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German Pages 207 [220] Year 1965
BECK DAS E B E R S I G N U M IM G E R M A N I S C H E N
QUELLEN U N D F O R S C H U N G E N ZUR SPRACH- U N D KULTURGESCHICHTE DER GERMANISCHEN VÖLKER
BEGRÜNDET V O N BERNHARD TEN BRINK U N D WILHELM SCHERER
NEUE FOLGE HERAUSGEGEBEN V O N HERMANN KUNISCH
16 (140)
HEINRICH BECK DAS EBERSIGNUM IM GERMANISCHEN
WALTER DE GRUYTER & CO • BERLIN V O R M A L S G. J. G Ö S C H E N ' S C H E V E R L A G S H A N D L U N G
—
J. G U T T E N T A G , V E R L A G S B U C H H A N D L U N G — G E O R G REIMER — K A R L J. T R Ü B N E R — VEIT Sc C O M P .
DAS EBERSIGNUM IM GERMANISCHEN EIN BEITRAG ZUR G E R M A N I S C H E N TIER-SYMBOLIK
VON
HEINRICH BECK
WALTER DE GRUYTER & CO • BERLIN VORMALS G. J. GÖSCHEN'SCHE VERLAGSHANDLUNG — J . GUTTENTAG, VERLAGSBUCHHANDLUNG — GEORG REIMER — KARL J. TROBNER — VEIT & COMP.
Gedruckt mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft
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© C o p y r i g h t 1965 by W a l t e r de G r u y t e r & C o . , v o r m a l s G . J . GÖschen'schc
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J . Guttentag, Verlagsbuchhandlung — Georg Reimer — K a r l J . Trübner — Veit & Printed
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Wiedergabe,
VORWORT
Die vorliegende Arbeit wurde im Jahre 1958 während eines Studienaufenthaltes in Reykjavik/Island begonnen. Anregung und Themenstellung ergaben sich aus Übungen zur skaldischen Poesie bei Professor Einar Ölafur Sveinsson (Universität Islands/Reykjavik). Von der germanischen Religion trennt uns nicht nur ein zeitlicher Abstand von mehr als 1000 Jahren. Auch dem Verständnis sind Grenzen gesetzt, die es gewagt erscheinen lassen mögen, zeitlich und räumlich weit getrennte Phänomene zu einer Einheit zusammenfügen zu wollen. Wenn hier doch der Versuch unternommen wird, am Beispiel einer Symbolgestalt des germanischen Altertums eine solche Zusammenschau zu wagen, dann nur im Bewußtsein der Unzulänglichkeit des Redens über zwar sichtbare, in ihrem Sinngehalt aber doch vieldeutige, veränderliche und rational nicht ausdeutbare Heilszeichen einer heidnischen Erfahrungswelt. Innerhalb dieser Grenzen möchte die Arbeit die Gewichte recht verteilen: die sinnbildlichen Zeichen in ihrem verweisenden Bezug nicht entwerten, die profanen, konventionellen und formelhaften Bild- und Sprachtopoi nicht mit Sinnbezügen belasten, die sie gar nicht beinhaltet haben. Für vielfache Anregungen und Förderungen bin ich D a n k schuldig den Herren Prof. Betz, Prof. Kabell, Prof. H u g o Kuhn, Prof. E. Öl. Sveinsson (Reykjavik), Prof. Joachim Werner, Prof. Wissmann und Dr. Schier. Besonderer Dank gilt meinem verehrten Lehrer Prof. O t t o Höfler. Ihm verdanke ich die H i n f ü h r u n g zur Germanischen Kultur- und Religionsgeschichte. Seine Wegweisungen haben Studiengang und Arbeit wesentlich bestimmt. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft ermöglichte den Druck. H e r r Prof. H . Kunisch, München, hatte die Freundlichkeit, die Arbeit in die von ihm herausgegebene Reihe der „Quellen und Forschungen zur Sprach- und Kulturgeschichte der germanischen Völker" aufzunehmen. Für die großzügige finanzielle Unterstützung und die Aufnahme in eine so ehrwürdige Schriftenreihe möchte ich herzlich danken. Ein Wort des Dankes gilt auch dem Bayerischen Staatsministerium f ü r Unterricht und Kultus, das durch seine Zuwendungen den Aufbau einer skandinavischen Fachbibliothek im Seminar für Nordische Philologie und Germanische Altertumskunde der
Universität München ermöglichte, und den skandinavischen Instituten und Bibliotheken, die durch großzügige Bücherspenden zum Ausbau dieser Bibliothek beigetragen haben. Durdi ihre Gaben entstand eine Arbeitsmöglichkeit, die dankbar beansprucht wurde. Die Philosophische Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität München nahm diese Arbeit im Wintersemester 1961/62 als Dissertation an. Für den Druck wurden einzelne Kapitel umgearbeitet.
INHALT
VORWORT
v
Einleitung Der Eber und der Aspekt des Kriegerischen
1 4
Helm Schild Feldzeichen Svinfy Iking Sdiwert und Speer Gürtel, Schnallen und Fibeln
Der Eber und der Aspekt des Chthonisch-Vegetativen . . . . Personennamen und tign-Namen Der Eber in Komposition mit anderen Tiersacra Thor-Namen Odin-Namen Frey-Namen Keltische Ebersymbole und keltisch-germanische Beziehungen
4 33 37 41 47 53
56 70 80 86 88 91 110
Die Gundestrup-Periode
110
Der König-Artus-Umkreis
114
Der Eber und die mittelalterliche Tiersignificatio Die Eberjagd Der Eber und die heitstrenging Das heiti jgfurr
127 154 177 183
LITERATURNACHWEISE
196
REGISTER
203
Meinen Eltern in herzlicher Dankbarkeit
EINLEITUNG Die aus germanischer Frühzeit überlieferten Tierbilder auf Waffen und Trachtbestandteilen gehören nicht in den Bereich einfacher Abbilder. Auch die Tiere, von denen die Uberlieferung in Verbindung mit Kult und Brauchtum berichtet, weisen über den Seinsbereich der animalischen Existenz hinaus. Nicht Abbild, sondern Sinnbild ist das Tier in diesen Erfahrungsbereichen, signum, das der Interpretation bedarf. Die altgermanische1 Religion kennt das Tier in sakraler Funktion. Hier sind insbesondere die Symbolbeziehungen von Herrschern, Helden, Sippen und Stämmen zu Tieren zu nennen, wie sie im Glauben an die Abstammung vom Tier, in Tierverwandlungen, Tiernamen und tierischen Kultemblemen bezeugt sind. Die vorliegende Arbeit setzt sich zum Ziel, den Blick auf eine dieser Tierrepräsentationen zu lenken: auf die des Ebers. Nun ist nicht jedes Tiersignum, das in der germanischen Überlieferung begegnet, auch ein sacrum. Hier ist zu scheiden zwischen symbolischer Manifestation, allegorischer und metaphorischer Sprache und den rhetorischen Figuren der Tiervergleiche. Alle diese Möglichkeiten lassen sich von der Frühzeit germanischer Geschichte bis in das Mittelalter hinein finden. Die umfassendste, zugleich aber auch mißverständlichste und der Fixierung widerstrebendste Beziehung ist die des Symbols. Das Tier als Symbol liegt außerhalb der logischrationalen Erfaßbarkeit in einem Bereich von Erfahrung, der dem profanen Gegenstand einen Sinn beimißt, der nicht mehr aus den Elementen dieses profanen Objektes erklärt werden kann. Alle Versuche, das Ebersymbol aus den Eigenschaften dieses Tieres verständlich zu machen, aus seinem Mut, seiner AngrifFsstärke u. ä., mißverstehen die Kategorie des Sakralen und das Wesen des Symbols2. Als eine der
!
1
Der Terminus „altgermanisch" soll hier und im folgenden in der Definition verwendet werden, die ihm A. Heusler, Die Altgermanische Dichtung, Darmstadt 1957 (Neudruck der 2. Ausgabe von 1943, Handbuch der Literaturwissenschaft, hrsg. von Oskar Walzel), p. 8, gegeben hat. Dies gilt audi für den Begriff „germanisch" im Titel dieser Arbeit.
2
A. T. Hatto hat in einer Abhandlung über „snake-swords and boar-helms in Beowulf" (English Studies 38, 1957, p. 145 ff.) versucht, die Ebersymbolik Bede, E b e r s i g n u m
2
Einleitung
sakralen Manifestationen in tierischer Gestalt ist der Eber als Symbol wesensmäßig dem Mythos zugeordnet 3 . Das allegorische Verständnis des Ebersignums erwächst demgegenüber aus einem rationalen Verhältnis zum Objekt, indem das Allgemeine im Besonderen, das Abstrakte im Konkreten zum Bilde wird. Dieses Verständnis des Tierzeichens hat auch im Germanischen seinen Ausdruck gefunden. Der Tiervergleich, eine beliebte rhetorische Figur mittelalterlicher Dichtung, und die Tiermetapher, die den Eber zum Objekt des Vergleiches und Gegenstand des geschauten Bildes erheben, leben aus dem starken Bildgehalt, f ü r den gerade dieses Tier unerschöpflich scheinende Möglichkeiten bot. Schließlich ist noch ein dem christlichen Mittelalter eigentümliches Tierverständnis zu nennen. Dem Tier wird in der christlichen exegetischen und homiletischen Literatur eine significatio beigemessen, die durch die Autorität biblischer Schriften legitimiert wird. Auf Grund einer göttlichen Schöpfungsordnung weisen diese Tiere auf eine höhere Ordnung hin, in der sich das göttliche Heilsgeschehen mit der Menschheit vollzieht. So wird dem Tier auch im christlichen Verständnis ein signum-Charakter beigemessen. als „defensive magic" verständlich zu machen. Seine Größe und Gefährlichkeit zeige der Eber nirgendwo so sehr wie in der Abwehr seiner Feinde. Daher sei die Ebersymbolik auf den Schutzwaffen als eine solche Abwehrmagie — so wie die Schlangensymbolik als „aggressive magic" — zu verstehen (. . . the choice of snake and boar was determined by considerations of aggressive and defensive magic . . . p. 160). Es erscheint fraglich, ob eine Symbolik dieser A r t in dergleichen Erfahrungsbereiche zu verweisen ist und aus solch rationalen Erwägungen (. . . determined by considerations of . . .) erklärbar wird. H a t t o s strenge Scheidung in „aggressive snake-magic" (auf Schwertern) und „defensive boar-magic" (auf Helmen und Standarten) ist schon deswegen unhaltbar, weil wir gerade aus England einen Schwertfund des 7. Jahrhunderts kennen, der Ebersymbole zeigt. * Zum Begriff des Symbols und der Kategorie des Sakralen sei insbesondere verwiesen auf die Arbeiten von Rudolf O t t o , Das Heilige, Breslau 1919. Ders., D a s G e f ü h l des Überweltlichen, sensus numinis, München 1932. M. Eliade, Die Religionen und das Heilige, Salzburg 1954. Ders., Ewige Bilder und Sinnbilder, Ölten und Freiburg i. Br. 1958. G. van der Leeuw, Phänomenologie der Religion, Tübingen 1956, 2. Aufl. F. Heiler, Erscheinungsformen und Wesen der Religion, Stuttgart 1961 (Die Religionen der Menschheit, Bd. I). Vgl. auch E. Cassirer, Philosophie der symbolischen Formen, N e u a u f l . D a r m s t a d t 1956—58. Ders., Wesen und Wirkung des Symbolbegriffs, O x f o r d 1956. E. Buess, Die Geschichte des mythischen Erkennens, München 1953 (Forschungen zur Geschichte und Lehre des Protestantismus, 10. Reihe, Bd. IV).
Einleitung
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Germanisches Erbe und christliche Tradition verschränken sich hier vielfach. Es sei daher der Versuch unternommen, das Ebersignum in seiner christlichen Verweisbeziehung in die Darstellung aufzunehmen. Als Symbol, das dem Mythos zugeordnet ist, hat das Ebersignum teil an einer sakralen Realität, an einer religiösen Ganzheit, von der es durch die kritische Analyse nur allzuleicht isoliert und aus dem Zusammenhang gelöst werden kann. Das Ebersymbol gehört in den großen Bereich des sakralen Symbolismus, der in vielen Substituten und Partizipationen in Tiergestalt die religiöse Realität in einer eigentümlichen und uns weithin fremden Struktur offenbart. Die volle Relevanz dieser Tiersymbole würde sich erst in der Gesamtschau aller tiergestaltigen Heilszeichen ergeben. Insofern soll die vorliegende Arbeit nur als Teil und Beitrag zu einem Ganzen betrachtet werden.
D E R EBER U N D D E R A S P E K T D E S K R I E G E R I S C H E N Das Ebersignum läßt sich sowohl in der literarischen Überlieferung wie aus vor- und frühgeschichtlichen Funden in Verbindung mit Waffen nachweisen; Gemeinsam ist allen diesen Eberzeichen die Verbindung zum Kriegerischen. Zu einem weiteren Aspekt, dem des chthonisch-vegetativen, leiten die Ebersigna auf Gürteln, Schnallen und Fibeln über.
Helm In der literarischen Überlieferung sind Helme mit Ebersigna bekannt aus der angelsächsischen und altnordischen Dichtung. Im Angelsächsischen ist es besonders das Beowulfepos, das den Eberhelm nach Aussehen und Funktion beschreibt 1 . Der Helm trägt als Krönung eine Eberfigur: swln ofer helme (1286), eofor-lic . . . ofer hleor-bergan (303). Die Verwendung des Wortes „lic" deutet auf plastische Eberfiguren, auf dem Scheitel des Helmes, über den „Wangenbergen". Im Gegensatz zum Eisenkörper des Helmes sind die Figuren mit Gold überzogen: gehroden golde, f ä h ond fyr-heard (304 f.). Die Ebersigna zieren den Helm noch auf andere Weise: befongen frea-wräsnum, worhte wiepna smiö, besette swin-llcum,
since geweoröad, swä hine fyrndagum wundrum teode, JjEet hine syöj>an nö . . . (1450 ff.).
Auch hier begegnen uns die swin-llc, wie in der bereits oben zitierten Stelle. So eindeutig dort aber die Eber auf dem Scheitelkamm angebracht waren, so klar ist aus dieser Stelle zu folgern, daß die swin-llc auch den Helm umgeben konnten. „Besettan" ist nur im Sinne von „circumdare" zu verstehen, d. h. Helmbänder mit figürlicher Eberdarstellung umgaben den Helm. I m gleichen Sinne ist dann auch „befongen frea-wräsnum" aufzufassen. Befön (part. prät. befongen) bedeutet „umgeben", „umfangen". Wie immer auch frea-wräsn zu verstehen sein wird, es muß auf die gleiche Helmausstattung mit rings um den H e l m laufenden, figürlich 1
Beowulf (Heyne-Schückings Beowulf, hrsg. von Else von Schaubert, 1. Teil: Text, 17. Aufl., Paderborn 1958, Bibl. d. ältesten deutschen Lit.-Denkmäler, III. Bd., Angels. Denkmäler, l . T e i l ) , 303, 1111, 1286, 1453, 1328.
Helm
5
verzierten Bändern zu beziehen sein. Frea-wräsn ist nur im Beowulf und nur an dieser einen Stelle belegt und wird gewöhnlich mit „kostbarer Reif", „Diadem" übersetzt 2 . „Wräsn", öfter bezeugt, ist etymologisch zu wrazstan „drehen", „biegen" gehörig und in der Bedeutung „Band", „Kette" belegt. Schwieriger ist „frea" zu deuten. Das germanische „frauia-" findet sich im Nordgermanischen ausschließlich im N a m e n des Gottes „Freyr". In den übrigen germanischen Dialekten bedeutet frauia — bzw. das dazugehörige frauan — „ H e r r " . Das Angelsächsische, das besonders im Beowulf eine skandinavische Tradition erkennen läßt, könnte hier sowohl kontinentales wie skandinavisches Erbe verwalten. -Jacob Grimm hat dann audi diese Beowulf-Stelle auf den Gott „Freyr" bezogen und „heim befongen frea-wräsnum" mit „galea ornata Frohonis signis" wiedergegeben 3 . Die Textstelle erweckt den Eindruck hoher Altertümlichkeit. Die Zeichen erhalten ihre besondere Legitimation durch die Tatsache, daß sie ein Waffenschmied in „fyrndagum" schmiedete. Jacob Grimm hat in diesem Zusammenhang auf die althochdeutschen Eigennamen Epurhelm, Eparheim, Frohelm hingewiesen und auch darin die Beziehung zum Gotte Fro gesehen 4 . Dieser Deutung von freawräsn als Zeichen des Gottes Frea widerspricht aber der Gebrauch von Frea im Angelsächsischen ebenso wie der von Fro im Althochdeutschen. Das Angelsächsische kennt frea nur im Sinne von „Herr", „Anführer". Selbst in den oft altertümlichen Kenningar ist keine andere Bedeutung zu erkennen: folc-frea, Gen. 1852 frea leoda, 2
Gen. 2098
J. Bosworth und T. N . Toller, An Anglo-Saxon Dictionary, Oxford 1898, übersetzen: a noble or royal chain, a diadem (und die betreffende BeowulfStelle: the bright helmet guarded his head ornamented with treasure, encircled with noble chains). C. W. M. Grein, F. Holthausen, J. J. Köhler, Sprachschatz der angelsächsischen Dichter, Heidelberg 1912—14 (Germ. Bibl., IV. Reihe, Wörterb., 4. Bd.): diadema? F. Klaeber, Beowulf, 3. ed., Boston 1950: (lordly, i. e.) splendid chain or band. A. J. Wyatt und R. W. Chambers, Beowulf, Cambridge 1952: lordly chain (diadem surrounding the helmet). J. Hoops, Kommentar zum Beowulf, Heidelberg 1932, p. 172: umfangen von herrlichen Reifen. Vgl. zu den Helmbeschreibungen im Beowulf auch R. J. Cramp, Beowulf and Archaeology, in: Medieval Archaeology, v o l . 1 (1957), p. 60 if. S. J. Herben, A N o t e on the Helm in Beowulf, in: Modern Language Notes L II (1937), p. 33 f., übersetzt: splendid mail protection. Audi Cramp, Beowulf and Archaeology, p. 62, bezieht frea-wräsn auf einen Kettenpanzer.
3
J. Grimm, Deutsche Mythologie, 4. Ausg. bes. v. E . H . M e y e r , Basel 1953 (Neudruck), Bd. I, p. 177.
4
Grimm, Deutsche Mythologie, Bd. I, p. 178.
6
Der Eber und der Aspekt des Kriegerischen
flotmonna frea frea Myrginga,
( = Noah), Gen. 1475 Wid. 965
Auch im Beowulf selbst erscheint frea als Bezeichnung des Herrn: Scyldinga frea (291, 351, 500, 1166), frea-drihten (796), frea als Gefolgsherr (2285, 351 usw.). Unter dieser Voraussetzung ist „freawräsn" in Übereinstimmung mit dem übrigen Sprachgebrauch von frea als „herrscherliches Band, Band mit Herrscheremblemen" zu verstehen 8 . Freawräsn bezieht sich auf swin-lic, d. h. die Herrscherzeichen sind die swlnlic. Weiter kann aus dem Nebeneinander von Beowulf 303 und 1286 geschlossen werden, daß „swln" und „eofor" variieren können, d. h. der generelle Ausdruck „swln" kann für den speziellen „eofor" als Benennung des Ebersignums stehen. Völlig übereinstimmend damit wird auch Beowulf 1111 und 1112 „swln" und „eofor" variiert. Als bedeutsames Ergebnis kann somit aus Beowulf 1451 f. festgehalten werden, daß die figürlichen Zeichen des Helmes Herrscherzeichen sind, d. h. die figürliche Helmausstattung mit den „swin-lic" bleibt im Bereich der HeldenIkonographie und ist nicht als Gottes-Ikonographie zu verstehen. Dieses Ergebnis wird bei der Besprechung der skandinavischen Eberhelm-Bleche eine Bestätigung erfahren. Über die Funktion dieser Ebersigna sagt der Beowulfdichter 7 : „ferhwearde heold güfi-möd grimmon", der kampfmutige Eber hielt Wacht über die Grimmen 8 . Der apotropäische Charakter des Ebersignums, dem es im Kampf übertragen ist „wearde healdan", ist deutlich. Die Benennung dieses Heilszeichens erhält eine erneute Erweiterung durch „ferh" 8 . Die Helmbezeichnungen des Nordens zeigen ebenso wie die angelsächsischen Zeugnisse die Eberbeziehung: Hildiggltr heißt z. B. ASils Helm 10 5
H. Marquardt, Die altenglischen Kenningar. Ein Beitrag zur Stilkunde altgermanischer Dichtung, Halle 1938 (Schriften der Königsberger Gelehrten Gesellschaft, 14. Jahr, Geisteswissenschaftliche Klasse, Heft 3), p. 249.
• Schon Knut Stjerna, Hjälmar och svärd i Beovulf, in: Studier tillägnade Oskar Montelius, Stockholm 1903, p. 100, hatte die betreffende Stelle mit „. . . omgjordad med herrebandet" übersetzt. 7
Beowulf 305. Vgl. 1453 f.
8
Die Schwierigkeiten der Interpretation dieser Stelle diskutiert Hoops, Kommentar, p. 55.
9
Hatto, English Studies 38, 1957, p. 156, verweist unter Bezug auf Beowulf 1285 auf die besondere Bedeutung, die dem Abschlagen des Ebers vom Helm des Gegners zukam.
10
Snorra Edda, udg. efter Handskrifterne af Komm, for det Arnamag. Legat ved Finnur J6nsson, Kopenhagen 1931, p. 140.
Helm
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Hildisvin (Alis H e l m ) 1 1 Valhrimnir12 Valg9ltr13 Hallhrimnir14 Eindeutig weisen die Bestimmungswörter in Hildigpltr und Hildisvin auf den K a m p f . D e r H e l m ist der K a m p f - E b e r 1 5 . Zahlreich sind die Kampfbezeichnungen mit „ h i l d r " : „hildileikr", das Kampfspiel, d. h. der K a m p f , „hildimeiör", der K a m p f b a u m , d. h. der Krieger 1 0 . „ H i l d r " ist eine der vornehmsten Kampfbezeichnungen in der Dichtersprache des Altnordischen. In diesem Kreis der gehobenen Dichtersprache sind „hildiggltr" und „hildisvin" beheimatet. In Snorris H a t t a t a l w i r d eine Strophe überliefert, die eine eigentümliche Umschreibung f ü r das Aufsetzen des Helmes bietet 1 7 : Fellr of f v r a stilli fleinbraks l i m v axla Ham{>is f