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German Pages 46 [56] Year 1917
QÊinaelfdjriftett JUÏ
$erau3gegrfien öon bet ©efeUfdSoft
für
elfäffifdje
Literatur.
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unb bic poetifdje ßiteratur be3 3BettïriegS bon Wfreb
Strasburg. Sßetlag öon Äarl 3. îriibner. 1917.
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SRit (iröffiiuttßScmfatacfye unb Uterarif^em Saljreäberic^t bott SBolfram unb g. Sdwty.
@tra|&urg. SBerlagtorniÄori 3- Srübnet. 1917.
Siile SRecfjte, tttóbefonbere ba§ ber Ttbetjefeimg, borbeljaiteit.
3)rutf boti SS. SuSKont @$au6erg, S t r a l & K t j
Malt Sette
SSorBemeriung ® a é ©fafe unb bit poettfcf)e Stteratur beS SBeltfrtegS. berfltattytofeffor Dr. Sllfteb ©0fee
I SBortrog toon Unt= 1
Stnljang: SfrtegSgebtdEjte bon ^ f a r r e t flati £aifenfcfjmtbt ( f ) @r5ffnung§anfpracf)e in ber ^auptbetfammlung
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born 8. SUiacj 1 9 1 7 boti
Sfóttotljefóbtreftor unb Uni&erptatgprofefior Dr. © . SBolfram
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Stterarlfc^cr ^a^rcS6ert(f)t erftottet bon UniberfttatSprofeffot Dr. g r a n a ©djutfc
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SBoröemerfuttg. ©er SBorftanb bcr ©efettfdjaft für elfäffifdje ßiteratur f)at be= ft nur mit bem Sc^merte in ber i)anb, fonbent aud) mit ber SBaffe bes ©eiftes feinen 3Rann geftanben unb burd) feine erfrif^enben ober er^ebenben ßieber 5um (Entfielen biefer rift beigetragen t)at. Die ©tabt Strasburg ermöglichte burdj eine befonbere ©abe bie Drudtegung. 3f)r fei aud) an biefer ©teile ber aufridjtigfte Danf ausgefprod>en. Der Uorftanb.
(Slfag uttb bie poettfdfje ßiteratur be§ SBeltfriegg öon ¿ttfwb 2Bir Deutzen ijabcn ben Krieg, in bcm mir jefet fielen, nid)t gewollt unb nid)t {jeraufbeft^moren, ober feit mir if)n führen miiffen, führen mir if>n mit allen Gräften unteres ftarien M s t u r n s , ben förperfiityen mie ben geiftigen. 2ßir fennen ben i)oi)en ©infafc, ben €5 gilt: unfern Staat, feinen Boben unb feine ©renjen, Däfern unb Freiheit, S p r a y e unb Kultur ber Deutzen. Ungemiß mar bie 2tusfid)t auf ©rfolg, als mir bas ©djmert gogen, ftd>er mar barnals nur, baß bie unge^euerften Dpfer beoorftanben. Denn ber Krieg fcaut, als Krieg, niemals auf, er reißt nieber unb jerftört. ©r mad>t mofjl Kräfte frei, oon benen oorfjer niemanb etmas mußte, aber irgenbmie oorljanben mußten biefe Kräfte immer f(f>on fein, ©einem SBefen nad) ift ber Krieg ber große 3erftörer. Darum auch ift fein tBerpttnis aur Kunft, jur ßiteratur, oon oornljerein ni^t freunb= Iid>. gaft alte fünfte bebürfen bes eins friebiicfjer Reiten, um au gebeten; fie oerlangen SBefinnung, gütte unb Siufmanb, unb bas alles fann ihnen ber Krieg niemals gemäßen. Der Krieg tarnt baau jmtngen, eine Katfjebrale unter geuer su nehmen, menn feinb= liehe ©ef^iifee bahinter Derfung fucfjen, eine 58ibiiotI)e! einjuaf^ern, menn fie im ©traßenfampf free entlieh mißbraucht mirb. ©o ift ber Ärieg ben bilbenben Kiinften feinb, oor allem ber 2Ircfyite!tur unb ber ^laftif. 2iber auch bie bramatifdje Kunft liegt in gans (Europa bamieber mäfjrenb bes ungeijeuerften aller Dramen, bas jefet auf bem europäifchen ©(^auptafe fpielt, unb gu epifcher Dichtung ift faum 3eit nod) IRaum in biefem getbjug, ber bod) feibft bas gemaltigfte (Epos ift. 3n glüciitcher 21usnal)mefteliung fteljt faft nur eine einsige Gattung ber Kunft mie auf einer gefegneten Snfel: bie tgrifche Dichtung. Die beutfdje ßgrif ift burch ben beutfehen Krieg munber* bar befruchtet unb oerjiingt, als gemattigftes (Erlebnis hat er 5DMI* lionen ^erjen erfchüttert, unb eine Sieberfaat ift uns aufgegangen, bie ben SSergteid) mit jeber oorangegangenen Stüteaeit ber ©attung ©öfct, 5Do9ffilfafcunb bie poetltdje Siteratur bei SBettfricgä.
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2 getroft mögen fann. Sie t a r n e n unferer 23eften finb unter ben ßqrifern bes 2Beltfriegs, griebridji ßienljarb, Karl ijatfenfcfjmibt, Deiar 2Böi)rfe, CPjriftian Schmitt, um nur bie nambafteften ©Ifäffer unter tijnen ju nennen, llnb fclbft wenn man in ftrengfter ßefe nur bie t)öd)fte Kraft bes ©efityls unb bie tjarmonifd) oollenbete ©eftat» tung gelten läßt, bennod) bleibt eine gülle echter unb reifer Kunft* werfe, bie fdjon jefet bie Igrifdje (Ernte oon 1870 weit ijinter fid) läßt unb fjinter ber oon 1818 ntd)t aurücfftetjt. ffias bas große ©efdjledjt oon 1870 bid)terifd> geleiftet fjat, fott i»tcr gewiß nidjt mit ber nadjtäffigen ©ertngfd)äfeung abgetan werben, bie bem iiftfjeten um bie 2JtunbminfeI jueft, wenn er biefe ßieber rein oon ber formalen Seite würbigt unb fie bamit in ifyrem beften SBert grünblid) oeriennt (Es mar 1870 rate ein Zeitiges (Erwachen aus bleiernem Sdtfaf, ein Sieden ber ©lieber unb ein freubiges Staunen über bie Sülle ber eigenen Kraft. ¡Daß bie ßgrif einer folgen Kinberjeit bes entfteijenben Staats unb bes neu er= ftarfenben 33oIfstums ftoffltd) gebunben bleibt — wie fönnte es anbers fein? Krieg unb Sieg waren 1870 ber Saum, an bem fi bas 9teis ber ßgrif aufranfte. ÜDlit bem glorreichen ©ebäd)tms bes gelbjugs eng oerbunben i)at fid) biefe ßgrif erljalten, einer 3öürbi= gung frei aus ber biinnen ßuft bes 5liftt)etentums begehrt fie nicfyt. 2)a waren bie greiijettsiriege btcf>terifci> beffer oorbereitet. •3wifre ber geiftigen ¿Befreiung, eine 3eit bes Marrens unb S e i t e n s , bie fd>on oon biefer Stimmung i>er ber ßtjri! günftig fein mußte. Sie traf obenbrein in eine fjoije SSIütejctt ber beutfdjen ¡Dichtung. 9lod) lebten unfere großen Klaffifer, eben bamals traf in ber Dtomantif ein ftaries ©efd)Ied)t bebeutenber 2)id)ter aud) jeitüd) aufs glüt abjufdjäfeen, unb für ben Sinn beutfdjer Scanner rechts unb linfs oom Styein ein (Segenftanb immer neuen 9lad>benfens, erhabener $reube unb ftotjer ^uoerfi(i)t. (Es ift bie grunbtegenbe Xatfad)e aud) für bas (Elfajj in feinem Verhältnis 3U ber poetifdjen ßiteratur bes.ffieltfriegs: 2)u bift mein, unb nun ift bas Meine meiner als jemals — mir Seutfchen bürfen ©oettyes 2Bort auf bas (Elfaf} amoenben, mit ©oethe bürfen mir fortfahren: Sticht mit Kummer toill id)'s bemaijren unb forgenb genießen, Sonbern mit attut unb Kraft, llnb recht tote 3unt 3etd)en, bafj bie Deutfdjen im Kern ein poetif^es SBolf finb, ift bas (Eifafj im 2BeItfrieg aud) burd) feine poetifd)e ßiteratur beutfdjer geroorben als jemals, (Es i)at eine reiche unb reife Kriegsbidjtung hervorgebracht. SBenn mir fie jefet in ihrem mertoollen (Ertrag muftern motten, fo Jönnen mir feftftellen, baß fie oormiegenb I x j r i f d) ift unb bafj aud) bamit bas (Elfaf} fid) felber treu bleibt, benn ftets ift bie bidjterifdje Sinlage bei ber ber elfäffifdjen Dichter burdjaus Igrijd) getoefen1). Um 3unäd)ft ben Sammlungen Igrifdjer ©ebidjte gerecht 3U werben, Ijaben mir oor allem 3mei (Elfäffer 3U toürbtgen, bie, ohne felbft Kriegsteilnehmer 3u fein, aus 2lnlafj bes Kriegs eigene ©e= bidjtbänbe haben erf deinen laffen. J)
e . D. SB 0 r r i c s , »eutfcfje ®id)tung im en Heimat ftanb fd>on oor bem Krieg g r i e b r i d ) ß i e n f j a r b s oertraute©eftait unter benbeutfc&en Sichern. 3m Krieg ift er nur nod) rneijr er fetbft gemorben, in ©cfyrift unb l a t oijne (Ermatten bemüht, feinem (EIfaß ben unb bas 23erftänbnis 3U erfämpfen, bie ifjm gebühren, brausen im Steid) SBorurteite 3U 3erftreuen, brinnen im ßanb bie Sauen auf= 3urütteln unb bie fd)led)t Geratenen auf ben einen 2Beg ju leiten, ber einaig 3um ¿)eil führen fann. ©er getreue Gcfart feines Gifaffes ift er aud) in feiner Kriegsbidjtung 3 ) gemorben. 2iud> auf fie biirfen mir ein 2Bort 5>ölberlins anroenben, bas uns in biefem Krieg oon neuem 2Baf)ri)eit gemorben ift: „¡Des Wersens SEßoge fdjäumte nid# fo fd)ön empor unb mürbe ©eift, menn nid)t ber alte ftumme Qels, bas 6d>iöpft fid) bei meitem nitfyt im Glfäffifdjen: meit imb ftarf umfaßt fein 2)id)terf)er3 bas gange Seutfcfylanb, unb fo f)at er bas gute unb große © o r t prägen tonnen, bas jeben im beutfdjen ßanb tröftenb unb fräftigenb grüßt, menn ber 5)aß ber geinbe unb ber Drucf oon außen übermächtig merben motten: ¿Bleibt ftitt unb ftarf, bleibt ftar! unb ftitt! ¡Der über uns maltet, meiß, mas er mili: Scfymteben mili er aus 3orn unb Gin Soli ber SBürbe, ein SBolf ber 3Bud)t. 2lud) für ben 2)id)ter ßienl)arb bebeutet ber Krieg e r s t e s 2>afein: „Ber Krieg fdjlägt... Xugenben unb Kräfte in Ijellen gunfen mieber aus bem ©eftein ber 2Renfd)t)eit 3utage. S o oiel Übel unb Opfer ») fietbentum unb ßiebe. triegsgebicfjte Don f j r i e b r i ^ ß f e n f j a r b . f ü n f t e Siuftage. Stuttgart, ©reiner & Pfeiffer 1916. 77 6 . 8». ©in ©Eemptar ift, roie bei alter im folgenben genannten Äriegsliteratur, oor^anben auf ber Saiferl. Unioer» fitäts» unb ßanbesbibüotfcef 3u S t r a ß b u r g .
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er aud) auferlegt, er bringt bod) gleiifyjeitig eine oiel ftäriere ßebens» fd)tDtngung. ©r fd>afft einen ganj anberen ßebens* unb £obesmut, eine unmittelbarere ©arme oon 2Äenfd).3u 2Kenfd)"3). ©längenb erfüllen ßienfyarbs Äriegsgebi^te, was il)r 2>icf>ter im SSormort oerijeifjt: „2Hefes Heine 58ud)... möchte greube machen in allem Ijeiligen £obesernft, ben ©eift beleben, bas ijerj erpfjen — unb ein befdjetbener ¿eil bes innigen Sanfes fein, ben mir unferen Kämpfern fdjulben" *). SCRit ber gretyeit in ber 2inmenbung ber Sorm »erbinbet unfer Didier bie fjäfjigfeit, bas (Erlebnis bes SBelt* friegs maljrljaft unb ernfüjaft 5um ©ebidjt ju manbeln, t»or allem aber Ijat er fid) ftets bie ©inbrutfsfäijigfeit bemaljrt, bie fein unb reisbar genug ift, 3U folgern ©rieben ju befähigen. 2Bas jeber oon uns 9Bod)e für 2Bod>e aufs neue erlebt, ber Slblauf unb bie 2Bteber= fei)r ber 9Bod)entage, totrb ii)m jum munberoollen ©leidjnis ber „2)eutfd>en Senbung" in ber 3BeIt: llnb fdjau ber 9Boen Sintern bes 2Beltfriegs, nidjt nur unter ben elfäffifcfyen, in erfter Steide. 2)ias beutfdje ©ifafc (1914) 13 f.
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gebidjte, bie er ¿u feiner Sammlung „SBortoärts mit (Sott für Saifer unb Uteid>" 3ufammengeftellt t»at7). leifoeife aus eng perfönlidjem 2lnlaß unb genriff ermaßen für ben #ausgebraud) entftanben, teils aud) an QEinaelereigniffe unb 2Ine!bo'ten bes Kriegs gefnüpft, finb bie nid)t ungemanbten ©ebidjte bod) aud) in ifjrer g o r m oielfad) unausgeglichen, ja unfertig. 2)ie in iijrer 2lrt tooijlgelungenen „?ßäl3er Ärifdjer" Iaffen bebauern, baß ^Reipfd) bie ijumoriftifdje Saite nid)t öfter angefd)Iagen fjat Sieben biefem munbartltdjen Stütf ift aud) eine 2lpoftropf)e an bie Straßburger Sdjeinnjerfer, bie ifjm gana anbers als ßienljarb jum bi^terifdjen (Erlebnis ge= roorben finb, an elfäffifdjen 23oben gebunben, auf ben Dteipfdjs Äriegsreime oft unb gern jurücffeijren. 9ttd)t alle ßgrif, bie ber Slrieg ijat entfielen Iaffen, ift Sichtung im ernften Sinn, aud) im (EIfaß nicfyt. ©etragen oon ber rafdjeren SBette ber im tiefften bewegten 3cit f)ot manche mittelmäßige Reimerei, geroeeft unb aufgenommen oon oatertänbifd)er 58egeifterung, ben 2Beg jum 2)rucf gefunben, bie fünftlerifd) fein J)afeins= red)t ijat. ©oll fie es burd) ben Ärieg ermatten? ¡Die gorm ift babei nid)t immer mißraten: bem gebilbeten 2>eutfd)en oon i)eute gelingt unfd)toer ein SSers in ber Sprad>e, bie für tfjrt bietet unb benit. 2)as ift ber Salt bei (Elija 6 i e g e r t 8 ) : fie bietet (Belegen» I>eitsgebid)te einer gebilbeten g r a u , fromm, befonnen unb menfd)= lid) anfpred>enb, einer (Elfäfferin, bie if)r ßanb liebt unb if>r Deutfd) bei)errfd)t, bie fid) bis jur S o n n bes Sonetts emporroagt, ofjne 2tn= ftoß, aber aud) otjne bie Sßürse ber ßeibenfd)aft unb of)ne jebe tiefere Siotroenbigfeit, ber ptaftifdjen Äraft entbef)renb, bie ber Ärieg oor ailem brauet. Das befonbere Sriegserleben bes (Elfaffes i)at faum fid)tbar eingeroirit, man i)at ben (Einbrud, baß bie Sßerfafferin ben ^rieg roefentlid) aus Rettungen, beftenfalis nod) aus ßajarett= berichten fenne. S o ift tf)rc Sammlung bie fpäte 93ertreterin einer fd)on oor bem Slrieg überrounbenen ©attung meibltcfyer ßgrif, ber 7 ) SBorroärts mit ©ott, für Äaifer unb Steicf)! Sriegs=2teber unb »Seime oon Otto 9t e i p f d). Strafeburg i. 2)1. ¡DuSDtont Scf)auberg 1915. 47 S . 8°. 8 ) 2Ius ernfter Seit. ¡Deutfd)e ßieber einer (Elfäfferin. ®on Otlifa S i e g e r t. Strafeburg t. (E., 2Jt. SuSDlont Stf»auberg 1916. 64 S . 8°. — S i e mefensoerroanbte 2)id)tung oon SHgatlje i ß l u e f c e r 2tus grofeer Seit. DJtefe, Coen [1915], 104 S . 8° ift in ßotijringen baijeim unb betritt elfäffifdjen SBoben nur mit 3roei © e b b t e n : Sern SInbenien bes erften ©efattenen 1914, unb 3 m Offiaierfafino au Strafeburg.
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mit allebem nicfyt beftritten werben foll, baB fic in anberem als ltierarifd)em ©inn ©egen 3« ftiften oermag. 2Iber ber ßiierar» i)iftorifer i)at faum Siniofi, bie ©attung cor ber 5Bergeffeni)eit 51t bewahren, bie fie fd>on oor bem ©nbe bes Krieges leife umfängt. Darum fott aud) bas SBänbdjen „2lus griebensseiten unb ftriegesnot" oon ßina £ r u n t " ) , bas mit feiner größeren, smeiten Hälfte aur triegsliteratur bes ©ifaffes geijört, ijter nur eben ge= nannt werben, um fogleid) trneber in bem mobttätigen ©dymeigen 3U oerfinfen, bas braoes, gutbürgerlicfyes ©mpfinben, in SSerbinbung mit oölliger Unfunft, bie äufjeren unb inneren Vorgänge poetifd) 3U geftalten ober aud) nur fie im fünftferifd>en ©inn 3U erieben, beftenfalls oerbient. 2Ils Äriegsliteratur roill bie aReljrjaijt ber „Kriegs* unb S)etmat= lieber" ber grau 2, Dtubg geb. Sieger in Colmar gelten10), ©s finb blutige Dilettantereien, bie niemals hätten gebrutft merben jolien. Man möchte nad) biefen groben sroeifeln, ob bie igrifdje Äraft ber eifäffifd^en grau ben Anforberungen bes Krieges ge= machen fei, unb barf eine ber Urfadjen barin fcijert, baß bie grau bem Kriegserleben notmenbig ferner ftei)t unb barum in feiner fünftlerifd>en Ausprägung guriidbleibt. Senn fdjliefjltdi gilt es 3U tüäfjien unb 3U werten. Dabei aber mufj man ben 9Äut baben ftreng 3U fein. GEs ift nid)t teid)t, im ßiebe bem gemaltigen ©ang biefes Äriegs 3U folgen. Diesten ijeißt in unferem galt, ben Ärieg unb feine ©efüijtsroerte teibenfdjaftlidjer erleben unb tiefer geftalten, als es ber Sötaffe ber ßeitgenoffen ge= geben ift. 2Ber bie ungefyeuern ©reigniffe ber Äriegsja^re bic^terifd) ausfpredjen will, mufc mefyr 3U fagen ijaben, als was jebem ift. m s ©toff finb uns ijeute #elbentaten oon ungeheurer ©röfje gegeben, melttoenbenbe ©iege über #eere, wie fie bie ©efdjidjte bis* ber nidjt tarnte, mit SBaffen oon märdjentyafter 2Bir!ung, Steges= läufe über Dtäume f)in, imjj oon ben fatataumfdjen ©efilben bis £roja faft jebes Sd>tad)tfelb ber europäifdjen Sßorgcit barin oer= fdjroinbet, kämpfe oon einer Siusbe^nung aud) in ber 3eit, bafj bie ^fjantafie faft erlahmt an ber Aufgabe, fie 3U umfaffen. Die 8 ) 2Ius Sriebensjeiten unb Sriegesnot. ©ebicfjte oon ßina X r u n f. Straf}* bürg i. ieit beginnen, gerabe in unferem ßufammenljang. 2Böi)rtes S3erfe befommen ii)re befonbere etfäffifdje garbe baburd), baß er ateman* nifdjen Dialettformen bartn ijeimatre^t gibt. So gleich im erften feiner ßieber: 5Rot, unb bas foU Tob bebeuten, Äamerab, fo benf baran! ©Ut bas allen jungen ßeuten 2tb ber 58aijn!? (Elfäififdje SKunbart muß gelegentlich bem Siebter reimen ijelfen: " ) atls ein Soibat in Keif) unb ©lieb, Berlin, (Egon gieifdjel 1915. VII, 50 ©. 8°.
©ebidjte oon Dsiar 2B ö I) r I e.
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Die eiligen SBolfen S a u d e n mir 3u: 9Btr bringen bir ijeute ©inen fröf)lid}en SSu! 2Jlit tyren ooüeren gönnen füllt bie Sötunbart SBöijrtes SBerfc: ©od) folcfjige Sdjönijeit wirb oon feinem erfannt. Der Soften ftei)t bei itjm o o r e m S B o I b unb befommt fein ©elb f ü r e n SB e i n , bie Sitte rnufj © i t g e tyeifjen, bas Sttäbdjen 2 J t a i t e l e i n , ber Sipfetoetn 3Jtofcf>t ufro. 2Böf)ries Dichtung macf)t öurcfy bie Sertoenbung ber SÄunbart ben (Sinbrucf fixerer SBobenftänbigfeit unb jugieid) ber einer getoiffen 2lltertümlid>feit. Denn bie Seit, in ber bie ÜJhmbart unfer ©otbotenlieb betjerrfdjt t)ot, liegt roeü jurütf: einen 5)aud) ber ßanbsinecfytspoefie füf)rt 9ööf)rie fo herauf unb bomit ben Slnftang an bie Ijerjijaftefte unb fraftoollfte ßgrif, bie Ärieg unb Sotbat in Deutfdjlanb jemals f)eroorgebrad)t ijaben. ©ut Ianbs!ned)tmä&tg i)ebt SBöfjrles ®e* bidjtfammtung im Irommetr^rjtijmus an: Äamrab, nun lafj bir fagen, Äarnrab, es ift bie 3eit, S)ord), bie Xrommel roirb gefcfylagen! ©ei bereit! 2lus ift ber Xraum, ®s fjetfjt markieren, Reifet fein weniges ßeben oerlieren, Kot ift jeber 2Botfe ©aum. llnb 2Irm in 2lrm mit bem alten SolbatenKeb fteüt fid) notoenbig ein anberer greunb ein, ber 2ln!tang an bas SBoitslieb, am unoer« fennbarften in 2Böi)rles ®ebid)t „5ftacf) ber 6cf)laci)t": SBas foll auf bem ©rabe fielen, ©rab, barin ein Äriegsmann liegt? Soli ein SSaum barüber ftetjen, SBaum, ber fid) im SEBinbe wiegt. Seibe follen ru^n unb lauften, 3ft borf), toas fie einig madE)t, Smmerfort bas große Kauften Sener ungeheuren 9Jta#t.
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¿jimmltftfy läfjt ftc Sterne fpielen Unb ergöfet ficfy an bem ¿Braus, llnb toeifj jebcm oon ben Stelen. (£tnen fiebern 2Beg nad} S)aus. ¡Dabei ift es aber bod) ber moberne Dtdjier, ber aus 2Böf)rtes SSerfen fpricf>t: als SPerfönlidtfeit unb als Solbat ift er oiet beroegticfyer unb oietfeitiger geworben, als bie Sitten waren, ffir ift Slrtiflerift, unb als folgern gelingt iljm bas Iraft= unb prad}toolte SBumferlieb mit jmounbbreifjig SSlifeen, mit heften Stugen fcfjaut er gort unb geftung an, biefer SBaffe gehört in attemeg fein fyxa. Sfber er roirb bod) aud) ben Scfyroefterroaffen gerecht: Stürmte bie Infanterie, Spei! wie bie SErommet fdjrie! SKusfetier unb ©renabier, 2>od> t>or altem bie Pionier Sinb Reiben — ober: (Es ftotgt oorbei ber ÜDlusfetier, Sogar bie Herren Leiter ©ei)n ijoppbitjopp #eut mal ju $ujje metter. 6 r gewinnt bem ßajarett eines ber tiefften ßieber ab, bas je in einem beutfd)en Äraniengimmer entftanben ift: S)ter lieg id) füll im eingefunden Siffen. 9Jiein 2iug fietjt nichts als natfte, graue SBänbe, Unb bann unb mann, oom 2BinterIid>t umriffen, Die bleichen ßtnien meiner Sotenpnbe. Sie Sd>ar ber Sd>toeftern lauert bienftbeftiffen. Ser 2trgt Ijebt grinfenb feine Snftrumente. 3d) fiif)te beutüd): tafcig iommt bas ©nbe! D fürchterlich, mid) fo allein ju tmffen! 0 tag tcf> bod) auf naffem Sdjtadjtenboben, Itmrarrt, umfnarrt, umftarrt oom 3Jlorbgegette, Um mid) tjerum bie ftumme Sd)ar ber loten!
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2Bö5 feierte mid) bcr 2Butfd)rei ber Schrapnelle? 33iel letzter ftiirb ftcf)*s bort, bie SBruft com 5Blei 5erfd)roten, 2IIs ijtcr in btefes Limmers fürctyterlidfer gelles. 2Jtft allcbcm ift SBöfjrle ein ganjer, reifer Dichter, ber Krieg unb ßeben unb l o b oerflärt 3« oollenbeter Kunft. 2)as ift ja bas Söunberbare: ber Krieg roeift über ftd) Ijinaus in jebem Sinn. Selbft ber l o b , ber in taufenbfältiger ©eftalt unferen Kämpfern nal)t, ber Sorge unb Trauer in jebes beutfdje Sjaus fdjon getragen bat unb meiter bringen rotrb bis jum legten £ a g bes fürchterlichen Bingens, fteht hier nidtf am ©nbe ber Singe, fonbern an ber Pforte eines neuen Seutf^Ianbs, bem er fiegtjaft bie 5Bai)n bricht. Senn aud) i)ter bat ber ßebenbe redjt. Unb ßeben finben mir überall, felbft in bem ungeheuren Sterben btefes Kriegs. ÜDMt SBöijrle unb all ben Xaufenben ber treuen Söhne bes 9teid)slanbs finb auf ferne Krtegsfcfjaupläfee aud) b i e Gruppen hinausgesogen, bie einft jur griebensseit in elfäffifdjen ©arnifonen lagen. Diefe nad) ifjrer i)erfunft unb Stammesart abfidjtooll buntgemifd)ten Xruppen, bie mir eben bod) etfäffifche nennen bürfen, haben brausen Kriegsertebniffe gehabt, bie uns nun mieber eine reiche ßieberernte ins ßanb bringen, ©eneral 0. ^Deimling hat bas etfäffifche Slrmee» iorps 3u 2infang bes gelbjugs in rafchem SSemegungsfrieg oon 3Rülfjaufen über bie S3ogefen bis an bie flanbrtfdje Küfte geführt, unb feitbem fteljt es in langem, entfagungsoollem Stellungsfampf an unferer üftorbmeftfront. S3or ?)pent mürbe im Sejember 1914 eine Kriegsseitung für bas X Y . Korps gegriinbet, ein 231att oon allen unb für alle in btefem großen elfäfftfdjctt 23erbanb. 21us ber Sülle bes Gcingefanbten finb bie 44 beften ©eöidjte aufammengefafjt 3u einer eigenen Sammlung"), bie nun, nad) ber Zeitfolge ber Kriegserlebniffe georbnet, bie (Erinnerung an alles, mas bie behnifd>en Gruppen brausen erlebt haben, rote hinter poetifd>era Schleier üorüberjiehen läßt. Siefe ©:eiegeni)eitsgebid)te im ernfteften Sinn bes SBorts finb entftanben „bei ber SOlufif ber ©ranaten unb giintenfd)üffe, auf ben langen ßanbftrafjen 2Beftflanberns beim Knarren fernerer ßaftmagenräber, bie Munition unb ^romant in bie gront führen, in serfdjoffenen Käufern unb 23aracfen, bie 1 2 ) Sriegslieber bes X V . Ä o r p s 1914—1915 oon ben SBogefen bis SBerlin, «JSaul Gaffirer [1915]. 80 S . 8°.
?)pern.
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imferen Solbaten als Unterfunft bienen". ©s finb ©elegenljeits* gebidjte aucf) in bem Sinn, bafj man tijnen Unrecht tun mürbe, wollte man fie als ftreng literarifcf)e Sunftbidjtung werten. Die meift fefjr jugenblidjen S3erfaffer fielen ben ©reigniffen 3U nalje, als baß fie fie fiinftlerifrf> reftlos fyätten bewältigen fönnen, unb bie äußeren llmftänbe, unter benen bie meiften biefer ©ebictjte ent= ftanben finb, waren ber formalen Sejtntngung bes Stoffs benibar ungiinftig. liefere SBebenfen erregt, baß ein Xeil biefer ©ebidjte bas 3iel ber 5ßoefie in falfdjer Stiftung fudjt. 2Bemt 3.58. 23t3c= felbwebel #ugo SB a r 11) bas ©efedEjt oon St. Seon reimweis be= jcfyreibt, 00m ermübenben Slnmarfcf) über ben plöfelidjen geuer= Überfall, bas (Eingreifen ber 2ttafd>inengewet)re, bie Dffoiersoer* lüfte bis aum fd>mer3lid)en Stüdjug, fo fällt er jurilrf in bie Unfunft ber fogenannten I>iftorifif)cn Sßolfslieber bes 15. bis 17. 3aljr= l)unberts: wie fie meint er in Sßerfen fagen 3U follen, was anbere in ungebunbener Siebe fachgemäß ausbrücfen. 2lber ber SEßeg ber Sichtung geijt rticfjt bort hinaus. Sie trautet oielmefyr bem @mp= finbungsgebalt ber (Ereigniffe nad) unb fucfyt ityn 3U formen, if)tn bie £raft fünftlerifdjer 2lnfdi>auung 3U geben. Sie beften ©ebidtfe ber Sammlung erretten biefes bas Straßburger ÜErintlieb oon S). Äod) ift ausgelaffene ßebensfreube unb entfd)loffene Sobesbereitfdjaft, trunfen unb oon ernftefter SBeftnnung sugleid), wilb, ftarf unb formfcfyön wie bie Irinfüeber (Ei)riftian ©üntljers, babei oor feinem Straßburger #intergrunb warm in elfäffifdjes i)eimatgefüi)l getaudjt: Unb trifft's ben (Einen oon uns SSeiben, Sem Stnbern foll bie Heimat bleiben! #er3bruber, l)ier bein ©las, Ijier SBein — üftur 5Blut fann biefes ^fanbwort fdjreiben: Stilwege gut (Elfäffer fein! 23i3ewaci)tmeifter S a c o b i rneiljt bem f)aß 3wet jugenblid) inbrünftige Stropljen ooll glüljenber ßeibenfdjaft: 9lun wiffen wir bod), wen wir Raffen bürfen! 3n Seibenfdjaft, mit 5)er3, mit ijanb, mit 58lut, Sin l a g unb 9täd>ten, ruljtg, wtlb in 2But, — 3m ßeben unb im lobe Raffen bürfen!
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3m Raffen treu, mie mir im Sieben treu! 0 #aft ooU ©ier, ooU ©rau'n, t>oli ©Kit! unb ©tut, #aft gegen Ijaffenswerte, gift'ge 93rut, 3m Raffen bis aum legten i)aud>e treu! gellmnterarst 9Ud>ter weift bie laftenbe Stimmung bes flanbrifdjen Spätijerbfts mit ^oefie ju burd>bringen unb bomit 3um ©letcfynis fyöfjeren ©efdjefyens ju fyeben: 2Bie trüb ber l a g ! ber 5Regen rinnt, ¡Durdji öbe Straften pfeift ber 2Binb llnb burd> Senfter, bie jerfprungen! #ufaren reiten im Dämmerlicht — S)at eine oerirrte Äuget nid)t eben 3ifd)enb if)r Sieb gefungen? ©in büftres gelb am SBegesrain, ijolafreuse ftefjn im matten Sd>ein — ¿er mir greunb mar, liegt bort begraben, ffias ift ein ßadjen oon rotem ÜDUtnb? 3Bas ift ein ßeben blütjenb unb bunt? 2Bas finb ßieber eines Knaben? Ser Stegen rinnt! 2Bie trüb ber Sag! 3Ber meift, mie alles enben mag? — Sdjmer ift bas Stfyeiben. 3n glanbem, für bie beutfdje Cijr' ©itt's bleiben lob unb manches met)r 3u leiben... Kriegsfreiwilliger Otto 33ogel miftt ben Stuljm unferes 5BeftI)eers an ber feiner fteinbe unb oerljeiftt tijm nad) bem Sieg fiebenfältigen ßorbeer. 2Bei)rmann ß a r b g enblid) läftt aus bem gelbpoftbrief bie ganje 2öelt bes gebenfenben Verlangens auf= fteigen, bie barin roebt unb nun aud) feine 33erfe befeelt. So ergeben fid> bie Kriegstieber bes X V . Korps, bie alle Seilnefjmer an beffen Kämpfen ftets mit Iebenbiger (Erinnerung an fernere unb ftoije läge umfdjtingen roerben, aud) fünftterifd) 3U ^odjragenben ©ipfetpunften. SBäijrenb aber bas etfäffifdje 2lrmeeforps in 9torbfran!reid> fämpfte, ijaben im (Elfaft Sötjne anberer beutföer Stämme treue SOßadjt gehalten, aumat SSagern, beren ßieber nun bem »oben ifjrer ®ntftef)ung nadj etfäffifdje
— 15 — Äriegsliteratur geworben finb,. Unb i)ier erwartet uns eine ijöt)en= wanberung in befonberem S i n n : wir begegnen einer ijöcfyft perfön* liefen ßeiftung oon fe ßanbweijrregtment, mit bem er nun im britten 3al>r in ben Süboogefen ftei)t, eine Scpfeengrabengeitung „Der Draijtoertyau" I) eraus. Unter bem gleiten Xitel ijat er feine bort erfdtfenenen ®ebid)te im 2Iprtl 1916 in 3Bud)form aufammen® gefaßt 13 ), ©eine ßieber ijaben ?ßufoer gerochen, niete jinb ent* ftanben, budyftäbtidj wätyrenb ber SSerfaffer „in ber einen Sjanb ben 5BIeiftift, in ber anberen bie #anbgranate f)iett". Die ©djttjeit unb Unmittelbarfeit bes (Erlebens ift bamit oijne weiteres gegeben. Dem eigenen ©rieben bleibt nun ©runbners Dichtung ftets nafje: getb= madje unb Uiacfjtpoften, 5ßatrouiIlenfampf, geuerüberfall, ©as* unb ÜDlinenfämpfe, #elbentob unb ßeben im llnterftanb werben il)m 3um ©ebid)t. 2lls bebeutfamer i)intergrunb finb bie weltgefcfytd)t= liefen Gcreigniffe, bie großen SSorausfetjungen aller (Eingetfämpfe ftets oortjanben, unb bes Didiers Äraft oerfagt nicfyt, aud> wenn er ber ©röße gegenübertritt, wie fein prächtig mannhafter „Schwur" gu Siaifers ©eburtstag 1916 geigen fann: 3 n taufenb gefcen ift gerfdjltffen Des SBalbes i)ef>res Xannenileib; Des SBerges ßeib ift aufgeriffen 93om Pfluge ber ©ranaten weit; Der ©röben wirre Dtunengeidjen, Sie atmen Kampf unb 9tot unb 58Iut; I r ü b brängt bie Quell bunfy Schutt unb S e i t e n : S) i e r fteijen wir mit ungebrodjnem 2Jlut! 3n blutgetränite ÜDhittererbe feftgebiffen, (Erfüllt oon fyeifger beutfdjer 2But, ßaffet uns i>eut nicfyt bunte gafjnen i)iffen! Des Wersens ungefci)wäci>te ©Iut Soll ntd)t in S)t)mnen taut ftd> geigen! ©in ftiHer beutfdjer ÜMmterfcffwur Soll Ijeute feiertid) gum Gimmel fteigen: „SB i r f o t g e n b i s g u m Q c n b e , Äaif er, D e i n e r S p u r ! " M
) Ber 2)raf)tt>erf)au. iiriegsgebicfjte oon Sran3 © r u n b n e r graben. Colmar, 3ofef ©elsmar 1916. 95 6 . 8°.
im Srfiiifeen«
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SBie i)ter, fo toirb unferm 2>ici)tcr in feinem befonberen ©rieben bas Allgemeine ftets lebenbig, aber 2Iuge unb Sinn unb eigenfte Sonberart gehören bei il)m bod) ben (Einaelfämpfen in ben 23ogefen, unb tt»al)rli(f> nid)t sunt Schaben feiner Dichtung. S)ter inüpft er reiches Innenleben an, toie in ben tiefen ©tropfen ,r9lad> bem Sturm": 2iuf feinem fdjmaraen 9tofj Sprang roilb einher i>err l a n a t o s ; (Er ijieb nad) rechts, er f)ieb nad) linfs, (Er grub bie Sporen in bes Wappen klonten. SSiel tapfre Scanner fterbenb fanien 3n ii)rem SSlute rings. Sölid) traf ber Jolle ntd)t; Sein Sd>n>ert nur ftreifte mein ©efidjt 9hm finien in ben müben Sd)ofj 2Iud> mir bie S)änbe oon bem Dielen ÜDtorben. Unmerfltd) ift es 9iad)t geworben; Der SOlonb ftet)t bleid) unb grofj. Stuf meinem 23üd}fenfd>aft Spiegelt fid) faijt, gefpenfterijaft, ©in einsiger, oerirrter 2ttonbenftraf)l. ©leid) 9tiefeni)arfen fteij'n bie Säume llnb fingen mid> in alte Xräume, 3n alte ^ergensqual... 2im Ärieflserieben im etnjelnen, an bem, mas für unfere Kämpfer brausen 2lUtag gemorben ift, mirb bie fünftlerifdje gorm aud) in feinem Salt itjrc unoergleid)lid)e Siraft bemäl)ren, lebenbig ju er= galten, toas fonft oergänglid) märe. 5ßas ©runbner in feinem S^iifeengraben auf bem Sdjrafemännle geflaut unb erlebt fjat, feljen ijeute #unberte unb Saufenbe beutfd^er 2Jiänner neben iljnt unb mit il)m. (Er aber erlebt ben Slrieg perfönüdjer unb leiben= fd>aftlid}er als bie anbem, unb bas befähigt ifjn, nun auc§ größer unb tiefer baraufteilen, mas er erlebt l>at. Sieben biefen 33or= bebingungen !ünftlerifd>en S t a f f e n s ift bie Frage ber Formgebung 3meiten langes, ©runbner ift in gormfragen gelegentlid) ad)tlos unb nid)t geftimmt, ber Sdjönljeit ber äußeren gorm mit gleicher
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fünftlerifd)er Eingabe nadföutradjten, rate ber ber inneren. SWandjes leiste ©ejimmer i>at er 5tmfcf)en ooUenbeten Kunftroerfen ftefjen Ioffen. SDlit reifem Können aud) in formaler #infid)t ift er 3ur gaijne gefommen, nun läßt er ben Mantel gern einmal oon ben © f u t t e r n gleiten. 9Kan oerftefjt biefes 2Jtif3a(f)ten bes saufjerlidjen am grontfolbaten, beffen ßeben tagaus tagein auf ernftefte auer feiner ©ebidjte bebeutet es oielieidtf eine ©efaljr. 2iber im SMicfpunit auefy ber SBürbigung mufj bod) ftets bas anbere, 2Bid>tigere fielen: nidjt an bas 93otf ijeran, fonbern aus bem SBoH in SBaffen heraus I)at i)ier ein Künftter oon edjter Kraft gebietet. „Kriegslieber fdjreiben unb im Limmer fifeen" i)at ©oetye im ©efpräcfy mit ©tf ermann 1830 abgelehnt — „aus bem 23tmaf heraus, too m a n nacfyts bie $ferbe ber feinblid)en S3or= poften p r t " , fo lieg ers gelten, unb ftatt 95imat bürfen wir ijeute fdjon Draijtoerijau fagen. 6 0 ift ©runbners Dichtung entftanben, fo ift fie geworben, roas fie abelt unter ben Xaufenben ber Kriegs* gebidyte: jmingenber bidjterifdjer Stusbrud unferes beutfdjen Kriegs auf elfäffifdjem SSoben, a u s einem ^ e r j e n fjeraus, bas l o b e s n o t unb ©iegertuft unmittelbar im Sjeer erlebt f)at, mittätig, mitleibenb, mitjubelnb, einer unter ¿punberttaufenben, einer für #unbert= taufenbe, in blutbegaijiter, fd)tid)ter 2Bai)rf)aftigfeit. 2tucfy auf unferem ©ebiet Ijat bie fyofye ßuoerficfyt, bie alle ©e= bilbeten beutf^er 3unge a u f untere Kriegsteilnehmer fetjen, nicfyt enttäufd)t: bie I)errlid)fte Gcrnte fd>iad)tennai)er ßieber ijaben bie Kämpfer ifjrem SBolf fjeimgefanbt als froije SSorboten bes enbiidjen Sieges. 2lber natürlich ift Teilnahme am Krieg feine Söerfidjerung gegen fd)led)te SSerfe, aud) bafür fann uns ein elfäffifdjes SBeifpiet •3euge fein. SOian fjat Ijeute oft Sinlafc, 3.35. beim ßefen oon gelbpoftbriefen, ben (Einflufj ber ©djule gu bebauern, bie jeben Seutfdjen, ber im gegenwärtigen Krieg 3ur geber greift, erreicht unb bod) n u r bie menigften j u fixerem ©ebraud) ber Sdjriftfpradje burdjgebilbet f)at. 3ft foId)e #atbbilbung in unferen Briefen ein fd)mer3lid)er über* gangsguftanb, fo wirb fie unerträglich, wo fie literarifd) werben 3u fönnen meint. D a s ift bas Ungtüd ber Kriegsgebid)te oon 351. (Ebm e i e r " ) . ") SBon ber gront für bie ftront. (Ernfte unb {»eitere Sriegsgebicfjte oon 3R. ticf> geregt j u werben, ift ii)tn nid)t gegeben; bie fjodjbeutfctyen „®ebtdE)te" finb alle oerunglürft unb wenn mehrere baoon für 3iti>er gefefet") bei ben 3Jlannf(^aften beliebt geworben finb, fo neunten fie nur guten S3oIfsIiebern ben weg. Die «eingeftreuten Berfucfje in bagrifctyer ÜDtunbart (Der Äan3leifpagat, Sftrta in geinbestanb, unb fieben anbere) ¿eigen, bafj ficf) ©bmeier in feiner angeftammten Sprache fixerer bewegt unb fie möglitfyerweife aurf) in gebunbener 9tebe ¿u meiftern ge= lernt Ijätte, wenn ifjn hierfür nid)t wieber bie Scfyute oerbilbet i)ätte. Mit allebem mad)t er uns ben 2ibfd>teb t>on ben Sammlungen elfäffifdjer Äriegstgrif, bie wir bisher begleitet tyaben, ntcfyt eben ferner. Sßenben wir uns uon ba 31t foldjer Äriegsltjrii, bie in elfäffifd>en (Einjelbrucien autage getreten ift, fo finb wir erftaunt, wie maßer biefe (Ernte ausfällt gegenüber jenem 9teicf>tum. Das fliegenbe SSIatt fpiett im gegenwärtigen Ärieg nur nod) eine gang unbebeutenbe JRolIe. (Es finb bisher nur fecfys ü e j t e erfdjtenen, bie in unferem ßufammenfyang genannt werben fönnen. Der in granfreidj geborene SBürttemberger SB. 2 J I a b e r 1 6 ) legt in oier Stropijen ben (Elfäffern unb ßotijringern bas ©elöbnis beutfdjer I r e u e gegen ben einbredjenben geinb in ben ÜDlunb: Seib getroft, ifjr beutfdjen SSrüber, SBir au erlangtem Siegespreis. G i n g e u e r alle S e e l e n juiammenfdjroeißt 5U einem großen fjetligen Dpfergeift. C i n rotlber 9Betterfd)ein a m G i m m e l ftei)t. l o b unb SBerberben, roo er niebergeljt. l l n b bir, mein (Elfafe, bringt bas ßeudjten Stlarfjeit, mofjtn bein #erg bid) sieijt i n ©eift unb SBaljrljeit. 3 m großen ©efamterleben bitteres eigenes ßeiben: bas mürbe bas Ijerbe ß o s ber unglütflicfyen ©renjbeoölferung, bie, rote bie 58erool)ner oon S u t e r n öftlid) ber Sd)lud)t i m Keinen SOWinftertal, nad) granfretd) oerfdjleppt unb i m V a l d ' A j o l feftgetyalten rourbe. 21m fransöfifdjen ÜRationaltag 1 9 1 5 I)at einer biefer Sulgerner glüd)titnge ein Ieibooües 3>etmroel)lteb gebietet 1 8 ): D e r oierjefjnte 3 u l i . e i n trüber l a g , 2Bie ieiner mei)r u n s i o m m e n mag. Stuf allen bergen liegt's aentnerfdjroer: 9htn Ijaben mir feine i)eimat mei)r!
") !8olfsftimmen 311m grofjen Ärteg. 21/22: Deutfdje Stimmen aus bem eifafj. (Befammelt non Otto 2Jiicf)aeIis. 13.—15. Xaufenb. (Erweiterte Ausgabe. ¿Berlin, goangelifdjer »unb [1916] 39. 1S ) eifäffifcf)c 23oIfsftimmen. (Ein beutfcfjer ©rufe aus bem Glfafc. SBierte Auflage als gelbausgabe [Herausgeber 2tlbert 93 a CFJ]. dolmar, ®D. ipre&oerbanb 1916, S. 29. 2*
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2)ie Sterbe t r e i b e n m i r o o r u n s ^ e r . S B e n n n u r bie 9toreit.
2 B i r m a n b e m i n © r a u u n b ¡Dunfelfjeit. SJtit
gtücftidjer
58. S ß e f t e r m a t r
5Benufeung
eines
alten S i e b e s
i)at
3oi>ann
feine SBeife „ 3 u S a a r b u r g nal)' b e m S t f j e i n "
g e b i e t e t u n b f o m p o n i e r t 1 ' ) . 3 n f r ä f t t g e r S)ol3fd)ttittmanier w e r b e n bie k ä m p f e u m S a a r b u r g
a b g e f d j U b e r t : roie b i e g r a n g o f e n
ein*
rücfen u n b ficfy o e r f c f j a n j e n : S e ö > s J a g u n b fieben Stacht S ) a b e n bie SBomben g e f r a d j t
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b a n n greift bie fransöfifcfye I n f a n t e r i e a n , o o n b e n M a g e r n b l u t i g 3urütfgefti)Iagen u n b g u r Ü b e r g a b e 2 B i r finb ftets
gejtrmngen:
bereit,
S d j e u e n niemals ben S t r e i t , Unb es m u f j u n s gelingen D e n g e i n b gu begmingen, 2 B i r laffen ntd)t a u s , Sefjr'n als S i e g e r nad) # a u s . DI)ne m e t S t u f m a n b u n b S l n f p r u d j ift f)ter roie bei S B ö f j r i e m i t b e m 2 i n f i a n g a n bie UBetfe u n f e r e s a l t e n S o l b a t e n t i e b e s eine 2in= J n ü p f u n g a n beffen befte -3eit u n b X r a b i t i o n Den
im
2Iuguft
1914
im
23reufcf)tal
gewonnen. gefallenen
beutfdjen
K r i e g e r n i)at b a s ß a n b f t u r m b a t a i l l o n S u l i n g e n i m ÜDlärs 1 9 1 5 ein S e n i m a l gefegt, Strophen
¡Dagu t j a t b e r X e l e g r a p i j i f t © o t t l o b 0 a i f) ft
oerfafjt unb
fprud)slos a b e r
auf
l)ev$ici),
e i n e 5ßoftfarte
brucfen
oter
taffen20),
gemanbt über ben Durdjfdjnitt unb
fgmpati)ifd)em S l u s b l i d a u s e m f t e r
an= mit
©egenmart:
19 ) f)erj unb ijanb bem SBaterianb! Kriegs» unb ijeimatlieber für ©efang unb 3Ut)er. SBertags=9lr. 1519 : 3 u Saarburg, naf)' bem en [1914), 3of). 58. 3Beftermair. ©in »oppelblatt in Querquart. so ) 3 u r Erinnerung an bie (Enthüllung bes ¡Denfmais für bie im Siuguft 1914 im Breufdjtal gefallenen beutfdjen Kriegern [I] 2tm Gnbe: 6 t . »laife, 26. ffllärä 1915. ©olttob 5 a i f) ft, lelegraptjift. Strafiburg i. er, Dafj mir sufammenfafjen: 3uü toar's, unb oon Sonne ferner glimmerten Strasburgs Straßen. 2tls ein Stütf Strafjburger Äunft toollen fo auä) biefe Seiträge einer elfäffifdjen Leitung 3ur triegsüteratur oor allem getoürbigt fein. 2Bir nehmen bamit 2ibfd>ieb oon ber elfäffiföen Äriegslgrit unb toenben uns 3U ber e p t f d j e n Dichtung, bie ber 2Belt= irieg tm (Elfafj bisher bat reifen laffen. Die toai)ri)aft fad)= gemä&e (Einftellung auf ben trieg ift ja im ©runb bie epiföe: nidjt wie ber Igrifcf) empfinbenbe 3ttenfd) oon ©ntjürfen ober SBiberftanb
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fein inneres beeinftuffen faffen, fonbern ficf) bcm ungeheuren, 3toangsläufigen ©efd)ef)en guftimmenb unb gelaffen einfügen (wie es ber Stubent Kurt $iper in ben erf]ten l a g e n feiner militärifdjen Siusbilbungsaeit f)eimfd>ricb22) — bas ift bie rechte 2Beife, ben Krieg gu empfinben. Sie Hoffnung hat Kraft unb noch ift es nicht fic fahren gu Iafjen, baß uns ber Krieg bie SBenbung an ber 3ur epifdjen ßiteratur grofjen Stils bringen möge. 2Bie ftci> bie ©ntfcheibungsfämpfe ber SSötfer in alter .3eit 3" großen (Epen oer= bietet I)aben, fo hoffe« mir es auch com gegenwärtigen Krieg23). Sie inneren SBebingungen finb fich feit ben l a g e n Römers gleich geblieben. 2lber bis bie gülle bes (Erlebens, ber Drang ungeheurer Seiben unb unerhörten feelifchen Siuffchwungs 3um großen 5)elben= gebicht jufammenfdjieBen iönnen, wirb notroenbig lange oer= gehen. SEßir müfjen uns heute mit ben 5Borboten biefer epifchen Sichtung ber beutfehen ^ufunft begnügen, mit ber Kleinepif, bie überall oerheifjungsoott emporquillt, toie in ben ©ärten ber Krofus fpriefjt, tuo fpäter JRofen blühen tnollen. 2Iuch an biefer Kleittepif hat roieber bas Qclfafj ben lebenbigften 2tnteil. #ans Karl 21bet mar cor bem Krieg ber Sramatifer ber ©üboogefen, ber in ben „Silbernen ©toefen com SIteniopf" ein etfäffifches SSauemtheater 3ur hannonifchen SBirfung brachte. 3m Krieg ift er mefentlich als ©pifer hervorgetreten"). 3n SKefeeral an ber ged)t hat er fich fein ftiHes l a l gefucht, bort r a u f t e n ihm bie Mannen ihr Sieb 3U, ber Sorfbrunnen füntet ihm in ber 2Men= nacht fein SBiffen, bas fonft ben SOtenfcheniinbern unberoufjt bleibt. Ser Krieg hat fi feinbltd>e ©ranaten 3U= fammengefcfyoffen morben, feine Sichtung, auch öie cor bem Krieg entftanbene, ift burch fein Schttffal recht eigentlich Kriegsbid)tung geworben. Sie Dberetfäffer finb ja bie einsigen Seutfchen, bie heute noch ihr i>eimatborf mit bem wehmütigen ©ruft „2Bas mein einft sa
) Ärlegsbriefe beutfdjec Stubenten, herausgegeben pon ?i)Utpp SB i t ! o p af. v .
— 24 — toor" betrauten tnüffen, tote es SIbcIs Sammlung tut, bereit Schwergewicht in ber Sbglle mit ihrer fteten Dbacht auf Statur unb Bolfsleben liegt, ber epifchen S f t ä j e in ungebunbener 9iebe. Slbels Schilberungen gelten ausnahmlos ben Süboogefen. S i e ibgllifche SBBeit ber J a g e cor bem Krieg in jenen £älern unb ^öijen wirb burd) ihn in poetifche Beleuchtung gerürft, unb wenn er bie alten 2Bebftiif)ie ber ^anbweber im SDlünfterial begrübt, blanfgegriffen unb glattgearbeitet oon ben S)änben ber ©efdjtedjter, bie baran ge= f(f>afft haben, unb bie nun alle in glommen aufgegangen finb famt ben J)afpeln unb Schnifeelbänfen um fie her, fo mutet es uns an, tote ber Sibfdjteb oon einer rafrf) faft gefpenftifch geworbenen Bor= Seit. Die über bie Xiiren genagelten ^ufeifen Ijaben bie böfen ©eifter nicht ferngehalten, bie himmelhohen Bogefenberge hoben nicht gehalten, was fid) ihre Bewohner oon ihnen erhofft hatten: baß fie eine unübertoinbliche Schutjwanb fein mürben gegen alles, toas ben ^rieben ihrer Xäler ftören iönnte. Schauerlich ift unfern Birten unb Säuern bort oben ber Krieg eingeläutet morben, toie 2tbel es einbrutfsooll fchilbert, oon ben ©loden ber oon ben Berg» toeiben heimflüchtenben gerben: „bas Bieh brüllt bumpf jufammen, biefe 3ctt ber Talfahrt ift ihm fremb. (Es ift etwas, toas bie bergen sufammenfehnürt, es Hingt toie Xotengeläut". Xotengeläut ift es auch geworben, jene gerben finb jugrunbe gegangen in ben engen üftotftällen, ber geinb hat 6 t ü d um Stücf geraubt unb bie (Ernte bes Sommers 1914 baju unb 3toei neue (Ernten feitbem, in Stammen finb fie nun alle aufgegangen, Ställe unb Scheunen, ¿Bauerngüter unb Dörfer mit allem, toas barin mar, ben buntbemalten, foftbaren Schränfen unb Iruhen. „Schmer liegt heute ber fdjtoarje Schwaben unenblichen ißuloerrauchs über ber im grühling toieber aufblühenben Xrift. Keine ©locienftimme, fein locfenber 2Mferruf h Die #öhenlerche ift oerftummt, bie 2Batb= fänger finb oertrieben, bie ftoljen Bäume niebergemäht, bie QueH= bäche gerötet oon Blut. Die SJtenfchen oerjagt aus ihren 9Bohn* ftatten, bie Brunnen serfchmettert, bie SBiefen jerwühlt, bie söcfer serftampft, bie lieben alten Sßfabe aufgeriffen, bie 2Jiarffteine oer» legt. 2Bo bie Siebe toohnte, mo ber Machbar fich an ben Machbar fchmiegte im Schufee bes eblen üftufjbaumes, bes hunbertjährigen SBohltäters — überaü Branb unb Bernichtung!" M ) 3 n all ben ) 2)of. 89.
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jerfdjoffenen unb oerfoi)Iten Srümmern r a u f e t ehtfam nod) ber 9töi)rbrunnen bes SBogefenborfs. SSebmütig legt ifjm 2Ibel bas lefete 2Bort ferner 2)i(f)tung in bett 2Jhtnb: S o I)ier rote bort, 3m gongen Ort. «mußt' alles t>erget)n! 2Bas r a u f t e id) einfamer SBrunnen nod)! llnb für tuen? — 2In 2lbets bebeutfome ßeiftung finb fünf Heinere S3erfu^e eptfdjen (Efjarafters anjureiijen, ungletcf) in iijrem 2Bert, aber bod), was wir sunt guten nehmen bürfen, oon fteigenber 95c= beutung, wenn mir fie in ber Zeitfolge tljrer (Entfteijung muftern. ¡Der Äriegsfatyrt bes ©traßburger ßanbfturmbataillons i>at (E. H a n a u e r 2 ' ) auf einer Selbwacfye in ^Belgien ad)t frifd>e ©tropfen abgewonnen, bie fief) ber SBeife „2Boi>tauf, bie ßuft geijt frifd) unb rein" anpaffen unb gewiß auf bem Stusmarfd), in ber 2Birtsftube unb abenbs oor bem Quartier oft erflungen finb. (Er= babene Sichtung will Hanauer nid)t bieten, aber er nimmt fein Äriegerleben mit bem #umor, ben es oerbient, unb fo ift ein mann= fjaft fjerjltdjer ©ang entftanben, bem es oielleicfyt b e l i e b e n ift, gum S3oIisIieb gu werben. Das fliegenbe SSIatt ber ©traßburger ©amm= lung, bas bie Strophen überliefert, geigt ©puren ftarfen ©ebraudjs. (Einem Sanbroefyrregiment, bas aus #eibweiler gum ©efedjt oon (Ejbrügge unb nad) furgem 2Iufentf)att in ber fjront bei Sdjtüetgbaufen in ben beliebten ©tanbort i)eibweiter jurürf» marfd)iert war, wibmet Start g l e i f djer 2 8 ) eine oergnügte ,,9tüIbad) im 3MnftertaI bagrifd)e (Einquartierung, bie fid) mit ben (Eimootynern baib feijr gut oerftonb. 2)as SBerpltnis bouert fort, aud) nadjbem ber Ort am 24. Sunt 1915 oon ben (Einwohnern geräumt werben mußte, unb junt tffynmonatigen 2iufentf)alt ber Sägern f)at tijnen ber 23ätfer grife ©anfe 2 9 ) aus SOlütjtbaci), gufammep mit ¡jroei 9JUifilbad)ermnen ein ©ebicfyt oon fünfsetjn Strophen gemibmet, in bem bei aller Unbei)oIfeni)eit ber gorm bas gtiid)tiingselenb roarm unb treu ¿um Stusbrud! fommt: Sie fremben ßeut' fönnen's ja nid)t faffen, SBenn es Reifet feine i)eimat oertaffen, 2Bo man fytnfommt, Reißt's überall, (Es finb glüd)tlinge aus bem ÜRünftertal. ©in religiöfes Sprud>gebicf)t in breimal acf)t oterfjebigen 33erspaaren bietet Stuguft 3 1 c g e I jur Siriegsroeiijnadjt 191530). 2)er in üftiebrigfeit geborene, in 5)errltcf)feU erfdjeinenbe Sefus foil ben ßieben im gelb als ©ruf; aus ber Sjeimat erfreuten. Oijne eigenen ©ebanfeninijalt unb oijne 93orjüge ber gorm, in 2Impf)i= brachen ftatt ber beabfitfytigten Sattsten, mit ijerfömmlic^en ftumpfen Steinten, ift bas fleine 2Berf, an beffen lauterem ©efüfyt fein Zweifel bleibt, ijinausgemanbert oon ben Stillen im ßanbe gu gleid>geftimmien Seelen im metijnadjttidjen Sdjütjengraben unb Unterftanb. Dem gleiten 2Beif)nad)tsfeft oon 1915 oerbanit feine (Ent= fteijung aud> SEßittg 2Id)f e i s Heines epifdjes ©ebidjt „2Beii)nad)ten im Unterftanb"81). 2>er tiebensmürbige #etb, ein junger, leid)t= ") Sunt lOmonatlidjen STufentijait unferer macfern Itebett Sägern tm SKünfiertal. [2tm (Enbe :] Srife © a n f e , ®äcfer, SMfjIbacf). 8ino G r t l e unb SB ei) e r , SKü^bad). Oberetfäffifcfje !8eriags=2tnftalt Colmar [1916]. 3n>etfeitig bebrudtes fliegenbes SSfafl. " ) ÜBetynadjtsiieb. 1915. [2lm (Enbe:] 2iuguft S i e g e t . 0 . 0 . [Strafe* burgj unb Dr. SSierfeitig bebrudtes »oppelbtatt in Oftap. S1 ) SInbenfen an bie Äriegsioeifjnadjten 1915 bes gufeartillerle>0crfafe=i8ai talßon 10. SBeiljnatfjten im Unterftanb. SBerfafet t>on Sanonter ffiitig $ f e f. herausgegeben oon ber 3Refeplanabteitung St. g . 10, Königshofen, ©traßburg, Strafeburger Srurferei unb »erlagsanftalt 1916. 7 6 . 8°.
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oeramnbeter Kriegsfreranlltger, ber 2Beii)nacf>tsbaum unb ®efd)cnf= tlfcf> ber Kameraben rietet, inbeffen bie ben meifjnacfjtlidjen Breuer* Überfall bes geinbes abmelden, ift fretltd) berliner Kinb, unb bie anfangs fo mißgeftimmten Kanoniere, bie brummig jebe 2öetf)= nad>tsfeier ablehnen wollen, fommen oon Sägern, Dftpreußen, Sadjfen unb ber Sßafferfante. 2lber bie gute Saune, mit ber fie (aud) fpraci>licl>) gegeneinanber djarafterifiert finb, unb bie liebens» mürbige Sftederei, bie fd)ließfid) aller SSerftimmung # e r r wirb, finb gut eifäffifd), bas fleine Gpos aber mit feinen 76 93erspaaren in alier 2Infprud)siofigfeit eines ber anfpredjenbften Munera Martis, bie bie ©attung bisher gebraut fyat. 2lber fcfytießticfy bebarf ntd)t alles ber gebunbenen Srorrn, a a s ber Krieg auf epifdjem ©ebiet werben unb reifen läßt. Unb wenn ber 2öeg jum .großen ©pos bes SBeltfriegs nodj lang fein mag, bie unmittelbaren ÜKaterialien baju finb fcfyon ijeute oorijanben in ben ¿ B r i e f e n berer, bie brinnen unb cor allem brausen ben Krieg erleben, S i e entfielen täglid) neu aud) auf elfäffifdjem 93oben unb bei Kämpfern elfäffifdjen Stammes, fo retd) unb tief, baß man aud) oon ii)nen fagen fann 32 ), baß in ifynen ©eift unb Seele bes etfäffifdjen 23oIfes oor ben großen ijorigonten bes Kampfes unb lobes 2Bort unb ©eftatt geworben finb. Sie finb babei nad) Berbers 2Bort aus bem ÜKotbrang bes Snljalts, ber ©mpfinbungen geboren, wie nur je ein ©ebidjt33). 3Jlit ben erften Sagen bes Krieges fefeen fie ein. S a gibt ber elfäffifdje Sd>riftfteiier 2irtur S i n t e r , felbft Dber* Ieutnant unb Kompagniefüiirer, in gliif)enben 2Borten feinen ©tn= brud oom ©infefcen bes Kriegs in Straßburg roieber34): „Sadel» fdjein teuftet auf! Um bie (Ecfe markiert in ehernem ©leid)* fd)ritt ein ins gelb riitfenbes Regiment. 3n amd)tigen Klangfarben brauft, oon ber StegimentsfapeUe gefpiett, bie 9Bad)t am 9U)ein. Sreitaufenb junge 2Rämterfef)ien fingen: „Sieb SSaterlanb, magft ruf)ig fein!" 2Bie ©raengetgefang brötjnt bas Sieb, burd> ben 2Biber= Ijall ber Straßen ins Unenblitfye oerftärit, gum Gimmel empor... hinter ben gaijnen folgen bie Kompanien. Kriegsftarfe Kom= panien! 2Bte Ieud)tet bie Siegessuoerfidjt auf ben freien, froijen,
») SB i 11 o p, Sriegsbrlefe beutfcfjer Stubenten VI. M
) 25af. VII.
"*) läglicfje SRunbfdjau 1914 9tr.259, ausgehoben bei Sriebricf) ßtenfjarb, ¡Das beutle GIfaß (1914) 30.
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frommen ©eficf>tern! 2)iefe ftraffen, ranien, fel)nigen, nad) oorne ftrebenben Sierngeftalten! 2Bie fleibet fie bas fcfjlicfyte getbgrau! ©ine ©gmpl)onie ^eiligen (Ernftes unb unroiberftel)tid)er 3ungfraft! llnb es finb faft olles ©Ifäffer!" ©o erweitert ficf> bei Dinier fo= gleid) ber #gmnus auf ben Äriegsbeginn in ©traßburg jum greife ber Heimat35): ,,3d) mödjte in bie Änie finien unb oerfinfen in beiner beutfdjen i>crrlid>feit, ©Ifafe, bu mein heißgeliebtes 2Kutter= lanb! ijabe es immer gemußt, bu bift beutfd), fernbeutfd) trofc allem unb allem!" 3n ber funfelnben S8eieud)tung ber erften Xage bes Kriegs feffeln aud) anbere elfäffifcijc Stäbte Sinn unb ©mpfin* bung, fo 3. SS. 9ttült)aufen in einem ©olbatenbrief oom 11. Stuguft 191486): „©eftern abenb etroa um atfjt Ufjr erfolgte ber ©ingug unferer (ber 2ftüli)aufer) ©arnifon, bie fid) fo tapfer gefdjlagen unb geholfen fjat, 3Äülijaufen im ©türm gurütferobern. ÜUlit flingenbem ©piele sogen bie SSacferen burd) bie SBilbemannftraße ju iljrer Äaferne. ©tramm unb maefer trotj all ber ©trapagen, bie fie burdj= 3umad)en fjatten, 30,gen fie baljer, eine Abteilung belebte ben ©in» 3ug nod) burd) Singen", SEBieber bemäfjrt fid) ber reidjslänbifdje 5Boben als befonbers reid) unb banibar. SSirgt er bod) bie #elbengräber oon 1870 unb bamit ein ÜDtotio, bas bie ©renamarf abelt oor allen ©auen im Innern bes 3ieid)s. 9lad) bem OJlarfd) über bas ©d)Iad)tfelb oon ©raoelotte fd)reibt ein 2lngel)öriger bes ¿Regiments 0. b. ¿ann 3 7 ): „llnb als id) bie ©räber bes 3ai>res 1870 fai), mar es mir, als ob bas bumpfe Sdjauen biefer Xage mie in gelten ©piegeln gefangen mürbe. Sie großen ©el)er biefer Xage grüßten uns fcfyüfcenb oon ben alten ©räbem... deiner biefer ©ebanfen ift tiefer unb reiner, als ber Xotengruß, ber aus ben ©räbern alter ©d)lad)tfelber brid)t, über bie junge Sjeere gießen". 58ilb!räftig leudjtet aus gelbpoft* briefen töte biefem eine Siunft, bie bod) biesfeits oon aller Siunft unb aßen Silbern ftei)t, in tatljafter, greifbarer 3Birffid)feit. ©ine ©Ifäfferin, aus tijrem ©renjort als ©eifel oerfd)leppt, fdjreibt nad) il)rerBefreiung angriebridjßienfjarb 88 ): „3ttenftf>en, bereu 2lnfid)ten Daf. 31. ) Der beutföe Stieg in Selbpoftbriefen, fjerausgeaeben oon 3oacf)im D e l » b r ü d 3 (1915) 71. M
37 M
) 3 a f . 309 f. ) Sriebricf) fiienijarb, B a s beutfdje ®Ifa& (1914) 27.
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fid) früher mit bcn meinigen nid)t oertrugen,., fonb ici) nun als gute ¡Deutfdje. 2)as ijat nidjt allein ber Krieg unb bie 2tngft um bie Sieben fertiggebracht; in biefen ßeuten fd)tummerte eben beutfdje 2trt bod> oon jetjer. 2)a mar ber Krieg ber Dornsröscfyenprins, ber fie madjfüftte". 2)eutfd>e rüden nätjer su D e u t z e n , unb fie finben jid) julefet ftets mieber im Tiefften, mas ifjnen gemeinfam ift, in iijrer $oefie, mie es griebrid) ßtenijarb in ijerrlidjen ©äfeen 39 ) fgmbolifiert Ijat, burd) bie mir ben 2BaIb ber 23ogefen r a u f t e n i)ören: „2Bie mir D e u t z e n als innerliches ber (Erbenoölfer j u (Erholung unb SSefinnung immer mieber ben SBalb braudjen, mie ber Teutoburger 3Balb am (Eingang unterer ©ef^id)te fteije unb ber Klang Sadjfenmalb eine SSßelt oaterlänöifdjer ©efüf)le in uns meefe, mie mir bes 2Balbes 3nnerlid)feit unb Tiefe lieben, fo bajj beutj^es ©emüt unb b e u t l e Statur, obenan ber 2Balb, 3ufammen= gehören j u r (Einteilung auf bas (Emige". (Ebelfte elfäffifcfye 2)id)tung finb aud) foldje UBorte. 2Bir fommen 5U unferem Siusgangspunft jurütf. Krieg unb Kunft Ijaben unmittelbar menig miteinanber su tun 40 ). S i e ge= tyobene 2iufnal)mefät)igieit bes fdjaffenben Künftlers, bie gülle ber Anregungen, bie auf ifjrt einftrömen foll, mirb burd) ben Krieg e^er gehemmt als geförbert, bas fünftlerif^e Eigenleben oerftummt in ©rabenirieg unb ©ranatyagel. 2lber nirgenbs in ber 2Belt iönnen 3mei Dinge fo ooneinanber gefdjteben fein, bafj nid)t eine ©ebanien* brüefe 00m einen jum anbern fiiijrte. 3 n unferm S a l i liegt bie einigenbe Kraft im tiefen edjten ©rieben eines 2BeItgefd)ei)ens. 2Ber ben Krieg mai)rf)aft erlebt, ber ftirbt für fid} felber, für fein fünftiges Seben. 3 m tief innerlichen Sdjauen bes opferoolien Kriegstobes fpiegeln fid) mie in bem fonnigen unb fdjattigen SBaffer einer f)eiiig reinen Quelle Singe beiber SBelten, Serge ber (Erbe unb SBolfen bes Rimmels. ©0 mirb ber echte Künftler burd) bie reinigenbe Kraft biefes Tobes einem höheren fieben miebergegeben, bas ge= läutert unb oon (Emigfeitsmerten erfüllt ift. üftod) fielen mir nicht am (Enbe bes ungeheuren Söeltgefdjefjens, 3 9 ) 2iu?gef)oben bei Otto SKidjaeiis, (1916) 31 f.
fteutfdje
Stimmen
a u s bem (Hfafc
4 0 ) 3 u m fotgenben og[. i ) a n s fjccfjt in SBittops triegsbriefen beutfdjer Stu= benten 5 3 ff.
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unb bis über fern Gnbe hinaus wirb es uns aud) iünftlerlfcf) be* reicfjern. 2Jttt ben ÜJtillionen beutfdjer Kämpfer ftetyen aud) unfere jungen clfäffifcf)en Stdjter brausen, unb oiclleidjt entfielt ¡gerabe in btefer Stunbe bei einem retdjslänbifdjen Truppenteil ein ßieb, I)öf)er nod) unb ebler, nod) mel)r geformtes ßeben als olles, mas uns ber Krieg bisher gebracht Ijat. ©er grojje S ^ p r e r Ärißg, Ijier nrtrb er $um SSaumeifter, ber griinbet unb aufbaut, roo mir nod) eben meinten Hägen 3U müffen über Stillftanb unb SRütfgang: am SBunberbau ber beutfeijen Dichtung.
2lnf)attg* SIriegSgebidjte Dort t a r l $acfenfd)tmbi Borfprud». 3m Safj Saß ¡Dies
fjeifjen Xiegct liegt mein SBaterlanb. iljm bie ©tut sur ßäuterung gereidje, es Derjiingt bem g l a m m e n g r a b entfteige, füge bes allmächtigen Sdjmeijers ijaitb. Tin bie ^etiet.
7. 2tuguft 1 9 1 4 .
3I)r fjabt ben Ärieg gemollt, nun Ijabt if)r iijri! 2Bie oft ijabt ti»r cm trauter Stammtifcfyrunbe 3I)n »oller Sefjnfudjt an bie SBanb gemalt! 2Bie Iaufdjtet tf)r fo gern ber glüfterfunbe: (Er fommt, ber 9tad)efrieg, er fommt nun baß»! Sefct ift er ba. llnb menn ber Setter f a m com Seineftranbe, 2Bie mürbe ber beftürmt: „ S e i b tijr parat? Denft ti>r baran, 3U fprengen unfre 58anbe? i)ört, mie mir feufjen nad) ber Stettungstat!" 5lun ift es Ärieg. llnb meld) ein S r i e g ! 3Bte feiner je gemütet! 2Beitf)tn in f l a m m e n ftet>n bie ßänber jefct. D a s ijerbftgefUbe mirb mit SBIut gerötet... 2Bas alle SBelt in Stot unb Cammer fefet, 3l)r Ijabt's gemollt! ijabt ii)r 3uerft ben beutfd>en 3 o r n au # a t eud> bie beutfdje g a u f t ben SJtunb 3Jlit bem ii)r allgeit flinf mart, # a f j 3U Unb geiftreid) beutfcf>e 2trt unb t r a f t 3ljr l>abt's uerbient!
fpiiren, oerpönt, fpiiren, oert)öf)nt:
— 32 — 9tun 3tei)t bie beutfcfje 3)tannfd)aft an bie ©renjen, Starf unb gefammett, rate 311m Birgen Sirieg. Der SDlütter Slugett unter Iränen g l e i t e n . . . Unb fd>enft uns ©ott nad) fernerem Streit ben Sieg — 3t)r l)abt bie Sd)mad)! (Eifäffifdje Cfjrenreffung.
10. 2iuguft 1914.
Der Äotfer rief, unb alle, olle tarnen, Des Steicfjslanbs ganje junge SKännerfdjar, SSom SSerg sunt l a l , aus all ben fdjmuden Dörfern, Durdjs ßanb gefät com 9ti)einftrom bis jur Saar. 2lus enger Stabt, oon burggefrönten #öt>en, Sie tarnen alle, feiner blieb äuriitf. Unb alte famen fjoc^getjob'nen Hauptes; Der S t r i t t mar feft, unb Ijeiter mar ber SBIitf. Unb roenn beim üötarfcf) bas t)oi)e Sieb ertönte 5ßom S3aterlanb unb oon ber 2Bad)t am Stljein, Sie fangen mit; es fam t>on ^erjensgrunbe, 3a, 23aterlanb, brauf fannft bu rutjig fein! Unb als es fam 3um erften blut'gen SRingen, Sie ftanben alle feft in SReif) unb ©lieb. Sdjon Ijaben fie mit iljrem SBlut befiegelt Das, roas if)r SRunb gelobt i)at in bem Sieb. 2Bo finb fie jetjt, bie uns fo ijart oerflagten, (£s fei auf uns im Gflfaf} fein Sßerlafj? „Deutfd) jeib iijr, aber nur mit falbem ijeräen, 3 m tiefen ©runbe fdjroelet alter Die Jaufenbe, bie frei gur gaijne traten, 2tu5 freiem SErieb fid) ftellten gu ber Sd)ar, Sie mibertegten biefe böfe 5Rebe: „Sefyt, mir finb beutfd), mir alle gang unb gar!" 9tun galtet feft uns, liebe beutfd>e Srüber! Sd)irm beinen Sdjilb auf uns, 0 Deutfcfjes SReid)! 3Bir finb bes SSlutes mürbig, bas it)r opfert, SBe^rt eud) für uns, mir mehren uns für eud>! Die große 9M, bie mir gemeinfam tragen, Der 2trm an 2trm erfodjt'ne, fernere Streit, Die Siegesfahnen, bie nereint uns roinfen, Das ift ein 23anö für Seit unb Gmigfeit!
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Wem gilt ber 3otn? 28. äluguft 1914. 3um Äampf gehört ein fjeiiger äJtut, 3um aJlute ijeilge ,3°™esglut, Sie laffen fid> ntcf)t trennen. 9Bir Raffen niemanb, bas fei fern! Dod) aiirnen mir in Sraft bes fjerrn, Das gibt ein boppelt 93renn«n. 2Bem aürnen mir? Den Stoffen nidjt, Dem ijalb borborifdjen (Sejiicfyt; Sie bauern uns im ©runbe. Und) fjranfreicf) nicfyt: im Stolg Beriefet Crljoffen fie, mie Kiitber, jefet Die füfje Dtadjeftunbe. Der 3orn gilt einsig einem Sonb, Dem 58ritem>otfe, ftammoermanbt, Dem Eruberoolf im Horben, Dos fern, aus fixerem Bteoier, Salt lärfjelnb aufbaut, mie fid> f)ier (Suropas Sßölfer morben. Sagt an, roas ijaben mir gefehlt 2in eutf), baß tf)r in aller SBelt Srieg gegen uns mü&t fdjüren? SKit roas oerfdjeraten mir bie fjulb? Der einage (Srunb, bie etnjge Sdjulb 3ft, baß mir ejiftieren. 3f)t moQt bie Herren fein allein. SBeil mir aud) motten etmas fein, Dafjer bas neibifd) Carmen. Die Sriegsfurte f)abt if)r geroedt, Die ganae 2ßelt in Sranb geftedt, Ilm euern lopf au märmen. 2Bir tjaben lange eud> ijofiert Unb eure Sitten treu fopiert, 9tun Reifet es Sd)Iug, itjr ijerren. SEBir miffen jefct, moran.roir finb, llnb eurer frommen Sieben 2öinb 2Birb nimmer uns betören. 9hm ift es aus mit Sport unb Spiel Unb mit bes gufjbatls t unfern gu& aus euerm Stritf, Sann — für bie 9lot, bie Qualen, gür bas oergojjne eble SBlut, gfiir aller 2Rütter Iränenflut SDtüjjt ii»r bie SRec^nung aaljlen. Cicbet oerfjajjf a b oetf)öf>nt. 30. 3anuar 1915. S a s beutfd)e ijeer ftefjt unbejroungen, 3m SBogenprall ein gelfenftranb. 2Jtit 5Dlacf)t ift es i)ineingebrungen 2lls Seil aus Staltf in Seinbeslanb. 3n SBeft unb Often Sieg auf Siegel Stur eines f)at ber geinb ooUbrad)t: 6 r I>at burd) feingeftellte ßüge Uns in ber SBelt oerijafjt gemalt. 2Bie ßömen fämpfen unfre Söfjne, Sd>mert tniber Sdjroert unb Schlag auf S(f)lag, Unb Stf>uf$ auf Scfjufj im Scf)tacfytgebröf)ne, Unb gelben fallen oi>ne Klag'. Dorf) gegen bie »erlognen jungen ©ibt's meber Saniert nod) ^elbenmut. S a ift bem fjeinb ber Sieg gelungen: (Er roetjrt ficf> fd)lecf)t, bod> lügt er gut. 3a, ptten mir, als getnbfcfjaft blifete, Uns gleicf) gebucft in blaffer Sc^eu, Das Sdyraert aerbrocfyen, bas uns ftfyüfete, ©ebrodjen bie gefdjmorne £reu, 3a, gelten mir im ÜBaffenfpiele Sem getnb aum S)ieb ben JRütfen I>in, Safe er an uns fein SDliitcfjcn füf)te, SBie es fcf)on lang fein 2Bunfd> unb Sinn — S a roaren mir rccfjt nette ßeute, Sie roiffen, mas fid) jtemt unb fdjicft Sie Herren teilen fid> bie ¿Beute; Sanft mirb ber ijals uns jugebrüctt.
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S i n b mir bann Iura unb Kein g e f l o g e n , S o n n finb fie aud) mit u n s Dcrfötjnt; SEBtr hätten teinen i j a f j 3U tragen, D nein! — blofj mürben mir o e r p t j n t . Dod) meil wir u n s nid>t würgen laffen Unb trofrig niedren unfrer ijaut, © e i l mir bas Sd>mert fo trofeig faffen Unb unfer Sdyroert fo roudjttg fjaut, 2Beil uns mit S o t t bie Siege glüden, D a s Ijat bes J o f f e s (Blut entfadjt. Seltner ift's; mir müffen brein u n s fdjicfen. 5Beri>afjt, es feil Stur nicfyt uerladjt! Drau&en unb
tafcinu
30. 2lprti 1915.
Des ßonbes junge 2Jtannfct>aft ftei)t im Stiege Unb färnpft au Deutfcf)Ianbs i)eil ben fjarten Streit. Daijeim — ja, ba oermünfd)t man ifjre Siege Unb i)ält bem getnb ben ßorbeerfrans bereit. 3 m gelbe fd)lägt Segeiftrung i>olje glommen — Daheim, ba fäxoelt im Düftern tiefer ©roß. Do ftecft bie Köpfe flüfternb m a n aufammen Unb pijantafiert, mie's anbers merben foH. 3 m gelbe fallen Opfer oi>ne Gnbe Unb bluten junge Reiben oijne Sa*)*Daheim — fällt m a n bem S t i f t e r in bie jjänbe Unb büfjt in i j a f t oertoegnen iRebefc^toall. 3 m gelbe meiert ber geinb, oon unfren Seilten 3urü, Scfjritt f ü r Schritt. Daheim, ba fteigt bie geinbfd>aft in bie ©reiten Unb fd>l«ppt bes ©obens trübe f)e\e mit. E s meljt ein böfer SEBinb burd) unfre ßanbe, (Es treibt Sßerrat unb galfd)i)eit fd)limmes SpieL 2Ber trägt bie Sdjulb an biefer 9tot unb Sdjanbe? 3d) flage an! (Es 3Ürne, toer bo will! Die finb bie Sdjutb, bie fid) als Deutfdje fügten, Die mit uns fdjäfeen beutfdjes Silbungsgut Unb mit uns ftreben t)in su beutfämen!" Socfy laut 3u rügen, ja, bas toagt man nid>t. Sie 3?riebensmenfcf>en finb's, bie ja nid>t I)äffen, 3a feinem ratt) tun motten in ber SBelt llnb barum jebem feine ÜDteinung taffen, Unb jebem fagen, aas ifjm rooijlgefällt. Sie toiffen, tnas bie SBelt oerlieren mürbe, SBenn unferm getnb gelänge, roas er broljt, llnb rühren feinen Ringer gegen jene, Sie täglid) fluten: „Seutfd)tanb in ben lob!" Scfyutb an bem 3ammer finb bie falben Sxeunbe, Sie lauen Seelen oljne SBudjt unb ®(ut. 3f)r Sdjroanfen ift SSegönftigung ber getnbe, 3i)r fanftes Sdjroeigen gibt bem ijaffe 3Jlut. So gei>t's ntd)t mel)r. Sie 3«t fdjreit: bie getoofynte, Sie füge Unentfd>iebenf>eit fei enblid) aus! Sinb eure Söfyne 3Jtänner an ber gronte, 3m Sd)Iad)tgebrau5, feib ÜJtänner il>r au #aus! Bit m&ffen burd». 2luguft 1915. Sas Wleet ift »ilb unb tief bie glut, 6in ÜReer oon Iränen unb oon SBlut, ein graufig SCobesringen. 6s mäfot l)eran fid) Stoß für Stoß, es reit unb bäumt fid) riefengroß, Sroijt alles ju oerfdjlingen. 2Bir müffen burdy! 0 meiner Heimat Silges ßanb! Ser ffielt ©unft f»at fid) abgeroanbt, Sie fflia bid) nimmer leiben. Sie brängen bid) ofjn' Unterlaß: Stingsum ein Sturm oon SEßut unb f)a%, 2lls mürben leufel ftreiten. Unb bu mußt burd)! Sdjonroäfjrtein langes 3al>r ber Sarnpf 3m Sd)lad»tgeroüf)l unb ?ßufoerbampf. 2Ber aätjtt ber Opfer SQtenge? es mirb ben i^erjen angft unb bang,
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©ar manitf uns burd)! ©od» fiel), tme fdjrecfiirf) aud) bic Sd)tad)t, S i c groß bes geinbes übermalt, (Es ift ii»m nicfjt gelungen! Der (Brengen 2Bad)t fjlelt roaefer Stanb. 5Rod) fteljt, au SB äffer unb au Sanb, S i e ijeimat unbepmngen. IDer #err l)alf burd). Drum fei getroft, mein unb 6 i n n ! Der bisher l)alf, t>ilft fernerhin, 2Birb uns ben Sieg geroätjren. Millionen SDiutterfyersen fdjrei'n: „ßafj balb ber 5lot ein (Enbe fein!" 2Bie foHt' er bies nid>t p r e n ? Der 5)err I>ilft burd). 3 a , er ift bei uns auf bem 5ßlan: SSalb ift ber tefcte Sd)Iag getan, Der lefcte Sdjufj gefallen. 3ief)t bann, ben Siegeriranj im Sjaar, ijeimroärts bie füi>ne #elbenfd)ar, SBie roirb es ba erfd)aHen: 2)urd>! 3Bir finb burd)! SBenn m o n i e r aud) nid)t n»ieber!el)rt — Cr fiel unb fd)läft in frember (Erb' Unb ift bod) mit beim gefte. Cr freut fid) mit in jenem ßanb, tJroi) fd)iDingt bie 5ßalme feine #anb: Sein Sieg ift bod) ber befte. S o t t Ijalf il)tn burd). Iroff. Sluguft 1915. 2Rtr fagt's mein ^erj, id) glaub's unb füijle, toas id) glaube: Die #anb, bie uns burd) biefes Dunfei fiiljrt, ßäfet uns bem (Elenb nid)t 3um Staube. Unb roenn bie Hoffnung aud) ben Slnfergrunb »erliert, S o laßt uns feft an biefem ©lauben galten! (Ein ein3'ger Slugenblicf !ann alles umgeftalten.
(Srijffnimgsattfpradje in ber ^ a u p t b e r f a m m l m t g
ö ö m 8 , STiär^
1917
üott 0 . ¿ßotfram. SBettn ber 23orftanb ber ©efellfaft für etfäffifdje ßiteratur tn btefer ernften unb fcfyweren bie SRitglieber gum erften 2JlaIe mteber feit SSeginn bes Krieges au ber faöungsgemäfjen #aupt= oerfammlung berufen fyat, um 93erid>t 3U erftatten über feine Xättg= feit in ben legten Sohren, fo wirb biefe t unmittelbar bem Kampfe um unfer 2)afein bient, unb auef) bie fjeutige ©i&ung mißbilligen, mö^te id) auf bie Aufgaben unferer ©efellfcijaft ijinmeifen, beren (Erfüllung gerabe in biefen fritifdjen 3af)ren bie Slotwenbigfeü unferer 58eftrebungen auf bas Stadjbrüdli^fte erwiefen ijat. SBenn fid> in ben 9teid>slanben oor bem Kriege unb wäfjrenb besfetben politifdje unb fulturelle ©rföeinungsformen unerfreu= Iidjfter 2trt gezeigt tyaben, fo berufen biefe in ifjrem testen ©runbe auf einem ungefunben unb falfd) geleiteten $artifularismus, ber bas ßanb oon feinem beutfdjen ©tammlanbe tnnerltd) abge= brängt i>at. 9hm ift unfere ©efelifdjaft gegrünbet 5ur Pflege ber e t f ä f f i = f d j e n ßiteratur, ntdjt ber eIfafHoti>ringtfd)en. ¡Damit f)at fie oon
— 39 — oomfjerein tlor unb beuttidj gegeigt, bafj fie nid)t bcnt retd)siän= bifdjen politifdjen ^artifularismus bienen Witt. 2tber aud) mit bem irregeleiteten elfäffifc^cn «Portifularismus t)at fie in tf)rem SEßefen nidjts gemein, 3m ©egenteit. 2Benn fid> aus unfern geplanten unb erfdjienenen 5ßeröffentiid}ungen auf bas fiarfte ergibt, bafj Strafen bürg im 15. unb 16. Qaljrtjunbert ber flafjifd>e Sötittelpunft ber beutfd>en ßiteratur überhaupt gemefen ift unb oonfjier aus bie 5Be* frud)tung ber beutfdjen Dichtung ftattgefunben ijat, gerabe wie Sßeimar bie Zeitige Stätte in biefem Sinne um bie 2Benbe bes 18. gum 19. Saijrijunbert mar, fo geigt bas auf bas fdtfagenbfte, bafj bas unflefudjte, ot)ne jebe politifdje lenbeng fid> entmidetnbe Ergebnis unferer £ätigfeit ber 9tad)meis ber engen SBerbinbung bes etfäffifdjen mit bem beutfdjen ©eiftes* unb Kulturleben fein muB. ©s ift bas genau basfelbe 9tefuttat, mie es bie 23efd>äftigung mit ber ©Ifäffifcfyen ©efd)td)te unb SHtertumsfunbe bietet. Das ßanb mar beutfdj bis in bie legten gafern, unb menn bie 3al)r= ijunberte frangöftfdjer #errfd)aft biefe latfadje oermifdjt I)aben, unb ber poIitifd)e ^arttfulartsmus unferer J a g e ftd) iebtgltd) auf biefe lefete ©ntmirfiungspijafe ftiifete unb gerabe im ®egen= fafc gum 2)eutfd)tum feine 2>afeinsbered>tigung fud)t, fo ift bas eine tSälfdjung bes eigentlichen Sßefens biefes ßanbes unb SBotfes, beren Serirrung ftd> burd) nidjts beutlidjer fenngeidjnet, als bajj bas ßanb feit bem eintritt ber frangöfifdjen i)crrfd>aft unb bem unljetfooflen SBirfen ber Vertreter ber fogenannten 2>oppeI= Jultur Iiterarifdj gur oöHigen Unfrudjtbarfeit oerurteiü gemefen ift. 2Bas in biefer 3eit auf bem ©ebiete ber ßiteratur nod) geleiftet mürbe, bas f)aben, mte unfere 3af)resgabe oon 1915 „Deutfdje Dtd)» tung im ©tfafj oon 1815 bis 1870" geigt, iebtgltd} bie SJtänner ooII= brad)t, bie in tyrem bergen beutfd) geblieben roaren unb ben 3u= fammenijang mit bem alten üühitterlanbe gepflegt i)aben. S o arbeitet unfere@efellfd)aft in frieblidjemfingen auf biefetben^iete, mie unfere tapferen Kämpfer braufjen an ber gront. Steden fie in Kampf unb üftot, um bas ßanb gemiffermafjen gum gmeiten 3Jlate gu erobern unb gu einem ungerreifjbaren ©Hebe in bie Kette ber beutfd>en ßanbfdjaften einguf einrieben, fo erfüllen mir biefe felbe Slufgabe, menn mir ber (Einfielt gum Siege Derbelfen, ba& nur im engften 2infd)luf3 an beutfdjes SBefen bas ßanb feine geiftigen Kräfte er= neuern unb entmicieln fann. Das mar unfere Siufgabe oom ©riin*
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bungstage an unb ift es urtoerrücfbar geblieben, unb mit tljr glauben toli neben ber roiffenfd)aftttc$en aud) eine beutfdje oaterIänbtfe ißftidjt 3U erfüllen unb erfüllt 3U fjaben. 2Bir leben ber felfenfeften Überzeugung, bie ftcf>, mit letzter 2fl)änberung eines brannten Didyterwortes, in bie 2öorte au» fammenfaffen tttfet: llnb es roirb am beutfcfyen ©efen SWoc^ einmal bies ßanb genefen.
2>ie £ätigfeit ber ©efettfdjaft für elfäffifdje Literatur toftljrenb be3 triege^ ©etidjt erftottet bott gfranj SBenn bei biefer erften ijauptoerfammtung, bie bie ©efelifchaft für clfäffifc ßiteratur roährenb ber Kriegsgeit abhält, ein iuracr ¿Bericht über bie Sätigfeit ber ©efellf als befonbers wertooll unb mistig erwiefen ijaben. Dtefe ©efi^tspuntte waren: unberührt oon ben lagesfämpfen unb ohne bireite polemtfdje £enbengen, bie lite= rarifd)e Kultur bes ©Ifafj burd) bie ÜRittel wiffenfchaftlicher gorfd)ung 5U erhellen unb weiteren Kreifen bie ©rgebniffe biefer $orfd)ung nahezubringen. 2)abei muffte ficf> oon fetbft ergeben, bafc bie Kterarifche Kultur biefes ßanbes in allen bebeutfamen ßeiftungen eine b e u t f d j e war. llnb eben bie rmffenfcfyaftlttfye 9tui)e unb Dbjeftioität, bie wir bei ben Arbeiten ber ©efellfchaft anftreben, trägt bie ©ernähr ber Dttdjtigfett unb ttbergeugungsfraft bes SSübes in ftd>, bas ftch fo oon ber Iiterarif(f>en Vergangenheit bes ßanbes gewinnen läßt. ®s fonnte nicht ausbleiben, bafj auch bie Arbeiten unferer ©efellfchaft burd) ben Krieg Störungen unb Unterbrechungen er» fuhren. 2>ies Schtcffal teilen wir mit allen wiffenfdjaftlitfyen 2kreint= gungen, bie fid> bie Drganifation weitausfchauenber, mit i)ilfe gahl» r e i f e r Mitarbeiter ins SBerf gu fefeenber Unternehmungen ange= legen fein iaffen,. ©erabe bie jüngeren 2JUtarbeiter, bie wir oor« gugsweife heranguhoien bemüht gewefen finb, waren infolge ihrer Pflichten gegen bas 23aterlanb mehrfach aufjerftanbe, begonnene Arbeiten erheblich äu förbera ober auch überhaupt folcfjc Arbeiten
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für bie ©efellfchaft 3U übernehmen. Slber auch bie nicht im gelbe ftehenben Reifer ber ©efellfchaft waren burch bte ftärfere beruf» liehe 3nanfprud)nal)me aller berer, bte hinter ber Front tätig finb, nid)t immer in ber Sage, ihren 23erpfltd)tungen uns gegenüber ooll nad)3uiommen. Daju traten mit ber längeren Dauer bes Krieges bie jtd) fteigemben tedjntfdjen Schnrierigfeiten. SOßenn es trofebem gelungen ift, bie Unternehmungen ber ©efellfchaft auf ben oerfchiebenen 2Begen, bie ihr Programm oo^eichnet, weiter* 3ufüi)ren unb bie oorljanbenen 2Jiittel nufcbringenb 3U oerwerten, fo glaubt ber Storftanb bamit bargetan 3U haben, tüte fcljr bie Arbeiten ber ©efellfchaft ihm am f e r s e n liegen unb welche 2Bid)tig= feit er ihnen beimißt. Unb er glaubt, auf einftdjtige unb — währenb biefer 3eit auch manchmal nad>fid)tige — Beurteilung bes @r= ftrebten einen Slnfpruch erheben 3U Jönnen. über ben S t a n b ber einseinen SSeröffentlichungen hat bereits ber oor fur3em erfchienene Jahresbericht 2lus!unft gegeben. 3mibts gehörte. Arbeiten über (Eulogius Schnetber, ber uns toieber in bas für bas (Elfafj fo be= beutfame 9teoolutions3eitalter führt, über bie 5ßrofa Äonrab Vfeffels, über Sehers unb # u m o r bei ©eiler oon Reifersberg finb im SDtanuffript fertiggeftellt unb harren bes Srucfes. fomme nun 3U ben g r o ß e n A u s g a b e n . S i e finb naturgemäß burch ben Rrieg am meiften in Sttitleibenfchaft gesogen toorben. Sod) blieb ber Vorftanb unausgefefet um fie bemüht unb ihre Vorbereitung ift, worüber ber Jahresbericht im emgelnen 3Jttt= teilungen enthält, foweit geförbert, baß wir nach Sßieberfehr nor= mater ßeiten einen r a f f e n Sortgang auch tiefer befonbers willigen
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unb bauentb mertoollen Veröffentlichungen in fiebere 2iusfic^t ftelien iönnen. 2im meiteften oorgefchritten ift bie 2Jturneraus= gäbe. SSon iijr mürben, märe ber Krieg nicht baamifchengefommen, heute bereits brei SBänbe ber öffentlichteit übergeben morben fein. S o liegen benn nun nur aroei SBänbe im 3Kanuffript oor unb finb im 2)rude begonnen morben. einmal bic „9Jtüf)Ie Schminbelsheim", bie Dr. Bebermeger, 3.3t- im gelbe, heraus» gibt; sum anbern bie Satire „SSom grofjen luti)ertfci)en Marren", bie i)erm ^rioatbojent Dr. 3Jierfer in ßeipaig anoertraut ift. 2)ie 3Jturnerausgabe bereitet mäijrenb bes Krieges befonbere technifche Schmierigfeiten, einmal megen ber oon uns um ihrer gormfd)öni)ett mitten gemähten Schriftart, beren SBeftanb an Settern gegenmärtig leiber nicht su oermehren ift, mesmegen benn mit bem oorijanbenen geringen SBorrat nach iülögtid>teit gemirt* fdyaftct merben muß. 3um anbern megen ber i)erfteliung ber ijoljfchnittreprobuftionen, bie ben SBerfen beigegeben merben. Dicht nur bafj bie i)erftellung oon (Etiles für biefe #ol3fchnitte jefet aufjergemöhnliche Schmierigfeiten unb Äoften oerurfacht: auch ber Sßerfenbung ber feltenen unb unerfefeltd)en Original* bruefe erfteijn jefct mannigfache Hemmungen unb 93ebenflid)= feiten. 2Bir finb aber auf bie ausmärtigen Snfunabetn ange= roiefen, meit unfere, an folgen Schäden ja reiche SMbliotijef ihren SSeftanb an foftbaren Drucfmerfen gegen etmaige ^ufälie in fixeren ©eroafjrfam i>at bringen müffen, berart, öajj es nicht möglich ift, etnselne benötigte SBänbe aus ihm tjerausjuljoien. 2Btr hoffen nun= mehr, bafj im 3ai>re 1917 bie Schrift „SSom lutherifchen Starren", ein ftarfer JBanb, ericheinen mirb. 3n menigen SBochen mirb bie (Einleitung Dr. ¿Werfers ausgebrueft fein, bie manche überraf^enbe 2luffriftenliteraiur bes fampffreubigen De» formationsaeitalters enthält unb im 3ubetjai)re ber Deformation bem unooreingenommenen ©efdji^tsfreunbe befonbers millfommen fein bürfte. Sie Ausgabe ber SBerfe gifc^arts mie bie ber Schriften ©eilers oon Reifersberg finb Unternehmungen oon ungemöljn= Itcher Schmierigfeit, mofür am beften bie Satfadje fpridjt, bafj bisher alle nach biefer Dichtung gehegten «Pläne aisbaib fatten gelaffen mürben. Sie (SefeUfchaft glaubt fich bennoch bafür oer= bürgen ju fönnen, bafc, menn ihr genügenbe Unterftüfeung auietl
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wirb, fic auch biefe Aufgaben bearotngen wirb. über bas, w a s in ber ¿wifd)en3eit für bie Drganifterung beiber Unternehmungen ge= idjeijen ift, enthält wieberum ber ¡Jahresbericht alles 2JMtteiIens= werte. ratU an biefer ©teile nur eines fjeroorljeben, w a s für ben 6ad)fenner oon einigermaßen ausfdjtaggebenber 5Bebeutung fein bürfte: (Bs ift gelungen, ijerrn $rof. Dr. Qoijannes Bolte in Berlin ais ßeiter für bie gifd>art=2iusgabe j u gewinnen. #err 3SoIte ift gegenwärtig unbeftritten ber geieljrtefte Kenner ber europätfdjen ßiteratur bes 15.—17. Sahrhunberts, unb feine wiffenfchaftliche Sirbeitsfraft ift allen gachgenoffen befannt. (Eine Steiije bewiefener gachgetehrter ift oon ihm für bie SÄitarbeit gewonnen morben. S o oermag benn bie ©efcllfcfjaft aud) auf bas roäfirenb ber Äriegsjeit ©eleiftete mit SBefriebigung jurürfblitfen, jumal, wenn man bie Umftänbe ins Siuge faßt, unter benen fie 3U arbeiten ge= 3wungen mar. S i e ifjr 3ur Verfügung ftefjenben SJtittel finb in einer SEßeife oerwanbt worben, bie ber 58ebeutfam!eit tfjrer ßweefe unb Aufgaben entfpridjt. Diefe 2Jtittel finb ihr, 3umal für bie plan» mäßige 2Beiterfüi)rung ber Siusgaben 2Rurners, gif Charts unb ©eilers unentbehrlich Set ben erhöhten #erfteUungsfoften für Drucfwerfe wirb fid) ber finan3ielie SSebarf in ^ufunft frctticf> noch fteigern. Sie ©efellfd)aft ift fid) bewußt, baß ihre SBeftrebungen unb ßeiftungen auch unb ba in unferem ßanbe, für bas fie wirft, eine wenig einfid)tige Beurteilung erfahren. 2>as toirb fie nid)t abhalten, ben eingetragenen 2Beg mit geftigfeit weiter 3U b e f r e i t e n . Saft täglich belehren mich ßufchriften aus bem weiteren Seutfdjlanb, weldjes Qntereffe bort gelehrte unb un« gelehrte Greife ben Arbeiten unb Dianen ber ©efeüfdjaft entgegen» bringen. 2Iud) an Singeboten 3ur tätigen 2Kitarbeiterfchaft fehlt es nicht. S o fehen mir hoffnungsooU ber weiteren ©ntwicfiung entgegen unb oertrauen auf bas Schwergewicht ber pofitioen ßeiftungen unb ber aufgebotenen 2Irbeit, bie fchließtich ihren ßohn ja nur in fich felbft trägt.