Das erste christliche Jahrhundert der Osterinsel 1864-1964 9783964566744


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German Pages 165 [169] Year 2019

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Table of contents :
INHALTSVERZEICHNIS
Vorwort des Herausgebers
Die Osterinsel. Eine ethnologische Einführung
Der „Ungekrönte König der Osterinsel" P. Sebastian Englert
P. Sebastian Englert. Das erste christliche Jahrhundert der Osterinsel 1864-1964
Missionstheologisches Nachwort. Zum Missionsverständnis des Pater Sebastian Englert OFMCap (1888-1969)
R. P. Sebastian Englert
Veröffentlichungen von P. Sebastian Englert
ABBILDUNGSVERZEICHNIS
Abbildungen im Tafelteil
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Das erste christliche Jahrhundert der Osterinsel 1864-1964
 9783964566744

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Sebastian Englert Das erste christliche Jahrhundert der Osterinsel (1864-1964)

SDuDQPÚGaDDa OY78ÖOÖÖ©DD8fl© Herausgegeben von Karl Kohut und Hans-Joachim König

Publikationen des Zentralinstituts für Lateinamerika-Studien der Katholischen Universität Eichstätt Serie C: Texte, 3 Publicaciones del Centro de Estudios Latinoamericanos de la Universidad Católica de Eichstätt Serie C: Textos, 3 P u b l i c a r e s do Centro de Estudos Latino-Americanos da Universidade Católica de Eichstätt Série C: Textos, 3

Sebastian Englert

Das erste christliche Jahrhundert der Osterinsel (1864-1964) Neu herausgegeben von Karl Kohut mit einer ethnologischen Einführung von Horst Cain einer Lebensskizze Sebastian Englerts von Ludwig B. Riedl und einem missionstheologischen Nachwort von Johannes Meier

Vervuert Verlag • Frankfurt am Main

1996

Titel des Originals El primer siglo cristiano de la Isla de Pascua 1864-1964 [Santiago de Chile, 1964] Übersetzung aus dem Spanischen:

Edith Jehlitschke

Redaktion:

Hermann Holzbauer

Typoskript:

Petra Schießler Inge Stark

Bildvorlagen:

Ignaz Osiander

G e d r u c k t mit U n t e r s t ü t z u n g der D i ö z e s e Eichstätt u n d d e s B i s c h ö f l i c h e n S e m i n a r s Eichstätt

Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitstitel Englert, Sebastian : Das erste christliche Jahrhundert der Osterinsel : (1864-1964) / Sebastian Englert. Neu hrsg. von Karl Kohut. Mit einer ethnologischen Einf. von Horst Cain, einer Lebensskizze Sebastian Englerts von Ludwig B. Riedl und einem missionstheologischen Nachw. von Johannes Meier. [Übers, aus dem Span.: Edith Jehlitschke. Red.: Hermann Holzbauer]. Frankfurt am Main : Vervuert, 1996 (Americana Eystettensia : Ser. C, Texte ; 3) Einheitssacht.: El primer siglo cristiano de la isla de Pascua ISBN 3-89354-973-0 NE: Kohut, Karl [Hrsg.]; Americana Eystettensia / C

© Vervuert Verlag, Frankfurt am Main 1996 Alle Rechte vorbehalten Umschlaggestaltung: Michael Ackermann Gedruckt auf säurefreiem, alterungsbeständigem Papier Printed in Germany

P. Sebastian Englert

Satellitenbild der Osterinsel (Aufnahme NASA)

INHALTSVERZEICHNIS

Vorwort des Herausgebers

9

D i e Osterinsel Eine ethnologische Einführung Horst Cain

13

Natürliche Gegebenheiten 13 — Abstammung der Insulaner 15 — Glaubensvorstellungen der Insulaner 16— Das Gemeinwesen der Insulaner 22 — Der Alltag auf der Osterinsel 27 — Literaturangaben 34

D e r „ U n g e k r ö n t e König der Osterinsel" P. Sebastian Englert Ludwig Bertrand Riedl

41

In der Mission der Araukanie 42 — Die Osterinsel 43

P. Sebastian Englert D a s erste christliche Jahrhundert der Osterinsel 1864-1964

45

Vorwort 47 — I. Die Missionierung im Namen Christi 49 — II. Heroischer Beginn des Apostolats im Jahre 1864 59 — III. Vorbildliche Missionierung einer heidnischen Insel 1866-1870 73 — IV. Unglückliche Zwischenfälle und ihre Folgen. Eine bedeutsame Pastoralvisitation 1870-1888 85 — V. Lange Jahre kirchlicher Verlassenheit 1888-1911 97 — VI. Geistlicher Schutz durch das Militärvikariat 1911-1937 105 — VII. Kirchliche Jurisdiktion des Apostolischen Vikariats Araukanien 1937-1964 115 — Nachwort 135

Zum Missionsverständnis des P. Sebastian Englert O F M C a p ( 1 8 8 8 - 1 9 6 9 ) Missionstheologisches Nachwort Johannes Meier

137

R.P. Sebastian Englert Nachruf des Regularoberen der Araukanie Innozenz Daumoser

145

Veröffentlichungen von Pater Sebastian Englert

Matthias Buschkühl

151

Abbildungsverzeichnis

155

Abbildungen

157

Vorwort des Herausgebers

Wären die riesigen Statuen nicht, kaum jemand würde auch nur den Namen der Osterinsel kennen. Aber nicht nur die Statuen der Insel sind geheimnisvoll, rätselhaft ist auch die Geschichte der Menschen, die sie geschaffen haben. Woher sind die Menschen gekommen, die diese in der Weite des Pazifiks verlorene Insel besiedelt haben? Erst allmählich gelingt es der Forschung, plausible Erklärungen zu finden, und jede Erklärung wirft neue Fragen auf. Trotz der Aura des Geheimnisvollen bleibt die Insel außerhalb unseres europäischen Gesichtskreises, und nur selten zieht sie die Aufmerksamkeit einer weiteren Öffentlichkeit auf sich. So geschah es vor Jahren mit den spektakulären Forschungen Thor Heyerdahls, oder jetzt, in diesen Tagen, mit dem Film von Kevin Costner. Danach verschwindet sie wieder im Vergessen. Die Insel ist spät entdeckt und noch später christianisiert worden. Erst 1964 vollendete sich auf ihr das erste Jahrhundert des Christentums. Auf Anregung des seinerzeitigen Apostolischen Vikars der chilenischen Provinz Araukanien in Villarrica schrieb der Kapuzinerpater Sebastian Englert zu diesem Jubiläum die Missionsgeschichte der Insel nieder. Das spanisch geschriebene Buch ist seit langem vergriffen, eine deutsche Ausgabe existiert nicht. So kommt es, daß sein Werk in Deutschland nur wenigen bekannt ist. Die Anregung zu einer Neuausgabe kam von dem Direktor der Universitätsbibliothek Eichstätt, Dr. Hermann Holzbauer. Von Anfang an verfolgte er den Gedanken, der spanischen Ausgabe auch eine deutsche an die Seite zu stellen, um das Werk Sebastian Englerts auch in Deutschland einem größeren Kreis zugänglich zu machen. Herr Dr. Holzbauer hat die Arbeiten an dieser Neuausgabe mit stetem Interesse verfolgt und auch deren Redaktion übernommen; ihm vor allem ist es zu danken, daß diese Ausgabe realisiert werden konnte. Der Leiter der Handschriftenabteilung der Universitätsbibliothek (bis Februar 1995), Dr. Matthias Buschkühl, und Frau Gymnasialprofessorin C. Riedl, Eichstätt, haben das Projekt auf vielfältige Weise tatkräftig unterstützt. Die Universitätsbibliothek Eichstätt verfügt mit den Nachlässen von Pater Sebastian Englert OFMCap. und Pater Ludwig Bertrand Riedl OFMCap. (Padre Luis Beltran) über wertvolle Sammlungen zur Osterinsel, aus denen die meisten Abbildungen zu diesem Band stammen. Wesentliche Teile des Nachlasses von Pater Englert verdankt die Universitätsbibliothek seiner jüngsten Schwester, Maria Eustochium Englert, Chorfrau der Benediktinerinnenabtei Frauenwörth auf Frauenchiemsee. Weitere Förderung erfuhr das Projekt durch das Provinzialat der Bayerischen Kapuziner, München, die Diözese Eichstätt, Referat Weltkirche, und durch das Bischöfliche Seminar St. Willibald, Eichstätt. Ihnen allen gilt mein herzlicher Dank. Bereits bei den ersten Gesprächen über die Neuausgabe kamen wir zu der Überzeugung, daß es nicht damit getan sein konnte, das Werk einfach neu herauszugeben bzw. zu übersetzen. Seit der Zeit seines Erscheinens vor nunmehr

10 über dreißig J a h r e n h a b e n sich die ethnologischen Kenntnisse über die Osterinsel, die missionstheologische W e r t u n g der Missionsgeschichte entscheidend weiterentwickelt. Aus diesen Überlegungen heraus e n t s t a n d der Plan, das Werk des P a t e r Englert durch ein ethnologisches Vorwort und ein missionstheologisches Nachwort einzurahmen, u m es d a m i t in den Kontext des gegenwärtigen Diskussionsstands in diesen Disziplinen zu stellen. Nur so ist heute eine W ü r d i g u n g seiner Arbeit möglich, und es stellt ihr ein hohes Zeugnis aus, daß sie in beiden Disziplinen h e u t e noch bestehen kann. Als P a t e r Englert die Geschichte des C h r i s t e n t u m s der Osterinsel schrieb, lebte er seit feist drei J a h r z e h n t e n auf ihr. So ist sie wesentlich auch die Geschichte seines eigenen Wirkens. Er h a t auf der Insel als Pfarrer gearbeitet u n d dabei einen großen Teil seiner Zeit auf die Erforschung der Geschichte u n d K u l t u r der i h m a n v e r t r a u t e n Gläubigen verwandt, ihrer Sprache und ihrer Überlieferungen. Das vorliegende Werk selbst wie auch seine zahlreichen weiteren Veröffentlichungen stellen einen bleibenden Beitrag zur Erforschung der K u l t u r der Osterinsel dar. Pater Englert m u ß eine sehr starke Persönlichkeit gewesen sein, die sich durch eine tiefe H u m a n i t ä t auszeichnete. Sein Nachruf läßt erahnen, welche Zuneigung und Achtung er sich durch sein Lebenswerk als Seelsorger und Wissenschaftler erworben h a t t e . Der Geist seines Wirkens erlaubt es, Pater Englert in die Reihe jener P a t r e s aus dem 16. J a h r h u n d e r t zu stellen, die in den Anfängen der E n t d e c k u n g und E r o b e r u n g Amerikas die Sprache und die Überlieferungen der Indianer aufzeichneten u n d ihre K u l t u r d a m i t vor der völligen Vernichtung r e t t e t e n . Man h a t das oft als pures Nützlichkeitsdenken abgetan, in dem Sinne, daß dieses B e m ü h e n u m die f r e m d e Kultur allein d a r a u f g e r i c h t e t gewesen sei, die Bekehr u n g zu beschleunigen oder ü b e r h a u p t erst zu ermöglichen. D a r a n ist an sich nichts Verwerfliches. Bedenklich wird es nur d a n n , wenn dieses Motiv allein das Handeln b e s t i m m t , und das Bemühen u m die f r e m d e Kultur nur als Vorwand b e n u t z t wird, u m die Menschen für sich zu gewinnen. Das m a g o f t genug auch tatsächlich der Fall gewesen sein. Die Missionsgeschichte der Neuen Welt ist voll von Irrwegen, die vielfach bereits zu ihrer Zeit erkannt und kritisiert worden sind. Aber es gab auch andere Missionare - die bekanntesten unter ihnen Fray B a r t o l o m é de las Casas und Fray Bernardino de Sahagún - die den Eigenwert der K u l t u r und der Religion der Völker, zu denen sie gekommen waren, u m das Evangelium zu verkünden, erkannten und schätzten. P a t e r Sebastian Englert ist in Dillingen an der Donau geboren u n d in E i c h s t ä t t aufgewachsen, wo sein Vater Direktor des humanistischen G y m n a s i u m s war. Es ist deshalb f ü r die Herausgeber der americana eystettensia eine E h r e u n d Verpflichtung zugleich, durch den Neudruck der Missionsgeschichte der Osterinsel sein Lebenswerk wieder in Erinnerung zu bringen.

E i c h s t ä t t , a m 27. T o d e s t a g P. Sebastian Englerts, den 8. J a n u a r 1996

Karl K o h u t

11

Rj IX

o -o V oc ni iJ

Die Osterinsel Eine ethnologische Einführung Horst Cain

Natürliche Gegebenheiten Geographische Lage - Entstehung der Insel - Klima - Flora - Fauna Die Osterinsel oder, wie sie von ihren Besiedlern unter der Führung des legendären Hotu Matu'a* aus dem mythischen Land Hiva in ihrer polynesischen Muttersprache genannt wurde, Te Pito o te Henua, d.h. „Das Ende des Landes", oder, metaphorisch, „Der Nabel der Welt", oder, wie sie inzwischen polynesisch bezeichnet wird, R a p a Nui, d.h. „Großes Land", bildet ein Dreieck mit einer Fläche von 166 qkm. Sie liegt bei 27"09' s. Br. und 109°26' w. L. und damit außerhalb der Tropen. Mit ihren drei der Süd Westküste etwa 1 km vorgelagerten Klippen, Motu Kaokao, Motu 'Iti und Motu Nui, stellt sie den südöstlichen Winkel des polynesischen Dreiecks und den am weitesten von jedem anderen bewohnten Land entfernten Punkt der Erde, d.h. den einsamsten Ort der Welt, dar. Ihre Entfernung von Santiago, der Haupstadt Chiles, zu dem R a p a Nui seit 1888 politisch gehört, beträgt ebenso wie die von Tahiti rund 4.000 km, die von Pitcairn, der nächsten bewohnten Insel im Nordwesten, 2.200 km, und 415 km östlich liegt die Vogelinsel Sala y Gómez oder Motu Motiro Hiva. Rapa Nui verdankt seine Entstehung den Aktivitäten der drei inzwischen erloschenen Vulkane, Mauga Terevaka, Poike und Rano Kau, von denen der Mauga Terevaka mit 511 m über dem Meeresspiegel die höchste Erhebung der insgesamt hügeligen Insel ist. Ihr Klima ist subtropisch, mit Temperaturen von 15,5°C bis 27,3 0 C und einer mittleren Jahrestemperatur von etwa 20°C. Der südliche Winter, von Juni bis August, ist von nordwestlichen Winden bestimmt, während der Rest des Jahres unter dem Einfluß des Südostpassats steht. Die jährliche Regenmenge in Haga Roa, dem heute einzigen bewohnten Ort der Insel, beträgt 1.130 mm, schwankt aber von Jähr zu Jahr um bis zu 30%. Während die weiten Flächen Rapa Nuis heute vor allem Grasland sind, die an einigen Stellen von Eukalyptuspflanzungen, den Ergebnissen der Wiederaufforstungsmaßnahmen der Corporación Nacional de Fomento (CORFO) und Corporación Nacional Forestal (CONAF), unterbrochen werden, waren die Landschaft und die Flora der Insel in alter Zeit sehr viel abwechslungsund artenreicher, wenn auch aufgrund der isolierten Lage insgesamt artenarm. *Der Autor verwendet die moderne standardisierte Schreibung der Sprache der Osterinsel, des Rapa Nui.

14 In geschützten Gegenden wuchsen Farne, Moose und Flechten und, wie wir aus Pollenanalysen wissen, gediehen mehrere heute ausgestorbene Bäume und Sträucher, wie z.B. eine einheimische Palme (Paschalococos disperta), die mit der chilenischen Palme (Jubaea chilensis) verwandt gewesen sein soll, sowie mehrere Bäume und Sträucher der Coprosma Spezies und verschiedene Baumasternarten. Früher einmal häufige endemische Pflanzen, die heute nur noch in wenigen Exemplaren vorkommen, sind z.B. der toromiro (Sophora toromiro), eine bis zu drei Metern hohe Mimosenart; der hauhau (Triumfetta semitriloba), ein kleiner Baum, dessen Rinde Fasern für Stricke und Fischnetze lieferte; der gaoho (Caesalpinia m a j o r ) , ein stachliger Strauch mit duftenden gelben Blüten; der poporo (Solanum forsten), ein kleiner haariger Busch mit eßbaren Beeren und Samen, aus denen Halsketten hergestellt wurden; und der pua nakonako (Lycium carolinianum), ein Busch mit großen roten eßbaren Beeren. Die meisten dieser Pflanzen wurden mehrfach genutzt, sowohl medizinisch und technisch als auch künstlerisch. Von den einheimischen Wildpflanzen, die den Einfluß des Menschen überdauert haben, sind das gaatu oder