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German Pages 728 [729] Year 2022
Quellen und Forschungen zur Brandenburgischen und Preußischen Geschichte Band 55
Das Gesandtschaftszeremoniell des brandenburgisch-preußischen Hofes um 1700 Von
Elisabeth Ruffert
Duncker & Humblot · Berlin
ELISABETH RUFFERT
Das Gesandtschaftszeremoniell des brandenburgisch-preußischen Hofes um 1700
Quellen und Forschungen zur Brandenburgischen und Preußischen Geschichte Begründet von Johannes Kunisch, fortgeführt von Wolfgang Neugebauer Herausgegeben im Auftrag der Preußischen Historischen Kommission, Berlin von Prof. Dr. Hans-Christof Kraus und Prof. Dr. Frank-Lothar Kroll
Band 55
Das Gesandtschaftszeremoniell des brandenburgisch-preußischen Hofes um 1700
Von
Elisabeth Ruffert
Duncker & Humblot · Berlin
Gedruckt mit freundlicher Unterstützung der Geschwister Boehringer Ingelheim Stiftung für Geisteswissenschaften in Ingelheim am Rhein Die Philosophische Fakultät der Universität Potsdam hat diese Arbeit im Jahr 2019 als Dissertation angenommen. Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
Alle Rechte vorbehalten
© 2022 Duncker & Humblot GmbH, Berlin Satz: Fotosatz Voigt, Berlin Druck: CPI buchbücher.de gmbh, Birkach Printed in Germany ISSN 0943-8629 ISBN 978-3-428-18327-2 (Print) ISBN 978-3-428-58327-0 (E-Book) Gedruckt auf alterungsbeständigem (säurefreiem) Papier entsprechend ISO 9706
Internet: http://www.duncker-humblot.de
Vorwort Die hier vorliegende Arbeit wurde von der Philosophischen Fakultät der Universität Potsdam als Dissertation angenommen und im April 2020 verteidigt. Für die Drucklegung wurde sie geringfügig überarbeitet. Die Entstehung der vorliegenden Studie war kein einsamer Prozess, sondern wurde von zahlreichen Menschen unterstützend begleitet. Jenen möchte ich an dieser Stelle danken. Zu Beginn sei meinem Doktorvater und Erstgutachter Prof. Dr. Frank Göse gedankt, der stets an mich und diese Arbeit glaubte, der mich immer wieder motivierte und der Denkanstöße gab, der mir den notwendigen Freiraum ließ, der aber ebenso förderte und forderte und bei alledem zu jeder Zeit ein offenes Ohr für mich hatte. Kurzum: Einen besseren Doktorvater hätte ich nicht finden können. Weit über das übliche Maß hinaus durfte ich zudem durch meinen Zweitgutachter Prof. Dr. Dietmar Grypa Hilfe und Unterstützung erfahren. Bereits während des Schreibens und Forschens ermöglichte er mir neue Einblicke, schuf Perspektiven und Wege, begleitete und förderte den Promotionsprozess. Für all dies und seine Bereitschaft, mir stets mit Rat und Tat hilfreich zur Seite zu stehen, kann ich ihm nicht genug danken. Ein großes Dankeschön möchte ich all den hilfsbereiten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in den von mir besuchten und genutzten Archiven (Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz Berlin-Dahlem sowie in alphabetischer Reihenfolge: Bayrisches Hauptstaatsarchiv München, Landesarchiv Sachsen-Anhalt [Abteilung Dessau], Landeshauptarchiv Schwerin, Niedersächsisches Hauptstaatsarchiv Hannover, Niedersächsisches Landesarchiv Wolfenbüttel, Österreichisches Staatsarchiv Wien, Sächsisches Hauptstaatshauptarchiv Dresden sowie Thüringisches Staatsarchiv Gotha) und Bibliotheken (Staatsbibliothek zu Berlin sowie in alphabetischer Reihenfolge: Bayerische Staatsbibliothek, Jacob-und-WilhelmGrimm-Zentrum Berlin, Universitätsbibliothek Potsdam, Stadt- und Landesbibliothek Potsdam [besonders Regionalsammlung Brandenburgica]) aussprechen. Deren Engagement und Hilfsbereitschaft trugen ebenfalls wesentlich zum Gelingen dieser Dissertation bei. Ich habe die Arbeit an jenen Orten und die sich dort ergebenden Gespräche stets geschätzt. Besonders danken, möchte ich all jenen Menschen, die immer wieder bereit waren, mit mir über die Thematik meiner Dissertation zu sprechen, die Kritik äußerten und die hilfreiche Rückmeldungen gaben. Namentlich seien hier insbe-
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Vorwort
sondere jene Menschen erwähnt, die Korrektur lasen. In alphabetischer Reihenfolge waren dies: Martin Bertholdt M. A., Dr. Daniel Münch, Dr. Peter Riedel, Stefan Sander M. Ed., Ulrike Strässner M. Ed. sowie Ingrid und Peter Winter. Diese Arbeit wurde durch ein Promotionsstipendium der Hanns-Seidel-Stiftung gefördert. Neben der finanziellen Förderung ermöglichte mir dieses Stipendium, vielfältige Erfahrungen zu sammeln und neue Menschen kennenzulernen. Die Drucklegung dieser Arbeit wiederum wurde durch ein Stipendium der Geschwister Boehriger Ingelheim Stiftung für Geisteswissenschaften unterstützt. Für dies sei der Stiftung herzlich gedankt. Der allergrößte Dank jedoch gilt meiner Familie – der besten Familie der Welt – ohne deren Rückhalt und umfängliche Unterstützung wäre diese Arbeit nie geschrieben worden. Ich danke euch von Herzen dafür, dass ihr so intensiv und engagiert den Promotionsprozess begleitet habt. Dafür, dass ich mich vorbehaltlos und stets auf euch verlassen kann, dafür dass ihr mir Halt gebt, aber zugleich von meinen Fertigkeiten überzeugt seid, dafür danke! Elisabeth Ruffert
Inhalt Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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II. Grundlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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1. Quellengrundlage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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2. Die Entwicklung des Gesandtschaftswesens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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3. Begriffsdefinitionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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a) Das Ritual . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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b) Das Zeremoniell . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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4. Organisatorisches . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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a) Die Verantwortlichkeiten am Berliner Hofe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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b) Die organisatorische Gestaltung einer Gesandtschaft . . . . . . . . . . . . . . . .
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I.
III. Grundlegende Problematiken des Gesandtschaftszeremoniells am Exempel Brandenburg-Preußens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 106 1. Gemeinsames Agieren im Gesandtschaftszeremoniell?! . . . . . . . . . . . . . . . . 106 a) Vorbemerkungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 106 b) Gemeinsames Agieren im Kontext der Gestaltung des Gesandtschaftszeremoniells am eigenen Hof . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 110 c) Gemeinsames Agieren – An auswärtigen Höfen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 123 aa) Brandenburg-Preußen und die Republiken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 123 bb) Brandenburg-Preußen und die Fürsten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 143 (1) Die „auswärtigen“ Fürsten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 143 (2) Die „deutschen“ Fürsten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 154 2. Rangerhöhung, Kronerwerb und Gesandtschaftszeremoniell . . . . . . . . . . . . 169 a) Einfluss, Wirkung und Anwendung des Gesandtschaftszeremoniells bis zum Januar 1701 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 169 b) Die Etablierung des königlichen Gesandtschaftszeremoniells am Berliner Hofe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 187 c) Die Etablierung des königlichen Gesandtschaftszeremoniells an auswärtigen Höfen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 231 d) Das königliche brandenburgisch-preußische Gesandtschaftszeremoniell – Eine Erfolgsgeschichte? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 242 3. Herrscherwechsel und Tradition . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 245 4. Leithöfe und Orientierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 262 5. Das Gesandtschaftszeremoniell im außereuropäischen Kulturkreis . . . . . . . 275
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Inhalt
IV. Elemente des Gesandtschaftszeremoniells . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1. Vorbemerkungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Abschied . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3. Die fürstliche Familie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4. Die Gesandtin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5. Geschenke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6. Gestik und Gegenstände . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7. Hofstaat . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8. Militär und Musik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9. Raum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10. Sprache . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11. Tafelhalten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12. Zeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
298 298 298 306 331 343 363 402 429 448 490 496 510
V. Resümee . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 518 Literatur- und Quellenverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ungedruckte Quellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gedruckte Quellen und Literatur bis 1850 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Literatur ab 1850 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Personenverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 720
I. Einleitung Die Geschichte der Außenpolitik1 hat „Konjunktur“, dies „können wir ohne großes Risiko feststellen“, so Winfried Schulze 2003,2 und noch immer hat diese Aussage nichts von ihrer Aktualität verloren. Insbesondere in der deutschen Frühneuzeitforschung3 ist eine Renaissance sowie gleichermaßen eine konzeptio1 Der Terminus „Außenpolitik“ wird in den für diese Ausarbeitung herangezogenen Quellen nicht genutzt. Im 18. Jahrhundert fand jener generell keine Anwendung (vgl. Pelizaeus, Ludolf: Der Aufstieg Württembergs und Hessens zur Kurwürde 1692–1803 (= Mainzer Studien zur Neueren Geschichte; 2). Frankfurt am Main 2000, S. 11). Hinzukommend liegt innerhalb der historischen Forschung keine eindeutige Definition des Begriffes vor. Während beispielsweise Gerald Stourzh Außenpolitik als die Entscheidung über Zielsetzung und Wahl der Mittel für die Gestaltung der Verhältnisse zu anderen Staaten definiert (vgl. Stourzh, Gerald: Außenpolitik, Diplomatie, Gesandtschaftswesen: zur Begriffserklärung und historischen Einführung. In: Zöller, Erich (Hrsg.): Diplomatie und Außenpolitik Österreichs. 11 Beiträge zu ihrer Geschichte (= Schriften des Instituts für Österreichkunde; 30). Wien 1977, S. 20), fasst Eckart Conze dies wesentlich weiter. Unter Außenpolitik sei zu verstehen, wie die im souveränen Nationalstaat organisierte Gesellschaft ihre allgemeinpolitischen, wirtschaftlichen, militärischen und sozio-kulturellen Interessen gegenüber ihrem internationalen Umfeld wahrnehmen würde (vgl. Conze, Eckart: Zwischen Staatenwelt und Gesellschaftswelt. Die gesellschaftliche Dimension in der Internationalen Geschichte. In: Loth, Wilfried/Osterhammel, Jürgen (Hrsg.): Internationale Geschichte. Themen – Ereignisse – Aussichten (= Studien zur Internationalen Geschichte; 10). München 2000, S. 119). Für den in dieser Ausarbeitung untersuchten Zeitraum erscheint auch diese Definition kritikwürdig, denn von „souveränen Nationalstaaten“ kann zu diesem Zeitpunkt nicht gesprochen werden. Zudem sei darauf verwiesen, erst nach 1740 beginnt im Sprachgebrauch der Staat als Inhaber von Macht an die Stelle des Fürsten zu treten (vgl. Klueting, Harm: Die Lehre von der Macht der Staaten. Das außenpolitische Machtproblem in der „politischen Wissenschaft“ und in der praktischen Politik im 18. Jahrhundert (= Historische Forschungen; 29). Berlin 1986, S. 34). Die Verwendung des Begriffes „Staat“ in der frühen Neuzeit aber erfolgte vornehmlich im Bereich des zwischenstaatlichen Handelns (vgl. Meumann, Markus/Pröve, Ralf: Die Faszination des Staates und die historische Praxis. Zur Beschreibung von Herrschaftsbeziehungen jenseits teleologischer und dualistischer Begriffsbildungen. In: Meumann, Markus/Pröve, Ralf (Hrsg.): Herrschaft in der Frühen Neuzeit. Umrisse eines dynamisch-kommunikativen Prozesses (= Herrschaft und soziale Systeme in der Frühen Neuzeit; 2). Münster 2004, S. 35). 2 Schulze, Winfried: Dimensionen der europäischen Außenpolitik zur Zeit der Wende vom 16. zum 17. Jahrhundert. In: Beiderbeck, Friedrich u. a. (Hrsg.): Dimensionen der europäischen Außenpolitik zur Zeit der Wende vom 16. zum 17. Jahrhundert (= Innovationen. Bibliothek zur Neueren und Neusten Geschichte; 10). Berlin 2003, S. 26. 3 Es sei an dieser Stelle auf die Problematik, die mit der Periodisierung der Vergangenheit nach dem Kenntnisstand und den Erkenntnisinteressen der Gegenwart einhergeht, verwiesen. Die Zusammenfassung von drei Jahrhunderten unter dem Zeit- und Epochenbegriff „Frühe Neuzeit“ ruft eine Vorstellung von innerem Zusammenhang und
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I. Einleitung
nelle und methodische Erneuerung der Außenpolitikgeschichte zu beobachten.4 Dieser Prozess ergab sich durch eine verstärkte Rezeption der anglo-amerikanischen Forschung,5 die sich wesentlich früher ungleich intensiver der Geschichte der internationalen Beziehungen zugewandt hatte, als dies hierzulande der Fall war.6 Zugleich begünstigte die auftretende Kritik an der zur Außenpolitik gehörenden „Diplomatiegeschichte“,7 welche lange Zeit als Chiffre für methodische Rückständigkeit und Historismus galt, die Entwicklung und Etablierung der „Geschichte der internationalen Beziehungen“.8 Jene umfasse, so Sven Externbrink, alle Arten von öffentlichen, privaten, politischen oder sonstigen Beziehungen, welche die Überschreitung einer staatlichen Grenze durch Menschen, Waren Kontinuität hervor, die der geschichtlichen Wirklichkeit nicht immer entspricht (vgl. Vierhaus, Rudolf: Vom Nutzen und Nachteil des Begriffs „Frühe Neuzeit“. Fragen und Thesen. In: Vierhaus, Rudolf (Hrsg.): Frühe Neuzeit – Frühe Moderne? Forschungen zur Vielschichtigkeit von Übergangsprozessen (= Veröffentlichungen des Max-PlanckInstituts für Geschichte; 04). Göttingen 1992, S. 17. Sowie allgemein: Mieck, Ilja: Die Frühe Neuzeit. Definitionsprobleme, Methodendiskussion, Forschungstendenzen. In: Bosˇkovska Leimgruber, Nada (Hrsg.): Die Frühe Neuzeit in der Geschichtswissenschaft. Forschungstendenzen und Forschungserträge. Paderborn u. a. 1997, S. 17–38). 4 Vgl. Kugeler, Heidrun/Sepp, Christian/Wolf, Georg: Einführung: Internationale Beziehungen in der Frühen Neuzeit. Ansätze und Perspektiven. In: Kugeler, Heidrun u. a. (Hrsg.): Internationale Beziehungen in der Frühen Neuzeit. Ansätze und Perspektiven (= Wirklichkeit und Wahrnehmung in der Frühen Neuzeit; 3). Hamburg 2006, S. 11. 5 Jene schuf bereits unmittelbar nach dem Ersten Weltkrieg die organisatorischen Grundlagen für die Erforschung der internationalen Beziehungen. Am 30. Mai 1919 verabredeten die britische und die amerikanische Delegation die Gründung je eines wissenschaftlichen Instituts für die Erforschung der internationalen Beziehungen in beiden Ländern (vgl. Meyers, Reinhard: Die Lehre von den Internationalen Beziehungen. Ein entwicklungsgeschichtlicher Überblick. Korrigierter und erweiterter Nachdruck des erstmals 1977 erschienenen Werkes (= Athenäum/Droste Taschenbücher Geschichte; 7237). Düsseldorf 1981, S. 15). 6 Zur Situation der deutschen Forschung: Conze, Eckart: Abschied von Staat und Politik? Überlegungen zur Geschichte der internationalen Politik. In: Conze, Eckart u. a. (Hrsg.): Geschichte der internationalen Beziehungen. Erneuerung und Erweiterung einer historischen Disziplin. Köln u. a. 2004, S. 15–43. 7 Die Bezeichnung „Diplomatie“ ist seit jeher uneindeutig. Während Fritz Ernst jene noch mit Außenpolitik gleichgesetzt hat (vgl. Ernst, Fritz: Über das Gesandtschaftswesen und Diplomatie an der Wende vom Mittelalter zur Neuzeit. In: Archiv für Kulturgeschichte 33 (1951), S. 64), dementiert Heinz Krekeler dies ausdrücklich (vgl. Krekeler, Heinz L.: Die Diplomatie. München 1965, S. 10). Die aktuelle historische Forschung versteht unter Diplomatie im klassischen Sinne die Durchführung außenpolitischer Entscheidungen auf friedlichem Wege, mittels Verhandlungen, demnach die Interaktionen von Diplomaten (vgl. Strohmeyer, Arno: Wahrnehmungen des Fremden: Differenzerfahrungen von Diplomaten im 16. und 17. Jahrhundert: Forschungsstand – Erträge – Perspektiven. In: Rohrschneider, Michael/Strohmeyer, Arno (Hrsg.): Wahrnehmungen des Fremden. Differenzerfahrungen von Diplomaten im 16. und 17. Jahrhundert (= Vereinigung zur Erforschung der Neueren Geschichte; 31). Münster 2007, S. 2. 8 Vgl. Externbrink, Sven: Internationale Beziehungen und Kulturtransfer in der Frühen Neuzeit. In: Fuchs, Thomas/Trakulhun, Sven (Hrsg.): Das eine Europa und die Vielfalt der Kulturen. Kulturtransfer in Europa 1500–1850 (= Aufklärung und Europa; 12). Berlin 2003, S. 227 f.
I. Einleitung
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oder Ideen voraussetzen. Ihre Erforschung ziele auf sämtliche Interaktionen zwischen Mitgliedern verschiedener Gesellschaften ab. Nicht allein die Beziehungen zwischen den Akteuren, sondern ebenso deren Vernetzung, wechselseitige Beeinflussung, Verflechtung und Integration müssten analysiert werden.9 Dies setze einen multiperspektivischen Zugriff voraus, der wirtschaftliche, kulturelle, soziale, konfessionelle, mentale, geopolitische, militärische und zahlreiche andere Faktoren in die historische Analyse und Interpretation internationaler Beziehungen integriere.10 Die Geschichte der internationalen Beziehung ist damit nicht mehr nur Politikgeschichte, sondern auch immer Gesellschafts- und Kulturgeschichte. Hieraus ergaben und ergeben sich vielfältige neue Forschungsansätze, wie die Untersuchung der Relevanz des nicht zum klassischen Repertoire der Diplomatiegeschichte gehörenden frühneuzeitlichen Gesandtschaftszeremoniells,11 all jenen Rechten und Ehrenvorzügen, die ein Gesandter aufgrund des Ranges seines Absenders erhielt, welches zudem durch die „kulturalistische“ Wende in der Geschichtswissenschaft im Allgemeinen als ergiebiges Forschungsobjekt erkannt wurde.12 In der älteren historischen Forschung, im 19. und frühen 20. Jahrhundert, ward das Zeremoniell13 noch als „Parasit“ im Feld des politischen Handelns, als Eitelkeit des Monarchen und hemmendes Hindernis gewertet. Eine Änderung erfuhr diese Bewertung in der deutschen Geschichtswissenschaft ab den 1970er Jahren,14 mit beeinflusst durch das Werk des französischen Soziologen Norbert 9 Vgl. Externbrink, Sven: Internationale Politik in der Frühen Neuzeit. Stand und Perspektiven der Forschung zu Diplomatie und Staatensystem. In: Kraus, Hans-Christof/Nicklas, Thomas (Hrsg.): Geschichte der Politik. Alte und neue Wege (= Historische Zeitschrift; Beiheft Neue Folge; 44). München 2007, S. 19. Sowie: Vgl. Krüger, Peter: Internationale Beziehungen – Verfassung – Perzeption. In: Externbrink, Sven/Ulbert, Jörg (Hrsg.): Formen internationaler Beziehungen in der Frühen Neuzeit. Frankreich und das Alte Reich im europäischen Staatensystem. Festschrift für Klaus Malettke zum 65. Geburtstag (= Historische Forschungen; 71). Berlin 2001, S. 22. 10 Vgl. Conze, Eckart: Jenseits von Männern und Mächten. Geschichte der internationalen Politik als Systemgeschichte. In: Kraus, Hans-Christof/Nicklas, Thomas (Hrsg.): Geschichte der Politik. Alte und neue Wege (= Historische Zeitschrift Beiheft Neue Folge; 44). München 2007, S. 41. 11 Vgl. Externbrink 2007, S. 28. 12 Vgl. May, Niels F.: Zeremoniell in vergleichender Perspektive: Die Verhandlungen in Münster/Osnabrück, Nijmegen und Rijswijk (1643–1697). In: Kampmann, Christoph u. a. (Hrsg.): L’Art de la paix. Kongresswesen und Friedensstiftung im Zeitalter des Westfälischen Friedens (= Schriftenreihe der Vereinigung zur Erforschung der Neueren Geschichte; 34). Münster 2011, S. 261. 13 Eine ausführliche Auseinandersetzung mit der Begrifflichkeit des Zeremoniells erfolgt im Kapitel II. 3. 14 Interessant ist die These, nach welcher die Ablehnung des Zeremoniells eine psychologisch erklärbare Reaktion auf die archaisierenden Riten des „braunen Führerkults“ gewesen sei (vgl. Berbig, Hans Joachim: Zur rechtlichen Relevanz von Ritus und Zeremoniell im römisch-deutschen Imperium. In: Zeitschrift für Kirchengeschichte 92 (1981), S. 249. Sowie: Vgl. Gerchow, Jan: Macht-Spiele. Das weltliche Zeremoniell. In:
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I. Einleitung
Elias,15 der sich mit dem Zeremoniell als Instrument zur Beherrschung der Untertanen auseinandersetzte.16 Unter anderem in den Arbeiten von Karin Plodeck,17 Jürgen von Kruedener,18 Hubert Christian Ehalt19 und Aloys Winterling20 rückten nunmehr das machtfunktionalistisch verstandene Zeremoniell und der Hof 21 in den Fokus.22 Den Status der Institutionalisierung und damit einherge-
Brockhoff, Evelyn u. a. (Hrsg.): Die Kaisermacher. Frankfurt am Main und die Goldene Bulle 1356–1808. Katalog. Frankfurt am Main 2006, S. 78). Generell sei die Bundesrepublik, verglichen mit anderen Ländern, nicht sonderlich zeremoniellfreudig, dennoch sei staatszeremonielles Handeln vorhanden (vgl. Hartmann, Jürgen: Selbstdarstellung Deutschland in Symbolen, Zeremoniell und Feier. In: Gauger, Jörg-Dieter/Stagl, Justin (Hrsg.): Staatsrepräsentation (= Schriften zur Kultursoziologie; 12). Berlin 1992, S. 184). 15 Elias, Norbert: Die höfische Gesellschaft. Untersuchungen zur Soziologie des Königtums und der höfischen Aristrokratie (= Soziologische Texte; 54). Neuwied 1969. 16 Einfluss sowie Haltbarkeit der Thesen Elias sind mittlerweile selbst zu einem Forschungsgegenstand geworden (siehe Sammelband: Opitz, Claudia (Hrsg.): Höfische Gesellschaft und Zivilisationsprozess. Norbert Elias Werk in kulturwissenschaftlicher Perspektive. Köln u. a. 2005. Sowie: Horowski, Leonhard: Hof und Absolutismus. Was bleibt von Norbert Elias’ Theorie? In: Schilling, Lothar (Hrsg.): Absolutismus ein Forschungskonzept? Eine deutsch-französische Bilanz [. . .] (= Pariser Historische Studien; 79). München 2008, S. 143–171). 17 Plodeck, Karin: Hofstruktur und Hofzeremoniell in Brandenburg-Ansbach vom 16. bis zum 18. Jahrhundert. Zur Rolle des Herrschaftskultes im absolutistischen Gesellschafts- und Herrschaftssystem (= Jahrbuch des Historischen Vereins für Mittelfranken; 86). Ansbach 1971/1972, S. 1–260. 18 Kruedener, Jürgen von: Die Rolle des Hofes im Absolutismus (= Forschungen zur Sozial- und Wirtschaftsgeschichte; 19). Stuttgart 1973. 19 Ehalt, Hubert Christian: Ausdrucksformen absolutistischer Herrschaft. Der Wiener Hof im 17. und 18. Jahrhundert (= Sozial- und wirtschaftshistorische Studien; 14). München 1980. 20 Winterling, Aloys: Der Hof der Kurfürsten von Köln 1688–1794. Eine Fallstudie zur Bedeutung „absolutistischer“ Hofhaltung (= Veröffentlichung des Historischen Vereins für den Niederrhein insbesondere das Alte Erzbistum Köln; 15). Bonn 1986. 21 Die Begrifflichkeit „Hof“ setzt sich aus vier Faktoren zusammen. In sachlicher und lokaler Hinsicht meint dies den Aufenthaltsort oder die Residenz eines Herrschers, in sozialer Hinsicht das Gefolge eines Herrschers, in zeitlicher Hinsicht die herausgehobene Lebensführung in der Umgebung eines Herrschers und in kommunikativer Hinsicht die Verhaltensweisen in der Umgebung eines Herrschers (vgl. Winterling, Aloys: „Hof“. Versuch einer idealtypischen Bestimmung anhand der mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Geschichte. In: Butz, Reinhardt u. a. (Hrsg.): Hof und Theorie. Annäherungen an ein historisches Phänomen (= Norm und Struktur. Studien zum sozialen Wandel in Mittelalter und Früher Neuzeit; 22). Köln u. a. 2004, S. 78). Die Verwendung von Hof als Synonym für einen Staat bot sich um so mehr an, je mehr zentralistische Tendenzen sich durchsetzten (vgl. Cremer, Albert: Der Strukturwandel des Hofes in der Frühen Neuzeit. In: Vierhaus, Rudolf (Hrsg.): Frühe Neuzeit– Frühe Moderne? Forschungen zur Vielschichtigkeit von Übergangsprozessen (= Veröffentlichungen des Max-Planck-Instituts für Geschichte; 04). Göttingen 1992, S. 75). 22 Vgl. Pangerl, Irmgard/Scheutz, Martin/Winkelbauer, Thomas: Zeremoniell und zeremonielles Handeln am Wiener Hof. Eine Skizze. In: Pangerl, Irmgard u. a. (Hrsg.): Der Wiener Hof im Spiegel der Zeremonialprotokolle (1652–1800). Eine Annäherung
I. Einleitung
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hend einen festen Platz in der Hochschullandschaft erreichte die deutsche Zeremoniellforschung durch die Gründung des Sonderforschungsbereiches 496 an der Universität Münster23 im Jahre 2000, welcher sich epochenübergreifend mit symbolischer24 Kommunikation und speziell für die Frühe Neuzeit unter der Leitung von Barbara Stollberg-Rilinger mit symbolischer Konstitution von politisch-sozialem Rang und Stand befasste. Dieser Forschungsansatz erwies sich als ergiebig, wie die vielen in rascher Folge erschienenen Monographien belegen.25 Mittlerweile wird das Zeremoniell als Zeichensystem, das gesellschaftliche Ränge und Machtpositionen aufzeigte, und als ein eigenes politisches Handlungsfeld verstanden26 und gar die Warnung formuliert, es dürfe nicht der Eindruck entstehen, Macht sei nur symbolisch.27 So kann denn auch die bis in den 1950er Jahren vorherrschende Ansicht, dass die Bedeutsamkeit des zeremoniellen Elementes im diplomatischen Dasein überschätzt werde,28 als eindeutig widerlegt angesehen werden. Diesbezüglich haben nicht zuletzt die Publikationen von Barbara Stoll-
(= Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte; 47/Forschungen zur Landeskunde von Niederösterreich; 31). Innsbruck u. a. 2007, S. 8 f. 23 Weiterführend: Althoff, Gerd/Siep, Ludwig: Symbolische Kommunikation und gesellschaftliche Wertesysteme vom Mittelalter bis zur französischen Revolution. Der neue Münsterer Sonderforschungsbereich 496. In: Frühmittelalterliche Studien. Jahrbuch des Instituts für Frühmittelalterforschung der Universität Münster 34 (2000), S. 393–412. 24 Das Symbol zeichnet sich dadurch aus, dass es in einem soziokulturellen Kontext einen bestimmten Sinnzusammenhang repräsentiert und so eine vergleichsweise komplexe aber auch partiell unbestimmte Botschaft vermittelt. Es soll Einfluss auf die innere Einstellung nehmen, einen Denkprozess oder eine Gefühlsreaktion auslösen. Die Wirkung von Symbolen ist von zwei Voraussetzungen abhängig: von der Kenntnis der Bedeutungsinhalte, der Adressat muss den Entschlüsselungscode kennen. Zudem ist die Akzeptanz der Bedeutungsinhalte eine Voraussetzung (vgl. Geis, Max-Emanuel: Symbole im Recht. In: Schlögl, Rudolf u. a. (Hrsg.): Die Wirklichkeit der Symbole. Grundlagen der Kommunikation in historischen und gegenwärtigen Gesellschaften (= Historische Kulturwissenschaft; 1). Konstanz 2004, S. 441 f.). 25 Vgl. Brunnert, Maria-Elisabeth: Nonverbale Kommunikation als Faktor frühneuzeitlicher Friedensverhandlungen. Eine Untersuchung am Beispiel des Westfälischen Friedenskongresses. In: Kampmann, Christoph u. a. (Hrsg.): L’Art de la paix. Kongresswesen und Friedensstiftung im Zeitalter des Westfälischen Friedens (= Schriftenreihe der Vereinigung zur Erforschung der Neueren Geschichte; 34). Münster 2011, S. 284 f. 26 Vgl. Rahn, Thomas: Herrschaft der Zeichen. Zum Zeremoniell als „Zeichensystem“. In: Ottomeyer, Hans/Völkel, Michaela (Hrsg.): Die öffentliche Tafel. Tafelzeremoniell in Europa 1300–1900 [. . .]. Wolfratshausen 2002, S. 22. 27 Vgl. Schilling, Heinz: Symbolische Kommunikation und Realpolitik der Macht. Kommentar zur Sektion „Symbolische Kommunikation und diplomatische Praxis in der Frühen Neuzeit. In: Stollberg-Rilinger, Barbara u. a. (Hrsg.): Alles nur symbolisch? Bilanz und Perspektive der Erforschung symbolischer Kommunikation (= Symbolische Kommunikation in der Vormoderne. Studien zur Geschichte, Literatur und Kunst). Köln u. a. 2013, S. 187. 28 Exemplarisch: Prittwitz und Gaffron, Friedrich W. von: Außenpolitik und Diplomatie. Eine Skizze (= Schriftenreihe der Hochschule für politische Wissenschaften; 20). München 1951, S. 14.
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berg-Rilinger,29 André Krischer30 und Hillard von Thiessen31 einen wichtigen Beitrag geleistet. Insbesondere zwei Aufsätze Stollberg-Rilingers: „Höfische Öffentlichkeit“ und „Honores regii“ können dafür als grundlegend angesehen werden. In diesen Arbeiten gelangt die Historikerin zu der These, dass die Entstehungsgeschichte des preußischen Königtums um 1700 ein überaus aufschlussreicher Anschauungsfall sei, um das Funktionieren der gesandtschaftlich-zeremoniellen Praxis zu rekonstruieren.32 Obgleich diesen beiden Studien eine unbedingte Vorbildwirkung zugesprochen werden muss, beschränkt sich die bisherige Forschung zumeist lediglich auf eine bloße Wiedergabe jener. Eine kritische Hinterfragung und Überprüfung dieser Ergebnisse Stollberg-Rilingers wurde bis dato kaum vorgenommen, wie dies gelegentlich ebenfalls für die grundsätzlichen Erkenntnisse des Münsteraner Sonderforschungsbereiches gelte, die, so Christian Windler, von den Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen mehr anzitiert als rezipiert werden.33 29 In Auswahl: Stollberg-Rilinger, Barbara: Höfische Öffentlichkeit. Zur zeremoniellen Selbstdarstellung des brandenburgischen Hofes vor europäischen Publikum. In: Forschungen zur Brandenburgischen und Preußischen Geschichte Neue Folge 7 (1997), S. 145–176. Sowie: Stollberg-Rilinger, Barbara: Honores regii. Die Königswürde im zeremoniellen Zeichensystem der Frühen Neuzeit. In: Kunisch, Johannes (Hrsg.): Dreihundert Jahre Preußische Königskrönung. Eine Tagungsdokumentation (= Forschungen zur Brandenburgischen und Preußischen Geschichte; Beiheft 6). Berlin 2002, S. 1–26. Sowie: Stollberg-Rilinger, Barbara: Herstellung und Darstellung politischer Einheit: Instrumentelle und symbolische Dimension politischer Repräsentation im 18. Jahrhundert. In: Andres, Jan u. a. (Hrsg.): Die Sinnlichkeit der Macht. Herrschaft und Repräsentation seit der Frühen Neuzeit (= Historische Politikforschung; 5). Frankfurt/New York 2005, S. 73–92. 30 Krischer, André: Souveränität als sozialer Status: Zur Funktion des diplomatischen Zeremoniells in der Frühen Neuzeit. In: Kauz, Ralph u. a. (Hrsg.): Diplomatisches Zeremoniell in Europa und im Mittleren Osten in der frühen Neuzeit (= Archiv für Österreichische Geschichte; 41). Wien 2009, S. 1–32. Sowie: Krischer, André: Das Gesandtschaftswesen und das vormoderne Völkerrecht. In: Jucker, Michael u. a. (Hrsg.): Rechtsformen internationaler Politik. Theorie, Norm und Praxis vom 12. bis 18. Jahrhundert (= Zeitschrift für Historische Forschung; Beiheft 45). Berlin 2011, S. 197–239. 31 Thiessen, Hillard von: Diplomatie vom type ancien. Überlegungen zu einem Idealtypus des frühneuzeitlichen Gesandtschaftswesen. In: Thiessen, Hillard von/Windler, Christian (Hrsg.): Akteure der Außenbeziehungen. Netzwerke und Interkulturalität im historischen Wandel (= Externa; 1). Köln u. a. 2012, S. 471–503. Sowie: Thiessen, Hillard von: Diplomaten und Diplomatie im frühen 18. Jahrhundert. In: Duchhardt, Heinz/ Espenhorst, Martin (Hrsg.): Utrecht – Rastatt – Baden 1712–1714. Ein europäisches Friedenswerk am Ende des Zeitalters Ludwigs XIV (= Veröffentlichungen des Instituts für Europäische Geschichte Mainz; 98). Göttingen 2013, S. 13–34. Sowie: Thiessen, Hillard von: Gestaltungsspielräume und Handlungspraktiken frühneuzeitlicher Diplomaten. In: Brendecke, Arndt (Hrsg.): Praktiken der Frühen Neuzeit. Akteure. Handlungen. Artefakte (= Frühneuzeit-Impulse; 3). Köln u. a. 2015, S. 199–209. 32 Vgl. Stollberg-Rilinger, Honores regii, 2002, S. 5. 33 Vgl. Windler, Christian: Symbolische Kommunikation und diplomatische Praxis in der Frühen Neuzeit. Erträge neuer Forschungen. In: Stollberg-Rilinger, Barbara u. a. (Hrsg.): Alles nur symbolisch? Bilanz und Perspektive der Erforschung symbolischer
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Harriet Rudolph resümiert gar, dass die Zeremonialforschung in jüngster Zeit derart expandiere, dass der Forschungsstand kaum noch überschaubar sei und die Forschung selbst inzwischen „ritualisierte“ Züge aufweise. Diese beständen etwa in der ständigen Wiederholung von Argumentationsketten und Titelzitaten. 34 Des Öfteren beschränke man sich darauf, die hinlänglich bekannte Erkenntnis wiederzugeben, dass das Gesandtschaftszeremoniell die Ranghierarchie der Potentaten untereinander abbildete und diese zeremonielle Sichtbarmachung als Durchsetzung eines politischen Anspruchs sowie als zeichenhafte Manifestierung zwischenstaatlicher Konkurrenz verstanden wurde.35 Die umfängliche Betrachtung von Konflikten aber, von konkurrierenden Deutungen und Ansprüchen, von Verhandlungen und Einflüssen, denen das Gesandtschaftszeremoniell in der Frühen Neuzeit ausgesetzt war, ja dessen generelle Entwicklung ist noch immer als Desiderat der Forschung anzusehen. Die Bearbeitung dieses Desiderats soll nun in dieser Arbeit erfolgen, die das Gesandtschaftszeremoniell um 1700 am Exempel Brandenburg-Preußens umfassend analysieren will. Die Erarbeitung all jener Aspekte am Beispiel Brandenburg-Preußens empfiehlt sich aufgrund vielfältiger Ursachen. Zunächst unterhielt BrandenburgPreußen „. . . wegen Dero weitläuffigen vielen Landen mit verschiedenen Königreichen/Churfürstenthümern/Fürstenthümern/auch einer Republic gräntzet/und also fast an allen Begebenheiten der Welt Theil gehabt“,36 zwangsläufig zahlreiche diplomatische Kontakte, die nicht nur eine umfängliche Quellenbasis zur Folge haben, sondern es zudem erlauben, das Gesandtschaftszeremoniell in Abhängigkeit von unterschiedlichen Regierungsformen zu untersuchen – ein Aspekt, der nach Lucien Bély, einer vertiefenden Betrachtung bedürfe.37 Zum anderen führte die 1701 erfolgte Königskrönung zu einer Veränderung der Position Brandenburg-Preußens im hierarchischen Ranggefüge der europäischen38 Kommunikation (= Symbolische Kommunikation in der Vormoderne. Studien zur Geschichte, Literatur und Kunst). Köln u. a. 2013, S. 181. 34 Vgl. Rudolph, Harriet: Das Reich als Ereignis. Formen und Funktionen der Herrschaftsinszenierung bei Kaisereinzügen (1558–1618) (= Norm und Struktur. Studien zum sozialen Wandel in Mittelalter und Früher Neuzeit; 38). Köln u. a. 2011, S. 28. 35 Vgl. Rohrschneider, Michael: Friedenskongress und Präzedenzstreit: Frankreich, Spanien und das Streben nach zeremoniellem Vorrang in Münster, Nijmegen und Rijswijk (1643/44–1697). In: Kampmann, Christoph u. a. (Hrsg.): Bourbon – Habsburg – Oranien. Konkurrierende Modelle im dynastischen Europa um 1700. Köln u. a. 2008, S. 228. 36 Besser, Johann von/Zwantzikg, Zacharias [?]: Ceremoniale Brandenburgicum. Tremoniae 1699, Bl. III v. 37 Vgl. Bély, Lucien: Das Wissen über das diplomatische Zeremoniell in der Frühen Neuzeit. In: Stollberg-Rilinger, Barbara u. a. (Hrsg.): Alles nur symbolisch? Bilanz und Perspektive der Erforschung symbolischer Kommunikation (= Symbolische Kommunikation in der Vormoderne. Studien zur Geschichte, Literatur und Kunst). Köln u. a. 2013, S. 143. 38 So sehr der europäischen Politik und Publizistik in der Vormoderne die Formel „Europa“ geläufig war, so wenig war sie in der Lage, politische Konzepte zu realisie-
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Mächte, und bietet dies weitere Untersuchungsansätze. Hinzukommend muss die in der Dissertation zu prüfende Annahme, dass die Durchführung und der Umgang mit dem Gesandtschaftszeremoniell am Berliner Hofe als allgemeingültiges Exempel gelten kann, als eine Infragestellung der lange die Forschung dominierenden „Sonderweg“-These, die die Besonderheiten der brandenburgisch-preußischen Geschichte ausdrücklich betonte,39 angesehen werden. Eine Nivellierung der von der borussischen Geschichtsschreibung des 19. Jahrhunderts geprägten Sichtweise auf Brandenburg-Preußen40 scheint noch immer notwendig; jenes bedingt die Erweiterung des „klassischen“ Themenspektrums, ein Abrücken vom „Mythos Preußen“ und eine Modifikation von Methodik und Vorgehen.41 Hierzu zählt die Abwendung von der in der älteren Forschung vorgenommenen starken Fixierung auf dynastische Zäsuren in der Geschichte Brandenburg-Preußens.42 Wiewohl Ines Elsner noch 2012 zu bedenken gibt, dass die ausgeprägte Diskontinuität des brandenburgisch-preußischen Hofes es sinnvoll erscheinen lasse, einzelne Herrscher für historische Fragestellungen herauszugreifen, statt längere Untersuchungszeiträume in den Blick zu nehmen.43 Tatsächlich bietet
ren, die ganz Europa oder große Teile in eine Art Gemeinschaft überführten (vgl. Duchhardt, Heinz: Grundmuster der internationalen Beziehungen in der Frühen und Späten Neuzeit. In: Siegelberg, Jens/Schlichte, Klaus (Hrsg.): Strukturwandel internationaler Beziehungen. Zum Verhältnis von Staat und internationalem System seit dem Westfälischen Frieden. Wiesbaden 2000, S. 82). 39 Vgl. Göse, Frank: Kommentar zum Beitrag von Helmut Neuhaus. In: Liermann, Christiane u. a. (Hrsg.): Italien und Preußen. Dialog der Historiographien (= Reihe der Villa Vigoni; 18). Tübingen 2005, S. 41. Allerdings bestehe die Gefahr neuer Mythenbildung sowie die Tendenz zu sehr zu vereinheitlichen, Besonderheiten zu übersehen (vgl. Kerski, Basil: Dreihundert Jahre Preußen – Erbe und Erinnerung. In: Kerski, Basil (Hrsg.): Preußen. Erbe und Erinnerung. Essays aus Polen und Deutschland (= Potsdamer Bibliothek östliches Europa Geschichte). Potsdam 2005, S. 18, 27). 40 Exemplarisch: Hintze, Otto: Geist und Epochen der preußischen Regierung (1903). In: Oestreich, Gerhard (Hrsg.): Otto Hintze. Regierung und Verwaltung. Gesammelte Abhandlungen zur Staats-, Rechts- und Sozialgeschichte Preussens. Band III. Göttingen 1967, S. 1. 41 Exemplarisch: Neugebauer, Wolfgang: Preußen in der Historiographie. Epochen und Forschungsprobleme der Preußischen Geschichte. In: Neugebauer, Wolfgang (Hrsg.): Handbuch der preussischen Geschichte. Band I. Das 17. und 18. Jahrhundert und Große Themen der Geschichte Preußens. Berlin/New York 2009, S. 3–109. Sowie: Hubatsch, Walther: Akzente der Preußenforschung heute. Ein Überblick über Zielsetzung wissenschaftlicher Beschäftigung mit dem historische Staat Preußen während der letzten anderthalb Jahrzehnte. In: Neue Forschungen zur Brandenburg-Preußischen Geschichte 1 (1979), S. 295–314. 42 Vgl. Bauer, Volker: Die höfische Gesellschaft in Deutschland von der Mitte des 17. bis zum Ausgang des 18. Jahrhunderts (= Frühe Neuzeit: Studien und Dokumente zur deutschen Literatur und Kultur im europäischen Kontext; 12). Tübingen 1993, S. 79. 43 Vgl. Elsner, Ines: Friedrich III./I. von Brandenburg-Preußen (1688–1713) und die Berliner Residenzlandschaft. Studien zu einem frühneuzeitlichen Hof auf Reisen. Ein Residenzhandbuch. Berlin 2012, S. 14.
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sich gerade eine solche, die Regierungszeit mehrerer Regenten umfassende, Betrachtungsweise für das Gesandtschaftszeremoniell an. Sie erlaubt es, die seit jeher diskutierte Frage des Einflusses einer einzelnen Person, eines Herrschaftsträgers, auf das Zeremoniell44 zu beantworten sowie die Entwicklung des Gesandtschaftszeremoniells an sich über einen längeren Zeitraum zu verfolgen und darzustellen. Dies ermöglicht in einem begrenzten Rahmen, die unter anderem von Stollberg-Rilinger vertretene These, dass das Repertoire der symbolischen Grundelemente relativ begrenzt und über Jahrhunderte erstaunlich stabil gewesen sei, aber sehr variabel kombiniert und kreativ genutzt hätte werden können,45 unter Zuhilfenahme des Exempels Brandenburg-Preußens zu prüfen. Als besonders ergiebig, und für diese Dissertation festgelegt, ist der Untersuchungszeitraum vom Jahre 1648 bis zum Jahre 1740 einzuschätzen. Ein Zeitraum, der nicht nur der „Blütephase“ des Gesandtschaftszeremoniells zuzuordnen ist,46 sondern in dem auch, laut Heinz Schilling, eine Kontinuität in den Beziehungen der Staatensysteme untereinander zu erkennen sei47 und dessen Erforschung in der Geschichtsschreibung lange Zeit hinter jener der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts zurücktrat.48 Wenngleich zu beachten ist, dass die Konzentration auf eine Phase, einen Zeitraum, es mit sich bringt, bezüglich anderer Perioden, hauptsächlich auf die für diese geltenden gängigen Auffassungen zurückgreifen und jene akzeptieren zu müssen.49 Bewusst wurde der Anfangspunkt 44 Schon 1733 stellt der Zeremonialwissenschaftler Julius Bernhard von Rohr fest: „Die Ceremonien überhaupt, und die äusserlichen Ehren=Bezeugungen, sind [. . .] nach dem Unterschied der Höfe und Völcker unterschieden. [. . .] so verändern sie sich auch gewaltig nach den unterschiedenen Sentimens der grossen Herren.“ Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschaft der großen Herren. Berlin 1733. Herausgegeben und kommentiert von Schlechte, Monika. Leipzig 1990, S. 6 f. 45 Vgl. Stollberg-Rilinger, Barbara: Symbolische Kommunikation in der Vormoderne. Begriffe – Thesen – Forschungsperspektiven. In: Zeitschrift für Historische Forschung 31 (2004), S. 512. Sowie: Bély 2013, S. 153. 46 Vgl. Windler 2013, S. 165. Sowie: Vgl. Schlechte, Monika: Kunst der Repräsentation – repräsentative Kunst. Zeremoniell und Fest am Beispiel von Julius Bernhard von Rohrs „Einleitung zur Ceremonial-Wissenschafft“ und der Festlichkeiten am Dresdner Hof im Jahr 1719. In: URL: http://www.dr-schlechte.com/schlechte90kunstderreprae sentation.pdf. o. O. 1990, S. 27. Letzter Zugriff: 8. April 2019. 47 Vgl. Schilling, Heinz: Formung und Gestalt des internationalen Systems in der werdenden Neuzeit – Phasen und bewegende Kräfte. In: Krüger, Peter (Hrsg.): Kontinuität und Wandel in der Staatenordnung der Neuzeit. Beiträge zur Geschichte des internationalen Systems (= Marburger Studien zur Neueren Geschichte; 1). Marburg 1991, S. 21. 48 Vgl. Pommerin, Reiner: Stehende Diplomatie und Mächtesystem. Internationale Beziehungen im Ancien régime. In: Neues Archiv für sächsische Geschichte 67 (1996), S. 325. 49 Vgl. Duindam, Jeroen: Die Habsburgermonarchie und Frankreich: Chancen und Grenzen des Strukturvergleichs. In: Mat’a Petr/Winkelbauer, Thomas (Hrsg.): Die Habsburgermonarchie 1620 bis 1740. Leistungen und Grenzen des Absolutismuspardigmas (= Forschungen zur Geschichte und Kultur des östlichen Mitteleuropa; 24). Stuttgart 2006, S. 47.
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dieser Untersuchung nach dem Abschluss des Westfälischen Friedenskongresses gesetzt, der wiederum gemeinhin als Beginn der Hochphase des Gesandtschaftszeremoniells gewertet wird.50 Jener Kongress wird ebenso wie die übrigen in diesem Zeitraum stattgefundenen Kongresse hier lediglich am Rande gestreift. Dies ist schlechterdings der Tatsache geschuldet, dass sich das diplomatische Zeremoniell der Friedenskongresse bereits eines regen Forschungsinteresses erfreut,51 und der Schwerpunkt dieser Arbeit auf dem an den jeweiligen europäischen Höfen praktizierten Gesandtschaftszeremoniell liegen soll. In den Hintergrund treten deshalb ebenso das als par excellence geltende Negativbeispiel für Wirksamkeit und Sinnhaftigkeit des Gesandtschaftszeremoniells, das regensburgische Reichstagszeremoniell, 52 sowie jenes weiterer Konferenzen und Versammlungen. Als Endpunkt für diese Arbeit wurde mit dem Jahr 1740 das Todesjahr des preußischen Königs Friedrich Wilhelm I. gewählt, so dass der Untersuchungszeitraum die Regentschaften der drei Hohenzollern Friedrich Wilhelm (1620–1688), Friedrich III./I. (1657–1713) und Friedrich Wilhelm I. (1688–1740) umspannt. Entgegen des noch bis in die 2000er Jahre hinein wahrzunehmenden Desinteresse an der Person Friedrichs III./I. im Vergleich zu seinem Vorgänger und Nachfolger in der Geschichtswissenschaft,53 nimmt eben jener Hohenzoller in dieser Disserta50
Schon: Rohr 1733, S. 17. Beispielsweise: Köhler, Matthias: Strategie und Symbolik. Verhandeln auf dem Kongress von Nimwegen (= Externa; 3). Köln u. a. 2011. Sowie: Manegold, Cornelia: Bilder diplomatischer Rangordnungen, Gruppen, Versammlungen und Friedenskongresse in den Medien der Frühen Neuzeit. In: Kaulbach, Hans-Martin (Hrsg.): Friedensbilder in Europa 1450–1815. Kunst der Diplomatie. Diplomatie der Kunst. Berlin 2013, S. 43–65. Sowie: May, Niels F.: Zwischen fürstlicher Repräsentation und adliger Statuspolitik. Das Kongresszeremoniell bei den westfälischen Friedensverhandlungen (= Beihefte der Francia; 82). Ostfildern 2016. Sowie: Rohrschneider, Michael: Der gescheiterte Frieden von Münster. Spaniens Ringen mit Frankreich auf dem Westfälischen Friedenskongress (1643–1649) (= Schriftenreihe der Vereinigung zur Erforschung der Neueren Geschichte; 30). Münster 2007. Sowie: Tischer, Anuschka: Französische Diplomatie und Diplomaten auf dem Westfälischen Friedenskongress. Außenpolitik unter Richelieu und Mazarin (= Schriftenreihe der Vereinigung zur Erforschung der Neueren Geschichte e.V.; 29). Münster 1999. 52 Vgl. Wachsmuth, Wilhelm: Europäische Sittengeschichte vom Ursprung volksthümlicher Gestaltungen bis auf unsere Zeit. Fünften Theils zweite Abtheilung. Das Zeitalter der unumschränkten Fürstenmacht und das Revolutionszeitalter. Leipzig 1839, S. 28. Weiterführend: Freitag, Matthias: Die Gesandten und Gesandtschaften am immerwährenden Reichstag. In: Fürst Thurn und Taxis Hofbibliothek – Zentralarchiv – Museen (Hrsg.): Reichsstadt und Immerwährender Reichstag (1663–1806) (= Thurn und TaxisStudien; 20). Kallmünz 2001, S. 175–190. 53 Vgl. Neitmann, Klaus: Preußische Geschichtswissenschaft während der Weimarer Republik und des Nationalsozialismus im Spiegel der „Forschungen zur Brandenburgischen und Preußischen Geschichte“. In: Kraus, Hans-Christof (Hrsg.): Das Thema „Preußen“ in Wissenschaft und Wissenschaftspolitik vor und nach 1945 (= Forschungen zur brandenburgischen und preußischen Geschichte Neue Folge; Beiheft 12). Berlin 2013, S. 350. Sowie: Oestreich, Gerhard: Die Niederlande und Brandenburg-Preußen. In: Lademacher, Horst (Hrsg.): Onder den Oranje boom. Niederländische Kunst und 51
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tion eine hervorgehobene Stellung ein. Betonten die älteren historischen Werke gemeinhin die historische Kontinuität der Zeit von 1640 bis 1786, in der drei Monarchen, Kurfürst Friedrich Wilhelm, König Friedrich Wilhelm I. und König Friedrich II. (1712–1786), erfolgreich den Ausbau des Hohenzollernstaates vorangetrieben hätten, die aber unterbrochen worden sei vom Zwischenspiel der Regierung Friedrichs III./I.,54 soll bezüglich des brandenburgisch-preußischen Gesandtschaftszeremoniells aufgezeigt werden, dass Kontinuitäten vorhanden waren. So ist die oftmals postulierte dynastische Zäsur, der Bruch im Zeremonienwesen beim Regierungswechsel zwischen Friedrich III./I. und Friedrich Wilhelm I.55 ein Untersuchungsgegenstand dieser Arbeit. Unabdingbar ist demzufolge eine vergleichende, diachrone Betrachtungsweise des Gesandtschaftszeremoniells bezüglich der Regierungszeiten der drei Hohenzollern. Nun ist der historische Vergleich, die komparative Methodik, beileibe keine neue oder gar seltene Vorgehensweise in der Geschichtswissenschaft,56 doch bietet sich jener für die Analyse der Geschichte der internationalen Beziehungen57 und gleichermaßen für das Gesandtschaftszeremoniell an. Durch das komparative Vorgehen werden die zentralen Probleme des Vergleichsgegenstandes identifiziert und eine deutliche Profilierung der betrachteten Fälle ermöglicht. Zu beachten ist dabei, dass die Auswahl von Vergleichsebene und Vergleichsobjekten nie neutral ist.58 Jeder Vergleich erfolgt letztlich seitens der historisch Forschenden entweder unter der Perspektive des zuspitzenden Kontrastes Kultur im 17. und 18. Jahrhundert an deutschen Fürstenhöfen. Textband. Dynastie in der Republik. Das Haus Oranien-Nassau als Vermittler niederländischer Kultur in deutschen Territorien im 17. und 18. Jahrhundert. München 1999, S. 191. 54 Vgl. Duindam, Jeroen: Wien – Versailles – Berlin. Fragen zum brandenburgischen Hof aus europäischer Perspektive. In: Kaiser, Michael/Rohrschneider, Michael (Hrsg.): Membra unius capitis. Studien zu Herrschaftsauffassungen und Regierungspraxis in Kurbrandenburg (1640–1688) (= Forschungen zur Brandenburgischen und Preußischen Geschichte Neue Folge; Beiheft 7). Berlin 2005, S. 194. 55 Siehe: Kloosterhuis, Elisabeth M.: Von Tafelfreuden und Tafelrunden. Hof- und Alltagskultur Friedrich Wilhelms I. und Friedrichs des Großen. In: Kloosterhuis, Jürgen u. a. (Hrsg.): Schloss: Macht und Kultur. Entwicklung und Funktion Brandenburg-Preußischer Residenzen [. . .] (= Publikationen der Historischen Kommission zu Berlin zugleich Schriftenreihe des Landesarchiv Berlin; 15). Berlin 2012, S. 81. Obgleich mittlerweile Arbeiten vorliegen, die dies in Ansätzen relativieren (vgl. Neugebauer, Wolfgang: Hof und politisches System in Brandenburg-Preussen: Das 18. Jahrhundert. In: Jahrbuch für die Geschichte Mittel- und Ostdeutschlands 46 (2000), S. 148). 56 Vgl. Middell, Matthias: Kulturtransfer und Historische Komparatistik – Thesen zu ihrem Verhältnis. In: Middell, Matthias (Hrsg.): Kulturtransfer und Vergleich (= Comparativ; 10/1). Leipzig 2000, S. 10. 57 Vgl. Thomson, Erik: For a Comparative History of Early Modern Diplomacy. In: Scandinavian Journal of History 31 (2006), S. 151. 58 Vgl. Werner, Michael/Zimmermann, Bénédicte: Vergleich, Transfer, Verflechtung. Der Ansatz der Histoire croisée und die Herausforderung des Transnationalen. In: Geschichte und Gesellschaft. Zeitschrift für Historische Sozialwissenschaft 28 (2002), S. 610 f.
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oder der Verallgemeinerung. Die zu untersuchenden Phänomene können nie in ihrer vielschichtigen Totalität erfasst werden. Jedes Verfahren in der Geschichtswissenschaft ist immer abhängig vom weltanschaulichen Standpunkt und daher selektiv und (re)konstruierend.59 Neben dem innerhalb der Dynastie vorzunehmenden Vergleich wird das brandenburgisch-preußische Gesandtschaftszeremoniell mit jenem anderer Höfe in Beziehung gesetzt werden. Auf diese Weise können sowohl mutmaßlich lokale Phänomene in übergreifende Fragestellungen eingeordnet als auch Makrophänomene in ihrer regional-besonderen Fundierung erfasst werden.60 Zu Recht hat Ernst Hinrichs die überwiegend in älteren Publikationen vorzufindende dominierende Binnensicht auf Brandenburg-Preußen kritisiert, denn schließlich war Brandenburg-Preußen stets Teil der europäischen Welt, und die Entwicklung dieser Welt war von einer Vielzahl unterschiedlicher Mächte bestimmt.61 So kann das gewählte komparative Vorgehen die geforderten neuen Impulse, in der Betrachtung der Beziehungen Brandenburg-Preußens zu seinen deutschen und europäischen Nachbarn62 liefern. Unerlässlich ist an dieser Stelle eine Schwerpunktsetzung bzw. Einschränkung auf bestimmte Höfe. Ausgewählt wurden Höfe, die über eine ähnliche Ausgangslage verfügten, wie etwa der Dresdener und Hannoversche Hof, Höfe, denen entweder ein gewisser Einfluss im Gesandtschaftszeremoniell zugeordnet wurde oder die direkten Einfluss auf den Berliner Hof hatten, etwa Wien und Kopenhagen. Sowohl europäische als auch Höfe des Heiligen Römischen Reiches sind und waren für Brandenburg-Preußen von Bedeutung, welches einerseits geprägt war durch das Eingebundensein in das System des Heiligen Römischen Reiches und andererseits Akteur in der Staatenwelt Europas war.63 Diesbezügliche Unterschiede und Ausrichtungen werden herausgearbeitet. 59 Vgl. Haupt, Heinz-Gerhard/Kocka, Jürgen: Historischer Vergleich: Methoden, Aufgaben, Probleme. Eine Einleitung. In: Haupt, Heinz-Gerhard/Kocka, Jürgen (Hrsg.): Geschichte und Vergleich. Ansätze und Ergebnisse international vergleichender Geschichtsschreibung. Frankfurt/New York 1996, S. 24. 60 Vgl. Schmale, Wolfgang: Historische Komparatistik und Kulturtransfer. Europageschichtliche Perspektiven für die Landesgeschichte. Eine Einführung unter besonderer Berücksichtigung der sächsischen Landesgeschichte (= Herausforderungen; 6). Bochum 1998, S. 33. 61 Vgl. Hinrichs, Ernst: Preußen und Europa. Neue Ansätze der vergleichenden Preußenforschung. In: Wolff, Jörg (Hrsg.): Stillstand, Erneuerung und Kontinuität. Einsprüche zur Preußenforschung (= Rechtshistorische Reihe; 234). Frankfurt am Main u. a. 2001, S. 11, 14. 62 Vgl. Kroll, Frank-Lothar: Zur Aktualität Preußens – der Hohenzollernstaat in der neueren deutschen Geschichtsschreibung. In: Liermann, Christiane u. a. (Hrsg.): Italien und Preußen. Dialog der Historiographien (= Reihe der Villa Vigoni; 18). Tübingen 2005, S. 22. 63 Vgl. Neuhaus, Helmut: Kronerwerb und Staatskonsolidierung. Der Aufstieg Brandenburg-Preußens im 18. Jahrhundert als Forschungsproblem. In: Liermann, Christiane u. a. (Hrsg.): Italien und Preußen. Dialog der Historiographien (= Reihe der Villa Vigoni; 18). Tübingen 2005, S. 36.
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Eingrenzung und Reduzierung sind überdies aufgrund des Sachverhaltes notwendig, als dass die Forderung und deren unbedingte Einhaltung nach Quellennähe, denn multiarchivarische Forschungen, erfassen im besten Falle verschiedene nationale Überlieferungsstränge,64 desto schwieriger zu bewerkstelligen ist, je mehr Vergleichsgegenstände berücksichtigt werden müssen.65 Archivforschungen sind nicht nur für die preußische Geschichtsschreibung zwingend geboten,66 auch die Erforschung des Gesandtschaftszeremoniells bedarf ihrer. Dies umso mehr, als dass sich in einigen diesbezüglichen Ausarbeitungen eine Dominanz von Methodik und Theorie zeigt.67 Beständig aber betonten Ritual- und Zeremoniellwissenschaftler, dass die Erschließung der symbolischen Kommunikation des Gesandtschaftszeremoniells erst durch die Ansammlung von genügend Fallbeispielen möglich sei,68 denn dies vermeide zu kurzgreifende Kategorisierungen und führe gleichzeitig dazu, dass die Bedeutung des historischen Kontexts gewahrt bleibe. Durch das Heranziehen analoger Fälle von zeremoniellen Ereignissen könnten jene eingeordnet und Aussagen über Üblichkeit und Unüblichkeit getroffen werden.69 Gleichwohl ist dies ein diffiziles Unterfangen bei einem reinen deskriptiven Vorgehen, wie dies in der älteren historischen Forschung zu beobachten war,70 besteht die Gefahr der Formulierung von stereotypen Gemeinplätzen. Noch immer sei man nicht völlig davor gefeit, symbolisch-zeremonielle Erscheinungen als interessante Kuriosa zu sammeln, statt sie in ihrer politischen Funktion zu untersuchen, merkt Stollberg-Rilinger an.71 Dementsprechend bildet die vorhandene umfängliche und vielfältige Quellengrundlage bezüglich des brandenburgisch-preußischen Gesandtschaftszeremoniells um 1700 die Arbeits64 Vgl. Lehmkuhl, Ursula: Diplomatiegeschichte als internationale Kulturgeschichte: Theoretische Ansätze und empirische Forschung zwischen Historischer Kulturwissenschaft und Soziologischem Institutionalismus. In: Geschichte und Gesellschaft. Zeitschrift für Historische Sozialwissenschaft 27 (2001), S. 395. 65 Vgl. Paulmann, Johannes: Neue Historische Literatur. Internationaler Vergleich und interkultureller Transfer. Zwei Forschungsansätze zur europäischen Geschichte des 18. bis 20. Jahrhunderts. In: Historische Zeitschrift 267 (1998), S. 653. 66 Vgl. Neugebauer, Wolfgang: Wozu preußische Geschichte im 21. Jahrhundert? (= Lectiones Inaugurales; 2). Berlin 2012, S. 14. 67 Vgl. Externbrink 2007, S. 36. 68 Vgl. Althoff, Gerd: Rituale – symbolische Kommunikation. Zu einem neuen Feld der historischen Mittelalterforschung. In: Geschichte in Wissenschaft und Unterricht 50/3 (1999), S. 152. 69 Vgl. Schwedler, Gerald: Ritual und Wissenschaft. Forschungsinteressen und Methodenwandel in Mittelalter, Neuzeit und Zeitgeschichte. In: Büttner, Andreas u. a. (Hrsg.): Grenzen des Rituals. Wirkreichweiten – Geltungsbereiche – Forschungsperspektiven (= Norm und Struktur. Studien zum sozialen Wandel in Mittelalter und Früher Neuzeit; 42). Köln u. a. 2014, S. 250, 257. 70 Vgl. May 2016, S. 19. 71 Vgl. Stollberg-Rilinger, Barbara: Zeremoniell, Ritual, Symbol. Neue Forschungen zur symbolischen Kommunikation in Spätmittelalter und Frühe Neuzeit. In: Zeitschrift für Historische Forschung 27 (2000), S. 399.
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grundlage, die es theoretisch zu durchdringen gilt, mit deren Hilfe die bisher von der Forschung formulierten Thesen und Erkenntnisse hinterfragt werden. Es kann auf eine breite Literaturbasis zurückgegriffen werden. Neben den allgemeingehaltenen Darstellungen des Gesandtschaftszeremoniells finden sich Ausarbeitungen über das Gesandtschaftswesen, die Abschnitte enthalten, die jenes für ausgewählte europäische Höfe der Frühen Neuzeit abbilden.72 Zumeist geschieht dies unter besonderer Berücksichtigung der jeweiligen Position in der Ranghierarchie und politischen Situation des untersuchten Hofes, eine Fixierung auf bestimmte Herrscher und Höfe ist wahrnehmbar.73 Abhandlungen für Brandenburg-Preußen sind vereinzelt vorhanden. Neben Stollberg-Rilingers Aufsätzen74 72 Es finden sich entsprechende Kapitel in den Überblicksdarstellungen des Gesandtschaftswesens. Beispielsweise: Müller, Klaus: Das kaiserliche Gesandtschaftswesen im Jahrhundert nach dem Westfälischen Frieden (1648–1740) (= Bonner Historische Forschungen; 42). Bonn 1976. Sowie: Scherbaum, Bettina: Die bayrische Gesandtschaft in Rom in der frühen Neuzeit. Tübingen 2008. Sowie: Schütz, Ernst: Die Gesandtschaft Großbritanniens am Immerwährenden Reichstag zu Regensburg und am kur(pfalz-) bayrischen Hof zu München 1683–1806. München 2007. Sowie: Steppan, Christian: Akteure am fremden Hof. Politische Kommunikation und Repräsentation kaiserlicher Gesandter im Jahrzehnt des Wandels am russischen Hof (1720–1730) (= Schriften zur politischen Kommunikation; 22). Göttingen 2016. Zudem liegen einzelne Artikel vor: Duindam, Jeroen: The Bourbon and Austrian Habsburg Courts. Numbers, Ordinances, Ceremony – and Nobles. In: Asch, Ronald G. (Hrsg.): Der europäische Adel im Ancien Régime. Von der Krise der ständischen Monarchien bis zur Revolution (ca. 1600–1789). Köln u. a. 2001, S. 181–206. Sowie: Hartmann, Peter C.: Zum Gesandtenzeremoniell an den Höfen von München, Wien, Madrid und Versailles im 18. Jh. In: Études d’Histoire Européenne 1991, S. 149–157. Sowie: Scott, Hamish: Diplomatic culture in old regime Europe. In: Scott, Hamish/Simms, Brendan (Hrsg.): Cultures of Power in Europe during the Long Eighteenth Century. Cambridge 2007, S. 58–85. 73 Besonderer Zuwendung erfreut sich der Wiener Hof. Siehe: Auer, Leopold: Diplomatisches Zeremoniell am Kaiserhof der Frühen Neuzeit. In: Kauz, Ralph u. a. (Hrsg.): Diplomatisches Zeremoniell in Europa und im Mittleren Osten in der frühen Neuzeit. Wien 2009, S. 33–53. Sowie: Mader-Kratky, Anna: Das Zeremoniell unter Maria Theresia und Franz Stephan I. In: Lorenz, Hellmut/Mader-Kratky, Anna (Hrsg.): Die Wiener Hofburg 1705–1835. Die kaiserliche Residenz vom Barock bis zum Klassizismus (= Österreichische Akademie der Wissenschaften. Denkschriften der PhilosophischHistorischen Klasse; 445). Wien 2016, S. 324–331. Sowie: Pecˇar, Andreas: Die Ökonomie der Ehre. Höfischer Adel am Kaiserhof Karls VI. (1711–1740) (= Symbolische Kommunikation in der Vormoderne). Darmstadt 2003. Sowie der Sammelband: Pangerl, Irmgard u. a. (Hrsg.): Der Wiener Hof im Spiegel der Zeremonial-Protokolle (1652– 1800). Eine Annäherung (= Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte; 47). Innsbruck 2007. 74 In Auswahl: Stollberg-Rilinger, Barbara: Das Berliner Stadtschloss als Bühne der preußischen Königswürde. In: Kloosterhuis, Jürgen u. a. (Hrsg.): Schloss: Macht und Kultur. Entwicklung und Funktion Brandenburg-Preußischer Residenzen. Ergebnisse einer Tagung aus Anlass des fünfzigjährigen Jubiläums der Historischen Kommission zu Berlin am 19. und 20. Februar 2009 (= Publikationen der Historischen Kommission zu Berlin zugleich Schriftenreihe des Landesarchiv Berlin; 15). Berlin 2012, S. 23–44. Sowie: Stollberg-Rilinger, Barbara: Offensive Formlosigkeit? Der Stilwandel des diplomatischen Zeremoniells. In: Sösemann, Bernd/Vogt-Spira, Gregor (Hrsg.): Friedrich der
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und der schon 1936 erschienenen Publikation Else Jagenburgs75 sind vor allen Dingen die Dissertationen von Jeannette Falcke,76 Daniel Legutke77 und Judith Matzke78 zu erwähnen, die zwar nicht schwerpunktmäßig, wohl aber in einzelnen Kapiteln die zeremonielle Behandlung der Gesandten von und durch Brandenburg-Preußen um 1700 beleuchten. In jüngster Zeit findet obendrein das brandenburgisch-preußische Zeremoniell des 19. Jahrhunderts vermehrt Beachtung.79 Generell kann konstatiert werden, dass Studien, die das Verhältnis Brandenburg-Preußens zu anderen „Staaten“ behandeln, stets Verweise auf das einander gewährte Gesandtschaftszeremoniell beinhalten, ohne dies vertiefend zu betrachten.80 Seit einigen Jahren werden vermehrt Arbeiten, die Einzelaspekte des Zeremoniells untersuchen, verfasst. Hierbei haben sich als Schwerpunkte die Sprachregulierung,81 das Tafelhalten,82 diplomatische Geschenke83 sowie das ZusamGroße in Europa. Geschichte einer wechselvollen Beziehung. Band 1, Stuttgart 2012, S. 354–371. 75 Jagenburg, Else: Die Diplomatie Brandenburgs zur Zeit des Großen Kurfürsten. Würzburg 1936. 76 Falcke, Jeannette: Studien zum diplomatischen Geschenkwesen am brandenburgisch-preußischen Hof im 17. und 18. Jahrhundert (= Quellen und Forschungen zur Brandenburgischen und Preußischen Geschichte; 31). Berlin 2006. 77 Legutke, Daniel: Diplomatie als soziale Institution. Brandenburgische, sächsische und kaiserliche Gesandte in Den Haag 1648–1720 (= Niederlande-Studien; 50). Münster 2010. 78 Matzke, Judith: Gesandtschaftswesen und diplomatischer Dienst in Sachsen 1694– 1763 (= Schriften zur sächsischen Geschichte und Volkskunde; 36). Leipzig 2011. 79 Exemplarisch: Grypa, Dietmar: Der Diplomatische Dienst des Königreichs Preußen (1815–1866). Institutioneller Aufbau und soziale Zusammensetzung (= Quellen und Forschungen zur Brandenburgischen und Preußischen Geschichte; 37). Berlin 2008. Sowie: Sammelband: Biefang, Andreas/Epkenhans, Michael/Tenfelde, Klaus (Hrsg.): Das politische Zeremoniell im Deutschen Kaiserreich 1871–1918 (= Beiträge zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien; 153/Parlament und Öffentlichkeit; 1). Düsseldorf 2008. 80 Exemplarisch: Berney, Arnold: König Friedrich I. und das Haus Habsburg. München/Berlin 1927. Sowie: Hartmann, Stefan: Die Beziehungen Preußens zu Dänemark 1688–1789 (= Neue Forschungen zur Brandenburg-Preussischen Geschichte; 3). Köln/ Wien 1983. Sowie: Kauer, Christiane: Brandenburg-Preußen und Österreich 1705–1711 (= Philosophie und Gesellschaft; 8). Bonn 1999. Sowie: Naujokat, Ulrich: England und Preußen im Spanischen Erbfolgekrieg (= Philosophie und Gesellschaft; 9). Bonn 1999. Sowie der Sammelband: Luh, Jürgen u. a. (Hrsg.): Preußen, Deutschland und Europa 1701–2001 (= Baltic Studies; 8). Groningen 2003. 81 Siehe: Braun, Guido: Fremdsprechen als Fremderfahrung. Das Beispiel des Westfälischen Friedenskongress. In: Rohrschneider, Michael/Strohmeyer, Arno (Hrsg.): Wahrnehmungen des Fremden. Differenzerfahrungen von Diplomaten im 16. und 17. Jahrhundert. Münster 2007, S. 203–244. Sowie: Haye, Thomas: Die lateinische Sprache als Medium mündlicher Diplomatie. In: Schwinges, Rainer Christoph/Wriedt, Klaus (Hrsg.): Gesandtschafts- und Botenwesen im spätmittelalterlichen Europa (= Konstanzer Arbeitskreis für mittelalterliche Geschichte; 60). Ostfildern 2003, S. 15– 32.
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menwirken des Zeremoniells und des Raums84 herausgebildet, während demgegenüber andere Elemente bislang vernachlässigt wurden, wie beispielsweise die Bedeutung der Zeit oder die Rolle und Funktion der Familie. Diese Schwerpunktstudien bezogen sich jedoch nicht auf den Berliner Hof. Obendrein verzichten sie weitestgehend auf die Abbildung von Entwicklungen, Zusammenhängen und Einflussfaktoren. All jenen Aspekten will diese Dissertation in einem gewissen Rahmen durch Methodik und Schwerpunktsetzung Rechnung tragen. Bewusst wird in dieser Dissertation auf eine der Chronologie der Regentschaften der drei Hohenzollern folgende Gliederung verzichtet, sondern eine thematische Anordnung der Kapitel gewählt. Einerseits geschieht dies, weil eine chronologische Ordnung der Lesbarkeit und Übersichtlichkeit dieser Dissertation nicht zuträglich gewesen wäre. Andererseits sind hierfür zudem Zielsetzung der Dissertation und in der Forschung diskutierte Tendenzen ausschlaggebend. Die traditionelle Diplomatiegeschichte hatte nicht nur den Beigeschmack einer linear verstandenen Ereignisgeschichte, sondern stellte lange Zeit ihre extremste Form dar. Dies habe nunmehr eine Reform erfahren – diplomatische Beziehungen, führt Christina Lutter aus, sollten nicht als eine lineare Abfolge zielgerichteter Begebenheiten aufgefasst werden, die in Ereignisse münden, sondern es müsse versucht werden, sie unter einem weiteren Blickwinkel als Bestandteil eines Phänomens zu beschreiben.85 Michael Hochedlinger gibt dahingehend zu bedenken, die Rekonstruktion zwischenstaatlicher Beziehungen dürfe niemals einer ereignisgeschichtlichen Basis entsagen. Nicht zuletzt aus einer Aufschlüsselung des chronologischen Ablaufs erkläre sich vieles. Eine bloße vordergründige Strukturgeschichte, die sich von der Ereignisgeschichte zu sehr abkoppelt, verspiele die Chance, durch den Austausch zwischen Ereignis und Struktur Erkenntnisse zu 82 Exemplarisch Sammelbände: Arminjon, Catherine/Saule, Béatrix (Hrsg.): Tables Royales et Festins de Cour en Europe [. . .] (= Recontres de l’Ècole du Louvre; 8). Paris 2004. Sowie: Barta-Fiedl, Ilsebill/Gugler, Andreas/Parenzan, Peter (Hrsg.): Tafeln bei Hofe. Zur Geschichte der fürstlichen Tafelkultur (= Publikationsreihe der Museen des Mobiliendepots; 4). Hamburg 1998. Sowie: Ottomeyer, Hans/Völkel, Michaela (Hrsg.): Die öffentliche Tafel. Tafelzeremoniell in Europa 1300–1900 [. . .]. Wolfratshausen 2002. 83 Exemplarisch Sammelband: Algazi, Gadi/Groebner, Valentin/Jussen, Bernhard (Hrsg.): Negotiating the Gift. Pre-Modern Figurations of Exchange (= Veröffentlichungen des Max-Planck-Instituts für Geschichte; 188). Göttingen 2003, S. 9–27. Sowie: Dressel, Gert/Hopf, Gudrun (Hrsg.): Von Geschenken und anderen Gaben (= Historisch-anthrophologische Studien; 9). Frankfurt am Main u. a. 2000. 84 Siehe: Rudolstädter Arbeitskreis zur Residenzkultur (Hrsg.): Zeichen und Raum. Ausstattung und höfisches Zeremoniell in den deutschen Schlössern der Frühen Neuzeit. München u. a. 2006. Sowie: Paravicini, Werner (Hrsg.): Zeremoniell und Raum (= Residenzenforschung; 6). Sigmaringen 1997. 85 Vgl. Lutter, Christina: Politische Kommunikation an der Wende vom Mittelalter zur Neuzeit. Die diplomatischen Beziehungen zwischen der Republik Venedig und Maximilian I. (1495–1508) (= Veröffentlichungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung; 34). Wien/München 1998, S. 11 f.
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gewinnen.86 In dieser Arbeit wird versucht, beide Gedankengänge zu vereinen. Gerade weil Entwicklungen des diplomatischen Zeremoniells abgebildet werden sollen, bietet sich an einigen Stellen durchaus eine chronologische Struktur der einzelnen Kapitel an, bedarf es einer ausführlichen Aufführung einzelner Ereignisse. Dabei besteht die Gefahr, dass das instrumentelle Handeln der Gesandten und das Verhältnis zwischen bzw. von symbolischen und instrumentellen Aspekten des Handelns, welches für die frühneuzeitliche Diplomatie charakteristisch ist,87 in den Hintergrund treten. Insgesamt ist diese Studie in drei Themenblöcke unterteilt, an deren Anfang eine Darstellung der genutzten Quellen und sich daran anschließend eine knappe Auseinandersetzung mit der Geschichte des Gesandtschaftswesens und der Terminologie des Gesandtschaftszeremoniells an sich steht. Darauffolgend werden die organisatorischen Faktoren betreffs des diplomatischen Zeremoniells untersucht und grundlegende Begrifflichkeiten und Gegebenheiten, wie beispielsweise die unterschiedlichen Rangstufen der Gesandten, definiert und erörtert. Ziel des ersten Blockes ist es unter anderem, die notwendigen Voraussetzungen für das Verständnis der verbleibenden zwei Blöcke zu schaffen. Dieser Block ist es auch, der sich am intensivsten mit der Person des Gesandten auseinandersetzt. Fürwahr tritt die praxeologische bzw. die akteurszentrierte Perspektive, die in jüngster Zeit in zahlreichen Werken der außengeschichtlichen Forschung Anwendung gefunden hat, die die Situationswahrnehmungen, das darauf gestützte Handeln und die Verflechtungen von personalen Akteuren der Außenbeziehungen ins Zentrum der Analyse rückt, in dieser Dissertation in den Hintergrund.88 Es bedarf demnach dringend weiterführender Untersuchungen, in welchem Maße die brandenburgisch-preußischen Gesandten, wie der bekannteste unter ihnen, Ezechiel von Spanheim (1629–1710),89 Einfluss auf das brandenburgisch-preußische Gesandt86 Vgl. Hochedlinger, Michael: Die Frühneuzeitforschung und die „Geschichte der internationalen Beziehungen“. Oder: Was ist aus dem „Primat der Außenpolitik“ geworden?. In: Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung 106 (1998), S. 169. 87 Vgl. Köhler, Matthias: Neue Forschungen zur Diplomatiegeschichte. In: Zeitschrift für Historische Forschung 40 (2013), S. 266. 88 Vgl. Weber, Nadir: Lokale Interessen und große Strategie. Das Fürstentum Neuchâtel und die politischen Beziehungen der Könige von Preußen (1707–1806) (= Externa; 7). Köln u. a. 2015, S. 19. Weiterführend: Füssel, Marian: Praxeologische Perspektiven in der Frühneuzeitforschung. In: Brendecke, Arndt (Hrsg.): Praktiken der Frühen Neuzeit. Akteure. Handlungen. Artefakte (= Frühneuzeit-Impulse; 3). Köln u. a. 2015, S. 21–33. 89 Weiterführend: Externbrink, Sven: „Internationaler Calvinismus“ als Familiengeschichte: Die Spanheims (ca. 1550–1710). In: Nolde, Dorothea/Opitz, Claudia (Hrsg.): Grenzüberschreitende Familienbeziehungen. Akteure und Medien des Kulturtransfers in der Frühen Neuzeit. Köln u. a. 2008, S. 137–155. Sowie: Externbrink, Sven: Négociation et conservation: les entretiens d’Ezéchiel Spanheim, envoyé extraordinaire de Brandebourg à la cour de Louis XIV (1680–1689). In: Andretta, Stefano u. a. (Hrsg.): Paroles de négociateurs: l’entretien dans la pratique diplomatique de la fin du Moyen âge à
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schaftszeremoniell nahmen, welch persönliche Interessen hinter ihren Entscheidungen standen und in welchem Maße sie diese im Gesandtschaftszeremoniell verwirklichen konnten. In dieser Dissertation wird dieser Komplex lediglich gestreift, da das System des Gesandtschaftszeremoniells als solches im Fokus steht. Im zweiten Block der Arbeit werden deshalb zentrale Problemfelder bearbeitet, die bei der Betrachtung des diplomatischen Zeremoniells Brandenburg-Preußens immer wieder sowohl in den verwendeten Quellen als auch der aktuellen Forschung in Erscheinung treten, oftmals kontrovers diskutiert, bisher aber weder vereint noch intensiv dargestellt wurden. So werden die Zusammenhänge zwischen der Rangerhöhung 1701 und Gesandtschaftszeremoniell ausführlich erläutert. Die Fragestellung nach einem gemeinsamen Agieren Brandenburg-Preußens im Feld des Gesandtschaftszeremoniells mit anderen Akteuren, insbesondere in Bezug auf die kurfürstliche Präeminenz gegenüber Republiken und Fürsten, sowie jene Fragestellung, ob von Traditionen und Leithöfen gesprochen werden kann und schließlich, wie sich das Aufeinandertreffen verschiedener Kulturkreise gestaltete, beantwortet. All jene Kapitel eint, dass Wirkweise und Funktion des Gesandtschaftszeremoniells zu Tage treten. Deutlich werden diese ebenfalls im dritten Themenblock der Dissertation, der einzelne Elemente bzw. Bestandteile des Gesandtschaftszeremoniells erforscht, exemplarisch die Beteiligung des Hofstaates sowie der Familie, die Bedeutung des Raumes und der Zeit. Es wird geklärt, welche Elemente einander bedingen, wie diese zusammenwirkten, welche Bestandteile häufig zu Diskussionen führten und die generelle Frage nach Entwicklungen und Schwerpunktverschiebungen, stets unter Beachtung eines komparativen Vorgehens, gestellt.
la fin du XIXe siècle (= Collection de l’École française de Rome; 433). Rome 2010, S. 231–249. Sowie: Lorenz, Stefan: Ezechiel Spanheim und das höhere Bildungswesen in Brandenburg-Preußen um 1700 [. . .]. In: Lottes, Günther (Hrsg.): Vom Kurfürstentum zum „Königreich der Landstriche“. Brandenburg-Preußen im Zeitalter von Absolutismus und Aufklärung (= Aufklärung und Europa; 10). Berlin 2004, S. 85–136. Sowie: Splett, Jürgen: Spanheim, Ezechiel von (1629–1710). In: Noack, Lothar/Splett, Jürgen (Hrsg.): Bio-Bibliographien. Brandenburgische Gelehrte der Frühen Neuzeit. BerlinCölln 1688–1713 (= Veröffentlichungen zur brandenburgischen Kulturgeschichte). Berlin 2000, S. 436–450.
II. Grundlagen 1. Quellengrundlage Historiker und Historikerinnen wählen und sortieren „willkürlich“ Quellenmaterial und geben infolgedessen bewusst Quellen dem Vergessen preis.1 Bei der Erforschung des Gesandtschaftszeremoniells kann auf eine immense Quellenvielfalt zugegriffen werden,2 denn Schriftlichkeit und Zeremoniell standen in einer beständigen Wechselwirkung zueinander. Grundlegend für diese Ausarbeitung ist die Annahme, dass eine Annäherung an die Thematik des brandenburgisch-preußischen Gesandtschaftszeremoniells zwingend sowohl der Verwendung normativer als auch deskriptiver Quellen bedarf. Denn oftmals werten moderne Studien zum Gesandtschaftszeremoniell in der Frühen Neuzeit bevorzugt die zeremonialwissenschaftliche Literatur des 18. Jahrhunderts aus.3 Die so bedeutsamen Stu1 Vgl. Espagne, Michel: Zu den sozial- und kulturhistorischen Voraussetzungen der Handschrifteninterpretation. In: Internationales Archiv für Sozialgeschichte der deutschen Literatur 21/1 (1996), S. 38. 2 Auf die Verwendung von Bildquellen wird in dieser Arbeit verzichtet. Weiterführend hierzu: Linnemann, Dorothee: Repraesentatio Majestas? Zeichenstrategische Personenkonzepte von Gesandten im Zeremonialbild des späten 16. und 17. Jahrhundert. In: Bähr, Andreas u. a. (Hrsg.): Räume des Selbst. Selbstzeugnisforschung transkulturell (= Selbstzeugnisse der Neuzeit; 19). Köln u. a. 2007, S. 57–76. Sowie: Manegold, Cornelia: Der Frieden von Rijswijk 1697. Zur medialen Präsenz und Performanz der Diplomatie in Friedensbildern des 17. und 18. Jahrhunderts. In: Duchhardt, Heinz/Espenhorst, Martin (Hrsg.): Frieden übersetzen in der Vormoderne. Translationsleistungen in Diplomatie, Medien und Wissenschaft (= Veröffentlichungen des Instituts für Europäische Geschichte Mainz; Beiheft 92). Göttingen 2012, S. 157–193. Sowie: Polleroß, Friedrich: Gesandte im Bild. Repräsentationsformen der Diplomatie. In: Barth-Scalmani, Gunda u. a. (Hrsg.): Politische Kommunikation zwischen Imperien. Der diplomatische Aktionsraum Südost- und Osteuropa (= Innsbrucker Historische Studien; 29). Innsbruck 2013, S. 41–67. Sowie: Tipton, Susan: Diplomatie und Zeremoniell in Botschafterbildern von Carlevarijs und Canaletto. In: RIHA Journal 8 (2010). URL: http:// www.riha-journal.org/artices/2010/tipton-diplomatie-und-zeremoniell. Letzter Zugriff: 10. Mai 2018. Sowie: Windt, Franziska: „Preußisch, aber zugleich wahrhaft deutsch“ Herrscherporträts und Zeremonienbilder. In: Generaldirektion der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (Hrsg.): Die Kaiser und die Macht der Medien. Berlin 2005, S. 51–65. 3 Vgl. Rudolph 2011, S. 512. Volker Bauer bezeichnet dies als ein Quellenproblem: Ein großer und leicht zugänglicher Teil der Gesandtschaftszeremoniellüberlieferung bestehe aus normativen Quellen (vgl. Bauer, Volker: Informalität als Problem der frühneuzeitlichen Geschichte. Überlegungen vornehmlich anhand der deutschsprachigen Hofforschung. In: Butz, Reinhardt/Hirschbiegel, Jan (Hrsg.): Informelle Strukturen bei Hof. Dresdener Gespräche III. zur Theorie des Hofes [. . .] (= Vita curialis. Form und Wandel höfischer Herrschaft; 2). Berlin 2009, S. 53).
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II. Grundlagen
dien Barbara Stollberg-Rilingers über das diplomatische Zeremoniell des Berliner Hofes beispielsweise beruhen hauptsächlich auf der sogenannten Traktatliteratur.4 Sie bedürfen demnach unbedingt einer Ergänzung etwa durch die Korrespondenzen der Gesandten. Die Diplomaten des 17. und 18. Jahrhunderts waren verpflichtet, in regelmäßigen Abständen5 ihren heimischen Hof über die aktuellen Entwicklungen am Ort ihrer Mission zu unterrichten. Diese diplomatischen Korrespondenzen, Gesandtenberichte bzw. Relationen,6 haben in der heutigen Geschichtswissenschaft zwar nicht jenen Stellenwert, den sie zur Zeit Leopold von Rankes einnahmen, ja, die damalige Überschätzung dieser Quellengattung führte zu jahrzehntelangen Desinteresse,7 mittlerweile rücken sie wieder vermehrt in den Blick der Forschung.8 Ursächlich hierfür sind neue Fragestellungen, die an diese Quellengattung herangetragen werden, so dass sie nun nicht mehr vorwiegend als Quelle für die Ge-
4 Jene kann nicht als Abbild der diplomatischen Praxis verstanden werden (vgl. Thiessen, Hillard von: Diplomatie und Patronage. Die spanisch-römischen Beziehungen 1605–1621 in akteurszentrierter Perspektive (= Frühneuzeit-Forschung; 16). Epfendorf/ Neckar 2010, S. 155). 5 Friedrich Wilhelm I. befahl zudem, dass die brandenburgisch-preußischen Gesandten am Ende eines jeden Jahres einen ausführlichen Bericht über die jeweiligen Verhältnisse am Gasthofe anfertigen sollten (vgl. 3. Januar 1733 Friedrich Wilhelm I. an alle königlich preußischen an fremden Orten sich befindenen MINISTRIS. GStA PK, I. HA, Rep. 9 Allgemeine Verwaltung Nr. Z lit. L Fasz. 1, Bl. 2r–3r). 6 „In diesen Berichten muß der Gesandte Rechenschaft geben, wie genau er die Befehle seines Principals vollstrecket, was man auf die überreicheten Schreiben, Memoiren, oder mündlichen Vorstellungen, zur Antwort ertheilet, und was für Ceremoniell und Ehrenbezeugungen man ihm bey seinem Einzuge, in der Audienz, oder bey andern Gelegenheiten erwiesen habe.“ Beck, Christian August: Versuch einer Staatspraxis, oder Canzeleyübung aus der Politik, dem Staats= und Völkerrechte. Zweyte vermehrte und verbesserte Auflage. Wien 1778, S. 276. 7 Vgl. Niederkorn, Jan Paul: Die Berichte der päpstlichen Nuntien und der Gesandten Spaniens und Venedigs am kaiserlichen Hof aus dem 16. und 17. Jahrhundert. In: Pauser, Josef u. a. (Hrsg.): Quellenkunde der Habsburgermonarchie (16.–18. Jahrhundert). Ein exemplarisches Handbuch (= Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung; Ergänzungsband 44). Wien/München 2004, S. 106. 8 Exemplarisch: Andreas, Willy: Staatskunst und Diplomatie der Venezianer im Spiegel ihrer Gesandtenberichte. Leipzig 1943. Sowie: Szarota, Elisa Maria: Memoiren, Gesandtschaftsberichte und Tagebücher des 17. Jahrhunderts in neuer Sicht. In: Kwartalnik Neofilologiczny 18 (1971), S. 233–253. Sowie: Langer, Herbert: Reichszustände im Spiegel dänischer Gesandtschafts- und Residentenberichte in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts. In: Jahrbuch für Regionalgeschichte 15/II (1988), S. 99–107. Sowie: Seidler, Sabrina M.: Il teatro del mondo. Diplomatische und journalistische Relationen vom römischen Hof aus dem 17. Jahrhundert (= Beiträge zur Kirchen- und Kulturgeschichte; 3). Frankfurt am Main u. a. 1996. Sowie: Koller, Alexander: Nuntiarberichte aus Deutschland als Quellen zur Landesgeschichte. In: Blätter für deutsche Landesgeschichte 133 (1997), S. 37–53. Sowie: Juretschke, Hans (Hrsg.): Berichte der diplomatischen Vertreter des Wiener Hofes aus Spanien. 20. Bd. (= Görres-Gesellschaft zur Pflege der Wissenschaft; Deutsch-Spanisches Forschungsinstitut). Madrid 1977–1990.
1. Quellengrundlage
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schichte jenes Landes, in dem sie entstanden, herangezogen werden.9 Gleichwohl noch immer sind in den Archiven aller Länder zahlreiche Gesandtenberichte ungehoben und unerforscht.10 Ein kleiner Teil von ihnen wurde für diese Arbeit herangezogen, denn die Gesandten berichteten nicht nur weitläufig von dem ihn gewährten Gesandtschaftszeremoniell, sondern ebenso umfänglich über das anderen Gesandten zugestandene. Pannen und Auseinandersetzungen, Verhandlungen sowie Ansprüche und Ziele der verschiedenen Höfe bezüglich des Gesandtschaftszeremoniells werden in ihren Berichten oft detailliert und umfänglich dargestellt. In Bezug auf das Gesandtschaftszeremoniell sei hier von Bedeutung, so Katrin Keller, auf mögliche Unterschiede in Inhalt und Form zwischen den Äußerungen eines bürgerlichen und denen eines adeligen Gesandtens hinzuweisen,11 die über verschiedene Erfahrungshorizonte verfügen und zeremonielle Vorkommnisse möglicherweise nicht nur anders verstehen, sondern auch bewerten würden. Zudem sei der sprachliche Stil ebenfalls von der Standeszugehörigkeit der Korrespondenten geprägt gewesen.12 Es lassen sich bei den formalen Aspekten der Gestaltung der Schreiben, die dem sogenannten „Briefzeremoniell“ zuzuordnen sind, diesbezüglich keine nennenswerten Differenzen feststellen. Eine genaue Abfolge der einzelnen Briefteile, die die zwischen Korrespondieren herrschenden sozialen Verhältnisse zum Ausdruck bringen konnte, daher in ihrer Ausführung variierte – Anrede, Inhalt, Courtoisie und Unterschrift sowie Datum und Ort,13 ist für ausnahmslos alle eingesehenen Gesandtenberichte nachweisbar. Die Einhaltung der allgemeingültigen Konventionen des Briefeschreibens,14 bot den Gesandten eine Möglichkeit ihr Können und ihre Fähigkeiten zu repräsentieren. Nur, gerade weil die Berichte der Gesandten ein Medium waren, in dem sie ihre Interessen und ihre Person darstellen konnten, stellt sich die Frage, in wel9 Vgl. Wettlaufer, Jörg: Gesandtschafts- und Reiseberichte. In: Paravicini, Werner (Hrsg.): Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich. Hof und Schrift (= Residenzenforschung; 15/III). Ostfildern 2007, S. 362. 10 Vgl. Edelmayer, Friedrich: Gesandtschaftsberichte in der Frühen Neuzeit. In: Pauser, Josef u. a. (Hrsg.): Quellenkunde der Habsburgermonarchie (16.–18. Jahrhundert). Ein exemplarisches Handbuch (= Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung; Ergänzungsband 44). Wien/München 2004, S. 857. 11 Vgl. Keller, Katrin: Allhier an dem kayserlichen hofe ist wenig newes vorgefallen, welches zu berichten der importanz were . . . Verbindungen zwischen den Residenzen Wien und Dresden im 17. Jahrhundert. In: Paravicini, Werner/Wettlaufer, Jörg (Hrsg.): Vorbild – Austausch – Konkurrenz. Höfe und Residenzen in der gegenseitigen Wahrnehmung [. . .] (= Residenzenforschung; 23). Ostfildern 2010, S. 145. 12 Vgl. Dade, Eva Kathrin: Madame de Pompadour. Die Mätresse und die Diplomatie (= Externa; 2). Köln u. a. 2010, S. 246. 13 Vgl. Furger, Carmen: Briefsteller. Das Medium „Brief“ im 17. und frühen 18. Jahrhundert. Köln u. a. 2010, S. 119. 14 Mit dieser Thematik setzte sich die sogenannte Briefsteller-Literatur auseinander. Exemplarisch: Der Einfältige Titul=Schmidt, Oder Sonderbahres und CURIEUSSES Titular=Büchlein [. . .]. o. O. 1723.
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II. Grundlagen
chem Maße sie beschriebene Vorgänge zu ihrem Vorteil veränderten.15 Indes dessen war man sich bereits in der Frühen Neuzeit bewusst, vornehmlich in diffizilen Situationen wurde daher der Versuch unternommen, dem durch das Verfassen einer Gegendarstellung, eines eigenen Berichtes, entgegenzuwirken.16 Der Historiker habe nun, stellt schon 1874 Heinrich Ulmann fest, die Aufgabe, die Person des Gesandten, seine Stellung und Glaubwürdigkeit,17 genau zu untersuchen, um so den Wahrheitsgehalt des Berichtes bestimmen zu können.18 Allein dies genügt keinesfalls, vielmehr bedarf es einer weiterführenden Kontrolle durch die Einsichtnahme von Schriftstücken, die einerseits von diplomatischen Vertretern anderer Länder und andererseits von dem Lande, welches der Gesandte vertrat, zu dem jeweiligen (zeremoniellen) Vorfall angefertigt wurden.19 Dementsprechend werden zum einen die Gesandtenberichte der brandenburgisch-preußischen Gesandten im Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz Berlin ausgewertet20 und zum anderen jene Berichte der Gesandten der für diese Arbeit ausge15 Vgl. Droste, Heiko: Im Dienst der Krone. Schwedische Diplomaten im 17. Jahrhundert (= Nordische Geschichte; 2). Berlin 2006, S. 12. 16 Exemplarisch: Schilderung der Ereignisse von 1710 durch Friedrich III./I. an seinen Gesandten in Moskau, um einem Bericht durch den russischen Gesandten in Berlin vorzubeugen (vgl. 26. Juli 1710 Friedrich III./I. an Kayserlingk nach Moskau. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8788, Bl. 193r–194r). Wer als Erster eine Stellungnahme publizierte, der benannte die Themen und Argumente des Konflikts und gab damit den Inhalt des Diskurses vor (vgl. Tischer, Anuschka: Offizielle Kriegsbegründungen in der Frühen Neuzeit. Herrscherkommunikation in Europa zwischen Souveränität und korporativen Selbstverständnis (= Herrschaft und soziale Systeme in der Frühen Neuzeit; 12). Berlin 2012, S. 44). 17 Auch die Gesandten mussten abwiegen inwiefern Informanten glaubwürdig waren (exemplarisch: 22. März/1. April 1688 Nikolaus Bartholomäus von Danckelman aus Wien. GStA PK, I. HA, Rep. 1 Nr. 108, Bl. 66r/v. Sowie: Neben Instruction, wornach der GENERAL ADJUTANT, von Strauß beÿ seiner NEGOTIATION an dem Königlichen Spanischen Hofe IN CEREMONIALIBUS sich zu achten. [ohne Datum/Ort] GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 9155). 18 Vgl. Ulmann, Heinrich: Ueber den Werth diplomatischer Depeschen als Geschichtsquellen. Eine academische Antrittsrede. Leipzig 1874, S. 7 f. 19 Vgl. Sägmüller, Johann Baptist: Die Anfänge der diplomatischen Korrespondenzen. In: Historisches Jahrbuch 15 (1894), S. 281. 20 Ein Großteil dieser Berichte ist der ersten Hauptabteilung der Repositur 11 „Auswärtige Beziehungen Akten“ zugeordnet. Dabei sind die einzelnen Aktenkonvolute chronologisch und nach Staaten (Dänemark, England, Frankreich, Kurfürstentümer, Portugal, Schweden, Spanien, italienische Republiken, Russland etc). eingeteilt. Eine thematische Ansammlung von Gesandtenberichten, die explizit Angelegenheiten des Zeremoniells behandeln, findet sich in den Akten dieser Repositur mit der Nummerierung 8650 bis 8840. Diese sind oftmals aus den eigentlichen Gesandtenberichten herausgetrennt worden, lose angeordnet und bedürfen einer Einordnung in den historischen Kontext. Zumeist beinhalten die Akten neben den Schreiben der Gesandten, die vom Berliner Hofe darauf ergangenen Antworten bzw. Anweisungen. Daneben sind weitere Gesandtenberichte in den Reposituren 1 „Beziehungen zum Kaiser auch zum Reich und zum Hause Österreich“, der Repositur 9 „Polen“, der Repositur 34 „Hztm. Kleve, Gfsch. Mark, Gfsch. Ravensberg; Beziehungen zu den Niederlanden“, der Repositur 41 „Beziehungen zu Kursachsen“, der Repositur 63 „Neuere
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wählten Vergleichshöfe.21 Dennoch bleibt die Überlieferung ungleichmäßig, ist von zahlreichen Faktoren abhängig. Das Unerhörte und Ungewöhnliche wird eher begünstigt, das Übliche und Normale benachteiligt. Obgleich zu bedenken ist, dass eventuell besonders herausragende Ereignisse nicht überliefert wurden, weil alle Zeitgenossen über sie informiert waren.22 Die Sicherheit und Unversehrtheit des diplomatischen Schriftverkehrs war in der Frühen Neuzeit problematisch. Verschollene Schreiben, lange Ankunftszeiten23 oder unvollständige Sendungen waren keine Ausnahmeerscheinungen. Im Februar 1720 erging an sämtliche brandenburgisch-preußische diplomatische Vertreter der Befehl, die an den Berliner Hofe abzustattenden Relationen „. . . dergestalt zu COUVERTIEREN, daß Ihr umb die anhero einschickends PAQUETE jedesmahl gedoppelte COUVERTE von starckem groben Papier machet, damit Selbige unter weges sich nicht zerreiben, und solcher gestalt die PAQUETE sich selbst öffnen können, wie bishehr ein und ander mahl geschehen.“ 24 Weitaus schwerwiegender wog, dass Interzeptionen an der Tagesordnung waren,25 denen man allenfalls dadurch entgehen konnte, dass man statt auf die Post auf eigene kostspielige Kuriere zurückgriff und/oder wichtige Passagen des Berichts zu chiffrieren suchte.26 Wenngleich laut Anne-Simone Rous Brandenburg-Preußen bis Anfang der 1740er Jahre in Bezug auf die Methodik des Chiffrierens zurücklag,27 war die Nutzung von Chiffren in dessen Gesandtenberichten im UntersuKriegssachen“ und insbesondere für die Regierungszeit Friedrichs III./I. Repositur 132 „Königliche Dignität“ und für jene Friedrich Wilhelms I. in der Repositur 96 „Geh. Zivilkabinett, ältere Periode (bis 1797)“ zu finden. 21 Genutzt wurden Gesandtenberichte aus: Dessau, Dresden, Hannover, Gotha, München, Schwerin, Wien und Wolfenbüttel. 22 Vgl. Esch, Arnold: Überlieferungs-Chance und Überlieferungs-Zufall als methodisches Problem des Historikers. In: Historische Zeitschrift 249 (1985), S. 540, 559. 23 Exemplarisch: 15./25. Februar 1661 Christoph Brandt aus London. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 1743, Bl. 13r/v. Die Wiedergabe des Datums richtet sich nach den Angaben in der jeweiligen Quelle. Die doppelte Datumsangabe ist der Gregorianischen Kalenderreform geschuldet. Erst 1699 traf das Corpus Evangelicorum den Beschluss vom 18. Februar 1700 direkt auf den 1. März zu springen (vgl. Koller, Edith: Die Suche nach der richtigen Zeit – Die Auseinandersetzung um die Autorisierung der Gregorianischen Kalenderreform im Alten Reich. In: Brendecke, Arndt u. a. (Hrsg.): Die Autorität der Zeit in der Frühen Neuzeit (= Pluralisierung und Autorität; 10). Berlin 2007, S. 250). 24 9. Februar 1720 Ilgen an alle auswärtigen Minister. GStA PK, I. HA, Rep. 9 Allgemeine Verwaltung Nr. Z lit. L Fasz. 1a, Bl. 53r. 25 Exemplarisch: Beschwerde des Wiener Hofes über die Unsicherheit kaiserlicher Schreiben auf dem preußischen Postwege (vgl. 23. Januar 1715 Concceij aus Wien. GStA PK, I. HA, Rep. 1 Nr. 258, Bl. 50r/v). 26 Vgl. Duchhardt, Heinz: Balance of Power und Pentarchie: internationale Beziehungen 1700–1785. In: Duchhardt, Heinz/Knipping, Franz (Hrsg.): Handbuch der Internationalen Beziehungen. Band 4. Paderborn u. a. 1997, S. 37. 27 Vgl. Rous, Anne-Simone: Informationssicherheit in der diplomatischen Korrespondenz der Frühen Neuzeit – Eine Einführung. In: Rous, Anne-Simone/Mulsow, Mar-
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chungszeitraum Usus,28 nach intensiven Überlegungen hatte Berlin sich für die Chiffrierung durch Zahlen entschieden.29 Dies hatte zur Folge, dass die Gesandten angewiesen wurden: „Daß ihr von Euren berichten jedes mahl DUPLICATA anhero reichendt, [. . .] damit, wann etwas in denselben CHIFFRIRET ist, solches desto schleuniger DECHIFFRIERET [. . .] werden könne.“ 30 Ab den 1710er Jahren versuchte der Berliner Hof verstärkt Einfluss auf die Gestaltung der Gesandtenrelationen zu nehmen. Dies betraf im Wesentlichen Aspekte, die die Lektüre und weiterführende Arbeit sowie anschließende Archivierung der Berichte erleichtern sollten, etwa die Separierung einzelner Materien, deren Notieren auf gesonderten Papieren oder die Datierung und Nummerierung der Berichte.31 Da die Wirksamkeit jener Regulierungen offensichtlich zeitlich begrenzt blieb, sah sich nach Friedrich III./I. auch Friedrich Wilhelm I. gezwungen, mehrmals in seiner Regierungszeit diesbezüglich Regulierungen zu erlassen.32 Die Verwahrung und Sammlung der Gesandtenberichte im brandenburgisch-preußischen Archiv33 verfolgte in Bezug auf das Gesandtschaftszeremoniell mehrere Ziele. Die Pflege der fürstlichen Memoria erforderte das Speichern von zeremoniellen Wissen für die Nachwelt34 und zudem wurden diese aufbewahrten Informationen oftmals als Nachweis benötigt, um Ansprüche und Rechte im Gesandtschaftszeremoniell aufzuzeigen.35 tin (Hrsg.): Geheime Post. Kryptologie und Steganographie der diplomatischen Korrespondenz europäischer Höfe während der Frühen Neuzeit (= Historische Forschungen; 106). Berlin 2015, S. 20. 28 Stellvertretend: GStA PK, I. HA, Rep. 9 Allgemeine Verwaltung Nr. L 8b Fasz. 1a. 29 Vgl. GStA PK, I. HA, Rep. 9 Allgemeine Verwaltung Nr. L 8b Fasz. 1b. 30 28. April 1736 Friedrich Wilhelm I. an Christian Brandt nach Wien. GStA PK, I. HA, Rep. 1 Nr. 375, Bl. 40r. 31 Vgl. 1. Mai 1711. Einige PUNCTA so die an auswärtigen Höfen und Oerten NEGOTIIrende Königlichen Preußischen MINISTRI [. . .] bey Ihren an dieselbe abzustattenden allerunterthänigsten RELATIONEN/zu desto bequemeren derselben Gebrauch und ASSERVIRUNG zu OBSERVIren haben. GStA PK, I. HA, Rep. 9 Allgemeine Verwaltung Nr. Z lit. L Fasz. 1a, Bl. 3r–4v. 32 Siehe: Reglements vom: 20. März 1715. GStA PK, I. HA, Rep. 1 Nr. 258, Bl. 112r. Sowie: 3. Januar 1719. GStA PK, I. HA, Rep. 9 Allgemeine Verwaltung Nr. Z lit. L Fasz. 1a, Bl. 33r. Sowie: 23. Januar 1719. GStA PK, I. HA, Rep. 9 Allgemeine Verwaltung Nr. Z lit. L Fasz. 1. Sowie: 18. Februar 1736. GStA PK, I. HA, Rep. 9 Allgemeine Verwaltung Nr. Z lit. L Fasz. 1a, Bl. 79 r/v. 33 Weiterführend dazu: GStA PK, XX. HA, Etats-Ministerium Tit. 19 c I Nr. 27, 28, 30. Sowie: Jähnig, Bernhart: Kanzlei, Registratur und Archiv unter dem ersten König in Preußen. In: Jähnig, Bernhart (Hrsg.): Die landesgeschichtliche Bedeutung der Königsberger Königskrönung von 1701 (= Tagungsberichte der Historischen Kommission für ost- und westpreussische Landesforschung; 18). Marburg 2004, S. 75–99. 34 Vgl. Völkel, Michaela: Funktion der Druckgraphik an deutschen Höfen der frühen Neuzeit, oder: Wie zeremonielles Wissen in Bildern gespeichert, verbreitet und zweckentfremdet wurde. In: Landwehr, Achim (Hrsg.): Geschichte(n) der Wirklichkeit. Beiträge zur Sozial- und Kulturgeschichte des Wissens (= Documenta Augustana; 11). Augsburg 2002, S. 191.
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Hierfür wurden nicht nur die Aufzeichnungen der Gesandten herangezogen, im gleichen Maße von Bedeutung war die Dokumentation zeremonieller Ereignisse durch den Hof selbst. Eine besondere Rolle nahmen dabei die tagebuchartigen Verschriftlichungen des repräsentativen Geschehens durch die Zeremonienmeister, welche maßgeblich in die Gestaltung und Ausführung des Gesandtschaftszeremoniells involviert waren, ein. In einigen Fällen wurden diese sogenannten Zeremonialdiarien 36 überarbeitet und gedruckt. Einzelne dieser Diarien sollen in dieser Arbeit genutzt werden, eine vergleichende Perspektive ermöglichen.37 Für den Berliner Hof bilden die Aufzeichnungen des Zeremonienmeisters Johann (von) Besser (1654–1729)38 eine außerordentlich ergiebige Quellengrundlage, obgleich zwischen dessen bewusst der höfischen Öffentlichkeit39 zur Verfü35 Vgl. Kopp, Vanina: Königliche Archive und Herrschaftsinformation am Beispiel des spätmittelalterlichen Frankreichs. In: Horstmann, Anja/Kopp, Vanina (Hrsg.): Archiv – Macht – Wissen. Organisation und Konstruktion von Wissen und Wirklichkeiten in Archiven. Frankfurt am Main 2010, S. 70. 36 Am bekanntesten dürften die Diarien der päpstlichen Zeremonienmeister sein (weiterführend: Wassilowsky, Günther/Wolf, Hubert: Päpstliches Zeremoniell in der Frühen Neuzeit. Das Diarium des Zeremonienmeisters Paolo Alaleone de Branca während des Pontifikats Gregors XV. (1621–1623) (= Symbolische Kommunikation und gesellschaftliche Wertesysteme Schriftenreihe des Sonderforschungsbereichs 496; 20). Münster 2007). 37 Verwendung finden unter anderem: Finet, Johann: Auserlesene Anmerckungen/ Betreffend Die Reception, Präcedentz, Tractirung, Audientzen, wie auch vorgefallene Kleinigkeiten und Streitigkeiten zwischen auswärtigen Gesandten in Enggeland [. . .]. Braunschweig 1728. Sowie: Godefroy, Théodore Godefroy: Le Ceremonial Francois, ov description des Ceremonies, Rangs et Seances [. . .]. Paris 1649. 38 Ausführlich zu Amt und Person siehe Kapitel: IV. 7. Der Hofstaat. 39 Vor dem 18. Jahrhundert gab es kein Wort für die Sache, die seitdem als Öffentlichkeit bezeichnet wird (vgl. Hölscher, Lucian: Öffentlichkeit und Geheimnis. Eine begriffsgeschichtliche Untersuchung zur Entstehung der Öffentlichkeit in der frühen Neuzeit (= Sprache und Geschichte; 4). Stuttgart 1979, S. 9). Das Substantiv Öffentlichkeit bezeichnet den für das politische Leben relevanten Sachverhalt, dass Vorgänge oder Handlungen von anderen in einem sozialen Raum wahrgenommen werden können und/ oder sollen (vgl. Schmitt, Axel: Inszenierte Geselligkeit. Methodologische Überlegungen zum Verhältnis von „Öffentlichkeit“ und Kommunikationsstrukturen im höfischen Fest der Frühen Neuzeit. In: Adam, Wolfgang (Hrsg.): Geselligkeit und Gesellschaft im Barockzeitalter. Teil II (= Wolfenbütteler zur Barockforschung; 28). Wiesbaden 1997, S. 716). Öffentlichkeit sei diejenige Sphäre, in der sich politische Macht formiere (vgl. Schlögl, Rudolf: Politik beobachten. Öffentlichkeit und Medien in der frühen Neuzeit. In: Zeitschrift für Historische Forschung 35 (2008), S. 583). Hierbei könne man verschiedene Öffentlichkeiten unterscheiden. Am bekanntesten dürfte die von Jürgen Habermas definierte „repräsentative Öffentlichkeit“ sein. Habermas entwarf einen Begriff, der das Verhältnis des zeremoniellen Auftritts repräsentativer Herrschaftsträger zu einem anwesenden Publikum beschrieb. Nur, so Andres und Schwengelbeck, konstituierte sich im Vollzug des Zeremoniells ebenso eine „okkasionelle“ Öffentlichkeit, die sich in der tatsächlichen aus der Situation entstehenden Betroffenheit spezifischer Akteure bildete und die sich in direkter Präsenz äußerte. Daneben trat seit dem ausgehenden 17. Jahrhundert eine printmediale Öffentlichkeit (vgl. Andres, Jan/Schwengelbeck, Matthias: Das Zeremoniell als politischer Kommunikationsraum: Inthronisationsfeiern
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gung gestellten Aufzeichnungen und seinem Hojfournal, der „Ceremonial-Acta“, zu unterscheiden ist. Der Zeremonienmeister des Berliner Hofes begann 1690 in knapper Form wichtige zeremonielle Ereignisse des hohenzollerschen Hoflebens zu notieren, einen Schwerpunkt bildeten Empfang und Rezeption der Gesandten. Doch sind diese Aufzeichnungen nicht vollständig erhalten geblieben40 und enden 1716. Das von Besser wohl aus pragmatischen Gründen angelegte Journal, sollte ihm und anderem Amtsträgern helfen, bei künftigen Rang- oder Zeremoniellkonflikten durch Rückgriff auf vergangene Regelungen eine möglichst eindeutige Argumentationsbasis zu finden.41 Infolgedessen sind sämtliche Angaben auf das für den Zeremonienmeister Wesentliche der Situation und den Kreis der unmittelbaren Handelnden beschränkt.42 Die Aussparung von nicht als offenkundig zeremoniell relevant erscheinenden Details, ist ein grundsätzliches Phänomen bei Zeremoniellbeschreibungen. 43 Muss und wird hierfür auf andere Quellen zu-
in Preußen im „langen“ 19. Jahrhundert. In: Frevert, Ute/Haupt, Heinz-Gerhard (Hrsg.): Neue Politikgeschichte. Perspektiven einer historischen Politikforschung (= Historische Politikforschung; 1). Frankfurt/New York 2005, S. 34, 36). Weiterführend: Bermbach, Udo: Plädoyer für eine ungeteilte Öffentlichkeit. Anmerkungen zum „normativen Begriff der Öffentlichkeit“ von Jürgen Habermas. In: Göhler, Gerhard (Hrsg.): Macht der Öffentlichkeit – Öffentlichkeit der Macht. Baden-Baden 1995, S. 25–37. Sowie: Pröve, Ralf: Herrschaft als kommunikativer Prozess: das Beispiel Brandenburg-Preußen. In: Pröve, Ralf/Winnige, Norbert (Hrsg.): Wissen ist Macht. Herrschaft und Kommunikation in Brandenburg-Preußen 1600–1850 (= Schriftenreihe des Forschungsinstituts für die Geschichte Preußens e.V.; 2). Berlin 2001, S. 11–21. Sowie: Richter, Maren: „Prädiskursive Öffentlichkeit“ im Absolutismus? Zur Forschungskontroverse über Öffentlichkeit in der Frühen Neuzeit. In: Geschichte in Wissenschaft und Unterricht 59/8 (2008), S. 460–475. Sowie: Wenzel, Horst: Öffentliches und nichtöffentliches Herrschaftshandeln. In: Althoff, Gerd (Hrsg.): Formen und Funktionen öffentlicher Kommunikation im Mittelalter (= Vorträge und Forschungen/Konstanzer Arbeitskreis für mittelalterliche Geschichte; 51). Stuttgart 2001, S. 247–260. 40 So fehlen die Aufzeichnungen für die Jahre 1693 bis 1697 sowie jene des Jahres 1700 völlig, die Unterlagen für das Jahr 1701 beginnen erst Mitte Februar. Die Akten des Jahres 1702 reichen nur bis zum 2. Februar zurück und brechen mit dem 19. Juni ab. Einsehbar im: SächsHStA Dresden, 10008 Zeremonienmeister, Sekt. 01, Nr. 24–28. Sowie bereits ediert und für diese Ausarbeitung genutzt: Hahn, Peter-Michael/Kiesant, Knut (Hrsg.): Johann von Besser (1654–1729). Ceremonial-Acta (= Johann von Besser (1654–1729) Schriften; 3). Heidelberg 2009. 41 Es lassen sich bereits während Bessers Amtszeit Belege für diese Funktion finden, etwa 1707 als Besser dem Gesandten Haxthausen anbot: „Ihm meine CEREMONIELActen sehen zu lassen, [. . .] Und ward bey Durchsehung gedachter Acten dermassen von der Wahrheit dessen, so ich ihm gesagt, PERSVADIRT und überzeuget, daß Er sich alsofort er boht, sich diesem unserem CEREMONIEL [. . .] zu SUBMITTIREN.“ 22. Oktober 1707 Besser „Ceremonial-Acta“ zitiert nach: Hahn/Kiesant 2009, S. 322. 42 Vgl. Hahn, Peter-Michael: Der Hof Friedrichs III./I. um 1700 im Spiegel der Hofjournale seines Zeremonienmeisters Johann von Besser. In: Deutsches Historisches Museum/SPSG (Hrsg.): Preußen 1701. Eine europäische Geschichte. 2. Band: Essays. Berlin 2001, S. 59. 43 Vgl. Rahn, Thomas: Sinnbild und Sinnlichkeit. Probleme der zeremoniellen Zeichenstrategie und ihre Bewältigung in der Festpublizistik. In: Rudolstädter Arbeitskreis
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rückgegriffen werden, bietet die „Ceremonial-Acta“ indes in anderen Punkten einen enormen Erkenntnisgewinn. Da Besser als Zeremonienmeister an der Konzeption der beschriebenen Zeremonien beteiligt war, reflektieren einige seiner Kommentare Entscheidungssituationen, in die er sich während der Planungsphase des Zeremoniells gestellt sah.44 Dies erlaubt Einblicke in Gestaltungs- und Entwicklungsprozess des Gesandtschaftszeremoniells, welche die von den Höfen erlassenen offiziellen Gesandtschaftszeremoniellsreglements verwehren. Jene Reglements offenbaren hingegen deutlich Ziele und Ansprüche des jeweiligen Hofes und verspricht der Vergleich zwischen Theorie und Praxis aussagekräftige Ergebnisse. Sie wurden jedoch nur im begrenzten Maße der höfischen Öffentlichkeit präsentiert. Zumeist war man gewillt, Reglements, wenn sie denn vorhanden waren, auf Anfrage an andere Höfe zu übermitteln, wenngleich Beispiele vorliegen, in denen dies unter Vorbehalt erst nach langem Drängen geschah.45 Besonders problematisch war es, wenn dem Hof ferne Personen diese zu erhalten wünschten, dies erfuhr Friedrich Carl von Moser (1723–1798),46 der um 1750 eine allgemeine Abhandlung über das Hofrecht verfasste. Moser benannte als ursächlich für diese Verweigerung: „. . . rechnet man dies Dinge [. . .] unter die Haus= und Familien=Geheimnisse und hält also deßwegen deren Bekanntmachung vor schädlich und gefährlich. [. . .] bey andern seynd zwar Ordnungen vorhanden, aber nicht von neuern Zeiten; da nun die dermahlige Sitten solcher Höfe mercklich von dem abweichen, was ehemahlen festgesetzt worden, so trägt man aus disem Grund Bedencken, solche bekannt werden zu lassen.“ 47 Die Veröffentlichung von Schriften, die das Zeremoniell betrafen, war stets sorgsam zu bedenken und es galt Vor- und Nachteile gegeneinander abzuwiegen.
zur Residenzkultur (Hrsg.): Zeichen und Raum. Ausstattung und höfisches Zeremoniell in den deutschen Schlössern der Frühen Neuzeit (= Rudolstädter Forschungen zur Residenzkultur; 3). München u. a. 2006, S. 45. 44 Vgl. Rahn, Thomas: Festbeschreibung. Funktion und Topik einer Textsorte am Beispiel der Beschreibung höfischer Hochzeiten (1568–1794) (= Frühe Neuzeit: Studien und Dokumente zur deutschen Literatur und Kultur im europäischen Kontext; 108). Tübingen 2006, S. 30. 45 Anfrage des russischen Hofes an den sächsischen Hof nach Übersendung des Reglements (vgl. SächsHStA Dresden, 10008 Zeremonienmeister, Sekt. II. Nr. 22, S. 3). 46 Weiterführend: Dölemeyer, Barbara: Johann Jakob (1701–1785) und Friedrich Carl von Moser (1723–1798) Recht und Politik. In: Heidenreich, Bernd/Göhler, Gerhard (Hrsg.): Politische Theorien des 17. und 18. Jahrhunderts. Staat und Politik in Deutschland. Darmstadt/Mainz 2011, S. 185–207. 47 Moser, Friderich Carl von: Teutsches Hof=Recht, In zwölf Büchern. Erster Band. Franckfurt und Leipzig 1754, S. 6. Zudem war die Einsichtsverweigerung eine demonstrative Machtgeste (vgl. Mente, Michael: Dominus abstulit? Vernichten und Verschweigen von Schriftobjekten als kommunikativer Akt. In: Frühmittelalterliche Studien. Jahrbuch des Instituts für Frühmittelalterforschung der Universität Münster 38 (2004), S. 436).
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Das bekannteste Beispiel für den brandenburgisch-preußischen Hof dürfte das Verbot des 1699 erschienenen „Ceremoniale Brandenburgicum“48 sein. Dieses, im Weiteren auch für diese Arbeit herangezogene, rund 160 Seiten umfassende Werk, beinhaltet Betrachtungen des Gesandtschaftszeremoniells in Bezug auf Brandenburg-Preußen. Dabei greift es sich die Aspekte der Begebenheit heraus, die die Zeremonialverhältnisse in besonderer Weise charakterisieren, beschreibt bestimmte wiederkehrende Konstellationen und das von den Beteiligten an den Tag gelegte Verhalten.49 Kurz nach Erscheinen wurde der Traktat im Mai 1699 verboten.50 Friedrich III./I. begründete dies damit, dass das Werk: „. . . mit vielen in JURE & FACTO irrigen RAISONNEMENTS und ALLEGATIONen angefüllet/ auch ohne dem ein straffbahres Unternehmen ist/wann PRIVATI ihre PARTICULIER REMARQUEN über DIGNITAS PRINCIPUM und denenselben anklebende JURA und HONORES ohne höhere PERMISSION und gehörige CENSUR durch den Druck PUBLICIRen.“ 51 Neben dem Vorwurf, dass schlichtweg falsche Angaben verbreitet worden wären, störte sich der Berliner Hof daran, dass eben nicht jedermann, erst recht keine Privatperson, über die Hoheit und Würde der Regenten schreiben dürfe. Mochte die Würde des Herrschers eine öffentliche Sache sein, so war sie aber keine von dritten zu veröffentlichende und solle man weder darüber räsonieren noch die Zeremonialrechte des Herrschers kommentieren.52 Obendrein dürften Intention und Erscheinungsdatum des „Ceremoniala Brandenburgicum“ von Bedeutung gewesen sein. Deutlich tritt bei der Lektüre die Absicht des Verfassers, einen Rang- bzw. Statusvergleich zugunsten des Kurfürstentums Brandenburg mit anderen Territorien vorzunehmen, zu Tage. Das Verbot könnte infolgedessen ein auf seine Außenwirkung bedachter Akt gewesen sein, um sich gewissermaßen offiziell von dieser Form der Präsentation zu distanzieren, während man eigentlich mit ihr sympathisierte. Durch die Untersagung des Druckes konnte der Eindruck vermieden werden, dass ein öffentliches, womöglich verpöntes und wirkungsloses Bemühen des Hohenzollern vorlag. Zu-
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Besser/Zwantzikg 1699. Vgl. Vec, Milosˇ: Zeremonialwissenschaft im Fürstenstaat: Studien zur juristischen und politischen Theorie absolutistischer Herrschaftsrepräsentation (= Studien zur europäischen Rechtsgeschichte; 106). Frankfurt am Main 1998, S. 20. 50 Anscheinend mit wenig Erfolg neben den im GStA PK vorhandenen Exemplaren (GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8673. GStA PK, I. HA, Rep. 94 Nr. II. G 1/G 2) finden sich beispielsweise im Dresdener Archiv (SächsHStA Dresden, 10024 Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Loc. 07243/04), dem Dessauer Archiv (LASA, DE, Z 87 Hauptarchiv Zerbst, CLXXXIV Nr. 50), dem hannoverschen Archiv (NLA Hannover Celle Br. 20 Nr. 178) und sogar in den russischen Archiven (vgl. Hennings, Jan: Russia and Courtly Europe. Ritual and the Culture of Diplomacy, 1648–1725 (= New Studies in European History). Cambridge 2016, S. 217), weitere Exemplare. 51 27. Mai 1699 Friedrich III./I. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8672. 52 Vgl. Vec, Milos ˇ: Das preussische Zeremonialrecht. Eine Zerfallsgeschichte. In: Bahners, Patrick/Roellecke, Gerd (Hrsg.): Preussische Stile. Ein Staat als Kunststück. Stuttgart 2001, S. 106. 49
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dem ist zu erwägen, dass Friedrich III./I. 1699 bereits Ambitionen bezüglich des Kronerwerbes verfolgte und die inhaltliche Gestaltung des Buches dem hinderlich gegenüberstand.53 War in diesem Fall die Publikation zeremonieller Ereignisse nicht im Sinne des Berliner Hofes gewesen, waren Zeremoniellbeschreibungen für gewöhnlich ein gezielt eingesetztes Instrument der Politik. In Zeitungen und Zeitschriften etwa konnte man mit ihnen einen Ausdruck des herrschaftlichen Selbstverständnisses weitergeben und Macht repräsentieren, ermöglichte damit aber ebenso den Vergleich zu direkten „Statuskonkurrenten“. Die über 200 Zeitungen, die um 1700 mehrmals wöchentlich überall im Alten Reich erschienen, berichteten regelmäßig über feierliche Einzüge, Antritts- und Abschiedsaudienzen von Diplomaten an den europäischen Höfen,54 damit wurden in erster Linie die äußerlichen Bewegungen der Gesandten registriert,55 und standen hierbei die großen europäischen Residenzen im Fokus.56 Weiterführend ist die Frage nach den Adressaten dieser Schilderungen zu stellen. Im deutschen Sprachraum waren um 1500 rund 5 Prozent und um 1800 knapp 25 Prozent der Bevölkerung überhaupt fähig zu lesen,57 wiewohl dies allein für sich genommen nichts darüber aussagt wie die Texte verstanden und verwendet wurden.58 Die häufig kommentarlosen Beschreibungen des Zeremoniells dürften wahrscheinlich nur für das Publikum im Umkreis der adligen Höfe wirklich entschlüsselbar gewesen sein. Trotzdem blieb der Leserkreis nicht auf die gebildete und lesefähige Bevölkerung beschränkt, sondern erstreckte sich über kollektive Rezeptionsformen wie Vorlesen und Lesegemeinschaften in die unteren Stände.59 53 Siehe hierzu: Überlegungen Oelrichs: „. . . weil wegen der darinn vorgetragenen Rechte der Churfürsten gegen die Könige nichts erinnert worden, welche Lehren sich doch, nach erlangter Königliche Würde, auf das dadurch geänderte Interesse dieses Hauses nicht paßeten.“ Oelrichs, Johann Carl Conrad: Historische Nachricht von dem rarem Buche: CEREMONIALE BRANDENBVRGICVM dessen Verfasser, Ausgaben, und Schicksahlen. In: Oelrichs, Johann Carl Conrad (Hrsg.): Beyträge zur Brandenburgischen Geschichte. Berlin u. a. 1761, S. 538. 54 Vgl. Krischer, André: Zeremoniell in der Zeitung. Periodika des 17. und 18. Jahrhunderts als Medien der ständischen Gesellschaft. In: Schneider, Ulrich Johannes (Hrsg.): Kulturen des Wissens im 18. Jahrhundert. Berlin 2008, S. 309. 55 Vgl. Schultheiß-Heinz, Sonja: Politik in der europäischen Publizistik. Eine historische Inhaltsanalyse von Zeitungen des 17. Jahrhunderts (= Beiträge zur Kommunikationsgeschichte; 16). Wiesbaden 2004, S. 156. 56 Vgl. Blühm, Elger: Die deutschen Fürstenhöfe des 17. Jahrhunderts und die Presse. In: Buck, August u. a. (Hrsg.): Europäische Hofkultur im 16. und 17. Jahrhundert [. . .]. Band III. Referate der Sektion 6 bis 10. Hamburg 1981, S. 599. 57 Vgl. Würgler, Andreas: Medien in der Frühen Neuzeit. München 2009, S. 93. 58 Vgl. Zedelmaier, Helmut: Lesetechniken. Die Praktiken der Lektüre in der Neuzeit. In: Zedelmaier, Helmut/Mulsow, Martin (Hrsg.): Die Praktiken der Gelehrsamkeit in der Frühen Neuzeit (= Frühe Neuzeit; 64). Tübingen 2001, S. 12. 59 Vgl. Wichmann, Manfred: Die Rezeption der Krönungsfeiern 1701 in der zeitgenössischen Presse. In: Deutsches Historisches Museum/SPSG (Hrsg.): Preußen 1701. Eine europäische Geschichte. 2. Band: Essays. Berlin 2001, S. 239.
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Für die Herrscher war die Lektüre der Zeitungen, dies merkte Kasper Stieler 1695 an, insofern notwendig: „. . . ob gleich Fürsten und Herren viel Augen und Ohren um sich haben; so sind sie doch nicht allgegenwärtig/noch allwissend/ werden auch wol von ihren Referenten betrogen/welche ihnen nur gute Zeitungen vortragen/die bösen aber verschweigen, Dannenhero allen Potentaten zurathen stehet/daß sie die gedruckte Zeitungen fordern und lesen: dann dieselbe sind unparteyisch.“ 60 Über Grenzen hinweg konnten Potentaten auf diesem Wege erfahren, was außerhalb ihrer Herrschaftsgebiete vorging und sich darüber informieren, was dort verbreitet wurde.61 Selbstredend ist die Behauptung Stielers, dass Zeitungen „unparteyisch“ seien, nicht haltbar. Obschon seit Anbeginn des Zeitungswesens die Beteuerung vorgebracht wurde, Nachrichten aus reiner Quelle unverändert und unverfälscht weiterzugeben, diente dieses Argument der Selbstverteidigung, obrigkeitlichem Misstrauen den Wind aus den Segeln zu nehmen und schon vorab der Zensur zu wehren.62 Im Umkehrschluss nutzten Potentaten Zeitungen und Zeitschriften, um den eigenen Standpunkt in Konflikten und Auseinandersetzungen darzulegen, untermauerten und unterstützten publizistisch ihre zeremoniellen und juristisch-politischen Ansprüche.63 Zu bedenken war des Weiteren, dass Zeitungen und Zeitschriften nur kurzfristig und in einem lokal und regional begrenzten Rahmen auf die Öffentlichkeit einwirkten.64
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Stieler, Kasper: Zeitungs Lust und Nutz [. . .]. Hamburg 1695, S. 20. Insbesondere Friedrich Wilhelm I. nutzte dieses Medium, am bekanntesten hierfür dürften die Vorgänge des Jahres 1714 sein: „Der 157 theil der EUROPAISCHEN FAMA [. . .] beschreibet gar anzüglich hiesige neue Einrichtung des Hoffes und saget, daß durch das retranchiren der Besoldungen und Pensionen, die leute sich eines mäßigen und nüchtern lebens zu befleißige genöthiget würden, wär also der König ein guter Doctor. Man will sagen, die Gräffin von DOHNA habe solches dem Könige vorgelesen, darauf Er geantwortet: „es wäre ihm lieb daß Er ein so trefflicher Doktor worden, Er wolte dahin bemühe seyn, noch beßere Curen auszuüben.“ 2. Juni 1714 Grübel/Ortiges aus Berlin. Zitiert nach: Friedlaender, Ernst (Hrsg.): Berliner geschriebene Zeitungen aus den Jahren 1713 bis 1717 und 1735. Ein Beitrag zur Preußischen Geschichte unter König Friedrich Wilhelm I. (= Schriften des Vereins für die Geschichte Berlins; 38). Berlin 1902, S. 133. 62 Vgl. Weber, Johannes: Deutsche Presse im Zeitalter des Barocks. Zur Vorgeschichte öffentlichen politischen Räsonnements. In: Jäger, Hans-Wolf (Hrsg.): „Öffentlichkeit“ im 18. Jahrhundert (= Das achtzehnte Jahrhundert Supplementa; 4). Göttingen 1997, S. 138. 63 Vgl. Böning, Holger: Weltaneignung durch ein neues Publikum. Zeitungen und Zeitschriften als Medientyp der Moderne. In: Burkhardt, Johannes/Werkstetter, Christine (Hrsg.): Kommunikation und Medien in der Frühen Neuzeit (= Historische Zeitschrift; Beiheft 41). München 2005, S. 117. 64 Vgl. Sösemann, Bernd: Zeremoniell und Inszenierung. Öffentlichkeit und dynastisch-höfische Selbstdarstellung in der preußischen Krönung und den Jubiläumsfeiern (1701–1851). In: Sösemann, Bernd (Hrsg.): Kommunikation und Medien in Preußen vom 16. bis zum 19. Jahrhundert (= Beiträge zur Kommunikationsgeschichte; 12). Stuttgart 2002, S. 116. 61
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Anders war dies bei dem 21 Bänden umfassenden „Theatrum Europaeum“. Zwar war das reich ausgestattete Werk weder sonderlich handlich noch preisgünstig,65 zählte aber zu den am häufigsten entliehenen Werken in den Bibliotheken der damaligen Zeit.66 Ursprünglich als Universalgeschichte geplant, wurde es zu einer Gegenwartsberichterstattung, einer Sammlung von Ereignissen.67 Ab 1672, begründet durch einen Aufenthalt Friedrich Wilhelms, bei den Herausgebern des Werkes herrschte eine brandenburgfreundliche Sichtweise vor und ab dem elften Band wurde dem gesteigerten Interesse für Brandenburg-Preußen durch die Einführung einer gesonderten Rubrik für die Vorgänge am Berliner Hofe Rechnung getragen.68 Milosˇ Vec betont Parallelen des Theatrum Europaeums zur „Teutschen und Ceremonial-Politica“69 von Friedrich Wilhelm Winterfeld, denn auch hier habe der Autor eine Sammlung nun aber von zeremoniellen Ereignissen vorgenommen.70 Mit diesem um 1700 erschienenen dreibändigen Werk setzte Winterfeld den Startpunkt für die Etablierung der Zeremonialwissenschaft. Deren Vertreter betrachteten den Hof und dessen Zeremoniell von außen,71 versuchten das Zeremoniell zu systematisieren72 und über die genutzten symbolischen Machtzeichen Rechenschaft abzulegen.73 Zeremonialwissenschaftliche Werke enthielten stets 65 „. . . jenes Theatrum Europäum [. . .] ist wol [. . .] alzu schwer und groß/daß man Wagen und Pferde/sie fort zu bringen/anspannen müsse.“ Stieler 1695, S. 55. 66 Vgl. Friedrich, Susanne: Drehscheibe Regensburg. Das Informations- und Kommunikationssystem des Immerwährenden Reichstags um 1700 (= Colloquia Augustana; 23). Berlin 2007, S. 484. 67 Vgl. Scholz Williams, Gerhild: Formen der Aufrichtigkeit. Zeitgeschehen in Wort und Bild im Theatrum Europaeum (1618–1718). In: Benthien, Claudia/Martus, Steffen (Hrsg.): Die Kunst der Aufrichtigkeit im 17. Jahrhundert (= Frühe Neuzeit; 114). Tübingen 2006, S. 343. 68 Vgl. Bingel, Hermann: Das Theatrum Europaeum, ein Beitrag zur Publizistik des 17. und 18. Jahrhunderts. Berlin 1909, S. 14, 87, 90. 69 Winterfeld, Friedrich Wilhelm von: Teutsche und Ceremonial-Politica. Deren erster Theil. Eine vollständige Politicam, Der andere aber Eine Ceromonial-Politicam [. . .]. Franckfurt und Leipzig 1700. Sowie: Winterfeld, Friedrich Wilhelm von: Der zweyte Theil der Teutschen Politica [. . .]. Franckfurt und Leipzig 1700. Sowie: Winterfeld, Friedrich Wilhelm von: Der Teutschen und Ceremonial-Politica, Dritter Theil [. . .]. Franckfurt und Leipzig 1702. 70 Vgl. Vec 1998, S. 30. 71 Vgl. Krischer, André: Können Rituale gesammelt werden? Vormoderne Aufschreibesysteme für symbolisches Handeln in außereuropäischen Gesellschaften. In: TRANS Internet-Zeitschrift für Kulturwissenschaften 15 (2004). URL: http://www.inst.at/trans/ 15Nr/06_2/krischer15.html. Letzter Zugriff: 11. August 2018. 72 Vgl. Weber, Christoph Friedrich/Dartmann, Christoph: Rituale und Schriftlichkeit. In: Althoff, Gerd u. a. (Hrsg.): Spektakel der Macht. Rituale im Alten Europa 800– 1800. Katalog. Darmstadt 2008, S. 51 ff. 73 Vgl. Berns, Jörg Jochen/Rahn, Thomas: Zeremoniell und Ästhetik. In: Berns, Jörg Jochen/Rahn, Thomas (Hrsg.): Zeremoniell als höfische Ästhetik in Spätmittelalter und Früher Neuzeit (= Frühe Neuzeit: Studien und Dokumente zur deutschen Literatur und Kultur im europäischen Kontext; 25). Tübingen 1995, S. 651.
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II. Grundlagen
Abschnitte über das Gesandtschaftszeremoniell. Dass diese Wissenschaft und Literaturgattung hauptsächlich ein auf das Heilige Römische Reich begrenztes Phänomen war,74 begründet Volker Bauer damit, dass die Multipolarität der höfischen Gesellschaft des Reiches die Ausbildung eines standardisierten zeremoniellen Paradigmas verhindert habe. Der deutsche Zeremonialdiskurs wäre zur Abstraktion vom lokalen Einzelfall gezwungen gewesen und hätte daher eine Theorie des Zeremoniells erarbeitet.75 Hatte Winterfeld in seiner „Ceremonial-Politica“ lediglich Zeremoniellbeschreibungen aufgelistet, ohne diese intensiv zu strukturieren oder theoretisch zu hinterlegen, ordnete Johann Christian Lünig (1662–1740)76 in seinem zwei Bänden umfassenden um 1720 erschienenen „Theatrum Ceremoniale“ zahlreiche Zeremonialbeschreibungen bestimmten Kategorien zu. In Bereichen, in denen das Zeremoniell einigermaßen regelhaft war, und dies war nach Lünigs Ansicht beim Gesandtschaftszeremoniell der Fall, wurden diese Regeln von ihm dargestellt. Allgemein kann als Maxime des „Theatrum Ceremoniale“ gelten, dass die aufgeführten Beispiele als Anleitung wirken sollten.77 Konkreter wird Gottfried Stieve,78 der in seiner Schrift „Europäisches Hof=Ceremoniel“ eine Mischung aus abstrakten Lehrsätzen präsentierte, die die allgemeinen Regeln vorstellen, und historisches Material, das diese Regeln illustrieren oder Verstöße gegen sie aufzeigen sollte.79 Standen bei den bisher benannten Autoren die Exempel im Vordergrund, unterschied sich das Vorgehen von Julius Bernhard von Rohr (1688–1742) in seiner „Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschaft der Grossen Herren“ hiervon. Rohrs Ziel war, zu lehren, was an den seinerzeit gegebenen Zeremonien vernünftig sei und daraus resultierend zu vermitteln, wie man angemessen zu reagieren habe.80 Diese Erkenntnisse wurden von Rohr in einem Dreischritt ausgeformt – zunächst die Exempel von zeremoniellen Ereignissen, die indes nur vereinzelt in Rohrs Werk zu finden sind. Darauf folgend und aus den 74 Exemplarisch Darlegungen für die Niederlande: Vgl. Pol, Lotte van de: From Doorstep to Table. Negotiating Space in Ceremonies at the Dutch Court of the Second Half of the 18th Century. In: Bähr, Andreas u. a. (Hrsg.): Räume des Selbst. Selbstzeugnisforschung transkulturell (= Selbstzeugnisse der Neuzeit; 19). Köln u. a. 2007, S. 78. 75 Vgl. Bauer, Volker: Ökonomie. Der Diskurs über den Fürstenhof in Zeremonialwissenschaft, Hausväterliteratur und Kameralismus (= Frühneuzeitstudien Neue Folge; 1). Wien u. a. 1997, S. 111 f. 76 Lünig, Johann Christian: Theatrum Ceremoniale Historico-Politicum oder Historisch- und Politischer Schau-Platz Aller Ceremonien. 2. Bände. Leipzig 1719/1720. 77 Vgl. Vec 1998, S. 66, 72, 76. 78 Stieve, Gottfried: Europäisches Hof=Ceremoniel [. . .]. 2. Auflage. Leipzig 1723. 79 Vgl. Vec 1998, S. 58. 80 Vgl. Weber, Wolfgang E. J.: J. B. von Rohrs Ceremoniel-Wissenschaft (1728/29) im Kontext der frühneuzeitlichen Sozialdisziplinierung. In: Berns, Jörg Jochen/Rahn, Thomas (Hrsg.): Zeremoniell als höfische Ästhetik in Spätmittelalter und Früher Neuzeit (= Frühe Neuzeit: Studien und Dokumente zur deutschen Literatur und Kultur im europäischen Kontext; 25). Tübingen 1995, S. 10.
1. Quellengrundlage
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Exempeln abgeleitet, ergeben sich eine Ordnung und Regelhaftigkeiten. Abschließend, in einem letzten Schritt, zumeist nur sehr oberflächlich und wenig vertiefend, werden Veränderungen des Zeremoniells benannt.81 Doch ist zu bedenken, dass diese Fixierung des Zeremoniells zu einer Erstarrung der zeremoniellen Erscheinungen geführt haben könnte,82 denn in dem Moment, in dem die Botschaft des Zeremoniells nur über eine akademische Wissenschaft zu entschlüsseln war, verlor es einen Großteil seiner sinnlichen Evidenz.83 Zudem könne die Häufung und Kontrastierung der Zeremoniellbeschreibungen verschiedener Höfe in einem Werk deren Widersprüchlichkeit bloßstellen und beim Leser zu Zweifeln führen.84 In welchem Maße dies der Fall war, wurde bisher noch nicht hinreichend erforscht. Als eindeutig nachweisbar hingegen muss festgehalten werden, dass diese schriftlichen Quellen, obschon sie den Anspruch in sich trugen, dem Leser eine systematische Ordnung des Geschehens zu bieten, nur Segmente des Gesandtschaftszeremoniells darstellen konnten.85 Hinzukommend mahnt Holger Kürbis an, es sei sehr wahrscheinlich, dass die zeitgenössische Relevanz dieser Texte von der aktuellen Forschung überbewertet werde. Weder ihrer Intention nach noch durch ihren Gebrauch hätten die zeremonialwissenschaftlichen Publikationen der Einrichtung des Zeremoniells an den Höfen gedient, mithin hätten sie nicht einmal eine Orientierungsfunktion für dieselben gehabt. Es seien keineswegs alle der relevanten zeremonialwissenschaftlichen Veröffentlichungen in den Katalogen der Hofbibliotheken auffindbar.86 81 Vgl. Eichberg, Henning: Fremd in der Moderne? Anmerkungen zur frühneuzeitlichen Zeremonialwissenschaft. In: Zeitschrift für Historische Forschung 21 (1994), S. 525. 82 Vgl. Heitmann, Katja: Zeremoniellliteratur. Ceremoniel ist eine Ordnung. In: Berns, Jörg Jochen u. a. (Hrsg.): Erdengötter. Fürst und Hofstaat in der Frühen Neuzeit im Spiegel von Marburger Bibliotheks- und Archivbeständen. Ein Katalog (= Schriften der Universitätsbibliothek; 77). Marburg 1997, S. 44. 83 Dies habe zugleich zu der Entwicklung des Hofrechtes, dessen Verschriftlichungen (Exemplarisch: Moser, Friderich Carl, 1754) hier ebenfalls genutzt werden sollen, geführt (vgl. Bauer, Volker: Zeremoniell und Ökonomie. Der Diskurs über die Hofökonomie in Zeremonialwissenschaft, Kameralismus und Hausväterliteratur in Deutschland 1700–1780. In: Berns, Jörg Jochen/Rahn, Thomas (Hrsg.): Zeremoniell als höfische Ästhetik in Spätmittelalter und Früher Neuzeit (= Studien und Dokumente zur deutschen Literatur und Kultur im europäischen Kontext; 25). Tübingen 1995, S. 33, 35). 84 Vgl. Berns, Jörg Jochen: Der nackte Monarch und die nackte Wahrheit. Auskünfte der deutschen Zeitungs- und Zeremoniellschriften des späten 17. und frühen 18. Jahrhunderts zum Verhältnis von Hof und Öffentlichkeit. In: Buck, August u. a. (Hrsg.): Europäische Hofkultur im 16. und 17. Jahrhundert [. . .]. Band III. Referate der Sektion 6 bis 10. Hamburg 1981, S. 612. 85 Vgl. Hahn, Peter-Michael/Schütte, Ulrich: Thesen zur Rekonstruktion höfischer Zeichensysteme in der Frühen Neuzeit. In: Mitteilungen der Residenzen-Kommission der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen 13/2 (2003), S. 20. 86 Vgl. Kürbis, Holger: Johann von Besser und die Zeremonialwissenschaft um 1700. In: Häberlein, Mark u. a. (Hrsg.): Geschichte(n) des Wissens. Festschrift für Wolfgang E. J. Weber zum 65. Geburtstag. Augsburg 2015, S. 611.
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II. Grundlagen
Diese These muss weiter spezifiziert werden. Zunächst einmal ist hervorhebenswert, dass die Werke jener zeremonialwissenschaftlichen Autoren von Zeitgenossen87 und von Autoren späterer Jahrhunderte88 als ergiebige Quellengrundlage genutzt wurden. Obgleich der preußische Zeremonienmeister Johann Besser unter anderem das Werk Gottfried Stieves sehr genau kannte,89 wird dieses von ihm in seinen zeremoniellen Denkschriften90 oder „Pro Memorias“91 bezüglich gesandtschaftszeremonieller Thematiken nicht erwähnt. Vielmehr bezieht er sich des Öfteren auf die Schrift „L’Ambassadeur“ von Abraham Wicquefort (1606–1682),92 damit ist er kein Einzelfall. Die Gesandten bedienten sich in zeremoniellen Auseinandersetzungen mit Vorliebe dieses Werkes, um ihre Argumentation zu stärken.93 Wicqueforts „L’Ambassadeur“ 94 dürfte der bekannteste Gesandtentraktat der Frühen Neuzeit sein. Die sogenannten Gesandtenlehren bzw. -traktate,95 welche 87 Exemplarisch „. . . Stieve [. . .] welches kleine Buch jeder, der in Ceremoniel Sachen was gründwißen will, sich anschafen solte.“ Roßmann, Andreas Elias: Vom Hofrechte. In: Erlangische gelehrte Anzeigen XXIX (1749), S. 230. 88 Exemplarisch: „Dieses Rangreglement steht in Lünig.“ Hellbach, Johann Christian: Handbuch des Rangrechts [. . .]. Ansbach 1804, S. 288. 89 Vgl. 4. Oktober 1714. Urtheil über Herrn Stievens Hof CEREMONIEL [. . .]. Zitiert nach: Hahn, Peter-Michael (Hrsg.): Johann von Besser (1654–1729). Schriften. Ergänzende Texte. Beiträge zum Amt des Zeremonienmeisters, zur Arbeitsweise und zum Nachlass (= Johann von Besser (1654–1729) Schriften; 2). Heidelberg 2016, S. 89 ff. 90 Denkschriften kritisierten Missstände, formulierten Umgestaltungsabsichten und umrissen künftige Ordnungen (vgl. Schlögl, Rudolf: Der frühneuzeitliche Hof als Kommunikationsraum. Interaktionstheoretische Perspektiven der Forschung. In: Becker, Frank (Hrsg.): Geschichte und Systemtheorie. Exemplarische Fallstudien (= Campus historische Studien; 37). Frankfurt am Main 2004, S. 202). 91 Begriffsdefinition: „. . . werden insbesondere die schriftlichen Vorträge der Gesandten an den Hof, an den sie accreditirt sind, insbesondere Memoires; hingegen die Antwort des Hofs, oder des Staats, an die fremden Minister und Gesandte, Dekrete oder auch Signaturen genannt. Was die fremden Minister und Höfe an einander, oder an ganze Ministeria, Kollegia und Korpora vortragen, heißt ein Promemoria, oder eine Deklaration. Was endlich der Regent an seine Minister, Räthe und Beamte ergehen läßt, heißt ein Rescript.“ Ahnert, Christian Gotthelf: Lehrbegriff der Wissenschaften, Erfordernisse und Rechte der Gesandten. Zweyter Theil. Dresden 1784, S. 512. 92 Wicquefort, Abraham: L’Ambassadeur, oder Staats-Bothschaffter/Und dessen Hohe Fonctions, und Staats-Verrichtungen/Durch Herrn De Wicquefort, herauß gegeben: Nunmehro aber in unsere Hoch-Teutsche Sprach übersetzet von Johann Leonhardt Sautern. Franckfurt am Mäyn 1682. 93 Exemplarisch: 12. November 1701 Christian Friedrich Bartholdi aus Wien. GStA PK, I. HA, Rep. 1 Nr. 174, Bl. 462v–463r. 94 Weiterführend: Externbrink, Sven: Abraham de Wicquefort et ses trités sur l’Ambassadeur (1676–1682). Bilanz et perspectives de recherche. In: Andretta, Stefano u. a. (Hrsg.): De l’ambassadeur. Les éctrits relatifs à l’ambassadeur et à l’art de négocier du Moyen âge au début du XIXe siècle (= Collection de l’ècole française de Rome; 504). Rome 2015, S. 405–430. 95 Verwendung in dieser Arbeit finden u. a.: Callières, François de: Kluger Minister und Geschickter Gesandten Staats=Schule Oder Unterricht, wie man mit grossen Her-
1. Quellengrundlage
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sich schon vor der Entstehung der Zeremonialwissenschaft als schriftliches Medium etablierten, sind eine bedeutsame Quelle für die Untersuchung des Gesandtschaftszeremoniells. Deren Zielstellung war es, die diplomatische Tätigkeit in ein System von Regeln zu überführen, um für zukünftige Diplomaten eine Verhaltensgrundlage bereitzustellen. Gleichzeitig war es ihr Anliegen, der gelehrten europäischen Öffentlichkeit ein Bild jener Tätigkeit zu präsentieren.96 Bereits seit dem späten 15. Jahrhundert beschäftigten sich Völkerrechtler und gelehrte Diplomaten mit den Voraussetzungen für einen erfolgreichen Gesandten. Diese spezifische Form der Auseinandersetzung mit der Person des Gesandten blieb in ihrem Aufbau bis ins 18. Jahrhundert relativ konstant.97 So bildeten sich formale und sprachliche Traditionen heraus, die einen bestimmten Rahmen vorgaben, in dem die diplomatische Tätigkeit behandelt werden konnte. Gleichwohl reagierte man auf Veränderungen der diplomatischen Praxis. Das betraf vor allem jene Bereiche, die mit der Entstehung der ständigen Gesandtschaften an Bedeutung gewannen. Dazu zählten insbesondere die zeremoniellen Privilegien der Gesandten. Fernerhin waren bis ins 17. Jahrhundert hinein die in den meisten Traktaten, die häufig ein idealisierendes Bild zeichneten, notierten Beispiele nur zur nachträglichen Erläuterung von Verhaltensmaximen herangezogen worden. Dagegen wurde nun aus einer Sammlung aktueller Bräuche und Exempel ein System an Regeln und Normen erschaffen.98 Im diplomatischen Alltag freilich waren diese Normen und Regeln nicht immer einhalt- bzw. anwendbar. Dies offenbaren die ebenfalls in dieser Arbeit genutzten vorliegenden Selbstzeugnisse99 wie Memoiren, Reiseberichte100 oder
ren und Potentaten Staats=Sachen klüglich tractiren soll [. . .]. Aus dem Französischen übersetzt von Moritz Georg Weidmann. Leipzig 1716. Sowie: Hoevelen, Conrad: Candorins Vollkommener Teutsche Gesandte nach allen dessen genausten Eigenschafften [. . .]. Franckfurt 1679. Sowie: Hofhout, Jean: Traité des Ambassades et des Ambassadeurs. Rotterdam 1726. 96 Vgl. Kugeler, Heidrun: „Ehrenhafte Spione“. Geheimnis, Verstellung und Offenheit in der Diplomatie des 17. Jahrhunderts. In: Benthien, Claudia/Martus, Steffen (Hrsg.): Die Kunst der Aufrichtigkeit im 17. Jahrhundert (= Frühe Neuzeit; 114). Tübingen 2006, S. 129. 97 Vgl. Matzke 2011, S. 259. 98 Vgl. Kugeler, Heidrun; „Le parfait Ambassadeur“. Zur Theorie der Diplomatie im Jahrhundert nach dem Westfälischen Frieden. In: Kugeler, Heidrun u. a. (Hrsg.): Internationale Beziehungen in der Frühen Neuzeit. Ansätze und Perspektiven (= Wirklichkeit und Wahrnehmung in der Frühen Neuzeit; 3). Hamburg 2006, S. 185 f. 99 Hier verstanden nach: Krusenstjern, Begina von: Was sind Selbstzeugnisse? Begriffskritische und quellenkundliche Überlegungen anhand von Beispielen aus dem 17. Jahrhundert. In: Historische Anthropologie. Kultur. Gesellschaft. Alltag 2 (1994), S. 462. 100 Weiterführend: Maurer, Michael: Reiseberichte als Wissensspeicher. In: Grunert, Frank/Syndikus, Anette (Hrsg.): Wissensspeicher der Frühen Neuzeit. Formen und Funktionen. Berlin/Boston 2015, S. 391–411.
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II. Grundlagen
Briefwechsel101 von Gesandten, Adligen und/oder Herrschern. Wenngleich diesbezüglich zu bedenken ist, dass individuelle Erinnerungen nie ein direktes Abbild der Vergangenheit sind, sondern als biographisches Konstrukte verstanden werden müssen. Sie verweisen auf die Erfahrung einer historischen Realität, da sie in der Regel auf persönlichen Erlebnissen beruhen.102 Eine Kernaufgabe dieser Dissertation ist also die systematische Analyse und Interpretation all dieser vielfältigen Quellen, die über das Gesandtschaftszeremoniell unter Berücksichtigung ihrer spezifischen Eigenarten informieren. Neben den bereits benannten Quellen werden zudem ergänzend zeitgenössische juristische, historische Abhandlungen, Verträge, Gesetzestexte und Testamente103 der Potentaten bearbeitet. Dabei muss ein besonderes Augenmerk auf die vorhandenen Bezüge, Verweise und Zusammenhänge zwischen den verschiedenen Quellen gerichtet werden. Die Verwendung von normativen und deskriptiven Quellen und von Materialien, die eine Außensicht auf das Gesandtschaftszeremoniell erlauben und Quellen, die eine Binnensicht gestatten, ermöglicht eine weitgefächerte Analyse und Darstellung des brandenburgisch-preußischen Gesandtschaftszeremoniells.
2. Die Entwicklung des Gesandtschaftswesens Kontakte zwischen verschiedenen politischen Akteuren konnten auf verschiedenen Wegen stattfinden. Neben der direkten Korrespondenz zwischen den Höfen boten sich persönliche Begegnungen von Herrschern oder Verhandlungen über bzw. durch Gesandte104 sowie eine Mischung aus den letzten zwei Optionen an.105 101 Obgleich die Zuordnung von Briefen zur Kategorie des Selbstzeugnisses als methodisch problematisch bewertet wird (vgl. Antenhofer, Christina/Müller, Mario: Briefe in politischer Kommunikation. Einführung. In: Antenhofer, Christina/Müller, Mario (Hrsg.): Briefe in politischer Kommunikation vom Alten Orient bis ins 20. Jahrhundert [. . .] (= Schriften zur politische Kommunikation; 3). Göttingen 2008, S. 21). 102 Vgl. Dejung, Christof: Oral History und kollektives Gedächtnis. Für eine sozialhistorische Erweiterung der Erinnerungsgeschichte. In: Geschichte und Gesellschaft. Zeitschrift für Historische Sozialwissenschaft 34 (2008), S. 105. 103 Weiterführend: Duchhardt, Heinz: Einleitung. In: Duchhardt, Heinz (Hrsg.): Politische Testamente und andere Quellen zum Fürstenethos der Frühen Neuzeit (= Ausgewählte Quellen zur Deutschen Geschichte der Neuzeit; 18). Darmstadt 1987, S. 1–18. Sowie: Kasten, Brigitte: Testamente. In: Paravicini, Werner (Hrsg.): Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich. Hof und Schrift (= Residenzenforschung; 15/III). Ostfildern 2007, S. 603–614. 104 Vgl. Hartmann, Anja Victorine: Diplomatie auf Umwegen? Gedanken zur Struktur und Effizienz diplomatischer Beziehungen im Umfeld des Dreißigjährigen Krieges. In: Externbrink, Sven/Ulbert, Jörg (Hrsg.): Formen internationaler Beziehungen in der Frühen Neuzeit. Frankreich und das Alte Reich im europäischen Staatensystem. Festschrift für Klaus Malettke zum 65. Geburtstag (= Historische Forschungen; 71). Berlin 2001, S. 422. 105 Vgl. Riss, Thomas: Das Gesandtschaftswesen im mittelalterlichen Nordeuropa. In: Schwinges, Rainer Christoph/Wriedt, Klaus (Hrsg.): Gesandtschafts- und Botenwe-
2. Die Entwicklung des Gesandtschaftswesens
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Herrschertreffen waren im Untersuchungszeitraum eher die Ausnahme, denn die Regel,106 vielfach waren sie angedacht, scheiterten jedoch in der Praxis.107 Sie seien demnach: „. . . so etwas seltsames in der Welt, daß man solchen unter den Merckwürdigkeiten der Zeit=Register billig einen hohen Platz einräumen muß.“108 Solche Treffen wurden durchaus kritisch betrachtet, der Würde der Monarchen abträglich bewertet: „Die beyden grossen Lichter des Himmels, die den Tag und die Nacht regieren, pflegten die Unter=Welt mit desto völligerm Glantze zu erleuchten, je weiter sie von einander entfernt wären. Kämen sie aber nahe zusammen, so verhinderte des einen Gegenwart die Strahlen und den Schein des andern.“ 109 1657 fasste Friedrich Wilhelm im Zuge der Einladung des Kaisers nach Prag dies wesentlich nüchterner und prägnanter zusammen: „Erstlich so würde solche reÿse große Unkosten veruhrsachen. Zweitenß solte dadurch den außlandischen Potentaten, wie auch den andren Reichs Ständen selbst zu [. . .] nachdencken anlaß geben werden. Wie auch drittens den Churfürsten solches zumal vornemblich anjetzo verkleinerlich sein solte, wan Sie gleichsahm außer dem Reich dem Kaÿser nachziehen würden.“ 110 Der Aspekt der Sicherung und Darstellung des eigenen Ranges wird von Johannes Paulmann als der hauptsächliche Hinderungsgrund für das Zustandekommen von Herrschertreffen benannt.111 Dem widerspricht Jürgen Hartmann – der Strenge des Zeremoniells hätte man etwa durch Alternat, Inkognito oder Campagne-Zeremoniell ausweichen können – diese Optionen hätten eine hinreichende Flexibilität gesichert, um komplizierte Präzedenzprobleme lösen zu können.112 Zweifelsohne wurden vorab
sen im spätmittelalterlichen Europa (= Vorträge und Forschungen/Konstanzer Arbeitskreis für mittelalterliche Geschichte; 60). Ostfildern 2003, S. 170. 106 Eines der bekanntesten Herrschertreffen dürfte das Potsdamer Dreikönigstreffen 1709 sein. (Weiterführend: Czech, Vinzenz: Das Potsdamer Dreikönigstreffen 1709. Möglichkeiten und Grenzen höfisch-dynastischer Selbstdarstellung in BrandenburgPreußen. Göttingen 2008). 107 Exemplarisch: 28. Dezember 1694 Einladung Friedrich Augusts an Friedrich III./I. Am 1./11. Januar 1695 erfolgte die Absage Friedrichs III./I., der wiederum am 24. Dezember 1695 eine Einladung an Friedrich August formulierte (vgl. GStA PK, I. HA, Rep. 41 Nr. 337). 108 Das frolockende Berlin, Oder Historische Nachricht Dererjenigen öffentlichen Freudens=Bezeigungen und sinnreichen Illuminationen, Die bey hoher Anwesenheit Ihro Königl. Majestät in Pohlen, Und Dero Königl. Printzens Hoheit Daselbst angestellet worden [. . .]. Berlin 1728, S. 1. 109 Bellamintes [Hecker, Heinrich Cornelius]: Leben Des Kayserlichen GENERALFeld=Marschalls Herrn Friedr. Heinrichs Reichs=Grafen von Seckendorff biß auf Dessen gegenwärtige Umstände. Vermehrte und verbesserte Auflage. 1739 o. O., S. 179 f. 110 25. März 1657 Instruktion für Krockow. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 6237. 111 Vgl. Paulmann, Johannes: Pomp und Politik: Monarchenbegegnungen in Europa zwischen Ancien Régime und Ersten Weltkrieg. Paderborn u. a. 2000, S. 36 f. 112 Vgl. Hartmann, Jürgen: Bilder eines Zeremoniells. Herrscherbegegnungen der preußischen Könige im 18. Jahrhundert. In: Majestas 11 (2003), S. 178.
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II. Grundlagen
stets Absprachen getroffen,113 dies war ein heikles Unterfangen, und es sollte der beträchtliche organisatorische Aufwand, der mit beachtlichen Kosten einherging, nicht außer Acht gelassen werden. Selbst der als überaus sparsam angesehene Friedrich Wilhelm I. war im Zuge des Besuches des sächsischen Kurfürsten und polnischen Königs 1728 bereit, einiges an Geldern aufzuwenden, um die hohenzollerische Residenz und seine Person angemessen repräsentieren zu können.114 Bemerkenswerterweise sind etliche der Kritikpunkte, die der Große Kurfürst vorbrachte, mit jenen, die gemeinhin gegen die Absendung von Gesandtschaften angeführt wurden, kongruent, insbesondere die Kosten der Gesandtschaften bildeten einen häufigen Kritikpunkt.115 Gesandtschaften hat es zu allen Zeiten in allen Kulturen gegeben. Die Israeliten, die Ägypter, die Chinesen, die „alten“ Griechen und Römer116 – sie alle erhielten und sendeten Gesandte, wenn dies auch unregelmäßig und vereinzelt erfolgte. Eben dies galt ebenso für den europäischen Kulturraum im Mittelalter, ehe es zu den signifikanten Veränderungen kam, die zugleich Einfluss auf das Gesandtschaftszeremoniell nahmen. Fritz Ernst analysierte 1951, es wären an der Wende vom Mittelalter zur Frühen Neuzeit drei Grundtypen von Gesandtschaften vorhanden gewesen. Neben jenen Gesandtschaften, deren Ziel die Überbringung einer Nachricht gewesen sei oder die einen fest umrissenen Verhandlungsgegenstand hatten, standen Missionen mit einem ebenfalls konkreten Verhandlungsrahmen, deren Erfolg von außerhalb der Gesandtschaft liegenden Faktoren abhing, wie politischen Konstellationen mit weiteren Mächten oder Kriegsverläufen. Dadurch konnte sich deren Verweildauer entgegen der ursprünglichen Absicht beträchtlich ausweiten.117 Der dritte Typus umfasste die ständige Gesandtschaft mit ihrer referierenden und auf gegenseitigen Informationsaustausch zielenden Tätigkeit.118 113 Exemplarisch: Januar 1729 Aufzeichnung, wie die beiderseitigen Visiten der Könige von Polen und Preußen zu regulieren seien. SächsHStA Dresden, 10026 Geheimes Kabinett, Loc. 02969/09, Bl. 17v. 114 Siehe: GStA PK, I. HA, Rep. 36 Nr. 2950/001. Sowie: 6. März/15. Mai/22. Mai/ 29. Mai 1728 Stratemann aus Berlin. Zitiert nach: Wolff, Richard (Hrsg.): Vom Berliner Hofe zur Zeit Friedrich Wilhelms I. Berichte des Braunschweiger Gesandten in Berlin. 1728–1733 (= Schriften des Vereins für die Geschichte Berlins XLVIII und XLIX). Berlin 1914, S. 1–11. 115 Vgl. Römer, Carl Heinrich von: Versuch einer Einleitung in die rechtlichen, moralischen und politischen Grundsätze über die Gesandtschaften nebst die ihnen zukommenden Rechte. Gotha 1788, S. 50–53. 116 Vgl. Alt, L.: Handbuch des europäischen Gesandtschafts-Rechtes [. . .]. Berlin 1870, S. 7 ff. 117 Jene zwei Formen standen im besonderen Maße im Fokus der Öffentlichkeit, da sie direkte Auskunft über politische Absichten bieten konnten (exemplarisch: 29. Januar 1724 Friedrich Wilhelm I. an Hoffmann nach Warschau. GStA PK, I. HA, Rep. 9 Polen Nr. 27 SS Fasz. 2. Sowie: 31. Dezember 1724 Kurd Christoph Schwerin aus Dresden. GStA PK, I. HA, Rep. 9 Polen Nr. 27 SS Fasz. 5). 118 Vgl. Ernst 1951, S. 88 f.
2. Die Entwicklung des Gesandtschaftswesens
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Insbesondere die Faktoren, die zu der Etablierung der ständigen Gesandtschaft in der Frühen Neuzeit führten, wurden und werden von der Forschung analysiert. Ausgangspunkt bildet dabei oftmals die Studie Otto Krauskes aus dem Jahre 1855. Die in jener von Krauske aufgestellten These, dass von einem bewussten Übergang von Sondergesandtschaften zu permanenten Missionen auszugehen sei,119 wurde schon 1889 von Adolf Schaube kritisiert. Auch nach der Etablierung ständiger Gesandtschaften in Europa könne und kann von einer gänzlichen Ablösung der adhoc-Missionen nicht gesprochen werden. Schaube sah den Startpunkt der Entwicklung der ständigen Gesandtschaften ab der Mitte des 15. Jahrhunderts in Italien, von dort aus hätte sich diese über Frankreich und ganz Europa ausgeweitet.120 Italien nahm in diesem Prozess die Rolle des Vorreiters ein,121 da, so Sven Externbrink, dort neue Dynastien die Macht in den ehemaligen Stadtrepubliken eroberten, die zur Absicherung ihrer Herrschaft die Kommunikation mit den Nachbarstaaten intensivierten, zwangsläufig neue Strukturen aufbauen mussten.122 In jene Zeit fiel ebenfalls der Auf- bzw. Ausbau des „europäischen Staatensystems“, der zu intensiven Kontakten zwischen den verschiedenen Akteuren bzw. politischen Einheiten führte.123 Notwendig wurde dieser aus vielerlei Gründen, etwa um Bedrohungen, wie die Expansionsbestrebungen der Osmanen, abzuwehren oder in Konflikten um Vormachtstellungen schlagkräftige Bündnispartner zu gewinnen.124 Diese Kontakte und die daraus resultierenden zwischenstaatlichen Beziehungen bedurften einer rechtlichen Grundlage bzw. anerkannter Rechtsprinzipien. Es kam daher seit dem 15. Jahrhundert zu einer stärkeren Vervölkerrechtlichung125 des Gesandtschaftswesens.126 Zugleich begünstigte der einsetzende 119 Vgl. Krauske, Otto: Die Entwicklung der ständigen Diplomatie vom fünfzehnten Jahrhundert bis zu den Beschlüssen von 1815 und 1818 (= Staats- und sozialwissenschaftliche Forschungen; 22). Leipzig 1885. 120 Vgl. Schaube, Adolf: Zur Entstehungsgeschichte der ständigen Gesandtschaften. In: Mitteilungen des Instituts für Oesterreichische Geschichtsforschung 10 (1889), S. 521. 121 Dieser Annahme widerspricht Duchhardt. Es sei Frankreich gewesen, welches den Anstoß zu dem immer dichter werdenden Geflecht von Auslandsvertretungen gegeben habe (vgl. Duchhardt, Balance of Power, 1997, S. 22). 122 Vgl. Externbrink, Sven: Humanismus, Gelehrtenrepublik und Diplomatie: Überlegungen zu ihren Beziehungen in der Frühen Neuzeit. In: Thiessen, Hillard von/Windler, Christian (Hrsg.): Akteure der Außenbeziehungen. Netzwerke und Interkulturalität im historischen Wandel (= Externa; 1). Köln u. a. 2012, S. 135. 123 Vgl. Malettke, Klaus: Die Entwicklung eines Systems der europäischen Außenpolitik im späten 16. und frühen 17. Jahrhundert aus französischer Perspektive. In: Beiderbeck, Friedrich u. a. (Hrsg.): Dimensionen der europäischen Außenpolitik zur Zeit der Wende vom 16. zum 17. Jahrhundert (= Innovationen. Bibliothek zur Neueren und Neusten Geschichte; 10). Berlin 2003, S. 290. 124 Vgl. Kölle, Christoph Friedrich Karl: Betrachtungen über Diplomatie. Stuttgart und Tübingen 1838, S. 7. Sowie: Strohmeyer 2007, S. 5 f. 125 Das Völkerrecht ist darauf gerichtet Frieden zu sichern, indem es das Handeln der Menschen normativ verbindlich regelt. Im Völkerrecht wird nicht der einzelne Mensch unmittelbar in Recht und Pflicht genommen, sondern Mächte, Staaten und souveräne Herrscher (vgl. Steiger, Heinhard: Ius bändigt Mars. Das klassische Völkerrecht
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II. Grundlagen
Verdichtungsprozess von Herrschaft in den jeweiligen Staaten die Herausbildung eines „professionalisierten“ diplomatischen Apparates,127 und dieser Prozess führte zur Bündelung von Ressourcen, die die Finanzierung eines Systems von Dauergesandtschaften erst ermöglichten. Daneben erfuhr das Kommunikationsnetz um 1500 einen Ausbau, eine massive Erhöhung seiner Leistungsfähigkeit, bedingt durch die Etablierung neuer Medien und den Aufbau eines Postwesens in Europa. Nachrichten und Informationen konnten nunmehr schnell und weit verbreitet werden, und diese verdichtete Kommunikation erlaubte auch eine bessere Kontrolle der Gesandten durch ihren Dienstherren.128 Der Aufbau der ständigen Gesandtschaften stand demnach in unmittelbarer Wechselwirkung mit der Herausbildung eines Staatensystems und der Verdichtung der Staatenbeziehungen, die ein erhöhtes und auf permanente Austauschmöglichkeiten gerichtetes Informationsbedürfnis der Staaten erzeugten. Die Schnelligkeit und Unberechenbarkeit von Entwicklungen und Ereignissen verlangte eine jederzeit verfügbare Dauerverbindung.129 Dies wiederum wirkte sich nicht zuletzt auf die Aufgabe des Gesandten, seinen Potentaten angemessen am Gasthofe zu vertreten bzw. zu und seine Wissenschaft als frühneuzeitliche Kulturerscheinung. In: Asch, Ronald G. u. a. (Hrsg.): Der Frieden Rekonstruktion einer europäischen Vision. Band 2: Frieden und Krieg in der Frühen Neuzeit. Die europäische Staatsordnung und die außereuropäische Welt. München 2001, S. 76). Dabei bildete sich das Völkerrecht einer bestimmten Epoche in gegenseitiger Beeinflussung und Auseinandersetzung vieler Mächte und verschiedener Faktoren heraus (vgl. Steiger, Heinhard: Vom Völkerrecht der Christenheit zum Weltbürgerrecht. Überlegungen zur Epochenbildung in der Völkerrechtsgeschichte. In: Heinig, Paul-Joachim (Hrsg.): Reich, Region und Europa in Mittelalter und Neuzeit. Festschrift für Peter Moraw (= Historische Forschungen; 67). Berlin 2000, S. 173). Weiterführend: Hueck, Ingo J.: Völkerrechtsgeschichte: Hauptrichtungen, Tendenzen, Perspektiven. In: Loth, Wilfried/Osterhammel, Jürgen (Hrsg.): Internationale Geschichte. Themen – Ereignisse – Aussichten (= Studien zur Internationalen Geschichte; 10). München 2000, S. 267–285. Sowie: Janssen, Wilhelm: Die Anfänge des modernen Völkerrechts und der neuzeitlichen Diplomatie. Ein Forschungsbericht. In: Deutsche Vierteljahrsschrift für Literaturwissenschaft und Geistesgeschichte 38 (1964), S. 450–485, 591–638. Sowie: Nahlik, Stanislaw E.: Völkerrechtliche Aspekte der frühen Diplomatie. In: Pferschy, Gerhard (Hrsg.): Siegmund von Herberstein. Kaiserlicher Gesandter und Begründer der Rußlandkunde und die europäische Diplomatie (= Veröffentlichungen des Steiermärkischen Landesarchives; 17). Graz 1989, S. 43–62. Sowie: Weindl, Andrea: Inter Caetera, mare liberum und terra nullius – das europäische Völkerrecht und die außereuropäische Welt. In: Schmidt-Voges, Inken u. a. (Hrsg.): Pax perpetua. Neue Forschungen zum Frieden in der Frühen Neuzeit (= bibliothek altes Reich; 8). München 2010, S. 349–383. 126 Vgl. Krischer 2011, S. 197. 127 Vgl. Gräf, Holger Th.: Gestaltende Kräfte und gegenläufige Entwicklungen im Staatensystem des 17. und 18. Jahrhunderts: Die Republik der Vereinigen Niederlande als Macht des Überganges. In: Krüger, Peter/Müller-Luckner, Elisabeth (Hrsg.): Das europäische Staatensystem im Wandel. Strukturelle Bedingungen und bewegende Kräfte seit der Frühen Neuzeit (= Schriften des Historischen Kollegs: Kolloquien; 35). München 1996, S. 13. 128 Vgl. Thiessen 2012, S. 478 ff. 129 Vgl. Matzke 2011, S. 23.
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repräsentieren, aus, sondern beförderte Entwicklung und Ausdifferenzierung des Gesandtschaftszeremoniells. Allgemein lässt sich konstatieren, folgte Brandenburg-Preußen weitestgehend den soeben skizzierten Entwicklungen. Mit der Übernahme der Kurwürde der Kurmark Brandenburg 1415 durch die Hohenzollern gingen Gesandtschaften einher,130 die von den Nachfolgern der ersten hohenzollerischen Kurfürsten fortgesetzt wurden, wenngleich diese in den ersten Jahrzehnten wenig geordnet und kaum von durchgreifender Wirksamkeit waren.131 Um 1600 erfuhr dies eine Steigerung, bedingt unter anderem durch die umfänglichen Gebietserwerbungen im Rheingebiet und den Gewinn des Herzogtums Preußen, die wachsenden außenpolitischen Anforderungen, die Brandenburg-Preußen in die europäischen Konfliktherde involvierten und eine Weiterentwicklung des diplomatischen Apparates bewirkten.132 Bereits zu diesem Zeitpunkt kristallisierte sich die ebenso den Untersuchungszeitraum dieser Ausarbeitung bestimmende „. . . Nothwendigkeit Gesandten und RESIDENTEN in den meisten Reichen EUROPÆ zu halten.“,133 da die brandenburgisch-preußischen „. . . Gräntzen fast an der meisten POTENTATEN und Regenten in EUROPA Ländern anstoßen.“ 134 heraus. In den ersten Jahrzehnten des 17. Jahrhunderts waren zwar Ansätze einer geordneten Vertretung nach außen wahrnehmbar, von einer großen Wirksamkeit der brandenburgischen Diplomatie kann indes keine Rede sein. Man beschränkte sich aus Kostengründen auf die vereinzelte Abschickung von Sondergesandtschaften nach Maßgabe politischer Notwendigkeiten.135 Der Westfälische Friede 1648 sollte diesbezüglich einen signifikanten Einschnitt darstellen. Auf der einen Seite hatte der Dreißigjährige Krieg zu einer Veränderung in den Staatenbeziehungen, zu territorialen Neuordnungen und der Begründung eines neuen Staatensystems, geführt.136 Auf der anderen Seite wa130 Vgl. Müller, Mario: Diplomatisches Wissen und Informationsauslese im 15. Jahrhundert. Brandenburgische Gesandteninstruktionen und -berichte zum böhmischen und ungarischen Hof. In: Orlowska, Anna Paulina u. a. (Hrsg.): Atelier. Vorbild, Austausch, Konkurrenz. Höfe und Residenzen in der gegenseitigen Wahrnehmung (= Mitteilungen der Residenzen-Kommission der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen; Sonderheft 12). Kiel 2009, S. 55. 131 Vgl. Krauske 1885, S. 129 f. 132 Vgl. Neugebauer, Wolfgang: Brandenburg-Preußen in der frühen Neuzeit. Politik und Staatsbildung im 17. und 18. Jahrhundert. In: Neugebauer, Wolfgang (Hrsg.): Handbuch der preussischen Geschichte. Band I. Das 17. und 18. Jahrhundert und Große Themen der Geschichte Preußens. Berlin/New York 2009, S. 134. 133 Denkschrift über den Zustand des Brandenburgischen Staates. 1708 ins Archiv gekommen. GStA PK, I. HA, Rep 63 Nr. 835, S. 27. 134 Denkschrift über den Zustand des Brandenburgischen Staates. 1708 ins Archiv gekommen. GStA PK, I. HA, Rep 63 Nr. 835, S. 5 f. 135 Vgl. Falcke 2006, S. 29. 136 Vgl. Siegelberg, Jens: Staat und internationales System – ein strukturgeschichtlicher Überblick. In: Siegelberg, Jens/Schlichte, Klaus (Hrsg.): Strukturwandel interna-
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II. Grundlagen
ren es der westfälische Friedenskongress und dessen Beschlüsse, die nachhaltige Impulse setzten. Im Artikel VIII § 2 des Instrumentum Pacis Osnabrugense (IPO) von 1648 hatte man sich verständigt: „Vor allem aber soll das Recht, unter sich und mit dem Ausland Bündnisse für ihre Erhaltung und Sicherheit abzuschließen, den einzelnen Ständen immerdar freistehen, jedoch unter der Bedingung, daß dergleichen Bündnisse nicht gegen Kaiser und Reich und dessen Landfrieden oder besonders gegen diesen Vertrag gerichtet, sondern so beschaffen seien, daß der Eid, durch den ein jeder dem Kaiser und Reich verpflichtet ist, in allen Stücken unverletzlich bleibt.“ 137 Durch diesen Artikel war sämtlichen Reichsständen zumindest in der Theorie das aktive Gesandtschaftsrecht gewährt worden. Während das sogenannte passive Gesandtschaftsrecht das Recht beinhaltete, Gesandte anzunehmen, verstand man unter dem aktiven Gesandtschaftsrecht das Recht, Gesandte abzuordnen.138 Nur dieser Beschluss, so Otto Esch, hätte sanktioniert, was schon lange bestand,139 wie überhaupt dieses Bündnisrecht lange Zeit fälschlicherweise, betont Johannes Burkhardt, als ein Beleg für die Souveränität der deutschen Fürstenstaaten angesehen wurde. Dagegen spräche unter anderem die im Artikel enthaltene Bedingung der Reichsverträglichkeit von Bündnissen.140 Im Übrigen war lediglich ein geringer Teil der Reichsstände in der Lage, das aktive Gesandtschaftsrecht auszuüben, die damit einhergehenden Kosten zu stemmen141 und sich auf dem internationalen diplomatischen Parkett zu bewegen. Dennoch habe durch diese Regulierung, meint Katrin Joos, die Kon-
tionaler Beziehungen. Zum Verhältnis von Staat und internationalem System seit dem Westfälischen Frieden. Wiesbaden 2000, S. 17. 137 Osnabrücker Friedensvertrag zwischen dem Kaiser und Schweden (IPO) Art. VIII. § 2. Zitiert nach: Müller, Konrad (Bearb.): Instrumenta Pacis Westphalicae. Die Westfälischen Friedensverträge. Vollständiger lateinischer Text mit Übersetzung der wichtigeren Teile und Regesten (= Quellen zur neueren Geschichte; 12/13). Bern/ Frankfurt 1975, S. 134. 138 Vgl. Alt 1870, S. 5. 139 Vgl. Esch, Otto: Das Gesandtschaftsrecht der deutschen Einzelstaaten. Bonn 1911, S. 26 f. 140 Vgl. Burkhardt, Johannes: Der Westfälische Friede und die Legende von der landesherrlichen Souveränität. In: Engelbrecht, Jörg/Laux, Stephan (Hrsg.): Landes- und Reichsgeschichte. Festschrift für Hansgeorg Molitor zum 65. Geburtstag (= Studien zur Regionalgeschichte; 18). Bielefeld 2004, S. 210 ff. Wie überhaupt in keinem der Reichsgesetze, die im 18. Jahrhundert in einem Kanon zusammengefasst wurden, geregelt ist, wem die Souveränität im Reich zustehe, was unter Landeshoheit zu verstehen ist (vgl. Haug-Moritz, Gabriele: Kaisertum und Parität. Reichspolitik und Konfession nach dem Westfälischen Frieden. In: Zeitschrift für Historische Forschung 19 (1992), S. 450). 141 Vgl. Duchhardt, Balance of Power, 1997, S. 23. Wenngleich dies auf pragmatische Art und Weise gelöst werden konnte. Ein einzelner Gesandter konnte gegebenenfalls mehrere Potentaten vertreten. Dies setzte ein gutes Verhältnis zwischen diesen Potentaten voraus und bezog sich auf die unteren Gesandtenränge. Auch für den Berliner Hofe findet sich ein solches Exempel (vgl. 10. Juni 1708 Friedrich III./I. an Friedrich August I./August II. GStA PK, I. HA, Rep. 41 Nr. 197).
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kurrenz der deutschen Herrscher untereinander eine Erweiterung erfahren. Wären sie bis dahin im Rahmen des Reichs auf eine bestimmte Rolle beschränkt gewesen, hätten Macht und Ansehen nun in der europäischen Dimension gesucht werden können.142 Während die Frage, ob und inwiefern der Westfälische Friede eine völkerrechtliche Zäsur darstellte, unter Historiker und Historikerinnen umstritten war bzw. ist, wurde dies im Hinblick auf das frühneuzeitliche Gesandtschaftszeremoniell von Zeitgenossen eindeutig positiv beantwortet: „In unserm Teutschland hat man angefangen, von der Zeit an, da der Münsterische und Oßnabrückische Friede geschlossen worden, sich mehr um das Ceremoniel-Wesen zu bekümmern: Die vielen fremden Gesandten der ausländischen Puissancen, die allda zusammen kamen, gaben den Teutschen Fürsten Gelegenheit, ihre Rechte in einem und dem andern Stück besser erkennen zu lernen, und von den Ausländern bey den Ceremoniel-Puncten manches, das ihnen nicht bekandt gewesen oder darauf sie doch nicht so acht gegeben hatten, zu lernen.“ 143 In Osnabrück und Münster hatte sich eine Situation ohne Verfahrensvorbilder geboten, während bei späteren Friedensverhandlungen das Zeremoniell stets vorgegeben war und allenfalls modifiziert wurde.144 Nahezu alle europäischen Mächte waren bei jenem Kongress vertreten gewesen und Akteure ganz unterschiedlichen Status und Ranges aufeinandergetroffen. Da die wechselseitige zeremonielle Behandlung der Gesandten die Statusansprüche aller Beteiligten zum Ausdruck brachte, konnte jeder öffentliche zeremonielle Akt bereits eine politische Vorentscheidung über die Streitgegenstände enthalten, um die es in den Friedensverhandlungen erst noch gehen sollte145 – dementsprechend akkurat war bei der gegenseitigen zeremoniellen Rezeption vorzugehen. Indes sei die Bereitschaft, aus den Vorfällen während der Verhandlungen in Münster und Osnabrück zu lernen, gibt Niels May zu bedenken, kein Ausweis für die Vorbildfunktion der Westfälischen Verhandlungen, son142 Vgl. Joos, Katrin: Gelehrsamkeit und Machtanspruch um 1700. Die Gründung der Berliner Akademie der Wissenschaften im Spannungsfeld dynastischer, städtischer und wissenschaftlicher Interessen (= Stuttgarter Historische Forschungen; 13). Köln u. a. 2012, S. 58. Sowie: Kurtzer STATUS CAUSA Der in COMITŸS zwischen denen Chur: und altfürst. Gesandten obwaltenden DIFFERENZIEN über das PRÆDICAten EXCELLENTZIA an dem Kaÿ. hof dabeÿ geführten betragens und der altfürst. haüser INCONTESTABLEN achts, hierinnen auch der PARITÄT zu bestehen. BayHStA Kasten Schwarz. Nr. 11816. 143 Rohr 1733, S. 17. 144 Vgl. Jahn, Bernhard: „Ceremoniel“ und Friedensordnung. Das „Ceremoniel“ als Störfaktor und Katalysator bei den Verhandlungen zum Westfälischen Frieden. In: Garber, Klaus/Held, Jutta (Hrsg.): Der Frieden. Rekonstruktion einer europäischen Vision. Band 1: Erfahrung und Deutung von Krieg und Frieden. Religion – Geschlechter – Natur und Kultur. München 2001, S. 970. 145 Vgl. Stollberg-Rilinger, Barbara: Völkerrechtlicher Status und zeremonielle Praxis auf dem Westfälischen Friedenskongress. In: Jucker, Michael u. a. (Hrsg.): Rechtsformen internationaler Politik. Theorie, Norm und Praxis vom 12. bis 18. Jahrhundert (= Zeitschrift für Historische Forschung; Beiheft 45). Berlin 2011, S. 152.
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dern wären diese gleichzeitig ein Negativbeispiel gewesen und gerade kein Präzedenzfall für künftige normative Regelungen.146 Unabhängig davon lässt sich konstatieren, ab 1648 spielte das Gesandtschaftszeremoniell in den auswärtigen Beziehungen eine fundamentale Rolle, rückte damit auch in den Fokus von Gelehrten, die den Versuch einer Definition unternahmen, nach Adressaten fragten. Fragestellungen, die von der historischen Forschung übernommen und im folgenden Kapitel knapp umrissen werden sollen.
3. Begriffsdefinitionen Im Allgemeinen würden die Begrifflichkeiten Ritual, Zeremonie und Zeremoniell bei Laien einen bestimmten Bekanntheitsgrad genießen, ohne aber dass das passive Verständnis zu einer durch Erfahrung gestützten Begriffsbildung fortschreite, urteilt Andreas Kotte.147 Gegenteiliges wäre sehr überraschend, denn schließlich teilen jene Begriffe das Schicksal vieler anderer Termini in den Geisteswissenschaften; sie scheinen eher unbestimmt und damit offen für die verschiedensten Deutungen und Definitionen zu sein.148 Mitunter wird beispielsweise in der Forschung zwischen den Begriffen Zeremoniell und Ritual unterschieden, mitunter werden sie deckungsgleich genutzt.149 Diese Begriffe sind nur dann sinnvoll zu operationalisieren, wenn sie für einen konkreten Untersuchungsgegenstand verwendet und entsprechend inhaltlich gefüllt werden.150 Folglich werden diese in den folgenden Kapiteln analysiert, zeitgenössische und aktuelle Definitionen herangezogen, Verbindungen untereinander erstellt. a) Das Ritual Im Mittelalter und in der beginnenden Frühen Neuzeit sprach man nicht von Ritualen, sondern von „Solennitäten“ oder von „spectacula“.151 Ritual ist demnach 146
Vgl. May 2011, S. 270. Vgl. Kotte, Andreas: Ritualia, Magica und Zeigehandlungen als szenische Vorgänge: Zur Differenzierung von Kernhandlungen und Handlungskomplexen. In: Bierende, Edgar u. a. (Hrsg.): Riten, Gesten, Zeremonien. Gesellschaftliche Symbolik in Mittelalter und Früher Neuzeit (= Trends in Medieval Philology; 14). Berlin/New York 2008, S. 23. 148 Vgl. Völker, Bernd: Symbol – Ritual – Zeremonie. In: Schramm, Michael (Hrsg.): Symbole, Zeremonielle, Rituale. Wirken und Wirkung von Militärmusik bei staatlicher Repräsentanz und hoheitlichen Anlässen. Dokumentationsband zum gleichnamigen Symposium vom 18. bis 19. September 2012 (= Militärmusik im Diskurs; 8). Bonn 2013, S. 197. 149 Vgl. Rudolph, Harriet: „Mit gewohnlichen Solennitäten“. Politische Rituale und Zeremoniell im Alten Reich. In: Wendehorst, Stephan/Westphal, Siegrid (Hrsg.): Lesebuch Altes Reich (= Bibliothek Altes Reich baR; 1). München 2006, S. 67. 150 Vgl. Rudolph 2011, S. 28. 151 Vgl. Althoff, Gerd/Stollberg-Rilinger, Barbara: Spektakel der Macht? Einleitung. In: Althoff, Gerd u. a. (Hrsg.): Spektakel der Macht. Rituale im Alten Europa 800– 1800. Katalog. Darmstadt 2008, S. 15. 147
3. Begriffsdefinitionen
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zunächst einmal mehr Forschungs- als Quellenbegriff. Nun ist die Ritualforschung nicht nur breit gefächert, sind die verschiedensten Positionen und Untersuchungsansätze vorhanden,152 sondern in beständiger Bewegung,153 so dass an dieser Stelle hauptsächlich die für das Verständnis der vorliegenden Arbeit wesentlichen Punkte des Ritualbegriffes betrachtet werden. „Wir sprechen von Ritualen, wenn Handlungen komplexerer Natur [. . .] von Akteuren in bestimmten Situationen in immer der gleichen oder zumindest sehr ähnlicher Weise wiederholt werden und dies bewusst geschieht, ein Wiedererkennungseffekt bewusst erzielt wird.“,154 so die Definition von Ritual vom Mittelalterhistoriker Gerd Althoff 2001, die in Zusammenarbeit mit der Frühen-Neuzeit-Historikerin Barbara Stollberg-Rilinger 2008 unter Bezug auf den kulturwissenschaftlichen Aspekt eine Ausweitung erfuhr. „Unter Ritual verstehen wir eine formal normierte, symbolische Handlungssequenz, die eine spezifische Wirkmächtigkeit besitzt. Ritualen liegen Konventionen für die Zuständigkeit der Akteure und die formale Richtigkeit der Gesten, Worte und Umstände zugrunde. Ihre Formen bedürfen grundsätzlich einer gewissen Konstanz, sie können für die Akteure aber gleichwohl in Grenzen verfügbar und veränderbar sein. Wirkmächtig sind Rituale in dem Sinne, dass sie eine soziale, politische, spirituelle usw. Zustandsveränderung bewirken.“ 155 In jener zweiten Definition tritt das Merkmal der Wiederholung, welches lange Zeit als bestimmend wahrgenommen wurde,156 in den Hintergrund. Problematisch war die starke Betonung dieses Punktes insofern, als dass Rituale auf diese Weise nicht mehr bzw. nur schwer von alltäglichen Routinehandlungen zu unterscheiden waren. Diesem Dilemma versucht die Ritualforschung durch die Erweiterung des Ritualbegriffes zu entge-
152 Vgl. Wulf, Christoph: Die Erzeugung des Sozialen in Ritualen. In: Michaels, Axel (Hrsg.): Die neue Kraft der Rituale. Sammelband der Vorträge des Studium Generale der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg im Wintersemester 2005/2006. Zweite Auflage. Heidelberg 2008, S. 181. 153 Die wohl größte Veränderung in der letzten Dekade liegt in der Betonung der Prozessualität und Dynamik von Ritualen (vgl. Brosius, Christiane/Michaels, Axel/ Schrode, Paula: Ritualforschung heute – ein Überblick. In: Brosius, Christiane u. a. (Hrsg.): Ritual und Ritualdynamik. Schlüsselbegriffe, Theorien, Diskussionen. Göttingen 2013, S. 15). 154 Althoff, Gerd: Die Veränderbarkeit von Ritualen im Mittelalter. In: Althoff, Gerd (Hrsg.): Formen und Funktionen öffentlicher Kommunikation im Mittelalter (= Vorträge und Forschungen/Konstanzer Arbeitskreis für mittelalterliche Geschichte; 51). Stuttgart 2001, S. 157. 155 Althoff, Gerd/Stollberg-Rilinger, Barbara: Rituale der Macht in Mittelalter und Früher Neuzeit. In: Michaels, Axel (Hrsg.): Die neue Kraft der Rituale. Sammelband der Vorträge des Studium Generale der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg im Wintersemester 2005/2006. Zweite Auflage. Heidelberg 2008, S. 144. 156 Vgl. Paravicini, Werner: Zeremoniell und Raum. In: Paravicini, Werner (Hrsg.): Zeremoniell und Raum (4. Symposium der Residenzen – Kommission der Akademie Göttingen) (= Residenzenforschung; 6). Sigmaringen 1997, S. 14.
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hen.157 Von bloßen Routinen heben sich Rituale unter anderem dadurch ab, dass sie symbolische Handlungen,158 die einen Sinn stiften, sind.159 Sie weisen über sich selbst hinaus und bewirken einen größeren Ordnungszusammenhang.160 Dies ist möglich, weil jedem festgelegten und fixierten Element der Handlungsfolge, jeder Gebärde, jedem Gegenstand des Rituals sowie Ort und Zeitpunkt Bedeutungen zugeschrieben werden. Dies alles waren Zeichen,161 die einen gemeinsamen Code bildeten, den die Mitglieder einer Kultur162 mehr oder weniger genau kannten. Wenn Rituale in korrekten Formen vollzogen werden, rufen sie eine bestimmte Wirkung hervor und verändern die Wirklichkeit. Wer daran teilnimmt, bezeugt dies und garantiert so dessen Gültigkeit. Indem Rituale den Status einzelner Individuen verändern, bekräftigen sie umgekehrt die Beständigkeit der
157 Vgl. Fischer-Lichte, Erika: Performance, Inszenierung, Ritual. Zur Klärung kulturwissenschaftlicher Schlüsselbegriffe. In: Martschukat, Jürgen/Patzold, Steffen (Hrsg.): Geschichtswissenschaft und „Performative turn“. Ritual, Inszenierung und Performanz vom Mittelalter bis zur Neuzeit (= Norm und Struktur. Studien zum sozialen Wandel in Mittelalter und Früher Neuzeit; 19). Köln u. a. 2003, S. 48. Es sollte nicht außer Acht gelassen werden, dass die streng formalisierte Wiederholbarkeit, der Wirksamkeit des Rituals und der Versicherung dienen konnte, dass die im Ritual präsentierte Ordnung von Dauer war und sein würde (vgl. Borsò, Vittoria: Ritual und Inszenierung im spanischen Barock. In: Hülsen-Esch, Andrea von (Hrsg.): Inszenierung und Ritual in Mittelalter und Renaissance (= Studia humanioria; 40). Düsseldorf 2005, S. 308 f.). 158 Vgl. Stagl, Justin: Ritual, Zeremoniell, Etikette. Formen der Verhaltensnormierung. In: Jahrbuch für Volkskunde Neue Folge 13 (1990), S. 11. Sowie: Füssel, Marian: Fest – Symbol – Zeremoniell. Grundbegriffe zur Analyse höfischer Kultur in der Frühen Neuzeit. In: Dickhaut, Kirsten u. a. (Hrsg.): Soziale und ästhetische Praxis der höfischen Fest-Kultur im 16. und 17. Jahrhundert (= culturæ. intermedialität und historische anthropologie; 1). Wiesbaden 2009, S. 37. 159 Vgl. Stollberg-Rilinger, Barbara: Rituale (= Historische Einführungen; 16). Frankfurt/New York 2013, S. 134. 160 Vgl. Stollberg-Rilinger 2004, S. 504. 161 Weiterführend: Göhler, Gerhard: Symbolische Politik – Symbolische Praxis. Zum Symbolverständnis in der deutschen Politikwissenschaft. In: Stollberg-Rilinger, Barbara (Hrsg.): Was heißt Kulturgeschichte des Politischen? (= Zeitschrift für Historische Forschung; Beiheft 35). Berlin 2005, S. 57–69. 162 Der Einfluss von „Kultur“ wird kontrovers diskutiert. Während einerseits deren großer Einfluss und Bedeutung für das Verständnis des Rituals hervorgehoben wird (vgl. Althoff, Gerd: Die Macht der Rituale. Symbolik und Herrschaft im Mittelalter. Darmstadt 2003, S. 187. Sowie: Vgl. Neumann, Gerhard: Rituale der Liebe. In: Michaels, Axel (Hrsg.): Die neue Kraft der Rituale. Sammelband der Vorträge des Studium Generale der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg im Wintersemester 2005/2006. Zweite Auflage. Heidelberg 2008, S. 46), wird andererseits betont, da Rituale in hohem Maße ikonisch seien, wären sie auch über kulturelle Grenzen hinweg analog zu entschlüsseln gewesen (vgl. Jostkleigtewe, Georg: Ritual – Kultur – Grenze. Kulturelle Differenz und grenzüberschreitender Ritualgebrauch. In: Büttner, Andreas u. a. (Hrsg.): Grenzen des Rituals. Wirkreichweiten – Geltungsbereiche – Forschungsperspektiven (= Norm und Struktur. Studien zum sozialen Wandel in Mittelalter und Früher Neuzeit; 42). Köln u. a. 2014, S. 123).
3. Begriffsdefinitionen
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Ordnung als Ganzes.163 Sie trugen zur Funktionsfähigkeit der sozialen Ordnung bei, indem sie dafür sorgten, dass die Interaktionen zwischen den gesellschaftlichen Akteuren kalkulierbar wurden.164 Während das Ritual im Akt seines Vollzuges Gemeinschaft herstelle und die Integration der beteiligten Akteure wolle, ziele hingegen das Zeremoniell auf die soziale Differenz, die Abbildung der sozialen Beziehungen ab, so Harriet Rudolph.165 b) Das Zeremoniell Der Terminus Zeremoniell sei, unterstreicht Mark Hengerer noch 2004, ungeachtet etymologischer Annäherungen und der Heranziehung zeitgenössischer Definitionen bisher nicht als fester Gegenstand konstituiert worden, sondern umreiße allenfalls ein Forschungsfeld.166 Die von Zeremoniellwissenschaftlern in der Frühen Neuzeit unternommenen Versuche, urteilt dann auch Joanna Kodzik, gingen von keiner einheitlichen Definition des Zeremoniells aus, sondern boten eine deskriptive Sammlung von zu erarbeitenden Definitionselementen dar.167 Exemplarisch für dies kann die Definition Lünigs aus dem Jahre 1719 stehen: „Es ist aber das Ceremoniel eine unter souverainen, oder ihnen gleichgeltenden Personen aus eigener Bewegniß und Willkühr/durch einen stillschweigenden Consens, ausdrücklichen Vergleich, Usurpation, Possies und Præscription eingeführte Ordnung, nach welche so wohl sie, bey allerhand menschlichen Begebenheiten, an ihren Höfen, und bey solennen Zusammenkünfften/als auch ihre unter verschiedenen Characteren abgeschickte Ministri sich an frembden Höfen und überhaupt an allen Orten, wo sie zusammen kommen/zu achten haben/um sich dadurch bey Unterthanen und Frembden in gutem Ansehen zu erhalten [. . .]. Und dieses ist das Fundament, daß grosse Herren unter sich selbst oder wenn sie durch Gesandten mit einander concurriren, einander mit geziemender Ehre begegnen.“ 168 Die hierarchische Ordnung stellte in der Frühen Neuzeit bekanntlich 163
Vgl. Althoff/Stollberg-Rilinger, Spektakel der Macht?, 2008, S. 15 f. Vgl. Boureé, Katrin: Rituale und Konflikte in der Vormoderne. Instrumente des „sozialen Friedens“ und Bedrohung der gesellschaftlichen Ordnung. In: Althoff, Gerd u. a. (Hrsg.): Spektakel der Macht. Rituale im Alten Europa 800–1800. Katalog. Darmstadt 2008, S. 60. 165 Vgl. Rudolph 2006, S. 68. Sowie: Rudolph 2011, S. 30. 166 Vgl. Hengerer, Mark: Die Zeremonialprotokolle und weitere Quellen zum Zeremoniell des Kaiserhofes im Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchiv. In: Pauser, Josef u. a. (Hrsg.): Quellenkunde der Habsburgermonarchie (16.–18. Jahrhundert). Ein exemplarisches Handbuch (= Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung; Ergänzungsband 44). Wien/München 2004, S. 77. 167 Vgl. Kodzik, Joanna: Das höfische Zeremoniell – zwischen Recht und Sitte. Ein deutsch-polnischer Begriffsvergleich. In: Pufelska, Agnieszka/D’Aprile, Iwan Michelangelo (Hrsg.): Aufklärung und Kulturtransfer in Mittel- und Osteuropa (= Aufklärung und Moderne; 19). [Hannover] 2009, S. 114. 168 Lünig 1719, S. 2 f. 164
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einen Grundwert dar, auf den gerade angesichts gesellschaftlicher Veränderungen immer wieder Bezug genommen wurde.169 Das „Ceremoniel“ wäre demnach ein Mittel, diese und daraus resultierend die Macht, Hoheit und Würde des Fürsten zum Ausdruck zu bringen und würde durch eben jenes dem Souverän die ihm zustehende Ehre170 erwiesen. Doch schon Lünig betont: „Allein wie eigentlich solche Ehren=Bezeugungen bewand seyn sollen, daß ist eben so gewiß nicht ausgemacht.“ 171 Staatsrechtler Johann Jacob Moser (1701–1785) benennt gut 50 Jahre später vier Optionen, die bei der Festschreibung des Zeremoniells eine Rolle spielen würden. Eine Festschreibung könne sich erstens aus den zwischen einzelnen Akteuren geschlossenen Verträgen, zweitens aus gemeinsam getroffenen Beschlüssen eines Kollegiums, drittens aus dem besonderen Herkommen zwischen einigen Höfen 169 Vgl. Weller, Thomas: Theatrum Praecedentiae. Zeremonieller Rang und gesellschaftliche Ordnung in der frühneuzeitlichen Stadt: Leipzig 1500–1800 (= Symbolische Kommunikation in der Vormoderne. Studien zur Geschichte, Literatur und Kunst). Darmstadt 2006, S. 31. 170 Ehre wird als ein verhaltensleitender Code und als ein komplexes Regelsystem verstanden (vgl. Schreiner, Klaus/Schwerhoff, Gerd: Verletzte Ehre. Überlegungen zu einem Forschungskonzept. In: Schreiner, Klaus/Schwerhoff, Gerd (Hrsg.): Verletzte Ehre. Ehrkonflikte in Gesellschaften des Mittelalters und der Frühen Neuzeit (= Norm und Struktur; 5). Köln u. a. 1995, S. 9). Es sei zwischen der standesgebundenen Ehre, durch die sich ein sozialer Stand gegenüber den Übrigen abgrenze und der individuellen Ehre einer Person zu unterscheiden (vgl. Garnier, Claudia: Injurien und Satisfaktion. Zum Stellenwert rituellen Handelns in Ehrkonflikten des spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Adels. In: Zeitschrift für Historische Forschung 29 (2002), S. 526. Sowie: Rublack, Ulinka: Anschläge auf Ehre: Schmähschriften und -zeichen in der städtischen Kultur des Ancien Régime. In: Schreiner, Klaus/Schwerhoff, Gerd (Hrsg.): Verletzte Ehre. Ehrkonflikte in Gesellschaften des Mittelalters und der Frühen Neuzeit (= Norm und Struktur; 5). Köln u. a. 1995, S. 381). Jeder Stand verfügt über ein spezifisches Ehrverständnis, welches aus verschiedenen Faktoren resultierte (vgl. Wrede, Martin/ Carl, Horst: Einleitung: Adel zwischen Schande und Ehre, Tradition und Traditionsbruch, Erinnerung und Vergessen. In: Wrede, Martin/Carl, Horst (Hrsg.): Zwischen Schande und Ehre. Erinnerungsbrüche und die Kontinuität des Hauses. Legitimationsmuster und Traditionsverständnis des frühneuzeitlichen Adels in Umbruch und Krise (= Veröffentlichungen des Instituts für europäische Geschichte; Beiheft 73). Mainz 2007, S. 6, 13). Entsprechende Sozialisation, Erziehung oder Akkulturation vorausgesetzt, internalisiert das Individuum gesellschaftliche Ehrerwartung zu persönlichem Ehrgefühl. Anschließend setzt es dieses Ehrgefühl in entsprechendes Verhalten um, um auf diese Weise internen und externen Sanktionen zu entgehen bzw. Belohnungen in Gestalt gesteigerter Selbst- und Fremdachtung teilhaftig zu werden (vgl. Weber, Wolfgang: Honor, fama, gloria. Wahrnehmungen und Funktionszuschreibungen der Ehre in der Herrschaftslehre des 17. Jahrhunderts. In: Backmann, Sybille u. a. (Hrsg.): Ehrkonzepte in der Frühen Neuzeit. Identitäten und Abgrenzungen (= Colloquia Augustana; 8). Berlin 1998, S. 72). Ehre ist labil und muss beständig reproduziert werden (vgl. Wenzel, Horst: Jâ unde nein sint beidiu dâ. Zu konfligierenden Ehrvorstellungen am Hof und in der höfischen Dichtung. In: Schreiner, Klaus/Schwerhoff, Gerd (Hrsg.): Verletzte Ehre. Ehrkonflikte in Gesellschaften des Mittelalters und der Frühen Neuzeit (= Norm und Struktur; 5). Köln u. a. 1995, S. 345). 171 Lünig 1719, S. 3.
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und viertens aus dem allgemein europäischen Herkommen ergeben.172 Jener Einteilung liegt das bereits von Rohr formulierte Prinzip zugrunde, nach welchem einige Ehrenbezeugungen vom Willen des Herrschers abhängen würden und daher verändert werden könnten, andere hingegen rechtlich bindend fixiert und nicht modifizierbar seien.173 Hieraus resultierte die oftmals wiedergegebene Annahme, man könne und müsse das Zeremoniell und die damit einhergehenden Zeremonien unterteilen in notwendige und willkürliche Bestandteile.174 Die willkürlichen Elemente lägen völlig im Ermessen des jeweiligen Fürsten. Sie wären daher nicht dem Zeremoniell zugehörig, geschweige denn als solches zu bezeichnen, sondern würden unter dem Begriff der „Höflichkeit“ 175 zusammengefasst werden.176 Dieser war um 1700 weitgefächert,177 und es wird in der heutigen Forschung die Ansicht vertreten, dass es sich hierbei um eine Wahrnehmungs- und Verhaltensdisposition gehandelt habe.178 Manfred Beetz gibt zu bedenken, Zeremoniell und Höflichkeit würden sich oftmals unvereinbar gegenüberstehen. Das Statusdenken des Zeremoniells setzte mithin die Grundmaximen der Höflichkeit außer Kraft. Darum
172 Vgl. Moser, Johann Jacob: Anmerckungen von dem neuesten Europäischen Ceremoniel. Als Beyträge zu dem neuesten Europäischen Völckerrecht. o. O. 1778, S. 2. 173 Vgl. Rohr 1733, S. 10. 174 Exemplarisch: Moser, Friedrich Carl: Von der Staats=Galanterie, Oder denjenigen Höflichkeiten der grossen Welt, Welche Ihren Ursprung nicht in dem auf Verträgen oder dem Herkommen begründeten Ceremoniel haben. In: Moser, Friedrich Carl (Hrsg.): Kleine Schriften, Zur Erläuterung des Staats= und Völcker=Rechts, wie auch des Hof= und Canzley=Ceremoniels. Erster Band. Franckfurt am Mayn 1751, S. 4 f. Sowie: Moshamm, Franz Xavier von: Europäisches Gesandtschaftsrecht. Landshut 1805, S. 432. Sowie: Klüber, Johann Ludwig: Europäisches Völkerrecht. Erster Band. Stuttgart 1821, S. 148. 175 In einigen Ausarbeitungen wird der Begriff „Etikette“ bzw. „Etiquette“ verwendet. Insbesondere um 1700 wurde der Begriff genutzt, um auf die hofeigenen Gebräuche im Zeremoniell zu verweisen. „Das Wort ETIQUETTE [. . .] wird heut zu Tage hauptsächlich gebrauchet die allgemeine Ordnung eines Hofes, für die Lebensart des regierenden Herrn und seiner Familie, für die Ehre, welche er sich erweisen läßt, für die Aemter, für die Verrichtungen und den Rang der Hofleute, für die Aufnahme der Fremden, für die Vorzüge, welche einem jeden zugestanden werden, und für die bey allen Begebenheiten zu beobachtenden Ceremonien etc.“. Bielefeld, Jakob Friedrich von: Des Freyherrn von Bielefeld, Lehrbegriff der Staatskunst, Zweyter Theil. Nebst denen Ergänzungen beyder Theile. Breßlau und Leipzig 1761, S. 460 f. 176 Vgl. Ahnert, Zweyter Theil, 1784, S. 2 f. 177 Vgl. Vec, Milos ˇ: Höflichkeit als Selbstgesetzgebung. Beobachtungen zu einer spezifischen Normativität im Natur-, Staats- und Völkerrecht der Aufklärung. In: Engel, Gisela u. a. (Hrsg.): Konjunkturen der Höflichkeit in der Frühen Neuzeit (= Zeitsprünge; 13). Frankfurt am Main 2009, S. 516, 523. Sowie: Köhler 2011, S. 324. 178 Vgl. Nolde, Dorothea: Von Peinlichkeiten und Pannen. Höflichkeit als Medium und als Hindernis der Kommunikation auf höfischen Europareisen des 16. und 17. Jahrhunderts. In: Engel, Gisela u. a. (Hrsg.): Konjunkturen der Höflichkeit in der Frühen Neuzeit (= Zeitsprünge; 13). Frankfurt am Main 2009, S. 354.
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II. Grundlagen
würden juristische Sachverständige differenzieren zwischen den Fällen, in denen ein Fürst einem anderen aus purer Höflichkeit mehr an Ehre erweise, als dieser erwarten dürfe und jenen, in dem er dazu verpflichtet sei – dem juristischen Präzedenzfall.179 Interessanterweise erlaubt diese Einteilung und Abgrenzung des Zeremoniells Kritik an bestimmten zeremoniellen Handlungsweisen. Kritik an zeremoniellen Erscheinungen ist so alt wie diese selbst.180 Bezog man jene auf einen abgetrennten Teilbereich des Zeremoniells, stellte man dessen generelle Wirksamkeit und Sinnhaftigkeit nicht in Frage. So urteilt etwa 1778 Justus Christian Henning: „Sie ist es, welche gar oft als eine wichtige Kleinigkeit und als ein blendender Tand von fruchtbarsten Folgen gewesen [. . .]. Unter allen Vorschriften ist sie die unverbindlichste, ob man schon auf das genaueste zu befolgen pfleget, und sogar zuweilen nach Art der Gesezze aufschreibt [. . .]. Wenn aber jemand hierunter etwas vernachlässiget, so können einen die, daher rürende böse Folgen noch mehr Ungelegenheit zuziehen.“ 181 Selbst in dieser harsch formulierten Kritik klingen Nutzen und Zielstellung des Zeremoniells an, letztlich würden sämtliche Bestandteile, notwendige oder willkürliche, der Bestimmung des Ranges182 der Protagonisten dienen, schließlich sei der Rang Grund und Ursache aller Arten des Zeremoniells.183 Der Rang der Potentaten war ein immaterieller Wert.184 Er bedurfte nicht nur der zeremoniellen Sichtbarmachung, sondern bestand darin. Die Ehrenrechte bzw. Ehrenbezeugungen, sichtbare Zeichen des Ranges, den eine Person in der
179 Vgl. Beetz, Manfred: Frühmoderne Höflichkeit. Komplimentierkunst und Gesellschaftsrituale im altdeutschen Sprachraum (= Germanistische Abhandlungen; 67). Stuttgart 1990, S. 122, 124. 180 Vgl. Schenk, Gerrit Jasper: Zeremoniell und Politik. Herrschereinzüge im spätmittelalterlichen Reich (= Forschungen zur Kaiser- und Papstgeschichte des Mittelalters. Beihefte zu J. F. Böhmer, Regesta Imperii; 21). Köln u. a. 2003, S. 20. 181 Henning, Justus Christian: Von der Etiquette mit Anwendung auf die Präcedenz der Gesandten und Monarchen durch Beyspiele aus der Geschichte erläutert. In: Henning, Justus Christian: Verjährte Vorurtheile in verschiedenen Abhandlungen. Riga 1778, S. 4 f., 7. 182 „Der Rang (PRÆCEDENTIA) ist das Recht des Vorzugs in der Ordnung, die von mehreren zugleich zu beobachten ist.“ Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur= und Völkerrechts, worin alle Verbindlichkeiten und alle Rechte aus der Natur des Menschen in einem beständigen Zusammenhange hergeleitet werden. Zweyte und verbesserte Auflage. Halle 1769, S. 45. „Der Rang ist eine höhere Stelle, die einem wegen eines höhern GRAD’S einiges, entweder wahren oder nur eingebildeten, Ruhmes und Ansehens, vor dem andern zugeschrieben wird, und von dem einige, theils wichtigere, theils geringere Vorzüge, herfliessen.“ Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur CEREMONIELWissenschafft Der PRIVAT-Personen [. . .]. Berlin 1728, S. 105. 183 Vgl. Ahnert, Zweyter Theil, 1784, S. 4, 83. Sowie: 4. Oktober 1714 Besser. Urtheil über Herrn Stievens Hof CEREMONIEL [. . .]. Zitiert nach: Hahn, Peter-Michael, 2016, S. 90. 184 Vgl. Rohrschneider, Michael: Reputation als Leitfaktor in den internationalen Beziehungen der Frühen Neuzeit. In: Historische Zeitschrift 291 (2010), S. 337.
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politisch-sozialen Hierarchie genoss, hatten also gewissermaßen performative185 Kraft.186 Rang realisierte sich in nichts anderem als in den symbolisch-zeremoniellen Formen des Umgangs, wichtig war, wie man im Verhältnis zu anderen behandelt wurde. Diese Rangordnung wurde als allumfassend, kontinuierlich und personell angesehen.187 Dies bedeutete, dass zahlreiche verschiedene Rangordnungen durch das Zeremoniell abgebildet werden konnten, dies wiederum sei einer der Gründe, weshalb das Zeremoniell sich ausdifferenziert habe, man von verschiedenen Arten des Zeremoniells sprechen könne.188 Weitestgehend Einigkeit herrscht bei allen Autoren darüber, dass sich eine Aufteilung in Staats- und Hofzeremoniell empfehle.189 Der recht pauschalen Umschreibung des Terminus Hofzeremoniell durch Friedrich Carl von Moser, „Das Hof=Ceremoniel beschäfftigt sich mehrers und eigentlich mit demjenigen, was zur Pracht, Ansehen, Glantz und Respect des Hofs und der Herrschafft, deren Vorzügen und Verhältniß vor und gegen Fremden, denen Feyerlichkeiten und Lustbarkeiten des Hofs zu wissen, zu thun und zu lassen vonnöthen ist.“,190 steht ein intensiver Diskurs in der historischen Forschung gegenüber. Während die ältere Forschung das Hofzeremoniell in Anschluss an Norbert Elias als ein vom Potentaten rational einsetzbares Machtinstrument – als Mittel der Domestizierung des Adels – deutete, das Rang geben und nehmen konnte und ausschließlich der Festigung und Anerkennung der Machtstellung des Souveräns galt,191 wird das Hofzeremoniell nunmehr als ein Ordnungssystem aufgefasst, das Handlungen am 185 Performativität meint die Herstellung des zu Bezeichnenden im Vollzug einer Handlung oder eines Sprechaktes (vgl. Füssel, Marian: Gelehrtenrepublik als symbolische Praxis. Rang, Ritual und Konflikt an der Universität der Frühen Neuzeit (= Symbolische Kommunikation in der Vormoderne. Studien zur Geschichte, Literatur und Kunst). Darmstadt 2006, S. 2). 186 Vgl. Stollberg-Rilinger, Barbara: Die Wissenschaft der feinen Unterschiede. Das Präzedenzrecht und die europäischen Monarchien vom 16. bis zum 18. Jahrhundert. In: Majestas 10 (2002), S. 127. 187 Vgl. Stollberg-Rilinger, Barbara: Logik und Semantik des Ranges in der Frühen Neuzeit. In: Jessen, Ralph (Hrsg.): Konkurrenz in der Geschichte. Praktiken – Werte – Institutionalisierungen. Frankfurt am Main/New York 2014, S. 200 ff. 188 Vgl. Malortie, Ernst von: Zur Geschichte der Etikette. In: Malortie, Ernst von (Hrsg.): Beiträge zur Geschichte des Braunschweig=Lüneburgischen Hauses und Hofes. Siebentes Heft. Hannover 1884, S. 120. 189 Exemplarisch: Ehalt, Hubert Christian: Zur Funktion des Zeremoniells im Absolutismus. In: Buck, August u. a. (Hrsg.): Europäische Hofkultur im 16. und 17. Jahrhundert [. . .]. Band II. [. . .]. Hamburg 1981, S. 411. Sowie: Schleunig, Regina: Hof, Macht, Geschlecht. Handlungsspielräume adeliger Amtsträgerinnen am Hof Ludwigs XIV. (= Freunde – Gönner – Getreue. Studien zur Semantik und Praxis von Freundschaft und Patronage; 11). Göttingen 2016, S. 232. 190 Moser, Friderich Carl, 1754, S. 8. 191 Vgl. Freist, Dagmar: Einleitung: Staatsbildung, lokale Herrschaftsprozesse und kultureller Wandel in der Frühen Neuzeit. In: Asch, Ronald G./Freist, Dagmar (Hrsg.): Staatsbildung als kultureller Prozess. Strukturwandel und Legitimation von Herrschaft in der Frühen Neuzeit. Köln u. a. 2005, S. 38.
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II. Grundlagen
Fürstenhof einen genau bestimmbaren Symbolwert zuweist, der auf den Rang der beteiligten Personen bezogen ist. Damit werde die soziale Ordnung am Hof hergestellt und für alle Beteiligten sichtbar und erkennbar gemacht.192 Demzufolge könne man das Hofzeremoniell, analysiert Mark Hengerer, in weitere Unterkategorien, je nachdem, wen es betreffe, zerlegen, wie etwa Hofchargen, Besucher und Gesandte,193 wenngleich es hierbei Überschneidungen gäbe.194 Zwar waren die diplomatischen Vertreter zumeist angewiesen, dem Hofzeremoniell ihres Gasthofes zu folgen,195 doch die Einordnung des den Gesandten gewährten Zeremoniells in die Kategorie des Hofzeremoniells scheint nur im äußerst begrenzten Kontext, etwa dem des höfischen Festes,196 zulässig. Dies war immer dann der Fall, wenn über die direkte Involvierung des Gesandten in das Hofzeremoniell Aussagen über Rangverhältnisse getroffen werden konnten. Mithin waren es die diplomatischen Vertreter, die bei solchen Ereignissen eine internationale Öffent192
Vgl. Pecˇar, Das Hofzeremoniell als Herrschaftstechnik?, 2005, S. 384. Vgl. Hengerer, Mark: Hofzeremoniell, Organisation und Grundmuster sozialer Differenzierung am Wiener Hof im 17. Jahrhundert. In: Malettke, Klaus/Grell, Chantal (Hrsg.): Hofgesellschaft und Höflinge an europäischen Fürstenhöfen in der Frühen Neuzeit (15.–18. Jh.). [. . .] (= Forschungen zur Geschichte der Neuzeit: Marburger Beiträge; 1). Münster u. a. 2001, S. 340. 194 Vgl. Hengerer, Mark: Hofzeremoniell. In: Paravicini, Werner (Hrsg.): Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich. Hof und Schrift (= Residenzenforschung; 15/III). Ostfildern 2007, S. 435 f. 195 Vgl. Liechtenstern, Joseph Max von: Was hat die Diplomatie als Wissenschaft zu umfassen und der Diplomat zu leisten? Ein Umriß der Hauptmomente der erstern und der Pflichten letzteren. Altenburg 1820, S. 50. 196 Weiterführend zu Fest und Zeremoniell: Berns, Jörg-Jochen: Die Festkultur der deutschen Höfe zwischen 1580 und 1730. Eine Problemskizze in typologischer Absicht. In: Germanisch-Romanische Monatsschrift 65 (1984), S. 295–311. Sowie: Deppe, Uta: Die Festkultur am Dresdener Hofe Johann Georgs II. von Sachsen (1660–1679) (= Schleswig-Holsteinische Schriften zur Kunstgeschichte; 13). Kiel 2006. Sowie: Sammelband: Kohler, Georg (Hrsg.): Die schöne Kunst der Verschwendung. Fest und Feuerwerk in der europäischen Geschichte. Zürich/München 1988. Sowie: Mohrmann, RuthE.: Fest und Alltag in der Frühen Neuzeit – Rituale als Ordnungs- und Handlungsmuster. In: Niedersächsisches Jahrbuch für Landesgeschichte 72 (2000), S. 1–10. Sowie: Sommer-Mathis, Andrea: A Survey of Recent Research on Renaissance Festivals in the German-speaking Area. In: Mulryne, J. R. (Hrsg.): Ceremoniel Entries in Early Modern Europe: The Iconography of Power (= European Festival Studies: 1450–1700). Ashgate 2015, S. 297–314. Sowie: Sommer-Mathis, Andrea: Höfische Repräsentation in Theater und Fest der Frühen Neuzeit. In: Gruber, Gernot/Morke, Monika (Hrsg.): Repräsentation(en). Interdisziplinäre Annäherungen an einen umstrittenen Begriff (= Österreichische Akademie der Wissenschaften Philosophisch-historische Klasse Denkschriften; 485). Wien 2016, S. 91–108. Sowie: Watanbe-O’Kelly, Helen: Das Schloß als Festort in der frühen Neuzeit. In: Unbehaun, Lutz u. a. (Hrsg.): Die Künste und das Schloß in der frühen Neuzeit (= Rudolstädter Forschungen zur Residenzkultur; 1). München/Berlin 1998, S. 53–62. Sowie: Wüst, Wolfgang: Höfische Divertissements in süddeutschen Klein- und Kleinstresidenzen. Kulturelles Leben zwischen Repräsentationszwang und monetärer Not im Augsburger Fürstentum. In: Adam, Wolfgang (Hrsg.): Geselligkeit und Gesellschaft im Barockzeitalter. Teil II (= Wolfenbütteler zur Barockforschung; 28). Wiesbaden 1997, S. 735–750. 193
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lichkeit formierten und als bedeutsame Mit-Adressaten für die dabei zu beobachtende zeremonielle Rezeption galten.197 Überlegungen, wer die Adressaten des Zeremoniells seien, gab es zu allen Zeiten. Lange dominierte die, hier exemplarisch von Philosoph Christian Wolff zitierte, 1736 vertretene Ansicht: „Der gemeine Mann, welcher bloß an den Sinnen hanget, und die Vernunfft wenig gebrauchen kan, vermag auch nicht zu begreiffen, was die Majestät des Königes ist: aber durch die Dinge, so in die Augen fallen und seine übrige Sinnen rühren, bekommet er einen obzwar undeutlichen, doch klaren Begriff von seine Majestät, oder Macht und Gewalt.“ 198 Dies sei, erläutert Thomas Rahn, nicht abzustreiten; das Zeremoniell stifte eine Affektlage, die den Untertan emotional zur zeremoniellen Rücksichtnahme verpflichte.199 Wenn nun die Untertanen von der Macht200 und Hoheit ihres Herren überzeugt seien, jene vorbehaltlos akzeptieren, wirke sich dies, so die Argumentation Lünigs, positiv auf die Hochachtung der auswärtigen Potentaten aus.201 Jene wären, neben Untertanen und Bedienten sowie den nahen Anverwandten des Fürsten, die weiteren wesentlichen Rezipienten des Zeremoniells.202 Fürwahr: „Die Macht der Potentaten und Fürsten der Welt/leuchtet zwar sonderlich 197 Vgl. Rudolph, Harriet: Die Herrschererhebung als Fest. Krönungsfeste im Vergleich. In: Maurer, Michael (Hrsg.): Festkulturen im Vergleich. Inszenierungen des Religiösen und Politischen. Köln u. a. 2010, S. 41. 198 Wolff, Christian: Vernünfftige Gedancken Von dem Gesellschafftlichen Leben der Menschen Und insonderheit Dem gemeinen Wesen Zu Beförderung der Glückseeligkeit des menschlichen Geschlechtes [. . .]. Die vierte Auflage. Franckfurt und Leipzig 1736, S. 505. 199 Vgl. Rahn, Thomas: Psychologie des Zeremoniells. Affekttheorie und -pragmatik in der Zeremoniellwissenschaft des 18. Jahrhunderts. In: Berns, Jörg Jochen/Rahn, Thomas (Hrsg.): Zeremoniell als höfische Ästhetik in Spätmittelalter und Früher Neuzeit (= Studien und Dokumente zur deutschen Literatur und Kultur im europäischen Kontext; 25). Tübingen 1995, S. 79. 200 Macht meint die Fähigkeit, die eigenen Ziele gegenüber anderen durchzusetzen sowie andere Akteure zu beeinflussen (vgl. Büttner, Andreas/Mattheis, Marco/Sobkowiak, Kerstin: Macht und Herrschaft. In: Brosius, Christiane u. a. (Hrsg.): Ritual und Ritualdynamik. Schlüsselbegriffe, Theorien, Diskussionen. Göttingen 2013, S. 69. Sowie: Vgl. Hirschbiegel, Jan: Hof und Macht als geschichtswissenschaftliches Problem – Fragen. In: Butz, Reinhard/Hirschbiegel, Jan (Hrsg.): Hof und Macht. Dresdener Gespräche II zur Theorie des Hofes [. . .] (= Vita curialis; 1). Berlin 2007, S. 6). Die Einsicht, dass die Ausübung von Macht nicht ohne symbolische Praktiken auskommen kann, war den Erfahrungen des Ancien Régime geschuldet (vgl. Thamer, Hans-Ulrich: Die Aneignung der Tradition: Destruktion und Konstruktion im Umgang der Französischen Revolution mit Monumenten des Ancien Régime. In: Reichhardt, Rolf u. a. (Hrsg.): Symbolische Politik und politische Zeichensysteme im Zeitalter der Französischen Revolutionen (1789–1848) (= Symbolische Kommunikation und gesellschaftliche Wertesysteme Schriftenreihe des Sonderforschungsbereichs 496; 10). Münster 2005, S. 101). 201 Vgl. Lünig 1719, S. 6. 202 Vgl. Rohr 1733, S. 1. Sowie: Cörner, Johann Christoph: Klugheit zu Leben und zu Herrschen [. . .]. Leipzig und Cöthen 1733, S. 149 f.
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in dero Landen hervor/als bey führender löblichen Regierung ihnen von Dero Unterthanen und Bedienten die behörige Devotion und Respect erwiesen wird; Aber es gläntzet dieselbige noch heller/wann andere Mächtige selbst dieselbe confideriren/und da es unmüglich/daß wegen der obliegenden Regiments=Last/ sie solches einander persönlich zu erkennen geben [. . .] solches jedoch durch Schreiben oder durch Absendung geschickter und ansehnlicher Männer öffters/ oder zuweilen/verrichten.“ 203 Wahre Anerkennung schaffe, nach den zitierten Worten des Ceremoniale Brandenburgicum, alleine der Verkehr mit Auswärtigen, die der eigentliche Adressatenkreis des Zeremoniells seien. Das Zeremoniell wäre eine außenpolitische Statusdemonstration, die höfische Öffentlichkeit, an die es sich richte, weniger der eigene Hof als die gemeineuropäische Hochadelsgesellschaft.204 Jene sollte insbesondere durch das Gesandtschaftszeremoniell, wie es Miruss 1847 definierte, „den Inbegriff derjenigen völkerrechtlichen Gebräuche, welche sich auf die Ehrenvorzüge der verschiedenen Classen von Gesandten, auf die Etiquette und die Förmlichkeiten bei ihrem Empfange, bei den Audienzen, Besuchen, Gegenbesuchen u.s.w. beziehen“,205 erreicht werden. Das Gesandtschaftszeremoniell wurde als Unterkategorie dem Staatszeremoniell zugeordnet.206 Es konstituierte ein soziales, interpersonales Verhältnis zwischen den europäischen Potentaten, war ein sichtbarer Ausweis einer Rangordnung derer und funktionierte damit letztlich wie eine Art Hofzeremoniell im Großen, analysiert André Krischer.207 Doch die gesandtschaftliche Stellvertretung208 sei nicht unproblematisch, denn, so Dorothee Linnemann, gemeinhin ward angenommen, dass die persönliche Anwesenheit der Potentaten ein wesentliches Element des Zeremoniells sei, welches die Wirkung und Verpflichtung auf die im Zeremoniell konstituierte soziale und politische Ordnung einer Gesellschaft sichere. Folglich stehe die Frage im Raum, ob die körperliche Abwesenheit der Herrscher in der symbolischen 203
Besser/Zwantzigk 1699, S. Iv–IIr. Vgl. Vec, Das preussische Zeremonialrecht, 2001, S. 104. 205 Miruss, Alexander: Das Europäische Gesandtschaftsrecht [. . .]. Leipzig 1847, S. 319. 206 Vgl. Moser, Friderich Carl, 1754, S. 10. Jenem Staatszeremoniell war zudem das Kanzleizeremoniell zugeordnet, welches in Teilen in das Gesandtschaftszeremoniell hineinwirkte (vgl. Cantzley=CEREMONIELS Erster Theil. SächsHStA Dresden, 10026 Geheimes Kabinett, Loc. 00377/05, Bl. 3r). 207 Vgl. Krischer, Souveränität als sozialer Status, 2009, S. 11. 208 Zwar verweist Oliver Daldrup auf die verschiedene Bedeutung der Begrifflichkeiten „Stellvertretung“ und „Repräsentation“ (vgl. Daldrup, Oliver: Zwischen König und Reich. Träger, Formen und Funktionen von Gesandtschaften zur Zeit Sigmunds von Luxemburg (1410–1437) (= Wissenschaftliche Schriften der WWU Münster. Reihe X; 4). Münster 2010, S. 16), doch steht dem die zumeist in der übrigen Literatur verwendete synonyme Verwendung der Begriffe entgegen (vgl. Straub, Eberhard: Repraesentatio maiestatis. In: Gauger, Jörg-Dieter/Stagl, Justin (Hrsg.): Staatsrepräsentation (= Schriften zur Kultursoziologie; 12). Berlin 1992, S. 79). 204
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Praxis als Mangel verstanden werden müsse.209 In der Tat müsse hier Kompensation geleistet werden, urteilt Krischer. Die Repräsentation durch Diplomaten beruhte daher auf einer Zurechnungs-Fiktion, einer Vorstellung von Mit-Anwesenheit der Vertretenen,210 der Repräsentant sollte handeln und behandelt werden, als ob der Repräsentierte selbst zugegen wäre.211 Der Terminus Repräsentation umfasst mehrere Bedeutungsebenen.212 In seiner technisch-instrumentellen Bedeutung ist Repräsentation ein formales Zurechnungsprinzip, eine Funktion, die der Herstellung politischer Handlungseinheit dient. A repräsentiert B, heißt danach ganz allgemein: Was A tut, gilt so, als hätte B es getan, das Handeln von A wird B zugerechnet.213 In ihrer symbolischen Bedeutung meint Repräsentation die Darstellung von etwas oder jemand physisch Abwesendem und produziert Vorstellungen darüber.214 Ein Gesandter war demnach im Idealfall ein Repräsentant im doppelten Verständnis des Wortes. Er handelte nicht nur stellvertretend für seinen Auftraggeber, der sich folglich das, was der Gesandte in seinem Namen tat, verbindlich zurechnen lassen musste, sondern repräsentierte seinen Dienstherren auch in dem Sinne, als dass er dessen Rang, Status und Majestät 209 Vgl. Linnemann, Dorothee: Die Bildlichkeit von Friedenskongressen des 17. und frühen 18. Jahrhunderts im Kontext zeitgenössischer Zeremonialdarstellung und diplomatischer Praxis. In: Kauz, Ralph u. a. (Hrsg.): Diplomatisches Zeremoniell in Europa und im Mittleren Osten in der frühen Neuzeit (= Archiv für österreichische Geschichte; 141). Wien 2009, S. 159. 210 Vgl. Haug, Tilman: Komödianten und Ehrenmänner – Frühneuzeitliche Gesandte als Stellvertreter von Fürsten im 17. Jahrhundert. In: Kühn, Sebastian/Gruber, Malte-C. (Hrsg.): Dreiecksverhältnisse. Aushandlungen von Stellvertretung (= Beiträge zur Rechts-, Gesellschafts- und Kulturkritik; 1). Berlin 2016, S. 177. 211 Vgl. Krischer, Souveränität als sozialer Status, 2009, S. 10. Sowie: Krischer, André: Syndici als Diplomaten in der Frühen Neuzeit. Repräsentation, politischer Zeichengebrauch und Professionalisierung in der reichsstädtischen Außenpolitik. In: Jörg, Christian/Jucker, Michael (Hrsg.): Spezialisierung und Professionalisierung. Träger und Foren städtischer Außenpolitik während des späten Mittelalters und der frühen Neuzeit (= Trierer Beiträge zu den historischen Kulturwissenschaften; 1). Wiesbaden 2010, S. 207. 212 Vgl. Soeffner, Hans-Georg: Erzwungene Ästhetik. Repräsentation, Zeremoniell und Ritual in der Politik. In: Willems, Herbert/Jurga, Martin (Hrsg.): Inszenierungsgesellschaft. Ein einführendes Handbuch. Wiesbaden 1998, S. 221. Sowie weiterführend: Budin, Gerhard/Dressler, Wolfgang U.: Zum Repräsentationsbegriff in der Linguistik und in verwandten sprachbezogenen Disziplinen. In: Gruber, Gernot/Morke, Monika (Hrsg.): Repräsentation(en). Interdisziplinäre Annäherungen an einen umstrittenen Begriff (= Österreichische Akademie der Wissenschaften Philosophisch-historische Klasse Denkschriften; 485). Wien 2016, S. 15–23. 213 Vgl. Stollberg-Rilinger, Herstellung und Darstellung politischer Einheit, 2005, S. 73. 214 Vgl. Ragotzky, Hedda/Wenzel, Horst: Einführung. In: Ragotzky, Hedda/Wenzel, Horst (Hrsg.): Höfische Repräsentation. Das Zeremoniell und die Zeichen. Tübingen 1990, S. 7 f. Sowie: Diehl, Paula: Repräsentation im Spannungsfeld von Symbolizität, Performativität und politischem Imaginären. In: Diehl, Paula/Steilen, Felix (Hrsg.): Politische Repräsentation und das Symbolische. Historisch, politische und soziologische Perspektiven (= Staat – Souveränität – Nation). Wiesbaden 2016, S. 9.
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abbildete und anschaulich verkörperte.215 Jenes wiederum bedingte eine Ausdifferenzierung des diplomatischen Apparates und brachte dies zudem, laut Andreas Gestrich, mit sich, dass sich die ehemals zwischen den Potentaten abspielenden zeremoniellen Konflikte auf die Ebene der Gesandten verlagerten.216 Freilich, dies mag eine drastische Vereinfachung der Gegebenheiten sein, dennoch versinnbildlicht dies die Relevanz des Gesandtschaftszeremoniells, welches sowohl ein Mittel der politischen Kommunikation und zugleich ein Ziel politischen Handelns war. Um dies gewährleisten zu können, musste das Gesandtschaftszeremoniell flexibel auf veränderte politische und rechtliche Rahmenbedingungen reagieren können.217 Durch Gewohnheit und Konvention besaß die zeremonielle Zeichensprache der Frühen Neuzeit einerseits einen eigenen Wortschatz aus Gesten, Gegenständen oder Handlungssequenzen mit eindeutigen semantischen Bezügen, andererseits eine eigene Grammatik, die es erlaubte, die Zeichen nach bestimmten Regeln flexibel zu arrangieren und als politisches Kalkül einzusetzen.218 Die Bedeutung der einzelnen Elemente ließ sich nicht ein für allemal festlegen, sondern sie veränderte sich durch die jeweilige Verwendung und den aktuellen Kontext. Je größer das politische Gewicht eines Monarchen war, desto leichter konnte dieser die zeremoniellen Regeln modifizieren, je schwächer seine Position, desto eher musste er sich den Maßstäben der anderen anbequemen. Niemand aber konnte über das gesamte Regelsystem nach Belieben verfügen und sich dessen Eigenlogik völlig entziehen, stellt Stollberg-Rilinger fest. Der in Grenzen flexible Charakter der zeremoniellen Sprache machte diese für subtile politische Botschaften so geeignet.219 All dies wird in den kommenden Kapiteln analysiert werden.
4. Organisatorisches a) Die Verantwortlichkeiten am Berliner Hofe Nach der frühneuzeitlichen europäischen Staatstheorie lag die Gestaltung der Außenbeziehungen allein in den Händen des Herrschers, war dessen Prärogativrecht und an seine Person geknüpft.220 Jener exklusive außenpolitische Vertre215
Vgl. Stollberg-Rilinger, Völkerrechtlicher Status, 2011, S. 154. Vgl. Gestrich, Andreas: Absolutismus und Öffentlichkeit: politische Kommunikation in Deutschland zu Beginn des 18. Jahrhunderts (= Kritische Studien zur Geschichtswissenschaft; 103). Göttingen 1994, S. 158. 217 Vgl. Rudolph 2006, S. 70. 218 Vgl. Krischer, André: Reichsstädte in der Fürstengesellschaft. Politischer Zeichengebrauch in der Frühen Neuzeit (= Symbolische Kommunikation in der Vormoderne. Studien zur Geschichte, Literatur und Kunst). Darmstadt 2006, S. 25. 219 Vgl. Stollberg-Rilinger, Honores regii, 2002, S. 15. 220 Vgl. Arndt, Johannes: Der Große Kurfürst, ein Herrscher des Absolutismus? Über die Möglichkeiten und Grenzen monokratischer Herrschaft im 17. Jahrhundert. In: 216
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tungsanspruch galt sowohl als ein Prüfstein der eminent bedeutsamen staatlichen Souveränität221 als auch als Ausdruck des Ehrgeizes und der Präferenzen des Monarchen. 1887 betonte unter anderem Geffcken, die alleinige Führung der auswärtigen Politik sei ein eindeutiger Ausweis von Kompetenz, Eigenständigkeit und Macht des jeweiligen Potentaten.222 Allein, der persönliche Entscheidungsspielraum des Fürsten konnte Einschränkungen erfahren, etwa durch administrative Strukturen sowie durch Partizipationsmechanismen ständischer Art.223 Demnach sollte nicht außer Acht gelassen werden, dass die Umsetzung des fürstlichen Handelns sehr wohl der Kooperation zwischen Obrigkeiten und Untertanen bedurfte,224 wenngleich dies in einem festgelegten Rahmen erfolgte und insbesondere „die Spitze“ der Gesellschaft betraf.225 Dennoch war die auswärtige Politik in erster Linie Sache des Monarchen, durch diesen geprägt.226 Es schließt sich die Fragestellung an, inwiefern dies auf das Gesandtschaftszeremoniell wirkte, wer diesbezügliche Entscheidungen traf. Rohr gab 1733 zu bedenken: „. . . so verändern sie [Zeremonien – E. R.] sich auch gewaltig nach den unterschiedenen Sentimens der grossen Herren, oder ihres Staats=Ministres und ihrer Favoriten.“ 227 Nach 1648 waren diese „Staats=Ministres“ am Berliner Hofe die Mitglieder des brandenburgischen Ge-
Asch, Ronald G./Duchhardt, Heinz (Hrsg.): Der Absolutismus – ein Mythos? Strukturwandel monarchischer Herrschaft in West- und Mitteleuropa (ca. 1550–1700) (= Münsterische Historische Forschungen; 9). Köln u. a. 1996, S. 271. 221 Vgl. Gräf, Holger Thomas: Funktionsweisen und Träger internationaler Politik in der Frühen Neuzeit. In: Siegelberg, Jens/Schlichte, Klaus (Hrsg.): Strukturwandel internationaler Beziehungen. Zum Verhältnis von Staat und internationalem System seit dem Westfälischen Frieden. Wiesbaden 2000, S. 111. 222 Vgl. Geffcken, F. H.: Das Gesandtschaftsrecht und die diplomatischen Verkehrsformen. In: Holtzendorff, Franz von (Hrsg.): Handbuch des Völkerrechts. Auf Grundlage Europäischer Staatspraxis. Dritter Band: Die Staatsverträge und die internationalen Magistraturen. Hamburg 1887, S. 669. 223 Vgl. Opgenoorth, Ernst: Der Große Kurfürst als Modellfall personenbezogener Geschichtsschreibung. In: Bosch, Michael (Hrsg.): Persönlichkeit und Struktur in der Geschichte. Historische Bestandsaufnahme und didaktische Implikation (= Geschichtsdidaktik; 1). Düsseldorf 1977, S. 142 ff. 224 Vgl. Brakensiek, Stefan: Akzeptanzorientierte Herrschaft. Überlegungen zur politischen Kultur der Frühen Neuzeit. In: Neuhaus, Helmut (Hrsg.): Die Frühe Neuzeit als Epoche (= Historische Zeitschrift; Beiheft 49). München 2009, S. 401. 225 Vgl. Weber, Wolfgang E. J.: Zwischen Arkanpolitik und Aufklärung. Bemerkungen zur normativen Freigabe der politischen Informationslenkung im 17./18. Jahrhundert. In: Duchhardt, Heinz/Espenhorst, Martin (Hrsg.): Utrecht – Rastatt – Baden 1712– 1714. Ein europäisches Friedenswerk am Ende des Zeitalters Ludwigs XIV. (= Veröffentlichungen des Instituts für Europäische Geschichte Mainz; 98). Göttingen 2013, S. 132, 139. 226 Vgl. Küttler, Wolfgang: Herrscherpersönlichkeit als Geschichtssubjekt. In: Vogler, Günter (Hrsg.): Europäische Herrscher. Ihre Rolle bei der Gestaltung von Politik und Gesellschaft vom 16. bis zum 18. Jahrhundert. Weimar 1988, S. 30. 227 Rohr 1733, S. 7.
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heimen Rates, in deren Verantwortungsbereich die Mitgestaltung und Ausführung der auswärtigen Beziehungen fiel. Eine Entwicklung, die sich in weiteren deutschen Fürstentümern beobachten ließ.228 Ausweitung und Ausbau der diplomatischen Beziehungen Brandenburg-Preußens bewirkten eine Weiterentwicklung des Staatsorganismus und hatten es schlechterdings notwendig werden lassen, einen diplomatischen Apparat aufzubauen und eine Systematisierung vorzunehmen.229 Die Neuordnung der Regierungsgeschäfte war im Dezember 1651 durch die Geheime Ratsordnung getroffen worden. Mit jener wurden die Aufgaben im Geheimen Rat230 verteilt, die außenpolitischen Beziehungen waren zu diesem Zeitpunkt noch kein eigenständiges Ressort, sondern Bestandteil einzelner Expeditionen. Jeder der Ressortleiter hatte die Sachen seines Ressorts nach dem Empfang für die Sitzungen des Rates vorzubereiten, darüber zu referieren, sie zur Abstimmung zu bringen und hierüber dem Kurfürsten zu berichten, der sich die persönliche Entscheidung über alles vorbehielt. Auch die Schaffung des Amtes eines Oberpräsidenten, welches von Otto von Schwerin (1616–1679)231 versehen wurde, änderte nichts daran; jener sowie die übrigen Ratsmitglieder nahmen lediglich eine beratende Funktion ein.232 Die Praxis, im Plenum des Geheimen Rates über außenpolitische Probleme zu diskutieren, wurde bald nach ihrer Entstehung als fragwürdig eingestuft. Wenige Jahre nach der Neuordnung wurden deshalb die außenpolitischen Fragen im kurfürstlichen Kabinett, zu dem nur wenige vertrauenswürdige Räte Zugang erhielten, erörtert und entschieden.233
228 Vgl. Seckendorff, Veit Ludwig von: FürstenStat [. . .]. Franckfurt am Mayn 1665. Neudruck. Band 2 (= Paedagogica. Quellenschriften zur Geschichte der Einheitsschule; II/2). Glashüten 1976, S. 670. Sowie: Oestreich, Gerhard: Das persönliche Regiment der deutschen Fürsten am Beginn der Neuzeit. In: Oestreich, Gerhard (Hrsg.): Geist und Gestalt des frühmodernen Staates. Ausgewählte Aufsätze. Berlin 1969, S. 226, 233. 229 Vgl. Neugebauer, Brandenburg-Preußen in der frühen Neuzeit, 2009, S. 134. Zu den früheren Entwicklungen exemplarisch: Thiele, Ernst-Theodor: Das Gesandtschaftswesen in Preußen im 16. Jahrhundert (= Göttinger Bausteine zur Geschichtswissenschaft; 15). Göttingen u. a. 1954. 230 Weiterführend: Oestreich, Gerhard: Der brandenburg-preußische Geheime Rat vom Regierungsantritt des Großen Kurfürsten bis zu der Neuordnung im Jahre 1651. Eine behördengeschichtliche Studie. Würzburg 1936. 231 Zur Person Schwerins: Hein, Max: Otto von Schwerin. Der Oberpräsident des Großen Kurfürsten. Königsberg 1929. Sowie: Schwerin, Kerrin von: Otto von Schwerin. Oberpräsident und Vertrauter des Großen Kurfürsten. Berlin 2016. 232 Vgl. Isaacsohn, Siegfried: Geschichte des Preußischen Beamtenthums vom Anfang des 15. Jahrhunderts bis auf die Gegenwart. Zweiter Band. Das Preußische Beamtenthum des siebenzehnten Jahrhunderts. Berlin 1878, S. 111, 134, 202. Zur Person Issacsohns und seines Werkes: Nadav, Daniel S.: Siegfried Isaacsohn – Historiker des preußischen Beamtentums. In: Jahrbuch für die Geschichte Mittel- und Ostdeutschlands 37 (1988), S. 59–90. 233 Vgl. Müller-Weil, Ulrike: Absolutismus und Aussenpolitik in Preussen. Ein Beitrag zur Strukturgeschichte des preussischen Absolutismus (= Frankfurter historische Abhandlungen; 34). Stuttgart 1992, S. 161.
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Friedrich III./I. blieb zunächst dem Vorgehen seines Vaters treu,234 wenngleich er im Laufe der Zeit einerseits Veränderungen vornahm, die einer effektiveren Arbeitsweise dienen sollten, wie etwa die Simplifizierung des herrschaftlichen Unterschriftenprozesses; Re- und Postskripte an einen Gesandten wurden gemeinsam mit nur einer Unterschrift Friedrichs III./I. versehen.235 Andererseits, den Konjunkturen an seinem Hofe folgend, wurden dementsprechend verschiedenen Ministern herausgehobene Positionen bei der Bearbeitung der auswärtigen Beziehungen eingeräumt. Nach seinem Regierungsantritt übertrug Friedrich III./I. die Hauptverantwortung für jene Eberhard von Danckelman (1643–1722),236 nach dessen in Ungnade fallen237 wurden im Sommer 1698 offiziell Johann Casimir Kolbe von Wartenberg (1643–1712), Johann Albrecht von Barfuß (1634–1704), Paul von Fuchs (1640–1704) und Wolfgang von Schmettau (1648–1711) sowie ihnen ergänzend zur Seite stehend Heinrich Rüdiger von Ilgen (1654–1728) und Karl Isaak Bergier als Mitverantwortliche benannt.238 Bis zum Aufstieg des Oberkämmerers Wartenberg trat der engere Rat, betitelt als Staatskonferenz, zweimal wöchentlich zusammen, um sich unter anderem der Gesandtenrelationen anzunehmen.239 Im Februar 1702 wurde Wartenberg schließlich die Verantwor234 Vgl. Neugebauer, Wolfgang: Herrschaft, Regierung, Verwaltung in BrandenburgPreußen um 1700. In: Deutsches Historisches Museum/SPSG (Hrsg.): Preußen 1701. Eine europäische Geschichte. 2. Band: Essays. Berlin 2001, S. 99. 235 Vgl. 1700. Chur=Brandenburgisches Hoff=Canzley=REGLEMENT [. . .]. GStA PK, I. HA, Rep. 9 Allgemeine Verwaltung Nr. L 12 Fasz. 27, Bl. 52v–53r. Die Unterzeichnung der Schreiben an die Gesandten durch den Monarchen sowie die Tatsache, dass jene in dessen Sinne formuliert wurden, sind verantwortlich für die Entscheidung, in dieser Arbeit bei der Wiedergabe der Archivalien den jeweiligen Monarchen selbst als Verfasser anzugeben, auch wenn diese nicht eigenhändig von ihm verfasst wurden. Die Eigenhändigkeit eines Herrschers galt als besondere Ehrbezeugung. (Exemplarisch: 16. Oktober 1680 Friedrich Wilhelm an Johann Georg III. GStA PK, I. HA, Rep. 41 Nr. 27. Weiterführend zur Eigenhändigkeit: Fürstenhold, Volrad: Politisches Bedencken/über Das eigenhändige Unterschreiben Grosser Herren [. . .]. Franckfurt am Mayn 1661. Sowie: Nofaltscher, Heinz: Zur Eigenhändigkeit der Herrscher in der politischen Kommunikation des Ancien Régime (16. bis 18. Jahrhundert). In: Antenhofer, Christina/Müller, Mario (Hrsg.): Briefe in politischer Kommunikation vom Alten Orient bis ins 20. Jahrhundert [. . .] (= Schriften zur politische Kommunikation; 3). Göttingen 2008, S. 141–167). Dass nicht alle Schreiben auf einen direkten Befehl der Regenten zurückgingen, war den Empfängern bekannt. Dennoch schrieben auch diese mit ihrer Adressierung an der Fiktion eines umfassenden monarchischen Entscheidungshandeln mit (vgl. Weber, Nadir, 2015, S. 204). 236 Vgl. Isaacsohn 1878, S. 252. Da in der Literatur keine eindeutige Schreibweise des Namens nachweisbar ist und die Quellen ebenfalls ein uneinheitliches Bild zeichnen, jedoch eine leichte Präferenz zur Schreibweise Danckelman aufweisen, soll diese im Folgenden verwendet werden. 237 Vgl. Danckelman’s Sturz: Briefe Friedrich’s III. an die Kurfürstin Sophie. In: Historische Zeitschrift 62 (1889), S. 279–285. Ausführlich siehe Kapitel: IV. 7. Der Hofstaat. 238 Vgl. 22. Juli 1698. GStA PK, I. HA, Rep. 9 Allgemeine Verwaltung Nr. L 12a Fasz. 2, Bl. 2v–3v. 239 Vgl. Falcke 2006, S. 35.
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tung für die auswärtigen Angelegenheiten übertragen. Unterstützung sollte er von Ilgen240 erhalten,241 der nach Wartenbergs Sturz das Monopol der Korrespondenz mit den auswärtigen Mächten, wie überhaupt die Abfassung aller Schriftstücke außenpolitischen Inhalts, behielt und der außenpolitische Berater Friedrichs III./I. wurde.242 Die Beeinflussbarkeit Friedrichs III./I. durch seine Minister ist, sowohl von Zeitgenossen243 als auch von der borussischen Geschichtswissenschaft,244 des Öfteren kritisiert worden, obschon Wolfgang Neugebauer zu bedenken gibt, Friedrichs III./I. Hang zu starken Premiers dürfe nicht undifferenziert gleichgesetzt werden mit mangelnder Neigung zu eigener intensiver politisch-administrativer Tagesarbeit.245 Bezüglich des Gesandtschaftszeremoniells lässt sich festhalten, in Situationen, die einer Entscheidung bedurften, die deutlich vom bisherigen Gebrauch abwich oder die als besonders heikel gewertet werden konnte, bat der Hohenzoller seine Minister um Vorschläge, um das Verfassen von Konzepten und Memorial-Schreiben, wie dies bereits sein Vater getan hatte und auch sein Sohn praktizieren würde246 und an zahlreichen weiteren Höfen der damaligen Zeit zu beobachten war.247 Die endgültige Entscheidungsgewalt lag stets beim Regenten – 240 Ilgens Einfluss war kontinuierlich gewachsen (vgl. 5. Dezember 1699 Bestallung zum Geheimen Rat. GStA PK, I. HA, Rep. 9 Allgemeine Verwaltung Nr. J 3 Fasz. 84, Bl. 2r–4r. Sowie: 22. November 1700 Bestallung zum würcklichen Geheimbten Etats Rath. GStA PK, I. HA, Rep. 9 Allgemeine Verwaltung Nr. J 3 Fasz. 84, Bl. 5r–6v). 241 Vgl. 1. Februar 1702. Reglement wegen Vortragung RESOLUTION, und EXPEDITION der an S. Konig. Maÿt. Einkommenden Sachen. GStA PK, I. HA, Rep. 9 Allgemeine Verwaltung Nr. L 12 Fasz. 27. 242 Vgl. Baumgart, Peter: Heinrich Rüdiger von Ilgen. In: Kroll, Frank-Lothar (Hrsg.): Peter Baumgart. Brandenburg-Preußen unter dem Ancien régime. Ausgewählte Abhandlungen (= Historische Forschungen; 92). Berlin 2009, S. 357 f. 243 So dass sich Friedrich III./I. zur Rechtfertigung gezwungen sah. „Denn ich bin keinem Rede und Antwort von meiner Regierung schuldig als Gott allein.“ 4. Februar 1702 Friedrich III./I. an Kurfürstin Sophie. Zitiert nach: Schnath, Georg (Hrsg.): Briefwechsel der Kurfürstin Sophie von Hannover mit dem Preußischen Königshause. Berlin u. a. 1927, S. 49. 244 Vgl. Droysen, Johann Gustav: Friedrich I. König von Preußen. Mit einem Vorwort von Eberhard Straub. 3. Auflage – Textgrundlage ist die 2. Auflage von 1872. Berlin/New York 2001, S. 79. 245 Vgl. Neugebauer, Wolfgang: Friedrich III./I. In: Kroll, Frank-Lothar (Hrsg.): Preussens Herrscher. Von den ersten Hohenzollern bis Wilhelm II. München 2000, S. 120. 246 Vgl. Schaefer, Elise: Friedrich Wilhelm von Grumbkows Rolle in der auswärtigen preußischen Politik vornehmlich in den Jahren 1732–1735. Ein Beitrag zu einer Biographie Grumbkows. Marburg 1914, S. 15. 247 Exemplarisch: 4. Juli 1727. PRO MEMORIA dem König. Pohlnischen, und Cufürst. Sächs. Herrn Geheimen KriegsRath von Beßer. SächsHStA Dresden, 10006 Oberhofmarschallamt, E. Nr. 1, Bl. 77r/v. Sowie: Memorial über die PRAECEDENZ und Hoheit der Herren Churfürsten des Reichs. BayHStA Kasten Schwarz. Nr. 11891. Sowie: 27. Juni 1702 C. F. Bartholdi aus Wien. GStA PK, I. HA, Rep. 1 Nr. 176, Bl. 562v. Sowie allgemein: Pecˇar, Andreas: Das Hofzeremoniell als Herrschaftstechnik? Kritische
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dies bedeutete jedoch nicht, dass jener nicht willig gewesen wäre, Argumenten und Ratschlägen seiner Berater Gehör zur schenken und einmal getroffene Entschlüsse zu revidieren, wie dies im April 1701 der österreichische diplomatische Vertreter in Berlin erfuhr. Nachdem Friedrich III./I. ihm bereits zugesichert hatte, die gegenseitigen Visiten zwischen seinen Geheimen Räten und einem bald eintreffenden weiteren Wiener Gesandten ganz im Sinne Wiens gestalten zu wollen, wich der Hohenzoller von dieser Zusage ab, nachdem die brandenburgisch-preußischen Geheimen Räte das Gespräch mit ihm gesucht hatten.248 Im Umkehrschluss konnte und wurde die Beeinflussbarkeit eines Herrschers durch seine Berater gern von den an diesem Hofe anwesenden Gesandten zur mehr oder weniger erfolgreichen Durchsetzung ihrer Ziele genutzt. Zuvörderst war es Friedrich Wilhelm I., der dem entgegentrat, allerdings mit recht überschaubaren Erfolgen.249 In der Tat war eine der ersten Handlungen nach dem Antritt seiner Regentschaft die Beschränkung Ilgens beherrschender Position in den auswärtigen Beziehungen – jener sollte sich die Verantwortung nunmehr mit Christoph von Dohna (1665–1733) und Marquard Ludwig von Printzen (1675–1725) teilen.250 Ursächlich für diese Konstellation soll, laut Carl Hinrichs, neben dem darin zum Ausdruck kommenden Misstrauen gegen Ilgen das sächsische Vorbild gewesen sein.251 Die drei brandenburgisch-preußischen Minister bildeten vorerst ein förmliches Kollegium, für das es eine eindeutige Bezeichnung noch nicht gegeben zu haben schien. In einem Erlass vom 9. August 1714 taucht erstmals die Bezeichnung „Departement der Auswärtigen Affairen“ bzw. „Departements des affaires ètrangères“ im amtlichen Sprachgebrauch auf.252 Recht bald begann sich erneut Einwände und methodische Überlegungen am Beispiel des Kaiserhofes in Wien (1660– 1740). In: Asch, Ronald G./Freist, Dagmar (Hrsg.): Staatsbildung als kultureller Prozess. Strukturwandel und Legitimation von Herrschaft in der Frühen Neuzeit. Köln u. a. 2005, S. 394. 248 Vgl. 30. April 1701 Heems aus Berlin. AT-OeStA/HHStA RK Diplomatische Akten Berlin Berichte 7b. Berichte 1701, Bl. 100v. 249 Siehe Kapitel: IV. 7. Der Hofstaat. 250 Vgl. 26. Februar 1713. Immediatbericht der drei zur Leitung der auswärtigen und publiquen Affairen berufenen Wirklichen Geheimen Räthe nebst den Randverfügungen des Königs. Zitiert nach: Schmoller, Gustav/Krauske, Otto (Bearb.): Die Behördenorganisation und die allgemeine Staatsverwaltung Preußens im 18. Jahrhundert. Erster Band. Akten von 1701 bis Ende 1714 (= Acta Borussica. Denkmäler der Preußischen Staatsverwaltung im 18. Jahrhundert). Berlin 1894. Neudruck: Frankfurt am Main 1986/87, S. 313–316. 251 Vgl. Hinrichs, Carl: Die preußische Zentralverwaltung in den Anfängen Friedrich Wilhelms I. In: Dietrich, Richard/Oestreich, Gerhard (Hrsg.): Forschungen zu Staat und Verfassung. Festgabe für Fritz Hartung. Berlin 1958, S. 254. 252 Vgl. Baumgart, Peter: Zur Gründungsgeschichte des Auswärtigen Amtes in Preußen (1713–1728). In: Jahrbuch für die Geschichte Mittel- und Ostdeutschlands 7 (1985), S. 231, 234. Sie wurde nach dem Tode Friedrich Wilhelms I. beibehalten. Exemplarisch: 29. Juli 1740 Brackl. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 7137, Bl. 5r.
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eine Vormachtstellung Ilgens abzuzeichnen,253 der sich bei seiner Arbeit auf einen nach seinen Wünschen herausgebildeten Mitarbeiterstab, wie seinen Neffen Wilhelm Heinrich von Thulemeier (1683–1740) und seinen Schwiegersohn Friedrich Ernst von Knyphausen (1678–1731), stützen konnte. Es entwickelten sich Konturen eines eigenständigen auswärtigen Departements mit besonderer Organisation und eigenem Personal neben den obersten Innenbehörden.254 Eine vorläufig endgültige Festschreibung und Regulierung erfuhr dies im Dezember 1728 nach Ilgens Ableben.255 Jener hatte noch zu Lebzeiten, im Oktober 1728, auf Befehl Friedrich Wilhelms I., Vorschläge unterbreitet, wie die auswärtigen Affären zukünftig gestaltet werden sollten,256 die weitestgehend übernommen wurden.257 Der Aufgabenbereich des Departements des affaires ètrangères wurde separiert in eine Abteilung für auswärtige geheime Affairen und eine zweite Abteilung für die Affairen im Reich sowie eine institutionelle Verankerung des Departements vorgenommen.258 1733 wurde die neue „Behörde“ erstmals im offiziellen Adresskalender259 Berlins aufgenommen.260 Peter Baumgart ordnet dieses Reglement in der Entstehungsgeschichte des preußischen Auswärtigen Amtes als einen Einschnitt und vorläufigen Schlusspunkt einer längeren, an die Person Ilgens geknüpfte Entwicklung ein.261 Wie überhaupt, so unter anderem die Ansicht Siegfried Isaacsohns, die Entwicklung in diesem Herrschaftsbereich der Hohenzollern von Kontinuität und einem Aufeinanderaufbauen geprägt gewesen sei.262 253 Exemplarisch: 16. September 1718 Friedrich Wilhelm I. GStA PK, I. HA, Rep. 9 Allgemeine Verwaltung Nr. J 3a Fasz. 3, Bl. 2r. 254 Vgl. Baumgart 1985, S. 235–239. 255 Weiterführend: 10. Dezember 1728 Borck an Friedrich Wilhelm I. GStA PK, I. HA, Rep. 9 Allgemeine Verwaltung Nr. L 12a Fasz. 9. 256 Vgl. 26. Oktober 1728 Ilgen. GStA PK, I. HA, Rep. 9 Allgemeine Verwaltung Nr. J 3a Fasz. 4, Bl. 7r–16v. 257 Neugebauer betont, die auswärtige Politik wurde damit einer Behörde übertragen: dem Kabinettsminesterium, welches sich schon vor dem Jahr 1728 gebildet hatte, so dass die Instruktion aus diesem Jahr nicht Gründungsurkunde, sondern Reorganisationsstatut war (vgl. Neugebauer, Wolfgang: Zur neueren Deutung der preußischen Verwaltung im 17. und 18. Jahrhundert. Eine Studie in vergleichender Sicht. In: Jahrbuch für die Geschichte Mittel- und Ostdeutschlands 26 (1977), S. 94). 258 Vgl. 8. Dezember 1728 Friedrich Wilhelm I. GStA PK, I. HA, Rep. 9 Allgemeine Verwaltung Nr. J 3a Fasz. 4, Bl. 72r–75v. 259 Weiterführend: Weller, Thomas: Von der Rangordnung zum alphabetischen Einwohnerverzeichnis. Stadtadreßbücher als Spiegel sozialer Wertzuschreibungen und gesellschaftlichen Wertewandels. In: Allemeyer, Marie Luisa u. a. (Hrsg.): Eule oder Nachtigall? Tendenzen und Perspektiven kulturwissenschaftlicher Werteforschung. Göttingen 2007, S. 134–163. 260 Vgl. Koser, Reinhold: Die Gründung des Auswärtigen Amtes durch König Friedrich Wilhelm I. im Jahre 1728. In: Koser, Elisabeth (Hrsg.): Zur preußischen Geschichte. Aufsätze und Vorträge von Reinhold Koser. Stuttgart/Berlin 1921, S. 75 f. 261 Vgl. Baumgart 1985, S. 248. 262 Vgl. Isaacsohn, Siegfried: Geschichte des Preußischen Beamtenthums vom Anfang des 15. Jahrhunderts bis auf die Gegenwart. Dritter Band. Das Beamtenthum unter
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Fürwahr kann betreffs des Gesandtschaftszeremoniells verallgemeinernd für alle drei Hohenzollern festgehalten werden, der alltägliche Gebrauch und die damit einhergehenden anfallenden organisatorischen Aspekte übernahmen die jeweiligen Minister und deren Mitarbeiter. Einige jener organisatorischen Grundlagen sollen im nachfolgenden Kapitel analysiert werden. In Konfliktfällen oder Situationen, die von der hergebrachten Norm abwichen und/oder eindeutiger zukunftsweisender Entschlüsse bedurften, schalteten sich die hohenzollerischen Herrscher ein. Hierbei wurde ihr Entscheidungsprozess durch die jeweiligen Berater beeinflusst, und oftmals war deren Beurteilung der Situation erwünscht. Die endgültige Entscheidung, die von vielfältigen Faktoren abhing, lag letztlich stets beim Monarchen. b) Die organisatorische Gestaltung einer Gesandtschaft Bereits vor Beginn der Gesandtschaft, der Ankunft des Gesandten am Zielort, waren Überlegungen und Entschlüsse vom Fürsten und seinen Beratern zu treffen, die direkten Einfluss auf das Gesandtschaftszeremoniell hatten. Über die anzuwendende Sorgfalt bei der Auswahl des Diplomaten für die jeweiligen Gesandtschaften herrscht in aktueller Forschungsliteratur und in den für diese Ausarbeitung verwendeten Quellen Einigkeit vor, denn: „. . . kein Staats= Angelegenheit mit grössere Vorsicht einzurichten ist, als die Wahl derjenigen, so an auswärtige Staaten sollen abgeschickt werden.“ 263 Gleichwohl Gesandtentraktate, Zeremonialliteratur und die alltägliche gesandtschaftliche Praxis offenbaren, dass die an den Diplomaten gestellten Anforderungen nicht nur vielfältig, sondern oftmals widersprüchlich waren. Zwar erschienen einige Charaktereigenschaften für die Tätigkeit eines Gesandten zwingend erforderlich und wurden Faktoren wie Alter, Aussehen sowie Herkunft und Konfession des Gesandten als maßgebend gewertet, doch galt es stets, dies gegeneinander abzuwägen, einen Kompromiss zu finden. Während Jakob Friedrich von Bielefeld (1717–1770) Gesandten der mittleren Altersstufe den Vorzug gab,264 insbesondere, wenn bei einer Gesandtschaft zeremonielle Aspekte im Vordergrund stehen würden, denn „. . . die alten Gesandten, die von den Gebräuchen der guten alten Zeiten eingenommen sind, sehr hartnäckig sind [. . .] Die jungen Minister sind [. . .] von dem Glanze ihrer neuen Würde eingenommen, und können nicht Ehre und nichtige Friedrich Wilhelm I. und während der Anfänge Friedrich des Großen. Berlin 1884, S. 9, 361. 263 Hassen, Martin: Wahre Staats=Klugheit, In gewissen Staats=Grundsätzen, Nach einer vorangesetzten Eintheilung und Ordnung vorgetragen [. . .]. Leipzig 1739, S. 395. 264 Damit folgte er dem grundsätzlichen Vorgehen der damaligen Zeit, wichtige Ämter wurden in aller Regel von Personen mittleren Alters besetzt (vgl. Thomas, Keith: Vergangenheit, Zukunft, Lebensalter. Zeitvorstellungen im England der frühen Neuzeit (= Kleine kulturwissenschaftliche Bibliothek; 10). Berlin 1988, S. 42).
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Unterscheidungen genug erhalten.“,265 hebt Stieve wiederum hervor, es sei empfehlenswert, junge Gesandte zu gebrauchen, da diese „eine gute Parade machen“ 266 würden. Andererseits sei ebenfalls zu bedenken, dass „Routine und langwierige Erfahrung“ 267 überaus vorteilhaft wären. Wohlweislich wird an keiner Stelle mit genauen Daten gearbeitet und dürfte den Verfassern bewusst gewesen sein, mit welch umfänglichen Schwierigkeiten dies in der Praxis behaftet war. Allein der Erwerb diplomatischer Erfahrungen gestaltete sich problematisch. Es stellte sich die Frage, an welchem Hof die Karriere eines Gesandten ihren Startpunkt finden sollte. Zeremoniellwissenschaftler Rohr befürwortete hinsichtlich dessen: „Einige rathen, man solte erst kleine Höfe besehen [. . .] an jenen könnte man die Hof= MANIERen nach und nach lernen [. . .] da hingegen die Aufführung an einem großen Hofe weit behutsamer und ACCURATER eingerichtet werden müste. [. . .] glaub ich doch, daß ein junger CAVALIER besser thut, wenn er sich zuerst an große Höfe begiebt [. . .]. An einem großen Hofe werden die Fehler eines jungen Menschen fast noch mehr verdeckt als an einem kleinen.“ 268 Jeder europäische Hof verfügte über eine eigene Strategie. Verallgemeinernd lässt sich festhalten: politisch schwierige und anspruchsvolle Posten wurden kaum Anfängern überlassen. Brisanz erfuhren diesbezügliche Beschlüsse durch das Faktum, dass Höfe, deren Hauptaugenmerk auf einer angemessenen zeremoniellen Behandlung lag, den vorherigen diplomatischen Aufenthaltsort des Gesandten sehr genau analysierten. War dieser an einem in der europäischen Mächtehierarchie rangniederen Hof zu verorten, konnte dies als eine Abwertung des eigenen Ranges interpretiert und kritisiert werden.269 Dies war vor der Schickung eines Gesandten mit zu bedenken, Gleiches empfahl sich für die Herkunft des Gesandten. Dass man sich gezwungen sah, Diplomaten ausländischer Herkunft einzustellen, war beileibe keine Ausnahme,270 265
Bielefeld 1761, S. 303 f. Stieve 1723, S. 381. 267 Unterricht und zusammengetragene Verfassung vor jene, welche sich seiner Zeit zu Gesandtschaften tauglich machen wollen. Abgefaßt den 2. Wintermonats ANNO 1773. Zitiert nach: Brunner, Sebastian (Hrsg.): Der Humor in der Diplomatie und Regierungskunde des 18. Jahrhunderts [. . .]. Zwei Bände. I. Band. Wien 1872, S. 20. 268 Rohr 1728, 202 f. 269 Exemplarisch: „Wir hätten aber vermeinet daß Sie beÿ solcher Schickung Uns woll von keinem geringen Reichs-Stande wie Heßen-Caßel DISTUNGIRET, undt nicht eben die Persohn die Sie an Uns abgefertiget auch beÿ dem Landt-Graffen gebrauchet haben würden.“ 27. September 1712 Friedrich III./I. an Friedrich Heinrich Bartholdi nach Wien. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8690. 270 Exemplarisch: Schweden (vgl. Droste, Heiko: Unternehmer in Sachen Kultur. Die Diplomaten Schwedens im 17. Jahrhundert. In: Fuchs, Thomas/Trakulhun, Sven (Hrsg.): Das eine Europa und die Vielfalt der Kulturen. Kulturtransfer in Europa 1500– 1850 (= Aufklärung und Europa; 12). Berlin 2003, S. 210). 266
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wenn sich auch eine Nationalisierung des diplomatischen Corps seit dem 18. Jahrhundert abzuzeichnen begann.271 Zu Komplikationen führte dies, wenn der abgesendete Gesandte aus einem Territorium stammte, zu dem das Gastland in einem angespannten Verhältnis stand272 oder und dies ist des Öfteren zu beobachten, wenn der Gesandte ein Untertan des Gastlandes war. Einige Staaten hatten durch Gesetze bestimmt, keinen ihrer Untertanen als diplomatischen Vertreter eines fremden Staates empfangen zu wollen. 1681 war ein solches Gesetz in den Niederlanden und 1727 in Schweden erlassen worden.273 Jene Ablehnung war der angenommenen Unvereinbarkeit zwischen den Vorrechten des Diplomaten und den Pflichten des Untertans geschuldet. 1729 weigerte sich die Stadt Basel, den von Friedrich Wilhelm I. ausgewählten Christian von Weiler als Agenten anzuerkennen, da dieser nicht nur in Basel lebe, das Bürgerrecht erwerben wolle, sondern dort aktiv Handel treibe und darum von der den Gesandten gewährten Zoll- und Akzisefreiheit274 unrechtmäßigerweise profitieren würde.275 Freilich konnte eine solche Auseinandersetzung ebenso Ausdruck disharmonischer politischer Beziehungen und eines Kräftemessens sein, beobachtbar ist dies im Verlauf des Jahres 1717. Seinen Anfang nahm dies im März 1717, als der Wiener Hof sich weigerte, Verhandlungen mit dem brandenburgisch-preußischen Gesandten Borckenfeld in Brüssel zu führen, mutmaßlich deshalb, weil dieser ein kaiserlicher Untertan sei. Vorerst nur intern erwog Berlin, dass eine angemessene Reaktion die Forderung nach der Abberufung des in Berlin befindlichen österreichischen Gesandten Voss wäre, da dieser wiederum ein preußischer Untertan sei. Im Mai 1717 bat man tatsächlich um die Rappellierung von Voss, wenngleich dessen Herkunft vorläufig nicht zum Gegenstand der Argumentation wurde, sondern dessen angebliche negative Berichterstattung in den Vordergrund gerückt wurde.276 Die entsprechende Reaktion des Kaiserhofes blieb aus, obgleich der brandenburgisch-preußische Gesandte Schwerin in Wien intensiv intervenierte und nunmehr BorckenWenngleich dies in einigen Fällen durchaus als ausschlaggebend bei der Besetzung von Posten bewertet wurde (vgl. 11. Mai 1718 Raumer an Friedrich Wilhelm I. GStA PK, I. HA, Rep. 9 Allgemeine Verwaltung Nr. Z lit. L Fasz. 2, Bl. 3v–4r). 271 Vgl. Duchhardt, Balance of Power, 1997, S. 25. 272 Exemplarisch: 31. August 1713 Ilgen. GStA PK, I. HA, Rep. 21 Nr. 136 y Fasz. 13. 273 Vgl. Limbach, Franz: Die Ablehnung von Gesandten (= Würzburger rechts- und staatswissenschaftliche Dissertationen; 8). Würzburg 1913, S. 41 ff. 274 Die zu entrichtende Akzise war ein beständiger Streitpunkt. 1705 etwa beschloss man am Berliner Hofe: „Es sollen solche MINISTRI auff eben den Fuß TRACTIRET werden, wie Seine Konigliche Majestät MINISTRI an den Höffen Ihrer PRINCIPALEN RATIONE der zollen ACCISSE TRACTIRET werden.“ 19. Juni 1705. GStA PK, I. HA, Rep. 21 Nr. 127 Lf.nr. 67. 275 Ausführlich: GStA PK, I. HA, Rep. 9 Allgemeine Verwaltung Nr. Z lit. Y Fasz. 2. 276 Vgl. 4. Mai 1717 Friedrich Wilhelm I. an Friedrich Wilhelm Schwerin nach Wien. GStA PK, I. HA, Rep. 1 Nr. 263.
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felds Herkunft anführte.277 Dieses Kriterium wollte Wien nicht anerkennen, schließlich: „. . . hätten ja Ewer Königlichen Majestät den Graffen ROTHEMBURG [französischer Gesandter – E. R.] deßen Güther in Ewer Königlichen Majestät Landen gelegen, und Er also auch Ihr VASALL wehre an dero Hoff einige Jahr in der QUALITÉ eines PUBLIQUen MINISTRI gelitten.“ 278 Hier zeigt sich, erst beeinflusst durch die aktuelle politische Lage, war die Herkunft des Gesandten als bedenklich und nicht hinnehmbar eingeschätzt worden und kann somit als Indikator für die politische Kontroverse gewertet werden. Letztlich gab keiner der beiden Höfe nach,279 denn dies hätte als Unterordnung interpretiert werden können. Die Gesandten verblieben auf ihren Posten, wiewohl dies Einschränkungen in der diplomatischen Kommunikation zufolge hatte. Bemerkenswert in diesem Kontext ist zudem die Feststellung des Kaiserhofes: „. . . man wüste hiesiger Seits fast keinen nicht mehr zu finden den man nach BERLIN schicken könte, indem viele theils dahin nicht verlangten.“ 280 Fürwahr erfreuten sich einige diplomatische Posten innerhalb des europäischen Staatensystems größerer Beliebtheit als andere, etwa weil sie als bequemer und weniger anspruchsvoll galten oder weil jene Posten dem Inhaber hohes Ansehen, den Erwerb von symbolischem Kapital, versprachen.281 Die Übernahme einer solchen Gesandtschaft konnte ein Sprungbrett für eine administrative und höfische Karriere sein.282 So hatte beispielsweise Ilgen, sich 1714 seiner Funktion als außenpolitischer Berater des Soldatenkönigs bedienend, Einfluss darauf genommen, dass seinem Schwiegersohn Knyphausen die prestigeträchtige Gesandtschaft nach Frankreich zugewiesen wurde,283 wenngleich zu befürchten war, dass dies seinen Gegnern in die Hände spielen, dem Vorwurf der Vetternwirtschaft Raum geben würde.284 Konkurrierten einerseits um einige Posten mehrere An277
Vgl. 12. Mai 1717 F. W. Schwerin aus Wien. GStA PK, I. HA, Rep. 1 Nr. 263. 26. Mai 1717 F. W. Schwerin aus Wien. GStA PK, I. HA, Rep. 1 Nr. 263. 279 Vgl. 11. September 1717 Friedrich Wilhelm I. an F. W. Schwerin nach Wien. GStA PK, I. HA, Rep. 1 Nr. 263. 280 26. Mai 1717 F. W. Schwerin aus Wien. GStA PK, I. HA, Rep. 1 Nr. 263. Dies war eine vom Kaiserhof gern verwandte Strategie, um die bereits erfolgte Auswahl eines kaiserlichen Gesandten zu legitimieren (vgl. 15. Juni 1709 F. H. Bartholdi aus Wien. GStA PK, I. HA, Rep. 63 Nr. 940). 281 Vgl. Thiessen 2012, S. 491 f. Sowie: Jarren, Volker: Europäische Diplomatie im Zeitalter Ludwigs XIV. Das Beispiel Johann Daniel Kramprichs von Kronenfeld (1622– 1693). In: Jahrbuch für Europäische Geschichte 3 (2002), S. 109. 282 Vgl. Externbrink 2012, S. 147. 283 Weiterführend: 9. Juni 1714/16. Juni 1714 Grübel/Ortiges aus Berlin. Zitiert nach: Friedlaender 1902, S. 137 ff. Dem ähnliche Vorgehensweisen waren ebenso an anderen europäischen Höfen wahrnehmbar. (Exemplarisch: 6. Mai 1721 Vice-Canzler an Voss zu Berlin. AT-OeStA/HHStA RK Diplomatische Akten Berlin Weisungen 4a. Concepte. 1720–1725, Bl. 22r–23r). 284 „. . . wann Ich noch mehr von Meinen Verwandten, in solche Staats-AFFAIREN zöge, Meine Feinde [. . .] dadurch gelegenheit nehmen würden, Mich beÿ Eüre Königlichen Majestät zu beschuldigen, daß Ich diese DEPARTEMENT der AFFAIRES ETRAN278
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wärter,285 sah man sich andererseits immer wieder bei der Suche nach geeigneten Vertretern gezwungen, Abstriche an ursprüngliche Anforderungen in Kauf zu nehmen sowie den möglichen Gesandten und deren Forderungen entgegenzukommen, um einen Posten besetzen zu können. Lehnten die ausgewählten Personen eine Gesandtschaft ab, bekundeten sie zunächst ihr Bedauern, um daran anschließend weitere Gründe, exemplarisch mangelnde persönliche Qualifikation, aufzuzählen.286 Einen Topos der Diplomatiegeschichte augenscheinlich belegend, nach dem Diplomaten stets unterbezahlt waren,287 war eine zu niedrig angesetzte Apanage einer der Absagegründe schlechthin.288 Die Dringlichkeit der Angelegenheit beeinflusste die Kompromissbereitschaft der beteiligten Parteien, dies konnte eine beiderseitige Unzufriedenheit zur Folge haben. 1734 stellten die Minister des Departement der Auswärtigen Affairen am Berliner Hofe bedauernd fest: „. . . wie schwer es fält, mit Unserm in der frembde habenden MINISTRIS zu arbeiten und fortzukommen, wann es hier und da an APPLICATION oder Geschicklichkeit fehlet. Eure Königliche Maÿestät Gesandtschafften solten billig wo nicht überall, doch an den vornehmsten Höffen, mit Leuten von Gericht, DISTINCTION und Erfahrung besetzet und bekleidet seÿn.“ 289 An dieser Stelle klingt der am Berliner Hofe über den gesamten Untersuchungszeitraum wahrnehmbare rationale und der Vermeidung unnötiger Kosten290 dienende Umgang bei der Besetzung der jeweiligen GesandtGERS gantz an mich ziehen, und solches mit lauter Leüten, von Meiner Verwandschafft zu besetzen, trachten wolte.“ 26. Oktober 1728 Ilgen aus Britz. GStA PK, I. HA, Rep. 9 Allgemeine Verwaltung Nr. J 3a Fasz. 4, Bl. 15v–16r. 285 Exemplarisch: Besetzung der Residentenstelle in Wien (vgl. GStA PK, I. HA, Rep. 9 Allgemeine Verwaltung Nr. Z lit. A Fasz. 13). 286 Exemplarisch: 16. Juni 1731 Iwatzkoff aus Kopenhagen. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 1465. 287 Vgl. Droste, Heiko: Im Dienst der Krone. Schwedische Diplomaten im 17. Jahrhundert (= Nordische Geschichte; 2). Berlin 2006, S. 193. 288 Exemplarisch: 9. Januar 1736 Borck, Podewils, Thulemeier an Friedrich Wilhelm I. GStA PK, I. HA, Rep. 1 Nr. 374. 289 17. Dezember 1734 Borck, Podewils, Thulemeier an Friedrich Wilhelm I. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 9824, Bl. 20r/v. 290 Das Aufbringen der Gelder für Gesandtschaften war zu Beginn der Regierungszeit Friedrich Wilhelms von der Bewilligung der Stände abhängig (vgl. Saring, Hans: Die Kosten der brandenburgischen Gesandtschaften zur Zeit des Großen Kurfürsten. In: Jahrbuch für Brandenburgische Landesgeschichte 18 (1967), S. 63). In der Folgezeit schrieb Friedrich Wilhelm teilweise auch ohne Bewilligung der Stände Legationsgelder aus, die durch Zuschüsse aus seiner Schatulle sowie der Kriegskasse ergänzt werden mussten. Schließlich sah er sich im September 1659 gezwungen seinen verschiedenen Landesteilen die regelmäßige Abgabe der benötigten Legationsgelder aufzuerlegen. Obwohl seit 1682 eine Erhöhung des Beitrages von mehreren tausend Talern für jedes dieser Territorien hinzukam, musste die Generalkriegskasse jährlich ca. 19–30.000 Taler nachschießen. Erst 1690 richtete Friedrich III./I. eine eigene Legationskasse ein, die hauptsächlich durch die erhobenen Legationsgelder finanziert wurde. Bis zum Ende seiner Regierungszeit stieg der Jahresetat dieser Legationskasse auf rund eine viertel Mil-
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schaftsposten an. In Abhängigkeit von einer wahrgenommenen Dringlichkeit, bedingt durch aktuelle politische Situationen, dynastische Ereignisse und weitere Vorkommnisse, wurden diesbezügliche Entscheidungen getroffen.291 Obgleich Berlin sich bemühte, Kosten einzusparen, verstieß man dabei nie gegen allgemein geltende Konventionen292 und nahm keinesfalls eine Beeinträchtigung der diplomatischen Mission in Kauf, für deren erfolgreichen Abschluss die Auswahl des Gesandten ausschlaggebend war. Im besten Falle waren schon vor der Absendung bestimmte Vorlieben des Gasthofes, die berücksichtigt werden konnten, bekannt. Prominentestes Beispiel dürfte die Vorliebe Friedrich Wilhelms I. für den Soldatenstand sein, die es zweckmäßig erscheinen ließ, Personen, die diesem Stand zuzuordnen waren, nach Brandenburg-Preußen zu senden.293 Erfolgreich praktiziert wurde dies vom lion Taler an. Nach Friedrich Wilhelms I. Regierungsantritt erfolgte die Bezahlung der Gesandtschaftskosten überwiegend mit Geldern aus der Legationskasse, deren Etat aber gekürzt wurde (vgl. Falcke 2006, S. 39–44). 291 So hatte das nahende Ende des Spanischen Erbfolgekriegs Friedrich Wilhelm I. veranlasst, seinen Gesandten in Brüssel abzuberufen. Dessen Angebot allerdings ohne Gage weiterhin tätig zu sein, wurde angenommen (vgl. 15. April 1713 Friedrich Wilhelm I. an Borckenfeld nach Brüssel. GStA PK, I. HA, Rep. 9 Allgemeine Verwaltung Nr. Z lit. C Fasz. 3). 292 Exemplarisch: Im Sommer 1700 wurde dem brandenburgisch-preußischen Gesandten Bergier in Portugal mitgeteilt: „. . . weilen Wir keine sonderlichen AFFAIREN in PORTUGAL zu NEGOTIIREN haben, Wir eben auch auf dergleichen FUNCTIONES keine sonderbahren kosten zu verwenden gemeint seÿn.“ 9. Juni 1700 Friedrich III./I. an Bergier nach Lissabon. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8497. Zwar wollte man auf eine Gesandtschaft nicht verzichten, wertete diese aber als wenig gewichtig. Eine Konkretisierung erfuhr dies im Frühjahr 1702. Als Bergier sich, nachdem der englische König verstorben war, gemäß des europäischen Gebrauchs in Trauer kleiden wollte, wurde ihm aus Berlin die Instruktion erteilt, dies in der minimal vertretbarsten Form zu tun, denn: „. . . so lange Wir von dem Könige in Portugal nicht PRO REGE AGNOCIRET seÿn Wir auch auf den Unterhalt eines an desselben Hoffe habenden MINISTRI keine grosse SPESEN verwenden werden.“ 29. Mai 1702 Friedrich III./I. an Bergier nach Lissabon. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8499. Das Anlegen der Trauer war eine fest etablierte Konvention, an deren Einhaltung man sich gebunden sah. Für gewöhnlich ward den Gesandten entsprechend ihres Charakters eine feste Summe zugesandt (vgl. GStA PK, I. HA, Rep. 9 Allgemeine Verwaltung Nr. H 13 Fasz. 2). In diesem Fall wich man aufgrund der noch fehlenden Anerkennung der Königskrone, welche erst Ende des Jahres 1704 erfolgte (vgl. 13. November 1704 Friedrich III./I. an F. H. Bartholdi. GStA PK, I. HA, Rep. 1 Nr. 191, Bl. 146r). hiervon ab. Zeremoniell und aufgewendete Kosten standen im direkten Zusammenhang (weiterführend: Rudolph, Harriet: Diplomatiekosten als Transaktionskosten? Ein Forschungsansatz zur vergleichenden Analyse der Finanzierung außenpolitischer Kommunikation. In: Barth-Scalmani, Gunda u. a. (Hrsg.): Politische Kommunikation zwischen Imperien. Der diplomatische Aktionsraum Südost- und Osteuropa (= Innsbrucker Historische Studien; 29). Innsbruck 2013, S. 69–84). 293 Vgl. Fassmann, David: Leben und Thaten des Allerdurchlauchtigsten Königs von Preußen Friederci Wilhelmi. Neudruck der Ausgabe 1735. Bad Honnef 1982, S. 845. Auch dies war kein Spezifikum Friedrich Wilhelms I., sondern ebenso an anderen Höfen wahrnehmbar. (Exemplarisch: 14. Oktober 1738 Dönhoff an Friedrich Wilhelm I. GStA PK, I. HA, Rep. 96 Nr. 4 C).
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Wiener Hof: Der nach Berlin gesendete österreichische General Graf von Seckendorff (1673–1763) war dort gern gesehen.294 Gleichwohl war dies kein Garant dafür, dass die Person des Gesandten Friedrich Wilhelm I. genehm war. Im September 1718 trug sich der französische Hof mit der Absicht, den Brigadier Honck in die preußischen Lande zu senden. Friedrich Wilhelm I. jedoch bat Paris, davon Abstand zu nehmen, weil „. . . dieser HONCK ein Schotländer von Gebuhrt, und von des verstorbenen Koniges JACOBI Parteÿ seÿ [. . .] Wir haben solches aus CONSIDERATION vor den König in Engelandt gethan, weil wir vermuhtet, daß Ihro Majestät es nicht gerne sehen wurden, wan wir ein JACOBITEN, alß MINISTRUM PUBLICUM an Unserem Hoffe ADMITTIRETEN.“ 295 Um die Beziehungen zum Londoner Hof nicht zu beeinträchtigen, denn die Annahme dieses Gesandten konnte als politische Aussage interpretiert werden,296 war jenes Anliegen bewusst als Bitte vom Soldatenkönig formuliert worden. Eine direkte Forderung wäre als anmaßend empfunden worden.297 Zumindest in der Theorie stand es jedem Potentaten frei, eine Gesandtschaft abzulehnen, entweder, da man keine Gesandtschaft des Entsenders empfangen, nicht mit diesen in Kontakt treten wollte oder sich an der Person des Gesandten störte.298 Um zumindest den letztgenannten Grund zu vermeiden, eine eventuelle Abkühlung der diplomatischen Beziehungen zu verhindern, etablierte sich die sogenannte „Agreation“.299 Im Vorfeld der angedachten Absendung wurden nicht nur Erkundigungen eingezogen, sondern des Öfteren explizit am jeweiligen Gasthofe angefragt, ob eine bestimmte Person genehm sei. War es zu diesem
294 Vgl. Bellamintes [Hecker, Heinrich Cornelius]: Leben Des Kayserlichen GENERAL-Feld=Marschalls Herrn Friedr. Heinrichs Reichs=Grafen von Seckendorff biß auf Dessen gegenwärtige Umstände [. . .]. o. O. 1739, S. 225. 295 20. September 1718 Friedrich Wilhelm I. an Borck nach London. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 1903. 296 Dieses Phänomen ist des Öfteren wahrnehmbar. Im Sommer 1713 erklärte Friedrich Wilhelm I.: „. . . nachdem Wir alß König in Preußen Unsern Frieden mit dem König in Franckreich gemachet hätten, So solte Uns zwar nichts lieber seÿn, alß durch RECIPROQUE Unterhaltung Unsere undt Königlichen Frantzösischer MINISTORUM die CORRESPONDENTZ zwischen beÿden Höffen umb so viel beßer zu ETABLIEREN, da aber der Krieg zwischen dem Reich undt Ihrer Königlichen Maÿestät in Franckreich annoch wehrete [. . .] undt daselbst keinen frantzösischen MINISTRUM beÿ Uns haben könten, ohne Uns dadurch mit dem Kaÿser undt dem Reich viel EMBARRAS zu machen.“ 27. Juni 1713 Friedrich Wilhelm I. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 2667, Bl. 6r/v. 297 Exemplarisch: 7. Dezember 1723 Friedrich Wilhelm I. an Wallenrodt nach London. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 1924, Bl. 214r. Sowie: 31. Oktober 1713 Friedrich Wilhelm I. an Mörlin nach Wien. GStA PK, I. HA, Rep. 1 Nr. 248, Bl. 3r–4r. 298 Vgl. Moser, Johann Jacob: Beyträge zu dem neuesten Europäischen Gesandschaffts=Recht. Frankfurt am Mayn 1781, S. 88. 299 Vgl. Menzel, Viktor: Deutsches Gesandtschaftswesen im Mittelalter. Hannover 1892, S. 131. Sowie: Vgl. Limbach 1913, S. 20.
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Zeitpunkt noch möglich, Wünsche zu artikulieren, war dies nach der Ankunft300 des Gesandten kaum mehr praktikabel und nach der offiziellen Annahme bzw. Akkreditierung hätte eine öffentliche Ablehnung zu einer Eskalation geführt, denn: „Durch diese Annahme erhält der Gesandte alle wesentlichen und natürlichen Rechte eines Gesandten.“ 301 Diese können in zeremonielle und persönliche Rechte, welche den Schutz des Diplomaten gewährleisten sollten, aufgegliedert werden. Ab Mitte des 14. Jahrhunderts begann sich das Recht der Unverletzlichkeit des Diplomaten zu festigen. Wenngleich Hugo Grotius302 1625 urteilte, dass bisher kein Konsens darüber bestehe, wie weit die Unverletzlichkeit des Gesandten reiche, ob sie allein die Person des Gesandten oder ebenso dessen Gefolge und Vermögen303 umfasse, gelangte er dennoch zu dem Schluss: „Nach einer Fiktion stellen sie [Gesandte – E. R.] die Person ihres Machtgebers dar. [. . .] daher gelten Gesandte [. . .] als außerhalb des Landes wohnend (extra territorium); sie sind deshalb auch dem bürgerlichen Recht des Staates, bei dem sie beglaubigt sind, nicht unterworfen.“ 304 Damit schuf der Völkerrechtler Grotius ein neues Begründungsmodell für die Immunität des Gesandten, nicht mehr die Normen des Mittelalters, die die Quasisakralität des Gesandten und das Gemeinwohl der Christenheit herangezogen hatten, sondern schlichtweg die Notwendigkeit, das Gelingen der diplomatischen Kommunikation zu sichern, waren nunmehr die wesentlichen
300 Die Ankunft ist immer auch ein Übergangsritual, in dem der Status aller Beteiligten und deren Beziehungen zueinander verhandelt werden (vgl. Baller, Susann/Pesek, Michael/Schilling, Ruth/Stolpe, Ines: Einleitung. In: Baller, Susann u. a. (Hrsg.): Die Ankunft des Anderen. Repräsentationen sozialer und politischer Ordnungen in Empfangszeremonien (= Eigene und fremde Welten: Repräsentationen sozialer Ordnungen im Wandel; 5). Frankfurt am Main 2008, S. 21). 301 Moshamm, Franz Xavier, 1805, S. 87 f. 302 Weiterführend zu Person und Werk: Link, Christoph: Hugo Grotius (1583–1645). In: Heidenreich, Bernd/Göhler, Gerhard (Hrsg.): Politische Theorien des 17. und 18. Jahrhunderts. Staat und Politik in Deutschland. Darmstadt/Mainz 2011, S. 68–91. 303 Dieser Aspekt führte des Öfteren zu Auseinandersetzungen. Als 1723 der schwedische Gesandte Posse aus Berlin ohne die Begleichung seiner Schulden abreisen wollte, gestatte Friedrich Wilhelm I. ihm das Verlassen der Stadt erst nach der Zahlung der ausstehenden Gelder, dies wiederum führte zu Beschwerden und Unmutsbekundungen seitens Schwedens (vgl. Rechtliche Grenzen der Unverletzbarkeit Derer Gesandten und derer übrigen PRIVILEGIen aus dem Natur= und Völcker=Recht deduciret; durch die neuesten Exempeln dieses und des nächst verwichenen Jahrhunderts aus der Historie und denen Publicisten illustriert; und mit Reflexionen begleitet. o. O. 1748, S. 24 f.). Wesentlich drastischer hatte 1708 der englische Hof reagiert, der den russischen Gesandten als dieser sich nicht willig zeigte, seine Schulden zu zahlen, festnehmen ließ (vgl. Kemmerich, Dietrich Hermann: Grund-Sätze Des Völcker-Rechts Von der Unverletzlichkeit Der Gesandten [. . .]. Erlangen 1710, S. 39 ff.). 304 Grotius, Hugo: De jure belli ac pacis. Libri tres. Drei Bücher vom Recht des Krieges und des Friedens. Paris 1625 [. . .]. Neuer deutscher Text und Einleitung von Schätzel, Walter (= Die Klassiker des Völkerrechts in modernen deutschen Übersetzungen; 1). Tübingen 1950, S. 211, 312 f.
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Argumente.305 Losgelöst davon bestand über die Jahrhunderte hinweg im europäischen Kulturkreis306 Konsens über das Recht der Unverletzlichkeit des Gesandten.307 Konsens bestand fernerhin darüber, dass den Gesandten in Dependenz ihres diplomatischen Ranges, der sich aus mehreren Faktoren, wie dem Rang und der Stellung ihres Souveräns in der europäischen Staatenfamilie, der Wertigkeit ihres Auftrages und ihrer sozialen Herkunft ergab,308 zeremonielle Ehrenvorzüge zustehen würden und das entsprechende Gesandtschaftszeremoniell gewährt werden müsse. Die Etablierung der diplomatischen Rangstufen war untrennbar mit der Entwicklung des Gesandtschaftszeremoniells verbunden und ein langwieriger Prozess, der von zahlreichen Uneindeutigkeiten geprägt war. Im Altertum und Mittelalter war, laut Erich Markel, die Abstufung der Gesandten in verschiedene Rangklassen, die damit verbundene Zuteilung von ihnen zustehenden Rechten und Würden, noch nicht üblich. Die Diplomaten wurden in dieser Periode von den Theoretikern nach verschiedensten Gesichtspunkten eingeteilt.309 Während Hoevelen noch 1679 in seinem Gesandtentraktat eine umfängliche Einteilung der Gesandten nach deren Funktionen vornahm,310 benannte Winterfeld bereits 1700 zwei Kategorien von Gesandten. Die „Legatos primi“ würden ihren Potentaten direkt vertreten, bekämen demzufolge mehr Ehrenrechte und zeremonielle Zugeständnisse eingeräumt als die „legati secundi“.311 Ab dem 16. Jahrhundert setzte also ein Differenzierungs- und Hierarchierungsprozess ein, zwei Klassen von Gesandten entstanden. Die Spitze bildeten die Ambassadeure,312 Gesandte des ersten Ranges, die den vormaligen Begriff Legatus 305 Vgl. Plöger, Karsten: Begründungsmodelle diplomatischer Immunität im europäischen Mittelalter: Ein diskursgeschichtlicher Versuch. In: Jucker, Michael u. a. (Hrsg.): Rechtsformen internationaler Politik. Theorie, Norm und Praxis vom 12. bis 18. Jahrhundert (= Zeitschrift für Historische Forschung; Beiheft 45). Berlin 2011, S. 106 f. 306 In Konstantinopel akkreditierte Botschafter genossen keine diplomatische Immunität (vgl. Strohmeyer, Arno: Das Osmanische Reich – ein Teil des europäischen Staatensystems der Frühen Neuzeit? In: Kurz, Marlene u. a. (Hrsg.): Das Osmanische Reich und die Habsburgermonarchie [. . .] (= Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung; Ergänzungsband 48). Wien/München 2005, S. 153). 307 Wiewohl bezüglich der Gesandtenimmunität stets ein Spielraum blieb, der maßgeblich von dem aktuellen politischen Beziehungen abhing (vgl. Hassinger, Erich: Brandenburg-Preußen, Schweden und Rußland 1700–1713 (= Veröffentlichungen des Osteuropas-Instituts München; 2). München 1953, S. 215). 308 Vgl. Duchhardt, Balance of Power, 1997, S. 24. 309 Vgl. Markel, Erich H.: Die Entwicklung der diplomatischen Rangstufen. Erlangen 1951, S. 19. 310 Vgl. Hoevelen 1679, S. 6 ff. 311 Vgl. Winterfeld, Teutsche und Ceremonial-Politica. Deren erster Theil, 1700, S. 194 f. 312 In einigen Quellen und Ausarbeitungen wird die Begrifflichkeit „Botschafter“ synonym mit der Bezeichnung des Ambassadeurs verwendet.
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als Rangbezeichnung verdrängten. Dieser ältere Terminus war sowohl eine Bezeichnung für Gesandte schlechthin als auch für den höchsten Rang einer Entsendung.313 Dem Ambassadeurbegriff kam jene Unmissverständlichkeit zu, mit der sich eine Heraushebung gegenüber anderen „minderwertigen“ Gesandten darstellen ließ. Dadurch, so Daniel Legutke, wäre es zudem für Fürsten und Gesandte nicht mehr nötig gewesen, jeweils von Fall zu Fall den Status und die damit verknüpften Abstufungen von Ehre auszuhandeln. Streit wäre in der Folgezeit nur darüber ausgebrochen, wer diesen Titel zu vergeben habe und zu führen berechtigt wäre, nicht mehr über den Titel an sich und die daran gebundenen Rechte.314 Zum einen waren dies Ehrbezeugungen, die dem Ambassadeuren durch Gesandte der unteren Ränge erwiesen wurden, wie die Gewährung der ersten Visite oder das Einräumen der Oberhand bzw. des Vorranges durch jene.315 Zum anderen erhielten die Ambassadeure von den jeweiligen Gasthöfen ausgewählte zeremonielle Ehrenvorzüge, wie das Stellen einer Wache vor ihr Quartier und die Erlaubnis, während der Audienz die Kopfbedeckung aufzubehalten.316 Mochte in einem Großteil der theoretischen Ausarbeitungen, welche sich mit dem Gesandtschaftszeremoniell auseinandersetzten, über Jahrzehnte hinweg, über die den Ambassadeuren einzuräumenden zeremoniellen Privilegien annähernd Eintracht vorherrschen, wurden diese in der diplomatischen Praxis durchaus hinterfragt. Schien der Moment günstig, unternahmen Gesandte der unteren Ränge selbstverständlich den Versuch, einige jener Vorzüge zu erlangen.317 Selbst wenn dies Ihnen hin und wieder gelänge, könne dies, so Zeremonialwissenschaftler Stieve, nicht als Präzedenzfall herangezogen werden.318 Aufschlussreich ergänzend ist in diesem Kontext die von Julius Schmelzing notierte Annahme, nach welcher ein Zusammenhang zwischen der Größe des Hofes und
313 Dies sollte noch längere Zeit für Unsicherheiten sorgen. Exemplarisch: „. . . weilen in dem CREDITIV der Caracter von LEGATO ORDINARIO stehet so muste ich bey Ihm vernehmen, ob das wort LEGATUS; welches sonst eigentlich einen AMBASSADEUR bedeutet, auch allhier in diesem Verstande genommen würde?“ 19. August 1698 Besser „Ceremonial-Acta“ zitiert nach: Hahn/Kiesant 2009, S. 88. 314 Vgl. Legutke 2010, S. 87 f. 315 Exemplarisch: Rohr 1733, S. 377 f. Sowie: Stieve 1723, S. 318. 316 Exemplarisch: Réal, Curban de: Die Staatskunst; Oder: vollständige Anleitung Zur Bildung kluger Regenten, geschickter Staatsmänner und rechtschaffener Bürger. Fünfter Theil. Von dem Völkerrecht, welcher von Gesandtschaften, dem Krieg, Tractaten, Titeln, Vorzügen, Ansprüchen und gegenseitigen Gerechtsamen derer Souveränen handelt. Aus dem Französischen. Frankfurt und Leipzig 1766, S. 137 ff. Sowie: Lünig 1719, S. 369. 317 Unverfroren war das Vorgehen der 1690 in Brandenburg-Preußen anlangenden polnischen Gesandten, die den Berliner Hof im Glauben ließen, man habe ihnen den Charakter eines Ambassadeurs zugelegt, um die entsprechenden Ehrenbezeugungen zu erlangen (vgl. 15./25. Mai 1690 Bothmer aus Berlin. NLA WOL 1 Alt 4, Nr. 103, Bl. 87r). 318 Vgl. Stieve 1723, S. 318.
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seiner zeremoniellen Freigebigkeit gegenüber Gesandten der unteren Ränge konstatiert werden könne. Während größere Höfe eher sparsam agierten, würden kleinere Höfe den Gesandten der unteren Klassen „. . . aus geschmeichelter Eitelkeit, aus Vorliebe für eine glänzende Umgebung [. . .] gewisse Vorrechte“ gewähren und „den Forderungen eines höheren Ranges und Ehren=Zeremoniels“319 willfahren. Diese Argumentation verkennt weitere vorhandene mögliche Begründungen für jenen Sachverhalt. Curban de Réal führte 1766 das Beispiel Österreichs an. Jenes würde den Diplomaten mit geringerem Rang deutlich weniger Achtung bezeigen, weil solch Gesandte im Gegensatz zu den Ambassadeuren am Wiener Hof zahlreich vorhanden wären.320 Einen dem ähnlichen Gedankengang verfolgte der brandenburgisch-preußische Zeremonienmeister Besser in seinen Überlegungen, wie künftig, nach dem Kronerwerb, das brandenburgisch-preußische Gesandtschaftszeremoniell auszugestalten sei. Infolge der bis dato währenden Abwesenheit von Gesandten des ersten Ranges, habe man in Berlin das zeremonielle Traktament der Gesandten nicht ausdifferenzieren können und sei deshalb gegenüber den unteren Rängen zu freigiebig gewesen.321 Überdies konnten recht pragmatische Aspekte für die Variation von Ehrenbezügen verantwortlich sein. Theoretisch war etwa der solenne bzw. öffentliche Einzug in die Residenz ein Privileg, welches nur den Ambassadeuren zustand.322 In Frankreich würden einen solchen desgleichen die Gesandten der minderen Ränge erhalten, weil, so Bielefeld, man nicht nur die Pariser Bevölkerung zu unterhalten, sondern „. . . durch dergleichen Kunstgriffe das Geld fremder Mächte in das Königreich zu locken.“ 323 suchte. Möglich sei ein solenner Einzug obendrein immer dann, wenn ein Gesandter neben seinem Gesandtschaftscharakter über einen eigenen hohen Rang bzw. Stand verfüge.324 Mitunter baten Gesandte, die einem der unteren Gesandtenränge zugeteilt worden waren, eben nicht um die Erhöhung des Gesandtschaftscharakters, sondern um die Verleihung bestimmter Ehrentitel, um an ihrem Gasthofe weitere zeremonielle Vorrechte zu erringen.325 Unabhängig von all diesen Variablen galt 319 Schmelzing, Julius: Systematischer Grundriß des praktischen Europäischen Völker=Rechtes [. . .]. Zweiter Theil. Rudolstadt 181, S. 128, 132 f. 320 Vgl. Réal 1766, S. 374. 321 Vgl. UNMAßGEBLICHES UNTERTHÄNIGSTES BEDENCKEN DIE KÜNFTIGE RECEPTION DER ENVOYÉS ODER ABGESANDTEN BETREFFEND. Zitiert nach: Hahn, Peter-Michael/Kiesant, Knut (Hrsg.): Johann von Besser (1654–1729). Ergänzende Texte. Memoriale, Bedencken, Projecte (= Johann von Besser (1654–1729) Schriften; 4). Heidelberg 2010, S. 38. 322 Vgl. Moser, Johann Jacob 1781, S. 97. Sowie: 2. Juli 1700 Friedrich III./I. an Strauß nach Madrid. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 9159. 323 Bielefeld 1761, S. 446. 324 Vgl. Römer 1788, S. 120 f. 325 Exemplarisch: 22. März 1713 Mörlin aus Wien. GStA PK, I. HA, Rep. 9 Allgemeine Verwaltung Nr. Z lit. A Fasz. 15.
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letztlich, wie François de Callières (1645–1717) in seinem Gesandtentraktat326 1716 zusammenfasste: Ein Gesandter, der nicht den Charakter eines Ambassadeurs trug, könne: „. . . unterschiedliche Ehren=Bezeigungen mehr erlangen in Ansehung seiner Geburth, seines Ansehens und grosser Bedienung, die er bey dem König oder Lande, von dem er geschickt ist, bedienet, iedoch darff er nicht diejenigen Ehrenbezeigungen begehren, die nur denen AMBASSADEURS gehören,327 und welche man solchen nur wegen des JURIS REPRÆSENTATIONIS oder Vorstellungs=rechte giebet, als welche allein mit dem einzigen AMBASSADEUR Titul verknüpffet ist.“ 328 Letztlich waren es nur bestimmte Ehrenbezeugungen, die in Einzelfällen auf sämtliche Gesandten ausgeweitet werden konnten. Jene Rechte, die die besondere Stellung und Funktion des Ambassadeurs hervorhoben, zählten keineswegs dazu. Schließlich galt ein Ambassadeur als direkter Stellvertreter seines absendenden Potentaten, infolgedessen müsse er nicht nur besondere Voraussetzungen erfüllen, dem Adelsstand zugehörig sein,329 sondern ihm „. . . eben so viel Ehre und Respect erwiesen werden, als wenn sein hoher Principal selbst zugegen wäre.“330 Dieses Urteil Lünigs konkretisiert Stieve und gibt damit die beobachtbare Praxis an den europäischen Höfen wieder. „. . . so ist selbige doch nicht in allen Stücken dem Original gleich, weil doch ein Souverain, wenn er selbst in Person zu einem seiner Gleichen kommt mit einem viel grösserem Ceremoniel und Tractament, als sein Ambassadeur empfangen wird.“ 331 Die Frage, wer eigentlich berechtigt sei, Ambassadeure zu versenden, war ein beständiger Streitpunkt. Grundsätzlich stände das Recht der Entsendung von Ambassadeuren ausschließlich souveränen Mitgliedern der europäischen Staatenge326 Weiterführend zu Callières: Waquet, Jean-Claude: Callières et l’art de la négociation. In: Andretta, Stefano u. a. (Hrsg.): De l’ambassadeur. Les éctrits relatifs à l’ambassadeur et à l’art de négocier du Moyen âge au début du XIXe siècle (= Collection de l’ècole française de Rome; 504). Rome 2015, S. 431–452. Sowie: Whyte, Alexander Frederick: The practice of Diplomacy being an Englisch rendering of Francois de Callières’s „De la manière de négocier avec les souverains“ presented with an introduction by A. F. Whytte. London 1919. 327 Etwa das Zugestehen der Exzellenz-Titulatur. (Exemplarisch: 25. November/ 2. Dezember 1733 Gotter aus Wien. GStA PK, I. HA, Rep. 1 Nr. 351, Bl. 152r–153v). 328 Callières 1716, S. 86 f. 329 Gehörte ein Gesandter dem Adelsstand an, war theoretisch davon auszugehen, dass er über die notwendigen finanziellen Mittel und das Wissen über das angemessene Verhalten in der höfischen Gesellschaft verfügte (vgl. Malettke, Klaus: Hegemonie – multipolares System – Gleichgewicht: internationale Beziehungen 1648/1659–1713/14. In: Duchhardt, Heinz/Knipping, Franz (Hrsg.): Handbuch der Internationalen Beziehungen. Band 3. Paderborn 2012, S. 67). Hinzukommend schien die Anwendung des Ambassadeurzeremoniell gegenüber einem bürgerlichen Diplomaten undenkbar, weil dies einen Angriff auf die soziale Ordnung der Ständegesellschaft impliziert hätte (vgl. Krischer, Souveränität als sozialer Status, 2009, S. 25). 330 Lünig 1719, S. 368. 331 Stieve 1723, S. 260.
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meinschaft zu,332 demnach gäbe es, laut Wicquefort: „. . . kein durchleuchtigers Kennzeichen der Souveraineté, als das Recht Ambassadeurs zu senden und anzunehmen.“ 333 Nur, wie der Begriff der Souveränität zu definieren und wer als souverän zu bezeichnen sei, war keinesfalls abschließend geklärt, bot Anlass zu fortdauernden Diskussionen und insbesondere das Ansuchen der Kurfürsten, Gesandte des ersten Ranges zu senden und zu erhalten, wurde heftigst disputiert. Dass die Sendung eines Ambassadeurs als ein politisches Statement und Botschaft gelesen werden konnte, dies stand zu keiner Zeit je zur Debatte. Weil nicht jedem Teilnehmer der europäischen Mächtegemeinschaft die Sendung eines Ambassadeurs und die damit verbundenen Ehrenbezeugungen bewilligt wurden, konnte dies als Ausdruck politischer Macht interpretiert werden. Obschon durch die Schickung eines Ambassadeurs dem annehmenden Regenten eine besondere Ehre erwiesen werden und man gegebenenfalls positiven Einfluss auf ihn nehmen konnte,334 wachte man sorgsam darüber, Gesandte des ersten Ranges nur an andere „Souveräne“, gleichwertige Verhandlungspartner, die eine solche Sendung erwidern konnten, abzuordnen.335 Bisweilen wurde eine solche Erwiderung nicht nur als Gebot der Höflichkeit,336 sondern als zwingende Notwendigkeit gewertet. Als Brandenburg-Preußen kurz nach der Rangerhöhung zum Königtum einen Ambassadeur an den englischen Hof delegierte, wurde der für diesen Posten ausgewählte Spanheim von Friedrich III./I. instruiert: „Das Ihr solchen CARACTER auch INCOGNITO ehende nicht annehmet als bis der König in England zuforderst demjenige welche Er in solcher QUALITÄT an Uns wieder abschicken will, ernennt haben wird, damit Wir gewis und zunehmend versichert seÿn, daß es an solcher Schickung nicht ermangeln werde.“ 337 Kämpfte der Berliner Hof um die Erringung des generellen Nachweises, dass man nunmehr ein würdiger Empfänger eines Ambassadeurs geworden war und 332 Ursächlich, laut Wicquefort, hierfür sei: „. . . daß weil der jenige Printz/der sich die Macht einen Ambassadeurs zu senden/zueignet/nicht allein denselben den er absendet/sondern auch den jenigen/wo selber emploirt wird/in seinen Schutz und Schirm zu nehmen verbunden ist/worauß denn gar klärlich erhellet/daß ein hoher Staats=Minister sonst keinen andern/als welcher mit dem Degen das Recht zusprechen/und wegen eines seinen Staats=Bedienten wiederfahrene Unbills unn Affronts gebührenden Antrag zu fordern berechtigt ist/für seinen Herren erkennen könne: und dieses wil so viel sagen/ daß allein die Souverains welche keinem Menschen auff der Welt Red und Antwort von Ihrem Thun und Lassen zugeben schuldig sind/sich deß Ambassaden=Rechts und der daran hangenden Vorzügen zu bedienen haben.“ Wicquefort 1682, S. 16. 333 Wicquefort 1682, S. 13. 334 Vgl. Moshamm, Franz Xavier, 1805, S. 39. 335 Vgl. Malortie, Ernst von: Das Diplomatische Corps. In: Malortie, Ernst von (Hrsg.): Beiträge zur Geschichte des Braunschweig=Lüneburgischen Hauses und Hofes. Drittes Heft. Hannover 1862, S. 98. 336 Vgl. Römer 1788, S. 131 f. 337 26. November 1701 Friedrich III./I. an Spanheim nach London. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8740.
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zur Gruppe der Auserwählten gehöre, konnte selbst für Potentaten, die bereits seit Jahrzehnten über jene Rechte verfügten, das Ausbleiben einer Gegenambassade als empfindliche Schädigung des Ansehens beurteilt werden. Aus jenem Grunde, schlussfolgert Klaus Müller, habe der Kaiserhof sich selten eines Ambassadeurs bedient.338 Ein solches Unbehagen wurde nicht von jedem europäischen Hof geteilt. Frankreich übte im Vergleich zum Kaiserhof wenig Zurückhaltung bei der Ernennung von Botschaftern aus.339 Ursächlich könnte, die von Johann Jacob Moser angeführte Erklärung sein: „AMBASSADEURS schicket man, wann ein grosser Herr sich will sehen lassen und zeigen, daß er im Stand seye, auf einen einigen Gesandten [. . .] so viles zu verwenden, als mancher Fürst Einkommens hat.“ 340 Ostensiv stellte auf diesem Wege der französische König seine finanzielle Leistungskraft außerhalb seines Herrschaftsgebiets zur Schau und erwarb des Weiteren, gemäß der Argumentation Lünigs: „. . . nicht geringes Ansehen und Hochachtung bey frembden Nationen, indem insgemein dergleichen äusserliche Pracht eher in die Augen, als in den Verstand fällt, und sonderlich der Pöbel in die Gedancken setzet, ein dergleichen Ambassadeur, welcher mit [. . .] herrlicher Equipage und andern Dingen mehr pranget, sey von einem Potentaten gesendet, unter dessen Regierung die Unterthanen so gesegnet und glücklich, als zu den Zeiten Salomonis Leben.“ 341 Hier zog der Zeremoniellwissenschaftler Lünig eine sozialpsychologische Begründung für die Notwendigkeit der Prachtentfaltung heran, die im ausgehenden 17. und frühen 18. Jahrhundert immer wieder aufkam. Die Unfähigkeit des einfachen Volkes, seinen Verstand zu gebrauchen, erfordere es schlechterdings, sich ästhetischer Dimensionen zu bedienen, um dem „Pöbel“ eine Vorstellung von der Majestät und Macht des Herrschers zu vermitteln.342 Seine Magnifizenz müsse der Ambassadeur im stärkeren Maße als Gesandte der unteren Ränge durch seine Unterkunft, seine Tafel und die von ihm veranstalteten Festivitäten, seine Equipage sowie sein Gefolge inszenieren.343 Den
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Vgl. Müller, Klaus, 1976, S. 141. Vgl. Duchhardt, Balance of Power, 1997, S. 24. 340 Moser, Johann Jacob von: Anfangs=Gründe Der Wissenschafft von der heutigen Staats=Verfassung Von Europa Und dem unter denen Europäischen Potenzien üblichen Völcker= oder allgemeinen Staats=Recht. Erster Theil. Tübingen 1732, S. 282. 341 Lünig 1719, S. 386. 342 Vgl. Gestrich, Andreas: Höfisches Zeremoniell und sinnliches Volk. Die Rechtfertigung des Hofzeremoniells im 17. und frühen 18. Jahrhundert. In: Berns, Jörg Jochen/Rahn, Thomas (Hrsg.): Zeremoniell als höfische Ästhetik in Spätmittelalter und Früher Neuzeit (= Frühe Neuzeit: Studien und Dokumente zur deutschen Literatur und Kultur im europäischen Kontext; 25). Tübingen 1995, S. 58. 343 Vgl. Stieve 1723, S. 291. Wiewohl auch Gesandte, die nicht über den Rang eines Ambassadeurs verfügten, auf diese Elemente zu achten hatten (vgl. 14. September 1669 Guericke aus Hamburg. GStA PK, I. HA, Rep. 9 Allgemeine Verwaltung Nr. Z lit. M Fasz. 4, Bl. 4r). 339
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Schwerpunkt dieser Aufzählung in den theoretischen Werken bildete das Gefolge des Ambassadeurs, welches sich bezüglich der Qualität und Quantität344 von jenem der Gesandten der unteren Ränge signifikant unterscheiden musste.345 Dessen Aufgaben wiederum waren unterteilbar in repräsentative und administrative. In den zeitgenössischen Schriften trat der administrative Aspekt in den Hintergrund, obgleich diese einen wesentlichen Anteil zum Gelingen einer Gesandtschaft beitrug.346 Das „administrative Gefolge“ konnte zum einen Tätigkeiten übernehmen, die sich für einen Ambassadeur nicht ziemten, wie Spionagedienste, und zum anderen bestand so für den Ambassadeur die Möglichkeit, zeitraubende Aufgaben zu delegieren, um sich in vollstem Maße auf sein Kerngeschäft konzentrieren zu können.347 Die repräsentativen Funktionen übernahmen hauptsächlich die sogenannten „Gesandtschafts-Cavaliere“, daher mussten diese Personen vom Stande sein.348 Sie begleiteten den Ambassadeur, warteten an seiner Tafel auf, empfingen Besucher, kurzum, sie vermehrten durch ihre Anwesenheit den Glanz der Ambassade.349 Mitunter vermengten sich Funktionen und Personen. 1718 bat der brandenburgisch-preußische Gesandte Gustav von Mardefeld (1664–1729) in Russland um die Erlaubnis, einen Sekretär350 einstellen zu dürfen, weil er nicht nur Unterstützung beim Verfassen von Schriftstücken und anderen dem ähnliche Tätigkeiten benötige, sondern ein Großteil der in Petersburg anwesenden Gesandten einen Sekretär in ihren Diensten hätte. Es empfehle sich ein Nachziehen, um 344 Es galt der Grundsatz, dass die Zahl der Teilnehmer entsprechend dem Rang des eigentlichen Diplomaten, der Wichtigkeit des Geschäfts und der Ehre, die man dem Empfänger erweisen wollte, ansteigen müsse (vgl. Picard, Berthold: Das Gesandtschaftswesen Ostmitteleuropas in der Frühen Neuzeit. Beiträge zur Geschichte der Diplomatie in der ersten Hälfte des sechzehnten Jahrhunderts nach den Aufzeichnungen des Freiherrn Sigmund von Herberstein (= Wiener Archiv für Geschichte des Slawentums und Osteuropas; 6). Graz u. a. 1967, S. 63). 345 Vgl. Bielefeld 1761, S. 355. 346 Exemplarisch: Aufgeführtes Personal in dem Reglement der Niederlande 1700 (vgl. Reglement der Gen. Staaten der V. Niederlande in Betreff der Gesandtschaften und anderen Commissionen, so in als ausserhalb Landes, festgesetzt den 26ten July 1700. Zitiert nach: Martens, Georg Friedrich von: Erzählungen merkwürdiger Fälle des neueren Europäischen Völkerrechts [. . .]. Zweiter und letzter Band. Göttingen 1802, S. 373). 347 Vgl. Thiessen 2012, S. 489, 491. 348 Vgl. Miruss 1847, S. 213 f. 349 Vgl. Stieve 1723, S. 300 ff. 350 Jene Sekretäre konnten bei Abwesenheit des Gesandten dessen Posten stellvertretend besetzen. Demnach erhielten sie ebenfalls umfängliche Anweisungen (vgl. 4. März 1721 Instruktion für den Legationssekretär Coch von Lundt zu Regensburg. Zitiert nach: Schmoller, Gustav/Krauske, Otto/Loewe, Victor (Bearb.): Die Behördenorganisation und die allgemeine Staatsverwaltung Preußens im 18. Jahrhundert. Dritter Band. Akten vom Januar 1718 bis Januar 1723 (= Denkmäler der Preußischen Staatsverwaltung im 18. Jahrhundert). Berlin 1901. Neudruck: Frankfurt am Main 1986/87, S. 302– 305).
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Gleichwertigkeit zu erstellen.351 Ein prachtvolles Gefolge allein genügte keineswegs, es galt, dieses in einem angemessenen Quartier unterzubringen. Einige Höfe unterhielten ein beständiges Quartier in der Residenz ihres Landes für die anlangenden Gesandten.352 In diesem konnte die Zuteilung der Räumlichkeiten in Abhängigkeit des den Gesandten zugeordneten Ranges bzw. Charakters erfolgen,353 zumeist durften nur Gesandte, die mit einem hohen Range versehen worden waren, dort logieren.354 Obendrein war die Entfernung oder Nähe zum Herrscher, in welcher ein Quartier für den jeweiligen Gesandten geschaffen wurde, nicht nur ein Mittel der Rangdifferenzierung,355 sondern zugleich eines, um die fremden Gesandten auf Distanz zu halten, wenn sie als ständiger Beobachter lästig wurden.356 An anderen Höfen musste der Gesandte sich selbst ein Quartier suchen,357 in Ausnahmefällen wurden die Kosten für die Un351 Vgl. 1. Juli 1718 Mardefeld aus Petersburg. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 7108, Bl. 5r. 352 Im Zuge des Kronerwerbs wurde das Palais des entmachteten Danckelman fortan die Unterkunft für Gesandte (vgl. Zöbl, Dorothea: Von Arkanum nach Arkadien. Die kurfürstlich-königliche Sphäre in Berlin und Potsdam 1650–1750. In: Ziessow, KarlHeinz u. a. (Hrsg.): Frühe Neuzeit. Festschrift für Ernst Hinrichs (= Studien zur Regionalgeschichte; 17). Bielefeld 2004, S. 254). Weitere Exempel: Hannover: Stieglitz, Annette von: Hof ohne Fürsten. Residenzleben in Hannover unter Georg I. und Georg II. In: Rexheuser, Rex (Hrsg.): Die Personalunionen von Sachsen-Polen 1697–1763 und Hannover-England 1714–1837. Ein Vergleich (= Deutsches Historisches Institut Warschau Quellen und Studien; 18). Wiesbaden 2005, S. 380. Sowie: München: Beschreibung der hohen Potentaten und Gesandtschaften an das Haus Baiern geschickt. ANNO 1692. BayHStA Kasten Schwarz Nr. 11824. Dies konnte mit der Pflicht eben dort Quartier nehmen zu müssen, einhergehen. „. . . daß wann mir das so genanten ENVOYÉEN Hauß in ANSPACH zu LOGIREN OFFERIRET würde, ich solches annehmen müste; Es währe dieses die ETIQUETTE für alle frembde MINISTRES, wovon niemahls abgegangen wurde.“ 1. März 1740. Klinggräffen aus Bayreuth. GStA PK, BPH, Rep. 46 Nr. W 50, Bl. 9r. 353 Vgl. Adam, Bernd: Vom Gesandtenhaus zur Wohnung der Gräfin Yarmouth. Bemerkungen zur Geschichte des ehemaligen Hauses Leinstraße 19 in Hannover. In: Meschkat-Peters, Sabine (Hrsg.): Ehrgeiz, Luxus & Fortune. Hannovers Weg zu Englands Krone. Essays zur Ausstellung [. . .] (= Schriften des Historischen Museums Hannover; 19). Hannover 2001, S. 159 f. 354 Exemplarisch: „. . . nahm Er [englischer Gesandter – E. R.] seinen abtrit in einem PUBLIQUEN Wirthshause [. . .] so bald aber deßen ankunfft beÿ hofe bekand, wurde demselben [. . .] eine Königlichen EQUIPAGE SERVIRET, welche Ihm soforth nach dem Fürsten Hause brachten, wo man sonsten die AMBASSADEURS und großen PRINZEN aufzunehmen pfleget.“ 30. Juli 1720 Riediger aus Berlin. NLA WOL Alt 4 Nr. 138, Bl. 11r. 355 Vgl. Plodeck 1971/1972, S. 144. 356 Vgl. Lunitz, Martin: Diplomatie und Diplomaten im 16. Jahrhundert. Studien zu den ständigen Gesandten Kaiser Karls V. in Frankreich (= Konstanzer Dissertationen; 213). Konstanz 1988, S. 80. 357 Beispielsweise München: Nota zur Unterkunft eines Kaiserlichen, Königlichen oder Churfürstlichen Gesandtens zweÿten Ranges an dem Churfürstlichen Pfalz Bajrischen Hofe zu München. BayHStA Kasten Schwarz. Nr. 11817.
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terkunft im Wirtshaus oder Hotel vom Gasthof übernommen.358 Dabei musste das Quartier die Reputation des Gesandten unterstreichen, dies umso mehr, wenn er den Rang eines Ambassadeurs innehatte. Außerordentliche Aufmerksamkeit wurde jenen Räumen zuteil, in denen der Ambassadeur Besucher empfing. Ausstattung und verwendete Materialien waren das Ergebnis gewissenhafter Entscheidungen – speziell jene Möblierung, die zumeist nur den Ambassadeuren zustand,359 weil sie als Ausweis der Souveränität galt, rückte in den Fokus. Nicht zufällig wies Friedrich III./I. seinen Ambassadeur am englischen Hofe 1702 an, dass Möbel und Dais in dessen Audienzgemach aus Samt gefertigt werden sollten,360 denn es hatte sich die Ansicht durchgesetzt: „Der Dais [. . .] ist von Sammet, auch wohl Drap d’or verfertiget [. . .] Ausser den Souverainen und ihnen gleichenden Personen, ist niemand berechtiget, einen Dais in seinem Quartier aufzuschlagen.“ 361 Im gleichen Maße akribisch war bei der Auswahl der Equipage vorzugehen. Es mag augenscheinlich symptomatisch anmuten, dass Friedrich Wilhelm I. 1714 im Zuge der Vorbereitung der angedachten Absendung Knyphausens als Ambassadeur nach Frankreich versuchte, an dieser Stelle Kosten einzusparen. Der ostfriesische Gesandte am Berliner Hofe berichtete: „. . . der König will noch nicht wegen der Unkosten sich recht determiniren, und da m/60 thl. dazu gefordert, weill der König nicht mehr als m/40 nebst einem Gespann Pferde und einer CAROSSE, so kurtz vor des hochseel. Königs Absterben verfertiget und m/16 thl. kostet, dazu hergeben.“ 362 Indes Friedrich Wilhelm I. war Nutznießer eines Sachverhaltes, der bei als ehrenvoll gewerteten Gesandtschaften des Öfteren zu beobachten war: Der Gesandte übernahm einen Teil der Kosten.363 In diesem Fall erfuhr Knyphausen beachtliche Unterstützung von seinem Schwiegervater Ilgen.364 Friedrich Wilhems I. Handeln scheint von Pragmatismus geprägt gewesen zu sein. Die aktuellen Gegebenheiten wusste er geschickt für sich anzuwenden. Dass er seine Gesandtschaften gemäß den minimalen Ansprüchen der europäischen Hofgemeinschaft ausstatten musste – dies stand nie zur Debatte. Der diesbezügliche europäische Maßstab war selbstredend nicht nur für den Soldatenkönig richtungs-
358
Exemplarisch: 6. Januar 1708 Wehse aus Weimar. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 666. 359 Beispielsweise: Porträt ihres Potentaten, Baldachin etc. (vgl. Rohr 1733, S. 395). 360 Vgl. 24. Januar 1702 Friedrich III./I. an Spanheim nach London. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8742, Bl. 9r. 361 Stieve 1723, S. 298. 362 9. Juni 1714 Grübel/Ortiges aus Berlin. Zitiert nach: Friedlaender 1902, S. 138. 363 Vgl. Moser, Friedrich Carl: Von den APOINTEMENS, Oder dem Gehalt der Gesandten. In: Moser, Friedrich Carl (Hrsg.): Kleine Schriften, Zur Erläuterung des Staats= und Völcker=Rechts, wie auch des Hof= und Canzley=Ceremoniels. Erster Band. Franckfurt am Mayn 1751, S. 186. 364 16. Juni 1714 Grübel/Ortiges aus Berlin. Zitiert nach: Friedlaender 1902, S. 143.
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weisend. Friedrich III./I. hatte diesen beispielsweise bei der englischen Ambassade im Blick, als er Spanheim wissen ließ, dass er gedenke, die Kosten für dessen Gesandtschaft jenen der französischen Ambassaden anzugleichen.365 Eine Orientierung an anderen Höfen erleichterte es, das bei der Ausstattung eines Ambassadeurs und den dazu aufzuwendenden Kosten diffizile Maß zwischen zu viel und zu wenig zu finden. Gleichzeitig mussten die am Gasthofe vorherrschenden Bedingungen miteinbezogen werden.366 Eine zu karge Ausstattung konnte als mangelhaft, Missachtung des Gasthofes oder Versinnbildlichung fehlender ökonomischer Potenz gewertet werden, eine zu prachtvolle hingegen konnte Feindseligkeiten, Neid oder Argwohn hervorrufen.367 Mochten die Kosten einer Ambassade über Jahrhunderte hinweg als eines der Hauptargumente gegen die Sendung von Ambassadeuren und für die Notwendigkeit der Sendung von Gesandten mit anderen Rängen gebraucht worden seien,368 offenbart die diplomatische Praxis – als alleiniges Argument wurden sie nie angesehen. Vielmehr spielte das bei einer solchen Gesandtschaft zu beachtende Zeremoniell eine gleichwertige, wenn nicht entscheidendere Rolle.369 Die Beilegung eines bestimmten Ranges für den diplomatischen Vertreter war eingehend zu durchdenken. War anfänglich eine Unterteilung der Gesandten in all jene, die Ambassadeure bzw. Gesandte des ersten Ranges waren und den verbleibenden Rest erfolgt, sollte sich dies immer weiter ausdifferenzieren, bis sich endlich auf dem Wiener Kongress 1814/15 eine exakte Festschreibung im „Réglement sur le rang entre les agens diplomatiques“ vollzog.370 Bis dahin aber debattierten die zeitgenössischen völkerrechtlichen und zeremonialwissenschaftlichen Autoren über Jahrzehnte hinweg über die Anzahl der gesandtschaftlichen Klassen und die verschiedenen Zuordnungen. Auch in der Praxis zeichnete sich keine einheitliche Handhabung ab. 1733 etwa nahm Zeremonialwissenschaftler Rohr eine Ordnung vor, nach welcher in absteigender Rangfolge auf den Ambassadeur der Envoyé und
365 Vgl. 26. November 1701 Friedrich III./I. an Spanheim nach London. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8740, Bl. 14v. 366 Exemplarisch: 25. November 1738 Borck, Podewils, Thulemeier an Friedrich Wilhelm I. GStA PK, I. HA, Rep. 96 Nr. 3 S. 367 Vgl. Hoevelen 1679, S. 59. 368 Exemplarisch: Römer 1788, S. 133. 369 Vgl. Weise, Christian: Politische Fragen/Das ist: Gründliche Nachricht Von der POLITICA, Welcher Gestalt Vornehme und wolgezogene Jugend hierinne einen Grund legen [. . .]. Dresden 1708, S. 44. 370 „Les employés diplomatiques sont partagés en trois classes: Celle des Ambassadeurs, légats ou nonces; celle des envoyés, ministres ou autres accredités aupres des souverains; celle des chargés d’affairs, accrédités auprès des ministres chargés des affaires étrangères.“ Zitiert nach: Moshamm, Friedrich August von: Ueber den Rang der europäischen Mächte und ihrer diplomatischen Agenten. Ein kleiner Kommentar über das auf dem Wiener Kongreß verfaßte Réglement sur le rang entre les agens diplomatiques (19. Mars 1815). Sulzbach 1819, S. 49.
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auf jenen der Resident folgen würde – dies seien Minister, denen gewisse zeremonielle Ehrbezeugungen zuständen. Ihnen nachgeordnet, ohne zeremonielle Vorrechte, seien die Agenten und Sekretäre, sowie Deputierte und Commissarii, die überwiegend von Städten verwendet werden würden.371 Gut fünfzig Jahre zuvor informiert Wicquefort in seinem Gesandtentraktat den Leser: „So ist auch ferner die qualité eines Extraordinari Envoyé noch viel neuer/als die qualité eines Residenten seyn mag [. . .] dergestalte/daß ein Envoyé vor nichts anders/als einen Extraordinair-Residenten kan consideriret werden.“ 372 Wicquefort klassifiziert im Gegensatz zu Rohr den Residenten gegenüber den Envoyé als ranghöher. Derweil Wicquefort offenbar den Startpunkt einer Entwicklung festhielt, scheint diese ihren vorläufigen Endpunkt zum Zeitpunkt des Erscheinens des Werkes von Rohr erreicht zu haben. Seinen Beginn, hierin stimmen aktuelle Forschungsliteratur und zeitgenössische Werke überein, habe dies in der Mitte des siebzehnten Jahrhunderts genommen, als Frankreich und Österreich, jene zwei Großmächte, denen im Gesandtschaftszeremoniell eine Vorbildfunktion eingeräumt wurde, beeinflusst durch aktuelle Verhältnisse einen Unterschied zwischen diesen beiden Titeln einführten und auf dessen Einhaltung pochten.373 Rückblickend, 1709, resümiert der brandenburgisch-preußische Oberzeremonienmeister Besser für Einführung und Positionierung des Envoyés sei ursächlich gewesen, dass: „. . . die POTENTaten, welche die unter Ihnen hergebrachte Freundschaft zu CULTIViren, den CARACTER von RESIDENTEN zu gering, und den CARACTER von AMBASSADEUR zu kostbar und zu EMBARASSANT [. . .], durch einen allgemeinen CONSENS sich vereiniget, den CARACTER von ENVOYÉ EXTRAORDINAIRE alß eine Mittel= Gattung zwischen den beÿden CARACTEREN von AMBASSADEUR und von RESIDENTEN einzuführen.“ 374 Um den, sich aus den intensiver werdenden Kontakten zwischen den Staaten ergebenden, ausgeweiteten und differenzierten Aufgaben gerecht werden zu können, wäre demzufolge dieser neue Charakter, in seiner Doppelfunktion von repräsentierenden Verhalten und residierender Berichterstattung, unverzichtbar geworden.375 Ungeachtet dessen war dies ein langwieriger, von Unsicherheiten geprägter Prozess und längst nicht alle europäi371
Vgl. Rohr 1733, S. 377 ff. Wicquefort 1682, S. 77. 373 Exemplarisch: Callières 1716, S. 80. Sowie: Rohr 1733, S. 379. Sowie: Moshamm, Franz Xavier, 1805, S. 129. Sowie: Jarren, Volker: Die Vereinigten Niederlande und das Haus Österreich 1648–1748: Fremdbildwahrnehmung und politisches Handeln kaiserlicher Gesandter und Minister. In: Gabel, Helmut/Jarren, Volker (Hrsg.): Kaufleute und Fürsten. Außenpolitik und politisch-kulturelle Perzeption im Spiegel niederländisch-deutscher Beziehung 1648–1748 (= Niederlande Studien; 18). Münster u. a. 1998, S. 78. 374 29. März 1709 Memorial von Besser. SächsHStA Dresden, 10008 Zeremonienmeister, Sekt. 02, Nr. 18, Bl. 43r/v. 375 Vgl. Legutke 2010, S. 253. 372
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schen Höfe waren umgehend bereit, diese neue Charge und ihre Vorrechte anzuerkennen. In Brandenburg-Preußen setzte man sich zeitnah mit dieser Entwicklung auseinander. In den Vorgesprächen zur Erstellung eines gemeinsamen Gesandtschaftszeremoniellreglements mit dem sächsischen Hof im Jahre 1680 wurde die Frage aufgeworfen, wie umzugehen sei mit der vorherrschenden Vielfalt der Rangqualitäten der Gesandten und welche Behandlung nunmehr die Residenten zu erwarten hätten.376 Im daraus resultierenden Reglement wurde den Residenten der Rang nach den Envoyés eingeräumt, die ihnen zugestandenen zeremoniellen Ehrbezeugungen minimiert.377 Von Bestand sollte diese Regulierung nicht sein. Im Reglement, welches Friedrich III./I. im Zuge seines Regierungsantrittes 1688 erließ, finden die Residenten keinerlei Erwähnung, ihnen wird somit keine gesonderte zeremonielle Behandlung aufgrund ihres Ranges zugestanden.378 Besagte Festlegung wurde in den nachfolgenden Reglements beibehalten.379 Dennoch war Friedrich III./I. in Ausnahmefällen willig, den Residenten zeremonielle Ehrerweisungen zuteilwerden zu lassen – ein Vorgehen welches ebenfalls an anderen europäischen Höfen zu beobachten war.380 Im Frühjahr 1698 genügte dies dem schwedischen Gesandten Storre nicht. Das Angebot des Berliner Hofes, ihn mit einer sechsspännigen Kutsche zur Audienz aufzuholen, wie dies dem brandenburgisch-preußischen Gesandten in Stockholm offeriert worden war, schlug der Schwede aus. In einem an den brandenburgischen Kurfürsten gerichteten Schreiben rechtfertigte Storre dies durch den Sachverhalt, dass das zeremonielle Traktament der Envoyés und Residenten am schwedischen Hofe identisch sei. Der ihm vorliegende Entwurf bezüglich seiner Aufholung sehe dies offenkundig nicht vor, die Differenz in der zeremoniellen Behandlung beider Gesandtenränge träte offensichtlich zu Tage, er wolle daher von einer förmlichen Aufholung absehen.381 Fehlende gesamteuropäische Übereinkommen betreffs des Residentenranges hatten zu dieser Situation geführt, die Gepflogenheiten zweier Höfe standen einander unvereinbar gegenüber. Wiewohl hier der Grundsatz griff, nach wel-
376 Vgl. 30. September/3. Oktober 1680 Instruktion für den sächsischen Gesandten Haugwitz. SächsHStA Dresden, 10024 Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Loc. 08265/ 15, Bl. 16v–17v. 377 Vgl. Oktober 1680. Des Churfürstlichen OberhoffMarschalls Freÿherrn von Caunitz aufsatz wie es am Churfürstlichen Hoffe beÿ ankunfft der Kaÿserlichen Königlichen Churfürstlichen Gesandten und Residenten RATIONE RECEPTIONIS derselben TRACTIRUNG und sonsten gehalten wird. GStA PK, I. HA, Akten Nr. 8666. 378 Vgl. 10. Mai 1688. Reglement. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8669. 379 Exemplarisch: 9. Januar/28. Februar 1692. Reglement. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8668. Sowie: Änderungen im kurfürstlichen Gesandtenzeremoniell am Berliner Hof (ca. 1697/98). Zitiert nach: Hahn/Kiesant 2010, S. 31 ff. 380 Vgl. Krischer 2011, S. 222. 381 Vgl. März 1698 Besser „Ceremonial-Acta“ zitiert nach: Hahn/Kiesant 2009, S. 70 f., 100.
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chem ein Diplomat sich nach dem Zeremoniell des Gasthofes zu richten hatte, war er dazu nicht gewillt, Ausweichstrategien suchen und anwenden musste. Komplexer und weitaus diffiziler gestaltete sich die Konfrontation im Jahre 1701 zwischen dem kaiserlichen Residenten Hansen und dem brandenburgischpreußischen Envoyé Viereck um den Vorrang an der Tafel des russischen Ambassadeurs in Dänemark. Hier stellte sich die Frage, welchen Einfluss das Zeremoniell und die Regulierungen des Kopenhagener Hofes auf den Rangstreit zweier externer Gesandter nahm bzw. nehmen durfte und konnte. 1685 verfügte der dänische König Christian V. (1646–1699) im dänischen Gesandtschaftszeremoniellreglement ein identisches zeremonielles Traktament für Residenten und Envoyés.382 Von Seiten Brandenburg-Preußens gab man zu verstehen, nur weil der dänische König sich dazu entschieden habe, Envoyés und Residenten eine übereinstimmende Rezeption geben zu wollen: „. . . so machet doch solches unter denenselben keinen gleichen RANG [. . .] und kann kein König oder ander POTENTAT darunter zum PRÆJUDITZ eines TERTÜ an seinem Hoffe etwas verandern oder REGULIREN.“ 383 Die einem Gesandten zuteilwerdende Rezeption habe demnach keinen Einfluss auf dessen Gesandtschaftsrang. Dem konträr war die Argumentation der „gegnerischen“ Seite – die Berufung des kaiserlichen Residenten auf die Observanz und den Gebrauch am Kopenhagener Hofe sei sehr wohl rechtmäßig.384 Beide Parteien einte die Ansicht, dass ein Eingreifen des dänischen Gasthofes, oder eine von diesem diesbezüglich vorgebrachte Entscheidung keinesfalls legitimiert oder gar als verbindlich anzusehen sei. Wohlweislich enthielt sich der Kopenhagener Hof denn auch einer Stellung- bzw. Parteinahme. Maßgeblich für den Protest des brandenburgisch-preußischen Envoyés Viereck (1634–1718) dürfte die Annahme gewesen sein, dass die Rangposition des noch jungen Königreiches sich unrechtmäßigen Angriffen ausgesetzt sah. Schließlich war hinlänglich bekannt und durch diverse Exempel belegt,385 dass am Wiener Hof die Residenten den Envoyés nachgeordnet wurden. Hinzukommend sei in 382 Vgl. 28. Mai 1685. CEREMONIAL und Anordnung auf was Weise wir wollen, daß alle frembde AMBASSADEURS und andere MINISTRES sollen empfangen und eingeholet werden. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8762. Diese Regulierung sollte, obgleich die europäische Entwicklung dem entgegenstand, lange Zeit beibehalten werden (vgl. Wurm, C. F.: Ueber den Rang diplomatischer Agenten. In: Zeitschrift für die gesamte Staatswissenschaft 10 (1854), S. 565). 383 17. Januar 1702 Viereck aus Kopenhagen. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8764. 384 Vgl. EXTRACT: Aus den Monathlichen Staats=Spiegel, auf den Monath Novem. 1701. gedruckt zu Augspurg durch Andreas Maschenbauer p. 88 und 89. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8689. 385 Exemplarisch: 19. Juni 1677 Staÿbrachnahm aus Wien. BayHStA Kasten Schwarz. Nr. 11852. Es sei zudem auf die Raumzutrittsregulierungen, die den Envoyés den Zutritt zu mehr Räumlichkeiten gewährten als den Residenten, verwiesen (vgl. 23. März 1720 Cannegiesser aus Wien. GStA PK, I. HA, Rep. 1 Nr. 286, Bl. 11r–12v).
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dem anlässlich der Krönung geschlossenen Traktat zwischen Wien und Berlin, der explizite Passagen über die gegenseitige Rezeption und Rangordnung zwischen den diplomatischen Vertretern beider Staaten enthielt, jene Konstellation nicht angesprochen worden – nicht nachvollziehbar also die Forderungen Wiens.386 So unverständlich waren diese Forderungen keineswegs. Denn in Theorie und Praxis mochte zwar Einverständnis darüber herrschen: „. . . ein ENVOYÉ eines gecrönten Hauptes ist verbunden einem AMBASSADEUR eines geringern Fürstens, als sein Herr ist, zu weichen und ihm die Oberhand zu geben.“ 387 In Auseinandersetzungen um den Vorrang zwischen Envoyés und Residenten schien das Herkommen des Gesandten, der Rang seines Senders, überaus relevant. Infolgedessen vertraten einige Zeitgenossen die Position dass: „. . . ein Käyserlicher Resident einem ENVOYÉ keinen Rang“ 388 geben müsse, schließlich wäre der Kaiser das höchste weltliche Haupt der Christenheit. Ursächlich hierfür war, dass zu diesem Zeitpunkt keine eindeutige Platzierung für Resident und Envoyé existierte, und damit beide Charaktere in eine Rangklasse, jene der „Ministre du second ordre“, eingeordnet werden konnten.389 Denn dass Gesandte gleichen Ranges untereinander um die Vorrangstellung konkurrierten, war beileibe keine Seltenheit. Waren zwei Ambassadeure an einem Hofe anwesend, war es zwangsläufig notwendig zu klären, wem von beiden der höhere Rang zuzuordnen sei. Die Überzeugung, dass stets dem Ambassadeur, dessen Hof in der europäischen Mächtehierarchie den höheren Rang innehatte, der Vortritt gebühre,390 löste den Konflikt
386 Vgl. 4. Februar 1702 C. F. Bartholdi aus Wien. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8689. 387 Callières 1716, S. 88. 388 Bartholdi Feindes, J. C.: Unstreitiges Recht Eines Fürsten/Staats/oder Freyen/ dem H. Römischen Reich/teutscher oder welscher NATION, einverleibten REPUBLIQUE, Einen Gesandten vom ersten/andern/oder dritten Range/Bey Schändung seines sonst INVIOLABEN CARACTERS, in Verübung sonst sträfflicher Mißhandlungen/insonderheit gegen den Staat/zu ARREStiren/und seinen SOUVERAINEN und Obern zurück zu schicken [. . .]. Hamburg [1719], S. 17. 389 Vgl. EXTRACT: Aus den Monathlichen Staats=Spiegel, auf den Monath Novem. 1701. gedruckt zu Augspurg durch Andreas Maschenbauer p. 88 und 89. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8689. 390 Vgl. Vec, Milos ˇ: „Technische“ gegen „symbolische“ Verfahrensformen? Die Normierung und Ausdifferenzierung der Gesandtenränge nach der juristischen und politischen Literatur des 18. und 19. Jahrhunderts. In: Stollberg-Rilinger, Barbara (Hrsg.): Vormoderne politische Verfahren (= Zeitschrift für Historische Forschung; Beiheft 25). Berlin 2001, S. 569. Zugespitzt formuliert ward dies vom brandenburgisch-preußischen Gesandten Brandt: „. . . wenn der König in Spanien gleich seinen negsten undt innersten Diener, Franckreich aber nur einen Küchenjungen undt ümgekehret, zum Abgesandten erwehlete, dem einen doch so viel Ehre zukommen würde, als dem anderen, weil einem hohen POTENTATEN frey stünde die Ehren seine stelle und person bey außwertigen Herrschafften zuführen, aufzutragen, wem Er wolle, undt Selbige alle andere ämpter undt dignitäten so weit überträffe undt hinter sich liese.“ 3. Oktober 1660 Christoph Brandt aus Paris. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 2558, Bl. 86r.
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keineswegs, sondern zog Diskussionen über die Präzedenz der jeweiligen europäischen Mächte und deren daraus resultierende Rangstellungen nach sich. Entschärft wurde dies erst durch die im Wiener Kongress getroffene Regulierung: „Les employés diplomatiques prendont rang entre eux dans chaque classe, d’après la date de la notification officielle de leur arrivée.“ 391 Weil um 1700 die Situation zwischen Envoyé und Resident ungeklärt war, hatten sich sowohl Wien als auch Berlin genötigt und berechtigt gesehen, Rangansprüche anzumelden. Diese Vagheit bot aber auch die Chance einer stillschweigenden Übereinkunft und diesen speziellen Konflikt auf sich beruhen zu lassen. Der Prozess der Nachordnung des Residenten schritt voran. Seinen vorläufigen Endpunkt fand dies in der für sie durch Staatsrechtler Johann Jacob Moser erfolgten Bezeichnung als Gesandte des dritten Ranges392 und in der Feststellung Lünigs: „. . . daß heute zu Tage die Souverains nicht allzu gerne Residenten an ihren Höfen leiden, weil es ihrer Hoheit nicht anständig seyn will, Leute welche ohne allen Character und Splendeur sind, bey ihren Höfen unter andern ansehnlichen Ministris passiren zu lassen [. . .] Wenn man auch die Usage derer heutigen Höfe genau erweget, so suchen sich die mächtigern von den geringern dadurch gleichsam zu unterscheiden, indem sie bey geringern freyen Staaten nur Residenten, selten aber Envoyés halten.“ 393 Die dem Residenten aufgrund des nunmehr von ihm innehabenden niedrigen Gesandtenranges in geringem Maße zugeordneten zeremoniellen Ehrerweisungen,394 die damit einhergehende Reduzierung seiner Ausstattung, waren zu einem Mittel der symbolischen Kommunikation geworden. Wiewohl dies nicht zur Annahme verleiten sollte, dass jene den Residenten gewährten zeremoniellen Ehrbezeugungen nicht aufmerksam beobachtet und über deren angemessene Anwendung aufmerksam gewacht wurde.395 Überdies versprach ein stark dezimiertes Zeremoniell gewisse Vorteile – die Sendung eines Residenten könne gerade deshalb wesentlich diskreter vonstattengehen, der Geheimhaltung dienen und: „. . . können dieselben [Residenten – E. R.] mit viel bessern Fortgang und grösserer Behutsamkeit negotiren. Sie können hin und her reisen/ohne sonderbares Gepränge/dürffen ihre Schritt und Tritt nicht nach der 391 19. März 1815. Réglement sur le rang entre les agens diplomatiques. Zitiert nach: Moshamm, Friedrich August, 1819, S. 56. 392 Vgl. Moser, Johann Jacob, 1732, S. 279. 393 Lünig 1719, S. 369. 394 Dies ging in einigen Fällen so weit, dass Gesandte, denen kein Charakter zugelegt worden war, dennoch den Anspruch formulierten die gleichen Ehrenbezeugungen wie die Residenten an diesem Hofe erhalten zu wollen (vgl. 27. Mai/7. Juni 1735 Finckenstein aus Stockholm. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 9826, Bl. 34r/v). 395 Exemplarisch: „. . . dahin zu sehen, das Ihr in dem CEREMONIEL, den PARIFICEN und andern beÿ dergleichen FUNCTION aldort hehrgebrachten PRÆROGATIVEN den RESIDENTEN andere Könige, die sich aldort befinden in allen PARIFICIRET werden möget.“ 15./30. September 1699 Friedrich III./I. an Bergier nach Lissabon. GStA PK, I. HA, Rep. 9 Allgemeine Verwaltung Nr. Z lit. U Fasz. 1.
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Richtschnur abtheilen.“ 396 Kostenersparnis und jene Funktionen, die sich aus der Zeremonielleindämmung ergaben, führten dazu, dass der Residentenrang jenen Gesandten zugelegt wurde, die über lange Zeit an einem Hof weilten und lediglich Bericht erstatten sollten.397 Sowohl in diplomatischer Theorie als auch Praxis herrschte Einigkeit über den Sachverhalt, dass die Rangklassen der Gesandten ein Instrument zur Regelung der zeremoniellen Behandlung der Gesandten darstellten. Je höher der Rang, die Klasse eines Diplomaten waren, desto mehr zeremonielle Ehrbezeugungen waren zu erwarten bzw. einzufordern. Demnach ließe sich der Unterschied zwischen einem Gesandten der ersten und einem der zweiten Klasse auf den repräsentativen Aufwand und das gewährte Zeremoniell reduzieren – beide seien jedoch als gleichwertige Verhandlungspartner anzusehen.398 Obzwar es in brisanten Situationen, um Verhandlungserfolge zu erzielen, angebracht sein konnte, einen Gesandten einer höheren Rangklasse zu senden, weil diesem womöglich mehr politisches Gewicht beigemessen wurde.399 Milosˇ Vec gibt zu bedenken, man dürfe gleichwohl nicht davon ausgehen, man habe es ausschließlich mit einem technischen Verfahren zu tun, welches keinen Einfluss auf die diplomatischen Geschäfte genommen habe, eine Ansicht die insbesondere von Autoren des endenden 18. Jahrhunderts vertreten wurde. Denn die rangmäßige differenzierte Behandlung des Gesandten verweise auf die Würde des absendenden Staates – sie sei daher nicht nur an die soziale und metaphysische Ordnung der Umwelt gekoppelt, sondern bilde diese ab. Infolgedessen würden sich im Gesandtschaftsverkehr politisch äußere, Ungleichheit abbildende, Formen mit dem Streben nach völkerrechtlicher Verständigung verbinden.400 Vorliegende Quellen belegen dies, offenbaren eine gegenseitige Beeinflussung von Gesandtschaftszeremoniell und Verhandlungen bzw. diplomatischen Alltag. Die Zuteilung eines bestimmten Gesandtenranges etwa war kein von realen politischen Bedingungen losgelöster Beschluss. War beispielsweise das Verhältnis zu einem Gasthof angespannt, war zu vermuten, dass der an diesen geschickte Ambassadeur dort brüskiert und im Zeremoniell unzureichend behandelt werden würde, schien die Entsendung eines Envoyés angebracht.401 Denn falls, argumentiert André Krischer, dieser im Zeremoniell unzureichend behandelt werden würde, tangiere dies nicht in demselben 396
Wicquefort 1682, S. 71. Vgl. Goetze, Dorothée: „es sei viel seye, alß wann das Reich angegriffen were“ – Das Auftreten Schwedens beim Immerwährenden Reichstag im schwedisch-brandenburgischen Krieg. In: Rudolph, Harriet/Schlachta, Astrid von (Hrsg.): Reichsstadt – Reich – Europa. Neue Perspektiven auf den Immerwährenden Reichstag zu Regensburg (1663–1806). Regensburg 2015, S. 200. 398 Vgl. Stieve 1723, S. 315. 399 Exemplarisch: 13. November 1730 Borck, Podewils an Friedrich Wilhelm I. GStA PK, I. HA, Rep. 34 Nr. 6953. 400 Vgl. Vec, Verfahrensformen, 2001, S. 568. 401 Vgl. Rohr 1733, S. 390. 397
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drastischen Maße wie beim Botschafter die Würde und Ehre des Prinzipalen, sondern ließe sich seiner diplomatischen Rangstufe zurechnen.402 Wegen des im persönlichen Sinne repräsentativen Charakters des Ambassadeurs bemühten sich beteiligte Parteien hierbei stets intensiv, Auseinandersetzungen im Zeremoniell zu vermeiden. Da das den Gesandten der zweiten Klasse gewährte Zeremoniell unter anderem aufgrund der Tatsache, dass sie ihren Herren nur in einer unspezifischen Art und Weise repräsentierten bei Weitem nicht so akkurat reglementiert war wie jenes der Ambassadeure,403 bot es die optimalen Voraussetzungen, um mit dem Gesandtschaftszeremoniell Politik zu machen: Wohldosierte Ehrenvorzüge oder -abzüge gaben Auskunft über bilaterale Zustände.404 Streitigkeiten und Diskurse sind daher hauptsächlich auf der Ebene der Gesandten der zweiten Klasse wahrnehmbar. Weil die Sendung eines Ambassadeurs theoretisch nur jenen Mitgliedern der europäischen Staatenfamilie zugestanden wurde, die die Souveränität innehatten, mussten all jene Akteure, deren Souveränität umstritten war, auf Gesandte der zweiten Ordnung zurückgreifen. Dass diese umso erbitterter um Rang und Zeremoniellvorrechte fochten, dürfte kaum verwundern. Der Envoyé wurde immer mehr ein „Ersatz-Botschafter“, auf den selbst jene Mächte, die das unangefochtene Recht der Ambassadeursendung besaßen, gerne zurückgriffen, wenn die Gegebenheiten dies erlaubten. Eng verbunden mit dem Gesandtenrang war die Aufenthaltsdauer eines Diplomaten am Gasthofe. Internationale Regulierungen und Richtlinien über Mindestund Höchstaufenthaltsdauer waren zwar nicht vorhanden,405 immerhin unterschied man zwischen diplomatischen Vertretern, die für einen längeren Zeitraum an einem Ort verblieben – sie erhielten die zusätzliche Bezeichnung ordentlicher bzw. ordinairer Gesandter und jenen Gesandten, die für eine gesonderte Mission, einen speziellen Auftrag, entsendet wurden, den außerordentlichen bzw. extraordinairen Gesandten.406 Es war nicht ausgeschlossen, dass ein extraordinairer Gesandter nach Erledigung seines Auftrages sich weiterhin am Gasthof aufhielt und zu einem ordinairen Gesandten wurde.407 Auf die Frage, ob der Vorrang einem ordinairen oder extraordinairen Ambassadeur gebühre, lassen sich verschiedene Antworten finden. Unter Zuhilfenahme des Exempels des französischen Hofes weist Callières darauf hin, dass die Ambassadeure extraordinaires mehr 402
Vgl. Krischer, Souveränität, 2009, S. 19. Vgl. Moser, Johann Jacob, 1732, S. 290. 404 Vgl. Krischer 2011, S. 219. 405 Dies hat seine Gültigkeit bis in die heutige Zeit beibehalten (vgl. Niedner-Kalthoff, Ulrike: Ständige Vertretung. Eine Ethnographie diplomatischer Lebenswelten. Bielefeld 2005, S. 30) und war und ist die Dauer von vielfältigen Faktoren abhängig (vgl. Black, Jeremy: British Diplomats and Diplomacy 1688–1800. Exeter 2001, S. 18). 406 Exemplarisch: Winterfeld, Der zweyte Theil der Teutschen Politica, 1700, S. 890. 407 Exemplarisch: 2. September 1702 Friedrich III./I. an Spanheim nach London. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8742, Bl. 25r. 403
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Ehrerweisungen und Vorzüge genießen würden als die „Ambassadeurs ordinaires“.408 Zeitgleich äußerte Staatsrechtler Gundling (1673–1731), ordentlicher und außerordentlicher Botschafter hätten den gleichen Rang.409 Dies hätte, konkretisiert wiederum Stieve, keine Verbindlichkeit, wenn die Gesandten vom selben Potentaten abgesendet worden wären. In einem solchen Falle hätte der extraordinaire Ambassadeur, selbst wenn er von geringerem Geburtsstande wäre, den Vortritt.410 Erklärbar könnte dieser Standpunkt durch die Tatsache sein, dass das Schicken eines weiteren Botschafters gesteigertes Interesse und Ehrerbietung symbolisierte411 und somit ein politisches Ausdrucksmittel war, welches herausgehoben werden musste. Generell waren Doppelsendungen von Gesandten eine Option, um mangelnde Fertigkeiten einzelner diplomatischer Vertreter zu kompensieren und zu Eigenmächtigkeit neigende Personen durch ihren Kollegen zu kontrollieren.412 In der diplomatischen Praxis fanden sie zumeist bei Friedenskongressen Anwendung. Hier zeigten sich dann auch deren Nachteile – Konkurrenzkämpfe untereinander und persönliche Zerwürfnisse413 waren den Verhandlungen nicht sonderlich zuträglich. Im alltäglichen diplomatischen Kontakt der Staaten untereinander waren Doppelsendungen unüblich, erst recht, wenn dies Gesandte der unteren Rangklassen betraf.414 Bei eben jenen unteren Gesandtenrängen war die Problematik der Nebenbezeichnungen des ordentlichen oder außerordentlichen Gesandten nicht von Belang. Denn: „. . . ein RESIDENT eben daher den Nahmen hat, daß er nicht EX408
Vgl. Callières 1716, S. 75. Obschon Johann Adam Bergk zu bedenken gibt, obzwar die außerordentlichen Botschafter mehr Ehrenbezeugungen erhalten würden, hätte dies keinerlei Auswirkungen auf den Vorrang (vgl. [Bergk, Johann Adam]: Die politische Unterhandlungskunst oder Anweisung mit Fürsten und Republiken zu unterhandeln. Leipzig 1811, S. 245, 249). 409 Vgl. Gundling, Nicolaus Hieronymus: Ein COLLEGIVM über den ietzigen Zustand von EVROPA, Darinnen er von den Interessen hoher POTENTaten/PRÆTENSIONen/Streitigkeiten/Macht /COMMERCIEN/Unterthanen/Armeen/Reichthum/und Schwäche/samt dem zwischen ihren Abgesandten fürfallenden CEREMONIEL, in etlichen Sätzen die Wahrheit entdecken wird. Halle im Magdeburgischen 1712, S. 136. Sowie: Réal 1766, S. 45. 410 Vgl. Stieve 1723, S. 309. 411 Vgl. Lunitz, Martin: Die ständigen Gesandten Karls V. in Frankreich – zum Strukturwandel des Gesandtschaftswesens im 16. Jahrhundert. In: Rabe, Horst (Hrsg.): Karl V. Politik und politisches System. Berichte und Studien aus der Arbeit an der Politischen Korrespondenz des Kaisers. Konstanz 1996, S. 126. 412 Vgl. Rohr 1733, S. 383. 413 Exemplarisch: 6. Januar 1678 Friedrich Wilhelm an Fürst Moritz zu Nassau. GStA PK, I. HA, Rep. 63 Nr. 660. 414 Exemplarisch: „. . . begreiffen Wir wohl, daß Wir gedachter Stadt nicht FOREIRen können, wieder Ihren Willen zugleich zweÿ RESIDENTEN von Uns anzunehmen, zumahlen solches wieder die JURA und Gewohnheiten aller EUOPÆischen höffe und REPUBLIQUEN läuffet.“ 7. Februar 1718 Friedrich Wilhelm I. an Meinertshagen. GStA PK, I. HA, Rep. 9 Allgemeine Verwaltung Nr. Z lit. J Fasz. 3.
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TRAORDINAIRE abgeschicket worden, sondern beständigst an einem Hoffe zu RESIDIRen pfleget.“ 415 Demgegenüber sollte sich bei den Envoyés eine als obligatorisch zu bezeichnende Verwendung des Beisatzes extraordinaire etablieren,416 die nur vereinzelt Gegenstand von Diskussionen war, so dass die Bezeichnung ein fester Bestandteil des Envoyétitels wurde. Dahingegen ergingen Zeitgenossen sich in theoretischen Ausarbeitungen über das Gesandtschaftszeremoniell in den Fragestellungen, ob ein Envoyé extraordinaire über einen ordinairen Ambassadeur und ein königlicher Ambassadeur ordinaire über einen fürstlichen Ambassadeur extraordinaire die Präzedenz einfordern könne.417 Allein in der diplomatischen Praxis war diese Problematik selten von Relevanz und es setzte sich die Maxime durch: „Da ein AMBASSADEUR oder ENVOYÉ ORDINAIRE keinem frembden EXTRAORIDINAIREN weichet, sondern bloß auf den CARACTER von AMBASSADEUR oder ENVOYÉ siehet.“ 418 Neben den Bezeichnungen ordinaire und extraordinaire konnte dem Gesandtentitel der Terminus „plénitpotentiaire“ beigeordnet werden. Wurde jenes Wort ursprünglich genutzt, um anzuzeigen, dass ein Gesandter bevollmächtigter Minister seines Prinzipalen sei, wurden im Laufe der Zeit vereinzelt Gesandte, die weder den Charakter eines Ambassadeurs noch den eines Envoyés erhalten sollten, als sogenannter Plenipotentiarius am Gasthofe vorstellig.419 Noch 1690 musste der Berliner Hof beim schwedischen Gesandten, der diesen Titel trug, Erkundigungen einziehen, was dies bedeute. Der Schwede gab zur Auskunft, es handle sich um einen Charakter, der zwischen dem Ambassadeur und Envoyé einzuordnen sei.420 Der Berliner Hof war weder unter Friedrich III./I.421 noch Friedrich Wilhelm I.422 gewillt, diesem Gesandtencharakter eine Position vor den Envoyés zuzugestehen, betonte: „. . . daß es nicht in der Gewalt einer eintzeln PUISSANCE stünde neüe CARACTERS einzuführen sondern daß darzu der allgemeine CONSENS aller POTENTATEN erfordert würde; und ehe solcher erfolget, man indeßen CARACTER ein COMMERTS nicht annehmen, und weniger auf die vorgeschlagene Weise RESPECTIren könte.“ 423 Fürwahr schien dies ein Leitsatz Berlins zu sein. 415
Memorial 1708. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8776. Vgl. Moser, Johann Jacob, 1781, S. 10. 417 Vgl. Callières, 1716, S. 87. 418 Memorial 1708. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8776. 419 Vgl. „Abgesandter“ in: Zedler, Johann Heinrich (Hrsg.): Grosses vollständiges Universal Lexicon Aller Wissenschafften und Künste [. . .]. Band 1. Halle/Leipzig 1732, Sp. 117. Sowie: Vgl. Stieve 1723, S. 330. 420 Vgl. 1./11. April 1690 Bothmer aus Berlin. NLA Hannover Celle Br. 20 Nr. 233/ 2, Bl. 162r. 421 Vgl. Memorial 1708. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8776. 422 Vgl. 22. Juni 1726 Friedrich Wilhelm I. an Christian Brandt nach Wien. GStA PK, I. HA, Rep. 1 Nr. 312, Bl. 134r. 423 Memorial 1708. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8776. 416
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Neu formulierten oder geschaffenen Gesandtenrängen gegenüber war man mehr als skeptisch, nicht bereit, diesen zeremonielle Ehrenrechte zuzugestehen,424 beharrte im Gegenzug aber keinesfalls darauf, dass brandenburgischpreußische Gesandte bestimmte Charaktere beibehalten sollten, wenn diese am Gasthofe unbekannt waren.425 Eine Änderung des Gesandtencharakters war auch während einer Gesandtschaft realisierbar. Überwiegend waren dies Rangaufwertungen,426 die als ein Zeichen der Wertschätzung interpretiert wurden.427 Dies musste auf offiziellem Wege geschehen, zumindest die Übergabe eines neuen Kreditivs war verpflichtend. Jenem Schriftstück kamen mehrere Funktionen zu. In einem Kreditiv bzw. Kredenz- oder Beglaubigungsschreiben wurden Gesandter und ihm beigelegter Charakter vorgestellt, verbunden mit der Bitte, diesem Audienz zu gewähren und seinem Vorbringen Glauben zu schenken.428 Hatte im Mittelalter das Kreditiv zuvorderst der Glaub- und Vertrauenswürdigkeit des diplomatischen Vertreters gedient,429 gewannen in der Frühen Neuzeit die über das Kreditiv transportierbaren Geltungsansprüche des Prinzipalen an Bedeutung.430 Dies korrelierte mit formaler Gestaltung und Aufbau des Kreditivs, wiewohl der äußerlichen Beschaffenheit keine herausragende Gewichtung beigemessen wurde. Größe und Art des Papiers, verwendete Tinten und Siegel, Faltung sowie weitere äußerliche Merkmale des Kreditivs431 waren im diplomatischen Alltag scheinbar kaum von Belang.432 Gänzlich gegensätzlich verhielt sich dies mit der „inneren“ Gestaltung des Beglaubigungsschreibens – hier bildeten sich Richtlinien heraus,433 ein strukturier-
424 Exemplarisch: 2./12. Mai 1698 Friedrich III./I. an Dobrzensky nach London. GStA PK, I. HA, Rep. 81 Gesandtschaft London Nr. 3. 425 Vgl. 15./31. September 1699 Friedrich III./I. an Bergier nach Lissabon. GStA PK, I. HA, Rep. 9 Allgemeine Verwaltung Nr. Z lit. U Fasz. 1. 426 Vgl. Moser, Johann Jacob, 1781, S. 32. 427 Exemplarisch: 1705 wurde der bisherige englische Envoyé extraordinaire Raby am Berliner Hof zum Ambassadeur extraordinaire ernannt (vgl. 22. Juli 1705 Wolter aus Berlin. SächsHStA Dresden, 10026 Geheimes Kabinett, Loc. 02988/02, Bl. 111r). 428 Vgl. Pacassi, Johann von: Einleitung in die sämmtlichen Gesandtschaftsrechte. Wien 1775, S. 30 f. 429 Vgl. Menzel 1892, S. 8. 430 Vgl. Krischer 2011, S. 211. 431 Vgl. Colum du Clos, Isaac: Teutsch= und Französisches Titular=Buch [. . .]. Nordhausen 1763, S. XVI. 432 Es waren die Kreditive der russischen Gesandten, die durch ihre Opulenz in den Blick fielen (vgl. EXTRACT-Schreibens/DE DATO Berlin 3./13. SEPTEMBRIS, Anno 1679. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8787, Bl. 91v). 433 Obgleich dies dennoch in Nuancen zwischen den jeweiligen Höfen (vgl. 8. Januar 1690 Fridag aus Berlin. AT-OeStA/HHStA RK Diplomatische Akten Berlin Berichte 5b. Berichte des Freih. v. Fridag aus Berlin. 1690. Jan.–Juni, Bl. 4r) und deren Potentaten (vgl. 21. Mai 1688 Instructions Puncta nach Berlin. SächsHStA Dresden, 10024 Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Loc. 08266/03, Bl. 4r/v) changieren konnte.
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ter Aufbau434 und die Verwendung bestimmter Formulierungen wurden verbindlich.435 Letztere waren untrennbar mit dem Rang des Gesandten und dessen daraus resultierender zeremoniellen Behandlung verbunden.436 Je niedriger der Rang des Gesandten war, desto weniger Gewicht wurde auf ein individuell diesem angepasstes Schreiben gelegt,437 ungeachtet dessen war auf die Einhaltung der Formalia zu achten. Dies betraft nicht nur etwaige Titel, sondern auch: „Das Ceremoniell in den Ausdrücken muß sowohl dem Verhältnisse beyder Staaten, als dem Character des Ministers, gemäß seyn.“ 438 Vornehmlich waren es die verwendeten Titulaturen, die den Empfänger eines Kreditivs zu Beschwerden veranlassten,439 denn diese dienten der Repräsentation von Herrschaftsauffassungen und -ansprüchen440 – fehlerhafte oder fehlende Angaben konnten demzufolge als politische Botschaft gewertet werden. Dabei setzte sich die frühneuzeitliche Titulatur aus zwei „Bausteinen“ zusammen: Einen ausführlichen Titel, der drei Bereiche umfassen konnte: Herrschaftstitel, wie sie in Gebietstiteln zum Ausdruck kamen, Titel, welche eine Funktion angaben, wie der Königstitel oder der Botschaftertitel, sowie die an diese gebundenen Ehren-
434 „1) Ein besonderer Eingang, in welchem sich zuerst der Schreibende mit „Wir von Gottes Gnaden“ [. . .] und allen seinen Titeln nennt und darauf den Adressaten mit „Von Gottes Gnaden“ und allen seinen Titeln bezeichnet; 2) der eigentliche Context, in welchem der Schreibende immer von sich in der Mehrheit spricht und dem Adressaten das demselben zukommende Prädicat ertheilet [. . .] 3) der Schluss des Schreibens. Dieser besteht aus einer Freundschaftsversicherung, einer nochmaligen Anrede mit dem gewöhnlichen Prädicat und aus einer Wiederholung der Ehrenworte, welche der Souverän selbst schreibt und [. . .] unterschreibt.“ Alt 1870, S. 53. Beispiel: 16. Oktober 1680 Kreditiv für Grumbkow. GStA PK, I. HA, Rep. 41 Nr. 27. 435 Dies ging so weit, dass sich Diskussionen darüber entspannen, ob ein Kreditiv anzuerkennen wäre, wenn etwa die Formulierung: „Demselben vollkommenen Glauben in seinem Vortrag beyzumessen“ nicht enthalten sei (vgl. Moser, Johann Jacob, 1781, S. 42 f.). 436 Exemplarisch: „. . . in dem Creditiv 1. Eines Ambassadeurs diese Worte stehen: Wollen Euer Majestät (Euer Liebden) selbigen gleich uns selbst auf und annehmen, wie wir ihm dann die Macht ertheilet, sich aller uns zustehenden Prærogativen und Gerechtigkeit zu gebrauchen. 2. Eines Envoyé folgende Worte befindlich: Euer Majestät (Euer Liebden) wollen ihme in allen, was er vorbringen wird, gleich uns selbsten, völligen Glauben beymessen.“ Stieve 1723, S. 241 f. 437 Exemplarisch: Blanko-Schreiben für Agenten. 11. Oktober 1733. GStA PK, I. HA, Rep. 9 Allgemeine Verwaltung Nr. Z lit. L Fasz. 1, Bl. 16r–18r. 438 Beck, Christian August, 1778, S. 4, 105. 439 Exemplarisch: 4. Juli 1661 Ledeburg aus Kleve. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 9307, Bl. 59v. 440 Vgl. Dauser, Regina: Kein König ohne Titel. Titulaturen als Verhandlungsgegenstand auf dem Westfälischen Friedenskongress und in nachwestfälischer Zeit. In: Kampmann, Christoph u. a. (Hrsg.): L’Art de la paix. Kongresswesen und Friedensstiftung im Zeitalter des Westfälischen Friedens (= Schriftenreihe der Vereinigung zur Erforschung der Neueren Geschichte; 34). Münster 2011, S. 333.
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titel.441 Auf den ausführlichen Titel folgte eine standesspezifische Anrede, deren Hauptzweck darin bestand, die sozialen Verhältnisse stärker auszudifferenzieren.442 Dass diese komplexe Zusammensetzung regelmäßig involvierte Parteien zu Beschwerden veranlasste, dürfte kaum überraschen. 1663 meldete der brandenburgisch-preußische Gesandte am Stockholmer Hof: „. . . haben Ihre Königliche Majestät durch einen CAVALIER daß Schreiben [Kreditiv – E. R.] wieder zurück geschicket, auß ursach, daß deroselben nicht der gebuhrende TITUL gegeben wehre, deswegen sie solches nicht annehmen wolten, sie vermutheten, es würde ein Irthumb der Cantzeley seyn.“ 443 Indem der schwedische Hof vorgab, zu vermuten, die „mangelhafte Titulatur“ sei ein Versehen der brandenburgischpreußischen Kanzlei und das Kreditiv mit der Bitte um Korrektur zurückgab, entsprach sein Vorgehen dem herkömmlichen Prozedere. Zweifelsohne waren formale Fehler durch das Versagen einzelner Kanzleibeamter, in deren Verantwortungsbereich die Ausfertigung formeller Schreiben fiel,444 nicht ausgeschlossen. Doch unterlagen jene einer genauen Kontrolle.445 Sprach man hier von einem Versehen, nahm dies dem Ereignis die politische Brisanz und bot die Möglichkeit der Gesichtswahrung. Obzwar festzuhalten ist, die Zurücksendung des Kreditivs war insofern ein drastischer Schritt, als dass Alternativen vorhanden gewesen wären. Die Nichtannahme war nicht zuletzt ein Zeichen für die Nichtakzeptanz der gewählten Titulatur, dies musste ausdrücklich benannt werden. Problematisch war dies deshalb, weil erst durch die erfolgreiche Übergabe eines Kreditivs nicht nur das Recht auf ein dem Rang angemessenes zeremonielles Traktament, sondern auch die Autorisierung zu weiterführenden Verhandlungen geschaffen wurde.446 1733 verweigerte beispielsweise Friedrich Wilhelm I. dem
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Vgl. May, Niels F.: Auseinandersetzungen und den Majestätstitel für Frankreich während der westfälischen Friedensverhandlungen (1643–1648). In: Babel, Rainer u. a. (Hrsg.): Bourbon und Wittelsbach. Neuere Forschungen zur Dynastiegeschichte (= Schriftenreihe der Vereinigung zur Erforschung der Neueren Geschichte; 33). Münster 2010, S. 430. Weiterführend zur Titulatur Brandenburg-Preußens: Luda, Manfred: Brandenburg – Preussen – Hohenzollern: Zur wechselnden Titulatur der Landesherren 1609–1873. In: Forschungen zur Brandenburgischen und Preußischen Geschichte Neue Folge 17 (2007), S. 181–190. 442 Vgl. Furger 2010, S. 108. Weiterführend: Behrmann, Thomas: Zum Wandel der öffentlichen Anrede im Spätmittelalter. In: Althoff, Gerd (Hrsg.): Formen und Funktionen öffentlicher Kommunikation im Mittelalter (= Vorträge und Forschungen/Konstanzer Arbeitskreis für mittelalterliche Geschichte; 51). Stuttgart 2001, S. 291–317. 443 17. Januar 1663 Krockow aus Stockholm. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 9309, Bl. 38r. 444 Exemplarisch: 17./27. Juli 1695 Friedrich III./I. an N. B. Danckelman nach Wien. GStA PK, I. HA, Rep. 1 Nr. 141, Bl. 9r/v. 445 Exemplarisch: 1700. Chur=Brandenburgisches Hoff=Canzley=REGLEMENT [. . .]. GStA PK, I. HA, Rep. 9 Allgemeine Verwaltung Nr. L 12 Fasz. 27. 446 Vgl. Pacassi 1775, S. 42.
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französischen Gesandten vorgeblich aufgrund dessen fehlenden Kreditivs die formelle Anerkennung447 und handelte damit ganz im Sinne der Theoretiker. Ein Abweichen hiervon wäre, dies fasst Hoevelen (1630–1689) 1679 in seinem Gesandtentraktat zusammen, schlichtweg nicht denkbar: „Ohne solcher Fürzeige und Auffweisung mag der Gesandte weder für noch zugelassen werden/oder einmal zu der Verhörung (Audienz) gelangen [. . .] Keinem/auch deß Höhesten Welt=Monarchen Gesandten [. . .] kann sicherer Glaube gegeben werden/woferne er nicht erstlich seiner Verrichtung schriftlichen Befehl zuvor öffentlich fürzeiget.“ 448 Friedrich Wilhelm I. war es aber auch, der diesen Grundsatz entschärfte, als er im September 1720 seinen Ministern befahl, mit dem schwedischen Gesandten, obwohl dieser bisher sein Kredenzschreiben nicht hatte übergeben können, so umzugehen, als ob dies bereits geschehen wäre.449 Die fest etablierten Abläufe und damit einhergehenden Ergebnisse der Kreditivübergabe wussten nicht nur die Hohenzollern,450 sondern selbstredend ebenso die Gesandten zu ihrem und dem Vorteil ihres Absenders zu nutzen. So erklärte im Frühjahr 1733 der dänische Diplomat nach seiner Ankunft am Berliner Hofe, er werde sein Kreditiv erst überreichen, wenn der preußische König gleichfalls einen Vertreter nach Dänemark gesendet habe,451 bis dahin werde er nur als inoffizieller Vertreter in Berlin verweilen. Der Däne versuchte auf diese Weise, ein Gleichgewicht zu erstellen, denn nicht nur eine Ranggleichheit der einander gesendeten diplomatischen Vertreter, sondern ebenso deren möglichst zeitnahe und -gleiche Sendung, spielten bei der Abbildung von Hierarchien eine Rolle.452 Freilich erlaubte es die aktuelle Situation nicht immer, ein Kreditiv lange zurück- und demnach politische Verhandlungen aufzuhalten. Gerade in zeremoniellen heiklen Situationen, wenn Dissens über die zeremonielle Rezeption einzelner Gesandtschaftsränge vorherrschte, erwies es sich daher als sinnig und praktikabel, dem Gesandten zwei Kreditive mit jeweils unterschiedlichen Charakteren mitzugeben, um
447 Vgl. 13. August 1733 Podewils, Thulemeier an Friedrich Wilhelm I. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 4462. 448 Hoevelen 1679, S. 49 f. 449 Vgl. 7. September 1720 Voss aus Berlin. AT-OeStA/HHStA RK Diplomatische Akten Berlin Berichte 11b. 1720. Sept.–Dec., Bl. 196r/v. 450 Exemplarisch: 1687 teilte der Berliner Hof dem niederländischen Gesandten mit, man könne erst nach der offiziellen Kreditivübergabe konferieren. Der Diplomat berief sich auf seinen Vorgänger, mit jenem sei man in Berlin auch ohne Übergabe in Verhandlung getreten. Er erhielt zur Antwort hierbei habe es sich um eine Ausnahme gehandelt (vgl. 2./12. Oktober 1687 Hop aus Berlin. Zitiert nach: Peter, Heinrich (Hrsg.): Urkunden und Actenstücke zur Geschichte des Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg. Auswärtige Acten. Zweiter Band Niederlande (= UA; 3). Berlin 1866, S. 797 f.). 451 Vgl. 23. April 1733 Wartensleben aus Kopenhagen. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 1469. 452 Exemplarisch: 4./14. März 1683 O. Schwerin aus Wien. GStA PK, I. HA, Rep. 1 Nr. 77, Bl. 197r.
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diesbezügliche Querelen von vornherein zu vermeiden.453 Der Gesandte entschied vor Ort nach Sondierung der Gegebenheiten, welches Kreditiv anzuwenden sei, brachte das nicht genutzte Schreiben als Beleg zurück.454 Die Übergabe des Kredenzschreibens erfolgte in mehreren Schritten. Für gewöhnlich schickte der Gesandte kurz nach seiner Ankunft an die Person des Gasthofes, die mit der Betreuung der Gesandten beauftragt war, eine Kopie seines Kreditivs.455 Jene prüfte, ob Form und Inhalt des Schreibens den Anforderungen des Hofes entsprachen.456 Bestand das Schreiben die Prüfung, wurden dem Diplomaten Datum und Uhrzeit seiner Antrittsaudienz, in welcher er das Original seines Kreditivs überreichen sollte, mitgeteilt.457 Wie genau dies zu handhaben war, war keiner allgemeingültigen Regulierung unterworfen, so dass Wicquefort zahlreiche Alternativen notierte: „. . . einige überreichen solches/ehe sie noch einmal anfangen zu reden/einige übergeben es nach Ablegung der gewöhnlichen Staats=Höfflichkeit/und ehe sie noch einmal zum Vortrag schreiten; einige insinuiren dasselbe erst wenn sie zu reden auffgehöret.“ 458 Folglich findet sich in den meisten von den Höfen erlassenen Gesandtschaftszeremoniellreglements diesbezüglich kein expliziter Passus.459 In den Reglements des brandenburgischpreußischen Hofes wird die Übergabe eines Kreditivs nur in dem anlässlich der Krönung 1701 neu formulierten Reglement für die Audienz eines Ambassadeurs in denkbar knapper Form beschrieben: „Ambassadeur ayant fini son Compliment, presente sa lettre de Creance au Roy.“ 460 Dem Übergabezeitpunkt wurde innerhalb der Audienz offenbar keinerlei Signifikanz zugeordnet, fand dies in den öffentlichen Berichten selten Erwähnung.461 Auf größeres Interesse stieß demgegenüber die Frage, ob es dem Abgesandten gestattet worden war, das Beglaubi453 Exemplarisch: 1. August 1709 Instruktion für Biberstein. GStA PK, I. HA, Rep. 9 Polen Nr. 27 HH Fasz. 4, Bl. 12v–13r. 454 Exemplarisch: 18. Mai 1674 Instruktion für Knesebeck. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 1317, Bl. 5r. 455 Exemplarisch: 25. November 1712 Schönborn aus Berlin. AT-OeStA/HHStA RK Diplomatische Akten Berlin Berichte 8a. Berichte aus Berlin. 1710. 1712. 456 Vgl. Alt 1870, S. 54. 457 Vgl. 20./30. November 1679 Dietrich aus Wien. GStA PK, I. HA, Rep. 1 Nr. 64. 458 Wicquefort 1682, S. 254. 459 Exemplarisch: 7. Februar 1653. Reglement der Vereinigten Niederlande. Het rapport over het Ceremonieel. Zitiert nach: Heringa, Jan: De eer en hoogheid van de staat. Over de plaats der Verenigde Nederlanden in het diplomatieke leven van de zeventiende eeuw. Groningen 1961, S. 567 ff. Sowie: Schweden: 9./19. Januar 1701 Dohna aus Stockholm. GStA PK I. HA, Rep. 132 Vol. VII, Bl. 149v–163v. Sowie: Kurpfalz. 1700. CEREMONIALE PALATINUM, Wie bey der Regierung CAROLI LUDOVICI sich solches befunden. SächsHStA Dresden, 10008 Zeremonienmeister, Sekt. 01, Nr. 03. 460 Memoire pour l’Audience d’un Ambassadeur. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8679. 461 Exemplarisch: Audienz des schwedischen Ambassadeur 1705 am Berliner Hof (vgl. Ohnmaßgebliches CEREMONIEL welches beÿ des Schwed. AMBAS. von Rosenhaan öffentlichen einzug und der darauf erfolgten öffentlichen AUDIENTZ OBSERVI-
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gungsschreiben dem Potentaten direkt zu übergeben oder ob dieses von einem der bei der Audienz anwesenden Minister angenommen worden war.462 Ersteres war eine Ehrbezeugung, die nur ausgewählten Personen zugestanden wurde und somit im Gegensatz zum Zeitpunkt mitteilens- und erstrebenswert. In welchem Maße die Audienzart auf die Ausgestaltung des Kreditivs wirkte, wurde zwar in den theoretischen Werken kontrovers diskutiert,463 letztlich unterließen die meisten Höfe eine solche Differenzierung.464 Die Materie der Audienzen selbst, hier waren bzw. sind sich Forschende und Autoren sämtlicher Epochen einig, war eine der wichtigsten und konfliktträchtigsten: „. . . wo am leichtesten angestossen und der Würde was vergeben, oder selbige durch klügliche Einleitung erhöhet werden kan.“ 465 Es konnte zwischen publiquen und particulieren bzw. privaten Audienzen unterschieden werden. „Die privat=Audienzen geschehen entweder ganz ohne Ceremoniel, mit blosser Anmeld= Einführ= und Entlassung dessen, so Audienz bekommt, oder mit einer gewissen ihm angemessenen Art des Ceremoniels, so aber nicht den ganzen Hof, sondern nur ein= und andere hohe oder in der Aufwartung ohnehin stehende Hof=Bediente bemühet.“ 466 Publique Audienzen, für die ebenfalls die Bezeichnung der öffentlichen und feierlichen Audienzen genutzt werden konnte, waren jene Audienzen, die nicht nur stärker reglementiert, sondern mit wesentlich umfänglicherem Zeremoniell realisiert wurden. Hieraus resultierte, dass publique Audienzen stets Anwendung fanden, wenn die Repräsentationsaspekte eines Ereignisses im Vordergrund standen bzw. stehen sollten. Dies hatte zur Folge, dass man jene Audienzen selbstredend den Ambassadeuren gewährte, ja gewähren musste, ob diese ebenfalls den Envoyés zuständen, ward heftig diskutiert.467 Obschon man zu dem Ergebnis gelangte: „. . . es gibt bißfalls keine Regel, sondern alles kommt auf das Gutbefinden jeden Hofes an.“ 468 Im für diese Arbeit relevanten Untersuchungszeitraum wird eine solche Einschränkung in den Relationen der Gesandten allein für den schwedischen Hof,469 RET worden. NLA Hannover Celle Br. 17 Nr 16/1, Bl. 162r–163r. Sowie: Theatrum Europaeum [. . .]. Band 17 (1704–1706), Frankfurt am Main 1718, S. 135). 462 Exemplarisch: 8. Mai 1720 Riediger aus Berlin. NLA WOL Alt 4 Nr. 137, Bl. 83r. 463 Vgl. Callières 1716, S. 139 f. 464 Vgl. Moser, Johann Jacob, 1781, S. 109 f. 465 Moser, Friderich Carl von: Teutsches Hof=Recht [. . .]. Zweyter Band. Franckfurt und Leipzig 1761, S. 55. Sowie: Moshamm, Franz Xavier, 1805, S. 438. 466 Moser, Friderich Carl, 1761, S. 551. 467 Exemplarisch: Alt 1870, S. 119. Sowie: Bielefeld 1761, S. 314. Sowie: Martens, Johann Christian von: Einleitung in das positive Europäische Völkerrecht auf Verträge und Herkommen gegründet. Göttingen 1796, S. 243. Sowie: Moshamm, Franz Xavier, 1805, S. 446 f. 468 Moser, Johann Jacob, 1781, S. 179 f. 469 Exemplarisch: 22. Dezember 1725 Bülow aus Stockholm. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 9799, Bl. 6v.
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der nicht grundlos als einer der „zeremoniellärmeren“ Höfe gewertet wurde, thematisiert. Weil bei publiquen Audienzen die Repräsentationsfunktion die zentrale Funktion war, waren Antritts- und Abschiedsaudienzen eines Gesandten oftmals publique Audienzen, die die Rangverhältnisse abbilden sollten. Diese Audienzform war es auch, die in und durch die Gesandtenreglements normiert wurde. Dies hatte zweierlei Konsequenzen. Zum einen bewegten sich Aufbau und Ablauf publiquer Audienzen in einem europaweit ähnlichen Rahmen. Zum anderen waren der Beschaffenheit einer publiquen Audienz strenger definierte Grenzen gesetzt als einer particulieren Audienz. Nicht unerwartet daher die Sachlage, dass oftmals im Vorfeld einer feierlichen Audienz einige Zeremoniellkonflikte bereinigt werden mussten. Gelang hier keine Einigung, boten sich zwei Optionen an. War schon vor der Abschickung eines Gesandten bekannt, dass Schwierigkeiten im Zeremoniell wahrscheinlich sein würden, war die Sendung eines Gesandten ohne Charakter eine Alternative, die allerdings der Akzeptanz des Empfängers bedurfte.470 Ein solcher Gesandter war sich stets bewusst, dass er keine publique Audienz und nur ein reduziertes Zeremoniell erhalten würde.471 Öffentlich forderte er dies weder ein, noch wurde dies von ihm erwartet. Obschon ihn dies dennoch nicht davon abhielt, den Versuch zu unternehmen, zahlreiche Ehrbezeugungen auf dem informellen Wege zu erringen472 – schließlich ward ihm genau dies und die Verteidigung seiner Stellung für gewöhnlich in seiner Instruktion473 470 Siehe: Bitte Berlins an den Kaiserhof: „Im übrigen soll Uns gar lieb seÿn [. . .] daß ermeldtem Graffen in Seinem CREDITIV der CARACTER von ENVOYÉ nicht gegeben werden möge, damit Wir solcher gestalt wegen Seines CEREMONIELS alles EMBARRAS so viel beßer EVITIren können.“ 15. Oktober 1712 Friedrich III./I. an F. H. Bartholdi nach Wien. GStA PK, I. HA, Rep. 1 Nr. 239, Bl. 169v–170r. 471 Vgl. 28. April 1733 Instruktion für Wartensleben. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 1469. 472 Vgl. 25. November 1712 Schönborn aus Berlin. AT-OeStA/HHStA RK Diplomatische Akten Berlin Berichte 8a. Berichte aus Berlin. 1710. 1712. Sowie: „Denn da Ihr keinen PUBLIQUEN CARACTER von Uns bekommen so habt Ihr auch nicht nötig auf einigen CEREMONIEL zu bestehen, ob es gleich eben nicht zu viel seÿn würde, wenn man Euch beÿ denen AUDIENTZIEN mit eben der DISTINCTION begegnetet, alß diejenige sind, so denen Königlichen RESIDENTEN am dortigen Hoffe zu wiederfahren pflegen.“ 21. Juni 1735 Friedrich Wilhelm I. an Finckenstein nach Stockholm. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 9826, Bl. 38r/v. 473 „Die Instruction aber wird dem Gesandten zu seiner privat Nachricht mitgegeben/und bestehet vornehmlich in einer Außlegung des Mandati; darinnen ihm eine gewisse Richtschnur und Modus vorgeschrieben wird/wie er das ihm ertheilete Mandatum exequiren soll.“ Winterfeld, Ceremonial-Politica Erster Theil, 1700, S. 192 f. Instruktionen gaben Auskunft über den Zweck der Gesandtschaft, Verwaltungsabläufe und Handlungsspielräume. Die zahlenstarke Überlieferung von Instruktionen im Original deutet darauf hin, dass der Gesandte nach seiner Rückkehr die Originalinstruktion seinem Auftraggeber zurückgab, möglicherweise als Beleg für eine gelungene Ausführung seines Auftrages (vgl. Wild, Joachim: Formen und protokollarische Inszenierung der internationalen Diplomatie der Frühen Neuzeit im Spiegel ihres Schriftguts. In: Vogeler, Georg (Hrsg.): Geschichte „in die Hand genommen“. Die Geschichtlichen Hilfswissenschaften zwischen historischer Grundlagenforschung und methodischen Herausforde-
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aufgetragen.474 Hatte man sich dafür entschieden, einen Gesandten mit einem Charakter zu versehen, denn der Verzicht auf einen formellen Gesandtenrang konnte sich in einem Konfliktfall als überaus nachteilig erweisen, war die private oder geheime Audienz, die sich zudem für die eigentlichen Verhandlungen und Absprachen anboten, ein Ausweg. Anfang des Jahres 1690 etwa wurde der brandenburgisch-preußische Gesandte Hoverbeck instruiert, seinen Abschied vom dänischen Hofe in einer particulieren Audienz zu nehmen, damit er nicht der erste Gesandte sei, der das neue dänische Gesandtschaftszeremoniell erhalte bzw. akzeptiere.475 Gezielt wich man der zeremonielllastigen publiquen Audienz aus. Das Vorhandensein dieser zwei Audienzformen476 schuf optimale Voraussetzungen für das erfolgreiche Gelingen einer Gesandtschaft und die jeweils notwendigen Umgebungen für die aktuellen Anliegen und Ziele. Bevor also eine Gesandtschaft ihren Anfang nahm, waren vielfältige Entscheidungen zu treffen, die in nicht unbeträchtlichem Maße vom Zeremoniell beeinflusst wurden, wie sich zudem in den nachfolgenden Kapiteln zeigen wird.
rungen (= Münchner Kontaktstudium Geschichte; 8). München 2005, S. 247). Instruktionen waren nur für den Gesandten bestimmt, doch konnte die Offenlegung der Instruktion als Vertrauensbeweis gewertet werden. Wollte man diesen nur vortäuschen, bot sich die Anfertigung zweier verschiedener Instruktionen an, einer geheimen und einer öffentlichen (vgl. Pacassi 1775, S. 51. Exemplarisch: 14. November 1730 Friedrich Wilhelm I. an die in der frembde befindliche MINISTROS. GStA PK, I. HA, Rep. 9 Polen Nr. 28 Fasz. 4). 474 Vgl. 30. Juni 1735 Instruktion für Pöllnitz. GStA PK, I. HA, Rep. 8 Nr. 151 c. 475 Vgl. 11./21. Januar 1690 Friedrich III./I. an Hoverbeck nach Kopenhagen. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8763. 476 Die Autoren des 19. Jahrhunderts unterschieden demgegenüber zwischen „ordentlichen“ und „außerordentlichen“ Audienzen. Ordentliche Audienzen fanden regelmäßig an festgesetzten Tagen bzw. Terminen statt. Außerordentliche Audienzen wurden erst nach dem Gesuch eines Gesandten um diese gewährt (vgl. Egger, Franz: Das natürliche öffentliche Recht [. . .]. Zweyter Band. Wien und Triest 1810, S. 199. Sowie: Martens 1796, S. 249. Sowie: Schmelzing 1819, S. 180).
III. Grundlegende Problematiken des Gesandtschaftszeremoniells am Exempel Brandenburg-Preußens 1. Gemeinsames Agieren im Gesandtschaftszeremoniell?! a) Vorbemerkungen Zeremoniell- und Rangkonflikte1 gab es zwischen allen europäischen Völkerrechtssubjekten unabhängig von deren Größe oder Machtpotential.2 Grundsätzlich gerieten Staaten, so Bettina Scherbaum, hauptsächlich mit jenen Mächten in zeremonielle Konflikte, die über eine ähnliche Rangstellung verfügten, diese Konflikte wären daher Orientierungspunkte, an welcher Stelle man im internationalen Staatengefüge einzuordnen wäre.3 Das bekannteste Beispiel für dies dürfte der Jahrzehnte währende Kampf zwischen Frankreich und Spanien um den zeremoniellen Vorrang unter den gekrönten Häuptern sein.4 Innerhalb der Gruppe der europäischen Könige war es überaus schwierig, eine genaue Rangordnung vorzunehmen. Diese Problematik füllte zahlreiche Kompendien – es wurden die verschiedensten Kategorien aufgeführt und gegeneinander aufgewogen, um eine solche Rangordnung zu erarbeiten.5
1 Bei Rangkonflikten handelt es sich um Auseinandersetzungen um den Vorrang, den Vortritt und Vorsitz (vgl. Bleckmann, Maren: Suppliken zu Rangkonflikten an den Herzog von Braunschweig-Wolfenbüttel im 17. und 18. Jahrhundert. In: Nubola, Cecilia/ Würgler, Andreas (Hrsg.): Forme della communicazione politica in Europa nei secoli XV–XVIII Suppliche, gravamina, lettre [. . .] (= Annali dell’Istituto storicoitalio-germanico in Trento. Contributi; 14). Bologna/Berlin 2004, S. 95). 2 Vgl. Schnettger, Matthias: Rang, Zeremoniell, Lehnssysteme: Hierarchische Elemente im europäischen Staatensystem der Frühen Neuzeit. In: Asch, Ronald G. u. a. (Hrsg.): Die frühneuzeitliche Monarchie und ihr Erbe. Festschrift für Heinz Duchhardt zum 60. Geburtstag. Münster 2003, S. 181. Sowie: Schilling, Heinz: Europa um 1700. Eine Welt der Höfe und Allianzen und eine Hierarchie der Dynastien. In: Deutsches Historisches Museum/SPSG (Hrsg.): Preußen 1701. Eine europäische Geschichte. 2. Band: Essays. Berlin 2001, S. 28. 3 Vgl. Scherbaum 2008, S. 35. 4 Bemerkenswert ist die Tatsache, dass Frankreich gegenüber Spanien die Forderung nach zeremonieller Überordnung vertrat, die man jedoch bei Bedarf zurückzustellte. Denn gegenüber dem Kaiser vertrat Frankreich das Prinzip zeremonieller Gleichordnung der gekrönten Häupter (vgl. Rohrschneider, Michael: Das französische Präzedenzstreben im Zeitalter Ludwigs XIV.: Diplomatische Praxis – zeitgenössische französische Publizistik – Rezeption in der frühen deutschen Zeremonialwissenschaft. In: Frankia. Forschungen zur westeuropäischen Geschichte 36 (2009), S. 158).
1. Gemeinsames Agieren im Gesandtschaftszeremoniell?!
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Hiervon wich augenscheinlich die Situation innerhalb der Gruppe der Kurfürsten ab, denn theoretisch war deren Rangordnung schon 1356 in der Goldenen Bulle festgeschrieben6 und bis in die Frühe Neuzeit hinein beibehalten worden.7 Wiewohl die Kurfürsten dies 1653, nach einigen hitzigen Diskussionen,8 präzisierten. In persona anwesende Kurfürsten sollten stets den Rang über sämtliche kurfürstliche Gesandte, selbst wenn diese mit dem Charakter des Ambassadeurs versehen waren, einnehmen.9 Dies darf nicht zur Fehlannahme verleiten, dass die Positionierung in dieser Rangordnung die aktuelle Machtposition und Einflussmöglichkeit des jeweiligen Kurfürsten sowohl im kurfürstlichen Kollegium als auch im europäischen Staatensystem repräsentierte. Jene Regulierung galt insbesondere für die Zusammenkünfte des kurfürstlichen Kollegium, im diplomatischen Alltag an auswärtigen Höfen schien sie kaum von Belang zu sein. Direkte Rangkonflikte zwischen kurfürstlichen diplomatischen Vertretern an auswärtigen Höfen sind in den Akten allerdings selten auffindbar.10 Weitaus mehr Raum in den Quellen nahm dahingegen die Tatsache ein, dass die Zugehörigkeit zur Gruppe der Königswähler implizierte, dass das Verhalten eines einzelnen Kurfürsten Auswirkungen auf bzw. für die übrigen Mitkurfürsten haben konnte. Gab ein Kurfürst oder dessen diplomatischer Vertreter in einem Zeremoniellkonflikt nach, war zu vermuten, dass eben dies als Präzedenzfall für weitere dem ähnliche Konflikte herangezogen und gegen das gesamte kurfürstliche Kollegium verwendet werden würde.11 Zugleich erlaubte dies den Kurfürsten, sich auf das anderen Mitkurfürsten gewährte Zeremoniell zu berufen, 5 Vgl. Weller, Thomas: „Très chrétien“ oder „católico“? Der spanisch-französische Präzedenzstreit und die europäische Öffentlichkeit. In: Jürgens, Henning P./Weller, Thomas (Hrsg.): Streitkultur und Öffentlichkeit im konfessionellen Zeitalter (= Veröffentlichungen des Instituts für Europäische Geschichte Mainz; Beiheft 95). Göttingen 2013, S. 94, 126. Exemplarisch: Hellbach, Johann Christoph Theodor: Meditationesivris Proedriae Moderni [. . .]. Leipzig 1746, S. 63 f. Sowie: Henning 1778, S. 56 ff. Sowie: Rohr 1733, S. 340 ff. Sowie: Stieve 1723, S. 12 ff. 6 Siehe: Müller, Konrad (Bearb.): Die Goldene Bulle Kaiser Karls IV. 1356: lateinischer Text mit Übersetzung (= Quellen zur neueren Geschichte; 25). Bern 1970. 7 Neugeschaffene Kurwürden wurden den bisherigen Kurfürsten untergeordnet (vgl. Hellbach, Johann Christoph Theodor, 1746, S. 273). 8 Vgl. 11. Juli 1653 Blumenthal aus Regensburg. Zitiert nach: Erdmannsdörfer, Bernhard (Hrsg.): Urkunden und Actenstücke zur Geschichte des Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg. Politische Verhandlungen. Dritter Band (= UA; 6). Berlin 1872, S. 260. 9 Vgl. Copia Des vergleichenen RECESSUS über der SESSION und PRÆCEDENTZ im Churfürstlichen COLLEGIO, de ANNO 1653. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8818. 10 Exemplarisch: 26. März 1714 Friedrich Wilhelm I. an Diest nach Neuried. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Nr. 8693. 11 Exemplarisch: 2./12. April 1685 O. Schwerin aus Wien. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8681.
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III. Grundlegende Problematiken am Exempel Brandenburg-Preußens
Gleiches einzufordern.12 Dies wiederum hatte zur Folge, dass individuell erbetene zeremonielle Zugeständnisse mit der Begründung abgeschlagen wurden, man wolle den sich daraus zwangsläufig ergebenden Forderungen der übrigen Königswähler entgehen.13 Selbstredend waren diese Zusammenhänge allseits bekannt, fest im zeremoniellen Gefüge verankert.14 Als etwa 1692 die neunte Kurwürde entstand, bat der braunschweig-lüneburgische Gesandte den brandenburgisch-preußischen Gesandten in Wien noch vor der offiziellen Investitur um Instruktionen und Informationen, wie das kurfürstliche Zeremoniell gestaltet sei und wie er sich nunmehr verhalten solle.15 Die übrigen Kurfürsten erwarteten eine Anpassung des kurhannoverschen Gesandtschaftszeremoniells.16 Die Zugehörigkeit zu einer exakt bestimmbaren Gruppe zöge demgemäß, argumentiert Rohr 1728, nicht nur eine große Verantwortung den anderen Mitgliedern gegenüber nach sich, sondern: „. . . erfordert die dem COLLEGIO abgestattete Pflicht und der gemeinschafftliche Nutzen und Ehre, die man einander zu erzeigen schuldig, daß man im Weichen und Nachgeben nicht so willig sey.“ 17 Im Gegensatz etwa zu den deutschen Fürsten, deren Gruppe nicht nur wesentlich umfänglicher und heterogener gestaltet war, schienen die Voraussetzungen für ein gemeinsames Agieren in der überschaubaren Gruppe der Kurfürsten gegeben. Wenngleich das kurfürstliche Kolleg auf den ersten Blick homogen erschien, war dem mitnichten so, es wies, wie alle zwischenfürstlichen Beziehungen eine Ambivalenz zwischen gemeinsamen Status und Hierarchie auf.18 Explizit die Zuordnung von geistlichen und weltlichen Kurfürsten fiel in Bezug auf zeremonielle Thematiken stark ins Gewicht. Neben der allgemeinen Grundsatzdiskussion, die sich nicht nur auf die Kurfürsten beschränkte, ob nun einem geistlichen oder weltlichen Herrscher der Vorrang gebühre,19 unterscheide sich, führten zahl12 Exemplarisch: 10. März 1689 N. B. Danckelman aus Wien. GStA PK, I. HA, Rep. 1 Nr. 111, Bl. 147v. 13 Exemplarisch: 24. Juni 1689 Schmettau aus London. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8739, Bl. 70r–74v. 14 Exemplarisch: 23. April 1661 Friedrich Wilhelm an Nassau. Zitiert nach: Meinardus, Otto (Hrsg.): Eigenhändige Briefe des Großen Kurfürsten an Johann Moritz von Nassau. In: Forschungen zur Brandenburgischen und Preußischen Geschichte 19 (1906), S. 145. 15 Vgl. 31. Juli 1692 N. B. Danckelman aus Wien. GStA PK, I. HA, Rep. 1 Nr. 128, Bl. 89v. 16 Vgl. 8. November 1698 Nebeninstruktion für Dönhoff. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Nr. 5394, Bl. 31v–32v. 17 Rohr 1728, S. 124. 18 Vgl. Thiessen, Hillard von: Außenbeziehungen als Sozialbeziehungen. Die Savoyenkrise 1610. In: Haug, Tilman u. a. (Hrsg.): Protegierte und Protektoren. Asymmetrische politische Beziehungen zwischen Partnerschaft und Dominanz (16. bis frühes 20. Jahrhundert) (= Externa; 9). Köln u. a. 2016, S. 71. 19 Exemplarisch: 1699. Rationes, warumb die Weltliche ReichsFürsten die PRÆCEDENZ vor den Geistlichen, vor welchen Sie im FürstenRhat VOTIren und sitzen [. . .] behaubten. NLA Hannover Cal. Br. 22 Nr. 666.
1. Gemeinsames Agieren im Gesandtschaftszeremoniell?!
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reiche Zeremonialwissenschaftler an, das Gesandtschaftszeremoniell eines weltlichen signifikant von jenem eines geistlichen Kurfürsten.20 Ursächlich hierfür waren unter anderem strukturell bedingte Faktoren, etwa fehlende weibliche Protagonisten sowie eigene Nachkommen an den geistlichen Höfen,21 die Vorherrschaft von sakralen Repräsentationselementen, die der Nutzung anderer Herrschaftsinstrumente, wie dem stehenden Heer, entgegenwirkte.22 Generell befänden sich geistliche Potentaten, erläutert Bettina Braun, in einem beständigen inneren Wettstreit, ob sie ihren geistlichen oder fürstlichen Pflichten den Vorrang einräumen wollen würden.23 Sie waren bei der Erhaltung ihrer Territorien auf das Verfassungssystem des Reiches angewiesen und galten demnach als enge Parteigänger des Kaisers.24 Zudem war bei ihnen die Abhängigkeit und Unterordnung gegenüber dem päpstliche Hofe mit einzubeziehen.25 All diese Aspekte hatten einen beträchtlichen Einfluss auf das zeremonielle Engagement der geistlichen Kurfürsten. Immer wieder wurden am Berliner Hofe Stimmen laut, die den mangelnden Einsatz der geistlichen Kurfürsten für kurfürstliche Präeminenz und das Gesandtschaftszeremoniell mokierten, der sich negativ auf die brandenburgischpreußischen Ambitionen auswirke.26 Es empfehle sich daher für BrandenburgPreußen, laut Fuchs, „. . . mehr zu REFLECTIEREN auff die weltliche alß geistliche Churfürsten, weil die weltlichen unter sich ein mehr gemeinsames INTERESSE haben, von Ihnen auch alß den mächtigeren mehr hülffe und ASSISTENZ zugewarthen.“ 27 In der Tat wurde die Machtstellung der geistlichen Kurfürsten 20
Vgl. Callières 1716, S. 79. Vgl. Göttmann, Frank: Der nordwestdeutsche geistliche Staat der Frühen Neuzeit als Forschungsaufgabe. In: Braun, Bettina u. a. (Hrsg.): Geistliche Staaten im Nordwesten des Alten Reiches. Forschungen zum Problem frühmoderner Staatlichkeit (= Paderborner Beiträge zur Geschichte; 13). Köln 2003, S. 53. 22 Vgl. Hersche, Peter: Intendierte Rückständigkeit: zur Charakteristik des Geistlichen Staates im Alten Reich. In: Schmidt, Georg (Hrsg.): Stände und Gesellschaft im Alten Reich (= Veröffentlichungen des Instituts für Europäische Geschichte Mainz. Abteilung Universalgeschichte. Beiheft; 29). Stuttgart 1989, S. 138. 23 Vgl. Braun, Bettina: Seelsorgebischof oder absolutistischer Fürst? Die Fürstbischöfe in der Spätphase des Alten Reichs zwischen Anspruch und Wirklichkeit. In: Braun, Bettina u. a. (Hrsg.): Geistliche Staaten im Nordwesten des Alten Reiches. Forschungen zum Problem frühmoderner Staatlichkeit (= Paderborner Beiträge zur Geschichte; 13). Köln 2003, S. 88. 24 Vgl. Reinking, Lars: Herrschaftliches Selbstverständnis und Repräsentation im geistlichen Fürstentum des 18. Jahrhunderts. Das Beispiel „Schloß Brühl“ des Kölner Kurfürsten Clemens August. In: Braun, Bettina u. a. (Hrsg.): Geistliche Staaten im Nordwesten des Alten Reiches. Forschungen zum Problem frühmoderner Staatlichkeit (= Paderborner Beiträge zur Geschichte; 13). Köln 2003, S. 134. 25 Exemplarisch: 14. Januar 1713 Friedrich III./I. an Bose nach Regensburg. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8797. 26 Vgl. 8. Dezember 1700 Danckelman. GStA PK, I. HA, Rep. 132 Vol. V, Bl. 65v. 27 1699/1700 Denkschrift Fuchs. GStA PK, I. HA, Rep. 131 K 419 G2. Wiewohl es gegen Ende des 18. Jahrhunderts insbesondere die geistlichen Fürsten und Kurfürsten waren, die auf die strikte Einhaltung zeremonieller Regeln im diploma21
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III. Grundlegende Problematiken am Exempel Brandenburg-Preußens
von den Zeitgenossen kritisch betrachtet und des Öfteren der der weltlichen Königswähler als untergeordnet empfunden.28 Wie sinnig und erfolgversprechend also war demnach ein gemeinsames Agieren des kurfürstlichen Kollegiums? Wenn, wie 1735 Johann Ehrenfried Zschackwitz (1669–1744) feststellte: „. . . gleich sind sie [Kurfürsten – E. R.] einander RASIONE des Reiches, das ieder hat den Deutschen König wehlen zuhelffen, ungleich aber, was etwas die besondern PRÆROGATIVEN, die sie als Churfürsten entweder in dem Reiche und an dem Hofe eines Kaysers, oder bey auswärtigen Printzen geniessen.“ 29 Neben den individuellen Interessen und Zielstellungen jedes einzelnen Kurfürsten einte die Königswähler, bedingt durch ihren Stand und Rang, die Involvierung in gleichgeartete Zeremoniellkonflikte.30 Sie alle kämpften um eine den königlichen Gesandten konforme Rezeption, gerieten in Auseinandersetzungen mit Republiken und Fürsten, und das (Abhängigkeits)Verhältnis zum Kaiser bildete bei jener zeremoniellen Rezeption einen neuralgischen Punkt. In den folgenden Kapiteln sollen diese Punkte gesondert betrachtet und die Hintergründe für jene Konflikte und Dispute aufgeführt und hinterfragt werden. b) Gemeinsames Agieren im Kontext der Gestaltung des Gesandtschaftszeremoniells am eigenen Hof Die Gestaltung des Gesandtschaftszeremoniells an einem frühneuzeitlichen europäischen Hofe war bis zu einem bestimmten Grade individuell geprägt, „. . . daß ein jeder Hof, was die Reception der Gesandten betrifft, sein besonders etablirtes Ceremoniel habe.“,31 und es wurden hitzige Diskussionen über das sogenannte „reciproque“ zeremonielle Traktament geführt. Ein solches „Reziproke“ im Gesandtschaftszeremoniell bedeutete nicht, führt unter anderem Johann von Besser an, dass die zeremonielle Behandlung der beiderseitigen Gesandten an den beteiligten Höfen identisch sei, sondern die Bereit-
tischen Verkehr beharrten (vgl. Peter, Christian: Staatsbildung und Residenzausbau. Höfische Repräsentation, adlige Netzwerke und zeremonielle Selbstbehauptung im geistlichen Fürstentum Fulda (ca. 1670–1802) (= Veröffentlichung des Fuldaer Geschichtsverein; 69) [Fulda 2010], S. 290). 28 Vgl. Pütter, Johann Stephan: Historische Entwicklung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Zweyter Theil von 1558. bis 1740. Göttingen 1798. Nachdruck (= Historia scientiarum: Fachgebiet Rechtswissenschaft; 2). Hildesheim u. a. 2001, S. 191. 29 Zschackwitz, Johann Ehrenfried: HERALDICA oder Wapen=Kunst [. . .]. Leipzig 1735, S. 546 f. 30 Exemplarisch: 26. Februar 1687. Zwo aufsätze H. von Jena in CEREMONIALIBY MAXIME IN COMITŸS IMPERIEN H. von Meinders. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8662, Bl. 119r–125v. 31 Lünig 1719, S. 379.
1. Gemeinsames Agieren im Gesandtschaftszeremoniell?!
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schaft, das jeweilige Zeremoniell des anderen Potentaten anzuerkennen.32 Allein dies sei praktikabel, denn ansonsten würde jedwede Modifikation, die ein Herrscher an seinem Hofe vornähme, sämtliche Prinzipalen zwingen, dem nachzufolgen, was wiederum zu Konfusionen und Unordnungen führen werde, da kein einziger Hof mehr ein beständiges Gesandtschaftszeremoniell sein Eigen nennen könne.33 Gegen dieses Vorgehen spräche des Weiteren, argumentiert Friedrich Gotthard von Bülow 1744: „. . . als daß zu folge dieser Maaß-Regul einem fürstlichen Gesandten mehr als einem Königlichen, und einem Königlichen mehr als einen Kaÿserlichen, die Merckmahle der Ehre und DISTINCTION gegeben werden müßten, indem die Ehren-Bezeugungen eines Fürsten gegen einen König größer seind, als diejenige, welche ein gecröntes Haupt dem Andern erweiset.“ 34 Demgemäß ist zu vermuten, dass keinerlei Absprachen geschahen, um an zwei oder mehreren Höfen ein exakt identisches Gesandtschaftszeremoniell zu etablieren. Dem war mitnichten so, wenngleich dies eher die Ausnahme als die Regel war. Bemerkenswerterweise war es der Berliner Hof, der sich mit dem Dresdener Hof auf ein gemeinsames Gesandtschaftszeremoniell verständigte. Seinen Anfang nahm dies in den 1660er Jahren. Zu diesem Zeitpunkt verstärkten sich die Überlegungen beider Kurfürsten, inwiefern nicht nur ein gemeinsames Agieren, um die kurfürstliche Präeminenz zu sichern, sondern eine Absprache des hofeigenen Gesandtschaftszeremoniells eine lohnenswerte Option sei.35 Dies war unter anderem dem im April 1662 unterzeichneten Rezess durch die Gesandten des Pfalzgrafen von Neuburg, des Herzogs von Württemberg, der Welfenherrscher sowie der beiden hessischen Landgrafen, der den ersten neuzeitlichen Fürstenverein konstituierte und ausdrücklich hervorhob, man wolle beim Kampf an der zeremoniellen Ehrenfront standhaft bleiben,36 geschuldet. Im Sommer 1664 war es der sächsische Kurfürst Johann Georg II. (1613–1680), der an den Brandenburger Friedrich Wilhelm schrieb, diesen an das angedachte Projekt einer Zere-
32 Vgl. Besser ohne Datum. SächsHStA Dresden, 10024 Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Loc. 08234/03, Bl. 137r. 33 Vgl. BEDENCKEN ÜBER DIE CEREMONIEL=STREITIGKEITEN mit Sr. König. Myt. von Pohlen. DIE AUDIENTZ IHRES ABGESANDTENS BETREFFEND. Zitiert nach: Hahn/Kiesant 2010, S. 71 f. 34 März 1744 Bülow. SächsHStA Dresden, 10024 Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Loc. 08235/03, Bl. 10r, 11r. 35 Vgl. Dezember 1663. EXTRACTZ protocolli gestalt zu Torgau zwischen der ChurSächsischen und Brandenburgischen Ministres. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8651. 36 Vgl. Gotthard, Axel: Säulen des Reiches. Die Kurfürsten im frühneuzeitlichen Reichsverband. Teilband 2: Wahlen. der Kampf um die kurfürstliche „Präeminenz“ (= Historische Studien; 457/2). Husum 1999, S. 773.
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III. Grundlegende Problematiken am Exempel Brandenburg-Preußens
moniellabsprache erinnerte und um die Übersendung des brandenburgisch-preußischen Gesandtschaftszeremoniells bat.37 Letzterem kam Friedrich Wilhelm in knappen Ausführungen umgehend nach38 und äußerte sich zwecks des Projektes zurückhaltend, gab zu verstehen: „Nuhn möchten wie wünschen, daß wann wegen auffnehmung der Gesandten zu einem richtigen und beständigen CEREMONIEL gelangen könnte, warumb und aus was uhrsachen aber solches bisher nicht geschehehn könne, Solches ist Ewer Liebden Selbst bekannt.“39 Vielfältige Ursachen dürften für jene Entscheidungen maßgeblich gewesen sein, womöglich etwa die Hoffnung Brandenburg-Preußens, von der im Frieden von Olivia 1660 erworbenen Souveränität40 in puncto des Gesandtschaftszeremoniell profitieren41 und sich daraus resultierend von den übrigen Kurfürsten positiv abheben zu können. Zudem war zu eben jener Zeit die Fürstenopposition im Erlahmen begriffen,42 von dieser Seite aus ein weniger vehementes Drängen auf zeremonielle Vorrechte zu erwarten. All dies war weder von Erfolg gekrönt noch von Dauer. In den darauffolgenden Jahren veränderten sich die Ausgangspositionen. Das Gesandtschaftszeremoniell der einzelnen europäischen Höfe wurde nicht nur festgeschrieben, sondern erfuhr eine immer feingliedrigere Ausdifferenzierung und gewann an Bedeutsamkeit.43 Nachvollziehbar, dass in den Akten immer wieder Schreiben zwischen den Kurfürsten zu finden sind, in denen Erkundigungen eingezogen wurden, wie bestimmte Aspekte des jeweils hofeigenen Gesandtschaftszeremoniells gestaltet seien. Der Schwerpunkt lag in den 1660er und 1670er Jahren auf der Frage nach der Oberhand den Gesandten gegenüber, diesbezüglich erhielt44 und sendete45 37 Vgl. 21. Juli 1664 Johann Georg II. an Friedrich Wilhelm. GStA PK, I. HA, Rep. 41 Nr. 924. 38 Vgl. 26. Juli 1664. Extract des Churfürstens zu Brandenburg AntwortSchreiben. SächsHStA Dresden, 10024 Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Loc. 08234/02, Bl. 58r/v. 39 26. Juli 1664 Friedrich Wilhelm an Johann Georg II. GStA PK, I. HA, Rep. 41 Nr. 924. 40 Vgl. Opgenoorth, Ernst: Der Große Kurfürst, das Reich und die europäischen Mächte. In: Hauser, Oswald (Hrsg.): Preußen, Europa und das Reich (= Neue Forschungen zur Brandenburg-Preussischen Geschichte; 7). Köln/Wien 1987, S. 27. 41 Exemplarisch: 24. Januar 1662 de Lesseins aus Berlin. Zitiert nach: Simson, B. Ed. (Hrsg.): Urkunden und Actenstücke zur Geschichte des Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg. Auswärtige Acten. Erster Band. (Frankreich) (= UA; 2). Berlin 1865, S. 244. 42 Vgl. Schindling, Anton: Kurbrandenburg im System des Reiches während der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Eine Problemskizze. In: Hauser, Oswald (Hrsg.): Preußen, Europa und das Reich (= Neue Forschungen zur Brandenburg-Preussischen Geschichte; 7). Köln/Wien 1987, S. 40. 43 Vgl. Florinus, Franciscus Philippus: OECONOMVS PRVDENS ET LEGALIS CONTINVATVS [. . .]. Nürnberg, Franckfurt und Leipzig 1719, S. 164. 44 Exemplarisch: 5. August 1671 Ferdinand Maria an Friedrich Wilhelm. Antwortschreiben: 29. August 1671 Friedrich Wilhelm an Ferdinand Maria. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8651.
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Brandenburg-Preußen zahlreiche Anfragen an seine Mitkurfürsten. Eine solche Kommunikation konnte eine gemeinsame Leitlinie vorgeben und zu Vereinheitlichungsprozessen führen, die wiederum eine Stärkung der eigenen Interessen mit sich brachten. Zumeist verblieb es beim bloßen Informationsaustausch,46 zu verschieden waren die Vorgehensweisen und Vorstellungen.47 Dennoch trug sich der Große Kurfürst im Sommer 1671, nachdem der Münchener Hof um Informationen bezüglich der zeremoniellen Rezeption der kaiserlichen Residenten gebeten hatte, mit der Idee: „Eß würde aber Unser ermessens sehr gut und dienlich seÿn, weile sonderlich aniezo unter Gesandten, ENVOYEZ EXTRAORDINAIRES und ORDINAIRE, wie auch RESIDENTEN so viel unterschiedt will gemachet werden, Wenn mann sich, in diesem und dergleichen fällen, eines gewissens MODI und CEREMONIALS vergliche.“ 48 Zur Umsetzung gelangte dieses Vorhaben nicht, vielmehr rückte die Durchsetzung der kurfürstlichen Vorrechte an auswärtigen Höfen in den Fokus. Nichts desto trotz, die Bereitschaft Friedrich Wilhelms zumindest einen teilweisen Zeremoniellvergleich zu schließen, war gewachsen. Demgemäß bereitwillig reagierte Berlin im Herbst 1680 auf die erneute Anfrage Dresdens, ein gemeinsames Gesandtschaftszeremoniell zu formulieren. Abermals stellt sich die Frage nach den Gründen für dieses Angebot von Seiten Dresdens. Jenes Ersuchen fiel mit dem Thronwechsel im sächsischen Kurfürstentum zusammen. Dies bedeutete einerseits, dass am Dresdener Hof günstige Bedingungen vorherrschten, ein neues Zeremoniell zu etablieren, da Regierungswechsel gemeinhin als der optimale Zeitpunkt dafür angesehen wurden.49 Andererseits folgte dem Regierungsantritt Johann Georgs III. (1647–1691) eine Phase, in der sich die kursächsische Hauptlinie gezwungen sah, ihren Führungsanspruch mit aller Macht gegen die albertinisch-wettinischen Nebenlinien, die Sekundogenitur-Fürstentümer, durchzusetzen.50 Dies durch ein entsprechendes Gesandtschaftszeremoniell zu veranschaulichen, war eine Option. 45 Exemplarisch: 11. Januar 1666 Friedrich Wilhelm an Ferdinand Maria. Antwortschreiben: 2. Februar 1666 Ferdinand Maria an Friedrich Wilhelm. BayHStA Kasten Schwarz. Nr. 11842. 46 Exemplarisch: Actum in April 1660. GStA PK, I. HA, Rep. 1 Nr. 47, Bl. 1v. 47 Exemplarisch: Anfrage Friedrich Wilhelms an die übrigen Kurfürsten, ob jene den königlichen Gesandten die Oberhand gewähren würden (vgl. 11. Januar 1666 Friedrich Wilhelm an die übrigen Kurfürsten. Antwortschreiben: 13. Januar 1666 Karl Ludwig/ 22. Januar 1666 Maximilian Heinrich/2. Februar 1666 Ferdinand Maria. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8651). 48 29. August 1671 Friedrich Wilhelm an Ferdinand Maria. BayHStA Kasten Schwarz. Nr. 11852. 49 Vgl. Rohr 1733, S. 388. 50 Vgl. Säckl, Joachim: Herrschaftsbildung und dynastische Zeichensetzung. Die Sekundogeniturfürstentümer Sachsen-Weißenfels, Sachsen-Merseburg und Sachsen-Zeitz in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts. In: Czech, Vinzenz (Hrsg.): Fürsten ohne Land. Höfische Pracht in den sächsischen Sekundogenituren Weißenfels, Merseburg und Zeitz (= Schriften zur Residenzkultur; 5). Berlin 2009, S. 21, 53.
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III. Grundlegende Problematiken am Exempel Brandenburg-Preußens
Für die Entscheidung, sich erneut an Kurbrandenburg zu wenden, dürften zahlreiche Gründe ausschlaggebend gewesen sein.51 Zunächst einmal waren Absprachen zwischen Höfen, deren Zielstellung ein identisches oder zumindest in großen Teilen identisches Zeremoniell vorsahen, nur möglich, wenn die beteiligten Parteien dem gleichen Stand, der gleichen Hierarchieebene zuzuordnen waren. Denn es lag dem jeweiligen Gesandtschaftszeremoniell der Rang des jeweiligen Potentaten sowie seines Herrschaftsgebietes zugrunde und bildete die Richtschnur für das, was als angemessen und dringend notwendig gewertet wurde. Zugleich versinnbildlichte jenes Zeremoniell die (Rang)Ansprüche, die einzelne Gruppen stellten und musste demgemäß gestaltet werden. Das Gesandtschaftszeremoniell eines fürstlichen Hofes und das eines kurfürstlichen Hofes waren nie konform, unterschieden sich in wesentlichen Aspekten.52 Im Übrigen konnten innerhalb einer Ranggruppe weitere Einschränkungen vorgenommen werden. 1716 berieten die altfürstlichen Häuser über ein mögliches gemeinsames Zeremoniellreglement und ließen hierbei bewusst weitere fürstliche Häuser außen vor,53 da man sich von diesen abgrenzen und deren Beteiligung eine Schwächung der eigenen Postion zur Folge haben konnte.54 Johann Georgs III. Entscheidung für Friedrich Wilhelm war in Anbetracht der Tatsache, dass der brandenburgische Kurfürst sich in den vergangenen Jahren intensiv für die kurfürstliche Präeminenz stark gemacht55 sowie im europäischen Hierarchiegefüge an Einfluss gewonnen hatte,56 eine sinnige Wahl. Der Branden51 Die Tatsache, dass etwas geschah, war immer mit einem ganzen Bündel von Umständen und vor allem einem Repertoire iterativer Handlungsweisen verbunden, daher fällt es schwer singularisierende Aspekte des individuellen Handelns der Protagonisten herauszuarbeiten (vgl. Melville, Gert: Der historische Moment, das Repertoire und die Symbolik. Resümierende Überlegungen zu Beiträgen über performatives Handeln. In: Oschema, Klaus u. a. (Hrsg.): Die Performanz der Mächtigen. Rangordnung und Idoneität in höfischen Gesellschaften des späten Mittelalters (= RANK. Politisch-soziale Ordnungen im mittelalterlichen Europa; 5). Ostfildern 2015, S. 225). 52 Vgl. Zschackwitz 1735, S. 541 ff. 53 Vgl. 7. September 1716. Project eines unter denen altFürstlichen Häusern zu OBSERVIrenden CEREMONIE-REGLEMENTS. NLA WOL 2 Alt 4439, Bl. 19v–20r. 54 Aus eben jenem Grunde kann spekuliert werden, befürwortete Brandenburg-Preußen in einigen Fällen die Egalität des zeremoniellen Traktament von altfürstlichen und den übrigen fürstlichen Häusern. (Exemplarisch: 19. Februar 1687 Friedrich Wilhelm. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8683). 55 Vgl. Lünig 1719, S. 393. 56 Vgl. Prˇibram, Alfred Francis: Zur auswärtigen Politik des Kurfürsten Friedrich Wilhelm. In: Forschungen zur Brandenburgischen und Preußischen Geschichte 5 (1892), S. 112. Sowie: Vgl. Mieck, Ilja: Preußen und Westeuropa. In: Neugebauer, Wolfgang (Hrsg.): Handbuch der preussischen Geschichte. Band I. Das 17. und 18. Jahrhundert und Große Themen der Geschichte Preußens. Berlin/New York 2009, S. 499. Verdeutlicht wurde dies beispielsweise durch die Überlegungen Schwedens betreffs einer Gesandtensendung an Berlin. „. . . kann von Niemanden [. . .] ungleich ausgedeutet oder für verkleinerlich genommen werden, dass I. K. M. auf diesen Churfl. Hofe mehr als auf andere Churfürsten reflexion richten. Sintemalen ja bekannt, wie für etwa drey
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burger schien ein schlagkräftiger Partner zu sein, auf dessen Unterstützung sich Kursachsen des Öfteren im Kurkolleg verlassen hatte können,57 besonders in Bezug auf die Durchsetzung der Interessen der protestantischen Mächte. Wie überhaupt die Zugehörigkeit zur evangelischen Konfession ein weiteres gewichtiges Argument, welches für Friedrich Wilhelm sprach, war.58 Gleichwohl standen dem persönliche Animositäten, Konkurrenzgedanken59 und Streitigkeiten um territoriale Gebiete gegenüber.60 In der Tat hatte der im Sommer verstorbene sächsische Kurfürst Johann Georg II. noch im Frühjahr 1680 mit dem Gedanken gespielt, neben dem Kurfürsten von Brandenburg jenen von Bayern zu einem gemeinsamen Zeremoniellvergleich zu motivieren.61 Sein Sohn, Johann Georg III., stattete im Herbst 1680 zunächst seinen an Brandenburg-Preußen abgesandten diplomatischen Vertreter mit der Instruktion aus, er solle dort in Verhandlung bzw. Konferenz über die Konformität des Gesandtschaftszeremoniells treten. Einige Punkte, die der besonderen Beachtung bedürfen würden, wurden explizit hervorgehoben, wie etwa das zeremonielle Traktament der kaiserlichen Gesandten oder die Unterteilung der verschiedenen Gesandtenränge.62 Dieses Anliegen fiel auf fruchtbaren Boden, denn kurz vor der Ankunft des Sachsen Haugwitz (1637–1705) hatte der Berliner Hof unter dem Eindruck der aktuellen allgemeineuropäischen zeremoniellen Entwicklungen, die empfindliche Einschränkungen für das Kurfürstentum mit sich brachten, sein bisheriges Gesandtschaftszeremoniell kritisch analysiert, eine baldige Modifizierung war angedacht63 und die Zusammenarbeit mit Sachsen wurde als vorJahren an selbigem Hofe fast von allen in Europa befindlichen gekrönten Häuptern und Republiquen Gesandte und Residenten, und zwar auf einmal zugleich, nachfolgende sich befunden.“ 14./24. März 1661 Wolfsberg. Zitiert nach: Arnheim, Fritz: Eine schwedische Denkschrift aus dem Jahre 1661 über die Wiederanknüpfung der diplomatischen Beziehungen zwischen Schweden und Brandenburg. In: Forschungen zur Brandenburgischen und Preußischen Geschichte 7 (1894), S. 206. 57 Vgl. Göse, Frank: Von der „Juniorpartnerschaft“ zur Gleichrangigkeit. Das brandenburgisch-sächsische Verhältnis im 16. und 17. Jahrhundert. In: Göse, Frank u. a. (Hrsg.): Preussen und Sachsen. Szenen einer Nachbarschaft. Erste Brandenburgische Landesausstellung Schloss Doberlug 2014. Katalog. Dresden 2014, S. 46. 58 Vgl. 29. März 1689 Johann Georg III. an Friedrich III./I. GStA PK, I. HA, Rep. 41 Nr. 36, Bl. 38r. 59 Vgl. Haake, Paul: Der erste Hohenzollernkönig und August der Starke vor und nach 1700. In: Forschungen zur Brandenburgischen und Preußischen Geschichte 46 (1934), S. 383. 60 Vgl. Fehling, Ferdinand: Frankreich und Brandenburg in den Jahren 1679 bis 1684. Beiträge zur Geschichte der Allianzverträge des Großen Kurfürsten mit Ludwig XIV. Leipzig 1906, S. 101. 61 Vgl. 21. März 1680 Wolfframsdorff aus Dresden. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8666. 62 Vgl. 30. September/3. Oktober 1680 Instruktion für Haugwitz. SächsHStA Dresden, 10024 Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Loc. 08265/15, Bl. 16r–18r. 63 Vgl. 1. September 1680 Friedrich Wilhelm. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8666.
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teilhaft gewertet. „Es wehren viele ursachen die Uns beÿderseits zusammen halten solten, Alß, das von langen Jahren hero [. . .] bestandig gewesene vertrauen und auffrichtige Freündschafft [. . .] dan, daß Wir beÿderseits als Evangelische Churfürsten einerleÿ INTERESE hatten daß Unsere Churfürstenthumb und Lande gleichsam an und in einander gelegen,64 und so leichten keinem etwas gutes oder gefährliches begegnen könte, davon das andere nicht mit PARTICIPIre.“ 65 Demzufolge konnte Haugwitz zeitnah dem Dresdener Hof nicht nur BrandenburgPreußens Bereitschaft zur Erstellung eines konformen Zeremoniells, sondern auch den Beginn der diesbezüglichen Verhandlungen vermelden.66 Das hieraus entstandene Endprodukt entsprach in seinem Aufbau jenem der an den übrigen Höfen vorliegenden Reglements, war detailreich und akkurat. Jenes zeremonielle Traktament sah eine Gleichbehandlung von königlichen, kurfürstlichen und republikanischen Diplomaten vor – auf diesen Aspekt hatte Friedrich Wilhelm ausdrücklich verwiesen und beharrt.67 Es gestand den fürstlichen Gesandten die geringste zeremonielle Rezeption und dem Kaiser zwar eine Vorrangstellung zu, im Vergleich zu vorhergegangenen Regularien jedoch in reduzierter Ausprägung.68 Das von den beiden Kurfürsten an auswärtigen Höfen eingeforderte Traktament wurde so an ihren eigenen Höfen vorbildhaft verwirklicht und offenbarte eindrücklich deren stets vorgetragene und ausgefochtene Ansprüche. Dies war kein Spezifikum des Zeremoniellvergleichs von 1680. Als beispielsweise anlässlich einer Session der Fürstenbank des Reichstages in Nürnberg 1700 die altfürstlichen Häuser das sogenannte „Protocollum Particulare“ formulierten, in dem sich deren Teilnehmer auf zeremonielle Grundsätze verständigten,69 war deren Hauptintention eine Konformität in der Rezeption der kurfürstlichen und fürstlichen Diplomaten. Dies verhinderte ein deckungsgleiches Traktament der königlichen und kurfürstlichen Diplomaten.70 Beiden Vereinbarungen ist demzu64 Wiewohl ebenso der Bündnisschluss mit direkten Nachbarn kritisch analysiert wurde: „. . . weil den Benachbarten am wenigsten zu trauen sey, als welche meistens darauf umgiengen, diejenigen, so ihnen am nächsten gelegen, zu verschlucken.“ Gundling, Nicolaus Hieronymus: Einleitung zur wahren Staatsklugheit [. . .]. Frankfurt und Leipzig 1751, S. 588. 65 Januar 1681 Instruktion für Meinders. GStA PK, I. HA, Rep. 41 Nr. 28. 66 Vgl. 21./31. Oktober 1680 Haugwitz aus Potsdam. SächsHStA Dresden, 10024 Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Loc. 08265/15, Bl. 22v–23r. 67 Vgl. 5. Oktober 1680 Friedrich Wilhelm an die Geheimen Räte. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8666. 68 Vgl. COMMUNICATION mit dem Chur. Brandenburgischen Hofe wegen des TRACTAMENTS der Keÿser. König. und Churfürst. Envoÿez. Oktober 1680. SächsHStA Dresden, 10006 Oberhofmarschallamt E Nr. 1, Bl. 50r–57r. 69 Dies wurde zudem von weiteren fürstlichen Höfen übernommen (vgl. Jhering, Martin: Hofleben in Ostfriesland. Die Fürstenresidenz Aurich im Jahre 1728 (= Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Niedersachsen und Bremen; 223). Hannover 2005, S. 98).
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folge gemein, dass sie die Rangposition der jeweiligen Protagonisten zu stärken suchten, indem sie eine Gleichbehandlung von Gesandten ihres Standes mit den Gesandten jener Mächte, deren Rangstufe sie beanspruchten, sowie eine deutlich weniger ehrenvolle Behandlung gegenüber den Gesandten von jenen Mächten, die die gleichen zeremoniellen Ehrenvorzüge wie die eigenen Gesandten einforderten, vornahmen. Hier lagen Schwerpunkt und Zielstellung dieser Zeremoniellvergleiche. Ein Vorteil eines gemeinsamen Reglements ergab sich unter anderem durch dessen Außenwirkung, eine solche Zusammenarbeit rückte in den Fokus der europäischen Öffentlichkeit.71 Im besten Falle potenzierte ein diesbezügliches gemeinsames Agieren nicht nur die Schlagkraft der gesamten Gruppe, sondern auch die des Einzelnen, dem ein gemeinschaftliches Zeremoniell den Rücken in schwierigen Situationen stärken konnte. Anfang des Jahres 1681 etwa erklärte Friedrich Wilhelm, er könne den kaiserlichen Gesandten nicht die Oberhand gestatten, schließlich habe er sich auf dies mit dem sächsischen Kurfürsten verständigt.72 Gleichwohl die Formulierung eines solchen Reglements und der Verweis darauf, war das Eine, letztlich musste sich dieses in der Praxis bewähren. Dies drohte am Berliner Hofe zu scheitern, denn die Forderungen von königlichen und kaiserlichen Gesandten prallten scheinbar unversöhnbar aufeinander, Brandenburg-Preußen musste eine Lösung finden und anbieten. Im Frühjahr 1685 war der kaiserliche Gesandte Fridag (1643–1693) nicht gewillt, das zwischen Dresden und Berlin geschlossene Reglement anzuerkennen. Vorgeblicher Stein des Anstoßes war die Aufholung zur publiquen Audienz,73 die vormals mit 18 Pferden, nunmehr mit 14 Pferden, den königlichen Gesandten gleich, erfolgen sollte. Der Wiener Hof forderte das ursprüngliche Herkommen ein. Zeitgleich drängten die königlichen Diplomaten, unter der Führung des französischen Vertreters, auf eben jenen Punkt des neuen Reglements und drohten im Falle eines Nachgebens mit einer Minimierung der den bisher den brandenburgisch-preußischen Gesandten eingeräumten zeremoniellen Rezeption an ihren Höfen.74 Am Berliner Hofe sollte ausgefochten werden, was zu jener Zeit als 70 Vgl. PROTOCOLLUM PARTICULARE das CEREMONIEL betre. LASA, DE, Z 44, Abteilung Dessau, B 3c Nr. 2 Bd. III. 71 Der Kaiserhof wies seinen diplomatischen Vertreter in Berlin umgehend an, weitere Informationen über diese Absprache in Erfahrung zu bringen (vgl. 4. Dezember 1680 Leopold I. an Lamberg nach Berlin. AT-OeStA/HHStA RK Diplomatische Akten Berlin Weisungen 1b. Weisungen nach Berlin. 1676. 1680–1684, Bl. 73r/v). 72 Vgl. 27. Januar 1681 Lamberg aus Berlin. AT-OeStA/HHStA RK Diplomatische Akten Berlin Berichte 3. Berichte aus Berlin. 1681, Bl. 5v–6r. 73 Vgl. 2. April/5. Mai 1685 Fridag aus Berlin. AT-OeStA/HHStA RK Diplomatische Akten Berlin Berichte 4a. Berichte aus Berlin. (B. von Frydag). 1685 April–October, Bl. 20r/v. 74 Vgl. 12. Mai 1685 Oberg aus Berlin. NLA Hannover Celle Br. 20 Nr. 172/2, Bl. 126r–127r.
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III. Grundlegende Problematiken am Exempel Brandenburg-Preußens
grundsätzliches Problem im Gesandtschaftszeremoniell zutage trat: die Auseinandersetzungen zwischen königlichen und kaiserlichen Diplomaten.75 Mochte man dies positiv als Ausdruck des gestiegenen politischen Einflusses Brandenburg-Preußens werten, war dies dennoch für Kurfürst Friedrich Wilhelm eine immens diffizile Situation, in der es galt, die kurfürstliche Präeminenz zu wahren. Unter Abwägung der Argumente und als Ergebnis umfänglicher Diskussionen entschied sich Friedrich Wilhelm dafür, den kaiserlichen Gesandten die gewünschte Anzahl an Pferden zuzugestehen, den Richtlinien seiner Politik im Zeremoniell stringent folgend in den darauffolgenden publiquen Audienzen aber nicht nur jenen, sondern ebenfalls den königlichen,76 republikanischen77 und selbstverständlich kurfürstlichen Gesandten.78 Zwangsläufig schließt sich die Frage an, inwiefern die mit Kursachsen getroffenen Absprachen auf diesen Prozess eingewirkt haben und inwieweit der Dresdener Hof involviert worden war. Zwar erbat sich Berlin zu Beginn der Auseinandersetzung Zeit für seine Reaktion, da auf die Stellungnahme des Dresdener Hofes gewartet werden müsse79 und betonte in den Gesprächen mit dem kaiserlichen Gesandten, jenes Zeremoniell sei durch einen Vergleich mit dem sächsischen Kurfürsten entstanden. Ein Abweichen von diesem wäre daher nicht ohne Weiteres praktizierbar,80 letztlich wurde Johann Georg III. von Friedrich Wilhelm lediglich schriftlich über die Vorgänge des Frühjahrs 1685 informiert, vor vollendete Tatsachen gestellt,81 und Friedrich Wilhelm bat ihn, eben jene zu übernehmen: „. . . ob Sie solche auch umb auch dergleichen weise gegen vorangelangte MINISTROS und Abgesandte damit eine vollige ehemaln beliebte gleichhait oder so viel alß dessen möglich in dem CEREMONIEL der CHURFÜRSTEN, sonderlich Unseren beyderseitß höffe, observiret werde beobachten lassen.“ 82 Dem
75 Dem ähnliche Konfliktsituationen konnten beispielsweise auch am Münchener Hof beobachtet werden (vgl. Krems, Eva-Bettina: „Il y a cette difference dans nos usages . . .“. Höfische Raumfunktionen und Raumkonzepte um 1700 im europäischen Vergleich. In: Zeremoniell und Raum im Schlossbau des 17. und 18. Jahrhunderts [. . .] (= Tholos. Kunsthistorische Studien; 7). Münster 2014, S. 23). 76 Vgl. 11. Juli 1685 Oberg aus Berlin. NLA WOL 1 Alt 4 Nr. 89, Bl. 94v–95v. 77 Vgl. 19. Juli 1686 Oberg aus Berlin. NLA WOL 1 Alt 4 Nr. 91, Bl. 100v. 78 Vgl. 28. Mai 1685 Friedrich Wilhelm an Johann Georg III. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8667. 79 Vgl. 12. Mai 1685 Oberg aus Berlin. NLA WOL 1 Alt 4 Nr. 89, Bl. 31v. 80 Vgl. 9./19. April 1685 O. Schwerin aus Wien. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8681. 81 Jene Modifizierung wurden fest in das brandenburgisch-preußische Gesandtschaftszeremoniell übernommen (vgl. 8. Dezember 1685 Knövenhagel aus Berlin. Landeshauptarchiv Schwerin 2.11-2/1 Auswärtige Beziehungen (Acta externa) Sign. 2005, Bl. 516r). 82 28. Mai 1685 Friedrich Wilhelm an Johann Georg III. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8667.
1. Gemeinsames Agieren im Gesandtschaftszeremoniell?!
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folgte der sächsische Hof nicht.83 An dieser Stelle zeigen sich die Grenzen eines konformen Gesandtschaftszeremoniells. Man war auf eine gewisse Variabilität des Gesandtschaftszeremoniells angewiesen, um flexibel agieren und auf Situationen entsprechend eingehen zu können. Wollte man das Gesandtschaftszeremoniell als Mittel der politischen Kommunikation nutzen, war es unumgänglich, sich zumindest die Option einer minimalen Abweichung vom eigentlichen Reglement offenzuhalten. In einem solchen Fall stets erst einmal auf die Rückmeldung und Entscheidung des Zeremoniellpartners zu warten, war wenig nutzbringend, und dies wurde daher wohl kaum erwartet, denn auch nach diesem Ereignis suchte der kursächsische Hof andere Kurfürsten in jenes Zeremoniellprojekt zu involvieren.84 Dies tat ebenso Friedrich Wilhelm. Im Sommer 1685 instruierte er seinen Gesandten am kurpfälzischen Hofe dort das Zeremoniellprojekt des Jahres 1680, allerdings mit den vorgenommenen Modifizierungen, bezüglich der Pferde- und Kutschenanzahl von 1685,85 vorzustellen und beim kurpfälzischen Kurfürsten Philipp Wilhelm (1615–1690) und dessen Ministern anzufragen: „. . . ob man sich nicht einer UNIFORMEN RECEPTION des TRACTAMENTS gegen die ankommende Gesandten und Abgesandten vergleichen könne.“ 86 Womöglich war dies geschehen eingedenk der einstmaligen Vormachtstellung der reformierten pfälzischen Kurfürsten als Haupt der protestantischen Reichsstände,87 die aber 1685 durch den Wechsel der Herrscherlinie zum katholischen Pfalz-Neuburg einen Endpunkt gefunden hatte und sollte dies Anbringen sowohl Zeichen des Entgegenkommens Berlins als auch eine mögliche Richtlinie für den neuen kurpfälzischen Kurfürsten sein. Auf dieses Ansinnen ging Philipp Wilhelm nicht ein, er erläuterte gar, gut zwei Jahre später, recht eindrücklich sein Desinteresse an einer solchen Konformität. Vorausgegangen waren dem Konversation und Austausch
83 Inwiefern die von Hellmut Kretzschmar formulierte Annahme, dass Johann Georg III. Neuerungen skeptisch gegenüber gestanden und sich in diplomatischen Entscheidungen stets an den Kaiser angelehnt habe, ihre Berechtigung hat, bedarf einer vertiefenden Untersuchung, erscheint aber als alleinige Begründung für das Beibehalten des „alten“ Zeremoniells wenig haltbar (vgl. Kretzschmar, Hellmut: Zur Geschichte der sächsischen Diplomatie. In: Amt und Volk. Monatsschrift des Landesverbandes der höheren Beamten Sachsens 6 (1932), S. 37). Denn auch nach dem Herrscherwechsel erfolgte die Aufholung am Dresdener Hof mit 14 Pferden (vgl. 14. Juli 1707. SächsHStA Dresden, 10006 Oberhofmarschallamt E Nr. 02, Bl. 20r). 84 Vgl. 3. Dezember 1685 Fridag aus Berlin. AT-OeStA/HHStA RK Diplomatische Akten Berlin Berichte 4a. Berichte Baron Frydags aus Berlin, Nov., Dec. 1685, Bl. 21r/v. 85 Vgl. 7. Juli 1685 Friedrich Wilhelm an Mandelsloh. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8696. 86 10. August 1685 Friedrich Wilhelm an Mandelsloh. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8696. 87 Vgl. Krohn, Vanessa: Oranje und Weissblau. Dynastische Verbindungen zu den Oraniern und den Wittelsbachern. In: SPSG (Hrsg.): Frauensache. Wie Brandenburg Preußen wurde. Katalog. Dresden 2015, S. 116.
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III. Grundlegende Problematiken am Exempel Brandenburg-Preußens
über die Rezeption eines portugiesischen Ambassadeurs am kurpfälzischen Hofe.88 Friedrich Wilhelm hatte diese als zu großzügig und somit der kurfürstlichen Dignität schadend beanstandet.89 Philipp Wilhelm sah sich zu einer Rechtfertigung genötigt, zum einen berief er sich auf das Vorgehen seines Vorgängers, welches dem Seinen Rechtmäßigkeit verleihe, zum anderen unterstrich er: „. . . alß wir Unsern alhier angetrettene ChurPfälzische Regierung, Unseren Herrn MitChurfürsten durch aigens abgeschickte MINISTROS gebührend NOTIFICIRET, daß man an jeden Churfürstlichen Hoff, gegen dieselbe ein anders in der RECEPTION, und sonsten in andren CEREMONIALIBUS OBSERVIRET haben, darauß Wir keine gemeinsamb vergleichen anderwehrte CEREMONIALS=ordtung verspühren: Wohl aber vermercken können, daß sich ein ieder Hof, nach deßen herkommen in seinem Hauß REGULIRTE.“ 90 Prägnant fasste der pfälzische Kurfürst die aktuell vorherrschenden Gegebenheiten zusammen – trotz der Versuche Brandenburg-Preußens und Sachsens war kein einheitliches identisches kurfürstliches Zeremoniell etabliert worden.91 Gelassen nahm Kurbrandenburg, will man dem Bericht des hannoverschen Gesandten Glauben schenken, diese Absage nicht hin, reagierte pikiert.92 Letztlich schien ein gemeinsames Gesandtschaftszeremoniell nicht im Sinne des gesamten Kurkollegs zu sein, wogen eventuelle Vorteile, die aus einem solchen gezogen werden konnten, anscheinend bei Weitem nicht die anzunehmenden Nachteile oder den aufzubringenden Aufwand auf. Während der kurbrandenburgische Hof, bedingt durch den Tod Friedrich Wilhelms, sein diesbezügliches Engagement reduzierte, war der kursächsische Hof in den folgenden Jahren durchaus an einer weiteren Zusammenarbeit interessiert. Im Zuge der Entsendung eines kursächsischen Gesandten zwecks Gratulation zum Regierungsantritt Friedrichs III./I. 1688, wurde jener instruiert, in Erfahrung zu bringen, ob sich am kurbrandenburgischen Hofe nunmehr Änderungen im Gesandtschaftszeremoniell ergeben würden: „. . . woferne hinführ ChurBrandenburgische theils änderung gemachet würden solte, benötigte Nachricht und COMMUNICATION, weil Chur Sächsische theils mann bisher sich nach der AO 1680 genommenen Abrede, und mit Ihro Churfürstliche Durchlaucht zu Brandenburg verglichenen REGLEMENT geachtet, erstatten, damit mann hiesigen theils 88 Vgl. 27. April/7. Mai 1687 Friedrich Wilhelm an Philipp Wilhelm. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8655, Bl. 3r/v. 89 Vgl. 28. Juli/7. August Friedrich Wilhelm an Philipp Wilhelm. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8495. 90 15. Oktober 1687 Philipp Wilhelm an Friedrich Wilhelm. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8495. 91 Exemplarisch: 1. August 1686 Blaspiel aus Bonn. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 6241. Sowie: 1695/1696 Lilienfeld. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 1072, Bl. 115r–120r. 92 Vgl. 24. September 1687 Bothmer aus Berlin. NLA Hannover Celle Br. 20 Nr. 173/3, Bl. 1v–2r.
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die MENSUR danach gleichfalls nehmen könnte.“ 93 Die Anfrage verlief im Sande. Anfang des Jahres 1690 wünschte der sächsische Kurfürst daher explizit zu erfahren, wie am Berliner Hofe die königlichen Gesandten zur Audienz aufgeholt werden sollten, um sich hiernach richten zu können.94 Bezeichnenderweise war es gerade jener Aspekt, den Friedrich Wilhelm 1685 modifiziert hatte, der den Mittelpunkt des sächsischen Interesses bildete. Friedrich III./I. kam jenem Wunsch nach – das neue Berliner Reglement aus dem Jahre 1688 hatte diesbezüglich keine Änderung erfahren.95 Eine Übernahme jener Regulierung durch Kursachsen sei willkommen, man wolle zwar nicht darauf bestehen, wohl aber auf ein konformes zeremonielles Traktament von Kurfürsten und Königen.96 Der sächsische Hof zeigte sich skeptisch97 und verblieb bei der ursprünglichen Regulierung, holte die kurfürstlichen und königlichen Gesandten weiterhin mit 14 Pferden auf.98 1693 wurde dies für Dresden problematisch, als der englische Gesandte am dortigen Hofe eine Aufholung zur publiquen Audienz mit 18 Pferden unter Berufung auf den am Berliner Hofe üblichen Gebrauch einforderte.99 Das einst geschlossene Abkommen erwies sich nun als hinderlich für Dresden, war für den englischen Diplomaten ein gewichtiges Argument geworden. Dies erscheint umso bemerkenswerter, als dass mittlerweile nicht nur einige Jahre seit jenem Abschluss vergangen, sondern auf beiden Seiten Herrscherwechsel vonstattengegangen waren.100 Eine solche Absprache konnte eine gewisse Abhängig93 21. Mai 1688 Instruktion für Zinzendorf. SächsHStA Dresden, 10024 Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Loc. 08266/03, Bl. 4v. 94 Vgl. 20. Januar 1690 Chwalkowski aus Dresden. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 5842. 95 Vgl. 25. Januar/4. Februar 1690 Friedrich III./I. an Chwalkowski nach Dresden. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8667. 96 Vgl. 21. Januar/3. Februar 1690 Friedrich III./I. an Chwalkowski nach Dresden. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 5842. 97 Vgl. 7./17. März Chwalkowski aus Berlin. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 5843. 98 Vgl. EXTRACT mit Was vor Ceremoniel die Churfürst. Gesanden, an den Churfürst. Sächs. Hoffe zur AUDIENZ, aufgehohlet und TRACTIRET werden Von 1690 bis 1696. SächsHStA Dresden, 10006 Oberhofmarschallamt E Nr. 1, Bl. 72r–74v. 99 Vgl. 12. Januar 1693 Chwalkowski aus Dresden. GStA PK, I. HA, Rep. 41 Nr. 50, Bl. 43v–44v. 100 Johann Georg IV. hatte 1691 bei seinem Regierungsantritt eben jene Thematik erneut ins Gespräch gebracht (vgl. 3. Dezember 1691 Fridag aus Berlin. AT-OeStA/ HHStA RK Diplomatische Akten Berlin Berichte 5b. Berichte des Freih. v. Fridag aus Berlin. 1691. Juni–Dec., Bl. 152r/v). Weiterführend wäre zu fragen, in welchem Umfang mehrmalige kurz nacheinander auftretende Herrscherwechsel nicht nur grundsätzlich eine kontinuierliche Politik (vgl. Hahn, Peter-Michael: Kursachsen und Brandenburg-Preußen. Ungleiche Gegenspieler (1485–1740). In: Groß, Rainer (Hrsg.): Sachsen und die Wettiner. Chancen und Realitäten. Internationale wissenschaftliche Konferenz. Dresden vom 27. bis 29. Juni 1989 (= Dresdener Hefte; Sonderausgabe). Dresden 1990, S. 95), sondern ebenso eine Kontinuität im Gesandtschaftszeremoniell verhinderten.
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III. Grundlegende Problematiken am Exempel Brandenburg-Preußens
keit zwischen den beteiligten Parteien schaffen; umso sorgsamer war bei der Auswahl der jeweiligen Partner vorzugehen. Demzufolge konnten die Welfen das kurz nach dem Erringen der Kurwürde 1693 von Kursachsen erfolgte Angebot, über das Zeremoniellprojekt von 1680 informiert zu werden, wenn nicht sogar eine Beteiligung an diesem zu erhalten,101 als Beleg für die Anerkennung der neuen Kurwürde werten. Mit dem erneuten Herrscherwechsel in Sachsen, dem Regierungsantritt Friedrich Augusts I. (1670–1733), dessen europäischer diplomatischer Ausrichtung102 und dessen Gewinn der polnischen Königskrone, verlor ein konformes Gesandtschaftszeremoniell für Kursachsen nicht nur an Relevanz, sondern schlichtweg an Praktikabilität. Obzwar Friedrich III./I. kurz nach jenem Ereignis Friedrich August übermitteln ließ, er hoffe, der sächsische Kurfürst und polnische König werde sich weiterhin für die kurfürstliche Präeminenz einsetzen,103 empfand der Hohenzoller selbst jene Zugehörigkeit zum kurfürstlichen Stande als Hemmnis. Je intensiver der brandenburgische Kurfürst sich bemühte, ein den Königen gleiches Zeremoniell zu erlangen, umso weniger war für ihn in diesem Zusammenhang eine Zusammenarbeit mit den übrigen Kurfürsten nutzbringend. Zumal einige Kurfürsten nicht einmal in der Lage gewesen wären, Forderungen und Ansprüche Brandenburg-Preußens zu unterstützen.104 Hinzukommend war die Erstellung eines eigenen Gesandtschaftszeremoniells per se ein Akt der Repräsentation, veranschaulichte Macht und Einfluss eines Regenten. Aufschlussreich ist diesbezüglich, dass eine akkurate Absprache bzw. ein Zeremoniellvergleich zwischen den königlichen Höfen nie zur Debatte stand. Mochten die königlichen Höfe zwar das Zeremoniell anderer Höfe in den Blick nehmen, bei bestimmten Entwicklungen sich aneinander orientieren, war ein absolut identisches Gesandtschaftszeremoniell nie Gesprächsthema. Es ist zu vermuten, dass gerade Akteure, die sich in besonders heiklen zeremoniellen Situationen und intensiven Auseinandersetzungen um Rang und Ehrenvorzüge befanden, zu dem Mittel eines Zeremoniellvergleichs griffen.105 So erklärt sich denn auch, weshalb Brandenburg-Preußen und Kursachsen sich zu 101
Vgl. 25. Januar 1693. NLA Hannover Cal. Br. 11 Nr. 1194, Bl. 15r/v. Vgl. Knöfel, Anne-Simone: Die Selbstinszenierung der Wettiner am Dresdener Hof von 1656 bis 1719. In: Laß, Heiko (Hrsg.): Hof und Medien im Spannungsfeld von dynastischer Tradition und politischer Innovation zwischen 1648 und 1714. Celle und die Residenzen im Heiligen Römischen Reich deutscher Nation (= Rudolstädter Forschungen zur Residenzkultur; 4). München u. a. [2008], S. 31. 103 Vgl. 12. März 1698 Friedrich III./I. an Werner nach Danzig. GStA PK, I. HA, Rep. 9 Polen Nr. 27 W Fasz. 1, Bl. 182r–183r. 104 Vgl. 1699/1700 Denkschrift von Fuchs. GStA PK, I. HA, Rep. 131 K 419 G2. 105 So hätten die Kurfürsten 1689, als die Bemühungen der Fürsten zunahmen, sich bezüglich eines gleichförmigen Zeremoniells inner- und außerhalb des Reiches besprochen. Es sei bei jenen Besprechungen geblieben, weiß Moser zu berichten (vgl. Moser, Friderich Carl von, 1754, S. 33 f.). 102
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jenem Projekt zusammenschlossen, dieses aber, nachdem sich ihre Positionen im Ranggefüge der europäischen Mächte zu verändern begannen, nicht weiter verfolgten. Inwiefern das Verhalten der einzelnen Königswähler in Bezug auf die Durchsetzung der kurfürstlichen Interessen an auswärtigen Höfen von diesen Grundsätzen abwich oder jenen folgte, soll im anschließenden Kapitel analysiert werden. c) Gemeinsames Agieren – An auswärtigen Höfen aa) Brandenburg-Preußen und die Republiken Die Auseinandersetzungen zwischen Republiken und Kurfürsten um den Vorrang und zeremonielle Ehrenbezeugungen werden und wurden sowohl in der aktuellen historischen Forschung als auch von Zeitgenossen und Gelehrten vergangener Jahrhunderte immer wieder thematisiert, bilden einen Schwerpunkt bei der Untersuchung des Gesandtschaftszeremoniells. Die „Gruppe“ der Republiken war keinesfalls in sich homogen, sondern stark hierarchisiert. Die 1708 von Heinrich Ludwig Gude vorgenommene Einteilung sah eine Unterscheidung vor zwischen mächtigen, zu denen die Niederlande, die Schweiz und Venedig zählen würden und kleineren weniger einflussreichen Republiken, wie Genua, Lucca, Ragusa und St. Marin(o).106 Dies wurde in zahlreichen theoretischen Werken spezifiziert. Einigkeit herrschte über die Vormachtstellung Venedigs; jenem würden sich die vereinigten Niederlande anschließen, und den dritten Platz nähme die Schweiz ein.107 Ursächlich für jene Abstufung seien unter anderem die voneinander abweichenden Gründungsdaten und die damit einhergehenden zeitlich versetzt erworbenen Vorzüge im Gesandtschaftsrecht.108 Hieraus würden voneinander abweichende Machtpositionen der einzelnen Republiken resultieren, die sich auf deren Ansprüche und den sich daraus ergebenden Diskurse auswirken würden.109 In den eingesehenen Aktenbeständen dominieren zeremonielle Konflikte zwischen den Kurfürsten und Venedig sowie den Generalstaaten. Vereinzelt Erwähnung finden Genua110 und die Schweiz,111 106 Vgl. [Gude, Heinrich Ludwig]: Einleitung zu den Europäischen Staaten und Derselben Beschluß. Franckfurth und Leipzig 1708, S. 58. 107 Vgl. Martens 1796, S. 160. 108 Vgl. Moser, Friedrich Carl von: Acten=mäßige Geschichte der Excellenz=Titulatur. In: Moser, Friedrich Carl von (Hrsg.): Kleine Schriften, Zur Erläuterung des Staats= und Völcker=Rechts, wie auch des Hof= und Canzley=Ceremoniels. Zweyter Band. Franckfurt am Mayn 1752, S. 242. 109 Vgl. Bielefeld 1761, S. 67. 110 Weiterführend: Schnettger, Matthias: Die Republik als König. Republikanisches Selbstverständnis und Souveränitätsstreben in der genuesischen Publizistik des 17. Jahrhunderts. In: Majestas 8/9 (2000/2001), S. 207. 111 Weiterführend: Maissen, Thomas: Die Geburt der Republic. Staatsverständnis und Repräsentation in der frühneuzeitlichen Eidgenossenschaft (= Historische Semantik; 4). Göttingen 2006, S. 247. Sowie: Windler, Christian: Diplomatie als Erfahrung fremder
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wiewohl dies hauptsächlich der Fall war bei theoretischen Festschreibungen der diesen zugeordneten zeremoniellen Behandlungen am Berliner Hofe.112 Die übrigen Republiken waren für das brandenburgisch-preußischen Gesandtschaftszeremoniell kaum von Belang.113 Gänzlich anders verhielt sich dies mit Venedig. Venedig und die Kurfürsten einten die Bemühungen um den Erhalt der Honores Regii,114 obwohl sie über verschiedene Ausgangsvoraussetzungen verfügten. Neben dem Anliegen eine den republikanischen und königlichen Gesandten konforme Rezeption an auswärtigen Höfen zu erlangen, war für die Kurfürsten ihre Einordnung in die von diesen Höfen vorgenommene Rangordnung der Gesandten bei Ereignissen und Situationen außerhalb publiquer Audienzen relevant. Nicht verwunderlich, dass Interessen sich oftmals überschnitten oder konträr gegenüberstanden. Ab den 1630er Jahren verschärfte sich der Konflikt begründet durch Venedigs Gewinn zeremonieller Vorrechte.115 Daraufhin sahen sich die Kurfürsten veranlasst, vehement auf die Gewährung der gleichen zeremoniellen Ehrenvorzüge sowie auf ihre Vorrangstellung gegenüber Venedig zu dringen.
politischer Kulturen. Gesandte von Monarchen in den eidgenössischen Orten (16. und 17. Jahrhundert). In: Geschichte und Gesellschaft. Zeitschrift für Historische Sozialwissenschaft 32 (2006), S. 5–44. Einblick in den schweizerischen Gesandtenalltag bietet: Wartmann, Hermann (Hrsg.): Jakob Hochretiners Gesandtschaftsbericht. 1663 September 30.–1664 März 27. (= Wissenschaftliche Beilage zum Jahresbericht der Handelsakademie St. Gallen). St. Gallen 1906. 112 Exemplarisch: 1695. Bey den CEREMONIALen und TRACTAMENTEN der Churfürst. Gesandten hätte man zu überlegen. SächsHStA Dresden, 10008 Zeremonienmeister, Sekt. 02, Nr. 11. Sowie: 15./30. September 1699 Friedrich III./I. an Bergier nach Lissabon. Sowie: GStA PK, I. HA, Rep. 9 Allgemeine Verwaltung Nr. Z lit. U Fasz. 1. Sowie: 3. Mai 1706 Friedrich III./I. an F. H. Bartholdi nach Wien. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 4776. 113 „Die kleinere Italiänische REPUBLIQUEN RAGUSA LUCCA und Sct. MARINO seindt nicht eben von großer CONSIDERATION und kaum den Teutschen Reichs= Städten und REPUBLIQUEN zu vergleichen, und ohngeachtet dieselbe zwar alle JURA TERRITORIALIA und Landeshoheiten in Ihro TERRITORŸS, Ländereÿen und Städten zu EXERCIren haben, So hat man dennoch dieselbe wegen Ihro geringeren Macht und POTENZ nicht als hohe STAATEN in EUROPA CONSIDERIret.“ 1689. Ohnmaßgebliches und aus Verschiedenen LEGATIONS=ACTIS und HISTORICIS zusammen getragenes und PROJECTIRTES CEREMONIALE. GStA PK, VI. HA, Nl. Zwantzigk, Zacharias Nr. 6. 114 „Nach bestehender Völkersitte werden die königlichen Ehren (HONORES REGII) als die höchsten im europäischen Staatensysteme betrachtet, mit welchen der Vorrang vor allen souverainen Staaten, denen die königlichen Ehren nicht zukommen, die Königskrone, der gegenseitige Brudertitel und das Recht, Gesandte vom ersten Range zu ernennen, verbunden ist.“ Pölitz, Karl Heinrich Ludwig: Die Staatswissenschaften im Lichte unsrer Zeit. Fünfter und letzter Theil. Practisches (europäisches) Völkerrecht, Diplomatie, und Staatspraxis. Leipzig 1824, S. 139. Exemplarisch für Venedigs Ansprüche: Finet 1728, S. 171 f. 115 Vgl. Gotthard 1999, S. 728 f.
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Als exemplarisch zu werten, sind die Anfang der 1640er Jahre vom kurfürstlichen Kollegium verfassten Memorial-Schreiben, die die Vorrangargumente Venedigs hinterfragten und als kaum haltbar darstellten. Deren Schwerpunkt bildeten, ebenso wie in den Werken der den Kurfürsten zugeneigten Theoretiker: „. . . das Alterthum der Republic, dero Macht und Freyheit/und daß sie das Königreich Cypern vorhin/das Königreich Candia annoch besassen/auch in der Possession an Königlichen Höfen wären/Königliche Tractament zu empfangen/ dergleichen auch am Kayserl. Hofe/durch ein im Jahr 1636. ausgefertigte Decret erlanget hätten.“ 116 All jene Argumente hoben weder die Besonderheit der republikanischen Staatsform noch deren Souveränität hervor. Venedig berief sich eben nicht auf die Freiheitlichkeit seiner Verfassung, sondern auf die einstmalige Herrschaft über ein Königreich,117 es unterwarf sich den Bewertungsmaßstäben der europäischen Fürstengesellschaft.118 Nur, argumentierten die Kurfürsten, selbst wenn man jenen Aspekt gelten lassen wollen würde, so sei Venedig längst nicht mehr im Besitz des Königreiches Zypern und stände nicht einmal allein mit seinen diesbezüglichen Besitzansprüchen.119 Diesen Ansatz fortführend, mokierte das kurfürstliche Kollegium, die „Krönung“ des venezianischen Dogen sei keine wirkliche, denn „. . . sie geschehe auch mit einem Hut und nicht mit einer Krone und andere Könige würden diese gar nicht anerkennen.“ 120 Mochten die venezianischen zwar den königlichen Gesandten gleichbehandelt werden, unterstrichen die Kurfürsten, war und blieb Venedig dennoch eine Republik, deren Regierungsgestaltung sich signifikant von einem Königtum unterschied.121
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Besser/Zwantzigk 1699, S. 92. Es genügte nicht auf den Besitz der Jura Regia zu verweisen, ohne einen Mythos, der diese königlichen Rechte darstellte, blieben diese Begriffe ohne Anschauungen (vgl. Krischer, André: Das diplomatische Zeremoniell der Reichsstädte, oder: Was heißt Stadtfreiheit in der Fürstengesellschaft. In: Historische Zeitschrift 284 (2007), S. 5). 118 Vgl. Stollberg-Rilinger, Die Wissenschaft der feinen Unterschiede, 2002, S. 139. Sowie: Stollberg-Rilinger, Völkerrechtlicher Status, 2011, S. 161. 119 Vgl. Bedencken über die Frage: Ob ein Venetianischer Abgesandter die PRÆCEDENZ vor denen Churfürstlichen mit Recht PRÆTENDiren könne? DE ANNO 1643. Zitiert nach: Lünig, Johann Christian: Europäische Staats=CONSILIA [. . .]. II. Theil [. . .]. Leipzig 1715, S. 374. 120 RATIONES undt MOTIUA Worümb den Herrn Churfürsten deß Reichs und deren Gesanten die PRÆCEDENTZ vor den VENETIANERN undt ihren Gesanten von rechts und Billigkeit wegen gebühret. GStA PK, XX. HA Etats-Ministerium, Tit. 28 a 5, Nr. 1 Bl. 8r. 121 Dies wirkte sich auch auf die Repräsentation und das Gesandtschaftszeremoniell der venezianischen Republik aus. Weiterführend: Fröschl, Thomas: Selbstdarstellung und Staatssymbolik in den europäischen Republiken der frühen Neuzeit an Beispielen der Architektur und bildenden Kunst. In: Koenigsberger, Helmut G./Müller-Luckner, Elisabeth (Hrsg.): Republiken und Republikanismus im Europa der Frühen Neuzeit (= Schriften des Historischen Kollegs; 11). München 1988, S. 239–271. Sowie: Eickhoff, Ekkehard: Venedig spätes Feuerwerk. Glanz und Untergang der Republik. 1700– 1797. Stuttgart 2006. 117
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Ebenso wenig überzeugend sei das von der Republik des Öfteren angeführte Argument ihres altehrwürdigen Herkommens, denn „. . . giebt das Alter an und vor sich selbsten niemand etwas, was ihm nicht von Rechtswegen zukömt, und die Churfürstliche Würde ist schon viel hundert Jahre im Flore gewesen.“ 122 Gezielt nahmen die Kurfürsten die Argumente Venedigs auf, versuchten diese in ihrem Sinne zu verwerten.123 Jene kurfürstliche Würde ging einher mit der Lehnsabhängigkeit gegenüber dem Kaiser, einer fehlenden Souveränität. Ausblenden ließ sich dies nicht, und es brachte die Kaiserwähler gegenüber Venedig in eine nachteilige Stellung, wenngleich sie stets betonten, welche Macht und Verantwortung damit verbunden sei.124 Dies war das grundsätzliche Dilemma; der Status Venedigs und der der Kurfürsten bemaß sich nach konkurrierenden Kriterien: nach den Maßstäben der universalen christlichen Ranghierarchie rangierten die Kurfürsten vor einer jeden Republik, nach dem Maßstab souveräner Macht aber dahinter, und danach richtete sich die Praxis an den großen Höfen.125 Letztlich änderten bereits benannte sowie sämtliche weitere vom kurfürstlichen Kollegium vorgebrachten Argumente nichts an diesen Gegebenheiten. Die Kurfürsten mussten an einer Vielzahl der europäischen Höfe um eine den königlichen Gesandten konforme Behandlung ringen, die den venezianischen Diplomaten dort bereitwillig gewährt wurde.126 Umso nötiger war es da, den Venezianern bei gegenseitigen Aufeinandertreffen in loco tertio nicht zu weichen, auf die mutmaßliche Vorrangstellung der kurfürstlichen gegenüber den venezianischen und anderen republikanischen Gesandten zu bestehen. Um dies zu erreichen, war an mehreren Fronten zu kämpfen. Versinnbildlichen können dies die Reaktionen auf das Schreiben Friedrich Wilhelms Ende Juli 1651 anlässlich der Lübecker Investitur an seine Mitkurfürsten, in welchem er von den Ansprüchen der Republiken berichtete.127 Der sächsische 122 Bedencken über die Frage: Ob ein Venetianischer Abgesandter die PRÆCEDENZ vor denen Churfürstlichen mit Recht PRÆTENDiren könne? DE ANNO 1643. Zitiert nach: Lünig 1715, S. 374. 123 Damit bedienten die Kurfürsten sich einer hinlänglich erprobten Strategie. Vgl. Stopfner, Maria: Wie kommuniziert man Legitimation? Sprachliche und außersprachliche Strategien der Politik im historischen Vergleich – eine linguistische Deutung historischen Arbeitens. In: Schlachta, Astrid von u. a. (Hrsg.): Wie kommuniziert man Legitimation? Herrschen, Regieren und Repräsentieren in Umbruchsituationen (= Schriften zur politischen Kommunikation; 21). Göttingen 2015, S. 15. 124 Vgl. RATIONES undt MOTIUA [. . .]. GStA PK, XX. HA Etats-Ministerium, Tit. 28 a 5 Nr. 1, Bl. 1r–2v. Weiterführend: Roll, Christine: Archaische Rechtsordnung oder politisches Instrument? Überlegungen zur Bedeutung des Lehnswesens im frühneuzeitlichen Reich. In: zeitenblicke 6 Nr. 1 (2007). URL: http://www.zeitenblicke.de/2007/1/roll/index_html. Letzter Zugriff 5. November 2018. 125 Vgl. Stollberg-Rilinger, Honores regii, 2002, S. 17. 126 Vgl. RATIONES undt MOTIUA [. . .]. GStA PK, XX. HA Etats-Ministerium, Tit. 28 a 5 Nr. 1, Bl. 5v, 9r. 127 Vgl. 30. Juli 1651 Friedrich Wilhelm. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8833.
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Kurfürst stimmte dem Brandenburger zu, jene seien nicht legitim, eine Zusammenarbeit der Kurfürsten böte sich an.128 Dies ergänzend merkte der Kurpfälzer an, man solle sich zudem an den Kaiser wenden.129 Maximilian I., der bayerische Kurfürst, schlug vor, nicht nur den Kaiser, sondern einige Könige, explizit die von Spanien, Frankreich, Polen und Schweden, miteinzubeziehen, um dies Problem endgültig zu lösen.130 Dies gelang nicht, die Interessen der Kurfürsten und Republiken kollidierten weiterhin. Am schwerwiegendsten wog augenscheinlich das Verhalten des Kaisers in diesem Konflikt. In der Tat war es der Kaiserhof, der sich mitverantwortlich für die Zuspitzung des Konfliktes zwischen Kurfürsten und Republiken zeichnete. Ende der 1620er Jahre erreichte zunächst der Präzedenzstreit zwischen Florenz und den Kurfürsten seinen Höhepunkt, als der florentinische Gesandte die Oberhand gegenüber den kurfürstlichen Gesandten in der kaiserlichen Hofkapelle einforderte. Daraufhin traten die Kurfürsten in Beratung; jene zog sich über Jahre, so dass zwischenzeitlich nun auch die Venezianer zeremonielle Forderungen erhoben. Endlich, 1636, erzielte man auf dem Regensburger Kurfürstentag eine Einigung – die Wahlkapitulation131 des Kaisers Ferdinand III. erhielt eine neue Passage.132 Deren Wortlaut war: „Nach demahln sich auch eine Zeit hero zugetragen, daß außländischer Fürsten Gesandten ahn dem kayserlichen unnd königlichen Hoeff unnd Capell die Praecedenz für denn churfürstlichen Gesandten praetendiren dörffen, so sollen unnd wollen Wir ins künfftig solches weiter nicht gestatten.“ 133 128 Vgl. 13. August 1651 Johann Georg I. an Friedrich Wilhelm. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8833. 129 Vgl. 4. August 1651 Carl Ludwig an Friedrich Wilhelm. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8833. 130 Vgl. 7. August 1651 Maximilian I. an Friedrich Wilhelm. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8833. 131 Die kaiserlichen Wahlkapitulationen wurden jeweils von den Kurfürsten im Namen des Reiches ausgehandelt und zählten seit 1519 zu den Vertragsurkunden der ständischen Verfassung des Reiches (vgl. Oestreich, Gerhard: Vom Herrschaftsvertrag zur Verfassungsurkunde. Die „Regierungsformen“ des 17. Jahrhunderts als konstitutionelle Instrumente. In: Vierhaus, Rudolf (Hrsg.): Herrschaftsverträge, Wahlkapitulation, Fundamentalgesetze (= Veröffentlichungen des Max-Planck-Instituts für Geschichte; 56). Göttingen 1977, S. 60). Weiterführend: Lottes, Günther: Zwischen Herrschaftsvertrag und Verfassungsnotariat. Die Wahlkapitulationen der deutschen Kaiser und Könige. In: Heinig, Paul-Joachim (Hrsg.): Reich, Region und Europa in Mittelalter und Neuzeit. Festschrift für Peter Moraw (= Historische Forschungen; 67). Berlin 2000, S. 133–148. 132 Vgl. Gotthard 1999, S. 728 f. Sowie: Niederkorn, Jan Paul: Das Zeremoniell der Einzüge und Antrittsaudienzen der venezianischen Botschafter am Kaiserhof. In: Kauz, Ralph u. a. (Hrsg.): Diplomatisches Zeremoniell in Europa und im Mittleren Osten in der frühen Neuzeit (= Archiv für Österreichische Geschichte; 41). Wien 2009, S. 81. 133 Wahlkapitulation Ferdinands III. Art. IV. Zitiert nach: Burgdorf, Wolfgang (Bearb.): Die Wahlkapitulationen der römisch-deutschen Könige und Kaiser 1519–1729 (= Quellen zur Geschichte des Heiligen Römischen Reiches; 1). Göttingen 2015, S. 131 f.
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III. Grundlegende Problematiken am Exempel Brandenburg-Preußens
Erstmals waren damit in einer kaiserlichen Wahlkapitulation die Vorrangansprüche der Kaiserwähler festgehalten worden. Zwar kam in der Praxis Ferdinand III. (1608–1657) den Kurfürsten hinsichtlich der florentinischen Gesandten entgegen, nicht jedoch in Bezug auf Venedig. Er ließ die Kurfürsten wissen, da der Republik an anderen auswärtigen Höfen eine königgleiche Behandlung zugestanden werde, wolle er von eben der nicht abweichen.134 Jener Beschluss zugunsten Venedigs sollte für die Republik in den folgenden Jahrzehnten ein gewichtiges Argument im Diskurs mit den Kurfürsten werden.135 Selbstverständlich war dieses Dekret Ferdinands III. von den Kurfürsten nicht schweigend zur Kenntnis genommen worden, einen solchen Angriff auf die kurfürstlichen Rechte unkommentiert zu lassen, wäre einer Zustimmung gleichgekommen. Proteste und Schreiben der Kurfürsten brachten nicht die gewünschten Erfolge, wurden von Wien abschlägig beschieden. In einem im Februar 1642 vom kurfürstlichen Kollegium verfassten Memorial-Schreiben betonten die Kurfürsten daher erneut, welch weitreichende negative Folgen das Venedig gewährte Dekret mit sich bringe. Problematisch sei nicht nur, dass die Venezianer ihre Ansprüche nochmals erheblich gesteigert hätten und an anderen europäischen Höfen durchzusetzen gedächten, sondern auch die Tatsache, dass jenes Dekret den weiteren Republiken eine Grundlage bieten würde, um Forderungen gegenüber den Kurfürsten zu erheben.136 Heikel war zudem, dass sich Ferdinand III. augenscheinlich nicht an seine in der Wahlkapitulation gegebene Zusage gebunden fühlte, jene umging. Möglich war dies unter anderem aufgrund der unpräzisen Formulierung des neu aufgenommenen Artikels IV gewesen, der nicht ausdrücklich auf die Republik Venedig verwies. Wiewohl dem Kaiser, merkte das Kurkolleg an, zweifelsohne bewusst gewesen war, dass sich dieser Artikel vornehmlich gegen Venedig gerichtet hatte.137 Aus diesem Versäumnis zogen die Kurfürsten ihre Lehren, folglich erfuhr der Artikel IV in der Wahlkapitulation des römischen Königs Ferdinand IV. (1633–1654) 1653 eine Modifikation und umfängliche Erweiterung: „Nachdemahln sich auch eine Zeitlang zuegetragen, das ausländischer Potentaten, Fürsten unnd Republiquen Gesandte unnd zwar diese unnder dem Nahmen unnd Vorwandt als weren sie für gekrönte Heubter unnd also denenselben in Würden gleich zue achten, an denen kayserlichen unnd königlichen Höffen unnd Capellen die Praecedenz für den churfürstlichen Gesandten praetendiren dörffen, so sollen unnd wollen Wir ins künfftig solches weiter nicht gestatten. [. . .] die churfürstliche Gesandte vor allen auswertigen Republiquen unnd Fürsten in Persona, ohne Underschied immediate folgen. Auch sollen unnd wollen Wir im Ubrigen die Versehung thun, das denen Churfürsten selbst, ihre von Alters herbrachte 134
Vgl. Gotthard 1999, S. 728 f. Sowie: Niederkorn 2009, S. 81. Vgl. Stieve 1723, S. 157. 136 Vgl. 15. Februar 1642 Memorial des Churf. Collegÿ wegen der Venetianischen Præcedentz. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8832. 137 Vgl. 15. Februar 1642 Memorial [. . .]. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8832. 135
1. Gemeinsames Agieren im Gesandtschaftszeremoniell?!
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unnd sonsten gebürende Würde unnd Praerogativa erhalten unndt darwieder von frembden Regenten unnd Republicquen Gesandten an Unserm kayserlichen und königlichen Hoff oder wo es sich sonst begeben könte, nichts Nachtheilliges oder Neuwerliches vorgenohmen oder gestattet, was auch darwieder allem hiebevor per Decreta oder sonsten vorgenohmen oder verordnet, fürters abgestelt unnd krafftlos seyn solle.“ 138 Neben der mehrmaligen expliziten Erwähnung der Republiken, die einherging mit der Beschreibung der Unrechtmäßigkeit derer Ansprüche, verpflichtete sich der Kaiser zu einer grundlegenden Unterstützung der Kurfürsten und Aufhebung bisheriger nachteiliger Verordnungen. Der Disput mit den Republiken hatte zu einer Ausweitung der kaiserlichen Wahlkapitulation geführt, die nunmehr vom Kurkolleg oder einzelnen Kurfürsten mit in die Diskussionen um zeremonielle Ehrenvorzüge eingebracht wurde.139 Allerdings kritisch betrachtet, waren die Wahlkapitulationen ihrem Wortlaut nach einseitige Zusagen des Kaisers. Anordnenden, unmittelbar befehlenden Charakter hatten sie deshalb weder gegenüber den Kurfürsten noch den übrigen Reichsständen und noch weniger gegenüber europäischen Potentaten.140 Ihren Einsatzschwerpunkt fanden sie folglich wesentlich häufiger in den zeremoniellen Konflikten zwischen Fürsten und Kurfürsten. Eine Berufung auf die Wahlkapitulation bei Auseinandersetzungen mit den Republiken erfolgte hauptsächlich, wenn der Kaiser oder dessen Gesandte in eine solche involviert waren. Als etwa im September 1690 der niederländische Gesandte in Wien eine Audienz vor den diplomatischen Vertretern von Mainz und Trier erhielt, reagierte Brandenburg-Preußen umgehend. Der brandenburgisch-preußische Vertreter, Nikolaus Bartholomäus von Danckelman (1650–1739), solle auf eine Deklaration des Wiener Hofes bestehen, dass es sich hierbei um ein Versehen, welches nicht als zukünftiger Präzedenzfall gewertet werden könne, handle und die Regularien der Wahlkapitulation von Bestand seien,141 denn wiederholte deviante Handlungen, die nicht sanktioniert wurden, ließen die bisherigen Normen an Legitimität verlieren. Die vormalige Abweichung konnte zur Gegennorm und schließlich zu einer neuen, die alte ablösende Norm aufsteigen.142 In diesem Fall kam Wien dem 138
Wahlkapitulation Ferdinands IV. Art. IV. Zitiert nach: Burgdorf 2015, S. 158. Exemplarisch: 17. Juni 1684 Friedrich Wilhelm an Besser nach London. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 1773, Bl. 95r/v. 140 Vgl. Kleinheyer, Gerd: Die kaiserlichen Wahlkapitulationen. Geschichte, Wesen und Funktion (= Studien und Quellen zur Geschichte des deutschen Verfassungsrechts; 1). Karlsruhe 1968, S. 125. 141 Vgl. 14./24. September 1690 Friedrich III./I. an N. B. Danckelman nach Wien. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8810. 142 Vgl. Thiessen, Hillard von: Normenkonkurrenz. Handlungsspielräume, Rollen, normativer Wandel und normative Kontinuität vom späten Mittelalter bin zum Übergang zur Moderne. In: Karsten, Arne/Thiessen, Hillard von (Hrsg.): Normenkonkurrenz in historischer Perspektive (= Zeitschrift für Historische Forschung; Beiheft 50). Berlin 2015, S. 250. 139
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Wunsch des Hohenzollern nach anfänglichem Zögern143 nach.144 Prinzipiell galt es für den brandenburgisch-preußischen Gesandten in Wien, auf jedweden seinem Herren zum Nachteil gereichenden Beschluss bezüglich der Rezeption der Republiken zu achten – es mussten jene Rezeptionen zumindest einander gleichen. Da nicht nur sein eigenes Verhalten, sondern ebenso jenes der weiteren kurfürstlichen Diplomaten maßgeblichen Einfluss auf das zukünftige zeremonielle Traktament der Kaiserwähler haben konnte, gehörte eine Kontrolle bzw. Beobachtung seiner kurfürstlichen Mitstreiter ebenso zu seinem Tätigkeitsbereich.145 Wie schwerwiegend das mutmaßliche Agieren der Mitkurfürsten wiegen konnte, erfuhr man in Brandenburg-Preußen immer wieder,146 beispielsweise im Zuge der Auseinandersetzungen betreffs der ersten Visite zwischen kurfürstlichen und kaiserlichen Gesandten. Als sich jene 1688/89 zu einer Konferenz in Hamburg147 versammelten, verlangte der brandenburgische Kurfürst, da sowohl die letztangekommenen königlichen als auch republikanischen von den kaiserlichen Gesandten die erste Visite empfangen hatten, gebühre diese zeremonielle Ehrenbezeugung, laut Wahlkapitulation, ebenfalls den kurfürstlichen Diplomaten.148 In den darauffolgenden hitzigen und langandauernden Diskussionen wurden vielfältige Argumente vorgebracht. Der österreichische Hofkanzler gab gar zu verstehen, die kaiserliche Wahlkapitulation habe in diesem Falle keine Gültigkeit, da sich diese Auseinandersetzung nicht am Wiener Hofe ereignet habe. Hinzukommend wäre das Vorgehen des bayerischen Gesandten zu beachten, der keinerlei Probleme darin gesehen hätte, die erste Visite den kaiserlichen Gesandten zu geben – Präzedenzfälle hätten mehr Gewicht als die Wahlkapitulation.149 Für die Kurfürsten blieb die Berufung auf die Wahlkapitulation gegenüber dem Kaiser das Hauptargument schlechthin.150 Zweifelsohne war dies unter anderem bedingt durch das Fehlen diesbezüglicher weiterer offizieller zeremonieller Zusagen oder
143 Vgl. 9. März 1691 N. B. Danckelman aus Wien. GStA PK, I. HA, Rep. 1 Nr. 119, Bl. 93r–94r. 144 Vgl. 1691. AT-OeStA/HHStA OMeA ÄZA 17-6. 1691 X II, Bl. 2r/v. 145 Exemplarisch: 2./12. April 1685 O. Schwerin aus Wien. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8681. 146 Exemplarisch: 29. Juli 1691 N. B. Danckelman aus Wien. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8798. 147 Zur Bedeutung Hamburgs als Versammlungsort: Hatje, Frank: Repräsentation der Staatsgewalt. Herrschaftsstrukturen und Selbstdarstellung in Hamburg 1700–1900. Basel/Frankfurt am Main 1997, S. 143 ff. 148 Vgl. 29. November/9. Dezember 1688 Friedrich III./I. an Schmettau nach Hamburg. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8684. 149 Vgl. 20./30. Januar 1689 N. B. Danckelman aus Wien. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8684. 150 Exemplarisch: 5./15. März 1688 Friedrich Wilhelm an Wichert nach Warschau. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8806.
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Dekrete des Wiener Hofes.151 Dies dürfte mitverantwortlich für die beständige Reformierung und Anpassung der Kapitulation, explizit des Artikels, der den zeremoniellen Vorrang und die Ehrenvorzüge betraf, durch das Kurkolleg gewesen sein. Wenngleich der Kaiserhof demgegenüber versuchte, diesen Artikel möglichst lange in der Schwebe und unpräzise zu halten, die Position der Kurfürsten nicht über die Gebühr zu stärken.152 In der Wahlkapitulation Leopolds I. (1640– 1705) 1658 waren demgemäß eben sehr wohl exakte Bestimmungen bezüglich des Ortes angeführt, die im Vergleich zu der vorhergegangenen Wahlkapitulation eine beträchtliche Erweiterung bzw. Spezifizierung erfahren hatte.153 Trotz dessen blieb der Konflikt bestehen und beeinflusste weiterhin das Verhalten sämtlicher Protagonisten. Im Herbst 1696 beispielsweise artikulierte der kaiserliche Gesandte in Hamburg, er wisse nicht, wie er auf den Wunsch des niederländischen Gesandten nach der ersten Visite durch ihn reagieren solle, da Proteste der Kurfürsten zu befürchten wären.154 Gleichwohl hätten sich die Proteste der Kurfürsten aller Wahrscheinlichkeit nach nicht an der Gebung der ersten Visite gestoßen, sondern daran, wenn jene nur den Republiken, nicht aber ihnen gewährt worden wäre. Für die Kurfürsten war immer auch die zeremonielle Verbindung zu den Republiken mitzubedenken. Eine solche zeremonielle Verbindung bestand fernerhin zwischen dem Kaiser und den Kurfürsten. Gerne bediente man sich in diesem Kontext einer Metapher: „Dann gleichwie/wann das Haupt kranck und übel auf ist/ die andere Glieder auch nicht recht wohl auf seyn mögen: Und wann die Glieder verderbt/zerknütscht und zerstossen/das Haupt sein Gesundheit und DIGNITÄT nicht behalten kan: Also auch wann Se. Kayser. Maj. AUTHORITÄT geschwächt wird/so kan es nicht fehlen/es muß auch der Chur= und Fürsten/und des gantzen Reichs REPUTATION und DIGNITÄT fallen. Hingegen wann der Churfürsten und anderer Stände PRIVILEGIA, PRÆROGATIVEN und Freyheiten gebrochen werden/so muß auch die Schmählerung der Kays. Maj. AUTHORITÄT folgen.“ 155 Die Stellung des Kaisers als Reichsoberhaupt und die der Kurfürsten als seine Vasallen und Glieder des Reiches brächte es schlechterdings mit sich, dass Letztere dem Kaiser besondere Ehrbezeugungen zu erweisen hätten und
151 Exemplarisch: 13. Mai 1695 Conselnach. AT-OeStA/HHStA Ome A ÄZA 18-7 A. Rang von Churbrandenburg im Ceremoniel. (Mittheilung a. d. Hofsecretair von Grevenbrouch) 1695. 13/V, Bl. 1r. 152 Vgl. Prˇibram, Alfred Francis: Oesterreich und Brandenburg. 1688–1700. Prag/ Leipzig 1885, S. 55. 153 Vgl. Des Käysers LEOPOLDI Wahl=CAPITULATION, de Anno 1658. Zitiert nach: Lünig, Johann Christian: Das Teutsche Reichs=Archiv [. . .]. Leipzig 1710, S. 793 f. 154 Vgl. 7./17. September 1696. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8687. 155 Thucelio, Cassandro [Pseudo.: Christian Leonhardt Leucht]: ELECTA JURIS-PUBLICI CURIOSA [. . .]. Franckfurth und Leipzig 1694, S. 12.
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der Kaiser sie nicht als Gleichrangige behandeln könne, so die Argumentation Wiens.156 Laut Barbara Stollberg-Rilinger musste der Kaiser zudem der Nivellierung der traditionellen Hierarchie Widerstand entgegensetzen, denn auf dieser Hierarchie beruhte sein Vorrang vor allen anderen Monarchen. Es konnte nicht im Sinne des Kaisers sein, wenn die Kurfürsten die königlichen Ehrenbezeugungen erhielten. Die Könige hätten wiederum den universellen kaiserlichen Ranganspruch untergraben können, indem sie den kurfürstlichen Gesandten ihre zeremonielle Gleichrangigkeit157 bezeugt hätten.158 Indes sei zu bedenken, formuliert Tilman Haug, zwischen den großen souveränen Mächten hätte es die Dynamik gegeben, möglichst wenig eigene Initiative zur zeremoniellen Aufwertung kleinerer Akteure zu ergreifen, um diesen nicht mehr Status und Ehre zukommen zu lassen als andere souveräne Konkurrenten bereit waren, ihnen zuzugestehen. Bei den zeremoniellen Begegnungen mit kleineren, mindermächtigen Akteuren mussten die entsprechenden Verhaltensweisen der Gesandten anderer eindeutig souveräner Akteure mitbeobachtet, 159 Faktoren gegeneinander abgewogen werden.160 Dies könnte eine denkbare Erklärung für das Vorgehen des französischen Hofes gewesen sein, der eine Unterscheidung in der zeremoniellen Rezeption zwischen der Republik Venedig und den Kurfürsten vornahm. Der französische König war nicht gewillt die kurfürstlichen Ambassadeure bedeckt publique Audienz nehmen zu lassen, während er dies bei den venezianischen Ambassadeuren gestattete.161 Ein Entgegengehen hätte Frankreich gegenüber dem Kaiser, mit dem 156 Vgl. 1765 Sätze das CEREMONIEL betreffend. AT-OeStA/HHStA RK Zeremonialakten 5. 157 Das Konzept der sogenannten Égalité (rangmäßige Gleichheit) sollte in der Folgezeit auch in völkerrechtlich verbindlichen Dokumenten mit dem zukunftsweisenden Begriff des Mächtegleichgewichts verbunden werden (vgl. Kampmann, Christoph: Gleichheit – Gleichgewicht – Dynastie: Leitvorstellungen europäischer Friedensverträge im Wandel. In: Kampmann, Christoph u. a. (Hrsg.): L’Art de la paix. Kongresswesen und Friedensstiftung im Zeitalter des Westfälischen Friedens (= Schriftenreihe der Vereinigung zur Erforschung der Neueren Geschichte; 34). Münster 2011, S. 378). 158 Vgl. Stollberg-Rilinger, Völkerrechtlicher Status, 2011, S. 162. Sowie: Dauser, Regina: „Dann ob Uns gleich die Kayserliche Würde anklebet“ – Der kaiserliche Vorrang in Friedensverträgen des 17. und 18. Jahrhunderts. In: Schmidt-Voges, Inken u. a. (Hrsg.): Pax perpetua. Neue Forschungen zum Frieden in der Frühen Neuzeit (= bibliothek altes Reich; 8). München 2010, S. 308. 159 Vgl. Haug, Tilman: Ungleiche Außenbeziehungen und grenzüberschreitende Patronage. Die französische Krone und die geistlichen Kurfürsten (1648–1679) (= Externa; 6). Köln u. a. 2015, S. 350 f. 160 Günter Christ spricht in diesem Kontext von einer königlichen Standessolidarität (vgl. Christ, Günter: Der Exzellenz-Titel für die kurfürstlichen Gesandten auf dem Westfälischen Friedenskongreß. In: Parlements, États & Représentation 19 (1999), S. 93). 161 Exemplarisch: 1689. Ohnmaßgebliches und aus Verschiedenen LEGATIONS= ACTIS und HISTORICIS zusammen getragenes und PROJECTIRTES CEREMO-
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es sich in einem Widerstreit und Konkurrenzkampf befand,162 in eine nachteilige Position gebracht. Brandenburg-Preußen versuchte dennoch über Jahrzehnte hinweg, wenn die Gegebenheiten günstig schienen, diese Regulierung aufzuheben. Obschon dies nicht erfolgreich war,163 waren es oftmals die zeremonielle Rezeption und die damit einhergehenden Ansprüche eines republikanischen Gesandten an einem königlichen Hof, die Berlin zu einer Intervention und Formulierung von eigenen Ansprüchen motivierten, wenn nicht gar zwangen und in einigen Fällen zu positiven Ergebnissen führten. Als gegen Ende des Jahres 1682 am schwedischen Hof Unklarheiten bezüglich der Aufholung und Gestaltung der publiquen Audienz des brandenburgisch-preußischen Gesandten Brandt auftraten und das Gerücht in Umlauf kam, dass der niederländische Gesandte ein höherwertiges zeremonielles Traktament einfordere und wohl auch gewährt bekommen würde, reagierte Friedrich Wilhelm unmittelbar. Brandt (1630–1691) teilte dem Stockholmer Hof mit: „Es ist weltkündig [. . .] das Seine Churfürstliche Durchlaucht an allen Höfen undt beÿ allen PUBLIQUEN ASSEMBLEN nicht nur alß ein gebohrener Churfürst des Reichs, Sondern auch als ABSOLUTER undt SOUVERAINER Herzog in Preußen, den RANG über die vereinigte PROVINZEN PRÆTENDIren undt behaupten.“ 164 Die Forderungen des brandenburgischen Kurfürsten seien demnach rechtmäßig. Obwohl knapp zwei Jahre ins Land gingen, war der Berliner Hof schlussendlich erfolgreich, schloss einen Vergleich mit Schweden, der unter anderem den kurfürstlichen Gesandten eine den königlichen Gesandten konforme zeremonielle Rezeption am schwedischen Hofe zusicherte.165 Die anfangs von Brandt vorgebrachte Argumentation, die die gesonderte Stellung, die Souveränität Brandenburg-Preußens hervorhob, ließ bereits vermuten, dass dem Brandenburger in dieser Situation nicht sonderlich viel an einer Zusammenarbeit mit den übrigen Kurfürsten gelegen war. Dies sollte sich bewahrheiten. Zu keiner Zeit während der Verhandlungen brachte der Hohenzoller eine Ausweitung des Vergleiches auf die übrigen Kurfürsten ins Gespräch. Man informierte lediglich den Dresdener Hof, mit dem NIALE. GStA PK, VI. HA, Nl. Zwantzigk, Zacharias Nr. 6. Sowie: Florinus 1719, S. 213. 162 Vgl. Malettke, Klaus: Grundlegung und Infragestellung eines Staatensystems: Frankreich als dynamisches Element in Europa. In: Krüger, Peter/Müller-Luckner, Elisabeth (Hrsg.): Das europäische Staatensystem im Wandel. Strukturelle Bedingungen und bewegende Kräfte seit der Frühen Neuzeit (= Schriften des Historischen Kollegs: Kolloquien; 35). München 1996, S. 40. 163 Exemplarisch: Überlegungen betreffs des Friedenstraktates 1679. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8753, Bl. 10r–12r. Sowie: 1698 Denkschrift Ilgen. GStA PK, I. HA, Rep. 131 K 419 G2. 164 Dezember 1682 Christoph Brandt an den schwedischen Zeremonienmeister. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 9645, Bl. 10r. 165 Vgl. Vergleich mit Schweden wegen des CEREMONIELS. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 9645, Bl. 37r–38v. Die Ratifikation des Rezesses erfolgte durch Karl XI. von Schweden am 12. April 1684, durch Friedrich Wilhelm am 11. Mai 1684.
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man ab den 1680er Jahren verstärkt in einem Austauschprozess bezüglich des Gesandtschaftszeremoniells getreten war, über den mit Schweden geschlossenen Vergleich.166 Soweit schien einerseits die Standessolidarität des Hohenzollern nicht zu reichen, und andererseits war eine Unterstützung durch die Mitkurfürsten in diesem Fall nicht notwendig gewesen. Hier wurde offensichtlich, was Rechtswissenschaftler Friedrich Carl von Moser 1751 prägnant zusammenfasste: „. . . obwohlen zu Zeiten ein Chur=Hof den andern in seinem Begehren secundirte, so sorgte doch eigentlich ein jeder vor sein Interesse allein.“ 167 Tatsächlich ist wahrnehmbar: Bot sich die Gelegenheit zu einer Zusammenarbeit und/ oder wurde diese an Kurbrandenburg herangetragen und war in dessen Sinne, war man gerne dazu bereit.168 Im Herbst 1675 etwa erreichte der kurpfälzische Envoyé am Londoner Hof die Aufholung zur publiquen Audienz mit einer königlichen Kutsche, 1678 gelang dies dem kurbrandenburgischen Envoyé ebenfalls, nachdem sich die beiden kurfürstlichen Gesandten über die zeremonielle Rezeption des venezianischen Residenten beschwert hatten.169 Kaum für Erstaunen dürfte gesorgt haben, dass die Republik Venedig dies nicht auf sich beruhen ließ. 1684 ertrotzte der venezianische Gesandte ebenfalls eine Aufholung zur Audienz mit einer königlichen Kutsche.170 Die obligatorische Ermahnung Friedrich Wilhelms an seinen sich zu dieser Zeit in London befindlichen Gesandten Besser, auf das Genaueste die zeremonielle Rezeption und die Präzedenz vor Venedig zu beachten, erfolgte sofort.171 Dem werde er selbstredend Folge leisten, schrieb Besser an Berlin. Wenngleich dies mit einigen Schwierigkeiten verbunden sein dürfte, unter anderem deshalb, da zurzeit Gerüchte kursieren würden, der kurkölnische wäre dem venezianischen Diplomaten gewichen, hätte diesem die Oberhand eingeräumt.172 Fürwahr,
166 Exemplarisch: 7. Juni 1685 Friedrich Wilhelm an Johann Georg III. SächsHStA Dresden, 10025 Geheimes Konsilium, Loc. 04970/02 Bl. 7r–44v. Sowie: 17./27. Juni 1685 Friedrich Wilhelm an Johann Georg III. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8762. 167 Moser, Friedrich Carl von: Rest der Geschichte der Excellenz=Titulatur. In: Moser, Friedrich Carl von (Hrsg.): Kleine Schriften zur Erläuterung des Staats- und Völckerrechts, wie auch des Hof und Canzley-Ceremoniels. Band 3. Franckfurt am Mayn 1752, S. 16 f. 168 Exemplarisch: 5. März 1654 Friedrich Wilhelm. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 4436. 169 Vgl. 27. September 1675 O. Schwerin aus London. Zitiert nach: Orlich, Leopold von (Hrsg.): Briefe aus England über die Zeit von 1674 bis 1678; in Gesandtschafts=Berichten des Ministers Otto von Schwerin des Jüngern an den Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm. Berlin 1837, S. 34 f. 170 Vgl. 3. Juni 1684 Besser aus London. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 1773, Bl. 78r/v. 171 Vgl. 17. Juni 1684 Friedrich Wilhelm an Besser nach London. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 1773, Bl. 95r/v. 172 Vgl. 4. Juli 1684 Besser aus Windsor. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 1773, Bl. 406r/v.
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Bessers Befürchtungen sollten sich im März 1685 bewahrheiten und zu einer der bekanntesten Auseinandersetzung im Gesandtschaftszeremoniell führen.173 Der Tod der verwitweten Königinmutter im März 1685 erforderte von sämtlichen in London befindlichen Gesandten die Ablegung eines Kondolenzkompliments. Der englische Hof teilte den Gesandten mit, dass sie ab zehn Uhr am Morgen Audienz nehmen könnten und derjenige, der zuerst da sei, zuerst vorgelassen werden würde, unabhängig von dessen Rang. Ein Konflikt war vorprogrammiert und so gerieten denn der Venezianer und der Brandenburger aneinander. In deren Gespräch wurden die herkömmlichen Argumente bezüglich des Ranges zwischen Kurfürsten und Republiken ausgetauscht. Selbstredend führte der Venezianer das Exempel des Kölners an. Bessers Reaktion hierauf kann beispielhaft für zahlreiche dem ähnliche Debatten stehen. Zunächst stellte Besser das von Venedig angeführte Exempel in Frage, um im Anschluss daran dessen Wirksamkeit zu bestreiten. Nur weil der Kölner es versäumt habe, auf seine zeremoniellen Rechte und Vorzüge zu bestehen, könne man dies nicht als Präzedenzfall gegenüber den übrigen kurfürstlichen Gesandten nutzen.174 Dass das Verhalten einzelner Kurfürsten stellvertretend für das gesamte kurfürstliche Kollegium herangezogen wurde, war beileibe kein Einzelfall. Es entsprach den allgemeinen Mechanismen, und selbstredend hatte Besser bereits im Vorfeld Erkundigungen über den Kölner eingeholt. Schlussendlich blieb die Diskussion ergebnisoffen. Beide Protagonisten suchten die Unterstützung der übrigen in England anwesenden Gesandten und jene des Londoner Hofes, der sich recht verhalten äußerte.175 Denn es war das Eine, Reglements für das Zeremoniell, welches man den Gesandten am eigenen Hofe zugestehen wolle, zu formulieren und durchzusetzen, aber eine direkte Einmischung in zeremonielle Auseinandersetzungen und Rangkonflikte musste sorgsam durchdacht werden, um negative Auswirkungen auf die diplomatischen Beziehungen zu vermeiden.176 Je dringender und bedeutsamer es schien, die brandenburgisch-preußischen Ehrenrechte und Vorrangstellung gegenüber den Republiken zu verteidigen, desto 173 In chronologischer Ordnung: Bielefeld 1761, S. 430. Sowie: Henning 1778, S. 69 ff. Sowie: Varnhagen von Ense, Karl August: Johann von Besser. In: Varnhagen von Ense, Karl August: Biographische Denkmale. Vierter Theil. Zweite vermehrte und verbesserte Auflage. Berlin 1848, S. 283. Sowie: Wurm 1854, S. 554. Sowie: Markel 1951, S. 50. Sowie: Gerbore, Pietro: Formen und Stile der Diplomatie (= rowohlts deutsche enzyklopädie; 211/212). Reinbek 1964, S. 90. Jene Beschreibungen weichen zum Teil erheblich von den Archivüberlieferungen ab. 174 Vgl. 13. März 1685 Besser aus London. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8739, Bl. 11r–12v. Sowie: Vgl. Besser Relation an Fuchs. 1685. Zitiert nach: Hahn, Peter-Michael, 2016, S. 219–223. 175 Vgl. 13. März 1685 Besser aus London. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8739, Bl. 11r–12v. Sowie: Vgl. Besser Relation an Fuchs. 1685. Zitiert nach: Hahn, Peter-Michael, 2016, S. 219–223. 176 Exemplarisch: Vgl. 21. November 1682 Christoph Brandt o. O. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8653, Bl. 41v.
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III. Grundlegende Problematiken am Exempel Brandenburg-Preußens
weitreichender gestaltete sich die Suche nach Unterstützern. Beispielhaft können dies die Geschehnisse des Jahres 1671 veranschaulichen. Ausgangspunkt hierfür bildeten die Ereignisse um die dänische Königskrönung. Als am Berliner Hof die Nachricht einlief, dass der Resident der Generalstaaten bei jener den Rang vor dem brandenburgischen Residenten beanspruchen wolle, schrieb Friedrich Wilhelm an den dänischen König. Er bat jenen, er möge nach dem Exempel der anderen Könige nicht zulassen, dass den Kurfürsten Unrecht zugefügt und die seit Jahrhunderten bestehende Präzedenz der Kurfürsten angegriffen werde.177 Allein auf den dänischen König wollte Berlin sich nicht beschränken und verlassen. In einem im Mai 1671 verfassten Konzept hatte der brandenburgischpreußische Oberpräsident Schwerin gar in Erwägung gezogen, die „vornehmsten“ fürstlichen Häuser um Unterstützung der kurfürstlichen Partei bei ihrem Kampf um die Præeminenz, in erster Linie gegen die Niederlande, zu bitten. Die brandenburgischen Geheimen Räte waren von diesem Vorschlag wenig angetan, verwiesen darauf, dass die Fürstenpartei ohnehin stets versuche, den Kurfürsten gleichgeachtet zu werden, man deren Forderungen auf diesem Wege Vorschub leisten würde.178 Der Oberpräsident räumte ein, dergleichen Bedenken ebenso gehabt zu haben, führte aber in seinem Antwortschreiben aus: „. . . daß weil die Partheÿ hiedürch desto stercker und es den Staten schwerer würde werden wan Sie diese nicht allein gegen die Churfürsten, sondern auch gegen die Fürsten zustreiten hetten.“ Da die Fürsten nun ohnehin „. . . sich in allen dingen den Churfürsten PARIFICIren“ 179 würden, hätte man dies auf diesem Wege für sich nutzen können. Zwar wurde die Involvierung der Fürsten in dem Konzept, welches an die Regensburger Gesandtschaft gesendet wurde, nur noch als optional benannt, wie ebenso die Einbindung des Kaisers180 – dennoch ist dessen Inbetrachtziehung bemerkenswert. Dies ist durch die damalige politische Situation erklärbar. Die Gruppe der oppositionellen Reichsfürsten, die eindringlich eine zeremonielle Gleichbehandlung mit den Kurfürsten forderte, hatte zu Beginn der 1670er Jahre an Schlagkraft verloren.181 Annehmbar ist, dass Schwerin dies beim Verfassen seines Konzepts einbezogen und Kosten und Nutzen einer Kooperation abgewogen hatte. Eine gegenseitige Unterstützung von Fürsten und Kurfürsten wäre zu einem späteren Zeitpunkt, als die Fürsten ausgesprochen vehement auf die Gleichbehandlung mit den Kurfürsten pochten, wohl nicht einmal in die theo177 Vgl. 6. Juni 1671 Friedrich Wilhelm an Christian V. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8809. 178 Vgl. 3. Juni 1671 Geheime Räte an O. Schwerin. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8835. 179 4. Juni 1671 O. Schwerin an die Geheimen Räte. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8835. 180 Vgl. 6. Juni 1671 Friedrich Wilhelm an die Gesandtschaft zu Regensburg. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8835. 181 Vgl. Schindling 1987, S. 39 f.
1. Gemeinsames Agieren im Gesandtschaftszeremoniell?!
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retischen Beratungen eingebracht worden. Deutlich tritt zutage, welchen Wert Brandenburg-Preußen dem zu befürchtenden Rangkonflikt mit der niederländischen Republik zumaß. Selbstredend wandte der Hohenzoller sich hinzukommend an die Mitkurfürsten – dies geschah auf zweierlei Wegen. Zum einen erhielten die brandenburgisch-preußischen Abgesandten in Regensburg den Auftrag, diese Problematik mit den weiteren kurfürstlichen Gesandten zu besprechen. Im besten Falle solle am Ende jener Gespräche ein gemeinsames Dekret stehen, in welchem die Kurfürsten ihre Präzedenz vor den Republiken offiziell artikulieren würden.182 Eben dies teilte der brandenburgische Kurfürst zudem den übrigen Kurfürsten direkt mit. Deren Reaktion erfolgte zeitnah. Sie alle sagten ihre Bereitschaft zu dem von Berlin angestoßenen Vorhaben zu willfahren, wollten ihre Gesandten in Regensburg diesbezüglich instruieren.183 Der kölnische Kurfürst Maximilian Heinrich (1621–1688) etwa bekräftigte Friedrich Wilhelms Ansichten, unterstrich die größeren Zusammenhänge und Folgen, man könne die Ansprüche der Niederländer umso weniger akzeptieren, als dass die Generalstaaten dem Venezianer den Vorzug gestatten würden, den die Kurfürsten der italienischen Republik verweigerten.184 Johann Georg II., der sächsische Kurfürst, erinnerte zunächst an die in den 1640er Jahren im Zuge der zeremoniellen Konflikte mit der venezianischen Republik getroffenen Absprachen und formulierte den Wunsch, das Dekret möge über die damaligen Vereinbarungen hinausreichen.185 In Regensburg schritten die kurfürstlichen Gesandten rasch zur Tat – bereits im Juli lag ein Entwurf des Rezesses vor,186 über dessen Formulierung und Wortwahl in den folgenden Monaten debattiert wurde, um Unklarheiten zu vermeiden.187 Im November 1671 wurde der Rezess von allen sieben Kurfürsten unterzeichnet. Sein oberstes Ziel war die gemeinsame Wahrung der kurfürstlichen Präeminenz vor Republiken und Fürsten durch die Kurfürsten und ihre Gesandten. Hierbei wollten die Königswähler zukünftig nicht nur eindrücklicher und konsequenter vorgehen, sondern sich ebenso unterstützen sowie einander assistieren.188 Auffällig an diesem Rezess ist dessen angedachte Reichweite, die keinerlei Unterscheidung zwischen
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Vgl. 6. Juni 1671 Friedrich Wilhelm an die Gesandtschaft zu Regensburg. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8835. 183 Exemplarisch: 28. Juni 1671 Johann Phillip an Friedrich Wilhelm. Sowie: 6. Juli 1671 Carl Casper an Friedrich Wilhelm. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8835. 184 Vgl. 30. Juni 1671 Maximilian Heinrich an Friedrich Wilhelm. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8835. 185 Vgl. 16. Juni 1671 Johann Georg II. an Friedrich Wilhelm. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8835. 186 Vgl. 7./17. Juli 1671 Marenholtz aus Regensburg. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8835. 187 Exemplarisch: 31. August 1671. BayHStA Kasten Schwarz. Nr. 11852. 188 Vgl. 19. November 1671. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8662, Bl. 13r–14v.
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III. Grundlegende Problematiken am Exempel Brandenburg-Preußens
den Fürstentümern und Republiken vornahm. Ein vordergründig spezifisches, dennoch typisches Ereignis war Anlass für die gemeinsame Regulierung der grundlegenden Problematik des kurfürstlichen Standes im Gesandtschaftszeremoniell gewesen. Zwangsläufig schließt sich die Frage an, in welchem Maße in den kommenden Jahren dieser Rezess Anwendung fand. Dabei offenbart sich zunächst eine Differenz zwischen diplomatischer Theorie und Praxis. In den theoretischen Werken, deren Schwerpunkt Zeremoniell und Rangfragen bildeten, wurde der Rezess als wesentlich fundamentaler und als gewichtiger Entschluss, der die Position der Kurfürsten untermauerte, präsentiert,189 als sich dies in der Praxis darstellte. Einen signifikanter Einschnitt oder eine Veränderung des bisherigen Vorgehens des kurfürstlichen Kollegiums brachte er jedoch nicht mit sich. Im Grunde genommen hatte der Rezess die bis dahin weitestgehend informellen Richtlinien zwar offiziell fixiert, bindend oder wegweisend war er nicht. Denn vor190 und nach191 1671 galt, das Verhalten eines einzelnen Kurfürsten und dessen Gesandten konnte Einfluss auf die zeremonielle Rezeption der übrigen Kurfürsten nehmen. Vielmehr ist der Beschluss von 1671 als abermalige Manifestation der Ansprüche der Kurfürsten zu interpretieren, der den immer stärker werdenden zeremoniellen Forderungen der übrigen europäischen Mächte entgegengestellt werden sollte. Eine gegenseitige Unterstützung reichte auch nach dem 1671 geschlossenen Rezess stets nur soweit, wie es den eigenen Interessen entsprach. So war beispielsweise zwingend abzuwägen, gegen wen sich die zeremoniellen Forderungen des 189 Exemplarisch: Hellbach, Johann Christian, 1804, S. 161. Sowie: Moser, Johann Jacob: Teutsches Auswärtiges Staats=Recht [. . .]. Franckfurt und Leipzig 1772, S. 235. Sowie: Wurm 1854, S. 554. Sowie: Schneider, Louis: Berlinische Nachrichten. (1661– 1698) (= Schriften des Vereins für die Geschichte der Stadt Berlin; 14). Berlin 1876, S. 214 f. Sowie: Markel 1951, S. 50. Sowie: Leiher, Nikolaus: Die rechtliche Stellung der auswärtigen Gesandten beim Immerwährenden Reichstag zu Regensburg. Eine rechtshistorische Untersuchung unter Auswertung der Schriften zum Ius Pubicum des Alten Reiches (= Berichte aus der Rechtswissenschaft). Aachen 2003, S. 112. 190 Exemplarisch: 12. Mai 1661 Friedrich Wilhelm an Johann Moritz von Nassau. Zitiert nach: Meinardus 1906, S. 148. 191 Exemplarisch: Die Rangstreitigkeit zwischen dem venezianischen und brandenburgisch-preußischen Gesandten am polnischen Hofe (vgl. 22. März 1688 Churbrandenburg COMMUNICIERT, was zwischen dero am König. Polnischen Hof SUBSITIRenden Abgeordneten, und dem RESIDENTEN der REPUBLIC zu Venedig daselbst, auf der CronVorderistMundschencken Hochzeit des Vorganges halber, sich zugetragen. BayHStA Kasten Schwarz. Nr. 11852. Sowie: 5./15. März 1688 Friedrich III./I. GStA PK, BPH, Rep. 45 E 6, Bl. 1r–2v). Über diesen Vorfall unterrichtete der Berliner Hof nicht nur dem Dresdener Hof (vgl. 7./17. März 1688 Friedrich Wilhelm an Johann Georg III. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8806), sondern wandte sich auch direkt an den Münchener Hof, der vom Venezianer als Exempel für die republikanischen Ansprüche angegeben worden war (vgl. 13. April 1688 Maximilian II. Emanuel an Friedrich Wilhelm. BayHStA Kasten Schwarz. Nr. 11852). Jener Vorfall war über die Regentschaft Friedrich Wilhelms hinaus relevant (vgl. 10./20. Februar 1696 Hoverbeck aus Warschau. GStA PK, I. HA, Rep. 9 Polen Nr. 27 S Fasz. 1, Bl. 18r).
1. Gemeinsames Agieren im Gesandtschaftszeremoniell?!
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um Unterstützung bittenden Kurfürsten richteten, in welchem Verhältnis man zu jener Macht stand.192 Dies spiegeln die im Zuge der Rangerhöhung der Welfen 1692 erfolgten Gespräche zwischen den brandenburgisch-preußischen und kurhannoverschen Gesandten. In Wien erklärte der diplomatische Vertreter Hannovers, zur Republik Venedig habe man ein ausgesprochen gutes Verhältnis, Schwierigkeiten bei den gegenseitigen Visiten habe es nie gegeben. Der Brandenburger unterstrich daraufhin mehrmals, die kurfürstlichen Envoyés würden den Ambassadeuren der Republik Venedig keine Visite geben, da jene die Oberhand verlangen würden, welche sie doch nicht von den königlichen Envoyés begehren würden.193 Für den Hannoveraner war nunmehr die Entscheidung zu fällen, was schwerer wog, die Zugehörigkeit zum kurfürstlichen Stande und dessen Verantwortung jenem gegenüber oder die bisherigen, zumindest in Bezug auf das Zeremoniell, komplikationslosen Beziehungen zu der italienischen Republik. So fest umrissen, wie dies vom brandenburgisch-preußischen Gesandten präsentiert ward, war die Situation keinesfalls. Zum einen verweigerten längst nicht alle königlichen Envoyés den venezianischen Ambassadeuren die Oberhand in deren Quartier – England und Frankreich ließen dies im Gegensatz zu den nordischen Höfen zu.194 Zum anderen zeigte sich der Berliner Hof einer diesbezüglichen Absprache und Regulierung mit Venedig gegenüber nicht völlig abgeneigt. Im Verlauf der Kommunikation zwischen dem brandenburgisch-preußischen Gesandten Nikolaus Bartholomäus von Danckelman und dem venezianischen Gesandten in Wien im Frühling 1696, die ihren Anfang in der Mitteilung Danckelmans genommen hatte, er könne den Venezianer aufgrund des hinlänglich bekannten und offenen zeremoniellen Konfliktes nicht visitieren, kam die Idee eines entsprechenden Vergleiches auf. Dies bot Danckelman Anlass zu weiterführenden Überlegungen. Da Friedrich III./I. das Recht der Ambassadeursendung sein Eigen nenne: „. . . möchte beÿ dieser gelegenheit nicht übel gerathen seÿn, wann daß NEGOTIUM mit dem VENETIANER dahin gerichtet, daß nicht alleine die RECIPROCIrung eingeführete, sondern auch zugleich dabeÿ bedungen würde, wann die REPUBLIC Eüre Churfürstliche Durchlaucht künftig Ihrer CONVENIENTZ nach mit einer AMBASSADE beehren würde, Sie solche denen königlichen gleich TRACTIREN die REPUBLIC hingegen Eüre Churfürstliche Durchlaucht AMBASSADEUR mit gleicher Ehre ansehen würden, auff diese Weÿse [. . .] auch mit der REPUBLIC VENEDIG sich darüber verglichen hätten,
192 Exemplarisch: 21. Februar/2. März 1692 Friedrich III./I. an Schmettau nach Haag. GStA PK, I. HA, Rep. 34 Nr. 6751. 193 Vgl. 17./27. Dezember 1692 N. B. Danckelman aus Wien. GStA PK, I. HA, Rep. 1 Nr. 128, Bl. 581r–582r. 194 Vgl. 5. Oktober 1695 Extrakt Schreiben N. B. Danckelman aus Wien. SächsHStA Dresden, 10008 Zeremonienmeister, Sekt. 01, Nr. 46a, Bl. 148v.
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beÿ Ihrer Maÿestät dem König in Engelandt auch dergleiche erhalten möchten, so würde künftig ein solches Recht allenthalben können behauptet [. . .] werden.“195 Demzufolge könne eine Vereinbarung mit Venedig nicht nur das leidige Problem der Visiten aus dem Wege räumen, sondern den Weg bereiten für die Etablierung der Ambassadeursendung, die den Kurfürsten bisher verwehrt werden würde. Die mutmaßliche Konkurrenzsituation, in der man sich mit den Republiken befand, verhinderte zumindest in der Theorie nicht zwangsläufig eine Zusammenarbeit mit diesen. In der Tat muss betont werden, zumeist störte der Berliner Hof sich nicht an der Gewährung der königlichen Ehrenbezeugungen für die Republiken. Fürwahr räumten beispielsweise sowohl Brandenburg-Preußen196 als auch die Republik der Niederlande197 an ihren jeweiligen Höfen einander eine den königlichen Gesandten konforme Rezeption ein.198 Nach der von Friedrich August von Moshamm vorgenommen Unterteilung von Rangstreitigkeiten: „Ein Souverain kann die Präcedenz oder den Vorrang vor einem andern fordern, oder er begehrt nur die Gleichheit und will dem andern keinen Vorrang einräumen.“,199 sind jene zwischen Kurfürsten und Republiken letzterem zuzuordnen. Kritik und Unwillen bekundete Berlin zumeist erst, wenn den Kurfürsten vorenthalten blieb, was die Republiken bereits errungen hatten und/oder die Republiken den Rang über die Königswähler einnehmen wollten. Schlussendlich ging Friedrich III./I. nicht auf den Vorschlag Danckelmans bezüglich der Ambassadeursendung ein. Prinzipiell sei er einer Absprache betreffs der Visiten gegenüber aufgeschlossen, vornehmlich weil diesbezüglich in nächster Zeit Auseinandersetzungen mit den Generalstaaten zu erwarten seien, doch müsse man auf eine schriftliche Fixierung dieser Tatsachen bestehen.200 195 7. April 1696 N. B. Danckelman aus Wien. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8806. 196 Vgl. Oktober 1680. Reglement. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8666. Sowie: 10. Mai 1688. Reglement. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8669. Wenngleich dies in der Praxis den übrigen Gesandten oftmals erwähnenswert schien (vgl. 8. September 1687 Fridag aus Berlin. AT-OeStA/HHStA RK Diplomatische Akten Berlin Berichte 4b. Berichte aus Berlin 1687. Juli–September, Bl. 112r). 197 Vgl. 9./19. April 1681 Protocollum von Diest aus Haag. GStA PK, I. HA, Rep. 34 Nr. 6721. 198 Dies belegt die These Helmut Gabels, nach welcher weniger der Haag oder die jeweiligen kurfürstlichen Höfe Schauplatz der zeremoniellen Auseinandersetzungen gewesen waren, als vielmehr Orte innerhalb und außerhalb des Reiches (vgl. Gabel, Helmut: „Het Duytse wesen“. Aspekte niederländischer Reichspolitik und politisch-kultureller Perzeption im Jahrhundert nach dem Westfälischen Frieden. In: Gabel, Helmut/ Jarren, Volker (Hrsg.): Kaufleute und Fürsten. Außenpolitik und politisch-kulturelle Perzeption im Spiegel niederländisch-deutscher Beziehung 1648–1748 (= Niederlande Studien; 18). Münster u. a. 1998, S. 396). 199 Moshamm, Friedrich August, 1819, S. 11. 200 Vgl. 7./17. April 1696 Friedrich III./I. an N. B. Danckelman nach Wien. Sowie: 5./15. Mai 1696 Friedrich III./I. an N. B. Danckelman nach Wien. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8806.
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Der Einbezug der Generalstaaten in Friedrichs III./I. Überlegungen ließ anklingen, ebenso wie im kurfürstlichen Kollegium war unter den Republiken eine gegenseitige Beeinflussung im Gesandtschaftszeremoniell vorhanden. Wiewohl jene sich hauptsächlich auf Venedig und die Vereinigten Niederlande erstreckte und sich durch gewisse Abhängigkeitsverhältnisse auszeichnete. Zumeist hebt die Forschungsliteratur die dominierende Stellung der Republik Venedig hervor, die bis zu einem gewissen Zeitpunkt vorbildhaft für die Generalstaaten gewirkt habe.201 Hatten die Niederlande Anfang des 17. Jahrhunderts die Vorrangstellung Venedigs vorbehaltlos akzeptiert, sollte dies ab den 1640er Jahren, bedingt durch innen- und außenpolitische Entwicklungen,202 eine Änderung erfahren, wurde eine Gleichstellung angestrebt.203 Dies führte dazu, dass sich die zeremoniellen Konflikte204 zwischen den beiden Republiken verschärften,205 dies wiederum brachte Konsequenzen für die Kurfürsten mit sich. Die einstmalige Bereitschaft der Generalstaaten, den kurfürstlichen Gesandten zu weichen, ihnen den Vorrang einzuräumen,206 geriet immer mehr ins Wanken, denn schließlich fanden sich die Venezianer hierzu nicht bereit, und die Generalstaaten wollten jenen nicht nachstehen. Gänzlich unerwartet hatte dies den brandenburgischen Kurfürsten, der sehr genau um die Zusammenhänge und Entwicklungen im Gesandtschaftszeremoniell wusste, nicht getroffen. Schon vor 1696 dem Angebot Venedigs, sich bezüglich der Visiten zu einigen, war der Berliner Hof in Habachtstellung gegenüber dem zu erwartenden Umschwung im niederländischen Verhalten getreten.207 Trotz jener Befürchtungen verlief der angedachte Vergleich bezüglich der Visitenregulation mit Venedig im Sande.208 Jener Aspekt des Gesandtschaftszeremo201 Vgl. Mörke, Olaf: „Stadtholder“ oder „Staetholder“? Die Funktion des Hauses Oranien und seines Hofes in der politischen Kultur der Republik der Vereinigten Niederlande im 17. Jahrhundert (= Niederlande-Studien; 11). Münster 1997, S. 314 ff. 202 Weiterführend: Gräf 1996, S. 11–25. Sowie: Gräf, Holger Thomas: Das Personennetzwerk am Oranierhof in der Spannung zwischen europäischer Aristokratie und niederländischem Republikanismus. In: Malettke, Klaus/Grell, Chantal (Hrsg.): Hofgesellschaft und Höflinge an europäischen Fürstenhöfen in der Frühen Neuzeit (15.–18. Jh). [. . .] (= Forschungen zur Geschichte der Neuzeit: Marburger Beiträge; 1). Münster u. a. 2001, S. 273–286. 203 Vgl. Maissen 2006, S. 119 f. 204 Vgl. Niederkorn 2009, S. 82. 205 Vgl. Zschackvviz, Johann Ehrenfried: Einleitung zu denen Rechts=Ansprüchen, Der Hohen Häupter und Staaten von EVROPA [. . .]. Dritter Theil. Franckfurt und Leipzig 1735, S. 390. 206 Vgl. 1689. Ohnmaßgebliches und aus Verschiedenen LEGATIONS=ACTIS und HISTORICIS zusammen getragenes und PROJECTIRTES CEREMONIALE. GStA PK, VI. HA, Nl. Zwantzigk, Zacharias Nr. 6. Sowie: Besser o. O. SächsHStA Dresden, 10008 Zeremonienmeister, Sekt. 01, Nr. 30a. 207 Vgl. 21./31. Oktober 1695 Friedrich III./I. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8777. 208 Exemplarisch: 10./20. Mai 1699 C. F. Bartholdi aus Wien. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8759.
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niells blieb auch über Kronerwerb und Regierungswechsel hinaus relevant und in seiner Ausprägung unverändert,209 obgleich die Hohenzollern ab 1701 nunmehr entsprechend ihres neu erworbenen königlichen Ranges agierten.210 Dies war den in diesem Punkte identischen Ansprüchen von Königen und Kurfürsten geschuldet, denn bei den gegenseitigen Visiten forderten sowohl kurfürstliche als auch zahlreiche königliche Gesandte die Oberhand ein. Der Kronerwerb hatte diese Problematik nicht zu lösen vermocht, wenngleich Ilgen 1704 äußerst positiv formulierte: „. . . ja die Churfürstliche Brandenburgische MINISTRIS musten insgemein das ETAGERin haben, daß Ihnen die REPUBLIQUen VENEDIG und Nieder Land [. . .] nicht allein nicht weichen wolten sondern auch woll gahr in vielen Stücken vorgezogen worden, und ist es gewiß ein sehr großes daß Ihre Königliche Majestät alle solche DIFFICULTÄTEN auf ein mahl überwunden über alle diejenige PUISSANCEN die bishehr in dem RANG mit Ihr gestritten dem Vorgang HAUTEMANT erworben.“ 211 Hier bedarf es einer Differenzierung. Zweifelsohne befreite der königliche Rang die brandenburgisch-preußischen Landesherren von den leidigen Auseinandersetzungen um eine den Republiken gleiche zeremonielle Rezeption an auswärtigen Höfen sowie der Befürchtung, den Republiken dort nachgeordnet zu werden.212 Die Rangerhöhung hatte beileibe kein völliges Ausbleiben von zeremoniellen Konflikten zur Folge,213 sondern vielmehr deren Verlagerung. In den Fokus traten vermehrt die direkten Auseinandersetzungen zwischen den Republiken, insbesondere Venedig, und Brandenburg-Preußen.214 Weitere Protagonisten wurden in jenen kaum mehr um ihre Fürsprache gebeten oder in diese einbezogen – dies schloss im besonderen Maße die übrigen Kurfürsten mit ein. Ein dies betreffendes gemeinsames Agieren ist nach 1701 nur vereinzelt nachweisbar. Gleichzeitig brachte die preußische Königskrone den-
209 Exemplarisch: 29. Mai 1715 Friedrich Wilhelm I. an Loelhoeffel nach Warschau. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8806. 210 Vgl. 2. September 1713 Friedrich Wilhelm I. an Bonet nach London. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8749. 211 1704 Aufsatz von Ihr. Exc. Des H. Ilgen welcher gestalt die König. DIGNITÄT ohngeachtet aller gefundenen Schwürigkeiten Dennoch durch S. K. M. Kluger CONDUITE und standhaftigkeit zum zustande gebracht worden. GStA PK, I. HA, Rep. 132 Vol. XX b, Bl. 25r/v. 212 Es wäre zu untersuchen, inwiefern der beginnende Abstieg der Republik Venedig Einfluss auf das Gesandtschaftszeremoniell nahm (weiterführend: Zannini, Andrea: Economic and social aspects of the crisis of Venetian diplomacy in the seventeenth and eighteenth centuries. In: Frigo, Daniela (Hrsg.): Politics and diplomacy in early modern Italy. The structure of diplomatic practice, 1450–1800. Cambridge 2000, S. 109–146). 213 Exemplarisch: Die über Jahre ungeklärte Titulaturfrage mit der Republik Venedig (vgl. 29. April 1713 Friedrich Wilhelm I. an Willers nach Venedig. GStA PK, I. HA, Rep. 9 Allgemeine Verwaltung Nr. Z lit. W Fasz. 1, Bl. 17v–21v [sic!]. Sowie: GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 11268). 214 Exemplarisch: 2. Februar 1717 Friedrich Wilhelm I. an F. W. Schwerin nach Wien. GStA PK, I. HA, Rep. 1 Nr. 261, Bl. 24r/v.
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noch erfreuliche Resultate für die kurfürstliche Partei mit sich. In Auseinandersetzungen um den Vorrang mit den Republiken verwies man nun gern auf Brandenburg-Preußen, welches obgleich es die königliche Dignität sein Eigen nennen würde, stolz auf die Kurfürstenwürde sei, dies wiederum sei als ein eindeutiger Beleg für deren Bedeutung anzusehen.215 Die zeremoniellen Forderungen der Republiken waren das Eine, zugleich aber mussten die Kurfürsten sich gegen die Fürsten behaupten, die eine zeremonielle Parifikation mit ihnen anstrebten. bb) Brandenburg-Preußen und die Fürsten Die Differenzierung zwischen inner- und außerreichischen Fürsten spielte nicht nur in den Wahlkapitulation,216 sondern ebenso im 1671 gemeinsam gefassten Beschluss der Kurfürsten, sich wechselseitig inner- und außerhalb des Reiches zu unterstützen und die ihrem Stande eigenen zeremoniellen Vorrechte zu verteidigen,217 eine Rolle. In den im Vorfeld getroffenen Beratungen bezüglich jenes Beschlusses war ausdrücklich Wert auf die Formulierung „fremden Fürsten“ gelegt worden,218 denn jene Begrifflichkeit umschloss sowohl die Ansprüche der „deutschen“ als auch der „auswärtigen“ Fürsten. In der Tat bedarf es hierbei einer gesonderten Betrachtung, da das Verhalten der Kurfürsten sich hinsichtlich jener zwei Gruppen signifikant unterschied. (1) Die „auswärtigen“ Fürsten Die Gruppe der, aus der Sicht der Kurfürsten, auswärtigen Fürsten kann untergliedert werden. Sie setzte sich aus den italienischen Fürstentümern und aus den ihnen an Macht und Einfluss überlegenen Herzogtümern Lothringen und Savoyen zusammen. Das Herzogtum Savoyen219 stach heraus. Mit jenem Fürstentum war der Berliner Hof in die umfangreichsten zeremoniellen Konflikte verwickelt, und in jenen 215
Vgl. Stieve 1723, S. 159. Vgl. Häberlin, Karl Friedrich: Handbuch des Teutschen Staatsrechts nach dem System des Herrn Geheimen Justizrath Pütter. Zum gemeinnützigen Gebrauch der gebildetern Stände in Teutschland, mit Rücksicht auf die neuesten merkwürdigsten Ereignisse. Erster Band. Frankfurt und Leipzig 1794, S. 291. 217 Vgl. 19. November 1671. Rezess. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8662, Bl. 13r–14v. 218 Vgl. 31. August 1671. BayHStA Kasten Schwarz. Nr. 11852. 219 Weiterführend: Osborne, Toby: Dynasty and diplomacy in the Court of Savoy. Political culture and the Thirty Years’ War (= Cambridge studies in Italien history and culture). Cambridge 2002. Sowie: Oresko, Robert: The Duchy of Savoy and the Kingdom of Sardinia. The sabaudian court. 1563–1750. In: Adamson, John (Hrsg.): The princely courts of Europe. Ritual, Politics and Culture under the Ancien Régime 1500– 216
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III. Grundlegende Problematiken am Exempel Brandenburg-Preußens
offenbaren sich beispielhaft die Zusammenhänge von wachsender politischer Bedeutung und Gesandtschaftszeremoniell sowie die vielfältigen Verflechtungen der Staaten untereinander. Noch in den 1650er Jahren hatten die savoyischen Gesandten sich unter anderem am Wiener Hof vergeblich um eine den königlichen Gesandten konforme zeremonielle Rezeption bemüht,220 und der Herzog von Savoyen, Karl Emanuel II. (1634–1675), schloss 1664/65 zuerst mit Brandenburg und der Kurpfalz und anschließend offiziell auf dem Reichstag in Regensburg mit den übrigen Königswählern bereitwillig einen Traktat, der in den darauffolgenden Jahrzehnten ein gewichtiges Argument in den zeremoniellen Diskussionen werden sollte.221 In jenem sicherten die Kurfürsten dem Herzog von Savoyen zu, ihm künftig den Titel „Königliche Hoheit“ bzw. „Celsituod regis, Altezza reale“ geben zu wollen. Im Gegenzug versprach Karl Emanuel II., er werde weder von dem kurfürstlichen Kollegium noch von einem einzelnen der Kurfürsten die Präzedenz beanspruchen und an seinem Hofe den kurfürstlichen Diplomaten ein königliches Gesandtschaftszeremoniell einräumen.222 Dies führte keinesfalls dazu, dass Karl Emanuel II. seine Bemühungen um eine Aufwertung des ihm und seinen Abgesandten gewährten Zeremoniells verringerte und auch sein Nachfolger Viktor Amadeus II. (1666–1732) erwies sich diesbezüglich als äußerst hartnäckig und erfolgreich. Kurz nach seinem Regierungsantritt gelang ihm die Sendung eines Ambassadeurs an den englischen Hof, der den dortigen übrigen königlichen Gesandten gleich traktiert wurde.223 Im Sommer 1690 verdichteten sich die Anzeichen, dass der Wiener Hof dem Savoyer ebenfalls zeremonielle Zugeständnisse gestatten wolle. Nicht zufällig dürfte daher die gemeinsame Anfrage Sachsens und Brandenburgs an den Wiener Hof, wie das dortige Gesandtschaftszeremoniell aktuell gestaltet sei, gewesen sein.224 Die Annahme lag nahe, und es wurde von Friedrich III./I. formuliert: „. . . solten
1750. London 2000, S. 231–253. Sowie: Storrs, Christopher: Savoyard diplomacy in the eighteenth century (1684–1798). In: Frigo, Daniela (Hrsg.): Politics and diplomacy in early modern Italy. The structure of diplomatic practice, 1450–1800. Cambridge 2000, S. 210–253. 220 Vgl. 16. April 1651 Neumann aus Wien. GStA PK, I. HA, Rep. 1 Nr. 31, Bl. 79r. 221 Exemplarisch: 1691. Die PRÆCEDENTZ der Churfürsten zu Brandenburg vor den Hertzogen von Savoyen. SächsHStA Dresden, 10008 Zeremonienmeister, Sekt. 01, Nr. 43, S. 63–73. 222 Vgl. 19./29. April 1665. Tractat zwischen dem Herzog Carl Emanuel von Savoyen und dem Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg wegen der Titulatur und Praecedenz. Zitiert nach: Moerner, Theodor von (Bearb.): Kurbrandenburgs Staatsverträge von 1601 bis 1700. Nach den Originalen des Königl. Geh. Staats-Archivs. Berlin 1867, S. 266. 223 Vgl. 4. Juli 1684 Besser aus Windsor. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 1773, Bl. 115r. 224 Vgl. EXTRACT auß dem Kaÿ. HoffPROTOCOLL de ao. 1690. AT-OeStA/HHStA OMeA ÄZA 16-6 A, Bl. 1r–2r.
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Seine Keyserliche Maÿestät den Hertzog von SAVOYEN, umb Ihn zu gewinnen, und zur guten parthey zu ziehen, ein höheres TRACTAMENT in CEREMONIALIBY zugestanden [. . .] haben.“ 225 Die Aussage des brandenburgisch-preußischen Potentaten ist nicht nur ein Beleg für die These, dass das Gesandtschaftszeremoniell als Instrument in politischen Verhandlungen verwendet werden konnte, sondern sie sollte sich als eine in jedweder Hinsicht treffende Analyse erweisen. Um den Savoyer im Pfälzischen Erbfolgekrieg auf seiner Seite zu wissen, versprach der Kaiser dem Herzog 1690 seine Assistenz bei der Durchsetzung zeremonieller Forderungen.226 Brandenburg-Preußen war in höchste Alarmbereitschaft versetzt. Friedrich III./I. instruierte seine an auswärtigen Höfen weilenden diplomatischen Vertreter, sie sollten in nächster Zeit überaus sorgsam auf die ihnen zustehende Präzedenz gegenüber den savoyischen Diplomaten achtgeben und diese mit all ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln verteidigen.227 Auch in Regensburg solle dies aufs Tapet gebracht, besprochen und eine gemeinsame Strategie der Kurfürsten erarbeitet werden, teilte der brandenburgisch-preußische Landesherr seinem dortigen Gesandten mit.228 Daneben schien es angeraten zu sein, den direkten Dialog mit dem Kaiserhofe zu suchen,229 diesem seine etwa durch die Wahlkapitulation getätigten Zusagen und Verpflichtungen gegenüber dem Kurkolleg in Erinnerung zu rufen. Anfänglich vermittelte der Wiener Hof den Eindruck, den Argumenten Berlins gegenüber aufgeschlossen zu sein und dessen Wünschen entgegenkommen zu wollen. Zu Beginn des Julis 1690 suchte der österreichische Reichsvizekanzler den brandenburgisch-preußischen Gesandten zu beschwichtigen. Dass Savoyen den Pas vor den Kurfürsten erringen wolle, habe er niemals vernommen, dementsprechend seien keine negativen Konsequenzen für die Kurfürsten zu erwarten, wenn von Seiten Wiens dem Herzog das Prädikat „königliche Hoheit“ beigelegt werde.230 Friedrich III./I. wollte dem gern Glauben schenken, wünschte aber
225 2. Juni 1690 Friedrich III./I. an N. B. Danckelman nach Wien. GStA PK, I. HA, Rep. 1 Nr. 113, Bl. 116r. 226 Vgl. 1691. Die PRÆCEDENTZ der Churfürsten zu Brandenburg vor den Hertzogen von Savoyen. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8798. 227 Vgl. 15. Mai 1691 Friedrich III./I. an Falaiseau nach Kopenhagen. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 1380, Bl. 48r/v. Fürwahr waren, aufgrund der sich veränderten zeremoniellen Gegebenheiten, einige Gesandte betreffs der Visiten mit dem savoyischen Gesandten unsicher (vgl. 5. November 1691 N. B. Danckelman aus Wien. GStA PK, I. HA, Rep. 1 Nr. 122, Bl. 349r–350r). 228 Vgl. 15./25. Mai 1691 Friedrich III./I. an Metternich nach Regensburg. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8798. 229 Vgl. 10./20. Juni 1691 Friedrich III./I. an Falaiseau nach Kopenhagen. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 1380, Bl. 113v. 230 Vgl. 1. Juli 1691 N. B. Danckelman aus Wien. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8798.
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III. Grundlegende Problematiken am Exempel Brandenburg-Preußens
eine schriftliche Fixierung des Gesagten und blieb zu Recht skeptisch, denn kurz vor diesem Gespräch hatte Bercka, der österreichische Gesandte im Haag, dem dort ebenfalls anwesenden savoyischen Gesandten, als Letztankommenden, die erste Visite eingeräumt. Dies war eine Ehrenbezeugung, zu der sich der Kaiser bei den Kurfürsten bis zu diesem Zeitpunkt nicht bereitgefunden hatte. Zwar bat Bercka die Kurfürsten um Entschuldigung, es sei nie seine Absicht gewesen die kurfürstlichen Ehrenrechte in Frage zu stellen,231 eine schriftliche Deklaration, die dies öffentlich bestätige, könne er leider nicht verfassen,232 denn letztlich habe er nur gemäß seiner Instruktion gehandelt.233 Das Ereignis ward in Berlin nicht vergessen. Als der österreichische Hof sich Ende des Jahres 1691 beschwerte, der sächsische Gesandte habe am Berliner Hofe dem kaiserlichen Gesandten die diesem zustehende erste Visite verweigert, gab der brandenburgisch-preußische Diplomat Danckelman in Wien zu verstehen: „. . . es würden künftig alle Churfürstliche demselben umb soviel mehr nachfolgen, alß man bißhero die IRREGULIERE CONDUITE der Keÿserlichen Abgesandten, IN SPECIE aber die letztere des grafen von BERCKA REMARQUIret, undt daß er nicht allein die erste VISITE denen letztangekommen Churfürstlichen zu geben verweigert, sondern auch dieselbe denen SAVOŸschen MINISTRI gegeben hätte, Er [Reichsvizekanzler – E. R.] andtwordtete, daß diese ein ERROR währe, welcher bilich nicht hätte geschehen sollen, ich sagete aber daß die Churfürstliche letzankommende dergleichen fehler auch würden begehen müßen, so lange diese Sache nicht REDRESSIret würde.“ 234 Das von Danckelman angedrohte Szenario, welches sich aus einer kollektiven Zusammenarbeit der Kurfürsten hätte ergeben können, wäre, wenn es zur Anwendung gelangt wäre, sicherlich ein empfindlicher Angriff auf die kaiserliche Machtstellung gewesen. In diesem Falle wäre eine Kooperation, dies hatte Danckelman erkannt und situativ für Brandenburg-Preußen und ebenso für das gesamte kurfürstliche Kollegium zu nutzen gewusst, eine sinnige Option gewesen. In anderen Situationen waren den Kurfürsten schlichtweg die Hände gebunden. Als zu Beginn des Jahres 1692 eintrat, was seit geraumer Zeit befürchtet worden war und die publique Audienz des savoyischen Ambassadeurs am Wiener
231 Dies war eines der am häufigsten verwandten Argumente im Zuge einer Entschuldigung (vgl. Moos, Peter von: Einleitung. Fehltritt, Fauxpas und andere Transgressionen im Mittelalter. In: Moos, Peter von (Hrsg.): Der Fehltritt. Vergehen und Versehen in der Vormoderne (= Norm und Struktur. Studien zum sozialen Wandel in Mittelalter und Früher Neuzeit; 15). Köln u. a. 2001, S. 71). 232 Vgl. 11. November 1691 N. B. Danckelman aus Wien. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8798. 233 Vgl. 30. August/10. September 1691 Friedrich III./I. an N. B. Danckelman nach Wien. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8798. 234 20. Dezember 1691 N. B. Danckelman aus Wien. GStA PK, I. HA, Rep. 1 Nr. 122, Bl. 457v–458v.
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Hof wie jene der königlichen Ambassadeure ablief,235 mussten die Kurfürsten dies akzeptieren. Wenngleich sie darin eine weitere Schwächung ihrer Position sahen und die Frage in den Raum stellten, inwiefern dem Herzogtum Savoyen die königlichen Ehrenrechte und der Vorrang über die Kurfürsten zustände. So sei der Bezug auf den mutmaßlichen Besitz des Königtums Zypern wenig überzeugend.236 Eine Meinung, die die Kurfürsten mit der Republik Venedig einte, begründete doch die Republik ebenfalls mit jenem Argument, die Rechtmäßigkeit der ihnen gebührenden Honores Regiis, die man unter anderem aus diesem Grunde wiederum dem Herzogtum nicht zugestehen und diesem nicht die Oberhand einräumen wollte.237 Dieser Konflikt zwischen Venedig und Savoyen spielte für die Kurfürsten zudem insofern eine Rolle, als dass der Kaiser entschied, dem savoyischen Botschafter den Rang hinter dem venezianischen zuzuweisen. Weil den Kurfürsten theoretisch gemäß der Wahlkapitulation der Vorrang über die Republiken gebühre, wäre dies ebenfalls ein Beleg für die Position der Kurfürsten.238 Gleichwohl weitaus mehr Gewicht maßen diese dem Aspekt zu, dass Savoyen lehnsabhänig, ein Reichsfürst, sei,239 demnach per se den Kurfürsten, die innerhalb des Heiligen Römischen Reiches eine Vorrangstellung einnehmen würden, nachgeordnet wäre.240 Interessant ist der in diesen Kontext einzuordnende vom österreichischen Reichsvizekanzler vorgebrachte Lösungsvorschlag, der einen der neuralgischen Punkte im zeremoniellen Verhältnis zwischen Wien und Berlin aufgriff: Die Variation bzw. Abhängigkeit des zeremoniellen Traktaments zwischen diesen beiden Mächten inner- und außerhalb des Reiches, die sowohl der Hohenzoller als auch der Habsburger stets in ihrem Sinne interpretierten. In diesem Fall könne man sich, so der Reichsvizekanzler, darauf verständigen: „. . . daß man IM IMPERIO denen Churfürsten die PRÆCEDENTZ verstatten außerhalb 235 Vgl. 3. Januar 1692 N. B. Danckelman aus Wien. GStA PK, I. HA, Rep. 1 Nr. 125, Bl. 3v. 236 Vgl. 1691. Die PRÆCEDENTZ der Churfürsten zu Brandenburg vor den Hertzogen von Savoyen. SächsHStA Dresden, 10008 Zeremonienmeister, Sekt. 01, Nr. 43, S. 67 f. 237 Vgl. 3. April 1692 N. B. Danckelman aus Wien. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8691, Bl. 44v. 238 Vgl. 30. Dezember 1691 N. B. Danckelman aus Wien. GStA PK, I. HA, Rep. 1 Nr. 122, Bl. 496r/v. Sowie: 21. Januar 1694 Friedrich III./I. an Johann Wilhelm und Maximilian II. Emanuel. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8798. 239 Savoyens Besitzungen außerhalb des Reichsgebietes würden nicht ins Gewicht fallen und seien in keinster Weise mit dem Herzogtum Preußen zu vergleichen (vgl. 1691. Die PRÆCEDENTZ der Churfürsten zu Brandenburg vor den Hertzogen von Savoyen. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8798). 240 Vgl. 1691. Die PRÆCEDENTZ der Churfürsten zu Brandenburg vor den Hertzogen von Savoyen. SächsHStA Dresden, 10008 Zeremonienmeister, Sekt. 01, Nr. 43, S. 63–67. Sowie: Vgl. Hermßdorff, Martin: Philosophia Elegantiarum & Ceremoniarum Aulicarum [. . .]. Franckfurt am Mayn 1689, S. 76 f.
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III. Grundlegende Problematiken am Exempel Brandenburg-Preußens
Reichß aber dieselben denen REPUBLIQUEN undt Hertzogen von SAVOYEN lieber gönnen wölte.“ 241 Für die Kurfürsten war dies ein nicht annehmbares Arrangement,242 dennoch wurde diese Aufteilung von den Zeremonialltheoretikern in ihren Schriften übernommen.243 Erschwerend kamen zudem die weiteren direkten Vorstöße des savoyischen Herzoges Viktor Amadeus II. gegen das kurfürstliche Kollegium hinzu, der sich durch die in den vergangenen Jahren errungenen zeremoniellen Vorrechte bestärkt sah. Seinem, einst vom Vater gegebenen und ursprünglich über den Regierungswechsel hinaus gelten sollenden, Traktat,244 fühlte er sich offensichtlich nicht verpflichtet. Zu Beginn des Jahres 1694 gipfelte dies in den Forderungen des savoyischen Ambassadeurs in Madrid bei Visite und Gegenvisite des bayerischen und kurpfälzischen Envoyés, die Oberhand über jene einnehmen zu wollen. Der bayerische Kurfürst wandte sich an Friedrich III./I., der nicht nur diesem und ebenso der Kurpfalz umgehend ein klar positioniertes Antwortschreiben zusandte, sondern fernerhin seine Diplomaten in den Niederlanden, England, Österreich und Regensburg informierte und eine genaue Beobachtung der dortigen Reaktionen befahl,245 schließlich war dies eine Zeremoniellstreitigkeit, die das gesamte kurfürstliche Kollegium betraf. Mit eben jener Feststellung begann der Hohenzoller seine Korrespondenz an den Wittelsbacher und richtete sämtliche folgenden Vorschläge danach aus. Bis zu einem gewissen Grade könne dem savoyischen Ambassadeur willfahren werden, aber die eingeforderte Oberhand in dessen Quartier könne und solle man aus mehreren Gründen nicht geben,246 denn weil dies eine Unklarheit im Gesandtschaftszeremoniells sei, würden einige Könige dies verweigern.247 Wie überhaupt es als anmaßend empfunden werden könne und müsse, dass der Herzog den Königswählern gegenüber darauf bestehe, während Exempel vorlägen, die offenbaren würden, dass längst noch nicht alle
241 24. Februar 1692 N. B. Danckelman aus Wien. GStA PK, I. HA, Rep. 1 Nr. 125, Bl. 164r. 242 Exemplarisch: 3./13. Januar 1696 Metternich. Unmaßgebliche Gedanken das CEREMONIAL betreffendt. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8825. 243 „Die ENVOYÉS derer Italiänischen Fürsten machen am Französischen wie auch allen andern Höfen, ausgenommen in Teutschland, denen Churfürstlichen ENVOYÉS den Rang oder Oberstelle streitig.“ Callières 1716, S. 137. 244 Vgl. 19./29. April 1665. Tractat zwischen dem Herzog Carl Emanuel von Savoyen und dem Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg wegen der Titulatur und Praecedenz. Zitiert nach: Moerner 1867, S. 266. 245 Vgl. 12./22. Mai 1694 an Schmettau nach Haag/Daniel Ludolf von Danckelman nach England/N. B. Danckelman nach Wien/Regensburgische Gesandtschaft. GStA PK, I. HA, Rep. 34 Nr. 6764. 246 Vgl. 6. Februar 1694 Friedrich III./I. an Maximilian II. Emanuel. BayHStA Kasten Schwarz. Nr. 11862. 247 Vgl. 23. Juni/3. Juli 1694 Friedrich III./I. an die Gesandtschaft zu Regensburg. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8798.
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europäischen Potentaten ihm dies eingeräumt hätten.248 Wiewohl nicht von der Hand zu weisen sei, die politischen Konjunkturen, der Wunsch Savoyen als Bündnispartner zu gewinnen,249 hätten schlechterdings zu einem immensen Zuwachs der diesem bewilligten zeremoniellen Ehrenbezeugungen geführt. Hiervon könne man zumindest insoweit profitieren, als dass der Versuch unternommen werden könne, jene Höfe, die sich dem Herzog gegenüber besonders großzügig gezeigt hätten, für die kurfürstlichen Forderungen zu gewinnen. Nur müsse diesfalls beachtet werden, ein Scheitern könne die Position des savoyischen Fürsten stärken.250 Dies dürfte einer der Gründe für die Ablehnung des von dem in Wien befindlichen Gesandten Danckelman entworfenen Szenarios gewesen sein. Jenes sah eine Sendung von kurfürstlichen Ambassadeuren an die entscheidenden europäischen Höfe vor, um in diesem gewichtigen Punkte nicht mehr hinter dem Herzog zurückstehen zu müssen. Aufschlussreich scheint zudem die von Danckelman angedachte Zuteilung: „. . . daß nemlich Churbaÿern am Keÿserlichen Hofe ChurSachsen am dänischen Eure Churfürstliche Durchlaucht am Englischen, ChurPfalz am Spanischen Churbraunschweig aber am Schwedischen Hofe solche NEGOTŸREN ließen, damit daselbst oder an einigen andern ohrten MINISTRI PRIMI ORDINIS von denen Churfürsten auf undt angenommen würden, undt die gesambte Churfürsten solche RECEPTION oder aber einer vor alle mit Nachdruck undt VIGOR zu befordern Ihren angelegen seÿn ließen.“ 251 Entsprechend verwandtschaftlicher und/oder guter diplomatischer Beziehungen sollten die Sendungen der Kurfürsten erfolgen, die sicherlich eine große Reichweite versprochen hätten. Im Nachsatz Danckelmans schlug sich nieder, von der Realisierbarkeit dieses Vorhabens schien der Diplomat wohl selbst nicht überzeugt, und er zog ein Einzelengagement als ebenso erfolgsverheißend in Betracht. Bezeichnenderweise waren die geistlichen Kurfürsten in seine Überlegungen nicht einbezogen worden. Eine wahrscheinliche Erklärung für dies
248 Vgl. 10./20. Mai 1694 Friedrich III./I. an Maximilian II. Emanuel. BayHStA Kasten Schwarz. Nr. 11862. Sowie: 8./18. Mai Friedrich III./I. an Johann Wilhelm. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8798. 249 Hatte Friedrich III./I. sich an dieser Stelle über die freimütige Vergabe von zeremoniellen Zugeständnissen mokiert, verfuhr er selbst im März 1705 nach jenem Muster. Zu diesem Zeitpunkt konnte er sich dies, nach Erwerb der Königskrone und der damit einhergehenden zeremoniellen Aufwertung, erlauben. „. . . die Savoyischen AMBASSADEURS in POSSENSION sind den Königlichen in allem gleich tractiret zu werden, theils auch diesem neuen und der gemeinen Sache so nützlichen Bundes= genossen, dem Hertzoge von SAVOYEN, in der Persohn seines MINISTERS, und welcher gekommen war den MARCH unserer TRUPPEN nach ITALIEN zu befördern, keinen Verdruß zu machen.“ 8. März 1705 Besser „Ceremonial-Acta“ zitiert nach: Hahn/Kiesant 2009, S. 213. 250 Vgl. 6. Februar 1694 Friedrich III./I. an Maximilian II. Emanuel. BayHStA Kasten Schwarz. Nr. 11862. 251 2. Juni 1694 N. B. Danckelman aus Wien. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8798.
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III. Grundlegende Problematiken am Exempel Brandenburg-Preußens
dürften schlichtweg die mit der Ambassadeursendung einhergehenden hohen Kosten gewesen sein,252 die mit den begrenzten Ressourcen der geistlichen Kurfürsten nur schwerlich zu bewältigen gewesen wären.253 Schlussendlich liefen die Bemühungen 1694 ins Leere, die Problematik blieb bestehen. Sowohl Savoyen254 als auch die Kurfürsten fochten weiterhin um ihre Ansprüche,255 sodass etwa im Sommer 1699 der brandenburgisch-preußische Gesandte Bartholdi in Wien von Friedrich III./I. angewiesen wurde, den savoyischen Ambassadeur nur dann zu visitieren, wenn im Vorfeld eine schriftliche Einigung erfolgt wäre, in welche er gerne den ebenfalls in Wien anwesenden bayerischen Residenten einbinden könne.256 Fatalerweise spitzten sich die Umstände für die Kurfürsten zu, als nunmehr, mit bedingt durch die sichtbaren Erfolge des Herzogs von Savoyen, weitere der italienischen Fürsten und ebenso die mindermächtigen Republiken,257 offensiver nach den königlichen Ehrenrechten strebten. Es waren die mächtigeren italienischen Fürstentümer,258 wie Modena,259 die mit der ihnen zugeteilten Rangposition und dem zeremoniellen Traktament unzufrieden waren. Erneut dürfte er252
Vgl. Rohr 1733, S. 378. Vgl. Pütter 1798, S. 191 f. Demnach solle die Sendung eines Ambassadeurs nur dann erfolgen, wenn die notwendigen Mittel vorhanden waren, Ansprüche durchgesetzt werden konnten (vgl. 2./ 12. April 1685 O. Schwerin aus Wien. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8681). 254 Exemplarisch: Der Herzog von Savoyen erklärte, er sei bereit die Kurwürde Hannovers anzuerkennen: „. . . wann Sie den PAS vor Ihnen damit CONDITIONIren könten.“ 4. Juli 1696 N. B. Danckelman aus Wien. GStA PK, I. HA, Rep. 1 Nr. 143, Bl. 329v–330r. 255 Speziell Brandenburg-Preußen trat stets, wenn sich die Gelegenheit bot, erneut an den Kaiser heran. Exemplarisch hierfür kann der Vorschlag, der im Zuge der Diskussionen um die Admission von Böhmen vom Gesandten Diest aufgebracht wurde, stehen. Die Vorrangstellung der Kurfürsten gegenüber Savoyen sollte als Voraussetzung für diese benannt werden (vgl. 12./22. Dezember 1695 von Diest aus Brüssel. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8687, Bl. 54r–55r). 256 Vgl. 10./20. Juni 1699 Friedrich III./I. an C. F. Bartholdi nach Wien. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8687. 257 Nachdem Florenz von den Erfolgen Savoyens 1690 erfuhr, schritt das Großherzogtum umgehend zur Tat, versuchte Gleiches vom Kaiser zu erlangen (vgl. 10./ 20. Mai 1699 Friedrich III./I. an N. B. Danckelman nach Wien. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8800). 258 Bezüglich der „kleineren italienischen Fürsten“ stellt Zwantzigk fest: „Die kleinere Italiänische Fürsten zu MIRANDULA; MONACO, BOZOLO, MASSERANO, MALESPINA, NOVEKARA, CORREGIO, SPIOLA GVASTALDA, SABIONETA und anderer, so alle des teutschen Römischen Reichs LehnLeute, doch aber gleich denen grösern Italiänischen PRINCen in Ihro PROVINCIen alle Landesfürstlichen Hoheit und REGALIA besizen werden billig denen schlechten Teutschen Geist= und Weltlichen Fürsten PARIFICIret [. . .] Man gestehet Ihnen doch kein SUMMUM JUS LEGATIONIS zu, wird auch keinen AMBASSADEUren von Ihnen annehmen . . .“ 1689. Ohnmaßgebliches und aus Verschiedenen LEGATIONS=ACTIS und HISTORICIS zusammen getragenes und PROJECTIRTES CEREMONIALE. GStA PK, VI. HA, Nl. Zwantzigk, Zacharias Nr. 6. 253
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sichtlich werden, mochten die Theoretiker zwar Ranggruppen bilden,260 innerhalb dieser Ranggruppen waren signifikante Hierarchien und Unterschiede vorhanden, die zu einer differenzierten Ausprägung der jeweiligen zeremoniellen Interessenlage führten, aber ebenso Verbindungen schufen. Im Februar 1700 berichtete der brandenburgisch-preußische Gesandte Christian Friedrich Bartholdi aus Wien, der Herzog von Modena intensiviere seine Bemühung, nach dem savoyischen Vorbild, die königlichen Ehrenbezeugungen am kaiserlichen Hofe zu erringen und prognostizierte, dass ein Erfolg nicht ausgeschlossen sei. Unbedingt empfehlenswert sei daher, schlussfolgert Bartholdi, dass das Kurkolleg dies nicht schweigend hinnehme, da dies andere Fürsten motivieren könne, die kurfürstliche Machtstellung zu untergraben. Man müsse zahlreiche gemeinsame Exempel statuieren, verhindern, dass die Fürsten auf Präzedenzfälle zurückgreifen könnten. Möglicherweise böte sich ergänzend ein Schreiben an den Kaiser an, den man an seine Verpflichtungen gegenüber den Kurfürsten erinnern könne.261 Friedrich III./I. griff den Vorschlag seines diplomatischen Vertreters auf und instruierte seine Gesandtschaft zu Regensburg, sie möge dies im kurfürstlichen Kollegium zur Sprache bringen, um ein gemeinsames Vorgehen anzuregen.262 Gleichzeitig war man sich am Berliner Hofe sehr wohl bewusst, dass die Aktivitäten der italienischen Fürsten in den kommenden Jahren keinesfalls eingestellt werden würden263 und ein angestrebtes gemeinsames Agieren der Kurfürsten oftmals nicht über die bloße gegenseitige Zusicherung, dass man die kurfürstliche Präeminenz sichern müsse, hinausreichte.264 Letzten Endes hatte dies einen nicht unbeträchtlichen Teil zum Entschluss Friedrichs III./I., die Königskrone erhalten zu wollen, beigetragen. Fürwahr entspannte sich nach dem Kronerwerb die Lage. Vormals heikle Entscheidungen, etwa die von den Gesandten zu absolvierenden Visiten, verloren an Brisanz.265 In einigen Fällen baten die auswärtigen Fürsten gar den preußischen 259 Weiterführend: Frigo, Daniela: „Small states“ and diplomacy: Mantua and Modena. In: Frigo, Daniela (Hrsg.): Politics and diplomacy in early modern Italy. The structure of diplomatic practice, 1450–1800. Cambridge 2000, S. 147–175. 260 Exemplarisch: Hellbach, Johann Christoph Theodor, 1746, S. 275. 261 Vgl. 10./20. Februar 1700 C. F. Bartholdi aus Wien. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8802. 262 Vgl. 6. März 1700 Friedrich III./I. an C. F. Bartholdi nach Wien. GStA PK, I. HA, Rep. 1 Nr. 172, Bl. 65r. 263 Vgl. 25. November 1699 Ilgen. Bey der Frage: Ob Seine ChurFürstliche Durchlaucht zu Brandenburg Unser gnadigster Herr die Königliche Dignität zu suchen und anzunehmen haben oder nicht. GStA PK, I. HA, Rep. 132 Vol. I, Bl. 35v–37v. 264 Stellvertretend können hier die Reaktionen der Kurfürsten im Frühsommer 1669 stehen, nachdem Friedrich Wilhelm ihnen berichtet hatte, dass der savoyische Gesandte in Polen den Rang vor dem brandenburgischen Gesandten habe einnehmen wollen (vgl. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8839). 265 Exemplarisch bezüglich Modena: 16./26. Juni 1698 C. F. Bartholdi aus Wien. GStA PK, I. HA, Rep. 1 Nr. 165.
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III. Grundlegende Problematiken am Exempel Brandenburg-Preußens
König um Unterstützung bei der Durchsetzung zeremonieller Ziele.266 Da das neu geschaffene brandenburgisch-preußische Gesandtschaftszeremoniell betreffs der Aufholung zur Audienz eine konforme Behandlung von fürstlichen, kurfürstlichen und königlichen Gesandten vorsah, war auch diesbezüglich eine Entspannung erfolgt.267 Vor dem Kronerwerb war dies problematisch gewesen. Zunächst stand generell die Frage im Raume, welches zeremonielle Traktament den auswärtigen Fürsten am Berliner Hofe gewährt werden solle. Während der Regentschaft Friedrich Wilhelms war dies anfangs nicht reglementiert worden. Im ersten offiziellen Gesandtschaftszeremoniellreglement des Jahres 1680 wurde keine begriffliche Unterscheidung zwischen auswärtigen und deutschen Fürsten vorgenommen, allgemein von den fürstlichen Gesandten gesprochen, die ein geringeres Traktament als die kurfürstlichen Gesandten erhalten sollten.268 Das anlässlich seines Regierungsantrittes 1688 von Friedrich III./I. formulierte Reglement trennte die Begrifflichkeit auf, nutzte die Formulierung: „reichs= oder andere außwärtige Fürsten“,269 im Reglement des Jahres 1692 wurde diese abgelöst durch „teütsche oder italianische“.270 Das verstärkte Auftreten der auswärtigen und der italienischen Fürsten auf den diplomatischen Bühnen fand seinen Niederschlag in den Regularien des Berliner Hofes. Während Friedrich Wilhelm sich in der ersten Hälfte seiner Regierungszeit nur vereinzelt zu Absprachen und zur Verteidigung der kurfürstlichen Präeminenz gegenüber den auswärtigen Fürsten gezwungen sah, sollte dies in der zweiten Hälfte eine Änderung erfahren – Lothringen und Savoyen gewannen an Einfluss und veränderten das zeremonielle Gefüge.271 Friedrich III./I. musste sich nicht nur mit jenen, sondern zunehmend mit den italienischen Fürsten auseinandersetzen, dies schlug sich in dessen Gesandtschaftszeremoniellreglements nieder. In der Theorie war sowohl 1688 als auch 1692 keine separate Behandlung der beiden Fürstengruppen angedacht gewesen. In der diplomatischen Praxis war man diesbezüglich wesentlich wankelmütiger, insbesondere den Herzogtümern Lothringen und Savoyen gegenüber, deren zere-
266 Exemplarisch: Bitte des Herzogs von Parma um eine Aufwertung seiner Titulatur (vgl. 9. Juni 1705 Friedrich III./I. an F. H. Bartholdi. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8545). 267 1707 nahm nach anfänglichen Zweifel (vgl. 12. November 1707 Ilten aus Berlin. NLA Hannover Cal. Br. 24 Nr. 633, Bl. 88r–89r). der modenische Envoyé eine publique Audienz (vgl. 16. November 1707 Besser „Ceremonial-Acta“ zitiert nach: Hahn/Kiesant 2009, S. 324). 268 Vgl. Oktober 1680. SächsHStA Dresden, 10024 Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Loc. 08265/15, Bl. 34v. 269 10. Mai 1688. Reglement. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8669. 270 9. Januar/28. Februar 1692. Reglement. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8668. 271 Vgl. 2. Februar 1677 Oberpräsident und Geheime Räte an Hoverbeck nach Warschau. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8651. Sowie: Wicquefort 1682, S. 542.
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monielle Rezeption keinesfalls identisch mit jener der deutschen Fürsten war, sondern sich weitaus großzügiger gestaltete.272 Dass dies wiederum bei den deutschen Fürsten auf wenig Verständnis traf, die sich den italienischen Fürsten gleichgestellt werteten273 und demzufolge zu Protesten führte, dürfte kaum überraschen. Friedrich III./I. sah sich mit einer diffizilen Konfliktlage konfrontiert. Das Zeremoniell der auswärtigen Fürsten konnte und wollte man aus vielerlei Gründen nicht reduzieren. Abgesehen von den zu befürchtenden Konflikten mit jenen, hätte man sich auf diese Weise vom allgemeinen europäischen Gebrauch, insbesondere dem der Könige, abgewandt.274 Eine Aufwertung der zeremoniellen Rezeption der fürstlichen Gesandten war freilich ebenfalls nicht möglich, denn für die Kurfürsten war es eminent bedeutsam, einen Unterschied zwischen ihrem und dem Gesandtschaftszeremoniell, welches den Fürsten gewährt wurde, aufrechtzuerhalten. 275 Auf jenes Zusammenwirken von Reichshierarchie und auswärtigen sowie deutschen Fürsten berief sich 1689 der Londoner Hof, nachdem man dort den deutschen fürstlichen Gesandten eine Erhöhung im englischen Gesandtschaftszeremoniell eingeräumt und sie den Kurfürsten konform behandelt hatte. Jenes sei, so London, unter anderem deshalb geschehen, da der englische König: „. . . die teuschen=Fürsten von alten Häusern nicht geringer als die Italiänischen.“ 276 traktieren wolle. Hierbei wäre jedoch, kritisierte Friedrich III./I.: „. . . daß rechte mittel gewesen, die Italienischen Fürsten denen Herren Churfürsten itzo auch nicht, sondern nur denen deütschen Fürsten gleich zu TRACTIren.“ 277 Dies war eine nicht realisierbare Forderung des brandenburgisch-preußischen Landesherrn. Die Argumentation der deutschen Fürsten beschränkte sich beileibe nicht nur auf das den auswärtigen Fürsten gewährte Gesandtschaftszeremoniell und wurden jene zeremoniellen Auseinandersetzungen zwischen ihnen und den Kurfürsten nicht allein am englischen Hofe ausgetragen, wie das sich anschließende Kapitel demonstrieren wird. 272 Exemplarisch: 9./19. Oktober 1698 Friedrich III./I. an Spanheim. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 5779, Bl. 33r. 273 Vgl. Leibniz, Gottfried Wilhelm: Anmerckungen bey einem teütschen discurs, genennet Notae in Notas, der Teütschen Fürsten Hoheit und Gesandschafftsrecht betreffend. [April–Mai 1682]. In: Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin (Hrsg.): Gottfried Wilhelm Leibniz Sämtliche Schriften und Briefe. Vierte Reihe: Politische Schriften. Zweiter Band 1677–1687. Berlin 1984, S. 388. Sowie: Hermßdorff 1689, S. 51, 69, 76, 79. 274 Vgl. Göse, Frank: Friedrich I. (1657–1713). Ein König in Preußen. Regensburg 2012, S. 215. 275 Vgl. 16. Juni 1688 Grote in seinem Diarium. NLA Hannover Cal. Br. 24 Nr. 545, Bl. 178r/v. 276 16./26. Juli 1689 Schmettau aus London. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 1788, Bl. 47v. 277 5. Juli 1689 Friedrich III./I. an Johann Georg III. SächsHStA Dresden, 10025 Geheimes Konsilium, Loc. 04970/02, Bl. 38v–39r.
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(2) Die „deutschen“ Fürsten Bei der Untersuchung des Verhältnisses zwischen Kurfürsten und deutschen Fürsten bietet sich eine nach Örtlichkeiten sowie Art des Zusammentreffens aufgeschlüsselte Analyse an. Auf Friedenskongressen, Konferenzen und bei dem Reichstag in Regensburg begegneten sich Gruppen von kurfürstlichen und fürstlichen Diplomaten. An den jeweiligen Höfen der europäischen Potentaten operierten diese erheblich öfter als Einzelpersonen und vertraten zuvörderst die Interessen ihres Absenders und diesen nachgeordnet erst jene ihres Standes. Dass sich dies auf das gemeinsame Agieren auswirkte, steht außer Frage. Dieser Ausarbeitung folgend vollzieht sich die Betrachtung der „Gruppenzusammenkünfte“ in komprimierter Form. Friedenskongresse278 und Konferenzen279 werden weitestgehend außen vor gelassen und die umfänglichen sowohl zeitgenössischen Quellen280 als auch die aktuelle historische Forschung füllenden zeremoniellen Streitigkeiten beim Reichstag in Regensburg werden auf das für diese Thematik Essentielle komprimiert.281 In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts erhöhten sich Ansprüche von Fürsten und Kurfürsten, die zwangsläufig kollidieren mussten. Friedrich Wilhelm war in den ersten Jahren nach dem Westfälischen Friedenskongress diesbezüglich noch zurückhaltend, beim Reichstag von 1653/54 erhielt der brandenburgischpreußische Gesandte aus Berlin die Weisung, es sich nicht mit den Fürstlichen zu verderben.282 Denn, so Axel Gotthard, wollte Brandenburg-Preußen an der Spitze
278 Neben vorliegender Fachliteratur seien folgende Archivalien und Quellen als Einblick empfohlen: GStA PK, I. HA, Rep. 63 Nr. 655, 746, 952. Sowie: 21. November 1676. Kaÿser. DECLERATION wegen des Churfürstlich. Herren Gesandten TRACTAMENT. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8662, Bl. 15r–17r. Sowie: 10./20. Oktober 1678. Ceremoniel zwischen Churfürsten und Fürsten betref. Nimwegen & Regensburg. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8662, Bl. 24r–25v. Sowie: Sauter, Johann Leonhard: ACTES & MEMORIES DES NEGOTIATIONS DE LA PAIX NIMEGUE [. . .]. Leipzig 1680. 279 Siehe: Extract Relt. von dem Vorfall in Frankfurt 1658. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8662, Bl. 11r–12r. Sowie: Gundling, Jakob Paul von: Friedrich Wilhelms des Groossen/Chur=Fürstens zu Brandenburg Leben und Thaten. Berlin und Franckfurt 1710, S. 179 f. 280 Vgl. Vorbericht an den Leser. Zitiert nach: Schweder, Christoph Hermann: THEATRUM HISTORICUM PRÆTENSIONUM ET CONROVERSIARIUM ILLUSTRIUM IN EUROPA [. . .]. Leipzig 1712, o. S. Sowie: 18./28. Oktober 1683 Friedrich Wilhelm. GStA PK, I. HA, Rep. 10 Reichstagsverhandlungen Nr. 46 b Fasz. 1. 281 Prägnant zusammengefasst: „Im übrigen kämpft man in diesem ewigen Kleinkriege stets nur um die gleichen kostbaren Güter, um Rang, Vortritt und den Titel ,Exzellenz‘, auf den alle Anspruch erheben, ihn selbst aber niemanden zugestehen wollen.“ 30. August 1716 Pierrepont Wortley Montagu. Zitiert nach: Blumenthal, Hans Heinrich (Hrsg.): Der Lady Mary Pierrepont Wortley Montagu Reisebriefe 1716–1718. (Mr. Wortley’s Gesandtschaft bei der Hohen Pforte). Wien 1932, S. 32. 282 Vgl. Gotthard 1999, S. 781.
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der protestantischen Fürstenpartei stehen,283 musste es sich auch einen Teil der standespolitischen Anliegen dieser Partei zu eigen machen. Die kurfürstliche Präeminenz sei zwar „pro summo“ aufrechtzuerhalten, hieß es fortan in Berlin, doch „ungekränket der teutschen libertät“.284 Auch zu diesem Zeitpunkt stand, nach Ansicht Friedrich Wilhelms, keinesfalls zur Debatte: „. . . es sey zwischen einem Churfürsten des Reiches und einem anderen Regierenden Fürsten, demnach auch zwischen dem COLLEGIIS, in derenselben Recht, Macht und Hoheit, ein großer Unterschied.“ 285 Dieser Unterschied müsse im Gesandtschaftszeremoniell sichtbar werden286 und fuße auf den Vorrechten der Kurfürsten, die sich unter anderem aus Goldener Bulle, Reichsabschieden und kaiserlicher Wahlkapitulation ergeben würden.287 Der Corpus dieser Argumentation sollte in den nächsten Jahren, als das vormals defensive Verhalten Friedrich Wilhelms immer mehr aufweichte288 und die Verteidigung sowie Bewahrung der Präeminenz des kurfürstlichen Standes zu einem Hauptanliegen Brandenburg-Preußens289 und der übrigen Kurfürsten wurde, stets bei sämtlichen Kaiserwählern Anwendung finden. Das offensiver werdende Vorgehen Brandenburg-Preußens dürfte mitbe-
283 Die angestrebte Führungsposition Brandenburg-Preußens in der protestantischen Partei bildet einen Forschungsschwerpunkt. (Weiterführend: Luh, Jürgen: Unheiliges Römisches Reich. Der konfessionelle Gegensatz 1648 bis 1806 (= Quellen und Studien zur Geschichte und Kultur Brandenburg-Preußens und des Alten Reiches; 1). Potsdam 1995. Sowie: Stievermann, Dieter: Politik und Konfession im 18. Jahrhundert. In: Zeitschrift für Historische Forschung 18 (1991), S. 177–199. Sowie: Wieland, Renate: England-Hannover und Brandenburg-Preußen als evangelische Schutzmächte im Reich. Konfessionelle Solidarität und dynastische Konkurrenz. In: Asch, Ronald G. (Hrsg.): Hannover, Großbritannien und Europa. Erfahrungsraum, Personalunion 1714–1837 (= Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Niedersachsen und Bremen; 277). Göttingen 2014, S. 264–286). 284 Friedrich Wilhelm zitiert nach: Gotthard, Axel: Der „Große Kurfürst“ und das Kurkolleg. In: Forschungen zur Brandenburgischen und Preußischen Geschichte Neue Folge 6/1 (1996), S. 17. 285 5. Februar 1654 Extractus an die Gesandtschaft zu Regensburg. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8691, Bl. 19r. 286 Dies setze eine angemessene Ausstattung aller kurfürstlichen Gesandtschaften voraus. „. . . die Reputation der Kurfürsten darunter und ihre Praeeminenz erfordere gerade jetzt, wo die Fürstlichen eine durchgehende Parification suchten, dass der externus splendor einer kurfürstliche Gesandtschaft mindestens dem fürstlichen gleich sei.“ 25. Mai/4. Juni 1677 Jena aus Regensburg. Zitiert nach: Hirsch, Ferdinand (Hrsg.): Urkunden und Actenstücke zur Geschichte des Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg. Politische Verhandlungen. Elfter Band (= UA; 18). Berlin 1902, S. 753. 287 Vgl. 5. Februar 1654 Extractus an die Gesandtschaft zu Regensburg. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8691, Bl. 19v–20r. 288 Exemplarisch: 28. September 1657 Friedrich Wilhelm. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8691, Bl. 26r. 289 Exemplarisch: 4./14. März 1683 O. Schwerin aus Wien. GStA PK, I. HA, Rep. 1 Nr. 77, Bl. 197r.
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gründet worden sein durch die Entstehung eines Fürstenvereins290 im Jahre 1662, der sich mit zum Ziele stellte: „. . . die Dero Fürstlichen Herkommen und Personen zustehende Ehren, Würden und was denen anhängig, in altem hergebrachten Stand erhalten und durch die einige Zeit her sich deme entgegen ereignete und angemaßte Neuerung in keine Verringerung und Abgang gerathen mögen, ein folglich dessen, so wohl bey Reichs= als andern Versammlungen, als auch an Kayserlichen, Königlichen und anderer dero mit=Ständen Höfen [. . .] über dero gewohnlichen Stelle, im Gehen und Sitzen, Titulaturen, Tractierung ihrer Gesandten und andern Ihro gebührenden Ehren und Respect und was Sie deßfalls andern Höhern und Nidern zu leisten haben, vestiglich und beständiglich halten.“ 291 Dies implizierte die Durchsetzung einer den kurfürstlichen Gesandten konformen Behandlung allerorts, die die Fürsten sowohl von den Kurfürsten als auch von den übrigen europäischen Potentaten insistierten. Beim direkten Zusammentreffen auf dem Reichstag von fürstlichen und kurfürstlichen Gesandten dominierten im gesamten Untersuchungszeitrum und darüber hinaus292 drei Streitpunkte: das Zugestehen und Einfordern der ExzellenzTitulatur, die erste zu gebende Visite und die Frage, wer die Oberhand bei dieser innehaben solle. Dass die Fürsten sich jenes untereinander zugestehen würden, könne man gerne geschehen lassen,293 doch gegenüber den Kurfürsten seien diese Forderungen unrechtmäßig, urteilte der Berliner Hof.294 Hinsichtlich dieses Aspektes herrschte im kurfürstlichen Kollegium Einigkeit, trat man geschlossen auf und gab keinen Schritt breit nach. Demgegenüber waren die Fürsten insofern im Nachteil, als dass sie nicht als geschlossene Gruppe agierten. Dem standen Heterogenität und eine Vielzahl der zugehörigen Mitglieder im Wege,295 die oftmals zu Rang- und Zeremoniellkon290
Die Fürsten trafen 1662, 1693, 1695, 1699, 1700, 1701 sowie 1708 untereinander Absprachen – sogenannte Fürstenvereine – sich zu achten und kein Präjudiz zu schaffen. Die Gleichbehandlung sollte nicht nur innerhalb des Reichs, sondern auch außerhalb gelten (vgl. Laß, Heiko: Der zeremonielle Wandel im Alten Reich in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts und die landesherrlichen Appartements im Celler Residenzschloss. In: Laß, Heiko (Hrsg.): Hof und Medien im Spannungsfeld von dynastischer Tradition und politischer Innovation zwischen 1648 und 1714. Celle und die Residenzen im Heiligen Römischen Reich deutscher Nation (= Rudolstädter Forschungen zur Residenzkultur; 4). München u. a. [2008], S. 119). 291 Moser, Friderich Carl, 1754, S. 33. 292 Exemplarisch: Extract instruction Elect. nach Regenspurg dé ào 1662. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8651. Sowie: 20. April 1678 Friedrich Wilhelm. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8662, Bl. 23r–24r. 293 Vgl. 24. April 1728 Friedrich Wilhelm I. an Viebahn nach Regensburg. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8731. 294 Vgl. Hahn/Kiesant 2010, S. 18 ff. 295 Vgl. Press, Volker: Die kaiserliche Stellung im Reich zwischen 1648 und 1740 – Versuch einer Neubewertung. In: Schmidt, Georg (Hrsg.): Stände und Gesellschaft im Alten Reich (= Veröffentlichungen des Instituts für Europäische Geschichte Mainz. Abteilung Universalgeschichte. Beiheft; 29). Stuttgart 1989, S. 68.
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flikten innerhalb dieser Standesgruppe führten,296 in einigen Fällen waren die Kurfürsten in solche involviert. Im Frühjahr 1664 wandten sich einige der geistlichen Fürsten297 an das kurfürstliche Kollegium. Seit jeher wäre man bereit, dem kurfürstlichen Stand den gebührenden Respekt zu erweisen, wolle nun aber im Gegenzug einfordern, dass das Kurkolleg den geistlichen Fürsten die gleiche zeremonielle Rezeption zugestehe wie den weltlichen.298 Kritisch merkten Zeitgenossen an, vielen Fürsten mangele es schlichtweg an Macht und Einfluss, um es mit den Königswählern aufzunehmen.299 Problematisch war zudem die bei einigen fürstlichen Häusern anzutreffende Personalunion und/oder enge diplomatische Beziehungen mit Mitgliedern des Kurfürstenrats, die deren Handlungsfähigkeit empfindlich einschränkte.300 So waren es vornehmlich die altfürstlichen301 Häuser, die um eine zeremonielle Gleichberechtigung kämpften, dabei immer wieder in Kauf nehmen mussten, dass einige Mitfürsten den Kurfürsten äußerst bereitwillig zeremonielle Ehrenbezeugungen gewähren.302 Eben jene zeremoniellen Rezeptionen erhielten die Kurfürsten des Weiteren diskussionslos von den Reichsstädten303 und den Reichsgrafen,304 die nie eine 296 Exemplarisch: Bothmer, Karl Freiherr von/Schnath, Georg (Hrsg.): Aus den Erinnerungen des Hans Kaspar von Bothmer. Lehr= und Wanderjahre eines hannoversch=englischen Staatsmannes um 1700 (= Quellen und Darstellungen zur Geschichte Niedersachsens; 44). Hildesheim/Leipzig 1936, S. 44. 297 Erschwerend kamen territoriale Streitigkeiten zwischen den Fürsten hinzu (vgl. Pelizaeus, Ludwig: Fürstlicher Gesandtenalltag hessischer und württembergischer Gesandter vom Zeitalter Ludwigs XIV. bis Napoleon: Theorie und Realität. In: Blätter für deutsche Landesgeschichte 136 (2000), S. 197). 298 Vgl. 14. April 1664 Geistliche Fürsten an das Kurfürstliche Collegio. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8718, Bl. 5r/v. 299 Vgl. Moser, Johann Jacob: Neues teutsches Staatsrecht. Band 3, 1. Von denen Teutschen=Ständen, der Reichs=Ritterschafft, auch denen übrigen unmittelbaren Reichs= Glidern [. . .]. Franckfurt am Mayn 1767. Neudruck der Ausgabe. Osnabrück 1967, S. 491. 300 Vgl. Friedrich 2007, S. 264. Sowie: Czech, Vinzenz: Brandenburg und seine kleine Nachbarn. In: Luh, Jürgen u. a. (Hrsg.): Preußen, Deutschland und Europa 1701– 2001 (= Baltic Studies; 8). Groningen 2003, S. 79–89. 301 Bezeichnung für eine Gruppe von weltlichen Fürsten: „Jene sind, welche schon seit langen Zeiten nicht allein die Fürstliche Würde, sondern auch wegen ihrer unmittelbaren Reichs=Lehn Sitz und Stimme auf denen Reichs=Tägen gehabt.“ „Reichs=Fürst“ In: Zedler, Band 31, 1742, Sp. 79 f. 302 Vgl. 10./20. Oktober 1678. Ceremoniel zwischen Churfürsten und Fürsten betref. Nimwegen & Regensburg. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8662, Bl. 24r. 303 Vgl. DIARIUM DER CHURBRANDENBURGISCHEN GESANDTSCHAFT in Engeland anno 1661. Vom 1. MARTII biß zum 2. JULIJ. Zitiert nach: Hahn, Peter-Michael, 2016, S. 164. Zur Rolle der Reichsstädte im zeremoniellen Gefüge weiterführend: Krischer, André: Reichsstädte und Reichstag im 18. Jahrhundert. Überlegungen zu Reichspolitik und Politik im Alten Reich anhand Bremer und Hamburger Praktiken. In: zeitenblicke 11 Nr. 2 (2013). URL: http://www.zeitenblicke.de/2012/2/Krischer/index_html. Letzter Zugriff: 17. September 2018. Sowie: Krischer, André: Zeremonialschreiben in den
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zeremonielle Parifikation mit den Königswählern anstrebten,305 wohl aber mit den Fürsten – eine Tatsache, die die Kurfürsten für sich zu nutzen wussten. Auf dem Westfälischen Friedenskongress hatten die Grafen das Gesandtschaftsrecht gewonnen, daran hing eine angenommene Standesgleichheit mit den Fürsten und die Abgrenzung gegenüber Titulargrafen und Ritteradel, die es zu verteidigen und rechtlich zu verbriefen galt.306 Weil die Reichsgrafen sich intensiv um eine zeremonielle Gleichstellung mit den Fürsten bemühten,307 konnte ihnen nicht daran gelegen sein, dass deren zeremonielle Rezeption eine Aufwertung erfuhr. Sie schieden als Fürsprecher der fürstlichen Partei aus, die ohnehin potenterer und einflussreicherer Unterstützer bedurfte. In Einzelfällen wandten sich die fürstlichen regensburgischen Gesandtschaften an in Regensburg befindliche königliche Gesandte und forderten deren Unterstützung.308 Um 1700 war es beispielsweise der französische Hof, der mit Allianzen
reichsstädtischen Aussenbeziehungen. In: Hengerer, Mark (Hrsg.): Abwesenheit beobachten. Zu Kommunikation auf Distanz in der Frühen Neuzeit (= Vita curialis. Form und Wandel höfischer Herrschaft; 4). Münster 2013, S. 95–110. Sowie: Wüst, Wolfgang: Tituli, gradus et caeremoniae. Höfisch-urbane Schnittstellen aus reichsstädtischer Perspektive. In: Paravicini, Werner/Wettlaufer, Jörg (Hrsg.): Der Hof und die Stadt. Konfrontation, Koexistenz und Integration in Spätmittelalter und Früher Neuzeit [. . .] (= Residenzenforschung; 20). Ostfildern 2006, S. 307–325. 304 Vgl. 6. Oktober 1678. Kurtze und generale Erzehlung dessen Was Ich im CEREMONIALIBUS, so miten dahero Chur= und Fürst. H. Gesandten OBSERVIRET, beÿ meiner anwesenheit zu Regensburg wahrgenommen. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8662, Bl. 27r. Weiterführend: Arndt, Johannes: Zwischen kollegialer Solidarität und persönlichem Aufstiegsstreben. Die Reichsgrafen im 17. und 18. Jahrhundert. In: Asch, Ronald G. (Hrsg.): Der europäische Adel im Ancien Régime. Von der Krise der ständischen Monarchien bis zur Revolution (ca. 1600–1789). Köln u. a. 2001, S. 105–128. 305 Vgl. 15./25. November 1687 Jena aus Halle. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8662, Bl. 136v. 306 Vgl. Stollberg-Rilinger, Barbara: Der Grafenstand in der Reichspublizistik. In: Wunder, Heide (Hrsg.): Dynastie und Herrschaftssicherung in der Frühen Neuzeit. Geschlechter und Geschlecht (= Zeitschrift für Historische Forschung; Beiheft 28). Berlin 2002, S. 44 ff. 307 Exemplarisch: Flugschrift: Vorschlag/wie die DIFFERENZIEN zwischen denen Fürstlichen und Gräflichen Herren Gesanten IN COMITIIS beyzulegen? Sowie: CEREMONIAL, Der Fürstlich= und Gräfflichen Gesandten betreffend. ACTUM, LECTUM & APPROBATUM. Regensburg [. . .] 13. May/ANNO 1715. Sowie: 16. Dezember 1713. Acte dere sich einige Fürstliche Herren Gesandten untereinander verglichen wie es künfftig mit denen Gräfflichen DEPUTIrten auf Reichs=Tägen/sowohl in PUNCTO des CEREMONIELS, als auch in Führung eines ihnen etwan aufgetragenen Fürstl. VOTI zu halten. Zitiert nach: Fabrum, Antonium [Leucht, Christian Leonhard]: Europäischer Staats=Cantzley Drey= und zwantzigster Theil [. . .]. o. O. 1714, S. 750 ff. Sowie: 1713. PRO MEMORIA. Zitiert nach: THEATRI EUROPÆI Zwanzigster Theil [. . .]. Franckfurth am Mayn 1734, S. 118 f. 308 Exemplarisch: Prutz, Hans: Gottfried von Jena als brandenburgischer Reichstagsgesandter 1679–1687. In: Forschungen zur Brandenburgischen und Preußischen Geschichte (1905), S. 391.
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und Bestechungsgeldern die zeremoniell-repräsentative Dynamik bewusst anfeuerte,309 doch dürfte dessen Intention nicht so sehr in der Unterstützung des fürstlichen Anspruches, sondern eher in einer Schwächung der Positionen des Kaisers und der Kurfürsten gelegen haben.310 Wesentlich bedeutsamer war für die Fürsten im regensburgischen Kontext die Fürsprache und Unterstützung des Kaisers als Reichsoberhaupt und obersten Lehnsherren311 im Reichsverband. Zweierlei Optionen boten sich hierfür an. Dies war eine Modifizierung der kaiserlichen Wahlkapitulation, schließlich war diese eines der Hauptargumente, auf welches sich die Kurfürsten beriefen, um ihre Vorrangstellung gegenüber den Fürsten zu legitimieren. 1663 begannen tatsächlich Beratungen über eine beständige kaiserliche Wahlkapitulation. Da sich diese nicht allein auf das Zeremoniell beschränken sollte, sondern die generelle rechtliche Situation der Fürsten betraf, wären, analysiert Johann Jacob Moser, die meisten weltlichen und geistlichen Fürsten willig gewesen, sich zu engagieren.312 Die Verhandlungen zogen sich in die Länge, altbekannte Argumentationen wurden von Seiten der Kurfürsten und Fürsten vorgebracht. Hervorhebenswert ist die dem brandenburgisch-preußischen Gesandten in jenem Jahr erteilte Instruktion. Zwar solle die kurfürstliche Präeminenz gewahrt bleiben, nur dürfe der Vorrang der Kurfürsten nicht zu groß werden,313 denn die Macht des Kaisers solle nicht so stark beschränkt werden, dass dessen Ansehen bei auswärtigen Mächten sinke und der gebührende Gehorsam der Reichsstände gegenüber dem Reichsoberhaupt
309 Vgl. Polleroß, Friedrich: Kaiser und Fürsten – Netzwerke der Kunst und Repräsentation im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation. In: Luckhardt, Jochen (Hrsg.): „. . . Einer der grössten Monarchen Europas“?! Neue Forschungen zu Herzog Anton Ulrich. Petersberg 2014, S. 44. Sowie: Ulbert, Jörg: Von der Furcht vor einer habsburgischen Umklammerung zur Angst vor einem übermächtigen Konkurrenten im Osten: Der Kampf gegen die deutsche Einheit als Triebfeder der französischen Deutschlandpolitik (16.–20. Jahrhundert). In: Bormann, Patrick u. a. (Hrsg.): Angst in den Internationalen Beziehungen (= Internationale Beziehungen. Theorie und Geschichte; 7). Göttingen 2010, S. 276 ff. 310 Dies war den Zeitgenossen bewusst (vgl. 28. Juli 1715 Friedrich Wilhelm I. an die Gesandtschaft zu Regensburg. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8729). 311 „Zu den Kayserlichen RESERVATen gehöret auch die erkäntniß und auspruch zwischen denen der PRÆCEDENZ und SESSION halber unter Chur=Fürsten und Ständen strittigen fällen; und gleichwohl nimmt sich der Kayser in acht/und lässet lieber alles zu TEMPERAMENTen/ALTERNATIONen und dergleichen friedensmitteln beytragen/als daß er solte darinnen einen macht=spruch thun.“ Leutholfs von Franckenberg, Friedrich: Eüropäischer Herold [. . .]. Leipzig 1705, S. 123. 312 Vgl. Moser, Johann Jacob, 1767, S. 491. 313 Rohrschneider und Sienell interpretierten dies als eine Form der Zusammenarbeit von Berlin und Wien (vgl. Rohrschneider, Michael/Sienell, Stefan: Hohenzollern kontra Habsburg? Zu den kurbrandenburgisch-kaiserlichen Beziehungen in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts. In: Forschungen zur Brandenburgischen und Preußischen Geschichte Neue Folge 13 (2003), S. 69).
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nicht mehr beachtet werde.314 Prägnant war das Dilemma, in welchem sich die Kurfürsten befanden, von Friedrich Wilhelm erfasst worden. Für den Kaiser eröffnete die gegebene Konstellation die Chance des Manövrierens und Taktierens; wohlweislich vermied er ein direktes Eingreifen oder eine eindeutige Parteinahme.315 Obwohl in den darauffolgenden Jahren einige Entwürfe einer sogenannten „ständigen Wahlkapitulation (capitulatio perpetua)“316 vorgelegt wurden, kam man nicht zu einem positiven und abschließenden Ergebnis. Im Übrigen versuchten die Königswähler ebenfalls, durch die kaiserlichen Wahlkapitulationen die kurfürstliche Präeminenz auszubauen und gegenüber den Fürsten zu stärken – der Hohenzoller Friedrich III./I. tat sich hierbei,317 bis zum Erwerb der Königskrone, besonders hervor.318 War die Einflussnahme über die kaiserliche Wahlkapitulation nur mäßig erfolgreich, wenn nicht gar gescheitert, so verblieb dennoch die Option, den Kaiser zu direkten Stellungnahmen durch das Handeln seiner Amtsträger zu bewegen. Beim immerwährenden Reichstag in Regensburg kam daher den kaiserlichen Vertretern, Prinzipal-319 und Konkommissaren, eine nicht zu unterschätzende Rolle zu, denn deren Verhalten gegenüber den Fürsten und Kurfürsten lag eine bedeutende Signalwirkung zugrunde. Für die Kurfürsten war dies insofern heikel, als dass die kurfürstlichen Diplomaten gleichsam in zeremonielle Streitigkeiten mit dem kaiserlichen Prinzipalkommissar verstrickt waren,320 dem die Forderun314 Vgl. Rohrschneider, Michael: Johann Georg II. von Anhalt-Dessau (1627–1693). Eine politische Biographie (= Quellen und Forschungen zur Brandenburgischen und Preußischen Geschichte; 16). Berlin 1998, S. 128. 315 Vgl. Schindling, Anton: Die Anfänge des immerwährenden Reichstags zu Regensburg. Ständevertretung und Staatskunst nach dem Westfälischen Frieden (= Veröffentlichungen des Instituts für Europäische Geschichte Mainz Abteilung Universalgeschichte; 143/Beiträge zur Sozial- und Verfassungsgeschichte des Alten Reiches; 11). Mainz 1991, S. 93, 117, 136–145. 316 Das Projekt einer beständigen Wahlkapitulation vom 8. Juli 1711, kein amtlicher Druck erschienen. Zitiert nach: Buschmann, Arno: Kaiser und Reich. Verfassungsgeschichte des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation vom Beginn des 12. Jahrhunderts bis zum Jahre 1806 in Dokumenten. Teil II: Vom Westfälischen Frieden 1648 bis zum Ende des Reiches im Jahre 1806. 2. ergänzte Auflage. Baden-Baden 1994, S. 273. 317 Siehe: 6. März 1689 Friedrich III./I. an Sylvester Jakob von Danckelman nach Regensburg. Waß beÿ künftigen Wahl=Capitulationen eines römischen Königes soll beachtet werden. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8662, Bl. 144r/v. 318 Vgl. Siemsen, August: Kur=Brandenburgs Anteil an den kaiserlichen Wahl= Kapitulationen von 1689 bis 1742 (= Quellen und Studien zur Verfassungsgeschichte des Deutschen Reiches in Mittelalter und Neuzeit; III/3). Weimar 1909, S. 12, 20 f., 31, 41, 43, 62. Sowie: Hartung, Fritz: Die Wahlkapitulationen der deutschen Kaiser und Könige. In: Historische Zeitschrift 107 (1911), S. 338. 319 „. . . oberste Kayserl. Commissarius auf dem Reichs=Täge zu Regenspurg.“ „Principal=Commissarius“ In: Zedler, Band 29, 1741, Sp. 508. 320 Exemplarisch: Dezember 1687. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8662, Bl. 134v–136r. Weiterführend: GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8826.
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gen der Fürsten ein geeignetes Druckmittel in die Hand gaben. Zwar versicherte der Kaiser den Kurfürsten immer wieder, er werde den Unterschied zwischen ihnen und den Fürsten wahren, doch definierte er dies nicht näher.321 Dieser Unterschied war in seiner Ausprägung schwankend, abhängig von politischen Konjunkturen, aktuellen zeremoniellen Auseinandersetzungen sowie nicht zuletzt vom jeweilig amtierenden Prinzipalkommissar.322 Jedwede Veränderung der zeremoniellen Rezeption einer der beteiligten Parteien, die der Prinzipalkommissar vornahm, führte zu Reaktionen der „gegnerischen“ Seite. Die Erhöhung des zeremoniellen Traktaments verlor in den Augen der Kurfürsten erheblich an Wert, wenn die Fürsten eine solche ebenfalls erhielten, „. . . daß aber solche RECEPTION denen Churfürstlichen Gesanten nicht PRIVATIVÈ und allein gegeben, sondern denen Fürstlichen eben dergleichen wiederfahren soll, dadurch ist daßjenige, waß denen Churfürstlichen mit einer handt gegeben, durch die andere gleichsahm wieder entzogen worden, inmaßen man dann an Churfürstlicher seithen [. . .] nichts anders INTENDIret, alß daß die in aller welt bekante und in denen LEGNY ET OBSERVANTIA IMPERÜ so hell und deutlich FUNDIRTE GRADUS DIGNITATIS INTER ELECTORES ET PRINCIPES wie überall also auch vornehmblich bey denen Reichs=Versamblungen erscheinen und in acht genommen werden möchten.“ 323 Obwohl sämtliche Kurfürsten diese Zielstellung verfolgten und am Reichstag in Regensburg ein gemeinsames Agieren und das Vertreten einer einheitlichen Linie erkennbar waren,324 kamen vereinzelt Gerüchte auf, dass dem nicht so sei.325 Deren Ursprünge dürften unter anderem der Tatsache geschuldet gewesen sein, dass beispielsweise der Berliner Hof die Korrespondenz und den Austausch mit einigen Kurfürsten intensiver betrieb als mit anderen. Dies waren Kurfürsten mit ähnlicher Machtposition, Einflussmöglichkeiten und Interessengebieten.326 Was sich am Regensburger Reichstag in abgeWie überhaupt sich die Kurfürsten und deren diplomatische Vertreter oftmals in zeremoniellen Konflikten mit dem Kaiser und dessen Diplomaten befanden. (Exemplarisch: GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8820). 321 Exemplarisch: 1./11. November 1682 Friedrich Wilhelm an sämtliche Kurfürsten. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8728. Sowie: Extract aus des Herrn HoffRath von der Schulenburg RELATIONen aus Wien de AO 1677. 1678. 1679. NLA WOL 2 Alt 4437, Bl. 6r. 322 Vgl. 20. März 1683 Gesandtschaft zu Regensburg. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8662, Bl. 40r–51r. 323 14. Dezember 1685 Friedrich Wilhelm an Gesandtschaft in Regensburg. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8824. 324 Exemplarisch: 25. November 1681 Friedrich Wilhelm an Jena nach Regensburg. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8662, Bl. 29r–31r. 325 Vgl. 30. November 1685 Friedrich Wilhelm an Gesandtschaft in Regensburg. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8824. 326 Dies trifft insbesondere für den Dresdener Hof zu. Exemplarisch: 23. Februar 1688 Johann Georg III. an Friedrich Wilhelm. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8691, Bl. 40r/v. Sowie: 27. Dezember 1682 Sächsische RESOLUTION an Friedrich Wilhelm. GStA PK, I. HA, Rep. 41 Nr. 33.
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schwächter Form beobachten ließ, gewann im Umfeld der europäischen Höfe bzw. außerhalb des Reiches deutlich an Kontur, ein gemeinsames Agieren der kurfürstlichen Partei war hier wesentlich seltener zu beobachten. Als die welfischen Fürsten 1677/78 darauf pochten, beim anstehenden Friedenskongress von Nimwegen eine den Kurfürsten konforme zeremonielle Rezeption zu erhalten, ein Gutachten veröffentlichten, welches die Rechtmäßigkeit ihres Anliegens unterstreichen sollte und sogar den Kaiser unter Druck setzten, um dessen Fürsprache zu erringen, reagierte das gesamte kurfürstliche Kollegium in Regensburg,327 nachdem unter anderem Brandenburg-Preußen dies maßgeblich initiiert hatte.328 Zugleich ließ Friedrich Wilhelm gegenüber den Welfen, die eine Positionierung von ihm verlangten, verlauten, jene sei nicht im Bereich des Möglichen, da die Angelegenheit bereits vom gesamten kurfürstlichen Kollegium verhandelt werde.329 In dem vom Kurkolleg verfassten Gegengutachten wurde die besondere Vorrangstellung der Kurfürsten herausgestrichen und daraus resultierend die von den Fürsten vorgebrachten Forderungen als hinfällig und nicht rechtens klassifiziert330 und der Entschluss gefasst: „Auf den an seiten Braunschweig errechten PARIFICATIONS Streit ist ein jeder Churfürstlicher Abgesandter auf alles, was PRO CONSERVATIONE SPLENDORIS ELECTORALIS u. zu verhütung d. PARIFICATION dienlich, INSTRUIrt, u. sämbtliche befehligt, daß keiner von dem andern sich SEPARIre.“ 331 Dies hinderte Braunschweig-Lüneburg keinesfalls daran, weiter auf eine Parifikation mit den Kurfürsten zu drängen. Wann immer die Situation günstig schien, intervenierte man in diesem Sinne ab den 1680er Jahren vermehrt außerhalb des Heiligen Römischen Reiches. Als es beispielsweise dem brandenburgisch-preußischen Gesandten am Londoner Hofe Ende des Jahres 1678 trotz aller Widrigkeiten gelang, eine Aufwertung 327 Vgl. 1689. Ohnmaßgebliches und aus Verschiedenen LEGATIONS=ACTIS und HISTORICIS zusammen getragenes und PROJECTIRTES CEREMONIALE. GStA PK, VI. HA, Nl. Zwantzigk, Zacharias Nr. 6. 328 Vgl. 19. Januar 1678 Friedrich Wilhelm an die übrigen Kurfürsten. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8652. 329 Vgl. 20. Mai 1678 Platen. NLA Hannover Hann. 91. v. Platen Nr. 4, Bl. 3r. 330 Vgl. 28. Juni 1678 Project Conclusi Electoralis (vgl. Moser, Johann Jacob, 1767, S. 727 f.). Große Bekanntheit erlangte in dieser Auseinandersetzung die Parteinahme für die Fürsten und die dementsprechend verfassten Schriften von Gottfried Wilhelm Leibniz (vgl. Leibniz, Gottfried Wilhelm: Germani Curiosi Admonitiones ad Monita, Collegio Electorali falso ascripta, den Characteren der Fürstlichen Gesandten betreffend. In: Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin (Hrsg.): Gottfried Wilhelm Leibniz Sämtliche Schriften und Briefe. Vierte Reihe: Politische Schriften. Zweiter Band 1677–1687. Berlin 1984, S. 367–378. Sowie: Leibniz, Gottfried Wilhelm: MONITA AD CONCLUSUM COLLEGII ELECTORALIS. In: Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin (Hrsg.): Gottfried Wilhelm Leibniz Sämtliche Schriften und Briefe. Vierte Reihe: Politische Schriften. Zweiter Band 1677–1687. Berlin 1984, S. 378–383). 331 1678. EXTRACTUS an AUSTRICAE Relationis in Sachen der Churfürst.r seits fordernde TRACTAMENTEN. LASA, DE, Z 15 Gesandtschaftsarchiv, Nr. 539.
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des kurfürstlichen Traktaments zu erringen, er ebenso wie die königlichen Gesandten mit einer mit sechs Pferden bespannten königlichen Kutsche zur Audienz aufgeholt wurde,332 unternahm das Haus Braunschweig-Lüneburg umgehend den Versuch, dies ebenfalls für sich zu gewinnen, scheiterte jedoch vorerst.333 Wenngleich sich diese Situation am englischen Hofe zugunsten der Kurfürsten aufgelöst hatte, verblieben den Welfenfürsten weitere europäische Höfe, an denen sie eine zeremoniell vorteilhafte Position zu erringen gedachten. So berichtete gegen Ende des Jahres 1682 der brandenburgisch-preußische Gesandte aus Stockholm: „Die fürstliche [. . .] werden nur durch den UnterCeremonienmeister [. . .] in einer geringeren CAROSSE [. . .] aufgeholet undt zwar auch bis in den Schloßplatz gebracht, Aber nicht oben an der Stiege sondern etwan zehen schritte zurück von dem HoffMarschall empfangen, undt hat dem von Wackerbart [braunschweig-lüneburgischer Envoyé extraordinaire – E. R.] dieser unterschiedt, so zwischen mier undt Ihm gehalten worden, gar nicht gefallen, So gar daß Er HAUTEMENT dawieder PROTESTIret undt gesaget hatt, auff solche Weise würden Seine hohe Herrn PRINCIPALEN hinfüro nur MINISTER schicken, dem gar keinen CARACTER hetten.“ 334 Zwar waren die königlichen Höfe in diesen Fällen stets den Kurfürsten gewogen gewesen, fraglich war, wie lange dies noch andauern würde. Das dürfte beträchtlichen Einfluss auf die Bitte Friedrich Wilhelms im November 1682 an den sächsischen Kurfürsten Johann Georg III. genommen haben, sich nicht mehr nur postalisch über die kurfürstliche Präeminenz auszutauschen, sondern eine Konferenz anzuberaumen, in welcher sächsische und brandenburgische Diplomaten sich jener Thematik annehmen sollten.335 Johann Georg III. stimmte dem zu, Ende November trafen sich sächsische und brandenburgische Vertreter in Cottbus.336 Neben den allgemeinen Problemen, die der kurfürstlichen Präeminenz, etwa durch den Kaiser oder die italienischen Fürsten, drohe, widmete sich ein Tagungspunkt ausschließlich den Welfen. Der brandenburgisch-preußische Vertreter formulierte die Befürchtung, dass demnächst von diesem Fürsten am dänischen Hofe ein Vorstoß unternommen werden würde.337
332 Vgl. 20. Dezember 1678 O. Schwerin aus London. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8739, Bl. 8 r/v. 333 Vgl. 16./26. Mai 1679 Spanheim aus London. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8653, Bl. 11r. 334 12. Dezember 1682 Christoph Brandt aus Stockholm. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 9645, Bl. 3v–4r. 335 Vgl. 12. November 1682 Friedrich Wilhelm an Johann Georg III. GStA PK, I. HA, Rep. 41 Nr. 32, Bl. 8r/v. 336 Vgl. 17. November 1682 Johann Georg III. an Friedrich Wilhelm. GStA PK, I. HA, Rep. 41 Nr. 32, Bl. 9r. 337 Vgl. CURIALIA PRÆMISPIS PRÆMITTENDIS. GStA PK, I. HA, Rep. 41 Nr. 32, Bl. 22v–23r.
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III. Grundlegende Problematiken am Exempel Brandenburg-Preußens
Ein halbes Jahr später – erwähnenswerte kurfürstliche Aktionen zur Sicherung der kurfürstlichen Präeminenz waren bis dahin nicht unternommen worden – im Sommer 1683 sollte genau dies geschehen. Der dänische König hatte dem Beharren des welfischen Gesandten nachgegeben, ihn ebenso wie die brandenburgischen Gesandten mit einer sechsspännigen Kutsche zur Audienz aufholen lassen. Der Kopenhagener Hof informierte sogleich den Brandenburger und versicherte diesem, bei dessen Abschiedsaudienz eine Aufwertung des Zeremoniells vorzunehmen, Brandenburg-Preußen das königliche Traktament angedeihen lassen zu wollen.338 Wiewohl im Nachgang der dänische Hof den Versuch unternahm, dies zu revidieren. Man wolle zwar eine Differenz im zeremoniellen Traktament zwischen fürstlichen und kurfürstlichen Envoyés wahren, doch sei es ein „. . . großer unterschiedt dehnen gekröhneten haüptern gleich TRACTIret zu werden und alß ein gekrönt Haubt TRACTIRet,“ 339 zu werden, ward dem brandenburgisch-preußischen Envoyé erklärt, der sich mit jener Erklärung nicht zufrieden gab und letztlich ebenfalls wie die königlichen Envoyés zwei sechsspännige Kutschen und eine zweispännige Kutsche zur Audienzaufholung erhielt. Das Drängen der fürstlichen Gesandten hatte zu einer zeremoniellen Aufwertung des brandenburgisch-preußischen Traktaments geführt. Lange konnte der Berliner Hof dies nicht genießen,340 1685 erfuhr das dänische Gesandtschaftszeremoniell erhebliche Modifikationen, die von den dortigen königlichen Gesandten nicht akzeptiert wurden.341 Dem Vorgehen der europäischen Könige folgend, verweigerte auch der Hohenzoller die Audienznahme nach dem neuen Gesandtschaftszeremoniell, tauschte sich nunmehr diesbezüglich mit dem sächsischen Kurfürsten aus.342 Bezeichnenderweise war die Auseinandersetzung 1683 gänzlich ohne den Einbezug der übrigen Mitkurfürsten bestritten worden. Die allgemeine Situation blieb angespannt, dies stand Friedrich Wilhelm deutlich vor Augen, eine gemeinsame Intervention der Kurfürsten schien nötig. Demzufolge brachten seine Minister und Diplomaten dies in den Konferenzen mit den sächsischen Vertretern zur Sprache, auf einem kurfürstlichen Kollegialtag343 338
Vgl. 16. August 1683. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8762. 10./20. September 1683 Meinders aus Regensburg. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8762. 340 Vgl. 4. November 1685 Instruktion für Hoverbeck. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 1344, Bl. 4r–6v. 341 Vgl. 20. Juni 1685 Friedrich Brandt aus Kopenhagen. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 1343. 342 Vgl. 7. Juni 1685 Friedrich Wilhelm an Johann Georg III. SächsHStA Dresden, 10025 Geheimes Konsilium, Loc. 04970/02, Bl. 7r–9v. Sowie: 17./27. Juni 1685 Friedrich Wilhelm an Johann Georg III. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8762. 343 Laut Margarete Werners trug sich Friedrich Wilhelm mit dem Gedanken, den Kollegialtag neben die Reichsversammlung zu stellen (vgl. Werners, Margarete: Die Reichspolitik des Großen Kurfürsten im Rahmen seiner europäischen Politik von 1679– 339
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müsse sich jener Thematik angenommen, den aktuellen Entwicklungen endlich mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden.344 Auch diese Initiative brachte keine nennenswerten Ergebnisse. Kurbrandenburg trat weiterhin hauptsächlich allein den fürstlichen Ansprüchen entgegen. Einen vorläufigen Höhepunkt erfuhr dies im Jahre 1688. Im Mai dieses Jahres kursierten erstmals Gerüchte, der schwedische König Karl XI. wolle die Rezeption der braunschweig-lüneburgischen Gesandten jener der Kurfürsten anpassen.345 Auf die besorgte Nachfrage Brandenburg-Preußens erwiderte der Stockholmer Hof, man habe nicht die Absicht, die Ehrenbezeugungen der Kurfürsten zu minimieren, nichts desto trotz hätten die engen verwandtschaftlichen Beziehungen zu den Welfen Karl XI. zu einer zeremoniellen Aufwertungen derer Rezeption bewogen.346 Friedrichs III./I. Handlungsoptionen waren beschränkt. Nachdem man in Berlin über das Vorhaben Schwedens informiert worden war, hatte der brandenburgisch-preußische Landesherr sich vernehmen lassen: „. . . das Sie an das Churfürstliche COLLEGIUM schreiben wolten, ümb es zu ermahnen solchen PREJUDICE sich entgegen zu setzen, und hätten gemeinet insonderheit mit Chur Sachsen hierunter zu Ihrem SENTIMENTS zu bewegen.“ Woraufhin der schwedische Gesandte in Berlin unterstrich: „. . . das ChurFürstliche COLLEGIUM seinen gnädigsten Könige kein CEREMONIEL vorzuschreiben gemeinet sein.“ 347 Als im Oktober 1688 der schwedischen Ankündigung Taten folgten, protestierte der brandenburgisch-preußische Gesandte in Schweden zwar formal, doch ließ der Hohenzoller ihn wissen, es hieße nunmehr abzuwarten, wie die königlichen Gesandten reagieren würden348 und bis zu diesem Zeitpunkt wäre es am sinnigsten, auf die publique Audienznahme am schwedischen Hofe zu verzichten.349 Jenes Vorgehen Brandenburg-Preußens war maßgeblich begründet durch den 1684 mit dem schwedischen Hofe geschlossenen Vergleich, der die konforme Rezeption der brandenburgisch-preußischen und königlichen Gesandten fixiert hatte, übermittelte der Hohenzoller an den Wettiner, der ihn zu eben jenen Vorkommnissen am schwedischen Hofe befragt hatte.350 Weil man den Königen 1684 (vom Frieden von St. Germain bis zum Regensburger Waffenstillstand). Düsseldorf 1937, S. 7). 344 Vgl. 13./23. Oktober 1683 Potsdam Protocoll. [Haugwitz/von Gersdorf in Potsdam abgehaltene Konferenz] GStA PK, I. HA, Rep. 41 Nr. 34, Bl. 2v–3r. 345 Vgl. 17./27. Mai 1688 Friedrich III./I. an Falaiseau nach Stockholm. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 9645, Bl. 135r. 346 Vgl. 9. Juni 1688 Oxenstirn. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 9332. 347 14. April 1688 Bothmer aus Berlin. NLA Hannover Celle Br. 20 Nr. 173/3, Bl. 131v–132r. 348 Vgl. 15./25. 1688 November Friedrich III./I. an Falaiseau nach Stockholm. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 9645, Bl. 182r/v. 349 Vgl. 14./24. Juni 1688 Friedrich III./I. an Schmettau nach London. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 1787, Bl. 250r/v. 350 Vgl. 13. Februar 1689 Johann Georg III. an Friedrich III./I. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 9645, Bl. 213r.
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III. Grundlegende Problematiken am Exempel Brandenburg-Preußens
gleich traktiert werde, könne und müsse man deren Entscheidung abwarten.351 Entgegen seiner ursprünglichen Erklärung wählte der brandenburgische Kurfürst ein von den übrigen Kurfürsten losgelöstes Vorgehen, da dies erfolgversprechender schien. Dies wiederum wollte der braunschweig-lüneburgische Gesandte am Berliner Hofe im Sinne seines Regenten nutzen. Er wandte ein, wenn Friedrich III./I. für sich und seine diplomatischen Vertreter stets eine Parifikation mit den Königen einfordere, müsse er im Umkehrschluss ebenso wie jene gewillt sein, den Fürsten eine Erhöhung ihres Traktaments zuzuerkennen. Dies wies der Hohenzoller zurück, weder wolle er sich von seinen Mitkurfürsten differenzieren, noch hätten sämtliche europäische Könige den braunschweig-lüneburgischen Gesandten eine den Kurfürsten konforme Rezeption angedeihen lassen.352 Dass die Vorkommnisse am schwedischen Hofe den Startpunkt einer Entwicklung bilden und eine Vorbildfunktion für die übrigen königlichen Höfe innehaben konnten, war zu befürchten und sollte sich alsbald bestätigen. Triumphierend berichtete der braunschweig-lüneburgische Envoyé im Frühjahr 1689 aus England seinem Fürsten, obschon der brandenburgisch-preußische Gesandte versucht habe, dies zu hintertreiben, sei es ihm gelungen, eine dem Brandenburger konforme Traktierung zu erringen.353 In der Tat begründete der Londoner Hof seine Entscheidung unter anderem mit dem Zeremoniell des schwedischen Hofes,354 wiewohl sich dies allein auf den Aspekt der konformen fürstlichen und kurfürstlichen Rezeption bezog, nicht aber auf die generelle Gestaltung der publiquen Audienz. Abermals tauschten der brandenburgische und sächsische Hof sich über die Ereignisse aus,355 suchten nach Lösungsmöglichkeiten. Obgleich jene Ereignisse im Prinzip alle Kurfürsten betraf, schätzten der Wettiner und der Hohenzoller ein gemeinsames Vorgehen des kurfürstlichen Kollegiums als unwahrscheinlich ein, denn: „. . . es möchten aber die Geistlichen und Catholischen Herren Churfürsten vielleicht sich deßen was in Engeland und Schweden zwischen denen Evangelischen Königen und Churfürsten iezo vorgehet, künfftig nicht theilhaftig machen wollen, weil es scheinet daß Sie weder an ein noch andern Ort solche ENVOYES zuschicken begehren, und das PRÆIUDIZ Euer Churfürstliche Durchlaucht und Churfürstliche Durchlaucht zu Brandenburg allein überlaßen.“ 356 351 Vgl. 6./16. März 1689 Friedrich III./I. an Johann Georg III. SächsHStA Dresden, 10025 Geheimes Konsilium, Loc. 04970/02, Bl. 21v–23v. 352 Vgl. 1. Juli 1688 Grote aus Berlin. NLA Hannover Celle Br. 20 Nr. 176, Bl. 114r/v. 353 Vgl. 26. April 1689 Schütz aus London. NLA Hannover Cal. Br. 22 Nr. 658, Bl. 7r. 354 Vgl. 16./26. Juli 1689 Schmettau aus London. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 1788, Bl. 45r/v. 355 Dies geschah sowohl durch die schriftliche Korrespondenz beider Potentaten (vgl. 5. Juli 1689 Friedrich III./I. an Johann Georg III. SächsHStA Dresden, 10025 Geheimes Konsilium, Loc. 04970/02, Bl. 37r–44r) sowie durch Gespräche des brandenburgischpreußischen und sächsischen Gesandten am Londoner Hof (vgl. 24. Juni 1689 Schmettau aus London. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8739, Bl. 73v–74r).
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Nicht allein die Einteilung in weltliche und geistliche Kurfürsten, sondern die Spezifizierung aufgrund ihrer Konfession konnte demnach Einfluss auf eine angedachte Zusammenarbeit haben.357 Dies exemplifiziert die zahlreichen Verflechtungen und Faktoren, die im Kontext des Gesandtschaftszeremoniells mitzubedenken waren. Erst eine direkte Involvierung in diesen zeremoniellen Konflikt würde offizielle Reaktionen und Aktivitäten nötig werden lassen. Bis dahin schien es, könnten die übrigen Königswähler vom Engagement Brandenburgs und Sachsens profitieren, ohne aktiv tätig zu werden. Dies waren ungünstige Ausgangsvoraussetzungen für die Durchsetzung der kurfürstlichen Wünsche am englischen Hofe, die durch das Benehmen andere Könige und deren diplomatischen Vertretern eine weitere Schwächung erfuhren. Solange sich jene nicht beschwerten, muteten zu offensive Proteste der Kurfürsten als anmaßend und sich über ihren Rang hinaus erheben wollend an.358 Nur sahen die Könige keinen sonderlich drängenden Handlungsbedarf. In ähnlich geartete zeremonielle Konflikte, wie die Kurfürsten mit den Fürsten, waren sie nicht verwickelt. Es spiele womöglich, spekulierte Friedrich III./I., fernerhin die Tatsache, dass die Könige der Ambassadeursendung und dem damit verbundenen Zeremoniell eine größere Gewichtung zumessen würden als jener der Envoyés, eine entscheidende Rolle für fehlende Widerstände seitens der Könige.359 Letztlich musste Brandenburg-Preußen die veränderten Gegebenheiten akzeptieren, denn weder der Londoner noch der Stockholmer Hof wichen von ihren Neuerungen ab. Man unterließ, soweit dies möglich war, in den kommenden Jahren sowohl am schwedischen360 als auch englischen Hofe361 die publique Audienznahme, denn diese wäre als offizielle 356 5. Juli 1689 Friedrich III./I. an Johann Georg III. SächsHStA Dresden, 10025 Geheimes Konsilium, Loc. 04970/02, Bl. 42r/v. 357 So sandte man an Höfe anderer Konfession eher Gesandte der unteren Ränge (vgl. Feckl, Klaus-Ludwig: Preußen im Spanischen Erbfolgekrieg (= Europäische Hochschulschriften; 3). Frankfurt am Main 1979, S. 24). Hinzukam, dass die katholischen Kurfürsten in Auseinandersetzungen mit den Kardinälen verwickelt waren (vgl. Weise 1708, S. 392). und „. . . wie Evangelischen seithen auf dergleichen von dem Pabst CONFERITE DIGNITÄT keine oder wenige REFLEXION jemahlen gemachet worden, man waß von seiten der Catholischen geschiehet man dahin gestellet sein lassen muß, weilen dieselbe so grosse DEFERENTZ und RESPECT gegen den Römischen stuhl tragen müssen.“ 26. Januar 1687 Friedrich Wilhelm an Johann Georg III. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8803. 358 Vgl. 24. Juni 1689 Schmettau aus London. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8739, Bl. 76r/v. 359 Vgl. 5. Juli 1689 Friedrich III./I. an Johann Georg III. SächsHStA Dresden, 10025 Geheimes Konsilium, Loc. 04970/02, Bl. 40r–41r. 360 Vgl. 20./30. November 1697 C. F. Bartholdi aus Stockholm. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 9365. 361 Vgl. 17./27. Januar 1690. GStA PK, I. HA, Rep. 21 Nr. 127 Lf.nr. 39. Sowie: 21. Oktober 1699 Friedrich III./I. an Schmettau nach London. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8739, Bl. 99v–100v.
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III. Grundlegende Problematiken am Exempel Brandenburg-Preußens
Bestätigung und Akzeptanz des modifizierten Gesandtschaftszeremoniells interpretiert worden. Hatte zwar die Rangerhöhung Braunschweig-Lüneburgs zum Kurfürstentum Hannover einen, wenn nicht den bedeutendsten, fürstlichen Gegenspieler der Kurfürsten nivelliert,362 waren dennoch zahlreiche weitere Fürsten vorhanden, die die Parifikation mit den Kurfürsten zu erkämpfen gedachten.363 All diese Vorgänge dokumentieren, dass von einem beständigen gemeinsamen Agieren der Kurfürsten an den europäischen Höfen nicht gesprochen werden kann, vielmehr geschah dies in abgeschwächter Form zwischen jenen Kurfürsten, die ambitioniert auf dem europäischen diplomatischen Parkett wirkten. Jene waren es aber auch, die die kurfürstliche Stellung zunehmend als hinderlich im Gesandtschaftszeremoniell wahrnahmen. In diesen Kontext ist die Äußerung Friedrichs III./I. einzuordnen: „. . . solange ich nichtes mehr als Churfürst bin, APPONIERET man Mihr allemahl die CONSEQUENTZ mit den übrigen Churfürsten, und was dieselbe NEGLIGIEREN muhs ich auch über mich gehen laßen.“ 364 Dies muss als einer der maßgeblich beeinflussenden Faktoren für den Wunsch Friedrichs III./I. nach der Königskrone gewertet werden. Die Rangerhöhung wiederum enthob die Hohenzollern der zeremoniellen Streitigkeiten mit den Fürsten, deren Parifikationsbestrebungen konnten nunmehr, da man sich auf den königlichen Status berief, abgewehrt werden. Für diejenigen Kurfürsten, die keine Königskrone ihr Eigen nannten, blieb diese Problematik bestehen.365 Sie formulierten daher des Öfteren die Bitte, wenn nicht gar Aufforderung, an die preußischen Könige um Unterstützung bei zeremoniellen Konflikten, verbunden mit der Erinnerung an Brandenburgs Zugehörigkeit zum kurfürstlichen Kollegium und Reich.366 Mochte man in Berlin beispielsweise 1731 verlauten lassen: „. . . daß Eure Königliche Mayestät sich niemahls und auf keinerleÿ weise von dem Churfürstlichen COLLEGIO SEPARIren, vielmehr alles das jeniege, was zu Erhaltung deßen alten SPLENDORS, Hoheit und PRÆEMINENZ gereichen könte, allezeit mit angehen würden“,367 wurde doch immer 362 Bemerkenswert ist die Vermutung, Friedrich III./I. habe die Welfen insbesondere deshalb bei ihrer Rangerhöhung unterstützt (vgl. 12. Juli 1688 Fridag aus Berlin. ATOeStA/HHStA RK Diplomatische Akten Berlin Berichte 5a. Berichte des Freih. v. Fridag aus Berlin. 1688. Juli–Dec., Bl. 4r/v). 363 Bspw. Hessen-Kassel dem es kurz nach Braunschweig-Lüneburg gelungen war, den Kurfürsten konform zur Audienz aufgeholt zu werden (vgl. 18./28. Dezember 1697 Instruktion für Dobrzensky. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 1822, Bl. 13v). 364 Friedrich III./I. um 1699. GStA PK, I. HA, Rep. 132 Vol. I, Bl. 89v. 365 Exemplarisch: 3. Dezember 1726. PROTOCULLUM in CONFERENTIA in des Würzburg. Gesantens Quartier. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8718, Bl. 164v– 166v. 366 Exemplarisch: 15. Juni 1714 Meinertshagen aus Haag. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 403. 367 2. April 1731 Broich aus Regensburg. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8691, Bl. 123r–123v.
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wieder, insbesondere von den geistlichen Kurfürsten, der Vorwurf formuliert: „. . . daß weil der mehre theil der weltlichen Churfürsten die königliche DIGNITÄT erlanget hätte, es sich ansehen ließe, als wenn Ihnen an der PRÆEMINENZ und alten Vorrechten derer Churfürsten des Reichs nicht sonderlich viel mehr gelegen wäre.“ 368 Ein Vorwurf, der sich nicht allein gegen Brandenburg-Preußen richtete, sondern all jene Kurfürsten miteinbezog, die eine Rangerhöhung erreicht hatten und durchaus seine Berechtigung hatte. Denn letztlich waren die Hohenzollern nur dann gewillt, ihre Mitkurfürsten zu unterstützen, wenn für sie hierbei keine Nachteile zu erwarten waren. Ihre Zugehörigkeit zum kurfürstlichen Stande und die damit einhergehenden Verpflichtungen traten nach dem Kronerwerb in den Hintergrund, dies werden die nachfolgenden Kapitel veranschaulichen.
2. Rangerhöhung, Kronerwerb und Gesandtschaftszeremoniell a) Einfluss, Wirkung und Anwendung des Gesandtschaftszeremoniells bis zum Januar 1701 Hinlänglich bekannt ist das abfällige Urteil Friedrichs II. in seinen „Denkwürdigkeiten“, sein Großvater habe, angetrieben aus bloßer Eifersucht und übertriebenem Ehrgeiz, eine Königskrone gewollt. „Dem Kurfürsten Friedrich III. schmeichelten in der Tat nur die Äußerlichkeiten des Königtums, das Gepräge der Repräsentation und eine gewisse Wunderlichkeit der Eigenliebe, die sich darin gefällt, andere ihren geringeren Stand fühlen zu lassen.“ Wie überhaupt: „. . . er begehrte sie [Krone – E. R.] nur deshalb so heiß, weil er seinen Hang für das Zeremonienwesen befriedigen und seinem verschwenderischen Prunk durch Scheingründe rechtfertigen wollte.“ 369 Die historische Forschung hat mittlerweile sowohl jene Äußerungen und die damit verbundenen Intentionen Friedrichs II.370 als auch die Rangerhöhung 1701 kritisch analysiert. Gleichwohl, schon Friedrich II. unterstrich das Vorhandensein einer Beziehung zwischen Zeremonienwesen und Rangerhöhung.371 Tatsächlich wurde die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Gesandtschaftszeremoniell in der Frühen Neuzeit 368 3. Mai 1731 Broich aus Regensburg. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8691, Bl. 127v–128r. 369 Friedrich II. zitiert nach: Volz, Berthold (Hrsg.): Die Werke Friedrich des Großen. Erster Band. Denkwürdigkeiten zur Geschichte des Hauses Brandenburg. Berlin 1913, S. 99, 100, 117. 370 Vgl. Rohrschneider, Michael: Friedrich der Grosse als Historiograph des Hauses Brandenburg. Herrscherideal, Selbststilisierung und Rechtfertigungstendenzen in den Mémoires pour servir à l’histoire de la maison Brandebourg. In: Forschungen zur Brandenburgischen und Preußischen Geschichte Neue Folge 17 (2007), S. 97–121. 371 Laut Horst Dreitzel sei das Königtum des Markgrafen von Brandenburg zunächst nur ein zeremonielles gewesen (vgl. Dreitzel, Horst: Monarchiebegriffe in der Fürstengesellschaft. Semantik und Theorie der Einherrschaft in Deutschland von der Reformation bis zum Vormärz. Band 1: Semantik der Monarchie. Köln u. a. 1991, S. 205).
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III. Grundlegende Problematiken am Exempel Brandenburg-Preußens
maßgeblich durch die viel zitierten und richtungsweisenden Aufsätze Barbara Stollberg-Rilingers angestoßen,372 in denen die Historikerin den Zusammenhang zwischen dem Kronerwerb Brandenburg-Preußens und dessen Gesandtschaftszeremoniell erläuterte.373 Den Erwerb einer Königskrone soll schon Ludwig XIV. (1638–1715) dem Großen Kurfürsten empfohlen haben.374 Wenn auch der Wahrheitsgehalt jener Behauptung mehr als zweifelhaft ist, so waren Friedrich Wilhelm bei all seinem Engagement375 in der diplomatischen Praxis immer wieder die Grenzen des kurfürstlichen Ranges aufgezeigt worden. Mutmaßliche Erfolge waren selten dauerhaft. Als beispielsweise 1660/61 der klevische Statthalter Fürst Nassau als brandenburgisch-preußischer Ambassadeur an den Londoner Hof gesendet wurde,376 war der Berliner Hof selbst unsicher, inwiefern dies erfolgreich sein und ob es gelingen würde, eine Parität im Botschafterzeremoniell zu erringen.377 London nahm diese Sendung zwar an,378 unterließ aber eine entsprechende Gegensendung,379 vertrat man doch die Auffassung: „The Electors and Princes of Germany have got a privilego to send and receave Ambassadors touching matters that concern their own Territories, but not the state of the Empire.“ 380 Eine Gegensendung wäre zwingend nötig gewesen. Der Verzicht Englands konnte als 372
Vgl. May 2011, S. 262. Vgl. Stollberg-Rilinger, Höfische Öffentlichkeit, 2002, S. 145–176. Sowie: Stollberg-Rilinger, Honores regii, 1997, S. 1–26. 374 Vgl. Horn, Franz: Friedrich der Dritte, Kurfürst von Brandenburg, Erster König in Preußen. Berlin 1816, S. 127. 375 Vgl. Lünig 1719, S. 393. 376 Vgl. 9. Februar 1661 Friedrich Wilhelm an Christoph Brandt nach London. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 1743, Bl. 8r. 377 „. . . wollen ihnen dreierlei CREDENTIALES mitgeben, eines alß AMBASSADEUR, das andere alß EXTRAORDINAIRE Deputierten, das dritte krafft welchens sie ohne CEREMONIE sich angeben [. . .]. Sie sollen inmittelst dahin sehen, daß ihnen [. . .] so viel alß koniglichen, und wo solches nit zu erhalten, etwas mehr alß anderen für allen nichts wenigers wiederfahre alß gesanden einiger Republiquen.“ 1. Februar 1661 Instruktion für Nassau. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 1747. 378 Ausführlicher Bericht über diese Sendung: DIARIUM DER CHURBRANDENBURGISCHEN GESANDTSCHAFT in Engeland anno 1661. Vom 1. MARTII biß zum 2. JULIJ. Zitiert nach: Hahn, Peter-Michael, 2016, S. 164–184. Sowie: Rousset de Missy, Jean: Le Ceremonial diplomatique des cours de l’Europe [. . .]. Amsterdam/La Haye 1739, S. 499. Am bedeutsamsten war letztlich der Fakt: „Der Ceremonienmeister gab uns die Versicherung, dass, wenn uns etwas geringeres widerfahren sollte, als den königlichen Gesandten, es doch weit höher sein solle, als was man an Republiken zu thun pflegt.“ 8./18. März 1661 Nassau/Weiman aus London. Zitiert nach: Hirsch, Theodor (Hrsg.): Urkunden und Actenstücke zur Geschichte des Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg. Politische Verhandlungen. Sechster Band (= UA; 9). Berlin 1879, S. 516 f. 379 Vgl. Wicquefort 1682, S. 97. 380 Howell, James: A DISCOURSE Concerning the PRECEDENCY OF KINGS [. . .]. London 1664, S. 185. 373
2. Rangerhöhung, Kronerwerb und Gesandtschaftszeremoniell
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eine Infragestellung der brandenburgisch-preußischen Souveränität gewertet werden, denn Sendung sowie Empfang eines Ambassadeurs wurden als Kennzeichen der Souveränität erachtet.381 Souveränität wurde mehr und mehr das Kriterium, nach welchem sich der Rang eines Potentaten bemaß und löste damit die vormals aktuelle christliche Ranghierarchie ab.382 Schwierig zu definieren war, wer Inhaber der Souveränität war. Knapp definiert wurde diese als die: „. . . höchste und unbeschränckte Gewalt, die vollkommenste Herrschaft und Regierung, welche keinen höheren, ausser Gott über sich kennt.“ 383 Jean Bodin (1529/30–1596), der Begründer des Souveränitätsbegriffes, benannte in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts einige Charakteristika jener. Merkmale der Souveränität seien, dass deren Inhaber nicht an formulierte Gesetze gebunden seien, sie auf Lebenszeit ausgeübt werde384 und die Souveränität unteilbar sei.385 Nach jenen Kriterien konnten die Kurfürsten keine souveränen Herrscher sein, schließlich waren sie lehnsabhängig vom Kaiser.386 1660 schien der Hohenzoller einen Ausweg aus dieser Situation gefunden zu haben, als ihm im Frieden von Oliva die Souveränität über das Herzogtum Preußen zugestanden wurde. In Diskursen und Auseinandersetzungen um zeremonielle Ehrenbezeugungen betonte Friedrich Wilhelm die Herzogwürde als jenes Attribut, welches ihn von den übrigen Kurfürsten abheben würde. Sein Sohn übernahm dies,387 einschneidende Erfolge waren keinem von beiden beschieden. Die 1660 errungene Souveränität brachte weder eine zeremonielle Aufwertung mit sich noch die ersehnte Gleichstellung mit den königlichen Mächten. Dies dürfte unter anderem auch daran gelegen haben, dass in den 1660 geschlossenen 381
Vgl. Wicquefort 1682, S. 13. Vgl. Stollberg-Rilinger, Die Wissenschaft der feinen Unterschiede, 2002, S. 145. 383 „Souverainete“. In: Zedler, Band 38, 1743, Sp. 1040. 384 Vgl. Henkel, Gerhard: Untersuchungen zur Rezeption des Souveränitätsbegriffs durch die deutsche Staatstheorie in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Marburg 1967, S. 10. 385 Vgl. Malettke, Klaus: Frankreich, Deutschland und Europa im 17. und 18. Jahrhundert. Beiträge zum Einfluß französischer politischer Theorie, Verfassung und Außenpolitik in der Frühen Neuzeit (= Marburger Studien zur Neueren Geschichte; 4). Marburg 1994, S. 81. 386 Obgleich auch jene Lehnsabhängigkeit ein Diskussionsgegenstand war (vgl. Dock, Adolf: Der Souveränitätsbegriff von Bodin bis zu Friedrich dem Grossen. Strassburg 1897, S. 16). „. . . vielmehr die in den Lande habende Gewalt an, die ein Churfürst in seinen Landen so wohl ausübet, als wie ein König in den seinigen. Zu dem ist der Kayser selber an gedachte Gesetze gebunden, gleichwohl begehret niemand dieserhalben einige EXCEPTION oder OBJECTION zu machen, als ob er von daher den höchsten Rang INTER PRINCIPES CHRISTIANOS nicht haben könne.“ Zschackvviz 1735, S. 358 f. 387 Exemplarisch: Dezember 1682 Christoph Brandt an den schwedischen Zeremonienmeister. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 9645, Bl. 10v. Sowie: 12. März 1698 Friedrich III./I. an Werner nach Danzig. GStA PK, I. HA, Rep. 9 Polen Nr. 27 W Fasz. 1, Bl. 182v. 382
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Verträgen Regulierungen enthalten waren, die eine „vollständige“ Souveränität verhinderten. Polen hatte sich das Recht des Heimfalls des herzoglichen Preußen an die polnische Krone ausbedungen, ein Recht, das durch eine Huldigung des Herzogs vor polnischen Kommissaren bestätigt werden musste.388 Zudem erkannte der Wiener Hof im Gegensatz zu anderen europäischen Höfen389 erst 1695 offiziell den preußischen Herzogtitel an.390 Hatte man preußischerseits womöglich die Hoffnung gehegt, dies habe Einfluss auf das zeremonielle Traktament der brandenburgisch-preußischen Gesandten, belehrte die diplomatische Praxis den Hohenzollern eines Besseren. Im Februar 1696 stellte Kaiser Leopold I. nachdrücklich heraus, die Anerkennung des Herzogtitels werde keinerlei Auswirkungen auf die zeremonielle Rezeption der Berliner Diplomaten haben, jene werde sich weiterhin nach der kurfürstlichen Rangstellung und den damit verbundenen zeremoniellen Ehrenrechten richten.391 Dies hielt Berlin nicht davon ab, weiterhin eine Aufwertung des brandenburgisch-preußischen Gesandtschaftszeremoniells erringen zu wollen. Wiederholt wurden am Wiener Hofe diesbezüglich Beschwerden laut, es setzte sich die Ansicht durch: „Unter allen Churfürsten wäre keiner der das CEREMONIALE und JUS LEGATIONUM so hoch triebe, alß Churfürstliche Durchlaucht zu Brandenburg.“ 392 Die in den Jahren 1697 und 1698 vorgenommenen weitreichenden Modifikationen des Gesandtschaftszeremoniells des Berliner Hofes, wie die Einführung eines Throns in den Ablauf der publiquen Audienzen, wertete der sich zu dieser Zeit dort befindliche kaiserliche diplomatische Vertreter Heems als unangemessen, da deren Zielstellung offensichtlich sei, das kurfürstliche Gesandtschaftszeremoniell zu überarbeiten, bis es jenem der königlichen Höfe entsprechen würde.393 Gleichsam können jene Modifikationen als Nachweis Berlins, 388
Vgl. Neugebauer, Brandenburg-Preußen in der frühen Neuzeit, 2009, S. 220. Vgl. Theatrum Europaeum [. . .]. Band 14 (1691–1695). Frankfurt am Main 1702, S. 793. 390 Vgl. 17./27. Juli 1695 Friedrich III./I. an N. B. Danckelman nach Wien. GStA PK, I. HA, Rep. 1 Nr. 141, Bl. 9r/v. 391 Vgl. 8. Februar 1696 Leopold I. AT-OeStA/HHStA RK Diplomatische Akten Berlin Weisungen 2c. Weisungen nach Berlin 1695–1700, Bl. 23r/v. 392 10./20. August 1697 Beilage zu Heems Bericht. AT-OeStA/HHStA RK Diplomatische Akten Berlin Berichte 6c. Berichte. 1697, Bl. 85r. 393 Vgl. 5. September 1698 Heems aus Berlin. AT-OeStA/HHStA RK Diplomatische Akten Berlin Berichte 6c. Berichte. 1698, Bl. 115r. Jene Meinung vertrat nicht nur Heems. Der englische Gesandte in Berlin stellte dies weiterführend fest: „. . . the absolute soveraignety where with he possesses the Ducal Prussia, for in that respect he exceeds in Power all other Electors and Princes of the Empire, who are not so indeoendent but derive their grandeur by investiture from the Emperor, for which reasons, the Electors affects to be distinguished by some more extraordinary title than what is common to the rest of his colleagues.“ 19./29. Juli 1698 George Stepney. Zitiert nach: Clark, Christopher: When culture meets power: the Prussian coronation of 1701. In: Scott, Hamish/Simms, Brendan (Hrsg.): Cultures of Power in Europe during the Long Eighteenth Century. Cambridge 2007, S. 23. 389
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dass man mit den zeremoniellen Ansprüchen der Könige Schritt halten könne, interpretiert werden. Jedwede potentielle Möglichkeit, die sich auftat, wurde vom Hohenzollern alsbald genutzt. Dem dänischen König, der seit Jahren um die Akzeptanz seiner gesandtschaftszeremoniellen Modifikationen rang, offerierte Berlin, man könne eine Egalität in der Rezeption, eine reziproke Behandlung der jeweiligen Gesandten einführen. Abermals analysierte Heems daraufhin: „. . . es wirdt aber dadurch das absehen, So man am hiesigen Churfürstlichen Hoff schon längstens gehabt nemblich sich in den CEREMONIALIBUS auff den fueß der vornehmsten Königlichen Höfen zu setzen, mehr und mehr am tage geleget.“ 394 Dänemarks Antwort auf Friedrichs III./I. Vorbringen verdeutlichte diesem erneut altbekannte Schranken und Problematiken: „. . . weillen bißhero kein Churfürst des Reichs solches begehret noch eingeführet es schwer fallen möchte, solches von allen POTENTATEN zu erhalten, insonderheit aber würde Ihr Maÿestät der Kaÿser IN REGARD deßen, daß Er EWer Churfürstliche Durchlaucht OberLehnsHerr wehre darzu schwerlich RESOLVIren wollen und wan solches nicht geschehen solte, So würden die Könige Sich auch nicht wol von dem Kaÿser alß welchem Sie nicht weiter alß RATIONE ORDINIS CEDIRten und sonsten mit denselben einerleÿ RECEPTION hätten, SEPARIRen wollen.“ 395 Verschärft wurde die Situation Brandenburg-Preußens zudem durch die Tatsache, dass einige fürstliche Mächte nicht gewillt waren, den Vorrang der Kurfürsten fortbestehen zu lassen und überdies einzelne Republiken erfolgreich ertrotzten, was dem brandenburgischen Kurfürsten verwehrt blieb,396 wie insgesamt jene Zeit, wie die außenpolitischen Berater Friedrichs feststellten, von zahlreichen Rang- bzw. Standeserhöhungen geprägt war.397 Ab 1691 trug der Großherzog der Toskana und ab 1693 der Herzog von Savoyen den Titel „Königliche Hoheit“.398 Innerhalb des Reiches waren es Hannover und Sachsen, die beiden Konkurrenten des Hohenzollern um eine beherrschende Position im
394 14./23. Februar 1700 Heems aus Berlin. AT-OeStA/HHStA RK Diplomatische Akten Berlin Berichte 7a. Berichte. 1700. Jan.–Mai, Bl. 24r. 395 31. Oktober 1699 Viereck aus Kopenhagen. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8763. 396 Vgl. 25. November 1699 Ilgen. Bey der Frage: Ob Seine ChurFürstliche Durchlaucht zu Brandenburg Unser gnadigster Herr die Königliche Dignität zu suchen und anzunehmen haben oder nicht. GStA PK, I. HA, Rep. 132 Vol. I, Bl. 35v–36v. 397 Vgl. 22. August 1700. Project Verschiedene CONSIDERATIONEN beÿ dem Königlichen CARACTER für Sr. Churf. Dh. zu Brandenburg. GStA PK, I. HA, Rep. 132 Vol. III, Bl. 289r. 398 Vgl. Baumgart, Peter: Friedrich III./I. und Sophie Charlotte. Biographische, politische und kulturelle Aspekte der Herrschaft des ersten Königs in Preußen. In: Heidenreich, Bernd/Kroll, Frank-Lothar (Hrsg.): Macht- oder Kulturstaat? Preußen ohne Legende. Berlin 2002, S. 82.
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III. Grundlegende Problematiken am Exempel Brandenburg-Preußens
Reich,399 die eine neue Würde errangen.400 Diese Rangerhöhungen setzten Brandenburg-Preußen zusätzlich unter Zugzwang, wollte es nicht in politischer und zeremonieller Hinsicht hinter diesen beiden zurückbleiben. Wiewohl der Hohenzollern ihnen dennoch unterstützend zur Seite gestanden habe, um, so Jürgen Luh, sicher sein zu können, dass Hannover und Sachsen die preußische Königserhebung nicht hintertreiben würden.401 Jene Aussage impliziert, dass der Plan zur Erwerbung einer Königskrone schon zu Beginn der Regentschaft Friedrichs III./I. vorhanden gewesen war. Diese Ansicht vertritt ebenfalls Judith Matzke. Sie spekuliert, die seit dem Jahre 1690 sichtbar werdenden Ambitionen Friedrichs III./I. hätten den sächsischen Kurfürsten motiviert, denen durch eine eigene Rangerhöhung entgegenzutreten, um das Gleichgewicht zu wahren.402 Erst gegen Ende der 1690er Jahre gewannen die brandenburgisch-preußischen Bestrebungen an Vehemenz und traten offensichtlich zu Tage, etwa mit der Berufung des sogenannten Dignitätsconseils, welches sich ausschließlich mit den Plänen zum Erwerb der Königskrone beschäftigen sollte und für das offenbar weder eine förmliche Errichtungsurkunde noch eine Geschäftsordnung existieren.403 Dessen Mitglieder fassten auf Wunsch Friedrichs III./I. ihre Ansichten bezüglich des Kronerwerbs zusammen. Einen Großteil ihrer Schriften eint, dass die Krönung als probates Mittel für die Nivel-
399 Vertiefend zur Rangerhöhung 1697: Milewski, Markus: Die polnische Königswahl von 1697 (= Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs; Sonderband 10). Wien 2008. Sowie: Staszewski, Jacek: Der polnische König August II. (1697–1733). In: Duchhardt, Heinz (Hrsg.): Der Herrscher in der Doppelpflicht. Europäische Fürsten und ihre beiden Throne (= Veröffentlichungen des Instituts für Europäische Geschichte Mainz Abteilung Universalgeschichte; Beihefte 43). Mainz 1997, S. 207–222. 400 Vgl. Baumgart, Peter: Epochen der preußischen Monarchie im 18. Jahrhundert. In: Zeitschrift für Historische Forschung 6 (1979), S. 291. Ebenso versuchte die Kurpfalz eine Rangerhöhung zu erlangen (vgl. Müller, Klaus: Kurfürst Johann Wilhelm als rheinischer Reichsfürst. In: Mauer, Benedikt (Hrsg.): Barocke Herrschaft am Rhein. Kurfürst Johann Wilhelm II. und seine Zeit (= Veröffentlichungen aus dem Staatsarchiv Düsseldorf; 20). Düsseldorf 2009, S. 23, 30). 401 Vgl. Luh, Jürgen: „Elevation, Macht und Ansehen“: Die politischen Ziele Friedrichs III./I. In: Göse, Frank (Hrsg.): Im Schatten der Krone. Die Mark Brandenburg um 1700 (= Brandenburgische Historische Studien; 11). Potsdam 2001, S. 19. In diesen Kontext ist die 1696 mit Kurbayern getroffene Allianz einzuordnen. Beide Kurfürsten wollten sich bemühen, die königliche Würde auf ihre Kurhäuser zu bringen und versprachen sich wechselseitige Assistenz sowie keine „ombrage“ oder „Jalousie“ zu empfinden, wenn sie der Eine früher erlangen würde (vgl. 5. September 1696. (Erb-) Defensiv-Alliance zwischen dem Kurfürsten Max Emanuel von Baiern, Gouverneurs der spanischen Niederlande, und Kurfürst Friedrich III. von Brandenburg. Zitiert nach: Moerner 1867, S. 621 f.). 402 Vgl. Matzke 2011, S. 47. 403 Weiterführend: Baumgart, Peter: Binnenstrukturen monarchischer Herrschaft unter Friedrich III. (I.). In: Kunisch, Johannes (Hrsg.): Dreihundert Jahre Preußische Königskrönung. Eine Tagungsdokumentation (= Forschungen zur Brandenburgischen und Preußischen Geschichte; Beiheft 6). Berlin 2002, S. 61–65.
2. Rangerhöhung, Kronerwerb und Gesandtschaftszeremoniell
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lierung der bisherigen Schwierigkeiten im zeremoniellen Traktament angesehen wird.404 Doch auch skeptische Stimmen wurden laut. Paul von Fuchs riet dem Hohenzollern Ende des Jahres 1699, er möge eine günstigere Situation abwarten, denn Friedrich III./I. verfüge über ebenso viel Macht, Ruhm und Verdienste, wie die Könige,405 der bloße königliche Titel wäre daher kaum vonnöten, zeremonielle Konflikte könnten anders gelöst werden.406 Dem widersprach Friedrich III./I. ausdrücklich: „Denen ich alles habe was zu der Königlichen würde gehöret auch noch mehr als andere Könige warumb sol ich dan auch nicht trachten den Nahmen eines Königes zu erlangen [. . .] IN FINEM daß Ich anders als durch annehmung der Königlichen Würde solte die HONORES REGIOS vohr Mich und Meine MINISTROS erhalten können, darzusehe Ich schlechte APPARENTZ.“ 407 So simpel freilich, wie es der Kurfürst hier formulierte, war dies nicht. Leibniz (1646–1716) etwa gab zu bedenken, um König zu werden, müsse man mächtig genug sein: „Ein mächtiger freyer Herr hat POTENTIAM PROXIMAM; aber weilen andere in Possession, gewisse Ehren von ihm zu empfangen, und gewisse Ehre ihm zu geben, so erscheinet, daß die Annehmung königlicher Würde nicht PURE und allerdings MERAE FACULTATIS sey, sondern eine gewisse Autorität zu deren Erlangung erfordert werde.“408 Zwar sei König, wer sich König nenne, zugleich aber müsse er die dem Titel zugehörigen Ehrenrechte, insbesondere von Potentaten des gleichen Ranges, erhalten.409 Letztlich fasste Christian Friedrich Bartholdi (1668–1714) demgemäß im November 1699 recht treffend in drastischen Worten zusammen, was die folgenden Jahrzehnte aufgrund des Erwerbs der Königswürde mit sich bringen würden: „Wegen des Königstitels wird man es wohl auf keinen Krieg ankommen lassen aber [. . .] auf einen CEREMONIEN
404 Exemplarisch: 22. August 1700 Project Verschiedene CONSIDERATIONEN beÿ dem Königlichen CARACTER für Sr. Churf. Dh. zu Brandenburg. GStA PK, I. HA, Rep. 132 Vol. III, Bl. 287r–304r. Sowie: 8. Dezember 1700 Danckelman. GStA PK, I. HA, Rep. 132 Vol. V, Bl. 65r/v. 405 Dies war eine Äußerung, die bereits über Friedrich Wilhelm getätigt worden war (vgl. Stosch, Balthasar Sigismund: Von dem Praecedentz= Oder Vorder=Recht/aller Potentaten und Republiquen in EUROPA [. . .]. Jena 1677, S. 727). 406 Vgl. 1699 Bedencken des H. von Fuchs Exz. wegen der anzunehmenden Königl. Dignität. GStA PK, I. HA, Rep. 132 Vol. I, Bl. 81v. 407 Friedrich III./I. Andtworth auf denen puncten oder aufsatz des von fuchs wegen der Königlichen würde. GStA PK, I. HA, Rep. 132 Vol. I, Bl. 85r, 89v. 408 Leibniz. Anhang, betreffend dasjenige, was nach heutigen Völker-Recht zu einem König erfordert wird. Aug. XVIII. Zitiert nach: Leibniz, Gottfried Wilhelm: Auszug verschiedener, die neue Preussische Crone angehender Schriften, verfertigt in Julio und Augusts 1701. In: Guhrauer, Gottschalk Eduard (Hrsg.): Leibnitz’s Deutsche Schriften. Zweiter Band. Berlin 1840, S. 307 f. 409 Vgl. Leibniz. Anhang, betreffend dasjenige, was nach heutigen Völker-Recht zu einem König erfordert wird. Aug. XVIII. Zitiert nach: Leibniz, Gottfried Wilhelm: Auszug verschiedener, die neue Preussische Crone angehender Schriften, verfertigt in Julio und Augusts 1701. In: Guhrauer, Gottschalk Eduard (Hrsg.): Leibnitz’s Deutsche Schriften. Zweiter Band. Berlin 1840, S. 306.
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III. Grundlegende Problematiken am Exempel Brandenburg-Preußens
Krieg ankommet.“ 410 Um auf diesen optimal vorbereitet zu sein, hieß es, im Vorfeld der Rangerhöhung Absprachen und Vorkehrungen zu treffen. An die Entscheidung für eine Standeserhebung schlossen sich zunächst einmal Überlegungen an, wie diese gestaltet werden solle, da der mögliche Raum für eine solche begrenzt war. Der Erwerb einer bestehenden Würde erschien unwahrscheinlich, die katholischen Kronen im Westen etwa waren unerreichbar, denn dies hätte einer Konversion bedurft.411 Es verblieb die Schaffung einer eigenen Krone. Diese Neuerschaffung hebe gar, proklamierte Johann von Besser, Friedrich III./I. von anderen Monarchen und deren Würden positiv ab.412 Weiterführend argumentierte der Hohenzoller selbst, die königliche Dignität dürfe nicht auf die brandenburgischen Gebiete genommen werden, da dies die Gefahr impliziere, nicht als souveräner Herrscher, sondern als „Lehnkönig“ behandelt und als Vasall des Kaisers angesehen zu werden.413 Wenngleich dieses Abhängigkeitsverhältnis vermieden werden sollte, war dem Berliner Hof bewusst, dass das Einholen der kaiserlichen Zustimmung zur angedachten Standeserhöhung zwingend notwendig war. Die Standeserhöhung eines europäischen Fürsten bedurfte nach den damalig geltenden Vorstellungen der Unterstützung von einer der beiden Spitzen der Christenheit – Papst oder Kaiser.414 Für den protestantischen Friedrich III./I. stand eine Sanktionierung seines Krönungsplanes durch den Papst nie zur Diskussion.415 Dagegen war BrandenburgPreußen fest in das System des Reiches eingebunden und konnte die reichshoheitlichen Rechte des Kaisers nicht ignorieren. Dessen Zustimmung versprach des Weiteren eine raschere Anerkennung der neuen Würde durch die übrigen
410 26. November 1699 Denkschrift Bartholdis. GStA PK, I. HA, Rep. 132 Vol. I, Bl. 63v. 411 Vgl. Fuchs, Thomas: Dynastische Politik, symbolische Repräsentation und Standeserhöhung. Die preußische Königskrönung 1701. In: Lottes, Günther (Hrsg.): Vom Kurfürstentum zum „Königreich der Landstriche“. Brandenburg-Preußen im Zeitalter von Absolutismus und Aufklärung (= Aufklärung und Europa; 10). Berlin 2004, S. 33. 412 Vgl. Königs=Krone Friderichs des Dritten, Churfürstens zu Brandenburg Als derselbe sich solche bey Annehmung der Königlichen Würde den 18. Jan. 1701. mit eigner Hand in Königsberg aufsetzte. In: Besser, Johann von: Des Herrn von B. Schrifften, Beydes in gebundener und ungebundener Rede [. . .]. Leipzig 1711, S. 29. 413 Vgl. Friedrich III./I. zitiert nach: Heyck, Eduard: Friedrich I. und die Begründung des preußischen Königtums (= Monographien zur Weltgeschichte; 14). Bielefeld/Leipzig 1901, o. S. 414 Das alte Reservatrecht, aus welchem der Kaiser aufgrund seiner Machtvollkommenheit eine neue Königswürde begründe („creiere“), wollte man von Seiten Brandenburgs dem Kaiser keinesfalls zubilligen. Der Kaiser solle sich mit der „bloßen“ Anerkennung der preußischen Krone begnügen, den Hohenzollern lediglich „agnostizieren“ (vgl. Baumgart, Friedrich III./I. und Sophie Charlotte, 2002, S. 83). 415 Exemplarisch: Anonym: Päbstl. Unfug Wider die Krone Preussen/Welchen Clemens der XI. in einem den 16. April Anno 1701. ausgestreueten irrigen BREVI, Zu Verkleinerung aller Bekrönten Häupter begangen. Cölln am Rhein 1703, S. 3.
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Reichsstände und die europäischen Mächte, denen die Haltung Wiens als Vorbild diente.416 Wie jene Zustimmung erfolgen sollte, welch Gegenleistungen und Zusagen Wien von Brandenburg-Preußen einforderte und welche von diesen der Hohenzoller bereitwillig leistete, ist von der historischen Forschung intensiv bearbeitet worden. An dieser Stelle sei lediglich auf die für Berlin günstige politische Lage durch den habsburgisch-bourbonischen Konflikt um die spanische Erbfolge verwiesen, die den Kaiserhof zu einem Entgegenkommen motivierte, so dass im November 1700 der sogenannte Krontraktat zwischen Wien und Berlin geschlossen wurde. Dieser enthielt neben der Versicherung Leopolds I., die preußische Königskrone anerkennen zu wollen, Artikel bezüglich der Bereitstellung von brandenburgisch-preußischen Truppen und Zahlung von Geldern sowie Regularien betreffs des Gesandtschaftszeremoniells.417 Ungeachtet dessen hatte Berlin parallel zu den Verhandlungen mit dem Wiener Hofe Sondierungsgespräche mit weiteren Staaten geführt, um die Anerkennung der neuen Würde bestmöglich abzusichern. Bei deren Auswahl war man bedächtig und sorgsam vorgegangen, hatte sowohl politischen als auch im weitesten Sinne persönlichen Beziehungen Beachtung geschenkt.418 Dem französischen König Ludwig XIV. beispielsweise hatte Friedrich III./I. erst im Oktober 1700 offiziell von seiner Absicht der Standeserhöhung berichtet, schließlich geschah jene im engen Zusammenhang mit dem Kaiser und betraf noch dazu einen protestantischen Fürsten, eine Akzeptanz durch den Franzosen war eher unwahr-
416 Vgl. Kauer, Christiane: Die preußische Königskrönung von 1701. In: Frölich, Johannes u. a. (Hrsg.): Preußen und Preußentum vom 17. Jahrhundert bis zur Gegenwart [. . .]. Berlin 2002, S. 96. In der Praxis offenbarte sich, jene gewünschte Unterstützung durch den Kaiser fiel recht reduziert aus. (Exemplarisch: 6. November 1702. GStA PK, I. HA, Rep. 21 Nr. 127 Lf.nr. 63). Obgleich ebenso zu bedenken war, dass die Involvierung des Kaisers in den Krönungsprozess von den europäischen Königen durchaus kritisch gesehen werden konnte. So soll der schwedische König geäußert haben: „Man könne dem Kaiser nicht zugestehen, Könige von der Faust weg zu machen, sobald er wolle.“ Zitiert nach: Förster, Friedrich: Friedrich der Erste König von Preußen und seine Zeit. Eine Geschichte des Preußischen Staates während der Dauer seiner Regierung. In biographischen Schilderungen (= Preussens Helden im Krieg und Frieden. Eine Geschichte Preussens seit dem großen Kurfürsten bis zum Ende der Freiheitskriege. I. Abtheilung. Zweiter Band). Berlin 1855, S. 39. 417 Siehe: EXTRACTUS Kaÿ. CronTRACTATS mit dem Churfürsten zu Brandenburg de AO 1700. AT-OeStA/AVA FA Harrach Fam. in spec 812.16. 418 Exemplarisch: „. . . wan Ihr beÿ Eure Rückreise von BRUSSEL den RhatPLENBERARIUM in der Sache wegen der Königlichen DIGNITÄT etwas mehr ENGAGIEREN könnten, zu welchen Ende Ihr dan woll zu gerichten zu führen, das ja der STAAT durch diese Unsere erlangende Newe Würde nicht das geringste verlöhre, bevorab da Er der Staat schon jez überall das Königliche CEREMONIEL hehrgebrauchet und Ihm nichts daran gelegen ob noch eine König mehr oder wenig in der Welt wehre, auch ob Wir König oder Churfürst genennet worden.“ 8. Oktober 1700 Friedrich III./I. an Dohna. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 1828, Bl. 258r/v.
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III. Grundlegende Problematiken am Exempel Brandenburg-Preußens
scheinlich.419 Daher schlug Ilgen vor, der Hohenzoller solle neben dem Kaiser „. . . vorerst nur einige wenige, jedoch considerable Potentaten“ wie die Könige von England und Polen zu gewinnen suchen, „. . . daß [. . .] dieselbe dieses Vorhaben favorisieren“, danach könne das Einverständnis weiterer Mächte eingeholt werden.420 Der Beistand des polnischen Königs und sächsischen Kurfürsten Friedrich August I./August II. schien in vielerlei Hinsicht hilfreich, wenn nicht gar erforderlich. Friedrich III./I. hoffte, dass jener innerhalb des Reiches, im Kurkolleg, in seiner Funktion als sächsischer Kurfürst421 und in seiner Funktion als polnischer König beim polnischen Adel, der Adelsrepublik, im Sinne der preußischen Rangerhöhung wirken werde.422 Der Wettiner versprach denn auch im Juni 1700 dem Hohenzollern die Anerkennung der preußischen Krone.423 Im August des gleichen Jahres spezifizierte der polnische König dies, er werde ihm zudem: „. . . alle Königliche HONORES erweisen, und beÿ Ihren ALLŸRten und anderen PUISSANCEN, absonderlich aber beÿ gedachten ständen es dahin zu befordern suchen wollen, daß von Ihren dergleichen geschehe.“ 424 Damit willfuhr er den expliziten Wünschen des Brandenburgers, der schon Anfang Mai 1700 darum gebeten hatte, im Falle eines Kronerwerbes: „. . . wegen des RANGS und CEREMONIELS zusehen des Königs in Pohlen MAJESTÄT und Uns auch Unsere beÿderseits MINISTRI es auf eben die weise, wie andere EUROPÆISCHE Könige unter sich zuthun pflegen halten und halten lassen wollen.“ 425 Eine dem recht 419 Vgl. Opgenoorth, Ernst: Zur französischen Sicht auf die preußische Rangerhöhung. In: Barmeyer, Heide (Hrsg.): Die preußische Rangerhöhung und Königskrönung 1701 in deutscher und europäischer Sicht. Frankfurt am Main 2002, S. 144. 420 Ilgen zitiert nach: Baumgart, Peter: Ein neuer König in Europa. Interne Planung, diplomatische Vorbereitung und internationale Anerkennung der Standeserhöhung des brandenburgischen Kurfürsten. In: Deutsches Historisches Museum/SPSG (Hrsg.): Preußen 1701. Eine europäische Geschichte. 2. Band: Essays. Berlin 2001, S. 174. 421 Vgl. Göse, Frank: Nachbarn, Partner und Rivalen: die kursächsische Sicht auf Preußen im ausgehenden 17. und 18. Jahrhundert. In: Luh, Jürgen u. a. (Hrsg.): Preußen, Deutschland und Europa 1701–2001 (= Baltic Studies; 8). Groningen 2003, S. 45. 422 Vgl. Staszewski, Jacek: Die Beziehungen zwischen Polen und Brandenburg und die preußische Königskrönung von 1701. In: Barmeyer, Heide (Hrsg.): Die preußische Rangerhöhung und Königskrönung 1701 in deutscher und europäischer Sicht. Frankfurt am Main 2002, S. 136 ff. 423 Vgl. 8. Juni 1700 August II. an Friedrich III./I. GStA PK, I. HA, Rep. 94. Nr. IV Jb 3. 424 16./26. August 1700 August II. GStA PK, I. HA, Rep. 132 Vol. I, Bl. 120r. 425 2. Mai 1700 Friedrich III./I. an August II. GStA PK, I. HA, Rep. 132 Vol. XX f, Bl. 2r. Interessanterweise waren im Konzept für diesen Revers Regularien bezüglich der brandenburgischen Position innerhalb des Reiches enthalten. „. . . Kraft der güldenen BULL und bisherigen OBSERVANTZ zwischen andern ChurFürsten, Fürsten und Ständen des Reichs und Uns eingeführten RANG und Ordnung Wir im geringsten nicht ändern oder deshalb ein Nevrung PRÆTENDIREN wollen, eben so wenig als ein König in Böhmen und hochgedachte Königes in Pohlen Maÿestät und Lieben seit Ihrer erlangten
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ähnliche Zusicherung hatte Friedrich III./I. im März 1700 vom dänischen König erhalten: „. . . durch unsere an deroselben Hoffe habende MINISTROS undt sonst überall, einen König TITULIren, auch Sie also TRACTIREN, und alle von solcher DIGNITÄT DEPENDIrende HONORES Ihro undt Ihren MNISTRIS erweisen.“ 426 Es wird deutlich, die Anerkennung des Königstitels allein genügte keineswegs – nur ein als angemessen gewertetes zeremonielles Traktament war Nachweis der Zugehörigkeit zum Kreis der königlichen Souveräne.427 Vorerst galt es nach der am 18. Januar 1701 erfolgten Königskrönung,428 deren Annahme von Friedrich III./I. am darauffolgenden Tage den auswärtigen Mächten offiziell bekannt gegeben ward,429 auf deren Anerkennung durch diese zu harren. Wenn der Bericht des hannoverschen Gesandten vom 20. Januar 1701 sicherlich auch überspitzt formuliert war, zeigt er dennoch die damit verbundenen Komplikationen auf: „. . . die Königin in der PROCESSION vor mir vorbeÿ-
Königlichen DIGNITÄT über die Ihnen als Churfürsten vorsitzende übrige ChurFürsten solche DIGNITÄT halber IN COLLEGIO ELECTORALES einigen Vorzugs und PRÆCEDENTZ sich anmassen.“ 2. Mai 1700. Concept für den König von Pohlen wegen der König. Dignität. GStA PK, I. HA, Rep. 132 Vol. III, Bl. 3r/v. 426 29. März 1700 Friedrich König von Dänemark. GStA PK, I. HA, Rep. 132 Vol. I, Bl. 299v–300r. 427 Ilgen hatte in einem Memorandum für den Dignitätsconseil eben diese Auffassung vertreten: „Es ist nicht genug jekrohnt zu werden, man mus auch versichert seyn pro Rege erkandt zu werden.“ Zitiert nach: Kunisch, Johannes: Friedrich der Große und die preußische Königskrönung von 1701 (= Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften. Geisteswissenschaften; Vorträge G 381). Paderborn 2002, S. 9. 428 Dass die Anwesenheit von Gesandten bei der eigentlichen Krönung notwendig schien, um eine internationale Öffentlichkeit anzusprechen, deren Involvierung sorgsam durchdacht werden musste, sei an dieser Stelle erwähnt. Es sei verwiesen auf folgende Ausarbeitungen: Duchhardt, Heinz: Die preussische Königskrönung ein europäisches Modell? In: Duchhardt, Heinz (Hrsg.): Herrscherweihe und Königskrönung im frühneuzeitlichen Europa (= Schriften der Mainzer Philosophischen-Fakultätsgesellschaft; 8).Wiesbaden 1983, S. 82–95. Sowie: Meiner, Jörg: „ein Jubel-Geschrey machen/dass die Erde erbebet“ Die Inszenierung der Krönungsfeierlichkeiten und das Publikum. In: Deutsches Historisches Museum/SPSG (Hrsg.): Preußen 1701. Eine europäische Geschichte. 2. Band: Essays. Berlin 2001, S. 211–222. Sowie: Olden-Jørgensen, Sebastian: Zeremonielle Innovation: Die erste dänische absolutistische Königssalbung (1671) und die erste preußische Königskrönung im Vergleich. In: Barmeyer, Heide (Hrsg.): Die preußische Rangerhöhung und Königskrönung 1701 in deutscher und europäischer Sicht. Frankfurt am Main 2002, S. 143–153. Sowie: Schieder, Theodor: Die preußische Königskrönung von 1701 in der politischen Ideengeschichte. In: Schieder, Theodor (Hrsg.): Begegnungen mit der Geschichte. Göttingen 1962, S. 183–209. Sowie: Sösemann, Bernd: Preussens Krönungsjubiläen als Rituale der Kommunikation. Dignitätspolitik in höfischer und öffentlicher Inszenierung von 1701 bis 1901. In: Bahners, Patrick/ Roellecke, Gerd (Hrsg.): Preussische Stile. Ein Staat als Kunststück. Stuttgart 2001, S. 114–134. 429 Vgl. 19. Januar 1701. Friedrich I. zeigt den Mächten die Annahme der Königswürde an. Zitiert nach: Zurbonsen, Fr. (Bearb.): Quellenbuch zur brandenburg=preußischen Geschichte. Denkwürdige Urkunden und Quellenberichte. Zweite Auflage. Berlin 1906, S. 136 f.
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III. Grundlegende Problematiken am Exempel Brandenburg-Preußens
gegangen, sagte dieselbe scherzweise zu mir, Sie dörffe wohl mit mir nicht sprechen, weiln meine gnädigste Herren Sie noch nicht vor eine Königin erkenneten.“ 430 Bereits im Vorfeld der Krönung war vom Dignitätsconseil eben dies problematisiert worden. Die außenpolitischen Berater gingen davon aus, dass jene Potentaten, die die königliche Dignität nicht anerkennen wollten, ihre diplomatischen Vertreter umgehend vom Berliner Hofe abberufen würden, der Hohenzoller gezwungen sei, Gleiches zu tun und die diplomatischen Kontakte darunter leiden würden.431 Der französische Gesandte verließ denn auch unverzüglich nach Bekanntwerden des Krontraktates Berlin, wartete nicht einmal die Übergabe seines Rekreditivs ab.432 Eine Vielzahl der europäischen Herrscher fand sich recht schnell dazu bereit, die neue Würde anzuerkennen. Begünstigt wurde dies durch die aktuelle politische Lage. So hofften beispielsweise Dänemark und Russland hierdurch den Brandenburger zu einer Mitwirkung im Nordischen Krieg zu motivieren.433 Die geistlichen Kurfürsten banden die Agnition der preußischen Krone an die Forderung nach zeremoniellen Zugeständnissen, hofften auf diesem Wege von der Rangerhöhung zu profitieren, während bei den weltlichen Kurfürsten zudem weitere Aspekte, wie militärische Unterstützung, im Fokus standen.434 Am dringendsten bedurfte Berlin der Zustimmung des Mainzer Kurfürsten aufgrund von dessen Position und Funktion am Reichstag als Reichsdirektor und Erzkanzler des Reiches,435 denn in dieser konnte der Mainzer unter anderem die Aufnahme 430 20. Januar 1701 Heusch aus Königsberg. NLA Hannover Celle Br. 20 Nr. 247/2, Bl. 134v. 431 Vgl. 13. August 1700 Immediat-Bericht von Graf Wartenberg, Graf Alexander Dohna und Ilgen. Zitiert nach: Lehmann, Max (Hrsg.): Preussen und die katholische Kirche nach den Acten des Geheimen Staatsarchives. Teil 1. Von 1640 bis 1740 (= Publicationen aus den K. Preußischen Staatsarchiven). Leipzig 1878, S. 491. 432 Vgl. 19. Januar 1701 Friedrich III./I. an O. Schwerin nach Berlin. GStA PK, I. HA, Rep. 132 Vol. VII, Bl. 139r. 433 Vgl. Weber, Matthias: Preußen in Ostmitteleuropa. Geschehensgeschichte und Verstehensgeschichte – Zur Konzeption des vorliegenden Bandes. In: Weber, Matthias (Hrsg.): Preußen in Ostmitteleuropa. Geschehensgeschichte und Verstehensgeschichte (= Schriften des Bundesinstitutes für Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa; 21). München 2003, S. 12. 434 Exemplarisch: Recht schnell wurde man sich mit dem pfälzischen Kurfürsten einig, neben der Zusicherung der Agnition und der gegenseitigen Sendung von Hilfstruppen, beinhaltete der im März 1701 zwischen Friedrich III./I. und Johann Wilhelm geschlossene Vertrag, Regularien bezüglich der Titulierung (vgl. 23. März 1701 Allianz mit Kurfürst Johann Wilhelm von der Pfalz. Zitiert nach: Loewe, Victor (Bearb.): Preussens Staatsverträge aus der Regierungszeit König Friedrichs I (= Publikationen aus den kgl. Preußischen Archiven; 92). Leipzig 1923, S. 2). 435 Vgl. Kampmann, Christoph: Ein Neues Modell von Sicherheit. Traditionsbruch und Neuerung als Instrument kaiserlicher Reichspolitik 1688/89. In: Kampmann, Christoph u. a. (Hrsg.): Neue Modelle im Alten Europa. Traditionsbruch und Innovation als Herausforderung in der Frühen Neuzeit. Köln u. a. 2012, S. 215. Weiterführend: Pelizaeus, Ludolf: Kommunikative Akte des Gesandten von Kurmainz und dem Reichs-
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der neuen Titel des Königs in die offiziellen Akten der Reichskanzlei und des Reichskammergerichtes bewirken.436 Jener und der trierische Kurfürst zierten sich – in den Mittelpunkt der Verhandlung rückte immer mehr die Titularfrage. Um ihre diesbezüglichen mutmaßlich rechtmäßigen Ansprüche zu untermauern, legten Mainz und Trier nach Aufforderung des Berliner Hofes437 Schreiben von Dänemark, England und Polen vor, woraus zu ersehen sein sollte, dass diese Könige den geistlichen Kurfürsten die „Hoheit“ und „Durchlaucht“ gäben. Würde sich Friedrich III./I. nicht zu Gleichem verstehen, drohte man, würde die Agnition noch lange auf sich warten lassen.438 Brandenburg-Preußen hielt dagegen, die Mainz und Trier von den nordischen Kronen zugebilligte Titulierung sei Latein, eine adäquate Übersetzung des „CESITUDO V. ELECTORALIS“ in die deutsche Sprache nicht vorhanden. Sollten die beiden Kurfürsten nachweisen können, dass andere Könige ihnen die gewünschte Titulatur zugestehen würden, würde der preußische König sich dem umstandslos anschließen, nur: „. . . Ein mehrere köndte der König dießfalß nicht eingehen, vielweniger obgedachte TITUL der Hoheit zulegen, und mit solcher neuerung den anfang machen, worüber Er von dem andern Königen nur REPROCHS und verdrüßlichkeiten sich zuziehen würde.“ 439 Dies sollte in den Jahren nach dem Kronerwerb eine der Prämissen des brandenburgisch-preußischen Gesandtschaftszeremoniells werden. Schlussendlich wurde eine Einigung erreicht,440 ein Vergleich geschlossen. In diesem sicherten Mainz und Trier Friedrich III./I. eine den übrigen Königen gleiche zeremonielle Behandlung zu. Friedrich III./I. hingegen wollte zukünftig in lateinischen Schreiben, die von Trier und Mainz gewünschte Titulierung verwenden und den Kurfürsten zur Seite stehen, bei ihren Versuchen, eine Aufwertung von Titulatur und Zeremoniell zu erringen.441 In diesem Fall war Friedrich III./I., wenn dies auch einiges an Zeit und Mühen442 gekostet hatte, erfolgreich gewesen.
kanzler am Immerwährenden Reichstag 1692–1737. In: Rudolph, Harriet/Schlachta, Astrid von (Hrsg.): Reichsstadt – Reich – Europa. Neue Perspektiven auf den Immerwährenden Reichstag zu Regensburg (1663–1806). Regensburg 2015, S. 179–192. 436 Vgl. 24. Juni 1699 Friedrich III./I. an die MINISTROS zu Wien. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8687. 437 Vgl. 24. Juni 1702 C. F. Bartholdi aus Wien. GStA PK, I. HA, Rep. 1 Nr. 176, Bl. 553r. 438 Vgl. Ichon, Eduard: Die Verhandlungen über die Anerkennung der preussischen Königswürde am Reichstage zu Regensburg 1701. Heidelberg 1907, S. 29. 439 4. Januar 1703 Heems aus Berlin. AT-OeStA/HHStA RK Diplomatische Akten Berlin Berichte 7c. Berichte aus Berlin. 1703, Bl. 2v. 440 Vgl. Theatrum Europaeum [. . .]. Band 16 (1701–1703). Frankfurt am Main 1708, S. 250. 441 Vgl. 18. September 1703 Vergleich mit den Kurfürsten Lothar Franz von Mainz und Johann Hugo von Trier. Zitiert nach: Loewe 1923, S. 42 f. 442 So hatte man beispielsweise Leopold I. um Beistand und positive Einflussnahme gebeten (vgl. 11. April 1703 C. F. Bartholdi aus Wien. GStA PK, I. HA, Rep. 1 Nr. 185, Bl. 56r).
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III. Grundlegende Problematiken am Exempel Brandenburg-Preußens
In anderen Fällen wurde das Erlangen der Agnition vom Berliner Hofe als unrealistisch eingeschätzt, auf diese deshalb nicht weiter gedrängt. Wenig überraschend beispielsweise war die ablehnende Haltung des päpstlichen Hofes, der offiziell Einspruch gegen die Krönung erhob,443 da Preußen ehemaliges Deutschordensland sei. Schwer dürfte hinzukommend gewogen haben, dass sich ein protestantischer Fürst eine Königskrone aufgesetzt hatte, ohne dabei die Autorität des Papstes zu achten. Erst das Werben Friedrichs II. veranlasste den römischen Hof 1787, zu einem Entgegenkommen.444 Bis dahin waren Aufeinandertreffen von brandenburgisch-preußischen und päpstlichen Gesandten an fremden Höfen445 zeremoniell heikel, verlangten den Protagonisten diplomatisches Feingefühl ab.446 Allerdings wäre ein in Verbindung treten mit dem Papst, wenn es politischen Interessen gedient hätte, von den Hohenzollern wohl nicht abgelehnt worden.447 443 Es blieb bei verbalen Äußerungen (vgl. Friedensburg, Walter: Die römische Kurie und die Annahme der preußischen Königswürde durch Kurfürst Friedrich III. von Brandenburg (1701). In: Historische Zeitschrift 87 (1901), S. 427). 444 Vgl. Samerski, Stefan: „Die Blitze von den sieben Hügeln“ – Die preußische Königskrönung und der Heilige Stuhl. In: Jähnig, Bernhart (Hrsg.): Die landesgeschichtliche Bedeutung der Königsberger Königskrönung von 1701 (= Tagungsberichte der Historischen Kommission für ost- und westpreussische Landesforschung; 18). Marburg 2004, S. 147. 445 Die Sendung eines päpstlichen Diplomaten war schon vor dem Kronerwerb ausgeschlossen gewesen. Offiziell mit Charakter versehene päpstliche Gesandte waren bis zum Ende des Ancien Régimes ausschließlich bei Fürsten katholischer Konfession vertreten (vgl. Burkhardt, Johannes: Abschied vom Religionskrieg. Der Siebenjährige Krieg und die päpstliche Diplomatie. Tübingen 1985, S. 15). 446 Exemplarisch: 12. Februar 1706 Blaspiel aus Düsseldorf. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8797. Sowie: 30. September 1711 Kurfürstin Sophie an Friedrich III./I. Zitiert nach: Berner, Ernst (Hrsg.): Aus dem Briefwechsel König Friedrichs I. von Preußen und seiner Familie (= Quellen und Untersuchungen zur Geschichte des Hauses Hohenzollern: [Reihe 1; Briefwechsel]). Berlin 1901, S. 257 f. 447 Vgl. Hiltebrandt, Philipp: Die Anfänge des direkten diplomatischen Verkehrs zwischen dem Päpstlichen und dem Preussischen Hofe. In: Quellen und Forschungen aus italienischen Archiven und Bibliotheken 15/2 (1913), S. 358–389. Solch eine pragmatische Grundhaltung war bereits von Friedrich Wilhelm vertreten worden. Obgleich man weder Sendungen an den Römischen Hof forcieren wolle, noch Sendungen von päpstlichen Gesandten wünsche, sei bezüglich des Gesandtschaftszeremoniells festzulegen: Man werde dem Papst und seinen Gesandten jene zeremonielle Behandlung zugestehen, wie sie andere mächtige italienische Fürsten erhalten würden (vgl. 1689. Ohnmaßgebliches und aus Verschiedenen LEGATIONS=ACTIS und HISTORICIS zusammen getragenes und PROJECTIRTES CEREMONIALE. GStA PK, VI. HA, Nl. Zwantzigk, Zacharias Nr. 6). Die Doppelfunktion der päpstlichen Vertreter, als kirchliche Jurisdiktionsträger und Diplomaten (vgl. Walf, Knut: Die Entwicklung des päpstlichen Gesandtschaftswesens in dem Zeitabschnitt zwischen Dekretalenrecht und Wiener Kongreß (1159–1815) (= Münchener Theologische Studien. III. Kanonistische Abteilung; 24). München 1966, S. 138), schien nicht relevant. Damit folgte man dem allgemeingültigen europäischen Gebrauch (vgl. Garms-Cornides, Elisabeth: Liturgie und Diplomatie. Zum Zeremoniell des Nuntius am Wiener Kaiserhof im 17. und 18. Jahrhundert. In: Bösel, Richard u. a. (Hrsg.): Kaiserhof – Papsthof (16.–18. Jahrhun-
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Grundsätzlich unterließ Friedrich III./I. intensives Insistieren, wenn dem jeweiligen Staat eine untergeordnete politische Bedeutsamkeit zugeordnet ward448 oder „. . . bekümmern Wir Uns zwarn wegen die REGCOGNITION dieser REPUBLIC [Venedig – E. R.] umb so viel weniger, weill Wir auch vor angenommener Königlichen DIGNITÄT mit derselben kein sonderliches COMMERCIUM gehabt.“ 449 Dies sollte nicht zu der Fehlannahme verleiten, Berlin habe keinen Wert auf die Agnition anderer Mächte gelegt, dem war mitnichten so. Suchte man zwar keinen direkten Kontakt zu jenen, trafen die brandenburgisch-preußischen Vertreter doch an anderen europäischen Höfen auf deren Vertreter, wurden in zeremonielle Konflikte verwickelt.450 Jedwede offizielle Anerkennung und damit einhergehende Gratulation zur Rangerhöhung wurde nicht nur vom Oberzeremonienmeister in seiner „Ceremonial-Acta“ vermerkt,451 sondern sollte fernerhin von den brandenburgisch-preußischen diplomatischen Vertretern an ihren jeweiligen Gasthöfen proklamiert werden.452 Agnition und Gratulationen konnten auf zwei Wegen geschehen – durch die bloße Übersendung eines Schreibens oder durch die Sendung eines Gesandten, der gegebenenfalls in einer Audienz diese Schreiben übergab. Berlin präferierte selbstredend die Sendung eines Gesandten,453 da dies als eindeutiger und prestigeträchtiger angesehen ward. Allein dem standen einige auswärtige Mächte kritisch gegenüber, und sie alle benannten als ursächlich für dies, eine fehlende festgeschriebene Regulation des Gesandtschaftszeremoniells, die ein unstandesgemäßes zeremonielles Traktament zur Folge haben könne.454 Aus diesem Grund sah sich der Berliner Hof in den Monaten nach dem Kronerwerb des Öfteren genötigt, den auswärtigen Gesandten zu erklären, man habe dert) (= Publikationen des Historischen Instituts beim österreichischen Kulturforum in Rom. Abhandlungen; 12). Wien 2006, S. 128). 448 Als die Republik Genua 1711 die preußische Würde anerkannte, reagierte der Berliner Hof zwar erfreut, hatte im Vorfeld aber keinerlei Versuche unternommen, dies zu erringen (vgl. 4. August 1711 Friedrich III./I. an Bonet nach London. GStA PK, I. HA, Rep. 132 Vol. XX e, Bl. 14r). 449 20. September 1706 Friedrich III./I. an Spanheim nach London. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 1850, Bl. 567r. 450 Exemplarisch: „. . . wie er VENETIANISCHE AMBR. ORD. MOCENIGO DIFFICULTIRTE mich zu CEDIREN, weil seine REPUB. Uns noch nicht erkant.“ 21. März 1702. COMPETENZ bey SPANH. PARTICULIER AUDIENTZ. Zitiert nach: Hahn, Peter-Michael, 2016, S. 288. 451 Exemplarisch: 27. Mai 1701 Besser „Ceremonial-Acta“ zitiert nach: Hahn/Kiesant 2009, S. 135 ff. 452 Exemplarisch: 31. Mai 1701 Viereck aus Kopenhagen. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 1433. 453 Exemplarisch: 3. Juli 1704 Friedrich III./I. an Bergier nach Lissabon. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8501. 454 Exemplarisch: 10. Februar 1701 braunschweig-lüneburgische Geheime Räte. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8694.
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III. Grundlegende Problematiken am Exempel Brandenburg-Preußens
bisher kein „regulirtes Ceremoniel“ eingeführt,455 sondern den seit dem Kronerwerb angelangten diplomatischen Vertretern: „. . . die AUDIENZEN ohne alle SOLENNITÄT und also, wie Sie ein jeder nehmen wollen, ertheilt haben welches ohne alle CONSEQUENTZ ist, und niemanden zu PRÆJUDITZ gereichen kan.“ 456 Fürwahr war im Februar 1701 die in Königsberg vollzogene Audienz des polnischen Envoyés, welche die erste offizielle Gratulationsaudienz war und die als unmissverständliches Zeugnis der Agnition von der europäischen Öffentlichkeit interpretiert wurde,457 wenig aufwendig gewesen, das Zeremoniell reduziert. Lediglich eine sechsspännige Kutsche fuhr den Polen zum Schloss; im königlichen Audienzzimmer stand Friedrich III./I. unbedeckt vor einem Thron, die Anzahl der beteiligten Personen war gering.458 Dennoch ward diese Audienz als Muster für die nachfolgenden Gratulationsaudienzen verwandt – dies war im Sinne des Hohenzollern und der jeweiligen Gesandten, da dies einstweilig eine Vermeidung von zeremoniellbedingten Auseinandersetzungen versprach. So langte der hannoversche Gesandte Ilten am Berliner Hof mit zwei Kreditiven und der Instruktion an, er solle, wenn der preußische König abweichen wolle vom bisherigen (kurfürstlichen) Zeremoniell, keinen Charakter annehmen und um eine private Audienz bitten.459 Diese Privataudienz wurde ihm im Potsdamer Stadtschloss gewährt460 und fand damit wie alle weiteren Gratulationsaudienzen außerhalb der Residenz bzw. des Berliner Stadtschlosses statt.461 Friedrich III./I. stellte seine zeremoniellen Ansprüche zurück, um den diplomatischen Kontakt zu auswärtigen Mächten aufrechterhalten sowie den reibungslosen Ablauf der Gratulationsaudienzen, die als wesentlich zur Etablierung der neuen Würde gewertet wurden, gewährleisten zu können. Unabdingbar war dieses Vorgehen bei der Audienz des kaiserlichen Envoyés von Paar (1654–1725) Ende April 1701 gewesen, auf dessen Ankunft der Hohenzoller inständig gehofft und dem Kaiser, laut Bericht des schon am Berliner Hofe 455 Vgl. 26. Juni 1701 Friedrich III./I. an Viereck nach Kopenhagen. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 1433. 456 25. Juni 1701 Friedrich III./I. an Guericke nach Hamburg. GStA PK, I. HA, Rep. 132 Vol. XIV, Bl. 171r. 457 Vgl. Theatrum Europaeum [. . .]. Band 16 (1701–1703). Frankfurt am Main 1708, S. 124. 458 Vgl. 29. Februar 1701 Heusch aus Königsberg. NLA Hannover Celle Br. 20 Nr. 246/1, Bl. 36r/v. 459 Vgl. 23. März 1701 Instruktion für Ilten. NLA Hannover Cal. Br. 24 Nr. 591, Bl. 32v–33r. 460 Vgl. 12. April 1701 Ilten aus Berlin. NLA Hannover Cal. Br. 24 Nr. 591, Bl. 49v. 461 Vgl. 5. April 1701 Heusch aus Berlin. NLA Hannover Celle Br. 20 Nr. 246/1, Bl. 100v–101r. Exemplarisch: kurpfälzischer Gesandter in Oranienburg (23. März 1701), niederländischer (Ende April 1701) sowie münsteraner Gesandter in Schönhausen (23. August 1701) (vgl. Besser „Ceremonial-Acta“ zitiert nach: Hahn/Kiesant 2009, S. 132, 136, 143).
2. Rangerhöhung, Kronerwerb und Gesandtschaftszeremoniell
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weilenden kaiserlichen Residenten Heems, zugesichert hatte: „. . . daß demselben ein solches TRACTAMENT beÿ der RECEPTION wiederfahren solte, daß Ewer Kaÿserliche Maÿestät damit schon gäntzliche vergnüget seÿn würde.“ 462 Wien hegte diesbezüglich berechtigte Zweifel – noch vor der Ankunft des Grafen von Paar in Brandenburg-Preußen war von Heems auf Befehl Wiens in Verhandlungen betreffs dessen zeremonieller Rezeption mit den brandenburgisch-preußischen Ministern getreten.463 Die von Heems vorgetragenen Anliegen dürften in Berlin kaum für Erstaunen gesorgt haben, denn gut einen Monat vorher hatte der brandenburgisch-preußische Gesandte Bartholdi in Wien nach Berlin berichtet, in der Instruktion von Paar stände, jener dürfe unter keinen Umständen Neuerungen im brandenburgisch-preußischen Gesandtschaftszeremoniell, insbesondere jene, die sich an dem Zeremoniell der nordischen Kronen orientieren würden, akzeptieren.464 Auf eben jenes nordische Zeremoniell ging Friedrich III./I. in seinem Antwortschreiben an Bartholdi wohlweislich nicht ein, formulierte recht allgemein, Graf von Paar könne nicht: „. . . PRÆTENDIREN, daß Wir Ihn [. . .] auf eben die weise RECIPIREN sollen, wie Wir die Kaÿserlichen MINISTROS vorhin als Wir nicht mehr als Churfürst gewesen, RECIPIRET haben, sondern es mus darunter nothwendig eine RAISONABLE DISTINCTION gemachet werden.“ 465 In den Gesprächen, die Heems nach seiner Ankunft Mitte April und der sich noch im Inkognito befindende Graf von Paar466 mit den brandenburgisch-preußischen Ministern führten, geriet dieser Argumentationsstrang in den Hintergrund. Bezugnehmend auf die verwichenen Gratulationsaudienzen kam nunmehr von Seiten Wiens die Forderung auf, man möge einen signifikanten Unterschied im zeremoniellen Traktament zwischen königlichen und kaiserlichen Abgesandten beibehalten, welcher die Vorrangstellung des Kaisers hervorhebe.467 Friedrich III./I. und seine außenpolitischen Berater reagierten ausweichend – sie brachten sehr früh in die Diskussion die Möglichkeit der Audienznahme auf dem Lande ein, die ein reduziertes und unverbindliches Zeremoniell erlaubte, vorgeblich aufgrund baulich bedingter Beeinträchtigungen am Berliner Stadtschloss. Beiden Parteien war bewusst, dass dies eine vorgeschobene Begründung war.468 Freilich
462 2. April 1701 Heems aus Berlin. AT-OeStA/HHStA RK Diplomatische Akten Berlin Berichte 7b. Berichte 1701, Bl. 65v. 463 Vgl. 9. April 1701 Heems aus Berlin. AT-OeStA/HHStA RK Diplomatische Akten Berlin Berichte 7b. Berichte 1701, Bl. 73r. 464 Vgl. 19. März 1701 C. F. Bartholdi aus Wien. GStA PK, I. HA, Rep. 132 Vol. XI, Bl. 153r–154r. 465 29. März 1701 Friedrich III./I. an C. F. Bartholdi nach Wien. GStA PK, I. HA, Rep. 132 Vol. XI, Bl. 281r. 466 Vgl. 23. April 1701 Ilten aus Berlin. NLA Hannover Cal. Br. 24 Nr. 591, Bl. 74v. 467 Vgl. 22. April 1701 Friedrich III./I. an F. H. Bartholdi nach Wien. GStA PK, I. HA, Rep. 132 Vol. XII, Bl. 342r/v. 468 Vgl. 2. April 1701 Heems aus Berlin. AT-OeStA/HHStA RK Diplomatische Akten Berlin Berichte 7b. Berichte 1701, Bl. 65v–67v.
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III. Grundlegende Problematiken am Exempel Brandenburg-Preußens
waren die diplomatischen Vertreter Wiens nicht gewillt, sofort nachzugeben, gerade die Annahme, Berlin wolle das dänische Gesandtschaftszeremoniell übernehmen, bewog diese zum Widerstand.469 Weitere Gespräche und Konferenzen wurden angesetzt, in denen beide Parteien erstmals jene Argumente, die die Diskussion in den nächsten Jahren bestimmen sollten, anführten, wohl wissend, dass keiner von ihnen nachgeben würde und könne,470 ohne empfindliche Ehrverletzungen in Kauf zu nehmen. Die Variabilität des Gesandtschaftszeremoniells und dessen Gestaltungsspielräume erlaubten es den beteiligten Akteuren, ihre gegensätzlichen Intentionen durchzusetzen, ihre Würde zu wahren. Deshalb lief es auf eine Audienz in Oranienburg hinaus,471 da diese dort ohne aufwendiges Zeremoniell vonstattengehen konnte und keinen Präzedenzfall schuf. Folglich war es denn auch möglich, ohne weitreichende Konsequenzen und Beschwerden anderer Gesandten fürchten zu müssen, den kaiserlichen Envoyé von Paar anstatt mit einer, wie dies bei den bisherigen Gratulationsaudienzen geschehen war, mit zwei Karossen zur Audienz ins Lustschloss Oranienburg aufzuholen.472 Demgemäß vertrat der Hohenzoller die Ansicht, der Wiener Hof könne mit jener zeremoniellen Rezeption zufrieden sein473 und obzwar von Paar dem preußischen König gegenüber jene lobend erwähnte, war der Kaiser weitaus weniger zufrieden. Neben den Konflikten um die erste Visite der Minister, die sich im Umfeld jener Gesandtschaft ergaben, kritisierte der österreichische Reichsvizekanzler im Gespräch mit Friedrich Heinrich Bartholdi (1677–1730) im Mai 1701 die Anzahl der vor die Kutsche gespannten Pferde, die keinesfalls für eine „particular Audienz“ angemessen gewesen wäre, um letztlich darauf zu verweisen und zu unterstreichen, jenes seien die Folgen eines unregulierten Gesandtschaftszeremoniells.474 Ende des Jahres 1701 betonte Wien erneut, erst wenn das brandenburgischpreußische Gesandtschaftszeremoniell ausformuliert und entsprechend reguliert
469 Vgl. 16. April 1701 Heems aus Berlin. AT-OeStA/HHStA RK Diplomatische Akten Berlin Berichte 7b. Berichte 1701, Bl. 75v–76r. 470 Vgl. 23. April 1701 Heems aus Berlin. AT-OeStA/HHStA RK Diplomatische Akten Berlin Berichte 7b. Berichte 1701, Bl. 81v–83v. 471 Bereits im März 1701 hatte Leopold I. seinem Gesandten angewiesen, dass jener seine Audienz außerhalb der Residenz nehmen könne, um zeremoniellen Differenzen aus dem Wege zu gehen (vgl. 7. März 1701 Leopold I. an Heems. AT-OeStA/HHStA RK Diplomatische Akten Berlin Weisungen 2c. Weisungen nach Berlin, 1693–1707. Fasz. 4, Bl. 3r/v). 472 Vgl. EXTRACTUS RELATIONIS des Graffen von PAAR von der den 26.ten APRIL 1701. gehabten PARTICULAR-AUDIENTZ an den Königlichen Preußischen Hoff. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 706. 473 Vgl. 24. April 1701 Friedrich III./I. an F. H. Bartholdi nach Wien. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8689. 474 Vgl. 4. Mai 1701 F. H. Bartholdi aus Wien. GStA PK, I. HA, Rep. 132 Vol. XIII, Bl. 57r–59v.
2. Rangerhöhung, Kronerwerb und Gesandtschaftszeremoniell
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sei, dies implizierte ausdrücklich eine Regulation im Sinne des Kaisers, werde man wieder Envoyés nach Berlin schicken.475 Friedrich III./I. hatte bereits einen Tag nach der Gratulationsaudienz von Paar weitreichende Modifikationen des brandenburgisch-preußischen Gesandtschaftszeremoniells angekündigt, Modifikationen, die dem Interesse des Kaiserhofes entgegenstehen würden.476 Unvorhergesehen oder unvermutet waren die Äußerungen des ersten preußischen Königs zu diesem Zeitpunkt keineswegs. Schon vor der Rangerhöhung waren, aufmerksam von den europäischen Höfen beachtet, Überlegungen aufgekommen, wie das kurfürstliche Gesandtschaftszeremoniell umgestaltet werden müsse, Erkundigungen eingezogen sowie erste Absprachen getroffen worden. Erst nachdem die immens wichtige und vorbildgebende Gratulation des Kaisers vollzogen worden war, agierte der Berliner Hof öffentlich und intensivierte seine Bemühungen, um die anvisierte Zielstellung, ein königliches Gesandtschaftszeremoniell am Berliner Hofe zu etablieren. Denn die alleinige Agnition reichte in keinster Weise – die Rangaufwertung musste sich im diplomatischen Alltag, dem Gesandtschaftszeremoniell, sichtbar niederschlagen. Dabei war an zwei Fronten zu kämpfen. Auf der einen Seite galt es sicherzustellen, dass die brandenburgisch-preußischen Gesandten an den auswärtigen Höfen die gleiche Rezeption, wie die übrigen königlichen Gesandten erhielten und von diesen königlichen Diplomaten als gleichrangige Kollegen behandelt wurden. Auf der anderen Seite musste das ehemals kurfürstliche Gesandtschaftszeremoniell des Berliner Hofes modifiziert und dem neu gewonnenen königlichem Status angepasst werden. Jene Aufteilung und Stoßrichtung, ließ sich bei sämtlichen Staaten, denen eine Rangerhöhung zuteilgeworden war, wahrnehmen.477 b) Die Etablierung des königlichen Gesandtschaftszeremoniells am Berliner Hofe Zweifelsohne bedurfte die Etablierung des neuen königlichen Gesandtschaftszeremoniells eines planvollen Vorgehens, zugleich mussten sich ergebende Möglichkeiten ergriffen und von ursprünglichen Intentionen abgegangen werden, wenn diese wenig erfolgversprechend schienen. Dies war ein langwieriger Prozess. Dessen Anfang bildeten zwei Prämissen. Zum einen: „. . . der KÖNIGLI-
475 Vgl. 30. November 1701 C. F. Bartholdi aus Wien. GStA PK, I. HA, Rep. 1 Nr. 174, Bl. 523v–526r. 476 Vgl. 24. April 1701 Friedrich III./I. an F. H. Bartholdi nach Wien. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8689. 477 Exemplarisch: Lass, Heiko/Scharrer, Marget: Selbstdarstellung und Repräsentation der Welfen. In: Meiners, Jochen (Hrsg.): Als die Royals aus Hannover kamen. Reif für die Insel – Das Haus Braunschweig-Lüneburg auf dem Weg nach London. Katalog. Dresden 2014, S. 90–100.
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III. Grundlegende Problematiken am Exempel Brandenburg-Preußens
CHE Hof muß nunmehr ersetzen, was der CHURFÜRSTLICHE versehen.“ 478 Zum anderen müsse man: „. . . in dem CEREMONIEL auf gleichheit mit den übrigen EUROPÄISCHen Königen bestehen.“ 479 In der Praxis stieß der Berliner Hof hierbei auf zahlreiche Schwierigkeiten. Denn, obgleich sich das Gesandtschaftszeremoniell der europäischen Höfe aus eindeutig definierten Elementen zusammensetzte, variierten diese Elemente und deren Ausgestaltung mehr oder weniger stark an den jeweiligen Höfen. Für Friedrich III./I. und dessen Berater hieß dies: Zunächst einmal mussten zeremonielle Ordnungen anderer königlicher Höfe beschafft480 und im Anschluss daran analysiert werden, um das bestmögliche Gesandtschaftszeremoniell für Brandenburg-Preußen anfertigen zu können. Schon vor der endgültigen Festlegung und offiziellen Bekanntgabe jenes Zeremoniells wurden Vorwürfe laut, Berlin wolle mit jenem hoch hinaus,481 ja es wäre zu vermuten, Friedrich III./I. werde: „. . . das CEREMONIEL so hoch zu treiben alß kein ander König thäte.“ 482 Und überhaupt – wusste der österreichische Resident zu berichten: „Wie man ohne dem dieser und andere höfen CEREMONIEL in vielen stücken zu tadeln weiß, und selbiges weder REGULIERT noch vollekommen haltet.“ 483 In seiner Denkschrift, wie die künftige zeremonielle Rezeption der Gesandten einzurichten sei, wog der preußische Zeremonienmeister Besser die individuellen Regularien der einzelnen europäischen Höfe gegeneinander ab, prüfte jene auf ihre Anwendbarkeit und Sinnhaftigkeit für den Berliner Hof. Bessers Überlegungen waren nicht allein von überbordenden Ambitionen und Ansprüchen des hohenzollerischen Königs geprägt, sondern im gleichen Maße durch Pragmatismus und Rationalismus. Im Mittelpunkt stand für Besser die Fragestellung, welche Bestandteile des Gesandtschaftszeremoniells als willkürliche und welche als notwendige des königlichen Traktaments zu werten seien.484 Letztere müssten in das neue Berliner Gesandtschaftszeremoniell involviert werden. Neben der Aufholung zur Audienz waren es im Besonderen die Handlungen des Monarchen im Verlauf der 478 UNMAßGEBLICHES UNTERTHÄNIGSTES BEDENCKEN DIE KÜNFTIGE RECEPTION DER ENVOYÉS ODER ABGESANDTEN BETREFFEND. Zitiert nach: Hahn/Kiesant 2010, S. 38. 479 22. Dezember 1700 Friedrich III./I. an C. F. Bartholdi nach Wien. GStA PK, I. HA, Rep. 132 Vol. III, Bl. 505r. 480 Exemplarisch: 15. Januar 1701 Viereck aus Kopenhagen. GStA PK, I. HA, Rep. 132 Vol. VII, Bl. 68v. Sowie: 16./26. Januar 1701 Dohna aus Stockholm. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8771. 481 Vgl. 10. August 1701 Reisewitz aus Berlin. SächsHStA Dresden, 10026 Geheimes Kabinett, Loc. 03554/01, Bl. 133v. 482 9. April 1701 Heusch aus Berlin. NLA Hannover Celle Br. 20 Nr. 246/1, Bl. 111r. 483 25. Juni 1701 Heems aus Berlin. AT-OeStA/HHStA RK Diplomatische Akten Berlin Berichte 7b. Berichte 1701, Bl. 124r. 484 Vgl. UNMAßGEBLICHES UNTERTHÄNIGSTES BEDENCKEN DIE KÜNFTIGE RECEPTION DER ENVOYÉS ODER ABGESANDTEN BETREFFEND. Zitiert nach: Hahn/Kiesant 2010, S. 35.
2. Rangerhöhung, Kronerwerb und Gesandtschaftszeremoniell
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publiquen Audienzen bei den Envoyés,485 die nicht nur in der Schrift Bessers, sondern im gesamten Prozess der Etablierung des neuen Gesandtschaftszeremoniells einen wesentlichen Raum einnahmen. Es zeichnete sich dabei ein deutlicher Entwicklungsprozess und Meinungswandel ab. Während Besser anfangs zwar der Ansicht war, Friedrich III./I. dürfe den Gesandten nicht mehr, wie dies bisher üblich gewesen war, entgegengehen, denn dies geschähe an keinem weiteren königlichen Hofe, könne der Hohenzoller wohl auf das Sitzen und Bedecktsein verzichten. „Es ist bekand, daß bey der AUDIENTZ SITZEN und BEDECKT seyn, in Spanien, Franckreich und Engeland bräuchlich; und daß hingegen in den andern Königreichen, alß SCHWEDEN, POHLEN, PORTUGAL und ehmahls auch in DENNEMARCK, solches niemahls üblich gewesen. Also ist SITZEN oder STEHEN, BEDECKT oder UNBEDECKT seyn, in soweit nicht schlechterdings nohtwendig, und gehöret auch nicht eigentlich zu den REGIIS HONORIBUS, in dem es nicht durchgehends alle Könige bey Ihrer AUDIENTZ beobachten.“ 486 Nur Elemente des Gesandtschaftszeremoniells, die an allen europäischen königlichen Höfen Verwendung fanden, wurden von Besser als unabdingbar und dem königlichen Traktament, den Honores regii, zugeordnet. Das bedeckte Sitzen während publiquer Audienzen wäre nicht dazu zu zählen, könne vernachlässigt werden. Als aber im Sommer 1701 die Idee eines Zeremoniellvergleichs mit dem Kaiserhof diskutiert wurde,487 enthielt der diesbezüglich angefertigte Entwurf ebenfalls einen Passus, welcher signifikant von den früheren Vorschlägen Bessers abwich. Erneut verwies man auf den Gebrauch des Sitzens und Bedecktseins am Londoner und Pariser Hof, erklärte sich darauf beziehend man wolle: „. . . sich lieber [. . .] Ihres Durchlauchtigsten Hauses Österreich bisher gehabten Gewonheit hierin CONFORMIREN, undt sich an dem bloßen bedecken vergnügen.“ 488 Obzwar der Kaiser den in Wien akkreditierten Envoyés zumeist die Audienzen unbedeckt stehend zu erteilen pflegte, wünschte Brandenburg-Preußen in diesem theoretisch avisierten Zeremoniellvergleich von ihm ein Zugeständnis, wenn auch in reduzierter Form. Ausschlaggebend für dies dürften mehrere Faktoren gewesen 485 Dass sich der Berliner Hof zunächst auf die Gestaltung der Audienz der Envoyés fokussierte, dürfte unter anderem der Tatsache geschuldet gewesen sein, dass Envoyés wesentlich häufiger als Ambassadeure an fremde Höfe gesandt wurden und es in ihrem Zeremoniell größere Gestaltungsspielräume gab. 486 UNMAßGEBLICHES UNTERTHÄNIGSTES BEDENCKEN DIE KÜNFTIGE RECEPTION DER ENVOYÉS ODER ABGESANDTEN BETREFFEND. Zitiert nach: Hahn/Kiesant 2010, S. 36. 487 Im Mai 1701 erhielt Besser den Befehl ein diesbezügliches „Project“ zu verfassen (vgl. 18. Mai 1701 Friedrich III./I. (Ilgen) an Besser. GStA PK, I. HA, Rep. 132 Vol. XIII, Bl. 332r/v). 488 CEREMONIEL=PUNCTEN über welche mit dem Kaÿserlichen Hoffe ein Vergleich zu treffen. 25. Juni 1701 an F. H. Bartholdi nach Wien. GStA PK, I. HA, Rep. 132 Vol. XIV, Bl. 280v–281r.
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III. Grundlegende Problematiken am Exempel Brandenburg-Preußens
sein. Selbstredend war der Berliner Hof informiert über den seit Jahren zwischen Dänemark und Österreich ausgefochtenen Zeremoniellstreit, der die Modifikation des dänischen Gesandtschaftszeremoniells betraf.489 Anfang 1700 gewann dieser nochmals an Intensität – Wien begründete zum wiederholten Male, die kaiserlichen Envoyés würden keinesfalls unbedeckt stehend, während der dänische König bedeckt saß, publique Audienz nehmen, unter anderem deshalb, weil dies am Kaiserhofe nicht Herkommens sei.490 Die Erfolgsaussichten für den Hohenzollern, eben jenes in Berlin durchzusetzen, schienen demgemäß gering. Womöglich hatte dies den Berliner Hof veranlasst, im Entwurf vom Juni 1701 vorläufig lediglich die Kopfbedeckung als Verhandlungsgegenstand einzubringen, um gegebenenfalls später diese Forderungen ausweiten zu können. Zu einem Einsatz kam dieser Zeremoniellvergleich nie. Zwar wussten die außenpolitischen Berater Friedrichs III./I. um die Bedeutsamkeit und Vorbildfunktion des Kaiserhofes,491 es war die Frage, welchen Preis man für diese zu zahlen bereit war und inwiefern aus einem solchen Vergleich ein Traktament entstanden wäre, welches von den anderen europäischen Monarchen als eigenständiges königliches Zeremoniell wahrgenommen worden wäre. Am Ende des Sommers hatte sich in Berlin endgültig die Ansicht durchgesetzt, das Sitzen und Bedecktsein Friedrichs III./I., während der Envoyé stand und unbedeckt war, in das preußische Gesandtschaftszeremoniell integrieren zu wollen. Maßgeblich hierfür könnte gewesen sein, dass sich recht früh nach der Rangaufwertung die Möglichkeit einer Zusammenarbeit, der Einführung eines in den wesentlichen Aspekten reziproken Zeremoniells mit dem dänischen Hofe abzuzeichnen begann. Im März 1701 beauftragte Friedrich III./I. Viereck, der sich zu dieser Zeit als brandenburgisch-preußischer Gesandter am Kopenhagener Hofe aufhielt, dem dänischen König den Vorschlag eines Zeremoniellvergleichs zu unterbreiten.492 Viereck suchte das Gespräch und erhielt eine positive Rückmeldung. Der dänische König war erfreut und gewillt diesen Vorschlag umzusetzen. Eine sofortige Sendung und Gegensendung, wie von Friedrich III./I. gewünscht, schloss der Däne aber aus, formulierte vielmehr einige Forderungen und Ansprüche, die es in den nächsten Monaten zu verhandeln galt.493 Über die Gründe, weshalb Brandenburg-Preußen sich ausgerechnet dafür entschied, eine Koopera489 Exemplarisch: 10./20. Januar 1692 N. B. Danckelman aus Wien. GStA PK, I. HA, Rep. 1 Nr. 126, Bl. 58v. 490 Vgl. 6. Februar 1700 Viereck aus Kopenhagen. Sowie: 10. Februar 1700 Viereck aus Kopenhagen. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 1408. 491 Exemplarisch: 22. August 1700 Project Verschiedene CONSIDERATIONEN beÿ dem Königlichen CARACTER für Seiner Churfürstlichen Durchlaucht zu Brandenburg. GStA PK, I. HA, Rep. 132 Vol. III, Bl. 300r. 492 Vgl. 17. März 1701 Friedrich III./I. an Viereck nach Kopenhagen. GStA PK I. HA, Rep. 132 Vol. X, Bl. 337r. 493 Vgl. 19. März 1701 Viereck aus Kopenhagen. GStA PK I. HA, Rep. 132 Vol. XI, Bl. 138r–139r.
2. Rangerhöhung, Kronerwerb und Gesandtschaftszeremoniell
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tion mit Dänemark anzustreben und später einzugehen, kann nur spekuliert werden. Zweifelsohne dürften Gemeinsamkeiten zwischen jenen zwei Staaten, wie die noch recht junge Etablierung eines Erbkönigtums494 und die protestantische Konfession495 ihren Part dazu beigetragen haben. Daneben dürfte ursächlich gewesen sein, dass Dänemark als Reichsstand ebenfalls Teil des kaiserlichen Lehnsverbandes war,496 im Zuge dessen erfahren hatte, wie schwer es war, den Kaiser zu zeremoniellen Zugeständnissen zu bewegen. Sowie schlussendlich das neue dänische Gesandtschaftszeremoniell als solches, welches noch im März 1701 von keinem König anerkannt worden war, den Dänen in diesem Punkt zu einer gewissen Kompromissbereitschaft zwang. Wie überhaupt die zeremoniellen Bemühungen Dänemarks als mahnendes Exempel für den Hohenzollern wirkten497 und diesem vor Augen führten, dass die Etablierung eines neuen Gesandtschaftszeremoniells am ehesten durch gezielte gegenseitige Absprachen und Zusicherungen mit und durch andere Monarchen zu erlangen sein würde. In diesen Kontext sind die zeitgleich zu den Verhandlungen mit dem Kopenhagener Hof geführten und zunächst wenig erfolgreichen Sondierungsgespräche mit weiteren Potentaten einzuordnen. Im April 1701 wurde dem brandenburgischpreußischen Gesandten im Haag befohlen, er solle Erkundigungen einziehen, ob die Generalstaaten bereit wären, einen Envoyé nach Berlin zu schicken, der seine Audienz nach dem neuen Zeremoniell nehmen werde. Daneben könne der Diplomat in die Diskussion einstreuen: „. . . werden sich auch die nordischen Könige darunter mit Uns allemahl gerne CONFORMIren.“ 498 Dies war im Frühjahr 1701 als eine vorstellbare und wünschenswerte Option vom Berliner Hofe gewertet worden, insbesondere, weil davon auszugehen war, dass die Übernahme wesentlicher Elemente des dänischen Zeremoniells bei einigen europäischen Höfen auf Widerstand stoßen würde: „So sehen Wir grosse DIFFICULTÄT darunter fortzukommen, weiln der Kaÿser, wie auch die Könige von Franckreich und England dieser PRÆTENTION sich schwerlich ACCOMODIREN werden [. . .]. Es ist aber Unsere Meinung diese gewesen, das die ertheilung der AUDIENTZEN sitzend und bedeckten Haubtes zu erst zwischen Denemark, Schweden, Pohlen und Uns RECIPROQUEMENT eingeführet und wan solches zuförderst geschehen, 494 Friedrich III. hatte 1660/61 das bestehende Wahlkönigtum in Dänemark in eine Erbmonarchie umgewandelt. 495 Vgl. Holtze, Friedrich: Berlin und Kopenhagen (= Schriften des Vereins für die Geschichte Berlins; XLI). Berlin 1905, S. 44, 62. 496 Der König von Dänemark war seit 1640 Herzog von Holstein-Glückstadt sowie zwischen 1667 und 1773 Graf von Oldenburg und Delmenhorst. 497 Die diesbezüglich bekannteste Äußerung: 1704 Aufsatz von Ihr. Exc. Des H. Ilgen welcher gestalt die König. DIGNITÄT ohngeachtet aller gefundenen Schwürigkeiten Dennoch durch S. K. M. Kluger CONDUITE und standhaftigkeit zum zustande gebracht worden. GStA PK, I. HA, Rep. 132 Vol. XX b, Bl. 21v. 498 12. April 1701 Friedrich III./I. an Bondel nach Haag. GStA PK, I. HA, Rep. 132 Vol. XII, Bl. 160v.
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III. Grundlegende Problematiken am Exempel Brandenburg-Preußens
gleiches nachgehends auch auf andere EXTENDIRET werden könnte.“ 499 Dies war eine aus aktuellen Gegebenheiten resultierende recht treffende Einschätzung der Situation. Die angedachte Zuziehung von Schweden und Polen dürfte nicht zuletzt beeinflusst gewesen sein durch eine bis zu diesem Zeitpunkt fehlende Involvierung jener zwei Elemente in deren Gesandtschaftszeremoniell. 500 Diesbezügliche Einstellungen und Einschätzungen des Berliner Hofes waren keineswegs unveränderlich. Im August 1701 beispielsweise sollte der brandenburgisch-preußische Gesandte Spanheim am Londoner Hof für einen Zeremoniellvergleich werben, der aufgrund des bisherigen wohlwollenden Gebarens Englands im Kontext der Agnition und verwandtschaftlicher Beziehungen wahrscheinlich anmutete.501 Dahingegen ging Berlin im Dezember des gleichen Jahres nunmehr davon aus, dass eine Absprache des Zeremoniells mit Schweden vorerst schwerlich zu erreichen sein würde, denn die Weigerung des schwedischen Königs, seinen Envoyé am Kopenhagener Hof eine publique Audienz nach dem modifizierten dänischen Gesandtschaftszeremoniell nehmen zu lassen, wirke sich immens negativ auf eine solche Absprache aus, wenn sie diese nicht sogar verhindere.502 Hier tritt deutlich zu Tage, was sich im Laufe des Etablierungsprozesses des königlichen brandenburgisch-preußischen Gesandtschaftszeremoniells immer wieder offenbaren sollte – jener war eng in das zeremonielle Machtgefüge der europäischen Mächte verwoben. Die Gespräche mit dem dänischen Hof dauerten indes an. Im Sommer 1701 kristallisierten sich einige Reibungspunkte heraus,503 die die Verhandlungen in den kommenden Monaten dominierten und vorerst eine Einigung verhinderten. Bis zum Ende des Jahres 1701 reduzierte und präzisierte der Berliner Hof dies, stellte insgesamt vier Punkte zur Diskussion.504 Diese umfassten die erste Visite, das Rangverhältnis zwischen Gesandten und Ministern des Hofes sowie die Aufwartung bei der Tafel.505 Jene übersandte man an Viereck nach Kopenhagen, der diese den dortigen Verantwortlichen überreichen und mit jenen erörtern sollte.506 499 29. März 1701 Friedrich III./I. an Viereck nach Kopenhagen. GStA PK, I. HA, Rep. 132 Vol. XI, Bl. 294r/v. 500 Vgl. Schwedisches Gesandtschaftszeremoniell. 9./19. Januar 1701 Dohna aus Stockholm. GStA PK, I. HA, Rep. 132 Vol. VII, Bl. 162v. 501 Vgl. 30. August 1701 Friedrich III./I. an Spanheim nach London. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8740, Bl. 4r–5v. 502 Vgl. 10. Dezember 1701 Viereck aus Kopenhagen. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 1433. 503 Vgl. 15. Juli 1701 Viereck aus Kopenhagen. GStA PK, I. HA, Rep. 132 Vol. XV, Bl. 91r–94r. 504 Vgl. 17. November 1701 Friedrich III./I. an Viereck nach Kopenhagen. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8763. 505 Siehe Kapitel: IV. 7. Der Hofstaat. Sowie: IV. 11. Das Tafelhalten. 506 Vgl. 1. November 1701 Friedrich III./I. an Viereck nach Kopenhagen. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8763.
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Der dänische König Friedrich IV. (1671–1730) maß diesem eine weitaus geringere Dringlichkeit zu, als dies von Seiten des Hohenzollern geschah507 und so zogen sich die Unterredungen in das Jahr 1702. Die Gestaltung der Audienzen, das Sitzen und Bedecktsein, war bei jenen Debatten508 lediglich ein Unterpunkt; beide Monarchen waren gewillt, dies einander zuzugestehen, sahen sich aber durch ihre weiteren Forderungen daran gehindert. Es dürften die internationalen Geschehnisse Friedrich III./I. zu einem Einlenken bewogen und seine Kompromissbereitschaft erheblich gefördert haben, denn im Mai 1702 nahm erstmals ein königlicher Envoyé, ein Engländer, publique Audienz nach dem neuen dänischen Gesandtschaftszeremoniell.509 Sofort ward dieses Ereignis Viereck durch den dänischen Zeremonienmeister mitgeteilt, der zudem den Brandenburger wissen ließ, dänischerseits gehe man davon aus, der preußische König werde diesem Vorbild zeitnah folgen.510 Die Audienz des Engländers reduzierte die Schlagkraft der brandenburgisch-preußischen Argumentation erheblich, da das Risiko der ersten Audienznahme fortfiel und Dänemark nun auf das Exempel des Engländers verweisen konnte, welches, da London auf eine Deklaration bestanden hatte, in welcher die Unveränderlichkeit des Zeremoniells schriftlich fixiert worden war, keine Modifikationen des dänischen Zeremoniells mehr erlaubte. Friedrich III./I. äußerte, sein Gesandter werde nach dem Beispiel des Engländers publique Audienz nehmen, wenn der dänische Envoyé am Berliner Hof sich ebenso dazu bereitfinden511 und man eine ebensolche Deklaration wie London erhalten würde.512 Ersteres zu bewilligen, zögerte Kopenhagen. Berlin indes war mittlerweile zum Entschluss gelangt, man könne wohl die bis dato dominierenden Reibungspunkte zurückstellen – auf die schriftliche Versicherung aber, dass der jetzige in Berlin weilende Envoyé Hans Heinrich von Ahlefeldt (1656–1720) sowie künftige dänische Envoyés die publique Audienz nach dem neuen königlichen brandenburgisch-preußischen Gesandtschaftszeremoniell nehmen würde, könne man mitnichten verzichten.513 Kopenhagen ver-
507 Vgl. 19. November 1701 Viereck aus Kopenhagen. Sowie: 10. Dezember 1701 Viereck aus Kopenhagen. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 1433. 508 Vgl. 21. Januar 1702 Bericht Vierecks von der Konferenz. Sowie: 28. Januar 1702 Viereck aus Kopenhagen. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8764. 509 Vgl. 3. Mai 1702 Viereck aus Kopenhagen. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8764. 510 Vgl. 9. Mai 1702 Viereck aus Kopenhagen. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8764. 511 Vgl. 12. Mai 1702 Viereck aus Kopenhagen. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8764. 512 Vgl. 18. Mai 1702 Viereck aus Kopenhagen. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8764. 513 Vgl. 14. Juni 1702 Friedrich III./I. an Viereck nach Kopenhagen. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8764.
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III. Grundlegende Problematiken am Exempel Brandenburg-Preußens
sprach dies,514 eine sofortige Umsetzung erfolgte nicht.515 Derweilen erweiterte es seine Forderungen und wünschte ebenfalls eine Deklaration vom Hohenzollern, vorgeblich, weil zu befürchten war: „. . . wan der König zu Dennemarck beÿ Ewer Königliche Maÿestät den Anfang des verlangeten CEREMONIELS zu erst machen würde, daß dennoch die anderen an dero Hoffe ankommende ENVOYES demselben nicht folgen möchten und Dennemarck also dadurch sich würde PRÆJUDICIRet haben.“ 516 Anfänglich beteuerte Friedrich III./I., dem werde er gerne willfahren.517 Sehr bald offenbarte sich, die Kriterien und damit einhergehenden Ziele, die an die Gestaltung eines Revers gestellt wurden, differierten zwischen den beiden Parteien. Dänemark verlangte, jener schriftliche518 Revers solle für ausnahmslos alle Envoyés und sowohl für das Zeremoniell der publiquen als auch privaten Audienzen Gültigkeit haben. Dies erachtete Friedrich III./I. als problematisch,519 da dies den Berliner Hof einer wesentlichen zeremoniellen Ausweichmöglichkeiten beraubt hätte, die gerade im Umgang mit dem kaiserlichen Hofe benötigt wurden, denn dessen Akzeptanz des neuen brandenburgisch-preußischen Gesandtschaftszeremoniells wurde nicht nur von Berlin als fragwürdig eingeschätzt.520 Entgegen der vorläufigen Einschätzung des wolfenbüttelschen Gesandten in Berlin, ließ Brandenburg-Preußen dies keineswegs auf sich beruhen,521 suchte sowohl das Gespräch mit Dänemark als auch jenes mit Österreich, welches durch seinen diplomatischen Vertreter Heems hierüber informiert worden war. Heems war in dieser seiner Relation verhalten positiv, glaubte, Berlin werde dieser Deklaration nicht zustimmen.522 Friedrich III./I. war sich sehr wohl bewusst, welche weitrei514 Vgl. 10. Juni 1702 Viereck aus Kopenhagen. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8764. 515 Vgl. 3. Juli 1702 Friedrich III./I. an Viereck nach Kopenhagen. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 1434. 516 23. Mai 1702 Viereck aus Kopenhagen. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8764. 517 Vgl. 27. Juni 1702 Friedrich III./I. an Viereck nach Kopenhagen. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 1434. 518 Schriftlichkeit zielte auf Festschreibung und Absicherung (vgl. Angenendt, Arnold: Verschriftlichte Mündlichkeit – vermündlichte Schriftlichkeit. Der Prozeß des Mittelalters. In: Duchhardt, Heinz/Melville, Gert (Hrsg.): Im Spannungsfeld von Recht und Ritual. Soziale Kommunikation in Mittelalter und Früher Neuzeit (= Norm und Struktur; 7). Köln u. a. 1997, S. 23). 519 Vgl. 4. Oktober 1702 Friedrich III./I. an Viereck nach Kopenhagen. Sowie: Vgl. 7. Oktober 1702 Friedrich III./I. an Viereck nach Kopenhagen. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8764. 520 Vgl. 11. Oktober 1702 Wolter aus Berlin. SächsHStA Dresden, 10026 Geheimes Kabinett, Loc. 02988/01, Bl. 115r. Sowie: 13. Januar 1703 Heusch aus Berlin. NLA Hannover Celle Br. 17 Nr. 12/1, Bl. 12r. 521 Vgl. 7. Oktober 1702 Bartsch aus Berlin. NLA WOL 1 Alt 4 Nr. 114, Bl. 7r/v. 522 Vgl. 2. Oktober 1702 Heems aus Berlin. AT-OeStA/HHStA RK Zeremonialakten 7–12.
2. Rangerhöhung, Kronerwerb und Gesandtschaftszeremoniell
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chenden Konsequenzen jene Zustimmung haben würde. Dem brandenburgischpreußischen Gesandten in Wien, Bartholdi, vertraute er an, es sei zu erwarten, dass der Kaiser unter Bezug auf den Krontraktat sich dem neuen königlichen Gesandtschaftszeremoniell gegenüber verweigern werde.523 Bartholdi solle versuchen, Leopold I. zu überzeugen, diesem den Vorschlag unterbreiten, das Sitzen und Bedecktsein ebenfalls am Wiener Hofe einzuführen.524 Wie erwartet, stieß dies auf Ablehnung. Bartholdi warb daher um Verständnis, rechtfertigte Anfang November 1702 die mögliche Entscheidung Friedrichs III./I., den Revers nach den Wünschen Dänemarks anzufertigen und betonte, jener gelte nur für Gesandte der zweiten Klasse, dem Kaiser verbliebe daher stets die Option, Residenten oder Ambassadeure nach Berlin zu senden. Eventuell sei es zielführender, spekulierte der brandenburgisch-preußische Gesandte in seiner Relation nach Berlin, nachdem die Wortwechsel mit den österreichischen Ministern gescheitert waren, dem Kaiser vollendete Tatsachen zu präsentieren.525 Einen Monat später revidierte Christian Friedrich Bartholdi dies, empfahl Friedrich III./I., er solle sich in Geduld üben, bis der Kaiser das dänische Gesandtschaftszeremoniell akzeptieren würde, da man auf diese Weise nicht nur dem Krontraktat gerecht werde, sondern sich gleichfalls auf das Exempel Dänemarks berufen könne.526 Ursächlich für diesen Meinungswandel des brandenburgischen Diplomaten könnten die erneut Ende November 1702 verstärkten Bemühungen Kopenhagens, Leopold I. zur Annahme des dänischen Zeremoniells zu drängen, gewesen sein.527 Allein es dürfte wenig überraschen, dass der dänische Hof zeitgleich weiterhin auf seinen Forderungen gegenüber Brandenburg-Preußen beharrte. Jenes war, wie unter anderem der sächsische Legationssekretär in Berlin im Herbst 1702 treffend analysierte, äußerst bemüht „. . . das CEREMONIEL zu RAFFINIREN“ 528 523
Vgl. 7. Oktober 1702 Friedrich III./I. an C. F. Bartholdi nach Wien. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8689. 524 Vgl. 17. Oktober 1702 Friedrich III./I. an C. F. Bartholdi nach Wien. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8689. 525 Vgl. 8. November 1702 C. F. Bartholdi aus Wien. GStA PK, I. HA, Rep. 1 Nr. 181, Bl. 136r–138r. 526 Vgl. 2. Dezember 1702 C. F. Bartholdi aus Wien. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8764. 527 Vgl. 21. November 1702 Viereck aus Kopenhagen. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 1434. Dieser Prozess geriet in Dänemark immer wieder ins Stocken. „Ihr Maÿestät zu Dennemarck hinkünfftig mit keinem von hiesigen frembden MINISTRIS SECUNDI ORDINIS so nicht befehliget seÿn dem neuen CEREMONIEL sich zu CONFORMIren in der Königlichen ANTICHAMBRE reden oder von denenselben brieffe annehmen würde, es scheinet aber wol, daß man hierunter noch TEMPORISIRen werde, in dem vor wenigen Tagen der hiesige Kaÿserliche RESIDENT nicht allein mit dem Könige geredet, sondern auch Ihr Maÿestät ein Schreiben von dem Kaÿser eingehändiget hatt.“ 23. Januar 1703 Viereck aus Kopenhagen. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 1435. 528 11. Oktober 1702 Wolter aus Berlin. SächsHStA Dresden, 10026 Geheimes Kabinett, Loc. 02988/01, Bl. 114v.
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III. Grundlegende Problematiken am Exempel Brandenburg-Preußens
bzw. erst einmal überhaupt einzuführen. Dennoch, ein sofortiges Nachgeben bezüglich der Reversformulierung war keine Option auch in Anbetracht der Tatsache, dass davon auszugehen war, dass nachfolgende Potentaten, die ihre Envoyés Audienz nehmen lassen würden, ein dem identisches Revers wünschen würden.529 Zudem gab Berlin zu bedenken, die stetige Anwendung des umfänglichen Gesandtschaftszeremoniells bei den privaten Audienzen würde deren Funktion ad absurdum führen, mit immensem Aufwand verbunden sein und diplomatische Verhandlungen drastisch erschweren.530 Die dänischen Minister argumentierten, dies sei keinesfalls die Intention Friedrichs IV., sobald die Gesandten ihre Antrittsaudienz nach dem neuen Zeremoniell genommen hätten, könnten sämtliche weitere Audienzen frei gestaltet werden. Die Nutzung des Wortes „privatum“ habe „. . . alleine diese absicht, daß dadurch verhütet werden möge, daß wan von einigen POTENTATEN die an Ewer Königliche Maÿestät abgeschickte MINISTRI DIFFICULTIRen möchten, die AUDIENTZ nach dem CEREMONIEL wie der von AHLEFELDT solche vorhero genommen, zu erpfahren, Ewer Königliche Maÿestät nicht PERMITTIRen mögen, daß dieselbe solche zum erstenmahl PRIVATIM überkommen, und dadurch diese CONSEQUENTZ eingeführet werden möchte.“ 531 Zweifelsohne dürfte diese Erklärung Kopenhagens, durch die jahrzehntelangen erfolglosen Bemühungen, das von Christian V. modifizierte Gesandtschaftszeremoniell zu etablieren,532 beeinflusst worden sein. Nicht nur Dänemark wusste um die Ausweichstrategien der auswärtigen Diplomaten – Berlin brachte daher in die Diskussion den Vorschlag ein, Kopenhagen möge einen Revers mit gleichlautendem Wortlaut ausstellen lassen. Dies lehnte Dänemark ab, denn man habe bereits England eine Deklaration überreicht,533 deren Fassung jedoch von der von Berlin eingeforderten Ausführung abwich.534 Schließlich wurde eine Einigung erzielt,535 Brandenburg-Preußen fertigte ein Revers an, der sich am dänischen orientierte. Wenngleich in diesem nicht explizit Privataudienzen benannt, sondern allgemein von Audienzen gesprochen wurde
529 Vgl. 21. Oktober 1702 Friedrich III./I. an Spanheim nach London. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8741, Bl. 353r–355r. 530 Vgl. 4. Oktober 1702 Friedrich III./I. an Viereck nach Kopenhagen. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8764. 531 10. Oktober 1702 Viereck aus Kopenhagen. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8764. 532 Exemplarisch: 13./23. Juli 1689 Hoverbeck aus Kopenhagen. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 1353, Bl. 189v–190r. 533 Vgl. 14. Oktober 1702 Viereck aus Kopenhagen. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8764. 534 Vgl. 8. November 1702 C. F. Bartholdi aus Wien. GStA PK, I. HA, Rep. 1 Nr. 181, Bl. 137r–138r. 535 Vgl. 18. November 1702 Viereck aus Kopenhagen. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8764.
2. Rangerhöhung, Kronerwerb und Gesandtschaftszeremoniell
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und dies sich auf die nicht näher definierten „tete Couronnée“, gekrönte Häupter, bezog,536 implizierte dies die von Kopenhagen gewünschten Intentionen. Der gegenseitigen Audienznahme stand demnach nichts mehr im Wege.537 Zu Beginn des Jahrs 1703 nahm zuerst der brandenburgisch-preußische Gesandte Viereck in Kopenhagen nach dem neuen dänischen Zeremoniell, stehend und unbedeckt, eine publique Audienz, während Friedrich IV. bedeckt saß.538 Sich daran anschließend, am 15. Januar 1703, zwei Jahre nach der Königsberger Königskrönung, erhielt der dänische Envoyé Ahlefeldt als erster diplomatischer Vertreter am Berliner Hofe eine publique Audienz nach dem neuen königlichen brandenburgisch-preußischen Gesandtschaftszeremoniell. Ein Ereignis, welches selbstredend von der europäischen Öffentlichkeit beobachtet worden war. In den gedruckten Schriften, etwa im „Theatrum Ceremoniale“539 oder „Theatrum Europaeum“,540 lag der Fokus auf dem geschlossenen Vergleich zwischen Dänemark und Brandenburg-Preußen und es wurde eine knappe Beschreibung des Audienzverlaufes geliefert, die das Sitzen und Bedecktsein Friedrichs III./I. hervorhob. Demgegenüber waren die Beschreibungen jener publiquen Audienz durch die sich in Berlin befindlichen Gesandten weitaus umfänglicher, und auch das Element des Sitzens und Bedecktseins erfuhr vertiefende Aufmerksamkeit, das gewählte Sitzmöbel, dessen Positionierung und das zuweilen wahrnehmbare an den Hut Greifen Friedrichs III./I. erschienen berichtenswert.541 Hinzukommend waren die auswärtigen Diplomaten bestrebt, die vom Berliner Hof formulierte Schrift „Memoire pour l’audience de Mr. d’Ahlefeld Envoyé extraordinaire de Sa Mjté le Roi de Dannemarck à la Cour de Prusse“, die als Maßstab und Richtlinie für die zukünftigen publiquen Audienzen anzusehen war, an ihre jeweiligen Heimathöfe zu übersenden.542 Hier zeigten Friedrich III./I. und seine Minister dem 536
Vgl. 12. Dezember 1702 Revers. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8764. Vgl. 11. Oktober 1702 Wolter aus Berlin. SächsHStA Dresden, 10026 Geheimes Kabinett, Loc. 02988/01, Bl. 124r/v. 538 Wiewohl Viereck im Vorfeld bestrebt gewesen war, in einigen Punkten eine Aufwertung des Zeremoniells zu erringen. Unter Berufung auf das für England verfertigte Revers sowie das nunmehr festgeschriebene dänische Gesandtschaftszeremoniell schlug Kopenhagen dies aus (vgl. 6. Januar 1703 Viereck aus Kopenhagen. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Nr. 8765). 539 Vgl. Lünig 1719, S. 643. 540 Vgl. Theatrum Europaeum [. . .]. Band 16 (1701–1703). Frankfurt am Main 1717, S. 244. 541 Exemplarisch: 16. Januar 1703 Heusch aus Berlin. NLA Hannover Celle Br. 17 Nr. 12/1, B. 16r–17r. 542 Exemplarisch: Memoire pour l’audience de Mr: d’Ahlefeld Envoyé extraordinaire de Sa Mjté le Roi de Dannemarck à la Cour de Prusse. 16. Januar 1702 Wolter aus Berlin. SächsHStA Dresden, 10026 Geheimes Kabinett, Loc. 02988/01, Bl. 133r–136v. Hierbei zeigt sich die unklare Stellung des Textes, der einerseits Vorschrift und andererseits Niederschrift für die (wiederholungsfähige) zeremonielle Handlung sein konnte (vgl. Gengnagel, Jörg/Schwedler, Gerald: Ritualmacher. Überlegungen zu Planern, Gestaltern und Handlungsträgern von Ritualen. In: Gengnagel, Jörg/Schwedler, Gerald 537
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III. Grundlegende Problematiken am Exempel Brandenburg-Preußens
Anschein nach ein ambivalentes Verhalten. Auf der einen Seite war es dem Hohenzollern wichtig, die europäische Öffentlichkeit über die Audienz des Dänen hinreichend zu informieren; seine diplomatischen Vertreter erhielten den Auftrag, dies an ihren Gasthöfen weiter zu verbreiten.543 Auf der anderen Seite reagierte der Berliner Hof äußerst zurückhaltend auf die Anfragen des österreichischen diplomatischen Vertreters Heems, ihm sowohl das absolvierte Zeremoniell und insbesondere den exakten Wortlaut des Revers schriftlich zu übergeben,544 denn dies wäre für den Kaiserhof ein Beweismittel sowie eine solide Argumentationsgrundlage gewesen.545 Vielmehr ließ Friedrich III./I. Heems übermitteln, man werde dem Kaiser, selbstredend, die ihm zustehenden Honores gewähren und fordere lediglich eine königliche Traktierung von Leopold I.546 Wohlweislich drängte man Leopold I. keineswegs zur Akzeptanz des brandenburgischpreußischen Gesandtschaftszeremoniells, welches sich in einigen Punkten von dem des dänischen Hofes unterschied. Etliche dieser Differenzen, besonders der 5. Artikel, der die Einfahrt in den Berliner Schlosshof im Gegensatz zu dem Kopenhagener Hof erlaubte, wurden von Johann von Besser in seinen Aufzeichnungen analysiert und von Brandenburg-Preußen getroffene Entschlüsse, unter anderem durch die Bezugnahme auf das Zeremoniell anderer Höfe, begründet.547 All jenen Unterschieden ist gemein, dass sich das brandenburgisch-preußische gegenüber dem dänischen Gesandtschaftszeremoniell durch großzügigere Gewährung von Ehrenbezeugungen für die Envoyés auszeichnete, wie etwa eine größere Anzahl an aufholenden Lakaien.548 Die Gründe hierfür dürften vielfältig gewesen sein, in jedem Fall waren sie nicht allein dem oftmals kolportierten Hang Friedrichs III./I. nach Prunk und Zeremonien549 geschuldet. Ebenso, wenn nicht gar viel eher, dürften die Modifi(Hrsg.): Ritualmacher hinter den Kulissen. Zur Rolle von Experten in historischer Ritualpraxis (= Performanzen/Performances. Interkulturelle Studien zu Ritual, Spiel und Theater; 17). Berlin 2013, S. 19 f.). 543 Vgl. 12. Januar 1703 sowie 16. Januar 1703 Friedrich III./I. an Spanheim nach London. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8743, Bl. 4r, 5r. 544 Vgl. 23. Januar 1703 Heems aus Berlin. AT-OeStA/HHStA RK Diplomatische Akten Berlin Berichte 7c. Berichte aus Berlin. 1703, Bl. 12r–14r. 545 Vgl. Nolte, Cordula: Schriftlichkeit und Mündlichkeit. In: Paravicini, Werner (Hrsg.): Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich. Hof und Schrift. (= Residenzenforschung; 15/III). Ostfildern 2007, S. 15 f. 546 Vgl. 20. Januar 1703 Friedrich III./I. an Heems. GStA PK, I. HA, Rep. 1 Nr. 188, Bl. 3v–4r. 547 Vgl. Januar 1703 Besser „Ceremonial-Acta“ zitiert nach: Hahn/Kiesant 2009, S. 158–161. 548 Vgl. Dänisches Gesandtschaftszeremoniell: Traduction du Memoire pour l’Audience de Monsieur l’Envoyé de Viereck. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 1440/ 8761. Brandenburgisch-preußisches Gesandtschaftszeremoniell: Ceremonies de l’Audience d’un Envoyé. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8679. 549 Vgl. Friedrich II. zitiert nach: Volz 1913, S. 105.
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zierungen des ehemals kurfürstlichen Gesandtschaftszeremoniells, deren Richtlinie eine erhebliche Reduzierung der den Envoyés bisher gewährten Ehrenbezeugungen war, mitbestimmend für diese Großzügigkeit gewesen sein. Eine im Vergleich zu anderen europäischen königlichen Höfen höhere Freigiebigkeit, bei den nicht als essentieller Bestandteil der königlichen zeremoniellen Rezeption gewerteten Elementen, konnte als ein Entgegenkommen Berlins sowie als Motivation, das neue Zeremoniell anzuerkennen, interpretiert werden. Die Audienz Ahlefeldts im Januar 1703 war lediglich ein erster Schritt zur Etablierung des königlichen preußischen Traktaments gewesen, weitere Schritte waren zwingend nötig. Noch während der Verhandlungen mit dem dänischen Hof hatte Berlin den englischen Hof um die Sendung eines charakterisierten Gesandten gebeten. Anfänglich, im Januar 1702, hatte Friedrich III./I. die Schickung eines Ambassadeurs präferiert.550 Der Thronwechsel in England führte zu einer Verlagerung der Forderungen Friedrichs III./I., die Sendung eines Ambassadeurs solle weiter vorangetrieben werden. Ebenso unerlässlich sei es, Königin Anne (1665–1714) dazu zu bringen, einen englischen Envoyé nach dem neuen Zeremoniell eine Audienz in Berlin absolvieren zu lassen.551 Denn die veränderte Regierungssituation in England brächte es voraussichtlich mit sich, dass am dänischen Hof alsbald ein englischer Envoyé das neue Gesandtschaftszeremoniell akzeptieren würde.552 Jene Prognose Friedrichs III./I. sollte sich im Mai 1702 bewahrheiten553 und verstärkte sowohl die Hoffnungen auf Erfüllung als auch die Vehemenz des an England herangetragenen Ansuchens.554 So könne eben jener bisher in Kopenhagen weilende englische Envoyé seinen Rückweg nach England über Berlin nehmen und dort eine publique Audienz erhalten.555 Nachdem dies nicht auf die gewünschte Reaktion stieß, erweiterte Friedrich III./I. im Juni 1702 seinen Vorschlag, um die Sendung eines englischen Envoyés zu erreichen, da die Gespräche mit Dänemark ins Stocken geraten waren. Alternativ könne „. . . einen anderen bereits in Teutschland sich befindenden Königlichen Englischen MINISITRI befehlt werden möge, sich in kurzem by Uns einzufinden und die AUDIENCIEN auf diese weise von Uns zu nehmen wiewol von Ihro Konigliche Majestät in Engeland ein EQUELE Schickung aus Engeland an Uns thun wollen, Uns noch lieber seÿn 550 Vgl. 10. Januar 1702 Friedrich III./I. an Spanheim nach London. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8741, Bl. 8r. 551 Vgl. 14. April 1702 Friedrich III./I. an Spanheim nach London. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8741, Bl. 138r. 552 Vgl. 16. April 1702 Friedrich III./I. an Spanheim nach London. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8741, Bl. 143r. 553 Vgl. 3. Mai 1702 Viereck aus Kopenhagen. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8764. 554 Vgl. 16. Mai 1702 Friedrich III./I. an Viereck nach Kopenhagen. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8764. 555 Vgl. 18. Mai 1702 Friedrich III./I. an Spanheim nach London. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8741, Bl. 190r/v.
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III. Grundlegende Problematiken am Exempel Brandenburg-Preußens
würden.“ 556 Zu jenem Zeitpunkt war die neue englische Führung interessiert daran, den Bündnispartner Preußen zufriedenzustellen – zeremonielle Zugeständnisse erschienen der erfolgversprechendste Weg, um dies zu erreichen,557 so dass im November 1702 konkrete Unterredungen über die für den Posten in Berlin in Frage kommenden Personen zwischen England und Brandenburg-Preußen stattfanden.558 Nachdem der Däne Ahlefeldt seine publique Audienz abgelegt und Friedrich III./I. dies an seinen in England befindlichen Gesandten Spanheim mit dem wenig subtilen Hinweise versehen, „. . . dannenhehr der königliche Englische nunmehr auch desto weniger bedencken haben würden diesem EXEMPLEN je eher je lieber zu folgen,“ 559 geschrieben hatte, konnte der Hohenzoller Ende Januar 1703 Spanheim mitteilen, dass Lord Raby (1672–1739) als Envoyé in die Berliner Residenz geschickt werde.560 Im Sommer 1703 erstatteten die auswärtigen Gesandten Meldung von der erfolgreich stattgefundenen publiquen Audienz Rabys, bei welcher das „. . . zwischen dem hiesigen und dem dänischen hof REGULIRtes und festgestelltes CEREMONIEL EXACTE OBSERVIRET“ 561 worden sei. Dies war dem Londoner Hof in einem Revers zugesichert worden. Jener Revers war nicht deckungsgleich mit jenem, den man Kopenhagen überreicht hatte, denn der Geltungsbereich des neuen Gesandtschaftszeremoniells für sämtliche Minister des zweiten Ranges sollte sich nunmehr ebenso auf den preußischen Kronprinzen erstrecken.562 Dieser Zusatz resultierte aus den in den vorhergegangenen Monaten mit dem englischen Hofe geführten Verhandlungen, deren Hauptstreitpunkt die Frage bildete, ob das Element des Sitzens und Bedecktseins des Regenten, während der Envoyé stand und unbedeckt war, auf die publiquen Audienzen beim Kronprinzen ausgeweitet werden könne. Nach wechselvollen
556 14. Juni 1702 Friedrich III./I. an Spanheim nach London. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8741, Bl. 215r/v. 557 Vgl. Naujokat, Ulrich: Mylord Raby – ein englischer Lebemann als Diplomat am Hofe Friedrichs I. In: Frölich, Johannes u. a. (Hrsg.): Preußen und Preußentum vom 17. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Beiträge des Kolloquiums aus Anlaß des 65. Geburtstages von Ernst Opgenoorth am 12.2.2001. Berlin 2002, S. 74 ff. Tatsächlich habe, so Naujokat, sich Friedrich III./I. nach der publiquen Audienz Rabys als Dank für diese dem erweiterten Handelsembargo gegen Frankreich für vorerst ein Jahr angeschlossen (vgl. Naujokat 1999, S. 69). 558 Vgl. 14. November 1702 Schmettau aus Haag. GStA PK, I. HA, Rep. 34 Nr. 7267. 559 16. Januar 1703 Friedrich III./I. an Spanheim nach London. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8743, Bl. 5r/v. 560 Vgl. 26. Januar 1703 Friedrich III./I. an Spanheim nach London. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 1838, Bl. 86r. 561 10. Juli 1703 Heusch aus Berlin. NLA Hannover Celle Br. 17 Nr. 12/1, Bl. 262r. 562 Vgl. 8. Juli 1703 Reversus vor den Englischen Envoyé Extraordinaire Mylord Rabÿ. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8743, Bl. 138r. Dänischer Revers: 2. Dezember 1702. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8764.
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Gesprächen, in deren Verlauf die Vorgänge und Gebräuche am dänischen Hofe einen beträchtlichen Raum einnahmen,563 hatte sich London hierzu bereit erklärt.564 Damit war das brandenburgisch-preußische Gesandtschaftszeremoniell für die Gesandten der zweiten Ordnung vorläufig allumfassend reguliert worden und erklären all diese Vorkommnisse, weshalb beispielsweise am wolfenbüttelschen Hofe die Ansicht vorherrschte, die drei Mächte Dänemark, England und Brandenburg-Preußen hätten ein zeremonielles Bündnis geschlossen.565 Ein Bündnis, in das Friedrich III./I. einst auch die Könige von Schweden und Polen hatte einbeziehen wollen. Allerdings noch im März 1706 gab Kaiser Joseph I. (1678–1711) zu verstehen, offensichtlich würden weder Polen noch Schweden Ambitionen hegen, ihr bisheriges Zeremoniell zu verändern.566 Ein Zeremoniellvergleich mit Dänemark, Polen und Brandenburg-Preußen wäre in der Tat für Schweden aus vielerlei Gründen, unabhängig von der Gemengelage im Großen Nordischen Krieg, keine lohnenswerte Entscheidung gewesen. Ein Charakteristikum des schwedischen Gesandtschaftszeremoniells für die Envoyés war dessen große Flexibilität.567 Jene Flexibilität für ein Bündnis aufzugeben, dessen andere beteiligten Parteien in puncto des Zeremoniells nicht sonderlich prestigeträchtig waren, wäre wenig profitabel gewesen, schließlich war Polen lediglich ein Wahlkönigtum568 und das Gesandtschaftszeremoniell Dänemarks und Brandenburg-Preußens nicht allumfassend anerkannt worden. Infolgedessen berichtete der brandenburgisch-preußische diplomatische Vertreter in Stockholm
563 Vgl. 27. März Friedrich III./I. an Viereck nach Kopenhagen/7. April 1703 Viereck aus Kopenhagen/17. April 1703 Viereck aus Kopenhagen. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Nr. 8765. Sowie: 27. März 1703 Friedrich III./I. an Schmettau nach Haag. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8743, Bl. 43r–44r./2. April 1703 Friedrich III./I. an Viereck nach Kopenhagen. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8743, Bl. 55r./3. April 1703 Viereck aus Kopenhagen. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8743, Bl. 63v–65v./ 20. April 1703 Friedrich III./I. an Spanheim nach London. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8743, Bl. 95r/v. 564 Vgl. 20. Juli 1703 Wolter aus Berlin. SächsHStA Dresden, 10026 Geheimes Kabinett, Loc. 02988/01, Bl. 236r/v. 565 Vgl. 21. Juni 1704 Nachricht von dem Königlich Dähnischen erhöheten CEREMONIEL. NLA WOL 2 Alt 4430, Bl. 21r. 566 Vgl. 24. März 1706 Joseph I. an Heems in Berlin. AT-OeStA/HHStA StK Preußen 3 Korrespondenz, 1685–1714. Weisungen 1703. 1705–1707, Bl. 40r. 567 Vgl. 16./26. Januar 1701 Dohna aus Stockholm. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8771. 568 Zwar war die Macht der polnischen Könige in bestimmten Bereichen von der politischen Struktur der Wahlmonarchie begrenzt, dennoch war ein Bedarf an öffentlicher Repräsentation vorhanden (vgl. Kodzik, Joanna: Der polnische Hof im Blick der Zeremonialwissenschaft. Eine systemtheoretische Studie (= Aufklärung und Moderne; 32). Hannover 2014, S. 162. Sowie: Vgl. Heinrich, Gerd: Das Zeitalter des Absolutismus in Brandenburg-Preußen. Einsichten in eine Epoche (1640–1786). In: Beck, Friedrich/Schoeps, Julius H. (Hrsg.): Der Soldatenkönig. Friedrich Wilhelm I. in seiner Zeit (= Brandenburgische Historische Studien; 12). Potsdam 2003, S. 22).
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III. Grundlegende Problematiken am Exempel Brandenburg-Preußens
Anfang des Jahres 1702, dort bestehe wenig Interesse an einer Uniformität des Gesandtschaftszeremoniells.569 Indes mochte wohl das Faktum, dass der schwedische König Karl XII. (1682– 1718) die Agnition der preußischen Königswürde bis in den Juli 1701 zurückgehalten hatte, um jenen als Pfand in den kriegerischen Auseinandersetzungen zu verwenden,570 zumindest Hoffnung auf die Anerkennung des brandenburgischpreußischen Gesandtschaftszeremoniells zu einem späteren, für Schweden günstigen Zeitpunkt, geschürt haben.571 Schweden ließ sich Zeit. Im März 1704 berichtete der diplomatische Vertreter Hannovers in Berlin, der Schwager des vor kurzem eingetroffenen schwedischen Gesandten Leijonstedt habe nicht nur in Erfahrung bringen wollen, ob der englische Envoyé sich dem neu etablierten Zeremoniell unterworfen habe, sondern zugleich verstehen zu geben, dem solchen werde der schwedische König sich kaum anbequemen, weil dies unter anderem zu Schwierigkeiten mit dem dänischen Hofe, dessen Zeremoniell ebenfalls noch nicht von Schweden anerkannt worden sei, führen werde.572 Vorerst verblieb der schwedische Diplomat im Inkognito und wartete auf die Instruktionen seines Monarchen.573 Es zeichne sich ab, wusste der sächsische Legationssekretär im Mai 1704 in Berlin zu melden, der Wille des schwedischen Königs sei: „. . . der ENVOYÉ solle INSISTIREN nach dem alten CEREMONIEL [. . .] AUDIENZ zu nehmen, keines wegs sich aber den neuen CEREMONIEL [. . .] SUBMITTIREN, gleichwie hisiger Hoff heraus siehet, wie wenig Schweden COMPLAISSANCE vor selbigen habe.“ 574 Deutlich tritt zu Tage, die Akzeptanz des brandenburgisch-preußischen Gesandtschaftszeremoniells durch andere europäische Mächte wurde als Gradmesser für das politische Verhältnis sowie wechselseitige Abhängigkeiten und Beziehungen interpretiert. Im Frühjahr 1704 maß Karl XII. Brandenburg-Preußen und dessen Wünschen keine so eminente Bedeutung bei, als dass dies ihn zu einem Umlenken bewogen hätte. Als Ende August Gerüchte am Berliner Hofe kursierten, dass sich die Aufwertung des englischen Envoyés Raby
569 Vgl. 23. Januar/2. Februar 1702 Gruner aus Stockholm. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 9383. 570 In dem im Juli 1701 aufgesetzten Vertrag zwischen den beiden Mächten war der Hauptzweck, neben der Agnition der Krone, die Zusicherung der gegenseitigen Neutralität (vgl. Buchholz, Werner: Schweden und die preußische Rangerhöhung von 1701. In: Barmeyer, Heide (Hrsg.): Die preußische Rangerhöhung und Königskrönung 1701 in deutscher und europäischer Sicht. Frankfurt am Main 2002, S. 178, 181). 571 Vgl. 24. Dezember 1701 Rinckhammer aus Berlin. Landeshauptarchiv Schwerin 2.11-2/1 Auswärtige Beziehungen. (Acta externa) Sign. 2625, Bl. 596r. 572 Vgl. 22. März 1704 Heusch aus Berlin. NLA Hannover Celle Br. 17 Nr. 12/2, Bl. 521v. 573 Vgl. 25. März 1704 Wolter aus Berlin. SächsHStA Dresden, 10026 Geheimes Kabinett, Loc. 02988/01, Bl. 321v. 574 7. Mai 1704 Wolter aus Berlin. SächsHStA Dresden, 10026 Geheimes Kabinett, Loc. 02988/01, Bl. 331v.
2. Rangerhöhung, Kronerwerb und Gesandtschaftszeremoniell
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zu einem Ambassadeur zeitnah vollziehen werde575 und zu befürchten stand, Friedrich III./I. solle zu einer Beteiligung am Großen Nordischen Krieg motiviert werden, sah sich Schweden zu einem aktiven Handeln gezwungen. Die Sendung eines schwedischen Ambassadeurs bot sich als für beide beteiligten Parteien zufriedenstellender Kompromiss an, denn für die vollständige rangrechtliche Anerkennung Friedrichs III./I. war die Sendung eines Ambassadeurs an den Berliner Hof unerlässlich und demzufolge Berlin äußerst willkommen. Stockholm kam auf diese Weise umhin, das in seinen Augen problematische neue preußische Gesandtschaftszeremoniell für die Minister der zweiten Ordnung anerkennen zu müssen.576 Des Weiteren konnte die noch ausstehende Regulierung des Zeremoniells als ausschlaggebend für die Sendung eines Ambassadeurs vorgeschoben und andere Aspekte, wie politische oder militärische Verhandlungen, als nebensächlich deklariert werden. Wie dies am Berliner Hof geschah, als Schweden sich Anfang des Jahres 1705 entschied,577 einen Ambassadeur zu senden: „Hiesige MINISTER haben sonsten gegen mich CONTESTIRET, daß dieser AMBASSADEUR nur abgesandt worden, dem König zu RECOGNOSCIren und das neue CEREMONIEL zu REGULIren, doch sagen viel allhier PERSUADIRET daß ermelter Herr von ROSENHAHN mehr Sachen von gröserer IMPORTANZ in COMMISSUS habe.“ 578 Tatsächlich war bis zu diesem Moment kein anderer offizieller königlicher Ambassadeur in Berlin angelangt,579 kein bindendes Zeremoniell für die Audienzen der Gesandten des ersten Ranges formuliert und kein Vergleich mit anderen königlichen Höfen geschlossen worden. In diesem Fall konnte sich demnach ein Vorangehen vorteilhaft für den Stockholmer Hof auswirken. Grundsätzlich war das Zeremoniell, welches den Ambassadeuren zugestanden wurde, nicht nur wesentlich aufwendiger und umfangreicher als jenes der Gesandten anderer Ränge, sondern musste stets dem Faktum Rechnung getragen werden, dass der Ambassadeur als direkter Vertreter seines Potentaten angesehen wurde. Daher war das Sitzen und Bedecktsein des Herr575 Vgl. 23. August 1704 Heusch aus Berlin. NLA Hannover Celle Br. 17 Nr. 12/3, Bl. 698v. 576 Vgl. 6. Januar 1705 Heusch aus Berlin. NLA Hannover Celle Br. 17 Nr. 16/1, Bl. 19v. Dies wurde von der europäischen Öffentlichkeit aufmerksam verfolgt. Am Wiener Hofe tauchten Überlegungen auf, auf eben diese Weise den seit nunmehr über zwanzig Jahre währenden Konflikt über die Akzeptanz des „neuen“ dänischen Gesandtschaftszeremoniells zu beheben (vgl. 7. März 1705 Sölle aus Kopenhagen. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 1438). 577 Vgl. 31. Dezember 1704/10. Januar 1705 Gruner aus Stockholm. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 9384. 578 25. Februar 1705 Wolter aus Berlin. SächsHStA Dresden, 10026 Geheimes Kabinett, Loc. 02988/02, Bl. 23r. 579 Zum russischen Ambassadeur Andreas Petrowitsch Ismailow, der 1701 in Berlin anlangte: Siehe Kapitel: III. 5. Das Gesandtschaftszeremoniell im außereuropäischen Kontext.
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III. Grundlegende Problematiken am Exempel Brandenburg-Preußens
schers, während der Gesandte unbedeckt stand, an keinem europäischen königlichen Hofe während der publiquen Audienz eines Ambassadeurs üblich.580 Es war demzufolge zu keiner Zeit Diskussionsgegenstand bei der Erstellung des königlichen brandenburgisch-preußischen Gesandtschaftszeremoniells für die Ambassadeure. Obzwar in einigen gedruckten Beschreibungen der erfolgten publiquen Audienz des schwedischen Ambassadeurs diesbezüglich Unsicherheiten vorherrschten.581 Im letztlich offiziell formulierten Reglement, wurde eine Bedeckung von Ambassadeur und preußischem König, die bei Nennung der jeweiligen Herrschertitel angehoben wurde, während beide Herren standen, festgeschrieben.582 Bis dieses Reglement verwirklicht wurde, waren zahlreiche Unterredungen und Konferenzen von Nöten gewesen. Bevor der schwedische Ambassadeur Rosenhane (1642–1710) im Februar 1705 Berlin erreichte, hatten sich zum einen die preußischen Minister intensiv mit der Gestaltung des Zeremoniells auseinandergesetzt, denn schließlich sollten sich zukünftig sämtliche in Brandenburg-Preußen anlangenden Ambassadeure nach diesem richten.583 Zum anderen war der sich noch immer in Berlin befindliche schwedische Gesandte Leijonstedt zu Gesprächen eingeladen worden,584 damit das Zeremoniell bei der Ankunft von Baron Rosenhane bereits reguliert und seiner umgehenden publiquen Audienznahme sowie dem vorherigen notwendigen Entrée nichts im Wege stehen würde.585 Allein kurz nach seinem Eintreffen in der Residenz Berlin schaltete sich Rosenhane in die Verhandlungen ein,586 die bis in den Mai 1705 andauern sollten. Infolgedessen kamen Gerüchte auf, es gäbe drastische Dispute bezüglich des Zeremoniells,587 obgleich der Schwede Anfang März eine particuliere Audienz beim preußischen König und dessen Familie genommen hatte588 und ihm im Folgenden alle den Ambassadeuren für ge580 Exemplarisch: Dänisches Zeremoniell: GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8761. Englisches Zeremoniell: Hahn/Kiesant 2016, S. 250. Schwedisches Zeremoniell: GStA PK, I. HA, Rep. 132 Vol. VII, Bl. 161v. 581 Vgl. Theatrum Europaeum [. . .]. Band 17 (1704–1706). Frankfurt am Main 1718, S. 135. 582 Vgl. Memoire pour l’Audience d’un Ambassadeur. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8679. 583 Vgl. 14. Februar 1701 Heusch aus Berlin. NLA Hannover Celle Br. 17 Nr 16/1, Bl. 52v. 584 Vgl. 18. Februar 1705 Wolter aus Berlin. SächsHStA Dresden, 10026 Geheimes Kabinett, Loc. 02988/02, Bl. 16v. 585 Vgl. 22. Februar 1705 Wolter aus Berlin. SächsHStA Dresden, 10026 Geheimes Kabinett, Loc. 02988/02, Bl. 22r/v. 586 Vgl. 9. März 1705 Besser „Ceremonial-Acta“ zitiert nach: Hahn/Kiesant 2009, S. 214. 587 Vgl. 16. April 1705 Wolter aus Berlin. SächsHStA Dresden, 10026 Geheimes Kabinett, Loc. 02988/02, Bl. 72v. 588 Vgl. 7. März 1705 Heems aus Berlin. AT-OeStA/HHStA RK Diplomatische Akten Berlin Berichte 7c. Berichte aus Berlin 1705, Bl. 118r.
2. Rangerhöhung, Kronerwerb und Gesandtschaftszeremoniell
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wöhnlich im diplomatischen Alltag zustehenden Ehrbezeugungen gewährt wurden.589 Zweifelsohne waren die mehrwöchigen Zeremoniellverhandlungen nicht unbedingt im Sinne des preußischen Königs gewesen, der erleichtert seiner Schwiegermutter im Mai 1705 von der vollzogenen publiquen Audienz Rosenhane berichtete.590 Sie waren aber erforderlich. Nachdem beispielsweise am 14. April 1705 Besser dem König in Gegenwart des Oberkämmerers Wartenberg das von ihm gemeinsam mit Ilgen und Wartenberg erstellte Zeremoniell vorlas und bearbeitete, brachte man jenes Endprodukt dem Schweden, damit dieser eigene Anmerkungen einfügen und Änderungswünsche anführen könne.591 Jenen Änderungswünschen kam Berlin nach, da diese keine wesentlichen Einschränkungen der brandenburgisch-preußischen Machtansprüche waren. Wie etwa die Forderung des Schweden, das endgültige Zeremoniell möge von Wartenberg und Ilgen unterschrieben sein und ihm eine Deklaration über die Unveränderlichkeit des preußischen Zeremoniells gegeben werden, auf „daß kein AMBASSADEUR von gekröneten Häuptern ein mehrers CEREMONIEL an unserem Hofe jemahls empfangen sollte.“ 592 Sobald der schwedische Hof diese Bestätigungen erhalten hatte,593 fanden der solenne Einzug594 und im Anschluss daran die publique Audienz Rosenhanes statt,595 die in Aufbau und Gestaltung dem europäischen Gebrauch entsprachen. Trotz der geglückten Einführung des Zeremoniells für die Gesandten des ersten Ranges, konnte der Hohenzoller noch immer nicht von einer all umfänglichen Etablierung des königlichen brandenburgisch-preußischen Gesandtschaftszeremoniells sprechen. Es blieb der schale Nachgeschmack, dass die Sendung des schwedischen Ambassadeurs auch aufgrund der Weigerung der Anerkennung des Envoyézeremoniells erfolgt war. Verstärkt wurde dies durch das Verhalten Stockholms Ende Mai 1705: „Der Schwedische MINISTRE Herr von LEUENSTADT, welcher DESTINIRET gewesen als ENVOYÉ an diesem Hoffe zuseyn, soll nunmehr umb die DISPUTEN wegen des CEREMONIELS zuvermeiden, ohne CHARACTER hier verbleiben.“ 596 Zwingend notwendig war daher die 589 Vgl. 22. März 1705 Wolter aus Berlin. SächsHStA Dresden, 10026 Geheimes Kabinett, Loc. 02988/02, Bl. 44r. 590 Vgl. 13. Mai 1705 Friedrich III./I. an Sophie. Zitiert nach: Berner 1901, S. 56. 591 Vgl. 14. April 1705 Besser „Ceremonial-Acta“ zitiert nach: Hahn/Kiesant 2009, S. 217. 592 23. April 1705 Besser „Ceremonial-Acta“ zitiert nach: Hahn/Kiesant 2009, S. 218. 593 Vgl. 10. Mai 1705 Königl. DECLARATION. GStA PK, I. HA, Rat Rep. 11 Akten Nr. 8771. 594 Vgl. 10. Mai 1705 Bartsch aus Berlin. NLA WOL 1 Alt 4 Nr. 115, Bl. 13r/v. 595 Vgl. Ohnmaßgebliches CEREMONIEL welches beÿ des Schwed. AMBAS. von Rosenhaan öffentlichen einzug und der darauf erfolgten öffentlichen AUDIENTZ OBSERVIRET worden. NLA Hannover Celle Br. 17 Nr. 16/1, Bl. 162r–163r. 596 31. Mai 1705 Wolter aus Berlin. SächsHStA Dresden, 10026 Geheimes Kabinett, Loc. 02988/02, Bl. 81r. Jene Gerüchte sollten sich bewahrheiten. Siehe: 5. Juli 1710 Rekreditiv für Leijonstedt. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 9644.
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III. Grundlegende Problematiken am Exempel Brandenburg-Preußens
Ausrichtung von weiteren publiquen Audienzen am Berliner Hofe für die Gesandten der ersten und zweiten Klasse, um die Position Brandenburg-Preußens zu stärken. Hinsichtlich der Sendung eines Ambassadeurs konnte Berlin auf baldige Erfolge hoffen. England schickte sich an, ein gutes Jahr nach den ersten auftauchenden diesbezüglichen Spekulationen, im Sommer 1705, dem bisherigen Envoyé Raby den Ambassadeurcharakter beizulegen.597 Friedrich III./I. hatte um eine solche Entsendung lange bitten müssen, immer wieder war Spanheim, der brandenburgisch-preußische Botschafter in England, instruiert worden, die deswegen nötigen Erinnerungen am Londoner Hofe zu tun.598 Als dennoch einige Monate vergingen, ohne dass nennenswerte Ambitionen der englischen Königin sichtbar wurden, obgleich dies Friedrich III./I. versprochen worden war, nahm der Unwille des preußischen Königs deutlich zu, und er ließ dies den englischen Hof wissen.599 Im Frühjahr 1705 wurde die Beschwichtigung Friedrichs III./I. für London so bedeutsam – denn der Preuße sah zu dieser Zeit seine Rolle in der antifranzösischen Allianz immer skeptischer, war verärgert über ausbleibende Zahlungen und erhielt hinzukommend Avancen von Schweden – so dass man sich dazu entschied, Raby eine Rangerhöhung angedeihen zu lassen.600 Ein entsprechendes Kreditiv für Raby wurde formuliert und nach Berlin übersandt.601 Bevor Raby seinen neuen Charakter annehmen konnte,602 war es vonnöten, den alten Charakter förmlich abzulegen. Dies tat er am 28. Juli 1705 in einer privaten Abschiedsaudienz in Potsdam, am darauffolgenden Tage übergab er in einer particulieren Audienz sein Kreditiv und wurde als Ambassadeur akkreditiert.603 Allerdings ward kein zeitnaher Termin für den solennen Einzug und die publique Audienz bekanntgegeben,604 dem lag neben organisatorischen Aspekten, wie die Formierung einer angemessenen Equipage,605 auch das Gesandtschaftszeremoniell zu Grunde. War Berlin zunächst bedächtig mit seinen diesbezüglichen For597 Vgl. 15. Juni 1705 Friedrich III./I. an Spanheim nach London. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 1845, Bl. 81v. 598 Vgl. 22. Januar 1705 Friedrich III./I. an Spanheim nach London. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 1844, Bl. 63r. Sowie: 14. März 1705 Friedrich III./I. an Spanheim nach London. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 1844, Bl. 142r. 599 Vgl. 2. Mai 1705 Friedrich III./I. an Spanheim nach London. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 1844, Bl. 304v–305r. 600 Vgl. Naujokat 1999, S. 81, 107. Sowie: Naujokat 2002, S. 80. 601 Vgl. 11. Mai 1705 Kreditiv Rabys. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 1875. Sowie: 22. Juli 1705 Wolter aus Berlin. SächsHStA Dresden, 10026 Geheimes Kabinett, Loc. 02988/02, Bl. 111r. 602 Vgl. 4. August 1705 Ilten aus Berlin. NLA Hannover Cal. Br. 24 Nr. 618. 603 Vgl. 1. August 1705 Heems aus Berlin. AT-OeStA/HHStA RK Diplomatische Akten Berlin Berichte 7c. Berichte aus Berlin 1705, Bl. 221r. 604 Vgl. 26. August 1705 Bartsch aus Berlin. NLA WOL 1 Alt 4 Nr. 115, Bl. 74v. 605 Vgl. 25. Juli 1705 Heusch aus Berlin. NLA Hannover Celle Br. 17 Nr 16/2, Bl. 264v.
2. Rangerhöhung, Kronerwerb und Gesandtschaftszeremoniell
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derungen gewesen, um die Erhöhung Rabys zum Ambassadeur nicht zu gefährden,606 wurde man, als jene sicher schien und zudem die publique Audienz des Schweden stattgefunden hatte, vehementer. Spanheim solle begehren: „. . . das dem Lord RABY befohlen werden möge, mit eben dem CEREMONIEL sich zu begnügen, welches mit dem Königlichen Schwedischen AMBASSADEUR OBSERVIIRET wurde.“ 607 Hierauf müsse man nicht nur bestehen, weil dies das zeremonielle Traktament der Ambassadeure sei, welches künftig am Berliner Hof Anwendung finden werde, sondern ebenso, weil man dem schwedischen Ambassadeur die Zusicherung gegeben habe, ihm nachfolgende Ambassadeure gleich zu traktieren.608 Spanheim solle demgemäß auf die Nennung von Details verzichten, eine allgemeine Zusage Londons für das gesamte Zeremoniell erringen.609 Offenkundig wollte Berlin langwierige Verhandlungen um einzelne Aspekte der zeremoniellen Rezeption verhindern, scheiterte aber, denn selbstverständlich analysierte der Londoner Hof jenes brandenburgisch-preußische Zeremoniell, störte sich an einzelnen Punkten wie der Titulierung der Brüder Friedrichs III./I.610 Erschwert wurde die Situation hinzukommend durch Spannungen zwischen Raby und einzelnen politischen Parteien am Londoner Hofe, sicher geglaubte Zusagen Londons waren Raby nicht bekannt oder wurden von ihm widerrufen,611 so dass man erst im April 1706 zu einer Einigung betreffs des Zeremoniells gelangte. Raby wurde, wie zuvor Rosenhane, sowohl ein Revers, welcher garantierte, dass kein am Berliner Hofe anlangender Gesandte mehr Ehrenbezeugungen erhalten werde als der englische,612 als ebenso eine von Wartenberg unterzeichnete Abschrift des Zeremoniells des Berliner Hofes übergeben.613 Im April 1706 fanden Entrée und die publique Audienz des englischen Ambassadeurs statt, über die die europäische Öffentlichkeit durch die Berichte der auswärtigen Gesandten614 und gedruckte Relationen informiert wurde.615 Rabys 606 Vgl. 7. März 1705. Extrait du Rescript de Sa Majesté. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8744, Bl. 117r. 607 27. Juni 1705 Friedrich III./I. an Spanheim nach London. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 1845, Bl. 102v. 608 Vgl. 20. Mai 1705 Friedrich III./I. an Spanheim nach London. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8744, Bl. 54r/v. 609 Vgl. 27. Juni 1705 Extrait du Rescript de Sa Majesté. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8744, Bl. 117r/v. 610 Exemplarisch: 10./21. Juli 1705 Spanheim an Friedrich III./I. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8744, Bl. 67r–69v. 611 Vgl. 17. August 1705 Friedrich III./I. an Spanheim nach London. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8744, Bl. 88r–89v. Sowie: 22. August 1705 Friedrich III./I. an Spanheim nach London. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8744, Bl. 90r/v. 612 Vgl. 6. April 1705. Revers. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8745, Bl. 5r/v. 613 Vgl. April 1706 Besser „Ceremonial-Acta“ zitiert nach: Hahn/Kiesant 2009, S. 284. 614 Exemplarisch: 13. April 1706 Bartsch aus Berlin. NLA WOL 1 Alt 4 Nr. 115, Bl. 174v.
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III. Grundlegende Problematiken am Exempel Brandenburg-Preußens
prunkvolle Equipage war vom preußischen König nicht nur mit Wohlwollen betrachtet worden, vielmehr befürchtete Friedrich III./I., durch jene könne sich der schwedische König brüskiert fühlen, da Rosenhane bei seinem Einzuge wegen der aufgrund des Todes Sophie Charlottes (1668–1705) verhängten Hoftrauer weitaus weniger Prunk hatte entfalten können.616 In der Tat, der von Besser angefertigte Vergleich von Entrée und publiquer Audienz beider Ambassadeure veranschaulichte einige der Unterschiede in der zeremoniellen Rezeption, resultierend aus der Reduzierung des Zeremoniells infolge der Hoftrauer, etwa die musikalische Begleitung. Einige Modifikationen wiederum, wie die veränderte Wegführung durch die Berliner Residenz beim solennen Einzug, können und wurden als signifikante Verbesserung der vorherigen Regulierung gewertet. Auf wieder andere Aspekte hatte Berlin nur indirekt Einfluss nehmen können, wie auf die Größe des Trains, die bei Raby deutlich umfangreicher gewesen war als bei Rosenhane.617 Eminent bedeutsam war es für Berlin daher, zu betonen, dass die an den Schweden gegebenen Zusagen eingehalten worden waren, die eingetretenen Modifikationen und Abweichungen keinerlei negative Rückschlüsse oder Auswirkungen auf Ehre und Rang des schwedischen Königs mit sich gebracht hätten. Schließlich nahm im September 1707 der schwedische und im März 1711 der englische Ambassadeur seinen Abschied vom Berliner Hofe. Im Umfeld dieser Abschiedsaudienzen und deren schriftlicher Fixierung notierte Besser in seiner „Ceremonial-Acta“: „. . . hat man so genau und so sorgfältig [. . .] die Abschieds=AUDIENTZ, so wohl des Schwedischen; alß auch des itzigen Englischen AMBASSADEURS gar weitläuffig beschrieben, weilen vielleicht in langer Zeit kein neuer AMBASSADEUR bey uns ankommen möchte [. . .] also es auch nötig gewesen die Erzehlung des gantzen Verlaufs solcher AUDIENTZ [. . .] und in dieser Beschreibung, zur desto gewisserer und unbetrüglicher Nachricht, alle das vorrige zu CONFIRMIREN.“ 618 Die Sendung eines weiteren Ambassadeurs wurde vom Berliner Hof als unwahrscheinlich angesehen, war nach dem gelungenen Ablauf zweier Ambassaden auch nicht mehr unerlässlich, um in diesem Teilbereich des Gesandtschaftszeremoniells als den übrigen Königen gleichrangig gewertet zu werden. Während in den Konferenzen und Gesprächen mit den königlichen Ambassadeuren die Ausgestaltung einzelner Elemente und Bestandteile den Schwerpunkt bildete, war dies für fürstliche und kurfürstliche Potentaten nicht von vorrangigem Interesse, sondern die Tatsache, dass „Von Churfürsten und Fürsten wird 615 Vgl. RELATION von Seiner EXCELLENTZ des Königl. Englischen AMBASSDEURS, MYLORD RABY, gehaltenen Einzug und AUDIENTZ=SOLLENNItäten in Berlin. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8745, Bl. 14r–17v. 616 Vgl. Naujokat 1999, S. 124. 617 Vgl. April 1706 Besser „Ceremonial-Acta“ zitiert nach: Hahn/Kiesant 2009, S. 277–279. 618 März 1711 Besser „Ceremonial-Acta“ zitiert nach: Hahn/Kiesant 2009, S. 413 f.
2. Rangerhöhung, Kronerwerb und Gesandtschaftszeremoniell
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hier kein würcklicher AMBASSADEUR angenommen, sondern nur EXTRAORDINAIRE ENVOIÉS.“ 619 Obgleich Friedrich III./I. die Möglichkeit gehabt hätte, eine Aufwertung des kurfürstlichen Gesandtschaftszeremoniells vorzunehmen, jenen in dem so heiklen Punkt der Ambassadeursendung entgegenzukommen und helfend zur Seite zu stehen, tat er dies nicht. Der brandenburgisch-preußische Gesandte Christian Friedrich Bartholdi in Wien fasste den mutmaßlichen Interessenkonflikt, in dem sich der Hohenzoller befand, im Juni 1702 im Gespräch mit dem mainzerischen Gesandten prägnant zusammen. Friedrich III./I. hätte seit der Annahme der neuen Würde: „. . . zweyerley PRINCIPIA vor augen, als nemlich eines theils, daß Sie Sich zu nichts verstehen könten, worunter Sie nicht das EXEMPEL eines oder andern Königes, so vor Sich hätten [. . .], andern theils gönneten Sie ihren Herren MitChurfürsten von Hertzen gerne, daß Sie von den Königen alles was Sie nur wünschten verlangeten, es sey von Ihro auch nicht anders zuvermuthen, weil eben durch die Chur Würde Ihr Hauß vor anderen im Reich so lange hervor geleuchtet.“ 620 Dies war freilich keine überraschende Erkenntnis, diese Mechanismen finden sich grundsätzlich bei Potentaten, die eine Rangerhöhung errungen hatten.621 Dass sich nach dem Kronerwerb die Ausrichtung des Hohenzollern in Bezug auf die kurfürstliche Rangstellung und jene zeremonielle Rezeption ändern würde, war zu erwarten gewesen. Kurz nach der Königsberger Krönung hatten einige Fürsten und deren Gesandte gehofft, von eben jener als wahrscheinlich angenommenen Umorientierung im Gebaren Friedrichs III./I. profitieren zu können. 1701 spekulierten die alten fürstlichen Häuser, dass Auseinandersetzungen über das Zeremoniell im Obersächsischen Reichskreis zukünftig, nachdem sowohl Kursachsen als Kurbrandenburg die königliche Dignität gewonnen hatten, kaum mehr zu erwarten seien.622 Noch deutlicher artikulierte dies im Januar 1701 der badische Gesandte, der erörterte, sein Herr werde die neue Würde anerkennen, hoffe aber gleichfalls, jenes impliziere, dass Friedrich III./I. „. . . das Churgeschäffte nicht mehr mit solchen eÿffer wolten treiben laßen [. . .] 2do. Daß Ewer Königliche Maÿestät denen Fürstlichen Gesandten künfftig an Ihrem Hoffe mit denen Churfürstlichen gleiches TRACTEMENT wiederfahren ließen.“ 623 In dem sich hieran anschließenden 619
1708. NLA WOL 1 Alt 4 Nr. 116, Bl. 22v. 24. Juni 1702 C. F. Bartholdi aus Wien. GStA PK, I. HA, Rep. 1 Nr. 176, Bl. 551v/553r [sic]. 621 Exemplarisch: Vorgehen Hannovers (vgl. 23. März 1701 Instruktion für Ilten. NLA Hannover Cal. Br. 24 Nr. 591, Bl. 32v–33r). 622 Vgl. 1701. Cöllnische Monita, auf die beÿ künfftigen Conferenzen der Correspondieren Fürsten ausgestellete DEBLERAND. LASA, DE, Z 44, Abteilung Dessau, B 3C Nr. 2 Bd. II. 623 29. Januar 1701 C. F. Bartholdi aus Wien. GStA PK, I. HA, Rep. 132 Vol. VIII, Bl. 180v–181r. 620
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III. Grundlegende Problematiken am Exempel Brandenburg-Preußens
Wortwechsel bejahte Bartholdi, der Kurfürst und König werde sich bemühen, die Rechte der alten Fürstengeschlechter zu wahren und werde ihnen nicht verweigern, was andere Könige ihnen zugestehen würden. Nur wenn Friedrich III./I. der einzige König wäre, der den Fürsten eine zeremonielle Aufwertung gewähren würde, wäre dies dem Anliegen der Fürsten wenig dienlich. Es könne im Übrigen nicht im Sinne der fürstlichen Häuser sein, dass der brandenburgische Kurfürst deswegen in Misskredit bei den übrigen Kurfürsten geriete. Obgleich sich der badische Gesandte daraufhin auf das Exempel anderer königlicher Höfe, wie Schweden und Frankreich, die fürstliche und kurfürstliche Gesandte gleich traktieren würden, berief, antwortete Bartholdi ausweichend.624 Selbstredend war der Berliner Hof über das diesbezügliche Verhalten der meisten anderen königlichen Höfe informiert. Es sei bekannt, stellte Friedrich III./I. Anfang Februar 1701 fest, dass in England, Frankreich, Schweden und Spanien bei der Rezeption der kurfürstlichen und fürstlichen Gesandten fast kein Unterschied gemacht werde, besonders aussagekräftig sei aber, wie der polnische König „. . . mit den Teutschen Fürsten an Ihrem Hoffe anlangenden MINISTRIS und Abgesandten RATIONE CEREMONIALIS zu halten geneiget sind [. . .] Wir wollen Uns aber in dieser Sache von Ihrer Majestät des Königs in Pohlen SENTIMENT nicht gerne SEPARIREN.“ 625 Demnach war das Vorgehen des Friedrich August I./August II. für Brandenburg-Preußen aufgrund ähnlicher Ausgangsvoraussetzungen, der Doppelfunktion von Kurfürst und König, von besonderem Interesse. Was diesem zugebilligt werde, so die vereinfachte Schlussfolgerung, könne problemlos in demselben Maße Friedrich III./I. eingeräumt werden.626 Im Mai 1700 hatte Berlin dem polnischen König daher zugesichert, betreffs des Zeremoniells und Ranges zwischen den beiderseitigen Gesandten werde man sich nach dem Herkommen der europäischen Könige richten.627 Nach der publiquen Audienz des Engländers in Dänemark befahl Friedrich III./I. seinem am Warschauer Hofe akkreditierten Gesandten Hoverbeck (1652–1714), er möge in seinen Unterredungen abermals die Sprache auf eine gegenseitige Einführung des Sitzens und Bedecktseins bei den publiquen Audienzen bringen.628 Als man zudem in Berlin erfuhr, dass ein polnischer Gesandter am dänischen Hofe eine publique Audienz genommen habe,
624 Vgl. 29. Januar 1701 C. F. Bartholdi aus Wien. GStA PK, I. HA, Rep. 132 Vol. VIII, Bl. 181r/v. 625 11. Februar 1701 Friedrich III./I. an die Minister in Warschau. GStA PK, I. HA, Rep. 132 Vol. IX, Bl. 138r. 626 Vgl. Bestand der Würde und Krohn des Königreichs Preussen. Im Jahr 1701, S. 14. 627 Vgl. 2. Mai 1700. Concept für den König von Pohlen wegen der Königlichen Dignität. GStA PK, I. HA, Rep. 132 Vol. III, Bl. 2r–3v. 628 Vgl. 18. Mai 1702 Friedrich III./I. an Hoverbeck nach Warschau. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8783.
2. Rangerhöhung, Kronerwerb und Gesandtschaftszeremoniell
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wuchs die Zuversicht, dass ein solcher Vergleich zu erreichen sein würde.629 Dieser Optimismus ward bald gedämpft, durch die Relation des Envoyés Viereck, in welcher dieser die Umstände der polnischen Audienznahme kritisch auflöste, der polnische Gesandte sei nicht mit dem Rang eines Envoyés, sondern lediglich mit dem Residentencharakter versehen gewesen,630 sowie durch die Rückmeldungen des polnischen Hofes selbst. Ende Januar 1703 wurden dort kritische Stimmen laut, solange die polnische Republik den preußischen König nicht anerkennen würde, könne man vom polnischen König nicht verlangen, einen Zeremoniellvergleich einzugehen, der zu Spannungen zwischen ihm und der Adelsrepublik führen werde.631 Wiewohl immer wieder Gerüchte über eine eventuelle Sendung der polnischen Republik an den Hohenzollern auftauchten, die in den ersten Jahren nach der Krönung mit der Forderung Berlins einhergingen, jene Gesandtschaft müsse das neue Gesandtschaftszeremoniell akzeptieren.632 Als diese ausblieb, trat die Agnition der preußischen Krone in den Vordergrund der preußischen Forderungen, eine solche sei die Voraussetzung, damit eine Gesandtschaft der polnischen Republik am Berliner Hofe empfangen werden könne.633 Erst 1764 erkannte der Sejm die neue preußische Würde an.634 Offiziell hatte Friedrich III./I. auf jene Anerkennung nie gedrängt, hob im Gegenteil die Agnition durch den polnischen König hervor.635 Nur jener König stand 1703 einem Zeremoniellvergleich ablehnend gegenüber, denn es sei wenig zielführend am Warschauer Hofe, ein neues Zeremoniell einzuführen, das dänische Exempel hätte gezeigt, wie schwer solch Modifizierungen zu etablieren seien. Im ungünstigsten Falle wäre der brandenburgisch-preußische Envoyé der einzige diplomatische Vertreter, der nach diesem Zeremoniell Audienz nehmen würde, dies könne keinesfalls im Sinne des Hohenzollern sein.636 Jener wich daraufhin insofern von seinem vormaligen Ansuchen ab, als dass er 629 Vgl. 23. Januar 1703 Heems aus Berlin. AT-OeStA/HHStA RK Diplomatische Akten Berlin Berichte 7c. Berichte aus Berlin. 1703, Bl. 13v–14r. 630 Vgl. 4. September 1703 Viereck aus Kopenhagen. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 1435. 631 Vgl. 24. Januar/4. Februar 1703 Hoverbeck aus Warschau. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8782, Bl. 4r–5r. 632 Vgl. 18. Januar 1703 Friedrich III./I. an Hoverbeck nach Warschau. GStA PK, I. HA, Rep. 9 Polen Nr. 27 BB Fasz. 5 Bd. 1. Sowie weiterführend: GStA PK, I. HA, Rep. 9 Polen Nr. 27 II Fasz. 3. 633 Vgl. 14. Februar 1713 Loelhoeffel aus Warschau. GStA PK, I. HA, Rep. 9 Polen Nr. 27 MM Fasz. 2 Bd. 2, Bl. 89r/v. 634 Weiterführend zu diesbezüglichen Ursachen: Vgl. Weber 2003, S. 14 f. 635 Vgl. 15. April 1710 von Bieberstein aus Warschau. GStA PK, I. HA, Rep. 9 Polen Nr. 27 II Fasz. 1, Bl. 43v–44r. 636 Vgl. 22./28. Februar 1703 Hoverbeck aus Warschau. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8782, Bl. 9r/v.
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III. Grundlegende Problematiken am Exempel Brandenburg-Preußens
sein Anliegen darauf reduzierte, der nächste in Berlin anlangende polnische Envoyé solle seine publique Audienz nach dem neuen Gesandtschaftszeremoniell absolvieren.637 Die Festigung des eigenen Zeremoniells wurde gegenüber des Zeremoniellzusammenschlusses priorisiert. In den folgenden Monaten blieb dies unterschwellig präsent. Als beispielsweise der englische Envoyé Raby seine publique Audienz genommen hatte, sollte Hoverbeck in Warschau andeuten, es könne der englischen Königin missfallen, dass der polnische König auf eine zeremonielle Sonderbehandlung am Berliner Hofe bestehe.638 Nun war Friedrich August I./August II. zu jener Zeit zum einen keineswegs davon überzeugt, dass das brandenburgisch-preußische Zeremoniell vollständig reguliert, geschweige denn etabliert sei,639 zum anderen blieb seine Stellung prekär, war Rücksicht auf die Befindlichkeiten des polnischen Adels zu nehmen.640 Als er im Umfeld des Großen Nordischen Krieges 1704 in seinem Königsamt durch Stanislaus I. Leszczyñski (1677–1766) ersetzt wurde, kam es zu einer Machtverschiebung zwischen dem Wettiner und dem Hohenzollern, verlagerten sich die Diskussionspunkte. Nunmehr war es der Wettiner, der zeremonielle Zugeständnisse vom Hohenzollern, wie die Titulierung seines Sohnes als königliche Hoheit, einforderte.641 Brandenburg-Preußen verhielt sich abwartend, als dann 1709 Friedrich August I./August II. den polnischen Königsthron zurückeroberte, brachte man abermals das neue brandenburgisch-preußische Gesandtschaftszeremoniell auf das Tapet.642 Ende des Jahres 1711 spitzte sich die Situation zu, sah sich der polnische König und sächsische Kurfürst zu einer Stellungnahme gezwungen und im Zuge dessen entfalteten sich die neu austarierten Positionen. Dem am Berliner Hofe weilenden polnisch-sächsischen Gesandten Manteuffel (1676–1749) wurde durch den Oberzeremonienmeister Besser im November 1711 angezeigt, er möge um eine publique Audienz anhalten, welche er nach dem neuen Zeremoniell zu nehmen habe, um weiterhin mit dem preußischen König und dessen Ministern kommunizieren zu können. Manteuffel bat darum, diesbezüglich Ordre von seinem König einholen zu dürfen.643 Jene Manteuffel zugestellte und durch diesen dem brandenburgischen Hof bekannt gemachte Ordre, 637 Vgl. 6. März 1703 Friedrich III./I. an Hoverbeck nach Warschau. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8782, Bl. 10r–11r. 638 Vgl. 23. Juni 1703 Friedrich III./I. an Hoverbeck nach Warschau. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8782, Bl. 12r/v. 639 Vgl. 12. April 1704 Flemming an Wolter nach Berlin. SächsHStA Dresden, 10026 Geheimes Kabinett, Loc. 03366/02. 640 Vgl. 14. August 1703 Hoverbeck aus Warschau. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8782, Bl. 16r–17r. 641 Vgl. 11. März 1705 Wolter aus Berlin. SächsHStA Dresden, 10026 Geheimes Kabinett, Loc. 02988/02, Bl. 27r. 642 Vgl. 1. August 1709 Instruktion für Bieberstein. GStA PK, I. HA, Rep. 9 Polen Nr. 27 HH Fasz. 4, Bl. 12v–13r. 643 Vgl. SächsHStA Dresden, 10008 Zeremonienmeister, Sekt. 01, Nr. 29c, Bl. 141r/v.
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nach welcher zuerst ein brandenburgisch-preußischer Gesandter unbedeckt stehend, während der polnische König saß, eine Audienz absolvieren solle, bevor sich ein polnischer Envoyé dazu bereitfinden würde, war in keinster Weise im Sinne Friedrichs III./I. Man beauftragte Besser, eine Deduktion, die den Standpunkt Berlins illustrieren sollte, zu verfassen.644 Dessen Argumentation veranschaulicht vorhergegangene Entwicklungen, denn im Gegensatz zu den Jahren 1701 und 1703 konnte der Berliner 1711 immerhin auf vier gekrönte Häupter verweisen, die das neue Zeremoniell für die Envoyés anerkannt und den obligatorischen Revers erhalten hatten. Die Wünsche des Wettiners waren demnach schwer nachvollziehbar, wenn nicht gar eine Infragestellung der brandenburgisch-preußischen Macht. Neben der Zurückweisung der polnischen Vorschläge aufgrund ihrer vorgeblichen Unrechtmäßigkeit und der nunmehrig nicht zwingenden Notwendigkeit der polnischen-sächsichen Akzeptanz des Zeremoniells,645 gab Besser zu bedenken, wäre Brandenburg-Preußen denkbar ungeeignet, um bei der Einführung eines neuen polnischen Gesandtschaftszeremoniells den ersten Schritt zu tun: „. . . weil es das eintzige, und noch darzu eines der jüngsten Könige wäre, nicht viel gebeßert seyn; Indem die alten Könige, wenn sie zur Nachfolge nicht INCLINIRTEN gar leichtlich sagen dürften: daß wir alß die Jüngsten, es entweder aus schuldiger DEFERENCE gegen einen ältern, oder auch aus bloßer Unwißenheit getahn.“ 646 Trotz anfänglicher Erfolge war dem Berliner Hofe stets präsent, dass das preußische Gesandtschaftszeremoniell als „neu“ empfunden werden konnte und wurde.647 Zu jeder Zeit galt es den Eindruck zu vermeiden, man sei zur Nachgiebigkeit gezwungen und anderen Königen nicht gleichrangig. Womöglich erschien nunmehr auch aus diesem Grunde ein Zeremoniellvergleich mit einem Wahlkönig, dessen Rangstellung oftmals hinterfragt wurde, wenig nutzbringend.648 Weil Manteuffel in diesem Fall nicht offiziell als Envoyé am Berliner, sondern am Kopenhagener Hof akkreditiert gewesen war, lediglich kurzzeitig in den brandenburgisch-preußischen Landen weilte, um über preußische Truppen zu verhandeln, konnte man diese Auseinandersetzung im Sande verlaufen lassen.649 Dies bedeutete ebenso, wie der wolfenbüttelsche Ge644 Vgl. November 1711 Besser „Ceremonial-Acta“ zitiert nach: Hahn/Kiesant 2009, S. 430 ff. 645 Vgl. BEDENCKEN ÜBER DIE CEREMONIEL=STREITIGKEITEN mit Sr. König. Myt. von Pohlen. DIE AUDIENTZ IHRES ABGESANDTENS BETREFFEND. Zitiert nach: Hahn/Kiesant 2010, S. 70 f. 646 BEDENCKEN ÜBER DIE CEREMONIEL=STREITIGKEITEN mit Sr. König. Myt. von Pohlen. DIE AUDIENTZ IHRES ABGESANDTENS BETREFFEND. Zitiert nach: Hahn/Kiesant 2010, S. 75 f. 647 Vgl. Zschackvviz 1735, S. 337 f. 648 Der Wettiner hatte auf dies einst in Diskussionen verwiesen (vgl. 24. Januar/ 4. Februar 1703 Hoverbeck aus Warschau. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8782, Bl. 5r). 649 Vgl. SächsHStA Dresden, 10008 Zeremonienmeister, Sekt. 01, Nr. 29c, Bl. 141v– 142r.
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III. Grundlegende Problematiken am Exempel Brandenburg-Preußens
sandte im Umfeld dieser Auseinandersetzung registrierte, dass noch immer kein kurfürstlicher Gesandter nach dem am Berliner Hofe vorgeschriebenen Zeremoniell Audienz genommen hatte.650 Verantwortlich dafür waren eine Reihe von Faktoren, nicht allein die Verwehrung der kurfürstlichen Ambassadeursendung – wesentlich schwerwiegender wog die den fürstlichen Gesandten zugestandene zeremonielle Rezeption. Denn trotz anfänglicher Zurückhaltung, ließ Friedrich III./I. bereits einen Monat nach dem Kronerwerb verlauten, man werde das zeremonielle Traktament wohl im Sinne der fürstlichen Envoyés verändern, so dass: „. . . mit der RECEPTION der Königlichen und Churfürstlichen hinführo woll mehrentheils einerleÿ seÿn auch dadurch alle diserwegen bishehr gemachten DIFFICULTÄT von selben CELUISIREN, und hinweg fallen wird.“ 651 Gleichwohl rückte dies in den folgenden Monaten und Jahren in den Hintergrund, wurde der Audienznahme durch Gesandte höherrangiger Potentaten Vorrang eingeräumt. Aus dem Blick verlor man dies nie – im Mai 1704 etwa berichtete Viereck, nach der Anfrage Berlins, über das Vorgehen am dänischen Hofe gegenüber fürstlichen und kurfürstlichen diplomatischen Vertretern. Sonderlich ergiebig oder vorbildgebend war die übersendete Antwort nicht, denn auch am dänischen Hofe war bis zu diesem Zeitpunkt kein fürstlicher, geschweige denn kurfürstlicher Envoyé nach dem neuen Gesandtschaftszeremoniell traktiert worden.652 Nachdem im Sommer 1707 neben einigen königlichen, ein niederländischer653 und ein savoyischer Envoyé654 das brandenburgisch-preußische Zeremoniell akzeptiert hatten, intensivierte BrandenburgPreußen seine Bemühungen um die Fürsten. Der sich in Regensburg befindliche Gesandte Henning sollte bei den dortigen fürstlichen diplomatischen Vertretern in Erfahrung bringen, weshalb die Fürsten bisher zögerten Envoyés an den Berliner Hof zu senden.655 Daraufhin wurde Henning durch den mecklenburgischen Gesandten zu verstehen gegeben, dass das neu formulierte Zeremoniell, welches von den fürstlichen Envoyés verlangen würde, dass sie stehend und unbedeckt Audienz nehmen müssten, hierfür ursächlich sei. Im Gegensatz zu den Königen könnten die altfürstlichen Geschlechter
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Vgl. 24. Dezember 1711 Bartsch aus Berlin. NLA WOL 1 Alt 4 Nr. 125, Bl. 188v. 20. Februar 1701 Friedrich III./I an C. F. Bartholdi nach Wien. GStA PK, I. HA, Rep. 132 Vol. X, Bl. 26v. 652 Vgl. 3. Mai 1704 Viereck aus Kopenhagen. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8765. Sowie: 16. Mai 1704 Wolfenbüttel an die Herzöge zu Gotha und Grafen zu Kassel. NLA WOL 2 Alt 4430, Bl. 15r/v. 653 Vgl. 30. August 1704 Heusch aus Berlin. NLA Hannover Celle Br. 17 Nr. 12/3, Bl. 710r. 654 Vgl. 24. Juli 1707. Extract des Leagtions-Secretarii Westphals Relationen. SächsHStA Dresden, 10026 Geheimes Kabinett, Loc. 02988/03, Bl. 30r. 655 Vgl. 17. Juni 1707 Henning aus Regensburg. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8715. 651
2. Rangerhöhung, Kronerwerb und Gesandtschaftszeremoniell
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ein solches Zeremoniell nicht an ihrem Hofe einführen, dies wäre äußerst nachteilig für sie und würde eine „Ungleichheit“ zwischen ihnen und BrandenburgPreußen schaffen.656 Der württembergische Gesandte hingegen übergab ein Schreiben, in welchem er um die Übersendung des neuen königlichen Zeremoniells bat und dessen Akzeptanz an einige zeremonielle Forderungen der evangelischen altfürstlichen Häuser band.657 Dieses Vorgehen kann als obligatorisch interpretiert werden, ist in solchen Kontexten stets zu beobachten.658 Dem Wunsch der Übermittlung des neuen Reglements kam Friedrich III./I. umgehend nach, obschon dies denkbar verknappt, bzw. in reduzierter Form geschah;659 dem Verlangen nach weiteren zeremoniellen Zugeständnissen begegnete er jedoch überaus verhalten.660 Immerhin hätten die Envoyés der fürstlichen Häuser: „. . . nicht so wohl darauf zu sehen was sie dabey zu PRÆTENDIREN haben, daß vielmehr darauf was Sie dabey gewinnen und wiederbekommen, welches ungleich größer ist, was Sie geben, ist kein mehreres, alß was auch selbsten die über sie gehenden REPUBLIQUEN ja auch selbsten die Könige Uns schon gegeben.“ 661 Die Annahme des königlich brandenburgisch-preußischen Gesandtschaftszeremoniells wäre demnach für die fürstlichen Potentaten sogar ein Gewinn, da dies, die von diesen beständig geforderte Gleichbehandlung mit anderen Potentaten und damit indirekt eine Aufwertung der fürstlichen Rangstellung zur Folge haben würde. Die bereits erfolgte Audienznahme durch königliche und republikanische Envoyés könne den fürstlichen Envoyés einerseits zum Vorbild gereichen, andererseits brächte dies eine Festschreibung des Zeremoniells, welches nicht modifiziert werden könne, mit sich.662 Denn selbstverständlich hatten die Republiken ebenso wie die Könige sowohl dies eingefordert als auch weitere Ansprüche formuliert. Die Republik der vereinigten Niederlande etwa zögerte die Audienznahme heraus, bis zur Anerkennung des brandenburgisch-preußischen Zeremoniells durch die europäischen Könige, da sie eine dem identische zeremonielle Rezep656 Vgl. 15. Juli 1707 Henning aus Regensburg. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8715. 657 Vgl. 15. Juli 1707 Henning aus Regensburg. Sub. Lit E. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8715. 658 Vgl. 7. Mai 1704 Geheime Räte des wolfenbüttelschen Herzogs Anton Ulrich. GStA PK, I. HA, Rep. 38 Nr. 32 Pakt, Nr. 13624. 659 Vgl. Neues Preußisches Ceremoniale so ANNO 1707. beÿm Reichs-Convent, unter der Hand denen weltlichen fürstlichen Gesandten eingehen zumachen TENTIRT worden doch bißher wenig INGRESS gefunden. AT-OeStA/HHStA RK Zeremonialakten 14-15-26. 660 Vgl. EXTR. RESCRIPT S. K. M. an dero zu R. SUBSITIERENDE GES. ATOeStA/HHStA RK Zeremonialakten 14-15-26. 661 16. August 1707. SächsHStA Dresden, 10024 Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Loc. 08234/03, Bl. 65r. 662 Vgl. 30. Juli 1707 Friedrich III./I. an Henning nach Regensburg. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8715.
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tion wünschte.663 Dass den Niederlanden die Audienz des dänischen Envoyés nicht genügte, sondern sie zudem die Audienz des englischen Envoyés abwarten wollten, stieß bei Friedrich III./I. zwar auf wenig Verständnis,664 wurde dennoch akzeptiert, so dass erst im August 1704 der niederländische Envoyé „. . . seine offentliche AUDIENZ gleich denen Königliche ENVOŸES auf den fuß des neuen CEREMONIELS genommen.“ 665 Jener republikanische Envoyé erhielt, wie die königlichen Envoyés vor ihm, das mittlerweile obligatorische Revers.666 Für die niederländische Republik, die um eine den Königen gleiche zeremonielle Rezeption kämpfte,667 boten die preußische Rangerhöhung und die damit einhergehende Modifikation des Zeremoniells eine Bestätigung dieses Anspruches. Innerhalb der politischen Führungsschicht der niederländischen Republik herrschte allerdings bezüglich jener Zeremoniellakzeptanz kein Konsens und wurde beispielsweise im Februar 1705 auf deren negative Auswirkungen verwiesen.668 Auf der einen Seite wäre zu befürchten und sollte sich bewahrheiten, dass der dänische Hof unter Berufung auf das nunmehrig vorliegende brandenburgisch-preußische Exempel sein ohnehin bereits intensives Drängen nach der Akzeptanz des dänischen Gesandtschaftszeremoniells 669 verstärken würde.670 Auf der anderen Seite sei die Weigerung des schwedischen Königs, einen Envoyé zu senden und das Ausbleiben weiterer Envoyés eine nicht zu unterschätzende Gefahr für die Rangstellung der Republik.671 Letztlich war diese Entscheidung eine Abwägung des Für und Widers, der Vor- und Nachteile, gewesen. Für den Herzog von Savoyen wiederum war dies eine recht eindeutige Entscheidung gewesen. Dies mag auf den ersten Blick überraschen, waren doch in den vorhergegangenen Jahren immer wieder Auseinandersetzungen zwischen den
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Vgl. 19. Januar 1703 Schmettau aus Haag. GStA PK, I. HA, Rep. 34 Nr. 7261. Vgl. 27. Januar 1701 Friedrich III./I. an Schmettau nach Haag. GStA PK, I. HA, Rep. 34 Nr. 7261. 665 30. August 1704 Heusch aus Berlin. NLA Hannover Celle Br. 17 Nr. 12/3, Bl. 710r. 666 Vgl. 8. August 1704. Revers. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8810. 667 Ausführlich: Gabel, Helmut: Die Niederlande und das Heilige Römische Reich. Zur politischen und perzeptionellen Konfiguration einer Beziehung. In: Lademacher, Horst (Hrsg.): Onder den Oranje boom. Niederländische Kunst und Kultur im 17. und 18. Jahrhundert an deutschen Fürstenhöfen. Textband. Dynastie in der Republik. Das Haus Oranien-Nassau als Vermittler niederländischer Kultur in deutschen Territorien im 17. und 18. Jahrhundert. München 1999, S. 27–42. 668 Vgl. 14. Februar 1705 Schmettau aus Haag. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8810. 669 Vgl. 1. November 1704 Sölle aus Kopenhagen. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 1436. 670 Vgl. 31. März 1705 Sölle aus Kopenhagen. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8766. 671 Vgl. 14. Februar 1705 Schmettau aus Haag. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8810. 664
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Kurfürsten und dem Herzog um den zeremoniellen Vorrang aufgeflammt und die dem Herzog von anderen Potentaten zugebilligten Ehrenbezeugungen von Brandenburg-Preußen stets überaus kritisch betrachtet worden.672 Nun aber, im Sommer 1707, erhielt der savoyische Envoyé die Instruktion, sich des brandenburgisch-preußischen Zeremoniells anzubequemen, wenn dies eine exakte Kopie der dem Engländer zugestandenen zeremoniellen Rezeption sein würde, da Savoyen „. . . an allen Königlichen Höfen in POSSESSION wäre, einer völligen Gleichheit der TRAITEMENS ROYAUX für seine Gesandten und Abgesandten zu geniessen.“ 673 Savoyen sah die Gelegenheit, die bislang an andere gekrönte Potentaten herangetragene Forderung auf den Berliner Hof auszuweiten. Jenem Wunsch willfuhr Friedrich III./I.674 Die vormaligen Rangdispute waren vergessen, Friedrich III./I. unterstützte durch sein Vorgehen die offensiv betriebenen Bemühungen Savoyens um das Traktament der königlichen Häupter.675 Er unterlief damit gleichfalls die Zielstellungen und Ambitionen der übrigen Kurfürsten, legte erneut ein beredtes Zeichen für die seit dem Kronerwerb verfolgten neuen Richtlinien ab. Denn Berlin hatte somit einem „auswärtigen“ Fürsten eine zeremonielle Parifikation mit den Königen ermöglicht, dies war einerseits ein weiterer Aspekt, der die Kurfürsten von der Akzeptanz des neuen Gesandtschaftszeremoniells abhielt, anderseits wirkte sich dies motivierend für die deutschen Fürsten, die nicht hinter den „auswärtigen“ Fürsten zurückstehen wollten. Wenngleich die Konferenzen mit den fürstlichen Vertretern in Regensburg im Sommer 1707 zu keinen sofortigen Ergebnissen geführt hatten, trugen im Oktober 1707 die Aktivitäten Berlins Früchte. Der Envoyé des Bischofs von Münster akzeptierte, nach genauer Einsichtnahme in die Akten des Berliner Hofes,676 das königlich preußische Gesandtschaftszeremoniell,677 nach welchem „Königliche, Churfürstliche, und fürstliche EXTRAORDINAIRES ENVOIES“ 678 konform traktiert wurden. Die „Egalité du traitement des Envoies“ 679 am Berliner Hof ward damit offiziell und öffentlich bestätigt, obwohl dies nicht bedeutete, dass nach672 Exemplarisch: 15. Mai 1691 Friedrich III./I. an Falaiseau nach Kopenhagen. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 1380, Bl. 48r/v. Sowie: 2. Juli 1690 Friedrich III./I. an N. B. Danckelman. GStA PK, I. HA, Rep. 1 Nr. 113, Bl. 116r. 673 13. Juli 1707 Besser „Ceremonial-Acta“ zitiert nach: Hahn/Kiesant 2009, S. 312. 674 Ausführliche Beschreibung der Audienz: 22. September 1710. EXTRACT Aus den Königlichen Preuschen CEREMONIEL-ACTEN [. . .]. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 1447. 675 Vgl. 6. Februar 1694 Friedrich III./I. an Maximilian II. Emanuel. BayHStA Kasten Schwarz. Nr. 11862. 676 Vgl. 22. Oktober 1707 Besser „Ceremonial-Acta“ zitiert nach: Hahn/Kiesant 2009, S. 322. 677 Vgl. 25. Oktober 1707 Ilten aus Berlin. NLA Hannover Cal. Br. 24 Nr. 633, Bl. 66r/v. 678 1708. NLA WOL 1 Alt 4 Nr. 116. 679 Egalité du traitement des Envoies. SächsHStA Dresden, 10008 Zeremonienmeister, Sekt. 01, Nr. 29c, Bl. 122r.
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III. Grundlegende Problematiken am Exempel Brandenburg-Preußens
folgende fürstliche Envoyés sich diskussionslos auf das brandenburgisch-preußische Zeremoniell einließen. Vielmehr bedurfte es einer unnachgiebigen Haltung des brandenburgisch-preußischen Hofes, der sich daher in einigen Fällen weigerte, die fürstlichen Gesandten anzuerkennen, mit ihnen in Kontakt zu treten, wenn sie sich nicht offiziell akkreditierten und eine publique Audienz nahmen.680 Nicht zuletzt dürfte dies zu dem im Dezember 1707 durch Friedrich III./I. erlassenen Beschluss geführt haben, die brandenburgisch-preußischen Minister sollten nur noch mit denjenigen auswärtigen Personen, die mit einem publiquen Charakter versehen seien, kommunizieren, so dass „. . . Ein jedweder welcher von frembden Höffen künftig nach hier verschickt werden mögte sich mit den CARACTER eines AMBASSADEURS, ENVOYÉ, RESIDENTEN oder SECRETAIren ordentlich LEGITIMIren soll.“ 681 Berlin reduzierte so eine von fremden Potentaten gern genutzte Ausweichmöglichkeit,682 um das neu eingeführte Gesandtschaftszeremoniell zu umgehen. Dennoch waren und blieben einzelne Fürsten skeptisch – der in den Diensten Hessen-Kassels stehende Envoyé Mardefeld kritisierte noch im November 1707 jenes Zeremoniell als viel zu niedrig angesetzt für die fürstlichen Gesandten und suchte die dagegen gerichtete Zusammenarbeit mit dem kurhannoverschen Gesandten, was von diesem, ganz im Sinne seines Herren, abschlägig beschieden wurde.683 Eine Zusammenarbeit war aufgrund der konträren Kritikpunkte beider Parteien an diesem Zeremoniell keine sinnige Option und wenig erfolgversprechend. Wie überhaupt die Kurfürsten sich zwar nicht bereitfanden, Audienz nach dem neu etablierten königlichen Gesandtschaftszeremoniell zu nehmen,684 gegen dieses aber zu keiner Zeit öffentlichkeitswirksam protestierten oder intervenierten. Als etwa nach der publiquen Audienz des münsteraner Envoyés die Egalität des Zeremoniells offenbar geworden war, hoffte man am Dresdener Hof, dass 680
Vgl. SächsHStA Dresden, 10008 Zeremonienmeister, Sekt. 01, Nr. 29c, Bl. 139r/v. 4. Dezember 1707 Westphal aus Berlin. SächsHStA Dresden, 10026 Geheimes Kabinett, Loc. 02988/03, Bl. 50r/v. 682 Oftmals geschah es, dass ein Gesandter sich: „. . . anfäng. als ein PRIVATUS hier aufhalten, und auf sicheren fus seine NEGOTIATION EXPLAMIREN, Unsere RECOGNIATION aber und die annehmung seines CARACTER solange bis Er gespühret, daß Er in Seiner COMMENSION nieder, aus stellen wollen.“ 27. Oktober 1703 Friedrich III./I. an Hoverbeck nach Warschau. GStA PK, I. HA, Rep. 9 Polen Nr. 27 BB Fasz. 8 Bd. 2. Hier war abzuwiegen, welch aktuell politische Bedeutung das Anliegen des Gesandten hatte. Exemplarisch: „. . . ihm [lothringischen Gesandten – E. R.] anzudeuten, daß obgleich unser CEREMONIEL nicht zuließ jemanden, der sich nicht schon unserm CEREMONIEL ACCOMMODIRET, zur AUDIENTZ zu lassen, Se. Myt. dennoch aus gewissen geheimen Absichten, und den Hertzoge nicht dem Verdachte Franckreichs zu EXPONIREN, in die verlangte geheime AUDIENTZ willigen wollen.“ 8. April 1709 Besser „Ceremonial-Acta“ zitiert nach: Hahn/Kiesant 209, S. 371 f. 683 Vgl. 12. November 1707 Ilten aus Berlin. NLA Hannover Cal. Br. 24 Nr. 633, Bl. 88v–89r. 684 Dies taten sie ebenso wenig am Kopenhagener Hofe (vgl. 17. Mai 1707 Adam Brandt aus Kopenhagen. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 1441). 681
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sich jene zumindest nicht „. . . gahr bis auff die abgetheilte Sachsische Häuser ETENDIren werden, umb dehen abgesandten MINISTERN dehen dermahligen ChurSächsischen gleichzusetzen.“ 685 Jene Hoffnung ward im Dezember 1707 enttäuscht, als die publique Audienz des sächsisch-zeitzischen Envoyés stattfand.686 Letzten Endes waren bei der Gestaltung des Berliner Zeremoniells allein die Interessen des Hohenzollern maßgebend. Abgesehen von der prinzipiellen Verweigerung einer Audienznahme, boten sich den übrigen Kurfürsten keine effektiven Handlungsoptionen an. Daher verlagerten sich im Laufe der Zeit deren Interessenschwerpunkte und Anliegen auf Bereiche des Gesandtschaftszeremoniells, die nicht das modifizierte Berliner Zeremoniell betrafen, sondern die zeremonielle Rezeption der Kurfürsten an anderen europäischen Höfen. Hier verlangte man Kurbrandenburgs Unterstützung, schätzte Berlin nunmehr offensichtlich als eigenständigen Faktor im Geflecht der gegenseitigen Statuszuweisungen ein. Für Kurbrandenburg war die Akzeptanz des Berliner Zeremoniells durch die Mitkurfürsten zwar bedeutsam, verlor aber durch die politische Entwicklung an Brisanz und Dringlichkeit. Im Spanischen Erbfolgekrieg kämpften etwa Kurbayern687 und Kurköln auf der gegnerischen Seite, diplomatische Kontakte schienen vorerst ausgeschlossen, die weltlichen Kurfürsten Kursachsens und Kurhannovers erlangten ebenfalls die königliche Dignität. Demgegenüber blieb und war die Anerken685 4. Dezember 1707 Westphal aus Berlin. SächsHStA Dresden, 10026 Geheimes Kabinett, Loc. 02988/03, Bl. 50v. Kursachsen war stets bemüht die Bestrebungen der wettinischen Sekundogeniturfürstentümern zu unterbinden (vgl. Czok, Karl: Der sächsische Kurfürst Friedrich August I. (1694–1733). In: Duchhardt, Heinz (Hrsg.): Der Herrscher in der Doppelpflicht. Europäische Fürsten und ihre beiden Throne (= Veröffentlichungen des Instituts für Europäische Geschichte Mainz Abteilung Universalgeschichte; Beihefte 43). Mainz 1997, S. 190. Sowie: Vgl. Czok, Karl: Ein Herrscher – zwei Staaten: Die sächsisch-polnische Personalunion als Problem des Monarchen aus sächsischer Sicht. In: Rexheuser, Rex (Hrsg.): Die Personalunionen von Sachsen-Polen 1697–1763 und Hannover-England 1714–1837. Ein Vergleich (= Deutsches Historisches Institut Warschau Quellen und Studien; 18). Wiesbaden 2005, S. 104). 686 Vgl. 11. Dezember 1707 Westphal aus Berlin. SächsHStA Dresden, 10026 Geheimes Kabinett, Loc. 02988/03, Bl. 53v. 687 Zudem war im Zuge dieses Krieges 1706 die Reichsacht gegen Maximilian II. Emanuel verhängt worden (weiterführend: Arndt, Johannes: Max Emanuel, Kurfürst von Bayern – Oder Graf von Wittelsbach? Exil und Ächtung eines Barockfürsten in der Bayrischen Historiographie. In: Wrede, Martin/Carl, Horst (Hrsg.): Zwischen Schande und Ehre. Erinnerungsbrüche und die Kontinuität des Hauses. Legitimationsmuster und Traditionsverständnis des frühneuzeitlichen Adels in Umbruch und Krise (= Veröffentlichungen des Instituts für europäische Geschichte; Beiheft 73). Mainz 2007, S. 65– 80. Sowie: Arndt, Johannes: Die Ächtung des Kurfürsten Max Emanuel von Bayern 1706 in den Druckmedien seiner Zeit. In: Jahrbuch für Regionalgeschichte 32 (2014), S. 11–30. Sowie allgemein: Schryver, Reginald de: Max II. Emanuel von Bayern und das spanische Erbe. Die europäischen Ambitionen des Hauses Wittelsbach 1665–1715 (= Veröffentlichungen des Instituts für Europäische Geschichte Mainz. Abteilung Universalgeschichte; 156). Mainz 1996).
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III. Grundlegende Problematiken am Exempel Brandenburg-Preußens
nung des Zeremoniells durch den Kaiserhof essenziell, zog sich vom Kronerwerb über den Regierungswechsel 1713 hinaus. Bereits vor dem Kronerwerb war der Einfluss des Kaisers auf das brandenburgisch-preußische Gesandtschaftszeremoniell von den brandenburgischen Ministern als äußerst diffizil gewertet worden. Waren zum einen dessen positive Vorbildwirkung und Unterstützung in die Waagschale zu werfen,688 waren zum anderen die mutmaßlichen kaiserlichen Bestrebungen, die Macht Friedrichs III./I. einzuschränken, wenn nicht gar zu verringern, mit zu bedenken.689 Nachdem die Zeremoniellabsprachen mit dem dänischen Hofe an Kontur gewannen und umgesetzt wurden, war die primäre Zielstellung des Berliner Hofes eine offizielle Bestätigung des sich hieraus ergebenden neuen brandenburgisch-preußischen Gesandtschaftszeremoniells durch die Sendung eines kaiserlichen Envoyés. Diese verweigerte der Kaiserhof. Über die Jahre hinweg beriefen sich sowohl Wien als auch Berlin auf den 1700 geschlossenen Krontraktat. Für die Einrichtung und Ausgestaltung des Berliner Gesandtschaftszeremoniells waren Artikel 7 und 10 dieses Traktats relevant. Im Artikel 7 verpflichtete sich der Kaiser, er werde Friedrich III./I.: „. . . vor einen König in Preüßen ehren, würdigen und erkennen, alle diejenige PRÆROGATIVen, TITULn und HONORES, so andere EUROPÄische Könige und deren MINISTRI von Ihrer Kaÿserliche Maÿestät und den Ihrigen [. . .] empfangen, [. . .] und in SUMMA zwischen Seiner Churfürstlichen Durchlaucht und anderen EUROPeÿschen Königen, IN SPECIE denen Königen in Schweden, Dennemarck und Pohlen in der TITULATUR und anderen Ehrbezeügungen keinen unterschied machen.“ 690 Artikel 10 wiederholte und bestätigte dies, umfasste aber zuzüglich den Passus, der sich für einen Hauptteil der folgenden zeremoniellen Auseinandersetzungen verantwortlich zeichnen sollte: „Hingegen werden QUO ADCURIALIA Ihrer Kaÿselichen Maÿestät den König in Preüssen denen von Schweden, Dennemarck und Pohlen PER OMNIA gleich halten und TRACTIren, was aber Einer oder der ander von denenselben gegen Ihre Kaÿserlich Maÿestät neüerlich 688 Exemplarisch: 4. Februar 1702 Friedrich III./I. an C. F. Bartholdi nach Wien. GStA PK, I. HA, Rep. 1 Nr. 176, Bl. 90r/v. Sowie: „Damit allen dehnen DIFFERENTIEN und PRÆTENSIONEN, welche seit Unsere angenommenen Königlichen DIGNITÄT wegen der RECEPTION der, an Unsern Hoffe anlangenden fremden MINISTORUM entstanden, ein vor allemahl abgeholffen werde, So sind Wir entschlossen solche RECEPTION halber Uns zuforderst mit dem Kaÿserlichen Hoffe RESPECTU mit des Kaÿsers an Uns abschickende Gesandten eines gewissen zu vergleichen, und solches zwar deshalb weilen Wir dafür halten, daß wan Wir nun zuförderst mit Ihro Kaÿserliche Majestät hierunter einig seÿn, alsdan mit den übrigen PUISSANCEN die Sache auch zugleich Ihre richtigkeit haben wird.“ 18. Mai 1701 Friedrich III./I. an Besser. GStA PK, I. HA, Rep. 132 Vol. XIII, Bl. 332r. 689 Vgl. 1699/1700 Denkschrift von Fuchs. GStA PK, I. HA, Rep. 131 K 419 G2. 690 EXTRACT aus dem 7ten und 9ten ARTICUL der zwischen Ihrer Kaÿser. Maÿt. und damahls Churfürst. Durch. zu Brandenburg ANNO 1700 errichteten ALLIANZ. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8690.
2. Rangerhöhung, Kronerwerb und Gesandtschaftszeremoniell
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einzuführen suchen mögte, deme werden Seiner Churfürstliche Durchleücht nach der König in Preüßen nicht nachfolgen.“ 691 Vorab ist zu klären, weshalb die nordischen Könige an dieser Stelle im Krontraktat eine explizite Erwähnung erfuhren – unterschiedliche Intentionen dürften hierfür entscheidend gewesen sein. Als wesentlich wird in der historischen Forschung herausgestellt, dass jene drei Königreiche zugleich als Reichsstand Teil des kaiserlichen Lehnsverbandes waren, die Gleichrangigkeit des preußischen Königs sich nur auf jenen Kreis der Monarchen beziehen dürfe und sollte.692 Zudem einte diese Königreiche in Bezug auf das Gesandtschaftszeremoniell im Gegensatz zu anderen Monarchien zumindest theoretisch der Verzicht auf das Sitzen und Bedecktsein während der publiquen Audienzen. Der Absatz im Artikel 10, der ein Verbot der Übernahme von möglichen zeremoniellen Neuerungen jener Königreiche, die sich gegen den Kaiser richteten, vorsah, dürfte sicherlich hauptsächlich den Entwicklungen am dänischen Hofe geschuldet gewesen sein, der dortigen Modifizierung des Gesandtschaftszeremoniells.693 Dessen war sich Brandenburg-Preußen bewusst,694 sah sowohl die Schwierigkeit als auch die Chance in der unklaren Situationen des zeremoniellen Traktaments der nordischen Höfe.695 Hinzukommend schienen diese beiden Artikel nicht nur begriffliche Unklarheiten in sich zu vereinen,696 sondern sich einander zu widersprechen. Arnold Berney formulierte daher einst den nicht unberechtigten Vorwurf, BrandenburgPreußen habe sich dessen gezielt bedient, die Einzelbestimmungen des Artikels 10 „übersehen“ und nur auf die im Artikel 7 zugesicherte Gleichbehandlung gepocht.697 Welche Intention die Einschränkung des Artikels 10 von Seiten Wiens innehatte und dass man jener und dem Artikel 10 durch den Zeremoniellver691 EXTRACTUS Kaÿserlichen CronTRACTATS mit dem Churfürsten zu Brandenburg de AO 1700. AT-OeStA/AVA FA Harrach Fam. in spec 812.16. 692 Vgl. Pec ˇ ar, Andreas: Symbolische Politik. Handlungsspielräume im politischen Umgang mit zeremoniellen Normen: Brandenburg-Preußen und der Kaiserhof im Vergleich (1700–1740). In: Luh, Jürgen u. a. (Hrsg.): Preußen, Deutschland und Europa 1701–2001 (= Baltic Studies; 8). Groningen 2003, S. 287. Dies kann durch zeitgenössische Berichte bestätigt werden. (Exemplarisch: 6. März 1706 Viereck aus Kopenhagen. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8766). 693 Vgl. PROTOKOLL von der CONFERENTZ, so mit dem Graffen von Kaunitz, ich, der von Bartholdi, zu Schweht dem 29. September 1702 gehabt. GStA PK, I. HA, Rep. 1 Nr. 180, Bl. 230r. 694 Vgl. 19. März 1701 C. F. Bartholdi aus Wien. GStA PK, I. HA, Rep. 132 Vol. XI, Bl. 153r. 695 Vgl. 4. Februar 1702 C. F. Bartholdi aus Wien. GStA PK, I. HA, Rep. 1 Nr. 176, Bl. 78v. 696 Vgl. 19. März 1701 C. F. Bartholdi aus Wien. GStA PK, I. HA, Rep. 132 Vol. XI, Bl. 154r. 697 Vgl. Berney, Arnold: König Friedrich I. und das Haus Habsburg. München/Berlin 1927, S. 217, 219.
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III. Grundlegende Problematiken am Exempel Brandenburg-Preußens
gleich mit dem dänischen Hofe und die Ausstellung des Revers entgegenwirkte, nahm Berlin wohl wissend in Kauf698 und versuchte, die Rechtmäßigkeit seines Vorgehens zu begründen. Zum einen sei das dänische Zeremoniell per se keiner Neuerung unterworfen gewesen,699 schließlich wäre jenes lange vor 1700 am dänischen Hofe eingeführt worden und zum anderen würden das Sitzen und Bedecktsein ebenfalls an anderen königlichen Höfen praktiziert werden, wäre diese Übernahme in das Berliner Zeremoniell daher nicht nur keine Neuerung,700 sondern bestärke zudem die Ansprüche Friedrichs III./I., dem vom Kaiser eine den anderen europäischen Königen gleichrangige Behandlung versprochen worden war.701 Selbstredend pflichtete Wien dem nicht bei, beharrte auf die Einhaltung des Krontraktats, widerlegte die Argumente Berlins und brachte eigene in die Diskussion ein. Da Brandenburg-Preußen eine direkte Absprache mit Dänemark getroffen hätte, könne der Kaiserhof das brandenburgisch-preußische Zeremoniell nicht akzeptieren, ohne dass sich daraus Forderungen Dänemarks ergeben würden702 und man sich zu weiteren Zugeständnissen gezwungen sähe. Jene zeremoniellen Zugeständnisse würden nicht nur von den übrigen Königen, sondern darauf aufbauend ebenso von den Kurfürsten prätendiert werden,703 ein Nachgeben würde die Stellung des Kaisers als Oberhaupt der Christenheit gefährden,704 ein Beitritt zu zeremoniellen Bündnissen oder Absprachen sei demnach völlig ausgeschlossen.705 Zu jener Zeit sah der Kaiserhof seine zeremonielle Rangstellung und
698 Vgl. 7. Oktober 1702 Friedrich III./I. an C. F. Bartholdi nach Wien. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8689. Sowie: 23. Januar 1703 Heems aus Berlin. AT-OeStA/ HHStA RK Diplomatische Akten Berlin Berichte 7c. Berichte aus Berlin. 1703, Bl. 13v. 699 Vgl. 13. Februar 1706 F. H. Bartholdi aus Wien. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8690. 700 Vgl. 11. April 1703 C. F. Bartholdi aus Wien. GStA PK, I. HA, Rep. 1 Nr. 185, Bl. 57r. 701 Vgl. 2. April 1701 Heems aus Berlin. AT-OeStA/HHStA RK Diplomatische Akten Berlin Berichte 7b. Berichte 1701, Bl. 67r. 702 Vgl. Actum in CONFERENTIA so ich der König. Preüßische Abgesandte allein mit dem Graffen von Kaunitz den 21.ten FEBRUARŸ 1703 gehabt [. . .]. GStA PK, I. HA, Rep. 1 Nr. 184, Bl. 102v. Dies galt ebenso im Umkehrschluss. Als 1705/1706 Gerüchte kursierten der Wiener Hof sei gewillt einen Ambassadeur nach Kopenhagen zu senden, führte dies zu Forderungen seitens Berlin (vgl. 16. Januar 1706 Friedrich III./I. an F. H. Bartholdi nach Wien. GStA PK, I. HA, Rep. 1 Nr. 204, Bl. 18r/v). 703 Vgl. 18. September 1707 F. H. Bartholdi aus Wien. GStA PK, I. HA, Rep. 1 Nr. 224, Bl. 201r. 704 Vgl. 23. April 1701 Heems aus Berlin. AT-OeStA/HHStA RK Diplomatische Akten Berlin Berichte 7b. Berichte 1701, Bl. 82r/v. 705 Vgl. PRO MEMORIA. Was des Herrn Graffen von Kaunitz Excel. der König. Preußische Abgesandte den 23.ten Jan. aus einen von ihm eingelauffenen Befehl=Schreiben vom 16.ten mündlich vorgestellet. GStA PK, I. HA, Rep. 1 Nr. 183, Bl. 9r–10v.
2. Rangerhöhung, Kronerwerb und Gesandtschaftszeremoniell
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insbesondere jene seiner diplomatischen Vertreter beständigen Angriffen durch königliche Gesandte ausgesetzt706 und war nicht gewillt, dies kampflos hinzunehmen. Im Vertrauen teilte man Bartholdi etwa 1709 mit, man werde, sollte es zum Friedensschluss mit Frankreich kommen, das Zeremoniell mit Ludwig XIV. besprechen, dessen gewonnene Vorrechte „. . . wieder auff den Fuß wie Sie es mit denen übrigen Könige hergebracht, zu setzen.“ 707 Ja, selbst wenn nahe verwandtschaftliche Beziehungen zu Königen vorhanden wären, würde der Kaiser sich zu keinen Zugeständnissen im Zeremoniell bereitfinden.708 Eine Gleichbehandlung mit anderen Königen, wie sie der Berliner Hof wünschte, scheitere daher auch an den vielfältigen gesandtschaftszeremoniellen Regulierungen der einzelnen königlichen Höfe,709 aus deren zeremoniellen Traktamenten sich der Berliner Hof offensichtlich nur die für sich vorteilhaftesten Elemente herausklaube.710 Es stelle sich des Weiteren die Frage, weshalb Friedrich III./I. vom kaiserlichen Hof die für diesen nachteilige Akzeptanz des neuen Zeremoniells mit solcher Vehemenz fordere, sogar „. . . vor anderen Königen Sich an die Spitze stelleten, und nicht lieber ein so DIFFICILES werck, womit man nimmer fortkommen werde, durch andere künfftighin aus machen ließen.“ 711 Denn gerade ihm als Kurfürst und damit als bedeutsame Säule des Reiches müsse daran gelegen sein, dass dessen Spitze eine herausragende zeremonielle Stellung zuerkannt bekomme,712 da die Kurfürsten von jener entsprechend profitieren würden. Wie überhaupt das Verhältnis zum Kaiser durch die Lehnsabhängigkeit Friedrichs III./I. mitgeprägt werde,713 die Forderungen Friedrichs III./I. wären folglich überaus anmaßend.714 Seine Position als Kurfürst wiederum ließ es dem Hohenzollern umso nötiger erscheinen, sich nicht von den übrigen Königen abzuheben, die den kaiserlichen 706
Vgl. Müller, Klaus, 1976, S. 133. Sowie: Vgl. Zschackwitz 1735, S. 528, 535. 18. September 1709 F. H. Bartholdi aus Wien. GStA PK, I. HA, Rep. 1 Nr. 224, Bl. 199v. 708 Vgl. 11. Dezember 1709 F. H. Bartholdi aus Wien. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8690. 709 Vgl. 21. Februar 1703 Reskript für Heems. AT-OeStA/HHStA RK Diplomatische Akten Berlin Weisungen 2c. Weisungen nach Berlin, 1693–1707. Fasz. 4, Bl. 52v–53r. 710 Vgl. 25. Januar 1702 C. F. Bartholdi aus Wien. GStA PK, I. HA, Rep. 1 Nr. 176, Bl. 61r. 711 11. Dezember 1709 F. H. Bartholdi aus Wien. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8690. 712 Vgl. 3. August 1709 F. H. Bartholdi aus Wien. GStA PK, I. HA, Rep. 1 Nr. 224, Bl. 149r/v. 713 Erschwert wurde die Absendung eines kaiserlichen Envoyés durch die Tatsache, dass der Kaiser an reichsfürstlichen Höfen per se nur durch Residenten vertreten war (vgl. Kauer, Christiane: Brandenburg-Preußen und Österreich 1705–1711 (= Philosophie und Gesellschaft; 8). Bonn 1999, S. 44). 714 Vgl. 23. Januar 1703 Heems aus Berlin. AT-OeStA/HHStA RK Diplomatische Akten Berlin Berichte 7c. Berichte aus Berlin. 1703, Bl. 14r. 707
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III. Grundlegende Problematiken am Exempel Brandenburg-Preußens
Gesandten an ihren Höfen keine gesonderte Rezeption einräumten.715 Nur vertrat der kaiserliche Hof die Ansicht, an den Höfen der gekrönten Häupter, die zugleich Kur- oder Reichsfürsten seien, müssten seine Gesandten der zweiten Ordnung denjenigen anderer Potentaten etwas voraushaben.716 Während Wien trotz Kronerwerbs die kurfürstliche Position Brandenburg-Preußen als handlungsbestimmend für das zeremonielle Traktament sah,717 war die junge Monarchie gegenteiliger Ansicht.718 Obwohl sehr deutlich zu Tage trat, dass unvereinbare Interessenschwerpunkte aufeinander prallten, versuchte Berlin bei jedweder passend anmutenden Gelegenheit, die Situation zu seinen Gunsten aufzulösen. 1702 etwa brachte Brandenburg-Preußen in den Vorbesprechungen zum Akzessionstraktat, der Preußens Beitritt zur Allianz gegen Frankreich im Spanischen Erbfolgekrieg beinhaltete, die Zeremonialfrage auf, denn „. . . wegen des CEREMONIELS an Unsern Hoffe schwerlich zu richtigkeit kommen werden ehen und bevor Wir Uns deshalb mit Ihro Kayserliche Majestät verglichen.“ 719 Während der brandenburgisch-preußische Gesandte bestrebt war, die Bestimmungen des Krontraktats zu spezifizieren und zu definieren,720 ging der Wiener Hof den Gesprächen und Diskussionen zwar nicht direkt aus dem Weg,721 doch führten diese zu keinerlei Ergebnissen. Im Artikel 8 des im Dezember 1702 beschlossenen Akzessionstraktats wurde lediglich festgehalten: „Damit auch beÿ denen von Ihrer Königliche Maÿestät in Preußen künfftig thuenden Schickungen wegen des CEREMONIAL weiter keine DIFFICULTÄTEN entstehen mögen, So werden Ihre Kayserlichen Maÿestät darunter nechstens dero Hoff=aembter zusammen treten laßen, und gedachtes CEREMONIALE, nach anleitung des AO 1700. mit Seiner Königlichen Maÿestät aufgerichteten TRACTATS, zu völliger richtigkeit zu bringen, trachten.“ 722 715 Vgl. 24. April 1701 Friedrich III./I. an F. H. Bartholdi nach Wien. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8689. 716 Vgl. 7. November 1740 Relation von Ammon. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 706. 717 Vgl. 2. Juli 1701 F. H. Bartholdi aus Wien. GStA PK, I. HA, Rep. 132 Vol XIV, Bl. 379v. 718 Vgl. 29. März 1701 Friedrich III./I. an C. F. Bartholdi nach Wien. GStA PK, I. HA, Rep. 132 Vol. XI, Bl. 281r. 719 20. Januar 1702 Friedrich III./I. an C. F. Bartholdi nach Wien. GStA PK, I. HA, Rep. 1 Nr. 176, Bl. 41r. 720 Vgl. Vorstellungen, so der König. Preüßische Abgesandte dem Graffen von Kaunitz, nur über einige PUNCTE, blos vor Sich, zuthun. GStA PK, I. HA, Rep. 1 Nr. 176, Bl. 566v. 721 Vgl. PROTOKOLL von der CONFERENTZ, so mit dem Graffen von Kaunitz, ich, der von Bartholdi, zu Schweht dem 29. September 1702 gehabt. GStA PK, I. HA, Rep. 1 Nr. 180, Bl. 230r/v. 722 16. Dezember 1702 RECESS deßen, was OCCASIONE ACCESIO REGIS PRUSSIA zur großen ALLIANTZ mit dem Kaÿser geschloßen worden. GStA PK, I. HA, Rep. 1 Nr. 182, Bl. 33r.
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Indes stellte Friedrich III./I. seine Bemühungen nicht ein, reduzierte aber deren Nachdrücklichkeit, bis der Tod Leopolds I. scheinbar neue Voraussetzungen schuf. Im Mai 1705 erhielt Bartholdi den Auftrag, das Sitzen und Bedecktsein beim neuen Kaiser, Joseph I., und dessen Regierung erneut zur Verhandlung zu stellen.723 Bartholdi war skeptisch, prognostizierte kurz nach dem Ableben Leopolds I., dass sich die Stimmung am kaiserlichen Hofe keinesfalls im Sinne Friedrichs III./I. ändern werde, vielmehr sei jener Kaiser schon zu seiner Zeit als römischer König von einer kritischen, wenn nicht sogar ablehnenden Haltung gegenüber dem Machtzuwachs der Kurfürsten, und speziell dem Hohenzollern, geleitet gewesen – dies werde er zweifelsohne in der folgenden Regentschaft beibehalten.724 Demgemäß schätzte der brandenburgisch-preußische Gesandte die Erfolgsaussichten für einen Zeremoniellvergleich gering ein – vorerst wurde er von den kaiserlichen Ministern auf einen späteren Zeitpunkt vertröstet, bis die kaiserliche Regierung neu gebildet und deren wichtigste Posten besetzt sein würden.725 Als der Kaiser im September 1705726 und in den nachfolgenden Audienzen Bartholdis dem preußischen König den Titel „Majestät“727 zulegte, schöpfte man am Berliner Hofe Hoffnung auf ein zeremonielles Entgegenkommen des Wiener Hofes.728 Dem war mitnichten so. Als Berlin im Januar 1706 daher erneut einen Vorstoß unternahm, die Entsendung eines Envoyés, der die ausstehenden brisanten Geschäfte wesentlich besser bearbeiten könne, in die brandenburgisch-preußische Residenz zu erlangen,729 war dies nicht erfolgreich. Mögliche Alternativen wurden von beiden beteiligten Parteien nach und nach ausgeschlossen. Während Friedrich III./I. sich der Sendung eines Ambassadeurs gegenüber offen zeigte,730 schob Wien die hohen Kosten einer Ambassade731 und den großen Zeitaufwand, 723 Vgl. 11. Mai 1705 Friedrich III./I. an F. H. Bartholdi nach Wien. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8689. 724 Vgl. 12. Mai 1705 PRO MEMORIA Bartholdis über den Zustand des Kaÿserl. Hof. GStA PK, I. HA, Rep. 1 Nr. 198, Bl. 29r/v. 725 Vgl. 27. Mai 1705 F. H. Bartholdi aus Wien. GStA PK, I. HA, Rep. 1 Nr. 195, Bl. 104r–105r. 726 Vgl. 19. September 1705. Extract Relationes Bartholdi. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8689. 727 Zur Bedeutung des Majestättitels: Moser, Friderich Carl von: Der Titel: Majestät, aus den Geschichten, dem Ceremoniel und Völcker=Recht erläutert. In: Moser, Friedrich Carl von (Hrsg.): Kleine Schriften, Zur Erläuterung des Staats= und Völcker= Rechts, wie auch des Hof= und Canzley=Ceremoniels. Sechster Band. Franckfurt am Mayn 1757, S. 20–167. 728 Vgl. 12. Dezember 1705 F. H. Bartholdi aus Wien. GStA PK, I. HA, Rep. 1 Nr. 200, Bl. 117v–118r. 729 Vgl. 6. Januar 1706 F. H. Bartholdi aus Wien. GStA PK, I. HA, Rep. 1 Nr. 204, Bl. 9r–10r. 730 Vgl. 28. Januar 1706. Extract Reskript an F. H. Bartholdi nach Wien. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8690. 731 Vgl. 10. Februar 1706 F. H. Bartholdi aus Wien. GStA PK, I. HA, Rep. 1 Nr. 204, Bl. 62r/v.
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III. Grundlegende Problematiken am Exempel Brandenburg-Preußens
der der zeitnahen Verrichtung der Geschäfte entgegenstehen würde,732 als Hinderungsgrund vor. Eine Absendung eines Ministers ohne Charakter wiederum wollte Brandenburg-Preußen zu diesem Zeitpunkt nicht akzeptieren,733 so dass sich die Fronten verhärteten, beide Parteien ausdrücklich auf ihren Standpunkten beharrten.734 Joseph I. betonte, der von seinem Vater 1700 geschlossene Traktat habe weiterhin seine Gültigkeit,735 man werde auf der hergebrachten Observanz bestehen, die kaiserlichen Envoyés keine Audienz nach dem neuen Berliner Gesandtschaftszeremoniell nehmen lassen.736 Die offene Zeremoniellfrage belastete die diplomatischen Beziehungen, und dies führte 1707 schlussendlich mit zu einer beiderseitigen Abberufung der jeweiligen höchstrangigen diplomatischen Vertreter.737 Freilich hinderte dies Friedrich III./I. nicht daran, in den folgenden Jahren weitere Vorstöße zu unternehmen, die alle an der Unnachgiebigkeit Josephs I. scheiterten.738 Hauptursache für dies seien, laut Christiane Kauer, dessen autoritärer Herrschaftsstil und imperialer Führungsanspruch innerhalb des Reiches gewesen, die mit dem Bestreben Friedrichs III./I. kollidierten, Preußen als gleichrangigen Partner unter den europäischen Mächten und als protestantische Führungsmacht im Reich zu etablieren.739 Ehe es zu einer drastischen Konfrontation kam, verstarb der Habsburger 1711, und Karl VI. (1685–1740) trat dessen Nachfolge an. Zweifelsohne dürfte sich das Gebaren Josephs I. auf das Verhalten Friedrichs III./I. dem neuen Kaiser gegenüber ausgewirkt haben,740 denn das Anersuchen 732 Obgleich Berlin dieses Argument zu entkräften suchte „. . . daß wan der Kaÿserliche MINISTER nur in dem CREDITIV=Schreiben den CARACTER eines AMBASSADEURS hätte, beÿ EWer Königliche Maÿestät Er so fort PRIVAT=AUDIENTZen nehmen könte, und mit formirung Seiner EQUIPAGE, wie auch mit dem Einzug Sich nicht übereÿlen dörffte.“ 13. Februar 1706 F. H. Bartholdi aus Wien. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8690. 733 Vgl. 16. Februar 1706 Friedrich III./I. an F. H. Bartholdi nach Wien. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8690. 734 Vgl. 9. Februar 1706 Heems aus Berlin. AT-OeStA/HHStA StK Preußen 3 Korrespondenz, 1685–1714, Bl. 78r. 735 In der Tat bezog der Krontraktat ausdrücklich die Nachkommen ein (vgl. Kronen=Tractat vom Jahre 1700. Zitiert nach: Förster, Friedrich Christoph: Die Höfe und Cabinette Europa’s im achtzehnten Jahrhundert mit einem Urkundenbuche. Potsdam 1836, S. 17). 736 Vgl. 24. März 1706 an Heems in Berlin. AT-OeStA/HHStA StK Preußen 3 Korrespondenz, 1685–1714. Weisungen 1703. 1705–1707, Bl. 39v–40v. 737 Vgl. Kauer 1999, S. 5, 11, 112, 147, 149 ff. 738 Vgl. 11. Dezember 1709 F. H. Bartholdi aus Wien. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8690. 739 Vgl. Kauer 1999, S. 147. 740 1716 wertete Ilgen rückblickend: Unter Leopold I. sei man dem Berliner Hofe aufgrund des von diesem benötigten militärischen Beistand entgegengekommen. Joseph I. und Karl VI. hätten vor allen Dingen den Machtzuwachs des Hauses Hohenzollern gesehen und seien dementsprechend weitaus weniger kompromissbereit gewesen (vgl.
2. Rangerhöhung, Kronerwerb und Gesandtschaftszeremoniell
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Brandenburg-Preußens war in diesem Fall moderater gefasst worden. „Wir sehen auch gerne wenn der PUNCT wegen des CEREMONIELS welcher das COMMERCIUM zwischen dem Kaÿserlichen Hoffe undt Uns bisher so sehr gehemmet undt gehindert hatt, wenigstens so weit REGULIRet werden mögte, daß der künftige Kaÿser nach dehm bekandten TEMPERAMENT MINISTROS ohne CHARACTER an Uns abschickete, wie woll noch beßer wäre, wenn man MINISTROS CUM CHARACTERE schicken und geschehen laßen wollte daß dieselbe dem hiesigen Neuen CEREMONIEL Sich CONFORMIRren.“ 741 Wenngleich Bartholdi die altbekannten Forderungen an Karl VI. überreichen sollte,742 räumte Berlin der prinzipiellen Sendung eines kaiserlichen Gesandten den Vorrang ein, da sich durch die Wahl Karls VI. zum Kaiser die allgemeine europäische politische Situation signifikant verändert hatte.743 Jenem Wunsch leistete Karl VI. bereitwillig Folge. 1712 wurde Graf von Schönborn (1676–1743) als uncharakterisierter Gesandter744 des Kaisers am Berliner Hofe empfangen, erhielt eine gegenüber dem für gewöhnlich beachteten Traktament der Envoyés reduzierte zeremonielle Rezeption.745 Nach seiner Abreise äußerte sich Schönborn in einem Gespräch mit dem brandenburgisch-preußischen diplomatischen Vertreter in Hamburg kritisch über das königlich preußische Gesandtschaftszeremoniell, welches dem Verkehr der beiden Monarchen empfindlich geschadet habe bzw. noch immer schaden würde.746 Es mag spekuliert werden, ob sich hinter jener Beschwerde die Intention verbarg, nach dem Regierungsantritt Friedrich Wilhelms I., jenem zu einem aktiven Handeln in der offenen Zeremoniellfrage zu motivieren. Friedrich Wilhelm I. zeigte sich überrascht, denn bei seiner Anwesenheit am Berliner Hofe hätte das von seinem Vater neu eingeführte Zeremoniell dem Grafen von Schönborn bekanntlich in keinster Weise behindert.747 Schönborn spezifizierte daraufhin seine Aussage, nicht das seiner Person zugekommene Zeremoniell, sondern das preußische Gesandtschaftszeremoniell allgemein, welches den Kaiser darin hindere, eiDes Etats-Ministri von Ilgen Aufsatz von dem gefährlichen Absichten des Hauses Oesterreich gegen das Hauß Brandenburg. 1716. GStA PK, I. HA, Rep. 1 Nr. 264, Bl. 3r). 741 27. April 1711 Instruktion für F. H. Bartholdi. GStA PK, I. HA, Rep. 1 Nr. 237, Bl. 5r. 742 Vgl. PRO MEMORIA am 12. Juni 1711 von F. H. Bartholdi Karl VI. übergeben. GStA PK, I. HA, Rep. 1 Nr. 237, Bl. 135r/v. 743 Vgl. 18. Juni 1711 Friedrich III./I. an Metternich nach Wien. GStA PK, I. HA, Rep. 1 Nr. 233, Bl. 37r/v. 744 Allerdings solle jener Gesandte zumindest mit dem Rang eines Geheimen Rates versehen werden (vgl. 15. Oktober 1712 Friedrich III./I. an F. H. Bartholdi nach Wien. GStA PK, I. HA, Rep. Nr. 239, Bl. 169v–170r). 745 Vgl. 25. November 1712 Schönborn. AT-OeStA/HHStA RK Diplomatische Akten Berlin Berichte 8a. Berichte aus Berlin. 1710. 1712. 746 Vgl. 7. April 1713 Buchard aus Hamburg. GStA PK, I. HA, Rep. 1 Nr. 252. 747 Vgl. 8. April 1713 Friedrich Wilhelm I. an Buchard nach Hamburg. GStA PK, I. HA, Rep. 1 Nr. 252.
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III. Grundlegende Problematiken am Exempel Brandenburg-Preußens
nen ständigen Abgesandten in Berlin zu halten, sei kritikwürdig.748 Ein Jahr später – zwischenzeitlich war es zu einer Annäherung der beiden Höfe gekommen, befahl Friedrich Wilhelm I. seinem sich in Wien befindlichen diplomatischen Vertreter Mörlin, dem Kaiser mitzuteilen, der Sendung eines beständigen kaiserlichen Abgesandten stände das Zeremoniell nicht mehr im Wege.749 Obwohl sogar Prinz Eugen,750 nachdem ihm dies von Mörlin übermittelt worden war, seine diesbezügliche Unterstützung zusicherte,751 reagierte der Wiener Hof nicht, so dass sich Friedrich Wilhelm I. bemüßigt fühlte, Mörlin anzuweisen, er solle nochmals um die Sendung eines beständigen Gesandten bitten und dabei betonen: „. . . es wegen deßen RECEPTION, und des mit Ihn zu OBSERVIrenden CEREMONIEL gantz keine DIFFICULTÄT mehr haben könte, weilen die Schwerigkeiten, so beÿ der Regierung Unsers Hochseeligen Herrn Vattern Maÿestät sich deshalb gefunden, jetzo gäntzlich CESSiren.“ 752 Möglich war jenes Abweichen vom bisherigen Gebaren auch deshalb, da die unter Friedrich III./I. ausgestellten Reversschreiben in ihrem Geltungszeitraum nicht auf nachfolgende Generationen ausgelegt worden waren,753 der zweite preußische König durch jene nicht vertraglich an die Beibehaltung des von seinem Vater geschaffenen Gesandtschaftszeremoniells gebunden war. Daraufhin sah sich Wien zu einer Antwort genötigt, die recht skeptisch ausfiel.754 Der Hohenzoller beließ es vorerst bei jener Absage, verzichtete auf weitere Interventionen, bekräftigte aber seine Versicherungen.755 Als Anfang des Jahres 1716 endlich ein kaiserlicher Envoyé, Graf Virmond (1666–1722), Berlin erreichte, verlief dessen publique Audienz keineswegs völlig reibungslos. Grund hierfür sei, vermutete der wolfenbütellsche Gesandte, die völlig gegensätzlichen Zielsetzungen. Friedrich Wilhelm I. hätte dem Österreicher, wie er dies bisher stets getan habe, eine Audienz ohne aufwendige zeremonielle Ehrenbezeugungen gewähren wollen, um keine weitreichenden Konsequenzen für zukünftige Audienzen zu schaffen. Dahingegen würde Virmond, ganz im 748
Vgl. 11. April 1713 Buchard aus Hamburg. GStA PK, I. HA, Rep. 1 Nr. 252. Vgl. 23. März 1714 Friedrich Wilhelm I. an Mörlin nach Wien. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8690. 750 Weiterführend: Braubach, Max: Die Geheimdiplomatie des Prinzen Eugen von Savoyen (= Wissenschaftliche Abhandlungen der Arbeitsgemeinschaft für Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen; 22). Köln/Opladen 1962. 751 Vgl. 4. April 1714 Mörlin aus Wien. GStA PK, I. HA, Rep. 1 Nr. 255, Bl. 16v. 752 15. September 1714 Friedrich Wilhelm I. an Mörlin nach Wien. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8690. 753 Vgl. 8. Juli 1703 Reversus vor den Englischen Envoyé Extraordinaire Mylord Rabÿ. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8743, Bl. 138r. Dänischer Revers: 2. Dezember 1702. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8764. 754 Vgl. 22. September 1714 Mörlin aus Wien. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8690. 755 Vgl. 2. Oktober 1714 Mörlin aus Wien. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8690. 749
2. Rangerhöhung, Kronerwerb und Gesandtschaftszeremoniell
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Sinne Karls VI., auf eine publique Audienz bestehen.756 Fürwahr war Virmond mit dem Auftrag ausgestattet worden, eine publique Audienz nach dem vormaligen kurfürstlichen Gesandtschaftszeremoniell zu nehmen.757 Unter Friedrich III./I. wäre eine solche Forderung rundweg abgelehnt worden758 und hatte der Kaiserhof zu dessen Lebzeiten bekanntlich vor allen Dingen darauf gedrungen, dass seine Gesandten eine „höherwertige“ zeremonielle Rezeption als die königlichen Gesandten erhalten sollten und der preußische König bei der Audienz stehen und unbedeckt sein müsse. Jene Forderungen waren, nachdem Friedrich Wilhelm I. Entgegenkommen signalisiert hatte, offenkundig erweitert worden. Es sei, rekapitulierte 1721 Agent Voss, die Durchsetzung dieser gelungen, weil „. . . damahlen annoch Hoffnung gewesen, daß Kaÿserliche und Nordische ALLIRTERseits ein genauer verstandniß auffgerichtet werden könnte, aus welchen Uhrsachen den der König für den Herren Graffen von VIRMONDT eine von Ihm ohne verdiente Persönliche ESTIME genommen.“ 759 Anlass und Zweck der Sendung sowie der Envoyé selbst seien maßgeblich für die Gestaltung der publiquen Audienz im kaiserlichen Sinne gewesen. In der Tat, bei der am 10. Februar 1716 stattgefundenen publiquen Audienz schien der Berliner Hof ganz auf die Vorstellungen des Wiener Hofes eingegangen zu sein. Der österreichische Envoyé wurde mit drei Kutschen, die mit jeweils sechs Pferden bespannt waren, aufgeholt, im Audienzsaal stand der preußische König unter einem Baldachin und war Virmond einige Schritte entgegengegangen.760 Indes war eine exakte Kopie des damaligen kurfürstlichen Gesandtschaftszeremoniells nicht erfolgt. Dies war schon aufgrund vielfältiger organisatorischer Aspekte, wie der veränderten Zusammensetzung des Hofstaates, schlichtweg nicht möglich gewesen. Daneben hatte der Berliner Hof Impulse bei der Gestaltung jener Audienz gesetzt, um eigene Ziele zu verwirklichen, etwa bei der Vorgabe des Audienzortes sowie der Ausführung der publiquen Audienzen bei den übrigen Mitgliedern der königlichen Familie. Dabei waren die brandenburgisch-preußischen Minister insbesondere bemüht, die von Friedrich Wilhelm I. so großzügig gewährten Ehrenbezeugungen, die seiner sowie der Würde des jungen Königtums abträglich sein konnten,761 abzufangen. 756
Vgl. 1716 Niedger aus Berlin. NLA WOL 1 Alt 4 Nr. 130, Bl. 23r. Vgl. 24. Februar 1716 Virmond aus Berlin. AT-OeStA/HHStA RK Diplomatische Akten Berlin Berichte 9b. Berichte aus Berlin. 1716. Jan.–Sep., Bl. 28r/v. 758 Vgl. 29. März 1701 Friedrich III./I. an C. F. Bartholdi nach Wien. GStA PK, I. HA, Rep. 132 Vol. XI, Bl. 281r. 759 17. Mai 1721 Voss aus Berlin. AT-OeStA/HHStA RK Diplomatische Akten Berlin Berichte 12a. Berichte aus Berlin. 1721. April–Juni, Bl. 95v–96r. 760 Vgl. JUBILÆUM THEATRI EUROPÆI [. . .]. Franckfurth am Mayn 1738, S. 139. Sowie: EXTTRACTUS RELATIONIS des Graffen von VIRMOND vom 16te Febr. 1716 [. . .]. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 706. 761 „Der König [. . .] von dem vorigen mit so viel Mühe von seinem Herrn Vater erlangten AVANTAGENSEN CEREMONIEL allzusehr abgewichen.“ Aufzeichnungen des sächsischen Zeremonienmeisters. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 706. 757
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III. Grundlegende Problematiken am Exempel Brandenburg-Preußens
Zwei grundlegende Ansichten waren gegeneinander abzuwägen gewesen. Auf der einen Seite gaben Theoretiker zu bedenken, wolle man sich bei einem Potentaten beliebt machen und seine Ziele durchsetzen, wäre es sinnvoll, ihm wesentlich mehr zuzugestehen, als das eigentliche Zeremoniellreglement vorsehe.762 Auf der anderen Seite konnte die Erweisung zu vieler Ehrenbezeugungen leicht den Eindruck mangelnden Einflusses und fehlender Macht erwecken: „. . . als daß der Schwächere aus Not offt etwas eingehen müsse, das er, wenn solche Noth nicht vorhanden gewesen wäre, wohl unterlassen hätte. Wann demnach einem grossen Herrn [. . .] allzu viele, und unmäßige Ehrerbietung bezeiget werden muß, so kan man leicht den Schluß machen, daß selbiges aus keinem andern, als aus diesen Grunde herrühre.“ 763 Letzteres nahm Berlin in Kauf, um günstige Verhältnisse zu schaffen, denn die öffentliche Audienz eines kaiserlichen Gesandten verfügte über eine außerordentliche symbolische Signalkraft, die positive Rückwirkungen für Brandenburg-Preußen versprach. Einen Tag nach der erfolgten Audienz schrieb der Soldatenkönig nach Wien: „So haben Wir doch demselben [Virmond – E. R], zu bezeigung Unserer vor Ihrer Kaÿserlichen Maÿestät tragenden besonderen hochachtung, in diesem Seinen begehren gefuget und Ihm solche PUBLIQUE AUDIENTZ heute Nachmittages in allem, auff die weise gegeben, wie Er Selbige verlanget [. . .], bevorab da Wir dadurch von der DIFFICULTÄT welche Unser hochstseelige Herr Vatter wegen dergleichen AUDIENTZien und der RECEPTION der Kaÿserlichen MINISTRORUM an Ihrem Hoffe mit dem Kaÿser gehabt, gäntzlich abgestanden und Wir Uns in diesem PUNCT, dem Willen des Kaÿsers vollkömlich ACCOMMODIRET haben.“ 764 Deutlich hob Friedrich Wilhelm I. die von ihm bewilligten zeremoniellen Zugeständnisse hervor, mit welchen der Wiener Hof anfänglich zufrieden schien.765 Schon kurz nach der Audienz beim König und vor seiner Audienznahme bei der Königin benannte Virmond die für Wien in den folgenden Jahren bestimmende Problematik – eine zu befürchtende fehlende Stabilisierung bzw. Etablierung jener gesonderten hervortretenden zeremoniellen Behandlung des Kaiserhofes.766 Wohl auch deshalb nahm die zeremonielle Rezeption in den Vorüberlegungen Wiens bezüglich angedachter Gesandtensendungen nach Berlin weiterhin einen großen Raum ein. Die Anforderungen an die dortigen publiquen Audienzen, wie das Stehen und entblößte Haupt oder die Anzahl der Kutschen, blieben bestehen.767 Dass nach der publiquen Audienz Virmonds 1716 kein
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Vgl. Cörner 1733. S. 152. Zschackwitz 1735, S. 522. 764 11. Februar 1716 Friedrich Wilhelm I. an Metternich nach Wien. GStA PK, I. HA, Rep. 1 Nr. 265. 765 Vgl. 7. März 1716 Metternich aus Wien. GStA PK, I. HA, Rep. 1 Nr. 265. 766 Vgl. 4. März 1716 Virmond aus Berlin. AT-OeStA/HHStA RK Diplomatische Akten Berlin Berichte 9b. Berichte aus Berlin. 1716. Jan.–Sep., Bl. 52v. 763
2. Rangerhöhung, Kronerwerb und Gesandtschaftszeremoniell
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weiterer Envoyé mehr eine solche Audienz nahm, private Audienzen in den darauffolgenden Jahren überwogen,768 war insofern problematisch, als dass nun kein Vergleichsgegenstand vorhanden war, der die herausgehobene Stellung des Kaisers verdeutlichen konnte. Publique Audienzen zu gewähren oder gar auf die Nehmung einer solchen zu bestehen, lag nicht im Interesse Friedrich Wilhelms I.769 und war im Gegensatz zu der Regentschaft seines Vaters auch nicht mehr nötig, war doch das preußische Gesandtschaftszeremoniell am Berliner Hofe nach 1716 endgültig etabliert worden, die von seinem Vorgänger begonnenen zeremoniellen Modifikationen vollendet. Allein mit der Einführung eines neuen königlichen Zeremoniells am Berliner Hofe war die zeremonielle Gleichstellung mit anderen königlichen Häusern noch nicht erreicht. Hierfür bedurfte es einer den übrigen königlichen Gesandten gleichwertigen Behandlung an auswärtigen Höfen, die ebenso einen immensen Einsatz erforderte: „. . . woll niemand seÿn, der dafür halte, daß es an dergleichen hinderung gemangelt wen Er anderes einige Erfahrung von Welt Sachen erlanget und einen versuch gethan hat, was es vor Mühe koste an Kaÿserlichen und Königlichen Höfen auch nur in dem geringsten Stück des CEREMONIEL einige verbeßerung zu erhalten.“ 770 c) Die Etablierung des königlichen Gesandtschaftszeremoniells an auswärtigen Höfen Rangerhöhung und Kronerwerb mussten allerorts zeremoniell sichtbar werden. Für die diplomatischen Vertreter Brandenburg-Preußens war diesbezüglich auf zweierlei Dinge zu achten: Die zeremonielle Rezeption durch den Gasthof sowie das zeremonielle Traktament durch Gesandte anderer Potentaten, welches unterteilt werden konnte in das zeremonielle Traktament bei Zusammenkünften anlässlich von Konferenzen771 und (Friedens)kongressen sowie jene Zusammentreffen, die sich zwischen Gesandten an den jeweiligen Gasthöfen ergaben. 767 Vgl. 17. Mai 1721 Voss aus Berlin. AT-OeStA/HHStA RK Diplomatische Akten Berlin Berichte 12a. Berichte aus Berlin. 1721. April–Juni, Bl. 92v–94r. 768 Auch die Gesandten des Kaisers entschieden sich letztlich für diese (vgl. 23. Mai 1725 Rabutin aus Berlin. AT-OeStA/HHStA RK Diplomatische Akten Berlin Berichte 12b. Berichte aus Berlin. 1725, Bl. 265r–266r). 769 Vgl. 17. Mai 1721 Voss aus Berlin. AT-OeStA/HHStA RK Diplomatische Akten Berlin Berichte 12a. Berichte aus Berlin. 1721. April–Juni, Bl. 98r–99r. 770 1704 Aufsatz von Ihr. Exc. des H. Ilgen welcher gestalt die König. DIGNITÄT ohngeachtet aller gefundenen Schwürigkeiten Dennoch durch S. K. M. kluger CONDUITE und standhaftigkeit zum zustande gebracht worden. GStA PK, I. HA, Rep. 132 Vol. XX b, Bl. 24r. 771 Grundsätzlich galt: „Es verstehet sich nun von Selbst, daß Ihr der gleichen CONFERENTZ keines weges annehmen müßet, wan nicht dabeÿ alles das beobachtet wirdt, so mit anderen Königs MINISTRIS in der TITULATUR und dem CEREMONIEL beÿ dergleichen CONFERENTZEN OBSERVIRet zu werden pfleget.“ 26. Januar 1715 Friedrich Wilhelm I. an Loelhoeffel nach Polen. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8785.
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III. Grundlegende Problematiken am Exempel Brandenburg-Preußens
War die Agnition der preußischen Würde durch einen Staat erfolgt, war die den übrigen königlichen Gesandten gleiche Behandlung an diesem Hofe für die brandenburgisch-preußischen diplomatischen Vertreter theoretisch obligatorisch.772 Im besten Falle fiel die Bekanntgabe des Kronerwerbs durch einen brandenburgisch-preußischen Gesandten in einer publiquen Audienz mit der Gewährung des königlichen Zeremoniells zusammen.773 Wiewohl dies die Gesandten dennoch nicht aus der Pflicht entließ, sorgsam über die Durchführung dessen zu wachen.774 In den auf 1701 folgenden Jahren, über den Thronwechsel hinaus, lässt sich beständig die als obligatorisch zu wertende Formulierung, der Gesandte müsse sich im Zeremoniell dergestalt betragen, wie es die anderen königlichen Gesandten des gleichen Charakters täten und eine denen konforme zeremonielle Rezeption einfordern, in den Instruktionen der brandenburgisch-preußischen Diplomaten finden.775 Dies wurde denn auch zur Leitlinie bei Auseinandersetzungen und Unsicherheiten, die das zeremonielle Traktament betrafen. So unterließ Berlin oftmals die Erhebung von Einsprüchen, wenn ersichtlich war, dass andere königliche Gesandte eben jene zeremonielle Regulierungen vorbehaltlos akzeptierten.776 Überdies war die Abfertigung eines brandenburgisch-preußischen Gesandten der ersten Klasse, eines Ambassadeurs, dem Ausweis der Souveränität und des königlichen Ranges,777 dringend erforderlich. In Berlin war eine solche Sendung bereits im Sommer 1700 als unerlässlich gewertet worden: „Zu ETABLIRUNG der Königlichen DIGNITÄT und TRACTAMENTS würden durch ausgeschickte prächtige AMBASSADEURen die POSSESIONES von sothanen Königlichen TRACTAMENT zu nehmen seÿn, und an die vornehmste Europäische Höfe AMBASSADEUREN müßen nach und nach abgefertiget werden.“ 778 Hierbei zeich-
772 Die nicht erfolgte Agnition hatte zumeist die Einstellung des gegenseitigen Gesandtenaustausches, zumindest aber die Vermeidung von Zeremonien, zur Folge, exemplarisch beobachtbar am diplomatischen Kontakt zu Frankreich. So unterließ man preußischerseits 1713 vorerst die Notifikation des Todes Friedrichs III./I., da: „Einen solchen PUBLIQUEN ACTUM aber zu thun, welcher die AGNITION PRO REGE mit sich führete, ehe der TRACTAT geschloßen wären dörften sie sich nicht bemächtigen.“ 10. März 1713 Minister/Gesandte in Utrecht. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 688. 773 Exemplarisch: 28. Juni 1701 von Printzen aus Moskau. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 6602, Bl. 15r/v. 774 Vgl. 1. November 1706 Friedrich III./I. an Finckenstein nach Hannover. GStA PK, BPH, Rep. 46 Nr. N 2, Bl. 47v. 775 Exemplarisch: 26. August 1732 Instruktion für Groter. GStA PK, I. HA, Rep. 1 Nr. 347, Bl. 10v. 776 Exemplarisch: 28. Juli 1714 Friedrich Wilhelm I. GStA PK, I. HA Rep. 9 Allgemeine Verwaltung Nr. Z lit. Q Fasz. 1. 777 Vgl. Wicquefort 1682, S. 13. 778 22. August 1700 Project Verschiedene CONSIDERATIONEN beÿ dem Königlichen CARACTER für Sr. Churf. Dh. zu Brandenburg GStA PK, I. HA, Rep. 132 Vol. III, Bl. 303v.
2. Rangerhöhung, Kronerwerb und Gesandtschaftszeremoniell
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nete sich Friedrich III./I. durch eine gewisse Pragmatik aus – anders als von einigen Zeitgenossen erwartet,779 beschränkte man die Sendung eines Ambassadeurs vorerst auf den englischen Hof. Die Kosten behielt der Hohenzoller dabei sehr genau im Blick, versuchte diese zwischen zu viel und zu wenig auszubalancieren. Eine Möglichkeit war der zeitweise Wechsel des Gesandtenranges. Vor Akkreditierung und publiquer Audienz sollte sich Spanheim, der für diese Ambassade ausgewählt und mit Titeln versehen worden war, des Inkognitos bedienen.780 Dies reduzierte nicht nur die Ausgaben, sondern ermöglichte den notwendigen zeremoniellen Freiraum, um in die Verhandlung bezüglich der eigentlichen zeremoniellen Rezeption zu treten. Nach dem Stattfinden des solennen Einzuges und der publiquen Audienz, solle Spanheim, schlug Friedrich III./I. vor, den Charakter des Ambassadeurs Extraordinair ablegen und jenen des Envoyés annehmen.781 Dies wollte und konnte Spanheim nicht gutheißen, denn dadurch liefe man Gefahr, dass der preußische König als „. . . roi de théâtre qui dans la meme comédie joue quelquefois un personnage fort inférieur“ 782 bezeichnet und dessen Rangstellung infrage gestellt werden würde. Diese Argumentation überzeugte, Spanheim sollte nach der Etablierung des Gesandtschaftszeremoniells die Gesandtschaft mit dem Charakter eines Ambassadeurs Ordinaire fortführen, denn dieser brachte ebenfalls eine, wenn auch von geringerem Umfange, Kostenminimierung mit sich783 und offenbarte, dass der preußische König nicht nur gewillt, sondern auch fähig war, einen Ambassadeur über einen längeren Zeitraum zu finanzieren. Dementsprechend war bei der Ausstattung Spanheims große Sorgfalt aufgewandt worden, Einsparungen nur an jenen Stellen, denen eine untergeordnete Bedeutung zugeordnet wurde und die keine direkten negativen Auswirkungen auf die königliche Repräsentation hatten, vorgenommen.784 Die Ausstattung richtete sich nach den allgemeinen Gepflogenheiten und entsprach den in Gesandtschaftstraktaten und Schriften der Zeremonialwissenschaftler wiedergegebenen Punk-
779 Exemplarisch: 4. Dezember 1700 Viereck aus Kopenhagen. GStA PK, I. HA, Rep. 132 Vol. V, Bl. 121r. 780 Vgl. 20. Februar 1702 Friedrich III./I. an Spanheim nach London. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8740, Bl. 75r. 781 Vgl. 26. November 1701 Friedrich III./I. an Spanheim nach London. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8740, Bl. 14v–15r. 782 Spanheim zitiert nach: Loewe, Victor: Ein Diplomat und Gelehrter Ezechiel Spanheim (1629–1710). Mit Anhang: aus dem Briefwechsel zwischen Spanheim und Leibniz (= Historische Studien; 160). Berlin 1924, S. 149. 783 Vgl. 2. September 1702 Friedrich III./I. an Spanheim nach London. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8742, Bl. 25r. 784 Beispielsweise: „Wegen des Silbers auf Eurer Taffel und zum BUFFET habt Ihr zur versichern, ob man solches nicht auch gemietet bekommen könne.“ 28. Februar 1702 Friedrich III./I. an Spanheim nach London. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8741, Bl. 92r.
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III. Grundlegende Problematiken am Exempel Brandenburg-Preußens
ten.785 Eine Abweichung von jenem wäre in der aktuellen Situation, deren Hauptfunktion die Parifikation mit den europäischen Königen war, äußerst kontraproduktiv gewesen. So war Spanheim instruiert worden: „Ihr habt nun zwar an dehen wegen solches Euren CARACTERS [. . .] so wenig Uns als Euch selbsten nichts zu vergeben, sondern vielmehr über dieselbe umb so viel sorgfältiger zu halten, weil diese die erste AMBASSADE ist, so wir nach angenommener Königlicher DIGNITÄT geschicket, und das CEREMONIEL somit derselben OBSERVIRET wird, hinführo nicht allein in Engeland sondern also gewisser Masse auch an andern Höffen und orten PRO NORMA ET REGULA wird gehalten werden.“ 786 Ein nachgiebiges Verhalten, der Verzicht auf einige Ehrenbezeugungen oder gar ein von den übrigen königlichen Ambassadeuren abweichendes zeremonielles Traktament hätte einen Präzedenzfall schaffen können, auf welchen sich im ungünstigsten Falle andere Staaten berufen würden.787 Nachvollziehbar, dass Friedrich III./I. seinen Geheimen Räten und Gesandten im Nachgang von den in seinem Sinne verlaufenen erfolgreich absolvierten Entrée und Audienz788 Spanheims berichtete und befahl: „Die RELATION welche gedachter Freyherr von SPANHEIM deshalb an uns abgestattet, kömt samt dehen dazugehörenden HARANGUEN hiebey,789 [. . .] auch EXTRACTE darauß machen zu laßen und dieselbe Unsere an frembden orten hin und wieder habenden MINISTRI zuzusenden, damit dieselbe so woll vor sich selbst INFORMIret seyn, als auch andere mögen nachricht geben können, daß Wir hernach in dem PUNCT des IUNS MITTENDI LEGATOR CUM PLENIS HONORIBUS an einen der vornehmsten Königlichen Höfen von EUROPA nunmehr in die vollige POSSESION gesetzet seyn.“ 790 Neben den vorliegenden Berichten im In- und Ausland791 steu785 Exemplarisch: Ausstattung des Audienzgemaches (vgl. 15. März 1702 Friedrich III./I. an Spanheim nach London. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8741, Bl. 102r). Begleitung Spanheims durch Edelleute (vgl. 11. Februar 1702 Friedrich III./I. an Spanheim nach London. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8742, Bl. 14r). Sowie: Quartier allgemein, Pferde, Karossen und Domestiken (vgl. Hahn, Peter-Michael, 2016, S. 275– 283). 786 28. Februar 1702 Friedrich III./I. an Spanheim nach London. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8741, Bl. 91r. 787 Jene Gesandtschaft sollte vorbildgebend für weitere brandenburgisch-preußischen Ambassaden wirken und wurde Spanheim beauftragt: „Ihr habt von allem was bey dieser Eurer AMBASSADE vorgehet, ein ACCURATES JOURNAL halten zulassen, damit wan künffitg von dehen dabeÿ passierten CURALIER desto gründlicher INFORMATION habe.“ 24. März 1702 Friedrich III./I. an Spanheim nach London. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8742, Bl. 19r. 788 Solenner Einzug am 16./27. Juni 1702. Publique Audienz: 19. Juni 1702. 789 Siehe: Suite de la Relation depuis le jour de l’Entreé de l’Ambassade Extraordinaire de Sa Majesté à Londres 16./27. Juin, jusques à celuy de l’Audiance publique de la Reine et du Prince de Dennemarck le 19./30. Juin 1702. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8741, Bl. 244r–257r. 790 4. Juli 1702 Friedrich III./I. aus Haag an seine Geheimen Räte. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8741, Bl. 261r/v. Wenngleich solch Berichte prinzipiell skeptisch
2. Rangerhöhung, Kronerwerb und Gesandtschaftszeremoniell
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erte der Berliner Hof folglich gezielt sowohl die Verbreitung des Ereignisses als auch deren inhaltliche Gestaltung. Texte verstetigten ephemeres Geschehen, jene textuelle Repräsentation war, was vom Geschehen übrigblieb.792 Man präsentierte auf diese Weise der höfischen Öffentlichkeit seine Zugehörigkeit zum Kreis der europäischen Könige,793 die durch die Sendung des brandenburgisch-preußischen Ambassadeurs und des ihm gewährten zeremoniellen Traktament eine Bestätigung erfuhr. Ein bedeutsamer Schritt auf der Etappe zur vollständigen und umfänglichen zeremoniellen Etablierung der neuen Würde war damit bewältigt worden, dem die Gegensendung eines Ambassadeurs794 folgen mussten. Nunmehr stehe es Brandenburg-Preußen frei, reflektierte Bartholdi 1703, an sämtliche Höfe, insbesondere den Kaiserhof, Ambassadeure zu senden, bisherige Rangdispute würden dadurch entfallen.795 Gleichwohl eine Ambassadeursendung an den Kaiserhof geschah weder zu Zeiten Friedrichs III./I noch Friedrich Wilhelms I., wohl auch deshalb, weil davon auszugehen war, dass eine Gegensendung ausgeblieben wäre.796 In den Mittelpunkt des Interesses rückte denn auch eher die Frage, wie die brandenburgisch-preußischen gegenüber den kaiserlichen Diplomaten agieren sollten. Dies war im Krontraktat festgeschrieben worden und kann unterteilt wer-
aufgenommen wurden (vgl. 31. Mai 1702 Heems aus Berlin. AT-OeStA/HHStA RK Diplomatische Akten Berlin Berichte 7b. Berichte aus Berlin. 1702, Bl. 174r/v). 791 Exemplarisch: Descriptions de l’Entreé de Son Excellence, que les diverses Gazettes de Londres ont donées. Extrait de le English-Post, du mercredi 17. Juin 1702. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8741, Bl. 258r. Sowie: Gazette de Londres N. 3739. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8741, Bl. 267r. 792 Vgl. Krischer, André: Ceremonialia Coloniense. Zur symbolischen Konstitution kurfürstlicher Herrschafts- und reichsstädtischer Autonomieansprüche in Köln. In: Paravicini, Werner/Wettlaufer, Jörg (Hrsg.): Der Hof und die Stadt. Konfrontation, Koexistenz und Integration in Spätmittelalter und Früher Neuzeit [. . .] (= Residenzenforschung; 20). Ostfildern 2006, S. 335. 793 Vgl. Stiglic, Anja: Zeremoniell und Rangordnung auf der europäischen diplomatischen Bühne am Beispiel der Gesandteneinzüge in die Kongress-Stadt Münster. In: Bußmann, Klaus/Schilling, Heinz (Hrsg.): 1648. Krieg und Frieden in Europa. Münster/Osnabrück 24.10.1998–17.1.1999. Textband I. Politik, Religion, Recht und Gesellschaft. München 1998, S. 391 f. 794 In diesen Kontext ordneten sich die Wünsche Friedrichs III./I. nach einer Gegensendung eines Ambassadeurs durch den Londoner Hofe ein (vgl. 10. Januar 1702 Friedrich III./I. an Spanheim nach London. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8741, Bl. 8r/v). 795 Vgl. 26. September 1703 C. F. Bartholdi an Wartenberg. GStA PK, I. HA, Rep. 132 Vol. XVIII, Bl. 206v. 796 Jenes hatte bereits zu Zeiten Friedrich Wilhelms gegolten (vgl. 1. Januar 1681. Extract Schreiben Destands. AT-OeStA/HHStA RK Diplomatische Akten Berlin Berichte 3. Berichte aus Berlin. 1681, Bl. 3r). und bestand fort (vgl. Moser, Johann Jacob, 1767, S. 484). Dies hatte ebenso der sächsische Kurfürst und polnische König erfahren. Der Kaiser sendete zwar an die Republik Ambassadeure, nicht aber an den Dresdener Hof (vgl. 7. November 1740 Ammon. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 706).
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III. Grundlegende Problematiken am Exempel Brandenburg-Preußens
den in allgemeine Vorgaben, wie brandenburgisch-preußische Vertreter innerhalb des Reiches wirken, und explizite Vorgaben, die das Verhalten derer den kaiserlichen Gesandten gegenüber ordneten. Innerhalb des Reiches und im Kontakt mit den übrigen Reichsständen sollten die brandenburgisch-preußischen Diplomaten nach dem Kronerwerb: „. . . als gevollmächtigter eines Churfürsten von Brandenburg, oder wegen der übrigen zum Reich gehörigen Lande, auf Reichs=Creÿs= und anderen dergleichen CONVENten erscheinen, so sollen dieselbe, RESPECTU solcher lande, keinem andern Vorzug oder RANG PRÆTENDIren, alß welchen Sie bißhero gehabt haben.“ 797 Dies war nicht nur dem Kaiser, sondern im Zuge der Anerkennung der preußischen Würde ebenfalls den Kurfürsten von Mainz und Trier vertraglich zugesichert worden.798 Da demzufolge in der Reichsverfassung und unter den Kurfürsten selbst799 die Rangstellung des Hauses Brandenburg theoretisch unverändert bleiben sollte, war nicht auszuschließen, dass dies Einfluss auf die gewünschte Konformität mit den übrigen Königen haben könne.800 Um dies, wann immer es nötig und möglich schien, zu umgehen, entwickelte der Berliner Hof zahlreiche Strategien und Begründungsmuster. Im Umfeld der Friedensverhandlungen von Utrecht versammelten sich im Februar 1712 der kaiserliche, der brandenburgisch-preußische Gesandte und einige weitere diplomatische Vertreter der Reichsstände zu einer Konferenz, um die Postulate die man wegen des Reiches gegen Frankreich vorbringen wollte, zu verhandeln. Auf die Anfrage des Mainzers, wie er es bezüglich des Ranges halten werde, erwiderte der Brandenburger: „. . . nemlich daß Seine Majestät weder inn= noch außerhalb des Reichs auf Reichs=DEPUTATIONS= und Creÿß-Tägen keinen andern RANG PRAETENDIREN, oder sich anmaßen wolten, als welchen Sie vor annehmung der Königlichen Würde gehabt; es EXISTIERTE aber der CASUS gegenwärtig nicht, da solches Versprechen statt hätte, indem keine ReichsDEPUTATION beÿsammen seÿ.“ 801 Waren hier Anlass und Art der Versammlung als Gegenargument angeführt worden, könne der Problematik ebenfalls, so eine der Überlegungen des Berliner Hofes, insofern aus dem Wege gegangen werden, als dass eine Unterscheidung zwischen Gesandten, die von Friedrich III./I. in seiner Funktion als preußischer König und jenen, die er als Kurfürst von Brandenburg sende, vorgenommen werde.802 797 EXTRACTUS Kaÿ. CronTRACTATS mit dem Churfürsten zu Brandenburg de AO 1700. AT-OeStA/AVA FA Harrach Fam. in spec 812.16. 798 Vgl. 18. September 1703. Vergleich mit den Kurfürsten Lothar Franz von Mainz und Johann Hugo von Trier. Zitiert nach: Loewe 1923, S. 43. 799 Vgl. Moser, Johann Jacob: Anmerckungen von dem neuesten Europäischen Ceremoniel. Als Beyträge zu dem neuesten Europäischen Völckerrecht. o. O. 1778, S. 434. 800 Vgl. Pütter 1798, S. 358. 801 29. Februar 1712. Diarium der brandenburgischen Gesandtschaft. GStA PK, I. HA, Rep. 63 Nr. 987.
2. Rangerhöhung, Kronerwerb und Gesandtschaftszeremoniell
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Ein solches Vorgehen konnte man beispielsweise ab 1714, nachdem Georg I. (1660–1721), bedingt durch den Act of Settlement, König von Großbritannien geworden und Kurfürst von Braunschweig-Lüneburg war, beobachten. Die zeremonielle Behandlung jener von Georg I. abgesandten diplomatischen Vertreter durch andere Potentaten richtete sich danach, ob jene als kurfürstliche oder königliche Gesandte anzusehen waren.803 Freilich war die Ausgangslage in Brandenburg-Preußen eine andere. Mit der Übernahme der englischen Krone wurden die Welfen Träger einer seit Langem vorhandenen Würde, die nicht in enger Verbindung zum Heiligen Römischen Reich stand,804 und jene Dynastie wuchs relativ rasch aus der Reichspolitik heraus. Diese Aspekte trafen auf die junge Monarchie Brandenburg-Preußen nicht zu.805 Wiewohl günstig für den Berliner Hofe sei, dass die Kurfürsten sich seit jeher untereinander königliche Ehrenbezeugungen im Gesandtschaftszeremoniell einräumen würden, formulierte der Autor einer Druckschrift anlässlich des Kronerwerbs 1701.806 Die bisherigen Verhaltensmuster wirkten sich in diesem Fall positiv für den Berliner Hof aus. Einige jener „alten“ Verhaltensmuster und Vorgehensweisen des Hohenzollern, die geprägt waren durch die diffizile Rangstellung der Kurfürsten und deren Ansprüche waren es, die durch den Krontraktat eingeschränkt, wenn nicht sogar nivelliert werden sollten. Infolgedessen brachte in den Vorverhandlungen zu diesem Traktat der Kaiserhof die Forderung nach einer Unterordnung der brandenburgisch-preußischen gegenüber den königlich böhmischen und ungarischen Envoyés auf, worauf Berlin Vgl. EXTRACT aus dem 7ten und 9ten ARTICUL der zwischen Ihrer Kaÿser. Maÿt. und damahls Churfürst. Durch. zu Brandenburg ANNO 1700 errichteten ALLIANZ. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Nr. 8690. 803 Vgl. 12. September 1715 Friedrich Wilhelm I. an Meinertshagen nach Haag. GStA PK, I. HA, Rep. 34 Nr. 7271. In der Tat schienen der Londoner und Hannoversche Hof häufig in diplomatischen Aspekten getrennt voneinander agiert zu haben, bis 1732 war Hannover gar durch einen eigenen Gesandten in London vertreten (vgl. Hauptmeyer, Carl-Hans: Mittelmäßigkeit als Chance. Kurhannover im 18. Jahrhundert. In: Meschkat-Peters, Sabine (Hrsg.): Ehrgeiz, Luxus & Fortune. Hannovers Weg zu Englands Krone. Essays zur Ausstellung [. . .] (= Schriften des Historischen Museums Hannover; 19). Hannover 2001, S. 32). 804 Vgl. Hinrichs, Ernst: Die Königskrönung vom 18. Januar 1701. Eine historiographisches und ein historisches Problem. In: Weber, Matthias (Hrsg.): Preußen in Ostmitteleuropa. Geschehensgeschichte und Verstehensgeschichte (= Schriften des Bundesinstitutes für Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa; 21). München 2003, S. 46 f. 805 Vgl. Duchhardt, Heinz: Das Reich in der Mitte des Staatensystems. Zum Verhältnis von innerer Verfassung und internationaler Funktion in den Wandlungen des 17. und 18. Jahrhunderts. In: Krüger, Peter/Müller-Luckner, Elisabeth (Hrsg.): Das europäische Staatensystem im Wandel. Strukturelle Bedingungen und bewegende Kräfte seit der Frühen Neuzeit (= Schriften des Historischen Kollegs: Kolloquien; 35). München 1996, S. 6. 806 Vgl. Bestand der Würde und Krohn des Königreichs Preussen. Im Jahr 1701, S. 14. 802
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III. Grundlegende Problematiken am Exempel Brandenburg-Preußens
ausweichend reagierte.807 Man fand sich lediglich dazu bereit, in einem gesonderten Separatartikel zu erklären, sollten die brandenburgisch-preußischen Gesandten jemals einem anderen königlichen Diplomaten weichen oder diesem größere Ehrenbezeugungen einräumen, solle dies gleichfalls den königlich böhmisch und ungarischen Gesandten gewährt werden.808 Jedwedes weiteres Zugeständnis von Seiten Brandenburg-Preußens wäre in keinster Weise zielführend gewesen, hätte dessen Gleichrangigkeit mit den europäischen Königen fragwürdig erscheinen lassen. Kompromissbereiter zeigte sich der Hohenzoller in Bezug auf erste Visite und das Zeremoniell in Regensburg mit den kaiserlichen Prinzipalkommissaren und Konkommissaren, dessen Regulierung in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder Anlass zu Reibereien und Auseinandersetzungen geboten hatte.809 Berlin gab zu bedenken, dass Brandenburg-Preußens Nachgeben eventuell die übrigen Kurfürsten zu einem aktiveren Handeln und einer unnachgiebigen Haltung motivieren könne.810 Sinnig wäre es daher, wenn der Kaiserhof den Kurfürsten ganz allgemein im Gesandtschaftszeremoniell einen Schritt entgegenkäme. Weil nun allerdings die königliche Würde eine ehrenvollere Behandlung durch den Kaiser zur Folge habe, könne man preußischerseits dessen Diplomaten ebenfalls mehr „Civilität“ erweisen, resümierten die brandenburgisch-preußischen Minister.811 So dass im Krontraktat letztlich abschließend festgehalten wurde: „Es wollen auch Se. Churfürstl. Dchlt. durch Dero MINISTROS auf Reichs= und Creys=CONVENTEN, wo dieselben als Churfürstl. MINISTRI erscheinen, aus besonderen gegen Ihro Kays. May. als das höchste Oberhaupt des Reichs tragenden RESPECT, die bishero PRAETENDIRTE erste VISITE unweigerlich geben [. . .] jedoch mit der ausdrücklichen Bedingung, daß im übrigen die Churfürstl. MINISTRI PRIMI ET SECUNDI ORDINIS [. . .] von denen Kays. außerhalb des Römischen Reichs kein geringer TRACTAMENT, in einigen Stück des CEREMONIELS, als die Königl. von denselben bekommen [. . .] Es befinden jedoch Se. Churfürstl. Dchlt. billig, daß kein Churfürstl. PRIMUS LEGATUS oder ABLEGATUS für einen Kays. Letztern, wenn dieser Letztere in dem CHARACTER gleich ist, den Vorgang PRAETENDIren solle.“ 812 Damit hatte dieser Artikel des Krontraktats nicht nur zukünftige Zusammenkünfte zwischen den beiderseitigen diplomatischen Vertretern geregelt und hierbei den jeweiligen Hauptinteressen Rechnung getragen, sondern die vor dem Kronerwerb zwischen Wien und Berlin dies807 Vgl. August 1700. Immediat-Bericht von Graf Wartenberg, Graf Alexander Dohna und Ilgen. Zitiert nach: Lehmann 1878, S. 488. 808 Vgl. 16. November 1700. Zitiert nach: Moerner 1867, S. 677. 809 Exemplarisch: 3./13. Januar 1696 Metternich. Unmaßgebliche Gedanken das CEREMONIAL betreffendt. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8825. 810 Vgl. 7. August 1700 C. F. Bartholdi. GStA PK, I. HA, Rep. 132 Vol. III, Bl. 183r. 811 Vgl. August 1700. Immediat-Bericht von Graf Wartenberg, Graf Alexander Dohna und Ilgen. Zitiert nach: Lehmann 1878, S. 486 f. 812 Kronen=Tractat vom Jahre 1700. Zitiert nach: Förster 1836, S. 16 f.
2. Rangerhöhung, Kronerwerb und Gesandtschaftszeremoniell
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bezüglichen Kontroversen aus der Welt geschafft.813 Inwiefern sich dies in der Praxis bewähren und Anwendung finden würde, musste und sollte sich in den kommenden Jahren offenbaren. Während Zusammenkünfte zwischen brandenburgisch-preußischen und kaiserlichen Envoyés und Ambassadeuren recht reibungslos verliefen,814 gestaltete sich der Kontakt mit den kaiserlichen Gesandten der unteren Ränge schwieriger. Geschuldet war dies dem Verlangen des Wiener Hofes, dass seinen Gesandten der zweiten und dritten Ordnung gewisse Vorrechte vor allen übrigen Gesandten gewährt werden müssten,815 so dass sich sowohl Friedrich III./I.816 als auch Friedrich Wilhelm I. wiederholt vor die Entscheidung gestellt sahen, wie ihre Abgesandten mit den kaiserlichen Residenten agieren sollten.817 Obwohl der Krontraktat einige Richtlinien für die Interaktion zwischen den Diplomaten vorgegeben hatte, ließen sich Konflikte nicht vermeiden. Eine nicht unbeträchtliche Rolle spielte dabei das generelle Fehlen verbindlicher allgemeiner europaweit geltender Regularien. Dies wiederum dürfte seinen Teil dazu beigetragen haben, dass ein bevorzugtes Terrain, auf dem wechselseitige Präzedenzansprüche in der diplomatischen Praxis zum Ausdruck gebracht wurden, der Ablauf von Visiten und Revisiten war, die dementsprechend ihren Platz in der theoretischen Reflexion über das Gesandtschaftszeremoniell hatten. Die erste Visite stände, so Wicquefort um 1680, dem letztangekommenen Gesandten zu, wobei dies nicht Gesandte, die nach längerer Abwesenheit an den Gasthofe zurückkehrten oder jene, die ein neues Kreditiv wegen des Todes ihres Landesherren einreichen würden, umfasse und nur für die Ambassadeure gelte.818 Im Zuge der Etablierung der verschiedenen Rangstufen erfuhr dies eine Ausweitung, nahm der Rang des Diplomaten Einfluss auf dies. 1733 notierte Zeremonialwissenschaftler Rohr: „Kommt aber ein geringerer an, so giebt er denen, die höher sind als er.“ 819 Da dies nirgends festgeschrieben war und nur vereinzelt diesbezügliche Absprachen existierten, lag die endgültige Entscheidung beim jeweiligen Potentaten des Gesandten. Schon zu kurfürstlichen Zeiten war Friedrich III./I. geneigt gewesen, Gesandte, die mit einem höheren Charakter als die
813
Exemplarisch: Auseinandersetzungen 1688/1689 (vgl. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8684). 814 Exemplarisch: 18. Januar 1702 C. F. Bartholdi aus Wien. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8689. 815 Vgl. Müller, Klaus, 1976, S. 134. Sowie: 30. März 1715 Loelhoeffel aus Warschau. GStA PK, I. HA, Rep. 9 Polen Nr. 27 NN Fasz. 5, Bl. 50v. 816 Vgl. 12. November 1701 C. F. Bartholdi aus Wien. GStA PK, I. HA, Rep. 1 Nr. 174, Bl. 462v–463v. 817 Exemplarisch: 3. März 1725 Friedrich Wilhelm I. an Destion nach Hamburg. GStA PK, I. HA, Rep. 9 Allgemeine Verwaltung Nr. Z lit. M Fasz. 7, Bl. 17r/v. 818 Vgl. Wicquefort 1682, S. 414, 432 f. 819 Rohr 1733, S. 398.
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III. Grundlegende Problematiken am Exempel Brandenburg-Preußens
seinen versehen worden waren, durch diese zuerst visitieren zu lassen,820 erwartete demgemäß Gleiches von seinen Mitregenten.821 Nach Kronerwerb und Regierungswechsel wurde dieses Prinzip beibehalten.822 Neben der Frage, wer wen zuerst zu visitieren habe, war das bei der Visite zu beachtende Zeremoniell Gegenstand von besonderer Aufmerksamkeit. Dabei war auf zahlreiche Aspekte zu achten,823 etwa, ob und wie weit der Besuchte dem Besuchenden entgegenkam824 oder wer welche Sitzmöbel, wo positioniert, erhielt.825 Es waren zumeist nicht jene Einzelaspekte, die Anlass für Kontroversen boten, sondern die Frage, wer die Oberhand bei den Visiten innehatte, ob der besuchte dem besuchenden Diplomaten den Pas in seinem Quartier einräumte. Diese Art von Auseinandersetzung ist für den gesamten Untersuchungszeitraum nachweisbar und in ihrer Häufigkeit relativ konstant – weder Kronerwerb noch Herrscherwechsel führten hier zu signifikanten Veränderungen. Sicherlich konnte jenen Diskursen aus dem Wege gegangen werden, indem eine Visite unterlassen826 oder wenn auf den diplomatischen Kontakt und Austausch nicht verzichtet werden wollte,827 jene explizit „ohne Zeremonien“ absolviert wurde.828 Doch waren dies keine dauerhaften Lösungen, und jedes einzelne Ereignis bedurfte einer erneuten Abwägung, die oftmals ein gewisses Muster erkennen ließ. Die brandenburgisch-preußischen Diplomaten wurden fast ausnahmslos angewiesen, sich an den an ihren Gasthöfen befindlichen königlichen Gesandten und deren Verhalten zu orientieren, gegebenenfalls deren Vorgehen abzuwarten.829 Von diesem konnte und wollte der Berliner Hof zu keinem Zeitpunkt abweichen.830 820 Exemplarisch: 26. Juli 1698 Friedrich III./I. an C. F. Bartholdi nach Wien. GStA PK, I. HA, Rep. 1 Nr. 165. 821 Vgl. Der Herren Churfürsten und Ihrer Gesandten auch Abgesandten oder Envoyes, Rang bey Concurrenz mit andern gecrönten Häuptern und Fürsten, und respect. Deren Ministris primi et Secundi ordinis betr. SächsHStA Dresden, 10008 Zeremonienmeister, Sekt. 04a, Nr. 08, Bl. 16v–17r. 822 Vgl. 30. September 1713 Friedrich Wilhelm I. an Meinertshagen nach Haag. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8810. 823 Ausführlich: Winterfeld, Der zweyte Theil der Teutschen Politica, 1700, S. 920–933. 824 Exemplarisch: 3. Dezember 1732 Gotter aus Wien. GStA PK, I. HA, Rep. 1 Nr. 347, Bl. 91r/v. 825 Exemplarisch: 2. März 1737 Christian Brandt aus Wien. GStA PK, I. HA, Rep. 1 Nr. 379, Bl. 48v–49r. 826 Exemplarisch: 13. Oktober 1705 Friedrich III./I. an F. H. Bartholdi nach Wien. GStA PK, I. HA, Rep. 1 Nr. 199, Bl. 130v. 827 Unterlassene Visiten waren oftmals politische Zeichen, zeigten Spannungen zwischen den beteiligten Parteien an (exemplarisch: 3. März 1725 Friedrich Wilhelm I. an Destion nach Hamburg. GStA PK, I. HA, Rep. 9 Allgemeine Verwaltung Nr. Z lit. M Fasz. 7, Bl. 17r/v). 828 Exemplarisch: 16. Februar 1726 Friedrich Wilhelm I. an Christian Brandt nach Wien. GStA PK, I. HA, Rep. 1 Nr. 312, Bl. 79r. 829 Exemplarisch: 28. Februar 1702 Friedrich III./I. an Spanheim nach London. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8741, Bl. 91v.
2. Rangerhöhung, Kronerwerb und Gesandtschaftszeremoniell
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Friedrich Wilhelm I. gelang in diesem Punkt ein Durchbruch. Seinen Anfang hatte dies im Sommer 1713 nach der Erkundigung des brandenburgisch-preußischen Envoyés Meinertshagen in Haag genommen, wie er seinen Umgang mit den dortigen Ambassadeuren, im Besonderen mit dem Engländer Graf von Strafford, gestalten solle. Die ihm zugesandte Antwort beinhaltete neben dem als obligatorisch zu wertenden Verweis auf die übrigen königlichen Envoyés den Auftrag, in Erfahrung zu bringen, ob jene, obgleich sie die Letztangekommenen gewesen wären, dem Engländer die erste Visite gegeben und ob jener die Oberhand eingefordert hätte. Sie endete mit dem Passus: „Solte auch MYLORD STRAFFORD wen Er Euch die erste VISITE undt die Oberhandt in Seinem Hause giebt, STIPULIren wollen, daß in dehnen Fällen, da Unsere AMBASSADEURS mit Königlichen Englischen ENVOYÉS CONCURRIren, es RECIPROQUEMENT auf eben dieselbe weise gehalten werden solle.“ 831 Die Möglichkeit einer schriftlichen Absprache dieses Aspektes des Gesandtschaftszeremoniells sollte von Meinertshagen ergriffen werden. Auf jene drang der Berliner Hof umso mehr, als dass Meinertshagen im Gespräch mit dem dänischen Gesandten erfahren hatte, dass die Potentaten von Dänemark, England, Frankreich und Schweden einander ein „reciproques“ Zeremoniell versichert hätten, nach welchem die Gesandten der zweiten Ordnung jenen der ersten Ordnung stets die erste Visite bewilligen und von ihnen nicht die Oberhand prätendieren würden.832 Infolgedessen offerierte der Hohenzoller der englischen Königin eben jenes Arrangement,833 instruierte gleichfalls seinen Diplomaten im Haag, sich auf keinerlei Kompromisse einzulassen, auf eine schriftliche Deklaration Englands zu bestehen.834 Mit ursächlich für dies Beharren war die Position Brandenburg-Preußens als neu gekrönte Monarchie – immerhin konnten sich die übrigen Monarchien auf ein jahrzehntelanges währendes Herkommen stützen, bedurften daher weniger dringend einer schriftlichen Fixierung835 der Gegebenheiten.836 Als sich in den Gesprächen mit
830 „Euch schlechterdinges nach demjenigen richten, was andere dort Sich befindende Königlichen MINISTRI von Eurem RANG desfalls, beobachten, und habt Ihr Ihm PRÆCISE, weder ein größeres CEREMONIEL zu ACCORDIREN noch auch ein geringeres anzumuthen.“ 16. Dezember 1732 Friedrich Wilhelm an Gotter nach Wien. GStA PK, I. HA, Rep. 1 Nr. 347, Bl. 117r/v. 831 1. August 1713 Friedrich Wilhelm I. an Meinertshagen nach Haag. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8749. 832 Vgl. 12. August 1713 Meinertshagen aus Haag. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8749. 833 Vgl. 15. August 1713 Friedrich Wilhelm I. an Bonet nach London. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8749. 834 Vgl. 19. August 1713 Friedrich Wilhelm I. an Meinertshagen nach Haag. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8749. 835 Diese hätte man zudem als Abschluss des Prozesses betrachten können und damit weitere bisher gültige Variationen ausgeschlossen (vgl. Helmer, Karl: Heimat- und Regionalgeschichte. Bedeutung – Möglichkeiten – Probleme. In: Cölfen, Hermann u. a. (Hrsg.): „Aller Ehre werth und nicht leicht zu ersetzen . . .“. Bewahrung, Erschließung
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III. Grundlegende Problematiken am Exempel Brandenburg-Preußens
dem Londoner Hofe ein positiver Ausgang abzuzeichnen begann, erweiterte der Berliner Hof seine Ziele. Meinertshagen solle auskundschaften, ob ähnliche Vereinbarungen mit weiteren Königen möglich wären.837 Im Januar 1714 intensivierte der brandenburgisch-preußische Envoyé seine Bemühungen, mit Frankreich zu einer Einigung in diesem Punkte zu gelangen.838 Friedrich Wilhelm I. war überzeugt, dass dies problemlos zu bewältigen sein würde: „. . . da Ihre Königliche Majestät in Franckreich [. . .] in dergleichen CEREMONIAL Dingen Uns die EGALITÉ ausdrücklich undt mit gar OBLIGEANTEN EXPRESSionen versprochen hätten.“ 839 Dies sollte sich bewahrheiten, so dass im September der dies betreffende Vergleich nunmehr mit dem Pariser Hofe in Angriff genommen werden konnte und sollte.840 Dem Soldatenkönig war es gelungen, die oftmals formulierte Forderung seines Vorgängers, ein den übrigen Königen konformes Traktament in Bezug auf die ersten Visiten zu erreichen,841 durchzusetzen. Dies wiederum konnte als weiterer Beleg für die zeremonielle Anerkennung des Hohenzollern durch die europäischen Könige interpretiert werden. d) Das königliche brandenburgisch-preußische Gesandtschaftszeremoniell – Eine Erfolgsgeschichte? Schon in der Krönungsgeschichte Johann von Bessers842 betonte dieser zunächst, wie schwer es sei, eine Rangerhöhung und die damit verbundene zeremonielle Aufwertung zu erlangen, um im Anschluss daran hervorzuheben: „. . . so haben doch Se, Maj. von Preussen, alle diese Schwürigkeiten auf einmahl überstrebet. Sie haben nicht nur die Königlichen Ehr=Bezeigungen; sondern auch die
und Interpretation von Archivbeständen (= Schriftenreihe der AEET; 1). Duisburg 2012, S. 32). 836 Vgl. 5. Januar 1714 Meinertshagen aus Haag. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8755. 837 Vgl. 29. August 1713 Friedrich Wilhelm I. an Meinertshagen nach Haag. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8749. 838 Vgl. 5. Januar 1714 Meinertshagen aus Haag. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8755. 839 13. Januar 1714 Friedrich Wilhelm I. an Meinertshagen nach Haag. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8755. 840 Vgl. 12. September 1715 Friedrich Wilhelm I. an Meinertshagen nach Haag. GStA PK, I. HA, Rep. 34 Nr. 7271. 841 Vgl. 29. Oktober 1695 Geheime Räte an N. B. Danckelman nach Wien. GStA PK, I. HA, Akten Nr. 8777. 842 Weiterführend hierzu: Meiner, Jörg: „Diese so ungemein als rühmliche Weise König zu werden“. Ein Diarium der Krönungsfeierlichkeiten in Königsberg. In: Deutsches Historisches Museum/SPSG (Hrsg.): Preußen 1701. Eine europäische Geschichte. 2. Band: Essays. Berlin 2001, S. 191–204.
2. Rangerhöhung, Kronerwerb und Gesandtschaftszeremoniell
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Königliche Würde selbst mit allen ihren Vor=Rechten erhalten.“ 843 Nun war dies eine subjektiv geprägte Schilderung, deren Struktur und Aufbau sich in weiteren propreußischen Schriften wiederfinden lassen. Besonders die von Besser benannten Schwierigkeiten und Anstrengungen seien, laut Milosˇ Vec, von großem Nachteil für die junge Monarchie gewesen, denn jene wären von der europäischen Öffentlichkeit wahrgenommen worden, hätten die Position Brandenburg-Preußens empfindlich angegriffen.844 Wiewohl Rangerhöhungen und Zeremoniellmodifikationen nie komplikations- oder kompromisslos zu erringen waren, die Hohenzollernmonarchie ordnete sich in die üblichen Geschehnisse und Vorgänge ein.845 Einerseits konnte Friedrich III./I. sich auf die von seinem Vater, dem Kurfürsten Friedrich Wilhelm, erbrachten Bemühungen beziehen und sowohl aus diesen lernen als auch von diesen profitieren.846 Andererseits führte sein Sohn, Friedrich Wilhelm I., das Begonnene fort, offen gebliebene Punkte wurden vom zweiten preußischen König zum Abschluss gebracht. Der Prozess der Erringung und Etablierung der Rangerhöhung zog sich demzufolge über mehrere Generationen hin, ehe er zu einem vorläufigen Abschluss kam – er war nicht allein das Werk des ersten preußischen Königs, obgleich jener sich maßgeblich verantwortlich zeichnete, sondern jenes der Hohenzollerndynastie. Auch das Vorgehen und Verhalten des dritten preußischen Königs, Friedrich II., sei massiv durch die Rangerhöhung bestimmt gewesen, so die einhellige Ansicht der historischen Forschung. Freilich stoßen hier verschiedene Interpretationsansätze aufeinander, die alle auf der Tatsache aufbauen, dass Friedrich II. sich eines überaus reduzierten Zeremoniells bediente.847 Einige Historiker und Historikerinnen sehen die Ursache für diese anscheinende Missachtung des Gesandtschaftszeremoniells begründet durch den Sachverhalt, dass BrandenburgPreußen sich zu seiner Zeit auf der diplomatischen europäischen Bühne noch immer nicht auf Augenhöhe mit den übrigen Hauptmächten habe bewegen können.848 Die demonstrative Betonung Friedrichs II., nichts auf das Gesandtschafts843 Crönungs=Geschichte. Zitiert nach: König, Ulrich Johann: Des Herrn von Besser Schrifften, Beydes In gebundener und ungebundener Rede. Zweiter Theil [. . .]. Leipzig 1732, S. 535 f. 844 Vgl. Vec, Das preussische Zeremonialrecht, 2001, S. 110. 845 Die Herausarbeitungen von Unterschieden und Gemeinsamkeiten waren und sind beliebte Forschungsgegenstände. (Exemplarisch: Duchhardt, Heinz: Der 18. Januar 1701 und die europäische Monarchie. In: Majestas 2002 (10), S. 160). 846 Vgl. Stieve 1723, S. 145 f. Sowie: 1704 Aufsatz von Ihr. Exc. des H. Ilgen welcher gestalt die König. DIGNITÄT ohngeachtet aller gefundenen Schwürigkeiten Dennoch durch S. K. M. kluger CONDUITE und standhaftigkeit zum zustande gebracht worden. GStA PK, I. HA, Rep. 132 Vol. XX b, Bl. 24r–25v. 847 Vgl. 1744 Bülow. SächsHStA Dresden, 10024 Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Loc. 08235/03, Bl. 9r–14r. 848 Vgl. Weber, Nadir, 2015, S. 20.
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III. Grundlegende Problematiken am Exempel Brandenburg-Preußens
zeremoniell zu geben, sei demnach eine Kompensation bzw. Negation seiner untergeordneten Stellung gewesen.849 Dem konträr entgegengesetzt steht die Annahme, Friedrich II. habe es sich sehr wohl erlauben können, sich vom Zeremoniell zu distanzieren, durch die Gleichgültigkeit demgegenüber umso wirksamer von ihm Gebrauch machen und seine Macht präsentieren können.850 Einigkeit herrscht letztlich in dem Punkt, dass Friedrich II. im gleichen Maße wie seine Vorgänger darauf bestand, dass seine Gesandten eine den übrigen königlichen Gesandten gleiche zeremonielle Rezeption zugestanden bekämen. Jene hier anklingenden dynastischen Konitunitäten werden im nächsten Kapitel intensiver beleuchtet. Wenn vom Berliner Hofe immer wieder ausdrücklich herausgestrichen wurde, dass die Rangerhöhung dem bisher bestimmenden Rangdispute, „. . . nun abgeholfen und auf einmahl die Sache dergestalt REGULIret ist, daß die Königliche Preußische MIISTRI hinführo wegen des CEREMONIELS gantz keinen streit mehr haben sondern alle Ihre APPLICATION auf das REALE Ihrer COMMISSION werden richten auch also hoffentlich desto eher darin RENSSIren können.“,851 bedarf dies einer Ausdifferenzierung. Zweifelsohne entfielen nach Kronerwerb und Agnition etwa die Auseinandersetzungen mit den fürstlichen Gesandten, waren deren Bestrebungen nach einer Gleichbehandlung mit kurfürstlichen Diplomaten für die Hohenzollern nicht mehr im selben Maße wie vor der Krönung relevant. Indes rückte in den Fokus das Bestehen auf das königliche Traktament, das kontinuierliche Beharren auf eine den übrigen Königen gleiche Rezeption. In diesem Sinne kann von einer Verschiebung der Rangdispute keinesfalls aber von deren vollständiger Auflösung gesprochen werden. Jene neue Zielstellung implizierte eine Änderung der bisherigen Strategie sowie die Rolle Berlins im Gesandtschaftszeremoniell, die in diesem Kapitel bereits angedeutet und in den weiteren Kapiteln eine Ausweitung finden wird – es erfolgte eine Loslösung von den bisherigen kurfürstlichen Interessen. Jenes Vorgehen war in Variationen ebenfalls bei den übrigen Kurfürstenkönigen zu beobachten, denn 849 Vgl. Biskup, Thomas: Zeremonielle Sattelzeit. Überlegungen zu einer Neuverortung der symbolischen Kommunikation am Ende der Frühen Neuzeit. In: Luh, Jürgen/ Pecˇar, Andreas (Hrsg.): Öffentliche Tagung des Interdisziplinären Zentrums der Europäischen Aufklärung [. . .] (= Friedrich300; Colloquien 8). URL: http://www.perspecti via.net/publikationen/friedrich300-colloquien/friedrich_repraesentation/biskup_sattelzeit. 2014. Letzter Zugriff: 23. Oktober 2018. S. 42, 44 f. 850 Vgl. Stollberg-Rilinger, Barbara: Offensive Formlosigkeit? Friedrich der Große, Aufklärung und Zeremoniellkritik. In: Stockhorst, Stefanie (Hrsg.): Epoche und Projekt. Perspektiven der Aufklärungsforschung (= Das achtzehnte Jahrhundert. Supplementa; 17). Göttingen 2013, S. 203. 851 1704 Aufsatz von Ihr. Exc. des H. Ilgen welcher gestalt die König. DIGNITÄT ohngeachtet aller gefundenen Schwürigkeiten Dennoch durch S. K. M. kluger CONDUITE und standhaftigkeit zum zustande gebracht worden. GStA PK, I. HA, Rep. 132 Vol. XX b, Bl. 26r. Sowie: 26. September 1703 Bartholdi an Wartenberg. GStA PK I. HA, Rep. 132 Vol. XVIII, Bl. 202r–206v.
3. Herrscherwechsel und Tradition
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das Souveränitätsprinzip ließ ihnen größere Ehren zukommen als die traditionelle Reichshierarchie und brachte somit diese Kurfürsten in einen Gegensatz zu den übrigen Reichsständen.852
3. Herrscherwechsel und Tradition Immer wieder wird in der historischen Forschung die durch starke Diskontinuität gekennzeichnete höfische Entwicklung Brandenburg-Preußens, die bestimmt sei durch Brüche und Divergenzen in den Herrschaftsstilen, betont.853 Zwar wird die oftmals hervorgehobene Zäsur des Jahres 1713 in neueren Veröffentlichungen weniger dramatisch beschrieben, gänzlich nivelliert jedoch wird sie nicht.854 So ist zu untersuchen, welche direkten, zeitnahen Auswirkungen ein Regierungswechsel auf das Gesandtschaftszeremoniell hatte, in welchem Maße die am Berliner Hofe zu beobachtenden Vorgänge sich in den europäischen Kontext einordnen lassen und inwiefern in Bezug auf das augenscheinlich stets Modifikationen unterworfene Gesandtschaftszeremoniell 855 von einer hofeigenen Tradition gesprochen werden kann. Der Herrschertod in der Frühen Neuzeit wurde als markanter Bruch empfunden, der die Stabilität des Landes erschüttern konnte.856 Gerade diese Umbruchsituationen bedurften einer zeremoniellen Inszenierung. Deren Bedeutung ergab sich aus ihrer Funktion, strukturelle Stabilität abzubilden und demnach einer möglichen Unsicherheit über die Kontinuität politischer Ordnung entgegenzuwirken.857 Die nach dem Tode eines Prinzipalen ablaufenden Prozesse waren weitestgehend an den europäischen Höfen identisch.858 „Was die Gesandten anbetrifft, so ist es nohtwendig Ihnen den Todesfall durch den CEREMONIEN852 Vgl. Pec ˇ ar, Andreas: Gab es eine höfische Gesellschaft des Reiches? Rang- und Statuskonkurrenz innerhalb des Reichsadels in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. In: Klueting, Harm/Schmale, Wolfgang (Hrsg.): Das Reich und seine Territorialstaaten im 17. und 18. Jahrhundert. Aspekte des Mit-, Neben- und Gegeneinander (= Historia profana et ecclesiastica. Geschichte und Kirchengeschichte zwischen Mittelalter und Moderne; 10). Münster 2004, S. 191 f. 853 Vgl. Bauer 1993, S. 79. 854 Vgl. Fried, Ewald: Herrschaftsstäbe, Adelskreise und des Königs Rock. Vom Bestattungsverhalten der brandenburgischen Nobilität im 18. Jahrhundert. In: Hengerer, Mark (Hrsg.): Macht und Memoria. Begräbniskultur europäischer Oberschichten in der Frühen Neuzeit. Köln u. a. 2005, S. 302 f. 855 Vgl. Rohr 1733, S. 6 ff. 856 Vgl. Kampmann, Christoph: Der Tod des Herrschers als Grenze und Übergang. Die normative Funktion der Herrschermemoria in der Frühen Neuzeit. In: Grenzen und Grenzüberschreitungen. Bilanz und Perspektiven der Frühneuzeitforschung (= Frühneuzeit-Impulse; 1). Köln u. a. 2010, S. 264. 857 Vgl. Andres/Schwengelbeck 2005, S. 28. 858 Vgl. Februar 1713 Mémoire des königl. Ober=Ceremonienmeisters v. Besser über das Was nach Absterben eines Regenten am Ersten vorgenommen zu werden pflegt. GStA PK, I. HA, Rep. 36 Nr. 794, Bl. 1r–9r.
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III. Grundlegende Problematiken am Exempel Brandenburg-Preußens
Meister ansagen zu lassen, theils damit Sie es ihren Hofe kund machen, theils damit Sie auch dem Unsrigen in der Trauer sich CONFORMIREN.“ 859 Wiewohl nicht nur die am Hofe weilenden fremden Gesandten informiert wurden,860 sondern zugleich eigene diplomatische Vertreter abgesendet wurden, um an den als politisch bedeutsam eingeschätzten Höfen den Sterbefall und Regierungswechsel kund zu tun.861 Sichtbar der Trauer Ausdruck verliehen wurde durch das Anlegen der Trauerkleidung und die Ausgestaltung der Equipage und Gemächer mit Trauerflor. Diese Ausstaffierung vollzog sich in Abhängigkeit der verwandtschaftlichen Beziehungen,862 des jeweiligen Ereignisses863 sowie der am jeweiligen Hofe diesbezüglich getroffenen Regularien, in beidseitiger divergenter Ausprägung.864 Dies erklärt die vom mecklenburgischen Herzog an seinen Gesandten in Berlin im März 1713 gegebene Anweisung: „Mit langen Manteln wird man dorten wohl nicht ORDINAIREMENT zu hoffe gehen, sondern nur, wann AUDIENTZ genommen wird, weilen der ietzige König nicht eben dergleichen CEREMONIEN liebet.“ 865 Fürwahr trug Friedrich Wilhelm I. bei eben jener Audienz einen langen schwarzen Mantel,866 und wurden die auswärtigen Gesandten genau instruiert, wie ihre Trauerkleidung bei diesen Audienzen beschaffen sein sollte.867 In diesem Punkt war eine akkurate Einhaltung der europäischen Konventionen durch den Soldatenkönig wahrnehmbar, die über das für gewöhnlich übliche Mindestmaß hinaus reichte. Womöglich war dies ein Ausdruck der Ehr859
Februar 1713 Mémoire Besser. GStA PK, I. HA, Rep. 36 Nr. 794, Bl. 7r. Exemplarisch: 4. März 1713 Manteuffel aus Berlin. SächsHStA Dresden, 10026 Geheimes Kabinett, Loc. 02988/05, Bl. 39r/v. 861 Exemplarisch: Theatrum Europaeum [. . .]. Band 13 (1687–1691). Frankfurt am Main 1698, S. 406. 862 Vgl. Memoire touchant le Deuil. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8680. 863 Exemplarisch: „Wenn die fremden MINISTRI zur AUDIENZEN aufgeholet werden, geschiehet solches mit bedeckten Pferden, wann aber des Herrn Churfürsten Durchlaucht außfahren [. . .] so ist nur das Pferdezeugs überzogen.“ 22. Mai 1688 Malsius aus Berlin. NLA WOL 1 Alt 4 Nr. 98, Bl. 115r. 864 Die Hoftrauer wurde erst angelegt, wenn sie schriftlich oder durch einen Gesandten notifiziert worden war (vgl. Hawlik-van de Water, Magdalena: Der schöne Tod. Zeremonialstrukturen des Wiener Hofes bei Tod und Begräbnis zwischen 1640 und 1740. Wien 1989, S. 135). 865 15. März 1713 Herzog Friedrich Wilhelm an Burgmeister. Landeshauptarchiv Schwerin 2.11-2/1 Auswärtige Beziehungen (Acta externa) Sign. 2492, Bl. 117r/v. Jener Thronwechsel war vom Herzog als Anlass genommen worden, um sich nicht nur über die künftigen außenpolitischen Pläne des neuen Monarchen zu informieren, sondern die eigenen Konzeptionen darauf abzustimmen (vgl. Göse, Frank: Von dynastischer Kooperation zu politischer Übermächtigung: Die brandenburgisch-mecklenburgischen Beziehungen in der Frühen Neuzeit. In: Jahrbuch für die Geschichte Mittel- und Ostdeutschlands 49 (2003), S. 178 ff. Sowie weiterführend: Seidel, Paul: Hohenzollern und Mecklenburg. In: Hohenzollern=Jahrbuch 8 (1904), S. I–XVIII). 866 Vgl. 15. April 1713 Bartsch aus Berlin. NLA WOL 1 Alt 4 Nr. 127, Bl. 68r. 867 Vgl. 2. Mai 1713 Schönborn aus Berlin. AT-OeStA/HHStA RK Diplomatische Akten Berlin Berichte 8a. Berichte aus Berlin. 1713, S. 43. 860
3. Herrscherwechsel und Tradition
247
bezeugung und Versinnbildlichung des Respekts, den Friedrich Wilhelm I. seinem Vater auch nach dessen Tode entgegenbrachte.868 Demgegenüber gingen die den Gesandten zugestandenen Audienzen zur Überbringung der Kondolenz allesamt „ohne Ceremoniel“ vonstatten.869 Wenngleich dies keine komplette Verweigerung der Kondolenzannahme war, die etwa aufgrund formaler Kriterien, wie ein durch den Tod des Monarchen ungültig gewordenes Kreditiv, durchgesetzt hätte werden können, so wählte man dennoch die geringstmögliche Form der Repräsentation, verzichtete auf eine publique Audienz. Der zu diesem Zeitpunkt noch nicht seines Amtes enthobene Oberzeremonienmeister Besser begründete dies: „. . . die PUBLIQUEN AUDIENTZIEN aber bis zur Ankunft der EXTRAORDINAIR-Abschickungen aussetzen, da es nötig sein würdt alßdann desto genauer darüber zu halten, und solche nicht nur beÿ Ihren Maÿestäten, sondern auch beÿ allen Printzen und Printzessinnen des gantzen Königlichen Hauses nehmen zu lassen, damit unsere Printzen und Printzessinnen gleich anfangs in der POSSESION, denen Gesandten, eben sowohl alß wie Ihre MAŸESTÄTEN, AUDIENTZ zu geben, erhalten und CONFIRMIRET werden.“ 870 Das mit dem Tod eines Herrschers verbundene Zeremoniell, dies offenbaren diese Überlegungen Bessers, sollte nicht zuletzt immer auch die Kontinuität der dynastischen Herrschaft demonstrieren871 und doch muten diese ersten vom neuen preußischen König Friedrich Wilhelm I. gegebenen Audienzen scheinbar als Startpunkt des Niedergangs und der Reduzierung des Gesandtschaftszeremoniells an. Es mag spekuliert werden, dass insbesondere diese Eindrücke die auswärtigen Mächte dazu veranlassten, Versuche zu unternehmen, zeremonielle Zugeständnisse zu erringen. Der Markgraf von Brandenburg-Bayreuth, Georg Wilhelm (1678–1726), instruierte seinen Gesandten, den er zwecks Kondolenzüberbringung an den Berliner Hof gesendet hatte, er solle sich bemühen, eine Erhöhung der bisherigen den fürstlichen diplomatischen Vertretern eingeräumten zeremoniellen Ehrenbezeugungen zu erringen.872 Relativiert wird dieser Auftrag durch die Formulierung ähnlicher Forderungen von den welfischen Fürsten beim Regie-
868 Vgl. Baumgart, Peter: Friedrich Wilhelm I. – ein Soldatenkönig? In: Baumgart, Peter u. a. (Hrsg.): Die Preußische Armee. Zwischen Ancien Régime und Reichsgründung. Paderborn u. a. 2008, S. 5. 869 Vgl. 15. April 1713 Bartsch aus Berlin. NLA WOL 1 Alt 4 Nr. 127, Bl. 68r. Sowie: Vgl. 2. Mai 1713 Bartsch aus Berlin. NLA WOL 1 Alt 4 Nr. 127, Bl. 74r. 870 Februar 1713 Mémoire des königl. Ober=Ceremonienmeisters v. Besser über das Was nach Absterben eines Regenten am Ersten vorgenommen zu werden pflegt. GStA PK, I. HA, Rep. 36 Nr. 794, Bl. 8r–9r. 871 Vgl. Steiner, Uwe: Triumphale Trauer. Die Trauerfeierlichkeiten aus Anlaß des Todes der ersten preußischen Königin in Berlin im Jahre 1705. In: Forschungen zur Brandenburgischen und Preußischen Geschichte Neue Folge 11 (2001), S. 39. 872 Vgl. [März 1713] Instruktion. GStA PK, BPH, Rep. 45 Nr. K 6, Bl. 72r–73r.
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III. Grundlegende Problematiken am Exempel Brandenburg-Preußens
rungsantritt Friedrichs III./I. 1688873 und auch der Berliner Hof ließ solche Möglichkeiten nie ungenutzt verstreichen.874 Fürwahr war ein Herrscherwechsel geeignet, um zeremonielle Zugeständnisse zu erlangen. Dies nicht nur, weil gehofft werden konnte, dass der neue Herrscher andere zeremonielle Richtlinien verfolgen würde,875 sondern schlichtweg ebenso aufgrund der Tatsache, dass Zeremoniellmodifikationen in diesem Kontext am ehesten auf Akzeptanz stießen und zu erwarten waren,876 wie etwa Besser feststellte: „Wenn ein Herr erst zur Regierung komt [. . .] man das vorige CEREMONIEL verändern, oder auch ein gantz neues INTRODUCIREN kan. Aber wenn man schon einmahl ein CEREMONIEL eingeführet gehabt [. . . ] So ist es, wo nicht unmüglich, dennoch überaus schwer, in dem vorigen CEREMONIEL eine Veränderung zu treffen.“ 877 Im Umkehrschluss bedeutete dies keinesfalls, dass jeder Herrscherwechsel mit einer offiziellen Modifikation des Gesandtschaftszeremoniells einherging, denn es galt Vorund Nachteile gegeneinander abzuwägen. Folglich ist zu hinterfragen, ob für den Verzicht auf den Erlass eines neuen brandenburgisch-preußischen Gesandtschaftszeremoniellreglements im Jahre 1713 allein Abneigung und Desinteresse des Soldatenkönigs gegen das höfische Zeremoniell maßgeblich waren. Allzu oft wird das Fehlen des offiziellen Reglements gleichgesetzt mit einer allumfassenden Abwendung vom Zeremoniell.878 Dem muss widersprochen werden, denn wenn auch signifikante Unterschiede in Ausprägung und Ausgestaltung des Zeremoniells zwischen Vater und Sohn wahrnehmbar waren, konnte Friedrich Wilhelm I., wie jedweder andere Prinzipal seiner Zeit, die Regeln des gemeineuropäischen diplomatischen Zeremoniells nicht völlig ignorieren.879 Dass diese Unterschiede und Änderungen vom Berliner Hofe nicht offiziell festgehalten bzw. festgeschrieben wurden,880 könnte vor873 Vgl. 27. Mai 1688 Instruktion. NLA Hannover Cal. Br. 24 Nr. 545, Bl. 45v–47v. Sowie: 13. Juni 1688 Grote aus Berlin. NLA Hannover Celle Br. 20 Nr. 176, Bl. 9r–10r. Sowie: 1. Juli 1688 Grote aus Berlin. NLA Hannover Celle Br. 20 Nr. 176, Bl. 114r/v. 874 Exemplarisch: 1705, nach dem Tod des Kaisers Leopold I., wurde der brandenburgisch-preußische Gesandte Bartholdi in Wien beauftragt auszukundschaften, ob Joseph I. bereit sei, im festgefahrenen Konflikt um das neue königliche brandenburgischpreußische Gesandtschaftszeremoniell nachzugeben (vgl. 21. Mai 1705 F. H. Bartholdi aus Wien. GStA PK, I. HA, Rep. 1 Nr. 195, Bl. 104r–105r). 875 Vgl. Rohr 1733, S. 7, 388. Sowie: 23. Dezember 1730 Biedersee aus Kopenhagen. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 1463, Bl. 75r/v. 876 Exemplarisch: 30. Januar 1695 Winckler aus Stockholm. GStA PK, I. HA, Rep. 11, Akten Nr. 9349. 877 1711. BEDENCKEN ÜBER DIE CEREMONIEL=STREITIGKEITEN mit Sr. König. Myt. von Pohlen. Zitiert nach: Hahn/Kiesant 2010, S. 74. 878 Vgl. März 1744 Bülow. SächsHStA Dresden, 10024 Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Loc. 08235/03, Bl. 26r. 879 Vgl. Stollberg-Rilinger, Offensive Formlosigkeit?, 2012, S. 367. 880 In den Werken der Zeremonialwissenschaftler wurden Beschreibungen des von Friedrich Wilhelms I. gewährten Gesandtschaftszeremoniells wiedergegeben (exempla-
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nehmlich der Tatsache geschuldet gewesen sein, dass die Einführung eines neuen, merklich vom alten abweichenden Reglement ein politisches Zeichen gewesen wäre. Ein solches hätte sich auf die rangrechtliche Situation um 1713 nachteilig ausgewirkt. Schließlich war das von Friedrich III./I. nach dem Kronerwerb modifizierte und neu erstellte königliche Gesandtschaftszeremoniell von den europäischen Staaten kritisch beurteilt und erst nach langwierigen Verhandlungen von einem Großteil dieser anerkannt worden. Jene Regulierungen offiziell zu verändern, hätte erneut auf die für Brandenburg-Preußen diffizile und nachteilige Konstellation im europäischen Rang- und Mächtegefüge verwiesen. Eine gewisse Ignoranz konnte in diesem Kontext erfolgversprechend sein. Überdies, je stärker das Zeremoniell eines Hofes als gegeben und nicht als neu geschaffen wahrgenommen wurde, desto stärker war die Akzeptanz auf Seiten der Akteure,881 desto weniger Konflikte waren zu erwarten. Letztlich war es schlechterdings ebenso das Ziel Friedrich Wilhelms I., im diplomatischen Zeremoniell keine Zurücksetzung zu erfahren. Für diese These spricht, dass der Soldatenkönig kurz nach dem Antritt seiner Regentschaft sowohl Entscheidungen, die das Gesandtschaftswesen, etwa Abänderungen der Anzahl oder des Ranges seiner an auswärtigen Höfen befindlichen diplomatischen Vertreter,882 als auch solche, die die zeremonielle und repräsentative Strukturierung seines Hofes, wie die Deklaration einer neuen Rangordnung,883 betrafen, verabschiedete und umsetzte. Wenn es angebracht schien, war der zweite preußische König willig, sich in puncto des Gesandtschaftszeremoniells eindeutig zu positionieren, sich explizit von den Regulierungen seines Vaters zu distanzieren.884 Das Unterlassen der Formulierung eines „eigenen“ formellen Gesandtenreglements war insofern keineswegs lediglich persönlichen Vorlieben geschuldet, vielmehr ein wohldurchdachtes Unternehmen. Für Kurfürst Friedrich Wilhelm waren 1640 solche Überlegungen nicht von Belang gewesen, da ein offizielles Reglement, welches einer Überarbeitung be-
risch: Rousset de Missy 1739, S. 583). Seit der Regentschaft Friedrich II. sei es, laut Markus Völkel, nicht mehr möglich Regeln und Regulationen bezüglich des brandenburgisch-preußischen Zeremoniells zu finden (vgl. Völkel, Markus: The Margravate of Brandenburg and the Kingdom of Prussia. The Hohenzollern Court 1535–1740. In: Adamson, John (Hrsg.): The princely courts of Europe. Ritual, Politics and Culture under the Ancien Régime 1500–1750. London 2000, S. 220). 881 Vgl. Pec ˇ ar, Das Hofzeremoniell als Herrschaftstechnik?, 2005, S. 402. 882 Exemplarisch: 25. März 1713 Friedrich Wilhelm I. an Borckenfeld nach Brüssel. GStA PK, I. HA, Rep. 9 Allgemeine Verwaltung Nr. Z lit. C Fasz. 3. Die oftmals kritisierte Herabstufung des Ranges der brandenburgisch-preußischen Gesandten war ein Phänomen, welches sich an einigen weiteren europäischen Höfen finden lässt (vgl. Goetze 2015, S. 200). 883 Vgl. Seine königliche Majestät in Preußen, Unser allergnädigsten Herrn neues Rang-Reglement vom 21sten APRIL 1713. GStA PK, I. HA, Rep. 100 Nr. 5584, Bl. 81r/v. 884 Vgl. 11. Februar 1716 Friedrich Wilhelm I. an Metternich nach Wien. GStA PK, I. HA, Rep. 1 Nr. 265.
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III. Grundlegende Problematiken am Exempel Brandenburg-Preußens
durft hätte, nicht existierte. Noch 1664 teilte der Berliner Hof dem Dresdener Hof auf dessen Anfrage hin mit, dass der Empfang und die Aufholung der Gesandten nicht eindeutig reglementiert seien.885 In den folgenden Jahren gewann das Gesandtschaftszeremoniell für Brandenburg-Preußen stetig an Bedeutung, dementsprechend bereitwillig und aus der aktuellen politischen Situation resultierend, ging man 1680 auf das Ansinnen des sächsischen Hofes ein, ein gemeinsames offizielles Gesandtschaftszeremoniellreglement zu formulieren.886 Acht Jahre, bis zum Ableben des Großen Kurfürsten, sollte dieses Reglement zumindest in der Theorie Bestand haben, obwohl es im diplomatischen Alltag immer wieder Abänderungen erfuhr.887 Das im Mai 1688 im Zuge der Regierungsübernahme von Friedrich III./I. neu erlassene Gesandtenreglement entsprach in seinen Grundzügen und seiner Ausrichtung dem seines Vaters, unterschied sich aber in einigen Aspekten von diesem.888 Friedrich III./I. gab auf diese Weise zu verstehen, dass er zwar die von seinem Vater eingeschlagene Richtung beibehalten werde, ebenso aber gewillt war, neue Impulse zu setzen, um sein Primärziel, eine den königlichen Höfen gleichwertige Behandlung, zu erlangen. Diese Impulse und Variationen im Gesandtschaftszeremoniell wurden von den diplomatischen Vertretern am brandenburgischen Hofe übereinstimmend sehr bald nach seinem Regierungsantritt als „. . . fast höher alß zu zeithen des abgelebten Herrn Churfürstens“ 889 eingeschätzt und dies, obgleich schon Kurfürst Friedrich Wilhelm nachgesagt worden war: „. . . unter den vornehmsten Reichs=Fürsten nicht leichtlich einer gewesen, der das Ceremoniel-Wesen mit solcher Accuratesse tractiret, auch die Præeminenz derer Churfürsten mit so grosse, Eyfer behauptet hätte, als Churfürst Friedrich Wilhelm zu Brandenburg.“ 890 Friedrich III./I. hatte sich für ein recht moderates schrittweises Vorgehen entschieden. 1692 erfolgte eine weitere Überarbei-
885 Vgl. Extract des Churfürstens zu Brandenburg AntwortSchreiben SUB DATO Cöln an der Spree den 26.ten Julÿ 1664. SächsHStA Dresden, 10024 Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Loc. 08234/02, Bl. 58r/v. 886 Vgl. COMMUNICATION mit dem Chur. Brandenburgischen Hofe wegen des TRACTAMENTS der Keÿserlichen, Königlichen und Churfürstlichen Envoÿez. 1680. SächsHStA Dresden, 10006 Oberhofmarschallamt, E Nr. 1. 887 Exemplarisch: Auseinandersetzungen bezüglich der Aufholung der kaiserlichen Gesandten 1685 (vgl. 2. April/5. Mai 1685 Fridag aus Berlin. AT-OeStA/HHStA RK Diplomatische Akten Berlin Berichte 4a. Berichte aus Berlin (B. Von Frydag). 1685 April–October, Bl. 20r–26r). 888 Siehe: Vgl. Oktober 1680. Reglement. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8666. Sowie: 10. Mai 1688. Reglement. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8669. 889 21. Juni 1688 Fridag aus Berlin. AT-OeStA/HHStA RK Diplomatische Akten Berlin Berichte 5a. Berichte des Freih. v. Fridag aus Berlin. 1688. Jan.–Juni, Bl. 189r. Sowie: 26. Juni 1688 Alvensleben aus Berlin. NLA WOL 1 Alt 4 Nr. 97, Bl. 60v. 890 Lünig 1719, S. 393.
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tung des brandenburgischen kurfürstlichen Gesandtschaftszeremoniells,891 deren Rechtmäßigkeit Friedrich III./I., nachdem von Seiten des Kaiserhofes Beschwerden publik wurden, herausstrich: „. . . daß Wir aber umb gute Ordnung willen bey dem antrit Unser Regierung IN CEREMONIALIBUS ein und anders nach dem EXEMPEL ander Königlicher und Churfürstlicher Höfe etwan besser und reguliret als vorhin einrichten lassen müssen, darumb hat sich Niemand zubeschwehren Uhrsach, und wird Uns eher endtlich Niemand verwehren, in Unserm Hause dergleichen REGLEMENTS zu machen.“ 892 Es schlossen sich dem weitere Umgestaltungen an, vornehmlich jene der Jahre 1697 und 1698 zogen die Aufmerksamkeit der höfischen Öffentlichkeit auf sich.893 Modifikationen waren im Gesandtschaftszeremoniell eher die Regel als die Ausnahme894 – die Vorgehensweise Friedrichs III./I. und die scheinbare Variabilität des brandenburgisch-preußischen Zeremoniells waren demnach kein Sonderfall. Es sollte nicht aus dem Blick verloren werden, dass Friedrich III./I. in bestimmten Situationen auf das Vorgehen seines Vaters verwies oder auf von diesem errungene Vorrechte zurückgriff. Ein solcher öffentlicher Verweis auf den Vorgänger konnte sowohl eine positive als auch ein negative Grundintention in sich tragen. Wollte man sich von bestimmten zeremoniellen Zugeständnissen befreien oder die Verantwortung für Entscheidungen von sich schieben bzw. als nicht dem eigenen Ermessen zugrundeliegend darstellen, betonte man, jene seien vom Vorgänger getroffen worden.895 In positiver Ausprägung genutzt, dokumentierte eine Erwähnung des Vorgängers einerseits, dass zeremonielle Auseinandersetzungen Generationen überdauerten,896 andererseits, und dies war zumeist der ausschlaggebende Grund für dessen Benennung, wie lange man bereits bestimmte Vorrechte innehatte.897 891 Vgl. 9. Januar/28. Februar 1692. Reglement. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8668. 892 20./30. Juli 1693 Friedrich III./I. an N. B. Danckelman nach Wien. GStA PK, I. HA, Rep. 1 Nr. 131, Bl. 350r/v. 893 Exemplarisch: 2./12. November 1697 Ilten aus Berlin. NLA Hannover Celle Br. 20 Nr. 242/1, Bl. 41v–47v. Sowie: 2. September 1698 Reisewitz aus Berlin. SächsHStA Dresden, 10026 Geheimes Kabinett, Loc. 02963/06, Bl. 15r–16r. Sowie: 7./17. Juni 1698 Heems aus Berlin. AT-OeStA/HHStA RK Diplomatische Akten Berlin Berichte 6c. Berichte. 1698, Bl. 74r/v. 894 Vgl. Rohr 1728, S. 13. 895 Exemplarisch: 9. Juni 1688 Oxenstirn. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 9332. 896 Exemplarisch: 7./17. April 1696 Friedrich III./I. an N. B. Danckelman nach Wien. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8806. Sowie: 26. Dezember 1694. Antwort auf die PROPORNIRTE QUÆSTIONES in CEREMONIALI. BayHStA Kasten Schwarz. Nr. 11862. 897 Exemplarisch: Zeremonielles Traktament mit Savoyen. 15. Mai 1691 Friedrich III./I. an Falaiseau nach Stockholm. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 1380, Bl. 48r/v. Sowie: Die PRÆCEDENTZ der Churfürsten zu Brandenb. vor den Hertzogen von Savoyen. SächsHStA Dresden, 10008 Zeremonienmeister, Sekt. 01, Nr. 43, S. 66 ff.
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III. Grundlegende Problematiken am Exempel Brandenburg-Preußens
Denn allgemein war man der Ansicht, das Herkommen bzw. die Observanz898 wäre „. . . worauf in den Gebräuchen der grossen Welt das meiste ankommt, es mag einer übrigens so viel oder wenig Recht haben, als er will“,899 obschon diese von Friedrich Carl von Moser notierte Feststellung durchaus kritisch gesehen wurde. Eine Berufung auf die Observanz im Gesandtschaftszeremoniell setze „. . . I. das Dasein einer gültigen Handlung, welche ohne Betrug, Gewalt, Irrtum, Clandestinität geschah. II. Der stillschweigende Konsens derjenigen, welche berechtiget sind, zu einer ausdrücklichen Festsetzung dieser Norm mitzuwirken, endlich III. ein streng bindender Schluss aus der Handlung auf den angeführten Konsens“ 900 voraus. Unrechtmäßig erworbene Vorrechte würden, argumentiert Moralphilosoph Justus Christian Henning, nicht durch die Länge der Zeit rechtskräftig werden, allerdings: „. . . der lange nie angefochtene Besiz einer Präcedenz, zum Beweis eines ausdrücklichen oder stillschweigenden Vertrags oder einer vermuthenden Einwilligung brauchbar sey.“ 901 Nachvollziehbar, dass die Anführung des Observanzargumentes in den seltensten Fällen diskussionslos akzeptiert wurde. Anders sah dies bei diesbezüglich geschlossenen Verträgen aus, diesen wurde eine gewisse Rechtsverbindlichkeit zugeordnet. „Ein einmal eingegangener und förmlich errichteter Vertrag muß auf das heiligste und unverbrüchlichste gehalten werden.“ 902 Es stellt sich indes die Frage, inwiefern geschlossene Verträge die das Gesandtschaftszeremoniell betrafen bei einem Herrscherwechsel zerbrachen. In der Tat überstanden zahlreiche der in der Frühen Neuzeit geschlossenen Verträge einen Generationenwechsel nicht,903 obwohl ein Großteil von ihnen auch im Namen der Nachfolger und Erben, ohne Befristung, vereinbart worden war.904 Neben dem 1671 ratifizierten Rezess aller Kurfürsten, der eine gegenseitige Unterstützung bei der Bewahrung der kurfürstlichen Rangstellung und Vorrechte vorsah,905 der jedoch schon während der Regentschaft Friedrich Wilhelms
898 Zur Bestimmung des Begriffs: Klein, Ernst Ferdinand: Von dem Unterschiede zwischen Gewohnheits=Rechte und Observanz. In: Annalen der Gesetzgebung und Rechtsgelehrsamkeit in den Preussischen Staaten 25 (1808), S. 3–16. 899 Moser, Carl Friedrich, Rest der Geschichte der Excellenz=Titulatur, 1752, S. 14. 900 Moshamm, Franz Xavier, 1805, S. 17 f. 901 Henning 1778, S. 56. 902 Günther, Karl Gottlob: Grundriß eines europäischen Völkerrechts nach Vernunft, Verträgen, Herkommen und Analogie, mit Anwendung auf die teutschen Reichstände. Regensburg 1777, S. 64. 903 Vgl. Frehland, Katja: Völkerrechtliche Regeln und internationale Sicherheit zwischen Utrecht (1713/14) und Wien (1814) – Der Befund der Bündnistexte. In: Kampmann, Christoph/Niggemann, Ulrich (Hrsg.): Sicherheit in der Frühen Neuzeit. Norm. Praxis. Repräsentation (= Frühneuzeit-Impulse; 2). Köln u. a. 2013, S. 146. 904 Vgl. Frehland-Wildeboer, Katja: Treue Freunde? Das Bündnis in Europa 1714– 1914 (= Studien zur Internationalen Geschichte; 25). München 2010, S. 85. 905 Vgl. 19. November 1671. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8835.
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scheiterte, war es der 1684 mit Schweden getroffene Vergleich, der Beschlüsse bezüglich des Gesandtschaftszeremoniells enthielt. Friedrich Wilhelm war es gelungen, für die brandenburgisch-preußischen Gesandten am schwedischen Hofe das gleiche zeremonielle Traktament, wie es die königlichen Gesandten dort gewährt bekamen, zu erringen. Im Gegenzug verpflichtete sich der Hohenzoller, dem schwedischen König die Verwendung der von diesem gewünschten Titulatur und eine angemessene Rezeption seiner Gesandten zuzugestehen.906 Erst als die schwedische Königin Ulrike Eleonore (1688–1741) im November 1688 von Friedrich III./I. unter Berufung auf den Rezess von 1684 die gleiche Titulatur wie ihr Gatte einforderte, befassten sich Kurfürst und dessen Geheimer Rat intensiv mit diesem und dessen Fortführung. Prinzipiell, so ihre Überlegungen, sei eine Fortführung gerade aufgrund der aktuellen Lage, in der die fürstlichen Häuser beständig darauf drängen würden, eine den kurfürstlichen Gesandten gleichwertige Rezeption zu erreichen, sinnvoll, wenn auch gegebenenfalls einige der Punkte der Deklaration modifiziert werden müssten.907 Fürwahr sollte sich die Beibehaltung des Rezesses für Brandenburg-Preußen anlässlich eben jener Situation als überaus lohnend erweisen. 1689 erklärte Friedrich III./I. dem sächsischen Kurfürsten, nachdem der braunschweig-lüneburgische Gesandte in Stockholm zeremonielle Zugeständnisse erwirkt hatte, zwar werde er versuchen, die Vorrangstellung der Kurfürsten zu verteidigen, da aber bereits sein Vater einen zeremoniellen Vergleich mit Schweden getroffen, welchen er übernommen habe, würde Brandenburg-Preußen diesbezüglich nicht bis zum Äußersten gehen.908 Fortan betonte jede Instruktion der diplomatischen Vertreter Berlins, die nach Schweden geschickt wurden, das Recht des königsgleichen Traktaments aufgrund des Vertrages von 1684.909 Dies sollte auch nach dem Tode des schwedischen Königs Karl XI. (1655–1697) beibehalten werden.910 Kurz nach dessen Ableben im Jahre 1697 hatte Berlin seinem Nachfolger Karl XII. die Aufrechterhaltung des Rezesses angetragen,911 der dann endgültig nach dem Kronerwerb Friedrichs III./I. obsolet werden sollte, wiewohl Schweden diesen gerne fortgeführt
906 Vgl. Vergleich mit Schweden wegen des CEREMONIELS. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8770. Sowie: GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 9645, Bl. 37r–38v. 907 Vgl. 25. November 1688. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 9645, Bl. 169r– 172v. 908 Vgl. 6./16. März 1689 Friedrich III./I. an Johann Georg III. SächsHStA Dresden, 10025 Geheimes Konsilium, Loc. 04970/02, Bl. 21r–23v. 909 Interessanterweise zog der Berliner Hof diesen Vertrag ebenso heran, um bei den Friedensverhandlungen von Rijswijk seine mutmaßlichen zeremoniellen Rechte gegenüber Schweden zu behaupten (vgl. 3. Februar 1697 Winckler aus Stockholm. GStA PK, I. HA, Rep. 63 Nr. 720). 910 Vgl. 9./19. Dezember 1697 Instruktion für Dohna. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 9368. 911 Vgl. 15./25. Oktober 1697 Instruktion für C. F. Bartholdi. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 9365.
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III. Grundlegende Problematiken am Exempel Brandenburg-Preußens
hätte.912 Ebenso wenig berief man sich nach 1701 auf die vom Großen Kurfürsten erkämpften zeremoniellen Erfolge, denn solch Rückbindungen wären bei der erfolgreichen Etablierung eines königlichen Gesandtschaftszeremoniells hinderlich gewesen. In anderen Bereichen der höfischen Repräsentation hingegen bezogen sich Friedrich III./I. und Friedrich Wilhelm I. sehr wohl auf den Großen Kurfürsten,913 inszenierten dessen Taten und ihn als Begründer der militärischen Macht der hohenzollerischen Dynastie. Seit dem Mittelalter kam dem Nachweis einer hohen Abstammung und einer langen Reihe von Vorfahren herrschaftslegitimierende Kraft zu.914 Für die brandenburgischen Hohenzollern gestaltete sich dies, im Gegensatz zu anderen Dynastien, in vielerlei Hinsicht schwierig,915 denn hier trat ein eklatanter Mangel zu Tage. Dies erklärt, warum sich der Berliner Hof um 1700 kaum für die Geschichte des Hauses Brandenburg vor Friedrich Wilhelm interessierte, sondern vornehmlich für jene neueren, in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts erreichten militärischen Leistungen, mit denen sich weitaus besser aktuelle und künftige Ansprüche und Strategien begründen ließen.916 Dynastien verfügten über ein langes Gedächtnis,917 in dem die Taten der 912 „. . . der ENVOYÉ solle INSISTIREN nach dem alten CEREMONIEL ewie selbiges schon vorlängst zwischen Schweden und BRANDENBURG REGULIRET worden, AUDIENZ zu nehmen.“ 7. Mai 1704 Wolter aus Berlin. SächsHStA Dresden, 10026 Geheimes Kabinett, Loc. 02988/01, Bl. 331v. 913 Es sei auf die Auswahl des Herrschernamens verwiesen. Entgegen des europäischen Gebrauchs, nach dem ein König nur einen Namen haben könne, entschied Friedrich Wilhelm I. bei seinem Regierungsantritt, dass er dennoch den Namen seines Großvaters führen wolle (vgl. Hinrichs, Carl: Der Regierungsantritt Friedrich Wilhelms I. In: Oestereich, Gerhard (Hrsg.): Carl Hinrichs. Preußen als historisches Problem. Gesammelte Abhandlungen (= Veröffentlichungen der historischen Kommission zu Berlin beim Friedrich-Meinecke-Institut der Freien Universität Berlin; 10). Berlin 1964, S. 101). Erst ab jenem Zeitpunkt bedienten sich die Hohenzollern so genannter dynastischer Leitnamen, einem traditionsstiftenden Instrument (vgl. Beyer, Achim: Die kurbrandenburgische Residenzlandschaft im „langen 16. Jahrhundert“ (= Veröffentlichungen des Brandenburgischen Landeshauptarchivs; 65). Berlin 2014, S. 39). 914 Vgl. Czech, Vinzenz: Legitimation und Repräsentation. Zum Selbstverständnis thüringisch-sächsischer Reichsgrafen in der frühen Neuzeit (= Schriften zur Residenzkultur; 2). Berlin 2003, S. 28. Sowie: Fuchs, Thomas: Fürstliche Erinnerungspolitik und Geschichtsschreibung im frühneuzeitlichen Hessen. In: Rösener, Werner (Hrsg.): Adelige und bürgerliche Erinnerungskulturen des Spätmittelalters und der Frühen Neuzeit. Göttingen 2000, S. 206. 915 Exemplarisch: Moeglin, Jean-Marie: Dynastisches Bewußtsein und Geschichtsschreibung. Zum Selbstverständnis der Wittelsbacher, Habsburger und Hohenzollern im Spätmittelalter. In: Historische Zeitschrift 256 (1993), S. 593–635. 916 Vgl. Schütte 2008, S. 107. Sowie: Vgl. Schmidt-Biggemann, Wilhelm: Tradition und Legitimation. In: Höfele, Andreas u. a. (Hrsg.): Die Frühe Neuzeit. Revisionen einer Epoche (= Pluralisierung & Autorität; 40). Berlin u. a. 2013, S. 48. 917 Weiterführend: Schwentker, Wolfgang: Schreiben und Erinnern. Ein vergleichender Kommentar. In: Ulbrich, Claudia u. a. (Hrsg.): Selbstzeugnis und Person. Transkulturelle Perspektiven (= Selbstzeugnisse der Neuzeit; 20). Köln u. a. 2012, S. 420.
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Ahnen gegenwärtig waren und blieben. Ihr Wirken stellte ein normatives Vermächtnis für die jeweils lebende Generation dar.918 Jene Taten der Ahnen mussten öffentlich publik gemacht werden, um positiv auf den Ruhm des Regenten einwirken und zur Erhöhung des symbolischen Kapitals beitragen zu können. Erreicht wurde dies durch eine gelenkte Geschichtsschreibung, durch die im Auftrag des Herrschers gefertigten Genealogien und Geschichtsbücher. Hinzukommend entwarf die Historiographie919 ein Geschichtsbild, das die Vorstellung einer gemeinsamen Vergangenheit mit der im Land regierenden Dynastie artikulierte und das Gefühl der Verbundenheit mit ausgewählten Repräsentanten920 dieser Dynastie evozierte.921 Im Zuge des Kronerwerbs gewannen Herkunft und Alter der hohenzollerschen Dynastie an Bedeutung. So unterstrich beispielsweise Oberzeremonienmeister Besser in der preußischen Krönungsgeschichte: „Eurer Majestät Durchlauchtigste Vorfahren/sind alle grosse Helden im Staate und Kriege gewesen [. . .] Aber alle diese Helden die Jhre Länder und Gebiethe nach und nach vermehret; sind dennoch mit allen Jhren Thaten nicht bis an die Königliche Krone gekommen.“ 922 Einerseits wurden die glorreichen Taten der Ahnen herangezogen, um die im918 Vgl. Hahn/Schütte 2003, S. 26. Sowie: Vogler, Günter: Herrscherpersönlichkeit und Übergangsepoche – Eine Einleitung. In: Vogler, Günter (Hrsg.): Europäische Herrscher. Ihre Rolle bei der Gestaltung von Politik und Gesellschaft vom 16. bis zum 18. Jahrhundert. Weimar 1988, S. 16. 919 Ihren Anfang nahm die amtliche Historiographie unter Friedrich Wilhelm, um 1650 wurde erstmals ein Hofhistoriograph bestallt. (Weiterführend: GStA PK, I. HA Rep. 9 Allgemeine Verwaltung Nr. K lit. f Fasz. 1). Diesem folgten einige weitere, doch blieben die von ihnen gefertigten Publikationen überschaubar und in ihrer Wirkung, mit Ausnahme des Werkes von Samuel von Pufendorf, begrenzt (siehe: Pufendorf, Samuel von: De Rebus Gestis Friderici Wilhelmi Magni Electoris Brandenburgici Commentariorum Libri Novendecim. Berolino 1685). Auch Friedrich III./I. ernannte Historiographen, (Siehe: GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 664. Sowie: GStA PK, I. HA, Rep. 9 Allgemeine Verwaltung Nr. K lit. f Fasz. 4). sein Sohn unterließ dies. 920 „. . . lebt die alte Ehrerbietung in den Vasallen gegen ihren vorigen SOUVRAIN dermasen auf die nachkömmlige/daß auch die Wiegen derjenigen Printzen/die zu den Thron gebohren zu seyn scheine/sattsam die Vasallen erinnern über schuldigen Unterthänigkeit.“ Pelzhoffer, Franz Albrecht: Neu=entdeckte Staats=Klugheit [. . .]. Franckfurt/Leipzig 1710, S. 98. 921 Vgl. Studt, Birgit: Formen der Dokumentation und Repräsentation von Macht: Historiographie und Geschichtskultur im Umkreis des Fürstenhofes. In: Butz, Reinhard/ Hirschbiegel, Jan (Hrsg.): Hof und Macht. Dresdener Gespräche II zur Theorie des Hofes [. . .] (= Vita curialis; 1). Berlin 2007, S. 31, 34. Dies war eine bereits von Zeitgenossen vertretene Ansicht (vgl. Agrippa, Heinrich Cornelius: Ungewißheit Und Eitelkeit Aller Künste und Wissenschafften/auch Wie selbige den Menschlichen Geschlechte mehr schädlich als nutzlich sind [. . .]. Cöln 1713, S. 41 f.). 922 Besser, Johann von: Preußische Krönungs=Geschichte [. . .] Cölln an der Spree 1702. Zitiert nach: Hahn, Peter-Michael/Kiesant, Knut (Hrsg.): Johann von Besser (1654–1729) Schriften in gebundener und ungebundener Rede (= Johann von Besser (1654–1729) Schriften; 1). Heidelberg 2009, S. 177.
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III. Grundlegende Problematiken am Exempel Brandenburg-Preußens
mense Leistung Friedrichs III./I. hervorzuheben. Andererseits beförderte es die dynastische Legitimität, auf den Ruhm der Ahnen zu verweisen – folglich kam es, wie in diesem Fall geschehen, vor, dass bei Standeserhöhung durch eine gezielte Erinnerungspolitik Altehrwürdigkeit gestiftet bzw. demonstriert wurde.923 Doch vermochte dies nicht darüber hinwegzutäuschen, dass die angeführten Ahnen nicht von königlichem Geblüte waren. Zahlreiche Publikationen, die im Umfeld der Krönung entstanden, nahmen sich jener Problematik an, präsentierten die verschiedensten Optionen und Erklärungsansätze, die von einer königlichen Ahnenreihe ausgingen, eine solche kreierten,924 etwa die Schaffung einer Ahnenreihe, die ihren Anfang beim legendären (fiktiven) Tassilo von Zollern, dem angeblichen Stammvater der Hohenzollern und Enkel Karl des Großen (747/48–814) hatte.925 Ein Rückgriff auf echte oder vermeintliche geschichtliche Vorbilder konnte das Neue, das bisher noch nicht Dagewesene, als akzeptabel erscheinen lassen. Es wurde suggeriert, dass das Neue, das angestrebt wurde, im Kern nur eine Rückkehr zum Traditionellen bedeutete.926 In der Praxis war dies wenig erfolgreich. Selbst wenn jene Beweisführung akzeptiert worden wäre, stand dem mutmaßlichen Alter der Hohenzollerndynastie letztlich das Faktum entgegen, dass die preußische Königskrone eine neugeschaffene Würde war927 und als solche „junge“ Monarchie wurde Brandenburg-Preußen von anderen Staaten wahrgenommen. Dies hatte Auswirkungen auf die Rangstellung des Berliner Hofes im europäischen Mächtegefüge und der daraus resultierenden zeremoniellen Rezeption. 923 Vgl. Hahn, Peter-Michael: Fürstliche Wahrnehmung höfischer Zeichensysteme und zeremonieller Handlung im Ancien Régime. In: Rudolstädter Arbeitskreis zur Residenzkultur (Hrsg.): Zeichen und Raum. Ausstattung und höfisches Zeremoniell in den deutschen Schlössern der Frühen Neuzeit (= Rudolstädter Forschungen zur Residenzkultur; 3). München u. a. 2006, S. 10. 924 Vgl. Hobsbawm, Eric: Das Erfinden von Traditionen. In: Conrad, Christoph/Kessel, Martina (Hrsg.): Kultur & Geschichte. Neue Einblicke in eine alte Beziehung. Stuttgart 1998, S. 206. Sowie weiterführend: Patzelt, Werner J.: Identitätsstiftung durch Konstruktion fiktiver Kontinuität. In: Melville, Gert/Rehberg, Karl-Siegbert (Hrsg.): Gründungsmythen. Genealogien. Memorialzeichen. Beiträge zur institutionellen Konstruktion von Kontinuität. Köln u. a. 2004, S. 187–205. 925 Vgl. Bericht des alten Herkommens des Loblichen Geschlechts der Graffen von Zollern und anderer Fürsten Geschlechte darauß entsprungen. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 12007. Sowie: Vgl. Pregitzer, Johann Ullrich: Deß Heiligen Römischen Reichs Teutscher NATION, und dessen Stände REGIERUNGS= und Ehren=Spiegel [. . .]. Andere Aufflage. Franckfurt und Leipzig 1714, S. 32. 926 Vgl. Kampmann, Christoph: Geschichte als Argument. Historische Mythen im Wandel des frühneuzeitlichen Staatensystems. In: Zeitschrift für Historische Forschung 32 (2005), S. 199–220. 927 Es stellt sich die Frage, ob dem Alter der Dynastie oder jenem des Herrschaftsgebietes mehr Gewicht zugemessen werden sollte (vgl. Stillfried-Alcantara, Rudolf von: Ceremonial-Buch für den Königlich Preussischen Hof. X. Hofrangreglement. Berlin 1871, S. 43 ff.).
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Über Jahrzehnte hinweg wurde das Alter einer Monarchie als eines der Hauptargumente für die Berechtigung, den Vorrang über andere Akteure einzunehmen, gewertet.928 Freilich stand jene Argumentation durchaus in der Kritik929 und ab dem letzten Drittel des 17. Jahrhunderts ist eine erste Umorientierung wahrnehmbar. Bei Fragen des Vorrangs verlor das Argument des Ursprungs und der Anciennität einer Herrschaft gegenüber dem Argument des aktuellen politischen Machtvolumens nach und nach an Geltung.930 Doch noch 1720 merkt Zeremoniellwissenschaftler Stieve an: „Der König in Preussen, wird heut zu Tage als ein noch neuer König angesehen, und man sollte demnach vielleicht meynen, daß er auch in der Rang=Ordnung der letztere seyn müsse. Es möchte auch wohl geschehen, daß sich ein ieder Souverain, dessen Reich etwan von einem älteren Dato ist, weigerte diesem Herrn die Stelle einzuräumen; inzwischen aber wird ihn auch propter Jus Majestaticum [. . .], Niemand obligiren können, daß er nachgehe.“ 931 Tatsächlich bedienten sich einige Staaten sehr wohl des Altersarguments zur Abwehr zeremonieller Rangansprüche Brandenburg-Preußens.932 Dem Berliner Hof war bewusst, dass diese „junge“ Würde einen Angriffspunkt bilden konnte.933 Die Hohenzollern wiesen solch Argumente stets als unhaltbar zurück, betonten im Gegenzug die Ranggleichheit zu den übrigen Monarchien.934 Nur, im diplomatischen Austausch wäre, laut Andreas Pecˇar, Brandenburg-Preußen das ganze 18. Jahrhundert hindurch eine Monarchie zweiter Klasse gewesen und es hätten die alteingesessenen Königsdynastien sorgsam darauf geachtet, den Unterschied zum frisch gekrönten Preußen immer wieder symbolisch zum Ausdruck zu bringen.935 In dieser Vehemenz lässt sich dies für den in dieser Arbeit untersuchten Zeitraum nicht nachweisen, bedarf weiterführender Forschungen für die Zeit nach 1740. 928
Vgl. Rohr 1733, S. 340. Sowie: Moshamm, Friedrich August, 1819, S. 32 f. Vgl. Henning 1778, S. 75 f. 930 Vgl. Rahn, Sinnbild und Sinnlichkeit, 2006, S. 41. 931 Stieve 1723, S. 143. 932 Vgl. Hellbach, Johann Christian, 1804, S. 82. 933 Zwar ließ sich dies auch zugunsten Brandenburg-Preußen nutzen, etwa in dem man Bitten anderer Mächte um zeremonielle Zugeständnisse mit der Begründung, man könne solche als jüngste unter den Monarchien leider nicht gewähren, ablehnte. Exemplarisch: BEDENCKEN ÜBER DIE CEREMONIEL=STREITIGKEITEN mit Sr. König. Myt. von Pohlen. DIE AUDIENTZ IHRES ABGESANDTENS BETREFFEND. Zitiert nach: Hahn/Kiesant 2010, S. 76. 934 Exemplarisch: 3. März 1725 Friedrich Wilhelm I. an Degenfeld o. O. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8785. 935 Vgl. Pec ˇ ar, Andreas: Der Berliner Hof im Kontext der europäischen Fürstenhöfe. Überlegungen zur Funktionalität fürstlicher Hofhaltung. In: Hoven, Lena van der (Hrsg.): 450 Jahre Staatskapelle Berlin – eine Bestandsaufnahme [. . .] (= KultGeP. Colloquien; 3). URL: http://www.perspectivia.net/publikationen/kultgep-colloquien/3/ pecar_fuerstenhoefe. 2016, S. 27. Letzter Zugriff: 8. Juli 2018. 929
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III. Grundlegende Problematiken am Exempel Brandenburg-Preußens
Es ergibt sich die Frage, ob diese „Traditionslosigkeit“ als Chance,936 wie dies Peter-Michael Hahn für die künstlerische Repräsentation konstatiert, genutzt wurde, um ein generationenüberdauerndes hohenzollerisches Gesandtschaftszeremoniell zu begründen, eine Tradition zu schaffen. Recht schnell stößt man bei der Bearbeitung dieser Problematik auf Schwierigkeiten und die grundlegende Fragestellung, ob es möglich ist, Traditionen im Gesandtschaftszeremoniell auszubilden. Zunächst bedarf es der Feststellung, dass der Begriff „Tradition“ im Untersuchungszeitraum zwar bekannt war, doch bis ins 18. Jahrhundert hinein fast ausschließlich im religiösen Kontext verwendet wurde, ehe er sowohl eine Überlieferung von historischen Begebenheiten als auch, insbesondere für diese Ausarbeitung bedeutsam, die Weitergabe von Haltungen und Handlungen bezeichnete.937 Dies erklärt, weshalb in den herangezogenen Quellen die Begrifflichkeit keine Anwendung, wohl aber der Grundgedanke der Weitergabe Erwähnung findet, Letzteres soll im Folgenden gemeint sein. Für das gesamte System des Gesandtschaftswesens sei das Vorhandensein einer Tradition zu bejahen. Tradition, äußert Heinz Schilling in seinen viel zitierten Überlegungen über das internationale System der Frühen Neuzeit, sei eine Leitkraft. Dynastische, interessenpolitische, religiöse und sozialpsychologische Elemente erscheinen in den Traditionslinien von Freundschaft oder Feindschaft zwischen Staaten gleichsam vermischt zu einem historischen Phänomen, das Eigengewicht besaß und daher als eigene Kategorie, die Einfluss auf das Gesandtschaftswesen nahm, berücksichtigt werden sollte.938 Nicht grundlos gaben die Hohenzollern ihren Sukzessoren ausdrückliche Empfehlungen, wie das Verhältnis zu bestimmten Staaten nach ihrem Ableben im Sinne der Dynastie weiterzuführen sei.939 Oftmals wurde das Fortdauern von „Freundschaften“940 936 Vgl. Hahn, Peter-Michael: Residenzhaltung und Hofgesellschaft in Brandenburg und Preußen vom Ende des 15. bis zum Ausgang des 17. Jahrhunderts. In: Ribbe, Wolfgang (Hrsg.): Schloß und Schloßbezirk in der Mitte Berlins. Das Zentrum der Stadt als politischer und gesellschaftlicher Ort (= Publikation der Historischen Kommission zu Berlin). Berlin 2005, S. 46. 937 Vgl. „Tradition“. In: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm. Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache. URL: http://woerterbuchnetz.de/egibin/WBNetz/wbgui_oysigle= DWB&mode=Vernetzung&lemid=GT07380#XGTO7380. Letzter Zugriff: 2. Februar 2019. (Bd. 21, Sp. 1023). 938 Vgl. Schilling, Heinz, 1991, S. 23. 939 Exemplarisch: Anfang 1698. Erste Ermahnung Kurfürst Friedrichs III. an seinen Nachfolger. Zitiert nach: Dietrich, Richard (Bearb.): Die politischen Testamente der Hohenzollern (= Veröffentlichungen aus den Archiven preussischer Kulturbesitz; 20). Köln/Wien 1986, S. 212 f. Sowie: 22. Juni 1701. Letztwillige Disposition König Friedrichs I. Zitiert nach: Caemmerer, Hermann von (Hrsg.): Die Testamente der Kurfürsten von Brandenburg und der beiden ersten Könige von Preußen (= Veröffentlichungen des Vereins für Geschichte der Mark Brandenburg; [16]). München/Leipzig 1915, S. 316 f.
3. Herrscherwechsel und Tradition
259
zu anderen Staaten über Regierungswechsel hinaus besonders betont und inszeniert.941 Diffiziler gestaltete sich die Situation in der historischen Forschung in Bezug auf das Zeremoniell. Sinnvoll mutet die von Andreas Gestrich vorgenommene Unterteilung an, nach welcher das höfische Zeremoniell stark traditionsgebunden gewesen wäre, weil die Höfe sich durch dieses voneinander abgegrenzt hätten. Für das diplomatische Zeremoniell, den internationalen Verkehr, wären Traditionen nur beschränkt gültig und würden die realen Machtunterschiede hier Kompromisse erfordern.942 Es sei, argumentiert dahingegen Karin Plodeck, in den verschiedenen Phasen des diplomatischen Verkehrs die Wahrung traditionsbedingter Normen und Reglements kontinuierlich beobachtbar gewesen. Ursächlich dafür gewesen sei eine diesbezügliche hervorragende Übermittlungs- bzw. Überlieferungssituation sowie die Notwendigkeit an Regulierungen festzuhalten, um im diplomatischen Verkehr nicht an Prestige einzubüßen.943 In der Praxis war es um die Überlieferungssituation zeremonieller Gesandtschaftsreglementierungen keineswegs so optimal bestellt, wie von Plodeck angeführt. Überlegungen des sächsischen Hofes belegen dies exemplarisch: „Obschon die Spanische Monarchie [. . .] mit einer sehr langen Reÿhe ihrer Könige pranget [. . .] Von denen mehr entfernten zeiten hat man an dergleichen nachrichten nichts anders alß hin und her zerstreute unvollkommene Verzeichniße gefunden, die überdem grösten Theils sehr undeutlich und unordentlich auffgesetzt sind.“ 944 Jenes spanische Zeremoniell galt als überaus traditionsgebunden945 ebenso wie jenes des Kaiserhofes.946 Es mag spekuliert werden, dass dies ein Spezifikum der habsburgischen Dynastie gewesen sei, doch sollte nicht außer Acht gelassen 940 Zur Vererbung von Freundschaften: Vgl. Kühner, Christian: Politische Freundschaft bei Hofe. Repräsentation und Praxis einer sozialen Beziehung im französischen Adel des 17. Jahrhunderts (= Freunde – Gönner – Getreue. Studien zur Semantik und Praxis von Freundschaft und Patronage; 6). Göttingen 2013, S. 243. 941 Exemplarisch: Mittag, Johann Gottfried: Historische Nachricht von dem vor dreyhundert Jahren entstandenen Krieg zwischen Chur=Sachsen und Brandenburg; wie auch von den nachhero freundschaftlichen Verbindungen Beyder hohen Churfürsten bis auf gegenwärtige Zeiten. o. O. 1747. 942 Vgl. Gestrich 1994, S. 157, 162. 943 Vgl. Plodeck 1971/1972, S. 136 f. 944 Nachrichten, welche das am Königl. Spanischen Hoffe, gegen auswärtige Gesandten eingeführte CEREMONIEL, ingleichen die denenselben zugestandene Vorzüge, Freÿheiten und Rang betreffend. SächsHStA Dresden, 10008 Zeremonienmeister, Sekt. 01, Nr. 46c, Bl. 36r/v. 945 Vgl. Hofmann, Christina: Das Spanische Hofzeremoniell von 1500–1700 (= Erlanger Historische Studien; 8). Frankfurt am Main u. a. 1985, S. 191 ff. Das Verhalten jener spanischen Gesandten wurde oftmals als überaus hochmütig wahrgenommen. (Exemplarisch: 4./14. Dezember 1667 Blumenthal aus Wien. GStA PK, I. HA, Rep. 1 Nr. 51, Bl. 28r). 946 Vgl. Pec ˇ ar, Die Ökonomie der Ehre, 2003, S. 206.
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III. Grundlegende Problematiken am Exempel Brandenburg-Preußens
werden, welche politischen Gründe hinter einer solchen Entscheidung standen. Das Beharren und die Berufung auf Herkommen und Tradition am Kaiserhofe erlaubten, laut Andreas Pecˇar, die Wahrung der kaiserlichen Präzedenz gegenüber den europäischen Mächten. Denn der Anspruch der Habsburger, sie hätten als Kaiser den Rang über alle anderen europäischen Monarchen inne, der sich auch im Gesandtschaftszeremoniell sichtbar widerspiegeln sollte und musste, wurde von den Königen zunehmend bestritten. Mit dem betonten Festhalten am Herkommen mobilisierte der Kaiser das Argument der traditionellen Ranghierarchie der europäischen Fürstengesellschaft mit dem Kaiser an der Spitze. Der Kaiserhof verkörperte das Anciennitätsprinzip. Neuerungen im Zeremoniell konnten diese Argumentation zum Einsturz bringen.947 Doch auch der Wiener Hof konnte sich den allgemeinen Entwicklungen, der politischen Realität nicht entziehen und musste in zeremoniellen Aspekten schrittweise Zugeständnisse machen, vom alten Herkommen abweichen.948 Jenen, hier zu Tage tretenden paradoxen Charakter des Gesandtschaftszeremoniells, beschreibt auch Catherine Fletcher im Kontext des römisch-päpstlichen Zeremoniells.949 Auf der einen Seite berief man sich auf Traditionen, um zeremonielle Handlungen zu legitimieren.950 Auf der anderen Seite war es eine der Hauptfunktionen des Gesandtschaftszeremoniells, politische Beziehungen und Veränderungen abzubilden – dafür bedurfte es schlechterdings der Variabilität einzelner zeremonieller Bestandteile. Infolgedessen sei bei aller Traditionsgebundenheit, konstatiert Georg Braungart, das Zeremoniell disponibel der schöpferisch-ästhetischen und ideologischen Gestaltung zugänglich.951 Für die Zeremoniellwissenschafter der Frühen Neuzeit hingegen waren jene Variabilität und Modifikationsmöglichkeiten des Gesandtschaftszeremoniells ein gewichtiges Charakteristikum. Dies ging so weit, dass man gemeinhin von vornherein zeremoniellen Ordnungen nur eine begrenzte Gültigkeit zusprach.952 Nach dem Verständnis von Stieve etwa wären zeremonielle Regeln keineswegs traditionsbedingt und wiesen einhergehend damit keine historische Kontinuität auf, denn ihre norma-
947
Vgl. Pecˇar, Herrschaftstechnik, 2005, S. 396 f. Vgl. Auer 2009, S. 44. 949 Vgl. Fletcher, Catherine: Diplomacy in Renaissance Rome. The Rise of the Resident Ambassador. Cambridge 2015, S. 62. 950 Taucht „Tradition“ als Argument auf geschieht dies zumeist im Zusammenhang mit dem Begriff der Legitimation (vgl. Schmidt-Biggemann, Wilhelm: Tradition und Legitimation. In: Höfele, Andreas u. a. (Hrsg.): Die Frühe Neuzeit. Revisionen einer Epoche (= Pluralisierung & Autorität; 40). Berlin u. a. 2013, S. 48). 951 Vgl. Braungart, Georg: Die höfische Rede im zeremoniellen Ablauf: Fremdkörper oder Kern? In: Berns, Jörg Jochen/Rahn, Thomas (Hrsg.): Zeremoniell als höfische Ästhetik in Spätmittelalter und Früher Neuzeit (= Studien und Dokumente zur deutschen Literatur und Kultur im europäischen Kontext; 25). Tübingen 1995, S. 200. 952 Exemplarisch: Hermßdorff 1689, S. 59. Sowie: Rohr 1728, S. 13. 948
3. Herrscherwechsel und Tradition
261
tiven Regelungen wären als ein Ereignis des gesellschaftlichen Wandels anzusehen, das seine Relevanz im Rahmen einer konkreten Gesellschaft bzw. einer konkreten Epoche besitzen würde.953 Dies muss bestritten werden, denn selbstverständlich war auch jene Gesellschaft, die die Ausprägung zeremonieller Elemente bestimmte, von Vergangenheit und Traditionen geprägt. Die von David Dreimann für das moderne diplomatische Protokoll getroffene Aussage, jenes entspränge vier Quellen, nämlich dem Völkerrecht, dem innerstaatlichen Recht, dem internationalen Brauch sowie den nationalen Traditionen und Besonderheiten,954 hatte, mit Einschränkungen – wie diese Ausarbeitung aufzeigt, bereits in der Frühen Neuzeit Bestand. Eine gegenseitige Beeinflussung dieser Faktoren ist bei der Entwicklung eines jeden Gesandtschaftszeremoniells wahrnehmbar. Selbstredend fiel der Blick auf die Vergangenheit, wurden einstmals getroffene Regulierungen im Gesandtschaftszeremoniell bei der Entscheidungsfindung in aktuellen Situationen zur Hilfe gezogen. Dies umfasste nicht nur die eigene Regierungszeit,955 sondern zugleich jene der Vorgänger956 und beinhaltete stets die Option, sich gezielt von diesem und seinen Regularien abzuwenden,957 wenngleich man sich vereinzelt dazu gezwungen sah, dieses Recht ausdrücklich herauszustellen.958 Zweifelsohne bildete der direkte Vorgänger hierbei zumeist den wichtigsten Orientierungspunkt, sowohl inner- als auch außerhalb des Landes. Kurz nach dem Regierungswechsel etwa verglichen auswärtige Gesandte häufig zeremonielle Regulierungen jener beiden Potentaten miteinander.959 Keineswegs ungewöhnlich war gleichfalls der Einbezug einer weiteren vorhergegangenen Generation,960 dies war möglicherweise auch pragmatischen Aspekten geschuldet, denn die Zeitstrecke zwischen Ahnen und Enkel war bzw. ist die erlebbare Geschichte. In dieser Zeitspanne gab es immer jemanden, der direkt befragt werden
953
Vgl. Kodzik 2009, S. 114. Vgl. Dreimann, David: Das diplomatische Protokoll. Aufgaben, Mittel, Methoden und Arbeitsweise. Leipzig 1983, S. 19. 955 Exemplarisch: 29. März 1685 Neben Instruction Worauf Unser der Freÿherr von der Schulenburg beÿ seiner vorstehenden Schickung auf den Polnischen Reichstag sich gleicher gestalt zu achten. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8779. 956 Exemplarisch: 2. Februar 1666 Ferdinand Maria an Friedrich Wilhelm. BayHStA Kasten Schwarz. Nr. 11842. Sowie: 31. Mai 1740. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 694. 957 Exemplarisch: 3. Mai 1657 Friedrich Wilhelm an die Geheimen Räte. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 9147, Bl. 18r. 958 Exemplarisch 30. Juni 1714 Friedrich Wilhelm I. an den Magistrat von Bremen. GStA PK, I. HA, Rep. 9 Allgemeine Verwaltung Nr. Z lit. Q Fasz. 1. 959 Vgl. 2. Mai 1713 Schönborn aus Berlin. AT-OeStA/HHStA RK Diplomatische Akten Berlin Berichte 8a. Berichte aus Berlin 1713, S. 41–46. 960 Exemplarisch: Erkundigungen Friedrichs II. wie sein Vater und Großvater kaiserliche Gesandte empfangen hatten. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 706. 954
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III. Grundlegende Problematiken am Exempel Brandenburg-Preußens
konnte.961 Erstaunlich mag es da anmuten, dass einige der zeremoniellen Regulierungen bzw. Reglements des ersten preußischen Königs über Jahrhunderte hinweg nicht nur erforscht,962 sondern ebenso als Entscheidungshilfe herangezogen wurden,963 dies bedarf weiterführender Erarbeitungen. Die Bezugnahme auf die Vorfahren war kein gesondertes Merkmal des brandenburgisch-preußischen Gesandtschaftszeremoniells. Vielmehr handelte es sich um einen etablierten allgemeineuropäischen Gebrauch, der einen Ausweis der Befähigung des Umgangs mit zeremoniellen Normen darstellte – die „Zitation“ war ein fester Bestandteil der Benutzung der zeremoniellen Sprache.964 Der Verweis auf das eigene Herkommen war folglich Teil einer übergreifenden zeremoniellen Logik, die im zwischenhöfischen Dialog sehr ähnliche Strukturen, Verfahrensweisen und Argumentationsstrategien aufwies.965 Dies erschwert es, von einer expliziten, jedem Hofe eigenen trennscharfen Tradition zu sprechen, so dass am Ende dieses Kapitels zunächst einmal die Erkenntnis steht, dass bestimmte Richtlinien und Ansichten Herrscherwechsel überstanden und Verweise auf Vorgänger ein fester Grundsatz der zeremoniellen Sprache waren, die stets im Sinne des aktuellen Geschehens genutzt wurden. Die Gestaltung des Gesandtschaftszeremoniells wurde allerdings nicht allein von der Tradition geprägt, sondern ebenso durch die Gebräuche der übrigen Höfe, wie das anschließende Kapitel veranschaulichen wird.
4. Leithöfe und Orientierung Wird auf der einen Seite über Jahrhunderte hinweg ausdrücklich hervorgehoben: Ein jeder Hof habe sein eigenes Zeremoniell,966 steht dem auf der anderen Seite scheinbar unvereinbar gegenüber, dass insbesondere im Gesandtschaftszeremoniell Entwicklungen zu einer übergreifenden Vereinheitlichung und dauerhaf961 Vgl. Brunner, Karl: Anmerkungen über die Zeit. In: Chvojka, Erhard u. a. (Hrsg.): Zeit und Geschichte. Kulturgeschichtliche Perspektiven (= Veröffentlichungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung; 36). Wien/München 2002, S. 11. Dies exemplarisch belegend: 29. Oktober 1736 Bericht an Friedrich Wilhelm I. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 4462. 962 Exemplarisch: Vgl. 3. Juli 1814. GStA PK, I. HA, Rep. 100 Nr. 5584, Bl. 20r/v. Sowie: 26. April 1904 Berner aus Charlottenburg. GStA PK, I. HA, Rep. 94 Nr. IV Jb 53. 963 Exemplarisch: Erstellung eines Rangreglements. 18. Februar 1861. GStA PK, III. HA Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten Abt. I Nr. 12890. 964 Vgl. Althoff 2001, S. 173. 965 Vgl. Hennings, Jan: „A Perfect Relation of The Reception, Audience, and Dispatch, of All Ambassadors from Foreign Princes, sent unto The Emperour of All Russia“: Pristav, Master of ceremonies und die Dokumentation des frühneuzeitlichen Gesandtschaftsrituals in vergleichender Perspektive. In: Garnier, Claudia/Vogel, Christine (Hrsg.): Interkulturelle Ritualpraxis in der Vormoderne: Diplomatische Interaktion an den östlichen Grenzen der Fürstengesellschaft (= Zeitschrift für Historische Forschung; Beiheft 53). Berlin 2016, S. 81. 966 Exemplarisch: Ahnert, Zweyter Theil, 1784, S. 221.
4. Leithöfe und Orientierung
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ten Regulierung beobachtbar waren.967 Es ergibt sich die Fragestellung, ob bei Entstehung und Ausprägung des Gesandtschaftszeremoniells ein oder gar mehrere sogenannte Leithöfe, Höfe, deren Verhalten in einer Region oder europaweit als Orientierung diente und welche sich zumeist durch ein innovatives Potential auszeichneten,968 vorhanden waren und Einfluss nahmen. Fürwahr werden in Literatur und gedruckten Quellen einige Höfe, denen eine solche Vorbildfunktion zuzuordnen sei, aufgeführt. Nur sind diese Benennungen in puncto des Gesandtschaftszeremoniells weder einheitlich noch bilden sie umfänglich die wirkliche Praxis ab. Matthias Schnettger etwa verweist auf den bis in das 17. Jahrhundert andauernden969 oftmals verkannten Einfluss des römischen bzw. päpstlichen Zeremoniells.970 Dessen Bedeutsamkeit und Leitfunktion wird von Zeitgenossen zwar anerkannt, es lassen sich jedoch deutliche Unterschiede zwischen katholischen971 und protestantischen Autoren wahrnehmen. Letztere werten Vorrangansprüche und päpstliche Zeremonien kritisch, wenn nicht gar negativ.972 Wenig überraschend, dass der Berliner Hof nie direkte Anleihen beim päpstlichen Gesandtschaftszeremoniell vornahm, allerdings war man sehr wohl über dieses informiert und verwies in einigen Fällen darauf.973 Die konfessionelle Ausrichtung eines Hofes wird in der Literatur des Öfteren als Faktor, der die Orientierung an anderen Machtzentren beeinflusste, aufgeführt. Aus eben jenem Grunde habe sich Brandenburg-Preußen, laut Peter-Michael Hahn, nach dem Konfessionswechsel Sachsens nicht mehr am Dresdener Hofe ausrichten wollen.974 Wiewohl 967 Vgl. Weller, Thomas: Andere Länder, andere Ritten? Die Wahrnehmung Spaniens und des spanischen Hofzeremoniells in frühneuzeitlichen Selbstzeugnissen aus dem deutschsprachigen Raum. In: Bähr, Andreas u. a. (Hrsg.): Räume des Selbst. Selbstzeugnisforschung transkulturell (= Selbstzeugnisse der Neuzeit; 19). Köln u. a. 2007, S. 45. 968 Vgl. Hahn/Schütte 2003, S. 30. 969 In den ersten Jahrzehnten nach der Reformation könne man noch von einer zeremoniellen Überlegenheit der päpstlichen Diplomatie sprechen (vgl. Maleczek, Werner: Aus der Frühzeit europäischer Diplomatie. Zusammenfassung. In: Zey, Claudia/Märtl, Claudia (Hrsg.): Aus der Frühzeit europäischer Diplomatie. Zum geistlichen und weltlichen Gesandtschaftswesen vom 12. bis zum 15. Jahrhundert. Zürich 2008, S. 335). 970 Vgl. Schnettger, Matthias: Auf dem Weg in die Bedeutungslosigkeit? Die Rolle der Italiener und des Italienischen in der frühneuzeitlichen Diplomatie. In: Espenhorst, Martin (Hrsg.): Frieden durch Sprache? Studien zum kommunikativen Umgang mit Konflikten und Konfliktlösungen (= Veröffentlichungen des Instituts für Europäische Geschichte Mainz; Beiheft: Abteilung für Universalgeschichte 91). Göttingen 2012, S. 29. 971 Vgl. Braun, Friedrich Johann: CEREMONIEL Des Römischen Hofes [. . .]. Francfurt 1711, S. 157. 972 Vgl. Zschackwitz 1735, S. 523. 973 Exemplarisch: BEDENCKEN ÜBER DER CEREMONIEN=MEISTER CHARGE. Was Sr. Churf. Durch. daran gelegen. Zitiert nach: Hahn, Peter-Michael, 2016, S. 43. 974 Vgl. Hahn, Peter-Michael: Magnifizenz und dynastische Legitimation durch Übernahme kultureller Muster. Die Beziehungen der Hohenzollern zum Haus Oranien
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III. Grundlegende Problematiken am Exempel Brandenburg-Preußens
das Konfessionsargument nie losgelöst von weiteren Motiven betrachtet werden sollte. So wäre, argumentiert Linda Brüggemann, im Heiligen Römischen Reich die Trennungslinie zwischen spanischem und französischem Zeremoniell, jenen zwei dort dominierenden zeremoniellen Ausrichtungen,975 meist entlang konfessioneller Grenzen verlaufen. Während das französische Modell, obwohl im katholischen Frankreich entstanden, vorbildhaft für die protestantischen Höfe wurde, um die Distanz zum Kaiserhaus zu unterstreichen, orientierten sich die katholischen Höfe vorrangig am Wiener Paradigma.976 Allein für den Berliner Hof galt dies in dieser Klarheit nicht. Stets wird der allumfassende Vorbildcharakter des französischen Hofes für die europäischen Fürstenhäuser der Frühen Neuzeit betont977 und gerade der erste preußische König sah sich dem Vorwurf ausgesetzt, er habe unreflektiert dem französischen König Ludwig XIV. nachgeeifert.978 Dies bedarf einer differenzierten Betrachtung. Zweifelsohne wusste Friedrich III./I. um die Vorbildwirkung des französischen Hofes979 und überzeugte aus Sicht des Hohenzollern jener Hof und den Niederlanden im 17. Jahrhundert. In: Hahn, Peter-Michael/Lorenz, Helmut (Hrsg.): Formen der Visualisierung von Herrschaft. Studien zu Adel, Fürst und Schloßbau vom 16. bis zum 18. Jahrhundert (= Quellen und Studien zur Geschichte und Kultur Brandenburg-Preußens und des Alten Reiches; 6). Potsdam 1998, S. 21. 975 Vgl. Moser, Friderich Carl, 1754, S. 43. 976 Vgl. Brüggemann, Linda: Herrschaft und Tod in der Frühen Neuzeit. Das Sterbeund Begräbniszeremoniell preußischer Herrscher vom großen Kurfürsten bis zu Friedrich Wilhelm II. (1688–1797) (= Geschichtswissenschaften; 33). München 2015, S. 51. 977 „Ich glaube, wenn der König von Frankreich sich ebenfalls mit den Fingern schneuzte, würden es alle deutschen Fürsten ebenso machen, um à la mode zu sein.“ 27. November 1711. Kurfürstin Sophie an Kronprinzessin Sophie Dorothea. Zitiert nach: Schnath 1927, S. 223. Sowie: Schieder, Martin: Akkulturation und Adelskultur. Französische Kunst im Deutschland des 18. Jahrhunderts. Eine Einführung. In: Fleckner, Uwe u. a. (Hrsg.): Jenseits der Grenzen. Französische und deutsche Kunst vom Ancien Régime bis zur Gegenwart [. . .]. Band 1: Inszenierung der Dynastien. Köln 2000, S. 12–51. 978 In Auswahl: König, Anton Balthasar: Versuch einer Historischen Schilderung der Hauptveränderungen, der Religion, Sitten, Gewohnheiten, Künste, Wissenschaften etc. der Residenzstadt Berlin seit den ältesten Zeiten, bis zum Jahre 1786. Dritter Theil. Enthält die Regierungsgeschichte Churfürst Friedrich III. nachmaligen ersten Könige von Preußen, von 1688 bis 1713. Berlin 1795, S. 19. Sowie: Förster, Friedrich: Friedrich Wilhelm I. König von Preußen und seine Zeit. Eine Geschichte des Preußischen Staates während der Dauer seiner Regierung. In biographischen Schilderungen (= Preussens Helden im Krieg und Frieden. Eine Geschichte Preussens seit dem großen Kurfürsten bis zum Ende der Freiheitskriege. I. Abtheilung. Dritter Band). Berlin 1855, S. 6. 979 Vgl. 28. Dezember 1706 Friedrich III./I. an Kurfürstin Sophie. Zitiert nach: Schnath 1927, S. 112. Wenngleich Thomas Kirchner zu bedenken gibt, dass Friedrich III./I. von dem französischen König die Erkenntnis übernahm, dass ein Herrscher, der einschneidende Veränderungen vornehmen wollte, diese durch eine umfassende Selbstinszenierung flankieren müsse (vgl. Kirchner, Thomas: Kunst im Dienst des Fürsten. Der Transfer eines kunstpolitischen Konzepts von Paris nach Berlin. In: Fleckner, Uwe u. a. (Hrsg.): Jenseits der Grenzen. Französische und deutsche Kunst vom Ancien Régime bis zur Gegen-
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durch seine Handhabung und Gestaltung fürstlicher Magnifizenz, der man unmöglich den Respekt versagen konnte und von der man daher bereitwillig einzelne Elemente und Repräsentationsmittel übernahm, wie etwa die Einrichtung der Garden,980 die sich vereinzelt auf die Gestaltung des brandenburgisch-preußische Gesandtschaftszeremoniell auswirkten. Gleichwohl stand eine direkte bzw. komplette Übernahme des französischen Gesandtschaftszeremoniells durch Berlin zwischen 1640 und 1740 nie zur Debatte. Nicht nur pragmatische Aspekte, wie die räumliche Ausstattung der Schlösser oder die personelle Zusammensetzung der Höfe, sondern ebenso politische Gegebenheiten sprachen dagegen. Die Rezeption zeremonieller Elemente war ein politisches Statement. Da der französische Hof bei der zeremoniellen Behandlung kurfürstlicher Gesandter jenen nicht die gewünschten Ehrbezeugungen zugestand, war zumindest eine offizielle umfängliche Ausrichtung des Gesandtschaftszeremoniells bis zum Kronerwerb – und nachdem jene Krone von Frankreich erst 1714 anerkannt worden war, keine überzeugende Option. Wiewohl dies nicht ausschloss, dass man zeremoniellen Entwicklungen, die ihren Anfang am französischen Hofe nahmen und auf andere königliche Höfe übergriffen, überaus bereitwillig folgte. Eindrücklichstes Beispiel hierfür dürfte das Sitzen und Bedecktsein während der publiquen Audienzen sein.981 Unter Friedrich Wilhelm I. habe sich dann wiederum das brandenburgisch-preußische Gesandtschaftszeremoniell nicht nur verfestigt, sondern fragmentarisch sogar als Muster für verschiedene andere Höfe gedient – jene Ansicht zumindest vertritt Friedrich Carl von Moser.982 Die Übernahme eines anderen Gesandtschaftszeremoniells wäre zu diesem Zeitpunkt für Berlin kontraproduktiv gewesen. Prinzipiell waren mächtige und politisch gewichtige Höfe weniger geneigt und weitaus verhaltener, sich offiziell an anderen Höfen zu orientieren, denn dies konnte ihnen als reelle Schwäche ausgelegt werden.983 Im Umkehrschluss vermochte die Kopie einzelner oder zahlreicher Elemente des diplomatischen Zeremoniells eines höherrangigen Hofes es theoretisch, nicht nur deren Stand,984 son-
wart. Thomas W. Gaehtgens zum 60. Geburtstag. Band 1: Inszenierung der Dynastien. Köln 2000, S. 67). 980 Vgl. Hahn, Peter-Michael, 1998, S. 35 f. 981 Vgl. 7. November 1740 Ammon aus Dresden. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 706. 982 Vgl. Moser, Carl Friderich, 1754, S. 105. 983 Vgl. Hahn, Peter-Michael: Dynastische Rivalitäten und höfische Konkurrenzen: Die Wahrnehmung der Residenzen durch die Fürstenhäuser. In: Paravicini, Werner/ Wettlaufer, Jörg (Hrsg.): Vorbild – Austausch – Konkurrenz. Höfe und Residenzen in der gegenseitigen Wahrnehmung [. . .] (= Residenzenforschung; 23). Ostfildern 2010, S. 403. 984 Vgl. Hahn, Peter-Michael: Das Residenzschloss der Frühen Neuzeit. Dynastisches Monument und Instrument fürstlicher Herrschaft. In: Paravicini, Werner (Hrsg.): Das Gehäuse der Macht. Der Raum der Herrschaft im interkulturellen Vergleich Antike,
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dern auch den eigenen Stand aufzuwerten. Aus eben diesem Grunde hätten sich, argumentiert Karin Plodeck, die Fürsten des Reiches im „Protocollum Particulare“ dazu entschieden, in einigen Punkten möglichst exakt das diplomatische Zeremoniell des Kaiserhofes zu übernehmen.985 Dies bedurfte der Anerkennung durch die übrigen europäischen Mächte, musste sich daher in einem „schicklichen“ Rahmen bewegen und barg die Gefahr eines Scheiterns in sich. Dies wäre eine mögliche Erklärung, weshalb der Berliner Hof sich im Zuge seiner um 1697/98 begonnenen Modifikation des Gesandtschaftszeremoniells, deren Zielstellung eine Aufwertung der Rangstellung der Hohenzollern war, zunächst auf den bayerischen Hof berief.986 Im November 1697 berichtete der hannoversche Gesandte aus Berlin, ihm sei mitgeteilt worden: „. . . daß man bisdaher beÿ denen ChurFürstlichen höfen eine sehr große DIFFERENZ in CEREMONIALIBUS verspühret. Seine Churfürstliche Durchlaucht zu Brandenburg vermeineten, daß Sie mit gutem fueg sich denen CONFORMIREN könten, die disfals die sache am höchsten getrieben, und Ihre CEREMONIEN von dem Keÿserlichen [. . .] hoff genommen hetten, womit mann Churbaÿern bedeuten, und das hiesige CEREMONIEL nach den gebrauch selbigen Hofes einrichten will.“ 987 Obgleich Bayern selbst, so die am Berliner Hofe vorherrschende Meinung, sich am diplomatischen Zeremoniell des Kaiserhofes orientierte,988 war das Wiener Vorbild für den Hohenzoller in dieser Situation keinesfalls relevant, verwies man ganz bewusst nicht auf jenes. Erst nach dem Kronerwerb findet der Kaiserhof in den Überlegungen bezüglich der Neugestaltung des nunmehr königlichen Zeremoniells Erwähnung. Wiewohl dies nicht einer angenommenen Vorbildwirkung zuzuordnen ist, sondern vielmehr Leopold I. schmeicheln und den Weg für die Verwirklichung der zeremoniellen Neuerungen bereiten helfen sollte. Durch einen Vergleich und die Orientierung am wienerischen Zeremoniell: „. . . könnte man den Kaÿserlichen Hof dadurch
Mittelalter, Frühe Neuzeit (= Mitteilungen der Residenzen-Kommission der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen; Sonderheft 7). Kiel 2005, S. 60. 985 Vgl. Plodeck 1971/1972, S. 152. 986 Vgl. März 1698 Besser „Ceremonial-Acta“ zitiert nach: Hahn/Kiesant 2009, S. 69. 987 2./12. November 1697 Ilten aus Berlin. NLA Hannover Celle Br. 20 Nr. 242/1, Bl. 47r/v. 988 Die Untersuchung dieser Fragestellung erfolgte bereits durch Henriette Graf (Exemplarisch: Graf, Henriette: „umb Ihro Mayestät Zeit zu geben, sich stöllen zu khönen“ – Das europäische Hofzeremoniell des 17. und 18. Jahrhunderts exemplarisch dargestellt am Münchener Hof. In: Langer, Brigitte (Hrsg.): Pracht und Zeremoniell – Die Möbel der Residenz München [. . .]. München 2002, S. 78–91). und Eva-Bettina Krems. (Exemplarisch: Krems, Eva-Bettina: Zur Repräsentationskultur der Wittelsbacher zwischen Habsburg und Bourbon. In: Kampmann, Christoph u. a. (Hrsg.): Bourbon – Habsburg – Oranien. Konkurrierende Modelle im dynastischen Europa um 1700. Köln u. a. 2008, S. 267–283).
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mehr an sich ziehn undt zu einer desto leichteren einwilligung in Unser begehren DISPONiren, wan Seine Königliche Majestät sich vernehmen ließen; daß ungeachtet Sie beÿ Ihrem gestiftetem gantz newen Königreiche die wahl hetten, Ihr CEREMONIEL nach den Gebräuchen aller der andern Könige schlechterdings einzurichten, undt sich auch solches in dem TRACTAT mit Seiner Kaÿserlichen Maÿestät EXPRESSE vorbehalten.“ 989 Umgesetzt wurde dieses Vorhaben nicht, der Wiener Hof schien bezüglich des Gesandtschaftszeremoniells im Untersuchungszeitraum dieser Arbeit nie als „das Modell“ für Brandenburg-Preußen gedient zu haben. Möglicherweise ist dies auch mit dem politischen Verhältnis zwischen Wien und Berlin zu begründen, den verschiedenen Abhängigkeiten und nicht zuletzt den Vorrangansprüchen und der Sonderstellung des Kaiserhofes. Aufgrund von Letzterem wäre, urteilt Uta Löwenstein, der Kaiserhof ebenso von Zeremonialschriftstellern als beispielgebend uninteressant eingestuft worden, wenngleich seine strenge und besondere Ordnung in ihren Schriften nicht unberücksichtigt blieb.990 Gleiches lässt sich für den brandenburgisch-preußischen Umgang mit dem wienerischen Gesandtschaftszeremoniell feststellen. So sprach denn für die Übernahme einiger Bestandteile des bayerischen Gesandtschaftszeremoniells zu diesem Zeitpunkt nicht nur die herausragende Position des Münchener Hofes, welcher lange unter den kurfürstlichen Höfen im Gesandtschaftszeremoniell eine Vormachtstellung innehatte,991 sondern die angenommene gleichwertige Rangstellung. Der Hohenzoller sah sich berechtigt, das brandenburgisch-preußische Gesandtschaftszeremoniell konform mit jenem des Wittelsbachers zu gestalten, eine zeremonielle Verbesserung zu erlangen, schließlich gehöre man gemeinsam zur Gruppe der Königswähler. Demnach wäre davon auszugehen, dass jene neu formulierten Ansprüche Berlins, äußert Zeremonienmeister Besser, wesentlich schneller durchzusetzen sein würden, da man sich auf die „undisputirlichen Parität“ 992 mit Bayern beziehen könne. Jene Bezugnahme fiel wohl umso leichter, als dass man sich mit dem bayerischen Hofe zu eben
989 25. Juni 1701 Friedrich III./I. an F. H. Bartholdi nach Wien. CEREMONIEL= PUNCTEN über welche mit dem Kaÿser. Hoffe ein Vergleich zu treffen. GStA PK, I. HA, Rep. 132 Vol. XIV, Bl. 261r. 990 Vgl. Löwenstein, Uta: Der Kaiserhof zu Wien und seine Feste im Spiegel der deutschen Zeremonialliteratur des 18. Jahrhunderts. In: Barta-Fiedl, Ilsebill u. a. (Hrsg.): Tafeln bei Hofe. Zur Geschichte der fürstlichen Tafelkultur (= Publikationsreihe der Museen des Mobiliendepots; 4). Hamburg 1998, S. 94. Zudem sei der Wiener Hof grundsätzlich zurückhaltend gewesen bei der Verschriftlichung der eigenen Zeremoniellvorschriften (vgl. Duindam, Jeroen: Ceremonial staffs and paperwork at two courts: France and the Habsburg monarchy ca. 1550–1720. In: Malettke, Klaus/Grell, Chantal (Hrsg.): Hofgesellschaft und Höflinge an europäischen Fürstenhöfen in der Frühen Neuzeit (15.–18. Jh). [. . .] (= Forschungen zur Geschichte der Neuzeit: Marburger Beiträge; 1). Münster u. a. 2001, S. 375 ff.). 991 Vgl. Christ 1999, S. 91. 992 Sr. Churf. Tafel-Halten betreffend. Zitiert nach: Hahn/Kiesant 2010, S. 26.
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III. Grundlegende Problematiken am Exempel Brandenburg-Preußens
jener Zeit augenscheinlich nicht in einer direkten, vordergründigen Konkurrenzsituation befand.993 Am ehesten war man mit jenen Potentaten, die theoretisch denselben Rang innehatten, die der gleichen Gruppe zuzuordnen waren, in Konkurrenzkämpfe verstrickt.994 Es sind zahlreiche Ausarbeitungen vorhanden, die sich jener Konkurrenzen995 annehmen, die verschiedene Konkurrenten Brandenburg-Preußens in Abhängigkeit von der jeweilig politischen Situation bzw. Entwicklung beschreiben.996 Schlechterdings konkurrierte ein Hof neben nahen und fernen territorialen997 Rivalen mit den fürstlichen Linien des eigenen Hauses und verschwä993 Vgl. Kaiser, Michael: Die verdeckte Konkurrenz. Bayern und Preußen 1701– 1871. In: Luh, Jürgen u. a. (Hrsg.): Preußen, Deutschland und Europa 1701–2001 (= Baltic Studies; 8). Groningen 2003, S. 92. 994 Vgl. Jacobsen, Roswitha: Prestigekonkurrenz als Triebkraft höfischer Kultur – Fürstenbegegnungen im Tagebuch des Herzog Friedrich I. von Sachsen-Gotha und Altenburg. In: Jacobsen, Roswitha (Hrsg.): Residenzkultur in Thüringen vom 16. bis zum 19. Jahrhundert (= Palmbaum Texte; 8). Jena 1999, S. 188. 995 Vgl. Hölkeskamp, Karl-Joachim: Konkurrenz als sozialer Handlungsmodus – Positionen und Perspektiven der historischen Forschung. In: Jessen, Ralph (Hrsg.): Konkurrenz in der Geschichte. Praktiken – Werte – Institutionalisierungen. Frankfurt am Main/New York 2014, S. 33–57. 996 In Auswahl bezüglich Hannover: Bepler, Jill: Welfen und Hohenzollern vom 16. bis zum 18. Jahrhundert. In: SPSG (Hrsg.): Frauensache. Wie Brandenburg Preußen wurde. Katalog. Dresden 2015, S. 122–131. Sowie: Wieland, Renate: England-Hannover und Brandenburg-Preußen als evangelische Schutzmächte im Reich. Konfessionelle Solidarität und dynastische Konkurrenz. In: Asch, Ronald G. (Hrsg.): Hannover, Großbritannien und Europa. Erfahrungsraum, Personalunion 1714–1837 (= Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Niedersachsen und Bremen; 277). Göttingen 2014, S. 264–286. Sowie: Zimmermann, Paul: Brandenburg und Braunschweig. In: Hohenzollern=Jahrbuch 9 (1905), S. 219–251. Bezüglich Sachsen: Döring, Detlef: Brandenburg-Preußen und Sachsen in der Frühen Neuzeit im Vergleich. In: Luh, Jürgen (Hrsg.): Perspektivwechsel – Ein anderer Blick auf die Geschichte Brandenburg-Preußens (= KultGeP. Colloquien; 1). URL: http:// www.perspectivia.net/ publikationen/ kulutgep-colloquien /1-2014 /doering_vergleich. 2014. Letzter Zugriff: 6. März 2018. Sowie: Göse, Frank: Preußen und Sachsen. Konkurrenz und Konflikte vor 1806. In: Höroldt, Ulrike/Pabstmann, Sven (Hrsg.): 1815: Europäische Friedensordnung – Mitteldeutsche Neuordnung. Die Neuordnung auf dem Wiener Kongress und ihre Folgen für den mitteldeutschen Raum (= Quellen und Forschungen zur Geschichte Sachsen-Anhalts; 13). Halle 2017, S. 43–62. Sowie: Hahn, Peter-Michael: Wettiner und Hohenzollern im Ancien Régime. Räumliche Nachbarn und dynastische Rivalen. In: Göse, Frank u. a. (Hrsg.): Preussen und Sachsen. Szenen einer Nachbarschaft. Erste Brandenburgische Landesausstellung Schloss Doberlug 2014. Katalog. Dresden 2014, S. 52–59. Sowie: Thoß, Hendrik: Sachsen-Polen und Preußen. Facetten einer Nachbarschaft. In: Kroll, Frank-Lothar/Thoß, Hendrik (Hrsg.): Zwei Staaten, eine Krone. Die polnisch-sächsische Union 1697–1763. Berlin 2016, S. 59–78. 997 Die territoriale Verortung eines Gebietes wird als mitbestimmend für dessen zeremonielle Orientierung angeführt. Portugal etwa lehnte sich an das spanische Zeremoniell an (vgl. 22. April 1698 Bergier aus Lissabon. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8496). Diejenigen Kurfürsten und Fürsten deren Herrschaftsgebiete näher bei Frankreich liegen, würden „. . . viel puncktueler und genauer auf die ceremonien halten als
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gerten Dynastien,998 gezwungenermaßen auch, da zu diesen ein reger Kontakt unterhalten wurde.999 Dass dies häufig Zwistigkeiten und allerlei Schwierigkeiten mit sich brachte, war schon den Zeitgenossen bewusst.1000 Es stellt sich indes die Frage, welche Wirkungen verwandtschaftliche Beziehungen auf das Gesandtschaftszeremoniell der Frühen Neuzeit hatten. Die generelle Bedeutung von Verwandtschaft für die Außenpolitik hat Anuschka Tischer prägnant für die französische Diplomatie in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts zusammengefasst. Verwandtschaft sei kein Faktor gewesen, von dem sich die außenpolitischen Entscheidungsträger primär leiten ließen, sondern einer den sie als politisches Mittel verstanden hätten.1001 Jene These ist auf das Gesandtschaftszeremoniell der Frühen Neuzeit übertragbar, doch nur auf jenes. Im 19. Jahrhundert etwa bestritt man zumindest in den theoretischen Abhandlungen den Einfluss von Verwandtschaftsverhältnissen.1002 Demgegenüber sah es Zeremonialwissenschaftler Stieve um 1720 als selbstverständlich an, dass verwandtschaftliche Beziehungen Auswirkungen auf die den Gesandten gewährten Ehrenbezeugungen hätten.1003 Auch gut dreißig Jahre später vertrat Staatsrechtler Friedrich Carl von Moser diese Ansicht: „Ferner trägt hiebey auch die Verwandtschafft [. . .] viles bey, warum einem vor andern seines gleichen ein mehreres im Ceremoniel eingestanden wird, oder er sich heraus nimmt.“ 1004 Dies ist am Berliner Hofe zu beobachten. Interessanterweise sind die diesbezüglich überlieferten Fälle häufig im Kontext angedachter Modifikationen des Gesandt-
die gegen norden gelegenen könige und fürsten“. Zitiert nach: Burglechner, Josef: Der höfische Absolutismus in Bayern. Vornehmlich im Lichte des „Mundus Christiano-Bavaro-Politicus“. München 1920, S. 47. 998 Vgl. Hahn, Dynastische Rivalitäten, 2010, S. 393. Exemplarisch: Welfendynastie (vgl. Bepler, Jill: Wolfenbüttel und Braunschweig. In: Adam, Wolfgang/Westphal, Siegrid (Hrsg.): Handbuch kultureller Zentren der Frühen Neuzeit. Städte und Residenzen im alten deutschen Sprachraum. Band 3: Nürnberg – Würzburg. Berlin/Boston 2012, S. 2262). 999 Vgl. Hahn, Peter-Michael, 2006, S. 18. 1000 Vgl. Gundling 1751, S. 585. 1001 Vgl. Tischer, Anuschka: Verwandtschaft als Faktor französischer Außenpolitik und Diplomatie in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts. In: Nolde, Dorothea/Opitz, Claudia (Hrsg.): Grenzüberschreitende Familienbeziehungen. Akteure und Medien des Kulturtransfers in der Frühen Neuzeit. Köln u. a. 2008, S. 52. Sowie weiterführend: Teuscher, Simon: Verwandtschaft in der Vormoderne. Zur politischen Karriere eines Beziehungskonzeptes. In: Harding, Elizabeth/Hecht, Michael (Hrsg.): Die Ahnenprobe in der Vormoderne. Selektion – Initiation – Repräsentation (= Symbolische Kommunikation und gesellschaftliche Wertesysteme. Schriftenreihe des Sonderforschungsbereichs 496; 37). Münster 2011, S. 85–106. 1002 Vgl. Bluntschli, Johann Caspar: Das moderne Völkerrecht der civilisirten Staten als Rechtsbuch dargestellt. Zweite mit Rücksicht auf die Ereignisse von 1868 bis 1872 ergänzte Auflage. Nördlingen 1872, S. 136. 1003 Vgl. Stieve 1723, S. 270 f. 1004 Moser, Friderich Carl, 1754, S. 26.
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III. Grundlegende Problematiken am Exempel Brandenburg-Preußens
schaftszeremoniells getroffen worden. Etwa im April 1691 „. . . solte Er [kurländischer Abgesandter – E. R.] [. . .] die PUBLIQUE AUDIENTZ haben, und weilen Seine Churfürstliche Durchlaucht beschlossen dem Hertzoge, alß einen Bräutigam und einen so nahen Blutsverwandten [. . .] mehr alß gewöhnliche Ehre zu erweisen, und dabeÿ vorhin eben durch diese Gelegenheit DECIDIRET hatten, daß ins Künftigge alle Königliche und Churfürstlichen Abgesandten von einem CammerHerrn und dem CEREMONIENMeister aufgeholet werden solten.“ 1005 Allein dies war kein Spezifikum des brandenburgisch-preußischen Hofes, vielmehr eine allgemein angewandte und im Handlungsrepertoire der Gesandten und Höfen implementierte Strategie.1006 Im Sommer 1688 begründete der schwedische Hof seine Entscheidung, die Aufholung des braunschweig-lüneburgischen Gesandten aufzuwerten, jener der kurfürstlichen Gesandten anzugleichen, unter anderem mit den Verwandtschaftsbeziehungen, die schon zu Zeiten des verstorbenen schwedischen Königs intensiv gepflegt worden wären1007 und zudem „. . . Ihre Königliche Maÿestät durch dero königlichen MARIAGE mit denen Braunschweig Lüneburgisch Häusern in nahe verwandtschafft gerahten, und dieselbe, alß dero königliche Gemahlin rechte Vettern und Bluhtsfreunde der FrauMutterlicher seither beehren wollen.“ 1008 Die akkurate Benennung der Verwandtschaftsverhältnisse durch den Stockholmer Hof, obwohl diese dem Hohenzollern bekannt gewesen sein dürften, mochte an dieser Stelle wohl hauptsächlich der Betonung der Rechtmäßigkeit des Vorgehens dienen. Je enger jene Verhältnisse waren, als desto größer ward die Verpflichtung empfunden, ihnen gerecht zu werden.1009 Im Übrigen ließ Stockholm anklingen, sei ein solches Vorgehen, eine gesonderte Behandlung Gesandter naher Anverwandter, ebenso am Berliner Hofe Usus.1010 In der Tat erstreckte sich dies nicht nur auf das Gesandtschaftszeremoniell in der brandenburgischen Residenz, sondern wurde von Friedrich III./I. als unterstützendes Argument bei Versuchen, zeremonielle Ehrenvorzüge für seine diplomatischen Vertreter zu erringen, genutzt.
1005
9. April 1691 Besser. GStA PK, BPH, Rep. 35 Nr. W 36. Vgl. Rohr 1733, S. 390. 1007 Vgl. 9. Juni 1688 Oxtenheim. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 9332. 1008 9. Juni 1688. Extract Schreiben des Grafen von OXTENHEIM an Sr. Cur. D. auß Stockholm. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 9645, Bl. 136r/v. 1009 Vgl. Weber, Wolfgang E. J.: Bemerkungen zur Bedeutung von Freundschaft in der deutschen politischen Theorie des 16.–18. Jahrhunderts. In: Akademie Deutsch-Italienische Studien (Hrsg.): Il concetto di amicizia nella storia della cultura europea. Der Begriff der Freundschaft in der Geschichte der Europäischen Kultur [. . .]. Meran 1995, S. 761. 1010 Vgl. 16. Oktober 1688. Extract aus dem Schreiben des Königs von Schweden an seinen Envoyé in Berlin. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 9645, Bl. 150r. 1006
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Sowohl im Dezember 16971011 als auch im November 16981012 erhielten die beiden Gesandten, die an den Londoner Hof geschickt wurden, in ihrer Instruktion den Befehl, wenn dies irgend möglich sein sollte, auf eine Aufwertung des Gesandtschaftszeremoniells zu dringen – dabei sollten sie die nahe Verwandtschaft zum englischen Königshause hervorheben. Würde der Londoner Hof dem Hohenzollern die gewünschte Erweiterung der Ehrenbezüge mit eben jener Begründung zugestehen, hätte dies fernerhin den Vorteil, dass andere kurfürstliche Höfe sich nicht auf dies stützen und eine dem ebenbürtige Behandlung einfordern könnten. Darüber hinaus hatte England im Sommer 1689, als es dem braunschweig-lüneburgischen Envoyé entgegen des bisherigen Gebrauchs, auf die Art und Weise, wie die kurfürstlichen Envoyés zur Audienz aufgeholt hatte, dies auch auf die nahe Verwandtschaft zu diesem Fürstentum zurückgeführt.1013 Dass Brandenburg-Preußen zumindest den Versuch unternahm, auf diesem Wege eine Verbesserung des Gesandtschaftszeremoniells durchzusetzen, verwundert kaum. Allerdings dürfte ein Scheitern eingeplant gewesen sein. Denn letztlich war man verwandtschaftlichen Beziehungen nur bis zu einem gewissen Grade verpflichtet,1014 unabhängig davon, wie eng diese waren oder ob es sich um eine Linie der eigenen Dynastie handelte,1015 wiewohl Letzteres gesondert zu betrachten ist. So hatten die brandenburgische und die fränkischen Linien der Hohenzollerndynastie nie das Bewusstsein dafür verloren, dass sie zum gleichen Haus gehörten, und es waren insbesondere während der Regentschaft Friedrichs III./I. Maßnahmen ergriffen worden, um die Linien enger miteinander zu verbinden – unter anderem durch den Abschluss eines „Pactum gentilicium“ 1695, welches das Verhältnis der drei Linien zueinander näher bestimmte und festlegte, dass beim Aussterben einer Linie die verbleibenden das Erbe und die Sukzession antreten sollten.1016 Friedrich III./I. ging noch einen Schritt weiter, stand den hohenzollerischen Linien Bayreuth und Ansbach bei deren Kampf um die den alten fürst1011 Vgl. 18./28. Dezember 1697 Instruktion für Dobrzensky. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 1822, Bl. 14r/v. 1012 Vgl. 4./14. November 1698 Instruktion für Dohna. GStA PK, I. HA, Rep. 81 Gesandtschaft London Nr. 4. 1013 Vgl. 24. Juni 1689 Schmettau aus London. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8739, Bl. 70r–74v. 1014 Exemplarisch: Vorgänge, um die Anerkennung des „neuen“ dänischen Gesandtschaftszeremoniell. „. . . über dem auch vernommen, daß Ihr Maÿestät der König von Engelland, so doch ein naher anverwandter des Königs von Dännemarck wehre, nicht einmahl zu dem gedachten neuen CEREMONIEL sich erklähren.“ 7. Februar 1700 Viereck aus Kopenhagen. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 1408. 1015 Weiterführend der Sammelband: Kunisch, Johannes (Hrsg.): Der dynastische Fürstenstaat. Zur Bedeutung von Sukezessionsordnungen für die Entstehung des frühmodernen Staates (= Historische Forschungen; 21). Berlin 1982. 1016 Vgl. Schönpflug, Daniel: Die Heiraten der Hohenzollern. Verwandtschaft, Politik und Ritual in Europa 1640–1918 (= Kritische Studien zur Geschichtswissenschaft; 207). Göttingen 2013, S. 64.
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III. Grundlegende Problematiken am Exempel Brandenburg-Preußens
lichen Geschlechtern zustehenden zeremoniellen Ehrenbezeugungen zur Seite. Freilich geschah dies nicht uneigennützig. Als Oberhaupt des hohenzollerischen Hauses war Friedrich III./I. daran gelegen, den Ruhm und das Ansehen jener Linien zu stärken, da dies positiv auf ihn zurückwirkte. So instruierte er denn seine diplomatischen Vertreter, die fränkischen Gesandten zu unterstützen1017 und ersuchte gleichfalls andere Potentaten um ihre aktive Mitwirkung.1018 Diese verlangten eine Gegenleistung. Braunschweig-Lüneburg-Celle ließ Friedrich III./I. im Dezember 1700 wissen, man sei bereit, den Fürsten zu Hohenzollern die gewünschten Zugeständnisse in Titulatur und Zeremoniell einzuräumen, indes nur, wenn „. . . Ewer Liebenden Selber denen Regierenden Fürsten obhochgedachte zollernscher HAUPTLINIE die verlangende HONNEURS würcklich erzeigen, sowohl Unß darunter mit Ihnen zu CONFORMIren, alß daß auch von anderen alten Reichs-Fürstlichen Häusern mehr dergleichen ebenfalß OBSERVIret werden möge, gerne COOPERIRen zuhelffen.“ 1019 Kronerwerb und die daraus resultierende Umgestaltung des brandenburgisch-preußischen Gesandtschaftszeremoniells, die die fürstlichen Gesandten mitbetraf, enthoben Friedrich III./I. einer diesbezüglichen Reaktion. Obzwar davon auszugehen ist, dass die Bereitschaft Friedrichs III./I. an eben jenem Punkt, der eine Abwertung des brandenburgisch-preußischen diplomatischen Zeremoniells zur Folge gehabt ihr Ende gefunden hätte. Dies lässt sich ebenfalls während der Regentschaft seines Nachfolgers Friedrich Wilhelm I. nachverfolgen und dies, obwohl die Bindungen zu den zwei fränkischen Fürstentümern durch Eheschließungen nochmals vertieft worden waren.1020 Inwiefern diese wiederum die Fürsten von Brandenburg-Ansbach und Brandenburg-Bayreuth motivierten, zeremonielle Vorstöße zu unternehmen, bedarf weiterführender Untersuchungen. Es ist keinesfalls unwahrscheinilich und jene immer wiederkehrenden Versuche1021 sorgten recht bald für eine Sensibilisierung Friedrich Wilhelms I., der infolgedessen seinen Gesandten explizit befahl: „Gegen die MINISTROS und bediente aber soll Er sich ernsthafft und hier bezeugen, und auf sein QUANT A MOI sehen, auch auf alle Schritte und tritte acht haben, daß ihn alle gebührende Ehre wiederfahre, als worin Er nicht das allergeringste vergeben, noch sich nehmen laßen muß.“ 1022 Aus der gemeinsa1017 Vgl. 5. August 1700 Friedrich III./I. an Unsere MINISTROS zu Regensburg, Wien, Frankfurt, Hamburg und München. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 12005. 1018 Vgl. 23. Juli 1700 Friedrich III./I. an Dänemark, Polen, Bayern, Weißenfels, Gotha, Wolfenbüttel. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 12005. 1019 28. Dezember 1700 Rudolf August und Anton Ulrich an Friedrich III./I. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 12005. 1020 Weiterführend: Meyer, Christian (Hrsg.): Am Hofe Friedrich Wilhelm’s I. In: Hohenzollerische Forschungen. Jahrbuch für die Geschichte des Deutschen Kaiser= und preußischen Königshauses 1 (1892), S. 411–434. 1021 Exemplarisch: 29. März 1718 Ilgen. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Nr. 8680. 1022 15. Januar 1740 Instruktion für Klinggraf. GStA PK, BPH, Rep. 46 Nr. W 50, Bl. 2r.
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men Zugehörigkeit zum Hause Hohenzollern erwuchs nur bedingt ein gemeinsames Agieren. Stets war man zuallererst auf die Aufwertung des eigenen Ranges bedacht1023 und mochten die fränkischen Hohenzollern sich an der kurfürstlichen und später königlichen Linie orientieren,1024 war diese beileibe nicht die einzige Ausrichtungsoption1025 und waren sie gleicherweise darauf bedacht, individuelle Ausprägungen zu entwickeln. Damit ordnete man sich in das allgemein reguläre Vorgehen der europäischen Dynastien ein.1026 Hatten in diesem Fall die Brandenburger eine Vorbildfunktion eingenommen, war zeitgleich für jene problematisch, dass es ihnen an verwandtschaftlichen Beziehungen zu ranghohen Mächten mangelte, mit den führenden Familien der europäischen Adelsgesellschaft, den königlichen Häusern, waren sie nur weitläufig verschwägert. Die bisherigen Ausarbeitungen dürften verdeutlicht haben, hinter der Entscheidung, einzelne Elemente eines fremden Gesandtschaftszeremoniells zu kopieren, standen weitreichende Überlegungen und waren vielfältige Faktoren zu beachten und dies war eben nicht, wie 1798 von Johann Stephan Pütter (1725–1807) unterstellt, die bloße „Nacheiferungssucht“.1027 Gewiss, die zeremonielle Grundausrichtung des Berliner Hofes im Untersuchungszeitraum orientierte sich immer mehr und mehr an den europäischen königlichen Höfen, dabei dürften die Rangansprüche des brandenburgischen Kurfürstentums eine eminente Rolle gespielt haben. Daher enthielten die den brandenburgisch-preußischen Gesandten ausgehändigten Instruktionen durchgehend die obligatorische Anordnung, an fremden Höfen dieselbe zeremonielle Behandlung, wie sie die königlichen Vertreter emp-
1023 Dies war in der Frühen Neuzeit ein europaweit zu beobachtendes Phänomen (vgl. Strohmeyer, Arno: Diplomatenalltag und die Formierung internationaler Beziehungen: Hans Khevenhüller als kaiserlicher Botschafter am Hof Philipps II. von Spanien (1574–1598). In: Beiderbeck, Friedrich u. a. (Hrsg.): Dimensionen der europäischen Außenpolitik zur Zeit der Wende vom 16. zum 17. Jahrhundert (= Innovationen. Bibliothek zur Neueren und Neusten Geschichte; 10). Berlin 2003, S. 140). 1024 Vgl. Pfeil, Christoph von (Bearb.): Die Möbel der Residenz Ansbach (= Kataloge der Kunstsammlungen/Bayerische Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen). München u. a. 1999, S. 9. 1025 Vgl. Kägler, Britta: Heiraten mit Absicht. Europäische Netzwerke süd- und mitteldeutscher Fürstenhäuser im 17. und 18. Jahrhundert. In: Becker, Rainald/Dorn, Iris von (Hrsg.): Politik – Repräsentation – Kultur. Markgraf Christian Ernst von Brandenburg-Bayreuth 1644–1712 [. . .]. Bayreuth 2014, S. 19. 1026 Dies war beispielsweise ebenso bei den Ernestinern (vgl. Czech, Vinzenz: Die Heidecksburg und das Zeremoniell am Rudolstädter Fürstenhof im 18. Jahrhundert. In: Höfisches Rokoko in Thüringen. Kunst um Krohne und Pedrozzi (= Jahrbuch der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten; 17). Regensburg 2014, S. 54, 57. Sowie: Freitag, Friedegund: Eine Frage des Prestiges: Herrschaftsinszenierung und Repräsentation. In: Freitag, Friedegund/Kolb, Karin (Hrsg.): Die Ernestiner. Eine Dynastie prägt Europa. Thüringer Landesausstellung [. . .]. Katalog. Dresden 2016, S. 77) und Welfen (vgl. Stieglitz 2005, S. 373) wahrnehmbar. 1027 Pütter 1798, S. 185.
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III. Grundlegende Problematiken am Exempel Brandenburg-Preußens
fingen, einzufordern1028 und sollte bei zeremoniellen heiklen Umständen dem Verhalten der königlichen Gesandten gefolgt werden.1029 Hierbei wurde differenziert, situationsabhängig interagiert und wenn möglich, persönlichen Präferenzen nachgegeben. So scheinen die von Friedrich Wilhelm I. an seinen Nachfolger übermittelten Überlegungen zum Umgang mit dem englischen Hof, „Wie natürlich die Freundschafft zwischen den Crohnen Engellandt und Preußen wegen der RELIGION, des gemeinschaftlichen INTERESSE undt andern wichtigen MOTIVEN mehr wäre, sey männiglich bekandt, aber Engelland qua HANNOVER undt wegen der beständigen JALOUSIE und Misgunst beyder Häuser gönnte dem Königl. Churhause nicht das geringste AGGRANDISSEMENT, sondern suchte AU CONTRAIRE wo nicht öffentlich doch unter der Handt solches auf alle weyse zu CONTERCARRIREN.“,1030 merklich das Gesandtschaftszeremoniell mitgeprägt zu haben. Der österreichische Gesandte Seckendorff warnte den Wiener Hof eindringlich: „. . . maßen Er [Friedrich Wilhelm I. – E. R.] seine JALOUSIE nicht bergen kan, wo man Ihm im CEREMONIEL geringer als andere Könige und nahmentlich dem König von Engelland TRACTIren wolte.“ 1031 Ein Großteil der Instruktionen für die brandenburgisch-preußischen Gesandten beinhaltete den Hinweis darauf, der Gesandte solle sich nicht nur nach dem Vorgehen der englischen Vertreter richten, sondern auf eine identische zeremonielle Rezeption bestehen.1032 Dies war die eine Seite des Gesandtschaftszeremoniells, demgegenüber stand die Gestaltung des Gesandtschaftszeremoniells am eigenen Hofe. Auffällig hierbei ist, dass der Berliner Hof sich bei angedachten Zeremoniellmodifikationen nicht nur über die Regularien anderer Höfe informierte, ein gesamteuropäische beobachtbares Phänomen,1033 sondern diese immerfort in sei1028 Exemplarisch: 22. Januar 1687 Instruktion für N. B. Dankelman. GStA PK, I. HA, Rep. 1 Nr. 105, Bl. 20v. 1029 Exemplarisch: 30. Januar 1717 Friedrich Wilhelm I. an Hecht nach Frankfurt am Main. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8720. 1030 Kürtzlicher Inhalt des Discurses welchen Sr. Königl. Mayestät an Dero CrohnPrintzen Königl. Hoheit den 28. May 1740 des Nachmittags um 4 Uhr in Meiner Gegenwart [Thulemeier] gehalten, soviel ich mich deßen erinnern kann. Zitiert nach: Koser, Reinhold: Aus den letzten Tagen König Friedrich Wilhelms I. In: Hohenzollern=Jahrbuch 8 (1904), S. 29. 1031 1. August 1726 Seckendorff aus Berlin. AT-OeStA/HHStA StK Preußen 4. Korrespondenz, 1715–1726. Berichte aus Berlin 1726, Bl. 21v. Sowie: 30. Januar 1720 Friedrich Wilhelm I. an Tielemann nach Bremen. GStA PK, I. HA, Rep. 9 Allgemeine Verwaltung Nr. Z lit. Q Fasz. 1. 1032 Exemplarisch: „. . . daß Ihr in allem, was zu dem CEREMONIEL gehöret nach dem Königlichen Englischen alldort sich befindenden RESIDENTEN Euch ACCURAT richten und womit derselbe sich begnüget, Euch auch CONTENTIREN sollet. Wir begehren in diesem Stück nichts mehr, alß der König in Engelandt.“ 30. Januar 1720 Friedrich Wilhelm I. an Tielemann nach Bremen. GStA PK, I. HA, Rep. 9 Allgemeine Verwaltung Nr. Z lit. Q Fasz. 1. 1033 So soll 1673 der schwedische König seinen Diplomaten befohlen haben, das Gesandtschaftszeremoniell des Pariser, Wiener, Kopenhagener sowie Londoner Hofes zu
5. Das Gesandtschaftszeremoniell im außereuropäischen Kulturkreis
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nen Schriften anführte. Dabei griff man auf Höfe zurück, die eben jene Regularien, die durchgesetzt werden sollten, in ihr Zeremoniell integriert hatten, aber ebenso auf Höfe, bei denen dies nicht der Fall war,1034 wog dies gegeneinander ab, suchte nach Parallelen oder Unterschieden, ehe Beschlüsse gefasst wurden. Es wurden Zeremoniellbestandteile anderer Höfe über und eine Anpassung an allgemeine Entwicklungen vorgenommen. Ein einzelner Leithof, an dem sich sämtliche Höfe permanent orientierten, ist für das Gesandtschaftszeremoniell auf der Grundlage des für diese Arbeit herangezogenen Quellenmaterials nicht nachweisbar. Vielmehr übernahmen wechselnde Höfe, in unterschiedlich stark ausgeprägter Intensität, wie der römische, der spanische oder französische Hof, diese Funktion und selbst ein Hof, dem ein Vorbildcharakter zugeordnet wurde, konnte das Gesandtschaftszeremoniell nicht beliebig variabel gestalten, auch ihm waren bestimmte, eindeutige Richtlinien vorgegeben. Die bisherigen Betrachtungen beschränkten sich auf den europäischen Raum, inwiefern der außereuropäische Kulturkreis auf das brandenburgisch-preußische Gesandtschaftszeremoiell Einfluss nahm, soll im folgenden Kapitel analysiert werden.
5. Das Gesandtschaftszeremoniell im außereuropäischen Kulturkreis Dem theoretischen Anspruch nach war das europäische Zeremoniell universell, in der Praxis sahen sich die europäischen Akteure mit anderen fremdartigen zeremoniellen Zeichensystemen konfrontiert,1035 denn symbolische Kommunikationsformen waren geographisch und kulturell unterschiedlich ausgeprägt1036 und
übersenden, um das schwedische Gesandtschaftszeremoniell an jenes seiner Rivalen anzugleichen (vgl. Person, Fabian: The Kingdom of Sweden. The courts of the vasas and palatines. 1523–1751. In: Adamson, John (Hrsg.): The princely courts of Europe. Ritual, Politics and Culture under the Ancien Régime 1500–1750. London 2000, S. 280). Jenes Vorgehen ist zudem über den Untersuchungszeitraum hinaus wahrnehmbar (vgl. 14. Juli 1834. GStA PK, III. HA Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten Abt. I Nr. 12883). 1034 Exemplarisch: 1699 Besser Memorial. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8677. Sowie: Unterthänigste Vorstellung des CEREMONIEN=Meisters, seinen und seine CHARGE Zustand betreffend. SächsHStA Dresden, 10008 Zeremonienmeister, Sekt. 02, Nr. 03a, Bl. 50v–51r. 1035 Vgl. Garnier, Claudia/Vogel, Christine: Einführung. In: Garnier, Claudia/Vogel, Christine (Hrsg.): Interkulturelle Ritualpraxis in der Vormoderne: Diplomatische Interaktion an den östlichen Grenzen der Fürstengesellschaft (= Zeitschrift für Historische Forschung; Beiheft 53). Berlin 2016, S. 9. 1036 Weiterführend: Gestrich, Andreas/Nitschke, August: Der Herrscher im europäischen und osmanischen Zeremoniell. In: Forschungen zur Rechtsarchäologie und Rechtlichen Volkskunde 13 (1991), S. 179–205. Sowie: Windler, Christian: Diplomatic history as a field of cultural analysis: Muslim-Christian relations in Tunis, 1700–1840. In: Historical Journal 44/1 (2001), S. 79–106.
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III. Grundlegende Problematiken am Exempel Brandenburg-Preußens
besaßen infolgedessen mitunter verschiedene Bedeutungen. Innerhalb der europäischen Fürstengesellschaft waren Zeichen und genutzte symbolische Kommunikationsakte des diplomatischen Zeremoniells weitestgehend definiert. Im Falle interkultureller Begegnungen galt das Gegenteil: Die Möglichkeit, die Zeichen des Zeremoniells unterschiedlich zu interpretieren, war die Voraussetzung dafür, dass es überhaupt zur Verständigung zwischen zwei politisch-sozialen Ordnungen kommen konnte, die jeweils universale Geltungsansprüche1037 vertraten.1038 Einige der symbolischen Kommunikationsformen waren in hohem Maße ikonisch und deshalb über kulturelle Grenzen hinweg zu entschlüsseln. Ermöglichte der ikonische Charakter von symbolischen Kommunikationsformen auf der einen Seite oft deren interkulturelle Dechiffrierung, erschwerte er auf der anderen Seite die Identifikation derjenigen Fälle, in denen kulturelle Differenzen die erfolgreiche Nutzung von Symbolen verhinderte. Den Beteiligten fiel dieses kommunikative Scheitern oft gar nicht auf. Sie deuten Handlungen ihres Gegenübers gemäß ihren eigenen Maßstäben und Erwartungen und unterstellen dem Kommunikationspartner bestimmte Aussageabsichten.1039 So waren die Osmanischen Herrscher prinzipiell geneigt, Gesandte anderer Herrschaftsträger zu empfangen, aber weitaus weniger geneigt, welche an fremde Höfe zu schicken, denn die Entsendung von Gesandten bewerteten die osmanischen Sultane als Ausdruck machtpolitischer Unterlegenheit.1040 Daher entsandten die österreichischen Kaiser in der Zeit von 1488 bis 1792 130 Gesandtschaften in das Osmanische Reich; dieses beorderte nur 80 bis 90 Gesandtschaften ins Heilige Römische Reich.1041 Allerdings, während im 16. Jahrhundert von den 1037 Vgl. Grygorieva, Tetiana: Symbols and Perceptions of Diplomatic Ceremony: Ambassadors of the Polish-Lithuanian Commonwealth in Istanbul. In: Kleinmann, Yvonne (Hrsg.): Kommunikation durch symbolische Akte. Religiöse Heterogenität und politische Herrschaft in Polen-Litauen (= Forschungen zur Geschichte und Kultur des östlichen Mitteleuropa; 35). Stuttgart 2010, S. 130. 1038 Vgl. Vogel, Christine: Der Marquis, das Sofa und der Großwesir. Zu Funktion und Medialität interkultureller diplomatischen Zeremoniell in der Frühen Neuzeit. In: Burschel, Peter/Vogel, Christine (Hrsg.): Die Audienz. Ritualisierter Kulturkontakt in der Frühen Neuzeit. Köln u. a. 2014, S. 243. 1039 Vgl. Jostkleigrewe, Georg: Ritual – Kultur – Grenze. Kulturelle Differenz und grenzüberschreitender Ritualgebrauch. In: Büttner, Andreas u. a. (Hrsg.): Grenzen des Rituals. Wirkreichweiten – Geltungsbereiche – Forschungsperspektiven (= Norm und Struktur. Studien zum sozialen Wandel in Mittelalter und Früher Neuzeit; 42). Köln u. a. 2014, S. 123. 1040 Vgl. Rudolph, Harriet: Ökonomische Grundlagen der habsburgisch-osmanischen Diplomatie im 16. und beginnenden 17. Jahrhundert. Ein Problemaufriss. In: Strohmeyer, Arno/Spannenberger, Nobert (Hrsg.): Frieden und Konfliktmanagement in interkulturellen Räumen. Das Osmanische Reich und die Habsburgermonarchie in der Frühen Neuzeit (= Forschungen zur Geschichte und Kultur des östlichen Mitteleuropa; 45). Stuttgart 2013, S. 243. 1041 Vgl. Vocelka, Karl: Die diplomatischen Beziehungen zwischen den Habsburgern und dem Osmanischen Reich in der Frühen Neuzeit. In: Tremml-Werner, Birgit/Crailsheim, Eberhard (Hrsg.): Audienzen und Allianzen. Interkulturelle Diplomatie in Asien
5. Das Gesandtschaftszeremoniell im außereuropäischen Kulturkreis
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Osmanen die habsburgischen Gesandten als unterwürfige Tributüberbringer interpretiert wurden, betonten diese wiederum in ihren Berichten im Laufe der Zeit immer dezidierter, wie außerordentlich ehrenvoll sie im Rahmen des osmanischen diplomatischen Zeremoniells behandelt worden waren, entzogen sich damit der Deutung, der Unterwerfung.1042 Ab dem 17. Jahrhundert versuchten beide Parteien, den jeweils anderen auf dem Gebiet des Gesandtschaftswesens zu übertrumpfen, um auf diese Weise die eigene Überlegenheit zu dokumentieren.1043 Dies geschah auch deshalb, da die steigende Präsenz von fremden Gesandten in den interkulturellen Interaktionen transkulturelle Spuren hinterließ und gemeinsame Symbole gefunden werden konnten,1044 die einen diplomatischzeremoniellen Wettkampf forcierten. In der historischen Forschung wird die Ansicht vertreten, grundsätzlich sei das fremdländische diplomatische Zeremoniell für europäische Akteure vor allem dann relevant gewesen, wenn andere Europäer im Spiel waren. Es hatte in ihren Augen offenbar nicht per se, wohl aber in Bezug auf andere europäische Mächte eine rangkonstituierende Funktion.1045 Obgleich Brandenburg-Preußen im Untersuchungszeitraum beispielsweise keinerlei nennenswerte diplomatische Kontakte ins Persische Reich unterhielt,1046 wurde 1689 für den hypothetischen Fall, dass dies einträte, in Bezug auf das Gesandtschaftszeremoniell der Grundsatz formuliert: „Wann ein Churfürst von Brandenburg einen AMBASSADEUREN oder ENVOYÉN an den Persischen Hof absenden sollte, würde Er wenigstens das TRACTAMENT, wie es andere Königliche und mächtiger POTENTATEN Gesandten und abgesandten in Persien vormahlen erhalten, zu PRÆTENDIren haund Europa vom 8. bis zum 18. Jahrhundert (= Expansion. Interaktion. Akkulturation. Globalhistorische Studien; 26). Wien 2015, S. 172. 1042 Vgl. Kühnel, Florian: „No Ambassadeur Ever Having the Like“. Die Übertretung der diplomatischen Rituale und die Stellung der Gesandten am osmanischen Hof. In: Garnier, Claudia/Vogel, Christine (Hrsg.): Interkulturelle Ritualpraxis in der Vormoderne: Diplomatische Interaktion an den östlichen Grenzen der Fürstengesellschaft (= Zeitschrift für Historische Forschung; Beiheft 53). Berlin 2016, S. 106. 1043 Vgl. Petritsch, Ernst D.: Interkulturelle Diplomatie zwischen Habsburgern und Osmanen. Fragen und Probleme (16.–18. Jahrhundert). In: Tremml-Werner, Birgit/ Crailsheim, Eberhard (Hrsg.): Audienzen und Allianzen. Interkulturelle Diplomatie in Asien und Europa vom 8. bis zum 18. Jahrhundert (= Expansion. Interaktion. Akkulturation. Globalhistorische Studien; 26). Wien 2015, S. 192. 1044 Vgl. Flüchter, Antje: Den Herrscher grüßen? Grußpraktiken bei Audienzen am Mogulhof im europäischen Diskurs der Frühen Neuzeit. In: Burschel, Peter/Vogel, Christine (Hrsg.): Die Audienz. Ritualisierter Kulturkontakt in der Frühen Neuzeit. Köln u. a. 2014, S. 53. 1045 Vgl. Brauner, Christina: Kompanien, Könige und caboccers. Interkulturelle Diplomatie an Gold- und Sklavenküste im 17. und 18. Jahrhundert (= Externa; 8). Köln u. a. 2015, S. 224. 1046 Zwar überlegte man 1709/1710 eine Gesandtschaft nach Persien zu senden, dies scheint nicht in die Tat umgesetzt worden zu sein (vgl. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 6634. Sowie: GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8794).
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III. Grundlegende Problematiken am Exempel Brandenburg-Preußens
ben.“ 1047 Als 1715 die Planungen für eine Gesandtschaft nach Persien konkreter wurden, möglicherweise beeinflusst durch den Zwischenhalt des persischen Gesandten Mehemet Ritza Beg im November 1715 in Berlin,1048 mit den vordergründigen Anliegen den Kronerwerb zu notifizieren und den Kontakt zwischen den beiden Mächten anzubahnen, enthielt die für den brandenburgisch-preußischen Abgesandten formulierte Instruktion den obligatorischen Passus „. . . daß er so wol beÿ seiner RECEPTION und Abfertigung alß währender NEGOTIATION, in der AUDIENTZen und VISITEN, allen andern Königlichen Abgesandten gleich TRACTIret, und nichts, so Unsere Königliche Würde nachtheilig seÿn könnte, beÿ dem CEREMONIAL und sonst, von ihm zugelaßen, verstattet.“ 1049 Offensichtlich stand nicht das zu erwartende fremdländische Zeremoniell im Mittelpunkt des Interesses, sondern die primäre Zielstellung schlechthin, die Gleichbehandlung der diplomatischen Vertreter Berlins mit anderen königlichen Gesandten. Die Beziehungen zu anderen außereuropäischen Mächten, exemplarisch den Osmanen, intensivierten sich hauptsächlich in der Regierungszeit Friedrich Wilhelms I. Zwar war aufgrund des Kronerwerbs ein Glückwunschschreiben des Sultans Mustafa II. (1664–1704) an Friedrich III./I. gesandt worden, in welchem zudem ein Bündnis mit der Hohen Pforte angesprochen ward,1050 zustande kam dies nicht. Jene Annäherungsversuche sind der allgemeinen, ab 1700, einsetzenden Initiative zur Vertiefung bzw. überhaupt zur Aufnahme direkter diplomatischer Beziehungen zwischen dem Osmanischen Reich und Europa zuzuordnen, in der wirtschaftliche und politische Aspekte an Gewicht gewannen.1051 Zunächst reagierten die Hohenzollern verhalten. Auch Friedrich Wilhelm I. war zu Beginn seiner Regentschaft hinsichtlich eines Bündnisses mit der Hohen Pforte skeptisch, weil ihm die diplomatische Beziehung zu den Habsburgern vorerst wichtiger schien, es ihm daher nicht daran gelegen sein konnte, mit deren Erbfeind eine Allianz zu schmieden. Schließlich waren es, so Stephan Theilig, Handelsinteressen, die Friedrich Wilhelms I. Meinung ändern sollten.1052 1718, nach dem Frie1047 1689. Ohnmaßgebliches und aus Verschiedenen LEGATIONS=ACTIS und HISTORICIS zusammen getragenes und PROJECTIRTES CEREMONIALE. GStA PK, VI. HA, Nl. Zwantzigk, Zacharias Nr. 6. 1048 Vgl. 9. November 1715 Grübel/Ortiges aus Berlin. Zitiert nach: Friedlaender 1902, S. 410. 1049 1715 Instruktion. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8558, Bl. 59r/v. 1050 Vgl. Theilig, Stephan: Diplomatie überwindet Grenzen. In: Theilig, Stephan (Hrsg.): Türcken, Mohren und Tataren. Muslime in Brandenburg-Preußen. Katalog [. . .]. Berlin 2014, S. 21. 1051 Vgl. Pröhl, Karl: Die Bedeutung preußischer Politik in den Phasen der orientalischen Frage. Ein Beitrag zur Entwicklung deutsch-türkischer Beziehungen von 1606 bis 1871 (= Europäische Hochschulschriften. Reihe 3, Geschichte und ihre Hilfswissenschaften; 315). Frankfurt am Main u. a. 1986, S. 47. 1052 Vgl. Theilig, Stephan: Die erste osmanische Gesandtschaft in Berlin 1763/64: Interkulturalität und Medienereignis. In: Eibach, Joachim/Carl, Horst (Hrsg.): Europäi-
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den von Passarowitz, bot Großwesir Mehmed Pasa Friedrich Wilhelm I. offiziell die Freundschaft an. Daraufhin, zwei Jahre später, schickte der Brandenburger seinen Stallmeister Jurgowski nach Konstantinopel mit dem Auftrag, Pferde einzukaufen. Es ist wahrscheinlich, dass der Pferdekauf lediglich ein Vorwand war, der Stallmeister vielmehr den Auftrag hatte, das politische Terrain zu sondieren.1053 1725 erfolgte die osmanische Reaktion: „. . . hatte des Groß-VEZIERS jüngst gemelten LEAGTUS [. . .] seine AUDIENCE, nach welcher Er dem Könige, nahmens des Groß-VEZIERS, am Schloße 2. Türckische Pferde PRÆSENTIrete so sehr angenehm waren.“ 1054 Obzwar dies als erste Gesandtschaft der Osmanen an den Berliner Hofe angesehen und als Zeichen für die gestiegene politische Bedeutsamkeit Brandenburg-Preußens hätte interpretiert werden können, finden sich in den gesichteten Aktenbeständen, bis auf den zitierten Bericht für den wolfenbüttelschen Hof, keinerlei Hinweise auf das bei dieser Schickung verwendete Gesandtschaftszeremoniell. Womöglich ist dies damit begründbar, dass jene Sendung keine offizielle Gesandtschaft war. Erst die Gesandtschaft Ahmed Resmi Efendis 1763/64, während der Regentschaft Friedrichs II., war nicht nur durch umfängliche und weitgreifende Vorüberlegungen bezüglich des diplomatischen Zeremoniells, sondern auch durch größere mediale Präsenz geprägt.1055 Auf ein reges Interesse der Öffentlichkeit stießen ebenso die zahlreichen tatarischen Gesandtschaften an den Berliner Hof zur Zeit des Kurfürsten Friedrich Wilhelm. Die mediale Darstellung jener zielte in eine konträre Richtung, denn sowohl zeitgenössische1056 als auch im 19. Jahrhundert1057 erschienene Schildesche Wahrnehmungen 1650–1850. Interkulturelle Kommunikation und Medienereignisse (= The Formation of Europe/Historische Formationen Europas; 3). Hannover 2008, S. 139. 1053 Vgl. Pröhl 1986, S. 63 f. 1054 20. Oktober 1725. NLA WOL 1 Alt 4 Nr. 144, Bl. 110r/v. 1055 Vgl. Theilig 2008, S. 146, 150. Weiterführend: Rees, Joachim: Türkische Miniaturen. Daniel Nikolaus Chodowiecki als Beobachter der Osmanischen Gesandtschaft von 1763/64. In: D’Aprile, Iwan-Michelangelo (Hrsg.): Europäische Ansichten. Brandenburg-Preußen um 1800 in der Wahrnehmung europäischer Reisender und Zuwanderer (= Aufklärung und Europa; 17). Berlin 2004, S. 69–100. Sowie: Siebers, Winfried: Eine osmanische Gesandtschaft in Berlin und Potsdam. Ahmed Resmi Efendis Bericht über seinen Aufenthalt in Preußen 1763/64. In: D’Aprile, Iwan-Michelangelo (Hrsg.): Europäische Ansichten. Brandenburg-Preußen um 1800 in der Wahrnehmung europäischer Reisender und Zuwanderer (= Aufklärung und Europa; 17). Berlin 2004, S. 49– 68. Sowie: Volz, Gustav Berthold: Eine türkische Gesandtschaft am Hofe Friedrichs des Großen im Winter 1763/64. In: Hohenzollern=Jahrbuch 11 (1907), S. 17–54. 1056 Vgl. Happel, Eberhard Werner: Kern-CHRONICA der merckwürdigsten Welt= und Wunder=Geschichte. Erster Theil [. . .]. Hamburg 1690, S. 43. 1057 Vgl. König, Anton Balthasar: Versuch einer Historischen Schilderung der Hauptveränderungen, der Religion, Sitten, Gewohnheiten, Künste, Wissenschaften etc. der Residenzstadt Berlin [. . .] 1786. Zweiter Theil. Enthält die Regierungsgeschichte Churfürst Friedrich Wilhelms des Großen von 1640 bis 1688. Berlin 1793, S. 191. Sowie: Orlich, Leopold von: Friedrich Wilhelm der Große Kurfürst. Nach bisher noch unbekannten Original=Handschriften. Berlin, Posen und Bromberg 1836, S. 182.
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rungen dieser unterstrichen den Kontrast zwischen der wilden und ärmlichen Erscheinung der Tataren und dem entgegengesetzten prachtvollen und ehrwürdigen Auftreten des Kurfürsten. Waren bei der ersten tatarischen Mission noch Zweifel an der „Glaubwürdigkeit“ der Diplomaten geäußert worden,1058 belegten die in den darauffolgenden Jahren vonstattengehenden Gesandtschaften augenscheinlich eindrücklich das wachsende Ansehen des Hohenzollern, der nunmehr sogar Beziehungen zu weit entfernten Mächten unterhielt.1059 Inwiefern hatte dies Auswirkungen auf das Gesandtschaftszeremoniell zwischen den beiden Parteien? Die im „Ceremoniale-Brandenburgicum“ wiedergegebene Zusammenfassung der Rezeption der tatarischen Abgesandten lässt erkennen, der grundlegende Ablauf der publiquen Audienz entsprach im Groben dem gewöhnlichen Vorgehen am kurbrandenburgischen Hof. Der Gesandte ward mit einer Kutsche aufgeholt, Soldaten waren auf seinem Wege zum Audienzzimmer platziert, in welches er von hohen Hofbeamten geführt wurde, um nach der Ablegung seiner Reverenzen sein Begehr vorzubringen.1060 Die vom Berliner Hofe angefertigten diesbezüglichen Extrakte differenzierten dies weiter aus, so dass letztlich die Aussage getroffen werden kann, dass neben spezifischen kulturell bedingten Abweichungen, wie die den Boden berührende Reverenz des tatarischen Abgesandten, eine eklatante Reduzierung der Ehrenbezeugungen gegenüber diesen orientalischen Diplomaten vorgenommen wurde,1061 wiewohl selbstredend ein zeremonielles Mindestmaß eingehalten wurde.1062 Nun war eben diese Minimierung der Ehrenbezeugungen keine individuelle Ausprägung des brandenburgisch-preußischen Gesandtschaftszeremoniells, Ähnliches wurde etwa am Wiener Hofe praktiziert.1063 Doch geschah dies am Berliner Hofe insbesondere bei jenen Elementen des Zeremoniells, die für gewöhnlich den hohen Rang eines Potentaten unterstrichen, beispielsweise blieb der Kurfürst während der 1058 Vgl. 20./30. Mai 1656 Wolfsberg aus Königsberg. Zitiert nach: Hein, Max (Hrsg.): Urkunden und Actenstücke zur Geschichte des Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg. Auswärtige Acten. Fünfter Band. Erster Teil. Schweden (= UA; 23/ 1). Berlin/Leipzig 1929, S. 313. 1059 Vgl. Saring, Hans: Tatarische Gesandtschaften an Kurfürst Friedrich Wilhelm während des ersten Nordischen Krieges. In: Forschungen zur Brandenburgischen und Preußischen Geschichte 46 (1934), S. 380. Weiterführend: Schwarz, Klaus: Zu den frühen Beziehungen Brandenburg-Preußens zu Türken und Tataren. In: Jahrbuch Preußischer Kulturbesitz 24 (1987), S. 151–172. 1060 Vgl. Besser/Zwantzikg 1699, S. 80 f. 1061 Vgl. EXTRACT PROTOCOLLI Welcher gestalt der letztere TARTARISCHE Abgesandte am Chur Brandenburg. hofe RECIPIRT und abgefertiget worden. SächsHStA Dresden, 10008 Zeremonienmeister, Sekt. 01, Nr. 29c. 1062 Vgl. Saring, Hans: Tatarische Gesandtschaften am kurbrandenburgischen Hof. In: Forschungen zur Brandenburgischen und Preußischen Geschichte 49 (1937), S. 119. 1063 Vgl. Augustynowicz, Christoph: Tatarische Gesandtschaften am Kaiserhof des 17. Jahrhunderts – Protokoll und Alltag. In: Kurz, Marlene u. a. (Hrsg.): Das Osmanische Reich und die Habsburgermonarchie [. . .] (= Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung; Ergänzungsband 48). Wien/München 2005, S. 315.
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publiquen Audienz bedeckt auf seinem Thron sitzen.1064 Die Vermutung liegt nahe, dass sich der Berliner Hof bewusst der unterschiedlichen zeremoniellen Konventionen bediente, geschickt womöglich fehlende Kenntnisse der Tataren zum eigenen Vorteil nutzte, um das brandenburgisch-preußische Zeremoniell im europäischen Bezugsrahmen aufzuwerten. Hinzukommend waren die Zeremonien, die den tatarischen Diplomaten zugestanden werden sollten, zu keiner Zeit in einem Reglement festgehalten worden. Um aktuelle Entscheidungen zu treffen, wurden immer wieder die in den Archiven aufbewahrten Aufzeichnungen über vergangene tatarische Gesandtschaften herangezogen1065 und man vertrat zudem die Ansicht, „. . . daß mit denenselbigen [Tataren – E. R.] fast keine andere CEREMONIE als mit denen MOSCOWITISCHEN OBSERVIRET“ 1066 werden könne. In der Praxis freilich war das Gesandtschaftszeremoniell zwischen Russland und Brandenburg-Preußen keineswegs so starr umrissen, wie dies jene Äußerung kolportiert. Allzu oft werden Betrachtungen über das Gesandtschaftszeremoniell zwischen Brandenburg-Preußen und Russland lediglich auf die Große Gesandtschaft des Zaren Peter I. (1672–1725) im Jahre 1697 beschränkt. Fraglos erregte diese durch Personenanzahl und die Mitreise des sich im Inkognito befindenden Zaren bei Zeitgenossen1067 und zahlreichen nachfolgenden Generationen1068 große Aufmerksamkeit. Deren Verlauf ward sorgsam vom brandenburgisch-preußischen Hofe geplant,1069 offenbarte beiderseitige Ambitionen und einen souveränen Umgang mit dem Zeremoniell – besonders in vergleichender Perspektive zu anderen europäischen Höfen.1070 Indes weitaus aussagekräftiger als dieser diplomatische 1064 Vgl. Bzgl. Rang Reglement von 1680 EXTRACTUS PROTOCOLLI. SächsHStA Dresden, 10024 Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Loc. 08234/02, Bl. 75v. 1065 Exemplarisch: 1682 Fuchs. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 10512, Bl. 15r. 1066 4. Dezember 1677 O. Schwerin an Friedrich Wilhelm nach Stettin. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 10510. 1067 Exemplarisch: Ausführlicher Bericht/Von allem dem/was bey Einholung und Aufnehmung der Moscowitischen Groß=Gesandtschafft vorgegangen/Welche itzt=regierende Czarische Majestät/Peter Alexiewitz/an Se. Churfürstl. Durchl. zu Brandenburg/Friderich den Dritten/abgeschicket. Geschehen zu Königsberg in Preußen/Im Jahr 1697. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8788, Bl. 24r–39r. Sowie: Theatrum Europaeum [. . .]. Band 15 (1696–1700). Frankfurt am Main 1707, S. 240. 1068 Exemplarisch: Gütther, Christian Heinrich: Leben und Thaten Herrn Friedrichs des Ersten, Königes in Preußen [. . .]. Breßlau 1750, S. 76–86. Sowie: Hahn, Werner: Friedrich, der Erste König in Preußen. Berlin 1851, S. 89–94. 1069 Exemplarisch: 14. Mai 1697 Friedrich III./I. an Reyer. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 6591, Bl. 33r. Sowie: Beschreibung der Feierlichkeiten bei der Einholung Moscowitischer Gesandten in Königsberg. GStA PK, BPH, Rep. 7 Nr. 5. 1070 Vgl. Barth, Volker: Inkognito. Geschichte eines Zeremoniells. München 2013, S. 114–124. Sowie: Hennings, Jan: The Semiotics of Diplomatic Dialogue: Pomp and Circumstance in Tsar Peter I’s Visit to Vienna in 1698. In: The International History Review 30 (2008), S. 515–544. Sowie: Koningsbrugge, Hans van: Von drei Monarchien und einer Republik: Rußland, Schweden, Brandenburg-Preußen und die Republik der
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und zeremonielle Sonderfall versprechen die „alltäglichen“ Aufeinandertreffen der diplomatischen Vertreter beider Staaten zu sein. Im Laufe des 17. und frühen 18. Jahrhunderts wurde Russland schrittweise in das diplomatische System Europas einbezogen,1071 dies war Moskaus wachsender politischer Bedeutung zuzurechnen. Jene wiederum verband sich mit dem Bestreben Russlands, eine adäquate Darstellung seiner Macht auf der europäischen Bühne durch seine diplomatischen Vertreter zu erreichen.1072 Konflikte mit dem repräsentationswilligen und auf seine Rangansprüche bedachten Brandenburg-Preußen waren demnach unvermeidbar. Unstimmigkeiten und Dispute ergaben sich hauptsächlich aufgrund zweier Aspekte. Zum einen waren diese den beiderseitigen Rangansprüchen und zum anderen den divergenten zeremoniellen Konventionen geschuldet. Wiewohl letztere durch die Anpassung des russischen Gesandtschaftszeremoniells an den europäischen Gebrauch im Laufe des Untersuchungszeitraum immer seltener auftraten. Problematisch waren beispielsweise anfänglich die unterschiedlichen Gesandtschaftsränge und deren Bezeichnungen, die es mit sich brachten, dass russische Vertreter am Berliner Hofe nicht mit den, theoretisch ihrem Range zustehenden Ehrenbezeugungen, empfangen wurden. Jene konnten sowohl zu großzügig1073 als auch zu gering ausfallen.1074 Erst nachdem unter Peter I. hinsichtlich der Gesandtschaftsränge starke Tendenzen einer Angleichung an die übrigen europäischen Höfe einsetzten, trat diese Problematik in den Hintergrund.1075 Damit einher ging eine bewusstere Auswahl des diplomatischen Personals, welches lange Zeit kritisiert worden war,1076 nunmehr sieben Vereinigten Niederlande 1697–1706. In: Luh, Jürgen u. a. (Hrsg.): Preußen, Deutschland und Europa 1701–2001 (= Baltic Studies; 8). Groningen 2003, S. 461– 464. 1071 Vgl. Strohmeyer 2007, S. 6. 1072 Vgl. Schwarcz, Iskra: Die kaiserlichen Gesandten und das diplomatische Zeremoniell am Moskauer Hof in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts. In: Kauz, Ralph u. a. (Hrsg.): Diplomatisches Zeremoniell in Europa und im Mittleren Osten in der frühen Neuzeit (= Archiv für Österreichische Geschichte; 41). Wien 2009, S. 269. 1073 Vgl. 1654. Memorial von Christoff Schönbeck. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8787, Bl. 4r–6v. 1074 Vgl. September 1682. Vorgänge um Sendung von Dimitri Simanowski nach Berlin. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 7048. 1075 Vgl. Steppan 2016, S. 155. So dass in dem brandenburgisch-preußischen Gesandtschaftszeremoniellreglement des Jahres 1692 notiert wurde: „Weilen auch die MOSCAUITen beÿ Ihren Schickungen, die DIFFERENTZ zwischen FORMALE-Gesandten, welche Sie in Ihrer sprache POSLI nennen, den ENVOYÉS, von Ihnen BOSLANIEKEN genandt, und den PONCEZen der schriften PORTATORILY LITERARUM gar genau OBSERVIEren, so müsten auch die RECEPTIONES nach den CARACTER derer Die geschickt werden, und wolen in den Pas oder CREDITIF allemahl deütliche Meldung geschieht, eingerichtet.“ 9. Januar/28. Februar 1692. Reglement. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8668. 1076 „Den meisten Potentaten ist mit der ALLIANCE dieser Leute nicht viel gedienet/ weil sie nur verdrießliche Gesandten schicken/welche niemahls genung können RESPECTIret werden.“ Weise 1708, S. 266.
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zumeist dem russischen Adel entstammte, um den gestiegenen repräsentativen Anforderungen an die Person des Gesandten gerecht zu werden.1077 In die Regierungszeit Peter I. fiel obendrein die Einrichtung und Akzeptanz ständiger Gesandter am Zarenhofe,1078 die Kurfürst Friedrich Wilhelm noch in den 1670er Jahren abschlägig beschieden worden war.1079 Überdies, so Else Jagenburg, sei die Aufnahme der diplomatischen Beziehungen durch Friedrich Wilhelm am Moskauer Hofe durch die Unkenntnis der Russen über die rangrechtliche Stellung des Großen Kurfürsten und die daraus resultierende weniger ehrenvolle Behandlung der brandenburgisch-preußischen Diplomaten gekennzeichnet gewesen.1080 Dass Friedrich Wilhelm keinesfalls gewillt war, dies hinzunehmen, dürfte kaum verwundern. Die nach Russland geschickten Gesandten wurden stets beauftragt, eine den dort anwesenden königlichen Gesandten gleichwertige Rezeption einzufordern.1081 Über Jahrzehnte hinweg blieb dieser Passus nahezu unverändert in den Instruktionen der brandenburgischen Gesandten bestehen.1082 Je mehr Informationen der Hohenzoller über das russische Gesandtschaftszeremoniell erlangte, umso präziser wurden seine Anweisungen. Es kristallisierten sich vier Aspekte heraus, auf die es besonders zu achten galt. Der Gesandte sollte die Oberhand über den ihn aufholenden und betreuenden Pristrav1083 erringen – während der Audienz war darauf zu achten, wie sich der Zar bei der Titelnennung verhielt, ob er bei jener saß und/oder bedeckt war, ob und wie der Zar das Kreditiv annahm und zu guter Letzt, wie der Handkuss gestaltet wurde.1084 Diese Aspekte überschnitten sich zu großen Teilen mit den Ambitionen und den Vorstellungen anderer Höfe, wie etwa dem Wiener Hofe1085 1077 Vgl. Klonowski, Martin: Im Dienst des Hauses Hannover. Friedrich Christian Weber als Gesandter im Russischen Reich und in Schweden 1714–1739 (= Historische Studien; 485). Husum 2005, S. 30. 1078 Vgl. Krusche, Josef: Die Entstehung und Entwicklung der ständigen diplomatischen Vertretung Brandenburg-Preußens am Carenhofe bis zum Eintritt Rußlands in die Reihe der europäischen Großmächte. Breslau 1932, S. 7. 1079 Vgl. Markel 1951, S. 33 f. 1080 Vgl. Jagenburg 1936, S. 109. 1081 Vgl. 6. Juli 1656 Instruktion für Eulenburg. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 6541, Bl. 27r/v. 1082 Exemplarisch: 12. Februar 1668 Instruktion für Dönhoff. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 6558. 1083 Der Pristav empfing die auswärtigen Gesandtschaften an der Grenze, begleitete sie nach Moskau und versorgte sie dort. Ihm oblag die Überwachung der regelkonformen Einhaltung aller Gebräuche durch die Gäste, er trug Sorge, dass sich die Fremden den Moskauer Kommunikationsformen anpassten (vgl. Garnier, Claudia: „Wer meinen Herrn ehrt, den ehre ich billig auch.“ Symbolische Kommunikationsformen bei Gesandtenempfängen am Moskauer Hof im 16. und 17. Jahrhundert. In: Jahrbuch für Kommunikationsgeschichte 7 (2005), S. 43). 1084 Vgl. [1673] Instruktion für Scultetus. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 6563, Bl. 11v–12r. 1085 Vgl. Steppan 2016, S. 87.
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III. Grundlegende Problematiken am Exempel Brandenburg-Preußens
und sollten über den Regierungswechsel in Brandenburg-Preußen hinaus von Bestand sein. Als Friedrich III./I. sich 1688 dazu entschloss, den Gesandten Reyer (1642– 1718)1086 nach Russland zu senden, wurde in dessen Instruktion nicht nur ausdrücklich auf die im Archiv aufbewahrten Aufzeichnungen seiner Vorgänger aus der Zeit des Großen Kurfürsten verwiesen, an denen er sich orientieren solle, sondern wiederholt, er müsse: „. . . allemahl denen Königlichen gleich TRACTIret werden“ 1087 und die ehemals von Friedrich Wilhelm errungenen Ehrenbezeugungen einfordern. Denn jene, exemplarisch die persönliche Übergabe des Kreditivs an den Zaren, zweifelte Moskau mittlerweile, unter Einbezug des mutmaßlichen Vorgehens des Wiener Kaiserhofes gegenüber dem Kurfürstentum Brandenburg, an.1088 Dementsprechend penibel achtete und berichtete Reyer während seiner gesamten Gesandtschaft auf und über das ihm zuteil gewordene Zeremoniell – dies umfasste etwa seine Begrüßung an der Landesgrenze,1089 seinen Einzug in Moskau und die Aufholung zur Audienz.1090 Obgleich Rückschläge zu verwinden waren und Unterredungen notwendig wurden, konnte Reyer am Ende seiner Gesandtschaft zufrieden auf das für Brandenburg-Preußen ertrotzte zeremonielle Traktament blicken.1091 Im direkten Vergleich der ihm offerierten Rezeption mit jener der in Moskau weilenden königlichen Gesandten, wie im Falle des polnischen Envoyés, registrierte er zufrieden, dass „. . . derselbe nicht mit dergleichen CEREMONIEN als ich sondern mit weit geringere PERSPE auffgehohlet worden, maaßen Ihm nur ein schlechter schlitten, vorn unbedecket undt hinten mit einer weißen baaren Haut beschlag, davor nur ein pferd vorgespannet gewesen [. . .] dahingegen wann mich [. . .] ganz anders auffgeführet
1086
Jene Gesandtschaft ist umfänglich dokumentiert. Im Geheimem Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz Berlin-Dahlem findet sich der Nachlass Reyers (vgl. GStA PK, XX. HA Etats-Ministerium Tit. 131 a Nl. Rey(h)er). Zusammengefasst wurde dies von: Hartmann, Stefan: Die Mission des brandenburgischen Gesandten Johann Reyer nach Moskau 1688/89. In: Jahrbuch Preußischer Kulturbesitz 24 (1988), S. 173–193. 1087 16./26. Mai 1688 Instruktion für Reyer. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 6587, Bl. 16r. 1088 Vgl. 16./26. Mai 1688 Instruktion für Reyer. GStA PK, XX. HA Etats-Ministerium Tit. 131 a Nl. Rey(h)er Nr. 138, Bl. 6v–7r. 1089 Vgl. 24. Oktober/3. November 1688 Reyer. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 6588, Bl. 12r/v. Das Aufeinandertreffen an einer Landesgrenze brachte ein spezielles Zeremoniell mit sich. Weiterführend: Rahn, Thomas: Grenz-Situation des Zeremoniells in der Frühen Neuzeit. In: Bauer, Markus/Rahn, Thomas (Hrsg.): Die Grenze. Begriff und Inszenierung. Berlin 1997, S. 177–206. 1090 Vgl. Unterthänigste Relation von dem Einzuge in Moskau und auffholung zur ersten AUDIENCE beÿ Ihr Ihr Cz. Czar. Mtt. Mtt. GStA PK, XX. HA Etats-Ministerium Tit. 131 a Nl. Rey(h)er Nr. 146. 1091 Vgl. 15./25. Februar 1689 Reyer aus Moskau. GStA PK, XX. HA Etats-Ministerium Tit. 131 a Nl. Rey(h)er Nr. 157, Bl. 3r–6r.
5. Das Gesandtschaftszeremoniell im außereuropäischen Kulturkreis
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nemblich mit einer großen prächtigen=Ausgehkutschen czarischen Schlitten mit 6. Haupt=Pferden bespannet.“ 1092 Ausgerechnet jene Pferdeanzahl sollte gut zehn Jahre später bei der Schickung des Gesandten von Printzen nach Moskau Anlass zu Diskussionen bieten. Im Vorfeld dieser Gesandtschaft waren in Berlin abermals Akten eingesehen worden – den Schwerpunkt bildete nun die diplomatische Mission Reyers und nicht mehr die Gesandtschaften Friedrich Wilhelms.1093 Obendrein hatte man Reyer 1698, um vertiefende Relationen betreffs des von ihm damalig beobachteten Zeremoniells ersucht.1094 Auf jene Relationen Reyers stützte sich Printzen, als der russische Hof ihm die Aufholung zu seiner Antrittsaudienz mit sechs Pferden verweigerte.1095 Neben dem Faktum, dass die Anzahl der Pferde über verschiedene Kulturkreise hinaus als Distinktionsmerkmal des Ranges genutzt wurde, ist die Reaktion Friedrichs III./I. hierauf hervorhebenswert: „Ob nun zwar die bey solcher AUDIENTZ gegen Euch gebrauchten CEREMONIALIA von demjenigen einiger massen DIFFERENT seÿn, was andere hibevor von Uns nach der MOSCAU abgeschickten MINISTRIS in dergleichen fällen wiederfahren, So finden Wir doch auch umb so viel weniger Uhrsach, einige Misvergnügen darüber zubezeigen, weiln Eurem bericht nach, der Czarr, seit seiner Reückkunft aus der Fremde ein gantz verändertes CEREMONIEL mit RECEPTION der fremden MINISTRORUM aldort eingeführet, und die seit dem daselbst angelangte Kaÿserliche und Königliche MINISTRI nicht anders, sondern in einigen umbständen auch fast schlechter als Ihro angenommen worden.“ 1096 Modifikationen des russischen Gesandtschaftszeremoniells führten offenbar hauptsächlich dann zu Komplikationen und Streitigkeiten, wenn sie ausschließlich die brandenburgisch-preußischen Gesandten betrafen und ein im Vergleich zu den königlichen Gesandten minderwertigeres zeremonielles Traktament zur Folge gehabt hätten. Sogar eine Ein-
1092 17./27. Januar 1689 Reyer aus Moskau. GStA PK, XX. HA Etats-Ministerium Tit. 131 a Nl. Rey(h)er Nr. 154, Bl. 1v–2r. 1093 Jener war mehrmals explizit aufgefordert worden, sämtliche bei seiner Gesandtschaft anfallenden Unterlagen dem brandenburgisch-preußischen Archiv zu übersenden (vgl. 5. Mai 1689 Friedrich III./I. an Reyer. GStA PK, XX. HA Etats-Ministerium Tit. 131 a Nl. Rey(h)er Nr. 170, Bl. 1v). Diesem Befehl hatte er Folge geleistet (vgl. 14./24. Mai 1689 an Reyer an H. Meinders. GStA PK. XX. HA Etats-Ministerium Tit. 131 a Nl. Rey(h)er Nr. 160, Bl. 1r). 1094 Vgl. 3./13. September 1698 Fuchs an Reyer. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 6593, Bl. 35r–36r. Sowie: 15./25. August 1698 Friedrich III./I. an Reyer. GStA PK. XX. HA Etats-Ministerium Tit. 131 a Nl. Rey(h)er Nr. 193. 1095 Vgl. 27. Januar 1699 Printzen aus Moskau. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 6594, Bl. 37v. Wiewohl Printzen schlussendlich insofern erfolgreich war, als dass ihm für seine Abschiedsaudienz sechs Pferde zugebilligt wurden (vgl. 22. Februar/4. März 1699 Printzen aus Moskau. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 6594, Bl. 84r). 1096 25. Februar 1699 Friedrich III./I. an Printzen nach Moskau. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 6594, Bl. 53r/v.
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III. Grundlegende Problematiken am Exempel Brandenburg-Preußens
schränkung der bisherigen Ehrenrechte war akzeptabel, wenn sie sich auf sämtliche von Brandenburg-Preußen als gleichwertig oder höherrangig eingeordnete diplomatische Vertreter in Russland erstreckte. Um dennoch solch konfliktträchtige Situationen zu vermeiden und Sicherheit zu schaffen, war Friedrich III./I. im Frühjahr 1697 bestrebt gewesen, ein Abkommen mit dem Zaren zwecks des zeremoniellen Traktaments der Gesandten zu schließen, dessen Intention sich auf einen einzelnen Satz komprimieren lässt: „. . . Ihre Tzarische Majestet, denen Churfürstliche Gesandten, diejenige HONORES und CEREMONIEN wiederfahrn lassen wollen, welche Sie denen Königlichen Gesandten geben.“ 1097 Allerdings wurde dieser Traktat zwischen dem Kurfürsten und den am Berliner Hofe weilenden russischen Diplomaten ausgehandelt, die darauf verwiesen, dass sie nicht die Vollmacht besäßen, dies zu entscheiden, doch den Versuch unternehmen würden, dies am Moskauer Hofe zu befördern.1098 Mit dem Kronerwerb verlor dies insofern an Relevanz, als dass eine den anderen europäischen Königen entsprechende Rezeption als unabdingbar und selbstverständlich angesehen werden musste, ein solcher Traktat kontraproduktiv gewesen wäre. Demgemäß verfolgte denn auch die europäische Öffentlichkeit erwartungsvoll, ob Peter I. den neuen König anerkennen und wie die erste Audienz des brandenburgisch-preußischen Abgesandten von Printzen vonstattengehen würde.1099 All dies trug sich ganz im Sinne des jungen Königtums zu. Vor Printzens publiquer Audienz versprach Russland ihm, man werde dem Wunsch Friedrichs III./I. nachkommen, die brandenburgisch-preußischen Abgesandten wie die übrigen königlichen Abgesandten zu behandeln, ja, man werde ihn darüber hinaus „. . . in vielen Stücken, ein weit mehrers, als denen Königlichen Schwedischen, Dänischen und Pohlnischen zugeschehen pfleget“ 1100 erweisen. Dieses Versprechen wurde zeitnah eingelöst.1101 Abgesehen von vereinzelten, kleineren Reibe1097
31. Mai 1697 Projekt. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 6592, Bl. 13r. Vgl. 22. Juni 1697 Königsberg. Zitiert nach: Jähnig, Bernhart (Hrsg.): Der Königsberger Traktat zwischen Zar Peter d. Gr. und Kurfürst Friedrich III. von Brandenburg von 1697. In: Jähnig, Bernhart (Hrsg.): Die Landesgeschichtliche Bedeutung der Königsberger Königskrönung von 1701 (= Tagungsberichte der Historischen Kommission für ost- und westpreussische Landesforschung; 18). Marburg 2004, S. 37. Sowie: GStA PK, I. HA, Rep. 11 Staatsverträge Nr. 708, Bl. 19r/v. 1099 Vgl. Dukmeyer, Friedrich: Korbs Diarium itineris in Moscoviam und Quellen, die es ergänzen. Beiträge zur moskowitisch-russischen, österreichisch-kaiserlichen und brandenburgisch-preussischen Geschichte aus der Zeit Peters des Großen. Erster Band (= Historische Studien; LXX). Berlin 1909, S. 329 f. 1100 5. Juli 1701 Printzen aus Moskau. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 6602, Bl. 30v. 1101 Vgl. Allerunterhtänigste RELATION der, beÿ Sr. König. Maj. in Preußen RECOGNITION und der deshalb mir den von Sr. Czaarischen Maj. ertheilten PUBLIQUEN AUDIENCE vorgefallen und OBSERVIRten CURIALien und Solenitäten. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 6602, Bl. 45r–47v. 1098
5. Das Gesandtschaftszeremoniell im außereuropäischen Kulturkreis
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reien,1102 die sich bei jedweder zwischenstaatlichen Beziehung ergaben, waren die folgenden Jahre von keinen nennenswerten zeremoniellen Auseinandersetzungen oder der Erstellung neuer Richtlinien geprägt. Berlin initiierte zwar ein Projekt zur Aufhebung der Defrayierung, dies aber verlief im Sande. Ursprünglich war das Prinzip der Defrayierung, die Unterhaltung des Gesandten durch den gastgebenden Staat, an sämtlichen Höfen üblich gewesen, nach dem Dreißigjährigen Krieg kamen immer mehr Höfe davon ab. In BrandenburgPreußen war dies ein schrittweiser Prozess, der sich am allgemein europäischen Gebrauch orientierte.1103 Zunächst wurde jene zeitlich auf drei Tage eingegrenzt.1104 Im Oktober 1665 knüpfte Friedrich Wilhelm die dreitägige Defrayierung aller in Berlin weilender Gesandter an seine dortige Anwesenheit.1105 Fünfzehn Jahre später meldete der sächsische Envoyé Haugwitz nach Dresden: „Vor alters seind solche Herren Gesandten dreÿ Tage von Hofe GASTIRET worden, welches aber [. . .] eingestellet worden. [. . .] Dem Herrn Sächsischen Gesandten aber ist allemahl geschehen, daß Sie DEFRAŸIRTE worden, weil der ChurSächsische Hoff denen ChurBrandenburgischen ENVOYE allemahl überauß große Ehre gethan.“ 1106 Dies hatte Auswirkungen auf die Defrayierung der brandenburgisch-preußischen Diplomaten, denen daraus resultierend diese an auswärtigen Höfen ebenfalls verwehrt wurde.1107 Die Defrayierung war zu einer besonderen Ehrerweisung geworden; nur tatarische und russische Abgesandte erhielten diese weiterhin,1108 unabhängig davon, ob sie mit einem Charakter versehen worden waren oder im Inkognito am Berliner Hofe anlangten.1109 Jene Regulierung wurde von Friedrich III./I. im Gesandtschaftszeremoniellreglement des Jahres 1692 offiziell erweitert; schon während ihrer Reise durch die brandenburgisch-preußischen Lande sollten die russischen diplomatischen 1102 Exemplarisch: 29. März 1704 Viereck aus Kopenhagen. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 1436. 1103 Vgl. Actum im April 1660. Wie die Kaÿserliche Gesandte Fürst GONZGA zu Cölln an der Spree eingeholet und TRACIRET worden. Ist von H. OberPRÆSIDENTEN Freÿherrn von Schwerin also DICTIRET. GStA PK, I. HA, Rep. 1 Nr. 47, Bl. 1r/v. 1104 Vgl. 1658. NLA WOL 1 Alt 4 Nr. 34, Bl. 2v. 1105 Vgl. 7. Oktober 1665. GStA PK, I. HA, Rep. 21 Nr. 136 t Fasz. 4. 1106 1./11. Oktober 1680 Haugwitz aus Berlin. SächsHStA Dresden, 10024 Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Loc. 08265/15, Bl. 33r/v. 1107 Exemplarisch am Dresdener Hofe: ANSTELLUNG Wegen des vermutheten ChurBrandenburg. Abgesandtens. SächsHStA Dresden, 10006 Oberhofmarschallamt, E Nr. 1, Bl. 49r/v. 1108 Exemplarisch: 1654. Memorial. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8787. Sowie: 1679. Was beÿ ankunfft der MOSOCWITSCHEN Gesandtschafft [. . .] zu Cöln an der Spree vor= beÿ= und nach verstattetes AUDIENTZ vorgangen. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8787, Bl. 102r/v, Bl. 107r. 1109 Vgl. NB. Der Moskowitische Abgesandte PETER MARSILIUS ist den 15. APRILIS ANNO 1665. alhier zu Cöln an der Spree angelanget. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 6553, Bl. 17r.
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III. Grundlegende Problematiken am Exempel Brandenburg-Preußens
Vertreter in den einzelnen zu durchquerenden Städten defrayieret werden.1110 Notwendig sei diese Defrayierung vorwiegend aufgrund der weiten Entfernung zwischen den Höfen,1111 als eine explizite Ehrbezeugung wurde sie in diesem Kontext nicht gewertet. Noch 1699 skizziert das Ceremoniale Brandenburgicum die Defrayierung als Bestandteil des Empfangs der moskauischen Gesandten.1112 Zeitgleich hatte der brandenburgisch-preußische Gesandte Printzen den Auftrag, Erkundigungen einzuziehen, ob man nicht eine Absprache bezüglich der Defrayierung treffen wolle,1113 denn der Zar gewährte eine Defrayierung erst ab einem bestimmten Gesandtenrange. Deshalb sah sich Friedrich III./I. 1703 gezwungen, seinen vormals mit dem Rang eines Residenten versehenen Gesandten Kayserlingk zu einem Envoyé Extraordinaire aufzuwerten. Als dennoch die Zahlungen von Versorgungsgeldern auf sich warten ließen, stand erneut die Überlegung im Raum, die gut fünf Jahre später konkretisiert werden sollte, zukünftig auf die gegenseitige Defrayierung zu verzichten.1114 Nachdem der russische Abgesandte Lith am Berliner Hofe 1708 den Charakter eines Envoyé Extraordinaires erhalten hatte, forderte er eine dem in Russland sich befindenden preußischen Gesandten Kayserlingk gleichwertige Defrayierung.1115 Berlin nahm dies zum Anlass, eine Vollmacht für Kayserlingk anzufertigen, die diesen zu Verhandlungen bezüglich der Defrayierung, an deren Ende im besten Falle „. . . die zwischen Uns hergebrachte DEFRAYIRung der an einander abschickender MINISTRORUM nunmehr aufzuheben, und daß hinführo Einjeder von Uns diejenige MINISTROS, welche Er an den andern abschicket, gantz auf seine Kosten unterhalten solle“,1116 befähigen sollte. Dies stieß auf Skepsis, Kayserlingk selbst brachte einige Gegenargumente zu Papier: Die hohen Lebenshaltungskosten in Russland, die Schwierigkeiten des Geldwechsels, würden gegen einen solchen Traktat sprechen, der letztlich nicht geschlossen wurde, so dass in der Regentschaft Friedrich Wilhelms I. jener Punkt ebenfalls zur Sprache kam, Verhandlungen notwendig
1110 Wiewohl dies des Öfteren Nachfragen der jeweiligen Städte mit sich brachte (exemplarisch: 11. Januar 1701 Räte in Königsberg an Friedrich III./I. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 6600). 1111 Vgl. 9. Januar/28. Februar 1692. Reglement. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8668. 1112 Vgl. Besser/Zwantzigk 1699, S. 77. 1113 Vgl. PUNCTA welche der Churfürstliche Brandenbürgische ENVOYÉ EXTRAORDINAIRE den 27. Januarÿ [1699] in einer CONFERENCE Se. Czaarischen Mah. Nechsten Bojaren [. . .] vorgetragen. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 6594, Bl. 65r. 1114 Vgl. 24. Juni 1704 Friedrich III./I. an Kayserlingk nach Moskau. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 6611, Bl. 106r/v. 1115 Vgl. 25. Februar 1708 Friedrich III./I. an Kayserlingk nach Moskau. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 6626, Bl. 3r/v. 1116 9. Januar 1709 Vollmacht vor den Kayserlingk zu dem TRACTAT wegen Aufhebung der DEFRAYIRung der Zaarischen und Königlichen MINISTROTUM. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 6628.
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wurden.1117 Keiner der drei Hohenzollern verfolgte dieses Anliegen mit der gleichen Vehemenz wie die adäquate zeremonielle Behandlung brandenburgischpreußischer Gesandter in Russland. Nachdem nach dem Kronerwerb ersichtlich geworden war, dass diese von Russland gewährt wurde, sah sich Friedrich Wilhelm I. erst 1721 im Kontext der vom Zaren prätendierten Annahme der kaiserlichen Würde genötigt, auf eine schriftliche Deklaration zwecks des zeremoniellen Traktaments zu bestehen. Wohl habe er, Friedrich Wilhelm I., den neuen Titel umgehend und ohne jedwedes Ansinnen nach veränderten oder umfänglichen zeremoniellen Zugeständnissen anerkannt, sollten solche jedoch von anderen Regenten gefordert und diesen zugelegt werden, müssten diese ebenfalls rückwirkend für Brandenburg-Preußen gelten. Mochte der Soldatenkönig keine neuen Anliegen vorgebracht haben, blieb sein Hauptbestreben, wie bei seinen Vorgängern, die Wahrung des anderen Königen gleichen Status. Hinzukommend schien es diskussionswürdig,1118 ob mit dem Erwerb der Kaiserwürde der Zar den Vorrang vor den europäischen Königen und eine dem habsburgischen Kaiser entsprechende zeremonielle Rezeption erhalten sollte.1119 Den Forderungen Friedrich Wilhelms I. kam Russland nach, übergab eine Deklaration, die dies offiziell zusicherte1120 und versprach: „. . . über die AGNITION und TITULATUR von keiner Crohn einigen Rang PRÆTENDIREN, oder Sich dem Römischen Kaÿser an DIGNITÆT gleich schätzen wolle, sondern man würde es in dem CEREMONIEL und Unterschriften, alles also laßen, wie es bißhero gewesen.“ 1121 Jenes russische Zeremoniell, dies hatte bereits Friedrich III./I. erkannt, war immer mehr den europäischen Gesetzmäßigkeiten angepasst worden.1122 Geriet der russische Hof in zeremonielle Gefechte mit europäischen Höfen, wurden unter anderem stets die Gebräuche anderer Höfe als Referenzkriterium verwendet, 1117 Vgl. 22. März 1718 Friedrich Wilhelm I. an Mardefeld nach Moskau. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 6666, Bl. 17r/v. 1118 Weiterführend hierzu: Berger, Friedrich Ludwig von: Politisches Bedencken über die Frage: Ob Der Kayserliche Titul und Nahmen, ohnbeschadet Kayserl. Maj. und des Röm. Reiches allerhöchsten Würde, Nicht weniger Dere Christlichen Könige und Freyen Staaten Vorrecht und Interesse, dem Czaaren von Rußland COMMUNICIret werden könne?. o. O. 1722. Sowie: Polleroß, Friedrich: „Dieses neue Rom, ein WohnSitz Römischer Kayser“. Zur historischen Legitimation des habsburgischen „Kaisertitels“. In: Kreul, Andreas (Hrsg.): Barock als Aufgabe (= Wolfenbütteler Arbeiten zur Barockforschung; 40). Wiesbaden 2005, S. 9–38. 1119 Vgl. 25. November 1721 Friedrich Wilhelm I. an Mardefeld nach Russland. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8789, Bl. 28r/v. 1120 Vgl. 5. Dezember 1721 Mardefeld aus Petersburg. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8789, Bl. 68r/v. 1121 15. Dezember 1721 Mardefeld aus Petersburg. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8789, Bl. 56v–57r. 1122 Vgl. 25. Februar 1699 Friedrich III./I. an Printzen nach Moskau. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 6594, Bl. 53v.
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hierbei ist jedoch eine Umorientierung wahrnehmbar. Hatte der Zar beispielsweise 1656 seinen Unmut über das seinem Gesandten am Berliner Hofe zugestandene zeremonielle Traktament noch mit dem Verweis auf das am Hofe des römischen sowie vor allem des türkischen Kaisers und persischen Schahs übliche Vorgehen begründet,1123 wurden die letzten beiden Exempel in den folgenden Jahrzehnten nicht mehr angeführt, vielmehr nun Bezug auf die europäischen königlichen Höfe genommen.1124 Dagegen kann eingewandt werden, Beispiele aus demselben Kulturkreis dürften als überzeugender gewertet worden sein als fremdländisch empfundene, hätten sich daher in Diskussionen mit europäischen Parteien angeboten. Da gleichfalls eine offensichtliche Orientierung und Umstrukturierung des moskowitischen Zeremoniells erfolgte, kann eine Anlehnung an europäische Gewohnheiten als sehr wahrscheinlich angenommen werden. Eine Intensivierung dieser Ambitionen erfolgte nach der Großen Gesandtschaft, die Peter I. sowohl direkte Einblicke in die europäischen zeremoniellen Konventionen als auch die Möglichkeit, Materialien, zeremonielle Schriften und Handbücher, zu sammeln, eröffnet hatte.1125 Obschon Maria Petrova die maßgebliche Vorbildfunktion des Wiener Hofes für das Russische Reich herausgearbeitet hat,1126 dokumentieren vorliegende Quellen darüber hinaus das Interesse des russischen Hofes am brandenburgisch-preußischen Zeremoniell.1127 Die Modifikation des Zeremoniells am eigenen Hofe war das Eine, fernerhin schien es angebracht, betreffs der zeremoniellen Rezeption der eigenen Gesandten Forderungen zu stellen: „Der neue MOSCOVItsche AMBASSADEUR hatt seine PUBLIQUE ENTRÉE noch nicht genommen, aus Ursachen weil Er das CEREMONIEL nach MOSCOWITscher Arth nicht PASSIREN, sondern gleich denen andern EUROPÆIschen PUISSANCE AMBASSADEURS TRACTIRET seyn wil, woruber man Ihn aber DIFFICULTATEN machet.“ 1128 In der Tat wich das den russischen Abgesandten zuteil werdende Gesandtschaftszeremoniell zumeist vom 1123 Vgl. 1. Oktober 1656 Zar Alexei an Friedrich Wilhelm. Zitiert nach: Erdmannsdörfer, Bernhard (Hrsg.): Urkunden und Actenstücke zur Geschichte des Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg. Politische Verhandlungen. Fünfter Band (= UA; 8). Berlin 1884, S. 35. 1124 Exemplarisch: 25. Mai/4. Juni 1687. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 6586, Bl. 27v–29r. 1125 Vgl. Hennings, Russia and Courtly Europe, 2016, S. 217. 1126 Vgl. Petrova, Maria: Diplomatische Vertreter Russlands im Heiligen Römischen Reich in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts: politische und kulturelle Tätigkeit. In: Barth-Scalmani, Gunda u. a. (Hrsg.): Politische Kommunikation zwischen Imperien. Der diplomatische Aktionsraum Südost- und Osteuropa (= Innsbrucker Historische Studien; 29). Innsbruck 2013, S. 180. 1127 Exemplarisch: Aufsatz des Zeremonienmeisters Johann Ulrich von König betreffend die Kopierung der sächsischen Zeremonialhandschriften für den russischen Hof. SächsHStA Dresden, 10008 Zeremonienmeister, Sekt. II. Nr. 22, S. 3 f. 1128 24. Januar 1708 Brandes aus Kopenhagen. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 1442.
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„gewöhnlichen“ Reglement ab. Einige Höfe verfügten in ihren allgemeinen Reglements über Passagen, die sich explizit mit der Behandlung der russischen Vertreter auseinandersetzten, andere fertigten gesonderte Reglements an,1129 während die verbleibende Gruppe von Potentaten solch Regularien für nicht zwingend erforderlich hielt.1130 Dies dürfte mit den in der Praxis vorhandenen diplomatischen Berührungspunkten in Verbindung stehen. Daneben veranschaulichen jene Gesandtschaftszeremoniellreglements den Entwicklungsprozess, die Integration des Russischen Reiches. In dem ersten offiziellen Zeremoniellreglement des Berliner Hofes des Jahres 1680 finden die russischen Diplomaten keinerlei Erwähnung,1131 dies geschah in einer separaten knappen Zusammenfassung, die nicht als offizielles bzw. verbindliches Schriftstück interpretiert werden kann.1132 Erst als Konsequenz aus den immer wiederkehrenden, die Audienzen verzögernden und oftmals ernsthaft die diplomatischen Beziehungen gefährdenden zeremoniellen Differenzen, erstellte man im Sommer 1687 einen Vergleich mit dem Moskauer Hof, der diese Reibungspunkte endgültig nivellieren sollte.1133 Waren die ersten russischen Gesandtschaften komplikationslos und ganz im Sinne des Berliner Hofes abgelaufen, saß Kurfürst Friedrich Wilhelm bedeckt bei den publiquen Audienzen auf einem Thron,1134 erfuhr dies, sicherlich beeinflusst durch die immer umfänglicher werdenden Kenntnisse der russischen diplomatischen Vertreter über das europäische Gesandtschaftszeremoniell, eine beträchtliche Veränderung, die 1679 mit der Forderung des Russischen Reiches einherging, der Kurfürst möge sich während der Audienz bei der Verlesung des zarischen Titels unbedeckt erheben. In den daraus resultierenden Verhandlungen zeigte sich Berlin lange Zeit nur ver1129 Exemplarisch: Schweden. „Mit dem MUSCAOWiten ist gantz ein À PARTÉ CÉRÉMONIEL.“ 16./26. Januar 1701 Dohna aus Stockholm. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8771. 1130 Exemplarisch: Frankreich: Ausführliche Relation des Herrn Graffen von Sinzendorff [. . .] von dem gegenwärtigen Zustande des Königreichs Franckreich [. . .] Conduite dero Ministris mit dem Ceremoniale Item wie die außwertige Botschafftere und Ministris an dem frantzösischen Hoff empfangen und abgefertigt werden. [. . .] 1704. GStA PK, I. HA, Rep. 94 Nr. VII Ab 2. Sowie: PROTOCOLLUM PARTICULARE. LASA, DE, Z 44, Abteilung Dessau, B 3c Nr. 2 Bd. III. Sowie: CEREMONIALE PALATINUM, Wie bey der Regierung CAROLI LUDOVICI sich solches befunden. Friburgi 1700. SächsHStA Dresden, 10008 Zeremonienmeister, Sekt. 01, Nr. 03. 1131 Vgl. 1./11. Oktober 1680. Reglement. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8666. 1132 Vgl. Nachricht, mit waß für CEREMONIEN bißhero die Mußcowitische Gesandten am Chur Brandenburgischen Hofe empfangen und abgefertiget worden. SächsHStA Dresden, 10024 Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Loc. 08234/02, Bl. 78r–80r. 1133 Vgl. 16./26. Juni 1687 Berlin. Zitiert nach: Moerner 1867, S. 497. 1134 Exemplarisch: 3./13. August 1650 gedruckter Bericht über die Moskowitische Gesandtschaft. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 6547, Bl. 37r/v. Sowie: PROTOCOLLUM gehalten beÿ der öffentlichen AUDIENTZ welche Se Churfürstliche Durchlaucht dem Muscowitischen Abgesandten Triphon Nemcinow am 2./12. Maÿ 1676 ertheilet. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 7046.
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III. Grundlegende Problematiken am Exempel Brandenburg-Preußens
halten kompromissbereit,1135 der Vorwurf der russischen Gesandtschaft, „Sie müsten aber nunmehro in der that verspüren dass so offt der Czar eine gesandtschafft an Seine Churfürstliche Durchlaucht abgefertiget, man dieserseits immer eine neüe enderung gesuchet hette.“,1136 hatte seine Berechtigung, denn schlussendlich stand der Kurfürst während der publiquen Audienz kurzzeitig, setzte sich aber vor Beendigung der Titelverlesung nieder.1137 Wenig überraschend, dass diese Problematik 1687 erneut als diskussionswürdig betrachtet wurde. Ein Großteil der dabei angeführten Argumente war identisch mit jenen des Jahres 1679. Hinzukommend beriefen sich beide Parteien auf die ihnen vorliegenden Dokumentationen, die die Ereignisse von 1679 im jeweils eigenen Interesse wiedergaben,1138 obgleich die Äußerung des russischen Gesandten dies in Bezug auf Russland fragwürdig erscheinen lassen: „. . . daß weilen beÿ der lezten Schickung es so übel abgelauffen wehre, diese Jetzige wohl haubtsachlich dahin abzielete umb zu sehen wie man sich gegen Ihn bezeigen würde.“ 1139 Sie illustriert obendrein, dass der Zar und sein diplomatischer Vertreter nicht gewillt waren, erneut nachzugeben. Infolgedessen dehnte Russland sein zeremonielles Begehr aus, und der Handkuss während der publiquen Audienz wurde ebenfalls Diskussionsgegenstand,1140 begründet durch die Vorgänge an anderen Höfen. Ungeachtet der Tatsache, dass der Berliner Hof ausdrücklich erklärte, man ließe es dahin gestellt, wie das Gesandtschaftszeremoniell gegenüber den Russen an anderen königlichen Höfen gehandhabt werde, jenes keine verbindliche Auswirkungen für Brandenburg-Preußen habe,1141 war dies selbst1135 Vgl. 1679. PROTOCOLLUM dessen, Was beÿ ankunfft der MOSCOWITISCHEN Gesandtschafft [. . .] zu Cöln an der Spree vor= beÿ= und nach verstatteter AUDIENZ vorgangen. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 6579, Bl. 33r–52v. 1136 1679. Was beÿ ankunfft der MOSOCWITSCHEN Gesandtschafft [. . .] zu Cöln an der Spree vor= beÿ= und nach verstattetes AUDIENTZ vorgangen. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8787, Bl. 101r/v. 1137 Vgl. Protocolum oder Eine kurtze Verzeichnung der Geschäfte der Herren Gesandten so zu meiner Zeit an dem ChurBrandenb. Hause gewesen und was vorgelauffen. GStA PK, I. HA, Rep. 94 Nr. IV Hb 9, Bl. 21r/v. 1138 Vgl. 25. Mai/4. Juni 1687. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 6586, Bl. 25r– 26r. Die Forschung hebt ausdrücklich die Besonderheiten der Gesandtenrelationen im außereuropäischen Kulturkreis hervor (vgl. Garnier, Claudia: Rituale der Ehre. Die Inszenierung der Herrschaft im spätmittelalterlichen Moskauer Adel. In: zeitenblicke 4 Nr. 2 (2005). URL: http://www.zeitenblicke/2005/2/Garnier/index_html. Letzter Zugriff 8. Dezember 2018, S. 56. Sowie: Vgl. Garnier, Claudia: Die Zeichen der Fremden. Zur Bedeutung symbolischer Kommunikationsformen im interkulturellen Gesandtenaustausch des 13. Jahrhunderts. In: Frühmittelalterliche Studien. Jahrbuch des Instituts für Frühmittelalterforschung der Universität Münster 40 (2006), S. 207). 1139 6. Mai 1687 Actum Konferenz. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 6586, Bl. 34v. 1140 Wiewohl sich der russische Gesandte diesbezüglich zu einem Entgegenkommen bereitfand (vgl. 7. Juni 1687. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 6586, Bl. 57r). 1141 Vgl. 25. Mai/4. Juni 1687. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 6586, Bl. 29r.
5. Das Gesandtschaftszeremoniell im außereuropäischen Kulturkreis
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verständlich von Belang. Aufmerksam waren von Berlin etwa die Absprachen zwischen Polen und Russland sondiert worden, an deren Ende 1686 beschlossen ward: „. . . ins künftige die Gesandten von beÿden theilen, Ihre gesandtschafften in gegenwart Ihr MAJESTÆTEN mit entblößeten Häupter verrichten sollen.“ 1142 Dem waren einige zeremonielle Übereinkünfte des Russischen Reiches mit weiteren königlichen Höfen vorausgegangen.1143 Es ist wahrscheinlich, dass dies Einfluss auf die Entscheidung Berlins nahm, 1687 auf den Zaren zuzugehen, um von diesem Zugeständnisse zu erringen, um mit der allgemeinen europäischen Entwicklung Schritt zu halten. Friedrich Wilhelm entsprach dem Wunsch des Zaren, während der Rezitation seines Titels unbedeckt stehen zu bleiben, saß aber während der weiteren Audienz bedeckt auf seinem Thron, vor welchem der Gesandte unbedeckt stand.1144 Dies war dennoch einer der wesentlichen Punkte, in dem sich die publiquen Audienzen der russischen von jenen der sonstigen am Berliner Hofe anwesenden Gesandten unterschied. Da dies ebenso Usus an den königlichen Höfen war, galt es dies zu wahren, insbesondere deshalb, als dass Sitzen und Bedecktsein immer mehr in den Fokus der europäischen Öffentlichkeit rückte und als Repräsentationsmerkmal an Bedeutung gewann. Grundsätzlich sei die zeremonielle Rezeption der russischen Diplomaten fast den königlichen Diplomaten gleich anzusetzen.1145 Weil die Russen in zeremoniellen Belangen großzügiger seien, müsse und würde man bei ihren Audienzen mehr Parade machen,1146 so die Überlegungen in einigen Zeremonialschriften. Jenen Aspekt, führte ebenso Friedrich III./I. im Gesandtschaftszeremoniellreglement von 1692 an: „Aldarweil aber Unsere in der MOSCAU anlangende Gesandten und Abgesandten, daselbst gantz andere, und mehre Ehrbezeügungen empfangen, als die so Wir an andere Höfe und REPUBLIQUEN abschicken, über dem auch sonst überall berüchtigt ist, das den MOSCAUITIschen [. . .] die RECEPTION mit etwas mehrerm APPART gegeben wird; So wollen Wir, daß solches auch beÿ Uns also OBSERVIRET.“ 1147 Erstmals war damit den russischen Abgesandten ein Platz im offiziellen Reglement eingeräumt und ihre Rezeption festgeschrieben worden. Allerdings blieb ihre Sonderstellung erhalten, ihre Rezeption wich, wie schon zu Zeiten Friedrich Wilhelms, von jener der übrigen Gesandten ab. Im Umfeld der Großen Gesandtschaft und der in den Jahren 1697/98 1142 EXTRACT aus dem Ewigen Frieden zwischen Pohlen und Moscau de ao 1686. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8787, Bl. 145r. 1143 Absprachen mit Schweden (1674), Österreich (1675) und Dänemark (1684) (vgl. Hennings, Russia and Courtly Europe, 2016, S. 210). 1144 Vgl. 16./26. Juni 1687 Berlin. Zitiert nach: Moerner Berlin 1867, S. 497. 1145 Vgl. 1689. Ohnmaßgebliches und aus Verschiedenen LEGATIONS=ACTIS und HISTORICIS zusammen getragenes und PROJECTIRTES CEREMONIALE. GStA PK, VI. HA, Nl. Zwantzigk, Zacharias Nr. 6. 1146 Vgl. Besser/Zwantzigk 1699, S. 77. 1147 9. Januar/28. Februar 1692. Reglement. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8668.
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III. Grundlegende Problematiken am Exempel Brandenburg-Preußens
vorgenommenen zeremoniellen Modifikationen des Berliner Hofes wurde infolgedessen das zeremonielle Traktament der moskowitischen Diplomaten detailliert analysiert, dessen zentrale Bestimmungen gebündelt dargestellt. Abermals wurde dabei an die erste Stelle gerückt: „Se Churfürstliche Durchlaucht sitzen mit bedecktem Haupte auff dem Thron [. . .] wann der abgeschickte herein gebracht wird, stellet er sich, nach gemachter 3. mahligen REVERENCE ein Schritt 10. ohngefehr gegen Sr Churfürstliche Durchlaucht über [. . .] Se Churfürstliche Durchlaucht bedanckten sich [. . .] so im auffhaben und mit entblößetem Haupte geschehet.“ 1148 Insofern waren die publiquen Audienzen der russischen Gesandten die einzigen Audienzen, in denen es Friedrich III./I. möglich war vor dem Kronerwerb, das sich immer mehr als Hauptkriterium des königlichen Gesandtschaftszeremoniells durchsetzende Merkmal des bedeckten Sitzens zeitweise anzuwenden. Es ist infolgedessen zu fragen, welchen Wert und symbolische Aussagekraft dem prinzipiell durch die europäische Öffentlichkeit zugemessen wurde. Darstellbar ist dies am Exempel der Rezeption des russischen Ambassadeurs Andreas Petrowitsch Ismailow 1701, den Peter I. vordergründig1149 zwecks Gratulationsüberbringung zum Kronerwerb und auf nachdrücklichen Wunsch Friedrichs III./I.1150 nach Berlin sandte. Durchaus berechtigt die diesbezügliche nach Wien übermittelte Mitteilung des österreichischen Legationssekretärs: „. . . man alhier mit einhohlung deß CEREMONIELS beÿ seiner [Ismailow – E. R.] RECEPTION und auffhohlung umb so viel mehr beschäftiget ist, alß dieser der erstere, welcher mit sothanen CARACTER seit annehmung der Königlichen DIGNITÄT an diesem hoff erscheinet.“ 1151 Fürwahr war im Vorfeld der im November 1701 stattgefundenen publiquen Audienz Ismailows das Zeremoniell gründlich durchdacht, geplant und inszeniert worden. In vielen Punkten war Berlin dem Vorbild des Kopenhagener Hofes gefolgt, an welchem Ismailow zuvor akkreditiert gewesen war, jedoch „. . . ist der König von Dennemarck bey der AUDIENTZ gestanden, dahingegen unser König bey der AUDIENTZ gesessen, und 1148 PRO MEMORIA des Herrn OberPRÆSIDENTen EXCELLENCE, wie es mit RECIPIrung des Mußkowitischen abgeschickten alhie zu halten seyn mögte und in Mußkau zu meiner Zeit gebräuchlich gewesen. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8788, Bl. 20r/v. 1149 Wiewohl wie bei jedweder Sendung weitere politische Anliegen verfolgt wurden, in diesem Fall der Beitritt Preußens im Kampf gegen Schweden (vgl. Köhne, B. von: Berlin, Moskau, St. Petersburg 1649 bis 1763. Ein Beitrag zur Geschichte der freundschaftlichen Beziehungen zwischen Brandenburg=Preußen und Rußland (= Schriften des Vereins für die Geschichte der Stadt Berlin; 20). Berlin 1882, S. 71). 1150 Vgl. 28. Juni 1701 Printzen aus Moskau. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 6602, Bl. 15r/v. 1151 12. November 1701 Heems aus Berlin. AT-OeStA/HHStA RK Diplomatische Akten Berlin Berichte 7b. Berichte 1701, Bl. 210r. Einschränkend sei darauf verwiesen, dass bereits 1699 ein russischer Ambassadeur auf seinem Wege nach Dänemark Berlin besucht hatte (vgl. November 1699 Besser „Ceremonial-Acta“ zitiert nach: Hahn/Kiesant 2009, S. 124 f.).
5. Das Gesandtschaftszeremoniell im außereuropäischen Kulturkreis
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der AMBASSADEUR unbedeckt und stehend seinen Vortrag tun müssen.“ 1152 Vom Oberzeremonienmeister Besser waren die im europäischen Gesandtschaftszeremoniell etablierten Erklärungs- und Begründungsansätze eingesetzt worden, um den Russen zu überzeugen und von jenem anerkannt worden: „Denn obgleich der AMBASSADEUR das Exempel des Königes von DENNEMARCK [. . .] angezogen [. . .] darwieder eingewandt 1. erstlich daß jedweder Hof seine Weise hätte. [. . .] und 2. fürs andere, daß Unser König, ja noch alß Churfürst bey der AUDIENTZ der grossen und überaus SOLENNEN AMBASSADE [. . .] gesässen hätte, und also der Herr AMBASSADEUR, der Uns mehr Ehre zu erweisen und für König zu TRACTIREN abgeschicket wäre, Uns itzo nicht weniger geben könte, denn man Uns alß Churfürst, und zwar in Gegenwart des CZAR gegeben.“ 1153 Gleichwohl wider Erwarten fokussierte weder der Hohenzoller1154 noch die mediale Öffentlichkeit1155 dieses Element bei der Reproduktion der Ereignisse. Es waren die prachtvolle Audienz und die Gratulation, respektive die Anerkennung der Königswürde, die präsentiert wurden.1156 Folgerichtig mag es da erscheinen, dass weder jene Audienz als Präzedenzfall noch jenes Zeremoniell 1705 in den Überlegungen anlässlich der publiquen Audienz des schwedischen Ambassadeurs Rosenhane eine nennenswerte Berücksichtigung fanden. Bei dessen Audienz standen sowohl König als Ambassadeur bedeckt1157 und im letztlich formellen brandenburgisch-preußischen Gesandtschaftszeremoniellreglement ward dies als Regulierung festgeschrieben.1158 Mehrere Faktoren dürften für dieses Vorgehen ursächlich gewesen sein. Einerseits war im Krönungsjahr 1701 ebenso das Zeremoniell der Audienzen anderer diplomatischer Vertreter, unabhängig, ob sie mit einem Charakter versehen worden waren, von keiner der 1152 RECEPTION des MOSCOWITISCHEN AMBASSADEUR von Ao. 1701. Zitiert nach: Hahn/Kiesant 2010, S. 64. 1153 RECEPTION des MOSCOWITISCHEN AMBASSADEUR von Ao. 1701. Zitiert nach: Hahn/Kiesant 2010, S. 64. 1154 So ließ der Berliner Hof zeitnah die Rede des russischen Ambassadeurs drucken (siehe: Seiner Tzaarischen Majestät Bevollmächtigsten EXTRAORDINAIR AMBASSADEURS ANDREE PETROVVITZ ISMAILOVV Anrede/An Seine Königliche Majestät in Preussen. D. 17. Novembr. 1701. Nebst der im Nahmen Seiner Königlichen Majestät/Durch Dero STATS-MINISTER Freyherrn von Fuchs daraus gegebenen Antwort). 1155 Exemplarisch: Theatrum Europaeum [. . .]. Band 16 (1701–1703). Frankfurt am Main 1708, S. 141 f. 1156 Wiewohl die gesamte russische Ambassade vom sächsischen Gesandten äußerst kritisch beurteilt wurde. „. . . er hat sehr schlechte FIGURE gemachet und sich in keinen Stück seinem CARACTER gemäß auffgeführet.“ 3. Mai 1702 Wolter aus Berlin. SächsHStA Dresden, 10026 Geheimes Kabinett, Loc. 02988/01, Bl. 71r. 1157 Vgl. Ohnmaßgebliches CEREMONIEL welches beÿ des Schwed. AMBAS. von Rosenhaan öffentlichen einzug und der darauf erfolgten öffentlichen AUDIENTZ OBSERVIRET worden. NLA Hannover Celle Br. 17 Nr. 16/1, Bl. 163r. 1158 Vgl. Memoire pour l’Audience d’un Ambassadeur. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8679.
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III. Grundlegende Problematiken am Exempel Brandenburg-Preußens
beteiligten Parteien als verbindlich interpretiert, sondern lediglich als Provisorium eingeschätzt worden.1159 Andererseits dürfte wohl die noch immer an den meisten europäischen Höfen angenommene Sonderstellung der russischen diplomatischen Vertreter kaum deren vorbildgebenden Charakter verstärkt haben. Jene Sonderstellung verlor sich nach 1701 immer mehr und mehr im Berliner Zeremoniell. In dem neu formulierten königlichen Reglement war kein spezieller Passus mehr über die zeremonielle Rezeption der Russen aufgenommen1160 und ebenso wenig war ein gesondertes Reglement erarbeitet worden. Im Zuge der ersten Audienz, nach der Einführung des modifizierten Reglements, eines russischen Envoyés im Dezember 1707 notierte der Oberzeremonienmeister Besser in der „Ceremonial-Acta“: „Daß Er nicht, auf die Weise wie sonsten bey MOSCOWITISCHEN Abgesandten gebräuchlich, sondern nach unserm itzigen CEREMONIEL die MINISTRES SECUNDI ORDINIS betreffend, AUDIENTZ genommen.“ 1161 Damit war nunmehr eine vollständige Assimilation der moskowitischen Abgesandten erreicht worden.1162 Die Vermutung, dass der durch die Rangaufwertung veränderte Umgang Friedrichs III./I. mit dem Gesandtschaftszeremoniell seinen Teil zu dieser Entwicklung beitrug, ist nicht von der Hand zu weisen. In der kurfürstlichen Zeit war es unabdingbar gewesen, soweit dies irgend möglich war, diesbezüglich den königlichen Höfen nachzueifern. Hinzukommend suchten Friedrich Wilhelm und Friedrich III./I., von den kulturell bedingten zeremoniellen Unterschieden zwischen dem Russischen Reich und den europäischen Höfen zu profitieren, das brandenburgisch-preußische Zeremoniell aufzuwerten. Es ist kein Zufall, dass zeremonielle Modifikationen und Ansprüche häufig zunächst während der Audienzen der russischen Vertreter ihren Anfang nahmen. Dies wurde von Friedrich III./I. nach dem Kronerwerb in stark abgeschwächter Form fortgeführt. So war es der russische Envoyé Lith, der erstmals eine Audienz beim Enkel Friedrichs III./I. nahm1163 und dessen Ehefrau die erste Gesandtengattin, die eine zeremonielle Rezeption und eine Audienz bei der Kronprinzessin erhielt.1164 Für die Inszenierung des Berliner Hofes waren demzufolge die Kontakte mit dem russischen Hofe durchaus gewinnbringend – wiewohl den 1159 Exemplarisch: 5. April 1701 Heusch aus Berlin. NLA Hannover Celle Br. 20 Nr. 246/1, Bl. 101r. 1160 Vgl. Ceremonies de l’Audience d’un Envoyé. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8679. 1161 8. Dezember 1707 Besser „Ceremonial-Acta“ zitiert nach: Hahn/Kiesant 2009, S. 327. 1162 Vgl. Relation des Moscowitischen Envoyé extraordinaire, Herrn Albrechts von der Lith, mit was vor Ceremonien er bey König Friedrich dem I. in Preußen am 8. Decembr. Anno 1707. öffentliche Audienz bekommen. Zitiert nach: Lünig 1719, S. 644 f. 1163 Vgl. Das Zeremoniell Brandenburgs. SächsHStA Dresden, 10008 Zeremonienmeister, Sekt. 01, Nr. 29c, Bl. 139r. 1164 Vgl. 19. März 1708 Besser „Ceremonial-Acta“ zitiert nach: Hahn/Kiesant 2009, S. 337.
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Hohenzollern zugleich Grenzen aufgezeigt wurden. Weder konnten die brandenburgisch-preußischen Gesandten die zeremoniellen Richtlinien des Moskauer Hofes ignorieren, auf ihren kulturellen Gepflogenheiten beharren, was als demonstrative Machtdemonstration gewertet hätte werden können,1165 noch das Gesandtschaftszeremoniell am eigenen Hofe völlig frei gestalten. Obwohl also Differenzen zwischen dem europäischen und außereuropäischen Gesandtschaftszeremoniell vorherrschten, waren die diplomatischen Kontakte von gleichen Zielstellungen geprägt, behielt das Gesandtschaftszeremoniell in der europäischen Perspektive seine Funktion und Wirkweise bei.
1165 Vgl. Garnier, Claudia: Das Ringen um Rang und Ehre: Ritualpraxis am Moskauer Hof aus der Perspektive westlicher Gesandte. In: Garnier, Claudia/Vogel, Christine (Hrsg.): Interkulturelle Ritualpraxis in der Vormoderne: Diplomatische Interaktion an den östlichen Grenzen der Fürstengesellschaft (= Zeitschrift für Historische Forschung; Beiheft 53). Berlin 2016, S. 55.
IV. Elemente des Gesandtschaftszeremoniells 1. Vorbemerkungen Diesem Abschnitt der Arbeit liegt die Zielstellung zugrunde, Mechanismen und Wirkungsweisen des Gesandtschaftszeremoniells aufzeigen und analysieren zu wollen. Die Betrachtung einzelner Elemente des Gesandtschaftszeremoniells ermöglicht die Funktion, dieses in einem „kleineren Rahmen“ darzustellen; dabei unterstreicht wiederholtes Auftreten einzelner Handlungen und Verhaltensweisen deren Bedeutung. Daneben tritt die gegenseitige Beeinflussung einzelner Bestandteile des Gesandtschaftszeremoniells deutlich hervor, werden Zusammenhänge ersichtlich. Die Fokussierung auf einzelne Bestandteile erleichtert bzw. präzisiert oftmals den Vergleich mit anderen europäischen Höfen der damaligen Zeit sowie die Einordnung des brandenburgisch-preußischen Gesandtschaftszeremoniells in den allgemeinen Kontext. Die Anordnung dieser Kapitel erfolgt auf der Grundlage einer alphabetischen Sortierung. Auf eine chronologische, dem zeitlichen Ablauf einer Gesandtschaft geschuldete oder thematische Strukturierung wurde verzichtet, da dies nicht trennscharf möglich gewesen wäre. Die Auswahl dieser Aspekte ist zum einen bedingt durch aktuelle Forschungstendenzen und zum anderen durch die sich bei der Durchsicht des Quellenmaterials ergebenden Fragen und Anknüpfungspunkte.
2. Abschied Dem Ende einer Gesandtschaft und dem damit verbundenen Zeremoniell wurde bisher in der historischen Forschung wenig Aufmerksamkeit gewidmet, obgleich Ankunft und Abschied eine Symbiose bildeten1 und jede Gesandtschaft durch ihren Beginn und ihr Ende geprägt wurde. Lediglich in den Anfang des 19. Jahrhunderts erschienenen Werken, die sich mit dem Gesandtschaftsrecht befassen, unternahmen deren Autoren den Versuch, eine denkbar knappe Systematik aufzustellen, weshalb eine Gesandtschaft ihr Ende fand.2 Dies konnte durch das Ableben des Gesandten am fremden Hof geschehen. Wann immer sich dies ereignete, galt die erste Sorge der Herrscher der Sicherung und Verwahrung der von diesem Gesandten verfassten Berichte und Ak1 Vgl. Otterstedt, Carola: Abschied im Alltag. Grußformeln und Abschiedsgestaltung im interkulturellen Vergleich. München 1993, S. 17. 2 Exemplarisch: Miruss 1847, S. 471. Sowie: Moshamm, Franz Xavier, 1805, S. 321. Sowie: Martens 1796, S. 276 ff. Sowie: Schmelzing 1819, S. 258 f.
2. Abschied
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ten.3 Noch über den Tod hinaus repräsentierte der Gesandte seinen Herren und so war es von Bedeutung, wie dessen Bestattung in der Fremde gestaltet wurde, welche anderen Diplomaten an dieser teilnahmen.4 Ebenso führte der Tod eines Herrschers theoretisch zur Beendigung einer Gesandtschaft. Zu unterscheiden ist an dieser Stelle, ob der sendende oder der empfangende Herr verstarb. Starb der Regent des Gesandten, übermittelte der Gesandte seine Kondolenz und Glückwünsche zur neu angetretenen Regierung an seinen Heimathof und erfragte, inwiefern er seine Gesandtschaft fortführen solle. Insbesondere der 1713 in Brandenburg-Preußen erfolgte Regierungswechsel brachte einige Abberufungen mit sich – nicht immer im Sinne des jeweiligen Gesandten.5 Zumeist war ein Verbleiben des diplomatischen Vertreters erwünscht. Dieser erhielt daraufhin das für die Fortführung der Geschäfte benötigte neue Kreditiv.6 Dessen Ankunft wurde häufig abgewartet, bevor eine offizielle Notifikation des Todesfalles an den Hof, an welchem der Diplomat seinen Dienst tätigte, geschah. Eine Unterbrechung der Gesandtschaft wurde vermieden7 und dem Gesandten verblieb genügend Zeit eine angemessene Trauerequipage zu erstellen. Ähnlich verliefen die Vorgänge, wenn der Fürst, an den der Gesandte geschickt worden war, verstarb. „. . . durch dessen Tod, die FUNCTION und Vollmacht eines Gesandtens ohne diß aufhöret, [. . .] biß Er neue CREDENTIALIIEN bekommen.“ 8 Schnelle Reaktionen waren in diesem Fall unerlässlich und dennoch blieb die Einhaltung der Formalia zwingend notwendig. Weitaus weniger drängend erschien es, wenn Gesandte aus persönlichen Gründen um ihre Abberufung baten. Im Jahre 1722 etwa schilderte der sich in Russland befindende brandenburgisch-preußische Gesandte Mardefeld eindringlich: „. . . daß ich beÿ dieser DISSOLUTEN Lebens=Art und FATIGUEN meine Gesundheit und Kräffte solchergestalt RUINIRet, daß ich solche FUNCTION zu CONTINUIren keinesweges im Stande bin.“ 9 Der Berliner Hof stimmte zwar sei3 Exemplarisch: Ende 1714. Instruction über die amtliche Sichtung des schriftlichen Nachlasses von königlichen Ministern. Zitiert nach: Schmoller/Krauske 1894, S. 774 ff. Beispiel für einen Einzelfall: GStA PK, I. HA, Rep. 9 Allgemeine Verwaltung Nr. Z lit. G Fasz. 4. 4 Vgl. SPECIFIACTION des TRAINS mit welchem Ihro König. Maÿtt. würcklich geheimter Etats Raths des Freÿh. von Schmettau Seel. leiche nacher Naldwÿck zur erden bestattet worden. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8810. 5 Vgl. Vorgänge um den Gesandten Borckenfeld im Frühjahr 1713. GStA PK, I. HA, Rep. 9 Allgemeine Verwaltung Nr. Z lit. C Fasz. 3. 6 Vgl. Pacassi 1775, S. 43. 7 Vgl. Saalfeld, Friedrich: Handbuch des positiven Völkerrechts. Tübingen 1833, S. 160. 8 Februar/März 1713 Besser „Ceremonial-Acta“ zitiert nach: Hahn/Kiesant 2009, S. 507. 9 13. November 1722 Mardefeld aus Petersburg. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 7107, Bl. 1r.
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IV. Elemente des Gesandtschaftszeremoniells
ner Abberufung zu, verwies aber darauf, dass vorher sämtliche angefangene Verhandlungen zu Ende geführt werden müssten, zumal viele Aspekte nur mündlich besprochen worden seien.10 Hinzukommend konnte neben persönlichen Gründen die Annahme des Gesandten, mit seiner Abreise im Sinne seines Herrn zu handeln, zu der Ankündigung einer solchen führen. Die Ankündigung der Beendigung der Gesandtschaft, wenn kein Entgegenkommen gezeigt werden würde, war ein probates Mittel, um Forderungen Geltung zu verschaffen. 1679 drohte die russische Gesandtschaft dem brandenburgischen Kurfürsten, nachdem in Bezug auf das von ihr eingeforderte Zeremoniell keine Einigung erreicht worden war, mit ihrer Abreise.11 Jene russische Gesandtschaft hatte unterschätzt, wie wenig kompromissbereit Kurfürst Friedrich Wilhelm hinsichtlich dessen war. Er hielt die Gesandten nicht auf, sondern bat sie vielmehr darum, recht zügig abzureisen. Die Russen standen nun unter Zugzwang, gaben nach und mussten zeremonielle Zugeständnisse gewähren, um den Abbruch der diplomatischen Beziehungen zu verhindern.12 Eine solche Drohung war demnach wohldurchdacht einzusetzen. Dementgegen fest entschlossen zur sofortigen Abreise vom Berliner Hof war im Sommer 1730 der englische Gesandte Hotham,13 nachdem Friedrich Wilhelm I. bei einer Audienz, die Fassung verloren – Hotham mit einem Schreiben beworfen und sich fast zu einem Fußtritt gegen diesen hatte verleiten lassen, ehe er heftig die Tür zuwerfend den Raum verließ. Der englische Gesandte sah die eigene und ebenso die Ehre seines Herren angegriffen. Maßgeblich Letzteres bewog ihn trotz vielfältiger Versöhnungsangebote zum sofortigen Aufbruch.14 Sorgen bereitete Friedrich Wilhelm I. nicht nur die daraus resultierende zu befürchtende Verschlechterung des Verhältnisses zum englischen Hof, sondern
10 Vgl. 12. Dezember 1722 Friedrich Wilhelm I. an Mardefeld nach Petersburg. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 7107, Bl. 2r/v. 11 Vgl. 1679 PROTOCOLLUM dessen, Was beÿ ankunfft der MOSCOWITISCHEN Gesandtschafft [. . .] zu Cöln an der Spree vor= beÿ= und nach verstatteter AUDIENZ vorgangen. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 6579, Bl. 45r. 12 Vgl. PROTOCOLLUM. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 6579, Bl. 46r–47r. 13 Ausführlich zu dieser Gesandtschaft: Oncken, Wilhelm: Sir Charles Hotham und Friedrich Wilhelm I. im Jahre 1730. Urkundliche Aufschlüsse aus den Archiven zu London und Wien. In: Forschungen zur Brandenburgischen und Preußischen Geschichte 7 (1894), S. 377–407. Sowie: Oncken, Wilhelm: Sir Charles Hotham und Friedrich Wilhelm I. im Jahr 1730. Urkundliche Ausschüsse aus den Archiven zu London und Wien. Teil II. In: Forschungen zur Brandenburgischen und Preußischen Geschichte Forschungen zur Brandenburgischen und Preußischen Geschichte 8 (1895), S. 487–522. 14 Vgl. Weber-Kellermann, Ingeborg (Hrsg.): Wilhelmine von Bayreuth. Eine preußische Markgräfin von Bayreuth. Aus dem Französischen von Anette Kolb [. . .] (= InselTaschenbuch; 1280). Frankfurt am Main [2012], S. 181 ff. Einsehbar: GStA PK, BPH, Rep. 46 Nr. W 27, 28, 29, 30.
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auch, wie dieser Vorfall an die übrigen Höfe übermittelt und von diesen interpretiert werden würde.15 In der Tat war dies keinesfalls unbegründet. Die europäische Öffentlichkeit blickte stets mit großem Interesse auf solche Ereignisse. So fand die ungewollte Abreise des russischen Gesandten von der Lith vom Berliner Hof im Mai 1711 in zahlreichen Druckmedien Beachtung und Erwähnung.16 Lith hatte bei einer Audienz Friedrich III./I. Wortbrüchigkeit vorgeworfen und versucht diesen zu einer Antwort zu drängen, was er zu tun gedenke, wenn die Schweden aus Vorpommern nach Polen oder Sachsen marschieren würden. Hierüber geriet der König in Wut, die Beschwichtigungsversuche des Gesandten, er habe aufgrund des Befehls seines Herren gehandelt, fruchteten nicht, sie führten vielmehr zur Zuspitzung der Situation. Der Hohenzoller gab ihm zu verstehen, wenn er Befehl habe, mit ihm so geringschätzig umzugehen, könnten er und der Zar ihren eigenen Weg beschreiten und verwies von der Lith des Landes.17 Die negativen Äußerungen Friedrichs III./I. über ein gemeinsames zukünftiges Agieren mit Peter I. sind wohl den Umständen der Audienz zuzuschreiben, denn bereits am darauffolgenden Tage verfasste der preußische König ein Schreiben an den Zaren. In diesem berichtete er von dem Vorfall, bat um die Rappellierung des Envoyés und verlieh seinem Wunsch Ausdruck, dass trotz dieser Vorgänge das gute Verhältnis zwischen den beiden Höfen erhalten bleiben möge.18 Der Zar kam dieser Forderung umgehend nach, sandte einen neuen Gesandten an den Berliner Hof, versprach, dass dies Konsequenzen für Lith haben würde19 und verhinderte durch dieses Vorgehen die Eskalation des Konflikts. Die Entscheidung eines Herrschers, seinen Gesandten abzuberufen, konnte zahlreiche Ursachen haben: Sei es aufgrund der Unzufriedenheit mit der Arbeit des Gesandten, der Notwendigkeit, den Gesandten für andere Tätigkeiten verwenden zu müssen,20 der Annahme, dass eine Gesandtschaft am betreffenden 15 Vgl. 17. Juli 1730 Bericht Seckendorffs. Zitiert nach: Wagner, Hans (Hrsg.): Das Reisejournal des Grafen Seckendorff vom 15. Juli bis zum 26. August 1730. In: Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 10 (1957), S. 186–242. 16 Vgl. Theatrum Europaeum [. . .]. Band 19 (1710–1712). Frankfurt am Main 1723, S. 579. 17 Vgl. Hinrichs, Carl: Friedrich Wilhelm I. König in Preußen. Eine Biographie. Jugend uns Aufstieg. Hamburg 1943, S. 512 f. 18 Vgl. 16. Mai 1711 Friedrich III./I. an Peter I. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 7130. 19 Vgl. 30. Mai 1711 Peter I. an Friedrich III./I. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 7130. Auch an seinem neuen Posten in England verblieb von der Lith nicht lange, wurde aus dem russischen Staatsdienst entlassen (vgl. Schippan, Michael: Zar Peter I. in Kurbrandenburg. In: Jahrbuch für die Geschichte Mittel- und Ostdeutschlands 44 (1996), S. 35). 20 Exemplarisch: 18. April 1733 Rappellschreiben von Friedrich August III. GStA PK, I. HA, Rep. 41 Nr. 138.
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Hof zu diesem Zeitpunkt unnötig sei21 oder der Verschlechterung der zwischenstaatlichen Beziehungen, die einen Abbruch der diplomatischen Beziehungen mit sich brachte. In politisch angespannten Situationen blieb die Rappellierung eines Gesandten nie folgenlos für den entsprechenden Gegengesandten, sondern führte zu dessen Rappellierung. Wollte man eine Abberufung vermeiden, ließ man seinen Gesandten um „Beurlaubung“ bitten oder eine Reise antreten, um beispielsweise Familienangelegenheiten zu klären, wenngleich sämtliche Beteiligten sich dennoch der eigentlichen Intention bewusst waren.22 Gerade in brisanten Situationen oder Konstellationen konnte die Forderung eines Hofes, einen Gesandten von dort abzuziehen, als Ehrverminderung angesehen werden. Aus diesem Grunde wurde häufig der Versuch unternommen, dem zuvorzukommen. Der Gesandte bat daher um seinen Abschied bei dem entsprechenden Hof, ehe dieser dies artikulieren konnte.23 Einen Schritt weiter ging 1722 der kaiserliche Hof, als er dem brandenburgisch-preußischen Residenten mitteilte, dass er binnen 24 Stunden Wien verlassen solle. Damit der preußische König dem kaiserlichen Residenten Voss eben nicht den gleichen Befehl erteilen konnte, wurde Voss vorher eine Instruktion geschickt, er solle Berlin schnellstens verlassen. Das Dekret zur Abreise wurde dem brandenburgisch-preußischen Residenten erst zugestellt, als Wien annehmen konnte, dass Voss nicht mehr in den brandenburgisch-preußischen Landen weilte.24 Offenkundig wollte der Kaiser verhindern, dass der preußische König es ihm gleichtat, somit indirekte Ansprüche auf Gleichrangigkeit stellte. Hiermit wäre zweifelsohne zu rechnen gewesen. Denn als beispielsweise Anfang des Jahres 1737 Vermutungen auftauchten, dass der Londoner Hof seinen in Berlin befindlichen Sekretär abberufen wolle, wurde von Seiten Berlins umgehend über eine Abberufung des preußischen Sekretärs Borck vom Londoner Hof diskutiert, das Gespräch mit dem Engländer gesucht. Dies ergab, dem englischen Hof war die Person Borcks unangenehm und man hatte gehofft, sich auf diese Weise seiner entledigen zu können. Preußischerseits 21 Vgl. 16. Mai 1730 Abberufung Ribbecks aus Kopenhagen. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 1462. 22 Exemplarisch: Abreise des dänischen Gesandten vom Berliner Hof. „. . . der dähnische MINISTRE, Graff von AHLEFELDT kürtzlich abgereÿset, mit dem Vorgeben, daß Er sich eine zeit lang, auff seinen Gütern auffhalten, undt nochmahls wieder anhero kommen werde [. . .] wirdt doch von unterschiedlichen hier geglaubet, daß Er nicht wieder anhero kommen werde, weil Er beÿ Ihrer Königlichen Mäyestät in ziemliche ungnade gefallen.“ 2. Oktober 1700 Rinckhammer aus Berlin. Landeshauptarchiv Schwerin 2.11-2/1 Auswärtige Beziehungen. (Acta externa) Sign. 2625, Bl. 276r. 23 Exemplarisch: 22. November 1672 Krockow aus London. Zitiert nach: Brode, Reinhold (Hrsg.): Urkunden und Actenstücke zur Geschichte des Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg. Politische Verhandlungen. Zehnter Band (= UA; 17). Berlin 1901, S. 34. 24 Vgl. Pöllnitz, Carl Ludwig Freyherr: Memoiren zur Lebens= und Regierungsgeschichte der vier letzten Regenten des Preußischen Staats mit einem berichtigenden Anhange. Zweyter Band. Berlin 1791, S. 184 ff.
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sorgte dies für Unverständnis und Empörung, denn man hätte: „. . . deßelben RAPPEl begehren sollen, wie es das DECORUM so in dergleichen Fällen zwischen großen Königen, Fürsten und REPUBLIQUEN OBSERVIret zu werden pflegten erfordert.“ 25 Es hatten sich für einen regulären Abschied eines Gesandten Verhaltensweisen zwischen den europäischen Höfen herausgebildet, deren Einhaltung nicht nur ein Zeichen der Höflichkeit, sondern unverzichtbarer Bestandteil des Gesandtschaftszeremoniells war. Seinen offiziellen Anfang nahm ein solcher Abschied mit der Übersendung des „Lettre de Rappel“ bzw. Rappellschreiben. In diesem wurden die Beweggründe für die Zurückberufung aufgeführt. Der Herrscher erklärte, dass er den Gesandten zu einer andern Ehren- oder Gesandtschaftsstelle, die oftmals schon im Rappellschreiben benannt wurde, bestimmt habe. Bewusst wählte man solche Ausdrücke, die dem jeweiligen Hof schmeichelten, um das gute Einverständnis zwischen zwei Höfen nicht durch diese Abberufung zu schwächen.26 Dass man für solche schmeichelhaften Worte am Berliner Hofe empfänglich war, es offenkundig eine Rolle spielte, an welchem anderen Hof und vor allen Dingen in welch anderer Position der Gesandte nach seinem Aufenthalt beordert wurde, kann den Aufzeichnungen Bessers entnommen werden. In diesen reflektierte Besser über den weiteren Werdegang des ehemalig am Berliner Hof akkreditierten Ambassadeur Raby und stellte zufrieden mit der neuen Anstellung Rabys als Ambassadeur in den Niederlanden fest: „. . . welcher ihm anvertraute Posten nicht allein Ihm, sondern auch unserm Hofe zur Ehre gereichet, in dem Ihre Königliche Mayestät von GROßBRITANNIEN dadurch sehen lassen, daß Sie Uns nicht einen AMBASSADEUR geschicket, der etwan nach seiner Wiederkunft zu nichts anders Nutz wäre, denn nur daheim alß ein PRIVATUS zu leben.“ 27 Direkt auf das Rappellschreiben wiederum bezog sich das Rekreditiv, welches der Gesandte vom Gasthofe erhielt und welches im besten Falle betonte, welch große Achtung man für jenen empfand und lobend dessen Tätigkeit hervorhob.28 Dieser Zusammenhang sorgte im Mai 1735 dafür, dass die brandenburgisch-preußischen Minister ihrem König mitteilten, dass sie kein Rekreditiv für den kaiserlichen Gesandten anfertigen könnten, da von diesem kein Rappellschreiben übergeben worden sei: „. . . wird sich wohl kein EXEMPEL finden, daß ein im Frieden DIMITTIRTer Auswärtiger MINISTER keine RECREDENTIALES mit sich nach Hause gebracht hätte. [. . .] wie es nicht an Uns, sondern an dem Fürsten von LICHTENSTEIN Selber liege, wann Er ohne RECREDITIF von hier abgehet, 25
15. Februar 1737. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 1973. Vgl. Beck, Christian August, 1778, S. 281. 27 März 1711 Besser „Ceremonial-Acta“ zitiert nach: Hahn/Kiesant 2009, S. 417 f. 28 Vgl. Moser, Friderich Carl, Von der Staats=Galanterie, 1751, S. 129. Nur in Ausnahmefällen wich man hiervon ab, etwa wenn das Verhältnis zwischen zwei Staaten äußerst angespannt war. (Exemplarisch: 5. April 1719 Buchhard aus Wien. GStA PK, I. HA, Rep. 1 Nr. 279, Bl. 12r/v). 26
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undt darüber vielleicht allerhandt CRITISIrens entstehen.“ 29 Der Entschluss des Berliner Hofes, auf das Rekreditiv zu verzichten, gewinnt im Kontext der Tatsache an Brisanz, dass selbst wenn ein Gesandter in Ungnade gefallen war, den Hof verlassen musste, für gewöhnlich ein solches erhielt.30 Obschon gemutmaßt wurde, dass das Ausbleiben des Rekreditivs negative Folgewirkungen haben könne, erstellte der Berliner Hof dennoch keines, hielt sich akkurat an die allgemeingültigen Konventionen. Dies mag damit begründbar sein, dass ein Nachgeben in diesem Fall als Schwäche des Hohenzollern hätte ausgelegt werden können, wenngleich der Fehler durch den Kaiserhof verursacht worden war. Die Einhaltung von Formalien spielte zwar zu jeder Zeit eine gewichtige Rolle, sie gewann aber immer dann immens an Gewicht, wenn sie als Bestandteil der Machtrepräsentation gewertet werden konnte. In diesen Kontext lässt sich ebenfalls die Wichtigkeit der im Rekreditiv verwendeten Titulatur einordnen. Positiv etwa wurde in Brandenburg-Preußen 1712 aufgenommen, dass im Rekreditiv für den bis dato am Wiener Hof akkreditierten Gesandten Bartholdi dem preußischen König „. . . der neuenburgische Titel zum ersten mahl beÿgeleget“ 31 wurde. Dahingegen verweigerte der französische Hof im Januar 1701, die Annahme des Rekreditivs für seinen Gesandten Alleurs, wenn nicht vom Berliner Hof die Anrede verändert werden würde. Friedrich III./I. gestattete dies, wenngleich diese gewünschte Formulierung bisher weder in der Regierungszeit seines Vaters noch in der seinen üblich gewesen war, doch: „. . . da dieses wohl das letztemahl seyn wird, daß Wir alß ein bloßer Churfürst an den König in Frankreich schreiben, So haben Wir auch dieserwegen keine weitere DISPUTE machen wollen, sondern das RECREDITIF umbfertigen laßen.“ 32 Umso leichter fiel demnach dieses Nachgeben, als dass keine Konsequenzen zu befürchten waren, wohl aber die Hoffnung bestand, die Gunst des französischen Königs zu gewinnen. Das geänderte Rekreditiv wurde des Alleurs, der mittlerweile die brandenburgisch-preußischen Lande verlassen hatte, nachgesandt.33 Zwar war die Nachsendung eines Rekreditivs nicht die Regel, aber insbesondere, wenn die Abreise eines Gesandten zügig vonstattengehen musste, wurde dies praktiziert.34 Für gewöhnlich erfolgte die Übergabe des Rekreditivs 29 23. Mai 1735 Borck, Podewils, Thulemeier an Friedrich Wilhelm I. GStA PK, I. HA, Rep. 1 Nr. 366, Bl. 37r/v. 30 Doch auch abweichende Handlungsweisen lassen sich finden. „. . . ist der SECRETARUS von WILHELMI, ohne alle SATISFACTION wegen seines AFFRONT gelaßen man hat sich auch geweigert sein RAPPEL anzunehmen umb Ihm kein RECREDITIF zugeben.“ 28. Mai 1720 Riediger aus Berlin. NLA WOL Alt 4 Nr. 137, Bl. 83r. 31 20. April 1712 Rekreditiv für F. H. Bartholdi. GStA PK, I. HA, Rep. 1 Nr. 253. 32 10. Januar 1701 Friedrich III./I. Zitiert nach: Orlich 1837, S. LXI. 33 Vgl. 19. Januar 1701 Friedrich III./I. an O. Schwerin nach Berlin. GStA PK, I. HA, Rep. 132 Vol. VII, Bl. 139r. 34 Exemplarisch: 13. April 1708 Besser „Ceremonial-Acta“ zitiert nach: Hahn/Kiesant 2009, S. 341.
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gemeinsam mit einem Geschenk nach der Abschiedsaudienz des Gesandten. Ein solenner Auszug war unüblich.35 Im Gegensatz zu den Antrittsaudienzen, die sowohl in den Gesandtentraktaten der Zeremonialliteratur 36 und den offiziellen Reglements der Höfe37 detailliert beschrieben werden, begnügte man sich bezüglich der Abschiedsaudienzen mit der Feststellung, diese würden auf die gleiche Weise wie die Antrittsaudienzen gestaltet sein. Dies ist in der alltäglichen diplomatischen Praxis beobachtbar. Aufholung, beteiligte Personen, Räumlichkeiten sowie sämtliche weitere Elemente und die Differenzierung des Zeremoniells bezüglich des Gesandtenranges waren zumeist deckungsgleich bei der jeweiligen Antritts- und Abschiedsaudienz eines Gesandten. Umso aufschlussreicher sind jene Abschiedsaudienzen, die von dem Muster der Antrittsaudienz abweichen. Eine Betrachtung dieser Audienzen zeigt, dass dies hauptsächlich durch zwei Aspekte bedingt war. Zum einen durch Veränderungen im Gesandtschaftszeremoniell, die binnen der währenden Gesandtschaft eingeführt wurden. So beschloss man im Januar 1690 am Berliner Hof, dass der sich am Londoner Hof befindliche brandenburgisch-preußische Gesandte auf eine publique Abschiedsaudienz verzichten solle, nachdem dort den fürstlichen Gesandten die gleiche Behandlung wie den kurfürstlichen gegeben worden war.38 Schließlich war zu vermuten, dass dies als Akzeptanz dieser Neuerung gewertet werden würde. Diese Verweigerung unterstreicht, dass das in den Abschiedsaudienzen gewährte Zeremoniell als verbindlich galt und in seiner Wertigkeit dem der Antrittsaudienz entsprach. Dies führt zum zweiten Aspekt: Abschiedsaudienzen konnten dazu dienen, vermeintliche Fehler oder Uneinigkeiten, die während der Antrittsaudienz vorgefallen waren, zu revidieren. Beispielsweise berichtete der ostfriesische Gesandte am Berliner Hof 1716: „Dem Kayserlichen ENVOYÉ soll eine ORDRE zukommen seyn, wieder das CEREMONIEL, so man gegen ihn observiret, daß er seine erste AUDIENTZ zu CHARLOTTENBURG nehmen, [. . .] seine Abschieds=AUDIENTZ nirgendwo anders als in Berlin zu nehmen.“ 39 Der augenscheinlich vom Kaiserhof als unangemessen bewertete Ort der Antrittsaudienz, die damit einhergehende angenommene Ehrverminde35 Vgl. Metzig, Gregor M.: Kommunikation und Konfrontation. Diplomatie und Gesandtschaftswesen Kaiser Maximilians I. (1486–1519) (= Bibliothek des Deutschen Historischen Instituts in Rom; 130). Berlin/Boston 2016, S. 124. 36 Exemplarisch: Rohr 1733, S. 414. 37 Exemplarisch: Brandenburgisch-preußisches Reglement von 1680. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8666. Dänisches Reglement: 28. Mai 1685. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8762. Schwedisches Reglement: GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8771. 38 Vgl. Protokoll der Verhandlungen des Wirklichen Geheimen Rates vom 17./ 27. Januar 1690. GStA PK, I. HA, Rep. 21 Nr. 127 Lf.nr. 39. 39 20. Juni 1716 Grübel/Ortiges aus Berlin. Zitiert nach: Friedlaender 1902, S. 520 f. Wiewohl diese Forderung in den in Wien gesichteten Aktenbeständen keine Erwähnung findet.
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IV. Elemente des Gesandtschaftszeremoniells
rung, sollte nun eine Korrektur erfahren. Auch Gegenteiliges lässt sich ermitteln. Nachdem man am Berliner Hof 1685 dem kaiserlichen Gesandten einige zeremonielle Zugeständnisse in seiner Antrittsaudienz zugestehen musste, wurde der Beschluss gefasst, dass unter allen Umständen verhindert werden müsse, dass Gleiches bei der Abschiedsaudienz vor sich gehe,40 denn Wiederholungen zeremonieller Handlungen brachten deren Verfestigung mit sich. Infolgedessen verriet das Zeremoniell, das beim Abschied eines Gesandten gewährt wurde, den aufmerksamen Beobachtern nicht nur, wie es um die politischen Beziehungen zwischen den Beteiligten bestellt war, sondern verdeutlichte ebenso aktuelle Rangansprüche.
3. Die fürstliche Familie Die fürstliche Familie war ein bedeutsamer Teil der höfischen Öffentlichkeit41 und folgerichtig ergibt sich die Annahme, dass sie einen dem entsprechenden Part im Gesandtschaftszeremoniell innehatte. Fürwahr sind in der diplomatischen Praxis länderübergreifende Gemeinsamkeiten bei der Involvierung der Herrscherfamilie feststellbar und zahlreiche Beispiele vorhanden, die offenbaren, welche eminente Funktionen und Aufgaben einzelne Familienmitglieder im Gesandtschaftszeremoniell übernehmen konnten und mussten. Theoretisch stand es im Ermessen eines jeden Gesandten und seines Regenten, ob er neben der publiquen Audienz beim Landesherrn des Weiteren publique Audienzen bei dessen Familienmitgliedern nehmen wollte. Verzichteten die unteren Gesandtenränge, Residenten und Agenten, des Öfteren auf dies, war demgegenüber bei Gesandten des ersten und zweiten Ranges eine solche Audienz zumeist obligatorisch. Dabei ist eine Reihenfolge wahrnehmbar. Auf die Audienz beim Regenten folgte, wenn vorhanden, jene bei seiner Gemahlin, im Anschluss an diese eine Audienz beim Thronfolger und anschließend bei dessen Gemahlin. Audienzen bei weiteren Familienmitgliedern waren von der jeweiligen Hofstruktur bzw. der Dynastie abhängig.42 Auffällig ist die absteigende Anordnung nach dem Rang der jeweiligen Personen, die es einzuhalten galt. Als im Dezember 1707 der braunschweig-lüneburgische Gesandte dem Kronprinzen Friedrich Wilhelm zur Geburt dessen Sohnes gratulieren wollte und sich sogleich an diesen wandte, noch ehe er eine Audienz beim König genommen hatte, teilte der Ber40
Vgl. 27. März 1685 Friedrich Wilhelm. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8667. Vgl. Kintzinger, Martin: Familie [weitere]. In: Paravicini, Werner (Hrsg.): Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich. Bilder und Begriffe. Teilband I: Begriffe (= Residenzenforschung; 15/II). Ostfildern 2005, S. 57. 42 Exemplarisch: Kurfürstentum Braunschweig-Lüneburg: Malortie, Ernst von: Der Hannoversche Hof unter dem Kurfürsten Ernst August und der Kurfürstin Sophie. Hannover 1847, S. 127 ff. Sowie: Frankreich: GStA PK, I. HA, Rep. 94 Nr. VII Ab 2. Sowie: Schweden: GStA PK, I. HA Rep. 11 Nr. 8771. Sowie: Spanien: GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8759. 41
3. Die fürstliche Familie
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liner Hof ihm mit, dass beim Kronprinzen: „. . . kein CEREMONIEL statfinden kan, wenn der Abgeschickte nicht vorher von Seiner Mayestät angenommen worden.“ 43 Abweichungen von der Reihen- bzw. Rangfolge waren Ausnahmen, zumeist bedingt durch Krankheit oder Abwesenheit.44 Problematisch wurde es, wenn einzelne Familienmitglieder nicht gewillt waren, diese Reihenfolge, den ihnen zugeordneten Platz in der Ranghierarchie zu akzeptieren. Dies ist insbesondere bei verwitweten Herrscherinnen beobachtbar. Es hatte sich die Regel herausgebildet: „Hingegen verliehrt sie [Witwe – E. R.] gleich nach dem Tod ihres Gemahls den Vorgang im Rang und weicht der Gemahlin des neuen Regenten.“ 45 Die Witwe, nun nicht mehr erste Dame des Hofes, musste sich an die oft hohen moralischen an sie herangetragenen Anforderungen anpassen46 und versuchen, zukünftige Einflussmöglichkeiten zu erschließen und zu sichern.47 Versinnbildlichung erfuhr dieser Verlust der Vorrangstellung durch die Nachordnung der Audienz der Witwe hinter jene der Gemahlin des neuen Regenten. Wollte eine Witwe dies nicht akzeptieren, formulierte ihre Ansprüche, standen den Gesandten verschiedene Handlungsalternativen zur Verfügung. Fürs Erste bot es sich an, am gastgebenden Hofe explizit bei den Hauptverantwortlichen anzufragen, wie hierauf reagiert werden solle, denn, so teilte Kurfürst Friedrich Wilhelm seinem sich 1670 in Kopenhagen befindlichen Gesandten auf dessen Anfrage, wie er auf die Forderungen der verwitweten dänischen Königin reagieren solle, mit: „. . . man sich nach der ordnung, so aldar am Königlichen Hoffe gehalten wird, zu richten hatt, als werdet ihr euch auch darnach zu achten wißen, gestalt ihr solche beÿ dem CEREMONIENMeister daselbst werdet erfahren können.“ 48 Dieses Vorgehen war am ehesten geeignet, Konflikten aus dem Wege zu gehen. Besuchte der Gesandte zuerst die regierende Monarchin, schien im Anschluss der Verzicht auf eine Audienz bei der verwitweten Monarchin angebracht,49 vermied man so zumindest theoretisch eine offizielle Positionierung. 43 5. Dezember 1707 Besser „Ceremonial-Acta“ zitiert nach: Hahn/Kiesant 2009, S. 327. 44 Exemplarisch: Als sich 1657 der Kaiser in Luxemburg aufhielt, nahm der brandenburgisch-preußische Gesandte in Wien zuerst bei der Kaiserin Audienz (vgl. 22. Mai 1657 Löben aus Wien. GStA PK, I. HA, Rep. 1 Nr. 38). 45 Moser, Friderich Carl, 1754, S. 610. 46 Vgl. Essegern, Ute: Fürstinnen am kursächsischen Hof. Lebenskonzepte und Lebensläufe zwischen Familie, Hof und Politik in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Hedwig von Dänemark, Sibylla Elisabeth von Württemberg und Magdalena Sibylla von Preußen (= Schriften zur sächsischen Geschichte und Volkskunde; 19). Leipzig 2007, S. 46. 47 Vgl. Kägler, Britta: Frauen am Münchener Hof (1651–1756) (= Münchener Historische Studien Abteilung Bayrische Geschichte; 18). Kallmünz 2011, S. 178. 48 5. Mai 1670 Friedrich Wilhelm an Christian Brandt nach Kopenhagen. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 1308, Bl. 20r. 49 Exemplarisch: 2. November 1702 Viereck aus Kopenhagen. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8753, Bl. 113v.
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IV. Elemente des Gesandtschaftszeremoniells
Oft war es die Witwe selbst, die dem Gesandten hernach eine publique Audienz verweigerte, ihm gegebenenfalls ersatzweise informelle Treffen oder Privataudienzen anbot,50 um den Kontakt weiterhin aufrecht zu erhalten. Die Entscheidung, eine Audienz zuerst bei der verwitweten Fürstin zu nehmen, war stets eine politische. Im Februar 1690 erklärte der dänische Envoyé am Dresdener Hofe, dass er von seinem König die Weisung erhalten habe, genau dies zu tun. Die Bevorzugung der verwitweten sächsischen Kurfürstin Anna Sophie (1647–1717) verwundert kaum, schließlich war der dänische König Christian V. deren Bruder. Anna Sophie gewährte im Gegenzug der Gattin des dänischen Envoyés bei ihrer Aufholung eine Kutsche mit sechs Pferden,51 eine Ehrenbezeugung, die für gewöhnlich allein den Ambassadeurgattinen zustand. An dieser Stelle wird ein Aspekt deutlich, dem die historische Forschung in den letzten Jahren vermehrt Aufmerksamkeit schenkt. Die eingeheiratete Fürstin kann nicht nur als unabhängige Einzelperson betrachtet werden, sondern vielmehr als Repräsentantin ihrer Herkunftsdynastie.52 Demzufolge sollte sie sich als Ehefrau ihrem Gemahl und den Interessen ihrer neuen Dynastie unterordnen, ihre Verbindung zur Herkunftsfamilie dahingehend nutzen, diese im Sinne der Ankunftsfamilie zu beeinflussen. Zugleich wurde von ihr als Tochter erwartet, dass sie ihre Position am Ankunftshof zugunsten ihrer Herkunftsfamilie nutzte.53 Dies umfasste selbstredend das Gesandtschaftszeremoniell. Abhängig war der Erfolg der Fürstin hierbei maßgeblich von dem Einfluss, den sie auf ihren Gemahl nehmen konnte und nahm. Ausführlich informierten die Gesandten ihre Heimathöfe daher über Stellung und Vorgehen der Fürstin. Über die zweite Gemahlin des brandenburgischen Kurfürsten Friedrich Wilhelm, Dorothea (1636–1689), etwa wurde berichtet: „. . . bleibet continuirlich
50 Vgl. 30. Dezember 1692 Chwalkowski aus Dresden. GStA PK, I. HA, Rep. 41 Nr. 50, Bl. 13r/v. 51 Vgl. 10. Februar 1693 Chwalkowski aus Dresden. GStA PK, I. HA, Rep. 41 Nr. 50, Bl. 126v–127r. 52 Vgl. Wunder, Heide: „Die Fürstin bei Hofe“ im Heiligen Römischen Reich (16.– 18. Jahrhundert). In: Rode-Breymann, Susanne/Tumat, Antje (Hrsg.): Der Hof. Ort kulturellen Handelns von Frauen in der Frühen Neuzeit (= Musik – Kultur – Gender; 12). Köln u. a. 2013, S. 35. 53 Vgl. Bastian, Corina/Dade, Eva/Ott, Eva: Weibliche Diplomatie? Frauen als außenpolitische Akteurinnen im 18. Jahrhundert. In: Bastian, Corina u. a. (Hrsg.): Das Geschlecht der Diplomatie. Geschlechterrollen in den Außenbeziehungen vom Spätmittelalter bis zum 20. Jahrhundert (= Externa; 5). Köln u. a. 2014, S. 105. Exemplarisch: Treffend von Sophie von Hannover anlässlich der Hochzeit ihrer Tochter mit dem brandenburgischen Kurprinzen formuliert: „Ich hoffe, mein tochter wirdt [. . .] die Hanoversche mode in gewonheit bringen.“ 30. November/9. Dezember 1684 Schreiben Sophies aus Hannover. Zitiert nach: Bodemann, Eduard: Briefe der Herzogin, späteren Kurfürstin Sophie von Hannover an ihre Oberhofmeisterin A. K. von Harling, geb. von Uffeln. In: Zeitschrift des Historischen Vereins für Niedersachsens. Hannover 1895, S. 58.
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umb ihren Herrn, [. . .] accomodiret sich zu allen seinen Plaisiren, will auch [so] wenig vor ihre Person bei publiquen oder andern fascheusen Sachen [. . .]. Womit sie den Herrn dergestalt gewonnen, daß sie alles nach Wunsch von ihm erhalten kann.“ 54 Die Nähe zum Herrscher war wesentlich für den Gewinn von politischen Einfluss,55 dies war von Dorothea verinnerlicht worden und sie hatte scheinbar all ihre persönlichen Ziele jenen ihres Gemahls untergeordnet. Gerade deshalb sprach man ihr die Befähigung zur Einflussnahme zu. Georg Schuster betont, dass Dorothea häufig den Audienzen fremder Gesandten beigewohnt habe. Jene Gesandten wiederum versuchten ihre Gunst zu gewinnen.56 Von Belang war neben der angeführten Teilnahme der Kurfürstin an privaten Audienzen ihr Part bei öffentlichen Audienzen. Hervorzuheben ist der dabei zu beobachtende Entwicklungsprozess am Berliner Hof, der sich durch eine größer werdende Spezifizierung und Etablierung der Herrschergattin in das Gesandtschaftszeremoniell auszeichnete. Aufzeichnungen, die publique Audienzen von Gesandten bei den jeweiligen brandenburgischen Kurfürstinnen beschreiben, sind für die ersten drei Jahrzehnte der Regierung des Großen Kurfürsten kaum vorhanden. In den darauffolgenden Jahren wurden publique Audienzen bei der Gemahlin nun zumindest von den Gesandten erwähnt, eine tiefer gehende Beschreibung erfolgte nicht.57 Dies mag durch die Tatsache begründet sein, dass der Berliner Hof bis dato diesbezüglich keinerlei Regulierungen getroffen hatte. Noch in dem ersten offiziellen Gesandtschaftszeremoniellreglement Brandenburg-Preußens aus dem Jahre 1680 wird dies denkbar knapp behandelt: „Wann nun der Herr Gesandter COMMISSION hat, beÿ unserer gnädigsten Churfürstin auch AUDIENZ zunehmen, so wird er unter der zeit, weil angerichtet wird, von dem OberhoffMarschall bis an der Churfürstin vorgemach gebracht, alda ihn der HoffMeister annimt und zur AUDIENZ bringet.“ 58 Wiewohl man mit dieser Festschreibung den zeitgenössischen vor-
54 Relation vom Churbrandenburgischen Hofe und dessen Zustand anno 1671. Zitiert nach: Hein, Max (Hrsg.): Urkunden und Actenstücke zur Geschichte des Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg. Auswärtige Acten. Fünfter Band. Zweiter Teil. Schweden (= UA; 23/2). Berlin und Leipzig 1930, S. 910. 55 Vgl. Nolde, Dorothea: Was ist Diplomatie und wenn ja, wie viele? Herausforderungen und Perspektiven einer Geschlechtergeschichte der frühneuzeitlichen Diplomatie. In: Burschel, Peter/Kundrus, Birthe (Hrsg.): Thema: Diplomatiegeschichte. In: HISTORISCHE ANTHROPOLOGIE. Kultur Gesellschaft Alltag. 21/2 (2013), S. 194. 56 Vgl. Schuster, Georg: Aus der Geschichte des Hauses Hohenzollern. Ereignisse und Episoden aus fünf Jahrhunderten (1415–1915). Berlin=Lichterfelde 1915, S. 84. 57 Stellvertretend hierfür kann der Bericht des wolfenbüttelschen Gesandten stehen: „Gleich darauff habe beÿ der Churfürstinnen Durchlaucht AUDIENTZ gehabt.“ 26. April 1682 Ditfurth aus Berlin. NLA WOL 1 Alt 4 Nr. 68, Bl. 43r. 58 COMMUNICATION mit dem Chur. Brandenburgischen Hofe wegen des TRACTAMENTS der Keÿserlichen, Königlichen und Churfürstlichen Envoÿez. 1680. SächsHStA Dresden, 10006 Oberhofmarschallamt, E Nr. 1, Bl. 55r/v.
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herrschenden Tendenzen der Ausweitung des Einbezugs der Gemahlin in das Gesandtschaftszeremoniell Rechnung trug.59 Friedrich Wilhelms Nachfolger Friedrich III./I. präzisierte dies 1692 in dem von ihm erlassenen Reglement weiter: „Von Uns werden die Abgesandten Unserer Gemahlin Liebenden geführet [. . .] der OberHoff=Marschall und Schlos= Haubtman, oder Ober=Schenck gehen mit bis an Unserer Gemahlin Liebenden Vorgemach allwo die Abgesandten von derselben OberHoff=Meister und übrigen CAVALLIEren wieder angenommen werden.“ 60 Erweckten die Formulierung in dem Reglement von 1680 noch den Eindruck, dass Audienzen bei der Kurfürstin optional seien, waren sie 1692 offenbar fest in den zeremoniellen Ablauf integriert. Obendrein erfolgte nicht nur eine Vergrößerung des Kreises, der an der Rezeption beteiligten Personen, sondern wurden explizit einzelne, der Kurfürstin zugeordnete Bedienstete einbezogen. Die Berücksichtigung des Oberhofmeisters der Kurfürstin kann als eine Anpassung an all jene Höfe interpretiert werden, bei denen der Hofstaat der Fürstin, obgleich er deutlich kleiner als der des Fürsten ausfiel,61 an der höfischen Repräsentation seinen Anteil hatte.62 Freilich, auch das Reglement von 1692 gibt keine Auskunft darüber, was innerhalb des Audienzgemaches der Kurfürstin geschah. Abhilfe schafft die Relation des kaiserlichen Gesandten am Berliner Hofe aus dem Jahre 1695. Nachdem dieser das Gemach der Kurfürstin betreten hatte, war ihm „. . . die Churfürstin, hinter welcher auff etliche schritte dero Oberhoffmeisterin und hinter dieser die gesampte Hoff=dames in der ordnung stunden, auff etliche schritte entgegen gekommen.“ 63 Drei Jahre später, im Zuge der umfänglichen Modifizierung des brandenburgisch-preußischen Gesandtschaftszeremoniells, gerät dieses Entgegengehen der Kurfürstin in den kritischen Blick des Zeremonienmeisters Besser. Mehrmals ließ er vernehmen, dass Gesandte ihm mitgeteilt hätten, dass dies an anderen Höfen nicht gebräuchlich sei. Am bayerischen sowie pfälzischen Hofe etwa sei es üblich, dass die Kurfürstinnen unter einem Dais stehend die Gesandten empfangen.64 In den Relationen der brandenburgisch-preußischen Gesandten wurde, 59 Am Münchner Hof erfolgte die offizielle Festschreibung der Audienz der Kurfürstin nach der ihres Gemahls in den 1660er Jahren (vgl. Graf, „umb Ihro Mayestät Zeit zu geben, sich stöllen zu khönen“, 2002, S. 86). 60 9. Januar/28. Februar 1692. Reglement. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8668. 61 Vgl. Keller, Katrin: Das Frauenzimmer. Hofdamen und Dienerinnen zwischen Transfer und kultureller Praxis. In: Rode-Breymann, Susanne/Tumat, Antje (Hrsg.): Der Hof. Ort kulturellen Handelns von Frauen in der Frühen Neuzeit (= Musik – Kultur – Gender; 12). Köln u. a. 2013, S. 187. 62 Dies war beispielsweise am Kaiserhof (vgl. Keller, Katrin: Hofdamen. Amtsträgerinnen im Wiener Hofstaat des 17. Jahrhunderts. Köln u. a. 2005, S. 199) sowie am französischen Hofe der Fall (vgl. Schleunig 2016, S. 78). 63 20. Dezember 1695 Waldtstein aus Berlin. AT-OeStA/HHStA RK Diplomatische Akten Berlin Berichte 6a. Berichte aus Berlin, 1692–1695, Bl. 6v–7r. 64 Vgl. 6. März 1698 Besser „Ceremonial-Acta“ zitiert nach: Hahn/Kiesant 2009, S. 69.
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wenn sie ihre Audienzen bei der bayerischen Kurfürstin beschrieben, dieser Aspekt benannt.65 Nicht verwundern dürften demnach die Ambitionen Brandenburg-Preußens, eine Aufwertung und Angleichung zu erlangen und so wurde Anfang des Jahres 1698 ein Thronhimmel in die Audienzen bei der Kurfürstin eingeführt.66 Im Herbst des gleichen Jahres war der Dais soweit etabliert, dass der sächsische Gesandte, lediglich in einem Nebensatz, darauf verwies, dass die Kurfürstin unter einem solchen gestanden habe.67 Dies sollte keinesfalls zu dem Schluss verleiten, dass Änderungen des Gesandtschaftszeremoniells bei weiblichen Mitgliedern des Herrscherhauses stets mühelos durchführbar waren oder Auseinandersetzungen unterblieben. Dass 1698 die Einführung des Dais unproblematisch verlaufen war, könnte vielmehr zum einen dem Sachverhalt geschuldet sein, dass der Berliner Hof sich in diesem Aspekt an den Usus anderer kurfürstlicher, nicht aber königlicher Höfe angelehnt hatte. Zum anderen war diese Modifikation in ein Konglomerat zahlreicher Modifikationen eingeordnet worden, von denen einige als wesentlich brisanter und weitreichender bewertet wurden. Eine dieser Veränderungen betraf den Zeitpunkt der öffentlichen Gesandtenaudienzen, die, laut Ines Elsner, Sophie Charlottes wegen von 11 Uhr vormittags auf 17 Uhr nachmittags verlegt wurden, weil die Kurfürstin morgens „incommodiert“ zu sein pflegte.68 Vordergründig kann dem wohl zugestimmt werden, schließlich führte Besser in der „Ceremonial-Acta“ ausführlich aus, dass eine spätere Audienzstunde es der Kurfürstin ermögliche, dass sie sich „. . . ansehnlicher machen konte“ und wäre dies auch aufgrund „. . . der Stadt DAMES wegen, alß welche nicht eher denn umb diese Zeit nach Hofe zukommen pflegen“ 69 eine plausible Entscheidung. Hauptintention dieser Veränderung wäre es demnach gewesen, einzelne Begleitumstände der Audienzen im Sinne der Gesandten aufzuwerten. Mochte dies als offizielle Begründung für die fremden Gesandten am Berliner Hofe genutzt worden sein, so offenbart die weitere Analyse der Aufzeichnungen des Zeremonienmeisters, dass das eigentliche Bestreben Brandenburg-Preußens in eine andere Richtung zielte. Durch die Verschiebung der Au65
Exemplarisch: 24. Januar 1695 Diest. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8695. Sowie nachträglicher Bericht Schmettaus. 1./11. Juli 1688 aus Regensburg. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8695. Interessanterweise behandelt die Beschreibung dieser Audienz, die vom bayerischen Hofe angefertigt wurde, diesen Aspekt nicht (vgl. 1688. Ceremoniel gegen den brandenburgischen Abgeordnenten Wolfgang Baron von Schmedkau. BayHStA Kasten Schwarz. Nr. 11766). 66 Vgl. 6. März 1698 Besser „Ceremonial-Acta“ zitiert nach: Hahn/Kiesant 2009, S. 69. 67 Vgl. 2. September 1698 Reisewitz aus Berlin. SächsHStA Dresden, 10026 Geheimes Kabinett, Loc. 02963/06, Bl. 15r/v. 68 Vgl. Elsner, Ines: Friedrich und die Frauen. Von drei Ehefrauen und einer Mätresse, die keine war. In: Deutsches Historisches Museum/SPSG (Hrsg.): Preußen 1701. Eine europäische Geschichte. 2. Band: Essays. Berlin 2001, S. 81. 69 Februar 1698 Besser „Ceremonial-Acta“ zitiert nach: Hahn/Kiesant 2009, S. 63.
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dienzstunde war es nicht mehr möglich, in deren Anschluss Tafel zu halten, zu welcher bis dato die Gesandten hinzugebeten worden waren,70 dies aber sollte ihnen nicht mehr gewährt werden. Diese Zielstellung hätte bei den Gesandten weniger Anklang gefunden, als der vorgebliche Wunsch Sophie Charlottes, dem von der höfischen Gesellschaft an die Hausherrin gestellten Anspruch eine „perfekte“ Gastgeberin zu sein,71 gerecht zu werden. Den Anspruch an die Rolle der Gastgeberin auszufüllen, galt es im Sommer des Jahres 1698, als der französische Gesandte Alleurs in Berlin ankam. Entgegen der Annahme Rolf Thomas Senns hatte Alleurs bereits in Königsberg Audienz beim Kurfürsten genommen,72 da Friedrich III./I. dort noch verblieben war, geschah es zum ersten Male, dass ein Envoyé in Berlin gesondert zur Audienz bei der Kurfürstin aufgeholt wurde. Unverzüglich veranlasste Friedrich III./I. die Erstellung einer Verordnung, wie dies zukünftig gestaltet werden solle.73 Ein Vergleich des dort angedachten Zeremoniells mit jenem, welches bei der Audienz des Herrschers verwendet wurde, veranschaulicht zweierlei. Zum Ersten sollten sämtliche an der Aufholung und Audienz beteiligte Personen Bediente der Kurfürstin sein und zum Zweiten waren einzelne Elemente weniger ausgeprägt bzw. entfielen, wie beispielsweise der Einbezug der Schweizergarde.74 Die gesonderte und zeitlich getrennte Aufholung zur Audienz bei der Kurfürstin blieb eine Ausnahmeerscheinung. Durchgängig sahen alle weiteren Reglements eine Audienz direkt im Anschluss an die Audienz beim Kurfürsten und späteren König vor,75 dem europäischen Gebrauch folgend.76 Dennoch, für diese und für das Zeremoniell der stattgefundenen Audienzen, behält die 1698 von Besser getroffene Aussage Gültigkeit: „. . . daß man den DAMES in den Ceremonien es nicht so genau zu nehmen pfleget.“ 77 70 Vgl. Februar 1698 Besser „Ceremonial-Acta“ zitiert nach: Hahn/Kiesant 2009, S. 63. 71 Vgl. Bischoff, Cordula: „. . . Allzeit thun müssen, wass andere wollen?“ Handlungsspielräume fürstlicher Frauen bei Hof. In: SPSG (Hrsg.): Frauensache. Wie Brandenburg Preußen wurde. Katalog. Dresden 2015, S. 155. 72 Vgl. Senn, Rolf Thomas: Sophie Charlotte von Preußen. Weimar 2000, S. 95. 73 Vgl. SächsHStA Dresden, 10008 Zeremonienmeister, Sekt. 01, Nr. 29c, Bl. 143r. 74 Vgl. 14. Juli 1698. Besser „Ceremoniel-Acta“ zitiert nach: Hahn/Kiesant 2009, S. 83. 75 Siehe: Ceremonies de l’Audience d’un Envoyé. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8679. 76 Exemplarisch: Schweden: 7./17. März 1733 Meinertshagen aus Stockholm. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 9821, Bl. 20r/v. 77 14. Juli 1698 Besser „Ceremoniel-Acta“ zitiert nach: Hahn/Kiesant 2009, S. 83. Hier zeichnet sich ein deutlicher Gegensatz zu der von Stefan Mörz getroffenen Feststellung, dass das Zeremoniell beim Gesandtenempfang der pfälzischen Kurfürstin Elisabeth Augusta spiegelbildlich dem ihres Gemahls nachgeformt worden sei, ab (vgl. Mörz, Stefan: Die letzte Kurfürstin. Elisabeth Augusta von der Pfalz, die Gemahlin Karl Theodors. Stuttgart u. a. 1997, S. 83).
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Obzwar die Audienz bei der Gemahlin weniger strikten Regeln unterworfen war, war sie ein bedeutender Bestandteil des Gesandtschaftszeremoniells. Ersichtlich wird dies, wenn die Gemahlin verhindert78 oder verstorben war. In einem solchen Fall mussten andere nahe weibliche und im Rang folgende Mitglieder der Herrscherfamilie deren offenkundig unverzichtbare Repräsentationsaufgaben übernehmen.79 Fürst und Fürstin waren als Repräsentationsensemble miteinander verbunden,80 ergänzten sich idealerweise in diesem Aspekt harmonisch.81 Dementsprechend ergibt sich die Vermutung, dass die Schaffung von eigenen zeremoniellen Räumen für die Gemahlinnen, die Peter-Michael Hahn explizit für Sophie Charlotte konstatiert,82 bewusst von den Hohenzollern inszeniert und gefördert worden ist. Demgemäß wäre zu hinterfragen, in welchem Maße die oft postulierte Aussage, nach der allein Sophie Charlottes Abneigung gegen das steife Zeremoniell, den äußeren Prunk und die strenge höfische Etikette ihres Gemahls, zu ihrem Fernbleiben vom Berliner Hofe und der Entwicklung eines eigenständigen Hofes beitrug,83 ihre Gültigkeit hat. Denn dieser Hof, Lietzenburg, war, Bestandteil eines übergeordneten höfisch-politischen Systems, welches es Friedrich III./I. ermöglichte, eine andere Art der Repräsentation darzustellen sowie das facettenreiche Prestige seiner Gemahlin nutzbringend zu verwenden.84 Das gemeinsame Agieren von Fürst und Fürstin als Arbeitspaar, bei 78 Es wäre zu untersuchen in welchem Umfang Schwangerschaften und Geburten nicht nur Einfluss auf die generelle Anwesenheit der Gemahlin, sondern auch auf die Gestaltung des Zeremoniells hatten (weiterführend: Walsh, Katherine: Die Fürstin an der Zeitenwende zwischen Repräsentationsverpflichtung und politischer Verantwortung. In: Rogge, Jörg (Hrsg.): Fürstin und Fürst. Familienbeziehungen und Handlungsmöglichkeiten von hochadeligen Frauen im Mittelalter (= Mittelalter-Forschungen; 15). Ostfildern 2004, S. 265–282). 79 Etwa: Einsatz der Kronprinzessin im September 1706. AUDIENTZ der AMBASSADRICE (vgl. 28. September 1706 Besser „Ceremonial-Acta“ zitiert nach: Hahn/Kiesant 2009, S. 285 f.). 80 Vgl. Geisthövel, Alexa: Augusta-Erlebnisse: Repräsentation der preußischen Königin 1870. In: Frevert, Ute/Haupt, Heinz-Gerhard (Hrsg.): Neue Politikgeschichte. Perspektiven einer historischen Politikforschung (= Historische Politikforschung; 1). Frankfurt/New York 2005, S. 83. 81 Vgl. Oßwald-Bargende, Sybille: Der Raum an seiner Seite. Ein Beitrag zur Geschlechtertopographie der barocken Höfe am Beispiel von Schloß Ludwigsburg. In: Hirschbiegel, Jan/Paravicini, Werner (Hrsg.): Das Frauenzimmer. Die Frau bei Hofe in Spätmittelalter und früher Neuzeit [. . .] (= Residenzenforschung; 11). Stuttgart 2000, S. 226. 82 Vgl. Hahn, Peter-Michael: Hofkultur und Hohe Politik. Sophie Charlotte von Braunschweig-Lüneburg, die erste Königin in Preußen aus dem Hause Hannover. In: SPSG (Hrsg.): Sophie Charlotte und ihr Schloss: Ein Musenhof des Barock in Brandenburg (= Porticus; 3). München u. a. 1999, S. 37. 83 Exemplarisch: Vgl. Ghayegh-Pisheh, Kohra: Sophie Charlotte von Preußen. Eine Königin und ihre Zeit. Stuttgart 2000, S. 81. 84 Vgl. Meiner, Jörg: „Weltweisheit“ als Zimmerschmuck. Zur Interpretation des Gläsernen Schlafgemachs in Schloss Charlottenburg. In: SPSG (Hrsg.): Aspekte der Kunst und Architektur in Berlin 1700. Potsdam 2002, S. 32.
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welchem die Gattin ihren Gatten nicht nur unterstützte, sondern dessen Verhalten in gewisser Hinsicht kompensierte, erfuhr in der Regierungszeit Friedrich Wilhelms I. eine Steigerung. Bemerkenswerterweise war es der zweite preußische König, der seine Gemahlin Sophie Dorothea (1687–1757) zweimal mit den Regierungsgeschäften betraute, während des schwedischen Feldzuges 1714 als seine Vertreterin und 1720 in aller Form als Regentin, als er schwerkrank regierungsunfähig war.85 Überdies war Sophie Dorotheas Part im Gesandtschaftszeremoniell für dessen gewünschte Gestaltung und Zielstellung von essentieller Bedeutung. Hervorragend darstellbar ist dies an den Vorgängen um die Audienz des kaiserlichen Envoyés Virmond im Februar 1716. Der wolfenbüttelsche Legationssekretär stellt bei der Beschreibung der Audienz Virmonds bei Sophie Dorothea heraus: „. . . die Königin saßen unter einem BALDACHIN auff einem Silbernen Seßel, hörten die HARANGUE sitzend an, und blieben auch beÿ dem Abtrit wie voralß nachsitzen.“ 86 Dass das Sitzen der Königin unter dem Baldachin die Aufmerksamkeit des Legationssekretärs erregte, war darin begründet, dass Friedrich Wilhelm I. bei der Audienz Virmonds, entgegen der offiziellen Vorgaben im bisherigen Gesandtschaftszeremoniellreglement, unbedeckt stehen geblieben war.87 Erhellend sind in diesem Kontext die vom Berliner Hof im Hintergrund dieser Audienzen vorgefallenen Diskussionen und Überlegungen: „Weil nun der König [. . .] von seinem Herrn Vater erlangten AVANTAGENSEN CEREMONIEL allzusehr abgewichen war; Ihro Majestät die Königin aber, Sich nicht so viel vergeben wolte, so schrieb der Herr OberHoffMarschall von Prinz an [. . .] BESSER, und ersuchte denselben ein Mittel vorzuschlagen, wodurch das zum Nachtheil des Hofes vorgefallene wieder REDRESSIRET werden könne. BESSER antwortete hierauff, daß kein ander REMEDIUM übrig seÿ, denn daß die Königin die AUDIENZ nicht anders als sitzend gebe, weiln sie sonsten nicht nur Sich und Ihren Kindern allzu viel DEROGIEren.“ 88 Greifbar wird in diesen Äußerungen, wie sehr das Verhalten einzelner Personen auf andere Familienmitglieder rück- bzw. einwirkte – der Status des Einzelnen hing von der Reputation der gesamten Familie ab. Der Machterhalt der Dynastie bedarf somit einer kollektiven Anstrengung von der letztlich alle Dynastiemitglieder profitieren.89 Die Handlungsweise des Königs beeinflusste folglich jene seiner Gemahlin, die die zu vermutenden Ehrverluste im Gesandtschaftszeremoniell neutralisieren sollte, musste und wollte. Interessant sind in diesem Kontext 85 Vgl. Komander, Gerhild: Die Frau des Herrschers im Barock. In: SPSG (Hrsg.): Sophie Charlotte und ihr Schloss – Ein Musenhof des Barock in Brandenburg-Preußen. Katalogbuch [. . .]. München u. a. 1999, S. 64. 86 25. Februar 1716 Riediger aus Berlin. NLA WOL 1 Alt 4 Nr. 130, Bl. 31r. 87 Exemplarisch: JUBILÆUM THEATRI EUROPÆI [. . .], 1738, S. 139. 88 7. November 1740 Ammon aus Dresden. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 706. 89 Vgl. Ruppel, Sophie: Verbündete Rivalen. Geschwisterbeziehungen im Hochadel des 17. Jahrhunderts. Köln u. a. 2006, S. 220.
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die Untersuchungen Henriette Grafs, nach welchen Friedrich II. ausschließlich den Gesandten ersten Ranges persönlich Audienz gewährte, alle anderen Gesandten von seiner Gattin Elisabeth Christine (1715–1797) empfangen ließ.90 Während Friedrich II. allem Anschein nach die besonders repräsentativen Aufgaben im Gesandtschaftswesen übernahm, war es die Aufgabe seiner Gattin, sich den weniger repräsentativen Gesandtenempfängen zu widmen. Im Gegensatz hierzu war es die „Pflicht“ Sophie Dorotheas, insbesondere die repräsentativen Ereignisse des Gesandtschaftszeremoniells zu besetzen. Zwangsläufig schließt sich die Frage an, weshalb der kaiserliche Gesandte bereit gewesen war, die Involvierung eines Sessels zu akzeptieren. Virmond begründet dies in seiner Relation an den Wiener Hof damit, dass „. . . die Königin mich unter einem BALDACHIN sitzend empfangen würde, welches letztere, gleichwie es nach vorher eingezogener Kundschafft beÿ der vormahligen, Schwedische, Englische und anderer Bothschaffter und AMBASSADEUR RECEPTION dahier ebenfals dergestalt PRACTICIret werden, also ich solches desto ehender geschehen laßen können.“ 91 Der kaiserliche Envoyé zog das mutmaßlich den Ambassadeuren am brandenburgisch-preußischen Hofe gewährte Zeremoniell als Rechtfertigung heran, jenes Zeremoniell, welches noch unter dem ersten preußischen König festgeschrieben worden war. Fürwahr hätten die preußischen Königinnen bei den bisherigen Audienzen der Ambassadeure gesessen, wären infolgedessen für die rangniederen Envoyés keinerlei Ehrverminderungen zu befürchten gewesen. Virmond hatte hierbei, womöglich im reflektierenden Nachgang, bewusst nicht bedacht, dass es ebenso von Bedeutung war, ob dem Ambassadeur ebenfalls ein Sitzmöbel angeboten wurde und die Königin sich während der Audienz erhob. Letzteres sah das Reglement des Berliner Hofes vor.92 Hinzukommend waren, die vom kaiserlichen Envoyé benannten Exempel nur sehr bedingt zur Unterlegung seiner These geeignet. Die Audienzen des schwedischen Botschafters waren ohne die Beteiligung der Königin erfolgt und bei der Abschiedsaudienz des englischen Ambassadeurs Raby im März 1711 hatte ausgerechnet der Aspekt des Sitzens für Kontroversen gesorgt: „Sie [Sophie Luise – E. R.] saß in einem FAUTEUIL, weilen Sie vor Mattigkeit nicht stehen können; so aber der AMBASSADEUR, alß welcher gewolt daß Sie entweder im Bette bleiben, oder auf einem
90 Vgl. Graf, Henriette: Stadtschloss versus Sommerresidenz. Friedrichs Potsdam – ein Sonderfall?. In: Sack, Dorothée u. a. (Hrsg.): Wohnen – Reisen – Residieren. Herrschaftliche Repräsentation zwischen temporärer Hofhaltung und dauerhafter Residenz in Orient und Okzident (= Berliner Beiträge zur Bauforschung und Denkmalpflege; 15). Petersberg 2016, S. 202. 91 4. März 1716 Virmond aus Berlin. AT-OeStA/HHStA RK Diplomatische Akten Berlin Berichte 9b. Berichte aus Berlin. 1716. Jan.–Sep., Bl. 53v–54r. 92 „Sa Majeste est assise, mais si tôt que Mr l’Ambassadeur entre, Elle se leve et se tient debocet devant son Fauteuil pendant l’Audience.“ Memoire pour l’Audience d’un Ambassadeur. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8679.
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CANAPÉ sitzen solte, für etwas Verkleinerliches für seinen Caracter gehalten, und dannenher, damit es ja für keine AUDIENTZ angenommen werden könnte, den Brief seiner Königin [. . .] nicht übergeben.“ 93 Wenngleich Virmonds an den Wiener Hof überlieferte Beobachtungen nicht ohne Weiteres haltbar waren, so kann dennoch vermutet werden, dass sie unter dem Eindruck einer generellen Entwicklung entstanden. Denn, wie Johann von Besser feststellte, schon zu ihrer Zeit als Kronprinzessin hatte Sophie Dorothea das Gesandtschaftszeremoniell umso akkurater beachtet, je mehr sich ihr Gemahl von dem vorgeschriebenen Reglement löste.94 Seinen Anfang nahm dies im Juli 1707, als der savoyische Envoyé eine Audienz beim Kronprinzen erhielt. „Der Cron=Prinz saß und war bedeckt als der ENVÖIÉ hereintrat; stand aber also bald auf und entblöste das Haupt, weil er schon ehedem den ENVÖIÉ gekannte hatte und mit ihm daher keine großen CEREMONIen machen, sondern solche zubeobachten seiner Gemahlin, der Cron=Prinzeßin, überlaßen wolte; die auch alles genau OBSERVIRte.“ 95 Nicht ohne Grund war man an dieser Stelle bemüht, nicht nur das Verhalten Friedrich Wilhelms zu erklären, sondern auch zu kompensieren, denn die Etablierung des Sitzens und Bedecktseins des Kronprinzen während der Audienzen der Envoyés in das offizielle Gesandtschaftszeremoniellreglement des Berliner Hofes war mühsam errungen worden. Diese Bemühungen sind in die erforderlich erscheinenden Anpassungen, der vormals kurprinzlichen Rolle Friedrich Wilhelms an eine nunmehr kronprinzliche, einzuordnen. Als notwendig erachtete Friedrich III./I. zudem unter anderem die Verwendung einer entsprechenden Titulatur für seinen Sohn, die adäquate Ausgestaltung der kronprinzlichen Tafel, die ihren Ausdruck in der Zuziehung respektabler Personen finden sollte,96 die Vergrößerung des Hofstaates sowie eine generelle Erhöhung der dem Kronprinzen zustehenden Apanage.97 Nicht erst seit dem Kronerwerb, wie dies von Martina Weinland angemerkt wird,98 waren angemessenes Zeremoniell und Rang des Thronfolgers bedeutsam. Bereits Kurfürst Friedrich Wilhelm legte Wert auf die Widerspieglung des
93 23. März 1711 Besser „Ceremonial-Acta“ zitiert nach: Hahn/Kiesant 2009, S. 415. 94 Vgl. 7. November 1740 Ammon aus Dresden. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 706. 95 SächsHStA Dresden, 10008 Zeremonienmeister, Sekt. 01, Nr. 29c, Bl. 137v. 96 Vgl. 22. Januar 1701 Friedrich III./I. aus Königsberg. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8675, Bl. 2r/v. 97 Vgl. 9. Mai 1705. Testament Friedrichs III./I. Zitiert nach: Caemmerer 1915, S. 327. 98 Vgl. Weinland, Martina: Friedrich Wilhelm I. Vom Kurprinz zum Kronprinz. In: Stiftung Stadtmuseum Berlin (Hrsg.): Im Dienste Preußens. Wer erzog Prinzen zu Königen?. Ausstellungskatalog. Berlin 2001, S. 59.
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„Glanzes“ seines Hauses durch seine Söhne,99 zog diese daher in jungen Jahren anfangs informell,100 später offiziell in die Rezeption der Gesandten mit ein. Insofern war es entscheidend, welchen Rang man den Prinzen zuwies. Immer wieder sah sich Friedrich Wilhelm gezwungen, Erklärungen zu verfassen, weshalb dem Kurprinzen beispielsweise der Vorrang vor regierenden Fürsten gebühre.101 Wiewohl dies keinesfalls eine spezifisch brandenburgisch-preußische Problematik war, wie die vergleichenden Betrachtungen des bayerischen Hofes über den Vorrang der Kurprinzen illustrieren.102 Indes war das Verhalten brandenburgisch-preußischer Gesandter gegenüber den Nachkommen anderer Herrscher von Belang. In der Regel räumten die diplomatischen Vertreter jenen den Vorrang ein, wie stets im Gesandtschaftszeremoniell sind hierbei Auseinandersetzungen und Spezifizierungen wahrnehmbar. Die polnischen Könige etwa trafen bei dem Versuch, den Vorrang ihrer Kinder gegenüber den anlangenden Gesandten durchzusetzen, auf heftige Widerstände. Schließlich, so argumentierte 1685 Brandenburg-Preußen, wäre Polen ein Wahlkönigtum, die Nachkommen des polnischen Königs könnten demnach keineswegs die gleichen Ehrenbezeugungen einfordern wie jene von Erbkönigreichen.103 Wesentlich war daneben die Unterscheidung, ob Vorrang und Ehrenbezeugungen lediglich für den Thronfolger oder auch für weitere Nachkommen gelten sollten. In den 1690er Jahren waren es die Forderungen des Wiener Hofes, dass den Erzherzögen an der Tafel der Vorrang eingeräumt werden104 und sie bei den Audienzen, die sie den Envoyés gewährten, bedeckt sein sollten,105 die auf Ablehnung bei den Kurfürsten stießen.106 Da man, wie Friedrich III./I. feststellte, dem Kaiser nicht vorschreiben könne, wie er es in seinem Hause mit seinen Kin-
99 Vgl. Paulig, F. R.: Friedrich I. König von Preußen. Ein Beitrag zur Geschichte seines Lebens, seines Hofes und seiner Zeit. Frankfurt an der Oder 1887, S. 16. 100 Vgl. 26. Juli 1667 O. Schwerin an Friedrich Wilhelm. GStA PK, I. HA, Rep. 21 Nr. 136 t Fasz. 8, Bl. 5r. 101 Exemplarisch: 28. September 1669 des Freÿherrn v. Frÿsen Discurss von der H. Pfalzgrafen von Sulzbach prätendirten Vorgang über den H. ChurPrinzen. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8840. 102 Vgl. 26. Dezember 1694 Antwort auf die PROPORNIRTE QUÆSTIONES in CEREMONIALI. BayHStA Kasten Schwarz Nr. 11862. 103 Vgl. 16. Mai 1685 Friedrich Wilhelm an Schulenburg nach Warschau. GStA PK, I. HA, Rep. 9 Polen Nr. 27 K Fasz. 1, Bl. 102r/v. Eine Ansicht die man auch zwanzig Jahre später noch vertrat (vgl. 11. März 1705 Wolter aus Berlin. SächsHStA Dresden, 10026 Geheimes Kabinett, Loc. 02988/02, Bl. 27r). 104 Vgl. 9./19. Dezember 1693 Friedrich III./I. an N. B. Danckelman nach Wien. GStA PK, I. HA, Rep. 1 Nr. 131, Bl. 650r. 105 Vgl. 6./16. August 1698 C. F. Bartholdi aus Wien. GStA PK, I. HA, Rep. 1 Nr. 165. 106 Vgl. 28. März 1700 Wagner. Gedancken für Deutschland. GStA PK, I. HA, Rep. 1 Nr. 367.
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dern halten wolle, blieb nur, diesem Konflikt aus dem Wege zu gehen.107 Möglich war dies durch die Sendung von Residenten anstelle der Envoyés an den Kaiserhof,108 denn jene Residenten erhielten aufgrund ihres geringeren Ranges ein stark reduziertes Zeremoniell, mussten diesbezüglich keinerlei Ansprüche verteidigen. All diese aufgeführten Ansprüche der jeweiligen Herrscher, für ihre Nachkommen die größtmöglichen Ehrenbezeugungen zu erlangen, dienten letztlich der Hervorhebung des Ranges des jeweiligen Herrschertums und der eigenen Dynastie. Verständlich, dass es nach dem Kronerwerb ein Ziel des Hohenzollern war, die Angleichung des Gesandtschaftszeremoniells in diesem Punkt zu erlangen. Im Juni 1701 umschrieb Friedrich III./I. dies mit dem Grundsatz, dass: „. . . zwischen gedachten Unserm Sohne und den nordischen Königs Krohn-Prinzen kein unterschied machen laßen würden.“ 109 Dies in die Praxis umzusetzen, war ein diffiziles Unterfangen, wie die Bemühungen des Kopenhagener Hofes, das Sitzen und Bedeckt-Sein auf die Audienzen bei dem dänischen Kronprinzen auszuweiten, veranschaulichen.110 Eingedenk des dänischen Exempels, dessen Zeremoniell einen wesentlichen Bezugspunkt für Brandenburg-Preußen darstellte, schien ein schrittweises Vorgehen angebracht. 1702 gewann dies mit der Audienz des Engländers Vernon an Dringlichkeit, der sich als erster Envoyé bereitfand, das gewünschte Zeremoniell bei dem dänischen Kronprinzen zu akzeptieren. Vernon erklärte rückblickend, versuchend seine Handlung abzuschwächen, die Audienz beim dänischen Kronprinzen wäre ohne Instruktion seines Hofes geschehen und zudem habe der dreijährige Kronprinz nicht gesessen, sondern wäre von der Oberhofmeisterin auf dem Arm gehalten worden.111 Freilich zwangen Mechanismen und Wirkungsweise des Gesandtschaftszeremoniells Friedrich III./I. dazu, dieses von dem an seinen Hofe gesendeten englischen Envoyé Raby einzufordern, schließlich war die anderen königlichen Höfen angepasste konforme Gestaltung des Gesandtschaftszeremoniells, oberste Handlungsmaxime des Berliner Hofes. Um diesen Forderungen Nachdruck zu verleihen, griff der Berliner Hof auf bewährte Argumentationsmuster zurück: „. . . jedoch daß alsdann auch Un107 Vgl. 9./19. Dezember 1693 Friedrich III./I. an N. B. Danckelman nach Wien. GStA PK, I. HA, Rep. 1 Nr. 131, Bl. 651v. 108 Vgl. 20./30. August 1698 Friedrich III./I. an C. F. Bartholdi nach Wien. GStA PK, I. HA, Rep. 1 Nr. 164. 109 4. Juni 1701 Friedrich III./I. an die Gesandtschaft nach Regensburg. GStA PK, I. HA, Rep. 132 Vol. XIV, Bl. 53r. Im gleichen Jahr entschloss sich Friedrich III./I. zudem seinen Sohn in die Sitzungen des Geheimen Rates zu involvieren (vgl. 24. November 1701 Friedrich III./I. GStA PK, I. HA, Rep. 21 Nr. 127 Lf.nr. 61). 110 Vgl. 21. Juni 1704 Nachricht von dem Königlich Dänischen erhöheten CEREMONIEL. NLA WOL 2 Alt 4430, Bl. 18r–21r. 111 Vgl. 3. April 1703 Viereck aus Kopenhagen. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8743, Bl. 65r/v.
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sere MINISTRI in England nicht schuldig seyn von einem Prinzen von WALLES oder anderen negsten Erben an der Crohn die SOLENNE AUDIENZEN auf diese weise zu nehmen.“ 112 Selbstredend brachte der Londoner Hof zahlreiche Gegenargumente vor, verwies auf das eigene Herkommen, das eine solche Audienz beim Thronfolger nicht vorsähe und darauf, dass das Verhalten Vernons keine rechtliche Verbindlichkeit gehabt hätte.113 Das Beispiel des dänischen Gesandten Ahlefeldts, der am Berliner Hofe nach dem neu formulierten Reglement Audienz beim Kronprinzen genommen hatte,114 vermochte London nicht gänzlich zu überzeugen. Erst die Zusage des brandenburgisch-preußischen Hofes, künftig darauf zu bestehen, dass sämtliche Envoyés, unabhängig davon, wer sie senden würde, vom Kronprinzen sitzend und bedeckt empfangen werden sollten,115 führte dazu, dass Raby seine Audienz beim Kronprinzen absolvierte. Der Berliner Hof achtete sehr genau auf die Einhaltung dieser Zusage. Nachfolgende Envoyés, wie im August 1704 der niederländische, erhielten ihre Audienz auf diese Weise,116 und so etablierte sich dieser Teil des brandenburgisch-preußischen Gesandtschaftszeremoniells, wurde von anderen Höfen nicht nur akzeptiert, sondern als gegeben angesehen.117 Umso schwerwiegender war es, dass Kronprinz Friedrich Wilhelm im Juli 1707 bei der Audienz des savoyischen Envoyés jenen Aspekt missachtete, vorgeblich weil er den Gesandten kannte. Ein „freundschaftliches“ Verhältnis zwischen Fürst und Gesandten konnte positiven Einfluss auf die gewährten Ehrbezeugungen bei der Audienz haben.118 Dies war keineswegs verpflichtend und barg die Gefahr in sich, dass andere Gesandte Gleiches einfordern würden. Dies geschah drei Monate später, im Oktober 1707, als der Abgesandte des Fürstbischofs von Münster erst durch die Präsentation der Aufzeichnung vorhergegangener Audienzen von der Einmaligkeit der Ereignisse im Sommer überzeugt werden konnte.119 Allein auch bei der Audienz dieses münsterischen Gesandten 112 27. März 1703 Friedrich III./I. an Schmettau nach Haag. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8743, Bl. 43v–44r. 113 Vgl. 27. März 1703 Friedrich III./I. an Viereck nach Kopenhagen. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8765. Sowie weiterführend: Schwierigkeiten des MILORD RABYS bey unserm Kron=Printz nach dem neuen CEREMONIEL AUDIENTZ zu nehmen. Zitiert nach: Hahn 2016, S. 265–268. 114 Vgl. 16. Januar 1703 Friedrich III./I. an Viereck nach Kopenhagen. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 1435. 115 Vgl. 20. April 1703 Friedrich III./I. an Spanheim nach London. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8743, Bl. 95r/v. 116 Vgl. 28. August 1704 Besser „Ceremonial-Acta“ zitiert nach: Hahn/Kiesant 2009, S. 195. 117 Siehe: Vorliegende Zusammenfassung des brandenburgisch-preußischen Gesandtschaftszeremoniells im Wolfenbüttelschen Archiv. NLA WOL 1 Alt 4 Nr. 116, Bl. 22r. 118 Vgl. Moser, Friderich Carl, 1754, S. 26. 119 Vgl. 20. Oktober 1707 Besser „Ceremonial-Acta“ zitiert nach: Hahn/Kiesant 2009, S. 322.
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stand der Kronprinz und verzichtete auf eine Kopfbedeckung.120 In Anbetracht der Tatsache, dass der Berliner Hof kurz vor dieser Audienz in Regensburg den fürstlichen Gesandten, die sich bis dato nicht bereitgefunden hatten, das neue Zeremoniell anzuerkennen, bezüglich dessen Gestaltung übermittelt hatte, dass der Kronprinz „. . . bedeckt sitzet“,121 wirkt das Verhalten Friedrich Wilhelms bei der Audienz dieses fürstlichen Envoyés befremdlich. Verständlich, dass einen Monat später, als sich dies bei der Audienz des Gesandten aus Modena wiederholte, der Oberzeremonienmeister Besser fast resignierend feststellte: „Der KronPrintz stand abermahls und war unbedeckt, weilen Er darin eine COMMODITÄT findet.“ 122 War das Verhalten des Kronprinzen wirklich lediglich seiner Bequemlichkeit geschuldet? Wusste er es nicht besser? Letzteres lässt sich zweifelsfrei ausschließen, denn anlässlich der Audienz des portugiesischen Gesandten im April 1708 ist in den Akten des Oberzeremonienmeisters nachzulesen: „. . . der KronPrintz hatte sich anfänglich gesetzet, weilen Seine Exzellenz der Herr OberCämmerer ihm die IMPORTANTZ davon vorgestellet, aber bedeckte sich nicht und stand alsobald wieder auf, welches der ENVOYÉ für eine Gnade und CIVILITÄT annahm, dabey bezeugende, daß er wohl wüste was Sr. König Hoheit gebührete, und daß Es nur in dero wolgefallen bestünde, sich ihres Rechtes zu gebrauchen, oder nicht.“ 123 Die Entscheidung Friedrich Wilhelms I. auf eine Kopfbedeckung zu verzichten und aufzustehen, war demnach eine bewusste, die zudem im Kontext der Äußerungen des portugiesischen Gesandten eine politische Bedeutung gewann. Interpretierte der Portugiese dies offenbar als eine besondere Ehrbezeugung des Kronprinzen, als ein Abweichen vom herkömmlichen Reglement, des königlichen Reglements, das kurz nach der Krönung eingeführt und anscheinend von den auswärtigen Gesandten akzeptiert worden war. Obschon dies ebenfalls für das abweichende Verhalten Friedrich Wilhelms zu gelten schien, wie der Bericht des gothaischen Gesandten aufzeigt: „. . . außer daß der CronPrintz mich seiner gewohnheit nach nicht sitzend anhörete, sondern gleich anfangs aufstunde.“ 124 Daher sollte in Betracht gezogen werden, dass das Gebaren Friedrich Wilhelms eine gezielte Präsentation seines königlichen Ranges war. Gehörte man erst einmal zum Kreis der Könige, konnte man es sich leisten, seine zeremonielle Selbstinszenierung zu reduzieren.125 Für diese Annahme 120 Vgl. 24. Oktober 1707 Besser „Ceremonial-Acta“ zitiert nach: Hahn/Kiesant 2009, S. 323. 121 Neues Preußischer Ceremoniale so ANNO 1707. beÿm Reichs-Convent, unter der Hand denen weltlichen fürstlichen Gesanden eingehen zumachen TENTIRT worden. AT-OeStA/HHStA RK Zeremonialakten 14-15-26. 122 24. Oktober 1707 Besser „Ceremonial-Acta“ zitiert nach: Hahn/Kiesant 2009, S. 324. 123 3. April 1708 Besser „Ceremonial-Acta“ zitiert nach: Hahn/Kiesant 2009, S. 339 f. 124 10. September 1708 Bachoff aus Berlin. NLA WOL 2 Alt 4437, Bl. 20v. 125 Vgl. Stollberg-Rilinger, Höfische Öffentlichkeit, 1997, S. 176.
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spricht, dass der Kronprinz in der ersten Zeit nach der Überarbeitung des Gesandtschaftszeremoniells die Audienzen sehr wohl exakt nach dem neu formulierten Reglement erteilte und erst als sich dieses etabliert hatte, von ihm abwich, obgleich an dieser Stelle weitere Aspekte zu berücksichtigen sind. Die Modifikation, die Friedrich Wilhelm am Zeremoniell vornahm, war eine, die den Gesandten zu mehr Ehre gereichte. Sie war aber keinesfalls die diesbezüglich höchstmögliche Option, jene wäre erreicht gewesen, wenn dem Gesandten das Sitzen während der Audienz gestattet worden wäre.126 Generell stand es jedem Potentaten frei, die zeremoniellen Ehrenbezeugungen gegenüber dem ein oder anderen Gesandten zu vergrößern. Weitaus schwieriger, wenn nicht gar unmöglich, wäre es gewesen, eine Verminderung der Ehrbezeugungen durchzusetzen: „. . . ohne denjenigen, von welchem der Gesandte kömmt, zu beleidigen.“ 127 Folglich schien Friedrich Wilhelm bereits in der Zeit als Kronprinz, im Rahmen seiner Möglichkeiten, eine „eigene Note“ in das brandenburgisch-preußische Gesandtschaftszeremoniell einzubringen. Dies ist fragmentarisch sowohl in der Kronprinzenzeit Friedrichs III./I., ungeachtet dessen, dass bei diesem eine Ausprägung in die gegenteilige Richtung wahrnehmbar war,128 als auch nachfolgend in der Kronprinzenzeit Friedrichs II. beobachtbar.129 Nur, dies als Beleg für die von Rudolf Klußmann formulierte These, nach der es keine sich gegenseitig achtende und partnerschaftliche Beziehungen zwischen den Hohenzollern-Vätern und ihren Söhnen gegeben habe,130 heranzuziehen, erscheint nicht nur aufgrund der Tatsache, dass jenes Phänomen an anderen Höfen wahrnehmbar war,131 fragwürdig. Vielmehr können diese individuellen Noten der Kronprinzen im Gesandtschaftszeremoniell auf ihr zukünftiges Vorgehen vorausweisen und als Kompensation des Zwiespalts zwischen Anspruch und Überfordertsein zwischen
126 Vgl. Klingensmith, Samuel John: The Utility of Splendor. Ceremony, Social Life and Architecture at the Court of Bavaria, 1600–1800. Chicago 1993, S. 195. 127 Lünig 1719, S. 379. 128 Exemplarisch: „. . . scheinet daß wan Ihr Durchlaucht der ChurPrinz Sich selbst eine Ehre drauß machen denen frembden MINISTRIS, diese CIVILITÉ anzuthun.“ 13. Oktober 1685 Bothmer aus Berlin. NLA Hannover Celle Br. 20 Nr. 173/1, Bl. 24r. 129 „Doch litte der könig nicht, daß der cronprintz bey ihm saß [in der Karosse – E. R.], sondern er muste unten in einem schlag platz nehmen, welches der herzog zwar jederzeit zu verhindern suchte, vom könig aber allemahl zur antwort erhielte, daß man mit solchen jungen menschen keine ceremonie machen müste. Welches jedoch dem cronprintz sehr mißfele, als welcher vermeinte, daß durch dieses verächtliche tractament der könig sich selbst schimpffte.“ Zitiert nach: Wagner, Hans, 1957, S. 217. 130 Vgl. Klußmann, Rudolf: VäterSöhne. Charaktere und Konflikte. Eine psychohistorische Studie. Hohenzollern [. . .]. Die englischen Tudors [. . .]. Die spanischen Habsburger [. . .]. Lengerich 2003, S. 26. 131 Exemplarisch: Kurhannover: Vgl. Thompson, Andrew C.: Georg I. und Georg II.: Die neuen Herrscher. In: Lembke, Katja (Hrsg.): Als die Royals aus Hannover kamen. Hannovers Herrscher auf England Thron 1714–1837. Katalog. Hannover 2014, S. 62.
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der Rolle des abhängigen Sohnes und des Fürstseins, der auf zahlreiche heranwachsende Fürsten zutraf,132 gewertet werden. Denn bezeichnenderweise fallen die „Eigenmächtigkeiten“ Friedrich Wilhelms I. mit dem allmählich größer werdenden, dennoch sehr reduziertem politischen Einfluss, den ihm Friedrich III./I. einräumte, zusammen. Im Jahre 1708, als Friedrich III./I. zur Kur in Karlsbad weilte, übertrug er seinem Sohne die Statthalterschaft, doch schloss diese ausdrücklich nicht die auswärtigen Angelegenheiten mit ein.133 Bei einer erneuten Statthalterschaft 1711 wurden die Befugnisse des Kronprinzen zwar dahingehend erweitert „. . . RELATIONES von Unser MINISTRIS [. . .] haben Unseres Sohnes Liebenden insgesambt zu erbrechen [. . .] und wenn [. . .] Unsere INTENTION bekandt ist, oder die Sachen von geringer IMPORTANTZ seÿn Selbige an diejenige alhie verbleibende Bediente und COLLEGIA in deren DEPARTEMENT Sie gehören abgeben [. . .] das übrige aber, worüber Seiner Liebenden Unsere Meÿnung unbekandt, und welches von wichtigkeit ist, Unß mit der ersten Post [. . .] zuzuschicken.“ 134 Selbstverständlich waren und verblieben die auswärtigen Beziehungen im Verantwortungsbereich des Königs. Möglicherweise waren jene Abweichungen Friedrich Wilhelms im Zeremoniell ein gezielt eingesetztes Mittel, um seine Eigenständigkeit, in einem begrenzten Maße, hervorzuheben. Deutlich dürfte zum wiederholten Male werden, dass die lange Zeit die Forschung beherrschende herangezogene Erklärung, allein Friedrich Wilhelms I. Ablehnung gegenüber der von seinem Vater genutzten Formen der Herrschaftsinszenierung habe ihn zu diesem Verhalten motiviert, als Begründung keinesfalls genügt. Er wusste um Bedeutung und Funktionsweise des Gesandtschaftszeremoniells, arrangierte sich mit diesem, indem er beispielsweise die Verantwortung für die Repräsentationspflichten im Gesandtschaftszeremoniell an seine Gattin Sophie Dorothea übergab. Obendrein erfuhr diese Übertragung der Repräsentation im Oktober 1712 bei der Audienz des dänischen Gesandten Hans Adolf von Ahlefeldt eine Ausweitung. „. . . was Seine Königliche Hoheit fast bey allen AUDIENTIEN aus freyer wahl hierinnen versäume, ist alle Zeit dadurch wieder eingebracht worden, daß dero Gemahlin dennoch bey allen AUDIENTZIEN der ENVOYÉS gesessen und dißmahl auch dergleichen dero Printzessin WILHELMINA gethan, welche gleich132 Vgl. Fouquet, Gerhard: Fürsten unter sich. Privatheit und Öffentlichkeit, Emotionalität und Zeremoniell im Medium des Briefes. In: Nolte, Cordula u. a. (Hrsg.): Principes. Dynastien und Höfe im späten Mittelalter [. . .] (= Residenzforschung; 14). Stuttgart 2002, S. 187. 133 Vgl. Aus Berichten der Hannoverschen Diplomaten in Berlin. Zitiert nach: Schmoller/Krauske 1894, S. 51. Allerdings sendeten die Gesandten ihre Berichte in diesem Zeitraum sowohl an Friedrich III./I. als auch Friedrich Wilhelm (exemplarisch: 6. Juni 1708 F. H. Bartholdi aus Wien. GStA PK, I. HA, Rep. 1 Nr. 222, Bl. 1r). 134 13. Mai 1711. Instruction vor den ChronPrintzen als Stadthalter. GStA PK, I. HA, Rep. 21 Nr. 136 y Fasz. 10.
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fals auf einem FAUTEUIL sitzend den Herrn von ALEFELD empfangen und angehöret.“ 135 Die preußische Prinzessin Wilhelmine (1709–1758) war zu diesem Zeitpunkt drei Jahre alt. Dennoch ungewöhnlich war hier nicht die Beteiligung sehr junger Nachkommen am Gesandtschaftszeremoniell – dies war ein allgemeingültiger Gebrauch im 18. Jahrhundert,136 sondern vielmehr, dass die „dritte“ Hohenzollerngeneration einbezogen wurde. Über die Hintergründe dieser Entscheidung kann nur spekuliert werden. Als wahrscheinlich kann angenommen werden, dass es an dieser Stelle bedeutsam erschien, der europäischen Öffentlichkeit den Fortbestand der Dynastie vor Augen zu führen. Dies war umso dringender erforderlich, als dass die ersten zwei Söhne Friedrich Wilhelms I., dem einzigen Erben Friedrichs III./I, noch im Säuglingsalter verstorben waren,137 die generative Kontinuität bedroht schien. Jene zwei Söhne waren zu ihren Lebzeiten wesentlich früher als Wilhelmine in die Audienzen involviert gewesen. Im Dezember 1708, so berichten die Quellen, habe der russische Gesandte „. . . beÿ denen neugebohrenen Prinzen von ORANIEN/des Cronprinzesens Sohn/AUDIENZ genommen, so vorher noch kein ENVÖIE gethan.“ 138 Ursächlich hierfür könnte einerseits sein, dass durch und mit dem neugeborenen Prinzen Friedrich Ludwig der Anspruch auf Erbe und Titel „Prinz von Oranien“ öffentlich erhoben und wirksam repräsentiert werden konnte139 und dies möglichst zeitig geschehen musste und sollte. Indem der russische Gesandte um eine Audienz bei Friedrich Ludwig ersuchte, erkannte er gleichermaßen das Begehren Brandenburg-Preußens an. Audienzen bei Familienmitgliedern und das dabei beachtete Zeremoniell konnten demnach der Übermittlung von politischen Botschaften dienen. Andererseits mochte bei dieser zeitlichen Differenz das Geschlecht der Nachkommenschaft ein wichtiger Einflussfaktor gewesen sein, denn eine weibliche Thronfolge war in Brandenburg-Preußen nur vorgesehen, wenn das gesamte Haus über keine männlichen Nachkommen mehr verfügte.140 Seinen Ausdruck 135 27. Oktober 1712 Besser „Ceremonial-Acta“ zitiert nach: Hahn/Kiesant 2009, S. 471. 136 Exemplarisch: „Der Graf Flemming hat beÿ [. . .] denen Erzherzoginnen die AUDIENZ gehabt, und unter anderen beÿ des iezigen Keÿsers ältesten Erzherzogin MARIA THERESIA, so nun ins dritte Jahr gehet.“ 31. Mai 1719 Buchard aus Wien. GStA PK, I. HA, Rep. 1 Nr. 277, Bl. 116r/v. 137 Friedrich Ludwig (1707–1708), Friedrich Wilhelm (1710–1711). 138 SächsHStA Dresden, 10008 Zeremonienmeister, Sekt. 01, Nr. 29c, Bl. 139v. 139 Siehe zu dieser Problematik: Lademacher, Horst: Abschied vom ersten Rang – Überlegungen zur außenpolitischen Position der niederländischen Republik im europäischen Mächteverband und die Stellung zu Preußen. In: Luh, Jürgen u. a. (Hrsg.): Preußen, Deutschland und Europa 1701–2001 (= Baltic Studies; 8). Groningen 2003, S. 131–144. 140 Vgl. Schönpflug 2013, S. 128. Erforschenswert wäre inwieweit das Zeremoniell bei den Audienzen der englischen Königin sich von dem eines männlichen Herrschers unterschied. Bisher liegen lediglich Ausarbeitungen vor, die das Gesandtschaftszeremoniell der österreichischen „Kaiserin“
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fand dies im Gesandtschaftszeremoniell fernerhin in dem Umstand, dass erstgeborene Töchter in der Reihenfolge der zu absolvierenden Gesandtenaudienzen ihrem Bruder, dem Thronfolger, nachgeordnet wurden.141 Laut Sophie Ruppel seien zwei Hierarchieebenen in Geschwisterbeziehungen vorhanden: eine absteigende Bruderreihe mit dem ältesten Bruder als Oberhaupt sowie eine, mit der ältesten Schwester als Oberhaupt der absteigenden Schwesternreihe, wobei die älteste Schwester nach dem ältesten Bruder den zweithöchsten Rang in der Familie einnehmen würde.142 Wahrnehmbar ist diese Hierarchisierung der Geschwisterreihen exemplarisch bei den Brüdern Friedrichs III./I. in der zeitlichen Abfolge der Gesandtenaudienzen. Im Juli 1698 hatte der französische Envoyé gewartet: „. . . biß Seine Durchlaucht der MARGGRAF PHILIP wieder käme, damit Er bey Ihm, alß dem ältesten der Herrn Gebrüder den Anfang machen könte.“ 143 Zwar warteten nicht alle Gesandten, bis der älteste Bruder Friedrichs III./I. sich bereitfand, Audienz zu geben, die durch das Alter bedingte Reihenfolge der drei Markgrafen hielten sie dennoch strikt ein. Die Gestaltung der Audienzen erfolgte bei allen drei Markgrafen und ihren Ehefrauen nach dem gleichen Schema, obwohl quantitative Differenzen bezüglich des Hofstaates der Brüder vorhanden waren.144 Unterschiede hingegen werden im Vergleich mit den Audienzen der anderen Familienmitglieder ersichtlich. Häufig erfolgte eine zeitliche Trennung, Audienzen bei den kurfürstlichen bzw. königlichen Brüdern fanden einen Tag später statt.145 Diese Maria Theresia analysieren. (Bspw.: Mader-Kratky, Anna: Modifizieren oder „nach alter Gewohnheit“? Die Auswirkungen des Regierungsantritts von Maria Theresia auf Zeremoniell und Raumfolge in der Wiener Hofburg. In: Fritz-Hilscher, Elisabeth (Hrsg.): Im Dienste einer Staatsidee. Künste und Künstler am Wiener Hof um 1740 (= Wiener Musikwissenschaftliche Beiträge; 24). Wien u. a. 2013, S. 85–106. Sowie: Mader-Kratky, Anna: Das Zeremoniell unter Joseph II. und Leopold II. In: Lorenz, Hellmut/MaderKratky, Anna (Hrsg.): Die Wiener Hofburg 1705–1835. Die kaiserliche Residenz vom Barock bis zum Klassizismus (= Österreichische Akademie der Wissenschaften. Denkschriften der Philosophisch-Historischen Klasse; 445). Wien 2016, S. 324–331). 141 Exemplarisch für Brandenburg-Preußen: Juli 1705. „. . . auch bey der Casselschen ErbPrintzessin, Sr. Myt. Frau Tochter, zu welcher wir alsobald nach gehabter AUDIENTZ bey dem KronPrintzen.“ 27. Juli 1705 Besser „Ceremonial-Acta“ zitiert nach: Hahn/Kiesant 2009, S. 230. Sowie: Februar 1716: „Beÿ dem KronPrinzen [. . .] hingegen, und der Königlichen Prinzeßin geschah die AUDIENZ, ohne alle CEREMONIEN.“ 7. November 1740 Ammon aus Dresden. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 706. 142 Vgl. Ruppel 2006, S. 18. Daneben spielten weitere Variablen eine Rolle (vgl. Bollmann, Vera: Ältere Frauen und ihre Schwester. Eine soziologische Annäherung. In: Labouvie, Eva (Hrsg.): Schwestern und Freundinnen. Zur Kulturgeschichte weiblicher Kommunikation. Köln u. a. 2009, S. 295). Insbesondere Eheschließungen der Töchter brachten Veränderungen im Rangverhältnis der Schwestern untereinander mit sich. (Exemplarisch: Überlegungen Wilhelmines von Bayreuth (vgl. Weber-Kellermann [2012], S. 455).) 143 17. Juli 1698 Besser „Ceremonial-Acta“ zitiert nach: Hahn/Kiesant 2009, S. 85. 144 Vgl. König, Dritter Theil, 1795, S. 255 f.
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Audienzen waren „. . . sans aucune Ceremonie“.146 In der Praxis bedeutete dies, dass die Markgrafen und ihre Gemahlinnen während der publiquen Audienzen, die den Envoyés gegeben wurden, unbedeckt in der Mitte des Gemaches standen.147 Zu keiner Zeit hatte der Berliner Hof nennenswerte Bemühungen unternommen, das Sitzen und Bedecktsein auf die Markgrafen auszuweiten. Lediglich im Zuge der Bemühungen des Kopenhagener Hofes dies für die Geschwister des dänischen Königs zu erlangen, kamen Überlegungen auf, die Gewährung solch eines Zugeständnisses an eine Zusage des dänischen Hofes zu binden und Gleiches dem brandenburgisch-preußischen Hofe einräumen zu wollen.148 Doch da der Londoner Hof verlauten ließ, keineswegs gewillt zu sein, den dänischen königlichen Brüdern und Schwestern diese Ehrenvorzüge einzuräumen, schließlich sei dies am englischen Hofe unüblich149 und sich dem weitere Höfe anschlossen, erteilten letztlich die königlichen Geschwister am Kopenhagener Hof – wie ebenso am Berliner Hofe, den Envoyés die Audienz stehend und unbedeckt.150 Waren Gestaltung und Durchführung der Audienzen der Envoyés bei den brandenburgischen Markgrafen reibungslos vonstattengegangen, war dies hinsichtlich der Rezeption der Ambassadeure nicht der Fall. Gerade hier erschienen Erhöhung und Differenzierung des Zeremoniells unerlässlich. Einen Schwerpunkt in den Vorüberlegungen des Berliner Hofes bildete die Frage, ob dem Ambassadeur entgegengegangen werden sollte, da aber: „. . . an keinem königlichen Hoffe ein Königlicher Bruder und weniger ein CrohnPrintz dem AMBASSADEUR mehr
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„. . . in dem die AUDIENTIEN bey Ihren Durchlauchtigkeiten den Herren Marggrafen nicht eher alß Tages hernach pflegen genommen zu werden.“ 18. Oktober 1698 Besser „Ceremonial-Acta“ zitiert nach: Hahn/Kiesant, S. 92. 146 Ceremonies de l’Audience d’un Envoyé. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8679. Exemplarisch: „Leurs Altesses les Marggraffes Freres du Roi donnent des audiences sans ancure ceremonie.“ Memoire pour l’audience de Mr: d’Ahlefeld Envoyé extraordinaire de Sa Mjté le Roi de Dannemarck à la Cour de Prusse. SächsHStA Dresden, 10026 Geheimes Kabinett, Loc. 02988/01, Bl. 136r. 147 „Weiln die AUDIENZ beÿ den Königlichen Herren Brudern, und ihren Gemahlinen, nur ohne CEREMONIEN genommen wird, so stand nicht allein der Herr Marggraf ALBRECHT unbedeckt, und hatte weder DAIS noch FAUTEUIL sondern es stand auch die Frau Marggräfin in der Mitte ihres Gemachs ohne DAIS und FAUTEUIL.“ SächsHStA Dresden, 10008 Zeremonienmeister, Sekt. 01, Nr. 29c, Bl. 136v–137r. 148 Vgl. 27. Juni 1702 Friedrich III./I. an Viereck nach Kopenhagen. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8764. 149 Vgl. 23. September 1702 Viereck aus Kopenhagen. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8764. 150 Exemplarisch Audienzen des englischen, brandenburgisch-preußischen sowie niederländischen Envoyés am Kopenhagener Hof (vgl. 31. März 1705 Sölle aus Kopenhagen. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8765).
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entgegen kombt“,151 müsse und könne man sich als nunmehr königlicher Hof dem notwendigerweise anpassen. In der Praxis, bei der publiquen Audienz des schwedischen Botschafters Rosenhane 1705 entschied Berlin sich dennoch dafür, dass „Die Herren Marggrafen aber und dero Gemahlinnen dem Herrn AMBASSADEUR ein paar Schrit entgegen kamen.“ 152 Eine mögliche Ursache für den Entschluss, die Ehrenvorzüge der Markgrafen einzuschränken, den Gesandten zumindest in diesem Punkt entgegenzukommen, könnten, die dieser Audienz konfliktbeladenen vorausgehenden Absprachen über die angemessenen Titulierungen der Markgrafen, gewesen sein. Titel fungierten als Statuszuweisung bzw. Statusattribut. Während die Selbstzuschreibung als Ausdruck der Ansprüche eines Herrschers gesehen wurde, wurde umgekehrt die Fremdzuschreibung als Anerkennung selbiger angesehen.153 Kontroversen über die den Markgrafen zustehende Titulierung flammten seit dem Kronerwerb immer wieder auf. Der Anspruch Brandenburg-Preußens, dass den Markgrafen die Titulierung als Königliche Hoheit bzw. Altesse Royale zuzulegen sei, wurde kritisch bewertet oder gar abschlägig beschieden,154 denn wie etwa der Herzog von Mecklenburg-Schwerin anmerkte: „Die Majestät, welche der König erworben hat, geht wohl abwärts auf die Kinder, doch nicht seitwärts auf die Brüder.“ 155 Dessen ungeachtet brachte der Berliner Hof im Februar 1705 bei den Vorverhandlungen mit dem schwedischen Ambassadeur Rosenhane über seine Audienzen, die Forderung nach jener Titulatur an. Rosenhane, der zunächst die Instruktionen seines Hofes diesbezüglich abzuwarten wünschte, entschied sich nach deren Erhalt sowohl bei seiner particulier als auch im Mai 1705 bei seiner publiquen Audienz für den Kompromiss, die Markgrafen „. . . bißweilen Königliche Hoheit, bißweilen auch nur schlechterdings HOHEIT“ 156 zu betiteln, welchen der Berliner Hof akzeptierte und zugleich die Erwartung hegte, jenes würde von nachfolgenden Ambassadeuren und explizit dem englischen Ambassadeur Raby übernommen werden.157 Dies erwies sich als Fehleinschätzung, denn auch der Londoner Hof verweigerte die Nutzung des „Altesse Royale“, obgleich Berlin umfänglich argumen151
25. Juni 1701 an F. H. Bartholdi nach Wien. CEREMONIEL=PUNCTEN über welche mit dem Kaÿserlichen Hoffe ein Vergleich zu treffen. GStA PK, I. HA, Rep. 132 Vol. XIV, Bl. 273v–274r. 152 11. Mai 1705 Besser „Ceremonial-Acta“ zitiert nach: Hahn/Kiesant 2009, S. 224. 153 Vgl. May 2010, S. 428 f. 154 Exemplarisch: 3. November 1702 Schmettau aus Haag. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8678, Bl. 7r–8r. 155 Herzog von Mecklenburg-Schwerin zitiert nach: Hahn, Werner, 1851, S. 241. 156 Mai 1705 Besser „Ceremonial-Acta“ zitiert nach: Hahn/Kiesant 2009, S. 211, 224. 157 Vgl. 7. März 1705 Friedrich III./I. an Spanheim nach London. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8744, Bl. 35r–36r.
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tierte und die Praxis anderer Höfe als Exempel anführte.158 Schwer wog hinzukommend die dem schwedischen Ambassadeur gegebene Versicherung, dass das von ihm absolvierte Zeremoniell künftig für alle ihm nachfolgenden Ambassadeure Gültigkeit haben sollte. Ein Abgehen von den Titelforderungen sei für Brandenburg-Preußen daher schlichtweg nicht möglich.159 London zeigte sich dieser Argumentation gegenüber aufgeschlossen, und so suchte Raby das Gespräch mit Rosenhane. Dies führte zu einem bedingten Entgegenkommen des englischen Hofes. Raby ließ Berlin wissen, dass er dem Exempel des schwedischen Gesandten folgen und dem Markgrafen den Titel Hoheit geben wolle.160 In der Praxis bedeutete dies, dass Raby, obgleich er bei der publiquen Audienz bei den Markgrafen französisch sprach, sich des deutschen Titels Hoheit bediente. Im Nachgang darüber reflektierend, erläuterte der Oberzeremonienmeister Besser, weshalb man dies habe akzeptieren müssen: „. . . der Schwedische AMBASSADEUR leugnete einen andern Titel den Herren Marggrafen und Ihren Gemahlinnen gegeben [. . .] daß wir uns nicht weiter auf sein EXEMPEL beruffen, noch dem Englischen ein mehrers, alß der Schwedische gethan, mit Recht zumuthen können. Theils (2) daß HOHEIT im deutschen würcklich mehr, denn ALTESSE im frantzöschen, zu IMPORTIREN scheinet, in dem jener nur Königlichen oder von Königen abstammenden Printzen; ALTESSE oder Durchlaucht aber in Deutschland auch wohl den geringsten Fürstlichen CADETS gegeben wird, und theils endlich daß (3) drittens die Königliche Gebrüder von DENNEMARCK in der That hieran vergnügen.“ 161 Diese vom Oberzeremonienmeister Besser benannten Gründe eint, die dem Gesandtschaftszeremoniell innewohnende Grundtendenz des Vergleichs. Sowohl der direkte Vergleich der Gesandten untereinander sowie der weiterführende Vergleich des eigenen Zeremoniells mit jenen anderer europäischer Höfe bewogen Friedrich III./I. zur Nachgiebigkeit und darüber hinaus dazu, in dem neu formulierten Zeremoniell für die Audienz der Ambassadeure den Passus aufzunehmen: „Dans toutes ces Audiences des Princes et des Princess, Mr. L’Ambassadeur se sert du titre d’Altesse Royale, ou de Hoheit en leur parlant.“ 162 Gleichwohl kann dies als Teilerfolg verbucht werden, da der Vater der Halbbrüder Friedrichs III./I. nur Kurfürst gewesen war und im Allgemeinen
158 Vgl. 24. August/4. September 1705. Reflexiones sur le titre d’Altesse Royale envoyées de la Cour de Sa Majesté le Roy de Prusse. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Nr. 8744, Bl. 107r–108v. 159 Vgl. 17. August 1705 Friedrich III./I. an Spanheim in London. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8744, Bl. 88r–89v. 160 Vgl. 10./21. Juli 1705 Spanheim aus London. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8744, Bl. 67r–69v. 161 April 1706 Besser „Ceremonial-Acta“ zitiert nach: Hahn/Kiesant 2009, S. 284. 162 L’observance de la cour de Prusse touchart les Ambassadeurs et Envoyés. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8679.
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IV. Elemente des Gesandtschaftszeremoniells
die Meinung vertreten wurde: „. . . das PRÆDICAT Königliche Hoheit nur an die Printzen gegeben, so einen König zum Vater gehabt.“ 163 Mögliche Erklärungen für das Beharren und die Forderungen Friedrichs III./I., Ehrenbezeugungen für seine Halbbrüder zu erhalten, sind vielfältig. Etwa die These, eine Orientierung an Frankreich habe Friedrich III./I. zu diesen Ansprüchen bewogen. Nur, die hier vorliegenden Quellen offenbaren, der Berliner Hof zog weder den französischen Hof als alleiniges Vorbild164 noch als alleinigen Vergleichsmaßstab heran.165 Eine identische Übertragung des französischen Zeremoniells auf den brandenburgisch-preußischen Hof wäre weder zielführend noch realisierbar gewesen. Parallelen lassen sich, so Heinrich Jobst Graf von Wintzingerode, bei der Funktion der Geschwister dieser zwei Könige erkennen. Friedrich III./I. habe den Wunsch gehegt, dass seine Halbbrüder den Glanz der neuen Monarchie durch ihre ständige Gegenwart bei Hof mehrten, sie seien als integraler Bestandteil der königlichen Familie, nicht als potentielle Stammväter einer konkurrierenden Nebenlinie, betrachtet worden.166 Der älteste Halbbruder, Markgraf Philipp Wilhelm (1669–1711), übernahm solange, bis Kronprinz Friedrich Wilhelm alt genug wurde, in der Abwesenheit Friedrichs III./I. einen Teil von dessen in der Residenz anfallenden Aufgaben. Brandenburgisch-preußische Gesandte wurden instruiert, ihre Berichte an ihn zu senden,167 wiewohl Philipp Wilhelm sich bei Friedrich III./I. rückversicherte, wenn grundlegende Entscheidungen getroffen werden mussten.168 Ebenso möglich waren Übernahmen von Stellvertreterpositionen durch die Markgrafen im brandenburgisch-preußischen Gesandtschaftszeremoniell169 sowie die Ausfüh-
163 3. November 1702 Schmettau aus Haag. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8678, Bl. 7v. 164 Exemplarisch: „Der ErbPrintz speiset bey den CronPrintz welcher den RANG bey der Taffel hatte, von den Marggrafen war keiner zugegen, weihl des fahls das CEREMONIEL noch nicht REGULIRET, und PRÆTENDIRET man allhier selbiges nicht eben den fuß als wie in Franckreich zusetzen.“ 17. Februar 1703 Wolter aus Berlin. SächsHStA Dresden, 10026 Geheimes Kabinett, Loc. 03366/03, Bl. 5r. 165 Vgl. 24. August/4. September 1705. Reflexiones sur le titre d’Altesse Royale envoyées de la Cour de Sa Majesté le Roy de Prusse. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Nr. 8744, Bl. 107r–108v. 166 Vgl. Wintzingerode, Heinrich Jobst Graf von: Schwierige Prinzen. Die Markgrafen von Brandenburg-Schwedt (= Veröffentlichungen des Brandenburgischen Landeshauptarchiv; 62). Berlin 2011, S. 97. 167 Vgl. 11. April 1702 Viereck aus Kopenhagen. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 1434. 168 Exemplarisch: Nachfrage Philipp Wilhelms bezüglich der zu nutzenden Titulatur in einem Antwortschreiben an die englische Königin (vgl. Mai 1702 Philipp Wilhelm an Friedrich III./I. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8676, Bl. 16v). 169 Exemplarisch: Vertretung der Königin bzw. Kronprinzessin durch die Markgräfin bei der Abschiedsaudienz der schwedischen Ambassadrice 1707 (vgl. 5. September 1707 Besser „Ceremonial-Acta“ zitiert nach: Hahn/Kiesant 2009, S. 320).
3. Die fürstliche Familie
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rung kompensierender oder unterstützende Tätigkeiten. Im März 1711 begründete der englische Ambassadeur Raby, dass sein Verzicht auf die Audienzen bei den neugeborenen Prinzen keine negativen Folgen für den Hohenzollern habe, denn „. . . in dem Er ja bey geringern Printzen und Printzessinnin, alß diese wären, nemlich bey den Herren MARGGRAFEN und MARGGRÄFINNEN AUDIENTZ nehme.“ 170 Aufschlussreich, die These Wintzingerodes ergänzend, ist der Umstand, dass bereits vor dem Kronerwerb die Markgrafen ein fester Bestandteil des brandenburgisch-preußischen Gesandtschaftszeremoniells waren. Als man 1698 Überlegungen bezüglich einer Modifikation des Gesandtschaftszeremoniells formulierte, wurden die Halbbrüder an etlichen Stellen einbezogen, etwa: „. . . wäre vielleicht nicht undienlich den Stuhl, vor welchem Seine Mayestät stehen werden, so nah an den Rand zu stellen, und im übrigen die Seiten des Trohns von den Herrn Gebrüdern zu besetzen, daß der ENVOYÉ nicht Raum finde, mit auf den Trohn zu treten.“ 171 Durch die Integration seiner Halbbrüder demonstrierte Friedrich III./I. eine intakte familiäre und dynastische Bindung. Die neuerworbene Krone war eben nicht nur an ihn allein gebunden, sondern sollte vielmehr die gesamte Dynastie umschließen.172 Dringend notwendig erschien dies aufgrund der von seinem Vater erlassenen testamentarischen Regulierungen.173 Insbesondere die einflussreiche Sonderstellung Philipp Wilhelms resultierte, laut Udo Geiseler, hieraus. Durch das Testament Friedrich Wilhelms war Philipp Wilhelm das Fürstentum Halberstadt zugesprochen worden, der Markgraf aber verzichtete im Hausvertrag von 1692 auf das Fürstentum und gab seinen Brüdern einen Anlass, ebenfalls auf die ihnen laut Testament zustehenden Fürstentümer zu verzichten. Die öffentliche Reputation, die Friedrich III./I. dem Stiefbruder während seiner ganzen Regierungszeit zukommen ließ, lasse erkennen, dass er sich verpflichtet gefühlt habe, alles zu tun, damit Philipp Wilhelm den Verzicht nie bereue und auf die Idee käme, den Vertrag von 1692 anzufechten. So erkläre sich die herausgehobene Stellung der Markgrafen innerhalb der Berliner Hofgesellschaft sowie deren hohe und ehren-
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März 1711 Besser „Ceremonial-Acta“ zitiert nach: Hahn/Kiesant 2009, S. 413. UNMAßGEBLICHES UNTERTHÄNIGSTES BEDENCKEN DIE KÜNFTIGE RECEPTION DER ENVOYÉS ODER ABGESANDTEN BETREFFEND. Zitiert nach: Hahn/Kiesant 2010, S. 36. 172 Vgl. Mücke, Panja: Standeserhöhung und Allianzen. Zur Hofmusik in Brandenburg-Preußen um 1700. In: Kroll, Frank-Lothar/Thoß, Hendrik (Hrsg.): Musik in Preußen – preußische Musik? Preußen in seinen künstlerischen Ausdrucksformen. Band 2 (= Forschungen zur Brandenburgischen und Preußischen Geschichte Neue Folge; Beiheft 13/2). Berlin 2016, S. 20. 173 Ausführlich hierzu: Hallmann, Hans: Die letztwillige Verfügung im Hause Brandenburg 1415–1740. In: Forschungen zur Brandenburgischen und Preußischen Geschichte 37 (1925), S. 22. 171
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IV. Elemente des Gesandtschaftszeremoniells
volle Position im Zeremoniell.174 Sowohl die bisherigen Ausarbeitungen als auch die Rolle der Markgrafen unter den Nachfolgern Friedrichs III./I. dokumentieren, dass dies nur einer der Faktoren war, die das Verhalten des ersten preußischen Königs beeinflussten. Während der Regierungszeit Friedrich Wilhelms I. trat das die Markgrafen betreffende Gesandtschaftszeremoniell in den Hintergrund. Zwar wurden Gesandte noch immer zu Audienzen bei diesen aufgeholt,175 doch die Rangstellung der Markgrafen innerhalb der Hofgesellschaft und gegenüber auswärtigen Besuchern war nicht mehr den exakten Regulierungen und Festschreibungen wie zu Zeiten Friedrichs III./I. unterworfen,176 so dass die Markgrafen beispielsweise der Tafel fernblieben, um Konflikte zu vermeiden.177 Dagegen gestand der Soldatenkönig den Markgrafen weiterhin Gelder für deren Tafeln zu.178 Inwieweit dies einer persönlichen Beziehung oder dem Gefühl von Verantwortung geschuldet war, darüber kann nur spekuliert werden. Fakt sei, so Wintzingerode, dass Friedrich Wilhelm I. und Friedrich II. die Markgrafen von den Schaltstellen des Staates fernhielten,179 es mag gemutmaßt werden, dass dieser Verlust des persönlichen Einflusses seine Versinnbildlichung im Gesandtschaftszeremoniell fand. Folgt man der Argumentation Thomas Biskups, habe Friedrich II. dies sogar noch weitergeführt, indem er bewusst immer wieder Familienmitglieder zeremoniell abgewertet habe, um den eigenen Rang aufzuwerten.180 Das Gesandtschaftszeremoniell war demnach nicht nur ein Mittel, um den Rang der Dynastie nach außen
174 Vgl. Geiseler, Udo: „Daß ich nicht allein sein Vater, sondern auch sein König und Herr sey.“ – Die Beziehungen der Markgrafen von Brandenburg-Schwedt zu den Hohenzollernkönigen im 18. Jahrhundert. In: Hahn, Peter-Michael/Lorenz, Hellmut (Hrsg.): Pracht und Herrlichkeit. Adlig-fürstliche Lebensstile im 17. und 18. Jahrhundert (= Quellen und Studien zur Geschichte und Kultur Brandenburg-Preußens und des Alten Reiches; 8). Potsdam 1998, S. 50 ff. 175 Vgl. 10. November 1725 Strattmann aus Berlin. NLA WOL 1 Alt 4 Nr. 144, Bl. 116v. 176 Noch 1703 war dem Herzog von Mecklenburg-Schwerin zu verstehen gegeben: „Gleichwie es aber zwischen dem EUROPAEISCHEN Könige Brüdern in einem, und dem reggierenden teütschen Fürsten anderseits ein außgemachte und hergebrachte Sache ist, daß Ihnen diese überall vorgehen, ja die Königlichen Brüder keinen Churfürsten des Reichs jemahlen gewichen seÿn; so sehen Ihre Königliche Maÿestät mein allergnädigster Herr nicht, wie Sie dero Herrn Brüdern, es seÿ der jüngste oder der Älteste, als welcher kein unter einig ernst haben, etwas deshalb vergeben, und darunter in einig verfängliches EXPEDIRET CONSENDIREN können.“ 6. Januar 1703 Wartenberg. Landeshauptarchiv Schwerin 2.11-2/1 Auswärtige Beziehungen (Acta externa) Sign. 2442, Bl. 310r/v. 177 Vgl. 11. Juni 1729 Stratemann aus Berlin. Zitiert nach: Wolff 1914, S. 57. 178 Vgl. 2. April 1713 Bartsch aus Berlin. NLA WOL 1 Alt 4 Nr. 127, Bl. 66r. 179 Vgl. Wintzingerode 2011, S. 97. 180 Vgl. Biskup, Thomas: Friedrichs Grösse. Inszenierungen des Preußenkönigs in Fest und Zeremoniell 1740–1815. Frankfurt/New York 2012, S. 57.
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hin zu repräsentieren, sondern zugleich eines, um die Hierarchie innerhalb der Dynastie zu verdeutlichen. Nicht nur die Familie des Herrschers, sondern ebenso die Angehörigen des Gesandten, insbesondere dessen Gemahlin, konnten wichtige Funktionen im Gesandtschaftszeremoniell übernehmen, wie das anschließende Kapitel illustriert.
4. Die Gesandtin Die historische Forschung hat sich in jüngster Zeit vermehrt dem politischen Handeln von Frauen in der Frühen Neuzeit zugewandt und deren Agieren in der Diplomatie rückt immer mehr in den Blick. Da Frauen bis ins 20. Jahrhundert hinein kaum öffentliche Ämter wahrnehmen, oder Mitglied staatlicher Bürokratien werden konnten, waren sie für die traditionelle diplomatiegeschichtliche Forschung kaum relevant. Sie spielten in der Diplomatiegeschichte lediglich dann eine Rolle, wenn sie als Regentinnen die Politik eines Landes weitgehend selbstständig gestalten konnten oder wenn sie stellvertretend für männliche Mitglieder der Familie handelten.181 Noch unergiebiger wird die Forschungslage bezüglich frühneuzeitlicher Gesandtinnen.182 Schwierigkeiten bereitet bereits die Begrifflichkeit, denn die Bezeichnung Gesandtin konnte sowohl eine Frau, die eine diplomatische Mission eigenständig ausübte als auch die Gemahlin eines Gesandten meinen. Wiewohl, bedingt durch Quellenlage und Forschungsschwerpunkt dieser Arbeit, der Fokus auf der Gemahlin des Gesandten liegt, soll zunächst der erstbenannte Sachverhalt skizziert werden. Mochte Franz Limbach 1913 zwar feststellen, dass Frauen in Altertum und Mittelalter des Öfteren mit diplomatischen Missionen betraut wurden, so fehlte jedoch bei diesen Gesandtschaften der offizielle diplomatische Charakter.183 Für die Frühe Neuzeit werden in Literatur und Quellen kaum Exempel, in denen eine Frau eine offizielle Gesandtschaft übernahm, aufgeführt. Frauengesandtschaften waren möglich, geschahen aber nur in absoluten Ausnahmefällen. Die Theoretiker des Gesandtschaftswesens bewerteten diese Sendungen kritisch. Abraham de Wicquefort beispielsweise merkte an, dass die rechtliche Lage, die prinzipiell Frauen von der Ausübung weltlicher Ämter ausschließe, eine Gesandtschaft, die 181 Vgl. Keller, Karin: Frauen und Diplomatie in der höfischen Gesellschaft. In: Barth-Scalmani, Gunda u. a. (Hrsg.): Politische Kommunikation zwischen Imperien. Der diplomatische Aktionsraum Südost- und Osteuropa (= Innsbrucker Historische Studien; 29). Innsbruck 2013, S. 31 f. 182 Arbeiten neueren Datums beschäftigen sich bisher hauptsächlich mit einzelnen ausgewählten Gesandtinnen, Aspekte bezüglich des Gesandtschaftszeremoniells sparen sie zumeist aus. (Exemplarisch: Sluga, Glenda: Women, diplomacy and international politics, before and after the Congress of Vienna. In: Sluga, Glenda/James, Carolyn (Hrsg.): Women, Diplomacy and International Politics since 1500. London u. a. 2016, S. 120–136). 183 Vgl. Limbach 1913, S. 76.
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obendrein ohnehin die begabtesten Männer fordere, per se verhindere.184 Weitaus umfänglicher begründet wurde dies 1766 von Curban de Réal, der in seiner Abhandlung die Faktoren darlegte, die gegen die Gesandtschaft einer Frau sprechen würden: „. . . Erziehung der Frauenzimmer sie von den Geschäften zu weit entfernt [. . .] oder weil der Wohlstand ihnen nicht erlaubet, sich denen einzelnen besuchen, welche die Staatsgeschäfte erfordern, zu überlassen, oder [. . .] daß die Fürsten glauben, es käme mit der Grösse der Staaten nicht überein, daß Frauenpersonen, welche in der Unterwürfigkeit der Mannspersonen stehen, die Ehre, ihre wichtigen Angelegenheiten zu befordern.“ 185 Vorwiegend das letztangeführte Argument bestimmte den damaligen Diskurs. Es sei der Würde des Souveräns abträglich, sich von Frauen repräsentieren zu lassen. Da man Frauen aufgrund der ihnen angeblichen physischen und kognitiven attestierten Defizite juristisch weitgehend für handlungsunfähig erklärte und sie der Gewalt ihrer Männer unterstellte, galt die Bestellung von Botschafterinnen als Verkehrung der natürlichen Ordnung, eine Frau könne keinen männlichen Souverän repräsentieren.186 Gleichwohl ward die demnach verbleibende Möglichkeit, dass Gesandtinnen zumindest verwendet werden könnten, wenn Frauen selbst eine Gesandtschaft schicken würden, ebenso abschlägig beschieden.187 Während in den theoretischen Schriften im Laufe der Zeit eine Aufweichung dieser Grundsätze wahrnehmbar ist, die in der allgemeinen Feststellung mündete, dass Frauengesandtschaften zwar nicht üblich, aber möglich seien,188 führten die allmähliche Bürokratisierung und Professionalisierung von Politik und Verwaltung zu immer weniger offiziellen Handlungsmöglichkeiten von Frauen in der Diplomatie. Diese wurden mehr und mehr in einen informellen Bereich jenseits der offiziellen Amtsführung gedrängt.189 In jenem informellen Bereich wirkten die Ehegattinnen der Gesandten. Nur, wenn etwa Richard Kühlmann dies damit umschreibt, dass die Hauptaufgabe der Gesandtengattin darin bestanden hätte, ein Milieu für ihren Ehemann zu schaf184
Vgl. Wicquefort 1682, S. 11. Réal 1766, S. 47. 186 Vgl. Krischer 2011, S. 232. 187 Exemplarisch: Hoevelen 1679, S. 34 f. Männer legitimierten das politische Handeln einer Frau (vgl. Kägler, Britta: Weibliche Regentschaft in Krisenzeiten. Zur Interimsregierung der bayerischen Kurfürsten Therese Kunigunde (1704/05). In: zeitenblicke 8 Nr. 2 (2009). URL: http://www.zeiten blicke.de/2009/2/kaegler/index_html. Letzter Zugriff: 8. Dezember 2018, S. 18). 188 Exemplarisch: Egger, Franz: Das natürliche öffentliche Recht [. . .]. Zweyter Band. Wien und Triest 1810, S. 149. Sowie: Martini, Karl Anton von: Lehrbegriff des Natur=Staats= und Völkerrechts. Vierter Band, welcher das Völkerrecht enthält. Wien 1784, S. 74. Sowie: Römer 1788, S. 85. 189 Vgl. Keller, Katrin: Frauen – Hof – Diplomatie: Die höfische Gesellschaft als Handlungsraum von Frauen in Außenbeziehungen. In: Bastian, Corina u. a. (Hrsg.): Das Geschlecht der Diplomatie. Geschlechterrollen in den Außenbeziehungen vom Spätmittelalter bis zum 20. Jahrhundert (= Externa; 5). Köln u. a. 2014, S. 50. 185
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fen, in welchem er Personen, die er zu sprechen wünsche, sehen könne,190 verkennt er schlichtweg bedeutsame weitere Tätigkeiten und Funktionen der Gemahlinnen. Deren Etablierung im Gesandtschaftswesen ging mit dem Erscheinen der ständigen Gesandtschaften einher, da die Voraussetzungen für die Begleitung des Gesandten durch seine Gattin an dem gastgebenden Hof geschaffen worden waren. In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhundert ward dies als etabliert angesehen191 und den Gemahlinnen der Gesandten „. . . alle Rechte der Unverletzbarkeit“ zugestanden, „. . . und sobald eine solche Dame auf eine oder die andere Art verletzt wird, so hat ihr Gemahl das Recht, eine auf die Grundsätze des Völkerrechts sich beziehende Genugthung zu verlangen.“ 192 Als beispielsweise im Herbst 1690 der Gemahlin des brandenburgisch-preußischen Gesandten Dohna in Schweden, nachdem sie vom Luthertum zum Calvinismus konvertiert war, die Anwesenheit am schwedischen Königshofe verboten werden sollte, reagierte der Berliner Hof empört.193 War die Sachlage an dieser Stelle eindeutig, schließlich lagen Rechtsgrundsätze vor, hier das Recht auf die freie Religionsausübung für den Gesandten und seine Gefolgschaft, auf die man sich berufen konnte, gestaltete sich dies bezüglich des Zeremoniells weitaus schwieriger. Schon in der Anfangszeit der Etablierung der Gesandtengattinnen verlangte man nach gewissen Ehrenvorzügen für diese. So soll Ende des 16. Jahrhunderts Papst Sixtus V. (1521–1590), um dem spanischen Botschafter Graf von Olivarez eine Gefälligkeit zu erweisen, dessen Gemahlin den Titel einer „Ambasciatrice“ nebst einigen Ehrenvorzügen194 zugestanden haben. Es liegt in der Natur der Sache begründet, dass nicht nur die zeitgleich anwesenden Botschafter, sondern ebenso deren Nachfolger Gleiches für ihre Gemahlinnen einforderten und sich dieser Brauch, insbesondere die Titulatur, auf andere europäische Höfe ausweitete.195 Die weitere Ausdifferenzierung und Vermehrung zeremonieller Ehren der Gemahlinnen kann ebenfalls mit einer bestimmten Gesandtin in Verbindung gebracht werden. Die Ansprüche der französischen Botschaftergattin Augustine Le Roux, beim Westfälischen Friedenskongress eine angemessene zeremonielle Be190
Vgl. Kühlmann, Richard: Die Diplomaten. Berlin 1939, S. 35. Vgl. Schmelzing 1819, S. 159. 192 Ahnert, Christian Gotthelf: Lehrbegriff der Wissenschaften, Erfordernisse und Rechte der Gesandten. Erster Theil. Dresden 1784, S. 516. 193 Vgl. 28. Oktober/8. November 1690. Friedrich III./I. an Dohna nach Stockholm. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 1355, Bl. 190v. 194 „Der Bottschaffter ersuchte darauf den Pabst, zur besondern Gnade zu erlauben, daß seine Gemahlin ihm die Füsse küssen und den Seegen empfangen möchte [. . .]. Der Pabst bewilligte ihm dieses gar gerne.“ Moser, Friderich Carl von: Die Gesandtin nach ihren Rechten und Pflichten. In: Moser, Friderich Carl von (Hrsg.): Kleine Schriften, Zur Erläuterung des Staats= und Völcker=Rechts, wie auch des Hof= und Canzley=Ceremoniels. Dritter Band. Franckfurt am Mayn 1752, S. 138. 195 Vgl. Moser, Friedrich Carl, Die Gesandtin, 1752, S. 137 ff. 191
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IV. Elemente des Gesandtschaftszeremoniells
handlung zu erhalten, sollten zu weiteren Überlegungen und der Festschreibung der grundlegenden Ansicht, dass der Gattin des Gesandten zumindest theoretisch zeremonielle Ehrenvorzüge zuständen, führen.196 Le Roux wurde bei der Durchsetzung ihrer zeremoniellen Ansprüche durch ihren Ehemann unterstützt, obgleich dieser, nichts desto trotz, eine Teilhabe seiner Gattin an seinen sonstigen diplomatischen Tätigkeiten rigoros ausschloss.197 Die geschilderten Ereignisse lassen sich in die allgemeine Entwicklungsgeschichte des Gesandtschaftszeremoniells einordnen. Es ist wohl kein Zufall, dass der Papsthof der Ausgangspunkt des Gesandtinnenzeremoniells wurde, denn in der Anfangszeit des Gesandtschaftszeremoniells hatte der römische Hof für die europäische Fürstengesellschaft eine Vorbildfunktion und war maßgeblich an der Entwicklung dessen beteiligt.198 Ebenso wenig erstaunlich dürfte sein, dass die Einforderung einer adäquaten zeremoniellen Behandlung während des Westfälischen Friedenskongresses erfolgte, galt und gilt dieser Kongress doch als der Zeitpunkt, ab welchem das Gesandtschaftszeremoniell immer mehr an Bedeutung gewann und Bemühungen intensiviert wurden, feste Grundsätze für dieses zu fixieren.199 Im Gegensatz zu dem Zeremoniell, welches den männlichen Gesandten gewährt wurde, verfügte jenes ihrer Gemahlinnen nie über eine allgemeingültige Verbindlichkeit. Die alltägliche Praxis an den europäischen Höfen schwankte von der prinzipiellen Verweigerung der Anerkennung einer Gesandtin bis hin zu der Einräumung der gleichen zeremoniellen Vorzüge, wie jene, die ihr Gemahl genoss.200 Für die Regierungszeit des Großen Kurfürsten sind keinerlei offizielle Reglements für das Zeremoniell von Gesandtinnen auffindbar, eine „zeremonielle Behandlung“ erfuhren die Gesandengattinen jedoch durchaus. Im März 1677 etwa wurde der dänische Gesandte Hoeg von seiner Gemahlin begleitet, die mit an die kurfürstliche Tafel geladen wurde und eine Visite bei der Kurfürstin ablegte, 196 Vgl. Tischer, Anuschka: Eine französische Botschafterin in Polen 1645–1646. Die Gesandtschaftsreise Renée de Guébriants zum Hofe Władisławs IV. In: L’Homme. Zeitschrift für Feministische Geschichtswissenschaft 12/2 (2001), S. 307. Sowie: Moser, Friedrich Carl, Die Gesandtin, 1752, S. 139. 197 Vgl. Tischer 2001, S. 307. Die offizielle Beteiligung von Ehegattinnen war im diplomatischen Alltag eine Ausnahme. (Beispielsweise: Pons, Rouven: Die Dame ist romanesque und coquet . . . Catharina Gräfin Wackerbarth (1670–1719) als kursächsische Gesandtin in Wien. In: Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung 114 (2006), S. 65–95.) 198 Vgl. Zschackwitz 1735, S. 523. Sowie: Vgl. Zunckel, Julia: Rangordnungen der Orthodoxie? Päpstlicher Suprematieanspruch und Wertewandel im Spiegel der Präzedenzkonflikte am heiligen römischen Hof in post-tridentinischer Zeit. In: Wassilowsky, Günther/Wolf, Hubert (Hrsg.): Wert und Symbole im frühneuzeitlichen Rom (= Symbolische Kommunikation und gesellschaftliche Wertesysteme. Schriftenreihe des Sonderforschungsbereichs 496; 11). Münster 2005, S. 113. 199 Vgl. Rohr 1733, S. 17. 200 Vgl. Ahnert, Zweyter Theil, 1784, S. 296.
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bei welcher ihr das Sitzen gestattet wurde.201 Dies war eine überaus großzügige Gewährung von Ehrenbezeugungen, denn für gewöhnlich „. . . setzen sich die Frauens der ENVOYÉS an keinem eintzigen wolreglirten Hofe, so klein er auch ist.“ 202 Diese Freigiebigkeit Friedrich Wilhelms, die die gesamte Rezeption der Gesandtinnen betraf, wurde von seinem Sohn nicht fortgeführt. Dieser schränkte die den Gesandtinnen vormals gewährten zeremoniellen Zugeständnisse deutlich ein, so dass beispielsweise der Zeremonienmeister Besser im Dezember 1691 anlässlich der bei der Rezeption der dänischen Gesandtin Haxthausen einhergehenden Auseinandersetzungen abschließend feststellte: „Es möchten [. . .] zu den Zeiten des Seeligen Churfürsten glorwürdigsten Andenckens, einige der Gesandten Frauens, wenn Sie bey der Churfürstinn die erste Visite abgelegt, unten an der Stiege durch einen Cavalier, und oben durch die Frau OberhoffMeisterinn und einem paar CammerFräuleins empfangen worden seyn [. . .] Weilen aber itzregierende Churfürstliche Durchlaucht diesem eingeschlichenem Mißbrauche wieder abhelffen, und keine Gesandten Frau mehr auf die Art empfangen lassen wollen.“ 203 Dass sich Friedrich III./I. im Falle der Gesandtinnen, deren Ehemann den Rang eines Envoyés trug, zu einer Reduzierung des bisher Gewährten entschied, ist unter anderem durch die Tatsache erklärbar, dass in Bezug auf das Gesandtinnenzeremoniell keine verbindlichen Regulierungen vorhanden waren. Daher war mit wenig Widerstand und dem Erreichen der anvisiertem Ziele zu rechnen und bot es sich an, an eben dieser Stelle anzusetzen, um einen weiteren Schritt zur Anpassung des brandenburgisch-preußischen Gesandtschaftszeremoniells an jenes der königlichen Höfe vorzunehmen. Denn gerade die Ehefrauen der Envoyés empfingen an den meisten königlichen Höfen keine besonders umfängliche Rezeption. Größtenteils erhielten sie nicht einmal eine offizielle Antrittsaudienz bei der Fürstin, sondern wurden lediglich bei Hofe vorgestellt.204 Die Gemahlin eines Ambassadeurs, die Ambassadrice, hingegen wurde oftmals mit vielfältigen Ehrenbezeugungen empfangen und zur Audienz geführt. Indes, wenn Friedrich III./I. auch in besonderem Maße und Umfange hochrangigen Diplomaten und Diplomatinnen zeremonielle Ehrenbezeugungen einräumte, setzte er dennoch ebenso bei diesen Grenzen. Als etwa 1694 die Kastellanin des bayerischen Hofes den brandenburgisch-preußischen Gesandten dort mitteilte, dass sie gewillt sei, als Ambassadrice mit an den Berliner Hof zu reisen und sodann umfängliche Forderungen formulierte, wies man von Seiten Branden201 Vgl. 31. März 1677. Zitiert nach: Kessel, Gustav von (Hrsg.): Dietrich Sigismund’s von Buch aus den Jahren 1674 bis 1683. Beiträge zur Geschichte des Großen Kurfürsten von Brandenburg [. . .]. Erster Band. Jena/Leipzig 1865, S. 238. 202 Besser „Von den GESANDTINNEN.“ Zitiert nach: Hahn/Kiesant 2010, S. 312. 203 14. Dezember 1691 Besser „Ceremonial-Acta“ zitiert nach: Hahn/Kiesant 2009, S. 53. 204 Vgl. Miruss, 1847, S. 245.
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IV. Elemente des Gesandtschaftszeremoniells
burg-Preußen ausdrücklich ihren Anspruch, den Rang über Kurfürst und Kurfürstin innehaben zu wollen, empört zurück, da dies nicht einmal den Ambassadeuren gewährt werden würde und an keinem anderen Hofe üblich sei.205 Der mögliche Gewinn von Ansehen, den man durch den Besuch einer Ambassadrice erhalten hätte, wog demzufolge keineswegs so schwer, als dass man sich zu solch umfänglichen Zugeständnissen bereit erklären wollte. So vergingen fünf Jahre, ehe im November 1699 erstmals eine Ambassadrice am Berliner Hofe anlangte, die Gemahlin des russischen Gesandten Artamonowitsch Matwejew, der auf seiner Durchreise nach Den Haag in der Residenz des Hohenzollern einen Halt einlegte. Deren Audienz bei Sophie Charlotte beinhaltete jene Punkte,206 die sich als essentielle Bestandteile des Zeremoniells, wenn es denn gebräuchlich war, für eine Ambassadrice europaweit herauszukristallisieren begannen. Die Ambassadrice fuhr mit einer sechsspännigen Kutsche zum Schloss auf207 und erhielt im Gegensatz zu den Envoyégattinnen die Erlaubnis, in Gegenwart der Fürstin zu sitzen.208 Dies hatte die Audienz einer Ambassadrice mit der Audienz eines Ambassadeurs, die stets vor der seiner Gemahlin stattfand,209 gemein. Demgegenüber abweichend war, dass die Botschafterin bei der Begrüßung von der Monarchin umarmt oder geküsst wurde.210 Die Kombination aus diesen zwei Elementen galt als besonders ehrende Begrüßungsgeste.211 All diese Aspekte wa205 Vgl. 21. November 1694 Chwalkowski aus Droßen. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 400. 206 Vgl. 27. November 1699 Besser „Ceremonial-Acta“ zitiert nach: Hahn/Kiesant 2009, S. 125 f. 207 Exemplarisch: Vgl. Alt 1870, S. 150. 208 Es waren Unterschiede in der Art des Sitzmöbels an den verschiedenen Höfen vorhanden. Exemplarisch: Reglement des schwedischen Hofes 1752. SächsHStA Dresden, 10008 Zeremonienmeister, Sekt. 01, Nr. 44 c, Bl. 61r. Sowie die Audienz der Baronin Spanheim 1708 am Londoner Hof: 20./31. Januar 1708 Spanheim aus London. Relation de l’Enterrement de Madam la Baronne et Ambassadrice de Spanheim. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8746, Bl. 30r. Sowie die 1750 formulierten Überlegungen des Wiener Hofes über das Zeremoniell der Botschafterin. AT-OeStA/HHStA Ome A ÄZA 48, Bl. 142r/v. 209 Exemplarisch: Abschied des schwedischen Gesandtenpaares vom Berliner Hof. Vgl. 6. September 1707 Ilten aus Berlin. NLA Hannover Cal. Br. 24 Nr. 633, Bl. 1v. Sowie: 6. April 1750. Ceremoniel der Bohtschafterin. AT-OeStA/HHStA Ome A ÄZA 48, Bl. 131r. 210 Exemplarisch: Reglement des schwedischen Hofes: 19./9. Januar 1701 Dohna aus Stockholm. GStA PK, I. HA, Rep. 132 Vol. VII, Bl. 153r. Sowie: 6. April 1750. Ceremoniel der Bohtschafterin. AT-OeStA/HHStA Ome A ÄZA 48, Bl. 142r. 211 Vgl. Eickels, Klaus van: Kuss und Kinngriff, Umarmung und verschränkte Hände: Zeichen personaler Bindung und ihre Funktion in der symbolischen Kommunikation des Mittelalters. In: Martschukat, Jürgen/Patzold, Steffen (Hrsg.): Geschichtswissenschaft und „Performative turn“. Ritual, Inszenierung und Performanz vom Mittelalter bis zur Neuzeit (= Norm und Struktur. Studien zum sozialen Wandel in Mittelalter und Früher Neuzeit; 19). Köln u. a. 2003, S. 144, 153.
4. Die Gesandtin
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ren nicht nur bei der Rezeption der Russin 1699 beobachtbar, sondern flossen in die nach der Krönung erstellten Überlegungen bezüglich des königlich-preußischen Gesandtschaftszeremoniells ein212 und fanden ebenso in dem 1706 formulierten Reglement „AUDIENTZ der AMBASSADRICE“ in der Praxis des Berliner Hofes ihre Anwendung.213 Jenes Reglement bezog sich auf die Audienz bei der Kronprinzessin, alldieweil im Jahre 1706 keine preußische Königin vorhanden war, die Ambassadrice aber eine Audienz nur bei einem weiblichen Mitglied des Herrscherhauses nehmen konnte bzw. sollte. Von besonderem Interesse für die höfische Öffentlichkeit war 1699 bei der Audienz der Russin freilich noch ein anderer Sachverhalt. In den gedruckten Zeitungen wurde berichtet: „. . . des vornehmsten Ambassadeurs Gemahlin wäre sehr schön gewesen.“ 214 Aussehen und „Weiblichkeit“ der Gesandtin wurden in den Vordergrund gerückt und als Statusdemonstration gewertet.215 In diesen Kontext lässt sich gleichfalls die Anekdote einordnen, nach der um 1750 die Gemahlin des französischen Gesandten die preußische Königin gefragt haben solle, ob es in Berlin ebenfalls wie in Paris Mode sei, dass sich die Frauen schminken würden. „. . . Ihro Majestät die Königin soll geantwortet haben: daß dieses zwar in Berlin nicht Mode sey; unterdessen habe sie, die Frau Gesandtin, vollkommene Freyheit, die Pariser Mode auch in Berlin zu beobachten. Dieser Erlaubniß habe sich die Frau Gesandtin gar wohl bedienet, und sey beständig mit schön gemahlten Wangen zum Vorschein gekomen.“ 216 Diese Exempel können als ein Beleg 212 Vgl. 25. Juni 1701 an F. H. Bartholdi nach Wien. CEREMONIEL=PUNCTEN über welche mit dem Kaÿserlichen Hoffe ein Vergleich zu treffen. GStA PK, I. HA, Rep. 132 Vol. XIV, Bl. 274v–275r. 213 Siehe: September 1706. AUDIENTZ der AMBASSADRICE. Besser „Ceremonial-Acta“ zitiert nach: Hahn/Kiesant 2009, S. 285 f. 214 17. November sowie 5. Dezember 1699. „Relation aus dem Parnasso“. Zitiert nach: Windt, Franziska: Matthäus des Angles’ „Die Frau des russischen Gesandten Matwejew“. In: BildGeschichte #11, 24/04/2017. URL: https://recs.hypotheses.org/1284. Letzter Zugriff: 22. September 2018. 215 Vgl. Nanz, Tobias: Grenzverkehr. Eine Mediengeschichte der Diplomatie. Berlin/ Zürich 2010, S. 75. 216 Von dem Talk= oder Schönheitsöhle. In: Nützliche Sammlungen, vom Jahre 1757. Dritter Theil. Hannover 1758, Sp. 164. Daneben konnte das Schminken als kulturelle Abgrenzung dienen, die Haut als symbolische Fläche musste präpariert werden (vgl. Gieske, Sabine: Dekorative Kosmetik. In: Fink, Andrea (Hrsg.): WELLA-Museum: Eine Kulturgeschichte der Schönheitspflege. Heidelberg 2003, S. 55. Sowie weiterführend: Wagner, Ralf Richard: Kallopistria – oder die Kunst der Toilette für die elegante Welt. Anmerkungen zum Schminken und Frisieren im Bereich der adeligen Körperpflege. In: Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg u. a. (Hrsg.): Das Stille Örtchen. Tabu und Reinlichkeit bey Hofe. Wanderausstellung. Berlin 2011, S. 89–99. Sowie: Warncke, Carsten-Peter: Rationalisierung des Dekors. Über Kleidung, Schmuck und Verschönerung in der Frühen Neuzeit. In: Dülmen, Richard von (Hrsg.): Erfindung des Menschen. Schöpfungsräume und Körperbilder 1500–2000. Köln u. a. 1998, S. 159–173. Sowie: Wietig, Christina: Perücken, Puder und Schminke der Damen als Ausdruck aristokratischer Lebensart im
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IV. Elemente des Gesandtschaftszeremoniells
der von Sabine Koloch formulierten These dienen, nach der hinsichtlich der didaktisch-deiktischen Funktion des Zeremoniells sich die Gesandtin vom Gesandten dadurch unterschied, dass bei Frauen das Frau- und Ehefrausein zeremoniell affirmiert wurde, beim Mann dagegen das Funktions- und Würdenträgertum, nicht aber das Mannsein.217 Demnach war es wichtig, dass sich Gesandtinnen bei ihren Tätigkeiten eines zeitgemäßen Weiblichkeitsideals bewusst waren, sich dementsprechend verhielten,218 denn dies wurde von der höfischen Gesellschaft genau beobachtet. Obendrein herrschte die Ansicht vor, dass weibliche Ehre nicht allein von Frauen verteidigt werden konnte.219 Dies erklärt warum sich Gesandte immer wieder dazu genötigt sahen, den Rang und die zeremoniellen Rechte ihrer Gemahlin zu wahren. Da die Rangstellung der Gesandtengattin nicht eindeutig reguliert war, brachte dies Komplikationen mit sich. Selbst in dem auf dem Wiener Kongress 1815 verfassten „Réglement sur le rang entre les agens diplomatiques“ hatte man diesen Aspekt ausgespart bzw. offen gelassen.220 Zumeist verständigte man sich darauf, dass der Rang, den ein Gesandter einnahm, in gleicher Weise für seine Ehefrau gelten solle. Demzufolge hatte die Gemahlin eines Ambassadeurs den Vorrang vor der Gemahlin eines Envoyés und jene wiederum vor einer Gemahlin eines Residenten. Bei einer Begegnung zwischen Ambassadeur und Ambassadrice erfordere es die Etikette, dass „. . . jene diesen nachgeben.“221 In der Theorie, im natürlichen Rangrecht, hatte der Grundsatz Gültigkeit, dass Männer immer vor Frauen rangierten. Die zeitgenössischen Sitten, nicht nur im Gesandtschaftszeremoniell, verstießen dagegen, indem Männer Frauen den Vortritt gewährten. Doch wurde betont, dass dies aus reiner Höflichkeit geschehe und keinen Rückschluss auf einen tatsächlichen Vorrang an Würde zulasse – damit erfuhren Frauen eine präzedenzrechtliche Sonderbehandlung.222 Hinzukommend führte dies im diplomatischen Alltag dazu, dass Rangkonflikte viel eher zwischen
gesellschaftlichen Kontext der Zeit – Kulturgeschichtliche Aspekte zur Körperbildästhetik. In: Luckhardt, Jochen/Marth, Regine (Hrsg.): Lockenpracht und Herrschermacht. Perücken als Statussymbol und modisches Accessoire [. . .]. Leipzig 2006, S. 25–40). 217 Vgl. Koloch, Sabine: Zeremoniellbücher als Forschungsaufgabe kulturhistorischer Frauenforschung. In: kritische berichte Zeitschrift für Kunst- und Kulturwissenschaft 24/4 (1996), S. 47. 218 Vgl. Kägler 2011, S. 475. 219 Vgl. Dinges, Martin: Ehre und Geschlecht in der Frühen Neuzeit. In: Backmann, Sybille u. a. (Hrsg.): Ehrkonzepte in der Frühen Neuzeit. Identitäten und Abgrenzungen (= Colloquia Augustana; 8). Berlin 1998, S. 132. 220 Vgl. Moshamm, Friedrich August, S. 74 f. 221 Moser, Carl Friderich, Die Gesandtin, 1752, S. 203 f. 222 Vgl. Stollberg-Rilinger, Barbara: Rang vor Gericht. Zur Verrechtlichung sozialer Rangkonflikte in der frühen Neuzeit. In: Zeitschrift für Historische Forschung 28 (2001), S. 400.
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Frauen untereinander als zwischen Frauen und Männern vorkamen.223 Neben der Rangstellung innerhalb des diplomatischen Corps war es, für die Gesandtin im gleichen Maße wie für ihren Ehemann, von Bedeutung, welchen Rang man ihr am fremden Hofe zugestand. Bei der Betrachtung des brandenburgisch-preußischen Hofes werden vorwiegend in der älteren und populärwissenschaftlichen Literatur in diesem Kontext stets die Auseinandersetzungen der Gesandtinnen mit der Gräfin Wartenberg (1670–1734), der Gemahlin des Oberkämmerers und angeblichen Mätresse Friedrichs III./I., beschrieben, ohne dass diese weiterführend analysiert und hinterfragt werden.224 Als sich im Jahre 1708 bei der Taufe Friedrich Ludwigs, des Enkels Friedrichs III./I., die Teilnehmer zur Prozession erhoben, um das Kind in die Kapelle zu begleiten, soll die Gemahlin des niederländischen Gesandten von Lintelo hinter einer Tür hervorgesprungen sein, vor die Gemahlin des brandenburgisch-preußischen Oberkämmerers Wartenberg, mit dem Ziel, deren Platz einzunehmen. Die beiden Damen gerieten sich im wahrsten Sinne des Wortes in die Haare und nur mit Mühe brachte Oberzeremonienmeister Besser sie auseinander.225 Nach beendigter Zeremonie soll sich die Gräfin Wartenberg beim König beklagt haben. Friedrich III./I. habe, argumentiert Venanz Müller, um sich die Gunst der Gräfin Wartenberg zu erhalten, daraufhin die Generalstaaten, unter Androhung, dass seine Truppen, die wegen des Spanischen Erbfolgekrieges in Flandern standen, sich zurückziehen würden, gebeten, ihren Gesandten anzuweisen, dass seine Gemahlin Abbitte leisten solle.226 Diese Erklärung verkennt schlichtweg die Hintergründe jenes Ereignisses. Dass ausgerechnet die Ehefrau des niederländischen Gesandten bei der Taufprozession den Versuch unternahm, eine vom Berliner Hofe festgelegte Ordnung gezielt verändern zu wollen, entbehrte nicht einer gewissen Brisanz. Hatten doch die von Lintelos Friedrich III./I. nicht einmal zur Geburt seines Enkels offiziell gratuliert, da die Generalstaaten nicht gewillt waren, dem Kind des Kronprinzenpaares den vom Berliner Hofe geforderten Titel „Prinz von Oranien“ zu geben.227 Dies wiederum mochte Einfluss auf die Überlegungen des brandenburgisch-preußischen Hofes bezüglich der Planung der Taufe genommen haben, dem holländischen Gesandten bei eben die223
Vgl. Moshamm, Franz Xavier, 1805, S. 461. Exemplarisch: Koch, Walther: Hof und Regierungsverfassung König Friedrichs I. von Preußen (1697–1710) (= Untersuchungen zur deutschen Staats- und Rechtsgeschichte; 136). Neudruck der Ausgabe Breslau 1926. Aalen 1991, S. 101. Sowie: Gerbore 1964, S. 212. 225 Vgl. Vehse, Eduard: Illustrierte Geschichte des preußischen Hofes des Adels und der Diplomatie vom großen Kurfürsten bis zum Tode Kaiser Wilhelms I. Fortgesetzt von Vehse redivivus. Erster Band – vom Großen Kurfürsten bis zum Tode Friedrich des Großen. Stuttgart 1901, S. 116. 226 Vgl. Müller, Venanz: Die Hohenzollern=Könige in der Kulturgeschichte. Nach den Quellen dargestellt. Frankfurt am Main 1866, S. 24. 227 Vgl. Naujokat 1999, S. 170. 224
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IV. Elemente des Gesandtschaftszeremoniells
ser keine offizielle Funktion zubilligen zu wollen.228 Möglich ist, dass der Versuch der Frau von Lintelo, den Rang vor der Oberkämmerin einzunehmen, dies kompensieren sollte, denn über räumliche Ordnungen konnten eindeutige Aussagen über die soziale Distinktion getroffen werden.229 Wer bei einer Prozession einen Platz vor einer anderen Person einnahm, besaß, für alle Außenstehenden leicht erkennbar, einen höheren Rang.230 Eingedenk der Tatsache, dass dem Gesandten der Generalstaaten bewusst war, welch großen Wert Friedrich III./I. dem Zeremoniell zumaß,231 war dies ein gewagtes Unterfangen, welches eine Abmilderung dadurch erfuhr, dass es Frau von Lintelo war und nicht ihr Gemahl, die Rangansprüche formulierte. Dennoch sah sich Friedrich III./I. durch dieses öffentliche Vorgehen zu einer Reaktion gezwungen. Dies konnte als Ausweis der Macht Friedrichs III./I. interpretiert werden, denn wer es vermochte Konflikte zu beenden, verfügte fraglos über Autorität.232 Womöglich beeinflusste dieser Vorfall Friedrich III./I. zudem bei seinem Entschluss, in dem 1708 vorgeblich wegen seiner dritten Eheschließung überarbeiteten Rangreglement, der Gräfin Wartenberg eine herausgehobene Position vor allen fürstlichen Personen zuzugestehen.233 Dies und das daraus resultierende anspruchsvolle, von Zeitgenossen oftmals als anmaßend empfundene Verhalten der Gräfin Wartenberg,234 sollen, so Eduard Vehse, dazu geführt haben, dass zahlreiche Personen den Besuch des brandenburgisch-preußischen Hofes vermieden, um einer Konfrontation aus dem Wege zu gehen.235 Nur, die Praxis zeigt, selbst228 Vgl. Original-Relation des Ober=Ceremonienmeisters v. Besser über die Geburt und Taufe des Prinzen Friedr. Ludwig von Preußen und Oranien (1708). GStA PK, BPH, Rep. 46 Nr. V 4, Bl. 4v–5r. 229 Vgl. Füssel 2006, S. 423. 230 Vgl. Weller, Thomas: Ordnen – Gemeinschaft stiften – Ins Recht setzen. Die Funktion von Ritualen und ihr Wandel. In: Althoff, Gerd u. a. (Hrsg.): Spektakel der Macht. Rituale im Alten Europa 800–1800. Katalog. Darmstadt 2008, S. 202. 231 Beispielsweise Lintelos Bericht 1. Dezember 1708: „. . . so seer . . . geoccupeert met de Ceremonien, Magnificentien en Vreugden ter occasie van Sijn Majts. houwelijck dat men nauwlijck over andere saecken can sprecken.“ Zitiert nach: Gabel, Helmut, 1998, S. 562. 232 Vgl. Rüther, Stefanie: Von der Macht, vergeben zu können – Symbolische Formen der Konfliktbeilegung im späten Mittelalter am Beispiel Braunschweigs und der Hanse. In: Dartmann, Christoph u. a. (Hrsg.): Raum und Konflikt. Zur symbolischen Konstituierung gesellschaftlicher Ordnung in Mittelalter und Früher Neuzeit (= Symbolische Kommunikation und gesellschaftliche Wertesysteme. Schriftenreihe des Sonderforschungsbereichs 496; 5). Münster 2004, S. 112. 233 Siehe: Königlich Preußisches Rang vom 16ten Nov. 1708. Zitiert nach: Hahn/Kiesant 2010, S. 404. 234 „Niemand wird wohl die Abreise seiner Frau [Wartenberg – E. R.] bedauern, die eine wahre Megäre ist. Ich glaube, sie wird nun nicht weiter Prinzessinnen den Rang streitig machen.“ 10. Januar 1711 Sophie an Sophie Dorothea. Zitiert nach: Schnath 1927, S. 198. 235 Vgl. Vehse 1901, S. 116.
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redend legte der Hohenzoller Wert auf die Anerkennung des von ihm erlassenen Rangreglements und die Durchsetzung der damit verbundenen Ansprüche, hielt sich hierbei an die allgemeingültigen Konventionen und versuchte keinesfalls, dies um jeden Preis durchzusetzen. Als etwa 1710 der russische Gesandte von Lith zu Ehren der durchreisenden Moskauer Ambassadrice von Marow ein Fest gab, lud er zu diesem, nebst zahlreichen Diplomaten und hohen Standespersonen, ebenso die Gräfin Wartenberg ein. Die Gräfin sagte ihr Kommen zu, verlangte den Vorrang vor der Russin. Dieser wurde ihr verwehrt, woraufhin die Oberkämmerin dem Fest unter einem Vorwand fernblieb. Folgenlos blieb dies nicht – die auswärtigen Gesandten beschlossen, sich beim König über den Affront der Gräfin zu beklagen. Friedrich III./I. befahl, dass die Wartenberg sich bei der Botschafterin entschuldigen solle.236 In einem Schreiben an seinen in Russland befindlichen Gesandten analysiert der Hohenzoller, dass der Ambassadrice die Oberhand gebührt hätte, da der zarische Envoyé der Gastgeber gewesen sei und teilt zudem mit: „Wir haben aber, nachdem es geschinen, ob wolten die AMBASSADRICE die Sache gar hoch und vor einen Ihres Eheherrn CARACTERN TOUCHIREnden AFFRONT aufnehmen, es dahin gerichtet, daß die Gräfin von Wartenberg [. . .] in Ihr QUARTIER fahren und Ihr DECLARIen müßen, wie Sie nimmer die INTENTION gehabt, Ihr, der AMBASSADRICE, den RANG und die Oberhand zu DISPUTIren [. . .] Es hat nun die AMBASSADRICE [. . .], himit gantz woll zufrieden zu seyn bezeiget [. . .]237 und dannenhero nicht glauben wolten, daß der CZAR [. . .], dieserwegen einigen unwillen schöpfen oder Uns was ungleiches IMPUTIren würde.“ 238 Offenbar hegte Friedrich III./I. die Befürchtung, dass das Verhalten der Oberkammerherrin negative Auswirkungen auf die russisch-preußischen Beziehungen haben könne und gerade der Sachverhalt, dass Russland zu dieser Zeit immer mehr an Bedeutung und Einfluss gewann,239 ließ es notwendig erscheinen, dem entgegenzuwirken. Bemerkenswert ist daneben die Drohung der russischen Gesandtin, nicht nur ihre, sondern ebenso die Ehre ihres Gemahls durch diese Handlung als angegriffen zu werten. Dies veranschaulicht: Wenn eine Gesandtin in
236 Vgl. Dohna zitiert nach: Grieser, Rudolf (Hrsg.): Die Denkwürdigkeiten des Burggrafen und Grafen Christoph zu Dohna (1665–1733) (= Veröffentlichungen der Niedersächsischen Archivverwaltung; 33). Göttingen 1974, S. 233 f. 237 Dabei geht es in einer Entschuldigung nicht nur um das Aushandeln der Verantwortlichkeit für eine Schädigung und der mit dieser verbundenen Ausgleichshandlung, sondern ebenso um das Image des Verursachers wie des potentiell Geschädigten (vgl. Zirfas, Jörg: Die Geste der Entschuldigung. In: Wulf, Christoph/Fischer-Lichte, Erika (Hrsg.): Gesten. Inszenierung. Aufführung. Praxis. München 2010, S. 81). 238 26. Juli 1710 Friedrich III./I. an Kayserlingk nach Moskau. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8788, Bl. 193r–194r. 239 Ausführlich: Koningsbrugge 2003, S. 461–478.
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IV. Elemente des Gesandtschaftszeremoniells
eine Auseinandersetzung um den Vorrang geriet, stritt sie nicht nur um ihren eigenen Rang, sondern ebenso um den ihres Ehemannes.240 Des Weiteren deutet sich hier an, was im diplomatischen Alltag oftmals zu beobachten war: das gemeinsame Wirken vom Gesandten und seiner Gemahlin als Arbeitspaar. In Situationen, in denen der Ehemann nicht handlungsfähig war oder seine Involvierung zu politisch-diplomatischen Problemen geführt hätte, konnte sein Ehefrau involviert werden oder gar seinen Part übernehmen.241 Diesbezügliche Fälle, die das Zeremoniell betreffen, sind zahlreich und in vielfältiger Ausprägung vorhanden. Als der englische König 1698 dem brandenburgisch-preußischen Gesandten ein wertvolleres Abschiedsgeschenk überreichen wollte, als es am Londoner Hofe üblich war und dementsprechend Konsequenzen und Ansprüche anderer Gesandter zu befürchten standen, nutzte man den Umweg über seine Gemahlin und beschenkte diese stattdessen überaus großzügig.242 Möglich war dies, weil Abschiedspräsente für Gesandtinnen nur in Ausnahmefällen gewährt wurden und sich dabei stets auf deren Person, nicht aber ihre Funktion, bezogen.243 Weil es keine eindeutig festgeschriebenen diplomatischen zeremoniellen Regulierungen gab, sondern vielmehr die allgemeine Höflichkeit, die einer Frau zustehe, den Maßstab für das Verhalten gegenüber der Gesandtin bildete, schuf man Freiräume. So konnten sich beispielsweise Gesandte, die sich in Punkten des Zeremoniells uneins waren, über den Umweg der Gemahlin dennoch treffen. Diesem Grundsatz folgte der savoyeische Envoyé im Sommer 1705 am Berliner Hofe. Der Zeremonienmeister Besser berichtet: „Dem AMBASSADEUR von Schweden konte der ENVOYÉ die erste VISITE nicht geben, weilen der Hertzog mit diesem Könige in keinem Vergleich der RECIPROCATION stehet. Aber der ENVOYÉ besuchte dennoch die AMBASSADRICE, womit der AMBASSADEUR schon zu frieden war.“ 244 Ebenso erkannte und nutzte der bayerische Gesandte in Regensburg 1696 den Vorteil und Ausweg, den die Involvierung der Gesandtin bot. „Er hette aber dem Principal COMMISSARIO selber keine VISTE gegeben“,245 sondern nur dessen Frau. Obgleich der bayerische Gesandte dem kaiserlichen Prinzipalkommissar die erste Visite nicht zugestehen wollte, war für ihn eine Kontakt-
240 Vgl. Bleckmann, Maren: Rang und Recht. Zur juristischen Austragung von Rangkonflikten im 17. und 18. Jahrhundert. Ungedruckte Dissertation. URL: http://d-nb. info/97351647X/34. Letzter Zugriff: 5. Januar 2018. Münster 2003, S. 56. 241 Vgl. Keller 2014, S. 49. 242 Vgl. Dohna zitiert nach: Grieser, Rudolf, 1974, S. 196. 243 Vgl. Moser, Friderich Carl, Die Gesandtin, 1752, S. 325. 244 25. Juli 1707 Besser „Ceremonial-Acta“ zitiert nach: Hahn/Kiesant 2009, S. 315. 245 4./14. Dezember 1696 Schmettau aus Haag. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8825.
5. Geschenke
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anbahnung und die Signalisierung von Verhandlungsbereitschaft bedeutsam und durch die Visite bei der Gesandtin erreichbar. Der Einbezug der Gesandtinnen in das Gesandtschaftszeremoniell verlieh diesem Variabilität und bot Handlungsspielräume – die Möglichkeit unverbindlicher bzw. in einem gewissen Rahmen formloserer Kommunikation.
5. Geschenke Kaum ein Gegenstand des Gesandtschaftszeremoniells hat bisher eine solch intensive Untersuchung erfahren wie jener des Geschenkes. Dies mag neben dem allgemeinen Interesse an dieser anschaulich präsentierbaren Thematik damit begründbar sein, dass die Übergabe und Annahme von Geschenken sich außerordentlich gut eignet, um die Funktionsweise des Gesandtschaftszeremoniells aufzuzeigen. Es kann unterschieden werden zwischen Geschenken, die Herrscher sich untereinander durch ihre Gesandten überreichen ließen246 und Geschenken, die Gesandte vom Herrscher erhielten oder die sie an dem jeweiligen Hofe, an dem sie sich befanden, verteilten. Im Folgenden sollen die zwei letztgenannten Aspekte im Mittelpunkt stehen. Mit Beginn des Gesandtschaftswesens lässt sich die Übergabe von Geschenken an Gesandte nachweisen.247 Im Laufe der Zeit erfuhr dies eine immer stärkere Strukturierung und Etablierung, so dass Wicquefort 1682 feststellte: „Diese Gewohnheit aber/dem Ambassadeur, wann er von Hof Abschied genommen/mit Presenten zu versehen [. . .] ist auch dermassen fest gesetzet/daß sie sich ja so weit/ als das Völcker=Recht selbst/erstrecket.“ 248 Selbst eine Kriegserklärung zwischen zwei Staaten war weder für den gastgebenden Hof noch für den scheidenden Diplomaten ein zwingender Grund, auf das diplomatische Abschiedsgeschenk zu verzichten.249 Schließlich war anzunehmen, dass nach Beendigung des Konfliktes die diplomatischen Beziehungen wieder aufgenommen werden würden – eine positive Verabschiedung des Gesandten daher angebracht. Umso drastischer war die Wirkung, wenn ein Gesandter am Ende seiner Gesandtschaft kein Geschenk erhielt. Deutlicher ließ sich die Unzufriedenheit mit
246 Exemplarisch: 10./20. Januar 1668 Meinders aus Paris. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 2605, Bl. 64r. Sowie: 6./16. Juni 1688 Reyer. GStA PK, XX. HA EtatsMinisterium, Tit. 131 a Nl. Rey(h)er Nr. 139, Bl. 1r–3r. Weiterführend: Wittwer, Samuel: Liaisons Fragiles: Exchanges of Gifts between Saxony and Prussia in the Early Eighteenth Century. In: Cassidy-Geiger, Maureen (Hrsg.): Fragile Diplomacy. Meissen Porcelain for European Courts ca. 1710–63. Katalog. New York 2007, S. 87–110. 247 Vgl. Menzel 1892, S. 148 f. 248 Wicquefort 1682, S. 673. 249 Vgl. Duchhardt, Heinz: Das diplomatische Abschiedsgeschenk. In: Archiv für Kulturgeschichte 57 (1975), S. 356.
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IV. Elemente des Gesandtschaftszeremoniells
einem Gesandten kaum mehr darstellen.250 Weil dies die Gefahr in sich barg, zu einer Verschlechterung der Verhältnisse zwischen den beteiligten Höfen zu führen, erschienen in einem solchen Fall stets Erklärungen an den Regenten des Gesandten notwendig. Als etwa 1710 der dänische Envoyé den brandenburgischpreußischen Hof verließ, weil bezüglich des Ortes seiner Antrittsaudienz keine Einigung erzielt werden konnte, teilte man von Seiten Brandenburg-Preußens dem Kopenhagener Hofe entschuldigend mit, dass dieser Gesandte, obgleich er ein gutes Jahr in Berlin gewesen war, kein Geschenk erhalten werde, da dessen Akkreditierung nie erfolgt sei.251 Formalia wurden als rechtmäßige Begründung herangezogen. Erst die offizielle Akkreditierung brachte den Anspruch auf ein Abschiedspräsent mit sich. Neben dem daraus zu gewinnenden abermaligen Nachweis, dass die einzelnen Bestandteile des Gesandtschaftszeremoniells aufeinander aufbauten bzw. Bezug nahmen, bringt dies die Fragestellung mit sich, weshalb eine Geschenkübergabe zumeist erst am Ende der Gesandtschaft252 erfolgte. Im Wesentlichen war dies zwei Gründen geschuldet. Einer jener Gründe, prägnant von Melchior Thamm, beruhend auf dem Werke des Völkerrechtlers Alberica Gentili, zusammengefasst, war, dass: „Eine Hauptgefahr liegt für den Gesandten darin, dass ihm [. . .] Geschenke angeboten werden können, mit dem Zweck, ihn zu bestechen. Hier ist es eine Ehrenpflicht des Gesandten, solch Gaben nicht anzunehmen. [. . .] Jedoch Geschenke, die als Zeichen des Wohlwollens, der Ehrung angeboten werden, darf der Gesandte annehmen.“ 253 Einige Staaten fixierten dem folgende Regularien.254 Man hoffte, diesen Konflikt aufzulösen und 250 Siehe exemplarisch die Vorfälle um den russischen Gesandten von der Lith 1711. „. . . weilen Seine Mayestät von diesem Minister mißvergnügt gewesen; so haben Sie ihn nicht sprechen wollen noch ihm das gewöhnliche PRESENT gegeben.“ 26. Juli 1711 Besser „Ceremonial-Acta“ zitiert nach: Hahn/Kiesant 2009, S. 425. 251 Vgl. 30. August 1710 Knyphausen aus Kopenhagen. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 1447. 252 Geschenke an Gesandte, die während der Gesandtschaft übergeben wurden, verfolgten zumeist einen eindeutigen Zweck und verfügten über eine große Signalwirkung. Als Friedrich Wilhelm nach der Einnahme Straßburgs, durch die Truppen Ludwigs XIV., dem französischen Gesandten in Berlin im September 1681 in einer Audienz als Zeichen seiner Solidarität einen Säbel überreichen ließ, offenbarte er auf diese Weise deutlich seine Gesinnung (vgl. Falcke 2006, S. 80). 253 Thamm, Melchior: Albericus Gentilis und seine Bedeutung für das Völkerrecht [. . .]. Strassburg 1896, S. 66 f. 254 Exemplarisch: „. . . daß die Herren, welche von wegen diese Staats zu einigen Gesandtschaften [. . .], sowohl in als außerhalb Landes gebraucht werden, keine Verehrungen, Gaben oder Geschenke von irgend jemand annehmen sollen, selbst oder durch jemand anders unmittelbar oder mittelbar, auf was Weise und unter welchem Vorwande oder Nahmen es auch geschehn möchte [. . .], bloß ausgenommen, daß I. H. M. Minister, welche zu einigen Ambassaden, Deputationen oder Versendungen ausserhalb Landes gebraucht werden, die gewöhnlichen und ordentlichen Geschenke wohl annehmen dürfen, welche nach dem hergebrachten Gebrauch an alle Minister öffentlich, es sey auf ihrer Reise durch eingie Orte, oder bey ihrer Abreise und Abschied von den Höfen, wo
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eine Korrumption des Gesandten zu verhindern,255 indem der Akt des Schenkens öffentlich von der zuvor verhandelten politischen Materie entkoppelt wurde und damit als scheinbar frei von politischen Interessen deklariert werden konnte.256 Wiewohl es natürlich dennoch möglich und gebräuchlich war, durch den Wert des überreichten Abschiedsgeschenkes Botschaften zu senden, die vorhergegangene Gesandtschaft zu beurteilen. Dafür war eine Übergabe am Ende des Aufenthaltes notwendig. Der Wert eines Präsentes konnte sich aus dem Rang der beteiligten Höfe und dem zugewiesenen Rang des Gesandten ergeben. Dieser „Grundwert“ konnte eine Veränderung, zumeist eine Erhöhung, durch die Person des Gesandten erfahren. Beispielsweise durch seinen Geburtsrang und seine Verdienste, durch die Bedeutung und den Erfolg des Geschäfts, welches er zu besorgen hatte sowie die politischen Absichten, die der Schenkende verfolgte. Es wurde zwischen notwendigen und freiwilligen, das heißt, zwischen völkerrechtlich gebotenen und darüber hinausgehenden Leistungen differenziert.257 Zunächst ist zu unterscheiden zwischen immateriellen und materiellen Geschenken. Immaterielle Geschenke, dies konnten Orden oder Titel sein, fanden in der Praxis nur selten Anwendung.258 Die gewöhnlicherweise überreichten materiellen Geschenke sind in Geld- und Sachgeschenke unterteilbar. Lange überwogen Sachgeschenke, wobei sich anfänglich für bestimmte Höfe mehr oder weniger landestypische Präsente festigten. In Moskau erhielten die Gesandten vor allem Pelze, in Venedig Goldvasen, Tafelsilber und türkische Teppiche, in Spanien folg-
sie residiren, gegeben werden.“ 16. Februar 1711 Resolution der Gen. Staaten wider das Annehmen von Geschenken für die Bothschafter und andere Gesandte der Republik. Zitiert nach: Martens 1802, S. 383 f. 255 Weiterführend: Groebner, Valentin: Gefährliche Geschenke. Ritual, Politik und die Sprache der Korruption in der Eidgenossenschaft im späten Mittelalter und am Beginn der Neuzeit (= Konflikte und Kultur – Historische Perspektiven; 3). Konstanz 2000. Sowie: Thiessen, Hillard von: Korrupte Gesandte? Konkurrierende Normen in der Diplomatie der Frühen Neuzeit. In: Grüne, Niels/Slanièka, Simona (Hrsg.): Korruption. Historische Annäherungen an eine Grundfigur politischer Kommunikation. Göttingen 2010, S. 205–220. 256 Vgl. Rudolph, Harriet: Fürstliche Gaben? Schenkakte als Elemente der politischen Kultur im Alten Reich. In: Häberlein, Mark/Jeggle, Christof (Hrsg.): Materielle Grundlagen der Diplomatie. Schenken, Sammeln und Verhandeln in Spätmittelalter und Früher Neuzeit (= Irseer Schriften: Studien zur schwäbischen Kulturgeschichte; 9). Konstanz/München 2013, S. 95. 257 Vgl. Stollberg-Rilinger, Barbara: Zur moralischen Ökonomie des Schenkens bei Hof (17.–18. Jahrhundert). In: Paravicini, Werner (Hrsg.): Luxus und Integration. Materielle Hofkultur Westeuropas vom 12. bis zum 18. Jahrhundert. München 2010, S. 201. Exemplarisch: 1. Januar 1737 Christian Brandt aus Wien. GStA PK, I. HA, Rep. 96 Nr. 2 F, Bl. 84r. 258 Im Juli 1701 verlieh der Zar den Andreasorden an den brandenburgisch-preußischen Gesandten von Printzen und trug mit dieser Ehrung der vorangegangenen Rangerhöhung Rechnung (vgl. Falcke 2006, S. 212).
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te man der habsburgischen Tradition der Goldkette als Abschiedsgeschenk.259 Im Laufe der Zeit etablierten sich als beliebte Präsente länderübergreifend Schmuckstücke, Juwelen, Porträts260 und Kunstgegenstände. War im 15. Jahrhundert neben dem materiellen Wert noch der religiöse Wert von diplomatischen Geschenken entscheidend, so stand ab dem 16. Jahrhundert zunehmend der künstlerische Wert im Vordergrund,261 und der Symbolwert eines Geschenkes gewann immer mehr Gewichtung. Wenn Kurfürst Friedrich Wilhelm aus Bernstein gefertigte Gegenstände verschenkte, konnte dies als Zeichen der brandenburgisch-preußischen Territorialansprüche und der Souveränität über das preußische Herzogtum, aus dem jener Bernstein stammte, gewertet werden.262 Die adäquate Auswahl von Sachgeschenken war dementsprechend entscheidend und der Wert eines solchen konnte fernerhin eine Steigerung erfahren, wenn in dessen Auswahl der Regent direkt eingebunden gewesen war.263 Daneben hatten Sachgeschenke einen weiteren Vorteil zu bieten, den die Hohenzollern, insbesondere Friedrich Wilhelm I., für sich zu nutzen wussten. Im Frühjahr 1726 etwa stimmte der preußische König bereitwillig dem Vorschlag Ilgens zu: „Wegen des PRÆSENTS, so Eure Königliche Majestät Ihm geben wollen, solte Ich ohnmasgeblich davor halten, Eure Königliche Majestät geben Ihm lieber einen Ring alß Geld oder Silber; dieses letzte hat seinen gewißen Preis, die DIAMANTEN aber kan man den Leuten so hoch angeben wie man will.“ 264 In der alltäglichen Praxis sorgte gerade der nur ungefähr bezifferbare Wert eines Sachgeschenkes für Schwierigkeiten, er erschwerte beispielsweise die Vergleich-
259 Vgl. Winkler, Hubert: Bildnis und Gebrauch. Zum Umgang mit dem fürstlichen Bildnis in der frühen Neuzeit. Vermählung – Gesandtschaftswesen – Spanischer Erbfolgekrieg (= Dissertation der Universität Wien; 239). Wien 1993, S. 201. 260 Besonders beliebt war jenes am französischen Hofe. (Exemplarisch: 16. März 1666 Blumenthal aus Paris. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 2603). 261 Vgl. Miersch, Martin: Das Bild des Electeur Soleil. Herrscherikonographie des Rokoko am Beispiel des Kölner Kurfürsten und Deutschordenshochmeisters Clemens August (1700–1761) (= Quellen und Studien zur Geschichte des Deutschen Ordens; 65). Marburg 2007, S. 146. 262 Vgl. Ottomeyer, Hans: Bernstein und Politik – Staatsgeschenk des preußischen Hofes. In: Paravicini, Werner (Hrsg.): Luxus und Integration. Materielle Hofkultur Westeuropas vom 12. bis zum 18. Jahrhundert. München 2010, S. 140. Weiterführend: Netzer, Susanne: Bernsteingeschenke in der preußischen Diplomatie des 17. Jahrhunderts. In: Jahrbuch der Berliner Museen 1993 (35), S. 227–246. 263 Vgl. Jarchow, Margarete: Hofgeschenke. Wilhelm II. zwischen Diplomatie und Dynastie 1888–1914. Hamburg 1998, S. 48. War das Präsent aus dem persönlichen Besitz des Herrschers, erfuhr dies eine weitere symbolische Wertsteigerung (vgl. Bischoff, Cordula: Presents for Princesses: Gender in Royal Receiving and Giving. In: Studies in the Decorative Arts 15 (2007), S. 33). 264 10. April 1726 Ilgen an Friedrich Wilhelm I. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 1959.
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barkeit von Geschenken, eine Problematik, die mit Geldgeschenken aus der Welt geschafft werden konnte.265 Hinzukommend waren Geldgeschenke für die nachfolgende Verwendung durch den Gesandten praktikabler,266 wenngleich zu befürchten stand, dass Geldbeträge wesentlich eher den Verdacht der Bestechlichkeit erregen würden als Sachgeschenke.267 Das Schenken von Geld ersparte den bei Sachgeschenken notwendigen Aufwand bei Suche und Auswahl.268 Wiewohl dies wiederum zur Folge hatte, dass kaum ein persönliches Verhältnis zwischen Geber und Nehmer symbolisiert werden konnte.269 Geld bot wenig Fläche, in die sich dies und die Persönlichkeit des Schenkenden einschreiben ließen – dem konnte durch eine angemessene Verpackung entgegengewirkt werden. Je mehr Aufwand hier betrieben wurde, desto stärker ließ sich das Manko des Unpersönlichen verdecken.270 Am Berliner Hofe erhielten ab 1701 die Geldpräsente möglicherweise deshalb eine einheitliche Verpackung: „. . . in einem Carmesinsammeten Beutel mit dem Königlichen Wapen und Nahmen.“ 271 Diese Umhüllung war zudem eine einfache aber effektive Möglichkeit, die erfolgte Rangerhöhung zu versinnbildlichen. Vor allen Dingen die unteren Gesandtenränge bekamen jene Beutel mit Geldbeträgen überreicht, ein gesamteuropäisch zu beobachtendes Phänomen. Die Schenkung einer Geldsumme an Gesandte, die einen hohen Rang innehatten, war unüblich. Ursächlich hierfür könnte die Tatsache sein, dass jene Gesandten als direkte Stellvertreter ihrer Potentaten galten und diesen möglichst gleich behandelt wer265 Vgl. Wenzel, Michael: Wir hoffen durch praesentation dieses Tisches eine erleichterung unserer Unterthanen zu erlangen – Kunstpolitik und Kunstdiplomatie im 17. Jahrhundert: eine Annäherung. In: Luckhardt, Jochen (Hrsg.): „. . . Einer der grössten Monarchen Europas“?! Neue Forschungen zu Herzog Anton Ulrich. Petersberg 2014, S. 15. 266 Siehe: Überlegungen vom 3. November 1739 bezüglich des Geschenkes für den französischen Gesandten (vgl. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 4462). 267 „Der Obrister von Donepp bedancket Eure Königliche Majestät allerunterthänigst, vor das gnädige PRÆSENT, bittet aber daneben, ob Seine Königliche Majestät nicht wolten deßßelben in Medaillen verwandeln, weil Er bahr geldt anzunehmen, sich nicht getrauete, ohne Seines allergnädigsten Königes undt Herren ACEPCONTENT.“ 12. Oktober 1731. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 4953. 268 Exemplarisch: 23. Februar 1684 Fuchs aus Köln. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 1036. 269 Vgl. Stollberg-Rilinger, Barbara: Schenken und Spenden. Ein Ritual religiöser und politischer Kommunikation. In: Kugler, Lieselotte u. a. (Hrsg.): Die Sprache des Geldes (= Kataloge der Museumsstiftung Post und Telekommunikation; 30). Leipzig 2009, S. 222. Sowie: Althoff, Gerd/Stollberg-Rilinger, Barbara: Die Sprache der Gaben. Zu Logik und Semantik des Gabentausches im vormodernen Europa. Jahrbücher für Geschichte Osteuropas Neue Folge 63 (2015), S. 15. 270 Vgl. Meyer, Silke: Geld als Gabe. Wert und Wertigkeit von Geldgeschenken. In: Hartmann, Andreas u. a. (Hrsg.): Die Macht der Dinge. Symbolische Kommunikation und kulturelles Handeln. Festschrift für Ruth-E. Mohrmann (= Beiträge zur Volkskultur in Nordwestdeutschland; 116). Münster u. a. 2011, S. 89 f. 271 März 1701 Besser „Ceremoial-Acta“ zitiert nach: Hahn/Kiesant 2009, S. 132.
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den sollten. Die Übergabe eines Geldbetrages an einen Herrscher war nur durch außergewöhnliche Gegebenheiten gerechtfertigt. Der Status eines Herrschers erforderte exklusive, vornehmlich artifizielle Präsente.272 Im Übrigen wurde bei den Geschenken, die Ambassadeure erhielten, stets der vermeintliche Geldwert mit angegeben. Ein Geldgrundwert für Geschenke findet in den allgemeinen vorliegenden Gesandtschaftszeremoniellreglements des brandenburgisch-preußischen Hofes keine Erwähnung. Die ersten rechtskräftigen Festlegungen eines Grundwertes erfolgten gesondert erst nach dem Kronerwerb und der Neuformulierung des Gesandtschaftszeremoniells. Ihnen geht zumeist eine anstehende Gesandtenaudienz und die Erkenntnis voraus, dass man es bisher versäumt habe, für eben diesen speziellen Fall eine Regulierung zu treffen. Im Oktober 1707 etwa war erstmals ein fürstlicher Envoyé bereit, seine Audienz nach dem neuformulierten Gesandtenreglement des Berliner Hofes zu empfangen. Friedrich III./I. nahm dies zum Anlass den fürstlichen Envoyés, die bis dato kein Präsent erhalten hatten, zukünftig eines im Wert von 300 Dukaten zugestehen zu wollen.273 Sicherlich war dies ebenfalls als Anreiz zur Sendung weiterer fürstlicher Envoyés gedacht, die durch diesen Aspekt eine Aufwertung des ihnen am königlichen brandenburgisch-preußischen Hof gewährten Zeremoniells erhielten. Mit Widerstand war bei einer solchen Ausgangslage beim Erlassen eines Reglements nicht zu rechnen. Dementgegen trug der Berliner Hof im Juli 1711 Bedenken, als „. . . die PRÄSENTE vor die an dero Hoff anlangenden fremde MINISTER ein vor alle mahl himit dergestalt REQULIRT, daß nun AMBASSADEURE jedes mahl 2000 DUCATEN und ein ENVOYE eintausend DUCATEN IN SPECIE oder den Wehrt davon gegeben werden soll.“ 274 Theoretisch wäre der sich zu dieser Zeit verabschiedende englische Ambassadeur Raby von dieser Reglementierung betroffen gewesen. Der Hohenzoller entschied sich jedoch dafür, Raby einen goldenen, mit Diamanten verzierten, Degen im Wert von 12.000 Reichstalern zu überreichen, da man „. . . aus CONSIDERATION für diesen AMBASSADEUR, Bedencken getragen, bey ihm den Anfang zu machen den Wehrt der PRESENTE zu FIXIREN.“ 275 Veränderungen im Gesandtschaftszeremoniell waren stets mit Auseinandersetzungen verbunden und je höher der Rang der Gesandten war, die dies betraf, desto brisanter war dies.276 Obschon Friedrich III./I. die Anordnung getroffen hatte, dem Engländer einen vorgeblich wesentlich wertvolleren Degen zu schenken, sorgte dieser Degen für Unmut bei Raby, der meinte, dessen Wert entspräche 272
Vgl. Falcke 2006, S. 246. Vgl. SächsHStA Dresden, 10008 Zeremonienmeister, Sekt. 01, Nr. 29 c, Bl. 132r. 274 11. Juli 1711. GStA PK, I. HA, Rep. 9 Allgemeine Verwaltung Nr. Z lit. L Fasz. 36, Bl. 6r. Ebenso: GStA PK, I. HA, Rep. 21. Nr. 127 Lf.nr. 71, Bl. 306v. 275 März 1711 Besser „Ceremonial-Acta“ zitiert nach: Hahn/Kiesant 2009, S. 414. 276 Ebenfalls von Bedeutung war, in welchem Maße die jeweiligen Gesandten Wert auf eine angemessene zeremonielle Behandlung legen mussten (vgl. Finet 1728, S. 34). 273
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nicht dem vom Berliner Hof angegebenen, sondern „. . . das solches nicht einmahl die 2000. Ducaten, die man ihm anfangs DESTINIRET, austrüge, geschweige dennoch daß man ihm, wie man ihm FLATTERIT [. . .] daß er so einfältig sey 4000. für 12000. r. anzunehmen.“ 277 Die vom englischen Ambassadeur genannten Geldwerte stimmten mit jenen des neu formulierten Reglements überein. Raby schien zu glauben, dass der preußische König sehr wohl den Versuch unternehmen wollte, diese Neuordnung zur Geltung gelangen zu lassen, wenngleich dies auf indirekte Art und Weise geschehen sollte. Gerüchte, dass dies so sei, kursierten am Berliner Hofe, kamen den dort anwesenden Gesandten zu Ohren, die dies sogleich an ihre Potentaten berichteten.278 Wenig überraschend, dass Raby sich zur Beschwerde genötigt und seinen Rang angegriffen sah, noch dazu war dem schwedischen Ambassadeur 1707 eine Hutagraffe im Wert von 12.000 Reichstalern überreicht worden.279 Allein Rabys Geschenk erfuhr dennoch keine Aufwertung, und Berlin behielt seine Anordnungen bezüglich des Geschenkwertes bei. Diese wurden im folgenden Jahr ergänzt, nachdem Kameke im März 1712 darauf verwies, dass das Reglement keinerlei Angaben hinsichtlich der Residenten und Sekretäre enthalte, nun aber die Audienz eines Residenten anstehen würde.280 Bei der Festlegung des Geschenkwertes am Berliner Hof ist demzufolge eine schrittweise Entwicklung beobachtbar. Erschwert wurde dieser Prozess durch die Tatsache, dass es für den exakten Wert eines Geschenkes innerhalb der europäischen Hofgesellschaft keine offiziellen festgeschriebenen Richtlinien gab, die man einzuhalten gehabt hätte. Mochte noch Einigkeit darüber bestehen, dass die Gesandten am Ende ihrer Gesandtschaft abhängig von ihrer Rangstufe ein Präsent erhalten sollten, wurde bereits die Frage, ob etwa die Legationssekretäre dazu gezählt werden sollten oder nicht, unterschiedlich behandelt.281 Noch heterogener wurde die Situation, wenn sie das Herkommen der Gesandten betraf.282 Dies war in der von Berlin 1711 erlassenen Reglementierung nicht 277
März 1711 Besser „Ceremonial-Acta“ zitiert nach: Hahn/Kiesant 2009, S. 415. Vgl. 24. März 1711 Bartsch aus Berlin. NLA WOL 1 Alt 4 Nr. 125, Bl. 52r/v. Im Theatrum Europaeum wurde der Wert des Präsentes mit 15.000 Reichstalern angegeben (vgl. Theatrum Europaeum [. . .]. Band 19 (1710–1712). Frankfurt am Main 1723, S. 578). 279 Vgl. 7./17. September 1707 Ilten aus Berlin. NLA Hannover Cal. Br. 24 Nr. 633, Bl. 11r. 280 Vgl. 27. März 1712 Kameke. GStA PK, I. HA, Rep. 9 Allgemeine Verwaltung Nr. Z lit. L Fasz. 36, Bl. 7r–8r. 281 Vgl. Moser, Johann Jacob: Beyträge zu dem neuesten Europäischen Völckerrecht in Friedens=Zeiten. Vierter Theil. Von Gesandtschafften. o. O. 1779, S. 451. 282 Während eine Unterscheidung des Präsentwertes aufgrund des Herkommens am dänischen Hofe üblich war (vgl. 6. April 1672 Instruktion Christian V. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8762), verzichteten etwa der sächsisch-polnische (vgl. PRESENTE PER RESCRIPTUM d. d. Warschau den 5. Mai 1710. SächsHStA Dresden, 10008 Zeremonienmeister, Sekt. 04 a, Nr. 5) und schwedische Hofe (vgl. 8. November 1740 Diestelo aus Stockholm. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8771) darauf. 278
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zur Sprache gebracht worden. In der im März erfolgten Ergänzung verordnete Friedrich III./I.: „. . . daß dehnen Königlichen RESIDENTEN dreÿhundert DUCATEN, dehnen LEGATIONS=SECRETARÜS zweÿhundert Ducaten, dehnen Churfürstlichen RESIDENTEN aber zweÿhundert und dehnen LEGATIONS-SECRETARÜS Einhundert Ducaten und zwar alles IN SPECIE zum PRÆSENT beÿ ihrer Abreyse gegeben werden sollen.“ 283 Zukünftig war demnach eine Differenzierung zwischen königlichen und kurfürstlichen Residenten angedacht. Hier wich Friedrich III./I. von der langen Zeit von ihm und seinem Vater verfochtenen Strategie ab, nach der eine Gleichbehandlung kurfürstlicher und königlicher Gesandter nicht nur die oberste Prämisse der Hohenzollern, sondern ebenso der weiteren Kurfürsten war. Nach dem Kronerwerb schien man sich offenbar nicht mehr daran gebunden zu fühlen. Hervorhebenswert ist an dieser Stelle, dass von dieser Differenzierung die Envoyés und Ambassadeurs nicht betroffen waren. Dies ermöglicht einen Interpretationsansatz, nach welchem den Mitkurfürsten die Sendung von Residenten verleidet und eine weitere Motivation zur Sendung kurfürstlicher Envoyés an den Berliner Hof geschaffen werden sollte, denn dazu hatte sich im Frühjahr 1712 noch immer keiner der anderen Kurfürsten bequemt.284 Um die Etablierung des neuen Zeremoniells zu stärken, griff Berlin demnach auf vielfältige Instrumentarien zurück. Unabhängig von diesen Unterscheidungen und Abstufungen war die generelle Festlegung des Geschenkwertes ein diffiziles Unterfangen, galt es doch, das richtige Maß zu finden. Insbesondere nach der erfolgten Krönung zeichnete sich Friedrich III./I. durch eine großzügige Schenkpraxis aus – der hannoversche Gesandte etwa stellte im September 1707 fest: „. . . man kan also wohl sagen, daß Seine Königliche Maÿestät in Preußen reichere PRÆSENTEN geben alß kein POTENTAT nicht thut.“ 285 War also der Vorwurf seines Urenkels, Friedrich II., gerechtfertigt, dass die „. . . Freigebigkeit, die Friedrich I. liebte“ lediglich „. . . Vergeudung, wie ein eitler und verschwenderischer Fürst sie übt“ 286 war? Carl Hinrichs spricht in diesem Kontext vom persönlichen Ehrgeiz Friedrichs III./I., den Gesandten staunenerregende Geschenke machen zu wollen.287 Freilich war darauf zu achten, dass der Wert des Geschenkes der finanziellen Situation des jeweiligen Hofes angemessen war, übermäßige Ausgaben sollten vermieden werden.288 Beide Äußerungen verkennen gleichermaßen, dass durch die 283 31. März 1712. GStA PK, I. HA, Rep. 9 Allgemeine Verwaltung Nr. Z lit. L Fasz. 36, Bl. 9r. 284 Vgl. 24. Dezember 1711 Bartsch aus Berlin. NLA WOL 1 Alt 4 Nr. 125, Bl. 188v. 285 7./17. September 1707 Ilten aus Berlin. NLA Hannover Cal. Br. 24 Nr. 633, Bl. 11r. 286 Friedrich II. zitiert nach: Volz 1913, S. 118. 287 Vgl. Hinrichs, Carl, 1943, S. 157. 288 Vgl. Springer, Johann Christoph Erich von: An einen teutschen Hofmarschall. Ein teutscher Bürger. Riga und Leipzig 1774, S. 376.
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Übergabe von Geschenken der Reichtum Brandenburg-Preußens präsentiert und Ansehen innerhalb der Potentatengemeinschaft gewonnen werden konnte. Denn zu den Eigenschaften, welche ein Herrscher in der Frühen Neuzeit sein Eigen nennen sollte und zu präsentieren hatte, gehörte die Tugend der Freigebigkeit.289 Scheint Friedrich III./I. nach der Krönung recht schenkfreudig gewesen zu sein, denn es war von immenser Bedeutung gewesen, die wirtschaftliche Schlagkraft des jungen Königreiches zu repräsentieren – veranschaulichen die ab Ende 1707 erfolgten Fixierungen der Geschenkwerte eine Anpassung an die Konventionen der europäischen Mitregenten. Vergleicht man die Werte Brandenburg-Preußens mit jenen von Dänemark und Sachsen-Polen, fällt auf, dass Berlin in Bezug auf den Geldwert der Geschenke der Ambassadeure die Gruppe gemeinsam mit Sachsen-Polen anführt, bei jenem der Residenten aber auf dem letzten Platz liegt.290 Es wird ersichtlich, dass nunmehr eine gezielte Schwerpunktsetzung erfolgte, die wertvolle Geschenke hauptsächlich jenen Gesandten gewährte, deren Rezeption die meiste Öffentlichkeit versprach. Die in der Regierungszeit Friedrichs III./I. erlassenen Reglements entsprachen dem allgemeingültigen Standard und wurden von dessen Sohn Friedrich Wilhelm I. zwar nicht offiziell, so doch im diplomatischen Alltag übernommen. Das mag für Verwunderung sorgen, galt der Soldatenkönig bei Zeitgenossen und nachfolgenden Generationen doch als überaus sparsamer, wenn nicht gar geiziger Monarch.291 Eine Reduzierung des Geschenkwertes wäre geeignet gewesen, um Kosten einzusparen.292 Fürwahr tauchten kurz nach Friedrich Wilhelms I. Regie289 Vgl. Hirschbiegel, Jan: Gabentausch als soziales System? Einige theoretische Überlegungen. In: Ewert, Ulf Christian/Selzer, Stephan (Hrsg.): Ordnungsformen des Hofes [. . .] (= Mitteilungen der Residenzen Kommission der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen; Sonderheft 2). Kiel 1997, S. 53. Es wäre zu untersuchen in welchem Maße die These Sidorkos, nach der man viel gegeben habe, weil man wertmäßige Gegengaben erwartete, Einfluss auf Friedrichs III./I. Geschenkpraxis hatte (vgl. Sidorko, Clemens P.: Der Elefant Peter des Grossen. Gesandtschaftsgeschenke als Instrument diplomatischer Kommunikation. In: Bosˇkovska, Nada (Hrsg.): Wege der Kommunikation in der Geschichte Osteuropas. Köln u. a. 2002, S. 39). 290 Brandenburg-Preußen: GStA PK, I. HA, Rep. 9 Allgemeine Verwaltung Nr. Z lit. L Fasz. 36. Dänemark: 12. Dezember 1682 Friedrich Brandt aus Kopenhagen. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 9645, Bl. 4r. Sachsen-Polen: PRESENTE PER RESCRIPTUM d. d. Warschau den 5. Mai 1710. SächsHStA Dresden, 10008 Zeremonienmeister, Sekt. 04 a, Nr. 5. 291 Vgl. Rödenbeck, Karl Heinrich Siegfried (Hrsg.): Beiträge zur Bereicherung und Erläuterung der Lebensbeschreibungen Friedrich Wilhelms I. und Friedrich des Großen, Könige von Preußen [. . .]. Erster Band. Neudruck der Ausgabe von 1838. Bad Honnef 1982, S. 97 f. 292 So hatte der französische Minister Colbert, im Zuge seiner Finanzreformen des Pariser Hofes, Ludwig XIV. empfohlen, künftig auf die kostbaren und kostenintensiven Geschenke für die auswärtigen Gesandten zu verzichten (vgl. Saring, Hans: Christoph Kaspar Freiherr v. Blumenthal, ein Diplomat zur Zeit des Großen Kurfürsten. In: Forschungen zur Brandenburgischen und Preussischen Geschichte 51 (1939), S. 22).
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rungsantritt Meldungen auf, etwa im August 1716, nach denen den aus Brandenburg-Preußen abreisenden Gesandten keinerlei Geschenke überreicht worden seien und „. . . also der vor Zeiten übliche Gebrauch scheinet ganz ab zu seyn.“ 293 Dem war nicht so. Als der Berliner Hof im August 1725 tatsächlich verlauten ließ: „Die PRÆSENTE so dehnen von hier gehenden frembden MINISTRIS sonst gegeben worden, haben wir aufgehoben, und verlangen wir dagegen auch nicht, daß man Unseren an frembden Höffen habenden MINISTRIS, wann Sie von dar abreisen, PRÆSENTE geben solle.“ 294 Scheiterte Berlin bereits am ersten Gesandten, dem Schweden Posse, bei dem dies Anwendung finden sollte. Nicht nur der schwedische König war empört, obendrein schaltete Moskau sich in die Verhandlungen ein und die russische Kaiserin bat Friedrich Wilhelm I., dem Schweden ein Präsent zu übergeben, da sonst der Eindruck entstehen würde: „Ob hielten Ewer Königliche Majestät Ihn [Posse – E. R.] dieser Gnaden bezeugungen unwürdig zu seÿn, Welches Nichts anderes, als den König in Schweden mit TOUCHIREN könnte, der doch Eürer Königliche Majestät beÿde MINISTROS, nach der COUTUME aller höffe, REGALIret hätte.“ 295 Brandenburg-Preußen gab nach, der Schwede erhielt ein Geschenk296 wie sämtliche weitere Diplomaten, die den Berliner Hof in den kommenden Jahren besuchten. Friedrich Wilhelm I. konnte offenkundig diesen Bestandteil des Gesandtschaftszeremoniells nicht nach seinen Wünschen gestalten, sondern musste sich vielmehr dem Gebrauch der anderen europäischen Höfe anpassen, wollte er weitreichende Konflikte vermeiden. Womöglich war diese Reaktion im Vorfeld vom Hohenzollern und seinen Beratern befürchtet worden und war deshalb 1725 in die Verlautbarung eingeflossen, dass man brandenburgischerseits nunmehr selbstredend keinen Anspruch auf Abschiedsgeschenke erheben würde. Die Begründung der russischen Kaiserin, dass dem schwedischen Gesandten deshalb ein Geschenk gebühre, weil dem brandenburgisch-preußischen Gesandten ein solches überreicht worden sei, wäre so zukünftig obsolet gewesen. Dies führt zur Reziprozität-Problematik, die immer wieder im Gesandtschaftszeremoniell und insbesondere in Bezug auf die diplomatischen Abschiedsgeschenke eine gewichtige Rolle spielte. Als beispielsweise im Mai 1701 der hannoversche Gesandte Ilten (1649–1730), nachdem er die Glückwünsche zum Kronerwerb übermittelt hatte, Berlin verließ 293 22. August 1716 Grübel/Ortiges aus Berlin. Zitiert nach: Friedlaender 1902, S. 539. 294 14. August 1725 Ilgen/Knyphausen. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 9798, Bl. 59v. 295 11. August 1725 Mardefeld aus Petersburg. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 9798, Bl. 58r. 296 Vgl. 15. Oktober 1725. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 9798, Bl. 111r. Obgleich sich dessen Übergabe aufgrund formaler Ungenauigkeiten verzögerte (vgl. 22. Dezember 1725 Bülow aus Stockholm. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 9802, Bl. 9r).
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und kein Geschenk erhielt, „. . . worüber Er sich sehr SCANDALISIRET“,297 war Hannover der Ansicht, dies läge darin begründet, dass der brandenburgisch-preußische Gesandte, der zwecks Notifikation der Krönung nach Hannover gesandt worden war, ebenfalls kein Präsent erhalten habe.298 Brandenburg-Preußen wolle folglich eine ebenbürtige Behandlung des Gesandten durchsetzen. Mehrmals baten die Welfen um die Überreichung des fehlenden Geschenks und letztlich wurde Ilten ein Präsent samt einer Entschuldigung des Oberkämmerers Wartenberg, nach welcher: „La faute est à moy, que Vous ne l’aviés pas plustost receu; Vous scavés, que j’ay la mémoire bien courte, je Vous en demande pardon.“ 299 geschickt, allerdings erst im November 1701. Hatte Friedrich III./I. anscheinend nachgegeben, konnte die lange Zeitspanne300 zwischen Abreise und Geschenkübergabe als Ausdruck einer Unmutsbekundung und Geringschätzung interpretiert werden. Indes war nicht nur von Bedeutung, ob eine gegenseitige Beschenkung der Gesandten erfolgte, sondern ebenso die Gleichwertigkeit der Geschenke. Im Winter 1720 etwa verweigerte der russische Gesandte von Gollowkin die Annahme des brandenburgisch-preußischen Abschiedspräsentes, da dessen Wert weit hinter jenem lag, welches der brandenburgisch-preußische Gesandte Mardefeld in Russland erhalten hatte. Zwar zog Berlin, um sich den russischen Gesandten weiterhin gewogen zu halten, in Betracht, das vormalige Geldgeschenk in Diamanten umzuwandeln, weil diese „. . . wan Sie von so hohen Händen kommen, mit über iren wahren preiß geschätzet zu werden pflegen, und also auch der Graff GOLLOWKIN, dadurch umb so viel leichter CONTENTIeret werden wird.“ 301 Man war gewillt, dem Gesandten auf diese Weise einen Ausweg zu schaffen, der es ihm ermöglichen sollte, das Geschenk ohne Verlust seiner Würde anzunehmen. Nur den eigentlichen Wert infolge der Argumentation Gollowkins zu ändern, dazu war man keinesfalls bereit, denn wie Friedrich Wilhelm I. anmerkte, hätte dies weitreichende Ansprüche anderer Gesandter zur Folge haben können.302 297
17. Mai 1701 Besser „Ceremonial-Acta“ zitiert nach: Hahn/Kiesant 2009, S. 138. Vgl. 2. Juli 1701 Heusch aus Berlin. NLA Hannover Celle Br. 20 246/2, Bl. 24r/v. 299 Wartenberg zitiert nach: Bodemann, Eduard: Jobst Hermann v. Ilten. Ein hannoverscher Staatsmann des 17. und 18. Jahrhunderts. Hannover 1879, S. 132. 300 Es wird davon ausgegangen, dass eine Gabe, ein Geschenk, nicht auf der Stelle erwidert werden könne, da dies einer Zurückweisung gleichkäme. Ein entsprechender Intervall müsse eingehalten werden (vgl. Bourdieu, Pierre: Die Ökonomie der symbolischen Güter. In: Adloff, Frank/Mau, Steffen (Hrsg.): Vom Geben und Nehmen. Zur Soziologie der Reziprozität (= Theorie und Gesellschaft; 55). Frankfurt am Main 2005, S. 139). 301 27. November 1720. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 7131. 302 Vgl. 27. November 1720. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 7131. Nicht grundlos findet sich im gesamten Untersuchungszeitraum lediglich ein einziger Entwurf bezüglich einer Geschenkwertabsprache zwischen zwei Höfen. Dies betraf Brandenburg-Preußen und Russland und entstand im Zuge der Überlegungen der gegenseitigen Defrayierung 1709. Es blieb bei einem Entwurf (vgl. 9. Januar 1709 Vollmacht 298
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IV. Elemente des Gesandtschaftszeremoniells
Diese Befürchtung hatte ihre Berechtigung. Der allgemeine Grundsatz des Gesandtschaftszeremoniells, dass Gesandte desselben Ranges an einem Hof die gleichen Ehrenbezeugungen erhalten sollten, bezog selbstverständlich das Abschiedsgeschenk mit ein. Demgemäß sah sich der dänische Hof im Herbst 1706 zu einer Erklärung genötigt, nachdem der brandenburgisch-preußische Envoyé, die Beschwerde formuliert hatte, dass dem englischen Envoyé ein höherwertiges Geschenk als ihm überreicht worden sei: „. . . der Engelische ENVOYÉ VERNON im geringsten nicht mehr als der Geheime Rath von VIERECK, nemlich 1200 thlr. bekommen hatte [. . .] Es könte aber wohl seÿn [. . .], daß dem Engelschen Gesandten über das ORDINAIREN noch 100 thlr. [. . .] wären nachgesand worden, so ihm vielleicht der König aus PARTICULAIRER GNADEN und AFFECTION die Er gegen seine PERSON gehabt, verehren wollen; darüber der Geheime Rath von VIERECK sich nicht zubeschweren.“ 303 Kopenhagen verwies auf den identischen Wert des offiziellen Abschiedsgeschenkes und betonte, dass der dänische König dem englischen Gesandten aufgrund seiner persönlichen Wertschätzung gesondert zum Abschiedspräsent hinzukommend noch Medaillen geschenkt habe. Insbesondere Geschenke, die der Monarch als Zeichen seiner persönlichen Wertschätzung vergab, lagen theoretisch vollständig in dessen Ermessen und entzogen sich jedweder Einforderung und Einflussnahme. Dass jener Fall die Aufmerksamkeit des brandenburgisch-preußischen Gesandten erregt hatte, könnte darin begründet liegen, dass die dem Engländer nachgesandte Summe zunächst nicht eindeutig vom dänischen Hofe als ein eben solches Präsent deklariert worden war. Einzuordnen in diesen Kontext sind die Überlegungen des sächsischen Gesandten am Berliner Hof Ende 1739, als dem französischen Gesandten 2000 Reichstaler übergeben wurden, da „Man hat bishero gemeinet des Königs in Preußen Majestät würden die vor einigen Monathen, in des DE LA CHETARDIE Stall geschickete Zug= und Reit=Pferde, ihm zum PRÆSENT anrechnen; Allein, da dieses nicht geschehen, so schließet man daraus daß ihm, Seine offterwehnte Majestät, besonders müße gnädig seyn, entweder wegen seiner Person und Aufführung, oder wegen einiger anderen, jedennoch unbekanten Ursachen.“ 304 Geschenke, die während der Gesandtschaft überreicht wurden, konnten, aber mussten nicht auf das Abschiedsgeschenk angerechnet werden und schufen daher Handlungsspielräume und Spekulationen. Diese Spekulationen waren deshalb möglich, weil die Übergabe der Geschenke in all den geschilderten Fällen öffentlich geschah. Dies wie-
für Kayserlingk. Project zu aufhebung des NUTUELLEN DEFRAŸIRungen Tractats. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 6628). 303 30. Oktober 1706 Brandes aus Kopenhagen. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 1440. 304 13. November 1739 Rothe aus Berlin. SächsHStA Dresden, 10026 Geheimes Kabinett, Loc. 02991/03.
5. Geschenke
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derum war ein wesentlicher Bestandteil der diplomatischen Geschenkpraxis. Die öffentliche Präsentation bildete die Grundvoraussetzung für die politische und soziale Wirksamkeit der Geschenke, da sie dem Verdacht der Bestechung entgegenwirkte und die Präsente der öffentlichen Begutachtung und dem Vergleich aussetzte.305 Bedeutsam war, wie diese Übergabe erfolgte, denn hierbei war ebenfalls eine Abstufung gemäß des Gesandtenranges möglich. Zunächst konnte die Übergabe entweder während der Abschiedsaudienz geschehen oder dem Gesandten wurde nach dieser Audienz sein Geschenk in sein Quartier gebracht.306 Letzteres war hauptsächlich bei den unteren Gesandtenrängen üblich. Für gewöhnlich oblag die Geschenkübergabe jenen Personen, die mit der Aufgabe betreut waren, die Rezeption der Gesandten zu regulieren. An den Höfen, die unter anderem hierfür die Charge des Zeremonienmeisters implementiert hatten, übernahm dieser die Funktion. War neben dem Oberzeremonienmeister ein Unter- bzw. Vizezeremonienmeister vorhanden, bot sich dies als weiteres Mittel zur Differenzierung an. Am schwedischen Hof erhielten nur die Ambassadeure ihr Geschenk durch den Oberzeremonienmeister, Envoyés und Residenten durch den Vizezeremonienmeister.307 Als besondere Ehrbezeugung dem Gesandten gegenüber wurde empfunden, wenn der Monarch ihm das Präsent überreichte, denn, so stellt Besser fest: „Es ist nicht bräuchlich, daß grosse herren, die Presente die sie thun, in eigener persohn selbst persöhnlich den particuliers übergeben.“ 308 Umso bedeutungsvoller war es, wenn dies geschah. Die geistlichen Kurfürsten beispielsweise verschenkten häufig einen Ring an die Gesandten. Eine Auszeichnung war es, wenn der Kurfürst in der Abschiedsaudienz diesen „spontan“ vom eigenen Finger zog und dem Diplomaten direkt übergab.309 In Brandenburg-Preußen fand eine solche Auszeichnung selten statt. Häufiger war es, wie den Schilderungen des sächsischen Gesandten Wolters im Dezember 1701 zu entnehmen ist, so, dass der Gesandte nach seiner Abschiedsaudienz zur Tafel geladen wurde „. . . und als Er den Huth wieder forderte, war selbiger unter der Zeit mit einer PRETIOSEN Schnur von DIAMANTEN GARNIret worden.“ 310 Unabhängig davon, wo, wann und durch wen das Präsent überreicht wurde, blieb stets die Frage bestehen, ob dieses vom Gesandten angenommen werden würde. 305
Vgl. Falcke 2006, S. 87. Exemplarisch: 19. Januar 1735 Borck, Podewils, Thulemeier an Friedrich Wilhelm I. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 7136. 307 Vgl. 8. November 1740 Diestelo aus Stockholm. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8771. 308 Besser zitiert nach: Cassidy-Geiger, Maureen/Vötsch, Jochen: Documents of Court Gifts Collected by Johann Besser (1654–1729). In: Studies in the Decorative Arts 15 (2007), S. 141. 309 Vgl. Duchhardt 1975, S. 352. 310 27. Dezember 1701 Wolter aus Berlin. SächsHStA Dresden, 10026 Geheimes Kabinett, Loc. 02988/01, Bl. 20v. 306
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IV. Elemente des Gesandtschaftszeremoniells
In der Theorie bestand zumindest die Verpflichtung hierzu, wollte man das System der Geschenke- und Gegengeschenke aufrechterhalten.311 Fürwahr erlaubten sämtliche europäischen Höfe den Gesandten die Annahme der Abschiedspräsente, obzwar Gesandte sich in gewissen Situationen, etwa wenn das Abschiedsgeschenk über die Massen großzügig ausfiel, bei ihrem jeweiligen Potentaten rückversicherten, ob dessen Annahme legitim sei.312 Infolgedessen war die Ablehnung eines Präsentes überaus heikel und bedurfte stets plausibler Gründe, die weitestgehend politischer Natur waren. Eines der bekanntesten Beispiele ereignete sich 1689. Zu Beginn dieses Jahres hatten sich die Beziehungen zwischen Frankreich und Brandenburg-Preußen soweit verschlechtert, dass der Kurfürst nicht nur seinen Gesandten Spanheim aus Paris abberief, sondern zudem den französischen König um die Abberufung dessen Gesandten Gravel vom Berliner Hof bat. Während der brandenburgisch-preußische Gesandte Spanheim das Geschenk Ludwigs XIV., eine diamantenbesetzten Dose mit dem Bilde des Königs, annahm, verweigerte der französische Gesandte Gravel, nicht zuletzt wohl wegen der gewünschten Abberufung,313 die Entgegennahme des brandenburgisch-preußischen Präsentes, eines Porträts, und reiste ohne dieses ab. Er setzte auf diese Weise ein eindeutiges Zeichen. Eine erneute Offerte des Geschenkes außerhalb der Berliner Residenz schlug Gravel aus. Friedrich III./I. wies daraufhin seinen Gesandten Schmettau in Hamburg an, dort das Porträt dem Franzosen abermals anzubieten und diesem mitzuteilen, dass man die: „. . . hierunter bezeigte DIFFICULTÄT anders nicht ausdeuten können, als daß solches eine MARQUE und EFFECT seines Königs gegen Uns habende widerwillen sein soll [. . .] So sehen Wir auch ganz keine ursache, darum Unsere MINISTRI von dem Könige PRESENTE annehmen sollen, wan des Königs seine von Uns dieselbe anzunehmen verweigern.“ 314 Zeitgleich erhielt der sich mittlerweile in Antwerpen aufhaltende Spanheim den Befehl, sollte Gravel das Geschenk erneut ablehnen, umgehend das von Ludwig XIV. erhaltene Geschenk an diesen zurückzusenden,315 um dadurch die Ebenbürtigkeit wiederherzustellen. Die deutlichen Worte und Drohungen Friedrichs III./I. zeigten Wirkung; der französische Gesandte nahm das Porträt an.316 Zum wiederholten Male wird ersichtlich, dass 311 Vgl. Mauss, Marcel: Die Gabe. Form und Funktion des Austausches in archaischen Gesellschaften. Aus dem Französischen von Eva Moldenhauer (= Theorie; 1). Frankfurt am Main 1968, S. 36. 312 Exemplarisch: 16. Oktober 1714 Ilgen/Printz an Meinertshagen nach Haag. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 1913. 313 Vgl. Meinecke, Friedrich: Brandenburg und Frankreich 1688. In: Historische Zeitschrift 62 (1889), S. 236. 314 20. Februar 1689 Friedrich III./I. zitiert nach: Orlich 1837, S. XLV. 315 Vgl. 10./20. Februar 1689 Friedrich III./I. an Spanheim nach Antwerpen. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 2639, Bl. 58r. 316 Vgl. 3./13. März 1689 Friedrich III./I. an Spanheim nach Antwerpen. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 2639, Bl. 71r.
5. Geschenke
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Abschiedsgeschenke eben nicht nur persönliche Aufmerksamkeiten für den scheidenden Diplomaten waren, sondern ebenso ein probates Mittel, um politische Botschaften zu senden. Gleichwohl, unabhängig von diesen politischen Funktionen, waren und blieben Abschiedsgeschenke für den Gesandten eine Aufwandsentschädigung, eine Einkunftsquelle, um die Kosten, die mit einer Gesandtschaft verbunden waren, zu einem Teil zu decken. Dies erklärt den zuweilen pragmatischen Umgang mit den Präsenten, die bisweilen nach kurzer Zeit weiterverkauft wurden.317 Dies wurde als ehrrührig angesehen und rief nicht selten Missbilligung hervor, denn ein Geschenk stellte eine Beziehung zwischen dem Beschenkten und dem Schenkenden her, die es im besten Falle nach der Gesandtschaft aufrecht zu erhalten und zu erweitern galt. Als sich etwa der würzburgische Gesandte für die ihm überreichte goldene Medaille mit einem Brustbild von Friedrich Wilhelm I. bei diesem bedankte, hob er hervor, dass: „. . . da es von einem so großen Könige Ihm zugewendet worden, als das wehrteste Kleinodt seiner FAMILIE auffbehalten und CONSERVIren würde.“ 318 Solch eine öffentlich zum Ausdruck gebrachte Wertschätzung des Geschenkes war als Zeichen eines geglückten Geschenktransfers unabdingbar.319 Wie aber reagierten Gesandte und ihre Regenten, wenn ein Präsent nicht den Erwartungen und Anforderungen entsprach, der Schenkende jedoch nicht gewillt oder in der Lage war, auf die an ihn herangetragene Bitte, dies zu verändern, einzugehen? Oberste Prämisse war die Herstellung einer Gleichwertigkeit. Dies konnte auf verschiedenen Wegen geschehen. Im Jahr 1690 erhielt der brandenburgisch-preußische Gesandte Dohna vom Kölner Kurfürsten ein Abschiedsgeschenk, begleitet von Entschuldigungen für dessen geringen Wert, der der wirtschaftlich ange317 Insbesondere Gesandte aus Ländern des nichteuropäischen Kulturkreises waren dafür berüchtigt. Exemplarisch: „. . . AMBASSADEUR von ALGER von hinnen nach Marseillen gereist umb sich daselbst zu EMBARGUIEREN, und wiederumb nach ALGER zu kehren. Man hatt Ihm sein geschenck noch nicht geben wollen auß furcht, Er mögte sie unterwegens verkauffen, undt sie der ehr berauben in seinen lande gesehen und gerühmet zu werden.“ 21./31. Juli 1684 Beeck aus Paris. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 2575, Bl. 66v. Dies entsprach dem generellen Umgang mit Gesandtenpräsenten in jenen Gebieten (dazu: Reindl-Kiel, Hedda: Symbolik, Selbstbild und Beschwichtigungsstrategien: Diplomatische Geschenke der Osmanen für den Wiener Hof (17.–18. Jahrhundert). In: Strohmeyer, Arno/Spannenberger, Norbert (Hrsg.): Frieden und Konfliktmanagement in interkulturellen Räumen. Das Osmanische Reich und die Habsburgermonarchie in der Frühen Neuzeit (= Forschungen zur Geschichte und Kultur des östlichen Mitteleuropa; 45). Stuttgart 2013, S. 265–282). 318 27. September 1729 Knyphausen/Borck an Friedrich Wilhelm I. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 781. Weiterführend: Simmel, Georg: Exkurs über Treue und Dankbarkeit. In: Adloff, Frank/Mau, Steffen (Hrsg.): Vom Geben und Nehmen. Zur Soziologie der Reziprozität (= Theorie und Gesellschaft; 55). Frankfurt am Main 2005, S. 95–108. 319 Exemplarisch: 7. Februar 1658 Alefeld an Friedrich Wilhelm. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 1263, Bl. 6r.
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IV. Elemente des Gesandtschaftszeremoniells
spannten Lage des kölnischen Kurfürstentums geschuldet sei. Dohna berichtet weiter: „Dies Geschenk bestand aus seinem Porträt, das mit Diamenten garniert war, im Wert von ungefähr 1200 Talern [. . .] obgleich es die Wahrheit ist, daß ich nicht mit einer so bescheidenen Gratifikation gerechnet hätte. Ich empfing sie mit allen möglichen Zeichen der Erkenntlichkeit. Nicht so der Kurfürst [. . .] fand er es so kleinlich und war dadurch so gereizt, daß er mir vorschlug, es weit über Wert mir abzukaufen und sich derselben Diamanten zu bedienen, sie um sein Porträt setzen zu lassen, um damit den Grafen von Königsegg [kölnischer Gesandter – E. R.] zu beschenken, der in kurzem von Berlin abreisen mußte.“ 320 Der brandenburgische Kurfürst fühlte sich durch den geringen Wert des Präsentes offensichtlich in seiner Ehre gekränkt, denn die Behandlung eines Gesandten wirkte stets auf seinen Potentaten zurück, weil „. . . ein Printz/welcher nach abgelegter Ambassade den Ambassadeur mit Præsenten regaliret/nicht allein die Person des Ministre, sondern auch das souveraine Haupt/welches er repræsentiret/selbst in consideration ziehet.“ 321 Da sein Gesandter das Präsent ohne jedwede Unmutsbekundung angenommen hatte, blieb Friedrich III./I. als einzige Handlungsoption, den Wert des Abschiedsgeschenkes des kölnischen Gesandten anzupassen, um so die Ehrverminderung durch den kölnischen Kurfürsten zu nivellieren. Gesandte konnten eine dem ähnliche Strategie anwenden. Nachdem etwa die Beschwerde des englischen Ambassadeurs Raby 1711 über den zu geringen Wert seines Abschiedspräsents den Berliner Hof zu keinem Einlenken bewogen hatte, erklärte der Engländer, dass er nun den Wert seiner Gegenpräsente reduzieren müsse und werde.322 Geschenke durch den Gesandten an Personen des gastgebenden Hofes waren in der Frühen Neuzeit eine etablierte Konvention. Dies lässt sich weiter ausdifferenzieren. So verteilten jene Gesandte, denen eine besonders prächtige und aufwendige Rezeption gewährt worden war, an jene Personen, die an dieser beteiligt gewesen waren, Geldbeträge. Dies konnte entweder durch die gezielte Überreichung einzelner kleiner Geldbeträge an die Bedienten, wie im Mai 1698, als durch den kurländischen Gesandten die „. . . Churfürst. Laqveyen mit 16. die Stallbediente mit 12. die Trompeter gleichfals mit 12. und die TAMBOURS mit 6. Rhlr. beschencket.“ 323 wurden, geschehen. Oder es erfolgte die Übergabe eines Geldbetrages an hauptverantwortliche Amtsträger am gastgebenden Hofe, welche anschließend die Ein- und Verteilung übernahmen. Da dies 320
Dohna zitiert nach: Grieser, Rudolf, 1974, S. 106. Wicquefort 1682, S. 667. 322 Vgl. März 1711 Besser „Ceremonial-Acta“ zitiert nach: Hahn/Kiesant 2009, S. 415. 323 7. Mai 1698 Besser „Ceremonial-Acta“ zitiert nach: Hahn/Kiesant 2009, S. 76. Selbstredend beschenkten ebenso die brandenburgisch-preußischen Gesandten Bediente an auswärtigen Höfen (vgl. 20. März 1715 Coen aus Wesel. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 1089, Bl. 13v). 321
5. Geschenke
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bisweilen für Unsicherheiten sorgte, wem welche Summe zustehe, erließen am brandenburgisch-preußischen Hofe zuerst Friedrich Wilhelm im August 1660 und darauf bezugnehmend sein Sohn Friedrich III./I. im April 1693 Reglements, welche zumindest die den Beteiligten jeweilig zugewiesenen Anteile an der Geschenksumme regulierten.324 Zwar waren diese Geschenke durch den Gesandten nicht verpflichtend, doch da sie dazu dienen konnten, „. . . ein gutes Andencken/ Nach=Ruhm und seines Gedächtnuß zu hinterlassen“,325 waren sie eine lohnenswerte Investition, gerade für jene Gesandte, bei deren Sendung die Repräsentationsfunktion im Mittelpunkt stand. Obgleich dies theoretisch im Ermessen des Gesandten und seines Regenten lag, beschloss der Berliner Hof, orientiert an den Gepflogenheiten anderer königlicher Höfe,326 im September 1707, dass das Geschenk an den Oberzeremonienmeister Besser durch die fürstlichen Envoyés 50 Dukaten betragen solle.327 Besser hatte in den vorhergegangenen Jahren immer wieder von Gesandten Geldbeträge erhalten,328 ohne dass dies einheitlich reglementiert gewesen wäre. Der Entschluss, den Wert dieser Geschenke für Besser für die fürstlichen Envoyés festzuschreiben, war zusammen mit jenem getroffen worden, den fürstlichen Envoyés zukünftig ein Abschiedspräsent zugestehen zu wollen. Sowohl das erhaltene als auch das zu gebende Geschenk der fürstlichen Envoyés war niedriger angesetzt, als jenes der königlichen, kurfürstlichen und republikanischen Envoyés. Zudem erfuhren die Geschenke an den Oberzeremonienmeister eine Differenzierung entsprechend des Gesandtenranges. Da, so Johann Besser, es: „. . . die Ehre der AMBASSADEUR erforderte doppelt zu geben; theils auch weilen würcklich die Herren AMBASSADEURS noch einmahl soviel, alß die ENVOYÉS bekämen.“ 329 Ein direkter Zusammenhang im Wert von Gabe und Gegengabe kann vermutet werden. Dafür spricht ebenso die Feststellung einer im sächsischen Staatsarchiv verwahrten, rückblickenden Zusammenfassung des brandenburgisch-preußischen Zeremoniells zur Zeit Friedrichs III./I. „Da aber IM MARTIO 1711, die Kostbarkeit der Presente an die fremden MINISTRIS man einschränckte [. . .]330 so empfang diese Verminderung auch der CeremonienMeister.“ 331 324
Vgl. 11. April 1693. GStA PK I HA, Rep. 36 Nr. 51. Hoevelen 1679, S. 264. 326 So erhielt der brandenburgisch-preußische Ambassadeur Spanheim vom englischen Hofe eine Auflistung der verteilten Geschenksummen anderer Ambassadeure (vgl. 18. April 1702 Spanheim aus London. Zitiert nach: Hahn, Peter-Michael, 2016, S. 285). 327 Vgl. SächsHStA Dresden, 10008 Zeremonienmeister, Sekt. 01, Nr. 29 c, Bl. 132r. 328 Exemplarisch: „Dargegen Er mir Tages darauf 100. Königliche Polnische Ducaten eines Schlages zum Gegenpresente schickte.“ 28. Juli 1701 Besser „CeremonialActa“ zitiert nach: Hahn/Kiesant 2009, S. 142. 329 März 1711 Besser „Ceremonial-Acta“ zitiert nach: Hahn/Kiesant 2009, S. 416 f. 330 Siehe: Reglement 17. Juli 1711. GStA PK, I. HA, Rep. 9 Allgemeine Verwaltung Nr. Z lit. L Fasz. 36, Bl. 6r. 325
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IV. Elemente des Gesandtschaftszeremoniells
Vermeintlich infrage gestellt werden könnte dies durch einen Vorfall im Oktober 1707. Der münsterische Gesandte ließ, vor seiner Abreise, Besser 100 Dukaten übergeben, obwohl er vom Berliner Hof kein Abschiedspräsent erhalten hatte. Unsicher, ob er dieses Präsent annehmen solle, bat der Oberzeremonienmeister um Anweisungen. Ihm wurde durch den Oberkämmerer zur Antwort gegeben, dass das Geschenk an ihn: „. . . EN DROIT von meiner CHARGE und von meiner FUNCTION nicht aber von dem PRESENTE wäre so ich etwan im Name Sr. Myt. zu überbringen pflege, und daß ich dannenher das vom ENVOYÉ mir OFFERIRTE PRESENT gar wohl nehmen könte.“ 332 Mit dieser Argumentation war das Präsent nunmehr aus dem Reziprozitätszusammenhang gelöst und als funktionsbezogene Belohnung gewertet worden. Jeannete Falcke begründet dies damit, dass die Großzügigkeit des scheidenden Gesandten auffällig zur Unterlassung des Abschiedsgeschenkes vonseiten des Königs gestanden und die königliche Freigebigkeit infrage gestellt habe, so dass eine Erklärung für nötig erachtet wurde.333 Daneben ist aufschlussreich, dass die vom Münsteraner übergebene Summe jener entsprach, die für gewöhnlich die königlichen, kurfürstlichen und republikanischen Envoyés bei ihrem Abschied übergaben.334 Da solche Vorfälle nur selten zufälliger Natur waren, liegt die Vermutung nahe, dass dieser fürstliche Gesandte auf diese Weise indirekt eine Gleichsetzung fingieren wollte. Die Standardisierung des Geldbetrages, den der Oberzeremonienmeister erhalten sollte, brachte es mit sich, dass Ansprüche verdeutlicht werden konnten. Im Umkehrschluss achtete der Oberzeremonienmeister auf die genaue Einhaltung dieser Werte. Zwar konnte ein Gegengeschenk nicht eingefordert werden, wohl aber konnte der Empfang dessen verweigert werden, wenn der Geldbetrag unter dem festgelegten Maße lag.335 Eine Ehrverminderung war in jedem Fall zu vermeiden und hatte diese offizielle Fixierung den Vorteil, dass sich Besser nicht dem Vorwurf der Bestechlichkeit ausgesetzt sah. Gerade hochrangige Personen oder Minister, denen eine gewisse Mitsprache oder zumindest Einwirkungsmöglichkeiten im Bereich der Außenpolitik zugesprochen wurden, erhielten häufig Geschenke von den Gesandten.336 Exempla331
SächsHStA Dresden, 10008 Zeremonienmeister, Sekt. 01, Nr. 29 c, Bl. 134r. Oktober 1707 Besser „Ceremonial-Acta“ zitiert nach: Hahn/Kiesant 2009, S. 323. 333 Vgl. Falcke 2006, S. 224. 334 Vgl. SächsHStA Dresden, 10008 Zeremonienmeister, Sekt. 01, Nr. 29 c, Bl. 134v. 335 Exemplarisch: „Er [modenaischer Envoyé – E. R.] mir Tages hernach durch seinen SECRETARIUM das gewöhnliche Gegenpresent von 100. Ducaten schickte, nachdem Er mir vorher nur 60. PRÆSENTIEREN lassen, ich aber solche, weilen es wider die hergebrachte Gewohnheit, nicht annehmen wollen.“ 8. Dezember 1708 Besser „Ceremonial-Acta“ zitiert nach: Hahn/Kiesant 2009, S. 329. 336 Jenes Vorgehens bediente sich selbstredend ebenso der Berliner Hof (exemplarisch: 7. November 1686 Friedrich Wilhelm an Falaiseau nach Stockholm. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 9327, Bl. 230r). 332
5. Geschenke
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risch lässt sich dies an der Person Heinrich Rüdiger Ilgens aufzeigen. Der französische Gesandte Rottembourg wollte 1716 anlässlich des Abschlusses eines Allianzvertrages Ilgen einen Brillantring schenken. Ilgen wollte diesen nicht ohne die Einwilligung Friedrich Wilhelms I. annehmen. Der König zog es vor, Ilgen den Gegenwert des Ringes aus eigener Tasche auszuzahlen. Jörg Ulbert führt aus, dass die Erlaubnis, die Präsente anzunehmen, Friedrich Wilhelm I. verpflichtet hätte, Rottembourg ein Gegengeschenk gleichen Wertes zu machen. Um dies zu vermeiden, hätte er zwar die Annahme verbieten können, dies hätte wiederum die Gefahr erhöht, dass Ilgen hinter seinem Rücken in die Abhängigkeit der Franzosen geriet. Die bisher erfolgten Darlegungen verdeutlichen, gerade letzterer Aspekt, und nicht so sehr die Problematik eines Gegengeschenkes, war bedeutsam. Der Ring wurde eben nicht als unverfängliches Dankespräsent verstanden, sondern vielmehr als ein Präsent, welches Ilgens Entscheidungsfreiheit bei zukünftigen Vertragsverhandlungen mit Frankreich beeinträchtigen würde.337 Erklärbar ist dies damit, dass das Geschenk des französischen Hofes an einen Anlass und Zweck gebunden war und sich folglich nicht in die zeremoniellen Vorgänge beim Abschied eines Gesandten einordnen ließ. Ende des Jahres 1727 etwa wandte sich Ilgen abermals an Friedrich Wilhelm I. und berichtete, dass der sächsisch-polnische Gesandte Graf von Flemming zu ihm gekommen sei, um seinen Abschied zu nehmen und ein Präsent zu überbringen: „. . . als Ich Ihn nun mit allen schuldigen SUBMISSION gegen Seinen König tesmon geziemet [. . .], und daß ich auch kein PRESENT ohne Eurer König. gnädigste PERMISSION annehmen könte So drang Er doch sehr starck in Mich das PRESENT anzunehmen, sonst Er auch dasjenige so Eure Königliche Majestät Ihm allergnädigst geschenket, wieder zurück geben müssen.“ 338 Obgleich Flemming darauf verwies, dass er ebenfalls ein Geschenk erhalten habe, demnach jenes Geschenk für Ilgen als Gegengeschenk angesehen werden könne, verweigerte Ilgen die Annahme. Unwillig verließ Flemming Ilgens Haus – das Präsent, ein Beutel mit Geld, nahm er nicht mit sich, sondern ließ dies auf einem Tisch liegen. Es wurde ihm umgehend vom preußischen Minister nachgesandt. Daraufhin schickte Flemming seinen Sekretär, um diesen einen erneuten Übergabeversuch unternehmen zu lassen, der ebenfalls scheiterte. Nachdem dies Friedrich Wilhelm I. übermittelt worden war, erteilte dieser Ilgen die Erlaubnis, das Präsent anzunehmen. Ilgen tat dies, jedoch nicht ohne dem König Auskunft zu geben,
337 Vgl. Ulbert, Jörg: Der Leiter der preußischen Außenpolitik Heinrich Rüdiger von Ilgen (1654–1728) als Informant der französischen Diplomatie. Anwerbung – Bezahlung – Gegenleistung. In: Externbrink, Sven/Ulbert, Jörg (Hrsg.): Formen internationaler Beziehungen in der Frühen Neuzeit. Frankreich und das Alte Reich im europäischen Staatensystem [. . .] (= Historische Forschungen; 71). Berlin 2001, S. 281–284. 338 20. Dezember 1727 Ilgen an Friedrich Wilhelm I. GStA PK, I. HA, Rep. 41 Nr. 1026.
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IV. Elemente des Gesandtschaftszeremoniells
welchen Wert dieses Geschenk hatte.339 Friedrich Wilhelm I. sah offensichtlich keine weitreichenden Konsequenzen oder die Gefahr eines Loyalitätskonfliktes für Ilgen, denn das Geschenk Flemmings war problemlos in die allgemein zwischenhöfische Gabenpraxis des Gesandtschaftszeremoniells einzuordnen. Dennoch war die Absicherung Ilgens und dessen genaue Übermittlung des Geschenkwertes geschickt und sprach ihn frei vom Verdacht der Bestechlichkeit. Wie schnell man in Verruf geriet, hatte beispielsweise Franz von Meinders (1630–1695) 1674 erfahren, als der nicht gänzlich unberechtigte Vorwurf 340 laut wurde, der brandenburgische Minister habe sich durch Geschenke des französischen Hofes korrumpieren lassen. Meinders sah sich zu einem Rechtfertigungsschreiben an den Kurfürsten Friedrich Wilhelm gezwungen: „. . . von Franckreich weder DIRECTO noch INDIRECTO etwas anders gehabt [. . .] alß bey meiner fur 6 iahren dahin [. . .] gethanen reise ein POURTRAIT und 1000 R. zur kette und anitzo abermahl ein POURTRAIT, so Ewer Churfürst Durchlaucht gesehen 5000 R. zur Kette, wofern ich wißen sollte, das bey einem oder andern Ewer Churfürst Durchlaucht das geringste mißfallen hetten, würde ich gewißlich nicht eines hellers werth davon ein stunde in meinem Verwahr behalten, dan ich durch des allerhogsten segen und Ewer Churfürst Durchlaucht gnade in solchem stande lebe, daß ich Gott lob dürch dergleichen und andere unzuläßige mittel mich zu begüten und meine trewe dadürch zu beflecken keine ursach habe . . .“. 341 Zum einen stritt Meinders jene Ursache, eine mangelhafte Bezahlung durch den Regenten, die Minister und Gesandten oftmals dazu bewog, Geschenke anzunehmen, ab und schmeichelte dem Kurfürsten, der so als großzügiger Monarch dargestellt wurde. Zum anderen benannte Meinders die vom französischen Hofe erhaltenen Abschiedspräsente nebst deren genauen Wert, ordnete diese in einen akzeptierten Rahmen ein und bot sogar an, diese abzugeben, wiewohl dies zweifelsohne für Empörung beim französischen König gesorgt hätte. Hier tritt der grundlegende Konflikt bei der Übergabe von Geschenken hervor, die Pflicht zur Dankbarkeit gegenüber dem Schenkenden, dem fremden Potentaten und die Pflicht zur Loyalität dem eigenen Herrn gegenüber. Eindeutige Verhaltensregeln konnte es nicht geben,342 es galt situativ zu agieren. Gleichwohl habe, laut Richard Fester, diesbezüglich eine Entwicklung stattgefunden. Friedrich III./I. habe bei seinem Regierungsantritt noch erklärt, er wisse 339 Vgl. 22. Dezember 1727 Ilgen an Friedrich Wilhelm I. GStA PK, I. HA, Rep. 41 Nr. 1026. 340 Ausführlich zu den Zahlungen des französischen Hofes an die brandenburgischpreußischen Minister zur Zeit Friedrich Wilhelms: Prutz, Hans: Aus des Grossen Kurfürsten letzten Jahren. Zur Geschichte seines Hauses und Hofes, seiner Regierung und Politik. Berlin 1897. 341 8./18. Februar 1674 Meinders an Friedrich Wilhelm. GStA PK, VI. HA, Nl. Meinders Nr. 4, Bl. 7r/v. 342 Vgl. Stollberg-Rilinger 2010, S. 199.
6. Gestik und Gegenstände
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wohl, dass an seinem Hofe sich einige durch Geschenke bestechen ließen, in Zukunft erwarte er, dass man Geschenke nur mit seiner Genehmigung annehme. Friedrich Wilhelm I. wiederum habe sich nicht mit bloßen Ermahnungen zufrieden gegeben, sondern seinen Geheimen Räten den Eidschwur,343 dass sie „. . . keine Gesten, Gaben, Präsente, Pensiones oder Promessen, von was Natur oder Eigenschaft dieselbe immermehr sein können oder mögen, von keinem Menschen, weder von Auswärtigen noch Einheimischen, weder Hohen noch Niedrigen, und das weder durch ihn selbst noch durch andere, sie seien seine Angehörige, Domestiquen und Verwandte oder Fremde, empfangen oder annehmen“ 344 wollen. Jede neue Situation bezüglich der Geschenkepraxis erforderte eine Entscheidung über das, was ausreichend war; denn jedes Zuviel und jedes Zuwenig konnte Verlust oder Schwächung der eigenen Position in der Ranghierarchie bedeuten.345 Voraussetzung war, dass die am Geschenketransfer beteiligten Akteure über die gleichen Wahrnehmungs- und Bewertungskriterien verfügten. Dies mochte innerhalb der europäischen Kulturlandschaft vergleichsweise praktikabel sein, über deren Grenzen hinaus keineswegs. Neben diesen räumlichen Einflussfaktoren sollte zudem nicht aus dem Blick verloren werden, dass am Ende des „Ancien Régimes“ der Sinngehalt der diplomatischen Geschenke eine Veränderung erfuhr.346
6. Gestik347 und Gegenstände „Auch auff das kleineste/als was nur ichtes zur Ehre nöhtig/muß man bey Gesandschafft sehen.“ 348 empfiehlt 1679 Hoevelen in seinem Gesandtschaftstraktat 343 Der Eid wurde zur Begründung und Stabilisierung von politisch-herrschaftlich verfassten Systemen genutzt. Die Angehörigen der jeweiligen Verbände wurden mit dem Eid auf ein Verhalten eingeschworen, das die Kontinuität der Verbandsgewalt garantieren sollte (vgl. Holenstein, André: Rituale der Vergewisserung: Der Eid als Mittel der Wahrheitsfindung und Erwartungsstabilisierung im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit. In: Bierende, Edgar u. a. (Hrsg.): Riten, Gesten, Zeremonien. Gesellschaftliche Symbolik in Mittelalter und Früher Neuzeit (= Trends in Medieval Philology; 14). Berlin/New York 2008, S. 232, 234). 344 Zitiert nach: Fester Richard: Zur Kritik der Berliner Berichte Rébenacs. In: Historische Zeitschrift 92 (1904), S. 30 f. 345 Vgl. Falcke 2006, S. 252. 346 Vgl. Windler, Christian: Tribut und Gabe. Mediterrane Diplomatie als interkulturelle Kommunikation. In: Saeculum. Jahrbuch für Universalgeschichte 51 (2000), S. 41, 51. Weiterführend: Rudolph, Harriet: Entangled Objects and Hybrid Practices? Material Culture as a New Approach to the History of Diplomacy. In: Rudolph, Harriet/Metzig, Gregor M. (Hrsg.): Material culture in modern diplomacy from the 15th to the 20th century (= Jahrbuch für europäische Geschichte; 17). Berlin/Boston 2016, S. 1–28. 347 Gesten sind signifikante Bewegungen des Körpers. Der Einzelne schafft mit Hilfe seines Körpers und seiner Gestik symbolische Räume um sich herum (vgl. Wulf, Christoph: Der mimetische und performative Charakter von Gesten. Perspektiven für eine kultur- und sozialwissenschaftliche Gestenforschung. In: Wulf, Christoph/Fischer-Lichte, Erika (Hrsg.): Gesten. Inszenierung. Aufführung. Praxis. München 2010, S. 284).
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IV. Elemente des Gesandtschaftszeremoniells
und fasst damit prägnant den Schwerpunkt des folgenden Kapitels zusammen. Oftmals waren es vermeintliche Petitessen, die für langwierige Auseinandersetzungen im Gesandtschaftszeremoniell sorgten, eine Analyse derselben zeigt, dass hierbei grundlegende Mechanismen des Zeremoniells wirkten. Selbst wenn Gesandte in ihren Relationen an den Heimathof in denkbar knapper Form über das ihnen zugestandene Zeremoniell bei Antritts- und Abschiedsaudienz berichteten, ein Verweis auf die Anzahl der Pferde und Kutschen349 mit denen sie aufgeholt wurden bzw. zur Audienz fuhren, war stets zu finden. Dies war eines der Elemente des Gesandtschaftszeremoniells, welches wiederholt Anlass zu intensiven Verhandlungen bot. Ende des 16. Jahrhunderts begann das Zeitalter der Kutsche.350 Rudolf Wackernagel stellt fest, dass in dem für diese Arbeit relevanten Untersuchungszeitraum, Gestaltung und Modifizierungen der Karosserie und des Innenraums mehr im Fokus des Interesses standen, als Entwicklungsmöglichkeiten beim Fahrgestell.351 In Anbetracht der Tatsache, dass kostbarer und aufwendiger Dekor eines Wagens auf den Rang seines Insassen verweisen konnte, dürfte dieser Befund kaum überraschen. Folgerichtig wurden Kutschen als ein politisch-zeremonielles Instrument im Gesandtschaftswesen verwendet. Dies galt ebenso für den Berliner Hof. In den Anfangsjahren seiner Regierungszeit beschränkte sich Kurfürst Friedrich Wilhelm vorerst auf den Erwerb von Karossen, die aber in Bezug auf Repräsentativität noch nicht überregionalen Ansprüchen genügten. In den darauffolgenden Jahrzehnten förderte man die Eigenproduktion von Karossen und der brandenburgisch-preußische Fuhrpark musste nunmehr bezüglich des Umfangs und der Ausstattung keinesfalls den Vergleich mit seinen europäischen Standesgenossen fürchten. Friedrich III./I. führte fort und differenzierte aus, was sein Vater begonnen hatte und auch der zweite preußische König war dem kunstvollen Wagenbau zugetan. Waren im ersten Regierungsjahr Friedrich Wilhelms I. die Ausgaben für den Marstall um die Hälfte gekürzt worden, gab er seit den 1720er Jahren Staatskarossen in Berlin in 348
Hoevelen 1679, S. 178. Die Aufholung der Gesandten aufgrund klimatischer Bedingungen mit Schlitten ist hauptsächlich am russischen Hof zu beobachten (exemplarisch: CEREMONIEL so beÿ meiner Ersten reise in MUSCOW, auf der grenzen vorgegangen ANNO 1673. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8787, Bl. 43v). Weiterführend zur Schlittennutzung am Berliner Hof: Göres, Burkhardt: Berliner Prunkschlitten, Kutschen und Sänften des Barock. Ausstellungskatalog Staatliche Museen Berlin. Berlin 1987. Sowie: Meckel, Claudia: Von der Rüstkammer zum Marstallmuseum. In: Meckel, Claudia/SPSG (Hrsg.): Kutschen, Schlitten, Sänften (= Bestandskatalog der Kunstsammlungen; 6). Berlin 2013, S. 1–22. 350 Vgl. Kugler, Georg J.: Die Kutsche vom Beginn des 18. Jahrhunderts bis zum Auftreten des Automobils. In: Treue, Wilhelm (Hrsg.): Achse, Rad und Wagen. Fünftausend Jahre Kultur- und Technikgeschichte. Göttingen 1986, S. 236. 351 Vgl. Wackernagel, Rudolf H.: Zur Geschichte der Kutsche bis zum Ende des 17. Jahrhunderts. In: Treue, Wilhelm (Hrsg.): Achse, Rad und Wagen. Fünftausend Jahre Kultur- und Technikgeschichte. Göttingen 1986, S. 197. 349
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Auftrag, die sich durch ein innovatives Zeichensystem in Anerkennung der symbolischen Bedeutung des Schmuckwerkes auszeichneten.352 In ihren Relationen widmeten Gesandte, der Innenausstattung der sie abholenden Kutschen kein besonderes Augenmerk, in den seltensten Fällen erschien diese erwähnenswert,353 obgleich die nicht fest installierte textile Ausstattung des Kutscheninneren, um das Gefährt dem Rang des Benutzers entsprechend auszustatten, auswechselbar war.354 Wesentlich bedeutsamer war, welchen Platz der Gesandte innerhalb der Kutsche erhielt. „Der Platz zur rechten Hand,355 wo man das Gesichte nach der Deichsel zuwendet, ist die Ober=Stelle, darneben zeiget sich die andere, gegen dem obern Platz über ist die dritte, und dann folget neben dieser die vierte.“ 356 Der erhaltene Platz offenbarte, welcher Rang dem Gesandten zugestanden wurde, das Einfordern der Oberstelle war demnach obligatorisch und unbedingt berichtenswert.357 Eine Begründung dürfte sein, dass das Innere der Kutsche im Gegensatz zu ihrer äußeren Ausgestaltung, nicht den direkten Blicken Zusehender bei der Aufholung zur Audienz ausgesetzt war. Dementsprechend bot es keinen Ansatzpunkt für Wertungen und Kritik. Für diese Annahme spricht die oftmals, in Zeitungen oder gedruckten Relationen, der höfischen Öffentlichkeit hingegen bereitgestellte Beschreibung der äußeren Gestaltung von Kutschen in außerordentlich repräsentativen Situationen, etwa bei den solennen 352 Vgl. Meckel, Claudia: Kutschen. Kutschen zur Herrschaftspräsentation und die Entwicklung des Berliner Wagens vom 17. bis ins 19. Jahrhundert. In: Meckel, Claudia/ SPSG (Hrsg.): Kutschen, Schlitten, Sänften (= Bestandskatalog der Kunstsammlungen; 6). Berlin 2013, S. 34 ff. 353 Eine der wenigen vorliegenden ausführlichen Beschreibungen: „Die CAROSSE ist inwendig mit den schönsten GLATTEN VELOURS DE VENICE ORAMOITI DOUBLIRET und mit einige gestickten CAMPANE darunter eine starck FRANGE D’OR ist, an der decke und Küßen reichlich außgezieret.“ 17. Februar 1702 Schmettau aus Haag. GStA PK, I. HA, Rep. 34 Nr. 6804. 354 Vgl. Böcker, Dagmar: Fortbewegungsmittel. In: Paravicini, Werner (Hrsg.): Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich. Bilder und Begriffe. Teilband I: Begriffe (= Residenzenforschung; 15/II). Ostfildern 2005, S. 118. 355 Die rechte Seite wurde als ranghöher als die linke angesehen (vgl. Signori, Gabriela: Links oder rechts? Zum Platz der Frau in der mittelalterlichen Kirche. In: Rau, Susanne/Schwerhoff, Gerd (Hrsg.): Zwischen Gotteshaus und Taverne. Öffentliche Räume in Spätmittelalter und Früher Neuzeit (= Norm und Struktur. Studien zum sozialen Wandel in Mittelalter und Früher Neuzeit; 21). Köln u. a. 2004, S. 357. Sowie: Elze, Reinhard: Rechts und Links. Bemerkungen zu einem banalen Problem. In: Kintzinger, Martin u. a. (Hrsg.): Das Andere Wahrnehmen. Beiträge zur europäischen Geschichte. August Nitschke zum 65. Geburtstag gewidmet. Köln u. a. 1991, S. 75–82). 356 Barth, Johann Christian: Die Galante Ethica Oder nach der neuesten Art eingerichtete Sitten=Lehre [. . .]. Dreßden und Leipzig 1748, S. 329. Dieses Prinzip scheint relativ konstant geblieben zu sein (vgl. Fano, Vincentio Nolfi von: Unterweisung Des Frauenzimmers Oder Lehr=Sätze Der Höflichkeit für eine Adeliche Dam. Nürnberg 1690, S. 200). 357 Exemplarisch: 15. März 1661. Auß der Englischen Gesandtschafft Diario. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8738, Bl. 21r.
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IV. Elemente des Gesandtschaftszeremoniells
Einzügen der Botschafter.358 Sowohl Gesandter359 als gastgebender Hof nutzten dies als Möglichkeit, staatliche Macht und Reichtum sowie die gegenseitige Wertschätzung360 zu veranschaulichen. Für Diplomaten, die nicht mit dem repräsentativen Charakter eines Ambassadeurs versehen worden waren, war dies weniger entscheidend. Erwähnenswert war für diese jedwede Handlung, die eine erkennbare Differenzierung und Rangabstufung der Gesandten untereinander mit sich brachte. Abstufungen konnten durch die eigentlichen Eigentümer der zur Aufholung bestimmten Kutschen vorgenommen werden. Am ehrenvollsten war die Nutzung der Leibkutschen des Herrschers, es folgten in absteigender Reihung jene seiner Gattin sowie weiterer Familienmitglieder und schließlich die Karossen von hohen Standespersonen bzw. Amtsträgern. Als es im Herbst 1675 dem kurpfälzischen Gesandten am Londoner Hofe gelang, ebenso wie die königlichen Gesandten, mit einer Kutsche des englischen Königs aufgeholt zu werden, erregte dies nicht nur die Aufmerksamkeit des Berliner Hofes, sondern versuchte dieser dies ebenfalls zu erringen.361 Drei Jahre später gelang dies.362 Den grundlegenden Mechanismen des Gesandtschaftszeremoniells folgend, nach denen eine Modifikation des Reglements für eine Gruppe von Gesandten umgehend andere Gruppen dazu veranlasste Ansprüche zu formulieren, führte dies wiederum dazu, dass die fürstlichen Gesandten Gleiches begehrten. Im April 1689 sollten ihre Forderungen Gehör finden, dem braunschweig-lüneburgischen Gesandten wurde eine königliche Kutsche zur Verfügung gestellt, wiewohl Brandenburg-Preußen dies zu ver358 „Leibkutsche hatte einen rothsammeten Himmel mit breiten güldenen TRESSen und RANGen/welches dann/wie nicht weniger die gantz reichlich vergüldete und mit schönem Mahlwercke gezierte Kutsche an sich ein sehr MAGNIFIQUES Ansehen gab.“ RELATION von Seiner EXCELLENTZ des Königlichen Englischen AMBASSADEURS, MYLORD RABY, gehaltenen Einzug und AUDIENTZ=SOLLENNItäten in Berlin. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8745, Bl. 15v. 359 Siehe: Die umfangreichen Überlegungen bezüglich der Gestaltung der Karossen des brandenburgisch-preußischen Ambassadeurs Raby. Zitiert nach: Hahn, Peter-Michael, 2016, S. 280, 284. 360 So konnte die Verwendung von wenigen oder gar als ungenügend aufgefassten Kutschen und Pferden als ehrvermindernd angesehen werden. 1719 erschien der Holstein-Gottorpsche Gesandte, entgegen dem üblichen Gebrauch, der vorsah, dass die Gesandten in Regensburg zur Übergabe ihres Akkreditivs beim Prinzipalkommissar in einer standesgemäßen Karosse mit sechs Pferden auffuhren, in einer zweispännigen, alten Kutsche. Als der Prinzipalkommissar dies erfuhr, rief er sofort seine Bedienten zurück, behandelte den neuen Gesandten kühl und verweigerte die Annahme des Beglaubigungsschreibens (vgl. Reiser, Rudolf: Adeliges Stadtleben im Barockzeitalter. Internationales Gesandtenleben auf dem Immerwährenden Reichstag zu Regensburg. Ein Beitrag zur Kultur- und Gesellschaftsgeschichte der Barockzeit (= Miscellanea Bavarica Monacensia; 17). München 1969, S. 18). 361 Vgl. 27. September 1675 O. Schwerin aus London. Zitiert nach: Orlich 1837, S. 34 ff. 362 Vgl. Aufholung der Fürst. u. Churfürst. ENVOYÉS am englischen Hofe. Zitiert nach: Hahn, Peter-Michael, 2016, S. 257.
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hindern gesucht hatte.363 Dessen ungeachtet musste der Berliner Hof dies letztlich akzeptieren, interessant ist der diesbezüglich im Sommer 1689 vom brandenburgisch-preußischen Gesandten in London Schmettau formulierte Gedanke: „. . . wenn an statt der einen CAROSSE des Königs so die Königlichen, Churfürstlichen und SOUVERAINEN REPUBLIQUEN ENVOYÉS bishero gehabt, denenselben künftig auch zugleich der Königin CAROSSE gegeben, und Sie also mit zweÿ Königlichen CAROSSEN, dahingegen die Fürstlichen nur mit einer aufgehohlet würden.“ 364 Als problematisch wurde vom Berliner Hof eben nicht das Zugeständnis weiterer Ehrenbezeugungen für die fürstlichen Gesandten gewertet, sondern dass durch dieses, die bisherigen Differenzen zwischen kurfürstlichen und fürstlichen Envoyés bei der Aufholung zur Audienz am Londoner Hof nivelliert worden waren.365 Eine Wiederherstellung jener erhoffte man sich, durch die Erhöhung der Anzahl der Kutschen, die den kurfürstlichen Gesandten zur Verfügung gestellt werden sollten, die neu errungen Vorzüge der Fürsten wären auf diese Weise nicht direkt angetastet worden. Der Vorschlag Schmettaus wurde nicht in die Praxis umgesetzt, er offenbart aber einen zusätzlichen Aspekt, der bei der Nutzung von Karossen mit in die Betrachtung einbezogen werden musste. Im Zuge der Vorüberlegungen der Neuregulierung des brandenburgisch-preußischen Gesandtschaftszeremoniells nach dem Kronerwerb hob der Oberzeremonienmeister Besser in diesem Kontext hervor: „. . . was die Menge der Kutschen anbetrifft, es darin an unterschiedenen Höfen unterschiedliche gehalten wird.“ 366 Eine Analyse des vorliegenden Quellenmaterials bestätigt dies. Verbindliche Vorgaben für die europäischen Höfe hinsichtlich der Anzahl der Kutschen, die bei der Aufholung der Gesandten des zweiten und dritten Ranges zu Antritts- und Abschiedsaudienz verwendet werden sollten, waren, abgesehen von dem Fakt, dass sich diese nach dem den Gesandten zugeordneten Rang richten sollten, nicht vorhanden. Das Minimum war eine Kutsche,367 Maximum waren drei Kutschen.368 Letztere erhielten Gesandte vorwiegend an den Höfen, die per se großzügig Ehrenbezeugungen gewährten. Weil keine verbindlichen Vorgaben vorhanden waren, akzeptierte beispielsweise Friedrich III./I. zu Beginn seiner 363 Vgl. 26. April 1689 Schütz aus London. NLA Hannover Cal. Br. 22 Nr. 658, Bl. 7r. 364 20. August 1689 Schmettau aus London. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 1788, Bl. 131r. 365 Siehe auch: 4. Juni 1689 Schmettau aus London. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8739, Bl. 70r. 366 UNMAßGEBLICHES UNTERTHÄNIGSTES BEDENCKEN DIE KÜNFTIGE RECEPTION DER ENVOYÉS ODER ABGESANDTEN BETREFFEND. Zitiert nach: Hahn/Kiesant 2010, S. 35. 367 Exemplarisch: Spanien: 30. Dezember 1661 Beck aus Madrid. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8759. 368 Exemplarisch: PROTOCOLLUM PARTICULARE. LASA, DE, Z 44, Abteilung Dessau, B 3c Nr. 2 Bd. III.
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IV. Elemente des Gesandtschaftszeremoniells
Regentschaft, dass die Aufholung seiner Envoyés am schwedischen Hofe mit zwei Kutschen erfolgte, während den schwedischen Envoyés in Berlin drei Kutschen gewährt wurden. Doch implizierte dies nicht, dass auf den Versuch verzichtet wurde, eine Anpassung der Verhältnisse zu erreichen, ein „. . . gleichmäßig TRACTAMENT“ 369 zu erwirken. Obgleich der schwedische Hof den kurfürstlichen Envoyés bereits insoweit entgegengekommen war, als dass man die Anzahl der Pferde, die vor die zweite Kutsche gespannt wurden, von vormals zwei370 auf vier Pferde erhöht hatte. Dies veranschaulicht zudem den dritten Aspekt, der bei der Verwendung von Karossen im Gesandtschaftszeremoniell bedeutsam erschien, die vor diese gespannten Pferde.371 Seit jeher war das Reiten auf Pferden eng mit der Idee des Be(herrschens) verbunden,372 waren Pferde aktiv in das Herrschaftsprogramm der Aristokratie eingebunden. Als Reittier war das Pferd durch seine Symbolik als „beweglicher Thron“ ein Statussymbol, für das Selbstverständnis und die Legitimation eines Potentaten in der Frühen Neuzeit war eine repräsentative Pferdehaltung und Reitkultur unabdingbar.373 Dementsprechend waren Funktionen und Wirkungsweisen von Pferden im Gesandtschaftszeremoniell ausgeprägt. Zumeist verzichteten die Gesandten auf den Ritt auf dem Pferde und fuhren in Karossen vor. Dennoch gab es Situationen, in denen dem Reiten der Vorzug gegeben wurde. Der Gesandte musste in einem solchem Fall achtsam beim Absteigen sein, wer in zeremoniellen Situationen hierbei zuerst mit den Füßen den Boden berührte, erkannte die Präeminenz seines Gegenübers an.374 Ritt der Gesandte mit mehreren Personen, war die Frage bedeutsam, welchen Platz er einnahm,375 insbesondere bei feierlichen Aufzügen gab die Position des Reiters Auskunft über dessen Rang, alleine zu Pferd ein Aufzugsglied zu bilden, galt als die größtmögliche Auszeichnung.376 369 5. Juli 1689 Friedrich III./I. an Johann Georg III. SächsHStA Dresden, 10025 Geheimes Konsilium, Loc. 04970/02, Bl. 40v. 370 Exemplarisch: EXTRACTUS RELATIONS deß Cantzler Christoph Brandts auß Schweden vom 21. August 1682. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8770. 371 In Ausnahmefällen konnten Maultiere genutzt werden (vgl. 30. Dezember 1661 Beck aus Madrid. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8759). 372 Vgl. Cuneo, Pia F.: Das Reiten als Kriegstechnik, als Sport und als Kunst: die Körpertechnik des Reitens und gesellschaftliche Identität im frühneuzeitlichen Deutschland. In: Mallinckrodt, Rebekka von (Hrsg.): Bewegtes Leben. Körpertechniken in der Frühen Neuzeit (= Ausstellungskataloge der Herzog August Bibliothek; 89). Wiesbaden 2008, S. 167. 373 Vgl. Bayreuther, Magdalena: Pferde in der Diplomatie der frühen Neuzeit. In: Häberlein, Mark/Jeggle, Christof (Hrsg.): Materielle Grundlagen der Diplomatie. Schenken, Sammeln und Verhandeln in Spätmittelalter und Früher Neuzeit (= Irseer Schriften: Studien zur schwäbischen Kulturgeschichte; 9). Konstanz/München 2013, S. 227. 374 Vgl. Garnier 2016, S. 49. 375 Vgl. Barth 1748, S. 330.
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Unabhängig davon, ob der Gesandte ritt oder in einer Kutsche fuhr, war zu entscheiden, ob die Pferde des gastgebenenden Hofes oder die des sendenden Hofes eingesetzt werden sollten. Da der Transport von Pferden mit Kosten, Aufwand und Unwägbarkeiten377 verbunden war, griff man gerne auf die Pferde des gastgebendenden Hofes zurück.378 Vornehmlich jene Sendungen, deren Hauptaugenmerk auf die Repräsentation ausgerichtet war, erforderten den Gebrauch eigener Pferde. Diese konnten durch ihre Qualität das Ansehen des Ursprunglandes beträchtlich steigern.379 Wert wurde, dies dokumentiert die Beschreibung des Einzuges des brandenburgisch-preußischen Ambassadeur 1702 am Londoner Hof, dabei auf verschiedene Punkte gelegt. „. . . acht von Berlin übergesandten kastanienbraunden Preüßischen Pferden bespannete CAROSSE DE PARADE [. . .] der zweÿten, so eine CALUCHE [. . .] mit 8 schwartzen Friesischen Ihrer Excellence eigenen Pferden bespannet war [. . .] die dritte A DEUX FONDS war auch mit 8 schwartzen Englischen Pferden mit langen schweifeen bespannet [. . .] Alle Pferde von gedachten CAROSSEN waren in den Mähnen und Schweiffen mit schwartzen bändern und Schweiffen wohl eingebunden.“ 380 Sämtliche am Einzug beteiligte Parteien, waren durch eigene Pferde vertreten, die gemäß den geltenden Richtlinien „einerley CALIBRE und Farbe“ 381 hatten. Laut Magdalena Bayreuther war die Farbe das wichtigste Merkmal eines fürstlichen Pferdes, je seltener und auffälliger diese, desto wertvoller und begehrter das Ross.382 Zudem waren gepflegter Schweif und ansprechende Mähne des Pferdes von Bedeu376 Vgl. Schnitzer, Claudia: Höfische Maskeraden. Funktion und Ausstattung von Verkleidungsdivertissements an deutschen Höfen der Frühen Neuzeit (= Frühe Neuzeit; 53). Tübingen 1999, S. 160 f. 377 Exemplarisch: „. . . daß das in Holland gekaufte Gespan zur 2ten CAROSSE, die 9. große schwartzgraue Staats=Pferde auf der Hinfahrt nach LONDEN im Schiffe durch Schuld des Schif=CAPITAINS zu gedränge gestanden wovon 4. gestorben, u. die andern im schlechten Zustand waren.“ Spanheims Sendung als Ambassadeur nach England. Zitiert nach: Hahn, Peter-Michael, 2016, S. 281. 378 Dies war ein Grund für die besondere Aufmerksamkeit, die den herrschaftlichen Marschställen geschenkt wurde (exemplarisch: „Ich habe mit vielen Mißfallen ersehen, daß die angekommene Preuß. Pferde sehr schlecht, und schlechter auch in weniger Anzahl gewesen, als die vorige Jahre.“ 15. Mai 1735 Friedrich Wilhelm I. an den Stallmeister Greinert. Zitiert nach: König, Anton Balthasar: Versuch einer Historischen Schilderung der Hauptveränderungen, der Religion, Sitten, Gewohnheiten, Künste, Wissenschaften etc. der Residenzstadt Berlin [. . .]. Vierten Theils Zweiter Band. [. . .]. Berlin 1796, S. 72). 379 In diesen Kontext lassen sich die Pferdegeschenke zwischen Potentaten einordnen. (Exemplarisch: GStA PK, I. HA, Rep. 36 Nr. 2171). 380 RELATION. Dasjenige was beÿ dem öffentlichen Einzug und AUDIENTZ Ihre König. May. EXTRAORDINAIRE AMBASSADE in Engeland vorgegangen. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8741, Bl. 290v. 381 Florinus 1719, S. 101. 382 Vgl. Bayreuther, Magdalena: Pferde und Fürsten. Repräsentative Reitkunst und Pferdehaltung an fränkischen Höfen (1600–1800) (= Stadt und Region in der Vormoderne; 1). Würzburg 2014, S. 89 f.
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tung,383 dementsprechend erwähnt die Beschreibung des Einzuges nicht nur diese, sondern verweist auf deren Hervorhebung durch eine Ausschmückung mit Bändern. Vorliegende Quellen lassen darauf schließen, dass die Anzahl der Pferde, der wichtigste Aspekt im Umgang mit Karossen und Pferden war.384 In der Theorie war schon früh eine Festschreibung erfolgt, wie viele Pferde dem jeweiligen Gesandten, wie stets abhängig vom Rang des sendenden Hofes sowie dem ihm zugeordneten Charakter, zugestanden werden sollten.385 Ambassadeure hatten das Recht, da sie als direkte Vertreter ihrer Prinzipalen angesehen wurden, wie jene acht Pferde zu erhalten.386 Obgleich in der Praxis davon des Öfteren abgewichen und nur sechs Pferde beansprucht wurden.387 Sechs Pferde vor der Karosse beanspruchten ebenso fürstliche Envoyés, um den kurfürstlichen Gesandten gleich gestellt zu sein. Dies suchten die Kurfürsten und deren Gesandten selbstredend zu verhindern, diese Auseinandersetzung sollte Jahrzehnte währen. Zahlreiche gedruckte Relationen für oder gegen diese Forderungen wurden veröffentlicht,388 vielfältige Lösungsansätze präsentiert und wieder verworfen, etwa: „. . . daß man Churfürstlicher Seÿte statt 6. acht Pferde nehmen solte [. . .] hielten Sie [Johann Georg IV. – E. R.] nicht zureichend, da die Fürstlichen ein gleiches thun möchten.“ 389 Es zeigt sich, die Differenz in der Menge der Pferde war an dieser Stelle das entscheidende Kriterium, denn durch diese, wurden Rangunterschiede versinnbildlicht. Dies erstreckte sich auf die Aufholung der Gesandten zu publiquen Audienzen, die dabei wirkenden Prinzi383 Vgl. Baum, Marlene: Das Pferd als Symbol. Zur kulturellen Bedeutung einer Symbiose. Frankfurt am Main 1993, S. 42. 384 Beispielhaft belegt dies die 1689 erfolgte Aufholung des brandenburgisch-preußischen Gesandten Reyer am russischen Hof. Reyer bekundete deutlich sein Missfallen, als der Moskauer Hof zwei Kutschen mit jeweils zwei Pferden schickte und nicht, wie vom brandenburgischen Kurfürsten gewünscht, eine Kutsche mit sechs Pferden. Die Anzahl der Pferde wurde gewichtiger als jene der Kutschen gewertet (vgl. 21. April/1. Mai 1689 Reyer aus Riga. GStA PK, XX. HA, Etats-Ministerium Tit. 131 a Nl. Rey(h)er Nr. 158, Bl. 4v). 385 In den gesichteten Quellen war keine Begründung für die Auswahl der entsprechenden Zahlen zu finden. Weiterführend wäre demnach zu untersuchen, in welchem Maße die Verwendung einer bestimmten Pferdeanzahl pragmatischen oder symbolischen Ursachen geschuldet war. (Zur Zahlensymbolik: Endres, Franz Carl/Schimmel, Annemarie: Das Mysterium der Zahl. Zahlensymbolik im Kulturvergleich. Dritte Auflage. Köln 1986). 386 Vgl. Moser, Friderich Carl, 1761, S. 345. 387 Exemplarisch: Mai 1705 Besser „Ceremonial-Acta“ zitiert nach: Hahn/Kiesant 2009, S. 220. 388 Exemplarisch: Bedencken, ob bey allgemeinen CONVENTEN und Zusammenkünfften die Fürstliche Abgesandten mit sechs Pferden fahren können? DE ANNO 1679. Zitiert nach: Lünig 1715, S. 961 f. 389 21. April 1693 Chwalkowski aus Dresden. GStA PK, I. HA, Rep. 41 Nr. 50, Bl. 322r.
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pien und Einflussfaktoren lassen sich hervorragend an den Vorgängen des Jahres 1685 am Berliner Hofe konkretisieren. Der Gesandte Oberg fasste jene in seinem Bericht an den wolfenbüttelschen Hof zusammen: „Mit dem Kaÿserlichen MINISTRO hatt es wegen seiner RECEPTION große DIFFICULTE geben; Man hatt bißher die Kaÿserlichen MINISTROS allemahl mit 3. Kutschen mit 6. pferden, die Königlichen aber mit 2. Kutschen zu 6. Pferden und einer zu 2. pferden aufgeholet. Jezo aber hatt man dem Kaÿserlichen MINISTRUM mit denen Königlichen gleich TRACTIREN wollen.“ 390 Freilich war der Wiener Hof keineswegs gewillt, dies zu akzeptieren. Der kaiserliche Gesandte Fridag berief sich auf die, seinem Vorgänger auf diesem Posten Graf Lamberg (1608–1682), zugestandenen achtzehn Pferde und präsentierte dem Berliner Hof Aufzeichnungen aus den Wiener Archiven, die dies belegten.391 In den Augen Wiens bezog man sich somit auf einen Präzedenzfall, dessen Nicht-Akzeptanz ein Handeln wider der herkömmlichen Observanz bedeutet hätte, denn gemeinhin wurde es als verwerflich angesehen, eine Minderung einmal gewährter Ehrbezeugungen vorzunehmen.392 Der Berliner Hof, musste zwar einräumen, dass dies so vonstatten gegangen war, eine verbindliche Gültigkeit aber wollte man dem Vorfall nicht zugestehen. Vielmehr argumentierte Brandenburg-Preußen, dies wäre kein Präzedenzfall gewesen, die Aufholung Lambergs habe lediglich auf einem Versehen393 des ehemaligen, mittlerweile verstorbenen, brandenburgischen Oberhofmarschalls Canitz beruht, der entgegen dem seit 1680 vorliegenden brandenburgisch-preußischen Gesandtschaftszeremoniells gehandelt habe.394 Jenes Reglement sah in der Tat eine Aufholung aller kaiserlicher, königlicher und kurfürstlicher Gesandte mit 14 Pferden vor.395 Aufschlussreich ist diese Argumentation allemal, die in ähnlicher Form häufig bei Zeremoniellkonflikten zu finden ist. Das Geschehene wurde als Fehler einer einzelnen Person dargestellt, die sich in diesem Fall nicht einmal mehr dazu äußern und zur Rechenschaft gezogen 390
24. März 1685 Oberg aus Berlin. NLA WOL 1 Alt 4 Nr. 88, Bl. 104r/v. Vgl. 25. April/5. Mai 1685 Fridag aus Berlin. AT-OeStA/HHStA RK Diplomatische Akten Berlin Berichte 4a. Berichte aus Berlin. 1685 April–October, Bl. 20v. 392 Vgl. Stieve 1723, S. 272. 393 Es kursierten Gerüchte, dass dies sehr wohl ein bewusstes Vorgehen von Canitz: „. . . alß ein Kaÿserlicher Unterthaner“ gewesen wäre. 12. Mai 1685 Oberg aus Berlin. NLA Hannover Celle Br. 20 Nr. 172/2, Bl. 127r. Wenngleich Ute Hüsken unterstreicht, letztlich wäre für die Beteiligten, die eigentliche Ursache des Fehlers von weitaus weniger Relevanz als dessen Korrektur gewesen (vgl. Hüsken, Ute: Gefahr und Erneuerungspotential. Ritualfehler und Scheitern von Ritualen. In: Schlesier, Renate/Zellmann, Ulrike (Hrsg.): Rituale als provoziertes Risiko. Würzburg 2009, S. 55). 394 Vgl. PROTOCULLUM. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8667. 395 Vgl. 1680. Reglement. SächsHStA Dresden, 10024 Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Loc. 08265/15, Bl. 31r. 391
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werden konnte. Der Kurfürst wies so jegliche Verantwortung von sich, gab letztlich scheinbar nach und ließ Fridag mitteilen, dass man ihn zu seiner Antrittsaudienz mit drei Kutschen, jeweils mit sechs Pferden bespannt, abholen werde. Zugleich betonte er, dass dies der Person Fridags allein und nicht seinem Charakter geschuldet sei.396 Um möglichen Beschwerden der königlichen Gesandten entgegen zu wirken, erschien dieses Vorgehen Friedrich Wilhelms, der so den Versuch unternahm, die Pferdeanzahl eben nicht als eine explizit dem Kaiser zustehende Sonderbehandlung zu werten, angebracht. Eine Sonderbehandlung, die der kaiserliche Hof umso vehementer einforderte, als dass unter anderem das zeitgleich am dänischen Hofe neu formulierte Gesandtschaftszeremoniell als empfindliche Schwächung der kaiserlichen Vormachtstellung empfunden wurde.397 Der Anspruch des Kaisers den Rang über alle anderen europäischen Monarchen innehaben zu wollen, sollte und musste sich stets im Gesandtschaftszeremoniell aller europäischen Höfe sichtbar widerspiegeln.398 Verständlicherweise ließen demzufolge die Beschwerden der königlichen Gesandten in Berlin nicht lange auf sich warten. Der französische Envoyé Rebenac drohte mit Konsequenzen, die eine Verschlechterung der zeremoniellen Behandlung der kurfürstlichen Gesandten, insbesondere eine zeremonielle Differenz zwischen königlichen und kurfürstlichen Gesandten, beinhalten würden, wenn der Berliner Hof die Unterschiede in der Rezeption beibehielte. Die vom Gesandten Oberg (1657–1713) daraufhin formulierte Vermutung, dass diese: „. . . CONSIDERATION dörffe Seiner Churfürstliche Durchlaucht gar leicht bewegen, denen Königliche MINISTRIS hierunter zu fügen.“ 399 bewahrheitete sich alsbald. Friedrich Wilhelm modifizierte das 1680 erstellte Reglement: Kaiserliche, königliche, republikanische und der Maxime des brandenburgisch-preußischen Gesandtschaftszeremoniells folgend, auch kurfürstliche Envoyés sollten nunmehr durch drei mit sechs Pferden bespannte Kutschen zur Audienz aufgeholt werden.400 Weil der kaiserliche Gesandte sich bei der Durchsetzung seiner Ansprüche hauptsächlich des früheren Präzedenzfalls bedient und diesen als Hauptargument genutzt hatte, war eine offene Kritik an dem Vorgehen Friedrich Wilhelms kaum möglich, da der Kurfürst den Wünschen des Gesandten
396
Vgl. PROTOCULLUM. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8667. Vgl. 25. April/5. Mai 1685 Fridag aus Berlin. AT-OeStA/HHStA RK Diplomatische Akten Berlin Berichte 4a. Berichte aus Berlin. 1685 April–October, Bl. 22v. 398 In der Tat sei seit dem Westfälischen Frieden, argumentiert Heinz Duchhardt, der Abbau traditioneller Ehren- und Vorzugsrechte des Römischen Kaisers zu einem gemeinsamen Anliegen der europäischen Monarchen geworden (vgl. Duchhardt, Heinz: Imperium und Regna im Zeitalter Ludwigs XIV. In: Historische Zeitschrift 232 (1981), S. 578). 399 12. Mai 1685 Oberg aus Berlin. NLA Hannover Celle Br. 20 Nr. 172/2, Bl. 126r/v. 400 Vgl. 28. Mai 1685 Friedrich Wilhelm an Johann Georg III. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8667. 397
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entgegengekommen war und zumindest theoretisch das unbestrittene Recht besaß, das Gesandtschaftszeremoniell nach seinen Vorstellungen zu gestalten. Nur, durch diese neue Ausgestaltung war die eigentliche Intention des Wiener Hofes, wie sie der kaiserliche Hofkanzler dem brandenburgisch-preußischen Gesandten Schwerin mitgeteilt hatte, nach der es dem kaiserlichen Hofe gleich sei „. . . mit wieviel oder mit wie wenigen Kutschen undt Pferden dero MINISTER aufgeholet würde, wan nur die geringste DISTINCTION zwischen Ihro Kaÿserliche Maÿestät undt anderer Könige MINISTROS gelaßen würde.“ 401 nicht erreicht worden. Fridag warnte nach seiner Audienz den Wiener Hof, dass diese Problematik längst nicht abgeschlossen sei, vielmehr müssten zukünftige kaiserliche Envoyés an diesem Hofe mit weiteren Schwierigkeiten rechnen.402 Anfangs übernahm Friedrich III./I. die von seinem Vater formulierte Vorgabe bezüglich der Aufholung, in dem von ihm bei seinem Regierungsantritt neu formulierten Gesandtschaftszeremoniell.403 Im alltäglichen diplomatischen Alltag fand dies Regulierung keineswegs stets beständig Anwendung. Wie bereits mehrfach in dieser Arbeit herausgestellt, wenngleich offizielle Reglements vorlagen, bedeutete dies nicht, dass diese exakt in der Praxis ihre Umsetzung fanden. Sowohl während der Regierungszeit Friedrich Wilhelms404 als auch während jener seines Sohnes sind Abweichungen in diesem Aspekt wahrnehmbar. Anfang des Jahres 1690 teilt Friedrich III./I. auf Anfrage dem sächsischen Hofe mit: „Alhier an Unserm Hofe wird es zwar also gehalten, daß die Kaÿserliche Abgesandten in dreÿen CAROSSEN, denen jede mit 6 Pferden bespannt, die königliche aber mit 2 Carossen zu sechs und eine zu 2 Pferden, zur AUDIENZ geführet werden.“ 405 Obgleich zwischenzeitlich ebenfalls weiterhin Aufholungen von kurfürstlichen Envoyés mit 18 Pferden geschahen.406 Entsprechend unsicher war man anscheinend am Berliner Hof 1692 bei der Überarbeitung des Gesandtschaftszeremoniellreglements, die Feststellung, dass den königlichen, kurfürstlichen und republikanischen Envoyés die gleiche Anzahl von Pferden wie die kaiserlichen Envoyés zustehe, ist wohl erst nachträglich am Rand des Reglemententwurfes
401 9./19. April 1685 O. Schwerin aus Wien. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8681. 402 Vgl. 25. April/5. Mai 1685 Fridag aus Berlin. AT-OeStA/HHStA RK Diplomatische Akten Berlin Berichte 4a. Berichte aus Berlin. 1685 April–October, Bl. 25r/v. 403 Vgl. 10. Mai 1688. Reglement. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8669. 404 Exemplarisch: „. . . ich selbst als Cammerherr etliche Polnische Abgesandten aufgeholet, da dene nur zweÿ Kutschen mit Sechs undt eine mit 2 Pferden bespannet gebraucht worden.“ 20. Januar 1690 Chwalkowski aus Dresden. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 5842. 405 21. Januar/3. Februar 1690 Friedrich III./I. an Chwalkowski nach Dresden. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 5842. 406 Vgl. 27. August 1691 Besser „Ceremonial-Acta“ zitiert nach: Hahn/Kiesant 2009, S. 46.
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IV. Elemente des Gesandtschaftszeremoniells
hinzugefügt worden.407 Selbst der Zeremonienmeister Besser tätigte widersprüchlich Aussagen. Im Umfeld der 1698 erfolgten Modifikation des Gesandtschaftszeremoniells äußerte er, dass die im vormaligen Reglement diesbezüglich getroffenen Regulierungen von ihm in der Praxis am Berliner Hofe nicht beobachtet worden wären.408 Auffällig war zudem, dass man brandenburgischerseits hierbei offensichtlich freigiebiger war als andere europäische Höfe. Folgerichtig wurde nach der Krönung 1701 eine Reduzierung der Kutschen und Pferdeanzahl vorgenommen, allen Envoyés unabhängig davon wer sie gesandt hatte, sollten zwei Kutschen mit jeweils sechs Pferden zur Verfügung gestellt werden.409 Derweilen sich nach der Einführung des neuen königlichen Gesandtschaftszeremoniells der Wiener Hof weigerte, einen mit dem Charakter eines Envoyés versehenen kaiserlichen Gesandten an den Berlin Hof zu senden, gewann diese Problematik erst nach dem Regierungsantritt Friedrich Wilhelms I. wieder an Aktualität. Dieser gewährte 1716 dem ersten offiziellen kaiserlichen Envoyé der nach langer Zeit in der brandenburgischen Residenz anlangte, diesbezüglich die gleichen Ehrenvorzüge, wie sie 1685 von Baron Fridag eingefordert worden waren.410 Folgt man der Argumentation von Klaus Müller, gestand Friedrich Wilhelm I. dadurch dem Kaiser jene Sonderstellung zu, die die Hohenzollern seit der Regierungszeit des Großen Kurfürsten ihm unter anderem durch die Verminderung der Zahl der Pferde und Karossen hatten nehmen wollen.411 Allerdings mochte Friedrich Wilhelm sicherlich einer Verstärkung der kaiserlichen Machtstellung misstrauisch gegenübergestanden haben,412 so war aber sein Verhältnis zum Kaiser ebenso durch eine gewisse Abhängigkeit bestimmt. Eine Infragestellung der zeremoniellen Sonderstellung des Kaisers war vom brandenburgischen Kurfürsten in keinster Weise angedacht, wenngleich immer wieder einige dem Kaiser und seinen Vertretern ehemals gewährte zeremonielle Vorrechte reduziert wurden.413 Friedrich Wilhelm selbst ließ 1685 vernehmen: „. . . das wier unter einen Keÿserlichen und Königlichen ENVOYÉ EXTRAORDINAIRE jederzeit einen merck407 Vgl. 9. Januar/28. Februar 1692. Reglement. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8668. 408 Vgl. Besser zitiert nach: Hahn/Kiesant 2010, S. 31. 409 Vgl. Ceremonies de l’Audience d’un Envoyé. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8679. 410 Vgl. 24. Februar 1716 Virmond aus Berlin. AT-OeStA/HHStA RK Diplomatische Akten Berlin Berichte 9b. Berichte aus Berlin. 1716. Jan.–Sep., Bl. 31v. 411 Vgl. Müller, Klaus, 1976, S. 133. 412 Vgl. Opgenoorth 1987, S. 26 f. 413 Exemplarisch: „. . . waßmassen des Churfürsten von Brandenburg Liebden annoch der mainung verbleiben wollen, hinfüro keinen Kaÿserlichen FORMAL Gesandten mehr die handt zu geben.“ 25. Januar 1682 Leopold I. an Lamberg. AT-OeStA/HHStA RK Diplomatische Akten Berlin Weisungen 1b Weisungen nach Berlin, 1668–1684. Weisungen nach Berlin. 1676. 1680–1684, Bl. 84r/v.
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lichen unterschiedt gemacht [. . .] beÿ Verstattung zur AUDIENTZ gehen wir auch ferner allemahl in eigener hohen Persohn biß in die thüre deß gemachs entgegen da wir diese nur in der mitte deß gemachß empfangen.“ 414 Dies war bei der Audienz Fridags geschehen.415 In dem Reglement von 1680 war diese Unterscheidung ebenfalls aufgeführt worden, indes weitaus subtiler. „. . . gehen Seine Churfürstliche Durchlaucht einem Kaÿserlichen Gesandten biß in die Thüre entgegen allso daß sie mit dem einen beine über die Thürschwelle treten, mit dem andere aber innerhalb derselben bleiben, Einen Königlichen aber, oder Churfürstlichen, wie auch denen von den Herrn Staaten GENERAL und freÿen REPUBLIQUEN kommen Seine Churfürstliche Durchlaucht nur biß an die Thürschwelle des gemachs entgegen.“ 416 Bei der Durchquerung von Raumgrenzen, dem Übertreten von Schwellen, setzte sich das Zeremoniell, oftmals in einer anderen Qualität als zuvor, fort; die Wahrnehmung war jeweils auf den Zeitpunkt vor und nach dem Durchschreiten ausgerichtet;417 als umso bedeutender kann das Verweilen des Kurfürsten gewertet werden. Barbara Stollberg-Rilinger interpretiert letzteres als die Versinnbildlichung eines symbolischen Schwebezustandes. Friedrich Wilhelm habe die kaiserlichen Repräsentanten weder genauso wie jene aller anderen Souveräne, noch habe er sie eindeutig völlig anders als alle anderen behandelt, indem er ihnen nicht bis in die Tafelstube entgegen gegangen war. Das Verharren auf der Schwelle sei ein Sowohl/Als auch gewesen, es habe zum Ausdruck gebracht, dass der Kurfürst zum Kaiser in einem ambivalenten Verhältnis stand.418 Nur einerseits war dies kein Spezifikum des brandenburgisch-preußischen Hofes, sondern findet sich eine solche Handlungsweise des Schwelle Übertretens, desgleichen beispielsweise im „Protocollum Particulare“ bei der Aufholung der kaiserlichen Gesandten durch die Fürsten des Reiches419 sowie beim Empfang eines kurfürstlichen Gesandten am kurpfälzischen Hofe.420 Andererseits wie bereits erwähnt und belegt, wurde dies auf diese Weise im diplomatischen Alltag am Berliner Hof eben nicht gehandhabt. Die Abweichung vom eigentlichen Re-
414 17. April 1685 Friedrich Wilhelm an O. Schwerin. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8681. 415 Vgl. 25. April/5. Mai 1685 Fridag aus Berlin. AT-OeStA/HHStA RK Diplomatische Akten Berlin Berichte 4a. Berichte aus Berlin. 1685 April–October, Bl. 23r. 416 1680. Reglement. SächsHStA Dresden, 10024 Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Loc. 08265/15, Bl. 32r. 417 Vgl. Schütte, Ulrich: Stadttor und Hausschwelle. Zur rituellen Bedeutung architektonischer Grenzen in der frühen Neuzeit. In: Paravicini, Werner (Hrsg.): Zeremoniell und Raum [. . .] (= Residenzenforschung; 6). Sigmaringen 1997, S. 306, 313. 418 Vgl. Stollberg-Rilinger, Das Berliner Stadtschloss, 2012, S. 31. 419 Vgl. Protocollum Particulare. LASA, DE, Z 44, Abteilung Dessau, B 3c Nr. 2 Bd. III. 420 Vgl. 14. August 1685 Mandelsloh aus Heidelberg. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8696.
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glement, wie Friedrich Wilhelm dies 1685 dem Kaiserhof übermitteln ließ, war für die höfische Öffentlichkeit wesentlich augenfälliger gestaltet worden.421 Womöglich wollte der Hohenzollern hierdurch die am Berliner Hofe erfolgte Veränderung der Karossen- und Pferdezahl kompensieren, dem Kaiser so wortwörtlich „Entgegenkommen“. Friedrich III./I. entschied sich 1688 dafür diese Gestaltung mit minimalen Modifikationen formal in das neu formulierte brandenburgisch-preußische Gesandtschaftszeremoniellreglement aufzunehmen: „Seine Churfürstliche Durchlaucht gehen der Könige, Churfürsten undt andere REPUBLIQUEN Abgesandten, fast miten in dem Gemach entgegen, den Kaÿserlichen aber empfahren sie nahe in der Thür.“ 422 Erwartungsgemäß stieß dies explizit bei den königlichen Gesandten auf Widerstand, die dem Anschein nach den Regierungsantritt Friedrichs III./I. als Chance sahen, den Unterschied zwischen kaiserlichen und königlichen Gesandten zu nivellieren. Nachdem Friedrich III./I. im Juni 1688 dem kaiserlichen Gesandten während der Audienz bis an die Tür entgegen gegangen war,423 prätendierte der schwedische Gesandte, der am darauffolgenden Tage Audienz erhalten sollte, Gleiches. Als man ihm dies verweigerte, schob der Schwede eine Unpässlichkeit vor, wahrscheinlich mit dem Ziel, die ebenfalls noch ausstehende Audienz des dänischen Gesandten abzuwarten.424 Der dänische Gesandte aber akzeptierte das brandenburgisch-preußische Zeremoniellreglement vorbehaltlos.425 Ein gemeinsames Agieren der beidem königlichen Gesandten war so nicht mehr denkbar. Der Schwede war zur Nachgiebigkeit gezwungen. Obzwar er dennoch einen weiteren Versuch riskierte, eine Gleichbehandlung zu erringen, indem er den Kurfürsten „. . . mit stillstehen in der Thür des AUDIENTZ Zimmers nachgehens mit AVANCIERUNG eines baldt anderen und dritten Tritts zu sich zu ziehen vermeinet, selbiger aber gleichsamb unbeweglich gefunden, hat Er auch sich endlichen genähret.“ 426 Ungeachtet des Scheiterns des Schwedens kopierte der französische Gesandte dessen Handlung, auch ihm ward der Erfolg verwehrt.427
421 Wenngleich insbesondere die Zeremonialliteratur weiterhin das 1680 gedruckte Reglement wiedergab. „. . . gehen Seine Churfürstl. Durchl. demselben biß in die Thür entgegen/dergestalt/daß Sie mit einem Beine über die Thürschwelle treten/mit dem andern aber innerhalb derselben verbleiben.“ Besser/Zwantzigk 1699, S. 6. 422 10. Mai 1688. Reglement. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8669. 423 Vgl. 15. Juni 1688 Grote aus Berlin. NLA Hannover Cal. Br. 24 Nr. 546, Bl. 11v. 424 Vgl. 28. Juni 1688 Fridag aus Berlin. AT-OeStA/HHStA RK Diplomatische Akten Berlin Berichte 5a. Berichte. 1688. Jan.–Juni, Bl. 196 r/v. 425 Vgl. 17. Juni 1688 Bothmer aus Berlin. NLA Hannover Celle Br. 20 Nr. 177/1, Bl. 129r. 426 5. Juli 1688 Fridag aus Berlin. AT-OeStA/HHStA RK Diplomatische Akten Berlin Berichte 5a. Berichte aus Berlin 1688. Juli–Dec., Bl. 2r/v. 427 Vgl. 23. Juni 1688 Bothmer aus Berlin. NLA Hannover Celle Br. 20 Nr. 177/1, Bl. 132r.
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Bemerkenswerterweise hatte die divergierende Rezeption kaiserlicher und königlicher Gesandter, nicht aber die prinzipielle Reduzierung der Strecke, die der brandenburgische Kurfürst den Gesandten entgegenging, Unmut erregt.428 Friedrich Wilhelm hatte mit deren Verkürzung begonnen, Friedrich III./I. dies fortgeführt, bereits 1692 finden sich Gedankengänge in den Aufzeichnungen des Zeremonienmeisters Besser, das Entgegengehen soweit wie irgend möglich einschränken zu wollen, denn dies sei an anderen Höfen, insbesondere an königlichen, zumeist unüblich. Würde dies dennoch praktiziert, dann nur in abgeschwächter Form – drei Schritte, lediglich den Ambassadeuren zugestanden.429 Man kam zu einem vorläufigen Entschluss, welcher in dem modifizierten Entwurf des Reglement von 1692 formuliert wurde: „Wan die Kaÿserliche, Königliche und anderer denen gekröhnten Häubtern gleich gehaltenen PUISSANCEN Abgesandten in Unser Gemach eintreten [. . .] wollen wir dieselben unter einem DAIS auf einer ESTRADE oder Teppich stehend empfangen, ohne von dem Jemand von solchen MINISTRIS entgegen zugehen, wie dan auch keiner von dergleichen fremden MINISTRIS zu Uns auf die ESTRADE treten, sondern vor derselben stehen bleiben sollen.“ 430 Gleichwohl Ende des Jahres 1695 etwa ging Friedrich III./I. dennoch dem kaiserlichen Gesandten Waldstein bei dessen publiquer Antrittsaudienz bis zur Tür des Audienzgemaches entgegen.431 Wie so oft im brandenburgisch-preußischen Gesandtschaftszeremoniell war die Fixierung von Ansprüchen und Zielen das Eine, in welchem Maße diese in die Praxis umsetzbar waren das Andere. Die Etablierung, der in dem Reglemententwurf 1692 benannten Estrade sollte erst um 1697 bzw. 1698 gelingen und dies keinesfalls im vormals ursprünglich angedachtem Sinne. Nach einem Gespräch mit Eberhard von Danckelman berichtete der hannoversche Gesandte Ilten im November 1697 an seinen Hof, dass Friedrich III./I. nachdem er festgestellt habe, dass das Zeremoniell der kurfürstlichen Höfe uneinheitlich sei, beschlossen habe das brandenburgisch-preußische Gesandtschaftszeremoniell dem Zeremoniell des bayerischen Hofes anzugleichen, da der bayerische Hof gegenwärtig jener mit dem „höchsten“ Zeremoniell sei.432 Diese Anpassung 428 Ebenso wenig scheint die Art des Gehens von Interesse gewesen zu sein, obgleich man hierbei Unterschiede hätte wahrnehmen können. „..denn allzuweite Schritte zu machen, ist bauerlich, allzuenge Jungferhafftig: gar zu geschwind zu laufen, ist auch nicht Manier: gar zu sachte und langsam aber zu schleichen, gehöret vor alte Leute, die nicht mehr fort können: allzu steiff und gravitärisch, läst affectiret.“ Barth 1748, S. 72. 429 Vgl. Besser zitiert nach: Hahn/Kiesant 2010, S. 33. 430 9. Januar/28. Februar 1692. Reglement. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8668. 431 Vgl. 20. Dezember 1695 Waldtstein aus Berlin. AT-OeStA/HHStA RK Diplomatische Akten Berlin Berichte 6a. Berichte aus Berlin. 1695. Sept. Dec., Bl. 6r. 432 Vgl. 2./12. November 1697 Ilten aus Berlin. NLA Hannover Celle Br. 20 Nr. 242/1, Bl. 47r. Dies widerlegt die Annahme Rankes, nach welcher erst der Sturz Danckelmans zu zeremoniellen Veränderungen geführt habe (vgl. Ranke, Leopold von: Ueber den Fall
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sollte unter anderem die Estrade beinhalten. Schon 1688 hatte der damals im München weilende brandenburgisch-preußische Gesandte Schmettau deren Verwendung im bayerischen Gesandtschaftszeremoniell geschildert. „Seine Churfürstliche Durchlaucht stunden auf einer ESTRADE eines fußes hoch, unter einem BALDACHIN [. . .] ich aber blieb unten vor der ESTRADE auff deren EXTREMITÄT Sie stunden.“ 433 Um die Etablierung der Erhöhung in das brandenburgisch-preußische Gesandtschaftszeremoniell zu erwirken, musste der Berliner Hof gezwungenermaßen in einem entscheidenden Punkt von jenem bayerischen Zeremoniell aus dem Jahre 1688 abweichen. Laut dem Bericht Bessers erkundigte sich im März 1698 der englische Envoyé Stepney (1663–1707), der der erste Envoyé sein sollte, den diese Änderung treffen würden, vorab bei Besser wie diese gestaltet sein sollte. „Jedoch alß er vernahm (1) daß Seine Churfürstliche Durchlaucht ihm eben so wohl, alß wie sonst zu geschehen pfleget, entgegen kommen, und (2) vors andere zugeben wolten, daß er mit auf den Trohn treten solte, So nahm er solches willig an [. . .], in deme Sie bey dieser Verenderung [. . .] mehr gewonnen alß verlohren.“ 434 Die Einführung der Estrade war demnach an Bedingungen gekoppelt gewesen, die ihre ursprünglich angedachte Wirkung in Frage stellten, die Schaffung einer symbolischen bewussten Distanz und erhöhten Stellung des Potentaten. So äußerte der niederländische Gesandte Hamm: „. . . Seine Churfürstliche Durchlaucht zu Brandenburg beÿ der angefangenen ELEVATION nichts gewönnen, wenn der zur AUDIENZ kommende abgesandte auch hinauffgelaßen wirdt.“ 435 Nicht ohne Grund gestalteten Höfe diese häufig so, dass es Gesandten schlichtweg nicht möglich war, mit hinaufzukommen, indem Familienangehörige oder hohe Personen436 des Hofes bereits auf der Estrade neben dem Herrscher positioniert wurden. Diesbezügliche Überlegungen waren auch am Berliner Hofe als man das ehemals kurfürstliche in ein königliches Zeremoniell umwandeln wollte, aufgekommen.437 1698 stand erst einmal die Einführung der Estrade im Fokus. Begründbar ist dies mit der Tatdes brandenburgischen Ministers Eberhard von Danckelmann. 1697. 1698. Aus holländischen und englischen Berichten In: Ranke, Leopold von (Hrsg.): Abhandlungen und Versuche. Erste Sammlung (= Leopold von Ranke’s Sämmtliche Werke; 24). Leipzig 1872, S. 80). 433 1./11. Juni 1688 Schmettau aus Regensburg. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8695. 434 6. März 1698 Besser „Ceremonial-Acta“ zitiert nach: Hahn/Kiesant 2009, S. 69. 435 2./12. November 1697 Ilten aus Berlin. NLA Hannover Celle Br. 20 Nr. 242/1, Bl. 41v. 436 Hierbei war zu überlegen, welchen Personen diese Ehre gewährt werden sollte. „Er [schwedischer König – E. R.] meinet auch, es seÿ Seiner SOUVERAINETÉ zu wieder daß die Königlichen Räthen ihme zu beÿden seiten stehen sollen.“ 19./9. Januar 1701 Dohna aus Stockholm. GStA PK, I. HA, Rep. 132 Vol. VII, Bl. 150v. 437 Vgl. UNMAßGEBLICHES UNTERTHÄNIGSTES BEDENCKEN DIE KÜNFTIGE RECEPTION DER ENVOYÉS ODER ABGESANDTEN BETREFFEND. Zitiert nach: Hahn/Kiesant 2010, S. 36 f.
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sache, dass Podest, Teppich und Baldachin in ganz Europa gleichermaßen benutzte Möbel zur sinnfälligen Gestaltung fürstlicher Macht geworden waren,438 deren Einbezug in das brandenburgisch-preußische Zeremoniell infolgedessen umso notwendiger erschien. Um dies zu erreichen war ein kleinschrittiges und behutsames Vorgehen unumgänglich, es musste der Eindruck fehlender Einwirkungsmöglichkeiten auf das eigene Zeremoniell vermieden werden. Daher versuchte der Berliner Hof offiziell das Entgegengehen als besondere Ehrbezeugung, die der Hohenzollern den jeweiligen Gesandten explizit gewährte, zu interpretieren.439 Hierbei konnte man auf das bayerische Exempel verweisen, am Münchner Hof, kam der bayerische Kurfürst in einigen Fällen den Gesandten entgegen und wurde dies als persönliche Auszeichnung für jene gewertet.440 Umsicht bewies der brandenburgisch-preußische Hof bei der Höhe der Estrade, diese sollte vorerst nur zwei Stufen hoch sein,441 im europäischen Vergleich ist dies im unteren Mittelfeld einzuordnen. Das Optimum sechs Stufen, gründet sich auf Traditionen, den Thron442 Karl des Großen im Aachener Münster, der in Anspielung auf den Salomonsthron, über sechs Stufen verfügte.443 Wennschon dies in der tagtäglichen diplomatischen Praxis selten genutzt wurde,444 im Allgemeinen präferierten die europäischen Höfe drei Stufen. Hinzukommend konnte über die Variation der Stufenanzahl eine Rangabstufung vorgenommen werden, die kaiserlichen Kommissare in Bamberg verwendeten eine Erhöhung von höchstens drei Stufen, während der Kaiser bei manchen Gelegenheiten vier oder sogar sechs Stufen nutzte.445 438 Vgl. Graf, „umb Ihro Mayestät Zeit zu geben, sich stöllen zu khönen“, München 2002, S. 87. 439 Siehe dazu: 7./17. Juni 1698 Heems aus Berlin. AT-OeStA/HHStA RK Diplomatische Akten Berlin Berichte 6c. Berichte aus Berlin. 1698, Bl. 74r/v. 440 Vgl. Graf, Henriette: Die Residenz in München. Hofzeremoniell, Innenräume und Möblierung von Kurfürst Maximilian I. bis Kaiser Karl VII. (= Forschungen zur Kunstund Kulturgeschichte; 8). München 2002, S. 120. 441 Vgl. 2./12. November 1697 Ilten aus Berlin. NLA Hannover Celle Br. 20 Nr. 242/1, Bl. 36r. 442 In zeitgenössischen Darstellungen sind die Begriffe Thron und Audienzstuhl nicht immer klar definiert bzw. voneinander getrennt. Der Begriff Thron konnte den gesamten Aufbau, bestehend aus Stufenpodest, Sessel und Baldachin meinen (vgl. Goes, André van der/Lin, Shu: Thron. In: Bischoff, Cordula/Hennings, Anne (Hrsg.): Goldener Drache – Weißer Adler Kunst im Dienste der Macht am Kaiserhof von China und am sächsisch-polnischen Hof (1644–1795). Katalog [. . .]. Dresden/München 2008, S. 512). 443 Vgl. Schepers, Wolfgang: Vom Thron zum Chefsessel. In: z. B. Stühle. Ein Streifzug durch die Kulturgeschichte des Sitzens [. . .] (= Werkbund-Archiv; 8). Gießen 1982, S. 87. 444 Exemplarisch: „Es saßen ihre Maÿestät [. . .] auf einem mit sechs stufen erhobenen throne.“ 16./6. November 1668 Blumenthal aus Paris. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 2606, Bl. 61r. 445 Vgl. Christ, Günter: Praesentia Regis. Kaiserliche Diplomatie und Reichskirchenpolitik vornehmlich am Beispiel der Entwicklung des Zeremoniells für die kaiserlichen
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Freilich offenbart die Durchsicht vorliegender Quellen, dass in einigen Fällen, exemplarisch bei Audienzen der Gesandten der unteren Gesandtenränge oder wenn die Betonung der eigenen Rangstellung weniger wichtig erschien, auf den Gebrauch einer Estrade verzichtet wurde bzw. verzichtet werden konnte. Gänzlich anders verhielt sich dies bei der Nutzung des Baldachins oder Dais.446 Denn die Verwendung des Dais war „. . . ein Zeichen der Souverainität [. . .] Ausser den Souverainen und ihnen gleichenden Personen, ist niemand berechtiget, einen Dais in seinem Quartier aufzuschlagen.“ 447 Demnach wäre kritisch zu hinterfragen, inwiefern die These Karin Plodecks haltbar ist, nach der im „Protocollum Particulare“ der Baldachin keinerlei Erwähnung gefunden habe,448 weil er ein beliebig zu bedienender Prestigeanzeiger, den man notfalls weglassen könne, ohne dass der herrschaftliche Machtanspruch in Zweifel gestellt würde, gewesen sei.449 Vielmehr wäre zu überlegen inwiefern es den Fürsten überhaupt gelungen wäre ein Dais im fürstlichen Gesandtschaftszeremoniell zu etablieren, da dieser als Ausdruck der Souveränität gewertet wurde. Dementsprechend kann die Etablierung des Dais in das brandenburgisch-preußische Gesandtschaftszeremoniell als zwangsläufig obligatorisch für den Hohenzollern, dessen Souveränität ja immer wieder in Frage gestellt wurde, angesehen werden und ordnet sich dies in die grundlegende Zielstellung Friedrichs III./I. ein, das kurfürstliche Gesandtschaftszeremoniell dem der königlichen Höfe anzupassen. Friedrich III./I. weitete dies auf die Audienzen bei der Kurfürstin aus. Nachlesbar ist dies in der Relation des sächsischen Gesandten vom September 1698: „. . . thate Ich hernach beÿ Ihro Churfürstlichen Durchlaucht der Churfürstin, welche aber auff keiner Erhöhung, sondern nur DAIS stunde.“ 450 Zwar wurde eine Differenzierung zwischen dem Kurfürsten und seiner Gemahlin betreffs der Estrade vorgenommen, nicht aber bezüglich des Dais, dem Symbol für Souveränität des Herrschers, die dessen Gattin ebenfalls innehatte. Dies mag erklären, weshalb die Brüder Friedrichs III./I. in ihren Audienzen einen solchen nicht zugestanden bekamen.451 Ab 1698 war der Baldachin unverzichtbarer Bestandteil Wahlgesandten in Würzburg und Bamberg (= Beiträge zur Geschichte der Reichskirche in der Neuzeit; 4). Wiesbaden 1975, S. 164. 446 Beide Begrifflichkeiten sind in den hier gesichteten Quellen synonym verwandt worden. Obgleich laut Zedler ein Dais hauptsächlich in Audienzzimmern zu finden sei (vgl. Zedler, Band 7, 1734, Sp. 59), während ein Baldachin generell an jedweder Örtlichkeit Verwendung finden konnte (vgl. Zedler, Band 3, 1732, Sp. 193). 447 Stieve 1723, S. 297. 448 Vgl. PROTOCOLLUM PARTICULARE das CEREMONIEL betre. LASA, DE, Z 44, Abteilung Dessau, B 3c Nr. 2 Bd. III. 449 Vgl. Plodeck 1971/1972, S. 151. 450 2. September 1698 Reisewitz aus Berlin. SächsHStA Dresden, 10026 Geheimes Kabinett, Loc. 02963/06, Bl. 15r. 451 Vgl. 25. Juli 1707 Besser „Ceremonial-Acta“ zitiert nach: Hahn/Kiesant 2009, S. 315.
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des brandenburgisch-preußischen Gesandtschaftszeremoniells, über den Tod des ersten preußischen Königs hinaus, auch Friedrich Wilhelm I. verwandte diesen bei besonders repräsentativen Gesandtenaudienzen.452 Der Raum unter dem Baldachin wurde als besonderes Hoheitsterrain und Staatsterritorium betrachtet,453 das Heruntertreten eines Gesandten daher nur in Ausnahmefällen gestattet.454 Damit war ein weiteres Mittel vorhanden Ehrenbezeugungen gegenüber den Gesandten zu nuancieren, welches von diesen aufmerksam beobachtet und an ihre Heimathöfe übermittelt wurde. Über die Ausgestaltung des Baldachins geben die Relationen der Gesandten keine Auskunft. Lediglich Zeremonialwissenschaftler Stieve erläutert, dass ein Baldachin aus „Sammet, auch wohl Drap d’or“455 gefertigt werden könne. Eine wahrscheinlich auf das Jahr 1750 zu datierenden Überlegung, wie das Zeremoniell der Botschafterinnen am kaiserlichen Hofe zu gestalten sein solle, erhellt zudem, dass die Gestaltung von Baldachin, Estrade und sich unter dem Baldachin befindlichen Sessel einheitlich sein sollte,456 Goldbrokat oder goldbestickter Samt wurden am Kaiserhof verwandt.457 Eine kostbare Gestaltung des Baldachins wurde sicherlich von den Gesandten wahrgenommen und deren Repräsentativität erkannt,458 Relevanz für den ihnen und ihrem Herrn zugeordneten Rang hatte sie nicht. Anders verhielt sich dies bei der Gestaltung der genutzten Sitzmöbel. Saßen alle am Zeremoniell beteiligten Personen, konnten über die Gestaltung des Sitzmöbels Rangabstufungen aufgezeigt werden, so dass diese berichtenswert erschien. Zuvörderst konnte eine dreigliedrige Unterteilung der Sitzgelegenheiten 452 Exemplarisch: 24. Februar 1716 Virmond aus Berlin. AT-OeStA/HHStA RK Diplomatische Akten Berlin Berichte 9b. Berichte aus Berlin. 1716. Jan.–Sep., Bl. 32r. 453 Vgl. Graf, Henriette: Hofzeremoniell, Raumfolgen und Möblierung der Residenz in München um 1700–1750. In: Rudolstädter Arbeitskreis zur Residenzkultur (Hrsg.): Zeichen und Raum. Ausstattung und höfisches Zeremoniell in den deutschen Schlössern der Frühen Neuzeit (= Rudolstädter Forschungen zur Residenzkultur; 3). Berlin 2006, S. 315. 454 „Der Sessel des Churfürstens steht unter dem DAIS, der Sessel des ENVOYÉ stehet ausser dem DAIS dem Churfürstlichen gegenüber.“ 16. Dezember 1723 ChurPfälzisches CEREMONIEL. SächsHStA Dresden, 10008 Zeremonienmeister, Sekt. 01, Nr. 01, Bl. 32r. 455 Stieve 1732, S. 297. 456 Vgl. AT-OeStA/HHStA Ome A ÄZA 48. Zeremoniell der Botschafterinnen. 1750, 6/IV-1760, Bl. 142r. 457 Vgl. Karner, Herbert: Raum und Zeremoniell in der Wiener Hofburg des 17. Jahrhunderts. In: Kauz, Ralph u. a. (Hrsg.): Diplomatisches Zeremoniell in Europa und im Mittleren Osten in der frühen Neuzeit (= Archiv für Österreichische Geschichte; 41). Wien 2009, S. 56. 458 Weiterführend zur Bedeutung der Verwendung von Gold: Castor, Markus A.: Apolls Appartement in Versailles. Dekoration in Gold zwischen Materalität und allegorischer Funktion. In: Husslein-Arco, Agnes/Zaunschirm, Thomas (Hrsg.): Gold [. . .]. Wien 2012, S. 88–99.
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vorgenommen werden, nach der, die „. . . geringste hat gar keine Lehne, und heisset nach dem Frantzösischen STYLO TABOURET: Die mittlere ist mit einer Rück=Lehne versehen, und wird CHAISE Á DOS genennet: Die fürnehmste und grösseste Art hat Rück= und Arm=Lehnen zugleich, und führet den Namen FAUTEUIL.“ 459 Daneben war es möglich, durch das Design der einzelnen Elemente der Sitzmöbel – deren Größe, die verwendeten Materialien,460 sowohl für den Bezug461 als auch das Gestell und deren Gestaltung,462 Gleichrangigkeit oder Rangdifferenzen zu symbolisieren.463 Die wohl bekannteste Auseinandersetzung, die die Auswahl eines Sitzmöbels betraf, ereignete sich im Jahre 1696. Das Treffen zwischen Wilhelm von Oranien und dem brandenburgischen Kurfürsten drohte zu scheitern, weil der englische König dem Kurfürsten keinen Lehnstuhl zu gestehen wollte, den der Brandenburger nachdrücklich einforderte.464 Wurde dies lange Zeit der bloßen Eitelkeit Friedrichs III./I. zugeschrieben,465 hat die historische Forschung mittlerweile herausgearbeitet, dass die Zuordnung des Sitzmöbels in diesem Fall, die diplomatische Rangordnung verdeutlichte, die eine Nachordnung des brandenburgischen Kurfürstentums, unabhängig davon inwiefern enge Verwandtschaftsverhältnisse vorhanden oder vorherige militärisch Unterstützung geleistet worden war, vornahm.466 Was für die Zusammenkünfte von Herrschern galt, galt ebenso für ihre Stellvertreter, die Gesandten, sowohl wenn Gesandte sich untereinander trafen, konferierten467 als auch bei Interaktionen mit dem Fürsten und seiner Familie. 459
Florinus 1719, S. 889 f. Weiterführend: Raff, Thomas: Die Sprache der Materialien. Anleitung zu einer Ikonologie der Werkstoffe. 2. Auflage (= Münchner Beiträge zur Volkskunde; 37). Münster u. a. 2008. 461 Insbesondere die Farbauswahl des Bezuges sorgte bei den in Regensburg weilenden Gesandten für hitzige Diskussionen. Einen originellen Lösungsansatz wählte der brandenburgische Gesandte, als die den kurfürstlichen Gesandten zugestandene Farbe der Sessel an der Tafel des Prinzipalkommissares verändert und der, der fürstlichen Gesandten angepasst werden sollte. „. . . damahlen anstat der Rothen Seßel schwartze SUBSTITUIRET wahren [. . .] setzten sich zwar der Chur Brandenburgischen auch deckte eben seinen mit VIOLET Sammet/: so auch eine vornehme farbe [. . .] gefütterten Mantel, den Er zu solchen Ende unbehielte, über den Seßell daß man denselben nicht sehe.“ 20. März 1682. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8666, Bl. 44r–46r. 462 Vgl. Eckstein, Hans: Der Stuhl. Funktion – Konstruktion – Form. Von der Antike bis zur Gegenwart (= Keysers Sammlerbibliothek). München 1977, S. 45. 463 Exemplarisch: „. . . daß von dem Kayser. Hofe zu mercken, daß ungeachtet daselbst die Churfürsten einen FAUTEUIL bekommen, selbiger doch in der QUALITÄT des Stoffes und der ORNAMENTE gantz unterschieden.“ Zeremoniellstreit mit Hannover 1711, Aufsatz an Ilgen gerichtet. Zitiert nach: Hahn, Peter-Michael, 2016, S. 370. 464 Vgl. Hahn, Werner, 1851, S. 156 f. 465 Exemplarisch: Horn, Franz, 1816, S. 126. 466 Vgl. Fuchs 2004, S. 32. 467 Exemplarisch: 6./16. Juni 1694 sowie 9./19. Juni 1694 N. B. Danckelman aus Wien. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8685. 460
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In der Praxis konnte dies beispielsweise so wie bei der Audienz einer Ambassadrice468 am Berliner Hof im Jahr 1706 vonstattengehen: „. . . sitzet die Printzesse auf ihrem FAUTEUIL oder Armstuhl und der AMBASSADRICE wird ein Lehnstuhl gegenüber gesetzet. 1. Imgleichen setzet sich die Oberhofmeisterin, aber nur auf einem TÁBOURET u. der AMBASSADRICE zur Lincken.“ 469 Dies veranschaulicht zudem, dass die Positionierung der Sitzmöbel ebenfalls Aussagen über die Rangfolge gab. Für das Aufeinandertreffen von Diplomat und Potentat in einer Audienz war exakt festgelegt welche Position als ranghöher galt. Als die höchste Position wurde jene mit dem Gesicht zur Tür gewertet.470 Hinzukommend erlaubte die Platzierung des Sitzmöbels weitere Differenzierungen. Kurfürstliche Gesandte, die in Regensburg beim Prinzipalkommissar Audienz nahmen, erhielten einen Sessel, der auf dem Teppich gestellt wurde. Fürstliche Gesandte hingegen mussten sich mit einem Stuhl begnügen, der nicht auf dem Teppich stand. Zeitweise wurde der Stuhl von Kavalieren festgehalten, um zu verhindern, dass die fürstlichen Gesandten selbigen auf den Teppich rücken konnten.471 Zudem wirkten äußere Gestaltung und Platzierung aufeinander ein, Raumfolge und Sitzhierarchie bauten aufeinander auf. Ausführlich dargestellt hat dies Brigitte Langer für den Münchener Hof. Dort fanden sich Tabourets erst ab dem Audienzzimmer. Armlehnsessel wiederum standen ausschließlich an Orten, die dem kurfürstlichen Paar vorbehalten waren, unter den drei Audienzbaldachinen in den beiden Vorzimmern sowie im Audienzzimmer und am kurfürstlichen Schreibtisch im Konferenzzimmer.472 Die während der Audienzen von den Potentaten genutzten Stühle mussten repräsentativen Ansprüchen genügen. Umso bezeichnender sind infolgedessen die Anekdoten über die Vorliebe des Soldatenkönigs für hölzerne Stühle,473 die, schenkt man den Berichten des Freiherrn Pöllnitz (1692–1775) Glauben, sogar negativ auf dessen Gesandte und deren Fertigkeiten im Zeremoniell zurückgewirkt hätten. 1735 trafen der Oberküchenmeister Holweldel und der Adjutant Hacke des preußischen Königs auf den polnischen Thronanwärter Stanislaus
468 Es sei darauf verwiesen, dass Frauen bei Begegnungen mit Männern das Sitzen aufgrund von Höflichkeitskonventionen gewährt wurde (vgl. Ottomeyer, Hans: Gebrauch und Form von Sitzmöbeln bei Hof. In: z. B. Stühle. Ein Streifzug durch die Kulturgeschichte des Sitzens [. . .] (= Werkbund-Archiv; 8). Gießen 1982, S. 142). 469 28. September 1708 Besser „Ceremoial-Acta“ zitiert nach: Hahn/Kiesant 2009, S. 286. 470 Vgl. Winterfeld, Der zweyte Theil der Teutschen Politica, 1700, S. 922. 471 Vgl. Leiher 2003, S. 187 f. 472 Vgl. Langer, Brigitte: Pracht und Zeremoniell – Die Möbel der Residenz München. In: Langer, Brigitte (Hrsg.): Pracht und Zeremoniell – Die Möbel der Residenz München [. . .]. München 2002, S. 18. 473 Vgl. Morgenstern, Salomon Jakob: Über Friedrich Wilhelm I. Neudruck der Ausgabe 1793 (= Altpreussischer Kommiss; 16). Osnabrück 1978, S. 62 f.
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und luden ihn zur Tafel und weil sie von Friedrich Wilhelm gewohnt waren „. . . hatten also den Stuhl des Königs für ihn hingesetzt. Da Stanislaus noch andere Stühle sahe, so konnte er sich nicht einbilden, daß gerade der hölzerne, der am Ende des Tisches stand, für ihn sey, und wollte sich also in der Mitte vom Tische hinsetzen. Allein Holdwedel und Hacke glaubten, es gebe gar keinen andern Ehrenplatz, als wo Friedrich Wilhelm sich hinzusetzen pflegte, und daß ein König nothwenig einen hölzernen Stul haben müsse. Sie faßten ihn daher in dem Augenblicke, da er sich setzen wollte, unter die Arme, und führten ihn an den für ihn bestimmten Platz.“ 474 Nun ist zwar zurecht schon früh auf den fragwürdigen Wahrheitsgehalt von Pöllnitz Berichten verwiesen worden,475 aussagekräftig bleibt diese Erzählung dennoch. Es ist kein Zufall, dass ein Sitzmöbel herangezogen wurde, um zu versinnbildlichen in welchem Umfange der Soldatenkönig sich von der am Hofe seines Vorgängers herrschenden Pracht abgewandt habe. Gleichwohl stellt diese Anekdote heraus, die symbolische Bedeutung des Sitzens, des Ehrenplatzes, wurde von den beiden brandenburgisch-preußischen Bedienten sehr wohl als solche erkannt. Dass das Sitzen eben kein bloßes Privileg der Bequemlichkeit, sondern der Hoheit476 und gleichsam Ausdruck des KönigSeins war, wer sitzen durfte, bewies damit seinen Vorrang,477 dies wusste auch Friedrich Wilhelm I. sehr genau. Im brandenburgisch-preußischen Gesandtschaftszeremoniell hatte der Sachverhalt, ob die Hohenzollern bei der Erteilung der publiquen Audienzen stehen oder sitzen sollten, zeitweise deckungsgleich zu allgemeineuropäischen beobachtbaren Entwicklungen, eine eminente Rolle gespielt. Für gewöhnlich standen Kurfürst Friedrich Wilhelm und der Gesandte während der publiquen Audienzen, doch es lassen sich Ausnahmen benennen. Auffällig sind die recht häufig in den Berichten der Gesandten auftretenden Verweise, auf Schmerzen in den Beinen bzw. Schenkeln, die Friedrich Wilhelm zwangen, Platz zu nehmen.478 Um den Gesandten keinen Beschwerdeanlass zu bieten und die Regularien des Gesandtschaftszeremoniells einhaltend, wurden den Diplomaten
474 Pöllnitz, Carl Ludwig Freyherr: Memoiren zur Lebens= und Regierungsgeschichte der vier letzten Regenten des Preußischen Staats mit einem berichtigenden Anhange. Zweyter Band. Berlin 1791, S. 482 f. 475 Vgl. Ranke, Leopold von: Zur Kritik Preußischer Memoiren. In: Ranke, Leopold von (Hrsg.): Abhandlungen und Versuche. Erste Sammlung (= Leopold von Ranke’s Sämmtliche Werke; 24). Leipzig 1872, S. 48. 476 Vgl. Schmidt, Leopold: Bank und Stuhl und Thron. Sitzen als Haltung, Sitzbehelfe, Sitzgeräte. In: Antaios 12 (1971), S. 87. 477 Vgl. Goetz, Hans-Werner: Der „rechte“ Sitz. Die Symbolik von Rang und Herrschaft im Hohen Mittelalter im Spiegel der Sitzordnung. In: Blachitz, Gertrud u. a. (Hrsg.): Symbole des Alltags – Alltag der Symbole. Festschrift für Harry Kühnel zum 65. Geburtstag. Graz 1992, S. 21. 478 Vgl. 4. März 1667 Wolfradt aus Berlin. Zitiert nach: Hein 1930, S. 784. Sowie: 26. April 1682 Ditfurth aus Berlin. NLA WOL 1 Alt 4 Nr. 68, Bl. 42v.
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in einem solchen Fall ebenfalls Sitzgelegenheiten gewährt.479 Das dies keine Einzelereignisse waren, lässt die Feststellung von Zacharias Zwantzigk in seinem Überblick über das brandenburgisch-preußische Zeremoniell, dass der Gesundheitszustand des Kurfürsten mitbestimmend für die Durchführung der Audienzen gewesen sei,480 vermuten. Friedrich Wilhelm war beileibe keine Ausnahme, der sächsische Kurfürst und polnische König hatte aufgrund einer Diabeteserkrankung ebenfalls gesundheitliche Schwierigkeiten mit seinen Beinen, der brandenburgisch-preußische Gesandte Borck am Dresdener Hof berichtete 1732: „Im Herausgehen aber merckte, daß der König nach einem Stuhl eÿlete, umb sich zu setzen, weil Seiner Maÿestät lange zu stehen sehr sauer wird.“ 481 Friedrich August I./August II. hatte trotz Schmerzen versucht an der herkömmlichen Gestaltung der Audienz festzuhalten, ursächlich könnte sein, dass Krankheit und Schwäche eines Fürsten als politische Signalwirkungen sowohl inner- als außerhalb des Herrschaftsbereichs wahrgenommen werden konnten.482 Doch kannte und akzeptierte man zur damaligen Zeit die soziale Rolle des Kranken, nach welcher der Kranke für seine Unfähigkeit bestimmte normalerweise erwartete Rollen und Aufgaben zu erfüllen, nicht verantwortlich gemacht wurde. Unfähigkeit, definiert als Krankheit, wurde gedeutet als legitime Grundlage für die Befreiung des kranken Individuums von seinen normalen Rollen- und Aufgabenverpflichtungen.483 Dies führte dazu, dass „angebliche“ Krankheiten oft vorgeschoben wurden, um Konfrontationen im Gesandtschaftszeremoniell aus dem Wege zu gehen. Für Zeitgenossen und Historiker und Historikerinnen war und ist nicht immer ersichtlich, ob ernsthafte Erkrankungen vorlagen oder diese nur vorgetäuscht wurden.484 Exemplarisch veranschaulichen lässt sich dies an den Auseinandersetzungen zwischen dem Berliner Hof und der dort 1679 anwesenden russischen Gesandtschaft. Hauptstreitpunkt war, ob und wenn ja wie lange sich der brandenburgische Kurfürst bei der publiquen Antrittsaudienz während der Verlesung der Titel 479 Exemplarisch: 25. April/5. Mai 1685 Fridag aus Berlin. AT-OeStA/HHStA RK Diplomatische Akten Berlin Berichte 4a. Berichte aus Berlin. 1685 April–October, Bl. 23r. 480 Vgl. 1689. Ohnmaßgebliches und aus Verschiedenen LEGATIONS=ACTIS und HISTORICIS zusammen getragenes und PROJECTIRTES CEREMONIALE. GStA PK, VI. HA, Nl. Zwantzigk, Zacharias Nr. 6. 481 25. November 1732 Borck aus Dresden. GStA PK, I. HA, Rep. 9 Polen Nr. 28 Fasz. 4 i. 482 Vgl. Hack, Achim Thomas: Alter, Krankheit, Tod und Herrschaft im frühen Mittelalter. Das Beispiel der Karolinger (= Monographien zur Geschichte des Mittelalters; 56). Stuttgart 2009, S. 248. 483 Vgl. Döhner, Otto: Krankheitsbegriff, Gesundheitsverhalten und Einstellungen zum Tod im 16. bis 18. Jahrhundert (= Hamburger Schriften zur Medizingeschichte; 17). Frankfurt am Main u. a. 1986, S. 23. 484 Exemplarisch: 8. Mai 1725 Karl VI. an Laxemberg nach Berlin. AT-OeStA/ HHStA RK Diplomatische Akten Berlin Weisungen 4a. Concepte 1720–1725, Bl. 53v– 54r.
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erheben solle. Bei vorhergegangenen Aufenthalten russischer Gesandter in Brandenburg-Preußen hatte Friedrich Wilhelm gesessen, die russischen Gesandten gestanden.485 Dass dies eine besondere Gnade sei, der römische Kaiser würde schließlich bei Audienzen der russischen Gesandten die gesamte Zeit über stehen, hatte Zar Alexei (1629–1676) schon 1656 in einem Schreiben an den brandenburgischen Kurfürsten, in welchem er sich offiziell bei Friedrich Wilhelm über dessen Sitzenbleiben während der Titelverlesung bei der vergangenen Audienz beschwerte, unterstrichen. Der Brandenburger hatte sein damaliges Vorgehen mit dem respektlosen Benehmen des russischen Gesandten gerechtfertigt.486 Auf den Vorwurf des Zaren, dass dies eine unerlaubte Modifikation des ehemals gewährten Zeremoniells gewesen sei, war Friedrich Wilhelm wohlweislich nicht eingegangen, denn tatsächlich finden sich in den Akten Belege, dass sich der Brandenburger beispielsweise im Sommer 1650 bei der Titelnennung erhoben hatte.487 Offenkundig war der Berliner Hof nicht gewillt zum alten Herkommen zurückzukehren. So war der brandenburgische Kurfürst auch 1676 bei einer weiteren russischen Gesandtschaft sitzen geblieben.488 Womöglich mit dem Hintergedanken, dies nunmehr fest etablieren zu können, da kurz zuvor im russischen Reich ein Regentenwechsel erfolgt war und demnach die Chance bestand, Zugeständnisse zu erringen. Nur Zar Fjodor III. (1661–1682) hielt in dieser Hinsicht an den Ansichten seines Vorgängers fest, so dass 1679 die russischen Abgesandten sich auf vorhergegangene Audienzen berufend, einforderten, der Kurfürst solle während der Titelverlesung stehen. Die kurfürstlichen Berater gaben zu verstehen, dass die Podagra-Erkrankung des Kurfürsten, dies verhindern würde. Die Verhandlungen dauerten an. Brandenburg-Preußens Kompromissbereitschaft sank, als man erfuhr, dass der dänische Hof, welchen die russische Gesandtschaft zuvor besucht hatte, den Forderungen der Russen nicht nachgegeben hatte.489 Die Situation spitzte sich immer weiter zu, Drohungen und Vorwürfe wurden ausgesprochen, bis endlich eine Einigung erzielt wurde. Friedrich Wilhelm stand zwar zu Beginn der Vorlesung des Titels setzte sich nieder, bevor dieser beendet worden war.490 Dem Argument der Erkrankung konnten die Russen wenig entgegensetzen, da der brandenburgisch-preußische Hof auf diese Weise dem Sitzen vordergründig seine symbolische Bedeutung genommen und dies als pragmatische 485 Exemplarisch: 6. Juli 1654 Bericht Schönbecks. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8787, Bl. 4r/v. 486 Vgl. 21. November 1656 Rechtfertigung des Kurfürsten an Czar Alexei. Zitiert nach: Erdmannsdörfer 1884, S. 35 ff. 487 Vgl. 3./13. August 1650 gedruckter Bericht. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 6547, Bl. 37v. 488 Vgl. 2./12. Mai 1676 PROTOCOLLUM gehalten beÿ der öffentlichen AUDIENTZ. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 7046. 489 Vgl. 19. August 1679 Christoph Brandt aus Hamburg. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 6579, Bl. 59r/v. 490 Vgl. PROTOCOLLUM. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 6579, Bl. 33r–52r.
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Notwendigkeit dargestellt hatte. Als Rangdemonstration wurde dies trotzdem nicht nur von der europäischen Öffentlichkeit, sondern vorerst insgeheim und 1687, als Zar Peter I. sich entschloss, erneut eine Gesandtschaft nach Brandenburg-Preußen zu senden, auch öffentlich vom Berliner Hof interpretiert. Nachdem die russischen Gesandten 1687, von den Eindrücken der vorhergegangenen Gesandtschaften geprägt, vehementer auf das Stehenbleiben, welches obendrein ausgeweitet werden sollte, drangen, erklärte man brandenburgischerseits, dass dies wider der herkömmlichen Observanz sei. Friedrich Wilhelm habe bisher immer nur zeitweise gestanden und würde zudem sein Gesundheitszustand es nicht erlauben, lange zu stehen.491 Bezugnehmend auf die bisherigen Erfahrungen erwiderten die Russen, dass sie zwar die Unpässlichkeit des Kurfürsten sehr bedauern würden, nur von ihren Ansprüchen könnten sie deshalb nicht abgehen zumal diese Begründung „. . . fast immer beÿ dergleichen CEREMONIALStreitigkeiten alhier gebrauchet zu werden pfleget [. . .] Seine Churfürstliche Durchlaucht könten ja, wan Sie von selber nicht stehen könten, sich von Jemanden heben und halten laßen bis der TITUL gelesen, das CREDITIF angenommen und nach der CZAREN gesuntheit gefraget wehre.“ 492 Der Ton war deutlich rauer geworden. Zum einen mochte dies sicherlich aus den vormaligen Erlebnissen herrühren, die auf russischer Seite zu einer nicht unberechtigten Skepsis gegenüber den brandenburgisch-preußischen Hof geführt hatten. Zum anderen hatte die Problematik des Sitzenbleibens des Herrschers während der Audienz generell an Brisanz gewonnen, immer mehr europäische Höfe gedachten dies einzuführen. Schon 1679 bemerkte Hoevelen in seinem Gesandtentraktat: „Sind beyde Theile/als so wohl der Außsender/gleich wie der/an den die Gesandtschafft gelanget/an Geschlechte/State/Stande/Hoheit und Würde einander gleich/geschiehet wol die Anrede und Verhöre in beyder Sitzen oder Stehen/ wiewol im Sitzen sie grössere Hoheit andeutet dann im Stehen/und noch grössere Hohe mit dem jenige giebet/der den stehenden Gesandten sitzend höret.“ 493 In den darauffolgenden Jahren sollten sich die Bemühungen das Sitzenbleiben als offiziellen Bestandteil in das Gesandtschaftszeremoniell vor allen Dingen an den königlichen Höfen zu etablieren, verstärken und ausdifferenzieren, so dass 1733 Rohr in seinem Werk festhielt: „Die gecrönten Häupter sitzen bey der Audienz mit bedeckten Häuptern, sie entblösen aber das Haupt, so offt die Gesandten bey dem Hereingehen oder Herausgehen die Reverences machen, oder ihre Principalen nennen.“ 494 Bis dies erreicht wurde, war es ein langwieriger Prozess, der eine seiner Hochphasen um 1685 erreichte. Im März dieses Jahres berichtete der 491 Vgl. 25. Mai/4. Juni 1687 Bericht. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 6586, Bl. 24v–26r. 492 25. Mai/4. Juni 1687 Bericht. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 6586, Bl. 26v. 493 Hoevelen 1679, S. 176. 494 Rohr 1733, S. 402.
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brandenburgisch-preußische Gesandte Brandt in Kopenhagen, dass der dänische Hof, bezugnehmend auf das Vorgehen des englischen Hofes, den unbedeckt stehenden Envoyés künftig nur noch sitzend und bedeckt Audienz geben wolle.495 Nachdem der Berliner Hof von Brandt informiert worden war, wurden die Instruktionen aller brandenburgisch-preußischen Gesandten angepasst. Sie sollten, bei ihren publiquen Audienzen besonders auf diese zwei Elemente achten,496 da zu vermuten stand, dass jene Neuerungen des dänischen und englischen Hofes auf andere Höfe übergreifen würden.497 In den, dem dänischen Entschluss vorhergegangenen Jahren war in den Berichten der brandenburgisch-preußisch Gesandten lediglich die Kopfbedeckung erwähnt – ein Zusammenhang zwischen Sitzen und Bedecktsein nicht erstellt worden.498 Dies erfuhr nun eine Änderung, beide Elemente wurden als einander ergänzend und zusammengehörig gewertet. Modifikationen des einen hatten direkten Einfluss auf den anderen Bestandteil. Der Begriff Kopfbedeckung umfasst laut Hans-Friedrich Foltin, alles, was den Kopf bedeckt einschließlich solcher Kleidungsstücke, die außer dem Kopf den Hals, den Oberkörper oder den ganzen Leib umhüllen sowie aller Arten von Bändern und Kränzen, welche das Haar zusammenhalten.499 Sie konnte für den Träger schützende, zierende oder auszeichnende Funktion haben. Alter, Geschlecht, Arbeit oder Freizeit, Religionszugehörigkeit, Familienstand, soziale Stellung, ethnische Zugehörigkeit, Amt und Gefühle wie Schmerz oder Freude konnten mit ihr ausgedrückt werden.500 In der Frühen Neuzeit kam insbesondere dem Hut als Gegenstand symbolischer Handlungen eine hohe Bedeutung zu, da der Kopf ein Symbol der Autorität war und daher das Entblößen und Bedecken dieses Körperteils zu einer Geste wurde, die Aufschluss über den jeweiligen Status innerhalb der Gesellschaft gab. Die Regeln für das Ziehen des Hutes begannen sich im späten 16. Jahrhundert zu verfestigen.501 Theoretisch waren, folgt man Penelope Corfield, diese für den 495 Vgl. 22. März 1685 Friedrich Brandt aus Kopenhagen. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8762. 496 Exemplarisch: 6. Juni 1685 Instruktion für Falaiseau. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 9645, Bl. 56v–57r. 497 Vgl. 29. März 1685 Neben Instruction Worauf Unser der Freÿherr von der Schulenburg beÿ seiner vorstehenden Schickung auf den Polnischen Reichstag sich gleicher gestalt zu achten. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8779. 498 Exemplarisch: 21. August 1682 Christoph Brandt aus Stockholm. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8770. 499 Vgl. Foltin, Hans-Friedrich: Die Kopfbedeckungen und ihre Bezeichnungen im Deutschen (= Beiträge zur deutschen Philologie; 26). Gießen 1963, S. 29. 500 Vgl. Böth, Gitta/Hartmann, Manfred/Pröstler, Viktor: Kopfbedeckungen. Eine Typologie für Museen und Sammlungen (= MuseumsBaustein; 18). Berlin 2013, S. 12. 501 Vgl. Wolf, Georg: Um Rang und Hut – Gesandtschaftszeremoniell in der kurpfälzischen und bayrischen Außenpolitik um 1600. In: Kugeler, Heidrun u. a. (Hrsg.): Internationale Beziehungen in der Frühen Neuzeit. Ansätze und Perspektiven (= Wirklichkeit und Wahrnehmung in der Frühen Neuzeit; 3). Hamburg 2006, S. 156 ff.
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Monarchen unmissverständlich. Er entblößte unter keinen Umständen sein Haupt, während seine Untertanen vor ihm den Hut zu ziehen hatten. Lediglich Gesandten als Repräsentanten eines ausländischen Monarchen war es gestattet, den Hut aufzubehalten.502 Claudia Garnier weist darauf hin, dass der Diplomat als Individuum sich vor dem eigenen wie dem fremden Herrscher entblößen musste, nicht denselben Rang beanspruchen durfte. Als Gesandter am fremden Hofe vertrat er die Person seines Monarchen und dieser hätte, wäre er anwesend gewesen, das Recht gehabt, auf gleichem Niveau – das heißt mit bedecktem Haupt – mit seinem Herrscherkollegen zu verhandeln. Diesen Widerspruch habe man gelöst, indem ein auswärtiger Gesandter vor dem empfangenden Herrscher für eine kurze Zeit seinen Hut auf dem Haupte tragen durfte.503 Einen Schritt weiter geht Georg Wolf, der das Gestatten des Huttragens, mit dem erforderlichen Maß an Souveränität, welches der Herrscher des gesendeten Gesandten zuerkannt bekam, verbindet.504 Die diplomatische Praxis zeigt, so eindeutig wie Wolf dies formuliert, war dies nicht. Wie so oft im Gesandtenzeremoniell waren Variablen zu beachten und Nuancen in den Handlungen erlaubten differenzierte Aussagen bzw. Botschaften. In der Theorie herrschte Einigkeit darüber, dass einem Ambassadeur bei einer publiquen Audienz das Bedecktsein zugestanden werden sollte.505 Wichtig war dies vornehmlich für jene Gesandten und deren Potentaten, deren Rangstellung unsicher erschien. Dies erklärt das Verhalten des savoyischen Gesandten 1692 bei seiner Antrittsaudienz am Wiener Hof. „. . . man beÿ diesem REMARQUIret daß Er wieder hiesiger gewohnheit zeit wehrender gantzen AUDIEZEN bedecket geblieben undt nicht ehender sich nicht ganzlich entdecket, bis Er Wie man vermercken können, EN PARTICULER seiner Persohn Ihrer Kaÿserliche Maÿestät schon zurückgangen.“ 506 Gerade weil dem savoyischen Diplomaten bekannt war, welch Geltung das Bedecktsein hatte, weitete er dies über den sonst üblichen Gebrauch hinaus aus. Dies sorgte für Verwunderung und barg eine indirekte Infragestellung seines Ranganspruches in sich, schließlich sahen sich die königlichen Gesandten zu diesem Schritt nie genötigt. Für gewöhnlich nahmen bzw. hoben Herrscher und Diplomat den Hut ab bzw. an,507 wenn Herrschertitel genannt wurden oder Reverenzen508 erfolgten. 502 Vgl. Corfield, Penelope J.: Ehrerbietung und Dissens in der Kleidung. Zum Wandel der Bedeutung des Hutes und des Hutziehens. In: Gerteis, Klaus (Hrsg.): Zum Wandel von Zeremoniell und Gesellschaftsritualen in der Zeit der Aufklärung (= Aufklärung; 6/2). Hamburg 1992, S. 11. 503 Vgl. Garnier, „Wer meinen Herrn ehrt, den ehre ich billig auch“, 2005, S. 37. 504 Vgl. Wolf 2006, S. 158. 505 Exemplarisch: Stieve 1723, S. 284. 506 3. Januar 1692 N. B. Danckelman aus Wien. GStA PK, I. HA, Rep. 1 Nr. 125, Bl. 4r. 507 Vgl. 25. Juni 1701 F. H. Bartholdi aus Wien. CEREMONIEL=PUNCTEN über welche mit dem Kaÿserlichen Hoffe ein Vergleich zu treffen. GStA PK, I. HA, Rep. 132 Vol. XIV, Bl. 272r/v.
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Letztere wurden als eine nonverbale Form der Ehrerbietung angesehen,509 die bei Eintritt und Austritt des Gesandten in das Audienzgemach erfolgten, dabei wurde die erste Reverenz zumeist an der Tür des Gemaches, die zweite in der Mitte und die dritte kurz vor dem Dais oder Thron durchgeführt.510 Beim Verlassen des Audienzzimmers gingen die Gesandten rückwärts, achteten darauf dem Potentaten nicht ihren Rücken zuzukehren, da das Präsentieren der Kehrseite eine drastische Darstellung der gesellschaftlichen Unterwerfung gewesen wäre.511 Je näher der Gesandte dem Herrscher kam, desto tiefer wurden seine Verbeugungen.512 Wiewohl Wicquefort anmerkte, dass diesbezüglich die Abgesandten der „morgenländischen Völker“ weitläufiger handeln würden.513 Der 1672 am Berliner Hofe anwesende tatarische Gesandte beispielsweise „. . . naheten sich zu Seiner Churfürstlichen Durchlaucht undt küßete deroselben mit einer tiefen REVERENZE zur erden gebücket die hände.“ 514 Küsste der eine dem anderen die Hand oder gar den Fuß, so akzeptierte er zum einen seine Unterordnung,515 zum anderen galt: „Der Handkuß, sobald eine Privatperson darzu gelassen wird, ist zwar ein Beweis der größten Gnade; aber die fremden Bohtschafter werden sich
508 Drei verschiedene Arten von Verbeugungen seien zu unterscheiden: „Die französische geschehen mit einer tiefen Verbeugung des Leibes, die spanischen mit kreuzweis gebogenen Füssen, und die englischen mit Niederbeugung eines Knies auf die Erde.“ Moshamm, Franz Xavier, 1805, S. 442. 509 Vgl. Beetz 1990, S. 19. 510 Abweichungen hiervon wurden sofort übermittelt. „Als ich hinein trat und zur linken Seiten des Schirmes herfürgieng, sahe ich den Kaiser ohngefähr 6 Schritt, weil das Zimmer sehr enge ist, vor mir stehen. Als ich nun die erste Reverenz machete, giengen I. K. M. zwei Schritt entgegen, also dass ich weiters nicht als noch eine tiefe Reverenz machen konnte.“ 19./29. Mai 1672 Anhalt aus Wien. Zitiert nach: Brode, Reinhold: Urkunden und Actenstücke zur Geschichte des Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg. Politische Verhandlungen. Neunter Band (= UA; 13). Berlin 1890, S. 208. 511 Vgl. Trexler, Richard C.: Den Rücken beugen: Gebetsgebärden und Geschlechtsgebärden im frühmodernen Europa und Amerika. In: Schreiner, Klaus/Schwerhoff, Gerd (Hrsg.): Verletzte Ehre. Ehrkonflikte in Gesellschaften des Mittelalters und der Frühen Neuzeit (= Norm und Struktur; 5). Köln u. a. 1995, S. 239. 512 Exemplarisch: Lünig 1719, S. 491. 513 Vgl. Wicquefort 1682, S. 334. 514 9./19. Dezember 1677 Actum im Feldt=Lager vor Stettin 1677. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 10510. 515 Vgl. Althoff, Gerd: Das Grundvokabular der Rituale. Knien, Küssen, Trohnen, Schwören. In: Althoff, Gerd u. a. (Hrsg.): Spektakel der Macht. Rituale im Alten Europa 800–1800. Katalog. Darmstadt 2008, S. 152. Sowie weiterführend: Martin, Dieter: Der Freundschaftskuß im 18. Jahrhundert. In: Manger, Klaus/Pott, Ute (Hrsg.): Rituale der Freundschaft (= Ästhetische Forschungen; 7). Heidelberg 2006, S. 51–67. Sowie: Schreiner, Klaus: „Er küsse mich mit dem Kuß seines Mundes“ (Osculetur me osculo oris sui, Cant 1,1) Metaphorik, kommunikative und herrschaftliche Funktion einer symbolischen Handlung. In: Ragotzky, Hedda/Wenzel, Horst (Hrsg.): Höfische Repräsentation. Das Zeremoniell und die Zeichen. Tübingen 1990, S. 89–132.
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nicht leicht darzu verstehen.“ 516 An den meisten europäischen Höfen517 wurde im Laufe der Zeit eine Auflösung dieses Konfliktes dadurch geschaffen, dass der Ambassadeur die ihn begleitenden Kavaliere dem Potentaten zu einem Handkuss präsentierte.518 Der Kuss durch den Abgesandten wurde infolgedessen immer ungewöhnlicher. Dementsprechend verliert jene Episode nach der Friedrich Wilhelm I. „. . . ware ein so abgesagter Feind der Ehren=Bezeugungen, daß der verstorbene Geheime Rath von V** zu B** darüber bald unglücklich geworden, da er dem König den Saum des Rocks küssen wollen und der König ihn vor einen verkleideten Beutelschneider, so ihm die goldene Uhr stehlen wollte, angesehen.“ 519 an Schlagkraft und könnte diese Reaktion des preußischen Königs eben nicht nur seiner Abneigung gegenüber dem Zeremoniell geschuldet gewesen sein, sondern war ein Ergebnis des Zeitgeistes. Denn war 1656 anlässlich des Eintrittes des russischen Gesandten in das Audienzgemach des Großen Kurfürsten noch spekuliert worden, ob der Gesandte sich mit der Absicht trug „. . . vielleicht Seiner Churfürstlichen Durchlaucht die hände zu küßen.“ 520 Stand 1687 die Option eines Handkusses bei der dritten Reverenz für die russische Gesandtschaft am Berliner Hofe, keinesfalls mehr zur Debatte.521 Obgleich die Russen durch die bodentiefe Verneigung deutlich großzügiger in der Gewährung von Ehrenbezeugungen als die Europäer waren, so ist durch den Verzicht auf den Handkuss522
516 Ahnert, Zweyter Theil, 1784, S. 73. Weiterführend: Frötschel, Ruth: Mit Handkuss. Die Hand als Gegenstand des Zeremoniells am Wiener Hof im 17. und 18. Jahrhundert. In: Pangerl, Irmgard u. a. (Hrsg.): Der Wiener Hof im Spiegel der Zeremonialprotokolle (1652–1800). Eine Annäherung (= Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte; 47/Forschungen zur Landeskunde von Niederösterreich; 31). Innsbruck u. a. 2007, S. 337–356. 517 Eine Ausnahme bildete der römische Hof. Der Papst bestand weiterhin auf den Fußkuss (vgl. Braun 1711, S. 271). 518 Exemplarisch: Audienz des schwedischen Ambassadeurs 1705 am Berliner Hofe (vgl. Mai 1705 Besser „Ceremonial-Acta“ zitiert nach: Hahn/Kiesant 2009, S. 223). 519 Moser, Friderich Carl, 1761, S. 677. 520 6. Juli 1654 Schönbeck. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8787, Bl. 4v. Weiterführend zur unterschiedlichen Wahrnehmung von Körperhaltungen: Zachar’in, Dmitir: Symbolische Körperhaltungen. Eine Differenz zwischen russischen und westeuropäischen Zeremonial-,Grammatiken‘ des 16. und 17. Jahrhunderts. In: Egidi, Margreth u. a. (Hrsg.): Gestik. Figuren des Körpers in Text und Bild (= Literatur und Anthropologie; 8). Tübingen 2000, S. 87–102. 521 Vgl. 25. Mai/4. Juni 1687 Bericht. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 6586, Bl. 24v–25r. 522 Dies war ein schrittweiser und sich gegenseitig beeinflussender Prozess gewesen, denn bereits 1674 hatte der brandenburgisch-preußische Gesandte die Instruktion erhalten, seine Kavaliere nur zu einem Handkuss zu zu lassen, wenn der Zar bei diesem auf das Tragen eines Handschuhs verzichten würde (vgl. Instruktion o. D. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 6563, Bl. 12r). Zur Bedeutung des Handschuhs weiterführend: Schwineköper, Bernd: Der Handschuh im Recht, Ämterwesen, Brauch und Volksglauben. Berlin 1938.
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dennoch eine Anpassung des russischen Zeremoniells an das der europäischen Höfe wahrnehmbar. Nicht nur die Gesandten hielten sich bei der Durchführung ihrer Reverenzen an gewisse Abläufe, ebenso ist des Öfteren eine, auf die jeweilige Verbeugung des Gesandten bezogene, Erwiderung des Fürsten beobachtbar. Am Exempel der Antrittsaudienz der brandenburgisch-preußischen Gesandtschaft 1661 am Londoner Hofe, lässt sich dies dokumentieren. „Sie machten drey Reverenzen/bey der ersten entdeckten sich Ihro Köngl. Maj. bey der zweyten stunden sie vom königl. Stuhl auf/und approchirten auf die dritte.“ 523 Essentiell war nach der letzten erfolgten Reverenz, die Frage, ob und wie lange Potentat und Gesandter sich bedeckten. War dies für die Gesandten des ersten Ranges festgelegt, waren bei Gesandten des zweiten Ranges bedeutungsreiche Variationen denkbar, wie ein Ausschnitt aus der Relation des brandenburgisch-preußischen Gesandten Löben am Kaiserhof vom September 1654 aufzeigt „Als Ich nun im Eingang der PROPOSITION erstlich, Ihre Keÿserliche Majestät nochmahls Ewer Churfürstliche Durchlaucht TITULirte, hatte Ihre Keÿserliche Majestät den Hutt ab, nachgehendts aber, als Sie mich noch einmahl aufsetzen geheißen, ließen Sie Ihren Hutt stehen, Ich stellete mich [. . .] als wolte Ich deken, behielt aber den Hutt in der Handt [. . .] Ihre Kaÿserliche Majestät blieben bis zum Ende bedekt, undt ob Ich gleich Sie selbst nennete, griffen sie doch nicht an Hut allein, wann Eüre Churfürstliche Durchlaucht genant wurden zuckten sie zu Zeithen den Hutt zu zeiten griffen Sie auch nur daran, zu zeithen ließen Sie es auch gar bleiben.“ 524 Die gesamte Audienz Löbens war durchzogen vom Auf- und Abnehmen des Hutes, die beständige Aufmerksamkeit des Gesandten war gefordert und eingedenk der Exempel anderer Gesandter, musste der Versuch unternommen werden, den Hut möglichst lange aufzubehalten während der Kaiser im besten Falle möglichst lange unbedeckt blieb. Jenes galt allgemein als Gradmesser der entgegengebrachten Wertschätzung.525 Das dieser Aspekt des Gesandtschaftszeremoniell folglich ebenfalls anfällig für Diskussionen war, dürfte kaum überraschen. Indes bestand die Option dem auszuweichen, indem bei der Audienz auf das Tragen eines Hutes verzichtet wurde. Dies konnte vordergründig aufgrund pragmatischer Überlegungen geschehen. Gerade besonders kunstvolle und voluminöse Perücken erschwerten, wenn nicht gar verhinderten das Tragen des Hutes auf dem Kopf, dieser musste unter den Arm genommen oder abgelegt werden.526 523
Besser/Zwantzigk 1699, S. 52. EXTRACT auß des Churfürstlichen Gesandten Baron von Löben RELATION aus Wien vom Monath SEPTB. 1654. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8681. 525 Exemplarisch: 1664 Blumenthal Relation V. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 2601. 526 Vgl. Hilfenberg, Ludwig: Die Hut=Frage, oder der Mißbrauch des Hutabnehmens beim Grüßen bekämpft aus socialen und medicinischen Gründen. Erfurt und Leipzig 1841, S. 8. 524
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Oftmals wird das Perücketragen des ersten preußischen Königs Friedrichs I. als bloße Imitation des französischen Königs Ludwigs XIV.527 und als ein Versuch, seinen am Nacken befindlichen Buckel zu kaschieren, gewertet.528 Mochte dies zwar nicht völlig von der Hand zu weisen sein, sollte nicht aus dem Blick verloren werden, dass Frisuren Machtstrukturen zum Ausdruck bringen konnten. Die Frisur repräsentiert neben der Persönlichkeit auch deren Positionierung in der Gesellschaft und war „Einschreibfläche“ für kulturelle Muster.529 Haupt- und Barthaar wurden als bedeutsame Statuszeichen eingeschätzt530 und ordnete man zeitweilig dem langen Haar die Symbolik eines königlichen Zeichen zu.531 Diese Symbolik erfuhr im Laufe der Zeit eine Abschwächung, die Gestaltung der Perücken war einem beständigen Wandel unterworfen.532 Zudem reichte die Aussagekraft der Perücke bezüglich des Ranges, der an der Audienz beteiligten Personen in keinster Weise an jene des Hutes heran. Demgegenüber ein eindeutiges Herrschersymbol, wenn nicht das Herrschersymbol schlechthin,533 war die Krone. Allein auch diese wurde in den seltensten Fällen bei Audienzen verwendet.534 Im gesamten Untersuchungszeitraum ist für den Berliner Hof kein Exempel für die Nutzung einer Krone während der Gesandtenaudienzen zu finden und dies obwohl sie als Repräsentant rechtmäßiger Regierungsgewalt fungierte, sie hob den Herrscher rein äußerlich aus der Gruppe der Fürsten heraus und rückte ihn sichtbar an die Spitze der adligen Rangordnung.535 Trotzdessen bediente Brandenburg-Preußen sich nicht einmal bei den prächtigen Audienzen des schwedischen und des englischen Ambassadeurs einer Krone,536 527
Vgl. Ghayegh-Pisheh 2000, S. 159. Vgl. Frey, Linda/Frey, Marsha: Friedrich I. Preußens erster König. Graz u. a. 1984, S. 34. 529 Vgl. Antoni-Komar, Irene: Kulturelle Strategien am Kopf. Aspekte einer Systematik der Frisur. In: Antoni-Komar, Irene (Hrsg.): Kulturelle Strategien am Körper. Frisuren. Kosmetik. Kleider (= Mode und Ästhetik; 2). Oldenburg 2006, S. 80 ff. 530 Vgl. Wenzel 1995, S. 341. 531 Vgl. Knebel, Kristin: „Die Perücken haben heut zu Tage einen nicht geringen Antheil an dem Ceremoniel“. Die Herrenperücke als Kleidungsstück mit besonderer Bedeutung im späten 17. und 18. Jahrhundert. In: Luckhardt, Jochen/Marth, Regine (Hrsg.): Lockenpracht und Herrschermacht. Perücken als Statussymbol und modisches Accessoire [. . .]. Leipzig 2006, S. 18. 532 Exemplarisch: Moser, Friderich Carl, 1761, S. 411. 533 Vgl. Hadwich, Rudolf: Die rechtssymbolische Bedeutung von Hut und Krone. Mainz 1952, S. 2. 534 Exemplarisch: 6. Juni 1656 Instruktion für Eulenburg. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 6541, Bl. 28r. 535 Vgl. Keupp, Jan: Die Reichskleinoden – Tradition und Wandel. In: Keupp, Jan u. a. (Hrsg.): „die keyserlichen zeychen . . .“ Die Reichskleinodien – Herrschaftszeichen des Heiligen Römischen Reiches. Regensburg 2009, S. 18. 536 Vgl. 1705. Ohnmaßgebliches CEREMONIEL welches beÿ des Schwed. AMBAS. von Rosenhaan öffentlichen einzug und der darauf erfolgten öffentlichen AUDIENTZ OBSERVIRET worden. NLA Hannover Celle Br. 17 Nr. 16/1, Bl. 162v. 528
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wiewohl eine solche anlässlich der Krönung eigens gefertigt worden war.537 Es mag spekuliert werden, dass aus eben diesem Grunde auf ihren Einbezug verzichtet worden war, da dies auf die Neugründung und damit einhergehende fehlende Traditionen des brandenburgisch-preußischen Königtums verwiesen hätte.538 Als wesentlich wahrscheinlicher angenommen werden kann, dass sich der Berliner Hofe an den Gewohnheiten der übrigen europäischen Höfen orientierte. Die Einbeziehung einer Krone in das Gesandtschaftszeremoniell war zu dieser Zeit schlichtweg nicht üblich. Der Hut war das bestimmende Element, um Rangansprüche aufzuzeigen.539 Dessen Gestaltung wurde besondere Aufmerksamkeit geschenkt. „Eine Feder auf dem Hut zu tragen ist ein Vorrecht des Adels und manchmal bey einer schlechten Tracht das einzige Merckmal der Distinction.“ 540 Wiewohl in diesem Zitat Friedrich Carl von Mosers ein weiterer zu betrachtender Aspekt anklingt, die adäquate Auswahl der Kleidung. In der historischen Forschung erfreut sich diese Thematik großer Beliebtheit seit Martin Dinges 1992 in seinem vielzitierten Aufsatz auf die soziale Funktion von Kleidung in der höfischen Gesellschaft aufmerksam gemacht hat.541 Kleidung zeichnete sich in ihrer Eignung für Abgrenzungen sowie die Schaffung von 537 Vgl. Seidel, Paul: Die Insignien und Juwelen der preußischen Krone. Mit einer Einleitung von Reinhold Koser. In: Hohenzollern=Jahrbuch 17 (1913), S. 1–69. Sowie: Duchhardt 1983, S. 91. 538 Interessant ist in diesem Kontext die Feststellung Veltzkes, nach welcher Krönungsornat und -insignien bei den Porträts preußischer Könige nicht üblich waren, weshalb bedeutungsvolle Posen und Gesten dazu dienten den hohen Rang der porträtierten Person herauszustellen (vgl. Veltzke, Veit (Hrsg.): Macht und Dienst. Zur Darstellung des brandenburgisch-preußischen Herrscherhauses in Gemälde und Graphik 1650–1900 (= Stiftung des Preußen-Museums; 2). Minden [1993], S. 50). 539 Bei der von Friedrich III./I. angefertigten Wachseffigie (Weiterführend: Völkel, Michaela: Könige als Kuriositäten. Monarchen und ihre Effigies als Objekte der Schaulust 1660–1860. In: Hahn, Stephanie/Sprenger, Michael H. (Hrsg.): Herrschaft – Architektur – Raum. Festschrift für Ulrich Schütte zum 60. Geburtstag (= Schriften zur Residenzkultur; 4). Berlin 2008, S. 293–313). wurde die Position des Hutes im Laufe der Zeit verändert. 1699 trug die Figur den Hut noch unter dem Arm, später wurde ihr der Hut auf den Kopf gesetzt (vgl. Kretzschmar, Marthe: Herrscherbilder aus Wachs. Lebensgroße Porträts politischer Machthaber in der Frühen Neuzeit. Berlin 2014, S. 63, 190). 540 Moser, Friderich Carl, 1761, S. 437. 541 Siehe: Dinges, Martin: Der „feine Unterschied“. Die soziale Funktion der Kleidung in der höfischen Gesellschaft. In: Zeitschrift für Historische Forschung 19 (1992), S. 49–76. Weiterführend: Hoffmann, Hans-Joachim: Kleidersprache. Eine Psychologie der Illusion in Kleidung, Mode und Maskerade. Frankfurt am Main u. a. 1985. Sowie: Kokoska, Kira: „Baden à la mode . . .“ Die Bedeutung der Kleidung zur Zeit Karl Wilhelms. In: Badisches Landesmuseum Karlsruhe (Hrsg.): Karl Wilhelm. 1679–1738. Katalog. Karlsruhe 2015, S. 250–257. Sowie: Reich, Anne-Kathrin: Kleidung als Spiegelbild sozialer Differenzierung. Städtische Kleiderordnungen vom 14. bis zum 17. Jahrhundert am Beispiel der Altstadt Hannover (= Quellen und Darstellungen zur Geschichte Niedersachsens; 125). Hannover 2005.
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Zugehörigkeiten dadurch aus, dass sie unmittelbar, ohne räumliche oder zeitliche Distanz, mit ihrem Träger verbunden war und mit ihm eins gesetzt werden konnte.542 Wiewohl bereits 1528 Baldesar Castiglione seinen Lesern den Ratschlag erteilte, man solle sich bei der Auswahl der Kleidung „. . . der Gewohnheit der Mehrzahl“ 543 anpassen. Fürwahr waren zwar bezüglich einzelner Details der Kleidung sei es Farbe,544 Schnitt oder Material vielfältige Optionen wahrnehmbar. Die meisten Potentaten orientierten sich weitestgehend an ihren Standesgenossen. Bei allen Distinktionsbemühungen achteten sie darauf, ein gewisses Maß nicht zu überschreiten. Ein solches Handeln ließ dem Einzelnen genügend Raum für die persönliche vestimentäre Prachtentfaltung, sicherte gleichzeitig, dass keiner dem anderen mit seiner Kleidung den Rang ablief.545 Obgleich sehr prachtvolle Kleidung stets bemerkt und in späteren Epochen häufig kritisiert wurde, denn diese sei der Eigenliebe und Verschwendungssucht der Fürsten geschuldet.546 Insbesondere der erste preußische König sah sich diesem Vorwurf ausgesetzt. Es sollte mitbedacht werden, dass Potentaten nicht grundlos gerade bei öffentlichkeitswirksamen Audienzen kostbare Gewänder trugen, denn es war „. . . auß der Beschaffenheit des Aufputzes/die Grösse der Hoheit zu beurtheilen“,547 konnten auf diesem Wege Mach und Reichtum präsentiert werden. Damit stand Friedrich III./I. nicht nur in der allgemein europäischen Tradition, der er folgte, um seine Souveränität und Ranggleichheit zu repräsentieren – den spanischen Habit trug er wie der Wiener Hof bei hochoffiziellen zeremoniellen Anlässen, im Campagne Kleid erschien er bei eher informellen Auftritten,548
542 Vgl. Frieling, Kirstin O.: Sehen und gesehen werden. Kleidung an Fürstenhöfen an der Schwelle vom Mittelalter zur Neuzeit (ca. 1450–1530) (= Mittelalter-Forschungen; 41). Ostfildern 2013, S. 12. 543 Castiglione, Baldesar: Il Libro del Cortegiano. Das Buch vom Hofmann. 1528. Übersetzt von Fritz Baumgart. München 1986, S. 142. 544 Weiterführend dazu der Sammelband: Nixdorff, Heide/Müller, Heidi (Hrsg.): Weiße Westen – Rote Roben. Von den Farbordnungen des Mittelalters zum individuellen Farbgeschmack [. . .]. Berlin 1983. 545 Vgl. Frieling, Kirsten O.: Die feinen Unterschiede: Fürstliche Kleidung an der Wende vom Mittelalter zur Neuzeit. In: Orlowska, Anna Paulina u. a. (Hrsg.): Atelier. Vorbild, Austausch, Konkurrenz. Höfe und Residenzen in der gegenseitigen Wahrnehmung (= Mitteilungen der Residenzen-Kommission der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen; Sonderheft 12). Kiel 2009, S. 96 f. 546 Vgl. Wachsmuth, Wilhelm: Europäische Sittengeschichte vom Ursprung volksthümlicher Gestaltungen bis auf unsere Zeit. Fünften Theils zweite Abtheilung. Das Zeitalter der unumschränkten Fürstenmacht und das Revolutionszeitalter. Leipzig 1839, S. 274 f. 547 Besser, Preußische Krönungs=Geschichte, 1702. Zitiert nach: Hahn/Kiesant 2009, S. 199. 548 Vgl. Scharmann, Rudolf: Krönungsgewand, Campagne Kleid und Ritter-Ordenstracht. Herrscherkleidung Friedrichs I. In: Deutsches Historisches Museum/SPSG (Hrsg.): Preußen 1701. Eine europäische Geschichte. 2. Band: Essays. Berlin 2001, S. 71.
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sondern auch in der Tradition seines Vaters, der dies bei publiquen Audienzen ebenso gehalten hatte.549 Wert legten die Monarchen ebenfalls auf eine angemessene Ausstattung, der ihnen unterstehenden an der Audienz beteiligten Personen. Zum einen ermöglichte die konforme Kleidung eines Hofes dem jeweiligen Potentaten, sich umso deutlicher durch seine davon variierende Kleidung abzuheben.550 Für den Höfling hingegen galt, dass das Hofkleid551 das äußere Zeichen des Privilegs zum Kreis des Fürsten zu zählen, war. Es ehrte seinen Träger, zugleich deklarierte es den Höfling zeichenhaft als obrigkeitliches Eigentum.552 Daneben wirkte eine kostbare Ausstattung des Hofstaates positiv auf das Ansehen des Monarchen zurück, denn die Livreen der Dienerschaft waren ein Gradmesser für den Glanz und Reichtum eines Hofes. Das Ansehen des Herren stieg an, je mehr Diener eingekleidet wurden, je prächtiger die Kleidung und je öfter die Dienerschaft ihre Livreen nach Anlass wechselte553 und auch die Bekleidung der Minister und hoher Hofbeamte konnte darauf entscheidenden Einfluss nehmen, so dass Friedrich Wilhelm I. 1728 anlässlich des hohen zu erwartenden Besuches des polnischen Königs „. . . allen Civil Bedienten anbefohlen: sich mit bordirten und chamerirten Kleidern zu versehn.“ 554 Obendrein maßgeblich war, dass die prachtvolle Kleidung des Fürsten und seiner Bediensteten als Ehrbezeugung gegenüber den Gesandten aufgefasst und angemessene Kleidung während der Audienzen als obligatorisch angesehen werden konnte. Dies ging soweit, dass 1712 der dänische Gesandte am Berliner Hof darum bat, dass die Königin nebst ihren Damen „en robe“ gekleidet sein mögen „. . . nemlich damit durch solche Kleidung angezeiget würde, daß es eine PU-
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Exemplarisch: „Seine Churfürstliche Durchlaucht aber hatten ein schwartz Seidenstoffen Kleid mit Diamanten Knöpffen besetzet/wie dann auch der Degen/das Gehencke/Hut und Hosenbänder mit Diamanten statlich gezieret und gestücket waren.“ 3./13. August 1650 gedruckter Bericht. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 6547, Bl. 37v. 550 Vgl. Schnitzer 1999, S. 14. Dieser Zielstellung dienten fernerhin die oftmals erlassenen Kleiderordnungen (exemplarisch: 18. Juni 1681 Friedrich Wilhelm an die Bürgermeister und Räte der Städte Königsberg. GStA PK, XX. HA, Etats-Ministerium Tit. 70 l Nr. 4, Bl. 1r). 551 Informationen über die Livree des brandenburgisch-preußischen Hofes: 1680. Siehe: GStA PK, I. HA, Rep. 36 Nr. 1983. Sowie für das Jahr 1691 überlieferte Rechnungen: GStA PK, I. HA, Rep. 36 Nr. 1987. 552 Vgl. Schnitzer 1999, S. 7, 11, 14. 553 Vgl. Hackspiel-Mikosch, Elisabeth: Vorläufer der zivilen Uniformen im 18. Jahrhundert. Hofmonturen als Inszenierung fürstlicher Macht im höfischen Fest. In: Hackspiel-Mikosch, Elisabeth/Haas, Stefan (Hrsg.): Die zivile Uniform als symbolische Kommunikation. Kleidung zwischen Repräsentation, Imagination und Konsumption in Europa vom 18. bis zum 21. Jahrhundert [. . .] (= Studien zur Geschichte des Alltags; 24). München 2006, S. 54. 554 6. März 1728 Stratemann aus Berlin. Zitiert nach: Wolff 1914, S. 1 f.
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BLIQVE AUDIENTZ wäre.“ 555 Der Berliner Hof kam diesem Wunsch nach. Die Bekleidung war vom Dänen als ein entscheidendes Signal interpretiert worden, welches einen Unterschied zwischen den Audienzformen aufzuzeigen vermochte. Dies war kein Einzelfall. 1716 schlug der ehemalige preußische Oberzeremonienmeister Besser, nachdem man ihn um Rat ersucht hatte, da Friedrich Wilhelm I. bei der Audienz des österreichischen Envoyés überaus großzügig mit Ehrenbezeugungen gewesen und vom bisherigen Zeremoniell abgewichen war, vor, man solle öffentlich erklären, dass Friedrich Wilhelm I.: „Stiefletten angehabt, so daß Er dadurch genug bezeuget, daß Er solche AUDIENTZ, nur für eine PRIVAT und ohne CEREMONIE gegebene AUDIENTZ gehalten.“ 556 Bessers Vorschlag wurde nicht in die Tat umgesetzt. Prinzipiell war eine zeremonielle Verwendung von Schuhen möglich,557 schwere Stiefel beispielsweise setzten akustische Zeichen, repräsentierten einen kräftigen und machtvollen Schritt.558 Nur, unabhängig davon, dass der Berliner Hof keinesfalls den Wunsch gehegt hatte, die publique Audienz in eine particulier Audienz umzudeuten, ist es fraglich, ob der Verweis auf das Schuhwerk hierfür ausgereicht hätte. Denn Friedrich Wilhelm I. variierte sein Schuhwerk zumeist unabhängig von zeremoniösen Situation.559 Eine allgemein verbindliche Lesart und Interpretation dieses Aspekts war folglich nicht realisierbar. Wirksamkeit und Deutung von einzelnen Bestandteilen des Gesandtschaftszeremoniells waren stets vom jeweiligen Kontext abhängig, wurden von zahlreichen Faktoren beeinflusst. Die 1712 erfolgte Zustimmung des Berliner Hofes sich den Wünschen des dänischen Diplomaten gemäß zu kleiden, stand im engen Zusammenhang zur generellen Situation dieser Audienz, die durch Auseinandersetzungen, um den Audienzort geprägt gewesen war. Vereinzelt sind weitere Beispiele vorhanden, in denen gegenseitige Kleidungsabsprachen erfolgten, da die Auswahl bestimmter Kleidungsstücke eine dementsprechende Reaktion des Gegenparts erforderte.560 1713 berichtete der österreichische Gesandte anlässlich seiner abzustattenden Kondolenz am Berliner Hof, man habe ihn angewiesen mit „. . . weißen aufschlägel auf einem Rock mit 3. Knöpfen und langen Mantel, auch flohr erscheinen, gestalten der König 555 13. September 1712 Besser „Ceremonial-Acta“ zitiert nach: Hahn/Kiesant 2009, S. 463. 556 10. Februar 1716 Besser „Ceremonial-Acta“ zitiert nach: Hahn/Kiesant 2009, S. 566. 557 Vgl. Schwedler, Gerald: Herrschertreffen des Spätmittelalters. Formen – Rituale – Wirkungen (= Mittelalter-Forschungen; 21). Ostfildern 2008, S. 54. 558 Vgl. Hoffmann, Hans-Joachim: Kleidersprache. Eine Psychologie der Illusion in Kleidung, Mode und Maskerade. Frankfurt am Main u. a. 1985, S. 52. 559 Vgl. König, Vierten Theils Zweiter Band, 1796, S. 272. 560 Exemplarisch: „Der König hatte ferner zu MONSIEUR PODEWILS gesagt, ich möchte beÿ der AUDIENTZ nur im Rock und degen erscheinen, den sonsten würde Er, undt der gantze Hoff zu Ihrer großen INCOMMODITÄT lange mäntel anlegen müßen.“ 16./26. Februar 1666 Blumenthal aus Paris. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 2603.
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IV. Elemente des Gesandtschaftszeremoniells
Selbsten also gekleidet seÿe.“ 561 Unumstößlich war bei Todesfällen für den Potentat nebst seinen Hofstaat562 und für den Gesandten nebst seinem Gefolge, das Tragen von „Trauerkleidung“. Die sich in ihrer Gestaltung sowohl nach den Sitten des gastgebenden Hofes als auch nach denen des absendenden Hofes563 richtete und in Abhängigkeit von Rang und verwandtschaftlichen Beziehungen variierte. Davon abgesehen war es nicht üblich, dass der Gesandte dem jeweiligen Potentaten vorschrieb, was dieser bei der Audienz zu tragen hatte, genauso wenig taten dies die gastgebenden Höfe: „. . . wann ein Hof gut befindet, zu verordnen, daß, wer an demselbigen erscheinen will, eine gewiße Art von Kleidung anhaben solle; so bindet sich solches die an demselben stehende fremden Gesandte nicht.“ 564 Interessanterweise scheint insbesondere der Wiener Hof von dieser von Johann Jacob Moser formulierten Norm abgewichen zu sein. Im April 1720 teilte der brandenburgisch-preußische Gesandte mit, dass er sich in der entsprechenden vom Kaiserhofe befohlenen Kleidung zur Audienz begeben habe565 und ein wahrscheinlich nach 1760 erstelltes Reglement für den Wiener Hof, enthält Instruktionen, wie die Botschafter sich in Abhängigkeit vom kaiserlichen Aufzug kleiden sollten.566 Unabhängig davon, ob Vorgaben vorhanden waren oder nicht, bestand die Option Kritik am Äußeren des Gesandten zu artikulieren, das wohl bekanntestes Exempel hierfür ist das von Friedrich Wilhelm I. Pfingsten 1720 vollzogene Vorgehen. Im Zuge der Revue seiner Infanterietruppen, an welcher der französische Gesandte ebenfalls teilnahm, befahl der König, sämtliche Profose der Regimenter nach der französischen Mode ankleiden zu lassen. Weil Friedrich Wilhelm I. kein Freund des französischen Geschmackes war, wählte er eine übertriebene Ausführung: übergroße Hüte, Aufschläge an den Kleidern und Haarbeutel. Erhellend sind die diesbezüglich von David Fassmann notierten Gedanken „Es giebet auch in der That Leute, welche dafür halten, als ob eine geheime Lehre vor die Herren Frantzosen, und andere Nationes, die es ihnen nachthun, hierunter verborgen stecke, so daß ihnen gleichsam die Thorheit verwiesen wird, welche mit so grossen Hüten und Aufschlägen begangen wird. [. . .] Wer auch die gesunde Vernunfft herbey zu Rathe ziehet, der wird leichtlich finden, daß Ihro Majestät hierinnen vollkommen recht haben, und man hat dem Preußischen beliebten Kleider=tracht 561 EXTRACTUS RELATIONES des Grafens DAMIANI HUGONIS von Schönborn, D. D. Berlin den 2ten Maÿ 1713. AT-OeStA/HHStA RK Diplomatische Akten Berlin Berichte 8a. Berichte aus Berlin. 1713, S. 78. 562 Exemplarisch: GStA PK, I. HA, Rep. 36 Nr. 1998. 563 Exemplarisch: Regulierungen für Brandenburg-Preußen 1727. GStA PK, I. HA, Rep. 9 Allgemeine Verwaltung Nr. H 13 Fasz. 2. 564 Moser, Johann Jacob, 1781, S. 204 f. 565 Vgl. 17. April 1720 Canngiesser aus Wien. GStA PK, I. HA, Rep. 1 Nr. 286, Bl. 52v. 566 Vgl. Ceremoniel der Bohtschafter beÿ Audienzen und Ueberreichung der Credentialen um 1760. AT-OeStA/HHStA RK Zeremonialakten 5-4.
6. Gestik und Gegenstände
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bishero in unterschiedenen Landen imitiret.“ 567 Diese von Fassmann angesprochene Vorbildwirkung Friedrich Wilhelms I. wurde und wird mehrfach in der Literatur hervorgehoben.568 Dies gewinnt in Anbetracht der Annahme Jan Keupps, nach der die Formierung von Mode und deren Durchsetzung legitimierender Autoritäten, die einer Modifikation bestehender Kleidercodes zur allgemeinen Akzeptanz verhalfen, bedurfte, an Bedeutung. Im komplexen Feld der allgemeinen Modetrends läge die Deutungshoheit selten in der Hand eines Einzelakteurs. Zumeist wären es gruppenspezifische Machtstrukturen und Interessenkonstellationen, die einen Wandel der Kleiderformen begünstigen würden.569 Es ist daher kein Zufall, dass in der geschilderten Anekdote, die Kleidung des französischen Gesandten negativ bewertet wurde, denn der französische Modegeschmack galt lange Zeit als europaweit tonangebend570 und wurde auf diese Weise Friedrich Wilhelm I. als dem gegenüberstehender Part stilisiert. Hinzukommend verweisen die Schilderungen um die Vorgänge beim Pfingstfest 1720 auf ein weiteres Spezifikum der Kleiderwahl der Gesandten. Diese hatten die Entscheidung zu treffen, ob sie sich den Sitten ihres oder denen des gastgebenden Landes entsprechend kleiden wollten.571 Diese Wahl konnte als diplomatisches Mittel verstanden und genutzt werden, die Bekleidung des Körpers auf die vermeintliche Zugehörigkeit zu einer bestimmten (politischen) Gruppe hindeuten.572 Der Verzicht auf die Repräsentation der Landestracht und das Anpassen an die Sitten des Gastlandes war eine Möglichkeit, die Gunst des Gastgebers zu erringen. Laut Friedrich Carl von Moser habe etwa der österreichische
567
Fassmann 1735, S. 233 f. Exemplarisch: Springer, Johann Christoph Erich von: An einen teutschen Hofmarschall. Ein teutscher Bürger. Riga und Leipzig 1774, S. 348. Sie war wohl von Friedrich Wilhelm I. gewünscht, denn zunächst war die Schrift Fassmanns wegen einiger „unverantwortlicher Passagen“ mit Beschlag belegt worden. Als die Sache jedoch dem König unterbreitet wurde, sprach er sich gegen die Einbehaltung aus (vgl. Schultz, Walter: Die ersten Lebensbeschreibungen Friedrich Wilhelms I. Danzig 1909, S. 17). 569 Vgl. Keupp, Jan: Die Wahl des Gewandes. Mode, Macht und Möglichkeitssinn in Gesellschaft und Politik des Mittelalters (= Mittelalter-Forschungen; 33). Ostfildern 2010, S. 81, 85. 570 Vgl. Zander-Seidel, Jutta: Modetendenzen. „Teutschland hat das Leben uns, Franckreich aber Kleyder geben.“ In: Von teutscher Not zu höfischer Pracht 1648–1701 [. . .]. Nürnberg 1998, S. 137. 571 Eine leichte Tendenz zu der Empfehlung eher Kleidung des eigenen Landes auszuwählen, ist in Zeremonialwissenschaft, Gesandtentraktaten etc. wahrnehmbar (exemplarisch: Bielefeld 1761, S. 381. Sowie: Hoevelen 1679, S. 56). 572 Vgl. Jucker, Michael: Gesten, Kleider und Körperschmähungen. Ordnungsbrüche und ihre Wahrnehmung im eidgenössischen Gesandtschaftswesen des ausgehenden Spätmittelalters. In: Füssel, Marian/Weller, Thomas (Hrsg.): Ordnung und Distinktion. Praktiken sozialer Repräsentation in der ständischen Gesellschaft (= Symbolische Kommunikation und gesellschaftliche Wertesysteme Schriftenreihe des Sonderforschungsbereichs 496; 8). Münster 2005, S. 232. 568
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IV. Elemente des Gesandtschaftszeremoniells
Gesandte Seckendorf am Berliner Hof die Vorliebe des Soldatenkönigs für Uniformen für sich zu nutzen gewusst.573 War der Gesandte diesbezüglich zu einer Lösung gelangt, war abzuwägen wie kostbar und prachtvoll seine Kleidung gestaltet werden sollte. Zunächst gab Rohr 1728 zu bedenken, dass „ordentliche Kleidung“ dem Diplomaten viel eher den Zutritt in die höheren Kreise der Gesellschaft ermöglichen würde.574 Dies ergänzend kann Wicqueforts „L’Ambassadeur“ herangezogen werden. Wicquefort beginnt seine Ausführung zwecks Gesandtenbekleidung mit dem Exempel eines Gesandtens, der in Pantoffeln hohe königliche Minister empfangen habe, betont welch grobe Unhöflichkeit dies gewesen sei, die durch die Tatsache, der Stellvertreterfunktion des Gesandtens an politischer Brisanz gewonnen habe.575 Die Bekleidung eines Gesandten war demzufolge ein graduell modifizierbare Ehrerbietung, die man dem empfangenden Potentaten erwies. Hinzukommend konnte sie als Verweis auf den Reichtum und die Magnifizenz des sendenden Monarchens interpretiert werden. So schrieb die Kurfürstin Sophie von Hannover im November 1706 an Friedrich III./I.: „Ich kann auch nicht lassen, zu rühmen, wie E. M. extraordinair Envoie so prächtig undt schön ist aufgetzogen zur Audience [. . .] Sein Kleit war rodt brodürt, mit golt gestickt, so schön, das aus Franckreich kein schöner Broderi ist kommen, undt ist doch zu Berlin gemacht.“ 576 Zweifelsohne dürfte diese Äußerung dem preußischen König gefallen und vornehmlich, der positiv ausfallende Vergleich mit französischen Erzeugnissen ihm geschmeichelt haben. Wie aber konnte ein Hof reagieren, wenn Gesandte offenkundig unangemessen gekleidet waren? Im Allgemeinen scheint dies kaum vorgekommen zu sein, umso mehr Aufsehen erregte daher die 1679 an den Berliner Hof kommende tatarische Gesandtschaft. Jedwede von dieser Audienz vorliegende Beschreibung stellt die schlechte Aufführung und Bekleidung der Gesandtschaft heraus. Nun begegneten sich hier zwei Kulturen mit verschiedenen Ansichten und zeremoniellen Traditionen, denn die zeremonielle Semantik basierte letztlich auf kulturellen Konventionen.577 Umso bemerkenswerter war der Entschluss des Berliner Hofes den tatarischen Gesandten Kleidung zur Verfügung zu stellen,578 denn damit hatte BrandenburgPreußen eine Vorgehensweise erkoren, die für gewöhnlich im osmanischen Kulturkreis Verwendung fand. Gesandte und ihre Begleiter wurden dort vor der Audienz beim Sultan in Ehrengewänder gekleidet und so symbolisch zu Mitgliedern des Haushalts gemacht. Der Gesandte war dadurch – zumindest symbolisch – zum Vasallen geworden. Die Verleihung von Ehrengewändern geschah immer in
573 574 575 576 577 578
Vgl. Moser, Carl Friderich, 1750, S. 36. Vgl. Rohr 1728, S. 544. Vgl. Wicquefort 1682, S. 463. 8. November 1706 Sophie an Friedrich III./I. Zitiert nach: Berner 1901, S. 106. Vgl. Vogel 2014, S. 227. Vgl. Orlich 1836, S. 182.
6. Gestik und Gegenstände
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einer Abwärtsbewegung, ein Ehrengewand konnte einzig und allein einem Rangniederen verliehen werden.579 Tetiana Grygorieva konstatiert, es sei damals wohlbekannt gewesen, dass die Osmanen die Ehrengewänder der Botschafter als Zeichen der Unterordnung ihrer Gäste verstanden,580 es wäre weiterführend zu erforschen, inwiefern der brandenburgisch-preußische Hof sich dessen bewusst gewesen ist und dies gezielt bei den Audienzen der tatarischen Gesandten eingesetzt hatte oder ob man schlichtweg nicht zulassen wollte, dass die Tataren ungebührlich bekleidet Audienz beim Kurfürsten nahmen. Hinzukommend warf Louis Schneider 1876 die Frage auf, ob die bereitgestellten Kleider den Gesandten an der Grenze abgenommen worden waren, um bei weiteren tatarischen Gesandtschaften auf diese zurückgreifen zu können. Bezeichnenderweise spekuliert Schneider: „Wäre Seine tatarische Excellenz unter König Friedrich Wilhelm I. nach Berlin gekommen, so würde man im Stande sein, annährende Schlüsse in Hinsicht auf staatsökonomische Prinzipien zu machen.“ 581 Abermals tritt der ökonomische Aspekt, der bei der Auswahl der Bekleidung stets einbezogen wurde zu Tage und wird eine vorbildhafte Staatsökonomie in Verbindung zum Soldatenkönig gesetzt. Fürwahr wurde immer wieder zu bedenken gegeben, dass der Erwerb zahlreicher kostbare Kleider, immense Kosten mit sich bringen würde.582 Obgleich die den brandenburgisch-preußischen Gesandten im gesamten Untersuchungszeitraum dafür zur Verfügung gestellten Summen, sich in einem moderaten Rahmen bewegten und sich an anderen europäischen Höfen orientierten.583 Wiewohl es tatsächlich der Soldatenkönig war, der bei der Beschaffung der Kleidung seiner Gesandten, die Wirtschaft seines Landes in den Blick nahm. 1738 erging ein Erlass an sämtliche brandenburgisch-preußische sich in der Ferne befindliche Gesandte, Tücher und anderes Zubehör, welches sie für ihre und die Kleidung ihres Gefolges benötigen würden ausschließlich aus Berlin kommen zu lassen.584 Unabhängig davon erhielten die brandenburgisch-preußischen Gesandten von den 579
Vgl. Reindl-Kiel 2013, S. 272. Vgl. Grygorieva, Tetiana: Zur Selbstdarstellung polnisch-litauischer Botschafter im frühneuzeitlichen Istanbul. In: Burschel, Peter/Vogel, Christine (Hrsg.): Die Audienz. Ritualisierter Kulturkontakt in der Frühen Neuzeit. Köln u. a. 2014, S. 93. 581 Schneider, Louis, 1876, S. 60. 582 Exemplarisch: Bode, Heinrich: Fürstliche Macht=Kunst/oder Unerschöpffliche Gold=Grube; Dardurch ein Fürst sich mächtig/und seine Unterthanen reich machen kan [. . .]. Wien [1702], S. 180. 583 Exemplarisch: 26. November 1701 Friedrich III./I. an Spanheim nach London. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8740, Bl. 14v. 584 „An die untenbenandte in der Frembde befindlche Königlichen MINISTROS, daß sie die Tücher, und was sie sonsten, zu ihrer Kleÿdung und zur LIVREE vor ihre DOMESTIQUEN gebrauchen Imgleichen Silber=Zeugs, TAPETEN, CAROSSen, und dergleichen wann sie sich davon etwas anschaffen wollen, hinführo aus Berlin kommen laßen sollen.“ 25. Januar 1738. GStA PK, I. HA, Rep. 9 Allgemeine Verwaltung Nr. Z lit. L Fasz. 1, Bl. 20r. 580
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IV. Elemente des Gesandtschaftszeremoniells
Hohenzollern zu keiner Zeit im Untersuchungszeitraum exakt formulierte Bekleidungsvorschriften. Obschon ein Großteil der geschilderten Schwierigkeiten womöglich durch eine allgemeinverbindliche Gesandtenuniform obsolet geworden wäre, ist diese bisweilen auftauchende Forderung nie in die Tat umgesetzt worden.585 Kleider blieben somit Kennzeichen und Attribut der Gesandten, welche je nach politischer Situation anders gelesen und eingesetzt werden konnten, sie vermittelten Orientierungswissen für die politischen Partner und drückten Rang und Rangansprüche aus.586 Letzteres ist das verbindende Moment all jener in diesen Kapitel aufgeführten Elemente. In bestimmten Situationen des Gesandtschaftszeremoniells war ihr Zweck den Rang der Teilnehmer zu versinnbildlichen, sie alle waren modifizierbar.
7. Hofstaat Schon eine knappe Betrachtung des Gesandtschaftszeremoniells offenbart, dass dessen Umsetzung nur durch die Involvierung des jeweiligen Hof- und Staatspersonals587 möglich war. Hierbei kann zwischen organisatorischen Aspekten, wie Planung und Besprechung, und dem Einsatz der Hofangehörigen als „Mittel“ der Ehrbezeugung, Rangdifferenzierung und -darstellung unterschieden werden. Entgegen der auf den ersten Blick anscheinend so offensichtlichen Divergenzen bei der Gestaltung des Hofstaates der einzelnen Hohenzollern588 sind hinsichtlich des zeremoniellen Traktaments Kontinuitäten nachweisbar. Als eine der hauptverantwortlichen Personen für Durchführung und Organisation des Gesandtschaftszeremoniells wird in der Zeremonialliteratur und in Gesandtentraktaten der Zeremonienmeister benannt, dessen Aufgabe es war: „. . . die Actus ceremoniales nach dem Herkommen einzurichten, die fremden Ambassadeurs und Envoyés zu empfangen, zu der Audientz zu führen, und darüber 585 Vgl. Winkel, Carmen: Eid, Uniform und Wachdienst: Initiationsrituale im frühneuzeitlichen Offizierskorps. In: Pröve, Ralf/Winkel, Carmen (Hrsg.): Übergänge schaffen. Ritual und Performanz in der frühneuzeitlichen Militärgesellschaft (= Herrschaft und soziale Systeme in der Frühen Neuzeit; 16). Göttingen 2012, S. 43. 586 Vgl. Jucker 2005, S. 323. 587 Rainer Müller erläutert, im Idealfall bestand der frühneuzeitliche Hof aus zwei Personengruppen, die unterschiedliche Funktionen wahrnahmen, oftmals in Personalunion. Die eine Gruppe, der Hofstaat, war mit der persönlichen Betreuung des Fürsten betraut, die zweite Gruppe agierte in den Staatsorganen, etwa dem Geheimen Rat. Beide Funktionsbereiche waren nicht prinzipiell voneinander geschieden (vgl. Müller, Rainer A.: Hofstaat – Hofmann – Höfling. Kategorien des Personals an deutschen Fürstenhöfen der Frühen Neuzeit. In: Malettke, Klaus/Grell, Chantal (Hrsg.): Hofgesellschaft und Höflinge an europäischen Fürstenhöfen in der Frühen Neuzeit (15.–18. Jh). [. . .] (= Forschungen zur Geschichte der Neuzeit: Marburger Beiträge; 1). Münster u. a. 2001, S. 43). 588 Vgl. Bahl, Peter: Der Hof des Großen Kurfürsten. Studien zur höheren Amtsträgerschaft Brandenburg-Preußens (= Veröffentlichungen aus den Archiven Preussischer Kulturbesitz; Beiheft 8). Köln u. a. 2001, S. 22 f.
7. Hofstaat
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ein richtiges Protocoll zu halten.“ 589 Vornehmlich jene Höfe, die viel Wert auf das Gesandtschaftszeremoniell legen würden, hätten sich für die Einrichtung der Zeremonienmeistercharge entschieden.590 Wenngleich in England 1603 das Amt des Master of Ceremonies eingerichtet wurde591 und schon ab 1585 der französische Titel „Maître des cérémonies“592 geläufig war, kam die „deutsche“ Bezeichnung des Zeremonienmeisters erst im 17. Jahrhundert auf.593 Tatsächlich war jenes Amt „. . . absonderlich an denen Höfen nach Frantzösischer Art, angeleget [. . .] bey denen meisten Teutschen Höfen aber [. . .] verrichtet der aufwartende Cammer=herr dieses OFFICIUM.“ 594 Die 1690, vorgeblich aufgrund der Erbhuldigung, erfolgte Ernennung Johann Bessers595 zum Zeremonienmeister des Berliner Hofes596 vereinte eine Vielzahl von Zielstellungen in sich. Hierbei stand nicht nur die Gestaltung und Durchführung des Zeremoniells im Vordergrund, denn die Schaffung der Zeremonienmeistercharge war eine prestigeträchtige und symbolhafte Handlung. Schließlich 589
Stieve 1723, S. 183. Vgl. Réal 1766, S. 371 f. 591 Vgl. Gengnagel/Schwedler 2013, S. 15. 592 Vgl. Sabatier, Gérard: Les itinéraires des ambassadeurs pour les audiences à Versailles au temps de Louis XVI. In: Kauz, Ralph u. a. (Hrsg.): Diplomatisches Zeremoniell in Europa und im Mittleren Osten in der frühen Neuzeit (= Archiv für Österreichische Geschichte; 41). Wien 2009, S. 190. 593 Vgl. Hennings, Pristav, Master of ceremonies, 2016, S. 73. 594 Florinus 1719, S. 49 f. 595 Die Person Johann von Bessers erfreut sich seit jeher in der Forschung großer Beliebtheit. Noch zu seinen Lebzeiten erschien der erste Band einer Sammlung seiner Schriften durch Ulrich König (vgl. König, Ulrich Johann: Des Herrn von Besser Schrifften, Beydes In gebundener und ungebundener Rede [. . .]. Leipzig 1711. Sowie: König, Ulrich Johann, 1732). Das Interesse der Forschung blieb bestehen. (Exemplarisch: Haertel, Wilhelm: Johann von Besser. Sein Leben und seine Werke. Ein Beitrag zur Geschichte der deutschen Hofdichtung (= Literarhistorische Forschungen; 46). Berlin 1911). In jüngster Zeit rückt neben seiner schriftstellerische Tätigkeit (Exemplarisch: Palm, Mathias: Dialogische Ordnung. Machtdiskurs und Körperbilder in der höfischen Trauerdichtung Johann von Bessers (1654–1729) (= Schriften des Frühneuzeitzentrums Potsdam; 3). Göttingen 2014. Sowie: Plötz, Anke: Ausgewählte Funeralgedichte Johann von Bessers im Gefüge von rhetorisch-poetologischem Reglement und singulärem Erleben sowie Rollenverständnis und Funktionsabhängigkeiten. Berlin 2009). vermehrt seine Rolle als Zeremonienmeister bzw. Zeremonialexperte in den Fokus. (Exemplarisch: Keller, Andreas: Johann Ulrich König (1688–1744) als Nachlaßverwalter und Herausgeber Johann von Bessers. Ein Autor-Editor im Spannungsfeld des preußisch-sächsischen Kulturraumes. In: Golz, Jochen/Koltes, Manfred (Hrsg.): Autoren und Redaktoren als Editoren [. . .] (= Beihefte zu editio; 29). Tübingen 2008, S. 91–116. Sowie: Smart, Sara: Johann von Besser and the Coronation of Friedrich I, King in Prussia, in 1701. In: Wade, Mara R. (Hrsg.): Pomp, Power, and Politics: Essays on German and Scandinavian Court Cultur an their Contexts (= Daphnis. Zeitschrift für Mittlere Deutsche Literatur und Kultur der Frühen Neuzeit (1400–1750); 32). Leiden 2003, S. 263–287). 596 Siehe: 15./25. März 1690. Bestellung Bessers zum kurbrandenburgischen Zeremonienmeister. Zitiert nach: Hahn, Peter-Michael, 2016, S. 27 ff. 590
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IV. Elemente des Gesandtschaftszeremoniells
war dieses Amt an keinem weiteren Hof des Heiligen Römischen Reichs vorhanden, bis zu jenem Zeitpunkt war es ausschließlich auf die europäischen königlichen Höfe beschränkt gewesen.597 Durch dessen Einführung würde Friedrich III./I. eine neue Tradition begründen und nicht nur den Königen gleichgestellt, sondern sich zugleich von Fürsten und Republiken abheben, da an deren Höfen kein Zeremonienmeister agieren würde. Besonderen Wert maß man zudem der Tatsache zu, dass diese Charge die Souveränität Brandenburg-Preußens repräsentiere, da die Stiftung dieses Amtes die Souveränität, wie dies die Praxis gezeigt habe,598 voraussetzen würde. Johann Besser argumentiert: „. . . gleich wie das Recht Gesandten zu schicken, nach den PUBLICISTEN Außage, die gröste marqve der SOUVERAINITÄT ist: also ist es wohl nicht weniger, das Recht solche Diener zu bestellen, welche die Gesandten empfangen sollen. Alle andern CHARGEN, weilen sie nur den innern Staat betreffen, kan jedweder Fürst eigenes Gefallens einsetzen.“ 599 Für die fremden Potentaten und deren Gesandten schien bei der Etablierung dieser Charge hauptsächlich von Bedeutung, in welchem Maße sich das ihnen vormals gewährte Gesandtschaftszeremoniell verändern würde. Anlässlich der Ernennung Bessers artikulierte der hannoversche Gesandte seine Skepsis: „. . . man weiß auch noch nicht, was sie [Zeremonienmeistercharge – E. R.] vor nutzen haben soll, da das CEREMONIEL bereits wegen der frembden MINISTRORUM auf einen andern fues ist, von welchem Sie nicht leicht abgehen werden.“ 600 Fürwahr war unter anderem die Einführung der Zeremonienmeistercharge ursächlich für die 1692 erfolgte Modifikation des ursprünglich 1688 erlassenen brandenburgisch-preußischen Gesandtschaftszeremoniellreglements.601 In diesem „neuen“ Reglement wurden einige Funktionen, die zuvor der Obermarschall innehatte, wie die Entgegennahme des Kreditivs, dem Zeremonienmeister übertragen und die vormals auf viele Einzelpersonen verteilte Begleitung des Gesandten 597 Vgl. Unterthänigste Vorstellung des CEREMONIEN=Meisters, seinen und seine CHARGE Zustand betreffend. SächsHStA Dresden, 10008 Zeremonienmeister, Sekt. 02, Nr. 03a, Bl. 50v–51v. 598 Vgl. Unterthänigste Vorstellung des CEREMONIEN=Meisters, seinen und seine CHARGE Zustand betreffend. SächsHStA Dresden, 10008 Zeremonienmeister, Sekt. 02, Nr. 03a, Bl. 51r. 599 BEDENCKEN ÜBER DER CEREMONIEN=MEISTER CHARGE. Was Sr. Churf. Durch. daran gelegen. Zitiert nach: Hahn, Peter-Michael, 2016, S. 44. 600 18. Februar 1690 Bothmer aus Berlin. NLA Hannover Celle Br. 20 Nr. 233/2, Bl. 138r. 601 Vgl. 9. Januar/28. Februar 1692. Reglement. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8668. Doch ebenso: „Man saget von einem REGLEMENT zu Hofe, daß keinen künftig AUDIENTZ bey Seine Churfürstliche Durchlaucht haben soll, ohne vor dießem der uhrsach und gutbefinden des OberCammerHerrens und des geheimbten Rahts von danckelmann es ist aber noch nicht PUBLICIret.“ 2. Januar 1691 Berlin. NLA WOL 1 Alt 4 Nr. 104, Bl. 10r.
7. Hofstaat
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zu Antritts- und Abschiedsaudienzen wurde von Besser übernommen.602 Die am Berliner Hofe weilenden Gesandten willigten in diese Modifikation ein, da die Begleitung durch den Zeremonienmeister für sie eine maßgebliche Aufwertung des bis dahin gewährten Zeremoniells zur Folge hatte. Ebenso wenig wurde die Eignung Bessers für dieses Amt und seine Person von den auswärtigen Regenten in Frage gestellt. Denn es galt, dass kein Potentat einem anderen die Auswahl seines Hofstaates vorschreiben konnte.603 Allerdings betont unter anderem Rohr: „Man erwehlet mehrentheils zu diesen ansehnlichen Chargen, die mit einem hohen Range verknüpft sind, Cavaliers von einem guten Hause, die eine schöne Person præsentiren.“ 604 Demzufolge war es nicht ausschließlich die persönliche Eitelkeit Bessers, die diesen auf eine Nobilitierung seiner Person, welche 1690 im Zuge seiner Amtseinführung abgewickelt wurde,605 drängen ließ. Ein adliger Zeremonienmeister versprach eine umfassendere Akzeptanz von Seiten der Auswärtigen und eine Steigerung des repräsentativen Ansehens des Hofes. Nur innerhalb der brandenburgisch-preußischen Hofgesellschaft stieß diese Nobilitierung eines bürgerlichen Amtsträgers auf verhaltene Begeisterung, wenn nicht gar Ablehnung, so dass sich Johann von Besser genötigt sah, zu betonen: „. . . da Seine Churf. Durch. [. . .] alß SOUVERAIN von Preussen den CEREMONIEN-Meister in den Adelstand erhoben; was thun die Jenigen anders, die ihm den Adel streitig machen wollen, alß daß Sie Sr. Churf. Durch. dero SOUVERAINITÄT, und von derselben das höchste REGALE, das JUS NOBLITANDI DISPUTIREN?“ 606 Allein um dies zu erreichen, müsse Friedrich III./I. dieser Nobilitierung deutlich Ausdruck verleihen, denn so lange der Kurfürst zwischen dem Zeremonienmeister und „. . . der alten NOBLESSE einen so grossen Unterschied machet: Man es ihnen gar nicht verdencken könne, daß Sie an Sr. Churf. Durch. ernsten Zweifeln, und dem CEREMONIEN-Meister nichts einräumen.“ 607 Hier geriet der Hohenzoller in einen Konflikt. Eine solch offensichtliche Bevorzugung des ehemals bürgerlichen Zeremonienmeisters hätte gerade jene alteingesessenen und hochrangigen Adelsgeschlechter, deren Anwesenheit der Berliner Hof dringend benötigte, damit deren geburtsständische Abstammung das Prestige und den Rang des 602
Vgl. 10. Mai 1688. Reglement. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8669. Vgl. 8. Februar 1718 an Voss nach Berlin. AT-OeStA/HHStA RK Diplomatische Akten Berlin Weisungen 3b. Weisungen nach Berlin, 1716–1719, Bl. 523r. 604 Rohr 1733, S. 14. 605 Vgl. Knut, Kiesant: Besser, Johann von (1654–1729). In: Noack, Lothar/Splett, Jürgen (Hrsg.): Bio-Bibliographien. Brandenburgische Gelehrte der Frühen Neuzeit. Berlin-Cölln 1688–1713 (= Veröffentlichungen zur brandenburgischen Kulturgeschichte). Berlin 2000, S. 70. 606 BEDENCKEN ÜBER DER CEREMONIEN=MEISTER CHARGE. Was Sr. Churf. Durch. daran gelegen. Zitiert nach: Hahn, Peter-Michael, 2016, S. 49 f. 607 BEDENCKEN ÜBER DER CEREMONIEN=MEISTER CHARGE. Was Sr. Churf. Durch. daran gelegen. Zitiert nach: Hahn, Peter-Michael, 2016, S. 49 f. 603
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IV. Elemente des Gesandtschaftszeremoniells
Berliner Hofes ausdrucksstark unterstrich,608 zu Protesten animiert. Friedrich III./I. kam dem Wunsch Bessers insofern nach, als dass er diesen zum Zeremonienmeister des anlässlich der Krönung geschaffenen Schwarzen Adlerordens ernannte609 und ihm den Orden der Großmuth (de la générosité) verlieh, mit dem Vorzuge, ihn am orangenen Band des Schwarzen Adlerordens tragen zu dürfen.610 Träger des Adlerordens aber wurde Besser nicht, da dieser Orden Exklusivität verlangte und sich, orientiert an anderen königlichen Orden,611 durch eine sehr genaue Auswahl und Beschränkung der Ordensträger auszeichnete.612 Indes blieb der Rang des Zeremonienmeisters bzw. ab 1701 des Oberzeremonienmeisters613 diskussionswürdig. Während der Neugestaltung der Rangordnung im Jahre 1705 etwa kam die Frage auf: „Ob der OberCEREMONIEN Meister nicht den RANG vor jüngsten Cammerherren haben solte, weilen er denen ehmaligen FUNCTION in aufholung der gesandten verrichtet, auch an anderen Königlichen Höfen die OBER-CEREMONIEN Meister einen weit höhren Rang haben?“ 614 Obgleich diese Annahme längst nicht für alle königlichen Höfe galt,615 fand sie Berücksichtigung im Rangreglement von 1705616 sowie in jenen in den darauffolgenden Jahren von Friedrich III./I. erlassenen Ordnungen. Das Gesandtschaftszeremoniell wurde an dieser Stelle als Argument für die Gestaltung der Rangordnung herangezogen. Dies war beileibe kein Sonderfall – eine gegen-
608
Vgl. Pecˇar 2016, S. 29. Vgl. Schubersky, Erast/Sauerwald, Peter: Der Hohe Orden vom Schwarzen Adler. Stiftung und Verleihung unter Friedrich I. in Preußen 1701–1713. In: Deutsches Historisches Museum/SPSG (Hrsg.): Preußen 1701. Eine europäische Geschichte. Band 2: Essays. Berlin 2001, S. 208. 610 Vgl. Weinitz, Franz: Johann von Besser der Verfasser der „Preußischen Krönungsgeschichte“. In: Verein für die Geschichte Berlins (Hrsg.): Neudruck Johann von Bessers Preußische Krönungs-Geschichte [. . .]. Berlin 1901, S. 94. Weiterführend: Seidel, Paul: Die Gründung des hohen Ordens vom Schwarzen Adler und die Königskrönung am 17. und 18. Januar 1701 in Königsberg in Ostpreußen. In: Hohenzollern=Jahrbuch 4 (1900), S. 127–139. 611 Vgl. Baumgart, Friedrich III./I. und Sophie Charlotte, Berlin 2002, S. 86. 612 Wie ernst es dem preußischen König mit dieser Beschränkung war, veranschaulicht die abschlägig beschiedene Bitte des russischen Ambassadeur 1702. „Er hielte wohl vorher um den grossen Orden vom SCHWARTZEN ADLER an, aber weilen ihm solches unter dem Fürwand der RELIGION und der gewissen Zahl der Ritter, die schon erfüllet, abgeschlagen ward.“ Abschieds Audientz des MOSCOWITISCHEN AMBASSADEUR, den 28. AUG. 1702. Zitiert nach: Hahn/Kiesant 2010, S. 63. 613 1706 wurde dem Oberzeremonienmeister ein Assistent zur Seite gestellt. Weiterführend: Unmaßgebliches PROJECT zur CEREMONIENMeisters Bestallung. Zitiert nach: Hahn, Peter-Michael, 2016, S. 74 ff. 614 Einige von S. M. RESOLVIERTE Puncta betreffend die Rangordnung 1705. GStA PK, I. HA, Rep. 9 Allgemeine Verwaltung Nr. QQ 2, Bl. 42r. 615 Exemplarisch: Dänemark: König. Dehnische neüe Rangs=Verordnung DE DATO Coppenhagen den 11. Februar 1717. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 1455. 616 Vgl. 15. April 1705 Rangreglement. Zitiert nach: Hahn/Kiesant 2010, S. 388. 609
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seitige Beeinflussung von innerhöfischem Rangreglement und dem Zeremoniell der Gesandten lässt sich durch zahlreiche Exempel belegen. Als etwa Friedrich III./I., laut Johannes Kunisch, um seine neue Würde als König nach innen wie außen zu dokumentieren, die obersten Ränge des Hofstaates nach westlichen Vorbildern „ummodilierte“617 und die neue Hofwürde des „Grand Maitre de la Garderobe“ schuf, welche in der brandenburgisch-preußischen Rangordnung vor den „würcklich geheimbten Räthen“ platziert werden sollte, führte dies zu Protesten des Berliner Hofstaates. Ursächlich dafür sei gewesen, so zumindest die Argumentation Bessers, dass dies eine Zurücksetzung des Ranges jener Räte zur Folge haben und dies wiederum zu zeremoniellen Schwierigkeiten mit den auswärtigen Ambassadeuren führen würde. Bekanntermaßen hätten sich die bisher am Berliner Hofe weilende Ambassadeure stets über den zu geringen Rang der Räte, die an ihrer Rezeption beteiligt waren, beschwert, da dieser an anderen königlichen Höfen höher bemessen wäre. Eine weitere Abstufung der Rangposition der Räte könne von den Ambassadeuren als Ehrverminderung aufgefasst werden und zu einer Infragestellung des erst kürzlich etablierten Zeremoniells führen. Wenn Friedrich III./I. dennoch die Charge des Grandmaitre mit jener hohen Rangposition versehen wolle, wäre es wohl angebracht, wenn er weitere Positionsverschiebungen in der Rangordnung vornehmen würde, so dass die Position der Räte gesichert werde.618 Diesem Vorschlag wurde Folge geleistet – im neuen Rangreglement von 1706 rückten die Räte von vormals Position sieben auf fünf vor.619 Bei jedweder publiquen Audienz für die Gesandten war eminent bedeutsam, welche Personen an ihrer Rezeption beteiligt waren.620 Zuvörderst kann dabei eine Differenzierung zwischen Personen, die eine hohe Charge innehatten und jenen, die den unteren Hofrängen zuzuordnen sind, wie Kammerherren, Pagen und Lakaien, erstellt werden. Letztere wurden namentlich weder in den offiziellen Gesandtschaftszeremoniellreglements der Höfe noch in den Audienzberichten der Diplomaten erwähnt, sie waren beliebig austauschbar. Allein ihre Anzahl, Positionierung und Ausstattung erschien in Einzelfällen, stets dann, wenn sie als Mittel der Rangvariation verwendet wurden, hervorhebenswert. Sie wurden als homogene Gruppe, definiert durch ihre Funktion, präsentiert und wahrgenom617 Vgl. Kunisch, Johannes: Hofkultur und höfische Gesellschaft in BrandenburgPreußen im Zeitalter des Absolutismus. In: Buck, August u. a. (Hrsg.): Europäische Hofkultur im 16. und 17. Jahrhundert [. . .]. Band III. [. . .]. Hamburg 1981, S. 738. 618 Vgl. 1705. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8677. 619 Vgl. 6. Juni 1706 Rangreglement. Zitiert nach: Hahn/Kiesant 2010, S. 394. 620 Im Zeremoniell wurden vor allen Dingen die Träger von Ehrenfunktionen sichtbar, während die eigentlichen ausführenden und gestaltenden Kräfte oftmals im Hintergrund blieben (vgl. Kovács, Elisabeth: Kirchliches Zeremoniell am Wiener Hof des 18. Jahrhunderts im Wandel von Mentalität und Gesellschaft. In: Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 32 (1979), S. 117).
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men.621 Aus diesem Grunde wirkten diesbezügliche Umstrukturierungen des Hofstaates in den jeweiligen Regierungszeiten der drei Hohenzollern kaum in das Gesandtschaftszeremoniell hinein. Die Teilhabe von Personen dieser Gruppen blieb bestehen, unabhängig davon, ob beim Übergang von Friedrich Wilhelm zu Friedrich III./I. die Anzahl der Pagen am Berliner Hofe erhöht622 oder eine Reduzierung der Kammerherrn beim Regierungsantritt Friedrich Wilhelms I.623 vorgenommen wurde. Sind hinsichtlich dieser Personengruppen kaum Dispute in den vorliegenden Quellen zu finden, steht dem konträr die Involvierung der hohen Hofämter bei publiquen Audienzen gegenüber. Schwerpunkt der Diskussionen bildeten die Forderungen, die explizit an die räumliche Anordnung jener Hofmitglieder bei Aufholung und Durchführung einer Audienz624 gestellt wurden. In ausnahmslos jedwedem offiziellen Gesandtschaftszeremoniellreglement625 ward notiert, an welcher Stelle der Gesandte von den entsprechenden Personen empfangen und/oder begleitet werden sollte. Dabei war beobachtbar: Je höher das Hofamt, desto näher vor dem Audienzgemach war dessen Inhaber platziert. Hier trat der soziale Zeichenwert, den die Anordnung von Personen im Raum hatte, zu Tage. Jeder einzelne Platz war, der sozialen Logik des Raums folgend, auf den Mittelpunkt, den Herrscher hin, orientiert. Der Grad der räumlichen Nähe zu diesem Mittelpunkt war exakter Maßstab des sozialen Vorrangs.626 Die Platzierung der Hofchargen bot diesen eine genaue Rückmeldung über ihren Rang innerhalb der Berliner Hofgesellschaft. Zugleich war 621 Dies erklärt weshalb man auf eine auffällige Repräsentation dieser Gruppen verzichtete und etwa die an den meisten europäischen Höfen vorhandenen „Kammermohren“ im Gesandtschaftszeremoniell keine Verwendung fanden (vgl. Becker, Andreas: Preussens schwarze Untertanen. Afrikanerinnen und Afrikaner zwischen Kleve und Königsberg vom 17. bis ins frühe 19. Jahrhundert. In: Forschungen zur Brandenburgischen und Preußischen Geschichte Neue Folge 22 (2012), S. 17. Weiterführend: KulmannSmirnov, Anne: Schwarze Europäer im Alten Reich. Handel, Migration, Hof (= Transkulturelle Perspektiven; 11). Göttingen 2013). 622 Vgl. Scharfenort, Louis von: Die Pagen am Brandenburg-Preußischen Hofe 1415–1895. Beiträge zur Kulturgeschichte des Hofes auf Grund archivalischer Quellen. Berlin 1895, S. 29. 623 Vgl. König, Anton Balthasar: Versuch einer Historischen Schilderung der Hauptveränderungen, der Religion, Sitten, Gewohnheiten, Künste, Wissenschaften etc. der Residenzstadt Berlin [. . .]. Vierten Theils Erster Band. Enthält die Regierungsgeschichte König Friedrich Wilhelms des Ersten von 1713 bis 1740. Berlin 1796, S. 10. 624 Exemplarisch: 6. Januar 1703 Viereck aus Kopenhagen. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8765. 625 Abdruck zahlreicher Gesandtschaftszeremoniellreglements bei: Martens, Georg Friedrich von: Erzählungen merkwürdiger Fälle des neueren Europäischen Völkerrechts in einer practischen Sammlung von Staatsschriften aller Art in teutscher und französischer Sprache [. . .]. Göttingen 1800, S. 330 ff. Sowie: Rousset de Missy 1739. 626 Vgl. Stollberg-Rilinger, Barbara: Zeremoniell als politisches Verfahren. Rangordnung und Rangstreit als Strukturmerkmale des frühneuzeitlichen Reichstags. In: Kunisch, Johannes (Hrsg.): Neue Studien zur frühneuzeitlichen Reichsgeschichte (= Zeitschrift für Historische Forschung; Beiheft 19). Berlin 1997, S. 100.
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durch diese Anordnung eine Abstufung hinsichtlich des Gesandtenranges möglich – je höher der Rang des Gesandten, desto eher kamen ihm auf seinem Weg zum Audienzgemach ranghohe Personen627 entgegen. Deren Teilnahme im Gesandtschaftszeremoniell war eines der Hauptanliegen der Gesandten. Da die Anwesenheit bestimmter Hofchargen an der publiquen Audienz als Ausweis eines entsprechenden Ranges galt, war sorgsam über diese zu wachen. Deswegen berichtete im Dezember 1671 der brandenburgisch-preußische Gesandte Brandt aus Schweden: „. . . gab der UnterCEREMONIENmeister LENIER sich beÿ mier an undt OFFERIERTE mier Seine dienste [. . .] Weill [. . .] man allhier unter denen beÿde CEREMONIENmeistern Brienbergen und Lenier, diesen unterschiedt hielte, daß jener alß der Oberste alle AMBASSADEUR undt nur die Königlichen EXTRAORDINAIRE ENVOYÉS zur AUDIENTZ führete, dieser aber die Chur= undt Fürstliche INTRODUCIret, entschlug ich mich Seiner mit guther MANIER undt schickete, sobaldt Er von mier gegangen war, zu dem anderen CEREMONIENMeister.“ 628 Weil die Beteiligung des Oberzeremonienmeisters den königlichen Envoyés gewährt wurde, musste es zwangsläufig das Ziel der kurfürstlichen Envoyés sein, diese ebenso und daraus resultierend eine Parifikation auch für diesen Bestandteil des Gesandtschaftszeremoniells zu erlangen. War in dieser Situation aktiv durch den brandenburgisch-preußischen Diplomaten ein Anspruch formuliert worden, so geschah es weitaus häufiger, dass ein Gesandter sich zu einer Entscheidung über sein weiteres Vorgehen gezwungen sah, wenn ein Inhaber eines in das Gesandtschaftszeremoniell involvierten Hofamtes aufgrund von Reisen oder Krankheit verhindert war. Im besten Falle verlief dies komplikationslos.629 War zu vermuten, dass die anstehende Audienz oder zeremonielle Gegebenheit von besonderer Relevanz sein würde, bedurfte es intensiver Verhandlungen, um eine Einigung zu erzielen. Diese konnte durch das Verschieben des Ereignisses, das Warten auf Rückkehr oder Genesung der abwesenden Person630 oder durch das Finden einer Vertretung geschehen. Im Juli 1703 verzögerte sich die Audienz des englischen Envoyés, obgleich bereits die Karossen zu seiner Abholung unterwegs waren, um Stunden, weil die Abwesenheit des brandenburgisch-preußischen Oberhofmeisters und der darauf vom Berliner Hofe
627 Vgl. Rohrschneider, Michael: Die Statthalter des Großen Kurfürsten als außenpolitische Akteure. In: Kaiser, Michael/Rohrschneider, Michael (Hrsg.): Membra unius capitis. Studien zu Herrschaftsauffassungen und Regierungspraxis in Kurbrandenburg (1640–1688) (= Forschungen zur Brandenburgischen und Preußischen Geschichte Neue Folge; Beiheft 7). Berlin 2005, S. 221. 628 11. Dezember 1671 Christoph Brandt aus Stockholm. GStA PK, I. HA, Rep. 63 Nr. 453, Bl. 51r/v. 629 Exemplarisch: 17. Mai 1674 Marenholtz aus Potsdam. NLA WOL 1 Alt 4 Nr. 42, Bl. 4v. 630 Exemplarisch: 27. August 1712 Besser „Ceremonial-Acta“ zitiert nach: Hahn/ Kiesant 2009, S. 461.
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als Vertretung vorgeschlagene Stallmeister der Königin nicht die sofortige Zustimmung des Engländers Raby fand.631 Noch 1698 war eben jene Konstellation ohne Einspruch von Seiten der beteiligten Gesandten vonstattengegangen.632 Im Sommer 1703 war der englische Gesandte der zweite Gesandte, der seine Audienz nach dem neu formulierten Zeremoniell nehmen sollte. Es war mehr als verständlich, dass Raby Rückversicherungen verlangte und sich letztlich erst durch das Argument, „. . . in dem beyde alß Ritter des Ordens vom schwartzen Adler gleichen ranges sind, und beyde ihren höchsten rang nicht so wohl von ihren chargen, alß vielmehr vom Orden haben.“,633 überzeugen ließ. Möglicherweise wurde, noch unter dem Eindruck dieses Ereignisses stehend, in das neu zu erstellende brandenburgisch-preußische Reglement über die Audienz eines Ambassadeurs ein Passus aufgenommen, in welchem exakte Vertretungsregulierungen für einige Hofchargen getroffen wurden.634 Dies barg nicht nur Vorteile für die Gesandten in sich, die sich dadurch theoretisch635 sicher sein konnten, eine einheitliche Behandlung zu erhalten, sondern verminderte auch das Konfliktpotential innerhalb der Berliner Hofgesellschaft. Denn die alternative Besetzung brachte des Öfteren eine weitere Verschiebung von besetzten Positionen mit sich, die es dementsprechend zu ordnen galt636 und selbstverständlich führte die Frage nach einer Vertretung zur Formulierung von Ansprüchen einzelner Hofmitglieder, über die zu entscheiden war.637 Der Eingriff des Herrschers in innerhöfische Rangstreitigkeiten konnte als eine Machtdemonstration seinerseits angesehen werden. Schließlich war er die letzte Entscheidungsinstanz, verfügte über die theoretische Möglichkeit, die Rangordnung neu zu bestimmen. Das Erlassen einer Rangordnung hatte stets Signalwirkung nach außen. Jemand, der über den Rang anderer entschied, stärkte damit 631 Vgl. 10. Juli 1703 Heusch aus Berlin. NLA Hannover Celle Br. 17 Nr. 12/1, Bl. 262r. 632 Vgl. März 1698 Besser „Ceremonial-Acta“ zitiert nach: Hahn/Kiesant 2009, S. 67. 633 10. Juli 1703 Besser „Ceremonial-Acta“ zitiert nach: Hahn/Kiesant 2009, S. 174. 634 Exemplarisch: „Si le Grand Chambellan est absent ou Malade le premier aprés lui dans la Fonction de Sa Charge prend sa place dans cette Reception.“ GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8679. Solch Festschreibungen finden sich ebenso in den Reglements anderer Höfe. (Exemplarisch: Hofinstruktionsordnung des Kurfürsten Clemens August vom 19. Juli 1726. Zitiert nach: Hansmann, Wilfried: Das Treppenhaus und das Große Appartement des Brühler Schlosses. Studien zur Gestaltung der Hauptraumfolge (= Die Schlösser Augustburg und Falkenlust zu Brühl). Düsseldorf 1972, S. 127 f.). 635 In der Praxis blieben Diskussionen dennoch nicht aus. Siehe: Abschiedsaudienz des englischen Ambassadeurs 1711 (vgl. März 1711 Besser „Ceremonial-Acta“ zitiert nach: Hahn/Kiesant 2009, S. 407 f.). 636 Exemplarisch: 17. Oktober 1671 Blumenthal aus Kopenhagen. Zitiert nach: Brode 1901, S. 72. 637 Exemplarisch: Mai 1698 Besser „Ceremonial-Acta“ zitiert nach: Hahn/Kiesant 2009, S. 77.
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seinen eigenen Rang.638 Hinzukommend wurde das Recht, Rang und Würden zu erteilen, an den Besitz der Souveränität gebunden.639 Demnach ist es nachvollziehbar, dass man am Berliner Hofe umfänglich von diesem Recht Gebrauch machte. Insbesondere Friedrich III./I. erließ während seiner Regentschaft zahlreiche Rangordnungen. Schon Zeremonialwissenschaftler Rohr stellte fest, die wenigsten Rangordnungen würden: „. . . ein zehen Jahr nacheinander ein beständig REGLEMENT abgeben.“ 640 Die zahlreichen Modifizierung der brandenburgisch-preußischen Reglementierungen fügten sich in den allgemeinen Gebrauch ein. Die diesbezüglich sowohl von brandenburgisch-preußischer Seite als auch von Auswärtigen gegebenen Begründungen, gewähren aufschlussreiche Erkenntnisse. Nachdem beispielsweise im April 1705 vom Berliner Hofe eine neue Rangordnung erlassen worden war, übermittelte der dort weilende sächsische Gesandte diese nicht nur nach Dresden, sondern erklärte, ursächlich dafür sei der anstehende solenne Einzug des schwedischen Ambassadeurs gewesen: „. . . damit man wiße in was vor Ordnung die CAROSSEN von denen MINISTRI und andern Hofbedienten wegen den Gesandten entgegen geschicket worden, solten RANGIRET seyn.“ 641 Friedrich III./I. führte diesen Anlass nicht an, formulierte wesentlich allgemeiner. Er habe sich dazu entschlossen „. . . den RANG Unserer hohen und anderen bedienten und Ämbter vermittelst eines gewißen REGLEMENT in der absicht zu DETERMINIREN, damit alle etwan vorfallende PRÆCENDENTZ=streitigkeiten und DISPUTEN überall verhütet werden mögen.“ 642 Hier gab der preußische König das Standardargument für den Erlass von Rangordnungen wieder.643 Es steht außer Frage, dass der Einzug des Schweden eine geordnete Reihung der Berliner Hofstaates bedurfte, dies allein aber war keineswegs ausschlaggebend. Oberzeremonienmeister Besser, der an der Ausformulierung 638
Vgl. Neugebauer, Friedrich III./I., 2000, S. 122. Vgl. Hellbach, Johann Christian, 1804, S. 40. Als etwa in Dänemark die erbliche Monarchie eingeführt, das alte Regierungssystem abgeschafft und die Macht in den Händen des Königs konzentriert wurde, wurde 1671 um den Adel zur Zusammenarbeit mit der absolutistischen Regierung zu motivieren, eine Rangordnung eingeführt (vgl. Riis, Thomas: Dänemark und seine Könige aus dem Hause Oldenburg im 18. Jahrhundert. In: Asch, Ronald G. (Hrsg.): Hannover, Großbritannien und Europa. Erfahrungsraum, Personalunion 1714–1837 (= Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Niedersachsen und Bremen; 277). Göttingen 2014, S. 112). 640 Rohr 1728, S. 108. Siehe Praxis am Kopenhagener Hof: Königliche Dänische gegen einander gehaltene Rang=Verordnungen, DE ANNIS 1680. 1693. 1699. 1717. 1730. & 1734. Glücksstadt 1737. 641 24. Mai 1705 Wolter aus Berlin. SächsHStA Dresden, 10026 Geheimes Kabinett, Loc. 03366/04, Bl. 79r. 642 27. Juli 1705 Friedrich III./I. GStA PK, XX. HA, Etats-Ministerium Tit. 15 a Nr. 42, Bl. 13r. 643 Exemplarisch: „Rang=Ordnungen“. In: Zedler, Band 30, 1741, Sp. 811. 639
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dieser Rangordnung beteiligt gewesen war, erläuterte in seinen Aufzeichnungen, dass vielmehr die Leichenprozession bei der Beerdigung Sophie Charlottes es erforderlich gemacht hätte, jene Rangordnung endgültig zu verordnen.644 Beiden Anlässen ist gemein, dass eine große Zahl von Menschen auf Grund eines zeremoniellen Ereignisses zusammentraf, eine Regulierung des Ranges im Vorfeld nötig war, um Störungen zu vermeiden. Unabhängig davon war schon 1703 vom preußischen König eine Kommission ins Leben gerufen worden, deren Arbeit sich bis 1705 hinzog, die dieses Rangreglement ausarbeiten sollte.645 Dies war nach dem Kronerwerb und der damit einhergehenden Schaffung zahlreicher neuer Ämter zwingend angebracht. Hatte das Rangreglement von 1688, das erste am brandenburgisch-preußischen Hofe offiziell gedruckte Rangreglement,646 bereits 32 Positionen aufgeführt,647 beinhaltete jenes von 1705 131 Positionen.648 Die Ausdifferenzierung der höfischen Entourage war zu dieser Zeit eine sämtliche europäischen Höfe umfassende Entwicklung, die Zunahme von Hofmitgliedern und Ämtern keine Besonderheit des brandenburgisch-preußischen Hofes,649 wenngleich dabei selbstverständlich länderspezifische Ausprägungen vorhanden waren. Unterschiede resultierten etwa aus der Größe sowie der geographischen Lage der Höfe.650 Das Reglement von 1705 erfuhr nicht nur eine Ausweitung, sondern enthielt erstmals weibliche Hofmitglieder. Wiewohl jene, nur in einem dem Reglement nachgestellten Zusatz Erwähnung fanden, nicht in die Rangordnung der männlichen Amtsträger eingeordnet wurden. Dies mag bezeichnend für die Verwendung weiblichen Personals im Gesandtschaftszeremoniell am Berliner Hofe zur Zeit Friedrichs III./I. stehen.
644 Vgl. April 1705 Besser „Ceremonial-Acta“ zitiert nach: Hahn/Kiesant 2009, S. 216. 645 Vgl. König, Dritter Theil, 1795, S. 135. 646 Vgl. Bahl, Peter: Die Berlin-Potsdamer Hofgesellschaft unter dem Großen Kurfürsten und König Friedrich I. Mit einem prosprographischen Anhang für die Jahre 1688–1713. In: Göse, Frank (Hrsg.): Im Schatten der Krone. Die Mark Brandenburg um 1700 (= Brandenburgische Historische Studien; 11). Potsdam 2001, S. 45. 647 Vgl. Rangreglement 1688. Zitiert nach: Hahn/Kiesant 2010, S. 384–386. 648 Vgl. Rangreglement 1705. Zitiert nach: Hahn/Kiesant 2010, S. 387–392. 649 Vgl. Pec ˇ ar, Andreas: Zeichen aristokratischer Vortrefflichkeit. Hofzeremoniell und Selbstdarstellung des höfischen Adels am Kaiserhof. In: Füssel, Marian/Weller, Thomas (Hrsg.): Ordnung und Distinktion. Praktiken sozialer Repräsentation in der ständischen Gesellschaft (= Symbolische Kommunikation und gesellschaftliche Wertesysteme Schriftenreihe des Sonderforschungsbereichs 496; 8). Münster 2005, S. 184. 650 Eine Betrachtung der Rangordnungen anderer Höfe schien notwendig bei angedachten Veränderungen der eigenen Rangordnung. Als der Münchener Hof 1800 Regulierungen bezüglich des Ranges von Geheimen Räten und Kammerherrn erlassen wollte, wurden sämtliche gedruckt vorliegende brandenburgisch-preußische Reglements analysiert. (Siehe: Rechts begründete Vorstellung Daß denen Königlich Churfürstlich und Fürstlichen Geheimen Räthen der Rang und Vorgang vor denen Cammerherren gebühret. (1800). BayHStA Hofamtsregistratur Fasz. 34. Nr. 18).
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Auf der einen Seite waren bei der Gewährung einer publiquen Audienz der Landesherrin stets adelige Frauen anwesend, die wie ihr männliches Pendant der Repräsentation dienten, aber ebenso eine Art Öffentlichkeit bildeten, durch die vermieden wurde, dass die Fürstin allein einem männlichen Gast gegenübersaß.651 Auf der anderen Seite merkt Peter Bahl an, welch geringe Bedeutung weibliches „Dienstpersonal“ generell im Zeremoniell gehabt habe.652 Bestätigung erfährt diese Aussage durch die alltägliche Praxis. Sowohl in der Zeit vor als auch nach dem Kronerwerb übernahmen, wenn vorhanden, die persönlichen Amtsträger der brandenburgisch-preußischen Fürstin Funktion bei Aufholung und Ablauf der publiquen Audienzen. Im Zuge der am Vorbild ihres Gatten orientierten Erweiterung des Hofstaates der Kurfürstin und späteren Königin, erfuhr diese Gruppe eine Vergrößerung, die auf das Gesandtschaftszeremoniell übergriff. Im Gesandtschaftszeremoniellreglement von 1692 wird lediglich dem Oberhofmeister der Kurfürstin eine aktive Rolle zugeteilt.653 Sechs Jahre später, im Juli 1698, hatte man zumindest theoretisch angedacht, die Rezeption des französischen Gesandten bei Kurfürstin Sophie Charlotte hauptsächlich durch deren Bediente zu gestalten – in der Praxis scheiterte dies an fehlenden Personen: „. . . empfing ihn der Churfürstinn ihr Cämmerer, MR. DOSSON, unten an der Stiege [. . .] oben im Vorgemache der Herr Cämmerer von BÜLOW, welchen beyderseits einige von den Churfürstlichen Hofleuten, die Svite zu vermehren und ansehnlicher zu machen, zugeordnet waren. In der vordersten Kutsche saaßen keine HofJuncker [. . .] weilen die Churfürstinn keine HofJuncker hat [. . .] in der Mitte der Stiege, da sonsten der Herr OberHofmarschalck die Gesandten zu empfangen pfleget, ward der Gesandte dißmahl von keinem empfangen, weilen der Churfürstinn Oberhofmeister, der BARON DOBROSINSKY itzend [. . .] abwesend ist, und die Churfürstin keine Bedienten mehr hat, so diße RECEPTION verrichten können.“ 654 Nach dem Kronerwerb ist dies behoben worden.655 Doch auch in diesem neuen Gesandtschaftszeremoniellreglement wurde die höchste weibliche Amtsträgerin, die Oberhofmeisterin der Königin, nicht in die publiquen Audienzen involviert. Dies spiegelt sich wiederum in der Rangordnung von 1705 wider. Während der Oberhofmeister der Königin dort immerhin die Position 15 einnahm, erhielt die Oberhofmeisterin keine offizielle Positionierung, ihr wurde 651
Vgl. Keller, Hofdamen, 2005, S. 142. Vgl. Bahl, Peter: Kurfürstliche und königliche Dienerinnen. Weibliche Amtsträger in Brandenburg-Preußens höfischer Welt 1640 bis 1713. In: Kloosterhuis, Jürgen u. a. (Hrsg.): Schloss: Macht und Kultur. Entwicklung und Funktion Brandenburg-Preußischer Residenzen [. . .] (= Publikationen der Historischen Kommission zu Berlin zugleich Schriftenreihe des Landesarchiv Berlin; 15). Berlin 2012, S. 52. 653 Vgl. 9. Januar/28. Februar 1692. Reglement. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8668. 654 14. Juli 1698 Besser „Ceremonial-Acta“ zitiert nach: Hahn/Kiesant 2009, S. 82. 655 Vgl. Ceremonies de l’Audience d’un Envoyé. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8679. 652
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pauschal der Vorrang vor den „Würcklichen Geheimbten=Räthe Frauens/und die Cammer=Fräuleins nechst vor der Würcklichen Cammer=Herren Frauen“ 656 zugestanden. In keiner der auf die 1705 folgenden Rangordnungen, 1706 und 1708, bekam die Oberhofmeisterin eine offizielle Rangposition. Erst in dem von Friedrich Wilhelm I. 1713 formulierten Rangreglement genoss sie eine offizielle Positionierung657 und wurde dementsprechend bei den Gesandtenaudienzen einbezogen.658 In der Frühen Neuzeit hat kaum eine Rangordnung solch einen großen Nachhall erfahren wie jene des Aprils 1713 beim Regierungsantritt Friedrich Wilhelms I. Für hervorhebenswert hielt man die Reduzierung, speziell das Wegstreichen von Chargen und Funktionen, die der Regulierung des Zeremoniells gedient hatten. Die Entlassungen von Oberheroldsmeister659 und Oberzeremonienmeister660 rückten dabei in den Vordergrund und waren ein gern herangezogener Be656
Rangreglement 1705. Zitiert nach: Kiesant/Hahn 2010, S. 387–392. Vgl. Rangreglement 1713. GStA PK, I. HA, Rep. 100 Nr. 5584, Bl. 81r/v. Demgegenüber verfügten andere Höfe über ein separates Rangreglement für die Hofdamen. (Exemplarisch Dänemark: Königliche Dehnische neüe Rangs=Verordnung DE DATO Coppenhagen den 11. Februar. 1717. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 1455.) 658 Vgl. 4. März 1716 Virmond aus Berlin. AT-OeStA/HHStA RK Diplomatische Akten Berlin Berichte 9b. Berichte aus Berlin. 1716. Jan.–Sep., Bl. 54r. 659 Jenes Amt war, nachdem man Informationen über dessen Funktion und Gebrauch an anderen Höfen wie beispielsweise dem Londoner Hofe (vgl. 22. Januar 1703 Spanheim aus London. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 662) eingeholt hatte, aufmerksam von der europäischen Öffentlichkeit beobachtet, geschaffen (vgl. Theatrum Europaeum [. . .]. Band 18 (1707–1709). Frankfurt am Main 1720, S. 152 f.) und mit genauen Instruktionen versehen worden (vgl. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 663). Trotz intensiver Bitten entschied sich Friedrich Wilhelm I. gegen dessen Fortbestand (vgl. König, Anton Balthasar: Leben und Thaten Jakob Paul Freiherrn von Gundling [. . .]. Berlin 1795, S. 26). 660 Kurz nach dem Regierungsantritt Friedrich Wilhelms I. schien Besser noch hoffnungsvoll, dass seine bisherigen (Ver)Dienste und der prinzipielle Nutzen, den die Charge des Oberzeremonienmeisters dem Hause Hohenzollern erwies, für eine Fortführung seiner Bestallung sorgen würden (vgl. März 1713 Besser „Ceremonial-Acta“ zitiert nach: Hahn/Kiesant 2009, S. 495 ff.). Als sich abzuzeichnen begann, dass dem nicht so sein würde (vgl. Ohne Angaben. NLA WOL 1 Alt 4 Nr. 128, Bl. 48r), verfasste er eine Bittschrift (vgl. 24. April 1713 Bittschrift Besser, „Ceremonial-Acta“ zitiert nach: Hahn/Kiesant 2009, S. 509). Jene soll Friedrich Wilhelm I., nicht einmal gänzlich gelesen, dem Feuer übergeben haben (vgl. Krauske, Otto: Der Regierungsantritt Friedrich Wilhelms I. In: Hohenzollern=Jahrbuch 1 (1897), S. 78). Laut den Schilderungen Loens, hegte Besser bis zu seinem Lebensende einen tiefgreifenden Groll gegen den preußischen König (vgl. Loen, Johann Michael von: Der Herr von Besser. In: Des Herrn von Loen gesammelte kleine Schriften. Besorgt und hrsg. von Johann Caspar Schneider. Erster Theil. Zweyter Abschnitt. Franckfurt/Leipzig 1750, S. 255–257), obgleich er 1717 eine Bestallung zum Geheimen Kriegsrat und Introdukteur der Gesandten am sächsisch-polnischen Hofe erlangte (vgl. 12. November 1717. SächsHStA Dresden, 10026 Geheimes Kabinett, Loc. 00378/01, Bl. 7r). Als dies wiederum der preußische König erfuhr, soll er aus diesem Grunde, seiner Rachsucht geschuldet, jene Charge neu begründet und an Jacob Paul von Gundling vergeben haben (vgl. Sabrow, Martin: Herr und Hanswurst. Das tragische Schicksal des Hofgelehrten 657
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leg, um die These des zeremoniellfeindlichen Hofes des Soldatenkönigs zu untermauern, die hinzukommend durch die augenscheinliche Bevorzugung militärischer Chargen im Rangreglement von 1713 nochmals an Schlagkraft gewann.661 Zweifelsohne wich Friedrich Wilhelm I. bei der Gestaltung seines Rangreglements sowie generell bei der Ausprägung seines Hofes und dessen Zeremoniells von seinem Vorgänger ab. Nur war dies weder eine solch drastische Zäsur noch völlig losgelöst von den allgemeinen europäischen Entwicklungen, wie dies des Öfteren kolportiert wurde. Schon gegen Ende des 17. Jahrhunderts begann sich ein sozialer Vorrang des militärischen Sektors gegenüber den übrigen Bereichen abzuzeichnen. Anfangs betraf dies nur die hohen Ämter, wie die Einstufung der Generalität und der Obristen in den Rangreglements zeigt – später erfasste die Umwertung der sozialen Prestigeskala den gesamten landesherrlichen Apparat. Mit dem Regierungsantritt Friedrich Wilhelms I. sollte sich ein Trend verstärken, der schon zu Lebzeiten seines Großvaters und Vaters wahrnehmbar gewesen war.662 Daneben waren Einschränkung und Ausweitungen des Hofstaates ein allgemein in Europa zu beobachtendes Phänomen. Politische Ambitionen verlangten nach dem Ausbau eines Hofes, an den sich zwangsläufig nach Erreichen dieses Ziels Kürzungen anschlossen.663 Jene Modifikationen, Umstrukturierungen des Hofstaates und der Rangordnung wurden zumeist von den Gesandten diskussionslos akzeptiert, wenngleich sie in ihren Berichten die ihnen erteilte Audienz, die veränderten Rangpositionen benannten, wie dies 1716 der österreichische Gesandte Virmond tat.664 DemJacob Paul von Gundling. Stuttgart/München 2001, S. 94). Dessen Position und Funktion waren sehr ambivalent (vgl. 30. November 1717 Voss aus Berlin. AT-OeStA/ HHStA RK Diplomatische Akten Berlin Berichte 10a. Berichte aus Berlin. 1717. August–Dec., Bl. 289r/v). Die unter Friedrich III./I. begründete Bedeutsamkeit des Oberzeremonienmeisters und seines Amtes verlor sich. Erst um 1850 wurde dieses Amt neu geschaffen (vgl. Enwurf einer Instruction für den Ober=Ceremonienmeister 1853. GStA PK, III. HA, Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten Abt. I Nr. 12889). 661 Vgl. Kohlrausch, Martin: Zwischen Tradition und Innovation. Das Hofzeremoniell der wilhelminischen Monarchie. In: Biefang, Andreas u. a. (Hrsg.): Das politische Zeremoniell im Deutschen Kaiserreich 1871–1918 (= Beiträge zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien; 153/Parlament und Öffentlichkeit; 1). Düsseldorf 2008, S. 33. 662 Vgl. Hahn, Peter-Michael: Berlin und Potsdam. In: Adma, Wolfgang/Westphal, Siegrid (Hrsg.): Handbuch kultureller Zentren der Frühen Neuzeit. Städte und Residenzen im alten deutschen Sprachraum. Band 1: Augsburg – Gottorf. Berlin 2012, S. 146. 663 Vgl. Duindam, Jeroen: Wien – Versailles – Berlin. Fragen zum brandenburgischen Hof aus europäischer Perspektive. In: Kaiser, Michael/Rohrschneider, Michael (Hrsg.): Membra unius capitis. Studien zu Herrschaftsauffassungen und Regierungspraxis in Kurbrandenburg (1640–1688) (= Forschungen zur Brandenburgischen und Preußischen Geschichte Neue Folge; Beiheft 7). Berlin 2005, S. 208. 664 Vgl. 24. Februar 1716 Virmond aus Berlin. AT-OeStA/HHStA RK Diplomatische Akten Berlin Berichte 9b. Berichte aus Berlin. 1716. Jan.–Sep., Bl. 53r.
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gegenüber schien dies innerhalb Brandenburg-Preußens nicht im vollen Umfange verinnerlicht worden zu sein. 1723 hielt es Friedrich Wilhelm I. daher für angebracht, jene Rangreglements abermals publizieren und verteilen zu lassen, damit solches „. . . genauer OBSERVIret werde und sich Niemand [. . .] mit der Unwißenheit entschuldigen könne.“ 665 Nicht jeder Herrscher entschied sich für eine offizielle Publikation, den Druck seiner Rangordnung, denn schließlich war dies ein Interna des Herrschaftsapparats666 und so stellte Malortie fest: „. . . so bedenklich ist aber dessen Publication, da jede neue Bestimmung älteren Rechten präjudicirt und Verhältnisse hervorruft, welche Einzelne unangenehm berühren.“ 667 Bestimmungen, die die Rangverhältnisse zwischen auswärtigen Gesandten und den höfischen Ministern regulierten, wurden zu keiner Zeit in den offiziellen Rangordnungen des Hofes notiert,668 waren dennoch vorhanden und über die Grenzen des eigenen Hofes hinaus bekannt.669 Dies sollte nicht zu der Fehlannahme verleiten, hierbei habe es sich um eine untergeordnete Problematik gehandelt. Überlegungen und Verhandlungen, wie das Verhältnis zwischen diesen beiden Personengruppen zu gestalten sei, durchzogen die Regentschaft aller drei Hohenzollern.670 Unterschieden werden konnte zwischen organisatorisch bedingten, den politischen Verhandlungen dienenden Kontakten und den zeremoniellen Kontakten außerhalb der Audienzen, den sogenannten ersten Visiten. Die Grenzen hierbei verschwammen und es ergaben sich Überschneidungen. Theoretisch stand es den auswärtigen Gesandten frei, mit den Ministern des Gasthofes in Kontakt zu treten. Verständlich daher, dass das im Sommer 1714 von Friedrich Wilhelm I. erlassene Reglement anlässlich der Affaire um Grumbkow (1678–1739), der Bestechungsgelder vom holsteinischen Gesandten Görtz
665 16. Januar 1723 Friedrich Wilhelm I. GStA PK, I. HA, Rep. 9 Allgemeine Verwaltung Nr. QQ 2, Bl. 305r. 666 Vgl. Vec, Milos ˇ: Hofordnungen. Versuch einer rechtshistorischen Funktionsanalyse. Zu einem Beispiel spätmittelalterlicher Normsetzung. In: Kruse, Holger/Paravicini, Werner (Hrsg.): Höfe und Hofordnungen 1200–1600 [. . .] (= Residenzforschung; 10). Sigmaringen 1999, S. 60. 667 Malortie, Ernst von: Der Hof=Marschall. Handbuch zur Einrichtung und Führung eines Hofhalts. Zweite sehr vermehrte Auflage. Hannover 1846, S. 22 f. 668 Siehe zudem Überlegungen diesbezüglich vom: 18. Februar 1861. GStA PK, III. HA Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten Abt. I Nr. 12890. Sowie: 17. Dezember 1904. GStA PK, III. HA Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten Abt. I Nr. 12897. 669 Exemplarisch: Antwort auf die PROPORNIRTE QUÆSTIONES in CEREMONIALI. (wahrscheinlich um 1694). BayHStA Kasten Schwarz. Nr. 11862. 670 Jene Auseinandersetzungen wurden zudem ebenso an anderen europäischen Höfen ausgefochten. (Exemplarisch: 21. Dezember 1725 Friedrich Wilhelm I. an K. C. Schwerin nach Warschau. GStA PK, I. HA, Rep. 9 Polen Nr. 27 TT Fasz. 6).
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genommen haben sollte,671 für Unmut sorgte. In diesem Reglement ordnete der preußische König an: „. . . daß zwischen Unsern würcklich Geheimten ETATS-Räthen [. . .] und denen an Unserm Hoffe anwesenden Frembden MINISTRIS, aller Umbgang undt CONSERVATION in PRIVATO hinführo gäntzlich eingestellet werden soll, dergestalt, daß ermeldte Unsere würcklich Geheimbte Räthe weder den Frembden MINISTRIS einge VISITE geben, noch [. . .] dergleichen VISITEN von Frembden MINISTRIS annehmen [. . .] Die Frembde hier anwesende MINISTRI aber müßen, wann Sie etwas anzubringen haben, an den Ersten von denen IN LOCO sich befindenden MINISTRIS, denen Wir die RESPICIRung der Außwärtigen AFFAIREN an vertrauet, sich ADDRESSIren, und dasjenige was Sie zu PROPONIren haben, denselben entweder schrifftlich übergeben, oder eine CONFERENTZ begehren.“ 672 Hatte der preußische König gehofft, auf diesem Wege einer möglichen Korrumpierung seiner Minister entgegenzuwirken, sah er sich nun den massiven Protesten der auswärtigen Gesandten gegenüber – denn umgehend ließen diese vernehmen, dass sie sich diesen Anordnungen nicht unterwerfen würden.673 Überaus empfindlich reagierte der Wiener Hof, der unverzüglich beschloss, den dort weilenden brandenburgisch-preußischen Gesandten den Kontakt zu den kaiserlichen Ministern zu untersagen674 und die unverhohlene Drohung formulierte, dass dies eine Signalwirkung für andere europäische Höfe haben könne.675 Der Kaiser sah seine Vormachtstellung und Ehre angegriffen. Immer wieder betonte Wien, dass Brandenburg-Preußen ein Kurfürstentum sei, sich dementsprechend zu verhalten habe.676 Friedrich Wilhelm I. argumentierte daraufhin, dass das von ihm beschlossene Reglement kein allumfassendes Kontaktverbot beinhalte, lediglich der informelle Verkehr zwischen Gesandten und den Räten sei eingeschränkt worden, für den formellen Verkehr habe man Räume und Zeiten geschaffen. Das Reglement habe für ausnahmslos jedweden Gesandten Gültig671 Vgl. 18. August 1714 Grübel/Ortiges aus Berlin. Zitiert nach: Friedlaender 1902, S. 166. 672 9. August 1714 Berlin. Friedrich Wilhelm I. an den OberMarschall von Printzen wegen Einstellung des COMMERCÜ zwischen den Königlichen Würcklich geheimten Räthen, und den Frembden MINISTRIS. GStA PK, I. HA, Rep. 9 Allgemeine Verwaltung Nr. J 3a Fasz. 2. 673 Vgl. Schmoller, Gustav/Krauske, Otto/Loewe, Victor (Bearb.): Die Behördenorganisation und die allgemeine Staatsverwaltung Preußens im 18. Jahrhundert. Zweyter Band. Akten vom Juli 1714 bis Ende 1717 (= Acta Borussica. Denkmäler der Preußischen Staatsverwaltung im 18. Jahrhundert). Berlin 1898. Neudruck: Frankfurt am Main 1986/87, S. 24. 674 Vgl. 8. Dezember 1714 Mörlin aus Wien. GStA PK, I. HA, Rep. 9 Allgemeine Verwaltung Nr. J 3a Fasz. 2. 675 Vgl. 12. Dezember 1714 Mörlin aus Wien. GStA PK, I. HA, Rep. 9 Allgemeine Verwaltung Nr. J 3a Fasz. 2. 676 Vgl. 22. Dezember 1714 Mörlin aus Wien. GStA PK, I. HA, Rep. 9 Allgemeine Verwaltung Nr. J 3a Fasz. 2.
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keit, richte sich nicht, wie jenes des Kaisers, explizit gegen einen einzelnen Hof.677 Freilich war es eben nicht nur der Kaiserhof, der sich an diesem Beschluss störte,678 so dass sich Friedrich Wilhelm I. gezwungen sah,679 von seinen Vorstellungen abzugehen.680 Waren in diesem Fall für die Entscheidung, den Kontakt zwischen den preußischen Ministern und den auswärtigen Gesandten einzuschränken, hauptsächlich die Befürchtung einer negativen Einflussnahme durch die diplomatischen Vertreter ausschlaggebend, waren 1701 für dies andere Gründe ursächlich gewesen. Wenngleich, spöttelte Österreich, beide Versuche als gescheitert zu werten seien.681 Im Frühjahr 1701 kamen Gerüchte auf, dass Schwierigkeiten bei der Einführung des neuen Gesandtschaftszeremoniells und speziell jene Auseinandersetzungen um die erste Visite zwischen Gesandten und den Geheimen Räten, Friedrich III./I. dazu veranlasst hätten, Kommunikation und Kontakt zwischen diesen zu unterbinden, bis eine Einigung, die ihren Ausdruck in der Akzeptanz der zeremoniellen Forderungen Brandenburg-Preußens finden sollte, erzielt werden würde.682 Forderungen, die die erste Visite und deren Gestaltung betrafen, waren keine Problematik, die erst mit dem Kronerwerb an Brisanz gewannen. Schon zu Zeiten des Großen Kurfürsten war dies ein Aspekt, der sorgsam beachtet wurde. 1683 beschäftigte dies etwa die welfischen Fürstentümer bei ihren Sendungen an den Berliner Hof, die zunächst ganz allgemein feststellten, dass von: „. . . an den 677 Vgl. 22. Dezember 1714 Friedrich Wilhelm I. GStA PK, I. HA, Rep. 9 Allgemeine Verwaltung Nr. J 3a Fasz. 2. 678 Vgl. 18. August 1714 Grübel/Ortiges aus Berlin. Zitiert nach: Friedlaender 1902, S. 166. 679 Vgl. 9. Februar 1715 Heusch aus Berlin. NLA Hannover Hann. 92 Nr. 2117, Bl. 13v. Diese Vorgänge scheinen sehr eindrücklich gewesen zu sein, noch 1717 schreibt der Soldatenkönig: „. . . haben Wir vernommen, daß das dortige königliche Dähnische MINISTERIUM Euch die Uhrsachen schrifftlich COMMUNICIREN lassen; warumb alles, was daselbst anwesende frembde MINISTRI zu PROPONIren haben, in schrifftlichen MEMORIALIEN angebracht werden solte, Wir haben eben dergleichen hiebevor auch an Unserm Hoffe INTRODUCIREN wollen, aber dabeÿ so viel DIFFICULTÄTEN gefunden, daß damit nicht forth zu kommen gewesen, undt solches wird sich alldort vermuthlich eben wol zeigen.“ 21. Dezember 1717 Friedrich Wilhelm I. an Happen nach Kopenhagen. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 1455. 680 Vgl. 9. Februar 1715. AT-OeStA/HHStA RK Diplomatische Akten Berlin Berichte 9a. Berichte aus Berlin. 1715. Jan–Febr., Bl. 113r. Interessanterweise versuchte der Soldatenkönig im Sommer 1730, nach den Vorfällen um den englischen Gesandten Hotham, sämtliche Anliegen der auswärtigen Gesandten auf seine Minister umzulenken und eine direkte Konfrontation mit den Diplomaten zu vermeiden (vgl. 14. Juli 1730 Friedrich Wilhelm I. GStA PK, I. HA, Rep. 96 Nr. 4 E 1, Bl. 12r/v). 681 Vgl. 11. August 1714 Voss aus Berlin. AT-OeStA/HHStA RK Diplomatische Akten Berlin Berichte 8b. Berichte aus Berlin, 1714. August–December, Bl. 8r. 682 Vgl. 19. Mai 1701 Reisewitz aus Berlin. SächsHStA Dresden, 10026 Geheimes Kabinett, Loc. 03554/01, Bl. 31r/v.
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Churbrandenburgischen undt Königliche Hofe abgeschickten MINISTRIS niemahlß aufgegeben worden [sei E. R.], hieraus ein POINT DE CEREMONIES zu machen, undt die ersten VISITEN zu PRÆTENDIren.“ 683 Doch zumindest die erste Visite für den brandenburgischen Premierminister684 erschien den welfischen Fürstentümern problemlos möglich,685 das Vorgehen bei den übrigen brandenburgisch-preußischen Ministern sollte in Abhängigkeit vom Verhalten anderer kurfürstlicher Gesandter erfolgen.686 Die Gleichrangigkeit zwischen fürstlichen und kurfürstlichen Gesandten wurde an dieser Stelle zum Leitmotiv des welfischen Handelns. Die erste Visite für den Premierminister bzw. den neu geschaffenen Charakter des Oberpräsidenten687 war von Friedrich Wilhelm nie explizit eingefordert worden.688 Als sein Sohn Friedrich III./I. 1695 den Entschluss fasste, Eberhard von Danckelman689 zum Oberpräsidenten und Premierminister zu ernennen,690 wurde diesem nicht nur in einem Entwurf eines neuen Rangreglements der zweithöchste Rangplatz zugeteilt,691 sondern ebenso der Anspruch artikuliert, dass dem Oberpräsidenten die erste Visite durch die fremden Gesandten zugestanden werden müsse. Von der Rechtmäßigkeit des Vorgehens überzeugt, scheute der Berliner Hof nicht davor zurück, diese erste Visite Ende des Jahres 1695 vom österreichischen Gesandten Waldstein zu verlangen. Schenkt man den Berichten Waldsteins Glauben, versuchte Berlin dies zunächst über Umwege zu erreichen und sich seine mutmaßliche Unwissenheit in zeremoniellen Gegebenheiten zunutze zu ma683 11. April 1682 Geheime Räte an Fürstl. Calenberg geheimbte Räte. NLA WOL 1 Alt 4 Nr. 68, Bl. 32v. 684 Die Begrifflichkeit scheint synonym für die Bezeichnung des Oberpräsidenten verwendet worden zu sein. 685 Vgl. 31. Mai 1682 Geheime Räte an Fürstl. Calenberg geheimbte Räte. NLA WOL 1 Alt 4 Nr. 68, Bl. 78r. 686 Vgl. 13. April 1682 Platen an die Geh. Räte zu Zelle. NLA Hannover Celle Br. 20 Nr. 169/1, Bl. 33r–35v. 687 Vgl. Cosmar, Carl Wilhelm/Klaproth, Christian August Ludwig: Der Königl. Preußische und Churfürstl. Brandenburgische Wirklich Geheime Staats=Rath [. . .]. Berlin 1805, S. 207. Die Schaffung einer solchen Charge konnte bereits als Ausdruck eines zeremoniellen Anspruches und Ranges interpretiert werden. Dies belegen die Versuche, der fürstlichen Höfe eben diese Charge an ihren Höfen einzuführen (vgl. Protocollum particulare das Ceremoniel betr. LASA, DE, Z 44, Abteilung Dessau, B 3c Nr. 2 Bd. III). 688 Vgl. 9. Januar 1696. AT-OeStA/HHStA RK Diplomatische Akten Berlin Weisungen 2c. Weisungen nach Berlin 1695–1700, Bl. 17v. 689 Weiterführend zur Person: Schultze, Johannes: Eberhard Danckelman. In: Schultze, Johannes (Hrsg.): Ausgewählte Aufsätze (= Forschungen zur Brandenburgischen und Preußischen Geschichte; Beiheft 13). Berlin 1964, S. 214–230. 690 Vgl. Erdmannsdörffer, Bernhard: Danckelmann, Eberhard Freiherr von. In: ADB 4 (1876), S. 721. 691 Vgl. RANG ORDNUNG PROTOCOL vom 29.TEN DECEMBRIS 1696. GStA PK, I. HA, Rep. 9. Allgemeine Verwaltung Nr. QQ 2, Bl. 23r.
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chen. So habe der Oberpräsident vorgegeben, aufgrund einer Erkrankung, seine Gemächer nicht verlassen zu können und den Österreicher gebeten, zu ihm zu kommen. Als dies von Waldstein abgelehnt worden sei, hätte BrandenburgPreußen seine eigentliche Zielstellung offenbart und auf die erste Visite gedrungen.692 Dies markierte den Beginn intensiver Argumentationen, die grundlegende Mechanismen und Ansichten des Gesandtschaftszeremoniells in sich vereinten. Ausdrücklich hob Friedrich III./I. die Souveränität Brandenburg-Preußens hervor, die das Recht mit sich brächte, das Zeremoniell frei zu gestalten sowie die gleichen Ehrenbezeugungen zu erhalten, wie sie den königlichen Höfen gewährt werden würden. An jenen königlichen Höfen würden die kaiserlichen Gesandten den Premierministern die erste Visite geben. Da der Kaiser in seiner Wahlkapitulation eine Gleichbehandlung von kurfürstlichen und königlichen Gesandten zugesichert habe, wäre es umso unverständlicher, weshalb sein Gesandter sich hierzu am Berliner Hofe nicht bereitfände.693 Dies wollte der Wiener Hof nicht anerkennen. Die von Brandenburg-Preußen angebrachten Beispiele seien einmalige oder mithin unbekannte Fälle.694 Unabhängig von der auf das Herzogtum Preußen erlangten Souveränität sei Brandenburg-Preußen ein Kurfürstentum und als solches zum einen dazu verpflichtet, den Kaiser als Oberhaupt anzuerkennen und dessen diplomatischen Vertretern die entsprechende Ehrbezeugungen zuzugestehen. Zum anderen könne der Kaiser keinem einzelnen Kurfürsten Zugeständnisse gewähren – dies hätte zwangsläufig Forderungen nach eben solchen durch die übrigen Kurfürsten zur Folge.695 Obgleich Berlin betonte, dass lediglich die erste Visite gewünscht und dem kaiserlichen Envoyé die Oberhand von dem Oberpräsidenten eingeräumt werden würde,696 blieb Kaiser Leopold I. unnachgiebig. Letztlich war es der Oberpräsident und Premierminister Eberhard von Danckelman, der im Februar 1696 die erste Visite beim kaiserlichen Abgesandten abstattete.697 Dieses Gefecht um zeremonielle Ehrbezeugungen ging für Berlin verloren.
692 Vgl. 23. Dezember 1695. AT-OeStA/HHStA RK Diplomatische Akten Berlin Berichte 6a. Berichte des Gfn. Waldstein. 1695. Sept., Dec., Bl. 18v–20v. 693 Vgl. 14./24. Dezember 1695 Friedrich III./I. an N. B. Danckelman nach Wien. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8686. 694 Die Fälle in denen ein kurfürstlicher Gesandter sich zur Visite beim Oberpräsidenten bereitgefunden hatte, wirkten kontraproduktiv, da der Kaiserhof sich keinesfalls zu dem gleichen Verhalten wie ein rangniedriger Fürst bequemen wollte (vgl. 9. Dezember 1697 Heems aus Berlin. AT-OeStA/HHStA RK Diplomatische Akten Berlin Berichte 6c. Berichte. 1697, Bl. 130v). 695 Vgl. 9. Januar 1696. AT-OeStA/HHStA RK Diplomatische Akten Berlin Weisungen 2c. Weisungen nach Berlin 1695–1700, Bl. 17r–19r. 696 Vgl. 11./21. Januar 1696 Friedrich III./I. an S. J. Danckelman nach Köln. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8686. 697 Vgl. 14. Februar 1696. GStA PK, I. HA, Rep. 21 Nr. 127 Lf.nr. 44, Bl. 21 r/v.
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Nebenbei bemerkt war es Danckelman selbst, der den brandenburgischen Kurfürsten empfahl, von dieser Forderung abzugehen,698 dennoch wurde ihm dies – sein mutmaßliches brüskes und arrogantes Verhalten – im Zuge seines „Sturzes“ und Prozesses vorgeworfen.699 Überzeugt davon, dass der Berliner Hof zukünftig diese Ansprüche aufgeben werde, war man von Seiten Wiens dennoch keineswegs700 und vertrat damit keine Einzelansicht. Nach dem Sturz Danckelmans 1698 gewann der Oberkämmerer701 Wartenberg immensen Einfluss, nahm die Position des Favoriten und den höchsten Rang am Berliner Hof ein. Dementsprechend erklärt sich beispielsweise die Ansicht des hannoverschen Gesandten im März 1698, dass die erste Visite nunmehr vom Oberkämmerer prätendiert werden würde.702 Vorerst rückten andere Aspekte des brandenburgisch-preußischen Gesandtschaftszeremoniells in den Fokus Friedrichs III./I. Die Bereitschaft, die erste Visite beim Oberkämmerer zu erstatten, wurde von den Gesandten erst wieder nach dem Kronerwerb eingefordert. Dies ging mit wesentlich weitgreifenderen Wünschen einher, als dies in der kurfürstlichen Zeit der Fall gewesen war. So wurde der Versuch unternommen, den Vorrang des Oberkämmerers gegenüber den Envoyés durchzusetzen. Anfänglich zielte Berlin, sich bestärkt fühlend durch vorliegende Reglements anderer Höfe, darauf ab, dass die Envoyés Wartenberg wichen: „. . . der nicht allein der erste beÿ Hofe sondern auch der alleröberste im gantzen STAAT ist [. . .] und dannenhero auch wohl zum wenigsten für sich, als eine eintzels PERSON, dasjenige wirdt PRÆTENDIREN können, was an 698 Vgl. Breysig, Curt: Der Prozess gegen Eberhard Danckelman. Ein Beitrag zur brandenburgischen Verwaltungsgeschichte (= Staats- und sozialwissenschaftliche Forschungen; 35). Leipzig 1889, S. 53. 699 Vgl. Eingeheftete Actum 15. September 1697, Vorwürfe gegen Danckelman. GStA PK, I. HA, Rep. 21 Nr. 127 Lf.nr. 57. Sowie: Extractus Status Causae et Gravanium des gewesenenden Ober=PRÆsidenten von Danckelmann geführte DIRECTION und MINISTERIUM. GStA PK, I. HA, Rep. 9 Allgemeine Verwaltung Nr. J 1 Fasz. 7, Bl. 27r/v. Sowie: Bresslau, Harry: Der Sturz des Oberpräsidenten Eberhard von Danckelmann. (December 1697). In: Bresslau, Harry/Issacsohn, Siegfried (Hrsg.): Der Fall zweier preussischen Minister. Des Oberpräsidenten von Danckelmann 1697 und des Grosskanzlers C. J. M. von Fürst 1779. Studien zur Brandenburgisch-Preussischen Geschichte. Berlin 1878, S. 6. Sowie: Kaiser, Michael: Der unhöfische Favorit. Eberhard von Danckelman (1643–1722), Oberpräsident in Brandenburg unter Kurfürst Friedrich III. In: Kaiser, Michael/Pecˇar, Andreas (Hrsg.): Der zweite Mann im Staat. Oberste Amtsträger und Favoriten im Umkreis der Reichsfürsten in der Frühen Neuzeit (= Zeitschrift für Historische Forschung; Beiheft 32). Berlin 2003, S. 292. 700 Vgl. 7./17. April 1696. AT-OeStA/HHStA RK Diplomatische Akten Berlin Berichte 6b. Concepte 1696, Bl. 89r. 701 Zur generellen Bedeutung dieses Amtes: Baer, Winfried: Der goldene Schlüssel als Amtsinsignie. Zur Geschichte des Erbkämmereramtes unter dem Großen Kurfürsten. In: Eikelmann, Renate (Hrsg.): Studien zur europäischen Goldschmiedekunst des 14. bis 20. Jahrhunderts. Festschrift für Helmut Seling zum 80. Geburtstag [. . .]. München 2001, S. 261–276. 702 Vgl. März 1698 Besser „Ceremonial-Acta“ zitiert nach: Hahn/Kiesant 2009, S. 70.
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anderen Königlichen Höfen durchgehents allen Königlichen MINISTRIS von den ENVOYÉS unweigerlich geleistet wirdt.“ 703 Nichts desto trotz zog BrandenburgPreußen, nachdem der dänische Envoyé Hans Heinrich von Ahlefeldt am Berliner Hofe angelangt war, explizit Erkundigungen ein, wie dies am dänischen Hofe geregelt sei und stellte fest, dass der dortige ranghöhste Minister, der Premierminister, bei der ersten Visite dem brandenburgisch-preußischen Gesandten in seinem Hause die Oberhand gelassen hatte. Da zwischen diesen beiden Höfen eine Erklärung formuliert worden war, nach der man eine reziproke Behandlung, soweit möglich, einhalten wollte, war Berlin bereit, dies ebenso dem dänischen Gesandten zuzugestehen.704 Daneben waren Zusammentreffen dieser zwei Protagonisten an anderen Orten705 zu regulieren, etwa bei Konferenzen. Obgleich Brandenburg-Preußen bereits vor 1701 Informationen vorlagen, nach denen: „. . . die Herren StatsMINISTRI in Dennemarck bey allen CONFERENTZEN über die ENVOYÉS die Hand nehmen [. . .] und daß die CONFERENTZEN niemahls bey den fremden Gesandten, sondern allemahl nur in dem Königlichen Pallast gehalten werden“,706 wollte man sich diesbezüglich nach dem Kronerwerb beim diplomatischen Vertreter Viereck in Kopenhagen rückversichern. Viereck bejahte dies nicht nur, sondern konkretisierte dies, indem er unterstrich, dass es der dänische Premierminister sei, welcher bei den Konferenzen die Oberhand über ihn genommen habe, dies fände bei allen königlichen Gesandten Anwendung.707 Wahrscheinlich über703 25. Juni 1701 Friedrich III./I. an F. H. Bartholdi nach Wien. CEREMONIEL= PUNCTEN über welche mit dem Kaÿserlichen Hoffe ein Vergleich zu treffen. GStA PK, I. HA, Rep. 132 Vol. XIII, Bl. 280r–282r. 704 Vgl. 1. November 1701 Friedrich III./I. an Viereck nach Kopenhagen. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8763. 705 Die Bestimmung des Treffpunktes war eine Grundfrage der Formsprache des diplomatischen Verkehrs, dessen Bedeutung in direkter Abhängigkeit zu der verhandelten Sache stand (vgl. Behrmann, Thomas: Herrscher und Hansestädte. Studien zum diplomatischen Verkehr im Spätmittelalter (= Greifswalder Historische Studien; 6). Hamburg 2004, S. 119 f.). 706 UNMAßGEBLICHES UNTERTHÄNIGSTES BEDENCKEN DIE KÜNFTIGE RECEPTION DER ENVOYÉS ODER ABGESANDTEN BETREFFEND. Zitiert nach: Hahn/Kiesant 2010, S. 38. Eine Festlegung der Konferenzörtlichkeiten war am brandenburgisch-preußischen Hofe zu keiner Zeit angedacht. Exemplarisch: „Wann am Churfürstlichen Brandenburgischen Hoffe Abgesandten, von fremden POTENTATEN ankommen und [. . .] CONFERENTZ gepflogen werden sollen, ist solche gemeiniglich in den Zimmern und Heüsern, obgedachter dazu zu DEPUTIRTEN Churfürstliche COMMISSARIEN zuweilen auch bey die Herrn Gesandten und Abgesandte in dero LOGEMENT, Meistens aber auf dem Churfürstlichen Schlosse, in der also genandten geheimen Rathstube oder auch in des Herrn OberPRÆSIDENTEN des Herrn von Schwerin Cammer gehalten worden, und ist deßfalß nimmer etwas gewißes noch ein bestendiges REGLEMENT gemacht worden.“ 4. September 1687. GStA PK, I. HA, Rep. 34 Nr. 5979. 707 Vgl. 24. Juli 1703 Viereck aus Kopenhagen. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8765.
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zeugte Letzteres den preußischen König, diesen Punkt diskussionslos zu akzeptieren. Demgegenüber erstreckte sich die Debatte über das Begehren des dänischen Gesandten, stets die Oberhand über den Oberkämmerer Wartenberg zu erhalten, ohne dass Gleiches dem brandenburgisch-preußischen Vertreter in Dänemark konzediert worden wäre über zwei Jahre, von 1701 bis 1703 hinweg.708 Immerhin würde diese Forderung zudem einzig und allein vom Kopenhagener Hof prätendiert – sogar der Kaiser hätte dem Oberkämmerer die Oberhand gelassen.709 Indes war dies eine mehr als geschönte Interpretation stattgefundener Ereignisse. Zwar hatte der kaiserliche Gesandte beim Grafen Wartenberg die erste Visite abgelegt,710 als Wartenberg sich aber im Mai 1701 an der königlichen Tafel über den kaiserlichen Gesandten setzte,711 war das vom diplomatischen Vertreter des Kaisers mit Widersprüchen quittiert worden.712 Nachrichten über die Vorgänge scheinen bis nach Kopenhagen gelangt zu sein, denn Dänemark erklärte, dass die kaiserlichen und königlichen Gesandten in Berlin jene Ansprüche des Oberkämmerers nicht in Frage stellen, sie aber ebenso wenig bestätigen würden, da sie offizielle Zusammentreffen mit Wartenberg, die eine Definition des Ranges voraussetzen, schlichtweg vermieden. Dänischerseits sei man mit dieser Lösung vorerst zufrieden.713 Obwohl Friedrich III./I. dem zustimmte, verlor er sein Vorhaben, die besondere Rangstellung Wartenbergs zu betonen, nicht aus den Augen und ging dabei sogar so weit, den Oberkämmerer im Rangreglement von 1708 allen „Princes Cadets oder Fürsten“ vorgehen zu lassen.714 Schwierig ist es festzustellen, in welchem Maße dies der Sonderstellung, dem persönlichen Verhältnis und Einfluss Wartenbergs auf den preußischen König, der in der Literatur immer wieder herausgestrichen wird,715 oder den gewünschten und erforderlichen zeremoniel708
Vgl. 17. November 1701. Resolution. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 1433. Vgl. 22. April 1702 Viereck aus Kopenhagen. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 1434. 710 Vgl. 7. März 1701. AT-OeStA/HHStA RK Diplomatische Akten Berlin Weisungen 2c. Weisungen nach Berlin, 1693–1707. Fasz. 4, Bl. 3r. 711 Vgl. 19. Mai 1701 Reisewitz aus Berlin. SächsHStA Dresden, 10026 Geheimes Kabinett, Loc. 03554/01, Bl. 31r. 712 Vgl. 21. Mai 1701 Ilten aus Berlin. NLA Hannover Cal. Br. 24 Nr. 591, Bl. 126r/v. 713 Vgl. 3. Juni 1702 Viereck aus Kopenhagen. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8764. 714 Vgl. 16. November 1708 Rangreglement. Zitiert nach: Hahn/Kiesant 2010, S. 404. 715 Exemplarisch: Moser, Friedrich Carl von: Ueber Regenten, Regierung und Ministers. Schutt zur Wege=Besserung des kommenden Jahrhundert. Frankfurt am Main 1784, S. 95, 259. Weiterführend zur Person des Favoriten: Asch, Ronald G.: „Lumine solis“ Der Favorit und die politische Kultur des Hofes in Westeuropa. In: Kaiser, Michael/Pecˇar, Andreas (Hrsg.): Der zweite Mann im Staat. Oberste Amtsträger und Favoriten im Umkreis der 709
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IV. Elemente des Gesandtschaftszeremoniells
len Befugnissen geschuldet war. Auf die Einwände Bessers und Ilgens, dass dies an keinem anderen königlichen Hofe üblich sei, entgegnete Friedrich III/I.: „. . . weilen die Königlichen ENVOYEZ an unserm Hofe den fürstlichen CADETS vorgehen wollen, wir nohtwendig unsern OberCämmerer über solche Cadets setzen müsten, wofern wir wolten, daß die König. ENVOYEZ unserm OberCämmerer nicht ferner, alß wie bißher zur Ungebühr geschehen, den Vortritt DISPUTIREN solten.“ 716 Augenscheinlich hoffte man über einen Umweg sich der Tatsache bedienend, dass die Rangstellung verschiedener Gruppen einander beeinflusste, das ursprünglich anvisierte Ziel, den Vortritt des Grafen Wartenbergs zu erreichen. Abermals misslang dies aufgrund mangelnder Beteiligung anderer europäischer Höfe, die dies als einen eklatanten Angriff auf ihre Ehre und Rangstellung werteten.717 Daher verabschiedete sich Berlin 1712, als Wartenbergs Stern sank, endgültig von jenem Anspruch einer Sonderstellung für den Oberkämmerer und erließ ein neues Reglement, in welchem der Vorrang der „Printzen von Geblüt“ vor sämtlichen Bedienten des Berliner Hofes wiederhergestellt wurde.718 Der Besitz einer Königskrone ermöglichte es mitnichten, ihrem Inhaber jedwede zeremonielle Modifikation durchzusetzen. In der Theorie brachte dies eine Reihe zeremonieller Rechte und Vorzüge mit sich, doch mussten diese erst einmal möglichst vorteilhaft ausgehandelt werden. Hierbei sollten sich in Bezug auf die Regularien der ersten Visiten die von Besser formulierten Bedenken als zutreffend erweisen. Bis zur 1701 erfolgten Rangerhöhung war den Envoyés am Berliner Hofe von den brandenburgisch-preußischen Ministern die erste Visite gegeben worden,719 nun sollte dies eine Umkehr erfahren, allein weil „. . . in den vorigen Zeiten nicht Gelegenheit gehabt, das Tractament eines AMBASSADEURS und ENVOYÉS recht zu unterscheiden, so hat man diesen aus einem Mißbrauch so EXCESSIVE Ehre
Reichsfürsten in der Frühen Neuzeit (= Zeitschrift für Historische Forschung; Beiheft 32). Berlin 2003, S. 21–38. Sowie: Asch, Ronald G.: Schlußbetrachtung. Höfische Gunst und höfische Günstlinge zwischen Mittelalter und Neuzeit – 18 Thesen. In: Hirschbiegel, Jan/Parvicini, Werner (Hrsg.): Der Fall des Günstlings. Hofparteien in Europa vom 13. bis zum 17. Jahrhundert [. . .] (= Residenzenforschung; 17). Ostfildern 2004, S. 515–531. 716 10. November 1708 Besser „Ceremonial-Acta“ zitiert nach: Hahn/Kiesant 2009, S. 353. 717 Vgl. Matzke, Judith: Außenpolitische Handlungsspielräume und Gesandtschaftswesen der Sekundogeniturfürstentümer. In: Schattkowsky, Martina/Wilde, Manfred (Hrsg.): Sachsen und seine Sekundogenituren. Die Nebenlinien Weißenfels, Merseburg und Zeitz (1657–1746) (= Schriften zur sächsischen Geschichte und Volkskunde; 33). Leipzig 2010, S. 205. 718 Vgl. 9. Mai 1712. Rang=Reglement Wegen der Pintzen von Geblüt, und denen Königl. MILITAIR=Hof und Civil=Bedienten und Ministris. GStA PK, I. HA, Rep. 94 Nr. IV Jb 53. Sowie: 21. Mai 1712 Manteuffel aus Berlin. SächsHStA Dresden, 10026 Geheimes Kabinett, Loc. 02988/05, Bl. 21r/v. 719 Vgl. 26. Dezember 1694. BayHStA Kasten Schwarz. Nr. 11862.
7. Hofstaat
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erwiesen [. . .] daß Unsere Herren MINISTRI Mühe haben werden das jenige von den ENVOYÉS zu erlangen.“ 720 Bezeichnenderweise war es erneut der Kaiserhof, der sich dem widersetzte, schließlich sei man dem neuen preußischen König schon insoweit entgegengekommen, als dass der kaiserliche Envoyé Paar den Oberkämmerer zuerst visitiert habe, darüber hinaus sei man zu keinerlei weiteren Gefälligkeiten bereit.721 Für Überraschungen dürfte dies kaum gesorgt haben, schon die in der Berliner Residenz weilenden Gesandten hatten eine solche Reaktion Leopolds I. prognostiziert.722 Zu Beginn dieser Kontroverse war der kaiserliche Legationssekretär Heems, der noch vor der Ankunft des kaiserlichen Gesandten Graf von Paar mit Berlin in die Vorverhandlungen zwecks Zeremoniell und ersten Visiten getreten war, positiv gestimmt.723 Er glaubte, Friedrich III./I. und dessen engste Berater gewonnen zu haben, bezwungen von hinlänglich bekannten Argumenten, deren Schwerpunkt die Sonder- und Vormachtstellung des Kaisers gewesen war.724 Allerdings, in dem eigentlich von Wien gewünschten Sinne, gedachte der preußische König dies nicht umzusetzen. Vielmehr teilte er seinen Geheimen Räten mit: „. . . daß Ihr insgesambt zwar bemelten Grafen zuerst besuchet, Jedoch auf eine solche art, daß Er es vor keine SOLENNE VISITE außdeuten könne. Zu welchem Ende Ihr dan deßelben NOTIFICATION nicht zu erwarten, sondern vorher, oder doch wan Er Euch mit solcher NOTIFICATION etwa zuvorkommen sollte, unangemeldet zu Ihm zu fahren und Ihn zu VISITIREN.“ 725 Formalia, eine Unterscheidung zwischen offiziellen und inoffiziellen Besuchen sollten einen Ausweg aus der Situation bieten. Nur waren die Geheimen Räte von diesem Vorschlag keinesfalls überzeugt, sahen ihren Rang angegriffen und agitierten. Laut Heems hätten sie geschickt die Befindlichkeiten Friedrichs III./I zu nutzen gewusst, „Wie nun der König in allen, waß auch nur im geringsten seine GLOIRE und GRANDEURS TOUCHIRET, sehr empfindlich ist.“,726 und an jenem Punkt angesetzt. Die Gewährung der ersten Visite für Gesandte des zweiten Ranges durch die Räte sei an keinem anderen königlichen Hofe üblich. In Frage gestellt würde die zwingend
720 UNMAßGEBLICHES UNTERTHÄNIGSTES BEDENCKEN DIE KÜNFTIGE RECEPTION DER ENVOYÉS ODER ABGESANDTEN BETREFFEND. Zitiert nach: Hahn/Kiesant 2010, S. 38. 721 Vgl. 4. Mai 1701 C. F. Bartholdi aus Wien. GStA PK, I. HA, Rep. 132 Vol. XIII, Bl. 57v. 722 Vgl. 23. April 1701 Ilten aus Berlin. NLA Hannover Cal. Br. 24 Nr. 591, Bl. 74v. 723 Vgl. 26. April 1701 Heems aus Berlin. AT-OeStA/HHStA RK Diplomatische Akten Berlin Berichte 7b. Berichte 1701, Bl. 61r/v. 724 Vgl. 23. April 1701 Heems aus Berlin. AT-OeStA/HHStA RK Diplomatische Akten Berlin Berichte 7b. Berichte 1701, Bl. 81v–83v. 725 22. April 1701 Friedrich III./I. Zitiert nach: Orlich 1837, S. LXVI. 726 30. April 1701 Heems aus Berlin. AT-OeStA/HHStA RK Diplomatische Akten Berlin Berichte 7b. Berichte 1701, Bl. 100v.
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IV. Elemente des Gesandtschaftszeremoniells
notwendige Egalität Brandenburg-Preußens mit anderen Königtümern und seien weitreichende negative Auswirkungen zu befürchten.727 Hierbei handelte es sich eben nicht um persönliche Befindlichkeiten des ersten preußischen Königs, sondern um realpolitische Ereignisse, deren Ergebnisse verbindliche Konsequenzen mit sich brachten. Verständlich ist die Erklärung Brandenburg-Preußens, sich zu dieser Visite erst bereitfinden zu wollen, wenn diesbezüglich Exempel anderer Höfe vorliegen würden.728 Ein Ende der Diskussion war damit freilich nicht erreicht. Um eine endgültige Eskalation zu vermeiden, schickte Friedrich III./I. den Geheimen Rat Fuchs zum Quartier des Grafen Paar. Fuchs, das zweitälteste Mitglied des Geheimen Rates und damit eines seiner ranghöchsten, unterrichtete den Grafen nochmals über die Gründe für das Verhalten des preußischen Königs und gab zu bedenken, dass man seinen Besuch als eine erste Visite des Geheimen Rates einordnen und dies als nunmehr genügend ansehen könne.729 Wien genügte dies nicht und so reiste der kaiserliche Envoyé, ohne dass es zu einer abschließenden Einigung gekommen wäre, ab.730 Eine Klärung dieser Problematik wurde in der Regierungszeit Friedrichs III./I. nicht erreicht, und so blieb diese über den Regierungswechsel der beiden Staaten hinaus bestehen. Wenngleich es zunächst den Anschein erweckte, dass dies im Zuge der Beilegung der allgemeinen Zeremoniellstreitigkeiten bereinigt worden wäre.731 Als es jedoch um 1725 zu politischen Spannungen im zwischenstaatlichen Verhältnis kam, trat diese Problematik erneut auf. Anlässlich der Sendung des kaiserlichen Gesandten Rabutins nach Berlin, brachte nicht nur der Gesandte selbst,732 sondern ebenso Wien dies auf: „Was im übrigen die erste VISITE von dem Königlichen Preüssischen PRIMO und andern vornehmen MINISTRIS betrifft; habe Er Graff von RABUTIN selbige von denen selbigen nachdeme Er ihnen die Ehre und höfflichkeit erweisen und seine ankunfft wissen lassen, allerdings zu erwarten: Im fall deren unterlassung aber, ein gleiches zu thuen.“ 733 Zur Unterlegung dieser Forderung verwandte der Wiener Hof exakt die gleichen Argumente wie 1701, verwies auf den Krontraktat, auf die Lehnshoheit gegen727
Vgl. 30. April 1701 Ilten aus Berlin. NLA Hannover Cal. Br. 24 Nr. 591, Bl. 94r/v. Vgl. 24. April 1701 Friedrich III./I. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8689. 729 Vgl. 30. April 1701 Heems aus Berlin. AT-OeStA/HHStA RK Diplomatische Akten Berlin Berichte 7b. Berichte 1701, Bl. 100v–101r. 730 Vgl. Salpius, F. v.: Paul von Fuchs, ein brandenburgischer Staatsmann vor zweihundert Jahren. Biographischer Essay. Leipzig 1877, S. 154. 731 Vgl. 20. Juni 1725 Friedrich Wilhelm I. an Christian Brandt nach Wien. GStA PK, I. HA, Rep. 9 Allgemeine Verwaltung Nr. Z L Fasz. 38. 732 Vgl. 25. April 1725 Christian Brandt aus Wien. GStA PK, I. HA, Rep. 1 Nr. 306, Bl. 57r. 733 RELATIO CONFERENTIS vom 23. Januarÿ 1725 Über einige anfragß=Puncta des Graffen von RABUTIN FIAT COPIA AD RESCRIPTUM 31. Martÿ 1725 PRO COMITE RABUTIN. AT-OeStA/HHStA RK Diplomatische Akten Berlin Weisungen 4a. Concepte 1720–1725, Bl. 41r–42v. 728
7. Hofstaat
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über Friedrich Wilhelm I. und die damit einhergehende Verantwortung des Preußen.734 Als Friedrich Wilhelm I. vom Vorhaben Karls VI. erfuhr, reagierte er mehr als unwillig: „. . . weil der Kayserliche MINISTRI SECUNDIS ORDINIS dergleichen noch niemahls wieder alhier noch an ein andern Königlichen Hofe gebracht haben.“ 735 Diesbezüglich waren explizit Informationen über das kaiserliche Verhalten vom hannoverschen bzw. englischen Hofe eingeholt worden.736 Verstärkt wurde die ablehnende Haltung des Soldatenkönigs zudem durch die Bereitschaft der nach 1701 am Berliner Hofe weilenden königlichen Envoyés, diese Ehrenbezeugungen Brandenburg-Preußen zu gewähren.737 Ein Nachgeben hätte nicht nur eine Schwächung der brandenburgisch-preußischen Position, sondern auch Konflikte mit anderen europäischen, hauptsächlich königlichen Höfen, zur Folge gehabt. Zusätzlich war fraglich, inwiefern der Kaiserhof sich mit diesem Zugeständnis zufrieden gegeben hätte. Vielmehr war mit sich darauf aufbauenden Forderungen, wie etwa die Gewährung der ersten Visite durch den ranghöchsten Minister zu rechnen738 und dies, obgleich sich bereits die königlichen Ambassadeure zu eben jener Visite bereitgefunden hatten. 1705 hatte, nach Erinnerung durch den Oberzeremonienmeister Besser, der schwedische Ambassadeur diese erste Visite beim damaligen Oberkämmerer Wartenberg diskussionslos absolviert.739 Wiewohl Berlin diese Ehrenbezeugung für die Geheimen Räte von den Gesandten der ersten Klasse nicht erwartet hatte.740 Zwar waren im Vorfeld des Kronerwerbs diesbezügliche Überlegungen aufgetaucht und die Regulierungen anderer Höfe herangezogen und analysiert worden.741 Weil sich hierbei kein einheitlicher Gebrauch abzeichnete und demzufolge dieses Element frei gestaltet werden konnte, ohne dass ein Ehrverlust zu befürchten war, entschied man sich schließlich, in Anlehnung an das
734 Vgl. RELATIO CONFERENTIS vom 23. Januarÿ 1725 Über einige anfragß=Puncta des Graffen von RABUTIN FIAT COPIA AD RESCRIPTUM 31. Martÿ 1725 PRO COMITE RABUTIN. AT-OeStA/HHStA RK Diplomatische Akten Berlin Weisungen 4a. Concepte 1720–1725, Bl. 43r–44v. Sowie: Juni 1725. AT-OeStA/HHStA RK Diplomatische Akten Berlin Berichte 12b. Berichte aus Berlin. 1725, Bl. 7r/v. 735 26. Februar 1725 Friedrich Wilhelm I. an Seckendorff. GStA PK, I. HA, Rep. 1 Nr. 315. 736 Vgl. 25. März 1725 hannoversche Räte an Friedrich Wilhelm I. GStA PK, I. HA, Rep. 9 Allgemeine Verwaltung Nr. Z L Fasz. 38. 737 Exemplarisch: Dänemark: 18. Oktober 1701 Viereck aus Kopenhagen. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 1433. 738 Vgl. Juni 1725. AT-OeStA/HHStA RK Diplomatische Akten Berlin Berichte 12b. Berichte aus Berlin. 1725, Bl. 6v–7v. 739 Vgl. 25. Februar 1705 Wolter aus Berlin. SächsHStA Dresden, 10026 Geheimes Kabinett, Loc. 02988/02, Bl. 23r. 740 Vgl. 6. Februar 1705. GStA PK, I. HA, Rep. 21 Nr. 127 Lf.nr. 67. 741 Vgl. 25. Juni 1705 an F. H. Bartholdi nach Wien. GStA PK, I. HA, Rep. 132 Vol. XIII, Bl. 263v.
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IV. Elemente des Gesandtschaftszeremoniells
Vorgehen des Kaiserhofes und jenes der übrigen Reichsfürsten, den Geheimen Räten zu befehlen, zuerst die Ambassadeure zu visitieren.742 Es ergaben sich nun ausgerechnet bei diesen Visiten, auf deren reibungslosen Verlauf man gehofft hatte, Schwierigkeiten. Richtlinien über den korrekten Ablauf einer Visite wurden in den meisten Zeremonialschriften behandelt. Besonderes Augenmerk wurde auf Empfang, Entgegengehen und Sitzplatzanordnung gelegt.743 Kaum erstaunlich, dass dies die Punkte waren, die immer wieder zu Unstimmigkeiten führten.744 Dies sollte ebenfalls im Sommer des Jahres 1705 geschehen. Die Gewährung der ersten Visite durch die brandenburgisch-preußischen Geheimen Räte war von dem Berliner Hof an die Bedingung der Egalität im Traktament geknüpft worden.745 Daher hatten die Geheimen Räte, nachdem der schwedische sowie der englische Ambassadeur offiziell ihre Ankunft notifizieren ließen, gemäß dem traditionellen Ablauf des Visitenzeremoniells, jene besucht. Bei den sich daran anschließenden Revisiten der Ambassadeure hatten die Geheimen Räte das Verhalten der Ambassadeure, um die gewünschte Parifikation zu erreichen, übernommen: „. . . so daß die Herren Geheimten Räthe, weilen die Herrn AMBASSADEURS es Ihnen bey Ihren VISITEN also gemachet; den Herrn AMBASSADEUR bey den REVISITEN auch nicht weiter alß biß auf die Stiege entgegen gegangen und biß an der Treppe [. . .] das Geleite gegeben, auch von dem Titel von EXCELLENTZ dessen Sie sich anfänglich in der Anrede gegen denen Herrn AMBASSADEURS gebrauchet, alsobald ABSTRAHIRET.“ 746 Insbesondere an der Verweigerung des Exzellenz-Titels entzündete sich die darauffolgende Auseinandersetzung. Während Brandenburg-Preußen dessen Einforderung als ihm zustehendes Recht ansah, schließlich erhielten beispielsweise die Staatsminister und Geheimen Räte an den nordischen Höfen jenen Titel diskussionslos,747 verweigerten die beiden Ambassadeure schlichtweg dessen Verwendung. Jedwedes von den Beteiligten herangezogene Argument wurde von der gegnerischen Seite als nicht hinreichend angesehen. Zuletzt erklärte Friedrich III./I., man könne zwar den englischen und schwedischen Ambassadeur zu dieser Titelvergabe nicht zwingen, werde dies aber von zukünftig an den Berliner Hof 742 Vgl. März 1705 Besser „Ceremonial-Acta“ zitiert nach: Hahn/Kiesant 2009, S. 212. 743 Vgl. Winterfeld, Der zweyte Theil der Teutschen Politica, 1700, S. 921–927. 744 Exemplarisch: „. . . premier MINISTRE:/anmelden [. . .] wie ich mich nun eingefunden und woll ein halbe stunde auf der Gasse in der CAROSSE warten müßen [. . .] wen man Jemanden aus der CAROSSE in sein Haus kommen läßet und nicht also bald sich zu Ihm findet, vor ein großen AFFRONT gehalten wird.“ 9. Dezember 1676 von Ruck aus Madrid. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8759. 745 Vgl. 4. August 1705. GStA PK, I. HA, Rep. 21 Nr. 127 Lf.nr. 67. 746 18. August 1705 Besser „Ceremonial-Acta“ zitiert nach: Hahn/Kiesant 2009, S. 232 f. 747 Vgl. 22. August 1705 Friedrich III./I. an Spanheim nach London. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8744, Bl. 90r/v.
8. Militär und Musik
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kommenden Ambassadeuren einfordern und demzufolge seien das Agieren und die Reaktion jener beiden Ambassadeure nicht als Präzedenzfall zu werten.748 Da das sofortige Durchsetzen seiner Ziele nicht erreicht werden konnte, verschob der Hohenzoller sie, doch gab sie keineswegs verloren. Wie jedes Element des Gesandtschaftszeremoniells hatte die Involvierung des Hofstaates die Funktion, den Rang zu symbolisieren, konnte flexibel gehandhabt werden. Einer gesonderten Betrachtung bedarf hierbei zweifelsohne die Involvierung militärischer Chargen, die im sich anschließenden Kapitel erfolgt.
8. Militär und Musik Eine Behandlung des brandenburgisch-preußischen Gesandtschaftszeremoniells ohne eine Analyse des militärischen Aspektes wäre wohl als unvollständig anzusehen. Dies nicht nur, weil Brandenburg-Preußen als die Militärmacht par excellence gilt, sondern vielmehr aufgrund der bereits im 19. Jahrhundert749 formulierten und auch in Forschungsarbeiten jüngeren Datums750 vertretenen These, dass das Zeremoniell des Berliner Hofes ausgesprochen militärisch geprägt gewesen sei. Ja, dies sei das einzige Kontinuum des hohenzollerischen Zeremoniells, bis in die Kaiserzeit hinein, gewesen und hätte seinen Anfang beim Soldatenkönig, Friedrich Wilhelm I., genommen. Letzterem muss widersprochen werden, Ersteres bedarf bezüglich des Gesandtschaftszeremoniells einer differenzierten Untersuchung. Auf der einen Seite stellt Frank Göse fest, dass es sowohl die Zwänge der geostrategischen Lage des Hohenzollernstaates nach 1648 als auch die Lehren der verfehlten Politik in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts waren, die zu einem modifizierten, vor allem auf den Ausbau des miles perpetuus basierenden außenpolitischen Konzepts und zu einer massiven Stärkung des Militärs führten.751 Auf der anderen Seite heben Peter-Michael Hahn und Ronald G. Asch hervor, dass für die Hohenzollern die Armee nach 1648 primär ein Prestigeobjekt war, dessen militärische Einsatzfähigkeit begrenzt blieb, welches aber die Defizite des Kurfürstentums und Königreiches auf anderen Gebieten kompensieren sollte.752 Es ist zu vermuten, dass dies Einfluss auf das Gesandtschaftszeremoniell nahm. 748
Vgl. Memoria. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8680. Vgl. Stillfried-Alcantara, Rudolf von: Ceremonial-Buch für den Königlich Preussischen Hof. X. Hofrangreglement. Berlin 1871, S. IV f. 750 Vgl. Lepp, Claudia: Summus episcopus. Das Protestantische im Zeremoniell der Hohenzollern. In: Biefang, Andreas u. a. (Hrsg.): Das politische Zeremoniell im Deutschen Kaiserreich 1871–1918 (= Beiträge zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien; 153/Parlament und Öffentlichkeit; 1). Düsseldorf 2008, S. 114. 751 Vgl. Göse, Nachbarn, Partner und Rivalen, 2003, S. 54. 752 Vgl. Asch, Ronald G.: Einleitung: Krieg und Frieden. Das Reich und Europa im 17. Jahrhundert. In: Asch, Ronald G. u. a. (Hrsg.): Der Frieden. Rekonstruktion einer 749
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IV. Elemente des Gesandtschaftszeremoniells
In der Tat, Kurfürst Friedrich Wilhelm entschied sich für eine Form dynastischer Repräsentation, die sich an jenen, in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts erreichten militärischen Leistungen orientierte.753 Die von seinem Vater begonnene Vorgehensweise führte Friedrich III./I. fort, auch er erkannte und schätze das Militär als Ausdrucksmittel seines fürstlichen Anspruches. So war es beispielsweise beileibe kein Zufall, dass das Zeughaus, als Wahrzeichen militärischer Präsenz und Stärke,754 den Startpunkt seiner repräsentativen Baupolitik markierte.755 Sein Sohn Friedrich Wilhelm I. wiederum gab in einer Instruktion an seinen Nachfolger zu verstehen: „Kurfürst Friderich Wilhelm haht das rechte flor und aufnahme in unser haus gebracht mein Vatter die Königl. würde gebracht mich habe das LANDTS und ARMEÉ in stande gebracht.“ 756 Der hohe Stellenwert, den die Armee in der Regierungszeit des zweiten preußischen Königs einnahm, der in sämtliche Bereiche des Alltags und höfischen Lebens ausstrahlte, wird in zahlreichen Quellen757 beschrieben und zumeist als charakteristisch für dessen Regierungszeit angesehen. europäischen Vision. Band 2: Frieden und Krieg in der Frühen Neuzeit. Die europäische Staatsordnung und die außereuropäische Welt. München 2001, S. 23. 753 Vgl. Schütte, Ulrich: Berlin und Potsdam. Die Schlossbauten der Hohenzollern zwischen Innovation und inszenierter Tradition. In: Kampmann, Christoph u. a. (Hrsg.): Bourbon – Habsburg – Oranien. Konkurrierende Modelle im dynastischen Europa um 1700. Köln u. a. 2008, S. 107. 754 Vgl. Burger, Daniel: Waffenkammer und Zeughäuser in Mittelalter und Früher Neuzeit zwischen Funktion und Repräsentation. In: Wagener, Olaf (Hrsg.): Symbole der Macht? Aspekte mittelalterlicher und frühneuzeitlicher Architektur (= Beihefte zur Mediaevistik; 17). Frankfurt am Main 2012, S. 412. Dieses Bauwerk sollte den Beifall des Soldatenkönigs finden. „. . . das zeughaus ist guht furniret aber ist bey uns 1000. mahl beßer.“ 13. Februar 1728 Friedrich Wilhelm I. Zitiert nach: Krauske, Otto (Bearb.): Die Briefe König Friedrich Wilhelms I. an den Fürsten Leopold zu Anhalt-Dessau 1704–1740. Ergänzungsband (= Acta Borussica. Denkmäler der Preußischen Staatsverwaltung im 18. Jahrhundert). Berlin 1905. Neudruck: Frankfurt am Main 1986/87, S. 391. 755 Vgl. Duchhardt, Heinz: Anspruch und Architektur: Das Beispiel Berlin. In: Forschungen zur Brandenburgischen und Preußischen Geschichte Neue Folge 2 (1991), S. 39. 756 Instruction König Friedrich Wilhelms I. für seinen Nachfolger. Eigenhändige Niederschrift vom 22. Januar bis 17. Februar 1722. Zitiert nach: Schmoller, Gustav u. a. (Bearb.): Die Behördenorganisation und die allgemeine Staatsverwaltung Preußens im 18. Jahrhundert. Dritter Band. Akten vom Januar 1718 bis Januar 1723 (= Acta Borussica. Denkmäler der Preußischen Staatsverwaltung im 18. Jahrhundert). Berlin 1901. Neudruck: Frankfurt am Main 1986/87, S. 461. 757 Exemplarisch: „Les soldats font le plus grand nombre des habitants de la résidence du Roy, aussi le discours ordinaire de nos docteurs, pretres et bourgeois, et meme de nos dames, ne roule que sur les affaires militaires; et on n’entend parler que de marche et de contre-marche, de file et de rang. [. . .] Enfin, Berlin ressemble non pas à une résidence, mais à une place frontière, où le fort des habitants consiste dans la garnison, et où le reste des habitants tant males que femelles n’y sont que pour le service des soldats.“ 30. Juni 1723 Flemming. Zitiert nach: Schmoller, Gustav: Eine Schilderung Berlins aus dem Jahre 1723. In: Forschungen zur Brandenburgischen und Preußischen Geschichte 4 (1891), S. 214 f.
8. Militär und Musik
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Neben persönlichen Vorlieben758 waren weitere Gründe ausschlaggebend für diese Entscheidung.759 Das Signalisieren militärischer Potenz versprach oft schnelleren Erfolg als diplomatische Verhandlungen. Obgleich Friedrich Wilhelm I. nie versuchte, das Machtinstrument des Heeres, das die Unabhängigkeit Preußens von anderen Mächten sichern sollte, für eine expansive Außen- oder Eroberungspolitik einzusetzen.760 Maßgeblich für das höfische Leben, die Ausformung des Zeremoniells, war diesbezüglich insbesondere, dies fasste der französische Gesandte kurz nach dem Regierungsantritt Friedrich Wilhelms I. zusammen: „Er [Friedrich Wilhelm I. – E. R.] meint sich damit mehr Ansehen verschaffen zu können, als durch Pomp und Pracht.“ 761 Ursächlich hierfür könnte gewesen sein, dass Friedrich Wilhelm I. zur Erkenntnis gelangte, dass er die Repräsentationspolitik seines Vaters, vornehmlich aufgrund mangelnder materieller Ressourcen, zukünftig nicht fortsetzen und im direkten Wettstreit der europäischen Länder keineswegs bestehen könne, wenn keine neuen bzw. andere Wege der Repräsentation beschritten werden würden.762 Sich in diesem Fall für die Betonung des Militärischen zu entscheiden, war eine plausible Wahl. Dies war keine individuelle Eigenart des brandenburgischpreußischen Monarchen, sondern bei einigen weiteren, insbesondere protestantischen, Landesherren wahrnehmbar.763 Diese Form der Repräsentation war zwar ebenfalls mit erheblichen Kosten verbunden, die nicht von jedwedem Fürsten getragen werden konnten, die dennoch deutlich geringer auszufallen schienen als die ehedem aufgewandten Ausgaben der hohenzollerschen Repräsentationspolitik.764 Zudem sei, so Peter-Michael Hahn, der kriegerisch ausgerichtete Hof dem zeremoniell formierten Hof in der Demonstration fürstlicher Autorität überlegen.
758 Diese wurden kurz nach dem Regierungsantritt Friedrich Wilhelms I. als die Hauptursache für sein Vorgehen angesehen (vgl. Ulbert, Jörg: Frankreichs Deutschlandpolitik im zweiten und dritten Jahrzehnt des 18. Jahrhunderts. Zur Reichsperzeption französischer Diplomaten während der Regentschaft Philipps von Orléans (1715–1723) (= Historische Forschungen; 79). Berlin 2004, S. 252). 759 Vgl. Moser, Friedrich Carl, 1790, S. 479. 760 Vgl. Baumgart 2008, S. 20 f. 761 14. März 1713 Poussins aus Berlin. Zitiert nach: Externbrink, Sven: Hof und Heer. Das Preußenbild der französischen Diplomatie zur Zeit Ludwigs XV. (1715– 1774). In: Lottes, Günther/D’Aprile, Iwan (Hrsg.): Hofkultur und aufgeklärte Öffentlichkeit. Potsdam im 18. Jahrhundert im europäischen Kontext. Berlin 2006, S. 34. 762 Vgl. Langen, Peter: Kunstkönig und Soldatenkönig?. In: Göse, Frank u. a. (Hrsg.): Preussen und Sachsen. Szenen einer Nachbarschaft [. . .]. Katalog. Dresden 2014, S. 212. 763 Vgl. Wrede, Martin: Einleitung: Die Inszenierung der mehr oder weniger heroischen Monarchie. Zu Rittern und Feldherren, Kriegsherren und Schauspielern. In: Wrede, Martin (Hrsg.): Die Inszenierung der heroischen Monarchie. Frühneuzeitliches Königtum zwischen ritterlichem Erbe und militärischer Herausforderung (= Historische Zeitschrift; Beiheft 62). München 2014, S. 36. 764 Vgl. Kruedener 1973, S. 23.
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IV. Elemente des Gesandtschaftszeremoniells
Das höfische Zeremoniell wäre nur eine Option, welche der fürstliche Gast verweigern könne, die Zurschaustellung militärischer Macht konnte nicht übersehen werden. Vor der Kulisse seiner Soldaten konnte sich der Hohenzoller als absoluter Herrscher präsentieren.765 Bezugnehmend auf dies ließe sich erklären, weshalb der Soldatenkönig den Gesandten oft Audienzen auf dem Paradeplatz erteilte.766 Wiewohl dies keinesfalls die optimale Umgebung für eine Audienz war, wie etwa die Beschwerde des kaiserlichen Residenten 1721 unterstreicht. Dessen Empörung richtete sich vornehmlich gegen das laute Trommeln, welches die Kommunikation erheblich eingeschränkt habe.767 Die auf dem Paradeplatz stattfindenen Audienzen waren stets private Audienzen, jene waren weniger streng zeremoniell normiert, ermöglichten daher die Nutzung andere Örtlichkeiten, ohne dass dies eine Ehrverminderung gewesen wäre. Mochten Friedrich Wilhelms I. Vorgänger zwar keine Audienzen auf dem Paradeplatz abgehalten haben, war die in Begleitung von Gesandten absolvierte Besichtigung oder Musterung der Truppen ebenfalls sowohl bei Friedrich Wilhelm768 als auch Friedrich III./I.769 Bestandteil des diplomatischen Alltags. Denn dies erlaubte eine optimale, den Wünschen der Hohenzollern angepasste Präsentation militärischer Machtpotentiale.770 Wie gezielt dies erfolgte, veranschaulichen die Erfahrungen des kaiserlichen Gesandten Seckendorffs, der dem Wiener Hof mitteilte: „Seine Majestät [Friedrich Wilhelm I. – E. R.] den 3. dieses nach Brandenburg sich erheben und [. . .] Dero Leibregiment
765 Vgl. Hahn, Peter-Michael: Hof und Krieg. Ein Blick auf das ökonomische und soziale Bedingungsgefüge der höfischen Gesellschaft. In: Müller, Matthias/Hahn, PeterMichael (Hrsg.): Zeichen und Medien des Militärischen am Fürstenhof in Europa (= Schriften zur Residenzkultur; 10). Berlin 2017, S. 20. 766 Vgl. 17. Mai 1721 Voss aus Berlin. AT-OeStA/HHStA RK Diplomatische Akten Berlin Berichte 12a. Berichte aus Berlin. 1721. April–Juni, Bl. 98v. Sowie: 13. April 1723. NLA WOL 1 Alt 4, Nr. 142, Bl. 35r. Sowie: 3. März 1731 Rothe aus Berlin. SächsHStA Dresden, 10025 Geheimes Konsilium, Loc. 05167/07. Sowie: Krauske, Otto: Vom Hofe Friedrich Wilhelms I. In: Hohenzollern=Jahrbuch 5 (1901), S. 176. Sowie: Heinemann, Gerd/Winkler, Uwe: Hinter den Kulissen von Preußens Glanz und Gloria – Brandenburgisch-preußische Hofgeschichte(n). In: Stiftung Stadtmuseum Berlin (Hrsg.): Im Dienste Preußens. Wer erzog Prinzen zu Königen?. Ausstellungskatalog. Berlin 2001, S. 20. 767 Vgl. 12. November 1721 Graeve aus Wien. GStA PK, I. HA, Rep. 1 Nr. 294, Bl. 36r. 768 Exemplarisch: August 1680. Philemeri Irenici Elisii: Diarium Europaeum. Insertis varius ACTIS PUBLICIS. Das ist: Täglicher Geschichts=Erzehlungen Drey und Viertzigster Theil [. . .]. Franckfurt am Mayn 1682, S. 447. 769 Exemplarisch: Oktober 1698 Besser „Ceremonial-Acta“ zitiert nach: Hahn/Kiesant 2009, S. 93. 770 Weiterführend: Müller, Thomas Christian: Zwischen Machtdemonstration und militärischer Folklore – Militärparaden im Wandel vom 18. bis zum 20. Jahrhundert. In: Ehlert, Hans (Hrsg.): Militärisches Zeremoniell in Deutschland (= Potsdamer Schriften zur Militärgeschichte; 6). Potsdam 2008, S. 31 f.
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exerciren werden, dabei Sie nicht gern Fremde zusehen lassen.“ 771 Nicht jedwede Situation war gleichermaßen geeignet, um die preußische Armee zu inszenieren. Abgesehen von dieser übernahmen Soldaten zahlreiche weitere Aufgaben im Gesandtschaftszeremoniell. In Zeremonialschriften und Gesandtentraktaten werden diese unter der Bezeichnung der militärischen Ehrenbezeugungen, die gänzlich der Willkür des jeweiligen Hofes unterstellt waren, zusammengefasst: „. . . so bestehen dieselben bald in dem Anziehen oder Präsentiren das Gewehrs der Schildwachen, bald in dem Herausrufen oder Hauptwache und zwar entweder mit Rührung der Trommel oder des Spiels, sowie endlich in Aufstellung einer Ehrenwache.“772 Die sogenannten „Ehrenwachen“ fanden nicht an jedem europäischen Hofe Anwendung. Ursprünglich waren vor dem Quartier eines Gesandten Wachen aufgestellt worden, um diesem und seinem Gefolge Schutz und Sicherheit zu bieten.773 Diese Funktion trat mehr und mehr in den Hintergrund. Die Ehrenwachen wurden als persönliche Auszeichnung für den Diplomaten verstanden, oftmals lediglich über einen begrenzten Zeitraum eingeräumt. Dabei konnten die Wachen vor das Gesandtenhaus774 oder direkt vor die Zimmertür des Gesandten gesetzt werden.775 Kurfürst Friedrich Wilhelm war bei der Gewährung dieser Ehrenbezeugung recht freigiebig. Er positionierte in ausgewählten Situationen nicht nur Wachen vor der Haustür des Gesandtenquartiers, sondern auch zwei Offiziere vor den Gemächern des Gesandten.776 Friedrich III./I. entschied sich bei den Envoyés für eine reduziertere Form – das Setzen einer Schildwache vor das Haus
771 26. April 1727 Seckendorff an den Prinzen Eugen. Zitiert nach: Förster 1836, S. 101. 772 Alt 1870, S. 117. 773 In einigen wenigen Fällen aber auch „. . . wann der Gesandte sich derer seinem Character anklebenden oder vermeyntlichen Gerechtsame zum Nachtheil der Landes=Hoheit und Verfassung in ein= und andere Wege mißbraucht.“ Moser, Friderich Carl von: Die Rechte der Gesandten in Ansehung der militärischen Ehren=Bezeugungen In: Moser, Friderich Carl von (Hrsg.): Kleine Schriften, Zur Erläuterung des Staats= und Völcker=Rechts, wie auch des Hof= und Canzley=Ceremoniels. Sechster Band. Franckfurt am Mayn 1757, S. 369, 373. Aus diesem Grunde sorgte im August 1707 die Positionierung einer Wache vor dem Quartier des schwedischen Ambassadeurs, weil dessen Wirt Schulden beim König hatte, für Unmut beim Schweden. Der sich erbat „. . . daß solche wache nicht vor das Hauß, sondern vor des HEIKENRODES Zimmer gesetzet würde, welche nicht vorn nach der Strasse, sondern hinten im Hofe liegen.“ August 1707 Besser „Ceremonial-Acta“ zitiert nach: Hahn/Kiesant 2009, S. 317 f. 774 Exemplarisch: 7. Sept. 1716 Project eines unter denen altFürstlichen Häusern zu OBSERVIrenden CEREMONIE-REGLEMENTS. NLA WOL 2 Alt 4439, Bl. 20r. 775 Exemplarisch: 29. Juni 1729 Seckendorff aus Würzburg. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 781. 776 Exemplarisch: 10. Januar 1670 Goes aus Berlin. AT-OeStA/HHStA RK Diplomatische Akten Berlin Berichte 2. Berichte aus Berlin. 1670.
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IV. Elemente des Gesandtschaftszeremoniells
des Diplomaten;777 höherrangige Gesandte erhielten beide Wachformen.778 Laut Friedrich Carl von Moser war es ausgerechnet der Soldatenkönig, der den „gestellten Wachen“ wenig Begeisterung entgegenbrachte.779 Allerdings offenbart die diplomatische Praxis, wollte Friedrich Wilhelm I. sich einem Gesandten gewogen zeigen, war er mehr als großzügig. Der österreichische Gesandte berichtet im Frühjahr 1720 über die dem englischen Abgesandten erteilte Behandlung: „Vor seiner Thüre hat man eine doppelte Schildwache gesetzet, und wan Er vor den Wachen vorbeÿ fähret, müßen selbige ins Gewehr treten und das Spiel rühren, dergleichen Ehre gleichfalls nur den AMBASSADEURS gekrönter Haupter zukommet.“ 780 Wenn der Österreicher an dieser Stelle von Ehrenbezeugungen spricht, welche bisher nur den Ambassadeuren zuteilwurden, bezieht er sich auf das Herkommen, auf die zeremonielle Praxis, die diesbezüglich noch unter dem ersten preußischen König angewandt worden war.781 Ende des Jahres 1701 war am brandenburgisch-preußischen Hof der Entschluss gefasst worden: „. . . denen Wachten am Schloß und sonsten in dem Statt angesagt worden, daß Sie vor denen frembden MINISTERN, die den CARACTER von ENVOYÉ EXTRAORDINAIRE und ORDINAIRE führen hinführo nur bloß ohne gewehr sich EN HAŸE zu stellen, und nicht mehr wie bißher geschen, das gewehr zu PRÆSENTIren, welche ehre denen AMBASSADEURS allein widerfahren solte.“ 782 Dies ordnete sich in die nach der Krönung erfolgten Modifizierungen ein, die eine Minimierung der den Envoyés zugestandenen Ehrenrechte und eine deutliche Differenzierung zwischen den Gesandten des ersten und zweiten Ranges zum Ziele hatten. Friedrich Wilhelm I. hatte durch die Involvierung des Spielrührens eine merkliche zeremonielle Erhöhung des Stellens der Ehrenwache vorgenommen. Hinzukommend war das Rühren des Spiels ein mögliches Element bei der Aufholung zu publiquen Audienzen und begann zumeist, sobald man des Gesandten gewahr wurde.783 Es war auf bestimmte Gesandtenränge begrenzt,784 an
777 Exemplarisch: 15. Oktober 1691 Besser „Ceremonial-Acta“ zitiert nach: Hahn/ Kiesant 2009, S. 48. 778 Exemplarisch: RECEPTION EINES MOSCOWITTISCHEN AMBASSADEURS. Von Ao. 1701 am Preussischen Hofe. Zitiert nach: Hahn/Kiesant 2010, S. 53. 779 Vgl. Moser, Friderich Carl, 1754, S. 225 f. 780 16. April 1720 Voss aus Berlin. AT-OeStA/HHStA RK Diplomatische Akten Berlin Berichte 11b. Berichte aus Berlin, 1720. Jan.–April, Bl. 228r. 781 Wenngleich dies ebenfalls an anderen Orten gebräuchlich war (exemplarisch: 14. Juni 1722 Friedrich Wilhelm I. an Zitwitz nach Danzig. GStA PK, I. HA, Rep. 9 Allgemeine Verwaltung Nr. Z lit. P 1 Fasz. 2). 782 9. Dezember 1701 Ilten aus Berlin. NLA Hannover Cal. Br. 24 Nr. 591, Bl. 317r/v. 783 Exemplarisch: Nachricht, mit waß für CEREMONIEN bißhero die Mußcowitische Gesandten am Chur Brandenburgischen Hofe empfangen und abgefertiget worden. SächsHStA Dresden, 10024 Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Loc. 08234/02, Bl. 79r.
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ausgewählte Orte gebunden785 und erlaubte durch seine Dauer Ehrabstufungen.786 Nachvollziehbar, dass sich daraus resultierend vereinzelnd Unklarheiten ergaben. Im Januar 1705 etwa beschwerte sich der englische Gesandte Raby, dass die Garden, als er an ihnen vorbeigefahren war, das Spiel nicht gerührt hätten. Der Berliner Hof ging dem nach, erfuhr, dass dies der Neubesetzung der Posten durch die Königliche Garde geschuldet war. Denn deren Mitglieder waren der Meinung, dass sie das Spiel für einen Ambassadeur nur an den Audienztagen rühren sollten, da dies auf ihrem bisherigen Posten vor dem Schlosse so gehandhabt worden war. Sie erhielten daraufhin die Instruktion „. . . einen Würbel für die Herren AMBASSADEURS, so wie auch für die Herren Marggrafen“ zu schlagen „womit der Englische AMBASSADEUR gar wohl zufrieden war, in dem die einmahl eingeführte PARITÄT zwischen dem Herrn AMBASSADEURS und denen Herrn Marggrafen [. . .] auch in dieser neuen Verordnung beybehalten worden.“ 787 Aus der ursprünglichen Beschwerde des Engländers war eine Regulierung gewachsen, die weitere Aspekte des Gesandtschaftszeremoniells umfasste. Das Zugestehen von musikalischer Untermalung war eine Form der Ehrenbezeugung, mit der es sorgsam umzugehen hieß. Gleichwohl war eine Beeinflussung des Spielrührens durch eine bestimmte Uhrzeit und den damit einhergehenden Ereignissen nicht ungewöhnlich. So berichteten brandenburgisch-preußische Gesandte vom Münchener Hof: „. . . umb sechs uhr war ich abermahlen zur AUDIENTZ beÿ Ihrer Churfürstlichen Durchlaucht [. . .] abgehohlet, und weilen es nach geschloßenern wacht war, so ward kein spiel gerühret.“ 788 Ebenso war dieses Element abhängig vom Trauerzeremoniell. „. . . wegen der Traur wurden zwar die Trompetten und Paucker beÿ der Einfahrt in dem platz der gewohnheit nach, nicht gehöret.“ 789 An dieser Stelle zeigt sich deutlich, das Zeremoniell beruhte nicht nur auf dem Einsatz visueller, 784 Exemplarisch: 7. September 1716 Project eines unter denen altFürstlichen Häusern zu OBSERVIrenden CEREMONIE-REGLEMENTS. NLA WOL 2 Alt 4439, Bl. 20r. Sowie: Anonym: Das Zeremoniell beim Empfang der Gesandten im kurfürstlichen Schloß zu Mannheim. In: Mannheimer Geschichtsblätter 1928, Heft 5, Sp. 116. 785 Exemplarisch: Nachricht Wie die Gesandten beÿ des in Gott ruhenden Herren Hertzog Anthon Ulrichs Durch. Regierung, auffgeholet worden. NLA WOL 2 Alt 4435, Bl. 4r. 786 Exemplarisch: „Wegen des SPIELRÜHRENS war bey des Englischen Einzuge ein Versehen vorgegangen, nemlich daß man solches bey dem BATAILLON der GRANADIERER sehr abgebrochen und nicht lange genug gerühret hatte. Aber Se. Myt. hatten dieses Versehen [. . .] sehr ungnädig empfunden, und ward alles bey der AUDIENTZ wieder REDRESSIRET, da das SPIELRÜHREN umb so viel länger wehrete.“ April 1706 Besser „Ceremonial-Acta“ zitiert nach: Hahn/Kiesant 2009, S. 278. 787 27. Januar 1705 Besser „Ceremonial-Acta“ zitiert nach: Hahn/Kiesant 2009, S. 271. 788 24. Januar 1695 Diest aus Brüssel. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8695. 789 16. Mai 1688 Bothmer aus Berlin. NLA Hannover Celle Br. 20 Nr. 177/1, Bl. 56v.
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IV. Elemente des Gesandtschaftszeremoniells
sondern auch akustischer Zeichen, die sowohl eine Strukturierung von Ereignissen790 als auch eine Rangdifferenzierung erlaubten und zwischen den Polen Lärm und Stille wechselten.791 Lautstärke konnte als Ausweis von Rechtmäßigkeit, individueller Größe und politischem Machtanspruch gelten. Zur Selbstdarstellung unangefochtener Macht gehörte die Verbreitung eindrucksvollen Lärms,792 der der Herstellung einer größtmöglichen Öffentlichkeit diente.793 Besonders deutlich trat dies beim Glockenläuten794 sowie der Lösung von Kanonenschüssen zu Tage. Das dumpf rollende, weithallende Explosionsgetöse der Kanonen, wurde in der Frühen Neuzeit als Donner metaphorisiert.795 Anwendung im Gesandtschaftszeremoniell fand dies beispielsweise beim solennen Einzug eines Ambassadeurs. Mit Ausnahme des Wiener Hofes war dies an allen europäischen Höfen üblich.796 Einheitlich war zumeist der Gebrauch, die Geschütze dreimal abzufeuern. Dahingegen waren Unterschiede in der Anzahl der abgefeuerten Kanonen vorhanden, eine allge790 Vgl. Spohr, Arne: Concealed Music in Early Modern Diplomatic Ceremoniel. In: Ahrendt, Rebekah u. a. (Hrsg.): Music and Diplomacy from the Early Modern Era to the Present. New York 2014, S. 19. 791 Vgl. Berns, Jörg Jochen: Instrumenteller Klang und herrscherliche Hallräume in der Frühen Neuzeit. Zur akustischen Setzung fürstlicher potestas-Ansprüche in zeremoniellem Rahmen. In: Schramm, Helmar u. a. (Hrsg.): Instrumente in Kunst und Wissenschaft. Zur Architektonik kultureller Grenzen im 17. Jahrhundert (= Theatrum Scientiarum; 2). Berlin/New York 2006, S. 530. 792 Vgl. Z ˇ ak, Sabine: Musik als „Ehr und Zier“ im mittelalterlichen Reich. Studien zur Musik im höfischen Leben, Recht und Zeremoniell. Neuss 1978, S. 9, 12. 793 Vgl. Wenzel, Silke: Das musikalische Befehlssystem von Pfeife und Trommel in der Frühen Neuzeit. Herrschaft in Form scheinbarer Selbstbestimmung. In: Moormann, Peter u. a. (Hrsg.): Paradestück Militärmusik. Beiträge zum Wandel staatlicher Repräsentation durch Musik. Bielefeld 2012, S. 297. 794 Weiterführend: Corbin, Alain: Die Sprache der Glocken. Ländliche Gefühlskultur und symbolische Ordnung im Frankreich des 19. Jahrhunderts. Frankfurt am Main 1995. 795 Vgl. Berns, Jörg Jochen: Herrscherliche Klangkunst und höfische Hallräume. Zur zeremonielle Funktion akustischer Zeichen. In: Rudolstädter Arbeitskreis zur Residenzkultur (Hrsg.): Zeichen und Raum. Ausstattung und höfisches Zeremoniell in den deutschen Schlössern der Frühen Neuzeit (= Rudolstädter Forschungen zur Residenzkultur; 3). Berlin 2006, S. 59. 796 Vgl. 25. Juni 1701 Friedrich III./I. an F. H. Bartholdi nach Wien. GStA PK, I. HA, Rep. 132 Vol. XIV, Bl. 286v. Sowie: Denkschrift Bessers. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8788, Bl. 178r/v. Inwiefern dies als Bestätigung der von Johanna Atzmannstorfer vertretenen These gelten kann, nach welcher das Militär unter Leopold I. noch in keinen Zusammenhang zu den Zeremonien gestanden hätte, bedarf einer vertiefenden Betrachtung (vgl. Atzmannstorfer, Johanna/Christian, Adam/Körbl, Hansdieter/Starch, Roland/Weisskopf, Bettina/Weltin, Dagmar: Much of the same? Das Leben am Hof im Spiegel der Zeremonialprotokolle (1652–1800). Ein quellenkritischer Werkstattbericht. In: Pangerl, Irmgard u. a. (Hrsg.): Der Wiener Hof im Spiegel der Zeremonialprotokolle (1652–1800) Eine Annäherung (= Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte; 47/Forschungen zur Landeskunde von Niederösterreich; 31). Innsbruck u. a. 2007, S. 235).
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meingültige europäische Regulierung nicht verfügbar. Dies mag eine Begründung dafür sein, dass nach dem Kronerwerb Friedrichs III./I. dies in Brandenburg-Preußen ebenfalls ein von Veränderungen betroffener Aspekt war. Desweiteren war die Verfügungsgewalt über eine Vielzahl großer teurer Kanonen per se eine Demonstration militärischer Macht,797 und sollte womöglich durch eine Nutzung zahlreicher Geschütze der neuerworbene königliche Rang unterstrichen werden. Als Ende des Jahres 1701 ein russischer Ambassadeur auf der Durchreise nach Kopenhagen in Berlin einen Zwischenhalt einlegte, wurden bei dessen Einzug neun Kanonen genutzt.798 Dies entsprach der von Oberzeremonienmeister Besser in der „Ceremonial-Acta“ notierten Vorgehensweise, bei der die Begrüßung hoher Standespersonen die dreimalige Lösung von neun Kanonen „. . . die gewöhnliche Anzahl von Stücken“ mit denen „Regierende Herren und AMBASSADEURS empfangen werden sollen“ 799 war. Die Anzahl der verwendeten Geschütze richtete sich folglich nach dem Rang der jeweiligen Personen. In dem neuverfassten Zeremoniellreglement800 erhöhte man die Geschützanzahl beträchtlich. Beim Einzug des englischen Ambassadeurs Raby „. . . wurden von denen Wällen 20. Canons dreymahl gelöset/nemlich das erstemal bey dem Eintritt in das Königs=Thor/das zweytemahl bey Passirung des Schlosses (und das drittemahl beym Absteigen vor dem Fürstenhause).“ 801 Die Schüsse strukturierten den Einzug des Ambassadeurs, erfolgten an signifikant bedeutsamen Örtlichkeiten. Überdies konnten sich innerhalb des Einzuges Musiker befinden, die entweder dem Gefolge des Ambassadeurs oder dem gastgebenden Hofe unterstellt waren und das Entrée mit weiteren akustischen Signalen begleiteten. Erneut war es der Wiener Hof, der in dieser Hinsicht abweichend vom europäischen Gebrauch agierte, indem das Spiel mit Pfeifen, Pauken und Trompeten den dortigen Gesandten verboten wurde. Hansdieter Körbl erklärt, dem hätte die militärische Präsenz im eigenen Lande zu Grunde gelegen, die durch keine andere Macht, wenn auch nur symbolisch durch Musik, beschnitten werden sollte.802 797
Vgl. Hahn, Peter-Michael, Hof und Krieg, 2017, S. 13. Vgl. Hahn/Kiesant 2010, S. 53. Wenngleich laut Theatrum Europaeum lediglich sieben Kanonen Anwendung fanden (vgl. Theatrum Europaeum [. . .]. Band 16 (1701– 1703). Frankfurt am Main 1708, S. 141). 799 1703 Besser „Ceremonial-Acta“ zitiert nach: Hahn/Kiesant 2009, S. 162. 800 „Quand Mr. l’Ambassadeur entrera dans la ville, on le Saluera de vingt Courps de Canon, trois fois consecutisement.“ Memoire pour l’Entrée d’un Ambassadeur. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8679. 801 Einzug Raby. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8745. 802 Vgl. Körbl, Hansdieter: Zeremonielle Aspekte des Diplomatischen Verkehrs. Der Besuch der moskowitischen Großbotschaft im Wien des Jahres 1679. In: Pangerl, Irmgard u. a. (Hrsg.): Der Wiener Hof im Spiegel der Zeremonial-Protokolle (1652–1800). Eine Annäherung (= Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte; 47). Innsbruck 2007, S. 577. Weiterführend: Kümmel, Werner Friedrich: Zur psychologischen Funktion militärischer Musik in der Frühen Neuzeit. In: Rogg, Matthias/Nowosadtko, Jutta (Hrsg.): „Mars und die Musen“. Das Wechselspiel von Militär, Krieg und Kunst in 798
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Die bisher angeführte Verwendung von Trompete und Pauke am Berliner Hofe entsprach dem europäischen Standard.803 Unter zeremoniellen Gesichtspunkten betrachtet, waren Trompeten und Pauken über einen langen Zeitraum die wichtigsten Instrumente. Dies sei, folgt man der Argumentation Sabine Henze-Döhrings, damit erklärbar, dass sie für nahezu alle zeremoniellen Akte gebraucht wurden, bei denen Musik eine Rolle spielte.804 Das akustische Signal von Pauken und Trompeten konnte eine zeremonielle Handlung gliedern, bestimmte Ereignisse aus dem normalen Hofleben hervorheben und galt als Zeichen der Anwesenheit der Majestät.805 Weil der Einsatz dieser Instrumente ein visuellakustisches Zeichen legitimer Herrschaft und demnach lange Zeit nur Fürsten und Reichsstädten vorbehalten gewesen war,806 war der Unterhalt vieler Trompeter und Pauker überaus prestigeträchtig. In Dresden etwa betrug die Anzahl der Trompeter um 1680 zwanzig, zu denen drei Pauker hinzukamen. An kleineren Residenzen wirkten in der Regel drei bis sechs Trompeter sowie ein Pauker.807 Wenig überraschend wird daher in Literatur und Quellen der pracht- und musikliebende Friedrich III./I. mit seinen 24 Hoftrompeter und zwei Hofpaukern808 den radikalen Kürzungen des sparsamen Friedrich Wilhelms I. entgegengestellt: „Nunmehro sind auch fast alle Hof=Trompeter cassiret [. . .] Künfftighin sollen die 6 Trompeter von der GARDE DU CORPS zur Taffel blasen und bei Hofe auf-
der Frühen Neuzeit (= Herrschaft und soziale Systeme in der Frühen Neuzeit; 5). Berlin 2008, S. 303–321. Sowie: Schramm, Michael C.: Funktionsbestimmte Elemente der Militärmusik von der Frühen Neuzeit bis zum 19. Jahrhundert. In: Rogg, Matthias/Nowosadtko, Jutta (Hrsg.): „Mars und die Musen“ Das Wechselspiel von Militär, Krieg und Kunst in der Frühen Neuzeit (= Herrschaft und soziale Systeme in der Frühen Neuzeit; 5). Berlin 2008, S. 247–259. 803 Zeitgenössische Abhandlung hierzu: Friese, Friedrich: Ceremoniel und Privilegia derer Trompeter und Paucker. [Dresden 1650]. 804 Vgl. Henze-Döhring, Sabine: Markgräfin Wilhelmine und die Bayreuther Hofmusik. Bamberg 2009, S. 14. 805 Vgl. Mücke, Panja: „. . . liessen sich Trompeten und Paucken in dem Saal, neben dem TafelZimmer hören, auch wurden die Stücken von dem Walle an der Reith-Bahne darzu abgebrannt“. Musik als zeremonielle Zeichengattung am Dresdener Hof. In: Rudolstädter Arbeitskreis zur Residenzkultur (Hrsg.): Zeichen und Raum. Ausstattung und höfisches Zeremoniell in den deutschen Schlössern der Frühen Neuzeit (= Rudolstädter Forschungen zur Residenzkultur; 3). Berlin 2006, S. 67, 69. 806 Vgl. Rudolph, Harriet: Mit lautem Schalle. Zur Akustik als Medium der Herrschaftsrepräsentation bei Herrschereinzügen am Beginn der Neuzeit. In: Schramm, Michael (Hrsg.): Symbole, Zeremonielle, Rituale. Wirken und Wirkung von Militärmusik bei staatlicher Repräsentanz und hoheitlichen Anlässen [. . .] (= Militärmusik im Diskurs; 8). Bonn 2013, S. 30. 807 Vgl. Henze-Döhring, Sabine: Der Stellenwert der Musik im höfischen Zeremoniell. In: Riepe, Juliane (Hrsg.): Musik der Macht – Macht der Musik. Die Musik an den sächsisch-albertinischen Herzoghöfen Weissenfels, Zeitz und Merseburg [. . .] (= Schriften zur mitteldeutschen Musikgeschichte; 8). Schneverdingen 2003, S. 27. 808 Vgl. Thouret, Georg: Die Musik am preußischen Hofe im 18. Jahrhundert. In: Hohenzollern=Jahrbuch 1 (1897), S. 50.
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warten.“ 809 Schon dieses Zitat verweist darauf – eine solche Gegenüberstellung ist pauschalisierend und verkennt zugrundeliegende Ausrichtungen. Vielmehr können diese Umgestaltungen in Ansätzen einer allgemeinen Entwicklung zugeordnet werden. So kam es europaweit zu einem Ausbau der Hofkapellen, Trompeten als das Mittel der Repräsentation verloren an Bedeutung.810 Ein großer Teil der zeremoniellen Handlungen wurde nunmehr mit Musik unterlegt, die entweder als bloße Geräuschkulisse in den Hintergrund oder als Darstellungsform in den Vordergrund rückte.811 Obgleich Friedrich III./I. über eine gut ausgestattete Hofkapelle verfügte,812 gelang es ihm nicht, in eine dauerhafte Konkurrenz zu den europäischen Großmächten zu treten.813 Dass sein Nachfolger Friedrich Wilhelm I. eine Reduzierung der Musiker vornahm, Schwerpunkte verschob, erscheint in diesem Kontext sinnig. Eine solche Reduzierung nahm wenig Einfluss auf den eigentlichen Rang der Hofmusik, den jener bemaß sich in erster Linie an der Qualität und nicht der Zahl der vorhandenen Musiker.814 Friedrich Wilhelm I. widmete sich der Professionalisierung und Weiterentwicklung der Militärmusik, die, wenn auch auf anderem Wege, ebenso der Herrschaftsrepräsentation dienen konnte.815 Bezeichnenderweise hatte die Militärmusik ihren Anfang schon unter dem Großen Kurfürsten genommen.816 Im Wesentlichen wirkte sich diese musikalische Neuausrichtungen kaum auf das Gesandtschaftszeremoniell des Berliner Hofes aus. Das Spiel wurde weiterhin bei der Aufholung von hochrangigen Gesandten zur Audienz gerührt, obzwar beispielsweise 1716 der österreichische Diplomat bemerkte, dass die Soldaten nun einen Marsch spielen würden.817 Dieser sollte in Brandenburg-Preußen zur festen 809
4. November 1713 Grübel/Ortiges aus Berlin. Zitiert nach: Friedlaender 1902,
S. 56. 810 Vgl. Sachs, Curt: Musik und Oper am kurbrandenburgischen Hof. Nachdruck der Ausgabe Berlin 1910. Hildesheim 1977, S. 71. 811 Vgl. Werr, Sebastian: Politik mit sinnlichen Mitteln. Oper und Fest am Münchener Hof (1680–1745). Köln u. a. 2010, S. 37. 812 Vgl. GStA PK, I. HA, Rep. 36 Nr. 2429. Sowie: GStA PK, I. HA, Rep. 36 Nr. 2432. 813 Vgl. Hoven, Lena van der: Musikalische Repräsentationspolitik in Preußen (1688–1797). Hofmusik als Inszenierungsinstrument von Herrschaft (= Musiksoziologie; 19). Kassel u. a. 2015, S. 54. 814 Vgl. Henze-Döhring 2009, S. 19. 815 Vgl. Terne, Claudia: Repräsentation, militärische Ehrenbezeugungen und Musik im Zeremoniell und in Festprogrammen von Königs- und Bündnistreffen im 18. Jahrhundert am Beispiel der Höfe Sachsen-Polens und Brandenburg-Preußen. In: Schramm, Michael (Hrsg.): Symbole, Zeremonielle, Rituale. Wirken und Wirkung von Militärmusik bei staatlicher Repräsentanz und hoheitlichen Anlässen [. . .] (= Militärmusik im Diskurs; 8). Bonn 2013, S. 72. 816 Vgl. Theilig, Stephan: Türken, Mohren und Tataren. Muslimische (Lebens-)Welten in Brandenburg-Preußen im 18. Jahrhundert (= Kulturen – Kommunikation – Kontakte; 16). Berlin 2013, S. 149. 817 Vgl. 24. Februar 1716 Virmond aus Berlin. AT-OeStA/HHStA RK Diplomatische Akten Berlin Berichte 9b. Berichte aus Berlin. 1716. Jan.–Sep., Bl. 32r.
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musikalischen Organisationsform militärischer Bewegungen werden.818 Bestehen blieb des Weiteren der Brauch: „. . . mit Paucken und Trompeten zur Taffel blasen und mit andere Feldmusicq bey derselben aufwarten.“ 819 Obzwar Feldmusik von den Tafelmusiken anderer Höfe, bei denen die Saiteninstrumente als Darstellungsmittel höfischer Lebensform und Rangdemonstration820 im Fokus standen, abwich,821 entsprach Friedrich Wilhelm I. in diesen Punkten den Anforderungen des Zeremoniells, dem er eine militärische Prägung verlieh. Eklatante Unterschiede zum Gesandtschaftszeremoniell seiner Vorgänger bei Einsatz oder Auswirkung der Musik sind nicht benennbar. Ob sich dies im gleichen Maße als zutreffend für die Hauptfunktion des Militärs im Gesandtschaftszeremoniell erweist, soll im Folgen beantwortet werden. Erhielt ein Gesandter eine publique Audienz, wurden die verschiedenen Garden an entsprechenden Orten auf dem Weg des Gesandten bis zum Audienzgemach positioniert.822 Manche Gewohnheiten des Gesandtschaftszeremoniells seien aus pragmatischen Notwendigkeiten entstanden, diese sei dazu zu zählen, so Friedrich Carl von Moser.823 Fürwahr ordnete Kaiser Ferdinand II. (1578–1637) noch 1625 in einer Instruktion für seine Trabanten an, jene mögen beim Botschafterempfang für dessen reibungslosen Ablauf sorgen, die notwendige Ordnung aufrechterhalten.824 Ihre Anwesenheit diente vormals der Sicherheit der Beteiligten und sollte den Raum für einen störungsfreien Fortgang der Audienzen schaffen. Dies trat im Laufe der Zeit in den Hintergrund – der Einsatz des Militärs als besondere Ehrbezeugung bei der Gewährung von Audienzen gewann nicht nur immer mehr an Bedeutung, sondern wurde zudem immer weiter ausdifferenziert. Den verschiedenen Gardeeinheiten teilte man unterschiedliche Ränge zu: „. . . stehet die Leibwacht des Regenten in höhern Range, als die übrigen Soldaten; und die Garde, welche zunächst an dem Zimmer des Souveräns stehet, ist wieder über die entferntere [. . .] Dann kann die Größe dieser Ehrenbezeugun818 Vgl. Schramm, Michael: Musik und Truppenzeremoniell in Deutschland. In: Ehlert, Hans (Hrsg.): Militärisches Zeremoniell in Deutschland (= Potsdamer Schriften zur Militärgeschichte; 6). Potsdam 2008, S. 10. 819 28. Mai 1715 Grübel/Ortiges aus Berlin. Zitiert nach: Friedlaender 1902, S. 305. 820 Vgl. Z ˇ ak 1978, S. 191. 821 Exemplarisch: Frankreich: 1. November 1663. Zitiert nach: Wartmann, Hermann (Hrsg.): Jakob Hochretiners Gesandtschaftsbericht. 1663 September 30.–1664 März 27. (= Wissenschaftliche Beilage zum Jahresbericht der Handelsakademie St. Gallen). St. Gallen 1906, S. 42. Sowie: Sachsen-Weimar: 6. Januar 1708 Wehse aus Weimar. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 666. 822 Vgl. Rohr 1733, S. 402. 823 Vgl. Moser, Friderich Carl von, 1754, S. 13. 824 Vgl. Instruktion für den Trabantenhauptmann in Hofstaat Kaiser Ferdinands II. Wien, 1625 Jänner 1. Zitiert nach: Wührer, Jakob/Scheutz, Martin (Hrsg.): Zu Diensten Ihrer Majestät. Hofordnungen und Instruktionsbücher am frühneuzeitlichen Wiener Hof (= Quelleneditionen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung; 6). Wien 2011, S. 502.
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gen [. . .] nach dem Betragen der übrigen Militz bestimmt werden: denn so kann die äussere Schloßwacht und auch alle Hauptwachen ins Gewehr treten, das Spiel rühren und der Offizier salutieren, oder die Schildwacht kann das Gewehr nur schultern, oder beym Fuß halten.“ 825 Dies sowie zusätzliche Variation der Ehrabstufung durch den Einsatz der Garden, die für gewöhnlich abhängig vom Rang des Gesandten und dessen Potentaten waren, etwa deren Anzahl oder Ausstattung, können für den Untersuchungszeitraum am Berliner Hof nachgewiesen werden und wurden von seinen diplomatischen Vertretern eingefordert. Boten militärische Ehrenbezeugungen Anlass zu Beschwerden, geschah dies gemeinhin aufgrund eines der zwei stets wiederkehrenden Motiven im Gesandtschaftszeremoniells. Zum Ersten waren dies Modifikationen des aktuellen Reglements, die mit einer zu befürchtenden Ehrverminderung, einer Kürzung der bis dato erhaltenen Ehrenrechte einhergingen.826 Zum Zweiten betraf dies militärische Ehrenbezeugungen, die anderen Gesandten eingeräumt wurden, zu denen man in direkter Konkurrenz stand. Als 1655 der genuesische Ambassadeur sich weigerte, Audienz zu nehmen, wenn die Leibgarde des französischen Königs nicht ins Gewehr treten würde, beanspruchte er dies, weil dies am Pariser Hof für gewöhnlich den königlichen Ambassadeuren gewährt wurde, die Parifikation mit den königlichen Diplomaten seine oberste Prämisse war.827 Eine Gleichbehandlung seiner Gesandten hatte auch der Berliner Hof 1681 im Blick, als man von der niederländischen Republik verlangte, die Hauptwache solle im Innenhof mit Gewehr und klingendem Spiel den brandenburgisch-preußischen Vertreter empfangen, da sich dies bei der Audienz des schwedischen Envoyés so zugetragen habe.828 Geschuldet war dies dem Wunsch und Willen, eine Gleichbehandlung kurfürstlicher und königlicher Gesandter durchzusetzen. Als die Niederlande sich wenig kompromissbereit zeigten, verwies Brandenburg-Preußen darauf, dass „. . . des Staats Envoyés alhier gleich denen Königlichen mit dreÿ Kutschen, die Haupt-Wache in den waffen beÿ klingendem spiele und fliegenden fähnlein aufholen laßen.“ 829 Dies könne man ändern und den niederländischen Gegebenheiten anpassen. Letztlich gaben die Niederländer nach. Anders verhielt es sich 1703, als der dänische Gesandte am Berliner Hof seine publique Antrittsaudienz nahm. Dieser forderte: „. . . daß die Haubtwache, weilen es wohl ehmahl geschehen, ins Gewehr treten solte. Aber solches ward ihm abge825
Ahnert, Zweyter Theil, 1784, S. 79 f. Exemplarisch: 16./26. Juli 1689 Hoverbeck aus Kopenhagen. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 1353, Bl. 197r. 827 Vgl. 8. Januar 1655 Wicquefort aus Paris. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 2548, Bl. 8r. 828 Vgl. 15./25. Januar 1681 Romswinckel aus Haag. GStA PK, I. HA, Rep. 34 Nr. 6721. 829 8./18. März 1681 Friedrich Wilhelm an Diest nach Haag. GStA PK, I. HA, Rep. 34 Nr. 6721. 826
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schlagen, weilen man dergleichen auch unserem ENVOYÉ REFUSIRET, und es ohne diß an wohlreglirten Höfen nicht bräuchlich, dergleichen HONNEURS den ENVOYÉS geniessen zu lassen, die nur eintzig für die AMBASSADEURS RESERVIRET sind.“ 830 Fürwahr hatte der brandenburgische-preußische Gesandte am dänischen Hofe um das in das Gewehrtreten der Hauptwache gebeten. Dies war abschlägig beschieden worden, schließlich hätten andere königliche Envoyés eine solche Ehrenbezeugung ebenfalls nicht zugebilligt bekommen.831 Bestimmender für das Berliner Zeremoniell dürfte wohl der Fakt gewesen sein: „Denen Gesandten vom zweyten Rang aber präsentirt in Frankreich die Wache kein Gewehr; So auch wohl an allen Höfen der gecrönten Häupter.“ 832 Friedrichs III./I. Bestrebungen nach dem Kronerwerb das brandenburgisch-preußische Gesandtschaftszeremoniell jenem anderer königlicher Höfe anzugleichen, erstreckten sich auch auf die militärischen Ehrenbezeugungen. Wiewohl dieser Aspekt des Gesandtschaftszeremoniells bereits in den 1690er Jahren, geprägt durch die Praxis anderer Höfe eine intensive Beachtung und Umgestaltung erfuhr. Eindrücklich belegen lässt sich dies durch die Anwerbung einer Schweizergarde 1696 nach dem französischen Vorbild. Sie bildete eine Palasttruppe von ungefähr 100 Mann zur Herrscherbewachung. Daneben bestanden unter Friedrich III./I. die alten Elite-Einheiten weiter, wenngleich einige einer Umwandlung unterworfen waren.833 Die Schweizergarde wurde umgehend in das brandenburgisch-preußische Gesandtschaftszeremoniell integriert. Beim Empfang eines Gesandten bezog sie auf der Treppe bis in den Schweizersaal hinein Position.834 Dies widerlegt die verbreitete Annahme, dass der erste nachweisbare Einsatz der Truppe bei der Krönung Friedrichs III./I. erfolgt sei.835 Friedrich III./I. bediente sich dieser Garde schon weitaus früher als zeremonielles Repräsentationsmittel, wusste zu nuancieren. Im Februar des Jahres 1698 wurde erstmals die Anwesenheit des „Captain“ der Schweizergarde bei den Gesandtenempfängen hervorgehoben.836 Bei der gesonderten Audienz des französischen Envoyés bei der Kurfürs830
1703 Besser „Ceremonial-Acta“ zitiert nach: Hahn/Kiesant 2009, S. 160. Vgl. 6. Januar 1703 Viereck aus Kopenhagen. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8765. 832 Moser, Johann Jacob, 1779, S. 117. 833 Vgl. Kloosterhuis, Jürgen: „Donnerwetter, wir sind Kerle!“ Glanz und Elend der Garden in Brandenburg-Preußen 1476 bis 1914. In: Kloosterhuis, Jürgen u. a. (Hrsg.): Schloss: Macht und Kultur. Entwicklung und Funktion Brandenburg-Preußischer Residenzen [. . .] (= Publikationen der Historischen Kommission zu Berlin zugleich Schriftenreihe des Landesarchiv Berlin; 15). Berlin 2012, S. 183 f. 834 Vgl. 2./12. November 1697 Ilten aus Berlin. NLA Hannover Celle Br. 20 Nr. 242/1, Bl. 35v. 835 Vgl. Zuchold, Gerd-H.: Die Schweizer Garde König Friedrichs I. in Preußen. Mit biographischen Notizen zum Personalbestand des Offizierskorps. In: Herold-Jahrbuch Neue Folge 15 (2010), S. 206. 836 Vgl. 6. Februar 1698 Besser „Ceremonial-Acta“ zitiert nach: Hahn/Kiesant 2009. S. 63. 831
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tin Sophie Charlotte im Juli des gleichen Jahres war die Schweizergarde nicht involviert.837 Begründet wurde dies damit, dass dies bei den Audienzen bei den „Damen“ nicht zwingend erforderlich wäre. Darüber hinaus trat erstmals die Überlegung auf: „. . . daß man diese RECEPTION für einen ENVOYÉ zu viel zu seyn schätzet, und dannenher solche ins künftige mit all einziehen und RETRANCHIREN wil.“ 838 Letztlich entschied sich der Berliner Hof gegen den völligen Ausschluss der Schweizergarde, sondern für eine abgeschwächte Variation: „. . . nicht die beyden CAPITAINS DES GARDES selbst [. . .] sondern nur die unten Ihnen stehende officirs und die eben die Wache halten, vor Ihren GARDES stunden, in dem Se. Ch. D. ins künftige die CAPITAINS DES GARDES der RECEPTION der AMBASSADEURS vorbehalten wollen.“ 839 Diese Entscheidung könnte durch die Tatsache beeinflusst gewesen sein, dass Berlin den übrigen Fürsten nicht nachstehen wollte. Am französischen Hof etwa existierten zu Repräsentationszwecken zehn verschiedene Garden und am Hofe des direkten Nachbarn und Konkurrenten Sachsen drei Leibgarden sowie zur Verwendung bei besonderen Ereignissen eine aus ansehnlichen Soldaten zusammengestellte Hartschiergarde.840 Gesandtenaudienzen waren geeignet, um die verschiedenen Gardeeinheiten der Öffentlichkeit zu repräsentieren, außerordentlich prädestiniert waren die Audienzen der Ambassadeure.841 Dabei war neben der Vielzahl der Soldaten deren Ausstattung und Uniformierung von Bedeutung. Auf die Uniformierung der brandenburgisch-preußischen Truppen wurde nicht erst seit Friedrich III./I. Wert gelegt. Schon Friedrich Wilhelm achtete auf die Bekleidung seiner Truppen, bemühte sich um eine angemessene Ausstattung,842 sein Enkel Friedrich Wilhelm I. folgte dieser Linie.843 Dies 837 Wie überhaupt der militärische Aspekt bei der Repräsentation der Fürstin in den Hintergrund trete (vgl. Eberle, Martin: Militärische Zeichen in der Raumausstattung und im Kunsthandwerk des 18. Jahrhunderts. In: Müller, Matthias/Hahn, Peter-Michael (Hrsg.): Zeichen und Medien des Militärischen am Fürstenhof in Europa (= Schriften zur Residenzkultur; 10). Berlin 2017, S. 179). 838 14. Juli 1698 Besser „Ceremonial-Acta“ zitiert nach: Hahn/Kiesant 2009, S. 83. 839 August 1698 Besser „Ceremonial-Acta“ zitiert nach: Hahn/Kiesant 2009, S. 88. 840 Vgl. Hackspiel-Mikosch, Elisabeth: Vorläufer der zivilen Uniformen im 18. Jahrhundert. Hofmonturen als Inszenierung fürstlicher Macht im höfischen Fest. In: Hackspiel-Mikosch, Elisabeth/Haas, Stefan (Hrsg.): Die zivile Uniform als symbolische Kommunikation. Kleidung zwischen Repräsentation, Imagination und Konsumption in Europa vom 18. bis zum 21. Jahrhundert [. . .] (= Studien zur Geschichte des Alltags; 24). München 2006, S. 51. 841 Exemplarisch: RELATION von Seiner EXCELLENTZ des Königl. Englischen AMBASSDEURS, MYLORD RABY, gehaltenen Einzug und AUDIENTZ=SOLLENNItäten in Berlin. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8745, Bl. 17r. 842 Vgl. Hentschel, Axel/Keubke, Klaus-Ulrich: Die Uniformen der Preußischen Garden 1704–1836. Nach dem Originalwerk von Thümen (= Schriften des Ateliers für Porträt- und Historienmalerei; 25). Schwerin 2010, S. 12. 843 Exemplarisch: Seit 1724, in Europa einzigartig, wurde in Brandenburg-Preußen die Montierung jährlich neu ausgegeben (vgl. Winkel, Carmen: Distinktion und Reprä-
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gründete sich nicht allein auf technisch-praktische, wie dem Stiften eines Zugehörigkeitsgefühls oder der Freund-Feind-Unterscheidung während der Schlacht,844 sondern ebenso auf die repräsentativen Aspekte. Uniformen waren ein sichtbares herrschaftliches Gestaltungsmittel. Sie waren außerdem ein Zeichensystem, mit dem innerhalb des Militärs kommuniziert wurde, denn Rangabzeichen gab es zu jener Zeit trotz der Herausbildung einzelner Ranggruppen innerhalb des Heeres noch nicht. Die Uniformen von Soldaten, Unteroffizieren und Offizieren konnten aufgrund von Stoffqualität sowie des reicheren Besatzes voneinander unterschieden werden.845 Relevant war des Weiteren das Mitführen von militärischen Objekten wie Degen, Sporen oder Auszeichnungen, denn diese waren ebenso zeremonieller und symbolischer Schmuck, der den Rang des Trägers betonte.846 Den Waffen wiederum kamen weitere Funktionen im Gesandtschaftszeremoniell zu, zwei Punkte waren hierbei von besonderer Bedeutung. Zum einen war das Präsentieren der Waffe eine der ältesten Formen der Ehrenbezeugungen,847 die vielfältige Variationsmöglichkeiten bot und daher stets in die Überlegungen und Planungen aller europäischen Höfe einbezogen wurde. Die Bestrebungen sentation: Deutung und Bedeutung von militärischen Uniformen im 18. Jahrhundert. In: Wiggerich, Sandro/Kensey, Steven (Hrsg.): Staat Macht Uniform. Uniformen als Zeichen staatlicher Macht im Wandel (= Studien zur Geschichte des Alltags; 29). Stuttgart 2011, S. 127). 844 Vgl. Unterseher, Lutz: Uniformierung: Ein Tableau von Bedeutungen. In: Wiggerich, Sandro/Kensey, Steven (Hrsg.): Staat Macht Uniform. Uniformen als Zeichen staatlicher Macht im Wandel (= Studien zur Geschichte des Alltags; 29). Stuttgart 2011, S. 18. 845 Vgl. Winkel, Carmen: Eid, Uniform und Wachdienst: Initiationsrituale im frühneuzeitlichen Offizierskorps. In: Pröve, Ralf/Winkel, Carmen (Hrsg.): Übergänge schaffen. Ritual und Performanz in der frühneuzeitlichen Militärgesellschaft (= Herrschaft und soziale Systeme in der Frühen Neuzeit; 16). Göttingen 2012, S. 39, 41. Exemplarisch: Beschreibung der Uniformen der Schweizergarde: „Selbiger Schweizer Capitain [. . .] gekleidet in ein kurzes Wamms mit weißen Hosen, und einen kurzen Mantel, welcher eine halbe Elle über den Knieen abschneidet, alles von weißem Tafft, mit schmalen Goldspitzen besetzt, um den Hals trägt er einen Kragen [. . .]. Die anderen, unter ihn stehenden, Ober=Officiere sind auf die selbe Weise gekleidet, wie der Capitain mit dem Unterschiede, daß sie nur Silberspitzen auf ihren Kleidern haben, anstatt daß die seinen mit Goldspitzen besetzt sind.“ Goerlitzer, Max (Hrsg.): Ein dänischer Gesandter am preußischen Hofe 1709. In: Der Bär. Illustrierte Wochenschrift für vaterländische Geschichte, vorzüglich für die Geschichte der Hohenzollern, der Kaiserstadt Berlin und der Mark Brandenburg 22 (1896). S. 488. 846 Vgl. Haas, Stefan/Hackspiel-Mikosch, Elisabeth: Ziviluniformen als Medium symbolischer Kommunikation. Geschichte und Theorie der Erforschung einer Bekleidungsform an der Schnittstelle von Politik, Gesellschaft, Geschlecht und Kultur. In: Hackspiel-Mikosch, Elisabeth/Haas, Stefan (Hrsg.): Die zivile Uniform als symbolische Kommunikation. Kleidung zwischen Repräsentation, Imagination und Konsumption in Europa vom 18. bis zum 21. Jahrhundert [. . .] (= Studien zur Geschichte des Alltags; 24). München 2006, S. 29. 847 Vgl. Stein, Hans-Peter: Zeremoniell. In: Stein, Hans-Peter (Hrsg.): Symbole und Zeremoniell in deutschen Streitkräften vom 18. bis zum 20. Jahrhundert (= Entwicklung deutscher militärischer Tradition; 3). Bonn 1984, S. 192.
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Berlins, nach dem Kronerwerb das eigene Reglement mit jenem anderer königlicher Höfe abzustimmen, sorgten für eine kritische Hinterfragung und Reduzierung der den Envoyés bis dahin diesbezüglich zugestandenen Ehrenrechte: „. . . betrift die GARDES, die bey Uns für die ENVOYÉS nicht allein ins Gewehr treten und das Spiel rühren; sondern Sie auch mit Senckung der PIQUE und der Fahne848 grüssen, welches an vielen Höfen nicht einmahl den AMBASSADEURS eingeräumet wird.“ 849 Gleichwohl, auch die Ambassadeure mussten Einschränkungen akzeptieren, die den Gegensatz zwischen ihnen und dem Landesherren dokumentierten. Anlässlich der Audienz des schwedischen Ambassadeurs 1705 am Berliner Hofe notierte Oberzeremonienmeister Besser: „. . . diese [Garde du Corps – E. R.] schulderten nicht, welches nur Sr. Myt. dem Könige vorbehalten, sondern hatten nur ihre Carbiner auf dem lincken Arm, so wie für Se. König. Hoheit den KronPrintzen geschieht.“ 850 Dies veranschaulicht zudem, dass die Abstufungen militärischer Ehrenbezeugungen ebenfalls innerhalb der Herrscherfamilie Rangordnungen aufzeigten. Nicht nur die an der Ausführung des Gesandtschaftszeremoniells beteiligten Soldaten trugen Waffen; Ausgangspunkt für Auseinandersetzungen bildete die Frage, ob es den Gesandten und ihrem Gefolge gestattet sein sollte, bewaffnet zu sein. Waffen waren entscheidende Symbolträger in der Frühen Neuzeit, die als Zeichen der sozialen Position fungierten. Der Degen war ein Attribut des Adels, den dieser vom Herrscher übernommen hatte.851 Ursprünglich war der Verzicht auf die Degen der persönlichen Sicherheit des Gastgebers geschuldet.852 1658 war in der Wahlkapitulation Leopolds I. im Artikel V. den Gesandten anbefohlen worden: „. . . zu Verhütung allerhand SIMULtäten [. . .] nicht gestatten wolten, das außländische Königen und REPUBLIQUEN Bottschafften, weder an unserm 848 Das zukünftig auf die Senkung der Fahne verzichtet werden sollte, könnte mit der symbolischen Funktion der Fahne, die als Symbol landesfürstlicher Hoheit und Souveränität gesehen wurde, in Zusammenhang stehen (vgl. Urschitz, Karl: Protokoll mit Zeremoniell und Etikette (= Veröffentlichungen der Steiermärkischen Landesbibliothek; 28). Graz 2002, S. 89 f.). Der sächsische Hof hatte diesbezüglich bereits 1697 eine Regulierung getroffen. „Die ESTANDARTEN und Fahne werden vor Niemandt, alß Seiner Churfürstlichen Durchlaucht wan Sie zugegen sein, gesäncket, in dero abwehsenheit vor dero Gemahlin Churfürstlichen Durchlaucht undt wan die auch nicht zugegen, vor Seiner ChurPrintzlichen Durchlaucht.“ 7. Oktober 1697. SächsHStA Dresden, 10008 Zeremonienmeister, Sekt. 04a, Nr. 12. 849 UNMAßGEBLICHES UNTERTHÄNIGSTES BEDENCKEN DIE KÜNFTIGE RECEPTION DER ENVOYÉS ODER ABGESANDTEN BETREFFEND. Zitiert nach: Hahn/Kiesant 2010, S. 37. 850 11. Mai 1705 Besser „Ceremonial-Acta“ zitiert nach: Hahn/Kiesant 2009, S. 222. 851 Vgl. Winkel 2012, S. 39. 852 Vgl. Garnier, Claudia: „Welcher massen die Potschafften emphangen und gehalten werden“. Diplomatisches Zeremoniell und Ritualpraxis am Moskauer Hof aus der Perspektive westlicher Gesandter im 16. und frühen 17. Jahrhundert. In: Burschel, Peter/Vogel, Christine (Hrsg.): Die Audienz. Ritualisierter Kulturkontakt in der Frühen Neuzeit. Köln u. a. 2014, S. 69.
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Hoff, noch bey der Reichs DEPUTATION COLLEGIAL- oder andern PUBLICIS CONVENTIBUS, mit gewehrter QVAEDI zu Pferd oder zu Fueß auff der Gassen und Strassen auffziehen und erscheinen mögen.“ 853 Dieser Passus wurde wortgleich in die Wahlkapitulation seines Nachfolgers Joseph I. übernommen.854 Wiewohl laut Völkerrecht eine derartige Verordnung in das Immunitätsrecht der Gesandten eingriff, galt diese über einen langen Zeitraum als moralischer Leitfaden.855 Je prestigeträchtiger das Tragen des Degens wurde, desto mehr geriet der Sicherheitsaspekt in den Hintergrund. So hatten bis 1715 die Gesandten in Regensburg, wohl eingedenk der kaiserlichen Verordnung, auf das Tragen eines Degens verzichtet, welches immer mehr zum Merkmal der neuen Mode wurde.856 Das Hervortreten der Repräsentativfunktion hatte zur Folge, dass der Kreis derjenigen Personen, die dieses Repräsentationsmittel nutzen bzw. nutzen wollten, eine Ausweitung erfuhr. Dies war selbstredend nicht im Sinne der Landesherren, demzufolge hatte der brandenburgische Kurfürst Friedrich III./I. im Jahr seines Regierungsantrittes ein Edikt erlassen, welches das Tragen der Degen für Pagen, Lakaien und Handwerker verbot. Dessen Durchsetzung gestaltete sich offensichtlich nicht im gewünschten Umfang, es bedurfte der Wiederholung, weitere Edikte folgten dem, die zusätzlich spezifiziert wurden.857 Im Mai 1709 schloss man die Lakaien der auswärtigen Gesandten mit in diese Verordnungen ein,858 die sich 853 Des Käysers LEOPOLDI Wahl=CAPITULATION, de Anno 1658. Zitiert nach: Lünig 1710, S. 794. 854 Vgl. Des Königs JOSEPHI Wahl=CAPITLATION, de anno 1690. Zitiert nach: Lünig 1710, S. 813. 855 Vgl. Schütz 2007, S. 191. 856 Vgl. Reiser 1969, S. 23. 857 Siehe: Mylius, Christian (Hrsg.): Corpus Constitutionum Marchicarum [. . .] Berlin/Halle [1737]–1755. Des Corporis Constitutionum Marchicarum Sechster Theil [. . .]. V. Erste Abtheilung von Miscellaneis und Supplementis des I. II. III. IV. und Vten Theils. No. CLXXVIII. Rescript, daß die Handwercksleute in Berlin keine Degen tragen sollen. Vom 17. Sept. 1688, Sp. 589–590. Sowie: No. CLXXIX. Wiederholtes Verboth, daß Pagen, Laquayen etc in Berlin keine Degen tragen sollen. Vom 7. Dec. Anno 1688, Sp. 589–590. Sowie: No. CLXXXI. Geschärfftes Rescript an den Magistrat zu Berlin, wegen verbothenen Degen tragens. vom 13. April. 1689, Sp. 595–596. Sowie: No. CLXXXII. Declaration wegen des Verboths, daß Pagen, Handwercker etc keine Degen tragen sollen. vom 10. Dec. 1689, Sp. 595–598. Sowie: Des Corporis Constitutionum Marchicarum, Fünffter Theil [. . .]. No. XI. Edict, daß die Pagen, Laquayen, Schüler und Handwercks-Bursche keine Degen tragen sollen, den 6ten Augusti 1704, Sp. 93–94. Sowie: No. XIV. Patent, daß die Schüler und Handwercks-Bursche sich des Degen tragens enthalten sollen. De dato Cölln an der Spree, den 18ten Februar. 1708, Sp. 95–96. 858 Vgl. 5. Mai 1705 Berlin. SächsHStA Dresden, 10008 Zeremonienmeister, Sekt. 01, Nr. 29c, Bl. 124r. Den Gesandten selbst wurde das Tragen eines Degen gestattet (vgl. 1701. Allerunterthänigste RELATION der, beÿ Sr. König. Maj. in Preußen RECOGNITION und der deshalb mir den von Sr. Czaarischen Maj. Ertheilten PUBLIQUEN AUDIENCE vorge-
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dem anscheinend bereitwillig beugten.859 Der englische Ambassadeur Raby offerierte gar: „. . . daß im Fall es Se. Myt. verlangten, Er auch allerdings seinen beyden Heyducken die Sebel nehmen wollte, ungeacht dieser Ahrt Leute, hierinnen PRIVILEGIRET zu seyn scheinen, indem Sie die Sebel mehr zur PARADE und zur DISTINCTION ihrer NATION und Kleidung, alß zur DEFENSION trügen. Se. Myt. funden des Herrn AMBASSADEUR Erbiethen sehr OBLIGEANT und erlaubten daß die beyden Heyducken die Sebel behalten.“ 860 In diesem Fall wurde das Mitführen der Waffe gestattet, da diese als notwendig erschien, um die Uniformierung zu vervollständigen, die als Ehrerweisung gegenüber dem gastgebenden Hofe interpretiert werden konnte. Auffällig ist: Zum wiederholten Male sind Regulierungen, die den militärischen Aspekt des Gesandtschaftszeremoniells betreffen, in der Regierungszeit Friedrichs III./I. zu verorten. Ähnliche Reglementierungen für die Regierungszeit seines Nachfolgers sind mithilfe des dieser Arbeit zugrundeliegenden Quellenmaterials nicht dokumentierbar. Dies mag zunächst verwundern, heben die Berichte über den Berliner Hof zur Zeit Friedrich Wilhelms I. doch stets den militärischen Aspekt hervor: „Ich sehe hier einen königlichen Hof, der nichts glänzendes und nichts prächtiges als seine Soldaten hat. [. . .] Wenn man von dem Berliner Hof redet, so verstehe man darunter fast nur die Kriegsleute [. . .]. Der schönste Glanz des preußischen Hofs bestehet in der auserlesenen Mannschaft, die der König auf den Beinen hat; insonderheit hat das grosse Grenadier=Regiment zu Potsdam, etwas so herrliches und majestätisches, daß kein Potentat in der Welt es darinnen leicht dem König in Preussen wird vorthun können.“ 861 Jenes beschriebene Grenadier-Regiment war das Königsregiment, dessen Unterhalt beachtliche Kosten verschlang. Friedrich Wilhelm I. verzierte diese, seine Garde, mit großen Menschen, verstärkte seinen fürstlichen Prestige- und militärischen Kompetenzwert, wenngleich diese Paradetruppe der „Langen Kerls“ auf keinem Schlachtfeld je zum Einsatz gelangte. Zwar hatte der Soldatenkönig dieses Garderegiment intensiv gefördert, zugleich konsequent die kostspielige von seinem Vater geschaffene Vielfalt der Schlossgarden, abgebaut. Die Schweizergarde etwa erhielt kurz nach seinem Regierungsantritt ihren Abschied.862 Folgerichtig reduzierte sich die variationsfallen und OBSERVIRten CURIALien und Solenitäten. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 6602, Bl. 46r). 859 Wiewohl drei Jahre später dies einige der am Berliner Hofe weilenden Gesandten nicht mehr verinnerlicht hatten. Dies wiederum führte zu Auseinandersetzungen, da jene Gesandte, die sich an diese Anweisung hielten, sich benachteiligt sahen (vgl. 13. Juli 1712 Besser „Ceremonial-Acta“ zitiert nach: Hahn/Kiesant 2009, S. 456 f., 464 f.). 860 5. Mai 1709 Besser „Ceremonial-Acta“ zitiert nach: Hahn/Kiesant 2009, S. 373. 861 Loen, Johann Michael von: Der Königliche Preußische Hof in Berlin 1718. In: Des Herrn von Loen gesammelte kleine Schriften. Besorgt und hrsg. von Johann Caspar Schneider. Erster Theil. Dritter Abschnitt. Franckfurt/Leipzig 1750, S. 22 f., 29. 862 Vgl. Kloosterhuis, Jürgen, 2012, S. 185 ff.
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reiche und nuancierte Anwendung der militärischen Ehrenbezeugungen in den Gesandtenaudienzen – aufmerksam von den diplomatischen Vertretern beobachtet und berichtet: „. . . biß an den Saal wo die wacht stehet, welche aber nicht, wie es beÿm vorigen König geschehen, in ordnung getretten.“ 863 Nicht die Differenzierungsmöglichkeiten, die verschiedenen Grade der Rangabstufung und feinsinnige Repräsentation der militärischen Garden waren bei der Verwendung des Militärs im Gesandtschaftszeremoniell Friedrich Wilhelms I. von Bedeutung. In den Mittelpunkt rückte die direkte, beeindruckende, vordergründig unverfälschte Darstellung militärischer Potenz und eines soldatisch geprägten Lebensstils, der sich zu dieser Zeit auch an anderen europäischen Höfen größer werdender Beliebtheit erfreute.864 Wenn also von der militärischen Kontinuität im Zeremoniell der Hohenzollernherrscher gesprochen wird, bedarf dies einer differenzierteren Betrachtung. Der Einsatz des Militärs im Gesandtschaftszeremoniell war von den jeweiligen Sichtweisen und Bedürfnissen der Fürsten geprägt, diese wiederum von aktuellen Tendenzen und dem Zeitgeist beeinflusst. Eine Orientierung und Übernahme des allgemeingültigen zeremoniellen Codes bei der Verwendung von militärischen Ehrenbezeugungen ist für den Untersuchungszeitraum nachweisbar, und es ist wohl an der Zeit, sich von dem Mythos des einzigartig militärisch geprägten Preußens hinsichtlich des Gesandtschaftszeremoniells zu trennen.
9. Raum Ausgehend vom Paradigmenwechsel in Kultur- und Sozialwissenschaft865 definiert die Geschichtswissenschaft Raum nicht mehr vorrangig als physikalischen und unveränderlichen Untergrund sozialer und kultureller Konstellationen, sondern als sich in der Interaktion konstituierendes prozesshaftes Phänomen menschlichen Handelns. Baulich definierter Raum wird nicht mehr losgelöst von Lebensvollzügen wahrgenommen, sondern sowohl als Produkt als auch als Aktivum eines ablaufenden Prozesses sozialer und kultureller Interaktion.866 Es ist davon auszugehen, dass dies ebenso für das Gesandtschaftszeremoniell seine
863 2. Mai 1713 Schönborn aus Berlin. AT-OeStA/HHStA RK Diplomatische Akten Berlin Berichte 8a. Berichte aus Berlin. 1713, S. 45. 864 Exemplarisch: Hannover: Thompson 2014, S. 59. 865 Grundlegend: Löw, Martina: Raumsoziologie (= Suhrkamp-Taschenbuch Wissenschaft; 1506). Frankfurt am Main 2001. 866 Vgl. Hoppe, Stephan: Der Raumtypus des „Prunkappartements“ als Träger symbolischen Kapitals. Über eine räumliche Geste der zeremonialen Gastfreundschaft im deutschen Schloßbau der beginnenden Neuzeit. In: Rudolstädter Arbeitskreis zur Residenzkultur (Hrsg.): Zeichen und Raum. Ausstattung und höfisches Zeremoniell in den deutschen Schlössern der Frühen Neuzeit (= Rudolstädter Forschungen zur Residenzkultur; 3). Berlin u. a. 2006, S. 230.
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Gültigkeit hat. Die symbolische Markierung von Räumen ist ein integraler Bestandteil jeglicher zeremonieller Interaktion.867 Michael Bojcov differenziert dies weiter aus und unterscheidet den Außen- und den Innenraum in zeremoniellen Situationen. Als Außenraum bezeichnet Bojcov den Schauplatz des Zeremoniells, der entweder ein weitestgehend neutraler, aus technischen Gründen gewählter, oder ein das Zeremoniell mitbestimmender Raum sei. Der Innenraum werde im Rahmen einer zeremoniellen Situation nicht durch topographische Merkzeichen, sondern von den Menschen, die sich am Zeremoniell direkt beteiligen, bestimmt. Er existiere außerhalb der zeremoniellen Situationen nicht und entstehe nur für die Zeit einer bestimmten Zeremonie. Es sei ausschließlich die Zeremonie, die ihm seine normierende Kraft, seine eigene Spezifik verleihe.868 Primär der Außenraum rückte früh in das Interesse der historischen Forschung. Schon 1994 widmete sich das vierte Symposium der Residenzen-Kommission der Akademie der Wissenschaften dieser Materie. Es folgten zahlreiche weitere wissenschaftliche Veröffentlichungen, etwa der Sammelband „Zeichen und Raum“.869 In deren Fokus stand bzw. steht zumeist das Zusammenwirken von Schlossgestaltung und Zeremoniell.870 Wenngleich dies ein Bestandteil dieses Kapitels sein soll, bedarf es weiterführender Untersuchungen, denn, dies stellte Mascha Bisping fest, beschränke der Außenraum sich in der höfischen Kultur eben nicht nur auf das Residenzschloss, sondern dehne sich auf das jeweilige Landesterritorium aus.871 Zwar bestimme die geographische Lage, so Jürgen Osterhammel, politische Handlungsmöglichkeiten keineswegs auf eine monokausale Weise, ordne aber Chancen und Beschränkungen zu. Distanzwahrnehmungen und Einschätzungen 867
Vgl. Weller, Andere Länder, andere Ritten?, 2007, S. 46. Vgl. Bojcov, Michail A.: Qualitäten des Raumes in zeremoniellen Situationen: Das Heilige Römische Reich, 14.–15. Jahrhundert. In: Paravicini, Werner (Hrsg.): Zeremoniell und Raum. 4. Symposium der Residenzen – Kommission der Akademie Göttingen (= Residenzenforschung; 6). Sigmaringen 1997, S. 137, 141. 869 Rudolstädter Arbeitskreis zur Residenzkultur (Hrsg.): Zeichen und Raum. Ausstattung und höfisches Zeremoniell in den deutschen Schlössern der Frühen Neuzeit (= Rudolstädter Forschungen zur Residenzkultur; 3). Berlin 2006. 870 Exemplarisch Sammelband: Zeremoniell und Raum im Schlossbau des 17. und 18. Jahrhunderts [. . .] (= Tholos. Kunsthistorische Studien; 7). Münster 2014. Sowie: Liesen, Pauline: Architektur und Zeremoniell in den Schlössern Franz I. Bonn 2001. Sowie: Pönitz, Christian: „Daß es zu einer Residenz gebraucht werden kundt“. Untersuchungen zu Baugeschichte, Raumgefüge und Zeremoniell am Zeitzer Herzogshof zwischen 1657 und 1717. Halle 2006. Sowie: Reinking, Lars: Stein und Geist. Fürstbischöfliche Herrschaftsrepräsentation im rheinischen Residenzbau des frühen 18. Jahrhunderts (= Düsseldorfer Schriften zur Neueren Landesgeschichte und zur Geschichte Nordrhein-Westfalens; 80). Essen 2008. 871 Vgl. Bisping, Mascha: Räume als Schauplätze höfischer Kultur. Der äußerliche Apparatus. In: Berns, Jörg Jochen u. a. (Hrsg.): Erdengötter. Fürst und Hofstaat in der Frühen Neuzeit im Spiegel von Marburger Bibliotheks- und Archivbeständen. Ein Katalog (= Schriften der Universitätsbibliothek; 77). Marburg 1997, S. 141. 868
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IV. Elemente des Gesandtschaftszeremoniells
der natürlich-geographischen Potentiale von Staaten würden in das Handeln internationaler Akteure eingehen.872 Für Brandenburg-Preußen bedeutete dies etwa, dass aufgrund dessen weit verteilten Besitzungen, sich zwangsläufig zahlreiche diplomatische Kontakte ergaben.873 Dies führte zu einem weitgefächerten Netz von brandenburgisch-preußischen diplomatischen Vertretern, die entsprechend der jeweiligen zeremoniellen Bedingungen der verschiedenen Staaten interagieren mussten, so dass sich das Kurfürstentum und spätere Königreich stets zu einer Auseinandersetzung mit aktuellen zeremoniellen Entwicklungen gezwungen sah. Hinzu kam die Fragilität des brandenburgisch-preußischen Staatsgebildes, welches sich aus einer Vielzahl von inhomogenen Gebieten zusammensetze,874 eine vorrangige Bedeutung bezüglich des Gesandtschaftszeremoniells nahm das Gebiet des Herzogtums Preußen ein. Abgesehen von den Habsburgern waren die Hohenzollern durch dessen Besitz der erste Reichsstand, der sich einen „Brückenkopf“ außerhalb der Grenzen des Reiches schuf. Dies war eine der zentralen Voraussetzungen für die Europäisierung der brandenburgisch-preußischen Politik.875 Folgenreich für das Gesandtschaftszeremoniell war zudem die aus dem Besitz Preußens abzuleitende Souveränität, auf die sowohl Friedrich Wilhelm als auch Friedrich III./I. beständig in Auseinandersetzungen um Rangansprüche verwiesen und letztlich hatte die Herrschaft über dieses Herzogtum den Kronerwerb 1701 erst ermöglicht. Ganz bewusst wurde das innerhalb des Reiches liegende Berlin und nicht das sich außerhalb des Reiches befindliche Königsberg um 1700 zur repräsentativen Hauptresidenz des neuen Königreiches ausgebaut, Anstrengungen unternommen, der Königswürde städtebaulichen Ausdruck zu verleihen und der Anschluss an andere königliche Residenzen gesucht. In das Berliner Stadtbild wurden repräsentative Bauten eingefügt, in denen die königliche Macht über Wissenschaft, Waffengewalt und Religion ihren architektonischen Ausdruck fand.876 Daneben erschien eine Aufwertung des allgemeinen Stadtbildes angebracht, obzwar Stadträume sich nicht beliebig gestalten ließen, denn existierendes Eigentum und spezifische Interessen von gesellschaftlichen
872 Vgl. Osterhammel, Jürgen: Raumbeziehungen. Internationale Geschichte, Geopolitik und historische Geographie. In: Loth, Wilfried/Osterhammel, Jürgen (Hrsg.): Internationale Geschichte. Themen – Ereignisse – Aussichten (= Studien zur Internationalen Geschichte; 10). München 2000, S. 288 f. 873 Vgl. Besser/Zwantzikg 1699, S. IIIv. 874 Vgl. Müller-Weil 1992, S. 36. 875 Vgl. Gruner, Wolf D.: Preußen in Europa 1701–1860/1871. In: Luh, Jürgen u. a. (Hrsg.): Preußen, Deutschland und Europa 1701–2001 (= Baltic Studies; 8). Groningen 2003, S. 435. 876 Vgl. Mertens, Melanie: Berliner Barockpaläste. Die Entstehung eines Bautyps in der Zeit der ersten preußischen Könige (= Berliner Schriften zur Kunst; 14). Berlin 2003, S. 35.
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Gruppen stellten sich übergeordneten Herrschaftsinteressen entgegen,877 und der Fürst blieb auf die Mitwirkung der Stadtbewohner angewiesen, wie beispielsweise die Beleuchtung878 der Berliner Straßen offenbart.879 Auch bei Tage konnten Straßenzüge repräsentative Funktionen übernehmen, indem sie Sichtachsen schufen oder in symbolischer Form Antizipationen reiner Bewegung versinnbildlichten,880 demgemäß spielte deren Ausgestaltung nicht nur bei Friedrich III./I. eine Rolle, sondern sowohl bei dessen Vor- als auch Nachfolger.881 Aussagekraft im Gesandtschaftszeremoniell gewannen Straßenzüge bei den solennen Einzügen der Ambassadeure. Als im Mai 1705 der schwedische Ambassadeur seinen Einzug in Berlin nahm, waren vielfältige Aspekte in die endgültigen Entscheidungen für eine Route eingeflossen. Der Schwede wählte als Startpunkt882 seines Einzuges Meindershausen, „. . . ungeachtet Se. Myt. der AMBASSADE zu Ehren, einen Weiteren von BERLIN gelegenen Ort, nemlich SCHÖNHAUSEN, vorschlagen lassen. Aber theils Seiner selbst, theils auch seiner EQVIPAGEN zu schonen, so vergnügte sich der Herr AMBASSADEUR an MEINERTS=HAUSEN, nur daß Er verlangte daß man umb die Stadt herumbfahren,
877 Vgl. Müller, Matthias: Die Inbesitznahme und Transformation des Stadtraums durch den Fürsten. Ein vergleichender Blick auf Florenz, Dresden und Marburg zu Beginn der Frühen Neuzeit. In: Ananieva, Anna u. a. (Hrsg.): Räume der Macht. Metamorphosen von Stadt und Garten im Europa der Frühen Neuzeit (= Mainzer Historische Kulturwissenschaften; 13). Bielefeld 2013, S. 26. 878 Die „Dunkelheit“ konnte ebenfalls in das Zeremoniell eingebunden werden (vgl. Schweers, Regine: Die Bedeutung des Raumes für das Scheitern oder Gelingen des Adventus. In: Johanek, Peter/Lampen, Angelika (Hrsg.): Adventus. Studien zum herrscherlichen Einzug in die Stadt (= Städteforschung; Reihe A: Darstellungen; 75). Köln u. a. 2009, S. 53). 879 Vgl. Rosseaux, Ulrich: Sicherheit durch Licht? Zur Entwicklung von öffentlichen Straßenbeleuchtungen in frühneuzeitlichen Städten. In: Kampmann, Christoph/Niggemann, Ulrich (Hrsg.): Sicherheit in der Frühen Neuzeit. Norm. Praxis. Repräsentation (= Frühneuzeit-Impulse; 2). Köln u. a. 2013, S. 807. 880 Vgl. Kolesch, Doris: Promenaden im Park von Versailles. Permutationen von Leben und Spiel, von Alltag und Fest, von Skript und Performanz. In: Stollberg-Rilinger, Barbara u. a. (Hrsg.): Alles nur symbolisch? Bilanz und Perspektive der Erforschung symbolischer Kommunikation (= Symbolische Kommunikation in der Vormoderne. Studien zur Geschichte, Literatur und Kunst). Köln u. a. 2013, S. 359. 881 Vgl. Hahn, Peter-Michael: Pracht und Selbstinszenierung. Die Hofhaltung Friedrich Wilhelms I. von Preußen. In: Beck, Friedrich/Schoeps, Julius H. (Hrsg.): Der Soldatenkönig. Friedrich Wilhelm I. in seiner Zeit (= Brandenburgische Historische Studien; 12). Potsdam 2003, S. 82. 882 In Paris wurde der Startpunkt in Abhängigkeit der Religion des Gesandten gewählt. Katholische Botschafter begannen am Kloster von Picpus, die Protestanten dagegen in Reuilly (vgl. Schmidt, Hans: Die deutschen diplomatischen Vertreter bei der französischen Krone im 18. Jahrhundert. In: Mondot, Jean u. a. (Hrsg.): Deutsche in Frankreich, Franzosen in Deutschland 1715–1789. Institutionelle Verbindungen, soziale Gruppen, Stätten des Austausches [. . .] (= Beihefte der Francia; 25). Sigmaringen 1992, S. 30).
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IV. Elemente des Gesandtschaftszeremoniells
und durch das KönigsThor wie auch geschehen den Einzug halten möchte.“ 883 Demnach nahm die Länge des Weges Einfluss auf die Wertung des Zeremoniells, das rechte Maß zwischen zu lang und zu kurz musste gefunden werden – bemerkenswerterweise wurde die Wegstrecke des 1706 stattfindenden Einzuges des englischen Ambassadeurs Rabys, mit dessen Einverständnis, demgegenüber nochmals verkürzt. Bestimmte Orte, denen eine symbolische und repräsentative Bedeutung zugeordnet wurde, sollten offenbar in die Wegführung einbezogen werden. Der vom Schweden eingeforderte Durchzug durch das Königstor war ebenso ein Bestandteil des solennen Einzuges des englischen Ambassadeurs, obschon in dem vom Berliner Hofe verfassten Reglement „Memoire pour l’Entrée d’un Ambassadeur“ keine Route für Einzug bzw. Entrée der Botschafter vorgegeben wurde.884 Dennoch war die gewählte Wegführung kein spontaner Entschluss, vielmehr sorgsam durchdacht. Anhand einiger der in den offiziellen vom solennen Einzug des englischen Ambassadeur Rabys aufgeführten Wegstationen kann dies exemplifiziert werden. Dessen Aufzug geschah: „. . . durch das Königs=Thor/die Königs=Strasse/ über die lange Brücke/vor dem Schloß vorbey [. . .] durch die breite Strasse.“ 885 Zu Zeiten des Kurfürsten Friedrich Wilhelms war die Breite Straße die Prachtstraße der Berliner Residenz,886 deren nunmehrige Verwendung konnte als eine Hommage an diesen Kurfürsten gewertet werden. Noch unmissverständlicher präsentiert wurde eine solche Ehrung Friedrich Wilhelms durch das auf der ebenfalls vom Gesandten zu überquerenden langen Brücke 1703 errichtete Reiterstandbild vom Großen Kurfürsten.887 Im Heiligen Römischen Reich war dieses Reiterdenkmal Novität und Ausnahme, die, so Thomas Dunk, auf Friedrichs III./I. historisches Bewusstsein hindeute und eine Würdigung der Rolle des Großen Kurfürsten bei Auf- und Ausbau des brandenburgisch-preußischen Staates ge-
883 23. April 1705 Besser „Ceremonial-Acta“ zitiert nach: Hahn/Kiesant 2009, S. 218 f. 884 Vgl. Memoire pour l’Entrée d’un Ambassadeur. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8679. 885 RELATION von Seiner EXCELLENTZ des Königl. Englischen AMBASSDEURS, MYLORD RABY, gehaltenen Einzug und AUDIENTZ=SOLLENNItäten in Berlin. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8745, Bl. 15v–16r. 886 Vgl. Heinrich, Gerd: Europäische Ausblicke: Kurfürst Friedrich Wilhelm und die Berlin-Potsdamer Residenzlandschaft um 1688. In: Heinrich, Gerd (Hrsg.): Ein sonderbares Licht in Teutschland. Beiträge zur Geschichte des Großen Kurfürsten von Brandenburg (1640–1688) (= Zeitschrift für Historische Forschung; Beiheft 8). Berlin 1990, S. 79. 887 „Über diesen führt eine herrliche Brücke, in deren Mitte ein kleiner Platz ist. Darauf steht ein großer Sockel mit 2 bronzenen Reliefs. An der Stirnseite ist die Inschrift Divo Friderico Vilielmo eingemeißelt [. . .]. Der sitzt auf einem großen bronzenen Pferd. Dieses wunderbare Kunstwerk wurde vom jetzt regierenden König in Auftrag gegeben, weil er die Verdienste des Vaters verewigen wollte.“ Zitiert nach: Schrattenecker, Irene (Hrsg.): Anomino Veneziano: Eine deutsche Reise 1708. Innsbruck 1999, S. 113.
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wesen sei.888 Brücken wiederum konnten technische Leistungen veranschaulichen,889 ein Übergangssymbol sein.890 Hatten diese Wegstationen hauptsächlich auf Traditionen angespielt, konnten demgegenüber Königstraße und Tor als explizite Anspielungen auf den königlichen Status gelesen werden. Über und durch jene Straße und jenes Tor war im Mai 1701 der feierliche Einzug des neu gekrönten Königspaares in die Berliner Residenz erfolgt.891 Bis dahin freilich war die im 13. Jahrhundert angelegte Straße nicht als Königsstraße, sondern als Georgenstraße bezeichnet worden.892 „Dieser Königl. Einzug nun gab Gelegenheit die Vorstadt St. Georgen Königs= Stadt, das Thor Königs=Thor, und die Strasse die Königs=Strasse zu nennen.“,893 formuliert Jacob Schmidt 1727 in seiner Beschreibung Berlins. Es kann davon ausgegangen werden, dass dies nicht der einzige Grund für die Umbenennung, der nun zur Hauptachse Berlins erhobenen Königsstraße, war. Neu- und Umbenennungen versprachen und besaßen einen politischen Mehrwert. Sie waren ein kostengünstiges Mittel, um gesteigerte Ansprüche zu artikulieren.894 Der neu errungene königliche Rang des Hohenzollern wurde auf diese Weise hervorgehoben, durch die solennen Einzüge der Botschafter den Zeitgenossen präsen-
888 Vgl. Dunk, Thomas H. von der: Vom Fürstenkultbild zum Untertanendenkmal. Öffentliche Monumente in Brandenburg-Preußen im 17. und 18. Jahrhundert. In: Forschungen zur Brandenburgischen und Preußischen Geschichte Neue Folge 7 (1997), S. 194. Auch Friedrich Wilhelm I. ließ ein solches Denkmal für seinen Vater errichten. (Siehe: Schmidt, Jacob: COLLECTIONVM MEMORABILIVM BEROLINENSIVM, DECAS SECVNDA [. . .]. Zweyte Zehende [. . .]. Berlin 1727, S. 58 ff. Weiterführend zu dieser Thematik: Fischbacher, Thomas: Friedrich zu Fuß: Biografie einer Bronzestatue des brandenburgischen Kurfürsten und preußischen Königs Friedrich III./I. von Andreas Schlüter und Johann Jacobi. Weimar 2014.) 889 Vgl. Reinle, Adolf: Zeichensprache der Architektur. Symbol, Darstellung und Brauch in der Baukunst des Mittelalters und der Neuzeit. Zürich/München 1976, S. 33. 890 Vgl. Wenniger, Markus J.: Brücken als Symbole von Macht und Herrschaft. In: Wagener, Olaf (Hrsg.): Symbole der Macht? Aspekte mittelalterlicher und frühneuzeitlicher Architektur (= Beihefte zur Mediaevistik; 17). Frankfurt am Main 2012, S. 389. 891 Vgl. Zöbl, Dorothea: „Es ist nicht genug jekrohnt zu werden . . .“. Die preußische Königskrönung von 1701 in Königsberg und Berlin (= Kleine Schriften des Forschungsinstituts für die Geschichte Preußens e. V.). Berlin 2001, S. 23. 892 Vgl. Peschken, Goerd: Die Städtebauliche Einordnung des Berliner Schlosses zur Zeit des Preussischen Absolutismus unter dem großen Kurfürsten und König Friedrich I. von 1640 bis 1713. In: Kühn, Margarete/Grodecki, Louis (Hrsg.): Gedenkschrift Ernst Gall. München/Berlin 1965, S. 346. 893 Schmidt, Jacob: COLLECTIONVM MEMORABILIVM BEROLINENSIVM [. . .] Erste Zehende [. . .]. Berlin 1727, S. 46. 894 Vgl. Bauer, Volker: Der Zeichencharakter von Schloßnamen in der höfischen Gesellschaft des frühneuzeitlichen Alten Reichs: Zur Kommunikation von Herrschaftsverständnis und dynastischen Ansprüchen. In: Paravicini, Werner/Wettlaufer, Jörg (Hrsg.): Vorbild – Austausch – Konkurrenz. Höfe und Residenzen in der gegenseitigen Wahrnehmung [. . .] (= Residenzenforschung; 23). Ostfildern 2010, S. 89, 91.
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tiert.895 Dies alles, Neu- und Ausbau der Berliner Residenz, kann als ein Signal interpretiert werden. Friedrich III./I. manifestierte auf diesem Wege, sichtbar vor aller Augen, seinen Anspruch auf umfassende Anerkennung seines Königstitels und eines entsprechenden Traktaments im Reich.896 Laut der anlässlich der Anerkennung der Königswürde geschlossenen Verträge sollte der preußische König innerhalb des Reiches als Kurfürst behandelt und seinen Gesandten die dementsprechenden zeremoniellen Ehrbezeugungen gewährt werden.897 In den Jahren nach der Krönung wurde dies durch Brandenburg-Preußen infrage gestellt. Insbesondere mit dem Wiener Hof kam es diesbezüglich immer wieder zu Disputen. Als Berlin Ende des Jahres 1701 den Wunsch äußerte, der Kaiser möge einen Envoyé anstelle eines Residenten senden, entspann sich eine Argumentation, die auf diesen Punkt Bezug nahm. Der brandenburgisch-preußische Gesandte merkte an, dass der Kaiser dies schließlich ebenso den Königen von Dänemark und Schweden zugestehe. Daraufhin entgegnete man ihm: „. . . daß wan Ewer Königliche Maÿestät zu Königsberg [wäre – E. R.] es hierin Seine gewiese wege hätte.“ 898 Vordergründig war Wien zwar außerhalb des Reiches gewillt, Friedrich III./I. ein königliches Traktament zu gewähren – innerhalb des Reiches aber keinesfalls – denn dies hätte der von Wien behaupteten Vorrangstellung des Kaisers gegenüber Brandenburg-Preußen empfindlich geschadet. Der brandenburgische Gesandte argumentierte: „. . . daß der Kaÿser in Seiner hiesigen RESIDENTZ, so nur eigentlich der Sitz des Ertz=Hertzoges von Österreich [. . .] nicht weniger zu seÿn begehrte, alß wann Er, wie es sonst wohl gewöhnlich, in einer Reichs=Stadt wohnete.“ 899 Weder dies noch der Verweis des Brandenburgers darauf, dass den Königen von Dänemark und Schweden innerhalb des Reiches eine königliche Behandlung zuteil werde,900 führten zu 895
Exemplarisch: 13. April 1706 Bartsch aus Berlin. NLA WOL 1 Alt 4 Nr. 115, Bl. 174v. 896 Vgl. Elsner, Ines: Friedrich III./I. von Brandenburg-Preußen (1688–1713) und die Berliner Residenzlandschaft. Studien zu einem frühneuzeitlichen Hof auf Reisen. Ein Residenzhandbuch. Berlin 2012, S. 221. 897 Exemplarisch: 18. September 1703. Vergleich mit den Kurfürsten Lothar Franz von Mainz und Johann Hugo von Trier. Zitiert nach: Loewe 1923, S. 43. 898 30. November 1701 C. F. Bartholdi aus Wien. GStA PK, I. HA, Rep. 1 Nr. 174, Bl. 524r. 899 30. November 1701 C. F. Bartholdi aus Wien. GStA PK, I. HA, Rep. 1 Nr. 174, Bl. 524r/v. Es hatte sich die Ansicht durchgesetzt, dass: „. . . im Reich woselbst der Kaÿser alß das höchste Oberhaubt CONSIDERIRET wirdt, und sonderlich in den IMMEDIATEN Reichs-Städten hin und wieder, nicht ungewohntes ist, daß die Kaÿserlichen vor den Königlichen in dergleichen CEREMONIAL-Dingen etwas voraus haben, ob Ihnen gleich solches außer dem Reich nicht zugestanden wirdt.“ 23. Februar 1715 Friedrich Wilhelm I. an Katsch nach Bremen. GStA PK, I. HA, Rep. 9 Allgemeine Verwaltung Nr. Z lit. Q Fasz. 1. 900 Vgl. 30. November 1701 C. F. Bartholdi aus Wien. GStA PK, I. HA, Rep. 1 Nr. 174, Bl. 524r/v.
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einem für Berlin zufriedenstellenden Ende. Dieser offenbart deutlich, welch einen Einfluss der Ort auf die Gestaltung des Zeremoniells haben konnte. Gemäß der Ausarbeitungen Gottfried Stieves variierte die Relevanz des Ortes in Abhängigkeit des Ranges der beteiligten Personen. „Denn der Höhere bedienet sich stets eines dergleichen Ceremoniels, es sey der Congress in seinem Territorio, oder auch in Loco tertio [. . .] der Niedrige aber, er besuche, oder werde besuchet, muß allemahl ein dergleichen Ceremoniel geben, oder annehmen, durch welches er dem Höhern was zum Voraus lässet. Wenn bei Zusammenkunfft, sonderlich unter Gleichen in Loco tertio geschiehet, setzt es so wohl unter Potentaten selbst, als auch ihren Ambassadeurs, mehr Disput über das Ceremoniel, als wenn einer zu den andern in seine Residentz kommet.“ 901 Demnach konnten Treffen zweier Gesandter verschiedener Landesherren außerhalb der jeweiligen Residenzen brisant sein und war bei jenen Konferenzen die Einhaltung eines Gleichgewichts unabdingbar. Der brandenburgisch-preußische Gesandte Meinders etwa erhielt Anfang des Jahres 1681 anlässlich eines geplanten Zusammentreffens mit dem sächsischen Gesandten in Dessau, um mit diesen in Verhandlungen über ein Defensivbündnis zu treten, die Instruktion, sich beim Sachsen zu erkundigen: „. . . ob es Ihme gefällig, daß Sie Ihre CONFERENTZen [. . .] auff dem Rahthause antreten [. . .] Sollte aber weges des Raht-Hauses [. . .] bedenken seÿn, und dahero für beßer befunden werden, daß die CONFERENZien in denen PRIVAT häusern für Sich giengen, kann Er solches und daß die CONFERENTZ zum ersten mahle in des Chur Sächsischen LOGEMENT gehalten werde, zwar geschehen laßen, doch daß die andere dagegen hinwiederumb beÿ Ihme in seinem QUARTIr seÿ, und damit also biß zum ende wechselweise verfahren werde.“ 902 Erst wenn die Option eines neutralen Ortes nicht gegeben war, sollten die Unterkünfte der Gesandten im beständigen Wechsel genutzt werden, um eine Gleichrangigkeit zu symbolisieren.903 Die Neutralität des Verhandlungsortes gewann bei der Involvierung von mehr als zwei Handlungsparteien an Gewicht. Beim Frieden von Rijswijk 1697904 war nicht nur ein Umbau des Rijswijker Schlosses vonnöten gewesen, um jeder Verhandlungsgruppe einen separaten Eingang mit Treppe und eigenen Verhandlungs- und Rückzugsräumen zu verschaffen, sondern machte es die notwendige Neutralität des Versammlungsortes zudem erforderlich, dass das Schlossgebäude den Mediatoren für die Dauer des Kongresses übereignet wurde, um nicht als Besitz Wilhelms III. zu gelten und 901
Stieve 1723, S. 180 f. Instruktion für Meinders ohne Datum/Ort. GStA PK, I. HA, Rep. 41 Nr. 28. 903 Wiewohl noch weitere Optionen zur Verfügung standen. Exemplarisch Absprache zwischen Brandenburg-Preußen und Münster. „. . . alß sie zusammen an einem orth sich befinden da nemlich wann es Creÿßsachen betrifft, Münster, wo aber solches nicht, Brandenburg, den Vorgang behält.“ 13. September 1690. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 6339. 904 Weiterführend: Duchhardt, Heinz (Hrsg.): Der Friede von Rijswijk 1697 (= Veröffentlichungen des Instituts für Europäische Geschichte; 47). Mainz 1998. 902
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damit Eigentum einer Partei zu sein.905 Der „Besitzer“ eines Territoriums hatte gewisse zeremonielle Vorrechte. Folglich ist weiterführend zu hinterfragen, wie das Gesandtschaftszeremoniell von den Hohenzollern gestaltet wurde, wenn sie sich außerhalb der brandenburgisch-preußischen Landen befanden und offiziell auf Diplomaten trafen. Beobachtbar ist dies bei Reisen der Herrscher über ihre Landesgrenzen hinaus. Überwiegend wählte man bei diesen Auslandsaufenthalten eine reduzierte Form des Gesandtschaftszeremoniells, wenn nicht sogar das „Inkognito“ bevorzugt wurde. Ende des Jahres 1704 reiste der preußische Kronprinz Friedrich Wilhelm nach Haag. Da ausnahmslos alle Potentaten der dort anwesenden Gesandten die neue Krone anerkannt hätten, wäre gegen Kontakt und Austausch nichts einzuwenden,906 „. . . umb das EMBARRAS des CEREMONIELS zu vermeÿden,“ 907 entschied sich der Kronprinz letztlich für das Inkognito. Praktikabel war dies, weil sämtliche beteiligte Personen dem zustimmten. Theoretisch war das Erteilen einer öffentlichen Audienz „. . . weilen nach jenen Spruche UBI IMPERATOR ITI ROMA, ein jedweder Orth wo der Hoff und die Persohn des Herren zugegen, für deßen RESIDENTZ zu schätzen ist“ 908 allerorten möglich.909 Freilich waren diesbezüglich Abstufungen vorhanden. Bei einer Audienz im Felde, dies berichtete beispielsweise 1677 Schwerin bezugnehmend auf die Audienz eines tatarischen Gesandten im Feldlager vor Holstein beim brandenburgischen Kurfürsten, wurden „. . . dergleichen CEREMONIEN, also sonst zwar in der RESIDENTZ geschehen, bräuchlich, nicht gemachet worden.“ Zugleich resultiere aus der Prämisse, dass bei der „CAMPAGNE die sonst gewöhnliche CEREMONIEN nicht so genau beobachtet werden köndten“,910 die Tatsache, dass bei eben jenen Audienzen gewährte zeremonielle Ehrenvorzüge keinerlei Verbindlichkeit für das „gewöhnliche“ Gesandtschaftszeremoniell innerhalb des eigenen Landes hätten. So zumindest argumentierte der Berliner Hof 1679 erfolgreich.911 Diese reduzierte Form des Zeremoniells war den Umge905
Vgl. Legutke 2010, S. 171. Vgl. 25. November 1704 Instruction vor Unsern von Gottes Gnaden Königs in Preussen p. Sohn den Crohn und CurPrintzen beÿ desselben bevorstehende Reise nach dem Haag. GStA PK, BPH, Rep. 46 Nr. C 1, Bl. 6v/7r. 907 2. Dezember 1704 Schmettau aus Haag. GStA PK, BPH, Rep. 46 Nr. C 1, Bl. 17v. 908 Ursachen Daraus zu ersehen, daß der itzige Dänsche MINISTER an dem Preüßischen Hofe, sich zur Ungebührt wegeberm auff einen Seiner Maÿt. Lust=Häuser die PUBLIQUE AUDIENTZ zu nehmen. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8767. 909 Vgl. Hoevelen 1679, S. 202 f. 910 4. Dezember 1677 O. Schwerin an Friedrich Wilhelm. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 10510. 911 Vgl. 1679. PROTOCOLLUM dessen, Was beÿ ankunfft der MOSCOWITISCHEN Gesandtschafft [. . .] zu Cöln an der Spree vor= beÿ= und nach verstatteter AUDIENZ vorgangen. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 6579, Bl. 34v. 906
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bungsfaktoren geschuldet. Objekte, die für die reibungslose Durchführung der Audienzen benötigt wurden, waren im Felde nicht vorhanden, mussten erst aus der Residenz geholt werden912 und konnten in einzelnen Fällen aufgrund der dortigen beengten Räumlichkeiten nicht im Sinne des ursprünglichen Verwendungszweckes genutzt werden.913 Interessanterweise sind dies die Fälle, in denen die Gesandten der Gestaltung des ihnen umgebenden Raumes, der Innenausstattung, verstärkte Aufmerksamkeit widmen. Für gewöhnlich erschien es in kaum einer der vorliegenden Gesandtenrelationen den Diplomaten bedeutsam, bei der Beschreibung der gewährten Audienzen auf die Innenausstattung oder das Dekor, der von ihnen durchquerten bzw. genutzten Räume zu verweisen.914 Dieses Phänomen, konstatiert Thomas Rahn, erstrecke sich zudem auf allgemeine und offizielle Zeremoniellbeschreibungen. Orte, an denen agiert wurde, wurden nur so weit definiert, wie es nötig war, um die beschriebenen Handlungen nachvollziehen zu können. Bei Beschreibungen von Zeremonien in Residenzräumen wurden ephemere Auf- und Einbauten aufgeführt, nicht aber Architektur und dauerhafte Raumausstattung,915 denn diese Elemente hatten für die direkte zeremonielle Handlung keine erwähnenswerte Relevanz. Sie waren dennoch Mittel der symbolischen Kommunikation und Repräsentation. Exemplarisch sei dies an der Gemäldeausstattung der hohenzollernschen Schlösser erörtert. Im Oktober 1680 beispielsweise berichtet Constantin Huygens über seinen Besuch des Berliner Stadtschlosses: „Ich sah noch drei Zimmer, in denen sich die Mehrzahl der Gemälde des Herrn Kurfürsten befindet, unter denen vielleicht 25 oder 30 gute Stücke und eine große Menge solcher war, die nichts taugten.“ 916 Die Wahrnehmung von Gemälden war größtenteils im Interesse des jeweiligen Landesherrn, da jede dieser Beschreibungen einen Multiplikator darstellte, der die Fama von der Magnifizenz des Fürsten in die Welt trug.917 In den Vordergrund der zitierten Betrachtung rückten Vorhandensein, vorgebliche Qualität sowie das Herkommen der Gemälde. Wenn schon in einem Text, dessen Ziel die Beschreibung der Residenz war, der Schwerpunkt nicht auf Wiedergabe und Interpretation 912 Vgl. 2. Dezember 1677 Friedrich Wilhelm aus Stettin. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 10510. 913 „Es war kein Thronhimmel, weil das Zimmer zu niedrig war.“ Zitiert nach: Kessel, Erster Band, 1865, S. 339. 914 Eine der wenig zu findenden Ausnahmen: „Es saßen ihre Maÿestät zu ende einer GALERIE so mit verschiedenen silbernen gefäßen von ungemeiner größe vielen RAREM CABINETTEN, Silbern und vergulten tischen, auch einer großen anzahl kostbahrer gemelde geziehret wahr.“ 6./16. November 1668 Blumenthal aus Paris. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 2606, Bl. 61r. 915 Vgl. Rahn, Sinnbild und Sinnlichkeit, 2006, S. 45. 916 Wetzel, August (Hrsg.): Constantin Huygens des Jüngeren Bericht über seinen Aufenthalt in Potsdam und Berlin, Oktober 1680. In: Beilage zu Mittheilungen des Vereins für die Geschichte Berlins 6/7 (1889), S. 99. 917 Vgl. Völkel, Michaela: Schloßbesichtigungen in der Frühen Neuzeit. Ein Beitrag zur Frage nach der Öffentlichkeit höfischer Repräsentation. Berlin 2007, S. 69.
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IV. Elemente des Gesandtschaftszeremoniells
der Werke gelegt wurde, dürfte es kaum verwundern, dass dies in den Berichten der Gesandten über das gewährte Zeremoniell nicht erwähnenswert erschien. Vertiefende Rezeptionen von Gemälden konnten in den eigens an der Peripherie des Zeremoniells angesiedelten, ihnen gewidmeten Räumen, wie den als höfische Kommunikationsräume definierten Galerien, stattfinden.918 Dennoch waren in den Schlössern der Hohenzollern nicht nur Galerien, sondern fernerhin die von den Gesandten durchzuschreitenden Räumlichkeiten mit ausgewählten Gemälden versehen, die zumeist eine Versinnbildlichung von Ansprüchen oder Leistungen der Hohenzollern präsentierten.919 Es etablierten sich für einige Räume, abhängig von deren jeweiliger Bestimmung, entsprechende thematische Schwerpunkte. Gemächer, die von der höfischen Öffentlichkeit stark frequentiert wurden, erhielten oftmals ein Dekor, das Szenen aus der Historie der Dynastie zur Schau stellte.920 Auswahl und Herkunft der Gesandten aus dem höfischen Umfeld lassen vermuten, dass diese befähigt waren, Symbolik und Botschaften der Gemälde zu verstehen. Gemälde waren ein Element der Innenausstattung von Räumen, daneben war die Gestaltung von Decken und Wänden, die Ausstattung mit Möbeln921 und Gebrauchsgegenständen bedeutsam. Je prachtvoller die Ausstattung, desto höher war theoretisch das Ansehen, welches der Fürst erhielt. Insofern kann es nicht verwundern, dass vor allem bei ambitionierten Dynastien, wie BrandenburgPreußen, die sorgsam auf ihren Rang achteten, auf die Ausstattung höchster Wert gelegt wurde, konnte man doch damit seinen Ansprüchen Ausdruck verleihen.922 Hinzukommend hatte die Innenausstattung die Aufgabe, Funktion und Wertigkeit des Raums im Palastgefüge zu charakterisieren.923 Demzufolge waren Vorzimmer bzw. Antichambres weniger kostbar ausgestattet als Audienzzimmer.
918 Vgl. Brassat, Wolfgang: Kunstwerke als Dekor und Medien symbolischer Handlungen. In: Stollberg-Rilinger, Barbara u. a. (Hrsg.): Alles nur symbolisch? Bilanz und Perspektive der Erforschung symbolischer Kommunikation (= Symbolische Kommunikation in der Vormoderne. Studien zur Geschichte, Literatur und Kunst). Köln u. a. 2013, S. 316. 919 Vgl. Brassat, Wolfgang: Tapisserien und Politik. Funktionen, Kontexte und Rezeption eines repräsentativen Mediums. Berlin 1992, S. 39 ff. 920 Weiterführend: thom Suden, Marina: Schlösser in Berlin und Brandenburg und ihre bildliche Ausstattung im 18. Jahrhundert (= Studien zur internationalen Architektur- und Kulturgeschichte; 97). Petersberg 2013. 921 Vertiefend: Göres, Burkhardt: Möbel für den neuen Königshof. In: Deutsches Historisches Museum/SPSG (Hrsg.): Preußen 1701. Eine europäische Geschichte. 2. Band: Essays. Berlin 2001, S. 358–366. 922 Vgl. Eberle, Martin: Vom zeremoniellen zum geselligen Hof. Der Wandel höfischer Sammlungen und Raumausstattungen im 18. Jahrhundert. In: Rudolstädter Arbeitskreis zur Residenzkultur (Hrsg.): Zeichen und Raum. Ausstattung und höfisches Zeremoniell in den deutschen Schlössern der Frühen Neuzeit (= Rudolstädter Forschungen zur Residenzkultur; 3). Berlin 2006, S. 212. 923 Vgl. Mertens 2009, S. 19.
9. Raum
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Im Audienzzimmer sollte ein ausstattungstechnischer Höhepunkt wahrnehmbar sein.924 Die Einhaltung dieser Richtlinie lässt sich für das Berliner Stadtschloss im Untersuchungszeitraum konstatieren.925 An die Gestaltung eines Audienzzimmers wurden vielfältige Ansprüche gestellt. Im besten Falle nahm es eine exponierte Lage im Schlossgebäue ein, etwa im symmetrischen Zentrum der Gebäudefront oder an den Gebäudeecken, was den Ausblick auf das Herrschaftsgebiet nach zwei Seiten hin ermöglichte.926 Hierfür waren große Fenster notwendig, die zudem für eine bessere Beleuchtung des Raumes sorgten. Sie minderten die Stabilität der Mauer, ließen Kälte und Hitze eindringen.927 Es galt dies gegeneinander abzuwägen. Selten stieg das Fenster zum Mittelpunkt der Betrachtung auf. Wenn dies geschah, war es mehr als Funktionsgegenstand, Lichtgeber oder Raumorientierung, es wurde zum Fensterraum.928 Diesen Fensterraum nutzte man im Gesandtschaftswesen hauptsächlich zu einem Zwecke. Wollte ein Herrscher eine Unterredung gesondert, ohne weitere Zuhörer, mit einem Gesandten führen, dies dennoch der höfischen Öffentlichkeit präsentieren, zog er sich mit eben jenem Gesandten vor ein Fenster zurück.929 Neben der Lage im Schlosskomplex sollte das Audienzzimmer „. . . von besondern Pracht in der Grösse, Tapeten und Meubles.“ 930 sein. Das hier von Friedrich Carl von Moser angeführte Merkmal der Größe wiederum wurde und wird kontrovers diskutiert. Eva-Bettina Krems gibt zu bedenken, dass in einigen Schlössern Raumfolgen, die zum Audienzzimmer führten, durch eine abnehmende Größe der Räume gekennzeichnet seien. Dies sei bedingt durch die von Raum zu Raum abnehmende Anzahl an Personen, die dort verkehren durften. Die Verkleinerung des Raumes könne mit einer Nobilitierung der Personen ein-
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Vgl. Graf, Die Residenz in München, 2002, S. 250. Vgl. Gaehtgens, Thomas W.: Friedrich I., Friedrich Wilhelm I. und Friedrich II. Drei Konzepte der Repräsentation und des herrschaftlichen Wohnens am preußischen Hof. In: Kampmann, Christoph u. a. (Hrsg.): Bourbon – Habsburg – Oranien. Konkurrierende Modelle im dynastischen Europa um 1700. Köln u. a. 2008, S. 129. 926 Vgl. Pozsgai, Martin: Das Audienzzimmer. Eine Studie zu seiner baulichen Lage und Ausstattung in Residenzschlössern (1650–1750). In: Laß, Heiko (Hrsg.): Hof und Medien im Spannungsfeld von dynastischer Tradition und politischer Innovation zwischen 1648 und 1714. Celle und die Residenzen im Heiligen Römischen Reich deutscher Nation (= Rudolstädter Forschungen zur Residenzkultur; 4). München u. a. [2008], S. 160. 927 Vgl. Lietz, Sabine: Das Fenster des Barock. Fenster und Fensterzubehör in der frühneuzeitlichen Profanarchitektur zwischen 1680 und 1780 (= Kunstwissenschaftliche Studien; 54). München 1982, S. 23. 928 Vgl. Selbmann, Rolf: Eine Kulturgeschichte des Fensters von der Antike bis zur Moderne. Berlin 2010, S. 29. 929 Exemplarisch: 31. Dezember 1716 Metternich aus Wien. GStA PK, I. HA, Rep. 1 Nr. 261, Bl. 5v. Sowie: 15. April 1730 Stratemann aus Berlin. Zitiert nach: Wolff 1914, S. 122. 930 Moser, Friderich Carl von, 1761, S. 289. 925
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hergehen – derjenigen, die in diesem dann noch anwesend sein durften.931 Dem scheinbar widersprechend, steht das Verhalten der Hohenzollern gegenüber, die Audienzen von Diplomaten mit hohem Rang keinesfalls in kleinen Räumen abhielten. Hier ist schlichtweg zwischen particulier und publiquen Audienzen zu unterscheiden, deren Ansprüche an das anwesende Publikum gegensätzlich waren. Bezeichnenderweise resümiert Albert Geyer: die einzige monumentale baukünstlerische Leistung des Großen Kurfürsten sei der Bau eines Repräsentationssaals im Berliner Stadtschloss, welcher für den Empfang von Gesandten benötigt worden wäre,932 nachdem der ehemals unter Kurfürst Joachim II. (1505–1571) erbaute Große bzw. Lange Saal unter anderem aufgrund mangelnder Höhe als nicht mehr geeignet eingeschätzt worden war.933 Der um 1680 fertiggestellte Alabastersaal erfüllte die Anforderungen, die an einen Saal für die Repräsentation zeremonieller Ereignisse herangetragen wurden. „. . . ist schön von gemählden al fresco, die Decke von Stucho von Laub und einigen Kinderlein, der Saal hat 4 doppelte Thüren, an seiten stehen pil. mit Nicen, in welchen die Churfürsten von Alabaster stehen.“ 934 Die benannten Doppeltüren „. . . oder Flügel= Thüren nehmen auch ihren Plaz im Ceremoniel ein.935 Ordentlicher weise wird nur ein Flügel aufgemacht; beyde werden aber der Herrschafft und der Familie eröfnet.“ 936 Eine vollkommene Öffnung der Türen937 war demnach eine weitere Gelegenheit, den Diplomaten besondere Ehrbezeugungen einzuräumen.938 Zen931 Vgl. Krems, Eva-Bettina: Die Wittelsbacher und Europa. Kulturtransfer am frühneuzeitlichen Hof (= Studien zur Kunst; 25). Wien u. a. 2012, S. 184. 932 Vgl. Geyer, Albert: Zur Baugeschichte des königl. Schlosses in Berlin. In: Hohenzollern=Jahrbuch 1 (1897), S. 154 f. 933 Vgl. Neugebauer, Wolfgang: Residenz – Verwaltung – Repräsentation. Das Berliner Schloß und seine historische Funktion vom 15. bis 20. Jahrhundert (= Kleine Schriftenreihe der Historischen Kommission zu Berlin; 1). Potsdam 1999, S. 32. 934 Zitiert nach: Lorenz, Hellmut (Hrsg.): Berliner Baukunst der Barockzeit. Die Zeichnungen und Notizen aus dem Reisetagebuch des Architekten Christoph Pitzler (1657–1707). Berlin 1998, S. 32. 935 Zonen, die durch verschlossene und im Zeremoniell zu öffnende Türen ausgezeichnet werden, beginnen erst im Schlossinneren (vgl. Schütte, Ulrich: Stadttor und Hausschwelle. Zur rituellen Bedeutung architektonischer Grenzen in der Frühen Neuzeit. In: Bauer, Markus/Rahn, Thomas (Hrsg.): Die Grenze. Begriff und Inszenierung. Berlin 1997, S. 167). 936 Moser, Friderich Carl, 1761, S. 299. 937 Unter keinen Umständen durfte der Gesandte die Türen selbst öffnen (vgl. Grieser, Helmut: „Dem Busen war mit Fleiß das Oberkleid zu kurz“. „Subtile Frechheit“ und „wohlständiges“ Verhalten im alten Reich der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. In: Stamm-Kuhlmann, Thomas u. a. (Hrsg.): Geschichtsbilder. Festschrift für Michael Salewski zum 65. Geburtstag (= Historische Mitteilungen im Auftrage der Ranke-Gesellschaft; 47). Stuttgart 2003, S. 43). 938 Vgl. Graf, Henriette: Das kaiserliche Zeremoniell und das Repräsentationsappartement im Leopoldinischen Trakt der Wiener Hofburg um 1740. In: Wiener Hofburg. Neue Forschungen. Österreichische Zeitschrift für Kunst und Denkmalpflege 51 (1997), S. 573.
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traler Schmuck des Alabastersaales waren die Herrscherstatuen, beginnend mit Julius Cäsar und Karl dem Großen, Repräsentanten einer imperialen Herrschaftstradition, bevor die Reihe der Hohenzollern mit Markgraf Friedrich I. einsetzte. Daneben ließ deren Material den hohen Anspruch des Saales und seines fürstlichen Auftraggebers erkennen,939 demnach ein geeigneter Raum, um den Gesandten publique und besonders öffentlichkeitswirksame Audienzen zu gewähren. Gleichwohl nicht jedwede Audienz bedurfte einer solch repräsentativen Umgebung. Gesandtenaudienzen konnten zur Zeit des Großen Kurfürsten ebenso in der im zweiten Obergeschoss des im Osten liegenden Spreeflügels des Schlosses befindlichen Zeremonialsuite stattfinden. Friedrich III./I. renovierte und überformte diese nicht nur, vielmehr fügte er ihr weitere Räumlichkeiten hinzu, um diese weiterhin zu nutzen.940 Diese nunmehr sogenannten Paradekammern des Berliner Schlosses können in der Epoche um 1700 als die aufwändigste Baustelle herrschaftlicher Innendekoration in Europa angesehen werden.941 Den Höhepunkt der Enfilade dieser Paradekammern bildete der Rittersaal. Eine erste offizielle Erwähnung und Anwendung im Gesandtschaftszeremoniell erfuhr dieser Saal bei der publiquen Antrittsaudienz des schwedischen Ambassadeurs.942 Vorliegende Quellen lassen es als wahrscheinlich erscheinen, dass er fest eingeplant war für die zukünftigen Audienzen der Botschafter. In seinen Aufzeichnungen bezüglich der Abschiedsaudienz des englischen Ambassadeurs, etikettiert der Oberzeremonienmeister den Rittersaal als den „gewöhnlichen AUDIENTZ=Sall“,943 wenngleich in dem offiziellen Gesandtschaftszeremoniellreglement des Berliner Hofes vom „Sale d’Audience“ 944 gesprochen wird. So verblieb theoretisch die Option, den Audienzort problemlos zu wechseln. Die Auswahl des Rittersaales, in dem sich weitere zeremonielle Großereignisse, wie die Entgegennahme der Huldigung des Adels abspielten und der bereits für Besucher, die das Schloss von außen betrachteten, als der zentrale Raum sichtbar war,945 offenbarte, welche Bedeutung Friedrich III./I. den Audienzen der Ambassadeure zumaß, die er örtlich von
939 Vgl. Hahn, Peter-Michael: Innovation gegen Tradition: Der Berliner Hof in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts. In: Keller, Andreas u. a. (Hrsg.): Theorie und Praxis der Kasualdichtung in der Frühen Neuzeit (= Chloe; 43). Amsterdam u. a. 2010, S. 269. 940 Vgl. Hinterkeuser, Guido: Räume und Zeiten. Die Paradekammern im Berliner Schloss zwischen Barock und Moderne. In: Freunde der Preußischen Schlösser und Gärten e.V. (Hrsg.): Jahresvortrag. Berlin 2014, S. 8 f. 941 Vgl. Gaehtgens 2008, S. 127. 942 Vgl. Ohnmaßgebliches CEREMONIEL welches beÿ des Schwed. AMBAS. von Rosenhaan öffentlichen Einzug und der darauf erfolgten öffentlichen AUDIENTZ OBSERVIRET worden. NLA Hannover Celle Br. 17 Nr. 16/1, Bl. 162v. 943 März 1711 Besser „Ceremonial-Acta“ zitiert nach: Hahn/Kiesant 2009, S. 408. 944 Memoire pour l’Audience d’un Ambassadeur. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8679. 945 Vgl. Gaehtgens 2008, S. 131.
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IV. Elemente des Gesandtschaftszeremoniells
jenen der Envoyés trennte. Der Raum, in dem das Zeremoniell stattfand, wurde so ein Indikator des Rangs der beteiligten Personen.946 Der Soldatenkönig nahm bauliche Ergänzungen im Rittersaal vor, fügte eine Trompeterloge ein947 und schuf wohl anlässlich des Besuches des polnischen Königs 1728 einen weiteren Saal, den Weißen Saal. In diesem wurden die Statuen aus dem mittlerweile aus der Mode gefallenen und kaum mehr verwendeten Alabastersaal positioniert.948 Auffällig ist an dieser Stelle, wenn auch bei der Gestaltung der Innenausstattung stets eine Verbindung zu den Vorgängern erstellt worden war, hatten sowohl Friedrich Wilhelm, Friedrich III./I. als auch Friedrich Wilhelm I. mit ihrem Regierungsantritt und während ihrer Regierungszeit Veränderungen an der Innenausstattung und -bau des Berliner Stadtschlosses vorgenommen. Dies war ein allgemeines europäisches Phänomen. Zu jeder Zeit habe die Persönlichkeit des Herrschers trotz der allgemeinen zeremoniellen Vorgaben den Charakter der Ausstattung wesentlich mitgeprägt, so Brigitte Langer.949 Mochte es bei der Innenausstattung eines Schlosses einen solchen Gestaltungsfreiraum gegeben haben, stellt sich die Frage in welchem Umfange dies für die äußere Schlossgestaltung galt, alldieweil diese von vornherein auf Langlebigkeit ausgerichtet war. Die aktuelle historische Forschung setzt sich intensiv mit der Schlossbaupolitik der Hohenzollern auseinander. Im Fokus stehen hierbei Fragen nach Vorbildern, Vergleiche mit anderen europäischen Dynastien950 sowie Modernisierung und Umbau des Berliner Stadtschlosses.951 Neben diesen spezifischen auf Brandenburg-Preußen bezogenen Überlegungen ist festzuhalten, dass in der Frühen Neuzeit die Architektur als Ausdruck der politischen Klugheit952 und Bauwerke als
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Vgl. Beck, Marina: Macht-Räume Maria Theresias. Funktion und Zeremoniell in ihren Residenzen, Jagd- und Lusthäusern (= Kunstwissenschaftliche Studien; 189). Berlin/München 2017, S. 83. 947 Vgl. Rumpf, Friedrich: Beschreibung der aeussern und innern Merkwürdigkeiten der Königlichen Schlösser in Berlin, Charlottenburg, Schönhausen in und bey Potsdam [. . .]. Berlin 1794, S. 6. 948 Vgl. 22. Mai 1728 Stratemann aus Berlin. Zitiert nach: Wolff 1914, S. 9. Sowie: Hinterkeuser, Räume und Zeiten, 2014, S. 31. 949 Vgl. Langer, Brigitte, 2002, S. 12. 950 Siehe exemplarisch: Kunisch, Johannes: Funktion und Ausbau der kurfürstlichköniglichen Residenzen in Brandenburg-Preußen im Zeitalter des Absolutismus. In: Hahn, Peter-Michael u. a. (Hrsg.): Potsdam. Märkische Kleinstadt – europäische Residenz. Reminiszenzen einer eintausendjährigen Geschichte (= Potsdamer historische Studien; 1). Berlin 1995, S. 61–83. 951 Siehe: Lorenz, Hellmut: „. . . Im Alten Style glücklich widerhergestellet . . .“ Zur repräsentativen Rolle der Tradition in der Barockarchitektur Mitteleuropas. In: Wiener Hofburg. Neue Forschungen. Österreichische Zeitschrift für Kunst und Denkmalpflege 51 (1997), S. 475–483. Sowie: Lorenz, Hellmut: Tradition oder „Moderne“? Überlegungen zur barocken Residenzlandschaft Berlin-Brandenburg. In: Forschungen zur Brandenburgischen und Preußischen Geschichte Neue Folge 8 (1998), S. 1–23.
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Teil einer herrschaftlichen Lebensweise verstanden wurden. Entscheidend war die Wirkung der Bauten – ihr Demonstrationswert. Jedes fürstliche Gebäude war Zeichen landesherrlicher Architektur, und jedes Schloss konnte in entsprechender Weise gelesen werden.953 Obgleich dies ein langwieriger Prozess war, erfuhren diese repräsentativen Bauwerke, laut Stefan Hoppe, aufgrund signifikanter Veränderungen des Zeremoniells, Modifikationen.954 Am Exempel der Treppenanlagen lässt sich dies veranschaulichen. Es ist beileibe kein Zufall, dass nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges die bis dahin dominierenden Wendeltreppen, eine Ablösung durch gradläufige Treppenanlagen erfuhren.955 Den Treppenanlagen wurden vermehrt symbolische Funktionen zugewiesen, die symbolhafte Darstellung des Aufsteigens in eine höhere gesellschaftliche Sphäre.956 Die Treppe war das Erste, was die Besucher eines fürstlichen Bauwerkes sahen. Oft bildeten diese einen architektonischen Höhepunkt des Schlosskomplexes und sollten den Besucher auf das vor ihm liegende Innere des Gebäudes vorbereiten.957 Dessen war sich der Berliner Hof schon früh bewusst. Eine um 1683 verfasste Beschreibung des Berliner bzw. Cöllner Schlosses hob hervor: „Die Treppe des Kurfürsten ist äußerst kunstvoll mit durchbrochener Außenwand gearbeitet, und sie das Schönste, was wir an diesem Hof gesehen haben.“ 958 Dennoch erschien eine Überarbeitung der Treppen952 Siehe: Sturm, Leonhard Christoph: Anweisung/Grosser Herren Palläste starck/bequem/nach den Reguln der ANTIQuen ARCHITECTUR untadelich/und nach dem heutigen GUSTO schön und prächtig anzugeben [. . .]. Augspurg 1728. 953 Vgl. Schütte, Ulrich: Das Fürstenschloß als „Pracht-Gebäude“. In: Unbehaun, Lutz u. a. (Hrsg.): Die Künste und das Schloß in der frühen Neuzeit (= Rudolstädter Forschungen zur Residenzkultur; 1). München/Berlin 1998, S. 20, 24. 954 Vgl. Hoppe, Stephan: Was ist Barock? Architektur und Städtebau Europas 1580– 1770. Darmstadt 2003, S. 76. Wiewohl Felix Arnold zu bedenken gibt, aus der Beziehung zwischen Architektur und Zeremoniell lasse sich folgern, dass die Architektur zwar den Handlungen bestimmte Rahmen setze, nicht aber etwas über die Art der Handlungen aussage. Wäre das Zeremoniell nicht aus textlichen Quellen überliefert, ließe es sich allein anhand der ˘ a ’far ibn ’Alı¯ beim Bauten nicht rekonstruieren (vgl. Arnold, Felix: Der Besuch von G Kalifen in Córdoba – Zeremoniell und architektonischer Rahmen. In: Arnold, Felix u. a. (Hrsg.): Orte der Herrschaft. Charakteristika von antiken Machtzentren (= Menschen – Kulturen – Traditionen. Studien aus den Forschungsclustern des Deutschen Archäologischen Instituts, 3). Leidorf 2012, S. 176). 955 Vgl. Mielke, Friedrich: Handbuch der Treppenkunde. Hannover 1993, S. 114. 956 Vgl. Keller, Harald: Das Treppenhaus im deutschen Schloß- und Klosterbau des Barock. [München 1929], S. 4. Sowie: Meckseper, Cord: Oben und Unten in der Architektur. Zur Entstehung einer abendländischen Raumkategorie. In: Hipp, Hermann/Seidl, Ernst (Hrsg.): Architektur als politische Kultur – Philosophia Practica. Berlin 1996, S. 37. 957 Vgl. Klette, R. (Hrsg.): Die Architectur der Treppen und Treppenhäuser. Halle an der Saale 1875, S. 128. 958 Dodo II. zu Innhausen und Knyphausen zitiert nach: Nöldeke, Ingeborg (Hrsg.): Einmal Emden – Berlin und zurück im Frühjahr 1683 [. . .] (= Schriften des Vereins für die Geschichte Berlins; 64). Berlin 1989, S. 28.
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anlage dem Nachfolger Friedrich Wilhelms notwendig. Rolf Thomas Senn analysiert diese unter Friedrich III./I. umgesetzten Maßnahmen als „Relfex“ des Hohenzollern auf die neuerworbene Krone.959 Guido Hinterkeuser beleuchtet dies intensiver. Das neue „Große Treppenhaus“, entstanden von 1704 bis 1706, sei völlig auf die Prachtentfaltung des Zeremoniells zugeschnitten und am französischen Vorbild der „Escalier des Ambassadeurs“ orientiert,960 demnach ein essentieller Bestandteil des nach der Krönung erfolgten Repräsentationsprogramms gewesen. Die Orientierung am französischen Vorbild, der zur damaligen Zeit bekanntesten und geschätzten Treppenanlage,961 kann als weitere Verdeutlichung der Ansprüche des Hohenzollern, sich in die höchsten europäischen Kreise einzureihen, interpretiert werden. Dies ergänzend stellt Matthias Müller heraus, dass die Konzeption der neuen Treppenanlage der Tradition verpflichtet gewesen sei und auf Fundamenten eines alten repräsentativen Treppenturms aus der Zeit des Kurfürsten Friedrichs II. (1413–1471) platziert worden war. Moderne und Tradition waren bei diesem architektonischen Element gleichsam miteinander vereint. Jener Befund Müllers, nach dem die gradwinklige Treppenführung des neuen barocken Treppenhauses zwar die vormalig korrekte Bezeichnung der Treppenanlage als „Wendelstein“ anachronistisch erscheinen ließ, diese dennoch beibehalten worden sei, da auf diese Weise auf der sprachlichen Ebene die Kontinuität des alten Hauptzugangs in die herrschaftlichen Gemächer gesichert werden konnte,962 ist für das Gesandtschaftszeremoniell nicht haltbar. In dem diesbezüglich offiziellen, nach der Krönung neu formulierten Reglement, wird die Treppe im Gegensatz zu vorhergegangen Jahren eben nicht mehr als „Windelstiege bzw. Windeltreppe“,963 sondern als „Grand Escalier“ 964 bezeichnet. Sprachliche Verweise auf die Zeit vor dem Kronerwerb bzw. auf das kurfürstliche Gesandtschaftszeremoniell wären für die Etablierung eines königlichen Gesandtschaftszeremoniells hinderlich ge959 Vgl. Senn, Rolf Thomas: Sophipolis. Die Begründung Charlottenburgs 1694– 1701 als „Theatrum repraesentationis“. In: Zeitschrift für Kunstgeschichte 63 (2000), S. 39. 960 Vgl. Hinterkeuser, Guido: Zwischen Aneignung und Erneuerung. Die Wohn- und Paradeappartements des ersten preußischen Königs Friedrich I. im Berliner Schloss. In: Zeremoniell und Raum im Schlossbau des 17. und 18. Jahrhunderts [. . .] (= Tholos. Kunsthistorische Studien; 7). Münster 2014, S. 72. 961 Vgl. Mertens, Melanie: Berliner Barockpaläste. Die Entstehung eines Bautyps in der Zeit der ersten preußischen Könige (= Berliner Schriften zur Kunst; 14). Berlin 2003, S. 244 f. 962 Vgl. Müller, Matthias: Das Mittelalter hinter barocker Maske. Zur Visualisierung architektonischer Tradition in den Residenzbauten der Hohenzollern und Wettiner. In: Hahn, Stephanie/Sprenger, Michael H. (Hrsg.): Herrschaft – Architektur – Raum [. . .] (= Schriften zur Residenzkultur; 4). Berlin 2008, S. 142. 963 Vgl. 9. Januar/28. Februar 1692. Reglement. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8668. 964 Vgl. Memoire pour l’Audience d’un Ambassadeur. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8679.
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wesen. Die am Berliner Hofe anwesenden Gesandten übernahmen recht bald in ihren Relationen den von Brandenburg-Preußen genutzten Terminus der „Großen Treppe“.965 Treppen wurden von diplomatischen Vertretern nie als eine architektonische Größe beschrieben, sondern stets als Schauplatz eines beginnenden Zeremoniells.966 Dies ist damit begründbar, dass während eines zeremoniellen Empfangs an der Treppe der Gesandte, der innerhalb des Zeremoniells einen Weg beschritt, nicht ausscheren, stehenbleiben oder länger verweilen konnte. Eine inhaltliche Erschließung des Ausstattungsprogramms oder dessen umfängliche Wahrnehmung konnte in diesem Rahmen nicht geleistet werden.967 Dies wurde von den Gesandten keinesfalls erwartet, sie sollten an ihre Heimathöfe lediglich das übermitteln, was zeremonielltechnischen Informationswert besaß. Daher gab ausnahmslos jedwede Relation eines Gesandten, der über seine Aufholung zur Audienz und den Empfang an der Treppe berichtete, wieder, welche Personen des gastgebenden Hofes ihn auf welcher Treppenstufe erwartet hatten, wie weit diese ihm entgegengekommen waren, um gegebenenfalls einige Stufen gemeinsam mit ihm hinaufzusteigen. Deutliche Nuancierungen der dem Gesandten zugeordneten Rangstellung sowie zwischen den diplomatischen Vertretern waren so möglich. Hinzukommend führt dies vor Augen, inwiefern Architektur und Zeremoniell einander bedingten, denn die Treppe musste breit genug konzipiert werden, dass zwei Personen, die als gleichrangig angesehen wurden, problemlos nebeneinander hinaufsteigen konnten und keiner gezwungen war, hinter dem anderen herzugehen.968 Die Breite einer Treppe spiegelte die persönlichen und gesellschaftlichen Ansprüche des Schlossherren wider,969 da deren großzügige Gestaltung mit beachtlichen Kosten verbunden war. Gezielt präsentierte Friedrich III./I. diese Eigenschaft der neuen Treppenanlage des Berliner Schlosses der höfischen Öffentlichkeit beim Empfang der Botschafter, indem er auf beiden Seiten der Treppe Soldaten der Schweizer Garde positionierte.970 Dies war vor der Neugestaltung der Treppenanlage kaum realisierbar gewesen, wie dem Schreiben des hannoverschen Gesandten Ilten zu entnehmen ist: „Von der mitte der treppe an, [. . .] stunden die Schweitzer die treppe hinauff biß an dem Schweitzer Sahl, nur auff einer seiten RANGIRET, weilen es eine Windeltreppe, 965 Exemplarisch: 10. September 1708 Bachoff aus Berlin. NLA WOL 2 Alt 4437, Bl. 19r. 966 Vgl. Karner 2009, S. 57. 967 Vgl. Karlsen, Anja: Das mitteleuropäische Treppenhaus des 17. und 18. Jahrhunderts als Schaubühne repräsentativer Inszenierung. Architektur, künstlerische Ausstattung und Rezeption. Petersberg 2016, S. 354. 968 Vgl. Foerster, Rolf Hellmut: Das Barock-Schloß. Geschichte und Architektur. Köln 1981, S. 94. 969 Vgl. Mielke 1993, S. 40. 970 Vgl. Memoire pour l’Audience d’un Ambassadeur. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8679.
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und also nicht auf beiden seiten zu stehen ist.“ 971 Die Positionierung der Schweizer Garde auf der Treppe war nicht nur ein Mittel, militärische Potenz und Reichtum offen zu legen, sondern eine weitere Option, die den Gesandten zugebilligten Ehrbezeugungen zu variieren. Obzwar bereits beim Empfang an der Treppe eine Abstufung der gesandtschaftlichen Ränge erfolgen konnte, könne man nicht von einem eigenen Treppenhauszeremoniell sprechen, so Wilfried Hansmann. Empfänge hätten ebenso an Orten stattfinden können, an denen es keine Treppen gab, und es wäre nicht allein die Aufgabe des Treppenhauses, eine Rangfolge darzustellen – hierzu habe die gesamte Hauptraumfolge gedient.972 Fürwahr sei eine Korrelation zwischen der Distribution einer Raumfolge eines Schlosses und dem Zeremoniell wahrnehmbar, erläutert Ulrich Schütte. Bei einer publiquen Audienz sei die zeremonielle Handlung zielgerichtet, ihr Fixpunkt im Audienzsaal zu finden.973 Der klassische Zeremoniellweg dorthin sei in seiner Reihenfolge in der theoretischen Literatur festgeschrieben, auf das Treppenhaus würden Gardesaal, zwei Vorzimmer, das Audienzgemach, Schlafzimmer und ein kleineres Kabinett folgen.974 Eine Betrachtung vorliegender Gesandtschaftszeremoniellreglements erlaubt die Bestätigung dieser in der Theorie festgeschriebenen Reihenfolge. Hierbei war es vordergründig nicht von Belang, welchen Rang ein Hof in der europäischen Mächtehierarchie innehatte,975 obzwar die Benen971
2./12. November 1697 Ilten aus Berlin. NLA Hannover Br. 20 Nr. 242/1, Bl. 35v. Vgl. Hansmann 1972, S. 14. 973 Vgl. Schütte, Ulrich: Höfisches Zeremoniell und sakraler Kult in der Architektur des 17. und 18. Jahrhunderts. Ansätze zu einem strukturellen Vergleich. In: Berns, Jörg Jochen/Rahn, Thomas (Hrsg.): Zeremoniell als höfische Ästhetik in Spätmittelalter und Früher Neuzeit (= Studien und Dokumente zur deutschen Literatur und Kultur im europäischen Kontext; 25). Tübingen 1995, S. 416. 974 Vgl. Druffner, Frank: Gehen und Sehen bei Hofe. Weg- und Blickführungen im Barockschloß. In: Bußmann, Klaus u. a. (Hrsg.): Johann Conrad Schlaun 1695–1773. Architektur des Spätbarock in Europa. Stuttgart 1995, S. 544. Im Folgenden wird der Fokus der Betrachtung auf die Räumlichkeiten des Herrschers gelegt. Doch auch die Herrschergattin verfügte über entsprechende Raumfolgen, die der Gesandte zu durchschreiten hatte. (Weiterführend: Konter, Erich: Deutsche Residenzen. Zur Sozialgeschichte der Repräsentation herrschaftlicher Ansprüche. Berlin 2011. Sowie: Bojcov, Michail A: „Das Frauenzimmer“ oder „die Frau bei Hofe“? In: Hirschbiegel, Jan/Paravicini, Werner (Hrsg.): Das Frauenzimmer. Die Frau bei Hofe in Spätmittelalter und früher Neuzeit [. . .] (= Residenzenforschung; 11). Stuttgart 2000, S. 327– 337. Sowie: Oßwald-Bargende, Sybille: Der Raum an seiner Seite. Ein Beitrag zur Geschlechtertopographie der barocken Höfe am Beispiel von Schloß Ludwigsburg. In: Hirschbiegel, Jan/Paravicini, Werner (Hrsg.): Das Frauenzimmer. Die Frau bei Hofe in Spätmittelalter und früher Neuzeit [. . .] (= Residenzenforschung; 11). Stuttgart 2000, S. 205–231.) 975 Exemplarisch: Protocollum Particulare das Ceremoniel betr. LASA, DE, Z 44, Abteilung Dessau, B 3c Nr. 2 Bd. III. Sowie: Braunschweig-Wolfenbüttel: Nachricht Wie die Gesandten beÿ des in Gott ruhenden Herren Hertzog Anthon Ulrichs Durch. Regierung, auffgeholet worden. NLA WOL 2 Alt 4435. Sowie: Bayern: Nota zur Unterkunft eines Kaiserlichen, königlichen oder Churfürstlichen Gesandtens zweÿten Ranges an dem Churf. Pfalz.Bajri. Hofe zu München. BayHStA Kasten Schwarz. Nr. 11817. 972
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nung der Räumlichkeiten variierte. Ebenfalls variabel gestaltete sich die Anzahl der Vorzimmer. „Die Anzahl der Vorgemächer wird nach der Hoheit der Fürsten insgemein eingetheilet, jedoch pfleget ein Fürst deren insgemein drey, ein Churfürst viere, und mehrere, ein König aber eine gesechste Anzahl [. . .] zu haben.“ 976 Zwar lässt sich diese exakte von Johann Ehrenfried Zschackwitz getätigte Raumanzahl, in der Praxis nicht nachweisen, wohl aber deren Verwendung als Gradanzeige für Rang und Ansehen des jeweiligen Potentaten. Die im Zuge der Rangerhöhung vorgenommenen baulichen Modifikationen Friedrichs III./I., etwa die Erweiterung der Zeremoniellsuite des Großen Kurfürsten bzw. die 1702/1703 fertiggestellten Paradekammern, wurden umgehend in das brandenburgisch-preußische Gesandtschaftszeremoniell einbezogen. Der Weg zum Audienzgemach wurde durch diese neuen Räume verlängert, diese räumliche Streckung vermittelte eine doppeldeutige Botschaft: Sie konnte als gesteigerte Ehre gegenüber den Gesandten, aber auch als gesteigerte Distanzierung zum König empfunden werden.977 Teilweise wurden einige der neuen Räumlichkeiten lediglich durchschritten, andere Räume verfügten über entsprechende Funktionen. Der fest im Zeremonialweg verankerte sogenannte Gardesaal oder Sale des Gardes, den ein Gesandter an fast ausnahmslos jedem europäischen Hof betrat, nachdem er die Ehrentreppe überwunden hatte, war nicht nur der Beginn des geschützten Bereichs der Residenz, sondern der Ort, an dem die Schlossgarden positioniert wurden. Nicht nur Soldaten, sondern ebenso zahlreiche Hofbedienstete galt es auf dem Weg des Gesandten zum Fürsten zu platzieren. Im brandenburgischen Reglement von 1680 war diesbezüglich bestimmt: „Die Churfürstliche PAGEN, TROMPETTER, LAqueÿen stehen alle in anderen Vorgemach in der Ordnung, In der Taffelstube aber seind alle übrige Herrn Rähte, CAVALLIERS, frembde und Einheimische welche den ACTUI zusehen.“ 978 Je näher der Diplomat dem Herrscher kam, desto höher war der Rang, der in den Räumen zu dem jeweiligen Hofe gehörenden anwesenden Personen. Dabei konnten Charge und Raum korrelieren – exemplarisch belegbar ist dies unter Zuhilfenahme Bessers Überlegungen zur publiquen Abschiedsaudienz des englischen Ambassadeurs 1711: „. . . es sich nicht schicket, daß der OberMarschalck dem AMBR. in die erste ANTICHAMBRE, alwo die PAGEN stehen, entgegen komme.“ 979 Der Sowie: Kurpfalz: ChurPfälzisches CEREMONIEL [. . .] Königl. Envoyés Extraordinaires 16.12.1723. SächsHStA Dresden, 10008 Zeremonienmeister, Sekt. 01, Nr. 01, Bl. 32r/v. Sowie: Dänemark: Traduction du Memoire pour l’Audience de Monsieur l’Envoyé de Viereck. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 1440. 976 Zschackwitz 1735, S. 588. 977 Vgl. Stollberg-Rilinger, Das Berliner Stadtschloss, 2012, S. 37. 978 1680 Zeremoniellabsprache. SächsHStA Dresden, 10024 Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Loc. 08265/15, Bl. 32r. 979 März 1711 Besser „Ceremonial-Acta“ zitiert nach: Hahn/Kiesant 2009, S. 411.
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IV. Elemente des Gesandtschaftszeremoniells
Regulierung des Zutritts zu bestimmten Gemächern waren hinzukommend die den Gesandten begleitenden Personen unterworfen980 sowie in einigen Fällen die Gesandten selbst. Als im Oktober 1706 der Kopenhagener Hof verfügte, dass die Gesandtschaftssekretäre nicht mehr in das Audienzgemach des Königs eintreten sollten, wurde der brandenburgisch-preußische Gesandtschaftssekretär zunächst instruiert, sich unabhängig davon, wie diese letztlich lauten würden, den Forderungen der anderen königlichen Sekretäre anzuschließen, um eine Separation Brandenburg-Preußens zu vermeiden.981 Man maß der Parifikation des jungen Königreichs mit jenen anderer Mächte größere Priorität zu als einem möglichen Ehrverlust durch diese Modifikation. Eine dem gleich ausgerichtete Vorgehensweise war bereits bei Friedrich Wilhelm beobachtbar gewesen. Im Frühjahr 1688 kam das Gerücht auf, den fürstlichen Envoyés werde zukünftig der Zutritt in die zweite kaiserliche Antichambre eingeräumt werden, den kurfürstlichen Residenten jedoch keinesfalls. Sollte sich dies als wahr erweisen, so sollte der brandenburgisch-preußische Gesandte gemeinsam mit anderen am Wiener Hofe anwesenden Gesandten begehren: „. . . entweder in gedachte ANTICHAMBRE auch gelaßen, oder im fall Euch solches verweigert werden sollen die Fürstlichen ENVOYÉS ebenfals in dieselbe weiter nicht verstattet werden mögen.“ 982 Bis zu diesem Zeitpunkt hatte der Berliner Hof die vom Wiener Hof 1666 erlassene Kammerzutritts-Ordnung983 vorbehaltlos akzeptiert. Da nun die Gefahr einer Abwertung gegenüber den Fürsten, die Schaffung eines Argumentes gegen die kurfürstliche Präeminenz bestand, galt es zu agieren und Anliegen zu formulieren. Ein weiteres Vordringen in der Raumfolge wurde den kurfürstlichen Residenten nicht gestattet. Obwohl beim Herrscherwechsel in der Habsburgerdynastie, die Zugangsregularien gelockert wurden, der Kreis der Personen, die den Zutritt zum Appartement des Kaisers erhielten, sich vermehrt und die inneren Räume984 sich weiter geöffnet hatten, sah die Kammerordnung des Wiener Hofes vom 26. Oktober 1715 nach wie vor ein Verweilen der könig980 Vgl. März 1711 Besser „Ceremonial-Acta“ zitiert nach: Hahn/Kiesant 2009, S. 410. 981 Vgl. 11. Oktober 1706 an Sölle nach Kopenhagen. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8766. 982 25. Februar/6. März 1688 an N. B. Danckelman in Wien. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8685. 983 Vgl. Karner 2009, S. 64. 984 Innere Gemächer hießen die zum persönlichen Gebrauch des Herrschers bestimmten Räume. Die äußeren Gemächer lagen räumlich davor bzw. außen herum. Sie dienten einer großen Bandbreite an Nutzungen, die auch die rangniedrigere Öffentlichkeit einschlossen (vgl. Kurdiovsky, Richard: Zeremonielle Räume in der Wiener Hofburg unter Kaiser Joseph. Zur Nutzung und Nichtnutzung architektonischer Inszenierungsmöglichkeiten an der Staatsspitze. In: Blume, Hermann u. a. (Hrsg.): Inszenierung und Gedächtnis. Soziokulturelle und ästhetische Praxis. Bielefeld 2014, S. 195).
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lichen und kurfürstlichen Residenten in der zweiten Antecamera vor.985 Obgleich dies bekannt war, finden sich weiterhin Beschwerden brandenburgisch-preußischer Gesandter über diesen Sachverhalt.986 Zwar hätte dies problemlos behoben werden können, indem der Gesandtenrang vom Residenten zum Envoyé erhöht worden wäre. Da die Sendung von Residenten eine wohldurchdachte Entscheidung Berlins gewesen war, war dies keine Lösung. 1710 brachte der brandenburgisch-preußische Resident Bartholdi aus diesem Grunde den Vorschlag ein, ihm den Titel eines Geheimen Rates zu verleihen, auf welchen er sich berufen könne, um so die Problematik zu umgehen, denn den Geheimen Räten wurde ein wesentlich freizügigerer Zugang zu den kaiserlichen Gemächern zugebilligt.987 Sicherlich war diese Argumentation Bartholdis keinesfalls uneigennützig – der Erwerb eines solchen Titels für ihn durchaus lohnenswert. Zugleich sprach der Gesandte in seinem Bericht an den Berliner Hof den schwerwiegendsten Aspekt an: „. . . daß auch des Kleinsten Fürsten ENVOYÉ in des Kaÿsers innersten ANTICHAMBRE hinein treten, und aldort mit denen Kaÿserlichen MINISTRIS täglich CONFERIren dörffen, die Königlichen und ChurFürstlichen RESIDENTEN aber, müsten in der äußersten ANTICHAMBRE [. . .] warten, bis Sie etwa mit einem Kaÿserlichen MINISTRO im hinausgehen EN PASSANT sprechen können [. . .] maßen Sie mit vielem zeitverlust und öffters gar umsonst, sich so lange darin gedulden müßen bis eines gefürsteten ABTS ENVOYÉ [. . .], mit denen Kaÿserlichen MINISTRIS Seine dinge abgethan, so daß derselbe geduld entwan der erschöpffet, oder die Morgen Stunden, die zu denen AUDIENTZien allein gewidmet verstrichen seÿnd.“ 988 In dieser Situation war die Zugangsbegrenzung nicht allein mit einer Verminderung der Ehrbezeugungen verbunden, sondern hatte der Gesandtenrang direkten Einfluss auf den Erfolg der politischen Geschäfte. Hinter einer solchen Beschränkung konnten demnach ebenfalls pragmatische Überlegungen stehen, eine Selektion bzw. Reduzierung der Anliegen wurde erreicht. Während der Kaiserhof eine Zutrittsbeschränkung aufgrund des jeweiligen Ranges der Gesandten vornahm, entschied sich der Londoner Hof 1727 für eine andere Variante. Weil dessen generelle Zutrittsregulierungen überaus streng waren, 985 Vgl. Pangerl, Irmgard: „Höfische Öffentlichkeit“ Fragen des Kammerzutritts und der räumlichen Repräsentation am Wiener Hof. In: Pangerl, Irmgard u. a. (Hrsg.): Der Wiener Hof im Spiegel der Zeremonialprotokolle (1652–1800) Eine Annäherung (= Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte; 47/Forschungen zur Landeskunde von Niederösterreich; 31). Innsbruck u. a. 2007, S. 262, 266. 986 Exemplarisch: 23. März 1720 Cannegiesser aus Wien. GStA PK, I. HA, Rep. 1 Nr. 286, Bl. 11v–12r. 987 Vgl. 30. März 1710 F. H. Bartholdi aus Wien. GStA PK, I. HA, Rep. 1 Nr. 227, Bl. 119v–122v. Dies war insofern problematisch, als dass der Rang eines Geheimen Rates als zu hoch für den Residentenposten bewertet werden konnte (vgl. 10. Januar 1692 N. B. Danckelman aus Wien. GStA PK, I. HA, Rep. 1 Nr. 125, Bl. 32r/v). 988 30. März 1710 F. H. Bartholdi aus Wien. GStA PK, I. HA, Rep. 1 Nr. 227, Bl. 120v–122r.
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IV. Elemente des Gesandtschaftszeremoniells
lockerte man diese an einem einzelnen Wochentag, an welchem sämtliche Gesandte die innerste Vorkammer des englischen Königs betreten durften.989 1661 hatte auch der brandenburgische Kurfürst ein Reglement über den Zutritt zu den Gemächern erlassen. Da seit dem Krieg die Unsitte eingereist sei, dass ein Jedweder der wolle die kurfürstlichen Gemächer betreten würde, wolle man dies kontrollieren – ein Zutritt sei nun nur noch nach erfolgter Anmeldung möglich. Auf diese Weise könne des Weiteren sichergestellt werden, dass insbesondere bei geheimen Audienzen die Zuhörerschaft auf die dies betreffenden Personen eingegrenzt werde.990 Bei seinem Regierungsantritt 1688 bestätigte Friedrich III./I. dies und befahl: „. . . Gesandten und Abgeschickten MINISTRIS öffentliche AUDIENTZ im innerst dero gemächer, ertheilen, Jeder nach seiner bedienung, auch nach gelegenheit deß ohrts und anwehsenheit vornehmer frembden sich bezeigen sollen damit daß Gemach nicht zu sehr erfüllet, und ungeziemender TUMULT und Unordnung nicht erreget werde.“ 991 Anfang des Jahres 1692 erfuhr dieser Erlass eine umfängliche Spezifizierung. Räumlichkeiten und Personen wurden explizit benannt, eine Unterscheidung, die auf dem Rang der Gesandten beruhte, erfolgte nicht.992 Dies Reglement betraf, wie ebenfalls die Kammerordnungen des Kaiserhofes, nicht die öffentlichen bzw. publiquen Audienzen, sondern jene Audienzen und Konferenzen, die zum alltäglichen diplomatischen Geschäft gehörten. Diese Formen der Zusammenkunft, die weitestgehend ohne Zeremonien auskamen, ließen den Gesandten mithin einen Raum weiter gelangen als bei offiziellen Audienzen,993 denn eine zeremonielle Hierarchisierung durch die Komponente des Raumes war in diesem Fall nicht erwünscht. Freilich waren an einigen europäischen Höfen sichtbare Rangabstufungen durch Zugangsregulierungen bereits vor Betreten des Schlossgebäudes üblich, 989 Vgl. 11./22. August 1727 Wallenrodt aus London. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 1949. 990 Vgl. 1661. Reglement Zutritt der Gemächer. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8669. Weiterführend zur Thematik: Geheimnis: Jucker, Michael: Geheimnis und Geheimpolitik. Methodische und kommunikative Aspekte zur Diplomatie des Spätmittelalters. In: Jörg, Christian/Jucker, Michael (Hrsg.): Spezialisierung und Professionalisierung. Träger und Foren städtischer Außenpolitik während des späten Mittelalters und der frühen Neuzeit (= Trierer Beiträge zu den historischen Kulturwissenschaften; 1). Wiesbaden 2010, S. 65–93. Sowie: Wenzel, Horst: Repräsentation und Secretum. Geheimnisträger im Spannungsfeld von Mündlichkeit und Schriftlichkeit. In: Engel, Gisela/Rang, Brita/Reichert, Klaus/Wunder, Heide (Hrsg.): Das Geheimnis am Beginn der europäischen Moderne (= Zeitsprünge. Forschungen zur Frühen Neuzeit; 6). Frankfurt am Main 2002, S. 61–71. 991 9. Mai 1688. Reglement wegen den Kutschen und Churfürstlichen Gemächern. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8669. 992 Vgl. 29. Januar 1692. Reglement wie es hinführo mit betretung der Churfürstlichen Gemächer soll gehalten werden, wer in ein und das andere Gemach gehen und auß demselben bleiben soll. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8669. 993 Vgl. Hinterkeuser, Zwischen Aneignung und Erneuerung, 2014, S. 74 f.
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dies betraf die Einfahrt der Gesandtenkarossen in den innersten Schlosshof, für die sich keine allgemeingültige europäische Richtlinie erkennen lässt. Dementsprechend unpräzise zu formulieren, sieht sich Zeremonielwissenschaftler Rohr gezwungen: „Es wird entweder in besondern Reglements, oder auch durch die blosse Observanz ausgemacht, welchen erlaubt seyn soll, in den innern Schloß= Platz zu fahren.“ 994 Der Berliner Hof zeichnete sich im gesamten Untersuchungszeitraum in diesem Aspekt durch eine recht offene Freigabe der Zufahrt in den innersten Schlosshof aus. Kurfürst Friedrich Wilhelm nahm diesbezüglich keinerlei Einschränkungen vor; Gesandten jedweden Ranges ward es gestattet, mit ihren Karossen in den inneren Schlosshof einzufahren. Freilich schloss dies keineswegs das die Gesandten eskortierende Personal ein. Am Berliner Hofe hielten deren Kutschen im äußeren Schlosshof und die Kavaliere liefen von dort in den inneren Schlosshof hinein.995 Anlässlich der publiquen Audienz des englischen Ambassadeurs Raby 1706 wurde dessen Anliegen, seine Pagen in den innersten Schlosshof einreiten zu lassen, abschlägig beschieden: „. . . weilen selbst unsere cavaliers, geschweige dennoch pagen, vor dem innersten SchloßPlatz absteigen müssen.“ 996 Berlin war verständlicherweise nicht gewillt, eine Unterscheidung zwischen den Pagen des Gesandten und jenen des Königs vorzunehmen. Dahingegen war in Brandenburg-Preußen der freie Zugang für die Gesandten zum inneren Schlossplatz nicht nur beim Regierungswechsel 1688, kurz nach seinem Regierungsantritt hatte Friedrich III./I. dies gesondert vom üblichen Gesandtschaftszeremoniellreglement offiziell formuliert,997 sondern sogar bei der nach dem Kronerwerb erfolgten Modifizierung des Gesandtschaftszeremoniells beibehalten worden. Obgleich man sich bei der generellen Erstellung des Gesandtschaftszeremoniellreglements an den nordischen Höfen, insbesondere dem dänischen, der eine Einfahrt der Envoyés in den innersten Schlosshof rigoros ausschloss, orientierte, blieb diese Regulierung bestehen. Ungeachtet dessen, dass dem brandenburgisch-preußischen Gesandten Viereck am Kopenhagener Hof die Zufahrt in den innersten Hof des Residenzschlosses verwehrt wurde, gewährte Berlin dem dänischen Gesandten Ahlefeldt 1703 die Einfahrt in den innersten Hof des Berliner Schlosses. Der Oberzeremonienmeister Besser begründete diese Entscheidung umfänglich: „. . . weilen die meysten Höfe alß der Kaiser, Franck994
Rohr 1733, S. 70. Exemplarisch: CEREMONIALE, Welches zwischen Sr. Churf. Dh. zu Brandenburg und Chur=Sachsen verglichen worden. NLA Hannover Cal. Br. 11 Nr. 1194. Saßen die Kavaliere in der Kutsche des Gesandten erlaubten einige Höfe, dass diese bei der Einfahrt in der Gesandtenkutsche verblieben (vgl. 4. Juli 1727. PRO MEMORIA dem König. Pohlnischen, und Curfürst. Sächs. Herrn Geheimen KriegsRath von Beßer. SächsHStA Dresden, 10006 Oberhofmarschallamt, E Nr. 1, Bl. 77r–78r). 996 April 1706 Besser „Ceremonial-Acta“ zitiert nach: Hahn/Kiesant 2009, S. 281. 997 Vgl. 9. Mai 1688. Reglement wegen den Kutschen und Churf. Gemächern. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8669. 995
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IV. Elemente des Gesandtschaftszeremoniells
reich, Schweden, Pohlen und andere die ENVOYÉS hereinfahren lassen, so Se. Myt. sich lieber diesen Höfen conformiren wollen, damit man dadurch den Vergleich in dem Haubtwercke des Ceremoniels destomehr facilifirte [. . .] Weilen die ENVOYÉS bey Uns schon in POSSESSION sind mit der Königlichen Kutsche in dem Schloß Platz zu fahren, und dannenhero sonderlich die Jenigen Potentaten, die unsere ENVOYÉS bey Ihnen hereinfahren lassen, solche POSSESSION ihren MINISTRIS entweder mit all nicht würden nehmen lassen, oder wofern Sie ja es thäten, alß dann auch an ihren Höfe unsere MINISTRIS nicht würden hereinfahren lassen, an stat daß alle andere MINISTRI solcher Ehre geniessen und die unßrigen die Eintzigen seyn würden, die nicht hereinführen.“ 998 Alldieweil ein Großteil der anderen europäischen königlichen Höfe die Einfahrt der Gesandten in den Schlossinnenhof erlaubte, wurde diese nicht als ein essentielles Element eines königlichen Gesandtschaftszeremoniells interpretiert und es erschien Brandenburg-Preußen praktikabler, sich dieser Gepflogenheit anzupassen. In dieser Situation versprach die Beibehaltung des alten Herkommens gewinnbringender zu sein. Tatsächlich war die von Besser aufgestellte Behauptung, dass eine Änderung des diesbezüglichen üblichen Vorgehens zu Protesten und entsprechenden Gegenreaktionen der am Hofe anwesenden Gesandten führen würde, eindrücklich durch den um 1698 unternommenen Versuch des schwedischen Hofes, das Anrecht der Einfahrt in den innersten Schlosshof auf die Gesandten des ersten Ranges beschränken zu wollen, belegt worden. Schweden argumentierte damals, dass man sich wegen des sehr beschränkten Platzangebotes zu diesem Schritt entschieden habe, bemühte sich dies als organisatorische Notwendigkeit und eben nicht als Veränderung zeremonieller Bestimmungen, die mit Rangaufwertungen bzw. -abwertungen verbunden waren, darzustellen. Dohna, der brandenburgisch-preußische Gesandte, der zu jener Zeit in Schweden weilte, sah als wesentlich wahrscheinlicher für diese Entscheidung den Wunsch Stockholms an, eine Anpassung des Gebrauchs an den des dänischen und französischen Hof vornehmen zu wollen.999 Er benennt damit eine der zentralen Ursachen für Modifikationen des Gesandtschaftszeremoniells, die im seltensten Falle von den Höfen selbst geäußert wurde. Etliche Monate später berichtet Dohna, er habe das Gerücht vernommen, nach dem der französische Ambassadeur derjenige gewesen wäre, der den Stockholmer Hof zu dieser Entscheidung bewogen hätte. Der Franzose habe geäußert, man würde: „. . . Mittel finden, daß die MINIST: DU SECOND: ET TROISIEME ORDRE nicht in den Burg= Platz gelassen würden; so würden Sie Sich des Hoffes enthalten, und also der AMBASSADEUR mehr freyheit haben allein umb Ihr Konigliche Maÿestät 998 1703 Besser „Ceremonial-Acta“ zitiert nach: Hahn/Kiesant 2009, S. 159. Sowie: SächsHStA Dresden, 10024 Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Loc. 08234/03. 999 Vgl. 8. Januar 1698 Dohna aus Stockholm. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 9370.
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zu seyen.“ 1000 Unterstützung habe er bei den französischfreundlich gesinnten Ministern erfahren, welche die übermäßige großzügige Gewährung von Ehrenbezeugungen an die Gesandten des zweiten Ranges des schwedischen Hofes im Vergleich zu anderen Höfen kritisierten. Unabhängig vom Wahrheitsgehalt dieser Mutmaßungen verdeutlicht dies, dass das Gesandtschaftszeremoniell ein politisches Mittel war, welches in einigen Fällen über seine ursprüngliche Zielstellung hinweg wirksam war und Veränderungen ebenso von Gesandten forciert wurden. Dohna indes musste entscheiden, wie er stellvertretend für den brandenburgischen Kurfürsten auf die veränderten Gegebenheiten reagieren wollte. Eine Ausweichmöglichkeit wurde Dohna vom schwedischen Großkanzler aufgezeigt. Dieser riet ihm, sich der Kutsche eines Bekannten zu bedienen, weil man ihm alsdann nicht vorwerfen könne, er wäre mit seiner Kutsche in den Burgplatz gefahren.1001 Der Berliner Hof hingegen erteilte Dohna, die das Handeln Brandenburg-Preußens stets bestimmende und grundlegende Anweisung, sich nach den anderen dort anwesenden königlichen Envoyés zu richten. Würden diese die Beschränkung der Einfahrtsregulierung akzeptieren, könne Dohna dies ebenfalls tun.1002 Demgegenüber weitaus weniger gewillt dies hinzunehmen, war der kaiserliche Hof, der dem schwedischen Gesandten in Wien zu verstehen gab, man werde, wenn Schweden weiterhin auf eine Zufahrtsbeschränkung bestehe, eine eben solche explizit für die schwedischen Gesandten in Wien einführen,1003 obgleich für gewöhnlich den Gesandten am Wiener Hof die Zufahrt in den innersten Burghof eingeräumt werde.1004 Letztlich gab Stockholm nach, nahm die Forderungen zurück,1005 wenngleich der schwedische Gesandte in Wien erklärte, dieses Reglement sei ein „Interims Werk“, „. . . welches so bald Ihre Königliche Maÿtestät den kleinen Pallast den Sie Jetzo bewohnen verlaßen CESSIren und auffhören würde.“ 1006 1697 war in Folge eines Brandes die Stockholmer Residenz fast vollständig zerstört worden, der schwedische Hof hatte ein Ausweichquartier aufsuchen müssen, welches, schenkt man den Worten des schwedischen Gesandten Glauben, in diesem Punkt nicht den zeremoniellen Ansprüchen genügte. 1000 13. August 1698 Dohna aus Stockholm. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 9372. 1001 Vgl. 8. Januar 1698 Dohna aus Stockholm. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 9370. 1002 Vgl. 30. Januar 1698 an Dohna in Stockholm. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 9370. 1003 Vgl. 21./31. Mai 1698 C. F. Bartholdi aus Wien. GStA PK, I. HA, Rep. 1 Nr. 165. 1004 Vgl. Erlass vom Kaiser vom 17. November [?] 1693. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8685. 1005 Vgl. 16. Juni 1698 Friedrich III./I. an Dohna nach Stockholm. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 9371. 1006 21./31. Mai 1698 C. F. Bartholdi aus Wien. GStA PK, I. HA, Rep. 1 Nr. 165.
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IV. Elemente des Gesandtschaftszeremoniells
Dass Audienzen aufgrund von solchen Widrigkeiten nicht in der Hauptresidenz des Landesherren durchführbar waren, war zwar die Ausnahme, das Erteilen von Audienzen in Nebenresidenzen deshalb nicht unbedingt ein außergewöhnliches Ereignis. Ein Landesherr verblieb keineswegs das ganze Jahr über in seiner Residenz, in seinem Hauptschloss; vielmehr wechselte er, politischen, repräsentativen und ebenso persönlichen Interessen geschuldet, beständig seinen Aufenthaltsort. In ihrer Dissertation hat Ines Elsner erarbeitet, dass Lustschlösser und Gartenanlagen Friedrichs III./I. nicht an unerschlossenen oder entlegenen Orten gegründet worden waren, sondern in der Mehrzahl in Städten und Amtssitzen, in Zentren der landesherrlichen Verwaltung – dort konnten Regierungsaufgaben ausgeführt werden.1007 Ein weiterer Aspekt sollte bei der Betrachtung des Reisemotivs nicht außer Acht gelassen werden, durch Reisen konnte eine Omnipräsenz des Herrschers symbolisiert werden, denn auf den Wegen rund um die Residenz war der königliche Tross für alle Bevölkerungsschichten sichtbar.1008 Zugleich konnte der Monarch sich auf diese Weise der breiteren höfischen Öffentlichkeit entziehen und eine Fokussierung auf einen engen Kreis weniger ausgewählter Höflinge vornehmen.1009 Durften Gesandte den Fürsten auf seinen Reisen begleiten, galt dies als Vorzug und war dieses „. . . nicht nur ein Kennzeichen, daß beyderseits Höfe gar gut mit einander stehen, sondern es zeigt auch eine persönliche Achtung und Wohlwollen gegen einen solchen Gesandten an.“ 1010 Da eine solche Reisebegleitung, insbesondere bei weit entfernten Reisezielen, für den Diplomaten mit hohen Ausgaben verbunden sein konnte,1011 war sorgfältig zwischen Kosten und Nutzen abzuwägen. Dies dürfte einer der Gründe sein, warum die Gesandten nicht in jedem Fall darauf bestanden, im Gefolge des Regenten zu reisen.1012 Konfliktträchtiger hingegen war es, wenn sich die Monarchen dazu entschieden, in ihren Nebenresidenzen zu verweilen, den Gesandten aber die Erlaubnis verweigerten, dorthin zu reisen. Dies war ein gesamteuropäisch wahrnehmbares Verhalten,1013 welches in seiner Ausprägung variierte. Gerade Friedrich Wilhelm I. sah sich des Öfteren des Vorwurfes ausgesetzt, dies bewusst auszureizen, um den Gesandten und ihren Anliegen zu entfliehen.1014 Wenn dies auch nicht 1007
Vgl. Elsner 2012, S. 218. Vgl. Elsner, Ines: Königswege. Friedrich I. von Brandenburg-Preußen und August II. von Polen. In: Göse, Frank u. a. (Hrsg.): Preussen und Sachsen. Szenen einer Nachbarschaft [. . .]. Dresden 2014, S. 102. 1009 Vgl. Elsner 2012, S. 220. 1010 Moser, Friderich Carl, Von der Staats=Galanterie, 1751, S. 119 f. 1011 Exemplarisch: 25. April 1711 Knyphausen aus Kopenhagen. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 1448, Bl. 60r. 1012 Exemplarisch: 27. September 1711 F. H. Bartholdi aus Wien. GStA PK, BPH, Rep. 45 Nr. C 11, Bl. 8r/v. 1013 Exemplarisch: 17. Juni 1721 Sellentin aus München. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 404, Bl. 122r. 1008
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gänzlich von der Hand zu weisen ist, so lässt sich auch Gegenteiliges wahrnehmen.1015 Im Jahre 1720 bat der schwedische Gesandte um eine Audienz. Friedrich Wilhelm I., der zu diesem Zeitpunkt in Wusterhausen residierte, ließ ihn wissen, dass eine solche dort nicht durchführbar sei, der Gesandte sich bis zu seiner Rückkehr in das Berliner Stadtschloss gedulden müsse.1016 Einige Jahre später jedoch wurde dem französischen Gesandten umstandslos eine Audienz in Wusterhausen bewilligt.1017 Es kann gemutmaßt werden, dass die räumlichen Bedingungen hier als Vorwand genutzt wurden, um Audienzen aufzuschieben, politische Entscheidungen abwägen zu können. Für den gesamten Untersuchungszeitraum sind Gesandtenaudienzen in den zahlreichen Schlössern und Lusthäusern der Hohenzollern nachweisbar. Obgleich die drei Hohenzollern verschiedene Örtlichkeiten präferierten, waren Überschneidungen vorhanden. Während seiner Regentschaft empfing der Große Kurfürst des Öfteren Gesandte im Potsdamer Schloss, ließ deren Audienzen dort stattfinden1018 und etablierte diesen Ort als Nebenresidenz, laut Uwe Albrecht, als einen der Berliner Residenz entgegengesetzten Kontrapunkt, der zur Dezentralisation der Residenz geführt habe.1019 Potsdam war der Hauptresidenz in Richtung Westeuropa und Reich vorgelagert, reisten Gäste und Gesandte an oder ab, machten sie daher dort häufig Halt.1020 In Potsdam schuf Friedrich Wilhelm ab 1660 aus einem spätmittelalterlichem Komplex eine Schloss- und Gartenanlage, die sich holländischer Vorbilder bediente und die damit die dynastischen Verbindungen zwischen den Hohenzollern und den Oraniern akzentuierte.1021 Insbesondere die Gartenanlagen waren es, die in den Beschreibungen des Schlosses von auswärtigen Besuchern hervorgehoben wurden.1022 Gärten galten 1014
Vgl. König, Vierten Theils Erster Band, Berlin 1796, S. 154. Vgl. 15. Februar 1716 Virmond aus Berlin. AT-OeStA/HHStA RK Diplomatische Akten Berlin Berichte 12a. Berichte aus Berlin. 1721. April–Juni, Bl. 84r/v. 1016 Vgl. 7. September 1720 Voss aus Berlin. AT-OeStA/HHStA RK Diplomatische Akten Berlin Berichte 11b. Berichte aus Berlin. 1720. Sept.–Dec, Bl. 196r/v. 1017 Vgl. 9. Oktober 1739 Rothe aus Berlin. SächsHStA Dresden, 10026 Geheimes Kabinett, Loc. 02991/03. 1018 Exemplarisch: 17. Mai 1674 Marenholtz aus Potsdam. NLA WOL 1 Alt 4 Nr. 42, Bl. 4v. Sowie: 13. Mai 1681 Werther aus Potsdam. SächsHStA Dresden, 10024 Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Loc. 08265/20, Bl. 16r. 1019 Vgl. Albrecht, Uwe: Von der Fürstenresidenz zur Metropole. Beobachtungen zum architektonischen urbanistischen und sozialtopographischen Wandel im Stadtbild von Berlin, Potsdam und München. In: Hirschbiegel, Jan u. a. (Hrsg.): Städtisches Bürgertum und Hofgesellschaft. Kulturen integrativer und konkurrierender Beziehungen in Residenz- und Hauptstädten vom 14. bis ins 19. Jahrhundert (= Residenzenforschung; 25). Ostfildern 2012, S. 164. 1020 Vgl. Elsner 2012, S. 120. Exemplarisch: 10. April 1680 Extract Relation. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8667. 1021 Vgl. Schütte 2008, S. 108. 1022 Vgl. Wetzel 1889, S. 97. Sowie: Goerlitzer 1896, S. 474. 1015
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IV. Elemente des Gesandtschaftszeremoniells
als Ausdruck und Zeichen von Kultur, Wohlstand und dem „guten“ Geschmack des Besitzers;1023 sie waren ein Statussymbol im frühneuzeitlichen Überbietungsgestus.1024 Aufwändige Techniken und Materialien standen zu ihrer angemessenen Ausgestaltung bereit,1025 als entscheidend wurde die Einheit und Verknüpfung von Garten und Schlossarchitektur angesehen.1026 Dies dürfe nicht, so Cornelia Jöchner, zu der Schlussfolgerung verleiten, ein Schlossgarten sei hinsichtlich des Zeremoniells mit dem eigentlichen Schlossgebäude gleichzusetzen. Audienzen und Staatsempfänge würde man im Garten vergeblich suchen, hierfür gäbe es die festgelegte Folge des Appartements.1027 Dem widerspricht Eva Berger und führt exemplarisch die 1747 getätigten Äußerungen des brandenburgisch-preußischen Botschafters Podewils am Wiener Hof an, der angemerkt hatte, die „Kaiserin“ Maria Theresia (1717–1780) würde Audienzen im Garten geben: „. . . gewöhnlich im Gehen. Sie gibt fast keine Audienz mehr anders, worüber man unzufrieden ist.“ 1028 Das beschriebene Vorgehen der Kaiserin war offensichtlich nicht im Sinne der Gesandten und dies, obwohl es sich bei den von ihm beschriebenen Audienzen nicht um publique Audienzen handelte. Den grundlegenden an Audienzen gestellten zeremoniellen Standards des Gesandtschaftswesen genügten Gärten nur in Ausnahmefällen. Gerade deshalb waren sie hervorragend geeignet für informelle Treffen.1029 Kaum überraschen dürften die Ambitionen des Sohnes Friedrich Wilhelms, die Gartenkultur in Brandenburg-Preußen weiter zu forcieren. Dies tat Friedrich III./I. nicht nur in Potsdam,1030 welches nach dem Tode Friedrich 1023
Vgl. Hirschfeld, C. C. L.: Theorie der Gartenkunst. Leipzig 1775, S. 9. Vgl. Stobbe, Urte: Gartenbeschreibung zwischen Fakten und Fiktionen. Aspekte der medialen Dokumentation, Rezeption und Vermittlung von Gärten. In: Schweizer, Stefan/Winter, Sascha (Hrsg.): Gartenkunst in Deutschland. Von der Frühen Neuzeit bis zur Gegenwart. Geschichte – Themen – Perspektiven. Regensburg 2012, S. 374. 1025 Vgl. Berger, Eva: Garten und Park als Repräsentationsorte der höfischen Gesellschaft in Renaissance und im Barock. In: Storch, Ursula (Hrsg.): Gartenkunst: Bilder und Texte von Gärten und Parks [. . .]. Wien 2002, S. 84 f. 1026 Vgl. Hirschfeld 1775, S. 70. 1027 Vgl. Jöchner, Cornelia: Barockgarten und zeremonielle Bewegung. Die Möglichkeiten der Alée couverte. Oder: Wie arrangiert man ein incognito im Garten. In: Berns, Jörg Jochen/Rahn, Thomas (Hrsg.): Zeremoniell als höfische Ästhetik in Spätmittelalter und Früher Neuzeit (= Studien und Dokumente zur deutschen Literatur und Kultur im europäischen Kontext; 25). Tübingen 1995, S. 474. 1028 Zitiert nach: Berger, Eva: Menschen und Gärten im Barock. Das Leben und Treiben in Lustgärten vornehmlich in der kaiserlichen Haupt- und Residenzstadt Wien. Worms 2013, S. 21. 1029 Exemplarisch: „Wir haben es zu Spaziergängen in meinem Garten benutzt, den Herr Obdam [niederländischer Gesandter – E. R.] sehr hübsch findet.“ 17./27. April 1698 Sophie Charlotte an Sophie. Zitiert nach: Schnath 1927, S. 43. Weiterführend: Berger, Robert W./Hedin, Thomas F.: Diplomatic Tours in the Gardens of Versailles Under Louis XIV. Philadelphia 2008. 1030 Vgl. Wimmer, Clemens Alexander: Friedrich I. und die Modernisierung der Gartenkunst in Brandenburg. In: Deutsches Historisches Museum/SPSG (Hrsg.): Preußen 1701. Eine europäische Geschichte. 2. Band: Essays. Berlin 2001, S. 297, 308. 1024
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Wilhelms seine Vorrangstellung unter den Schlössern der brandenburgisch-preußischen Residenzlandschaft einbüßte. Es war als Nebenresidenz für das Gesandtschaftszeremoniell dennoch weiterhin von Relevanz,1031 vornehmlich aufgrund seiner Funktion als Memorialort für den Großen Kurfürsten.1032 Das Schloss Oranienburg wiederum, „Friedrich aber hat zu Ehren dero hochseeligen Frau Mutter [. . .] nicht allein erhalten, sondern auch vergrößern und in einen besseren ansehenlichen Stand setzen laßen.“ 1033 Selbstredend spielte in diese Entscheidung politisches Kalkül mit hinein. Die von Friedrich III./I. in Oranienburg angelegte Porzellankammer1034 war ein Raumtypus, zu dessen Erfindung und Verbreitung seine Mutter Luise Henriette maßgeblich beigetragen hatte. Daneben war die Porzellanthematik geeignet, eine persönliche Verbindung zu den Niederlanden auszudrücken, da der Einsatz von Porzellan als Repräsentationsmedium maßgeblich in den Niederlanden entwickelt worden war. Als Friedrich III./I. sich Hoffnungen auf die Nachfolge Wilhelms III. von Oranien machte, sollte dieser Anspruch durch künstlerische Äußerungen untermauert werden. Alldieweil die Verwandtschaft Friedrichs III./I. zum Hause Oranien über die mütterliche Abstammung begründet war, lag es nahe, seine Verbundenheit mit der Mutter und damit seine Loyalität zu deren Familie auf diese Weise zu dokumentieren.1035 Diese Dokumentation bedurfte einer öffentlichen Repräsentation, die unter anderem durch die Anwesenheit von Gesandten in Oranienburg erlangt werden konnte. Deren Auswahl erfolgte gezielt. 1699 beispielsweise wurden sowohl der niederländische als auch der englische Gesandte, Vertreter jener Mächte, die unmittelbar in die oranischen Erbschaftsangelegenheiten involviert waren, in Oranienburg willkommen geheißen und/oder verabschiedet.1036 Diese sowie die weiteren diplomatischen Vertreter erhielten in Oranienburg nur particulier bzw. privat Audienzen ohne Zeremonien, publique Audienzen unterblieben. Ursächlich hierfür war die allgemein geltende Regel: „Daß die Residenz auch der Sitz des Ceremoniels seye und dahero ein Regent auf Lust=Land= und Jagd=Schlössern und Häusern in vilen Stücken nachlassen könnte, welches in Sowie weiterführend zu den an Gärten gestellten Anforderungen: Ebert, Jochen: Zwischen Ästhetik und Ökonomie. Finanzielle Kosten und wirtschaftlicher Nutzen von fürstlichen, adeligen und bürgerlichen Gartenanlagen. In: Schweizer, Stefan/Winter, Sascha (Hrsg.): Gartenkunst in Deutschland. Von der Frühen Neuzeit bis zur Gegenwart. Geschichte – Themen – Perspektiven. Regensburg 2012, S. 182–200. 1031 Vgl. Schütte 2008, S. 109. 1032 Vgl. Hahn, Peter-Michael, Innovation gegen Tradition, 2010, S. 271. 1033 GStA PK, I. HA, Rep. 36 Nr. 3048, Bl. 18r. 1034 Vgl. Lorenz, Berliner Baukunst, 1998, S. 58. 1035 Vgl. Bischoff, Cordula: Porzellansammlungspolitik im Hause Brandenburg. In: Generaldirektion der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (Hrsg.): Aspekte der Kunst und Architektur in Berlin 1700. Potsdam 2002, S. 15, 19. 1036 Exemplarisch: 16. Juni 1699 sowie: Oktober 1699 Besser „Ceremonial-Acta“ zitiert nach: Hahn/Kiesant 2009, S. 116, 122.
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ersten Fall seine Würde und die Strenge der Hof=Gesetze nicht gestatteten.“ 1037 Seine volle Entfaltung erfuhr das Gesandtschaftszeremoniell auf dem Lande in den Lustschlössern für gewöhnlich also nicht. Zwar wurden in den Gesandtschaftszeremoniellreglements direkte Orte der Antrittsaudienz, ein bestimmtes Schloss, nicht benannt. Allerdings lassen Formulierungen, die Verwendung von speziellen Raumbezeichnungen, kaum einen anderen Schluss zu, als dass stets die Hauptresidenz gemeint war.1038 Audienzen außerhalb des Hauptschlosses waren eine Ausnahme. Eine Reduzierung der sonstigen Ehrbezeugungen mit der Begründung, dies geschähe, weil man sich auf dem Lande befände, wurde von den Gesandten in den meisten Fällen diskussionslos akzeptiert.1039 Gewicht gewann diese Tatsache nach dem Kronerwerb. Dem kaiserlichen Gesandten Graf von Paar, der zwecks diesbezüglicher Gratulation an den Berliner Hof gereist war, erklärt Brandenburg-Preußen: „Aldieweilen aber das hiesige Schloß wegen deß daran geschehenden baues bekandtlich noch nicht im stande ware, daß der König aldar sich aufhalten, und RESIDIREN köndten“,1040 müssten die Audienzen der Gesandten an andere Orte verlegt werden. Beiden Parteien war wohl gewahr, dass die Bauarbeiten vorgeschoben worden waren: „. . . alzwarn vorgegeben wirdt, daß wegen deß Schloßbaues der König ausser der Stadt die Abgesandten gleichfals in PRIVATO ADMITTIREN [. . .] So weiß ich doch von guter hand, daß es aus einer andern uhrsachen geschiht, umb nemblich dadurch die PRÆTENSIONES und DIFFICULTÄTEN, So ein= oder andere ENVOŸE wegen änderung deß CEREMONIALIS beÿ der öffentlichen AUDIENZ in der RESIDENZ machen möchte zu EVITIren.“ 1041 In einem späteren Gespräch bestätigte Ilgen diese Vermutungen des Österreichers insofern, als dass er zu verstehen gab, dass eine particuliere Audienz auf dem Lande in aller Interesse sei, um Dispute, die das Zeremoniell betreffen, und die sich bei einer publiquen Audienz im Berliner Stadtschloss ergeben würden, zu vermeiden.1042 Durch diesen seinen Vorschlag wurde der Sta1037
Moser, Friedrich Carl, 1754, S. 274. Exemplarisch: Nota. 1756. BayHStA Kasten Schwarz. Nr. 11817. Sowie: 1715. Reglement des Kölnischen Hofes. Zitiert nach: Krischer, André: Ein nothwendiges Stück der Ambassaden. Zur politischen Rationalität des diplomatischen Zeremoniells bei Kurfürst Clemens August. In: Annalen des Historischen Vereins für den Niederrhein insbesondere das alte Erzbistum Köln 205 (2002), S. 193 ff. 1039 „. . . So meinten doch Se. Churf. Durch., daß der Ceremonien-Meister und eine 6. spännige Kutsche für diese RECEPTION genug wäre: theils weil es auf dem Lande, nur auf einem Churfürst. Lusthause geschehe.“ 3. Mai 1698 Besser „Ceremonial-Acta“ zitiert nach: Hahn/Kiesant 2009, S. 74. 1040 2. April 1701 Heems aus Berlin. AT-OeStA/HHStA RK Diplomatische Akten Berlin Berichte 7b. Berichte 1701, Bl. 65r/v. 1041 2. April 1701 Heems aus Berlin. AT-OeStA/HHStA RK Diplomatische Akten Berlin Berichte 7b. Berichte 1701, Bl. 67r/v. 1042 Vgl. 26. April 1701 Heems aus Berlin. AT-OeStA/HHStA RK Diplomatische Akten Berlin Berichte 7b. Berichte 1701, Bl. 61r/v. 1038
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tus quo gesichert. Da eine particuliere Audienz „. . . keine CONSEQUENZ oder PRAJUDICIUM nach sich zu ziehet“ 1043 und zudem andere Gesandte sich bereitgefunden hatten particuliere Audienzen auf dem Lande zu nehmen,1044 gab der Wiener Hof sein Einverständnis,1045 und die Audienz des Grafen von Paars wurde in Oranienburg vollzogen.1046 Jene anderen Gesandten am Berliner Hof baten zu diesem Zeitpunkt explizit um die Gewährung einer Audienz auf dem Lande, wie etwa im August 1701 der sächsische Vertreter, der seine AbschiedsAudienz: „. . . auff dem Lande zuerlangen gesuchet, weilen dardurch alle Weitlaüffigkeit EVITIRET, und PER CONSEQUENZEN beÿ dehm allhier zwaar noch nicht eingerichteten doch ziehmlich hoch hinauß wollenden CEREMONIELL Ihro Königlichen Majestät nichts vergeben.“ 1047 Der Ort bestimmte in dieser Situation die Ausprägung des Zeremoniells – dies war nur möglich, weil sämtliche Mitwirkenden bereit waren, sich auf diese Annahme einzulassen und Freiräume vom Zeremoniell zu schaffen, um den diplomatischen Kontakt weiterhin aufrechtzuerhalten. Genau dies wiederum sollte dem Berliner Hof zehn Jahre später erhebliche Schwierigkeiten verursachen, als Friedrich III./I. im Zuge der Etablierung Charlottenburg als Ort zeremoniellen Geschehens, eine publique Audienz in diesem Schloss arrangieren wollte. Zu Lebzeiten der zweiten Gemahlin Friedrichs III./I., Sophie Charlotte, war das Schloss, damals als Lietzenburg bezeichnet, deren Rückzugsort und Residenz.1048 Nach ihrem Tode benannte Friedrich III./I. das Schloss ihr zu Ehren in Charlottenburg um.1049 Dies diente der Memoria und Friedrich III./I. tat so dem Ideal eines trauernden Ehegatten Genüge.1050 Benen-
1043 23. April 1701 Heems aus Berlin. AT-OeStA/HHStA RK Diplomatische Akten Berlin Berichte 7b. Berichte 1701, Bl. 83v. 1044 Vgl. 16. April 1701 Heems aus Berlin. AT-OeStA/HHStA RK Diplomatische Akten Berlin Berichte 7b. Berichte 1701, Bl. 75v. 1045 Vgl. 7. März 1701 an den Residenten Heems nach Berlin. AT-OeStA/HHStA RK Diplomatische Akten Berlin Weisungen 2c. Weisungen nach Berlin, 1693–1707. Fasz. 4, Bl. 3r. 1046 Vgl. EXTRACTUS RELATIONIS des Graffen von PAAR von der den 26.ten APRIL 1701. gehabten PARTICULAR-AUDIENTZ. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 706. 1047 10. August 1701 Reisewitz aus Berlin. SächsHStA Dresden, 10026 Geheimes Kabinett, Loc. 03554/01, Bl. 133v. 1048 Vgl. Meiner 2002, S. 25. 1049 Auf die Durchsetzung dieser Umbenennung legte der Berliner Hof viel Wert: „Lützenburg wird nun Charlottenburg genennet und wird so scharf darüber gehalten, daß alle diejenigen, die den ersten Namen nur nennen, sofort 16 Groschen zur Strafe erlegen müssen.“ 4. April 1701 Heusch aus Berlin. Zitiert nach: Scharmann, Rudolf G./ Giersberg Hans-Joachim (Hrsg.): 300 Jahre Schloss Charlottenburg. Texte und Bilder. Potsdam 1999, S. 51. 1050 Vgl. 30. Mai 1705 Kronprinz Friedrich Wilhelm an Kurfürstin Sophie. Zitiert nach: Schnath 1927, S. 68.
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nungen von Schlössern nach fürstlichen Gemahlinnen waren ein häufig zu beobachtendes Phänomen, denn diese konnten als Zeichen für die jeweilige interdynastische Allianzbildung, welche durch die Heirat entstand, fungieren.1051 Hinzukommend führte Friedrich III./I. die von seiner verstorbenen Gemahlin dortig begonnenen Bauvorhaben fort1052 und nutzte nicht nur mehr Garten und Schloss, wie dies Sophie Charlotte getan hatte, sondern ebenso die dazugehörige Stadt zur Repräsentation der neuen königlichen Würde.1053 Damit wandte er sich von seinem bisherigen Vorgehen ab – bis 1702 trugen all seine Landschlösser ein bewusstes Ignorieren der Stadt zur Schau.1054 Dennoch ist Wolfgang Ribbe der Ansicht, Friedrich III./I. sei zu einer dauernden Förderung dieser Nebenresidenz weder in der Lage noch willig gewesen, für den König habe es sich bei Charlottenburg nur um eine Nebenresidenz unter vielen anderen in seinem Territorium gehandelt.1055 Vorliegende Quellen lassen dies diskussionswürdig erscheinen. Der 1708 verlegte siebzehnte Band des Theatrum Europaeums führte zwar etliche Schlösser des preußischen Königs auf, allein Charlottenburg wurde ausführlicher nebst Abbildungen bzw. Tafeln beschrieben.1056 Es war das Schloss Charlottenburg, in dem „. . . große SOLENNITÄTEN, alß z. e. Vermählungen der Printzen, feüerung der Geburths Täge, INVESTITUR und Einckleidung der Ritter, [. . .] eben wie in BERLIN vorgenommen zu werden pfleg[t]en.“ 1057 Um Charlottenburg als „vollwertigen“ zeremoniellen Repräsentationsort zu etablieren, bedurfte es der Mitwirkung auswärtiger Potentaten. Inwiefern aus eben diesem Grunde die sich über zwei Jahre hinziehende Auseinandersetzung mit dem dänischen Hof über die Erteilung einer publiquen Audienz in diesem Lustschloss vom Berliner Hof willentlich in Gang gesetzt worden oder schlichtweg den Gegebenheiten geschuldet war, ist nicht eindeutig ersichtlich.
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Vgl. Bauer, Schloßnamen, 2010, S. 95. Exemplarisch: 25. Mai 1706 Friedrich III./I. aus Charlottenburg an Sophie. Zitiert nach: Schnath 1927, S. 92. 1053 Vgl. Zöbl, Dorothea: Sophie Charlotte und ihre Schloss-, Garten- und Stadtanlage Lützenburg/Charlottenburg. In: Wenzel, Jürgen (Hrsg.): Berlin in Geschichte und Gegenwart (= Jahrbuch des Landesarchivs Berlin). Berlin 2001, S. 29. 1054 Vgl. Prösel, Susan/Kremin, Michael: Berlin um 1700. Die Idealstadt Charlottenburg. Die Bedeutung Charlottenburgs für die Entstehung von Groß-Berlin. Berlin 1984, S. 107. 1055 Vgl. Ribbe, Wolfgang: Berlin als brandenburgisch-preußische Residenz und Hauptstadt Preußens und des Reiches. In: Neugebauer, Wolfgang (Hrsg.): Handbuch der preussischen Geschichte. Band I. Das 17. und 18. Jahrhundert und Große Themen der Geschichte Preußens. Berlin/New York 2009, S. 1000. 1056 Vgl. Theatrum Europaeum [. . .]. Band 17 (1704–1706). Frankfurt am Main 1718, S. 251 ff. 1057 Ursachen Daraus zu ersehen, daß der itzige Dänsche MINISTER an dem Preüßischen Hofe, sich zur Ungebührt wegeberm auff einen Seiner Maÿt. Lust=Häuser die PUBLIQUE AUDIENTZ zu nehmen. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8767. 1052
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Ende des Jahres 1709 war der dänische Envoyé Rantzau (1682–1731)1058 in Berlin angelangt, eine offizielle Antrittsaudienz aber nahm er nicht. Ein halbes Jahr später war der Berliner Hof kaum mehr geneigt, diesen Zustand weiterhin zu akzeptieren und drang auf die offizielle Akkreditierung des dänischen Gesandten. Da inzwischen der Sommer angebrochen war, weilte Friedrich III./I. nebst seinem Hofstaate nicht mehr im Berliner Stadtschloss, sondern in dem Lustschloss Charlottenburg. Diesen Ort empfand der Däne als unangemessen für seine publique Antrittsaudienz1059 und verlangte, wie der wolfenbüttelsche Gesandte Bartsch zu vermelden wusste: „. . . daß Seiner Majté in die RESIDENTZ deshalb kommen soll, welches aber nicht geschehen wird, bis der Königes COMMODITÉ solches haben wil.“ 1060 Die Situation spitzte sich zu, als Rantzau Mitte August ein Memorial-Schreiben an Friedrich III./I. richtete, in dem er „. . . angesuchet, seine publique audientz in hiesigem Schlosse zu nehmen.“ 1061 Dieses Memorial erregte nicht nur das Missfallen Friedrichs III./I., vielmehr zwang es den preußischen König vehement auf seiner Position zu beharren, denn Rantzau hatte in diesem Schreiben verlauten lassen, dass er niemals an einem anderen Orte als dem Berliner Stadtschloss seine Antrittsaudienz nehmen werde.1062 Vorerst konnte sich Rantzau der Unterstützung des dänischen Hofes gewiss sein, der den recht pragmatischen Entschluss fasste, den Sommer und damit die Zeit des Residierens Friedrichs III./I. außerhalb der Hauptresidenz abwarten zu wollen.1063 Eine nachvollziehbare Entscheidung, nachdem der dänische Gesandte in seinen Berichten mehrmals nachdrücklich darauf verwiesen hatte, dass er der erste Gesandte am Berliner Hof sei, der seine publique Antrittsaudienz auf dem Lande nehmen solle und eine solche würde in Brandenburg-Preußen stets ohne Zeremoniell vonstattengehen.1064 Die einstmals nützliche Gegebenheit des redu1058 2. November 1709 (vgl. Bittner, Ludwig/Gross, Lothar: Repertorium der diplomatischen Vertreter aller Länder seit dem Westfälischen Frieden (1648). Bd. 1. 1648– 1715. Oldenburg 1963, S. 105). 1059 Mitte Juni wies der Berliner Hof den brandenburgisch-preußischen Gesandten am Kopenhagener Hof an, sich dieser Problematik anzunehmen (vgl. 19. Juli 1710 Instruktion für Knyphausen. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 1446, Bl. 73v). 1060 17. Juni 1710 Bartsch aus Berlin. NLA WOL 1 Alt 4 Nr. 124, Bl. 65v. 1061 Bartsch. Zitiert nach: Kürbis, Holger: Vom Scheitern eines Gesandten – oder „Se. Mayt. Accreditirt keine spions“. Die Gesandtschaft Johann Benedikt Wolters an den Gothaer Hof im Jahre 1702. In: Rous, Anne-Simone/Mulsow, Martin (Hrsg.): Geheime Post. Kryptologie und Steganographie der diplomatischen Korrespondenz europäischer Höfe während der Frühen Neuzeit (= Historische Forschungen; 106). Berlin 2015, S. 266 f. 1062 Vgl. 14. August 1710 Rantzau an Friedrich III./I. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 1447. 1063 Vgl. 16. August 1710 Knyphausen aus Kopenhagen. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 1446, Bl. 77v–78r. 1064 Vgl. 19. August 1710 Knyphausen aus Kopenhagen. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 1446, Bl. 79r/v.
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zierten Zeremoniells auf dem Lande war zum Problem geworden. Der Berliner Hof brachte daraufhin Gegenargumente vor. Zum einen berief man sich auf das Verhalten der dänischen Gesandten an anderen auswärtigen Höfen, denn dort würden diese Audienzen auf dem Lande nehmen1065 und am Kopenhagener Hof wäre dies ebenfalls Usus.1066 Eine Sonderbehandlung Brandenburg-Preußens wäre daher eine Infragestellung der königlichen Rechte, welche „. . . Ihro gleich anderen Königen undt SOUVERAINen PUISSANCen zustehet.“ 1067 Zum anderen seien sehr wohl Exempel vorhanden, in denen Gesandte Audienzen in den Lustschlössern des preußischen Königs genommen hätten. Um dies zu belegen, beließ man es nicht nur bei der mündlichen Versicherung des brandenburgischpreußischen Gesandten Knyphausen in Kopenhagen, sondern beauftragte Oberzeremonienmeister Besser, ein Promemorial-Schreiben anzufertigen. Insbesondere die 1707 in Charlottenburg vollzogene Antrittsaudienz des savoyischen Gesandte Comte de Maffay könne, so Besser, den von Rantzau formulierten Vorbehalt hinsichtlich der zeremoniellen Eignung des Ortes zerstreuen. In der Praxis habe sich bereits offenbart, Charlottenburg verfüge über all jene räumliche Gegebenheiten, die zur Gestaltung einer offiziellen publiquen Antrittsaudienz notwendig seien1068 und verstieße als Ort nicht gegen das allgemein übliche zeremonielle Dekorum, sondern würde dem dänischen Envoyé mehr Ehrenbezeugungen ermöglichen. „Da sind ANTICHAMBERN, DAIS, und AUDIENTZ Säle [. . .] ein absonderlicher Schloß=Platz [. . .] welcher SchloßPlatz in CHARLOTTENBURG fast höher alß derjenige in BERLIN PRIVILEGIRet ist [. . .] weilen Seine Maÿestät in CHARLOTTENBURG gantz unten und in einer LINIE im dem Schloß Platze wohnen, die Einfahrt in diesen Schloß=Platz wenigern Persohnen alß wie in BERLIN verstattet wird.“ 1069 Die Ehre des dänischen
1065 Vgl. 26. August 1710 Knyphausen aus Kopenhagen. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 1447. 1066 Vgl. 16. August 1710 Knyphausen aus Kopenhagen. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 1446, Bl. 78r. 1706 nahm der brandenburgisch-preußische Gesandte Viereck seine Abschiedsaudienz in Rosenburg (siehe: 18. Mai 1706 Viereck aus Kopenhagen. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Nr. 1440). 1067 28. August 1710 Resolution an den dänischen Gesandten. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 1447. 1068 Vgl. 20. September 1710 EXTRACT Aus den Königlichen Preuschen CEREMONIEL-ACTEN: betreffend die EXEMPEL einiger PUBLIQUEN MINISTERS, welche die AUDIENTZ auf den König. Lust=Häusern genommen haben. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 1446. Die für Gesandtenempfänge relevante Raumabfolge in Charlottenburg, entsprach exakt der Audienzsuite im Berliner Schloß (vgl. Hinterkeuser, Guido: Friedrich III./I. und die Mitte Berlins. In: Ribbe, Wolfgang (Hrsg.): Schloß und Schloßbezirk in der Mitte Berlins. Das Zentrum der Stadt als politischer und gesellschaftlicher Ort (= Publikation der Historischen Kommission zu Berlin). Berlin 2005, S. 71). 1069 Ursachen [. . .]. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8767.
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Königs würde bei einer solchen Audienz in Charlottenburg mitnichten angegriffen oder abgewertet werden – durch die Verweigerung derselben wohl aber die des preußischen Königs. Dies umso mehr, wie Knyphausen Ende August 1710 im Gespräch mit dem Conseil und dem dänischen König Friedrich IV. betonte, als dass der Berliner Hof das mittlerweile siebenmonatige Warten auf die Antrittsaudienz Rantzaus als eine empfindliche Ehrverletzung werten könne, so dass man sich gezwungen sähe: „. . . wie hier in DENNEMARCK gebraüchlich dem Herr von RANTZAU keine CONFERENTZIEN noch keine HONORES an dero hoffe verstatten, bis Er sich zu erst durch die PUBLIQUE AUDIENTZ wie sie Ewer Königliche Maÿestät verlangen und wie billig, LEGITIMIret.“ 1070 Als hernach zeitnah die gewünschte Reaktion ausblieb, entschied sich Knyphausen, den dänischen Hof wissen zu lassen, dass unter den gegebenen Umständen sein Verbleib in Kopenhagen wenig Sinn habe. Nunmehr sah sich Dänemark genötigt zu agieren; es offerierte die Abberufung Rantzaus, bat darum: „. . . daß es auf eine solche MANIER geschehe, daß Er sich selber kein offentliches DEMENTI geben müste; und wären also auf die gedancken gerathen [. . .] daß Er auf seine güter reisen, und also von BERLIn wegbleiben möchte.“ 1071 Selbstverständlich war der europäischen Öffentlichkeit dennoch bewusst, dass die im September erfolgte Abreise Rantzaus, die vom ihm1072 und dem dänischen Hof als Beurlaubung deklariert worden war, ein endgültiger Abschied vom Berliner Hof 1073 und der Auseinandersetzung um den Audienzort geschuldet war.1074 Schließlich war dies der letzte verbliebene Ausweg, der es beiden Parteien ermöglichte, ihre Würde zu wahren und eine Eskalation der Situation zu verhindern. Wiewohl der brandenburgisch-preußische Hof dies in Kauf genommen hätte, da man sich nicht nur im Recht sah, sondern auch im Interesse der europäischen höfischen Öffentlichkeit stand: „Die Sache ist ja freÿlich ECLATIret [. . .] und nunmehro nicht allein die an Unserm Hofe sich befindende frembden MINISTRI, sondern auch daß PUBLICUM und alle die anderen Höffe darauf acht haben, waß Wir in dieser in CONTRADICTION schwebenden Sache
1070 23. August 1710 Knyphausen aus Kopenhagen. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 1447. 1071 30. August 1710 Knyphausen aus Kopenhagen. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 1447. 1072 Interessanterweise war diese Strategie vom dänischen Gesandten bereits im Vorfeld eingeplant worden (vgl. 19. August 1710 Knyphausen aus Kopenhagen. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 1446, Bl. 79r/v). 1073 Vgl. 16. September 1710 Bartsch aus Berlin. NLA WOL 1 Alt 4 Nr. 124, Bl. 133v. Im November 1710 erfolgte die diesbezügliche offizielle Resolution des dänischen Hofes (vgl. 18. November 1710 Knyphausen aus Kopenhagen. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 1447). 1074 Vgl. 6. September 1710 Bartsch aus Berlin. NLA WOL 1 Alt 4 Nr. 124, Bl. 124r.
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IV. Elemente des Gesandtschaftszeremoniells
RESOLVIren werden, umb sich darnach inskünfftigen zu richten“ 1075 – weitreichende Konsequenzen standen zu befürchten, eine Infragestellung aller zeremoniellen Befugnisse des Berliner Hofes. „Solte die furcht Unß zu BROUILLIRen Unß am gebrauch Unsere Rechtes hindern: Würden Wir allen POTENTATen, und beÿ allen Gelegenheiten nachgeben müßen; Und waß würde zu letzt auß Unserm CEREMONIEL und Unsern PRÆROGATIVEN werden? oder waß würde man Unß ins künfftige auch nicht in andern und zwar mehr Grund habenden dingen zu muhten?“ 1076 Die von Rantzau in seinem Memorial angedrohte Abwesenheit und Sendung eines dänischen Gesandten mit geringerem Range,1077 blieb eine leere Drohung, denn der dänische Hof war in jener Zeit, im Zuge des Großen Nordischen Krieges, an der Umwandlung der bereits mit Preußen bestehenden Defensivallianz in ein Offensivbündnis interessiert, dementsprechend kompromissbereit1078 und unterbreitete diverse Vorschläge. Man könne Rantzau offiziell befehlen, Audienz auf dem Lande zu nehmen. Da die aktuelle Witterung den Aufenthalt Friedrichs III./I. im Berliner Stadtschloss bedinge, würde die Audienz dennoch dort stattfinden. Wenn dies Friedrich III./I. nicht genehm sei, wäre eine weitere Alternative, Rantzau die Audienz in einem anderen Lusthaus bzw. Landschloss zu geben.1079 Obwohl Friedrich III./I. das Entgegenkommen Dänemarks anerkannte, wollte und konnte er nicht einwilligen. Zu groß war die Gefahr, dass dies zukünftig als Präzedenzfall herangezogen werden würde, zu offensichtlich ein Unterschied des Gesandtschaftszeremoniells zu anderen königlichen Höfen und im Besonderen war noch immer das als anmaßend empfundene Memorial Rantzaus präsent. Letztlich verzichtete Kopenhagen auf die erneute Sendung Rantzaus und schickte 1712 den Envoyé Hans Adolf von Ahlefeldt an den Berliner Hof. Entgegen der Annahme Stefan Hartmanns war dies keineswegs Resultat eines Kompromisses, der besagt habe, dass Ahlefeldt im Winterhalbjahr in Berlin eintreffen solle, wenn der König im Stadtschloss residierte.1080 Mochte dies womöglich Wunsch oder Intention des Kopenhagener Hofes gewesen sein, scheiterte dies an der Mitwirkung Berlins, das forderte, Ahlefeldt möge in Charlottenburg seine publique Antrittsaudienz nehmen: „Da aber des von RANTZAU FACTUM vorhehr gegangen, so kann solches durch nichts andere REPARIRet werden als daß der von AHLEFELDT das CONTRARIUM thue und dadurch zeige daß Ihr Königliche Majestät in Dennemarck und dero MINISTRI von dem Recht undt der 1075
Ursachen [. . .]. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8767. Ursachen [. . .]. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8767. 1077 Vgl. 14. August 1710 Rantzau an Friedrich III./I. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 1447. 1078 Vgl. Hartmann, Stefan, 1983, S. 51. 1079 Vgl. 8. November 1710 Knyphausen aus Kopenhagen. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 1447. 1080 Vgl. Hartmann, Stefan, 1983, S. 51. 1076
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freÿheit die Wir haben die PUBLIQUE AUDIENTZ überall wo es Unß gefält anzusetzen, Uns nichts benehmen wollen.“ 1081 Vermutlich hatte dies der dänische Hof im Vorfeld eingeplant und man erwiderte dementsprechend, dass Ahlefeldt sich zu einer Audienz in Charlottenburg bereitfinden würde, wenn der Berliner Hof ein schriftliches Revers ausstellen würde, in welchem er sich verpflichten solle: „. . . denen künfftig des Sommers alhir anlangenden übrigen Königlichen MINISTRIS die SOLENNE AUDIENTZ ebenfalls nirgents anders als auf dem Lande zu geben.“ Friedrich III./I. reagierte wenig begeistert: „Weilen aber diese ein neuer Zwang ist.“ 1082 Indes schritten die Berater des preußischen Königs ein. Ilgen gab zu bedenken, dass zwischen Königen eine Parität herrschen solle. Weil der dänische König nachgegeben habe, sei es an Friedrich III./I., ebenfalls Kompromissbereitschaft zu signalisieren und von seinen Forderungen abzurücken.1083 Dies überzeugte den Hohenzollern. Oberzeremonienmeister Besser wurde beauftragt, jenen Revers anzufertigen,1084 der im Juli 1712 dem dänischen Gesandten Ahlefeldt überreicht wurde. In diesem garantierte der preußische König: „Seine Königliche Maÿestät in Preußen auch in der RECEPTION und allen anderen EhrBezeugungen so die Königliche frembde MINISTRI an Ihrem Hoffe zu PRÆTENDIRen haben, zwischen den Königlichen Dänischen und denen die von anderen Königen geschicket werden, keinen unterschied machen.“ 1085 Zwei Monate später, im September 1712, nahm Ahlefeldt seine publique Antrittsaudienz in Charlottenburg. Beide Parteien achteten bei dieser sorgsam auf die Einhaltung der allgemeinen zeremoniellen Anforderungen, die an eine publique Antrittsaudienz für gewöhnlich gestellt wurden. Bereitwillig etwa ging der Berliner Hof auf den Wunsch Ahlefeldts ein, sich „en robe“ zu kleiden und Degen zu tragen.1086 Jedwede Handlung, die als Reduzierung des Zeremoniells oder als „Lockerung der Etikette“ interpretiert werden konnte, musste vermieden werden, um Charlottenburg als offiziellen Audienzort aufzubauen und die herkömmliche Annahme, dass außerhalb der Residenz die Strenge des Zeremoniells durchbrochen werde,1087 für diesen speziellen Fall zu entkräften.
1081
2. Juni 1712 Friedrich III./I. an Knyphausen nach Kopenhagen. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8767. 1082 2. Juni 1712 Friedrich III./I. an Knyphausen nach Kopenhagen. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8767. 1083 Vgl. 28. Mai 1712 Besser „Ceremonial-Acta“ zitiert nach: Hahn/Kiesant 2009, S. 451. 1084 Vgl. Juni 1712 Besser „Ceremonial-Acta“ zitiert nach: Hahn/Kiesant 2009, S. 453. 1085 7. Juli 1712. Revers. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8767. 1086 Vgl. 13. September 1712 Besser „Ceremonial-Acta“ zitiert nach: Hahn/Kiesant 2009, S. 463. 1087 Vgl. Moser, Friderich Carl, 1754, S. 274.
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Für eine feste Etablierung bedurfte es theoretisch weiterer Gesandter, die in Charlottenburg Audienz nahmen. Schlüssig war in diesem Kontext, dass Ahlefeldt auf eine solche Audienz drängte, den Revers Gültigkeit verschaffen und nicht der einzige Gesandte bleiben wollte, der den Wünschen Friedrichs III./I. Folge geleistet hatte. So äußerte er sich besorgt, dass Friedrich III./I. nach seiner Audienz infolge der Witterungsverhältnisse nicht mehr in Charlottenburg verweilen und die Audienz des englischen Gesandten, die nach der seinen ebenfalls in diesem Lustschloss stattfinden solle, in das Berliner Stadtschloss verlagert werden würde.1088 Ahlfeldts Befürchtungen sollten sich bewahrheiten.1089 Es mag auf den ersten Blick überraschen, dass Friedrich III./I. nicht weiter auf die Audienz des Engländers insistierte. Erklärbar ist dies damit, dass eben jener Engländer den König im Vorfeld wissen ließ: „. . . es nicht wie nemlich ein gewisser (der letzte Danische) MINISTER machen würde, der sich unterstanden Ser. Myt. den Ort der AUDIENTZ vorzuschreiben; sondern bereit wäre, seine Abschieds= AUDIENTZ, Wann, wie und wo es Sr. Myt. gefallen möchte, und wenn es auch auf einem Garten=Hause seyn solte, ohne alle Schwierigkeit zu nehmen.“ 1090 Jene Erklärung trug er nicht nur dem König, sondern ebenso dessen Hofleuten und den anderen am Hofe anwesenden Gesandten vor, sorgte für die notwendige öffentliche Wahrnehmung seiner Akzeptanz der Regel: „. . . es eintzig beÿ dem Hofe stehe, ort, Zeit und Stunde zur AUDIENTZ zu benennen.“ 1091 Dieser Schachzug des englischen Gesandten hatte zur Folge, dass Friedrich III./I. keine Veranlassung sah, den Audienzort auf dem Lande vorzuschreiben. Die offene Weigerung Rantzaus hatte den Hohenzollern zu dieser Vorgehensweise gezwungen, und obgleich es Brandenburg-Preußen letztlich gelungen war, Charlottenburg als Audienzort durchzusetzen, blieb ein fader Beigeschmack bestehen. Als im März 1716 der kaiserliche Envoyé Virmond seine publique Antrittsaudienz nahm, stellte der ostfriesische Gesandte fest: „Der von Rantzau, Königlicher Dähnischer ENVOYÉ, wiedersezte sich vor 6 Jahren seine AUDIENTZ draußen auf einem Lusthause zu nehmen, und weil derselbe auf solchem PROPOS stehen blieb, muste er ohne AUDIENTZ zu erhalten wieder von hier reisen. Da nun des Heyligen Römischen Reichs höchstes Oberhaupt sich ein solches gefallen laßen, werden künftig andere nicht entgegen seyn, diesem Exempel zu folgen.“ 1092 Obzwar einige Jahre vergangen waren und nunmehr Friedrichs III./I. Sohn die Regierung angetreten hatte, waren diese Auseinandersetzungen noch
1088 Vgl. 24. August 1712 Besser „Ceremonial-Acta“ zitiert nach: Hahn/Kiesant 2009, S. 460. 1089 Vgl. SächsHStA Dresden, 10008 Zeremonienmeister, Sekt. 01, Nr. 29 c, Bl. 128r. 1090 10. März 1711 Besser „Ceremoial-Acta“ zitiert nach: Hahn/Kiesant 2009, S. 406. 1091 Ursachen [. . .]. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8767. 1092 11. Februar 1716 Grübel/Ortiges aus Berlin. Zitiert nach: Friedlaender 1902, S. 466.
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immer im Gedächtnis der höfischen Öffentlichkeit verankert und konnten zeremonielle Konflikte bei einem Herrscherwechsel an den Nachfolger vererbt werden. Infolgedessen stellt sich die Frage, inwiefern die Audienz des kaiserlichen Gesandten im Februar 1716 eine Reaktion Friedrich Wilhelms I. – eine Fortführung der väterlichen Politik war. Fürwahr kann vermutet werden, dass die Auswahl Charlottenburgs als Austragungsort für diese Audienz nicht zufällig war. Immerhin war seit der Einführung des neuen Gesandtschaftszeremoniells 1703 kein kaiserlicher Envoyé an den Berliner Hof gesendet worden. Diese Audienz, die die Streitpunkte bezüglich des Zeremoniells klären sollte, wurde ermöglicht, weil Friedrich Wilhelm I. von den wesentlichen Punkten, an denen sich der kaiserliche Hof gestört hatte, abwich. Dementsprechend nachgiebig und willens war der kaiserliche Gesandte, als man ihn unterrichtete, der König werde sich von Wusterhausen nach Charlottenburg begeben, weil „. . . Er nicht in die Stadt zukommen, sondern von da weiter und vielleicht nach Magdeburg zugehen willens“ 1093 sei, dort Audienz zu nehmen. Bedenkt man, dass die Audienz in Charlottenburg mit einem beträchtlichen organisatorischen Aufwand verbunden war, so ließ Friedrich Wilhelm I. „. . . einige MEUBLES 1094 mit einem Königlichen Trohn nach CHARLOTTENBURG bringen“ und „. . . daß geheimbte CONSEIL heraußbefielen.“,1095 kann die Vermutung geäußert werden, dass der dem kaiserlichen Gesandten Virmond genannte Grund ein Vorwand gewesen war, um Widersprüche gegen Charlottenburg, welches man als Audienzort aufbauen wollte, abzuwehren. Virmond störte sich zunächst auch weit weniger an einer eventuellen Reduzierung seiner Ehrbezeugungen, die mit diesem Ort einhergehen konnte, als dass er argwöhnte, die europäische Öffentlichkeit könne auf den Gedanken kommen: „. . . ob habe der König in ein= und anderen nachgegeben, weilen Er sich aufm Land befinden.“ 1096 Die dem Lande zugeschriebene Reduzierung des Zeremoniells wurde in diesem Fall als gezielt eingesetztes Mittel interpretiert, welches die Gestaltung des Gesandtschaftszeremoniells im Sinne Preußens positiv beeinflusste. Hier offenbart sich, wie variabel einzelne Elemente des Gesandtschaftszeremoniells genutzt und gewertet werden konnten. Die Durchführung der noch ausstehenden Audienz bei der königlichen Gemahlin, Sophie Dorothea, im Berliner Stadtschloss hätte, nach Ansicht Vir1093 24. Februar 1716 Virmond aus Berlin. AT-OeStA/HHStA RK Diplomatische Akten Berlin Berichte 9b. Berichte aus Berlin. 1716. Jan.–Sep., Bl. 30v–31r. 1094 Ausführlicher zum Transport von Möbeln (vgl. Völkel, Michaela: Höfische Mobilien auf Reisen im frühneuzeitlichen Europa. In: Sack, Dorothée u. a. (Hrsg.): Wohnen – Reisen – Residieren. Herrschaftliche Repräsentation zwischen temporärer Hofhaltung und dauerhafter Residenz in Orient und Okzident (= Berliner Beiträge zur Bauforschung und Denkmalpflege; 15). Petersberg 2016, S. 93). 1095 Fehlendes Datum, wahrscheinlich im Februar 1716 verfasst worden von Niedger. NLA WOL 1 Alt 4 Nr. 130, Bl. 23r. 1096 4. März 1716 Virmond aus Berlin. AT-OeStA/HHStA RK Diplomatische Akten Berlin Berichte 9b. Berichte aus Berlin. 1716. Jan.–Sep., Bl. 53r/v.
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monds, zumindest in Ansätzen seine Befürchtungen ausräumen können. Tatsächlich fand diese Audienz im Berliner Stadtschloss statt, nur im Gegensatz zu ihrem Gemahl hatte die preußische Königin dem kaiserlichen Envoyé keinerlei zeremonielle Zugeständnisse gewährt, sondern sich des ursprünglich formulierten Gesandtschaftszeremoniells bedient.1097 Den Mechanismen des Gesandtschaftszeremoniells folgend, den Versuch unternehmend, eine Überschreibung von frag- oder diskussionswürdigen Ereignissen zu erlangen, verlegte sich das Ansinnen des Wiener Hofes auf die Abschiedsaudienz des Gesandten, die im Berliner Stadtschloss arrangiert werden sollte.1098 Friedrich Wilhelm I. war es gelungen, die von seinem Vater begonnene Etablierung Charlottenburgs als Nebenresidenz und Ort zeremoniellen bedeutsamen Geschehens fortzuführen und zu festigen. Eine der Ursachen für dieses Verhalten des Soldatenkönigs sei, laut Wolfgang Neugebauer, die Tatsache gewesen, dass Friedrich Wilhelm I. sich des Glanzes, den sein Vater Charlottenburg verliehen habe, stets dann zu bedienen gedachte, wenn es, so wie in diesem Fall, an die repräsentative Tradition seines Vaters anzuknüpfen galt.1099 Auf die Audienz des kaiserlichen Gesandten folgten in der Tat weitere Gesandtenaudienzen, wenn auch häufig mit reduziertem Zeremoniell, in dieser Nebenresidenz.1100 Dennoch war und blieb das Berliner Stadtschloss, wie schon zu Zeiten seines Vaters und Großvaters, der Mittelpunkt des höfischen zeremoniellen Lebens.1101 Gleichwohl, unter Friedrich Wilhelm I. minimierte sich die Zahl der genutzten Schlösser.1102 Um die königliche Würde zu repräsentieren, war es nicht nötig, eine immense Anzahl von Schlossgebäuden zeitweise zu bewohnen.1103 Einzelne Schlösser konnten im gleichen Maße der Repräsentation dienen, dies war eine zur damaligen Zeit hitzig diskutierte Thematik. Prägnant fasste dies Toland zusammen: „. . . daß es besser und zuträglicher wäre/daß ein grosser herr nicht so viel häuser baue/sondern die darzu ausgesetzte Kosten/nur etwan an zwey oder drey lege; wodurch dieselbigen viel prächtiger und herrlicher aufgeführet werden können.“ 1104 1097
Vgl. 25. Februar 1716. NLA WOL 1 Alt 4 Nr. 130, Bl. 31r. Vgl. 20. Juni 1716 Grübel/Ortiges aus Berlin. Zitiert nach: Friedlaender 1902, S. 520 f. 1099 Vgl. Neugebauer, Wolfgang: Staatsverwaltung, Manufaktur und Garnison. Die polyfunktionale Residenzlandschaft von Berlin-Potsdam-Wusterhausen zur Zeit Friedrich Wilhelms I. In: Forschungen zur Brandenburgischen und Preußischen Geschichte Neue Folge 7 (1997), S. 256. 1100 Exemplarisch: Audienz des englischen Gesandten Withworth (vgl. 20. Oktober 1716 Heems aus Berlin. AT-OeStA/HHStA RK Diplomatische Akten Berlin Berichte 9b. Berichte aus Berlin. 1716. Sept.–Dec., Bl. 367r). 1101 Vgl. Hahn, Peter-Michael, Pracht und Selbstinszenierung, 2003, S. 81. 1102 Vgl. Hinrichs, Carl, Der Regierungsantritt Friedrich Wilhelms I., 1964, S. 114. 1103 Vgl. Hahn, Peter-Michael, Pracht und Selbstinszenierung, 2003, S. 80. 1104 Toland, John: Relation von den Königlichen Preußischen und Chur-Hannoverischen Höfen an einen vornehmen Staats-Minister in Holland überschrieben. Frankfurt an der Oder 1706, S. 30. 1098
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Die von Friedrich Wilhelm I. viel frequentierten Orte, wie etwa Wusterhausen,1105 zeichneten sich auf den ersten Blick nicht durch eine opulente Prachtentfaltung oder architektonische Raffinessen aus. Allerdings, Wusterhausen, war ein Jagdschloss, bei diesen war die architektonische Wertigkeit anderen Aspekten untergeordnet. Für das Renommee und Prestige eines Jagdschlosses ausschlaggebend waren die Qualität des Jagdgebietes und die Möglichkeit, der Jagd zusehen zu können.1106 Wurden Gesandte zu einem Aufenthalt dort und einer Teilnahme an den von dem Soldatenkönig gern unternommenen Jagden eingeladen, war dies auf der einen Seite eine Auszeichnung für die Gesandten und bot eine günstige Gelegenheit, informelle Gespräche und Verhandlungen zu führen.1107 Auf der anderen Seite war die Jagd ein prestigeträchtiges Unternehmen. Sie war ein fürstliches Privileg, Ausdruck einer höfischen Lebensart und setzte eine Affektbeherrschung und damit aristokratische Tugenden voraus.1108 Sie stellte ein Vorspiel des Krieges dar, da sie Waffengeschicklichkeit zu Fuß und Pferde förderte und forderte.1109 Indem der Herrscher sich bei der Jagdausübung durch sein Territorium bewegte und so dessen Raum besetzte, machte er seine Herrschaft über die dort lebenden Menschen sichtbar.1110 Neben der zweifelsohne vorhandenen, frei von jedweden politischen oder repräsentativen Motiven, persönlichen Vorliebe für die Jagd, dürfte Friedrich Wilhelm I. dies dennoch mit in seine Überlegungen einbezogen haben. Bevorzugten die drei Hohenzollern zwar unterschiedliche Schlösser, setzten andere Schwerpunkte, war ihnen dennoch gemein, dass sie die Funktionen und den Einfluss des Raumes auf das Gesandtschaftszeremoniell erkannten und versuchten, dies in ihrem Sinne zu nutzen, wenngleich ihnen dabei Grenzen durch die europäischen Konventionen und Mitwirkungsbereitschaft auswärtiger Potentaten gesetzt waren.
1105 Vgl. Berichte Suhms aus dem Jahr 1724. SächsHStA Dresden, 10026 Geheimes Kabinett, Loc. 02989/02. 1106 Vgl. Beyer 2014, S. 114. 1107 Vgl. [Benckendorf, Carl Friedrich von]: Karakterzüge aus dem Leben König Friedrich Wilhelm I. [. . .]. Dritte Sammlung. Neudruck der Ausgabe Berlin 1787. Wiesbaden 1982, S. 6. 1108 Vgl. Franke, Birgit: Jagd und landesherrliche Domäne. Bilder höfischer Repräsentation in Spätmittelalter und Früher Neuzeit. In: Martini, Wolfram (Hrsg.): Die Jagd der Eliten in den Erinnerungskulturen von der Antike bis in die Frühe Neuzeit (= Formen der Erinnerung; 3). Göttingen 2000, S. 189, 191. 1109 Vgl. Rösener, Werner: Die Geschichte der Jagd. Kultur, Gesellschaft und Jagdwesen im Wandel der Zeit. Düsseldorf/Zürich 2004, S. 262. 1110 Vgl. Knoll, Martin: Dominanz als Postulat. Höfische Jagd, Natur und Gesellschaft im „Absolutismus“. In: Duceppe-Lamarre, François/Engels, Jens Ivo (Hrsg.): Umwelt und Herrschaft in der Geschichte (= Ateliers des Deutschen Historischen Instituts Paris; 2). München 2008, S. 77.
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10. Sprache Heinrich Rüdiger von Ilgen führt 1728 in seinen, auf Befehl Friedrich Wilhelms I., erstellten Überlegungen über die Organisation der auswärtigen Affären an, dass die zukünftigen brandenburgisch-preußischen Gesandten mindestens Französisch, Italienisch, Niederländisch und Latein erlernen sollten1111 und benennt damit eine der Hauptanforderungen, die an einen Gesandten in der Frühen Neuzeit gestellt wurden. Nachvollziehbare Forderungen, denn die Kenntnis der entsprechenden Landessprache erleichterte nicht nur die Verhandlungen, sondern ermöglichte es dem Gesandten, bei seiner Antrittsrede1112 in seiner ersten publiquen Audienz sich des Mediums der Sprache bedienend eine Botschaft zu übermitteln. Die Wunschvorstellung eines polyglotten Gesandten war in der Realität kaum gegeben. Es bot sich daher die Verwendung eines Dolmetschers an. Allerdings verweist Andrea Schmidt-Rösler darauf, dass die Quellen wenig über Dolmetscher berichten, obgleich oder gerade weil ihre Präsenz für die Zeitgenossen selbstverständlich war.1113 Der Berliner Hof nutzte regelmäßig Dolmetscher, für die russischen und tatarischen Gesandtschaften ist dies ausführlich dokumentiert. Bei der Durchsicht eines „Extract-Protocolls“, welches die Behandlung tatarischer Gesandtschaften am brandenburgisch-preußischen Hofe zur Zeit Friedrich Wilhelms wiedergibt, fällt ins Auge: Sowohl die Brandenburger als auch die Tataren zogen ihren eigenen Dolmetscher hinzu. Einerseits mögen hierfür pragmatische Gründe ursächlich gewesen sein, da zu jener Zeit am Berliner Hofe niemand vorhanden war, der die tatarische Sprache beherrschte,1114 so dass die Rede des tatarischen Gesandten erst von einem Dolmetscher in die polnische und anschließend von einem weiteren Dolmetscher in die deutsche Sprache übersetzt werden muss1111
Vgl. GStA PK, I. HA, Rep. 9 Allgemeine Verwaltung Nr. J 3a Fasz. 4, Bl. 13v–
14r. 1112 Weiterführend zur Rede im zeremoniellen Kontext: Braungart, Georg: Hofberedsamkeit. Studien zur Praxis höfisch-politischer Rede im deutschen Territorialabsolutismus (= Studien zur deutschen Literatur; 96). Tübingen 1988. Sowie: Beetz, Manfred: Leitlinien und Regeln der Höflichkeit für Konversationen. In: Adam, Wolfgang (Hrsg.): Geselligkeit und Gesellschaft im Barockzeitalter. Teil II (= Wolfenbütteler zur Barockforschung; 28). Wiesbaden 1997, S. 563–595. Sowie: Beetz, Manfred: Die höfliche Antwort in der vormodernen Konversationskultur. In: Felderer, Brigitte/Macho, Thomas (Hrsg.): Höflichkeit. Aktualität und Genese von Umgangsformen. München 2002, S. 70–91. Sowie: Beetz, Manfred: Rhetorische Höflichkeit in der Frühen Neuzeit. In: Beetz, Manfred u. a. (Hrsg.): Rhetorik und Höflichkeit (= Rhetorik. Ein internationales Jahrbuch; 31). Berlin 2012, S. 26–46. 1113 Vgl. Schmidt-Rösler, Andrea: „Uneinigkeit der Zungen“ und „Zwietracht der Gemüther“. Aspekte von Sprache, Sprachwahl und Kommunikation frühneuzeitlicher Diplomatie. In: Espenhorst, Martin (Hrsg.): Unwissen und Missverständnisse im vormodernen Friedensprozess (= Veröffentlichungen des Instituts für Europäische Geschichte Mainz; Beiheft 94). Göttingen 2013, S. 187. 1114 Vgl. GStA PK, I. HA, Rep. 9 Allgemeine Verwaltung Nr. L 12 Fasz. 2.
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te.1115 Andererseits wurden Dolmetscher nicht als neutrale Mittler, sondern als loyale Untertanen angesehen. Die Nutzung eines jeweils eigenen Dolmetschers diente der gegenseitigen Kontrolle.1116 Wiewohl ebenso diesem Misstrauen entgegen gebracht wurde.1117 Erschwerend kam hinzu, dass bei einer Übersetzung1118 nur der verbale Inhalt der Aussage vermittelt wurde. Dinge, die sich auf der nonverbalen Ebene abspielen, gingen beim Einsatz eines Übersetzers verloren.1119 Sprechweise, Lautstärke und Klang der Stimme können Einfluss darauf nehmen, wie viel Gehör den Worten des Gesandten geschenkt und welch Eindruck von seinem Auftreten gewonnen wird.1120 Diese Aspekte sind selten überliefert worden, lediglich wenn sie unmittelbare und deutliche Auswirkungen auf den Verlauf der Audienz nahmen oder ihnen eine tiefergehende Botschaft zugeordnet wurde, erschienen sie überhaupt berichtenswert.1121 Gleiches gilt für Fehler in den Abläufen der Audienzen, die durch Dolmetscher verursacht wurden. So notierte Zeremonienmeister Besser in seinen Aufzeichnungen über die Audienz des schwedischen Ambassadeurs 1705: „Der Schwedische COMMISSIONS SECRETARIUS, MR. BRUNEL, der die Rede des AMBASSADEURS, so bald dieser 1115 Vgl. EXTRACT PROTOCOLLI Welcher gestalt der letztere TARTARISCHE Abgesandte am Chur Brandenburg. Hofe RECIPIRT und abgefertiget worden. SächsHStA Dresden, 10008 Zeremonienmeister, Sekt. 01, Nr. 29c. 1116 Vgl. Reiter, Clara: Vermittler zwischen West und Ost: Hofdolmetscher am Habsburger Hof (1650–1800). In: Barth-Scalmani, Gunda u. a. (Hrsg.): Politische Kommunikation zwischen Imperien. Der diplomatische Aktionsraum Südost- und Osteuropa (= Innsbrucker Historische Studien; 29). Innsbruck 2013, S. 264 f. 1117 Vgl. Winterfeld, Ceremonial-Politica. Erster Theil, 1700, S. 194. 1118 Zentrales Ziel ist eine bedeutungserhaltende Übersetzung (vgl. Rott, Hans: Meinungsverschiedenheiten und Missverständnisse. In: Geisenhanslüke, Achim/Rott, Hans (Hrsg.): Ignoranz. Nichtwissen, Vergessen und Missverstehen in Prozessen kultureller Transformation (= Literalität und Liminalität; 3). Bielefeld 2008, S. 76). 1119 Vgl. Durst, Benjamin: Diplomatische Sprachpraxis und Übersetzungskultur in der Frühen Neuzeit. Theorien, Methoden und Praktiken im Spiegel einer juristischen Dissertation von 1691. In: Burkhardt, Johannes u. a. (Hrsg.): Sprache. Macht. Frieden. Augsburger Beiträge zur Historischen Friedens- und Konfliktforschung (= Documenta Augustana Pacis; 1). Augsburg 2014, S. 75. So würden nur etwa 7 % der Gesprächsinformationen über die sprachliche Bedeutung vermittelt, 38 % über die Betonung und 55 % über die Mimik und Gestik (vgl. Klaverkämper, Hartwig: Der kommunikative Körper in Dolmetschprozessen. In: Schippel, Larisa (Hrsg.): Translationskultur – ein innovatives und produktives Konzept (= TransÜD. Arbeiten zur Theorie und Praxis des Übersetzens und Dolmetschens; 16). Berlin 2008, S. 149). 1120 Vgl. Jankrift, Kay Peter: Die Zunge und das Ohr. Sprache, Stimme und Hörverstehen in frühneuzeitlichen Gesandtentraktaten und diplomatischer Praxis. In: Burkhardt, Johannes u. a. (Hrsg.): Sprache. Macht. Frieden. Augsburger Beiträge zur Historischen Friedens- und Konfliktforschung (= Documenta Augustana Pacis; 1). Augsburg 2014, S. 33. 1121 Exemplarisch: „. . . antwortete mir nach Endigung meiner Rede ziemlich viel, allein so geschwind und leise, daß wie genau auch achtung zugeben mich bemühet, fast nichts, als nur einige Worte verstand.“ 17. April 1720 Cannegiesser aus Wien. GStA PK, I. HA, Rep. 1 Nr. 286, Bl. 53v–54r.
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zu reden aufgehöret, in deutsch verdolmetschet ablesen solte, säumete damit.“ 1122 Selbstredend fand dies in den offiziellen Beschreibungen dieser Audienz keine Erwähnung, wenngleich die genutzten Sprachen aufgeführt wurden.1123 Begründbar ist diese Aufführung mit der seit dem Westfälischen Frieden einsetzenden Entwicklung, nach der sich die Nutzung der Landessprache immer stärker mit der Demonstration von Macht, Präzedenz und Eigenstaatlichkeit verknüpfte.1124 Am deutlichsten trat dies bei Friedenskongressen zutage, hier spiegelte die Sprachwahl die rechtliche Position des jeweiligen Fürsten wider. Ihm als politischen Verhandlungspartner den Gebrauch seiner Sprache zu verweigern, konnte als Infragestellung seines Status gedeutet werden.1125 Als etwa bei den Friedensverhandlungen von Utrecht der französische König gewillt war, mit der Königin von England und dem Kaiser Verträge in lateinischer Sprache abzuschließen, aber eben nicht mit dem jungen Königreich Brandenburg-Preußen, zeigte der Franzose dadurch, dass, obschon er die königliche Stellung des preußischen Herrschers anerkannte, daraus für ihn bei diesen Verhandlungen noch keine absolute Gleichrangigkeit resultiere. Folgerichtig wies er seine Gesandtschaft an, nur einen französischsprachigen Friedensvertrag zu unterzeichnen.1126 Zwar beschäftigt sich die Forschung intensiv mit dem Sprachgebrauch bei Friedenskongressen, die Nutzung verschiedener Sprachen im Gesandtschaftszeremoniell während der Audienzen an den Höfen wird zumeist lediglich mit der Bemerkung abgehandelt, dass die politische Bedeutung der Sprachenfrage vor allem darin bestanden habe, dass die Verwendung der eigenen Sprache als Wesenszug der Souveränität galt.1127 Selbst die Zeitgenossen waren bei der theoretischen Behandlung dieser Thematik recht zurückhaltend. Grundsätzlich, so die 1122 11. Mai 1705 Besser „Ceremonial-Acta“ zitiert nach: Hahn/Kiesant 2009, S. 223. 1123 Siehe: Theatrum Europaeum [. . .]. Band 17 (1704–1706). Frankfurt am Main 1718, S. 135. 1124 Vgl. Schmidt-Rösler, Andrea: Von „Viel-Zünglern“ und von „fremden RedenKwäckern“. Die Sicht auf die diplomatischen Verständigungssprachen in nachwestfälischen Diplomatenspiegeln. In: Duchhardt, Heinz/Espenhorst, Martin (Hrsg.): Frieden übersetzen in der Vormoderne. Translationsleistungen in Diplomatie, Medien und Wissenschaft (= Veröffentlichungen des Instituts für Europäische Geschichte Mainz; Beiheft 92). Göttingen 2012, S. 226. 1125 Vgl. Dauser, Regina: Sprach-Verhandlungen. Sprachwahl und Mächtehierarchie in der Kommunikation europäischer Herrscher des 17. und 18. Jahrhunderts. In: Burkhardt, Johannes u. a. (Hrsg.): Sprache. Macht. Frieden. Augsburger Beiträge zur Historischen Friedens- und Konfliktforschung (= Documenta Augustana Pacis; 1). Augsburg 2014, S. 246. 1126 Vgl. Braun, Guido: Das Italienische in der diplomatischen Mehrsprachigkeit des 17. und frühen 18. Jahrhunderts. In: Duchhardt, Heinz/Espenhorst, Martin (Hrsg.): Utrecht – Rastatt – Baden 1712–1714. Ein europäisches Friedenswerk am Ende des Zeitalters Ludwigs XIV. (= Veröffentlichungen des Instituts für Europäische Geschichte Mainz; 98). Göttingen 2013, S. 230. 1127 Vgl. Braun 2007, S. 227.
10. Sprache
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allgemeingültige Ansicht, habe der Gesandte die Wahl. Er könne sich entweder der Sprache des fremden Herren oder der seines Herren bedienen. Während Rohr die erste Möglichkeit empfahl, da auf diese Weise mehr Ehre gewonnen werden könne,1128 war Friedrich Carl von Moser der gegenteiligen Ansicht: „. . . da ein Gesandter [. . .] seines Principalen Person repräsentirt, halte ich vielmehr davor, daß es einem Gesandten mehr Ehre seye, [. . .] wann er in seines eigenen Herrn oder doch in einer dritten Sprache, als in der Sprache eines fremden Souverains redet.“ 1129 Da es für Brandenburg-Preußen stets eminent bedeutsam war, Souveränität und Rang zu verteidigen, kann vermutet werden, dass man sich für das von Moser beschriebene Vorgehen entschied. Eine 1671 erstattete Relation des brandenburgisch-preußischen Gesandten in Stockholm bestätigt dies: „Eure Churfürstliche Durchlaucht gnädigste Willensmeinung ist [. . .], daß ich den König in Lateinischer sprache anreden solte.“ 1130 Zu diesem Zeitpunkt präferierte der Berliner Hof offenbar Latein als neutrale Drittsprache. Lange Zeit war die lateinische Sprache als die Lingua Franca angesehen worden, da diese europaweit gesprochen wurde, sich augenscheinlich jeglichem national gebundenen Alleinvertretungsanspruch entzog und zudem als die Prestigesprache galt.1131 Aufgrund des letzteren Aspektes schien das Lateinische dazu prädestiniert, in offiziellen, formalisierten und zeremoniellen Kommunikationsakten wie etwa bei diplomatischen Empfängen Verwendung zu finden.1132 Ab Mitte des 17. Jahrhunderts ging die Bedeutung des Lateinischen zurück.1133 Französisch drängte sich als Sprache der Diplomatie nach vorn und wurde die wichtigste höfische Sprache, die ein Großteil der europäischen Eliten sprach.1134 Über die Gründe, 1128
Vgl. Rohr 1733, S. 405. Moser, Friderich Carl von: Abhandlung von den Europäischen Hof= und Staats=Sprachen, nach deren Gebrauch Im Reden und Schreiben. Frankfurt am Mayn 1750, S. 8. 1130 17. Dezember 1671 Christoph Brandt aus Stockholm. GStA PK, I. HA, Rep. 63 Nr. 453, Bl. 54 r/v. 1131 Vgl. Haye 2003, S. 19 f. 1132 Vgl. Haye, Thomas: Die lateinische Sprache als Medium mündlicher Diplomatie. In: Konstanzer Arbeitskreis für Mittelalterliche Geschichte (Hrsg.): Gesandtschaftswesen im mittelalterlichen Europa vom 13. bis zum Anfang des 16. Jahrhunderts. Protokoll [. . .]. Konstanz 2001, S. 7. 1133 Für die schriftliche Fixierung von Verhandlungsergebnissen blieb Latein unerlässlich, da Latein als Sprache mit klarer rechtlicher Terminologie eindeutig war und die Wahrscheinlichkeit späterer Auslegungsdifferenzen reduzierte (vgl. Schmidt-Rösler 2012, S. 223 f.). 1134 Vgl. Schnettger 2012, S. 35. Die wachsende Beliebtheit der französischen Sprache war zugleich ein Argument für die Nutzung der lateinischen Sprache. „Massen heute zu Tage vornehme AMBASSADEURS und MINISTRI diese Sprache [Latein – E. R.] offt erwehlen/darinnen zusammen zu DISCOURIren/wenn die anwesenden Bedienten nicht alles auffangen sollen. Denn wollen sie sich gleich in Frantzösischen besprechen/so mag leicht ein Schneider/ 1129
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IV. Elemente des Gesandtschaftszeremoniells
weshalb Kurfürst Friedrich Wilhelm Latein bevorzugte, wenngleich er um die Bedeutung des Französischen wusste, kann nur gemutmaßt werden. Welchen Einfluss der Sachverhalt hatte, dass Friedrich Wilhelm im Unterschied zum Französischen die lateinische Sprache nahezu vollkommen beherrschte1135 oder ob dies eine dem Zeitgeist angepasste Entscheidung war, ist auf der Grundlage der hier vorliegenden Quellen nicht beantwortbar. Sein Sohn sowie sein Enkel bevorzugten das Französische. Ist diese Präferenz Friedrichs III./I. mit der immer wieder in der Forschung postulierten Feststellung, dass der erste preußische König ein Verfechter alles Französischem gewesen sei,1136 vermeintlich problemlos erklärbar, erscheint eben dieser Erklärungsansatz für Friedrich Wilhelm I. kaum möglich, dessen vermeintliche Ablehnung der französischen Kultur und Sprache als ein Gemeinplatz in der borussischen Geschichtsschreibung verankert ist.1137 Insbesondere die oft zitierte Notiz Friedrich Wilhelms I. unter einem Brief von August II. „. . . ich bin deu[t]scher ERGO will ich in mein sprache schreiben“,1138 verdeutlicht, dass es hier einer differenzierten Sichtweise bedarf, zwischen repräsentativen und pragmatischen Aspekten bei der Sprachauswahl unterschieden werden muss. Dem Anspruch Friedrich Wilhelms I. in offiziellen diplomatischen Korrespondenzen die deutsche Sprache zu verwenden, stand die alltägliche diplomatische Praxis gegenüber, in der beispielsweise brandenburgisch-preußische Gesandte aufgefordert wurden, ihre Relation in Französisch zu verfassen1139 und Besucher des Berliner Hofes feststellten: „Man redet hier bey Hof meistens französisch und diese so gut, als in Frankreich.“ 1140 Die Verwendung der französischen Sprache versprach eine große Reichweite. So wurde denn 1705 das Gesandtschaftszeremoniell für die Gesandte des ersten Ranges in französischer Sprache formuliert: „. . . damit es desto leichter von den ankommenden fremden AMBASSADEURS [. . .] könne ver-
oder PERUQUEN-Macher/der bey ihnen einen Cammer=Diener abgiebt/zugegen seyn/ der schon so viel Frantzösische verstehet/als zu Auffassung des DISCOURSES gehöret/ indem diese Sprache anietzo in Teutschland allzugemeine worden ist.“ Bohse, August: Der getreue Hoffmeister adelicher und bürgerlicher Jugend [. . .]. Leipzig 1706, S. 353. 1135 Vgl. Wittenauer, Volker: Im Dienste der Macht: Kultur und Sprache am Hof der Hohenzollern. Vom Großen Kurfürsten bis zu Wilhelm II. Paderborn u. a. 2007, S. 83. 1136 Exemplarisch: Ghayegh-Pisheh 2000, S. 126. 1137 Exemplarisch: Hummrich, Hermann: Beiträge zur Sprache König Friedrich Wilhelms I. von Preußen. Greifswald 1910, S. 86, 89. 1138 28. März 1716. Eigenhändige Verfügung des Königs. Zitiert nach: Schmoller/ Krauske/Loewe 1898, S. 336. Sowie: Pantenius, Moritz Wilhelm (Hrsg.): Erlasse und Briefe des Königs Friedrich Wilhelm I. von Preußen (= Voigtländer Quellenbücher; 65). Leipzig 1913, S. 80. 1139 Vgl. 24. Juni 1721 Friedrich Wilhelm I. an Sellentin. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 404, Bl. 127r. 1140 Loen, Der Königliche Preußische Hof in Berlin 1718, 1750, S. 38.
10. Sprache
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standen werden.“ 1141 Es galt dementsprechend stets abzuwiegen, welcher Zielstellung bei der Sprachauswahl in den Vordergrund treten sollte.1142 Offizielle Überlegungen welcher Sprache sich die brandenburgisch-preußischen Gesandten bedienen sollten, wurden erstmals unter Friedrich III./I. aufgestellt, als man nach der Krönung begann, das vormalig kurfürstliche Gesandtschaftszeremoniell nunmehr dem königlichen Standard anzupassen. Besser stellte fest: „. . . gleich wie alle AMBASSADEURS, zu Ehren ihrer NATION, in Ihrer Mutter=prache reden, also auch alle Könige die Antwort in Ihrer Mutter= Sprache, entweder selbst thun, oder thun lassen. Aber mit den ENVOYÉS wird es hierin nicht so genau genommen.“ 1143 Dies wurde in die Praxis umgesetzt, das offizielle Reglement für die Rezeption der Ambassadeure am Berliner Hof schrieb vor: „Mais si l’Ambassadeur à parlé en une Langue ètrangere il fait lire auparavant la Traduction de Son Discours en Alleman, et par le Secretaire de l’Ambassade, qui se met pour cette fin dans le Cercle entre le Roy et l’Ambassadeur. Le Roy repond lui même et en Alleman.“ 1144 In den Regulierungen bezüglich der Rezeption der Envoyés fehlt dieser Sprachaspekt.1145 Ihm wird nicht einmal in den Beschreibungen der ersten publiquen Audienz, die nach dem neuen königlichen Zeremoniell erteilt wurde, Aufmerksamkeit gewidmet. Weder Brandenburg-Preußen noch die auswärtigen Beobachter hielten dies damals für erwähnenswert.1146 Dass Berlin dies für unnötig befand, mag, in Anbetracht des Umstands, dass man nach dem Kronerwerb auf jedwede Kleinigkeit des Zeremoniells achtete, überraschen. Indes die Sprachwahl war zwar ein Element des Gesandtschaftszeremoniells, doch nie ein Element, um welches es je intensive und drastische Auseinandersetzungen gegeben hätte, da die beteiligten Parteien stets eine Lösung, eine neutrale Drittsprache, finden konnten. Die Bereitschaft eine solche zu finden, konnte als Indikator für eine mögliche Kompromissbereitschaft der Protagonisten gewertet 1141
23. April 1705 Besser „Ceremonial-Acta“ zitiert nach: Hahn/Kiesant 2009, S. 218. Eine Unterteilung konnte bspw. nach Sprechfeldern erfolgen, mit der Sprache der Kanzleien, der Sprache der Gesandten und der Sprache der Kongresse und Verträge (vgl. Schmidt-Rösler, Andrea: Friedrich Carl von Mosers Abhandlung von den Europäischen Hof- und Staatssprachen (1750). In: Burkhardt, Johannes u. a. (Hrsg.): Sprache. Macht. Frieden. Augsburger Beiträge zur Historischen Friedens- und Konfliktforschung (= Documenta Augustana Pacis; 1). Augsburg 2014, S. 115). 1143 UNMAßGEBLICHES UNTERTHÄNIGSTES BEDENCKEN DIE KÜNFTIGE RECEPTION DER ENVOYÉS ODER ABGESANDTEN BETREFFEND. Besser zitiert nach: Hahn/Kiesant 2010, S. 37. 1144 Memoire pour l’Audience d’un Ambassadeur. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8679. 1145 An anderen Höfen wird dies erwähnt. (Exemplarisch: Schweden. GStA PK, I. HA, Rep. 132 Vol. VII, Bl. 162v.) 1146 Exemplarisch: 16. Januar 1703 Heusch aus Berlin. NLA Hannover Celle Br. 17 Nr. 12/1, Bl. 16r–17r. 1142
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IV. Elemente des Gesandtschaftszeremoniells
werden.1147 Nur in Bezug auf die Antrittsaudienzen der Ambassadeure schien es theoretisch erforderlich, eine Festlegung zu treffen. Denn sowohl die Sendung eines Ambassadeurs als auch der Gebrauch der eigenen Sprache waren Ausweis staatlicher Souveränität, mussten in jedem Fall praktiziert werden. So erklärt sich denn, warum es nicht unbedingt notwendig erschien, bei den Antrittsaudienzen der übrigen Familienmitglieder die jeweiligen Landessprachen zu nutzen.1148 Abermals offenbart sich die strukturelle Abstufung des Zeremoniells, sowohl inner- als auch außerhalb des betroffen Hofes.
11. Tafelhalten Die zwei Hauptmahlzeiten, zu Mittag und Abend, die ein Herrscher einnahm, gehörten zu den Ereignissen, welche den Tagesablauf markierten1149 und wie jede zeremonielle Handlung konnte das öffentliche Tafeln als Akt nichtverbaler Kommunikation verstanden werden, in dem jeder Geste, jedem Gegenstand und jeder räumlichen Disposition zeichenhafter Charakter zukam. Für einen Herrscher war das Speisen eine Betätigung, die im Dienste der politischen Kommunikation stand und bei der man sich zusehen lassen wollte und musste.1150 Zunächst war festzulegen, ob Gesandte zur Tafel hinzugezogen werden sollten. Einigkeit herrschte in Gesandtentraktaten1151 und Zeremonialliteratur 1152 darin, dass dies vom Gebrauch des jeweiligen Hofes abhänge, eher selten vorkäme und wenn dies denn geschähe, so hauptsächlich nach der ersten Audienz, die der Gesandte erhielt. Dies ergänzend, merkt Johann Jacob Moser an: „An Chur= und Fürstlichen Höfen ist es etwas gar gemeines, und resp. ordinaires, daß die an denselben befindliche fremde Gesandte vom zweyten Rang mit an des Landesherrns Tafel gezogen werden.“ 1153 Fürwahr wird in dem um 1700 verfassten „Protocollum Particulare“ der fürstlichen Häuser die Zuziehung der Gesandten 1147 Vgl. Braun, Guido: La doctrine classique de la diplomatie française? Zur rechtlichen Legitimation der Verhandlungssprachen durch die französischen Delegation in Münster, Nimwegen, Frankfurt und Rijswijk (1644–1697). In: Kampmann, Christoph u. a. (Hrsg.): L’Art de la paix. Kongresswesen und Friedensstiftung im Zeitalter des Westfälischen Friedens (= Schriftenreihe der Vereinigung zur Erforschung der Neueren Geschichte; 34). Münster 2011, S. 203. 1148 Siehe: Zeremoniell Schweden (vgl. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8771. Sowie: 30. August 1704 Heusch aus Berlin. NLA Hannover Celle Br. 17 Nr. 12/3). 1149 Vgl. Ottomeyer, Hans: Eine kurze Geschichte des Tafelzeremoniells in der Münchner Residenz. In: Langer, Brigitte (Hrsg.): Pracht und Zeremoniell – Die Möbel der Residenz München. Katalog [. . .]. München 2002, S. 67. 1150 Vgl. Völkel, Michaela: Die öffentliche Tafel an den europäischen Höfen der frühen Neuzeit. In: Ottomeyer, Hans/Völkel, Michaela (Hrsg.): Die öffentliche Tafel. Tafelzeremoniell in Europa 1300–1900 [. . .]. Wolfratshausen 2002, S. 10. 1151 Exemplarisch: Wicquefort 1682, S. 369. 1152 Exemplarisch: Moser, Johann Jacob, 1767, S. 654. 1153 Moser, Johann Jacob, 1779, S. 120 f.
11. Tafelhalten
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zur Tafel als Bestandteil des Gesandtenempfangs angesehen.1154 Gleiches ist in dem Gesandtschaftszeremoniellreglement des Kölnischen Hofes von 1715,1155 jenen der Kurpfalz von 17001156 und 17231157 und in dem 1680 gemeinsam von Brandenburg und Sachsen formulierten „Tractament der Gesandten“1158 nachlesbar. Allein mit der Feststellung, dass die Gesandten zur Tafel hinzugezogen wurden, gibt sich keines dieser Reglements zufrieden. Bedeutsam etwa war die Frage, ob dem Gesandten Wasser und Servietten gereicht werden sollten. Gemeinhin beinhaltete das Tafelzeremoniell zwei Waschungen, eine am Anfang und eine zweite am Ende der Zeremonie. Die erste Waschung markierte den offiziellen Beginn.1159 Im Laufe der Zeit entwickelte sich das Händewaschen zu einem Privileg des Herrschers, betonte dessen hervorgehobene Stellung.1160 Womöglich strich deswegen das brandenburgischen Reglement von 1680 explizit heraus, dass den Gesandten kein Wasser gereicht werden solle.1161 Zahlreiche weitere Aspekte dienten der Darstellung des unterschiedlichen Ranges der an der Tafel befindlichen Personen, wie die Auswahl und Zuteilung des Tafelgeschirrs,1162 der Sitzmöbel1163 sowie das sogenannte „Gesundheit-Trinken“.
1154 Vgl. „Protocollum Particulare“ LASA, DE, Z 44, Abteilung Dessau, B 3c Nr. 2 Bd. III. 1155 Vgl. Gesandtschaftszeremoniellreglement 1715 des Kölnischen Hofes. Zitiert nach: Krischer, Ein nothwendiges Stück der Ambassaden, 2002, S. 193 f. 1156 Vgl. CEREMONIALE PALATINUM. SächsHStA Dresden, 10008 Zeremonienmeister, Sekt. 01, Nr. 03. 1157 Vgl. ChurPfälzisches CEREMONIEL. SächsHStA Dresden, 10008 Zeremonienmeister, Sekt. 01, Nr. 01. 1158 Vgl. COMMUNICATION mit dem Chur. Brandenburgischen Hofe wegen des TRACTAMENTS der Keÿser. König. und Churfürst. Envoÿez. 1680. SächsHStA Dresden, 10024 Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Loc. 08265/15, Bl. 30r–36v. 1159 Vgl. Völkel, Michaela: Der Tisch des Herrn. Das gemeinsame Zeichensystem von Liturgie und Tafelzeremoniell in der Frühen Neuzeit. In: Rudolstädter Arbeitskreis zur Residenzkultur (Hrsg.): Zeichen und Raum. Ausstattung und höfisches Zeremoniell in den deutschen Schlössern der Frühen Neuzeit (= Rudolstädter Forschungen zur Residenzkultur; 3). München u. a. 2006, S. 91. 1160 Vgl. Gugler, Andreas: Bankette in Wien und Dresden 1719. Die Hochzeit der Erzherzogin Maria Josepha mit dem Kurprinzen Friedrich August von Sachsen. In: Barta-Fiedl, Ilsebill u. a. (Hrsg.): Tafeln bei Hofe. Zur Geschichte der fürstlichen Tafelkultur (= Publikationsreihe der Museen des Mobiliendepots; 4). Hamburg 1998, S. 61. 1161 Vgl. 1680. Reglement. SächsHStA Dresden, 10024 Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Loc. 08265/15, Bl. 32v. 1162 Ausführlich hierzu: Kümmel, Ute: Fürsten im Wettstreit? Das Tafelgeschirr im Schatz der spätmittelalterlichen Reichsfürsten. In: Orlowska, Anna Paulina u. a. (Hrsg.): Atelier. Vorbild, Austausch, Konkurrenz. Höfe und Residenzen in der gegenseitigen Wahrnehmung (= Mitteilungen der Residenzen-Kommission der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen; Sonderheft 12). Kiel 2009, S. 83–94. 1163 Exemplarisch: Beierlein, Paul Reinhard: Das Würzburger Hof-Zeremoniell nach zwei Kursächsisch-polnischen Gesandtenberichten (1749). In: Mainfränkisches Jahrbuch 4 (1952), S. 351.
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IV. Elemente des Gesandtschaftszeremoniells
Verschiedene Trinkmotivationen konnten unterschieden werden. Instrumentelles Trinken, um den Durst zu löschen, narkotisches Trinken als Mittel zur Problemverdrängung und soziales Trinken zur Festigung von sozialen Beziehungen. Diese drei Trinkformen waren nicht immer klar voneinander abzugrenzen.1164 Das Trinken war geeignet, Rang darzustellen und symbolische Botschaften zu übermitteln. „Bey dem gesundheit=trincken muß man ebenfalls behutsam seyn, daß man nicht etwas dabey verstehe, und das CEREMONIEL vornehmlich gegen den Wirth und die Wirthin, hernach auch gegen die Gäste recht besorge. Ob man wohl meistentheils alle SPECIEL-Gesundheiten seiner Mitgäste zu trincken pflegt, so ist es doch eben nicht nöthig, daß man bey jeder Gesundheit ein gantz Glaß ausleeret,1165 sondern man kan unterschiedener Leute Gesundheit aus einem Glase trincken. Es ist eine blosse CEREMONIE.“ 1166 Eine bloße Zeremonie, wie 1728 von Rohr festgestellt worden war, war dies keinesfalls, wie die häufigen Diskurse um jenes offenbarten. Zum einen konnte jenes als politisches Bekenntnis gewertet werden,1167 etwa als sichtbare Anerkennung einer erfolgten Rangerhöhung,1168 zum anderen bildete die Sequenz der Trinksprüche, die man auf die Gesundheit des Gastgebers und der Gäste ausbrachte, die Hierarchie der anwesenden Personen ab.1169 Die Präsentation der Hierarchie der Teilnehmenden war von enormer Bedeutung. Innerhalb der Gesandtenbeteiligung war daher zu regulieren, wie der Rang der Gesandten untereinander sowie jener zwischen den Gesandten und den Angehörigen des Hofstaates und der Herrscherfamilie festgeschrieben werden sollte. Rangstreitigkeiten zwischen Gesandten verschiedener Dienstherren über den Vorrang an der Tafel waren keine Seltenheit1170 und spiegelten die aktuellen 1164 Vgl. Hellmuth, Thomas/Hiebl, Ewald: Trinkkultur und Identität. Bemerkungen zu einer neuen Kulturgeschichte des Trinkens. In: Kolmer, Lothar/Rohr, Christian (Hrsg.): Mahl und Repräsentation. Der Kult ums Essen [. . .]. Paderborn 2000, S. 214. 1165 Viel trinken zu können, ist kultur- und sozialgeschichtlich betrachtet von sehr unterschiedlichen Ansehen gewesen (vgl. Rader, Olaf B.: Becher oder Tod. Richtig und falsch verstandene Zeichen bei Tisch. In: Kolmer, Lothar/Rohr, Christian (Hrsg.): Mahl und Repräsentation. Der Kult ums Essen [. . .]. Paderborn 2000, S. 118). 1166 Rohr 1728, S. 459. 1167 Vgl. Ungern-Sternberg, Antje von: Politische Bankette zur Zeit des Direktoriums. In: Reichhardt, Rolf u. a. (Hrsg.): Symbolische Politik und politische Zeichensysteme im Zeitalter der Französischen Revolutionen (1789–1848) (= Symbolische Kommunikation und gesellschaftliche Wertesysteme Schriftenreihe des Sonderforschungsbereichs 496; 10). Münster 2005, S. 144. 1168 Exemplarisch: Rangerhöhung Kurhannovers 1692 (vgl. 30. Dezember 1692 Chwalkowski aus Dresden. GStA PK, I. HA, Rep. 41 Nr. 50, Bl. 11r–12r). Sowie: Rangerhöhung Brandenburg-Preußen 1701 (vgl. 12. Februar 1706 Blaspiel aus Düsseldorf. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8797). 1169 Exemplarisch: 16. Januar 1704 Kayserlingk aus Moskau. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 6611, 17v–18r. 1170 Exemplarisch: 8. Dezember 1683 Oberg aus Berlin. NLA WOL 1 Alt 4 Nr. 77, Bl. 66r/v.
11. Tafelhalten
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Rangkonkurrenzen der Staaten untereinander wider. Im November 1685 beispielsweise kam es zu einer Auseinandersetzung zwischen dem braunschweiglüneburgischen und den sächsisch-weißenfelsischen Gesandten um den Rang an der Berliner Tafel. Der Berliner Hof bezog in diesem Fall wohlweislich keine Position,1171 da dieser Rangstreit keine direkten Folgen bzw. Auswirkungen für den Hohenzollern vermuten ließ. Zu einer solchen Positionierung sah man sich 1689 gezwungen, anlässlich der Beschwerde des kaiserlichen Gesandten, man habe ihn unter den englischen Gesandten an die Tafel gesetzt. Ihm wurde zu verstehen gegeben: „. . . daß es denen MINISTERN so beÿ Ihr [Friedrich III./I. – E. R.] CARACTERISIRET werden, an Ihrem Hoffe der vorgang vor die gebühren, so es beÿ anderen, nicht aber beÿ Ihn seÿ.“ 1172 Die Entscheidung BrandenburgPreußens war demnach wohl begründet, die Akkreditierung am Berliner Hof hier das Entscheidungskriterium, denn für gewöhnlich hatte man „. . . unter einen Keÿserlichen und Königlichen ENVOYÉ EXTRAORDINAIRE jederzeit einen mercklichen unterschiedt gemacht, maßen wir jenen stets undt ohne DISPUTATION den Vorzug vor diesen [. . .] an der Taffel [. . .] gegeben.“ 1173 Obgleich dies weitgreifend reglementiert und vorgeschrieben war, denn auch das Verhältnis zu einzelnen Familien- bzw. Hofmitgliedern ward vom Berliner Hof bedacht, resultierte daraus nicht, dass in der alltäglichen Praxis Unmutsbekundungen unterblieben.1174 Eine solche Festschreibung bot vielfältige Reibungspunkte. Wollte man auf der einen Seite den Gesandten möglichst viele Ehrenbezeugungen erweisen und mochte 1679 Hoevelen in seinem Gesandtentraktat schreiben: „Ob schon ein Potentate auch nur einem Edelmann der ein Gesandter auß Ehrerbietung [. . .] an der Tafel die Oberstelle zur rechten Hand gönnet/bleibet dannoch gleichwol der Fürste ein Herr/und der Gesandte ein Diener.“,1175 sah dies in der Realität anders aus, denn natürlich war es ebenso bedeutsam, den eigenen Rang und den seiner Dynastie zu verteidigen. So war Friedrich Wilhelm zwar gewillt, den Diplomaten den Rang über die fürstlichen Personen an seiner Tafel einzuräumen, aber eben nicht, den Gesandten die Oberstelle, den rechten Platz, an der Tafel zuzugestehen.1176 Dies sei, stellt Barbara Stollberg-Rilinger fest, eine Ursache für das Fernbleiben von Gesandten des ersten Ranges ge-
1171
Vgl. Bothmer/Schnath 1936, S. 44. 7./17. Juli 1689 Bothmer aus Berlin. NLA WOL 1 Alt 4 Nr. 101, Bl. 34r. 1173 7. April 1685 Friedrich Wilhelm an O. Schwerin. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8681. 1174 Vgl. Kessel, Gustav von (Hrsg.): Dietrich Sigismund’s von Buch aus den Jahren 1674 bis 1683 [. . .]. Zweiter Band. Jena und Leipzig 1865, S. 15. 1175 Hoevelen 1679, S. 207. 1176 Vgl. 1689. Ohnmaßgebliches und aus Verschiedenen LEGATIONS=ACTIS und HISTORICIS zusammen getragenes und PROJECTIRTES CEREMONIALE. GStA PK,VI. HA, Nl. Zwantzigk, Zacharias Nr. 6. Sowie: Vgl. 24. Januar 1662 de Lesseins aus Berlin. Zitiert nach: Simson 1865, S. 243 f. 1172
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IV. Elemente des Gesandtschaftszeremoniells
wesen.1177 Dennoch beharrte der brandenburgische Kurfürst auf diesen Punkt, formulierte Ansprüche, die veranschaulichten, welchen Rang in der europäischen Mächtehierarchie er einnehmen wollte. Eine diffizile Situation, die es für seinen Nachfolger zu ordnen galt. Folglich nahm sich Friedrich III./I. kurz nach seinem Regierungsantritt jener Thematik, aufmerksam von der europäischen Öffentlichkeit beobachtet, an. In dem im Mai 1688 neu erlassenen Gesandtenreglement fielen insbesondere zwei Aspekte in den Blick. Die Gesandten sollten „. . . nach der Churfürstliche Herrn Gebrüdern auch Geschwistern Fürstlicher Durchlaucht [. . .] auch andere anwesenden Regierenden Fürsten, genöthiget und gesetzet“ 1178 werden. Auf diese Weise hob Friedrich III./I. den Rang seiner Dynastie hervor, ging einen Schritt weiter als sein Vater. Nur dies durchzusetzen, war ein heikles Unterfangen. Sechs Tage nachdem das Reglement erlassen worden war, erhielt ein polnischer Envoyé in Berlin Audienz und ward zur Tafel geladen. Auf seine Nachfrage, dies berichtete wiederum der hannoveranische Gesandte, „. . . wegen des RANGS der Fürstlichen CADETS, hat man zwar geleügnet, das dergleichen gemachet seÿ, und dabeÿ zu verstehen gegeben, das es darunter beÿm alten bleiben würde [. . .] Eß hat Sich aber keiner von solchen Fürstlichen PERSONEN an der Taffel finden müßen.“ 1179 Der brandenburgisch-preußische Hof wich offenbar bewusst einer direkten Konfrontation aus und verzichtete darauf, seinem Reglement in diesem Punkt sofort Geltung zu verschaffen. Wohl eingedenk der Tatsache, dass dies nicht problemlos zu bewältigen gewesen wäre. Gleichwohl erschien auch den Gesandten die Vermeidung eines direkten Kontaktes als probates Mittel,1180 und so flammte dieser Konflikt immer wieder auf, ohne jedoch zu eskalieren.1181 Gänzlich gegensätzlich verhielt es sich mit der zweiten angedachten Veränderung im Tafelhalten. Diese kommentiert die Herzogin Sophie in einem Brief an ihre Tochter Sophie Charlotte im Mai 1688: „Ich [. . .] würde von dem neuen Zeremoniell in Berlin nicht überrascht worden sein [. . .] Als ich nach Deutschland zurückkam und dort die Fürstlichkeiten mit allen Leuten zusammen speisen sah, war ich noch erstaunter als Sie jetzt, wo man Sie rief, um den Kurfürsten ganz allein tafeln zu sehen.“ 1182 Diese Art zu speisen wurde als offene Tafel oder speisen „en public“ bezeichnet. Der Regent saß hierbei allein oder gegebe1177
Vgl. Stollberg-Rilinger, Höfische Öffentlichkeit, 1997, S. 167. 10. Mai 1688. Reglement. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8669. 1179 16. Mai 1688 Bothmer aus Berlin. NLA Hannover Celle Br. 20 Nr. 177/1, Bl. 56v. 1180 Vgl. 16. Mai 1688 Bothmer aus Berlin. NLA Hannover Celle Br. 20 Nr. 177/1, Bl. 56v. 1181 Bekanntestes Beispiel hierfür dürften die Forderungen des Franzosen Alleurs sein (vgl. 13. Mai 1699. GStA PK, I. HA, Rep. 21 Nr. 127 Lf.nr. 52, Bl. 61v). 1182 12./22. Mai 1698 Herzogin Sophie an Kurfürstin Sophie Charlotte. Zitiert nach: Schnath 1927, S. 9 f. 1178
11. Tafelhalten
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nenfalls mit Familienangehörigen unter einem Baldachin, oft auf einer Estrade, an der Tafel. Ein räumlicher Abstand zu all jenen, die nicht an der Tafel beteiligt waren, wurde auf diese Weise versinnbildlicht und ein Rangunterschiede aufgezeigt. Aus diesem Grunde ließ man beispielsweise am Hofe des Papstes1183 und jenen Höfen, die Verfechter der spanischen Etikette waren, in den seltensten Fällen jemand mit sich speisen.1184 Friedrich III./I. wollte folglich schon kurz nach seiner Regierungsaufnahme eine Form des Tafelhaltens nutzen, welche als subtiles Mittel angesehen wurde, Rang zu demonstrieren, denn Könige tafelten allein.1185 In der Ausprägung, wie dies von Sophie von Hannover in ihrem Schreiben geschildert worden war, war dies im Reglement von 1688 nicht angedacht gewesen. „. . . wollen Seine Churfürstliche Durchlaucht nur einmahl ORDINAIRE in der Woche, offentlich Taffel halten, undt wirdt niemandt alßdann, an dieselbe, alß dero Churfürstlichen Herrn Gebrüdern, Geschwistern undt Regierende Fürsten undt Gesandten, so zur ersten und letzten mahl AUDIENTZ haben, gesetzet, andere aber eß sein Fürsten, so nicht Regierende Herren oder Gesandten sein, werden nicht an die Taffel gesetzet, eß seÿ denn, daß solches Seine Churfürstliche Durchlaucht auß gewißen uhrsachen befehlen möchten; Wann aber Seine Churfürstliche Durchlaucht allein, und nicht offentlich in der Woche speisen, wird gleichfals Niemandt von frembden Abgesandtschafften, an der Taffel gesetzet, es seÿ dann, das Seine Churfürstliche Durchlaucht selbige dazu haben begehren undt erfolgen laßen.“ 1186 Ein prinzipieller Ausschluss von fremden Personen war nicht vorgesehen, die Option einer Zuziehung blieb stets erhalten,1187 zunächst benannte Einschränkungen wurden sogleich revidiert. Ursächlich könnte gewesen sein, dass man zwar das Zeremoniell in diesem Punkt dem der Könige anpassen wollte, dabei ein moderates Vorgehen für angebracht hielt. Wohl auch, weil zu befürchten stand, dies auf direktem Wege nicht erreichen zu können. Hinzukommend drückte sich in der Vorstellung der frühen Neuzeit der Ruhm eines Potentaten durch die Anzahl und den gesellschaftlichen Rang der Personen aus, die in eine Zeremonie eingebunden waren.1188 Die Anwesenheit von fremden Fürsten und Gesandten an der kurfürstlichen Tafel konnte in diesem Sinne die Magnifizenz des Hohenzollern erhöhen. Diese Regulierung wurde in dem vier Jahre später überarbeiteten Reglement beibehalten,1189 wiewohl man zugleich kritisch das Tafelzeremoniell anderer 1183
Vgl. Braun 1711, S. 287. Vgl. Moser, Friderich Carl, 1754, S. 514. 1185 Vgl. Göse 2012, S. 209. 1186 10. Mai 1688. Reglement. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8669. 1187 Exemplarisch: Vgl. [Bichi, Alessandro]: Berlin und sein Hof im Jahre 1696. Reiseerinnerungen des Frau Alessandro Bichi aus Siena. In: Die Grenzboten. Zeitschrift für Politik, Literatur und Kunst 50/1 (1891), S. 74 f. 1188 Vgl. Völkel, Michaela, Die öffentliche Tafel, 2002, S. 18. 1189 Vgl. 9. Januar/28. Februar 1692. Reglement. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8668. 1184
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IV. Elemente des Gesandtschaftszeremoniells
Höfe beobachtete. Das bayerische Tafelzeremoniell etwa wurde Ende 1697 explizit angeführt, als der Berliner Hof, im Zuge der allgemeinen Reformierung des Gesandtschaftszeremoniells, erneut den Versuch unternahm, das Alleinspeisen des brandenburgischen Kurfürsten mit seiner Familie einzuführen. In der diesbezüglich von Johann Besser verfassten Denkschrift, verweist dieser darauf, dass es dort Brauch wäre, „. . . daß die Gesandten nicht mit dem Churfürsten speisen, und Seine Churfürstliche Durchlaucht zu Brandenburg können diesem Exempel umb so viel billiger folgen, alß Sie nicht allein eben so wohl alß BAYERN, ein Churfürst des Reiches sind; sondern auch vielmehr Macht, alß Bayern haben, und über deß alles noch darzu eines der besten Herzogthümer EN SOUVERAINETÉ besitzen.“ 1190 Indes war eine theoretische Formulierung von Ansprüchen das Eine, in der Praxis offenbarte sich, vor welch Schwierigkeiten sich der Hohenzoller gestellt sah, diese durchzusetzen. Dessen war sich Berlin bewusst. So merkt Besser in seinen Überlegungen an: „Aber es fraget sich, ob daß Speisen mit Sr. Churf. Durch. zu ihrer RECEPTION eben ESSENTIELLEMENT gehöre? Man hat wohl Exempel, daß die Gesandten es so aufnehemen wollen; aber es ist doch bekand, daß das SPEISEN mit einem Herrn zur blossen CIVILITÄT gehöre, und man hingegen von einer CIVILITÄT die RESARBITRII ist, keine POSSESSION machen könne.“ 1191 Obgleich Besser die Zuziehung der Gesandten lediglich als ihnen erwiesene Höflichkeit, nicht aber entscheidendes bzw. zwingend notwendiges Element des Gesandtschaftszeremoniells einordnete, zweifelt er, dass die Gesandten bereit wären, auf die ihnen einmal gewährten Ehrbezeugungen zu verzichten. Dies erklärt die nunmehr angedachte Vorgehensweise des Berliner Hofes. Im Februar 1698 traf der hannoversche Gesandte, Graf de Noyelles, am brandenburgisch-preußischen Hofe ein. Theoretisch wäre er der erste Gesandte gewesen, bei dem die angedachte Neuregulierung des Zeremoniells umgesetzt werden sollte, aber unter anderem „. . . weilen man bey ihm, alß einem Minister eines Uns so nah angehörigen Hofes, nicht eben so mercklich den Anfang machen wolte“,1192 verschob man die Audienz, die vormals zur Mittagsstunde stattgefunden hatte, auf den späten Nachmittag. „Diß war eine Stunde, da man an keine Tafel gedencken konte.“ 1193 Dies war eine geschickte Lösung, die eine direkte Konfrontation vermied. Die, dies verdeutlichten die kommenden Monate, Raum für Alternativen ließ, die die Gesandten für sich zu nutzen wussten, so 1190 Sr. Churf. Durch. 2010, S. 27. 1191 Sr. Churf. Durch. 2010, S. 27 f. 1192 6. Februar 1692 S. 63. 1193 6. Februar 1692 S. 63.
TAFEL-HALTEN BETREFFEND. Zitiert nach: Hahn/Kiesant TAFEL-HALTEN BETREFFEND. Zitiert nach: Hahn/Kiesant Besser „Ceremonial-Acta“ zitiert nach: Hahn/Kiesant 2009, Besser „Ceremonial-Acta“ zitiert nach: Hahn/Kiesant 2009,
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dass der brandenburgisch-preußische Hof sich gezwungen sah, dies weiter zu präzisieren und im Juli 1698, anlässlich der Rezeption des französischen Envoyés Alleurs,1194 beschloss: „. . . den Gesandten künftig alle Pretensions zu benehmen, Sie zwar bißweilen des Abends, (da Sie EN PARTICULIER speisen) aber niemahls an den Audientz=Tagen nöthigen zu lassen.“ 1195 Auffällig ist an dieser Stelle, dass der Berliner Hof die Einladung der Gesandten zur Tafel nicht mehr als Element des offiziellen Gesandtenempfanges gelten lassen, aber gleichermaßen nicht auf die Anwesenheit der Gesandten an der kurfürstlichen Tafel verzichten wollte, und so wurde letztlich auch der französische Gesandte an die kurfürstliche Tafel geladen. Hierbei geschah es, dass Alleurs als erster Gesandter überhaupt dem brandenburgischen Kurfürsten aufwartete.1196 Dies scheint einer der Auslöser für den Wunsch Friedrichs III./I. gewesen zu sein, diese Ehrbezeugung von weiteren Gesandten zu erhalten. In einem Schreiben vom August 1698 an die brandenburgisch-preußischen Gesandten teilt er diesen mit, dass man wahrgenommen habe, dass an anderen Höfen die Gesandten den Herrschern aufwarten würden. Bisher sei dies in Brandenburg-Preußen noch nicht geschehen. Nun könne man die Gesandten und ihre Fürsten hierzu nicht zwingen, da dies kein grundsätzliches Recht, sondern der „Civilität“ zuzuordnen sei, doch sollten die brandenburgischpreußischen Gesandten bis auf Weiteres ebenfalls auf die Aufwartung an den Tafeln verzichten.1197 In der Tat war die Handlung Alleurs von den übrigen am brandenburgisch-preußischen Hof anwesenden Abgesandten aufmerksam beobachtet worden. Da Alleurs Aufwartung beim ersten Male in Königsberg geschehen war, war zunächst einmal von besonderem Interesse, ob er dies in der Residenz Berlin wiederholen würde,1198 um ausschließen zu können, dass es sich hierbei lediglich um ein bloßes Versehen gehandelt habe. Dies geschah, obschon der hannoversche Gesandte kritisch anmerkte: „. . . alß gesche es ohne vorsaz, und nur durch gelegenheit, in dem er mit dem Churfürsten in der Churfürstin zimmer redete, da man eben von dannen nach dem tafel zimmer gieng blieb also mit Seiner ChurFürstlichen Durchlaucht im weggehen im DISCOURS undt begleitete Sie dergestalt biß an die tafel, da Sie gleich so bald Sie sich gesetzet wieder anfiengen, ihm ins ohr zu reden.“ 1199 Die von Seiten BrandenburgPreußens erhoffte Vorbildwirkung stellte sich freilich nicht ein, vorerst fand sich 1194 Vgl. 3./13. Juni 1698 Heusch aus Berlin. NLA Hannover Cal. Br. 24 Nr. 583, Bl. 348v. 1195 Juli 1698 Besser „Ceremonial-Acta“ zitiert nach: Hahn/Kiesant 2009, S. 84. 1196 Vgl. SächsHStA Dresden, 10008 Zeremonienmeister, Sekt. 01, Nr. 29c. 1197 Vgl. 10./20. August 1698 wg. der fremden Minsters aufwartung by der H. Taffel. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8671. 1198 Vgl. 27. August/7. September 1698 Bothmer aus Berlin. NLA Hannover Cal. Br. 24 Nr. 588, Bl. 25v. 1199 6./16. September 1698 Heusch aus Berlin. NLA Hannover Cal. Br. 24 Nr. 588, Bl. 48v–49r.
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kein weiterer Gesandter zur Aufwartung bereit.1200 Dies wiederum führte dazu, dass der Franzose nicht nur davon absah, weiterhin an der kurfürstlichen Tafel aufzuwarten, sondern zudem vernehmen ließ: „. . . wan er sich etliche mahl vor der tafel eingefunden, seÿe es PAR HAZARD oder darumb geschehen, weilen der OberCammerherr ihn PAR SINCESS dahin gebracht [. . .] und habe niehmalen ein frantzösischer MINISTER einen ChurFürsten an der tafel aufgewartet.“ 1201 Nicht unberechtigt dürfte die zu vermutende Befürchtung Alleurs, durch diese dem brandenburgischen Kurfürsten erwiesenen Ehrenbezeugungen der Ehre des französischen Königs etwas vergeben zu haben, gewesen sein. Die Relevanz, die Friedrich III./I. der Aufwartung zubilligte, war dem Umstand zuzuschreiben, dass die Unterordnung der Gesandten durch diesen Dienst einen hohen symbolischen Wert besaß. Je höher hierbei der Rang des Aufwartenden, desto höher der symbolische Wert des Dienstes für den, dem er galt.1202 Dementsprechend ist es wenig überraschend, dass der Wunsch nach einer Aufwartung an der Tafel durch die Gesandten in Brandenburg-Preußen nach der Krönung erhalten blieb und weiter verfolgt wurde, wenngleich die übermittelten Berichte durch seine Abgesandten in Dänemark,1203 Polen1204 und Schweden1205 Friedrich III./I. aufzeigten, dass an diesen Höfen keine Aufwartung bei der Tafel durch Gesandte erfolgte. Nachdem in der Vergangenheit die Abgesandten am Berliner Hofe wenig Ambitionen an den Tag gelegt hatten, aufzuwarten, entschied sich Friedrich III./I. nunmehr für ein offensiveres Vorgehen und forderte die Abgesandten direkt hierzu auf – im Mai 1701 den Gesandten der Niederlande und den des Kaisers.1206 Der niederländische Gesandte erhielt von seinem Hofe die entsprechenden Instruktionen, wartete im Juni 1701 an der königlichen Tafel gemeinsam mit dem englischen Abgesandten, der zu diesem Zeitpunkt allerdings keinen offiziellen Charakter innehatte, auf.1207 Eine Motivation für andere Diplomaten brachte dies indes nicht mit sich. Dänemark ließ gar verlauten: „. . . es konnte sein König von 1200
Vgl. Juni 1698 Besser „Ceremonial-Acta“ zitiert nach: Hahn/Kiesant 2009,
S. 81. 1201 11./21. Oktober 1698 Ilten aus Berlin. NLA Hannover Cal. Br. 24 Nr. 589/1, Bl. 74v–75r. 1202 Vgl. Stollberg-Rilinger, Barbara: Ordnungsleistung und Konfliktträchtigkeit der höfischen Tafel. In: Rudolstädter Arbeitskreis zur Residenzkultur (Hrsg.): Zeichen und Raum. Ausstattung und höfisches Zeremoniell in den deutschen Schlössern der Frühen Neuzeit (= Rudolstädter Forschungen zur Residenzkultur; 3). München u. a. 2006, S. 104. 1203 Vgl. 17. Mai 1701 Viereck aus Kopenhagen. GStA PK, I. HA, Rep. 132 Vol. XIII, Bl. 321r–322v. 1204 Vgl. 24. Mai 1701 Hoverbeck aus Warschau. GStA PK, I. HA, Rep. 132 Vol. XIII, Bl. 422r. 1205 Vgl. 11./21. Mai 1701 Dohna aus Stockholm. SächsHStA Dresden, 1008 Zeremonienmeister, Sekt. 01, Nr. 44a. 1206 Vgl. 7. Mai 1701 Ilten aus Berlin. NLA Hannover Cal. Br. 24 Nr. 591, Bl. 109r/v. 1207 Vgl. 25. Juni 1701 Heems aus Berlin. AT-OeStA/HHStA RK Diplomatische Akten Berlin Berichte 7b. Berichte 1701, Bl. 124r.
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einer REPUBLIQUE keine EXEMPEL nehmen.“ 1208 Dänemark stützte sich bei seiner Ablehnung überwiegend auf einen Argumentationsstrang, der betonte, dass es am Kopenhagener Hof unüblich sei, die Gesandten zur Tafel zu ziehen und die dänischen Gesandten deshalb an fremden Höfen nie an den Herrschertafeln teilnehmen würden.1209 Es blieb Friedrich III./I. daher vorerst nur, seinen Gesandten in Kopenhagen anzuweisen, sollte an ihn jemals vom dänischen Hof eine Einladung zur Tafel erfolgen, sei diese auszuschlagen.1210 So wäre zumindest, in den Augen Brandenburg-Preußens, eine Gleichbehandlung bzw. Ebenbürtigkeit erreicht worden. Der Wunsch nach Ebenbürtigkeit dürfte wiederum seinen Teil zur Weigerung Dänemarks beigetragen haben. In diesen Kontext ist die Erklärung des dänischen Hofes einzuordnen, dass eine Aufwartung an der brandenburgisch-preußischen Tafel erst geschehen könne, wenn sich hierzu gleichfalls ein kaiserlicher Gesandter bereitgefunden hätte.1211 Erneut wird offensichtlich, dass Auseinandersetzungen im Gesandtschaftszeremoniell stets weite Kreise zogen und nicht nur die direkten Kontrahenten betrafen. Es kann vermutet werden, dass Dänemark, welches zu diesem Zeitpunkt in einen zeremoniellen Disput mit dem Wiener Hofe verwickelt war, in keinster Weise eine Vormachtstellung des Kaisers akzeptieren wollte, die sich ergeben hätte, wenn man dem preußischen König mehr Ehrbezeugungen erwies, als dies der Kaiser tat. Die Bedeutsamkeit des kaiserlichen Verhaltens bzw. Vorgehens bei der Durchsetzung zeremonieller Ansprüche war dem brandenburgisch-preußischen Hofe selbstredend bewusst. Auch die Zuziehung zur Tafel des kaiserlichen Envoyés des Grafen Paars im Mai 1701 führte zu Konflikten. „. . . der Graff von Paar sahe mit CHAGRIN daß dem OberCammerherrn der RANG an der tafel über ihn gegeben worden, und were fast wieder aufgestanden [. . .], gestern morgen ließ besagter Graff dem CEREMONIENMeister von Beßers durch den Kaÿserlichen RESIDENTEN DECLARIren, daß dasjenige, so ihme vorgestern abend beÿ der Königlichen tafel mit dem OberCammerHerrn wiederfahren nicht zur CONSEQUENZ gezogen werden könte noch solte, weilen es eine SURPRISE gewesen.“ 1212 Graf von Paar sollte nicht der einzige Gesandte bleiben, der sich an der herausgehobenen Rangstellung des Oberkämmerers an der königlichen Tafel störte.1213 Während der kaiserliche Gesandte herausstellte, dass dies ohne jed1208 3. Juni 1702 Viereck aus Kopenhagen. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8764. 1209 Vgl. 18. Oktober 1701 Viereck aus Kopenhagen. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 1408. 1210 Vgl. 14. Juni 1702 Friedrich III./I. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8764. 1211 Vgl. 19. November 1701 Viereck aus Kopenhagen. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 1433. 1212 21. Mai 1701 Ilten aus Berlin. NLA Hannover Cal. Br. 24 Nr. 591, Bl. 126r/v. 1213 Vgl. 10. September 1701 Heems aus Berlin. AT-OeStA/HHStA RK Diplomatische Akten Berlin Berichte 7b. Berichte 1701, Bl. 173r.
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wede Absprache und sein Wissen geschehen sei, stritt der kurpfälzische Gesandte im August 1701 schlichtweg ab, dass der Oberkämmerer die Oberhand gehabt hätte. „. . . sagend, daß er auf der rechten seithen des Königs eben wehr beÿ Seiner Königlichen Maÿestät gesessen alß der OberCammerherr auf der lincken, Die Tafel war OVAL. In der mitten saßen Seiner Königlichen Maÿestät neben dero selben zur rechten saß der Herr Margraff Christian Ludwig und neben deroselb der Graff von Witgenstein [kurpfälzischer Gesandter – E. R.], zur lincken war ein kleines SPATIUM zwischen dem König und dem OberCammerherrn ledig gelaßen, daß also aller meinung nach dieser die oberstelle über ermelten graffen gehabt weilen das gelassene SPATIUM nicht hindern daß der OberCammerherrn dennoch zur lincken IMMEDIATÉ neben Seiner Königlichen Maÿestät gesessen.“ 1214 Zum einen bildet diese Schilderung des Vorfalls das Prinzip bei der Bedeutungszuschreibung der einzelnen Plätze an der Tafel ab. Von dem Ort, den der Vornehmste, der König, einnahm, regulierte sich alles.1215 Zum anderen wird deutlich, sämtliche Aspekte des Tafelzeremoniells mussten dem königlichen Status angepasst werden, wie etwa jener Anspruch, dass dem Oberkämmerer der Rang über die Envoyés gebühre. Begründet wird dies von Brandenburg-Preußen mit dem Vorzug, der diesem Amt innewohne und ihm ebenfalls an anderen Höfen gegeben werde.1216 Allein Ansprüche ließen sich leicht formulieren, ihre Umsetzung aber war für den Berliner Hof häufig mit immensem Aufwand und Schwierigkeiten verbunden. So urteilte Wien in Bezug auf das Tafelzeremoniell kritisch: „Ob man aber hierinnen alhie die rechte maß trefen, und seine INTENTION in allen erreiche wirdt, stehet dahin.“ 1217 Unterstützung durch den kaiserlichen Hof erhielt Berlin nicht, war aber dennoch nach langem Ringen erfolgreich. Der erste Ambassadeur, der sich zur Aufwartung bereitfand, war 1705 der Engländer Raby.1218 In den darauffolgenden Jahren folgten diesem etliche königliche Envoyés, 1708 der portugiesische, 1711 der polnische sowie der dänische Gesandte.1219 Ausdauer und Hartnäckigkeit Friedrichs III./I. hatten sich bezahlt gemacht. Dahingegen unproblematisch war die Einführung einer gesonderten Tafel für den Kronprinzen Friedrich Wilhelm verlaufen, die als zusätzlicher Ort der Darstellung herrschaftlicher Ansprüche der Dynastie der Hohenzollern genutzt wer-
1214 6. August 1701 Heusch aus Berlin. NLA Hannover Celle Br. 20 Nr. 246/2, Bl. 64r/v. 1215 Vgl. Stollberg-Rilinger 2006, S. 105. 1216 Vgl. 15. Mai 1701 Besser „Ceremonial-Acta“ zitiert nach: Hahn/Kiesant 2009, S. 138. 1217 25. Juni 1701 Heems aus Berlin. AT-OeStA/HHStA RK Diplomatische Akten Berlin Berichte 7b. Berichte 1701, Bl. 124r. 1218 Vgl. 25. Oktober 1705 Besser „Ceremonial-Acta“ zitiert nach: Hahn/Kiesant 2009, S. 237. 1219 Vgl. SächsHStA Dresden, 10008 Zeremonienmeister, Sekt. 01, Nr. 29c, Bl. 138r/v.
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den sollte. Hierfür spricht die Anweisung Friedrichs III./I., dass an jene Tafel „. . . niemand gesetzet werden, der nicht adelischen-standes, und mit den Obristen einerleÿ RANG hat oder sonst von Einer DISTINGUIRTEN QUALITÄT und MERITEN.“ 1220 Gesonderte Tafeln für die königlichen Kinder gab es ebenso in der Regierungszeit Friedrich Wilhelms I., obzwar hier mitunter pragmatische Aspekte eine Rolle gespielt haben dürften.1221 Neben diesen Tafeln waren zeitweise große „Marschalls-Tafeln“, an welche Minister, Generäle und Offiziere gesetzt wurden, vorhanden.1222 Die Beteiligung des Hofstaates und dessen Aufteilung auf verschiedene Tafeln ermöglichte es, die Hierarchie des Hohenzollernhofes in symbolischer Form zu demonstrieren und zu bestätigen.1223 Generell sei Friedrich Wilhelm I., was die Zuziehung zu seiner königlichen Tafel betreffen würde, „. . . jederzeit liberal gewesen.“ und habe „. . . so gar bürgerliche Personen, Gelehrte, Prediger etc. mit sich speisen zu lassen.“ 1224 An dieser Stelle muss differenziert werden. Diese von Friedrich Carl von Moser aufgeführte „Liberalität“ war von Ort, Zeit und Anlass abhängig. Befand sich Friedrich Wilhelm I. beispielsweise in Wusterhausen, war eine Einladung „einfacher Bürger“ an die königliche Tafel möglich.1225 Dies entsprach der allgemeinen Regel, nach der außerhalb der Residenz, die als Sitz des Zeremoniells angesehen wurde, ein weniger strenges Vorgehen beachtet werden musste.1226 In einer offiziellen Anweisung Friedrich Wilhelms I. an das Hofmarschallamt von 1732 traf der König klare Unterscheidungen, in welchem Maße die Kosten und damit die Ausgestaltung der Tafelhaltung zu variieren seien. Abhängig sollte dies vom Ort, aber auch der Anwesenheit der Königin oder anderer hoher Standespersonen sein.1227 Deutlich wird, Friedrich Wilhelm I. war sich sehr genau bewusst, wel1220 22. Januar 1701 Friedrich III./I. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8675, Bl. 2r/v. 1221 Vgl. Fassmann 1982, S. 859. 1222 Exemplarisch: 8. April 1730 Strattmann aus Berlin. NLA WOL 1 Alt 4 Nr. 151, Bl. 80r. 1223 Vgl. Völkel, Michaela, Die öffentliche Tafel, 2002, S. 12. Dies wurde zudem unterstrichen durch die Zuteilung des Personals. „Der Ober Koch und die beÿden Mundköche, kochen alleine vor des Königes und der Königin MAJESTÉ Taffeln [. . .] Vor des CrohnPrintzens, Printzen und Printzesin Hoheiten Taffeln, kochet SAMUEL Sachsen und Lembach einer umb den anderen und der die Woche nicht hat, kochet als dan vor die Mahrschals Taffel.“ Wie sich die König. Köche beÿ der König. Hoff=Küche wegen des Kochens zu verhalten haben. GStA PK, I. HA, Rep. 36 Nr. 968, Bl. 1r. 1224 Moser, Friderich Carl, 1754, S. 515. 1225 Exemplarisch die Schilderungen Freylinghausens vom September 1727. Zitiert nach: Krieger, Bodgan (Hrsg.): Sieben Tage am Hofe Friedrich Wilhelms I. Tagebuch des Professors J. A. Freylinghausen über seinen Aufenthalt in Wusterhausen vom 4.– 10. September 1727. Berlin 1900, S. 53 f. 1226 Vgl. Moser, Friderich Carl, 1754, S. 274. 1227 Vgl. 12. Mai 1732 Nr. 1220 an das Marschallamt. GStA PK, I. HA, Rep. 96 B Nr. 5, S. 387.
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IV. Elemente des Gesandtschaftszeremoniells
che Repräsentationsmöglichkeiten von Macht und Herrschaft sich beim Tafelhalten boten und inwiefern hier differenziert werden konnte. Besonders auf den ersten Blick erscheinende Petitessen konnten symbolische Botschaften übermitteln, etwa der Glanz des königlichen Silbers1228 im Kerzenschein.1229 Silber war eine wertbeständige Kapitalanlage, die bei Bedarf eingeschmolzen und in bare Münze verwandelt wurde und versinnbildlichte daher sehr deutlich den Reichtum eines Herrschers.1230 Oder sei es die Auswahl der Speisen, durch die sich ein Fürst individuell repräsentieren konnte. Friedrich Wilhelm I. legte bei der Auswahl der Nahrungsmittel für seine Tafel Wert auf hohe Qualität. Die Korrespondenzen des Königs mit Gesandten hatten nicht selten die Beschaffung von Delikatessen zum Gegenstand.1231 Als ein zentrales Element des herrschaftlichen Essens galt Fleisch.1232 Unter den Fleischsorten nahm das durch fürstliche Jagdprivilegien gleichsam hervorgehobene Wild, welches es des Öfteren an der brandenburgisch-preußischen Tafel gab,1233 den höchsten Rang ein.1234 Auch der gezielte Einsatz von akustischen Signalen, die Verwendung von Pauken und Trompeten, konnte als zeremonielles Zeichen dienen. Diese zeigten den Beginn des Essens an, ertönten beim Anstoßen und waren Zeichen der Anwesenheit der Majestät. Unter Friedrich III./I. hatten Trompeter und Pauker ihren festen Platz im Tafelzeremoniell. 1235 War zu Beginn der Regierung Friedrich Wilhelms I. der Anschein erweckt worden, dass dies zukünftig nicht mehr der Fall
1228 Silber spielte im höfischen Leben von jeher eine herausragende Rolle und war sichtbarer Ausdruck des Reichtums eines Fürsten (vgl. Göres, Burkhardt: Silber am Hofe Friedrichs I. In: Deutsches Historisches Museum/SPSG (Hrsg.): Preußen 1701. Eine europäische Geschichte. 2. Band: Essays. Berlin 2001, S. 367. Sowie weiterführend: Göres, Burkhardt: Zur Geschichte der Silberschätze in den preußischen Schlössern. In: Baumstark, Reinhold/Seling, Helmut (Hrsg.): Silber und Gold. Augsburger Goldschmiedekunst für die Höfe Europas. Katalog [. . .]. München 1994, S. 68–75). 1229 Vgl. Kloosterhuis, Elisabeth, 2012, S. 83. 1230 Vgl. Löwenstein, Uta: Voraussetzungen und Grundlagen von Tafelzeremoniell und Zeremonientafel. In: Berns, Jörg Jochen/Rahn, Thomas (Hrsg.): Zeremoniell als höfische Ästhetik in Spätmittelalter und Früher Neuzeit (= Studien und Dokumente zur deutschen Literatur und Kultur im europäischen Kontext; 25). Tübingen 1995, S. 268. 1231 Vgl. Kloosterhuis, Elisabeth, 2009, S. 85. 1232 Vgl. Kolmer, Lothar: Ein Glas für sieben – sieben Gläser für einen. Repräsentation per Distanz oder Form follows consumption. In: Kolmer, Lothar/Rohr, Christian (Hrsg.): Mahl und Repräsentation. Der Kult ums Essen [. . .]. Paderborn 2000, S. 100. 1233 Exemplarisch: 8. April 1730 Strattmann aus Berlin. NLA WOL 1 Alt 4 Nr. 151, Bl. 80r. 1234 Vgl. Bäumler, Susanne: Die Herrentafel – Tischbräuche zwischen Mittelalter und Neuzeit. In: Zischka, Ulrike u. a. (Hrsg.): Die anständige Lust von Esskultur und Tafelsitten. Ausstellungskatalog. München 1993, S. 75. 1235 Vgl. Schrattenecker 1999, S. 127.
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sein würde, schließlich, so berichtete der sächsische Gesandte an seinen Hof, habe der König sämtliche Hofmusikanten mit Ausnahme eines Trompeters entlassen,1236 wurden deren Aufgaben von den Militärmusikern aus den brandenburgisch-preußischen Truppen übernommen,1237 und so ließ man hin und wieder „. . . mit Paucken und Trompeten zur Taffel blasen und mit andere Feldmusicq bey derselben aufwarten.“ 1238 All diese Elemente bedurften, um ihre Wirkung entfalten zu können, aufmerksamer Beobachter. Im Gegensatz zu seinen Vorgängern wird in der Regierungszeit Friedrich Wilhelms I. die Gegenwart der Gesandten an der königlichen Tafel nie in Frage gestellt. Vielmehr vermitteln die Berichte der Gesandten den Eindruck, dass die Einladung zur Tafel ein obligatorischer Aspekt des brandenburgisch-preußischen Gesandtschaftszeremoniells geworden war. Weil dies so war, fiel umso deutlicher in den Blick, wenn dies einem Gesandten verwehrt wurde, wie exemplarisch im Dezember 1739, als der sächsische Gesandte seinem Hof mitteilte: „Seine Königliche Majestät haben am nechstverwichenen Montage wie auch gestern dem Rußisch=Kaÿserlichen, den französischen, den Groß=Britannischen, den holländischen und Schwedischen MINISTRE zu dero taffel einladen laßen, um Mittags beÿ Ihnen zu speisen, den Römisch=Kaÿserlichen RESIDENTEN aber haben Sie zurück gesetzet [. . .] man kan zwar die wahren Ursachen nicht erfahren [. . .] Man muhtmaßet aber daß es eine Art der Ahndung gegen diese Person seÿn solle.“ 1239 Auf diese Weise war die Zuziehung zur Tafel ein Mittel geworden, um den aktuellen Verhältnissen bzw. Beziehungen zum Gesandten und dessen jeweiligen Herrn Ausdruck zu verleihen.1240 Wenn auch Elisabeth Kloosterhuis in Bezug auf das Tafelhalten feststellt, dass der preußische Hof nach 1713 als modern und zukunftsweisend anzusehen sei,1241 darf nicht außer Acht gelassen werden, dass das Tafelhalten am Berliner Hof, wenngleich sich die Schwerpunkte verschoben hatten, grundlegende Zielstellungen über drei Generationen hinweg beibehielt, denn die Involvierung der Gesandten in das Tafelzeremoniell war stets mit politischen Zielstellungen verbunden gewesen.
1236 Vgl. 1. März 1713 Manteuffel aus Berlin. Zitiert nach: Schmoller/Krauske 1894, S. 319. 1237 Vgl. König, Vierten Theils Zweiter Band, 1796, S. 179. 1238 28. Mai 1715 Grübel/Ortiges aus Berlin. Zitiert nach: Friedlaender 1902, 305. 1239 4. Dezember 1739 Rothe aus Berlin. SächsHStAD, 10026 Geheimes Kabinett, Loc. 02991/03. 1240 Im Umkehrschluss konnte das Ausschlagen der Einladung zur Tafel durch den Gesandten ebenfalls ein Zeichen für Unstimmigkeiten sein (vgl. 15. Juli 1730 Stratemann aus Berlin. Zitiert nach: Wolff 1914, S. 144 f.). 1241 Vgl. Kloosterhuis, Elisabeth M.: Mijnheer Fijnproever – Die Tafelkultur am Hofe Friedrich Wilhelms I. In: Herold-Jahrbuch Neue Folge 13 (2008), S. 140.
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IV. Elemente des Gesandtschaftszeremoniells
12. Zeit Kurt Weis definiert Zeit als eine als natürlich angesehene Ordnungsstruktur zur Reihung von Vorgängen. Zeit bringe Ordnung und unterwerfe die Menschen dieser Ordnung.1242 Grundlegende Beeinflussungen bei der Ausführung des Gesandtschaftszeremoniells ergaben sich bereits durch das zeitlich physikalische Naturgeschehen, so spielten Jahreszeiten1243 bei der Gewährung von Gesandtenaudienzen eine Rolle. Unter anderem, abhängig von der jeweiligen Jahreszeit, befanden sich die Hohenzollern im Berliner Stadtschloss, der Hauptresidenz, oder außerhalb jener. Aufenthalte der Herrscher auf dem Lande brachten, wenn sie Audienzen auch nicht verhinderten, zumindest eine Veränderung des Zeremoniells mit sich. Neben der jahreszeitlichen Gliederung, die seit jeher das Leben der Menschen strukturierte, intensivierte sich in der Frühen Neuzeit der Prozess der Etablierung abstrakter, einheitlicher Zeitordnungen, die immer kleingliedriger und verbindlich für die gesamte Gesellschaft wurden. Zeitordnungen stellten ein Instrument sozialer Regulierung und Kontrolle dar und bildeten eine Ressource, um Macht und Herrschaft auszuüben.1244 Es dürfte kaum verwundern, dass insbesondere jener letztgenannte Aspekt im Gesandtschaftszeremoniell von Bedeutung war. Die Festlegung, wann eine publique oder particuliere Antritts- bzw. Abschiedsaudienz stattfinden sollte, lag in den Händen des gastgebenden Hofes, der dies dem Gesandten für gewöhnlich nach deren Ansuchen um Audienz mitteilte. Fest vorgeschriebene Wochentage für diese Art der Audienzen scheint es an keinem der europäischen Höfe der Frühen Neuzeit gegeben zu haben. Jeder Tag des Jahres war geeignet, um Audienzen zu gewähren. Die Entscheidung für einen bestimmten Wochentag konnte von mehreren Faktoren beeinflusst werden, obgleich einige dieser Faktoren in ihrer Ausprägung an den europäischen Höfen divergierten. Exemplarisch lässt sich dies am Exempel der kirchlichen Feiertage nachweisen. Oft berichten die am Kaiserhof anwesenden Gesandten von anfallenden Wartezeiten aufgrund kirchlicher Feierlichkeiten. 1720 versichert der brandenburgisch-preußische Gesandte Friedrich Wilhelm I., dass er sich intensiv bemühe, nur: „Wiewohlen dahin gestelt seÿn laßen, ob so bald werde zu denen 1242 Vgl. Weis, Kurt: Zeit der Menschen und Menschen ihrer Zeit: Zeit als soziales Konstrukt. In: Ehlert, Trude (Hrsg.): Zeitkonzeptionen. Zeiterfahrung. Zeitmessung. Stationen ihres Wandels vom Mittelalter bis zur Moderne. Paderborn u. a. 1997, S. 158. 1243 Zur Begriffsdefinition Jahreszeiten: Vgl. Simmer, Clemens: Warum vier Jahreszeiten? Die klimatologische Perspektive. In: Greub, Thierry (Hrsg.): Das Bild der Jahreszeiten im Wandel der Kulturen und Zeiten (= Morphomata; 7). München 2013, S. 49 f. 1244 Vgl. Härter, Karl: Zeitordnungen und „Zeitverbrechen“: Reglementierung, Disziplinierung und Fragmentierung von Zeit in der frühneuzeitlichen Policeygesetzgebung. In: Brendecke, Arndt u. a. (Hrsg.): Die Autorität der Zeit in der Frühen Neuzeit (= Pluralisierung und Autorität; 10). Berlin 2007, S. 188, 190.
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nötigen AUDIENZEN beÿ denen Keÿserlichen Höffen gelangen können, da die so genante heÿlige Woche vor der thür ist, in welcher die Römische Kirche sich bekantlich mit allerhand außerordentlichen Vermeinten Andachten faßt täglich zu FATIGIRen pflegt.“ 1245 Der Sachverhalt, dass der Kaiserhof sich als der Verfechter des Katholizismus präsentierte, kann als eine mögliche Begründung für das Verhalten Wiens herangezogen werden. So hebt Walter Hartinger als eklatanten Unterschied zwischen katholischen und protestantischen paraliturgischen Feiern hervor, dass jene der Katholiken wesentlich zahlreicher und aufwendiger gestaltet gewesen seien und in der Binnen- wie auch in der Außenwahrnehmung die katholische Frömmigkeit entscheidend mitprägten.1246 Dies wirkte sich auf das Gesandtschaftszeremoniell katholischer Höfe aus. Im Übrigen waren Audienzen an Sonntagen sowohl an protestantischen1247 als auch katholischen Höfen1248 keinesfalls ausgeschlossen, wiewohl diese zumeist erst nach der Messe erfolgten,1249 wie das Vorgehen am Berliner Hofe belegt.1250 Während Wochentage in den offiziellen Gesandtschaftszeremoniellreglements nie benannt wurden, führten einige wenige Reglements, wie jene des dänischen1251 oder des braunschweig-wolfenbüttelschen Hofes,1252 feste Uhrzeiten für die Audienzen auf. In ihren Relationen aber gaben Gesandte oftmals die Zei1245
16. März 1720 Cannegiesser aus Wien. GStA PK, I. HA, Rep. 1 Nr. 286, Bl. 2v–3r. Vgl. Hartinger, Walter: Katholische Volkskultur im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation im 17./18. Jahrhundert. In: Hartmann, Peter Claus (Hrsg.): Religion und Kultur im Europa des 17. und 18. Jahrhunderts (= Mainzer Studien zur Neueren Geschichte; 12). Frankfurt am Main u. a. 2004, S. 480. 1247 Exemplarisch: „. . . am Sontage, hatte ich beÿ Ihrer Majestet, dem König, umb 12, zum Mittage [. . .] meine erste AUDIENZ.“ 16. Juni 1684 Besser aus London. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 1773. 1248 Exemplarisch: 22. November 1732 Borck aus Dresden. GStA PK, I. HA, Rep. 9 Polen Nr. 28 Fasz. 4 i. 1249 Exemplarisch: „. . . dem 22 nachmittag/: dan weilens sontag ware, hat man den vormittag mit dem GottesDienst zugebracht“ 27. März 1665 Goes aus Berlin. ATOeStA/HHStA RK Diplomatische Akten Berlin Berichte 1b. Berichte aus Berlin. 1665. Obgleich sich hier Ausnahmen, derer man sich bewusst war, finden lassen: „. . . Sie wolthen ungeachtet es Sontagk wehre Mich noch vor der predigt sprechen.“ 7. Januar 1682 Fuchs aus Kopenhagen. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 1328, Bl. 42r. 1250 Exemplarisch: 23. Februar 1716 Audienz Virmonds am Berliner Hofe. Interessant ist an dieser Stelle ein 1676 von Kurfürst Friedrich Wilhelm erlassenes Edikt, in welchem seine Untertanen aufgefordert wurden sich am Sonntage vornehmlich dem Kirchgang und der Predigt zu widmen, Festivitäten seien zu vermeiden, Bierund Weinhäuser sowie Jahrmärkte sollten geschlossen bleiben (vgl. 22. Februar 1676 Edict wegen Feyerung des Sonntags. GStA PK, I. HA, Rep. 9 Allgemeine Verwaltung Nr. NN Lit. d. Paket Nr. 4233, Bl. 326r). Unterschiede zwischen dem Leben am Hofe und jenem außerhalb werden ersichtlich. 1251 Siehe: Traduction du Memoire pour l’Audience d’un Ambassadeur du Roy du Dennemarc. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8761. 1252 Siehe: Nachricht Wie die Gesandten beÿ des in Gott ruhenden Herren Hertzog Anthon Ulrichs Durchlaucht Regierung, auffgeholet worden. NLA WOL 2 Alt 4435, Bl. 3r. 1246
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ten, zu welchen sie zur Audienz aufgeholt wurden, an. All jenen Erwähnungen ist gemein, dass stets volle Stunden notiert werden, da zur damaligen Zeit der Gebrauch von Minuten und Sekunden nicht dem Herkommen entsprach,1253 lediglich halbe Stunden und wenn Exaktheit gefordert war, Viertelstunden, wurden angegeben.1254 Eine Analyse der hier vorliegenden Zeitangaben verdeutlicht: Audienzen konnten vom Morgen an1255 bis in die Abendstunden1256 hinein stattfinden. Eine „allgemeineuropäische“ Präferenz für Vor- oder Nachmittage kann nicht ermittelt werden. Es zeichneten sich für einzelne Höfe unter den jeweiligen Potentaten fest fixierte Zeiten ab. Wich ein Potentat von diesen regulären Zeiten ab, wurde dies von der höfischen Öffentlichkeit wahrgenommen1257 und konnte beispielsweise als ein besonderer Gunstbeweis gewertet werden oder die Dringlichkeit des Anliegens des Gesandten hervorheben. Am brandenburgisch-preußischen Hof finden sich während der Regierungszeit des Kurfürsten Friedrich Wilhelms in den offiziellen Reglements keine Angaben von Uhrzeiten. Bemerkenswerterweise übermittelte im Dezember 1685 der mecklenburgisch-schwerinische Gesandte auf die Anfrage seines Herzogs, wie der Empfang königlicher Envoyés am Berliner Hofe gestaltet sei, dennoch eine Zeitangabe: „. . . vormittag gegen 11. uhr.“ 1258 Die genaue Beobachtung der Audienzen anderer Gesandter hatte es dem mecklenburgischen Gesandten ermöglicht, diese Information weiter zu geben. Anfänglich übernahm Friedrich Wilhelms Sohn Friedrich III./I. diese Audienzstundenzeit. Im Februar des Jahres 1698 erfuhr dies, unter anderem aufgrund angedachter Modifikationen im Tafelhalten, eine Veränderung. „. . . an stat daß man sonsten gegen Tafelzeit, des Mittags, die AUDIENTZ zu geben pflegen, solche nunmehr umb 5. Uhr Nachmittag, anzusetzen.“ 1259 Von den auswärtigen Gesandten wurde dies vorbehalt- und diskussionslos akzeptiert.1260 Verschiebun1253 Vgl. Dohrn-van Rossum, Gerhard: Die Geschichte der Stunde. Uhren und moderne Zeitordnung. München/Wien 1992, S. 261. 1254 Vgl. Jenzen, Igor A.: Die Uhr als Bedeutungsträger. In: Jenzen, Igor A. (Hrsg.): Uhrzeiten. Die Geschichte der Uhr und ihres Gebrauchs (= Kleine Schriften des Historischen Museums; 42). Marburg 1989, S. 96. 1255 Frühster in den vorliegenden Quellen zu findender Zeitpunkt: „. . . möchte ich Mich nuhr morgen frühe umb 7. uhr fertigk halten.“ 7. Januar 1682 Fuchs aus Kopenhagen. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 1328, Bl. 42r. 1256 Spätester zu findender Zeitpunkt: „DEPUTIRTEN umb 6. Uhr des Abends in einer König. Kutsche mit 6. Pferden nach Hofe führete.“ 2. Mai 1702 Besser „Ceremonial-Acta“ zitiert nach: Hahn/Kiesant 2009, S. 152. 1257 Vgl. Scherbaum 2008, S. 262. 1258 8. Dezember 1685 Knövenagel aus Berlin. Landeshauptarchiv Schwerin 2.11-2/1 Auswärtige Beziehungen (Acta externa) Sign. 2005, Bl. 516r. 1259 6. Februar 1692 Besser „Ceremonial-Acta“ zitiert nach: Hahn/Kiesant 2009, S. 63. 1260 Wenngleich dies gerade zu Beginn nicht reibungslos ablief. „. . . nach dem QVEDLENBURGISCHEN, umb halb 6. Uhr Abends seine audientz haben sollen; aber weilen der Hoffurier, durch den ich es ihm ansagen lassen, die ihm gesetzte Stunde ihm nicht
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gen von Audienzzeiten waren auch an anderen Höfen, beispielsweise dem Bayerischen Hof, wahrnehmbar1261 und schon im Mittelalter hatten die Essenszeiten eine den Tagesablauf gliedernde Funktion ausgeübt.1262 Gleichwohl blieb am Berliner Hofe keineswegs die ausschließliche Gewährung von Audienzen am späten Nachmittag bestehen, insbesondere nach dem Kronerwerb wurde der Vormittag wieder ein gern genutzter Zeitraum.1263 Unter Friedrich Wilhelm I. ist die abermalige Präferenz des Elf-Uhr-Termins erkennbar.1264 Allgemeine für alle Gesandten geltende Veränderungen dieses Elements im Gesandtschaftszeremoniell ließen keine Ehrverminderung befürchten, bargen kein Konfliktpotential in sich. Gänzlich anders verhielt es sich, wenn auf eine Audienz gewartet werden musste. In jeder Gesellschaft ist Zeit ein knappes Gut, eine bedeutsame Ressource,1265 und das Warten auf etwas erzwingt eine Anpassung des Wartenden an eine ihm auferlegte Zeitstruktur.1266 Unterschieden werden kann an dieser Stelle zwischen dem Warten des Gesandten auf die Audienz sowie dem Warten des gastgebenden Hofes auf die Ansuchung um eine Audienz durch den Gesandten. Je schneller ein Gesandter Audienz erhielt, als desto größere Ehrenbezeugung für ihn und seinen absendenden Hof wurde dies bewertet1267 und wurden Vermutungen darüber angestellt, ob sein Anbringen drängend oder von besonderer Bedeutung für den Fürsten sei.1268 Im Umkehrschluss konnten lange Wartezeiten als Ehrverminderung angesehen werden und boten der höfischen Öffentlichkeit Anlass für Spekulationen.1269 Es ist verständlich, dass sich Gesandte infolgedessen recht bedeutet, oder auch der Cantzler es nicht recht begriffen, so blieb er diesen Abend aus.“ März 1698 Besser „Ceremonial-Acta“ zitiert nach: Hahn/Kiesant 2009, S. 67. 1261 Vgl. Ottomeyer 2002, S. 68. 1262 Vgl. Wünschmann, Dietmar: Die Tageszeiten. Ihre Bezeichnung im Deutschen (= Marburger Beiträge zur Germanistik; 16). Marburg 1966, S. 11. 1263 Exemplarisch: 12. Juli 1703 Brumeister aus Berlin. Landeshauptarchiv Schwerin 2.11-2/1 Auswärtige Beziehungen (Acta externa) Sign. 2443, Bl. 86v. 1264 Exemplarisch: 29. Mai 1719 Posadowskay aus Dresden. SächsHStA Dresden, 10026 Geheimes Kabinett, Loc. 03354/09, Bl. 18r. 1265 Vgl. Flaig, Egon: Die umkämpfte Zeit. Adlige Konkurrenz und Zeitknappheit in der römischen Republik. In: Chvojka, Erhard u. a. (Hrsg.): Zeit und Geschichte. Kulturgeschichtliche Perspektiven (= Veröffentlichungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung; 36). Wien/München 2002, S. 72. 1266 Vgl. Morgenroth, Olaf: Zeit und Handeln. Psychologie der Zeitbewältigung. Stuttgart 2008, S. 80. 1267 Exemplarisch: „Es haben mir viele darüber ein Compliment gemacht, daß Ich so bald Hoffnung hätte vor dem König gelaßen zu werden, da andere wohl dreÿ biß vier Wochen warten müßten ehe Sie dazu gelangen könten.“ 22. November 1732 Borck aus Dresden. GStA PK, I. HA, Rep. 9 Polen Nr. 28 Fasz. 4 i. 1268 Exemplarisch: 15. April 1727 Seckendorff an Prinz Eugen. Zitiert nach: Förster 1836, S. 80. 1269 Exemplarisch: „Der Churbraunschweigische allhier eine zeitlang gestandene MINISTER von SPORCKE hätte von vier und mehr wochen her beständig, aber vergeblich beÿ dem Könige angehalten; Ihm eine AUDIENZ zuertheilen, dergestalt, daß man
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stets zu Rechtfertigungen gegenüber ihrem Potentaten verpflichtet fühlten, wenn eine Audienz auf sich warten ließ.1270 War dem Gesandten ein verbindlicher Termin übermittelt worden, hieß es auf Auf- bzw. Abholung und im Anschluss auf das Vorlassen in die Räumlichkeiten des Herrscher zu warten. Ursächlich für das Warten in diesen Situationen war in den seltensten Fällen eine tatsächliche, ungeplante Verspätung der Teilnehmenden, schließlich galt Pünktlichkeit als Tugend der höfischen Gesellschaft.1271 Das Warten vor den Herrschaftsräumen konnte vielmehr als Bestandteil der herrschaftlichen Repräsentation im Gesandtschaftszeremoniell gedeutet werden. Der wartende Gesandte hatte keine Kontrolle über die Zeit, allein durch sein Fortgehen hätte er die Oberhand erringen können, der Preis dafür wäre eine diplomatische Eskalation gewesen. Dies war den beteiligten Personen bewusst. Wartezeiten bis zu einer halben Stunde waren vertretbar,1272 wurden von den Gesandten gebilligt. Zu aktivem Handeln sahen sich die diplomatischen Vertreter gezwungen, wenn der Verdacht bestand, andere Gesandte sollten ihnen „ungerechtfertigterweise“ vorgezogen werden, vor ihnen Audienz erhalten.1273 Dies geschah insbesondere in Situationen, in denen die Rangordnung der Gesandten untereinander nicht eindeutig reguliert war. So fand das Ringen um den Vorrang zwischen Kurfürsten und Republiken ebenfalls auf diese Weise seinen Ausdruck. Bekanntestes Beispiel hierfür dürfte die 1685 erfolgte Auseinandersetzung zwischen den brandenburgisch-preußischen und dem venezianischen Residenten am englischen Hof sein. Der Tod der verwitweten Königinmutter im März 1685 erforderte von sämtlichen in London befindlichen Gesandten die Ablegung eines Kondolenzkompliments in einer Audienz. Der englische Hof teilte den Gesandten mit, dass sie ab zehn Uhr am Morgen diese Audienz nehmen könnten und derjenige, der zuerst da sei, zuerst vorgelassen werden würde, unabhängig von dessen Rang. Der brandenburgische-preußische Resident traf um acht Uhr ein, um zu verhindern, dass der venezianische Resident ihm zuvorkomme und so einen für den brandenburgischen Kurfürsten negativen Präzedenzfall schaffen würde. Der Venezianer trug sich offenbar mit den ähnlichen Gedankengängen, wie dem Bericht des Branden-
fast dafürhalten müßen Er werde genöthiget seÿn ohne AUDIENZ hinwieder wegzugehen.“ 14. November 1716 Heems aus Berlin. AT-OeStA/HHStA RK Diplomatische Akten Berlin Berichte 9b. Berichte aus Berlin. 1716. Sept.–Dec., Bl. 449r/v. 1270 Exemplarisch: 9. April 1682 Berlig aus Berlin. Thüringisches Staatsarchiv Gotha. Geheimes Archiv Nr. A 3 II. 14. 1271 Vgl. Sulzgruber, Werner: Zeiterfahrung und Zeitordnung vom frühen Mittelalter bis ins 16. Jahrhundert. Hamburg 1995, S. 177. 1272 Exemplarisch: 30. Dezember 1676 Ruck aus Madrid. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8759. 1273 So akzeptierte der mecklenburgische Gesandte im März 1711, dass die Audienz des englischen Ambassadeurs vor der seinen stattfand (vgl. 26. März 1711 Krassau aus Berlin. Landeshauptarchiv Schwerin 2.11-2/1 Auswärtige Beziehungen (Acta externa) Sign. 2450, Bl. 25r).
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burgers zu entnehmen ist: „Ich war dann eine halbe Stunde in des Printzen Vorgemache, da sahe ich [. . .] der VENETIANISCHE RESIDENT angetreten kahm, und sich alsobald an mich ADRESSIrte, sagende: Er wäre vor mir, schon umb 6. Uhr (ich wäre umb 8 kommen) da gewesen.“ 1274 In dieser Situation hatte der gastgebende Hof nicht direkt eingegriffen oder eine Wertung vorgenommen. Dies wiederum geschah im Herbst 1690, als der Wiener Hof dem niederländischen Gesandten eine Audienz sowohl vor dem mainzerischen als auch trierischen Gesandten gewährte, obgleich keine Unterschiede in der diplomatischen Rangstufe oder der Ankunftszeit zwischen diesen Gesandten vorhanden waren. Da dies in diesem Fall durch das Geheiß des gastgebenden Hofes erfolgt war, wandten sich die betroffenen Gesandten, sowie der diplomatische Vertreter Brandenburg-Preußens in Wien, an den Kaiser. Unter Verweis auf die Wahlkapitulation forderte man vom Kaiserhof eine Deklaration, dass dieses Vorgehen ein Versehen gewesen sei.1275 Gemein ist den hier geschilderten Vorgängen, dass eine Festschreibung der Rangordnung durch die zeitliche Anordnung der Audienzen möglich schien, und aus diesem Grunde gewann ein Element, das für gewöhnlich kaum Konfliktpotential mit sich brachte, erheblich an Brisanz, wurde oftmals in den Relationen der Gesandten aufgeführt.1276 Der symbolische Wert des „Davor“ hatte sich hier im Vortritt manifestiert.1277 Brisant war es ebenso, wenn Gesandte, obzwar sie schon über einen längeren Zeitraum an einem Hof weilten, keine offizielle Antrittsaudienz verlangten. Im November 1711 erhielt der Oberzeremonienmeister Besser den Auftrag, in Erfahrung zu bringen, weshalb der dänische Gesandte, obgleich er schon seit vielen Monaten in Berlin wäre, noch immer nicht um Audienz angehalten habe. Der Däne verwies bedauernd darauf, dass seine Equipage noch nicht fertig gestellt sei.1278 Dies war nicht ungewöhnlich, Antrittsaudienzen verzögerten sich oftmals aufgrund der noch fehlenden bzw. zu formierenden Equipage.1279 So zeigte Friedrich III./I. zunächst Verständnis und war gewillt, dem Gesandten genügend 1274 13. März 1685 Besser aus London. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8739, Bl. 11r/v. 1275 Vgl. 14./24. September 1690 N. B. Danckelman aus Wien. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8810. 1276 Exemplarisch: „. . . AUDIENTZ beim Könige belanget, wardt mir dieselbe zu erst undt noch vor dem Königlich Dänemarckischen und Staatischen AMBASSADEUR gegeben.“ 12./22. Juni 1663 Blumenthal aus Paris. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 2598, Bl. 61v. 1277 Vgl. Friedrich, Susanne: „Zur rechten Zeit“ – Die temporale Struktur von Kommunikation am Immerwährenden Reichstag. In: Rudolph, Harriet/Schlachta, Astrid von (Hrsg.): Reichsstadt – Reich – Europa. Neue Perspektiven auf den Immerwährenden Reichstag zu Regensburg (1663–1806). Regensburg 2015, S. 290. 1278 Vgl. 16. November 1711 Besser „Ceremonial-Acta“ zitiert nach: Hahn/Kiesant 2009, S. 429 f. 1279 Exemplarisch: 25. Juli 1705 Heusch aus Berlin. NLA Hannover Celle Br. 17 Nr. 16/2, Bl. 264v.
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Zeit bis zu deren Fertigstellung einzuräumen.1280 Als sich herauszukristallisieren begann, dass die fehlende Equipage lediglich ein Vorwand des dänischen Gesandten gewesen war, um seine Audienz nicht in Charlottenburg nehmen zu müssen, endete Friedrichs III./I. Nachsicht und man gab dem Kopenhagener Hof zu verstehen: „. . . weilen es alß dann nach verfließung eines gantzen Jahres, AUDIENTZ zu nehmen zu spät sein möchte; Voraus da Unser MINISTER in DENNEMARCK solche also bald nehmen müßen.“ 1281 Nicht nur der als unangemessen bewertete langandauernde Zeitraum, sondern ebenso die Tatsache, dass der brandenburgisch-preußische Gesandte bereits seine Audienz in Dänemark genommen hatte, schürten den Unmut des Berliner Hofes. Wartezeiten konnten stets als Ausdruck der Macht und der Dominanz eines Potentaten gegenüber dem Wartenden interpretiert werden. In politisch angespannten oder zeremoniell heiklen Momenten mussten diese demzufolge möglichst kurz gehalten, wenn nicht gar verhindert werden. Als sich beispielsweise 1702 abzuzeichnen begann, dass der Kopenhagener Hof bereit sein würde, das neue brandenburgisch-preußische Reglement anzunehmen, wenn Brandenburg-Preußen ebenfalls seinen Gesandten Audienz nach dem modifizierten dänischen Gesandtschaftszeremoniellreglement nehmen lassen würde, insistierte Berlin auf die zeitgleiche Gewährung der beiden publiquen Gesandtenaudienzen.1282 Friedrichs III./I. Ansinnen wurde vom dänischen Hofe abschlägig beschieden, denn da der dänische König der erste Potentat sei, der sich auf das neue brandenburgische Zeremoniell einlasse „. . . hingegen beÿ Ihr [dänischer König – E. R.] alhier durch zweÿ unterschiedene ACTUS, von dem Englischen und Polnischen ENVOYÉ solches schon würcklich eingeführet worden Ewer Königliche Maÿestät nicht würde zu wieder noch PRÆJUDICIRlich seÿn können, wan dieselbe beÿ Ihr Maÿestät zu Dennemarck einige AVANCE thun, und die AUDIENTZ durch mich [Viereck – E. R.] auff eine geringe Zeit ehender nehmen laßen wolten, alß der von AHLEFELDT solche zu Berlin empfangen würde.“ 1283 Es ist möglich, dass die zeitliche von Kopenhagen aufrechterhaltene Differenz1284 Dänemarks Anspruch vermitteln sollte, bei dieser Zeremoniellabsprache Brandenburg-Preußen gegenüber eine hervorgehobene Stellung einzunehmen. 1280 Vgl. 16. November 1711 Besser „Ceremonial-Acta“ zitiert nach: Hahn/Kiesant 2009, S. 429 f. 1281 Ursachen [. . .]. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8767. 1282 Vgl. 12. September 1702 Viereck aus Kopenhagen. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8764. 1283 15. September 1702 Viereck aus Kopenhagen. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8764. 1284 Letztlich gab der Berliner Hof diese Forderung auf, da man dem zeitnahen Stattfinden und der Akzeptanz des neuen Zeremoniells mehr Bedeutung zugestand (vgl. 26. September 1702 Viereck aus Kopenhagen. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8764).
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Abermals dürfte ersichtlich werden, dass zeitliche Reglementierungen Botschaften übermitteln konnten, dies galt nicht nur für Wartezeiten, sondern desgleichen für die Dauer der Audienzen. Alldieweil die allgemeine Audienzdauer, die Vorlieben der jeweiligen Herrscher den Gesandten bekannt waren,1285 führten Abweichungen nicht nur zu Vermutungen bezüglich der entsprechenden diplomatischen Beziehungen,1286 sondern wurden ebenfalls als Vergrößerung oder Verkleinerung der dem Gesandten zuteilwerdenden Ehre interpretiert.1287 Bereits diese knappen Ausführungen veranschaulichen, dass bei dem bisher wenig erforschten Element der Zeit grundlegende Mechanismen des Gesandtschaftszeremoniells wahrnehmbar sind. Infolgedessen sind nicht nur vertiefende Untersuchungen zu diesen hier aufgeführten Aspekten, sondern auch Fragestellungen, wie beispielsweise jene nach Fristsetzungen und Befristungen sowie Ultimaten, zukünftig zu leisten.
1285 Exemplarisch: „. . . beÿ welche [Audienz – E. R.] [. . .] man an diesem orth sich vor allen Dingen der Kürtze befleÿßigen muß.“ 24. Dezember 1679 Berlebschen aus Berlin. Thüringisches Staatsarchiv Gotha. Geheimes Archiv Nr. A 3 II. 8, Bl. 5r. 1286 Exemplarisch: 20./30. November 1679 Dietrich aus Wien. GStA PK, I. HA, Rep. 1 Nr. 64. 1287 Exemplarisch: 8. April 1730 Strattmann aus Berlin. NLA WOL 1 Alt 4 Nr. 151, Bl. 79r. Weiterführend: Hanß, Stefan: Udienza und Divan-I Hümayun. Venezianisch-osmanische Audienzen des 16. und 17. Jahrhunderts. In: Burschel, Peter/Vogel, Christine (Hrsg.): Die Audienz. Ritualisierter Kulturkontakt in der Frühen Neuzeit. Köln u. a. 2014, S. 178.
V. Resümee Das brandenburgisch-preußische Gesandtschaftszeremoniell fügte sich in den von den übrigen europäischen Höfen vorgegebenen Rahmen des diplomatischen Zeremoniells in der Frühen Neuzeit nahtlos ein. Ebenso entsprachen die organisatorischen Rahmenbedingungen und deren Ausgestaltung, die für das Gelingen einer Gesandtschaft unumgänglich waren, dem europäischen Vorgehen.1 Dementsprechend lassen sich grundlegende Entwicklungsschritte – etwa die Etablierung der stehenden Gesandtschaften, die Ausbildung eines speziellen Personalstabes und eines Amtes für die auswärtigen Angelegenheiten – auch am brandenburgisch-preußischen Hofe beobachten.2 Diese Entwicklungen umfassten selbstredend zugleich das Gesandtschaftszeremoniell, dieses war nicht starr, sondern veränderte sich „an allen orthen CONTINUELLEMENT.“ 3 Bereits 1733 urteilte der Zeremonialwissenschaftler Rohr: „Es hat sich von ein 50 oder 100 Jahren her so wohl bey dem Audienz-Wesen der Abgesandten, als bey den andern Stücken des Ceremoniel-Wesens an den meisten Höfen gar vieles geändert.“ 4 In der Tat gewann das Gesandtschaftszeremoniell ab 1648 an Bedeutung und differenzierte sich immer weiter aus. Es entstanden spezifische Merkmale bzw. Elemente und zugleich kam es zu übergreifenden Vereinheitlichungen sowie Reglementierungen. Laut Stollberg-Rilinger lassen sich vier Symptome und Faktoren an den europäischen Höfen beobachten, die die steigende Bedeutung des Gesandtschaftszeremoniells veranschaulichen. Jene Symptome sind ebenfalls in BrandenburgPreußen wahrnehmbar. Ihr Anfang ist in der Regentschaft Friedrich Wilhelms zu verorten, ihre Intensivierung und Fortführung in der sich anschließenden Regierungszeit Friedrichs III./I. Das Zeremoniell sei erstens, führt Stollberg-Rilinger aus, zunehmend juristisch kodifiziert; außerdem seien zeremonielle Bestimmungen ausdrücklich vertraglich
1 Siehe: Kapitel II. 1. Quellengrundlage sowie Kapitel II. 4. b) Die organisatorische Gestaltung einer Gesandtschaft. 2 Siehe: Kapitel II. 2. Entwicklung des Gesandtschaftswesen sowie Kapitel II. 4. a) Die Verantwortlichkeiten am Berliner Hofe. 3 1689. Ohnmaßgebliches und aus Verschiedenen LEGATIONS=ACTIS und HISTORICIS zusammen getragenes und PROJECTIRTES CEREMONIALE. GStA PK, VI. HA, Nl. Zwantzigk, Zacharias Nr. 6. 4 Rohr 1733, S. 404.
V. Resümee
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geregelt oder gesetzlich festgeschrieben worden.5 In der vorliegenden Dissertation sind Absprachen zwischen Brandenburg-Preußen und dessen diplomatischen Partnern analysiert und deren Vor- und Nachteile herausgearbeitet worden, etwa am Exempel des 1684 mit dem schwedischen König geschlossene Vergleichs6 oder dem Rezess von 1671.7 Zweitens hätte, laut Stollberg-Rilinger, die Verfeinerung des Zeremoniells Einfluss auf die materielle Kultur der Höfe genommen.8 Die im Kapitel „Raum“ geschilderten Bestrebungen von Friedrich Wilhelm bis zu jenen seines Enkels, Friedrich Wilhelm I., das Berliner bzw. Cöllner Stadtschloss sowie die umgebende Stadt und weitere Schlösser baulich den Anforderungen des veränderten Gesandtschaftszeremoniells gerecht werden zu lassen, bestätigen diese Beobachtung. Es sei drittens und viertens, schließt Stollberg-Rilinger ihre Überlegungen ab, sowohl das Zeremoniell verschriftlicht worden, als auch eine Ausbildung und Ausdifferenzierung eines Personalstabes für das Zeremonienwesen entstanden,9 dessen Bedeutung und Funktion ausführlich im Kapitel „Hofstaat“ analysiert wurde.10 Beide Faktoren erfuhren in Brandenburg-Preußen insbesondere unter Friedrich III./I. eine deutliche Ausprägung, der die Impulse seines Vaters aufgriff und vertiefte, etwa durch die Einführung der „Zeremonienmeistercharge“ 1690,11 ab 1701 durch deren Umwandlung in die Charge des Oberzeremonienmeisters und deren Ergänzung 1706 durch einen Unterzeremonienmeister.12 Die Verschriftlichung des Zeremoniells wiederum war einerseits ein Prozess, der an allen europäischen Höfen erfolgen konnte. Er teilte sich dort, wie in Berlin, in das Anlegen einer Sammlung und Archivierung zeremonieller Vorgänge13 5 Vgl. Stollberg-Rilinger, Barbara: Hofzeremoniell als Zeichensystem. Zum Stand der Forschung. In: Riepe, Juliane (Hrsg.): Musik der Macht – Macht der Musik. Die Musik an den sächsisch-albertinischen Herzoghöfen Weissenfels, Zeitz und Merseburg [. . .] (= Schriften zur mitteldeutschen Musikgeschichte; 8). Schneverdingen 2003, S. 16. 6 Vgl. Vergleich mit Schweden wegen des CEREMONIELS 1684. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 9645, Bl. 37r–38v. Siehe: Kapitel: III. 1. c) aa) Brandenburg-Preußen und die Republiken. 7 Vgl. 19. November 1671. Rezess. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8662, Bl. 13r–14v. Siehe: Kapitel: III. 1. c) aa) Brandenburg-Preußen und die Republiken. 8 Vgl. Stollberg-Rilinger 2003, S. 16. 9 Vgl. Stollberg-Rilinger 2003, S. 15. 10 Siehe Kapitel IV. 7. Der Hofstaat. 11 Vgl. 18. Februar 1690 Bothmer aus Berlin. NLA Hannover Celle Br. 20 Nr. 233/2, Bl. 138r. 12 Vgl. Unmaßgebliches PROJECT zur CEREMONIENMeisters Bestallung. Zitiert nach: Hahn, Peter-Michael, 2016, S. 74 ff. 13 Dies war nicht nur am Berliner Hof üblich, sondern beispielsweise ebenso am Wiener Hofe (vgl. Mader-Kratky, Anna: Quellen zum Zeremoniell am Wiener Hof. In: Lorenz, Hellmut/Mader-Kratky, Anna (Hrsg.): Die Wiener Hofburg 1705–1835. Die
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sowie einer Festschreibung und zumindest theoretisch offiziellen Fixierung von Regularien auf.14 Andererseits entstand eine vielfältige, weitgefächerte Literatur, die sich mit dem Gesandtschaftszeremoniell auseinandersetzte und in der das Kurfürstentum und spätere Königreich Brandenburg-Preußen stets erwähnt wurde und in einigen Fällen sogar eine herausgehobene Position einnahm.15 Die Vorgänge am und das Vorgehen des Berliner Hofes sind geradezu exemplarisch für jene ab 1648 begonnene Entwicklung des Gesandtschaftszeremoniells, dessen Verfeinerung und Verästelung. Von einer Sonderstellung Brandenburg-Preußens kann auf Grundlage dieser Erkenntnisse nicht gesprochen werden. Vielmehr waren die jeweiligen hohenzollerischen Regenten und ihre diplomatischen Vertreter Teil der allgemein vorherrschenden zeremoniellen Konjunkturen, über die sie stets außerordentlich gut informiert waren. Stark vereinfacht ließe sich formulieren, dass die Regentschaft Friedrich Wilhelms mit dem Beginn der Blütephase des Gesandtschaftszeremoniells zusammenfiel. So war anfangs kein Reglement für den Empfang der Gesandten am brandenburgisch-preußischen Hof vorhanden und vielfältige Aspekte des brandenburgisch-preußischen Gesandtschaftszeremoniells noch nicht normiert.16 Im Laufe seiner Regierungszeit nahm der Große Kurfürst die diesbezüglichen allgemeinen Entwicklungstendenzen wahr und erkannte den Nutzen, den ein reguliertes Gesandtschaftszeremoniell zu bieten vermochte. Dementsprechend legte Friedrich Wilhelm den Grundstock für das brandenburgisch-preußische Gesandtschaftszeremoniell, baute dies zunehmend aus und trug so dem Zwang zum Schritthalten auf diesem Gebiet Rechnung. Die Regentschaft seines Sohnes Friedrichs III./I. fiel in die Hochphase des Gesandtschaftszeremoniells, die durch eine Zunahme der Zeremonien und durch eine fortschreitende Präzisierung zeremonieller Codes gekennzeichnet war. In Reaktion darauf erfuhr die Gestaltung des brandenburgisch-preußischen Gesandtschaftszeremoniells zu Friedrichs III./I. Zeiten eine immer größere Differenzierung und Wertigkeit. Beredetes Zeugnis hierfür legen die 1688, 1690, 1697/98 sowie nach der Krönung 1703 und 1705 offiziell erlassenen Zeremoniellreglements ab, die durch eine Reihe weiterer Erlasse und Beschlüsse ergänzt wurden. Die Zunahme der Zeremonien resultiere aus einem sozialen Überbietungsmechakaiserliche Residenz vom Barock bis zum Klassizismus (= Österreichische Akademie der Wissenschaften. Denkschriften der Philosophisch-Historischen Klasse; 445). Wien 2016, S. 318). 14 Vgl. Gundling 1751, S. 626. Sowie: Unterricht und zusammengetragene Verfassung vor jene, welche sich seiner Zeit zu Gesandtschaften tauglich machen wollen. Abgefaßt den 2. Wintermonats ANNO 1773. Zitiert nach: Brunner 1872, S. 28 f. 15 Exemplarisch: Rousset de Missy 1739, S. 581, 583. 16 Vgl. 1. September 1680 Friedrich Wilhelm. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8666. Siehe: Kapitel III. 1. b) Gemeinsames Agieren im Kontext der Gestaltung des Gesandtschaftszeremoniells am eigenen Hof.
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nismus,17 der sich daraus ergab, dass aufsteigende Gruppen und/oder Individuen Anspruch auf Gleichrangigkeit erhoben, was für diejenigen, die ranghöher waren und es bleiben wollten, immer neue, immer feinere symbolische Distinktionen erforderlich machte und so zu einer Entwertung der Ränge und Ehrenzeichen führte bis schließlich hin zum völligen Bruch mit dem gesamten, ins Extrem verfeinerten, zeremoniellen System,18 das bereits von den Zeitgenossen immer kritischer gesehen wurde. Die Entwertung der Ränge und Ehrenabzeichen war ein schleichender Prozess, dessen Anfänge besonders deutlich im Verhältnis der Kurfürsten zu den Republiken und den Fürsten zu Tage trat.19 Man könne, mit Hahn und Schütte resümierend, von einem langen Ende der höfischen Zeichenwelt sprechen.20 Der mutmaßliche Beginn des Verfalls des Gesandtschaftszeremoniells lässt sich wiederum der Herrschaft Friedrich Wilhelms I. zuordnen, der kein Liebhaber des Gesandtschaftszeremoniells gewesen ist.21 Doch auch wenn Berlin als Exempel par excellence für einen zeremoniellfeindlichen Hof angesehen wurde, so war schon den Zeitgenossen des Soldatenkönigs, etwa dem österreichischen Gesandten Seckendorff, bewusst: „weilen derselbe [Friedrich Wilhelm I. – E. R.] ohngeachet der AFFECTierten Demuth und FAMILLArem Umgangs, doch sicherlich eine solche hoheit und RESPECT im Kopf hat, daß man in diesem Stücken Ihn nicht TRACTIren muß, maßen Er seine JALOUSIE nicht bergen kan, wo man Ihm im CEREMONIEL geringer als andere Könige [behandelt – E. R.].“ 22 Die Entscheidung des Soldatenkönigs, das Gesandtschaftszeremoniell im Vergleich zu jenem seines Vorgängers zu reduzieren und andere Schwerpunkte zu setzen,23 fügte sich in die damaligen aktuellen Verhältnisse und Strömungen ein. Diese waren gekennzeichnet durch eine beginnende Vereinfachung der bisherigen Regularien24 an einzelnen Höfen. Innerhalb jener reduzierten Abläufe galt es frei-
17 Exemplarisch: Rohr 1733, S. 16. Sowie: Anonym: Zur Geschichte des Luxus der deutschen Höffe, dessen Entstehung und Folgen. In: Stats=Anzeigen 18 (1793), S. 403. Sowie: Pütter 1798, S. 190, 192. 18 Vgl. Stollberg-Rilinger 2004, S. 513. 19 Siehe: Kapitel III. 1. c) aa) Brandenburg-Preußen und die Republiken. 20 Vgl. Hahn/Schütte 2003, S. 43. 21 Siehe: Kapitel III. 3. Herrscherwechsel und Tradition. 22 1. August 1726 Seckendorff aus Berlin. AT-OeStA/HHStA StK Preußen 4 Korrespondenz, 1715–1726. Berichte aus Berlin 1726, Bl. 21r/v. 23 Weiterführend: Marschke, Benjamin: „Von dem am Königl. Preußischen Hofe abgeschafften Ceremoniel“. Monarchical representation and court ceremony in Frederik William I’s Prussia. In: Head, Randolph C./Christensen, Daniel (Hrsg.): Orthodixies and Heterodoxies in Early Modern German Culture. Order and Creativity 1500–1750 (= Studies in Central European Histories; 42). Leiden/Boston 2007, S. 227–252. 24 Vgl. Bély 2013, S. 153.
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lich dennoch weiterhin, diese akkurat umzusetzen,25 und hatte auch für den Soldatenkönig der Grundsatz Bestand, dass man sich dem gemeineuropäischen zeremoniellen Standard nicht völlig entziehen konnte, selbst wenn es dem persönlichen Herrschaftshabitus widersprach.26 Wenn Friedrich Wilhelm I. einen Teil der zeremoniellen Rezeption seiner Gemahlin übertrug, war dies für ihn eine mögliche Kompensation, verwies aber zugleich auf die Verantwortung, die er seiner Familie gegenüber innehatte und hinzukommend darauf, welche Rolle sowie Bedeutung seine Ehefrau am brandenburgisch-preußischen Hof innehatte.27 Mitbedingt durch die gesellschaftlichen Veränderungen bzw. Umwälzungen der Zeit in Europa erfuhren diese Entwicklungen eine weitere Steigerung. Insbesondere die Aufklärung führte zu einer symbolkritischen Bewegung. Der Wandel der Formen und Funktionen des symbolischen Handelns im Laufe der Frühen Neuzeit war beileibe keine linear fortschreitende Eliminierung symbolisch-rituellen zugunsten rational-diskursiven Handelns,28 sondern vielmehr ein Paradigmenwechsel.29 Die von der älteren Forschung vertretene These des Endes der politischen Symbolsprache im Zuge der Französischen Revolution erweist sich als nicht haltbar. 1789 begann, erläutert Christina Schröer, ein komplexer Prozess der Aneignung, Umdeutung und Neuschaffung der politischen Symbolsprache. Symbolische Politik wurde aus dem Bereich der monarchisch-christlichen Tradition gelöst, sie wurde innerweltlich begründet und damit verhandelbar.30 Das Zeremoniell diente nach 1800 nunmehr weniger dazu, eine politisch-soziale Ord25 Vgl. Kech, Kerstin: Hofhaltung und Hofzeremoniell der Bamberger Fürstbischöfe in der Spätphase des Alten Reichs (= Stadt und Region in der Vormoderne; 6). Würzburg 2016, S. 209. 26 Vgl. Knobloch, Michael: Preußische Könige im Spiegel der Öffentlichkeit (1780– 1806) (= Aufklärung und Moderne; 29). Hannover 2014, S. 359. Sowie: Stollberg-Rilinger, Das Berliner Stadtschloss als Bühne der preußischen Königswürde, 2012, S. 26. 27 Siehe: Kapitel IV. 3. Die fürstliche Familie. 28 Vgl. Stollberg-Rilinger 2000, S. 390. 29 Vgl. Krischer, André: Grenzen setzen. Macht, Raum und die Ehre der Reichsstädte. In: Hochmuth, Christian/Rau, Susanne (Hrsg.): Machträume der frühneuzeitlichen Stadt (= Konflikte und Kultur – Historische Perspektiven; 13). Konstanz 2006, S. 153. 30 Vgl. Schröer, Christina: Republik im Experiment. Symbolische Politik im revolutionären Frankreich (1792–1799) (= Symbolische Kommunikation in der Vormoderne. Studien zur Geschichte, Literatur und Kunst). Köln u. a. 2014, S. 8. Sowie: Forster, Ellinor: Zeremoniell nach Bedarf? Absicherung neuer Herrschaftsformen durch angepasste symbolische Kommunikation – Salzburg 1803–1816. In: Lobenwein, Elisabeth u. a. (Hrsg.): Herrschaft in Zeiten des Umbruchs. Fürsterzbischof Hieronymus Graf Colloredo (1732–1812) in mitteleuropäischen Kontext (= Schriftenreihe des Archivs der Erzdiözese Salzburg; 14). Salzburg 2016, S. 353–377. Sowie: Reichhardt, Rolf/Schmidt, Rüdiger/Thamer, Hans-Ulrich: Symbolische Praxis und die Kulturgeschichte des Politischen. Frankreich im Zeitalter der Revolutionen. In: Reichhardt, Rolf u. a. (Hrsg.): Symbolische Politik und politische Zeichensysteme im Zeitalter der Französischen Revolutionen (1789–1848) (= Symbolische Kommunikation und gesellschaftliche Wertesysteme Schriftenreihe des Sonderforschungsbereichs 496; 10). Münster 2005, S. 7–16.
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nung herzustellen, sondern eine bereits durch andere Verfahren hergestellte oder herzustellende Ordnung vorzustellen. Dieser graduelle Verlust an Rechtsqualität schuf auch Raum für Veränderungen, denn Zeremonien wurden zunehmend äußerlich wahrgenommen und veränderten nicht mehr automatisch Rechtsverhältnisse.31 Doch noch im 19. und beginnenden 20. Jahrhundert orientierte man sich am Zeremoniell des Barockzeitalters, sah in jenem den Ursprung der jeweils aktuellen Gegebenheiten.32 Dies galt ebenso für den Berliner Hof. Den Schwerpunkt der historischen Forschung bildeten hier bisher allerdings eher das Hof- und das allgemeine Staatszeremoniell,33 oftmals unter Berücksichtigung des Aufstiegs der Hohenzollern zum Kaisertum.34 Diesbezügliche detaillierte Untersuchungen in Bezug auf das Gesandtschaftszeremoniell stehen für das 19. Jahrhundert hingegen aber noch aus. Sie sind ein unbedingt zu schließendes Desiderat. An dieser Stelle lässt sich zunächst einmal festhalten, wie bereits eine kursorische Durch-
31 Vgl. Biskup 2012, S. 26. Sowie: Biskup 2014, S. 19. Sowie: Schwengelbeck, Matthias: Die Politik des Zeremoniells. Huldigungsfeiern im langen 19. Jahrhundert (= Historische Politikforschung; 11). Frankfurt am Main 2007, S. 12. 32 Vgl. Dann, Thomas: Die Appartements des Leineschlosses im Spiegel höfischen Zeremoniells der Zeit um 1700 bis 1850. In: Hannoversche Geschichtsblätter 52 (1998), S. 195. Sowie: Roolfs, Cornelia: Der hannoversche Hof von 1814 bis 1866. Hofstaat und Hofgesellschaft (= Quellen und Darstellungen zur Geschichte Niedersachsens; 124). Hannover 2005, S. 195, 338. 33 Exemplarisch: Barclay, David E.: Ritual, Ceremonial, and the „Invention“ of a Monarchial Tradition in Nineteenth-Century Prussia. In: Duchhardt, Heinz (Hrsg.): European monarchy. Its Evolution and Practice from Antiquity to Modern Times. Stuttgart 1992, S. 207–220. Sowie: Biefang, Andreas/Epkenhans, Michael/Tenfelde, Klaus: Das politische Zeremoniell im Deutschen Kaiserreich 1871–1918. Zur Einführung. In: Biefang, Andreas u. a. (Hrsg.): Das politische Zeremoniell im Deutschen Kaiserreich 1871– 1918 (= Beiträge zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien; 153/Parlament und Öffentlichkeit; 1). Düsseldorf 2008, S. 11–28. Sowie: Carl, Horst: Erinnerungsbruch als Bedingung der Moderne? Tradition und bewusste Neuorientierung bei Hof und Zeremoniell nach 1800. In: Klinger, Andreas u. a. (Hrsg.): Das Jahr 1806 im europäischen Kontext. Balance, Hegemonie und politische Kulturen. Köln u. a. 2008, S. 169–184. Sowie: Hammer, Karl: Die preußischen Könige und Königinnen im 19. Jahrhundert und ihr Hof. In: Werner, Karl Ferdinand (Hrsg.): Hof, Kultur und Politik im 19. Jahrhundert [. . .] (= Pariser Historische Studien; 21). Bonn 1985, S. 87–98. Sowie: Sammelband: Möckl, Karl (Hrsg.): Hof und Hofgesellschaft in den deutschen Staaten im 19. und beginnenden 20. Jahrhundert (= Deutsche Führungsschichten in der Neuzeit; 18). Boppard am Rhein 1990. Sowie: Steller, Verena: The Power of Protocol: On the Mechanismus of Symbolic Action in Diplomacy in Franco-German Relations, 1871–1914. In: Mösslang, Markus/Riotte, Torsten (Hrsg.): The Diplomats’ World. A Cultural History of Diplomacy 1815–1914 (= Studies of the German Historical Institut London). London 2008, S. 195–228. 34 Exemplarisch: Cornelißen, Christoph: Das politische Zeremoniell des Kaiserreichs im europäischen Vergleich. In: Biefang, Andreas u. a. (Hrsg.): Das politische Zeremoniell im Deutschen Kaiserreich 1871–1918 (= Beiträge zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien; 153/Parlament und Öffentlichkeit; 1). Düsseldorf 2008, S. 433–450.
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sicht der im Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz befindlichen Aktenbestände zeigt, dass eine Erwähnung des Gesandtschaftszeremoniells der Barockzeit im Kontext der Formulierung neuer Reglements nicht ungewöhnlich war.35 Im Hinblick auf die Frage, inwiefern von einer hohenzollerischen Tradition im Gesandtschaftszeremoniell gesprochen werden kann, lässt sich auf der Grundlage einer knappen Betrachtung der offiziell fixierten Gesandtschaftszeremoniellreglements des 19. und 20. Jahrhunderts die These formulieren: Ähnlich wie zu Zeiten Friedrich Wilhelms, Friedrichs III./I. und Friedrich Wilhelms I. waren auch die Reglements des 19. Jahrhundert stets variabel und neu auszutarieren.36 Der grundsätzliche Aufbau jedoch ist über Jahrhunderte hinweg relativ konstant geblieben.37 Ankunft, Anmeldung, Aufholung, (publique) Audienz und Abschied bildeten die einzelnen Hauptkomplexe des Gesandtschaftszeremoniells, die es zu reglementieren galt. Jene Hauptkomplexe setzten sich aus einzelnen Elementen zusammen. Dieses Repertoire symbolischer Grundelemente, hier bestätigt sich die zu Beginn der Arbeit angeführte These Stollberg-Rilingers,38 ist nicht nur im Untersuchungszeitraum dieser Dissertation relativ begrenzt und stabil gewesen,39 sondern scheint dies darüber hinaus für einen weitaus größeren Zeitraum seine Geltung gehabt zu haben. Zugleich war und musste das Gesandtschaftszeremoniell flexibel sein.40 Es war sowohl auf Kontextualisierung als auch Aktualisierung angewiesen.41 Daher war es beispielsweise jederzeit möglich, eine zeremonielle Modifikation einzuführen, die einen Dialog verhinderte und die Verhandlung oder gar die gesamte Gesandtschaft auf später verschob. In solchen Situationen diente, dies war den Zeitgenossen bewusst, das Gesandtschaftszeremoniell als Vorwand, um Zeit zu gewinnen und Entscheidungen auf günstigere Momente zu
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Exemplarisch: 26. April 1904. GStA PK, I. HA, Rep. 94 Nr. IV Jb 53. Exemplarisch: 3. Juli 1814 Wittgenstein an Buch. GStA PK, I. HA, Rep. 100 Nr. 5584, Bl. 20r/v. 37 Siehe beispielsweise Reglement 1814. GStA PK, I. HA, Rep. 100 Nr. 5584, Bl. 22r–23v. Sowie: Gesammelte Aufzeichnungen von Audienzen aus dem Zeitraum 1899 bis 1906. GStA PK, BPH, Rep. 113, Nr. 1746. 38 Vgl. Stollberg-Rilinger 2004, S. 512. 39 Siehe beispielsweise: Kapitel IV. 6. Gestik und Gegenstände. 40 Wie überhaupt die Stabilität der Herrschaft nur gegeben sei, artikuliert Reinhardt Butz, wenn sie sich durch eine enorme Flexibilität auszeichne (vgl. Butz, Reinhardt: Die Beziehungen der Wettiner zu den auswärtigen Mächten im Spätmittelalter im Zusammenhang ihrer Rangerhöhungen. In: Berg, Dieter/Kintzinger, Martin/Monnet, Pierre (Hrsg.): Auswärtige Politik und internationale Beziehungen im Mittelalter (13. bis 16. Jahrhundert) (= Europa in der Geschichte. Schriften zur Entwicklung des modernen Europas; 6). Bochum 2002, S. 177). 41 Vgl. Steller, Verena: Diplomatie von Angesicht zu Angesicht. Diplomatische Handlungsformen in den deutsch-französischen Beziehungen 1870–1919. Paderborn 2012, S. 224. 36
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vertagen.42 Im Umkehrschluss bestand die reale Gefahr, und dies war einer der Kritikpunkte schlechthin am Gesandtschaftszeremoniell, dass Dispute um das zeremonielle Traktament politische Entscheidungsfindungen verzögerten.43 Insbesondere im Vorfeld und Zuge der Rangerhöhung Brandenburg-Preußens beherrschte diese Problematik den Berliner Hof. Es dürften die in dieser Dissertation dargestellten Exempel sehr eindrücklich veranschaulicht haben, dass sich im Umgang mit dem Gesandtschaftszeremoniell zahlreiche Ausweichmöglichkeiten boten, seien es Variationen in den Gesandtenrängen oder informelle Absprachen, die der Berliner Hof für sich zu nutzen gewusst hatte. Ließ man es auf einen Konflikt oder gar eine Eskalation ankommen, war dies zumeist einkalkuliert bzw. schien unvermeidbar, weil dies etwa genuine Verfassungskonflikte betraf.44 In einigen Fällen wurde dies gezielt geplant. Insbesondere bei zeremoniellen Situationen, denen zukunftsweisende Bedeutung und/oder ein eminenter Einfluss auf die eigene Rangstellung zugeordnet wurde, zeigte sich Brandenburg-Preußen wenig kompromissbereit. Nachdem beispielsweise das königliche brandenburgisch-preußische Gesandtschaftszeremoniell für die Envoyés offiziell formuliert und 1703 erstmals Anwendung gefunden hatte, verweigerte der Berliner Hof jedwede Veränderung an diesem. Vor und nach der Rangerhöhung war das Nachgeben und Zugestehen von zeremoniellen Ehrenbezeugungen stets ein politisches Signal. Denn man vermochte, auf diese Weise, Aussagen über die eigene Rangposition sowie über aktuelle Verhältnis zu anderen Fürstenhäusern zu treffen. Folglich hieß es diesbezüglich, sorgsam vorzugehen, das gegenseitige Rangverhältnis war in diese Überlegungen stets mit einzubeziehen. Bei Protagonisten, die einen geringen Rangabstand zueinander aufwiesen, wäre es, gab der brandenburgisch-preußische Oberzeremonienmeister Besser zu bedenken, notwendig, über eine bestimmte Machtgrundlage zu verfügen, ehe man freigiebig mit zeremoniellen Ehrenbezeugungen diesen gegenüber sein könne und keine daraus resultierende Abwertung des eigenen Zeremoniells und Ranges befürchten müsse.45 Dem gegenüberstehend merkte unter anderem Gundling 1751 an: „Die Ce-
42 Vgl. Moser, Johann Jacob: Anmerckungen von dem neuesten Europäischen Ceremoniel. Als Beyträge zu dem neuesten Europäischen Völckerrecht. o. O. 1778, S. 5. 43 Vgl. Miruss 1847, S. 339. 44 Vgl. Stollberg-Rilinger, Barbara: Die zeremonielle Inszenierung des Reiches, oder: Was leistet der kulturalistische Ansatz für die Reichsverfassungsgeschichte? In: Schnettger, Matthias (Hrsg.): Imperium Romanum – irregulare corpus – Teutscher Reichs-Staat. Das Alte Reich im Verständnis der Zeitgenossen und der Historiographie (= Veröffentlichungen des Instituts für Europäische Geschichte Mainz. Abteilung Universalgeschichte; Beiheft 57). Mainz 2002, S. 240. 45 Vgl. BEDENCKEN ÜBER DIE CEREMONIEL=STREITIGKEITEN mit Sr. König. Myt. von Pohlen. DIE AUDIENTZ IHRES ABGESANDTENS BETREFFEND. Zitiert nach: Hahn/Kiesant 2010, S. 76.
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remonien werden grösser, wenn man andere brauchet.“ 46 In der Tat wurden zahlreiche Exempel in dieser Dissertation angeführt, die dies unterstreichen.47 Diese Annahme erfuhr in der historischen Forschung eine Ausweitung. Es sei zu bedenken, führt Christian Wieland an, dass ein unbestritten hoher Rang mit einem fast völligen Mangel an Möglichkeiten zur zeremoniellen und symbolischen Dynamik konvergiere.48 Hier bedarf es aber einer kritischen Hinterfragung. Die in dieser Arbeit gewonnenen Erkenntnisse veranschaulichen, auch Regenten, die eine hohe Rangstellung innehatten, waren gewillt, unter Zuhilfenahme des Gesandtschaftszeremoniells politische Ziele zu verwirklichen, nutzten dessen Flexibilität, wenngleich anscheinend in weniger stark ausgeprägtem großzügigem Maße, wie dies bei mindermächtigen Staaten üblich bzw. notwendig war. Überdies ist zu bedenken: Je mächtiger ein Monarch war, je wichtiger es den anderen erschien, von ihm anerkannt zu werden, desto mehr konnte er die Standards des zeremoniellen Umgangs beeinflussen.49 Doch selbst einem mächtigen Monarch, dies zeigen die zeremoniellen Auseinandersetzungen zwischen Kaiser und Brandenburg-Preußen, waren Grenzen gesetzt. Die Regentschaft Friedrich Wilhelms und jene Zeit vor dem Kronerwerb waren gekennzeichnet durch den Aufstieg und die damit zwangsläufig einhergehenden Bemühungen des Kurfürstentums Brandenburg, den zeremoniellen Anschluss an die königlichen Mächte zu erlangen.50 Dieses Anliegen scheiterte allzu oft an der Bereitwilligkeit der europäischen Könige beziehungsweise der fehlenden Mitwirkung der übrigen Regenten. Zugleich war eine Abgrenzung des Kurfürstentums Brandenburg nach unten zwingend von Nöten und war dies eines der Primärziele, welches das brandenburgische Kurfürstentum verfolgte. Dies war jedoch, wie gezeigt wurde, kein Spezifikum Kurbrandenburgs, sondern ein wesentliches Merkmal des frühneuzeitlichen Gesandtschaftszeremoniells, das sich durch sämtliche Hierarchieebenen zog. Niels May sieht gar in der Orientierung der Kurfürsten und einiger Republiken nach oben und ihrer Abgrenzung nach unten einen der Schlüsselmomente für die Transformation des Zeremoniells von einem Instrument der Her- oder Darstellung von Hierarchie zu einem Instrument, das In- beziehungsweise Exklusionsfunktion übernahm.51
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Gundling 1751, S. 626. Exemplarisch: 10. April 1663 Christoph Brandt aus London. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 1743, Bl. 211r. 48 Vgl. Wieland, Christian: Diplomaten als Spiegel ihrer Herren? Römische und florentinische Diplomatie zu Beginn des 17. Jahrhunderts. In: Zeitschrift für Historische Forschung 31 (2004), S. 359–369. 49 Vgl. Stollberg-Rilinger, Offensive Formlosigkeit?, 2013, S. 194. 50 Vgl. ANNOTATA über die vorgefallene QUÆSTION Ob unsre Reichs=Fürsten befuget/AMBASSADEURS zuschicken/Unter eines fürnehmen MINISTRI Schrifften gefunden/und durch den Druck PUBLICIRET. Im Jahr 1681. 51 Vgl. May 2016, S. 178. 47
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Allerdings waren schon im 18. Jahrhundert hierbei sowie beim Gesandtschaftszeremoniell prinzipiell sowohl auf europäischer Ebene als auch innerhalb des Reiches Unterschiede sowie Ungleichzeitigkeiten wahrzunehmen.52 Ungleichzeitigkeiten führten zu einem Anpassungsdruck, denn schließlich existierten Verspätetes und Verfrühtes in vielfältigen Abstufungen und Schattierungen nebeneinander und boten demgemäß ständige Möglichkeiten des Vergleichs.53 In der gesamten Arbeit und ausdrücklich im Kapitel „Leithöfe und Orientierung“ konnte dargestellt werden, dass der Berliner Hof über das Gesandtschaftszeremoniell der übrigen europäischen Höfe außerordentlich gut informiert war. Jene Informationen wurden reflektiert und das für die brandenburgisch-preußische Situation Optimale herauskristallisiert und verwendet. Der Vergleich war ein Grundmechanismus des Zeremoniellen; die Bewertung der eigenen Position konnte sich erst durch die Bezugnahme auf andere ergeben. Die dauerhafte Konkurrenz der Höfe führte folglich zu Innovationen, in Kurbrandenburg nicht nur, wie von Neugebauer registriert, im Bereich der staatlichen Kulturentwicklung,54 sondern auch, wie in dieser Dissertation herausgearbeitet, im Bereich der zeremoniellen Entwicklung nach 1648. Zunächst ließen sich diesbezüglich jedoch eher nachholende, später eher anschlussbemühende Tendenzen erkennen. Es stellt sich daher generell die Frage, welche Elemente des Gesandtschaftszeremoniells geeignet waren, modifiziert zu werden. Laut Schütte wären vor allem jene Elemente für Innovationen offen gewesen, die nur kurzzeitig im Gesandtschaftszeremoniell Verwendung fanden und die eine gewisse Entfernung zur zeremoniellen Kernhandlung gehabt hätten, wie Pferde und Kutschen oder auch der Einsatz von Kanonen.55 Diese These hat in gewisser Weise ihre Berechtigung, doch hat die in dieser Arbeit erfolgte Analyse des brandenburgisch-preußischen Gesandtschaftszeremoniells gezeigt, dass dies allein keinesfalls ausschlaggebend war, vielmehr waren weitere Mechanismen und Faktoren zu beachten. Veränderungen an einzelnen Elementen, die keinen direkten Einfluss auf die Rangstellung der beteiligten Parteien oder die eine Erhöhung des zeremoniellen 52
Vgl. Rohr 1728, S. 11. Vgl. Schmidt, Georg: Einleitung. Integration im Alten Reich. In: Schmidt, Georg (Hrsg.): Stände und Gesellschaft im Alten Reich (= Veröffentlichungen des Instituts für Europäische Geschichte Mainz. Abteilung Universalgeschichte. Beiheft; 29). Stuttgart 1989, S. 12. 54 Vgl. Neugebauer, Wolfgang: Preußen als Kulturstaat. In: Forschungen zur Brandenburgischen und Preußischen Geschichte Neue Folge 17 (2007), S. 164. 55 Vgl. Schütte, Ulrich: Die Räume und das Zeremoniell, die Pracht und die Mode. Zur Zeichenhaftigkeit höfischer Innenräume. In: Rudolstädter Arbeitskreis zur Residenzkultur (Hrsg.): Zeichen und Raum. Ausstattung und höfisches Zeremoniell in den deutschen Schlössern der Frühen Neuzeit (= Rudolstädter Forschungen zur Residenzkultur; 3). Berlin 2006, S. 179. 53
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Traktaments sämtlicher Gesandter zur Folge hatten, konnten zügig und problemlos durchgesetzt werden. Sie waren dem persönlichen Geschmack des Herrschers anheimgestellt. Deutlich wird dieser Mechanismus beispielsweise im Kapitel „Zeit“.56 Ehrverminderungen oder die Herausstellung Einzelner bzw. einer abgegrenzten Gruppe von Gesandten waren demgegenüber wesentlich heikler. Hier war zunächst stets von Neuem zu unterscheiden, ob es sich bei der Veränderung der zeremoniellen Rezeption eines Gesandten um ein einmaliges Ereignis gehandelt hatte oder ein Präzedenzfall geschaffen worden war. Oftmals entwickelten sich gerade aus solchen Präzedenzfällen neue allgemeingültige Regeln,57 wenngleich dies Vorgehen von einigen Zeitgenossen kritisch gesehen wurde.58 Die einem Gesandten gewährten Zugeständnisse bewegten sich nicht allein auf einer bilateralen Ebene, sondern konnten Einfluss auf das gesamte europäische Ranggefüge nehmen und wurden infolgedessen aufmerksam von der höfischen Öffentlichkeit beachtet, wie dies in der vorliegenden Dissertation veranschaulicht wurde. Individuelle Veränderungen konnten zu Forderungen anderer an eben jenem Hofe weilender Gesandter und/oder zu Modifikationen des Zeremoniells an anderen Höfen führen. Veränderte ein Hof, der dem gleichen Stand angehörte oder jener Hierarchieebene, die man selbst zu erreichen hoffte, zugeordnet bzw. zugehörig war, Elemente des Gesandtschaftszeremoniells, wurde dies zur Kenntnis genommen und konnte den Impuls freisetzen, das eigene Gesandtschaftszeremoniell in diesem Punkt kritisch zu reflektieren und dem gegebenen Beispiel unter Umständen nachzufolgen.59 Es sollte nicht aus dem Blick verloren werden, dass die Elemente des Gesandtschaftszeremoniells miteinander in Verbindung standen und daher die Umgestaltung eines einzelnen Elementes eine Reihe von Folgeentwicklungen nach sich ziehen konnte. So hat sich William Roosen 1980 gegen die gesonderte Betrachtung einzelner Elemente des Gesandtschaftszeremoniells ausgesprochen und stattdessen eine Fokussierung auf zeremonielle Muster und Wechsel empfohlen.60 Doch bereits die intensive Analyse eines einzelnen Bestandteils des Zeremoniells ermöglicht den Gewinn entscheidender Erkenntnisse und illustriert außer-
56 Siehe: Kapitel III. 3. b) Die Etablierung des königlichen Gesandtschaftszeremoniells am brandenburgisch-preußischen Hofe. 57 Vgl. Hüsken, Ute: Ritualfehler. In: Brosius, Christiane u. a. (Hrsg.): Ritual und Ritualdynamik. Schlüsselbegriffe, Theorien, Diskussionen. Göttingen 2013, S. 131. 58 Vgl. Hermßdorff 1689, S. 49. Sowie: Thomasius, Christian: Kurtzer Entwurff der Politischen Klugheit [. . .]. Franckfurt am Mayn 1707, S. 31. 59 Beispielhaft für dies kann die Ausweitung des Sitzen und Bedecktseins der europäischen Könige während der publiquen Audienzen der Envoyés stehen (vgl. 6. Juni 1685 Instruktion für Falaiseau. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten, Nr. 9326). 60 Vgl. Roosen, William: Early Modern Diplomatic Ceremonial: A Systems Approach. In: The Journal of Modern History 52 (1980), S. 462.
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ordentlich deutlich Funktion und Wirkungen des gesamten Gesandtschaftszeremoniells, denn es lassen sich auf diese Weise wiederkehrende Muster und Mechanismen des Gesandtschaftszeremoniells herausarbeiten – sei es das Aufeinderbeziehen von Forderungen, der beständige Vergleich mit den übrigen Mächten oder schlechterdings die Darstellung von Abhängigkeiten. Für das endgültige Ergebnis, ob aus einem Ereignis ein Präzedenzfall wurde, aus welchem sich neue vorerst feste Regularien ableiteten, war es kaum relevant, ob dies gezielt gesteuert bzw. intendiert gewesen war oder auf einem Versehen beruhte. Tatsächlich lag einigen Entwicklungen im frühneuzeitlichen Gesandtschaftszeremoniell nicht unbedingt immer ein planvolles Vorgehen zugrunde. Demgemäß war vieles im Handeln der Hohenzollern eher durchdachte Reaktion als geplante Aktion.61 Wie überhaupt, konstatiert Ulrike Müller-Weil, Abwarten und Ausnutzen günstiger Zeitpunkte und Zeitverhältnisse das typische Merkmal der preußischen Außenpolitik gebildet hätten.62 In Bezug auf das brandenburgisch-preußische Gesandtschaftszeremoniells haben die Untersuchungen im Rahmen dieser Dissertation gezeigt: Eine solche Strategie konnte Erfolge bringen. Insbesondere in der Zeit vor der Rangerhöhung entschied sich der Berliner Hof im Falle von zeremoniellen Modifikationen an auswärtigen Höfen häufig, die Reaktion anderer königlicher Gesandter abzuwarten und sich an jener zu orientieren, denn ein harsches Vorpreschen konnte unangemessen wirken und auf heftige Kritik stoßen.63 Die Formulierung eines Anspruches oder einer Forderung konnte einen Vorsprung gegenüber den übrigen Parteien schaffen. Doch auch wenn man sich auf rechtliche Grundlagen berufen konnte,64 musste man die
61 Vgl. Bourrée, Katrin: Dienst, Verdienst und Distinktion. Fürstliche Selbstbehauptungsstrategien der Hohenzollern im 15. Jahrhundert (= Symbolische Kommunikation in der Vormoderne. Studien zur Geschichte, Literatur und Kunst). Köln u. a. 2014, S. 25. 62 Vgl. Müller-Weil 1992, S. 47. 63 Jene Erfahrung machte Friedrich Wilhelm 1671, als er seinen Gesandten am dänischen Hofe instruierte, die dort nach dem Tod des vormaligen Königs vorgenommene Aufholung zur Audienz nicht zu akzeptieren und das alte Herkommen einzufordern, obgleich jenes im Vorfeld von zwei königlichen Gesandten akzeptiert worden war (vgl. September 1671. Ausführliche RELATion von Blumenthals AUDIENZ. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 1311, Bl. 56r–60v). Selbst die Schwester des brandenburgischen Kurfürsten, Hedwig Sophie – die Landgräfin von Hessen-Kassel, äußerte sich skeptisch: „. . . weil man hier davor hielte, dass Ew. Ch. D. dieses suchten, indem Sie die Regeln ändern wollten, die doch ein jeder Herr Macht hätte, in seinem hause zu machen wie es ihm gefiele, und sich solches 2. königliche Envoyés schon hätten gefallen lasen als der Spanische und Englische [. . .] Weil ich dann sehe, dass Ew. Ch. D. die gloire nun hier erlangen, dass Sie mehr als die gekrönten Häupter consideriret werden.“ 13./23. Oktober 1671 Landgräfin Hedwig Sophie von Hessen-Kassel an Friedrich Wilhelm. Zitiert nach: Brode, Reinhold (Hrsg.): Urkunden und Actenstücke zur Geschichte des Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg. Politische Verhandlungen. Zehnter Band (= UA; 17). Berlin 1901, S. 74. 64 Vgl. Hermßdorff 1689, S. 103.
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Kraft und Macht haben, diesen Anspruch zu verwirklichen,65 um die Akzeptanz der übrigen Staaten zu erringen. „Zumalen sich nirgends weniger als in Ceremoniel=Sachen was erzwingen läßt, wann es Schwächere mit Mächtigern zu thun haben.“ 66 Die Gefahr eines Scheiterns67 war dementsprechend stets gegeben und mit einzukalkulieren. Dem Vorwurf, zu viel zu fordern, zu vehement auf vermeintliche zeremonielle Vorrechte zu drängen, sahen sich sowohl Friedrich Wilhelm als auch Friedrich III./I. beständig ausgesetzt, und dies war nicht gänzlich unberechtigt. Zunächst war die Einforderung der kurfürstlichen Präeminenz und der Parifikation des kurfürstlichen Zeremoniells mit jenem der königlichen Diplomaten das Primärziel in der Zeit von 1648 bis 1700. Zweifelsohne richteten sich auch die brandenburgisch-preußischen Gesandten nach dem allgemeingültigen Grundsatz, dass ein Gesandter „weder etwas verabsaumet, noch auch mit gar zu großem Eÿffer zu werk“ 68 gehen sollte; eine Eskalation, die Unterbrechung der diplomatischen Kontakte war zu vermeiden. Doch ließ man nie eine Gelegenheit ungenutzt, um mögliche Verbesserungen zu erlangen. Nachdem Brandenburg-Preußen beispielsweise 1684 den Vergleich mit Schweden geschlossen hatte, der den Hohenzollern eine den Königen gleiche Rezeption am Stockholmer Hof zusicherte, unternahm man umgehend den Versuch, jenen auf andere königliche Höfe auszuweiten.69 Erhielten andere Gesandte eine Aufwertung ihres zeremoniellen Traktaments, informierte sich der Berliner Hof ausführlich darüber und versuchte, wenn es angebracht und erfolgversprechend schien, dies im besten Falle ebenso zu erringen, zumindest aber davon zu profitieren.70 Ähnlich situativ und kontextabhängig wurde die Entscheidung getroffen, ob angedachte Ziele unter Zuhilfenahme der Unterstützung der übrigen Kurfürsten erlangt werden sollten. Die im Kapitel „Gemeinsames Agieren“ dargestellten Entwicklungen veranschaulichen, ein solches Vorgehen wurde äußerst ambivalent bewertet. Zwar wusste man um die Vorteile, die dies zu bieten hatte, doch in
65 Vgl. Wenzel, Horst: Spiegelungen. Zum schönen Schein des öffentlichen Herrschaftshandelns. In: Felderer, Brigitte/Macho, Thomas (Hrsg.): Höflichkeit. Aktualität und Genese von Umgangsformen. München 2002, S. 32. 66 Moser, Friderich Carl, Rest der Geschichte der Excellenz=Titulatur, 1752, S. 18. 67 Weiterführend: Brandt, Rüdiger: Das ain groß gelächter ward. Wenn Repräsentation scheitert. Mit einem Exkurs zum Stellenwert literarischer Repräsentation. In: Ragotzky, Hedda/Wenzel, Horst (Hrsg.): Höfische Repräsentation. Das Zeremoniell und die Zeichen. Tübingen 1990, S. 303–331. 68 1765. Sätze das CEREMONIEL betreffend. AT-OeStA/HHStA RK Zeremonialakten 5. 69 Vgl. 11./21. Januar 1684 Friedrich Wilhelm an Friedrich Brandt nach Kopenhagen. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 9645, Bl. 54r/v. 70 Exemplarisch: 18./28. Dezember 1697 Instruktion für Dobrzensky. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 1822, Bl. 14r/v.
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der Praxis scheiterte man häufig aus den unterschiedlichsten Gründen.71 Es sei auf die geschilderten Vorgänge in den 1680er Jahren um das gemeinsame Reglement des Dresdener und Berliner Hofes verwiesen. Letztlich kämpfte jeder Fürst für sich allein und war auf seinen Vorteil bedacht.72 Gleichwohl sollte dies nicht zu dem Fehlschluss verleiten, Brandenburg-Preußen hätte losgelöst vom Heiligen Römischen Reich wirken können, vielmehr war es in dessen Strukturen stets eingebunden.73 Die ursprünglich auf die allgemeine staatspolitische Entwicklung Brandenburg-Preußens ausgerichteten Aussagen von Neuhaus, können zugleich, wie die vorliegende Arbeit gezeigt hat, auf den Umgang Kurbrandenburgs mit dem Gesandtschaftszeremoniell übertragen werden. Nach der Rangerhöhung scheint auf den ersten Blick die Orientierung an den europäischen königlichen Höfen konstant geblieben zu sein, doch die Berufung und das Beharren auf die Sicherung der kurfürstlichen Präeminenz an diesen Orten geriet nun in den Hintergrund. Innerhalb des Reiches wiederum zeigten sich die Hohenzollern auch nach 1701 in zeremoniellen Konflikten insofern engagiert, als dass man bereit war, unterstützend tätig zu werden, wenn es die eigene Rangstellung und diplomatischen Beziehungen nicht gefährdete. Weiterführende Studien müssten an dieser Stelle unter anderem untersuchen, inwiefern dies mit der von Andreas Pecˇar aufgestellten These vereinbar ist, nach welcher die Mitgliedschaft im Reichsverband im Zeremoniell der europäischen Dynastien keine Anerkennung gefunden habe. Je mehr die Rangansprüche auf der europäischen Bühne bestritten wurden, desto stärker habe man sich bemüht, die althergebrachte Rangfolge innerhalb des Reiches zu konservieren.74 Vertiefend wäre zu erforschen, in welchem Maße der Wechsel zwischen der Betonung einer Ausrichtung der Hohenzollern auf die europäischen Höfe oder die Höfe im Heiligen Römischen Reich auf das Gesandtschaftszeremoniell Einfluss nahm. Insbesondere Friedrich Wilhelms I. Abwendung von der Herrenhausener hin zu der Wiener Mächtegruppe, wurde als Rückzug von der europäischen Bühne in die politische Gemeinschaft des Heiligen Römischen Reiches bewertet. Die Zurücknahme der preußischen Ansprüche auf europäische Geltung und Abwendung von eigener Machtstaatspolitik hin zu einer an Kaiser und Reich gebundenen Politik des deut71 Exemplarisch: „. . . ChurCölln werden sich hirunter von Ihren Herrn Bruder nicht SEPARIren, Chur-Sachsen dürfften beÿ der großen Veränderung nach den alten PRINCIPÜS nicht mehr fragen [. . .] an ChurPfalz kann hirunter noch weniger gezweiffelt werden und von Chur-Mainz und Chur-Trier ist auch nie gesehen worden, daß Sie in CEREMONIALIbus für sich große dinge verlangen oder behaubten.“ Unmaßgebliche PRIVAT-Gedancken über einige PUNCTE das CEREMONIEL betref. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8691, Bl. 79v. 72 Wenngleich dies auch positive Einflüsse auf andere Protagonisten haben konnte. „. . . ob Ewer Churfürstliche Durchlaucht das werck alleine treiben und den anderen Churfürsten solchergestalt den weg bahnen.“ 4./14. März 1699 C. F. Bartholdi aus Wien. GStA PK, I. HA, Rep. 11 Akten Nr. 8687. 73 Vgl. Neuhaus 2005, S. 36. 74 Vgl. Pec ˇ ar, Gab es eine höfische Gesellschaft des Reiches?, 2004, S. 203 f.
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schen Territorialstaates bietet vielfältige Anknüpfungspunkte für eine Untersuchung der Ausrichtung des Gesandtschaftszeremoniells.75 Während der Kronerwerb im Umgang mit dem Gesandtschaftszeremoniell an anderen Höfen keine drastischen Einschnitte oder radikale Umorientierungen mit sich brachte und sich eine gewisse Kontinuität im brandenburgisch-preußischen Vorgehen offenbarte, sind Einschnitte im hofeigenen Gesandtschaftszeremoniell der Hohenzollern deutlich wahrnehmbar. Ihr Handeln vor der Rangerhöhung kann als eine Politik der kleinen Schritte zusammengefasst werden. Zeremonielle Modifikationen, die hauptsächlich auf eine Anpassung des Berliner Gesandtschaftszeremoniells an jenes der königlichen Höfe zielten, waren nur schwer umzusetzen, wie die Kapitel über die einzelnen Elemente des Gesandtschaftszeremoniells dieser Dissertation veranschaulichen. Die Strategien der Hohenzollern diese dennoch zu einem erfolgreichen Abschluss zu bringen, waren vielfältig, wie beispielsweise die im Kapitel über das Gesandtschaftszeremoniell im außereuropäischen Kontext geschilderten und analysierten Versuche Berlins zeigen, aufgrund kultureller Differenzen und einer angenommenen Unwissenheit der außereuropäischen Akteure, zeremonielle Modifikationen im diplomatischen Kontakt mit diesen Gesandten zu etablieren. Jener kulturellen Differenz konnte man sich freilich nicht im Umgang mit den übrigen europäischen Höfen bedienen. Dort legte man den Schwerpunkt daher zum einen auf solche Elemente, die außerhalb der publiquen Audienzen Anwendung fanden, und so den Gesandten die Möglichkeit offenhielten, diesen, ohne dass es nennenswerte negative Auswirkungen auf ihre Mission und das Verhältnis zwischen den Staaten nahm, aus dem Wege zu gehen.76 Zum anderen rückten jene Elemente in den Fokus der brandenburgischen Kurfürsten, die innerhalb der europäischen Hofgemeinschaft keine einheitliche Regulierung, sondern eine möglichst große Bandbreite an Variationen aufwiesen und folglich den diplomatischen Vertretern wenig Ansatzpunkte für vergleichende Beschwerden und Berufung auf andere Gebräuche gaben. Als geradezu exemplarisch hierfür kann das Zeremoniell der Gesandtinnen benannt werden.77 Bei Bestandteilen, die sowohl fest in den Ablauf publiquer Audienzen involviert waren und/oder europaweit Züge einer einheitlichen Reglementierung vereinten, war dies weitaus diffiziler. Hier waren die Hohenzollern des Öfteren gezwungen, zeremonielle Modifikationen mit der Zusage und Gewährung anderer Ehrenbezeugungen zu verbinden, so dass es letztlich äußerst fraglich schien, in welchem Maße man in solchen Situationen von einem Erfolg sprechen konnte. Beispielhaft für dies steht die Einführung einer Estrade 1697/98 in die publiquen Audienzen am Berliner Hofe.78 75 Vgl. Broicher, Elisabeth Charlotte: Der Aufstieg der preussischen Macht von 1713 bis 1756 in seiner Auswirkung auf das europäische Staatensystem. Köln 1947, S. 42. 76 Siehe: Kapitel IV. 11. Tafelhalten. 77 Siehe Kapitel IV. 4. Die Gesandtin. 78 Siehe Kapitel IV. 6. Gegenstände und Gestik.
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Nach der Rangerhöhung wäre das bisherige Vorgehen kontraproduktiv gewesen. Das kurfürstliche Gesandtschaftszeremoniell musste deshalb dem königlichen Standard angepasst werden. Auf Normierungen zu verzichten, um zu vermeiden, dass man sich durch deren Missachtung der Lächerlichkeit preisgab und so einen empfindlichen Ehrverlust erlitt, war keine wirkliche Alternative. Dies hätte vielmehr die Rangerhöhung konterkariert, der sichtbar im Zeremoniell Ausdruck verliehen werden musste. Zeremonielle Beschlüsse so zu gestalten, dass aus ihnen möglichst wenig allgemeine Regeln ableitbar waren, war im ersten Jahr nach dem Kronerwerb noch möglich gewesen, doch schon damals argwöhnisch von den übrigen Herrschern betrachtet worden, die gespannt das neue brandenburgisch-preußische Gesandtschaftszeremoniell erwarteten, welches bald umfänglich umgestaltet werden sollte. Bewusst wurde von Berlin die Entscheidung getroffen, sämtliche Bestandteile, die für ein königliches Zeremoniell notwendig schienen, wie das Sitzen und Bedecktsein bei den publiquen Audienzen, anzupassen bzw. fest vorzuschreiben und von den auswärtigen Gesandten einzufordern. Daneben wurden Elemente, die nur vereinzelt an anderen königlichen Höfen beobachtbar waren, als weniger gewichtig eingestuft. Deren Erhalt wurde zwar vorangetrieben, hatte jedoch nicht die oberste Priorität, und man war von Seiten Brandenburg-Preußens eher bereit, diese hinten anzustellen und Kompromisse zu akzeptieren, wie etwa die zeremonielle Rezeption der königlichen Geschwister.79 Dass die Etablierung des neuen Gesandtschaftszeremoniells ein komplexer, von zahlreichen Schwierigkeiten geprägter Prozess war, der über den Regierungswechsel hinausging, dürfte in den vorhergegangenen Kapiteln deutlich geworden sein. Im Kontext des Gesandtschaftszeremoniells ist also, so unwahrscheinlich es die bisher vorherrschenden Forschungsmeinungen erscheinen lassen,80 durchaus eine Kontinuität während des gesamten Untersuchungszeitraums nachweisbar, und jene ist nicht nur zwischen Friedrich Wilhelm und Friedrich III./I. wahrnehmbar, sondern umfasst ebenso die Regierungszeit Friedrich Wilhelms I. Bemerkenswerterweise wird letztere von der traditionellen borussischen Geschichtsschreibung bestritten, erstere jedoch eher kritisch, als Ausdruck der Schwäche Friedrichs III./I., gewertet. Er sei lediglich der von seinem Vater vorgegebenen Linie gefolgt, ohne jener eine eigene wesentliche Prägung zu verleihen.81 Die These Ernst Hinrichs, nach welcher sich Friedrich Wilhelm I. auf all dies konzentriert habe, was zuvor in der Regentschaft seines Vaters gefehlt habe,82 ist 79
Siehe Kapitel: Die Familie. Vgl. Baumgart, Peter: Friedrich Wilhelm I. (1713–1740). In: Kroll, Frank-Lothar (Hrsg.): Preussens Herrscher. Von den ersten Hohenzollern bis Wilhelm II. München 2001, S. 134, 140. 81 Exemplarisch: Hintze, Otto: Die Hohenzollern und ihr Werk. Fünfhundert Jahre vaterländische Geschichte. Berlin 1915, S. 257. 82 Vgl. Hinrichs, Ernst: Staat ohne Nation. Brandenburg und Preußen unter den Hohenzollern (1415–1871). Bielefeld 2014, S. 142. 80
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als zutreffend zu bezeichnen, wenngleich sie ursprünglich in einem anderen Kontext formuliert wurde. So verwirklichte der zweite preußische König die lang ausstehende Audienz eines kaiserlichen Envoyés in Berlin und traf mit einigen Königen eine Absprache betreffs der ersten Visite ihrer Gesandten untereinander. 1990 betonte Johannes Kunisch in Hinblick auf die politische und militärische Machtentfaltung, in Brandenburg-Preußen sei seit dem Dreißigjährigen Krieg unverkennbar, mit welcher Konsequenz die jeweils nachfolgende Generation die Erfahrungen genutzt habe, die die Vorfahren im Konzert der Mächte gemacht hatten.83 Jene Annahme kann und sollte auf das Gesandtschaftszeremoniell im Untersuchungszeitraum übertragen werden, denn einige Entscheidungen des Soldatenkönigs dürften maßgeblich durch die negativen Erfahrungen seines Vaters im Bereich des Zeremoniells und der Herrschaftsrepräsentation gelenkt gewesen sein. Die andersartige Gewichtung und Auswahl höfischer Zeichen und des Zeremoniells in der Regentschaft Friedrich Wilhelms I. sind zu einem Teil darauf zurückzuführen. Eine genaue Analyse eben jener mutmaßlichen Abweichungen konnte diese nicht nur in den allgemein europäischen Kontext verorten, sondern wie das Kapitel „Militär und Musik“ veranschaulicht, aufzeigen, dass zahlreiche Entwicklungen ihren Beginn bereits bei den Vorgängern des Soldatenkönigs genommen und nunmehr eine Modifizierung durch diesen erfahren hatten. Diese Dissertation hat für das Feld des brandenburgisch-preußischen Gesandtschaftszeremoniells sowohl Kontinuitäten als auch individuelle Ausprägungen der drei Fürsten aus dem Hause Hohenzollern dargestellt und analysiert. Bei aller Individualität, bei allen persönlichen Vorlieben und bei allen unterschiedlichen Charakterzügen waren im gesamten Untersuchungszeitraum bestimmte Handlungsabläufe und Muster des Gesandtschaftszeremoniell vorhanden, die sich aus dessen allgemeiner Funktionsweise ergaben.
83 Vgl. Kunisch, Johannes: Kurfürst Friedrich Wilhelm und die Großen Mächte. In: Heinrich, Gerd (Hrsg.): Ein sonderbares Licht in Teutschland. Beiträge zur Geschichte des Großen Kurfürsten von Brandenburg (1640–1688) (= Zeitschrift für Historische Forschung; Beiheft 8). Berlin 1990, S. 30.
Literatur- und Quellenverzeichnis Ungedruckte Quellen Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz Berlin-Dahlem [GStA PK] I. Hauptabteilung Geheimer Rat Rep. 1 Beziehungen zum Kaiser auch zum Reich und zum Hause Österreich Nr. 30, 31, 32, 33, 34, 36, 37, 38, 39, 40, 41, 43, 44, 46, 47, 49, 50, 51, 52, 54, 55, 56, 57, 58, 60, 61, 63, 64, 65, 66, 67, 69, 70, 71, 73, 74, 75, 76, 77, 78, 80, 81, 82, 83, 84, 85, 86, 87, 88, 89, 90, 91, 93, 94, 96, 97, 98, 99, 100, 101, 103, 105, 106, 108, 109, 111, 112, 113, 114, 116, 117, 119, 120, 121, 122, 123, 124, 125, 126, 127, 128, 129, 131, 132, 134, 135, 136, 139, 140, 141, 142, 143, 145, 147, 148, 150, 151, 152, 155, 156, 157, 159, 161, 162, 163, 164, 165, 169, 170, 171, 172, 173, 174, 175, 176, 177, 179, 180, 181, 182, 183, 184, 185, 186, 187, 188, 189, 190, 191, 193, 194, 195, 197, 198, 199, 200, 201, 203, 204, 207, 208, 210, 212, 215, 217, 218, 222, 223, 224, 226, 227, 228, 229, 230, 231, 232, 233, 234, 236, 237, 238, 239, 242, 243, 244, 248, 249, 250, 252, 253, 254, 255, 256, 258, 260, 261, 262, 263, 264, 265, 266, 267, 268, 269, 270, 276, 277, 278, 279, 280, 281, 282, 284, 285, 286, 288, 289, 290, 292, 293, 294, 295, 297, 299, 300, 302, 304, 305, 309, 311, 312, 313, 314, 315, 320, 321, 322, 323, 328, 329, 330, 339, 340, 342, 343, 344, 346, 347, 348, 349, 350, 351, 354, 356, 359, 363, 361, 362, 364, 366, 367, 369, 370, 371, 372, 373, 374, 375, 376, 377, 378, 379, 380, 381, 382, 383, 384, 385, 386, 388, 389, 390, 391, 392, 393, 395, 396, 397 Rep. 8 Beziehungen zum hohen Adel im Reich, zu Grafen, Freiherren, Äbten und Äbtissinnen Nr. 64 a, 151 c, 220 a, 220 b Rep. 9 Allgemeine Verwaltung Nr. C 3b Fasz. 2, C 10 Fasz. 2, C 11 Fasz. 2, C 12a Fasz. 2, D 2 Fasz. 1, D 2 Fasz. 2, D 2 Fasz. 4, D 8 Fasz. 17, E 4, E 5, E 7, E 12 Fasz. 1, E 12 Fasz. 2, E 12 Fasz. 3, EE 12, EE 13, F 2a Fasz. 1, F 2a Fasz. 3, F 2a Fasz. 4, F 3 Fasz. 2, F 3 Fasz. 3, F 3 Fasz. 4, F 11, H 13 Fasz. 1, H 13 Fasz. 2, J 1 Fasz. 1, J 1 Fasz. 6, J 1 Fasz. 7, J 2 Fasz. 5, J 3 Fasz. 13, J 3 Fasz. 51, J 3 Fasz. 54, J 3 Fasz. 58, J 3 Fasz. 73, J 3 Fasz. 77, J 3 Fasz. 81, J 3 Fasz. 84, J 3 Fasz. 86, J 3 Fasz. 88 a, J 3 Fasz. 98, J 3 Fasz. 117, J 3 Fasz. 123, J 3 Fasz. 143, J 3a Fasz. 2, J 3a Faz. 3, J 3a Fasz. 4, J 3a Fasz. 25, J 7 Fasz. 13, K lit. f Fasz. 1, K lit. f Fasz. 3, K lit. f Fasz. 4, K lit. f Fasz. 7, K lit. f Fasz. 9, K lit. f Fasz. 10, K lit. f Fasz. 11, K lit. m II Fasz. 5, K lit. m III, L 8b Fasz. 1a, L 8b Fasz. 1b, L 12 Fasz. 1, L 12 Fasz. 2, L 12 Fasz. 27, L 12 Fasz. 34, L 12 Fasz. 36, L 12 Fasz. 42, L 12a Fasz. 1, L 12a Fasz. 2, L 12a Fasz. 3, L 12a Fasz. 4, L 12a Fasz. 5, L 12a Fasz. 6, L 12a Fasz. 9, L 12a Fasz. 10, M1, NN lit. D, QQ 1 Bd. 1, QQ 2, QQ 3, Z lit. A Fasz. 8, Z lit. A Fasz. 9, Z lit. A Fasz. 10, Z lit. A Fasz. 11, Z lit. A Fasz. 12, Z lit. A Fasz. 13, Z lit. A Fasz. 14,
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Literatur- und Quellenverzeichnis
Z lit. A Fasz. 15, Z lit. A Fasz. 16, Z lit. A Fasz. 17, Z lit. A Fasz. 18, Z lit. B Fasz. 24, Z lit. B Fasz. 25, Z lit. B Fasz. 26, Z lit. C Fasz. 2, Z lit. C Fasz. 3, Z lit. C Fasz. 4, Z lit. D Fasz. 6, Z lit. D Fasz. 7, Z lit. E1 Fasz. 1, Z lit. E1 Fasz. 4, Z lit. E2 Fasz. 3, Z lit. E2 Fasz. 5, Z lit. E3 Fasz. 1, Z lit. E3 Fasz. 2, Z lit. E3 Fasz. 3, Z lit. Fa Fasz. 4, Z lit. Fb Fasz. 10, Z lit. G Fasz. 1, Z lit. G Fasz. 2, Z lit. G Fasz. 3, Z lit. G Fasz. 4, Z lit. G Fasz. 5, Z lit. G Fasz. 6, Z lit. G Fasz. 7, Z lit. H1 Fasz. 1, Z lit. H1 Fasz. 2, Z lit. H1 Fasz. 3, Z lit. H2 Fasz. 1, Z lit. H2 Fasz. 2, Z lit. H2 Fasz. 3, Z lit. H2 Fasz. 4, Z lit. H2 Fasz. 5, Z lit. H2 Fasz. 6, Z lit. J Fasz. 1, Z lit. J Fasz. 2, Z lit. J Fasz. 3, Z lit. J Fasz. 16, Z lit. J Fasz. 20, Z lit. J Fasz. 22, Z lit. L Fasz. 1, Z lit. L Fasz. 1a, Z lit. L Fasz. 2, Z lit. L Fasz. 3, Z lit. L Fasz. 14, Z lit. L Fasz. 15, Z lit. L Fasz. 16, Z lit. L Fasz. 17, Z lit. L Fasz. 18, Z lit. L Fasz. 19, Z lit. L Fasz. 20, Z lit. L Fasz. 21, Z lit. L Fasz. 22, Z lit. L Fasz. 23, Z lit. L Fasz. 24, Z lit. L Fasz. 25, Z lit. L Fasz. 26, Z lit. Fasz. 27, Z lit. L Fasz. 28, Z lit. L Fasz. 33, Z lit. L Fasz. 34, Z lit. L Fasz. 36, Z lit. L Fasz. 37, Z lit. L Fasz. 38, Z lit. L Fasz. 39, Z lit. L Fasz. 40, Z lit. L Fasz. 41, Z lit. L Fasz. 42, Z lit. L Fasz. 44, Z lit. M Fasz. 2, Z lit. M Fasz. 3, Z lit. M Fasz. 3, Z lit. M Fasz. 4, Z lit. M Fasz. 5, Z lit. M Fasz. 6, Z lit. M Fasz. 7, Z lit. M Fasz. 8, Z lit. M Fasz. 9, Z lit. O Fasz. 2, Z lit. O Fasz. 5, Z lit. P Fasz. 1, Z lit. P Fasz. 2, Z lit. P1 Fasz. 2, Z lit. Q Fasz. 1, Z lit. Q Fasz. 2, Z lit. R 1 Fasz. 2, Z lit. U Fasz. 1, Z lit. U Fasz. 2, Z lit. W Fasz. 1, Z lit. W Fasz. 3, Z lit. W Fasz. 4, Z lit. Y Fasz. 1, Z lit. Y Fasz. 2 Rep. 9 Polen Nr. 7 l Fasz. 1, 27 AA Fasz. 1, 27 AA Fasz. 2, 27 AA Fasz. 2 Bd. 2, 27 AA Fasz. 2 Bd. 3, 27 AA Fasz. 2 Bd. 4, 27 AA Fasz. 3, 27 AA Fasz. 5, 27 BB Fasz. 3, BB Fasz. 5 Bd. 1, 27 BB Fasz. 5 Bd. 2, 27 BB Fasz. 8 Bd. 1, 27 BB Fasz. 8 Bd. 2, 27 CC Fasz. 2 Bd. 1, 27 CC Fasz. 2 Bd. 2, 27 EE Fasz. 1 Bd. 1, 27 EE Fasz. 2, 27 EE Fasz. 3, 27 FF Fasz. 2 Bd. 1, 27 FF Fasz. 2 Bd. 2, 27 H Fasz. 1, 27 H Fasz. 2 Bd. 1, 27 HH Fasz. 1 Bd. 1, 27 HH Fasz. 2, 27 HH Fasz. 4, 27 HH Fasz. 5, 27 I Fasz. 1. Bd. 1, 27 I Fasz. 1. Bd. 2, 27 I. Fasz. 3, 27 II Fasz. 1, 27 II Fasz. 3, 27 II Fasz. 4, 27 II Fasz. 5, 27 K Fasz. 1, 27 K Fasz. 2, 27 K Fasz. 5, 27 KK Fasz. 1, 27 KK Fasz. 2, 27 KK Fasz. 3, 27 KK Fasz. 5, 27 L Fasz. 1, 27 L Fasz. 2, 27 L Fasz. 3, 27 L Fasz. 4, 27 L Fasz. 5, 27 LL Fasz. 1, 27 LL Fasz. 2, 27 M Fasz. 3, 27 M Fasz. 4, 27 M Fasz. 7, 27 M Fasz. 8, 27 MM. Fasz. 1 Bd. 1, 27 MM. Fasz. 2 Bd. 1, 27 MM. Fasz. 2 Bd. 2, 27 N Fasz. 1, 27 N Fasz. 4, 27 N Fasz. 3, 27 NN Fasz. 3, 27 NN Fasz. 5, 27 NN Fasz. 2, 27 O, 27 OO Fasz. 1 Bd. 1, 27 OO Fasz. 1 Bd. 2, 27 P Fasz. 1 Bd. 1, 27 P 2, 27 PP Fasz. 1, 27 PP Fasz. 2, 27 PP Fasz. 3, 27 Q Bd. 1, 27 QQ Fasz. 2, 27 R Fasz. 2, 27 R 1, 27 R 3, 27 S Fasz. 1, 27 S Fasz. 2, 27 S Fasz. 3, 27 SS Fasz. 1. Bd. 1, 27 SS Fasz. 2, 27 SS Fasz. 5, 27 T Fasz. 2 Bd. 2, 27 TT Fasz. 1, 27 TT Fasz. 2, 27 TT Fasz. 3,. 27 TT Fasz. 4, 27 TT Fasz. 5, 27 TT Fasz. 6, 27 W Fasz. 1, 27 WW Fasz. 2, 27 WW Fasz. 3, 27 WW Fasz. 4, 27 X Fasz. 7, 27 Z Fasz. 1, 27 Z Fasz. 3, 28 Fasz. 1 a, 28 Fasz. 1 b, 28 Fasz. 1 c, 28 Fasz. 1 d, 28 Fasz. 1 e, 28 Fasz. 1 f, 28 Fasz. 1 g, 28 Fasz. 1 h, 28 Fasz. 1 i, 28 Fasz. 1 l, 28 Fasz. 1 m, 28 Fasz. 1 o, 28 Fasz. 4 b, 28 Fasz. 4 f, 28 Fasz. 4 g, 28 Fasz. 4 h, 28 Fasz. 4 i, 28 Fasz. 4 k, 28 Fasz. 4 n Rep. 10 Reichstagsverhandlungen Nr. 46 b Fasz. 1
Ungedruckte Quellen
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Rep. 11 Auswärtige Beziehungen Akten Nr. 109, 159, 164, 239, 376, 394, 395, 396, 398, 399, 400, 401, 403, 404, 407, 644, 653, 654, 660, 661, 662, 663, 664, 665, 666, 667, 688, 693, 694, 696, 701, 703, 704, 706, 708, 714, 780, 781, 832, 836, 997, 1020, 1021, 1026, 1034, 1035, 1036, 1041, 1042, 1059, 1069, 1071, 1072, 1086, 1089, 1090, 1092, 1098, 1199, 1259, 1263, 1270, 1272, 1274, 1276, 1281, 1282, 1302, 1303, 1304, 1306, 1308, 1311, 1317, 1327, 1328, 1329, 1333, 1335, 1343, 1344, 1353, 1354, 1355, 1380, 1381, 1408, 1410, 1414, 1430, 1431, 1432, 1433, 1434, 1435, 1436, 1437, 1438, 1440, 1441, 1442, 1443, 1445, 1446, 1447, 1448, 1449, 1450, 1453, 1455, 1458, 1459, 1461, 1462, 1463, 1465, 1466, 1469, 1475, 1476, 1565, 1567, 1708, 1720, 1728, 1730, 1731, 1732, 1734, 1735, 1736, 1737, 1739, 1740, 1741, 1742, 1743, 1746, 1747, 1748, 1754, 1761, 1765, 1767, 1768, 1769, 1770, 1771, 1772, 1773, 1774, 1776, 1777, 1779, 1780, 1781, 1782, 1783, 1784, 1785, 1786, 1787, 1788, 1798, 1800, 1808, 1809, 1810, 1812, 1814, 1819, 1820, 1821, 1822, 1823, 1824, 1828, 1830, 1838, 1839, 1841, 1842, 1844, 1845, 1846, 1847, 1850, 1855, 1857, 1861, 1869, 1872, 1873, 1874, 1875, 1876, 1877, 1878, 1879, 1881, 1888, 1889, 1890, 1901, 1903, 1905, 1907, 1910, 1911, 1912, 1913, 1914, 1924, 1948, 1949, 1955, 1959, 1960, 1961, 1973, 2401, 2424, 2437, 2439, 2479, 2499, 2541, 2542, 2543, 2544, 2545, 2546, 2547, 2548, 2549, 2550, 2552, 2553, 2554, 2556, 2557, 2558, 2559, 2560, 2561, 2562, 2563, 2564, 2565, 2566, 2567, 2568, 2569, 2570, 2571, 2572, 2573, 2574, 2575, 2576, 2577, 2578, 2580, 2595, 2596, 2597, 2598, 2599, 2601, 2602, 2603, 2605, 2606, 2607, 2608, 2609, 2614, 2616, 2619, 2620, 2621, 2622, 2624, 2629, 2630, 2631, 2632, 2633, 2634, 2635, 2636, 2639, 2640, 2641, 2641/1, 2642, 2653, 2656, 2657, 2658, 2660, 2661, 2663, 2667, 2668, 2671, 2672, 2673, 2674, 2675, 2676, 2677, 2678, 2679, 2680, 2681, 2682, 2684, 2685, 2686, 2687, 2688, 2689, 2690, 2691, 2692, 2693, 2694, 2695, 2696, 2702, 4432, 4436, 4448, 4460, 4462, 4688, 4693, 4752, 4763, 4764, 4776, 4890, 4892, 4930, 4931, 4932, 4933, 4942, 4943, 4945, 4953, 4954, 5032, 5033, 5034, 5039, 5098, 5371, 5373, 5376, 5378, 5392, 5394, 5398, 5401, 5409, 5419, 5420, 5422, 5424, 5425, 5623, 5628, 5718, 5719, 5730, 5735, 5739, 5742, 5748, 5749, 5761, 5769, 5779, 5780, 5832, 5842, 5843, 5590, 6237, 6238, 6241, 6243, 6244, 6315, 6316, 6339, 6534, 6538, 6539, 6540, 6541, 6542, 6544, 6545, 6547, 6548, 6552, 6553, 6555, 6557, 6558, 6562, 6563, 6564, 6565, 6567, 6568, 6569, 6570, 6572, 6573, 6574, 6576, 6577, 6579, 6580, 6581, 6586, 6587, 6588, 6589, 6591, 6592, 6593, 6594, 6596, 6598, 6599, 6600, 6601, 6602, 6604, 6608, 6611, 6612, 6613, 6616, 6619, 6623, 6625, 6626, 6627, 6628, 6629, 6632, 6634, 6635, 6636, 6637, 6640, 6643, 6644, 6646, 6652, 6653, 6665, 6666, 6671, 6681, 6685, 6701, 6715, 6727, 6728, 6734, 6736, 7046, 7048, 7049, 7051, 7052, 7053, 7054, 7055, 7106, 7107, 7108, 7109, 7130, 7131, 7133, 7134, 7135, 7136, 7137, 7280, 7434, 7525, 7740, 7803, 8495, 8496, 8497, 8498, 8499, 8500, 8501, 8502, 8506, 8507, 8508, 8509, 8510, 8511, 8545, 8554, 8558, 8592, 8650, 8651, 8653, 8655, 8660, 8662, 8665, 8666, 8667, 8668, 8669, 8671, 8672, 8673, 8674, 8675, 8676, 8677, 8678, 8679, 8680, 8681, 8683, 8684, 8685, 8686, 8687, 8688, 8689, 8690, 8691, 8692, 8693, 8694, 8695, 8696, 8697, 8704, 8715, 8718, 8719, 8720, 8727, 8728, 8729, 8730, 8731, 8738, 8739, 8740, 8741, 8742, 8743, 8744, 8745, 8746, 8748, 8749, 8750, 8752, 8753, 8755, 8757, 8759, 8760, 8761, 8762, 8763, 8764, 8765, 8766, 8767, 8769, 8770, 8771, 8776, 8777, 8778, 8779, 8780, 8781, 8782, 8783, 8785, 8786, 8787, 8788, 8789, 8794, 8797, 8799, 8800, 8801, 8802, 8803, 8806, 8809, 8810, 8811, 8813, 8816, 8818, 8819, 8820, 8821, 8822, 8824, 8825, 8826, 8831, 8832, 8833, 8835, 8839, 8840, 8889, 8892, 8894, 8896, 9089, 9142, 9143, 9144, 9145, 9146, 9147, 9148, 9150, 9151, 9153, 9154, 9155, 9156, 9157, 9158, 9159, 9160, 9162, 9163, 9164, 9165, 9167, 9171, 9174,
538
Literatur- und Quellenverzeichnis
9176, 9178, 9179, 9180, 9256, 9258, 9259, 9299, 9307, 9309, 9311, 9312, 9314, 9319, 9320, 9323, 9324, 9326, 9327, 9328, 9329, 9330, 9331, 9332, 9333, 9339, 9341, 9342, 9343, 9344, 9346, 9347, 9348, 9349, 9350, 9351, 9352, 9353, 9355, 9358, 9359, 9365, 9368, 9370, 9372, 9373, 9374, 9378, 9379, 9383, 9384, 9385, 9390, 9405, 9412, 9413, 9417, 9425, 9442, 9529, 9543, 9559, 9587, 9588, 9592, 9595, 9644, 9645, 9646, 9648, 9797, 9798, 9799, 9801, 9802, 9815, 9816, 9817, 9818, 9819, 9820, 9821, 9824, 9825, 9826, 10005, 10510, 10512, 11261, 11262, 11263, 11268, 11699, 11704, 11706, 11761, 11744, 11777, 12005, 12006, 12007, 12034, 12035, 12036, 12037 Rep. 11 Auswärtige Beziehungen Staatsverträge Nr. 596, 600, 601, 602, 708, 765, 766, 850, 1049 Rep. 21 Brandenburgische Städte, Ämter und Kreise. Nr. 127 Lf.nr. 15, 127 Lf.nr. 16, 127 Lf.nr. 17, 127 Lf.nr. 18, 127 Lf.nr. 19, 127 Lf.nr. 20, 127 Lf.nr. 21, 127 Lf.nr. 22, 127 Lf.nr. 23, 127 Lf.nr. 24, 127 Lf.nr. 25, 127 Lf.nr. 26, 127 Lf.nr. 27, 127 Lf.nr. 28, 127 Lf.nr. 29, 127 Lf.nr. 30, 127 Lf.nr. 31, 127 Lf.nr. 32, 127 Lf.nr. 33, 127 Lf.nr. 34, 127 Lf.nr. 35, 127 Lf.nr. 36, 127 Lf.nr. 37, 127 Lf.nr. 38, 127 Lf.nr. 39, 127 Lf.nr. 40, 127 Lf.nr. 41, 127 Lf.nr. 42, 127 Lf.nr. 43, 127 Lf.nr. 44, 127 Lf.nr. 45, 127 Lf.nr. 46, 127 Lf.nr. 47, 127 Lf.nr. 48, 127 Lf.nr. 49, 127 Lf.nr. 50, 127 Lf.nr. 51, 127 Lf.nr. 52, 127 Lf.nr. 53, 127 Lf.nr. 54, 127 Lf.nr. 55, 127 Lf.nr. 56, 127 Lf.nr. 57, 127 Lf.nr. 60, 127 Lf.nr. 61, 127 Lf.nr. 62, 127 Lf.nr. 63, 127 Lf.nr. 64, 127 Lf.nr. 65, 127 Lf.nr. 66, 127 Lf.nr. 67, 127 Lf.nr. 68, 127 Lf.nr. 69, 127 Lf.nr. 70, 127 Lf.nr. 71, 127 Lf.nr. 72, 127 Lf.nr. 73, 127 Lf.nr. 74 Bd.1, 127 Lf.nr. 74 Bd. 2, 127 Lf.nr. 75, 127 Lf.nr. 76, 127 Lf.nr. 77, 127 Lf.nr. 78, 127 Lf.nr. 79, 127 Lf.nr. 80, 127 Lf.nr. 81, 127 Lf.nr. 82, 127 Lf.nr. 83, 127 Lf.nr. 84, 127 Lf.nr. 85, 127 Lf.nr. 86, 127 Lf.nr. 110, 127 Lf.nr. 111, 127 Lf.nr. 112, 127 Lf.nr. 113, 127 Lf.nr. 114, 127 Lf.nr. 115, 127 Lf.nr. 116, 127 Lf.nr. 117, 127 Lf.nr. 118, 127 Lf.nr. 119, 127 Lf.nr. 120, 127 Lf.nr. 121, 127 Lf.nr. 122, 127 Lf.nr. 123, 127 Lf.nr. 124, 127 Lf.nr. 125, 127 Lf.nr. 126, 136 q Fasz. 2, 136 q Fasz. 4, 136 r Fasz. 2, 136 r Fasz. 3, 136 r Fasz. 4, 136 r Fasz. 5, 136 r Fasz. 6, 136 s Fasz. 1, 136 s Fasz. 2, 136 s Fasz. 3, 136 s Fasz. 4, 136 s Fasz. 5, 136 s Fasz. 6, 136 s Fasz. 8, 136 s Fasz. 9, 136 t Fasz. 1, 136 t Fasz. 2, 136 t Fasz. 3, 136 t Fasz. 4, 136 t Fasz. 6, 136 t Fasz. 7, 136 t Fasz. 8, 136 t Fasz. 9, 136 t Fasz. 10, 136 t Fasz. 11, 136 u Fasz. 1, 136 u Fasz. 2, 136 u Fasz. 3, 136 u Fasz. 4, 136 u Fasz. 5, 136 u Fasz. 6, 136 u Fasz. 7, 136 u Fasz. 8, 136 u Fasz. 9, 136 u Fasz. 10, 136 u 1 Fasz. 1, 136 u 1 Fasz. 3, 136 x Fasz. 1, 136 x Fasz. 2, 136 x Fasz. 3, 136 x Fasz. 4, 136 x Fasz. 5, 136 y Fasz. 1, 136 y Fasz. 2, 136 y Fasz. 3, 136 y Fasz. 4, 136 y Fasz. 5, 136 y Fasz. 6, 136 y Fasz. 7, 136 y Fasz. 8, 136 y Fasz. 9, 136 y Fasz. 10, 136 y Fasz. 11, 136 y Fasz. 12, 136 y Fasz. 13, 136 y Fasz. 14 Rep. 34 Hztm. Kleve, Gfsch. Mark, Gfsch. Ravensberg; Beziehungen zu den Niederlanden Nr. 277, 359, 361, 1054, 1081, 1082, 1083, 1084, 1085, 1086, 1559, 2011, 4239, 5009, 5011, 5015, 5868, 5871, 5874, 5875, 5886, 5889, 5891, 5894, 5895, 5897, 5908, 5909, 5919, 5928, 5945, 5974, 5975, 5979, 5980, 5984, 5985, 6012, 6054, 6059, 6061, 6080, 6648, 6649, 6650, 6657, 6658, 6659, 6661, 6662, 6663, 6664, 6665, 6666, 6667, 6668, 6669, 6670, 6671, 6672, 6673, 6674, 6675, 6676, 6677, 6678, 6679, 6681, 6682, 6683, 6684, 6685, 6687, 6688, 6690, 6691, 6695, 6697, 6698, 6699, 6701, 6708, 6717, 6718, 6720, 6721, 6723, 6726, 6727, 6729, 6733, 6735, 6736, 6750, 6751, 6761, 6762, 6763,
Ungedruckte Quellen 6764, 6765, 6773, 6841, 6842, 6847, 6943, 6948, 6950, 7267, 7270, 7271, 8446, 8447, 8485, 9147, 9161, 9170
6774, 6849, 6952, 7273, 8506,
6784, 6850, 6953, 7275, 8525,
6794, 6859, 6959, 7278, 8535,
6797, 6860, 6962, 7342, 8595,
6798, 6862, 7215, 7427, 8619,
6804, 6863, 7216, 7428, 8629,
539 6808, 6870, 7236, 7648, 8730,
6821, 6895, 7253, 7670, 8736,
6824, 6918, 7254, 7697, 8755,
6830, 6925, 7258, 8360, 8833,
6833, 6933, 7261, 8373, 9140,
Rep. 36 Hof und Güterverwaltung Nr. 51, 63, 242, 791, 794, 986, 1983, 1987, 1998, 2171, 2429, 2430, 2432, 2802, 2804, 2950/001, 3084, 3594, 3608 Rep. 38 Beziehungen zu Braunschweig Wolfenbüttel Nr. 32, Pakt. Nr. 13624 Rep. 40 Beziehungen zur Kurpfalz Paket Nummer 6 a 1, 7, 8, 9, 10, 12, 13, 24, 35, 48 Rep. 41 Beziehungen zu Kursachsen Nr. 18, 26, 27, 28, 31, 32, 33, 34, 36, 47, 48, 49, 50, 58, 60, 138, 162, 195, 197, 199, 306, 336, 337, 340, 395, 464, 555, 924, 926, 929, 1026, 3066, 3118, 3279, 3282, 3357, 3358, 3365, 3366 Rep. 44 Beziehungen zu den Markgrafschaften Ansbach und Bayreuth Nr. AAA 1, AAA 2, III – KKK, NNN 1, RR1, RR 2 Rep. 47 Geistliche Angelegenheiten Tit 20 Pkt. 15719 Rep. 50 Beziehungen zu den Reichsstädten Nr. 3 b Fasz. 1 (Pkt. 16363), 3 b Fasz. 2. (Pkt. 16363), 8 Fasz. 1, 18 d. Fasz. 6, 25 b Fasz. 13, 53 Rep. 63 Neuere Kriegssachen Nr. 2, 3, 6, 9, 11, 36, 46, 109, 112, 252, 265, 279, 291 293, 325, 331, 352, 380, 393, 394, 411, 453, 463, 469, 482, 652, 653, 655, 656, 660, 668, 715, 720, 727, 743, 745, 746, 747, 782, 835, 843, 940, 952, 955, 959, 987, 989, 1015, 1074 Rep. 81 Gesandtschaften (Residenturen) u. (General-)Konsulate vor 1808. Gesandtschaft Hamburg A Nr. 13 Rep. 81 Gesandtschaften (Residenturen) u. (General-)Konsulate vor 1808. Gesandtschaft London Nr. 1, 3, 4, 6, 7, 9, 10, 12, 21 Rep. 81 Gesandtschaften (Residenturen) u. (General-)Konsulate vor 1808. Gesandtschaft Paris I. Nr. 1, 4
540
Literatur- und Quellenverzeichnis
Rep. 94 Kleine Erwerbungen Nr. II A 5, II G1, II G2, II M 14, IV Ha 5, IV Hb 4a, IV Hb 4b, IV Hb 7 Pars. I, IV Hb 7 Pars II, IV Hb 7 Pars III, IV Hb 7 Pars IV, IV Hb 7 Pars V, IV Hb 7 Pars VI, IV Hb 9, IV Hb 21, IV Hc 1, IV Ja 1 I/1, IV Jb, IV Jb 3, IV Jb 26, IV Jb 53, IV Jb 60, IV Jc 4, IV Ka 1, IV Ka 5, IV Kb 13, VII Ab 2 Rep. 96 Geh. Zivilkabinett, ältere Periode (bis 1797) Nr. 1 A Bd. 1, 1 C, 1 D, 1 E, 1 F, 1 J, 1 K, 1 L, 1 N, 1 O, 1 Q 1, 1 Q 2, 1 Q 4, 1 R 1, 1 R 2, 1 S, 1 S 1, 1 S 2, 1 T 1, 1 T 3, 1 U, 1 V, 1 W, 2 A Vol. I, 2 B, 2 C Vol. I, 2 D, 2 F, 2 G, 2 H, 2 J, 2 K, 2 L, 2 L 3, 2 M, 2 N, 2 O, 3 A, 3 B, 3 C, 3 D, 3 E, 3 E 1, 3 F, 3 G, 3 H 1, 3 H 2, 3 J, 3 K, 3 L, 3 N, 3 O, 3 P, 3 Q, 3 Q 2, 3 R, 3 S, 3 U, 3 W, 3 X, 3 Y, 3 Y 1, 3 Y 2, 4 B, 4 C, 4 E 1, 7 A, 7 B, 7 C, 7 Q, 9 B, 10 GG, 10 GGG, 10 KK Bd. I, 10 M I, 10 N, 10 O, 10 T, 15 A, 15 B, 15 E, 15 F, 16 A, 16 B, 16 C, 519 B Rep. 96 B Geheimes Kabinett (Minüten, Extrakte, Remissionsjournale) Nr. 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9 Rep. 96 D Geheimes Kabinett/Deduktionen. Nr. 53, 54 b, 82, 89 aa, 187 Rep. 100 Ministerium des Königlichen Hauses Nr. 1591, 1592, 1603, 2166, 5584, 5585 Rep. 131 Archivkabinett K 126 C 23, K 136 E, K 419 G2 Rep. 132. Königliche Dignität Vol. I, II, III, IV, V, VI, VII, VIII, IX, X, XI, XII, XIII, XIV, XV, XVI, XVII, XVIII, XX a, XX b, XX c, XX d, XX e, XX f, XX g, XX h, XX i, XX k, XX l, XX n, XX o, XX p, XX q, XX r, XXI a, XXI b, XXI c, XXI d, XXII a, XXII b, XXII c III. HA Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten Abt. I Nr. 5045, 6191, 6638, 12883, 12889, 12890, 12892, 12893, 12896, 12897, 12898, 12899, 12953, 12954, 12957, 12967, 12974, 12977, 12975 VI. HA Nachlässe Nl. Mardefeld, Axel von Nr. 2 Nl. Mardefeld, Gustav von. Nr. 1, 2, 3, 4, 5 Nl. Meinders Nr. 1, 2, 4, 6, 7, 8, 9, 10, 11 Nl. Podewils Nr. 6 Bd. II Nl. Pöllnitz, K. L. v. Nr. 2
Ungedruckte Quellen
541
Nl. Zwantzigk, Zacharias Nr. 1 Bd. 1, 1 Bd. 2, 4. Bd. 1, 6 XX. HA Etats-Ministerium Tit. 3 e Nr. 27 Tit. 4 a Nr. 48, 57, 60 Tit. 15 a Nr. 7, 24, 25, 42, 56 Tit. 16 a Nr. 20, 21 a Tit. 19 a Nr. 50 Tit. 19 c I Nr. 17, 27, 28, 30 Tit. 25 b Nr. 1, 7 Tit. 37 b2 Nr. 5 Tit. 50 a Nr. 60 Tit. 70 l Nr. 1, 4 Tit. 97 a Nr. 4, 5 Tit. 97 b Nr. 1, 2, 3, 4, 5, 7, 8, 10, 11, 12, 14, 16, 18, 19, 20 Tit. 111 a Nr. 62, 64, 69, 125, 140, 152, 153, 154, 155, 156, 157, 158, 159, 160, 161, 162, 163, 164, 165, 166, 167, 168, 169, 170, 171, 172, 178, 186, 199, 200, 216, 220, 221, 222, 223, 224, 225, 226, 227, 228 Tit. 121 b Nr. 28 a, 33, 51, 55, 58, 59, 69, 73, 75, 80, 132, 133 Tit. 121 j Nr. 90, 91, 92, 93, 94, 95, 96, 97, 98, 99, 100, 101, 102, 103, 104, 105, 106, 107, 108, 109
542
Literatur- und Quellenverzeichnis
Tit. 125 Nr. 11 Tit. 129 b Nr. 12 Tit. 131 a Nl. Rey(h)er Nr. 69, 74, 76, 78, 80, 82, 87, 95, 107, 117, 118, 129, 132, 134, 135, 136, 138, 139, 141, 142, 143, 144, 145, 146, 147, 148, 154, 157, 158, 160, 170, 193, 194 BPH – Brandenburgisch-Preußisches Hausarchiv Rep. 7 Oberzeremonienamt Nr. 5, 7 Rep. 35 Kurfürst Friedrich Wilhelm Nr. A 7 a, B 6, B 8, C 1, C 2, C 3, C 6, C 7, E 4, E 5, E 6, E 15, F 1, I 2, J 1, J 3, J 5, J 7, J 9, K II 1 Bd. 1, K II 2, K II 3, K II 4, K II 5, K II 6, L 2, L 3, L 8, L 9, N I 1 Bd. 1, N I 7, N I 8, P II 2, P II 3, R I Bd. 1, R I Bd. 2, R I 2, R II 2, R II 3, U 1, V 2, V 5 Bd. 1, V 9, V 12, V 16, V 38, V 44, V 53, V 77, W 19, Nr. W 35, W 36 Rep. 36 Markgraf Philipp Wilhelm, Friedrich Wilhelm und Friedrich Heinrich von Brandenburg-Schwedt Nr. 16, 26, 29, 75, 103, 154, 160, 163, 171, 180, 180 a, 202, 250, 457 Rep. 45 Friedrich III./I. Nr. B 1, B 4, B 5, B 6, C 1, C 2, C 5, C 6, C 7, C 9, C 10, C 11, D 4, D 5, E 2, E 6, E 8, E 12, F 1, F 2, F 3, F 4, J 4, J 10, J 13, J 14, J 15, J 26, J 28, J 29, J 30, J 31, K 1, K 2, K 4, K 5, K 6, K 7, K 9, L 1, L 2, Pb 3, Pb 4, Pb 10, Pc 1, Pc 2, Nb 1, Qb 1, Rb 3, Rb 13, Rc 2, Sb 1, Sc 1, Tb 3, Tb 4, Tb 6, Tb 9, Ub 3, W 7 Rep. 46 Friedrich Wilhelm I. Nr. A 1, A 2, A 16, B 1, B 2, C 1, C 2, C 3, D 2, E 2, F, F 4, G 1, G 10, J 25, J 36, J 37, K 1, K 2, K 5, K 6, K 7, K 8, K 11, K 12, K 18, L 1, L 2, L 4, N 2, N 4, N 8, P 1, P 2, Q 1, Q 2, T 8, T 14, T 15, T 18 Bd. 1, T 19, T 21, T 23, T 25 Bd. 1, T 25 II Bd. 1, T 25 III Bd. 1, T 25 IV Bd. 1, T 25 V Bd. 1, T 25 VII Bd. 1, T 25 VIII Bd. 1, T 26, V 3, V 4, V 5, W 12, W 13, W 14 Bd. 1, W 16 Bd. 1, W 17 Bd. 1, W 27, W 28, W 29, W 30, W 41, W 45, W 46, W 49, W 50, W 51 Rep. 113 Oberhofmarschallamt Nr. 1746 Rep. 192 Nl Thomas von dem Knesebeck Nr. 6 Bayrisches Hauptstaatsarchiv München Fürstensachen Nr. 29, 30, 109, 112, 113, 115, 126 1/2, 127, 128 Hofamtsregistratur Fasz. 34 Nr. 16, 17, 18, 18 1/2, 18 1/3
Ungedruckte Quellen
543
Kasten Schwarz Nr. 1403, 1404, 1405, 1406, 1407, 11766, 11767, 11768, 11778, 11791, 11816, 11817, 11824, 11839, 11842, 11845, 11849, 11852, 11861, 11862, 11867, 11869, 11887, 11890, 11891, 11897, 17618 Staatsverwaltung Nr. 1124, 1125 Landesarchiv Sachsen-Anhalt, Abteilung Dessau DE, Z 15 Gesandtschaftsarchiv Nr. 539 DE, Z 44, Abteilung Dessau, A9a II a Nr. 62a, 62c, 63a, 63b, 64, 65, 70, 73, 77, 80a DE, Z 44, Abteilung Dessau, A9a II b Nr. 13 DE, Z 44, Abteilung Dessau, A 12 a Nr. 10, 13 DE, Z 44, Abteilung Dessau, B 3c Nr. 2 Bd. I, 2 Bd. II, 2 Bd. III DE, Z 87 Hauptarchiv Zerbst, XXIII Nr. 22 DE, Z 87 Hauptarchiv Zerbst, CLXXXIV Nr. 47 DE, Z 87 Hauptarchiv Zerbst, CLXXXIV Nr. 50 Landeshauptarchiv Schwerin 2.11-2/1 Auswärtige Beziehungen (Acta externa) Sign. 1972, 1999, 2004, 2005, 2006, 2008, 2009, 2014, 2015, 2315, 2329, 2355, 2358, 2360, 2361, 2362, 2363, 2365, 2366, 2434, 2442, 2443, 2450, 2482, 2483, 2484, 2492, 2494, 2497, 2498, 2501, 2511, 2514, 2516, 2518, 2524, 2531, 2625 2.12-1/26. Hofstaatssachen I. Hof- und Rangordnungen Sign. 34 Niedersächsisches Hauptstaatsarchiv Hannover Cal. Br. 11 Auswärtige Angelegenheiten: Reichssachen Nr. 1194 Cal. Br. 22 Herzogliches Haus Braunschweig-Lüneburg: Haus, Hof, Regierung Nr. 647, 651, 654, 655, 658, 659, 666
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Literatur- und Quellenverzeichnis
Cal. Br. 24 Äußere Angelegenheiten Nr. 69, 508, 509, 510, 511, 513/1, 513/2, 521, 522, 526, 530, 531, 537, 545, 546, 552, 568/I, 568/II, 568/III, 570, 575, 583, 585/I, 585/II, 585/III, 588, 589/1, 589/2, 591/I, 591/II, 592, 597, 602, 605, 613, 618, 628, 631, 633, 637, 639, 646, 650, 655, 656, 661, 667, 675, 680, 682, 701, 719, 762, 5246 Cal. Br. 31 Akten zur Geschichte der Herzöge Johann Friedrich und Ernst August Nr. 100, 101, 102, 103, 104, 111, 112, 116, 123, 126, 129, 145, 148, 153, 154 Celle Br. 17 Auswärtige Mächte: Osteuropäische Fürstentümer Nr. 12/1, 12/2, 12/3, 16/1, 16/2 Celle Br. 20 Auswärtige Mächte: Kurbrandenburg Nr. 143/1, 157, 161, 162/1, 162/2, 162/3, 162/4, 163, 169/1, 169/2, 172/1, 172/2, 173/ 1, 173/2, 173/3, 176, 177/1, 177/2, 178, 228, 233/1, 233/2, 236, 242/1, 245/1, 245/2, 245/3, 245/4, 246/1, 246/2, 246/3, 247/1, 247/2, 251 Dep. 82 Grafen von der Schulenburg XI Landesherrliche Angelegenheiten Nr. 51, 52 Hann. 91 v. Ilten Nr. 4, 7, 9, 10, 11, 33, 50 Hann. 91 Stambke Nr. 4, 8/1, 8/2 Hann. 92 Deutsche Kanzlei in London Nr. 187, 1341, 1963, 1965, 1966, 1979, 1985, 2117, 2159, 2198, 2219, 2447 Niedersächsisches Landesarchiv, Wolfenbüttel 1 Alt 4 Nr. 34, 41, 42, 43, 46, 68, 69, 70, 72, 73, 74, 75, 76, 77, 78, 79, 80, 81, 82, 83, 84, 85, 87, 88, 89, 91, 92, 93, 94, 97, 98, 100, 101, 102, 103, 104, 113, 114, 115, 116, 119, 120, 121, 122, 123, 124, 125, 126, 127, 128, 130, 131, 132, 133, 134, 135, 136, 137, 138, 140, 141, 142, 143, 144, 145, 146, 147, 148, 149, 150, 151, 152 2 Alt Nr. 286, 286 a, 4430, 4435, 4436, 4437, 4438, 4439, 4452, 4454, 4455, 4471 15 Alt Nr. 174 VI HS 3 Nr. 5 142 Urk Abt. 142 Nr. 266 Österreichisches Staatsarchiv Wien AT-OeStA/AVA FA Harrach Fam. in spec 812.16 P
Ungedruckte Quellen
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AT-OeStA/HHStA Ome A ÄZA 5-13, 5-22, 16-6 A, 17-6, 18-7 A, 18-8 A, 33 K 11, 33 K 21, 48, 48 K 42 AT-OEStA/HHStA Österreichische Geheime Staatsregistratur 04-74-3 AT-OeStA/HHStA MEA Korrespondenz 123a AT-OeStA/HHStA RK Diplomatische Akten Berlin Berichte 1a, 1b, 2, 3, 4a, 4b, 5a, 5b, 6a, 6b, 6c, 7a, 7b, 7c, 8a, 8b, 9a, 9b, 10a, 10b, 11a, 11b, 12a, 12b AT-OeStA/HHStA RK Diplomatische Akten Berlin Weisungen 1a, 1b, 1c, 1d, 2a, 2b, 2c, 3a, 3b, 4a AT-OeStA/HHStA RK Zeremonialakten 5, 5-4, 7-1, 7-3, 7-6, 7-8, 7-9, 7-12, 14-15-26 AT-OeStA/HHStA StK Preußen Korrespondenz 3, 4 Sächsisches Hauptstaatshauptarchiv Dresden 10006 Oberhofmarschallamt, E Nr. 01, 02, 03, 06, 12 10008 Zeremonienmeister, Sekt. 01 Nr. 01, 02, 03, 04, 05, 06b, 07a, 07b, 07c, 08a, 08b, 08c, 08d, 09a, 09b, 09c, 10, 11, 13a, 13b, 15a, 15b, 16, 19, 23, 24, 25, 26, 27, 28, 29a, 29b, 29c, 30a, 30b, 30c, 30d, 32, 41, 41a, 42, 43, 44b, 44c, 45, 46a, 46b, 46c, 48 10008 Zeremonienmeister, Sekt. 02 Nr. 01, 03a, 03b, 04, 05, 06, 07, 08, 10, 11, 13, 15, 16, 17, 18, 19, 20, 21, 22 10008 Zeremonienmeister, Sekt. 04a Nr. 05, 06, 07, 08, 09, 10, 11, 12, 13, 14, 15, 16, 17, 18 10008 Zeremonienmeister, Sekt. 04b Nr. 01, 02, 03, 04, 40, 41, 43 10024 Geheimer Rat (Geheimes Archiv) Loc. 07243/04, Loc. 07243/05, Loc. 08234/02, Loc. 08234/03, Loc. 08235/03, Loc. 08236/02, Loc. 08236/13, Loc. 08236/17, Loc. 08237/04, Loc. 08265/12, Loc. 08265/ 15, Loc. 08265/20, Loc. 08266/02, Loc. 08266/03, Loc. 08266/04, Loc. 08266/06, Loc. 08266/07, Loc. 08266/08, Loc. 08266/09, Loc. 08266/10, Loc. 08285/08 10025 Geheimes Konsilium Loc. 04707/01, Loc. 04970/02, Loc. 05167/07
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Literatur- und Quellenverzeichnis
10026 Geheimes Kabinett Loc. 00377/05, Loc. 00378/01, Loc. 00378/02, Loc. 00459/09, Loc. 00695/01, Loc. 00708/04, Loc. 00708/07, Loc. 00781/07, Loc. 00892/04, Loc. 00937/05, Loc. 01446/ 01, Loc. 02963/06, Loc. 02969/03, Loc. 02969/09, Loc. 02970/04, Loc. 02970/05, Loc. 02970/07, Loc. 02970/08, Loc. 02970/09, Loc. 02972/01, Loc. 02988/01, Loc. 02988/02, Loc. 02988/03, Loc. 02988/05, Loc. 02988/06, Loc. 02988/07, Loc. 02989/ 01, Loc. 02989/02, Loc. 02989/03, Loc. 02989/05, Loc. 02990/01, Loc. 02990/02, Loc. 02990/03, Loc. 02990/06, Loc. 02990/08, Loc. 02991/01, Loc. 02991/05, Loc. 02994/01, Loc. 02994/05, Loc. 02991/03, Loc. 03065/01, Loc. 03295/14, Loc. 03319/ 01, Loc. 03323/11, Loc. 03323/12, Loc. 03323/13, Loc. 03350/16, Loc. 03351/04, Loc. 03351/06, Loc. 03351/08, Loc. 03352/08, Loc. 03352/11, Loc. 03354/09, Loc. 03354/18, Loc. 03355/03, Loc. 03355/09, Loc. 03362/08, Loc. 03365/05, Loc. 03365/ 06, Loc. 03366/02, Loc. 03366/03, Loc. 03366/04, Loc. 03366/05, Loc. 03367/02, Loc. 03368/02, Loc. 03377/01, Loc. 03377/02, Loc. 03377/04, Loc. 03377/06, Loc. 03378/03, Loc. 03378/04, Loc. 03379/01, Loc. 03379/04, Loc. 03379/05, Loc. 03379/ 06, Loc. 03379/09, Loc. 03379/10, Loc. 03379/13, Loc. 03380/04, Loc. 03554/01, Loc. 03554/06 12653 Personennachlass Johann von Besser (1654–1729) Nr. 1, 2, 3, 4, 5 Thüringisches Staatsarchiv Gotha Geheimes Archiv Nr. 1, 2, 7, 45, 65, 67, 82, A 3 II. 6, A 3 II. 8, A 3 II. 10, A 3 II. 11, A 3 II. 13, A 3 II. 14, A 3 II. 28, A 3 II. 31, A 3 II. 33, UU 27a, UU IX. 36, UU VIIb 1, WW XIIa. 38 Immediate Kammer Nr. 1541, 1667, 1669, 1689, 1697, 1704
Gedruckte Quellen und Literatur bis 1850 Agrippa, Heinrich Cornelius: Ungewißheit Und Eitelkeit Aller Künste und Wissenschafften/auch Wie selbige den Menschlichen Geschlechte mehr schädlich als nutzlich sind. Ferner von eben diesem AUTORE zwey CURIEUSE Tractätlein/als I. Von dem Vorzug und Fürtrefflichkeit des Weiblichen Geschlechts vor dem Männlichen. II. Von dem H. Ehestand. Aus dem Lateinischen ins Teutsche übersetzt. Cöln 1713. Ahnert, Christian Gotthelf: Lehrbegriff der Wissenschaften, Erfordernisse und Rechte der Gesandten. Erster Theil. Dresden 1784. Ahnert, Christian Gotthelf: Lehrbegriff der Wissenschaften, Erfordernisse und Rechte der Gesandten. Zweyter Theil. Dresden 1784. ANNOTATA über die vorgefallene QUÆSTION Ob unsre Reichs=Fürsten befuget/AMBASSADEURS zuschicken/Unter eines fürnehmen MINISTRI Schrifften gefunden/ und durch den Druck PUBLICIRET. Im Jahr 1681. Anonym: Beschluß der Briefe eines Reisenden aus Berlin. In: Der Teutsche Merkur vom Jahre 1788. Drittes Vierteljahr, S. 155–175.
Gedruckte Quellen und Literatur bis 1850
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Anonym: Das Zeremoniell beim Empfang der Gesandten im kurfürstlichen Schloß zu Mannheim. In: Mannheimer Geschichtsblätter 1928, Heft 5. Sp. 116. Anonym: Gründliche und Umbständliche INFORMATION, Was es sowol bey denen gesambten Reichs=Ständen/als auch und absonderlich bey denen Frey= und Reichs=Stätten von ohnverdencklichen Jahren her/für eine Bewandnüß und Beschaffenheit/mit dem hie und da befindlichen ordentlichen Botten=Wesen habe: und warum selbiges nicht abgestellet werden könne? und auch nicht abzustellen; sondern vielmehr und in alleweg/dem BONO PUBLICO, und denen COMMERCIIS zum besten/zu CONSERVIren/und aufrecht zu erhalten sey?. Regenspurg 1686. Anonym: Meine Gedanken über die Parifikation der erzherzoglich=österreichischen Gesandten mit den Kurfürstlichen. 1794. Anonym: Merkwürdige Verordnungen Königs Friedrich Wilhelm des Ersten. In: Annalen der Gesetzgebung und Rechtsgelehrsamkeit in den Preussischen Staaten 8 (1791), S. 244–258. Anonym: Päbstl. Unfug Wider die Krone Preussen/Welchen Clemens der XI. in einem den 16. April Anno 1701. Ausgestreueten irrigen BREVI, Zu Verkleinerung aller Bekrönten Häupter begangen. Cölln am Rhein 1703. Anonym: Zur Geschichte des Luxus der deutschen Höffe, dessen Entstehung und Folgen. In: Stats=Anzeigen 18 (1793), S. 402–411. Archenholz, Johann Wilhelm von: Beytrag zu neuesten Geschichte des deutschen Hof=Ceremoniels. In: Litteratur und Völkerkunde 5 (1784), S. 71–73. Barth, Johann Christian: Die Galante Ethica Oder nach der neuesten Art eingerichtete Sitten=Lehre, in welcher gezeigt wird, wie sich ein junger Mensch bey der galanten Welt, Sowohl Durch manierliche Wercke, als complaisante Worte recommandiren soll [. . .]. Dreßden und Leipzig 1748. Bartholdi Feindes, J. C.: Unstreitiges Recht Eines Fürsten/Staats/oder Freyen/dem H. Römischen Reich/teutscher oder welscher NATION, einverleibten REPUBLIQUE, Einen Gesandten vom ersten/andern/oder dritten Range/Bey Schändung seines sonst INVIOLABEN CARACTERS, in Verübung sonst sträfflicher Mißhandlungen/insonderheit gegen den Staat/zu ARREStiren/und seinen SOUVERAINEN und Obern zurück zu schicken [. . .]. Hamburg [1719]. [Batz, August Friedrich]: Zusäze zu dem COMMENTARIUS oder Denckbuch und Erklärung was der Reichstag sey?. Regensburg 1780. Becher, Johann Joachim: POLITIscher DISCURS Von den eigentlichen Ursachen/deß Auf= und Abnehmens/der Städt/Länder und REPUBLIcken [. . .]. Franckfurt 1668. Beck, Christian August: Versuch einer Staatspraxis, oder Canzeleyübung aus der Politik, dem Staats= und Völkerrechte. Zweyte vermehrte und verbesserte Auflage. Wien 1778. Beierlein, Paul Reinhard: Das Würzburger Hof-Zeremoniell nach zwei Kursächsischpolnischen Gesandtenberichten (1749). In: Mainfränkisches Jahrbuch 4 (1952), S. 344–351.
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Literatur- und Quellenverzeichnis
Bellamintes [Hecker, Heinrich Cornelius]: Leben Des Kayserlichen GENERALFeld=Marschalls Herrn Friedr. Heinrichs Reichs=Grafen von Seckendorff biß auf Dessen gegenwärtige Umstände. Vermehrte und verbesserte Auflage. o. O. 1739. Bellegarde, Abt von: Betrachtungen über die Artigkeit derer Sitten, Nebst einigen Grund=Regeln Vor die Bürgerliche Gesellschafft. Oder Der Andere Theil Derer Betrachtungen über die Auslachens=würdigkeit, Nach der siebenden Frantzösischen Edition verdeutscht und mit einigen Anmerckungen vermehret durch den Verfasser der Europäischen FAMA. Leipzig 1708. Bellum, Nicolaum: Politische SchatzCammer oder Form zu regieren/Das ist/Außerlesene Schöne Discurs RELATIONES, INSTRVCTIONES Keyserlicher/Königlicher Ambassaatorn und Bottschafften/oder Historische/Politische Erzehlungen vnd Rahtschläge vieler Königreichen/Geistlicher und weltlicher Stände/ihre Wahl/Regimenten/Bündnuß/Heimlichkeiten [. . .]. Franckfurt 1617. [Benckendorf, Carl Friedrich von]: Karakterzüge aus dem Leben König Friedrich Wilhelm I. nebst verschiedenen Anecdoten von wichtigen unter seiner Regierung vorgefallenen Begebenheiten, und zu der damaligen Zeit sowohl im Militär= als Civil= Stande angestellt gewesenen merkwürdigen Personen. Dritte Sammlung. Neudruck der Ausgabe Berlin 1787. Wiesbaden 1982. Berg, Clemens: PROBLEMA JURIS GENTIUM, Ob/und auß welchem Grunde/denen Gesandten oder AMBASSADEURES, Abgesandten oder ENVOYES und RESIDENTEN, das freye EXERCITIUM Ihrer/oder Ihrer hohen Herren PRINCIPALen Religion in ihren Häuseren freystehe in ANONYMUS hierwieder geschrieben/und dieserwegen in der ReichsStatt Cöllen mit dem Königl. Preussichen RESIDENTEN fürgefallen [. . .]. Teuteburg 1708. Berger, Friedrich Ludwig von: Politisches Bedencken über die Frage: Ob Der Kayserliche Titul und Nahmen, ohnbeschadet Kayserl. Maj. und des Röm. Reiches allerhöchsten Würde, Nicht weniger Derer Christlichen Könige und Freyen Staaten Vorrecht und Interesse, dem Czaaren von Rußland COMMUNICIret werden könne?. o. O. 1722. [Bergk, Johann Adam]: Die politische Unterhandlungskunst oder Anweisung mit Fürsten und Republiken zu unterhandeln. Leipzig 1811. Bericht Was mit denen Churfürstlichen Brandenburgischen Gesandten/so an Ihr. Königl. Mayt. zu Schweden geschickt/zu Flenßburg/und nach dero Abreise ergangen. Sampt Copeyen einiger Schreiben und DOCUMENTEN/woraus s. Churf. Durchl. Zu Brandenburg vorhaben wieder die Königl. Mayt. zu Schweden erhellet. Gedruckt/Im Jahr/1658. Berner, Ernst (Hrsg.): Aus dem Briefwechsel König Friedrichs I. von Preußen und seiner Familie (= Quellen und Untersuchungen zur Geschichte des Hauses Hohenzollern: [Reihe 1, Briefwechsel]). Berlin 1901. Besser, Johann von: Sr. Churfürstl. Durchl. zu Brandenburg Fridrich des Dritten Hernacher Königs in Preussen Geheimtester Staats- sodann Erster Minister und OberPRÆSIDENT Eberhard Freyherr von Danckelmann, In einer kurtzen Beschreibung seines Lebens/und zugleich der glückseligen Regierung Seines gnädigsten Herrn. o. O. 1694.
Gedruckte Quellen und Literatur bis 1850
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Besser, Johann von: Des Herrn von B. Schrifften, Beydes in gebundener und ungebundener Rede; So viel man derer, theils aus ihrem ehemahligen Drucke, theils auch aus guter Freude schrifftlichen COMMUNICATION, zusammen bringen können. Leipzig 1711. Besser, Johann von/Zwantzikg, Zacharias [?]: Ceremoniale Brandenburgicum. Tremoniae 1699. Bestand der Würde und Krohn des Königreichs Preussen. Im Jahr 1701. [Bichi, Alessandro]: Berlin und sein Hof im Jahre 1696. Reiseerinnerungen des Fra Alessandro Bichi aus Siena. In: Die Grenzboten. Zeitschrift für Politik, Literatur und Kunst 50/1 (1891), S. 20–30 und S. 71–81. Bielefeld, Jakob Friedrich von: Des Freyherrn von Bielefeld, Lehrbegriff der Staatskunst. Zweyter Theil. Nebst denen Ergänzungen beyder Theile. Breßlau und Leipzig 1761. Birken, Sigmund von: HochFürstlicher Brandenburgischer ULYSSES: oder Verlauf der LänderReise/welche Der Durchleuchtigste Fürst und Herr Christian Ernst/Marggraf zu Brandenburg [. . .] Durch Teutschland/Frankreich/Italien und die Niderlande/ Auch nach dem Spanischen FRONTIEren/hochlöblichst verrichtet: Aus Denen mit Fleiß gehaltenen Reis-DIARIIS [. . .]. Bayreuth 1699. Blumenthal, Hans Heinrich (Hrsg.): Der Lady Mary Pierrepont Wotley Montagu Reisebriefe 1716–1718. (Mr. Wortley’s Gesandtschaft bei der Hohen Pforte). Wien 1932. Bob, Franz Joseph: Uiber den Pracht: Eine akademische Abhandlung. Freiburg im Breisgau 1789. Bode, Heinrich: Fürstliche Macht=Kunst/oder Unerschöpffliche Gold=Grube; Dardurch ein Fürst sich mächtig/und seine Unterthanen reich machen kan; Unlängst durch ein Vornemmen Cavallier entworffen [. . .]. Wien [1702]. Bodemann, Eduard (Hrsg.): Briefe der Herzogin, späteren Kurfürstin Sophie von Hannover an ihre Oberhofmeisterin A. K. von Harling, geb. von Uffeln. In: Zeitschrift des Historischen Vereins für Niedersachsens. Hannover 1895, S. 1–91. Bodemann, Eduard (Hrsg.): Briefe der Kurfürstin Sophie von Hannover an die Raugräfinnen und Raugrafen zu Pfalz (= Publikationen aus den kgl. Preußischen Staatsarchiven; 37). Neudruck der Ausgabe 1888. Osnabrück 1966. Bodenehr, Gabriel: EUROPENS Pracht und Macht in 200. Kupfer=Stücken worinnen nicht nur allein die Berühmtest und Ansehlichste sondern auch andere Stätte, Festungen, Schlösser, Klöster, Pässe, Residentie, Palläste, Wasserfälle dises Volckreichen Welttheils vermittelst anmuthiger und eigentlicher PROSPECTE, Sambt kurzer geographischer Beschreibung [. . .]. Augsburg [1700]. Bohse, August: Der getreue Hoffmeister adelicher und bürgerlicher Jugend/oder Auffrichtige Anleitung/wie sowohl ein junger von Adel als anderer/der von guter EXTRACTION, soll rechtschaffen aufferzogen werden/er auch seine CONDUITE selbst einrichten und führen müsse/damit er beydes auff Universitäten/als auf Reisen und Hofe/sich beliebet machen/und in allerhand CONSERVATION mit Manns=Personen und Frauenzimmer vor einen klugen und geschickten Mennschen passiren möge [. . .]. Leipzig 1706.
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Literatur- und Quellenverzeichnis
Bohse, August: Neuvermehrte gründliche Einleitung zur teutschen ORATORIA, mit deutlichen Reguln auch vielen Exempeln allerhand gehaltener Hof= und Bürgerlichen reden/so in vorigen EDITION nicht zu finden [. . .]. Jena 1708. Bolte, Johann (Hrsg.): Ein holländisches Urtheil über Berlin aus dem Jahre 1700. In: Mittheilungen des Vereins für die Geschichte Berlins 7/9 (1890), S. 127–128. Bothmer, Karl Freiherr von/Schnath, Georg (Hrsg.): Aus den Erinnerungen des Hans Kaspar von Bothmer. Lehr= und Wanderjahre eines hannoversch=englischen Staatsmannes um 1700 (= Quellen und Darstellungen zur Geschichte Niedersachsens; 44). Hildesheim/Leipzig 1936. Braun, Friedrich Johann: CEREMONIEL Des Römischen Hofes/Worinnen der Päbstliche Staat accurat beschrieben/auch die Gagen derer MINISTRES, Ingleichen eine kurtze Lebens=Beschreibung Aller Jetztlebenden und ohnlängst verstorbenen Cardinäle beygefüget. Francfurt 1711. Breysig, Curt: Aus den Denkwürdigkeiten zweier brandenburgischer Staatsmänner. Bruchstücke aus den Memoiren von Nikolaus Bartholomäus Danckelman und Leberecht von Guericke. In: Forschungen zur Brandenburgischen und Preußischen Geschichte 4 (1891), S. 177–212. Brode, Reinhold (Hrsg.): Urkunden und Actenstücke zur Geschichte des Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg. Politische Verhandlungen. Neunter Band (= Urkunden und Actenstücke zur Geschichte des Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg; 13). Berlin 1890. Brode, Reinhold (Hrsg.): Urkunden und Actenstücke zur Geschichte des Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg. Politische Verhandlungen. Zehnter Band (= Urkunden und Actenstücke zur Geschichte des Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg; 17). Berlin 1901. Brunner, Sebastian (Hrsg.): Der Humor in der Diplomatie und Regierungskunde des 18. Jahrhunderts. Hof=, Adels= und diplomatische Kreise Deutschlands geschildert aus geheimen Gesandtschaftsberichten und anderen ebenfalls durchwegs archivalischen bisher unedirten Quellen. Zwei Bände. I. Band. Wien 1872. Burgdorf, Wolfgang (Bearb.): Die Wahlkapitulationen der römisch-deutschen Könige und Kaiser 1519–1729 (= Quellen zur Geschichte des Heiligen Römischen Reiches; 1). Göttingen 2015. [Burmeister, Hermann]: Habsburg oder Hohenzollern. Wem gebührt die Hegemonie in Deutschland? Leipzig 1848. Buschmann, Arno (Hrsg.): Kaiser und Reich. Verfassungsgeschichte des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation vom Beginn des 12. Jahrhunderts bis zum Jahre 1806 in Dokumenten. Teil II: Vom Westfälischen Frieden 1648 bis zum Ende des Reiches im Jahre 1806. 2. ergänzte Auflage. Baden-Baden 1994. Caemmerer, Hermann von (Hrsg.): Die Testamente der Kurfürsten von Brandenburg und der beiden ersten Könige von Preußen (= Veröffentlichungen des Vereins für Geschichte der Mark Brandenburg; [16]). München/Leipzig 1915. Callières, François de: Kluger Minister und Geschickter Gesandten Staats=Schule Oder Unterricht, wie man mit grossen Herren und Potentaten Staats=Sachen klüglich trac-
Gedruckte Quellen und Literatur bis 1850
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tiren soll. Darinnen absonderlich gehandelt wird von der Nutzbarkeit derer Gesandschafften, von der Wahl der Abgesandten und ENVOYÉS, und was vor Qualitäten und Eigenschafften nöthig sind, wann man in dergleichen Verrichtungen glücklich seyn will. Aus dem Französischen übersetzt von Moritz Georg Weidmann. Leipzig 1716. Cassel, Paulus: Hohenzollern. Ursprung und Bedeutung dieses Namens. Berlin o. J. Castiglione, Baldesar: Il Libro del Cortegiano. Das Buch vom Hofmann. 1528. Übersetzt von Fritz Baumgart. München 1986. CEREMONIAL, Der Fürstlich= und Gräfflichen Gesandten betreffend. ACTUM, LECTUM & APPROBATUM. Regensburg/im Fürstlichen Neben=Zimmer. Montags/den 13. May/ANNO 1715. Colum du Clos, Isaac: Teutsch= und Französisches Titular=Buch, mit zweyen nützlichen Wörter=Büchern versehen, auch mit einem Vorbericht vom Ceremoniel und einem vollständigen Register. Von neuen übersehene und vermehrte Auflage. Nordhausen 1763. Cörner, Johann Christoph: Klugheit zu Leben und zu Herrschen, Mit grossem Fleiß Zweyer wahrhafftig Hochgelahrten Männer, in Zwey Theilen verfasset. Leipzig und Cöthen 1733. Cosmar, Carl Wilhelm/Klaproth, Christian August Ludwig: Der Königl. Preußische und Churfürstl. Brandenburgische Wirklich Geheime Staats=Rath an Seinem zweihundertjährigen Stiftungstage den 5ten Januar 1805. I. Kurtze Geschichte der Königl. Preußischen Churfürstlich Brandenburgischen Regenten [. . .] II. Versuch einer Geschichte des gedachten Wirklich Geheimen Staatsraths [. . .] III. Verzeichniß der Wirklichen Geheimen Staats=Minister und der Geheimen Staats=Secretarien [. . .]. Berlin 1805. Courtin, Antoine de: La Civilité Moderne, oder die Höflichkeit der Heutigen Welt, Nach der neuesten Französischen Edition übersetzt von MENANTES. Hamburg 1724. Danckelman, Eberhard Freiherr von (Hrsg.): Vier Briefe des Oberpräsidenten Eberhard v. Danckelman in der Frage der neunten Kur an den Grafen Platen. In: Forschungen zur Brandenburgischen und Preußischen Geschichte 37 (1925), S. 293–297. Danckelman’s Sturz: Briefe Friedrich’s III. an die Kurfürstin Sophie. In: Historische Zeitschrift 62 (1889), S. 279–285. Das frolockende Berlin, Oder Historische Nachricht Dererjenigen öffentlichen Freudens=Bezeigungen und sinnreichen Illuminationen, Die bey hoher Anwesenheit Ihro Königl. Majestät in Pohlen, Und Dero Königl. Printzens Hoheit Daselbst angestellet worden, Nebst einem Anhange aller auf diese fröliche Begebenheit verfertigter Gedichte. Berlin 1728. Das jetztlebende Königlich Preußische und Chur=Fürstliche Brandenburgische Haus/ vorstellend; Dero Namen/Geburts=Zeit/Regierung/Bedienung [. . .] Länder und Herrschafften/PRÆTENSIONen/Titul/RELIGION, RESIDENZ, ACADEMIEN und deren FUNDATION [. . .] Denn die vornehmsten CIVIL= und MILITAIR-Bediente/ samt ihren CHARGEN, und endlich ALLE und jede Raths=Versammlungen/AUDIENZ- und Gerichts=Tage dieses Königl. Hofes. 1704.
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Literatur- und Quellenverzeichnis
Decker, Paul: Der Fürstlichen Baumeisters Oder ARCHITECTURÆ CIVIIS Anderer Theil/welcher Eines Königlichen Pallastes GENERAL-PROSPECT, Grund und Aufzug/sammt den vornehmsten Gemächern/Lust-Brunnen/Garten= und Lust= Gebäuden u. vorstellet. Augsburg 1716. Der Einfältige Titul=Schmidt, Oder Sonderbahres und CURIEUSSES Titular=Büchlein. In welchem Allerhand lächerliche, albere und ungeschickte Auffschrifften vieler auf Posten eingelauffener Brieffe anzutreffen; Nebst einem Vor=Bericht Von dem eigentlichen Ursprunge dieses albernen Cantzley=CEREMONIELS. o. O. 1723. Dexelius, Gottfried: THEATRUM HISTORICUM CURIOSUM. Das ist: Historischer offener Schau=Platz/Darauff die allerneuesten und seltzamsten Denck= und Merckwürdigkeiten/So sich hin und wieder in vorigen Jahren in der Welt begeben [. . .]. Dreßden und Leipzig 1698. Die Europäische FAMA, Welche den gegenwärtigen Zustand der vornehmsten Höfe entdecket. Der zweite Theil. 1702. Die Europäische FAMA, Welche den gegenwärtigen Zustand der vornehmsten Höfe entdecket. Der XI. Theil. 1702. Die RAISONNIrende Welt über den Heutigen Staat EUROPÆ auch Außländische CONJUNCTUREN Und REMARQUABELsten Begebenheiten/so sich meistens bey Anfang dieses 1700ten Jahres zugetragen und ereignet haben im Frühling. Anno 1700. Dietrich, Richard (Bearb.): Die politischen Testamente der Hohenzollern (= Veröffentlichungen aus den Archiven preussischer Kulturbesitz; 20). Köln/Wien 1986. Dithmars, Justus Christoph: Entwurff Der Königlich=Preußischen Und Chur=Brandenburgischen Staats=Wissenschaft, Zu Mehrerer Erklärung in seinen LECTIONEN darüber. Franckfurth an der Oder 1734. Egger, Franz: Das natürliche öffentliche Recht, nach den Lehrsätzen des seligen Freyherrn C. A. von Martini vom Staatsrechte, mit beständiger Rücksicht auf das natürliche Privat=recht des k. k. Hofrathes etc. etc. Franz Edlen von Zeiler, und auf das positive Europäische Völkerrecht. Zweyter Band. Wien und Triest 1810. ELECTORATUS, Das ist: Eigentlicher Entwurff von Des Heil. Römischen Reichs Hn. Hn. Chur=Fürsten. Als Dessen vordrist= und vornehmsten Gliedern/Deroselben Ursprung/DIGNITät/PRÆEMINENTZ, Hoheit/Würde/Recht und Gerechtigkeit etc. Wien o. J. Erdmannsdörfer, Bernhard (Hrsg.): Urkunden und Actenstücke zur Geschichte des Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg. Erster Band. Berlin 1864. Erdmannsdörfer, Bernhard (Hrsg.): Urkunden und Actenstücke zur Geschichte des Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg. Politische Verhandlungen. Zweiter Band (= Urkunden und Actenstücke zur Geschichte des Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg; 4). Berlin 1867. Erdmannsdörfer, Bernhard (Hrsg.): Urkunden und Actenstücke zur Geschichte des Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg. Politische Verhandlungen. Dritter Band (= Urkunden und Actenstücke zur Geschichte des Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg; 6). Berlin 1872.
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Literatur- und Quellenverzeichnis
sey, und wie es mit derselben Character, Creditiv, Instruction, Passeport, Quartier, Inviolabilität, Immunität, Reception, Magnificentz, Titulatur &c. beschaffen, Auch was es wegen des Ceremoniels, auf Frieden=Schlüssen und bey Höfen, für Mißhelligkeiten gegeben. 2. Auflage. Leipzig 1723. Stillfried-Alcantara, Rudolf von: Ceremonial-Buch für den Königlich Preussischen Hof. X. Hofrangreglement. Berlin 1871. Stillfried-Alcantara, Rudolf von: Ceremonial-Buch für den Königlich Preussischen Hof. Abschnitt I.–XII. Berlin 1877. Stillfried-Alcantara, Rudolf von: Ceremonial-Buch für den Königlich Preussischen Hof. IV. Ceremoniel bei feierlichen Gottesdiensten. V. Ceremoniel bei der Tafel. VI. Ceremoniel bei Couren. VII. Ceremoniel bei anderen Hoffestlichkeiten. Berlin 1877. Stillfried-Alcantara, Rudolf von: Ceremonial-Buch für den Königlich Preussischen Hof. VIII. Ceremoniel bei ausserordentlichen Hoffestlichkeiten. IX. Ceremoniel bei öffentlichen Veranstaltungen. Berlin 1877. Stollberg-Rilinger, Barbara (Hrsg.)/Krischer, André (Bearb.): Das Hofreisejournal des Kurfürsten Clemens August von Köln 1719–1745 (= Ortstermine. Historische Funde und Befunde aus der deutschen Provinz; 12). Siegburg 2000. Stosch, Balthasar Sigismund: Von dem Praecedentz= Oder Vorder=Recht/aller Potentaten und Republiquen in EUROPA, Samt einer sonderbaren Zugabe von der Hoheit des Ertz=Hertzoglichen Hauses Oesterreich. Jena 1677. Sturm, Leonhard Christoph: Anweisung/Grosser Herren Palläste starck/bequem/nach den Reguln der ANTIQuen ARCHITECTUR untadelich/und nach dem heutigen GUSTO schön und prächtig anzugeben [. . .]. Wobey zugleich Von Marställen/Zeug= und Wagen=Häusern/von Gesandten=Höfen/von Ball= und Opern=Häusern/Insonderheit aber Von Fürstlichen Lust=Gärten ausführliche Anweisung geschiehet. Augspurg 1728. Telgmann, Rudolph Friedrich: COMMENTATIO JURISPUBLICI ROMANO-GERMANICIC Von der Ahnen=Zahl, Deren Uhrsprung, Wie auch vormahligen und heutigen Nutzen fürnemlich im Heil. Römischen Reiche teutscher Nation. Hannover 1733. THEATRI EUROPÆI Zwanzigster Theil. Oder Ausführlich fortgeführte Friedens= und Kriegs= Beschreibung. Und was mehr Von denck= und merckwürdigsten Geschichten in Europa [. . .] vom 1713. biß zu Ausgang des 1715ten Jahres vorgegangen und sich begeben haben [. . .]. Franckfurth am Mayn 1734. Theatrum Europaeum, oder außführliche und warhafftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten, so sich hin und wieder in der Welt, fürnemblich aber in Europa und Teutschlanden, sowol im Religion- als Prophan-Wesen, vom Jahr Christi . . . biß auff das Jahr . . . exclus. . . . sich zugetragen; Band 7 (1651–1658) bis Band 20 (1713–1715). Frankfurt am Main 1663–1734. Thomasius, Christian: Kurtzer Entwurff der Politischen Klugheit/sich selbst und andern in allen Menschlichen Gesellschafften wohl zurathen/und zu einer gescheiden CONDUITE zu gelangen; Allen Menschen/die sich klug zu seyn düncken/oder die noch klug werden wollen/zu höchst=nöthiger Bedürffnis und ungemeinen Nutzen [. . .]. Franckfurt am Mayn 1707.
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Literatur ab 1850
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Literatur ab 1850
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Personenverzeichnis Friedrich Wilhelm, Friedrich III./I., Friedrich Wilhelm I. sowie Personen, die in zahlreichen Kapiteln wiederholt benannt werden (exemplarisch Johann von Besser), finden im Register keine Berücksichtigung. Ebenfalls wurde auf die Aufnahme der Autoren und Autorinnen verzichtet, deren Werke als gedruckte Quellen im Literaturverzeichnis aufgeführt werden. Die Schreibweise der Personen orientiert sich an jener in den Quellen zu findenden Schreibweise. Ahlefeldt, Hans Adolf von (1679–1761) 322, 357, 484 ff., 506 Ahlefeldt, Hans Heinrich von (1656– 1720) 193, 196 f., 200, 241, 302, 319, 344, 396 f., 422, 441, 471 Albrecht Friedrich von BrandenburgSchwedt (1672–1731) 207, 324 ff., 308, 435 Alexei I., Zar von Russland (1629–1676) 290, 386 Alvensleben, Johann Friedrich II. von (1657–1728) 250 Ammon, Christoph Heinrich von (1713– 1783) 224, 265, 314, 316, 324 Anna Sophie von Dänemark und Schweden (1647–1717) 308 Anne, Königin Großbritanniens (1665– 1714) 199, 206, 212, 241, 316, 323, 328, 492 Anton Ulrich von Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog zu Braunschweig (1633– 1714) 214 f., 272 Astan Aga 400 August II. von Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog zu Braunschweig (1579– 1666) 111 Bachoff, Johann Friedrich (1679–1736) 320, 465
Barfuß, Johann Albrecht von (1634–1704) 67 Bartholdi, Christian Friedrich (1646– 1716) 42, 68, 92, 141, 149, 151 f., 167, 175f., 181, 185, 187 ff., 195 f., 209 f., 214, 220 ff., 235, 238 ff., 253, 317 f., 425, 454, 473, 531 Bartholdi, Friedrich Heinrich (1677–1730) 72, 74, 76, 104, 124, 185 ff., 222 ff., 240, 248, 267, 304, 322, 326, 337, 389, 422, 427, 436, 469, 474 Bartsch, Gottfried (?–1714) 194, 205 ff., 214, 246 f., 330, 349 f., 454, 481, 483 Beeck, Johann (1615–1695) 357, 367 f. Beg, Mehemet Ritza (?–1717) 278 Ber[c]ka, Franz Anton von 146 Bergier, Karl Isaak 67, 76, 93, 98, 124, 183, 268 Bergomi di, Giovanni Francesco (1650– 1718) 152, 320, 360 Berlebsch[en], Otto Wilhelm (?–1683) 517 Berlig 514 Bieberstein, Johann August von (?–1736) 102, 211 f. Biedersee, Martin von 248 Bielin´ski, Kazimierz (?–1713) 500 Blaspiel, Johann Moritz von (um 1654– 1723) 120, 182, 498
Personenverzeichnis Blumenthal, Christoph Caspar von (1638–1689) 107, 259, 379, 392, 397, 410, 457, 515, 529 Boineburg, Philipp Wilhelm von (1656– 1717) 515 Bondel[i], Simeon von (1658–1734) 191 Bonet, Louis Frederick (1670–1761) 142, 183, 241 Borck[e], Caspar Wilhelm von (1704– 1747) 70, 75, 77, 88, 94, 302 f., 304, 355, 357, 385, 511, 513 Borckenfeld, Simon von Soust de 73, 76, 249, 299 Bose, Carl Gottfried von (1654–1731) 109 Bothmer, Hans Caspar von (1656–1732) 80, 97, 120, 165, 321, 376, 404, 435, 499 f., 503, 519 Brabeck, Johann Arnold (1661–1720) 184 Brackel, Casimir Christoph von (1686– 1742) 509 Brandes, Heinrich Julius 290, 354 Brand[t], Adam (vor 1692–1746) 218 Brandt, Christian (1684–1749) 97, 240, 307, 345, 426 Brandt, Christoph (1630–1691) 31, 32, 92, 133, 135, 163, 170 f., 368, 386, 388, 409, 493, 526 Brandt, Friedrich 164, 168, 351, 388, 530 Brienbergen 409 Broich, Balthasar Konrad von und zum (um 1675–1745) 168 f. Brumeister 513 Bu(r)chard, Daniel 227 f., 303, 323 Bülow, Friedrich Gotthard von (1688– 1768) 103, 111, 243, 248, 352, 413 Burgmeister 246 Canitz, Friedrich Rudolf Ludwig (1654– 1699) 371 Cann(e)giesser, Konrad von (?–1729) 91, 398, 469, 491, 511
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Carl Casper, Kurfürst von Trier (1618– 1676) 137 Caunitz 90 Chetardie, Joachim Jacques Trotti de la (1705–1759) 354 Christian V., König von Dänemark und Norwegen (1646–1699) 91, 136, 164, 173, 196, 308, 349, 529 Christian VI., König von Dänemark und Norwegen (1699–1746) 318 Christian Ludwig von BrandenburgSchwedt (1677–1734) 207, 324 ff., 308, 435, 506 Chwalkowski, Samuel von (1657–1705) 121, 308, 336, 370, 373, 498 Clemens XI., Papst (1649–1721) 182 Clemens XII., Papst (1693–1769) 182 Coch von Lundt, Peter Gottlieb (1672– 1728) 85 Coen[en], Johann Hugo von 358 Colbert, Jean-Baptiste (1619–1683) 351 Conselnach 131 Cosimo III. de’ Medici (1642–1723) 173 Danckelman, Carl Ludolf von (1699– 1764) 148 Danckelman, Eberhard von (1643–1722) 67, 86, 175, 294, 377, 404, 419 ff. Danckelman, Nikolaus Bartholomäus (1650–1739) 30, 108, 129 f., 139 f., 145 ff., 172, 190, 217, 242, 251, 274, 317 f., 382, 389, 420, 468 f., 515 Danckelman, Sylvester Jakob von (1601– 1679) 160, 420 D’Avaux, Jean Antoine (1640–1709) 472 f. Degenfeld-Schonburg, Christoph Martin von (1689–1762) 257 Des Alleurs, Pierre Puchot (1643–1725) 180, 304, 312, 413, 443, 500, 503 f. Destand 235 Desti[n]on, Johann (um 1700–um 1751) 239 f. Diest, Friedrich Wilhelm von (1647–1726) 107, 140, 149, 311, 435, 441
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Personenverzeichnis
Diestelo 349, 355 Dietrich, Johann 102, 517 Ditfurth, Otto Arthur von (um 1635– 1695) 162 f., 309, 384 Dobrzensky, (Johann) Friedrich Bogislaw von (?–1729) 98, 168, 271, 413, 530 Dohna-Schlodien, Christoph von (1665– 1733) 69, 177, 180, 188, 192, 201, 238, 253, 271, 291, 333, 336, 341 f., 357 f., 378, 472 f., 504 Donepp 347 Dönhoff, Otto Magnus von (1665–1717) 76, 108, 283 Dorothea Sophie, Kurfürstin von Brandenburg (1636–1689) 308 f. Dosson 413 Eberhard III., Herzog von Württemberg (1614–1674) 111 Efendi, Ahmed Resmi 279 Eichholz, Johann Dietrich von 214 Eleonora Magdalena Gonzaga von Mantua-Nevers (1630–1686) 307 Elisabeth Augusta von Pfalz-Sulzbach (1721–1794) 312 Elisabeth Christine, Königin von Preußen (1715–1797) 315, 337 Ernst August, Kurfürst von Braunschweig-Lüneburg (1629–1698) 111 Eugen von Savoyen (1663–1736) 228, 433, 513 Eulenburg, Johann Kasimir Freiherr zu (1614–1667) 283, 393 Falaiseau, Pierre de (1649–1726) 145, 165, 217, 251, 360, 388, 528 Ferdinand I. Kaiser des Hl. Römischen Reiches (1503–1564) 127 Ferdinand II. Kaiser des Hl. Römischen Reiches (1578–1637) 440 Ferdinand III., Kaiser des Hl. Römischen Reiches (1608–1657) 45, 128, 307, 392 Ferdinand IV., Römischer König (1633– 1654) 128 f.
Ferdinand Maria, Kurfürst von Bayern (1636–1679) 112 f., 261 Finckenstein, Albrecht Konrad Finck von 93, 104, 232 Fjodor III., Zar von Russland (1661–1682) 291, 386 Flemming, Jakob Heinrich von (1667– 1728) 212, 323, 361 f., 430 Forstner, Wolfgang Jakob von 218 Francesco Farnese Herzog von Parma und Piacenza (1678–1727) 152 Fridag, Franz Heinrich (1643–1694) 98, 117, 119, 121, 140, 168, 250, 306, 371 ff., 385 Friedrich I., König von Schweden (1676– 1750) 352 Friedrich I., Kurfürst von Brandenburg (1371–1440) 461 Friedrich II., Kurfürst von Brandenburg (1413–1471) 464 Friedrich II., König von Preußen (1712– 1786) 19, 169, 182, 198, 243 f., 249, 279, 315, 321, 330, 350 Friedrich II., Herzog von Sachsen-GothaAltenburg (1676–1732) 214 Friedrich III., König von Dänemark und Norwegen (1609–1670) 191 Friedrich IV., König von Dänemark und Norwegen (1671–1730) 179, 190 f., 193, 196 f., 294 f., 344, 354, 454, 468, 471, 481 ff., 505, 516 Friedrich August I./August II., Kurfürst von Sachsen/König von Polen (1670– 1733) 45 f., 122, 178, 210 ff., 235, 385, 396, 462 Friedrich August II./August III., Herzog von Sachsen und König von Polen 301 Friedrich (II.) Kasimir Kettler, Herzog von Kurland (1650–1698) 270 Friedrich Ludwig, Kronprinz in Preußen (1707–1708) 323, 339 Friedrich Wilhelm, Kronprinz in Preußen (1710–1711) 323 Friedrich Wilhelm I., Herzog von Mecklenburg (1675–1713) 246, 326, 330
Personenverzeichnis Fromhold, Johann (1602–1653) 155 Fuchs, Paul von (1640–1704) 67, 109, 122, 135, 175, 220, 281, 285, 295, 347, 426, 511 f. Georg I., Kurfürst von Braunschweig-Lüneburg/König von Großbritannien (1660–1727) 237, 274, 469 f. Georg II., Kurfürst von Braunschweig-Lüneburg/König von Großbritannien (1683–1760) 302 Georg Wilhelm, Kurfürst von Brandenburg (1678–1726) 247 Gersdorf, David Gottlob von Gersdorf (1658–1732) 165 Gloxin, Johann von 135 ff., 514 ff. Goes[ß], Johann von (1611–1696) 433, 511 Gollowkin, Gavriil Ivanovi (1660–1734) 353 Gonzga 287 Görtz, Friedrich Wilhelm von (1647– 1728) 416 Gotter, Johann Michael (1654–1729) 82, 240 f. Graeve, H. 432 Gravel, Jules de Marquis de Marly (1654– 1726) 356 f., 376 Greg, Hugh 193, 199 Grote, Otto von (1636–1693) 156, 166, 248, 376 Groter 232 Grübel 87, 278, 305, 352, 417 f., 439 f., 486, 488, 509 Grumbkow, Friedrich Wilhelm von (1678–1739) 99 f., 416 Gruner 202 Guericke, Otto von (1602–1686) 83, 184 Gundling, Jacob von (1673–1731) 414 f. Hacke, Philipp Gottfried 383 Hamm, Otto von 378 Hansen, Friedrich Adolf von Ehrencron (1652–1711) 91
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Hanses, Henning Detlof von 195 Happen 418 Haugwitz, Friedrich Adolph von (1637– 1705) 90, 115 f., 165, 287 Haxthausen, Anton Wolf von (1647– 1694) 34, 146 Haxthausen, Dorothea Justina (1663– 1735) 335 Hax[t]hausen Simon Hilmar von (?–1717) 218, 319, 360 Hecht, Philipp Reinhold von (1677–1735) 274 Hedwig Sophie Landgräfin von HessenKassel (1623–1683) 529 Heems, Arnold von (?–1718) 69, 172 f., 181, 185 f., 188, 194, 198 f., 201, 204, 206, 222 f., 226, 235, 252, 294, 379, 420, 425 f., 478 f., 488, 504 ff., 514 Heemskerck, Coenraad van (1642–1702) 132, 515 Henning, Heinrich 214 f. Heusch , J. W. (um 1652–?) 179 f., 184, 188, 194, 197, 200, 202 ff., 214, 216, 296, 353, 410, 418, 479, 495 f., 503, 506, 515 Hiller, Johann von (1658–1715) 215 Hoeg, Gemahlin 344 Hoffmann 46 Holwelde, Heinrich Christain von (1681– 1739) 383 Honck 77 Hop, Jakob 101 Hotham, Charles (1693–1738) 300 f., 418 Hoverbeck, Johann Dietrich von (1652– 1714) 105, 138, 152, 164, 196, 210 ff., 218, 441, 504 Huygens, Constatin (1596–1687) 457 Ilgen, Heinrich Rüdiger (1654–1728) 31, 67 ff., 73 f., 87, 133, 151, 173, 178 ff., 189, 191, 205, 226, 231, 238, 243 f., 272, 346, 353, 356, 361 f., 382, 424, 478, 485, 490
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Personenverzeichnis
Ilten, Jobst Hermann von (1649–1730) 152, 184 f., 206, 209, 217 f., 251, 266, 336, 349 f., 352 f., 377 ff., 423, 425 f., 434, 442, 465 f., 504 f. Ismailow, Andreas Petrowitsch 203, 294 f., 406, 437 Iwan V., Zar von Russland (1682–1696) 284, 292 Iwatzhoff, Gustav Adolf von 75 Jakob II. König von England (1633– 1701) 77, 342 Jena, Gottfried von (1624–1703) 110, 154, 158, 161 Joachim II., Kurfürst von Brandenburg (1505–1571) 460 Johann Georg I., Kurfürst von Sachsen (1585–1656) 127 Johann Georg II., Kurfürst von Sachsen (1613–1680) 111 f., 137 Johann Georg III., Kurfürst von Sachsen (1647–1691) 67, 113, 115, 118 f., 134, 153, 161, 163 ff., 253, 368, 372 Johann Georg IV., Kurfürst von Sachsen (1668–1694) 121, 370 Johann Hugo, Kurfürst von Trier (1634– 1711) 180 f., 236 Johann III. Sobiesk, König von Polen, (1629–1696) 317 Johann Wilhelm, Kurfürst von Kurpfalz (1658–1716) 147 ff., 174, 180 Joseph I., Kaiser des Hl. Römischen Reiches (1678–1711) 201, 225 f., 248, 446, 469 Joseph Clemens von Bayern, Kurfürst von Köln (1671–1723) 357 f. Jurgowski 279 Kameke, Paul Anton von (1674–1717) 349 Karl der Große (747/48–814) 256, 379, 461 Karl VI., Kaiser des Hl. Römischen Reiches (1685–1740) 226 ff., 302, 385, 398, 417 f., 426 f., 468 f., 472 f., 492, 510 f.
Karl XI., König von Schweden (1655– 1697) 133, 165, 253, 270, 274, 519 Karl XII., König von Schweden (1682– 1718) 177, 192, 202, 208, 253, 378, 454 Karl Emanuel II., Herzog von Savoyen (1634–1675) 144 Karl Ludwig, Kurfürst von der Pfalz (1617–1680) 113, 127 Katharina I., Zarin/Kaiserin von Russland (1684–1727) 352 Katsch, Christoph von (1665–1729) 454 Kaunitz, Dominik Andreas (1655–1705) 186, 221 f., 224 K[a]eyserlingk, Georg von (1679–1711) 30, 288, 341, 353 f., 498 Klinggra[ä]ff[en], Johann Wilhelm von (1692–1757) 86, 272 Knesebeck, Thomas von (1628–1689) 102 Knövenhagel; Bernhard Joachim 118, 512 Knyphausen, Friedrich Ernst von (1678– 1731) 70, 87, 344, 352, 357, 474, 481 ff. Königsegg-Rothenfels, Leopold Wilhelm von (1630–1694) 145 ff., 358 Krassau 514 Krockow, Lorenz Georg von (1638–1702) 45, 302 Lamberg, Johann Phillipp von (1651– 1712) 117, 371, 374 Laxemberg 385 Ledeburg, Gerhard Johann von 99 Leijonstedt, Anders (1649–1725) 202, 204 f. Lengell, Heinrich 184, 506 Lente, Johann Hugo von (1640–1718) 308 Leopold I., Kaiser des Hl. Römischen Reiches (1640–1705) 117, 131, 145, 172, 177, 181, 186, 195, 198, 220, 222 ff., 237, 248, 266, 374, 390, 420, 425, 436, 445 f., 454, 468, 473, 505 f.
Personenverzeichnis Le Roux, Augustine 333 f. Lesseins, Lionne Charles de (1616–1701) 112, 499 Lichtenstein, Anton Florian (1656–1721) 303 Lilienfeld, Gottfried Stößer (1635–1703) 120 Lintelo, Christiaan Karel van (1669–1736) 214, 216, 319, 339 f. Li[e]th, Albrecht von (1659–1718) 288, 296, 301, 341, 344 Löben, Johann Friedrich von (1595–1667) 307, 392 Loelhoeffel, Georg Albrecht von (1683– 1733) 142, 211, 231, 239 Ludwig VI., Landgraf von Hessen-Darmstadt (1630–1678) 111 Ludwig XIV., König von Frankreich (1636–1715) 77, 170, 177, 223, 242, 264, 304, 344, 351, 356, 393, 441, 492 Luise Henriette, Kurfürstin von Brandenburg (1627–1677) 273, 477 Maffay, Comte de 214, 217, 316, 319, 342, 482 Maler, Heinrich Wilhelm 209 f. Malsius, Johann Georg 246 Mandelsloh, Philipp Ernst (1654–1695) 119, 375 Manteuffel, Ernst Christoph von (1676– 1749) 212, 246, 424, 506, 509 Mardefeld, Gustav von (1664–1729) 85 f., 218, 289, 299 f., 352 Marenholtz, Curt Asche von (1619–1674) 137, 409, 475 Maria Theresia, Erzherzogin von Österreich und Königin von Ungarn und Böhmen (1717–1780) 323, 476 Marow, von 341 Marsilius, Peter 287 Matwejew, Gemahlin 1699 s 336 f. Maximilian I. Heinrich, Kurfürst von Köln (1621–1688) 113, 127, 137
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Maximilian II. Emanuel Kurfürst von Bayern 138, 147 ff., 174, 217, 219, 378 f. Meinders, Franz von (1630–1695) 116, 164, 285, 343, 362, 455 Meinerts[z]hagen, Daniel von (1697– 1765) 96, 168, 237, 240 ff., 312, 356 Metternich, Ernst von (1657–1727) 145, 148, 159, 227, 230, 238, 249, 459 Mocenigo 183 Molck 219 Moreau Antoine (?–1703) 211 Mörlin, Johann Gottfried (1695–1775) 81, 228, 417 Mustafa II. Sultan des Osmanischen Reiches (1664–1704) 278 Nagell, Clara Elisabeth van (1683–1742) 339 f. Nassau-Siegen, Johann Moritz von (1604–1679) 96, 108, 138, 170, 391 Nemcinow, Triphon 291 Neumann, Andreas 144 Niedger 228 f., 487 Noyelles, Karl Emanuel de 502 Obdam, Jacob II. van Wassenaer (1645– 1714) 184, 476 f., 504 Oberg, Bodo von (1657–1713) 117 f., 253, 371 f., 498 Ortiges 87, 278, 305, 352, 417 f., 439 f., 486, 488, 509 Oxenstirn [Oxenstierna], Bengt (1623– 1702) 165, 270 Paar, Josef Ignaz von (1660–1735) 184 ff., 423, 425 f., 478 f., 505 f. Pacieco 320, 506 Pasa, Mehmed 279 Peter I. Zar/Kaiser von Russland (1672– 1725) 281 ff., 288 ff., 292 ff., 301, 341, 345, 387 Philipp Wilhelm von der Pfalz (1615– 1690) 111, 119 f.
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Personenverzeichnis
Philipp Wilhelm Markgraf von Brandenburg-Schwedt (1669–1711) 207, 324 ff., 308, 435 Pierrepont Wortley Montagu, Mary (1689–1762) 154 Platen, Claus Ernst von (1612–1669) 162, 419 Plettenberg, Friedrich Christian (1644– 1706) 217 Podewils, Heinrich von (1696–1760) 88, 94, 101, 304, 355, 476 Pöllnitz, Carl Ludwig von (1692–1775) 105 Posadowsky[i], Friedrich Wilhelm von (1672–1730) 513 Posse, Karl Arfved 78, 101, 352, 475 Poussin, Jean Baptiste (?–1749) 431 Printzen, Ludwig Marquardt von (1675– 1725) 69, 232, 285 f.. 288 f., 294, 345, 417 Rabutin, Amadeus de Bussy (1682/83– 1727) 231, 426 f. Raby auch Thomas Wentworth, 1. Earl of Strafford (1672–1739) 98, 200, 202 f., 206 f., 212, 228, 303, 315, 318 f., 326 ff., 348 f., 358, 366, 393, 409 f., 428, 435, 437, 443, 447, 452, 461, 467, 471, 486, 504, 506, 514 Rantzau, Christian von (1682–1731) 481 ff., 515 f. Rébenac François de (1649–1694) 344, 372, 376 Reisewitz, Johann Wladislaus von 251, 311, 380, 418, 423, 479 Reyer, Johann 281, 284 f., 343, 370 Ribbeck, Christoph Friedrich von (1689– 1774) 302 Ried[l]ger, Johann Christoph 86, 103, 304, 314 Rinaldo d’Este (1655–1737) 151 Rinck[g]hammer, Michael 202, 302 Romswinckel, Matthias von (1618–1699) 441
Rosenhane, Johan (1642–1710) 203 ff., 208, 315, 326 f., 342, 391, 393, 411, 427 f., 433, 445, 451 f., 461, 491 f. Rothe, Karl Wilhelm Friedrich (?–1740) 354, 432, 475, 509 Rothemburg/Rottembourg, Conrad-Alexandre de (1684–1735), 74, 361, 398 Ruck, Melchior von 428, 514 Rudenskjöld, Carl (1698–1783) 509 Rudolf August, Fürst von BraunschweigWolfenbüttel (1627–1704) 272 Schmettau, Wolfgang von (1648–1711) 67, 108, 130, 139, 148, 153, 165 ff., 200 f., 216, 271, 299, 311, 319, 326, 328, 342, 356, 365, 367, 378, 456 Schönbeck, Christoff 282, 386, 391 Schönborn, Lothar Franz von (1655– 1729) 102, 104, 180 f., 246, 261, 448 Schönborn-Buchheim, Damian Hugo Philipp von (1676–1743) 227, 397 f. Schulenburg, Matthias von (1661–1747) 161, 261, 317, 388 Schütz, Ludwig Justus Sinold Freiherr von (um 1655–1710) 166, 271, 366 f. Schwerin, Friedrich Wilhelm (1678– 1727) 73 f., 142 Schwerin, Kurt Christoph (1684–1757) 46, 416 Schwerin, Otto von (1616–1679) 66, 136, 152, 281, 287, 317, 456 Schwerin, Otto von [der Jüngere] (1645– 1705) 101, 107, 118, 130, 134, 150, 155, 163, 180, 304, 366, 373, 375, 499 Scultetus, Joachim (1644–?) 283 Seckendorff, Friedrich Heinrich (1673– 1763) 77, 274, 301, 400, 427, 432 f., 513, 521 Sellentin, Karl August von 474, 494 Simanowski, Dimitri 282 Sinzendorff, Philipp Ludwig Wenzel Graf von (1671–1742) 291 Sixtus V., Papst (1521–1590) 333 Sölle 203, 216, 325, 468
Personenverzeichnis Sophie von Hannover (1630–1714) 68, 182, 205, 264, 308, 340, 400, 476, 479 f., 500 Sophie Amalie von Braunschweig-Calenberg (1628–1685) 135, 307 Sophie Charlotte, Königin in Preußen (1668–1705) 179, 208, 310 ff., 380, 413, 443, 453, 476, 479 f., 500, 503 Sophie Dorothea von Hannover, Königin in Preußen (1687–1757) 264, 296, 308, 313 ff., 322, 340, 487 f. Sophie Luise zu Mecklenburg Schwerin, Königin in Preußen (1685–1735) 315 Spanheim, Ezechiel (1629–1710) 25, 83, 87 f., 95, 134, 153, 163, 183, 192, 196, 198 ff., 201, 206 f., 233 ff., 240, 319, 326 f., 336, 356, 359, 366, 369, 401, 414, 428 Stanislaus I. Leszczyòski (1677–1766) 212, 383 f., Stäybrachnahm 91 Stepney, George (1663–1707) 172, 378, 477 Sternberg, Wenzel Adalbert (1643–1708) 376 Storre[n], Justus Henrik von (?–1716) 90, 97, 377 Strafford, Thomas Wentworth (1672– 1739) 241 Sratemann 396, 459, 462, 509 Strattmann, Theodor Althet von 130, 330, 373, 507 f., 517 Strauß 30, 81 Suhm, Ulrich Friedrich von (1691–1740) 489 Tarino di Cossambrato,Vittorio 389 Thulemeier, Wilhelm Heinrich von (1683–1740) 70, 75, 88, 101, 274, 304, 355 Ti[e]lemann, Johann genannt Schenk (1696–1773) 274 Towian´ski[e], Krysztof (?–1761) 184 Trotti de la Chétardie, Joachim Jacques (1705–1759) 475, 509
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Ulrike Eleonore, Königin von Schweden (1688–1741) 253 Vernon, James (1677–1756) 318, 354 Viebahn, Johann Franz Moritz (1684– 1739) 156 Viereck, Adam Otto von (1634–1718) 91, 173, 183 f., 188, 190, 192 ff., 201, 233, 271, 287, 307, 318 f., 325, 328, 354, 408, 422 f., 427, 442, 471, 482, 504 f., 516 Vignola, Girolamo 135 ff., 514 ff. Viktor Amadeus, Herzog von Savoyen (1666–1732) 144, 148, 173, 216 f. Virmond, Damian Hugo von (1666– 1722) 228 ff., 305, 314 f., 374, 381, 397, 414, 416, 439, 475, 486 f., 511 Voss[ius], Christian 73f., 101, 229, 231, 302, 405, 415, 418, 432, 434, 475 Wackerbart[h], Christian Ulrich (1641– 1701) 163 f. Wag[e]ner, Michael 317 Waldstein, Karl Ernst von (1661–1713) 310, 377, 419 Wallenrodt, Johann Christoph Julius Ernst von (1670–1727) 470 Wartenberg, Johann Kasimir von Kolbe (1643–1712) 67, 180, 205, 207, 235, 238, 244, 320, 353, 360, 421, 423 ff., 505 f. Wartenberg, Catharina von (1670–1734) 339 ff. Wartensleben, Alexander Hermann von 101, 104, Wehse 87, 440 Weiler, Ernst (?–1693) 73 Weiman[n], Daniel (1621–1661) 170 Werner, Gottfried 122, 171 Werther[n], Georg von (1663–1721) 475 Westphal, Hans Georg von (1674–1733) 214, 218 f. Wichert, Christoph 130 Wicquefort, Abraham de (1606–1682) 441
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Personenverzeichnis
Wilhelm III. von Oranien (1650–1702) 192, 271, 382, 455, 477 Wilhelm VII., Landgraf von Hessen-Kassel (1651–1670) 111 Wilhelmine von Preußen (1709–1758) 322 ff. Willers, Wilhelm 142 Winckler, C. G. 248, 253 Withworth, Charles (1675–1725) 288, 434 Wittgenstein, Wilhelm zu (1770–1851) 506 Wolffradt, Hermann von (1629–1684) 384
Wolfframsdorff, Heinrich Christoph von (1646–1689) 115 Wolfsberg, Bartholomäus von (?–1684) 115, 280 Wolter[s], Henning Siegmund (?–1707) 98, 194 f., 197, 201 ff., 206, 212, 254, 295, 317, 328, 355, 411, 427 Zinzendorf, Franz Ludwig von (1661– 1742) 121 Zit[ze)witz, Ewald Joachim von (16741749) 434