren, verschiedenste Greif- und Raubvögel, Auer- 1886 ausgestopft nach Mürzsteg zurück.2 Das Aufbewahren von Trophäen gehört zum hähne und anderes Federwild, Wildschweine und seltene Exemplare von Gehörn mit Unregelmäßig- atavistischen Jagdzauber. Der offensichtliche Trokeiten und Missbildungen, wie etwa ein Perücken- phäenkult war bis ins 19. Jahrhundert ein adeliges kopf (Abb. 58). Diese schmücken, neben Geschen- Privileg und repräsentatives Beiwerk, für das schon ken von besonderen Trophäen an das Kaiserhaus, seit der frühen Neuzeit für Wunder- und Raritävor allem Eingangshallen, Stiegenhäuser und Gänge, tensammlungen in Konkurrenz zu anderen Höfen wobei Abschussdatum und Ort auf der Trophäe ver- gesammelt wurde und die Jagdfreunden und bemerkt sind, oft auch der Name desjenigen, der das freundeten Fürsten vorgeführt wurden.3 Wie wichtig die Jagd als fürstliche Freizeitbeschäftigung und Wild erlegt hat oder wo es gefunden wurde. Für Mürzsteg wurden 1887 aus der Verlassen- die Zahl der Abschüsse im innerhöfischen Verkehr, schaft eines Barons von Mondel überdies 179 Stück aber auch als Hervorhebung adeliger Tugend und Präparate zur Ausschmückung übernommen.1 Ein Manneskraft gegenüber der Öffentlichkeit war, Adler, den die Mürzsteger Jäger eingefangen hatten, zeigt die Bekanntgabe und Zurschaustellung der

D ie dekorative Ausstat tung des Jagdhauses in Mür zsteg : 63

Ausstellungen der Künstlergenossenschaft zu entlehnen.

Geschenke

Abb. 59  : Erzherzogin Valerie, Katze »Minet«, Zeichnung, 1880 (Bundesmobilienverwaltung)

»Weidmannserfolge« des österreichischen Kaisers anlässlich der Pariser Weltausstellung 1900 in der ungarischen Abteilung  : Von 1848 bis 1899 hatte der Monarch insgesamt 48.345 Stück Wild zur Strecke gebracht, darunter 1.190 Hirsche, 1.313 Tiere (weibliches Wild), 204 Stück Damwild, 441 Stück Rehwild, 1.939 Stück Gemswild, 1.356 Stück Schwarzwild, 7.249 Feldhasen, 224 Füchse etc.4 In der Ausstattung der Wohn- und Schlafräume in Mürzsteg stehen Bilder im Vordergrund, vor allem Aquarelle, Ölbilder und plastischer Schmuck. Dazu kommen persönliche Erinnerungsstücke und Geschenke von Verwandten und Jagdfreunden. Da der Austausch von Kunstwerken innerhalb der Jagdhäuser bzw. mit den Wiener Domizilen stets vorhanden war, gibt es auch kaum einen Status der Hängung der Bilder, den man für längere Zeit als fix festhalten könnte. Die meisten Objekte wurden relativ unüberschaubar aus verschiedensten Privatkassen und -fonds bezahlt, dazu gab es aber auch Lieferungen von der Burghauptmannschaft in Wien oder dem Oberstkämmereramt, von denen leihweise Bilder aus hofärarischem Besitz abgetreten bzw. wieder abgezogen wurden. Nach Ansuchen wurde auch immer wieder gestattet, Bilder für die jährlichen

64 : Ilsebill Barta

Wie familiär der Rahmen in den Jagdschlössern war, vermitteln die vielen Geschenke, die das Haus mit Intimität aufladen, seien es Gaben zum Namenstag, Geburtstag oder »zum Christbaum«, wie die Quellen verraten. Obwohl sich der Kaiser nur wenige Wochen, manchmal nur einige Tage im Jahr in Mürzsteg aufhielt, wurde der Monarch – besonders durch Kaiserin Elisabeth – regelmäßig mit Geschenken bedacht, die sowohl ganz praktisch den Haushalt ergänzten als auch ästhetische Bedürfnisse befriedigten. Zwei Weihnachtsgeschenke von Franz Josephs Tochter Valerie befanden sich in seinen persönlichen Räumen  : eine Zeichnung der zwölfjährigen Tochter von 1880, die Katze »Minet« darstellend (Abb. 59), die im Schreibzimmer von Franz Joseph hing, und ein zweites Bild von 1883, in dem Valerie die Geburt ihrer Mutter Elisabeth an einem Weihnachtstag in Versen beschreibt sowie das Kennenlernen und die Lieben ihrer Eltern. Gezeichnet hat sie links oben einen Engel mit Kind und unterhalb des Gedichts erkennt man das winterliche Schloss Possenhofen vor einem See, wo Elisabeth aufwuchs (Abb. 60). Dieses Bild hing jedenfalls zeitweise am Fußende des Bettes von Franz Joseph, das heißt, er sah aus dem Bett direkt auf das Gedicht  : Weihnacht wieder  ! Hart gefroren Liegt der stille See, Und im Sonnenscheine glitzert Rings der frische Schnee. In dem lieblich trauten Schlosse, Das am Ufer steht, Heut’ ein Hauch von süsser Freude Durch die Herzen weht.

Abb. 60  : Erzherzogin Valerie, Weihnachtsgedicht, Feder, Aquarell,1883 (Bun­des­mo­bilien­ verwaltung)

D ie dekorative Ausstat tung des Jagdhauses in Mür zsteg : 65

Denn ein Engel stieg vom Himmel Leise in der Nacht, Hat als schönste Weihnachtsgabe Töchterlein gebracht  ! Und die Jahre fliegen leise, Aber rasch dahin, Und die Eltern sehn mit Freude Sie zur Jungfrau blüh’n. Drüben herrscht ein junger Kaiser In dem Nachbarland. Als er’s Mägdlein kennen lernte, Freit’ er ihre Hand Und nun gehen sie durch’s Leben Liebend Seit’ an Seit’, ’S Mägdlein bleibet ihrem Manne Treu in Freud’ und Leid. Und wenn auf des Kaisers Haupte Manchmal drückt die Kron’ Ist für seine Müh’n und Sorgen Sie der schönste Lohn  ! Valérie Weihnachten 1883

Abb. 61  : Erzherzog Rudolf, Ein Haselhuhn, Aquarell, 1870 (Bundesmobilienverwaltung) Nächste Seite: Abb. 62  : Erzherzog Rudolf, Zwei Schnepfen, Aquarell, 1872 Bundesmobilienverwaltung)

Zwei Zeichnungen von Kronprinz Rudolf hingen überdies in Franz Josephs Schlafzimmer  : der seit früher Jugend ornithologisch interessierte Thronfol- Das Bild stellt die Fahrt des deutschen Kaisers Wilger zeichnete schon als Kind leidenschaftlich gerne helm II. mit Franz Joseph vom Neuberger Bahnhof Vögel. Eine Zeichnung von 1870 (Abb. 61), da war nach Mürzsteg zur Jagd im Oktober 1888 dar (Abb. Rudolf zwölf Jahre alt, zeigt ein Haselhuhn, aufge- 63), gemalt von Heinrich Gottfried Wilda (1862– hängt an einer Schnur in der naturalistisch-altmeis- 1922). In der zweiten Kutsche sitzen als weitere Jagdterlichen Manier der Tierstillleben der Renaissance  ; gäste der König von Sachsen und der Großherzog zwei Jahre später fertige er eine weitere Zeichnung von Toskana, während in der dritten Equipage Prinz dieser Art mit zwei Schnepfen an (Abb. 62). Leopold von Bayern und Fürst Thurn und Taxis folEin Präsent von Kronprinz Rudolf an seinen Va- gen, in die Kulisse der Berge und des Stifts Neuberg ter Ende 1888 oder Anfang 18895 erinnert an den eingebettet. Der Maler Wilda war bekannt für seine Vater-Sohn-Konflikt, wenn man bedenkt, dass die Reiter- und Kutschenbilder für adelige Auftraggeber Gabe kurz vor seinem Tod, vielleicht zu Weihnachten, und hatte schon mehrmals Franz Joseph und auch übergeben worden sein muss  : Ám 30. Jänner 1889 Rudolf in der Kutsche porträtiert. hatte sich Rudolf in Mayerling das Leben genommen.

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Abb. 63  : Gottfried Heinrich Wilda (1862–1922), Kaiser Franz Joseph I. und Kaiser Wilhelm II. samt Jagdgästen auf der Fahrt vom Neuberger Bahnhof nach Mürzsteg, Gouache, 1888 (Bundesmobilienverwaltung)

Wilhelm II. war im deutschen »Dreikaiserjahr« 1888 möchte ich höchstens einladen, um ihn durch ein nach dem Tod seines Großvaters und dem drei Mo- elegantes Jagdabenteuer aus der Welt zu schaffen«, nate später erfolgten überraschenden Tod seines Va- schrieb Rudolf seiner Frau Stephanie zu diesem Beters im Juni an die Regierung gekommen und reiste such, der auch sonst von Missstimmungen geprägt im Oktober, nachdem er Russland besucht hatte, war. Der Reise- und Redekaiser, wie Wilhelm auch nach Österreich. Die politische Situation zwischen spöttelnd genannt wurde, mischte sich unangenehm Frankreich und Deutschland war angespannt, in Ös- in die österreichische Innenpolitik ein und kritisierte terreich befürchtete man Konflikte mit Russland, so- die österreichische Armee, deren Generalinspektor dass man sogar den englischen Thronfolger Eduard, Rudolf war. Die Jagd in Mürzsteg verlief wegen des der gerade in Wien zu Manövern und zur Jagd weilte, Wetters katastrophal. Die oben genannten Jagdgäste veranlassen musste, die Stadt zu verlassen, weil Wil- und Kronprinz Rudolf konnten am 6. Oktober 1888 helm diesen nicht sehen wollte. Franz Joseph stand wegen Schneefalls nur eine Hochwildjagd mitmadem jungen deutschen Kaiser reserviert gegenüber, chen anstatt der geplanten Gämsjagd, bei der der Rudolf sogar mit kaum verhohlener Feindseligkeit, deutsche Kaiser außerdem nichts traf. Kaiser Franz da er auf eine enge Zusammenarbeit mit dem libera- Joseph schrieb Kaiserin Elisabeth  : »Während der len Vater Wilhelms alle seine politischen Hoffnungen Triebe begann ein starker Sturm … Bald schneite gesetzt hatte, die er in der Person Wilhelms zerstört es auch und wurde so kalt, daß man (es) am Stande sah  : »Den Wales lade ich gerne ein, den Wilhelm kaum aushalten konnte. Mein Bart und meine linke

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Abb. 64  : Erherzogin Stephanie, Cap Mentone, Aquarell auf Druck (Bundesmobilienverwaltung)

Abb. 65  : Erherzogin Stephanie, Cap St. Martin, Aquarell auf Druck (Bundesmobilienverwaltung)

dem Schneesturm ausgesetzte Gesichtsseite war eine auf Holz als Geschenk bei – ein Landschaftsbild Eiskruste …« Am Abend setzte sich Rudolf nach von der Küste Korfus von Carl Wuttke (1849–1927), Siebenbürgen zur Bärenjagd mit Eduard, Prince of bezeichnet und datiert am 6. November 1889, das Wales, ab. Erst am 8. Oktober konnte Kaiser Wil- sich noch heute in Mürzsteg befindet.7 Wuttke war helm zwei Gämsböcke und zwei Geißen erlegen, an- ein weitgereister deutscher Landschaftsmaler, der in dere geplante Jagden wurden wegen des schlechten seinem Stil und in der Lichtmalerei vorimpressionisWetters abgesagt. An Katharina Schratt schrieb der tische Tendenzen zeigte. Kaiser über die Zeit in Mürzsteg  : »Am frühesten Als ein weiteres Präsent Elisabeths ist im InvenMorgen, als alles noch schlief, mußte ich bei Lam- tarverzeichnis ein Album in rotem Leder erwähnt, penschein arbeiten und (am) Abend beim Diner und das 20 Tuschzeichnungen enthielt, aber sich heute nach demselben liebenswürdig sein.« Im nächsten nicht mehr im Haus befindet. Zugleich mit dem Bild und dem Album wurde Jahr kam der deutsche Kaiser wieder nach Mürzsteg und Franz Joseph seufzt in einem Brief an seinen ein Geschenk einer »Petroleumlampe für SchreibJagdfreund Albert von Sachsen im August 1891  : tisch« für Mürzsteg inventarisiert, die Elisabeth »Auch wollte ich, offen gesagt, die Jagdfrage Kaiser »zum Christbaum« ihrem Gemahl verehrte – überWilhelm gegenüber noch nicht anregen, in der Hoff- haupt war sie in ihren Gaben sehr praktisch. Offennung, daß es uns vielleicht dieses Jahr wieder einmal sichtlich fielen ihr bei ihren Besuchen Defizite auf, gegönnt wäre, die Jagden nach Art vergangener, bes- denn es ist sonst nicht zu erklären, dass Elisabeth serer Zeiten unter uns abzuhalten.«6 jahrelang für die wohnlichen und praktischen AcKronprinzessin Stephanie von Belgien, die nach cessoires in den Jagdhütten sorgte. So beschaffte sie dem Tod Rudolfs in den darauffolgenden Jahren 1893 für vier Jagdhütten (Mürzsteg, Langbathsee, mehrmals nach Mürzsteg eingeladen war, schenkte Offensee und Radmer) als Geschenk die bescheidedem Kaiser zwei von ihrer Hand kolorierte Drucke nen eisernen Betten Franz Josephs mit Federeinsatz, von der Côte d’Azur (Abb. 64 und 65), die, wie wir die ganz ähnlich dem Bett in seinem Schlafzimmer sehen werden, auch in seinem Schreibzimmer hingen. in Schönbrunn sind (siehe Abb. 43). Für Mürzsteg Für die bildliche Ausstattung des Jagdschlosses legte sie noch eine »abgenähte Caschmirdecke« steuerte Kaiserin Elisabeth ein kleines Ölgemälde drauf und »Bettleintücher von Leinwand«.8 Schon

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Abb. 66 : Anton Hlavacek, Das Franz Joseph-Schutzhaus auf dem Patscherkofel bei Innsbruck, Aquarell, 1889 (Bundesmobilienverwaltung)

Abb. 67 : Johann Rint, die Stadt Linz, Lindenholz geschnitzt, 1873, Bundesmobilienverwaltung)

1886 hatte sie zwei englische »Zimmerclossets« an- Erzherzog Otto hatte als Gabe ein eisernes Hirschgekauft statt der Aborte »auf Höhe Ihrer Maj. Zim- geweih anfertigen lassen (1892). mer«, nämlich für ihr Zimmer und dasjenige des Aber nicht nur Familienmitglieder haben GeHerzogs von Sachsen, zugleich mit Küchengeschirr schenke gemacht – vom Alpenverein wurde dem Kaiaus Nickel und vier Chiffon-Vorhängen »zum Na- ser etwa das Aquarell »Das Franz Joseph-Schutzhaus mensfeste Seiner Majestät«. »Zum Christbaum« auf dem Patscherkofel bei Innsbruck« (Abb. 66) des 1887 gab es Handtücher von einfachem Damast Wiener Landschafts- und Alpenmalers Anton Hlaund 1888 100 Tischservietten von Damast mit vacek (1842–1926) verehrt. Die Stadt Linz schenkte »eingewebten Jagdthieren«, 1889 einen marmornen ihm ein geschnitztes Holzbild mit der Ansicht der Fleischmörser, 50 Stück ungebleichtes grobes Lei- Stadt (Abb. 67). Aus der land- und forstwirtschaftnen, einen Waschtisch aus Eisen mit Lavoir, Kanne lichen Ausstellung in Gmunden bekam der Kaiser und anderen porzellanenen Waschutensilien, ein 1891 eine Fotocollage »Der Winter in Offensee« vom Lauftuch für den Gang (22 Meter), einen Speise- Forstingenieur Heydler zugeeignet. Aus dem Inventar von Mürzsteg geht überdies zimmerteppich aus Velours, 6 Wasserkrüge aus Blech, einen Wandteppich aus grauer Schafwolle, hervor, dass der Kaiser aus diesem auch Geschenke 2 Präsentierteller aus Nickel und eine »Mahago- entnommen hat, so hat er zum Beispiel seiner Liebnichatouille mit 1 Credenztuch und 12 Servietten«. lingsenkelin Erzherzogin Elisabeth (Tochter von 1891 fällt als Gabe eine halbblecherne Kaffeema- Kronprinz Rudolf), die bis 1896 öfter zu Besuch schine auf und 1892 zum Geburtstag des Kaisers in Mürzsteg weilte, Utensilien des Billardspiels von zwei Gartenbänke aus Eisen mit Holzsitzen sowie Mürzsteg zu Weihnachten 1892 geschenkt. 1893 eine »Segeltuchplache mit eiserner Maschine« Zuwächse in das Inventar gab es auch aus der Verfür die Veranda, ein geknüpfter Zimmerteppich für lassenschaft von Kronprinz Rudolf  : So wurden viele Zimmer 21 und ein Buch über Meran. 1895 lagen Teile eines Porzellanservices und Besteck mit Rehfür den Kaiser unterm Christbaum 50 Abwischtü- horngriffen 1893 nach Mürzsteg gebracht, die – bis auf einen Suppentopf aus Wiener Porzellan, der im cher aus ungebleichtem Leinen. Büchergeschenke steuerten auch Jagdgäste re- Speisezimmer Aufstellung fand – von der Dienergelmäßig bei – wie z.B. Prinz Leopold von Bayern. schaft verwendet wurden.

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Abb. 68 : Anton Perko, Monaco und Tête de Chien vom Cap Martin, Aquarell (Bundesmobilienverwaltung). In den Jahren 1893–1897 hielt sich Elisabeth monatelang auf Cap Martin auf, wo sie Franz Joseph privat besuchte.

D i e o r i g i n a l e B i l d au s s tat t u n g i n d e n R äu m e n vo n K a i s e r F r a n z J o s e ph u n d K ro n p r i n z Ru d o l f Da die Inventare bezüglich der Orte der Bilderaufhängungen keine Informationen geben, sind wir auf die spärlichen fotografischen Aufnahmen angewiesen, die es um 1900 von den Räumen gibt. Dabei ist zu erkennen, dass man bei der Hängung der Bilder durchaus flexibel war und wahrscheinlich den individuellen Wünschen der allerhöchsten Herrschaften nachkam. Eine Fotografie, die man anhand der Bilderinventarisierung auf um 1895 datieren kann (Abb. 39), zeigt das Arbeitszimmer des Kaisers mit einem Teil der Bilderausstattung. Hinter dem Schreibtisch des Kaisers sind die zwei eben erwähnten Geschenke angebracht, jenes von der Kutschenfahrt der beiden

Kaiser nach Mürzsteg, die Gabe Rudolfs (Abb. 63), und das kleine Bildchen darunter ist das Geschenk Elisabeths, eine Küste von Korfu darstellend. Links davon ein Aquarell von Anton Perko (1833–1905) von Monacos Bergrücken, dem Tête de Chien (Abb. 68). Perko war Marineoffizier und Schüler des Malers Joseph Selleny (bekannt durch die Zeichnungen auf der Novara-Expedition). 1875 begleitete er Franz Joseph nach Dalmatien, später war er lange der ständige Reisebegleiter von Kronprinz Rudolf  ; nach dessen Tod war er der Witwe Stephanie als Sekretär zugeteilt, deren Buch »Lacroma« er illustrierte. Links von der Tür in den Salon ist die Zeichnung der Katze »Minet« von Erzherzogin Marie Valerie zu sehen (Abb. 59). An der linken Wand hängt in der Mitte der Palazzo Corner am Canal Grande in Venedig (Abb. 69), ein Aquarell von Franz Heinrich (1802–1890), ein Künstler, dessen Spezialität Innen-

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Abb. 69 : Franz Heinrich, Palazzo Corner am Canal Grande in Venedig, Aquarell (Bundesmobilienverwaltung)

raumdarstellungen und Architekturmalerei war. So Vom Arbeitszimmer hat man einen Einblick in fertigte er mehrere Aquarelle von Räumen in Schloss den Salon, zu dessen Bilderausstattung die RadieSchönbrunn an, die als Chromolithografien heraus- rungen Franz Pausingers von besonderen »Jubilä;9 gegeben wurden und eine wichtige Quelle für die umsabschüssen« Kaiser Franz Josephs gehörten   historische Rekonstruktion der Einrichtung sind. hier wird zum Beispiel der von Kaiser Franz Joseph Unterhalb des Bildes vom Palazzo Corner befin- getätigte 500. Abschuss eines Auerwildes oder der det sich ein Aquarell des Michaelerplatzes in Wien 57. Adler im Jahr 1892 gefeiert, darüber hinaus (Abb. 70) von Franz Alt (1821–1914), dem Bruder auch besondere Jagdtaten von Graf Wilczek (einen von Rudolf von Alt. Auch er hatte mehrere Aufträge Hirsch erlegt), Graf von Meran (die 2001. Gams geder kaiserlichen Familie erhalten, so von Kaiserin schossen) und Hugo Fürst Windisch-Graetz (einen Elisabeth und Erzherzog Ludwig Viktor. Bären erlegt). Diese Serie von 10 Bildern kam 1893 Rechts und links der beiden besprochenen Bilder in Originalen als Kohlezeichnungen von Pausinger sieht man zwei Aquarelle von Thomas Ender (1793– vom Oberstkämmereramt nach Mürzsteg10 und 1875)  : den vorderen Langbathsee mit dem kaiserli- wurde offensichtlich später durch eine gedruckte Sechen Jagdhaus im Hintergrund und rechts das Jagd- rie desselben Inhalts ausgetauscht. haus am Offensee (Abb. 71 und 72). Ausführlicher zu Die zweite Darstellung des Arbeitszimmers Franz den Aquarellen von Thomas Ender siehe weiter unten. Josephs (Abb. 51) stammt von Wilhelm Gause

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Abb. 70 : Franz Alt, Der Michaeler­ platz in Wien, Aquarell, 1881 (Bundesmobilienverwaltung) Abb. 71 : Thomas Ender, Der vordere Langbathsee, Aquarell, um 1870 (?) (Bundesmobilienverwaltung)

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Abb. 72 : Thomas Ender, Das kaiserliche Jagdhaus am Offensee, Aquarell, um 1870(?) (Bundesmobilienverwaltung)

(1853–1916) aus dem Buch »Viribus unitis« von respondent Maler W. Gause eine Zeichnung des 1898 in dem Artikel »Auf der Jagd«. Der rheinlän- Wohnzimmers Sr. Maj. des deutschen Kaisers im dische Künstler studierte ab 1871 an der Düsseldor- Jagdschlosse Mürzsteg zur Illustration eines Artikels fer Kunstakademie und ab 1879 in Wien  ; seit 1888 ›Die kais. Jagden bei Mürzsteg‹ für die Redaction stellte er in Wien aus. Schon in der Mitte der 80er- anfertigen dürfe«. Dies wird beantwortet mit einem Jahre illustrierte er Zeitungsartikel und Zeitschrif- Schreiben vom 15. 5. 1891, dass der Maler Gause mit ten mit Wiener Volksleben und Wiener Typen, aber diesem Brief Zutritt zu Mürzsteg durch die Jagdauch Szenen aus dem Kaiserhaus, wie das »Türki- schlossverwaltung bekomme, um das Wohnzimmer sche Zimmer« in der Hofburg, das sich Kronprinz zu zeichnen. Offenbar fand der Hof Gefallen an den Rudolf bauen ließ  ; darüber hinaus malte er sehr po- Illustrationen Gauses, da er in dem Werk »Viribus puläre Hofballszenen. unitis«, das 1898 als »Das Buch vom Kaiser« zum 1891 sendet die Redaktion von Velhagen und Kla- 50-jährigen Regierungsjubiläum erschien, fast alle sings in Berlin eine Eingabe an das Obersthofmeis- Jagdillustrationen, auch zur Jagd in Mürzsteg, das teramt in Wien um Bewilligung fotografischer Auf- Jagdschloss und die beiden Innendarstellungen, für nahmen in Mürzsteg für die viel gelesenen »Neuen den Druck zeichnete (Abb. 51 und 52). In Gauses Zeichnung sitzt Franz Joseph am Monatshefte« in Berlin.11 Der Obersthofmeister Prinz Hohenlohe-Waldenburg-Schillingfürst solle Schreibtisch in Mürzsteg und »ertheilt dem Leib»Erlaubnis geben, daß der Wiener artistische Cor- kammerdiener Aufträge«. Hinter ihm an der Bilder-

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Abb. 73 : Anton Perko, Das neue Schloß in Laxenburg, Aquarell, August 1884 (Bundesmobilienverwaltung)

Abb. 74 : Das Arbeitszimmer des Kaisers im Jagdschlosse zu Mürzsteg, Fotografie, 1907 (Österreichische Nationalbibliothek)

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Abb. 75 : Carl Goebel, Jagdhäuser in der Radmer, neun Aquarelle (Bundesmobilienverwaltung)

wand hängt in der Mitte wieder Rudolfs Geschenk der Kutschenfahrt in Mürzsteg und darunter Elisabeths Korfu-Bild. Links und rechts davon ist nun das Bildergeschenk von Stephanie von Belgien zu sehen (Abb. 64 und 65). Darüber sind zwei Ansichten von Schloss Laxenburg von Anton Perko angebracht. In einem dieser Bilder (Abb. 73) sieht man Rudolf mit seiner Frau Stephanie und dem Kinderwagen spazierengehen – mit der im September 1883 geborenen Tochter Elisabeth. Laxenburg war das Domizil der jungen Familie Rudolfs, aber auch Franz Joseph und Elisabeth hatten dort ihre Flitterwochen verbracht. Darüber ist noch ein Bild mit einem größeren Rahmen zu sehen, sehr wahrscheinlich ein Ölbild,

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das leider bis jetzt nicht zu identifizieren war. Laut Inventar waren Ölbilder in Mürzsteg immer mit geschnitzten und vergoldeten Rahmen versehen, Aquarelle, Gouachen, Zeichnungen und die Pausinger-Stiche in den Zimmern mit Juniperus-Rahmen, passend zu den Möbeln  ; die holzgeschnitzten Bildwerke mit einfacheren schwarzen Rahmen, die Stiche mit gröberen, Äste imitierenden Holzrahmen, sodass sich auch eine Hierarchie der Gattungen durch die Rahmung ergibt. Die letzte bekannte Darstellung des Mürzsteger Arbeitszimmers in der Monarchie gab die Zeitschrift »Sport & Salon« 1907 heraus12 (Abb. 74). An der rechten Fensterseite hängt nun eine Aquarellzusammenstellung (Abb. 75) der Jagdhäuser in

Abb. 76 : Anton Altmann, Der Kreuz-Platz in Ischl, Aquarell, 1855 (Bundesmobilienverwaltung) Abb. 77 : Heinrich Lefler, Seine k. k. Apostolische Majestät Kaiser Franz Joseph I. beim VII. nieder­ österreichischen Landesschießen in Schwecht am 4. Juni 1893, Aquarell, 1893 (Bundesmobilienverwaltung)

Abb. 78 : Das Schlafzimmer des Kaisers im Jagdschloss zu Mürzsteg, Fotografie, 1907 (Österreichische Nationalbibliothek)

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Abb. 79 : Rudolf von Alt, Santa Maria di Gesù, Palermo, Aquarell, 1867 (Bundesmobilienverwaltung) Abb. 80 : Jan Nowopacky, Villa Trauttmansdorff in Meran, Aquarell, 1870 (Bundesmobilienverwaltung)

der Radmer (bei Eisenerz) von Carl Goebel (1824– seinem Schreibtischplatz. Darüber nun ein Aquarell 1899).13 Goebel war Enkel des Wiener Akademiedi- des Grafikers und Bühnenbildners Heinrich Lefrektors Josef Klieber und war berühmt als Porträtist ler (1863–1919)  : »Seine k. k. Apostolische Majestät und Meister des Jagdaquarells. Seine Werke fanden Kaiser Franz Joseph I. beim VII. niederösterreichischen Landesschießen in Schwechat am 4. Juni sich in vielen fürstlichen Sammlungen. Oberhalb dieser Aquarellserie sieht man den 1893« (Abb. 77). Lefler gestaltete Ausstellungs- und Kreuzplatz in Ischl von 1855 (Abb. 76) von Anton Jubiläumsprojekte wie den Schillerumzug 1905 und Altmann (1808–1871). Altmann stammt aus einer den Kaiser-Jubiläumsumzug entlang der Ringstraße Malerfamilie und war mit seinen Landschaftsgemäl- 1908. In seinen dem Jugendstil verpflichteten Märden und Aquarellen ebenfalls in vielen hochrangigen chen- und Kalenderillustrationen (Brüder Grimm, Hans Christian Andersen) orientierte er sich an WilSammlungen vertreten. Noch immer hängt die Kutschenfahrt Franz Jo- liam Morris und der Arts-and-Crafts-Bewegung in sephs mit dem Deutschen Kaiser in der Mitte hinter England. Für Max Reinhardt entwarf er viele Kos-

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Abb. 81 : Rudolf von Alt, Stephansdom, Aquarell, 1831 (Bundesmobilienverwaltung)

tüm- und Bühnenbilder, auch den Wiener Rathauskeller stattete er aus. Links und rechts des Leflerschen Bildes befinden sich wieder die beiden Aquarelle von Schloss Laxenburg (siehe Abb. 73)  ; die beiden darunter hängenden Bilder waren anhand der schlechten Fotoqualität nicht zu identifizieren. Auf der Fotografie des Schlafzimmers Franz Josephs (Abb. 78) aus der erwähnten Zeitschrift von 1907 sind zwei Spitzenwerke Rudolf von Alts über dem Bett zu erkennen  : links das wunderbare Aquarell »Santa Maria in Gesú« mit Blick auf Palermo von 1867 (Abb. 79), auch ein Geschenk von Kronprinz Rudolf.14 In der Zeit, als Alt im Auftrag seines Verlegers Zeichnungen italienischer Motive

anfertigte und über Rom und Neapel nach Sizilien reiste, brach während seines Aufenthalts die Cholera aus, und Alt musste in Quarantäne, in der er schwer erkrankte. Über dem Bettende – Franz Joseph schlief mit dem Kopf zum Raum, geschützt durch einen Paravent – hängt eine berühmte Studie Alts vom Wiener Stephansdom von 1831 (Abb. 81), eine Vorstudie zu einem Ölgemälde, das sich heute in der Österreichischen Galerie im Schloss Belvedere befindet. Über hundert Mal hat Alt nach eigenen Angaben den Stephansdom aus verschiedenen Perspektiven gezeichnet, das Mürzsteger Aquarell ist seine erste Zeichnung des Doms, die für eine lithografierte Bilderserie geschaffen wurde, die er mit seinem Vater

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Abb. 82 : Hugo Darnaut, Parkansicht von der Villa Borghese bei Rom, Aquarell 1881 (Bundesmobilien­ verwaltung) Abb. 83 : Franz Heinrich, Santa Maria dei Frari in Venedig, Aquarell (Bundesmobilienverwaltung)

Jacob Alt unter dem Titel »Wiens Plätze und Um- diesem Bild erschließt sich also eine persönliche Begebungen nach der Natur gezeichnet« 1832 heraus- ziehung. gab.15 Neben dem Aquarell des Stephansdoms zum Das Zimmer von Kronprinz Rudolf (siehe Abb. Fenster hin ist das Weihnachtsgedicht von Erzher- 48) wurde 1895 fotografiert  – wie der aufgestellte zogin Valerie (siehe Abb. 60) angebracht. Zwischen Kalender am Schreibtisch verrät. Es ist, wie der den Werken Alts sieht man die Villa Trauttmans- erste Beitrag von Marlene Ott schon thematisiert dorff in Meran (Abb. 80) von Jan Nowopacky (1821– hat, nach seinem Tod nicht verändert worden. Vom 1908). Der böhmische Maler war Schüler von Franz Schreibtisch aus blickt man auf vier Bilder  : von Schrotzberg und wurde von den Familien Harrach, rechts beginnend eine Parkansicht von der Villa Paar und Hoyos unterstützt, bei denen er auch als Borghese bei Rom aus dem Jahr 1881 (Abb. 82) von Zeichenlehrer tätig war. Trotz seiner Involvierung in Hugo Darnaut (1851–1937). Der in Dessau geborene die Revolution von 1848 wurde er Zeichenlehrer von Landschaftsmaler war einem idyllischen NaturaKronprinz Rudolf und später Kustode an der Kaiser- lismus verbunden und führte den »Plankenberger Kreis« Emil Jakob Schindlers weiter, wobei er sich lichen Galerie. Meran wurde von Kaiserin Elisabeth zu mehr- besonders für Malerinnen einsetzte, so zum Beispiel monatigen Luft- und Wasserkuren aufgesucht, bei für Tina Blau und ihre – vergeblich initiierte – Mitdenen sie auch von Franz Joseph besucht wurde  ; bei gliedschaft im Künstlerhaus. Als Lehrer versuchte er zwei der vier Kuren, die sie hier verbrachte, mietete eine Art Frauenfiliale zur Akademie zu führen und Elisabeth die Villa Trauttmansdorff an – auch zu unterrichtete unter anderen die Künstlerin Therese

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Abb. 84 : Rudolf von Alt, Ansicht von Ragusa, Aquarell, 1840 (Bundesmobilienverwaltung)

Schauer und die Frauenrechtlerin und Schriftstellerin Rosa Mayreder. Das zweite Bild zeigt die Kirche Santa Maria dei Frari in Venedig von dem hier schon vorgestellten Maler Franz Heinrich (Abb. 83), das dritte und vierte Aquarell stellen zwei Ansichten von Ragusa von Rudolf von Alt dar (Abb. 84 und 85). Der erwähnten »Zeitschrift Sport & Salon«16 ist zu entnehmen, dass sich im Arbeitszimmer Rudolfs noch ein »Riesengemälde« Carl Rudolf Hubers (1839–1896) befunden hätte, mit dem Thema »Kühe an der Tränke« (Abb. 86). Dieses wandfüllende und rein dekorative Bild – aus heutiger Sicht vom Sujet her eher anspruchslos – hätte man wohl nicht im Zimmer des Kronprinzen vermutet. Es hängt heute im Depot der Bundesmobilienverwaltung  ; dorthin ist es aber aus Schloss Neuberg gekommen. Huber war einer der bekanntesten Künstler der Makartzeit

und vor allem Tier- und Jagdmaler, aber auch Porträtist.17 Anlässlich der Eröffnung des Suezkanals unternahm er 1875 mit seinen Kollegen Lenbach, Makart und Müller eine ausgedehnte Orientreise. Zum kaiserlichen Hof hatte er gute Beziehungen  ; für Kaiserin Elisabeth malte er in der Hermesvilla Fresken (Titania mit dem Eselskopf), ein Gemälde vom jugendlichen Rudolf als Reiter hat das Hofmobiliendepot ausgestellt. Es wurde von der Tochter Kronprinz Rudolfs, Elisabeth Petznek-Windisch-Graetz, dem Staat bzw. der Bundesmobilienverwaltung vermacht.

D i e Aqua re l l e vo n M ü r z s t e g Der Bestand an Aquarellen, der sich zur Zeit Franz Josephs in Mürzsteg angesammelt hat, ist kunsthistorisch gesehen von hoher Qualität. Die wichtigsten

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Abb. 85 : Rudolf von Alt, Partie aus dem Ombla-Thale bei Ragusa, Aquarell, 1840 (Bundesmobilienverwaltung) Abb. 86 : Carl Rudolf Huber, Kühe bei der Tränke, Öl/ Leinwand, 1880 (Bundesmobilienverwaltung)

Künstler dieses Fachs aus dem 19. Jahrhundert sind hier vertreten. Thematisch handelt es sich meist um österreichische Ansichten aus dem Salzkammergut und der Steiermark, vor allem aus Gegenden, in denen der Kaiser gejagt hat, sowie um Ansichten aus

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Italien und Dalmatien, die Franz Joseph auf seinen Reisen gesehen hat bzw. gesehen haben könnte. Franz Josephs Geschmack, gemessen an den angekauften Werken, unterscheidet sich nicht von dem anderer adeliger und großbürgerlicher Sammler sei-

Abb. 87 : Anna Plommer, Offensee, Öl/Papier, um 1880 (Bundesmobilienverwaltung) Abb. 88 : Chinesische Malerei, »Mandarin«, o.D. (Bundesmobilienverwaltung)

ner Zeit. Die Aquarelle Thomas Enders und vor allem Rudolf von Alts waren begehrte Objekte und wurden ebenso als Stichserien aufgelegt. Sie waren damit auch der bürgerlichen Schicht erschwinglich und dementsprechend verbreitet. Kein Hauch von bildlichem Modernismus sprengte in den Jagdhäusern die idyllischen Natur- und Landschaftsdarstellungen  ; die Natur wurde hauptsächlich als Jagdraum wahrgenommen. Es ist dies kein romantischer Blick mehr, sondern ein herrschaftlicher und instrumentalisierender Zugang, einer der Verfügung über die Besitztümer, deren Naturschönheiten und Ressourcen für das Jagdvergnügen. Die meisten Künstler aus der Sammlung in Mürzsteg waren, wie wir aus den Biografien erfahren, dem Hof wohlbekannt, von fast allen Malern gibt es mehrfach Ankäufe18 für die Ausstattung der Domizile und die kaiserlichen Sammlungen, manche Künstler hatten ein Naheverhältnis zu einem Mitglied der kaiserlichen Familie. Viele Reisen der kaiserlichen Familie wurden in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu Dokumentationszwecken von einem eingeladenen Zeichner oder Aquarellma-

ler begleitet oder die Künstler bekamen konkrete Aufträge  ; hier könnte die weitere Forschung noch einiges hervorbringen. Im ersten Bilderinventar von Mürzsteg von 188419 war die Ausstattung noch nicht so üppig wie später  ; es sind aufgezeichnet  : 3 Ölbilder, 40 Aquarelle, 1 Fotografie von Kronprinz Rudolf, 102 Kupferstiche – davon 100 von Ridinger –, 2 Lithografien mit Hundeporträts und 22 »Plastische« Bilder, geschnitzt aus verschiedenen Hölzern oder aus Meerschaum gemacht. Die drei Ölgemälde sind »Jerusalem« von Fiedler 20, »Landschaft im Sturm« von Anton Altmann 1859 und die »Margaretheninsel bei Ofen«. Alle drei befinden sich nicht mehr in Mürzsteg  ; heute ist nur mehr ein in Ölgemälde vorhanden, das genannte »Corfu« von Carl Wuttke  ; drei kleinere Bilder, mit Öl auf Papier von der österreichischen Landschaftsmalerin Anna Plommer (1836–1890) gemalt (Abb. 87), befinden sich ebenfalls noch im Haus. Von den genannten 40 Aquarellen nennt das Inventar 18 Bilder des Salzkammerguts von Thomas Ender (in diesem Inventar fälschlich als von Rudolf

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Abb. 89 : Thomas Ender, Jagdhaus bei Weißenbach, Aquarell, um 1870 (?) (Bundesmobilienverwaltung)

Abb. 90 : Thomas Ender, Jagdhaus nächst dem Aufzug, Aquarell, um 1870 (?) (Bundesmobilienverwaltung)

v. Alt bezeichnet), 4 Ansichten von Venedig von doch aber Atmosphäre und Stimmung einfangen. Franz Heinrich, die Villa Trauttmansdorf und die Diese Bilder haben vorwiegend die Jagdhütten von Villa Hussa in Meran von Nowopacky, 13 Ansichten Franz Joseph und deren Umgebung zum Thema. von Dalmatien von Rudolf Alt (im Inventar fälsch- Ein kaiserlicher Auftrag dafür ist jedoch bis jetzt lich als Waldmüller bezeichnet), die 2 Aquarelle nicht bekannt. Kronprinz Rudolfs und ein »Original chinesisches Thomas Ender wurde in ärmlichen Verhältnissen Bild, ein Mandarin« (Abb. 88). geboren, wurde aber ob seines Talents schon mit Ein vollständiges Bilderinventar gibt es erst wie- 13 Jahren gemeinsam mit seinem Zwillingsbruder der um 1900, die erste Revision ist für das Jahr 1912 in die Akademie der bildenden Künste aufgenomvermerkt. In diesem Inventar sind alle 90 jetzt noch men. Bald konnte er mit Preisen reüssieren, wobei vorhandenen Aquarelle aufgelistet, davon die 18 nach dem »Großen Hofpreis« Kanzler Metternich Bilder von Thomas Ender, nunmehr 16 Bilder von auf ihn aufmerksam wurde, ihn förderte und ihm Rudolf Alt und 2 von dessen Bruder Franz. In den Reisestipendien verschaffte. Metternich war es 90er-Jahren des 19. Jahrhunderts kamen ja noch die auch, der ihn 1817 für die Brasilien-Expedition Pastelle, Kohlezeichnungen und Stiche von Franz vorschlug, die Erzherzogin Leopoldine zu ihrer Pausinger hinzu, die ebenfalls schon alle vollständig Hochzeit begleitete. Thomas Ender lieferte 763 in diesem Inventar aufgelistet sind.21 meisterhafte Arbeiten für das Kaiserhaus ab. Der Von den 18 Aquarellen Thomas Enders (1793– Künstler wurde 1828 zum Kammermaler Erzher1875) in Mürzsteg stellen die meisten die Jagdge- zog Johanns ernannt, für den er jahrelang Aufträge biete im Langbathtal, rund um den Offensee und für topografisch genaue Landschaftsaufnahmen in Weissenbach dar. Da unter der Aufzählung der österreichischen Alpenländer ausführte  ; daneder Enderschen Werke im Habsburgischen Werk- ben hatte er an der Akademie der bildenden Künste verzeichnis22 auch das Jagdhaus in Mürzsteg vor- eine Professur. Um 1850 verlor Ender beide Positikommt (erst 1869 erbaut), sollte man diese Blätter onen, wurde aber weiter durch Aufträge gefördert zum Spätwerk von Ender zählen, das in der Litera- und kümmerte sich um eine Pensionsgesellschaft tur kaum bekannt ist. Sie unterscheiden sich von für alte Künstler. Von Thomas Ender seien hier noch zwei Aquarelle den frühen Aquarellen Enders dadurch, dass sie zwar nicht so akribisch genau gezeichnet sind wie zu der Serie der Jagdhütten und zu den schon oben seine Werke der ersten Hälfte des Jahrhunderts, je- genannten Bildern (siehe Abb. 71 und 72) gezeigt  :

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Abb. 91 : Rudolf von Alt, Hermesvilla, Aquarell, 1890 (Bundesmobilienverwaltung)

das Jagdhaus bei Weissenbach und das »Jagdhaus klasse. Er erhielt 1830 den ersten Preis  ; sein Idol war Thomas Ender, dem er sich aber aus Schüchternheit nächst dem Aufzug« (Abb. 89 und 90). Der zweite große Meister des Aquarells nach nicht zu nähern traute. Er unternahm mit seinem Thomas Ender war Rudolf von Alt. Er ist mit sei- Vater die ersten Reisen für Landschaftsstudien, und nem virtuosen Können und seinen ausdrucksstar- beide wurden vor 1834 von Ferdinand I., damals ken Aquarellen einer der bedeutendsten Künstler noch Erzherzog, beauftragt, für dessen berühmte der österreichischen Malerei im 19. Jahrhundert. »Guckkastenserie« die schönsten Plätze der österNur kurz sei hier sein langes und erfolgreiches Le- reichischen Monarchie und der angrenzenden Länben umrissen, das durch die Literatur und Ausstel- der zu malen. Die besten Aquarellisten dieser Zeit lungen sehr gut dokumentiert ist. Rudolf wurde waren für dieses Werk bis 1849 beauftragt. In den als Sohn des Malers Jacob Alt 1812 in Wien gebo- darauffolgenden Jahren unternahm er Reisen durch ren. Schon früh half er seinem Vater, seinem ers- ganz Europa, so zum Beispiel 1863 auf die Krim ten Lehrmeister, bei lithografischen Arbeiten  ; seine und 1867 nach Italien und Sizilien. In den letzten enge Zusammenarbeit mit ihm sollte bis in die Jahrzehnten war Alt viel beschäftigter Interieur-, 40er-Jahre andauern. Seit seinem 13. Lebensjahr war Veduten- und Architekturmaler. Er verschloss sich Alt Schüler der Wiener Akademie, die letzten zwei auch neuen Kunstströmungen nicht und wurde der sechs Lehrjahre lernte er in der Landschafts- 1897 Gründungsmitglied der Wiener Secession  ; im

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selben Jahr wurde er in den Adelsstand erhoben. Alt dom« und die Ansicht von Palermo 2005 ebendort war bis ins hohe Alter aktiv und starb 93-jährig 1905 ausgestellt. in Wien. Nach dem Ersten Weltkrieg waren auch für das Im Bestand der Mürzsteger Bilder gibt es ein gro- Jagdhaus unsichere Zeiten angebrochen, daher wurßes, 1890 mit leuchtenden Farben gemaltes Aquarell den offenbar um 1923 alle Alt-Aquarelle kurzfristig der Hermesvilla in Lainz (Abb. 91). Diese Villa, von in die Österreichische Nationalbibliothek in den Architekt Carl Hasenauer 1882–1886 erbaut, hatte »Amtsraum des Vorstandes der Rechtsabteilung« in Franz Joseph seiner Frau Elisabeth zum Geschenk einen Tresor gebracht, vermutlich um sie vor dem gemacht. Alt bekam für dieses Aquarell 2.000 Gul- Zugriff der »Grazer Kunstbergung« (siehe Aufsatz den, eine sehr hohe Summe. Es ist aber nicht be- Markus Langer) zu schützen. Bei Eröffnung der kannt, ob es eine Auftragsarbeit war. Schauräume in Mürzsteg durch den KriegsgeschäAus dem Jahr 1895 stammt eine Studie aus Bad digtenfonds, des damaligen Eigentümers, waren die Gastein (Abb. 92), die auch im selben Jahr für Aquarelle wieder im Schloss. Mürzsteg angekauft wurde. In den 90er-Jahren ver1929 ersucht die Generaldirektion des Kriegsgebrachte Rudolf Alt jeden Sommer mit seiner jüngs- schädigtenfonds das Denkmalamt um »gutachterten Tochter Louise in Bad Gastein zum Kuren  ; die liche Äusserung«, welche Vorsichtsmaßnahmen gesonnige Bergluft tat ihm und seinem schöpferischen troffen werden können, um Stockflecken, die sich Werk gut. Er wohnte in der Nähe der spätgotischen auf Alt-Aquarellen und Ridinger-Stichen wegen der Niklaskirche, die – neben der Umgebung des Or- Feuchtigkeit der Räume in Mürzsteg gebildet haben, tes – öfter sein Motiv war. Bis zu 30 großformatige hintanzuhalten.23 Das Bundesdenkmalamt bittet Blätter malte er dort in einem Sommer. daraufhin die Albertina um Hilfe, die sich auch Zwei von den zwölf Mürzsteger Blättern der bereit erklärt, die befallenen Blätter zu restaurieren. Dalmatienreise Rudolf von Alts von 1840 mit dem Es sind dies 6 Blätter von Rudolf von Alt, 1 Blatt schönsten südlichen Licht möchte ich noch zu den von Jakob von Alt, 11 Stiche von J. E. Ridinger und zwei oben genannten Bildern in Kronprinz Rudolfs 6 Kupferstiche von Franz Pausinger. Nach erfolgter Zimmer (siehe Abb. 84 und 85) zeigen  : Eine Ansicht Rückgabe wird für die »Wiederanbringung der Bilvon Zara (Abb. 93) und eine Ansicht von Spalato der in Schloß Mürzsteg« vom Bundesdenkmalamt (Abb. 94). 1840 hatte Rudolf von Alt seine letzte geraten, »darauf zu achten, dass die Bilder nicht an Arbeitsreise mit seinem Vater gemacht, um Vorla- feuchten Wänden hängen. Zur Sicherung gegen die gen für das von Heinrich Friedrich Müller zwischen Wandfeuchtigkeit wären an der Rückseite der Rah1840 und 1846 herausgegebene Ansichtenwerk »Das men kleine Holzklötzchen oder Korkscheiben anzupittoreske Österreich« zu erarbeiten. Zusätzlich bringen, so dass zwischen Bild und Wand ein freier wurden während dieser Reise 15 Stadt- und Küsten- Spielraum eine Zirkulation der Luft ermöglicht«.24 1955 sucht die Albertina bei den Bundesforsten bilder für die Guckkastenserie Kaiser Ferdinand I. fertiggestellt. Mit dieser Reise endete die enge Zu- in Mürzsteg an, zu der Gedächtnisausstellung zum sammenarbeit zwischen Vater Jacob und Sohn Ru- 50. Todesjahr Rudolf von Alts die Aquarelle diedolf, dieser machte sich nun selbstständig und grün- ses Künstlers zur Ausstellung entlehnen zu dürfen. Noch während der Ausstellung schreibt der Präsidete eine eigene Familie. Die Mürzsteger Aquarelle von Rudolf von Alt dent des Bundesdenkmalamts, Otto Demus, im Fesind manchmal in Ausstellungen gezeigt worden  : bruar 1956 auf Anregung der Albertina an die GeEin Aquarell Alts wurde von der Künstlergenossen- neraldirektion der Österreichischen Bundesforste, schaft noch in der Monarchie für eine Ausstellung die damals Mürzsteg verwaltete  : »Die Direktion der entlehnt, 1955 waren alle 16 Aquarelle in der Al- Graphischen Sammlung ›Albertina‹ hat das Bunbertina zu sehen, und zuletzt waren Alts »Stephans- desdenkmalamt darauf aufmerksam gemacht, dass

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Abb. 92 : Rudolf von Alt, Alte Niklaskirche in Bad Gastein, Aquarell, 1895 (Bundesmobilienverwaltung)

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Abb. 93 : Rudolf von Alt, Ansicht von Zara, Aquarell, 1840 (Bundesmobilienverwaltung)

ein Teil der Aquarelle von Rudolf von Alt aus dem Jagdschlosse Mürzsteg, die für die Gedächtnisausstellung für diesen Meister in entgegenkommender Weise zur Verfügung gestellt worden sind, im Falle ihres weiteren Verbleibens in Mürzsteg als gefährdet anzusehen seien. Das Papier habe sich wegen der Feuchtigkeit des Klimas gewellt  ; insbesondere aber sei die Bildung von Stockflecken festzustellen, was bei einem Weitergreifen eine ernste Gefährdung der Gemälde bedeuten würde. Es sei daher im Interesse der Erhaltung dieser Kunstwerke deren künftige Aufbewahrung an einem Orte mit klimatisch günstigeren Verhältnissen dringend geboten. Im Zusammenhange mit diesem Hinweis hat die Direktion der oberwähnten Sammlung mit Rücksicht auf die Verwendung des Schlosses Mürzsteg, die eine würdige Ausstattung der Räume erfordert, das Anbot gemacht, Werke anderer guter österreichi-

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scher Künstler, wie Kriehuber, Franz Alt, Lichtenfels, u. a., die ihrer Technik nach (Leimfarbenaquarelle, Öl, Guache) durch höhere Luftfeuchtigkeit nicht gefährdet werden, zur Füllung der Lücken an den Wänden als Dauerleihgaben zur Verfügung zu stellen. Im Falle der Annahme dieses Anbotes würde sich die Graphische Sammlung »Albertina« die zehn in der Beilage angeführten Blätter, bei denen die Gefährdung eine besonders große ist, als Dauerleihgaben erbitten. Die Blätter würden aus den Rahmen genommen, neu montiert, in Mappen aufbewahrt, trocken gelagert und einer ständigen Kontrolle unterzogen werden, damit nachteilige Veränderungen sofort restauratorisch behandelt werden. Auf der Montierung würde entsprechend zum Ausdruck gebracht werden, daß die Blätter Leihgaben der Österreichischen Bundesforste sind. Das Bundesdenkmalamt ist selbst fast unausgesetzt

Abb. 94 : Rudolf von Alt, Ansicht von Spalato, Aquarell, 1840 (Bundesmobilienverwaltung)

mit Maßnahmen zur Bekämpfung von Feuchtig- Graphischen Sammlung Albertina zu erreichen, bekeitsschäden an Kunstwerken, die sich in seiner wusst übertrieben wird  ; andererseits herrscht hier treuhändigen Verwahrung befinden, befasst und infolge reichlicher Niederschläge tatsächlich ein hokann daher die Gefahren, die Kunstwerke durch her Grad von Luftfeuchtigkeit, vor allem aber wird ungünstige klimatische Verhältnisse bedrohen, er- das Schloss Mürzsteg nur fallweise bewohnt, und messen. Es hat darum gerne übernommen die Mit- auch das nur bloß während der warmen Jahreszeit. teilung der Graphischen Sammlung ›Albertina‹ und Wenn man außerdem berücksichtigt, dass englische die daran geknüpfte Anregung, die in hohem Maße Herrschaftsbesitzer ihre wertvollen Gemälde nur im Interesse der guten Erhaltung wichtiger Stücke deswegen in(s) Museum zu geben pflegen, weil sie des österreichischen Kunstbesitzes gelegen ist, zu in ihren ungeheizten Schlössern auf die Dauer zu übermitteln und der wohlwollenden Prüfung zu Schaden kommen, dann ist man wohl berechtigt, empfehlen.«25 Die Liste von zehn gewünschten Alt- die im beiliegenden Schreiben des BundesdenkmalAquarellen war beigelegt. amtes geäußerten Bedenken als begründet anzuseZuerst waren die Bundesforste nicht abgeneigt, hen. Außerdem sind Kunstwerke schließlich nicht diesem Vorschlag zuzustimmen, wie einem internen dazu da, unzugänglich verwahrt zu werden, sondern Akt zu entnehmen ist  : »Es besteht zwar die Mög- die Öffentlichkeit hat insbesonders dann, wenn es lichkeit, dass die Gefährdung der Alt-Aquarelle in sich um Bundesbesitz handelt, auch einen gewissen der Absicht, dadurch eine Vervollständigung der Anspruch auf sie. Um daher die 10 Alt-Aquarelle

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Abb. 95 : Marie Arnsberg, Frühling in der Krieau, Aquarell, um 1895 (Bundesmobilienverwaltung)

vor Entwertung zu bewahren und dem sachkundigen Publikum zugänglich zu machen, beantragt die Forstverwaltung, dass Anbot des Bundesdenkmalamtes unter der Voraussetzung anzunehmen, dass für die Dauerleihgabe tatsächlich gute Ersatzbilder gestellt werden.« Im Juni 1956 hatten es sich die Bundesforste jedoch anders überlegt und schrieben dem Direktor der Graphischen Sammlung Albertina, Otto Benesch  : »Gemäß Ihres Schreibens vom 5./7. 1955 haben wir Ihnen mit unserer Zuschrift 12./7. 1955 die Bewilligung zur Entlehnung von 16 Aquarellen Rudolf von Alt’s für die Gedächtnisausstellung des Meisters gegen Rückgabe erteilt. Wie wir vergangenen Sonntag an Ort und Stelle mit einem Fachmann in Mürzsteg bei den dort zurück gebliebenen Aquarellen Alt’s feststellen konn-

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ten, haben dieselben durch das Hängen im Schloss Mürzsteg keinerlei Schaden gelitten und können auch in Zukunft unbesorgt hängen bleiben. – Die Räume im Schloss Mürzsteg sind durchaus einwandfrei trocken und die Höhenlage übt an und für sich keinen schädigenden Einfluss aus. Da der Herr Bundespräsident anfangs Juli w ­ ieder im Schloss Mürzsteg Aufenthalt nehmen wird, ersucht die Generaldirektion, wie vereinbart, um ord­ nungsmäßige und zeitgerechte Rückstellung der 16 Aquarelle, um die leeren Bildflächen wieder auszufüllen.«26 Nach Ankunft der Objekte schreibt der Verwalter von Mürzsteg, Mittendorfer, an den Generaldirektor der Bundesforste  : »Danke Euer Hochwohlgeboren vielmals für die so schnelle Zurücksendung der Aquarelle durch die Albertina. Alle 16 Aquarelle von Rudolf v. Alt wurden in sehr gutem Zustand im eigenem Auto der Albertina nach Mürzsteg gebracht und von einem eigens für diesen Zweck mitgekommenen Restaurator in die Rahmen gelegt und mit gummierten Papierstreifen verklebt. Herr Direktor Benesch hat noch starke Kartonrahmen für alle 16 Bilder mitgesandt, damit diese nicht auf das Glas aufliegen. Sonntag bekam ich einen Brief vom Herrn Kabinettsdirektor mit der Mitteilung, dass Herr Bundespräsident mit seinen Gästen am 4. Juli nach Mürzsteg kommen wird. Bis dorthin wird alles wieder in Ordnung sein. Ergebenst Mittendorfer.« Einige der Aquarelle befinden sich heute in der Bundesmobilienverwaltung. Diese wurden faksimiliert und in die Originalrahmen montiert, um den authentischen Eindruck der Ausstattung des Jagdhauses zu erhalten. Leider können in dieser Publikation nicht alle Aquarelle präsentiert werden. Aber ein Werk der zweiten Künstlerin, die in Mürzsteg präsent ist, soll hier noch vorgestellt werden  : »Frühling in der Krieau« (Abb. 95) von Marie Arnsberg (1872–1940). Die Tochter eines Wiener Burgschauspielers wurde an der Wiener Kunstgewerbeschule und bei dem schon erwähnten Künstlerinnenförderer Hugo Dernaut ausgebildet und malte hauptsächlich Landschaften, Stillleben und Altwiener Ansichten  ; ab 1894 stellte sie im Künstlerhaus aus. Da das Aquarell

1895 nach Mürzsteg kam27, wurde es vielleicht aus dieser Ausstellung angekauft, eine Praxis des Kaiserhauses, um Künstler zu unterstützen.

E pi lo g Endlich wäre noch auf ein kurioses Objekt hinzuweisen, das im Zuge der Forschungen im Depot der Bundesmobilienverwaltung mit einer Inventarnummer von Mürzsteg aufgetaucht ist  : ein drehbares Zigarrenbehältnis (Abb. 96). Wenn man die schwenkbaren Türchen öffnet, stecken überraschenderweise noch einige Zigarren Kaiser Franz Josephs darin – »der Kaiser grüßt« …

A n m e rk u n g e n  1 HHStA, GDPFF, JR, Rubrik 4, Hofjagdregieoberleitung, Karton 485 (1877–1892).  2 HHStA, GDPFF, JR, Rubrik 4, Hofjagdregieoberleitung, Karton 485 (1877–1892).   3 Renate Kassal Mikula, Prolog, in  : Jagdzeit. Österreichs Jagdgeschichte – eine Pirsch, Katalog Wien Museum 1997, S. 14, Nr. 1.3.   4 Unser Kaiser als Jäger, in  : Österreichische Forst- und Jagdzeitung, 26.Jahrgang, 27. November 1908, S. 410.  5 HHStA, GDPFF, JR, Rubrik 4, Hofjagdregieoberleitung, Karton 485 (1877–1892). Im ersten Quartal 1889 wird das Bild als Zuwachs und Geschenk des verstorbenen Kronprinzen in Mürzsteg inventarisiert.  6 Selma Krasa, Erzherzog Johann und Franz Joseph I  : Zur Ikonographie der Jagdporträts des Kaisers, Kapitel Jagd und Politik, in  : Jagdzeit, Österreichs Jagdgeschichte-eine Pirsch-, Katalog Wien Museum 1997, S.64, Nr. 3.19. Alle Zitate ebendort.  7 HHStA, GDPFF, JR, Rubrik 4, Hofjagdregieoberleitung, Karton 485 (1877–1892). 1890 in Mürzsteg ins Inventar aufgenommen.  8 HHStA, GDPFF, JR, Rubrik 4, Hofjagdregieoberleitung, Karton 486 (1893). Alle folgenden Beispiele aus den Akten der Kartons 485, 486, 487 (1894) und 488 (1895).   9 Siehe auch Beitrag von Marlene Ott-Wodni und Abb. 35. 10 HHStA, GDPFF, JR, Rubrik 4, Hofjagdregieoberleitung, Karton 486 (1893). 11 HHStA, Obersthofmeisteramt Protokoll Nr. 2185/1891. 12 O.A., Die Jagdschlösser Seiner Majestät des Kaisers, in  :

Abb. 96 : Zigarrenständer, geschnitztes Ahornholz, um 1900 (Bundesmobilienverwaltung)

Sport & Salon. Illustrierte Zeitschrift für die vornehme Welt, 10. Jg., Nr. 33, 17. 8. 1907, S. 4. Die Aufnahmen des Arbeitsund Schlafzimmers Franz Josephs wurden vom Atelier Karl Scolik jun. und Marie Mertens, Wien XI, gemacht. 13 Diese Bilder wurden für 120 Gulden angekauft, HHStA, GDPFF, SR, Inventar 18, o.D. 14 HHStA, GDPFF, SR, Inventar 19, o.D. 15 Maria Luise Sternath, Die frühen Schaffensjahre – Das Stadtbild Wiens und Wiener Interieurs, in  : Ausstellungskatalog Rudolf von Alt, Klaus Albrecht Schröder, Maria Luise Sternath (Hg.), Albertina, Wien 2005, S. 95 f. 16 O. A., Die Jagdschlösser Seiner Majestät des Kaisers, in  : Sport & Salon. Illustrierte Zeitschrift für die vornehme Welt, 10. Jg., Nr. 33, 17. 8. 1907, S. 2. 17 Alle genannten Künstlerbiografien aus  : Thieme-Becker, Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart, Leipzig 1907 ff. und wikipedia. 18 Gemälde und Zeichnungen im Privatbesitze seiner K.u.K. apostolischen Majestät Franz Joseph I., zusammengestellt von der kaiserlichen und königlichen General-Direction der allerhöchsten Familien-Fonde in Wien, Wien 1901. 19 HHStA, GDPFF, SR, Inventar 14, 1884. 20 Es handelt sich dabei um den deutschen Künstler Bernhard

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Fiedler (1816–1904), das Bild ist 1873 entstanden und war 138 x 93 cm groß. Fiedler war künstlerischer Beirat beim Bau des Schlosses Miramare und Lehrer der Kaiserin Charlotte von Mexiko, der Frau von Kaiser Maximilian von Mexiko. 21 HHStA, GDPFF, SR, Inventar 18, o.D. 22 Gemälde und Zeichnungen im Privatbesitze seiner K.u.K. apostolischen Majestät Franz Joseph I., zusammengestellt von der kaiserlichen und königlichen General-Direction der allerhöchsten Familien-Fonde in Wien, Wien 1901, S.58 ff. 23 AdR, BMfsV, Kriegsgeschädigtenfonds Karton 121/1929, Gesch.-­Zahl  : P. 85/1929. 24 AdR, BMfsV, Kriegsgeschädigtenfonds Karton 121/1929, Bun­desdenkmalamt Zl. 1228/D ex 1929. 25 AdR, 04 LFw, Generaldirektion der österr. Bundesforste, GZ 3478/56-III–2  ; Bundesdenkmalamt Zl. 1554/56. 26 AdR, 04LFw, Generaldirektion der österr. Bundesforste, Zl. 9452/1956-GD/Ky. 27 HHStA, GDPFF, JR, Rubrik 4, Hofjagdregieoberleitung, Karton 488 (1895).

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HISTORISCHE PERSÖNLICHKEITEN UND POLITIK IM JAGDHAUS MÜRZSTEG Markus Langer

E i n k u r ze r Rü c k b l i c k i n d i e Ze i t d e r M o n a rc h i e Von den zahlreichen Jagdschlössern und Jagdhütten im weitläufigen Gebiet der Donaumonarchie bevorzugte Kaiser Franz Joseph neben der Kaiservilla in Bad Ischl das Jagdhaus in Mürzsteg im steirischen Mürztal (Abb. 97). Fernab vom höfischen Leben in Wien ging Franz Joseph bei der Jagd seiner liebsten Freizeitbeschäftigung nach. Er tat dies gerne im Kreise ausgewählter Mitglieder seiner Familie, die er auch in Mürzsteg beherbergte (Abb. 98). Schon die relativ bescheidene Einrichtung der Jagdhäuser in Mürzsteg und im benachbarten Neuberg zeigt den Kontrast zu den kaiserlichen Residenzen Hofburg und Schönbrunn, wobei die Villa in Ischl sicherlich das vornehmste aller Jagdhäuser war (Abb. 99). In Mürzsteg gab es kein gesellschaftliches Leben, keine adeligen Landhäuser und keine Hoflieferanten wie in Ischl, hier war die Jagd auf das Wesentliche reduziert. Die Hofjagden fanden mehrmals im Jahr statt und dauerten nur wenige Tage (Abb. 100). Auch das ist mit ein Grund, warum die Einrichtung des Jagdhauses Mürzsteg als für einen Monarchen eher einfach – ja geradezu bürgerlich – bezeichnet werden kann. Die Bevorzugung des Jagdhauses in Mürzsteg erklärt sich auch durch die gute Verkehrsanbindung an Wien, die die Südbahn ermöglichte. Kein anderes Hochgebirgsjagdgebiet war zu dieser Zeit so zügig und komfortabel zu erreichen. Die Jagd war natürlich nicht nur ein familiäres Freizeitvergnügen. Die erhaltenen Schusslisten der Hofjagden geben Aufschluss über zahlreiche Gäste aus Politik, Adel und Militär (Abb. 101 und 102).

Abb. 97 : Der ungarische Grafiker Josef Divéky (1887–1951) schuf 1911 einen Kalender für die Wiener Werkstätten mit den von Kaiser Franz Joseph bevorzugten Residenzen. Die Abbildung zeigt das Kalenderblatt September/Oktober 1911, Holzschnitt, 1911 (Bildarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek)

D i e M ü r z s t e g e r B e s c h lü s s e vo n 1 9 0 3 Die Geschichte des Jagdschlosses Mürzsteg ist untrennbar mit dem seinerzeit international stark beachteten Besuch von Zar Nikolaus II. bei Kaiser Franz Joseph I. im Herbst 1903 zunächst in Wien und dann in Mürzsteg verbunden (Abb. 103). Marlene Ott-Wodni hat in ihrem Beitrag für dieses Buch den Besuch des Zaren ausführlich beschrieben. Nach dem offiziellen Besuch am Wiener Hof fuhr der hohe Gast in Begleitung von Kaiser Franz Joseph mit großer Entourage mit dem Hofzug nach Neuberg und dann mit Kutschen nach Mürzsteg. Das Jagdhaus und die Hofjagd als vom Kaiser be-

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Abb. 98 : Prinz Leopold von Bayern war der Ehemann Erzherzogin Giselas und hielt sich als enges Familienmitglied häufig zu Hofjagden in Mürzsteg auf. Friedrich August Kaulbach, Heliogravüre, 1911 (Bundesmobilienverwaltung)

sonders geschätzte Form der Freizeitbeschäftigung boten den richtigen Rahmen für heikle politische Gespräche und vertrauliche Verhandlungen, die sich fernab der offiziellen Kaiserresidenz in Wien leichter führen ließen. Die im Haus-, Hof- und Staatsarchiv verwahrten Akten geben ausführlich Aufschluss über den Ablauf des Zarenbesuches. Fast alle Einwohner Mürzstegs kamen mit dem Besuch aus Russland in Berührung. Triumphpforten wurden errichtet, die Häuser beflaggt, Quartiere für die Gäste zur Verfügung gestellt, temporäres Personal wurde aufgenommen usw. (Abb. 104). Auch zeigte sich Zar Nikolaus II. bei seiner Abreise großzügig und bedachte die Gemeindebürger, Jäger und Mitarbeiter des Hofes mit Orden und Eh-

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Abb. 99 : Collage mit einem Bild Kaiser Franz Josephs im Jagdanzug und den bevorzugten Jagdschlössern, der Kaiservilla in Bad Ischl und dem Jagdhaus Mürzsteg, unbekannter Künstler, Aquarell, o. J. (Bildarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek)

rengeschenken.1 Da das Schloss nicht genug Platz für die Entourage des Zaren bot, wurde diese auch im benachbarten Jagdschloss Neuberg und in den Gasthöfen von Mürzsteg untergebracht. Der Bürgermeister von Mürzsteg, Leopold Schönauer, war Kaufmann und hatte ein stattliches Haus, dem Jagdschloss nicht unähnlich, errichtet. Schönauer war geschäftstüchtig und vermietete sein Gebäude für diesen Besuch  : Die Außenminister Österreichs und Russlands verhandelten in seinem Haus das Mürzsteger Abkommen, und Schönauer baute seine Unterkunft nach dem Zarenbesuch zu einem Gasthof aus.2 Überhaupt sollte der Name Schönauer mit der Geschichte des Schlosses verbunden bleiben. Seine Nachkommen waren Verwalter des Jagdschlosses

Abb. 100 : Kaiser Franz Joseph mit seinen engsten Jagdgästen Prinz Leopold von Bayern und Ferdinand IV., Großherzog der Toskana (v. l. n. r.) beim Frühstück nach der Jagd, Reproduktion nach einem Gemälde von Wilhelm Gause (1853–1916), Druck, um 1900 (Bundesmobilienverwaltung)

und das von ihm gegründete Gasthaus war in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg lange Zeit auch für die Verpflegung der Gäste der Bundespräsidenten zuständig (Abb. 105). Gegenstand der Beratungen des Kaisers mit dem Zaren in Mürzsteg war die Krise in der zum Osmanischen Reich gehörenden Region Mazedonien. Um die Lage in diesem ethnisch inhomogenen Gebiet zu beruhigen, sollte das Osmanische Reich Reformen unter internationaler Aufsicht zustimmen. Erich Schmidl, Leiter des Instituts für Strategie und Sicherheitspolitik an der Landesverteidigungsakademie im Bundesministerium für Landesverteidigung und Sport, hat sich eingehend mit den

Entwicklungen jener Zeit beschäftigt und beurteilt die Mürzsteger Beschlüsse so  : »Letztlich handelte es sich um einen Ansatz des internationalen Krisenund Konflikt-Managements, wie er heute als ›peacebuilding‹ oder ›state-building‹ geläufig ist.«3 1893 war das »Bulgarische Mazedonien-Adria­ nopel Revolutionäre Komitee« (BMARK) entstan­ den, das seit 1902 als »Geheime Makedonien-Adria­ nopel Revolutionäre Organisation« (ТМОРО für Тайна Македоно-Одринска революционна организация) und später als »Innere Mazedonische Revolutionäre Organisation« (IMRO) bezeichnet wurde. Ein Teil dieser Organisation trat im Lauf der Zeit zunehmend für eine mazedonische Autonomie

H istorische Persönlichkeiten und P olitik im Jagdhaus Mür zsteg : 95

Abb. 101 : Schussliste einer Hofjagd in Mürzsteg/Schwarzenbach, Papier, um 1900 (Bundesmobilienverwaltung) Abb. 102 : Revierskizze einer Hofjagd in Mürzsteg/Schwarzenbach, Papier, um 1900 (Bundesmobilienverwaltung)

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Abb. 103 : Fahrt von Kaiser Franz Joseph I. und Zar Nikolaus II. aus dem Park von Mürzsteg in einer Kutsche am 2. Oktober 1903, Fotografie (Bildarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek) Abb. 104 : Triumphpforte zu Ehren der Teilnahme von Zar Nikolaus II. an der Hofjagd in Mürzsteg, Fotografie, 1903 (Bildarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek)

H istorische Persönlichkeiten und P olitik im Jagdhaus Mür zsteg : 97

Abb. 105 : Das Gasthaus Schönauer in Mürzsteg war das Stammhaus des Verwalters Viktor Mittendorfer und beherbergte in der Monarchie zahlreiche Jagdgäste des Kaisers, Fotografie, um 1900 (Sammlung Familie Schönauer, Mürzsteg)

statt des von Bulgarien forcierten Anschlusses der Region an Bulgarien ein. Neben den bulgarischen gab es griechische und serbische Untergrundbewegungen  ; Priester und Lehrer engagierten sich im Sinne ihrer jeweiligen, unterschiedlichen Loyalitäten.4 Von der Bezeichnung »Komitee« für manche dieser Bewegungen leitet sich auch der Ausdruck »Komitadschi« für irreguläre Kämpfer in dieser Region ab, der dann im Ersten Weltkrieg auch als Sammelbegriff für serbische Partisanen gebräuchlich wurde. Ein weiterer Begriff für irreguläre Kämpfer in dieser Zeit war »Tschetniks« (четник/četnik), vom Ausdruck »četa« (чета) für eine kleine (para-)militärische Truppe, abgeleitet von der Zahl »četiri« (vier). Er wurde im weiteren Verlauf des 20. Jahrhunderts – im Zweiten Weltkrieg ebenso wie in den 1990er-Jahren – vor allem für serbische Partisanen verwendet.5 Die osmanischen Behörden gingen gegen die Aufständischen teilweise sehr brutal vor, während auch die Partisanen vor Gewaltakten nicht zurückschreckten. Um die Lage in Mazedonien zu stabilisieren, drängten Russland, Großbritannien und Frankreich im Herbst 1902 auf Reformen der osma-

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nischen Verwaltung unter internationaler Aufsicht. Diese entsprachen dem Programm, das fünf Jahre zuvor nach den Aufständen der griechisch-orthodoxen Bevölkerung die Lage auf Kreta – wenigstens kurzfristig – stabilisiert hatte. Sultan Abdul Hamid II. stimmte dem Reformprogramm im November 1902 zu. Im Februar 1903 erreichte der russische Außenminister Wladimir Nikolajewitsch Graf Lambsdorff (aus einer deutsch-baltischen Familie, Vorfahre des späteren deutschen Ministers Otto Graf Lambsdorff ) auch die Zustimmung Wiens zu diesen Maßnahmen (»Wiener Programm«).6 1903 eskalierten die Ereignisse. Am 11. Juni wurden der serbische König Alexander Obrenović und seine Frau Draga in Belgrad ermordet. Unter seinem Nachfolger Peter Karađorđević schwenkte Serbien von einer eher pro-österreichischen zu einer klar pro-russischen Linie um (während Bulgarien im folgenden Jahrzehnt eine Wendung hin zu den Mittelmächten vollzog).7 1903 aber liefen österreichische und russische Interessen in der Region noch einigermaßen parallel – beide Großmächte wollten die Lage stabil halten, und beide wollten ein Eingreifen anderer Staaten (vor allem Großbritanniens und Frankreichs) begrenzen. Um nach der Niederschlagung des IlindenAufstands (Anm.: Volksrevolte in den damals zum Osmanischen Reich gehörenden Regionen Makedonien und Thrakien) einen neuen Ansatz zur Befriedung dieses Krisengebiets zu finden, trafen Kaiser Franz Joseph I. und Zar Nikolaus II. vom 30. September bis 3. Oktober 1903 in Mürzsteg zusammen. Das Ergebnis dieser Unterredung, die »Mürzsteger Beschlüsse«, entsprach inhaltlich weitgehend dem »Wiener Programm« (Abb. 106). Ein russischer und ein österreichisch-ungarischer »Zivilagent« sollten die Gouverneure in den mazedonischen Provinzen beraten. Dabei ging es vor allem um die Reform der Verwaltung, des Gerichtswesens und der Gendarmerie. Dieser umfassende Ansatz (das aktuelle Schlagwort lautet »comprehensive approach«) sollte vorhandene Ungerechtigkeiten und damit die Ursachen für die Unzufriedenheit der Bevölkerung eliminieren.8 Letztlich handelt es sich um jenen

Zugang, der seit über zwei Jahrzehnten als »peace building« einen festen Bestandteil der internationalen Diskussionen darstellt  : Es genügt nicht, die Kämpfe selbst durch eine Intervention von außen zu beenden, sondern es sollen die Grundlagen für eine friedliche weitere Entwicklung gelegt werden. Im Falle Mazedoniens 1903 war beispielsweise vorgesehen, Vertreter der christlichen Bevölkerung an Verwaltung, Gerichten und Polizei zu beteiligen. Die irregulären »Başıbzuks« (Anm.: muslimische, slawische Kämpfer und Freischärler) sollten aufgelöst werden. Gemischte muslimisch-christliche Kommissionen sollten unter Beteiligung der russischen und österreichisch-ungarischen Konsuln Verbrechen während des Aufstandes und seiner Niederschlagung untersuchen. Die osmanische Regierung sollte die Rückkehr von Flüchtlingen auch finanziell unterstützen. Mit den »Mürzsteger Beschlüssen« war eine Grundlage für eine friedliche Entwicklung in dieser Region gelegt worden. So meinte man wenigstens in Wien und in St. Petersburg. Die Reformen litten aber von Anfang an unter den unzureichenden finanziellen Mitteln zu ihrer Umsetzung.9 Der Besuch des Zaren fand sogar in der Musikgeschichte Niederschlag. Karl Stiegler, Solohornist an der k. u. k. Hofoper und Mitglied der Wiener Abb. 106 : »Mürzsteger Beschlüsse«, gedruckte Weisung Philharmoniker, schrieb eine Festfanfare für diesen an die Botschafter Österreich-Ungarns und Russlands zur Anlass, die in der Literatur oft als »Erinnerung an Übergabe an die Hohe Pforte in Konstantinopel, 1903 Mürzsteg. Drei-Kaiser-Treffen« bezeichnet wird.10 (Haus-, Hof- und Staatsarchiv) Bekanntermaßen nahmen an der Begegnung in Mürzsteg aber nur Kaiser Franz Joseph als Gastge- am 1. August in das k. k. Hofopernorchester eintrat und in der Folge zum Solohornisten ernannt wurde. ber und der Zar von Russland teil. Karl Stiegler wurde am 26. Jänner 1876 als Sohn des Ab 1915 wirkte er zusätzlich in der Hofmusikkapelle Archivars der Wiener Hofoper geboren und begann mit. Stiegler wurde 1902 Nachfolger von Schantl als als 13-Jähriger mit dem Hornstudium bei Professor Chefinstrukteur der kaiserlichen Jagdmusik in Wien. ­Joseph Schantl am Konservatorium für Musik in Wien. Wie sein Lehrer Joseph Schantl gründete auch StiegNach seiner Diplomprüfung, die er am 12. Juni ler sein eigenes Hornquartett und ergänzte später 1894 mit Auszeichnung ablegte, erhielt er sein ­erstes das Ensemble mit einem fünften (tiefen) Hornisten. Engagement in der Kapelle von Eduard Strauß Seine ersten Erfahrungen als Pädagoge sammelte und wurde ein Jahr später als erster Hornist an Stiegler von 1900 bis 1914 am »Neuen Wiener Kondas königliche Hoftheater in Wiesbaden geholt. servatorium«, und ab dem Jahr 1917 unterrichtete Der Direktor der Hofoper, Gustav Mahler, überredete er an der Staatsakademie für Musik und Kunst in Karl Stiegler 1899, nach Wien zu übersiedeln, wo er Wien.11

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Abb. 107 : Das erst kürzlich entdeckte »Mürzsteg Lied« ist ein Hymnus auf das Jagdschloss und auf Kaiser Franz Joseph. Das Deckblatt der Komposition von Carl Rella zeigt ein Porträt Franz Josephs. Der Text stammt von Rudolf Kleinecke, Papier, o. J. (Archiv der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien)

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Das Jagdschloss Mürzsteg wurde aber auch in ei- ckische Tierkrankheit mit großem Erfolg in Östernem Lied von Karl (Carl) Rella verewigt, über den reich behandelt würde. Joyce kam diesem Wunsch keine Informationen in einschlägigen musikalischen nach, ja er verfasste in der Folge angeblich auch noch Nachschlagewerken vorhanden sind. Das bisher un- einen Artikel zu diesem Thema. Interessanterweise bekannte Werk hat der Direktor des Archivs der wird in Prices Schreiben Mürzsteg korrekt der SteierGesellschaft der Musikfreunde in Wien, Otto Biba, mark zugerechnet. Die wissentliche Dislozierung im entdeckt und dem Autor dankenswerterweise zur Ulysses ist daher eine bewusste Häme, die Joyce dem Verfügung gestellt (Abb. 107). Der Text des »Mürz- dümmlichen Schulleiter Mr. Deasy an jenem Morsteg Liedes« stammt von dem 1861 in Wien gebo- gen des 16. Juni 1904 angedeihen lässt.«14 renen österreichischen Komponisten und Erzähler Rudolf Kleinecke, der Mitglied des Orchesters der Ungarischen Oper und von 1914 bis 1915 Präsident D i e Ve rwa lt u n g d e s J ag d s c h lo s s e s i n der Ungarischen Philharmonie war.12 Seine 1901 d e r M o n a rc h i e erschienenen Erzählungen »Bergbauern und StadtWenn nun im Folgenden immer wieder von Begrifleut« zählen zu einem seiner zwei Hauptwerke.13 Auch in die Weltliteratur fand das Jagdschloss fen wie Hofjagdgebiet, Familienfonds o. Ä. die Rede Mürzsteg mit dem Roman des irischen Schriftstel- sein wird, darf zu Beginn ein kurzer Einblick in die lers James Joyce Eingang. »Die kaiserlichen Pferde äußerst komplexe Verwaltung des kaiserlichen Hoin Mürzsteg, Niederösterreich« ist das entscheidende fes versucht werden. Zum Wirkungskreis des ObersthofmeisteramZitat, das den Bezug zu Mürzsteg herstellt. Der Autor Meinhard Rauchensteiner, ein ausgewiesener tes – als oberste Verwaltungsbehörde des KaiserhoJames-Joyce Experte, hat sich in einem Beitrag damit fes – zählten die gesamte Hofwirtschaft sowie die befasst  : »Es handelt sich um jene Episode im zweiten Personalangelegenheiten der Hofbediensteten. DaKapitel des Ulysses, in welcher Sephen Daedalus zu rüber hinaus war das Obersthofmeisteramt für die seinem Arbeitsgeber Mr. Deasy, dem Direktor der Repräsentation, das Zeremoniell und die Hofjagd Schule in Dalkey, zitiert wird und den Auftrag er- verantwortlich.15 Zu den Hofdiensten zählte auch das Oberstjägerhält, einen Artikel gegen England in einer irischen Zeitung unterzubringen. Konkret geht es darum, meisteramt mit den unterstellten Ämtern und Hofdass aufgrund der Maul- und Klauenseuche, die in jagdverwaltungen. Daneben bestand die General-Direktion der Irland 1904 wütet, ein britisches Importverbot die irischen Bauern ihrer Existenzgrundlage zu berau- Privat- und Familienfonde Seiner k. u. k. Apostoliben droht, – der Schuldirektor aber darauf verweist, schen Majestät, die das private Vermögen des Kaidass in Österreich ein Mittel gegen die Seuche zur serhauses verwaltete und direkt dem Monarchen Anwendung käme, das der Krankheit Einhalt ge- unterstand. Irmgard Pangerl, Archivarin im Haus-, böte. Der Hintergrund dieser etwas verzerrten Ein- Hof- und Staatsarchiv, hat sich eingehend mit dieführung Österreichs in den Ulysses – verzerrt, da ser Thematik befasst und zitiert in ihrer Arbeit »Das Mürzsteg zur Steiermark zählt und nicht zu Nieder- private Familienvermögen der Habsburger« jene österreich – ist, wie so häufig bei Joyce, ein selbstiro- kaiserliche Instruktion, die die Aufgaben der Güternisierend-autobiographischer  : 1912 wandte sich der verwaltung umreißt  : »Als zentrales Aufsichtsorgan Subdirektor der Eastern Telegraph Company, Henry für die Verwaltung des gesamten mobilen und unN. Blackwood Price an Joyce, mit der Bitte, einen beweglichen Privatvermögens des Kaiserhauses und Artikel über die Maul- und Klauenseuche an den seiner daraus entstehenden Einkünfte fungierte ab Parlamentsabgeordneten William Field zu übermit- 1823 die Güteroberdirektion. Ihr Aufgabenbereich teln, in dem er davon berichtete, dass die heimtü- umfasste die Oberaufsicht über die Herrschaften  ;

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Abb. 108 : Schuß-Liste über das bei den Allerhöchsten Hofjagden in Mürzsteg erlegte Wild. 1903. Abschüsse von Zar Nikolaus II. und Kaiser Franz Joseph, Einband aus Leder mit Goldprägung (HBF Foto Carina Karlovits)

dies bedeutete einerseits die Sorge um das Wohl der auf den Domänen lebenden Untertanen und andererseits die Erweiterung und Sicherstellung der herrschaftlichen Einkünfte sowie die Obsorge über die herrschaftlichen Gebäude. Während der Aufgabenbereich bis 1919 gleich blieb, änderte sich der Name dieser Organisationseinheit mehrmals  : 1860 wurde sie in k. k. Familien-Fonds-Güterdirektion umbenannt, 1870 erscheint wieder der alte Name Güteroberdirektion. 1878 fungiert sie unter P ­ rivatund Familien-Fonds-Direktion, ab 1883 unter Direktion der ah. Privat- und Familienfonds und ab 1886 bis 1919 unter Generaldirektion der Privatund Familienfonds.«16

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Die behördenmäßige Unterscheidung in ärarische (staatliche) und private Verwaltung konnte erst nach einer klaren Trennung zwischen Staats- und Hausvermögen vollzogen werden. Ausgangspunkt waren die testamentarischen Verfügungen des Gemahls Maria Theresias, Franz Stephan von Lothringen, über sein Privatvermögen. Von diesem Zeitpunkt an waren die Hofämter für die ärarische und die Generaldirektion der Privat- und Familienfonde für die privaten Aufgabenbereiche der Hofhaltung des Kaiserhauses und seiner Mitglieder zuständig. Für das Jagdschloss Mürzsteg war 1918 die k. u. k. Hofjagdleitung Mürzsteg zuständig – diese war eine nachgeordnete Dienststelle der General-Direktion der Privat- und Familienfonde Seiner k. u. k. Apostolischen Majestät. In den Jahren davor erfüllte diese Aufgabe die Hofjagdleitung Neuberg. Der sehr häufige Wechsel der Zuständigkeiten lässt sich anhand des jährlich erschienenen Hof- und Staatshandbuches der österreichisch-ungarischen Monarchie, des Vorgängers des heutigen Amtskalenders der Republik Österreich, nachvollziehen. Aufgabe der Hofjagdleitung war nicht nur die Organisation und Durchführung der Hofjagden, sondern vor allem auch die Verwaltung und Erhaltung der Gebäude, die Vermietung von Räumen an Mitarbeiter des Hofes für Sommerurlaube, die Anstellung und den Einsatz des Forstpersonals, die Fütterung und Hege des Wildes, die Erstellung von Abschussplänen, der Verkauf von Abschüssen und die Verpachtung von Teilen des Hofjagdgebietes (Abb. 108). Als Beispiel einer Jagdverpachtung sei die an den späteren Bundespräsidenten der Ersten Republik, Michael Hainisch, der in Jauern bei Spital am Semmering ein großes landwirtschaftliches Gut besaß, angeführt. Hainisch beschäftigte sich mit volkswirtschaftlichen, agrar-, sozial- und bevölkerungspolitischen Fragen, zu denen er in den verschiedensten Zeitschriften Stellung bezog. Er war in zahlreichen Vereinen tätig, nahm lebhaften Anteil am politischen Geschehen und legte damit den Grundstein für sein persönliches Ansehen, das über die Grenzen der Habsburgermonarchie hinaus in das deutsch-

sprachige Ausland ausstrahlte. Die materielle Basis für alle diese Tätigkeiten und für seine geistige Unabhängigkeit bildete sein landwirtschaftlicher Besitz am Semmering, den er zu einem Musterbetrieb ausbaute. Seine große Popularität verdankte er nicht zuletzt seiner Tätigkeit als Landwirt. Mit seiner Zuchtkuh »Bella«, die Rekord-Milchleistungen erbrachte, sorgte er in der Presse für Schlagzeilen. Agrarfragen beschäftigten den liberal gesinnten Gutsherrn zeitlebens.17 Der passionierte Jäger Michael Hainisch pachtete von der Hofjagdleitung Neuberg über viele Jahre eine Jagd in Neuberg.18 Ausgenommen davon blieben aber Abschüsse von Auer- und Birkhähnen, die Mitgliedern des Kaiserhauses vorbehalten waren19 (Abb. 109). Die Hofjagdleitung Mürzsteg berichtete über alle Vorkommnisse der Generaldirektion und erhielt von dieser Weisungen. Die durch den Ausbruch des Weltkriegs veränderte wirtschaftliche Situation hatte naturgemäß einen starken Einfluss auf das Leben der Bevölkerung. Mit Beginn des Kriegs wurden zunächst 72 Männer aus Mürzsteg einberufen.20 Viele weitere sollten folgen, wie die Gendarmeriechronik für die Jahre 1914–1918 berichtet. Auch gibt diese Aufschluss über die sich verschlechternde Ernährungslage der Bevölkerung. 1915 waren die Hofjagdleitungen in allen Revieren angewiesen worden, unentgeltliche Abgaben von Wildpret an die ärarischen Forstarbeiter durchzuführen.21 Die Maßnahmen wurden gemäß den Anordnungen der Generaldirektion in Wien auf die gesamte örtliche Bevölkerung ausgedehnt und hatten neben der Versorgung mit Fleisch auch das Ziel, die stark zunehmende Wilderei einzudämmen.22 In den Akten der General-Direktion der Privat- und Familienfonde sind seit Kriegsausbruch vermehrt zahlreiche Bittgesuche (Befreiung vom Wehrdienst, finanzielle Zuwendungen für Kinder, verbilligte Holzabgabe etc.) zu finden. Zumeist wurden diesen Ansuchen entsprochen, so wie jenem von Ferdinand Perl, dessen Hof bei einem Brand verwüstet wurde. Am 12. Oktober 1916 wurde dem Kaiser die Bitte um finanzielle Unterstützung von der Hofjagdlei-

Abb. 109 : Darstellung einer von Kaiser Franz Joseph bevorzugten Auerhahnjagd im Revier von Mürzsteg, Wilhelm Gause, Druck, um 1900 (Bundesmobilien­ verwaltung)

tung Mürzsteg in Schloss Schönbrunn vorgetragen, und er gewährte Perl 1.000 Kronen zur Unterstützung.23 Auch wenn Franz Joseph in seinen letzten beiden Lebensjahren nicht mehr an Hofjagden in Mürzsteg teilnahm, blieb er durch die Berichte der Generaldirektion über das Jagdgeschehen und alle damit verbundenen Erfordernisse erstaunlich gut informiert. In den Abendstunden des 21. November 1916 starb Kaiser Franz Joseph nach 68-jähriger Regierungszeit in Schloss Schönbrunn. Bei den Trauerfeierlichkeiten entfaltete die Habsburgermonarchie zum letzten Mal ihren vollen Glanz. Unter dem Glockengeläut sämtlicher Wiener Kirchen und der Anteilnahme vieler Tausender Trauernder, die die Straßen säumten, wurde der Sarg des verstorbenen Kaisers am

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30. November von der Hofburg zum Requiem in den ohne Rücksicht auf Alter und Geschlecht. Während Stephansdom gebracht. Der Trauerzug führte vom der Jagd hatte sich auf der gegenüberliegenden BergSchweizerhof über den Heldenplatz, dann über die seite eine Wildererbande eingefunden, die dort eine Ringstraße vorbei an Oper und Kriegsministerium Konkurrenzjagd unternahm und deren Schüsse von über den Franz-Josefs-Kai und die Rotenturmstraße den meisten Jagdteilnehmern gehört werden konnzum Stephansdom. Sein Großneffe und Nachfolger ten. Ausserdem wurden in dem von mir veranstalKarl I. führte den Trauerzug an, dem Vertreter der teten Triebe 5 Wilderer von denen 4 (alles Soldaten) verbündeten Mächte, sämtlicher deutscher Fürsten- Gewehre hatten, angetroffen und namentlich festgehäuser und Mitglieder des Hauses Habsburg ange- stellt.«28 Zwar fügte sich Hofjagdleiter Grohmann hörten. Beim Requiem im Wiener Stephansdom und einmal dem »Wohlfahrtsauschuss«, seine Berichte am Trauerzug nahm auch eine Delegation der Hof- an die Generaldirektion hatten aber zur Folge, dass jagdleitung Mürzsteg teil.24 Mit dem Tod Franz Jose- er angewiesen wurde, nur mit den Bezirksbehörden phs war der bisherige Thronfolger Karl ex lege Kaiser. Kontakt zu halten.29 Er teilte seine Jagdleidenschaft mit dem verstorbenen Großonkel ebenso wie die Neigung zu Aufenthalten Das Jahr 1918 im Jagdschloss Mürzsteg. Im Haus-, Hof- und Staatsarchiv findet sich der Nachlass Franz Josephs. Die Abwicklung der Verlas- Am 16. Oktober 1918 erließ Kaiser Karl I. ein Masenschaft zog sich bis in das Jahr 1918. Wie sich der nifest an »Meine getreuen österreichischen Völker  !«, Eintragung im Grundbuch entnehmen lässt, wurde dies war sein letzter Versuch, die Monarchie vor dem das Fideikommissarische Eigentumsrecht Kaiser Zerfall zu bewahren. Die innenpolitischen Ereignisse überschlugen sich, Karls erst am 17. April 1918 in das Grundbuch einund am 11. November 1918 verzichtete Kaiser Karl I. getragen.25 Am 14. Oktober 1918 fand die letzte Übernach- auf jeden Anteil an den Staatsgeschäften. Diese tung eines Staatsoberhauptes im Jagdschloss Mürz- Kundmachung schloss er mit den Worten  : »Nur steg vor dem Untergang der Donaumonarchie statt. der innere Friede kann die Wunden dieses Krieges Es sollte die letzte für lange Zeit bleiben. Kaiser Karl heilen.« Anschließend verließ er mit seiner Familie und Kaiserin Zita nahmen zuvor am 30. September, Wien und begab sich nach Schloss Eckartsau in Nieam 5., 10. und 14. Oktober an Hofjagden in kleins- derösterreich. Auf seinen – für ihn persönlich legitimen – Herrschaftsanspruch hatte er nicht verzichtet. tem Kreis in nahe gelegenen Jagdgebieten teil.26 Kurz vor dem Zusammenbruch der Monarchie Der Provisorischen Nationalversammlung wurde berichtet der Leiter der Hofjagdleitung Neuberg am 11. November 1918 der Antrag über die Errichund Forstmeister in Mürzsteg, Otto Grohmann, am tung einer demokratischen Republik vorgelegt. Der 7. November 1918 an die General-Direktion der Pri- Entwurf stammte vom künftigen Staatskanzler Karl vat- und Familienfonde Seiner k. u. k. Apostolischen Renner und wurde angenommen. Am 12. November Majestät von der Bildung eines »sogenannten Wohl- gegen 15 Uhr begann die Sitzung der Provisorischen fahrtsausschusses (Anm.: in Mürzzuschlag), der sich Nationalversammlung im ehemaligen Reichsratsgeexekutorische Gewalt anmasst«27. Dieser Zeitzeu- bäude. Eine Stunde später wurde von der Rampe des genbericht gibt auf dramatische Weise die explosive Parlaments das Ergebnis dieser Sitzung als GesetzesLage im Mürztal wieder. Grohmann wurde laut sei- beschluss durch den christlichsozialen Präsidenten nen Berichten gezwungen, eine »Zwangstreibjagd« des Staatsrates Franz Dinghofer in Begleitung seines abzuhalten, deren Ziel es war, möglichst viel Wild- sozialdemokratischen Präsidiumskollegen Karl Seitz pret zu erlegen  : »Geschossen wurden 18 Stück Wild, bekannt gegeben  : Das Gesetz über die Staats- und von den Mitgliedern des Wohlfahrtsausschusses Regierungsform von Deutschösterreich.30

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Bereits bei der Ausrufung der Republik kam es zu Schwierigkeiten. Auf dem Ring hatten sich Zehntausende Menschen versammelt. Und es kam zu Unruhen. Beim Hissen der rot-weiß-roten Fahnen wurden den Parlamentsmitarbeitern von Rotgardisten die Fahnen entrissen und nach Entfernung des weißen Teiles als rote Fahnen aufgezogen. Anschließende Tumulte, bei denen Schüsse fielen, forderten zwei Tote und 40 Verletzte. Für die Liegenschaft Mürzsteg trat zunächst keine Änderung in der Eigentümerfrage ein. Das Haus war als Privatvermögen des Kaisers durch die Generaldirektion der Habsburg-Lothringischen Vermögensverwaltung (vormals  : General-Direktion der Privat- und Familienfonde Seiner k. u. k. Apostolischen Majestät) verwaltet worden. In diesen Tagen wurde Mürzsteg – wie bisher – von der Hofjagdleitung in Neuberg verwaltet. Die Gendarmeriechronik Mürzsteg vermerkt für den 11. Dezember 1918 »einen Einbruch, doch konnten die Täter gefasst werden«.31 Die neu gebildete steirische Landesregierung erließ Wildablieferungsvorschreibungen, die Hofjagdleiter Grohmann aufgrund der angespannten Situation nicht erfüllen konnte. Im Dezember 1918 gingen die Hofjagdgebiete auf das neu gegründete Staatsamt für Landwirtschaft über. Grohmann hoffte, dass die neu geschaffene Verwaltung der Staatsforste Neuberg-Mariazell der Anordnung nach Zwangsjagden ein Ende bereiten würde.32 1919 wurde das ehemalige Hofjagdgebiet Neuberg-­ Mürzsteg vom Staatsamt für Landwirtschaft an drei Jagdpächter (Sektionschef Albin Schager-Eckartsau, Graf László Hunyady und Konsul Heller) vergeben.33 Ein weiterer Einbruch, bei dem Decken, aber keine Kunstgegenstände entwendet wurden, fand am 11. Jänner 1919 im Schloss statt.34 Die Provisorische Nationalversammlung in Wien beschloss am 3. April 1919 das Gesetz über die Landesverweisung und die Übernahme des Vermögens des Hauses Habsburg-Lothringen.35 Das Ende der Donaumonarchie, der Gang von Kaiser Karl I. ins Exil und die damit verbundene Frage der Verfügungsgewalt der Familie Habsburg über ihr Privat-

vermögen lösten erste Diskussionen über die Geschichte des Privatvermögens und der Verwaltung desselben aus  : Zwei von der General-Direktion der Privat- und Familienfonds abgefasste Denkschriften sind als Verteidigungsschriften gegen das im Jahre 1919 verabschiedete »Habsburgergesetz« der Republik Deutschösterreich zu verstehen. Das Inkrafttreten dieser Bestimmungen führte zu einer ersten Auseinandersetzung vor allem mit der Rechtsnatur des Familienvermögens, wobei hier die Arbeiten von Schager-Eckartsau 1922, dem letzten Sektionschef der General-Direktion der Privat- und Familienfonde, von Stritzl-Artstatt 1924, Rechtsanwalt der Familie Habsburg, und dem Professor der Rechte, Turba, 1925 und 1929 zu nennen sind.36 In diesen Werken geht es weniger um die Behördengeschichte, als viel mehr um Erwerb, Nutzung und Besitzanspruch an den unterschiedlichsten Vermögenswerten. Das Gesetz machte einen Unterschied zwischen drei Arten von Vermögen  : das Hofärarische Vermögen, das gebundene Vermögen und das freie, persönliche Vermögen. Die beiden ersten Kategorien wurden durch § 5 des Habsburgergesetzes in das Eigentum der Republik Österreich übertragen. Das Hofärarische Vermögen (die Ämter der Hofstäbe und Objekte wie die Hofburg, Schönbrunn, die Residenzen in Salzburg und Innsbruck etc.) war grundbücherlich nicht auf den Kaiser eingetragen, sondern auf den Ärar – also den Staat. Die Verwaltung des Hofärarischen Vermögens wurde über Antrag von Staatskanzler Karl Renner mit Wirkung vom 17. März 1919 dem vormaligen Unterstaatssekretär im Staatsamt für Finanzen, Sektionschef a. D. Eugen Ritter Beck von Managetta und Lerchenau, übertragen.37 Seine Aufgabe war es, die ehemaligen Hofämter zu liquidieren, ehemaliges Hofpersonal abzubauen oder zu pensionieren und das Vermögen des Hofärars zu verwalten. Das gebundene Vermögen meint die Fonds und das Fideikommiss der Familie Habsburg-Lothringen. Ein Familienfideikommiss war ein Vermögen, das ungeteilt und unveräußerlich innerhalb der Familie verblieb.38 Das Habsburgergesetz fand auch auf das gebundene Vermögen Anwendung.

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Die Domäne Klein-Krampen mit dem Jagdschloss ehemaligen Hofämter in die neu geschaffenen BunMürzsteg fiel unter das gebundene Vermögen. Die desministerien ein.43 Zweck und Aufgabe des Kriegsgeschädigtenfonds Familie Habsburg beanspruchte aber den Familienfonds als freies, persönliches Eigentum. Der Anwalt war die Sicherstellung und Erweiterung der Einder Familie, Friedrich Stritzl-Artstatt, konnte sich künfte der Fondsgüter und des sonstigen Fondsverjedoch mit seinen Denkschriften zu dieser Thema- mögens, das gewahrt bleiben sollte. Die gesetzlich – tik letztlich nicht durchsetzen.39 Er hatte in dem und letztlich politisch – verankerte Aufgabe des Rechtsanwalt Gustav Harpner einen harten Gegen- Kriegsgeschädigtenfonds war, die erwirtschafteten spieler. Auch war Harpners Ausgangslage mit dem Gewinne der Unterstützung der durch den Ersten Aufstieg der Sozialdemokratie zur stärksten Partei Weltkrieg »Geschädigten/Beschädigten/Invaliden« nicht nur in Wien, wo Harpners einstiger Klient zuzuführen.44 Der Sühnegedanke spielte bei der Jakob Reumann nun Bürgermeister wurde, son- Schaffung des Fonds eine bedeutende Rolle. Die Übernahme des für den Fonds bestimmten dern auch in Deutschösterreich deutlich günstiger. Die Bestellung Harpners zum Anwalt der Republik Vermögens in die Verwaltung erfolgte schrittweise, erfolgte am 11. April 1919 und betraf jene Angele- währenddessen der Kriegsgeschädigtenfonds bereits genheiten, die die Rechte der Republik aus § 5 des in provisorischer Form und unter einem provisoHabsburgergesetzes zum Inhalt hatten. Davon war rischen Statut arbeitete. Bis zur Übergabe war die auch die Verwaltung des »gebundenen« Habsbur- Habsburg-Lothringische Vermögensverwaltung zugervermögens umfasst. Harpner verfasste auch die ständig für die später dem Kriegsgeschädigtenfonds interpretierende Novelle des Habsburgergesetzes, übertragenen Güter. Mit Ende 1921 wurde die VerStGBl. Nr. 510/1919, an dessen Stammfassung er waltung des Hofärars aufgelöst und in den Kriegsgeschädigtenfonds übergeführt.45 vermutlich ebenfalls mitgewirkt hatte.40 Letztlich spricht das Gesetz auch von freiem perDas übertragene Vermögen setzte sich aus den sönlichen Vermögen. Gemeint sind hier beispiels- Grundbesitzungen Klein Krampen, Vösendorf, Matweise die Villa Wartholz in Reichenau, Schloss tighofen, Pöggstall, Lainzer Tiergarten, Lobau, Orth, Kammersberg sowie Wertpapiere, Lebensversiche- Mannersdorf, Augarten, Kaiser Ebersdorf, dem Feldrungspolizzen und Bargeld.41 garten in Schönbrunn, dem Schlossbesitz Laxenburg, dem Schloss Eckartsau, den Jagdhäusern in Mürzsteg und Neuberg, den Wiener Fondshäusern und D e r K r i e g s g e s c h ä d i g t e n f o n d s a l s n e u e r dem Hofkeller in der Hofburg zusammen. Eigentümer Die Verwaltung des Kriegsgeschädigtenfonds erfolgte durch sein Präsidium, das diesem beigegebene Mit dem Gesetz, StGBl. Nr.573/1919, wurden mit Kuratorium mit seinen Ausschüssen – Verwaltungseiner gleich zu erwähnenden Ausnahme die gemäß ausschuss, Überwachungsausschuss – und den Gedem Habsburgergesetz in das Eigentum der Repub- neraldirektor. Die Aufgabe des Präsidiums war, den Fonds nach lik Österreich übergegangenen Vermögenswerte dem neu geschaffenen Kriegsgeschädigtenfonds übertra- außen zu vertreten, die Überwachung der gesamten gen. Laut § 2 des Gesetzes »kann die Ausscheidung Geschäftsführung, die Umsetzung der Kuratorientweder aus Gründen der staatlichen Kunstpflege umsbeschlüsse und den durch die Bundesregierung oder deshalb erfolgen, weil die auszuscheidenden, zu ernennenden Generaldirektor vorzuschlagen. Der schon erwähnte Gustav Harpner war der beweglichen oder unbeweglichen Sachen öffentlichen Verwaltungszwecken dienen oder zugeführt erste Präsident des Kriegsgeschädigtenfonds. Letztwerden sollen«.42 Als Verwalter des Hofärars in Li- lich war er auch der geistige Vater des Gesetzes über quidation gliederte Beck-Managetta erfolgreich die die Errichtung des Kriegsgeschädigtenfonds. Er be-

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hielt diese Funktion bis 1923, ihm folgte Sozialmi- D i e » G r a ze r K u n s t b e rg u n g « nister Josef Resch nach. Das Kuratorium konstituierte sich Ende 1920 Noch vor der Übernahme durch den Kriegsge,und seit einer Novelle des Kriegsgeschädigten- schädigtenfonds forderte der steirische Landesrat fondsgesetzes 1922 setzte sich das Kuratorium aus August Einspinner die Herausgabe von kunsthistodem Präsidenten, dem Vizepräsidenten und 36 Mit- risch wichtigen Objekten aus den Jagdhäusern in gliedern (bestehend aus Vertretern von  : National- Mürzsteg und Neuberg.46 Einspinner war zwischen rat, Bundesministerium für Handel und Verkehr, 21. Oktober 1918 und 16. Februar 1919 als VertreBundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, ter der Deutschnationalen Partei Mitglied der ProBundesministerium für Heerwesen, Bundesministe- visorischen Nationalversammlung und vom 6. Norium für Finanzen und Bundesministerium für sozi- vember 1918 bis zum 27. Mai 1919 Landesrat in der ale Verwaltung, dem Bundeskanzler, dem Präsiden- Steiermark. Auch war er Kurator des Landesmuseten des Rechnungshofs, Vertretern der organisierten ums »Joanneum«. Einspinner wandte sich an das Invaliden und Vertreterinnen der Kriegswitwen) deutschösterreichische Staatsamt für Unterricht und zusammen. Aufgaben waren die Kontrolle über die dieses wiederum an die Verwaltung des Hofärars, die Verwaltung und das Fondsvermögen. Kuratoriums­ zuständigkeitshalber die Habsburg-Lothringische entscheidungen bedurften die Veräußerung von Vermögensverwaltung informierte, wonach LandesFondsvermögen, die Beschlussfassung von Finanz- rat Einspinner »die Anordnung getroffen habe, dass transaktionen, die Verwendung von Fondserträgen, sämtliche Kunstgegenstände und Antiquitäten aus Änderungen des Fondsstatuts und der Geschäfts- den Jagdschlössern Neuberg und Mürzsteg ›vorläuordnung des Kriegsgeschädigtenfonds. fig bis zur Entscheidung der deutschösterr. StaatsreDie Generaldirektion (Generaldirektor und sons- gierung an das Landesmuseum Joanneum zur Auftige Fondsangestellte) war für die wirtschaftliche bewahrung‹ zu überstellen seien«.47 Dieser Aktenbestand ist insofern auch interessant, und administrative Verwaltung des Fondsvermögens zuständig. Ihr oblag der laufende Wirtschafts- als er aufzeigt, dass die Eigentumsverhältnisse nicht betrieb. Dazu gehörten Personalangelegenhei- überall bekannt waren und dass es einzelne Persoten, Käufe und Verkäufe von beweglichen Gütern, nen gab, die knapp nach dem Zerfall der Monarchie Voranschläge für das nächste Wirtschaftsjahr und Kapital für sich oder ihre Institution herausschlagen wollten. Rechnungsabschlüsse des vergangenen Jahres. Die Habsburg-Lothringische Vermögensverwal­ Den Generaldirektor unterstützte bei seiner Verwaltungstätigkeit der Verwaltungsausschuss, der bei tung legte mit Schreiben an das deutschösterreiÜberschreitung eines bestimmten Finanzierungsbe- chische Staatsamt für Unterricht vom 2. April darfs seine Zustimmung geben musste. Der General- 1919 »nachdrücklichste Verwahrung ein, da die direktor stand jederzeit gegenüber dem Kuratorium im Jagdschlosse Mürzsteg vorhandenen Einrichund dem Präsidium in Rechenschaftspflicht. Diese tungsgegenstände zur Gänze, hingegen jene im Funktion übte ab 1921 Sektionschef Paul Nikola aus. Jagdschlosse zu Neuberg zum weitaus überwiegenDer Fonds war von seiner Konstruktion her kom- den Teile Privateigentum sind, weshalb der steipliziert und schwerfällig. Die im Archiv der Repub- ermärkische Landesrat zu irgend einer Verfügung lik verwahrten Akten geben davon – auch Mürzsteg über diese Gegenstände nicht berechtigt ist«.48 Der betreffend – ein beredtes Zeugnis. Anwalt der Habsburg-Lothringischen VermögensMit Datum vom 18. Dezember 1919 war nun der verwaltung, Friedrich Stritzl-Artstatt, informierte Kriegsgeschädigtenfonds der neue Eigentümer des auch Gustav Harpner von diesem Vorfall. ­Harpner Jagdschlosses Mürzsteg. Zu dieser Zeit wohnte kein telefonierte in der Causa mit dem steirischen Landeshauptmann Wilhelm Kaan und traf desVerwalter im Schloss.

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sen Stellvertreter Anton Rintelen in Wien. Seine November zeigt, der das Objekt für die Errichtung Sorge war, dass Teile des gebundenen Vermögens eines Sanatoriums pachten oder erwerben wollte.57 dem Staat entzogen werden könnten. Harpner ver- Zunächst hatte der Kriegsgeschädigtenfonds durchsuchte die Habsburg-Lothringische Vermögens- aus Interesse an diesem Projekt, wie die halbjähverwaltung zu beruhigen. Harpners Intervention rige Verhandlungsdauer mit dem Bewerber zeigt.58 bei den steirischen Politikern blieb erfolglos. Am Schwartz forderte vom Fonds die Stelle eines Ge16. und 17. Mai 1919 fand unter Einspinner eine meindearztes von Mürzsteg, wofür der Fonds aber kommissionelle Besichtigung der Jagdschlösser in gar nicht zuständig war, sowie die Übernahme der Mürzsteg und Neuberg statt.49 Schon am 18. Mai Kosten der Adaptierungsarbeiten für das Sanatoinformierte Einspinner die Landesregierung über rium. Die Generaldirektion des Kriegsgeschädigdie »Bergung« des Kulturgutes aus Mürzsteg und tenfonds gab dem Präsidium im Februar 1922 ein versuchte, alle Bedenken zu zerstreuen, indem er negatives Votum mit der Begründung, »da einerfesthielt  : »Durch diese Verfügungen wird selbst- seits mit Rücksicht auf die notwendigen Herrichverständlich der seinerzeitigen Auseinandersetzung tungen und Anschaffungen das Betriebskapital von bezüglich des Eigentums der erwähnten Kunstge- 2 Millionen Kronen zu gering ist und andererseits genstände nicht vorgegriffen«.50 der Betrieb für nur 15 Patienten wegen der verhältAm 26. Mai 1919 wurden aus beiden Jagdhäusern nismässig grossen Zahl des erforderlichen Personals Kunstgegenstände nach Graz verbracht.51 nicht rentabel sein dürfte«. Schwartz wurde von Die Auswahl der Kunstgegenstände kann als dieser Absage im März 1922 von der Försterstation willkürlich bezeichnet werden. Erkennbar ist, dass Klein-Krampen verständigt.59 Es folgte ein jahrelanger Schriftwechsel zwischen besonders Objekte mit Steiermark-Bezug abtransportiert wurden, wie beispielsweise die »Ansicht von dem Kriegsgeschädigtenfonds und der SteiermärGraz« des steirischen Malers Heinrich Bank52 oder kischen Landesregierung, die sich auf das Landesdie seines Schülers Luigi Kasimir, dessen Werk – denkmalamt Graz ausredete.60 Im August 1922 eine Radierung von Trient – zeitweise über dem Bett zeigte sich die Landesregierung geneigt, einer ReKaiser Franz Josephs hing53 (Abb. 110). Erstaunlich tournierung der Objekte zuzustimmen, wollte aber ist, dass weder die berühmte Sammlung der Rudolf- für die Kosten des Transports nicht aufkommen.61 Es sollte noch einige Zeit vergehen, bis im Novon-Alt-Aquarelle54, die Meerschaumschnitzerein der Waffengattungen der k.u.k Armee noch die ein- vember 1923 die Landesregierung – nach mehreren zigartigen Aquarelle des Kronprinzen Rudolf »ge- Interventionen des steirischen Bundesrates Hans borgen« wurden.55 Hocheneder – die definitive Zusage gab. Hans Im Oktober 1921 entschloss sich das Präsidium Hocheneder traute der Landesregierung offenbar des Kriegsgeschädigtenfonds, die Jagschlösser nicht und wandte sich im April 1924 an den KriegsMürzsteg und Neuberg für die Besichtigung zu geschädigtenfonds mit der Bitte um Besichtigung öffnen. Der Präsident des Fonds Gustav Harpner des Schlosses.62 Am 3. Juni 1924, fünf Jahre nach der sogenannwandte sich am 21. Oktober 1921 an die Steiermärkische Landesregierung, informierte über die ten »Bergung«, langte ein Telegramm der Steiermär­bevorstehende Öffnung der Gebäude zur Besichti- kischen Landesregierung im Präsidium des Kriegsgung und forderte die im Mai 1919 abtransportier- geschädigtenfonds ein und informierte über die ten Kunstobjekte zurück.56 vorgesehene Rückstellung mit 26. Juni 1924.63 Ganz sicher dürfte sich der KriegsgeschädigtenEine der Folgen der sogenannten »Bergung« und fonds über die Nutzung des Jagdschlosses Mürz- des Einbruchs in das Schloss im Winter 1918 dürfte steg aber noch nicht gewesen sein, wie ein Ansu- auch die Einsetzung eines Schlossverwalters gewechen des Kärntner Arztes Siegfried Schwartz vom sen sein. Eine Amtserinnerung des Kriegsgeschädig-

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Abb. 110 : »Die Ansicht von Graz« von Heinrich Bank (1834–1923), war eines jener Werke, das längere Zeit an das Landesmuseum Graz abgegeben werden musste. Das Aquarell ist in einem aufwendig geschnitzten Rahmen mit Doppeladler bekrönt (s. vordere Umschlag-Klappe), 1883 (Bundesmobilienverwaltung)

tenfonds vom 23. September 1922 hält fest, dass die Bewachung des Schlosses neu zu regeln sei, »da der Jäger Gottfried Hofer und die Beschliesserin Aloisia Schrittwieser voraussichtlich in kurzer Zeit um Ausserdienststellung einschreiten werden«.64 Vor dem Ende der Monarchie war das Jagdschloss nur als Quartier für Hofjagden bewohnt und personalmäßig von Neuberg betreut worden. Bei der Generaldirektion des Kriegsgeschädigtenfonds bewarb sich im Dezember 1922 der vormalige Kapitän zur See, Edmund Czelechowski, als neuer Verwalter des Jagdschlosses.65 Ihm, einem Kriegsinvaliden, wurde mit 1. Februar 1923 die Verwaltung übertragen und als Entgelt festgelegt  : »I.) der Nutzgenuss einer Dienstwohnung im Schlossgebäude (…), II.) die Nutzniessung einer Gartenfläche von 72 m² beim sogenannten Hofküchengebäude und eines Kartoffelackers (Anm   : Aufgrund der

schwierigen Ernährungslage nach dem Ersten und Zweiten Weltkrieg wurde der Park von Mürzsteg für die Bevölkerung zum Anbau von Gemüse zur Verfügung gestellt) von ungefähr 1200 m² im Schlossparke, III.) der jährliche Bezug von 18 Raummetern Scheiter- oder Prügelholz …«66 Die Aufgabe des Verwalters bestand in der Bewachung, Reinhaltung des Gebäudes und Pflege des Parks. Ein knappes Jahr nach seiner Einstellung erfolgte eine Revision seitens der Generaldirektion, bei der Czelechowski schwere Mängel vorgeworfen wurden.67 Insbesondere wurde er beschuldigt, eigenmächtig Zimmer im Schloss an Feriengäste zu vermieten, dies war aber der Generaldirektion des Kriegsgeschädigtenfonds vorbehalten.68 Schwere Mängel schienen auch bei der Verwaltung von Wäsche und Geschirr, das den Sommergästen zur Verfügung gestellt wurde, auf.69 Es folgte ein umfangreicher Schriftwechsel

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Abb. 111 : Jagdschloss Mürzsteg, Blick von der Mürz, Postkarte, o. J. (Sammlung Familie Schönauer, Mürzsteg)

zwischen dem Kriegsgeschädigtenfonds mit immer neuen Vorwürfen an den Verwalter. Im März 1925 trennte sich die Generaldirektion von Czelechowski und nahm mit Johann Wunderbaldinger, vormals Vorstand der Süddeutschen Donau-Dampfschifffahrt-Gesellschaft in Osijek, einen neuen Verwalter auf.70 Der Kriegsgeschädigtenfonds vermerkte in einem internen Amtsvermerk vom September 1929  : »Seit der Geschäftsführung durch den neuen Schloßverwalter Wunderbaldinger haben sich die Einnahmen aus der Schloßbesichtigung vervielfacht.«71 Da die letzten Instandhaltungsarbeiten an Dach und Fassade anlässlich der Erweiterung des Jagdschlosses im Jahr 1902 vorgenommen worden und mittlerweile massive Schäden feststellbar waren, entschied die Generaldirektion des Kriegsgeschädigtenfonds, ab 1921 Arbeiten durchführen zu lassen.72 Aufgrund der hohen Materialkosten und der Inflation konnten die Arbeiten nur schrittweise durchgeführt werden und zogen sich bis 1925 hin73 (Abb. 111).

D e r b e g i n n e n d e To u r i s m u s i m O b e re n M ü r z ta l Ab dem Jahr 1922 langten vermehrt Ansuchen im Präsidium des Kriegsgeschädigtenfonds ein mit der Bitte, Ferienkolonien für Kriegswaisen, die Errichtung einer Volkshochschule o. Ä. im Schloss zu ge-

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währen.74 Fondspräsident Harpner erteilte all diesen Ansuchen eine Absage  : »Die Gründe hiefür sind unüberwindliche bautechnische Hindernisse und sanitäre Bedenken, die gegen eine derartige Verwendung des Objekts sprechen. Mit Ausnahme der historisch denkwürdigen Räume die wegen ihrer kostbaren Einrichtung auf Grund eines Regierungsbeschlusses der öffentlichen Besichtigung zugänglich zu sein haben, stünden für die Unterbringung von Kindern blos einige Mansardenzimmern (sic  !) zur Verfügung. Im übrigen sind weder geräumige Küchen, noch entsprechende Abortanlagen vorhanden, eine Kanalisation fehlt.«75 Der Besitzer des Mürzsteger Gasthofes »Goldener Adler« Rudolf Engelbrecht wandte sich im November 1923 an die Försterstation in Klein-Krampen und bat darauf einzuwirken, dass der Fahrplan der »Mariazeller Auto-Unternehmung« dahingehend geändert werde, dass den Fahrgästen sowohl die Möglichkeit zur Besichtigung des Jagdschlosses als auch zum Besuch seiner Gastwirtschaft eingeräumt werde.76 Die Generaldirektion des Kriegsgeschädigtenfonds unterstützte dieses Anliegen und das Autobusunternehmen stimmte zu. Am 12. April 1924 schrieb die genannte Firma an den Kriegsgeschädigtenfonds  : »Wir würden auch für die Besichtigung des Kaiserlichen Jagdschlosses hier eine entsprechende Propaganda machen und mit den hier in unserer Aufnahmskanzlei auszugebenden Autofährplänen eine kleine Drucksorte über das Jagdschloss beigeben.«77 Die Fahrgäste konnten Eintrittskarten sowohl im Schloss als auch beim Autobusunternehmen erwerben, das 30% Provision der verkauften Karten behalten durfte.78 Die Anregung des Gastwirtes Rudolf Engelbrecht wurde dahingehend belohnt, dass der Autobus auch längere Zeit vor dem »Goldenen Adler« hielt und die Fahrgäste dort ihr Mittagessen einnehmen konnten.79 Dafür musste Engelbrecht aber 250.000 Kronen an den Kriegsgeschädigtenfonds zahlen. Eine Nachfrage der Generaldirektion bei Oberförster Josef Illmayer in Klein-Krampen ergab, dass diese Zahlung Anfang Oktober 1924 noch nicht geleistet wurde.80

Für das Jahr 1924 wurden 4.441 Eintrittskarten D e r e r s t e K u n s t f ü h re r e r s c h e i n t für das Jagdschloss Mürzsteg ausgegeben.81 Die Eintrittsgebühr wurde mit Datum vom 1. Februar 1924 1926 wandte sich die in Kapelln wohnhafte Elsa Brezina an den Präsidenten des Kriegsgeschädigauf 5.000 Kronen festgelegt.82 Für das Jahr 1924 ist erstmals auch eine Haus- tenfonds, Josef Resch, und informierte ihn über ihr ordnung feststellbar. Neben der Möglichkeit zur Be- Vorhaben, eine Publikation über die Jagdhäuser in sichtigung der Repräsentationsräume des Schlosses Mürzsteg und Neuberg zu verfassen.88 Resch verkonnten seit 1922 auch Sommergäste mit Genehmi- ständigte Schlossverwalter Johann Wunderbaldingung der Generaldirektion des Kriegsgeschädigten- ger und zeigte sich auch einverstanden, dass Brezina fonds ihren Ferienaufenthalt im Jagdschloss Mürz- »die erforderlichen Aufzeichnungen machen (kann), um Ihre Artikel zu verfassen. (…) Sollten die Artikel steg verbringen.83 Der Kriegsgeschädigtenfonds hatte den gesetzli- erscheinen, wäre es wünschenswert, wollten Sie mir chen Auftrag, Liegenschaften nicht nur zu erhalten, je ein Exemplar – zumindest zur Einsicht – zukomsondern auch Gewinne an Kriegsinvalide auszu- men lassen«.89 Im Eigenverlag des Kriegsgeschädigtenfonds erzahlen. Neben den Eintrittsgeldern für die Schlossbesichtigung und der (günstigen) Vermietung von schien 1927 die von Elsa Brezina herausgegebene Zimmern bildete auch der Verkauf eines Schlossfüh- Broschüre »Leitfaden durch die ehemaligen kaiserrers, von Ansichtskarten und sogenannten Stock- lichen Jagdschlösser Neuberg a. d. Mürz und Mürzknöpfen eine zusätzliche – wenn auch bescheidene – steg in Steiermark« (Abb. 112). Einnahmequelle. Das von der Autorin verfasste Werk ist in einer 1926 bestellte die Generaldirektion des Fonds bei sehr blumigen Sprache geschrieben und beginnt einer Wiener Firma 5.000 Stück Stockknöpfe und zum Geleit mit dem Satz »Als Zar Nikolaus II. als beschrieb diese so  : »(…) mit einem Bilde des Jagd- Jagdgast des Kaisers Franz Joseph I. erwartet wurde, schlosses Mürzsteg versehene Metallschildchen, die beschloß der letztere seinem kleinen steirischen Jagdan Wanderstöcken und Regenschirmen zu befesti- heim ein schmuckes Aussehen geben zu lassen. Dagen sind.«84 Die Bezirkshauptmannschaft Mürzzu- mals erhielt das Haus die kleidsame, waldgestimmte, schlag hatte dem Kriegsgeschädigtenfonds zunächst tief herabreichende rötliche Verschalung und das einen Gewerbeschein für den Handel mit Ansichts- türmig gegliederte Dach. Sehr anmutig springen karten im Standort Krampen, Haus Nr. 71, Ge- aus den Grundformen desselben noch Giebelhäusmeinde Mürzsteg, ausgefertigt. Dieser wurde nun chen hervor, alles reichlich durch Hirsch-, Reh- und um den Verkauf der Stockknöpfe erweitert.85 Gemsenköpfe oder wenigstens deren Geweihe oder Als das bereits erwähnte Mariazeller Autobus- Gehörne geziert und durch die grünen Fensterläden unternehmen 1924 die Fahrten über Mürzsteg nur wechselnder Formen farbig belebt«90 (Abb. 113). Auch wenn der Schreibstil der Autorin nicht unmehr im Bedarfsfall durchführte, eröffnete die Postverwaltungs-Direktion Graz 1925 eine neue serer Zeit entspricht, so ist diese Publikation desStreckenführung, die auch Mürzsteg und Neuberg halb von großer Bedeutung, da die abgedruckten inkludierte.86 Der Kriegsgeschädigtenfonds inter- Fotografien die Aufstellung der Einrichtungsgegenvenierte bei der Österreichischen Post- und Tele- stände in der Zwischenkriegszeit zeigen. graphendirektion für Steiermark – mit Erfolg. Bei Eine zweite Publikation, die sich auch mit Mürzsämtlichen Kursfahrten war ein kurzer Aufenthalt steg befasst, gab der Generaldirektor des Kriegsgein Neuberg, Mürzsteg und Frein bei Mürzsteg vor- schädigtenfonds Paul Nikola anlässlich des zehngesehen. »Hiedurch ist den Reisenden Gelegenheit jährigen Jubiläums des Fonds im Jahr 1930 heraus.91 geboten, die ehemals kaiserlichen Jagdschlösser in Diese Broschüre ist aber in erster Linie ein Rechenschaftsbericht des Fonds und widmet sich nur überNeuberg und Mürzsteg zu besichtigen.«87

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Abb. 112 : Blick in das Speisezimmer des Jagdschlosses, Fotografie, um 1930 (Österreichische Präsidentschaftskanzlei)

blicksmäßig der kunsthistorischen Bedeutung jener desselben Jahres wird der Bitte mit dem Vermerk : »Gegen die Anbringung einer geObjekte und Liegenschaften, die vom Kriegsgeschä- entsprochen   schmackvollen Tafel mit der Aufschrift ›Schloßbufdigtenfonds verwaltet wurden. Der für Mürzsteg zuständigen Försterstation fet‹ besteht kein Anstand.«94 Klein-­ K rampen war die Besichtigung ein großes Ab dem Jahr 1929 finden sich in den Akten des Anliegen. Oberförster Josef Illmayer bat die Gene- Kriegsgeschädigtenfonds vermehrt auch Anträge raldirektion des Kriegsgeschädigtenfonds um Ge- sozialer Organisationen, von Schulen sowie Bilnehmigung der Anbringung von Reklametafeln »zur dungseinrichtungen und von Einzelpersonen, die Förderung der Besichtigung«.92 aufgrund der schlechten wirtschaftlichen Lage um Da die Schlösser Neuberg und Mürzsteg offen- eine Ermäßigung des Eintrittspreises ansuchten. sichtlich bei zahlreichen Sommergästen, auch durch Die Generaldirektion des Kriegsgeschädigtenfonds die verkehrstechnische Erschließung mittels Au- kam in einer Weisung an die Försterstation Kleintobus, auf Interesse stießen, suchten die Gasthaus- Krampen vom 30. April 1930 diesen Bitten mit den besitzer Richard und Marie Schönauer aus Mürz- Worten nach  : »Diese (ermässigten) Karten dürfen steg im März 1929 beim Kriegsgeschädigtenfonds jedoch nur an einzelne Mitglieder von Gesellschafum Bewilligung der Aufstellung eines Buffets im ten von mindestens 20 Personen ausgegeben werden, Eingangsbereich des Schlossparks an.93 Im August die erkennen lassen, dass sie in bescheidenen Le-

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Abb. 113 : Das Foyer des Jagdschlosses Mürzsteg weist mit seinen Trophäen und Pirschstöcken auf die Nutzung des Hauses hin, Fotografie, um 1930 (Österreichische Präsidentschaftskanzlei)

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Abb. 115 : Herzog Max Hohenberg übergibt dem Bürgermeister von Mürzsteg ein Dankschreiben Otto von Habsburgs anlässlich der Verleihung der Ehrenbürgerschaft der Gemeinde, Fotografie, Mürzsteg 1936 (Sammlung Familie Schönauer, Mürzsteg)

Abb. 114 : Ortsansicht von Mürzsteg, Postkarte, Graz 1930 (Sammlung Familie Schönauer, Mürzsteg)

bensverhältnissen sich befinden und von denen anzunehmen wäre, dass sie bei Forderung des höheren Eintrittsgeldes vom Besuch des Schlosses absehen würden«95 (Abb. 114). Auch prominente Gäste besuchten in den 20erund 30er-Jahren gerne das Jagdschloss Mürzsteg und übernachteten in Gasthäusern und Pensionen des Ortes, wie beispielsweise Bundeskanzler Karl Buresch, der sich im Oktober 1931 in Mürzsteg zur Jagd aufhielt.96 Der im italienischen Exil lebende vormalige König Alfons XIII. von Spanien besuchte im August 1932 in Begleitung von Prinz Gottfried Hohenlohe und Erzherzogin Henriette auf der Reise nach Mariazell auch das Jagdschloss.97 Für das Jahr 1935 vermerkt die Gendarmeriechronik  : »Hoher Be-

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such in Mürzsteg. Am 6. 6. 1935 weilte Se. Durchlaucht Fürst Ernst von Hohenberg von 12–15 h zur Besichtigung des kaiserlichen Jagdschlosses.«98 Die Visitation des Gendarmeriepostens Mürzsteg verband der Bundesminister im Bundeskanzleramt (mit der sachlichen Leitung der Angelegenheiten der Bekämpfung staatsgefährlicher Bestrebungen in der Privatwirtschaft betraut) und Führer der Heimwehr, Emil Fey, ebenfalls mit einem Besuch des Schlosses.99 Der letzte »Hohe Besuch« vor dem »Anschluss« war der ungarische Außenminister Kalmann Kánya, der mit seinem Kabinettschef, dem späteren Außenminister Graf István Csáky, im August 1937 Mürzsteg als Zwischenstation auf dem Weg nach Mariazell besuchte.100 Die Gendarmeriechronik Mürzsteg vermerkt für das Jahr 1936 die Verleihung der Ehrenbürgerschaft an Otto Habsburg-Lothringen. Da aber das Gesetz über die Landesverweisung der Habsburger noch in Kraft war, nahm Maximilian Hohenberg, Sohn des ermordeten Thronfolgers und enger Vertrauter der Familie Habsburg, die Urkunde entgegen. In der erwähnten Chronik findet sich ein Foto, das jenen Festakt vor dem Eingang des Jagdschlosses Mürzsteg zeigt, bei dem Max Hohenberg Bürgermeister Karl Schabbauer ein »allerhöchstes Handschreiben Otto v. Habsburgs« überreicht101 (Abb. 115).

Ü b e rg a b e d e s J ag d s c h lo s s e s a n d i e Fa m i l i e H a b s bu rg - Lot h r i n g e n 1935 ermächtigte der autoritäre Ständestaat mit dem Gesetz über die Rückgabe des Vermögens des Hauses Habsburg-Lothringen die Bundesregierung, Vermögenschaften aus dem gebundenen Fonds, die an die Republik gefallen waren, an die Mitglieder der Familie oder einen Fonds auszufolgen.102 Peter Böhmer und Ronald Faber haben sich als Mitglieder der Österreichischen Historikerkommission ausführlich mit dieser Thematik beschäftigt. In ihrem Buch »Die Erben des Kaisers – Wem gehört das Habsburgervermögen   ?« beleuchten sie auch den politischen Hintergrund der Rückgabe durch die Regierung Schuschnigg  : Schuschnigg hatte nie Zweifel darüber aufkommen lassen, dass er das gebundene Vermögen an die Habsburger zurückgeben wollte. Er hatte aber klar gemacht, dass er sich die Kontrolle über die Rückgabe vorbehielt. Das Rückgabegesetz von 1935 hatte daher auch nicht die Enteignung aufgehoben, sondern lediglich die Regierung ermächtigt, das Vermögen zurückzugeben. Damit hatten die Habsburger keinen Rechtsanspruch auf eine Rückgabe.103 Die gesetzliche Regelung hatte de facto auch die Beendigung des Kriegsgeschädigtenfonds, zur Folge. Tatsächlich wurde dieser aber erst mit Bundesgesetz vom 21. Dezember 1937 aufgelöst.104 Am Tag davor dankte Sozialminister Josef Resch dem bisherigen Generaldirektor des Kriegsgeschädigtenfonds Paul Nikola, der mit nächstem Tag diese Funktion im Familienversorgungsfonds des Hauses HabsburgLothringen übernahm, mit folgenden Worten   : »Dass wertvolle Vermögenschaften des ehemaligen Kaiserhauses in stürmischer Zeit gerettet und zugleich dem hohen Zwecke dienstbar gemacht werden konnten, ist das Werk unseres grossen Kanzlers Seipel  ; dass diese Aufgabe erfolgreich durchgeführt worden ist, bleibt aber das Verdienst der Leiter und Mitarbeiter im Fonde. (…) Der Kriegsgeschädigtenfonds geht nicht als ein niedergewirtschaftetes Unternehmen in alte und neue Hände über, er gibt reichlich mit Zinsen wieder, was ihm seinerzeit an-

vertraut worden ist. Als langjähriger Sozialminister darf ich sagen, dass der Fond die Aufgabe, den Kriegsbeschädigten zusätzliche Unterstützung zu gewähren, voll erfüllt hat. Er hat aus seinem Unternehmen herausgewirtschaftet, was herauszuholen nach Gesetz möglich war.«105 Mit einem Runderlass vom 24. Dezember 1937 informierte Nikola die Försterstation Krampen über die Verwendung neuer Stempel, verbunden mit der Aufforderung, die Änderung des Besitzerwechsels unverzüglich den Bankinstituten mitzuteilen.106 Das nunmehr zurückgegebene Vermögen wurde in den Familienversorgungsfonds des Hauses Habsburg-Lothringen eingebracht, dessen Statuten von der Regierung schon im April 1936 genehmigt wurden.107 Zu Beginn des Jahres 1937 hat der verlässliche Verwalter des Schlosses, Johann Wunderbaldinger, aus Gesundheitsgründen seinen Rücktritt beim Kriegsgeschädigtenfonds eingereicht, was dieser mit «Bedauern zur Kenntnis nahm«,108 Im März 1937 sollte mit Viktor Mittendorfer als Verwalter ein »alter Bekannter« nach Mürzsteg zurückkehren.109 Mittendorfer, 1886 in der Nähe von Kapelln geboren, war in der Monarchie Hofkammerbüchsenspanner Erzherzog Franz Ferdinands. Nach dessen Ermordung und dem Ausbruch des Krieges wurde er einberufen und an der Isonzofront schwer verletzt. Nach seiner Genesung trat er in den Dienst von Kaiser Karl I., dem er bis zum Ende der Monarchie diente und ihn bei seinen Frontbesuchen und auf seiner Reise nach Istanbul begleitete.110 Nach dem Ende der Monarchie fand Mittendorfer eine Stelle im Kriegsgeschädigtenfonds und übersiedelte 1922 nach Italien, wo er einen Försterposten in Adelsberg bei Fürst Hugo Windisch-Graetz annahm.111 Da er 1929 die italienische Staatsbürgerschaft nicht annehmen wollte, verließ er seinen Posten und zog in die Oststeiermark. Das Schloss und das Jagdgebiet waren ihm aus dieser Zeit bestens vertraut. Die alten Seilschaften hielten, denn er bewarb sich aufgrund »einer Anregung seitens des Sekretariates des Fürsten Ernst Hohenberg«.112 So schrieb ihm sein früherer Dienstgeber Windisch-Graetz am 22. April

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1937  : »Hoffentlich als einer der ersten gratuliere ich welche den Führer empfingen, lassen sich nicht in Ihnen von ganzem Herzen zur Stelle als Schloßver- Worte kleiden …«119 Am 12. März 1938 wurden das walter von Mürzsteg  ! – Fürst Ernst (Anm.: Hohen- Gemeindeamt und das Postamt um 8 Uhr morgens berg) war so lieb, mir selbst diese hocherfreuliche von der SA besetzt, und am gleichen Tag wurden Nachricht mitzuteilen, und ich bin glücklich, daß die Jagdhäuser in Mürzsteg und Neuberg »durch die vielleicht auch meine seinerzeitige Fürsprache bissl hiesige Dienststelle (Anm. Gendarmerie) beschlagdazu beigetragen hat.«113 nahmt«.120 Wieso Viktor Mittendorfer diese Stelle 1937 aber Ende März 1938 besprach sich in Wien Reichsnicht antrat, lässt sich der Aktenlage nicht entneh- innenminister Wilhelm Frick mit Reichsstatthalter men. Die Funktion der Schlossverwalterin übte nun Arthur Seyß-Inquart in Sachen Habsburg.121 Die seine Tochter Margarete »Meta« Mittendorfer bis NS-Behörden leiteten gegen Otto Habsburg-Lothzum 30. Juni 1940 aus.114 Erst danach versah Viktor ringen Voruntersuchungen wegen Hochverrats ein Mittendorfer die Funktion des Verwalters bis weit in und beschlagnahmten sein Privatvermögen sowie die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg, als Mürzsteg das des Familienversorgungsfonds unter dem VorSommersitz der Bundespräsidenten wurde.115 wand, Habsburg wolle das Vermögen dazu benutzen, Die Rückgabe des Jagdschlosses Mürzsteg erfolgte um »in Österreich zur Herrschaft zu gelangen und durch einen Ministerratsbeschluss vom 10. Dezem- gegen den Nationalsozialismus zu agitieren«.122 Zwar wurde der Familienversorgungsfonds zu ber 1937. Das Schloss wurde aber nicht dem Familienversorgungsfonds übertragen, sondern ging an diesem Zeitpunkt noch nicht enteignet, aber GeneOtto Habsburg-Lothringen, als Chef der Familie. raldirektor Paul Nikola, er war zuvor schon in dieser Gleiches galt für die Einrichtung des Jagdschlosses Funktion im Kriegsgeschädigtenfonds tätig, erhielt Neuberg an der Mürz, nicht aber für dessen Lie- mit SS-Untersturmführer Peter Graf Czernin einen genschaft.116 Am 7. Jänner 1938 wurde Mürzsteg kommissarischen Leiter, ohne dessen Zustimmung tatsächlich übergeben. Nicht überall gelang es der er keine Entscheidungen treffen konnte.123 Reichsinnenminister Wilhelm Frick besichtigte zuständigen Finanzprokuratur, noch vor dem »Anschluss« 1938 die für den Eigentumsübertrag not- im August 1938 Schloss Mürzsteg.124 Der Grund für wendige Eintragung im Grundbuch vorzunehmen diesen Besuch ist den Akten nicht zu entnehmen, es (so auch nicht beim Gut Mattighofen oder Schloss ist aber durchaus vorstellbar, dass dieser Aufenthalt Mürzsteg117) – was später im Zusammenhang mit mit Plänen über die zukünftige Nutzung der Lieder Rückstellung für Probleme sorgen sollte.118 genschaft in Zusammenhang stand. Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten gab es nun auch grundlegende Änderungen in der » D e r A n s c h lu s s « a m 1 2 . M ä r z 1 9 3 8 Verwaltung. Das Gesetz zur Vereinheitlichung des Rechts der Eheschließung und der Ehescheidung im Hatte die Gendarmeriechronik, eine wichtige Quelle Lande Österreich und im übrigen Reichsgebiet vom für diese Forschungsarbeit, bis zum sogenannten 6. Juli 1938 regelt das Recht der Eheschließung und »Anschluss« mehrheitlich neutral auch die zeitge- der Ehescheidung einschließlich der Scheidungsfolschichtlichen Ereignisse und politischen Umbrüche gen. Mit 1. Jänner 1939 wurde in Folge dieser gesetzfestgehalten, so ändert sich deren Diktion mit dem lichen Bestimmungen und aufgrund von fehlenden 12. März 1938 vollkommen  : Räumlichkeiten in der Gemeinde im Jagdschloss ein »Am 13. 3. 1938 zog der heissgeliebte Führer und Standesamt eingerichtet.125 Am 3. Jänner 1939 wandte sich der durch die NaReichskanzler Adolf Hitler, mit seinen Truppen in Braunau am Inn, in seine Heimat ein. Der un- tionalsozialisten eingesetzte Amtswalter von Mürzgeheure Jubel und die spontanen Kundgebungen, steg, Distriktsarzt Josef Weingerl,126 mit einem amt-

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lichen Schreiben an die Försterstation Krampen des Familienversorgungsfonds des Hauses HabsburgLothringen und teilte dieser mit  : »Die Gemeinde Mürzsteg ist von der Behörde beauftragt worden, für Mürzsteg und Frein ein gemeinsames Standesamt zu errichten. (…) In ganz Mürzsteg ist ein passendes Zimmer aber nicht zu finden (…) wendet sich das Gemeindeamt mit dem Ersuchen an den Familienunterstützungsfonds (sic  !), ihm ein Zimmer des Jagdschlosses in Mürzsteg zu überlassen. Gedacht wäre das erste Zimmer links vom Haupteingang (Anm.: sogenanntes Paar-Zimmer, benannt nach Eduard Graf von Paar, Generaladjutant von Kaiser Franz Joseph), das sich in seiner Grösse und Lage besonders dafür eignen würde.«127 Oberförster Josef Illmayer leitete das Schreiben Weingerls an die Generaldirektion mit einem ablehnenden Vermerk weiter. Er begründete dies damit, dass  : »1. Dieser Raum als Schauraum den Besuchern gezeigt wird, 2. Der Teil dieses Gebäudes unter Denkmalschutz steht, die Führungen gestört und sehr erschwert würden …«128 Unter Punkt 4 verweist Illmayr auch auf die im Schlosspark gelegene ehemalige Hofküche beim Einfahrtstor und die Verwendung des Objekts durch Teilorganisationen der NSDAP.129 Die Generaldirektion des Familienversorgungsfonds war schon am 16. Dezember 1938 einem »Ansuchen« der Ortsgruppe der NSDAP entgegengekommen, im Küchengebäude Zimmer auf unbestimmte Zeit ohne Anrechnung eines Mietzinses für Zwecke der N.S.V. (Anm.: Nationalsozialistische Volkswohlfahrt) und des W.H.W. (Anm.: Winterhilfswerkes der NSDAP) zu überlassen.130 Offensichtlich verfolgte die Generaldirektion eine Politik, mit diesem Zugeständnis einer drohenden Enteignung des Schlosses entgegenwirken zu können, wie Illmayers Schreiben beweist.131 Seine Bedenken blieben aber ungehört, und er erhielt von der vorgesetzten Dienststelle einen Erlass mit Datum vom 9. Jänner 1939 mit dem Inhalt, »das Zimmer Nr. 9, also das ›Paar-Zimmer‹, der Gemeinde Mürzsteg für die Vornahme standesamtlicher Trauungen gegen einen Jahreszins von 100 bis 120 RM (Anm.: Reichsmark)

vorzuschlagen«.132 Der Vertrag trat mit 15. Jänner 1939 in Kraft und schon am 28. Jänner fand die erste standesamtliche Trauung von Friedrich Hofbauer aus Krampen und Hermine Knaus aus Karlgraben statt.133 Im neu geschaffenen Ministerium für innere und kulturelle Angelegenheiten in Wien wurde im März 1939 das Gesetz über die Rückgängigmachung der Ausfolgung von Vermögen an das Haus HabsburgLothringen vorbereitet, wie eine Einladung zu einer Besprechung an die Generaldirektion des Familienversorgungsfonds zeigt.134 Diese fand am 9. März 1939 statt, und dem Amtsvermerk vom gleichen Tag ist unter Punkt 3 zu entnehmen, dass »das dem Chef des Hauses Habsburg-Lothringen ausgefolgte Schloss Mürzsteg samt dem Park und der Einrichtung des Schlosses Neuberg mit dem Fondsgut Krampen in die vorläufige Verwaltung des Landwirtschaftsministeriums übergeht«.135 Das Gesetz über die Rückgängigmachung der Ausfolgung von Vermögen an das Haus Habsburg-Lothringen trat mit 15. März 1939 in Kraft.136 Ein Rundschreiben des Ministeriums für innere und kulturelle Angelegenheiten von diesem Tag präzisiert die Durchführungsanordnungen und »ersucht die Staatspolizeileitstelle Wien um allfällige Intervention bei Ausfolgung dieser Vermögenschaften«.137 Das Vermögen des Familienversorgungsfonds ging mit diesem Tag auf das Land Österreich über  ; später übernahm das Deutsche Reich das Vermögen. Wieder war die Zukunft des Jagdschlosses unsicher. Der Kreisleiter der NSDAP Mürzzuschlag, Fritz Amreich, wandte sich mit einem Brief vom 15. Mai 1939 an das Amt des Reichsstatthalters in Österreich und setzte sich für den Fortbestand des Museums ein, nachdem »aus diesem kaiserlichen Jagdschloss angeblich Kanzleiräume für die Forstverwaltung gemacht werden sollen«.138 Das Amt des Reichsstatthalters in Österreich trat die Eingabe des Kreisleiters an die Generaldirektion des Familienversorgungsfonds in Liquidation ab. Dieser unterstützte die Ansicht des Kreisleiters.139 Noch davor, am 19. März 1939, begleitete Amreich den Gauleiter der Steiermark, Sigfried Uiber-

H istorische Persönlichkeiten und P olitik im Jagdhaus Mür zsteg : 117

reither, bei einem Besuch in Mürzsteg.140 Vermutlich wollte sich Uiberreither ebenfalls ein Bild über die Situation des Schlosses machen.

Ü b e rt r ag u n g d e s J ag d h au s e s M ü r z s t e g a n d i e Re i c h s f o r s t e Die Einteilung Österreichs (Ostmark) in Gaue hatte die Gründung von Regierungsforstämtern, die 1940 als »Landesforstämter« bezeichnet wurden und Behörden der allgemeinen Verwaltung waren, zur Folge. Die Landesforstämter wurden in Wien und Niederdonau, Salzburg und Oberdonau, Tirol und Vorarlberg sowie Kärnten und Steiermark gegliedert.141 Später wurde diese Gliederung geringfügig geändert. An der Spitze eines Landesforstamts stand ein »Oberlandforstmeister«, der unter der Bezeichnung »Der Reichsstatthalter (Landesforstamt)« tätig wurde und dem Reichsstatthalter bzw. dessen Stellvertreter unterstellt war. Neben der beschriebenen Forstorganisation gab es auch Sondereinrichtungen  : Das »Generalreferat für forstliche Sonderaufgaben« unterstand direkt Reichsforstmeister Hermann Göring in Berlin und war vor allem für die Beschlagnahmung von Forstbesitz und den Ankauf von Forstgütern zuständig. Das »Amt für Forsteinrichtung und Bauwesen« führte die aus dem Namen hervorgehenden Arbeiten durch, welche allerdings wegen Personalmangels gegen Kriegsende sehr eingeschränkt bzw. zurückgestellt wurden. Ihr Leiter war der schon 1935 in das Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft eingetretene Julius Güde, der nach dem »Anschluss« eine steile Karriere in der NSDAP durchlief.142 Ab 1938 hatte er zahlreiche hochrangige Positionen in der nationalsozialistischen Reichforstverwaltung inne  : So wurde Güde 1938 Stellvertreter Anton Reinthallers als Landesforstmeister von Österreich und auch Leiter des Amts des Beauftragten für Forstwesen im Lande Österreich, dem eine wichtige Funktion bei der Überführung der österreichischen

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Forstverwaltung in die Reichsforstverwaltung zukam. Das Forstamt Neuberg-Mürzsteg stellte am 15. November 1939 eine Anfrage an das Amt für Forsteinrichtung und Bauwesen in Wien  : »Dem Vernehmen nach soll nun bald mit der Übernahme des Habsburgerfondsbesitzes Neuberg und Mürzsteg zu rechnen sein … Auch bitte ich zu schreiben, ob die Neuberger Schauräume ohnehin zur Übergabe vorgesehen sind und was mit dem Jagdschloss in Mürzsteg geschehen soll.«143 Julius Güde, der ein großes Interesse an der Übernahme der Liegenschaften Krampen – Mürzsteg – Neuberg hatte, antwortete am 4. Dezember 1939 dem Forstamt und verhehlt nicht seine Ungeduld in dieser Causa  : »Auf obangeführte Anfrage wird mitgeteilt, daß von hier aus schon mehrmals bei den kompetenten Stellen eingeschritten wurde, daß die Generaldirektion des Familienversorgungsfonds des Hauses HabsburgLothringen in Wien mit sofortiger Einleitung der Übergabe der Habsburgergüter an die Reichsforstbzw. Reichsdomänenverwaltung angewiesen werden soll. Die letzte derartige Veranlassung erfolgte anfangs vorigen Monats in Form gleichzeitiger bezüglicher Eingaben an den Herrn Reichskommissar für die Wiedervereinigung Österreichs mit dem Deutschen Reich und an den Herrn Reichsforstmeister. (…) Was das Habsburgergut Krampen betrifft, so diene zur Kenntnis, daß dasselbe stets einschließlich Jagdschloß Mürzsteg, u. zw. letzteres für die Reichsforste angefordert wurde. Sobald der Zeitpunkt für die Übergabe des Habsburgergutes Krampen einschl. Jagdschloß Mürzsteg endgiltig angesetzt sein wird, wird von hier aus sofort bezügliche Verständigung ergehen.«144 Mit dem 18. Jänner 1940 wurde das Jagdschloss in die Verwaltung der Reichsforste eingegliedert.145 Im Grundbuch findet sich der Eigentümerwechsel erst mit Datum vom 27. November 1941.146 Ein Runderlass des Ministeriums für Finanzen in Wien vom 6. Jänner 1940 hatte die Übertragung des Gutes Krampen mit dem Jagdschloss Mürzsteg an die Reichsforste bestätigt. Dieses Schriftstück mit dem Betreff »Neuregelung der Verwaltung« regelt auch

Abb. 116 : Übergabeschein von Gebrauchsgegenständen des Schlosses Mürzsteg an die NSDAP, Amt für Volkswohlfahrt, Ortsgruppe Mürzsteg, Dezember 1938 (Bundesmobilienverwaltung)

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die Übernahme der Mitarbeiter des vormaligen Familienversorgungsfonds mit folgendem Passus   : »… die auf den Gütern tätigen Bediensteten gehen mit dem 1. Jänner 1940 in den Personalstand der übernehmenden Stellen über und sind vom 1. Jänner 1940 an zu Lasten dieser Stellen zu besolden.«147 Mit 19. Jänner 1940 wurde auch die ehemalige Försterstation Krampen bzw. Klein-Krampen aufgelöst und dessen Leiter Oberförster Illmayer in den Personalstand des Forstamts Neuberg übernommen.148 Die für das Jagdschloss Mürzsteg zuständige Verwaltungseinheit der Reichsforste hieß nun Forstamt Bereich Neuberg und Mürzsteg.149 Mit Datum vom 19. Jänner 1940 fand nun die tatsächliche Übergabe statt, die in einer Aufnahmeschrift festgehalten wurde. Die Vertreter der NS-Dienststellen waren das Ministerium für Finanzen Wien, der Generalreferent für forstliche Sonderaufgaben in Wien und das auch für die Steiermark zuständige Regierungsforstamt Klagenfurt mit dem bisherigen Forstreferenten der Generaldirektion des Familienversorgungsfonds des Hauses Habsburg-Lothringen in Liquidation. Gegenstand dieses Schriftstücks waren die Regelung des Grundbucheintrags, die Übergabe der Inventarbücher, Aufstellung von Nutz- und Brennholzlisten, Mietverträge und weitere technische Unterlagen wie Zeichnungsberechtigungen bei Banken o. Ä.150 Der langjährige Oberförster Illmayer teilte bei dieser Gelegenheit auch seine Absicht mit, um Pensionierung anzusuchen. In der sogenannten Aufnahmeschrift ist auch festgehalten, dass Mürzsteg den Besuchern weiterhin als Museum offenstehen soll.151 Mit Voranschreiten des Zweiten Weltkriegs musste die Schlossverwaltung Mürzsteg mehrmals Stoff- und Metallspenden leisten. Verwalter Viktor Mittendorfer kam einer dieser Bitten beispielsweise am 3. und 22. April 1940 nach und schied mehrheitlich kupfernes Kochgeschirr der ehemaligen Hofküche aus152 (Abb. 116). Ab 1941 musste er auch Tafelund Bettwäsche für die sogenannte Frontversorgung abliefern. Immerhin waren das von April 1940 bis Dezember 1941 462 Stück.153 Besonders wurden im Jahr 1940 Kriegsgefangennenlager und Küchen für Häftlinge mit Bettwäsche,

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Matratzen und Pölstern sowie Küchenmöbeln bedacht. Auch NS-Gliederungen, wie die Ortsfrauenschaft Mürzsteg, wurden mit Möbeln versorgt (Abb. 117). Aber auch in der Zwischenkriegszeit wurden gelegentlich Gebrauchsmöbel an Mitarbeiter des Kriegsgeschädigtenfonds und der Forstverwaltungen verschenkt oder verkauft. Möbel in größerer Zahl wurden an die Schlösser Laxenburg, Neuberg und Luberegg abgegeben sowie an die verschiedenen Jagdhütten im Mürztal. Die zahlreichen vorhandenen Inventarlisten aus dieser Zeit geben Zeugnis über die große Anzahl von Gebrauchsmöbeln – neben dem wertvollen kunsthistorischen Interieur – aus der Zeit der Monarchie und lassen Rückschlüsse auf die Möglichkeit, zahlreiche Gäste und Hofpersonal zu beherbergen, zu.154 Für die Jahre 1940 bis 1945 ist die Aktenlage leider äußerst dürftig. Schloss Mürzsteg wurde in dieser Zeit vom Forstamt Mürzzuschlag der Reichsforstverwaltung betreut und verwaltet. Ein Protokollbuch der Reichsforstverwaltung für die Gaue Steiermark und Kärnten verzeichnet Akten aus dieser Zeit, die jedoch nicht thematisch geordnet sind.155 Die spärlich vorhandenen Akten geben nur Aufschluss über den Personalstand, Namenslisten »der zum Empfang der Jagdaufwandentschädigung berechtigten Beamten und Angestellten des Forstamtes Mürzzuschlag für das Jagdjahr 1943/44« sowie rechtliche Angelegenheiten, wie beispielsweise die »Löschung der Rechte und Lasten gegenüber dem früheren Staatsforstbesitz in der K. G. Mürzsteg«,156 verzeichnen aber keine etwaigen Besucher, Vermietungen oder andere wirtschaftliche Aktivitäten. Renovierungsarbeiten am Jagdschloss Mürzsteg dürften in diesen Kriegsjahren keine durchgeführt worden sein. Im Jahr 1940, als Mürzsteg noch ein eigenes Forstamt hatte, gab es Pläne, das Forstamtsgebäude zu erneuern. Alle Bauvorhaben dieser Zeit wurden aber mit der Beifügung »nach Abschluß des Krieges« versehen.157

Abb. 117 : Verzeichnis von Inventargegenständen, die im Rahmen einer sogenannten »Metallspende« (angefertigt von Schlossverwalter Viktor Mittendorfer) an die Gemeinde Mürzsteg abgegeben werden mussten, April 1940 (Bundesmobilienverwaltung)

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Ernő Pajtás, Oberst der Kronwache, hat in seinen Erinnerungen zur Verbringung der ungarischen Krönungsinsignien festgehalten  : »Die Heilige Krone verließ die heilige Erde Ungarns am 27. März 1945. Wir haben sie auf einen einfachen ›Hangya‹Lkw verladen und sie über den Semmering zuerst nach Mürzsteg gebracht. Wir haben die Krone mit 12 ausgewählten Kronwächtern begleitet, der andere Teil der Kronwache war mit Obstlt Vály und 12 Unteroffizieren auf dem Turan. Wir sind am 31. März von Mürzsteg über Seeberg nach Mariazell weitergefahren, unser Auto hielt am Ostersonntag vor der dortigen Gnadenkirche.«158 Im Prozess gegen Ferenc Szálasi am 20. Februar Abb. 118 : Die Ungarische Stephanskrone wurde 1946 in Budapest bestätigte der vormalige stellvernach der Evakuierung aus Budapest einige tretende Ministerpräsident, Jenő Szöllősi, gegenTage im Keller des Jagdschlosses versteckt. Das über dem Gericht den Auftrag, den er von Szálasi Symbolbild zeigt die Funeralkrone des Kaiserhofs erhalten hat, so  : »Ich habe sie (Anm.: die Krone) in Wien, Imitat des Originals (Holz, Metall und auf Anweisung von Ferenc Szálasi weggebracht. ZuPerlen) auf rotem Samtpolster, Wien um 1900 erst nach Kőszeg, als der Felsenbunker fertiggestellt (Bundesmobilienverwaltung) wurde, von dort nach Velem, von dort in die Nähe von Mürzzuschlag in den Schutzraum eines kaiserlichen Schlosses, von hier nach Attersee, anschließend D i e u n g a r i s c h e S t e ph a n s k ro n e i n nach Mattsee in die Obhut von Ferenc Szálasi.«159 Am 28. April 1945 heiratete Ferenc Szálasi in der M ü r z s t e g ( A b b. 1 1 8 ) Pfarrkirche von Mattsee, einen Tag später übergab Spannende Stunden erlebte das Jagdschloss knapp er den ungarischen Krönungsornat an Pfarrer Anton vor Kriegsende. Am 15. Oktober 1944 kam es in Strasser, der ihn im Pfarrhof aufbewahrte. Das KröUngarn zum Umsturz. Reichsverweser Miklós von nungsschwert wurde im zum Stift Mattsee gehörenHorthy wurde, nachdem er versucht hatte, mit der den Zellhof versteckt, während die Stephanskrone, Sowjetunion einen Waffenstillstand zu schließen, das Zepter und der Reichsapfel von der sechsköpfiauf Betreiben der mit Ungarn verbündeten Deut- gen Kronwache in einem Fass im Mattsee versenkt schen entmachtet und verhaftet. Der Parteifüh- wurden. In der Zwischenzeit flüchtete Szálasi mit rer der faschistischen Pfeilkreuzler, Ferenc Szálasi, der leeren Krönungstruhe weiter nach München.160 übernahm das Amt des Staatsoberhauptes und des Am 5. Mai 1945 gerieten er und seine Gruppe bei Ministerpräsidenten in Personalunion und legte am Augsburg in US-amerikanische Gefangenschaft. 4. November 1944 im Budapester Parlament seinen Die Pfeilkreuzler weigerten sich gegenüber den Eid auf die Stephanskrone ab. Doch schon einen Amerikanern, das wahre Versteck der Kroninsignien Monat später ließ er die Stephanskrone und die preiszugeben. Darauf wurde der ebenfalls gefangen Krönungsinsignien unter Umgehung der Kronwäch- genommene Adjutant Szálasis, Ernő Gömbös, aus ter nach Köszeg/Güns in Westungarn bringen und dem Gefängnis geholt und befragt. Er sagte jedoch von dort weiter nach Velem, direkt an die Grenze nur aus, dass die Gruppe geschworen habe, das Verzur »Ostmark«, während weiter östlich bereits die steck fünf Jahre lang nicht zu verraten und auch Schlacht um Budapest tobte. dann nur an die Nationalsozialisten in Deutschland

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Abb. 119 : Jagdschloss Mürzsteg, Blick vom Park auf die Hauptfassade, Fotografie, 2016 (Bundesmobilienverwaltung)

oder die Regierung in Ungarn zu melden. Oberst nien stattdessen dem Vatikan zu geben, von wo die Pajtas, der ehemalige Kommandant der Burgwache, Stephanskrone nach der katholischen Tradition im verriet dem amerikanischen Militärgeheimdienst Jahr 1000 gekommen war. Stattdessen brachten die CIC schließlich doch den Standort des Verstecks. Amerikaner die gesamten ungarischen KroninsigDas Fass wurde aus dem Mattsee geborgen.161 Die nien von Westdeutschland aus in die USA. Amerikaner planten, zunächst die Stephanskrone in einem feierlichen Akt von amerikanischen Soldaten in Budapest der neuen ungarischen Regierung D a s K r i e g s e n d e 1 9 4 5 ( A b b. 1 1 9 ) zu übergeben. Bereits am 20. August 1945 war die ebenfalls zuvor in Ungarn versteckte Reliquie, die Noch vor der Kapitulation der Deutschen WehrHand des Heiligen Stephan, in einer Prozession zu- macht zogen am 7. Mai 1945 sowjetische Soldaten rück nach Budapest gebracht worden, was bei den in Mürzsteg ein und nahmen Quartier bis zum Ungarn nationale Hoffnungen und bei den Sowjets 1. August 1945.162 Danach wurde die Steiermark großes Misstrauen geweckt hatte. Sie befürchteten britische Besatzungszone. Schon am 13. Mai fand prowestliche Demonstrationen im Fall der Rück- die konstituierende Sitzung des provisorischen Gekehr der Stephanskrone und lehnten das Angebot ab. meinderats Mürzsteg statt.163 Das Protokoll dieser Im Jahr 1947 schlug der ungarische Kardinal József Sitzung enthält eine Präambel mit dem Text  : »… es Mindszenty den Amerikanern vor, die Kroninsig- wird festgestellt  : die selbstverantwortlichen Männer

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der Gemeinde Mürzsteg haben am 10. Mai 1945 be- lungen von St. Germain. Von 1930 bis 1934 war er schlossen, Franz Adam zum provisorischen Bürger- Präsident des Nationalrats und wurde 1934 vorübermeister zu ernennen.« 164 gehend inhaftiert. 1938 sprach sich Renner in einem Der Verwalter Viktor Mittendorfer verstand es Interview mit dem Neuen Wiener Tagblatt für den mit Geschick, das Jagdschloss vor Plünderungen zu sogenannten Anschluss Österreichs an das natiobewahren. Im Werk von Franz Seidl, »Mürzsteg im nalsozialistische Deutschland aus, fügte aber hinzu, Wandel der Zeit«, ist sein Einsatz zur Rettung des »obschon nicht mit jenen Methoden, zu denen ich Schlosses so beschrieben  : »Ein russischer General mich bekenne, errungen, ist der Anschluß nunmehr begehrte mit seinen Soldaten Einlaß. Der Verwalter doch vollzogen, ist geschichtliche Tatsache …«166 führte ihn durch das Schloß und konnte ihm die 1945 beauftragte die sowjetische Besatzungsmacht geschichtlich bedeutende Vergangenheit des Hau- Karl Renner mit der Bildung einer provisorischen ses (Anm.: u. a. der Besuch von Zar Nikolaus II. im Regierung. Die Funktion des Staatskanzlers übte er Jahr 1903) klarmachen. Der General schrieb in zyri- bis zur Wahl zum Bundespräsidenten im Dezember lischer (sic  !) Schrift einen kleinen Zettel, der an die 1945 aus. Haustür gehängt wurde. Ehrfurchtsvoll kehrten alle Zunächst machte sich Renner auf die Suche nach russischen Soldaten, nachdem sie den Zettel gesehen einem geeigneten Amtssitz in Wien. Die Bundeshatten, um und das Schloss blieb vor Plünderungen präsidenten der Ersten Republik amtierten gemeinverschont.«165 sam mit dem Bundeskanzler im vormaligen Palais Kaunitz/Metternich auf dem Wiener Ballhausplatz. Da Bomben des Zweiten Weltkriegs dieses Gebäude Mürzsteg als Sommersitz der schwer beschädigt hatten, suchte Renner ein neues Bu n d e s p r ä s i d e n t e n a b 1 9 4 7 Gebäude für die Präsidentschaftskanzlei. Nach der Besichtigung mehrerer Objekte entschied sich der Nach der wechselvollen Geschichte des Jagdschlosses Bundespräsident letztlich für den Leopoldinischen in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts be- Trakt der Wiener Hofburg, der vom Interieur her gann mit der Errichtung des zweiten Amtssitzes des immer noch stark von der Regentschaft Maria TheBundespräsidenten im Jahr 1947 eine stabile, neue resias geprägt war. Periode für das historische Gebäude. Eigentümer Nach der historischen Katastrophe des Nationalwaren nunmehr die Österreichischen Bundesforste sozialismus und des Zweiten Weltkrieges wollte der als Rechtsnachfolger der Reichsforstverwaltung in Bundespräsident an ein positives Kapitel der Österreichischen Geschichte anschließen  : für ihn war das Österreich. Am 20. Dezember 1945 wählte die Bundesver- das Zeitalter Maria Theresias. Die Adaptierungssammlung den Staatskanzler der Provisorischen arbeiten der Präsidentschaftskanzlei dauerten aber, Staatsregierung, Karl Renner, zum ersten Bundes- bedingt durch den Materialmangel in der unmittelbaren Nachkriegszeit, bis zum Herbst 1946. Im präsidenten der Zweiten Republik. Der Jurist Karl Renner, geboren am 14. Dezember Oktober desselben Jahres konnte Karl Renner mit 1870 in Unter-Tannowitz/Mähren, schloss sich in seinen Beamten den Amtssitz in diesem vornehmen seiner Jugend der sozialdemokratischen Bewegung Trakt der Wiener Hofburg beziehen. Nach wenigen Monaten stellte sich auch die Frage an, wurde Parlamentsbediensteter und 1907 Reichsratsabgeordneter. Nach dem ­Zusammenbruch der eines Sommersitzes des Bundespräsidenten. Die Monarchie fungierte er von 30. Oktober 1918 bis 7. Wahl fiel auf das ehemalige Jagdschloss Mürzsteg in Juli 1920 als Staatskanzler und als Leiter der soge- der Steiermark, das vom Krieg verschont geblieben nannten Staatskanzlei. In dieser Zeit leitete er auch war. Mürzsteg lag damals in der britischen Besatdie Delegation Österreichs bei den Friedensverhand- zungszone und hatte den Vorteil einer Bahnverbin-

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dung von Wien bis Neuberg an der Mürz. Dies hätte Steiermärkischen Landesregierung und der Präsidem Bundespräsidenten im Fall einer akuten Bedro- dentschaftskanzlei.170 Das Bundesministerium für Handel und Wiederhung die Flucht in die südlichen und westlichen Bundesländer maßgeblich erleichtert – stellte doch aufbau führte im Weg des Landesbauamts Steierder Semmering die Demarkationslinie dar. mark sowie der Bundesgebäudeverwaltung die AdDie Gendarmeriechronik Mürzsteg vermerkt am aptierungsarbeiten durch und wollte letztlich auch 3. April 1947 den ersten Besuch von Karl Renner im die grundbücherliche Eintragung vom LandwirtJagdschloss.167 schaftsministerium übertragen bekommen.171 Doch Am 30. April 1947 fand auf Einladung der Prä- Landwirtschaftsminister Josef Kraus weigerte sich. sidentschaftskanzlei in Mürzsteg eine Kommissio- Renner sandte Bundeskanzler Figl am 14. April 1947 nierung des ehemaligen kaiserlichen Jagdschlosses ein Schreiben über diesen Sachverhalt und legte eine in Anwesenheit von Karl Renner statt.168 Über diese Kopie seines Briefs an den Minister für Handel und Sitzung fertigte das Bundesministerium für Handel Wiederaufbau, Eduard Heinl, mit gleichem Datum und Wiederaufbau in der Person von Sektionschef bei. Renner führte aus  : »Wie Sie ja wissen, hat mir Weiss einen ausführlichen Aktenvermerk an, dem die Bundesregierung das Jagdschloß Mürzsteg als zu entnehmen ist, »daß die Räume mit verhältnis- Sommersitz und für allfälligen anderweitigen Erhomäßig geringem Aufwand zum Bewohnen während lungsaufenthalt zur Verfügung gestellt. Ich bin über der Sommermonate instandgesetzt werden können. diese Frage nun mit dem Herrn Bundeskanzler zu Im wesentlichen sind elektrisches Licht, Telefon- einer vollkommenen Einigung gelangt und würde und Signalanlagen zu installieren, ferner sind die Gewicht darauf legen, daß die ohnedies recht besanitären Anlagen den neuzeitlichen Bedürfnissen scheidenen Instandsetzungsarbeiten, (…) ehestens entsprechend auszubauen. (…) Auf ausdrücklichen durchgeführt werden. Nur über einen Punkt möchte Wunsch des Herrn Bundespräsidenten soll mit ge- ich direkt mit Ihnen Fühlung nehmen. Es handelt ringstem Aufwand nur das unumgänglich Notwen- sich um die Kompetenz der Bundesgebäudeverwaldige hergestellt werden  ; einrichtungsmäßig dürfen tung, die in Aussicht genommenen Adaptierungen keinerlei Veränderungen irgendwelcher Art vorge- auch wirklich durchzuführen und hiefür Bundesnommen werden, sodaß das Jagdschloß nichts von mittel in Anspruch zu nehmen. Sie werden ja, lieber seinem historischen Wert einbüßt«.169 Freund, selbst wissen, was herauskommt, wenn sich Diesen Kernsatz des Aktenvermerks beherzigten Beamte über Kompetenzen streiten. Bis diese Frage auch alle Amtsnachfolger Renners. Die Originalein- am Aktenweg ausgetragen ist, werde ich wohl kaum richtung des Schlosses macht letztlich auch den be- mehr in der Lage sein, in Mürzsteg Wohnung zu sonderen Charme und Reiz dieses Hauses aus. nehmen. Da ich das aber doch gerne tun möchte, Eigentümer der Liegenschaft waren die Öster- wende ich mich an Sie mit der Bitte, hier unmittelreichischen Bundesforste als Rechtsnachfolger der bar einzugreifen.«172 Und Renners deutliches Schreiben schien Erfolg Reichsforste. Der schon vor 1945 amtierende Verwalter, Förster Viktor Mittendorfer, versah diese zu haben. Schon einen Tag später wurde die SekFunktion auch in der Zweiten Republik und stellte tion I des Wiederaufbauministeriums von Minister das Bindeglied zu den Behörden her. Wie schwie- Eduard Heinl angewiesen, die Kompetenzfrage zu rig jedoch die Adaptierungsarbeiten waren, zeigt klären und die Adaptierungsmaßnahmen vorander umfangreiche Schriftverkehr zwischen dem zutreiben.173 In den folgenden Tagen und Wochen Bundesministerium für Handel und Wiederauf- arbeitete das Landesbauamt Steiermark auf Hochbau, dem Bundesministerium für Land- und Forst- touren und informierte im Wege des Ministeriums wirtschaft – als vorgesetzte Dienstbehörde der Ge- die Präsidentschaftskanzlei über den Fortschritt der neraldirektion der Bundesforste –, dem Amt der Arbeiten.174 Der Aktenlage ist zu entnehmen, wie

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kompliziert die Beschaffung auch einfachster Baumaterialien war. Nur durch Intervention des Ministeriums gelang es, die Arbeiten fortzuführen. Noch vor diesem Schriftwechsel fand am 11. April 1947 ein Gespräch zwischen Renner und Figl statt, das der langjährige Generalsekretär im Außenministerium, Heinrich Wildner, in seinem Tagebuch so festhielt  : »Figl war bei Renner gewesen, der ihn zu sich gebeten hatte, um wegen der Einrichtung von Mürzsteg mit ihm zu sprechen. Er wollte dem Kanzler und seiner Familie absolut zwei Zimmer in dem Jagdschloß geben, Figl weigerte sich, wie er sagte, und wollte auch davon nichts wissen, daß seine Frau (Anm.: Hilde) ohne ihn und mit den Kindern dorthin gehe. Die Jagd wollte sich Renner allein vorbehalten, worauf Figl bemerkte, die stehe dem Landwirtschaftsministerium zu, das sie verpachtet habe.«175 Am 6. Juni 1947 machte sich Karl Renner selbst ein Bild vom Fortgang der Instandsetzungsarbeiten. Wie schwierig die wirtschaftliche Lage war, lässt sich auch daran ablesen, dass der Personenkraftwagen der Beamten der Bundesgebäudeverwaltung mit Benzin aus dem Kontingent der Präsidentschaftskanzlei versorgt wurde.176 Der erste Besuch verlief offenbar weitgehend zufriedenstellend und hatte zur Folge, dass es Renner schon möglich war, für Juli 1947 einen längeren Aufenthalt zu planen.177 Kabinettsdirektor Wilhelm Klastersky, er war auch der letzte Leiter der Präsidentschaftskanzlei in der Ersten Republik und wurde nach dem Krieg von Renner neuerlich in diese Funktion berufen, sah die Sache nicht so positiv und wandte sich nach der Rückkehr nach Wien an den Ersten Landeshauptmann-Stellvertreter Reinhard Machold, der die Koordination der verschiedenen Behörden übernommen hatte178 (Abb. 120). Machold, der den erkrankten Landeshauptmann Anton Pirchegger vertrat, versuchte die Bedenken des Kabinettsdirektors zu zerstreuen und sicherte den fristgerechten Abschluss der Arbeiten zu.179 Am 19. Juli 1947 begann nun der erste Sommeraufenthalt Renners und seiner Familie in Mürzsteg.180 Dieser Tag war auch der letzte Schultag in der Steiermark,

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und so fügte es sich, dass die Schulkinder, Lehrer und die Bevölkerung von Mürzsteg Bundespräsident Renner und seine Familie um 12 Uhr vor dem Schloss mit Musik begrüßten.181 Wie schwierig die politische Lage war, zeigt auch ein Vermerk über die Zustellung der Dienstpost zum zweiten Amtssitz des Bundespräsidenten via Bahn. »Infolge der Besetzung des Südbahnhofes durch eine der Besatzungsmächte hat der Stationsvorstand Bedenken darüber geäußert, daß die Post bei ihm oder in irgendeinem Bureau am Südbahnhof abgegeben wird. Aus diesem Grunde bat er veranlassen zu wollen, daß diese jedesmal dem Zugbegleiter persönlich von einem Beauftragten der Pr.K (Präsidentschaftskanzlei) übergeben und von dem Fahrdienstleiter auch wieder persönlich übernommen werde.«182 Der erste bedeutende Besucher während Renners Sommeraufenthalt war Bundeskanzler Figl am 15. August 1947, der im nahe gelegenen Jagdschloss Neuberg einen Jagdaufenthalt absolvierte. Renner lud ihn zum Mittagessen ein und beschwerte sich bei dieser Gelegenheit auch über die Tatsache, dass der Bundesminister für Vermögenssicherung und Wirtschaftsplanung, Peter Krauland, junge Vertragsbedienstete mit der Leitung einer Sektion des Ministeriums betraute und damit das Ernennungsrecht des Bundespräsidenten umging.183 Zwei Tage später wollte Renner, offenbar unangemeldet, den Besuch bei Figl erwidern, traf ihn aber nicht an. Als »Ersatzprogramm« besichtigte er mit seinem Enkel und dessen Bekannten Tassilo Hohenlohe die Repräsentationsräume von Schloss Neuberg sowie das Münster. Bei der Besichtigung fiel Renner auf, dass einige Einrichtungsgegenstände aus Mürzsteg in Neuberg zu finden waren. Renner hatte offenbar die Inventarlisten von Mürzsteg aufmerksam gelesen. Wieder wurde Machold, der ebenfalls anwesend war, eingeschaltet und ersucht, sich auch dieser Causa anzunehmen.184 Dem Besuch Leopold Figls bei Renner folgten am 22. August Vizekanzler Adolf Schärf sowie Innenminister Oskar Helmer und am 26. August der britische Hochkommissar James Stuart Steele.185 Am 30. September 1947 beendete Renner seinen Aufenthalt in Mürzsteg und dankte Landeshaupt-

Abb. 120 : Bundespräsident Karl Renner und Landeshauptmann-Stellvertreter Reinhard Machold vor dem Jagdschloss Mürzsteg, Fotografie, Franz Stockbauer, 1947 (Multimediale Sammlungen Universalmuseum Joanneum Graz)

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mann-Stellvertreter Machold überschwänglich für dessen Arbeit.186 1948 begann der Sommeraufenthalt des hochbetagten und schon kränklichen Bundespräsidenten in Mürzsteg Routine zu werden. Dieser dauerte vom 27. Mai bis zum 5. Oktober 1948, wurde aber wiederholt wegen Terminen in der Hofburg und den Bundesländern unterbrochen.187 Das Jahr 1949 brachte Karl Renner einige Konflikte mit Mitgliedern der eigenen Partei. Der Sozialistische Nationalratsabgeordnete Karl Spielbüchler wandte sich an Vizekanzler Adolf Schärf und brachte heftige Klagen gegen Renner vor. Vorgeworfen wurde unter anderem, dass eine Bienenhütte, die ein privater Betreiber im Schlosspark aufgestellt hatte, entfernt werden musste und das Areal aus Sicherheitsgründen eingezäunt wurde. Spielbüchler tat dies im Namen des Zentralbetriebsrats der Staatsforstarbeiter und der Gewerkschaft in der Land- und Forstwirtschaft. Schärf übersandte Renner die Kopie des Spielbüchler-Briefs mit den Worten  : »Ich mache Dich mit einigen Beschwerden über Mürzsteg bekannt, die aus Kreisen der Forstarbeiter stammen  ; wir glauben, dass die Bundesforstverwaltung alles tun wird, um irgendwie ein ungünstiges Licht auf Dich bei den Forstarbeitern fallen zu lassen.«188 Neben Spielbüchler brachte auch Bruno Pittermann dieselben Vorwürfe gegen Renner vor.189 Am 20. Juni 1949 antwortete Renner sehr ausführlich an Pittermann  : »Auf Ihr Schreiben vom 9. d.M. komme ich erst heute zurück, weil ich mich noch genau über den Sachverhalt, den der Abgeordnete Spielbüchler hinsichtlich Mürzsteg zur Sprache gebracht hat und den Sie an mich weiter gegeben haben, vergewissern wollte. Ich habe es mir zur Pflicht gemacht, zuerst zu prüfen und dann erst mit Vorwürfen hervorzutreten. Leider wird dieses Beispiel nicht immer befolgt.«190 Die Generaldirektion der Bundesforste unterstützte Renner gegen die Anschuldigungen, und er konnte Pittermann in mehr als klaren Worten alle Punkte widerlegen, die gegen ihn vorgebracht wurden. Renner schloss sein Schreiben an Pittermann  : »Aber ich möchte doch auch noch kurz auf die letzten Worte

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Ihres Briefes zurückkommen. Es ist nicht zum ersten Male, dass Sie voraussetzen, dass nur eine ungenügende Information mich zu einer Verfügung veranlasst haben könnte. Sie scheinen somit zu meinem Scharfblick wenig Vertrauen zu haben, was für mich eigentlich nicht besonders schmeichelhaft ist.«191 Selten war Renner so klar. Die Causa war damit erledigt und Kabinettsdirektor Klastersky dankte dem Generaldirektor der Bundesforste, Ferdinand Preindl, am 6. Juli 1949 im Auftrag des Bundespräsidenten mit den Worten  : »Ihnen den wärmsten Dank dafür zu sagen, dass Sie alle Beschwerdepunkte hinsichtlich der leidigen Mürzsteger Angelegenheit in einer so übersichtlichen und präzisen Weise dargestellt und widerlegt haben.«192 So konnte Renner seinen Séjour – wie der Sommeraufenthalt in den Akten damals noch bezeichnet wurde – mit 20. Juni beginnen und verblieb dort mit seiner Frau bis zum 5. Oktober 1949.193 Auch diesen Aufenthalt unterbrach Renner für Termine in Wien und vor allem in Graz. Auch den Sommer 1950 verbrachte Bundespräsident Karl Renner in Mürzsteg. Zu den bedeutendsten Terminen dieses Sommers zählt sicherlich der Besuch des ehemaligen britischen Außenministers und späteren Premierministers Anthony Eden am 6. September 1950.194 Karl Renner verbrachte die Zeit in Mürzsteg mit seiner Frau und oftmals auch gemeinsam mit der Tochter Leopoldine sowie Schwiegersohn Hans Deutsch-Renner, der aus der Emigration zurückgekehrt und Renner mit seinen Sprachkenntnissen behilflich war.195 Leopoldine Deutsch-Renner unterstützte die Eltern auch bei der Haushaltsführung und bemühte sich, das Jagdhaus wohnlich zu gestalten. Im Rahmen ihrer Bemühungen fiel ihr Augenmerk auch auf einen kleinen Bildstock, der an einer Fichte im Park angebracht war. In einem Brief an Kabinettsdirektor Klastersky vom Juli 1949 bat sie, das fehlende Bild der Darstellung eines Hl. Hubertus zu ergänzen und legte ihren Zeilen das Maß des Bildstocks in Form eines Blattes der Arbeiter-Zeitung (Ausgabe 7. Juli 1949) bei196 (Abb. 121). Lange

dürfte das Bild nicht gehalten haben, denn Körners enge Freundin Trix Hartmann-Bolla malte ein Marienbild, das in den Bildstock eingefügt wurde.197 2014 wurde diese Darstellung von der Bundesmobilienverwaltung aufgrund starker Verwitterung durch ein Faksimile einer Hubertusdarstellung der Nationalbibliothek ersetzt.198 Am 14. September 1950 verließ Karl Renner Mürzsteg.199 Es sollte sein letzter Sommerurlaub im Mürztal gewesen sein. Er starb am 31. Dezember 1950 in Wien. Nachfolger Renners im Amt des Bundespräsidenten war Theodor Körner. Der vormalige Wiener Bürgermeister Theodor Körner wurde als Kandidat der SPÖ in der ersten Volkswahl am 27. Mai 1951 zum zweiten Bundespräsidenten des wiedererstandenen Österreich gewählt. Theodor Körner wurde am 24. April 1873 in Komorn (Ungarn) geboren, wo sein Vater als Artillerieoffizier stationiert war. Im Ersten Weltkrieg war er Generalstabschef der 1. Isonzo-Armee. Nach dem Ende des Krieges wurde er Leiter der Präsidialabteilung des Staatsamtes für Heereswesen und beteiligte sich am Aufbau des Bundesheeres. Nach seiner Pensionierung als General im Jahr 1924 begann Körners politische Laufbahn als sozialdemokratischer Vertreter der Stadt Wien im Bundesrat und militärischer Berater des Republikanischen Schutzbundes. 1934 wurde Körner – so wie viele andere Sozialdemokraten – vom Ständestaats-Regime festgenommen und blieb elf Monate in Haft. 1944 folgte eine neuerliche vorübergehende Inhaftierung durch die Gestapo. 1945 wurde er Bürgermeister von Wien, wobei ihm seine Sprachkenntnisse und seine Erfahrungen als Offizier bei Verhandlungen mit den Besatzungsmächten sehr zugutekamen. Er bekleidete dieses Amt bis zu seiner Wahl zum Bundespräsidenten am 27. Mai 1951. Theodor Körner galt im Gegensatz zu seinem Vorgänger als unprätentiös und besonders volksnah. Dies führte so weit, dass der SPÖ-Vorsitzende und langjährige Vizekanzler Adolf Schärf Körner brieflich wiederholt Vorhaltungen machte. Die 1973 erschienene Theodor-Körner-Biografie »Militär und

Abb. 121 : Der Bildstock im Park von Mürzsteg zeigt eine Darstellung des Hl. Hubertus und wurde in der Zweiten Republik mehrmals restauriert, Fotografie, Wien 2016 (Bundesmobilienverwaltung)

Politik« von Eric C. Kollmann gibt auszugsweise diesen Briefwechsel wieder. Schärf, der Jahre später Körner als Bundespräsident nachfolgen sollte, schrieb an Körner  : »Es sei im Sinne der Schiedsrichterrolle zwischen den Parteien, nicht nur dem Mann auf der Straße zu gefallen, sondern auch den Menschen, die den Staat führen und verwalten und denen, die die öffentlichen Meinungen machen, eine ernste Rolle zu spielen.«200 Das ambivalente Verhältnis der beiden Politiker dauerte bis zu Körners Tod. Stand Körner also in der Hofburg unter Beobachtung der Öffentlichkeit, der Medien und von Schärf, so bot ihm Mürzsteg einen willkommenen Rückzugsort. Am 15. Juli 1951 besuchte Körner in seiner neuen Funktion erstmals den zweiten Amtssitz des Bundespräsidenten201 (Abb. 122). Aber erst ab dem darauffolgenden Jahr nützte Körner das Jagdschloss für seinen Sommeraufenthalt für mehrere Wochen. Im Gegensatz zu Renner hielt sich Körner auch während des Jahres zu Kurzbesuchen in Mürzsteg auf, vor allem dann, wenn er Termine in der Steiermark wahrnahm.202 Am 28. Juli 1956 morgens erlitt Körner einen Schlaganfall und musste seinen Sommeraufenthalt in Mürzsteg abbrechen.203 Er wurde »mittels des Rot Kreuz Wagens nach Wien überführt«.204 Körner erholte sich nur mäßig von den Folgen seines

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Abb. 122 : Das Bild zeigt Bundespräsident Theodor Körner mit Kabinettsdirektor Wilhelm Klastersky und Schlossverwalter Viktor Mittendorfer bei seinem ersten Besuch in Mürzsteg, Fotografie, 1951 (Sammlung Familie Schönauer, Mürzsteg)

Schlaganfalls und starb am 4. Jänner 1957 in der Präsidentenvilla in der Wiener Himmelstraße 26. Mit der Präsidentschaft von Adolf Schärf wurde es ziemlich still im Jagdschloss Mürzsteg. Adolf Schärf wurde am 20. April 1890 in Südmähren geboren. Die Familie übersiedelte 1899 nach Wien, der Geburtsstadt des Vaters. Schärfs politisches Engagement begann bereits als Gymnasiast. Er beteiligte sich 1908 an der Gründung einer Sozialistischen Mittelschülervereinigung und kam in Kontakt mit Viktor Adler, Otto Bauer, Karl Renner und anderen Spitzenfunktionären der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei. In der Ersten Republik wurde Schärf als Jurist Sekretär der sozialdemokratischen Nationalratspräsidenten und in weiterer Folge Sekretär der sozialdemokratischen Parlamentsfraktion. Von 1933 bis

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1934 war er Mitglied des Bundesrats. In den Jahren 1934, 1938 sowie 1944 befand sich Schärf zeitweise aus politischen Gründen in Haft. 1945 war Schärf an der Gründung der SPÖ maßgeblich beteiligt und wurde deren erster Vorsitzender nach dem Zweiten Weltkrieg. Von 1945 bis 1957 war Adolf Schärf Vizekanzler, 1955 nahm er an den Verhandlungen in Moskau für den Österreichischen Staatsvertrag teil. Bei der Präsidentenwahl am 5. Mai 1957 setzte er sich gegen Wolfgang Denk durch, der von ÖVP und FPÖ unterstützt wurde. 1963 stellte sich Schärf, neuerlich als Kandidat der SPÖ, der Wiederwahl und gewann gegen den früheren Bundeskanzler ­Julius Raab. Am 1. August 1958 besuchte Schärf Mürzsteg und wohnte neun Tage im Jagdschloss.205 Schärf zog aber aus Gesundheitsgründen seinen langjährigen Urlaubsort Warmbad Villach Mürzsteg deutlich vor. Längere Aufenthalte verbrachte er mit seiner Familie im Mürztal nicht. Schärf behielt sich »dies aber für eine Zeit, in der sich die Gelegenheit hiezu bietet, gerne vor«, schrieb Kabinettsvizedirektor Korab am 5. August 1964 an das Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft.206 Die geringe Nutzung durch Schärf führte zu zahlreichen Anfragen mit dem Anliegen, das Schloss zur Besichtigung freizugeben. Interventionen, wie beispielsweise jene des Steirischen Landesrats Anton Peltzmann bei Landwirtschaftsminister Karl Schleinzer, zuständig für die Bundesforste, in deren Eigentum das Schloss immer noch stand, blieben erfolglos. Die Bundesforste lehnten die Möglichkeit einer Besichtigung aus Personal-, Kosten- und Sicherheitsgründen ab und verwiesen auf das öffentlich zugängliche Kaiser-Franz-Josef-Museum im ehemaligen Zisterzienserstift/Schloss Neuberg an der Mürz.207 Adolf Schärf starb am 18. Februar 1965 an den Folgen einer schweren Grippe. Erst mit der Präsidentschaft von Bundespräsident Franz Jonas wurde der Sommersitz wieder häufiger genutzt. Franz Jonas wurde am 4. Oktober 1899 in Wien geboren. Neben der Schule musste Franz Jonas in

einer Greißlerei mithelfen. Er konnte eine Lehre als malamt.211 Piffl-Perčević berichtete Jonas dazu   : Schriftsetzer antreten, arbeitete sich bis zum Kor- »… nunmehr erhalte ich den Bericht, dass der rektor hinauf und wurde nach einer Karriere als Landeskonservator für Steiermark das Schloss beGewerkschaftsfunktionär 1932 zum Sekretär der sichtigte und den Zustand der Innenräume in AnSozialdemokratischen Partei bestellt. 1935/36 wurde betracht des Umstandes, dass sie viele Jahre nicht er als führender Sozialdemokrat vom Ständestaats- lange benützt wurden, als angemessen zufriedenstellend bezeichnete.«212 Regime in Haft genommen. Jonas zeigte sich mit dem Bericht zufrieden und Nach dem Zweiten Weltkrieg beteiligte sich Jonas am Wiederaufbau der Stadt Wien, wurde Stadtrat teilte dem Minister mit, dass er »nicht beabsichund übernahm Parteifunktionen in der SPÖ. 1951 tige, an der Ausstattung bzw. an der Einrichtung wurde Franz Jonas als Nachfolger des zum Bundes- im Schloss eine Änderung anzuordnen, sodaß die präsidenten gewählten Theodor Körner Bürgermeis- Kunstgegenstände jederzeit einer allfälligen Restauter der Bundeshauptstadt Wien. Am 23. Mai 1965 rierung zugänglich sind«.213 Franz Jonas starb in seiner zweiten Amtsperiode wurde Jonas, der von der SPÖ nominiert wurde, zum Nachfolger des verstorbenen Bundespräsiden- am 24. April 1974 an einer Krebserkrankung. Die ten Adolf Schärf gewählt. Seine Wiederwahl er- Gendarmeriechronik Mürzsteg vermerkt zum Tod folgte im Jahr 1971, bei der Kurt Waldheim unterlag. des Bundespräsidenten  : »24. 4. 1974 verstarb der In die Amtszeit von Adolf Schärf fiel auch die Herr Bundespräsident Dr. h. c. Franz Jonas, der Übertragung der Verwaltung des Jagdschlosses mit Beginn seiner Amtszeit alljährlich seinen SomMürzsteg von den Bundesforsten zum Bundesmi- meraufenthalt in dem ehem. kaiserl. Jagdschloss in nisterium für Bauten und Technik – vertreten durch Mürzsteg verbrachte.«214 die Bundesgebäudeverwaltung I. Die Bundesforste Mit der Wahl von Rudolf Kirchschläger zum waren bestrebt, das für sie betriebsfremde Objekt – Bundespräsidenten begann eine Periode der intensiwohl auch aus Kostengründen – abzutreten und ven Nutzung des Jagdschlosses. begründeten dies  : »Weil das Gebäude für Zwecke Rudolf Kirchschläger wurde 1915 in Obermühl/ der Hoheitsverwaltung (Sommersitz und fallweiser Oberösterreich geboren und studierte nach der MaAufenthaltsort des Herrn Bundespräsidenten) be- tura Rechtswissenschaften in Wien. Im Zweiten nützt wird.«208 Die Verhandlungen begannen 1968 Weltkrieg schwer verwundet, arbeitete er nach 1945 und fanden erst 1970 ihren Abschluss.209 Die Prä- als Richter und ab 1956 im auswärtigen Dienst. Er sidentschaftskanzlei erhob gegen die Übertragung wurde Kabinettschef der Außenminister Kreisky der Verwaltung des Jagdschlosses Mürzsteg in die und Tončić-Sorinj. Von 1967–1970 war Rudolf Kompetenz der Bundesgebäudeverwaltung II keine Kirchschläger österreichischer Gesandter in Prag, grundsätzlichen Bedenken.210 Jonas ersuchte jedoch, danach berief Bundeskanzler Bruno Kreisky den den hauptberuflich in der Forstverwaltung Neu- parteilosen Diplomaten zum Außenminister. 1974 berg beschäftigten Forstadjunkten Alfred Wahl als wurde Kirchschläger als Kandidat der SozialistiVerwalter des Schlosses zu belassen. Der Verwalter schen Partei in direkter Volkswahl zum österreichiwohnte wie seine Vorgänger im Schloss und hatte schen Bundespräsidenten gewählt und 1980 für eine sich auch um die Bewachung des Objektes zu küm- zweite Amtsperiode wiedergewählt. Verfassungsgemern. mäß schied er am 8. Juli 1986 aus dem Amt. Franz Jonas dürfte auch die historische InnenAcht Tage nach seiner Angelobung als Bundesausstattung des Hauses ein Anliegen gewesen präsident besuchte er am 16. Juli 1974 mit seiner sein. 1967 ersuchte er Unterrichtsminister Theodor Frau und Kabinettsdirektor Alfred Weihs erstmals Piffl-Perčević um eine Untersuchung der Kunstge- Mürzsteg und trat am 9. August seinen ersten Somgenstände des Schlosses durch das Bundesdenk- merurlaub im Jagdschloss an.215 Die Gendarmerie-

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chronik belegt, dass Kirchschläger neben den jährlichen Sommeraufenthalten auch während des Jahres häufig in Mürzsteg weilte (Abb. 123). Nach den ersten einfachen Adaptierungsarbeiten im Jahr 1947 wurden die Repräsentationsräume und Gästezimmer des Schlosses in den Jahren 1975 und 1976 einer umfangreichen Restaurierung unterzogen. Erstmals wurden auch, dem damaligen Stand der Zeit entsprechend, sanitäre Anlagen eingebaut, die es ermöglichen sollten, auch mehrere Gäste im Haus nächtigen zu lassen.216 Die kulturhistorische Bedeutung des Jagdschlosses wurde im September 1976 auf Antrag des Amts der Steiermärkischen Landesregierung durch die Kennzeichnung des Objekts im Sinne der Haager Konvention vom Jahr 1954 als Kulturgut, das es bei bewaffneten Konflikten zu schützen gilt, auch öffentlich sichtbar gemacht.217 Die Initiative dazu ging vom Bundesdenkmalamt in Wien aus. Die internationale Haager Konvention von 1954 hat zum Ziel, dass jede Schädigung von Kulturgut, gleichgültig, welches Land betroffen ist, eine Schädigung des kulturellen Erbes der ganzen Menschheit bedeutet. Die Vereinbarung stellt den Versuch dar, die Gefährdung von Kulturgut bei bewaffneten Konflikten, aber auch im Katastrophenfall gering zu halten, indem rechtzeitig vorbeugende Maßnahmen zu seinem Schutz getroffen werden. Mit einer Novelle des Denkmalschutzgesetzes im Jahr 2000 wurden die alten Kulturgüterschutzlisten außer Kraft gesetzt. Gemäß einer Verordnung des Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur vom 23. 2. 2009 wurde eine neue Kulturgüterschutzliste, die derzeit insgesamt 135 Objekte (Einzelobjekte, Denkmalanlage, Ensembles) umfasst, veröffentlicht. Mürzsteg findet sich nicht mehr auf dieser Liste.218 In der Amtszeit von Rudolf Kirchschläger wurde auch wieder an die Tradition der Besuche ausländischer Gäste im Jagdschloss angeknüpft. Der Ehemann der dänischen Königin, Prinz Henryk von Dänemark, besuchte am 7. Oktober 1979 Bundespräsident Kirchschläger zu einem Jagdaufenthalt in Mürzsteg.219 Betreut wurde der Gast aus Dänemark

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vom Protokollchef des Außenministeriums, Friedrich Frölichsthal, der in seinen persönlichen Jagderinnerungen festhielt  : »Prinz Henryk war das Steigen im Gebirge nicht gewöhnt, und ich bemerkte gleich, daß der Abstieg auf dem recht steilen Steg mit gewissen Schwierigkeiten verbunden sein würde. Ich nahm nun Gewehr und Mantel des Prinzen, gab ihm einen robusten Bergstecken und bat ihn, mir ganz langsam zu folgen. (…) Auf meine Frage an den Prinzen wie er sich fühle, meint er  : ›Die Knie wackeln mir schon.‹ Hofer (Anm.: Karl Hofer, Revierjäger der Bundesforste) kam bald darauf mit dem Gams, und wir fuhren zur Streckenlegung zur Präsidentenvilla. Dort war alles bestens vorbereitet, die Strecke (Anm. eine Gams und ein Reh) wurde dem Prinzen gemeldet, der auf Grund des jagdlichen Erfolges bester Laune war.«220 Prinz Henryk war der letzte Jagdgast eines österreichischen Bundespräsidenten und seit diesem Zeitpunkt wurde im Park des Jagdhauses keine Strecke mit erlegtem Wild mehr gelegt. Die Strecke nach einem Jagdtag ist das gemäß dem jagdlichen Brauchtum aufgelegte bzw. aufgereihte Wild. In der Monarchie kam dem »Strecke legen« auch große gesellschaftliche Bedeutung zu  ; sie ist gleichzeitig auch Grundlage für die jährliche Jagdstatistik. Größere Aufmerksamkeit fand aber der Besuch von König Hussein und Königin Nur von Jordanien, die im August 1980 zu einem Besuch in Mürzsteg eintrafen.221 Hussein, der auch eine Villa in Wien Döbling besaß, hielt sich häufig zu Privatbesuchen in Österreich auf. Die Gemeindechronik von Mürzsteg widmet seinem Besuch im Jagdschloss große Aufmerksamkeit und vermerkt, dass »König Hussein sein Fahrzeug, einen grünen Mercedes, selbst lenkte«.222 Dass der Gast aus Jordanien zu den besonders gefährdeten Persönlichkeiten zählte, wurde durch die temporäre Aufstockung des Gendarmeriepostens auf 22 Beamte sichtbar.223 Wie Rudolf Kirchschläger nutzte auch sein Nachfolger Kurt Waldheim Mürzsteg in den Sommermonaten und zu Weihnachten als zweiten Amtssitz. Kurt Waldheim, 1918 geboren, stammt aus St. Andrä-Wördern in Niederösterreich. Nach Ablegung der Matura und Absolvierung des Militär-

Abb. 123 : Bundespräsident Rudolf Kirchschläger und Gemahlin Herma vor dem Jagdschloss Mürzsteg, Begrüßungsszene durch Vertreter der Gemeinde Mürzsteg, Fotografie, o. J. (Sammlung Familie Schönauer, Mürzsteg)

dienstes beim Österreichischem Bundesheer und der Konsularakademie studierte er Rechtswissenschaften. Nach dem Jusstudium wurde Waldheim zur Deutschen Wehrmacht eingezogen und war Offizier an verschiedenen Fronten des Zweiten Weltkrieges. Nach 1945 trat Kurt Waldheim in den auswärtigen Dienst ein. Es folgten diplomatische Stationen in Paris, bei den Vereinten Nationen in New York sowie in Ottawa. 1968 wurde er von Bundeskanzler Josef Klaus zum Außenminister berufen, ging aber bereits 1970 als Botschafter Österreichs zur UNO. Als Präsidentschaftskandidat der ÖVP unterlag er 1971 knapp gegen den amtierenden Bundespräsidenten Franz Jonas. Im selben Jahr wurde er zum Generalsekretär der UNO gewählt und 1976 für weitere fünf Jahre wiedergewählt. 1982–1984 war

er Professor an der Georgetown University in Washington D. C. Am 8. Juni 1986 wurde Kurt Waldheim als Kandidat der ÖVP zum österreichischen Bundespräsidenten gewählt und am 8. Juli von der Bundesversammlung angelobt. Seine Amtszeit endete am 8. Juli 1992. Wie seine Vorgänger unternahm auch Bundespräsident Kurt Waldheim zahlreiche Wanderungen in den Bergen des Mürztals. Gegen Ende seiner Amtszeit hielt sich der Präsident von Zypern, George Vassiliou, einige Tage zu einem Besuch in Mürzsteg auf 224 (Abb. 124). Am 8. Juli 1992 wurde Thomas Klestil als siebentes Staatsoberhaupt der Zweiten Republik von der Bundesversammlung angelobt.

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Abb. 124 : Bundespräsident Kurt Waldheim und Frau Elisabeth Waldheim empfangen Zyperns Präsident George Vassiliou und Frau Androulla Vassiliou im Speisezimmer des Jagdschlosses Mürzsteg, Fotografie, 1992 (Sammlung Elisabeth Waldheim)

Thomas Klestil wurde 1932 in Wien geboren. Nach dem Studium an der Hochschule für Welthandel, das er 1957 mit dem »Doktor der Handelswissenschaften« abschloss, trat er in das Bundeskanzleramt ein. Von 1959 bis 1962 gehörte er der österreichischen Delegation bei der OECD in Paris an und von 1962 bis 1966 war er an der Österreichischen Botschaft in Washington tätig. Thomas Klestil war anschließend von 1966 bis 1969 Sekretär von Bundeskanzler Josef Klaus, arbeitete von 1969 bis 1974 als Generalkonsul in Los Angeles, von 1978 bis 1982 als Botschafter bei den Vereinten Nationen in New York, und von 1982 bis 1987 war er österreichischer Missionschef in den USA. 1987 bis 1992 bekleidete er die Funktion des Generalsekretärs für auswärtige Angelegenheiten im Außenministerium. Thomas Klestil wurde 1992 als Kandidat der ÖVP zum Bundespräsidenten gewählt

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und 1998 wiedergewählt. Bundespräsident Thomas Klestil verstarb, nur zwei Tage vor dem regulären Ende seiner Amtszeit, am 6. Juli 2004. Wie Kirchschläger setzte er die Tradition fort, das Jagdschloss zur Beherbergung von ausländischen Gästen zu nutzen. Auf Einladung Klestils besuchte im Mai 1994 der slowakische Staatspräsident Michal Kovac die Landeshauptstadt Graz und Mürzsteg. Das slowakische Staatsoberhaupt bezeichnete »die Projekte des Besuches auf kultureller, wissenschaftlicher und kommunalpolitischer Ebene als befruchtende Kontakte«.225 Im Mai desselben Jahres fanden – unter Ausschluss der Öffentlichkeit – Friedensverhandlungen der Präsidenten Ugandas und des Sudan im Jagdschloss statt.226 Gegenstand der Verhandlungen war die Frage einer friedlichen Lösung im Süd-Sudan

Abb. 125 : Bundespräsident Thomas Klestil empfängt die Staatspräsidenten des Sudan, Omar Hassan al Bashier, und von Uganda, Yoweri Museveni zu Friedensgesprächen im Speisezimmer von Mürzsteg, Fotografie, 1994 (Österreichische Präsidentschaftskanzlei)

nach jahrzehntelangem Bürgerkrieg, die Situation von Sudanflüchtlingen in Uganda und das Problem von Grenzverletzungen.227 Klestil informierte nach dem Abschluss der Verhandlungen Außenminister Alois Mock schriftlich über den Besuch und hielt fest  : »Im Sinne der traditionellen österreichischen Politik bei Konflikten, wenn es dem Wunsch aller Konfliktparteien entspricht, für eine Mittlerrolle zur Verfügung zu stehen, habe ich gerne meine grundsätzliche Bereitschaft hiezu geäußert«228 (Abb. 125). 1994 war ein besonders intensives Besuchsjahr im Schloss. Ende Oktober hielt sich der argentinische Staatspräsident Carlos Menem nach seinem Staatsbesuch in Wien zwei Tage bei Bundespräsident Klestil in Mürzsteg auf.229 Ihm folgte am 30. Oktober 1994 der Schweizer Bundesrat Adolf Ogi ebenfalls zu einem Kurzbesuch im Mürztal.230

Klestil nützte das Schloss aber auch für Veranstaltungen für die steirische Tourismuswerbung, Empfänge anlässlich der Eröffnung der Neuberger Kulturtage sowie für die Europäische Bischofskonferenz, die im nahen Mariazell tagte.231 1995 folgte neuerlich ein Wechsel in der Verwaltung der Liegenschaft. Das Jagdschloss Mürzsteg und der dazugehörige Park wurden mit 1. Juli 1995 von der Bundesbaudirektion Wien der Steiermärkischen Landesregierung – Bundesgebäudeverwaltung übertragen.232 Der Landeshauptmann der Steiermark fungierte hier als Organ der mittelbaren Bundesverwaltung.233 Das Bundesministerium für wirtschaftliche Angelegenheiten wies in einem Schreiben an die Präsidentschaftskanzlei vom 5. Mai 1995 darauf hin, dass »im Regelfall die Amtsgebäude in einem Bundes-

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land immer von der jeweiligen Bundesgebäudeverwaltung Dienststelle verwaltet und bauchtechnisch betreut werden«.234 Doch diese Änderung sollte nicht die letzte bleiben. Im Jahr 2000 beschloss der Gesetzgeber ein Bundesgesetz, »mit dem die Bau- und Liegenschaftsverwaltung des Bundes neu organisiert wurde sowie über Bundesvermögen verfügt wird« (Bundesimmobiliengesetz).235 Ziel dieses Gesetzes war es, das Immobilienvermögen und den Immobilienbedarf des Bundes nach wirtschaftlichen und marktorientierten Grundsätzen neu zu organisieren, die historisch gewachsenen Strukturen zu straffen, das Kostenbewusstsein bei den Nutzerressorts zu fördern, damit auch für ein sparsames Umgehen mit der Ressource Raum zu sorgen und Instrumente synergetischer Bedarfsfeststellung zu schaffen.236 Das Bundesgesetz definiert auch eine Liste unter dem Titel »historische Objekte«. Diese werden nicht von der neu geschaffenen Bundesimmobiliengesellschaft, sondern von der Burghauptmannschaft Öster­reich verwaltet. Die Burghauptmannschaft – als nachgeordnete Dienststelle des heutigen Bundesministeriums für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft – ist damit nicht nur Verwalter der Liegenschaft Hofburg, sondern seit dem Jahr 2000 auch des Jagdschlosses Mürzsteg. Mit dem 8. Juli 2004 trat Heinz Fischer sein Amt als Bundespräsident an. Heinz Fischer wurde am 9. Oktober 1938 in Graz geboren und absolvierte nach dem Besuch des Humanistischen Gymnasiums in Wien XIII, Fichtnergasse, ein Studium der Rechts- und Staatswissenschaften an der Universität Wien. Von 1963 bis 1975 übte er die Funktion eines Klubsekretärs der Sozialistischen Parlamentsfraktion aus. Dem Nationalrat gehörte Heinz Fischer von 1971 bis 2004 als Abgeordneter an. Als Geschäftsführender Klubobmann leitete er die Sozialistische Parlamentsfraktion von 1975 bis 1983, ehe er zum Bundesminister für Wissenschaft und Forschung ernannt wurde, ein Amt, das er bis 1987 innehatte. Nach seinem Ausscheiden

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aus der Bundesregierung übernahm er das Amt des Klubobmanns bis zu seiner Wahl zum Präsidenten des Nationalrats im Jahr 1990. In den Jahren 2002 bis 2004 war Heinz Fischer Zweiter Präsident des Nationalrates. Am 25. April 2004 wurde er als Kandidat der SPÖ zum achten Bundespräsidenten der Zweiten Republik gewählt und am 25. April 2010 für eine zweite Amtsperiode mit 79 % der gültigen Stimmen wiedergewählt. Auch Heinz Fischer fungierte häufig als Gastgeber für nationale und internationale Gäste. Er war wohl jenes Staatsoberhaupt, das als begeisterter Alpinist die Wandermöglichkeiten des Mürztals am Intensivsten nutzte. Seinen Gästen wurden neben Gesprächen im Schloss, Besichtigungen der Basilika von Mariazell und des Münsters von Neuberg an der Mürz auch umfangreiche Wanderungen geboten. Staatsoberhäupter wie der deutsche Bundespräsident Horst Köhler, der Präsident der Tschechischen Republik, Vaclav Klaus, der regierende Fürst von und zu Liechtenstein, Hans Adam II., der vormalige Präsident Sloweniens, Milan Kučan, der Generalsekretär der Vereinten Nationen, Ban Ki-moon, oder NATO-Generalsekretär Javier Solana und andere Persönlichkeiten nutzten diese Gelegenheit.237 Manche, wie der UNO-Generalsekretär, kamen auch öfter nach Mürzsteg 238 (Abb. 126). Auch informelle Begegnungen mit Mitgliedern der Bundesregierung, kirchlichen Würdenträgern, in Österreich akkreditierten ausländischen Botschaftern, dem jeweiligen Landeshauptmann der Steiermark, Künstlern, Wissenschaftlern und Vertretern der Wirtschaft fanden regelmäßig in Mürzsteg statt. In der Amtszeit von Heinz Fischer wurde das historische Dach des Schlosses mit seinen charakteristisch glasierten Ziegeln durch die Burghaupt­ mannschaft Österreich generalsaniert. Die Bundes­ mobilienverwaltung restaurierte in ihren Werkstätten einige Objekte, die in den Abbildungen dieses Buches erstmals wiedergegeben sind. Am 8. Juli 2016 wird das neunte Staatsoberhaupt der Zweiten Republik von der Bundesversammlung

Abb. 126 : Bundespräsident Heinz Fischer und Frau Margit Fischer hatten in den vergangenen Jahren mehrmals den Generalsekretär der Vereinten Nationen, Ban Ki-moon, und Frau Ban Soon-taek in Mürzsteg zu Gast. Das Bild zeigt beide Ehepaare nach einer Wanderung vor dem Jagdschloss, Fotografie, im Jänner 2016 (Österreichische Präsidentschaftskanzlei)

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angelobt. Mit ihm beginnt ein neuer Abschnitt in der Geschichte des ehemals kaiserlichen Jagdschlosses und nunmehrigen zweiten Amtssitzes der österreichischen Bundespräsidenten, das sich zu einem Ort der Begegnung im besten Sinn des Wortes entwickelt hat. A n m e rk u n g e n 1 Interview mit Helga Kernbichler und Meta Schönauer im Jagdschloss Mürzsteg, 28.9.2015. 2 Alfred Pulletz, Karl Kaiser, Harald Kurz, Die Kaiserstraße, Langenwang 1996, S. 48. 3 Erwin A. Schmidl, Die Mürzsteger Beschlüsse von 1903. Weltpolitik im Mürzer Oberland, Wien 2015, S. 1. 4 Erwin A. Schmidl, Die Mürzsteger Beschlüsse von 1903. Weltpolitik im Mürzer Oberland, Wien 2015, S. 3. 5 Erwin A. Schmidl, Die Mürzsteger Beschlüsse von 1903. Weltpolitik im Mürzer Oberland, Wien 2015, S. 3. 6 Erwin A. Schmidl, Die Mürzsteger Beschlüsse von 1903. Weltpolitik im Mürzer Oberland, Wien 2015, S. 3. 7 Erwin A. Schmidl, Die Mürzsteger Beschlüsse von 1903. Weltpolitik im Mürzer Oberland, Wien 2015, S. 7. 8 Erwin A. Schmidl, Die Mürzsteger Beschlüsse von 1903. Weltpolitik im Mürzer Oberland, Wien 2015, S. 8. 9 Erwin A. Schmidl, Die Mürzsteger Beschlüsse von 1903. Weltpolitik im Mürzer Oberland, Wien 2015, S. 7. 10 Mozarteum Salzburg, Textheft zur CD »Jagdmusik am Kaiserhof zu Wien auf historischen Parforcehörnern«, Salzburg 2013. 11 Bernhard Paul, Österreichs Weidwerk, Heft 6, Wien, 2002, veröffentlicht in  : http://www.hubertuszirkel.at/jm/jm_stieg ler.htm 12 http://www.parlando.hu/2016/2016–1/2016-kerek.pdf 13 Information von Otto Biba, Archivar der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien, vom 21. März 2016. 14 Leopold Bloom – ein echter Österreicher, in  : Meinhard Rauchensteiner  : Wie man einen Picasso zersägt. Kulturhistorische Schüttbilder. Wien (Metroverlag) 2010, S. 48f. 15 http://www.archivinformationssystem.at/detail.aspx?ID=999 16 Irmgard Pangerl, Das private Familienvermögen der Habsburger. Von der Gründung des Familienversorgungsfonds 1765 bis zum Habsburgergesetz 1919. Geschichte, Verwaltung und archivalische Überlieferung, ungedruckte Projektarbeit, Wien 2009, S. 18. 17 Friedrich Weissensteiner, Die Österreichischen Bundespräsidenten. Leben und Werk, Wien 1982, S. 54ff. 18 HHStA, GDPFF, JR, Rubrik 4, Hofjagdregieoberleitung, Karton 526/1917.

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19 HHStA, GDPFF, JR, Rubrik 4, Hofjagdregieoberleitung, Karton 526/1917. 20 Landesarchiv Steiermark, Graz, Chronik des Gendarmeriepostens Mürzsteg. 21 HHStA, GDPFF, JR, Rubrik 4, Hofjagdregieoberleitung, Karton 523/1915. 22 Franz F. Seidl, Mürzsteg im Wandel der Zeit, Mürzsteg 1995, S. 95. 23 HHStA, GDPFF, JR, Rubrik 4, Hofjagdregieoberleitung, Karton 306/1916. 24 HHStA, GDPFF, Sonderreihe, Karton 91, Faszikel 1916/ 1917. 25 AdR  ; 04,LFw, GDdÖBF, Sig.30, Konvolut 1972. 26 Landesarchiv Steiermark, Graz, Chronik des Gendarmeriepostens Mürzsteg. 27 HHStA, GDPFF, JR, Rubrik 4, Hofjagdregieoberleitung, Karton 528/1918. 28 HHStA, GDPFF, JR, Rubrik 4, Hofjagdregieoberleitung, Karton 528/1918. 29 HHStA, GDPFF, JR, Rubrik 4, Hofjagdregieoberleitung, Karton 528/1918. 30 StGBl. Nr.5/1918, Gesetz über die Staats- und Regierungsform von Deutschösterreich. 31 Landesarchiv Steiermark, Graz, Chronik des Gendarmeriepostens Mürzsteg. 32 HHStA, GDPFF, JR, Rubrik 4, Hofjagdregieoberleitung, Karton 528/1918. 33 Franz F. Seidl, Mürzsteg im Wandel der Zeit, Mürzsteg 1995, S. 102. 34 HHStA, GDPFF, JR, Rubrik 4, Hofjagdregieoberleitung, Karton 530/1919. 35 StGBl. Nr. 209/1919. 36 Irmgard Pangerl, Das private Familienvermögen der Habsburger. Von der Gründung des Familienversorgungsfonds 1765 bis zum Habsburgergesetz 1919. Geschichte, Verwaltung und archivalische Überlieferung, ungedruckte Projektarbeit, Wien 2009, S. 26. 37 Christian Beck-Mannagetta, Die Lebenserinnerungen des Eugen Beck-Mannagetta, zusammengestellt nach seinen Tagebüchern, Geschäftsnotizen und Manuskripten sowie Akten und Dokumenten und mit Bildern versehen. Phil. Diss., Wien 2010, S. 347. 38 Peter Böhmer/Ronald Faber, Die Erben des Kaisers. Wem gehört das Habsburgervermögen  ?, Wien 2004, S. 44. 39 Ilse Reiter, Gustav Harpner, 1864–1924. Vom Anachristenverteidiger zum Anwalt der Republik, Wien-Köln-Weimar 2008, S. 383. 40 Ilse Reiter, Gustav Harpner, 1864–1924. Vom Anarchistenverteidiger zum Anwalt der Republik, Wien-Köln-Weimar 2008, S. 25ff.

41 Peter Böhmer/Ronald Faber, Die Erben des Kaisers. Wem gehört das Habsburgervermögen  ?, Wien 2004, S. 38. 42 Staatsgesetzblatt 573/1919. 43 Christian Beck-Mannagetta, Die Lebenserinnerungen des Eugen Beck-Mannagetta, zusammengestellt nach seinen Tagebüchern, Geschäftsnotizen und Manuskripten sowie Akten und Dokumenten und mit Bildern versehen. phil.Diss., Wien 2010, S. 420. 44 http://www.archivinformationssystem.at/detail.aspx  ? ID= 5406 45 http://www.archivinformationssystem.at/detail.aspx?ID= 5406 46 AdR/BMfsV/K.G.F./Konvolut Neuberg-Mürzsteg/Kunstgegenstände/Karton 71/1919. 47 AdR/BMfsV/K.G.F./Konvolut Neuberg-Mürzsteg/Kunstgegenstände/Karton 71/1919. 48 AdR/BMfsV/K.G.F./Konvolut Neuberg-Mürzsteg/Kunstgegenstände/Karton 71/1919. 49 AdR/BMfsV/K.G.F./Konvolut Neuberg-Mürzsteg/Kunstgegenstände/Karton 71/1919. 50 AdR/BMfsV/K.G.F./Konvolut Neuberg-Mürzsteg/Kunstgegenstände/Karton 71/1919. 51 AdR/BMfsV/K.G.F./Konvolut Neuberg-Mürzsteg/Kunstgegenstände/Karton 71/1919. 52 Bundesmobilienverwaltung/Standort Jagdschloss Mürzsteg/ MD 071 267. 53 AdR/BMfsV/K.G.F./Konvolut Neuberg-Mürzsteg/Kunstgegenstände/ Karton 71/1919 und Bundesmobilienverwaltung/Standort Jagdschloss Mürzsteg/MD 37380. 54 Siehe dazu Beitrag von Ilsebill Barta in diesem Buch. 55 AdR/BMfsV/K.G.F./Konvolut Neuberg-Mürzsteg/Kunstgegenstände/Karton 71/1919. 56 AdR/BMfsV/K.G.F./Konvolut Neuberg-Mürzsteg/Kunstgegenstände/Karton 71/1919. 57 AdR/BMfsV/K.G.F./Konvolut Schloss Mürzsteg-­Verwertung, Besichtigung/Karton 159/1921–1939. 58 AdR/BMfsV/K.G.F./Konvolut Schloss Mürzsteg-­Verwertung, Besichtigung/Karton 159/1921–1939. 59 AdR/BMfsV/K.G.F./Konvolut Schloss Mürzsteg-­Verwertung, Besichtigung/Karton 159/1921–1939. 60 AdR/BMfsV/K.G.F./Konvolut Neuberg-Mürzsteg/Kunstgegenstände/Karton 71/1919. 61 AdR/BMfsV/K.G.F./Konvolut Neuberg-Mürzsteg/Kunstgegenstände/Karton 71/1919. 62 AdR/BMfsV/K.G.F./Konvolut Schloss Mürzsteg-Verwertung, Besichtigung/Karton 159/1921–1939. 63 AdR/BMfsV/K.G.F./Konvolut Neuberg-Mürzsteg/Kunstgegenstände/Karton 71/1919. 64 AdR/BMfsV/K.G.F./Konvolut Mürzsteg-Jagdschloss/Bewachung, Band I./Karton 159/1919–1940.

65 AdR/BMfsV/K.G.F./Konvolut Mürzsteg-Jagdschloss/Bewachung, Band I./Karton 159/1919–1940. 66 AdR/BMfsV/K.G.F./Konvolut Mürzsteg-Jagdschloss/Bewachung Band I./Karton 159/1919–1940. 67 AdR/BMfsV/K.G.F./Konvolut Mürzsteg-Jagdschloss/Bewachung Band I./Karton 159/1919–1940. 68 AdR/BMfsV/K.G.F./Konvolut Mürzsteg-Jagdschloss/Bewachung, Band I/Karton 159/1919–1940. 69 AdR/BMfsV/K.G.F./Konvolut Mürzsteg-Jagdschloss/Bewachung, Band II/Karton 159/1919–1940. 70 AdR/BMfsV/K.G.F./Konvolut Mürzsteg-Jagdschloss/Bewachung, Band I/Karton 159/1919–1940. 71 AdR/BMfsV/K.G.F./Konvolut Mürzsteg-Jagdschloss/Bewachung, Band II/Karton 159/1919–1940. 72 AdR/BMfsV/K.G.F./Konvolut Schloss Mürzsteg/Instandsetzungen/Karton 127/1919–1940. 73 AdR/BMfsV/K.G.F./Konvolut Schloss Mürzsteg/Instandsetzungen, Band P/Karton 127/1919–1932. 74 AdR/BMfsV/K.G.F./Konvolut Schloss Mürzsteg/Faszikel IX/ Karton 109/1922. 75 AdR/BMfsV/K.G.F./Konvolut Schloss Mürzsteg/Faszikel IX/ Karton 109/1922. 76 AdR/BMfsV/K.G.F./Konvolut Schloss Mürzsteg-­Verwertung, Besichtigung/Karton 159/1921–1939. 77 AdR/BMfsV/K.G.F./Konvolut Schloss Mürzsteg-­Verwertung, Besichtigung/Karton 159/1921–1939. 78 AdR/BMfsV/K.G.F./Konvolut Schloss Mürzsteg-Verwertung, Besichtigung/Karton 159/1921–1939. 79 AdR/BMfsV/K.G.F./Konvolut Schloss Mürzsteg-Verwertung, Besichtigung/Karton 159/1921–1939. 80 AdR/BMfsV/K.G.F./Konvolut Schloss Mürzsteg-Verwertung, Besichtigung/Karton 159/1921–1939. 81 AdR/BMfsV/K.G.F./Konvolut Schloss Mürzsteg-Verwertung, Besichtigung/Karton 159/1921–1939. 82 AdR/BMfsV/K.G.F./Konvolut Schloss Mürzsteg-Verwertung, Besichtigung/Karton 159/1921–1939. 83 AdR/BMfsV/K.G.F./Konvolut Schloss Mürzsteg-Verwertung, Besichtigung/Karton 159/1921–1939. 84 AdR/BMfsV/K.G.F./Konvolut Schloss Mürzsteg/Faszikel XII/Karton 116/1926. 85 AdR/BMfsV/K.G.F./Konvolut Schloss Mürzsteg/Faszikel XII/Karton 116/1926. 86 AdR/BMfsV/K.G.F./Konvolut Schloss Mürzsteg/Postkraftwagenlinie Mürzzuschlag-Mariazell/Karton 121/1925. 87 AdR/BMfsV/K.G.F./Konvolut Schloss Mürzsteg/Postkraftwagenlinie Mürzzuschlag-Mariazell/Karton 121/1925. 88 AdR/BMfsV/K.G.F./Konvolut Schloss Mürzsteg-­Verwertung, Besichtigung/Karton 159/1921–1939. 89 AdR/BMfsV/K.G.F./Konvolut Schloss Mürzsteg-­Verwertung, Besichtigung/Karton 159/1921–1939.

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  90 Elsa Brezina, Ein Leitfaden durch die ehemaligen kaiserlichen Jagdschlösser Neuberg a.d. Mürz (mit der aufgehobenen Zisterzienserabtei Neuberg) und Mürzsteg in der Steiermark, Wien 1927, S. 31.   91 Josef Resch, Paul Nikola, Julius Beranek, Zehn Jahre Kriegsgeschädigtenfond, Wien 1930.  92 AdR/BMfsV/K.G.F./Konvolut Schloss Mürzsteg-Verwertung, Besichtigung/Karton 159/1921–1939.   93 AdR/BMfsV/K.G.F./Konvolut Schloss Mürzsteg/Buffet Aufstellung/Karton 159/1929.   94 AdR/BMfsV/K.G.F./Konvolut Schloss Mürzsteg/Buffet Aufstellung/Karton 159/1929.  95 AdR/BMfsV/K.G.F./Konvolut Schloss Mürzsteg-Verwertung, Besichtigung/Karton 159/1921–1939.   96 Landesarchiv Steiermark, Graz, Chronik des Gendarmeriepostens Mürzsteg.   97 Landesarchiv Steiermark, Graz, Chronik des Gendarmeriepostens Mürzsteg.   98 Landesarchiv Steiermark, Graz, Chronik des Gendarmeriepostens Mürzsteg.   99 Landesarchiv Steiermark, Graz, Chronik des Gendarmeriepostens Mürzsteg. 100 Landesarchiv Steiermark, Graz, Chronik des Gendarmeriepostens Mürzsteg. 101 Landesarchiv Steiermark, Graz, Chronik des Gendarmeriepostens Mürzsteg. 102 Historikerkommission (Hg.)  : Peter Böhmer/Ronald Faber unter Mitarbeit von Michael Wladika, Die österreichische Finanzverwaltung und die Restitution entzogener Vermögen 1945 bis 1960. Die Finanzprokuratur, Band 5, WienMünchen 2003, S. 393. 103 Peter Böhmer, Ronald Faber, Die Erben des Kaisers. Wem gehört das Habsburgervermögen  ?, Wien 2004, S. 91ff. 104 BGBl.104/1937. 105 AdR/BMfsV/K.G.F./Familienversorgungsfond, Karton 183/ 1937. 106 AdR/BMfsV/K.G.F./Familienversorgungsfond, Karton 183/ 1937. 107 Peter Böhmer/Ronald Faber, Die Erben des Kaisers. Wem gehört das Habsburgervermögen  ?, Wien 2004, S. 92. 108 AdR/BMfsV/K.G.F./Konvolut Schloss Mürzsteg/Bewachung, III. Band/Karton 159/1936. 109 AdR/BMfsV/K.G.F./Konvolut Schloss Mürzsteg/Bewachung, III. Band/Karton 159/1936. 110 Historisches Museum der Stadt Wien, Jagdzeit – Österreichische Jagdgeschichte – eine Pirsch. Ausstellungskatalog, Wien 1996, S. 330ff. 111 Historisches Museum der Stadt Wien, Jagdzeit – Österreichische Jagdgeschichte – eine Pirsch. Ausstellungskatalog, Wien 1996, S. 331.

140 : Markus Langer

112 AdR/BMfsV/K.G.F./Konvolut Schloss Mürzsteg/Bewachung, III. Band/Karton 159/1936. 113 Privatarchiv Helga Kernbichler und Meta Schönauer (Enkeltöchter Mittendorfers), Mürzsteg. 114 Privatarchiv Helga Kernbichler und Meta Schönauer (Enkeltöchter Mittendorfers), Mürzsteg. 115 Privatarchiv Helga Kernbichler und Meta Schönauer (Enkeltöchter Mittendorfers), Mürzsteg. 116 Peter Böhmer, Ronald Faber, Die Erben des Kaisers. Wem gehört das Habsburgervermögen  ?, Wien 2004, S. 94 ff. 117 AdR  ; 04,LFw  ; GDdÖBF, Sig.30 , Konvolut, 1972. 118 Historikerkommission (Hg.)  : Peter Böhmer, Ronald Faber unter Mitarbeit von Michael Wladika, Die österreichische Finanzverwaltung und die Restitution entzogener Vermögen 1945 bis 1960. Die Finanzprokuratur, Band 5, WienMünchen 2003, S. 394. 119 Landesarchiv Steiermark, Graz, Chronik des Gendarmeriepostens Mürzsteg. 120 Landesarchiv Steiermark, Graz, Chronik des Gendarmeriepostens Mürzsteg. 121 Peter Böhmer, Ronald Faber, Die Erben des Kaisers. Wem gehört das Habsburgervermögen  ?, Wien 2004, S. 102. 122 Peter Böhmer, Ronald Faber, Die Erben des Kaisers. Wem gehört das Habsburgervermögen  ?, Wien 2004, S. 102 ff. 123 Peter Böhmer, Ronald Faber, Die Erben des Kaisers. Wem gehört das Habsburgervermögen  ?, Wien 2004, S. 103. 124 Landesarchiv Steiermark, Graz, Chronik des Gendarmeriepostens Mürzsteg. 125 Landesarchiv Steiermark, Graz, Chronik des Gendarmeriepostens Mürzsteg. 126 Marktgemeinde Neuberg an der Mürz, Servicestelle Mürzsteg, Gemeinderatsprotokolle 1938. 127 AdR/BMfsV/K.G.F./Konvolut Schloss Mürzsteg-Verwertung, Besichtigung/Karton 159/1921–1939. 128 AdR/BMfsV/K.G.F./Konvolut Schloss Mürzsteg-Verwertung, Besichtigung/Karton 159/1921–1939. 129 AdR/BMfsV/K.G.F./Konvolut Schloss Mürzsteg-Verwertung, Besichtigung/Karton 159/1921–1939. 130 AdR/BMfsV/K.G.F./Konvolut Schloss Mürzsteg-Verwertung, Besichtigung/Karton 159/1921–1939. 131 AdR/BMfsV/K.G.F./Konvolut Schloss Mürzsteg-Verwertung, Besichtigung/Karton 159/1921–1939. 132 AdR/BMfsV/K.G.F./Konvolut Schloss Mürzsteg-Verwertung, Besichtigung/Karton 159/1921–1939. 133 Landesarchiv Steiermark, Graz, Chronik des Gendarmeriepostens Mürzsteg. 134 AdR/BMfsV/K.G.F./Familienversorgungsfond, Aufhebung Band I-III /Karton 182/1939. 135 AdR/BMfsV/K.G.F./Familienversorgungsfond, Aufhebung Band I-III /Karton 182/1939. 136 GBlÖ 1939/311 Gesetz über die Rückgängigmachung der

Ausfolgung von Vermögen an das Haus Habsburg-Lothringen. 137 AdR/BMfsV/K.G.F./Familienversorgungsfond, Aufhebung Band I-III /Karton 182/1939. 138 AdR/BMfsV/K.G.F./Familienversorgungsfond, Aufhebung Band I-III /Karton 182/1939. 139 AdR/BMfsV/K.G.F./Familienversorgungsfond, Aufhebung Band I-III /Karton 182/1939. 140 Landesarchiv Steiermark, Graz, Chronik des Gendarmeriepostens Mürzsteg. 141 Peter Weinfurter, 80 Jahre Bundesforste. Geschichte der Österreichischen Bundesforste Chronik 1925–2005, Wien – Purkersdorf 2005, S. 23. 142 Oliver Rathkolb, Maria Wirth, Michael Wladika, Die »Reichsforste” in Österreich 1938–1945. Arisierung, Restitution, Zwangsarbeit und Entnazifizierung, Studie im Auftrag der Österreichischen Bundesforste AG, Wien-KölnWeimar 2010, S. 110 ff. 143 AdR,04/ÖBF, RVF, Konvolut »Habsburgerbesitz I«, Karton 80, 1938/1939. 144 AdR,04/ÖBF, RVF, Konvolut »Habsburgerbesitz I«, Karton 80, 1938/1939. 145 Landesarchiv Steiermark, Graz, Chronik des Gendarmeriepostens Mürzsteg. 146 AdR/04, LFw  ; GDdÖBF, Sig. 30, Konvolut, 1972. 147 AdR/BMfsV/K.G.F./Familienversorgungsfond, Aufhebung Band XI-XIII /Karton 182/1940. 148 AdR/BMfsV/K.G.F./Familienversorgungsfond, Aufhebung Band VI/Karton 183/1940. 149 AdR/BMfsV/K.G.F./Familienversorgungsfond, Aufhebung Band X/Karton 183/1940. 150 AdR/BMfsV/K.G.F./Familienversorgungsfond, Aufhebung Band VI/Karton 183/1940. 151 AdR/BMfsV/K.G.F./Familienversorgungsfond, Aufhebung Band VI/Karton 183/1940. 152 MD 074806/006 Verzeichnis Abgabe Objekte für Metallspende 1940. 153 MD 074806/007 Verzeichnis Abgabe Objekte für Frontversorgung 1940. 154 BMobV, Inventar der k. k. Jagdschlößer Neuberg, Mürzsteg und Naßkör, 1886–1957. 155 AdR/ÖBF/RFV/Protokoll Kärnten + Steiermark 1938– 1945, 192, Sig. 30. 156 AdR/ÖBF/RFV/ Kärnten + Steiermark, 1942 192, Sig. 30. 157 AdR/ÖBF/RFV/ Kärnten + Steiermark, 1940 534, Sig. 81. 158 Tamás Katona, A korona kilenc évszázada (Die neun Jahrhunderte der Krone. Geschichtliche Quellen über die Ungarische Krone), Budapest 1979, S. 536ff. 159 Tamas Katona, A korona kilenc évszázada (Die neun Jahrhunderte der Krone. Geschichtliche Quellen über die Ungarische Krone), Budapest 1979, S. 536ff.

160 Glant Tibor, A Szent Korona amerikai kalandja 1945–1978, Debrecen 1997, S. 25. 161 Glant Tibor, A Szent Korona amerikai kalandja 1945–1978, Debrecen 1997, S. 25. 162 Franz F. Seidl, Mürzsteg im Wandel der Zeit, Mürzsteg 1995, S. 123. 163 Marktgemeinde Neuberg an der Mürz, Servicestelle Mürzsteg, Gemeinderatsprotokolle 1945. 164 Marktgemeinde Neuberg an der Mürz, Servicestelle Mürzsteg, Gemeinderatsprotokolle 1945. 165 Franz F. Seidl, Mürzsteg im Wandel der Zeit, Mürzsteg 1995, S. 123. 166 Neues Wiener Tagblatt, Nr. 92, Wien, Sonntag, 3. April 1938. 167 Landesarchiv Steiermark, Graz, Chronik des Gendarmeriepostens Mürzsteg. 168 AdR, 04, BM für Handel und Wiederaufbau, 3330/0/1947. 169 AdR, 04, BM für Handel und Wiederaufbau, 3330/2/1947. 170 AdR, 04, BM für Handel und Wiederaufbau, 3330/2/1947. 171 AdR, 04, BM für Handel und Wiederaufbau, 33540/I/2/ 1947. 172 AdR, 04, BM für Handel und Wiederaufbau, 33540/I/2/ 1947. 173 AdR, 04, BM für Handel und Wiederaufbau, 33540/I/2/ 1947. 174 AdR, 04, BM für Handel und Wiederaufbau, 33757/I/2/ 1947. 175 Bundesministerium für Europa, Integration und Äußeres, Das Tagebuch von Heinrich Wildner 1947, Wien 2015, S. 52. 176 AdR/Pk/SR/ZL 5239/1947. 177 AdR/Pk/ZL 5697/1947. 178 AdR/Pk/ZL 5697/1947/7. Juni 1947. 179 AdR/Pk/ZL 5697/1947/13. Juni 1947. 180 Landesarchiv Steiermark, Graz, Chronik des Gendarmeriepostens Mürzsteg. 181 Franz F. Seidl, Mürzsteg im Wandel der Zeit, Mürzsteg 1995, S. 199. 182 AdR/Pk/ZL 6495/1947/27. Juni 1947. 183 AdR/Pk/ZL 8409/1947/21. August 1947. 184 AdR/Pk/ZL 8409/1947/21. August 1947. 185 Landesarchiv Steiermark, Graz, Chronik des Gendarmeriepostens Mürzsteg. 186 AdR/Pk/ZL 10078/1947/30. September 1947. 187 AdR/Pk/ZL 8447/1948/7. Oktober 1948. 188 AdR/Pk/ZL 9452/1949/23. Juni 1949. 189 AdR/Pk/ZL 9452/1949/23. Juni 1949. 190 AdR/Pk/ZL 9452/1949/20. Juni 1949. 191 AdR/Pk/ZL 9452/1949/20. Juni 1949. 192 AdR/Pk/ZL 9452/1949/6. Juli 1949. 193 AdR/Pk/ZL 8477/1949/6. Oktober 1949.

H istorische Persönlichkeiten und P olitik im Jagdhaus Mür zsteg : 141

194 Landesarchiv Steiermark, Graz, Chronik des Gendarmeriepostens Mürzsteg. 195 Walter Rauscher, Karl Renner. Ein österreichischer Mythos, Wien 1995, S. 383. 196 AdR/Pk/ZL 9677/1949/8. Juli 1949. 197 Cherica Schreyer-Hartmann, Theodor Körner. Der rote Kaiser und die Nachtigallen. Mythos und Wahrheit, WienMünchen 2009, S. 210 ff. 198 ÖPK, S120 000/101-BS/2014. 199 Landesarchiv Steiermark, Graz, Chronik des Gendarmeriepostens Mürzsteg. 200 Eric C. Kollmann, Theodor Körner. Militär und Politik, Wien 1973, S. 364. 201 Landesarchiv Steiermark, Graz, Chronik des Gendarmeriepostens Mürzsteg. 202 Landesarchiv Steiermark, Graz, Chronik des Gendarmeriepostens Mürzsteg. 203 Eric C. Kollmann, Theodor Körner. Militär und Politik, Wien 1973, S. 389. 204 Landesarchiv Steiermark, Graz, Chronik des Gendarmeriepostens Mürzsteg. 205 Landesarchiv Steiermark, Graz, Chronik des Gendarmeriepostens Mürzsteg. 206 AdR  ; 04 LFw  ; GDdÖBF, Sig.30, Konvolut, 1972. 207 AdR  ; 04,LFw  ; GDdÖBF, Sig.30, Konvolut, 1972. 208 AdR  ; 04,LFw  ; GDdÖBF, Sig. 30, Konvolut 1972. 209 ÖPK/2796-KZL/1970. 210 AdR  ; 04,LFw  ; GDdÖBF, Sig. 30, Konvolut 1972. 211 AdR/Pk/5904/1967/6. Juli 1967. 212 AdR/Pk/5904/1967/6. Juli 1967. 213 AdR/Pk/5904/1967/13. Juli 1967. 214 Landesarchiv Steiermark, Graz, Chronik des Gendarmeriepostens Mürzsteg. 215 Landesarchiv Steiermark, Graz, Chronik des Gendarmeriepostens Mürzsteg. 216 AdR/Pk/5780/1976/14. Jänner 1976. 217 Burghauptmannschaft Österreich, Ordner Mürzsteg, Kopie Schreiben BDA an Gemeinde Mürzsteg, Zl. 276/S/76. 218 Schriftliche Information des BDA, Andreas Lehne vom 4. Februar 2016. 219 Landesarchiv Steiermark, Graz, Chronik des Gendarmeriepostens Mürzsteg . 220 Friedrich Frölichsthal, Jagderinnerungen, unveröffentlichtes Manuskript, Wien 1992. 221 Landesarchiv Steiermark, Graz, Chronik des Gendarmeriepostens Mürzsteg. 222 Franz F. Seidl, Mürzsteg im Wandel der Zeit, Mürzsteg 1995, S. 171. 223 Landesarchiv Steiermark, Graz, Chronik des Gendarmeriepostens Mürzsteg. 224 ÖPK/500070/7-KZL/1992.

142 : Markus Langer

225 Franz F. Seidl, Mürzsteg im Wandel der Zeit, Mürzsteg 1995, S. 209 sowie ÖPK/500070/25-KZL/1994. 226 Franz F. Seidl, Mürzsteg im Wandel der Zeit, Mürzsteg 1995, S. 210 ff. sowie ÖPK/500040/3-KZL/1994. 227 ÖPK/500.040/3-KZL/1994. 228 ÖPK/500.040/3-KZL/1994. 229 ÖPK/500.050/12-KZL/1994. 230 ÖPK/500.070/61-KZL/1994. 231 ÖPK/551.300/31-KZL/1996 und 104.170/1-KVD/1996. 232 ÖPK/952.010/3-KZL/ 1995. 233 ÖPK/952.010/3-KZL/ 1995. 234 ÖPK/952.010/3-KZL/ 1995. 235 BGBl. I Nr. 141/2000. 236 BGBl. I Nr. 141/2000. 237 ÖPK/S105060/15-SIA/2005. 238 ÖPK/S130020/3-KOORD/2015.

NACHWEISE

L i t e r at u r Christian Beck-Mannagetta. Die Lebenserinnerungen des Eugen Beck-Mannagetta, zusammengestellt nach seinen Tagebüchern, Geschäftsnotizen und Manuskripten sowie Akten und Dokumenten und mit Bildern versehen, phil.Diss., Wien 2010 Kálmán Benda, Erik Fügedi. Tausend Jahre Stephans­ krone, Szeged 1988 Peter Böhmer, Ronald Faber unter Mitarbeit von Michael Wladika. Die österreichische Finanzverwaltung und die Restitution entzogener Vermögen 1945 bis 1960. Historikerkommission (Hg.), Die Finanzprokuratur, Band 5, Wien-München 2003 Peter Böhmer, Ronald Faber. Die Erben des Kaisers. Wem gehört das Habsburgervermögen  ?, Wien 2004 Elsa Brezina. Ein Leitfaden durch die ehemaligen kaiserlichen Jagdschlösser Neuberg a. d. Mürz (mit der aufgehobenen Zisterzienserabtei Neuberg) und Mürzsteg in Steiermark, Wien 1927 Bundesministerium für Europa, Integration und Äußeres. Das Tagebuch von Heinrich Wildner 1947, Wien 2015 Friedrich Frölichsthal. Jagderinnerungen, unveröffentlichtes Manuskript, Wien 1992 Gemälde und Zeichnungen. Im Privatbesitze seiner K.u.K. Apostolischen Majestät Franz Joseph I., zusam­ mengestellt von der kaiserlichen und königlichen General-Direction der allerhöchsten Familien-Fonde in Wien, Wien 1901 Glant Tibor. A Szent Korona amerikai kalandja, 1945– 1978, Debrecen 1997 Hermann A. Griesser. Konfisziert. Österreichs Unrecht am Hause Habsburg, Wien-München 1986 Ingrid Haslinger. Kaiserliche Jagd und Tafel, in  : Jagdzeit. Österreichs Jagdgeschichte – Eine Pirsch, Ausstellungskatalog, Eigenverlag der Museen der Stadt Wien, Wien 1996, S. 234–239 Ingrid Haslinger, Gerhard Trumler. So lebten die Habsburger. Kaiserliche und Königliche Schlösser in der österreichisch-ungarischen Monarchie, Wien 2007

Max Herzig (Hg.). Viribus unitis. Das Buch vom Kaiser, Budapest-Wien-Leipzig 1898 Ludwig Hevesi. Rudolf Alt. Sein Leben und sein Werk, K.K. Ministerium für Kultus und Unterricht (Hg.), Wien 1911 Walter Koschatzky. Thomas Ender 1793–1875. Kammermaler Erzherzog Johanns, Graz 1982 Walter Koschatzky. Rudolf von Alt 1812–1905, Salzburg 1975 Renata Kassal-Mikula. Der Berufsjäger Viktor Mittendorfer, in  : Jagdzeit. Österreichs Jagdgeschichte – Eine Pirsch, Ausstellungskatalog, Eigenverlag der Museen der Stadt Wien, Wien 1996, S. 330–331 Tamás Katona. A korona kilenc évszázada. Szerk., Budapest, 1979 Eric C. Kollmann. Theodor Körner. Militär und Politik, Wien 1973 Richard Kurdiovsky (Hg.). Die Österreichische Präsidentschaftskanzlei in der Wiener Hofburg, Wien 2007 Selma Krasa. Erzherzog Johann und Franz Joseph I  : Zur Ikonographie der Jagdporträts des Kaisers, Kapitel Jagd und Politik, in   : Jagdzeit, Österreichs Jagdgeschichte – eine Pirsch. Katalog Wien Museum 1997, S. 51–82 Ch. Micklitz. Schloß Mürzsteg in der Jagdausstellung, in  : Österreichische Forst- und Jagd-Zeitung, 28. Jg., Nr. 20, 20.5.1910, S. 181–182 O. A. Die erste internationale Jagd-Ausstellung Wien 1910. Ein monumentales Gedenkbuch, Wien-Leipzig 1912 o. A. Das kaiserliche Jagdschloss in Mürzsteg, in  : Wiener Salonblatt, 20. Jg., Nr. 30, 28.7.1889, S. 2–3 o. A. Die Jagdschlösser Seiner Majestät des Kaisers, in  : Sport & Salon. Illustrierte Zeitschrift für die vornehme Welt, 10. Jg., Nr. 33, 17.8.1907, S. 2–15 Irmgard Pangerl. Das private Familienvermögen der Habsburger. Von der Gründung des Familienversorgungsfonds 1765 bis zum Habsburgergesetz 1919. Geschichte, Verwaltung und archivalische Überlieferung, ungedruckte Projektarbeit, Wien 2009 Bernhard Paul, Österreichs Weidwerk, Heft 6, Wien 2002, veröffentlicht in  : http://www.hubertuszirkel.at/ jm/jm_stiegler.htm. Verena Pawlowsky, Edith Leisch-Prost, Christian Klösch.

N achweise

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Vereine im Nationalsozialismus. Vermögensentzug durch den Stillhaltekommissar für Vereine, Organisationen und Verbände und Aspekte der Restitution in Österreich nach 1945, Historikerkommission (Hg.)  : Band 21/1, Wien-­München 2004 Peter Prange. Johann Elias Ridinger, in  : Neue Deutsche Biographie, Bd. 21, Berlin 2003, S. 555 Franz Preitler – Entlang der Mürz, Erfurt 2013 Alfred Pulletz, Karl Kaiser, Harald Kurz – Die Kaiserstraße, Langenwang 1996 Oliver Rathkolb, Maria Wirth, Michael Wladika. Die »Reichsforste« in Österreich 1938–1945. Arisierung, Restitution, Zwangsarbeit und Entnazifizierung, Studie im Auftrag der Österreichischen Bundesforste AG, Wien-Köln-Weimar 2010 Meinhard Rauchensteiner. Leopold Bloom – ein echter Österreicher, in  : Meinhard Rauchensteiner  : Wie man einen Picasso zersägt. Kulturhistorische Schüttbilder, Wien 2010 Walter Rauscher. Karl Renner. Ein österreichischer Mythos, Wien 1995 Ilse Reiter. Gustav Harpner, 1864–1924. Vom Anarchistenverteidiger zum Anwalt der Republik, Wien-KölnWeimar 2008 Josef Resch, Paul Nikola, Julius Beranek. Zehn Jahre Kriegsgeschädigtenfond, Wien 1930 A. Rohrmoser. Franz August von Pausinger, in  : Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950, Bd. 7, Wien 1978, S. 357 Richard Saage. Der erste Präsident. Karl Renner – eine politische Biografie, Wien 2016 Erwin A. Schmidl. Die Mürzsteger Beschlüsse von 1903  : Weltpolitik im Mürzer Oberland. Eine historische Fallstudie zum internationalen Krisenmanagement, Wien 2015 Franz Schnürer (Hg.). Unser Kaiser als Weidmann, Wien 1910 Cherica Schreyer-Hartmann. Theodor Körner. Der rote Kaiser und die Nachtigallen. Mythos und Wahrheit, Wien-München 2009 Franz F. Seidl. Mürzsteg im Wandel der Zeit (Gemeindechronik), Mürzsteg 1995 Wolf Stubbe. Johann Elias Ridinger, Hamburg-Berlin 1966

144 : N achweise

Thieme-Becker. Allgemeines Lexikon der bildenden Künst­ler von der Antike bis zur Gegenwart, Leipzig 1907 ff. Gustav Turba – Neues über Lothringisches und Habsburgisches Privateigentum, Wien 1925 Michaela Vocelka, Karl Vocelka. Franz Joseph I., Kaiser von Österreich und König von Ungarn 1830–1916. Eine Biographie, Wien 2015 Peter Weinfurter. 80 Jahre Bundesforste. Geschichte der Österreichischen Bundesforste Chronik 1925–2005, Wien-Purkersdorf 2005 Friedrich Weissensteiner. Die Österreichischen Bundespräsidenten. Leben und Werk, Wien 1982

Ausstellungsk ataloge Ausstellung 1955 – Rudolf von Alt 1812–1905. Gedächtnisausstellung im 50. Todesjahr, Otto Benesch (Hg.), Albertina, Wien 1955 Ausstellung 1996 – Jagdzeit. Österreichs Jagdgeschichte – eine Pirsch, Renata Kassal-­Mikula, Selma Krasa (Hg.), Historisches Museum der Stadt Wien, Wien 1996 Ausstellung 2005 – Rudolf von Alt, Klaus Albrecht Schröder, Maria Luise Sternath (Hg.), Albertina, Wien 2005 Ausstellung 2010 – Jakob und Rudolf von Alt. Im Auftrag des Kaisers, Klaus Albrecht Schröder, Maria Luise Sternath (Hg.), Albertina, Wien 2010 Ausstellung 2015 – Von der Schönheit der Natur. Die Kammermaler Erzherzog Johanns, Klaus Albrecht Schröder, Maria Luise Sternath (Hg.) Albertina, Wien 2015 Ausstellung 2016 – Franz Joseph 1830–1916, Karl Vocelka, Martin Mutschlechner (Hg.), Schloß Schönbrunn-Hofmobiliendepot-Niederweiden, Wien 2016 Ausstellung 2016 – Der Ewige Kaiser. Franz Joseph I. 1830–1916, Hans Petschar (Hg.) – Ösrerreichische Nationalbibliothek, Wien 2016.

ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS AdR  : BMobV  : BMfsV  :

Archiv der Republik Bundesmobilienverwaltung, Wien Bundesministerium für soziale Verwaltung

GDdÖBF  : Generaldirektion der Österreichischen Bundesforste GDPFF  : Generaldirektion Privat- und Familienfonde HBF  : Heeresbild- und Filmstelle HHStA  : Haus-, Hof- und Staatsarchiv, Wien JR  : Jüngere Reihe K.G.F.: Kriegsgeschädigtenfonds LFw  : Land- und Forstwirtschaft NZA  : Neuere Zeremonialakten OMeA  : Obersthofmeisteramt ÖPK  : Österreichische Präsidentschaftskanzlei ÖBF  : Österreichische Bundesforste Pk   : Präsidentschaftskanzlei RFV  : Reichsforstverwaltung SR  : Sonderreihe

Abbildungsnachweis Die Abbildungsverweise sind direkt bei den Abbildungen angezeigt. Alle Objektfotos der Bundesmobilienverwaltung  : Edgar Knaack. Die Aquarelle wurden im Auftrag der Bundesmobilienverwaltung von Salon Iris gescannt.

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P U B L I K AT I O N S R E I H E D E R M U S E E N D E S MOBILIENDEPOTS Herausgegeben von Ilsebill Barta

Band 0: Ilsebill BARTA-FLIEDL/Peter PARENZAN (Hg.), Lust und Last des Erbens. Die Sammlungen der Bundesmobilienverwaltung Wien, AG Museologie, Wien 1993, ISBN 3-901163-03-4 Band 1: Hubert Chryspolitus WINKLER, Ehemalige Hofsilber- & Tafelkammer 1: Silber, Bronzen, Porzellan, Glas, Böhlau Verlag, Wien 1996, ISBN 3-205-98323-8 Band 2: Ingrid HASLINGER, Ehemalige Hofsilber- & Tafelkammer 2: Der kaiserliche Haushalt, Verlag Schroll, Wien 1997, ISBN 3-7031-0704-9 Band 3: Eva B. OTTILLINGER, Lieselotte HANZL, Kaiserliche Interieurs. Die Wohnkultur des Wiener Hofes im 19. Jahrhunderts und die Wiener Kunstgewerbeform, Böhlau Verlag, Wien 1997, ISBN 3-205-98680-6 Band 4: Ilsebill BARTA-FLIEDL/Andreas GUGLER (Hg.), Tafeln bei Hofe. Zur Geschichte der fürstlichen Tafelkultur in Europa, Verlag Dölling und Galitz, Hamburg 1998, ISBN 3-930802-43-0 Band 5: Ingrid HASLINGER, Tafelkultur Marke Berndorf. Das niederösterreichische Erfolgsunternehmen Arthur Krupp, Verlag Ketterl, Wien 1998, ISBN 3-85134-007-8 Band 6: Ingrid HASLINGER, Tafeln mit Sisi. Rezepte und Eßgewohnheiten der Kaiserin Elisabeth von Österreich, Verlag Brandstätter, Wien 1998, ISBN 3-85447-811-9 Band 7: Ilsebill BARTA-FLIEDL/Herbert POSCH (Hg.), InventArisiert. Enteignung von Möbeln aus jüdischem Besitz, Verlag Turia+Kant, Wien 2000, ISBN 3-85132-265-7 Band 8: Ingrid HASLINGER, Tafeln wie ein Kaiser. Franz Joseph und die kulinarische Welt des Wiener Hofes mit den besten Rezepten aus der Hofküche, Verlag Pichler, Wien 1999, ISBN 3-85431-194-X Band 9: Ingrid HASLINGER, Augenschmaus und Tafelfreuden. Geschichte des gedeckten Tisches, Verlag Norka, Klosterneuburg 2001, ISBN 3-85050-079/9. Band 10: Ingrid HASLINGER, Hermine und Michael WEISHAPPEL, Gulasch-Kochbuch. 103 Rezepte. Kulturgeschichte eines köstlichen Gerichts, Verlag Norka, Klosterneuburg 2001, ISBN 3-85050-078-0. Band 11: Ilsebill BARTA, Familienporträts der Habsburger. Dynastische Repräsentation im Zeitalter der Aufklärung, Böhlau-Verlag Wien – Köln – Weimar 2001, ISBN 3-205-05283-8

146 : PUBLIKATIONSREIHE DER MUSEEN DES MOBILIENDEPOTS

Band 12: Eva B. OTTILLINGER, Alvar Aalto: Möbel. Die Sammlung Kossdorff, Eigenverlag der Museen des Mobiliendepots, Wien 2002, ISBN 3-9501501-0-2 Band 13: Ingrid HASLINGER, Geheimnisse aus der Klosterküche. Wo sich Kultur mit Genuss verbindet, Verlag Norka, Klosterneuburg 2002, ISBN 3-85050-079-9 Band 14: Ilsebill BARTA (Hg.), Wohnen in Mies van der Rohes Villa Tugendhat fotografiert von Fritz Tugendhat 1930-1938, Eigenverlag der Museen des Mobiliendepots, Wien 2002, ISBN 3-9501501-1-0 Band 15: Eva B. OTTILLINGER/August SARNITZ, Ernst Plischke, Das Neue Bauen und die Neue Welt, Das Gesamtwerk, Prestel Verlag, München – Berlin – London – New York 2003, ISBN 3-7913-2741-0 Band 16: Eva B. OTTILLINGER (Hg.), Gebrüder Thonet, Möbel aus gebogenem Holz, Böhlau Verlag, Wien – Köln – Weimar 2003, ISBN 3-205-77102-8 Band 17: Lieselotte HANZL-WACHTER, Hofburg zu Innsbruck, Architektur, Möbel, Raumkunst, Repräsentatives Wohnen in den Kaiserappartements von Maria Theresia bis Kaiser Franz Joseph, Böhlau Verlag, Wien – Köln – Weimar 2004, ISBN 3-205-77202-4 Band 18: Nina WERZHBINSKAJA-RABINOWICH, K. u. K. Hofmobiliendepot Bildergeschichten, Eigenverlag der Museen des Mobiliendepots, Wien 2004, ISBN 3-9501501-2-9 Band 19: Beatrix HAJOS, Schönbrunner Statuen 1773–1780, Ein neues Rom in Wien, Böhlau Verlag, Wien – Köln – Weimar 2004, ISBN 3-205-77228-8 Band 20: Eva B. OTTILLINGER, Möbeldesign der 50er Jahre, Wien im internationalen Kontext, Böhlau Verlag, Wien – Köln – Weimar, 2005, ISBN 3-205-77376-4 Band 21: Géza HAJÓS (Hg.), Der malerische Landschaftspark in Laxenburg bei Wien, Forschungen zu Laxenburg (Park und Franzensburg) Herausgegeben vom Bundesdenkmalamt, Bundesmobilienverwaltung und der Österreichischen Gesellschaft für historische Gärten, Teilband 1, Böhlau Verlag, Wien – Köln – Weimar 2005, ISBN 3-205-77444-2 Band 22: Ernst BACHER (Hg.), Die Franzensburg – Ritterschloss und Dynastisches Denkmal, Forschungen zu Laxenburg (Park und Franzensburg) Herausgegeben vom Bundesdenkmalamt, Bundesmobilienverwaltung und der Österreichischen Gesellschaft für historische Gärten, Teilband 2, Böhlau Verlag, Wien – Köln – Weimar (in Vorbereitung), ISBN 3-205-77458-2 Band 23: Ernst BACHER (Hg.), Architektur, Ausstattung und Kunstschätze der Franzensburg, Forschungen zu Laxenburg (Park und Franzensburg) Herausgegeben vom Bundesdenkmalamt, Bundesmobilienverwaltung und der Österreichischen Gesellschaft für historische Gärten, Teilband 3, Böhlau Verlag, Wien – Köln – Weimar (in Vorbereitung), ISBN 3-205-77457-4

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Band 24: Eva B. OTTILLINGER (Hg.), Zappel, Philipp  ! – Kindermöbel. Eine Designgeschichte, Böhlau Verlag, Wien – Köln – Weimar 2006, ISBN 3-205-77529-5; englische Ausgabe: Fidgety Philip ! A Design History of Children’s Furniture, ISBN 3-205-77571-6 Band 25: Sabine FELLNER/Karin UNTERREINER, Rosenblüte und Schneckenschleim, Schönheitspflege zur Zeit Kaiserin Maria Theresias, Sonderzahl, Wien 2006, ISBN 3-85449-263-4 Band 26: Ilsebill BARTA (Hg.), Kronprinz Rudolf – Lebensspuren, Eigenverlag Schloss Schönbrunn 2008 Band 27: Ingrid HASLINGER/Gerhard TRUMLER, So lebten die Habsburger, Kaiserliche und Königliche Schlösser in der österreichisch-ungarischen Monarchie, Christian Brandstätter Verlag, Wien 2007, ISBN 978-3-85447-651-1 Band 28: Eva OTTILLINGER (Hg.), Wohnen zwischen den Kriegen, Wiener Möbel 1914 – 1941, Böhlau Verlag, Wien – Köln – Weimar 2009, ISBN 978-3-205-78406-7 Band 29: Maria-Luise JESCH, Wenn Möbel erzählen, Vom »K. u. k. Hofmobilien- und Material-Depot« zum »Möbel Museum Wien« 1899–1989, Böhlau Verlag, Wien – Köln – Weimar 2014, ISBN 978-3-205-78465-4 Band 30: Eva B. OTTILLINGER (Hg.), Intime Zeugen, Vom Waschtisch zum Badezimmer, Böhlau Verlag, Wien – Köln – Weimar 2011, ISBN 978-3-205-78731-0 Band 31: Ilsebill BARTA (Hg.), Maximilian von Mexiko, Der Traum vom Herrschen, Eigenverlag Schloss Schönbrunn, 2013, ISBN 3-901568-91-3 Band 32  : Eva B. OTTILLINGER (Hg.), Küchen/Möbel. Design und Geschichte, Böhlau Verlag, Wien – Köln – Weimar 2015, ISBN 978-3-205-79540-4 Band 33  : Marlene OTT-WODNI, Josef Frank 1885–1967. Raumgestaltung und Möbeldesign, Böhlau Verlag, Wien – Köln – Weimar 2015, ISBN 978-3-205-79647-3

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