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German Pages 1054 Year 1883
= Ć
Das Juslaud . 1
Wodenſdrift für Länder- und Völkerkunde , unter 'Mitwirkung von Profeſſor Dr. Friedrich Ratel und anderen Fachmännern herausgegeben von der
.
I. G. Cotta'ſden Budhandlung in Stuttgart .
Sechsundfünfzigiter Jahrgang.
1883. Mit 12 Karten und Plänen , 78 Fluſtrationen und 2 Bildniſjen .
MDC
N LIM
Stuttgart und Münden . Verlag der J. G. Cotta'ſchen Buchhandlung. 1883 .
130816
09
Druck der Buchdruderei der I. G. Cotta'idhen Buchhandlung in München.
C53
AU
1.56
exlphabetiſdies
Inhalts - Verzeidnis. Jahrgang 1883 .
A. = Aufſatz. M. = kleinere Mitteilung. N. = Notiz. K. = korreſpouden z. Cabara und gudani. A. leber Steina
1. Abich's Ehrung für jeine Forſchungen in den Kaufaſusländern. N. 539. Afrifa.
Allgemeines. A. lleber Afrifaforſchung. Von Robert W. Felfin in Edinburg. 121. Nordafrika. A. Šechs Monate in Cran.
L.C. . ol 3continuatio .Vex 6 n
Von H. Levesques. IV . Was Tlemcen einſt geweſen . V. Ein Buch öffnet ſich . 48. Vi. Was vom Glanze Tlemcens iibrig geblieben . VII . Während und nach dem Ramadan. 113. VII . Ein arabiſches Hochzeitsfeſt.
werkzeuge aus der Sahara. Von Ostar Penz. 13 . Die Fulen ( Ful - Be ) in
vom Nyaiſa zum Tanganika. 139.
Stewart's Entdedung der Waſſerſcheidezwi
îchen Tjibambeſi and loangwa . 338. Afrifa und ihr llrſprung. Con Gottlob Zentralafrifa. A. Die Pogge - Wijza Adolf Kranje 1. Augemeines. II . Ber : mann'ſche Reiſe quer durch das ſüdlidie breitung. III . Namient. IV . Charakteriſtik. Kongogebiet. Von Brir Förſter. I. Die V. Urſprung. VI . Geſchichtliche Brudyſtüde. friiheren Durchkreuzingen . 31. II. Von Malanſch zum Mukenge. 117. VII . Geiſtesbildung. VIII. Wichtigkeit der III . fuliſchen Sprache für Reiſende, Kaufleute Peutnant Wißmamu's erſter Bericht. 134.
and Miſſionare. 181 .
Nocheinmal die
IV . Leutnant Wißmann's Brief aus Ki V. Pogge's Ridmarſch von
Fulen ( Ful-Be) in Afrifa und ihr Ulr* ſprung. Bon (Gottlob Adolf Krauſc. 451 .
Nyangwe nach Mufenge. 594. – Nachtrag
Ein Brief Robert E. Flegels iber
zu Leutnant Wißman's erſtem Bericht.
deutſche Internehmungen im Binė- Gebiet . 395.
An die Freunde deutſcher
dimba . 156 .
Der kürzeſte Weg in das Junere
276.
von Afrika . 576.
171. IX . Die Frauen bei den Arabernt .
Afrikaforſchung , koloniſatoriſcher Beſtreb-
M. Die jüngſten Forſchungsreiſen Junfer's.
193. X. Der Taleb Si- Ben - Aija. XT . Engel und Dämonen . 227. XII . Ein Mann von großem Zelte. 274. XII . Der
ungen und der Ausbreitung des dentſchen
476 .
Handels. Von E. Robert Flegel. 464.
Duar der Zenata. 309. XIV. Eine Ver-
Niger- Binuë- Gebiet. 953. — Zur Rebellion
N. Nachrichten von Dr. Pogge aus Muu fenge. 358. -- Berwandtſchaft Junerafrika's mit Fidſchi. 939.
im
K. Kavenſtein's Map of Eastern Equa
ſammlung der Aijjana. 329.
Die
Marabuitš um Tlemcen. Von Hertolina Das Saharameer. Levesques. 804. Von Profeſior Dr. K. A. Zittel. 524 . - Der Möris See . Von Profeſſor Dr Lauth. Das Saharameer. Politiſch- umid 687 .
Ein Brief Robert E. Flegels über das Sudan . 716 .
- Wißmann's neue Afrifareije. 836 .
torial Africa. Con F. Birgham . 60 . M. Nachrichten aus dem ägyptiſchen Sudan . Eine neue Forichungsreiſe nach Weſtafrika. A. Major von Mediow's 337 . Zur koloniſation loangoreiſe. 209. dein Gebiet des Niger, Binnë ud TjadSenegambiens. Ein Beitrag zur Koloni Abergläubiſche (Gebräuche ſee . 657. der Nuba. 676 .
ſationsfrage. 413.
wirtſchaftsgeographiſcher Rüdblic IX . 921. 976 . Gaffarels Algerienr. 970. 984. 1. Felſeninſchriften in Nordweſtafrika . 97. Zur Beurteilung des Diedar. 277 .
N. R. E. Flegels neueſte Forſchungeni. 379. – Die Lage der katholiſchen Miſſionare
Mowa. Von Dr. Þechuel-Loeſche.505. Die Fortſchritte Stanley's und Brazza's
modernen Aegypten. 758. N. Leſſeps im jiidlichen Algerien 318. Algier's Entwickelung. 358. Projektierte
600, - Sammlungen zur Löſung der vom
den Tſchiländern der Goldfüjte. Von Joh.
Mahdi gefangenen Miſſionare. 6.8. K. Ueber den Namen ,,Dicholiba.“ Von O. Lenz. 540. Nocheinmal der Name
Chr. Dieterle. I. Das Totenbett. II . Das Begräbnis. III. Die Wahl eines neuen Mönigs. IV . Die Einſetung des neuen
„ Dịcholiba “. Bon G. Ad. Krauſe. 600. lleber die Bezeichnung „ Djula “ . 560. Zum Verbreitungsgebiet der Fulen in
Königs. V. Die Koſtüme für den ver ſtorbenen König. 754. Ueber den Na turdharafter des jüdweſtafrikaniſchen Hoch
Tripoliund Schiffahrt 1881. 399. Áfrifa. 700. Seengebiet. A. Land und Leute im oberen taniſche Handelsverhältniſſe 1881. 399. liganda und Bourdier's Studien im ſidlichen Algier. Nil- und Hellegebiet. 629. 500 . die Waganda. Con R. ¥. Felfin und Die Bevölfering Aegyptens. 618.
plateaur zwiſchen 7 und 100 ſ. Br. Von
Wald in Algerien . 6:18. Der Wein 1 ban in Algerien. 698. Bevölkerungszahlen aus Algier und Tunis . 698. Ueber die Judeii in Fez . 698. Plan
C. F. Wilſon. 1. Das Land . II . Das
Bamatu und die Eimahme von Daba imi
eines interfeciſchen Tunnels zwiſchen Spa-
930 .
Telegraphemel nien und Afrika . 739. Rouſervierung der in Tripolis. 779. Sklaven Denfmäler in Tunis. 858. Gebietsregu handel in Maroffo. 878.
M. Storms und Becer in Narema. 216 . N. Grasbrand bei der deutſchen Station
Rongo. 236.
Miſſionsdampfer für den Zur Geſchichte des Tanganifa, 338. Stewart's Straße Tanganila. 339.
N. Zur Kongofrage. 20. SO. 140. 278.
franzöſiſche Forſchungen in Nordafrifa. 379. Schweinfurth's Reiſe nach der Kyrenaita. 379. Amerion der Beni-Mjab-Daſen durch Frankreich. 391. --- Maroffo's .wandel
lierung in Marotto. 939.
von Nuba und Obeid. 500.
Eine eng
liſche Niger - Binuë - Tjadjee - Erpedition .
Volt. 794. III. Kleidung, Waffen , Geräte. 815. IV. Aderbau und Viehzucht. V. Jagd,
Fiſchfang, Tierleben . 851. vi . Hansban.
Tabora . 20.
25098
Der Ueberfall bei
am Kongo. Kon Brir Förſter. 706 .
Gebräuche beim Sterben eines Königs in
Mar Buchner. 817. -- Stanley und John :
ſton am Kongo. 855. 876. – Der Kriegs zug Borgnis Tesbordes' von Kita nach
Januar 1883. 955. – Neues vom gowe und Kuilu . 976 . M. Vom fönigreich Dahomey. 38.
Þechuel-Loeſche iiber land und Leute am Expedition Borgnis Des bordes .
337.
318. 358. 379. 399. 500. 620. 639. 778. lleber die Reiſe 838. 878. 938. 939.
IV.
Neue Stationen im Suezkanal. 219. Nachrichten über Soleillet. 2:37. 419. Zur Expedition Thomſon. 238. 318 .
Nachrichten
Bayol's. 20. 160. 318.
von der Expedition Borgnis Desbordes. Bittikofer und de Sala an 20. 160. Die Senegal der Küſte Liberia's. 160. Ra Eiſenbahu. 180. 318. 338. 899.
139.
binda's und Malemba's Beſeßung durch
Abeſſinien . 318 .
Portugieſen . 238. – Ausbreitung der Eng
Brémond's. 379. 419 .
länder in Weſtafrika. 358.
Ajingo
(Ajingo)-See am Ogowe. 419. Rogo zinski's Expedition . 599. 719. 938. Entwicelung der Neger-Republik Liberia.
Franzöſiſche Erpedition nach Schoa. Italieniſche Forſchungen in Nord-
238.
deber die Erpedition Revoil's Erpe dition nach dem Somaliland. 318. 898. Ueber die Reiſeu I. M. Schuver's. 437. 878 . Das deutſche Element int Can-
ſibar. 459. – Franzöſiſche Forſcherreiſen
Erweiterung der engliſchen Be nach Sdoa und den Gallaländern . 478 . Miſſionserfolge in Sdoa. 838. Bevölkerung der Goldkiſte und Inſelwelt. A. Madagaskars l'age und
639.
(Hambia's. 799. – Die Mohamedaner am unteren Niger. 838. Die Bevölferung von Lagos. 838. Klima von S. Paul de Coanda. 858 . Proteſt gegen die
(Grenzbeſtimmungen am Senegal. 878. Südafrita. A. Eine Vergleichung der Kapkolonie mit den auſtraliſchen Kolonien. Von einem Siidafrikanier. 332 .
Eine
neue ſuidafrikaniſche Republik. 372. Die neueſten Phaſen der engliſchen Politik in Südafrika. Politiſch- und wirtſchaftsgeo
graphiſcher Ridblic. VI. 461. – Die Vieh wirtſchaft der Herero. 489. 529. 550 . Die Delagoa Bai.535. Vou C. G. Büttner. 714.
Angra Pequena. Zur Karte von
Angra Pequenna. 813. Angra Pequena. 796 .
Noch einmal
Die Ereigniſſe im Zululande im Juli 1883. Politiſchund wirtſchaftsgeographiſcher Rücblic Vill . 828.
639. 678 ,
Neue Mineralſunde in Amerifa.
Die Forſchungen Cate's in Nord amerika. 678. Pferde als Exportartikel von Nordamerifa nach Europa. 678.
Kultur der Orange in Florida. 679. Ruſſiſch -jiidiſche Ackerbaukolonie in Oregon. 739.
Die erſten deutſchen Auswanderer
Hilfsquellen. Von I. Audebert in Metz. Po
Auswanderung nach Amerika. 739 . had) Kanada. 739. Neue Kabel zwiſchen Europa und Amerika. 899 . Schwatfa's
litiſch- und wirtſchaftsgeographiſcher Riid
Erforſchung des Jufon .
blic VII. 581. – Mauritius. 988 . M. Franzöſiſche Kolonien in der Nähe von
neuer Strom
jigungen an der weſtafrikaniſchen Küſte. 778 .
Dampferlinien zwiſchen New-York und dem Auswanderung niadh 118 . Das amerikaniſche Auſterni Nanada . 460 . Erforſchung des oberen geſchäft. 559. Wachstum Winnipegs. Kolumbia . 650. Kanal.
Madagaskar. 98.
Zur Vandelsſtatiſtik
Madagaskar’s. 658.
N. Franzöſiſche Forſchungen auf den Azoren. Mr. Dean Rowan's MadagasSilagen über den Fortkarreiſe. 419. 478 .
im
899.
Eint
nordweſtlichen Nord
amerika. 899. – Erforſchung des Gebietes zwiſchen St. Johnsjee und Hudſonsbai. 899. Die Einwanderung in die Ver einigten Staaten im 1. Halbjahr 1883. Ueber das Deutſchtum in den Vereinigten Staaten . 979.
979.
ſchritt der Ziviliſation in Madagaskar. Mittelamerika und Fuſel11. A. Sta Eruption des Vulkan's vou Teneriffa . 399. Bevölkerung der Kap Verden . 399 , Zur Geſchichte von St. Thomé. 339. Die Molluskenfauna von Aufhebung der Sllaverei Sofotra. 719.
338.
tiſtik von Guatemala . Von A. Scober .
16. – Ein preußiſcher Kolonijationsver ſuch in Koſtarika . Von Dr. H. Polakowsly . 101. 129 . Der Panama- Kanal. Poli
tiſch und wirtſchaftsgeographiſcher Rüc
lleber die Be
blic. III . 217. – Die indiſchen Kariben der
völkerung von Madeira und Porto Santo.
Inſel Aruba. Con A. J. van Hoolwijf. 334. Deutſche Flottenſtation in Koſtas rifa. Von Dr. H. Polakowsky. 621. -M. Die Huakas auf der Landenge von Darien . 158. Einige Mitteilungen über das Projekt des Nikaraguafanals. 235.
auf den Komoren . 739.
Ueber Madeiraweini. 879 .
879.
Die Inſel Sokotra. 939.
- Der Kulturwert Südweſtafrika's.
I. Allgemeiner Charakter des Landes.883. Alfa Tebò † N. 358. 11. Produkte. 933. III. Bevölkerungs- und Hoheitsrechte. 981. - Beiträge zur Charat
Amerika . teriſtik der Boers. Von Brir Förſter . 861. M. Boers und Kaffern. 18. Die Gold Nordamerika. A. Weinproduktion in den felder von Lydenburg in Transvaal. 618 . Vereinigten Staaten . 234. Die alte Die Verhältniſſe in Stellaland. 718 . Anſiedelung der ſalzburgiſchen EmigrantN. Norwegiſche Auswanderung nach ten im Staate Georgien. 275. Aus
Ausbruch des Vulkans von Omotepek im Statiſtiſches aus
Nikaraguaſec. 697. Guatemala.
877 .
N. Grenzſtreitigkeiten zwiſchen Guatemala und Merifo. 260 . Neue Faſerpflanze ( Pita .) 359.
4 : 7.
Staateii . 373. Ueber Britiſch -Kolumbia. Ein Brief vou Adolf F. Bande-
Neue Nachrichten über Obſervatorien in Panama und Buenaventura. 359. Erdbeben in Darien und auf dem Iſthmus.
Straußenzucht auf dem Kap und in den fran-
lier iiber ſeine Reiſen im ſüdweſtlichen
410. – Mandlay's archäologiſche Studien
O'Neill's Reiſe Forſchungsreiſe des Dr. Bachmann und Dr. Wilms nach Siidafrika. 338. Rüdkehr Mayo's aus dem Kunenegebiet. 338. - Schäşung
Nordamerika . 974 . Das deutſche Lied in Nordamerika. 994 . Das Chilfat
in Guatemala. 440 . Statiſtiſches aus Meriko. 559. Fortſchritte der Tehuan tepekbahı. 559. Erport Merifos in 1882. 659. Panama- Eiſenbahn 1882 . 779. Kaffee- und Cinchonakultur in Guatemala . 779. Merikaniſches Tele graphennetz . 779. Meteorologiſche Beoba
Opiumkultur am unteren Sambeſi. 219. — Bienenzucht in Südafrika.
Natal. 99 . 238 .
Kimberley's Aufſd)wung. 238.
zöſiſchen Kolonien. 238.
nach dem Schirwaſee. 318. -
dem
neuen Nordweſten der Vereinigten
gebiet. Nach einer Schilderung Arthur Krauſe's.
1009.
M. Zur Einwandererſtatiſtik der Vereinigten
der Diamantenproduktion Südafrika s.339.
Staaten. 19.
Selous im Gebiete der Diaſhonas. 418 . Die Boers ſiegreich . 639. – Dic deutſche Niederlaſſung in Angra Pequena. 698 . Schidjal der Tređboers bei dem
39.
portugieſiſchen Fort Huilla. 698. Auf findung von Goldquarzlagern in Transvaai. n Eiſenbahnbaute in Natal. 799. 799 . Diamanthandel der Kapkolonie. 858.
Neue Eiſenbahnen in der Kapkolonie.
Amerikaniſches Grenzfort .
Chifago und San Franzisko. 79. Die fanadiſche Pazififbahn . 119.
den Panamakanal. 359.
achtungen auf Jamaika .
679.
Erd
Anzahl der Fruchtbäume in Kalifornien beben in St. Thomas. 899. und Oregon . 578. Ueber Sitfa md Südamerika. A. Schidſal der Crevaux' Fort Wrangel . 797. 200jähriges Ju (dhen Expedition am Pilkomayo. 15. biläum der Deutſchen in Pennſylvanien . Ani Titifafa . 261 . Die Salpeterwiiſte . Viehzucht in Kalifornien uud 857. Von 2. Darapsky . 305. Der Bari Oregon. 878. Fortſchritt der Induſtrie lochi- Paß. Ein wiederentdeckter Weg über die Anden . 521 .
Richard Buchta. 7. — Erlebniſſe und Pläne
in den nordamerikaniſchen Siidſtaaten. 937. N. Entwidelung Manitoba's und des Nord Einwanderung in die weſtens. 99 . Provinz Quebec. 99. – Chineſiſche Agen-
der deutſchen Oſtafrikaniſchen Station in
ten in Britiſch .Kolumbia . 100.
M. Weiße Indianer in Guyana. 18. Ch. Wiener iiber die Hilfsquellen des
878.
Oſtafrika. A. Nubiſche Landſchaft. Von Gouda. 207.
Soleillet in Schoa und
Die afumitiſchen Stelen. Die ItaVon Gerhard Rohlfs . 761. liener in Ajjab und den Vallaländern . 613 . Die Expedition Thomſon in Oſt-
Raffa. 633 .
afrika . I. Von Mombas über Taveta irad)
Ngare nia Erobi und zurück. 774 . M. Mitteilungen von F. M. Schuver. 199. Die Entwicelung der italieniſchen KoVon den Mitgliedern lonie Afiab . 377.
der deutſchen Erpedition in Oſtafrika. 658. Die Eiſengewinnung in Oſtafrifa. 917. N. Dr. Fiſcher's oſtafrikaniſche Erpedition . 40.
579.580 . 739.
838. 857.
anchi's Expedition nach Schoa. 298. 318. 938.
Bi179.
Die Rora Asgede. 219.
Chine-
fiſche Einwanderung nach Britiſch-Kolum = bia. 100. – Vereinigte Staaten : Produftion von Roheiſen .
120 .
Verkauf
öffentlicher Ländereien. 259. ſklaverei. 359.
NegerZahl der Deutſch-
TrianAmerikaner im Kongreß. 459. gulation . 678. Wollproduktion . 678.
Zeitungen im Jahre 1883.
679.
Einwanderung im 1. Semeſter 1883. 739. Alte Kaliforniens Weinbau . 120 . chineſiſche Münze in Nordweſtamerika.
Die hundert Katarakte Para
des Yguazu in Miſſiones. 641.
guay und die deutſche Koloniſation. 1. Die Kolonie San Bernardino. 913 .
Amazonenſtrombedens.
58.
Höheit
meſſungen an der Nordgrenze der Provinz Die
Rio Grande (Braſilien ). 178. Eiſenbahnen in Braſilien . 376.
, Der
Stand der Sklaverei in Braſilien . 696 . Die National -Kolonien der Argentiner. 376 . Menſchenfreſſer in Kaufa. 437 .
Noch einmal die Menſchenfreſſer in Raufa . 458 .
lleber die wirtſchaftlichen
geborenen- und Kreolenbevölkerung im
Neue Verhältuiſſe in Uruguay. 717. .977. Südbraſi aus Höhenmeſſungen lien N. Zur Entwicelung der Kolonie Suri Braſiliens Kaffeepflanzungen . ta . 100. Neue Diamantfelder am Rio 180 .
ſüdlichen Alaska.
Pardo.
Viehſterben im Weſten Nord180 . Der Arbeitsmarkt in amerika's. 259.
Kalifornien. 259.
Abnahme der Ein359.
Ueber
die
180.
– Zur Geographie der
V
Vereinigten Staaten von Kolumbia. 214 . Sklavenfreies Munizipium in Braſilien. 359. – Eröffnung der Dampfſchiffahrt auf dem Rio Negro. 359. Importation von
5
Mailly - Chalons und Benua - Mejchaine Diskuſſionen über das alte Orsbett in der Geographiſchen
in Zentralaſien. 978.
Reis und Weizenmehl nach Rio Grande do
Geſellſchaft von St. Petersburg. 1015. N.Aralice - Flottille. 20. – Neuentdecte
Sul. 359. Ausfuhr aus der Provinz Pará 1882. 359. Zolleinnahmen ill
Schwefellager bei Krašniowodst.
Kolumbia . 359.
Engliſche Geſellſchaft
zu einer regelmäßigen Verbindung zwiſden Karthagena und dem Magdalenenſtrom . 359. Beſchreibung von Punta Arenas.
Argentiniſche Expedition nrad)
339.
Patagonien. 360.
Argentiniſche Erpe
dition nach Chubat und Desvelos- Bai . 139.
Steinkohlenlager in Venezuela.
439. — Chileniſche Forſchungs- Erpedition nach Araufanien .
440.
Bedeutender Die
Regenfall in Kolumbien. 440 .
Friedensunterhandlungen zwiſchen Chile , Pernt und Bolivia. 659. minent
in
Minas
Die Gold
Geraes.
339.
60 .
Thätigkeit eines erloſchenen Vulkans bei Aljatsfa . 60 . Prſchewalsky iiber Tibet. 200 . Potanin's Expedition nach Tibet.
380. 138. --- Abſendung einer ruſſiſchen Erpedition nach dem Pamir und ins Gebiet des Amu - Darja. 300 . Neue Nachrichten von Dr. Regel . 138. Neue Grenzregulierung
leberſiedelung
in Zentralaſien . 138
anis Kuldidha . 138. 639. Poſt in Kul: Baumwollenbau in Zentral dicha. 139. Erſchließung von Zentralaſieni. 179.
aſien durch den Karumfluß. 539.
Chine
ſiſch -ruſſiſche Grenzregulierung. 599. 639. Anfänge der Dampfſchiffahrt auf dem Ili und Balkaſchjee. 798 .
Geſamtbevölkerung der Provinz Buenos Oſtaſien. A. Ferdinand v. Richthofens ( Genji Miono „ China.“ 392. 481. 585. Nene Dampferverbindung %. 65 iſche zwiſchenRio de Janeiro undParanagua. Landes . Die geolog . 557 . gatari ulager
639 .
am Chubat.
Landwirtſchaft in Chile. 659.
Aufſchwung der Verkehrs- ind inneren
Verhältniſſe Argentiniens. 659. – Die Diamantwäſchereien am Salotro ( Bahia ) . Länge der braſilianiſchen Staats telegraphert. 659. Erpedition nach dem Leutnant Koncagli iiber Chako. 679. 659.
Siidpatagonien .679. - Verherende Regeil güiffe giſſe in Argentinien. 779.. – Gipfeldt's Andenreiſe. 899. Eröffnung einer Bahn linie zwiſchen Karakas und la Guayra. 899.
K. Eine Nachricht bei Azara iber den Barilochi Paß . Von Chr. Nuſjer. 620 .
Antonelli's Abreiſe nach Schoa. N. 358.
Riidkehr nach Aſjab. N. 940. Afien .
unturſuchung von Japani . 230. Weber Zuſtand und Zukunft Japans. 452. M. Poljakow iiber ſeine Reiſe nach Sachalin. 397. Der japaneſiſche Handel früher und jevt . 416 . Die Tempel von Nikko. 136 . Wiſſenſchaftliche Netzereien bei den Chineſeli. 476 . Die ruſſiſche Kolo . niſation in Oſtaſien . 798.
N. Europäiſche Kultur in China. 10. Wirkung Chineſiſcher Charakterziig. 10.
Handel des Gouvernements Semipalatinsk mit China. 60. Saijan - See
59.
ſiedelung der Euraſier in Myjore. 599 . Erziehungsweſeni. 599 . Schäd liche Tiere. 599. Thee Ernte. 599. Der Iſthmus von Krah . 479. Zoolog
iſche Station zu Batavia. 639.
Volend
ung des Sirhindkanals. 678 . Juduſtrie in Bombay. 678 . Franzöſiſche Forſch ungen in Hinterindien. $59. Gauthier's
Reiſen auf dem Saigon . 959.
Vorderaſie 11. A. Geologiſche Geſchichte des Toten Meeres und des Jordanthales. 375 . Zur Geſchichte und Geographie Sidarabiens. Von Dr. Frit Hommel. 512 .
Zyperns Wälder und Waldwirt
Von Mar Ohnefalſch- Richter. 744 . Ueber das klein Artwin . 886 . aſiatiſche Erdbeben vom 15. Oktober und
andere Erdbeben des Mittelmeergebietes. Von Dr. Bernhard Ornſtein. 951. Die Heren in Jemen . miam in Pera. 975 .
Von Dr. Mordt:
Schliemann's
Troja , eine urzeitliche Feuernekropole. 1011. 1028.
M. Perſiſche Königsgräber. 518. - Ueber die deutſchen Kolonien in Paläſtina. 777 . N. Anlage eines Weges über Germab und die Höhe von Rabatst nach Perſien . 20.
Merkwürdige Inſchrift von Edeſja. 59.
der Kometenerſcheinung in China. 299.
Ueber die Juſchriften von Safa . 59 .
Der Begriff „ tot“ bei den Chineſen . 299 . China's Leuchttiirme, Leuchtſchiffe, Boien und Baakeri . 299. ,, Reaſoning
Juden in Zypern. 980. Strömung längs der Südküſte Kleinaſiens. 417 . Euphratthalbahı . 539. Neue Karte
Aſſociation “ der Chinejen
von Kleinaſieni. 579.
299. 579. 579.
Singapur.
Telephonleitung in Schanghai .
Aus dem
weſt
lichen Kurdiſian . 798 .
Europäiſche Wijjenſchaft in China. Fuſelwelt. A. Zu den Wanderungen der Chineſen niach Indien. 579.
Zur Lage in Korea.
Nordaſieni. A. Zur Geographie von Oſt Sibirieri . Politiſch und ſibirien . 161. wirtſchaftsgeographiſcher IV. Riidblid. 266. Jartino, ein nordſibiriſches Dorf. 286 . Von Wilhelm Hendel. 763. M. Sibiriſche Schwarzerde. 217. N. Erpeditionen zur Erfoſchung der Fiſchfang im Ob. Angara . 40.-539.
Der Handel
300.
Fidiens mit Rußland. 479. Vortrag einer Hindudame über die Entwidelung des indiſchen Erziehungsweſens. 539. Weizenausſuhr. 579. Die Eiſenbahnen in Britiſch Indien. 579. Die An
idaft.
Aires. 559.
Gold- und Steinkohle
Petroleumquellen .
Japa Defiento neſiſche Geſetzgebung. licher llnterricht in Japani. 299. Heran ziehung von Japaniern nach den Hawai Aderban in Japani . 178. Juſelii. :300 . Entdeckung einer Goldmine auf Ofi 439. 60 .
Battas. Von Dr. B.Hagen . 9. - Nieder ländiſch Indien. Politiſch- und wirtſchafts
geographiſcher Riidblid. II. 81 .
Puerto
nawa. 299. -- Kioto's Bevölkerung.479.
Princeſa auf Palawan . Von Ferdinand Der Teifun von Blumentritt. 196 . Manila am 20. Oktober 1882. 243. 271 . Das Feilen der Zähne bei den Be wohnern des Oſtindiſchen Archipels, ſpeziell
Ruſſiſche Forſchung in Oſtaſien . 138.
bei den Javanen . Nebſt einem ethnograph .
Japan's Handel 1881. 579. - Bevölferung Japan's. 678. - Nene japaniſche Dampfer Reiſe von China niach) geſellſchaft . 799.
iſchen Fragebogen . Von A. B. Meyer. 101. -- Köpfeſchnellen im ſiidlichen Borneo.
Auswanderung nach dem
Luzon's. Von F. Blumentritt. 776 . Deutſche Arbeit im Battaland. 541. Michielſen's Reiſe im ſildweſtlichen Borneo.
Meſched . 959. Amurlande. 980 ,
und Schwarzer Irtiſch , Befahrbarkeit
K. Pidgin - Engliſch und Tſchan - Tſchau ( Chow - chow ). Con W. Joeſt. 120 . Diebſtand mittels Dampfſchiffent. 60 . in Gouvernement von llfa . 80. Er- Südaſien. A. Anuradhapura. 151 . forſchung der Obmiindung. 218. Andrilieber die wirtſchaftlichen Verhältniſſe des anow über Altai- und Sajangebirge. 359. Königreiches Siam . 2:32. Einige Mit teilungen über die unabhängigen Staaten Beginn des Baues der Bahnlinie Aus Aendeauf der Halbinſel Malaffa. 294. Jekaterinenburg - Tjumen. 539.
174.
691. 712.
Nachrichten aus dem Jmerni
Geologiſches aus Borneo.
Von Dr. Th. Poſewitz. 861.
Vulkan
ausbriiche und Erdbeben in der Sunda -
ſtraße. 901. 995. 1031. feſt auf Halmaheira. 903 .
Ein Toten :
rung in der adminiſtrativen Einteilung
der neueſten Litteratur über Kambodſcha .
Oſtſibiriens . 799.
Runeberg über Sibi
I. Das land. II . Das Volt. 614. III . Die
M. Ein Beitrag zum Aberglauben der Javanen. 79. Höhlen im Malaiiſden Archipel als Begräbnisſtätten. 278.
K. Fremdwörter bei den Tſchuftſcheit. Von
alten Bauwerke der Khmer. 634. IV . Die khmeriſche Skulptur. V. Beziehungen und Selbſtändigkeit der khmeriſchen Kuniſt. 651.
Mindanao. 297. von Limay. 578.
rien . 959.
Fr. Birgham . 20 .
Zentralaſie . A. Ueber den Verlauf der letzten Expedition des Obriſten Prſdie Aus deil Turkmenienwalsky. 419 . ſteppen . 729.
M. Alichanow über die Oaſe Merw . 235 . Leſjar und Gluchowsky über die Ablenkung des Amu- Darja . 259.
Ueber
die Eiſenbahnlinie Orenburg -Karatugai. 317 . Neuigkeiten in mittelaſiatiſcher Topographie. 357, Zur Geſchichte des Bergſteigerei im His Oristhales. 458. Ruſſiſche Grpeditionen malaya. 837. Die Reiſen von in Zentralaſien . 897 .
M. Ueber die Landenge von Krah. 216 . Mantegazza über die Todas. 356. Nephrit Die Häuſer der Niaſſer. 198. in Hinterindien. Von A. B. Meyer. 638. N. Quinhon's Handelsverkehr. 80. Haiphong's Handelsverkehr. 80 . Portugal's Beſigungen an der indiſchen Küſte. 300 . Colquhoun's Plan einer Forſch)ungsreiſe nach Burma. 380. Bergleich ung der Namen alter Orte in Britiſd) Burma.
179.
Neue Forſchungsreiſen
in Kochinchina . 218 .
Aus Indien : Zur Geſchichte der Franzoſen . 218.
Naturverhältniſſe und Bevölferung auf Unter den Negritos Einige Dritteilungen
über den Unterricht der Eingeborenen in Niederländiſch- Gudien. 757. Zur Lage auf den Sillu Inſelii. 757. Vulkan ausbrüche und Erdbebenfluiten in der
Sundaſtraße. 638. Weitere Mitteil ungen über die Bevölkerung von Nieder. ländiſch - Oſtindien. 696 . Die inneren Verhältniſſe auf den Marianen . 918 .
N. Längenbeſtimmung zwiſchen
Banjii
wangi iid Port Darwin. 60 . Java's Bevölkerung 1880. 479. Eine holländ
iſche Stimme über Niederländiſch - Indien. Geologiſche Unterſuchungen in
435 .
VI
Niederländiſc) - Oſtindien. 139. - Die Triangulierungsarbeiten auf ģimatra.
718.
Maulefelzucht in Auſtralien und
Judien. 719. – Frettchen verso Na-
H. O. Forbes auf Timorlaut. Sulu und Spanier. 218 . Die Pague de Malano. 218. Judul
ninchen
ſtrielle Thätigkeit auf der Oſtfiiſte von Borneo . 179 . Die Seidenraupe auf Die Chinaanpflanzımgen Zeylou . 179. Anlage einer Eiſenauf Java . 599. bahu längs der Kiiſte von Nordjava. Die Java - Rameh - Kultur639.
fünfte 1882. 719.
139. 178.
Geſellſchaft. 639. tawi's durch die
Otkupation TawiSpanier. 79:9.
Bevölkerung des Diſtriftes von Lepanto. 799. Miſſionserfolge auf Mindanao. 959.
Von den Philippinen . 960.
Aſtronomiſche Geographie.
M. Beobachtungen des Somenſpektrums in großer Höhe. 159. Beob N. Zahl der Planetoident. 117. achtungen der großen comenfinſternis am
in Neuſeeland. 719.
Monats
licher Schiffsdienſt zwiſdeil Neuſeeland ind England. 719.
Tasmaniens Ein-
Die Neuen Hebrident
jollen unter engliſche Herrſchaft kommen. 719. Fortſchritt der 739. Die Revenien Kolonient. 818 . Zur
Kolonie Numea. der auſtraliſden Erforſchung der
Nidel in Neu : Nenen Hebriden. 818 . Schiffverfehr auf den Wert der Eina Hawai- Juſelii. 818. fuhr auf den Fidſchi - Juſelii. 818 . kaledonien . 818.
Straußenzucht in Auſtralien . 818. Northern Dileensland, Agitation zur Bildung einer beſonderen Kolonie . 99. Papias als Arbeiter in Queensland. 719. 818 . Die Bevölkerung der Kolonie Viftoria . 818 . Kaftusplage in Neufiidwales. 719. – Silber in Südauſtralient. 719. Sydney's Erport 1882. 719.
Erforſchung des Arnhemlandes. 818.
6.7. Mai 1883. 117 .
Aymoniers jüngſte Forſchungen im Kam Ausſtellungen .
bodſcha. N. 959.
N. Jnternationale Ausſtellung zu Adelaide. Juternationale Ausſtellung 311 180 . Koloniale Ausſtellung Kalfutta. 300 . zu Amſterdam , Teilnahme außereuropä iſcher länder. 360 .
Mediziniſcher Kon
greß bei der Amſterdamer Ausſtellung. 360. - Ausſtellung merikaniſcher Produkte. 779.
N. Baer-Denkmal. 146. -- Bayer's Ehrung
durch den Geodätiſchen Kongreß 311 Wien.
I. Partích über die Vergletſcherung der Narpathen und Deutſchen Mittelgebirge. 725. Fünf Dorfgemeinden auf dem hohen Taums. Von S. Opier. 1005. M. Vergleichung des deutſchen und franzöſi ſchen Ausfuhrhandels nadh Profeſſor Soet. becr . 415 . N. Dentſder Kolonialverein , zweite Sitzung der Vorſtandſchaft 459. - Rheinanſchwem mingeni. 279.
Thiiringen. 279.
Zur ' andeskunde von Deutſche Auswart
derung nach überſeeiſchen Länderii. 459. Ceffentliche Anerkennung des deutſchen Die deutſchen Koloniſationstalents. 738. Kaliſalzlager in Handelsvereine. 758. Diedlenburg. 759. Die deutſchen Eiſella babueil
1880 81.
759.
Eine ameri
kaniſche Stimme über deutſche Kultur. 979 . leber die deutſche Einwanderung nach kußland. 979.
Niederlande. M. Der Handel der Nieder lande im Jahre 1880. 258. N. Verkehr im Hafen von Antwerpen 1881 . 279. Ausbau des Hafens von Ant Erdbeben in Holland . werpeni. 919.
A. Die Agrar -Ver
failing in England. 212.
M. Der engliſche Handel mit den Kolo licit.
38.
900 .
Dr. Bayol's Rüdfchr. 119. An kunft in Beledugu. 698. Ponthillier Chaviary's Abreiſe nach Dahomey . 1017.
Dr. M. Buchner's
Auſtralien und Polyneſien. A. Deutſche Auswanderung nach den
nach Baſel. 1018 .
Sandwichinſeln . 292.
Erdkunde. 379. – Burſian , Konrad *.819.
N. Britiſcher Boden . 200.
Eine ameris
kaniſche Stimme über engliſche Kolonieni.
200. —- Englands Kohlenproduktion 1882. 499. Die Wiederbewaldung Jrlands. 519 . 738.
Die deutſche Kolonie in London .
Ehrung durch die Berliner Geſellſchaft für Standinavient. A. Der Walfiſchfang int
aphiſcher tiſch und wirtſchaftsgeogr Aus Czeanien. 389.Riid -
Fimunarfenr. 110 .
Aus appland's
Natur- und Völferlebeil . Nach Paul B. du Chaillu. 381. 406. 427.
blic . V. 311.
C.
M. Zur Frage der ganz rezenten Hebung
Baſtian iiber die Mythologie der Poly neſier. 57:3. – Die Zukunft der auſtraliſchen Wiiſte. Vou Dr. Karl Emil Jumg.
660 .
Die Kanafas auf deil Zuder Dic plantagen in Doreens land. 871. Erforſchung des Mc Arthur River in Nord
SII.
N. Chavanie's Abreiſe nach dem Kongo.
Caquerau's Vorbereitungen zu einer Reiſe nach Futa Dſchallon . 318 . Dr. Colin geht nach dem oberen Niger. Collinſon
. 860.
von Norwegen . von Richard Cchman . 57. – Weodätiſche Arbeiten in Norwegeni. Nabot über ſeine Reije niach 316. 558 . Sta L'appland und Spitzbergen. 338 .
tiſtiſches aiis Norwegen . 675 . N. Salfiſchfang in Finnmarken . 219.
auſtralien durch Favence und Crawford. 896 .
Dänemart's Bevölkerung. 620. Rußland. A. Neiſeffizzen aus Weſtruß
M. Der gegenwärtige Zuſtand der Oſter injeli . 139 .
Chriſtian
Großbritannie 11.
Brazza's Ernemuung zum Schiffsleut Dr. Bücher's Berufung 180 .
808.
Von
919 .
B.
lait.
Auſtralicui. Holi
Das Gleiſenthal. Gruber . 76. 87.
Dr. A. Beid . 421 .
Die Neuen Hebrident . 398 . Dorn und Meſſer. Vou A. S. Gatichet. M.
land. I. Warſdiau . 681. II . Wilua. 709. III . Auf dem Lande. 721 . M. Volt und Boden in Rußland. 39.
-Guinea. Von A. B. auf Nen Hauptnahrungsmittel Schneeberge 137. Meyer.
337 .
6:38 . 696 .
der Völfer in ind um den Großen Ozean. Zur Statiſtik von Tasmanien . Auſtraliſche Erpeditionen zur
N. Dankelman Frhr . voni , Rüdfehr ans Afrifa. 940 . Dorpat Erledigung der geographijchen Projeſjur. 859. – Dr. Dy
Nudi's Die rujlijden Fiſchereien . 2.58 . jaw ;ew über die Valbiujel Kola . 377 .
Erforſchung Neu .(Guineas. 717. – Zim
bowsky'3 Berufung an die Univerſität Lemberg. 220.
Litauiſche Deutſchtum in Finland. 8:37. Giebelornamente. Von Ed. Vedenſtedt .
produktion im öſtlichen Queensland. 778.
1016 .
Chambers' Forſchungsreiſe in Siid auſtralien .
$ 37.
Ueber die Arbeiter
E.
auf Neukaledonien und ihre l'age. 898. Weinbau in Vittoria . 1016 .
Europa.
Ein X. Auſtralien's Viehſtand. 80 . Allgemeines. Die europäiſchen Telegrawanderung nach Neuſüdwales. 99 . Die kleinſten Städte phenlinien . N. 918. Ausiutzung der Länderciell von 2seſt Die Maori Europa's 180. N. und 220 K. von F. II. auſtralien . 99 . 180 .
and Dr. Bauunanui. landfrage. 99 . Neuſeeland: Aus: breitung der Weißen. 99. Geſamt Deutſchland. A. Die Kolonialfrage in handel. 378. Flächeninhalt. 378. Deutſchland. Politiſch und wirtſchaftsEinl Die Deutſchen in Auſtralien . 159. geographiſche Riicblid I. 2. 27. – DeutFort ſche Landeskunde. Erſter Bericht des Zenwanderung niad) Auſtralien . 378. tralausſchuſſes. Nebſt Beilage. 21. ſchritt der auſtraliſchen Eiſenbahnen . 378. Bericht der auſtraliſchen (Geſellſchaft für Zweiter Bericht des Zentralausſchuſſes. die Ausfuhr gefrorenien Fleiſches. 378. 241 . Bericht über die Thätigkeit der Ueber die Juſel Diego Ramirez. 417. Zentral - Kommiſſion fiir wiſſenſchaftliche Nell- Guinea und die Engländer. 460. Landeskunde veil Deutſchland. Im Namen Neue Forſchungsreiſe durch das weſtliche der Nommiſſion auf dem dritten Deutſchen
Zentralauſtralien. 718. des l'afe pindemarſh.
Austrodnung 718.
Erforſch
ung des Gebietes nördlich vom Lake Eyre.
Die Montaninduſtrie Rußlands. 457.
N. Waldbrände in Rußland. 19. – Nuß : land's Poſtverkehr 1880. 279. Forſt wirtſchaft im llral. 59. Transkaukaſiſde Unterrichts -Anſtalten Eiſenbahıl. 138. im Gouvernement Publin . 279 .
Nuland's Dampfſchiffe. 499. – Ruß land's Tertilinduſtrie. 499. Nußland's Zucferinduſtrie. 499. Der Wolf in Liv Erforſchung land und Eſtland . 199. des finniſchen Meerbuſens. 619.
der deutſchen Alpen .
Die Vergletſcherung
Von Privatdozent
Er
trag der Naphtaquellen bei Noworojſisk. 619.
Handel mit gefrorenem Fleiſch aus Ruß Hujjiſche Erpedition nach dem Dnegabuſen. 918. Ruſſiides See weſen . 920. Fimmiſche Eiſenbahn . 920.
land. 619.
Das deutſche Element in livland. 979.
Geographentage erſtattet von Dr. Richard Sänder der Balfaith albinſel. Lehmanni. 567.
Be
niemungen des Wolfs im Eſtniſchen . 120. Krenzerdienſt an der Murmankiiſte. 219.
A.
Das nwderiie Atheni. Von Theodor Grafeit von Leublfing. 204. Südſlawiſches Land
1
VII
und Bolf. Von F. G. A. Nene Folge Montenegro . 1. Geſchichtlicher lleberblick.
442. - Weber den Namen Dajaf. Von F. Grabowsky . 55. -- Si Dionaha. Brud)
11. 301. Das Land.366 . III . Das Volk. 425).
ſtiicf einer bataf'ſchen Erzählung. You N.
N. Dr. Fabri's Riidftritt von der Leitung
- Der ſerbiſcheBauernhof. 314. -- Rumä nien ein Induſtrieſtaat ? Von Dr. Marjol
Rödding. 68 .
Die Kurijden Könige
der Rheiniſchen Miſſion. 1018. - Fieber epidemie an Bord des Dampfer's far
Ueber das Klima von
und die Nreewingen. Von A. Berghaus. 95.
Bosnien und der Herzegowina. Von Profej:
Der Þanſlawismus in der hiſtoriſchen Jus primae Ethnographie. 123.
or Dr. Jul. Hann . 656.
noctis.
ticineano. 533. -
Die theſjaliſchen
Ein Beitrag zur Geſchichte der
Sitten . Von Archiv Direftor Dr. Þfannen
F. 1
Fiſcher, Theobald, Be rufung auf den geographijden Lehrſtuhl
faway ". 259.
Flegel , E. kobert,
in Marburg. 819 .
Dr. Bernhard Ornſtein. 870 ), 889.
ichmid in Colmar. 141. -- Sage von der
Abreiſe nach Lagos . 699. Ridehr nad) der Miiſte . 858. Ernennung zum forre
M. Die Schlangen - Juſeln . 398. N. Vermeſſung der Nilia-Minding. 19.
Entſtehung der Mondsfinſternis bei den sia
ipondierenden Mitglied der Hamburger ( eo
ratſchai. Von N. von Seydlitz. 153.
graphiſden Geſellſchaft. 859. Interſtiítzung
Die deutſden Bauernkolonien in der Dobrudſcha. 200. Franzöſiſche Forid ingen am Nopaisjee. 478. Die Trocken legung des Nopais- Cees . 619. Fran zojentum im Orient. 619. — Nene Haupt ſtadt Montenegro's. 619. Die geologiſche
American Nervousness . 175.
Miller - Frauenſteill. 189. – Die Farben bezeichnung der Samvieden und Queens land Auſtralier nebſt vergleichendem Hin
Erforſchung Ättika's. 759.
Von A. Kirchhoff . 546 .
Fliiſje iud flußartigen Waſſerläufe. Von
Deſterreid - Ungarn. A. Die Zeitichriften
Zur
durch die Afrikaniſche Geſellſchaft. 940.
Kartographie der Naturvölfer. Von Georg
Fourreau's Abreiſe nach Wargla imd jeine Rückfehr. 358. 439.
G.
blick auf diejenige der Nubier und Ainos. Die Wotjälen . (Seo
Von Wilhelm Tomaſchef. 591.
A. Geographiſcher Formgedanke in den Verhältniſſen der Erdoberfläche. Monrad Hermann. 385 .
Bon
in Ungarn. Eine ſtatiſtiſche Skizze von Profeſſor Dr. J. F. Schwider in Buda
graphiſche und ethnographiſche Spivnamen
und Spottgeſchichten. 601. – Der Wen
M. Gaſtfreundſchaft, iiber das Weſen der.
Das Land Arva und jein
58.
N. Zur Noloniſation von Bosnien . 200. Länge des öſterreichiſchen Eiſenbahn
den Fiſcherei. Von Dr. A Berghaus. 611. Anthropologiſche und ethnologiſche Mit teilungen nach Dr. N. von Miklucho Maclay . Ethno Von Dr. Karl jietiſch . 644.
nebes. 918.
logiſch - linguiſtiſche Forichungen über den
Geologie und Orographie. A. Zeigt ſich die allgemeine Geographie
peſt. 467.
Hirtenleben. 991.
Alpengebiet. A. Die Alpenbewäſſerung Kanton Wallis . Von A. Lüders. 626 .
im
Die neueren Verſuche einer Einteilung der Alpen. 1030 M. Die Bergheiden in den ſiidöſtlichen Stalf
Floßfahrt auf der Möll.
alpen . 777. 598 .
N. ZurKartographie der Nordalpen . 759. Alpenwirtſchaft in
Deutſch - Tirol . 919. Waſſer
Montblanc - Tunnel. 919.
jälle und Hochſeen im Möllthal. 91.9. K. Alpenpanorama vom nördliden Sd )warzwald. Bon C. F. Hofi. 320. Italien . A. Neapel's Dialektlitteratur.
Von Michele Scherillo. 53.
Das Erd
beben auf Ischia am Abend des 28. Juli. 635.
Das Erdbeben auf ischia am
Oſten Europa's. Von Wilhelm Tomaſchef .
Magyariſche Nationalitäts- Šta tiſtik. Con Theobald Fiſcher. 750. Wie iſt und trinkt man in Südamerika ? Von Profeſſor F. Neller - Peuzinger. 787 . Eine Studie iiber die oſtiraniſche Kultur. lleber Von Wilhelm Tomaſdief. 821 . den linſterblichkeitsglauben bei den alten
701.
Die Anthro ſemitiſchen Völfern . 8:32. pologie der Bayern . Von Richard Andree. 905 . lleder die Bedeutung einer Ge ſchichte der deutſch -amerikaniſchen Nultur. 916 .
Linguiſtiſche Paläontologie. Son Wilhelm Geiger. 961. Vergleichung
der Battas imd Dajafen. dreiber.
Von Dr. A.
963 .
Geſchidyllides und Geographiſches iiber den Kanibalismus
N. (Gärtner's Verdienſte im Japani . 1018.
Geldſtatiſtik, zur. 799.
als Wiſſenſchaft ? Son Dr. W. (3033. 844 . Dr. A. Pend's Arbeiten über die Schwan
kungen des Meeresſpiegels. Von Privat dozent Dr. F. G. Hahn in Leipzig. 90 . Der Rückgang der alpinen (Gletſcher uud jeine Urſachen . Son Profeſjor E. Richter in Salzburg. 41 . Weſen und llrſadye
der Berfarſtımng . Eine Studie von pro feſſor S. Franges. 767. M. Das Cortoinmen von Braunſtein am
Meeresgrund. 378.
leber die Länge
Tiefſeelotungen im nordatlantiſchen Ozean . 598. Fijd
der Fliiſje. 538.
fang im nordpazifiſchen Ozean . 677. — lli terſudungen des Waſſers aus dem nördli
Bon Dr. Leonard forth . 1001. – Leben , Citten und Bewohnheiten der Bewohner des Diſtriftes Prinzipe auf Ouzon . Von
den Teile des Judijchen Ozeans. 696 . Die ſchweizeriſchen Erdbeben 1881.718.
VII . Die Natur des Erdbebens vom 28 .
Dr. A. Schadenberg.
Juli. 661. Das Erdbeben von Ischia . Weitere Thatjache und llrjache. 1. 735 .
nalität. 96 .
Wellenhöhe, Wellen länge, Wellenfraft. 1015 . X. Diluviale Säugetiere an der interen Submarine Erdölquellen . Wolga. 20. 159, Ridgang des Þaſterzengletſchers . 15.9 . 919. Golfſtrom an der Murman : füſte . 239. Profeſſor Berrill iiber den Golfſtrom . 417. Foſſile Hölzer des Ryji häuſerberges. 418. Laſauly iiber die Beſchaffenheit des Erdimerii. 477 .
28. Juli. I. Die Inſel. II . Ēer innere
Bai . III. Vorzeichen . IV . Der Stoj. V. Die Berwiiſtung. VI. Suchen und Ketten .
II . 772. III . 893 .
Die Slawenkolonien
in Molije. Vou W. Nobelt. 936 .
M. Ergebniſſe der italieniſchen Volkszäh : ling. 78. X. Unterjeeiſcher Tunnel zwiſchen Nala:
brien und Sizilien . 279. – Alkoholisinus in Italien. 619.
id 1886. 917.
M. Ueber die Begriffe Raſſe und Natio Farbenſinn und Farben blindheit bei den Naturvöllern . Bon F. Birgham . 97. Die Verwandtſchaft der Türfen mit den Mongolei. 119 .- Dic Akfa im oberen Nilgebiet. 637. Ueber den Gebrauch der Miasten auf den Juſeli der Siidjee. 817. lleber die Dut Duf
Zeremonie. 857.
Langlebigkeit der Iii Die indochinejijden und
Frankreich. A. Landbevölkerung der Bre Eigentümliche Beſitzverhält tagne. 72. " niſie der Salzſeen an der franzöſiſchen
dianer. 978 .
Mittelmeerküſte. 176. -- lleber die Finanz:
Alfurenr. 40 ,
lage der franzöſiſchen Kolonien. 210 . M. Franzöſiſche Islandfiſcherei im Jahre
Klaſſifikation des Menſchengeſchlechts. 120. Ziviliſation der Judianer in Kanada.
1882.
Von Moriz Lindemani. 18.
Verbrecherſtatiſtik von Korſika. 336 . N. Frankreich's Poſtverkehr 1881. 180. Franzöſiſche Fiſcherei 1881. 279. -- Eigen tiimliche Erſcheinungen am Strand 311 Etretat . 417 . Leroy - Beaulieu iiber die franzöſiſche Kolonialpolitif. 459 . Frant
reich's Seidenziichtereien . 499. Frant reich's Tabakfonſumation 1882. 495 . Erport und Import Frankreich's 1882 . 919 ,
Kanal zwiſchen Mittelmeer und
Ozean. 919.
Die Eishöhlen im Gypsgebirge bei Jlezf.
interozeaniſchen Kajjen . 1997. N. Ieber die Namen Papua, Dajak ind R. de Rosny über die
120. — Nantiſche Kenntniſje der Südſee
injulaner. 180. — Merkwiirdige Lanzen der Schilluf -Neger. 238. Nene Auflage der (Geſchichte von den Patagonijchen Ricjen . 360 . Modifikationen des engliſchen Ge
jebes iiber die Wiederverheiratung eines Wittwers mit der Schweſter der verſtor benen Frau in den Nolonien . 460 .
Indianiſche Kanibalen . 659. — Religions wechſel der Maori. 719.
Amerifaniſche
Störpergröße. 779. – Ziviliſierte Rothänte. 779. 798 .
Zur Charakteriſtik der Armenier.
Von Mar Buchner. 1. Comatiſches. 23.
lleber Maclay's anthropologiſche Unterſuchungen. 818. K. Zur kartographie der Naturvölfer. Von A. Š . Gatichet. 340. Zum llnſterblich feitsglauben bei den alten Temiten. Von
II. Pſychiſches. 107. III. Linguiſtiſches.
M. (Grünbaum . 879 .
Ethnographie.
A. Beiträge zur Ethnographie der Bautit.
Die Prophezeiung des Herrn Delaunay
über Erderſchitterungen im Jahre 1883
Senkung der Küſte des weſtlichen Trombolt's Forſchungen Europa. 619. iiber das Nordlicht. 640 . Sinfen des
539.
Edwarzſee's am Triglav. 919. -- Beob achtungen an den Gletſchern des Schwar
zenſteingrunds. 919. Bejellſchaften und Vereine.
A. Geographiſdies vom internationalen alpinen Kongreß zu Salzburg, 12. und 13. Aus den Berhand Auguſt 1882. 502 lungen der vierzehnten Verſammlung der Deutſchen Anthropologiſchen Geſellſdaft 311 Trier. 781 .
M. Von der Geographiſchen und Natur wiſjenſchaftlichen Geſellſchaft zu Heriſau . Jahresbericht der X. (Soweiz.) 198. Ruſſiſchen Geographiſchen Gejellſchaft. 397.
Ueber die Wirkjamkeit der Deutſchen We jellſchaft in New York. 959.
Dritte
Jahresverſammlung der Vereiniging der dweizeriſchen Geographiſchen Gejallicaf.
'
VIII
ten . 618. 737. Feier zu Ehren der heimgekehrten Deutſchen Polarexpeditionen und Dr. Fiſcher's. 958.
N. Association Africaine Internationale:
Loslöſung des franzöſiſchen Komite's von der. 20. Stellung des Comité d'étude du Haut Congo zur. 35. Institution
Éthnographique.
159.
Peninſular
Feſtſitzung der Geſellſchaft fiir Erdkunde zu Berlin . 360 , · Stiftung für Uralforſchung. 438 . Deutſcher Pionier Verein in Phila-
and Oriental Geſellſchaft. 219.
Vierter Jahresbericht der
delphia. 459.
Geographiſchen Geſellſchaft zu Bern. 500. Società d'Esplorazione Commerciale. 500 . Neue Geographiſche Geſellſchaft in Argentinien. 500. -- Das Geographiſche Inſtitut Argentiniens. 500. - Comitato Italiano per la Tripolitania. 658. Thätigkeit der United States Geological Survey. 659. Die 46. allgemeine Ver : ſammlungGeſellſchaft. der Niederländiſchen Geogra für Verein 679. phiſchen ſiidamerikaniſche Geographie. 679. – Jähr :
liche Verſammlung der Royal Geographical Society . 679. Das von der Kgl . Afa demie der Wiſſenſchaften zu Minden geſtellte Preisthema iiber die landſchaft Epirus. 679 .
Geſchichte der Erdkunde. A. Schiltberger -Studien. Von Dr. Lang mantel. 166 . Der dritte Deutſche (Geo
Einteilung der Erdoberfläche in Mlima-
Pflanzengeographiſche Anhaltspunkte
zonen. 495. — Þanns Handbuch der Klimatologie . Von A. Kirchhoff. 841 . M. Wetterſtudien auf dem Brocken . 258. Ueber die Verteilung des Ammoniak in der Luft und den wäſjerigen Meteoren auf
fiir das Beſtehen einer Landbride zwiſchen
Von Guſtav Wallis . 347 .
großen Höhen. 277. – Profeſjor Lenz iiber
Wirfimg der langen Tage in hohen Breiten
Nordlichtperioden . 299. — Multiplikations
auf die Vegetation . 356 . Der Pflanzen wuchs an der Nordküſte Sibiriens. 927. – M. Auſtraliſche Gewächſe im Tertiär bei Halle. Von A. Kirchhoff. 578. Foſſile Flora von Japan. 817 .
Anemometer von Eugéne Bourdon. 416. N. Das Obſervatorium des Pic du Midi. 19. Wetterkarte für höhere ſiidliche Breiten . 40 ,
ſturmtheorie. 40 .
Der Entdecker der WirbelKarte der Sommer-
Jjamonen fiir den nordatlantiſchen Ozean. Der Helio Wirbelföhne. 140 . 40 . graph als Wettertelegraph. 417 .
Die
mittleren Treibeisgrenzen im ſüdlichen Eismeer. 477. - Meteorologiſche Station auf dem Säntis. 499.
Virchow über Alerander von Humboldt. F. von Richthofen über die Er weiterung des geographiſchen Dorizontes
und die geographiſche Forſchung. 882.
Rieſige Wachstumskraft der Tropen. Ueber die
N. Arabis Halleri. 159. Die Rola 1118. 160 . Kulturverſuche mit der
Rieſenfiefer. 159. Phyllorera in Franf reich und Spanien. 499. Wildwachſende Kartoffeln im ſiidweſtlichen Arizona. 678 .
Akklimatiſation des Theeſtrauches im Die Flora des Eiſes und Schnees. 800.
M. Moloniſation oder Plantagenbau ? 158.
N. Dr. Knapp wird von Polak nach Perſien Pflüger Karl Ť. N. 1018 . geſchickt. 940. — Kolumbus, ein wiederge findenes Bild von . 140 . Zur Frage des Geburtsortes von . 780 . Hrauſe erhält
Piedra
buena 4. N. 1017 .
Bolarregionen.
von der Hamburger Geographiſchen Geſell-
A. Wiſſenſchaftliche Ergebniſſe der vierten
(diaft einen Beitrag z11 jeiner Keije ins
Polarreije des „ Willem Barents. " 61.
Filbegebiet. $ 59. – G. A. Krauſe, VerStreit ſchiebung der Abreiſe von . 940. ner's Abreiſe nachChina. 660. – Kriimmel, Dr. Otto, Ernennung zum Profeſjor für
ung der Polarregionen . I. Arktis und
Erdkunde in Kiel . 819,
Betrachtungen über Natur und Erforſch Antarktis. II. Die polaren Meeresgürtel. 201. III . Landverteilung in den Polar
regionen.
IV . Der Fiordcharakter der
Polarländer. 223. IV. Der Fiordcharakter
der Polarregionen. (Schluß). V. Anwend ung der Fiordtheorie auf die Polar
1.
Rudolf
494 .
Von Profeſſor Dr. Oskar Drude. 325.
Departement Loire Juferieure. 758.
graphentag in Frankfurt am Main voin 29. bis 31. März 1883. 237. 321. 354 . Am 28. Mai 1883. 441 .
Grönland und Weſteuropa zur Eiszeit.
länder. 254.
N. Linant Paidha †. 860 .
Longsdale Luſchan's
Vi . Gibt es eine Terra
neuer Reiſeplani. 940 ,
Australis ? 330. VII. Das offene Polar meer. 370 . Die Polarfrage auf dem dritten Deutſchen Geographentage . 323 . Bericht iiber den Stand der deutſchen
M.
Polarforſchung an den Deutſchen Geo
im Dienſte Stanley's 620 .
M. Ueber die Wafwaf- oder Wagwaginſelın. 997.
graphentag in Frankfurt a . M. Von Dr.
Gejſi , Romolo : Ankunft ſeiner Leiche in Neapel.
N. 660.
Getreideernten der
Erde . N. 80. (Gödel- l'amoy, kudolph Frhr. v. f. N. 819.
H. N. Hatton, Frank 1. 740. O. Heer † 860. - Holub's Abreiſe nach Siidafrika. 318 .
Huber, Karl, Ehrung durd) 900 , 938 . die Geographiſche Geſellſchaft in Paris. viibbe - Schleiden's Ernemmng 900 . zum Sekretär der Deputation für Steuern
und indirekte Abgaben in Hamburg. 740.
N. Marno, Ernſt 7. 780 .
Marvin's Abreiſe nach Südrußland. 900 . Medis zinalweſen in den Molonien . 460 , Miſ ſionsdörfer. 460 . Dr. Mojjat ř. 699.
Möllendorff, P. von , in foreaniſchen Mteja, Nachrichten über Dienſten . 859. den Tod von . ( 20. 1018 . Muſſchen : broef, S. C. J. W. van f. 1017.
Jeannette - Erpedition. 429. -- lleberwinter
mg ind Riicfzug der Niederländiſchen Polarerpedition. 830. 853.
Fahrt ind
Schiffbruch des „ Proteus.“ Rickkehr des „ Santik." 834. 859. Riidfehr der beiden dentſchen Polarexpeditionen. 881 . !!
Afademiker F. Schmidt über die Namen
Waigat,Waigatz,Waigatſch. 892.
N. M. Nordenſfiöld und der Preis für die nordöſtliche Durchfahrt. 217. N. Nachtigal's Ernennung zum Generalfonſul in Tunis. 740 .
Noirot's Vers
lebung. 20 .
I.
Neumayer . 501. - Ueber Siid- Georgien. Nachträge und Nachſpiel der
414 .
A. Indogermaniſche Sprachen , die Frage nach den Verwandtſchaftsverhältniſſen der.
0.
Von Dr. Hermann Frhr. v . d . Þordten.
N. Opiumproduktion. 80.
11 .
Bernhard, Doktorjubiläum . 780.
Ornſtein ,
Die
norwegiſche Nordatlantik-Erpedition 1876 bis 1878. Von A. Rzebaf. 967. M. lleber das wahrſcheinliche Schidjal
von „ Dymphna “ und „ Carna .“ 57. Ein Brief Volt's über „ Dymphna “ und Zur geologiſchen Ge ſchichte Spitzbergens. 316. Profeſſor Buys Ballot über die Aufſuchung der Polarſtationen oder „ Varna." 357 . Der Preis Polar- Expeditionen ? 458.
fiir die nordöſtliche Durchfahrt. 676. Riidkehr der öſterreichiſchen Polarer
M. Jornal das Kolonias. 19.
pedition .
N. Joe, Nachrichten vom Eskimo. 380. Dr. Joeſt's nelie Reiſe nach Afrika und Auſtralien . 660 . Jäſchfe, Heinrich
lauf der Niederländiſchen Polar- Erpe dition . 738. – Ergebniſſe von Norder ſfiöld's Grönland-Erpedition . 797.
Auguſt †. 860.
k. M. Ranäle und Eiſenbahnent. 317 .
N. Dr. Maijer's Tod . 237. Ludwig I. 7. 860 .
Kappeller,
Klimatologie.
P. A. Payer's Zyklus von Polarbildern .
695 .
lleber
den
Ver
956 .
Gute Gelegenheit 311 einer deutſchen Polar
N. Palmarts Abreiſe nach dem Kongo.
erpedition.898.
Paſſapant geht zum zweitenmal 180 . St. Pauls nach Kamerug. 1018. Feljen. 339 . Payer's Abreiſe nach
N. Weber Nordenſkiölds Grönland-Erpe
Perlenfiſcherei im Per ſiſchen und Kaliforniſchen Golf. 418 .
778.819.839 . Amerikaniſche Stimmen iiber Polarforſchung. 238. 239. - 3u Gun ften der Polarerpeditionen. 319. Ver :
Paris. 1018 .
Pflanzengeographie .
dition . 220. 238 , 260. 380. 540 , 819.
lleber die Greely Erpedition . 319.380.
längerung der internationalen Polarbeobach Die Eisverhältniſſe des Anregung zu einer Jahres 1882. 399. neuen deutſchen Polar-Erpedition . 400.
tungen. 360.
A. Die meteorologiſche Station auf dem
A. Adolf Engler's Verſuch einer Ent:
Hochobir in Märnten . 155. – Ueber dieć
widelungsgeſchichte der Pflanzenwelt. 281 .
1
, Varnia . “ 217 .
1
1
IX
Nachtrag zu : Die Polarfrage auf dem drit ten Deutſchen Geographentag.400 ). — Nene
dergefundene. Bon Profeſſor Ohlenſchlager
Niederländiſche Polarfahrt zur Rettung der Darna . “ 319. Sechſte Polarfahrt des „ Willem
Blinde Fiſche bei Fort Rae. 310 . Zuwachs der Pinciguerra iiber die Fauna des ſiidlichen Südamerika . 440. Zum Ausſterben der Tiere durch flimia tiſche Urſachen. 478 . Zoographiſches
Rieſiger Tintenjiidh . 418.
in Müncheni. A. 361.
Tiergattungen. 418.
S.
Barents ." 219. 410. 540. 875.
Ruſſiſche Eismeerflotte . 219. Falſche Nachricht von Ueberlebenden des Chipp ' :
Sacconi *. X. 860. 940 . Dr. Schau Schliemanı Dr. N. 699. mani
iden Bootes. 220. — Ankunft der britiſchen
aus Zentralaſien . 579. Mritiſche lieber ſicht der Ornis Aegyptens. 698. - Die
Heinrich), in Leipzig. N. 819.
Bazillariazeen
Expedition imter Tawjon in Fort Rae. 319 .
zur Lage auf Jsland. 319. Nachrichten von der ruſjiſchen Po
larſtation an der untereit Lena. 319 . Nachrichten von 380. 140. 1017.
der finniſchen Polarſtation in Sodankylä. 339. — Nachrichten von der norwegijdenfo larſtation zil Bofekop -Alten . 339. Nach richten aus Grönland über das Klima,
die Geſundheitsverhältniſſe und die Kryolith produktion 1881-1882 . 339.
Abreiſe
des Dampfers „ Pola “ nach Jan Mayen. Däniſche Grönland - Erpedition . Dampfer „ luliſe“ , letzte Reiſe
339. 380 .
nach dem Jeniſſei. 400). – Isländiſche Fi ſcherei.400. — Nachridyten von ,,Tymphna “ und „ Varna . “ 699. 779. 799. 839. Ueber die Dialekte der Esfimos . 739.
Eisverhältniſje nördlich der Beringsſtraße . Die beiden deutſchen Polarerpe 779. ditionen . 818. 839. 879. 939. – Dic
deutſche Prejje und die Polarerpeditionen . Die Einwohnerzahl Grönlands 819. und Islands. 819.
Geheimrat Neu
mayer über einige Polarerpeditionen . 838. Ruſſiſche Polarerpedition auf Nowaja Cemlja. 698. 7:39. 839. 937. 1017 .
· Die
(Gefahren der Eisſchiffahrt im Smithjund. – 859. Arktiſcher Sommer. $ 59. - Kultur.
fortſchritte auf Jsland. 879. Belohnung Däniſche Polar der Tjduktſchen. 900 . Die Größe der erpedition 1884. 1017 . isländiſchen Gletſdier. 1017. - Der Schnee
Sdulgeographie. A.
Noch
einmal
italieniſche Nordpolarerpedition
Stim
mung. 1017 .
Prichewalsky : N. Neiles Reiſewerf. 20. Neuc Expedition nach Zentralaſien . 599. Audi enz beim ruſſiſchen Kaijer. 740. in Tomsk. 859. in Kiachta . 940 . Dr. Þruner Bei 7. N. 478.
R. Ray von Point Barrow zurüc. N. 899.
Dr. Eine
rium .
Pics Telli Schülerrciſe .
313 . Von Otto W. Beyer. 410 . Ein Vorſchlag zur Ausfüllung der Liiden im
Weißen
Meeres .
K. Zur Haustierkunde. lleber die Klaſſi fikation der Wildſchafe nach Hornform
und Hornwindung. 159. – Baſtard von Gayaibullen und einer Kuh der afrikane ijchen Zeburaſje. 319 .
geographiſchen Lehrmittelappar . 631. Die Soulgeographie auf at dem dritten Töppen's Abreiſe nach Paraguay. N. 900 . Deutſdien Geographentage. 731. – Zum lluterricht in der mathematiſchen Geo graphie in den unteren und mittleren Klaſſen höherer Schulen . 556 . N. Berbreitung der Kenntnis von den Kolonien in Schulen. 739. pridwörter, einige Bemerkungen iiber das Weſen der . A. 177 .
N. Schweinfurth's Audienz bei Si aiſer Wilhelm . 740. Smith, Leigh . Geſchenk zu weiteren Polarforſchungeii. 339.
Coleillets Rückehr nach Frankreich. 859.
Dr. Spitta's Verdienſte. 859 Stanley's Ehrung durd, die Vega- Medaille . 379.
Ein Belgier iiber Stanley . 939.
Dr. Steder's Zujammenfumſt mit F. Coleillet in C doa. :318 .
- Dr. Steder's
Dr. Riidfehr nach Maſjana. 739. Stecker in Europa. 300 . Stewart *. 1019. 819.
Stuarts , dem Andenfen D. M.
ichub im Dienſte der Polarforſchung. 1017. Burs Ballot- Inſel bei Waigat . 1017. Kapitän Fondacaro macht fiir cine
ses
699 ,
Irgedichte. A. Kupfer auf der Pfahlbaute Roben hauſen . Von Jakob Meſſikommer. 17 . Die Juduſtrie auf der Pfahlbaute Robenhauſen. Von Heinrich Meiſi fonier , Sohn , (Zürich ) . Wezikon 912. Holzgeräte aus der Pfahlbaute Robenhauſen. Von Heinrich Meſſikommer,
Sohn , Wezikon ( Zirich). 825.
Bemerk
ungen iiber die in Karſon ( Nevada) ent decten angeblich menſchlichen Fußipuren. Bon Dr. W. I. Hojimaim in Waſhington. 36 .
Der gegenwärtige Stand der
Nephritfrage. Von Richard Andree. 84. Die „ Nephritfrage" in Amerika. Bon 9. B. Meyer. 456 . Ein Kohnephrit fund in Steiermark. Von A. B. Meyer. 5:36. Zur Nephrit- und Jadeitfrage. Von H. Fiſcher in Freiburg i . B. 619.
M. Ueber vorgeſchichtliche Berrohner Eſt lands. 179. Ueber prähiſtoriſche Stein Die geräte im Volfsglauben . 316.
T. A. Taylor , Bayard. 941.
U.
Terrafotta
anthropologiſchen und prähiſtoriſchen Stu Prähiſtoriſche dien in Italien. 336.
figureni,iiber den llrſprung einiger. Nach
Finde in Rom . 475 .
einem Vortrage von Léon Heizen in der Afademie der Juſdriften . 801. Telephon , geographijde Berbreitung des.
1038 .
Prähiſtoriſche Zinngruben in der Bretagne. 977. Neues über die Schweizer Pfahlbauten . N. Neue prähiſtoriſche Finnde in Argolis
N. 478 .
und auf St. Firoir. 478 .
Zur Nephrit
Prähiſtoriſche Funde bei
Tiergeographie. A. Geſchichtliche Veränderungen in der gefiederten Welt meiner Heimat. Bon Jakob
frage. 478.
Meſſikommer in Wezikon. 296 .
K. Ein Brief Spencer F. Baird's in
Zur
Dur in Böhmen. 499.
prints. 659).
Die Harſon Foot
Unterſuchung der Surgane.
677.
Waſhington über den nordamerikaniſchen
Tiergeographie Rußlands. 867. M. Zur Tiergeographie des weſtfaufaſiſchen
Jadeitfund. 580.
lleber den altertiimlichen Charakter der Tiefſeejanna. 378. – Tie Mythe vom Pflanzenſchaf ( Baranet3 ) . 416 . Die Ichthys der Sahara . 437.
A. Wirtſchaftliche Geographie , über die
Gebietes . 38.
Religionsgeſchichtlides . A. lleber geſchichtliche Beziehungen zwi ſchen Buddhisinis und Chriſtentum . Von Archivdirektor Dr. H. Pfannenſchmid in Nolmar . 221 . Ein lamaiſtiſches Kultus
Kultur und Tierrcid . 177.
llcber den
Einfluß der Nahrung auf die Verbreitung
W. Pufgabe der. 136 . N. Wißmann : Ankunft in Kairo . SO . Vortrag in der Société Khediviale
M. Chriſten als buddhiſtiſche Miſſionare.
Die und Wanderung der Tiere. 518. Charaktertiere der größten Meerestiefen.
139 .
5:38 .
N. Splitter von der angeblichen Bettler
Meerestiere in Sibiriſchen Eismeer und in größeren Meerestieren . 558. lleber die Herkunft der Fauna des Mittelmeeres .
Zweite Afrikareiſe . 878. Reiſebegleiter auf dieſer. 940 . Willerstorf llrbair, Baron Bernhard †. 740 .
856 .
K. Wolfs-, Fuchs- und Hyänenfleiſſ),
N. Die Wanderungen der Jardinen . 279.
über das Eijen voi. Con Ostar Lenz. 40.
bild . 481.
ſchale Buddha's . 479. Dr. Reter verungliidt. N. 699.
Riviere
Denkmal. N. 940.- Römerſtätte, eine wie
lleber das geſellige Auftreten der
de Géographie zu Kairo. 179. fahrt von Kairo nach Neapel. 260.
A6
X
Alphabetiſches Verzeichnis der im Laufe dieſes Jahrganges angezeigten und beſprochenen Werke und Schriften. A in élineail , Abbé. lieber dei gnoſtijden Papyrus Bruce. 420. micis, Edmondo do . Maroffo. Deutſch)
1882. Separatabdruck aus den Verhandlungen der Finniſchen Geſellſchaft in Helſing
llganda und der ägyptiſche Sudan . 2 Bände von 177 und 162 C. Stuttgart. 1883. Verlag
fors . 592 ff.
der J. (1. Cotta'ſchen Bidhandlung. 7:94 .
von A. von Schweiger -Lerchenfeld. Mit Chattopadhyava, Niſitanton. Judijche Frid , Dr. O. (Wejdichten und Bilder aus 165 Original- Illuſtrationen . Wien, Hart580.
Teben 1883. 388 S.
Eſſays . Zürich. Rudolphi und Klemm . 1883 .
der Miſſion. Iluter Mitwirfmng von Dr.
136 S. 280.
Warneck imd Dr. Gruudemam . Halle a . S. Verlag der Buchhandlung des Waijera
Andree, Richard. lleber die prähiſtoriſchen Chavanne, Dr. Joſef. Siarte von ZentralSteingeräte im Bettsglauben. Mitteilungen Amerika und Weſtindien . Maßſtab der Anthropologiſchen Geſellſchaft in Wien .
XII . Band, neue Folge 11. Band. Als Separatabdruck im Selbſtverlage des Verfajſers. Wien , 1882. 17 S. 316.
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Bajjet , Studien liber Aethiopien. Nach den äthiopiſchen Quellen . 420 .
Vayberger, Franz. Der Jingletſcher von Delaporte, L. Voyage au Cambodge. Kufſtein bis Haag. 70. Ergänzungsheft
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Standpunkt. Berlin. Verlag von F. 9 . Herbig . 1883. 22 S. 220 . Götz, Dr. W. Die Aufgabe der wirtidaft
der Petermanı'jden Mitteilungen . 1882. 651 ff. 67 S. Mit einer Narte und 15 Profilen Dedert, Emil. Ueber die geographiſchen lidhen Geographic. Sonderabdruck aus der Grundvorausſetzungen der Hauptbahnen des und Skizzen im Tert. 560 . Zeitſdrift der Geſellſchaft fiir Erdkunde Bergner , Rudolf. Eine Fahrt durchs l'and Weltverſchrs . 'eipzig. Paul Frobbery . zu Berlin . Band XVII . 3.) S. 136 fi. der Raſtelbinder. Skizzen und Bilder aus Grad , Charles . Etudes sur l'Algérie. 1883. 36 . Nord-Ungarn. Leipzig. 1883. Berlag von Deutſche Touriſtenzeitung. Zeitſdýrift Lettres écrites à M. I. O. Barbier, E. £. Morgenſtern . VIII. und 142 T.
fiir Touriſtik, Geographic und Viaturkunde.
994 .
Organ des Verbandes deutſcher Touriſten- graphie de l'Est, député de l'Alsace vereine. Herausgegeben von Dr. Theodor au Reichstag. 999. Peterſen. Monatliche Hefte mit Illuſtra- Griffis , William Elliot. Corea . The
Blech in ann , Bernhard. Ein Beitrag zur Anthropologie der Juden . Inaugural
Dijjertation zur Erlangung des Grades eines Doktors der Medizili. Dorpat . 98.
tionen . Frankfurt am Main. Verlag von Mahlau iud Waldſchmidt. 480 .
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Hermit Nation . New - York . Scribner. 1882. 239.
Juiſt's Buche und Accidenzdructerei. 1882. Deutides Wochenblatt am Rio de la Haggard , Rider. Cetywayo and his 64 S. 239. Plata . 960. White Neighbours ; or, Remarks on Blumentritt, Ferdinand. Spanien und Ebers, G.und(Guthe, Hermann. Paläſtina Recent Events in Zululand, Natal and die Inſel Borneo.
Wien . 1882.
Druck
und Verlag der „ Stevrermühl“ (vormals L. C. Zamarski) . 18 S. 280.
Borneo - litteratur, die neue („ Ethno: graphiſche Vejdireibung der Dajaffer " imd Van Zuid tot Noord “ des Major Bere : laer ; „ lluter den Kannibalen auf Borneo “ von Karl Bod.) 419 .
Breitſchwert, Otto von . Siiddeutſche Stolonial-Korreſpondenz. 420. VremerHandelsblatt. Mitteilung über das Aufhören desjelben und dejjen Ver-
dienſte fiir die Handelsgcographie . 820 . Briidner, Eduard. Die Mithe vom Planzenſdhaf ( Baranet3). 416 .
Bich , Dr. Mar. Finnland und ſeine Nationalitätenfrage. Stuttgart. Berlag der F. G. Cotta'ſchen Buchhandlung 1883. 74. 479.
Bic ) , Dr. Mar. Die Wotjäfen. Eine ethnologiſche Studie. Stuttgart. J. G. Cotta.
in Bild und Wort . Nebſt der Sinaibalbinſel und dem Lande Gojen . Nach dem
the Transvaal. London . Trübner. 1882 . 419.
Engliſchen herausgegeben . Mit 39 Stahl- Hage, C. und Tegner, H. lieber die Be ſtiden, mehr als 500 Holzſchnitt- Jlluſtra- dingungen eines Handelsverkehrs mit dem tionen, zwei farten und einem Plan von weſtlichen Sibirieni . Bericht über eine Jeruſalem . Zwei Bände. Groß Folio. Spezialınterſuchungsreiſe. Aus dem Däni 1019 .
Engler, Dr. Adolf. Verſuch einer Ent-
ſchen überſetzt von Dr. Rich. Lehmai . 79 S. 290 .
wickelungsgeſchichte der Pflanzenwelt, insa Haller, Dr. Jojej. Altſpaniſche Sprid) beſondere der Florengebiete jeit der Tertiär- wörter und ſprichwörtliche Hedensarten aus periode. II. Teil. Die ertratropiſchen Ge- den Zeiten vor Cervantes , ins Deutſche iiberſetzt, in ſpaniſcher und deutſcher Sprache biete der ſlidlichen Hemiſphäre und die tropiſchen Gebiete. Mit einer pflanzenerörtert und verglichen mit den entſprechen geographiſchen Erdkarte. leipzig . Engel- den der alten Griechen und Römer , der mali. 1882. 281 ff . Lateiner der ſpäteren Zeiten, der ſämtlichen Erckert, R. v. Der Urſprung der fiajaken . germaniſchen Völker und einer Anzahl der Vorziiglich nach den neueſte!ı ruſſiſchen Basken, endlid) mit jadilichen , ſprachlichen, gejdhichtlicheli, litterarhiſtorijden , biogra Quellen. Berlin. Ferdinand Diimmier's Verlagsbuchhandlung, Harrivitz und Cops phiſchen , geographiſchen und topographi mann . 1882. 16 S. 210. ſchen Erläuterungen verſehen , nebſt Vor Feltin, R. W. und Wilſon , C. F. wort, Einleitung, Inder und einem kleinen
XI
Anhang. Regensburg. Im Selbſtverlag des Verfaſſers und in Kommiſſion der C. J. Manz'ſchen Buchhandling. 1883. XXII. 652 S. 177 ff.
Hann , Dr. Julius. Handbuch der Klima tologie. Zweiter Band der Bibliothek geo : grapbinder Handbücher, herausgegeben von Dr. Friedrich Ratel. Mit Tajeln und Holzſchnitten . Verlag von F. Engelhorn in Stuttgart. 774. 435 ff. v. Hauer. Die Waſſerverhältniſſe in den
ſcheinungen . Mit 141 in den Tert ge-
Berlin . Verlag von A. Aſher und ko. 1883.
dructen Abbildungen . Verlag von I. F. 680 . Bergman . 1883. VI . 82 Š . 220 . Meyer, Dr. A. B. Jadeit und Nephrit. Klebs , Richard. Beiträgezur Naturfunde objekte. A. Amerika und Europa. Heraus Preußens. Der Beruſteinſchmuck der Steina gegeben mit Unterſtiitzung der General Direktion der Kgl. Sammlungen für Kunſt zeit von der Baggerci bei Schwarzort und anderen Lokalitäten Preußens aus den und Wiſſenſchaft zu Dresden . Mit zwei Tafein in Lichtdruck . Leipzig . Naumann Sammlungen der Firma Stantier und und Schröder . 1882. Groß Folio . 86 fi. Beder und der Phyſikalijd) Oekonomiſchen
Geſellſd)aft. Mit 12 Tafeli und 5 Zinko Meyer , Dr. Hans. Reiſebriefe. AsManugraphien . Mönigsberg 1882. W. Nod ).
Reſſelthälern von Krain. Separatabdruct 75 . 960. als Nr. 3 und 4 der „ Oeſterreichiſchen Kleine, Emil. Les Richesses de la France. 1040 . Touriſterzeitung “ 1883. 991. vefid , Aler. I. und Nowſzewicz, Toppen, Fr. Th . Das Fehlen des EichAsladimir. Iluſtrierter Fiihrer durch die hörnchens und das Vorhandenjein des Rebs ungariſchen Oſtfarpathen , Bukowina mo and des Edelhiriches in der Krim . Niebſt Rumänient. Mit 50 Illuſtrationen und Erkurjen liber die Verbreitung einiger 6 ; Marten. Wien , Beſt, Leipzig. 9. Mart anderer Säugetiere in Rußland iind cinem leben's Verlag. 1882. XVI. 218 Anhang zur Herpetologie der Sirim . Con 100 . derabdruck aus den „ Beiträgen zur Kennt Heim , Albert. Die ſchweizeriſchen Erdbeben 'nis des Ruſſidyen Reiches und der an grenzenden Länder Aſiens. Zweite Folge.“ Jahre 1881 . Nach der von der im St. Petersburg 1882. 80. 867 ff . dweizeriſchen Erdbebenkommiſſion geſammelten Berichten , ergänzt durd ) ein iranje, Dr. Arthur und Aurel. Katalog ethnographiſcher Gegenſtände aus dem Verzeichnis der oberitalieniſchen Stöße in gleichem Zeitraum . 718. Tſchriftjchenland und dem ſiidöſtlichen Hillwald , Friedrid, vor . Amerika. Eine Alaska . Geſammelt von den Gebrüdern
Sdilderung der Vereinigten Staaten in Sort und Bild . Heinrich Sdmidt und Sarl Günther, Verlagshandlung in Peipzig .
Niranje in den Jahren 1881 bis 1882. Bremeni. Sarl Emineman's Budidruderei.
F. Keller - Lenzinger.
Pädagogiſches Adiv , Band 21 , Nr. 8 .
ſfript gedruckt. (Anuradhapura. Die Tempel
von Nitko. lleber Zuſtand und Zukunft Japan's .) 151. 436. 452. Mitteilungen der Sektion für Höhlenkunde
des Oeſterreichiſchen Touriſtenklubs. 159. Moura , P. Le royaume du Cambodge. 1882. I. Band. 615 ff.
Miller , Ferdinand. Unter Tunguſen und Jakuten . Erlebniſſe und Ergebniſſe der Dienet Erpedition der Kaiſerlid) Kujijden
Geographijden Geſellſchaft in St. Peters burg. Mit 4 Abbildungen und einer Narte .
Leipzig. A. F. Brodhaus. 326 Š . 161 ff. Nindermann , Wilhelm .
Eines deutſchen
Matroſen Nordpolfahrten . Vorläufige 21 zeige dieſes Werkes . 480 .
Nordenſkiöld, A. E. Die wiſſenſchaft lichen Ergebniſje der Vega Expedition. Vou Mitgliedern der Erpedition und anderen Fordern bearbeitet .
Autoriſierte deutico
Ausgabe. Mit Abbildungen in Holzſchnitt siru nume, Dr. Zum luterricht in der ma- und lithographierten Tafeln und warten . 1019, Hellwald, Friedrich vou . Naturgeſchichte thematiſchen ( cographie in den unteren Peipzig . F. A. Brochans. 1883. 927. des Dienſchen. Mit Illuſtrationen von 1111d mittleren Niajjen höherer Edulen . Oberländer, Richard. Fremde Bölfer. Stuttgart.
Verlag
1882. 16 S. 220 .
2 Bände. Verlag von Julius Klinkhardt.
Peipzig und Wien . 1019. von W. Spemann. Dritte Auflage. 1019. 556 jj. Helimaid, Friedrich von und Oberlän- Lansdell, H. Durch Sibirien . Eine Reiſe Orientaliſches Muſeum in Wien . Nene der , Richard . Nordlandjahrten . Vierter vom llral zum Stillen Szcan. Viad) der volkswirtſdaftliche Studien über Nonſtan : oder Ergänzungsband. Berlag von Fera zweiten Puflage aus dem Englijden von tinopel und das auliegende Gebiet. Wien . dinand Hirth und Sohn in Leipzig . 1019. W. Miildener, Dr. phil. Jena. Herm . Verlag des Orientaliſchen Muſeums. 1882.
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Coſtenoble. 1882. Vit 13 Holzſchnitten
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Joeſt, Wilhelm . Yus Japan nach Deutid land durd) Sibirien . Mit 5 lichtdrucken und einer Karte. Kölnl. Verlag der !!!
Du Mont-Schauberg'iden Budhandlung. 1883, 328 S. 268 .
Jung, Dr. Karl Emil. Der Weltteil Au
Ausfüllung der Lüden im geographijden des Orientaliſchen Muſeums. 1882. 152. S. Lehrmittelapparate. Zeitſchrift für Schula 759. geographie, herausgegeben von A. E. Sei Die Stadt Palma . Ju Wort und Bild bert. IV. Jahrgang. 2. Heft. 631 ff. geſchildert. Verlag von F. A. Brodhaus in Deck 1) , W. E. H. (Beſchichte Englands in Leipzig . 1019. 18. Jahrhundert. lleberſetzt von F. Lönr. Bartich , J. Die Gletid er der Vorzeit in Leipzig und Heidelberg. Winter'ſche Bud) den Karpathen und den Mittelgebirgen Dentjchlands. Nach fremden und eigenen handlung. 3. Band. 577 5. 320. ? e113 , Oštar. Ankündigung ſeines Keijo- Beobachtungen dargeſtellt. Mit 4 Sarten werkes : Timbuktu . Reiſe durch Maroffe ' , in Steindruck. Breslaul. Verlag von S. die Sahara und den Siidan , ausgefiihrt Roebner. 1882. 725 fi .
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ſtralien . 4 Bände von 280, 312, 304 ud 268 S. Mit 8 Karten, 78 Bollbildern und
( eſellſchaft. Verlag von F. A. Brodhaus.
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Peipzig. 820 .
Aus dem Sammeliverk „ Das Wijjen der Lippert, Julius. Das Leben der Borfahren . Gegenwart“. 839. Kanitz , F.
Donau - Bulgarien und der
Balfan . Reiſeſtudien aus den Jahren 1860 bis 1879. 3 Bände. Mit 120 Illuſtrationen und 2 Karten. Leipzig, Kenger'ſche Buchhandlung , Gebhardt und Wilijch. 1982. 1020 . 480.
tiſch -mediziniſche Botanik. Ein Grundtij
des Mecresſpiegels. Minchen . 1882. 91 ff.
Pend , Dr. Albrecht. Die Vergletſcherung der deutſchen Alpen, ihre periodiſche Wie
Das Weſentlidiſte einer deutſchen Siuitur
derfehr, ihr Einfluß auf die Bodengeſtal
geſchidite älteſter Zeit. Dem Volfe erzählt . Herausgegeben vom Deutſchen Verein zur
tung und ihre Urſachen . Gekrönte Preis
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ſdrift. Mit 16 Holzſchnitten , 2 Karten id 2 Tafeln. Leipzig. 1882. Joh. Ambroſ.
Prag. Prag 1882. Berlag des Deutſchen
Barth . 483. 421 ff .
Vereins zur Verbreitung gemeinnütiger Prinzinger, A. d. Jüngere. Die Anſiede Nenntniſje. 191. 210 .
Kapland. Deutſche Zeitung für Südafififa. Manger, Eduard. Der alte Hegeregrund Karſten , H. Deutſche Flora . Pharmaz¢1 =
talog der kommerziellen Sammlungen des Orientaliſchen Minjeuus. Wien. Verlag
und ſeine Bewohner , ſpäter Nirchſpiel Drejjelitdorf , zuletzt Histergrund und die Hiden genannt. Siegen. 1883. 16 S.
lung der Salzburger Emigranten im Staate Georgien . Eine Abhandlung, im Sommer 1880 in der Gejellſchaft für die Landes
kunde Salzburg's zum Vortrag gebracht. 275 ff.
Neuausgabe ſeiner Mayer , Dr. Franz. Die Anfänge des Werfe durch die deutſche Verlagsanſtalt in F. M. Späth's Verlag. 510 . Stuttgart. 700. Katalog der braſilianiſchen Ausſtellung des Handels und der Juduſtrie in Oeſterreich Zentralvereins für Handelsgeographie im und die orientaliſche Kompagnie. Nach Quaglio, Julins. Die eratiſchen Blöde Förderung deutſcher Jitereſſen im Aus bisher unbenützten Daniellen bearbeitet . und die Eiszeit, nach Profeſſor Torell's lande, im Architektenhauſe zu Berlin. Berliir. Innsbrud. Verlag der Wagner'ſchen Unia Theorie. Mit einer Karte der nördlichen 1882. Allgemeine Verlagsagentur. 97 E. verſitätsbuchhandlung. 1882. V und 134. Eisſluit in Europa und Amerika. Wies der ſyſtematiſchen Botanik. Berlin . 180.
1000 .
240 .
1000 .
Pidler - Muskau.
baden . J. F. Bergmaun. 1881. 540 .
Kinkelin, Dr. phil. Friedrich. Surzer Meye, Heinrid). Die Steinbildwerfe von Kanfe, Dr. Johannes. Beiträge zur phy Abriß der Mineralogie, einſchließlich Dar-
Kopan und Quirigua. Hiſtoriſch erläutert
ſijden Anthropologie der Bayern . Mit
ſtellung der wichtigſten geologiſchert Er
und beſchrieben von Dr. Julius Schmidt.
16 Tafeln und 2 Karten. München. lit
XII
an Meerbuſen in ihrer Abhängigkeit von , Strahalm , Frz. Politiſch ſtatiſtiſche Tafel den geographiſchen Bedingungen. Halle. der Oeſterreichiſch-Ungariſchen Monarchie. Mar Niemeyer. 1883. 58 C. 839. V. Jahrgang. 1882. Ein großes Tableau
terariſch artiſtiſche Anſtalt. Th . Riedei. 1883.
!
X. 168 +296 + 85 S. 905 ff. Rehberg, Hermann. Die Prinzipien der
moniſtiſchen Naturreligion . Moderne 2111- Schrader, Dr. O. Sprachvergleichung chauungen iiber Religionsreformen . Jena. Hermiani Tabis. 1883. VII. 104 9. 240 . Richthofell, Ferdinand von . China. Er-
gebniſſe eigener Reifen und darauf ges gründete Studien. Band I. II . Berlin. Dietrid Reimer. 1882. 892 11.481 ff.585ff.
Richthofen , Ferdinand von . Aufgaben und Methoden der heutigen Geographie. Afademiſche Antrittsrede . As gonder : abdruck bei Veit und Kom . in Leipzig er-
96 cm . hoch , 68 cm . breit. Wien und
und ligeſchidhte. Linguiſtiſch hiſtoriſche BeiPeſt. 9. Hartlebens Verlag 1882. 280. träge zur Erforſchung des indogerman - Der Tabat der Niederländiſden iſchen Mitertums. Jena. 1883. 961 ff. Kolonien. Geſchichte, Kultur, Handel. Schuchardt , Dr. Hugo . Kreoliſche Studien. Internationale kolonialausſtellung. Amſter I. Ueber das Negerportugieſiſche von St. dam 1883. 25 S. 2 Tabelleni. 960. Trautweini, Theodor. Ergänzungen zum Thomé (Beſtafrika ). 220 . Schweiger - l'erchenfeld, A. v. Griechen : Wegweiſer durch Siidbayern , die Alpen land in Wort und Bild . Eine Schildering länder Oeſterreichs und das angrenzende des helleniſchen Königreiches. Mit 200 Oberitalien . 7. Aufl. 68. und 10 Karten . Juuſtrationen. Leipzig, Heinrich Schmidt 2019sburg . Campart's alpiner Verlag .
ſchienen . 1883. 882.
700 .
and Karl Günther. 1880. 239.
Richter, Eduard. Beobachtungen an den Schweiger -Lerchenfeld , A. Gletſchern der Oſtalpen. I. Der Ober-
ſulzbach-Gletſcher 1880—1882. (Zeitſchrift des Deutſchen und Oeſterreichiſchen Alpenvereins , 1883, 1. Heft, S. 38-92.
Die Turner, A. Die Kraft und Materie im Adria . Mit 200 Juuſtrationen erſter Raum . 2. Aufl. Mit 10 Tafeln. Frank Kiinſtler, 6 Plänen und einer großen Karte furt a . M. Chriſtian Winter 1882. VIII V.
des Adriatiſchen Meeres. A. Hartleben's and 220 C. 700 . Verlag. Wien, Þeſt, Leipzig. 1020. Wer shov cil , Dr. F. J. La France . Schweiger - Lerchenfeld. A. v. Das Hiſtoriſche und geographiſche Charakter 741 ff. Rostojchi 1), Herman . Rußland. liter eiſerne Jahrhundert.Mit 200 Jlluſtrationen bilder fiir die franzöſiſche leftiire an höheren Mitwirkung deutſcher und ſlawiſcher Geund 20 Karten und Plänen . 839. Lehrauſtalten . Mit Anmerkungen verſehen. Verlag von Otto Schulze. 1882. 89 S. 100 . lehrten und Schriftſteller. Mit einer Ein- Seydel, Rudolf. Das Evangelium von Jeju in ſeinen Berhältniſſen zur Buddha- Wiedeman . Alfred. Die älteſten Bezich leitung von Friedrich Bodenſtedt. Verlag ingen zwiſchen Aegypten und Griecent Sage und Buddha Lehre mit fortlaufen: von Greßner und Schramm in Leipzig.
bile
2. Bände. Mit 400 Juuſtrationen . 1019.
der Küdſicht auf andere Religionskreiſe.
land. Leipzig . Verlag von Joh. Ambroſius
Ruhland, Emil. Deutſche Zeitung von Mit 2 Regiſterni. Leipzig 1882. VI und Barth . 1883. 22 S. 999 . Meriko . 820. 361 % . 221 ff. Wien und Vororte , neueſter und vollſtän dh a tzmayer, Dr. E. Trieſter Führer. Filberhuber, 4. und Rabi f. Fihrer digſter Plan . Nach den neueſten Aufnahmen Rundſchau über das inaterielle und geiſtige
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1883. Verlag des Deſterreichiſchen Tour- peripektive . Wien , Peſt, Leipzig . A. Dart Trieſt, Coen und Figlio. 1882. 118 Š . 100. lebens Verlag 1882. 1. Auflage. 16 S. iſtenklubs. IV . 51 C. 819. derer, Franz. Bilder aus dem ſerbiſchen Volfs und Familienleben. Neuſatz 1882. Stolpe, H. Exposition éthnographique Tert. 100. Stockholm 1878-1879. Photo Wiell , plan mit Vororten und nädyſter Ulm de Verlagsbuchhandlung Yufa Focic 11110 graphies par C. F. Lindberg, Stock- gebing. 2. Auflage. Wien , Beſt, Peipzig. Komp. 212 S. 314 ff. Schliemann Dr. F. Troja , Ergebniſje holm 1881. 3 Bände in 10. 36 C. iuid A. Hartlcbens Verlag 1882. 8 . Tert 100 . meiner neueſten Musgrabimgen. Mit 150 278 Tafelii . 239. Abbildungen, 4 Karten und Plänen . XLV . Stolpe , H. Den allmänna etnogra- Ziegler, Franz. Das Sdiloß Groppenſtein 463 S. 1030 . fiska atställingen 1878–1879. 2 hefte im Möllthal Herzogtum Kärnten ). Wien . Schmidt, Dr. Karl. Jus primae noctis . in 80. 80 C. 1878-1879 und VIII. 1883. Verlag von Moriz Schüdl . 14 C. Eine gedichtliche Unterſudung. Freiburg 1.92 S. 1880. ( Abdr. a . d . Tijdsfr. f . Mit 3 Anſichten und einem Plan des Schloſjes und einer Karte ſeiner Umgebung. Antrop. och kulturhiſt. Bd. I. Nr. 13 i. Breisgau bei Herder 1881. 141 ff. 820 . and 14. ) 239. Schueider , Dr. Paul. Die Siedelungen
XIII
Verzeidinis der in dieſem Jahrgange enthaltenen Abbildungen . Karten :
von Warſchau . 683.
Vorläufige Darſtellung des Weges der Pogge-Wißmann'ſchen Durcquering. Nebſt den Wegen der früheren Kreuzungen des
ſüdlichen Kongogebietes von livingſtone, Cameron und Stanley). 157 .
Verſuch
einer Darſtellung des Verbreitungsgebietes der Fulen in Afrika. Von Gottlob Adolf Karte von Ischia. 663 . 893 Karte vom unteren Kongo und
Hrauje. 155 .
vom Dgowe. Zum Artikel: Die Fortſchritte
Holzgeräte ans
der Pfahlbaute Kobenhauſen. Fig. 2 sogenannte Echöpfer. Fig . 3 Fig. 4 und 5 Becken. Fig. 6 und 7 Fig. 8 und 9 Reulen. Fig. 10.
1 und Löffel . Aerte. Lang-
bogel . Fig. 11 Veſier. Fig . 12 Thiire.
Fig. 133 Edhwimmer fiir Fiſcherneze. Fig. 14 und 15 leiderhafeu. Fig . 16 Cuirl zum Fiſcher. Fig . 17 Ein wahr: ſcheinlict) zum Webſtuhl gehörigerGegenſtand. 82.). $26. $27 . – Die Induſtrie auf der
Stanley's und Brazza's am Kongo. 706 . Karte der Bai von Angra Pequena.
Pfahlbante Kobenhaujell. 1. Gewebe mit einfachen Franſen. 2. Gewebe mit Quaſten-
bai , Smithſund und Kennedykanal grenzeil: dent Küiſten . Zum Artifel: Fahrt ind Schiffbruch des „ Proteus." Riidfehr des „ antif.“ 835. Karte von Siidafrifa
am 20.
791. – Harte der an Davisſtraße, Baffing Aſien. a franjen Der . 3. Bandgewebe . 913 . Tcifum von Manila
init Bezeichnung des Verbreitungsgebietes des Ficbers, der Tjetje, der waſſerloſen Kalahari und der Kupfererze. 885. – Närtchen des projektierten Saharameeres. 926 .
Illuſtrationen :
Oktober 1882. 1. Bahn des Teifinns. 2 + 3 .
2. Diagramm der Größe und Richtung der Bewölfing, des Barometer- und Thermometerſtandes , des Majes der relative: Feuchtigkeit und der Windſtärke. 215 .
relief von Angkor Wath .6533. 9. sopf des Gottes ciwa. Tempel von Buom Bok. 657. -Schlieman's Troja eineurzeitliche Fener : nefropole:
Grimdrin der vermeintlichen
Städte im Hiigel Hiljarlik . 1012. Grund riß von Gängen im Hanai- Tepeh . 10133. Profil I durch Mauer b bei HH , durch
Gang m, d und andere des Grundriſſes: 1012. Profil II durch Dianer b bei 22 des Grundrijies. 1011. Großer Krug Wajien (ſogenannter Pithos ) . 1014 . der Jlongoten. 1. Kampilan mit Holz
ſcheide, 12 m . lang. 2. Schild aus Holz, 1,2 m . lang, 0,40 m . breit. 3. Lanzeil jpiteri . 4. Endteil einer Lauze. 5. Pfeil
ſpite ans Holz von Corypha minor. 6. Pfeiljpitzen aus Eijen . 7. Pfeilſpitze aus Holz von Corypha ininor, mit Dornen bejett. 8. Pfeilſpiye aus Vambuis. 9. Elid teil eines Preiles , mit Federit verſehen .
3. Konvergenz der Winde nach dem Sturma zentrum . 272.4. Geſtalt des ganzen Wirbels Ge nadh 7. Faura's Vorſtellung. 273.
10. Harpiirienartiger Jagdpfeil. 11. Har poenartiger Jagdpfeil mit gelöſtem Me chanismus. 12. Bogen aus Corypha
feilte Zahnformen der Javanell. 103. Ein lamaiſtiſches Kultusbild. 186 .
minor mit Baſtſeite , zirka 112 m . lang. 13. Pfeilföder aus Bambus.
Zur Geographie und Gejdiidite Tiid
Europa. Eine wiedergeſundene Römerſtätte: 1. Grundplan des römiſchen Lagers
und der Baureſte bei Eining. 362. 2.
Grundriß eines römiſchen Gebäudes, ausgegraben an der Nordjeite des römiſchen
Afrika . Steinwerfzeuge aus Tandeni. 11 . Ilganda und die Waganda. 1. Rubaga 517. mit Mteja's Reſidenz. 7:05. 2. Miſſion zil ſtörte altfambodſchaniſche Straße bei BonRubaga. 815. 3. Hiitte in Foweira. 816. arabiens.
1. Sáu'à. 513. 2. Duhrali. Durch tropiſche Vegetation zer
Aus der neueſten teay Preafhan. 318. Litteratur iiber Kambodſcha. 1. Nambo :
Mus Papp lands Natur und Völkerleben : 1. Straße
djchaniſches Buddhabild. Belünderpfeiler
in dem Dorfe Arvidsjaur, Pite lappmarf. 382. 2. Lappen -Gamme: Hütte der See-
2. Landſchaft in Kambodſcha. Prom -Ben
Lagers von Eining. 363.
lappen. 384. 3. Ein l'appländerlager. 407. 4. Lappenwiege. 410. 5. Wohnung einer Fiſcherlappenfamilie. 428. 6. Njalla. 429.
von der zerſtörten Briide von Taon . 616 . am Mefong. 617. 3. Judra auf dem drei = föpſigen Elephanten Pirawaddi. Thirſims
4. Kahn und Fiſchreuſe der Baganda. 816. 5. Brotbereitimg. 852. Echematiſcher Durchſchnitt des ſiidweſtafrikaniſchen Hoch plateau's. 850. - (Baffarel's Algerieni . 1. Tuareg ( Berber der Sahara ) . 972. 2. Engpaß von Alkantara . Aures. 973 . 3. Maſſiv des Djurdjura ( Große Kabylie ) .
Puzzuoli aus. 662. 2. Karte von Ischia.
von Melea. 635. 4. Thiirbogen in den 984. 4 Militärpoſten von Sebdul (Provinz Ruinen von Breathan . 636. 5. Grab- Oran ). 985 . denkmäler fambodſchaniſcher Könige bei Amerika. Anſicht der zu Karjon Nevada.) entdeckten Fußſpuren . 37. der Ruinenſtadt Lovec . 637. 6. Löwe. Treppenfigur von1-Preathan. 652. 7. Hei- unterrichts mittel. Pidt's Tellurium .313.
663. 893. 3. Kirche des Monte della Miſericordia. 666. 4. Berſchüttete. 667.
liger Elephant , der die oberſte Plattform der Stufenpyramide des Preaſat prea
5. Þoſpital des Monte della Miſericordia. Planſkizze 670. 6. Theater. 671.
Tomrey frönte. 652. 8. Kämpfender Gott auf einem Zaubervogel (Hanſa ?). Bas-
Das Erdbeben auf Ischia am 28. Juli :
1. Anſicht von Jschia und Procida von
Bildniſic. Leutnant Wiſmann's Bildnis. 117 .
Bildnis Dr. Þogge's. 594 .
XIV
Verzeichnis der Mitarbeiter am ,, Ausland " 1883, welche ihren Abhandlungen gelegentlich den Namen beifügten. Dr. Richard Andree in Leipzig . J. audebert in Dietz.
Dr. V. Hagen in Tandjeng Merana Suunatra .
Anthropologich - Ethnologiſchen Dinjeums in Dresden .
Adolf F. Bandelier in Highland. (31.) Dr. F. G. Hah11, Privatdozent in Leipzig. Dr. Mordtmann in Pera .
Dr. F. !. Baumann in Tonanejdyingen. Dr. Julius Mann , Profeſjor ind Direttor Georg Müller Frauenſtein in Dresden. des Meteorologiſchen Zentralobjervatoriums Chriſtian Nuijer in Bajel.
Dr. A. Berghaus in Berlin . Otto W. Bener in lahla . Francis Birgham in Wiesbaden . Ferdinand Binumentritt in Leitmerits.
in Wien .
Wilhelm Hendel in München .
F. Ohlenſchlager, Gymnaſialprofeſſor in Minden .
Dr. Sonrad Hermann ,Projejjor in Leipzig. Mar Ohnefalſch Richter in Barnafa.
E. Böttider , K. Hauptmami a.I.in Berlin . Dr. Narl Hietiſch in St. Petersburg.
Dr. Bernhard Örnſtein , Gencralarzt in
Dr. Mar Bud in Helſingfors. Dr. Mar Birchner in Minden . Nichard Budta in Diinchen .
Dr. Albredyt Benck , Privatdozent
C. H. Hoff in Mannheim .
Dr. D. J. Hofinau in Waſhington . Dr. Emil Karl Jung in Wiesbaden . C. G. Viittier in Wormditt ijtpreußen . F. Keller - l'enzinger , profeſjor Stuttgart. 9. Darapšty in San Jago (Chile ).
Athen .
in
Minden .
in Dr. H. Pfannenſchmid , Archivdirektor in volmar.
Chr. Dieterle in Baſel . Dr. Alfred Hirchhoff, Profeſſor in Halle. Dr. Hermann von der Pfordteni , Privat dozent in Münden . Dr. Oskar Druide , Tireftor des botaniſchen 18. Robelt in Cdwarheim a . M. Gartens in Dresden . 2. Södding in Weilar. Ir. Heinrid) Kolafonsfy in Berlin . Robert Feltin in Edinburg. Dr. Gottlob 8. sranje, 3. 3. in Leipzig. Dr. Theodor pojewitz in Batavia. Eduard Richter , Profeſſor in Salzburg. Dr. H. šilder, Profeſſor und Hofrat in Dr: leonard orth in Köln . Freiburg i. B. Dr. B. Pangfavel in Hamburg. Dr. Gerhard Rohlfs, Hofrat in Weimar. Dr. Theobald Fiſcher, Profeſſor in Marburg. Dr. V. Langmantel in Dindhen . Dr. A. K zehak in Brüm .
Eduard Robert Flegel , 3. 3. in abitidi Dr. Cauth , Profeſjor in Minden. Michele C derillo in Neapel. Dr. Ricard Lehmann, Oberlehrer und Dr. W dnitzler (Emin Bei), Generalgouver am Niger. Dr. Mar Folticineand in München . Privatdozent in Halle. neur der ägyptiſchen Acquatorialprovinz. Dr. 4. S direiber in Barinen . Brir Förſter, N. Hauptmann in Minden. Dr. Ostar lellz in Wien . Theodor Graf von lentbljing in Mugs- Dr. G. Šahweinfurth , Profeſſor in Jairo. burg. Dr. Wilhelm Geiger, K. Studienichrer in Dr. Piorit; lindeman in Bremen . Dr. J. H. Schwider , Profeſjor in Budapeſt.
S. Franges , Profeſor in agram . 8. S. Gatichet in Saſhington .
Neuſtadt a . H.
A. Piders in Dresdeni .
N. v . eidlit in Tiflis .
Dr. W. (Götz, Pehrer an der Handelsſchule Heinrich Meijitommer, Sohn, in Seziton , A. Scobel, kartograph in leipzig. in Minden .
F. (Grabowsfy in Barabei ( Bornec.) Eduard Graj in Wien . Chriſtian Griber in München . M. Grünbaum in München .
Nanton Ziirid ). Dr. Wilhelm Tomaidel, Profeſſor in Jakob Meſjitommer in Meziton, Nanton ( Graz. Dr. M. Ilhle in Dresden . Zürid ).
Emil Metzger, Ingenieur in Stuttgart. Guſtav Wallis .
Dr. A. v . Meyer, Hofrat, Vorſtand des Dr. K. A. Zittel , Profeſſor in München .
.
Das Jugland. Wodenſchrift für Länder- und Völkerkunde, unter Mitwirkung von Profeſſor Dr. Friedrich Rakel und anderen Fachmännern herausgegeben von der
8 I.
G. Cotta'ſchen Budhandlung in Stuttgart und München. Sedysundfünfzigſter Jahrgang.
München , 1 Januar
Nr. 1.
1883.
Jährlich 52 Nummern à 20 Seiten in Quart. Preis pro Quartal M. 7. Zu beziehen durch alle Budhandlungen des In- und Auslands und die Poſt: Rezenſions- Eremplare von Werten der einſdlägigen Literatur ſind direkt an Herrn Profeſſor Dr. Friedrich Rakel in München , Akademieſtraße Nr. 5, zu ſenden. Inſertionspreis 20 Pf. für die geſpaltene Zeile in Petit. ämter.
Inhalt : 1. Programm. S. 1. 2. Politiſch- und wirthſchaftsgeographiſche Rückblice. I. Die Kolonialfrage in Deutſchland 3. Nubiſche Landſchaft. Von Richard Buchta. S. 7 – 4. Zu den Wanderungen der Battas. Von Dr. B. Hagen . S. 9 . 5. lleber Steinwerkzeuge aus der Sahara. Von Oskar l'enz. Mit Abbildungen .) S. 13. 6. Das Schidjal der Crevaur'ſchen Erpe-
S. 2 .
dition am Pilcomayo. S. 15. 7. Statiſtik von Guatemala. Von A. Scobel. S. 16 . 8. Kupfer auf der Pfahlbauten von Roben 9. Kleinere Mittheilungen S. 18: Die franzöſiſche Jslandfiſcherei im Jahre 1882. Von hauſen. Von Jakob Meſſikommer. S. 17 .
Moritz Lindeman. Weiße Indianer in Guyana. Boers und Hafjern. Das Jornal das Colonias. Zur Einwandererſtatiſtik der Ver einigten Staaten . 10. Notizen : Europa. Aſien. Afrika. S. 19. 11. Korreſpondenz. S. 20.
Programm. Ats Is
wir im Beginn des nun vollendeten fünfundfünfzigſten Jahrganges des „Ausland " an dieſer Stelle
rüd und vorwärts idyauten auf das , was dieſe Zeitſchrift geleiſtet und was zu thun ihr noch bevorſtehe, meinten wir in dieſem Zeitraum ein Wachsthum der Theilnahme für Länder- und Völkerkunde zu erkennen , wie kaum eine andere Wiſſenſchaft ſich deſſen rühmen könne : „ Es handelt ſich hier " , ſagten wir damals , „nicht bloß um ein Wachsthum
der Größe , ſondern es hat eine gänzliche innere Aenderung in dieſer Theilnahme ſtattgefunden , welche ſie immer tiefere Wurzeln in unſren allernächſten und gewichtigſten geiſtigen wie materiellen Intereſſen ſchlagen ließ , dieſelbe immer praktiſcher machte... Es iſt kein Lurus des Wiſſens oder der Empfindung in unſerem Intereſſe für Ausländiſches,
ſondern bare Nothwendigkeit , zurüdführend auf den untrüglichen Schluß : Je inniger der Völkerverkehr ſich geſtaltet, deſto tiefer muß das Welt- und Völferverſtändniß ſein , und das Volk, welches am meiſten von dieſem beſißt, wird jenen am friedlichſten und gewinnreichſten pflegen ." Die Erfahrungen dieſes erſten Jahres der neuen Redaction haben durchaus beſtätigt, was in dieſen Worten vorausgeſehen war , denn noch ſelten dürften in irgendeinem Jahre die Blicke der gebildeten Welt ſo beſtändig nad
ſo entlegenen und fremden Regionen gelenkt worden ſein , wie in dieſem, und nody ſelten dürften demgemäß geographiſche Drientirung und Belehrung ſich als ein dringenderes Bedürfniß geltend gemacht haben. Dieſem Bedürfniß in weiteſtem Umfang gerecht zu werden , wird auch im neuen Jahrgang unſer erſtes Beſtreben ſein. Daß jenes Weltverſtändniß
ſeine Drgane braucht, und daß unſere Zeit mehr als irgend eine frühere einer guten geographiſchen Wochenſdrift Raum für nüßlichſte Thätigkeit bietet , iſt Jedem klar , der einen Blick hat für die Strebungen der Gegenwart. Das „ Ausland“, in deſſenfrüheren Jahrgängen ein mehr äſthetiſches Intereſſe für die Wilden und die Palmen , unter denen ſie wandeln,
eine große Rolle ſpielte , iſt dieſer Wandlung ſich bewußt und will ihr Rechnung tragen. Weit entfernt, die „ äſthetiſche Geographie" und vor Allem die zugleich unterhaltende und belehrende Reiſeſchilderung verbannen zu wollen , die immer
einer der anziehendſten Literaturzíveige ſein wird , hat es nur den Ehrgeiz , im ſechsundfünfzigſten Jahrgang ebenſo nüßlich, wenn nicht nothwendig zu ſein , wie im erſten. Ohne guten alten Traditionen untreu zu werden , welche ja der Geſchichte der Erdkunde in Deutſchland angehören , und welche in der Verbindung wiſſenſchaftlichen Geiſtes mit edel-populärer Ausland 1883 Nr. 1 . 1
1
Politiſch- und wirthſchaftsgeographiſche Rüdblide.
2
Form und maßvoller Haltung feſt niedergelegt ſind , ſtrebt es , den Forderungen der fortſdireitenden Zeit in dem vollen Maße gerecht zu werden , welches nothwendig für ein Blatt , das eben einfaw) ſeinen Zivec nicht erfüllen würde, wenn es nicht zeitgemäß wäre. Die erſte Forderung unſerer Zeit an cine geog.aphiſde Wodoenſdyrift iſt aber : Vollſtändige und raſche Orientirung über Natur und Völkerleben der ganzen Erde. llnd dieſe iſt es , die wir bieten wollen. Demgemäß umſdließt unſer Programm hauptſädlich folgende Gebiete: Phyſikaliſde und vergleidende Erdkunde; Völkerkunde; Entdedungsgeididte und Reiſeſchilderung; Staatenkunde; Geographie des Han dels und Verkehrs ; Militärgeographie; Kartographie; geographiiden Unterricht. Eigene Bericht erſtatter an den Mittelpunkten der geographiſchen Entdecker- und Forſderthätigkeit und in den wichtigſten überſeeijchen Ländern werden unſere Lejer mit neueſten Ereigniſſen und Zuſtänden rajd und zuverläſſig bekannt machen ; wichtige
Aenderungen in den politiſch- und wirthſdaftsgeograpbijden Verhältniſſen und Zahlen werden genau und überſichtlid, regiſtrirt, ſo daß das „ Ausland“ jedes gerade in dieſen Beziehungen nothwendig und heute doppelt rajd veraltende Handbudy, Lerifon ze. jederzeit ergänzt; es werden vor allem auch die epodemachenden Arbeiten von kosmopolitiſchem Intereſſe auf dem Gebiete der Verkehrsgeographie (Panama- Canal, Welteiſenbahnen u . dgl.) in allen Phaſen ihrer wichtigen und folgenreiden Entwidlung genau verfolgt , gleichzeitig aber , wie ſid von ſelbſt verſteht , den ſpeciellen deutiden Intereſſen in überſeeiſchen Ländern diejenige Beachtung geſchenkt werden , welche ſie immer dringender erheijden. Endlich foll das Biographiſche und Literariſche jederzeit berückſichtigt und , nidyt zulett , die unmittelbare fadkundige Beſprechung und Klärung ſtreitiger Fragen durc , Erkundigung und Antwortertheilung in einem eigenen Spredjaal durd, Einſendungen von berufener Seite gepflegt werden. Unſre Lejer ſind beſtens eingeladen , ſid über Fragen oder Zweifel länder oder völkerkundlider Natur redyt häufig in demſelben Nath zu erbolen .
Die Form , in der nun dieſer reiche Stoff fid unſeren Lejern darbietet , ergibt ſich aus der Sache, ebenſo wie die Haltung , in der das „ Ausland " demſelben gegenübertreten wird. Die Geographie im weiteſten Umfang genießt den doppelten Vorzug, für große Kreiſe allein ſchon ein ſdwerwiegendes ſtoffliches Intereſſe zu beſiten , das feiner Ausid mückung bedarf , und gleichzeitig im Stande zu ſein , ihre Ergebniſſe ohne jeden Zwang in einer allgemein
verſtändlichen Sprache mittheilen zu können. Theilt ſie dod) in ihren ſdildernden Partien mit der Geſchichte fogar das Vorrecht, eine künſtlerijche Darſtellung geradezu vorausſehen zu müſſen ! Wir verzidyten daher gern auf jene Art künſtlicher, lehrhafter , möglidyſt tief berabſteigender Popularität, weldie ihr Ideal in der ſpielenden Aufklärung beliebiger Maſſen ſieht. Das ,,Ausland " wendet ſid an alle Gebildeten , an die ernſtlid Pejenden und Lernenden und an Forſcher und Lebrer , die mit dieſen und jenen ſich in Verbindung zu ſeben wünſden. Unſere Art von Popularität hat ſich daher von ſelbſt zu ergeben aus dem Weſen der Geographie , der Natur ciner geograpbilden Wochen drift und der geiſtigen Höhe unſerer Mitarbeiter und unſres Publicums. Denn wir haben feinen ſtarren Stoff in ein ihm nidt paſſendes Gewand zu zwängen , und haben nichts Unverſtändlides zu bieten. Wir wollen bauptjäd lid nütlid ſein und werden /
deßwegen in erſter Linie ſtreben , klar zu ſein . Durd Beigabe von Harten , Plänen und Abbildungen wird, wo immer es nöthig , das Verſtändniß des Tertes erleichtert werden .
Der Abonnementspreis beträgt vierterjährlic 7 Mart; Beſtellungen werden von den Sortimentsbudobandlungen und Boſtämtern angenommen .
Aufträge für directe Lieferung (unter Streifband) zum Cuartalpreiſe von 8 Mark 30 Pf. wolle man richten an die
J. G. Cotta'ſche Verlagsexpedition in Münden .
Politiſch- und wirthſchaftsgeographiſche Rückblicke.
I
.
in dieſem vielbeivegten 1882 die Reime großer Ereigniſſe, und mehr als dicß, großer gedvidtlider Tendenzen ſuchen ,
1.
welche weit ſelbſt in das kommende Jabrbundert binein
Die Kolonialfrage in Deutſchland.
Die Gedvide der Polfer Europa's beſtimmen dürften. Nie
An der Schwelle des neuen Jahres auf das eben ab
mals iſt nämlich die Gedichte der großen Wölfer Guro
(Qließende zurüdblickend, erſcheint uns ein Zug in deſjen Geſdichte vor anderen ſcharf ausgeprägt und bedeutungs
pa's in foldem Maße auf das Weltumfaſſende gerichtet
voll für dieſes nun anbebende und ſicherlid zugleid
geweſen , das vom Rosmopolitiſchen ſich dadurdy unter ſcheidet, das es den nationalen Boden nidit verläßt , wie
für viele , die nod, kommen werden . Ja , es beſd leidit uns die Ahnung, als werde ein fünftiger Geſchidtidreiber
in dieſer letzten Zeit, nie iſt das Bewußtſein ſo mächtig in dieſen alternden Völkern geweſen , daß ſie aus- und
Politijd) und wirthſchaftsgeographiſche Ridblice. übergreifen müſſen , wollen ſie dem Sdidjal des Erſtarrens, des Chineſiſchwerdens entgehen. Nie mußte aber auch dem denkenden Theile des Zuſchauerpublicums im Welttheater die Crre kleiner, enger, ady, leider nur zu gefährlichy eng für dieſe Entwürfe , dieje Chrgeize , dieſe Bedürfniſje
dieſes Inneren Meeres hatte , um , getragen von der er obernden Energie des römiſchen Volfes, fid bald auf den
ganzen Umfang desſelben und ſelbſt darüber hinaus nord wärts und weſtwärts auszubreiten . Als der Norden und Weſten, d . b. die keltiſche und germaniſche Welt, ſelbſtändig
erſcheinen ! Für einen Augenblick ſcheint jedes Volk den
in die Geididyte cingriffen , wurde aus dieſer mittelmeeriſchen
europäiſden Maßſtab der Dinge beiſeite gelegt zu haben ,
Gefdrichte eine geſammteuropäiſche, jo , daß das, was wir
um mit Erdhalbmeijern den Weg abzuſchätzen, den es ſich
mittlere Geſchidyte nennen , zuerſt vorwiegend Geſchichte weſt- und mitteleuropäiſder , dann auch oſteuropäiſcher
vornimmt. Etwas von Europamüdigkeit, freilid in gar anderer Geſtalt als in der ſie nach 1848 in Deutſdıland graſſirte , geht durch unſeren ganzen Continent. Man ſcheint zu fühlen , daß die kleinen Länder- und Völker 1
3
Bolfer iſt. Die Entdeckung der See- Wege nach Indien und Amerika , mit der man übereingekommen iſt, dieſe
verhältniſſe , wie ſie aus Völkerwanderung und Mittel
Periode abzuſchließen, führt aus den engen Gränzen unſeres Erdtheiles beraus , und damit beginnt die Weltgeſchidyte
alter in Europa erwachſen ſind ,
den
nun endlich zu ſein , was ihr Name längſt vorbedeutete,
immer wadyſenden Nationen , die ja außerdein dem Zeitalter
eine Geſchichte der Völker über die ganze Erde hin , deren Vorſtufe zunädyſt die im Rahmen des atlantiſchen Gebiets fid vollziehende europäiſch -amerikaniſche Cultur- Entwide
zu eng werden
des, um in amerikaniſcher Hyperbel 311 reden , raum- und
zeitvernid)tenden Dampfes und Telegraphen angehören , dieſer Mächte, die die Welt ſelbſt, geſchweige denn den kleinſten Erdtheil zu eng erſcheinen laſſen könnten. Nidyt wie jene naiven , ſentimentalen Europamüden , deren Hoffnung auf ein beſſeres atlantiſches Jenſeits noch)
lung darſtellt.
Bedeutſam tritt auch überall die geograpbiſde Grund lage dieſes Wedyels hervor.
Die Gedichte der geos
graphiſden Entdeckungen, indem ſie eine Geſchichte der
nalen ſtatt aus dem individualen Geſichtspunkte, aus dem weltgeſchichtlichen ſtatt dem lebensgeſchidytlichen auf. Sie wollen ihr Land beivabren, boch womöglich neues dazu haben , ſie wollen bleiben wo ſie ſind, aber von dieſer Stätte aus
Grpanſion (und mehr noch freilich der Vorbereitungen und Verſudye dazu ) bildet, marfirt in ihren wichtigſten Epochen daher gleid)zeitig auch die bedeutſamſten Epochen der all gemeinen Weltgeſchichte. Man kann eine ſchematiſche Glie derung der einen auf diejenige der andern legen und ge wabrt, daß die ſondernden Linien der großen Epochen in beiden ſich faſt immer deden . Die hervorragenden Ges ſdyidytsſdreiber der geographiſden Entdeckungen legen die allgemein angenommene Sintheilung in alte, mittlere und neuere Geſdichte zu Grunde, wie es ja allgemein auch in der Geſdichte anderer Richtungen menſchlider Unter
weiter greifen , um an derſelben mächtiger, reicher , was
nehmung und Thätigkeit gedieht. Alerander der Große,
man jo jagt glüdlider, und ihrer Macht, ihrer Dauer fiderer zu ſein. Indeſſen , wenn dieſer Zug auch immer bervortreten
berausführt, und ihren europäiſch - aſiatiſchen Grundzug
Bom eterbelager ſprang Und ihr Panier durch , alle Stirme ſchwang, Um es am fremden Strande zu zerreißen
i
ſtreben dieſe Ueberbrüſſigen und Berdroſſenen , das alte Land ganz hinter ſich zu laſſen , um in neuen jüngeren Ver hältniſjen mehr Genüge für Unabhängigkeit und Freiheit zu
finden.
Sie faſſen vielmehr die Frage aus dem natio
ſo wie er die griedriſdie Geſchichte aus dem Mittelmeer zum mächtigſten Durchbruch bringt, damit aber auch das
der wird , neu iſt er nidyt , nur iſt er immer gewachſen und ſteht jetzt wohl allerdings am höchſten. Bliden wir zurück auf die Anfänge der Geſchichte, in den paar Jahrtauſenden, die uns zugänglich, und verfolgen ſie in ihrer Entfaltung bis
Uebergewidyt Griechenlands auf ſeinem eigentlichſten Schau plat, im öſtlidien Mittelmeer, vernichtet, bewirkt auch die
auf die neue Zeit herab , ſo crkennen wir einen großen
und abendländiſder Erfahrungen und Ideen. Die Er:
Grundzug der fortſchreitenden Erpanſion in derſelben und es gibt keinen Träger der Geſchichte unter allen den zahl reiden Völfern , die nach einander auf der Bühne der
gründlidite Erweiterung des geograpbijden Horizontes nach Diten und Süden und den innigſten Austauſch morgen
Weltereigniſſe in den Vordergrund getreten ſind, der nicht
panſion der Römer vollbrachte das Gleiche in anderer Nidytung. Was Vivien de Saint-Martin vom erſten Jahr: bundert n . Chr. jagt , daß ſeine Fortſdyritte in der Geo graphie hauptſächlich den militäriſden Erpeditionen der
ſeinen Theil audy an dieſer Function gehabt hätte. Ja
Römer zu verdanken ſeien, darf auf alle folgenden Jahr
man darf wohl ſagen , die gedichtlich wichtigſten Völker
hunderte bis zum Sturz des weſtrömiſchen Reiches An wendung finden. Strabo, Tacitus, Ptolemäus verarbeiteten
und die geſchichtlich folgenreichſten Ereigniſſe ſind immer am engſten gerade mit ihr verknüpft. Die alte Geſchichte iſt im Allgemeinen eine Geſchichte der Mittelmeerländer,
das Material , kann man ſagen, der römiſchen Kriegsgeo
und innerhalb dieſes Rahmens ſpielte ſich die der Grieden
politiſd -erpanſive Mädte in der Stille ſich heranbildeten ,
vorwiegend im öſtlichen Theil ab , in den Ländern und
die religiös-erpanſiven Strebungen des Chriſtenthums und des Islam als Erweiterer des geographiſchen Horizontes
Inſeln des Aegäiſchen und Joniſchen Meeres , während die römiſche zuerſt ihren Schwerpunkt in der wveſtliden Hälfte
grapben .
Dann traten , während im Mittelalter neue
auf, bis der größte Anſtoß zu neuem Hinausſtreben, deſſen
Politiſch und wirthſchaftsgeographiſche Ricblide.
4
Entdedung des Seeweges nad Indien und Amerikas folgte, haben die Deutſchen aber zuerſt faſt nur als Einzelne theil genommen und ſelbſt als ſie in fo großen Gruppen aus: wanderten , daß um die Mitte des vorigen Jahrhunderts die damals größte der engliſden Colonien in Nordamerika, Pennſylvanien, nahe daran war , die deutſche Sprache zu ihrer Staatsſprache zu machen , blieb dod, dieſe Bewegung von den theils in Europa, man kann ſagen , politiſch ge
Ziel die Umfaſſung der ganzen Erde war , durch die Um ſchiffung Afrika's und die Entdeckung Amerika's gegeben ward , mit welchen die neuere Geſchichte ſidy aufthut, die eine Periode der Erdumfaſſung . Es iſt unmöglich, wenn man dieſes alles über daut,
ſid, nicht zu ſagen : Im Weſen der Völker liegt Ausbreitungs trieb und im Werden der Völkergeſchicke iſt dieſem Triebe ein großer, nothwendiger Raum zugewieſen. Es iſt aber viel
leicht nicht überflüſſig, laut zu ſagen gegenüber dem Eigen ſinn unſerer deutſchen Doctrinäre , denen aprioriſche kurz
feſſelten , theils in ſich ſchwachen deutſchen Regierungen
zeitige Theorien lieber ſind, als die klarſten Lehren der
bis zu der Aufrichtung des Deutſden Reiches, troßdem in dem Menſchenalter, welches dieſem großen Ereigniſ
unbeadytet oder mindeſtens ungeſchätzt und ſo iſt es geblieben
Geſchichte, daß aus dieſer Betrachtung für unſer Deutſch
vorherging, Deutid land allein nad den Vereinigten Staaten von Nordamerika gegen 22 Millionen ſeiner Söhne ge
land ſich die Forderung ergibt , es feien die Mittel
der friedlichen Erpanſion durch Koloniſation und Auswanderung aus dem Geſichtspunkte der ge
ſandt hat. So liegt denn heute die Sache jo , daß die Welt faſt
ſchichtlichen Nothwendigkeit und folgerichtig aus dem der nationalen Pflicht zu erwägen, es ſei das
ganz vertheilt iſt, denn wenn es audy an freiem Raum nicht fehlt , ſo iſt doch dieſer von Grenzpfählen anderer Völker umſtedt , wir fönnen ihn als Privatleute uns an : eignen , nicht ſo leicht auch als Volk. Wir ſind aber dabei
1
keine Sache des Wollens oder Nichtwollens , ſon : 1
dern des Müſſens. Auch kann man keinen Augenblick daran zweifeln , daß , wenn die Welt nicht ſchon ſo weit vertheilt wäre , wie ſie es in Wirklichkeit iſt, dieſe Noth wendigkeit ganz von ſelbſt zur Geltung ſid) gebracht haben würde , daß wir alle inſtinctiv , ohne weittragende politiſche Pläne, unſere Kolonien jenſeit des Meeres gegründet haben würden , wie es die Griechen ſchon in den Anfängen ihrer
einmal ein zahlreiches und raſdhwachſendes Volk , das Raum immer nöthiger braucht , und wir ſind ferner ein hiſtoriſch großes und politiſch mächtiges Volt , das nicht mit engem Horizont ſid; begnügen darf , ſondern ein Weltvolk ſein will und muß , das an der großen Aufgabe der neueren Geſchidyte, der Welt umfaſſung , ſeinen Theil haben will und muß. So ſind wir nun in der bedauerlichen 1
Geſchichte thaten .
Die Thatjade liegt klar , daß ein beſtändiges Ueber
fließen , gleichſam ein Uebergähren über die Ränder des
+
Lage , mit großen Anſprüchen zu einer Zeit zu kommen ,
Gefäßes ſtattfindet, deſſen Gränzen unſer Volk einſchließen, und nicht minder muß es als Thatſache anerkannt werden , daß dieſes Ueberfließen bis jeßt nidyt zu verhindern geweſen
wo das Beſte vertheilt iſt , und wo das , was noch übrig,
iſt. Es iſt eine alte Erſcheinung und eine Erſcheinung
hat man wenigſtens äußern hören , als der Wunſch rege
von vielen und vielerlei Urſachen , eine vielwurzelige Er ſcheinung dürfen wir ſagen , daß germaniſche Völker über ihre Gränzen hinausſtreben , daß ſie wandern. Mag nun dieſes Streben die große geſchichtliche Form der Völkerwande rungen annehmen , oder mag es in das Hinausziehen Einzelner ſich zerſplittern , oder mögen endlich dieſe Einzelnen wieder zu Hunderten und Tauſenden auf Auswandererſchiffen vereinigt
ihre Heimath verlaſſen ; der Grundzug iſt immer derſelbe :
der Tauſch der alten Heimath gegen ein neues Land. In der deutſchen Geſchidyte treten dieſe verſchiedenen Aus
prägungen des alten Triebes , wie Jeder weiß , gleichſam 1
einander ablöjend auf.
Erſt die Völkerwanderungen , die
großen , gewaltſamen kriegeriſchen Züge , dann ſchon in
früher Zeit die beiden anderen bunt gemiſcht. Einzelnen Deutſchen begegnet man ſchon im frühen Mittelalter in den verſchiedenſten Ländern , und maſſenhafte Einwande
rungen vom Niederrhein nach Siebenbürgen haben ſdhon im Anfang des 12. Jahrhunderts ſtattgefunden. Faſt alles Land , das heute öſtlich von der Elbe , Saale , Inn und Salzach deutſch , iſt durch ſolche Einzeln- und Gruppen
wanderer dem Deutſchthum gewonnen worden. An der großen Erpanſion der europäiſchen Völfer , welche der
jedenfalls unter unſerem Bedarf und hinter unſeren Wünſdien, wenn nicht ſelbſt unter unſerer Würde ſteht. Dieſes leştere ward , die Samoa - Inſeln für Deutſchland zu erwerben . Man ſagte , es iſt unter der Würde eines Reiches , wie
Deutſchland , ſeinen Colonial-Beſik mit dieſen 51 Quadrat Meilen anzufangen. Gewiß würde es unter unſerer Würde
ſein , als Löwe der Maus nachzujagen ; aber gibt es nicht vielleidyt eine Art , ſich mit wenigem zu · begnügen und beſſeres von der Zukunft zu erwarten , die ſelbſt einem Helden nicht übel ſtünde ? Was iſt in einer folchen Lage zu thun ? Die Thatſache unſeres Bevölkerungsüberfluſjes bleibt beſtehen. Die Noth
wendigkeit, uns in der Welt geltend zu machen , iſt un läugbar. Und es iſt ebenſo klar , daß jene Thatſache und dieſe Nothwendigkeit eng miteinander zuſammenhängen. Berückſichtigen wir , wie es geboten iſt, beide , ſo bleiben uns drei Möglichkeiten : 1) Der Ueberfluß unſerer Bevöl kerung , der nad) außen geht , zerſplittert ſich wie bisher und wir laſſen ihn fidy zerſplittern und in andere Völfer
aufgeben. 2) Wir ſorgen , daß er ſid, gruppenweiſe in den Gebieten anderer Mächte anſiedle, um in fid) und mit
dem Vaterlande Zuſammenhang zu bewahren . 3) Wir ſuchen Kolonien zu erwerben , wo er angeſiedelt werden kann. Von dieſen drei Möglid keiten verzichtet die erſte auf 1
5
Politiſch- und wirthſchaftsgeographiſche Riidblice.
jeden Zuſammenhang des Ausgewanderten mit ſeiner
nend iſt es in derſelben Nidytung, daß der neue Deutide
Heimath , die zweite ſucht vorzüglich den wirthſchaftlichen,
Kolonialverein die „wadyſende Ueberfüllung in den höhe ren Berufszweigen " in erſter Linie als einen Umſtand anführt, der in Deutidland die allgemeine Aufmerkjamkeit auf die Colonialfrage gelenkt habe. Dieſe Stände jind leiſtungsfähig und anſprudisvoll. Sie wollen nicyt nach alter, primitiver Seiſe en masse am weſtatlantijden Strande ausgeworfen werden , um dort alles Gelernte
die dritte den politiſden und wirth daftlichen Zuſammenhang zu wahren. Inzweifelhaft wäre dieſe lettere die vorzüg
licyſte; doch gibt es in der Natur der Sache ſelbſt Ein ſdyränkungen und in den Meinungen der Menden Einwürfe gegen dieſelbe , die theils ihre Möglidofeit , theils ihre Wünſchbarkeit ſtark einzuengen ſcheinen . Die erſte Möglidyfeit löſt ſid) heute praktiſch in die Frage : Was iſt zu thun, um der Maſſe unſerer Ausivanderer ein ande
res Ziel als die angloamerikaniſchen Länder Nordamerika's zu weijen , in denen ſie erfahrungsgemäß wirtbidhaftlid) am
beſten gedeihen , national am rajdheſten verderben , uns am vollſtändigſten verloren geben ? Daß dieſes Verlorengeben
ſtattfindet, das iſt ein Thatſache, weldie heute nidyt mehr discutirt zu werden braudyt. Auch dürfte die platoniſche Auffaſſung Friedrich Kapps , daß in der Bermählung des deutſchen und amerikaniſchen Geiſtes nichts für jenen Sdimerzliches liege , angeſichts der Thatſadie , daß bei
dieſer Vermählung jederzeit die deutſche Nationalität unter liegt , heute weniger tröſtlid ), als vielmehr unwillfürlich ironiſch erſdeinen. Wir haben uns, beiläufig geſagt, herz lich gefreut über die Zurücfiveiſung, weldejüngſt Bodenſtedt in ſeinem : ,, Bom Atlantijden zum ſtillen Ocean " ( 1882 S. 76 )
dieſer idywer begreifliden Meinung , die vielfach unter Deutſdı-Amerikanern als große und ſchöne Weisheit gilt, hat angedeihen laſſen. Und daß es aber beim Verlorengehen nicht bleibt, ſondern daß wir uns durd unſere Auswanderung gerade in jenem wirthſchaftlich ſo rajdy vorſtrebenden Lande
nicht verwenden zu fönnen , ſondern in niedrigen Dienſten einem fremden Polfe zur Auffriſchung, zur Berbilligung der
robcſten Arbeitskräfte u . f. w . zu dienen . Sie können dieß nicht bei ridtiger Erwägung ibrer und der dortigen Lage. Sie ſind zur Arbeit in höheren Zweigen menídlider Thätig feit berufen und ihr Nuf an die Beſitzenden und Inter nehmenden der Nation, wenn nidt an den Staat ſelbſt,
ibnen in überjecijden Gebieten Boden zu ſdíaffen , auf dem ſie ihre Kräfte verwenden können , muß zu allererſt im Intereſſe der nationalen Solidarität erhört werden.
Fajjen wir alſo die Länder der gemäßigten Zone ins Auge, welche für eine große Auswanderung ähnlide günſtige Naturbedingungen bei beſſeren Möglidykeiten der Erbaltung der Nationalität bieten würden , wie Nord
Amerika, ſo bleibt Auſtralien außer Betracyt , da der deut ſchen Nationalität bort erfahrungsgemäß ibre Vermählung mit der engliſchen ebenſo wenig idymerzlid fällt, wie in
den Vereinigten Staaten. Kanada ſteht auf derſelben Linie. An Nord- und Mittelajien iſt aus einer ganzen
Anzahl von Gründen gar nid )t zu denken.
Bleiben alſo
die gemäßigten Theile von Südafrika und Südamerika
eine mächtige Wettbewerbung daffen , das beweist die That
übrig, von welden die erſteren bei Weiterſdreiten des
ſache der ausgedehnten Theilnahme des deutſdien Elementes an der Entwicklung des Handels und der Induſtrie in dla gender Weiſe. Schon allein die Zahl unſerer Auswanderer
dort zwijden Engländern und niederländiſchen Buhren im Gange befindlichen Proceſſes der nationalen Auseinander ſetung trok minder vortheilhafter , den Aderbau in
im Jahre 1881 gab mächtig zu denken. Die deutſche
deutſcher Weiſe wenig begünſtigender Naturverhältniſſe ein
Auswanderung über die drei Auswanderungshäfen Hamburg,
aud in nationaler Beziehung wünſchenswerthes Auswan derungsgebiet darſtellen dürften. Doch wird es gut ſein . vorber die dortige Lage ſid, klären , vor Allem die Buhren Freiſtaaten ſidy befeſtigen und wo möglich auch die Ver fehrswege, dieſe Grundbedingung des Gedeihens der Auss wanderer, ſich verbeſſern zu laſſen, ehe man dieſe Gelegenheit feſt ergreift. Günſtiger liegen die Verhältniſſe in dem lekten freien Gebiete, das unter dieſen allen noch Beachtung
Bremen , Stettin betrug im Jahre 1881 184,369. Dazu kommen 26,178 über Antwerpen beförderte , zuſammen 210,547.
In dieſer Zahl befinden ſid aud die indirect
aus jenen Häfen , via Rotterdam , Havre , Liverpool, Glasgow , London Beförderten. Ueber %10 dieſer Aus wanderer gehen nach den Vereinigten Staaten ! 1 Die Größe der Auswanderung allein würde jedoch für ſich
nidyt hinreichen, um die Frage der ,,Fürſorge für die Aus wanderung" ſo brennend zu machen, wenn nidyt unſere inneren Verhältniſſe allmählidy einen unverſorgten und darum zur Auswanderung gedrängten Ueberſchuß gerade
jener Stände erzeugt hätten , welche man die gebildeten zu nennen pflegt. Der unbehagliche Ausdruck gebildetes Proletariat" wird ja mehr und mehr eine Unentbehrlidyfeit des wirthſchaftspolitiſchen Spracyjdaßes, und ſehr bezeich: 1 Aehnlich iſt es ſeit langer Zeit. Man rechnet, daß von den ſeit Anfang der 20er Jahre bis mit 1881 ausgewanderten 3,850,000 Deutſchen über 3 Millionen nach den Vereinigten Staaten gingen ! Ausland 1883 Nr. 1 .
verlangt , im jüdamerikaniſchen. Es iſt eine mit Redit immer mehr in den Vordergrund
gerückte Thatſache, daß wir in außereuropäiſchen Ländern außerhalb der Vereinigten Staaten keine deutſche Anſiede lung von gleicher nationaler Kompaktheit, keine von ge ſünderer Blüthe haben , als die deutſchen Kolonien in Südbraſilien. Eine wad ſende Zahl von Veröffentlichungen, worunter neueſtens anziehende Sdilderungen eines Ror:
reſpondenten der Kölniſchen Zeitung , welche auch in Buchform erſchienen ſind ), haben weite Kreiſe Deutſch ***) Die Deutſchen im braſilianiſchen Urwald. Von Hugo Zöller. Mit Ill . und Karte. Zwei Bände. Berlin und Stuttgart 1883. 2
6
Politiſch- und wirthſchaftsgeographiſche Riidblick.
lands mit dem hoffnungsvollen Zuſtand derſelben bekannt gemacht. Die Stärkung dieſer Niederlaſſungen ergibt ſich
Südamerika 15 deutſche Zeitungen, davon 11 in Braſilien, 3 in Argentenien , 1 in Chile. Aber allem Anſchein nad iſt
von ſelbſt als eine der erſten Aufgaben der deutſchen Auswan
doch vor allem Südbraſilien berufen, den Kern einer tüchtigen
derungs- und Kolonialpolitik. Zunächſt handelt es ſich um
deutſdien Aderbaubevölkerung von hoffentlich einſt Millionen in Südamerika zu bilden. Warum wurden aber die uns am nächſten liegenden
Wegräumung der Hinderniſſe, welche der an anderen Punkten Braſiliens mißbrauchten deutſchen Auswanderung nach dem
ſüdamerianiſchen Kaiſerſtaat nody in Geſtalt eines dieſe Aus wanderung verbietenden preußiſchen Neſcriptes vom 3. Novem ber 1859 entgegenſtehen. Von mehreren Seiten wurde da her auf deſſen Aufhebung hingewirkt, ſo durd, eine früh ere Petition der Deutſchen von Rio Grande do Sul, durch Nefolutionen des weſtdeutſden Erportvereins vom 4. März, des Leipziger Vereins für Handelsgeographie vom 20. April u . 1. w . Ein weiterer Schritt in derſelben Richtung beſtand in dem Abſchluß eines neuen Konſularvertrages mit Vra ſilien , den der deutſdie Reichstag am 11. Mai annahm . Aeltere Koloniſationsvereine blieben nicht unthätig. Der
„ Koloniſationsverein von 1849 " in Hamburg beförderte 1881 893 Einwanderer faſt ausīd ließlicy deutſcher Natio nalität nad Südbraſilien . Anfang 1882 bildete ſid, ferner
eine , Sociedade protectora dos Imigrantes in Porto Alegre aus vertrauenswertben Vertretern der deutſden und braſilianiſden Bevölkerung dieſes Plates. Wie die Sdäßung des deutſden Rulturelementes in Braſilien ſelbſt
geſtiegen iſt, zeigte eine Rede des Abgeordneten E. Taunay im braſilianiſcheu Abgeordnetenhaus am 10. Februar (ſiebe Erport, 1882 S. 221), weldie mit Bewunderung von den Leiſtungen der Deutſchen ſprach. Zwei Ausſtellungen in Porto Algre und Berlin bewieſen , wie auf beiden Seiten,
deutſcher wie braſilianiſcher der Wunſdy rege iſt, die durdy
Oſtländer Eur op a's hier nicht vor allen genannt ? Dürfen wir den vor Germaniſation wie vor einem Geſpenſt bangenden Slaven Polens und Rußlands glauben , ſo iſt
die deutſche Einwanderung dort nichts Geringerem als einer großen Ueberfluthung zu vergleichen, und es mag fich die Frage aufwerfen , warum man denn die zum Theil ſo dünnbevölkerten Länder , die oſtwärts uns im Rücken liegen und in Bezug auf Fruchtbarkeit mandie außereuropäijden übertreffen , nicht vor allen anderen ins Auge faſſen ſollte ?
Daß man bei uns nidyt blind iſt auch nach dieſer Seite, dafür bat die Gründung eines Donau- und Orient vereines in Ulin , und des hauptſächlich nach dem Orient geridteten deutſden Handelsvereines in Berlin die überall als zeitgemäß freudig begrüßte Studie über die Donau von Dr. Wilhelm Götz in Münden , eines der beſten handelsgeographiſchen Werke die wir beſißen , unent
behrlid) zur Orientirung über die hier in Frage kommenden Verhältniſſe , und ſo manche, gelegentliche Aeußerung er kennen laſſen , von denen wir bier nur den Jahresbericht der Handels- und Gewerbekammer von Oberbayern für 1881
nennen möchten , der in ſeiner Einleitung auf die Noth wendigkeit hinweiſt, die jüddeutide Handelswelt zu vollem
Einſaße ihrer Kraft an den Geſtaden des Mittelmeeres
deutid braſliani de Ausſtellung in Porto Alegre lich geſd loſſen . Dieſelbe war am 4. October 1881 er
gegen die engliſche Concurrenz aufzurufen , durch Erport muſterlager, Handelsmuſeen , große Rommiſſionshäuſer, Erweiterung und Verbeſſerung der Donauſdiffahrt , Ver: vollſtändigung der nach dem Mittelmeere führenden Eiſen bahn - Verbindungen die Ausfuhr zu heben. Daß man dabei das Wort Auswanderung nach Dſten kaum hört , ſo nahe
öffnet und von 25,000 Menſchen beſucht worden. Es waren
es zu liegen ſcheint , hat ſeinen guten Grund in den
an braſilianiſche Ausſteller 517 (94 goldene), an Deutſche 177 Ehrendenkinünzen (91 goldene) vertheilt worden . Die
politiſchen Verhältniſſen. Der Deutſche iſt dort der beſtgebaßte Mann und man darf unſere Auswanderer nicht den Unbilden
dieſe Kolonien gegründeten Wedſelbeziehungen zu kräftigen. Am 5. Februar wurde die weſentlid, vom Berliner
Centralverein für Handelsgeographie ins Leben gerufene
ſkandalöſe Zerſtörung des Ausſtellungspalaſtes durdy bra
bulgariſcher Rohheit oder rumäniſcher Intriguen ausſeßen,
ſilianiſchen Pöbel am 23. Februar konnte die in energijden Händen ruhenden Fäden dieſer nationalen Unternehmung ni zerreißen. Wie vorgeſehen, wurde das Gegenſtück
ehe nid)t unſere politiſde und wirthſchaftliche Ueberlegenheit ſidy dort nody kräftiger geltend gemadyt hat. Bis dahin iſt eine gleichſam mehr unperſönliche Förderung unſeres Einfluſſes durch Handel und Verkehr im Sinne der ebengehörten Stimme
dieſer Ausſtellung, die braſilianiſche Ausſtellung, in Berlin am 31. October in den Räumen des Archi tektenhauſes eröffnet und erweiſt ſich als ein Erfolg, der den nächſten Zweck dieſer Ausſtellung, die Ausdehnung und
das mit aller Kraft zu Erſtrebende.
Man muß wohl
denſelben Standpunkt gegenüber der vom
,, Deutſchen
Stärkung der deutſch - braſilianiſchen Handelsbeziehungen,
Handels -Verein " ausgegangenen Empfehlung der Koloni ſation von Kleinaſien einnehmen. Die Finger aus dem
unſtreitig weſentlich fördern wird. An anderen Stellen des gemäßigten Südamerika zeigt
für vielleicht nod lange Zeit.
Spiel, aber die Augen offen halten , iſt bier die Loſung
das deutſche Element gleichfalls ſeineTüchtigkeit. Wir erinnern
So kommen wir denn zu dem Schluß, daß für Aderbauer
nur an die Wahl eines Deutſchen ( Dr. Font) in den dileni ſchen Congreß durch den Bezirk von Llanquihue, an das Ge deihen gemeinnüßiger Gründungen wie des deutſchen Spitals in Buenos Aires. Bei Beginn des Jahres erſchienen in
eine Maſſen -Auswanderung nad einer eigens für ſie be ſtimmten Kolonie heute nicht mehr in Ausſicht genommen werden kann.
Die einzige Art der Auswanderuug, welche
für ſie bleibt, iſt die vereinzelte gruppenweiſe nach politiſch
Nubiſche Landichaft.
fremden Gebieten. Und dieſer gegenüber wird man es immer mehr als wichtigſte Aufgabe anzuſehen haben, durch amtliche Drgane im In- und Auslande , und zwar im leşteren womöglich durd Berufskonſuln die Auswanderer zu ſchüßen. Außerdem aber muß Liebe für die alte Heimath, Intereſſe an derſelben , Bevorzugung alles aus ihr fommenden , ſei es Gedanke oder Waare, mit allen guten Mitteln zu hegen und zu pflegen , geſudyt werden . Dieß iſt aber nur möglid ), wenn die heimiſchen Zuſtände ſo gut ſind, daß ſie nicht ſo gar leicht von den fremden verdunkelt werden. Und ſo liegt in dieſer Auswanderungs frage eine Mahnung nach Innen , die nidyt überhört werden
darf : Je beſſer wir im Inland ſtehen , deſto feſter hängen unſere ausländiſchen Glieder mit uns zuſammen . In dieſer Erkenntniß liegt gewiß nicht der geringſte Nuten , den die Erörterung dieſer Fragen für unſer geſammtes ſociales Leben hat. ( Schluß folgt .)
Nubiſche Landſchaft. Von Richard Buchta .
Jeder Himmelsſtrich hat ſeine eigene Naturphyſiognomie; ihr Charakter wird durch Gebirgsformation , die athmos ſphäriſchen Erſcheinungen , vor allem aber durdy die Pflanzen
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immer nicht um Stöde oder Bäume, ſondern um jene Spalierlauben , die wir durch die bildliden Darſtellungen
in den Gräbern der alten Aegypter kennen . Die Schöpf räder werden von Büffeln und Eſeln , auch wohl von Rameelen gedreht, ſeltener zwar , wie in Ober-Aegypten von ſpärlich bekleideten Burſchen und Männern gezogen . Die Dörfer nehmen ſich von fern wie runde , graue Hügel aus mit Löchern und Höhlen , die von den Taubenſchlägen und Palmen überragt werden . . . Viele Weiler zieren
gar ſtattliche, ſdılanke Palmen -Gruppen , und die Minarets, welche die größeren Dörfer und Städte überragen , weiſen ſo fromm gen Himmel, wie unſere gothiſchen Thürme." Die Rbalifen - Stadt am Nil iſt ein Wallfahrtsort
geworden für Europa nid)t allein , für die Welt ; ein Wallfahrtsort jener, welche empfänglich ſind für den Zauber von Licht und Farbe. Nicht an Kairo denkt man , wenn nady den Anregungen einer afrikaniſchen Reiſe gefragt wird. Der Reiz der Nilfabrt ſtromaufwärts beruht zum Theil im Refler biſtoriſder Ereigniſſe, in Geſtalten entſdwundener Jahrtauſende, mit welchen unſere Phantaſie die Rieſen bauten bevölfert, welche uns Zeugniß der großen Kultur der alten Aegypter geben. In meinem Tagebude finde ich dieſe Eindrücke wie folgt niedergeſchrieben: Schon der
welt beſtimmt , denn wie viel auch die anderen Elemente
Beginn meiner Reiſe, dieſe Nilfahrt , wirkte zaubervoll auf mid ein ; entzückend ſind die Abende, und die herr
zur Charakteriſirung einer Landſchaft beitragen , ſo bilden
lidhen Nächte auf dem mädytigen Strome, deſſen frucht
dod, die Pflanzen „ das Kleid der Erde" , durch die Stabilität
bares Thal zu beiden Seiten von mäßig hohen Bergfetten
ihres Wohnortes den Lebensausdruck eines Welttheiles. So aud in Afrika. Das Fremdartige der Menſchen und der Thier welt Afrika's wird durch die Vegetationsbilder verſtärkt. Die Vegetation beſtimmt mehr als Alles andere die künſt leriſchen Eindrücke einer Reiſe in das Innere Afrifa's, Bei der Beantwortung der mir oft geſtellten Fragen nach den zu künſtleriſcher Production anregenden Eindrücken , kann ich nur die Erinnerung an die Gegenden erweden , welche ſüdlich von dem eigentlichen Aegypten , alſo jenſeits
gegen die angrenzende Wüſte abgeſchloſſen wird ; hier und da ragen einzelne Gipfel, wenig erhoben, empor. In der
von Aſſuan von mir bereist wurden.
Das Nildelta mit
unbeſtimmten Beleuditung der Abenddämmerung ſpielen Berg und Fluß in faſt unbegrenzter Reihe zarteſter Far bentöne. Man muß dieſe Sonnenuntergänge geſehen, den Reiz empfunden haben, den das magiſche Farbenſpiel auf Auge und Seele ausübt, um ſich davon Rechenſchaft zu geben , dwer iſt es, ſo etwas zu beſdireiben, idywer, es zu malen . Wie mädytig erregend iſt doch dieſe Fahrt, welche Erinnerungen knüpfen ſid, nicht an jeden Zoll Lan des, weldy' anderer Fluß, weldy' anderes Land beſtriden
dem was es belebt , gehört zum Orient, wie er in der Auffaſſung von Touriſten und der internationalen Gemeinde
den Gebildeten mit ähnlichem Reiz, zaubern ihm vergangene
der Künſtler verſtanden wird ; es iſt nidyt Afrifa im Be
Jahrtauſende, untergegangene Culturepochen vor die Seele ? Vorbei geht es an den mädytigſten aller Bauwerke der
ſonderen , was uns in den fantaſie -anregenden und befrie digenden Bildern der fruchtreichen Ebene Nieder- Aegyptens entgegentritt, wie ſie in folgenden Säßen zutreffend ge ſchildert ſind :
,, In gerader Linie ziehen ſich die Kanäle hin Alle Getreidearten des Alterthums grünen noch heute, die Palme ſteht noch immer ſchlank und fruchtidywer neben
der ſelteneren blätterreichen Sykomore, die ihr Schattendach weithin ausbreitet. Die Baumwollen Stauden werden an den bewäſſerten Orten wohl gepflegt und bilden ausgedehnte
niedrige Buſcwälder, an denen gelbe , rothe und weiße Blüthen , denen der wilden Roſen nicht unähnlid) , in Fülle prangen. Weinplantagen ſind ſelten , aber namentlid, im nördlidien Delta, vorhanden und die Rebe rankt ſich nody
Welt, der Zeit und der Zerſtörung zum Hohne in Tagen errichtet, als es noch kein Hellas gab, als Adilles und Helena nod fern in Schooße der Zeiten ruhten . – Anderer Art iſt das Bild, welches darauf folgt. Wenn die Nadit hereingebrochen , und wir mit geſpannten Segeln bei fri
ſchem Nordwinde mit der Geſchwindigkeit eines Dampf bootes vorwärts trieben, lagerten ſich die Matroſen, jämmt lide dunkelhäutige Nubier, auf deren Formen die Mondes: ſtrablen wie auf Bronzegub ſpielten , am Fuße des großen
Maſtes im Kreiſe und begannen ihren Gejang, Mohamed Scherîf, der Rers ( Capitän ) der Dahabieh , in ihrer Mitte, eine Figur, die mit Sdwert und Schild bewaffnet das
prädytigſte Modell eines Sarazenenkriegers gibt, ein ovales
Nubiſche Landſchaft.
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Geſicht, tief jopiabraun , mit energiſdyer, gut gezeidneter Naſe,
organijden Weſen, als ſei alles Beſtehende nur ſtarrendes
weit geöffneten Naſenflügeln , als wollte er Wind und
Geſtein, deſſen bizarre , wilde Formung den Kampf des
Wetter ſd nüffeln , jugendlid emporgeſtrichenem , kühn ab ſtechenden Sdnurbart, wohl ausgebildetem Kinn, die Geſtalt dilank und nervig, in ſeinem Weſen Nube und Selbſtbe wußtſein. - Dod aud die Matroſen werden rubig, meine
Erdinnern anzuzeigen dien . Wenige Sdritte weiter und
Neijegenoſſen haben ihre Lagerſtätte aufgejudit.
Stille
die Feljen öffnen die Ausfidit auf deinbar endloſe Sand
felder, das Zerſeyungsproduct abgetragener Granitſpitzen . Dieje ſid im Horizonte verlierenden , alles nivellirenden Sanddünen, wie ich ſie in der nubijden Wüſte fab, haben
herrſdite auf dem Schiffe, Nube lagerte ſich über Fluß und
mir lebhafter als ſelbſt das Meer, den Eindruck endloſen
Ufer, id) bin allein und ergebe mid, dem wonnigen Zauber
Raumes gemacht, einer Großartigkeit, die träumerijd; an
der monderleuchteten Nacht, ab und zu eine einſame Move, die, raſch über das Waſſer eilend, geiſterbaft verſchwindet, an ſchmalen , langgezogenen Bänken ſchwerfällige Belifane; allüberall Stille. Leletak saïdi wünſcht mir der Reis und
regend, doch wie bedrückend wirfte.
Ganz im Gegenſatze zu der Vorſtellung, die vielfady berridt, iſt das vorwiegende Gefühl, welches durch eine
Wüſtenreiſe erzeugt wird, das der ruhigen Heiterkeit, welde
aud, id; gehe ſdılafen. Das Dämmeriveben von Empfangen
den Reiſenden für die äußeren Eindrücke in hohem Grade
durch äußere Eindrücke und dem Geben der eigenen Phan
zugänglid madot.
taſie erzeugt das , was wir Stimmung nennen , in der
Die Wüſtenluft, ſagt Bayard Taylor, iſt ein Lebens Elirir , ſo ſüß , ſo rein und erfriſchend , wie die Luft, weldie
Stimmung beruht die künſtleriſche Anregung und Dar ſtellung , „ man darf nicht bei den äußeren Erſcheinungen allein verweilen , die Natur muß dargeſtellt werden wie fie ſidy im Innern der Menſchen abſpiegelt.“ Die Art der Stimmung wird aber nicht nur von der Gemüthsbeſchaf fenheit des Neijenden, ſondern aud) von der Gruppirung
/
der Menſd am erſten Schöpfungsmorgen athmete. No all' die lieblichen Reize der Natur fehlen da hat Gott feinen ſüßeſten , zarteſten Hauch auf die Wildniß ausge ſtrömt, welder dem Auge Klarheit, dem Körper Stärke
und dem Geiſte die freudigſte Heiterkeit gibt." Tod) audy
einzelner Formen und dieſen Erſcheinungsformen ſebſt
die lieblichen Reize der belebten Natur fehlen unſerem
beſtimmt. Wenn icon die dwarzen Urthonjdiefermaſſen des Dichebel Neft in der nubijden Wüſte, wie ſie aus weit
Qüſtengebiete nidt, wir erſtaunen nidit jelten über die
gedehnten Sandhügeln jäh aufſteigen, das Gefühl der Ver
geſpeister Thalſpalten . Entſprechend den meteorologijden Verbältniſſen bilden Kräuter ephemerer Eriſtenz die vorwie gende Menge der Wuſtengewädje, aber einer der darafteri: ſtijdſten Vegetationstypen der nubiſden Wüſte iſt die ma Ierijde Sdirm - Alfazie. In dem weiten Horizont der Wüſte und Wüſtenſteppe wirken Geſtein , Vegetation und Atmo
einſamung hervorrufen, ſo wird das Bild des Atmur erſt vollſtändig , wenn wir die Fußſtapfen zahlreider Kameele im Sande verfolgen , an den unter der ſcheitelredit ſtehenden Sonne gebleidyten Gerippen des Sdrijfes der Wüſte vor beikommen , eine langſam dabinſdyreitende Karawane am Eingang in ein Wadi verídwinden ſehen ; wenn uns ganz vereinzelte Afazienſträuder in einem Zuſtand von Sd ein tod die Armuth der Wüſte an Pflanzen und Regen deutlid ) maden . Gehoben wird der künſtleriſdie Eindruck der
local vegetative Ueppigkeit von inneren Waſjervorräthen
ſphäre nicht durch Intimität, durc Individualität, ſondern durch das Gegenjäßliche, das Typiſde, nidit die beſondere zufällige Form einer beſtimmten Bergfuppe, einer Afazie,
Wüſtenreiſen im Nilgebiete durch die Gegenjäße, bier oft
eines Ralatropisitrauches oder einer Palme ruft die Wir kung hervor, ſondern , ſo zu ſagen, das geographiſdie Auf
hart neben einander liegend, ziviſden Fruchtbuden und öder Strecke. In der nördlichen Wüſtenregion gibt das
treten. Bei der Beſdyränkung der Arten nicht nur, ſondern audy der Individuen organiſchen Lebens, wirfen dieſe als
Vorwalten von Kalfgeſteinen die kennzeidynende Form der
Bertreter des Belebten überhaupt und veridumelzen die
Bodenerhebungen ; von ihr bedingt ſind die ſo überaus
einzelnen Eindrücke zum Charakter des Ganzen. Ebenſo
prädytigen coloriſtijden Wirkungen der von der Himmels
iſt es mit dem Menſden , mit den Thieren. Nidt als
bläue fid abhebenden Felſenwände, welche bis über Esneh
der Mohammed, der Ali, oder wie ſie ſonſt heißen mögen,
hinaus das Nilthal zu beiden Seiten einfaſſen. In der thebaiſdanubiſchen Region dagegen treten rothgelbe Sand ſteine und Hornblendefelien auf; tiefer und ernſter geſtimmt durd pvroreniſche Geſteine, liegt über den dunklen Ruppen der leşteren die von der Mittagsſonne erhitte, zitternde und ſpiegelnde Luft, deren beängſtigendem Drude zu ents rinnen , der Reiſende vergeblich nach dem kleinſten, ſchattigen
eridienen mir die mid begleitenden Ababdé oder Bildarin,
ſondern als die zur Landidaft zugehörigen Menſchen , die nothwendigerweiſe ſo ausiehen mußten wie ſie ſich mir zeigten . Was zuerſt fremdartig an ibnen eridien als id
ſie in den Straßen ujjuans ſah, wurde ſelbſtverſtändlich
Zeit verſetzt, in die Zeit, da die Granite aus erſtarrendem
gehörigkeit, der Wechſelwirkung des Einzelnen in einer
Feuerfluſſe ſich bildeten ; mir war es in ſoldien Stunden, Rein Laut, feine
beſtimmten Gegend, die nur bier vorfommende Combination von dem an die Erde Gehefteten und dem frei Bewegliden ,
Bewegung, keine Erſcheinung, es war, als gäbe es feine
dem Erdfeſten, dem Luftigen , der Sonnenwirkſamkeit, der
/
Pläßdien ausſieht. Man wähnt ſich in eine vormenídlide
im Rahmen der Wüſte, nidyt durdy Gewöhnung, ſondern burd, das Zuſammenwirken aller Erſdeinungsformen, der Atmoſphäre, des Klima's. Die Ahnung der Zuſammena
als wohne id dem Werdeproceſie bei.
.
Zu den Wanderungen der Battas.
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goldenen unſtörbaren Lufttransparenz knüpft das Sinnlide an das Unſinnliche, fie erzeugt in dem Bewohner der
Eindrücke gewonnen , welche in mir noch in Jahren nach klingen werden .
Wüſtenſteppe wie überall die Liebe zur Heimath. Das Klimatiſche bildet den Grund des Heimweb's. Sie
Wüſte in die Steppe , die Savanne. Aehnlide, nurminder
lieben ihre Wüſte, dieſe ſchlanken Männer von feinem zarten Gliederbau und olivenbrauner Hautfarbe, ihr dunkles
ſchroffe Gegenſäße wie die zwiſden Wüſte und Kulturland maden ſich audy hier geltend: die Strominſeln und die
Auge leuchtet auf, wenn ſie ſingend ihre Schönheit preijen , ſtundenlang ertönt ihr Gejang und belebt die Eintönigkeit des
bewäſſerte Thalebene einerſeits , andererſeits das Binnen land , die Steppe , dort feſte Anſiedelungen einer acker bautreibenden Bevölkerung, hier Wanderſtämme mit ihren Heerden von Rameelen , Sdafen und Ziegen , die heute einem anderen Wadi neue Waide in dieſem , morgen gründe aufſuchen , während der trodenſten Jahreszeit aber genöthigt ſind, zum Fluß herabzuſteigen. Die Vegetation der Steppe kennzeichnet ſich durch das Vorherrſchen aus dauernder Gewächie, in zahlreichen Baum und Strauch formen. Am Nil jelbſt erreicht die gabeläſtige Dompalme
in gleichmäßigen Cadenzen ſteigenden und fallenden Kameel Von bedeutender, eigenthümlicher Wirkung iſt dieſer Geſang des Nachts , wenn die Wüſte im weißen Mondenſcheine wie ein weites Sdyneefeld erglänzt, die
Nittes.
Entfernungen weiter , die Schatten der Rameele größer,
die Silhouetten der Thiere in's Gigantiſche gezogen er deinen . Die Stille der Wüſte, idon am Tage groß, ſcheint nodi lautloſer geworden ; in taktmäßig gleichen Zeit räumen knirſd)t der Sand unter den breiten Ballen der wiederkäuenden Laſtthiere, welche bei der fühleren Abend: luft rüſtiger aus dreiten . Die Kameeltreiber haben ihren
Tob , das lange vieredige Stück Zeug , weldies ſie zum Sduke vor der Sonnenbiße am Tage zu einem rieſigen
Turban um den durch die enorme Haarfülle ohnedieß großen Kopfe wanden , feſt um den Leib gebunden und über Bruſt und Arme geworfen.
Aud jie beſchleunigen
den Sdritt , einzeln geht jeder neben ſeinen durch Stricke
zu einer langen Linie verbundenen Kameelen . Selten er tönt ein Wort , es iſt als empfänden auch dieſe ſonſt lärmenden und lebhaften Menſchen den ſo überaus großen Reiz der weihevollen Stille. Doch bald beginnt einer das
Lob des freien Lebens der Männer der Zelte : Ahl - el wabar, wie die Araber ſagen ; und wie ein Hymnus klingt es hinaus, als wenn ſie die ſtolzen Verſe fängen :
Mit dem Vorſchreiten nach Süden kommen wir aus der
eine Verbreitung und beſondere Entwickelung und verleiht der Candidaft mit ibren breiten Federivedeln ein fremdartiges maleriſches Ausjeben . Die Dompalme iſt das Charakteriſtikon
der Wüſtenſteppe. Unabſehbare Flächen der Steppen ſind mit ſparrigen, robrartigen Gräſern bedeckt, aus dieſem Grasmeere,
welches bis 2 Meter Höhe erreicht, ragen Afazien, kleinlaubige Tamarisfen und die ſtets verwildert ausjehende Dom palme; die merkwürdigen Hügel der Termiten bilden eine ebenſo eigenthümliche, als darakteriſtiſde Staffage zu der einförmigen Landdaft. Sie erfüllen mandie Stellen des Buſchwaldes derart , daß man glaubt, weitläufige Drt
ſchaften vor ſich ſehen. Allmählig verliert ſich der Sand boden , die Niederungen und Gehänge ſind dichter mit Unterholz, Sdlinggewächſen und Bäumen beſtanden , die
ſich mebr und mehr zu Waldpartien gruppiren , während am Ufer des Fluſſes ſic) mädytige Hudbäume mit ſchattigem
Lieber im Zelt, das die Winde durchbrauſen, Als im fiirſtlichen Schloß will ich hauſen Lieber trabe ein junges Kameel meiner Sänfte nach,
Laubbad an einander reiben .
Als daß ein prächtiges Saumroß mich trage !
Geſtalten , von Farben und Düften , durch rieſige Maße auf den , welder zum erſten Male dieſe Wälder betritt , faſt bedrü
Des Sturmes Heulen in freier Wüſte klingt meinem Ohr Herrlicher als der ſchönſte Trompetenchor. Nach der heimiſchen Wüſte ſehnt ſich mein Herz, Und kein Fürſtenpalaſt lindert je meinen Schmerz.
So jang Meiſun, die Beduinengemahlin des Chalifen Muawijeh , des erſten Herriders aus dem Hauſe der Dmajjaden, ihr Gemahl, der ſie belauſchte, entließ ſie er zürnt, und freudig kehrte die Tochter der Wüſte zu ibren Zelten zurück. Eine der Gemahlinnen Abbas Pajdas, des Vicefönigs von Egypten, eine fürſtliche Beduinin , ließ ſidy auf der höchſten Terraſſe des in der Wüſte außerhalb Kairo gelegenen Palaſtes ein Zelt aufſclagen , da ſie in
So vollzieht ſich allmählich der Uebergang zum tropiſchen
Walde, welder durch Formenreichthum , durd, die Menge von
ckend , durch Weberbürðung mit Eindrücken verwirrend wirkt, bei öfterem Verkehre aber eine unerſchöpfliche Quelle ſtets neuer Bilder reidyſter Lebensfülle wird. Mit vollem Rechte
hat man die Wälder der tropiſchen Zonen die formen reiden genannt, in dieſen Wäldern zeigt ſich das Pflanzen reich in ſeiner reinen , urſprünglichen Geſtalt , hier iſt es,
wo durch Vereinigung der günſtigſten Bedingungen Ein drüde hervorgebracht werden , welche zu reichem künſtleri ichen Schaffen anregen müſſen.
feinem Gemad ſchlafen konnte. ( A. v. Rremer, Aegypten I.)
3d machte dieſe Abdweifung , um zu zeigen , wie ſehr 1
Zu den Wanderungen der Battas .
der Wüſtenbewohner ſeine Heimath liebe , und er liebt ſie
Von Dr. B. Hagen.
mit vollem Nedite, aud der Bewobner nordiſcher Länder
In Nro. 16 des ,, Ausland " 1882 beſpricht Herr Dr. Schreiber u . A. die Wanderungen der Battas, und macht aufmerkſam , wie ſich in unſeren Tagen allmählich eine allgemeine , friedliche Auswanderung aus dem „ über
wird von ihrer Schönheit ergriffen und obwohl mandimal
unter den Mühjalen leidend, die eine Wüſtenreiſe unum gänglid mit ſich bringt, habe ich doch große, unverlöſchlide Ausland 1883 Nr . 1 .
3
Zu den Wanderungen der Battas.
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zu treffen. Ich zählte auf der ganzen größeren nördlichen Uferhälfte des Sees nur 20 Kampongs mit einer ungefähren
völferten " Tobah zu vollziehen ſcheine. Herr Dr. Sdreiber hat hier vor Allem die ſüdlich von Tobah gelegenen Landſchaften im Auge, welche er ſelbſt durchforſcht hat, dody erwähnt er auch ſchließlich der zahlreichen Battas, weldie .... in weite Ferne , etwa nad Deli an der Dſtküſte 2c.
Bevölkerung von etwa 6000 Seelen , während Miſſionär Nemmenen an einer Strecke des Südoſtufers allein
1000 Dörfer geſehen hat (cf. den eben erwähnten Aufſaß von E. 3. Sillem). Hier allerdings kann Herr Dr. Sdreiber
geführt werden .“ Dieſe Beobadytung des verdienſtvollen Batta- Forſders kann ich nur im vollſten Umfange beſtätigen. Dreijährige Studien und intime Berührung mit den Battas haben mir die Ueberzeugung beigebracht, daß die Batta-
von Uebervölkerung als Grund der Auswanderung ſprechen.
Nation , ſpeciell die Stämme der Hochebene von Tobah,
Für die übrigen Strecken halte ich, wie geſagt , die Er döpfung des Bodens für Reisbau als nädyſtliegende Urſache. Die jahrhundertelange Bodenkultur in dieſem uralten Batta:
vor einem großen Wendepunkt ihrer culturellen Entwidlung
wohnſite hat die Productionsfähigkeit ſehr bedeutend berab:
ſtehen , hervorgerufen eben durch die von Dr. Schreiber beſprochene , ſtets ſich mehrende Auswanderung aus den Gegenden um den Tobah- See. Da das Wort „ Uebervölkerung " für die nördlichen zwei Drittel der Hochebene durchaus nicht paßt , wie wir gleic) ſeben werden , ſo kann ich als Grund dieſer Erſcheinung nur zwei Dinge betrachten :
Einmal die durch jahrhundertelange Ueberanſtrengung und
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gemindert, wie es dem Reiſenden ſchon die ausgedehnten ſterilen , Lallang- und Farrenkraut - Wüſten ad oculos demonſtriren ; der Reis trägt an den meiſten Orten Nordtobahs trot angewandten Büffeldüngers nur noch 30-40 fach, während eine Normalernte in Deli z. B. 100 fadyen Ertrag liefert. Die fehlende Menge ſuchte man natürlich durch Vergrößerung der Felder einzubringen, und !
ſchlechte Bewirthſchaftung bedeutend herabgeſepte Ertrags: i dieſe Verhältniſſe haben , nebenbei bemerkt , ſicherlich zur fähigkeit des Bodens , und zweitens und hauptſächlich das ungeahnt raſche und üppige Emporblühen des Tabakbaues in den Sultanaten Deli und Serdang an der Oſtküſte,
Erfindung des primitiven Pfluges geführt , deſſen ſich die Battas jener Gegenden bedienen. Ein weiterer Umſtand, die Auswanderung zu begünſtigen , liegt in den eigenthüm
des Sdylüſſels zu den Batta -Ländern. Es ſei mir geſtattet,
lichen Rechtsverhältniſſen. Alle Felder gehören dem Radja, und können nur gegen eine ziemlich beträchtliche Summe
etwas näher auf dieſe beiden Punkte einzugehen .
Das Plateau von Tobah iſt eine etwa 30 Stunden lange und an der ſdmalſten Stelle 8 Stunden breite
Hochebene , die ſic NW - SO im zentralen Theil Sumatra's hinzieht und von der Weſt- wie von der Oſtküſte durch einen tagereijenbreiten Wall von Randgebirgen getrennt iſt. Während die droffe , ſteile , unzugängliche Gebirgskette der Weſtſeite kaum eine Communication mit der Rüſte zuläßt, ſind die nördlich des Tobah - Sees gelegenen Theile
als erbliches Eigenthum erworben werden. Wer kein Geld hat , erhält vom Radja ein Stück Land umſonſt , muß
jedod, dafür die Hälfte des Ertrages dem Häuptling ab liefern . Ein armer Teufel, der keine Büffel hat , ihm bei der Arbeit zu belfen , muß alſo ſehr hart arbeiten , um
ſeinen täglichen Reisbedarf zu erhalten. Seine Lage zu verbeſſern , gibt es für ihn nur zwei Wege : Entweder er wandert mit Sack und Pack definitiv aus in das Luſſum
des Plateau's mit der Dſtküſte durch mehrere praktikable
Gebiet , das Bergland, welches das Plateau von der Küſten
Päſſe verbunden , Handelswege, welche das Sdidjal der Hochebene gewiſſermaßen an die Entwicklung der Dſtküſte
ebene trennt, wo der Ertrag höher und das Land billiger
knüpften. Im ſüdweſtlichen Drittel des Plateau's liegt in
einem 1000 Fuß tiefen Rejſel der Tobah- See. Seine Ufer und ſeine Umgebung , das Gebiet der Orang Tobah , find
als Ur- und Stammſitz der Batta -Nation zu betrachten.
Der ſüdliche Theil des Plateau's und die ſüdlichen Ufer des Tobah- Sees müſſen , wie aus den Berichten und Karten der in Silindung thätigen rheiniſchen Miſſionäre hervorgeht , außerordentlich bevölkert , ja übervölkert ſein ,
und ſtehen damit in grellem Gegenſaß zu den großen Strecken nördlich und nordöſtlich vom See, wo gerade das Gegentheil ſtatthat. Die ganze Hochebene iſt hier eine einzige große , ſterile Lallanggras - Fläche. Rein Straud) , geldweige denn ein Baum , gedeiht in dieſer grünen Wüſte ; nur in der unmittelbaren Umgebung der ſpärlich zerſtreuten Kampongs finden ſich Gebüſd und wenige Baumgruppen. Ich bin hier oft ſtundenweit marjdirt, ohne ein einziges Haus
iſt ( id komme noch darauf zu ſprechen) oder , im Fall er
in der Heimath bleiben will, muß er ſich nach einer Ge legenheit umſehen , eine Anzahl jener großen ſpaniſchen Dollars zu erwerben , die allein in den Batta- Ländern als Münze gelten. Und wo hätte er dieſe Gelegenheit beſſer finden können , als in der Küſtenebene von Deli , wo ihm der tabakbauende Pflanzer ſeine Arbeit , Waldkappen und
Scheunenbauen , gerne und vollklingend bezahlt , ſofern er ſich nur zu einer vorübergehenden Auswanderung ent ſchließen kann ? Es war Ende der ſechziger Jahre , als man anfing,
in der ſumpfigen Küſtenebene von Deli , deſſen Sultan, ein Bundesgenoſſe der Holländer , ſich den europäiſchen Pflanzern ſehr geneigt zeigte , Tabak zu pflanzen. Derſelbe, ausnahmslos feinſte Deckblattforte, fand ſo reißend ſchnellen Abſat , daß ſchon nach einigen Jahren ,,Sumatra- Dedblatt"
überall bekannt und geſucht war. Das Pfund ward am
i. d. Tijdschr. v. h . Ardrijksk. Genootschap, 1878, Deel III Nr. 2
Amſterdamer Markt in der beſten Zeit, Mitte der ſieben ziger Jahre , mit 2 bis 3 Gulden gezahlt , während die
beigegebenen Karten .
Unkoſten ſich auf durchſchnittlich nur etwa 70 bis 80 Gulden
1 cf, die dem Aufſatze von E. J. Sillem „ Het Tobahmeer “
Zu den Wanderungen der Battas.
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Zents beliefen . In kurzer Zeit wurden enorme Summen
werden heutzutage von hin- und herziehenden Karawanen
verdient, Tabakpflanzungen (proßten wie Pilze empor und die Arbeitskräfte waren ſehr geſucht und gut bezahlt. Die einheimiſche Bevölkerung der trägen , indolenten Malaien
liche Leute , kommen aus ihren Einöden herab in das bunte Leben und Treiben der raſch aufgeſchoſſenen Colonie , lernen
war als Arbeitsmaterial nur wenig zu verwenden ; man
Europäer , Chineſen , Indier und Malaien kennen , jeben
importirte chineſiſche Kulis , eine koſtſpielige Sache, und
gar nicht leer. Die Battas, meiſt junge oder jüngere empfäng
ward , theils aus übergroßem Humanitätstrieb , theils aus
in den Bazars und Kaufbuden die Wunder- Erzeugniſſe europäiſcher und aſiatiſcher Cultur und bringen dieſe ſelbſt oder wenigſtens die Kunde hievon bis zu den Fernſten Winkeln des Tobah-Sees. Die beimziehenden Karawanen
kleinlicher Eiferſucht auf die raſch aufblühende holländiſche
ſind nicht mehr mit Salz und Fijd allein beladen , ſondern
Kolonie. Zum Tabakpflanzen waren die Battas nicht zu gebrauchen , dagegen fand man in ihnen verhältnißmäßig
nehmen tauſenderlei früher nicht gekannte Dinge mit nach
Klings aus Madras , deren Einwanderung jedoch durch
die engliſche Kolonialregierung mit allen Mitteln gehemmt
oben : Baumwollenzeuge, Tabaks- und Siridoſen , chineſiſche
gute Arbeiter zum Waldkappen und Scheunenbauen. In
Gold- und Silberwaren , meſſingene und irdene Töpfe,
dieſer Eigenſchaft wurden ſie denn auch von den meiſten Pflanzern engagirt , und beide Theile befanden ſich wohl dabei. Nachdem der erſte Verſuch gelungen war , ſtrömten und ſtrömen jeßt noch Tauſende von Batta - Arbeitern berab von ihren Bergen in die gewinnverheißende Ebene ;
Blechgefäße , Regen- und Sonnenſchirme, Petroleum , Del lichter 2c. 2c. In Tinging am Tobah - See , wo überhaupt nur zweimal Europäer, und dieß vor 12 und 16 Jahren, hin famen , präſentirte man mir einen Porcellanteller mit ſchönen roth und blauen Blumen , und ein Radja empfing mich
dort verdingen ſie ſich auf fürzere oder längere Zeit zu genannter Arbeit , um ſchließlich ausnahmelos und mit gefülltem Beutel wieder zurück in die Heimath zu
Hand. Der Sipaiak von Nama Djambu gar verehrte mir eine Flaſche Pale Ale , die er nadh ſeinem eigenen
kehren ; dauernd niederlaſſen in der Küſtenebene will
in chineſiſdien Hoſen , einen hellgrünen En-tout-cas in der
Geſtändniß ſchon ſeit 3 Jahren für feſtliche Gelegenheiten aufbewahrt hatte. Gar mancher eitle Radja , dem ſein
ſich keiner. Die Auswanderung geht in der Weiſe vor ſich, daß irgend ein Radja oder ſonſt einflußreicher Mann theils freiwillig , theis gezwungen (durch die ewigen Kriege und
ſich die Scheide ſeines Prunkmeſſers von einem chineſiſchen Handwerker in Medan oder Labuan mit ſchön ornamentirtem
Fehden , die auf der Hochebene herrſchen) ſich entſchließt,
Silber überziehen -- mit einem Wort : Das Originale
nach Deli herabzuſteigen und Arbeit zu ſuchen , ſei es um mit dem erworbenen Reichthume dann zu Hauſe ſein An ſehen weiter auszudehnen , oder das verlorene zurückzuge
droht hier , wie überall , durch die Berührung mit der europäiſchen Cultur verloren zu gehen.
winnen. Er bringt ſeine eigenen Unterthanen mit,I oder wirbt
auch die
ſich Leute aus allen Gegenden , nur Männer oder Knaben ;
Demgemäß iſt die Pferdezudyt , welche der Batta auf der Hochebene als Liebhaberei oder Spielerei bisher betrieb, da er ſelbſt nicht reitet , plöblich ein wichtiger Erwerbszweig geworden , feit die Leute geſehen , wie gerne und theuer man in der Küſtenebene die feurigen, kleinen Batta -Ponys
Frauen verlaſſen nie ihre Heimath , angeblich nur deßhalb, weil der Weg für ſie zu weit und beſchwerlich iſt. Haben ſie Arbeit gefunden , fo bauen ſie ſich abgeſondert ihre eigenen Häuſer , in denen ſie, oft 50—60 Mann in einem einzigen , leben ; der Radja vertritt zugleich die Stelle des Aufſehers ; der Tuan (Herr) verhandelt und contrahirt allein mit ihm ; das Verhältniß zum Arbeitgeber bleibt ſtets ein äußerſt lockeres. Meiſt wird ihnen auch ein Stück Land angewieſen , wo ſie Reis bauen , deſſen Ertrag gegen
Bezahlung an die Pflanzung abgeliefert wird. Iſt die Arbeit beendigt , ſo ziehen , gewöhnlich im Auguſt oder September, diejenigen , welche genug Geld verdient zu haben glauben , truppenweiſe wieder zurück, andere kommen her:
unter , und ſo herrſcht ein ſteter reger Wechſelverkehr zwiſchen Deli und der Hochebene. Ich kann getroſt behaupten, daß von
einheimiſder Goldſchmied nicht ſchön genug arbeitet , läßt
Die geſteigerten Bedürfniſſe verlangen naturgemäß vermehrte Production eines Handelsartikels.
kauft ; hunderte derſelben werden alljährlich herabgebracht,
und bereits heute wäre durch die Pferdezucht ein Haupt
grund zu aufkeimendem Wohlſtand gelegt , wenn nicht leider die Begegnung mit Malaien und Chineſen im Ge folge gehabt hätte , daß das entnervende und koſtſpielige
Laſter des Opiumrauchens auch auf die Battas überging. Noch vor vierzig Jahren konnte der berühmte Erforſcher der Batta -Länder, Junghuhn , ſagen : „ Der Batta verab ſcheut das Opiumrauchen “ und „ in Tobah herrídit die Syphilis nod nicht." Heute findet man beides bort in ſo ausgedehntem Grade, als ſei es nie anderes geweſen.
allen Tobah-Battas mindeſtens der dritte oder vierte Mann
Vom Tobah-See bis Deli raucht männiglich leidenſchaftlich
den Weg nach Deli zu genanntem Zweck ſchon gemacyt hat. Die alten Handelsſtraßen , welche den Batta ſchon
Opium ; was der Pferdebandel an Gewinn einbringt, wird für Opium wieder hinausgeworfen. Die Syphilis hatte ich bei den Tobah -Batta's oft genug Gelegenheit zu beobachten. Geſund und rüſtig kamen die Leute von ihren Bergen herab
lange vor dem Erſcheinen der Europäer in Deli , vielleicht ſchon zur Zeit der Hindu - Einwanderung berabführten nach
der Küſte, um ſeine wenigen Bedürfniſſe, Salz und ge
und kehrten, Dank den gänzlich außer Controle ſtehenden
trocknete Fiſche , alte Eiſenreſte zc., daſelbſt einzukaufen,
Bordellen in Medan und Labuan mit allen möglichen
Zu den Wanderungen der Battas.
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Affectionen behaftet wieder zurück, um mit mathematiſcher
Gewißheit die Syphilis in ihrer Heimath weiter zu ver breiten.
Lüde ſofort aus. Die Stämme der Orang Karo, Tobah und Timer ſandten ihren Ueberfluß herab in das neue
Land und thaten dieß vor noch ganz kurzer Zeit. Die
So ſeben wir in Folge der maſſenhaften temporären
Auswanderung in den leßten zwei Jahrzehnten eine ſolche Menge neuer Momente in das Leben der Battas ein
meiſten und vornehmſten der jest lebenden Luſſun-Häupt linge ſind ſelbſt als Jünglinge oder junge Männer von der Hochebene berabgeſtiegen , ſehen die Hochebene ſtets
treten, daß wir das Aufblühen der Colonie von Deli als
als ihre eigentlide Heimath an, haben ihre Verwandten
einen Wendepunkt im Culturleben des Tobabvolkes be zeichnen dürfen. Ein Umſtand bat fid jeħt idon beſonders geltend gemadt: Die frühere Unnahbarkeit der Battalande iſt völlig aufgehoben. Während nod 1866/67 Herr Cats de Raet und 1870 Herr de Cahn unter Geleit und Schuß malaiſcher Fürſten ihre Reiſe von Deli nach dem Tobabjee machen mußten , konnte ich es 1881 riskiren , ganz allein nur mit 2 malaiſden Dienern und 30 Tobahbatta's als Gepäckträgern die nämliche Reiſe auf einem andern Wege zu machen. Es iſt jeßt gar kein ſo großes Beginnen
oben und beſuchen dieſelben von Zeit zu Zeit. Dies iſt die zweite Art der Auswanderung, ein definitiver Wohn
mehr und mit verhältniſmäßig wenig Koſten verknüpft, von Deli aus über den Tobah- See und Silindung nach der Weſtküſte zu reiſen , Sumatra und die Batta-Länder alſo quer zu durdywandern .
Oft genug ward mir von alten Radjas der Vorſchlag
gemacht, eine Plantage auf der Hochebene einzurichten ; id) ſollte das Geld, der Radia wollte das Land liefern. Bezeidynend genug , wenn man bedenkt, daß das Betreten
ungs- und Heimathswechſel, der ſeinen Grund ausſchließlich in dem geringeren Bodenerträgniß der Hochebene hat. Man
kann alſo demnach von den Orang Lussun kaum als von einem eigenen Batta -Stamme ſpredien, obwohl ſie im Laufe der Zeit ihre Sprache zu einem eigenen Dialekt und theil weiſe aud ihre Sdyrift, umgeſtaltet, ſowie einige eigen thümliche Sitten und Gebräude angenommen haben.
Als die den Malaien und Europäern zunächſt woh nenden Battas (viele Tabakunternehmungen pflanzen ſchon ſeit Jahr und Tag auf batta'ſchem Grund und Boden) baben ſie ungemein viel von ihren nationalen Eigenthüm lichkeiten eingebüßt. Sie kleiden ſich faſt wie die Malaien in importirte, nicht ſelbſtverfertigte Stoffe; die Weberei, welde in Tobah in jo hober Blüthe ſteht, wird von
ihnen gänzlich vernachläſſigt; ihre Tabaks- und Siridoſen beziehen ſie in ſchlechter Fabrifwaare von malayiſden
des Plateau's vor 20 Jahren , bevor die Europäer nady Deli kamen, eine Unmöglichkeit war ! In weiteren 10 Jahren, ſu rechneten ſidy's die Battas ſelber aus, ſind die Euro päer mit ihren Pflanzungen bis auf die Hodebene vorge
Händlern , während die Battas der Hodiebene dieſe ſelbſt
rückt, und die Alles belecende Cultur wird dann auch bei
ſind theilweiſe offen , flüchtig gebaut, eng zuſammen gepferdit, dimutig und idledit und ſteben geradeſo wie ibre
den heute nur nominell noch unabhängigen Völkerſchaften der Tobah- und Karo -Battas ihren zerſeßenden und ni vellirenden Einfluß geltend gemadit haben . Wie dnell
und gründlich dieß oft geſchiebt, kann man an den Gränz ſtämmen gegen Deli, den Orang Lussun , ſeben. Dieſe Battas bewohnen das über tagereiſenbreite Bergland,
welches die Hochebene von der malaiiſchen Küſtenebene trennt, und ſind Unterthanen der Malaienſultane von Serdang und Deli. Por nidyt gar ſo langer Zeit febr alte Leute wollen ſid, deſſen noch dunkel erinnern – muß die
aus Holz ( Bambu) oder Metall kunſtvoll verfertigen und mit prächtigen , originellen Zeidnungen bededen der Batta iſt ein geborner Holzſchnißer -- ihre Kampongs
Häuſer durch den Mangel aller Sorgfalt und künſtleriſchen Ausführung in dreiendem W8tderſpruch zu den Dörfern der Hochebene. Viele Leute ſind aud con direct zum
Islam übergetreten und geriren ſich als echte Vollblut Malaien. Nur ihre Sagen und Erinnerungen geben noch Zeugniß von ihrer Abſtammung. Wie ſich denken läßt, ſind auch die moraliſchen Eigen draften einer bedeutenden Veränderung unterlegen. Faul beit, Prabljudyt, die leicht in Lüge ausartet, faltblütige
Malaiengränze, die heute kaum 4–5 Meilen von der See entfernt iſt, bis weit hinauf in die Berge, ja vielleicht bis an die Hochebene felbſt, ſich erſtreckt haben ; es gibt mancherlei Anzeichen biefür, deren nidyt eben geringſtes der Umſtand iſt , daß die Malaienſultane ihre von den
Grauſamkeit, ſowie ein auf alle mögliden Abwege ge
rathender Geſchlechtstrieb ſind allen gemeinſam , gleich viel, ob ſie von der Cultur beledt ſind oder nicht.
Während aber
der Batta der Hochebene Stolz, ein männliches, ritterliches Weſen , Freibeitsgefübl, Freimütbigkeit und Dankbarkeit
Battas durchaus nicht angeſtrittene Oberhoheit faſt über das ganze Luſjun -Gebiet ausüben .
bier oft beim Roden altmalaiiſche Kanonen , Bronzebeden 2c. aus verſchwundenen Niederlaſſungen , von denen die heu
tigen Bewohner nichts mehr wiſſen.
beſißt, ſind die Luſſun - Leute der großen Mehrzahl nach ein
Weiters finden ſich
Welche Umſtände
1 Nach den Erzählungen alter Leute zu ſchließen , muß dieß
Ende des vorigen oder Anfangs dieſes Jahrhunderts geſchehen
iſt er nidit auf Redinung eines agreſſiven Vordringens
ſein. In den legten Jahren jedoch geht es wieder umgekehrt. Die Malaien rücken, immer in friedlicher , unblutiger Weiſe, Schritt für Schritt wieder gegen die Berge vor. Id fenne viele Plätze, wo noch vor einigen Jahren Batta -Sampongs ſtanden, die von
der Battas zu jeten.
ihren Bewohnern verlaſſen wurden .
dieſen Rückzug der Malaien gegen die Seeküſte bin be
wirkt haben mögen, iſt mir nicht klar geworden ; jedenfalls Dieſe füllten nur die entſtandene
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Steinwerfzeuge aus der Cabara .
kriedyendes, betrügeriſches, ſdmutiges, opiumentnervtes Ge indel, das von ſeinen eigenen Stammesgenoſſen ivegen Mord und Todtídlag gefürchtet wird. Dabei iſt zu er wägen, daß ihr Gebiet eines der größten iſt , und ihre Zabl faſt mehr als die Hälfte aller Batta Stämme zivijden Toba- Shee und Deli beträgt. Wenn ein ſo großer Theil des Batta- Volfes con fold' bedeutende Umwandlung er
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ſllaven beidäftigt, aber auch die Bewohner Taubeni's ſelbſt
beſchäftigen ſidy damit. Einwohner von Aranan und Tim buftu halten audy in Taudeni ihre Sklaven , die für deren
Nedung Salz gewinnen. Tauſende von Kameelladungen gehen jährlid) von Taubeni nach Timbuktu , von wo die Steinjalzplatten in den ſalzarmen Sudan geſdjafft werden, im Austauſd gegen Sklaven , Gold, Straußfedern , Elfen
fahren hat, wie lange wird der kleinere, bis jeßt faſt intacte
bein und Gummi.
Kern der Tobah- und Karo- Battas dem rieſenſdınellen An ſturm der Cultnr noch Widerſtand leiſten fönnen ?
Das in der Nähe befindliche Najjer iſt meiſt jalzig und
Die Lage der Stadt Taudeni iſt eine überaus traurige . Trinkwaſſer muß ziemlich weit bergeholt werden . Bege tation gibt es nid ) t und man iſt auf die Zufuhr der Le
Steinwerkzeuge aus der Sahara. Von Oskar Lenz.
Mit Abbildungent.)
Die lange Zeit hindurc) offene Frage, ob Afrika eine ſogenannte Steinzeit gehabt habe , muß wohl jest, nadidem
bensmittel von außen angewieſen. Daher kommt es, daß oft Noth an den nöthigſten Proviſionen berridit und die
Bewohner ſid, auf die Ausraubung kleinerer Karawanen verlegen , wobei es weniger auf den Raub von Roſtbarkeiten abgeſehen iſt , als vielmehr auf die Rameele, die man dann dladtet. Da id mich nidt einer größeren Karawane
Dr. Andree Alles hierauf Bezüglide zuſammen
angeſchloſſen hatte, ſondern allein mit meinen Interpreten geſtellt hat , " im bejahenden Sinne beantwortet werden. Bei meiner Durd querung der Sahara im Jahre 1880 war ich ſo glüdlicy , einige Beweiſe für eine ehemalige Steinzeit aufzufinden. In der Mitte zwijden Tenduf, dem Ausgangopunft großer Karawanen , und Timbuktu, befindet ſich das alte Städtden Taudeni, das in mehrfader Beziehung von bödſtem Intereſſe iſt. Zunächſt liegt der Ort in dem jenigen Theile der weſtlichen Sahara, der die bedeutendſte Depreſſion , oder ridtiger geſagt, die geringſte Erhebung über dem Spiegel des Mittelländijchen Meeres aufweist.
und Dienern reiste, wir alſo auf Bertheidigung ſebr idlecht eingerichtet waren , ſo zog id) es vor , in der Nähe von
Taudeni einen größeren Bogen zu beſchreiben , um nid)t mit den Bewohnern in Berührung zu kommen . Der Ber : luſt einiger Kameele wäre das Mindeſte geweſen, was ich
bei einem Zuſammentreffen mit dieſer ausgebungerten arm ſeligen Bevölferung zu erwarten gehabt hätte. Die Ilmgebung von Taubeni iſt aber noch in anderer Bezichung widtig.
Es iſt dief; nämlid) eine der in der
Wüſte zerſtreuten Gegenden , wo ſich Neſte einer ehemaligen
Kultur finden, die ſich von der gegenwärtigen unterſcheidet. Wäbrend die Durdydnittsböhe der Sabara gegen 250 Meter beträgt , ſinkt in der Gegend bes 22. Breitengrades bas
Terrain bis 1:18 Meter herab ; einen tiefer gelegenen Punkt
fand ich nirgends und von einer Depreſſion unter den Meeresſpiegel iſt überhaupt nidit die Nede. Mit Aus nahme einiger der ſogenannten Scotts am Nordrande der tuneſiſchen und algerianiſchen Sabara bildet die Sahara
Man findet Rejte von Häuſern, deren Dauern aus Thon und Steinjalz (Calztbon ) crriditet ſind , aber auch lieber bleibſel von bearbeiteten Bauhölzern finden ſidy. Fremd artige Schmuck und Induſtriegegenſtände ſollen ſich gleich: falls finden , vor allem aber ſind widtig eigentbumlide
Steinwerkzeuge, von denen es mir gelang, einzeine zu erwerben und die in der Abbildung dargeſtellt ſind.
überall ein bedeutend über dem Meer gelegenes Plateau . Taubeni iſt außerdem widtig und berühmt wegen
Sie befinden ſich jetzt in k. ethnographiſchen Muſeum in Berlin. Es ſind Steinhämmer von 9-12 Centimeter
der ziemlich bedeutenden Lager von Steinſalz, die ſich in der Nähe der Stadt finden. Schon von Weitem heben ſidy die aus Thonen und Sanden beſtehenden Hügel aus , der unabſehbaren Ebene ab ; das in ihnen enthaltene Stein falz tritt an vielen Punkten zu Tage, ſo daß es mühelos
ſtellt ſind. Sie haben einen rundliden Querid nitt, ſind gut und ſymmetrijd gearbeitet , vollſtändig geglättet und
Länge, die aus einem barten Grünſtein (Diabas) darge:
gehören einem ſpäteren Typus an , ähnlich wie diejenigen
in den Schweizer Pfahlbauten und die iriſdien Steinärte.
gewonnen wird. Es liegt in einem Gemenge von Thon Gyps und Salzbroden , das dem Hafelgebirge entipridt,
wie es in unſeren europäijden Salzſtöden vorkommt. Man pflegt das Salz in circa meterlange, einen Fuß breite und etwa anderthalb Zoll Side Platten zu formen , von
benen jede ungefähr 27 Kilo wiegt; vier ſolder Platten bilden eine Sameelladung. Der Erport von Steinſalz in den Sudan iſt ein ſehr alter und noch genau ſo organi: ſirt, wie vor Jahrtauſenden. Als Arbeiter werden Neger 1 Globus, Bd . XLI . Auszüglich) im Ausland 1882 Nro. 41 .
Eines dieſer Inſtrumente verläuft oben und unten in cinen ſtumpfen Regel, ein anderes iſt einſeitig dräg zugcjdärft, Dr. Andree madyte mid auf die Achnlichkeit aufmerkſam , die ziviſden den Artefacten von Taudeni und denen von der Goldfüſte in seſtafrifa criſtirt , die von Sinivood
Reade gefunden worden ſind. Die letteren werden in ziemlicher Tiefe gefunden , bei beftigen Regenguſien her
ausge dywemmt und von den Negern als Donnerkeile und Gottesärte verehrt.
Das Material, aus denen die Inſtrumente beſtehei ..
Steinwerkzeuge aus der Sahara.
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iſt, wie erwähnt, Diabas , der einige Berge bildet , die man weſtlich und nordweſtlich von Taudeni wahrnimmt.
Stein machte mir troß der nur flüchtigen Beſichtigung den Eindruck von Nephrit. Dieſe beiden bisher einzigen
Die Führer der Salzkarawanen aus Arauan und Tau beni finden dieſe Objecte und nehmen ſie dann bei der
Vorkommen von Nephrit in der Sahara würden übrigens
Rückkehr mit, um ſie ihren Frauen , faſt ausſchließlich
daß don früher Handelsbeziehungen mit den weiter im Dſten liegenden Ländern beſtanden haben. Das von Ra bourdin gefundene Stück Nephrit iſt grün und gleicht dem von Neuſeeland; aud der Pfeifenſtein des Scherifs war von grüner Farbe, die mich ſofort an Nephrit erinnerte. So intereſſant derartige Funde auch in ethnographiſch anthropologiſcher Hinſicht ſein mögen , ſo gewinnen ſie noch einen beſonderen Werth dadurdy , daß ſie einen der zahl reichen Beweiſe bilden für eine ehemalige Bewohn barkeit der Sahara. Es iſt dieß eine Frage, die mid
Negerinnen , zu geben , die ſie zum Reiben von Körner
Meine Eremplare erhielt ich von einigen Frauen in Arauan.
früchten verwenden .
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dodh nur , wie auch ſonſt anderwärts , darauf hindeuten,
auf das lebhafteſte intereſſirt und wofür ich ſchon lange Belege und Beweiſe zuſammenzubringen ſuche. Es zer: fallen dieſe Beweiſe in zwei Gruppen : in phyſiſche und
hiſtoriſche. Zu erſteren gehören z. B. die zahlreichen alten Flußläufe, die in der Sahara eriſtiren und die auf eine
ehemalige Bewäſſerung, und in Folge deſſen Fruchtbarkeit des Bodens und Bewohnbarkeit desſelben hindeuten ; ferner das Vorkommen von Krokodilen inmitten in der Sahara in Teichen oder Sümpfen , die wohl als Relikten früherer
Flüſſe oder Seen anzuſehen ſind, 2c. Ebenſo deutet das Vorkommen von Elephanten in der Gegend von Karthago darauf hin , daß dort früher andere Vegetationsverhält niſſe eriſtirten. Hiſtoriſche Beweiſe können wir aber nur aus den alten Schriftſtellern finden , wo die damaligen Völker und deren Züge nad Süden, Kämpfe zc. angegeben
ſind. Ferner aus Ueberlieferungen, Sagen 2c. der heutigen Steinwerkzeuge aus Taudeni. 12 natürlicher Größe. Während das Vorkommen von Grünſteininſtrumenten in der centralen Sahara hienad vollſtändig zweifellos
den gegebenen Namen nad Stämmen , die einſt dort ge wohnt, und dann des ungünſtigen Klima's wegen weiter
iſt, iſt das Vorkommen von Nephrit weniger fidyergeſtellt. Bekannt iſt , daß der der Flatters'iden Erpedition beige
gezogen ſind 2c. Ich habe auf meiner Reiſe überall in Rückſicht hierauf gefragt und auch verſchiedene Daten er
gebene Archäolog Lucien Rabourdin in der algerianiſchen
halten .
Sahara neben zahlreichen Feuerſfeinarbeiten auch das Bruch
ſich für den Gegenſtand intereſſiren , richte idy die Bitte,
ſtück einer polirten Art aus Nephrit fand. Während meiner Reiſe von Timbuktu durch den Sudan zum Senegal ge
mir etwaige Notizen aus alten Schriftſtellern, die mir natürlich nidit ſo geläufig ſind, mittheilen zu wollen. Hat man erſt eine Fülle von Daten , die für die ehemalige
noß ich in Sokolo (Kala), ſchon im Bambara-Gebiet gelegen, die Gaſtfreundſchaft eines arabiſchen Scherifs, deſſen Vor: fahren früher mit vielen anderen Arabern aus Marokko in jene Gegenden ausgewandert waren. Dieſer Mann beſaß cine kleine , höchſt merkwürdige Tabakspfeife. Die
ſpärlid, zerſtreuten Bevölkerung, aus den gewiſſen Gegen
An Philologen aber , die dieſe Zeilen leſen und
Bewohnbarkeit der Sahara ſprechen , dann laſſen ſich auchy vielleidyt eher die Urjaden feſtſtellen , welche eine Ver
änderung der phyſiſchen Beſchaffenheit derſelben hervor
gebracht haben. Ich will nur auf einen Umſtand auf
ſelbe hatte vollſtändig die Form , wie ſie heute noch all
merkſam machen , der gewiß nicht außer Acht gelaſſen
gemein gebräuchlich iſt, der Kopf aber beſtand nicht aus ſchwarz gefärbtem Holz (oder auch manchmal Ebenholz), mit eingelegten kleinen ſilbernen Ringen , wie jeßt üblich, ſondern aus einem wallnußgroßen , ausgehöhlten Stein.
werden darf. Die zahlreichen alten Flußbetten der Sahara
Der Mann legte hohen Werth auf die Pfeife und gab
zu münden .
mir dieſelbe fogar ungern in die Hand , geſchweige, daß
zentralen Gebirge und Plateaur einſt dicht bewaldet waren, denn alle Quellgebiete von zahlreichen Flüſſen ſind be
I
er mir dieſelbe verkauft hätte, da er ſie von ſeinem Groß
vater geerbt habe , der dieſelbe einſt auf einer Handels reiſe nach Norden zu in der Wüſte gefunden habe. Der
kommen alle aus dem gebirgigen zentralen Theile der felben und gehen von da nach Norden , Süden und Weſten, um entweder in's Mittelmeer, den Niger oder den Atlantik Man kann wohl annehmen , daß dieſe
waldet oder wenigſtens mit reicher Vegetation verſehen ;
ſind nun aus irgendweldien Urſachen dieſe Wälder ver
Das Schidſal der Crevaur'ſchen Erpedition am Pilcomayo.
(dwunden , ſo mußte eine Abnahme der Wäſſer erfolgen, die bis zu einer faſt vollſtändigen Austrodung der Flüſſe führte. Damit war gleichzeitig die Urſache für eine in
15
jedenfalls dazu bei, ihn ſpäter in ein verderbliches Ver trauen einzuwiegen. Crevaur nahm hier einen Indianer, Namens Calinis, als Führer bis Tero. Mit kurzen Tagreiſen
tenſivere Zerſeßung der Felsmaſſen gegeben, und ein früher
kamen ſie am 20. oberhalb Eſperanza an , campirten am 21 .
eriſtirendes Sandſteingebirge iſt derartig zerfallen , daß die Winde dieſe Sandmaſſen mit den in den Flußbetten
unterhalb dieſes Punktes, erreichten den 22. Teyo, wo das Ver trauen in die Ehrlichkeit der Indianer ſo groß war, daß Crevaur
abgelagerten Sanden zuſammen über weite Flächen zer
am Lande unter ihnen ſchlief. Den 23. und 24. weiter
ſtreuten. Jeßt aber ſehen wir dieſen Sand bald in zoll mächtigen Schichten über Hunderte von Quadratmeilen
fahrend, kamen ſie am 25. nach Caballo-Repoli und ließen noch denſelben Tag glüdlid die unterhalb dieſes Punktes liegende Stromſchnelle von 3/4 m. binter ſich. Vom 26. April wird nidits Genaues gemeldet und am 27. geſchah eine
zerſtreut, bald als mächtige Dünenmaſſen (Areg , Igidi ) zu langen und hohen Sandgebirgen aufgeſcyüttet.
Mit
einem ſogenannten alten Meeresboden hat aber dieſer Sand
ziemliche Strecke unterhalb Caballo - Repoli (nach einem
meines Erachtens nad nichts zu ſchaffen.
Rärtdien im Boletin del Istituto Argentino in der Nad
barſchaft eines Sumpfſees, deſſen Name als Lago Ipan
Wien, November 1882.
Das Shickſal der Crevaux'ſden Expedition am Pilcomayo. " 1
tipucú gegeben wird, in ungefähr 220 45' S. B.), wo Crevaur und ſeine Genoſſen, mit Ausnahme des Schiffs: Zimmermannes Ceballos ohne Waffen an's Land gegangen waren , um mit den zahlreich verſammelten Indianern Geſchenke zu tauſden, der mörderiſche Angriff, dem von
In der leßten Zeit ſind einige neue Nachrichten
der Geſellſdhaft von 19 Mann, ſoviel man heute weiß ,
über die Ermordung von 17 Mitgliedern der Crevaur'ſchen
15 zum Opfer wurden . Der indianiſche Führer von Irua war ſchon am 25. verídiwunden. Zwei von der Mannſchaft (ein Franzoſe Haurat und ein Argentinier
Erpedition nad Europa gelangt, welche im Ganzen nur beſtätigen, was wir in den früheren Meldungen darüber geſagt haben. Wir entnehmen ihnen einzelne Thatſachen,
welche geeignet ſind, gewiſſe Lücken der erſten Nadyridyten auszufüllen und Widerſprüche auszugleichen , wie ſie über widytige Daten dieſer Erpedition ſelbſt nod in dem neue ſten Berichte der nächſt intereſſirten Pariſer geographiſchen Geſellſchaft (Compte rendu Nr. 17) vorkommen . Das wichtigſte Document iſt bis heute der Bericht des Fran= cisco Ceballos, eines Gefährten von Crevaur, welchen die
Tobas am 27. April gefangen hatten und der durch Bez
Rodriguez) floben und der Knabe Ceballos , ſowie der
Argentinier Blancos wurden gefangen genommen . Von dem Knaben Ceballos erfuhr man , daß Blancos von einem
anderen Stamme in Gewahrſam "genommen ward als er ſelbſt, daß die Indianer, bei denen er, Ceballos, ſidy befand, die Kleider und anderen Beſit der Erſchlagenen trugen. Er mußte zuſehen , wie einer ſeiner Hüter in den Kleidern
des Vaters Ceballos umherging. Als er nach der Miſſion
Solano am 1. Auguſt frei fam. Außer dieſem liegt ein Bericht aus derſelben Miſſion, von welder aus Crevaux
von San Francisco Solano zurüdfehrte, ſab er in Teyo den Matroſen Blanco als Gefangenen der Indianer und bradyte deſſen Bitte um Auslöſung nach der Miſſion. Die Indianer, bei denen er Gefangener war, gehören zum
ſeine verhängnißvolle Reiſe antrat , an das Argentiniſche
Stamme der Tobas. 1
Geographiſche Inſtitut vor. Beide Documente laſſen nun
hatte die Erpedition idyon früher verlaſſen müſſen, da er in einem früher erwähnten Streite in Salta nod) auf . civiliſirtem Boden verwundet worden war (1. ,, Ausland " 1882 S. 587 ). Irgend eine Hoffnung, daß nod andere Mit glieder derſelben gerettet ſein könnten , iſt ſchwerlich mehr zu begen . Selbſt das Schidſal der flüchtig gegangenen
mühungen der Väter der Miſſion von San Francisco
folgenden Verlauf dieſer Fahrt erkennen . Am 19. April d. J., Morgens 9 Uhr verließ Crevaur
die Miſſion, nachdem er den Vätern derſelben verſprochen
hatte, mit Vorſicht gegenüber den Indianern aufzutreten, deren Liſt und Treuloſigkeit jenen wohl bekannt waren. Auf dem Pilcomayo abwärts fahrend, wobei indeſſen die vier Rähne , entſprechend ihrer verſchiedenen Größe und Geſchwindigkeit, verſchieden raſch vorwärtsfamen , gelangten die Reiſenden denſelben Tag nach Jrua, wo ſie in einem beruntergekommenen feigen Indianer-Stamm , der von ſeinen kriegeriſchen Nachbarn dezimirt iſt, die Tobas zu finden
glaubten und hocherfreut waren, ſo freundlich von den ſelben bewillkommt worden zu ſein. Crevaur ließ ihnen einen Brief, worin er ſagte : „ In Jrua angekommen, mach ten wir Frieden mit den Tobas “. Dieſer Jrrthum trug
Ein andererer Franzoſe Didelot,
1 In Bezug auf dieſen Stamm finden ſich in den verſchie
denen Berichten auseinandergehende Angaben , welche offenbar darauf zurückzuführen ſind, daß Toba ein allgemeinerer Name für eine Anzahl kleinerer Stämme, denen Sondernamen wie Tapetis, Tebeïs oder auch verſtümmelte Namen, wie Tape- Chios u . dgl . öfter in einer Weiſe beigelegt werden , die Mißverſtändniſje erweden
muß. Man erinnere ſid ), daß d'Orbigny die Tobas vom 21. bis 32.0 S. B. am ganzen Pilcomayo hin wohnen läßt und daß die Spanier zwei Jahrhunderte ſich bemüht, die immer als räuberiſch, ſelbſt als kannibaliſch geſchilderten Tobas zu unterwerfen. An
der Ermordung Crevaux' und ſeiner Gefährten iſt offenbar nur ein Bruchtheil derGeſammtſummeder Tobas beteiligt gewejen.
1 Vgl. Ausland 1882, Nro. 30 und 39. 7
Anm . D. Red.
Etatiſtik von Guatemala .
16
Leute Haurat und Nodriguez iſt ja nod) ganz unaufgeklärt. Nicht verſchweigen möchten wir die Vermuthung eines ungenannten , mit jenen Gegenden bekannten Neijenden , als ein Licht auf die Zuſtände im Gran Chacu werfend,
Abſtand genommen .
Man war ſelbſt für die Städte
bevölkerung lediglid) auf Schäßungen angewieſen, die aber weder in Gonzalez' Geografia de Centro-America wody
der an die Parijer Geograpbiſche Geſellidaft drieb, daß
in Gavarrete's Geografia de Guatemala zuverläſſig waren . Ueber die Zahl und Bertheilung der Wohnſtätten
es eben ſo gut oder noch eber Flußpiraten weißen oder gemiſchten Blutes geweſen ſein könnten, weldie die Intbat
gibt eine grundlegende Arbeit Auskunft , die 1880 unter dem Titel : Demarcacion politica de la Republica
an der Crevaur Erpedition verübten , als sie nad jeiner
Guatemala von der ſtatiſtijden Section des Miniſterius des Junern berausgegeben wurde; dieſelbe enthält aber feine Bevölferungszablen . Endlid) wurde aber durd) Do fument vom 21. Januar 1880 ein Zenſus angeordnet und
Meinung viel undädlideren Tobas. *
Die vom Erhebungstage, dem 31. October 1880, gcjammelten
Wir hatten ebenfalls ſchon in den früheren Auſjäsen in Nro. 30 und 39 gemeldet, daß von Bolivien und Argen
tinien aus Erpeditionen zur Aufhellung des Sdvidjales
Daten liegen nun in einer dankenswerthen Publikation vor , welche uns zum erſten Mal eine officielle Statiſtik
der Republif gibt. Dieſelbe iſt vor Kurzem als Primer Censo
der Crevaur Erpedition und womöglid zur Servinning
General de la Republica Guatemala als cin Band von ihrer Papiere, Tagebücher u . 1. w . ausgeſandt werden
ſollten. In Buenos Aires entſchied man ſich weiſe für eine kleine Necognoſcirung, welder eine große, wiſſen idaftliche Erpedition folgen foll, deren Aufgabe eine weiter gehende, nämlich die Erforſdung des Gran Chacu ſein wird, dieſes „ kleinen, ſüdamerikaniſchen Zentral-Afrika " , wie er treffend einmal von Moreno genannt wird. Jene erſte Erpeditionward unter den Befebl des Oberſtlieutenants Fontana geſtellt, lief auf dem Kanonenboot ,,Avellaneda" am 31. Juli in den Pilcomavo ein und erreidte am 8. Auguſt eine Gabelung, deren einer Arm nad Süd
448 Seiten erſdienen , und enthält die Angaben in Bezug auf Wolfszabl, Nobnplatz, Najje , Gejdledit , Alter , Na
tionalität, Civilſtand , Unterridt, forperliche Gebrecen
und Beſdäftigung. Für 18 Departeinentos liegt factiſche Sählung vor, für 3 ( Totonicapam , Quidié und Quebutenanga ) leider nur Smäßung, für 1 ( Sololá ) theils Zählung , theils
Schäking. Immerhin bietet ſid, ims aber ein vollſtändiges Bild der betreffenden erhältniſſe, und ſelbſt die Demar
cacion politica erhält dadurdy jdon einige Veränder: ingen .
leber die Bewegung der Bevölkerung, die Einkünfte
weſten , der andere nach Norden läuft; das Wajer des
des Staates und der Municipien und die finanziellen letteren war klar , während das des erſteren trüb und ſalzig war. Niedriger Waſſerſtand und Mangel an Vebens
mitteln zwangen die Erpedition , aus dem Wejtarm wieder zurückzugeben, worauf am 14. Auguſt die Dampfidaluppe „ Þaura -Leona“ die Erploration der öſtlichen (und nord liden ?) Zuflüſſe begann, ohne indeſjen Spuren von Cre : vaur zu finden. Da in dem Beridite gejagt iſt, daß dieſe Erpedition in 16 Tagen nicht ein einzigesmal an's Land ging und in Folge deſjen feinen Verfehr mit
den Indianern hatte , jo verſteht man ſchwer , wie ſie · Spuren finden ſollte. Am 29. September kehrte das Nano nenboot ,,Avellaneda" mit der ganzen Erpedition heil zurüd . Ibre Ergebnißloſigkeit legt die Vermuthung nabe, daß jie ſich in den zahlloſen Kreuz- und Querflüſſen des Chaco zwiſchen Bilcomayo und Paraguay verirrt und den Punkt
Verhältniſse der verſdviedenen Verwaltungszweige feblen
leider ned alle Angaben. Uebrigens werden alle Erbeb ungen als Vorarbeiten für den nädyſten 1885 ſtattfinden den Cenſus bezeidunet. Sas nun die Wohnpläße anlangt,
jo werden angegeben 11 Städte ( Ciudades ), 32 Fleden ,
( Villas ), 293 Dörfer ( Pueblos ), 1131 Vorwerke (Aldeas, ohne Municipium , daber den Pueblos zugetheilt) und 3066 Einzelhäuſer ( Caſerias ) , zuſammen 4533 Wohn plate. Die Bevölkerung der Städte iſt die folgende:
Guatemala (mitdem Pueblo Candelaria ): 579:28, Amatitlan : 7300 , Antigua: 8025 , Salama: 8814 , Coban : 18076 , Flores : 1375 , Chiquimula : 10621 , Jalapa : 10051, Luezaltenango : 16975, San Marcos : 4938, Totonicapam : 41 073 (gedäşte Zahl für das Municipio ).
des Maſſakre gar nidit erreidyt habe, denn eigentlich ſollte
Vei der Racenunterſcheidung ſind die Weißen und
fie bis 220 C. B. vordringen , iſt aber offenbar viel weiter ſüdlidy geblieben.
Miſchlinge zuſammengezählt (Ladinos) im Gegenſatz zu den eingebornen Indianern ( Indijenos ). Die wichtigſten
Zahlen ſeien hier zuſammengeſtellt: Departementos
Satiſtik von Guatemala. Die politiſch -adminiſtrativen Unterlagen für eine all gemeine Zählung der Bevölkerung wurden zwar idon vor einigen Jahren für die Republik aufgeſtellt, indeß wurde aus Furdt vor Indianerunruhen vom eigentlichen Cenſus
Ladinos
Judijenos Totalbevölkerung
Guatemala
81 161
43 481
124 612
Amatitlan Escuintla
18 385
12 687
31 072
19 963
10 094
30 057
Sacatepequez Chimaltenango
13 316
23 099
36 415
12 808
37 309
50 117
Vaja Verapaz
16 295
26 272
42 567
1
Kupfer auf der Pfahlbaute Robenhauſen . Departementos
Alta Verapaz Peten
Chiqumula Szabal Zacapa Zalapa Jutiapa
Judijentos
Totalbevölferung
bauten wurden zu Robenhauſen gefunden, und ich ſtand
3 631
83 312
86 943
mit Dr. Ferd. Keller in dieſer langen Zeit in lebhaftem
3 619
4 659
8278
briefliden und mündlichen Verkehre. Herr Prof. Heer
18 063
34 354
52 417
batte die Güte , die Sämereien und Früchte der Nieder
3 286
1954
20 012
16 143
5 240 36 155
laſſung zu unterſuchen. Er conſtatirte als Kulturpflanzen Gerſte, Weizen , Emmer, Fladys , Mohn und ſelbſt den Apfel. Es ſind dieß wieder Kulturpflanzen, welche don in der früheſten Periode der 1. g. Steinzeit angebaut wurden . Herr Prof. Heer hat im Ganzen über 50 Arten Säme reien und Früchte der Niederlaſſung beſtimmt und durdy dieſe Arbeit es mir mit ermöglicht, daß ich dieſer meiner
Padinos
14 098
15 699
29 797
28 529 20 768
11 227 8 394
39 756 29 162
San Márcos
20 180 23 922
63 494 43 227
83 674 67 149
Suchitepequez
Santa Roja
Luezaltenango
17
10 538
22 015
32 553
Lieblingsarbeit obliegen konnte, wofür id) ihm pflichtſchul
Retalbulen
8 175
14 453
22 628
Sololá ( gezählt) Sololá ( geſchäßt)
4 402
24 792
29 194
4 796
42 806
47 562
Totonicapam ( geſch .) 14 793 Quiché ( geſchäßt) 7 309
133 142
147 935
65 787
73 096
Huehutenango
106 374 844 774
118 193 1 224 602
digſt meinen Dank zolle. Die Unterſuchung der Thierreſte geſchah durch Herrn Prof: Rütimeyer in Baſel ; welcher Arbeit fich derſelbe unterzog, beweist das Factum , daß er mir über 15 Meterzentner Knochen, in welchen 63 Thier Arten repräſentirt waren , beſtimmt hat. Die Reſte des gewaltigen Urochſen, des Bifon, fanden ſich in den Rüchen
Summa
11 819
379 828
abfällen der Pfahlbauer, aber auch das Kind (braune
Von der Totalbevölkerung ſind 183 536 Ladinos männlichen, 196 292 weiblichen Geſchlechtes ; von den Ein ſchlechtes.
gebornen 421 518 männlichen , 423 256 weiblichen (Ge Von der Geſammtzahl ſind unverheirathet 781 727 , verheirathet 378 891, verwittivet 63 984. In
Raſe; das Fledvieh, das in den Bronzeſtationen auftritt, war noch nidyt bekannt), die Ziege, das Schaf, der Hund war vorhanden. So kam man auf drei verſchiedenen Ge bieten , die die Hinterlaſſenſchaft der Pfahlbauer berührte, zu dem gleichen Reſultate.
Hinſicht auf Confeſſion wurden u. a. gezählt (für die De
meiner fortgeſeßten Arbeiten mit Ausnahme einiger wenigen
partements , in denen nur geſchäßt wurde , liegen feine Angaben vor) Katholiken : 832 275 , Proteſtanten : 481, Siraeliten : 11 , Religionsloſe 3850 2 .
Scherben, welche ich auf der dritten Niederlaſſung fand, nichts mehr, das an die Bronzezeit ein Anknüpfungspunkt
Leipzig .
A. Scobel.
Kupfer auf der Pfahlbaute Robenhauſen. Von Jakob Meſſikommer in Wexikon . Seit 25 Jahren arbeite ich auf der Pfahlbaute Roben hauſen und in dieſer Zeit habe ich nie Metall gefunden, Wohl fand ich ſchon 1860 1. g. Gießſdalen, mit einer
harten Kruſte belegt , von kompetenter Seite wurde dieje
Seit
1860 fand ich trot
Und doch habe ich bei dem niederen Waſſerſtande der Jahre 1870 und 1875 circa 9 Aren Pfahlbautengebiet 2—24/2 Meter tief ausheben und dieſe ganze Maſſe, nady dem icy ſie unterſucht hatte, in ein nahe gelegenes Grund ſtück bringen laſſen. Es war dieß der Punkt, auf dem
ſich drei Niederlaſſungen befanden, und zahlreiche Forſcher und Freunde des hohen Alterthums aus allen Ländern beehrten mid während dieſer Arbeit mit ihrer Gegenwart.
Ich fand in dieſer Zeit ebenfalls kein Metall. Und doch fand ich dieſes Frühjahr auf dem Pfahlbau ein Beil aus reinem Kupfer. 1) Allerdings lag dasſelbe nidyt in unver leptem Terrain, allein gemäß dem Sdymelztiegel von 1860 , gemäß den Unterſuchungen der Thierreſte durd Herrn Prof. Rütimeyer muß ich dasjelbe als zur Hinterlaſſenſd) aft
Kruſte aber als natürliche Bildung des Torfmoores con ſtatirt. Ein Kupferkorn von der Größe eines Stecknadel knopfes , das ſich am Rande einer ſolchen Schale befand deutete allerdings darauf hin , daß doch ſchließlich den
der Pfahlbauern gehörend anerkennen . Iſt dieſer Fund
hieſigen Pfahlbauern die Kenntniß des Metalles nidit
vielleicht doch ein Fingerzeig, daß , wie es übrigens bei
unbekannt geblieben ſei. Die Topfarbeiten dieſer Koloniſten zeigten das Material, das für die Periode der 1. g. Stein :
dem Mangel an Zinn in unſerer Gegend wahrſdyeinlicy
zeit charakteriſtiſch iſt, ſie waren roh und an der Sonne
beſtanden hat ? Beile aus reinem Kupfer ſind allerdings in der Sdyweiz verhältniſmäßig noch wenige gefunden
getrocknet.
Ich hatte das Glück, für die verſchiedenartigen
Funde des Pfahlbaues allverehrte Renner und Gönner zu beſißen. Der Entdecker der Pfahlbauten, Dr. Ferd. Keller, unterſuchte die Werkzeuge und Induſtrieproducte aus der Hinterlaſſenſchaft der Pfahlbauern , und ſeine Werke
über die Pfahlbauten geben Zeugniß davon , wie geſchickt ſchon die Hand dieſer Roloniſten war. Das erſte Brod, die erſten Induſtrieproducte 2. aus der Zeit der Pfahl
iſt, eine, wenn aud) nur kurze, Rupferzeit in unſerem Lande
worden .
Auf dem
Packwerkbau Niederweil bei Frauenfeld, auf
1 ) Herr Meſſikommer hatte die Güte, uns eine Slizze dicjes jeltenen Stückes zukommci zn laſſen . Dieſelbe zeigt einen ein
fachen platten Neil , nach der Schneide zu leicht verbreitet , 70 mm . lang, 34 mm . breit , 6 mm , dick. Chne Durchbohrung , Dille, Einſchnitt, u . ſ. w . iſt es die denkbar einfachſte Beilform , die es gibt ,
Kileinere Mittheilungeir.
18
weldem id don über 100 Tage gearbeitet habe, fand id) 1. 3. ebenfalls eine Gießidale ( Metall bis jetzt noch nicht ) ;
wenn nun auf dieſer und auf anderen Niederlaſſungen , welche mit dem Beginne der Kenntniß des Metalles ver
laſjen wurden , ebenfalls Rupfer oder dod) vorherrſchend Geräthe aus dieſem Metall gefunden würden , ſo müßte
an der Welt und Nordrcſtfiiſte war ſehr befriedigend , ſie fand hauptſächlich ) bei Patrifs Fiord, Hegoal und Tyra Fiord ſtatt, dagegen waren die Ergebnijje an der Oſtfüiſie ſehr mittel
mäßig. Das Kriegsid )iff leiſtet den Fijchern auch bei Havarien z. B. dem Verluſt des Steuerruders, Hiilje. Jil mehreren Fällen wurde dieje Hülfe geleiſtet und war ſehr willfomment. Moritz Lindeman .
meiner Anſidit nach eine ſolche Thatjade doch Licht in
dieſes Dunkel bringen. Täuſchen wir uns nidyt, in der vorbiſtorijden Zeit marſdirte der Menſch mit ſeinen Ent deđungen nicht im Eilſdyritte unſerer Tage ! Zu Roben hauſen ſind ſtellenweiſe 2 Meter tief Torf mit Artefacten aus der Zeit der Pfahlbauten durduſpidt. Wohl 600 Jahre mögen die Coloniſten hier gewohnt haben . Gewiß gingen
Weiße Judianer in Guyana. Ju Ergänzung des von Dr. Albert Š . Gatichet in Nr. 15
des „ Ausland“ von 1882 iiber „Weiße,Judianer in Siidamerika“ mit
getheilten bringen wir felgende Angaben aus einem Vortrage, den der franzöſijche ( mana Neijende Fournereau in der Parijer
Geographiidhen (bejelljchaft am 1. December hielt : Der Heijende
betradyte id nad meiner unmaßgeblichen Anſicht die Sert zeuge aus Kupfer. Mit dem Funde des Kupferbeils iſt ſomit
hatte von einem weißen Indianerſtamme mit dem Namen Waiali futé ſprechen hören , welcher in der Nachbarſchaft der Rukujennes und in den Vorbergen der Tumac Himac wohnt. Ter Reijonie nimmt an , daß die Abtömmlinge von Fortugieſen ſeien , welde nach und nach ins Jimere zuriidgedrängt worden ſind und von denen man glaubt, daß ſie ſich der Menſchenfreſſerei ergeben
wieder ein Beweis des hohen Alters dieſer Niederlaſſung
haben. Sie ſollen im Gegenſatz z11 den durchaus längs den
erbracht worden .
Flüſſen wehrenden Judianern im Jimeren und geſondert von den Letzteren ihre Wohnſitze haben . Fournerai hofft auf die Unter ſtützing der Harijer (Geographiſchen Geſellſchaft, um diejen Punkt,
auch der Bronzezeit Verſuche voraus, ein beſſeres Werkzeug,
als der Stein iſt, zu erhalten und als dieſe erſten Verſuche
ſowie die in derſelben Region gelegenen Quellen des Tapahonè,
Kleinere Mittheilungen.
eines Nebenfluſjes des Maroni, id cudlid) dic Topographic des Tumac Humac (Sevictes anfziibellen .
Die franzöſiſche Islandfiſcherei im Jahre 1882.
Boers und Kaffern .
Franfreich treibt ſeit alter Zeit in jedem Tommer eine bedeutende sabljan Fiſcherei bei Jsland. Die Regierung jendet zum Schutz und zur Fiirjorge , aber auch zur Controle dieſer
Ter Sieg des Transvaal Staates über die Engländer hat das Madt- und Nationalgefühl unter den Abfömmlingen hol
Fijdierei ein Siriegsſchiff aus, und die Bericite der Befehlshaber dieſer Fahrzeuge, alljährlich in dem Organ des franzöjijden Marine
miniſterius, der Revue maritime, veröffentlidit, werfen in der
ländijder Abkunft mächtig geſteigert . Tas Miniſterium der Nap Nolonie kann ſich nur mit ihrer llnterſtiitzung halten, während friiher die Minorität der Engländer ſich um die Wiinſche und Jntereſſen der „ Afrikander" in ſtrittigen Fällen wenig kümmerten .
Riegel auch einige Streiflichter auf die von den Fijchern beſuchten
Zwei Beiſpiele bievon liefert der Kongreß von Cradok , welcher
Theile des Europäiſchen Eismecres , jo auch der mis vorliegende
im Monat Ceptember von den Boers der Nap Golonie abgehalten
Bericht über die franzöſijche Fiſcherei Taijon bei Island im Sommer 1882. Die Hafen der Bretagne ud Dinfirden ſtellen das Hauptcontingent zu der Flotte, welche in dieſem Commer
wurde. Er verlangte und beſchloß , erſtens daß in jene kommiſſion , welche über die Streitigkeiten der Vocrs mit den Eingeborenen im
aus 203 Fahrzeugen von zuſammen 19,703 Tonnen (Schalt und
Tembuland zu entſcheiden hat, noch zwei weitere Mitglieder holländi ſcher Abkunft berufen werden jollten ; und zweitens , daß nicht nur
bemannt von 3198 Seeleuten beſtand. Die Cdiffe gingen theil.
im Parlament, ſondern auch vor Gericht die holländiſche Sprache
weiſe im Februar, theilweiſe erſt Anfang März in Tee. (Hewöhn lich findet die erſte Fiſcherei theils bei Weſterhorni, theils bei den Weſtmanns Juſeln ſtatt, allein in dieſem Jahre dauerte ſic mur kurze Zeit, da ſie durch ſchlechtes Wetter unterbrochen wurde.
gleichberechtigt join miijje mit der engliſchen. Die erſte Forde
Jsland hatte einen verſpäteten Winter, denn ſeine 9trenge machte ſich erſt im April geltend. Als der Siviegskreuzer Dupleir im
rung wurde ſofort vom Miniſterium genehmigt, die zweite gelangt vor das Forum des Parlaments ( ? ). Oranje Staat , Trans vaal und Natal ſcheinen nach intimereni politiſchen Beziehungen zu trachten ; Mr. Escombe wenigſtens gab im Juni Os. Is. iin Pegislative sivuncil in Durban bekannt, daß eine Konferenz von
Mai in die Nähe von Island fam , traf er das Eis im Siiden
Delegirten aus dieſen drei Staaten in Harrismith zuſammentreten
der Inſel; die Banquije (der bis Oſt- Grönland reichende Eis
werde , um über die Organiſirung gemeinjamer Einrichtungen , wie Zölle , Telegraphen und Eijenbahnen, zi1 berathen. So hat denn
giirtel ) umgab die Oſtfiiſte von Island und wich von dieſer erſt
im Jimi; die Nord und ein Theil der Nordweſtkiiſte waren bis Ende Auguſt unzugänglich); der Verſuch, die Jujel im Norden zu
auch der Volksrad des Oranje Staates zu eben derſelben Zeit be ſchloſſen , ſein Eijenbahnnetz nicht mit der Kap Kolonie , ſondern
beſtimmtes däniſches Packetboot wollte, da es dieſen Hafen nicht er
mit Natal in Verbindung zu ſetzen. Es wäre dieſes ein bedeu tungsroller Schritt vorwärts zu der von der „ gemäßigten Partei"
reichen konnte, einen der Fiords an der Nordkiiſte anlaufen, gerieth aber dabei in's Eis, wurde beſetzt und konnte Reykjaviť iiberhaupt
angeſtrebten Konföderation von Transvaal, Oranje - Staat und Natal. Iluterdcijen feblt es den internehmungsluſtigen Farmern
nicht mchr erreichen . Bejonders im Mai herrſchte ſtrenge Kälte bei
der „ jiidafrikaniſchen Republik “, wie die Transvaaler trotz der
hällfigen, dichten Nebeln . Sechs Fiſcher Fahrzeuge gingen im Eije zu (Grunde, doch konnte ſich die Mamſdaft retten und wurde im Net
nicht an abenteuerreidien Sriegs und Venteziigen . Die Feind
umidifjeni, war in dieſem Sommer unmöglich); ein nach Reykjaivk
tungshaus zu Reykjavik verpflegt. Die Flotte pflegt von Zeit zu Zeit
dieſen und jenen Fjord zu beſuchen, um ſich mit Waſſer zu verſorgen . Auch das war in dieſem Sommer theilmeije nicht möglich und mußten die Färöer zu dem Zwed angelaufen werden . Die Fijderei
engliſden couveränetät ihr Staatswejen noch immer titulirent, ſeligkeiten an der Weſtgränze , von denen wir in Nr. 18 be richteten , zwiſchen Mankorane und Montſiva cinerſeits und Moſchette andererſeits, dauern nod) ingeſchwächt fort ; ſie finden
fortwährend neue Nahrung durd) Zuziige aller möglichen Freibeuter
Kleinere Mittheilingen . Notizen . welche Moſchette durch die Ausſicht auf Erwerb von land ud
Reich heranlodt: engliſche Deſertenre, Boers , ſelbſt safjern
19
Zur Einwandererſtatiſtik der Vereinigten Staaten. Auf Seite 191 des Twenty -fourth Annual Report of
ſchwärmen in den ſtrittigen Diſtriften umher, rauben und plün
the Corporation of the Chamber of Commerce of the
dern , ſo daß der Vorſchlag gemadit wurde, mit einer in Natal,
State of New - York for the year 1881–1882.
Transvaal und Oranje- taat geworbenen Truppe in jene Gebiete zu marſchiren und den anarchiſchen Zuſtänden ein Ende zu machen ;
1882 befindet ſich ein Verzeichniß der bis 31. December 1881
das könnte , wie man glaubt, zu der Gründung einer neuen Re publik führen . Hier ſbäumt eben noch wildes Leben ; immer von neviem fryſtalliſirt ſich das Völfergemiſch von Schwarzen und Euro päern. Ungleich den Engländern , welche mit ſtörrigen Kafjern häuptlingen endloſe Verhandlungen fiihren , bis ſie zum Kriege förmlich gezwungen werden, ergreift die Transvaalregierung ſofort das Edwert, wenn einer der untergebenen ſchwarzen Fürſten ſich) gegen die Autorität der Behörde empört. Der Häuptling Mam -
poer verweigerte die Zahlung der Hüttenſteuer, verhöhnte die Ab gejandten der Boers und des engliſchen Reſidenten und verlangte
vollkommene Unabhängigkeit. Sein trotziges Benehmen läßt ver muthen , daß er das Haupt einer größeren Verſchwörung imter den Eingeborenen iſt. Die Regierung von Pretoria hat nun jofort
(im Oktober) 2000 Birger zu den Waffen gerufen und einen ent idreidenden Kriegszug gegen Mampoer und ſeine offenen und heimlichen Anhänger unternommen .
dort eingetroffenen Immigranten, geordnet nach den ländern , aus welchen ſie kamen . England Zrland
63537
Böhmen
11137
Europ. Türkei
Wales Deutſchland Deſterreich lligarn
Schweden Norwegent Dänemark Niederlande
Belgien Schweiz Frankreid )
4207
Trotz einiger bedeutenderer meiſt nach franzöſijchem und eng
7156 36368
14138 9174 8178
11769
4405 16528 26
ſtehend , durch reiche Notizen von ſtatiſtijden ind geographiſchen Mittheilungen ein höheres Jutereſſe verdienen , gehört das ſeit ſechs Jahren erſdeinende Jornal das Colonias , das, von André Meyrelles de Tavora do Canto e Caſtro in Pijjabon berausgegeben, zunädiſt den Intereſſen der portugieſiſdieu Colonien dient. Jede Nummer des allwöchentlich erſcheinenden Blattes bietet cin ziemlich reichliches Material fiir den Handel, die Lage ud
innere Entwidelung Portugals und hauptſächlich ſeiner Kolonien , ohne dabei den heimathliden Verkehr und die häuslichen Vorgänge des Landes zu vernachläſſigen. Einzelne Artikel, wie z. B. der Poſtverkehr Portugals und ſeiner Folonien (Nr. 309 ), die Ge jetzgebung in Indien (Nr.311 ), die Schilderingen von 31mbo (Nr. 320), Rio Cunene, Quanhama ( Nr. 321, 322, 323), die
Colonijirung 2. 2. von Angola (Nr. 325 ) und zahlreiche
Quebek u . Ontario Neu - dottland
1
315 49 23 1 43 228 214
Neu -Braunſchweig 4 1 Prinz Edward Ini. Weſt Indien 1037 Merico
170
Zentral Amerifa
163 233)
9
Griechenland
Spanien Portugal Rußland
China Japat Brit. Citindien Aegypten Süd- Afrika
4147
2077
9683 68
Judient
198933
Malta
liſchem Vorbilde redigirter Tagesblätter hat Portugal keinen lleber fluß an guten oder gar an werthvollen Zeitungen. Einige der in den letzten Jahren aufgetauchten Verſuche, cine iſcren Nevrien wir erinnern an die ähnliche periodiſche Preſſe zu ſchaffen Bibliographia critica Coelhos , an die Revista de Portugal e oder auch nur umfangreichere neliere Zei Brazil Cordeiros ungen neben den bereits beſtehenden 311 grinden , ſind an der Theilnahmsloſigkeit des Publikums alsbald geſcheitert. Zu jenen Preßerzeugniſſen Portugals aber , welde, ſeit längerer Zeit be
die militäriſche Stellung von F. Thomé ( Nr. 321),
Nach dieſem amtlichen Berichte famen aus : Puremburg 38809 515
Cdottland
Italieit Rumänien
Das „ Jornal das Colonias ".
New York
15
1589 78 10563
Cüd Amerita
Sandwichs Inſeln Auſtralien Neu Seeland
Irland
1 20 4 35
Notizen. Europa .
Das Obſervatorium des Pic du Midi. Da die Fortdauer dieſer Schöpfung des Generals Naujouty durch Be
willigung der nöthigen Mittel geſichert iſt, hat der Direktor des Fariſer Objervatoriums den Gedanken gefaßt , die dort beſtehende
(Gelegenheit zu Beobachtungen auf dem Gebiete der phyſiſchen Er hat Demgemäß zunächſt zur Beob
Alſtronomie 311 bemiteni.
achtung des Venusdurchgangs zwei Aſtronomen dorthin geididft, welche eine geeignete localität fiir die Aufſtellung eines Acquatorials aufjuden ſollen. Kommt diejer Plan zıır Ausfiibring, jo hofft man für die Wiſſenſchaft bedeutende Erfolge verzeichnen
zu können, da die Gelegenheit fiir aſtrophyſikaliſche Beobachtungen in jo bedeutender Höhe in vielen Bezichungen giinſtiger iſt, als
an niedrig gelegenen Sternwarteit. Die Waldbrände in Rußland. Die Waldbrände, welche während des Herbſtes im Kreiſe Cholm (Gouv. Pleskan )
andere liefern Materialien , wie ſie aus einer unmittelbareren Cuelle faum zu ſchöpfen ſind . Die Zeitwig bietet ein treues
ſtattgefunden , haben faſt alle vorhandenen Wälder vernichtet ; mur wenige Waldbeſitzungen ſind vom Feuer verſchont geblieben . Bei dieſen Bränden ſind , wie die „ R. Wied .“ erfahren , über
Bild des überaus lebhaften Verkehrs , in welchem das Mutterland
150000 Etämme vortrefflichen Bauholzes vernichtet worden .
Portugal mit ſeinen Kolonien ſteht . Die hier gebotenen Abhandlungen fommen aus der Feder von Mitarbeitern , die ſeit Jahren in den Solonien anjajjig oder in hohen Aemtern dort ſiehend die Verhältniſje derjelben auf's genaueſte kennen , und
Bermejjmg der Nilia Mündung. Die internationale Donau Commiſſion hat bekanntlich) beſdhloſſen , die Vermeſſung der Kilia Mündung in Angriff 31 nichment. And der ruſſiſche
ſind darum von nid) t gewöhnlichem Wertbe, wiewohl, was für den Menner der Verlältuiſje in den portugieſiſchen Kolonien ſelbſt verſtändlich iſt, wobei manches Befärbte, Partei und perſönlichen Zweden Dienende mitunterläuft und auch lebertreibungen nicht
Miniſter der Communikationen , (General Adjutant Pojiet, hat ſich,
wie der „ Golos “ berichtet , bei ſeiner dieſjährigen Beſichtigung des siilia-Armes davon überzeugt , daß die Verbeſſerung der Echijjjahrtsbedingungen auf demſelben eine Sache von größter Wichtigkeit für die Entwidung des Handels und der Juduſtrie
fehlen. Wir waren z. B. ſehr erſtaimt in einer Correſpondenz
der Gebiete an der Donaumündung ſei. Derſelbe iſt der Anſicht,
aus Malanſche die Nachricht zu finden , daß ein Cuſtodio bis zum
daß der Milia -Arm von allen Armen des Donau Deltas für den Idrijfsverkehr der geeignetſte iſt, trotzdem hat die Donan -dom miſſion den Schiffsverkehr auf dem Fillina Arm begiinſtigt , wo
Lualaba vorgedrungen ſei . Das iſt ganz gewiß nicht richtig. Corſicht iſt alſo auch in der Benübung dieſer Quelle am Platz.
Notizen . Horreſpondenz.
20
durch die Intereſſen des Theils von Beſſarabien , welcher nach dem Berliner Tractatan Rußland abgetreten iſt,! geſchädigt wurden . Das Miniſterium hat den zur Erforſchung des Kilia Armes abgeſandten Perſonen , in Folge deſjen den Auftrag er theilt, ſich aufs Eingehendſte mit den Schifffahrtsbedingungen auf dem unteren Laufe der Donau und des Pruth 311 informireni. Zur Beſtreitung der bevorſtehenden Arbeiten erbittet das Mini
ſterium einen Ertrafredit von 14 000 Rubeln . Diluviale Säugethiere an der unteren Wolga.
In dem Wolgaknie zwiſchen Zarizyn und Sarepta iſt durch Ab ſpülung der Uferabhänge ein Lager diluvialer Säugethierreſte aufgedeckt worden , von welchen ein Herr Al. Knobloch in Sarepta eine reiche Cami beſitzt. Es werden unter den Charakterthieren dieſer reichen und eigenartigen Fauna das Mammuth (Elephas primigenius), ein Urſtier ( Bos priscus) in rieſigen Eremplaren, das dem Rhinozeros verwandte Elasmotherium , ein Camelus
Knoblochi, Antilopen, Hirſche 11. a . genannt. Aſien .
Einem vom 12. November datirten Privatbriefe aus 3an zibar entuimmt der Hamb. C., daß der deutſchen Station der Afrikaniſchen Geſellſchaft bei Tabora in Unjamweſi ( öſtlich vom Tanganjika See) ein ſchwerer Unfall zugeſtoßen iſt. Bei einem Grasbrande nämlich fing eine Hütte Feuer , in der
ſich jämmtliche Munition , Gewehre , Sammlungen und Tagebücher befanden. Alles ging zu Grunde. Leſſeps gab in der Sitzung der Geographiſchen Geſellſchaft zu Paris vom 1. December 1882 die Erklärung ab , daß das franzöſiſche Comité der Association Africaine Internationale je tzt die durch die großartige Initiative des Königs der Belgier von
Vrazza gegründeten drei Stationen am Ogowe, Kongo, und an der Alima aus dem bisherigen Verbande genommen und
ſie ganz und gar umter die Dispoſition der franzöſiſchen Republik geſtellt habe , „ da die Sorge für dieſelben ihr gegenwärtig eine zi1 große Paſt geworden wäre ;" es ſei dies nach einem ausführ lichen und ſadygemäßen Briefwechſel mit dem König der Belgier
vereinbart worden . Pejjeps ſdhloß mit den Worten : „Ich freue mich , dieſe erläuternden Mittheilungen machen zu können , und .
Pridewalsky. Man ſchreibt uns aus St. Petersburg :
hoffe damit jedes Mißverſtändniſ für die Zukunft beſeitigt zit
Prſchewalsky, der ſich im Gouvernement Smolensk auf dem Lande auf
haben .“ Man erkennt, die Franzoſen fiihlen ſich ihrer Verpflich
hält und an dem zweiten Bande ſeines Reiſewerkes arbeitet , be
tungen gegenüber der internationalen Geſellſchaft bewußt und wollen
fand ſich in der verfloſſenen Woche in St. Petersburg und machte
jetzt vollkommen freie Hand am Kongo gewinnen . Nachrichten vom Senegal. Dr. Bayol iſt am 31. Ot
gelegentlich die Mittheilung , daß das Manuſcript des zweiten Bandes ſeiner Reiſe im Januar 1883 beendet ſein wird. Der Band wird aller Wahrſcheinlichkeit nach ſchon im Mai erſcheinen , auch die deutſche Ueberſetzung wird bald darauf folgen. Prſche walsky hat ſich vor einigen Tagen wieder nach Smolenst zuriid begeben . Die Aral- Flottille. Der Ilnterhalt der als 6 Dampfern
tober 1882 in St. Louis eingetrofjen und begann ſofort ſeine aus 24 Eingeborenen beſtehende Erpedition zu organiſiren. Er gedenkt
am 15. November mit Noirot und den 24 Eingeborenen in das Innere aufzubrechen . Sein Gefährte Noirot hatte durch Sturz mit dem Pferde eine Contuſion erhalten. befindet ſich im Marſch auf Nayes .
Oberſt Desbordes
und einigen Barfen beſtehenden Flottille auf dem Aral Sec koſtet der Krone jährlich gegen 150,000 Rubel. Die Echiffe transportiren im Jahr aber nicht mehr als fiir 20,000 Rubel ( was die Fracht 311 Lande ausmachen wiirde ); daher iſt die Frage
von der Auflöſung diejer Flottille angeregt worden . Der Regierung erwüchſe daraus cine Erſparniß von ca. 130,000 Rubeln ini Jahr . Den „ Bakuer Nachrichten “ ſchreibt man aus Ajdhabad, daß die Anlage eines Weges über Germab und die Höhe von Rabatst nach Perſien hinein beabſichtigt werde, derſelbe ſolle in Geof Tepe beginnen. Auf der ruſſiſchen Strecke bis (Ger mab ſei bereits ein Fahrweg erbaut und eröffnet. Für den Reſt werde im nächſten Jahre ein Credit von 25,000 Rubel gefordert werden . Sehr wünſchenswerth wäre es , daß auch Perſien mit
korreſpondenz. Fremdwörter bei den Dſdhnktiden. In dem Aufſatze über die Erpedition der Gebrüder Sranje
nad der Tidyuktſchen - Halbinjel [Ausland 1882 S. 904] wird erwähnt, daß die Eingebornen viele Ausdriicke des Walerjargons angenommen haben, ferner das kanatiſche „ Kau-Kau “ für jede Art von Speije, dann auch pau für „ Nidyts “ oder „ es gibt nicht.“ Dieſe Angaben bedürfen einer Berichtigung. Das Wort ,,Kau -Kan“ in obigem Sinne kommt nicht in der Sprache der hawaii'ſchen Kanakas vor. Freilich wird der Ausdruck mit der
dem Bau der ihm zufallenden Wegeſtreden beginne. Durch die
Bedeutung für Eſſen und Trinken auf den Sandwich - Juſeln
Anlage dieſes neuen Weges wird eine neue Transportſtraße nach Meſdhed , einem keineswegs geringzuſchätzenden Zentralpunkte des
gebraucht, aber nur ſehr ſelten und dann ausſchließlich in der
I
mittelaſiatiſchen Handels, cröffnet. Augenbliclid) criſtirt mir ein Weg , der an dem Gjaski -Ilfer entlang fiihrt mit außerordentlich dhwieriger Paſſage bei Aſtrabad. Schon jetzt ſtellt ſid) die Fract bei Erpedition derſelben über Ajchabad billiger als iiber das Gjaski.llfer, ſobald der Fahrweg aber erſt eingerichtet ſein wird, verſteht ſich ſolches von ſelbſt, wenn man einzig den Ilmſtand er wägt, daß die ſorgfältige und thenere Verpackung der Waaren, welche jetzt bei dem Transport auf Saumthieren nöthig iſt, dann fortfält.
Afrita. Die franzöſiſche Regierung wird 250,000 Frcs . fiir die neue Expedition Brazza an dem Congo verlangen während Brazza's Voranſchlag für das erſte Jahr 400,000 Fres., und für
jedes der folgenden 200,000 Fros. beträgt. Die Miſſion Brazza erhält eine wiſſenſchaftliche und eine mercantile Begleitung und
llnterhaltung zwiſchen Eingebornen und Ausländern ; denn , wie 1
bei den Tjchuktſchen , wurde er erſt von den Walfiſchfängern ein geführt. Seinen Urſprung hat er in dem gleichbedeutenden Worte chow -chow " ( ſpr. Tjchau - tſchau) , welches in dem Pigeon - Englislı , der lingua franca, des öſtlichen Aſiens, vor
kommt und alſo aus dem Chineſiſchen ſtammt. („ Chow -chow " wird auch in Oſtaſien und China die mit Zucker eingemachte Ingwerwurzel genannt.) Die eingebornen Hawaiier unter ſich gebrauchen das Wort nie ; die hawaiiſche Benennung von Speiſe und Eſſen iſt „ ai.“ Dagegen wird bei den Eingebornen von
Sikiyana ( im Salomo-Archipel) jede Art Nahrung „ Kai-kai “ genannt. Nad ) Nordenſkiöld lautet iibrigens der Ausdruck bei den Tidhuftſchen „ Kakau “. Was das Wort „ pau “ betrifit,
ſo iſt dasſelbe freilich echt hawaiiſch ; doch hat es hier eine, von der bei den Tjchuftſchen gebräuchlichen , abweichende Bedeutung, nämlich fertig, aus, zu Ende.
ausdrüdlidh feine amtliche!
Druck und Verlag der J. G. Cotta'ſdien Budihandlung in München und Stuttgart.
Francis Birgham .
Das Slusland. Wodenſdrift für Länder- und Völkerkunde, unter Mitwirkung von Profeſſor Dr. Friedrich Ratel und anderen Fachmännern herausgegeben von der
3. G. Gotta'ſchen Budhandlung in Stuttgart und Münden. Sechsundfünfzigſter Jahrgang.
München , 8 Januar
Nr. 2.
Jährlic 52 Nummern à 20 Seiten in Quart. Preis pro Quartal M. 7. ämter.
jenden.
1883.
Zu beziehen durch alle Budhandlungen des In- und Auslands und die Poſt
Hezenſions-Exemplare von Werten der einſdlägigen Literatur ſind direkt an Herrn Profeſſor Dr. Friedrich Rakel in München, Akademieſtraße Nr. 5, zu Inſertionspreis 20 Pf. für die geſpaltene Zeile in Petit.
2. Beiträge zur Inhalt : 1. Erſter Bericht des Zentralausſchuſſes für Deutſche Landeskunde. Nebſt Beilage. S. 21 . 3. Politiſch- und wirthſchaftsgeographiſche Rückblice. Ethnographie der Bantu . Von Mar Buchner. 1. Somatiſches. S. 23. 4. Die Pogge Wißmann'ſche Reiſe quer durch das ſüdliche Kongo -Gebiet. 1. Die Kolonialfrage in Deutſchland. ( Schluß.) S. 27. 5. Zur Kongo- Frage. Die Stellung des Comité d'étude du Haut Von Brip Förſter. I. Die früheren Durchkreuzungen. Č . 31. Congo zur Association internationale africaine.
C. 35 .
6. Bemerkungen über die zu Carjon (Nevada) entdeckten angeblich
7. Kleinere Mittheilungen . menſchlichen Fußſpuren . Von Dr. W. J. Hoffman in Waſhington. (Mit Abbildung.) S. 36 . S. 38. Zur Thiergeographie des weſtkaukaſiſchen Gebietes . Vom Königreich Dahomey. Ein amerikaniſches Grenzfort. Volf und Boden in Rußland.
8. Notizen : Aſien. S. 39.
9. Horreſpondenz. O. Lenz iiber das Eſſen von Wolfs-, Fuchs- und Hyänenfleiſch. S. 40.
Erfier Bericht des Zeutral- Ausſchuſſes für Deutſche Landeskunde. Unſerem im September 1882 erlaſſenen Aufrufe zur Mitarbeit an der Vorbereitung der vom zweiten Deutſchen Geograpbentag beſchloſſenen Deutſchen Landeskunde iſt bis zum Schluſſe des Jahres in einer Ausdehnung entſprochen worden , welche uns die freudige Sicherheit gibt , daß das Ziel , welches wir uns zunächſt vorgeſeßt , nämlich die Sammlung der landeskundlichen Literatur, erreicht werden wird , wenn aud) nicht ohne großen Aufwand von Arbeit
und nicht in der kurzen Friſt, welche man ſich anfangs
unſerer Zwecke niedergeſeßt, während der Vorſtand der Niederländiſchen Geographiſchen Geſellſchaft die vor nehmſten Bibliothefare und Bibliographen der Nieder lande eingeladen hat, die auf die niederländiſche Landes
kunde bezüglide Litteratur zuſammenzubringen. Folgende Geſellſchaften , Vereine oder Behörden haben uns bereits durch Mittheilung der in ihren Sdriften niedergelegten Arbeiten zur Landeskunde unterſtüßt. Verein für Geſchichte und Naturgeſchichte. Donau eſchingen. Oberheſſiſche Geſellſchaft für Natur- und Heilkunde.
gefekt hat.
Gießen. Verein für Naturkunde. Kaſſel.
Zunächſt haben folgende geographiſche Geſellſchaften Ausſchüſſe zur Sammlung der landeskundlichen Literatur
Wernigerode.
ihrer betreffenden Gebiete gebildet : Königsberg für Oſt und Weſtpreußen , Hall e für die Provinz Sachſen und für Thüringen , Met für Elſaß - Lothringen , München für Bayern , für ein noch näher zu umſchreibendes Gebiet Frankfurt. Von Karlsruhe und Wien liegen uns
Zuſagen vor , welche die Niederſebung von Ausídüſſen zu demſelben Zweck in kurzer Friſt erwarten laſſen. Von anderen Orten erwarten wir dieſelben noch. Von außer deutſchen Vereinen hat der Verein für Naturwiſſenſchaften zu Hermannſtadt bereits einen Ausiduß zur Förderung Ausland 1863 Nr 2.
Harzverein für Geſchichte und Alterthumsfunde. Oberheffiſcher Verein für Lokalgeſchichte. Gießen. R. Geologiſche Landesanſtalt. Berlin. Naturwiſſenſchaftlicher Verein. Elberfeld - Barmen . Naturwiſſenſchaftlider Verein . Bremen .
Folgende Buchhandlungsfirmen haben auf unſere Auf forderung im Börſenblatt des Deutſchen Budihandels bin uns Verzeichniſſe ibrer landeskundlichen Verlagsartikel mit getheilt.
Gebrüder Bornträger, Berlin. A. Podwiß , Stade. G. Senf, Leipzig. Sdwers, Riel. Puttkammer und Mühl 4
22
Beilage zu
ciſteu Vericht des Zentral Ausſchuſſes für Landesfunde.
brecht, Berlin . 2. Friedrichſen und Co., Hamburg. D.
Dalp'idhe Buchhandlung , Bern. Arthur Felir , Leipzig . Ed. Hölzel, Wien. F. Tempsky, Prag. Johann Leon sen., R. von Klagenfurth. F. A. Rajdhke , Sichopau . Deders Verlag , Berlin . Budybandlung des Waiſenhauſes , Halle a. S.
Dietrich Reimer , Berlin.
Laupp'iche Buch :
bandlung , Tübingen. Ad. Bonz und Comp ., Stuttgart. Ad. Marcus , Bonn. J. F. Bergmann , Wiesbaden .
Ferdinand Hirt , Breslau . W. 6. Korn , Breslau. W. Glaeſer , Lübec . E. Lindner, Straßburg i. E. Hermann
Verhältniſſe behandelt und ſie wird ſich beeilen , dasjelbe baldmöglichſt jenen Vereinen , bezw . Perſonen zu übergeben, welde fid) mit ihr zu gemeinſamer Arbeit verbunden haben
und welche in der Lage ſind, nicht nur für ihre eigene Sammelarbeit davon den beſten Gebrauch zu machen ,
ſondern auch die Kontrole zu üben , welche nothwendig iſt, um den Weizen von der Spreu zu fondern.
Während
alſo die Kommiſſion die allgemeine Bibliographie der deutſchen Landeskunde ſammelt und ſichtet , wird ſie am
beſten im Stande ſein , auf dieſe Weiſe gleichzeitig die Arbeit der Vereine und Einzelforſcher zu fördern. Unab hängig von einander und doch ſich ergänzend und fördernd
Böhlau , Weimar. J. U. Kerns Verlag , Breslau . Schmidt und Suckert, Hameln a. W. R. von Waldheim , Wien . C. Konegen , Wien . A. I. Tonger, Köln . Speyer'ſdie
werden ihre Arbeiten das gemeinſame Ziel am ſicherſten
Budyhandlung ( F. Dietrich ), Arolſen. Theod . Hofmann,
erreiden .
Berlin. Henry , Bonn. Leo Wörl , Würzburg. Sdmit
bals'ſche Hofbuchhandlung, Kreuznach . B. S. Berendſohn,
Von Vereinen und Privatperſonen iſt mehrfach über Uns ſicherheit der Grenzen des Begriffes Landeskunde ge
Hamburg . Karl Prochaska , Teſchen . Gottfried Veith , Osnabrück. Fues's Verlag (R. Reisland), Leipzig . Her
klagt worden. Vorzüglich nach der geologiſchen und hiſtoriſchen Seite bin ichien man fid) nicht überall über das klar zu
mann Grafer , Annaberg.
ſein, was in unjerer Litteraturſammlung aufzunehmen , was
Endlich haben uns folgende Privatperſonen durch Ein ſendung von Litteraturangaben zur Deutſchen Landeskunde verbunden : B. Haſſenſtein , Gotha. A. Skobel , Leipzig.
aus derſelben auszuſchließen ſei. Was nun die geologiſche
Dr. W. Wolkenbauer , Bremen.
Dr. M. Urban , Plan
( Böhmen ). Profeſſor Dr. H. Hoffmann, Gießen.
Litteratur anbetrifft, ſo kann es nach dem von uns als Programm angenommenen Vortrag des Herren Dr. N. Lehmann in Halle „ Ueber ſyſtematiſche Förderung wiſſen daftlicher Landesfunde von Deutidland", welcher an alle 1
Der Zentral-Ausſchuß des Deutſchen Beographentages
uns bekannten geographiſchen oder der Geographie nahe
für Deutſche Landeskunde.
ſtebenden Vereine Deutſchlands und der Nachbarländer,
Profeſſor Dr. Rapel. Profeſſor Dr. Zöppriß. Privatdozent Dr. Lehmann.
ſowie an zahlreiche Forſcher verſandt wurde , kaum ein Zweifel ſein , daß nur die das Relief des Bodens betref fenden Schriften und Auffäße , einſchließlich der die Hydro
graphie berührenden , ſowie die allgemeinen Arbeiten zur
Beilage zum erſten Bericht des Zentral-Ausſchuſſes
ökonomiſchen Geologie in das Gebiet der Landeskunde
für Landeskunde.
die mineralogiſchen , petrographiſchen , paläontologiſchen
Nadidem nun von Seite der geographiſchen u . a. Ver eine , ſowie zahlreicher Einzelforſcher in die Arbeit der
und ſtratigraphiſchen , ſowie die rein montaniſtiſchen Ar beiten , ſoweit ſie nidit die geographiſche Verbreitung der nußbaren Geſteine oder ihre Beziehung zum Leben der Menſchen behandeln. Es ſcheint ſchwieriger nach der hiſtoriſchen Seite hin die Grenze zu ziehen , nachdem ſowohl die allgemeineren, als die lokal-hiſtoriſchen Schriften nicht ſelten die topo graphiſche Unterlage mit Vorliebe behandeln und das Material der hiſtoriſchen Geographie weſentlich in den lokalgeſchichtlichen Werken niedergelegt iſt. Allein es läßt ſich hier , ohne jede vernünftige Selbſtbeſchränkung aufzu
fallen , während benſo ſider ausgeſchloffen bleiben müſſen
Litteraturſammlung zur deutſchen Landeskunde eingetreten iſt, ergibt ſich das Bedürfniß ſchärferer Auseinanderhal tung dieſer verſchiedenen einzelnen Abeitsgebiete von dem jenigen der ergebenſt unterzeichneten Kommiſſion . Als Hauptgeſichtspunkte , von denen hierbei auszugehen ſein wird , ergeben ſich Vermeidung doppelter Arbeit
und fachkundige Kontrole. Um doppelte und unter Umſtänden vielfältige Aufzeichnung desſelben Buches oder Aufſaßes nad Möglichkeit zu vermeiden , ſeßen wir uns vor , die bibliographiſchen Arbeiten , welche über den provinziellen Rahmen hinausgehen , ſeien ſie nun in eigenen Werken vereinigt , oder in Zeitſchriften zerſtreut,
welcher die Mitteilungen über alte und neue Völker- und Sprachgrenzen und ihre Verſchiebungen durch Wander
ſelbſt zu ſammeln und für unſere Zwecke zu verarbeiten,
ungen oder anderweitige Kräfte über die Verbreitung be
während den einzelnen Vereinen und den Privatperſonen
die Ausbeutung der provinziellen Litteratur , vorzüglich der
ſtimmter Attribute der Menſchen ( Hausformen , Geräthe, Hausthiere u . dgl . ) und über hiſtoriſche Topographie liegen.
in Vereinszeitſdriften zerſtreuten , als nächſtes Ziel vor:
Der Sadykenntniß unſerer Mitarbeiter wird es überlaſſen
geben , nicht wohl über eine Linie hinausgehen , innerhalb
fdweben ſoll. Es liegt in der Natur der Sache, daß die
bleiben müſſen in einzelnen Ausnahmsfällen , wo biſtoriſche
ergebenſt unterzeichnete Kommiſſion bei ihren Arbeiten
Spezialwerke beſonders reich an geographiſchem Material
zahlreiches Material ernten wird , welches nur provinzielle
ſind , über dieſe Grenze hinauszugehen.
Im Uebrigen
Beiträge zur Ethnographie der Bantu .
verweiſen wir wiederholt auf das von uns angenommene Programm einer deutſchen Landeskunde in dem obenge
nannten Vortrag des Herrn Dr. R. Lehmann , welcher, ſoweit der noch vorhandene geringe Vorrath reicht, durch
23
iſt weiter nichts als ein Erzeugniß der Cultur , die den
1
Küſtenneger veranlaßt, ſid) zu ſcheren. In Malanſche unterſcheidet ſich durch das Geſchorenſein der nad höherer
Bildung ſtrebende Ambafiſt ſofort von dem nod unver
fälſchten Songo und Bondo, ſeinen beiden Nachbarn. Mancha
Intereſſenten von den vorſtehend unterzeichneten Ausſchuß mitgliedern (außerdem im Buchhandel, Verlag von Dietrich
mal geht er im Kampf gegen das ihn beläſtigende Unge
Reimer, Berlin 1882 , Preis 50 Pf.) bezogen werden kann,
ziefer ſogar nd weiter, indem er ſich den Schädel völlig nadt raſiren läßt.
Die Glanzlichter, die dann auf der
geglätteten Rundung ſeines Hauptes ſpielen , ſind in
Beiträge zur Ethnographie der Bantu. Von Mar Buchner. I.
Somatiſches. Ganz Südafrika, ſoweit die Bantu berriden, iſt auch
ethnographiſch ſo homogen, daß das Weſentlichſte, was ſich über einen Stamm ſagen läßt, eigentlich für alle gilt,
und daß die Unterſchiede eigentlich nur in dem äußeren , vielfach temporärem , nicht bloß localem Wedujel unter worfenen Schmuck liegen. Rörpergeſtalt, Hautfarbe, Geräthe und Waffen, Ornamente, Sitten und Vorſtellungen ſdhwanken bei allen innerhalb derſelben Grenzen. Viele der Photogra phien meines verehrten Freundes und Rollegen Buchta aus dem ägyptiſchen Sudan fönnten ebenſo gut aus meinem Gebiete,
das doch jenem diagonal entgegengeſeßt liegt, ſtammen . Die Sprache der Waganda des Raiſers Mteja gehorcht derſelben Grammatik wie die Sprache der Angolenſer, und die Wort däße beider haben eine Menge gleicher Vokabeln.
der Regel von großer Wirkung. Der Neger des Innern ,
fern von der Tündhe Europa's, trägt ſein wollig gekräufeltes Haar mehr oder weniger lang und ungeſchmälert. Je nadı der Art und Weiſe, wie er dieſes formt, läßt er den Stamm erkennen , dem er angehört. In der Kleidung überwiegen bis zum Roango euro päiſche Stoffe. Für beide Geſchlechter gilt bis dorthin der Panno, 4 Ellen Zeug, zu einem Quadrat zuſammen genäht, als regelrechte Gewandung. Die Weiber wickeln ihn glatt um den Leib und knoten ihn über den Brüſten , die man nur ſelten unbedeckt treffen wird, zuſammen, ſo daß Schultern und Arme frei bleiben . Die Männer hüllen ſich in ihn wie in einen lojen Mantel oder binden ihn
mit mehreren Faltungen, kurz geſchürzt und nacten Ober förpers, um die Hüften. Bei leßtern iſt indeß der Panno
nur ſelten vollſtändig und wird budiſtäblich bis zum Ver ſchwinden aufgetragen. Bei Fürſtlichkeiten ſteigt die Coſtü mirung bereits bis zu
alten Huſaren- und Admirala :
Uniformen , aber ohne Hoſen ; ſtatt ihrer dient derſelbe
Speciell in den von Angola aus zu bereiſenden Län
allgemein übliche Panno, bis an die Knöcheln reichend, zur
dern hat der Sklavenhandel ſeit Jahrhunderten die ein zelnen Stämme ſo ſehr durch einander gemiſcht, daß Un
Verbergung der Beine. Dieſes unterrođähnliche, ſchlappe Gebilde gibt im Vereine mit dem friegeriſchen Schmuck der oberen Hälfte unübertreffliche Caricaturen , und nichts iſt geeigneter , die affenhafte Würdeloſigkeit der meiſten Neger ſtärker zum Ausdruck zu bringen , als ſolcherlei
terſchiede, wenn deren je exiſtirten, wieder ausgeglichen werden mußten .
Die Körpergeſtalt der Bantu zeichnet ſid, vor der
Eine Verſammlung von Häuptlingen wäre
unſerigen aus durch grazileren Bau der Knochen, namentlich des Schädels, durch kraftvollere Entwicklung der Schultern
Maskerade.
und Arme im Gegenſaß zu der geringeren Fülle der Unter
ſche Uniformen haben übrigens ihren Weg bereits bis zu
ertremitäten , welche bis zur ſogenannten Wadenloſigkeit
Muatiamvo gefunden .
geht, endlich durch größere Magerkeit. Die mittlere Länge dürfte der unſerigen gleich kommen, das mittlere Gewicht
Jenſeits des Roango und auch ſchon vorher tritt bei den ärmeren Völkerſchaften für den gemeinen Mann das ſteife, brettartige Fell einer Antilope, einer Ziege oder einer Raße, vorn und hinten eines in die niemals fehlende Hüftſchnur geſtedt, in ſeine altangeſtammten Rechte. Dieſe Felltracht der Männer, welche die Verbergung der Scham
beträchtlich unter dem unſerigen bleiben. Die Hautfarbe zeigt alle möglichen Abſtufungen, vom dunkelſten bis zum hellſten , in's Röthliche ſpielende Braun. Buchſtäblich ſchwarze Menſchen gibt es ebenſo
ein gutes Seitenſtück des Berliner Mühlendamms. Europäi
wenig als buchſtäblich weiße, obgleich beide Ausdrücke oft
nur andeutet, keineswegs wirklich vollzieht, da ſie nicht
Ich habe manchen Neger kennen ge
ſchmiegſam genug iſt, bleibt ſtationär, ſo weit ich geweſen bin, während die Kleidung der Weiber, je weiter nach
im Gebrauch ſind.
lernt, den ich für einen Mulatten und manchen Mulatten ,
den ich für einen Neger gehalten hätte. Der Haarwuchs iſt allgemein büſchel- oder inſel förmig. Man hat ſidy bei uns gewöhnt, denſelben als kurzwollig zu bezeichnen , und es gereicht deßhalb zur Ueber
Oſt, um jo mehr zuſammenſchrumpft und ſchließlich bei der niemals fehlenden Schnur um die Hüften ſtehen bleibt, in welche zu Hauſe nichts und zum Ausgehen einige friſche Maniokblätter geſteckt werden.
raſchung, wenn man in Innerafrika auf einmal Negern
Zum Schmuck der Haut ſind Tätowirungen, künſtliche
mit Zottelloden, ja ſelbſt mit langen, bis über die Schulter
Narben, ſowie Durchbohrungen der Dhrläppchen und der
blätter reichenden Zöpfen begegnet ; denn die Kurzwolligkeit
Naſenſcheidewände in Gebrauch.) Erſtere, mittelſt feiner
24
Beiträge zur Ethnographie der Bantu.
Nadelſtiche erzeugt und immer nur blau gefärbt, haben keine geſekmäßige Anordnung. Man findet ſie bei den Männern wie bei unſeren Matroſen willkürlich bald hier,
30 Knollen von 12 bis 3 Kilo Gewidt. Je mehr man die Indolenz der Reger kennen lernt,
Individuum gibt während eines ſolchen Zeitraumes bis zu
bald dort an Armen , Beinen und Rumpf angebracht,
die ſich um andere köſtliche Gaben der Natur, welche
ebenſo auch auf den Wangen und auf der Stirn. Nur
die Weißen gebracht, abſolut nicht fümmert , deſto mehr
bei den Weibern ſcheint ein handgroßes Ornament je recyts
muß man ſtaunen über die Verbreitung dieſes Gewächſes,
und links an den Innenflächen der Schenkel und ebenſo unter dem Nabel, aus lauter Punkten und Zidzadlinien beſtehend, allgemein verbreitet zu ſein. Mulattinen pflegen durch allerhand derlei Zierrath außerdem noch die leuchtende
welches nach den Behauptungen der Wiſſenſchaft in hiſto riſcher Zeit aus Amerika eingeführt worden ſein ſoll.
Kraft ihrer gelben Haut an den Armen und Schultern zu heben. Die fünſtlichen Narben , durch Schnitte und fortgeſepte Reizung der Wunden erzeugt, haben ebenfalls keine beſtimmte Anordnung.. In der Form variiren ſie durch alle Zwiſchenſtufen von der einfachen rundliden
oder ovalen, bohnengroßen Erhabenheit bis zu förmlichen Leiſten , Sternen und Arabesken. Ganz merkwürdig her:
vorragend ſind die zwei genannten Arten der Körper verzierung bei den Tuſchilange, welche nördlich vom 7. Grad
zwiſchen Kaſſai und Lulua wohnen , entwickelt. Die Wohnung des Negers , ſeine Hütte aus Baum ſtämmen und Stroh , unter deidet ſich nur wenig von den tem porären, für eine einzige Nacht berechneten Bauten zum Schutz
gegen Witterung, die er auf der Reiſe täglich ſidy herſtellt. Sie bezeichnet ein Mittelding zwiſchen Sebhaftigkeit und Nomadena leben , um ſo mehr, als audy fie alle drei bis zivölf Jahre
verlaſſen und der Zerſtörung preisgegeben wird, da innerhalb ſolcher Zeiträume die Dorfſchaften ſelbſt zu wandern pflegen.
Allerdings hörte ich einmal dunkle Gerüchte von Stämmen
im ferneren unentſchleierten Innern, welchen die Maniok Pflanze unbekannt ſei. Doch geht ſie zweifellos ſüdlich des 5. Grades von einem Meere zum anderen durch und ſpielt überall, ſoweit id, geweſen bin , in der einheimiſchen Agri kultur die erſte Rolle.
In Angola und in dem ganzen von dort zu erreichen den Gebiete wird die Maniot-Nahrung faſt ausſchließlich
als Polenta genoſſen , „ Funſch ", woraus die Portugieſen „ Infundi" gemacht haben . Dieſer Funſch nun iſt das End: ergebniß eines längeren Zubereitungsproceſſes. Die friſch gegrabene Wurzel kommt auf zwei bis fünf Tage ins Waſſer des Baches, wahrſcheinlich um durch Auslaugen
von den gummöjen Beſtandtheilen befreit zu werden ; dann wird ſie in der Sonne getrocknet , geſchält, in großen Holzmörſern zu einem feinen Mehl namens „ Fuba“ zer ſtampft und in dem zierlich geflocytenen Sieb ,,Muſſalo " geſiebt. In dieſer Form kommt ſie zu Markte. Um aus Fuba den geliebten täglichen Funſch herzuſtellen , feßt die
Köchin einen rundlid bauchigen Topf mit Waſſer auf die
Der Bauſtyl zeigt verſchiedene Formen, charakteriſtiſch für die
drei Steine des Feuers, wartet bis dasſelbe anfängt zu
verſchiedenen Stämme, entartet aber gegen die Rüſte zu
fochen, ſtreut erſt eine kleine Schicht Fubamehl auf die
immer mehr durch Imitation europäiſcher Vorbilder.
wallende Oberfläche und läßt ſich dann von einem Ge hülfen mit vollen Händen zugeben, während ſie mit einem Stock Fleißig umrührt , damit der ſogleich erſtarrende Kleiſter nicht anbrennt. Nun wird der Topf vom Feuer
Die Hauptnahrung der Bantu - Neger liefert die Maniof- Pflanze Jatropha Manihot L. , welche bekanntlidy zu den Euphorbiaceen gehört , ein Strauch , der bis zu 5 Meter Höhe erreicht. Manioffelder mit ihrem ſaftigen , warmen Grün bilden angenehme Unterbrechungen in der Sawanenlandſchaft und geben oft ſchon von Weitem die nach mehrtägiger Wildniß tröſtliche Kunde , daß man ſich menſchlichen Wohnſißen nähert. Sie werden ange legt , indem man gegen Ende der Trocenzeit im Auguſt und September ein längliches Viereck des Sawanen waldes umbaut, das Buſdwerk, ſobald es von der
entfernt , immer nod kräftig gerührt und ein rundlicher
Kloß geformt. Zum Auftragen dient ein Körbchen oder ein Holzteller.
Der Maniokwurzel gegenüber ſpielen die drei echt afrikaniſchen Getreideforten Sorgum , Eleusine
ren ſtehen läßt , was je nach der Art des Bodens
und Penicillaria eine ſehr untergeordnete und nur ganz temporäre Rolle. Zugleich werden ſie an Bedeutſamkeit für den Haushalt burdy den gleichfalls amerikaniſchen Mais immer mehr überflügelt und nur im fernſten Innern , in Lunda z. B., kommt dieſem an Häufigkeit das Sorgum immer noch gleich. Während die Maniofftaude Jahr aus Jahr ein täglich ausgebeutet werden kann und an keine beſtimmte Erntezeit ge bunden iſt, ſpenden die genannten drei Cerealien nur zweimal im Jahre Nahrung. Man fäet ſie zuerſt im October und dann im Februar ; je drei bis vier Monate ſpäter werden ſie reif. Die gröberen Körner von Mais und Sorgum werden durch Stampfen in den gewöhnlichen Maniofmörſern,
bis zu 6 Jahren fortgeſeßt werden kann. Ein einzelnes
die feineren von Eleusine und Penicillaria burd Reiben
Sonne gedörrt iſt, durch Feuer zerſtört, und nachdem die Regen begonnen haben , in die aufgehadte Erde Stedlinge einſeßt. Ihren Nährwerth befißt die Maniot: Pflanze in den ſtärkemehlhaltigen Wurzelknollen , die ſich am beſten mit jenen unſerer Georginen vergleidyen laſſen , aber bedeutend größer werden .
Erſt nad zweijährigem , ruhigem Wachsthum fängt man an , ſie auszubeuten , indem man unter jedem Indi viduum die ſtärkſten Knollen ausgräbt und die ſchwäche
Beiträge zur Ethnographie der Bantu . zwiſchen Steinen zu Mehl zerkleinert und dieſes ebenſo wie die Fuba als Polenta zubereitet. Der hauptſächlich in Malanſche und in Ambafa hie und
da gebaute , aus Indien eingeführte Reis dient nur zum Gebrauch der Europäer. Die Eingeborenen enthalten ſich desſelben , ſowohl weil ſie ihm den Maniof- Funſch vorziehen, als auch, weil er ihnen zu theuer und geeigneter zum Verkauf erſcheint. Deßhalb iſt dieſe dem Reiſenden ſo
unſdäßbare Wohlthat nad Oſten zu nicht weiter vorge drungen, als bis zur Gränze Angolas. Das Abſchälen der Körner wird durch Stampfen gleichfalls in den gewöhnlichen Maniot-Mörſern auf ſehr robe, unſaubere Art bewirft.
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ſind , werden ſie an Stäbchen geſpießt, gebraten und ge /
geſſen. Das gleiche Schickſal widerfährt den robuſten, fingerlangen Räferlarven , welche in hohlen Bäumen leben. Von Raupen ſpielt eine zuweilen maſſenhaft in der
Sawane auftretende Art , Namens Ngungu , viel leicht zu dem Schmetterling Crenis gehörig , ſchwarz mit gelben Ringen und etwa 5 Centimeter lang , die Rolle eines förmlichen Ernte -Artikels. Ganze Dorfſchaften zieben aus , kampiren wochenlang in der Wildniß , um ſie ein zuheimſen und Vorräthe davon zu bereiten. Jedem einzelnen Stück werden zuerſt die Gedärme ausgeſtreift , dann werden ſie an Feuern getrocknet und in Pakete aus friſchen Blättern
verſchnürt. Ihr Geſchmack iſt für europäiſche Begriffe höchſt
Die Fleiſchnahrung des Malanſche-Negers liefern vor wiegend die Fiſche des nahen Roanſa und ſeines Neben : baches Kuiſdi, welche ſeltener friſd ), meiſtens ſchledyt ge
widerlid , erinnert ſehr an den Geruch unſerer Rohlraupen. Mollusken und Krebſe ſind im Innern zu jelten , als
trodnet und deßhalb ſtinkend , theils in Paketen , theils
daß ſie zur Nahrung in Betracht kommen könnten . Würmer,
auf Stäbe geſpießt, zu Markte kommen . Das ausgebildete Schönheitsgefühl der Schwarzen macht ſich oft auch an dieſen Stäben geltend , indem die einzelnen Fiſche mit
Spinnen , Schlangen , merkwürdigerweiſe auch die Fröjde und großen Eidechſen , überhaupt alle Amphibien werden
verſchmäht, ſelbſt im Hunger. Nädiſt der Menſchenfreſſerei
dem Sdwanz im Maule nach ihrer Größe erſt raſch an
wiſſen die höher ſich dünkenden Stämme den wilden Tu
und langſam wieder abſchwellend aufgereiht werden. Auch die Bafete ſind meiſtens zierlich geformt.
pende , Tubinſd) und Tufongo nördlich von Lunda nichts
Hühner , Ziegen , Schafe , Sdyweine oder gar Kinder zu eſſen , iſt ein Lurus , den ſich der gewöhnliche Neger nur ſelten , bei beſonderen Feſten , unter welchen Leidenfeierlichkeiten den erſten Plaß einnehmen , erlaubt. Bloß in Malanſche , wo faſt alle Tage der Weißen balber
geſchlachtet wird , lebt auch er etwas üppiger. Immerhin ſind die Fleiſcportionen , mit denen er ſich gewöhnlich begnügt , ſehr beſcheiden und betragen kaum mehr als ein viertel Pfund.
Noch ſind hier zu erwähnen die Ergebniſſe der niederen und höheren Jagd , welche ſich über eine Menge zoologiſcher
Claſſen und Ordnungen erſtredt, von Termiten , Raupen, Grillen und Räferlarven, angefangen , bis hinauf zu den Affen.
Gegen Ende der Regenzeit, im April , wenn die
Schlimmeres nadyzuſagen , als daß ſie auch derlei Unge ziefer verzehrten. Unter den Vögeln erregen die Carnivoren einiges Naſerümpfen und dienen deßhalb meiſt nur insgebeim
zur Mahlzeit.
Den kleineren Species , namentlich den
Singvögeln , ſtellen die Neger ſehr geſchidt mittelſt Schlin gen und Leimruthen nach. Zu erſterem Zweck liefern die meterlangen Faſern des Blüthenſtengels einer San ſeviera ein unübertreffliches Material, dünn wie Roßhaar und ſtark wie Seide. Ohne hiefür ſchlagende Zahlen vorbringen zu können,
habe ich den Eindruck gewonnen , daß die Neger ſämmt licher Stämme , welche ich kenne, ſich an Zahl weder vermehren noc vermindern , und daß ihr mittleres Lebensalter ein ziem lich geringes iſt, woran nur das feindliche Klima des Landes
Termiten ſich zum Hodizeitsfluge rüſten , ſieht man hier
und die eigene Indolenz ſchuld ſind; denn lebensfähig wäre ſonſt die Raſſe wie keine andere. Man ſieht wenig Kinder
und dort die friſchen Stockwerfe ihrer Bauten mit Bananen
und wenig Greiſe. Kinderſegen iſt ein niemals ganz zu
blättern verkleidet , die manchmal zu einer dichtgeſchloſſenen Kappe zuſammengebunden ſind. Deffnet man eine ſolche Verkleidung , ſo findet man innerhalb derſelben Töpfe angebracht, mit Trichtern ebenfalls aus glatten Bananen Blättern bedeckt. Hier hinein gleiten Männchen und Weibchen,
nachdem ſie vergeblich einen Ausweg geſucht und dabei im Gedränge die Flügel abgeſtoßen haben. Der herzloſe Menſch aber bat bereits in der Nähe ein Feuer angemacht, um
die hülflos wimmelnde begattungsluſtige Menge ſogleid) bei lebendigem Leibe zu röſten. Dieſes Gericht, hauptſächlich aus den fetten Hintertheilen der Thierchen beſtehend , gilt
als vorzüglicher Lederbiſſen ; ich fand es ſehr wohſchmeckend. Von Grillen iſt namentlich eine große, auffallend dick bauchige Art, die aus der Erde gegraben wird , beliebt.
Nachdem ihnen ohne Weiters die ſechs Beine ausgeriſſen Ausland 1883 Nr. 2 .
befriedigender Wunſch , darauf deutet die große ängſtliche Sorgfalt , die ſich an die Erzeugung und Erhaltung der Leibesfrucht knüpft und in verſchiedenen abergläubiſchen
Vorſtellungen ihren Ausdruck findet. An Krankheiten , namentlich an Fiebern , leiden die
Eingebornen ebenſo ſehr wie die Europäer und ihre Sterblich keit iſt ſicherlich eine ziemlich bedeutende. Sind ſie auch ihrer Conſtitution nach zweifellos widerſtandsfähiger , ſo ſind ſie zugleich viel weniger künſtlich geſchüßt als jene. Daß das Innere des tropiſchen Afrika ein geſundes Land ſei , fann man oft behauptet , aber niemals bewieſen finden . In Wahrheit dürfte dort nirgends ein Quadrat
Kilometer Boden ohne Malaria exiſtiren. Allerdings ſcheint die Malaria je weiter nach innen an Intenſität ſich abzus ſchwächen . Für den reiſenden Europäer bleibt die Wirkung 5
Beiträge zur Ethnographie der Bantu .
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desſelben ſich gleich , weil mit der Abſchwächung des Giftes die Abidwädyung ſeiner Reſiſtenz durch zunehmende Entbeb rungen parallel geht. Für den Neger hingegen mag ſidy im Innern eine Beſſerung ſeines Gedeihens ergeben . Unter den Portugieſen Angolas herrſcht die boff nungsvoll optimiſtiſche Anſicht, daß bei ihren dunklen Mit bürgern die wunderbarſten Heilmittel in Gebraud ſeien, die bloß der Kenntnißnahme ſeitens der Wiſſenſchaft bedürften, um ſofort in koſtbaren Mengen nach Europa erportirt zu werden . Das Wenige, was ich ſelber in dieſer Richtung
plethoriſchen Gefühlen wird zur Ader gelaſſen.
beobachten konnte ,1 gab feinen Grund , eine beſonders gün :
durchbohrt ſind. Mittelſt Saugen an der Durdybobrung, welche mit der Zunge und einem Klümpchen Wadis raſd verſcloſſen werden kann , wird die Luft in der Höhlung des Hornes jo ausgiebig verdünnt, daß dasſelbe fich ge wöhnlich faſt ganz mit Blut füllt. Dieſe Wetbode übertrifft an Einfachbeit die unſerige , welche viel Uebung vorausjeßt und deßhalb von unſeren Aerzten den
ſtige Meinung darüber zu hegen .
Die Therapie des Negers , namentlich bei internen Krankheiten , beruht größtentheils auf Zauberei und die
wenigen wirklidy rationellen Arzneiſtoffe , die ſie beſißen, ſind äußerſt unzuverläſſig. Sogar von ihren Abführmitteln, die doch bei allen Menſchen den erſten Anfang einer Ma teria medica bilden , ſah ich niemals prompte Erfolge. Eine beſondere Rlaſie von Aerzten gibt es nidt.
Hier iſt ein Individuum , Mann oder Weib , im Gerudi, für dieſe, dort ein anderes für jene Krankheit Mittel zu wiſſen und außerdem ſtrengt nod; ein Jeder ſeine eigene Phantaſie an, irgend etwas Heilkräftiges zu erfinden. Es herrſcht da die größte, ungeſtört bleibende Konkurrenz. Den ganzen Tag gehen die Doktoren und Doktorinnen bei dem Patienten aus und ein , jedes mit einer anderen Sorte von Wurzeln und Kräutern unter'm Gewande, die meiſtens als Dekofte theils falt, theils heiß zu Abidwajdungen des ganzen Körpers angewendet werden . Dieſe z.. B. aud) bei
Es
iſt das derſelbe Unfug, der auch in Europa vor nod) nicht allzu langer Zeit allgemein in Gebraud, war. Sie ſchneiden dazu , ganz ebenſo wie wir, nur etwas rober, mit einem ſpißen Meſſer die Vena mediana an.
Eine ſehr bedeutende Rolle ſpielt das Sdröpfen, vielleicht das einzige wirklich rationelle Heilmittel, das die Neger baben . Nur wird damit ein arger Mißbrauch ge trieben. Als Sdropffopfe dienen 6 bis 10 Centimeter lange
Hornenden von Kindern oder Ziegen , deren Spißen fein
Badern überlaſſen wird , ſo ſehr, daß ſie ſich der Berüd ſidytigung empfehlen dürfte. Sehr beliebt ſind trodene Sdyröpffopfe folder Art,
bei denen kein Einſchnitt gemacht und das Blut nur zu einer Beule zuſammengezogen wird. Man ſieht die Kranken oft Tage lang damit berumlaufen, oft zugleid auf Bruſt,
Bauch und Hüden mit feſtſißenden Hörnerſpißen eigen thümlid) geſpickt. Blutige Sd röpffopfe werden baupt fädlich auf ausraſirte Stellen des Schädels und auf den
Nüden applicirt, die dazu gehörigen Schnitte ſehr roh und graujam mit einem gewobnlichen Meſſer in die aufge bobene Haut geſägt.
Auch Blutegel, diejenige Art, die man im nächſten
Nheumatismus ſehr beliebte hydrotherapeutiſche Behand lung wirft in der Regel geradezu icädlid. Denn von Abtrodnen oder Einſdlagen in warme Tücher iſt keine Hede; der Neger kennt ja nur das elendeſte fadenſdreinige Zeug des Handels , wenn er überhaupt davon beſißt und nicht vollſtändig nadt neben dem Feuer liegt. Zugleid
Id weiß jedoch nidt , ob das ein autoditboner oder ein von den Europäern erlernter Heilgebrauch iſt.
fehlen niemals Hokuspokusvorridytungen religiöſer, myſti
ſceſſen ,
Da werden ringsum außen und innen geweihte Feßen aufgebängt, Antilopenbörnchen, mit aller band Unrath gefüllt, in die Erde geſtedt, Pfähle, ¡dwarz weiß und roth getüpfelt, eingerammt, kleine Erdbügel auf gebäufelt, bepißt und mit Mehl beſtreut, und dergleidien mehr. Als ich anfing in die Schule zu geben, hatte ich einen
des Patienten als ein gutes Zeichen gelten, zu erwähnen . Amputationen ſind unbekannt; brandige Glieder müſſen
Kameraden , mit dem ich eine eigene Art Chemie betrieb.
blieben .
ider Natur.
Wir miſditen in einem Topf die beterogenſten Dinge, wie Steinkohlen , Fleiſc ), Colofonium , Streuſand, Honig, Hühner koth, Sauerrampfer, Mild), Tinte u . f. w . zuſammen , jeden Tag eine neue Combination , und waren überzeugt , daß
wir damit die wunderbarſten Entdeckungen erzielen müßten. Ganz ähnliche Speculationen dürften auch den verſchiedenen Medicinen der Reger zu Grunde liegen. Nur in jenem Theile der Heilkunde, den wir als „ kleine Chirurgie" zu bezeichnen pflegen , können die Neger auf einige reelle
Fertigkeiten Anſpruch machen . Obenan
ſtehen Blutentziehungen. Bei leichten Fieberzuſtänden , bei
Sumpfe findet, werden geradejo wie bei uns angewendet.
Sonſt iſt an operativen Eingriffen nur noch das Aufſdyneiden und gewaltſame Ausdrüden von Ab
wobei möglidſt laute Schmerzensäußerungen
von ſelber abfallen. Die ſechs bis acht Zahnertractionen, die ich an Negern wegen Caries vornabm ,1 erregten als etivas Ilnerhörtes großes Erſtaunen und allgemein war die Verwunderung, daß die betreffenden Opfer am Leben Bei Beinbrüchen binden die Neger als eine Art
feſten Schienenverbandes die Rinde des Mufumbibaumes (wahrſdeinlid) eine Burſeracee) um die Brudyſtelle. Die Rinde wird zu dieſem Zweck von einem Stamm , der die Stärke des betreffenden Gliedes hat , in einem Stück von entſprechender Länge ringsum abgeſchält, dann geklopft, damit die äußere Borke wegfällt und nur mehr die ſtarken
Faſern des Baſtes übrig bleiben, dann ſogleidh, noch friſch und feucht , angelegt. Dieſer primitive Apparat leiſtet in Ermangelung cines beſſeren ganz gute Dienſte. Doch er blicken die Reger und deren Schüler , die vernegerten
Politiſch und wirthſchaftsgeographiſche Ridblide.
Weißen, ſeine geheimnißvolle Heilkraft nicht in der rein mechaniſchen Wirkung , ſondern in dem unſerem Gummi arabicum ähnlichen Pflanzenſchleim der Mufumbi- Rinde.
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Trugſchluſle nahe verwandt iſt. Mindeſtens führt ſie zu trügeriſchen Schlüſſen. Thatjade iſt einmal, daß Deutjd land mehr Nahrungsmittel verbraudt, als es erzeugt.
Und da nun in ihr eine wohlwollende Tendenz unzweifel
Es führte davon 1880 340 Mill. Rm . mehr ein als es ausführte
haft vorhanden iſt , ſo wird dieſelbe auch in Bezug auf Scorbut und Syphilis , beide identiſd) aufgefaßt , auszu beuten geſucht.
und befanntlid iſt das keine zufällige, ſondern eine ſeit einer langen Reihe von Jahren beſtehende Erſcheinung
Politiſch: und wirthſchaftsgeographiſche Rückblike. 1.
Wenn man ſagt , die intenſivere Ausnübung des Bodens werde im Stande ſein, mit der Zeit dieſes Defizit unſerer Nahrungsverſorgung auszugleichen , ſo vergißt man , daß mit ſammt der Auswanderung unſere Bevölkerung dennoch
anwädiſt und daß die Erfahrung für eine beträchtlidie Steigerung der Kapazität unſeres Bodens für Getreide:
Die Kolonialfrage in Deutſchland. (Schluß .)
Man ſieht, es hängen gar verſchiedene Fragen , innere und äußere, mit dieſer Zentral- und Grundfrage
der Auswanderung zuſammen , die in Folge deſſen wie
Erzeugung in dieſen
letzten
Jahren keineswegs ſpricht.
Und wenn man ſagt, Deutſchland werde immer mehr In duſtrieſtaat und bezahle mit dem Ueberſchuß ſeiner In duſtrie -Erzeugung die Nahrungsmittel, welche es über ſeine eigene Erzeugniſſe hinaus braucie, ſo iſt zwar zuzu =
alle Fragen des Volkslebens tief erfaßt ſein will , die auch nur innerhalb eines weiten Horizontes in ihrer wahren Größe erſcheinen fann. Iſt ſie im Grunde nicht eine einzelne unter einer Anzahl von Bethätigungen nady
geben , daß der Abſatz deutſder Induſtrie- Erzeugniſſe nady dem Auslande aller Wahrſcheinlid feit nach weit nod) geſteigert
Außen hin ? Sie iſt in der That ebenſowenig von der
äußeren Politik, von der Waarenausſuhr, von Kultivation und Koloniſation zu trennen , wie vom Gang des inneren
nach welchen die mädytigſten Erportſtröme von Deutſchland aus ſid, ergießen und welche uns dafür die nöthigſten Nahrungsmittel aus ihrem Ueberſduß verabfolgen ; aber
Staatslebens und man fann nicht verfennen , daß die
wie mädytig iſt gerade in dieſen die Induſtrie in neueſter
Hauptquelle mißverſtändlicher Behandlung dieſer Frage
Zeit angeivadyſen und wie ſtark iſt gerade bei ihnen die
der Auswanderung eben in ihrer Herauslöſung aus dem organiſden Zuſammenhang des geſammten Lebens und Wirkens der Nation liegt. Dieſer Zuſammenhang zeigt ſich nirgends klarer, als wenn man von den Urſachen und
Neigung durd) Sdyukzölle unſere Waare fernzubalten, um die eigene Induſtrie zu fördern ! Eine ganze Anzahl von
werden kann , aber ſiderlid) hat dieſe Steigerung ihre
Grenzen. Rußland und Nordamerika ſind die zivei Länder,
deutſchen Gewerbszweigen kann in Nordamerika nidt mehr konkurriren und das kann nur immer weiter gehen .
der Nothwendigkeit der Auswanderung bandelt, wobei die
Wir wollen dabei ganz abſehen von der kaum zu bezweifeln
Lebensfrage der Ueberbevölkerung nicht übergangen werden
den Thatſache, daß aus mehreren Gründen wichtige In
darf, die ihrerſeits natürlich in die tiefſten Tiefen des Volksorganismus hinabreicht , ſeine Geſundheit oder
duſtrien Nordamerikas (don heute leiſtungsfähiger ſind, als die entſprechenden deutſchen . Die ganz außerordent liche Entwicklung des Erfindungsgeiſtes , die hohe Stufe der Bildung , auf welcher der Arbeiter ſteht, die Raſt loſigkeit, der beiſpielloſe Unternehmungsgeiſt ſind Vorzüge, welde Nordamerika gegenüber Deutidland auf dieſem
Krankheit , ſeine Dauerhaftigkeit und damit ſeinen geſdicht lichen Beruf erkennen läßt. Dieſe Frage mödyten wir ſtreifen , weil man in neuerer Zeit manchmal optimiſtiſche Stimmen vernommen hat , welche eine Uebervölkerung Deutſchlands für im weitem Felde ſtehend adyten , weil ja
unſere Bevölkerung bei weitem nicht ſo dicht ſei , wie die jenige Englands oder Belgiens , und weil unſer Boden keineswegs zu arm ſei , um eine noch viel größere Be völkerung zu nähren, als die heutige. Nun iſt freilid nicht zu läugnen , daß , wenn wir eine Zuſammenſtellung der europäiſchen Staaten nach der Dichtigkeit ihrer Be
völkerung machen, wir Deutſchland erſt den fünften Plaß an zuweiſen haben und daß wichtige Theile des Reiches, wie z. B. Bayern und die beiden Mecklenburg , eine noch viel dünnere Bevölkerung aufzuweiſen haben, als der Durch dynitt des Reides beträgt.
Daraus nun zu ſchließen,
daß es eine Uebertreibung ſei, wenn man die drohende Uebervölkerung Deutſchlands als einen der Gründe für
den Drang nach Koloniengründung oder nach organiſirter Auswanderung anſehe, iſt eine Oberflädlichkeit, die einem
Felde unbezweifelt beſikt und deren Geltendmadyung weit:
ſchauende Geiſter mit Befürdytungen erfüllt. Wir wollen uns aller Prophezeihungen enthalten, ſondern nur hervor heben , wie es in der Natur der Verhältniſſe liegt , daß gerade diejenigen Völfer, welche heute am meiſten von uns kaufen, weil ſie idon einen gewiſſen Grad von Wobl ſtand erreicht haben , in Zukunft immer weniger von uns kaufen werden , weil dieſer Wohlſtand ſie zu eigener Thätigkeit anregt, wie er ja auch nicht anders als burd
dieſe Thätigkeit erworben werden konnte. Nur mit den Völkern , welche an Thätigkeit und Wohlſtand uns näher
ſtehen , pflegen wir einen ſehr großen und gewinnreichen Austauſd ), und gerade dieſe werden durch ihre Thätigkeit und ihren Wohlſtand dazu geführt, ſich immer freier von uns zu ſtellen , wirthidaftlid ihren Gaben und ihrem Bejit
entſprechend ſelbſtändiger zu werden .
Politiſch- und wirthſchaftsgeographiſche Rüdblide.
28
Da ergibt ſich nun die Erweiterung der deutſchen
geradezu wunderbar iſt, und dem Zweigvereine in Leipzig,
Abſaßgebiete als eine mit der Frage der Auswanderung
den Nheinlanden u . ſ. w . zur Seite ſtehen, welche kräftig
und Coloniſation im engſten Verbande ſtehende, wie wir fie ja oben ſchon erkannten , wo ſich die Verſtärkung der
mitſtreben.
Handelsbeziehungen zur Vorbereitung der Koloniſation von
muſterhaftem praktiſdem Geſchick, das ihre Thätigkeit und Erfolge ſelbſt den Engländern beneidenswerth erſcheinen läßt , wie man aus mehreren Auslaſſungen z. V. in den ,, Colonies " von 1882 vernehmen konnte. Der Centralverein für Handelsgeographie ac. zu Berlin zählte nach dem Beridit
zunächſt noch verſchloſſenen Gebieten zu empfehlen ſchien. Für dieſe Erweiterung iſt nun in den beiden Hauptrich
tungen : Stärkung der Leiſtungsfähigkeit unſerer Induſtrie und Vermehrung unſerer Beziehungen zum Ausland gerade audy im leßten Jahr Bedeutendes geſchehen. Jene innere Thätigkeit liegt nicht im Rahmen unſerer Betracht
Hier iſt keine Rede von Schwärmerei und
, ſondern dieſe Organiſationen arbeiten mit Doktrinarismus,
auf der General Verſammlung vom 24. Mai als folder 1318
Werft des „ Vulcan " zu Stettin das erſte Panzerſchiff vom Stapel lief , das eine fremde Nation in Deutſchland hatte bauen laſſen . Noch vor 10 Jahren fehlten die
Mitglieder, wozu ſeine Zweig Vereine mit 1397 ( davon die ſtärkſten Barmen mit 445, Leipzig mit 228, Stuttgart mit 166 , Porto Alegre mit 136 , Freiburg mit 92 ) kommen , zu ſammen alſo 2715. Die Summe der ordentlichen Ein nahmen für 1882 wurde auf 27,100 Reichsmark veran ſchlagt. Verſchiedene ſelbſtändige Vereine mit ähnlicher Tendenz , welche im Laufe des Jahres in's Leben traten,
Werkſtatt, die Mittel, die Arbeiter zu ſolchem Wert , erſt
voran der Mündener Verein zum Sdut deutſder yn
25 Jahre waren verfloſſen , ſeit der „ Vulkan“ ſein erſtes
tereffen im Ausland, ſtellten ſich von vornherein in freund
Schiff überhaupt vollendete ! Außerdem erinnern wir an die Erfolge der deutſchen Induſtrie auf den verſchiedenen lokalen Ausſtellungen , wie z. B. der bayeriſchen in Nürr:
lichſte Beziehung zu dieſem leitenden Verein und werden vorkommenden Falles gewiß in allen wichtigen Fragen mit
ungen , doch möchte eine repräſentative Thatſache hier
mit einigen Worten erwähnt ſein. Mit gerechtem Stolz wurde es am 28. December 1881 begrüßt , als auf der
berg, an die raſche und großartige Ausnüßung des ſeit Sommer 1882 eröffneten neuen Weges nach dem Mittel meere über den Gotthard , die Eröffnung des erſten deut fchen transatlantiſchen Kabels am 22. April 1882 von Emden aus an die Hebung der Geſammtſumme des deutſchen Erports nach faſt allen Ländern, ber 1880 3099 Mill. Rm . erreichte.
demſelben gehen. Dagegen hat der „ Deutſde Handels Verein “ unter Führung des bekannten, auch litterariſch in dieſen Fragen thätigen, W. Loehnis von vornherein fidy
durch Beſchränkung auf beſtimmtes Arbeitsgebiet und durch
Aufnahme der Arbeit in ganz beſtimmten Richtungen ſelb ſtändig geſtellt. Seine Thätigkeit iſt im „ Ausland“ von 1882 mehrmals eingehend beſprochen worden und wir ver weiſen zur näheren Kenntnißnahme derſelben wiederholt
Iſt auch auf den „ Inſtinct“ der öffentlichen Meinung
auf die dort N. 43 u. 45 beſprochenen Schriften. Zu den her
in handelspolitiſchen Sachen um ſo weniger großes Ge
vorragenden Leiſtungen des Berliner Central - Vereins möchten wir noch das Grport Bureau , ſowie das
wicht zu legen , als die Intereſſen die hier ins Spiel kommen, beſonders geeignet erſcheinen, das Urtheil ſtarken
Schwankungen auszuſeßen, ſo iſt doch eine ſymptomatiſche Bedeutung der Thatſache nicht abzuſtreiten , daß Frank reich und Deutſchland auch hier die Rollen zu wechſeln beginnen , indem erſteres die Wettbewerbung des leşteren
zu fürchten beginnt, das feinerſeits mit wachſender Zu verſicht auf den Plan tritt .
Als poſitive Leiſtungen in dieſer Richtung , welche mit allen Fragen , die wir berühren , enge und durchaus . folgenreiche Berührung bat, nennen wir auch alle jene ernſten Verſuche zur Weckung und Nährung des ,,Welthandels
geiſtes“, den ſo lange Jahrzehnte von allen Deutſchen nur die Hanſeaten in gehörigem Maße zu beſißen ſchienen, den fie aber glüdlicherweiſe doch nicht ſo ganz in Pacit ge nommen haben , wie man nach manchen Aeußerungen von ihrer Seite oft zu glauben verſucht ſein mochte. Hier
verdient vor allem das uneingeſchränkteſte Lob der Ber: liner Zentralverein für Handelsgeographie
-
Handelsgeographiſche Muſeum zählen, welche beide
im Laufe des leßten Jahres auf ſeine Initiative in Berlin entſtanden. Ferner jei auf die Bemühungen des Stutt garter Zweigvereins um Beigabe volkswirthſchaftlicher Beiräthe für die deutſchen Vertreter im Ausland und
auf die Anregungen , welche in Betreff der handelspoli tiſchen Ausbildung junger Kaufleute, ihre Unterbringung an überſeeiſchen Pläßen und die Erhaltung einer näheren Verbindung durch den ,, Erport " ( 1882 Nr. 35) gegeben und u. a. von der Kieler Handelskammer ſogleich praktiſch aufgegriffen wurde.
Endlich ſei der Summe handelspoli
tiſcher Belehrung gedacht, welche alle unſere geographiſchen Zeitſchriften , in zunehmendem Maaße enthalten . Die Geographie wird mehr und mehr eine ange wandte Wiſſenſchaft im beſten Sinne und es ſteht zu
hoffen , daß ihre ſeit lange gerade in Deutſchland mit Liebe betriebene Pflege gute Früchte tragen wird. Als ganz vorzügliches Beiſpiel folcher Art Belehrung ſei der
und für Wahrung Deutſcher Intereſſen im
in Nr. 19 f. des „ Erport“ von 1882 abgedructe Vortrag
Auslande, welcher unter Leitung von Dr. Jannaſch eine Thätigkeit entfaltet , die in Anbetracht der Neuheit der Sache und der geringen zur Verfügung ſtehenden Mittel
des unſeren Leſern wohlbekannten Paſtors C. G. Büttner, (1. Ausland 1882 Nr. 42) ,,die Entwickelung des Handels
mit dem freien Weſten von Südafrika" hervorgehoben,
Politſch und wirthſchaftsgeographiſche Riidblide.
der auch in rein geographiſcher und völkerkundlicher Be ziehung von großem Intereſſe iſt.
Harmoniſch Hand in Hand mit dieſen Beſtrebungen, gehen, wie es die Sache will, die Bemühungen zur Wahrung der geiſtigen Intereſſen der Deutſchen im Ausland, welche
in kleineren Bezirken, ſogar in demſelben Vereine, mit den
bandelsgeographiſchen vertreten ſind. Die Gründung und raſde Ausbreitung des Deutiden Sdul - Vereins , welder dieſe Seite der nationalen Bethätigung nach außen mit
29
baltung einer dauernden und feſten Vrbindung der über ſchüſſigen Kräfte mit dem Vaterlande" hervorzuheben , und vor allem „ das Verſtändniß der Nothwendigkeit, die natio nale Arbeit dem Gebiete der Roloniſation zuzuwenden , in immer weitere Kreiſe zu tragen , für die darauf gerichteten und in unſerem Vaterlande bisher getrennt auftretenden Beſtrebungen einen Mittelpunkt zu bilden und eine prak tijde Löſung der Kolonialfrage anzubahnen ."
Energie vertrat, iduf derſelben eine Anzab l von Mittel
Wir würden wohl Alle dieſer Neugründung , welcher idon das Anſehen der ſie tragenden Namen eine adytungs
punkten , denen in Oſt und Weſt große Aufgaben geſtellt ſind.
volle Aufnahme ficherte , mit wahrer Herzenswärme, mit
ungariſchen Abgeord
dem Gefühl , einer großen nationalen That gegenüberzu ſtehen, entgegengekommen ſein , wenn nicht einige der Neden in der konſtituirenden Verſammlung, ſoweit ſie in die Deffent lichkeit hinausgelangten , etivas Unklares gehabt hätten , das nothwendig doppelt unbehaglich von einem Publikum em :
Am 6. October 1881 war im
netenhaus ein Geſeßentwurf über den Gymnaſial- und Realidul - Unterricht vorgelegt worden , welcher für die
Mittelſchulen der Deutſchen Siebenbürgens, welche aus eigenen Mitteln gegründet und dementſprechend bis dabin ſelbſtändig, eine Einmiſdung der Regierung herbeiführen ſollte , über deren Folgen man nady allen Erfahrungen um ſo weniger im Zweifel ſein konnte, als die eigen thümliche ſoziale Konſtitution des ſiebenbürgiſchen Sachſen Volkes gerade die mittleren Schulen zum Lebensnerv des Deutſchthums madit. Cinem Aufruf des vorzüglid, gegen derartige magyariſche Aſpirationen gerichteten Deutiden Schul-Vereins vom November 1881 wurden am 27. Ja
nuar im ungariſden Abgeordnetenhauſe Antworten von jolder Dreiſtigkeit und ſo beleidigend für die Deutſdien, daß durch die Preſſe und Vereine Deſterreichs und Deutſch lands eine Stimme des Unwillens ging, deren (darfer
pfunden werden muß , welches eben in erſter Linie einem
ſold en Ereigniſ gegenüber doch immer nod, das Bedürfniß der Aufklärung bat. Man fann nid)t läugnen , daß der Entwide
lung der Ziele des Vereines etwas mehr (Greifbarkeit zu wün (den geweſen wäre. Haben wir aber die das Programm des Vereines entwickelnde Rede des Freiberrn von Maltzahn redyt verſtanden , ſo erfennt der Verein zunädiſt nur in
der Gründung von Handelsfaktoreien eine Möglidykeit un mittelbarer praktiſder Inangriffnahme der Koloniſation . „ Aber vor faljden Wegen zu warnen , verſtändige Unter
nehmungen mit Rath und That zu fördern , ohne jedod,
glüdlid abgeſchlagen. Aber nicht für lange. Selbſt die
für das Gelingen eine eigene Verantwortung zit über nehmen und für erfolgreide Unternehmungen nöthigenfalls den Reidysidut gegen äußere Vergewaltigung zu vermitteln " ! deint ein Programm ohne genügende praktiſche Spiße zu jein . Es mag erforderlid) erſdienen ſein , zunächſt auf breiter Baſis ein von Parteimeinungen freies , unge trenntes großes nationales Intereſſe wadyzurufen, um dann nach Maßgabe des Erfolges weiter vorzugehen. Die Er
Deutſchen in Sydney und Adelaide bewieſen ihre Theil
nennung des Herrn Dr. Tim . Fabri zum proviſoriſchen
nahme an dieſer Sache, indem ſie reichliche Spenden für den Deutſchen Schul- Verein ſammelten .
Generalſecretär ſcheint denn in der That bereits eine ſchärfere
und einmüthiger Klang nicht ohne Einfluß auf die Zu rüdſtellung jenes Entwurfes zu ſpäterer Berathung ge blieben ſein dürfte , die bis heute nicht ſtattgefunden hat.
Ausdrüdlich begrüßten mit Dank zahlreiche Verſammlungen
ſiebenbürgiſch-fächſiſcher Männer das Vorgehen des Deut ſchen Scul-Vereins, und für einige Zeit iſt dieſer Sturm
Unter all' dieſen Beſtrebungen und Kämpfen wurde das Wort „ Kolonie " ſeltener vernommen . In Bezug auf Koloniengründung war überhaupt feit dem nicht genug zu
beklagenden Scheitern der Samoa-Vorlage 1 eine gewiſſe Reſignation eingetreten , die freilich im Vergleich zu dem
Koloniallärm und Koloniallurus der Franzoſen faſt wohl thuend wirkte. Aber dennoch begrüßten wir es mit Freuden, als
am 6. Dezember ſich in Frankfurt a. M. der ,,Deutſche Ros lonialverein " conſtituirte , der ſich zur Aufgabe ſeßt , wie ſein Aufruf beſagt , „ das nationale Intereſſe an der Er:
Beſtimmung der Thätigkeitsrichtung des Vereines zu ver heißen. Herr Fabri juu, hat ſich unſeres Wiſſens gleich ſeinem hodyverdienten Vater eingebend mit der Lage der Deutiden in Sudamerika beſchäftigt, und wäre es mit Freude
zu begrüßen , wenn der Deutſche Kolonialverein zuerſt ſeine Anſtrengungen darauf richten würde, Seite an Seite mit dem Berliner Zentralverein für Handelsgeographie nach dieſer Seite bin Bahn frei zu maden und die Reime großer deutſcher Intereſſen , die dort liegen , zu ſtärken, zu ſchüßen und zu mehren. Außerdem hat der Kongo-Streit zwiſchen Stanley und Brazza neuerdings die Augen Deutidlands nad on Rüſten
1 Samoa , das , wenn auch vielleicht politiſch für Deutſch land verloren , doch für immer unzertrennlich verbunden iſt mit
der Geſchichte unſerer Colonialbeſtrebungen , hat mit Bezug auf die dortigen deutſchen Intereſſen eine genaue Darſtellung in Nr. 7 und 11 des „ Erport “ 1882 gefunden. Ausland 1883. Nr 2 .
Afrika's gelenkt, wo die Anlegung von Handelsfaktoreien ein erſtrebenswerthes Ziel zahlreider im alten Land überſchüſ
ſiger Unternehmungsluſtigen , ſowie einen guten Boden 1 F. Bericht der „ tölu . Ztga vom 7. December 1882, 6
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Politiſch- und wirthſchaftsgeographiſche Riidblice.
für unſeren in ungariſder Goldrente ,
Bontour-Wertben
u. dergl. Soliditäten nicht vollſtändig abſorbirten Kapi talsüberfluß zu bieten ſcheinen. Nun noch ein beſcheidenes Wort über dieſe ſoviel
ventilirte und freilic theoretiſch nidit recht weit zu bringende
Kolonial- Frage. Konſtatiren wir vor Allem , daß es an Zeitgemäßheit in tieferem Sinn dieſer Frage nicht mangelt. Darin wenigſtens liegt etwas Erfreuliches. Wenn wir vor 15 , ja vor 12 Jahren die Frage aufwarfen , ob Deutſchland über ſeine Gränzen hinausgreifen , Kolonien erwerben , ſeinen Millionen Ausivanderern irgendwo in der Welt eine ſichere Stelle bereiten dürfe, ſo hatte jeder 1
beſonnene Mann das Recht, wenn nicht die Pflicht, uns
aufmerkſam zu machen, daß es verderblich ſei, ſolche weit ausgreifende, kräftezerſplitternde Pläne zu hegen , nachdem
die Sicherheit von heut auf morgen für unſeren Staat nicht garantirt, ſelbſt ſein innerer Zuſammenhang für ein
Verſtändniß zu verbreiten , welches die Grundlage erfolg reicher Unternehmungen , welche Art immer , auf dieſem
Gebietewird ſein müſſen. Jene Kolonienſucherei, der man theoretiſch huldigen konnte, ſolange Deutſchlands Verhältniſſe im Innern ebenſo unklar waren , wie ſeine Stellung nach außen , wollen wir abgethan ſein laſſen. Neidlos über laſſen wir ſie , die auf geſchichtlicher Unkenntniß ebenſo
wohl wie auf geographiſcher Unwiſſenheit beruht, unſeren Nachbarn im Weſten, welche ihre leidenſchaftliche Auffaſſnng der Politik und ihre Ueberſdäßung des rein deußerlichen auch
hier bekunden . Möge ein nod viel größerer Theil der Welt, als ſie ſeit Ludwig XIV . Zeit in Aſien und Amerika ſdyon beſeſſen , in ihre Hände gelangen , er wird durd, dieſe unſteten Hände wieder gehen und wir werden dabei nicht die Verlierenden ſein ! Unſere Vergangenheit und unſere junge Weltſtellung , beide ermuthigen am wenigſten zu Erperimenten à la Louiſiana und Franzöſiſch
werden müſſe , unſer Land mächtiger, einiger zu maden.
Indien. Aber aud ſelbſt jene eiferſüchtige Haſt, mit welder franzöſijde Flaggen auf jedem herrenloſen Fleck Erde auf gepflanzt werden , ſei er aud ſo klein wie Raiatea und
Daß wir nun heute in der Lage ſind, uns zu ſagen : dieſe Forderungen ſind erfüllt, das Reid iſt einig und ſtark, und daß wir uns fragen dürfen : was iſt noch weiter für
bei ſeiner Kleinheit ſogar noch beſtritten, oder ſo unſicherer Beſiß wie jenes famoſe Land Mafokos am Stanley-Pol, ſie würden an uns nicht bloß lächerlich, ſie könnten ge
unſeres Voltes Größe zu thun , nachdem die Grundbes dingungen derſelben erfüllt ſind ? das iſt eine Quelle
Kräfte beſſer vor Zerſplitterung wahren als die deutſche,
geringes Hinausgreifen über die Gränzen viel zu jd wady ſei und deßhalb alle Anforderung nur darauf gerichtet
hoher Befriedigung für jeden Patrioten , und mag mit erklären oder , wenn nöthig , entſchuldigen , wenn man jeßt mit doppeltem Eifer jene Fragen beſpricht, die damals vertagt bleiben mußten. Nur für den Blick, der an der Oberfläche der Dinge
klebt, mag dieſes plößliche in den Vordergrundtreten dieſer
Diskuſſionen an eine Mode oder ſelbſt an eine Manie erinnern und aus ſolcher Unterſchätzung heraus mag man ſich berechtigt fühlen , abſprechend ſich ihnen gegenüberzu
ſtellen. Wer aber irgend gewohnt iſt, tiefer in den Grund der nationalen Bewegungen zu blicken, wird dieſe Anſidyt nicht theilen und er wird , wie auch ſein Urtheil über die
Möglichkeit oder das Wünſchenswerthe der Erfüllung dieſer Wünſche verneinend ausfallen mag, die Berechtigung ihrer
Aeußerung , ihrer Diskuſſion nidyt läugnen. Wir wollen
nun fragen : Welche Aufgabe fällt uns in dieſen Dis:
fährlich ſein. Denn keine Nation der Erde ſollte ihre keine weniger durdy unruhige Begehrlichkeit ſich verdächtig madien.
Wie ſchledyt paßt eine ſolche Art von Kolonial
politik zu der Friedensmiſſion unſeres Landes , die, man vergeſſe dieß nicht , viel mehr als Bedürfniß der augenblicliden , die vielmehr ſo ganz und voll Ausfluß unſerer dauernden Lage iſt, wie unſere Geſchichte und die Geographie unſerer Grenze ſie geſchaffen ! Natürlich foll dieß rubige Abwarten nicht Entſagen bedeuten , man wird fich vielmehr bei uns immer klar darüber bleiben dürfen daß nicht bloß für die Kultivation Afrikas, wie Hübbe Schleiden jagt , „ unſere Chancen in jeder Beziehung, finanziell wie kulturell die vortheilhafteſten " ſeien , ſondern daß wir uns überhaupt ein Recht und Pflicht wiſſen , an dieſem Streben nad Weltumfaſſung theilzunehmen und vielleicht mit größerer Ausſicht auf Erfolg als ſo manches von den Völkern , die jeßt in erſter Linie ſtehen .
Und dabei iſt beſonders eines nicht zu überſehen,
kuſſionen zu ?
Die Aufgabe, welche der Geograph gegenüber dieſen Fragen zu löſen hat , iſt nach unſerer Auffaſſung einmal der Nachweis der Nothwendigkeit und der Bedingungen der Ausbreitungstendenz (welchen wir im Eingang ge liefert zu haben glauben ) und dann die Drientirung auf
das gerade Deutſchen vertraut ſein wird .
der Erde im Einzelnen und Allgemeinen .
faſſen , ſo kann es uns wohl nicht verſagt werden , wenn wir dem einzelnen Staat eine erziehende Wir kung auf ſeine Bürgerſdaft zuſprechen , eine Wirkung, welche natürlich über die Sorge für Scule und Aufrecht
Was die leştere
anbetrifft , ſo wird es ſich freilich dabei viel weniger darum handeln , mit dem Finger auf der Landkarte die Länder zu ſuchen , welche als deutſche Kolonien wünſchens
Wenn nämlich
Leſſing und Herder, und als Geograph iſt es wohl erlaubt, Karl Ritter anzureihen, dem großen und ſchönen Glauben huldigten , es laſie ſich die Welt-Geſchichte als die Geſchichte der Erziehung des Menſchen-Geſchlechtes auf
werth oder mindeſtens unſeren Auswanderer oder unſeren
erhaltung der guten Sitten hinausgeht und hinausgehen
Kaufleuten zu empfehlen wären , als vielmehr in weiten Kreiſen der Nation jenes gründliche Länder- und Völker:
muß. Die Schicjale ſagt man , erziehen den Menſchen , und jedenfalls haben die hiſtoriſchen Geſcide eine mächtige
Die Pogge-Wißmann'ſche Reiſe quer durch das ſüdliche Kongo Gebiet.
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erziehende Wirkung auf die Nationen jeder Zeit geübt und werden ſie immer üben. Es iſt viel Wahrheit darin , wenn man die Welt ein Erziehungshaus nennt. Nun,
daß einzelne Theile von anderen Mädyten in Beſitz ge genommen wurden, wie in dem einſtigen ſpaniſchen Weſt
die Koloniengründung iſt eine der beſten Schulen der
Thatjade, auf deren Lehrbedeutung für unſeren Fall wir
Völker und zugleich eine entſcheidende Prüfung ihres
bloß hinzuweiſen brauchen .
wahren Werthes.
indien. Dieſer raſde Beſißwechſel iſt eine intereſſante
Nur tüchtige Völker haben dauernde
Außerdem darf aber wohl
Aber hauptſächlich wichtig iſt
auch betont werden , daß das einzige Gibraltar oder Sin gapur für England und die Welt heute unendlid mehr
es , daß eben die Roloniſation im weiteren Sinne die
bedeuten , als der ganze große Philippinen -Archipel für
Völker günſtiger ſtellt hinſichtlich dieſer großen Weltbe-
Spanien oder die 13000 Quadratmeilen Borneos für die
Kolonien gründen können.
wegung , dieſes Strebens nad Weltumfaſſung, der wir
Niederlande.
uns nicht entziehen durften, nicht nur weil ſie ihnen einen feſten Fuß im fernen Ausland gibt , ſondern auch, weil
Wegen des Welthandels oder eine Machtverſchiebung ein
ſie aus der geiſtigen Einſeitigkeit und der binnenländiſchen
wo eine kurzſichtige Regierung oder Volksvertretung irgend eine Inſelgruppe als zu klein verſchmähte ? Aber in dieſem Punkte ideint es gut zu ſein , einzu
Und fann
nidyt eine Wendung in
den
Gibraltar oder Singapur gerade dort erwachſen laſſen ,
Verdumpfung ſie befreit. Manche Mängel unſerer ſozialen Organiſation dürften zum Theil auf die Kolonienloſigkeit zurückführen. Sollten wir uns aber ſagen müſſen : die Möglichkeit iſt da , daß eine directe Feſtießung auf überſeeiſchem Boden uns nicht mehr gelingt, ſo hätten wir in dieſer
halten , wenn wir nicht den Vorwurf des Planeſchmiedens auch auf unſere Betrachtung der Roloniefrage berabrufen wollen , deren Zweck doch nur der Nachweis des nothien
digen und Bleibenden in derſelben und die Aufzählung der Anläufe zu einer praktiſchen Löſung fein konnte.
traurigen Ueberzeugung einen Appell an unſer patriotiſches Gefühl zu vernehmen , die Mabnung nämlid ), durch die äußerſte Anſpannung der individuellen Kräfte den Vor:
ſprung doch noch einzuholen , welchen das geſchichtliche
Die Pogge-Wißmann'ſche Reiſe quer durch das ſüdlide Kongo Gebiet.
Schidſal anderen Nationen eingeräumt hat , und vor allem unſerer Kultur einen hohen Charakter von Eigen :
I.
artigkeit zu geben , welche im Stande iſt uns ſelbſt zu
Die früheren Durchfrenzungen.
ſammenzuhalten und andere bei uns feſtzuhalten , mit anderen Worten jenen Kulturdharakter zu entwickeln, deſſen Weſen wir oben (Seite 7) andeuteten.
Von allen Reiſen , welde den dunklen Erdtheil zu erforſchen ſtrebten , haben ſtets die Durchfreuzungen des
Aber ſo ſchlimm
ſteht es nicht. Wir vertrauen auf die bewährte dauer und Tüchtigkeit unſerer Nation und halten Pulver auch inſoweit trocken als wir es nicht zu verſchießen. Kommt aber eine gute Gelegenheit, ſo
ſelben das höchſte und allgemeinſte Intereſſe hervorge
Aus: unſer früh ſollte
rufen. Wie man durch die Vornahme von Querſdimitten das innerſte Weſen des Pflanzen- und Thierorganismus aufzudecken im Stande iſt, ſo enthällt auch die Durch querung der unbekannten Theile Afrikas mit einem
ſie uns nicht bloß bereit , ſondern auch frei von unſerem alten Erbfebler der Krittlichkeit finden , denn der fonnte
Sdlage eine Reihe von geographiſchen und ethnographiſchen
gerade hier verderblich werden. Wenn in der Geſchichte wie im ſonſtigen organiſchen Leben der Grundſat herrſcht, daß aus Kleinem Großes fich entwickeln kann, ſo iſt der Einwurf gegen die geringe Größe etwa zu erwerbender Kolonien kein gerechtfertigter, Noch weniger iſt er es in dem Augenblick, wo man er kennt , daß die Begriffe Kolonie und rieſige Ausdehnung nur zufällig in unſeren Gedanken ſo eng mit einander verknüpft ſind. Es iſt in der That eine zufällige Erſcheinung , daß die Kolonialreiche dieſer leßten Jahrhun-
Thatjaden und giebt zu gleicher Zeit den Anſtoß zur meridionalen Durdyforſchung der nur an einem Punkte überſchrittenen Flußläufe und Gebirgszüge.
Livingſtone war der erſte, welcher 1832—54 den 1
zwiſchen dem atlantiſchen und indiſchen Ozean liegenden Continent und zwar den ſüdlichen Theil des tropijden Afrika's von Benguela nach dem unteren Zambeſi durd querte.
Er fand öſtlich vom Quanza eine große Anzahl von Flüſſen und einen Strom mit der allgemeinen Nidtung
derte größtentheils von gewaltiger Ausdehnung waren, ja | nad Norden und wenige Breitengrade ſüdlich ein Syſtem nicht ſelten ihre Mutterländer beträchtlich übertrafen. I von Waſſeradern , die ) ſich zu einem großen nach Diten ſtrömenden Fluß vereinigten. Hatte er ſelbſt hier die Man braucht nicht die ſpaniſche Prahlerei von dem Quellen des Zambeſi endeckt und ſeinen Pauf bis zum Keiche zu wiederholen , in deſſen Grenze die Sonne nicht Meere verfolgt , ſo bedurfte es der ſpäteren Reiſen eines auf- noch untergeht, um ſich an die gewaltige Ausdehnung Cameron , Stanley, Pogge, Budyner, um die geographiſche der älteren Kolonialreiche zu erinnern. Im Lauf der GeBedeutung jener von ihm zuerſt durdwanderten Gegend fdichte ſind ſie alle zuſammengeſchmolzen , ſei es , daß öſtlich von Bihe thatſächlich feſtzuſtellen , nemlid, als die Theile von ihnen ſelbſtändig geworden ſind , wie es in Waſſerſcheide zwiſchen Kongo und Zambeſi. dem größeren Theile von Amerika geſchah , oder ſei es,
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Die Pogge Wißmam'ſche Reiſe quer durd, das ſüdliche Kongo Gebiet.
Nachtigal's Reiſe 187374 längs der Südgrenze der Sabara bradite aufdämmerndes Licht über das Fluß
ſyſtem des Sdhari und der weſtlichen Zuflüſſe des Nil
Aderbau treibt , Rupfer gewinnt, Kaffee mit Vanille ge würzt trinkt und zweiſtödige Häuſer beſitt; am Lualaba abwärts leben die Babija ; bei ihnen iſt das Elfenbein in
und berührte die Scheidelinie der Sudan- und Bantu
ſolcher Menge vorhanden , daß ſie es als Thürpfoſten an
neger. Eine zweite Durdyquerung, einige Breitengrade weiter ſüdlich , weldie vielleicht von Junker und Caſati,
ibren Hütten verwenden .
von Dſten und von Flegel von Weſten ber ausgeführt
wird , iſt abſolutes Erforderniß , um volle Aufklärung über die zwiſchen dem nördlichen Kongobogen, dem Schari
unaufhalſame Trang , weiter nach Weſten und Norden die Geheimniſſe Centralafrikas zu erforſchen ; die äußerſt ſtrapazenreichen Märjde im Lande der Manjema batten
und mittleren Nil liegende Waſſerſdeide zu erhalten .
ihn ermüdet, er ſehnte ſid, nach Ruhe an den Ufern des
Bis zum Anfang der ſiebenziger Jabre war ein im allgemeinen genügendes Bild von der Geſtalt und Be (daffenheit des nördlichen und jüdliden Afrika's erbalten ; nur der mittlere und vor allem der weſtlide Theil Central
Tanganika. Die Berichte aber, welde er aus dem räthſel vollen fernen Weſten mit ſich brachte, lenkten neue Unter nehmungen nad) jener Gegend. Nyangwe wurde zum
afrikas eridien noch immer als unberührte, unausgefüllte Wüſte in unſerem Atlas. Welder Neiz , die erſten ſideren
Cameron trat auf im Auguſt 1874. Ausgeſdidt, um den lange vermißten Livingſton aufzuſuchen , ſab er
Linien in das fleckenloſe Weiß einzutragen , die erſte
fich durch Stanley) überholt und beſchloß, das, was Living
Kunde von neuentdeckten , nur ſagenhaft erwähnten Völker
ſtone auſgegeben , auszuführen , nemlid von Nyangwe
ſtämmen nad dem wißbegierigen Europa zu bringen ! Da war es wiederum Livingſtone, der vom Tanganika aus durd die großartigen Irwälder Manjema's weſtlid nad dem mädytigen Strome vordrang, deſſen Oberlauf er zwijden dem Bangweolo und Moeroſee entdeckt , nadı dem Yualaba. Livingſtone erreichte im Juni 1871 Nyangwe.
aus, den Lauf des Lualaba zu erforſden.
Geheimnißvoll floß zu jeinen Füſſen der rieſige Strom dabin nac, Norden war es der Kongo oder der Nil ?
Livingſtone neigte zu der Anjidit , daß es der Nil jei. Sein Verlangen war, ſelbſt den Lauf zu erforſchen ; allein für ein ſolches Unternehmen beſaß er zu wenig Mittel, auch weigerten ſich die anſäſſigen Araber anfangs ihm Schiffe zu verkaufen ; als endlich der Handel zum Ab idluß zu kommen dien, directe ibn eine Blutthat, weldie dic
Offenbar durdy loderte Livingſtone damals nidit der
Ausgangspunkt der folgenden Erpeditionen .
Allein er war
nidit der Mann dazu , es fehlten ihm Umſidt und Energie. Philanthropi de Nedensarten bilden in ſeiner Erzäblung die Ausflüdite, womit er den Mangel rüdjiditsloſen In
ternehmungsgeiſtes verſchleiert. Cameron batte nicht mit Krankheiten , gefährliden Pölferſtämmen , nicht mit un überwindliden Naturbinderniſſen , nicht mit verrätheriſder
Begleitmannſdiaft zu fämpfen ; er ging dahin , wo Ge fahren und Strapazen im geringſten Grade vorhanden waren .
In Nyangwe tradytete er barnad ), Nanoes ſich zu faufen ; da er aber fand, daß dieje nur gegen Sklaven
zu erbanden ſeien , gab er den Plan gänzlich auf, jepte nach dem Südufer des Lualaba über und warf ſich in die Arme des mächtigen Arabers Tippu Tipp.
Hier bot
Sanſibarleute unter den Eingebornen vollbrachten, von ſeinem Vorhaben gänzlid) ab : „mit ſolchen Bluthunden wollte er keine Reiſe antreten ;" er fehrte im Juli 1871 nady Udidid
ſich eine günſtige Gelegenheit, in das unbekannte Innere
di zurück , um fid) beſſere Begleitmannſchaft zu holen .
eine zahlreiche Karavane an , um nach dem weſtlich gele:
einzudringen. Tippu Tipp bot ihm nemlid Führer und
Während ſeines Aufenthaltes in Nyangwe hatte er Ers
genen großen See -- dem Sankorra - See – zu gelangen .
kundigungen über die Länder und Völker im Weſten und Diten eingezogen , die alſo lauteten : Vier Tagreiſen nördlich von Nyangwe verengt ſid) der Lualaba zu einer
Die erſten Schritte nach Weſten führten in das Gebiet eines weithin berridenden Häuptlings. Cameron ſandte
gefährlichen Stromenge; dann nimmt er einen großen Seitenfluß auf, den Lomame, welcher waſſerreicher ſein ſoll, als der Lualaba ſelbſt. Livingſtone hielt dieſen für den Poëfi (Rajjai) , von welchem er auf ſeiner Reiſe von
ſtatten. Als dieſer ſagen ließ : „ Noch nie ſeien Fremde
Angola nach dem Zambeji erfabren , daß er durch einen
großen See , den Tſchibugo-See oder Lincoln -See, wie er von ihm getauft wurde, in den Lualaba münde und daß er im weiteren Verlauf nad Nordoſt in einen weitausge dehnten See mit vielen bewohnten Inſeln falle, um ſchließlich in ein rieſiges Sdilfmeer fich zu verlieren .
Ceute zu ihm
mit der Bitte , ihm
den Durdyzug zu ge
mit Büchſen bewaffnet durch ſein Land gezogen und auch fünftig jollte Reiner ohne Kampf dasſelbe betreten ," gab Cameron auch dieſe Richtung ſeiner Reiſe ſofort auf. ,,Er bielt es für ſeine Pflicht, kein einziges Menſchenleben
ohne Noth aufs Spiel zu ſeßen ; denn das Verdienſt, eine geographiſde Entdeckung gemacht zu haben , würde mit unaustilgbaren Flecken behaftet ſein , wenn ein Tropfen 1
Blut von Eingebornen , außer zur Selbſtvertheidigung ( sic ! ), darum vergoſſen wäre." Hätten die vorhergehenden
Mit Beſtimmtheit wurde in Nyangwe behauptet , daß der
Afrifareiſenden und auch er ſelbſt durd, die Rückſicht auf die
Lualaba eine Reihe von Katarakten bilde. Weſtlich von Nyangive wobnt das vidervolk der Bagenja, nach ibnen
Möglichkeit von Menidenverluſten ſich weſentlich in der Aus
folgen sic Bakuju , ein ſehr gajtliches Volt , weldes
führung ihrer Erpeditionen beſtimmen laſſen, wir wüßten von Afrifa kaum mehr als die Rüſtenſtriche, denn jeder Maríd in
.
Die Pogge Wißmann'ſche Reiſe quer durch das jüdliche Kongo (Gebiet.
das Innere koſtet ſo und ſo viel Menſchenleben an Krank heiten allein ; das weiß man mit apodiſtiſcher Gewißheit
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ganzes Sinnen vor Allem darauf gerichtet, die Karavane
feſt zuſammenzuhalten und nach einem Punkt zu bringen,
im voraus. Wenn ein Neger - Häuptling mit „ Krieg "
an weldiem es fein Rüdwärts gab und nur das Vor
droht , muß dann auch gleid geſchoſſen werden ? Wie viele ſolche „ Kriege“ ſind mit einigen Ellen Baumwollzeug in friedliches Abkommen umgewandelt worden ? Cameron zog es nach Urua , bis dahin , ja bis zu dem nur fünf Tagmärſche vom Lager Tippu Tipp's ent fernten Kwarumba, waren ſchon portugieſiſche Händler von der Weſtküſte gelangt. Auf ſold begangenen Wegen
wärts Ausſicht auf glüdliche Heimkehr verſprad). Stanley
hoffte er ohne zu viel Schwierigkeiten den atlantiſchen Ocean zu erreichen. Cameron durchzog von Nyangwe bis zum Dilolo-See eine Strecke von 7 Breitengraden un bekannten Gebietes , allein es iſt ein geographiſch wenig intereſſantes; er traf auf den Lomame und berührte die Waſſerſcheide zwiſchen den weſtlichen und ſüdlichen Zu flüſſen des Lualaba ; er bradite uns eingehendere Nach :
richten von dem Reich des grauſamen Negerfürſten Kaſſongound von dem nichtswürdigen Treiben der portugieſiſchen Elfen bein- und Sclavenhändler, welche ihre Kaubzüge bis zum
go . Br. und zum 260 Ö. L. ausdehnen und in dieſen Gegenden den Arabern von der Oſtküſte die Hand reichen. Ueber das von ihm gemiedene Gebiet zog er folgende Erkundigungen ein : Der Lualaba ſtrömt von Nyangwe
nach W. S. W. und mündet in einen großen Sec, den Sanforra-See ( 15 Tagmärſche von Tippu Tipp's Lager) ; Boote mit Maſten verſehen , befahren denſelben, die Händler in denſelben tragen Hüte und weite Hoſen .
Leute , die erſt kürzlich vom Sankorra -See zurückgekehrt,
fürdytete den entmuthigenden Einfluß, den die Erzählungen und Intriguen der Araber in Nyangwe auf ſeine Leute
ausüben würden , er führte ſie daher raſch über den ge fährlichen Ort hinaus, aber nid) t allein , ſondern in Be gleitung
jenes hochangeſehenen Arabers Tippu Tipp,
welcher 210 Bewaffnete mit ſidy bradyte und dadurch die Madyt Stanleys derart verſtärkte , daß auch der klein müthigite Waniamweſi tapfer wurde und ſtolz ſich fühlte, einer folden Naravane anzugehören. Nur auf dieſe Weiſe gelang es Stanley, die geſammte Erpedition nach einem zweimonatlichen Marjd durch die Schredniſſe der Wälder
Urrega's und durd, die mordgierigen Wenja bis nady Vinya Ndichara zu bringen , mitten in die unbekannteſte Wildniſ, aus der zu entfommen nur das feſte Zuſammen halten Aller eine Möglichkeit bot. Erſt in zweiter Linie war Stanley bedacht, Böteſidy zu verſchaffen . Sein eigenes , die „ Lady Alice", führte er ſeit Sanſibar mit fich; wenn es auch nur ein Boot war, mit ihm konnten
dod) auf irgend eine Weije andere gewonnen werden . In Nyangwe freilich war dies nidyt möglich, das wußte er ; aber vielleicht ſpäter. Im ſchlimmſten Falle zimmerte er ſich ſelbſt welche zurecht , er verſah ſidy deßhalb mit dem nöthigen Handwerkszeug. Nady dieſem leßten Aus hilfsmittel zu greifen , blieb ihm jedoch erſpart. Durch einen äußerſt glüdlichen , aber auch geſchickten Handſtreich
Gefecht von Vinya
zeigten Cameron dort eingekaufte Zeuge und Perlen,
erwarb er bekanntlid nady dem
welche nach Stoff und Qualität ganz verſchieden von den Im Norden von aus Sanſibar eingeführten waren .
Ndichara aus den Händen der Eingebornen eine ganze
Nyangwe hauſen wilde friegeriſdie Stämme, mit denen
nenden Stämme ſchreckte Stanley nidyt ; ſeine Mannſchaft war erprobt im Vertrauen auf ihren Führer, Waffen und
kein Handel getrieben werden könne. Nad Cameron erſchien im Oktober 1876
Flotille von Rähnen .
Die Wildheit der am Rongo tvoh
an den
Munition hatte er in genügender Menge und endlich
Ufern des unenträthſelten Stromes Stanley mit dem feljenfeſten Vorſak, den Lualabafluß abwärts zu verfolgen,
wußte er, daß ein Kampf mit den Negern mehr theatra
ſei es nad dem
atlantiſchen Ocean, ſei es nach dem
ägyptiſchen Sudan. Er erkannte in Tippu Tipp den Mann , deſſen Erfahrungen und Machtmittel ihm zur Löſung der Aufgabe behilflich ſein mußten.. Er ſucite ihn 1
auf, bevor er Nyangwe erreichte und erkundigte ſich vor
Allem , weßhalb Livingſtone und Cameron in ihrem Vor
dringen von Nyangwe aus geſcheitert wären. Nach Tippu Tipp lag der Grund in dem Mangel an Schiffen , in
der Feindſeligkeit der Eingebornen , in der Feigheit der Begleiter und in der Beforgniß der Araber, im Falle des Unterganges einer von Weißen geführten und von ihnen unterſtüßten Erpedition dereinſt von dem Conſul in San
ſibar zur Rechenſchaft gezogen zu werden . Dieſelben Hinderniſſe drobten Stanley ; wie er ſie überwand und umging, das iſt der Triumph ſeiner genialen Klugheit und ſeiner unwiderſtehlichen Thatkraft.
liſcher als ernſtlich) Gefahr drohender Natur ſei, wie denn auch in Wirklichkeit der Verluſt in den 26 Kongotreffen nur 13 Todte betrug ! Die Reſultate von Stanley's Fahrt den Kongo berab ſind zu friſch im Gedächtniß , als daß ſie einer Wiederholung an dieſer Stelle bedürften ; es ſei nur er wähnt, daß durch dieſe jener weiße Fleck auf den Karten
Centralafrikas zum großartigen Kongobeden umgeſtaltet wurde, daß durch die Entdeckung der Einmündung von adit öſtlichen und nördlichen und von 6 ſüdlichen Zu flüſſen ſämmtliche Duellflüſſe, die bisher im Süden , wie
zum Theil im Nordweſten und vielleicht im Nordoſten angetroffen worden , als Tributäre des Kongo von nun an angeſehen werden müſſen .
Ethnographiſch bedeutend war die Thatſache , daß die allgemeinen Charakterzüge der Bantunegerraſſe bei
Stanley pact
allen Stämmen gleichmäßig angetroffen , daß aber, ent
jedes Ding am rechten Ende an. So war auch jeßt ſein
gegengeſeßt den Völkern der Oſtfüſte, eine verhältniſmäßig
Die Pogge- Wiſman'ſche Reiſe quer durch das Kongo Gebiet .
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höhere Kultur , tros des augenſcheinlid vorhandenen
Muene," d. i. der Hauptiluß , ſtrömt in das Meer, nac)
Kannibalismus bemerkt wurde , endlid, daß die überaus
dem er ſich vorher mit dem Lualaba vereinigt und einen
dichte Bevölkerung in großen Maſſen zuſammen wohnte. Von einem Zwergvolk , das innerhalb des Kongobogens leben ſollte, den Watwa's, befam Stanley manche abenteuer
großen See , den Mukamba oder Lufuatſchim gebildet ; der entfernteſte Punkt, welchen die Kioko vom Kaſſai kannten , war die Mündung des Loange in denſelben, 20 Tage
liche Geſchichte zu hören , und einmal vielleicht ſogar ein
märſche vom Kiluata entfernt, (etwa unter dem 30 1. Br.
Eremplar deſſelben zu ſehen .
und 21 ° 0. L. ) Im Lande der Tuſchilange herrſdht Ordnung und Geſek ; der Fürſt Mukenge wacyt mit
Zu Erkundigungen gab die raſche Fahrt und die
torialen Congo wurde auch Stanley beridytet.
Strenge über die Erhaltung des Friedens. Deſtlich und ſüdöſtlich des Mufamba eriſtirt ein kriegerijdhes und äußerſt gefährliches Zwergvolk, die „ Zwata Chitu ". Nordoſtlidy
Zwei Mal war es alſo gelungen , von der Oſtküſte nach der Weſtfüſte durchzudringen , ein Mal mit halbem ,
von dieſem wohnen die Mbindi Akuſju , die Papagei Leute und auf ſie folgt bis zum Lualaba der mächtige
das zweite Mal mit glänzendem Erfolg ; dagegen ſcheiterten
Stamm der Luba , welche von Lufengo beherrſcht werden.
meiſt kriegeriſche Haltung der Uferwohner keine Gelegenheit,
doch die Eriſtenz eines großen Seees ſüdlid) des äqua
bisher alle Verſuche , in entgegengeſeßter Richtung den Rontinent in dieſen Breitengraden zu durduſdyneiden. Die
Urſache lag in dem moralijd minderwertbigen Material
Budyner hatte den Auftrag von der Afrikaniſchen Geſellſdyaft in Deutſcyland erhalten , Muſlumba als eine
der Träger, in der Wildheit der Eingebornen am unteren Kongo und in der Eriſtenz des großen Lundareides unter
Station für Forſchungserpeditionen zu erploriren und dann zu verſuchen , in der Ridytung nad Nyangwe vor: zubringen . In dem Auftrage ſelbit lag unbewußt der
dem Scepter des habgierigen Matiamvo, Am unteren Kongo mißglüdte 1874 der Zug des engliſden Lieutenants Grandy , welder Cameron entgegen gehen ſollte ; von Angola aus verſuchten vergebens Bogge 1875 , Scyütt
Theiles der geplanten Unternehmung.
Reim
zur Unausführbarkeit des zweiten und wichtigſten
Denn einmal in
das Madytbereidy des Matiamvo gelangt, war es auch Budyner vollkommen unmöglid ), ,,die argwöhniſden Be
1878 und Budyner 1879 über das Gebiet des Matiamvo
denken desſelben zu beſiegen und ein Vordringen nach neue Länder zu erſchließen. Pogge erreichte die Reſidenz Matiamvos in der
Norden zu bewerkſtelligen . “ Ebenſo ſcheiterten die ſpäter
Hoffnung, einen Durdimarſch nach der Route Camerons
dreimal angejekten Verſude, auf der Rücreiſe von einem
zu erzwingen ; allein Muſſumba erwies ſid jo zu ſagen als eine Ropfſtation. Von dort führen keinerlei Handels:
weſtlich von Muſlumba gelegenen Punkte aus die nörd liche Grenze des Pundareiches zu überſchreiten , da die
wege nad Norden oder Diten ; das Mißtrauen des Herr :
Träger, weldie natürlid, nur zum Marſd nady Mufamba
ders und ſeine Gier, die Waaren Bogge's jämmtlich in ſeinen Beſiß zu bekommen , verbot abſolut eine andere Marid : richtung, als diejenige, die an die Weſtküſte zurüd :
in Malanſche engagirt waren , jede Verzögerung der Heim reiſe zu hintertreiben ſuchten und endlich bis auf 8 Ge treue auf und davon liefen . Eine ſolche Erfahrung konnte im Voraus nidyt gewonnen werden , ſie mußte gemacht werden , kam jedoch Buchner am theuerſten zu ſtehen ; denn obgleid) er größere Strapazen als mander glück 1
führte.
So bradyte Pogge uns außer einer eingehenden Schilderung der politiſchen und ſozialen Verfaſſung des Lunda-Reidies nur die Kunde von einem durch zahlreiche Flüſſe durchſchnittenen Lande , welche alle die Richtung
nach Norden einhalten und zum Theil mit dem mächtigſten Strom , dem Kaſſai, ſich vereinigen . Schütt trat die Reiſe mit etwas ungenügenden
Kräften an ; er wollte Muſſumba vermeiden und längs des Luatidhim
in das Land der friedlich geſinnten Tu
ichilange gelangen ; allein beim Kiluata (unter dem 70 1. Br.) erfaßte ihn der Arm des mächtigen Matiamvo dennod, und zwang ihn zur Rüdkehr. Sind auch ein zelne Partien ſeiner fartographiſchen Aufnahmen un wahr , ſo hat er dod im Ganzen weſentlich zur Klärung der Flußſyſteme im Lande der Kioko beigetragen und ein
richtiges Bild von der Topographie des von ihm durdu
wanderten Gebietes gegeben . Auch die Erkundigungen über Land und Leute im Norden des Lundareiches er weiſen ſid jeßt ſo genau, als es überhaupt Erkundigungen von Eingebornen ſein können . Der Kaſſai, der „ Zaire
lidie Afrikareiſende beſtanden und muthig allen Gefahren getrott , mußte gerade er auf den Triumph eines ſieg reichen Durdymarſdes nad Nyangwe unerbittlich ver zichten. Was aber innerhalb der Grenzen ſeiner Reiſe für die Ethnographie Neues und Werthvolles zu gewinnen war , ſammelte er in der gewiſſenhafteſten Weiſe eines Mannes der Wiſſenſchaft. Obwohl die Reſultate ſeiner Erpedition noch nicht in einem umfaſſenden Werke ver öffentlidyt ſind , ſo erkennt man doch aus ſeinen an die Afrikaniſche Geſellſchaft geridyteten Briefen , wie er als
der Erſte durdy erakte Poſitionsbeſtimmungen , durch ge naue Verfolgung der zahlreichen Flußläufe ein klares und wahres Bild von der Configuration des Oberlandes, durch welches die ſüdlichen Zuflüſſe des Kongo ſtrömen, ge ſchaffen hat. Seine Erkundigungen beziehen ſid ebenfalls auf die Eriſtenz eines großen See's - des Lutuatſchim -- und des friedliden kunſtfertigen Volkes der Tuſdilange im
Zur Rongo Frage.
Norden des Lundareides , wohin ein Karawanenweg der Kioko's zwiſchen Luatſchim und Tichikapa führen ſollte. Was Behm 1873 ausſprach : „ In der Regel erfordert es eine ganze Reihe von Erpeditionen , um einen neuen Theil Afrifas zu erſchließen " , bat ſich wieder in Bezug
auf die unbekannten Länder zwiſchen Quango und Lualaba bewahrheitet ! Die Erforſchungen Livingſtone's, Cameron's , Stanley's , Schütt's und Buchner's mußten
35
Actionäre betheiligten. Der Zweck des Komité's war , ſid)
Gewißheit darüber zu verſchaffen , ob eine regelmäßige Verbindung zwiſchen dem unteren und oberen Rongo ber geſtellt werden könnte; ferner zu unterſuchen , ob es mög lid) wäre , dereinſt kommerzielle Verbindungen mit den Völfern des oberen Kongo anzuknüpfen und im Austauſd) gegen afrikaniſche Produkte europäiſche Waaren einzufüh: ren .
Das Romité verfolgte bauptſächlich philanthropiſde
vorhergehen , um die Erpedition Pogge- Wißmann
und wiſſenſchaftliche Zwecke und war nicht gewillt , ſelbſt
den richtigen Ausgangspunkt finden zu laſſen und die
Handelsgeſchäfte zu treiben. Deßhalb nahm es auch die Fabne der ,, Association " an und verpflichtete ſid ), gleich wie jene , Stationen nach den gleichen Principien zu er
Durdykreuzung Zentralafrikas von Weſt nad Oſt zum erſten Mal erfolgreich durdyführen zu können . Brir Förſter.
richten. Die ſpecielle und nächſte Aufgabe , die man ſido
ſtellte, beſtand in der Herſtellung eines Handelsweges vom
welde vor wenigen Wochen erſchienen iſt , bringt aufflä
Atlantiſchen Ozean nad dem Stanley -Pool, und die Aus führung dieſes Werkes wurde Stanley übertragen . Das Werk iſt vollendet; es trägt unverkennbar den Stempel des Praktiſchen und Großartigen und verdient um fo mebr die allgemeinſte Anerkennung, als es ohne finanzielle Unter ſtüßung irgend einer Regierung zu Stande gebradyt wurde
rendes Lidit über das bisher verſchiedenartig gedeutete
Gingebornen .
Zur Kongo-Frage. 1 Die Stellung des Comité d'études du Haut-Congo zur Association internationale africaine.
Eine Brojdüre, wahrſcheinlid offiziöjen Urſprungs ?,
und ohne irgendweldie Gewaltthätigkeit gegenüber den Die Inſtruktionen , welde das Komité
Verbältniß zwiſchen jenen beiden obengenannten Geſell daften.
Schwer zu überzeugenden Skeptikern ſei gleidh
von vornherein das Urtheil der franzöſiſchen ,, Exploration“ welches gewiß in dieſem Punkte ſo ſcarf als möglich ſid) zuſpißen möchte, kundgetban; es lautet: ,, Man weiß jest ganz genau , was die Assoc. intern , afr. mit ihren Satel liten , dem Comité d'études du Haut Covgo und der
Société générale d'exportation, bedeutet. Offenbar und unzweifelhaft bezweckt dieſes Werk der Ziviliſation eine großartige kommerzielle Unternehmung, an welder ſid, alle Nationen betheiligen fönnen , iſt aber gewiß nidyt voll kommen frei von allem Eigennuß." Die , Association (wie wir ſie kurzweg bezeichnen werden ) war im September 1876 gegründet worden und entwarf im Juni 1877 die Etablirung von Stationen längs der Karawanenſtraße von der Dſtküſte Afrika's bis
zum Tanganika -See.
„ Unterdeſſen ,“ ſagt wörtlich die
Broſdüre, „ entſtand neben ihr ein ſelbſtſtändiges Unter nehmen , das unter denſelben Breitengraden in analoger Weiſe ein Vordringen von der Weſtküſte durchzuführen gedachte. Die ,, Association “ hatte eine derartige Erpe dition für ſpätere Zeiten ebenfalls ins Auge gefaßt ; das „Comité d'études du Haut-Congos entlaſtetete aber nun
die ,, Association von dieſer Aufgabe und konſtituirte ſidy am 25. Nov. 1878 in Brüſſel mit einem Kapital von
1 Million Francs , woran jid belgiſche und ausländiſde
Stanley ertheilte , behufs der Verhandlungen mit den Negerfürſten , der Erwerbung von Grundſtücken , Errich tung von Stationen 2c. ſind vollkommen gleidlautend mit jenen der „, Association “ für die Erpeditionen an der Oſtküſte. So dienen denn auch die Stationen Stanley's demſelben Zweck , wie jene zu Tabora , Gonda und Karema. Sie ſind international; die neutrale Flagge gewährt ihnen nur den Sdus des allgemeinen Völkerredits.
ſende, gleichviel welder Nationalität, jeder Miſſionär , gleid viel weldier Konfeſſion , jeder Kaufmann, gleichviel welder Art : Alle ſammt und ſonders fönnen bier Beiſtand und gajtlidie Aufnahme finden.
Die Stationen baben keinen
kommerziellen Charakter. Niemand iſt im Stande, eine einzige merkantile Unternehmung , die für Rechnung des Romité's begonnen worden wäre , nadzuweiſen.
2 L'association
internationale
d'études du Hant-Congo. bre 1877 à Octobre 1882.
africaine et le comité
Aber
das iſt keine Frage , ſie wirfen beſtimmend und fördernd auf die Errichtung von Handlungsbäuſern der verſchiedenſten Nationalitäten am Kongo. Ein einziger Belgier hat bis
her Vortheil daraus gezogen. Es iſt M. Gillis, welcher zwei Faktoreien , eine zu Embomma, die andere in Nofi, beſißt. Die kaufmänniſchen Geſchäfte betreffen ihn allein ;
er hat nur ein gegenſeitiges Abkommen mit dem Komité vereinbart. Er verpflichtete dition auf dem (unteren) nebmen und die Fahrzeuge das Romité verſdaffte ihm
ſich, die Transporte der Erpe Kongo unentgeltlich zu über derſelben in Stand zu balten ; entſprechende Erleichterungen
(facilités correspondantes) in Europa. 1 Vgl . Ausland 1882 Nr. 44 , 45 , 48 .
Jeder Rei
Kein anderes
belgiſches Handelsbaus oder irgend eine belgiſche Geſell daft iſt bis jeßt direkt an dem Handel am Kongo betheiligt.
Travaux et résultats de Decem
Par un de leur coopérateurs.
Die im Mai 1882 gegründete Société générale d'expor
Bruxelles. Institut national de Géographie. Société ano
tation, von deren Aktien das Romité einige wenige über :
nyme. 1882
nommen hat, befindet ſich erſt im Anfangsſtadium merkantiler
36
Bemerkungen über die zu Carſon (Nevada ) entdecten angeblich menſchlichen Fußſpuren.
Operationen und wird allem Anſcein nach längere Zeit bis zur Entwicklung wirkſamer Thätigkeit bedürfen. Die Mittel , welche urſprünglich dem Komité zur
Verfügung geſtanden , ſind aufgebraucht, ja überſchritten wor den ; nur freiwillige Beiträge ermöglidten die Erhaltung und Fortſeßung der Unternehmung. Die ,, Association “ und das Komité haben den gleiden Zweck und dasſelbe Programm ; ihre finanzielle Unterſtütz
brud ), deſſen Boden einen Flächenraum von ungefähr ein und ein halb Acre bedeckt und ſidy gegen Weſten in einem Winkel von beiläufig 5 Grad neigt. Seiner Geſtalt nad iſt der Boden ein unregelmäßiges Rechteck; in der Entfernung von etwa einem Drittbeil des Geſammtburdh meſjers vom vſtliden Hande her iſt er aufgebrochen , jo
daß der übrigbleibenide Theil ein anderer, tieferer Horizont
ung entſpringt zwar nicht aus den gleichen , dod aus ſich
zu ſein ideint. An dem öſtlichen Horizont fand man die idönſten Eindrüde, andere ebenſo deutliche und zahl
ähnlichen Quellen. Keines von beiden erſtrebt territorialen
reidere zeigten ſid, auf der weſtlichen Seite , trosdem
Erwerb zu Gunſten irgend einer Nation , noch erkluſive
die meiſten ſchon verwiſcht waren durch die beim Transport
kommerzielle Vortheile." Beide ' rufen alle Nationen zum
der Steine zu baulichen Zwecken beſtändig darüber hin:
Mitbewerb auf und nehmen mit Dankbarkeit die uneigen
gehenden Wagenräder. Der Boden des Gefängnißhofes iſt an dem öſtlichen Ende nahezu 15 Fuß unter der Ober fläde , während an dem weſtlichen die Höhe der Mauer
nübigen Dienſte aller redlid Wollenden an ."
an 32 Fuß beträgt. Die Geſteins-Schidyten beſtehen aus
Bemerkungen über die zu Carſon (Nevada) entdekten angeblidh menſchliden Fußſpuren.
grauen Sandſteinen , welde durd) jandige Thonlagen ge
Bon Dr. W. 3. Hoffman in Waſhington .
trennt ſind. Eine der letteren hat im nordweſtlichen Sinkel
ca. 8 Fuß unter der Dberflädie Stoßzähne und Zähne vom
Als ich vor einigen Woden Veranlaſſung fand , den
Mammuth , Hirſchfnodien , Zähne vom Equus major und Süßwaſſer-Muídeln - Anodonta und Physa – ergeben .
weſtlichen Theil Nevada's 311 dem Zwecke ethnologijder
Einzelne Partien dieſer Sandſtein -Schidyte ſind buchſtäblich
Forſchungen unter den Waſhoe Indianern zu beſuchen,
angefüllt mit Wurzelfaſern und Aeſten von verfieſelten Pflanzen und Sträuchern . Die nächſt tieferliegende Thon dhidite hat auch einige Knochenreſte ergeben, und die inter eſſanteſten Arten davon waren ſehr gut erhaltene Zähne von Elephanten und Pferden. Indem wir durch die nächſte Sandſteinſchichte niedergeben, erreichen wir ein Zwiſchenlager von Thon , welches auf einer Sandſteinſdidhte rubt, und auf weldem wir ſchöne Fußſpuren von Hirſchen, Pferden, Elephan ten , zwei Arten von Vögeln , der Familie der Reiher angehö rend, und Canis indianensis finden. Das bemerkenswertbeſte
wurde meine Aufmerkſamkeit auf kürzlich entdeckte Fußſpuren gelenkt , welche denjenigen menſchlicher Weſen ſehr ähnlich
find ; ehe id) indeß eine genauere Beſchreibung davon gebe, möchte es angezeigt ſein , einige kurze Bemerkungen über die geologiſche Lage anzuführen. Ein ſchmaler Höhenrücken , der im Norden durch den
Carſon-Fluß von den Pine Nut Mountains getrennt wird, tritt in die Ebene von Carſon wie ein Vorgebirge hinaus.
Dieſer Zug beſteht hauptſächlich aus kryſtalliniſchen und Urgeſteinen , iſt ungefähr drei Meilen lang , und ſeine Gipfel erheben ſich zu einer Höhe von 900-1100 Fuß über die Ebene. Der nördlichen Seite desſelben iſt ein niedriger Sandſteinrücken angelagert, an deſſen nördlidem Ende das Staatsgefängniß von Nevada gelegen iſt, das in ſeinen Mauern den Steinbruch birgt , welcher hier in Frage kommt. Von dem Gefängniß aus hat man einen ſchönen Blick auf das Eagle Valley , auf deſſen weſt licher Seite ſich jetzt die Stadt Carſon erhebt .
Zu der
Zeit, als der Sandſtein ſid, bildete , umſchloß dieſes Thal einen See von nahezu drei Meilen im Umfang, der nad Dſten zu einen Ausfluß hatte. Das Gefängniß liegt in 390 09' nördlicher Breite,
1190 44' 04 " weſtl. L. und in einer Höhe von ungefähr 4590 E. Fuß über dem Meer. Der Steinbruch wurde vor einigen Jahren geöffnet und bot nichts bemerkenswerthes, als die gelegentliche Entdeckung von Säugethier - Heſten und Süßwaſſer - Muſcheln. Erſt in dieſem Sommer entdeckte man verſchiedene Formen von Fußſpuren auf dem Grund
1
jedoch ſind die Fußſpuren eines Zweifüßlers, die mehr Aehn lichkeit mit denen eines menſchlichen Weſens haben, als irgend welche der anderen . Die kleine Anzahl von Männern der Wiſſenſdaft, die ſie geſehen haben , erklären ſie für von Men
(dyen herrührend. Die Zahl der bis jezt aufgedecten Fußſpuren überſteigt hundert, und da ſie auf verſchiedenen Theilen des Bodens in dem Steinbruch vorkommen , und verſchiedene Richtungen anzeigen , ſo wurden ſie in ſechs Serien einge
theilt die durch zwei Individuen verſchiedener Größe und verſdviedenen Alters gemacht worden ſind.
Die erſte Serie , welche die wichtigere iſt, geht von der nordöſtlichen Mauer aus , läuft in jüdweſtlicher Rich tung fort , bis ſie am Ende jenes Horizonts , ſiebzehn Fuß ſpuren zählt , wovon eine jedoch durch einen Brud faſt
verwiſcht iſt. Die Spuren am öſtlichen Ende ſind die tiefſten , gegen das weſtliche Ende werden ſie allmählich ſchwäder. Sie ſcheinen in einer Sediment-Lage von etwa zwei Zoll Dicke gebildet worden zu ſein , denn unter dieſer Lage finden wir kompakten Sandſtein . In jedem cinzelnen
des Steinbruces , und auf dieſe möchte ich die beſondere
Fall hat der Schlamm durch den Druck des Fußes eine Ers
Aufmerkſamkeit lenken . Der Steinbrud) zeigt gegenwärtig einen neuen Auf
höhung gebildet , die ihn ganz umgibt. Der Schlamm iſt nun theilweiſe feſt und zerbrödelt leicht beim Bloßlegen,
Bemerkungen iiber die zu Carſon (Newada) entdeckten angeblich menſchlichen Fußipuren .
37
Dieſe Eindrücke zeigen deutlich rechten und linken Fuß,
gepreßte Schlammſtreif um den Fuß herum von beträcht
da das Auseinandergehen nach jeder Seite in gerader Linie ſo viel als eines gewöhnlichen Menſchen Schritt beträgt. Die Fußſpuren des größeren Individuums meſſen neunzehn Zoll in der Länge , ſechs Zoll um die breiteſten Theile der Ferſen und ſieben Zoll quer über den Fuß am Ballen oder am Anſaß der Zehen. Die Höhlung unter dem Riſt iſt auffallend hervortretend und charakteriſtiſch für den menſchlichen Fuß , ebenſo wie die Biegung nach einwärts auf jeder Seite des Fußes , gegen die Rundung
licher Höhe war, entdeckte ich unregelmäßige Zeichen von Eindrücken von Haaren oder Borſten . Mit Rückſicht auf
der großen Zehe hin. Daß keine beſonderen Eindrücke von Sehen ſichtbar ſind , liegt in dem Umſtand, daß die
ganze Baſis des Eindruckes den Umriß einer Sandale
zeigt , die wie von Häuten gemacht ausſieht , und genau einem Abdruck gleicht, der von einem modernen Indianerinokaſſin in Schlamm gemacht wurde. Indeſſen iſt ein deut-
licher Eindruck der Einbiegungen der Fußſohle ſichtbar, der die Vorragung des Ballens, der großen Zehe und der Ferſe zeigt.
Bei einigen der deutlichſten Eindrücke , wo der aus-
die Lage dieſer Anzeichen bin ich zu der Anſicht gekommen ,
daß ſie nicht durch ein zur Anfertigung der Sandalen
-
wenn es überhaupt Sandalen ſind angewandtes Ma terial gebildet wurden , ſondern durch die haarigen Stellen
am untern Theil des Fußes ſelbſt, die unmittelbar über der Stelle ſind, wo die Sohle endigt. Im ſüdöſtlichen Winkel des Hofes befindet ſich eine andere Serie von Spuren , anſcheinend von einem jüngeren und kleineren Individuum desſelben Baues herrührend. Hier war der Schlamm urſprünglich viel tiefer , da einige
der Spuren ſechs Zoll tief ſind und dieſelben deuten ab wärts und rückwärts , als ob der Beſißer entweder mit irgend einem Thier gekämpft hätte , oder eine ſchwere Laſt zu tragen verſucht hätte. In einer der Reihen iſt eine Spur gänzlich verwijdyt durch die darauffolgenden Tritte eines Elephanten. Die Größe dieſer Fußſpuren erſcheint natürlich als
7Zoll
Enercorsicht
20 19
6Zoll
Längsansicht
ein Hinderniß jeder Theorie , die behaupten mödyte, daß
Was die Entfernung zwiſchen den Fußſpuren anbe
jene von Urmenſchen oder menſchenähnlichen Affen herrühren ;
langt, ſo iſt dieſe in den einzelnen Reihen verſchieden .
es wurde mir aber der genaue Umriß der Schuhſohle eines
Der Durchſchnitt zwiſchen der Zehe des rechten Fußes zum Beiſpiel und der Ferſe desſelben iſt zwei Fuß neun Zoll von der vorhergehenden Fußſpur entfernt ; andere Reihen
Eingeborenen Sonoras gezeigt , welche genau achtzehn und
einen halben Zoll an Länge maß. Eine andere Thatſache, die ſich ſelbſt zum Beweiſe der ,,menſchlichen Theorie" auf drängt , iſt, daß die einzigen Thiere , welche im Stande I
zeigen Schritte von zwei Fuß drei Zoll bis zu drei Fuß drei Zoll. Die Entfernung zwiſchen rechtem und linkem Fuß
wären, eine dieſer ähnliche Spur zu hinterlaſſen , der Bär
wechſelt von nahezu gar keiner Entfernung bis zu ſechszehn
und das Mylodon oder Rieſenfaulthier ſind. Und von keinem dieſer beiden Thiere ſind ſie, ſo daß die einzige Erklärung , die ſich von ſelbſt ergibt, die iſt, daß wir hier das fehlende Glied in der Rette der Entwicklung des Menſchen haben.
Zoll. Dieß iſt nicht auffallend, wenn man die Propor: tionen des Individuums erwägt , wie die Größe des Fußes ſie andeutet.
Die Schichten gleichen einigermaßen einer terraſſen
Kleinere Mittheilungen .
38
förmigen See-Ablagerung , und der Charakter der Ober
beim lleberſchreiten des Gebirges ſich in eine ganz andere Wele
fläche des Bodens in dem Gefängnißhof bietet Andeutungen ,
verſetzt meint, bilde die Zentralkette des Kaukaſus in geographiſcher
als ob die lebenden Formen , deren Spuren vorhanden
Hinſicht keine beſonders wirkſame Barrière , wozu dann noch die
ſind , ſich nach und von den Ufern des Bettes eines Ge
obenerwähnte überraſchende Thatſache fäme, daß der weſtliche Theil
Transkaukaſiens eben einen ausgeſprochen mitteleuropäiſchen Cha wäſſers bewegt hätten. Die gegen den öſtlichen und höchſt gelegenen Theil der Schichte allmählich tiefer werdenden Fußſpuren geben Zeugniß von einer Hebung ſeit ihrer
Bildung , ſo daß dieſe Verſchiebung zugleich mit der Er 1
härtung der Schichten und Verſteinerung der Pflanzen und Thierreſte als Beweis für ein Alter angeführt werden
kann , welches über die Quaternär-Zeit hinausgeht.
rakter trage. Im Ganzen herrſche im durchforſchten Gebiet eine auffallende Armuth an Thieren aller Ordnungen , die durchaus
nicht der Ueppigkeit der Vegetation entſpreche. In dieſer Beziehung ſei ein Vergleich von Poti mit Krašniowodst am Rande der Turf menenſteppe ſehr intereſſant : Poti mit ſeinem fruchtbaren Sumpf
boden und üppiger Vegetation ein vielverſprechendes Terrain, das aber nichts halte, während ſich in den Schluchten der fahlen, ans der Ferne geſehen , ſcheinbar jeder Vegetation baren Felſen und auf der öden Steppe ſelbſt zu gewiſſen Zeiten eine unerwartete
Mannichfaltigkeit des Thierlebens darbiete. Ueberhaupt macht Re ferent auf eine gewiſſe Disharmonie, wenn man jo ſagen darf, auf
Zur Thiergeographie des weſtkaukaſiſchen Gebietes.
merkſam ,I die ſich im ganzen Gebiet bei Betrachtung der Thier und Pflanzenwelt darbictet. Während aus der Pflanzenwelt gewiſſe Typen überall ſofort dem Reiſenden als fremd in die Augen
In der Sitzung der St. Petersb. Geographiſchen Geſellſchaft
fielen, wie z. B. Arbutus Andrachne, Picca orientalis, Nord
am 12. December ſprach Herr Mag. W. Peterſen über ſeine im Auftrage der Gejellſchaft im verfloſjenen Sommer internommene Reiſe ins Gebiet von Batum . Referent ichidt voraus , daß er
Hier erinnerte Alles mehr oder weniger an die Heimath und nicht
Kleinere Mittheilungen.
manniana zc . , fehlten die entſprechenden Typen der Thierwelt .
mr in den (Hattingen , ſondern auch in den Arten . (S. P. 3. )
ſeine dieſjährige Reiſe nach Transkaukaſien und insbeſondere das
Bom Königreid Dahomey.
neueroberte Gebiet, Batum , vorzugsweiſe dazu benutzt habe , ver
Das neueſte Beiheft zum Marine -Verordnungsblatt enthält den Bericht des Commandanten der „ Hertha “ über die Erpedition
gleichende geographiſche Studien zu machen. Bei Vergleichung der Faunen des Elburs -Gebirges , der armeniſchen Hochebene, Kleinaſiens und der kaukaſiſchen Fauna hatte es ihm a priori von beſonderem Intereſſe geſchienen , zu konſtatiren, welchem Faunen
gebiete im engeren Sinne jener weſtliche Theil Transkaukaſiens angehöre , der ſich nach den wenigen Nachrichten , die wir bisher über dieſe Gegend hatten, weſentlich vom öſtlichen Transkaukaſien zu unterſcheiden ſchien. In der That hat ſich nun herausgeſtellt, daß das Batum'ſche Gebiet in ſeiner Fauna manches höchſt Merk: würdige aufzuweiſen hat und im höchſten Grade überraſchend iſt es, daß ſich dort nicht ſowohl, wie man erwarten ſollte, eine vor
herrſchend ſüdeuropäiſche, als vielinehr eine mitteleuropäiſche Fauna Findet und daß ſich die Anklänge an die benachbarte Fauna Arme niens durchaus auf gewiſſe Lokalitäten beſchränken und in den
nach lagos. In demſelben heißt es unter anderm : Das König reich Dahomey, ein aufſtrebender Negerſtaat, hat durch kräftiges Handeln gegenüber den umwohnenden Binnenvölkern in neuerer Zeit ſich beträchtlich aufgeſchwungen ; die Bevölkerung gilt als eine friegeriſche, waffengeibte und nach Maßgabe der üblichen Menſchenopfer, des Strandraubs u . 1. w . , ſowie der Landesſitten ,
im Allgemeinen als barbariſch. Die Hauptſtadt Abomeh liegt in
der Mitte des Königreichs, etwa 70 Seemeilen von der Küſte und iſt in der Regenzeit für Europäer kaum zu erreichen. Die Erlaubniſ zum Zutritt dorthin wird von dem Herrſcher (Gelelé auf cine durch den Häuptling des Hafenplaßes Waiadch zu ſtellende Aufrage hin eventuell ertheilt. Die Häuſer von Dahomey ſind
Hintergrund treten . Zur Jlluſtrirung der Verhältniſſe nahm er
aus feſtent Thonziegeln aufgemauert, mit Bambus- und Palm blättern gedeckt und von Umfaſſungsmauern umgeben . Die Streit:
die Gruppe der Rhopaloceren unter den Lepidoptern und wies nach, daß von den acht mediterranen Gattungen des paläarktiſchen Faunengebietes keine einzige im Batum'ſchen Gebiete vertreten ſei . Dieſe Thatſache ſei um ſo auffallender , als in allen Nachbar
mit Schwert und Gewehr, in deren Handhabung ſie wohl geübt ſind. In den drei Ortſchaften Grand Popo , Little Popo und
!
gebieten doch wenigſtens mehrere derſelben vorkämen . Am auf fallendſten ſei der Vergleich mit dem ganz benachbarten Amaſia, das in lepidopterologiſcher Beziehung ſehr gut bekannt iſt. Hier ſei die Mehrzahl jener Gattungen vertreten ,! ja einige derſelben entwicelten ſich hier zu voller Blüthe. Bemerkenswerth ſei ferner,
kräfte beſtehen aus 5000 Amazonen und 5000 Kriegern, bewaffnet
Quitta liegt der Handel vornehmlich in den Händen der Deutſchen und und ſind dieß aus
Franzoſent. Von franzöſiſchen Häuſern ſind die Häuſer Regis Gebr. Manté am häufigſten vertreten , die deutſchen Häuſer theils Hamburger, theils Bremer. Die Ausfuhr beſteht, wie an der ganzen Küſte der Fall iſt, auch hier im Weſentlichen Palmöl und Palmkernen. Mit Elfenbein und Gold wird
daß einige jener mediterranen Gattungen noch in Ciskaukaſien
wenig oder nur gelegentlich Handel getrieben . Die Einfuhr beſteht
bei Taganrog und noch bis Sarepta vortämen . Jener mittel
in allerlei Manufactur - Baumwollſachen , Tabak , Riech-Eſſenzen,
europäiſche Charakter des Gebietes könne nicht etwa darauf zuriidk
Pulver, Blei und Spirituoſen. Legtere und Tabak ſind von den
geführt werden, daß dasſelbe meiſtens in größerer Höhe iiber dem Meeresſpiegel gelegen iſt, da gerade die Küſtengegenden bei Batum und Poti, ſowie das Tjchoroch- Thal die Verhältniſſe am eflatan teſten zeigten , während andrerſeits die Tokater Alpen bei Amaſia
Negern ſehr geſuchte Artikel. Auf Ein- und Ausfuhr wird zou erhoben und den Königen oder Häuptlingen , beziehungsweiſe in Quitta der engliſchen Regierung, bezahlt. Das Hauptgeſchäft liegt
eine Höhe von 3000 Fuß erreichten. Die öſtliche Gränze für das
gaben oder ſie haben ſogar noch Verluſte zu verzeichnen. Grand und Little Popo haben eigene Herrſcher, welche ſich Könige nennen . Der im erſtern Orte herrſchende König iſt wenig angeſehen . Sehr
Gebiet ſei der Höhenzug von Jalagus-Aſcham , wo ein Ueber gang in die Fauna der armeniſchen Hochebene ſtattfinde. Referent
in der Einfuhr, an Ausfuhr deđen die Kaufleute nur ihre Aus
vergleicht nun die Verhältniſſe im Elburs-Gebirge in Nord-Perſien
unangenehm für den Handel der Europäer iſt der Ilmſtand, daß
mit denen des Kaukaſus und macht darauf aufmerkſam , wie ver ſchieden ſich dieſelben in beiden Fällen geſtalten. Während im Elburs- Gebirge die Flora und Fauna des Nordabhanges von der im Innern und am Südabhange ſo weit verſchieden ſei , daß man
die Könige, beziehungsweiſe Häuptlinge, wenn ſie ſich mit den Vertretern eines Handelshauſes in Streit befinden , ihre Macht
dahin geltend machen , daß ſie ihren IInterthanen verbieten , mit dem Hauſe Handel zu treiben , wodurch das betreffende Haus voll
Kleinere Mittheilungen .
tommen brach gelegt wird. Erſt durch Bezahlung einer oft nicht unerheblichen Summe, welche meiſt in Spirituoſen geliefert wird, fönnen ſich die Kaufleute wieder freifaufen . Die Ankerpläte ani
39
Entſcheidend für die Entwidelung eines Volkes iſt überall der Einfluß geweſen , den die Bodenbeſchaffenheit ſeines Landes auf ſeine Wirthſchaft, auf die Beſchaffung ſeiner Lebensbedürfniſſe 1
7:
der Küſte ſind jämmtlich offen , gegen weſtliche Winde wenig ge
ausübt. Freiwillig entſchließt ſich kein Volt dazıı , zu einer höheren
düßt und daher ſehr unſicher. Ein amerikaniſches Grenzfort.
Kulturſtufe, d. h. zu intenſiverer Arbeit, überzugehen , wie ja auch der einzelne Menſch nur in den ſeltenſten Fällen ohne Zwang
Ich hatte mir bis dahin unter einem amerikaniſchen Fort einen nach Art unſerer Feſtungen mit Baſtionen , Gräben und Wällen verſehenen feſten Play vorgeſtellt und war nun nicht
wenig erſtaunt , zu ſehen, daß an dem Fort , das ſeinen Namen I
!
wie lucus a non lucendo führte, auch gar nichts fortificirt ſei, dasſelbe vielmehr aus einem großen Raſenplate beſtehe, auf dem
arbeitet.
Die Kultur ſteigt durch die Vermehrung der Volkszahl ,
durch vergrößerte Konkurrenz, ſie fällt, wenn ſich die Bevölkerung durch Krieg , Seuchen , Auswanderung 2c. vermindert. Das iſt ein Naturgeſetz, an dem nicht zu riitteln und zu deuteln iſt. Bez chränkt ſich der von der Kultur noch nicht belegte Menſch auf das, was ihm die Natur freiwillig bietet und jerſhöpft ruhig die
Abends die Regimentsmuſik ſpielt, während die Damen von ihren
Bodenkraft, wirthſchaftet er nach einem „ Raubſyſtem “, ſo pflegt
Berandas aus den ſüßen Tönen lauſchen und die Herren Officiere in Helm und Schärpe, von den Unterofficieren und Mannſchaften weit getrennt, ſich mit wichtiger Miene jene tiefe Geheimniſſe an
er doch zu einer rationelleren Wirthſchaft iiberzugehen, ſobald ihn die herbe Noth dazu zwingt. Je länger ein Volt dem Raub. ſyſtem hat huldigen können , deſto mehr werden ſich die Folgen auch in ſeinem Charakter ſpüren laſſen. Das Studium ruſſiſcher Verhältniſſe bietet zur Erhärtung deſſen das reidiſte Material.
vertrauen, in welche das große uneingeweihte Publikum vergebens einzubringen trachtet: die neueſten Anekdoten und alte aufgewärmte Nommißwipe , die unter den jüngeren Kameraden immer wieder al pari willige Nehmer finden . Um dieſen viereckigen Raſenplat liegen an drei Seiten ohne
feſten Zuſammenhang die Naſernen , Lagerräume und Erercier häuſer , während den Schluß eine Reihe von allerliebſten für die Officiere beſtimmten Villen bildet. Jede dieſer ſogenannten Cot tages, inmitten eines kleinen wohlgepflegten Blumengartens ge
Das ruſſiſche Volt hat nun bekanntlich vom Beginn ſeiner
Geſchichte an bis heute , begünſtigt durch die geographiſche Lage und natürliche Beſchaffenheit ſeines Bodens, diejes Raubſyſtem in den Gebieten der ſchwarzen Erde ausſchließlich und in den übrigen Theilen mit geringen Modificationen betrieben und Sie werden bei einer näheren Unterſuchung finden , daß die ſittlichen
aus von einander abgeſchloſſene Hälften geſchieden wird ; denn ſo
und kulturellen Zuſtände in den verſchiedenen Theilen des Reiches mit ihren Wirthichaftsſyſtemen oder der größeren oder geringeren Anſtrengung der Kräfte des Volkes in genauem Verhältniſſe ſtehen und der jo oft behauptete Unterſchied in der Entwickelung des ruſſiſchen Volfes gegenüber dem weſteuropäiſchen in weiter nichts
demokratiſch die Amerikaner im öffentlichen Leben auch ſind , jo
beſteht, als daß ſich die hieſige oder Anfangsperiode der land
excluſiv ſind ſie in ihrem Privatleben und ſchließen ſich, der ariſto fratiſchen Auſter gleich, ſtolz von jeder Berührung mit der Außen
wirthſchaft, welche in Folge der dicht zuſammengedrängten Be.
legen , enthält zwei bequem eingerichtete Officierswohnungen, deren jede wieder ihre beſondere Eingangsthir hat , durch welche die Veranda, ebenſo wie das ganze Junere des Hauſes in zwei durch
Wohnung zu , die außer der Küche nur noch ein Zimmer enthält,
völferung im weſtlichen Europa ſchon nach verhältnißmäßig ſehr kurzer Zeit zur Unmöglichkeit wurde, in Rußland bis zum heutigen Tage erhalten konnte. Genau genommen , beſteht alſo dieſe Ver
der Premier -lieutenant kann ſchon Anſpruch auf zwei erheben, der
ſchiedenheit nur in der Einbildung einzelner Perſonen , aber nicht
welt ab.
Dem Geſepe nach ſteht dem Second -lieutenant eine
Kapitän auf drei, Stabsofficiere auf vier 11. 1. w. Da nun die meiſten Officiere der amerikaniſchen Armee verheirathet ſind
-
der Second - Lieutenant der Infanterie fängt mit 1400 Dollars (iiber 5600 Mart) für das Jahr im Gehalte an und ſteigt alle fünf Jahre um 10 Procent
und man es doch feiner Dame
zumuthen kann , wenn ſie ihr Herz einem Second- lieutenant ge ſchenkt hat , mit ihm ſeine einzige Stube zu beziehen und Salon , Boudoir und Schlafzimmer aus derſelben zu machen, ſo hat man obiges Geſetz dahin amendirt, daß Dachkammern nicht als Stuben
mitgerechnet werden dürfen . Seit jener Zeit baut man die oberen Etagen der Officiers -Wohnungen mit nach vorn und hinten etwas abgeſchrägten Wänden , und die dadurch entſtandenen ſchönen ge räumigen Stuben, die officiell als Dachkammern aufgeführt werden, ermöglichen es nun auch einem Second -lieutenant, ſich mit ſeiner theuren Hälfte ſtandesgemäß zu etabliren. Die Officiere in ſolchem Fort leben höchſt kameradſchaftlich und geſellig. Bälle, Schlittenfahrten und Liebhabertheater im 1
in der Wirklichkeit, weil in Folge der unvermeidlich eintretenden Erſchöpfung der urſprünglichen Bodenkraft das ruſſiſche Volt genau
wie die Weſteuropäer zur Annahme einer höheren Wirthſchafts und Lebensweiſe gezwungen ſein wird , alſo dieſelben Wege wie jene gehen muß , wenn es unter den heutigen Verhältniſſen auch
nicht gerade nothwendig iſt, alle Stadien der weſteuropäiſchen Geſchichte zu durchlaufen , obgleich ſich ein Ueberſpringen der un geheuren Kluft zwiſchen der rujſiſchen Wirthſchafts- und Lebenss weiſe und der weſteuropäiſchen ohne vermittelnde Zwiſchenſtufen hier kaum denken läßt. “
Notizen.
ſchaft vor , und dieſe Vergnügen , die niemals das ganze Sinnen
Allgemeine Erdkunde. Wetterkarte für höhere ſüdliche Breiten. Das lon doner Wetteramt hat jüngſt eine Reihe von Wetterkarten für den Ozean in der Nachbarſchaft des Saps der Guten Hoffnung heraus gegeben . Sie erſtrecken ſid, auf die Gegend zwiſchen 30 und 500 S.B. und 10 und 400 D. L. , ſind 24 an der Zahl , ein Paar für
und Trachten ausfüllen , werden nur in geniigendem Maße ein
jeden Monat, und beruhen auf 147,000 Beobachtungsreihen , welche
Winter wechſeln mit Ausflügen und garden parties im Sommer
ab ; aber das Berlangen nach angenehmer Häuslichkeit herrſcht hier ebenſo wie in allen Kreiſen der beſſeren amerikaniſchen Gejell
geſchaltet, um das Leben vor Einförmigkeit und langeweile zu
im Laufe von 24 Jahren hauptſächlich von den hier verkehrenden
bewahren und gute Umgangsformen aufrecht zu erhalten . (Aus einer Mittheilung aus Montana in der Weſtlichen Poſt.)
Nauffahrteiſchiffen angeſtellt wurden . Von allgemeinem Intereſſe
Bolt und Boden in Rußland .
iſt die Angabe, daß die antarktiſche Eisdrift bis nahe an das Rap der Guten Hoffnung reicht und daß in der jüdhemisphäriſchen
Wir entnehmen den geiſtvollen „ Reijeerinnerungen “ eines Un bekannten in der ,,St. Petersb. Ztg.“ folgendes bemerkenswerthe
Sommerzeit die Fahrt jüdlich 450 durch die Eisberge eine ſehr gefährliche iſt. Der Agulhasſtrom zeigt ſich um ca. 4,50 wärmer
Urtheil über das ruſſiſche Landvolf :
als das umgebende Meer und bringt mit einer Geſchwindigkeit
Notizen. Korreſpondenz.
40
von 46—108 Meilen pro Tag eine Temperatur von 210 bis zum 390 S. B. Als die beſte Breite , um das „ kap der Stürme“ zu 1
umſchiffen , ergeben die Beobachtungen den 430 S. B.
L. Brault hat eine Narte der Sommer - Jjamon en (Linien gleicher Windgeſchwindigkeit) für den nordatlantiſchen Ozean konſtruirt, welche mit gjobarenkarten derſelben Region eine auf
fallende aber nicht unerwartete Uebereinſtimmung zeigt. Der Entdeđer der Wirbelſturmtheorie. Man ſcheint
gehörigkeit) der Menſchen , als das moderne Europa mit ſeiner auf die Spiße getriebenen Betonung des Einzelnen.“ Ueber die Namen Papúa , Dajak, und Alfureu. Unter dieſem Titel erſchien in den Sißungsberichten der philo ſophiſch -hiſtoriſchen Klaſſe der kaiſerlichen Afademie der Wiſſenſchaften eine Abhandlung des Herrn A. B. Meyer, die uns in einem be ſonderen Abdrucke vorliegt. Nachdem er verſchiedene ältere An ſichten über den Namen Papúa mitgetheilt hat (weniger bekannt
die Ehre, zuerſt eine Erklärung der Cyklone gegeben zu haben , dem Franzoſen foſeph Hubert zuſchreiben zu müſſen ,
dürfte es ſein , daß der Name ſchon in einer Notiz vom Jahre 1521 vorkommt 1) kommt er, den Urſprung des Wortes im Zweifel
welcher zu Ende des lepten Jahrhunderts dieje Erſcheinungen auf
laſſend , zu der Anſicht, daß , da es in den Molukken die Bedeu
Réunion ſtudirte. Es wird hierüber berichtet: Eine furchtbare meteorologiſche Erſcheinung brachte Verwüſtung iiber die Inſel;
tung „ verwirrt, verworren “ erhielt, dieſe Bezeichnung ihres Haares wegen auf die Papúas , ihr Land u . ſ. w. angewendet wurde . Auch über Dajał theilt der Verfaſſer verſchiedene Erklärungen mit, die ihm nicht genügen , und ſchließt mit der Hypotheſe , daß der Name von einem ſpeziellen Voltsſtamm herrühre (vielleicht ſogar chineſiſchen Urſprunges jei ) und endlich verallgemeinert worden ſei. Auch weist er auf das Vorkommen ähnlicher Worte
dieſer Orkan ,I der vom Meere her kam , blieb lange unerklärt.
Hubert kommt das Verdienſt zu , dieſe Erſcheinung zehn Jahre früher als die engliſchen und deutſchen Gelehrten , welche zuerſt dieſelbe in Europa zur Sprache brachten, erklärt zu haben. Er hat ſehr gut eingeſehen , daß dieſelbe eine Folge zweier verſchie denen Winde iſt, deren einer die rotirende , der andere die fort ſchreitende Bewegung verurſacht. Herr Faye hat ſich auf Erſuchen folgendermaßen hierüber geäußert : Nachdem ich mich mit den Dokumenten, welche in dem
mir zugegangenen Buche enthalten ſind , bekannt gemacht habe, halte ich dafür, daß Hubert ſchon vor 1788 die runddrehende Be
wegung der Cyklone erkannt, und dieſelben mit rieſenhaften Wind: hojen für identiſch erklärt hat. Dieſer Gedanke iſt in England erſt viel ſpäter entſtanden , nämlich im Jahre 1801, wenn man auf Grund deſſen , was der Kolonel Capper dariiber geſchrieben hat , urtheilen darf. Dieſelben Beweisſtücke zeigen , daß Hubert 1818 die zuſammengeſette und genaue Formel, welche die doppelte Bewegung der Drehung und des Fortſchreitens der Cyklone aus drüdt, erhalten hatte, alſo lange vor Dove , deſſen Arbeiten über die Orfane Europa's zehn Jahre jünger ſind. Aſien.
Erforſchung des Laufs der Angara. Im Hinblick auf die Wichtigkeit einer umunterbrochenen Flußverbindung zwiſchen
Kjachta und Tjumen, welcher hanptſächlid, die Stromſchnellen der Angara entgegenſtehen , iſt, wie wir hören , für's nächſte Jahr 1
eine neue Erforſchung des Flußbettes der Angara ind ihres Nebenfluſſes Jlim in Ausſicht genommen . Europäiſche Kultur in China. Wir lejen folgend:
Bemerkung, in der viel Richtiges iſt, im „ Ev. Heidenboten " ( 1882 Nr. 6 ): Man verſpreche ſich ja nicht 311 viel von der ſich Bahn brechenden europäiſchen Kultur, wie man dieß auch oft in Mij ſionsfreiſen thut. Es bringt dieſes zu dem Gößen der Phraje nur noch den modernen Kulturgötzen , der vielleicht ſchnell auf räumt mit dem Aberglauben der Heiden und ihnen ihre Heilig thümer uwerth macht , aber , alle ſittlichen Ernſtes bar , r noch mehr eine Luft der religiöſen Gleichgültigkeit erzeugt. hat vor einigen Jahren ein Heide ein tiefes , wahres Wort ge . ſprochen gegen den modernen Kulturſchwindel, der auch anfängt, manche Chineſen zu benebeln . Er ſagte : „ Was ihr mit Dampf ſchiffseile von Europa nach China bringen wollt, iſt das Ergebniß einer langen Geſchichte, die Frucht eines Baumes. Lejet die Ge ſchichte der Europäer. Da iſt eine ernſte Arbeit , ein immer wiederkehrendes Sichvertiefen in die Lehren der alten Weiſen . Vachen wir auch Ernſt mit den Lehren unſrer Weiſen ; gehen wir aus der Oberflächlichkeit in die Tiefe ! Das iſt unſere Aufgabe.“ 1
1
.
!
Chineſiſcher Charakterzug. In derſelben Zeitſchrift finden wir folgenden beherzigungswerthen Beitrag zur Charakteriſtit der Chinejen. „ Wie die Völker der alten Welt , ſo haben die Chineſen auch mehr Verſtändniſ für die Solidarität (Zuſammen
!
!
und Namen in den Philippinen hin , deren Bewohner mit Aus
nahme der Negritos ſicher verwandt ſind . In Bezug auf Alfuren führt er nur eine fremde Anſicht an , daß nämlich das Wort aus
dem Portugieſiſchen abzuleiten ſei. Dem gegenüber ſagt Herr Meyer, daß ihm die Ableitung des Namens von „ Arfu “ , einem Stamme im Weſten Neu -Guinea's , als die ungezwungenſte vor komme , und daß dann der Name durch die Papúa-Sklaven über die Moluffen weiter verbreitet worden und in verſchiedene Sprachen ,
mehr oder weniger entſtellt, iibergegangen ſei .
korreſpondenz. In Bezug auf die Mittheilung im „ Ausland “ 1882 No. 51 „ lleber das Ejjen von Wolfs- , Fuchs- und Hyänen: fleiſch“ bemerke ich Folgendes : Der Schakal wird in der nördlichen Sahara mit Vorliebe gegeſſen und als Delikateſje betrachtet. Es iſt durchaus nicht die Noth), welche die die Wiiſte durchziehenden Araber und Mauren Marokkos veranlaßt, diejen fleinen , ſich in ſo zudringlicher Weiſe bemerkbar machenden Fleiſchfreſſer zu verzehren. Auf der Reiſe von Fum el Hoſjan nad Tenduf über die Hamada haben wir
eine Anzahl diejer Thiere gefangen uud gegeſſen ; ein Diener meines Freundes Echeich Ali (Kabyle Maribda), der mich bis Tenduf begleitete , hatte eine große Geſchicklichkeit im Fangen diejer Thiere erworben . Er war vertraut mit der Oertlichkeit und holte die Schakale lebend aus ihren Höhlen heraus. Einmal brachte er , nach einer kaum einſtiindigen Abweſenheit, vom Zelt
lager nicht weniger als drei lebende Schakale mit , die ſofort ge tödtet und gebraten (im Butter) wurden . Ich habe wiederholt von dieſem Fleiſch gegeſſen und kann nicht ſagen , daß dasſelbe !
in dieſer Zubereitung etwas widerliches gehabt hätte. Ebenſo
macht man eifrig Jagd auf die zwei Fuß und mehr großen Eidechſen , die ſich gleichfalls häufig in jener Gegend finden und aus ihren tiefen Löchern hervorgeholt werden ; das weiße Fleiſch derſelben ſchmeckt ähnlich wie Fiſch. Wien , 19. Dezember 1882.
Ostar lenz.
1 Tüidjchr. Aardr. Genootſch. V p . 72; ſiehe übrigens auch eine weitere Notiz in derſ. Zeitſchrift V. 154, daß furo ein ara goneſiſches Wort iſt und es des Umweges nicht bedarf ; iibrigens iſt furo auch ſchon in Tiididhr. Ned . Ind. 1870 imter den in der Minahaſſa vorkommenden fremder Wörtern ge nant.
Druck und Verlag der J. G. Cotta'ſchen Buchhandlung in München und Stuttgart.
Das Duslaud. Wodenſdrift für Länder- und Völkerkunde, unter Mitwirkung von Profeſſor Dr. Friedrich Kabel und anderen Fachmännern herausgegeben von der
3. G. Gotta ſhen Budhandlung in Stuttgart und Münden . Sechsuudfünfzigſter Jahrgang.
München, 15. Januar
Nr. 3. Jährlich 52 Nummern
3u beziehen durch alle Buchhandlungen des In- und Auslands und die Poſt.
Rezenſions-Eremplare von Werten der einſchlägigen Literatur ſind direkt an Herrn Profeſſor Dr. Friedrich Rakel in Münden, Atademieſtraße Nr. 6, zu
ämter.
jenden .
20 Seiten in Quart. Preis pro Quartal M. 7.
1883.
-
Juſertionspreis 20 Pf. für die geſpaltene Zeile in Petit.
Inhalt : 1. Die Frage nach den Verwandtſchaftsverhältniſſen der indogermaniſchen Sprachen. Von Dr. Hermann Frhr. v. d . Pfordten .
S. 11 .
2. Sechs Monate in Oran. Von H. Levesques. IV . Was Tlemcen einſt geweſen . V. Ein Buch öffnet
3. Geographiſches vom internationalen alpinen Kongreß 311 Salzburg 12. und 13. Auguſt 1882. F.50. 4. Die Dialektlitteratur Neapels. Von Michele Scherillo. S. 53, 5. Neber den Namen Dajaf. Von F. Grabowsky . .. 57. 6. Kleinere Mitteilungen : S. 57 . Ueber das Schickjal der Polarſchiffe „ Dyınphnia“ und „ Barna“ . Zur Frage der ganz rezenten hebung Nor ſich .
S. 48.
wegens. Bon Richard Lehmann. Wiener iiber die Hilfsquellen des Amazonenſtrombedens. Heber das Weſen der Gaſtfreundſchaft. Notizen : Alſien .
S. 59.
Norreſpondenz: F. Birgham iiber Ravenſteins Afrikakarte. E. 60.
Die Frage nach den Verwandtſchaftsverhältniſſen der indogermaniſchen Sprachen (Probevorleſung).
den ſemitiſchen Sprachen , die man ibrerſeits neuerdings auf eine ſemitiſche Grundſprache zurüdzuführen ſudit.
Auf dieſer (Grundanſdauung baſiert die ganze indogermaniſche
Bon Dr. Hermann Frhr. v. d . Þfordten.
Zur Löſung der Aufgabe, die Anſichten der Forſcher über eines der wichtigſten und ſchwierigſten Probleme der Sprachwiſſenſchaft im hiſtoriſchen Zuſammenhang dar zulegen , erſcheint es zweckmäßig , die beiden Begriffe , um die es ſich dabei handelt, einer furzen Erörterung zu un terziehen .
Man ſpricht von indogermaniſchen Sprachen und von der indogermaniſchen Grundſprache. In ſeinem „ vergleidenden Konjugationsſyſtem " (1816 ) bat
vergleichende Spradforidung, weldie ſeitdem in gedoppelter Richtung arbeitet : einerſeits ſudyt ſie aus den Einzel ſpraden ſoviel als möglich die Geſtalt der Grundſprache zu rekonſtruieren ; andrerſeits ſtrebt ſie ein klares und über
ſichtliches Bild von der Entwidlung der Einzelſprachen aus der Grundſprache zu gewinnen und ihre Sonderge ſchichte in ihren einzelnen Stadien zu verfolgen. Nun hat aber jede ſpracbiſtoriſche Unterſuduung ibre
ethnographiſche Seite. Denn die Sprachen , ſo drüdt es kurz und treffend Lestien in der Einleitung zu ſeiner
Franz Bopp zuerſt nachgewieſen , daß eine Anzahl von
„ Deklination “ pag. IX aus, führen nicht ein Leben für
Sprachen , welche ſogleich näher zu bezeidynen ſein werden,
ſich), jondern ſind an die Völfer gebunden . Der oben aufgeſtellte Haupt- und Grundjaş indogermaniſcher Sprach
eine merkwürdige, unmöglich als zufällig zu erklärende Uebereinſtimmung zeigen. Dieſelbe zwingt vielmehr zu
forſchung bedeutet alſo zugleich folgendes : diejenigen
der Annahme, daß die betreffenden Sprachen ſämmtlid) auf eine gemeinſame Grundſprache zurückgehen. Dieſe, nur mehr durch Kombination erſchließbar, heißt die indoger maniſche; alle aber auf dieſelbe zurückzuführenden Einzel
Völfer , welche die indogermaniſchen Einzelſpradien reden , bildeten einmal ein Volk, das indogermanijde, und dieſes bediente ſich einer Sprache, der indogermaniſchen Grund
Sie bilden
Indiſde, das Eranijche , das Armeniſche , das Griechiſche, das Staliſde, das Keltiſche, das Germaniſche, das Litauiſche
ſprachen heißen indogermaniſdie Sprachen.
zuſammen ein darf abgegrenztes Gebiet, z. B. gegenüber Audland 1853 Nr 3 .
ſprache. Das indogermaniſche Gebiet umfaßt ſonach das
7
42
Die Frage nach den Berwandtſchaftsverhältniſſen der indogermaniſchen Sprachen .
und das Slaviſche, jeden der genannten Stämme als
ſlaviſche Gruppe an . Sein Hauptbeweggrund iſt die Ver
Einheit gefaßt , mit allen Unterabteilungen , Dialekten
tretung des ariſchen palatalen Zijd lautes durch einen
und Mundarten . Man jagt alſo : dieſe 9 Sprachen und
Zijdilaut im
Völker -Stämme ſind verwandt ; es gab einmal eine Zeit
Sprachen dafür den Guttural haben ; vgl. sscr. çatam ,
der Ungetrenntheit für ſie alle.
apers. çatem, ablg. suto, lit. szimtas gegen got. hund, lat. centum , air, cet, griedy. Éxutóv.
Was heißt nun aber indogermaniſche Verwandtſdafts verhältniſſe? Damit iſt etwas anderes gemeint, als die Thatſache, daß die genannten 9 indogermaniſchen Stämme auf eine höhere Einheit zurückzuführen ſind. Es ſind
damit vielmehr die vielfach verwickelten Fragen gemeint, welche ſic jehr bald bei näherer Durchforſchung der Ein
zelſprachen und bei Vergleichung derſelben untereinander (und mit der erſchloſſenen Grundſprache) aufdrängten , ob und welche näheren Beziehungen nämlid zwiſden einzelnen
von ihnen wahrzunehmen , mit anderen Worten , wie die ſelben ſprad gedichtlid und ethnographiqd zu gruppieren ſeien . Es hat freilidh längere Zeit gedauert, bis die Wiſſenſchaft audy hier zu einem Syſtem gelangte. Das war aber ganz natürlich. Für den genialen Begründer indogermaniſcher Spradforſchung, der mit wunderbarer,
meiſterhafter Beherrſdung eines gewaltigen Materials die breite Baſis legte, auf welcher heute noc) fortgearbeitet
Andererſeits kam Grimm bei Durchforſchung des Germaniſdien wieder auf Bopp's erſte Anſdauungsweiſe zurück und nach dem Vorgang von Kaſpar Zeuß nahm er ( deutſche Sprade pag. 1030) engere germaniſchlitu flaviide Verwandtidiaft an . Er hob dafür beſonders die Vertretung eines urſprachlichen bh durch m in den genannten drei Spradſtämmen hervor , und zwar in den Cajusſuffiren bhi, bhis und bhyas ; vgl. ablg. vlukomi, lit. vilkám(u )s, got. vulfam ; umſo bemerkenswerter, als dieſer Lautübergang gerade in den betreffenden Sprachen jonſt nidt erideint. Was den Süden Europa's betrifft, jo lag hier von vornberein bei den beiden flajlijden Sprachen der Gedanke
einer engeren Zuſammengehörigkeit außerordentlid nahe ; es brauchte mur die Tradition des Alterthums aufgenommen zu werden. Und zu allen Zeiten hat die Wiſſenſchaft Griechiſd) und Lateinijd als engverſchwiſtert behandelt.
wird, handelte es ſich vor allem darum, die Verwandtidaft
So auch Bopp und nad ihm hauptſächlich Leo Meyer
aller indogermaniſchen Sprachſtämme überhaupt nachzu weijen ; der nähere genaue Ausbau folgte erſt ſpäter.
(,,vergleidende Grammatif des Griechiſchen und Latei
nijden " ), Corſien und Curtius.
Aber zwei Thatjaden ergaben ſid) ſogleid als ganz
in der That ergeben ſid ) auf den erſten Blick der Ueber
unzweifelhaft. Erſtens gehören das indiſdic und Eraniſde eng zu
einſtimmungen ſo viele , daß ein Beweis für die graeko: italiſche Periode und Grundſprade kaum nötig erſcheint; trondem wird unten darauf zurückzugreifen ſein .
ſammen. Sprachliche und ethnographiſche Gründe beweiſen es unwiderleglich , daß für beide Stämme eine Periode
Wir ſehen alſo die Genealogiſierung der indogerma :
anzunehmen iſt, in der ſie ein Volk bildeten und eine Sprache redeten . Sie ſelbſt bezeidynen ſich mit dem ge
niſchen Sprachen ſehr früh angebahnt und die Reime zu
meinſamen Namen die Arier ; man nennt daher audy ibre
an zeitig entwickelt.
Sprache, auf welche die indiſche und die eraniſche zurück
Der erſte nun , der auf Grund aller bis dahin aus : geführten Forſchungen eine ſyſtematiſche Darſtellung des ganzen indogermaniſchen Spradgebietes unternahm , war Schleider. In ſeinem „ Kompendium der vergleichenden Grammatit " 1861 entwickelte er klar und darf ſeine An (dauungen über die Laut- und Formen -Lehre der einzelnen indogermaniſchen Sprachen , wie der aus denſelben refon ſtruierten Grundſprache und kam dabei ganz naturgemäß aud) zur Darlegung ſeiner Anſichten über die gegenſeitigen Verwandtſchaftsverhältniſſe.
gehen , die ariſche Grundſprache und nimmt an , daß ſie als Arier nad ihrer Trennung von den übrigen Indoger
manen noch eine Zeit lang vereinigt geblieben ſind.
Ganz dasſelbe gilt von den Slaven und Litauern ; man ſpricht daber mit gleichem Recht von einer ſlavoli: tauiſchen Periode und Grundſprache. Es iſt wohl be
greiflich, daß die Erkenntnis dieſer zu den ſiderſten Er gebniſſen indogermaniſcher Spradiforſchung gehörenden Facta den Anſtoß gab zu weiteren Kombinationen . Um mit dem Norden Europas zu beginnen, ſo hatte Bopp in ſeiner „vergleichenden Grammatik" das Litu Slaviſche nahe mit dem Germaniſden verwandt gefunden ;
er bezeichnete dieſe drei Stämme geradezu als Drillinge (pag. 760 der erſten Ausgabe). Später , als er ſich mit dem Altpreußiſchen beſchäftigte, änderte er ſeine An
ī
Slavolitauiſchen , während die übrigen
ſchauung; er fand vielmehr , daß die Slavoletten ſidy ſpäter als die übrigen Indogermanen von den Ariern
getrennt haben mußten (Abhandlungen der Berliner Afademie 1853 pag. 80 ) und nahm ſomit eine ariolitu
einer definitiven Konſtituierung dieſer Frage von Anfang
Um wieder mit dem Norden Europa's zu beginnen , jo beſtritt er in einer Rezenſion von Bopps oben
erwähnter Arbeit über das Altpreußiſche (Beiträge zur ver gleidenden Sprachforſchung von Kuhn und Sd leider I
107) den Nachweis einer näheren Beziehung des Slavo litauiſchen zum Ariſchen , adoptierte vielmehr mit Grimm die frühere Anſicht Bopps, wonach Germaniſch und Slavo litauiſd zuſammengehören , und nahm ſomit eine ger manolituſlavijde oder nordeuropäiſche Gruppe an . Dicjer ſtellte er eine ſüdeuropäiſche gegenüber, indem
Die Frage nach den Verwandtſchaftsverhältniſſen der indogermaniſchen Sprachen.
43
Allerdings hatte Ebel ( Beiträge I 430 und II 137 )
Graßmann ( ebenda XII 119 ) die nahen Beziehungen des Griedyiſchen zum Ariſden , nicht nur im Wortſchaß,
manche Berührungspunkte , zumal zwiſchen Keltijd) und
ſondern vor allem in der Erhaltung des Augments, von
Lateinijd) , bervorgehoben ; der frappanteſte iſt die medio paſſive r -Bildung mit dem Reflerivítamm in beiden Sprachen. Schleicher ſtatuirt alſo drei große Gruppen ; denn daß er die ariſche aud, ſeinerſeits annahm , braucht nid)t erſt ver fichert zu werden . Wohl aber ſei hier die Bemerkung ein geſchaltet, daß das Armeniſche zum Ariſchen geſtellt und wenig beachtet erſcheint ; ſo äußert ſid) z. B. Weſtphal, der in der Einleitung zu ſeiner ( unvollendeten ) vergleichen:
dem das Italiſde keine Spur mehr zeigt , dann in der Bildung der reduplizierten Aoriſte , ſowie in zablreiden Einzelheiten ſonſt. Sonne neigt dazu , die jtaler und
er mit Griechiſch und Jtaliſd nod, das Keltiſche verband.
Kelten zu verbinden, die Griedien aber als äußerſten gen Weſten vorgerüdten Poſten der perſo- indiſden Familie" zu nehmen. Halten wir einen Augenblic inne und überſchauen die bisher zu Tage geförderten Anſichten .
den Grammatif pag. 12 den Schleicher'ſchen Gruppierungs
Feſt ſteht von Anfang an innerhalb des Indoger
modus acceptiert , dahin , das Armeniſche liege uns bloß
maniſchen die ariſche und die lituſlaviſche Gruppe. Dieſe beiden verbindet Bopp zu näherer Gemeinſchaft ; Litu flaviſch und Germaniſd - Grimm ; Germanijd undKeltiſch Lottner und wenn auch nicht unbedingt Ebel ; Keltiſch und Italiſch -Sonne und noch entſchiedener Schleidher; Italiſch
in einer hiſtoriſch ſpäten Entwicklungsperiode vor und habe daher wenig Bedeutung. Sehen wir nunmehr zu, wie die Einzelforſdung ſich zu dem von Sdhleicher entworfenen Sdema verbält. Zu : nächſt iſt es das Keltiſche, über deſſen Stellung (dywer
ins Reine zu kommen iſt. Sdvleicher verteidigt mit Ent
und Griediſch - Leo Meyer, Corſſen und Curtius; Griechiſd)
ſchiedenheit ſeine Zugehörigkeit zum Italiſchen. (Beiträge
und Arijd - Sonne und Graßmann. So ſchließt ſich der Ring !
I 137.) Ebel iſt vorſichtiger. Er neigt zwar faſt mehr zu Lottners Anſchauung (Ruhn's Zeitſchrift für ver
daß ſoviel fich widerſprechende Theorien verfodyten werden
gleichende Sprachforſchung VII 25), der das Keltiſdie zu
Unwillkürlich fragt man ſich , wie es möglid, war,
bemerkt, auch die mannigfachen Beziehungen zum Staliſchen nicht ; er findet bei Prüfung des Wortſchates gleichviel Analogien nach beiden Seiten und kommt ſo zu dem Sdluß, man müſie dem Keltiſchen eine Art Mittelſtellung
konnten ? Die Antwort liegt jedoch näher, als man glaubt. Da dieſe ſämmtlichen Sprachen untereinander verwandt ſind, ſo iſt es wohl denkbar, daß zwiſchen je zwei von ihnen Berührungspunkte ſid ) finden laſſen , welche ſie dyeinbar oder wirklich mit feiner von den übrigen theilen. Die große Frage iſt nur , bis zu weldiem Grabe dieſelben
zuweiſen. Neuerdings erklärt dagegen Windiſch (Bei
als beweisträftig angeſehen werden müſſen. Sprachgeſchichte
träge VIII 465 Anm .) das oben bervorgehobene italofel tiſche r im Mediopassivum als indiſchem re ran rate ver
heiten ; die Argumente für die gräcvitalijdye Periode werden
iſt im allgemeinen Entwicklung von der Grundſprache weg, deren Erbgut teils konſervirt, teils aufgegeben , teils umgewandelt wird. Es handelt ſich alſo darum, wo inner halb dieſer drei Momente die Kriterien für eine längere oder kürzere Stammesgemeinſchaft zu ſuchen ſind. Um die indogermaniſchen Sprachen insgeſammt als verwandt zu erweiſen , war es ſelbſtverſtändlich notwendig, den ihnen allen gemeinjamen Beſitz indogermaniſchen Mutter gutes zu konſtatieren. Daraus folgt mit logiſcher Rons
beſtritten und müſſen daher hier kurz zur Sprache gebracyt
ſequenz, daß gemeinſame Bewahrung (reſp. gemeinſamer
werden .
Es waren hauptſächlich dafür geltend gemadyt:
Verluſt) desſelben in zwei oder drei Sprachſtämmen gegen
das gemeinſame Dreiſilbengeſet in der Betonung; die Fe nining in der o - Deklination , die ſonſt keine Sprache auf: weiſt und um derentwillen allein z. B. Ebel eine nahe Verwandtſchaft von Griechiſd und Lateiniſd für erwieſen
über gemeinſamem Verluſt (reſp. gemeinſamer Bewahrung)
Germaniſch und Lituſlaiſch ſtellt, verhehlt aber wie oben
gleichbar; damit würde dieſe Bildung aufhören, ein Argument für das Italokeltiſche zu ſein . Es iſt alſo Sd leichers nordeuropäiſche Gruppe durd)
die Zweifel über das Slavolitauiſche, ſeine ſüdeuropäiſche durch die Zweifel über das Keltiſche erſchüttert. Nod mehr:
auch über das Griechiſche entſtehen Meinungsverſchieden :
in den andern noch keine Einheit für die betreffenden be gründen kann.
Vielmehr ſind ,1 um wieder mit Lesfien
hält; die ebenfalls nur dieſen beiden Sprachen gemeinſame
( ,, Deklination " Einleitung pag. VII) zu reden , die Kri terien einer engeren Gemeinſchaft nur in poſitiven Ueber
Neubildung des Futurum exactum ; zahlreiche Ueberein ſtimmungen im Wortidat ; endlich und vor allem die von
zugleich Abweidungen von den übrigen und von der
Curtius in den Berichten der jädlichen Geſellſchaft der
Grundſprache ſind, alſo in gemeinſam analoger Umbildung
einſtimmungen der betreffenden Sprachen zu finden , die
Wiſſenſchaften 1864 eingehend nachgewieſene Spaltung des
des Erbguts in Laut- oder Formen-Lehre , die als zu
urſprachlichen kurzen a Vofals in die drei Kürzen a, e, o,
fällig anzuſeben man ſich nicht entidhließen kann. Hier liegt die weitere große Schwierigkeit eben in dem
.
wie ſie nirgends wieder ſo zuſammentreffe. Dem gegen über betont nun Sonne ( „ Zur ethnologiſchen Stellung der Griechen ", Programm von Wismar 1869) zum Teil im Anſchluß an Kern (Kubn's Zeitſdrift VII 273 ) und
Umſtand, daß eine feſte Grenze für ſolche Zufälligkeiten nicht zu ziehen iſt; die Anſichten darüber , was ſpradlich auffallend und umgekehrt, leichtbegreiflid ), was wichtig und
44
Die Frage nach den Verwandtſchaftsverhältniſſen der indogermaniſchen Sprachen .
was unwichtig ſei , ſchwanken von jeher , und jeder ent ſcheidet ſie mehr oder weniger nady ſubjektivem Ermeſſen .
Darum iſt auch troß der oben angegebenen Widerſprüche das Schleicher'ſche Syſtem noch nicht unbedingt zu ver
manen und Lituſlaven , leştere in Arier und Gräfoitalo felten ; dieſe wieder in Griechen und Stalokelten ; und endlid Lituſlaven in Litauer und Slaven , Italokelten in Kelten und Italer, Arier in Eranier und Inder.
werfen ; es fönnten die Gründe dafür ſchließlich doch die
Dieſe ſeine Stammbaumtheorie hat Schleider
gewidytigeren ſein ; beſtimmt behaupten läßt ſich jedenfalls
in einem Syſtem von Linien dargeſtellt, welche die vom Urſik der Indogermanen aus erfolgten gruppenweiſen Aus: wanderungen in fortgeſeßten Gabelungen anſchaulich machen. Ein Angriff darauf erfolgte 1872 durd) Johannes Sd midts kleine Schrift : ,,Die Verwandtſchaftsverhält niſſe der indogermaniſchen Sprachen . " Er findet das
vorläufig noch nichts. Betradyten wir vielmehr zunädyſt weiter, wie ſid Schleider die von ihm angenommene Tei lung entſtanden denkt. Ihm gilt Sprachentrennung als bewirkt burdy Völkerwanderung. Der Schluß von den hiſtoriſch bezeugten Wanderungen auf ſolche in indogermaniſcher Vor :
Schleidher'ſche Syſtem unhaltbar, indem er es mit den
zeit erſcheint von vornherein offenbar berechtigt. Scyleicher nimmt alſo an , die Indogermanen hätten urſprünglid auf verhältnismäßig engem Gebiet zuſammengewohnt und
oben dargeſtellten Einzelforīdungen fombiniert. Nicht als
erſt allmählich durch Abzug einzelner Stämme ſid) aus : gebreitet. Und zwar läßt er zu allererſt von dem ganzen Grundſtod die nachmaligen Nordeuropäer, alſo die Ger:
der Gegner ſeine Beadytung nicht zu verſagen . Er findet mit Bopp die ausſchließliche Vertretung des ariſchen pala talen Zijdlauts im Slavolitauiſden trotz Schleichers Ein wurf, die Zijdılaute ſeien dod) verſdieden, für zu bedeutend, gegenüber den Gutturalen in den übrigen Sprachen , um fie als zufällig zu übergehen . Er findet aber auch die
mano -Lituſlaven, ausſcheiden. Hier kommt ein neues Argument zur Anwendung.
Schleicher findet nämlich, daß , je weiter ein indogerma niſcher Stamm nad Weſten vorgedrungen iſt, umſomehr feine Sprache von dem Beſtand der Grundſprache entfernt iſt, je weiter öſtlich dagegen ein Stamm wohnen geblieben iſt, deſto mehr feine Sprache an Altertümlichkeit be wahrt hat. Der Urſik der Indogermanen wird dabei, wie meiſtens, in Zentralaſien angenommen. Nun müſſen alſo die am weiteſten nach Weſten gewanderten Stämme mit
ihren der Grundſprache am wenigſten treugebliebenen Sprachen die zuerſt vom Urvolk losgetrennten geweſen ſein , und da nady Schleicher Germaniſch und Lituſlaviſd) an Altertümlichkeit gegen Griediſch und Italijd bedeu tend zurückſtehen, ſo müſſen zuerſt die Nordeuropäer, dann die Südeuropäer fid
von den in Aſien zurückbleibenden
Ariern getrennt haben. Schleider beſtimmt alſo die Chro nologie der indogermaniſchen Völkerwanderungen nach dem Grade der Altertümlid,feit der einzelnen Sprachen. Ganz
ob Schleichers Anſichten überall das Richtige verfehlt hätten ;
im Gegenteil. Aber Schmidt vermag auch den Reſultaten
von Grimm und Sdíleidyer verfodytenen engen Beziehungen
des Slavolitauiſden zum Germanijden , in dem oben erwähnten m für bh, in den Auslautsgeſezen , im Wort
ſdat , ſowie in einer Reihe von Einzelbildungen ſo klar erwieſen , daß er es geradezu ausſpricht : ,,Die Slavoletten ſind keiner von den europäiſchen Sprachen ſo nahe ver wandt wie dem Deutſden ." Aebulid nun , wie Ebel das Keltijdje in eine Mittel ſtellung zwiſden Jtaliſd) und Germaniſch gewieſen , nur nod) viel entſdyiedener, faßt Sdimidt das Slavolitauiſche
als organiſdes Mittelglied zwiſchen Ariſch und Germaniſch. Und ganz analog Griechiſch als Uebergangs brücke vom Ariſdien zum Jtaliſden . Er adoptiert die Gründe für das Gräkoitaliſche, aber ebenſo energiſch
weiſt er auf die griechiſch -ariſden Uebereinſtimmungen hin .
Entwicklungsfähigkeit der einzelnen Sprachen eine ſehr ver
So ſchließt er den Ring ſeiner Betracytung und faßt das Heſultat ſeiner Unterſuchung in den Saß zuſammen : Gemeinſame Eigentümlicykeiten mehrerer Sprachſtämme verdienen hervorgehoben und unter einer Kollektivbezeichnung zuſammengefaßt zu werden , aber eine hiſtoriſde Realität wohnt ihnen nicht bei. Alſo z. B. gräkoitaliſche Gemein ſamkeiten beweiſen keine gräkoitaliſche Grundſprache und
ſchiedene iſt und dieſe Verſdiedenheit auch die größere oder geringere Altertümlichkeit in ihrem ganzen Gepräge be
Periode. Ueberall ſehen wir nur kontinuirlidie Ueber gänge, nirgends feſte Abgrenzung. Statt des Bildes
dingt , ohne irgendwelchen Anhaltspunkt zu genealogiſchen
ariſchen und lituſlaviſchen Gruppe von Anfang an nidits
eines Stammbaumes, wenn ja ein Bild gebraucht werden muß, ſdílägt er das der Welle oder das der ſchiefen Ebene vor , vom Ariſchen bis hinab zu dem am weiteſten ent wickelten Keltiſchen. Die Abgränzung der Einzelſprachen, oder in leßterem Bilde die Verwandlung der ſchiefen Ebene in eine Treppe mit Stufen , denkt er ſid folgendermaßen.
So teilten ſich
Wenn ein Stamm durch politiſche, religiöſe , ſoziale und
alſo die Indogermanen in Nordeuropäer (Germanolitu ſlaven) und Ariogräkoitalofelten ; dann erſtere in Ger
ſonſtige Verhältniſſe eine Stellung des Uebergewichts über ſeine nächſte Umgebung gewann , ſo drang er dieſer audy
abgeſehen davon, daß dieſer leßtere Punft ein ſehr ſtrittiger und ( dywer zu entſcheidender iſt, darf er aber zur Be gründung des erſteren überhaupt nicht verwendet werden . Das verbietet nad Leskiens klarer Darſtellung ( Deklina
tion. Einleitung pag. VI) einfad, die Erwägung , daß die
Schlüſſen darzubieten. Leskien thut Schleicher wohl kaum Unrecht, wenn er in deſſen Auffaſſung die bekannte Vor liebe , ſtreng zu ſyſtematiſieren , wiederfindet, die ihn ver führt haben mag , nach dem Muſter der Zweiteilung der als wiederholte Gabelungen anzunehmen .
Die Frage nach den Verwandtſchaftsverhältniſſen der indogermaniſchen Sprachen .
jeine ſpeziellen Spracheigentümlidfeiten auf.
Daburdi
wurden die zunädiſt liegenden Varietäten , ſoweit der do
minierende Einfluß reidyte, unterdrüdt und die Vermittlung unterbrocien ; damit iſt die Erklärung, wie ſich geſonderte Spradigebiete bilden fonnten , gegeben. Nimmt man dieſe Theorie an , jo löjen jid alle Widerſprüche; es fallen dann aber auch alle früberen Rom
binationen , und die indogermaniſche Grundipracie ſelbſt
wird nicht mehr mit apodiktiſcher Gewißheit aufredyt zlı erhalten ſein , wenn ihre Eriſtenz audy wabrſcheinlich bleibt. Schließlich bemerkt Sdmidt, daß es weiterer Forſdung vorbebalten bleiben müſſe, 31 entideiden, ob die bisber
(palatalijirt c), dagegen indogermanijdem
45 k? arijdes ç
(der palatale Zijdlaut). Ariſdem k ( reſpektive c ) entſpridit im ſlavolitauijden ein Guttural, ariſdem s dagegen ein Zijdlaut mit jebr wenigen Ausnabinsjällen ideinbarer Verwechslung. Im Keltiſchen ſind beide k -Laute in einander
geſchmolzen, nur im gallobritijden Zweig zeigt ſic nodo die alte Differenz erfennbar : arijdem k entſpridyt mit Labialiſirung p , dem s dagegen immer c. Auch das Lateiniſdie hat beide k - Caute zuſammenge worfen ; Labialiſierung z1 zit q = kv tritt nur bei klein . Das Gleiche gilt vom Griedrijden . Wird hier aus klein ky entwickelt, io erſcheint bafür dialektiſch xx gegen
ſtaltung auf das Wacijen urſprünglich coordinirter dialet
über dem labialiſierten an, wie ivnijd őxxms gegen őrOS; vor z und 1 wird daraus it , wie in őtti. Niemals aber zeigen ſich dieſe Lautvertretungen bei k ? ( = arijd ),
tijder Verſdiedenheiten bis zur völligen Abgrenzung von
das ſtets durch « vertreten iſt.
immer als einbeitliches Ganzes betracyteten Einzelſpraden nicht etwa auch ähnlich aufzulöſen und ihre ſpätere Ge
einander zurückzuführen ſei. Solche Unterſuchung aber führt dann zuleßt auf die Frage nad Entſtehung der Sprachen und der Spradie überbaupt; vergl. u . a. Pauls ,,Princi pien der Spracywiſſenſchaft“ ; cine Erörterung, die über den Nahmen dieſes Aufiaßes weit hinausginge. Soviel iſt klar : Sdmidt's Anſdauung iſt der Schleidher'ſchen Methode diametral entgegengeſeßt. Sie verwirft aber zugleid nod eine andere Theorie, deren nunmehr Erwähnung gethan werden muß , eine Modifikation des Schleicher'idhen Stammbaums, wie ſie nach Schmidts eigenen Worten von den meiſten Mit
forſdern , wie auch zuerſt von ihm ſelbſt noch, für ſehr plauſibel gehalten wurde :
nämlich die Annahme einer
curopäiſden Grundſpradie gegenüber der ariſchen. Von Pottner ( Kuhns Zeitſchrift XVII 18, 161) zuerſt begründet, bat ſie an Fid ihren wärmſten Vertreter gefunden (vergl.
ſein „vergleidyendes Wörterbuch" pag. 1053 ff.). Sie empfiehlt ſid a priori durch ihre Einfachheit; auch die Zweiteilung in Nord- und Süd -Europäer fann damit beſtehen bleiben ; und die ſpradilichen Gründe ſcheinen ſie geradezu zu for: dern.
Am ausführlidiſten handelt sic darüber in ſeinem
Buch „ die ehemalige Spracheinheit der Indogermanen Europa's 1873." Er durdmuſtert den ganzen Wortſchat,
Im Germanijden ſind beide k - Laute zu h verſdoben ;
auch hier bezeugt die Affizierung durdy v ein kl. Ein intereſſantes Wort, das eine ideinbare Ausnabme
bildet, und zwar im Keltiſchen und im Griechiſchen gleicher Weiſe, bietet , indem es ſich beide Male lautgejeblid) erklären
läßt, eine glänzende Beſtätigung der aufgeſtellten Hegel: Ariſd) açvas , keltiſch epo , griechiſch inros bat k? und doch Labialiſierung. Aber hier iſt das affizierende v ſchon urſprachlich ; vgl. lateinijd equus ( aus ekvos ) ; es iſt alſo von Anfang an der Grund zu gleicher lautlicher Entiviďlung
gegeben, wie ſie ſonſt nur ſecundär bei k ' einzutreten pflegt. Iſt es ſomit sich gelungen, die Hauptſtüße für eine ariolituſlaviſche Einheit hinwegzuräumen, jo findet er für die Behauptung einer griechiſch-arijden Gemeinſchaft eine folde noch weniger begründet. Die lautlichen und for mellen, ſowie die lerikaliſchen Uebereinſtimmungen über zeugen ihn ebenſowenig davon, wie die Erhaltung des
Augments, auf welche Sdymidt ſo großes Gewicht legt. Geben wir alſo fick zu , daß eine Abſonderung der Europäer von den Ariern möglich ſei, fo fragt es ſid, ob die poſitiven ſpradyliden Beweije dafür Stich halten. Der europäiſchen Grundſprache werden hauptjädlid zwei Charakteriſtika vindiziert.
um feſtzuſtellen , was den europäiſchen Sprachen gegen
Auf dem Gebiet des Konſonantismus iſt es die gleich
über den aſiatiſden gemeinſam eigentümlich ſei ; und
heitlidhe Entwicklung von I und r aus urſprachlichlichem r.
um die Scheidung durchführen zu können , bricht er die Brücken zum Ariſden ab. Zunächſt im Norden . Hier
indogermaniſchen, ſondern ſogar der ariſchen Grundſprade
iſt es ſein Verdienſt, die oft erwähnte Vertretung des
ariſdien palatalen Ziſchlautes definitiv richtig erklärt zu baben. Nadi Ascoli's Vorgang weiſt er nämlich bereits für die indogermaniſche Grundipradie eine doppelte Reibe
Cottner, Sdleicher und fick ſprachen das 1 nidyt nur der ab, aus dem einzigen Grund, weil es im Granijchen feble. Benfer und Curtius nebmen allerdings mehr oder weni
ger beſtimmt ein indogermaniſches I an ; aber meiſtens wurde es mit r identiſch gehalten, wie es denn auch nicht
von Gutturalen nady, weldie in allen Einzelſprachen ver
zu läugnen iſt, daß beide Laute einander ſehr nahe ſteben
ſchieden behandelt ſind. Die eine derſelben, im Gaumen geſprochen, wird weit treuer bewahrt, als die andere, weiter
und vielfach in einander übergeben. Nun hat aber Hey : mann nachgewieſen , daß das I bereits der indogermanijden Grundſprache angehört, (Göttingen 1873 ) und in beſtimmten Entſprechungen zu erkennen iſt : es iſt nämlich immer
vorn im Munde geſprochen ; und nur bei dieſer leşteren
erſcheinen Ziſchlaute, aber nidit ausſchließlich im Ariſden und Slavolitauiſden, ſondern gelegentlich auch ſonſt. Es entſpricht nämlich indogermaniſdem kt ariſdesk Ausland 1883 Nr. 3,
durdy 1 vertreten , urſprachliches r dagegen durch r oder ein jüngeres 1 im europäiſchen , weldi ' lekterem Heymann
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Die Frage nach den Verwandtſchaftsverhältijen der indogermanijden Sprachent.
geneigt wäre, die Bedeutung eines Augments zur Tren
mit einem oder zweien von ihnen Verbindung gebalten,
nung von Ariern und Europäern zuzuerkennen . Spiegel ,
aud in diejer Periode mandes ſpezielle net gebildet, und (dyließlich ein Sonderleben begonnen und bier ſeine ganz
der ſeine Schrift (Beiträge VIII 121 ) rezenjiert, erklärt das geblen eines Zeidens für 1 im Eraniſchen aus dem Mangel einer Unterſcheidung von r ; daraus folge aber
Denn jede Sprade
iſt ja in ununterbrocvenem Fuß der Entwicklung begriffen,
europäiſdien kurzen e gegenüber dem monotonen arijden a
ohne jemals ſtill zu ſtehen. Daß alſo z. B. das Ger maniſche dem Vituſlavijden nabe verwandt erſideint, id ließt die Vermittlerrolle des letteren gegenüber dem Arijden ſo wenig aus, als mit Anerkennung der Eigentümlich
geltend gemadyt und von Fick als Hauptargument für die
feiten , welche das Germaniſche mit dem Keltiſchen teilt,
europäijde Einbeit betrachtet. Nun iſt es aber bekannt, daß in dem lekten Luſtrum
deſſen
auf dem Gebiete des indogermanijden ofalismus eine
nur nidit für ein und dieſelbe Periode indogermanijder
ganz bedeutende Meinungsveränderung ſich vollzogen bat. Die Arbeiten von Brugman, Dſtboff, Sauſſure, Collit,
Spradigeſdridite, ſondern für getrennte Zeiträume. Cine
nod nichts für ſeine Unterſcheidbarkeit.
Aud er iſt Gega
ner der europäijden Grundſpradie. Viel wichtiger iſt der Vokalismus.
Hier wird die gemeinſame Entwicklung des
Kluge u . a . haben abzüglid) aller ſtrittig gebliebenen Punkte ſoviel als unzweifelhaftes Reſultat ergeben , daß nicht im Arijden , ſondern in der europäijden Vielbeit das Urſprünglidie zu ſuchen ſei , daß nicht das Indijdie, ſondern vielmehr das Griechiidve den urſpradiliden Kofalis
mus verbältnismäßig am treueſten bewahrt babe. Dann iſt das europäiſche e nicht aus a entwickelt, ſondern es iſt urſprünglich und bier bewahrt geblieben , während das
Ariſdie überall a durchführte.
Damit fällt nid)t nur die
europäiſche, ſondern aud) ſpeziell die gräkoitalijde Grund ſprache ganz zu Boden , denn audy das o iſt bereits ur ſprachlidy, und in beiden Fällen kann von einer gemeinſam vollzogenen Neuerung, alſo auch von einem Einbeitsbe:
weis feine Nede mehr ſein. Wenn alſo jowohl Sdleider's,
wie Fif's Anſdauungen unhaltbar geworden ſind , ſo fragt es ſid ), ob man die Schmidt'ſche Hypotheſe ohne weiteres an ihre Stelle leßen ſoll. Jolly , der Zeitſchrift für
Völkerpſychologie VIII 15) gegen dieſelbe polemiſiert, kommt ebenſowenig zu einem befriedigenden Abſchluß wie Mar Müller und Whitney, die er gegen Schleicher zitiert. Weg
weiſer für die fünftige Stellung zu dieſen ſchwierigen Fragen iſt vielmehr Leskien in ſeiner mehrerivähnten ,, Deklination im Slavijd- Litauiſchen und Germaniſchen " Leipzig 1876. Jn ruhiger Erörterung zeigt er hier, daß
Schleiders Stammbaum und Schmidts neue Theorie ſich
Charakter als Uebergangsbrücke
fallen müßte.
zum
Italijden
Lesfien kombiniert alſo beide Methoden ,
Chronologie wird ſid, nidyt gewinnen laſſen; denn wie jidi für ſprachliche Entividflung fein Tempo firiren läßt , jo
gibt es auc gar keinen Verſudi, aus dem Grade der ( leichmäßigkeiten auf die Dauer der Periode dließen zu wollen, in welcher dieſelben ausgebildet worden ſind. Dieſe nüciterne Reduktion
aller
früberen
Kombi
nation auf Grund der durd ) Johannes Sdymidt aufgebrachten Methode vermeidet am eheſten das gefährliche Gebiet des Subjeftivismus und beſcheidet ſich mit der Erfenntnis , daß
das letzte Wort in dieſen großen und idwierigen Fragen nod nidt geſproden iſt. Die jüngeren Forīder verhalten ſich demſelben ge genüber vorläufig ablehnend, im
richtigen Gefühl, daß
genealogiſche Fragen gegenwärtig nidyt fruchtbar zu be : handeln ſind. Es überwiegt im Augenblick zu ſebr das Intereſſe der hiſtorijden Grammatik auf den Gebieten der Einzelſprachen .
Delbrück , der am
Soluß ſeiner
,, Einleitung in das Spradſtudium " Leipzig 1880 einen Abriß der bier erörterten Streitfragen gibt , kommt zu dem gleichen Reſultat und geht über die Annahme der von Anfang an feſtſtehenden arijden und flavolitauiſchen Gruppe nidt hinaus.
So iſt denn die Forſdung nad jechs Jahrzehnten trop allen aufgewendeten Fleißes und Scharfſinnes auf dieſem Arbeitsfeld nidt einen Scritt vorgerückt. Zu ſagen, es ſei alles umſonſt gethan , wäre ungerecyt und unver
gegenſeitig durchaus nicht ſo völlig und unbedingt aus idyließen , wie es zuerſt den Anſchein gebabt hat. Aller
nünftig.
dings iſt die Abgränzung der einzelnen Spradiſtämme jul
aus der immer genaueren Sichtung aller verwandten Er ſcheinungen ſowie aus der erneuten Behandlung der ver ichiedenen Probleme von dem mannigfadiſten Geſichts punkte aus gezogen , iſt ein unermeßlich reider. Nur
groß und ſcharf beſtimmt , als daß man ſie ſich nur durch
die obengeſchilderten Vorgänge entſtanden denken könnte; allerdings und vor allem iſt die Ausbreitung der Indo Germanen über das Gebiet, das ſie jetzt bejeßt halten, nidit wohl durch kontinuirliche Weiterſchiebungen zu er
1
bejondere Eigenart entfaltet haben .
klären ; es müſſen Wanderungen und entſchiedene Tren nungen ſtattgefunden haben . Aber daneben und zeiten weiſe iſt die Vermittlung durch kontinuirliche Uebergänge ſehr wohl annehmbar. Es kann ein Stamm als Mittelglied zivijchen mehreren anderen eriſtirt, in dieſer Zeit mit ihnen ſyradilidie Eigentümlidykeiten ausgeſtaltet, dann nur mehr
Schon der Gewinn , den die Grammatik der
Einzelſprachen aus der Sammmlung alles Materials und
zwei Beweiſe dafür mögen bier Plak finden . Die Frage des
indogermanijden Vokalisinus ſpielt, wie oben erwähnt eine bedeutende Rolle auch in den hier behandelten Fragen . Nun hat Johannes Schmidt (Rubns Zeitſchrift XXV.) auch im Ariſchen Spuren des urſprachlichen e nachge
wieſen. Vor demjenigen a, das dem im Europäiſchen bewahrten e entſpridit , werden nämlich die Gutturalen
im Indiſchen palatalijirt ; vor dem einem a oder o ent
Die Frage nach den Verwandtſchaftsverhältniſſen der indogermaniſchen Sprachent .
ſprechenden a aber nicht : ein Lautgeſet , das in den verwandten Sprachen vielfache Analogien hat. Andererfeits iſt die Stellung des Armeniſden im Kreiſe der verwandten Sprachen neuerdings durch Hübidmann (Ruhn's Zeitſchrift XXIII. ) zum Gegenſtand eingehender Unterſuchung gemacht worden . Er vindiziert dieſem Sprachſtamm , entgegen der früheren Anidauung, die ihn unbedingt dem Ariſchen zutheilte , eine völlig ſelbſtändige Stellung und charakteriſiert es als Brüde zwiſchen Aſien und Europa.
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kein Wunder, wenn das ſcheinbar jdon jo nahe geſtreifte Ziel wieder in unabſehbare Ferne gerückt iſt.
Auf ihrem ſpeziellen Gebiet hat die Spradwiſſen chaft eines jedenfalls durch die Behandlung der Ver
wandtſchaftsfrage poſitiv gelernt: die indogermaniſche Grundſprache enthielt aller Wahrſcheinlichkeit nad ſelbſt
ſchon dialektiſche Varietäten . Ihr Bild hat ſich überhaupt von der urſprünglid) angenommenen Naturwüchſigkeit und
Einfachbeit zu einem allmählich ſehr komplizierten umge:
Diejenigen Wörter , um derentwillen man es als eranijd
wandelt, aud ) in dieſem Punkt iſt der apriojiſtijd prin
erklären zu müſſen glaubte , ſind Lebnwörter aus dem Perſiſden ; das Inſtrumentalſufir bhi im Singular ſtimmt zum m des Slavolitauiſden ; der Vofalismus zeigt euro :
zipielle Standpunkt zum Heil der Siſſenſdaft verlaſſen
päiſchen Charakter.
So fügt rid das Armeniſche als
ebenbürtiges Glied in die Rette der Sdweſterſprachen. Vielleidit wird das jeßt nod) weniger forſchte Albaneſiſche als zehnter Zweig des indogermaniſchen Spradſtammes er: wieſen . Sicherlid iſt noch viel zu thun , bevor man die Verwandtjdaftsfrage wieder aufnehmen fann . Jedenfalls
darf dies dann nicht mehr einſeitig vom ſprachliden Standpunkte aus geſchehen ; aus der ganzen bisherigen Darſtellung ergibt ſich, daß die ſpradılidhen Argumente unzureichend ſind. Rehren wir zum Ausgangspunkt unſerer Betrachtung zurück , erinnern wir uns, daß die Geſchichte der Sprachen von derjenigen der Völker nicht getrennt werden darf. Handelt es ſich um kulturhiſtoriſche Einzelheiten, ſo kommt der Linguiſt oft den Hiſtorifern zu Hülfe und liefert wertvolle und ſichere Belege zur Aufhellung
praehiſtoriſcher Zuſtände, wie dies von Otto Schrader in ſeinem gemeinverſtändlichen Aufſat „ Kulturgeſchichte und Sprachwiſſenſdaft“ ( Im neuen Reich 1877 No. 36 ) anziehend geſchildert wird.
Hier aber iſt das Problem
komplizierter, hier ſcheinen ethnographiſche und geographi-
iche Unterſuchungen nicht nur zur Mitwirkung, ſondern geradezu zur Entſdeidung berufen zu ſein. Sie allein vermögen vielleidt Lidyt über die Perioden indogermaniſcher Wanderungen zu verbreiten , in welche der Sprach.
worden .
Mit anderen Worten : die Spradforidung fann
vorläufig nod nidyt entfernt zu einem Urzuſtand, ſondern nur zu derjenigen Geſtalt der Sprache vordringen , welche der Trennung unmittelbar vorausging. Wieviel Wand: lungen dieſe Sprache ſelbſt ſchon durdugemacht, wird ſich wohl nie enthüllen ; nur ſoviel läßt ſid) vermuten , daß
dieſelben zahlreid und bedeutend waren. Wieviel nun aber von den Differenzen der Einzelſprachen auf ſoldie in der Grundſprache zurückzuführen und wieviel auf Red nung der geſonderten Entwicklung zu jeßen iſt, das zu erforiden bleibt vorbehalten .
So iſt es allerdings zunädiſt ein rein negatives Re:
ſultat, das aus allen Bemühungen um Löſung dieſer intereſſanten Frage entſpringt. Eine Reihe von Syſtemen
iſt aufgeſtellt und faſt eben ſo raſch wieder umgeſtoßen worden . Im großen iſt das ganz dasſelbe Bild, wie es ſich im kleinen jo oft ergibt. Wer ſich z. B. mit griechiſcher Dialektologie beſchäftigt, der erfährt ſehr bald , daß von den drei Dialektgruppen nur die doriſche und joniſche Einheit zu erweiſen ſind , die äoliſche aber (und gar die äolodoriſche) haben aufgegeben werden müſſen. So iſt es
mit der Genealogiſierung der germaniſchen, der ſlaviſchen, der romaniſchen Sprachen ergangen ; ſo in erhöhtem Maßſtab mit dem indogermaniſchen Stammbaum . Es ſcheint das Sdidjal der Sprachwiſſenſchaft zu ſein , nach glänzendem
Aufidhwung manchen raſch aufgeführten Bau wieder
gibt es die
ſtürzen oder doch auf ganz oder teilweiſe veränderter Grundlage neu herſtellen zu müſſen ; es ſcheint ihr be ſdieden , erſt ſpät mit verbeſſerter Methode das Sezier meſſer an ihre eigenen Präparate zu legen und zu lernen ,
Sprachforſchung vorläufig auf, Kombinationen aufzuſtellen,
wie der Baum der Erfenntnis beidnitten werden muß ,
forſcher nicht mehr mit Beweiſen , ſondern nur mit Hypo-
theſen vorzudringen vermag ; ſie mögen vielleicht Beziehungen aufhellen , für welche Kriterien in den Einzelſpradien nidyt aufzufinden ſind .
Darum
die Gefahr laufen , den Ergebniſſen der Sdyweſterwiſſen-
damit er ſicher gedeihen kann . Aber es kommt ja nicht darauf an , wie weit das Ziel geſtedt iſt; das liegt nie dieſe die Prärogative in den lekten und ſchwierigſten Fragen und nimmer in des Forſchers Hand. Nur daß er unbe: Sprachenverwandtſchaft Sprachenentſtehung. nach und Es iſt irrt darauf hinſtrebe ; nur daß die Reſignation nicht zuir ein Verzidit ,aberein ehrenvoller, nachdem Jahrzehnte lang alle i Ermattung führe. Mögen dann ſtolze Hypotheſen und die reichen Mittel erſchöpft worden ſind , über welche die kühne Kombinationen weiden vor einer unerbittlichen vor Sprachwiſſenſchaft in ſteigendem Maß zu gebieten hat ; urteilsfreien Kritik, der verzagenden Skepſis darf nicht ob ein definitiver oder nur ein vorläufiger , das vorher Haum gegeben werden ; und muß es gleich ungewiß jagen zu wollen wird wohl keiner wagen . Genug, wenn bleiben , ob und wann der Zeitpunkt erſcheint, wo die die Grenzen für jeßt erkannt ſind und damit vergeblicher bis jeßt vergeblid) behandelten Probleme einer Löſung Kraftveridwendung vorgebeugt iſt. Die Perſpektiven ſicher entgegengeführt werden können . ſoviel iſt gewiß, haben ſich viel weiter cröffnet , als man es je geahnt; daß aud) die Erkenntnis des Nidotwiliens immer wieder idaften vorzugreifen oder zu widerſprechen, und zediert an
Sechs Monate in Oran .
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einen Schritt vorwärts bringt, auf dem Weg , den jede wahre Wiſſenſchaft wandelt, ohne Garantie, wie weit ſie
wird vordringen fönnen : auf dem Wege zur Wahrheit.
lid, ſein fonnten, mein Ziel, die alte arabiſdie Stadt nach innen und außen zu erforſchen , gründlich zu verfolgen. Und der freundliche Stern , der mir von Anfang an in dieſem Lande geleuchtet hatte , blieb mir treu . Ich fand eine reidhe Bergangenheit zum befragen , ich fand Typen , Sebräude, Glaubensformen zu
Sechs Monate in Oran .
in viel reicherem
ſtudieren , alles
Maaße, als id erwartet hatte.
Meniden und Dinge gaben immerwährend zu denken
Von H. Levesques . '
und überall fand ſich eine Anknüpfung zur Frage und oft folgte darauf die eingebendſte Antwort.
IV .
Was Tlemcen einſt geweſen.
Ein einſames Minaret, weldies draußen im Felde verein
Jd) hatte nicht lange Zeit gebraucht, um zu begreifen, daß Tlemcen in der ganzen Provinz Oran und vielleicht in ganz Algerien diejenige Stadt fei , welche den reidyſten Stoff zur Beobachtung biete nad mannigfacher Richtung hin . Jhre zahlreichen Denkmäler, ihre maleriſchen Punkte, ibre originelle Bevölkerung , alles ſchien ſich hier zu ver
zelt emporragte, gab lo die erſte Veranlaſſung zu Nadforidh ungen über die Geſchichte der Vergangenheit von Tlemcen . Dieſes Minaret, belehrte man midy, iſt mit dem zer fallenen Thor von Sidi Daudi und den heiligen (Grab : ſtätten von Sidi Yacub das einzige, was übri gblieb
einigen um meinem Zwecke , zu ſehen , zu hören und zu
von einer verſdwundenen Stadt , welche man Agadir nannte. Dieſe Stadt , welche auf die alte Pomaria ge
lernen , entgegenzukommen . Aud empfand id) gleich bei Be: ginn meines Aufenthaltes dort den lebhafteſten Wunſdy,
Anſiedelung; ſie überdauerte im achten Jahrhundert die
folgt war , wurde erbaut aus den Steinen der römiſden
länger zu verweilen , und in der Folge erwieſen ſich mir
Groberungszüge der Araber, ud Edris hinterließ fie
die Umſtände als bödyſt günſtig dazu. Unſer Oberſtlieu: tenant hatte den Weg nach ſeiner neuen Garniſon nur deshalb über Tlemcen genommen , weil er uns dort Araber auf ihrem eigenſten Grund und Boden zeigen wollte und
groß und blühend ſeinen Nadyfolgern. Als der Strom
der Almoraviden iu elſten Jahrhundert über Magh'reb ( das weſtliche Afrifa) herbrauſte, belagerte ihr Führer Muſief - ben - Tadifin Agadir und um die langen Tage
jekte nach kurzer Raſt ſeine Reiſe allein nach Sidi-bel
im Lager wegzutäuſden , baute er eine andere Stadt um
Abbes, ſeiner fünftigen Reſidenz fort , um vor der voll
ſeine Zelte her , am Fuß des Berges und befeſtigte ſic. Agadir, welches bald darauf in die Hände ſeines erbitter
ſtändigen Ueberſiedlung dorthin die klimatiſden und jonſtigen Lebensbedingungen kennen zu lernen . Er kehrte bald ſehr
enttäuſcht zurück. Sidi-bel-Abbes war ein ganz unbedeu tender Winkel, von Spaniern bewohnt,
vom
Staube
wahrhaft beimgeſucht und ohne jedes Intereſie für den
Touriſten.
Ein mit Bäumen bepflanzter Spaziergang
und jonſt ſoweit das Auge reicht nur Getreidefelder , das Entzücken der Rolonen und die Verzweiflung des ſeh- und wißbegierigen Reijenden .. Dies war alles, was Sidi-bel Abbes zu bieten vermodyte. Man entidloß ſich nun raſch in Tlemcen Sohnung zu nehmen und da zu ver weilen , bis das Herannahen der großen Hiße die Rüdfebr
nach Frankreich bedingen würde.
Auch war der Ent
idluß um jo leichter zu faſſen , als in den nädſten ſechs Monaten der Oberſt vermutlich öfter abweſend ſein würde, um ſeine Truppendetachements und ſeine Spabiſmalas zu inſpizieren. Auf dieſen kleineren und größeren Reiſen hätte er ohnehin Tlemcen öfter berühren müſſen und ſo dien es das Natürlichſte fich häuslid niederzulaſſen , wo aud) ein geſelliger Berfehr für die Familie noch im Be
reich der Möglichkeit lag. – Wir waren dann bald hei:
ten Feindes fiel, entvölferte ſich nach und nach und fanf
in Trümmer , während die junge Rivalin aufblühte und ſpäter unter den Almohaden ihren urſprüglichen Namen Tagrart mit dem vertauidhte, den ſie nod beute trägt.
Tlemcen war mächtig und ſab viele Dynaſtien auf blühen und dabinſinken .
Bradytvolle Bau- und Dent:
mäler erhoben ſich einſt hier ; man zählte bei jedvzig Mo ideen und die Citadelle Medhuar ragte da empor, wo
einſt das Zelt des Yuſſef-ben - Tadyfin geſtanden hatte. Bald entfaltete ſich in ihren Räumen die Pradht der Paläſte des Sultans. Doch ady, auch für Tlemcen ſchlug
die Stunde des Verfalles , wie ſie einſt für Agadir ge Das Reid ), deſjen ſtolze Hauptſtadt es geweſen , verblutete ſich in inneren Rämpfen . Das weite ſchlagen hatte.
Stadtgebiet verengerte ſidy, wie die Grenzen, über welde
der Fürſtenjit gebot und ſchon betrat der Fuß des
Fremden große Länderſtreden , die zum Reiche gehört batten .
Die Spanier batten bereits ſeit einem halben
Jahrhundert Oran dem Fürſtenſtamme der Abd-el-Qua diten entriſſen , als die Türken , welche ſchon Algier be
iniſch geworden ; ein anregender intereſſanter Kreis jammelte jid in fürze um uns , wie dies ja leidster im Auslande geſchieht unter Angehörigen derſelben Nation . Und unter
jaßen , über Tlemcen berfielen , und der Herrſchaft der
den neuen Beziehungen waren mandhe, welche mir förder
und mit ihr verließ der intelligente Teil der Bevölkerung
1 Vergl. Ausland 1882 No. 48 , 49 und 52.
Araber hier ein Ziel jenten. Es war dies ums Jahr 1553. Unter dem türkiſchen Joche erlahmte bald die Induſtrie, ein Land , weldes unter dem Druck einer barbariſden Herrſchaft fortan zu jedem neuen Aufidiwung unfähig
49
Sechs Monate in Orani .
geben von Ruinen einſtiger Größe, als ſie im Jahre 1842
oft idon bei dem dritten der gewechſelten Redeſäße in eine völlige Spradyverwirrung. Der Spahi Ben -Kbada
durch die Franzoſen bejeßt wurde. Das Minaret von Agadir , an deſſen Fuße ich die
vom arabiſden Bureau hatte uns zwar , wie ſchon be richtet, ſeine Dienſte angeboten , aber troudem er uns die
hiſtoriſchen Notizen dieſer Blätter aufzeichnete, iſt ein im poſanter Ueberreſt aus den Völkerſtürmen , deren ſtummer
Legende von Sidi-Halui nidit übel erzählt hatte , wußte er ſonſt nicht ſehr viel und war eigentlid) nur da recht zu Hauſe , wo es ſidyum Marabuts handelte. Eines Tages nun , als id, eben mit einer Dame aus der franzöſi den Kolonie über meinen nod immer unerfüllten Wunſch ſpracy, batten wir eine merkwürdige Begegnung. Wir
blieb. Tlemcen war eine verarmte Stadt geworden , um
Zeuge es geweſen. Die Subſtruktionen , auf welchen es ſtolz emporſtrebt, ſind ſchön gefügt aus römiſchem Material, aus bebauenen Steinen , von der alten Pomaria herrührend.
Das Minaret ſelbſt zeigt merkwürdige, ausgezeichnet erhaltene lateiniſche Inſchriften .
Eine derſelben finde bier Raum ;
gingen gerade einen der Fußpfade entlang, welche zwiſdhen Gärten von der maleriſchen Höhe von El Kaala hinab:
jie lautet: DEO
SANCTO AVLISVAE
FL. CASSI ANVS PRAE FEC. ALAE EXPLORA
führen. Die Straße von Sebdu, welche ihr weißídyimmern des Band am Berge hinzieht, die kleine Bergveſte , die ſie beherrſcht, die Kubba von Salla Setti , der heiligen Frau, weldie vom Rand der Hochebene von Terni herüber leuchtete, alle dieſe Punkte loďten , Tlemcen aus der Vogel ſdau in dem herrlichen Lidyte eines Sonnenunterganges zu betracyten.
TORVM
Wir ſuchten uns eben über den Weg zu orientiren ,
POMARI
als die breiten Aeſte eines Feigenbaumes didyt hinter uns ſich auseinanderbogen und ein Araber mit weißem Barte, von patriarchaliſdem Ausſehen , trat auf den Fußpfad heraus. Er grüßte uns würdevoll und ehrerbietig und
ENSIVM .
Die vier Nanten
des dlanken Bauwerkes ſind
ſcarf und unverleßt, aus den Zinnen ſeiner Plattform iſt kein Stein gewichen, und was es von ſeiner Vergangen beit berichtet, ſcheint eine ſtolze Herausforderung an die
ſagte , ſich an die Aeltere von uns beiden wendend: „ Madame, wenn Du in meinem Garten ſpazieren gehen
willſt, ſo fannſt Du ihn betreten , jeßt und immer, er ſtehe Dir zur Verfügung. Mein Haus ſteht dort inmitten
Zukunft zu ſein. V.
Ein Buch öffnet ſich.
Seit einem Monat ſchon durchſtreiften wir Tlemcen
der Bäume;
du wirſt dort auch meine Frau und meine
Töchter finden .“ Meine Begleiterin ridytete einen fragenden
waren uns vertraut geworden ,, - aber die ungenügenden
Blick auf mid; und ſah , daß id, ſehr geneigt war, der Aufforderung zu folgen. Troßdem zögerte ſie ein wenig, erſtaunt wie ſie war ; auch waren wir ja allein und
Ausfünfte, die auf meine Fragen hin oft genug von den
kannten den Mann nidyt.
nach
allen Richtungen .
Straßen und Baudenkmäler
Europäern gegeben wurden und die Gleichgültigkeit , wo
Der alte Araber erivies fidy nun als feiner Beob
mit eben dieſe alles behandelten, was der Vergangenheit hier angehörte, ließen mich nur mit halbem Ohr auf ihre ſpärlichen Berichte hören, und eine Idee begann mich zu be
achter , er las in unſeren Augen , daß uns eine gewiſſe Scheu befangen hielt. Habe keine Furdyt ," fuhr er des balb fort, das Wort immer an meine Gefährtin richtend, und die Hand aufs Herz legend, ich diene den Franzoſen und ich liebe ſie ; mein Vater Bacher- ben - Bu-Medina war ſchon in franzöſiſchen Dienſten , als einer der Ku lurlis die den Medyuar verteidigten mit den Soldaten des Kapitäns Cavaignac. Du kannſt mir vertrauen , ſeit fünf und zwanzig Jahren bin ich bei der franzöſiſchen Verwaltung angeſtellt und außerdem – er ſprach es mit Naddruck - bin ich in Meffa geweſen ." ,,Wie nennſt Du Did ?" fragte id nun . ,,Gl Hadje Mohammed -ben -Badyer-Ben -Bari.“ Der Geſichtsausdruck des Greiſes beſtätigte ſeine Worte ; als wir ihm volt in die Augen geſehen hatten, ſdwand unſer Zögern . Er bog alsdann die Aeſte des Baumes, der die Schwelle ſeines Beſiktums bebütete, zur Seite, öffnete uns ſo einen bequemen Durch gang und ließ uns eintreten . Wer einen woblangelegten Garten mit durgeraden Alleen , mit ſymmetriſchen , abge
berrſchen , die ich in ihrer Intenſität eine fire nennen könnte.
Id wollte erzählen hören , aber von arabiſchen Lippen, im Schatten der Moſcheen ſollte es ein Erzähler im Turban ſein und in den Bildern , die mein Gedädytnis feſthielt, ſollten die Menſchen die Dinge vervollſtändigen. Es war dies für meinen Freundes - Kreis ein fühner Gedanke. Ich ſuchte, ſo verſicherte man midy, nichts mehr und nidits weniger als den Stein der Weiſen. In der That über zeugte ich mich auch , daß in Tlemcen unter den Arabern wenig unterrichtete Leute zu finden ſeien und wenn ein großer Teil unter den Eingebornen ſich auch damit idmeidelt, franzöſiſch zu ſprechen , ſo iſt dod ein fortge jektes Geſpräch , von einigem Intereſſe mit der Mehrzahl derſelben unmöglich. In den Läden der Straßen von
Mascara zum Beiſpiel, wo ſich die hervorragendſten der eingebornen Bewohner einzufinden pflegen , gerät man Ausland 1883. Nr 3 .
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Cechs Monate in Oran .
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zirkelten Beeten liebt , der nehme keinen Anſtoß an der
gleiterin jah mid lädyelnd an – ſie hatte denſelben Ge
graziöſen Verwahrloſung, die in allen arabiſdien Gärten
danfen .
bier zu Lande herridt. Die Feigen-, Zitronens, Granat und curopäiſchen Obſtbäume deinen von der Natur bin
Wir waren in ganz nahe bei dem Hauſe. Die großen , dort angefetteten Gunde rührten ſid ), aber die Gegenwart des Herrn bejdivor ihr vüthendes Gebell, ſonſt eine ſtehende Plage der Spaziergänger um Tlemcen . Vor uns
gepflanzt, wo eben Kaum war und dem Menſd )en bleibt nur die Aufgabe, ihnen die föſtliche Laſt zur Zeit der
Ernte abzunehmen . Die Reben , weldre ſid, an den Stäm
erhob ſich das dyarafteriſtijde Wohnhaus der Eingeborenen ;
men hinaufranken , bilden natürlidie Lauben , in deren Sdyatten die Kinder ſidy herumtummeln. Die Blumen , und weldy' ein Reidythum , entfalten ſich ivo es ihnen gut
man betritt es durd) eine niedrige Thüröffnung, weldạe ein kleines Gewölbe abidließt , und dieſes lettere verwehrt beim Definen der Thüre jeden Einblick in das Innere des Hauſes. In ſeiner Tiefe jedody nad; links öffnet ſidy ein weiter Bogen auf den innern Hof.. In dieſem vier edigen unbedeckten Raum , den die Gemächer rings umgeben , ſaß eine ältere Frau nad orientaliſdier Weiſe auf der Erde und ſpann Wolle, neben ihr auf der Sdwelle eines
dünft. Neben dem ländliden Mais duftet der Jasmin , Roſenbüjde wadyjen zwijden Artiſdoden auf und die friſchen Dolden leucytender Verbenen heben ſidy trefflid von dem dunklen Rajengrunde ab.
Unter dem
reiden
Laubidymuck der Bäume gehört in dieſen Obſtgärten der Boden ohne Unterſchied allem , was da wädiſt und ſprießt und der Araber, deſſen Paradies nid) ts anderes iſt, als ein immergrüner Hain , durdyrieſelt von unverſieg
lichen Quellen , betrachtet ipohlgefällig das irdiſdie Abbild ſeiner zukünftigen Glücjeligfeit.
Unſer Gaſtfreund auch verweilte ſicherlich in diejem Sinn ſo voll naiven Stolzes bei dem lachenden Grün ſeines Be
Gelaſjes ſtand aufredyt, von deſſen Thürvorhang ſid, vor: züglid) abhebend, ein junger Mann ; iveiterhin zivei ingend liche Frauengeſtalten mit entblößten Armen eifrig Kuſkuſju
bereitend. Es war ein fertiges Bild. Vei unſerm Anblick erhob ſich die eine der beiden Jüngern eilig und verídywand alsbald im nächſten Gemadie. ,,Warum ging dieſe deine Tochter eben ſo ſchnell hinein ?"
ſites, bei jedem Baume und jeder Blume, ſtets beifügend,
fragte ich den Greis. „ Es iſt meine Sdwiegertudyter,"
daß all' dies Werke Gottes ſeien , und daß Er dem Meniden
ſagte er , „ und wenn id) gegenwärtig bin , ſo gebietet ihr
alles Schöne in der Natur gütig ſpende. Während wir plau dernd den Garten durchſchritten , huſchten hin und wieder
die Chrfurdyt , die ſie mir jduldet, ſich zu entfernen .“
dywarzäugige Kinderföpfe durch das Laubdickidt und das rothe Müßchen , Chechia genannt, verriet ſtets den kleinen Cauſder, wenn er ſich noch jo liſtig niederducte. Der
bequem ."
alte Araber freute fid ein Weildien des Spieles , dann
rief er die Kleinen herbei und zeigte ſie uns voll Liebe. Es waren Kinder und Enkelkinder von ihm . Ali , Ahmed Fatma , Aidha und Andere defilirten vor uns , gaben die
,,Wunderlicher Braud diejer, " dachte id „ und hödyſt un Unterdefien hatte ſich die ältere der Frauen
erhoben und reidyte uns voll offener Freundlichkeit die Hand. Shre Augen , ihre Stimme muteten uns gar ſympathijd an , aber auf ihre Sprache vermochten wir leider nicht zu antworten . -- ,,Dies iſt meine Frau ," be merkte El Hadi , ſie bietet euch den Willkomm in ihrem Hauſe." Mit Hilfe des Gatten erfolgte dann ein kurzer .
Hand, küßten dann den eigenen kleinen Daumen , nady
Austauſdy von freundlidhen Worten. Der junge Araber
Sitte der Eingebornen , und flatterten davon , um Blumen zu pflücken. ,, Deine Kinder ſind ſehr artig ", wandte ſich
hatte ſich während deſjen hinter die webende Draperie zurück
meine Gefährtin an den alten Hadj , „waren dies alle ? " „Dnein " , erwiderte er mit einer Miene freudigen Stol ges, ,,ich habe noch einen Sohn und eine Tochter , beide
verheiratet, und dieſe meine älteſten Kinder ſpreden ſehr gut franzöſiſch ." ,, Du haſt Kinder, weldie noch beſſer ſprechen , als Du ſelbſt ?" fragte ich erſtaunt. „ O ja , viel beſſer ; meine Kinder ſind ſehr gut unterrichtet und wenn mein Aelteſter eben jeßt im Hauſe iſt, ſo magſt Du jelbſt urteilen, ob id mid mit ihm vergleidsen fönnte. Er hat auf dem Gymnaſium zu Tlemcen mit Europäern feine Studien gemacht und weiß viel mehr , als irgend einer ber unſern ." - Wie einem Botaniker, der nach langer, mühevoller Umſchau eine ſeltene Pflanze vor fidy ſieht, und dem vor Freude das Herz ſchneller podyt , jounge
fähr war mirs zu Mute bei den Reden des Alten . Werde id) es endlich erhaſchen, das Phantom ? Ein Araber, mit ich
gezogen. Auf den Ruf des Alten erſchien er wieder. „ Hier mein älteſter Sohn Mohammed," ſagte El Hadj und der junge Eingeborne trat auf uns zu und verbeugte ſichy. Er hatte ein ernſthaftes , gelaſſenes , faſt etwas fühles Weſen , dabei war er jedoch von vollendeter Höflichkeit. Man mocyte ihm dreißig Jahre geben, aber ſiderlich war er jünger. Sein Vater ridytete einige arabiſche Worte an ihn, die er erwartet zu haben ſchien , denn er wandte ſidy ſofort an uns mit der höflichen Aufforderung, einzutreten. Das lange und ſchmale Gemad ), worin wir uns nun befanden , war ſein Studierzimmer und die Anordnung
desſelben im höchſten Grade originell.
Anf dem Fuß
boden lag ein türkiſder Teppich hingebreitet, große maſſive Truhen , Tiſche, Etageren jeder Art, Alles aus vergoldetem Holze, bemalt mit Arabesken in glänzenden Farben , lange
arabiſche Flinten mit ſilberbeſchlagenen Kolben, ein fran
id) von allem ſprechen , den id) nad; allem fragen
zöſiſder Wandſpiegel , Brokatpolſter da und dorthin ge worfen , fielen zunächſt hier ins Auge. Marokkanijde
konnte, was mir auf den Lippen brannte ! - Meine Be
Töpferwaaren , Koranſprüche auf Goldgrund , verzierte
dem
Geographiſches vom internationalen stengreß der Alpenvereine in Salzburg,
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Säbelſcheiden, Sjebiras oder Schreibmappen und Brief:
gleichzeitigen Generalverſammlung des deutſch-öſterreichi
taſden aus fünſtlich geſticktem Leder bingen rings umber
iden Alpenvereins betrafen naturgemäß vorwiegend praf
an den Wänden .
In der Tiefe einer dekorirten Mauer
tiſche Fragen , die Porträge waren der Mehrzahl nad
niſche ſtand ein eiſernes Bett, halbverhüllt durch die blen
wiſſenſdaftlichen Inhaltes und der breite Raum , weldier
denden Streifen eines arabijden Teppidis. Als Vertreter
traditionsgemäß den geſelligen Vereinigungen und Aus flügen zugemeſſen war, konnte daran erinnern , daß für die
vollendeter europäiſder Ziviliſation nahm ſid, aber in dieſem merkwürdigen Raume ein Sdyreibtijd mit aufgeſettem Büderregal von reidiem Jubalte gar nicht übel aus. Büder ſind ein univerſelles Terrain , auf weldem
große Mehrzahl der Teilnehmer die Freude am Alpen wandern das Motiv war, welches ſie den alpinen Vereinen
die Geiſter aller Nationen ſich begegnen. Die Bibliothek
zugeführt hat. Es iſt hier nicht der Platz, auf den moralijden und
driftgelehrten
ſanitären Wert der Alpenreiſen hinzudeuten oder auf die
beigelegt ) , ließ uns bald cingehend mit ihm in's Geſprädy
Förderung des Fremdenverkehres und damit des Wolfs wohlſtandes in den Alpenländern , welche ſid) dicje Vereine
Ci Mohameds ( der Titel Si wird den
kommen . Er bot uns Stühle an , deren er juſt zwei be jaß , ließ ſich ſelbſt auf einem Tabouret nieder und wir
Der Vater hatte Recyt, er war wirklich ein vor
zu gute ſdireiben können : hier ſoll nur über den Stand der wiſſenſd)aftlichen Beſtrebungen , wie er bei der er
züglich unterrichteter junger Mann. Ihm gegenüber jdywand
wähnten Gelegenheit etwa zu Tage getreten iſt, einiges
gar bald das beengende, unſichere Gefühl, weldes mid)
bemerkt werden .
plauderten.
bisher im
Verkehr mit Arabern nie verlaſſen hatte.
Die vollendete Haltung, das edle , faſt ſtolze Wejen des jungen Arabers nahmen mich ſehr raſch für ihn ein , und er ſeinerſeits begriff eben ſo raſch , daß er uns nüblid ſein konnte und ſtellte mit einfacher Würde ſid ſelbſt
und ſeine Bücher uns zur Verfügung. Es wurde verab redet, daß er unſern Beſudy erwiedern werde , und daß er mir dann auf meinen Ausflügen hie und da das Geleit als Cicerone geben wolle.
Ich war entzückt.
Endlich
follte ich in eines der lebendigen Bücher blicken dürfen , auf deſſen Seiten in voller Naturivahrheit die Geheimniſſe arabi ichen Lebens und arabiſcher Denkweiſe verzeichnet ſtehen !
Die Zeiten ſind vorüber , in welchen Glocknerbeſtei gungen in den Denkſchriften der kaiſerlichen Akademie der Wiſſenſchaften veröffentlicht werden konnten , es ſind jekt feine Entdeckungsreiſen in den Alpen mehr zu machen. Doch darf nicht vergeſſen werden , daß bis in die Anfänge des
vorigen Jahrzehntes hinein die Beſchreibungen der Alpi niſten thatſächlid neue Entdeckungen in größerer Anzahl enthielten , daß beſonders die kartographiſche Feſtſtellung vieler Theile der Ditalpen noch alles zu wünſchen übrig ließ und daher die weitläufigen orientirenden Auseinan derſeßungen eines Ruthner oder Sonklar, welche man jetzt burd) einen Blick auf die Spezialkarte erſeßen zu können
meint, weſentlide Erweiterungen unſerer Kenntniſſe bildeten .
Dieſer Phaſe der alpinen Geographie hat die Auf
Geographiſches vom internationalen alpinen kougreß in Salzburg. 12. und 13. Auguſt 1882. Die Alpen - Vereine verdanken den ungemeinen Auf id tvung an Mitgliederzahl und infolgedeſſen an finan : zieller Leiſtungsfähigkeit ohne Zweifel dem Umſtande, daß ſie ſehr verſchiedene Richtungen in ihr Programm aufge: nommen haben und ſomit Intereſſenkreiſe zu gemeinſamer Thätigkeit vereinen , die ſich ſonſt vollkommen ferne bleiben .
nahme der Alpenländer durch die offiziellen Körperſchaften, Generalſtäbe, topographijden Bureaur u. . w. ein Ende gemacht ſchon vor 40 Jahren in der Sdweiz, vor
etwa 10 Jahren in deu Dítalpen. Die betreffenden Ar: beiten , der topographideAtlas der Schweiz und die Karten des R. K. militärgeographiſchen Inſtitutes in Wien bildeten
daher auch quantitativ und qualitativ die Hauptobjekte der mit dem Salzburger Kongreſie verbundenen Ausſtellung.
Beſonders das lentgenannte Inſtitut hatte in groß artiger Weije alle ſeine vielfältigen Arbeiten zur Anſidit
Schon an der Wiege des erſten kontinentalen Alpenklubs
gebracht; die Wände des ſehr geräumigen Situngsjaales
reichten ſidy wiſſenſchaftliche und ſportliche Beſtrebungen die Hände zu einem Bunde, welcher nicht mehr gelöſt worden iſt, und nach wenigen Jahren traten die prakti
genügten faum , ſie aufzunehmen.
ichen Tendenzen , Weg- und Hüttenbau , Ordnung des
vielen Einzeleditionen in größeren und kleineren Maß ſtäben, die Originalaufnahmen in ihrer verſchiedenen Ber:
Führerweſen als gleichberechtigter Gegenſtand des Intereſſes hinzu. Die Verſammlung, welche an den genannten Tagen vom deutſchen und öſterreichiſchen Alpenvereine , in Er: wiederung mehrerer ähnlider Feſte, welde in Frankreich und der Sdweiz ſtattgefunden hatten , nach Salzburg ein
In allen Stadien der
Vollendung, in den mannigfadiſten Herſtellungsmethoden zeigten ſid; die große Spezialfarte des Kaiſerſtaates, die
wendung.
Folgerichtig war es auch ein Vortrag eines
berufen wurde, zeigte die Verbindung dieſer verſchiedenen
Vertreters des Inſtitutes, Major D. Volkmer, über die Herſtellungsmethode der Spezialfarte, welcher die Verband: lungen des Kongreſſes eröffnete. Neben den Arbeiten des dyweizeriſchen und öſterreichiſchen Generalſtabes erſcheinen die kartographiſchen Leiſtungen der Alpenflubs nur ergänzend
Antriebe auf das deutlichſte. Die Verhandlungen bei der
und ausführend. Der deutſche und öſterreichiſche Alpenverein
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Geographiſches vom internationalen Kongreß des Alpenvereins in Salzburg.
hat in neuerer Zeit durch Spezialkarten einzelner (Bebirgs: gruppen, welche zwar auf den Originalaufnahmen des K. R. militärgeographiſchen Inſtitutes beruhen , bezüglich derNomen klatur aber völlig neu bearbeitet und in ſehr elegantem
Kupferſtich (von Petters in Hildburgbauſen ) ausgeführt ſind, den einzigen Weg betreten , auf weldiem die Leiſtungen der Staatsanſtalt noch weſentlich überboten werden können . Denn es iſt kein Geheimnis, daß die Durcharbeitung der Nomen
flatur ebenſo wie die Ueberſichtlichkeit der Zeidnung auf den älteren Blättern der Spezialkarte desi geogr. Inſtitutes
einiges zu wünſchen übrig laſſen. Der Alpenverein hin gegen verfügt über die geeignetſten Kräfte, den meiſtens in der Tiefe der Volksmundarten ſchlummernden Geheim
ſtehung der Eishöhlen . Da der Untersberg bei Salzburg mehrere ſehr anſehnliche, wenn auch nidyt ſehr bequem zu gängliche Eishöhlen enthält, ſo war der Vortragende in der Lage, den Temperaturgang und die Veränderung des
Cijes in dieſen merkwürdigen Räumen durd) mehrere Jahre und alle Jahreszeiten hindurch auf das genaueſte zu ver folgen , wie das wohl noch nie bisher in dieſer Weiſe ge idieben iſt. Als Hauptergebnis dieſer mühſamen Forſdung iſt die Erkenntnis anzuſehen , daß die allgemeine Anſidit, das Eis bilde jid im Sommer und ichwinde im Winter, ein Märchen iſt. Das Eis bildet ſich vielmehr deshalb, weil die Höhlentemperatur im Winter tief unter Null ſinkt, das Einſtrömen von Tropfwaſſer aber aud) in dieſer Jahres
niſſen der Nomenklatur auch bis in die unzugänglichſten
zeit nidit aufhört.
Neviere nadvzuſtöbern und die Ergebniſſe der Forſchungen,
dann nidyt bei allen Höblen ſtark genug, das ſo gebildete
weldie in ſeinen eigenen Publikationen niedergelegt ſind, entſprechend zu verwerten .
Eis abzuſchmelzen – bei manden wird es allerdings all
Die einſtrömende Sommerwärme iſt
jährlid, bis zum Herbſt gänzlich vernichtet. Die mannig
Neben den Karten dienen Panoramen und Einzel
faden und fünſtlichen Hypotheſen, welche aud) neuerdings
anſichten am meiſten der geographiſden Belehrung. Auf dieſem Gebiete zeigten neben dem Sdyweizer-Alpenklub der
wieder aufgeſtellt worden ſind, um das rätſelhafte Sommer
deutſch-öſterr. Alpenverein und der öſterr. Touriſtenklub die beſten Leiſtungen . Auch die Privatinduſtrie hat ſich dieſes Gebietes längſt bemächtigt. Die Firmen Graefe und Hölzel in Wien brachyten zahlreiche Farbendrucke zur Ausſtellung, von denen freilich manche mehr durch Bunt: heit der Farben als durd) Naturivahrheit ſich auszeicnen .
An Photographien lieferte die Firma Sürthle und Spinn birn in Salzburg eine ganz hervorragende Kollektion der
vorzüglidyſten Aufnahmen aus allen Teilen der Cſtalpen ; leider waren andere Etabliſſements, wie Johannes in Parten
eis , weldies im Winter verſdwindet, zu erklären , ſind ſomit völlig überflüſſig geworden und konnten nur ent ſtehen, weil bei der Entlegenheit der meiſten Eishöhlen im
rauben Halthodogebirg ſich noch niemand die Mühe ge nommen hat, lange Beobachtungsreihen zu gewinnen, wie fie jeßt durdy Fugger und ſeine Gefährten geſammelt worden ſind. Hiermit ſind wohl die hauptſächlidyſten Zeugniſſe her
vorgeboben , welche die alpinen Klubs bei dem Salzburger Kongreſſe von ihrer wiſſenſdaftlidyen Thätigkeit abzulegen im ſtande waren . Sie bewieſen , daß man neben praf
firchen, Braun in Tornadı 2. unvertreten , wie überhaupt die Ausſtellung vornehmlich einen öſterreichiſden Charakter
tiſden Beſtrebungen und jener gewiſſen populären Ridytung,
zeigte. Lekteres allerdings mit einer bedeutenden Einſdyrän
Vereine gegeben iſt, wenigſtens in den leitenden Kreijen
fung nady der Niditung, daß auf dem Gebiet der Gletſcher
forſchung die Soweiz mit einem imponirenden Uebergewichte Profeſſor ir . Forel aus Morges beridytete nämlich über die Arbeiten am Nhone
aufzutreten in der Lage war.
gletider , welche zwar keineswegs vom Alpenklub allein hervorgerufen und bezahlt worden ſind, deren ſich derſelbe aber in einem fritiſchen Momente in entideidender Weiſe
was ihm ſtets zur größten Ehre ge reichen wird. Die Beobadytungen des perſönlid) anweſen
angenommen hat
den Ingenieurs Philibert Goſſet ſind das bedeutendſte, was jeit den Zeiten Agaſſiz für die Gletſcherfunde in's Werk
geſeßt wurde, und die Schönheit und Genauigkeit der fartu
graphiſchen Aufnahme des Gletſchers imponirte ebenſo, wie die zablreiden und minutiöjen Details über Bewegung und
Veränderung desſelben und die prädytigen und charakteriſti
ſchen Photographien. Es iſt für den deutſch-öſterreichijden Alpenverein eine Chrenjadie geworden, mit ſeinen reideren Mitteln dieſem glänzenden Beiſpiel kräftig nadzuarbeiten . Ein dritter Vortrag wiſſenſdaftliden Inhaltes war der des Profeſſors E. Fugger in Salzburg über die Ent
wie ſie durch die Entſtehung und Zuſammenſeßung dieſer der größeren dieſer Körperſdaften , beſonders des dweizer und deutſch - öſterreichiſden Vereines die Thatſache nidit vergeſſen hat, daß die Pflege der gelehrten Foridung ge wiſſermaßen den Adelsbrief darſtellt, der die Eriſtenz und die Arbeiten dieſer Körperīd aften über den Hang ver
gänglider Modeſachen hinausbebt und ihnen einen dauern den Wert verleiht. Es ſteht zu erwarten , daß auch in Zukunft bierin kein Nüdſdyritt, ſondern eher eine Steige rung der Leiſtungen eintreten wird, da der Sport cbenſo wie das Weg- und Hüttenbauen ſich nach und nady wegen Mangels geeigneter Dbjekte erſchöpfen müſſen, die Fragen, welde die Siſſenſchaft in unſeren Alpen zu ſtellen bat, aber noch lange nicht zu Ende gehen dürften . Somit wird ſid, aud die geographiſche Disziplin nur freuen fönnen , an den alpinen Rlubs leiſtungsfäbige Be noſſen für ein , wenn aud begränztes, dod bödiſt merk würdiges Gebiet zu beſißen.
Die Dialektlitteratur Neapels.
Die Dialektlitteratur Neapels.
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noch die Faria ( Ponie ), welde in Vieapel in den Sälen des fapuaniſchen Schloſjes am 4. März 1492 zur Dar
I.
Während die Halbinſel zerſtückt war in viele kleine Staaten , blieben die verſchiedenen Städte Staliens ſtets unter ſich verbunden durch den großen lateiniſden Namen ; die ruhmreiche, römiſche Tradition hatte ſie alle ,,edlen lateinijden Blutes" werden laſſen. Und aud) in ſprach licher Hinſicht kannten ſie lange Zeit unter ſich kein anderes Band , als den gemeinſamen römiſchen Urſprung. Die Sprache aller 3taliener war keine andere geweſen , und follte keine andere ſein , als die Cicero's und Titus Livius ! Das Toskaniſche , auch nachdem es durch Dante , Petrarca und Boccaccio geadelt worden , wurde als eine Art von Volksdialekt ( volgare) angeſehen , und wenn es endlid obſiegte und an die Stelle des lateiniſchen trat , ſo ver danft es dieſen Triumph einzig der Plejade von berühmten Schriftſtellern und Gelehrten , welche innerhalb der Mauern
von Florenz blühten und ihre Heimatſprache den Stamm brüdern diesjeits und jenſeits des Arno gleidjam aufnötigten . Am widerſpenſtigſten dagegen zeigten ſich die Neapolitaner. Aus einer Verbindung vskiſcher und griechiſcher Elemente hervorgegangen , hatten ſie keinerlei ethnographiſche Ver wandtſchaft mit den Toskanern ; ihrerſeits lateiniſch:
etrusfiſchen Urſprungs, verbanden ſie außerdem weder
ſtellung kam , um den Sieg der Kaſtilianer über die Mauren von Granada zu verherrlichen. Beide , Arkadia und Farja , Werke desſelben Sannazar, des Verfaſſers von
De partu Virginis und der Fiſchereflogen !
Die
Ropiſten und Druder ſpäterer Zeiten haben wohl an die Orthographie und vielleidyt ſogar an die urſprüngliche
Form âmbildend die Hand gelegt , aber wenn es auch wäre, jene Dichtungen bleiben dod immer ein merkivürdiges Phänomen der Mittagshöhe des fünfzehnten Jahrhunderts. II.
in neapolitaniſcher Mundart jedod war ſchon vor Sannazaro und Pontano gejdrieben worden . Es ſind uns
darin Chroniken erhalten , Aufzeichnungen von Männern aus dem Volfe von geringer Bildung, die des Lateiniſchen zu unkundig waren , um in dieſer Sprade zu dreiben. In der Orthographie und den Wortendungen madt ſich
aud die erfolgloſe Anſtrengung dieſer armen Chroniſten geltend, dem Adel der klaſſiſden Diktion gleidyzukommen ; gegen das Ende des fünfzehnten Jahrhunderts aber,
gleidyzeitig mit Sannazaro, wurden (don in unſerm Dialekte Puſtipielſzenen in Verſen geſchrieben , als Nachahmung der Attellanen , obne Verwickelungen und kurzgefaßt, die man
politiſche, nody geographiſche, noch klimatologiſche Urſachen. lind in Neapel war es audy , wo zur Zeit des großen
(Farse) Poſien nannte . Verfaſſer derſelben war Pietro Antonio Caracciolo , und es iſt ein ziemlich langes Fraga ment einer ſolchen auf uns gefommen , La cita ( die
Wiedererwachens der Klaſſizität jene ausgezeichneten lateini
Braut) betitelt , in weldoem eine neapolitaniſche Heirats:
firenden Dichter erſtanden , an deren Spiße zuerſt Antonio Beccadelli, der Panormit genannt und ſpäter Lorenzo
ſzene aus dem Volke, nach dem Leben dargeſtellt iſt, in der Weiſe eines niederländiſchen Bildes.
Valla und Giovanni Pontano traten ,1 und welche allen
Es treten darin die Braut , der Bräutigam , der Prieſter und der Notar auf , mit dem die Ehepakten in
Ernſtes glaubten , die vaterländiſche Dichtfunſt und die edyte italiſche Sprache wieder zu Ehren zu bringen . Weit entfernt, auch nur zu vermuten , daß ſie nicht einen Ana chronismus in der Litteratur Staliens bezeidynen würden,
ſchmeichelten ſie ſich im gegenteil, eine neue Epoche der= felben heraufzuführen , die würdig wäre, auf die des Au guſtus und des Nero zu folgen. Heiden im innerſten der
Seele, fanden ſie die Sprache des Horaz ihrer Empfindungs weiſe angemeſſener und ſchmiegten ſich mit Wonne in
ihre Formen, die ſie reiner, weider und plaſtiſdier wieder Bajä , Mergellina, der Vomero und Antignano haben nie wieder jo heidniſch und menſchlich enthuſiaſtiſche Sänger gefunden , wie Pontano und Sanna zugeben wußten.
zaro es geweſen. Für dieſe unſere Poeten des Quattrocento
war Dante eben nur ein Dichter in einer ſpeziellen Mundart
und größer vielleicht durch ſeine lateiniſch verfaßten Werke, als durch die Komödie. Und als Giovanni Pontano, erſter
Miniſter des Königs Alfons II., von amtswegen Verord nungen zu erlaſſen hatte , die dem Volke verſtändlid, wären , faßte er ſie in einer Art von neapolitaniſchem Dialekt mit lateiniſchen Endungen ab. I
Da nimmt es denn faſt Wunder, die Arkadia in
der lingua volgare geſchrieben zu finden , und faſt mehr
grotesker Art feſtgeſeßt werden . Ein anderes Bruchſtück blieb uns noch von der Poſie Lo Imágico ( der Zauberer), und ferner die Titel einiger andern . Man jagt aud) , San nazaro habe Caracciolo nadahmend eine Poſie geſdrieben , Il Gliòmero ( der Knäuel), aber es iſt darüber nichts ge naueres bekannt.
Und bis zum Beginn des ſechszehnten
Jahrhunderts begegnen wir keiner andern nennenswerten Dichtung in neapolitaniſcher Mundart, als der Verſion des Aeſop von Francesco dell Ruppo und einem kleinen Poem in Terzinen von Girolamo Brittonio von Sicignano, Kriegsmann , Sdyriftſteller und Höfling , wvelder auf allen
kriegeriſchen Zügen Francesco Ferrante d'Avalos, Mardeſe von Peskara begleitete , deſſen Unternehmungen er in ſeiner Dichtung befingt. Das ſiebzehnte Jahrhundert iſt dagegen das goldene Zeitalter der neapolitaniſchen Litteratur. In der letzten Periode des vorhergegangenen idon hatten unſere Schrift ſteller 'ihr Uebergewicht der Nationallitteratur gegenüber geltend gemacht und auf Sannazaro, welder Bewunderer
und Nachahmer in italien ſelbſt und außerhalb gefunden hatte , waren Rota , Angelo di Coſtanza und Luigi Tan filo gefolgt.
Tic Tialektlitteratur Neapels.
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Und nach ibnen , zu Anfang des ſiebzehnten Jahrhunderts, herrſchte Giovanbattiſta Marini und feierte Triumphe. Es war dies eine vorwiegende ſüdliche Epoche in der ita lieniſchen Litteratur. Und doch galt die toskanijde Sprache, deren ſid, alle jene hervorragenden Männer bedient hatten , im Herzen der Neapolitaner immer noch als ein Dialekt oder wurde dod) von einem nicht geringen Teil unſerer
Schriftſteller als ein ſolcher angeſehen . Es folgen dann die
Zeiten erbitterter Kämpfe zwiſchen den Verteidigern der tos: kaniſchen Sprache (Bembo, Martelli, Firenzuola, Tolomei, Viburnio , Ceſareo) , den Vorkämpfern für die höfide Sprache , das heißt diejenige, die am römiſchen Hofe ge-
ſprochen wurde ( Calmeto ), und denjenigen für eine eklektiſche, wirklich nationale Sprade (Caſtiglione und Triſſino ). Und die Neapolitaner Giovan Baſile und Giulio Ceſare Corteje nahmen in ihrer Weiſe die Streitfrage wieder auf, indem
ſie im neapolitaniſchen Volfsdialekte dichteten.
auf der Rüdfebr Mantua , um dort ſeinen Freund Baſile .
wieder zu jehen. Er ſtarb vor dem Jahre 1628. Er war der Dichter des neapolitaniſden Volkslebens. Er beſang unſere Sitten und Gebräude, er dilderte die daratteri ſtiſchen Typen unſeres Volkes und führte diejenigen Per
jönlidyfeiten , weldie gerade damals unter dem Volke ſid einer gewiſſen Berühmtheit erfreuten , handelnd vor , lo daß ſeine Dichtungen , wenn ſie auch keinen innerlichen künſtleriſden Werth beſigen , als Dokumente zum Studium jener Periode der Gedichte Neapels dienen. Er ſchrieb
La Vajasseide (vajassa -servetta , Soubrette ), in welcher er hödöſt treffend beſingt und darſtellt, was die neapolitanijden Zofen oder Soubretten darakteriſtiſches aufwieſen ; Il Micco Passaro 'n namorato ( der ver liebte Domenico Bajjaro , als Nadahmung des 99„ Orlando
innamorato“ des Bojardo ), worin die Thaten eines neapo litaniſchen Guappo ( einer Figur, welche mit dem ſpani den Kapitän der Commedia dell'Arte Aehnlichkeit hat ),
III .
! erzählt werden ; Lo Cerriglio incantato ( der bezau
Baſile wurde gegen das Ende des fünfzehnten jahr:
bernde Cerriglio ), eine Parodie des befreiten Jeruſalem
hunderts in Giugliano , einem Dorfe wenige Kilometer von Neapel gelegen , geboren und ſtarb vor 1631. Er
und zugleich die Beſdidite der berühmteſten Taverne Nea pels ; Il Viaggio in Parnaso (eine Reiſe auf dem
fämpfte im Solde der glorreichen Republik Benedig, be reiſte Griechenland , verweilte am Hofe des Herzogs Vin
Parnas ), eine ſatiriſdie Didytung , welche von den italien
cenzo von Mantua und erwarb ſidy den Titel eines Grafen und Kavaliers. Zuerſt verfaßte er einige Schriften in toskaniſcher Sprache, worunter ein Poem : Il Teagene und ein Luſtſpiel : Le avventurose disa vventure ( das glüdliche Mißgeſchick ); ſie haben aber ſehr wenig Wert. Sein Hauptwerk dagegen , welches in unſern Tagen bejondere Widtigkeit für das Studium der vergleichenden
iſden und neapolitanijden Didhtern handelt und den leşteren die Palme zuerkennt. La Rosa , ein Wunder
mährchen nach dem Muſter des Paſtor fidu von Guarino; und ein Roman in Proja Li travagliuse a mure de
Ciullo e Perna ( die Liebesbedrängniſſe Vincenzullo's und
politaniſchen Novellen , denen er den Titel Pentamerone
Perna's ). Corteje bejißt die ſchimmernde Form des Baſilie nidit , aber es iſt ihm ſtatt deſſen ein maßvolles Rolorit und ein urſprünglicher edyter Humor eigen. Ungefähr um die Mitte des Seicento erſchien ein Liederbuch in unſerem Dialekte ; La Tiorba a taccone
als Nachahmung des Decamerone des Boccaccio bei
( etwa, die Theorbe mit dem Stödel) und deſſen Verfaſſer
gelegt hat , oder aud) Lo cunto de li cunté ( das Mährchen aller Mährchen ), und unter den zahlreichen Ueberſeßungen , die von dieſem Buche gemadyt worden ſind,
war Filippo Sgruttendio aus Soafato. Es iſt nod nicht aufgeklärt , ob dies der wahre Name des Didyters oder ein Pſeudonym geweſen. Das Lieder bud, iſt in den Hauptzügen eine Parodie desjenigen von
Wolfsnovelliſtit angenommen hat, iſt eine Sammlung von nea :
war auch eine deutſche von Felir Liebredyt, welche in Breslau im Jahre 1846 mit einer Vorrede von Jakob
Grimm eridien. Es ſind fünfzig Novellen in außerordent lid glänzender Form erzählt , und je nad zehn Märchen folgt eine Szene in Verſen , Efloge genannt, und ſämt liche fünf ſind eben ſo viele Satiren der gleidhzeitigen Sitten . Außer diejem drieb aud Bajile einen Band Verje in unſerem Dialekte , die er Le Muse na pole.
tane ( die neapolitaniſchen Muſen ) nannte und worin er gleid falls die Sitten der Zeitgenoſſen ſatiriſiert.
Gleid zeitig und von Kindheit an ſehr befreundet mit Bajile war Giulio Cejare Corteje. Er hatte ſid) am Hofe
des Großberzogs Ferdinand von Toskana aufgehalten , bis ihn eine Leidenſdaft , die er für eines der Hoffräulein faßte, von dort wegtrieb. In ſeine Vaterſtadt zurüdgefehrt , wurde er der Vertraute des Vizefönigs Grafen von Lermoy und
ſpäter durdyreiſte er Jtalien und Spanien und beſudyte
Petrarca ; es enthält Ranzonen und Sonette während des
Lebens und nad dem Tode einer Cecca Francesfa ), welde als eine alberne Zofe gezeidynet iſt. Aber welde Madyt des Scharfſinns, weld) leidyter Fluß der Sprache, welche Friſche und Urſprünglichkeit! Id überſete eines der Sonette als Probeſtück; es gehört nicht zu den beſten des Budes , denn dieſe find
unüberſetzbar durd, die unendliche Grazie des Dialektes, die nicht wiederzugeben iſt. Der Didyter erzählt , wie ibn Amor verwundete :
,,Cecca legte ein paar prädytige Holzſdube an und auf ſo viele Strohbalme ſie trat , ſo viele Veilden ſproſten auf. Alle Zähne follen mir ausfallen und id) will nie
wieder Broccoli oder eine andere Suppe eſſen , wenn es nidit die Wahrheit iſt , daß fie in all der Pracht wie das Sonnenpanier crſdien. Und id jdwöre , daß jedes
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Heber den Namen Tajaf.
Klappern dieſer Holzidube mir wie ein Scuß ins Herz ging. Ad , daß meine Wunde kein Pfeilicuß , ſondern
irgend jemand für ihn (Gli Intrighi d'Amore , die Liebesintriguen ); Giovan Battiſta della Porta , der Phi
ein Schlag mit dem Holzidub war !" Baſile , Corteje und Sgruttendio ſind gleidjam die
lofoph und Naturforider; Detavio d'Jija und viele andere. Dicje Produkte tragen jedoch mehr oder minder den Stempel der Nachahmung des Lateinijden. Eine ſpeziell neapoli tanijde Theaterlitteratur aber beginnt zu Anfang des adot
Gründer unſerer Dialektlitteratur. Nach ibnen blübte eine Myriade von berühmten Sdvriftſtellern jeden Genre's . Die beiden Valentino ( Titta und Biagio ) thaten ſich in der Satire bervor ; Nunziante Bagano im idylliſden Genre, indem er Verfaſſer eines der genialſten Gedidite der nea politanijden Litteratur wurde; Pompeo Sarnelli jammelto andere volkstümliche Novellen ; Gabriel Faſano übertrug Das befreite Jeruſalem ; Andrea Perrucci idrieb ein Poem
über die antifen Traditionen des See's von Agnano; Gi
ancola Sittilo , ein Jeſuit, überſeßte dic Aeneide und Nicolò Lombardi verfaſste eine reizende Dichtung : La Ciucceide ( die Cjeliade) , worin er ein Neid idilbert, von Ejeln beivobnt und regiert , weldes angegriffen wird durdy das Nacıbarvolt der Affen . Unter allen jedoch der populärſte und genialite iſt Nicolò Capaijo.
Er wurde in ( rumo bei Neapel geboren im Jahre 1671 und ſtarb 1745 als erſter Profeſſor der Nedite an der Univerſität zu Neapel. Er war einer der tüchtigſten Juriſten jeiner Zeit ; jein Nuf als bumoriſtijder Didvter iſt ſpridi wörtlid geblieben. Unter uns bedeutet nody jeßt „ Cola Capaſſo" einen Mann von Geiſt und iſt zugleich ein Synonym für ein ſchlagendes Wißwort. Er drieb eine Parodie der erſten jedis Büder der Hliade in neapolitanijden Oktaven , die ich keinen Anſtand nehme, als das Beſte zu bezeichnen , was in dieſem Genre die italieniſde Litteratur beſikt; und außer vielen lateinijden
zehnten Jabrhunderts mit der Opera bujja. Das Melo drama , eine Erfindung der Florentiner und durch die Venetianer vervollkommnet , ward durd, unſere Djcier als Plebejer vermummt; ſie zwangen es von ſeinem Piedeſtal von Pappe berunter zu ſteigen und die Sprache des
Kolfes zu reden . Es würde zu weit führen , alle jene Dichter niennen zu wollen , die ſich darin hervortbaten und C's genüge deshalb , an die beſten darunter zu erinnern. Pietro Trmibera , Verfaſſer einer jatirijden Komödie im Genre des Tartuffe , die ibm Nerferhaft und zuletzt Tod cinbradite ; Gennaro Antonio Federico , welcher vieles für .
Pergoleſi ſdrieb , unter anderem La Serv a padrona ( die Dienerin als Herrin ); Francesco Cerlone, welder für Kaijiello und Cimaroja arbeitete und Biovan Battiſta
Lorenzi, der für Paiſiello diditete. Die bemerkenswerteſte Arbeit in der Opera buffa iſt aber unſtreitig : Il Socrate immaginario ( Der eingebildete Sofrates ), zugleid) eine
( eiſtesfrudit Ferdinando Galiani's , des kleinen Abbe's, Freundes von D'Alembert , Gejandidaftsjefretär des nea
politaniſchen Hofes in Frankreid) und Staatsökonom und ein Ergebnis der Feder Lorenzi's. Nlein bat davon einen ausführlichen Auszug in ſeiner (Bejdidite des Dramas gegeben .
und italieniſchen Verjen , die ziemlich wertlos ſind, didytete
Mit dem Erlöiden der glorreiden muſikaliſchen Sdule der Konſervatorien Neapels aber verminderte ſich auch die
er nod, drei kleinere , böciſt originelle Poeme in maca
poetiſche Produktion auf dem Gebiete der Opera buffa ,
aronico. Eines derſelben hauptſächlid ), betitelt : De
und man kann ſagen , daß ſie mit Cimaroſa zum lekten
curiositatibus Romae strangula prèticon (von
male, aber glänzend aufleuchtete. Und mit dem verfloſ ſenen Jahrhundert ging aud die neapolitaniſche Dialeft litteratur zur Küſte. Wohl ſind auch im gegenwärtigen
Stràngola prèvete d. b. hausgemachte Maccaroni), iſt jo voll Grazie, daß es den Vergleich mit : „ Le Macchéroneidi von Martin Coccaio nicht zu ſcheuen braudit .
Id ver
möchte der Verſuchung, einige Bruchſtüde daraus bier ein zuſdalten, nicht zu wiederſteben , wenn ich nicht fürchtete, daß faſt alle Anſpielungen , die dem Dialekt angehören ,
den Leſern , die der neapolitaniſchen Mundart unfundig ſind, unverſtändlich bleiben müßten. IV .
Als Abfömmlinge der Griechen und Dicier haben die Neapolitaner von den einen das heitere Lächeln , von
den anderen jene vis comica geerbt, der das Epitheton der atellaniſchen geblieben iſt. Und wo ſie ſich zumeiſt aus zeichneten , das war in der dramatiſchen Poeſie. Die Meiſterwerke ſind zwar nicht ſehr zablreich) , gleichwohl aber iſt unſere Dramaturgie jehr wichtig, als die eigenartigſte
unter denen aller Städte Italiens. Luſtſpiele mit einzelnen Rollen im Dialekte ſchrieben idon Giordano Bruno , der große Philoſph von Nola ( Il Candelajo, der Lichterzieher ); Torquato Taſſo oder
Luſtipiele und Lieder in der Mundart gedichtet worden , aber man fühlt ihnen den Zwang an , es ſind raditijde
Produkte , groß gezogen in der Treibhauswärme. Und welchen Grund hätte auch in der That eine Dialektlittera tur beutzutage noch fortzubeſtehen , da durd die glüdliche
Vereinigung aller fleinen Staaten , der Brudteile Italiens, der Dialekt täglich mehr Boden verliert , aud in vertraui
lider Nede, an die nationale Spracy e ? Neapel.
Michele Sderillo.
Ueber den Namen Dajak. Mitteilung von F. Grabowsky in Barabei (Borneo ). I Eine Notiz in der achten Nummer Ihres geſchätten Blattes Das Ausland “ (vom 20. Februar 1882 C. 1 Vergl. auch „ Ausland " 1883, Nr. 2. Der Verjajjer jdreibt uns noch : „ Šeit dem 29. Jamar
1881 bejinde id) mid) auf Borneo behuis zoologijder Beobachtungen
Ueber den Namen Dajar.
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pag. 157-58) „ Ueber den Urſprung des Namens Dajat" , gibt mir Gelegenbeit , beſonders der Sdluß genannter
Notiz, Ibnen in bezug darauf folgendes mitzuteilen : Was dieſen von Herrn Major Berelaer und Herrn
Profeſſor Veth erklärten Namen betrifft, ſo dürfte folgen des zum weiteren Verſtändnis beitragen. Auf die Be wohner des Stromgebietes des Kapuas iſt in den ethno graphiſden Beſdreibungen zuerſt der Name ,, Dajat" an
laien wobl; der Dloh ngadju ſtreckt entweder hinten ſißend die Beine gerade aus oder ruht mit vor der Bruſt ge idiloſſenen Knieen ( aud innerhalb des Hauſes anfangs ſeine gewöhnlide rubende Stellung ), oder er zieht ab: wediſelnd den linken oder redyten Fuß etwas an dem Nand ſeines Djukongs binauf; eine mit gekreuzten Beinen jibende Stellung laſen ibre kleinen zu gewöhnlichen Ver
ridtungen gebraudten Fabrzeuge gar nicht zu und nur
gewendet und dann auf andere die Inſel bewohnende
31 Handelsreiſen benußt der verhältnismäßig ſehr kleine
Stämme übertragen worden ; dort iſt das in der Notiz erwähnte von Hardeband geſdriebene Wörterbuch und eine ſehr umfangreiche Grammatik der dajatijden Sprache (deutſd) entſtanden, und erſt ſeit dieſer Zeit ( etwa um das Jabr 1850 ) ſind wohl die Europäer mit den als Ablei tungsworte des Namens angeführten Verbalformen dada jak 2. bekannt geworden . Das Volt ſelbſt nennt ſid ,,Oloh ngadju " (d. h. Leute , die ſtromaufwärts wohnen ); von den Bandjareſen , die doch früher als die Europäer mit ihnen in Berührung gekommen , werden ſie ,,Orang
Teil der Dlob ngadju große Fahrzeuge, Prauen genannt. Wenn ich nun audy beobacitete, daß die Cloh ngadju einen wadelnden Gang baben , der jedod keineswegs jo (darf ausgeſprochen iſt , daß er als Veranlaſſung gelten fann , den Namen Dajak als Spottnamen aufzujaſſen ( fein Cloh ngadju nimmt den Namen in dieſem Sinne auf), jo ideint mir nad vieljadier Beobachtung dieſer Gang
Biadju " genannt.
Die Erklärung Herrn Perelaers nun ,
der als Militärkommandant von Kwala -Rapuas , einen kleinen Fort am Zuſammenfluß des Kapuas mit dem Pulu - Petak - Fluß, ſeine ethnographiſchen Beobachtungen
machte , ſcheint mir keineswegs unbeſtreitbar zu ſein . Erſtens iſt ſeine Ausjage, „ daß alle Bewohner des ebenen
eine Folge ihrer Kleidung zu ſein. Wie bekannt, trägt der urſprüngliche Dlob ngadju einen Djawat (Lendengurt ), der aus geklopfter Baumrinde oder Leinwand beſteht und ſo befeſtigt wird, daß der oft mehrere Meter lange Streifen , mehrfad um den Unterleib gewunden und ein etwa 3 finger
dider Streifen , zwiſchen die Füſje durdy , ſtraff angezogen iſt. Solch eine Tradit wirft entſchieden , wie id mid durch Selbſtproben davon überzeugte , auf den Gang bin und meine Anjicht findet aud darin einen Beweis , daß
Landes frumme, deformierte Beine und infolgedeſſen einen
man bei Hoſen tragenden Tajaken nichts von einem ab
wadelnden Gang baben ," und daß die Urſache davon die
normen Gange bemerkt.
ſei , ,,daß ſie den größten Teil ihres Lebens (?) mit ge
freuzten Beinen fißend in ihren Fahrzeugen verbringen ," durchaus übertrieben . Unter tauſenden Cloh ngadju , die ich auf meiner Reiſe den Kapuas aufwärts bis Sungei Taran (c. unter 1.,0 ſüdl. Breite , 15 Tage Ruderns ),
dem vorletten Nebenfluß des Kapuas auf dem rechten Ufer, ſah und beobachtete , habe id) nur wenige geſehen , die wirklich frumme Beine aufwieſen , eine Beinform , die ja
bei uns auch ſo häufig und vielen preußiſchen Hauptleuten zum Aerger vorzukommen pflegt ; andererſeits bat Herr Perelaer ſich augenſcheinlich nie länger allein unter den
Oloh ngadju aufgehalten und ſie in ihren Lewus und Kottas ( offene und befeſtigte Dörfer), in ihrem Leben und
Idy ſdyließe mich daher der Meinung von Herrn Profeſſor Veth an, der, zugebend, daß die Worte dadajaf, dajadajak, kadajadajak 2c. als Ableitung des Wortes ,, Dajat“ wohl denkbar und in Bandjermaſin ,
dem erſten Berührungspunkt der Europäer mit den Dlob ngadju, durd Verfürzung und Verſtümmelung entſtanden ſein könnte , jagt , „ es wäre doch auffallend, daß die Eu ropäer einen Spottnamen für ein Volk der eigenen Spradic desſelben entnommen haben ſollten .“ Woher der Name Dajat alſo ſtammt,. iſt eine noch offene und dwer zu
löjende Frage , da das Volk ſelbſt nicht das Mindeſte Was übrigens die beiden von davon zu erzählen weiß . Herrn Perelaer über Borneo geſdyriebenen Werke betrifft,
Treiben beobachtet, ſonſt würde ihm wohl aufgefallen ſein ,
ſo werde ich nach Beendigung meiner Reiſe noch öfter Ge legenheit haben , darauf zurückzukommen , meine Zeit ge
wie jelten der Dloh ngadju in ſeinem kleinen Fahrzeuge
ſtattet mir von hier aus feine Berichtigungen .
( Djukong) mit gefreuzten Beinen fikt ; jo rudern die Ma Außer den Oloh ngadju habe id) während meiner Reije noch folgende Stämme beſucht : und Sammlungen . Wenngleich es anfangs mein Vorhaben war , mich der Zoologie ausjdhließlich zu widmen, wurde id) durd ) einen imgliicklidien Schuß in den Arm 6 Monate lang daran verhindert und widmete id ) mich während dieſer Zeit hauptſächlich ethio graphiſchen und linguiſtiſchen Studien ; einmal begonnen , jebe id ) neben der Zoologie sicje Bemiihungen weiter fort und ſteht mir als Beleg bereits eine mehrere Hundert Nummern umfaſſende ethno
Die Dt- Danom
im Oberlauf des Kapuas von Kotta Djankang ab ; die Clon Maanjan, in ✓ Stämme geteilt , in Duſjon Timor, D. b. dem Hügelland öſtlich vom Mittellauf des Barito
ſtromes , oberbalb Kwala Sirau ; die Clon Cowangan , nördlich und öſtlid, von den Maanjan , und endlich die Orang bukit, die ſebr zerſtreut das Gebirge bewohnen ,
graphiſche Sammlung zur Verfügung, die viele bisher unbekannte
weldes , unter dem Namen Meratus bekannt , Südoſt
Stiide zählt, welche ſelbſt den betreffenden Muſeen in Leiden und Vatavia fehlen. Von Bandiermaſin , dem Hauptplatz der Holländer an der Tiiduſt siiſte , ausgehend , kam ich zuerſt in das Strom gebiet des liapilas und ſo mit den Dajaken in nähere Beriihrimg.
Borneo von Süden nad Norden durchzieht und bis circa 7000 Fuß anſteigt. Alle dieſe Stämme haben eine eigene Sprade, eigene Sitten und ebräude, wenn aud vieles
Seleinere Ditteilungen.
57
von einander und von den ihnen geiſtig überlegenen Malaien
noch eine lieberſetzung des Briefes, welcher von Seiten des däniſchen
entlehnt.
Von jeder dieſer Sprachen habe ich ein ca. 1000
Miniſteriums an Herrn (Gamél mit Riidſidit auf eine Aufſuchungs
Worte umfaſſendes Vokabularium angefertigt. Erſt vor 2 Tagen bin id aus den Orang bufit- Diſtrikten zurüd gekehrt ; ich halte dieſen Stamm für den geiſtig und körper lich am wenigſten entwickelten der mir bekannten Stämme. Nad kurzer Raſt und nachdem ich meine Sammlungen geordnet und verſandt, beſuche ich ſie noch einmal in einem
erpedition geſchrieben ward: Mit Bezug auf Ihre Frage, ob das Miniſterium es wünſchenswert findet, eine Erpedition ausrüſten zu laſſen , um den Aufenthaltsort der Dampfſchiffe „ Tymphna “ und „ Varna“ aufzuſuchen und in folge Ihres Auerbietens, in dieſem Falle die damit verbundenen Koſten tragen zu wollen ,
anderen Teil des Gebirges, um bei dieſer Gelegenheit audy
kann das Miniſterium nicht umhin , Jhuen folgendes mitzuteilen : Aus dem Rapport des Kapitain Normann , der Ihnen zur Mennt nisnahme mitgetheilt worden iſt, ergibt ſich 11. a. , daß das (Geriidit von einem bei Waigatſch geſtrandeten Schiff, welches als die hauptſächliche Urſache der Furcht erſcheint, die man für das loos der Schiffe gejiihlt hat, mit aller Sicherheit als ingegründet erklärt werden kann . Als weiteres Reſultat der Beſprechungen , welche Kapitän !
den ca. 6000 Fuß hohen Gounoung Kilai zu beſteigen. Sollte ein Aufſat über einen dieſer Stämme in Ihrem
geehrten Blatte Aufnahme finden können , ſo erkläre id mich gern dazu bereit, meine Beobadytungen als Vorläufer
für ein ſpäteres Geſammtwert Ihnen einzuſenden. 1
Normam in St. Petersburg gehabt hat , ſcheint feſtzuſtehen , daß die Küiſte längs des fariſchen Meeres während des Winters ganz unbewohnt iſt, namentlich die Halbinjel Jalmal, wo wahrſcheinlich
nach dem Lauf der Strömungen , ſoweit wir dieſelben bis jetzt kennen , die Erpedition gelandet iſt.
Das Miniſterium glaubt
daher nicht, daß etwas gewomen werden würde, wenn man gleich eine Erpedition ausſchidte, um ſo weniger als dieſe , abgeſehen von allen anderen Schwierigkeiten, mit der herrſchenden Finſternis 311 lämpfen hätte .
Kleinere Mitteilungen.
Turch dieſe wird die geringe Ausſicht, noch)
vermindert, welchedie Expedition überhaupt haben wiirde , mit den Ueber das Schidfal der Polaridhiffe ,,Dymphua" und „ Barna "
befindet man ſich immer noch in derſelben Unſicherheit, wie früher. Es ſtellt ſich jept heraus, daß die iiber Archangelsk gekommenen Nachrichten aus einer Zeit ſtammen, die vor dem Tatum der leyten direkten Nachrichten , alſo vor dem 22. September, liegt . Ta wir dieſe Nachrichten in extenso gebracht haben ,? haben wir heute nur nachzutragen , daß man vorerſt von der Abſendung von
Hilfserpeditionen Abſtand genommen hat.
Ju St. Petersburg
waren im November zur Vorberatung in Sachen der ans zurüſtenden Erpedition Kenner des Nordens zu Rate gezogen , wie der frühere Archangel'ſche (Gouverneur Natịchalow , Sjibir jakow , Sſidorow und Oſten Tagen . Katſchalow ſprach ſich für die ſofortige Ausrüſtung der Erpedition aus , ſo zwar, daß ſich dieſelbe ſchon zum 6. Dezember in Iịchim ( (Gouvernement Tobolst) befände , um ſich die Mitwirkung von Samojeden zl1 ſichern , welche um dieſe Zeit dort zahlreich zun Nifolsti Jahr
markt einzutreffen pflegen. Dagegen machte Herr Sſidorow geltend,
Schiffen , deren lage imbefannt iſt, in Berührung zu kommen . Wem einige Samojeden ſich in der letzten Zeit in der Nähe des fariſchen Meeres aufgehalten und neuere Nachrichten von den Schiffen haben als die , welche bis jetzt bei uns bekannt ſind, dann werden dieſe Nachrichten auf den jährlichen großen Weih nachtsmärkten zu Obdorsk und Pinega bekannt werden . Da gleichzeitig aus einem hente bei dem Miniſterium der auswärtigen Angelegenheiten eingelaufenen Briefe der ruſſiſchen (Bejandtſchaft ſich ergibt, daß von ruſſiſcher Seite alles mögliche geſchehen wird, um den Vejatzungen der Echijje zll helfen , muß das Miniſterium Ihre eben erwähnte Frage dahin beantworten , daß thatſächlid) im Augenblicke fein (Grund beſteht, irgend eine Erpedition aus zuſchiden, daß aber, im Falle irgend etwas bekannt werden ſollte ,
was ciue derartige Erpedition wiinſchenswerth machen würde, das Miniſterium init Dankbarkeit Jhr freigebiges Anerbieten, annehmen wird, die damit verbundenen Koſten auf ſich zu nehmen. Zur Frage der ganz rezenten þebung Norwegens ,
daß es verfrüht ſein würde, wenn man die Expedition ſchon jeut abziehen ließe. Auf die Samojeden wäre erſt nach beendigtem Jahrmarkt, d. h. nach Neujahr, und auch damn nicht ſo ganz gewiß zu rechnen. Jedenfalls war man allgemein der Anſicht , daß
Kjerulf in Chriſtiania , ſich ſehr vorſichtig zu äußern pflegen , ent hält die norwegiſche Zeitſchrift „ Naturen “ ( Jahrgang 1882, Seite 158)
Jidhim der geeignetſte Ausgangspunkt der Erpedition ſein würde.
die nachfolgende, höchſt intereſſante Mitteilung aus Anda im
Von hier müßte die Expedition in zwei Abteilungen vorgeheni .
Eine Abteilung hätte , an der Betſchora Mündung angekommen,
Kirchſpiel Ntep ( Jäderen ), die wir , ohne im augenblick zu näheren Erörterungen in der Lage 311 ſein , cinfach in Ueberjetzung hier
oſtwärts weiter zu forſchen .
wiedergeben : „ Bei Husväg, Varhong, Grodeland und mehreren ait
Die andere Abteilung miiſſe ſid)
iiber Obdorst hin dem fariſchen Meerbuſen ziwerden und ihre
über welche bekanntlich die beſten Remmer , wie z. B. Profeſſor
deren Höfen im Kirchſpiel Haa (in der flachen norwegiſchen Landſchaft Jäderen , ſiidlich von Stavanger) tritt das Land in einer Höhe von 20 bis 40 Fuß ( 1 norweg. Fuß = 0,31 m . ) ans Meer heran. Dicht an der See fällt es ſteil ab , und unterhalb dieſes Abſturzes liegt dann gewöhnlich ein ganz ſchmaler Streifen fladsen I
Nachforſchungen dann auf die Weſtküſte der Halbinſel Jalmal konzentrieren. Die Expedition jolle aus 20 Echlitten beſtehell , deren jeder mit 6 Renntieren beſpannt iſt. Wie ferner verlautet, joll der Miniſter des Junern die Gouverneure von Archangel und Tobolst bereits telegraphiſch angewieſen haben , alle gecigneten Maßnahmen zu treffen , um Nachrichten über das Schidjal des
Dampfers „ Dymphia “ zu erlangen. Die däniſche Regierung hat ihrerſeits eine entſprechende Belohnung ausgeſett.
Zur Ergänzung vorſtehender Mitteilungen geben wir hier
Strandes , meiſt jo flach , daß er ſich mir 2 bis 5 Fuß über die gewöhnliche Fluthöhe erhebt. Unterhalb des Hofes Husväg iſt dieſer niedrige Strandſtreifen etwa 50 m . breit und liegt unge fähr 1 bis 4 Fuß über der Fluthöhe. Der Strand wird haupt ſächlich von kleinen runden Çandſteinen und Feldſteinen gebildet. Auf dieſem ſchmalen , flachen Strandſtreifen liegt um auf einer Strede von einer Viertelmeile länge (1 norweg. Meile = 11,3 kilom .)
| Das „ Ausland “ wird ſich freien , Ihre Beobachtungen ver
öffentlichen zu können .
Anm . d. Red.
2 Vergleiche im Jahrgang 1882 vorzüglich Š. 995 .
1 Kapitän Normann war im Auftrag der däniſchen Re gierung nach St. Petersburg gegangen , um ſich über die Thunlichkeit einer Hilfsexpedition zu informieren .
Kleinere Mitteilungen .
58
nordwärts von den zum Hoje Huswäg gehörigen Bootſchuppen eine Anſammlung von etwa 500 Grabhiigelii. Teils ſind es fleine Rundhügel, teils auch große , bis zu 100 bis 200 Elleit ( 1 Elle 2 Fuß = 1),63 m . ) lange langhügel von jchöner und regelmäßiger Form und zum Teil mit auſgerichteten Eteinen an den Enden . Dieje Hügel liegen , wie erwähnt, nur zwei bis
4 Fuß über der gewöhnlichen Fluthöhe und demnach ſo niedrig, daß die See bei Stürmen mit ihrer Brandung den Fuß derſelben erreicht. Die Funde, welche in den Hügeln gemacht ſind, deuten darauf hin , daß dieſelben der älteren Eijenzeit entſtammen und alſo mindeſtens ein Jahrtauſend alt ſind. Die Grabhiigel liegen, wie geſagt , beinahe im Meeresniveau ; tiefer hätten ſie nicht angelegt werden können , wenn man nicht riskieren wollte , daß ſie bei dem !
erſten beſten Herbſtſturm vom
Meere zerſtört würden .
Unter
dieſen Umſtänden ſcheint es unmöglich, daß das land in dein dem Alter dieſer Grabhiige entſprechenden Zeitraum ſich gehoben haben famn wenn nicht dort noch im ſelben Zeitraum auch wieder eine Senkung ſtattgefunden hat.
llebrigens kommen ſolche
(Hrabhiigelanſammlungen nicht bloß auf der genannten Strecke im Kirchſpiel Haa vor. Bei Kvaßheim im Kirchſpiel Ogne und bei Keve im Kirchſpiel Klep (beide ebenfalls in Jäderen) findet man
Grabhügelanſammlungen unter durchaus gleichen Verhältniſſen .
crploriert und voll (Guttapercha und Salſaparille. Hier er kundete der Reijende cin vollſtändig unbekanntes Netz von Waſ jerläufen , denen er die Namen von franzöſiſchen Reijenden : Cre valy , Marche , Brazza , Kéclus, Wuje zc . gab. Endlich , nachdem
Wiener das Ichijfsvoet verlaſſen hatte , durchquerte er Peril. Scine Ilnterſuchungen erlauben ihm , einige liiden auf der Karte
Siidamerita's auszufüllen und wiederholt zu betonen , daß zwiſchen
die Nebenſtröme des Amazonas rich natürliche Kanäle drängent, welde parallel mit der Hauptader ind 311 ihreit beiden Seiten
die weiten braſilianiſchen Ebenen durchſurdhen. Das große Süß waſjermeer, ineint der Forſcher , iſt mehr als eine Region des Tranſits ; dort iſt ein Land von großen , cigenen Hilfsquelleni. Die Herſtellung von Handelsſtraßen zwiſchen den Hochflächen und den ſchiffbaren Zufliiſjen des Amazonenſtroms iſt von großer
Tragweite und wird in der That die Getreideausfuhr in das vor liegende Tiefland erlauben . Die Plateaur, denen der Erport
ihrer vorzüglichſten Erzeugnijje mangelt, ſind arm , und Guaya quil blieb zwei Jahrhunderte lang ohne Weiterentiviďlung ! Wel cher Gegenſatz zu Para , das in einem Jahrhundert ſich vom uanſehnlichen Dorf zur Stadt von 60,000 Einwohnern erhob und zu Manaos an der Mündung des Rio Negro, welches in wenigen Jahren aus einer Kolonie von 300 Sträflingen zum
Auch leberreſte aus der früheren Steinzeit ſcheinen vollkommen das Stillſtehen des Landes in den letzten paar Jahrtauſenden zli beweiſen . Schreiber dieſer Zeiten hat „ Feiterſteingerät Werf ſtätten “ in nur einigen wenigen Fuß Höhe über dem Meeresſpiegel
Hier könnte mit vergleichsweiſe geringen Anſtrengungen eine aus gezeichnete Stätte fiir Tauſch- und Importhandel gefunden werden ,
gefunden. Bei einer Hebung von nur 6 Zoll im Jahrhundert
deren Ausbeutung Wiener ſeinen Landsleuten warm empfiehlt.
müßten dieſe „ Werkſtätten “ in der Steinzeit mehrere Fuß unter dem Meeresſpiegel gelegen haben .“ Richard Lehmann.
Biener über die pilf& quellen des Amazonenſtrombedens.
Charles Wiener, Conſul Frankreichs zu Guayaquil, durch zog 1880 bis 1881 zweimal Südamerika zwiſchen Guayaquil und Para. Außerdem erplorirte er einige Zufliiſje des Amazonenſtroms. Vor der Société de géographie commerciale in Paris beriihrte
Ort von 15,000 Einwohnern wurde! Und doch ſind die Haupt partient des gewaltigen Schwemmlandes noch jungfräuliche Erde.
Ueber das Weſen der Gaſtfreundſchaft. Den jüngſt ſchon erwähnten „ Reiſeerimerungen “ eines Unbefanten ill der „ St. Petersburger Zeitung " entnehmen wir noch folgende Be trachtungen : Jeder mit den rujliſchen Verhältniſſen Bekannte wird mit Vergnügenanerkennen , daß in betreff der Gaſtfreundſchaft dem rujjijchen Volfe die Krone
wenigſtens gegenüber den Weſt
gebührt, aber trotzdem kann nicht zugegeben werden, daß diejelbe aus einem beſonderen Charakterzuge der Ruſſen ent europäern
derſelbe nun fürzlich beſonders die wirtſchaftlichen Reſultate ſeiner
ipringt. Daſs dieſelbe von den letzteren im umfaſſendſten Maße
Reiſe und die kommerzielle Zukunft der von ihm unterſuchten Regionen . 1879 wurde Wiener mit der Miſſion betraut, einen
geiibt wird , bleibt imbeſtritten , aber ohne der Sache ſelbſt zu nahe zil treten , ſo wird und muß jeder Aufmerkſame finden, daß diejer berühmte Z11g im ruſſiſchen Volfsleben ſeinen alleinigen
brauchbareren Handelsweg, als den bisherigen , von der pazifiſchen Šeite aus auf die hohen Plateaur der Anden von Equador zil
(Grund in den ganzen umfertigen Zuſtänden des Landes hat . Die
ſuchen , denn der Weg zwiſchen Guayaquil und Quito war ſehr
Nultur ſteht z11 der Gaſtfreundſdaft in einem umgekehrten Ver hältnis. Tie uziviliſierten Völker , die Nomaden , 3. B. die Kir gijeni , üben die größte Gaſtfreundſchaft. Die Urſachen werden jedem , der durd ) ſchwachbevölferte öde Gegenden, etwa die Steppen ,
ſchlecht. Er fand in der That eine Route, deren Länge ein Drittel der gegenwärtig eingeſchlagenen beträgt und anſtatt 370 nur 180 Kilometer landweg hat. Nachdem der Reijcide nach Quito aufgeſtiegen und den Weg zwiſchen dieſer Stadt und dem Rio Napo jchiffbar gefunden , fuhr er flußabwärts und fam weiter auf dem Amazonenſtrom nach Para. Auf dem Rückweg benitzte
gereiſt iſt, durch die Erfahrung klar gemacht. Auf 50, 60, ja 100 und 200 Werſt findet man oft kaum ein ſchützendes Dach, geſchweige denn ein Gaſthaus und kann trotz einer gefüllten Geld
Die Mittei
taſche bittere Not lcideii , wenn man ſich nicht mit Vorräten vor :
lungen über denſelben bieten kaum etwas unbekanntes: Angaben genereller Natur über ſeinen Charakter , jeine wechſelnde Breite , ſeinen Einfluß auf den Ozean bei der Ausmiindung , ſeine Waſſer maſſe,! ſeine durchaus nicht einheitliche Benennung, den Reichtum jeiner Umgebung an vegetabiliſchem Elfenbein. Weiter unterſuchte der Forſcher 500 Kilometer des Fluſſes Morona, 1650 des Tigre,
geſehen hat. Oft iſt man froh , in einer Filzjurte Unterkunft zu
Wiener letteren bis zum Pongo von Manjeriche.
350 des Chambira und nennt und beſchreibt zahlreiche Indianer ſtämme, welche die aufgefiihrten Waſſeradern umwohnen . Den Rio Paſtaſſa beſuchte er, aber nur, im konſtatieren zu können , daß letzterer nicht ſchiffbar; denn er ſetzt ſich aus einer Reihe von Ausweit
ungen zuſammen , verbunden durch Kanäle von nur 40 bis 50 Cen = timeter Tiefe. Die von jenem Fluß durchſchnittene Region iſt reich an Kautſchuk, ſo daß Wiener eine große Blüthe, aber allerdings im Anfang des 20. Jahrhunderts erſt, vorausſicht, welche er die Aera des hautſduks nennt.
Auch den Huallaga
und ſeine Zufliiſſe fuhr derſelbe hinauf, ein Gebiet , noch nicht
finde . llnd ſie wird gern gewährt , denn der Inhaber derſelben
iſt darauf angewieſen , unter Umſtänden ebenfalls Gaſtfreundſchaft zu erbitten . Der Mangel an Gaſthöfeil, der ſich durch den ge
ringen Verfehr erklärt , hatte vor 20 Jahren ſogar in größeren ruſſiſchen Städten die Sitte eingebürgert, einzelne beſonders be zeichnete Privathäuſer, in denen Reiſende unterkommen konnten , als Erſatz zu bieten , Häuſer, die der Fremde oft ſchwer genug aufjand.
Selbſt noch vor wenigen Monaten habe ich , als ich
endlich ein ſolches Fremdenhaus , aber bis auf den letzten Play beſetzt,1 aufgefunden hatte , beim erſten beſten Fremden Interkunft crbeten und erhalten . Der Fremde bringt ſeinen Wirten , die 1
| Ten Anjprüchen des Herrn Charles Wiener auf wichtige Neuentdeckungen gegenüber vergl . indeſjen Dr. Stäbles Richtig Anm . d . Red. ſtellung in den Geogr. Mitt. 1881 .
Notizen .
59
jich oft in ihrer abſoluten Einſamkeit tödtlich langweilen, eine er jehnte Gabe mit, die ihn ſtets willkommen erſcheinen läßt : Iluter haltung. Deshalb lernt anch der in Rußlands abgelegene land ſtriche verſchneite Ausländer bald Gaſtfreundſdiaft in einem Maße
geborenen Orpha, Onroï heißt ) die Bemerkung gemacht habe, das
üben , das ihm in ſeiner Heimat wahrlich unbekannt war.
Familie bezogen .
Alle
Leute haben außerdem genng freie Zeit in Rußland , den Gaſt 311 genießen und ihn nach fräften zu unterhalten , um ihn zum Bleiben zu bewegen , wozii ſie oft die primitivſten Mittel anwenden . und Bölfer, die gezwungen ſind, das ganze Jahr hindurch
der Volksglaube , der hier das Vaterland Abrahams finden will, die chriſtliche legende beinahe ganz unterdrückt hat. Alle Alter tiimer werden im Voltsmunde dort auf Abraham und ſeine
Ueber die Juſdriften von Saja. Die Forſchungen , welche jeit etwa dreißig Jahren im Siidoſten von Damas gemacht worden ſind , haben das Beſtehen einer vulkaniſchen Landſchaft ent hiillt, der die Araber den Namen Saja gaben , was nach der Ausſage der Muhamedaner „ platter und glatter Feljen “ bedeutet.
wohl gemerkt mindeſtens 10– 14 Stunden am Tage ange ſtrengt zu arbeiten , wo überhaupt die allgemeine Sitte von jedem Einzelnen eine regelrechte und ernſte Tagesbeſchäftigung verlangt, haben weder Zeit , in der Weiſe wie das ruſſiſche Volt Beſuche zu machen , nod) ſind ſie im ſtande, Gäſte in der hieſigen Weijo während der Arbeitszeit zu empfangen . Einen derartigeu lurus fönnen ſich dort nur Leute erlauben , die über die Jahre der
Hilfe des Arabiſchen zu entziffern ſuchten. Jetzt hat Herr J. Halévy
cigentlichen Arbeit hinaus ſind und genügende Mittel zum Führen
dicjelben unterſucht und die Reſultate ſeiner Forſchungen unter
Man findet dort Aufhäufungen von Steinen, ſcheinbar Grabhügeli, auf welchen ſich mit dem Hammer eingeſchlagene oder mit dem Meißel eingegrabene Jujchriften befinden. Dieſe geheimſinnigen Charaktere haben ſchon friiher den Scharfſinn einiger Gelehrten beſchäftigt, welche ſie für jabäiſche Zeichen hielten und ſie mit
cines ſolchen Lebens beſiven. Außerdem fällt dort jeder Grund,
dem Titel : Essai sur les inscriptions de Safa veröffentlicht.
die Gaſtfreundſchaft eines andern in Anſpruch zu richmen , voll
Seine Anſicht iſt folgende : Das Idiom von Safa bildete den crſten Ring in der Rette der früher auf der arabiſchen Halbinſel gejprochenen Idiome und nimmt eine wichtige Stelle zwiſchen dem Hebräiſchen, dem Arabiſchen des Koran und dem Phöniziſchen
ſtändig weg. In jedem Dorfe , die gewöhnlich kaum 2-4 Werſt, ja oft noch weit weniger auseinander liegen , kann jeder Reiſende mit Sicherheit auf alles das rechnen , was zu ſeinem gewohnten Leben gehört und außerdem iſt ihm ſelbſt in jedem dieſer Dorf wirtshäuſer die Gelegenheit geboten, am Abend beim Glajc Bier die dortigen Zeitungen z11 lejen oder ſich mit den Anwejenden
über irgend einen beliebigen Gegenſtand zu unterhalten , wenn er es nicht vorzieht , ſich mit einem
oder dem
anderen der dort
wohnenden zahlloſen Gebildeten in ſeiner Wohnung zli unterhalten . Alles hat auf dieſer Welt ſeine natiirlidhen Urjachen und ſo ſchrumpfen bei einer genanen Unterſuchung ſehr häufig Dinge , auf die ſelbſt
ganze Völfer ſtolz ſind, zum Nichts zujammen und zu dieſem ge hört leider auch der gaſtfreundliche Charakterzug des Ruſſen , ob
gleich ſich jeder , welcher dieſe Gaſtfreundſchaft genoß , derſelben zil allen Zeiten gern erinnert.
cin . Die Eigennamen, itamentlich die zujammengejetten Namen , in denen ſich häufig die Erwähnung der Gottheit, wie El, Adat, Vel, Nebo jindet, bilden einen neuen kräftigen Beweis für den primitiven Polytheismus zu dem ſich die Araber und im all gemeinen der ſemitiſche Stamm bekannt haben . I
Ueber den Fiſchfang in dem Flußſyſtem des Ob bringen die „Gouvernements - Nachrichten aus Tomst “ folgende Angaben : Das Flußſyſtem des Ob , eines der größten der ganzen Welt, dehnt ſich über 26 Breiten- und 32 längengrade aus und ſchließt in
ſich außer 2 Hauptſtrömen , Ob und Irtiſch , noch einige ſchifi bare Fliiſie in der Größe des Tobol , Tom
1. a. , 15 in der
Größe des Honda, Notun u . a., gegen 50 von 150—370 Werſt Länge bei einer Breite bis zil 400 Saſchen , und ſdhließlich ungefähr 1200 kleiner Flüßchen ein . Ueberdies gehören zu dieſem Strom
beden noch eine Menge von Seen , welche ſich bei Gelegenheit
Notizen. Aſien.
Merkwürdige gnidrift von Edejja . Ju der Sitzung der Académie des inscriptions vom 9. November legte Herr
E. Renan die Photographie einer Bildhauerarbeit vor , welche in Edeſja gefunden worden iſt; unter derſelben war der Reſt einer Inſchrift zu leſen, welcher folgendermaßen lautete : unſeres Herrn
der Ueberſdywemmungen der großen Fliiſſe und der dann nach der Richtung der Seen hin ſich bildenden Waſſerarme mit Fiſchen gefüllt haben. Für dieſe ganze Waſſermaſſe bildet das Eismeer jo zu ſagen den Fiſchſetzteich. Im Baſſin des Ob finden ſich Fiſcarten , die man jouſt nirgends weiter antrifft, z. B. der ſibirijdie Stör; oder doch ſelten und in geringen Mengen, wie die Zärthe (Wemgalle ); dazu kommen Störe , Sterlets , lachsforelle (eine beſondere Art hiervon , meiſt als die weiße bezeichnet ), Kenfen (Aeſchen ), unrichtig oft kleine Heringe genannt u. d. m . Als erſter
und anbetungswürdigen
Fiſch, ſowie der Ob aufgeht, tritt die Zärthe in ihn ein , dann
von Edeſja.
die weiße Lachsforelle, der am ſchnellſten jdwimmende Fijd) und
Mit Rückſicht auf die bei Prokopius vorkommende Mitteilung von einem durch den Erlöſer an den König Abgar von Edeſja
beginnt der Fiſchfang in Obdorst um die Mitte des Mai ; in den
geſchriebenen Briefe glaubte Hr. Renan die Inſchrift etwa folgender
Juli und hört dort der Fang um die Mitte des Oktober aud)
maßen ergänzen zu können . Abſchrift des Briefes injeres berrn
bereits wieder auf. Mit dem Fiſchfang und Fiſchhandel nach außer halb, nicht für den Gebraud, der nächſten Umgegend, beſchäftigen ſich 5000 Menſchen . leber die Forſtwirthſchaft im Ural ſchreibt der „ Golos. betreffend einen der größten Waldbezirke , zu welchem Teile des Jekatarinburger 'und des Krasnoufimsfer Kreiſes ( Gouv. Perm )
Jeſus des herrlichen und anbetingswitrdigelt
Geſchrieben an Abgar den König von Edelja. Es wäre dies alſo die lieberſchrift des Briefes von dem man Nopien als Talisman an verſchiedenen Bauwerken in Edeſſa all gebracht hatte. Herr Renan glaubte weiter , daß die Perjon, welche auf dem Bruchſtücke vorgeſtellt iſt, die des Erlöſers ſei und verharrte verſchiedenen anderen Erklärungsverſuchen gegenüber bei ſeiner Anſicht. Bei Gelegenheit der Beſprechung der in Edeſſa gefun denen Bildhanterarbeit, machte Herr Oppert die Mitteilung, daß er
vor beinahe zwanzig Jahren , als er ſeine Erpedition in Meſopotamien ausſiihrte und auch Edejja beſuchte (welches im Munde der Ein :
Narimstiſchen Kreis kommt der Fiſch erſt um die Mitte des
gehören : Die Waldungen diejes Bezirkes debuen ſich iiber einen
Raum von 4000000 Desjat. aus ,I ſo daß auf jeden Einwohner 77,90 D. Wald kommen , nur ein geringer Theil des Bezirtes iſt von nicht mit Wald beſtandenen Landflächen eingenommen. Die Hauptarten der Bäume in dieſem Waldfompler ſind : die Kiefer, der Faulbaum , die Espe , die Tanne; alle vier ſind jaſt 1
gleichmäßig verteilt und nur im öſtlichen Teile überwiegen die
Notizen. Korreſpondenz.
60 Nicfer und die Tanne.
Das nicht rationelle , noch aus alter Zeit herriihrende forſtwirtſchaftliche Syſtem im Ural muß nach
Karabugas iſt, wie man den „ Bakner Nachrichten “ ſchreibt, ein
Anſicht des Berichterſtatters zu einer völligen Vernichtung des
das ſich an dem 1. ö. Ilfer des ſalzigen Mukurt - Sees entlang zieht. Das die Ufer umgebende Geſtein beſteht aus dunkelbraunem , feſtem , mehr oder minder mit Schiefer verſettem Mergel, in
dortigen Waldreichtums führen . Nur mit Hilfe energiſcher Ober förſter , denen Unterperſonal zu ihrer Unterſtiizung in aus
reichender Fiille beizugeben ſei und die in dem Kampfe gegen dieſes bisherige Inwejen mit den Bergwerks Direktoren Hand in Hand zu gehen hätten, ließe ſich dasſelbe beſeitigen. Hierbei ſei eine genaue Aufnahme der Wälder behufs Aufſtellung eines Hauptplanes , ſowie zur Anlage angenblidlich noch nicht vorhan dener Schläge erforderlich ; ebenſo müßten zur Ausbildung von Forſtleuten ausgedehnte Forſtſchulen ins Leben gerufen werden .
Schwefellager von ungefähr 5 Werſt länge entdeat worden ,
welchem Klumpen von Schwefel zerſtreut liegen. Am meiſten häuft ſich derſelbe in dem blaugrauen Mergel an , da , wo diejer in Schichten von 2–4 Werſchof mit dem gedachten braunen Mergel abwechſelt.
Der Schwefel zeigt ſich daſelbſt teils in Klumpen
reinen , gediegenen Schwefels in rundlicher Form und einigen Subitzollen umfang , gelber Farbe und vorzüglicher Qualität, teils auch in größeren Haufen , Adern und Lagern , die ſich als
Die in dieſem Sommer vorgenommenen Interſuchungen des
zuſammenhängende Streifen hinziehen und auch Schichten von
Saijan - Sees und des ſchwarzen Irtiſch haben die völlige
einigen Zoll Dicke bilden . Eine ſolche Schicht blaugrauen Mergels zieht ſich ungefähr 1 Werſt weit an den Abhängen des Ulfers hin , beſonders große Haufen und Lager zeigen ſich aber in einer nahe dem llfer durch die Regenwaſſer ausgerijſenen Schlucht, aus welcher
Möglichkeit ihrer Befahrbarkeit mittels Dampfjchiffen ergeben. Der Tee iſt nicht tief , hat aber eine Länge von über 80 und eine Breite von 50 Werſt. Jetzt wird derſelbe von etwa 10 , Bauern
gehörigen , kleinen Ruderſchiffen (darbaſen ) befahren. Bei einer Ladefähigkeit von 1500 Pud koſten dieſelben nicht mehr als 100 Rubel. !
her man auch noch in der Entfernung deutlich den Schwefelgeruch)
Der in den Faiſan -See mindende ſchwarze Irtiſch iſt zu Anfang
verſpüren kann. Am Ilfer des Kukurt - Sees finden ſich vielfach Schwefelſtücke die durch die Bäche und Tagwäſſer ausgewaſchen
des Sommers auf eine große Strecke von ſeiner Quelle an zu
und dorthin getragen worden ſind.
befahren.
Japaneſiſche Geſetzgebung. Da jeßt Unterhandlungen zwiſchen Japan und den fremden Mächten 11. a. iiber das Auf geben oder die Beſchränkung der Ertra Territorial -Rechtspflege ſtattfinden, ſo iſt es nicht imwichtig, ſich mit der japanejijden Geſetzgebung befannt zii machen . Die erſten Friichte derſelben ſind die Geſetzbiicher über Strafrecht und Strafverfahren , welche am 1. Januar 1882 in Wirkung getreten und durch eine im
Das ſibiriſche Gouvernement, durch deſjen Fürſorge
cine zeitweiſe Schifffahrt auf dem Irtiſch von Semipalatinsk an ſtattfindet, hat die Abſicht, die Dampjjdifffahrten ſo weit irgend
möglich ſtromaufwärts und auf den Tee auszudehnen.
Dann
würde ſid) die Dampfjdiijjjahrt über die ganze Breite Sibiriens von der chineſiſchen Grenze bis an das Eismeer oder vom 480 bis zum 67120 w . Breite erſtreden. Ju der Nähe der Eiſenbahnſtation Aljatska hat ein ſeit lange erloſchener Vulfan wieder zu ſpeien begonnen . In der
Nähe des Faljansker Weges befindet ſich eine Terrainerhöhung und auf dieſer liegen 6 Mrater. Der größte von ihnen von ſechs Sajchen Durchmeſſer ſtellte einen mit vulfaniſchem Schlanım ge fülten Trichter dar ; an einzelnen Stellen des Trichters bemerkte
man nicht ſtarke (Basausſtrömungen aus einzelnen löchern . Dieſe verſtopften ſich immer mehr und mehr mit Schlamm , welcher , unter dem Einfluß der Connenglit ſchnell verhärtend, die löcher luft dicht abjchloß und jo den (Basausfluß hindernd , Veranlaſſung wurde , daß ſid) diejes durch den zentralen Theil des Nraters einen Ausweg ſuchte . Zuerſt wurde der Schlamm in lebhafte ſchaufelnde Beweging verſetzt, dann folgte ein Auswurf von großen Schlamm ſtiiden und ſpäter , wahrſdheinlich ſchon aus bedeutender Tiefe heraus, von hartem Tandſtein und Mergel, die bis zu einer Höhe von 10 Caſchen geſchleudert wurden . Die Ernption hielt mit großer Nraft iiber 2 Stunden an , worauf ſich der Vulkan wieder beruhigte und der Krater wieder ſein friiheres Ausſehen annahm . Die Mergelſtice zeigten Nijje ; beim Auseinanderbrechen foute man
gaf den inneren Flächen diejer Riſje Naptha bemerken . leber den Handel, welchen das Gouvernement Semi palatinsk mit China treibt , bringen die dortigen „ Diſtrikts
Jahre 1881 311 Totio erſchienene lleberſetzung auch außerhalb Japans bekannt geworden ſind. Diejelben werden in der Revue de Droit International et de Législation comparée (t. XIV , livr. l ) durd ) den Amſterdamer Profeſſor G. A. van Hamel einer ein .
gehenden Beurteilung unterworfen, in welcher er namentlich dem Geſetzbuch über Strafrecht hohes L'ob ſpendet. Längenbeſtimmung. Nad Berichten aus Java iſt man
dort mit der telegraphiſchen Beſtimmung des längenunterſchiedes
zwijchen Vanjuwangi (öſtlichſte Telegraphenſtation auf Java ) und Fort Darwin (Auſtralien) beſdäftigt. Man wünſcht nämlich im
Jntereſſe der in pluſtratien gemachten Veobaditiingen des Venus durchgangs die Längendijjerenz zwiſchen Singapur und Adelaide 311 fennen und holt mm einzelne Streden , welche noch nicht tele: graphijd) beſtimmt waren , nad).
Korreſpondenz. In der Notiz iiber Havenſteins „Map of Eastern Equato rial Africa" ( Pusland S. 860 ) wird erwähn , daß weder auf dem Ilmſchlag, noch auf einem der Blätter ein Maßſtab der Karte
angegeben ſei. Derſelbe beträgt 1 : 1,000,000 oder 153, engl. Meilen
Nachrichten “ die Mitteilungen , daß aus dem Diſtrikt inkl. des
( 25,33 Kilometer) auf den engliſchen Zoll , iſt alſo faſt um drei
Caijan Bezirks im Jahre 1881 32 Narawanen in das chine ſijde Reich gegangen ſind, darunter je 3 nad) Tjdiugutſchal, Nobro und Butjchen , ic 1 nach Echlicho und lrkajchar !, der Reſt in das Thal des ſchwarzen Irtijd). Mit diejen Karawanen werden Waaren , vornehmlid Manufakturwaaren , im Werte von 255,198 Kul: nach China befördert, wogegen von dort ſolche für 118,466 Subel
Mal größer als derjenige von Stanley's großer Karte vom Aequa
I
torial Afrika ( 1878 ) .
F. Birgham .
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und 900 bud chinejijdien Silbers wieder ausgeführt wurden ; von
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Das Juslaud . Wodenſdrift für Länder- und Völkerkunde, unter Mitwirkung von Profeſſor Dr. Friedrich Rakel und anderen Fachmännern herausgegeben von der
3. G. Gotta’ſchen Budhandlung in Stuttgart und Mündjen. Sechsundfünfzigſter Jahrgang.
München , 22. Januar
Nr. 4.
Jährlich 52 Nummern à 20 Seiten in Quart. Preis pro Quartal M. 7. Zu bezieben durch alle Vudyhandlungen des In- und Auslands und die Poſt. Hezenſions- Eremplare von Werten der einſdlägigen Literatur ſind direkt an Herrn Profeſſor Dr. Friedrich Hakel in München , Atademieſtraße Nr. 5, zil
ämter.
ſenden .
1883.
-
Inſertionspreis 20 Pf. für die geſpaltene Zeile in Petit.
Inhalt : 1. Wiſſenſchaftliche Ergebniſſe der vierten Polarrcije des „ Willem Barents “ 1881. 5. 61. 2. Si Dionaha. Bruchſtiicť einer batat'ſchen Erzählung. Von W. Rödding. E. 68. 3. Die landbevölkerung der Bretagne. S. 72. 4. Das Gleijenthal
Von Chriſtian Gruber. S. 76. – 5. Kleinere Mitteilungen : Š. 78. Die Ergebniſſe der italieniſchen Volkszählung. Ein Beitrag zur Kenntnis des Aberglaubens der Javanent. Vergleid) zwijchen Chicago und San Francisco. 6. Notizen : 9.79. Allgemeine Erdkunde. Aſien. Auſtralieii. Plfrifa. – Anzeigen.
Wiſſenſchaftliche Ergebniſſe der vierten Polarreiſe des „Willem Barents “ 1881. I.
Einleitung. Reiſe. Eisverhältniſſe. Bekanntlich haben die Niederländer nad, dem Beiſpiel ihrer Väter ſeit einigen Jahren Züge nach dem Norden organiſiert. Das für dieſen Zweck beſtimmte Schiff, ebenſo wie die Geſellſchaft, welche die Fahrten leitet , nach dem niederländiſchen Seefahrer „ Willem Barents “ genannt, iſt ein kleiner , nur 25 m langer Schoner , welcher bei 6 m Breite 3 m Tiefe hat und genau ſo groß wie das Schiff iſt, mit welchem Barents 1596 feine Polarreiſe gemacyt hat. Der vierte Zug im Jahre 1881 fand unter Leitung
des Leutnant z. See H. van Broekhuijzen ſtatt, in deſſen Händen ſich audy während der vorigen Reiſe das Kommando befunden hatte ; an Bord waren noch die Leuts
nants z. See 6. Hoffman , L. H. A. Lamie und 6. J. G. Booy.
Dr. Mar Weber (Lektor zu Utrecht)
ging als Arzt und Naturforſder mit und Mr. W. 3. A. Grant , der die Reiſen von 1878 und 1879 auch mitge:
macht hat, ſchloß ſich als Photograph an ; die Beſaßung beſtand aus weiteren neun Mann. Die Inſtruktion für die Reiſe enthielt folgende Anweiſungen : ,,Das Schiff ſoll
ſo ſchnell wie möglich nach Norden gehen, längs des Weſt: eiſes Kurs nach Spißbergen ſeßen , din Ciszuſtand im Ausland 1883. Nr 4 .
Süden unterſuchen und längs der Weſtküſte nach dem Bas rentsmeer gehen ; von hier aus in das fariſche Meer ein : zubringen und Didjonhafen zu erreichen ſuchen, und Ger
denkſteine im Eishafen und auf den Dranjcinſeln aufſtellen ; demnächſt follen vor der Rüdkehr nach Holland die Eis:
verhältniſſe im Barentsmeer unterſudyt werden. Die wiſſen: daftlichen Unterſuchungen ſollen auf 600 n. Br. ange: fangen und ſo lange fortgeſeßt werden, bis auf der Zurück:
reiſe derſelbe Parallel geſchnitten wird. Im allgemeinen muß alles angewendet werden , um eine Ueberwinterung zu vermeiden. Steinmänner (Kairns) find auf einigen ,
in der Inſtruktion näher bezeidhneten Punkten zu errich ten und auf denſelben rot angeſtrichene Bretter mit der
Aufſdrift „ Willem Barents 1881 " anzubringen. Auf zehn Schritt von denſelben , in der Richtung des magne: tiſchen Nordens ſollen gut geldloſſene Blechbüchſen mit kurzen Berichten über den don beendeten Teil der Reiſe niedergelegt werden."
Dent fürzlich erſchienenen , vom Romite herausgege benen Bericht folgend, geben wir hier eine kurze Ueber ſicht über die Reiſe , der wir eine Zuſammenſtellung der wichtigſten wiſſenſchaftlichen Reſultate , ſoweit ſie abge:
foloſſen ſind, folgen laſſen. Leider waren , wie wir gleich bemerken wollen, die Eis : verhältniſſe des vorvergangenen Jahres derart, daß dem Auf: trag des Romites nur unvolfommen genügt werden 10
62
Wiſſenſchaftliche Ergebniſſe der vierten Polarreiſe des „Willem Barents " 1851 .
konnte ; gleichwohl ſind die gemadyten Beobachtungen in verſchiedener Beziehung bemerkenswert. Am 7. Mai hatte man Holland verlaſſen , am 15.
den 60. Breitengrad, am 20. den Polarkreis geſchnitten und ſchon am 21. traf man auf 680 n. Br. und 50 w . L.
das erſte Eis. Der Kommandant beabſichtigte auf der Höhe von Jan Mayen das Weſteis anzulaufen und an demſelben entlang nad, Spitzbergen zu ſegeln , doch idon am 24. zeigte ſich die Unmöglichkeit, dieſen Plan auszuführen ; man befand ſid, in einer Budyt von leichtem, einjährigem Giſe (die größten Sqollen waren etwa 50 m groß), aus
der man ſich zunädiſt frei machte; im ganzen war man beinahe öftlichen Kurs zu halten gezwungen ; don am 29. hatte man auf 70 ° 50 ' n . Br. und 6 ° 30 ' öſtl. L. die Hoffnung, Jan Mayen zu erreichen , aufgeben müſſen und wünſchte an ſeiner Stelle womöglich Bäreninſel an: zulaufen , um den Waſſervorrat zu ergänzen ; zwei Tage ſpäter befand man ſich auf 700 34 ' n. Br. und 100 16 ' öſti. L. , hatte alſo ſogar etwas an Breite verloren und kam zu dem Reſultate, daß man es mit einem der ſeltenen Südeis jahre zu thun habe , wobei man erwarten konnte, hinter der ſüdlid liegenden , mehr oder weniger breiten Gisbarriere im Norden offenes Waſſer zu finden ; hatte dodh Scoresby 1806, 1811 und 1812 – jo weit muß
man zurückgehen, wenn von Südeisjahren die Rede iſt – den Zuſtand ſo gefunden ; merkwürdigerweiſe war bei der
Zurückreiſe im leßtgenannten Jahre vom 79. Breitengrad an das Waſſer eisfrei geweſen. Ebenſo erzählt zorg: drager , daß die Robbenjäger 1699 keine hohe Breite er: reichen konnten , weil das Eis in gerader Linie von Süd: weſt nach Nordoſt lag ; Jan Mayen , Bäreninſel, Spißber:
gen dienen mit Eis beſeßt zu ſein ; man konnte nichts thun, thun als am Südrande hin und herkreuzen und abwarten, bis durch Sturm und Tauwetter eine Difnung gebildet
wurde. Unter dieſen Umſtänden beſchloß man , ſo nahe
wie möglich am ſüdlichen Eißran de zu bleiben , um ſich
noch das Haus , in welchem Nordenſfiöld 187273 überwinterte ; es iſt durch die norwegiſche Regierung angekauft worden , um als Zufluchtsort zu dienen . Da man keine Möglichkeit ſah, die Bäreninſel zu erreichen , ſeßte man Kurs nad, Vardö , um den Waſſervorrat zu ergänzen und die Zuſtimmung des Komites zu erbitten , nod; einen Vorſtoß nady Spitzbergen machen zu dürfen . Trotz des vielen Cijes hatte man noch feinen einzigen Eisberg geſehen. Am 24. Juni ging man wieder unter Segel, am 26 . idon ſah man Botſchafter (voraustreibende Sdyollen ) und
auf 25 ° öſtl. L., etwa 9 Meilen nördlicher, als rs zehn Tage früher gelegen hatte , feſtes Eis. Am 2. Juli ſah man die Bäreninſel einen Augenblick, am 4. hatte man , dem Eisrand folgend, 75 ° 34 ' n. Br. und 14 ° 15 ' öſtl. 9. erreicht; das Eis lag hier etwa dreißig Meilen nördlider
als einen Monat vorher. Audy jetzt madyte man an dieſer günſtigen Stelle einen Verſuch, einzudringen , fam jedody nur bis auf 76 ° 15 ' n. Br. und mußte wieder zurück.
Endlich fand man am 6. Juli das Eis mürber und fah am 8. Spitzbergen ; öſtlich war alles vom Eife frei; man lief das Weſteis an , welches ſehr mürbe war, und fand die Breite des Landwaſſers etwa ſedis geographiſche Meilen. Gegenwind machte die Landung unmöglid ), und da die Zeit drängte, wurde der Bug nach Vardö gewendet, wo man am 19. anfam , nadidem man das Weſteis am 13 . noch einmal auf fünf Meilen Abſtand von der Bären inſel angelaufen hatte. Schon am 21. lief der „ Willem Barents " nad der Jugorſtraße aus ; man ſeßte Kurs nady der Südküſte von Nowaja Semlja, um von da längs der Rüſte ſüdlich nad der Jugorſtraße zu gehen ; am 25., als man 50 ° 30 ' öſtl. L. erreicht hatte , hörte man erſt ſüd: lid), dann voraus und endlich nördlich Brandung gegen Eis. Nadidem gewendet worden war, kam man in Brei: eis ; bei etwas hellerem Wetter ſah man dichtgeldloſſenes, I
einjähriges Eis in WNW., man ging vor Anker, da man hoffte, daß das Eis mit dem Winde abtreiben würde; dodi
mit den Eisverhältniſſen genau bekannt zu machen ; am 1. Juni (134 , öſtl. L.) in der Nähe des warmen Stromes
dasſelbe fam gegen den Wind und in einer Viertelſtunde
konnte man Kurs nach Norden ſeßen, doch ſchon nach einer Fahrt von 34 Meilen traf man wieder auf quer vorlies gendes ſchweres Eis, nodimals wurde mitten im warmen
dem Eiſe zu bugſieren , dies gelang jedoch nicht und es
Strome eine Anſtrengung gemacht, weiter vorzudringen (auf 14'2 ° öſtl. L.) , doch man ſtieß auf feſtes Padeis. Während man am Rande einen Weg ſudite, traf man die „Aurora", Rapt. Sörenſen , von dem man hörte, daß er das Eis nod nie ſo weit ſüdlich getroffen habe und daß im allgemeinen im Norden der Winter ſehr ſtreng ge: weſen ſei. Von ihm erfuhr man auch, daß einige Reeder in Tromſö ein Lebensmitteldepot für den Fall einer ge:
Schiff aus dem Eiſe ; es dauerte über zwei Stunden, bis
zwungenen Ueberwinterung auf Spikbergen anlegen wollten , da es häufig vorkommt, daß Fahrzeuge dort belegt werden . Noch im vorhergehenden Jahre war die ,,Aurora" in
war das Schiff eingeſchloſſen ; man verſuchte dasſelbe aus
koſtete viele Mühe , das Boot wieder an Bord zu bekom: men ; endlich am Abend führte eine dwadje Briſe tas
es die wenigen 100 m , welche es von offenem Waſſer trennten , zurückgelegt hatte.
Am 26. Juli ſahman Madusharski in bräunlicher, das etwas höhere Nowaja Semlja in bläulicher Färbung. Aus dem Maſtforb bemerf : e man , daß Koſtinſdarr nod) burd das Eis geld loſſen war. Ob man auch ſüdlid hielt,
und bis in die Nähe der Petidoramündungen fam, man ſah nur geringe Möglichkeit, bis zur Jugorſtraße zu toms men und war ſicher , daß man nid )t durdy dieſelbe kom : men würde, weshalb man den Entſchluß faßte, nad Ma:
Hinlopenſtraße eingeſchloſſen worden und erſt im Oktober
totſchlinſcharr zu ſegeln. Nicht ohne Anſtrengung fam
In Moſſelbai ſteht immer
man durd, das Eis und konnte am 8. Auguſt in dieſe
durch Zufall losgekommen.
Wiſſenſchaftliche Ergebniſſe der vierten Polarrciſe de „ Willem Barents" 1881.
Straße einlaufen ; noch an demſelben Abend fam man
vor Anker und die Bemannung ging ang Land. Am 10. brang man weiter in die Straße ein , bis zum Houtkap, wo dieſelbe durch eine Eisbarriere verſperrt war , burd)
63
Eisrand um mehr als dreißig Meilen nady Norden zurück gezogen und man war im ſtande, in ein ſechs Meilen breites Landwaſſer bei Spißbergen durchzudringen ; einige Tage ſpäter konnte ein Robbenjäger um die Südküſte
Spißbergens bis in Wijbe- Janswaſſer gelangen und er fand den ganzen Fjord eisfrei, während ſüdlich vom Süd :
welche ein Segelſchiff unmöglich vordringen konnte ; auch ſah man vom Maſtkorb und den umliegenden Hügeln, daß das Rarameer voller Eis war ; nur ein ſdmales Land: waſſer lief nördlich. In Baluſhabai amüſierte ſich die
rentsſee lag nach der Angabe Iſakſons das Eis Ende
Mannſchaft mit dem Aufſuchen prächtiger Quarzkriſtalle,
Juni vor Matotſchfinſcharr ſechs Meilen von der Küſte,
wie dies auch das Schiffsvolt, welches Barents 1595
im Juli zwanzig Meilen nördlicher, im Auguſt war hohe
begleitete, gethan hatte. Am 15. Auguſt fekte man die Reiſe nach Norden längs der Weſtküſte von Nowaja Sem: lja fort; auf 760 n. Br. ſah man einen etwa 60 Fuß hoben , 300 Fuß breiten Eisberg , ſpäter viel Süßwaſſer: eis ; auf 76,0 erweďte die Temperatur die Hoffnung, daß man um das Eiskap in das Rarameer kommen könne, oder Gelegenheit haben werde, einen offenen Weg nach 1
I
Franz Joſephsland zu ſuchen, da man fider ſein konnte, daß der anhaltende Oſtwind hier viel Eis aufgeräumt haben würde. Beiläufig möge erwähnt ſein, daß Kornelis Roule auf der Länge von Nowaja Semlja 840 und 850
n. Br. erreicht haben , dort zwiſchen gebrochenem Lande geſegelt und dahinter offenes Waſſer geſehen haben ſoll. Selbſt auf 770 noch ſah der „ Willem Barents “ nur
Eisberge und fein Treibeis, doch Wind und Nebel wurden ungünſtig, man ging vorſichtig vorwärts ; auf einer der Dranjeinſeln (f. unten) wurde ein Gedenkſtein gelebt. Am 24. hatte man freie Ausſicht, das Schiff ſtand beinabe (nur ein klein wenig öſtlich) nördlich von Rap Mauritius, in SSD. bis D. ſah man loſes Eis ; man wünſchte zu unterſuchen, ob ſich da Landwaſſer befinde, als der Wind nach SSD. umſprang. Unter dieſen Umſtänden mußte man darauf verzichten, ſich zwiſchen das Eis und die In
fap und um die Bäreninſel hin Eis lag .
In der Ba:
See bei Dits und Nordoſtivind im Norden von Matotid
finſdarr beobachtet worden , woraus Jiakſon den Schluß
gieht, daß in dieſer Ridítung das offene Waſſer ſich weit erſtreckte. Es bleibt jedod, zu bedauern , daß die Be: richte der Robbenjäger fein vollfommenes Vertrauen ver: dienen , da viele derſelben ihre Journale gar nicht oder nur nachläſſig führen und viel dem Gedächtnis überlaſſen . 3. B. ſteht in dem Bericht Iſatſons in den Geographiſchen
Blättern, daß er Mitte Auguſt Matotſchkinſcharr voll Eis gefunden habe , während der
Willem Barents" am 11 .
bis zum Houtkap durdyfuhr, ohne durch das Eis gehindert zu werden ; ebenſo will er am 18. Auguſt 25 Meilen nordöſtlich vom Eislap offenes Waſſer gefunden haben. Wenn er wirklich am 16. Auguſt die Straße verlaſſen hat , kann er faum am 18. 25 Meilen in nordöſtlicher Richtung vom Eiskap geweſen ſein ; übrigens fand der „Willem Barents “ das Eis am 13. Auguſt ſechs Meilen, am 2. September höchſtens fünfzehn Meilen vom Eiskap. Gegen Ende Auguſt wurde in der Barentsſee die Eis :
grenze zwiſchen 500 und 68 ° öſtl. L. auf ungefähr 780 n. Br. gefunden und erſt am Kap Mauritius wurde man verhindert , weiter öſtlich oder in das Karameer vorzu:
dringen ; ſelbſt ſpäter noch lag das Eis zwiſchen 33 un
fel zu wagen und entſchloß fich, im Barentsmeer an der
45 ° öſtl. L. ſüdlider ; Hopeinſel war nod burde dasſelbe
Südlante des Eiſes zu freuzen. Man ſegelte zwiſchen
eingeſchloſſen.
einer ungeheuren Menge kleiner Eisberge durch, kam am
Das Südeisjahr erklärt ſich durch die anhaltenden
25. Auguſt wieder an Stromeis und weiter nördlid an
nördlichen Winde im Winter und Frühling ; dadurch hatte
Padeis.
das Eis fortwährend Gelegenheit, ſich nach Süden zu be wegen , und dies erklärt auch, warum ſo wenig ſchweres Eis geſehen worden iſt. Vielleicht iſt das Feldeiß, welches
Am 4. September abends war man auf 780
n. Br. , der Rand war in zehn Tagen uin ſechs Meilen nad Norden zurückgegangen. Seit dem 11. September hielt man des drohenden Wetters wegen aus dem Eiſe, body am 15. ging man wieder nördlich; weil jedoch die Umſtände ungünſtig blieben , verließ man das Eis und
hielt dann Kurs auf Hammerfeſt, wo man am Abend des
durch den , Willem Barents" in dem warmen Strom ges funden ivorden iſt, durch Stürme aus dem kalten Strom
im Dſten von Grönland weggetrieben worden . Möglicher: weiſe iſt ein ſolches Südeisjahr günſtig , um an der Oſt
1
22. ankam. Von hier ging der Willem Barents" am 26. ab und kam nach einer ſchwierigen, ſtürmiſchen Fahrt am 27. Dktober nadı Amſterdam . Ueber die Eisverhältniſſe des Jahres 1881 ſagt Herr
van Broekhuijzen : Ein Eiếjahr, wie 1881 es war , iſt ohne Beiſpiel in der Geſchichte. Im grönländiſchen und
ſpißbergiſchen Meere lag das Eis Ende Mai und Anfang Juni von 70—740 1. B. , in dem Barentsmeer auf 720 n. Br., d. h. auf einer Breite, wo ſonſt nie Eis geſehen wird.
Einen Monat ſpäter war auf 150 öſtl, 2. der
füſte von Grönland weit nördlich vorzubringen ; daß viel Eis im Weſten der Kara- und Jugorſtraße gefunden wurde, iſt erklärlid ).. Ebenſo iſt es erklärlich, daß Wijbe: Janswaſſer ſchon mitten im Juli eisfrei war und auch ſo blieb , da ja durch die Nordwinde fein neues Eis mehr
angeführt werden konnte ; dagegen blieb die Bäreninſel, welche doch viel ſüdlider auf demſelben Meridian liegt, im Juli noch ganz von dem Eiſe eingeſchloſſen, da es fort während von der Oſtküſte Spißbergens abfloß. Im A11: fang des Sommers hat das Eis in der Barentsſec gewiß
64
Wijjenjdhaftliche Ergebniſje der vierten Polarreiſe des „Willem Barents " 1881 .
ganz Nowaja Semlja eingeſdhloſſen , da es im Juli auf der Breite vom Matotſchkinſcharr nur ſechs Meilen von der Küſte lag.
Ende Juli und beinahe den ganzen Auguſt hindurch hatte der Wind faſt ausſchließlich aus öftlicher Rich tung geweht ; dadurd, war das Eis im Karameer gegen
die Ditküſte von Nowaja Semlja gedrängt worden und war Matotſchkinſcharr noch geſchloſſen, während don die Weſtküſte, ja ſelbſt die Nordküſte frei geworden war. Wahrſcheinlich iſt dieſes leichte Gis bald nadidem es ſidy zerſtreut hatte , verſchwunden geweſen ; Ende Auguſt war
Sdılüſſe, die Temperaturbeobachtungen verſchiedener Art in verſchiedener Beobachtungen läutern . Die fläche ſind das
Richtung zu ziehen erlauben , durch die an Bord ,, Willem Barents"" näher er: Temperaturbeobachtungen an der Ober: beſte Mittel , die Nähe des Eiſes zu er
kennen ; wenn das Auge den Menſchen im Stich läßt ,
wenn vor dem feſtliegenden Eis ſich keine „Botſchafter“ zeigen, wenn keine Brandung fich gegen den Rand bricht und die gefährliche Nähe chon von weitem erkennen läßt,
dann iſt es die plößliche Temperaturveränderung, welche den Seefahrer warnt. Am 20. Mai hatte der , Willem
nördlich eine eisfreie See. In einem Südeisjahr liegt
Barents “ den Polarkreis geſdynitten , am 21. traf man
das Eis wohl ſehr ſüdlid), iſt aber namentlich am Süd: rande viel dywäder und kann ſich dadurch leichter ver:
ſchon unter 689 n. Br. Eis, doch nicht unerwartet , denn die Temperatur an der Oberfläche des Meeres war plöß lid) von 3,5 ° C. auf 0 ° geſunken. Andererſeits bilden
teilen und verſchwinden , deshalb trifft man häufig im Spätſommer eines Südeisjahrs die Eisverhältniſſe günſtiger
als gewöhnlich. Die von Herrn van Broekhuijzen über die ,, Eira" und die Reiſe Leigh Smiths geäußerten An fidyten , welche größtenteils don in dem Briefe des Rom: modore Janſen an Sir Allen Young (Ausland 1882 Nr. 26) ausgeſprochen ſind, glauben wir hier übergehen zu können .
Während der Fahrt längs des Eiſes hatte man Gelegens
aber ſolde Beobachtungen ein gutes Mittel , um die Stellen aufzuſpüren , wo mit Ausſidit auf Erfolg das Ein: dringen verſucht werden kann und die Kombinationen von Beobadytungen der Temperatur des Waſſers und der der Luft geben eine allgemeine Nidhtichnur für die Linie, die man einzuſchlagen hat. Die Tiefſeebeobachtungen dienen mannigfachen wiſſenſchaftlichen Intereſſen; im folgenden
heit zu bemerken, daß das Eis ganz und gar dem Winde gehorcht und die Strömungen an der Oberfläche dein : ſelben folgen. Zum Sdluß möge hier eine allgemeine Bemerkung über die Fahrt im Eismeer eine Stelle finden. In der leßten Hälfte des Septembers wird die Fahrt dort
werden ivir fie angewendet finden , um ſich mit den Tief:
ſchwierig, ſowohl weil man ſchweres Wetter zu erwarten
rigere Temperatur und zwar betrug der Unterſchied ein :
hat , als auch weil die Nächte ſo dunkel werden ; dann
verſchiedener Weiſe. Manche Leute fühlen ſid) erregt, andere ſind ſehr verſtimmt. Es gibt ſogar Leute , welche
mal in einer halben Stunde 2,5 ° C. Als man in der Nähe des auf 14 /2 ° öſtl. 2. nad Norden laufenden war öſtl. 2 , im Nebel body men Strones, nämlich auf 131,0 2 ſoviel wie möglich dem Rande des Eiſes folgen wollte, gab der Thermometer die Wärme der Oberfläche des
ſich am Tage , wenn ſie im Eife fahren , ſelbſt wenn gar
Waſſers zu 400 C. an , obwohl die Lufttemperatur nur
keine Gefahr dabei iſt, ängſtlich geberden. Die nordiſchen
0 ° betrug ; der Nebel fiel und man fand ſich in ganz
Robbenjäger hüten ſich, ſolche Leute anzumuſtern. Viele Engländer, welche Züge im Eismeer gemacht haben, unter andren Lamont und Kapt. Markham , klagen über die
offenem Waſſer anſtatt an 6. Juli (am 8. bekam man man troß des vielen Eiſes + 10,0 C. und am 8. im
wird es recht unangenehm im Giſe zu fahren und dieſer Umſtand äußert ſeinen Einfluß auf die Bemannung in
Faulheit und die Feigheit ihrer nordländiſchen Matroſen,
ſtrömungen bekannt zu machen. Als in den leßten Tagen
des Mai das Schiff ſidy abwechſelnd dem Rande des Eiſes näherte und ſich von demſelben entfernte, zeigte aud) die
Oberfläche des Meeres abwechſelnd eine höhere oder nied:
der Eiskante. Schon am Spißbergen in Sicht) fand die Dberfläche des Meeres offenen Landwaſſer bei der
Inſel + 10,5 C. Oben iſt erzählt worden, wie das Schiff
doch darf man nicht vergeſſen, daß ſie nur den Ueberſchuß bekamen, den die Robbenjäger nicht haben wollten. Die
am 25. Juli eingeſchloſſen wurde ; während der Nacht
nordiſchen Fiſcher haben durch ihr wiederholtes , unvers zagtes Vordringen in das Eis zuviel Mut betvieſen,
genden Morgen außer Sicht war ; der Thermometer war
als daß man ihnen, im ganzen betrachtet, einen ſolchen
an der Oberfläche des Waſſers von 00 C. auf 50,8 C.
Vorwurf machen dürfte.
geſtiegen. Auch zur Erkennung des ſüßen Waſſers ſind die Thermometerbeobachtungen häufig behilflich. In der Nähe der Petſdoramündung fand man bei 14 Faden Tiefe - 09, 2C.; bei 10 F.: -10,2 ; bei 5 F.: - 00,8 ;
II .
Temperaturbeobachtungen .
Strömungen. Gletſcher.
Nomaja
Semlja. Grenze der Fauna des ſibiriſchen Eismeeres. Algen. Protoplasma an der Oberfläche. Vegetation von Nowaja Semlja und den Oranje-Inſeln. Wenn wir auch nicht beabſichtigen , auf den Wert,
welchen der Thermometer für den Eisfahrer beſißt, im allgemeinen einzugehen 1, ſo wollen wir hier doch einige
Zwede, denen er dienen muß, näher hervorheben und die
hatte man vom Eiſe abhalten müſſen, ſo daß es am fol:
an der Oberfläche + 0 0,7 C. bei einer ſpez. Dicht. von
1.010. Die Lage des warmen , ſüßen Waſſers an der Oberfläche war ſehr dünn ; je mehr man fid) der Mün : dung näherte, deſto ineller wechſelte die Temperatur an der Oberfläche; an einer nur 5 F. tiefen Stelle betrug ſie einmal 90%, C. und fünf Minuten ſpäter 60,5 ; dabei
Wiſſenſchaftliche Ergebniſſe der vierten Polarreiſe des „ Willem Barents “ 1881 .
hatte das Schiff ſeinen Ort nur wenig verändert , denn man machte nur 212 Meile per Stunde. Eine Tieflothung ergab bei 14 Faden Tiefe : + 0,8 C., pez. Dicht. 1,0235 ;
65
an der Oberfläche gefangen werden, Schlüſſe ziehen. Wir
beenden dieſen Teil mit einer Bemerkung über die Schwierig
bei 10 F.: + 10,4 C.,1 5 F.: +00,6 C., 3 F.: +50,7 C., an der Oberfläche 90,0 C.
keit, die Temperatur des Seewaſſers genau zu beſtimmen ; wenn dasſelbe mit einem Eimer von der Oberfläche an Deck geholt wird, ſo muß man genau darauf achten, daß
Nach den Mitteilungen Nordenjliölds wird ähnliches
der Eimer ſich immer in gleichem Zuſtand befindet; ein
im
kariſchen Meere und im ganzen Eismeere nördlich
von der ſibiriſchen Küſte beobachtet.
Bei rubigem Wetter
verbreitet ſich das leichte, warme, ſalzfreie Waſſer der
Flüſſe über die Oberfläche des Meeres. Wenn kein Eis in der Nähe iſt, ſteigt die Temperatur manchmal über 100, das Waſſer an der Oberfläche iſt dann trinkbar. Nähe des Eiſes und Stürme bewirken, daß die Temperatur ſinft; in der Tiefe iſt ſowohl im Sommer als im Winter
die Temperatur konſtant – 10 bis – 20 C. Auf weitere
Serienbeobachtungen
kommen
Sonnenſtrahl , wie dwad) er auch ſein möge , der den Eimer erwärmt hat, erhöht ſofort die Temperatur ; wenn das Gefäß im Winde ſteht , wird die Wärme vermindert. Bei einem Unterſchiede der Luft- und Waſſertemperatur von nur 20,5 ergaben die Beobachtungen einen Unter ſchied von 00,4, je nadidem der Thermometer nachgeſchleppt oder das Waſſer in einem Eimer an Deck geholt worden war. Das Nadiſchleppen iſt für den Thermometer gefährlich; das jedesmalige Eintauchen des Eimers in Waſſer madit viele Umſtände.
wir
unten bei den Strömungen zurück. In Matotíchkinicharr
erhielt man Reſultate , welche von denen Nordenſliölds
Ueber die Strömungen hat der „Willem Barents “ einige intereſſante Erfahrungen gemacht. In der Nähe
Er hatte im Jahre 1875 vom Boden
der Petſhoramündung fand man den Ort des Schiffes fünf Meilen öſtlicher und drei Meilen ſüdlider, als man
( 17 Faden tief) bis zur Doerfläche ganz gleichmäßig
vermutet hatte ; wegen der Unſicherheit des gegißten Be:
+ 59,6 C. gefunden , während die Beobadhtungen des „ Willem Barents " auf dem Boden (bei einer Tiefe von 37 Faben) 0 °,9 C. , bei 30 F.: - 10,5 C , bei 20 F.: - 10,4 C., bei 10 F.: -- 09,4 C , an der Oberfläche
ſteds darf man dies nicht ganz auf Rechnung des Stroms ſeßen , doch ſteht es feſt, daß derſelbe das Schiff in ſüd: öſtlicher Richtung getrieben hat , während man hier eher den entgegengeſeßten Strom hätte vermuten foLen ; vier undzivanzig Stunden ſpäter war man auf derſelben Stelle und konnte diesmal aus dem Beſteck keinen Einfluß des Stromes, nadyweiſen ; demnach glaubte man den einmal beobachteten Strom den Flutſtrömungen zuſchreiben zu . müſſen , welche mit Kraft zwiſchen Eis und Land durd ). ſtrömen . Außerdem hatte man wiederholt bemerkt , daß
ſehr abwichen.
+ 09,6 C. ergaben ; übrigens war die Temperatur an dir Oberfläche in einer Woche, während welcher man in der Straße lag, um 20 C. geſtiegen. Obwohl man auf 770 1. Br. einzelne Gisberge ſah, war von Stromeis nichts zu bemerken ; allerdings wies auch der Thermometer eine Temperatur der Oberfläche von + 10,0 C. an . Als man aber am 24. Auguſt ſich entſchloß, weitere Verſuche, in das Eis vorzubringen, auf:
zugeben , geſchah dies zum Teil , weil da , wo man ſich befand, die Luftemperatur unter 0 °, die des Waſſers nur noch + 10,0 C. war und man alſo wenig Hoffnung hatte, daß noch viel Eis wegſchmelzen würde ; als man dann am 25. wieder an das Eis fam, war die Lufttemperatur - 40,0 C. , die des Waſſers – 10,8. . Im allgemeinen wurde das Waſſer in dieſem Jahre kälter als bei früheren Reiſen gefunden ; hierzu hat jedenfalls die Lufttemperatur, welche bedeutend niedriger als ſonſt war, viel beigetragen. Herr van Broekhuijzen hält es darum für gewagt, allein aus der Temperatur des Oberwaſſers einen Schluß auf
die Richtung der Strömung ziehen zu wollen . Einige: male iſt die Temperatur des Waſſers unter 0 ° gefunden worden, obgleich ſowohl die Ortsbeſtimmung als die Tiere,
welche man im Waſſer fand, deutlich bewieſen , daß man im Golfſtrom war, und umgekehrt wurde 1880 in der
Nähe von Nowaja Semlja grünes Gletſderwaſſer ges funden, welches 4 ° wärmer war als das Golfſtromwaſſer in der Nähe. Vielleicht ſollte man die Temperatur an: ſtatt an der Oberfläche, in der Tiefe einiger Faden beobs achten , oder noch beſſer aus der Art der Tiere, welche Ausland 1883 Nr. 4 .
das Schiff einmal ſchneller fuhr , als man mit Rückſicht auf den Wind erwarten konnte, dann aber war es wieder,
als ob es feſtgehalten würde. Nun trat eine neue Er: ſcheinung ein ; das Schiff war beinahe nicht mehr zu ſteuern ; allerdings war die Briſe ſchwach , doch lief man
immer noch 112—2 Meilen. Gleichwohl war das Schiff troß aller Mühe beinahe nicht aus dem Winde zu halten ; es drehte einigemale in ein paar Minuten ganz rund. Man konnte ſich dies nur durch einen , in andrer Ridh tung laufenden Unterſtrom erklären und wollte dies durch Temperaturmeſſungen nachzuweiſen ſuchen. In den leßten Tagen war es ſehr warm geweſen, einmal 27 ° C. in der Sonne und das Waſſer hatte 12 ° C. mitten in Eiſe, ja als man ganz nahe zwiſchen zwei Schollen durchſegelte, hatte man noch 90 C. an der Oberflädje beobachtet; troßdem war man furz nachher in dichtem (in der Auflöſung be griffenen ) Eiſe. Als man freigekommen war, wurde eine Serienbeobachtung gemacht. Man fand dabei : ſpez . Dicht. Tiefe
Tiefe Faden
Temper. Seewaſjer
55
- 10,4 C.
1.022
- 19,0 C. - 10,6 C.
1.0168
3
1.0254
2
40
30
-
Seewaſjer
Temper.
Faden
Seewaſſer
5
- 10,5 10,0 + 10,7 11
ſvej . Didit. Seewaſjer
1.0247 1.0236 1.020
Wiſſenſchaftliche Ergebniſſe der vierten Polarrciſe des „ Willem Barents“ 1881 .
66 20
- 10,6 C.
10
19,6 C.
1.0214 1.0244
10,5 C.
1.0249
7
1
+ 60,2
1.009
0
+ 80,2
1.006
Dieſe Serie erklärt die Frage des idywierigen Steuerns in ziemlich genügender Weiſe ; das warme Waſſer iſt faum einen Faden tief und hat wahrſcheinlich eine andere Strö: mung , als das tiefere , fältere Waſjer. Um dies direkt zu unterſuchen , bediente man ſich des folgenden Verfah: rens : Ein hölzerner Ball von etwa 21.2 dem Durchmeſſer hat eine Einrichtung, welde es erlaubt, ein Stüd Eiſen: ballaſt ſo an ihm zu befeſtigen , daß bei dem Aufſtoßen auf den Boden der Ball frei wird. In dem Augenblick, wo derſelbe in das Waſſer gelaſſen wird, wird gleichzeitig
kommen , nid)t leidt. Die Richtigkeit der Auffaſſung Dalls iheint audy nod) durch einige andre Beobachtungen des „Willem Barents “ beſtätigt zu werden. Als man am 8. Juli Spißbergen ſah , erhoben die
braunen Berge ihre ſcharfen Spißen dyneefrei in die Luft ; nur da, wo die Abfälle ſehr flady waren, war der Sdinec nod) liegen geblieben ; die Gletſcher zwiſden den Bergen aber ſtreďten ſich überall bis zum Meere aus. Am 16. Auguſt ſah man die Küſte des nördlichen Teils von Nowaja Semlja ziemlich deutlich; das Land war nur nod) von wenigem Schnee bedeckt, doch es war immer nod)
mehr, als man jüdlich der Matotidytin darr geſehen hatte ; je nördlicher man tam , deſto mehr Sdnee fand man ;
ein flaches Brett , auf welches der Wind keinen Einfluß
überall zwiſdien den Bergen ſah man mächtige Gletſcher,
hat, auf die Oberfläche des Waſſers gelegt, um die Stelle zu bezeichnen, wo die Kugel verſenkt iſt. Wenn der Bau
die fid, darf gegen die dunkelblauen Kanten der Berge
wieder auftaucht, was mit ſoviel Kraft geſchieht, daß er über die Oberfläche ſpringt , wird der Abſtand bis zum
man Gelegenheit, Gletſcherbildung zu bemerken ; man ſah ein niedriges Bergland mit einem ungeheuer großen Glets cher, welcher jedoch nur an der , Schoone Bai“ Gelegenheit findet, in See zu ſtrömen und Eisberge zu bilden ; in der Bai wimmelte es von Eisklippen. Das Land iſt öde,
Brett und die Richtung nach dem Ball beſtimmt.
Hier:
durch wird die relative Ortsveränderung durch die untere Strömung ausgedrüdt. Zweimal hintereinander wurde
abhoben . Auch auf der Nordküſte neben dem Eiskap hatte
der Ball berſenkt , blieb 90 Sekunden unter Waſſer und
alles bis an die Küſte war Eis und Sdr.ee, keine Pflanze
hatte einen Abſtand von 20min ſüdöſtlicher Ridytung
war zu ſehen und die Flora iſt denn auch wirklich ſehr arm . Außer einem einzelnen Vogel ſah nan fein Tier, während es früber hier von Robben wimmelte. Uebrigens ſtredt ſich die Nordküſte von Nowaja Semlja weiter aus, als eine der Karten dies angibt. Nach den Reſultaten dieſer Reiſe wurde Kap Mauritius auf 770 2 ' n. Br.
vom Brett gewonnen , d. h. 800 m per Stunde. Da nicht anzunehmen iſt, daß das tiefere, fältere Waſſer hier nad
Südoſt ſtrömt, wird dies wohl die Bewegung (reſp. die ſchnellere Bewegung) des oberen Stromes in nordweſt: lidher Richtung ſein. Die Nähe des Eiſes madyte es un : möglich, die Sache näher zu unterſuchen , doch bemerkte man, daß die kleineren Schollen an den größeren vorbei nach Norden trieben. Der Raum fehlt uns leider , um auf die Vorſchläge des Herrn van B. durch eine beſſere Konſtruktion eines ähnlichen Inſtruments genauere Re: ſultate zu erzielen , hier näher einzugehen. In Matotſchfinſdarr lief der obere Strom , wie auch
Lütke angibt , immer weſtlich; bei ſeinem früheren Auf:
und 68 0 ° 45 ' öſtl. L. , das Eiskap anf 770 0 ' n. Br.
und 66 ° 50 ' öſtl. L. beſtimmt. Als man von hier um die Nordweſt Kurs ſekte, hatte man eine prächtige Ueber :
ſicht über den nördlichen Teil der Küſte; man ſah dies felbe wie eine weiße Maſſe, von der ſich einzelne dunkle Felſen an der Rüſte abſeßten und darüber die Gletſcher im Innern, die wie eine weiße Wolke darauf ruhten. Der ungeheure Gletſcher , der an der nordweſtlichen
enthalt bort 1878 und 1879 hatte der Willem Barents "
Ede der Inſel fich bis in See erſtredt, erſchien wieder
dies jedoch nicht beobachten können.
wie eine tief mit Eis gefüllte Bai ; dieſer Umſtand hatte denn auch im vorhergehenden Jahre Veranlaſſung ges geben, daß man hier „Schoone Bai“ zu erkennen glaubte.
Am 19. , 20. und 21. Auguſt war man auf der Nord:
weſtküſte von Nowaja Seinlja durch den Strom 169 ' nad Weſten geſeßt und am 22. außerdem nad Süden
Wahrſcheinlich verdanken hunderte von Eisbergen dieſem
abgetrieben worden. Am 1. September befand man ſich auf 77 ° 24 ' n . Vr. und 64 ° 8 ' öftl. L. , beinahe 30 weſtlicher als das gegißte Beſteck ergab , ebenſo hatte man hier 1879 und 1880 weſtliche Ströme beobachtet, jedod, hat Johanneſſen etwas weiter öſtlich , ſtarken öſtlichen Strom bemerkt.
Gletſcher ihr Entſtehen . Auf kurzem Abſtand vom Glet : ſcher waren früher 50 Faden gelotet worden ; die Eis:
W. H. Dall kommt zu dem Schluß, daß die Strömungen
berge , welche hier entſtehen , können aljo nicht mehr als
50 Faden Tiefgang haben und alſo nur etwa ſechs Faden boch ſein ; da der „ Willem Barents" jedoch viel höhere Eisberge geſehen hat, ſo kommen dieſelben wahrſcheinlich von der Ditfüſte. De Veer ſagt in ſeiner Beſchreibung von Barents Neiſe 1596, daß Eisberge trieben, ſo groß wie die Salzberge in Spanien ſind .“ Ueber die Oranjeinſeln teilt der Bericht folgendes M
im Polarmeer nördlich von der Behringsſtraße beſonders
vom Winde abhängen , ſich aber gerne beſtimmten Rich:
d
tungen zuneigen. Die Sache verdient Aufmerkſamkeit, die Beobadhtungen ſind jedoch wegen der Sdwierigkeit,
gutes, gegißtes Beſteck in der Nähe des Eiſes zu be:
mit: Markham ſagt in ſeiner „Polar Reconnoissance", daß es nur zwei Inſeln mit einigen Klippen ſeien ; an :
Wiſſenſchaftliche Ergebniſſe der vierten Belarreiſe des „ Willem Barents " 1881 . 1
fänglich ſah der , Willem Barents " auch nicht mehr, dody als man näher kam , bemerkte man niod, eine dritte, etwas öſtlid, und eine vierte , welche aus vier Klippen beſtand, die ſo dicht beieinander lagen , daß ſie früher ein Ganzes geformt zu haben ſcheinen. Endlidy ſah man nod eine kleine Inſel nördlich, nahe bei Kap Mauritius und ver: idiebene Klippen in ihrer Nähe.
Die beiden weſtlich ge:
legenen Inſeln haben ſehr ſteile 100-150 Fuß hohe Wände, und ſind oben fladı. Auf die Geologie dieſer Inſel kommen wir noch zurüd. Der Beridit des Herrn Dr. Weber , der , im Januar abgefaßt , natürlid, nur vorläufig iſt, gibt zunächſt eine Ueberſicht des crhaltenen Materials , welches erſt einer wiſſenſchaftlichen Unterſuchung unterworfen werden muß, ehe es zu Schlüſſen allgeineinerer Art verwendet werden kann . Die Unterſuchungen über Landticre konnten na : türlich nur ſehr beſchränkt ſein , dagegen haben die Tief : 1
.
ſeebeobadytungen eine erfreuliche Ausdehnung gefunden. Im ganzen wurde zweiundzwanzigmal gefiſcht; da es nicht gelang, die Karaſee zu erreichen, beſchränften ſich die Beob : adtungen größtenteils auf die Barentsjee bis zu 770 28 ' n. Br.; ebenſo wurden einige Beobachtungen in Ma: totſdkinſdarr , dem Hafen von Hammerfeſt und in der Nähe von Vardö genacht ; die größte Tiefe, in der ge: fiſcht wurde, betrug 180 Faden. Wenn es auch noch nicht
67
beobadytet." Audy die Mitteilungen über die Algen, welche
durch das Schleppneß an die Oberfläche gebracht wurden, ſind ſchr intereſſant; man fiſchte deren an acht von den zweiundzwanzig Stationen --- größte Tiefe 150 Faden,
hödyſte Temperatur+10,6 C. ( 170 F.), niedrigſte –- 10,4C . (67 F.) und – 10,2 C. ( 170 F.). Es war, wie Norden : ſfiöld ſagt , eins der merkwürdigſten und widytigſten , der durd, die unter ſeiner Leitung ſtehende Erpedition (Ueber:
winterung in Moſſelbai) erhaltenen Reſultate , zu ent: decken , daß Pflanzen wadyſen fönnen , wenn ſie monate : lang der Wirkung des Lidytes beraubt ſind. Db nun die aus einer Tiefe von 175 m hervorgeholten Algen über: haupt je Licht empfangen haben und wenn dies der Fall
war , ob alle Strahlen des Speftrums zu ihnen durchge: drungen ſind, ſcheint fraglid ).
Weber führt am Genferſee
genommene Proben an , bei denen erwieſen wurde , daß
Licht bei einer Tiefe von 50 m auf Silberdılorüre nicht mehr wirkt ; andere (Moſeley ) ſtellen die Wirkung bis auf 200 m. Früher vorgenommene Unterſuchungen haben er:
geben , daß die roten Strahlen am tiefſten ins Waſſer eindringen . Jedenfalls wird die Thatſache, daß aus einer ſolchen Tiefe lebende Pflanzen heraufgeholt worden ſind, nach verſchiedenen Richtungen hin ihren Einfluß geltend machen und audy zu neuen Unterſuchungen Veranlaſſung geben.
möglich iſt, die Qualität der Ausbeute zu beurteilen, ſo iſt doch das quantitative Ergebnis günſtig zu nennen.
Aud über die zoologiſchen Beobachtungen an der Obers fläche mögen einige Bemerkungen eine Stelle finden. Nur
Wir enthalten uns einer Mitteilung der Stationen , wo geficht wurde und einer Angabe der auf jeder derſelben
einmal wurde in offener See eine Algenart getroffen , welche an der Fundſtelle zu Hauſe war. Am 12. Juni in der Nähe des Eiſes war das Meer mit einer dünnen Lage einer grünen und flodigen Algenart bedeckt, unter dem Mikroskop ergab ſid), daß ſie zur Familie der Ulvas ceen gehörte. Außer Diatomeen lebten auch Gammari den zwiſchen dieſen Algen. Viel wichtiger war das Vor: kommen von formloſem , lebendem Protoplasma , welches
erzielten Reſultate, um eine allgemeine Bemerkung über die Grenze der ſibiriſchen und der europäiſchen Eismeer: fauna anzuführen. „ In dem fürzlich von Sturberg mit : geteilten Bericht über die zoologiſchen Ergebniſſe der Vegas
expedition “, ſagt Herr Dr. Weber , „wird dem ſibiriſchen Eismeer im Gegenſaß zu den andern Polarmeeren eine
eigentümliche Fauna zugejdhrieben. In Verbindung hier
zweimal an der Dberfläche des Meeres beobachtet wurde.
mit iſt nach Stufberg Nowaja Semlja und Franz:30: feph-Land eine natürliche weſtliche Grenze für viele Tiere,
Wir befanden uns im Treibeis , ſagt Dr. W., und von Zeit zu Zeit wurden ſdmußige Streifen geſehen, die mit Eisſtreifen abwechſelten und ſich bereits von weitem durch eine eigentümliche Färbung und ein daumiges Aeußere auszeichneten. Unter dem Mikroskop zeigte fidy dieſe Maſſe gallertartig durchſcheinend, eiweißartig ; in derſelben
welche für das ſibiriſche Eismeer charakteriſtiſch ſind. Um dieſe Bebauptung zu unterſtüßen, wird durch ihn eine Reihe von Tieren genannt, die weſtlich von Nowaja Semlja und
Franz Joſephsland fehlen ſollen, dagegen durch die Schweden im fariſchen und ſibiriſchen Eismeer wohl gefangen worden ſind. Die weitere Unterſuchung des zoologiſchen Mate: rials aus der Barentsſee wird erſt lehren fönnen, in wie: weit dieſe Behauptung , welche ſchon a priori etwas ge : wagt ſcheint, richtig iſt. Jedoch bin ich im ſtande, ein Tier, Paranthura arctica nämlich , von der durch Stur: berg gegebenen Liſte zu ſtreichen . Nach ſeiner Angabe muß Nowaja Semlja und Franz Joſeph Land die weſt liche Grenze des Vorkommens von P. a . ſein. Sie wurde durch mich jedod, nicht nur an zwei Stellen in der Ba: rentsſee, ſondern auch auf 150 46 ' öſtl. L. und 750 13 ' n. Br. , ſowie auf 18 ° 30 ' öftl. L. und 710 55 ' 1. Br.
!
.
waren Luftblaſen eingeſchloſſen . An den Rändern zeigte ſich amöboide Bewegung. Mit Rückſicht darauf, daß an Bord nur eine flüchtige Unterſuchung ſtattfinden konnte und das Fläſchchen , in welchem das Präparat bewahrt wurde, eins der beiden einzigen iſt, welche verunglüdt
ſind, würde die ſehr merkwürdige Erſcheinung von auf der Oberfläche des Meeres treibendem Protoplasma hier nicht ſo poſitiv mitgeteilt werden , wenn nicht auch ein anderer
Naturforſcher eine gleiche Beobachtung gemacht hätte. G. A. Sars teilt nämlich in dem fürzlid erſchienenen Bericht über die Norwegiſche Expedition im Nordatlan
tiſchen Ozean eine ähnliche Beobadytung mit. Seiner An:
Si Djonaha.
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gabe nach dient bies treibende Protoplasma zur Nahrung kleinerer Tiere , auf welche wieder Fiſche Jagd machen.
diesjährige Fahrt glüdlid) und erfolgreidy ſein möge, jum
Wir übergeben die zu Vardö gemachten Becbachtungen
Mitteln viel erreichen fann .
und fügen noch einige Angaben über Nowaja Semlja bei. Dr. Weber ſchließt ſich in bezug auf die geologiſdye Bil dung der Inſel an Hofer an, der, obwohl er nur an zwei Stellen einen Blick in das Innere des Landes werfen konnte, doch das Richtige getroffen zu haben ſcheint. Die mittlere Fahrestemperatur ſtellt w. auf – 80 C. , die mittlere Wintertemperatur auf
180 C. , die mittlere
Beweiſe , daß ernſter Wille aud mit deinbar fleinen M.
$i Djonaha. Brudiſtid einer batal'ſchen Erzählung , verdeutſcht durch
W. Rödding, rheiniſcher Miſſionar. (Dic hier folgende Erzählung ſpielt unter den Battas auf Sumatra etwa dieſelbe Rolle, wie der Eulenſpiegel unter dem deutſchen Volfe. Ende der fünfziger Jahre wurde ſie nebſt anderem
Sommertemperatur auf + 30 C. Dieſe Annahme gilt für Matotíchlinſcharr, weiter nördlich iſt die Temperatur noch niedriger. Infolge hiervon iſt die Flora viel ärmer, als man mit Rüdſicht auf die Lage erwarten ſollte. Die
van der Tiiiit, einem holländiſchen Sprachgelehrten, der im Auf trage der holländiſchen Bibelgeſellſchaft die Battaſprache ſtudierte.
Pflanzen halten ſich auch dicht bei der Erde , die allein
Obwohl mir dieſe Erzählung aus dem Munde des Volkes ſelbſt
die nötige Wärme liefert , u. a. wurden vier Arten krie: chender Weiden gefunden ; nur ein Exemplar derſelben hatte, an beſonders geſchüßter Stelle, die Höhe eines nie: drigen Strauches erreicht. Im ſüdlichen Teil ſind durch andre nach und nach etwa 150 Pflanzenarten bekannt ges
worden ; von der Matotſdykinſtraße hat Dr. Weber etwa
batafſch , in batatſchen Blichſtaben , aufgeſchrieben von Dr. H. N.
genugjam bekannt , jolge ich beim Ueberſetzen ins Deutſche doch der getreuen Aufzeichnung jenes Gelehrten.)
Vor langer Zeit lebte ein Menſch, der Held dieſer Er zählung , namens Djonaha. Seiner Mutter Name , von
ihrem Kinde entlehnt , hieß Nandjonaha ; ? aber Siboru
50 Arten Phanerogamen mitgebracht. Eine Vegetation iſt hier möglich , weil , wenn auch die mittlere Temperatur
ſomba :dolok war der Name ihrer Kindheit , den ſie von ihrem Vater vermittelſt dos Panikfobon 2 empfangen hatte. Was den Namen von Djonahas Vater betrifft , ſo hieß
niedriger iſt, als die der Schneegrenze der Alpen , doch
der Radja dolok-na uli. Djonahas Vater nun hatte während
der Schnee vom niedrigen Lande verſchwindet und dadurch dem Pflanzenwuchs ein beſcheidenes Gebiet eröffnet wird ; die Strahlen der Sonne , welche lange , obwohl niedrig
ſeiner Lebzeit feine Schulden ; aber faum war er geſtorben, da taudyten auf ( eigentlich : wurden geboren) die Sậulden 3 des Djonaha fo viel als Haare durch den Kamm gehen,
über dem Horizont ſteht, drängen die Schneegrenze auf
ſo viel als durch den Wind angeblaſen ; ſo viel, als durch Erdbeben geſchüttelt, ſagten die Leute. Jedes Dorf batak:
I
Spißbergen bis auf etwa 1000, auf Nowaja Semlja auf etwa 1200 Fuß Seehöhe zurüd , obwohl in den flachen Teilen von N. S. jährlid 193 m Schnee fallen ſollen. Zum Schluß ein Wort über die wenig bekannten Dranje: inſeln. Die Inſel , auf welcher ein Gedenkſtein erriditet wurde , iſt eigentlich eine Klippe von grobem körnigem
der Sprache auf dieſer Erde, unter dem Himmel, gab an ,
Schuldforderungen zu haben an Djonaha ; ja es waren der Schulden des Djonaha noch mehr als die Menge der Haare auf dem Kopfe, ſagten die Leute.
Da es mit der Sache nun ſo geſtellt war , kam ein
Sandſtein, der in Schichten abgelagert iſt; von einer an . dern der Inſeln ſagt Markham , daß ſie aus Kalt be: ſtehe. Wenn man den geringen Abſtand der vier Inſeln
berückſichtigt, ſcheint dies kaum wahrſcheinlich, auch zeigte
1 Mutter des Djonaha. Es iſt Sitte, daß Eltern nach dem Namen ihres Erſtgebornen genannt werden. 2 Bekanntmachung. Der Vater eines Kindes und der Datu ( Prieſter) machen den Namen des Kindes an einem durch
ſich bei Beobachtung durch das Fernrohr eine dem Sand:
den Datu bezeichneten glüdlichen Tage. Während der Datu
ſtein ähnliche Struktur. In der mitgebrachten Probe wurde Sandſtein mit Kieſel als Bindemittel erkannt. Von Verwitterung war faum eine einzelne Spur zu bemerken ; an der Stelle, wo dies der Fall war, lebten ein paar be:
eine Anzahl Maistörner greift und Segensſprüche murmelt,
ſcheidene Blätter des Löffelblattes ; um ſich ihrer bemäch: tigen zu können , mußte man den Hammer gebrauchen ; ſonſt war keine Pflanze, nicht einmal ein Moos zu ſehen. Unter den Steinen lebten Proturiden , zwiſden den Felſen brütete Uria grylle. Außerdem wurden Uria troile, Larus glaucus und Procellaria und in der Nähe der Inſeln Larus roseus geſehen. Wir įdließen hier die Mitteilungen über die 1881 er
nennt der Vater den Namen , den er ſeinem Kinde geben will. Hat der Prieſter eine gerade Zahl von Maistörnern ge griffen , dann iſt der Name gut; iſt die Zahl ungerade, dann wird das Experiment wiederholt, ein andrer Name gewählt, bis einer durd) eine gerade Zahl an Maistörnern als gut erklärt wird . Nach einem Feſtſchmauſe , von deſſen Fleiſche auch den Dämonen geopfert wird , bekomplementieren ſich Gäſte und Gaſtgeber, und legterer verkündet auf Befragen den Namen des Kindes . Am Abend wird dann Muſit gemacht, ein Geiſt zum Einfahren in ein Individuum genötigt, welch lekteres mit dem geopferten Fleiſche gefüttert und mit Balmwein getränft wird. Es gilt das dem eingefahrenen Geiſte. Der Geiſt verkündet dann aus ihm heraus, wie man ſich zu verhalten und was man in gewiſſen Fällen zu erwarten habe.
Reiſe des „ Willem Barents “, der, wie unſeren Leſern
3 Die Schulden eines Verſtorbeneil ollen wenigſtens all
bekannt iſt, audy im lebten Jahre ſeine Forſchungs: reiſen fortſeşte, mit dem herzlichen Wunſdhe, daß auch die
gemein bekannt gemacht werden , während die Leiche noch unbe erdigt iſt.
!
Si Djonaha .
Mann , Herr Parege bulu , vom Dorfe Padang matogu ;
ſieben Mann ſtart in einer Geſellſchaft kamen ſie nach dem
Dorfe Huta dolof-ſimaninggir, um Geld einzufordern bei Djonaha. Als ſie nun ins Dorf gekommen waren , festen ſie ſid, in den Sopo , I denn im Sopo fanden ſie den Djonaha fißen ; dann gaben die Schuldforderer dem Djos naha Bethel zu fauen. 2 Danach ſprach Djonaha : „ Nun
habe ich, o unſer Fürſt, 33 Bethel genoſſen , durch euch) dargereicht; was iſt nun die Sadie, die euch bewogen hat, .
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morgen , ſo müſſen wir unſern Gläubigern Hühnerfleiſch zu eſſen geben. Schlachte nur von unſern Hühnern ſieben Stüd , die ſo groß ſind, daß ſie einen Reisſtampfer 1 überſchreiten können. Koche fie dann in unſern Topf: ſcherben, ſetze ſie auf den Herd, ſchüre das Feuer. Wenn ſie gar ſind, nimm ſie ab vom Herde , jeße ſie auf die Harpe ? und laſſe dann nur das Hühnerfleiſch in den Topfiderben ." Das ſagte Djonaha zu ſeiner Mutter. „ Ja, o Väterdhen ! " ſo ſagte ſeine Mutter, antwortend auf
in dieſes mein Dorf zu kommen ?" Darauf ließen fich die
die Worte ihres Sohnes. Nach dieſem ſtieg Djonaha aus
Gekommenen vernehmen : „Was uns bewogen, zu kommen
dem Hauſe, fam in den Sopo und ließ ſich alſo vernehmen gegen ſeinen Gläubiger : „ Höre dod), o unſer Fürſt , daß
in dieſes Dorf, o Djonaha, du biſt's, den wir aufſuchen ; wir
wollen unſer Guthaben bei dir einfordern. Unſer Gut:
einer deiner Gefährten mich erſt begleite in den Wald, um
haben bei dir, o Djonaha, beträgt 120 Bitſang, 4 das iſt morgen durch dich an uns auszuzahlen. Doch jeßt bereite uns erſt Speiſe in unſerem 5; Hauſe." Das ſagten jene Gläubiger zu Djonaha. Darnad redete Djonaha : „ Höre
Vögel zu dließen ." - ,„ Nedyt gern , o Djonaba ,," ſagte der Gläubiger. Darauf ging Djonaha, gefolgt von einem der Mahner, in den Wald , um mit dem Blasrohre zu
dody, o Fürſt , es iſt wahr , ich dulde dir 120 Bitſang, aber id) habe noch keine Bezahlung für dich. Es iſt wahr, ich habe Schulden bei dir, Spielſchulden ſind's ." — , Nun ja , fodhe nur erſt etwas zu eſſen für uns," ſagte der
Gekommene..
– „O ja , wirklich, es muß Speiſe gekocht
dießen. Als nun Djonaha in den Wald gekommen war, ſah er , daß Dnggang ri3 aßten auf Hajahap, * darauf that er, als ob er mit ſeinem Blaſerohre ſcieße auf jene Vögel : ,, Gehe du , Vogel Onggang ri , in unſer Haus,
ſtirb, wenn du ins Haus gekommen biſt, damit Mütterchen dich koche in unſren Topficherben , damit du dieneſt als
werden für euch, o unſer Fürſt," ſo ſagte Djonaba. Da nach wurde das Eſſen gar, gekođịt von Djunahas Mutter im (Wohn-)Hauſe. Djonaha rief dann die Gläubiger zum Eſſen ins Haus. Als die Mahner nun ins Haus gekom: men waren , aßen ſie wirklich. Als ſie fertig mit Eſſen, ließ ſich der Mahner alſo vernehmen : ,,Aber warum haben wir kein Fleiſch, durd, dich gegeben, gegeſſen, o Djonaba ? "
Zuſpeiſe den Schuldforderern , die zu mir gekommen ſind geſtern abend .“ So ſagte Djonaha. Da ließ ſidy Dio: nahas Gefährte hören : „Wie „ Wie iſt das, o Djonaha, iſt denn der geſchoſſene Vogel getroffen ? ich habe ja geſehen , daß der Vogel ſozuſagen ins weite geflogen iſt, nicht getroffen durd, dein Schießen. " So ſagte der Gefährte Djonahas.
Da ſagte er : „ Wie ſollte ich euch Fleiſch zu eſſen geben fönnen , o unſer Fürſt, ich bin arm , id habe weder ein
ger , jetzt langt der von mir ſoeben geſchoſſene Vogel an in den Topfſcherben unſerer Mutter. " Das ſagte
einziges Huhn, noch ein einziges Schwein in meinem Be:
Djonaba. „Wenn es wahr iſt, daß dein Geſchoſſenes ge:
ſiße, o Fürſt; die Urſache iſt: man iſt arm, o unſer Fürſt .“ Das ſagte Djonaha zu ſeinem Gläubiger.
troffen und erlangt, und jeßt gekommen iſt in die Scherben unſerer Mutter ins Haus, dann haſt du da ein geſegnetes, glüdliches Blasrohr , o Djonaba." So ſagte er. „ Ja wohl, o Schwager, jeßt kocht unſere Mutter im Hauſe ſchon jenen Vogel." Das waren Djonahas Worte. Darnach ſchoß er noch einen Vogel Ambarobahurlang (eine Tauben :
Da ließ dieſer ſich hören : ,, Das hat ſid) wohl, o Sdiwa: I
11
Nach dieſem nun ſtiegen die Gäſte hernieder aus dem
Hauſe und ſchliefen des Nachts im Sopo.
Am andern
Morgen früh fam Djonaha, nahm ſein Blasrohr aus dem Sopo und fledte es hinter die Lambelambe des Sopo.
Darauf ging er ins Haus zurück und ſprach zu ſeiner Mutter : „ Höre doch (wörtlich : das nun ſo), Mütterchen,
art) : „Gehe, Vogel, nach unſerem Hauſe, damit Mütterchen
du haſt geſtern abend die Worte unſeres Gläubigers gehört,
did in unſeren Scherben fodyt," ſagte Djonaha. Darnach ſchoß er einen Vogel Ulpit : ,, Gehe , Vogel, nach Hauſe,
weil wir ihnen fein Fleiſch zu eſſen gegeben haben geſtern
damit Mütterchen did in unſeren Scherben tocht, " ſagte er.
abend , waren ſie böſe.
Darnach idoß er einen Vogel Anduhur (= Taube): „ Gehe, Vogel, nad Hauſe, damit Mütterchen did in unſeren Scherben focht," ſagte . er. Danach einen Vogel Pune (grüne Taubenart) : ,, Gehe, Vogel , nach Hauſe , damit
Was das nun anlangt heute
1 Ein offenes Gebäude mit gar keiner oder doch nur niedriger Umwandung und einem Söller, der als Reisſcheune dient. Nachts dient dies Gebäude den ledigen Männern als Schlafſtätte,
über Tag dient es allerlei Zweden , beſonders wenden ſich Frenid linge zuerſt hierhin, übernachten auch wohl da.
2 Der Beſucher ſchiebt dem Beſuchten ſeinen Bethelbeutel zu als Gruß , wonach dieſer nach der Urſache des Beſuches frägt. 3 Eine augemeine Höflichkeitsphraſe.
4 Goldgewicht, im Werte von etwa fl. 61/2 holländiſch. 5 Höflichkeitsphraſe, nach der man das Poſſeſſivum der zweiten Perſon in der erſten Perſon pluralis gebraucht, z. B. Amantahu = unſer Vater dein = dein Vater. Ausland 1883 Nr. 4 .
1 Eine Stange aus feſtem Holze, 6—8 Fuß lang und von eines Mannesarmes Dide .
? Ein aus Rottang geflochtener Ring, auf den die irdenen , runden Kochtöpfe niedergelegt werden.
3 Kleiner Nakhornvogel. 4 Baum mit vogelbeerartigen Früchten.
5 Goflidfeitsphraſe , allgemein gebräuchlich, da jeder aus anderm Stamme eine Schweſter zur Ehe befomment faun. 12
Si Djonaha.
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Mütterchen dich kocht in unſeren Topfſcherben ," ſagte er. Danady ſchoß Djonaha einen Vogel Antu alu : ,,Gehe, Vogel Antu alu, nach unſerem Hauſe, damit Mütterchen dich in unſeren Topfſcherben kodit ,“ ſagte er, „ damit du dieneſt als Zuſpeiſe den Geldforderern, welche geſtern abend zu mir ge: kommen ſind." Das ſagte Djonaba. Darnadh dhoß er einen
Vogel Haruok : „ Gehe ſchnell, fliege, Haruok, in unſer Haus, damit Mütterchen dich fodie in unſeren Scherben , " ſo ſagte Djonaha. Darnach: „Laß uns gehen, o Schwager, es iſt ihrer ſchon eine Menge Vögel, die ich geſchoſſen habe, voll
hungrig ; aber obſchon ihr noch hungrig ſein mögt, o unſer Fürſt, es iſt nicht mein farger Wille, daß ich euch nid)t mehr Speiſe geben wollte , ſondern ich fann euch nicht
mehr geben , denn ich bin arm.“ So ſagte er. Danach ließ ſich der Gläubiger hören : „ Ja , Djonaha , o unſer Fürſt Djonaba , was betrifft das Eſſen , o Fürſt, ſo find wir geſättigt , ja überſättigt ( wir fühlen's) vom Vogel: fleiſcheſſen. Aber nicht zu vergeſſen : wir ſind doch gekom:
men zu dir, unſer Guthaben bei dir einzufordern , näm:
ſind unſere Scherben von Vogelfleiſch, ſchon gar gekocht
lid 120 Bitſang. Doch du brauchſt dieſe 120 Bitſang nicht zu bezahlen ; nur dein Blasrohr gib mir und deine
durd unſere Mutter. " So ſagte Dionaba zu ſeinem Ge:
Schuld iſt abgethan .“ Das ſagte er zu Djonaha. Darauf
fährten. Ja, das iſt wahr, gehen wir zurück nach Hauſe,“
Djonaha : „ Sei Fürſt, 1 ounſer Fürſt, lieber nehmet uns, auch mein Mütterdhen, mit in euer Dorf ; in betreff meines Blasrohrs, ich geb's euch nicht, nein !“ So ſprad)
ſagte jener ſein Gefährte. Darauf marſchierten ſie alſo und langten wieder zu Hauſe an und fliegen in den Sopo . Djonaha ſteckte ſein Blasrohr hinter die Lambelambe des
Sopo. Nach dieſem ging Djonaha und ſtieg ins (Wohn:)
Haus : „Iſt gar, o Mütterchen, das Vogelfleiſch, welches bu gekocht haſt ? " So ſagte Djonaha zu ſeiner Mutter.
Djonaha . – „ Nun , was du auch ſagen magſt, Djonaha, dein Blasrohr muß mein werden als Bezahlung deiner -
Schuld, eher bin ich nicht zufrieden .“ So ſagte Djonahas Gläubiger. Da ſprad, Djonaha : „ Höre mich , o Fürſt: 1
,,Es iſt gar, Väterchen, ich habe gekocht hier im Hauſe die
wenn du es denn abſolut haben mußt, wie du ſagſt, jenes
Vögel , welche du geſchoſſen haſt .“ Das rief die Mutter des Djonaha. Nun breitete Djonaha Matten aus , Sitz:
mein Blasrohr als Bezahlung meiner Schuld, dann will id, es dir wohl geben . Aber meine Sduld iſt dann ab:
pläße für die Geldmahner , goß Waſſer in Schalen zum Waſchen der Finger, 1 dann türmte 2? er gekochten Reis
gethan, jene 120 Bitſang. Es darf nicht geſagt werden,
hübſch auf ſchöne Teller und danach lud er die Gäſte
ſei), o Fürſt. Es iſt das Eigentum meiner Seele (eigent:
im Sopo : „ Laſſet uns geben eſſen im Hauſe, o Fürſt, es iſt ſpät geworden ( eigentlich : der Tag iſt ſchon hoch) mit unſerem Eſſen, o Fürſt; aber ihr wollet mir das dod nidyt
lich: mein Geiſt befaßt es , iſt ein Teil meines Lebens), mein Blasrohr , ich gebe es dir aber doch , um meine Sdulden los zu werden. " So ſprad Djonaha zu ſeinem
daß es ein Geſchenk ſei (eigentlich: daß es Liebe zu dir .
als Unhöflichkeit anrechnen ; die Urſache iſt, daß ich ſoeben
Gläubiger. Danach übergab er ihm jenes ſein Blas
im Walde erſt Vögel ſchoß, damit Zuſpeiſe für euch da ſei. " So ſprac Djonaha zu denen , die er zum Eſſen
rohr. „ So nun, abgethan iſt meine Schuld, o Väterchen ,
gerufen, wie eben vermeldet. „ Ja, o Djonaha ,“ ſagte der
thut die Schuld ab.
Gläubiger. Darauf gingen die Gäſte Djonahas ins Haus, und die Mutter Djonahas ſchöpfte (löffelte) das Vogels fleiſch aus den Topfſcherben auf die Teller der Gäſte.
Wind darf es anblaſen , keine Fliege darf darüber lau : fen ; wenn ihr’s durch den Wind anblaſen laſſet, oder
unſer Fürſt, jene 120 Bitſang.
Ties mein Blasrohr
Aber nun in betreff des Brin .
gens dieſes Blasrohrs in euer Dorf , o Väterchen : Kein
Nachdem es nun ſo ſtand , ließ ſich Djonahas Gaſt alſo
eine Fliege darüber laufen und ihr dann nichts mehr
vernehmen : Ja , da haſt du ein glüdliches Blasrohr , o
erlangt , wenn ihr das Blasrohr probiert , dann dürft
Djonaha, denn ſehr viel iſt dieſes Vogelfleiſches.“ Das
ihr nicht ſagen , daß ich's zurücnehmen müſſe, denn
ſagte der Gaſt. - , Glüdlich , herrlich , gewiß , o unſer Fürſt. Was jenes mein Blasrohr betrifft, ſo verdanke ich ihm allein meinen Lebensunterhalt , ſeitdem ich ſelbſtändig bin . Wie groß auch, o Fürſt, die Hiße meiner Schulden werden möge, nie werde ich mich entſchließen, mein Blas:
CB iſt ja ſala pantang ?, wenn das Blasrohr angeweht wird oder wenn eine Fliege darüber läuft." So ſprach Djonaha zu ſeinem Gläubiger. „ Was das angeht, o Djonaha , daß das Blasrohr von einer Fliege über : ſdritten oder von einem Winde angeweht würde und wir ſagen würden, daß du es zurüdnehmen müßteſt: - wenn dieſes dein Blasrohr erſt unſer geworden iſt, dann be
-
rohr in Bezahlung zu geben. Lieber mögen die Schuld : forderer mich mitnehmen, als daß ich ihnen mein Blasrohr als Bezahlung gebe.“ So ſagte Djonaha zu ſeinem Gläubiger. Als ſie nun fertig gegeſſen hatten , machte Djonaha ſeinen Gäſten die üblichen Komplimente: „Höre doch , 0 Fürſt, angehend das Eſſen , ſo ſeid ihr noch I
1 Entweder irdene Schalen oder die Hälfte einer Kokos nußſchale. Weil man ſich beim Eſſen nur der Finger bedient, taucht man dieſe öfter in Waſſer ein.
2 Der getodite Reis wird, fegelförmig auf Teller getürmt, geehrten Gäſten vorgelegt.
w.hren wir ſelbſt es, daß es nicht ſala pantang wird, ſo -
wie du geſagt . “ Das ſagte der Gläubiger. – „ Nun ja, unſer Fürſt, ich ſage dir nur , was ſala pantang iſt für unſer Blasrohr,“ antwortete Djonaha. Darauf kehrte der Gläubiger Djonahas zu ſeinem Dorfe zurück. 1 Phraſe, mit der man eine Bitte einleitet. Sünde, Vergehen , Fehler. Pantang alles, was verboten iſt. Sala pantang = Vergehen durch Nichbeoba 2 Sala =
achtung des Verbotenen.
.
Si Dionaha.
Danach, ſieben Tage nach der Rüdkehr jenes Gläubi: gers aus dem Dorfe Djonahas , ging er in den Wald, jenes Blasrohr zu gebrauchen . Da traf der Blasrohrſchüße
viele Vögel, welche die Früchte eines Binaba -Baumes auf aßen.
Erſtellte ſich an den Stamm des Baumes
und ſchoß nach den Vögeln oben auf dem Baume : ,, Gehe, Vogel, fliege in unſer in unſerem Topfe auf rohrſchüße. Danach , hatte und immer die
Haus, damit Mütterchen dich toche dem Herde." So ſprach der Blas: als er zehnmal Vögel geſdoſjen Vögel , welche er geſchoſſen hatte,
fortfliegen ſehen und zehnmal geſagt, daß ſie nach ſeinem Hauſe fliegen ſollten, damit Mütterchen ſie koche im Topfe, da ſagte er bei fich felbft: ,,Zehnmal, ſage, habe ich Vögel geſchoſſen, das iſt vorerſt genug als Zukoſt bei dem Reis . “ Darauf ging er nach Hauſe. Erſt flieg er in den Sopo und ſteckte das Blasrohr hinter die Lambelambe desſelben, dann ging er ins Haus und fragte ſeine Mutter: „Wie nun, Mutter, haſt du die Vögel gekocht, welche ich ſoeben auf ihren Futterpläßen geſchoſſen habe ? Zehnmal, Mütter: chen , habe ich mit dem Blasrohr Vögel geſchoſſen , zehn: mal habe ich die Vögel fliegen ſehen nach dieſem unſerem
Hauſe ." So ſprach der Blasrohrſchüße zu ſeiner Mutter. „Das hat ſich wohl, Väterchen, es ſind noch keine Vögel
71
dem Bekommenen .
Darauf ließ der Gaſt ſich hören :
,,Wenn du nicht geſagt haſt, Djonaha , daß die Vögel, welche geſchoſſen ſind, ins Haus fliegen , daß fie da ge : kocht werden , dann will ich, durch dich beſiegt, verlieren . .
Aber wenn unſere Worte dieſen Bund gemacht: draußen geſchoſſene Vögel hat man im Hauſe, dann wirſt du durch
mich verlieren, ich werde ſiegen, o Djonaha .“ Das ſagte der Gekommene. Darauf Djonaha : Höre doch, Väterchen , du ſagſt wohl ſo ; doch , wenn ich nicht geſagt habe, daß keine Fliege übers Blasrohr laufen dürfe, daß kein Wind es anblaſen dürfe : ja , dann will ich wirklich verlieren, durch dich beſiegt. Aber wenn ich geſagt habe, ſo wie ich . ſagte , und daß ihr am Ende mein Blasrohr wieder möchtet zurüdgeben wollen, wenn das feſt iſt durch unſre Worte , ſo wie ich ſagte : dann wirſt du verlieren durch mich , ich werde fiegen ." Das ſagte Djonaha. Darauf der Gaſt: „ Es iſt wahr, Djonaha, du ſagteſt, daß weder der Wind es anblaſen , nodi eine Fliege darüber laufen dürfte ; aber es kann mich durchaus nicht der 120 Bitſang verluſtig maden. Aber ich ſage : im Falle dieſes dein Blasrohr wirklich ſo glüdlich wäre, daß draußen geſdıoſſene Vögel ins Haus flögen , daß man ſie dann hätte , dann wäre wahr , was du ſagſt, dann wäre deine Schuld abs 1
1
11
ins Haus gekommen ," antwortete die Mutter des Blas: rohrſchüßen. „Wenn dem ſo iſt, o Mütterchen , dann werde id, das Blasrohr dem Djonaha zurüdbringen. Es iſt eigentlich eine Bezahlung ſeiner Schuld an mich, 120 Bitſang , die ſollten abgethan ſein. Leider hat der Djonaha mich aber betrogen . Draußen geſchoſſene Vögel, 3
ſagte er , fliegen gewiß ins Haus , ſtets habe man dieſe Vögel." Das ſagte der Blasrohrſchüße zu ſeiner Mutter. Darauf nad zwei Tagen ſuchte der nichts:
gethan, aber dem iſt nun nidyt ſo . " So ſagte der Häupt ling zu Djonaha. dann
„ Nun , wenn du ſo meinſt, laß uns
Tampul:manut
1
machen.
Wenn wirklid ) die
geſagten Worte nichts gelten, dann will ich verlieren im Tampul-manuk und dir die 120 Bitſang bezahlen. Aber
wenn die Worte, die wirklich geſagt ſind, Bedeutung haben, nämlidy, daß das Blasrohr nicht dürfe angeblaſen werden vom Winde , noch überſchritten von einer Fliege , wie ich ſagte und wie du auch bejahet haſt, weshalb du es ja
fangende Blasrohrſchüße den Djonaha auf und ließ ficy
auch als Bezahlung meiner Schuld empfingeft: dann wirſt
alſo hören : „, Nun du , Djonaha , koche uns erſt zu eſſen, wir bringen dir da dein Blasrohr zurüd, du haſt mich belogen ; wenn geſdoſien im Walde , ſagteſt du, die Vögel,
du gleich beim Tampul-manuf verlieren , ich werde gewin:
flögen die Geſchoſſenen , ſagteſt du , ins Haus , und man 1
hätte ſie, ſagteſt du. Darum nun habe ich probiert , wie bu geſagt haſt, und richtig, kein Vogel hat ſich ſehen laſſen in unſerem Hauſe ." So ſprach er zu Djonaha. Da ließ Djonaha fich vernehmen : „Was eure Speiſe betrifft, 0 unſer Fürſt, ſo will ich die wohl kochen laſſen ; aber was das Blasrohr anbelangt , welches ich dir in Bezahlung gegeben habe , das kann nicht mehr zu mir zurüdkommen , das iſt die Bezahlung meiner Schuld, die Bereinigung meiner Schuld, groß 120 Bitſang .“ Das war die Ant: wort Djonahas .
Darauf gab Djonaha zu eſſen am
Abende und am Morgen. Dann ſprach er : „ Höre, Väter : chen, es iſt Sitte, daß man Gäſte, die zu einem kommen, bewirtet; und nun , Väterchen , ich habe euch bewirtet, kebret nun wieder zurück nach eurem Dorfe ; was aber das Blasrohr betrifft, ſo kann das nicht zurück in meinen Befiß kommen, denn es iſt meine Bezahlung an dich durch unſere Worte ehedem ." Das waren Djonahas Worte zu
nen. " So Djonaha zu dem Gekommenen . — ,, Wenn du ſagſt, wir ſollten Tampul-manuk machen, gut, Djonaba ," ſagte der Gaſt, beantwortend Djonahas Worte. Nach dieſem fing Dionaha auf der Straße ein Huhn im Werte
von 2 Groſchen und brachte dasſelbe in den Sopo : D Väterchen, ihr Verſammelten, ſeßt ihr feſt den Preis dieſes
Huhnes zum Tampul-manuf,“ ſagte er zur Menge. „ Es iſt gut, Djonaha, der Preis dieſes Tampul-manuk Hubnes iſt ein Wang (2 Groſchen ), wer von euch beiden hernad) verliert , muß 2 Wang bezahlen . " So ſprach der Haufe. „Wenn Ihr , Väterchen , den Preis ſo ſtellt, gut. Aber 1
wie viel ſoll der Panſar-alaman ? ſein ? ſagt es , Väter: dhen, damit ich's wiſſe.“ So ſprach Djonaha zur Menge. ,, Ein jeder von euch bezahle einen Hupang ( " ,2 Gulden) an die Menge , denn einer von euch beiden iſt ein Aus 1 Wörtlich : Huhnbauen . Terte wird es deutlich.
Ein Gottesurteil.
Aus dem
2 Panjar = ausgleiten , fallen. Alaman Hof oder Straße. Panjar - alaman bezeichnet eine Buße, die bei Veranſtaltung eines Tampul - manut an die Menge zu bezahlen iſt.
Die Landbevölkerung der Vretagne.
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wärtiger und der andere iſt ein Einheimiſdier; wenn ihr
beide Einheimiſche wäret, welche Tampul-manuk machten, dann würde jeder nur " 2 Hupang Panſar-alaman zu be: zahlen haben .“ ihr , o Herren , willige ein in Darnach holte
Das ſagte der Haufe den Herren. „ Wenn es ſo beſtimmt , widerſtehe id) nicht , ich das Urteil der Menge ," ſagte Djonaha. Djonaha Sattiſatti 1 aus ſeinem Hauſe
und that's auf eine Scale : Morbadja -mijat (geſtoßene Kohle, die audy zum Schwärzen der Zähne dient, mit Del), Napuran -na-hinaropitan ( gefaltete Bethelblätter), Bunga: bunga-fattiſatti (Klapproſe), das alles ſehr ſchön auf einer Schale. Dieſes Sattiopfer ſtellte er dann in der Mitte des Alaman (Straße oder Hof) auf. Alsdann ergriff Djonaha das Tampul-manuk - Huhn von ſoeben : Entſcheidet , ihr 11
jenes Blasrohr nicht angeweht werden dürfe vom Winde, daß keine Fliege drüber laufen dürfe ; dann will ich be ſiegt werden durch dieſen meinen Gegner. D , die rechte Seite dieſes Huhnes falle nach unten zum Zeichen , daß nicht wahr, was ich geſagt. Aber , wenn ich als Bezah lung gegeben habe jenes mein Blasrohr und dieſer mein Gläubiger hat es empfangen , als ich ihm noch ſchuldete ;
wenn ich geſagt habe , daß keine Fliege übers Blasrohr laufen , daß fein Wind es anwehen dürfe ; wenn ich ſo ſage und damit die Wahrheit ſage, dagegen mein Gegner
die Unwahrheit ſagt : D, dann möge ich gewinnen , mein Gegner verlieren und zum Zeichen , daß ich Sieger bin, idh, der id; dieſes Tampul-manuk madhe, komme oben auf zu liegen der rechte Flügel dieſes Huhnes, aber nach
Herren , die rechte Seite dieſes Huhnes für mich, die linke Seite desſelben für meinen Gegner ; entſcheidet, daß idy's wiſſe und es ſage (nämlid, denen, weldien die Opfer ange:
unten ſein linker Flügel , zum Zeichen , daß ich geſiegt,
boten werden), das Huhn weihend (in einer Dpferrede es an :
zappelte auf dem Hofe, dann ſtarb es : unten lag die linke,
bietend )." So bat Djonaha um die Entſcheidung der Menge.
oben auf die rechte Seite des Huhnes. Da ſprach Djo : naha zu der Menge: D ihr Herren , ich habe gewonnen, oben auf liegt die für mich beſtimmte Seite. “ So ſagte er. „ Du haſt geſiegt, o Djonaha !“ das riefen die Leute.
Darauf entſchied die Menge: ,,Die rechte Seite des Hubnes ſei für did beſtimmt, o Djonaba, denn du biſt einheimiſd hier ; dagegen für den, der von draußen kommt in dieſes Dorf, Tampul-manut zu machen , ſei die linke Seite . " ,,Wenn ſo euer Urteil, ihr Leute, gut , die linke Seite des
Huhnes mir, die rechte Seite dem Djonaha .“ So ſpracy der Wiederbringer des Blasrohrs. Darnach weibete (opferte)
mein Gegner verloren hat. " So ſagte Dionaba. Dann hauete er ben Hals des Hubnes durd) und das Huhn
Dann ſprach Djonahas Gegner : „ Ja, ich hab's verloren, o Djohana. “ Alſo war abgethan die Schulo Djonahas, jene 120 Bitſang und der verloren hatte , mußte das Tampul:manut-Huhn noch obendrein bezahlen , aber den
Djonaha jenes Satti: atti-Opfer , den Boras:pati-ni-tano
Panſar:alaman bezahlten beide , der Verlierer und der
( Erdgeiſter), den Tonggung ni buta (Straßen- oder Hof geiſter ), dem Sombaon Maga-maga - fiborboran-pangari buan. 2 Danach lud er unſere Mutter Boru -ſanianginaga (weiblicher Waſſergeiſt ). Danad lud er unſre Herren ,
Gewinner. Danach kehrte der, welcher den Verluſt hatte, zurüd in ſein Dorf.
:
die Söhne Debatas, 33 die drei im Himmel : ,, Ich lade did ),
Die Landbevölkerung der Bretagne.
einen jeden (euer) , o Großvater, 4 damit deine Ohren 1
hören, deine Augen helle. D, wir, Großvater, wir wollen Tampul-manuk madyen hier auf unſerem Hofe. D ! wenn
nicht gelangt jenes Blasrohr in die Hände deſſen, der es zurüdbringt ; wenn er es nicht empfangen als Bezahlung meiner Sduld an ihn ; wenn id, nidyt geſagt habe , daß 1 Ein Opfer , das ſich aus dem
Terte erflärt. Es wird
bei vielen Gelegenheiten angewendet, um Segen zu erlangen und im Unglüd , bereits drohendes, abzuwenden. 2 Wörtlich : was angebetet werden muß , gewöhnlich Geiſter vorlängſt verſtorbener Menſchen. Der Zuſat hier gibt den Eigennamen eines beſtimmten Sombaon an. 3 Debata bedeutet Gott und Götter. Der oberſte , eigent liche Gott heißt : Debata mula djadi ina bolon = der große Anfang des Werdens oder Schöpfer. Um ihn kümmern ſich die
Wir bradyten früher einige Ausführungen von H. Bau: brillart über die gedichtliche Stellung der Bretagne ( Aus: land 1982, Nr. 28), denen wir heute einige Auszüge aus den Studien desſelben fein beobachtenden , Volksforſdiers " (démographe) über die Bevölkerung der Bretagne folgen laſſen. Wir entnehmen auch dieſe einem Beridyte, den Herr H. Baudrillart in der Akademie der Moralwiſſen : ſchaften in Paris zum Vortrage gebracht hat.
In der Bretagne ſind mehrere Sdjichten der einge: borenen keltiſchen Bevölkerung übereinander gelagert , aber
nur in der Baſle-Bretagne hat ſich der feltiſdze Stamm un : vermengt in Sitten , Sprache, in ſeinen Legenden und ländlichen Gewohnheiten erhalten , während idon ſeit den
Batakfer nicht ſonderlid), mehr um die drei unter ihm ſtehenden
erſten Jahrhunderten unſerer Zeitrechnung in der Haute
Götter, die ihm ihr Daſein verdanken, die ihrerſeits , beſonders der erſte, wieder Schöpfer, oder doch Ordner dieſer Welt ſind,
Bretagne das Eindringen zuerſt der römiſchen Sprache und Gebräuche und ſpäter fränkiſcher und normanniſcher Einfluß nachweisbar iſt. Die Volfspoeſie, la muse rustique ", wie Herr d. Ville: marqué fie nennt, ſpielt eine bedeutende Rolle in der fort: ſchreitenden Ziviliſation der Bretagne. Sie ſchließt ſid) eng an Aderbau und politiſdes Leben an , welche leßtere
ſie heißen : Batara guru, Soripada und Mangala bulan. Dieſe werden hier angerufen . 4 Er redet hier alle an, obwohl er in der Einzahl ſpricht.
Großvater wird auch als Titel gebraucht, als Herr, dies auch als Herr d. i . Eigentümer einer Perſon, eines Tieres oder einer Sadhe.
Die Sandbevölferung der Bretagne.
ihrerſeits wiederum
in engſter Wedſelwirkung mit der
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andern phantaſtiſden Weſen angenommen , welche den
Religion ſteht. Die alten Barden unterſcheiden ſich in
Menſchen bisweilen Gutes erweiſen, öfter aber übelwollend
nichts von den Druiden. Seher und Propheten, fordern ſie mittelſt der Poeſie und Muſik zu Thaten heraus , wie Dios
ſind, wie die „ Korrigans", jene ungeſtalten Zwerge, welche die galliſchen Felſengräber bewohnen und den ſpäten
dor von Sizilien mitteilt. Die Herrſdaft derſelben über das Volf, welche lange Zeit ganz unbeſchränkt war , erhielt ſid) nedy, als ſie ſelbſt freiwillig oder gezwungen die Oberhoheit der
einſamen Wanderer verfolgen und neden . Ernſt Renan hat in einer bemerkenswerten Abhandlung über die Dicht=
kriegeriſchen Führer anerkannt hatten ; ja ſie ſelbſt ge wannen vielleicht noch innigere Fühlung mit dem Volks: Leben und waren durch Geſänge, welche Herr Baudrillart ,
die bretoniſchen „Géorgiques“ nennt, wie als thätige Aderbauer, durch ihr Beiſpiel beſtrebt, als Lehrer für die Bebauung des Bodens einzutreten. In dieſen ländliden Geſängen fehlen aber auch friegeriſche Anklänge nicht. Einzelne derſelben haben ſich bis in unſre Zeit erhalten , wie der „ Marche d'Arthur", welcher aus dem 6. Jahr: hundert ſtammt und den Kriegsgefang der Chouans während der Revolution bildete. Im ganzen muß man von den Bretonen den Eindruck eines ſanften Menſchenſchlages ge: winnen , welcher nur aufbäumt , wenn man ihm ſeinen
ung der keltiſchen Raſie auf den naturhiſtoriſchen Zug dieſer Mythologie hingewieſen und den Urſprung der Sage vom Zauberer Merlin hierher verlegt. Dieſe naturaliſtiſche Richtung findet ſich auch in dem
Kultus des Waldes, der Quellen und des Geſteins, deſſen druidiſcher Urſprung unverkennbar iſt. Die Kirche hat ſtets angefämpft gegen dieſe völlig heidniſchen Gebräuche, ohne fie indes vollſtändig ausrotten zu können. Nody heute erholt man ſich Rats bei beſtimmten Felſen , Tänze .
werden aufgeführt, die in ihren inanderlei Verſdlingungen feineswegs chriſtliche genannt werden können und es gibt nody manche abergläubiſche Leute , welche feſt davon über :
zeugt ſind, daß die alten Felſengräber von Zwergen bewohnt
Glauben und ſeine überlieferten Gewohnheiten und Ge:
werden . Die heilige Miſtel hat unter der Bezeichnung herbe de la Croix , Kreuzfraut, ihre wunderthätigen Eigen:
bräuche antaſten will. Von zäher und nachhaltiger Wider:
(daften bewahrt und ſoll Fieberkranke heilen. Im Mittel:
ſtandskraft, iſt der Bretagner nicht herausfordernd und viel mehr zur Ergebung und Aufopferung, als zu lebhafter
Felsvorſprüngen aufzurichten und damit gewiſſermaßen eine
Verbreitung ſeiner eigenen Anſchauungen und zul Erobe:
Religion auf die andere zu pfropfen. Dieſe Zähigkeit,
rungen geneigt. Ernſte und traurige Gefühle haben die Dberhand in der Seele des Volfs , welches viel Zu: traulichkeit, aber keine gemeinen und niedrigen Geſinnun:
mit welcher alte Gebräuche jahrhundertelang fich erhalten
gen kennt.
Die Volksdichtung der Bretonen iſt keuſch ohne Sinn :
lichkeit und ohne Spott. Sie unterſcheidet ſich in dieſer Hinſidyt weſentlich von dem galliſchen Geiſte und hat audy keine Berührungspunkte mit der gelehrteren Poeſie der Var den , von der ſie belämpft wurde , um ſie doch zu über: dauern. Wie die Barden den wandernden Sängern, welche eine Hauptrolle auf allen ländlichen Feſten ſpielten , den
alter pflegten die Bewohner ein Kreuz auf den geheiligten
haben, iſt ganz geeignet, uns einen hohen Begriff von der Religion der Druiden zu geben , welche die Anſchauungen ihrer Anhänger derart völlig ausgefüllt hat , um manche Geſeße und Glaubensartikel mit in die Ausübung der
chriſtlichen Religion hinüberzunehmen. So iſt der Glaube an eine Seelenwanderung , wie die Druiden ihn lehrten, in der Bretagne noch keineswegs ganz verſchwunden und es gibt Bauern , welche um nichts in der Welt ſich ge trauen würden , einen Haſen zu verſpeiſen. Die Geſchichte dieſer Provinz im Mittelalter bietet nod ) viele unaufgeklärte Punkte. Die Teilung in viele kleine
Krieg erklärt hatten , ſo wurden dieſe auch von der Kirche in den Bann gethan. Eine im Jahre 465 zu Vannes
Einzelſtaaten erſcheint als der Grundzug derſelben in der Zeit vom 5. bis zum 10. Jahrhundert. Die Könige der
tagende Biſchofsverſammlung verbot den Prieſtern die Theilnahme an ſolchen Feſtlichkeiten , wo Liebesgeſänge
Bretagne, von denen alte Autoren ſprechen , ſcheinen doch meiſtens ſehr legendärer Natur zu ſein. Im 9. Jahrhun
vorgetragen wurden, ubi amatoria cantantur. Uebrigens
dert war König Nomencë der erſte einer Reihe von Herr:
wendet ſich die Volksdidhtung vorzugsweiſe der Verherr: lidung heldenhafter Männer und Thaten zu und hat ent:
ſchieden Aehnlichkeit mit den alten ſchottiſchen Liedern und Geſängen , wie Walter Scott ſie wieder an das Licht ge:
zogen hat. In beiden herrſcht das moraliſche , nationale und häusliche Element vor , wie ſehr auch nebenher dem Wunderbaren , Uebernatürlichen eine Rolle zufällt. Seit den älteſten Zeiten zeigt die Bevölkerung der Bretagne einen leiden daftliden Hang zum Ueberſinnliden, welcher ſich auch heute noch unter drei verſchiedenen und
ſchern, welche in Berührung mit der eigentlichen franzöſiſdien Geſchidyte traten . Ihnen folgten vom 11.- 15 . Jahrhuns dert Herzoge. Neben den verſchiedenen Einzelherrſchern,
wie den Königen “ von Breſt, Vannes und Léon ſpielen indes die Heiligen eine große Rolle, und zwar ſowohl als Apoſtel der Religion , wie der Ziviliſation , wenn auch in den diesbezüglichen Ueberlieferungen geſchichtliche Wahr heit und Legende ſchwer von einander zu unterſcheiden ſind. Dieſe Heiligen waren fühne Pioniere der Kultur und
jehr charakteriſtiſchen Formen vorfindet. Die mythologiſchen
tüchtige Aderbauer, welche weſentlich zur Ueberwadung und Bebauung des Bodens beigetragen haben. Einzelne
Geſtalten der Vorzeit haben die Geſtalten von Feen oder
unter ihnen , wie St. Pol de Léon und St. Corentin
Die Sandbevolterung der Bretagne.
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genießen bis in die Jeßtzeit hohe Verehrung. Sie pre: digten das Chriſtentun , unterivicſen zugleich das Volf im Aderbau und ſorgten für ſeine Sicherheit. Unſeren Ueber: lieferungen nad waren es namentlid St. Cado und .
St. Terot, welche das Land von der leberzahl der wilden
Tiere, von Räubern und phantaſtiſchen lingeheuern fäuber: ten , wobei ihnen eine Rolle zufällt, ähnlich jener der griechiſchen Halbgötter , wie Herkules und Theſeus. Auf .
ihren Streifzügen brannten ſie Wald und Buſch nieder, um mit der Aſche dem führen.
wurden zll gleichen Teilen auf ſämtliche Kinder vererbt , indem das letztgeborene die Einteilung vornahm und dem
älteſten zuerſt die freie Wahl ſeines Anteiles zuſtand. Für die verbrecheriſche Handlung eines Familienmitglieds war die ganze Familie haftbar und trug in Fällen von Brand: ſtiftung oder Viehraub die Geldbuße gemeinſchaftlich. Zahl: reiche Beſtimmungen erſtreckten ſich in gleicher Weiſe auf die ländliche Wirthſdaft, ja ſelbſt auf das häusliche Leben, die Einrid tung der Wohnung, die Anlage von Kulturen u.ſ.w.
Boden den erſten Dünger zuzu:
Das Feudalſyſtem , wie es in der Bretagne fidy ent: wickelte, bewahrte lange Zeit den Charakter eines patriar:
Die gemalten Kirchenfenſter manches alten Gotteshauſes in der Bretagne zeigen eine Art von Geſchidyte in Bildern , die Darſtellung der erſten Anfänge des Aderbaus und
ſeine Entwickelung. Natürlich ſpielen die Wunder dabei eine Rolle, aber dieſe bildlichen Ueberlieferungen im Verein mit der Lebensgeſchidhte mehrerer Heiligen , die in vielen Fällen aus den Klöſtern von Cambria und Glamorgan hervorgegangen waren , gewähren uns doch einen Einblic in manche Einzelheiten der damaligen Art des Landbaus. Die Klöſter und Abteien , welche ausgangs des 8. und
dyaliſchen Regiments und übte auf das Volt durchaus nidit den dyweren Druck aus , wie an andern Orten . Die Grundherren waren gleicher Abſtammung mit ihren Bauern , To daß bei dieſen das Haßgefühl des Unterdrüdten gegen den Eroberer nid )t Plaß greifen konnte ; die Gemeinden
beſaßen eine Art von Selbſtverwaltung und ernannten ihrerſeits den Mann, welcher die Steuern einzuſammeln
hatte. Vor Ausſchreibung einer neuen Umlage holten die Grundherrn häufig die Zuſtimmung des Herzogs ein, wel : der ſeinerſeits mit ſeinen Räten darüber beſchloß.
im 9. Jahrhundert gegründet wurden, entwidelten ſich ſehr bald zu blühenden Mittelpunkten der Landwirtſchaft und
in bezug auf den Grundbeſit herrſchte während fünf
ſelbſt zu Muſterwirtſchaften , wo Vieh- und Bienenzucht gepflegt wurde und neben der Zudyt der Nährpflanzen auch die Blumenzucht eine Heimſtätte fand.
Jahrhunderten in der Bretagne das Syſtem der „ domaine congéable “, welches ſich in den Departements des Mor: bihan und von Finie tèrre bis heute erhalten hat. Nady
Die Geſtaltung des Familienrechts und des ländlichen Beſißes im Mittelalter hat große Aehnlichkeit mit der Ent: wickelung , welche dieſe Verhältniſſe in Wales genommen
ihm überließ der Befißer von Grund und Boden die Be
.
haben , eine Analogie, die ſich aus der gemeinſchaftlichen Abſtammung der beiden durch das Meer getrennten Völker: ſtämme erklärt. In Wales hat der „ Breun " oder König
bauung desſelben gegen feſte Pacht auf eine unbegrenzte
Zeit dem Pächter, welcher ſeinerſeits Eigentümer der Ge: bäude, wie der eingeführten Verbeſſerungen und Kulturen wurde. Die gerichtliche Austreibung des leşteren war vors
geſehen , aber mit vielen Schwierigkeiten und Umſtänden
völlig Wurzel gefaßt haben, durchaus keine untergeordnete,
verknüpft, jo daß ſie ſelten vorfam . Während langer Zeit beruhten ſolche Pachtverträge auf einem ſchweigenden oder mündlichen Uebereinkommen ; das öffentliche Vertrauen war ſo groß , daß Schriftſtücke faſt nie darüber ausgefertigt wurden , ganz im Gegenſaße zu der Normandie , wo das allgemeine gegenſeitige Mißtrauen in allen Fällen (dyrift: liche Dokumente heiſchte. So blieben die Güter Genera:
und namentlich ſind ihre Rechte in Fällen der Eheſcheidung und der Verſtoßung durch den Ehemann mit großer Ausführ:
unterſchieden ſich vom freien Beſiß nur dadurch, daß ſie
lichkeit entwickelt. So geben gewiſſe anſtedende Krank:
nicht verkauft werden konnten.
heiten des Mannes für die Frau einen Eheſcheidungsgrund ab , in welchem Falle derſelbe allerdings ſein Hochzeits:
Gegen das Ende des 17. Jahrhunderts indes, als der grundbeſißende Adel anfing, ſein koſtſpieliges Leben in den größeren Städten oder am Hofe zu führen , riefen dieſe
Haël der Gute im 9. Jahrhundert das durch Ueberlieferung auch uns bekannte Gefeßbuch geſchrieben , welches ſich in vielen Punkten an ſächſiſche Einrichtungen anlehnt, ohne
ſich indes mit ihnen 'vollſtändig zu deden. Die Stellung der Frau iſt nach dieſem walliſiſchen Rodek , trotbem die chriſtlichen Anſchauungen in demſelben nod keineswegs
geſchenk zurüdbehält. Der Mann, welcher ſein Weib miß handelt, verfällt in eine Geldſtrafe, während die den Mann
ungebührlich behandelnde Frau eine dreifach höhere Strafe zu zahlen hat. Die Mitgift der Frau beſteht in Vieh, der Mann bringt den Hausrat in die Ehe mit. Bei einer Scheidung nach ſiebenjährigen Zuſammenleben erhält die Frau die Hälfte des gemeinſam Erworbenen. Auch das Verhältnis von Eltern und Kindern war in
dem angezogenen walliſiſchen Geſekbuche geregelt.
Der
Sohn erlangte früh völlige Selbſtändigkeit. Die Ländereien
tionen hindurch in den Händen derſelben Familie und
Verhältniſſe Schwierigkeiten hervor , indem der Beſißer, welder über ſein Eigentum anderweitig verfügen wollte, häufig um ſo weniger in der Lage war , dem Pächter die
Baulichkeiten und das , was dieſer in den Boden hinein: geſteckt hatte, auszuzahlen , als dieſe Summen nicht ſelten den Bodenwert um das Doppelte überſtiegen. Dieſen
Mißſtänden gegenüber brachten die Stände der Bretagne 1647 in Nantes ein Gefeß in Vorſchlag, demzufolge der Werth deſſen, was dem Pächter eines Grundſtücks gehört,
75
Die Landbevölferung der Bretagne.
nidt mehr als die Hälfte oder höchſtens zwei Drittel des Bodenwerts betragen ſolle. Dieſes Pachtſyſtem hatte indes in der langen Zeit ſeiner Dauer dem bretoniſchen Bauer ein ſtarkes Anhänglidyfeitg: gefüh! an die von ihm bebaute Scholle, die er als ſein Eigentum zu betrachten gewöhnt war, gelehrt und bei ihm die Liebe zur Arbeit und zum häuslichen Herde in hohem Grade entwickelt . Die ſtart andwellende Bevölkerung drängte nicht nach Dörfern und Städten zuſammen , ſon: dern blieb familienweiſe auf dem mit großer Liebe beſtell: ten Beſiße. Die freie Arbeit begünſtigte eine ſtolze Un:
abhängigkeit des Charakters , welche ſich indes mit großer Ehrfurcht vor der Autorität des Gefeßes paarte. Erſt ſpäter begannen die Grundbeſiger fidh für die faſt
zwangsweiſe Enteignung ihres Beſißes infolge der „do maine congéable “ durch ſtrenge Servituten und erhöhte Abgaben, wie dadurd, zu entſchädigen, daß ſie mittelſt einer Abgabe alle neun Jahre die Pacht erneuerten. Hieraus hat ſich im Laufe der Zeit die jebige Art der Verpachtung entwidelt, während an den meiſten Orten und Stellen der ,,domaine congéable " der kleine , aber freie Grundbeſiß ge: treten iſt. Eine andere Art der Verpachtung , die ſogenannte
quevaise ", welder man bis zum 16. Jahrhundert in der Bretagne begegnet, raubte dem Beſißer in noch erhöhterem Grade die Möglichkeit , über ſein Eigentum zu verfügen
und führte deshalb zu manchen Verdrießlichkeiten zwiſchen
ſtrikte Sparſamkeit zur Pflicht machte und ſie ſo zwang,
der Landwirtſchaft Geſchmack abzugewinnen. Seit dieſer Zeit beſteht in der Bretagne ein Verein für ,, Landwirt
ichaft, Kunſt und Handel ", mit dem Siß in Rennes, welcher die Förderung ſeiner Ziele durch Geldbeihilfen ſeitens der ,,Stände" zu erwirken verſtand und hohes Anſehen genießt.
Durch ihn hat die ſchon von Colbert angeregte Pferdezucht in der Bretagne einen hohen Aufſchwung genommen ; der Rindviehidlag wurde veredelt; infolge der Austrocknung von Sümpfen und der Urbarmachung weiter Dedſtreden konnte der Anbau von Hanf , Lein und Eſparſette bedeu
tende Fortſchritte machen ; die Anpflanzung von Maulbeer: bäumen wurde unternommen und die ganze Provinz mit einem Neße von Verkehrswegen überzogen. Unglüdlicherweiſe haben alle dieſe Maßregeln jedoch ein Gegengewicht gefun:
den, welches ihre Wirkſamkeit ſehr beeinträchtigen muß, in dem Umſtande, daß nid)t allein alle Pachten nur auf neun Jahre vergeben werden, womit den Mißſtänden des domaine congéable ein Ende bereitet und die Steuer von dem Grundzins vermehrt iſt, ſondern der kleine Bauer, ſofern
er an Gemeindefluren oder offenes Land grenzt , auf das Halten einer beſtimmten Stückzahl von Vieh beſchränkt iſt. Die Bretagne genoß große Vergünſtigungen ; ſie war von der Salzſteuer befreit , hatte keine Hypothekenabgaben zu leiſten ; der König erhob feinerlei Abgaben und die
Kopfſteuer, „ fouage “ genannt, war ſehr mäßig, wie Neder
Grundherren und Pächtern , wie zu Erbſtreitigkeiten unter den Kindern der leßtern , welche nach den Beſtimmungen der quevaise überhaupt nicht durch einen anderen erſekt werden konntent Abgeſehen von einigen Verbindlichkeiten war der Pächter thatſächlicher Herr und vererbte die Bach:
meinte. Troßdem erhoben die 1759 zu Saint-Brieur ver: ſammelten Stände Veſchwerde über die Höhe der Kopfſteuer, welche allerdings von 1,800,000 Livres auf 3,900,000 Livres erhöht war. Dieſe Klagen wiederholten ſich 1771 und 1772, bei welcher Gelegenheit auch noch andre Uebelſtände zur Sprache kamen. Die Stände von 1783 bekräftigen,
iung auf ſeine Kinder nach dem Rechte des Beſißes, wobei
daß die Vorbezahlung der „ fouage “ eine Zwangsſteuer
in Ermangelung inännlicher Nachlommenſchaft die jüngſte
bilde , welche hauptſächlich die von Hunger und Elend be:
Tochter Haupterbin war.
reits arg heimgeſuchte Klaſſe der kleinen Bauern treffe.
Der Umſtand, daß der Adel in einem größeren Uin: ſange ſeine Befißungen verließ, um in der Stadt zu leben, hatte für die Provinz mandie Nachteile im Gefolge , wie
Wenn dieſe Klagen auch vielleicht übertrieben geweſen ſein mögen, ſo trat doch damals in der Bretagne, wie überall, der Gegenſat des dritten Standes gegen die beiden andern zu Tage. Das weitere Fortſchreiten des Landes wird am
denn das im 11. Jahrhundert zuerſt auftauchende Recht der Erſtgeburt, weldjes dem älteſten den ganzen Grund beſit zuwies und die nachgeborenen Söhne zu einer ärm : lichen Eriſtenz verurteilte, die ſtetig zunehmende Verarmung des kleinen Landadels im Gefolge hatte. Gegen das Ende des 17. Jahrhunderts ſehen wir die bretoniſden Bauern in darfen Gegenſaß treten nicht allein zur Regierung, weldie hohe und veratoriſche Steuern
geordneten Leguen de Kérengal in der Sißung der Kons ſtituante vom 4. Auguſt, nach welchen die landwirtſdafts lichen Reformen, wie das Unterrichtsweſen in der Bretagne zwar ſchwerer und langſamer Fuß faſſen würden , als in
ausſchrieb , ſondern auch zu dem eingeborenen Grundadel. Sie ſahen, gerade wie heute in Irland, in der Abweſenheit
wohl auch dazu beitragen werde, den Erfolg der Neuerun : gen deſto ſicherer und dauernder zu geſtalten .
der Befißer eine Hauptquelle ihrer ſchlechten wirtſchaftlichen Lage und verlangten die Rüdkehr, welche unter die Strafe des Verluſtes der Güter geſtellt werden ſollte. Zwar kehrten die Gutsherren zurück , aber erſt ein Jahrhundert ſpäter und nidt auf das Andrängen ihrer Vajallen , ſon: dern der unerbittlichen Notwendigkeit weichend, weldie ihnen
beſten gekennzeichnet durch die Worte des bretoniſchen Ab
andern Provinzen , welcher aber andererſeits meinte , daß die Zähigkeit , mit welcher das Alte bislang feſtgehalten wurde,
H. V.
Das Gleiſenthal.
76
Das Gleiſenthal. Von Chriſtian Gruber.
Wer landſchaftliche Gegenſäße auf der Donaubodhebene betrachten will, ohne ſich weiter von München zu entfernen , kann ſolche vorteilhaft ausgeprägt während einer Wande: rung von Ebenhauſen nach Deiſenhofen finden. Man ſteigt da vorerſt auf vielbetretenem Pfade am weſtlidyen
Steilgehänge des Jſarthals abwärts. Das Relief ſeiner ſchwachangedeuteten, verwiſchten Terraſſierung tritt zurück
hinter jene Bewegung, welche kuppenartig zum Thalrand aufſtrebende Sdutthalden gegen Süden , breit ausein: ander gezogene Geröllwellen gegen Norden vom Steig verurſachen. Ein leßter Blick ſchweift über dieſes will kürlid) ans Hochufer angelehnte , hier von reid blumigem
Naſengewand, dort von jungem , noch an den Moder an: gedrücktem Geſtrüpp oder kräftig gebauten Buchen bedeckte
tige Mulden , beckenartige Depreſſionen und Trodenthäler in den verſchiedenſten Entwidelungsſtadien. Bei tiefgehender Gliederung des Reliefs ſcheinbare Regelloſigkeit: das iſt das weſentlidiſte Merkmal der Refte, welche aus den Tagen der Eiszeit hier übrig geblieben ſind. Und dieſe , wie ruinenhaften Geröllmaſſen mit den längſt verlaſſenen Waſſerwegen bieten , troßdem man ſie nicht zu entwirren vermag, die angenehmſte Abwediſelung. Höhere Bedeutung jedod, erhält die Moränenlandſd)aft durch ihre fortdauernde Wirkung auf die agrikulturellen Verhältniſſe. Frudytbarer Blodlehm bededt die Muſterkarte ihrer Geſdiebe. Er nährt jene reidyen Kornfelder und hodygraſigen Wieſen, welde wir in der Münchner Ebene weder zu ſehen ge
wohnt ſind, nody bei der geognoſtiſchen Struktur dieſes Stüdes Tafelland erwarten .
Mag dieſer Faktor immer:
1
Hügelland. Dann durchidyreitet man - das prunkloje Gemäuer des Kloſters Schäftlarn und ſeine hundert glän:
zenden Fenſteraugen ſtets im Auge behaltend – die weit: gedehnte Sohle eines Rinnſals , das einem noch wenig
hin auch von weniger wünſchen owerten Folgen begleitet ſein : er erfekt dod großen Streden die fürs nordliche Hügelland der Donauhochebene ſo bedeutungsvoll gewor: denen jüngſten Ablagerungen und wird dadurch die vorzüg lidſte Stüße ihres wirtſchaftlichen Wohlſtandes.
gemäßigten Bergfluß angehört. Auf der Biederſteiner
Wenn man ſich von Deining nad Nordoſten zurüd
Brüde drängt ſich ein Vergleich zwiſchen Rand und Boden
wendet, ſteht man bald am Rand des Deininger Filzes und damit am weit auseinander geſpaltenen oberen Ende
ſeines großartig angelegten Thales auf. Denn hier um : fängt den Beobachter ein ganz andres Bild , als es die
eben zurüdgewichene oder hart neben ihm aufſteigende
028 Gleiſenthals. Dieſe Partie der jekt ausführlich zu ſchildernden alten Ninne repräſentiert ſich vielleicht am
Uferhöhe bieten fann. Heitere Sonntagsſtille lagert überall : auf den oft zerteilten , lautlos weiterdrängenden Waſſern und den zwiſchen ſie eingeſtreuten , von allem Leben ge:
ſchönſten von dem künſtlichen Damme aus, der ſie in der Nähe des Gleiſenthaler Weihers abſchnürt. Ein einziger Blick durchmißt das keilförmige, lange
flohenen Alluvionen , wie über den wildbuſchigen Auen und ſorgſam gepflegten Saaten. Es iſt, als ob die Nuhe
Gefilde.
ſchaft iſt dem glatt ausgebreiteten Boden eines ausgetrod
in der Plaſtik der Thalioble von der geſamten Natur in : nerhalb dieſes lieblidhen Winkels nadygeahmt würde. Raſch führt eine enge Straße aus letterem weiter
ein mächtig nivellierendes Element verwiſcht, indem es fid
1
jeine öſtliche Einrandung empor ; über die von der Ver:
Denn die heitere Vielgeſtalt der vorigen Land
neten Bedens gewiden. Jede Spur von Gliederung hat zwiſchen die glazialen Hügel hineindrängte, ſie abtrug und ausebnete. Alles, was hier entgegentritt, erweckt den Ge:
witterung herausgebrochenen und herabgeworſenen Nagel : flubtrümmer weg , vorbei an den Lüden der Steinbrüche, mitten durch das Fragment des von Zittel aufgefundenen
danken, daß dieſer Strich im Gegenſaß zu ſeiner wie uns vollendet er deinenden Umgebung beſſer und ruhiger aus:
Gletſcherbodens. Man iſt erſtaunt, jenſeits des weithin
bietet ein eigentümliches , aber nicht fremdartiges Bild. Man meint einen grünlid braunen See zu überſdauen,
gebildet , in gewiſſem Sinne fertig geſtellt wurde.
Er
kenntlichen ſcharfen Einriſjes nicht jenes faltenloſe Flach: land zu finden , welches man nach mancher überſichtlichen Schilderung der bayeriſch -ſchwäbiſchen Hochebene erwartet.
deſſen Spiegel beim leiſeſten Wellenſchlag erſtarrt iſt.
Als ſolches wird die Schwelle vor den Alpen überhaupt
ſelten von erratiſchen Blöden unterbrochenen Fläche. Eine
nur in der Vogelperſpektive erſcheinen. Hier jedody, auf dem Wege von Beigarten nach Deining, zeigt ihre Ober:
friſde, aber weiche Morgenluft ſchlägt die zurüdgebliebene
Das Frühlidyt des Spätſommers liegt breit auf dieſer,
ipärliche Vegetation in kurze Wogen. Die zartgebauten
flächengeſtaltung die größte Mannigfaltigkeit ; denn man
Blüten von Spiraea filipendula, die graugrünen Stengel
wandert in einem Teil der ſüdbayeriſchen Moränenland: daft. Die launiſch durcheinandergeworfenen hohen und niedrigen Hügel ſind gewöhnlich mild gebaut und ihre Kuppenformen nicht ſelten zu breiteren Rüden verwalden.
des Valerianum officinalis, die breiten Schirme von An
Carex ampullacea , Equisetum arvense und Galium boreale ahmen beim ſchwädſten Stoß des Windes das
Hier eng aneinandergereiht , ſind ſie dort in einzelne
Rollen des Waſſers nach und verraten in nicht verkenn:
Gruppen , wieder an andren Punkten in iſolierte Schutt, höder aufgelöſt und dann durch ſanft abgeböjdyte Wellen:
fie heute ſtehen .
züge miteinander verbunden . Zwiſchen all dieſe mit crra: tiſchen Blöden beſtreute Gebilde aberdrängen ſich vielgeſtal:
gelica sylvestris und unter oder neben ihnen Büſchel von
barer Weiſe die alte Beſtimmung des Bodens , auf dem Durch ſolche Bewegung verliert die Landſchaft man: ches von ihrer Schatten: und Farbloſigkeit. Mehr nody
77
Das Gleiſenthal.
burd, ihre Einrahmung. Zwar iſt dieſe nicht ſo großartig ausgeprägt, als die Gehänge des Trockenthals hinter dem Wanderer. Indem dieſelbe aber eben dadurdy zur Ebene des Hochmoores nicht in Widerſprud, tritt , nimmt ſie jener vieles von ihrer Eintönigkeit. Die auffälligſten Züge freilich bringen einzelne hellgetündyte Gebäude von Detten: hauſen, welche am nördlichen Rand aufleuchten, in leştere. Zwiſchen dem etwas dunklen Ton , welcher die elaſtiſde, faſt ſchwammige Fläche überzieht und den mannigfad) grünen Nuancen des Waldes , der fie umſchließt, treten
logien hinzudeuten, welche ſich bei einem Vergleich unſres Ninnſals mit ſeinen ihm nahegelegenen Verwandten er: geben , ſolche in Hinſicht auf die Erſcheinung der Weiher in den Trockenthälern und der von dieſen abhängigen Waſſerfäden, mühelos findet. Es läßt ſich beweiſen , daß das Auftreten der beiden lebteren im Zuſammenhalt mit den beckenartig geweiteten, von einem Hochmoor erfüllten, oberen Anfängen die bedeutungsvollſte Aehnlichkeit für mandye hierhergehörigen Geſtalten bedingt. Man hat nicht die Kirchſeeoner Trodenrinne mit ihrem ſeltſam geformten,
ſie nur um fo lebendiger hervor. Und ſo hat der Dei
einen Abfluß zur Atter ſendenden Teiche, oder die ſchma :
ninger Filz einen anderen, aber auch lieblicheren Charakter,
len Waſſeranſammlungen in gut ausgebildeten , nördlid) von Ebersberg oſtweſtlich hinſtreichenden alten Thale an: zuführen. Auch der Teufelsgraben hat ſeinen ſtilen Kird ), ſee , welcher dem bald verſiegenden Kirchſeeflüßchen Ur ſprung gibt ; das Föggenbeurer Thal aber drei Weiher
als ſonſt ähnliche Erſcheinungen bei einem Ueberblick bic :
ten . Denn der St. Leonhardfilz, welcher am ſüdlichen Ausgang der alten Föggenbeurer Rinne hingelagert, oder
der Filz um den Kirchſee, der den Eingang in den groß: artigſten , früheren Waſſerweg im Gebiet zwiſchen Iſar und Inn, den Teufelsgraben, bezeidynet: beide tragen den echten landſchaftlichen Typus des ſüdbayriſden Hochmoo: res. Ihn kennzeichnen vor allem Zwergwälder von krüp pelhaften Föhren, Filzkoppen vom Volk genannt.
inn unteren Drittel und den ebenfalls raſdı verſd )windenden
Thanninger Bady.
So kräftig jedoch berührte Thatſachen Aehnlichkeiten in der Phyſiognomie genannter Trockenthäler anzeigen :
Teil des Gleiſenthals, welchen man bisher wohl etwas zu
das Gleiſenthal iſt nach einzelnen Richtungen hin von den Bahnen anderer früherer Gewäſſer wiederum verſchieden. Jhm mangelt jene ſtarke Wendung, welche das Föggen beurer Rinnjal und der Teufelsgraben rechtwindelig zu
cinſeitig , ausſchließlich mit dieſem Namen bezeichnet hat,
ihrer urſprünglichen Südnorbrichtung nehmen .
Wenn man fid) von unſerem Ausſidtspunkt nach Nor:
den kehrt, beginnt man ſofort die Wanderung durch jenen
und der aus der Gletſcerlandſchaft heraus ins Flach: land um Bayerns Hauptſtadt führt. Wer dem Moor: graben folgt, der ſcheu abwärts zieht, ſieht die weite Thal: foble fich raſch verengen , den Rand des Bedens aber in demſelben Maße ſich zur hohen Ufermauer aufrichten. Dadurch wird das Auge nach verſchiedenen Richtungen hin eingeengt und um ſo aufmerkſamer auf die ſcharfen Konturen ſeiner unmittelbaren Umgebung hingewieſen. Der Blid in die Weite dürfte ſich ohnehin für den Längen: dnitt eines Rinnſals , welchem ſeine ebenſo lebensvolle Bewegung , wie natürliche Haltpunkte bringende Waſſer ader eingetrodnet iſt, nicht ſonderlid lohnen. Man ver: gißt gern über den Querprofilen und Einzelheiten im Aufbau des Thales die Betrachtung des immerhin ein: fachen, leßten Wegs jenes einſt hier wirkſam geweſenen mächtigen Elements. Ueppig wilde Gräſer überwucherten den ſchmalgemeſſe:
Audy die an kleinere Abflußſyſteme erinnernde, durch Aufnahme von Seitenthälden bedingte Zuſammenſeßung hat es nidit erhalten , welche felbſt kurze , nicht mehr ge: brauchte Rinnen innerhalb der Gletſcherlandſdaft aus: zeichnet. Dagegen findet ſich häufig an den Depreſſionen in den Hügelfompleyen nördlich vom Münchner Tafelland der ſo wenig geſdhwungene Verlauf , wie es das Gleiſen thal von Südweſten nach Nordoſten hat. Nur durch zwei gut ausgeprägte Serpentinen wird dasſelbe merklid nad) Dſten verſchoben. Bis zur erſten , größeren zeigt es ſeine beſte Entfaltung. Dort fällt auch die Thatſache in den
inannigfaltigſten Wiederholungen immer wieder auf, daß die Höhe der Einrahmung dieſes Trockenthales nicht im entſprechenden Verhältnis zur Breite einer Sohle fteht. Flach, nur an beiden Rändern ſanft gewellt, zieht dieſe ſtärkerem Gefälle als die 20 bis 50 m höher liegende Hochebene abwärts.
Der Wanderer erkennt weder die
nen Raum zwiſchen beiden Steilgehängen, als ich anfangs
September vorigen Jahres an jener Stelle ins obere Glei: ſenthal eintrat , welche unſere Karten durch einen Teich bezeichnen. Dieſer war bis auf undeutliche Spuren vers fdwunden. Das nadite, ſich frühe verlierende Bett ſeines kurzen, ſeicht in die Humufdecke eingeſenkten Abfluſſes er: ſchien wie von der Julijonne ausgetrodnet und mußte durch den vom Tau noch ſtark beneßten Thalgrund als Bahn dienen. Nur weitzerſtreute Lachen hatten die legten Regentage überbauert und waren mit Vergißmeinnicht: ſträußen dürftig umſäumt. Geſtatten wir uns hier zu bemerken, daß jeder , der die Gelegenheit ſucht, auf Ana:
Lage von Detritusfeldern , noch das Bett eines vertrod: neten Fluſſes. Brauner, zäher Lehm überdeckt alles wie eine ſchüßende Hülle. Nur der Wedſel in der Ausdeh. nung des Thalgrundes und die Miſchung der Laubbäume mit Nadelholz verurſachen etwas Mannigfaltigkeit. Die Bewaldung der Gehänge zieht weit herab ; doch läßt fie gewöhnlich Raum genug für hochaufgeſchoſſene, nukloje Gräſer. Und zwar auch an den wenigen Punkten in der Nähe des Weihers , wo Buchen und Fichten von einem Uferrand zum andren hinüberziehen und weiter abwärts, unfern Dedenpullach, wo der Fo ſtmann quer durd, das
sileinere Mitteilungen .
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Rinnjal ſeine erfreulich emporgewachſenen Kulturen an:
legte. An den breiteren Stellen der oberen Sohle lagern faftige Wieſen , voll von Alpenpflanzen , welche hier ein
ihnen zuſagendes Aiyl gefunden. Eine der langgeſtredien
Wirkung, als ihrer andernorts die Situation beherrſchen: den Stellung. Im allgemeinen ſenken ſich die Gehänge gleichförmig , ungeſtuft herab ; nur ihr unterer Saum iſt merklich uneben. Darurch tritt das Gleijenthal in Gegen:
Matten wird durch halbzerbrochene Zäune , die an die Eingrenzung der Alm.n auf den jüdbayeriſchen Höhen er:
faß zum Teufelsgraben , dem eine Anzahl beſſer und ge
innern , eingeſchloſſen. In ihr ſahen wir eine kleine Gruppe kräftiger Rinder weiden , welche durch Bauernjungen von echt altbayriſchem Typus bewacht werden ſollte. Es war
hat in erſterem mandhe Unebenheit weggenommen und den ſchroffen Abhängen jene etwas ſanftere Formen gegeben,
ein alltägliches Bild , in dem uns dieſes wenige Leben
entgegentrat. Aber es genügte zur flüchtigen Unterbre: chung der das Thal beherrſchenden Einſamkeit. Denn ſonſt deutete nur nodi ein hohes , mit Waldblumen ge:
fdmüdtes Kruzifig und der Wegweiſer nach Kreuzpullach an, daß einige Stellen des 10 Kilometer langen , ſte
ringer entwickelte Uferlinien zugehört. Die Verwitterung
die den meiſten Trodenthälern der Donauhochebene ges meinſam find. Ferner verſchwinden unter dem dichten Laubbach, das ſich hier eng über die Einrahmung der Sohle wölbt, alle Einzelheiten des Reliefs und ſo wird weiter eine impoſante Einfachheit desſelben bedingt. Zwar iſt der Uferwald im Gleiſenthal an vielen Punkten nidyt,
Breite bemerklich. Nach Hügeln von Nagelfluhgeröll,
ſo prächtig , als in verſchiedenen nahen Flußthälern. Er ſcheint weniger ſich ſelbſt überlaſſen, als wohlgepflegt und ausgenüßt zu werden. Hierdurch verliert er an Groß: artigkeit, nid )t aber an jener Mannigfaltigkeit, welche eine Miſchung von Laub- und Nadelholz mit ſtruppigem Ge:
welche unfern der giveiten Wendung desſelben nach Dſten
büſch ſtets verurſacht.
rilen Einſchnittes vorügergehend von Menſchen berührt werden.
Je näher man an das Ende des Gleiſenthales
herankommt, um ſo ſtärker macht ſich eine Zunahme ſeiner
vielfach iQon verlaſſene Steinbrüdhe markieren , erſcheinen einzelne Streifen Saatfelder und dann die wieſenreichen,
( Schluß folgt.)
vom Hachinger Bady bewäſſerten Gründe Deiſenhofens und
Furths. Raſch wird die Landſchaft durch die Verſchmelzung der jeßt nur noch muldenförmig eingebogenen Rinne mit der Hochebene eine andere , mehr freundlide. Es tritt deutlich hervor , wie weiter gegen Süden das Leben der am Thalrand liegenden Dertlichkeiten durch die Ufermauern in gewiſſem Grad von der Sohle ferngehalten und dieſe
dadurch an vielen Punkten , wo ihre Humusüberlagerung Anbau zuließe, unbenüßt gelaſſen wird. Aehnliche Beoba
achtungen können auch am Teufelsgraben gemacht werden, während ſie für alle früheren Thäler mit minder ſcharfen Umriſſen ohne weitere Bedeutung ſind. In Hinblick auf das Gleiſenthal darf man allerdings nicht leugnen, wie dieſem eben durch die ſcharfe Trennung von ſeiner Um gebung jene Verlaſſenheit , auf welche wir vorhin hin:
kleinere Mitteilungeu. Die Ergebniſſe der italieniſchen Boltszählung. Die ligte Zählung, deren Reſultat fich auf die Nacht vom 31. Des
zember 1881 auf den 1. Januar 1882 bezieht , ergab für ganz Italien 28,452,639 Bewohner oder eine Vermehrung von 1,651,585 derſelben ſeit 31. Dezember 1871. Der Ueberſchuß derGe. burten über die Zahl der Todesfälle betrug in dieſer Periode 1,723,845. Lbwohl dieſes Reſultat ziemlich befriedigend iſt, hatte man doch eine größere Zunahme der Bevölkerung erwartet. Uebrigens muß bemerkt werden , daß die nachweisbare Zahl der Italiener im Ausland 1871 dhon 478,000 betrng und daß jeito dem die jährliche Auswanderung durchſchnittlich auf 35,000 Per. fonen geſchägt werden kann, ſo daß ießt etwa 830,000 Italiener im Auslande leben und die Anzahl derſelben in Italien und im
Auslande zuſammen auf etwa 29 Millionen angenommen wer den darf. Jn bezug auf die großen Städte wird mitgeteilt, daß
wieſen, mitten in unſren nach Erholungspläßen haſchenden
bei 69 derſeiben mit einem Total von 4,103,887 Einwohnern
Tagen eigentümlich geworden iſt. In ihr liegt ein be:
ſeit 1871 die Zahl auf 4,504,006 geſtiegen iſt. In bezig auf einzelne dieſer Städie führen wir noch an , daß Turin (252,832 B.), trotzdem die Regierung ihren Sitz von dort vers legt hat , fortfährt , ſich zu entwideln, wie die meiſten großen Städte von Italien, mit Ausnahme von Florenz , deſſen Bes völkerung, ſeitdem der Sitz der Regierung von dort verlegt iſt, nur ſehr langſam zunimmt. Neapel hat jeßt 491,115 B.,
deutungsvoller Zug für den ganzen landſchaftlichen Chas rakter unſres alten Ninnſals , welcher und noch einmal zurüd zu einer näheren Betrachtung der Gehänge des: ſelben führt.
Dieſe ſind zu Anfang über 60 m hod aufgerichtet, er: deinen aber dem zwiſchen ſie eintretenden Wanderer wohl noch höher , da ſie, wie don früher angeführt , unver hältnismäßig nahe zuſammengerückt wurden . Wenn ſich auch ihre Mächtigkeit nach faum einem Kilometer auf eine dem Thalgrund beſſer angepaßte Weiſe reduziert , bleiben dieſelben doch immerhin großartig entwickelt. Dazu wird -
ihr maſſiges Profil durch ſtattlichen Wald wirkſam ge: boben .
Selten
dauen
unbededte oder feuchtmooſige
Nagelfluhfelſen heraus aus einem mehrfach abgetönten Grün und verlieren in dieſem ebenſo von ihrer trüben
Mailand 321,839 B. , Rom 300,467 B.
Die drei legteren
Städte haben während der legten zehn Jahre die erſtgenannte um 44,780 , die zweite um 59,854 , die dritte um 55,983 Be wohner zugenommen. Die andern bedeutenden Städte der Halb
inſel haben : Palermo 244,991, Genua 179,515 , Benedig 132,826 , Meljina 126,497, Bologna 132,274 , Katania 101,417, Livorno 97,615 Bewohner. In der zuleyt genannten Stadt hat die Bevölkerung ſeit der vorigen Zählung nur um 519 Seelen zugenommen . Nach den Provinzen verteilt ſich die Bevölferung: Piemont 3,069,386, Ligurien 892,473, Pom . bardei 3,669,251, Venetien 2,809,337, Emilia 2,184,398 Umbrien 572,124, Marken 940,082, Toskana 2,207,869,
Notizen .
Campagna romana 903,184, Abruzzen 1,316,543, sam panien 2,897,473, Apulien 1,588,989, Baſilikata 521,846, Kalabrien 1,259,117 , Sizilien 2,937,162 , Sardinien 682,406 Einwohner. Seit der leyten Zählung iſt die Zunahme der Bevölterung in Sizilient am ſtärkſten geweſen ; ſie betrug dort 13,66 Proz. , in Apulien 11,80 Proz. , in der römiſchen
79
Richter) verwarf das Urteil bei der Reviſion and crflärte , daß jeder, der etwas, was ihm nicht gehört, argliſtig wegnimmt, des Diebſtahls ſchuldig ſei , weshalb das Urteil in dieſer Richtung ergänzt wurde.
Bergleich zwiſchen Chicago und San Francisco.
Provinz 7,98 Proz., in Sardinien 7,18 Proz., in der Lom
Die zwei in manchen Beziehungen intereſſanteſten, weil jus
bardei 6,02 Proz. , in Venedig 6,30 Prož. , in den andern Provinzen blieb ſie unter 6,00 Broz ., in der Baſilikata betrug ſie 2,21 Prog. Es iſt bemerkenswert, daß die Provinzen , welche einen blühenden Aderbau beſigen, am meiſten zur Vermehrung der Bevölferung beitragen , während in den ärmſten Provinzen das Gegenteil ſtattfindet. Unter den europäiſchen Großmächten und Amerita , bei denen 1880 und 1881 eine Zählung ſtattge
gendlichſten und vielleicht auch hoffnungsvollſten Großſtädte Nord
Metropolen ! Ein unfreundliches, extremes Arima mehr oder minder das ganze Jahr über in der einen , Sero und Prärie. itürme, unmenſchliche Regengüſſe in Friihiahr und eine ſommer.
junden hat , nimmt Italien die fünfte Stelle ein. Es betrug
liche Tropenhiße , die faum hinter der St. Louiſer Gluttempe.
nämlich die Bevöllerung der Bereinigten Staaten (30. November
ratur zuriidbleibt, in der andern ein wonniger Frühling mit herrlidhem Blumenflor ſelbſt in der Stadt und ring &umu, wo nur immer ein bißchen Humus den Sand überdedt, fühle Sommerwiude , nimmer Ortane, Gewitter und ſieben Monate lang eine trodene Zeit, in der man einen Regenſchirm mit der Diogeneslaterne ſuchen würde. Ebenſo einförmig wie das Klima iſt in San Francisco der Verkehr , ſind e$ auch die Leute. Alles
.
1880 ) 50,155,783, Deutſchlands (30. Nov. 1880) 45,234,061 ,
Deſterreichs (31. Dezember 1880) 37,625,900 , Frankreichs ( 18. Dez. 1881 ) 37,321,186, Italiens (31. Dez. 1881 ) 28,452,639, Englands ( April 1881 ) 25,968,286 .
Ein Beitrag zur Kenntnis des Aberglaubens der Javanen.
ameritas, ſegt ein Korreſpondent der „ Weſtlichen Poſt“, der aus
San Francisco ſchreibt, in folgender Weiſe in Parallele : Chi cago und San Francisco – welch grellen Kontraſt bieten beide
geht hier ſeinen ruhigen, gewohnten Gang. Ju Montgomein ., .
Der Indiſche Gids teilt einen intereſſanten Redtsfall mit, der als Beitrag zur Kenntnis der religiöſen Anſichten der Javanen wohl verdient, in weiteren Kreiſen befannt zu werden . Ein Ein geborner, Tawan genannt, ging nach dem Grundſtück eines Dorf. genoſſen , wo die Leiche eines kleinen Enkels , des Kindes eines gewiſſen Pa Surjat, begraben war , holte die leidhe aus der Erde, rieb ſie mit Salz und Tamarinde ein und verbrannte ſie.
Dann nahnı er das Tud), in dem die Leiche eingewidelt geweſen war, und verbarg es in einer etwas entfernten Hede. Die Sache fam vor den Landrat von Brebes. Derſelbe beſteht aus einem europäiſchen Rechtegelehrten als Borfiter, einem europäiſchen Gerichtsſchrciber , einigen eingebornen Beamten al? Beiſigern , einem Prieſter als beratendem Mitglied; auch der öffentliche An . lläger iſt ein Eingeborner. Von dieſem Gericht wurde der An geflagte der Schändung eines Grabes ſchuldig erklärt und zu ſechs Monaten Zwangsarbeit und zehn Gulden Buße verurteilt ; von der Anklage des Diebſtahls aber freigeſprochen , obwohl die
Kearney-, Marketſtreet ſieht man tagtäglich dieſelben „ Promi nenten " zur Promenadenzeit, dieſelben Schönheiten in den ge. nannten Zeiten des Verkehrs , immer in „ ruhigen “ , neutralen geſchmadvollen Toiletten, und die übliche Geſellſdajtsrunde trägt Jahr ein Jahr a11$ die gleichen Namensliſten der Eingeladenen. die gleichen Veranſtaltungen zur Sdau , während, dant den
billigen lebenspreijen, dem guten Verdienſt und dem Marftüber fluß eines das ganze Jahr über tragenden Bodens , die Be . wohner bei aller Aufgewecktheit, Urteilsſchärfe, eine gewiſſe Harm loſigteit, Bonhommie , naive Offenherzigleit tennzeichnet. 31 Chicago teine Ruhe und Raſt, ein fieberhaftes Ringen nach Beſig, ein Straßenlärm , der mit der Stimmung der Bewohner
beſtens harmoniert, buntere Mannigfaltigkeit und ſchnellerer Wechſel im Leben und Treiben , ein großartigerer Verfehr in
einer Straße als in allen Straßen San Franciscos , eine ſo impoſante Thätigkeit oft in einem großen Geſchäftshauſe , wic ſie nicht die zehn größten Firmen San Franciscos zuſammen
Auflage darauf gerichtet war. Der öffentliche Anfläger hatte ſeinen Antrag folgendermaßen begründet: Nach den Anſichten der Javanen tehrt die Seele eines Verſtorbenen nach dem Himmel, den ſie Nir
aufzuweiſen haben ! Dabei iſt der Gartenſtädter unzeremonios raſch , derb , laut in Sprache wie in Kleidung, raffinierter in jeinen Genüſſen , trägt im Geſchmade gern dem Außerordent
wana nennen, zurüd (daher der Ausdruc mantruk ingrailmat cellah
lichen oder Mammutartigen Rechnung und iſt mit Recht auf
des Berſtorbenen angehört, ſo daß in dieſem Falle dieſelbe durch
jeine gewaltigen , inodernen Anlagen und glänzenden Geſchäfts. viertel ſtolz. Er macht mehr Geld und gibt auch mehr Geld aus, als der San Franciscaner , wie denn zur Zeit infolge au jener liebenewiirdigen Korner " - Spetulationen das Chicagoer Pflaſter wohl das teuerſte der Union iſt. In dieſem regen reichen Frühling mußte einem Kalifornier der Aufenthalt in Chicago recht unangenehm ſein und als die Regengüſſe der fengenden pundstagShige Plat machte, da ergriff mich unbe:
= zur Barmherzigkeit Gottes zurücfehren ) und lebt da mit demſelben Geiſt, der den Körper auf der Erde beſeelt hat, fort, und hat daher immer noch einen Willen , woraus man ableitet, daß der Tote das Gewand, in welches er eingehüllt iſt, wirklich beſigt (animo sibi habendi). Das Geridit war anderer Meinung; es erwog allerdings noch, daß nach der Anſicht anderer Einge borulen alles, was mit der Leide begraben wird , der Familie das Wegnehmen des Leichengewandes beſchädigt ſein würde ; doch alle dieſe Anſichten ſind im Streit mit der europäiſchen Anſicht (! ). nach welcher eine Leiche mit einer Sache gleichgeſtellt wird, woraus folgt, daß eine Leidie fein Leichenkleid beſitzen kann und wenn man dies als begründet annimmt, fann man
1
zähmbares Sehnen nach dem fühlſten Sommertlima der Union,
das an der ſchönen Bai von San Francisco zu finden iſt,
ebenſo wie vielleicht, im Vergleich zu der toſtbaren Knappheit in Chicago, nach den faliforniſchen Fleiſchtöpfen .
auch nicht behaupten, daß der Angeklagte eine Sache, die einem andern gehört, argliftig weggenommen hat. Indem die Familie das Leichentleid mit der Leiche begrub, hat ſie ſich desſelbeu ent. äußert und ſo wurde es durch dieſe Handlung eine res pro dere. licta quae primo cedit ampandi. Wie die Mitglieder des Ge. richtes zu dieſer Anſicht gekommen ſind , wird nicht mitgeteilt ; jedenfalls war das Urteil für Eingeborne und Europäer iiber.
rajdend und der hohe Berichtshof (europäiſche rechtsgelehrte
Motizen. Allgemeine Erdkunde. Zur Geld ſtatiſtil. M. de Malarce ſchätt in einer Ar beit zur Währungsfrage die Menge des in der ganzen Welt umlaufenden geminzten Geldes auf 34 Milliarden Franten, wo
امیر ہودر کر اور 80
Notizen .
von 18 in Gold und 16 in Silber, und diejenige der Goldjur rogate auf gegen 16 Millionen.
Bon legtern weiſt er den Ver.
einigten Staaten 3676 , Frankreich 2600 , Deſterreich , Italien , Deutſchland, Rußland von 1730-1130, England 1100 Mill. zu. Das franzöſiſche Münzſyſtem iſt von gegen 170 Millionen Menſchen angenommen , wobei freilich außer den Staaten der fogen. lateiniſchen Münzunion ( Franfreich, Belgien , Italien , Schweiz, Griechenland) und ſechs kleineren europäiſchen Staaten und einem aſiatiſchen , noch ſieben ſüdamerikaniſche eingerechnet ſind, die ſtrenggenommen nicht hierher gehören, wenn auch ihre Münzeinheit zum Frankenſyſtem ſtimmt. Die Getreideernten der Erde. In dem Erntemonate des jüdlichen Europa, im Juni, wird eingeheimſt in Kalifornien, Oregon , den amerikaniſchen Südſtaaten , Spanien , Portugal , Italien, Ungarn, Türkei, Rumänien, Südrußland, den Donau. ſtaaten , Mittelfrankreich, Griechenland, Sizilien , Sentudy, Sanjas und Kolorado , und in dem für unſere Gegenden maßgebenden Juli im ſüdlichen England, Nebraska , Minneſota , Jowa, Fli nois, Indiana, Michigan , Ohio, New York , Birginia und Ka nada ; dann in Frankreich , Deutſchland, Deſterreich , Schweiz, Polen. Die Ernte dieſer leştgenannten Länder dauert noch im 1
wollen ; Deutſchland, die politiſch in Oſtaſien wenigſt intereſſierte Madht, faſt England erreichend ; China die einzige hier ſtart ver retene aſiatiſche Macht. Auſtralien .
Der Vieh ſtand der auſtraliſchen Kolonien iſt im Vergleich zur Bevölferung , welche ſich nach dem Zenſus vom 3. April, ohne die Eingeborenen , auf 2,670,612 belief, ein ſehr bedeutender. Derſelbe Zenſus gibt an für Kolonien :
Pferde :
Neu - Süd -Wales Vittoria Südauſtralien Queensland
Tasmanien
Weſtauſtralien Neu -Seeland
.
Total
Schafe :
Rindvieb :
395,984 2,580,040 35,390,547 275,446 1,285,481 10,355,266 307,177 157,915 6,463,897 179,152 3,162,752 6,935,967 25,267 34,568 137,768
1,206,100
127,187 63,719
Sdweine :
308,205
241,836 131,011
66,248
1,783,611 1,231,717
48,029
578,430 13,069,338 8,104,786 75,239,343
207,337
24,232 1,026,898
.
!
Auguſt fort und es ſchließen ſich in dieſem Monate noch an :
Belgien , Holland, Manitoba und Dänemarf. Im September
iſt zu nennen Schottland , Frankreich ( für Buchweizen) und be ſondere Gegenden Englands, Schwedens und Nordrußlands ; im Oftober findet die Roggen - und Haferernte in Schottland und die Maisernte in Amerika ſtatt; im November beginnt die Sdnitt thätigkeit im Kapland, Südafrika überhaupt, Peru und Nord auſtralien , und im Dezember in den La Plataſtaaten , Chili und Südauſtralien. Aſien.
Der Viehſtand im Gouvernement Ufa iſt trop der verſchiedenen Urſachen , welche den Verfad der Viehzucht daſelbſt bewirkten , nach den zuletzt angeſtellten Berechnungen dennoch ein recht bedeutender . Das Gouvernement zählt gegen 570,600 Pferde und 360,000 Stüd Hornvieh. Der ganze Viehbeſtand beläuft ſich auf über zwei Millionen Stüd , die einen Geſamtwert von
ungefähr 37 Millionen Rubel repräſentieren. (D. S. $. 3. )
Die Opiumproduftion , welche in friiherer Zeit am
Iſfiful von den Sarten betrieben wurde, iſt gegenwärtig , wie die ,Sib. 3tg." berichtet, faſt gänzlich eingeſtellt, da ſie, jeit von jeder mit Mohn beſäten Deßjatine Landes eine Steuer von 35 Rubeln erhoben wird und ſeit der Arbeitslohn bedeutend ge ſtiegen, nid )t mehr lohnend iſt. Früher jedod jou eine Ießia
Afrika.
Peutnant Wißmann in Kairo. Man ſchreibt der „ Kölner Ztg.“ aus Kairo , 8. Januar : Am erſten Neujahrstage hatten wir die große lleberraſchung, den erfolggefrönten Afrita reiſenden Peutnant Wißmann hier begrüßen zu fönnen . Derſelbe war auf einem franzöſiſchen Dampfer in blos vierzehn Tagen direft von Zanzibar nach Suez gelangt. Sein Ausjehen verriet nicht im mindeſten die zahlloſen Drangjale und Entbehr ungen , denen er auf der zweijährigen Reiſe quer durch das äqua toriale Afrika ausgeſetzt geweſen iſt. Von der in runder Summe auf 3600 km zu veranſchlagenden längenentwidlung ſeiner Marſch linie von Poanda über Nyangive am Lualaba nach Zanzibar er öffnen mindeſtens 1200 einen durchaus neuen Einblick in die
geographiſchen Nätſel des Junern. Die Südhälfte des Kongo becens hat ſich dank Wißmann vor unſern Augen enthüllt. Eine der merkwürdigſten Wahrnehmungen auf dieſer in der Entdeckungs geſchichte Afrikas einzig daſtehenden Reiſe iſt die, daß jene Gegen den im erwähnten neu erſchloſſenen Gebiete von einer äußerſt dichten Bevölferung bewohnt werden . Wißmann durchreiſte aud)
das Gebiet eines veriprengten Stammes der Zwergneger. Auf dem langen und gefahrvollen Wege vom Tanganika -See nach Zanzibar fand der Reijende bei dem bekannten Räuberkönige Mirambo die gaſtlidiſte Aufnahme und jede gewünſchte Unter An demſelben Tage wie Leutnant Wißmann traf in ſtützung.
sairo and der große engliſche Entdeckungsreiſende Joſef Thom
einen Verfehr von 169 Schiffen mit 69,518 Tonnen, wovon 62 mit 21,640 T. britiſd), 30 mit 16,474 T. deutich, 25 mit 17,200 T ..
jon ein , auf dem Wege nach Zanzibar , indem er im Auftrage der Londoner Geographiſchen Gejelljchaft ein neues groſzes lInter nehmen in Oſtafrika vorhat. Stanley wieder am Kongo. So überraſchend Stanley im September vorigen Jahres vom Rongo zurückgekehrt iſt, ebenſo plötzlich und unerwartet bringt ein Telegramm aus der Stapſtadt und ein Norreſpondent der „ Times “ die Nachricht, daß Stanley ſich in liſjabon mit 3000 Tons Waaren eingeſchifft hat und jedenfalls im Dezember 1882 wieder an der Kongo -Mündung eingetroffen iſt. Er hat demnach den beabſichtigten Winteraufenthalt in Nizza ſehr
chineſiſch, 20 mit 7580 T.amerikaniſd), 16 mit 4472 T. franzöſiſd )
abgefiirzt.
tine Mohnfeld einen Reinertrag von 100 Rubeln abgeworfen haben. Saraw af führte 1881 für 1,878,188 Doll. aus und für 1,788,720 Dou. ein.
Haiphong , der durch die Ereigniſſe in Tongfin neuer
dings wieder in den Vordergrund getretene Hafen , hatte 1881
und 16 mit 2182 T. annamitiſch. Der Wert der Aus- und Einfuhren wird zu 2,171,428 Taels angegeben .
1
Anzeigen .
Der annamitiſche Hafen von Quinhon hatte 1881 einen Verkehr von 301 Schiffen mit 72,737 T. , wovon 160 mit 21,213 T. chineſiſch, 59 mit 21,003 T. britiſch, 30 mit 16,474 T.
Bücher - Ankauf,
deutſch, 20 mit 7384 T.amerikaniſch, 16 mit 4472 T. franzöſijd) (Re
grössere und kleinere Sammlungen, sowie einzelne
gierungsdampfer) und 16 mit 2191 T. annamitiſch ( Diduuken ).
gute Werke zu höchsten Preisen stets pr. Casse .
Beide Zahlenreihen geben zu denken : Verſchwindendes materielles Gewicht der Franzoſen , welche hier politijd maßgebend ſein.
Kataloge meines Lagers für 30 Pf. franco . L. M. Glogau, Hamburg, Burstah .
Druď wd Verlag der I. (G. Cotta'ſchen Buchhandlung in München und Stuttgart.
Das Nuslaud . Wodenſdrift für Länder- und Völkerkunde, unter Mitwirkung von Profeſſor Dr. Friedrich Kabel und anderen Fachmännern herausgegeben von der
3. G. Cottaſchen Budhandlung in Stuttgart und Münden. Sechsundfünfzigſter Jahrgang.
München , 29. Januar
Nr. 5.
1883 .
Zu bezieben durch alle Buchhandlungen des In- und Auslands und die Poſt . 20 Seiten in Duart. Preis pro Cuartal M. 7. Rezenſions-Gremplare von Werten der einſdlägigen Litteratur ſind direkt an Herrn Profeſſor Dr. Friedrich Rakel in Münden , Atademieſtraße Nr. 5, zu Inſertionspreis 20 Þi. für die geſpaltene Zeile in Petit.
Jäbrlic 52 Nummern ämter.
ſender .
Inhalt : 1. Politiſch und wirtſchaftsgeographiſche Rüdblice. II . Niederländijch - Indien . T. 81 . der Nephritfrage. Von Richard Andree. S. 81.
- 3. Das Gleiſenthal. Bon Chriſtian Gruber. ( Schlui . )
Arbeiten über die Schwankungen des Meeresjpiegels. und die Kreewingen. Von A. Berghaus. Č. 95 .
2. Der gegenwärtige Stand S. 87 .
Von Privatdozent Dr. F. (G. Habın in Leipzig. 7.90 .
4. Dr. A. Penct's
5). Die kurijchen Könige
6. Kleinere Mitteilungen : T. 96. Ueber die Begriffe „ Raſſe und Nationalität “ . Farbenſinn und Farbenblindheit bei den Naturvölfern . Felſenmſdriften in Nordweſtafrika. Die franzöſiſchen Kolonien in der Nähe von Madagaskar. Der engliſche Handel mit den Kolonien . 7. Notizen : S. 99. Chronik der deutſchen Intereſſen im Ausland , der
stolonial- und Auswanderungsfragen . Litteratur: Š. 100.
Politiſch- und wirtſdaftsgeographiſche Rückblicke. II .
Niederländiſch Indien .
Wir haben die vorliegende Fortiebung der „ Rüc blide" bis jeßt zurückgehalten , um uns bei der Zuſammen
ſtellung derſelben nod des Kolontalberichtes bedienen zu können . Betrachten wir zunächſt die allgemeine Lage : Der Krieg in Atjeh dauert fort ; immer wieder raffen jid die Feinde auf und erſt vor kurzem glückte es denſelben, den
Holländern eine Niederlage beizubringen ; allerdings meldete ſpäter bei Eröffnung der Kammern der Telegraph einen Erfolg ; dod) wie groß oder wie klein derſelbe auch ſein
mag , es wird ein Ringen und Rämpfen bleiben , bis die leßten der Einwohner verniditet oder ausgewandert ſind. Teilweiſe gibt man der Einfübrung der Zivil-Regierung an dieſer Lage Schuld. Die Art der Einführung mödten wir zur Erklärung mander Zuſtände hier eben berühren . ,,Agreſſiv Politit" im Gegenjas zu „ abwartender Politik" ,
die man früber befolgt hatte, war die Loſung des vorigen Gouverneurs van Lansberge und des Miniſters van (Golt
tritt an Stelle des Kriegsrechtes. Seit der Einſeßung der bürgerliden Gewalt ſcheint die Kriegsmacht nidyt mehr im ſtande zu ſein, ſich ſo geltend zu machen , wie man dies im Intereſſe des Landes wünſchen möchte und ſo dauert dieſer Krieg , deſſen Ende unſerer Anſicht nach nod, nidit abzujeben iſt, fort und iſt ein Krebsſchaden geworden , der
am Marke des Landes zehrt. Wir ſagen dies nicht nur der Millionen wegen , die er verſchlungen hat , ſondern mehr nod) , weil der Zuſtand der Armee durch denſelben untergraben worden iſt; der innere Wert der Mannſdaften, darin ſtimmen alle Nachrichten überein , hat gegen früher ſehr abgenommen , ein großer Teil der Armee iſt in Rekon valeszenz und nicht vollkommen felddienſtfähig ; die einge bornen Soldaten ſind nicht ſehr tüdytig , teilweije unbot
mäßig. Uleberbaupt berrſcht ein idylechter Geiſt ; vor etwa zwei Jahren wurde durd; die Zeitungen gemeldet (und die Frage , ob dieſe Beridyte richtig ſeien , wurde dem Miniſter in der Kammern vorgelegt , aber nicht beantwortet ), dab jid 2700 Mann in Unterſuchungsarreſt, 1700 Mann vor dem Appellhof befänden , d . h. etwa der achte Mann der Stärke. Allerdings gibt die neueſte Agenda des deutſden
ſtein , der jenen für ſeinen Poſten ausgewählt hatte ; ebe
Generalſtabes die Zahl von 432 Arreſtanten ' (und 5143
der Gouverneur den Thron von „ Inſulinde " verließ, wollte man gerne einen Erfolg dieſer Politik zu verzeichnen baben und da er ausblieb, defretierte man ihn im Sabinet
Kranken ) an . Dody dies anſcheinend günſtige Perbältnis iſt
und ſagte : der Krieg iſt zu Ende , eine Zivil -Regierung Ausland 1883 Nr 6 .
1 Dieje Angabe jdbeint ſich auf die Zahl der Verurteilten zu beziehen. 13
82
Politiſch- und wirtſchaftsgeographiſche Küdblici.
nur dadurch erreicht worden, daß man ſich entſchloſſen bat, Verweigerung des Geborjams nid)t mehr geridtlid , ſon dern disziplinär zu beſtrafen. Auch hat der beftige Streit ziviſchen „agreſſiver“ und „ abwartender Haltung" allerlei Sdyriften hervorgerufen , welche Streiflichter auf militärijde
waſſers bei Surabava bat man nod gar nid) t in Žablen ausgedrücft. Troß der Sparſamkeit will man wenigſtens den Eiſenbahnbau mit ziemlicher Kraft fortjeßen und bat 63 Millionen für dieſen Zwed ausgeworfen ; biezu bat
Anſichten und Verbältniſſe werfen , die man nidt obne
im
Beſorgnis betrachten kann. Leider ſcheint es mit dieſem unglücklichen Kriege nod nidit genug , obwohl der Rolonial beridyt aud von einer kleinen friedlichen Ausbreitung in der Mitte Sumatras ſpridit, ideinen ernſtliche Berwicklungen mit Indragirie ( Dſtküſte von Sumatra) zu drohen , umd wenn
fl. 1,441,650, beinabe 3 0 der ganzen bis jeßt für Cijena babnen (mit der im Bau begriffenen ) verausgabten Summe
man aud aus vielen Rücjid ten militäriſches Einjdreiten
vorläufig gern unterlaſſen möchte , ſo wird man jest , ivo es zu bewaffnetem Widerſtande gekommen iſt, vielleidyt dazu
vielleicht beigetragen , daß man den Reinertrag des idon Betrieb
befindlichen
Teils
der Staatsbabnen
auf
verandlagen fonnte. Obwohl man mehr Truppen aus jenden will und eine Bermebrung der Gebälter der Aerzte und Apotheker in Pusſidt genommen hat, meinte man das Militärbudget um fl. 700,000 vermindern zu können . Für Marine bat man im ganzen 1 Million mehr gefordert,
ländiſche Madyt iſt die Niederlaſſung der Engländer im
dod and bierbei große Sparſamkeit im Auge behalten , da eine einzelne außergewoonlide Ausgabe allein ! Mula lion fordert. Eine Betradtung der Einnahmen zeigt, wie
Norden Borneos. Wir meinen damit nicht jo jebr , daß wir in dem Fußraſjen einer fremden Flagge im Ardipel
Hilisquellen großentheils
an und für ſich eine Gefahr für die niederländijden Farben
judit; den Ertrag der Maffecernte bat man auf 800,000
ſeben, ſondern es wird erſt zu einer ſolden , weil alle line zufriedenen , die mit orientalijdver (Gelaſjenbeit jid unter das ibnen aufgelegte Jod beugen , nad jener als ibrer Hilfe und Rettung ausſchauen , audy ohne daß ihnen ein Anlaß gegegeben wird; wenn letzteres aber gejdräbe, würde
Pituls , den Preis desjelben zu 35 Cents per " . Nilogr. verandlagt; eine Preis :Differenz von 1 Cent gibt eine Differenz von einer Million (Gulden . Während einerſeits
gezwungen ſein.
Beinabe nod idylimmer für die nieder
die fremde Fabne einen Samunelpunkt für jie bilden . Ob die Unruhen in Süd -Borneo, über weldie man ein auf
fallendes Sdyweigen beobachtet, irgendwie biermit in Vers bindung ſtehen , iſt uns nidyt befannt, ebenſowenig, ob der Mord Wittis in engl. Nord - Borneu einer weit ausge dehnten Unzufriedenheit zuzuſdyreiben iſt . 1
Ueber die finanzielle Lage des Landes fönnen wir
folgendes mitteilen : Das Dienſtjahr 1881 idließt mit einem Defizit von fl. 10,700,000, 1882 mit einem ſolchen von fl. 16,500,000; die Ausgaben ſtellen ſich für 1883 auf (in Indien und Holland, rund) 147 Millionen gegen ( rund) 137 Millionen Einnahme, ſo daß wir aud) bier einem Defizit von (genau ) fl. 9,647,639 begegnen. Außer dem beſteht die Ausſicht, daß dieje Summe, wie gewohn
lid), durd, Nachträge erhöht werden wird, wozu der Budget entwurf ſehr viel Neigung zeigt ; einerſeits nämlid) hat man mandjes als ſicher angenommen , was noch der Zu kunft angehört, andererſeits aber für notwendige Ausgaben, die man maden will, deren Höhe aber nod nicht feſtgeſtellt iſt, gar keine Summen ausgeworfen. An organiſch wich tigen Veränderungen führen wir die Erhebung Bali's zu einer ſelbſtändigen Reſidenz an, während Banjuwangi, die
ſchwierig die Stellung einer Regierung iſt , welche ihre in
eigenen
Internehmungen
der Preis von 0,35 vielleicht idon zil bod gegriffen iſt,
bat auch der Telegraph die Nadridit gebrad ) t , daß die Ernte jetzt auf über eine Million Pikuls geidäßt wird. un vieler Beziebung war das Jabr 1881 ein ſebr
trauriges ; Epidemien berridten , die Seuche unter den Büffeln verurſadite der Regierung ſebr viel Koſten , die
Ernte wai, namentlid, da, wo die Bevölkerung auch nodi durd Hungersnot beimgejudt wurde , ziemlid chlecht. Darüber, daß es unter dieſen Umſtänden - aud) auf Java nidt ganz ruhig war, kann man ſich nicht wundern , doch fonnte dieſe Bewegung, die mehr oder weniger einen religiöſen Charakter trug, jedesmal bald unterdrückt werden . Die Privatinduſtrie zeigte einigen Aufſchwung ; mehrere neue Geſellidaften haben ſich ſowohl in indien, als in Europa zur Ausnußung veridiedener Teile des Ardipel gebildet ; leider ſcheint der Erfolg nicht überall jo zu jein, wie man es für die Entwidlung der Kräfte des Landes wünſchen möchte. Die Privatperſonen gehörigen Kaffee anpflanzungen breiten ſid, auf Java namentlich aus, haben aber noch lange nicht die Ausdehnung gewonnen , deren
fie fäbig wären ; weitere Fortſchritte ſind jedoch zu er warten , da in
bezug auf die Abgabe von Grundſtüden
an ſoldie Perſonen einige Erleichterungen eingetreten ſind. Im allgemeinen war nämlid beſtimmt, daß nur ſolde
öſtlicyſte Provinz von Java , ihre Selbſtändigkeit verliert
Ländereien in Erbpact ausgegeben werden ſollen , welde
und bei Bezufi eingetheilt wird. Für Unterricht und Me dizinalweſen ſind je fl. 150,000 mehr ausgeworfen , für
nicht für die Regierungsanpflanzungen reſerviert bleiben
Cijenbahnen und Hafenanlagen beinahe 2 Millionen weniger, als im vorbergebenden Jahr ; die Verbeſſerung des Fahr I Derjelbe iſt übrigens Veranlaſſung geworden , von einer nad der Oſtküſte von Borneo gerichteten wijjenjchaftlichen Erpe dition abzuſehen.
müſjen , obne daß in bezug auf leşteren Punft eine all gemeine Kegel beſtand ; es war vielmehr in jedem einzelnen Falle den Regierungsbeamten überlaſſen , bierüber zu ent ideiden , jo daß ihrem Gutdünken ziemlich viel anbeim geſtellt blieb ; jeßt aber iſt für ganz java cin für allemal feſtgeſtellt, weldie Teile des Landes für die Regierung 1
Politiid) itd wirtichaftsgeographiſche Rüdblide. rejerviert bleiben ſollen .
Obwohl die Tabaffultur feine
dilechten Reſultate ergab , dyränfte man ſie immer mehr ein ; es iſt dies eben eine zu wedyjelvolle Induſtrie , als daß ſid das Kapital nidit mehr und mehr von derſelben zurückziehen und ein anderes Feld ſuchen ſollte, umſomehr, als auch der Marktpreis ſowohl für Java , als für Su
matra - Tabaf geſunken iſt ; da durd, dieſelbe viel Geld unter die Bevölkerung gebradit wurde, macht ſich dieſe Einſchränk
ung ſehr fühlbar.
Die Zucerinduſtrie kann das abge
laufene Jahr unter eines ihrer beſten zählen ( Ertrag etwa 250,000,000 Kilogr. ) ; im allgemeinen ſcheint der Ueber
83
den leßten Jahren neu eingeführten Steuern die größt mögliden Anſprüche, nidit nur an die Borje , fondern auch an die Geduld der Steuerzabler gemadit. So gering der Ertrag verhältnismäßig iſt, ſoviel Unzufriedenheit haben fie erregt, bauptſäd lid wohl wegen der llnannehmlidkeiten , die mit der Einſchäßung verbunden waren ; namentlid) drücken ſie ſehr ſchwer auf einen großen Teil der Halb blutbevölkerung, wvelde dadurdy dem rein europäiſden Gle: ment immer mehr entfremdet wird (784 % der Europäer ſind in Indien geboren und ein großer Teil derſelben iſt von gemildytem Blut).
gang zu ganz freier Arbeit hier keinen beſonderen Schwierig
An und für ſid) wäre dies nod) nidyt jo bedenklid),
keiten zu begegnen. Bekanntlid werden jid die Zuderan pflanzungen vom Jahre 1890 an ganz auf freies Ueber einkommen mit der Bevölkerung baſieren müſſen und während der Uebergangszeit ( 13 Jahre) wird der Flädienraum , den die Bevölkerung für die Fabrikanten gegen beſtimmten Preis anzupflanzen gezwungen iſt , jährlich um " 13 ver mindert. Die Reisernte war , namentlid in Weſt-Java, ſchlecht; um Hungersnot zu verhüten , mußte die Regierung in fremden Häfen Keis einkaufen und auf Java an die
wenn nidit ein gewiſſer Mangel an Entichloſſenheit bei
Bevölkerung verteilen laſſen. Die Thee -Ernte war ſchlechter, als in den beiden vorhergebenden Jahren (2,200,000 gegen
2,500,000 Kilogr.) ; außer nad Holland ging das Produkt aud nad, England und nach Perſien . Der Erport an Chinarinde war immer noch, namentlich ſoweit es Privat
unternehmungen betraf, unbedeutend ; die ganze Ernte betrug 1881 165,000 Kilogr.; für 1883 iſt der Ertrag der Re:
gierungsanpflanzungen auf 58,600 Rilogr. veranſchlagt; übrigens ſind dieſe , teilweiſe noch ſehr jungen Anpflanz ungen für die Zukunft vielverſprechend. Da die Bevölkerung durch Krankheit, Hungersnot u . 1. w. ſo viel zu leiden hatte, wurde auch das Feld für den Einfuhrhandel eingeſchränkt.
der Einführung neuer Maßregeln ſich ſo häufig geltend madite.
Wenn audy, namentlich auf ökonomiſdem Gebiete,
die freiere Richtung immer mehr das Uebergewicht gewinnt, ſo machen ſich dod, immer noch Stimmen entgegengeſetzter Richtung geltend und wenn ſie auch ihre Anfidyt nicht
zur herrſdienden zu machen im ſtande ſind , ſo können jie dodi durd ihren Widerſtand den Fortſchritt in der ein : geſchlagenen Nidtung verzögern und dadurdy den Augen blick, in dem man die Früchte von manchen , ſelbſt mit Aufopferungen getroffenen , Maßregeln zu pflüden hoffen durfte, in unbeſtimmte Ferne binausſchieben. Wenn wir das Vorhergehende überleſen , müſſen wir zugeſtehen, daß wir im ganzen ein trauriges Bild gegeben haben, trüber vielleicht als es geworden ſein würde, wenn uns nicht der knapp zugemeſjene Raum gezwungen bätte, uns auf einige allgemeine Angaben zu beſchränken. Uebrigens
iſt die Lage von anderer Seite noch trauriger aufgefaßt worden ;1 hat doch chon am 9. November 1876 der da malige engliſche Premier in ſeiner Guildhall - Rede die Niederlande mit Genua und Venedig , der großen Ver
Durch vielfache Bankerotte unter arabijden und chineſiſchen
gangenheit und des gegenwärtigen Mangels an Thatkraft
Kleinbändlern erlitt der Handel manche Verluſte.
Die
wegen , vergliden ; baben doch die Annales de l'extrême
Dampfſchifffahrtsgeſellſchaft, in deren Händen ſich die Fahrt
Orient im Februarheft 1882, anknüpfend an die engliſche Niederlaſſung auf Borneo, geſagt : ,,Die Holländer haben
im Archipel befindet ( eine engliſche), dehnte ihren Dienſt auch nach China aus ; neun dem Staat gehörige Giſen
genug an ihren überſeeijden Beſißungen und wenn früher
bahnen ſind eröffnet worden , andere ſind im Bau begriffen, 1
dieſe entlegenen Inſeln die Niederlande bereicherten und
ebenſo ſind die regelmäßigen Dampfſchifffahrtsverbindungen
im Durchſchnitt 10 Millionen jährlich, (wirklich beinahe
mit Europa vermehrt worden.
das Doppelte) für den Staatsſchaß abwarfen , ſo iſt es heute nicht mehr ſo. Die Erpedition nach Atjeh hat den Finanzen einen barten Schlag zugefügt; das Rolonial budget, welches nod) vor kurzem ſo blühte , weist jeßt ein
Die Privatinduſtrie geht
an verſchiedenen Stellen mit der Anlage von Dampfträms
vor, Konzeſſionsgeſuche betreffend die Ausnukung der Kohlen felder ſind der Regierung ſeit längerer Zeit eingereicht.
Im ganzen haben zufällige Umſtände beigetragen, den Zu ſtand außergewöhnlich ungünſtig zu machen, doch auch ab
Defizit nach und für das leßte Jahr waren nicht weniger als 10 Millionen nötig, um die Jahresausgaben ins
ziemlich ernſt iſt. Die Ausgaben (und nicht nur die pro
Gleichgewicht zu bringen ." Beide Aeußerungen kommen uns ganz entſchieden zu
duktiven ) ſteigen und vergebens ſieht man ſich nach neuen
dunkel gefärbt vor ; was zunächſt die finanzielle Seite be
Hilfsquellen um ; es ſcheint, als babe man durch die in
trifft, mödsten wir bemerken , daß als in dieſem Frühjahr den Kammern ein Gejeß wegen einer Anleihe vorgelegt
geſehen von denſelben muß man einräumen , daß die Lage
1 Im Oſten von Java ſind 281,2 , im Weſten 56,2 Nilo
meter Staatseiſenbahnen , in Mittel Java 203, in Weſt Java etwa 58 Kilom . Privatbahnen , in Atjeh einige Kilometer Staatsbahn in Betrieb .
1 Der Vortrag des Herrn C. E. van Keſteren war noch nicht gehalten , das Dezemberheft des „ Ind. Gids“ noch nicht in unſeren Händen, als wir im Oktober 1882 dieſen Aufſat ſchrieben .
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Der gegenwärtige Stand der Nephritfrage.
wurde, von dem ganzen Betrage 30 Millionen für Red
wenn auch einzelne Geſellſchaften dem abzuhelfen ſuden ,
nung der Kolonie kommen ſollten und dicjer Anteil jekt
ſo kann der Erfolg doch nie ſo groß ſein , als wenn das
auf 16 Millionen beredynet wird. Beiläufig möge erwähnt
reidie junge Holland mit eigenen Mitteln und durch eigenen
werden , daß die Anfündigung dieſes Anlebens nicht den
Fleiß Unternehmungen in Judien in Gang brädyte und
geringſten Einfluß auf die Notierung der niederländiſden Staatspapiere gehabt hat ; die 4 % ſtehen im Augenblick
dann die Forſeting anderen Kräften überließe , um die Früdyte im Mutterland zu genießen. Wenn die Unter nehmer mehr mit eigenem Kapital arbeiteten , würden ſie ſidi idyneller zur Ruhe jeben können, die Abwechslung derſelben und damit der Kapitalzuwadis ganz abgeſehen von den laufenden Einfünften würden dadurch für das Mutterland viel größer ſein . Jede Zeit hat ihren eigenen Sport , vielleicht , daß Jung- Holland denſelben audy nody einmal in der Entwicklung der Kolonien ſucht , wie dies
noch über Pari ( 10212416 ). Dagegen hat man aus den laufenden Einfünften die Koſten des Atjehfrieges ( 22 bis
300 auf ( bis für
Millionen ), die Hafenwerfe von Batavia ( veranidlagt 28 Millionen ), die Anlagekoſten für die Eijenbahnen jeßt 43,4 Millionen ), verjdviedene andere Ausgaben öffentliche Arbeiten , die Ausgaben für die Vieppeſt
( 1880 und 1881 jo reidolid 1 Million ), im
ganzen mehr
als zweimal den Betrag eines Jahresbudgets im Laufe
in England ja mehr und mehr Mode wird.
von 8-9 Jahren beſtritten , d . h . außerordentlide Aus gaben , die aber teilweiſe wieder produktiv ſind und deren Deckung man in den meiſten Ländern den kommenden Ge
dleditern überläßt, zu deren Beitreitung nämlid man ge Gegenüber dieſen Ausgaben ſteht ein Defizit von 10d ) nidyt einem Drittel der jähr
wöhnlich Anlehen madit.
lichen Ausgaben und kann man bierin dudh wohl feine
ernſtlidie Gefahr jeben . Wenn wir oben ſagten , daß die Lage ziemlich ernſt wird , dadyten wir nicht an dieſe ver hältnismäßig unbedeutende Sduld , ſondern an die all gemeinen Zuſtände und im
gegenſatz
zu dem englijden
Premier mödten wir eher ſagen , daß unſerer Anſicht nad ſowohl Indien als die Niederlande nod) Lebenskräfte ge nug beſißen , daß dieſelben aber, wenn wir uns des Aus druds bedienen dürfen , latent und teilweiſe durch ſtörende
Einflüſſe paralyſiert ſind. In Indien fehlt , um bei der Regierung anzufangen , die nötige Freiheit zum Handeln, dies ſeßt ſid) in Holland fort, wo die Regierung durd, die
Kammern, die Kammern durch die Wähler und die öffent liche Meinung mehr beengt ſind, als dies , für Indien
wenigſtens , wünſchenswert ſcheint , wobei man nicht ver geſien darf , daß die Luſt zum Regieren , wie man es ja auch in früheren Republifen ſo oft findet , in Holland ſehr groß iſt und man ſich mit Vorliebe mit
politiſchen Angelegenheiten beſchäftigt. Eine weitere Folge hiervon iſt , daß, da die meiſten Staats- und Gemeinde ämter im Verhältnis zu dem in Holland berrſchenden Wohl
ſtand nur ſchlecht bezahlt ſind, nur begüterte Perſonen in denſelben ſtandesgemäß leben können , hierdurch wird aber anderen Unternehmungen und möglicherweiſe auch Indien ſehr viel Rapital und die Möglichkeit der Entwidlung
vorenthalten. Die Anpflanzungen, die von Privatperſonen ausgegangen und auf der Regierung gehörigen Ländereien
angelegt ſind , ſind trok ihrer Ausbreitung in den lekten Jahren doch im Verhältnis zur ganzen Oberfläche nur
unbedeutend zu nennen und weitere Ausbeutung des Landes durdy Privatperſonen iſt, wie die Verbältniſſe jetzt einmal liegen, allein im ſtande, dem Lande neue Hilfsquellen zu eröffnen .
Dies wird er dwert ſowohl durch die zaubernde
Haltung der Regierung , als auch durch Kapitalmangel;
Der gegenwärtige Stand der Nephritfrage. Die Seſdichte der Beziehungen des vorfolumbijden Amerika zur alten Welt iſt im großen ganzen eine Hiſtorie der Wypothejen und der Irrtümer. Sie beginnt bald nach der Entdeckung und die Frage , wie Bewobner und ver
gleidsweiſe hohe Kulturen nad dem weſtliden Erdteil gelangt ſeien , beſchäftigte ſofort die entüter. Von autoch thoner Entſtehung jah man ab. Man half ſid) mit Noah, der doc einmal im Sdiffbau erfahren , einen ſeiner Nach kommen zur Bevölkerung hinüberſandte (Ulloa , Villagu tierre , Orrio it. a. ), eine Anſicht, die ähnlid ) von Abbé
Domenec nod) vor kurzem verfodyten wurde , indem er Ophir, einen Nachkommen Noahs , nad Peru gelangen läßt. Schon Clavigero in ſeiner Storia antiqua del
Messico zieht die Flutſagen der Indianer zum Beweiſe heran , daß die Amerikaner von Nachfommen Noahs ſtam men , eine Argumentationsweiſe, die ſeitdem oft verſucht wurde, indem man eine einzelne Analogie zwiſchen der
alten und neuen Welt herausgriff und darauf ein Karten haus baute. Damit war dann der hebräiſchen Verwandt ſchaft Thür und Thor geöffnet und da in den heidniſchen
Traditionen Anklänge an biblijde Berichte gefunden wur den , ſo ſtand einer jüdiſchen Abkunft der Indianer niďts mehr im Wege , zumal Beſchneidung, Speiſeverbote und Leviratsehe auch jenſeit des Ozeans vorkommen . Einzelne Analogien galten als beſonders beweisträftig. So entdeckte ein deutider Naturforſcher im ſüdlichen Kali fornien zwiſden indianiſchen Bilderſchriften ein freuzartiges Zeichen. „ Es war ein charakteriſtiſches chineſiſches Symbol, des Zeichen für to , Erde." Alſo Chineſen oder wenigſtens mit dinejijder Sdrift vertraute Völfer in Amerika vor Kolumbus, wozu prädytig die Fuſanggeſchichte ſtimmt , die ernſtlich doch nicht mehr auf Amerika gedeutet wird. So hat audy einſt der verdiente Botaniker Berthold Seemann, als er in Chiriqui Felsrißungen entdeckte , welche mit jenen Northumberlands große Aehnlichkeit zeigten , die alten Vriten mit Hilfe der Atlantis trocknen Fußes nad Zentral
Der gegenwärtige Stand der Nephritfrage.
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amerika wandern und dieſes bevölkern laſſen. Als School
mineralogiſchen , den idy, da ich nidit Fachmann bin , jedody
craft , ein gleichfalls hod verdienter Forſcher, bei den Jro
nur nebenbei hier berühren kann. 1 Es iſt vor allen andern ein Mann geweſen , der im
keſen den Vampyrglauben fand , ſah er ſofort ein phöni ziſches Element in jenen Rothäuten und als , vor nidyt
langer Zeit , ein deutſcher Anthropolog die Uebereinſtimm ung eines deformierten Schädels aus der Krim und eines
lezten Jahrzehnt die „ Nephritfrage" gefördert , ja , jo zu jagen , erſt entdeckt und deren hohe Bedeutung für die
ſolden aus Peru erkannte, da erklärte er es als eine der
Wiſſenſchaft erwieſen hat. Indem Prof. H. Fiſcher in Freiburg i. B. die Mineralogie der Archäologie als Hilfs
ſchönſten Errungenſchaften der Kraniologie, daß die Skythen
wiſſenſchaft beigeſellte, ſduf er erſt den Boden, auf weldem
( acy, wären wir über dieſe doch erſt ſicher unterrichtet !) und die alten Beruaner ein Volf ſeien.
hier weiter gearbeitet werden konnte. Mit einem wahren Bienenfleiß ſammelte er alles, was auf Nephrit und Jadeit
Nach ſolcher Methode läßt ſich allerdings viel be:
ſich bezog , er führte die genaue Sdheidung der beiden Mineralſubſtanzen durd) , unterſuchte ſo ziemlid alles zu : gängige Material in den Muſeen und Privatjamlungen
weiſen und ich mache mid anheijdig , mit gleid, jdwer wiegenden Argumenten die Amerikaner um noch ein halbes Dubend Stammväter oder Lehrmeiſter auf irgend einem
Kulturgebiete zu bereichern , denn wer zugibt, daß eine Uebereinſtimmung , wie etwa ein paar Felſenzeichnungen , ein Aberglaube u . dergl. hinreicht, um den Zuſammen hang der Amerikaner mit irgend einem Volke der alten Welt darzuthun, der muß auch anerkennen , daß jede andere einzelne Uebereinſtimmung genügt, um dasſelbe zu beweiſen . Nach dem bisher charakteriſierten Verfahren hätten wir
nun idon Juden , Briten , Chineſen , Phönizier , Skythen auf amerikaniſchem Boden in vorfolumbiſder Zeit , und wer ſucht, der fann noch mehr finden.
Man würde mid) aber mißverſtehen , wollte man hier nadı annehmen , als ob id geſonnen jei , den Zuſammen bang der Amerikaner mit den Menſchen der alten Welt zu leugnen , der im Gegenteil wohl kaum noch beim heut
Europas, unterhielt eine ausgebreitete Rorreſpondenz und ichrieb außer ſeinem bekannten Werke , Nephrit und Jadeit"
(Erſte Auflage Stuttgart 1875 ) nodi Dußende von Ab bandlungen über dieſen Gegenſtand in verſchiedenen wiſſen daftlichen Zeitſdriften, die alle, entweder nad der minera logiſchen oder archäologiſd -ethnographiſchen Seite hin, neues Material zu Tage forderten. Die Frage des Herkommens der Nephrit- und Jadeitgegenſtände rückte dabei ſtets in den Vordergrund und indem Fiſcher das Vorkommen an den verſdiedenen Fundſtellen in Aſien (Sibirien , Tibet, Birma 2c. 2c. ) feſtſtellte, ſuchte er die Uebereinſtimmung der europäiſchen Funde mit dem aſiatiſchen Rohmaterial mineralogiſch darzuthun und wandte er ſich der Anſicht zu, daß die in Europa aufgefundenen Nephritobjekte ihren Urſprung in Ajien bätten . Als nun Schliemann eine Anzahl Nepbrit- und Jadeitbeilchen in ſeinem Troja fand
igen Stande der Wiſſenſchaft geleugnet werden kann ; nur
vor voreiligen und ſchlecht begründeten Sdlüſſen in dieſer
Nichtung ſoll gewarnt werden. Auch gibt es ſelbſt einzelne Analogien , die ſo überraſchend erſcheinen , daß auch der vorſichtige und mit dieſem Gebiete der Ethnographie ver traute Forſcher davon im hohem Grade überraſcht und ge
neigt wird, eine Entlehnung anzunehmen. ! Im allgemeinen darf aber wohl als wiſſenſchaftlich feſtſtehend betrachtet
werden , daß ein Verkehr der vorkolumbiſchen Amerikaner
mit den Völkern der alten Welt, von den Normannenfahrten abgeſehen , nicht nachgewieſen iſt.
Zu dieſen einleitenden Worten habe ich mich bemüßigt geſehen , weil mir die Ableitung der neuerdings ſo wichtig gewordenen Nephrit- und Jadeitobjekte Europas und Amerikas aus Aſien durchaus unwahrſcheinlich und ſchledyt
und abermals die Frage nach dem Urſprung derſelben laut wurde, da erhoben jich, diesmal in England, Stimmen , welche ebenfalls für den aſiatiſchen Urſprung ſidy aus ſprachen, ſo der Mineralog Story-Maskalyne und unſer
Yandsmann Mar Müller, der die prähiſtoriſchen arijden Anſiedler ebenſo wie die Sprache, ihre Beile von Nephrit aus Zentralaſien nad, Europa bringen ließ. Wie bier, bloß weil ein Fundort des Rohmaterials in Europa bisher
unbekannt iſt, der Urſprung der zahlreichen Nephrit- und Jadeitgegenſtände, die in unſerm Erdteil gefunden wurden , nach Aſien verlegt wurde, ſo begann man auch , wiewohl etwas vorſichtiger und nur zögernd, aus demſelben Grunde
begründet erſcheint. In Europa und Amerika iſt uns das
ſich für aſiatiſchen Urſprung der amerikaniſchen Objekte auszuſprechen und es war in der leßten Zeit Fiſcher, welcher dieſe Anſicht zu vertreten ſudyte. War bei dem geographiſden und ethnographiſchen Zuſammen
Rohmaterial zu denſelben noch ſo gut wie unbekannt; in
bang Aſiens und Europas die Möglichkeit der Weber
Ajien kennen wir es an verſchiedenen Fundſtätten (und
führung des Nephrits in prähiſtoriſcher Zeit nad unſerm
auch in der Südſee), alſo , icloß man , ſtammen die
Objekte aus Aſien. Das iſt der ethnographiſch intereſſie rende Kern der Frage. Sie hat noch einen ebenſo widytigen 1 Wir rechnen dahin den von E. B. Tylor gefiihrten Nach weis, daß das Patollijpiel im alten Mexiko wahrſcheinlich aſia
tiſchen Urſprungs iſt. ( Journ. Anthropol. Juſtit. Novemb. 1878.) Augland 1883 Nr . 5 .
* Es hat ſich gezeigt , daß das ſpezifiſche Gewicht, welches man bisher als das ſicherſte Unterſcheidungszeichen zwiſchen Nephriten und Jadeiten annahm , als ſolches nicht mehr aus reicht, da amerikaniſche Jadeite mit dem niedrigen ſpezifiſchen Ge
wicht des Nephrits nachgewiejen wurden . Die Spektralanalyje wird , wie Fiſcher bemerkt, anshelfen miiſjen , da dem Natron faſt ſtets fehlt. 14
Nephrit
Der gegenwärtige Stand der Nephritfrage.
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Erdteil keineswegs ausgeſchloſſen , ſo fielen für Amerika
material zu dieſen Arbeiten von weither herbeigeſd leppt
folche Gründe weg und was dafür von Fijder unter dem
worden .
Geſichtspunkte der Analogien angeführt wird , erſdeint
2 ) Der Geröllcharakter einer ungewöhnlid) großen Anzahl der bearbeiteten Stücke deutet auf einen Fundort
uns in keiner Beziehung beweisfräftig. Die Reaktion gegen ſolde Hypotheſen , die ohnehin
in Flüſſen bin.
fallen müſſen , wenn, wozu Ausjicht vorhanden , das Vor
3 ) Das in Frage kommende Gebiet Amerikas, in
kommen des Rohmaterials in Amerika und Europa kon
weldiem nadı dem Rohmaterial geſucht werden muß , iſt
ſtatiert wird, iſt denn auch nidit ausgeblieben. Ein eifriger
ein ungebeuer großes und in geologiſcher Beziehung 10 gut wie unbekannt. Es iſt alſo durchaus verfrüht zu
Mitarbeiter Fiſdiers, der franzöſiſche Mineralog Tamour, hat vor kurzem vor der franzöſiſdien Akademie der Wiſjen
ſchließen , daß das Rohmaterial dort nicht vorhanden ſei.
ſchaften es ausgeſprochen, daß auch er an dem Vorfommen von robem Nephrit 2c. 2c. in Amerika wie in den Alpen feſt =
4 ) An anderen Drten war man mit der Auffindung der Fundſtätten glücklicher. Allein hier handelt es ſidy
balte. Si cette prévision se vérifie , la présence des haches en jadeite sur notre continent trouvera son
zum Teil um bedränkte Inſelgebiete , wie Neu -Seeland ; aud war der Fundort den Eingebornen bekannt, braudite
explication naturelle, sans qu'il soit nécessaire de re
alſo nicht erſt mühſam geſucht zu werden .
courir à l'hypothèse de la migration d'anciennes peuplades asiatiques.
Um einen guten Schritt weiter iſt aber die Ange legenheit durch Adolf Bernhard Meyer in Dresden ,
dem verdienten Direktor des dortigen ethnographiſchen Mujeums, gerückt worden , indem er , anſchließend an die Jadeit- und Nephritobjekte jenes Muſeums, die Frage in
Zuſamenhang von Grund aus erörterte.
Es iſt die zweite
Ilnd in ähnlider Weiſe wendet ſich A. B. Meyer
gegen die Anſicht, als ſtammten die in Europa gefun denen Jadeits, Chloromelanit- und Nephritgegenſtände aus Ajien, wobei er die erſteren beiden von den leşteren trennt, da die Nephritobjefte eine andere geographiſche Verbreitung beſißen und nördlich von der Schweiz faſt aufhören.
Unſerm Autor iſt es durchaus unwahrſcheinlich, daß die großen Jadeitfladbeile icon fertig eingeführt und nach Europa mitgebradt wurden und zwar :
Publikation
des unter Meyers Leitung aufblübenden
1 ) weil man genau ſo geformte, aus einheimiſchem Muſeums. Sie führt den Titel : Jadeit- und Nephrit:
objekte. A. Amerika und Europa. Herausgegeben mit Unterſtüßung der Generaldirektion der tgl.
Materiale gearbeitete und zum Teil zuſammen mit denſelben findet, wie z. B. die Dioritflachbeile von Monsheim und viele andere ;
Sammlungen für Kunſt und Wiſſenſchaft zu 2) iſt es unwahrſcheinlidy, weil man an keinem andern
Dresden von Dr. A. B. Meyer. Mit zwei Tafeln in Lidtdrud. Leipzig , Naumann und S dyrö der 1882. Groß Folio.
Ort der Erde ebenſo geformte Beile findet. Dieſelben ſind typiſch beſonders für Frankreich und Nordweſt- Deutſchland
Die zweite Abteilung wird dann die Objekte aus
und müßten dod , wenn ſie fertig eingeführt oder mitge gebracht worden wären , auch noch an anderen Drten zu
Ajien, der Südſee und Afrika enthalten ; in der vorliegen den kommen aber bereits alle prinzipiell wichtigen ethno graphiſch -archäologiſchen Fragen zum Ausdrucke und dieſe find es, über die wir hier kurz referieren wollen. Meyer verſdmäht es hier, Hypotheſen auf Hypotheſen zu häufen und hält ſich ſtrenge an die induktive Methode, die allein uns aus dem Labyrinth der Mutmaßungen herauszuführen vermag.
Anknüpfend an das größte aller bis jeßt bekannten , in Dresden befindliche Jadeitbeil , deſſen Heimat wahr
ſcheinlich Meriko iſt und das die anſehnliche Länge von faſt 38 Centimeter erreicht, zeigt Meyer, wie Jadeitgegenſtände
über einen großen Teil Amerikas verbreitet gefunden werden, vom hohen Norden bis zu den Pampas der ar
gentiniſchen Republik. Aber nur verarbeitete Gegen ſtände ; indeſſen Meyer zweifelt nicht daran, daß dod; nod Das Nohmaterial nachgewieſen werden wird und zwar aus
finden ſein , an den Orten ihrer Fabrikation oder auf den Wegen von dort nach Europa.
Wurden dieſe Flachbeile alſo nicht fertig mitgebracht oder als Handelsartikel eingeführt, ſo liegt die Alternative
vor , daß das Rohmaterial dazu im Lande gefunden oder daß es als ſolches importiert wnrde. Für leßteres ſpridit ſich wieder Fiſcher aus und ihm haben ſich eine Anzahl
anderer Forſcher angeſchloſſen. Die von Damour mitge teilten Analyſen der Funde vom Monte Viſo und von Duchy am Genfer See deuten nun aber entſchieden auf das Vor: kommen von Jadeit hin , wie denn ein Jadeitbeil von Morbihan in ſeiner Zuſammenſeßung mit der jadeitartigen Subſtanz vom Monte Viſo auffallend ſtimmt. Rönnten auch noch – das Nähere mag bei Meyer S. 30 nadı über die mineralogiſche Echtheit der geleſen werden Stücke vom Monte Viſo und von Dudy Zweifel aufkommen ,
ſo läßt ſich doch nicht leugnen , daß edyter Nephrit bei
nachſtehenden hier auszugsweiſe wiedergegebenen Gründen :
Sdwemſal ( Neg.-Bez. Merſeburg), bei Potsdam und in
1 ) Verarbeitete Stüde find in ſo großer , ja außer
Leipzig aufgefunden worden iſt, wahrſcheinlich Sejdiebe,
ordentlicher Anzahl in Amerika gefunden worden , daß es wenig wahrſcheinlich erſcheint, anzunehmen, es ſei das Noha
die ihre Heimat im Norden haben .
Meyer denen
Mit Redit bemerkt
gegenüber , welche die Bedeutung dieſer
Das Gleijenthal.
europäiſchen Funde ableugnen wollen : ,, Daß nun dieſe 4 oder 5 Stüderohen Nephrits, Jadeits oder jadeitähn lichen Materials in Jtalien, der Schweiz und Deutſchland auf Handelswegen oder ſonſt in verloren gegangenen
Stücken aus Sibirien , Turkeſtan oder ſonſt woher aus
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einen Moment auf dem Scheitelpunkt der Welle, die zwi:
ſchen Werden und Vergehen hinzieht. Noch iſt die Natur in grünem , lebensfriſchen Gewand. Aber es haben ſchon einige der Zeit vorauseilende Sträucher herbſtlichen Farben: wechſel, mandje Aeſte ſtehen bereits in bunter Pradyt, die
Aſien ſein ſollen , hieße in unſern Augen ein Rätſel mit dem andern erklären wollen ." Die geologiſche Durch forſchung der norddeutſchen Tiefebene fordert, ſeit ſie in
Grasdecke wilder Wieſen hat die Nuancen, welche Wachs: tum und Reife zugleid, anzeigen. Jeßt iſt der Ausdrud
der leßten Zeit rüſtig und ſyſtematiſdy in die Hand ge
ſcheinungen auf, den einzelnen geflammten Wölfdhen glei :
nommen daß von Nephrits Es
diend, die öfters dem breiten Abendrot voranziehen. Sie wollen geſucht, in unmittelbarer Nähe betrachtet ſein und das von ihrer Umgebung ſo ſehr abſtechende Leuchten der:
wurde, ſo zahlreiche neue Entdedungen zu Tage, ihr wohl auch noch der Nachweis des Jadeits und in den nordiſchen Geſchieben zu erwarten ſteht. bleibt noch übrig , die Herkunft der Nephrit-,
Jadeit- und Chloromelanit-Beile und -Geräte aus den
des Verbleichens allüberall gemildert. Es treten nur Ers
ſelben macht nicht ſelten einen milderen , überraſdıenderen Eindrud, als die große, auch in weiter Ferne auflodernde
neuen Heimat, wo eventuell kein Nephrit vorhanden war .
Farbenmaſſe, weldie im Oktober über Wäldern und Hais nen liegt. So ſaben wir im oberen Gleiſenthal mitten zwiſdien tiefgrünen Buchen ſich ſchon verfärbende Birken einge: ſtreut. Wo ſie endigten, lag eine offene Flädhe, von augs
Auch gegen den aſiatiſchen Urſprung der Nephritbeile der
getrockneten Grashalmen ſpärlich überragt, zwiſchen denen
Schweizer Pfahlbauten zu betradten , die ebenſowenig be friedigend nachgewieſen werden fann .
Fijder leitet die
ſelben aus Ajten ab ; die Wandervölfer nahmen nad ihm die grünen Beilchen als Kleinode mit aus Aſien nach der
Schweiz ſind bei Meyer zahlreiche Gründe mitgeteilt,
ſid, die amethyſtfarbigen Blüten des Haideröschens hervors
weldie wohl genügen , die Hypotheſe zu entfräften. Für
drängten.
die alpine Herkunft des Rohmaterials ſpricht u. a . die
Grün von Himbeerſtauden und Jungholz anlehnte, waren nicht ſelten. Freundlicher jedoch als ſie erſchienen uns
Auffindung eines Nephritateliers bei Maurach, wo ange jägte Beile und 154 Stüde Bearbeitungsabfälle gefunden
wurden. „ Es iſt ganz und gar unwahrſcheinlich, daß es aus Aſien importiertes Rohmaterial oder aus Aſien im portierte fertige Beile geweſen wären , welche hier weiter verarbeitet worden ſeien."
So ſchließt ſich Meyer, und wir ſtimmen ihm bei, jenen Forſchern an, welche die europäiſche Herkunft des Rohmaterials zu den in unſerm Erdteil gefundenen Nephrit und Jadeitgegenſtänden vertreten . Es iſt dieſes vor der
Hand auch nur Hypotheſe, aber eine doch unendlich wahr ſcheinlidere, als jene von dem aſiatiſchen Urſprung, die bis zu den prähiſtoriſchen Wanderzügen der Arier aus Aſien nach Europa zurückgreift, von wo dieſe weiter nichts übrig gebliebenes als die grünen Beile mitbrachyten. Richard Andree.
Das Gleiſenthal. Von Chriſtian Gruber.
Schöne Matten , an welde fid, das verbitterte
dunkle Fichten- und Föhrenbeſtände, unter die ein aus den glänzenden Blättern und purpurroten Blüten der Heidels beere zuſammengeſekter Teppich ausgebreitet war. Dieſe
Bilder durfte man ungeſtört betrachten und konnte bei ihrem Anblid ungehindert aufatmen. Wenn man audy nicht ſentimental genug angelegt iſt, um an ſie über: ſchwengliche Reflexionen anknüpfen zu können , ſoll man
doch das geſtehen: Hier findet ſich anſchaulich, daß die .
Natur ihre größte Wirkung oft übt , indem ſie jeden außergewöhnlichen Aufwand verſchmäht. Eine lange, chattenſatte Schlucht, welche den Laubmantel des Spät ſommers eng um die Schultern geſchlungen hat und hierzu ein Stück tiefblauen , da und dort von kurzen , luftigen Wölkchen verſchleierten Himmels : das iſt alles , was ge: boten wird . Und über dieſer einfachen Größe liegt jener Zauber der Abgeſchloſſenheit, welcher für ein ermattetes Gemüt verjüngende Kraft in fich birgt. Hier iſt der Hori: zont nur eingeengt , um in ſeine klare Rube deſto tiefer ſich hineinfühlen, von ihm um ſo ſtärker zu träumeriſchem
(Schluß .)
Sinnen verführt werden zu können. Wir haben dieſen Uferwald im Spätſommer geſehen, zu einer Zeit, wo die deutſche Waldlandſchaft vielleicht am reiz vollſten erſcheint. Iſt doch unſere Herbſtfärbung viel zu innig mit dem Niederſchauern der Blätter verbunden. Der Ver: weſungsgerud, bes abgefallenen Laubes dringt ſchon empor in die abgefriſchte Luft. Nur noch ideu, wie für Augen:
blide , hängt der Schmud der Bäume an den Zweigen. 3m Im Spätſommer jedoch ſteht man -- um in einem plaſtis dyen Bilde aus der Schilderung der Herbſtfärbung nord: amerikaniſcher Wälder von Friedrich Rabel zu ſpredyen .
Nahe ſeinem Ausgang wird das Gleiſenthal dort, wo
einſt die Römer – von deren Anweſenheit in jenen Ges genden äußerſt zahlreiche Spuren übrig geblieben ſind ein Lager aufgeworfen haben , noch von einer der gewal
tigſten Errungenſchaften neuerer Kultur berührt : den Schienenſträngen der von Münden nad Süden und Süd: oſten ausgehenden Bahnlinien kurz oberhalb Deiſenhofen. Während ſich ihnen aber der Teufelsgraben und das alte Thal von Kirchenſeeon auf eine beträchtliche Strecke öffnen mußten , wird unſer Rinnſal nur von einem Eiſenbahns
8
Das Gleiſenthal.
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damm durchſchnitten. Bei dieſem und 1 Kilometer von
herausführenden Rinnſale. Die großartige Einfachheit im
ihm gegen Norden und Süden zeigt der Thalrand , allen Fortſchritten der Menſchenwerke wie zum Troß, beachtens: iverte Spielereien der Natur. Es ſind langgeſtreckte,
Aufbau desſelben , das Gedrängte und doch wiederum
deutlich Ausgeprägte in allen ſeinen Formen , läßt nicht nur in das Weſen und Werden dieſer Trođenrinne tiefe
trichterförmige Einbohrungen , groß und klein in wenig
Blicke thun, ſondern geſtattet zugleich Rüdſchlüſſe in Hin:
merklichen Abſtänden aneinander gereiht. Viele zeigen bei ciner Länge von 5 bis 7 m an ihrem oberen Ende einen freisrunden Durchmeſſer von 1 /2m , welder ſich aber , wie bei allen anderen , allmählich auf wenige Zentimeter verengt. Vom Grau der ſehr feſten Nagelfluh ſind ſie durch ihre Ausfüllung mit dunkelbraunem Lehm , der vielfach von
ſicht auf die Entwidiungsweiſe gleichartiger, nahegelegener Objekte , welche unſer Vertrauen zu erlangen vermögen.
falfigen Gerölltrümmern durchſett iſt, deutlich unterſdie: den. An wenigen Stellen breitet ſich eine ſchmale Thon
dem europäiſchen Hauptgebirge dadurch eine ſynthetiſche
1
chicht noch über einzelne Gruppen dieſer Löder und ihr folgt dann gleich einem zweiten Deckel wieder maſſive Nagelfluh. Zweifelsohne hängt die Entſtehung dieſer, vom Weſen und der Bildungsweiſe der Rieſentöpfe gleich weit ent fernten „ geologiſchen Orgeln “ mit den auflodernden Wirk
Nur wenige Forſcher, die bei Vorführung der verein zelten Erſcheinungen auf der norbalpinen Hochebene den
Bildungsprozeß erſterer verfolgten , um ihrer Darſtel. lung vom Geſamtrelief der breitgedehnten Schwelle vor Einheit zu verleihen , gaben auch Andeutungen über die Vergangenheit des Gleiſenthals , die Bedingungen , unter denen es hervorgerufen ward. Nach der Meinung des Volts verfolgte einſt die Zjar oder doch ein ſtarker Arm dieſes Fluſſes die Linie Aſchol:
ding-Egling:Deiſenhofen. Die Fluten gruben fich tief ein
ungen zuſammen , welche die eindringenden Atmoſphärilien
und ſchufen hierdurch eine ſcharf markierte Depreſſion,
auf ihrem weiten Weg bis zur Grundwaſſer führenden
gleichſam als gewaltiges Monument, weldies die Richtung ihier andauernden Thätigkeit nicht vergeſſen laſſen ſollte.
Flinzſchichte im falfigen Konglomeratfelſen auszuüben im ſtande ſind.
Dieſe Annahme benüßte ein Anonymus , der 1820 eine
Unterhalb Oberhaching verwiſchen ſich die bisher jo auffällig ausgeprägten Züge des Gleiſenthals. Seine
Broſdjüre über den Hadinger Bad in Drud gab , als
Grundlage einiger ſonderbarer Ausführungen bezüglich
Steilgehänge haben fidy erniedrigt , weiten ſich nun aus
alter 3ſarläufe im Mündiner Tafelland.
und finden Fortſeßung in den Uferrändern, welche mehrere hundert Meter von einander entfernt, die rechte Seite des
er dem Glauben des Volfs und ſeinen Betrachtungen die Naivität. Dem weniger genau ſebenden und für das Aufs finden von Hypotheſen nicht geübten Blick mußte eine Verknüpfung des Gleiſenthals mit dem nahen Jiarthal
Hachinger Bachs bis Winning , die linke bis Unterbiberg umſäumen.
Auch don 1 Kilometer weiter im Süden
Damit nahm
haben die einſtigen Gewäſſer unſreß Rinnfals ähnliche
ale höchſt wahrſcheinlid) gelten . Führt bod jene weite Lüde,
Strömungslinien in die Hochebene eingeriſſen und dadurch
welche durch die Ajdholdinger Bucht in die Ufermauern des leßteren geriſſen wurde , ohne daß man den Terrain : verhältniſſen Zwang anthut, auf die Mulde des Deininger Filzes hin.
ihren früheſten Lauf angedeutet. Jedoch fehlt denſelben im allgemeinen die breitere , kräftigere Entfaltung und ſo verurſachen ſie auch nur an wenigen Punkten terraſſen: artige Abſtufungen.
Weiß, 1 Walther 2 und Dürr, 3 ausgezeichnet ſpekulative
Sieht man auf die Geſamtheit der Erſcheinungen, welche das Gleiſenthal bietet , ſo muß man fich geſtehen,
der Baſis einer vertrauenswürdigen Drtskenntnis ruben,
daß dieſer Torſo eines alten Waſſerwegs, zu deſſen Voll:
ſeßen die Ausnagung unſeres Rinnſales mit den Abflüſſen
endung der Natur die Kräfte verſagt wurden , nicht aus: ſchließlich ein orographiſches Gebilde iſt. Zwar mangeln
eines früheren, mächtigen Loiſachſees in Verbindung. Wir aber möchten jene auf Momente zurückführen , welche Zittel 4 in einer akademiſchen Rede burc folgende Säße berührt : „ Im Gebiete des zſargletſchers haben ſpätere
1
ihm Quellen. Aber der Deininger Filz mit ſeinen Moor:
gräben, der von den Herbſtregen wiedergefüllte Thalweiher und ſein verſiegender Abfluß, endlich der Hachinger Bach,
Topographen , deren gedankenſchwere Ausführungen auf
welcher durch ſeinen Urſprung und eine bedeutende Strede
Waſſerfluten bas charafteriſtiſche Bild der Moränenland ſchaft zwar nur wenig verändert, aber doch mehrfad deut:
ſeines kurzen Laufes der ausgetrockneten Rinne angehört :
liche Spuren hinterlaſſen . Die ſchon früher genannten
ſie alle bezeugen , daß in jenem ſeltenen , eigentümlich in:
Trodenthäler, der Teufelsgraben zwiſchen Roſenheim und Holzkirchen, das Föggenbeurer Trockenthal, tas bei Auf:
dividuellen , aber nicht unharmoniſchen Enſemble , zu dem ſich alles hier eint, auch jenes Element nicht ganz fehlt, das in feiner lebendig ausgeprägten Landſchaft vermißt werden darf : das Waſſer. Wie nach ſeiner Phyſiognomie, erſcheint das Gleiſen : thal auch nach ſeiner Entſtehungsgeſchichte als vorzüglich ausgeprägter Repräſentant der von ihrem Element nicht mehr benüßten , aus der ſüdbayeriſchen Moränenlandſdaft
1 Südbayerns Oberfläche nach ihrer äußeren Geſtalt. 1820.. 2 Topiſche Geographie von Bayern. 1844. 3 Beilage zur augem . Zeitung 1877 ; 1. Quartal, Nr. 83–85.
4 Sigungsber. d. tgl. bayr. Afad. d. Wiſſenſchaften 1874 ; Seite 252 ff. – Dr. A. Pend's vortreffliches Werk über die Ver
gletſcherung der deutſchen Alpen war bei Abfaſſung dieſer Arbeit noch nicht erſchieneni .
Das Gleijenthal.
89
hofen beginnende und bis gegen Oberhaching erkennbare
Bodens in den nördliden Partien des Gleiſenthals wählen
Gleiſenthal deuten offenbar auf ehemalige , mit der Glet: ( derzeit in Verbindung ſtehende Waſſerläufe hin. Nach:
wir das Ergebnis jener Bohrung aus, welche am weiteſten hinauf gegen die Mitte der Rinne reicht. Unter der Humus dichte von 11/10 m Dicke lagert loderer , gelblicher Kies, bis zur Tiefe von 813 m. weiter eine 11/, m hobe
dem ſich die Gletſcher bereits zurückgezogen hatten und der von ſchlammigem Waſſer angefüllte See zwiſden dem Moränenland einerſeits, dem Jura und bayriſchen Wald anderſeits troden gelegt war , kamen noch immer anſehn : liche Waſſermaſſen aus dem Gebirge , welde die oben beſchriebenen Thäler einſchnitten .“ Indem wir nunmehr verſuchen, den Entwurf zu einer Geſchichte der Entſtehung des Gleiſenthals aus der jüng: ſten Vergangenheit ſeiner Umgebung herauszuleſen , ver : weiſen wir vorerſt auf die unſere Trođenrinne beherrſchen :
den geognoſtiſchen Verhältniſſe. Ihre Eintiefung erfolgte ausid ließlich in Diluvial: gebilde.
Lage ſandig: thonigen Kieſes ; daran ſtößt thoniges Geröll mit Nagelfluhe und nochmals ſandig- thoniger Ries ; bei
12 m beginnt der Tertiärmergel. Das nördlichſte Bohrlody gibt der Thalſole nahe Oberhaching eine Zuſammenſebung wie folgt : Humus und Aufſchüttungsgerölle eines Stein :
brudýs reichen 1/10 m tief ; leştere ſeßen ſich 8-10 m tiefer als mergelige, feine Geidiebe fort ; weiter ſteht Tertiär
fand an ; von 19 m abfindet ſich ſandiger , tertiärer Mergel.
Bei einein Rejüme der Thaiſaden , welde die Unter
Nirgends erreicht das Terrain der Sohle der:
ſuchungen der Techniker an die Hand geben , erſieht man
ſelben Sie ſpättertiäre obere Süßwaſſermolaſſe. Denn in jener Region, wo ſie Stelle fand, zeigt die Ueberlagerung
vorerſt eine intenſive Abnahme jener Lehmſdidhte, welche
des Flinzes , deren Höhe von der bisher als Moränen : grenze gezogenen Linie ab gegen Norden ſtetige Reduktion erfährt, bedeutende Entfaltung. Daher ſtarrt während der ganzen Erſtredung des Gleiſenthals das trübe, öfters von unmerklich helleren kalkigen und ſandigen Bändern durch :
zogene Grau der Nagelfluh, desſelben präglazialen , feſt .
verkitteten Konglomerats, welches andernorts Spuren des alten Gletſcherbodens trägt, entgegen.
Durch die Liebenswürdigkeit des Ingenieurs am
unter der Humusdecke unfern des Thalweihers ſo ſtart entwickelt auftritt. Tertiärer Sand und Mergel liegen
erſt in einer Tiefe, welche zwiſchen 15 und 10m (dwankt ; Deshalb werden Grundwaſſerausflüſſe im allgemeinen vom Thal ferngehalten und ſo entbehrt dieſes eine Befeuchtung
durch Quellen . An ſeinem nördlichen Ausgang aller: dings reduziert ſich die Höhe der diluvialen Ablagerungen ſo ſtark, daß nad) Thiems trefflidien Nachweiſen die Sohle der „ unterirdiſchen Strömung " bei Oberhaching zu Tage treten und dem Hadinger Bad Urſprung geben kann. Jene
Münchner Stadtbauamt, Herrn Niedermayer, ward es uns
Sdhidten, welche ſid, zwiſchen Humus und Flinz aus:
ermöglicht, genauere Einſicht von der geognoſtiſchen Glie: derung der unmittelbar jenſeits der Humusdecke auf dem Boden des früheren Rinnſals ruhenden Schichten nehmen zu fönnen. Und ſo iſt es Pflicht, hier zu danken für die Ueberlaſſung aller nicht veröffentlichten Orginalmanuſkripte,
dehnen , erleiden zwar wie vorausſidytlich im einzelnen mannigfache Variationen, für einen großen Ueberblic aber ſind dieſe von nicht weſentlicher Bedeutung. Man findet
Nagelfluh und Kies , leßterer hier mehr, dort weniger thonig und ſandig , von verſchieden feſter Lagerung , mit
welche die Reſultate ſorgfältig ausgeführter Bohrungen
Nagelfluhtrümmern und Sandſtreifen vermengt. Daß
um Deiſenhofen und den Thalweiber mitteilen und ver: anſchauliden.
die oberſten Thalſtreden audy ins glaziale Diluvium ein ichneiden , bedarf nidyt ausführlicher betont zu werden. Den Streiflichtern aber, welche durch ſkizzierte Verhältniſſe auf die Entſtehung des Gleiſenthals geworfen werden , begegnen wir ſofort bei einer Betrachtung des Bildungs:
Kaum zwei Kilometer unter dem Nordende des Dei: ninger Hochmoores zeigt ein Querſchnitt in der Mitte des Thales eine mächtige, wohl 5 m hohe Lage ,, fetten Thons ", an welche ſich ſeitwärts ſchmale Streifen kieſigen Thons und thonigen Sandes mit Kies anlehnen. Leşterer ſekt ſich als beträchtliche Schichte nach unten fort , und ruht endlich auf Schweißſand auf, welcher zum tertiären fieſigen Sand und Flinz überleitet. Dieſe Ablagerungen alle ſind
prozeſſes der Deininger Mulde und ihres Filzes, ſowie der eigentlichen Trockenrinne.
Jene erſtere fand unmittelbar hinter den großen Doppel: bogen aus eiszeitlichem Geſchiebe Stelle, welcher als Teil
nicht horizontal, ſondern in Bogen aufgereiht. Ihre obere
der Endmoräne des Iſargletſders ſtart geſchwungen von den Ufermauern um Mühlthal und Schäftlarn nach Süden
Hälfte, die für unſere Betrachtungen hauptſächlich bedeus tungsvoll wird, zeigt eine Herkunft von fließendem Waſſer
und Dſten fidy wendet , einer vielgliedrigen Rette ſeltſam geformter , zerwühlter Dünen ähnlich , an der Grenze der
beſonders anſchaulich. An das von ſeiner eignen Schwere
kaum gefalteten Münchner Ebene aufgeſchüttet. Sobin
zuerſt niedergeſchlagene grobkörnige Geſchiebe mit Sand und Thon ſchließt ſich zäher Lehm in einer Art an, welche
kann dem weit auseinander geriſſenen , oberen Drittel des Gleiſenthals eine Art Randlage in Hinſidyt auf die wall: artig breite Nordgrenze der Moränenlandſchaft zugeſprochen
unverkennbar an die Lagerung der Abſazprodukte inner halb eines Flußbettes erinnert. Aus den noch eingehenderen und durdy genaue Meſ ſungen illuſtrierten Nachrichten über die Struktur des 118land 1883 Nr. 5 .
werden.
Während der Herrſchaft großer Gletſcherfelder auf der
Südhälfte der nordalpinen Hochebene ſchufen ſich ſtarke, 15
Das Gleiſenthal.
90
durch die Ablation erſterer hervorgerufene Waſſerabern
Abflußkanäle nach Norden . Dieſe wurden ſodann auch von jenen Fluten benüßt, welche durch den allgemeinen , ſtetig
gegen das Hochgebirg hin erfolgenden Rückgang der Eismaſſen frei wurden. Die Geröllhügel der Stirnmoräne mochten jedoch auf die in verſchieden ſtarken Stößen anrüdenden Schmelzwaſſer öfternfalls als eine Art Querhemmnis wirfen, hinter das ſich Partien der leßteren anſammeln und dadurdy Gelegenheit finden fonnten , fid zwiſchen die erratiſchen Trümmerhaufen einzudrängen. Solcher Fall trat in jenem
Teil des Endmoränenbogens, welche das Gleiſenthal durch
ſchneidet, mit beſonderer Deutlichkeit auf. Allerdings fonzen trierten die hier in Frage kommenden Gewäſſer ihre Kraft ſtets auf Tieferlegung und Verbreiterung der eigentlichen Hauptrinne. Hierdurch mußte die ſpezifiſche Ausbildung des
weiten Thalanfangs zurüdbleiben . Sein Querprofil ward dhmal und im direkteſten Anſchluß an den tiefen Ab : fuhrkanal ausgebildet. Die Längenausdehnung desſelben
die Abdymelzungsprozeſſe eiszeitlicher Gletſcher hervorgerus fenen Gewäſſer, deren erodierende Kraft vorübergehend wahr ſcheinlich durd Aufftauung verſtärkt wurde. Durch ſolche An nahme erklärt ſich auch zwanglos die Ausfüllung ſowohl der Sohledes Thalfeſſels, wie des Abfuhrkanals mit jener Schichte „fetten Thons", welche uns die geognoſtiſchen Durchſchnitte
zeigen und deren Mächtigkeit gegen Norden hin konſtant ab nimmt. Sie erſcheint als Teil der lehmig-ſandigen Maſſen , welde gewöhnlich die Depreſſionen in der Gletſd lerlandidhaft erfüllen und kaum anderen Charafter tragen , als jene ſeichtere Hülle, die ſo weite Streden innerhalb der Endmoränen: trümmer als Blodlehm überzieht. Beide ſind quantitativ,
nicht qualitativ unterſchieden. Ihre Entſtehungsweiſe iſt die gleiche. Sie repräſentieren ſich als Fragmente der in den Schmelzwaſſern ſuspendiert geweſenen Sedimentteilchen, welche während der Konzentration der Fluten in mulden artigen Eintiefungen ſtärker niedergeldlagen werden konn:
ten. Naturgemäß lagerten die gegen Norden abziehenden
aber gewann , was ihm an Tiefe und Schärfe der Ron:
Gewäſſer ſolche auch in ihren Rinnen ab und zwar in
turen verloren ging. Wer die ſüdlide Verbreiterung des Gleiſenthales und jenes Rinnjal ſelbſt in Beziehung auf ihr Werden betrachtet, fann nicht verkennen , wie dieſes bei beiden von denſelben Momenten ausging. Nur war die Intenſität der Wirkung von leßteren eine verſchiedene, ſo daß das Baſſin des Deininger Hochmoores als eine die Bildung des mächtigen Abfuhrkanals unterſtüßende und zur Herſtellung ſeiner charakteriſtiſchen Umriſſe mit
größerer Fülle am oberen , denn am unteren Ausgang
notwendige Geſtaltung auftritt. Hierin liegt der ſpezielle
gen in hohem Grad das Wachstum der Vegetation, welche
Wert dieſer bedenartigen Ausweitung für die Entwickel ungsgeſdichte des Gleiſenthals im engeren Sinn , zu welcher aus dem früher gezeichneten Aufbau dieſer 6 ſtaltung ferner nachſtehendes gewonnen werden kann :
für das Hochmoor charakteriſtiſch iſt. Man hat hier mit wohlbegründeter Schärfe zu betonen , wie der Entſtehung
Sie dankt
ihr Daſein nicht einer feichten Flutung,
ſondern erhielt ihre Phyſiognomie durch konzentrierte, ſtark erodierende Waſſerkräfte.. Dieſe ließen in den Haupts
partien des Rinnſals weder die Bildung terraſſenartiger Abſtufungen , nod) eine bedeutendere Ausdehnung der Sohle zu.
Wohl weiteten ſie ihren Weg weiter abwärts auf Koſten der Tiefe aus ; jedoch ſūränkte die Abnahme der Gewäſſer und wahrſcheinlich auch mandje Aenderung im
Waſſerſtand ihres Mündungsbeckens - zweifelsohne der breite
letzterer.
Es läßt fic) unſdwer beweiſen, daß mit cben erwähn :
ten Vorgängen nid)t nur die Filzbildung nahe Deining,
ſondern auch die Eriſtenz des Thalweihers und ſeines ver: ſchwindenden Abfluſjes im Zuſammenhang ſteht.
Die
Menge faſt impermeablen Abſaßmaterials , ſowie die ge: ringe Abbadung der oberen Gleiſenthalweitung 4 begünſti:
einer Filzfläche an oftgenannter Stelle ein direkt an dic
Folgen der Eiszeit anknüpfendes , geologiſches Faktum zu Grunde liegt. Ebenſo möchten wir daran erinnern , daß foldhe Behauptung auch weiter für noch viele innerhalb der ſüdbayeriſchen Gletſchlerlandſchaft ruhenden Hochmoor: ebenen Geltung haben dürfte. Dadurch iſt der Einfluß rein topographiſcher, durch die Terrainverhältniſſe bedingter Momente auf die Prozeſſe der Filzbildung in jenen Stri dhen nicht abgeleugnet ; immerhin aber wird dieſer nur in
Verbindung mit angezogenem geologiſchem Umſtand zu verſtehen ſein.
Bei einer näheren Betrachtung des Gleiſenthalweibers
Keſici, deſſen Boden heute das Münchner Fladıland dar : ſtellt – dieſes untere breitere Bett wiederholt ein .
Su
ward die Urſache zur Bildung einzelner wenig entwickelter Flutungsſäume gegeben. Jene Strömungslinien aber, welche in der mittleren Partie unſerer Trockenrinne von Dedenpullach ab wegziehen , ſtehen nach unſerer Meinung mit der Bildung des Thalreliefs nur in indirektem Zu ſammenhang und dürften nicht ohne Mühe der ſo ener = giſchen Plaſtik des leşterem , die den ganzen Einſchnitt
gleidſam wie aus einem Guſſe hergeſtellt erſcheinen läßt, angereiht werden können .
Wir ſehen – das ſei kurz
wiederholt - im Gleiſenthal einfad, das Werk der durdy
und des von ihm genährten Waſſerfadens müſſen wir vorerſt bekennen , daß wir in ihm nicht ein ausſchließlich fünſtliches Reſervoir ſeben , obwohl Menſchenhand mandes
an demſelben geändert haben mag. Auch als Ausſtrö mung des Grundwaſſers ſoll dieſer Teid, nid)t angeſehen werden . Bleibt doch immer eine mächtige Lage von Pflanzenerde , Thon, Sand und Geröll zwiſchen dem Nis veau der Thalſohle und dem Gewäſſer im Diluvium. 1 Sie berechnet ſich auf eine Diſtanz von über 3 km zu kaum 10 m. Die Sohle der Trođenrinne ſelbſt fällt während 10 km um
46 m .
Albrecht Pend's Arbeiten über die Schwankungen des Meeresſpiegels,
91
Aber auch wenn die geognoſtiſche Struktur jenes Punktes
aber zum Schluß einen Rundblick auf die hydrographiſchen
dem Grundwaſſer geſtatten würde , auszufließen , müßte ſolches nicht die Entſtehung eines Weihers , ſondern die
Verhältniſſe der Umgebung des Rinnſals , ſo wird dieſes weiter durch Beziehungen von Intereſie, welche es in ſeinem Aufbau mit den Mittelläufen der im Münchener Tafelland zum Jjarſyſtem gehörenden Gewäſſer zeigt. Dadurch wird das Gleiſenthal auch in Hinſicht auf die ihm nahegelegenen heute noch benüßten Waſſerwege keine iſolierte Erſcheinung. Durch die einzelnen Züge ſeiner Phyſiognomie iſt es unverkennbar bem Gebiet des benad
Erzeugung eines ziemlich lebhaft dahineilenden Baches zur Folge haben. Dies würde dort das ſtarke Gefälle bes , Stroms der Tiefe " fordern.
Gleich anderen leichten Weibern in
Trodenthälern ward auch derjenige im Gleiſenthal durd, jene Schicht ſchwerdurläſſiger Sedimente hervorgerufen, weldie ſchon als Bildungsurſache des Deininger Moores angezogen wurde.
Der Weiher fam an das nördliche Ende des leşteren
zu liegen , alſo an die tiefſte Stelle der oberen Thal:
barten Hauptfluſſes angegliedert. Wir haben die Ana logien , welche ſich bei vergleichend:geographiſchen Beob achtungen zwiſchen Iſar:, Würm- , Amper- und Gleiſen
weitung. Eine geringe , muldenartige Einbiegung in die zähe, hier ſo tiefe Lehmlage der Sohle kann dort zu einem Sammelpunkt der atmoſphäriſchen Feuchtigkeit werden . Nun ſind aber die vom Hochmoor wegrinnenden , zuleßt in einem künſtlichen Graben geſammelten Bäche im ſtande,
thal ergeben , früher in ſyſtematiſcher Schilderung darge
eine Waſſeranſammlung permanent zu ernähren. Dieſe
vereinigendes Moment für dieſelben gegeben iſt. Jener
wird daher auch hier von den anſcheinend faſt gefällelos dahinziehenden, durch jedes Hindernis angehaltenen Filz: gewäſſern ohne Schwierigkeit veranlaßt. Ihr ebenfalls träg weiterſdleichender Abfluß aber wird ſo lange von den ſchwerdurchläſſigen Schichten des Thalbodens getragen
hier in Frage ſtehende, ſcharf markierte Typus genannter Abfuhrlanäle charakteriſiert ſich wie folgt : 1 ) Allen hierhergehörigen Thälern gehört eine föhlige
werden und ſich auf dieſen erhalten können, bis ſolche an irgend weichem leidytüberlagerten Punkt das Verſinten
in jene Geröllage bedingen, welche nach den Bohrver ſuchen im ſüdlichen Gleiſenthal die ſpättertiäre Süßwaſſer: molaſſe relativ hoch überdeckt. Man erfährt bei einer Zuſammenſtellung der älteren Nadı : richten über den früheren Waſſerweg , daß man eben genann ten unanſehnlichen Graben mit dem Fachinger Bad und einem faum beachtenswerten Gewäſſer des jsmanninger Moores in Verbindung geſetzt hat, in leßteren gleichſam die oberirdi:
legt. Hier muß ein Hinweis hierauf und die Andeutung genügen, daß durd, die gleichartige, wenn ſchon mit ver ſchiedenem Größenmaßſtab gemeſſene Architektur bezüglicher Rinnſale eine ſpezifiſche Eigentümlichkeit, ein gleichſam
Weitung an :
Der 3jar das ausgetrocknete Beden, welches nunmehr den Königsdorfer Filz birgt ; der Würm und Ammer ihre gleidynamigen Seen ; dem Gleiſenthal die Mulde des Dei : ninger Hodymoores. 2) Am nördlichen Auslauf genannter keſſelartiger Ver: breiterungen ſeßt ein großartig impoſanter Einriß an. Dieſer reidit im Gebiet des Hauptfluſſes von Sdhäftlarn Mühlthal bis an Großhefjellohe; an der Rinne der Würm
von Leutſtetten bis unterhalb der Bahnſtation Mühlthal; im Amperthal beſdıränkt er ſich auf die Umgegend von Wildenrott ; in der von uns eben geſchilderten nicht mehr
ſchen Fortſeßungen von jenem zu ſehen geglaubt hat. Dbſchon
benüßten Waſſerſtraße auf die Strecke vom Thalweiher
dieſe Annahme den tüchtigen Studien Thiems über den Charakter der Grundwaſſerſtrömung im Mündiner Tafel land 1 entgegentritt und der Hachinger Bad, von den
bis zum Bahndamm bei Deiſenhofen .
Bedingungen, unter welchen Grundwaſſerergüſſe ſtatthaben, vom Weſen derſelben und allen Umſtänden, die ſie in Abhängigkeit von ſich bringen können , ein typiſches Bild
gibt, müſſen wir auf eingehendere Darlegungen bezüglicher Verhältniſſe verzicyten .? Aber darauf muß nod) hinge: wieſen werden , daß durch leştgenannte Erſcheinung das Gleiſenthal an wiſſenſchaftlicher Bedeutung gewinnt und zwar, für eine Trockenrinne beachtenswert und intereſſant genug, in Hinſicht auf die für die Umgebung der Haupt:
3) Die ſcharfen Konturen dieſer Art Durchbrudthäler ſind relativ bald gemäßigt ; dann dehnt ſich mählich die Sohle aus , indes zugleid, die Ufermauern von ihrer ge waltigen Höhe verlieren, mandhmal in Stufen fidy herab: ſenken , um endlid als wenig bemerklidye Ränder in der Münchner Ebene zu verſchwinden. Soldes tritt an der Jſar unterhalb Thalkirchen , an der Würm , Amper und 1
dem Gleiſenthal bei den zuleßt angegebenen Punkten auf ihren Flanken ein.
ſtadt Bayerns geltenden hydrographiſchen Verhältniſſe. Unſere Ausführungen knüpfen die Entſtehungsgeſchichte
der Trockenrinne eng an jene durch die Eiszeit dem Relief der Hochebene gebrachten Modifikationen an. Werfen wir
Albredt Pend's Arbeiten über die Schwankungen des Meeresſpiegels. Von Dr. F. G. Hahil , Privatdozent in Leipzig .
1 Vorbericht zur Waſſerverſorgu''
2 Siehe Jahresbericht der * chen 1878-1880.
trens. felrich
Obgleich die letzten Jahre an neuen Arbeiten und Mitteilungen über die Verſchiebungen der Grenzen zwiiden Meer und Land ziemlid, reid waren , ſind wir to
Aibrecht Pendt's Arbeiten liber die Sdiwanfungen des Meeresſpiegels.
92
noch ſehr weit von einer befriedigenden Aufklärung über das eigentliche Weſen und die Urſachen jener Erſcheinun
gen entfernt. Man beginnt jekt cinzuſehen , daß wir uns mit der einfachen Annahme eines ſenkredyten Aufſteigens oder Sinkens ganzer Kontinentalmaſſen oder einzelner Teile derſelben nidt mehr begnügen dürfen , ſondern daß wir es hier mit einer ſehr verwickelten Erſcheinung, mit einem Zuſammentreffen ganz verſdriedenartiger Vorgänge zu thun haben.
ſie Buch noch annehmen durfte, müſſen wir uns jetzt ab:
wenden . Jene Faltungen und Verſdiebungen der feſten Teile der Erde gehen aber jetzt noch immer vor ſidy; bier ſtärker, dort faum bemerkbar, geben ſie ſich in denjenigen Erdbeben , welche wir als tektonijde bezeidynen , zu er kennen .
Aber auch der Meeresſpiegel bewahrt feineswegs über all gleiche Höhe. Stets hatte man früher die Verteidiger
Freilich iſt die Arbeit dadurch umfang
der Meeresſchwankungen mit dem Einwande zum Sdyweigen
reicher und ſdywieriger geworden, mandie längſt als fidier
gebracht, daß ſid, Veränderungen des Meeresniveaus nidt
betracytete und in die elementarſten Lehrbücher überge
bloß lokal , ſondern allgemein in gleicher Weiſe be
gangene Thatſadye wird wieder fraglich , mandie Unter
merkbar machen müßten. Eine ſolche allgemeine Verän derung konnte aber nicyt nadygewieſen werden . Erſt in den leßten Jahren brach ſich die Ueberzeugung Bahn, daß
ſudung, die man ſchon für abgeſchloſſen balten durfte, muf; von neuem begonnen werden.
Unter dieſen Umſtänden iſt jeder verwendbare Vau ſtein willkommen , doppelt groß aber iſt unſere Genug thuung, wenn wir es mit einer ſo anregenden und wirklid)
der Meeresſpiegel ſehr beträchtliche Abweidungen von der Sphäroidfläche beſiße. Denn die Waſſermaſſen werden
fördernden Arbeit zu thun haben , wie die iſt, welche uns
aufſteigenden Kontinenten natürlidy ſtärker, als von niedrigen,
zu dieſen kurzen Betrachtungen veranlaßte.1 Im vorigen Jahrhundert zweifelten die Naturforſcher,
wenig umfangreiden Inſeln. Es gehört zu den Verdienſten des vorliegenden Werfes , wieder einmal klar vorgeführt
ſo weit ſie überhaupt die Möglichkeit von Verſchiebungen
zu haben, daß Bedenken gegen das überall gleiche Niveau
der Strandlinie zugaben , nicht daran , daß es das Meer ſei , welches ſich von der Küſte mancher Länder entferne
des Meeresſpiegels von Männern wie Bruchhauſen , Stokes u. a. längſt ausgeſprochen waren . Aber dieſe älteren Ar
oder entfernt habe, während das Feſtland ſeine Lage nicht
beiten blieben faſt ganz unbekannt, hier und da mag man
ändere. Dann trat Leopold von Buch mit einer ganz entgegengeſekten Anſidit auf. Nicht das Meer, ſo lehrte er, ſenft ſidy, ſondern das Land iſt vielmehr im langſamen Emporſteigen aus den Fluten begriffen . Id habe bei einer früheren Gelegenheit hervorgehoben ,? daß es Budy gar nicht leidyt wurde , die Zeitgenoſſen zu ſeiner An ichauung zu befehren , endlich aber erklärten ſich ſeine Hauptgegner, Charles Lyell und von Hoff für überwunden und damit war die Lehre vom langſamen Aufſteigen mancher Küſten, wie es ſchien, für immer angenommen . Bald be gann man auch den Senkungserſcheinungen an manchen Erdſtellen Beachtung zu ſchenken und neigte ſich endlich der Anſicht zu , daß es wohl feine Küſtenſtrede gebe , die nicht in ſteigender oder ſinkender Bewegung begriffen ſei. In der neueſten Zeit dagegen beginnt man ſich wieder
aud wohl Bedenken getragen haben, Anſichten , welche berkömmlichen Lehren ſo ſcharf entgegentraten , weiter zu verfolgen . Jetzt aber wiſſen wir, daß jene aud durch Pen delverſuche nadygewieſenen Differenzen des Meeresniveaus
mehr den älteren Anſchauungen , wenn auch auf Grund
ganz neuer Erkenntniſie, zuzuwenden. Auch das vorliegende Wert gehört voll und ganz dieſer neueſten Epoche , die wir als den Zeitraum einer allmählichen maßvollen Neaktion gegen L. v. Buch's Lehren bezeichnen können, an.
Keineswegs wird die Möglichkeit von Bewegungen
der Landmaſſen überhaupt geleugnet , aber die Arbeiten Eduard Süß' und anderer Geologen weiſen uns immer mehr auf horizontale Bewegungen hin, die mit den Falten: bildungen der ſich abkühlenden Erdrinde in engem Zu
ſammenhang ſtehen. Von den ſenkrechten Bewegungen, wie
von den Feſtlanden angezogen und zwar von großen, bodh
durchaus nicht vernachläſſigt werden dürfen .
Schon Ph .
Fijder hatte angenommen , daß der Meeresſpiegel am Saume der Kontinente (wo er alſo beträchtlich anſteigt) 6-800 m weiter vom Erdmittelpunkte entfernt liege, als unter gleicher Breite inmitten des Ozeans.
Neuere Be
red )nungen von Liſting und Bruns haben jenen Wert nod, erhöht ; es iſt durchaus nicht zu hody gegriffen , wenn man Abweichungen der Meeresfläche vom Sphäroid bis zu 1000 ja 1500 m als vorhanden annimmt.
Wie hoc ſich im einzelnen Falle der Meeresſpiegel an der Küſte erhebt , hängt natürlid, von der Maſſe und den Umriſjen des betreffenden Landes ab. Sit dem aber
ſo , muß auch eine jede Veränderung in der Maſſe oder dem Umriß jenes Landes auf den Stand des Meeres zu rückwirken . Nachdem unſer Verfaſſer einige Vorfragen er ledigt und namentlich betont hat, daß die Menge des auf der Erde vorhandenen Waſſers ſid, in den leßten geologi iden Perioden nid )t weſentlich vermindert haben könne, kommt er zu dem Schluſſe, daß allgemeine Variationen der Sdywere auf der Erdoberflädie feine Veränderung
der Grenzen zwiſchen Land und Meer bewirken können , da „ der Erdförper nicht die nöthige Starrheit beſikt , um ſich dem Einfluß ſolder Variationen zu entziehen . "
1 A. Þend, die Schwankungen desMeeresſpiegels.Mindh.1882. 2 Iluterſuchungen über das Aufſteigen und Sinken der Miiſten ,
1 Beſonders Jul. Hann , Liſting und Heinrich Bruns haben
l'eipzig 1879 S. 135 ff. Vor Bud) ſprachen ſdhon Jeſſen und plavjair ähnliche Anſichten aus, blieben aber ziemlich unbeachtet.
jetzt der Lehre von den Inregelmäßigkeiten des Meeresniveaus Anerkenning verſchafft.
Albrecht Pend's Arbeiten über die Schwankungen des Meeresſpiegels.
93
konnen ſomit nur lofale Veränderungen der Schwere
muß. Aber leştere , weil allgemeiner , wird den ganz lo
in, welche den Meeresſpiegel beeinfluſſen . Der Verfaſſer führt uns mehrere ſolcher Fälle vor ; gerade dieſe Partien ſeiner Arbeit werden von allen fünftigen Forſdhern auf
falen , vom Maße der Erojion und Denudation des ein
dieſem Gebiete ſehr berücfſichtigt werden müſſen. Die Bildung einer Gebirgsfalte im Innern des Landes (ohne daß die Küſte daran Teil nimmt) muß die Anziehung des Meeres durch das Land vergrößern. Das Meer wird höher an
jenem Lande aufſteigen als zuvor, und die Küſten werden nun Ueberflutungs- oder nach der bisherigen Ausdrucs
zelnen Landes abhängigen Rüdzug des Meeres nicht aus : jugleichen vermögen . Sehr beachtensiert und der Pend ':
ichen Anſicht günſtig iſt es jedenfalls, daß wir gerade an den Küſten geologiſd) ſu ruhiger Länder wie Rußland, Nordſibirien und Britiſd-Nordamerika ausgedehnte Hebungs erſcheinungen zu verzeichnen haben.
Veränderungen des Feſtlandes fönnen ſomit in ganz verſchiedener Weiſe auf den Meeresſpiegel einwirken ; der
menen an der kampaniſchen Küſte in Verbindung gebrad)t.
Verfaſſer weiß aber für die Erklärung lokaler Küſten veränderungen noch ganz andere Vorgänge heranzuziehen. Wenn aud die überhaupt vorhandene Waſſermenge für längere Zeiträume als konſtant betrachtet werden mag, ſo
Die Senkung deint aber durchaus feine gleichförmige ge
iſt doch die Menge desjenigen Waſſers , weldies als Eis
weiſe Senkungserſcheinungen zeigen .
Schon längſt hatte
Bruchhauſen die Maſſenvermehrung , welche der Veſuv durch Lava und Ajdhe erfährt , mit den Senkungsphäno
weſen zu ſein , ſondern mit Perioden des Stillſtandes und
( Gletſcher, Binneneisdede) die Feſtländer belaſtet und ſomit
des Wiederaufſteigens abgewechſelt zu haben. Es wäre
den Meeren entzogen iſt, eine ſehr veränderlidhe. Während
dringend zu wünſchen , daß die Geſchichte der Vejuvaus:
nadı Pends Schäßungen jeßt etwa 1,1 % der überhaupt vorhandenen Meerwaſſermenge als Eis gefeſſelt iſt , ſo
brüche mit den allerdings ſpärlichen Angaben über den Zuſtand der Küſte (namentlid, in der Gegend des allen Geologen längſt bekannten Serapis- Tempels) genau ver glichen werden möchte , damit wir erführen , ob etiva in Perioden heftiger Thätigkeit des Vulkans ein ſtärkeres
war in der Eiszeit allermindeſtens doppelt ſo viel Waſſer als heute dem Meere durch das Eis entzogen. (Pend, S. 29) Die vom Verfaſſer mitgeteilte Ueberſidyt der Gebiete, über welde fid, das Eis der Glacialperiode ausdehnte , gibt
Vordringen des Meeres gegen die Küſte beobachtet wurde.
uns noch zu einigen Bemerkungen Anlaß.1 Penck erwähnt
Eine vorläufige Vergleichung ergab mir noch keine be
die Gletſcherſpuren am Libanon ; daneben möchten auch
friedigenden Reſultate, doch iſt ſehr zu berückſichtigen, daß
die von Fraas ( Aus dem Orient, Bd. 1. S. 28-31 ) be
unſere Nachrichten über die Beſchaffenheit der Küſte allzu
ſchriebenen Moränen und Jrrblöcke am Sinai, die wegen
große Lücken aufweiſen und daß die Vermehrung der Maſſe
ihrer ſüdlichen Lage beſonders auffällig ſind , wobl Er
des Vulkans bei den Ausbrüchen durch bedeutende Eins
wähnung verdienen. Dann muß audh die Vergletſcherung Nordaſiens etwas größer angenommen werden, als Pends Karte angiebt. Allerdings iſt nicht zu bezweifeln , daß
ſtürze wieder ausgeglichen werden konnte. Auch die Küſten des adriatiſchen Meeres bieten mit ihren wenigſtens an der felſigen Oſtſeite doch wohl zweifelloſen Senkungs erſcheinungen eine gute Gelegenheit, den Zuſammenhang der Küſten : reſp. Meeresveränderung mit den gerade im Norden und Dſten der Adria auffallend häufigen (Ver ichiebungen und Faltungen anzeigenden ) tektoniſchen Erd beben zu prüfen. Länder dagegen, welche ſidy geologiſcher Ruhe erfreuen , welche alſo nicht durch Faltungsvorgänge, vulkaniſche Thä tigkeit zc. beunruhigt werden , unterliegen den Wirkungen
langſamer Denudation und Eroſion. Ihr Niveau, belehrt
uns Penck, wird verringert werden , das Meer wird ſid)
Nordoſt-Aſien , im ganzen genommen, weniger vergletſchert war, als Nordeuropa und Nordamerika. ? Aber es liegen für das Gebirge zwiſchen Jakutsk an der Lena und der Küſte des ſtillen Meeres ältere Beobachtungen von Er
ma n vor , welche kaum anders als durdy Glazialerſchein ungen erklärt werden fönnen .
Erman fand nämlid 3 im
Thale der Antſcha und auch in einiger Höhe an den Thal
wänden hinauf hoch übereinander gethürmte Blöcke und Gerölle von Granit , die zur Seite einen Wall gegen den ichwarzen Schieferſcutt bildeten . Manche waren jo body an den Wänden gelagert , daß ſie, wie Erman bemerkt,
in Folge der verminderten Attraktion minder hody an ihren
wohl nid)t durdy Waſſerſtrömungen dahin geführt ſein
Rüſten erheben und dieſe Rüſten werden langſam aus den
konnten .
Fluten aufzutauchen ſcheinen. Dabei wird allerdings nicht
Beim Aufwärtsreiſen an der Antida nahm Größe und Häufigkeit der Granitmaſſen zu. Die Blöde
verſchwiegen , daß durch die in das Meer geführten Sedi mente ein Teil des Meerwaſſers verdrängt und nun wieder
1 Kartographiſch iſt die mutmaßliche Ausdehmung jener Eis
bededung in Pencks Werk : „ lleber die Vergleicherung der
umgekehrt eine Ueberflutung der Küſten herbeigeführt werden
Deutſchen Alpen1“, Leipzig 1882, dargeſtellt.
Dieſes preišge
krönte Werf iſt entſchieden das bedeutendſte unter den zahlreichen
1 Verfaſſer ſpricht ſich für Beſeitigung der alten Ausdrücke „ Hebung“ und „ Senkung“ aus und will dafür mit Chambers und
Süß von negativen und poſitiven Verſchiebungen der Strandlinie reden . Sollten , wenn einmal die alten Ausdrücke beſeitigt werden
müſſen , nicht die Bezeichnungen „ Ridgang und Vordringen des Meeres “ noch einfacher ſein ?
Büchern und Abhandlungen , die in den letzten Jahren über die Glazialphänomene erſchienen ſind. 2 Bergl . F. v. Richthofen , China, Bd. 1 5. 76. Kein , Japan , Bd. 1 S. 44. 3 Erman , Reiſe um die Erde. Hiſtor. Bericht. Bd. 2. ( Berlin 1838) S. 361. 366. 376. 380 .
Albrecht Pend's Arbeiten über die Schwankungen des Miccresſpiegels.
94
ſtammten aber von Punften jenjeits der ſekundären Sajjer:
aber doch ſelbſtverſtändlid außer dem Bereid der Wellen
ſcheide, die der Reijende erſt einen Tag ſpäter erreidite, fie fönnen alſo nach Ermans Annahme nur auf eine vom
in welchen der fallende Regen in Eis verwandelt wird
angelegt wurden . Drang nun das Meer vor , mußte bald ein Teil der Wohnpläße unbrauchbar werden , die Hütten und Häuſer mußten aufgegeben und weiter landeinwärts neu erriditet werden. Zahlreiche Trümmer , jest ganz oder teiliveije vom Weere überſpülter Baulichkeiten beweiſen neben anderen Thatjaden , weldie Pend in dankenswerter Reichhaltigkeit anführt, die immerhin bedeutende Ausdehn ung des Senkungs- reſp. Ueberſpülungsgebietes. Aber neben jenen Anzeichen eines ſiegreichen Vor dringens des Meeres in neuerer Zeit beſdireiben die meiſten Polarfabrer (Rane, Hayes , Nordenſkiöld ) audi unzwei
und das Quellwaſſer gefriert , dürfte für Glazialſtudien
deutige Spuren einer älteren , ganz allgemeinen Hebung
Wert haben .
Wie wirkten aber die viel ausgedehnteren Eismajien der Glazialzeit auf das Meeresniveau ein ? Offenbar in
der Küſte, ſo daß der gervünſte Beweis in der That er bracht iſt. In den übrigen Polarländern haben ähnliche Vorgänge noch nicht mit voller Gewißheit beobachtet wer
doppelter Weiſe , einmal wird ein Teil des Waſſers als Eis gebunden und der Zirkulation entzogen , das Meer
auch das weſtliche Patagonien (und die Südinſel Neu
jebigen Flußlauf ganz unabhängige Weiſe an ihre neue Lagerſtätte gelangt ſein . Die Granitfeljen des Albanijden
Gebirges, meint unſer Reijender, ſind wohl bei einer Um wälzung ganz zertrümmert und jerſtreut worden , freilidy ſei die Verteilung jenes Granites immer ein geologijdies Rätſel zu nennen . Audy was Erman ( S. 376 ) über die ungewöhnliche Glätte mandyer Feljen , ſowie über eigen : tümliche mit Sdynee und Eis gefüllte Kreistbäler anführt,
wird alſo allgemein etivas ſinken müſſen , dann aber er höhen ſo große den Kontinenten aufgelagerte Eismaſſen , deren Mädhtigkeit nicht nad Metern , ſondern nach Kilo: metern gemeſſen werden muß , die Attraktion des Landes auf das Meer.
Die See wird alſo danad ſtreben , an
den Küſten ſtark vereiſter Länder emporzuſteigen . Das von der vielfach wediſelnden Stärke der lokalen Vergletid
erung abhängige Vorrüden des Meeres muß aber den
/
den können . Wahrſcheinlich bieten aber neben Grönland ſeelands ?) günſtige Gelegenheit, die Beziehungen zwiſchen Gletſcheridwankungen und Küſtenveränderungen zu ſtudieren. Zum Schluß geht der Verfaſſer nod auf einige viel :
crörterte Erſdeinungen an den Küſten Norwegens ein ; er bietet aud; hier mandies Neue. Der bedeutende Rück gang des Meeres von den norwegijden Küſten wird u . a. durch die bekannten , vielfach bedyriebenen alten Strand linien beglaubigt. Nun erreichen aber dieſe Strandlinien
allgemeineren und deshalb an den einzelnen Küſtenpunkten nur wenig merklichen Rückzug der Gewäſſer mehr als
in den verſchiedenen Teilen der Küſte feineswegs dieſelbe
ausgleichen.
ſie in ein regelmäßiges Syſtem
Sollen dieſe Säße unſeres Verfaſſers allgemeine An
erkennung finden , ſo iſt es natürlich jebr erwünſcht, wenn beſtimmte Beiſpiele angeführt werden können . Beweiſe aber finden wir in demjenigen Lande, weldes unſeren Geologen faſt allein noch das Ausſehen größerer Land
maſſen zur Eiszeit vorführt, in Grönland. Die ge waltige Maße des Binneneiſes, welche noch heute faſt ganz Grönland bis auf einen ſdmalen Küſtenjaum bededt , zeigt
deutliche Perioden des Anwadiſens und des Zurüdweichens. Wir wiſſen , daß auch jener Küſtenſaum , der heute den einzigen , zur Not bewohnbaren Teil Grönlands darſtellt,
Marimalhöhe und es hat überhaupt nie gelingen wollen , zu bringen. So blieb
bisher nidits weiter übrig , als eine bald mehr, bald weniger lebhafte Hebung der Rüſte anzunehmen. Legen wir aber
die von Penc vorgetragenen Anſichten zu Grunde, ſo fönnen wir die in verſchiedenen Hoben auftretenden Strand
linien leidt auch ohne jene Annahme erklären . Wir ſeben darin Beweiſe der ungleidien Attraktion des Meeres durdy das ungleid ſtart vergletiderte Norwegen der Eiszeit ; die größere oder geringere Höhe der Strandlinien deutet dann eine ſtärkere oder ſchwächere Vergletſcherung an .
Wir ſehen nun aud ein , weshalb die Strandlinien gerade
einſt in die Vereiſung mit hineingezogen war, wir wiſſen
im Süden höher anſteigen, als im Norden . Norwegens höchſte Erhebungen liegen auf den ſüdliden hoben und
aber auch , daß bei mehreren unter den Eisſtrömen , welche
ausgedehnten Plateaur, im Süden mußte alſo die Ver
das Binneneis dem Meere oder den Küſtenthälern zu
gletſderung viel höhere Grade erreichen, als in dem im ganzen
ſendet, in neuerer Zeit wieder ein Vorrüden wahrgenommen
weniger dazu geeigneten Norden . Auch die von Bravais
wird. Ob das Vorrüden ein allgemeines iſt, bleibt noch feſtzuſtellen. Nach den oben mitgeteilten Säßen müßten wir alſo Spuren eines älteren Meeresrückganges (aus der Zeit des Freiwerdens jenes Küſtenſaumes vom Eije) neben
angeblid beobachtete Ronvergenz einiger Strandlinien im
ſpäteren Anzeichen eines Vordringens des Meeres infolge des neuen Wachstumes des Inlandeijes wahrnehmen. Nun gehört aber Grönland zu den Ländern , wo am früheſten Senkungen der Küſte bemerkt wurden . Sie waren dort nidit ſchwer zu erkennen , da die Hütten der Grönländer
und die Häuſer der wenigen Europäer zwar dicit am Ufer,
Altenfjord bleibt nicht unerörtert. Für den Fall , daß eine neue Unterſudyung jener Linien die Konvergenz der jelben nad dem Meere zu beſtätigen ſollte , betont Pend ,
daß eine ſolde Neigung der Strandlinien gar nichts Be fremdendes haben würde, da ja bei größerer Attraktion der Seeſpiegel ſteiler gegen das Land angeſtiegen ſein müſle , als heute.
Die alten Strandlinien des Fjordes,
von denen jede einzelne cinein Stillſtande im Rückzuge der
Vergletſderung ihre Entſtebung verdankt , werden ſich jee
Die durijden Mönige und die Kreemingeit.
wärts jenken müſſen und zwar die oberen ſteiler, als die
unteren . Die Senfung iſt aber doch immer nur mäßig, jie beträgt ( immer vorausgeſekt , daß Bravais überhaupt Hedyt batte ) bei der oberen Linie auf 100 Kilometer nur 40 Meter , bei der unteren gar nur 13 Meter. Den Sdluß des Werkes bilden äußerſt intereſſante
Erörterungen über die Frage der Gleichzeitigkeit der Glazial periode auf beiden Hemiſphären und andere damit 31 jammenhängende Probleme. Auf dieſem ichwierigen Grenz
gebiete , wo geographiſche und geologiſche Fragen mit aſtro nomiſchen zuſammentreffen , werden wir noch lange auf
ganz geſicherte Ergebniſſe zu warten haben und ſo gern man auch den Darlegungen unſeres Verfaſſers folgt , drängt ſich doch bisweilen der Gedanke auf, ob es nicht beſſer wäre , zunächit alle Kräfte auf die thatjädliche Beobacht ung der Erſcheinungen der veränderten Waſſerhöhe wie der Glazialſpuren zu vereinigen , um dann ſpäter jene Probleme mit deſto rajcerem Erfolg in Angriff nehmen Jedenfalls aber wird man unbedingt und ju fönnen . dankbar anerkennen müſſen , daß Bend dem beobachtenden
Reijenden und Forſder , aber aud dem Sammler und Bearbeiter der Angaben und Beridyte früherer Zeiten ein überaus reiches Feld lobnender Aufgaben geöffnet hat. Sollten unſere Kenntniſſe von den rätjelhaften Beränder
ungen des Meeresſpiegels jeħt rajder als bisber zunehmen , werden wir ſtets Albredyt Bends anregender und gehaltreider
Sdrift einen ſehr großen Teil des Verdienſtes zuidyreiben müſſen.
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kommen und die ſie ſid) zur Zeit der Ordensregierung ſeit dem Jahre 1320 zu verſdyaffen gewußt haben. Der Name „ Ruriſche Könige" fommt zuerſt in einer Urkunde des Ordensmeiſters Plettenberg vor, in der man einem Andreas
Pennefe dieſen Titel zuerſt beigelegt findet. Die übrigen ſogenannten Kuriſden Rönige waren ihm in der Verwaltung des Landes als Räte und Unterbeamte untergeordnet und legten ihm in ihren Anreden den Namen Pan ( Herr) bei. Ausführliche Nachrichten über dieſes Völkchen findet man in
der dem „ Kurländiſchen Provinzial -Muſeum “ in Mitau einverleibten Rece'ichen Urkundenjamlung und in Broße's ..Sylloge diplomatum Livoniam illustrantium .“ Erſt in verbältnismäßig neuerer Zeit war man bemüht , zu jammenhängendere Notizen zu ſammeln ; bejonders verdient machte ſich in dieſer Hinſicht Kruſe durch einen Aufſat, den er in ſeinen Mitau'ſchen Kalender einſchaltete, der ſidy aber nicht viel außerhalb Kurlands verbreitete.
Den unter dem Völfdyen erhaltenen Traditionen zu folge , jollen ſeine Vorfahren bei Ankunft der Deutſchen die Regenten von Kurland geweſen ſein, wober ſein beu : tiger Name abgeleitet wird. Ueber die wahre Bedeutung
des lekteren , ſowie über ſeinen Urſprung (dyweigt die Gejdidite. Shre Sprache iſt ein idlechter Jargon des Kuriſchen . Dbgleich ſie vor ihren übrigen Mitbrüdern mande phyſiſche und bürgerliche Vorzüge voraus haben , erreichen ſie dieſe doch in Hinſicht der geiſtigen Entwicklung nicht. Sie ſtehen unter dem Oberhauptmann von Goldingen , welchem ſie audy zu einigen geringen Dienſten verpflichtet ſind. Jedes Dorf wählt aus den Eingeſeſſenen ſeinen Vorſteber,
der ehedem Bürgermeiſter genannt wurde. Sie leben in ſtrenger Abgeſchiedenheit von den andern Nationalen, von
Die kuriſden Könige und die kreewingen.
denen ſie ſich auch durch ihre eigenen, noch von den Vor:
Unter den heutigen Bewohnern Kurlands haben ſich noch aus fernen Jahrhunderten die Ueberreſte von zwei merkwürdigen Völkerſchaften, die Ruriſchen Könige und die
fahren her erhaltenen Sitten und Lebensweiſe unterſcheiden ; auch in ihrem höheren Wuchſe, ihren breiten Schultern
Kreewingen, erhalten , die ſowohl wegen dieſer Beziehung als wegen der Treue, mit der ſie ſich noch zum Teil ihre alten Sitten, Gebräuche und bedeutende Vorrechte vor der
übrigen Bevölkerung dieſes Gouvernements zu bewahren wußten , gewiß eine merkwürdige Erſcheinung ſind. Die Kuriſden Könige, Kurska Koning , Kurſch
fönige, lettiſch Rohpini, ſind noch jeßt in dem Goldingen ſchen Bezirke Kurlands im gleichnamigen Kirchſpiele zu Hauje , woſelbſt ſie ſieben Dörfer oder Geſinde, d. h. zer
und ihrem boch blonden Haare findet man merkwürdige
Unterſchiede zwiſchen beiden Volfsraſſen. In ihrem Benebmen find ſie ſtolzer und ehrgeiziger, als die übrigen lettiſchen Bauern , eingedenk ihres Namens. Sie geben mit ihnen keine ehelichen Verbindungen ein , ſondern verheiraten ſich
nur untereinander. In ihrem Hausſtande ſind ſie wobl habender , als das übrige furländiſche Landvolk , vornäm
ſtreute Bauerhöfe, nämlich Kebninu zeems (Königsdorf), Plitku zeems (Blickendorf), Ralleju zeems (Kalleien ), Seemelu zeems (Semeln ), Weejalgu zeems (Weejalgen ),
lich hat ſie der Segen Gottes mit Vieh, Pferden , Getreide und anderen Dingen beglückt; ſie führen daher aud ein beſſeres Leben als jene. Ihre Jahres - Hauptfeſte : Weib nachten , Dſtern , Pfingſten , begeben ſie beſonders pract voll; an dieſen ſieht man die alten Gebräudie ihrer Vor: fahren nod beſonders vorherrſchen.
Dragguhn und Sausgallen , ſowie auch einige Ge finde in den Diſtrikten Frauenburg und Bauske bewohnen. Sdon von alten Zeiten ber ſind dieſe gegenwärtig aus 25 bis 30 Familien beſtehenden Bauern lettiſcher Abkunft in ganz Kurland unter dem Namen der Ruriſchen Rönige bekannt. Noch jeßt ſind ſie im Beſit jeltener und großer Vorrechte, die faſt den Privilegien des Adels gleich:
ſie ſeit undenklichen Zeiten und für immer unbeſchränkte Erbherren des Grund und Bodens find , auf dem ſie ſich angeſiedelt þaben. Derſelbe geht idon ſeit langem erb lich vom Vater auf den Sohn über, ſamt dem Wohn bauſe und allem übrigen , was darauf iſt, wozu es des Konſenſes des (Grundherrn nicht bedurfte. In ihrer Bjarr
Eines der bedeutendſten ihrer alten Vorredyte iſt, daſs
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Kleinere Mitteilunget.
firche befinden ſid riod, jeßt ihre Wappen aufgeſtellt; ſie ſtellen einen Ruriſchen König als Reiter zu Pferde bar, mit der Feder auf dem Hute , einen Degen an der Seite, ein paar Piſtolen am Sattel , einer ausgebreiteten Stand arte mit der Umſchrift: ,,Wappen der Kuriſchen Könige"
und der Jahreszahl 1664. Die einzige bei dieſer Kirche befindliche Glocke haben ihre Vorfahren derſelben unter der Bedingung geſchenkt , daß ſie und ihre Nachkommen
für immer freies Geläute von derſelben bei ihren Leiden begängniſſen haben ſollten. Seit dem Jahre 1708 haben ſie aber dieſes Vorrecht verloren und müſſen jeßt gleid) den übrigen Landgemeinden für's Geläut bezahlen. Auf dem Umfange dieſer Glocke ſieht man die Kurijden Rönige
auf der Jagd begriffen dargeſtellt, wie ſie Haſen und Wölfe verfolgen. Sie ſind in ihrer gewöhnlichen Kleidung zu Pferde, halten in der Linken ihre Hunde an der Leine und in der Redten Wurfſpieße.
Der Feſttagsſtaat der jungen Leute, wenn ſie zur Kirche oder zu einem Gelage geben, beſteht in einem blau tuchenen Ueberrode von ziemlid feinem Tudie , das ſie ſelbſt zu verfertigen pflegen. Der Rod reicht eine Hand
breit unter die Waden und wird vorn durch meſſingene
Unten am Rođe rund herum
bängt eine Menge von
Schellen , die , ſobald die Trägerin in Bewegung iſt, ein
ſoldies Geläute machen , daß man ſie , ohne ſie zu ſehen, ſchon aus der Ferne hören kann. Die Rreewingen finden ſich nod) in dem Diſtrifte
Bauske im gleidynamigen Rirdſpiele zu Hauje. Zbre Sprache ſtammt von derjenigen der alten Liven abl und man hält ſie mit dieſen von gleicher Nationalabſtammung. Wie ſie aber nad Kurland geraten oder aud) bier, getrennt von ihrem Volfe, mitten unter den Letten zurückgeblieben
ſein mögen , darüber ſdweigt die Geſchidyte. Zhre Lebens weiſe, ihr ſittlicher Charakter ſtimmen mit den übrigen Nationalen Kurlands , den Letten , ganz überein ; nur mödyten ſie ſich durdy größeren Hang zum Cynismus von ,
den letteren , freilich nidit ſehr zu ihrem Vorteil , unter:
ſcheiden. Die Kleidung iſt ſonſt aud die gleiche der Letten , nur daß ſie den Halskragen des Hemdes mit far biger Wolle geſtickt tragen. Die Tracht der Frauen iſt ein loſes Gewand von blauem Tud, mit Korallen bejeßt, über eine
Schulter gelegt. Ihr Kopfpuß beſteht aus einem Schleier, von klarem Zeuge angefertigt, mit Borten beſett , welder mit einer großen ſilbernen Nadel an den Haaren befeſtigt
Knöpfe zuſammengehalten . Die älteren Männer tragen
iſt.
ihn von grobem grauen Tuche; damit er feſter and ließt,
der Weiſe der Letten einen Kranz.
Die Mädchen tragen den Kopf unbedeckt oder nad
Dr. A. Berghaus.
umſpannen ſie ihn mitten am Leibe mit einem breiten gelbledernen Gürtel , vermittelſt einer großen mejſingenen Spanne. Dieſer breite Gürtel iſt das weſentlichſte Unter
ſcheidungszeichen in ihrer Kleidung von der des übrigen Landvolkes.
Als gewöhnliche Kopfbedeckung tragen ſie
einen unaufgekrämpten Hut; von einem Halstudy wiſſen ſie nichts, ebenſowenig von eigentlichen Strümpfen und Stiefeln ; ſtatt der erſteren haben ſie Soden , ſtatt der lepteren Baſteln, d. 6. Sandalen. Die Frauenzimmer um büllen ſich den Kopf mit ſehr feingewebten Tüdern , die oft ſo dicht um das Geſicht gezogen ſind, daß man bei mancher nur die Augen und die Naſe ſieht. Dabei tragen jie kurze Mieder, die nidyt länger als eine Spanne unter die Bruſt reichen, größtenteils von rötlichem Tuche. Hier
über haben ſie einen aus vielen kleinen meſſingenen Glie dern zuſammengeſeßten Gürtel, an dem bei verbeirateten Frauen auf der einen Seite in einer Bucht die Schlüſſel der Haushaltung hängen . Ihr Oberkleid beſteht zu jeder Jahreszeit
in einem ſchwarzen Ueberrock oder vielmehr
Kittel, den ſie ſelbſt verfertigen und färben. Die Wohl babenden hängen über ihn gemeiniglich noch eine feine weiße Schürze ; alle haben gleidh den Männern Baſteln an den Füßen . Ueber dem Oberkleid tragen ſie noch ein großes Umſdylagetudy; wenn die reicheren Frauen in ihrem
Kleinere Mitteilungen . Ueber die Begriffe Raſſe und Nationalität".
Herr Léon Rosny , deſſen Wert über die Bevölferung der Donaufürſtentümer bald erſcheinen wird, ſagt über die Nationali. .
tät der Rumänen : Dieſelbe unterſtüßt einen Gedanken , den
ich mir bor ungefähr 20 Jahren gebildet und den auch Herr E. Renan adoptiert hat , nämlich, daß Entſtehung und Beſtand einer Nationalität hauptſächlich auf einer Frage des Gefühle be. ruhen. Man fönnte verſchiedene Elernente anführen, welche zur
Bildung der wirklichen Nationalität der Rumänien beigetragen haben , aber die Verſchmelzung hat in möglichſt vollfländiger Weiſe unter der øerrſchaft des Gedankens ſtattgefunden, daß die Bewohner der Moldau und Walachei die Römer des Orients ſeien, welche von einer Vermiſchung der alten Dazier mit den Soldaten des Trajan abſtammen . Dieſe wirkliche oder vermutete
Abſtammung hat ein Volt hervorgebracht, welches die Miſſion auf ſich genommen hat , im öſtlichen Europa die Jutereſſen der lateiniſchen Raſſe zu ſchüßen.
Man findet dort überall Erinne
rungen an die römiſchen Altertümer ſelbſt in den Vollstänzen, 3. B. dem Kaluſar, welcher den Raub der Sabinerinnen vorſtellen
fou u .dgl. Er ſagtweiter über die Tataren der Dobrudicha : Man findet unter ihnen ſehr verſchiedene Typen , vom rein euro
größten Staate ſind , werfen ſie ſich nod Shawls um ,
gewöhnlich aus weißwollenem Zeuge mit bunten Borten bejeßt. Die Ilmſdlagetücher haben ſie auf der Bruſt mit ſilbernen Breeben (Agraffen ) von verídyiedenartiger Größe befeſtigt. In dieſen Breeßen beſteht ihre größte Pradit; mande von ihnen haben mehr als 120 Mart an Wert.
1 Der nod) bis heute in cinigen Dörfern an der Minding des Šalis am @ trandé des Riga'ſchen Meerbuſens erhaltene fleine Reſt der Liven gehörte wahrſcheinlich dem þauptſtammvolfe, den Eſten , an , welche die älteſten Bewohner Eſt- und livlands ſind . Echou in friiberen Jahrhundertelt wurden ſie durch die aus
Preußen über Nurland eingewanderten Letten von den Haupt wohnſitzen ihres Stammvolfes getrennt und endlich in ihren heu
tigen bejdränkten Diſtritt zurückgedrängt.
Kleinere Mitteilungen.
päiſchen bis zum ſtarf ausgejprochenen mongoliſchen Typus. Er fommt wieder auf ſeinen wiederholt ausgeſprod; enen Gedanken
zurück, demzufolge die charafteriſtiſchen Züge, welche man fiir dic entſcheidendſten gehalten hat, um die Verwandtſchaft zivijdhen den verſchiedenen Gruppen des Menſchengeſchlechts feſtzuſtellen , in !
Wirklichkeit bewegliche und veränderlidie Züge ſind. Die joma: tologiſchen Kennzeichen fönnen nur dienen , um zwei oder drei große Abteilungen unter den Menſchen zu begründen und dod)
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2 Farbenblinde (oder 0,12 Proz.). Da unter den Weißen in den Vereinigten Staaten der Prozentſatz der Farben blindheit ( bei etwa 40,000 Prüfungen ) ſich auf 3 Proz. bei Männern und auf 0,26 Proz. bei Frauen ſtellt, ſo jdeinen die
Neger im Verhältnis dieſem Gebreche! weniger ausgeſett zu zu jein. Sämtliche Prüfungen wurden genau nach der Holmgren . dien Methode ausgeführt.
-
Das Reſultat einer Unterſuchung
des Farbenſinnes der eingebornen Hawaier wurde bereits
wird der Wert einer ſolden Einteilung immer nod ) Einwürfen bloßgeſtellt ſein. Der Spracycharakter , auf welchen man lange Zeit die ethnographiſche Klaſſifitation begründen wollte, iſt ebens falls ſehr hinjällig. Ein Volt verändert ſeinen Wortſdag , ver : ändert jelbſt ſeine Grainmatik, was man auch gegen dieſe Bis
mitgeteilt. („ Ausland“ 1882, Nr. 17, S. 337. )
hauptung einwerfen mag , verzichtet ſelbſt auf ſeine Spradhe und
gebungen, in welchen ſie ſid) gebildet haben . Profeſſor Halevy veri tritt ebenfalls die Theorie des Herrn Rosny und glaubt, daß die
H. Barth und Nachtigal haben bei den Tiiaregs und Tebus Abbildungen von Tieren eingeritzt in Felſenwände gefunden ; da es meiſt Haustiere waren, ſo hatte die Sache nichts beſonders auffallendes , wie aus der flaren und einfachen Darſtellung in Nachtigals , Sahara und Sudan " ( Band I. S. 307) zu erſehen iſt. Dagegen wurden in einem Engpaß bei der Daje Moghar ( Siidoran) Zeichnungen nicht nur von Löwen und Straußen,
Nationen ihre Sprache, ihre natürlidie Anlage, ihren niatiirlidhen
ſondern auch von Elefanten entdedt, die ja dem Wilſtenbewohner
und fittlichen Charakter je nach der Ilmgebung, in der ſie leben , und nach ihren Einrichtungen ändern fönneit . Die Afrifancr 2. B. verändern faſt von dem Augenblid an, wo ſie den Jólam be . kennen , auch ihre Sprache. Das Wort „ Najje " jollte überhaupt
ſicher ſchon zur römiſchen Zeit vollkommen unbefannt maren . Es warf ſich von ſelbſt die Frage auf: Zu welcher Zeit gab es in der Sahara Elefanten und zu welchem Volt gehörten die Ver
in der Ethnographie nicht mehr gebraucht werden . Als ich während
auffindung der rätſelhaften Abbildungen und Inſchriften ſelbſt.
des Krieges zwiſchen England und dem König Theodorus in Abeſſinien war, ſagt Herr Halevy, war es vollſtändig unmöglich,
Ein Major foch , ſeinerzeit in der franzöſiſchen Fremdenlegion , beanſprucht das Vorrecht, bei Gelegenheit einer Erpedition unter
einen Hindu im engliſchen Dienſt , wenn er entfleidet war , von einem eingebornen Abeſſinier zu unterſcheiden. Theophraſing war
zeichnet zu haben ; ſie ſeien mit Sauberkeit und einer bemerkens,
F. Birgham .
Feljeninſdriften in Nordweſtafrifa.
1
nimmt eine andere an , die marchmal einen ganz verſchiedenen (Keiſt beſigt. Die Gruppent des Menſchengeſchlechtes ſind im
ganzen das Ergebnis der hiſtoriſchen Wandlungen in den ver: ſchiedenen Phaſen ihrer Friſtenz und des Einfluſjes dir llin
ſchon über dieſe auffallende Aehnlichkeit betroffen und dishalb
nannte er Indien und Afrika mit dem gleichen Namen Aethiopien. Farbenſiun und Farbenblindheit bei den Naturvölfern . Ueber die noch nicht endgültig entſchiedene Frage , ob die Wahrnehmung der Farben bei allen Völfern eine gleid;artig ge meinſame oder verſchiedene ſei, liegen wieder einige Zeugniſſe aus neueſter Zeit vor. Dr. C. Keller hat während eines Aufenthalıs in Suakin am Roten Meere unter den nubiſchen Küſt e 11
ſtämmen zahlreiche Unterſuchungen vorgenommen , deren Reſultat
ihn überraſchte. Der Küſtennubier (Sawafineſe) unterſcheidet alle Farben des Spektrums mit Leichtigkeit und in ſeiner Spradie Rot, hat er für dieſelben folgende Bezeichnungen : adarob curcumija = Orange , sotai = Grün , samanibe = Blan , ader marceb = Violett , hadel = Schwarz, crab = Weiß. Dagegen iſt der Farbenſinn bei den Bergſtämme ni nid)t ſo gut entwidelt. Gut unterſcheiden ſie Weiß , Schwarz, kot und Grün. Orange fennen die meiſteni; dagegen wird Blau nicht erkannt und faſt ſtets mit Schwarz verwechſelt. Violett dagegen wird ziemlich gut unterſchieden. Demnach ſcheint es faſt, als ob die Kiiſtennubier bereits ihren Farbenſinn im Verkehr mit andern Völfern erweitert Ueber die Sehkraft der Kaffern ſchreibt Dr. Schwarz haben .
.
fertiger dieſer Zeichnungen ? Zuerſt aber einige Worte über die
General Cavaignac 1847 die Tierbilder entdeckt und ſie abges werten Geſchidlichkeit ausgefiihrt geweſen ; man hätte glauben fönnen, ſie wären zu einer Zeit in den Feljen eingraviert wor den, da die Oberfläche des Sandſteins noch weich geweſen. Major Kochs Zeichnungen ſcheinen wenig beachtet worden zu ſein , die
des Militärarztes Jacquot und des sonſervators am Muſeum in Algier Mac Carthy gingen zu Grunde, ſo daß die auf Ver Anlaſſung des General Colonien im vorigen Jahre verfer tigten Kopien als die neuſten und einzigen exiſtieren. Ein Mit glied der Geograph. Geſellſchaft in Oran ſah die Felſenbilder im vergangenen Herbſt und bemerkt iiber ſie: „ Sie ſeien ganz roh ausgeführt; einige laſjen erfennen , was ſie bedeuten ſollen , andere ſtellen nur ein Wirrwarr von linien dar , aus welchem
die Intention des Künſtlers ſchwer zu erraten ." ( Bullet. der Geogr. Gej. in Oran. 1882, Nr. 11 , S. 79 ). Verneau , von !
dem naturgeſchichtlichen Muſeum in Paris , ſammelte auf einer
wiſſenſchaftlichen Reiſe 28 Inſchriften , welche er in den Felſen der Kanariſchen Inſeln Ferro und Groß-Kanaria ein graviert ge funden und welche eine auffallende Uebereinſtimmung mit den auch in Südalgerien entdecten Schriftzeichen befunden . Ueber die Zeichnungen ſpricht ſich Duveyrier wie folgt aus :
„ Sie haben alle eine gewiſſe Familienähnlichkeit; merkwür digerweije find die Tiergattungen , welche ſie darſtellen, ſchon ſeit
lange aus der Fauna jener Gegenden verſchwunden. Deshalb
bach in Graaf-Reynet an die Geographiſche Gejellſchaft in Wien : „Ich habe gegen 600 Eingeborne in bezug auf Sehſdhärfe unter
muß man das Alter dieſer Bilder auf 1000–2000 Jahre ſchätzen .
ſucht und gefunden, daß ſie eine anderthalbmal ſtärkere Sehkraft beſiyen ., als wir Europäer . Nicht ein Fall von Farben
Araber können es nicht geweſen ſein und wahrſcheinlich aud)
blindheit iſt mir vorgefoin men ; im Gegenteil: die botten .
welche zur Zeit der römiſchen Herrſchaft die Sahara bewohnten
totten haben 32 verſchiedene Bezeichnungen für die Farben .“ Unter den Negern in Nordamerika hat Dr. Swan M. Burnett in Waſhington unlängſt Ermittlungen über die Berbreitung der Farbenblindheit ausgefiihrt. Er prüfte im ganzen 3050 Neger finder im Alter von 6 bis 18 Jahren in den öffentlichen Schulen
und zwar , der Verſchiedenheit der Zeichnungen entſprechend zweierlei Raſſen angehörend, einer weſtlichen und einer öſtlichen . Die Zeichnungen in der Weſtſahara, in denen der Elefant dominiert , ſtammen von den Azernegern (?) , welche gegenwärtig nördlich vom Senegal wohnen ; dieſes Volt beſigt jetzt noch eine ſolche Mannigfaltigkeit des Ausdruds für Elefant , obwohl es außer halb ſeines Berbreitungsbezirts lebt , daß es notwendigerweiſe
des Diſtrikts Kolumbia. Hierbei fand er unter 1359 Snaben
22 Farbenblinde (alſo 1,6 Proz.) und unter 1691 Mädchen nur
Zu weldiem Volt aber gehörten die Verfertiger dieſer Bildniſſe ? nicht Berber ; man muß annehmen, daß es Neger geweſen ſind ,
1
98
Kleinere Mitteilungen .
in uralter Zeit ſchr vertraut mit ihm geweſen ſeini 11B ( !) .
Auf den Felſenwänden der öſtlichen und ſüdlichen Sahara Al geriens zeigt ſid) häufig die Darſtellung des Kindes ; das ſind
die lleberreſte garamantijcher Kultur, wie ſie ſich aud) bei den Tebus und Sanuris offenbart. “ Dr. Hamy, Direktor des ethnographiſchen Muſeums in Paris, knüpft an die Inſchrij ten der fanariſchen Inſeln folgende Bemerkungen : „ Sie ſcheiden ſich in zweierlei Arten ; die eine, mittels eines ſpitzen Steines und durck) Schlagen hervorgebradit, hat feine beſtimmte Form ; die andre , in den Feljen funſtgerecht eingraviert, beſitt den Charakter wirklicher Inſchrift, ähnlich jener berühmten von Tugga und beſteht aus libyſchen Buchſtaben . Dieſe Inſchriſten !
Quadratkilometer Oberfläche iſt von mehreren Inſeln , deren größte und bergigſte Nolia -San ba heißt, umgeben . Noſſi - Bé beſteht z !1m1 Teil aus vulkaniſchem Geſtein , zum Teil aus Granit ; es erreid) t im findlichen Teil cine Höhe von 600 m . Die Bevölfes
rung beſteht größtenteils aus Sakalaven ; die Zahl der Beamten, Anſiedler und Kreolen beträgt faum 900. Der Sitz der Regierung befindet ſich in Helville. Der Handel dieſer Inſeln hat feine Abgaben zu bezahlen und bewertet etwa 21/2 Millionen Frank. Die Poſtverbinding findet über die Inſel Mahé (Seſchellen) ſtatt,
wenn die Schiffe der englijchen Gejellſdiaft dort landen können ; vou Juni bis Auguſt, wo dies der Winde wegen nicht möglich iſt, geht ſie über Réunion , aber nur einmal in drei Monaten , 1
fonſtatieren die Eriſtenz eine regelmäßigen Zuſammenhanges
während über Mahé alle fechs Wochen Poſtverbindung ſtattfindet.
zwiſchen einzelnen der fanariſchen Inſeln und dem libyſdhen Feſt
Jährlich fallen beinahe drei Meter Regen.
land zu einer Epoche, welche der Zerſtörung Karthagos vorher: ging; denn die lettern entſpredien der lybiſch puniſchen Periode.“ Hamy faßt ſodann ſämtliche Inſchriften und Bilderfunde des
nordweſtlichen Afrika in eine Schlußbetrachtung zuſammen : „ Man muß hier ſechs Gruppen unterſcheiden : erſtens die Bilder längſt entſchwundener Tiere ; zu dieſen liefern die fanariſchen Inſeln keinen Beitrag ; zweitens die libyſchen Inſchriften ; drittens die,
von General Faidherbe ſo ridhtig bezeid neten , numidiſchen, welche in die römiſche Zeit fallen ; viertens die ſogenannten „ Felſenin ſchriften" (rupestres), in vieler Beziehung analog denjenigen der heutigen Tuareg ; endlich fünftens und ſechſtens die modernen der Arabar und Tuareg. " Wollte man aus dieſen Erflärungen der fürzlich erſt 311 ſammengeſtellten und verglichenen Jujdriften und Bilder ſofort Sdiliiſſe auf eine prähiſtoriſche Zeit ziehen, ſo wäre dies gewiß ſehr verfrüht; ſidher iſt nur, daß in dein ethnographijden Mu
Der engliſche Handel mit den Kolonien. A18 den Berichten der Zolläniter ergibt ſich, daß im Jahre 1881 der Wert der Einfuhr von fremden und Kolonialwaren
14 Millionen Pfd. St. geringer als im vorhergehenden Jahre war . An dieſer Abnahme ſind die engliſchen Beſitzungen nur mit 980,000 bid. St. beteiligt , woraus ſid ) ſchließin läßt , daß der Handel der Kolonien trop der ungünſtigen Verhältniſſe ziemlich jeſt blieb .
Am größten war die Abnahme für Sanada , welches
für 4-500,000 pfd. St. weniger Getreide und für 600,000 Pid. St. Die Ausjuhr betrug im ganzen weniger Holz ausführte. 234 Millionen øfd. St. !, wovon etwa 79 Millionen nad den engliſchen Beſitzungen gingen. Dies war über 4 Millionen Pid. St. oder etwa 51/2 % mehr als im Jahre 1880. In den 10 Jahren ſeit 1872 iſt der Anteil, welchen die Kolonien an dem totalen
jeum in Paris gegenwärtig eine höchſt intereſſante Sammlung
Vetrage der engliſchen A113juhr haben, von 23,6 % auf 33,9 %
von Denkmälern ſich befindet, die , mit der Zeit vervollſtändigt, geographijchen und ethnographiſchen Verhältniſſe der nordweſt
geſtiegen und die Ausfuhr nach fremden Ländern hat in dem ſelben Verhältnis abgenommen. Der engliſche Handel mit den Kolonien hat in dieſem Jahre einen höheren Betrag als je zuvor
lidert Sahara geben dürften .
erreicht, ſo daß mit oder ohne Freihandel die Bande des Handels
bei obiettivem , ſfrupulöſen Studium Aufſchlüſſe iiber die früheren
Die franzöſiſchen Kolonien in der Nähe von Madagaskar. Frankreich beſigt vor ſeinen alten Niederlaſſungen auf Mada. gaskar nur noch die Jujel Šte. Marie, welche auf der Nordoſt ſeite liegt. Ihre länge beträgt 48 km , die Breite 11 km . Die Bevölkerungsziffer iſt 6500. Das Klima iſt für Europäer ſehr ungeſund, ſo daß ſie ſich nur ſelten dort niederlaſſen , weshalb auch der Handel unbedeutend iſt. Er beſteht nur durch die Kiſten fahrt nad) den benachbarten Inſeln ; wertvoll iſt dieſe Beſitung wegen ihres guten Hafenê (Port St. Louis oder Port Ste. Marie), welcher den Schiffern eine ſichere Zufluchtsſtätte vor den heftigen Stürmen dieſes Meeres bietet. Zwiſchen der Kiiſte Afrikas und Madagaskar, im Norden des Mozambik-Kanals , befinden ſich die Komoro- Inſeln , deren ſüdlichſte, Mayoita , jeit 1941 Frauf reich gehört , auf der andern Seite, in der Nähe von Madagaskar,
liegt eine Inſelgruppe, welche Fraufreich gehört , und deren be deutendſte Noiſi- B é iſt. Das Ganze hat eine Oberfläche von
etwa 300 Quadratkilometer und eine Bevölkerung von 30,000 Einwohnern . Mayotta mit 11,000 Einwohnern iſt eine vulkaniſche
Injel, deren höchſte Gipfel gegen 600 m erreichen ; ſie iſt ſarf
zwiſchen den Kolonien und dem Mutterlande ohne Frage fefter werden. Obrohl die Totalausfuhr ſeit 1872 um 8,7 % , die Ausfuhr nach fremden Ländern um 21 % abgenominen hat , iſt die Ausfuhr rad, den Kolonien um 31 % geſtiegen ; am meiſtent niachte ſich dieſe Zunahme in bezug auf Südafrika , Nordamerika
und Auſtralien bemerkbar, bei den andern Kolonien zeigt ſich ein fleiner Nückgang. Die Zunahme nach dem Kap betrug 18,100 ; da jedoch der Handel mit Natal ſehr zuriidgegangen iſt, jo bez 1
trug für Südafrika die Zunahme im ganzen 6,700, für Nord amerifa 9,1 090. Die Ausjuhr nach Auſtralien erhöhte ſich von 16,930,935 Pfd . St, auf 21,377,931 Pid . St. oder um 26 00, and
erreichte ſo eine vorher nie gekannte Höhe. Uebrigens muß be merft werden, daß vieie Preiſe friiher höher waren, als im letzten Jahre, jo daß die Zunahme der Ausfuhr größer iſt, als die Ver. gleichung des Wertes allein anzeigt. Südauſtralien iſt die ein
zige Kolonie, welche an dem Fortſchritt feinen Teil nimmt. Die Reihenfolge der Kolonien iſt: Queensland, Neu Südwales, Nen Seeland, Viftoria , Tasmania und Weſtauſtralien . Die Zunahme der Ausfuhr nach Auſtralien fand hauptſächlich bei Eiſen- und Stahlwaren , Blei, Stüdgütern (17 Millionen Ellen ), Leinwand (3 Millionen Ellen) und Teppichen ſtatt. England erhielt von !
bewaldet , fruchtbar und beinahe ganz mit Korallenriffen um
Auſtralien 4,470,000 Pid . St. Gold und führte dorthin keines aus,
geben ; vor ihr liegen vier kleine Inſeln : Pamaadzi , Dzaudzi, Buri und Zamburu. Sowohl Mayotta als dieſe Inſeln haben
Silber 59,000 Pfd. St. gegen 98,000 Pid. St. Ausfuhr. Nach und
ausgezeichnete Anferpläge. Die Bevölkerung, zum Teil arabiſch, zum Teil jakalaviſch , beläuft ſich auf 11,000 Seelen , worunter etwa hundert Europäer, denen es nicht leicht fäüt, ſich zu affli matiſieren . Zuckerrohr, ein wenig Kaffee, Vanille und Reis ſind neben den einheimiſchen Bananen und Kokospalmen die Haupt erzeugniſſe des Landes. Nioſſi- Pé mit 10,000 Einwohnern und 195
von Indien : Gold 26,000 Pid . St. und 987,000 Bfd. St. , Silber 124,000 pd. St. und 3,391,000 Pid . St. Nad ) und von Süd ajrifa : Gold 38,000 Pfd. St. und 540,000 Pid . St.
Notizen .
Notizen. Chronit dec deutſchen Jutereſſen im Ausland , der Kolonial und Auswanderungs- Fragen .
99
kurzer Zeit um 5 sh per Tag verdungen. Uebrigens brachten die Leute etwas Geld unit, 36-40 der verheirateten und under: heirateten Leute zeigten dem aufſichtführenden Beamten Anwei: fungen von £ 5 bis £ 40.
Weſta uſtralien uußbare Ländereien , deren Ausdehnung
Aus Brisbane wird gemeldet, daß in Townsville und Coof,
freilich ſehr beſchränft iſt, ſcheinen endlich die Landſpekulation und damit jedenfalls auch die Auswanderung in größerem Maße an zuziehen , als bisher. Nachdem der Herzog von Mancheſter den
town für die Trennung von Northern Queensland und
Anfang mit 200,000 Ader am Fitroyfluß gemacht hat , haben ſich in Sydnen zwei Geſellſchaften gebildet, die ebenfalls im nörd lichen Weſtauſtralien in derſelben Gegend 3 Millionen Ader ge .
Bildung einer beſonderen Kolonie agitiert wird. Roloniſation in Madagasfar. . La Caze gibt in feinem jüngſt erſchienenen Werte „ Souvenirs de Madagascar:
Voyage , Histoire , Population , Moeurs , Institutions “ ( Paris 1882 ) eine lehrreiche lieberſicht der franzöſiſchen Koloniſations.
fauft haben . verſuche, an deren Schluß er folgendes Fazit von algenieinerem
In Neuſeeland wird die Ausbreitung der Weißen dem
Intereſſe zieht : Die beſte Art, ſich in Madagas far feſtzuſetzen, be
nädiſt einen großen Anſtoß erhalten durch die Erſchließung der bisher von den Maori hartnädig dem Landkauf verjdhloſſenen Candidaft Waitato, wo Millionen fruchtbaren Landes der Weißen Arbeit harren. Der König und ſeine Berater haben nämlich
ſteht darin, daß man die Madagaſſen ſich nicht durch Drohungen
endlich der Jurisdiftion des „ land Court " von Waitara fich
unterworfen, der ſchon früher ihre ausſchließliche Verfügung über dieſe landſchaft angefochten hat und ſollen zu einem Kompromiß
mit Beſitznahme entfremdet. Man jollte ſie eher an ſich herankommen laſſen, ſtatt ſie zu viel zu umwerben und ſie wer den , angezogen durch die Luſt zu Gewinn und Wohlſtand und durch das Bedürfnis nach Abſat ihrer Erzeugniſſe , ſchon von jelbſt fommen . Man muß ſie nicht Waffen , ſondern Waren jehen laſſen , die bei ihnen Wiinſde wadyrufen und man muß
mit der Kolonialregierung geneigt ſein . Die „ Maorilandfrage ". Wie es ſcheint, wird es in den
ihnen die Idee einzupflanzen ſuchen , daß es bloß die Erzeugniſſe
engliſchen Kolonien Gewohnheit, Deputationen nach England zu ſchiden, um dort bei der Königin und dem Publifum gegen Be
vielleicht einmal die Zeit fomnien, wo ſie mit ihren land aud)
idlüſſe zu proteſtieren , welche die geſežlichen Autoritäten in
glaube nicht, ſagt diejer Beurteiler an einer andern Stelle, daß
allerlei Angelegenheiten gefaßt haben . Neulich befanden ſich Abgeordnete fanadiſcher Indianer, eine Geſellſchaft hervorragender Häuptlinge aus Neuſeeland und endlich der Erfönig des Zulu landes gleichzeitig in England und alle hauptſächlich im Klagen über die Behandlung , welche ſie in Landfragert erlitten hatten, vorzubringen. In dem Falle Retſchewayos war allerdings dic
die Madagaſſen zu den Völkern gehören, welche hohe Stufen in den Sünſten, Wiſſenſdajiell, der Moral, der allgemeinen Kultur zu erreichen beſtimmt ſind. Aber es wäre ſchon viel gewonnen ,
Landfrage mit der Frage über ſeine Souveränität eng ver:
ſchmolzen , während in den andern Fällen nur die Eigentums frage in bezug auf eine gewiſſe beſchränkte Oberfläche angeregt wurde. Die Maorihäuptlinge ſind jetzt gefommen , um gegen den Angriff, welcher auf den vor 42 Jahren mit ihren Vor
ihres Bodens ſind , um welche man ſie beneidet. Dann mag ihre Geiſter der europäiſchen Kultur öffnen werden ... „ Jd
wenn ſie unſern Ackerbaii , injre Juduſtrie das reide weite land ausbeuten ließen das ſie beſigen und wenn ſie ſich ohne Zaudern an der geiſtigen und wirtſchaftlichen Bewegung beteiligen wollten , die heute die ganze Welt durchzieht. " Norwegiſche A uswanderung nady Natal. Am 22. Juli ſegelte der Dampfer „ lapland “ mit 229 norwegiſchen Auswanderern von Dartmouth ab . Ihre Beſtimmung war Natal, tvo
ſie eine neue Niederlaſſung, Marburg genannt, vier Meiten von
gängern abgeſchloſſenen Vertrag gemad)t wurde, zii proteſtieren.
Port Shepſtone an der Mündung des Ugumkulu gründen ſollen ,
Sie kommen unter denſelben Auſpizien, wie der unglüdliche Mo narch der Zı: lus und ſchon wird England von einem weiteren Beſuche bedroht , nämlich von Te Whiti , der ebenſo wie Ketſche
Jede der fünfzig Familien , weldie zu derſelben gehört , erhält
wayo ſich über die ihm angethane ungerechte Behandlung be flagt und behauptet, daß die Kolonialbehörden und nicht er jelbſt die Veranlaſſung zum Ariege gegeben haben. Der Vertrag vom Jahre 1840, welcher den Grund zu Beſchwerden gegen die Ne
haben ſie nichts zu bezahlen , dann zehn Jahre lang 75 Pfennig jährlich per Acre, wodurch das Land freies Eigentum wird. Die Regierung von Natal hat auf dem für jede Familie beſtimmten Grundſtiiď vorläufig zwei Baraden errichten und einen Teil des landes mit ſiißen Kartoffeln bepflanzen laſſen . Der Auswar
gierung von Neuſeeland gibt, ſollte die Maoris gegen die Ueber griffe der Europäer ſchüßen, übertrug aber auch die ſouveränen
.
100 Acres Land, während 2000 Acres Weideland für gemein .
ſchaftlichen Gebrauch beſtimmt find. In den erſten zwei Jahren
derern wurde freie Paſſage gewährt und für ihre Bequemlichkeit
Rechte an die Krone England und leitete ſo zu vieler Verwirrung
jede mögliche Sorge getroffen ; ſie gehören alle der lutheriſchen
in betreff des Landbeſites. Einwanderung in Neu -Süd -Wales. Mit dem Schiff „ Samuel Plimſoll " famen 405 Einwarderer an , wovon 64 ver
Kirche an und ein Geiſtlicher ihres Bekenntniſſes begleitet ſie. Ade haben ſich zu gegenſeitiger Hilfsleiſtung verpflichtet. Außer
heiratete Baare , 115 unverheiratete Männer, 58 unverheiratete
Gelde mit.
Frauen und 124 Kinder unter zwölf Jahren . Eine große Zahl
Damen und einige Herren waren bei Ankunft des Sdriffes an
Aus Quebed wird beriditet, daß in dem am 1. Januar abge . laufenen Jahr ſich 6609 Einwanderer in der Provinz niederges
weſend , um Leute für ihren Dienſt anzuwerben. Die unver
laſſen haben .
heirateten Frauen gingen größtenteils zu befreundeten Familien, nur vier blieben übrig , um die ſich 103 Damen bewarbeit.
Hlebrigens waren auch die Dienſte der andern ſehr geſucht. Die
Männer fanden Verwendung als Gärtner , Melfer, Handwer . ter 11. 1. i.
Die angebotenen Löhne waren genügend: drei
Mann wieſen ſchließlich £ 40 per Jahr loha (800 Marl) bei Unterhalt und Wohnung zurück ; im allgenreinen wurden £ 30 bis £ 40 mit Koſt und Wohnung an unverheiratete Leute und £ 72 mit Koſt und Wohnung für ein verheiratetes Paar durch.
ſønittlich per Jahr bewilligt. Handwerksleute hatten ſid) in
ihrem Gepäť nehmen die Auswanderer £ 2500-2700 in barem
Manitoba und der Nordweſten
entwickeln ſich ſehr
ſchnell ; in einem Jahr iſt die Bevölkerung von Winnipeg von 10,000 auf 25,000 Seelen geſtiegen und haben die in demſelben Jahre unternommenen Baute : $ 3,000,000 erfordert. Das Ger leije des Kanada Pacific iſt jeyt bis Penjeſtation , 16 Meilen über Regina hinaus, gelegt. Die Strede zwiſchen Rat Portage und Thunderbai wird bald eröffnet werden .
Bei den Verhandlungen über das Budget der niederläni dijden Kolonie Surinam haben die folonialen Staaten ſid)
Litteratur.
100
betlagt, daß die Regierung idon ſeit mehreren Jahren die Sub. ſidien verweigert habe, welche io notwendig ſind , um Staatsz11
ſchiiſſe durch die Erhöhug der Wohlfahrt, Ausbreitung der Kom munikationsmittel, Entwidelung der großen Aderbauunterneh . mungen auf die Dauer entbehrlich zu machen. Die Regies
rung meinte jedoch, daß Blüthe und Wohlſtand der Kolonie auch unabhängig von der Subſidie 311 erreichen ſeien . Der IInter: ichied in der Auffaſjung liege nur darin , daß die Staaten mit
cinemmal in den Beſitz der erſehnten Verbeſſerungen zu fom men wünſchten , während die Regierung dieſelben mir in dem Maße cinzufiihren beabſichtige, als die Kolonie ſelbſt die Mittel dazu befäße und durch das Eingehen der Subſidie finanziell vom
Mutterlande unabhängig geworden ſei. In Ausſicht genommen ſind namentlich eine telegraphiſche Verbindung mit den benach : barten Kolonien, init Nordamerifa und Europa und Ausbreitung
Anzeigen. Illuſtrierter Führer durch die ungariſchen Oſttarpathen,
Galizien , Bukowina und Rumänien. Herausgegeben von Ales pander F. Hefjch und Wladimir Nowſzewicz. Mit 50 JUuſtra Wien . Peſt. Leipzig.
tionen und 6 Karten .
A. Hartlebens
Verlag. 1882. XVI, 248 S. Der zweite der beiden Herren Ver faſjer, t. f. Poſt- und Telegraphenamtsleiter, hat Galizien , der críte, befannt durch einige ſehr brauchbare Führer (Ungarn und ſeine Nebenländer, Karpathen und die Tatra, Donauführer), den Reſt des Gebietes bearbeitet , für deſſen größten Theil es bis heute an einem guten Reiſehandbuch fehlte. Wir haben einige Abſchnitte an eignen Erfahrungen prüfen fönnen und glauben dem nach „ Halbaſien “ reiſenden Publikum vorliegendes Buch em . pfehlen zu fönnen . La France. Hiſtoriſche und geographiſche Charakterbilder für die franzöſiſche Lektüre an höheren Lehranſtalten. Ausgen
des Voltsunterrichts.
wählt und mit Anmerkungen verſehen von Dr. F. I. Wershoven. Der Vorſchlag iſt gemacht worden , die Präſidentſchaften
St. Kitts und Nevis unter einer exekutiven Regierung mit einem geſetzgebenden Nörper zu vereinigen. Britiſch -Kolumbia empfing in den letten Monaten
eine unverhältnismäßige Menge chineſiſcher Einwanderer , indem Schiffe, mit ihnen beladen , welche nicht in San Francisco, Portland u . 1. f. einlaufen durften , ihre „ Ware“ hier abjeyten.
Köthen . Berlag von Otto Schulze. 1882. S. 89. Die 16 Muſter ſtüde franzöſiſdier Landes- und Volfsſchilderung von Michelet, Martin , Taine, Reclus u . a. ſind vortrefflich gewählt und wer: den ihren Zwed erreichen, mit der Kenntnis der franzöſiſchen Sprache, gleichzeitig aud) die des Landes und Voltes zu vermit.
teln. Und freut es, daß auch auf dieſem Wege die Geographie zu ihrem Rechte kommt.
Man berichtet denn bereits von Mißbehagen in der weißen Be .
Kurte von Zentrala merita und Weſtindien . Ents
völkerung wegen der ſtarfen Landkäufe der Chinejen, ihrer billigen
worfen und gezeichnet von Dr. Joſeph Chavanne. Maßſtab
Arbeit, der Gründung einer großen chineſiſchen Schuhfabrif. Sicherlich werden wir auch von dieſer Seite ſchon bald über Ausbrüche des „ Antichineſe Feeling “ hören. Chineſiſche Agentent faufen Kronländereien in Bri
1 : 6,500,000. In mehrfachem Farbendrud ausgeführt. Wien. Peſt, Leipzig. A. Hartlebens Verlag. 1882. In unſeren Atlanten
pflegen Mittelamerika und Weſtindien in einer Weiſe vernach: läſſigt zu werden , welche angeſichts der großen Bedeutung der
tiſch-folumbia, in der Abſicht, zahlreiche Familien dort zur
Iſthmusregionen , Kubaš u. a. nicht gerechtfertigt iſt. Dieſe Chavanne'ſche Karte, welcher Nebenfärtchen der Fithmen von Ba
Bebauung des Landes anzuſiedeln. Dies wird mit ungünſtigen Augen angejehen . Sehr viele Chineſen , welche in den Vers
nama, Darien und Tehuantepef, ſowie des Plateaus von Ana
einigten Staaten landen wollten, ſind infolge des neuen ameri
buat in Maßſtäben von 1,300,000—500,000 beigegeben ſind, füllt daher eine Lüde aus, da die bis jetzt noch immer ge
kaniſchen Geſetes, welches ihre Landung verbietet, nad) Britiſch Kolumbia gegangen .
brauchte H. Kiepertíde Karte einigermaßen veraltet iſt.
Anzeigen un Litteratur. Plani voin Wien mit Vororten und nächſter Um gebung. Zweite Auflage.. Wien. Beſt. Leipzig. A. Hari lebens Verlag . 1882. 8 S. Tert. Neueſter und vollſtändigſter Plan von Wien und dell Vororten .
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geiſtige Leben Trieſts und der Nadibarländer. Monatshejte unter Mitwirkung bervorragender Schriftſteller und Fachmänner heraus . gegeben und redigiert von Dr. E. Schazmayer. Trieſt, Coen &
Figlio. 1882. 118 S. Dieſes Vüdlein in 120 Format bringt Aufſäge von H. Noë über die Höhlenvinder im Küſtenlande, vom Herausgeber über Trieſt als Touriſtenſtadt, über das neue Siabel Trieſt-Korfu , dan einen vollſtändigen Führer durch die Stadt und Umgebung, endlich ſogar noch ein Adreßbuch von Trieſtiner Gefdäften , die für den Fremden von Intereſſe jein
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jenden .
Juhalt : 1. Ein preußiſcher Kolonijationsverſuch in Nojtarifa . Bon Dr. H. Polatowsfy. Č . 101. der Bantii. Con Mar Buchner. II . Piydides. T. 107. 33. Der Waljijdfang in ģimmarfen .
in Cran .
2. Beiträge zur Ethnographie
. 110 .
4. Scdis Donate
Son H. Levesques. VI. Was vom Glanze Tlemcens übrig geblieben. VII. Während und nach dem Ramadal. S. 11 : 3 .
11. Die Pogge-Miſzmann'ſche Reise quer durch das jiidlide kongo Gebiet. II . Von Malandı 311m Wifenge.
Mit dem Bildnije
Wizmams.) T. 117. – 6. Seleinere Mitteilungen : 7. 119. Die fanasijde Hacificbahn. Die Verwandtſchaft der Türfen mit den Mongolen .
7. Notizen : S. 120. Amerika.
8. Horreſpondenz. S. 121 ). Pidgin Engliſch und Tidau Tſdau (Chow -Chow ).
Ein preußiſher Koloniſationsverſuch in Koſtarika. Von Dr. H. Polakowsfy . I.
In dieſer Seit , wo die Beſtrebungen nach Dronung
der deutſchen Auswanderung und Erridtung von Handels und Acerbau - Kolonien ein höciſt erfreulides Intereſſe in den weiteſten Preiſen erregen , halte id es für die Aufgabe
der (Geographen und Naturforſder, dieſe aus ſozialpolitiſdien Gründen und zur Erreidyung praktiſcher Ziele unternommenen Beſtrebungen nach allen Kräften durch die Wiſſenſdiaft zu unterſtüten und zu überwachen .
Es geſchiebt dies im heutigen Stadium der Bewegung nad meiner Anſicht in der wirkjamſten Weiſe durd aften
mäßige, ſachkundige und objektive Schilderung aller bisher von Deutſchen unternommenen Roloniſationsverſuche mit entſprechender Berückſichtigung der bisher über den reſp. ,, Fall" erſchienenen Publikationen. Nur mit einem ſolchen
Erfahrungsmateriale in der Hand iſt es möglich, bei neuen Koloniſationsverſuchen die alten Febler thunlidſt zu ver meiden .
Ich will in den folgenden Blättern die aus führliche Geſchichte ( oweit es der Raum dieſer Zeitſchrift geſtattet) eines der intereſſanteſten deutſdien Holoniſations:
offiziell in Berlin ſich für ein an fid böchſt ausjiditsvolles Unternehmen bemübte.
Die Seele und der eigentliche Urheber des Unter nehmens war ein ehemaliger preußiſcher Leutnant, Baron Aler. v. Bülow , der Zentral-Amerika aus langjährigem Aufenthalte kannte. v. Bülow war entſchieden ein talent:
voller Menſd ), trobdem ſind es doch gerade die von ibm gemachten Fehler und ſein grenzenloſer Optimismus , der die ganze Sache in kurzer Zeit gründlichſt ruinierte. Den Hauptfehler des Herrn v. Bülow will ich hier gleid) vor weg anführen. Entweder aus falſdem Ehrgeize oder aus Egoismus wollte er nicht einçeſtehen , daß , als er in Koſtarika ankam , kein günſtiges Terrain zu günſtigen
Bedingungen zu erlangen, ſeineMiſſion alſo geſdeitert war. Bejtachen ihn die Verbältniſſe des Landes oder war es der Wunſch , nur Koloniedirektor zu bleiben, was ihn zum übereilten Abſchluſſe von höchſt bedenklichen Kontrakten beſtimmte ? Jd laſſe dieſe Frage unbeant wortet. Aber ſicher iſt anzunehmen , daß die ſpäteren optimiſtiſchen , ja direkt unwahren Berichte dieſes Herrn
v. Bülow dem Beſtreben entſprangen , die gemachten Feh ler zu verdeden , die Schuld des hereinbrechenden Unbeiles
verſuche geben. Es handelt ſich um die faſt unbekannte Ge
von ſeinen Sdultern abzuwälzen ! Aler. v. Bülow bat mebrere Büder und Brojdüren
idichte der ,,Deutſchen Koloniſationsgeſellſchaft für Zentral Amerika ,“ weldie vom Juli 1849 bis zum September 1853
von großer Sachkenntnis, beſonders in national-ökonos
Ausland 1883 Nr. 6.
über Auswanderung und Koloniſation geſdrieben , die 16
Ein preußiſcher Poloniſationsverſuch in Koſtarifa.
102
miſcher Richtung, zeugen . Als beſonders wertvoll für alle
heit zuſammengeſdımierte Broſchüre : „ Die Koloniſationsge
Roloniſten führe id) die Einleitung zu der Broſchüre : ,,Der
ſellidaft in Königsberg zur Gründung einer deutſchen Kolonie auf Müstito in Mittelamerika , von C. M. Reber, Sönigsberg 1846 “ , geleſen. Die Leiſtungen dieſer Königs berger Geſellidaft waren aber entſprechend dieſer Publi kation. Am 14. Mai 1846 verließen die erſten „ Koloniſten ," 95 an der Zahl, den Hafen von Pillau . Darunter be:
Freiſtaat Koſtarika in Mittelamerika, nad dem
zöſiſchen des Felipe Molina, Berlin 1850 "
Fran
bier an. Für
den deutſchen Koloniſten fann dagegen das Buch des Herrn v. Bülow : „ Auswanderung und Koloniſation im Intereſſe des deutſchen Handels , Berlin und Pojen 1819 " gefährlich ſein. Herr v. Bülow empfiehlt die Mosquito Rüſte und die Umgebung von San Juan del Norte den
deutiden Auswanderern zur Koloniſation ! Db Herr v. Bu low dieſe Gegenden damals ſchon beſucht hatte , reſp. genau kannte , geht aus den mir vorliegenden Briefen ze. v. Bü lows nicht bervor. Den San Juan -Strom und Nikara gua -See fannte Herr v. Bülow damals bereits genau. Vielleidyt war Herr v. Bülow durch die verbreiteten An
gaben über die projektierte Kolonie in Karlſtadt beſtimmt worden ," hatte die mit wahrhaft knabenartiger Unwiſſen
janden ſidy: 1 vollſtändiger Krüppel, 2 Taubſtumme, viele heftiſdie alte Weiber , 44 Kinder unter 15 Jahren und 29 arbeitsfäbige Individuen beiderlei Geſchlechts. Die Tragi komödie dieſes Rolonijations Verſudies will ich hier nicht näher dildern .
Von der Kolonijation in Nikaragua
- wurde Herr von Bülow abgehalten durdy einen ſehr wert vollen Brief des foſtarikanijden Konſuls in London, Mr. Stuart M. Thomſon, vom 31. Oktober 1819. Dieſer Herr hatte Herrn v. Bülow in Guatemala kennen gelernt.
Herr v. Bülow , der ſid, um die Leitung der belgiſch
1 Es liegt hierüber ein Buch vor : „ Prüfung der Mosquito Niiſte im Auftrage Sr. Ngl . Hoheit des Prinzen karl von Preu
deutiden Kolonie in St. Thomas (Guatemala) große Ver dienſte erworben hatte , war 1818,19 in Berlin und agi
Ben . Berlin 1845.“ Der Auftrag , das dem Prinzen offerierte
tierte für Leitung der deutſchen Auswanderung nach den
Gebiet in möglichſt kürzeſter Zeit zul priifen , datiert vom 2. April 1844. Am 10. April reiſten von Stettin ab : Regierungsrath Fel Lechner , Hreisphyſikus Dr. Miller im Kaufmam Heſje . Am 2. Mai fuhr die Kommiſſion von Southampton ab und traf am 30 . in Kingston auf Jamaika ein . Hier wurde ein 50 Tonnen - Schiji gemietet, am 6. Juni abgereiſt und am 10. Kap Gracias a Dios erreicht . Das vom Engländer rapitän Willoc ojjerierte Gebiet war in der Nähe und wurde leidlich) genau unterſucht. Das Schijf jollte nach der Satarasta lagune gehen , ſcheiterte aber nahe beim Nap Gracias a Dios. Am 31. Juli holte ein eng
Hodyebenen von Mittelamerika. Auf ſeinen Antrieb nahm ein aus den Herren Fr. Harkort , v. Nebow -Kagenow ,
Graf zur Lippe -Rieſterfelde und Zoller beſtebendes Komite die Sade in die Hand und erließ am 23. Juli 1849 einen Aufruf, welder durchaus nüchtern und jacykundig gebalten war. Am 16. Februar 1850 wurde die erſte
Generalverſammlung abgehalten , das Statut beraten und proviſoriſd feſtgeſtellt und der Regierung zur Be
liſcher Schoner aus Belize , abgeſandt vom Gouverneur Fancourt,
ſtätigung, reſp. zur Erteilung von Rorporationsredsten
die Erpedition nach Belize zurück.
eingeſdridt .
man wieder in Berlin .
Am 11. Oktober 1844 war
Was den Juhalt des Budjes betrifit ,
Jm ,, Proſpekt," welcher am 1. Oktober 1850
„ önigs “ ac. unrichtig, zeigen von keiner Kenntnis der Verhält niſje. Die Spanier haben allerdings die Mosquito-Küſte nie dauernd beherrjcht, es lag dies aber nur an der Unterſtiiting,
publiziert wurde, wird gejagt : daß in Berlin unter dem ,, Berliner Koloniſationsgeſellſchaft für Zentral Amerika “ jid) eine Geſellſdaft gebildet habe, welche zu nädyſt bezwecke : ,,die Vorbereitung und Ausführung einer deutiden Anſiedlung und dadurd, die Entwicklung deut
weldre die Engländer den Filibuſteros und Zambos angedeihen ließen . Es wird vom „ alten Fürſtenſtamm der Sambos “ ge ſprochen. Zambo oder Sambo bedeutet aber eine Miſchlingsraſje
wegen Erteilung der Korporationsredyte antwortete der Hr. Miniſter v... Heydt unter dem 2. Auguſt 1850 , ,,daß
jo ſind die Angaben über den Verlauf der Gebirgsziige in Zen tral Amerika falſch. Auch ſind die Angaben über die Madit des
Namen
ſcher Poloniſation in Mittelamerika. “ Auf das Geſudy
( zwiſchen Afrikanern und Amerikanern ) und keinen Fürſtenſtamm .
Schon friiher (1820 ) war vom Schotten Mac Gregor verſucht, im Mosquito -Gebiet an der Mündung des Blackriver eine Nolonie anzulegen . 400,000 Pf. St. wurden aufgebracht und höchſt un paſſendes Menſchenmaterial nach Mosquitia dafür befördert. Ner venfieber und Hunger rajſten viele hin , alle Bande der Ording löjten fich). Der „ könig“ von Mosquitia wurde, weil Mac Gregor ihm konkurrenz machen wollte , eiferſüd)tig und deßhalb
zogen ſich die Indianer von den Koloniſten zurück. Der Reſt derſelben wurde durch ein Schiff nach Belize geholt. Nehnlich
verlief der Verſud) von 1839—41 beim Fort Wellington nad) der Schilderung von Thomas Young. Generalfonſil Walfer in Blewfields gab der Kommiſſion die Verſicherung , daß die Schenkung giltigjei , was ſich ſpäter als unrichtig erwies. Das Gebiet an der Nataraska -lague war 1728 engl. Meilen groß. Beſonders die Gegend vom Kap
Falje wird zur Anſiedelung empfohlen. Nirgends Sumpf oder Moor beobadytet! Gegend faſt menjchenleer.
Die Kommiſſion beobad)
tete (vom 13. Juni bis 1. Auguſt) durchſchnittlid 27,80 C. Herrſchender Wind = N . O. Tas Yand wird als „ der menjdilidhen Gejundheit nicht gefährlich und für dentiche Anſiedelingen wohl
das Unternehmen der Geſellſchaft zur Erwartung günſtiger Erfolge berechtige, wenn es auf geeignete Weiſe und mit genügenden Mitteln verfolgt werde." Weiter erklärte ſich
der Miniſter bereit zur Beförderung des Unternehmens für das Gefellſchafts-Statut , ſobald ein Rapital von 100,000 Thlr. gezeidynet jein wird, die landesherrlide Genehmigung einzuholen ." Dieje Antwort des Herr Miniſters war ſebr forrekt
und ſtand die ganze Angelegenheit vortrefflid ). Aber ſchon
im Proſpekt findet ſich eine auf bedenkliche Unfennt geeignet “ bezeichnet. Diejer Bericht , der , gelinde gejagt , äußerſt opti miſtijct) iſt, wird in dem „ Göttinger gelehrten Anzeiger“ vom Januar 1846 durdh profeſſor Wappäris richtig fritiſiert . Wappäus rät zur Nordamerika , noch beſſer ſei aber, gar Auswanderung nach nicht auszuwanderu. Eine einfache Löjimng der „ Bevölkerungs Frage !"
Ein preußiſcher Kolonijationsverſuch in Koſtarifa.
103
nis deutende Bemerkung. Es wird darin geſagt : ,, Zur Erreichung dieſes Zwedes jollen in der unmittelbaren Nähe der fünftigen Verbindungsſtraße zwiſden den beiden gro ßen Weltmeeren geſunde, zur Anſiedelung für Europäer geeignete Ländereien angekauft 2c. werden.“ Die beſten
weiteren, ſogenannten Stadtlooſen mit ca. 30 Morgen Land 25,000 Thlr. , was , wie im Proſpekt gejagt wird, eine ſichere „ Nente" von 1193 % ergibt." Soweit der
dieſer Verbindungsſtraßen ſind die von Nikaragua (am
Romite der Berliner Koloniſationsgeſellſdyaft für Zentral
San Juan ) und Panama und da deutſche Ackerbau Rolonien anzulegen , kann nur Unwiſſenheit oder Eigennutz fordern ! Hier liegt unbedingt das erſtere Motiv vor.
Amerika " zeiduneten die Herren : Ulfert ( Juſtizrat und
,, Plan " , der , was id) ſdon bier bemerke , in keiner Rich Als „proviſoriſches
tung zur Ausführung gelangte.
Rechtsanwalt, Abgeordneter zur zweiten Rammer), F. A. Schumann ( fabrifen-Beſißer), Werther (Stadtgerichtsrat),
Cowie ein Rapital von
v. Glümer , Mitglied der Kgl. Verwaltung der Niederſchle:
100,000 Thlr. durch Aktien à 200 Thaler gezeidynet, beginnt die Geſellidhaft ihre Thätigkeit. ,,Demnädyſt foll
fiſd) Märfijden Eiſenbabn ), v. Holbendorff Zagow (Ober
das Kapital auf eine Million Thaler (5000 Aftien ) er boht werden .“ Es war dies eine högſt bedenkliche und über
neter zur zweiten Rammer und zum deutſchen Staatenhauſe). Dem aufmerkſamen Leſer wird es auffallen , daß keiner
flüſſige Perſpeftive, die nur Mißtrauen erweden konnte. Wäre die Sache ridytig angefangen worden , ſo bätten 100,000 Thlr. vollſtändig genügt. Die Einzahlungen auf die Aktien jollten in Raten erfolgen und zwar à 5 % bei der Zeid): nung, 20 % ſobald 500 Aftien gezeidynet , 15 % drei Monate ſpäter und der Reſt in dreimonatlidyen Raten von 15 %. Jeder Aktionär erhält einen durch das Loos
der Herren , wvelde den Aufruf vom 23. Juli 1819 unter zeichnet , in das „ Komite" eingetreten war. Dieſelben
Der Proſpekt jagt weiter:
zu beſtimmenden Anteil am Roloniallande von 50 Magdb.
Morgen. Der Verwaltungsausiduß ernennt den Kolonial direktor und ſendet eine Kommiſſion zur Wahl des Ter rains und ſpäter eine Arbeitererpedition zur Fertigſtellung
Gerichtsaſſeſſor) und Heſſe (geheimer Finanzrat, Abgeord
waren z. T. bereits mißtrauiſdy gegen die Angaben des Herrn v. Bülow geworden .
Das ,, Bureau des Berliner Vereines zur Zentra
liſation deutſcher Auswanderung und Koloniſation“ war „ Unter den Linden 51." Dort und in zehn Städten (Köln, Hamburg 2c. ) wurden die Liſten zur Zeidnung der Aktien ausgelegt. Die Liſte der Zeidyner der erſten 250 Aktien liegt mir vor.
Es befinden ſich auf derſelben viele Ver
Proſpekte iſt: ,,Bereits ſind an verſchiedenen
treter der erſten deutſchen Adelsgeſdylechter , z. B. Otto Vinzent Fürſt von Schönburg-W. (8 Aktien ), Ludwig Fürſt zu Solms ( 4 Aktien ), Graf Arnim Boißenburg,
Stellen große Strecken geſund gelegenen Landes in un mittelbarer Verbindung mit dem San Juan - Fluſſe und
Staatsminiſter (5 Aktien ), Graf Redern (3 Aktien ), Gra fen von Schwerin , zur Lippe , zu Solms, zu Iſenburg - W . 2c.
dem Nikaragua -See angeboten worden ."
Außerdem hatten viele Juriſten , Beamte , Kaufleute, einige Landwirte, Lehrer und 29 Handwerker gezeichnet.
der Kolonie aus. Eine andere bedenkliche und nebelhafte Phraſe im
Derartiges Land
findet ſid) nur auf den Hochebenen von Koſtarika und
von dieſen brauchte man damals 4 bis 5 Tage , um bis zum San Juan zu gelangen. Der „ Weg“ war ſehr ge fährlich und nur für Maultiere paſſirbar. Jetzt iſt er ganz verfallen und verwadijen. Romantiſd) und phanta ſtiſd wird die Einrichtung der Kolonie geſdildert : „ Auf jede Koloniſtenſtelle kommt ein einſtödiges , hölzernes Ge bäude mit Palmendady von 36' Front, 24' Tiefe , 11' Höhe bis zum Dache und 23 ' Höhe bis zur Dadyſpiße, in Fachwerk mit Rohr, Bambus 2. ausgeſtedt , mit Vret tern gedielt , mit 2 Thüren und 4 Jalouſiefenſtern ver ſehen. Ein ſolches Etabliſſement wird innerhalb der erſten drei Jahre für 275 Thaler verkauft mit den 50 Morgen Land . " Als Käufer dieſer Etabliſſements meldeten ſich
1
Das Unternehmen fand alſo in allen Schichten der Be völkerung Anklang, berechtigte zu den beſten Hoffnungen . Bedenklid erſcheint aber , daß von dieſen 250 Aktien keine einzige in Hamburg , Bremen oder Danzig und nur eine in Stettin gezeichnet wurde! Was hielt die Seeſtädte
in vorſichtiger Reſerve! Zuerſt ſtand ein Angriff in Nro . 3 der „ Allgemeinen Auswanderungs-Zeitung“ vom Jahre 1851 , worauf A. v. Bülow unter dem 14. Januar
1851 ſehr treffend und gemäßigt antwortete. Bald machte ſid aber die Eiferſucht der Hanſeſtädte weiter bemerkbar und ſtockte die Unterbringung der Aktien auch im Binnen
beim proviſoriſchen Komite ſofort 600 Familien und zwar
lande. Im September 1850 bereits hatte ſich ein Herr Ed. Delius , früher Kaufmann , dann Auswanderungs Agent für Auſtralien , an das Komite gewandt und ſich
363 Familien aus Berlin und Umgegend , 53 aus der
zur Unterbringung von Aktien in Hamburg und Bremen
Provinz Brandenburg, 43 aus Pommern , 75 aus Poſen, 54 aus Schleſien 2c. 401 Familien gaben ihr Vermögen auf
verpflichtet, falls er Mitglied der Kommiſſion werden ſolle. An dieſen Herrn Delius drieb Herr Heſje im Namen des Komites am 4. Oktober 1850 : „ So erlauben wir uns denn , die ergebenſte Bitte auszuſprechen , nach Kräften
zuſammen über 1/2 Million Thaler an . Von den 100,000 Thlr. der erſten Aktionäre ſollten verbraucht werden : zum Land ankaufe 25,000 Thlr. , für die Kommiſſion 5000 , für die
Verwaltungskoſten der erſten drei Jahre 10,000 , für die Arbeiter-Erpedition 60,000 Thlr. Einnahmen : Verkauf von 400 Etabliſſements 110,000 Thlr. und von 100
! Ich führe abſichtlich die häufig wechſelnde Bezeichnung der Geſellſchaft, die eine Erforſchung der Geſchichte ſehr erſchwert,
wörtlich nach den offiziellen Aktenſtiicfen an .
Ein preußiſcher Kolonijationsverſuch in Koſtarika.
104
für eine id neile Attienzeidmung wirfen zu wollen . " lind unter dem 25. Oktober (dyreibt merr v. Bülow an Delius: „ Es ſoll Ihnen für Hamburg und Bremen die Beteiligung an der Kommiſſion in der obenangedeuteten Weiſe vorbe halten bleiben , wenn ſie durch ihre Vermittelung in Bre: men und Hamburg und Umgegend 200 Aktien kontribuieren . " Soviel aus dem mir vorliegenden Materiale erſichtlidi,
der Verhältniſſe“ bezeidynet und ſci deshalb der Kgl. Staatsregierung keine Anzeige gemad )t worden. Dieſe Manipulation rädyte fid ſpäter bitter. Es war dies einer der Hauptfebler. Unter dem 7. Januar 1852 beſtätigte
gelang es aber Herrn Delius nidyt , auch nur eine Aftie
Staatsregierung bereits gelöſt.
der hodyjelige König Friedrich Wilhelm IV. das mit den
Hamburgern vereinbarte Statut. Zu dieſer Zeit war aber,
wic wir oben gezeigt , das kompromiſ ohne Wiſſen der
unterzubringen. Daß das Komite daraus nid )t erkannte, wie gänzlich bedeutungslos der Einfluß des pp. Delius
Werfen wir jeßt einen Blick auf die Lage der Ver
in den Hanſeſtädten ſei , iſt unbegreiflich. In dem genannten Geſchäftsberichte wird gejagt : ,,Obgleich die größte Mühe und Ausdauer angewendet wurden , das Gejammtfapital von 100,000 Thalern durdy Einzelnzeichnungen zu beſchaffen , ſo gelang dies dennod nicht und es blieb nur übrig , ein Anerbieten zu ergreifen, weldies von den Handlungshäuſern C. A. Heeren , Hinrid Rücker und Joſ. Ant. Schröder dem diesſeitigen Komite gemacht wurde und welches darin beſtand , daß die ge
dachten Herren die Hälfte des Aktienkapitales mit 50,000 Tha lern
II .
zu zeichnen ſich verpfliditeten , wogegen verlangt
bältniſſe in Rojtarifa.
Tas Allgemeine über den
Frei
ſtaat findet ſid in meinen 10 Artikeln im Jahrg. 1876
dieſer Zeitſchrift.
Spezielleres über die Flora und das
beim Koloniſationsverſuche in Betradyt kommende Gebiet findet ſid; in meiner großen Arbeit (mit pflanzengeogr. Karte Koſtarifas) im „ XVI. Jahresbericht d. Geſellſd. f. Erdkunde in Dresden ( 1878/79 )", in den ,,Verhandlungen
d. Geſellid . f. Erdkunde zu Berlin " , 1877 Heft 5 u . 6 und in „ Peterm . Geogr. Mittheil. 1877 " Heft VI, VIII und IX .
ausídließlid über Hamburg dirigiert werden ſollten ." Weiter ſollte die Hälfte der Mitglieder. des Verwaltungs
Der damalige Präſident der Republik , Juan Raf. Mora , genehmigte durd Dekret vom 28. Juni 1850 die Bildung einer Aftien -Geſellſchaft zur Erbauung eines Rar:
rates von Hamburg geſtellt werden .
retenweges zwiſden den bewohnten zentralen Hochebenen
wurde, daß die künftigen Erpeditionen der Geſellſchaft
Das „ Komite " in
Berlin ging auf dieſe Forderungen notgedrungen ein ,
und den Häfen von Limon und Moin.
250 Aktien à 100
Bald for:
Dollars ſollten ausgegeben werden. In ſechs Jahren ſollte
derten aber die Hamburger, daß zwei Hamburger Herren Mitglieder der Kommiſſion ſein ſollten. Das Bündnis
der Weg fertig ſein. Er iſt aber erſt heute für Karreten bis Turrialba paſſirbar. Der Weg mußte erſt geſudyt werden und ſollte der Entdecker der beſten Route von der Regierung 1000 Dollars erbalten. Das ganze Terrain auf einer Seite des Weges, 2 englijde Meilen tief, ſchenkte die Regierung der Geſellſchaft. Die Abtretung erfolgte aber nad Art. 8 des Defrets erſt nad Fertigſtellung des Weges. Für 30 Jahre erbält die Geſellſchaft die Hälfte der Zolleinnahmen des neuen Hafens und für diefelbe Zeit das Redyt, ein Wegegeld von 2 Real. (= 1 Mk.) für je
um in der Angelegenheit weiter zu fommen .
wurde deshalb im September 1851 von Berlin aus wieder gelöſt. Am 15. Mai 1851 war auf Grund des Ham
burger Vertrages das definitive Statut feſtgeſtellt. Das felbe umfaßt 42 Artikel und iſt in Hamburg 1851 in der Langhoff'iden Buddruderei gedruckt.
Die Zeichner erhielten Interimſcheine, die ſpäter in Aktien , „nach Formular auf beſtimmte Inhaber ausgeſtellt ,“ umgeändert werden ſollten.
Es iſt dies nie gedeben.
Die Hamburger wollten ſowohl Herrn v. Bülow , als Herrn Ed. Delius bei Seite ſchieben. Am 6. Juni wurde das Statut zur Beſtätigung der Regierung einge reicht, aber der Ober- Präſident der Provinz Brandenburg hatte große Bedenken .
Zur ſelben Zeit ſuchte ein koſtarifaniſcher Großgrund befißer , D. Criſ. Medina , in Deutſchland Arbeiter für ſeine Ländereien in der Landſdiaft Miravalles in der hei
Ben Provinz Guanakaſte an der Weſtſeite von Koſtarika. Er meldete ſid, beim Komite und nahm die 50,000 Thlr. Aktien , die durch den Rücktritt der Hamburger frei ge worden waren .
Er zahlte aber kein Geld , ſondern gab
Ländereien , Teile ſeiner Beſitthümer , wo ein Deutider den Landbau nid)t betreiben kann . Garantierend für dieſe Zeidynungen Medinas trat der koſtarikaniſdie Konſul in
Hamburg, Herr John R. Moller, cin . Dieſe ,,Sdiebung “ wird im Geſdväftsberichte als eine rein ,,perſönliche Veränderung
100 Pfd. zu erheben . Alle Minen , die entdeckt werden , gehören der Geſellidaft und eine Quadratmeile Yand zur
Hafenſtadt wird gedenkt.
Durch Defret vom 26. Febr.
1852 wurde beſtimmt, daß der zwei Meilen breite Landſtreifen vom Vauptplage der Stadt Karthago an geredynet werden
ſolle, und daß der Geſellſd aft das Redit der Erpropriation den Befinern von Territorien , die der Weg durdyſdynitte, gegenüber cingeräumt werden ſolle. Die Regierung ver pfliditete fid) zur Zahlung der Entidädigung. Man ſollte meinen , daß bei ſo enorm günſtigen Be dingungen in einem ſo reiden Lande wie Koſtarika die Aktien leicht untergebracht worden wären . Aber weit ge
fehlt ; die Aktien wurden zwar bedeutend überzeid ,net, als es aber an die Auszahlung der erſten 10 % ging, trat die Mehrzahl der Aktionäre zurüd ! Nur 152 blieben treu . Nadı Erlaß des zweiten Dekretes meldeten ſid nod 41 Aktionäre. Der Rongreß bewilligte 800 Dollars und be
105
Ein preußiſcher Siolonijationsverſuch in Koſtarifa .
Er wandte allo Herrn Medina den Rüden und
lief ſich ſo die Geſamteinnahme für 1851 auf 2730 Dollars .
bald.
Davon wurden 2064 Dollars und 2 Real. ausgegeben für Erpeditionen , Bauten, Adminiſtration 2c. Die Leiſtungen
ging nad den Hochebenen.
der Geſellſchaft waren bei jo geringen Ausgaben bedeutend, beſonders iſt die Brücke über den Rio Reventazon bei Angoſtura bervorzuheben. (Nad ): „>> Memoria y cuenta
general que la Junta Directora de la Sociedad Itinera
Hier geriet die Kommiſſion in die Hände des Herrn Streber (nomen -omen !), der ſich in Koſtarika ,, Dr. Eſtreber“ nennen ließ und ehemals Juſtizkommiſjär in Greifswald geweſen war. Er war ſeit Anfang 1851 in Koſtarika
ria del Norte presenta de sus operaciones en el anno
und ididte , däßenstverte Beridyte“ an das Berliner Komite. Er überredete Herrn v. Bülow zu den nun folgen
de 1851.
den unſeligen Kontrakten .
Costa Rica 1852. “ )
So lagen die Verhältniſje , als Ende 1851 endlich die Kommiſſion ", beſtehend aus den Herren v. Bülow
Am 25. März 1852 jdloß
Herr v. Bülow mit den Direktoren der „ Junta Itineraria
See nad der Provinz Guanakaſte in Koſtarika gelangte.
del Norte “ einen Kontrakt ab, der ſofort das ganze llnter netmen unmöglich madyte, dauernd ruinierte. Daß Herr v. Bülow diejen Fehler beging, iſt mir nur dadurdy erklärlid ),
Daß der pp. Delius eine ungeeignete Perſonlidykeit zu
daß er einerjeits ein geborner Optimiſt ivar umd daß er
einer derartigen Miſſion war , ideint man aber ſowohl in Berlin, als in Hamburg bald eingeſehen zu haben . Aber Herr Delius drängte ſich in der energijdſten Weije auf und ein und erreidyte jo jeinen Zweck, eine zwecloſe furze Reiſe nach Noſtarifa zu machen. Laſſen wir die ,,Bildung der Kommiſſion" Herrn Delius ſelbſt erzählen. Er ſagt
andererſeits möglidiſt bald ein „ günſtiges Vieſultat “ nadı Berlin allerdings gebandelt, erſt den Streit mit den Ham burger Herren beizulegen oder die 100,000 Thaler in Aktien
in einem Flugblatte: „ Meine Erfahrung in Sachen der
ſeligen 250 Aktien. Da Medina's Land nicht acceptiert
und Ed. Delius , uver San Juan del Norte - Nikaragua
Holoniſation. Der fgl. preuß. Regierung ergebenſt ge widmet von Eduard Delius. Gedruckt bei W. Wulff in Bremen ,“ hierüber: „ Id mußte nun die Beſchlüſſe der beiden Komites rubig abwarten , welde indes zu meinem großen Erſtaunen bei der Sahl der Kommiſſionen zur Beſichtigung des Landes mid übergingen ." Jest trennten jid die zivei Komites aus den oben erörterten Gründen . Da reiſte Herr Delius nod London , um mit Herrn Mie dina übe Medina's Pläne zu verbandeln ( angeblich im
Puftrage des Herrn Möller , foſtarit. Generalfonſul in Hamburg ). In dem ihm eigenen unklaren Stiele ſchreibt Herr Delius weiter : „ Es gelang mir aud), Herrn Miedina zu bewegen , dem Herrn Konſul in Hamburg Vollmacht zu übertragen , einen Koloniſationskontraft für ibn einzu : geben , worauf er London verließ , als die beiden Herren der Berliner Wahl dort eintrafen , die es unter dieſen
Berlin melden wollte. Viel flüger hätte das Komite in
ſider unterzubringen, vor Abſendung der Kommiſſion. Zuerſt handelte es ſidum Unterbringung der in werden konnte, lehnte Herr Medina und aud Konſul Möller in Hamburg die Uebernabme ab.
Die „ Sociedad del
Norte " erbarmte ſid), übernahm die Aktien und gab dafür natürlich kein Geld, ſondern die mit Urwalt, Klippen ,
Sümpfen 2c. bedeckten Terrains zur Seite des zu ſuchen Dieſe Terrains waren den waderen Aktio nären der ,, Sociedad del Norte " bekanntlid gedenkt von
den Weges.
der Regierung des Freiſtaates.
Das Gebiet der Hafen
ſtadt bebielten aber die ſchlauen Rojtarifenjer für ſidy, go währten (5 2 des Kontraktes der mir in genauer Abſdyriſt vorliegt) aber cinige Bauterrains der Berliner (Bejeli daft daſelbſt. In $ 3 verlangen die biederen Koſtarifenjer für die Lebernabme der Halfte der Aftien auch den ent
ſprechenden Einfluß bei allen General-Verſammlungen, Ab ſtimmungen 2c. in Berlin . Tem entſprechend wird durdy
Hamburg einen vorläufigen Koloniſationskontrakt abzu : id ließen. Durch den Umſtand, daß einer der beiden ko:
S 4 feſtgeſtellt, daß der Herr Direktor v. Bülow allo Angaben , Kedynungen und Berichte ( todas las noticias, cuentas y memorias ), die er an die Geſellſdaft in Berlin idicen wolle, der „ Junta " in Sarthago mitteile und daſ
miſjäre ſeine Demiſſion einreidyte, wurde ich nunmehr vom
er alle Inſtruktionen und Beridyte, die er aus Berlin von
Komite aufgefordert, Herrn v. Bülow nad Zentralamerika zu begleiten und mir zugleid die Anwartſchaft auf den
fißungen des Herrn Medina und erfannte jer ridtig was ihm zum Nuhme angerednet werden muß daß
dem Direktorium erhalte, jofort und vor der Ausfübr ung (antes de ponerlas en ejecucion ) derſelben Junta " mitteile, damit diejelbe jie prüfe und approbiere. Der Leſer wird hier ſtaunend fragen , wie es möglid) iſt , daß ein gebildeter Menjd) wie Herr V. Bülow einen ſolden Kontrakt unterſchreiben konnte , und wie ein allerdings umfreiwillig verfloſjener deutider Juriſt ( Streber ) dazu
der ehrenwerthe „,Don " ihn fürdöterlich angelogen hatte. Der ,,Weg " vom Thale am Miravalles - Vulkan via Rio
raten konnte. Mein Urteil über Herrn v. Bülow wird er aber jdon jest als jebr milde anerkennen . Für Streber
Friv durch die ungeheuren Urwälder nach dem Nio San Juan eriſtierte nur in den märchenbaften Erzählungen einiger Rautidutjammler und iſt noch heut in demjelben Stadium . Daß das Klima zu heiß , erkannte ferr v. Bülow cudy
fann noch die mangelhafte Renntnis der ſpanijden Sprade
Umſtänden geeignet fanden , umzukehren , um nunmehr in
Poſten des Sekretärs der (Bejellidaft in Ausjidit geſtellt."
( Dieſes Flugblatt datiert vom Auguſt 1854.) In Koſtarika beſuchte Jerr v. Bülvio zuerſt die Be
land 1883 Nr. 6 .
angeführt werden , Herr v. Bülow aber jprad, fertig ſpanijd .
Weiter verzichtet die „ Sociedad del Norte“ zu Gunſten der deutſden Koloniſten für 8 Jahre auf die Zolleinnahmen 17
106
Ein preußiſcher Poloniſationsverſud ) in Noſtarifa .
für alle Artikel, weldie die Koloniſten für ihren Gebrauch einführen . Nad; diejer ,,Großmut" der Roſtarifenſer didte
es ſic), audy für die deutſche Geſellſdaft eine Gegenleiſtung
zu bieten. Sie findet ſich in § 6. Derſelbe beſtimmt : Die deutſche Kolonijationsgeſellſdiaſt zahlt der „ Sociedad del Norte“ ein Darlehen von 30,000 Dollars ( = 120,000
Mart) in 3 Raten von je 10,000. Die Zahlung erfolgt in der Stadt Karthago ohne Diskont und Proviſion . Wie
vorſichtig !) Die erſte Nate muß ſpäteſtens 12 Monate nady Ausfertigung dieſes Kontraktes und die anderen je 1 Jahr ſpäter gezahlt werden . Die Summen werden mit 6 %70 ver zinst und in ſpäteſtens acht Jahren zurückgezahlt. Als Ga rantie für die Zurückzahlung deponiert die ,, Sociedad del Norte " ibre 250 Aktien (laut $ 7 ) in Berlin . Man jiebt, auch der Humor war im jamojen Rontrakte berückſichtigt! Die Geſellſdiaft darf nach § 8 nidyt mehr Terrains ver
Mitglieder diejer Beborden aus ihrer Mitte. S 3. Die Regierung idenkt der Geſellſdaft 90 Yeguas berrenloſes, für Rolonien paſſendes Land , welches die Regierung be zeidnen wird und dann der Geſellſdaft zur Erridtung von Rolonicit überläßt. $ 4. Jeder männliche Roloniſt über 20 Jahre erhält 14 Wang. Cand gratis. S 5. Hat
die Geſellſchaft eine oder mehr Ortſchaften gegründet, ſo erbält ſie die Munizipal - Joveſtitur und eine Quadrat legua Urland für jede Ortiqaft noch außerdem . $ 6 . Die Regierung geſtattet der Gejellſchaft aus den ange wieſenen Gebieten die paſſenden Terrains auszuwählen
und verpflichtet ſich für 48 Jahre, an keine andere fremde Geſellſdyaft Terrains im Umkreiſe von 3 Meilen von der deutigen Kolonic abzutreten .
S 7. Aud nach den 48
Jahren hat die deutſde Kolonie das Vorkaufsrecht auf
dieſe angrenzenden Gebiete. $ 8. Die Geſellſdaft ver
kaufen , als den wirklich eingezablten Summen der Aktio
pflichtet ſid ), 20 Jahre bindurd ihre ganze Thätigkeit nur
näre entſpridit und zwar wird die Mangana gleid) 1 Thlr. geredynet. Bridt die Geſellſdaft „ unglüdliderweije" zu
auf Koſtarika zu beſchränken. $ 9. Die Vermeſſungskoſten
ſammen , ſo fallen die Terrains an die „ Sociedad del Norte " zurüd und nur entſprediend den für das Unter
trägt die Geſellidaft. S 10. Alle abre legt die (Bejell ſdaft der Regierung eine Liſte der Koloniſten vor. S 11 .
nehmen geopferten Summen (1 Thlr. pro Mang.) würden
Alle Koloniſten können ſid, naturaliſieren laſſen , aber auf alle Fälle genießen ſie die Vorredyte der Paragraphen 4 ,
die event. Verkäufe anerkannt werden . Wird die Anleihe
12 und 13.
nidyt prompt gezahlt, ſo iſt der Kontrakt laut $ 9 ſofort ganz aufgehoben. Nur die ſchon erriditeten Kolonien ver
liden jnvaſion ; 2 ) von allen direkten Abgaben oder
bleiben der Geſellſchaft.
Wird die 2. oder 3. Rate nidit
Rontributionen ; 3 ) von allen Stempelabgaben ; 4 ) jeder
pünktlid gezahlt , ſo muß die Geſellidaft außer Zinſen erſaß noch 500 Dollars Strafe zahlen . In $ 10 verpflichtet jid die „ Junta“ , das ganze (Geld der Anleihe auf die Er bauung der Fahrſtraße zu verwenden . S 11 : Wenn durdy ,, fuerza major" der Wegebau nad Zahlung der erſten Rate unmöglich gemacyt wird , kann die Geſellſchaft die Nückzahlung des Kapitals und der Zinſen von der „ So ciedad del Norte in der Weiſe erreichen , daß die Geſell ſchaft die deponierten 250 Aftien verkauft. Aber nur die notwendige Anzahl dieſer koſtbaren Dokumente darf dann dieGeſellſchaftverkaufen, bis dafür die 10,000 Dollars erſtattet! Was ſind die Proſpekte, Beridyte ac. der blutigſten Gründ ungen der Jahre 1871 – 74 gegen dieſen famoſen Kon traft? Die weiteren Paragrapben ſind weniger wichtig und geſtattet es der Raum nicht, auf dieſelben einzugehen . Dieſen unglaublichen Kontrakt unterzeichnete Herr Al. v.
Koloniſt darf eine Feuerwaffe und eine kleine Quantität Pulver einführen. $ 13. Alle Utenſilien , Geräte , Sä mereien 2. fönnen die Roloniſten für 20 Jahre frei ein: führen . § 14. Die Koloniſten unterſtehen den Geſeßen
Bülow und er , Streber und Delius empfahlen denſelben
dem Direktorium in Berlin dringend zur Annahme. Doch bleiben wir noch eine Weile in Rojtarifa. Nachdem dieſer unendlich ungünſtige, vernidytende kontrakt abgeſchloſſen war, gelang es Herrn v. Bülow , unter dem 7. Mai 1852 in der Hauptſtadt San Joſé mit dem Miniſter Joaq. B. Calvo einen leidlid günſtigen Kontrakt feſtzuſtellen. Audy
$ 12. für 20 Jahre ſind die Roloniſten frei :
1 ) vom Militärdienſt, ausgenommen im Falle einer feind
des Vandes, aber die Richter für Zivil- und Kriminalfälle erwählen die koloniſten aus ihrer Mitte. S 15. Alle
Kontrakte und ſonſtigen Dokumente, in Deutſchland nady geſetzlichen Vorſdriften von Riditern und Advokaten auf genommen , gelten audy in Koſtarika genau als wenn ſie von foſtarikaniſden Richtern abgefaßt. $ 16. Alle Pro dufte auf den Territorien der Kolonien gehören den Kos
loniſten. Nur für Minen bleiben die Landesgeſeße in Kraft. $ 17. Die Erbfolge iſt die geſetzliche und empfangen die Erben ihr Erbteil ohne alle Hinderniſſe ſowohl in
Europa, als in Koſtarika. S 18. Der Bau der Häuſer 2 . zu beginnen , ſowie ein für Maultiere benußbarer Weg hergeſtellt iſt. S 19. Die Geſellſchaft hat ſofort nad Ratifizierung dieſes Kontraktes ihre Arbeiten zu beginnen .
Hat die Geſellſchaft nach Ablauf eines Jahres keinerlei vorbereitende Arbeit vollendet, ſo iſt der Kontrakt aufge löst und die Regierung zieht die Vergünſtigungen zurück. $ 20. Dieſer Kontrakt wird ſobald als möglid, ratifiziert und ausgetaujdt.
dieſer liegt mir in genauer Abſdrift vor. Der Inhalt
Das Ungünſtige dieſes Kontraktes beſteht allein darin,
bejagt kurz : $ 1. Die Regierung erlaubt der Koloniſations geſellſdaft Kolonien zu errichten, welde den Gefeßen Roſta rikas unterworfen ſind . S 2. Die Roloniſten genießen
daß nidit geſagt iſt : wer den Weg zu der reſpekt.
das Recyt eigener Munizipalverwaltung und wählen dic
Kolonie erbauen ſoll. Dadurch idyweben aber alle dieſe Privilegien in der Yuft , da die Auswahl des Terrains der Geſellſchaft nid ) t frei überlaſſen war. Sonſt hätte
107
Veiträge zur Ethnographie der Bantu .
hoffentlich Herr v. Bülow ſoviel geſunden Menſchenverſtand gehabt, die Ländereien an der Grenze der bewohnten Hod) ebenen , etwa am Abhange des Poas oder Barba oder hinter Karthago 2c., zu wählen. So beſtimmte aber die Regierung große Terrains mit Urwald bedeckt und in Tiefebenen gelegen , und da konnte die Geſellſdaft reſp. ihr Vertreter Herr v. Bülow „ frei wählen ." Herr Streber , der als ſcarfer Menſchenkenner die Leberflüſſigkeit des fanatiſch-optimiſtiſchen Herrn Ed. De lius bald erfannt hatte , ſorgte dafür , daß dieſer idon
Mitte April 1852 mit dem unglücklichen Kontrakt mit der ,, Sociedad del Norte" in der Taſde nach Europa zut rüdgeſdict wurde. Am 20. Mai war Herr Delius bereits wieder in Berlin und überreichte im
ſtolzen Bewußtſein
der eminenten Vorteile des überbrachten Kontraktes den : ſelben dem „ Romite." Hiermit hat der pp. Delius offi ziell ſeine Rolle in der Tragikomödie der koſtarikaniſchen
Koloniſation ausgeſpielt, von da bis zum heutigen Tage ſpielt der bedauernswerte Mann , der wegen koſtarikani jden Koloniſationsfanatismus, wie er ſelbſt ſchreibt, auf
Antrag ſeiner Verwandten unter Kuratel geſtellt werden mußte, in dieſer Sache zum größten Scaden für Koſta rifa eine große Rolle.
Er bearbeitet mit der dredlichen
Energie des von einer firen Idee Befallenen ſeit zirka 30 Jahren alle Redaktionen , Gejandtſchaften, Miniſterien, Geographen , Behörden, Parlamente 2c. durd endloſe Ein gaben und Berichte behufs Wiederbelebung „ ſeines Kon traktes" reſp. ,, Durchführung des Mandates des boch feligen Königs uc." In den Aften der Seehandlung, Kaiſ. Admiralität zc. finden ſich ganze Berge von Briefen des Unglüdlichen . III .
Beiträge zur Ethnographie der Bantu. Vou Mar Buchner . II.
Piychildes.
in bezug auf natürliche Intelligenz ideint der Neger
nicht tiefer zu ſtehen , als der gewöhnlide Europäer. An egoiſtiſder Pfiffigkeit übertrifft er dieſen vielleidit nod) ein gutes Stück , weil bei ihm das Hemmnis moraliſder Skru pel und zarterer Gefühle minder ſtark einwirkt.
Aber
dody entbehrt audy er nidyt eines gewiſſen moraliſden 31 ſtinktes , eines gewiſſen Tabu - Bewußtſeins, das ihn zögern läßt , Bojes zu thun.
Kann er der Verſuchung nicht widerſtehen , ſo greift
er zur Sophiſtik, um ſich ideinbar zu rechtfertigen. Es iſt das ein ungemein ausgebildeter Zug in ſeinem Charakter. Deshalb wird der Neger niemals als offener , ſo zu ſagen ehrlicher Räuber auftreten , er wird immer erſt einen Vor wand ſuchen oder ſelber ſchaffen , um den beabſichtigten
Raub als Sühne oder Wiedervergeltung erſcheinen zu laſſen. Hierauf beruhen faſt alle die zahlreichen „ Milonga,“ welche im Leben der reiſenden Händler die größte Rolle ſpielen , ein ſebr oft zu hörendes Wort von unangenehmem Klang, das verſchiedene miſliche Begriffe wie Kriminalpro zeß , Straffälligkeit, Vergewaltigung und großes Geſdrei in fidy vereinigt. So beſteht zum Beiſpiel ein beliebter Kniff der Ban gala , Bondo , Songo und Riofo darin , daß ſie ihre Wei
ber ins Lager des durcpaſſierenden Händlers (diden , um die Leute desſelben durch fofettes (Sebahren herauszufor:
dern. Beim geringſten Anlaß ſtürzen dann ſofort bewaff
net die Männer herbei , ſdyreien „ Kituſch, Kituſch !“ (Ver brechen) und fordern als Entſchädigung für die beleidigte
Sehen wir uns jeßt den Stand der Dinge in Berlin an . Es ſcheint mir, daß die Herren in Berlin ſid, ſträubten , das Fiasko des Unternehmens einzugeſtehen und in der ungewiſſen Hoffnung auf einen Umſchwung zum Beſſeren alle Dinge im roſigſten Lidhte ſahen und den Herren Ak tionären ſchilderten. Der erſte Geſchäftsbericht (,,vorgel. der Generalverſammlung v. 21. Oktober 1852. Im Selbſt verlage der Geſellſchaft erſchienen und gedruckt bei Jul. Sittenfeld “) ijt nody ſtellenweiſe nüchtern und objektiv. Er ſagt über Koſtarika (S. 5), daß „zunächſt nur allein die höher gelegenen Regionen für die Koloniſation benütt werden ſollten ." Weiter wird über den Inhalt der zwei
welche nidyts foſtet, aufzuheben. Aber ein jäber Sdyred fährt ihm plößlich durch die Glieder , denn hinter den
Gattenehre ſo und ſo viel Zeug oder Rautiduf, was nad längerem Hin- und Hergezänk von dem beſtürzten Händler, der weder den Mut noch die Macht hat , ſich zu vertei digen , bezahlt werden muß.
Auf nod infamere Weije veranſtalten zuweilen Ban gala und Bondo ihre Erpreſſungen , indem ſie dem Händ ler , der auf der Reife aus Knauſerei beſtändig zu hun : gern pflegt , Maniokivurzeln und Maisfolben in den Weg
legen. Gierig bückt ſich nun jener, die föſtlidye Nahrung,
zur Genehmigung vorliegenden Kontrakte kurz referiert. Es
nächſten Gebüſchen heißt es : „ Rituſch, Kitujd ! Du baſt
war ein unverantwortliches Verfahren des Komites , nicht
uns beſtohlen ."
allen Aftionären das Original der ganzen Kontrakte in ſpaniſcher Sprade und beglaubigter deutſder Ueberſeßung gedrudt vorzulegen. Nur ſo konnte eine Prüfung ſtatt finden, ein verſtändiges Votum abgegeben werden .
Vor allem iſt der Neger Poſitiviſt, praktiſd) und materiell, gegenſtandsloſen Sdwärmereien unzugänglicy. Definiert man die Liebe als Caprice auf ein beſtimmtes
(Schluß folgt.)
beit , ja er beſitt ſogar ein eigenes Wort für dieſen pla:
Individuum , ſo kann man ihn von dieſer Schwädie frei ſprechen. Es fehlt ihm gewiß nicht an Sinn für Schön toniſchen Begriff. Aber obwohl er unter gleichen Um ſtänden das hübſche Weib dem häßlichen vorziehen wird,
Beiträge zur Ethnographie der Bantu .
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ſind doch bei der Wahl die rein praftijden Gejichtspunkte
dageweſen ſind, allerdings nur bei höher ziviliſierten Suid
die allein entſcheidenden. Mit dieſem Poſitivismus hängt zuſammen jene ausge: bildete Neigung zum Lügen , die dem Foridungsreijenden täglid ) ſo viel Aerger bereitet. Id) muß geſtehen , daß mir gar oft Hunger und Durſt , niße und Kälte, Fieber
viduen .
Seine Hauptleidenſchaft iſt das Behagen und die Be gierde des Beſitens. Störungen in dieſer Sphäre reizen ihn zu der größten Energie. Eine geſtohlene Ziege wird dem Häuptling eines Stammes viel leidyter Anlaß zum
und Entbehrungen minder aufreibend ſchienen , als die
Rrieg , als eine Chrfeige.
häufige Unmöglidykeit, durd) direktes Fragen Thatſächlides zu erfahren und daß idi gar oft in meinem ohnmädyti
lich. Bei gleidgültigen Gegenſtänden ſagt er das Nädyſtbeſte,
Die idealen Begriffe Ehre, Manneswürde fehlen ihm nabezu gänzlid), wenigſtens dem gemeineren Mann . Schläge ſind dieſem nur deshalb unangenehm , weil ſie wehe thun. Von jeinem Herrn erträgt er jolde mit Reſignation als etwas Selbſtverſtändlides , kontraftliches , cinem Fremden gegenüber wird er ſich vielleidyt jdüdstern und paſſiv zur Wehre jetzen. Jd fannte in Dondu einen Kaufmann, dejjen Körperwuchs den Grad des Zwerghaften eben nod überragte, was ibu nidyt binderte, ſeine Rabindariejen jedesmal
wasihm einfällt, weil das am bequemſten iſt ; bei anderen , die
ſelber burdyzuprügeln.
jein ,Intereſſe berühren fönnen , wie zum Beiſpiel bei dem Kauf
ven , jondern frei gedungene Leute. Auf die Frage : ,, hat der Neger Religion ? " kann nidyt
gen Streben nach Klarheit die menſchlide Sprache verfludite,
weil ſie höhniſch nur dazu diente, irre zu führen. Fern vom Kampf urteilt man rubiger.
Dem Neger
iſt das Ausgefragtwerden eben weiter nidits als eine lä ſtige Nötigung, irgend etwas zul antworten und unſere upraktiſde Selbſtquälerei um das Wabre feblt ibm gänz
preiſe eines beliebigen Objektes , däucht ihm feine Ausfunft zwedmäßiger, als eine falide. Doch außer den genannten beiden Gründen der Bequemlichfeit und der Schlauheit. gibt es nwd) ein anderes Moment, welches ihn zum Lü gen reizt und das iſt die Komit, weldie ihm das viele Forſchen einflößt. Dieſes Moment hat er vollſtändig mit dem Europäer gemein . Auch die weißen Händler haben zuweilen ihr Vergnügen daran , jenem jonderbaren Menſdien , der alles wiſſen mödyte , Märchen aufzu binden , was id) ganz begreiflich finde und vielleidyt ſelbſt
Das waren aber nicht etwa Skla
ſofort mit Ja oder Nein geantwortet werden . Zuerſt muß auch hier flargelegt ſein , was denn unter Religion
cigentlich zu verſtehen iſt. Definiert man dieſelbe als ein
Syſtem von Vorſtellungen , Wünſchen , Hoffnungen , Be fürdytungen und daraus reſultierenden moralijden Geboten ,
jo bat der Neger feine Religion. Faßt man dieſen Be griff aber leidyter auf und läßt man jede unbeſtimmte Menge des Zujammenhangs entbebrender, abergläubiſcher Negungen als Neligion gelten, ſo hat er eine. Oder beſjer
thun. würde , wenn id Händler und nidyt aud) jo ein
gejagt vielleidt, die allgemein menjdliden Sdwäden, welde
ſonderbarer Menſd geworden wäre. Derlei Wiße ſind ja harmlos und richten keinen Sd)aden an , falls man jie nid)t gleid, ins Notizbud) ſdyreibt und ſpäter drucken läßt.
den Urſprung der Religion bilden : Angſtempfindungen , Sehnſuchten, Sinnestäuſdıungen , Phantaſien und die ent ſpredyenden Erklärungsverſuche dazu fehlen audy dem Neger nidt, aber es fehlt ihm das grübelnde Denken , aus jenem theologiſdyen Urmaterial einen gegliederten Bau aufa
Ganz ebenſo wie mit der Lügenhaftigkeit des Negers
verhält es ſidy auch mit ſeiner ſprichwörtlid) gewordenen Faulheit und mit ſeiner Feigbeit. Es ſind das einfach bloße Funktionen ſeines praktiſdyen , dem Unbequemen abholden Sinnes.
Viel zu arbeiten braudyt er nicht , denn
ſeine Bedürfniſſe ſind gering. Schließlid, arbeiten ja audy wir nicht aus reiner abſtrakter Moralität, ſondern weil
wir müſſen.
Und ſchließlich ſind ja bei näherer Betracı
tung auch unſere ſublimen Tugendhaftigkeiten und Edel ſinnigkeiten nidit viel mehr als Symbole der Opportunität. Was nun das Gefühlsleben des Negers anbelangt,
ſo charakteriſieren dasſelbe forgloſe Heiterfeit und Mutwille, Oberflädlichkeit und Wandelbarkeit der Affekte. Jäbzorn , Weinen aus Wut kommt häufig vor , aber derlei Aufre gungen gehen ebenſo raſd vorüber, wie ſie entſtanden . Dauernde Freundſchaften gibt es nid)t. Die ſcheinbar in timſten Beziehungen werden durch die geringfügigſten An
zulführen .
Wenn auch der Neger bäufig genug von verſtorbenen Eltern oder ſonſtigen verſtorbenen Angehörigen träumt und bäufig genug meint, dieſer oder jener Tote laſſe ihm in der Nacht keine Rube, ja ſogar durch Cpfergaben ihn zu beſdywichtigen ſucht , ſo iſt er doch noch ſehr weit entfernt von dem Saße : ,, Ich glaube an die linſterblidikeit der Seele." Wie oft id aud die intelligenteſten Sdwarzen , die mir zu Gebote ſtanden , darunter ſelbſt ſoldie , welde behaupteten , Chriſten und getauft zu ſein , darüber auszu
forſchen unternahm , wie ſie ſid, denn ihre Zukunft nady dem Tote dädyten , erhielt ich niemals eine andere Ant wort als : ,,Dann iſt das Leben (wörtlich der Atem ) zu Ende, dann werden wir eingegraben und dann freſſen uns dic Würmer der Erde." Daß aud jie nod Nadiwirkungen auf
läfie plötzlid gelöſt oder in Feindſeligkeiten umgewandelt.
ihre Hinterbliebenen ausüben würden , nadidem ſie ſelber
Melancholiſche Stimmungen ſollte man beim Neger: gemüt kaum für möglich halten und id, hätte geſchworen , Selbſtmord jei bei ihm ganz unbenkbar, wenn id) nidt
deren von ihren Verſtorbenen zit erfahren meinen , iſt ein allzu fühner und des praktiſchen Intereſes entbehrender logiſcher Sprung, als daß ein Negergehirn ſich jemals
aus ziemlich glaubwürdiger Duelle wüßte, daß derlei Fälle
damit befaſſen mödyte.
Beiträge zur Ethnographie der Bantu .
Es gibt ein Wort, welches mit Gott überſekt werden muß , osambi nämlic) , auf deſſen genauere Bedeutung folgende Verbindungen Splüſje erlauben : diulu dia psambi Himmel Gottes , dikembi dia osambi Sonne Gottes , kalunga ka psambi Meer Gottes , dikua dia nsambi Art Gottes, Name eines Graſes, weldjes ſehr heim tüdiſch dyneidet; nsambi heißt außerdem auch die ſonder: bare Heuſchrecke Mantis, unſere Gottesanbeterin ." Perſönlid) und praftijd hat aber dieſer nsambi, ,0
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guſto einmal ſagte, für den Neger gar kein Intereſſe. Er thut ihm weder wohl nod; wehe und fümmert ſid ſeiner
verfäßdens, iſt eine glatte Ninne geſchnitten. In dieſer fährt nun der Wabrjagende mit einem anderen Stücden Holz hin und her , indem er dabei beſtändig fragt : „ Iſt es der Shamuhongo geweſen ?" „ Iſt es der Joào geweſen ?" und ſo weiter. Plöblid ſtockt das Hölzchen und will nicht mehr gleiten . Darin liegt die Antwort des Schickſals. Der jenige, deſjen Name hiebei gerade geſagt worden war, hat die böſe That begangen. Keiner der Anweſenden zweifelt daran, zumal da der verſchlagene Prieſter des Kunſtſtückes ſidy ſchon vorher über den Stand der öffentlichen Meinung informiert hat. Auf folche Weiſe wird mandes Menſchen leben vertändelt. Denn der Angeklagte wird ſich der Gift
Anſicht nad eigentlich nur um die Weißen , die ibm ibre
probe zu unterwerfen haben .
Geſchidlichkeit und ihren Reidytum verdanken.
Oder : Das fragende und das orakelnde Individuum boden irgendwo im Freien zuſammen und halten beide
deus là no ar“ (dort oben in der Luft ), wie mein Au
Dagegen ſind Wald und Flur belebt von vielen Ros
bolden , die größtenteils darauf ausgehen , den idwarzen
den Stiel einer Art ſenkredyt auf die Erde geſtellt mit der
Menſchen zu quälen und zu ärgern , niemals aber , ihm Gutes zu erweiſen, kurz, beſten Falles ſid, damit begnügen,
Kedyten umflammert, das fragende mehr oben , das vra : felnde unten . Erſteres ſudyt den Stiel möglichſt kräftig in
barmlos zu bleiben . Ebenſo verhalten ſich zu ihm die Toten . Cine dritte , nod gefährlidere Klaſſe von feind
Berührung mit dem Boden zu erhalten , letzteres ibn weg
zuziehen. Die Antwort des Sdvidjals beſteht hiebei darin ,
lichen Gewalten bilden die böſen Zauberer unter den leben
daß der Artſtiel plötzlich feſtgewachſen zu ſein (dyeint und
den ſchwarzen Nebenmenſchen ſelbſt , die ibn rings um geben und mit denen er täglich verkehrt. Die leßteren
ſidy nicht mehr verrücken läßt. Die Annahme ſtattgebabter Verherung iſt gewöhn
fönnen ſogar aud dem Weißen verderblich werden , die
lid) weiter nidits , als ein altherkömmlicher Erklärungs verſuc, für die peinlidie Stimmung, weldie Mißgunſt und
beiden erſteren nicht. Reine Krankheit, fein Verluſt im Geſchäft, fein llnglüct, fein droblicher Blikidlag wird auf andere als auf eine von dieſen drei Urjaden zurückgeführt.
Neid des Nebenmenſden bervorrief. Die allgemeine und
In der Abwehr gegen die genannten drei verneinen den Prinzipe beſteht hauptſädylid, das religiöſe Bedürfnis
jie böswillige Spädigungen verhindert und zur Friedfer tigkeit ermahnt.
und Getriebe des Bantu .
Als weitere Funktionen des
jelben ſind dann noch das Crafeln , die Bereitung vera ſdiedener Medizinen und das Beten zu nennen . Ueber die Medizinen gilt dasſelbe , was bereits ge legentlich der Heilkunde, die ja audy größtenteils nur eine
Unterabteilung der Religion bildet , gejagt iſt.
mädytige Furdyt davor wirft geradezu wohlthätig, indem
Von den beiden Hauptingredienzien des europäijden Gebetes, Jubrunſt der Verehrung und Inbrunſt des Wün (dens, kennt der Reger nur die leßtere , eigennütige. Er
hat eine inſtinftartige unbeſtimmte Empfindung, ſeinen Zweck zu erreiden , indem
er beſtändig ſeinen Wunſd
Ob jid
herabplärrt , was ja auch die Entſtehung unſeres Gebetes
dieſelben auf Krankheiten oder auf andere Uebel bezieben ,
Das Drafeln dient zur Beantwortung von Fragen an
ſein dürfte. Jene andere höhere Blüte des religiöjen Be dürfniſſes iſt ihm fremd. Der Uneigennüßigkeit iſt er nidit fähig, dazu iſt er zu praktiſdy. Oder, vielleicht beſſer
das Schicjal ungefähr folgenden Inhaltes: Wird die ge
gejagt, er iſt noch nicht raffiniert genug, um bis zu dieſer
plante That , z. B. ein Krieg, ein Geſchäft, ein Diebſtahl,
bypokritiſden Maskierung der Eigennüßigkeit zu gelangen.
günſtig oder ungünſtig ausfallen ? Werde ich einen Knaben
Das Beten geſdieht immer nur litaneiartig , indem ein Vorbeter, irgend ein Raſſelinſtrument ſdwingend, die
madt keinen Unterſdied.
oder ein Mäddyen erzeugen , reſpektive gebären ? Sind meine entfernten Weiber und Kinder, iſt mein ganzes Dorf ſamt
lich von gewiſſen Perſonen ausgeübt wird, die in dem
einzelnen für den Augenblick erfundenen Säße , die ſidy beſtändig in den verſdhiedenſten Wendungen um den Gegen ſtand herumdrehen uder nady willkürliden Abidweifungen wieder auf ibn zurüdführen , vorjagt, worauf die anderen ſie einſtimmig wiederholen. Beſonders routinierte Vorbeter
Hufe ſteben, bejondere Geſchidlidykeit bierin zu beſitzen, iſt
ergeben ſich dabei in den höchſten fiſteltönen , die ibnen
unglaublich findiſd) und läderlich einfach. Der Betrug, auf dem ſie beruht, übertrifft an Plumpbeit und Handgreiflid feit alle Vorſtellung. Es gibt eine Menge verſchiedener Manipulationen , welde dazu dienen . Sehr beliebt zum
Hierin liegt bereits eine Andeutung jener erſten Ingredienz.
Nindern , Ziegen und Hühnern geſund und wohl ? Wer iſt der Fetiſchör, der den Kranken verbert hat und tot machen will ?
Die Tedynik des Drafelns, welche gewöhn
Beiſpiel ſind naciſtehende Arten . In ein Stüdchen Brett, etwa vom Boden eines Pula Mitsland 1883. Nr. 6 .
einſdmeichelnd und dadurdy wirkſamer zu klingen ſcheinen . Gine eigene Prieſterklaſje iſt nicht vorhanden. Es gibt Neger, bei denen das religiöje Geklapper tägliche Ge
wohnheit iſt, geradeſo wie bei unſeren Betſchweſtern. Von Ernſt oder Andadt in unſerem Sinn iſt jedoch audi bei 18
Der Walfiidfang in Finmarfet.
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dieſen feine Spur zu beobadyten . Die Geiterfeit des Vieger gemütes verleugnet fid niemals. Kommt man zulfällig
tion der Sonne ibre Höhe nur wenig. Id) ſelber richtete mid) oft nach der Länge des eigenen Schattens ohne gro
zu derlei religiöſen Uebungen und verrät die Miene den Eindruck des Ergößliden , den man von ihnen empfängt, ſo bridit oft die ganze fromme Sdaar in ein luſtiges Ge lädyter aus und freut ſid , daß man ihr Gebahren an
Beren Srrtum . „ Du bridiſt auf, die Sonne dort"“ (wag redyt im Dſten ), „ du kom ſt an , die Sonne dort“ (45 Grad
heiternd findet.
Nod kürzer drücken ſid, zuweilen die Träger aus , wenn ihnen vor einem allzu forcierten Marſch graut: „ 0 , das iſt weit !" und damit deuten ſie vielſagend mit der Hand tief nad ) Weſten . Die vielfach aufgeworfene und ſehr verſchieden be antwortete Frage nach der Kulturfähigkeit des Negers gilt eigentlid für alle Naturvölker. Der Neger iſt in dieſer Beziehung nur deshalb öfter zur Sprade gekommen , weil ſid) ihm das Jntereſſe und das Wohlwollen edler , aber nidt immer ruhig und darf denkender Menſchen in ganz beſonders hohein Grade zugewendet hat. Sie muß unbe
Abgeſehen von der Furdit des böjen Fetijd , die ihn ſo häufig beunruhigt und abgeſehen von der Leidenſchaft des Sduaderns, die ihn zuweilen bierbin und dorthin treibt, fließt das Leben des Negers gleid förmig forglos dabin. Er wird geboren , wächst beran , wird beſdınitten , nimmt ein Weib , zeugt Nadkommen , altert und ſtirbt , wozu er
weder Erziebung, nocy Sdule , od Wahl des Berufs, nod ſonſtige Kümmerlichkeiten über ſid ergeben zu laſſen braudyt . Regelmäßig wiederkehrende Feſte fennt er nid )t. Nur
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bodh im Weſten ); 10 ungefähr lautet die Ausfunft über
Diſtanzen , die man von Eingeborenen regelmäßig erhält.
Todesfälle in der Verwandtſdaft, in der Nadbarſdaft, in der Freundidaft ſpinnen ſid) zu längeren , oft ganze Wodien
dingt mit Ja beantwortet werden . Der Neger beſikt zwei
durch dauernden Feſtlicykeiten mit Tanz und Gejang, Sdmau
deſtens in demielben Maße , in dem
ſereien und Trinkgelagen aus. Wie viel Jabre er alt iſt,
Vorfahren gehabt haben mögen . Aber ebenſo wenig, wie aus dem barbarijden Zuſtand dieſer ganz plöglich und unvermittelt unſere erhabene, tauſendgeſtaltige Verfeinerung
iſt ihm unbekannt und gleichgültig. Man mödyte kaum glauben , daſ cine Zeitredning
Fellos alle Anlagen zur Kultur und zur Ziviliſation min ſie unſere früheſten
Und body hat er eine, aller
hervorging, ebenſo wenig dürfen wir verlangen , daß der
dings eine ſehr oberflächlidhe, kindlid naive. Es koſtete
afrikaniſde Wilde (den innerhalb einer oder zweier Ge
mir viel Mühe, bierüber etwas zuverläſſiges berauszu
nerationen die Stufe des heutigen Europäers einnehme.
ihm in den Sinn kommt.
Sind ja dod aud die gebildetſten Mulatten
Die Thatjade, daß neben den phyſiſchen auch die
und Quarteronen , obwohl zugleid der Landesſprache und
vſydrologiſchen und intellektuellen lliter diede zwiſden den
des Portugieſijden , vielleidit ſogar auch ein wenig des
einzelnen Menſchenraſſen verſd)windend gering ſind , wird fid) überhaupt immer deutlicher herausſtellen, je mehr man dieſelben vorurteilslos ſtudiert und der fromme Wunſch ge wiſſer Sdyablonengelehrter, durdygreifende trennende Merk
bringen.
Franzöſiſchen mädytig, niemals im ſtande, die Frage nady dieſem abſtrakten Begriff direkt zu beantworten . Gerade von ſolchen halbgebildeten Halbeuropäern erfährt man weiter nichts, als Verachtung der Spradie und Art ihrer Mütter; bald ſieht man ein , wie nublos ſie ſind und greift zu den niadten, zottellodigen Wilden zurück. Das was mir ſchließlich das Wahrſcheinlidiſte blieb iſt folgendes : Die Angola -Neger zählen die Monde während der Agrikulturperiode und bezeichnen ſie mit Nummern
male zu erhalten , wird unerfüllt bleiben .
Der Walfiſdfang in Hinumarken.
von eins bis zehn. Während der Trockenperiode, in der
Infolge der fortwährenden Nudyſtellungen ſeit drei
die Agrikultur ſchläft, ſchläft auch die Zeitredynung. Im Auguſt, wenn fernes Wetterleuchten den Eintritt der Regen vorausſagt, madjen die Weiber ſich auf, irgendivo im Sa
Jahrhunderten hat der eigentliche große Walfiſch die Ge wäſſer von Spißbergen und Grönland verlaſſen , wo man
wanenwalde nahe dem Dorfe ein viereckiges Stück Boden
vorhandenen Eremplare ſeiner Gattung, welche bald audy
ihn früher in großer Menge antraf und die ſeltenen nod)
von Gras und Gebüſch zu ſäubern.. Dann warten ſie
ganz ausgerottet ſein werden , haben ſich in die Eisregionen
bis der erſte Regen wirklich gefallen iſt und pflanzen Grund
der Davisſtraße und des Polarmeeres zurückgezogen.
nüſſe in die angefeuchtete Erde. Derjenige Mond, der dabei gerade ſcheint, iſt der „ Kamoſch,“ der Erſte.
Die Tagesabſchnitte werden durch den Stand der Sonne markiert. Deutet der Arm unter einem Winkel von 45 Grad nad Oſt, ſo heißt das ſoviel wie 9 Uhr, deutet er nach dem Zenith , ſo heißt das Mittag. Mit dieſer primitiven Uhr laſſen ſich indeſjen noch feinere Teilungen ,
bis zu einzelnen Stunden , annähernd abſchäßen.
Die zahlreichen Schiffe, weldie in früherer Zeit für
den Walfiſdifang bemannt wurden , beförderten einen leb haften Handelsverkehr und bildeten in der weiten und bejdwerlichen Fahrt eine treffliche Schule für den See
mann . Die baskiſchen Sdyiffer waren die erſten , welde in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts begannen, den Wal , den „ großen Fiſch)," wie man ihn damals
Denn
nannte , zu jagen. Eine kleine Zahl franzöſiſcher Namen
innerhalb der Tropen beeinflußt die ſchwankende Deklina
auf Spikbergen legt allein heute nod Zeugnis ab von
111
Ter Walfiſchfang in Finmarken.
der thätigen Teilnahme, welde die Franzoſen an dieſen entfernten Erpeditionen nahmen , trobdem baskiſdye Ma troſen und namentlid basfiſde Harpuniere aud die Mehr: zahl der holländiſchen Sdriffe zu bemannen pflegten , als
gedoffe und wenn die Jagd auf denſelben nodi mandie Aufregung bieten mag , jo iſt ſie für die beteiligten Per
mehr mit Lebensgefahr verbunden. dem Ende des vorigen Jahrhunderts be zum Erlegen des Wals einer Art von weldiem man die Garpunen aus weiter
mädytigt hatte.
ſonen dod, nidyt Sdon ſeit diente man ſidy Musketon , aus
Walfiſdfang auszurüſten
Entfernung und mit größerer Leidytigfeit und Nraft zu dhleudern vermochte ; die jetzige Art des Warpunierens
dieſe Nation ſidy faſt des geſammten Walfiſdfanges be In den erſten Dezennien des 17. Jahr hunderts begannen auch die Engländer , Schiffe für den
und blutige Kämpfe ſpielten
fid zwiſchen den Sdiffen dieſer beiden Nationen ab,
weldie ſich mit Hartnädigkeit den Beſitz der Buchten und des Geſtades der 1596 entdeckten Inſel Spißbergen ſtreitig madyten .
Die mit Eis bedecten Ufer dieſes Gilands wurden damals während der Fiſchzeit von zahlreiden betriebſamen Menſchen beſudit; ausgedehnte Anlagen für das Zerídynei
den der Fiſche und die Gewinnung des Thrans befanden ſidh an verſdviedenen Punkten. Die Holländer gründeten auf der kleinen , im Nordweſten von Spilbergen gelegenen
Inſel Amſterdam ihr Etabliſſement Smeerenberg , weldes
in ſeiner Ausdehnung faſt den Namen einer Stadt verdiente. In einer einzigen größeren Bucht (Grönlands zählte von 1697 eine Flotte 187 Walfiſdyfängern , darunter 121 Holländer, weldie während der Fangzeit 1959 Walfidye erlegt hatten. Die großartigen Kompagnien , welde anfangs den
man
Walfiſdfang monopoliſiert hatten , verſchwanden mit der
aber verdankt ihren Urſprung der Erfindung eines nor : wegijden Walfiidjägers , des Herrn Svend Foun , welder noch heute als 72jähriger Greis dem größten Etabliſje ment dieſer Art in Finnmarken vorſteht. Die Gewäſſer dieſer Gegend beherbergen vier verſdric
dene Abarten des Wal : Balaenoptera cibaldii oder blauer Wal , welcher gewöhnlich in der Nähe der Eisregion fidy aufhält, Balaenoptera rostrata oder finnijder Wal oder Wal mit dem Sdnabel. Derſelbe gleidyt dem vorigen iſt aber kleiner und ſteigt zuweilen in die mitteleuropäijden Gewäſſer hinab ; Megapterus boops mit den langen sloj fen , Balaenoptera musculus , welder häufig in den nor wegiden jorden angetroffen wird.
Man madit in denen
nur Jagd auf die beiden erſtgenannten Fijde , welche anfangs April mit den Krabben und der Lodde genann
ten Vadisart, ihrer Hauptnahrung, in großen Sduaren an der Nordküſte und im Varangerfjord erſcheinen. Zum Fangen der Fiſdie bedient man ſich kleiner
Das Gewerbe desſelben war damit freigegeben und
Dampfer von 20 bis 25 Meter Länge und zirka 30 Pfer
durdy Verträge , welche der Billigkeit Redinung trugen ,
dekräften , deren Bemannung mit Einſdyluß des Majdi niſten aus ſedis bis ſieben Köpfen beſteht. Ein kurzes Ka nonenrohr mit einer Seelenweite von acht Centimeter ruht auf einer drehbaren Laffette und iſt mit Vorridtungen verſehen , um leidyt gerichtet werden zu können. Die Har
Zeit.
wurden jeder Nation beſtimmte Buditen und Geſtade zu : gewieſen , wo ſie dem Walfiſdfang obliegen konnte. In dem Maße aber , als der Wal aus der Nähe der Küſten mehr und mehr verſchwand, gaben auch die Fiſder die am Lande gelegenen Etabliſſements auf und nahmen an Bord der Schiffe die nötigen Manipulationen mit dem
pune, welche aus dieſem Rohre geſdoſjen wird , beſteht
aus zwei Teilen. Eine hohle Eiſenſtange endigt an einem
gefangenen Tiere vor. Augenblicklich beſteht dieſes vors
Ende in einem maſſiven Cylinder und an dem anderen in
mals bedeutende Gewerbe überhaupt ſo gut wie gar nidit Nur wenige Schiffe nod werden hauptſächlich in
einem Kettengliede. Der maſſive Cylinder wird in die Seele des Gefdübes eingeführt und auf ibn wirkt direkt
Dundee in England und dem norwegiſchen Hafen Thons
die Pulverladung.
berg für den Fang des eigentlichen großen Walfiſches ausgerüſtet und dieſe kommen ſelten auf ihre Koſten . Dagegen wird jeßt in größerem Umfange den kleineren und geringeren Arten des Wals nadogeſtellt, weldie früher
befeſtigt iſt, bewegt ſich frei auf dieſer Eiſenſtange.
Lanzenſpite ausläuft und am anderen Ende in ein Ret
vernadläſſigt wurden , weil ſie weniger Thran und ein
tenglied , weldes mit demjenigen des zuerſt erwähnten
ſehr minderwertiges Fijdbein liefern. Dieſe kleineren Fijde kommen an den norwegiſchen Küſten noch ſehr häufig vor und verirren ſich mitunter ſogar in die Nordſee und den Atlantiſchen Ozean . Auch die Art des Fiſdfangs iſt eine andere gewor den ; der Harpunier ſchleudert nicht mehr das ſcharfe Eiſen dem mächtigen Rolob in die Seite , auf die Gefahr bin, daß ſein leichtes Fahrzeug durch einen Schlag der rieſigen Schwanzfloſſe fentert oder durd, den davonſchießenden Fiſch weithinaus ins offene Meer geriſſen wird , ſondern man tötet jeßt den Walfiſd aus der Ferne durdy Erploſions
Cijen dafts wie zur Rette verbunden iſt. Aus dein hin teren Teil der Granate ſpringen vier Arme vor , welde nach Art der Anker in Widerhaken endigen. Dieſelben
,
Ein Ring, an dem die Wurfleine Das
eigentliche Projektil beſteht aus einer Granate von zylin driſdı-ogivaler Form , welche vorn in die Geſtalt einer
bewegen ſich in Sdarnieren zu einem
an dem Geſchoß.
Abjtand von 150
Wenn der Apparat fertig zum Feuern
iſt, liegen dieſe Anker feſtgedrüdt am Gejdoß und ver binden über die beiden Kettenglieder hinweg den Eijena daft und die Granate zu einem zuſammenhängenden Gan
zen . Wenn die leştere in den Körper des Tieres eindringt, ſpringen bei deſſen heftigen Bewegungen die Anfer auf und entzünden die etwa ein Kilogramm Pulver haltende
Der Walfiſchfang in Fimmarfen .
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Yadung derſelben , die Rettenglieder bewegen ſich wieder frei und verbindern ein Verbiegen des Projektile , mag das ver
wundete Tier ſid, drehen und wenden wie es will. Die Wurfleine iſt 120 Millimeter ſtarf und 350 bis 400Meter
jid vergegenwärtigen , daß ein einziger der großen eigentlichen
Walfiſche bis zu 20 und 2.5 Tonnen Thran und mitunter gar eine Tonne Fijdbein liefert, weldies lektere nebenher nodi einen bedeutend hoberen Handelswert beſitzt, als das der kleiner
lang.
Fijde ; denn es wird mit 40 Wart pro Kilogramm be
Sobald der Wal ſeine Nähe durch den in die Höhe getriebenen Waſſerſtrabl unter einem Geräujde anfündigt, weldes man auf 11 kilometer bort, beginnt die Jagd.
zablt, während vom leşteren das Kilogramm kaum 4 bis
Das Geſchüß wird geladen , die Harpune eingeſcßt und die Leine in Bereitſchaft gehalten. Auf 30 bis 40 Meter Entfernung vom Wal wird das Geldof entiendet, da das Gewicht desſelben und die Leine den Sdruß auf weitere Entfernung verbietet.
In den meiſten Fällen verendet der getroffene sijd
51.2 Mark erzielt. Das Etabliſſement für den Walfijdfang in Padjo beſdäftigt 70 bis 80 Arbeiter , weldie meiſtenteils in Tbonsberg zu Hauſe ſind und nur für die Rampagne bie Das Inventar desjelben beſteht aus drei ber kommen . Dampfern für die Jagd , welche mit je einem Gejchüt verjeben ſind, einem kleineren Dampfidiffe , der Dampf
majdrine, großen Vorratsbäuſern u . 1. w .
wundet, jo īdießt er vorwärts und reißt den kleinen Dam
Die Ausfubr dieſer Fiſderei-Produkte bildet die haupt jädlidiſte Einnabmsquelle von Radio. Die Fabrif zabit
pfer mit größter Geſdwindigkeit hinter ſich her. In einem
allein 9600 Mark Kommunalſteuern .
jofort mit dem Platzen der Granate , iſt er aber nur ver
beſtimmten Falle des vergangenen Jabres iſt man ge
Naljijdfang wie Kabeljaufang wird altem Ge
nötigt geweſen , nad 24 ſtündiger anbaltender Fahrt die Yeine zu fappen , um nidt zu weit verídlagen zu werden . Man erkennt den verendeten Fijd daran , daß ſid der Nadaver dreht und auf dem Nüden dwimnt, bug :
braudve gemäß von Sonnabend bis Sonntag Abend aus: geſetzt. In früberer Zeit begann die Rampagne im April
fiert ibn längsſeit des Schiffes und befeſtigt ibn an dem
ſelben mittelſt Retten , welde durd die Najengegend und und durch eine Floſſe gezogen werden . Das Etabliſſement des Werrn Forn liegt auf der
und endigte mit dem
Monat September, wenn die
Wale die Rüſtengewäſſer wieder verlaſſen . Seit dem 1. Januar 1882 aber iſt ein Geſet in Kraft getreten , welches
den Beginn des Naljangs innerhalb einer Entfernung von 11 Kilometer von der Küſte und für den ganzen
Meeresarm von der Stadt gloiden Namens getrennt iſt. Mit der Flut wird der tote Roloſ , den Nopf voran , bis didt an dasſelbe berangebradt und mit eintretender
Varangerfjord auf den erſten Juni verſdiebt. Dieſes Geet full den Klagen der Kabeljaufiider begegnen , deren Neben und Vorridtungen durch die Dampfidiffe in der beſten Fangzeit großer Sdaden erwädiſt. Außer dem sidereibetrieb in Badjo beteben in Finnmarkert nod
Ebbe beginnen die Arbeiter ibr Wert, indem ſie mit lan
drei Etabliſements von geringerer Ausdehnung.
gen und breiten Meſlern in die Spedidvidite des Fildes nad ) der ganzen Länge desſelben Fängsiduitte maden. Eine in Haken auslaufende Nette wird am Ende cines ſold )en Spedſtreifens befeſtigt und derjelbe dann mit vilje ciner Winde abgezogen. Auf dem Boden ſdincidet man den Spec in Stücke und befördert inn auf den Sarrei
erſte befindet ſich auf der Injel Hindi im
kleinen Snel Badio, welde mur durdcinen id malen
cines Schienengeleifes in die eigentliche Fabrik , wo die
Auskodung und die Thrangewinnung vor ſid, gebt. Vadidem
dann die beiden Knoden des Unterkiefers und die Bar ten , das sijd bein , losgelöſt ſind, wird der Neſt des Mas davers auf cine ſdiefe Ebene gebißt, die ihn nad einem
weiten Sduppen befördert. Hier geht die weitere Zer legung vor ſid ), das Fleiſd, wird zur Thrangewinnung benutzt imd die Sinoden zu Guanı verbrannt.
Das sijdbein wird durd) geſchickte Arbeiter in Duer ſtreifen geſpalten , von Frauen mittelſt kodens im jieden den Najjer von den anbaftenden Fettpartifelden gereinigt und dann nad England und Deutidland verſendet.
Das
Şarfjord,
ciner Einbuditung des Karangerfjord und zwei auf der Jnjel Pardo , weld lettere erſt ſeit dem vorigen Jabre.
das Gefdäft begonnen baben.
Es iſt die Rede davon ,
nodcine zweite Fabrif am Parfjord anzulegen und ebenſo ſoll eine große rujlijde Kompagnie die Abſidit baben , an der rulliden Küſte ein ähnliches Gedäft zu
begründen. Jede der genannten , im Betrieb ſtehenden An lagen iſt im Beſite cines kleinen Dampfers, deſſen Einrid tungen denen der oben beſcriebenen Sdviffc ziemlid ähnlich
ſind. Dod ſind am Gejdoß einzelne unweſentlide Ver änderungen vorgenommen , um nidit das Patent des Herrn Foyn erwerben zu müſſen .
Die folgende Ueberſidyt ergiebt die Reſultate des Waljijdfanges innerhalb der letzten Jabre in dieſen Be wäſſern : jabr
Radio
1869
30
Ein ſolder Wal gibt im Durdyjdnitt 7 bis 10 Ton
1870
17
nen Thran und 500 bis 600 Kilogramm Fiſdybein , ſo daſ man den Neingewinn aus jedem Fange, wenn der ganze sid , wie dies in Kudjö der Fall, verwertet wird, auf ungefähr 3299 bis 1000 Mart veranidlagen kann . Dabei muß man
1871
30
1872
40
1873
36
1874
51
Marfjord
Vardö
1
Cechs Dionate in Oran .
Jahr
Radio
1875
37
Yarfjord
Varda
crmeſſen .
113 Aber wer ſollte mir die Steine reben lehren ?
Si Mohamed Ben Sari ſchien mir dazu der rechte Mam . Die Beziehungen mit ihm hatten unterdeſſen Fortſchritte
1876 1
1877 1878
91
33
1879
83
13
1880
85
gemadit; er war gekommen , uns zu beſudjen , hatte audy unſern Oberſt zu Hauſe getroffen und deſſen Sympathie gewonnen und auf die Erkundigungen , die man zu größerer Siderheit über ſeine Perſönlid feit und ſeine Familie ein
60 50 1881 bis 1. Aug. 76 Der Merkwürdigfeit wegen ſei hier noch kurz die
zog, waren es nur Stimmen des Lobes und der Adytung geweſen , die man vernommen hatte. So wurde er herbei
Art und Weiſe erwähnt, wie die Vervobner der in der Nähe von Bergen gelegenen Inſel Storö den sal er legen , der aus Zufall in einen der kleinen Fjorde ver dlagen iſt : Sie ſperren den engen Ausgang des Fjords mit mehrfachen Reihen von Neben ab und töten dann aus ihren Booten oder von den Spißen der begrenzenden Fela jen herab den Fijd mit Pfeilſdüſſen. ( Nevue Maritime.)
gerufen und ſchlug das Buch der Vergangenheit auf als ein ebenſo verſtändiger, wie phantaſievoller Ausleger der chrwürdigen Schriftzeiden . Ein herrlicher Oktobertag begünſtigte den erſten Foridungsgang. Er galt der Nichtung und den ueber
reſten des dreifadyen Mauerringes, der Tlemcen einſt um geben hatte und Si Mohamed , in ſeinem Stolze als
Sohn der alten Fürſtenſtadt, hielt darauf, daß man ridytig erkenne, welde Madt und Größe dieſelbe unter den andern Städten Maghrebs ausgezeidynet hatte. Der äußerſte
Sechs Monate in Oran .
und folglich ausgedehnteſte der drei Mauergürtel batte
Ron H. Pevesques.
chedem eine Bodenflödie von vierundſechzig Hektar ums id loſſen. Nun bededt die heutige Stadt faum die Hälfte davon . Das Mauerwerk dieſes äußeren Ringes iſt hart
( Fortſchung .) VI.
Was vom Glanze Tlemcens übrig geblieben .
wie Felsgeſtein, von ungeheurer Dicke und bildet das Per bindungsglied ziviſden mädytigen, vieredigen Türmen , von
Dieſe Araber, unerſdütterlidy in ihren religiöſen An dauungen wie ſie ſind, fönnen ſic je den engen Kreis
mit den Bauten der Gegenwart erſcheinen dieſe rieſigen
durchbreden, in welchem der Abjolutismus des Koran ihre
welden einige jeßt noch nnerſdüttert ſtehen.
Verglichen
Intelligenz befangen hält ? Nein , die Künſte und Wijjen
Mauermaſſen als Giganten , welche ein Pygmäenvölflein ju ihren Füßen bedräuen. In alter Zeit durdibraden zu
ſdhaften können audy ehemals bei ihnen nur ein Privilegium
dreizehn Pforten dieſen Wall, ſieben davon genügen dem
einer kleinen Anzahl von Männern von Genie geweſen
Bedürfnis heutzutage, die andern leben nur dem Namen nach in der Erinnerung des Volfes. Die Stadtmauern,
ſein, welche ein kluger Fürſt erraten und verwendet bat. Doch da ſie nur auserwählt waren , um den Glanz des
Thrones zu erhöhen und den Nuhm dieſer oder jener Ne gierungsepodie, ſo vermochten ſie nicht, na d) baltig lidt
bringend zu wirken und waren wohl auch kaum darum bemüht. Wäre es ſonſt möglid ), daß eine Stufe der Zi
viliſation, wie man ſie den Mauren zuſdreibt, nid)ts zurüc: gelaſſen hat, als einen unbegrenzten Fanatismus und die plumpſte Unwiſſenbeit ?
Dieſe Worte fielen im Feuer einer
Diskuſſion jemand von den Lippen und forderten eine
Erwiderung heraus, die für mid) einen beachtensiverten Fingerzeig enthielt. Jene Antwort lautete: „ Ehe man das Daſein einer Glanzepode, von weldher ſo viele Meiſter werke Zeugnis geben , in Zweifel zieht , befrage man die Steine der Denkmäler und angeſichts des Verfalles be dwore man die glanzvolle Vergangenbeit herauf, verfolge überall die Spuren der verſdwundenen Geſchlechter, und
nach den Sdyritten der Toten meſſe man die der Lebenden .“ - Ja, um gerecht zu urteilen , mußte man ſeben und id) beſdyloß ohne Zögern, es nun zu verſuden , an Tlem cens Mojdeen und an ſeinen Bradytbauten in Ruinen den Grad der alten Kulturſtufe, die ihren Urſprung geſehen und deren Spuren nicht ganz verwiſdyt ſein konnten , zu
das Minaret des Mediuar, die große Mojdee, die Mojdee von Abu 'l Hajjen und die von Sidi Halui, die wir idon kennen dies iſt alles , was von der Blüte der Madyt hier übrig blieb. Die hodiragenden , zinnengekrönten Mauern des Rejaria berichten nur , daß ſie eine Stadt von Kauf leuten einſt beſchüßten , die im Mittelalter die Chriſten beſuchten , um mit den Muſelmännern Handel zu treiben . Beſichtigen wir nun die große Moſdhee vor der Stunde des Gebets, meinte Si Mohamed und wir ließen uns führen . Ein Bauwerk von den mädytigſten Dimenſionen ,
weldies die cine Seite des Karawanenplates einnimmt und ſich längs der Rue de France noch eine gute Strecke binzieht, dies iſt die große Moſchee. Shre wie feine Spitzen
kanten ausgezadten Däder, ihre wohlunterhaltenen weißen Wandflächen , die Kuppel des Marabut Sidi Murjut, mit ihren graziöjen Kurven und da aufgeſetzt , wo ſie am dönſten hervortreten muß , das hobe Minaret aus Bad ſteinen , deſſen vier Fläden mit Marmorſäulden und in deren Zwiſchenräumen mit Fayencemojait von reidſter Zeichnung geſchmückt ſind, dies alles ſtimmt zuſammen zu
einem herrlidhen Totaleindruc. Diejes Minaret, im drei zehnten Jahrhundert errichtet, bat doppelten Anſpruch auf
114
Cechs Monate in Oran.
unſere Ehrfurdit , ließ ſid, unſer geſdidytskundiger Führer vernehmen . Der fromme Khalife Yar imoracen, der erſte aus dem Fürſtengeſdyledyte der Abd - el - Cuaditen , welde glorreid über Tlemcen berrichten , erbaute es zur Ehre (Gottes und als ſeine Höflinge in ihn drangen , ſeinen Namen darauf zu ſeßen , verweigerte er es mit den Worten :
Moſdice leer, wie ſie es alle ſind und nur lange Reihen von
Binjenmatten bezeidnen den Naum , wo die Gläubigen ſich zum Gebete niederwerfen .
Von der großen Moidee bis zu der Abu 'l Hajjans
Und dieſes einfache Wort des Fürſten
ſind es nur wenige Schritte. Die eine ſteht der andern gegenüber an den beiden Enden des Karawanenplaßes. Ein zierliches, modernes Portal , ein reidhes Kranzgeſims
hat manche großartige Inſchrift überdauert. Uns bewvog es, feinem Werke eingehende Beadytung zu widmen und
man ſagt, das offenbar einit ſehr idomudloje Aeußere der
,,Allah weiß es !" I
die hundertdreißig Stufen zu erſteigen, die zu ſeiner Platt form führen. Die Erſteigung iſt nicht gefahrlos ; die teilweiſe zerbrödelten Stufen , weldie feit ſechs Jahrhun derten des Tages fünfmal der Mueddin betritt , um zum Gebete zu rufen , weichen unter den Füßen , man gleitet aus, man taſtet nady einer Stüße in der abſoluten Finſternis. Aber droben angelangt, fühlt man ſich reidolid belohnt durch den prachtvollen Rundblick auf die Stadt und Um :
gebung aus einer Höhe von fünfunddreißig Metern herab . Von da oben geſehen , mit ihren zehn Minarets, ihren Kuppeln , ihren Terraſſen, den gleichförmigen Mauerlinien der engen arabiſchen Gaſſen , hat die an den Berg hinge
lehnte Stadt ein entſchieden orientaliſches Gepräge und einen geheimnisvollen Reiz. Nach dem Minaret die Moſdhee ſelbſt! Ein vierediger Hof, mit Dnyrplatten belegt , von den übliden Arkaden
und Fenſter mit dem jarazeniſden Spitbogen haben, wie Mojdee Abu ' l Hajjans weſentlich umgeſtaltet. Ein Minaret, welches das Hauptgebäude nur in geringer Hobe überragt, ſcheint darauf bebadit geweſen zu ſein , ſich möglidſt wenig von allen andern zu unterſcheiden . Das Innere der fleinen Moſdhee jedoch läßt ſie als foſtbares Kleinod eridieinen.
Die Säulen ihres Mittel
idiffes, welche auf den Mihrab zuführen, ſind aus Dnyr; der erſtere ſelbſt zeigt in bodyſter Vollendung wieder die ipikenartigen , bewundernswerten Marmorſkulpturen , die
der mauriſden Kunſt des dreizehnten Jahrhunderts ſo un vergänglichen Reiz verleihen.
Wunderbare Ornamentit
bedeckt die umgebenden Wandfläden und die aus Zedern bolz geſdinikte Dece, von der föſtlidyſten Behandlung und noch Spuren von reichem , mannigfaltigem Farbenſchmuck zeigend, gibt dem Innern der Moſdhee einen vollkommen würdigen Abidluß. Eine Inſdrift zur Rechten nächſt dem
umzogen und belebt durch das Rauſchen der rieſelnden
Mihrab bewahrt den Namen des Sultans, dem man die
Baſſer eines ſchönen Brunnens aus durch deinendem Ge ſtein, leitet auf das impoſante Mittelſdriff zu . Wir durch idreiten es in ſeiner Länge von fünfzig Metern , zwiſchen den hochgeſchweiften, auf zweiundſiebzig Säulen rubenden Spitbogen . Das Juwel der Moſchee, der Mihrab, ſdhließt das Mittelſchiff; er iſt ein Wunder, ein zum Marmor ge wordener Traum . Die Arabesken , die ſämtliche Orna mentik hier iſt von der Zartheit eines Spißengewebes, deſſen durchbrochene Ranken , ſich in einander ſchlingend,
Moidee verdankt. Sie wurde 1296 durch Abu Said : Othman erbaut zu Ehren ſeines Vaters Abu - Zbrahim :
ein ideales Kuppeldadı bilden . Es zu beſchreiben iſt un möglich. Wie wäre es nun noch denkbar, angeſichts einer ſolden faſt übermenſchlichen Kunſtleiſtung die Größe einer
Kulturepoche zu leugnen , die ſoldhe Künſtler zählte , wie eben die Schöpfer der großen Moſchee ? Ihre Tage ſind fern, aber ſie ſind geweſen und eine Inſchrift, welche um die Kuppel läuft , verſeßt ſie durch ihr unwiderlegliches Zeugnis in das Jahr 530 der Hedidira (1136 unſerer Zeitrechnung ), dem Zeitpunkte der Erbauung der Moſchee. Es regierte damals der Almoravide Ali- Ben -Yuſſef, deſſen Namen durch die eiferſüchtigen Almohaden in der Folge
ausgetilgt wurde. Vor der Gebetniſche , in deren Nähe der Sage nad Yar 'moracen beſtattet wurde, bekundet nod jeßt die Pradytliebe und Freigebigkeit des frommen
Ben Yahia - Yarmoracen , welcher kurz zuvor geſtorben war. Heutzutage iſt die Mojdee Abu 'l hajjan eine franzöſiſch arabiſche Sdule geworden oder eine kleine Medreja im Munde der Eingebornen. Die übrigen Moſcheen Tlemcens haben nichts be merkenswertes aufzuweiſen ; aber es bleibt noch der Medyuar, die alte Zitadelle . Leider hatte er uns aber nichts anderes mehr zu zeigen , als das , was wir jeden Tag jaben , wenn wir ihn durdyjdritten , die hohen, zinnenge idymückten Mauern , flanfiert durd runde , gleidymäßig dicke Türme, längs der Esplanade das alte , maſſive Thor , überragt von dem vieredigen Turm , von dem die moderne Uhr herabſchaut und zuleßt das zierliche Minaret
der Moſchee , die gegenwärtig zum Militärhoſpital gehört. Was wir weiter. nod wünſchten , wir hatten es in der Geſdidyte zu ſuchen , ja vielleidyt ſogar in der Legende oder Sage ; denn von den Wundern des Khalifenpalaſtes, von ſeinen Gärten , von ſeinen Fontainen iſt nicht eine
Spur auf uns gekommen. Die arabiſchen Geſchicht dyreiber mögen noch ſo anſchaulid die Prachtentfaltung im Innern der ſtolzen Zitadelle rühmen – die Zeit und
Khalifen ein gewaltiger Kronleuchter aus Zedernholz mit
die Kriegsſtürme haben alles hinweggefegt. Während wir
Kupferplatten eingelegt und durch ſein ungeheueres Gewidyt
noch in Anſchauung der Mauern des Meduar verweilten und der wedjelvollen Tage gedachten, die ſie geſehen , fam Si Mohamed auf ein bodiberühmtes Uhriverk zu ſpreden , weldes einſt zu den Schäßen des Palaſtes gehört hatte
wie durd fein unbeſtrittenes Alter beſonders merkwür
dig. Mit Ausnahme dieſes Lichterträgers jedoch und der Kanzel oder des Minbar aus bemaltem Holze iſt die
Codis Monate in Oran .
und deſſen Verfertiger der Mathematiker Ibn-el- Fabbam aus Tlemcen ums Jahr 1358 geweſen war. Dieſes kunſt volle Ilhrwerk war alſo im zweihundert Jahre älter, als das des Straßburger Münſters! Was die gleichzeitigen Chroniſten davon berichten, vernahmen wir aus Si Mo bameds Munde ungefähr wie folgt : ,,Die Uhr oder Mendjána des Mechuar, ein Meiſter: werf der Mechanik, war verziert mit ſilbernen , auf die fünſtlicyſte Weiſe zuſammengeſtellten Figuren. Zuoberſt erſchien ein Strauch mit einem Vogel darauf, der die Flügel über ſeine Jungen breitete ; eine Schlange lauerte balb verſteckt am Fuße des Gebüſches und wand ſich langa
115
biſcher Wiſſenſchaft. Auch der ſilberne Baum , auf dem künſtliche, zwitſchernde Vögel jagen und der Mejbaf, ein berühmtes Eremplar des Korans , welches der Khalife
Othman mit eigner Hand geſchrieben hatte, verfielen dem : jelben Schidjal. Doch wenn auch niemand zu berichten weiß , was aus den Kleinodien des Mechuar geworden
iſt, ſo haben ſie dod, in der Erinnerung des Volkes eine leuchtende Spur hinterlaſſen und dieſe Spur verkündet laut und deutlid , weldjes die Kulturſtufe der Araber im
Mittelalter geweſen. Angeſichts der Skulpturen der Mo ideen und der Blätter der Geſchichte wäre Leugnen eine Reperei.
jam aufwärts, um die kleinen Vögel zu erhaſchen. Unter
VII .
balb dieſer Gruppe drehte ſich ein Mondglobus innerhalb
Während und nach dem Ramadan .
Ein Kanonenſduß .. zwei .. drei . ., id) zähle deren
eines weiten Kreiſes und zeigte genau die Stellung im Himmelsraum, welche der Satellit in der Nacht des Monats
fünfundzwanzig! Es iſt die feſtliche Stimme des Pulvers ,
Rabi, dem Geburtsmonat Mohamed's, einnimmt.
An der
welche den Arabern das Ende des Ramadan verkündet!
Baſis des Uhrwerks ſah man zehn Pforten , alſo ſoviel
Der Ramadan ! Dieſes Wort , jo leer an Sinn für
ließ ſich daran vernehmen , während zu gleicher Zeit aus zwei hohen , offenen , an den Ecken der Uhr befindlichen Thoren zwei Adler aufflogen , ſid auf den Rand eines kupfernen Beckens niederließen und darein aus ihren Schnä
uns, hat für den Araber eine düſterernſte Bedeutung; es iſt ein unerbittliches Wort, voll ſdwerlaſtender Verpflicht ungen , die jeder auf ſid nehmen muß obne Sträuben . in Wirklichkeit iſt der Ramadan einer der zwölf Monds: monate, in welche das mobamedaniſde Jahr ſich teilt, und als ſolder hätte er nichts erſdyredendes , aber er hat es
beln Gewichte von demſelben Metall gleiten ließen. Dieſe Gewichte verſanken durch eine Deffnung in der Mitte des
das ihn ganz ausfüllen joll.
es Stunden der Nacht ſind.
Um jede neue Stunde be
wegte ſich eine der Thüren und ein leichtes Sdhüttern
dennod ), weil er gleichbedeutend iſt mit dem ſtrengen Faſten , Warum aber dieſes Faſten
Beckens in das Innere der Werfes. In demſelben Augen :
gerade in dieſem Monat ? Weil , wie die Araber ſagen ,
blick hatte die Schlange das Vogelneſt erreicht, ließ ein
es Gott gefallen hat , dieſen Monat Ramadan zu
Zijchen hören und biß nad) einem der Vögelden, während
wählen , um ſeinen himmliſchen Boten Gabriel noch ein mal herabzuſenden und dem Propheten durdy Engelsmund die leßten Kapitel des Korans zu vffenbaren. Die Danf
die Mutter umſonſt verſuchte, es zu verteidigen und ein angſt voll gellendes Geſchrei ausſtieß. Nun öffnete ſich von ſelbſt
die Thüre, welche die gegenwärtige Stunde bezeichnete und
barkeit ſollte der Größe der Wohlthat entſprechen – und
eine junge Sklavin , ausgewählt aus den Schönſten , er
deshalb iſt das Faſten während des Ramadan auf das
idien auf der Schwelle. Mit der rechten Hand bot ſie ein aufgeſchlagenes Heft dar, auf deſſen Seiten die Stunde
geworden .
in einem Gedichte zu leſen war ; mit der linken , die ſie
an die Lippen erhob, grüßte ſie den Fürſten und huldigte
ihm durch dieſe Geberde als dem Khalifen .“ Die Mendjâna, fügte Si-Mohamed bei , war aus: idyließlich beſtimmt geweſen für die Nachtfeſte des Mulud, des Geburtstags des Propheten ; ſie ſollte den Glanz dieſer
Feſtlichkeiten verherrlichen und nur den Tafelgenoſſen des Sultans war es vergönnt, das Wunderwerk zu ſdauen.
Gebot Muhameds eine der fünf Grundlagen des Islam Der Ramadan iſt ein harter, mitleidsloſer Herrſcher, mit dem fein Abkommen möglich iſt. Milderungen fönnen ſich durch kein Pförtdien einſd leiden , nod) unter irgend welcher Form. Wenn dennoch an Kranke oder Reiſende ein Dispens ergeht, ſo iſt der Betreffende verpflichtet, ſo
bald es ihm immer möglich iſt, dem Faſten ſo viele Zeit zu widmen , als er ihm entzogen hat. Die Verleßung des Ramadan , wenn keiner der Fälle, die dafür im Koran
Es wurde zuerſt genannt um das Jahr 760 der Hedichra
vorgeſehen ſind, vorliegt, iſt ein Vergehen, vor dem ſelbſt
( 1359 n. Chr.) unter der Regierung Abu- Hammon II. und erſchien bei den nächtlichen Feſten in den vierundfünfzig
der Laueſte zurückſchređt. Ein Sühnungsfaſten Tagen außer den verſäumten Faſttagen wird auferlegt, der ſich gegen das religioje Geſet hat und er preiſt ſichy glüdlich, wenn er dieſe
folgenden Jahren. Später jab man es noch bei dem erſten Mulud
nad der Thronbeſteigung Saids , des Sohnes
von ſechzig demjenigen vergangen Angelegen
Abu Hammons; von da an jedoch geſchieht keine Er wähnung mehr von dem Kunſtwerke des jbn-el-Fabbam ,
heit in der Stille mit ſeinem Gotte und ſeinem Gewiſjen allein abmachen kann. Web ihm , wenn irgend ein Nadh:
denn die arabiſchen Chroniſten ſelbſt ſchweigen vom Ende des
bar ihn beimlich die Faſtenvorſdrift breden jah ! Der Fanatismus der Araber , den der Ramadan krankhaft ſteigert, verſteht feinen Scherz in dieſem Punfte und der auf der That ertappte Sduldige entgeht weder der Züch
neunten Jahrhunderts der Hedidra an hierüber. Aller Wahr: ideinlichkeit nac veridlang der Wirbel der Vernid)tungs friege, welche Tlemcen zerſtörten, audy dieſes Denkmal ara
Sechs Monate in Oran.
116
tung halten außerdem jede Woche einen Faſttag und eine
tigung, nody der Mißhandlung. Vor der franzöſiſdien Bejißnahme jogar hatten ſeine Glaubensgenoſſen das Hedit, ibn auf der Stelle zu töten. Heutzutage, da ihn die Zivili
Heirat im Namadan zu dließen iſt verpönt.
ſation vor dieſer gründlichſten aller Strafen ſdükt, braudyt
ſchuß eröffnet, weldier ſidy jeden Abend bei Sonnenunter
der Muſelmann , welder das Faſten brechen will – und deren gibt es ſehr wenige --- alle nur irgend erdenkliden Vorſidytsmaßregeln und unterläßt es ganz beſonders nidyt,
einer Art von Erſtarrung oder Halbidlaf verharrte , er
Dieſer Monat der Entjagung wird durd, einen Kanonen gang wiederholt. Die Bevölkerung, welche bis dabin in muntert ſid nun plöglich. Die Zigarretten werden in
Ein Uebelthäter , der
fiebernder Hajt gedreht, als ob ſie die Finger zu verſengen drohten und jeder, der draußen war , eilt nach Hauſe, wo
Mordgedanken hegt , könnte nicht vorſichtiger zu Werke
nun ein wohlverdientes Mahl ſeiner wartet. In der
nadı allen Himmelsgegenden auszuſpähen, ob nirgends ein Burnus oder Turban auftaucyt.
gehen, als er. Und es iſt audy keine leichte Aufgabe, dieſes
ſiebenundzwanzigſten Nadt des Ramadan muß der Roran
Faſten des Ramadan , welches volle dreißig Tage währt! Es handelt ſid dabei nidit darum , je nad Maßgabe des Appetites föſtliche Fiſche zu verzehren oder ſich nad einem
in den Moſdheen vollſtändig verleſen werden und, da die
reichlichen Frühſtücke etwa ſpätere Mahlzeiten zu verjagen, V nein , der Ramadan fordert abſolute Raſteiung , aus nahmsloſes Sidverjagen alles deſjen , was den Sinnen dymeichelt. Vom erſten blaſſen Lidytidein an , der des Tages Anbrud verkündet, bis zum Verſinken des Tages: geſtirns iſt es unterſagt, auch nur einen Tropfen Waſſer zu ſich zu nehmen , ja ſelbſt einen Wohlgeruch einzuatien .
Stimme eines Taleb oder Theologen dazu nicht aus reiden würde, ſo lojen ſid, die Tolba (Mehrzahl von
Taleb) Stunde um Stunde im Leſen ab. Es wäre unbillig , wenn einem Zeitraum ſo harter Entbehrungen nicht Ergötlichkeiten und Feſte folgten und ſo feiert man denn auch unmittelbar darauf das Feſt des Faſtenſchluſſes, Aïd -el-Serir oder das kleine Feſt genannt. Es währt brei Tage - drei Tage , welche dem
Vergnügen in jeder
Form gewidmet ſind. In den Straßen iſt ein wahres
Das Rauchen, eine ſo verbreitete Leidenſchaft aller orient
Getümmel , alle Muſelmänner umarmen ſich und die
aliſchen Raſien , iſt nicht allein verboten während des Ra madan, ſondern es iſt auc idon Sünde, ſich am Aroma
el- Serir wäre jedoch nicht vollſtändig ohne die Almojen
prächtigſten Feſtgewänder werden hervorgeſucht. Das Art
des Hrautes, das ein anderer raucht , zu erfreuen. Bei
ſpende. So beginnt man denn aud vor allem in den
dieſer Gelegenheit fällt mir ein rührendes Beiſpiel bei von der Strenge der Araber dem gegenüber, was ſie „ Ver pflichtung " nennen . d habe es in jenen Tagen anführen
woblbabenden Häuſern damit, die Armen zu ſpeiſen und die
bören :
Süßigkeiten jeder Art.
Ein eingeborner Spahi begleitete einen franzöſiſchen ffizier auf einer Sendung ins Innere des Landes . Der
ausgetauſcht und verzehrt wird, iſt unberedenbar. Die
Offizier rauchte eine Zigarre nach der andern , um die
Dienerſchaft neu zu kleiden. Es iſt außerdem das Feſt der Kudien , der ülgebadenen , der eingemachten und der Was davon gefnetet und gebaden ,
arabiſche Genügſamkeit und Mäßigkeit ſcheint während diejer drei Tage auf den Inder geſetzt zu ſein , denn man bringt ſie budyſtäblid) an dwerbeladenen Tijden zu .
Monotonie des Weges und den Sonnenbrand zu vergeſſen , während der Spabi, der ihm zu Pferde folgte, einen Zipfel
Man geht und kommt, man beſucht und empfängt jeine
jeines Burnus um die untere Befiditsbälfte gedlungen hatte und ſid) obendrein nwdy die Naſe zubielt ſo lange,
Bekannten und überall umarmt man ſid) und ſdymauſt und tafelt vergnüglich. Jd würde es nicht vor meinen arab
bis die Sonne völlig hinter den Bergen verſchwunden Um das Faſten nid)t zu brechen , batte er ſich die Cual auferlegt, bei einer ſengenden Hiße auf einem Hitt
ijden Freunden laut werden laſſen , aber was id) am wenigſten an ihnen liebe , find ibre Backereien. Es ſind uns davon Proben von mehr als einer Seite zugekommen, denn die Europäer ſind nidyt ausgenommen bei den Spen den , die man in ſo großem Maßſtabe nadı dem Sdiluß des Ramadan zu machen pflegt. Aber alles, ohne Unter
svar.
von nahezu einer balben Tagreije jid) jeden freien Atem zug zu verjagen ! Der Ramadan fann vermöge der Verſdriedenheiten
des Mondjahres ebenſo gut in den Winter fallen, als in den Sommer. Während der großen Hiße verurſacyt er
idied , war hart, dywer und bäuriſd mit Ausnahme einer
faſt unerträglidie Leiden und doch nimmt niemand die
einzigen Art von ſehr lockerem Zwiebac , der übrigens ur ſprünglich kein arabijdes , ſondern eher ein jüdiſdes Ge
Möglichkeit an , ſich denjelben zu entziehen. Er iſt Gebot für alle, Männer und Frauen, vom fünfzehnten Jahre an ; man ſieht jedoch audy die Mehrzahl der Kinder von jedis
dem eigentlidien Nationalgeridyte, dem woblzubreiteten Kuſkuſſu aus. Mâhma, die Gattin El-Hadi Ben -Sari's,
und ſieben Jahren ſchon fid freiwillig ſeinen Entbehrungen unterzieben . Eine große Anzabl von beſonders Glaubens
cifrigen und Faſtengebot damit einen vier Wodyen
darunter viele ältere Frauen verlängern das für ſich auf drei Monate, s . b . fie beginnen Monat vor dem Namadan und faſten nod nacher. Die Muſelmänner ſtrengſter Mid
bäck iſt. Reiner dieſer Feſtkuden bält den Vergleich mit
hatte uns mehrmals ausgezeichneten vorgeſeßt.
Das weiße
Mebl darin, die friſche Butter, die Malagatrauben , alles war untadelhaft und dies iſt ein gar ſeltener Fall. Denn um der Wahrheit die Ehre zu laſſen und da id) gerade von der arabiſchen Küche ſpreche , bütet eud) vor Cel und
Butter dabei ! Das Del iſt immer dyredenerregend und
Die Pogge Wißmam'ſche Reiſe quer durch das ſiidliche Kongo (Hebiet.
was die Butter betrifft, io wiſje man, daß je höher der Rang des Gaſtes iſt, er deſto mehr zu fürchten hat, daß ein gewiſſer Schlaudy, in dem man den ſeltenen Leder biſſen ſeit achtzehn oder mehr Jahren verwahrt, hervorge holt und mit dem darin enthaltenen , geradezu nidyt zil
bezeid nenden Stoff ſeine Speiſe gewürzt werde ! Bei der bloßen Vorſtellung möchte man ſchon die Fludit ergreifen , und eben dies hätte ich auch jedes Mal thun mögen vor den Honigkuchen und dem Del- und Zimmtgebäck des
Aïd -el-Serir, aber das Ablehnen einer angebotenen Er friſdung iſt eine Beleidigung des Arabers, des Zeltes oder Hauſes, dem er zugehört, ja vielleicht des ganzen Stammes.
Man muß ſid, deshalb lautlos der Höflid ;keit zum Opfer bringen, denn einen Ausweg gibt es hier nicht.
117
zu meiden und direkt nad) Norden in das Land der freund lich und friedlid, geſinnten Tuidilange zu maridicren. Der Dolmetſcher Germano, der in Kaſdilange wohlbe kannte Ambafiſt Johannes Biſerra, Kàmba Guidi , der Sohn eines Kioko-Häuptlings am Tidikapa und 69 Träger begleiteten fie.
Sie folgten zuerſt auf dem weſtlicher Ufer
dem Laufe des Tidikapa nad Norden, ohne auf weſent liche Schwierigkeiten zu ſtoßen und erreidten am 2. Oktober nad 44 Marſdtagen (von Mieketta aus , nördlich von Kimbundo) Rifajja im Pendeland am Kajiai. Dieſer
Fluß , 300—350 Meter breit , wurde am 3. Oktober auf acht Kandes überſchritten. Am 23. Oktober trennten ſidy Pogge und Wißmann ; lekterer folgte der dringenden
Die Pogge-Wißmann'ſhe Reiſe quer durch das ſüd : lide kongo-Gebiet. ( Mit dem Bilde Wißmann's .) II .
Bon Malanjd zum Mukenge. 1
Dr. Pogge und Leutnant Wißmann, am 18. No vember 1880 von Hamburg abgereiſt, Anfang Januar 1881 in S. Paul de Loanda und am 25. desſelben Monats
in Malanſch angekommen , traten ihren Marſch nad Muj jumba am 2. Juni 1881 an . In Kimbundo, Ende Juli an gelangt, faßten ſie den glüdlichen Entſchluß, ihren bisherigen Reiſeplan aufzugeben , das Gebiet des habgierigen Matiamvo 1 Siebe „ Ausland “ 1882 Nr. 32, 1883 Nr. 2 und „ Mitteilungen der Afrikaniſchen Geſellſchaft“ Band III 3. Wir begleiten dieſen I
Aujjat mit einem wohlgetroffenen Bilde des Haupthelden der großen Durchquerung Loanda =Nyangwe - Zanzibar, über , deſſen Lebensgang uns aus beſter Quelle folgende Daten gegeben wur den : „ Wißmann wurde im Jahre 1853 in Frankfurt a . D.
geboren, woſelbſt ſein Vater im Regierungskollegium als Aficijor beſchäftigt war. Durch vielfache Verſeßungen desſelben mußte ſein Sohn die Schule oft wechſeln . In Erfurt und Kiel und nach dem frühen Tode ſeines Vaters 1869 in Neuruppin hat er die Gymnaſien beſucht. Alsdann bezog er auf 12 Jahr das ka dettenkorps in Berlin . Nach beſtandenem Fähnrichseramen trat er
im Medlenburgiſchen Jufanterie -Regiment Nr. 90 ein , ging nach zurückgelegter Dienſtzeit zur Kriegsſchule nach Anklam und wurde Ende des Jahres 1873 Sekond Leutuant. Sein ſchon von früh auf großes Intereſſe an Naturwiſſenſchaften , deren Studium er jo viel als möglich oblag und beſonders wohl die Bekanntſchaft mit Dr. Pogge hat den Entſchluß zur Reife gebracht, ſich der afri faniſchen Geſellſchaft in Berlin zur Verfügung zu ſtellen und die iiberaus gütige Verwendung des Herrn Kriegsminiſters brachte ihm die ſchnelle Gewähring ſeines Wunſches .“ „ Mut und Uner
idrođenheit,“ ſchreibt uns eine ihm naheſtehende Perſon , „ ſind ihm von klein auf eigen geweſen und ſchon als Knabe betrachtete er die beiden Auszeichnungen Rettungsmedaille und Pour le mérite als die beiden einzig erſtrebenswerten. Die erſtere hat er ſich zu zwei verſchiedenen Malen verdient und dieſe und den Kronenorden vierter Klaſſe erhalten . “
Alf
lic
tsi
al
Leutnant Wißmann.
Einladung des Tujhilangebäuptlings Ringenge nad
deſſen nahe gelegener Reſidenz, um nicht durd, die drohende Eiferſucht desſelben gegen den mädytigen Tuiſdilangefürſten Mukenge den Weitermarſd) der Erpedition zu gefährden , während Bogge ſelbſt fid) zum Mukenge begab , wo er am 30. Oktober 1881 nad 62 Marſchtagen (von Mieketta aus) wohlbehalten und glüdlid) eintraf. Von ſelbſt wirft ſid hier die Frage auf : Welde Ilm
ſtände ermöglidyten es diesmal, die Grenze des Lunda Reiches jo obne weiteres zu überſchreiten , was bei den
früheren mühſeligen und energiſchen Verſuchen immer miß glüdt war ? Die Antwort hierauf habe ich ſchon in Nr. 32 des ,,Ausland " 1882 S. 623 ausführlid gegeben , als
ich nad dem Eintreffen des Briefes Pogges vom 11. Auguſt 1881 aus Micketta der Erpedition ein günſtiges Prognoſti fon ſtellte. Der thatjädlide Erfolg beſtätigt alles . Id wiederhole in Kürze : Es war die durch eine Reiſe gerade
in jenen Gegenden erprobte Erfabrung Bogges , die Be gleitung und Unterſtüßung eines zweiten umſichtigen und mutigen Europäers , Wißmanns , der eine Armee von Sdwarzen aufwog; die Mitnahme des vortrefflichen Dol metſders Germano, die zufällig erworbene Geſellſdyaft des
118
Die Pogge- Wißinaun'ſche Nuiſe quer duurd das ſiidlidhe longo (siebiet.
niedrigem Gras beiad ſene Rampinen umidließen , welde
weitgereiſten Biſerra, die Säuberung der Trägerkarawane von allen zweifelhaften , zaghaften Elementen (dyon in Kimbundu und endlid ) und weſentlid, die Beridite Dr. Budyners, welder, frijd, aus dem Reiche Matiamvos zurück
plere wad jen hauptjädlich auf den ebenen Rüden der
die Eingebornen zur Anlage inrer Dorfer und Pflanzungen benutzen. Die großen , zujanımenhängenden Urwaldkom
keurend, in Malanſd) mit den beiden Reiſenden zuſammen
Plateaus; die Abhänge derſelben haben viele Duellſtellen
getroffen war, ihnen die Unmöglid feit klar vor Augen
mit Urwaldsidungen und die Bädye ſind meiſtens mit
führte , von Muſjumba aus weiter vorzudringen und ſie
Wald umjäumt. Ausgedehnte Moore oder Sümpfe fehlen ganz und gar; der rötlidie, ſehr ſandige Lehm reidyt, mehr oder weniger feit, überall bis an den Rand der Gewäſſer. Das Klima iſt entſdieden wärmer als in Muſſumba, aber geſund. Auch die Seide für Kindvich iſt gut; die aus Maland mitgebraditen Neitodyſen befanden ſid) in vorzüglidhem Zuſtande". (Eine ſehr bemerkenswerte That
ſpäter zu dem entſcheidenden Entidəluß beſtimmte, ſdon im Cande der Kioko nordivärts abzubiegen und den Luatſdyim nidyt zu überſchreiten. Aus all dem entſprang das kluge fernere Verhalten der Neijenden bei auftaudenden Sdwierig
feiten. Sdion am Tidifapa (etwa unter dem 90 jüdlidyer
Breite) wurde ihnen der Weg von einigen angebliden Abgeſandten des Häuptlings Kiſjenge verſperrt ; ſie er: fannten ſofort , daß es nur auf die Erpreſſung einiger
ſade ,
Geſchenke abgeſehen war; ſie entriditeten dieſe gutwillig
die Dauer unmöglich macht).
und babnten ſich dadurdy den Weg. Sie gewannen ſpäter den Fürſten Hongolo mit einigen Fäden Pulver und etwas Kalifo , ſo daß er ihnen ſeinen Verwandten , den
Råmba Guidi, mit 30 bewaffneten Kiokos zur Begleitung bis nach Mukenge mitgab. Nod; zivcimal wurde ihnen
da gerade der Wedſel der Futterkräuter
bei
den Reiſen in Oſtafrifa die Benutzung von Reittieren auf ,, Tropdem ideint die jauna ſehr gering; an jagd barem Wilde findet ſich hauptſädylid außer den Flußpferden mur der Büffel und das Warzenjd wein . Größere Raub tiere und Vögel kommen ſelten vor. Die Naldvege: tation iſt ohne Zweifel ungleich üppiger und reicher als an
mit Krieg gedroht , derſelbe aber jedesmal durch die feſte
der Rüſte und in lumda ; namentlich ſind es beeren und frucht
Haltung der Erpedition und durd, die Abgabe von einigen Waren vermieden . Der ridytige Weg wurde bei ſo wohl
tragende Bäume und Büjdyc. Von Palmen gibt es vier
unterrichteten Führern niemals verfehlt.
weben die Tuſdilange ſehr ſdvöne zugähnliche Stoffe." ,, Die Tuſdyilange ſind tüdytige Acerbaner, überall finden ſid) große üppige Maniot , Maisa, Hirſe-, Erdnuß und Bohnenfelder; aud ) bauen ſie etwas Tabak und als
Einmal in Rajdi
lange, im „ Lande der Freundidaft “ (lubuko) angelangt,
war die erſte Barriere glüdlid, durchbrochen und ein weites Gebiet neuer Erforſdung lag ausgebreitet vor ihnen. Mukenge liegt ungefähr auf dem 60 ſüdlidyer Breite und zwiſchen dem 220 und 22 1/2° ö. L. Gr.; Kin genge auf dem 60 10ʻ ſüdlider Breite, etwa 22 Kilometer NW . von Mukenge entfernt.
Die Stadt
mag etwa
1000 Einwohner zählen , welche in kleinen , vieredigen, an europäiſdie Bauart erinnernden Hütten mit Pultdad wohnen und iſt zwiſchen den Quellen zweier kleinen Bädie, welche idyönes kühles Trinkwaſſer liefern , gelegen. Das Reich des Mukenge dehnt ſich zwiſden dem Kaſjai und Lulua bis zu dem 10 Tagreiſen entfernten See Mukamba aus ; der Lulua fließt öſtlich der Reſidenz in einer Ent fernung von etwa 10 Kilometer mit einer Breite von 250 bis 300 Meter vorbei, hat viele Stromſdynellen und be
( dyreibt von Mulumba aus einen mächtigen Bogen nach NNN . Deſtlid vom Mukamba und Lulua wohnen die Tufettes, dann folgt der Stamm der Mobondi am Lubilaſch unter den Häuptlingen Kaſcheſche und Fumo-kole. ,,Das Land der Tuſdyilange“ , ſdyreibt Pogge in ſeinem Briefe vom 27. November 1881 aus Mufenge an
die Afrikaniſche Geſellſchaft in Deutſchland, „,iſt eine wellig
Arten ; alle geben Wein und aus einer Art, der ,,Mabonda " ,
leidenſdaftlide Hanfraud cr viel Hanf.
Merkivürdiger
weiſe iſt ihnen verboten , Ziegen und Hühner zu halten , Vananen und Ananas zu ziehen, was die Beſorgung der nötigen Porräte für eine Erpedition ſehr erſchwert. Shre Hauptbandelsartikel find Sklaven und Rautiduf. Sklaven werden beſonders Weiber verkauft , wie denn die Frau hier im wabren Sinn des Wortes die reine Sklavin
ihres Mannes iſt. Der Preis einer ausgewachſenen Sklavin iſt 18 Yards Kalifo oder vier Pfund Pulver oder eine
Muskete. Kautſchuf iſt ſehr billig ; für eine Hand voll Pulver bekommt man 7 bis 10 Pfund Kautiduf. Das gegen iſt Elfenbein ſehr ſelten. Der Hauptmarkt für das: ſelbe befindet ſich im Lande der Tukettes , in Kabao am
Lulua, etwa adt Tagreiſen im NNW . von Mukenge gelegen . Der bekannte Händler Silva Porto aus Bibe war zur Zeit des Aufenthaltes Pogges in Naſdilange auf
der Reiſe dorthin begriffen ; er ging längs des öſtliden Ufers des Kaſſai nordwärts. Die Tujdilange haben durdy die Berührung mit den Kiokos und Bangelas mande alt gevohnte Sitten abgelegt, ſo z. B. die des kunſtvollen
kupierte Ebene; mandimal könnte man es bergig nennen , jo tief liegen die Mulden mit ihren tiefeingefurchten Bächen,
Tätowierens des ganzen Körpers. Dagegen bewieſen ſie
In der
Wißmann ; ſie überboten ſid) förmlidy, den fremden Gäſten gefällig zu ſein , einem Landesgeſeße folgend, weldies be
welche die ebenen Plateaus von einander ſcheiden .
ihre weitberübmte Freundlichkeit aud gegen Pogge und
Gegend vom Kaſſai bis Mukenge prävaliert der Urwald vor der Kampine; es ſind hohe und dichte Waldbeſtände, weldie
fiehlt, jedem Fremdling Lebensmittel mentgeltlich darzu
meilenweit breite Strecken Landes bededen und kleinere mit
reiden . "
Kleinere Mitteilungen .
,,In Raichilange herriden viele große unabhängige
Häuptlinge, wie Mufenge, Kingenge u . ſ. w ., denen die fleineren , ähnlich wie in Sunda , tributar ſind. Die ein zelnen Dörfer oder mehrere Dörfern zuſammen bilden
119
die nach Thunder- Bai, weiche Selfirt mit dein Oberen See ver. bindet, angelegt, während nach dem Stillen Ozean zu 1879 die Strecke zwiſchen Yale und dem Kamloogsjee eröffnet wurde. Jn der Zwiſchenzeit wurden die Vorarbeiten und die Terrainſtudien immer mehr vervollſtändigt, ſo daß in dem erwähnten Jahre
gleichſam eine Familie und ſtehen in Leid und Freud
Sir John Macdonald, erſter Miniſter der Dominion , im Verein
einander bei." vieler Freude und erklärte ſich ſofort bereit, ihn und Wiß :
mit Sir Charles Tapper, dem Eiſenbahnminiſter und Sir John Pope, dem Miniſter fiir die Auswanderung, Verhandlungen mit einem Syndikat von fanadiſchen , amerikaniſchen , engliſchen und franzöſiſchen Kapitaliſten anknüpfen fonnten, um die Vollendung
mann zum See Mukamba und nach dem Lualaba mit
der ſchon begonnenen Arbeiten zu ſichern und einzelne neue
zahlreicher bewaffneter Gefolgſchaft zu bringen .
Von den
Arbeiten anzufangen. Dieſes Syndikat hat ſich mit einem Kapital
69 Malanſch- und Kimbundo - Trägern fanden ſid einige
von 6,100,000 Dollar gebildet, alſo etwa 241/2 Millionen Diark
dreißig gewillt, die Reiſe mitzumachen ; der Reſt wurde durch Tuſchilange erſeßt, Germano ſollte bis zur Rück febr Pogges in Mukenge zurückbleiben , während Råmba Guſci mit den übrigen Angolaträgern über Hongolo nach
ihrerſeits 100 Millionen Marf beizuſteuern und 10 Millionen
Der Fürſt Wufenge ſelbſt empfing Pogge mit
Hauſe geſchickt wurde. Dieſer erhielt auch den Brief Pogges an die Afrikaniſche Geſellſchaft in Deutſchland mit und beförderte ihn richtig nad Malaních. Abgegangen etwa am 1. Dezember 1881 von Mukenge, traf das Schreiben Pogges am 29. Mai 1882 in Malanſch, am 15. Juni in Loanda und am 28. Juli in Berlin ein ; es braudyte dem nach faſt genau 8 Monate vom Innern Zentralafrikas bis zur Hauptſtadt des Deutiden Reiches. In der beſten Hoffnung auf ein glückliches Gelingen trat Pogge am 29. November 1881 ſeine Neije an niid vereinigte ſid, wahrſcheinlich ſdon am 30. November jenſeits des lulua mit ſeinem treuen Gefäbrten , dem Veutnant Wißmann.
und die Regierung von Kanada hat die Verpflichtung übernommen , Hektar guten Boden ohne Bezahlung zu überlaſſen. Auch andre bedeutende Vorteile ſind zugeſichert; man hat dem Syndifat das Monopol für den ganzen Gütertransport der nordweſtlichen Terri. torien und des Thales des Red - River zugeſidert; man hat dasſelbe von der Bezahlung verſchiedener joichl örtlicher als
Provinzialzölle 20 Jahre lang freigeſtellt und ihm ſelbſt die Zölle für die Transportmittel und Materialien , welche os für eigenen Gebrauch einführen ſollte, nachgeſehen. Ebenſo hat dasſelbe das
Recht, nur unter der Bedingung, die Genehmigung der kanadiſchen Regierung vorher cinzuholen , die Verwaltung und den Betrieb cines beliebigen Teils der Linie über die ganze Ausdehnung der jelben zu verpachten . Wenn die Canadian - Pacific beendet ſein
wird, wird ſie ſich von Montreal an St. Lorenzfluß bis Bort Moody am Stillen Dzean, d.r Vancouver- Inſel gegen . über, erſtreden und ſo eine Strede durchlaufen von etwa 3000
engl. Meilen (ungefähr 5000 km ), die ſich folgrudermaßen in große Abſchnitte teilen läßt : Montreal Ottawa Calender
Ottawa . Calender .
120
2351.2
Thunder - Bay
550
Thunder-Bay – Winnipeg
434 127 1400
Winnipeg Brandon
Brandon
Port Moody
Kleinere Mitteilungen.
und wenn man dazu die verſchiedenen Seitenlinien rechnet, welche
Die fanadiſche Pacificbahn .
man notwendigerweiſe wird anlegen müſſent , ſo dehnung der ganzen Netjes etwa 4000 Dicilen erreichen . Bis jellt iſt nur der Teil zwiſchen Calender 355 Meilen – und der zwiſchen
Wir geben im Folgenden einen Auszug eines vor furzem
wird die Auß. oder 6500 kn Montrealuud Winnipeg und
in dem Economiste français erſchienenen Artikels des Herrn Brandon ganz vollendet und dem Verfehr übergeben .
Fontpertuis über die Eiſenbahnen in Kanada . Als im Jahre 1870 Britiſch - Solumbia ſeine Zuſtimmung
zum Beitritt zur Do
minion gab , geſchah dies unter der ausdrüdlichen Bedingung,
Die Berwandtſchaft der Türken mit den Mongolen
daß die kanadiſche Regierung innerhalb zweier Jahre die An lage einer Eiſenbahn , welche ganz Britiſch -Nordamerika von
behandelte eine in der ethnographiſchen Geſellſchaft zu Paris vor. geleſene Dentſdrift des Profeſſor Chodsto. Der Verfaſſer be: ſteht auf der großen Aihnlichkeit, welche die Bezzarés, die er in boraſian beſucht hat, mit der mongoliſchen Bevölferung Zentral aſiens haben. Ade haben , ohne zu wiſſen , bei welcher Gelegen , heit dies geſchchen iſt, den Gebrauch ihrer Mutterſprache auf. gegeben, aber alle betrachteten es noch immer als eine Ehre, von den Sdaren des großen Moguls abzuſtanimen . Ihr Typuš
den Ufern des Stillen Ozeans bis zu deneil des Atlantiſchen
Meeres durchſchueiden wiirde , mternehmen und dieſelbe in zelini Jahren vollenden ſolle. Dies iſt die ſogenannte Pacificbahu von Kanada
The Canada Pacific Railway.
Die Anfänge dieſer
rieſenhaften Unternehmung gehen bis zum Jahre 1872 zurüď. Sir þugh allan erhielt damals die Konzeſſion , der fanadiſdie Staatsſchat ſollte ihm eine Subſidie von 30 Millionen Dollars
iſt in vieler Beziehung dem der Kalmuden und sirgijen von
ausbezahlen, ungerechnet 20 Millionen Heftar Staatsländereien ,
Aſtrachan ganz ähnlid).
und er idhmeichelte fich, in England leicht den Reſt des Kapitals, den er nötig haben würde, zu finden . Er täuſchte ſich in ſeinen Erwartungen , wodurch ſich jedodh die Regierung der Dominion nicht zurüdhalten ließ, die Vorarbeiten für den Canada Pacific
Etref und Gurgan bilden gewiſſerinaßen das Verbindungeglied
Railway fortzuſeßen und gelegentlich mit Geſellſchaften über die Anlage einzelner Teile zu unterhandelii. In diejer Weiſe wurde anfänglich die ſogenannte Pembina - Linie zwiſchen der Grenze der Vereinigten Staaten und der Kolonie Selfirt , ſpäter aud )
Die Turfomanien der Niederung des
ziviſchen den genannten Stämmelt und den Türfen des nördlichen Perſiens. Die Turfomanen von Tefe und Serachs zeigen in Phy
fiognomie und Ausdruck ſchon eine Veränderung , welche don an den fantaſijchen Typus erinnert. Sie unterſcheiden ſich von dell Seldſchuften und den Osmanlis ; dieſe letteren , welche ſich mit den Griechen und den fantaſiſchen Stämmen Georgiens und Cirtaſſiens vermiſcht haben, haben, wenn man will , eine verweich
7
Notizen .
120
Rorreſpondenz. Anzeigen .
lichte Abart gebildet, aber eine Abart, die nach dem europäijden Bilde ſich ſehr verſchönert hat. Die Heiraten der tiirfiſchen Eroberer (kadjares) mit den Fransen Georgiens und des eigentlichen Perſiens, weldhe den Typus beſigen , den man ſchon auf den Denkmälern im Perſepolis findet, haben , obwohl aus der neneren Zeit herſtammend, bereits zur Verbeſſerung der Raſſe viel beigetragen. Un fidy
hiervon zu überzeugen, braucht man nur die Bilter der Trinzent der Sadjares , welche in den Sarems geboren ſind , mit denen der nomadiſchen Kadjares , die noch in der Provinzuſterabad leben , zu vergleichen . Das Heldergedicht des Firdiſi gibt die Etymologie des Wortes Tiirfi. Der Dictiter nennt ſein Vaters land Ir -an und das der ihm feindlichen Stämme, die aus Aſien jenſeits des Drus famen , Tur- an . lliter din perſiſchen Sprach gelehrten beſteht die Anſidit, daß das Wort turk eine Diminutiv , form iſt und klein Tuiranien bedeutet. Dieſe Auffaſſung winde durch Herrn Joſeph Salévy beſtritten ; turk fomune nicht von tour Feind ) , fonderit von turnk (Kind, Menſch).
Notizen. Amerika .
In der
Diözeſe Huron gibt es ſich : Indianer, welche Geiſtliche ſind und ihrem Stande und der Kirche zur Ehre dieneii.
korreſpondeuz. Pidgin - Engliſch und Tid ail- Tidal (Chow -chow .) Herr W. Joeſt (Berfaſſer eines vorziiglichen Werkes iiber Oſt
und Nordaſien, auf das wir baldigſt zurriidkommen werden dreibt is aus Berlin 17. Jamar:
Ju Nr. 1 jhres geſchätzten Blattes
findet ſich am Schluß in der Notiz des Herrn Francis Birgham der Faſjus : „ Seinen llrjpring hat er (der Ausdruck ,,Kau -Kan “ ) in dem
gleichbedeutenden Sorte „ chow - chow “, welches in dem
Pigeon -Englisli, der l'ingna franca des öſtlichen Aſien , vor fommt und aljo aus dem Chineſijchen ſtammt. “ Hierzıı erlaube ich mir folgendes 311 bemerken : Die Form Pigeon - English iſt nicht richtig; das Wort heißt pidgin oder Pidjin , das aus dem englijden „ business " forripiert iſt. „ Pigeon “ iſt ſchon wegen ſeiner Nebenbedeutung verwerflid). Pidgin -Englijd) iſt nicht die Lingua franca des öſtlichen Aſien , ſondern mr in China und
and) dort wieder hauptſächlich in den jiidlidhen Häfen gebrändilid ),
Die Produftion von No heijen in den Ber. Staa ten befindet ſich in fortwährendem Yuliwung.
man bei dieſen Stäumen findet, ligt in Erſtauen .
Dem Berid )t
der Jronmaſters hljjociation zujolge wurden im Jahr 1881 in den Vereinigten Staaten 4,144,354 T. Koheiſen produziert oder 3 Proz . mehr als 1880. Der Vorrat an amerikaniſchem Roheiſen betrug am 31. Dezember 210,896 T. gegen 456,658 T. zun Beginn des Jahres. Der wahrſcheinliche Verbrauch an Roheijeni 1881 betr !! 4,982,565 T., d . i . eine Zunahme von 1,000,000 Tommen . Der Weinbail Kaliforniens iſt in lebhafter Entwide
in Tientſin z. B. ſind die meiſten kommis 2. verpflichtet, chine ſijd 311 lernen , da die Chefs der Handlungshänjer zal der Audit gekommen find , daß ſie ſich beſſer ſtehen , wenn ſie den jungen Leuten ihres comptoirs Muße, Gelegenheit imd die Mittel geben , jelbſt chineſiſch zu lernen , als durch Vermittlung des komprador,
deſjen Exiſtenz wiederum mir da möglid) iſt, wo Pidgin Englijd ), dieſe einfältigſte aller Spracheit, wirflid) Verkehrsjprade
iſt – tagans tagein betrogeri zu werden . In Japan wird bei :
Seit i. J. 1860 die erſten Fechſer aus den
nahe nie Pidgin -English gciprochen , der Japaner ſpricht ent weder gar kein engliſch ( reſp . deutſch oder franzöſiſch oder er bemiiht ſid ), die fremde Sprache miöglichſt korrekt 311 ſprechen.
verídiedenſten Weinländern Emopas nach San Francisco ge
Die Ship - Chandlers 2. der japanijchen Treaty - ports jprechen
lang begriffen .
brad)t und ſogleid) in jo und ſo viel Gegenden des Landes der Aubai verſucht wurde, iſt es durch erfahrene Einwanderer aus
Deutſchland, Frankreich und der Schweiz dazıl gekommen , daß die faliforniſchen Weine in ſiegreidiem Vordringen gegin den frania zöſiſchen Import nicht nur dieſen von 7 Mil . Gallonen i. J. 1872 auf 0,5 Mill. i . I. 1880 reduziert haben , ſondern aud) in einer Quantität von 1,46 Mil . Gallonen 1880 ins Ausland
abgingen ( 1877 waren (8 1,2 Mill.). Dieje Erjolge werden durd) vielfache ſtaatliche Unterſtiizung der Melioriation des Weini baus ( Erpertentonmiſſion , Muſter- und Verſuchspflanzungen, Litteraturverbreitung , Inſektenveriilgung und Velehrung über Schaumweinfabrikation und Trodnen der Trauben ) die Pedrus
darim meiſt ein viel beſſeres Engliſch wie die Kapitäne, Stenter : lente ac . nicht englijdier oder amerikanijder Schiffe , mit denen ſie in Berührung kommen . Die Etymologie des Wortes „ chow chow “ iſt nid )t bekannt. Id glaube allerdings and), daß es alis irgend einem ſiidchineſiſchen Dialekt ſtammt, indes wird and) das von den Sinologen in China beſtritten. Dem ſogenannten Mandarin - Chineſijd, iſt chow - chow , ebenſo wie das bekannte „ chin -chin “ nicht entnommen . Die mit Zuider eingemad ;te Ing
werwurzel wird in Oſtaſien und China nid ) t chow -chow , ſondern Ginjee oder Gindja genannt. ' Chow -chow ſind in Rohrzucer
eingefodite Friichte der verſchiedenſten Art : Scheibchen von Zi trone , Orangedalen, Zuderrohr 2c .
tung des Landes für dieſen Handelsartikel ſehr fühlbar ſteigern . Denn ſchon jetzt berechnet man die Ernte pro 1880 auf im Wert von 2,37 Mil . Dou. 9,50 Mill. Gal . Wein Litör 0,42 0,70 0,52 0,45 Weingeiſt , Dazu kommen noch Roſincit im Wert von 0,10 und Tafels
Anzeigen
n
1
n
Verlag von Friedrich Vieweg und Sohn in Braunschweig. (Zu beziehen durch jede Buchhandlung .)
trauben für 0,15 Miq. Doll. Dies ergibt einen Geſamtertrag dieſer Kulturpflanze im Wert von 13-14 Mill. M. Aber weiterhin haben die Vemühungen des Staates und der Grunda beſiver gewiß 1100 eine beträchtlidie Erhöhung des Ertrages zul gewärtigen . Dem.obwohl auch dort die Phylloxera vastatrix
Illustrierte Zeitschrift für Länder
und Völkerkunde.
ſid) ſehr bemerklid macht , wurden doch 1881 circa 40,000 ha
Globus.
nene Weinbergsanlagen in Angriff genommen.
24 Nummern .
In Ontario und anderii Tvilen von Kanada
macht die
Ziviliſation der Indianer große Foriſchritte. Es gibt ihrer 103,000 im Territorium , deren größerer Teil wenigſiens halb ziviliſiert iſt, etwa 15,000 ſind ganz ziviliſiert. Der Ver ſtand, die Verjeinerung, die Reinlichkeit und Moralität, welche
Mit
Mit besonderer
Berücksichtigung der Athropologie und Ethnologie. Begründet von Karl Andree. Redigiert von Dr. Richard Kie pert. Jährlich erscheinen 2 Bände à
Preis pro Band 12 Mark .
der kürzlich
erschienenen Nr. 1
des 43. Bandes
begann das 1. Semester von 1883, auf welches Abonnements 2010 Preise von 12 Mark durch jede Buchhandlung vermittelt werden .
Probenummern können durch jede Buchhandlung gratis bezogen werden .
Druck und Berlag der J. G. Cotta'ſchen Buchhandlung in München und Stuttgart.
Das Siuslah . Wodenſchrift für Länder- und Völkerkunde, unter Mitwirkung von Profeſſor Dr. Friedrich Katzel und anderen Fachmännern herausgegeben von der
I. G. Gotta'ſchen Budhandlung in Stuttgart und Münden. Sedhsuudfünfzigſter Jahrgang.
Jährlich 52 Nummern à 20 Seiten in Quart. Preis pro Quartal M. 7. ämter.
jenden .
1883.
München , 12. Februar
Nr. 7.
zu beziehen durch alle Buchhandlingen des J11- und Ausland und die Poſt.
Rezenſions -Eremplare von Werten der einſdlägigen Litteratur ſind direkt an Herrn Profeſſor Dr. Friedrich Rakel in München , Akademieſtraße Nr. 5, 311 Inſertionspreis 20 Pf. für die geſpaltene Zeile in Petit.
Inhalt : 1. lleber Airikaforſchung. Von Robert W. Felfin in Edinburg. S. 121 . Ethnographie.
ə . 123.
3. Ein preußiſcher Poloniſationsverſuch in Koſtarifa .
2. Der Panſlavismus in der hiſtoriſchen
Von Dr. H. Polakowsky.
( Echlu .)
C. 129.
4. Die Pogge -Wiſmann'ſche Reiſe quer durch das ſüdliche Kongo Gebiet. III . Peutnant Wißmanns erſter Reiſeberidt. S. 134. 5. lleber die Aufgabe der wirtſchaftlichen Geographie. S. 136. 6. Kleinere Mitteilungen : Ĉ . 139. Der gegenwärtige Zuſtand der Oſter Injeli.
Chriſten als buddhiſtiſde Miſſionäre.
7. Notizen : ĉ . 140. Allgemeine Erdkunde.
Ueber Afrikaforſchung.
Afrika.
Es würde dieſem meinem Borſaße nicht entſprechen , wenn ich mich auf die von Forſchern und anderen Män
Von Robert W. Felkin in Edinburg.
nern in allen Teilen der Erde vollbrachten Arbeiten be Buch auf Buch über geographiſche Forſchungen in Afrika iſt veröffentlicht, Bogen auf Bogen geſchrieben und
rufen wollte.
in geographiſchen und anderen Zeitſchriften abgedruckt
zuweiſen , weil ich eben von ihr ſelbſt Erfahrung habe.
worden ; vieles davon iſt auch geleſen worden und bradyte Be
In den leßten zwanzig Jahren ſind für dieſen Teil unſerer Erde wahrſcheinlich mehr Menſchenleben geopfert, mehr Geldopfer gebracyt, mehr Verſudse gemacht und mehr Bücher darüber geſchrieben worden , als น zu ir gend einer anderen Zeit. Die Strapazen , welche alle Reijenden in jenen Gegenden zu ertragen hatten , ver
lehrung , aber ſchließlich drängt ſich einem doch die Frage
auf: Wozu das ? Was nüßt dies alles ? Noch auffallender iſt die
Erwägung, die an uns nach dem Leſen all dieſer Bücher und Schriften herantritt, daß , nachdem ſo viel Geld aus gegeben , ſo manches Leben geopfert und eine ſolche Fülle von Mühen in dieſer Richtung getragen worden , man ſich fragen muß , iſt das Reſultat dieſen großen Aufwand an Leben , Geld und Mühe wert ? Wären alle dieſe Opfer gebradyt worden , nur um unſere Bibliotheken zu
Ich begnüge midy, auf die in Afrika und
ſpeziell in den äquatorialen Regionen gethane Arbeit hins
bürgen einen höheren und edleren Zweck , als den bloßen Wunſch , Abenteuer zu ſuchen und über neue Gegenſtände (dreiben zu können . Um mir die Sympathie meiner Leſer zu erwerben , muß ich greifbarere Gründe und dauerndere
bereichern oder das Verlangen des Publikums nach etwas
Reſultate vorbringen , als das bloße Vergnügen , wenn
Neuem , nach Erzählungen ſchauerlicher Neiſeabenteuer zu
dies überhaupt eines iſt, ſeinen oder den Namen eines
befriedigen , ſo würden wir jidherlid mit ,,Nein " antworten . 3d glaube indeſjen , der denkende Menſd, wird etwas weit nüßlicheres darin ſehen , ein weit höheres Ziel in all dieſer Arbeit , als das eben angedeutete , entdecken , und mein Beſtreben ſoll es ſein , in dieſen wenigen hier fol genden Seiten zu verſuchen , darzulegen , was wirklid
Freundes gedruckt zu ſehen.
bezweift wird und welcher praktijde Nußen daraus ent
ſpringen ſoll und kann , wenn dieſe Opfer und Mühen 1
nicht verloren ſein ſollen . Ausland 1883 Nr. 7 .
Ich glaube nicht , daß ein hochſinnigeres Unternehmen gedacht werden kann , als in die dunkeln Teile unſerer Erde
vorzubringen , uns über den Zuſtand ihrer Bewohner, die Verhältniſſe , unter welchen ſie leben , als auch über die Möglichkeit , die ſich bieten fönnte , dieſe Gegenden der Ziviliſation zugänglich zu machen , ſo viel als möglich zu unterrichten. Was auch die Peſſimiſten dagegen ſagen mögen , die Ziviliſation iſt eine Wohlthat für jene beid 19
leber Afrifajoridug.
122
nijdyen Völker, über deren höchſte Stufe ſie ſo weit hinaus:
Leute ſind verrückt , mr fanatiker funnen ihr Leben oder
ragt. Fern ſei es aber von mir , auch nur theoretiſdy anzunehmen , daß unter den eingebornen Kaſſen nidits Gutes zu finden ſei. Sie beſißen einzelne bewundernswerte Charakterzüge und wir Europäer könnten mandes von ibnen
dod ihre Geſundheit bei dieſer Reiſe aufs Spiel jeßen. Aber waren es nidit dieſe Fanatiker , die uns gezeigt haben , daß Afrifa vor uns liegt als das zukünftige Feld der Roloniſation ? Die Zukunft wird lebren , welde prat: tijden Erfolge gerade die an deinend ſo theoretiſche Afrika foridung gehabt hat. Auf den Hochebenen zwijden dem
lernen . Abgeſehen indeſſen von der Frage über die den Einge bornen daraus erwadjenden Vorteile wollen wir kurz betrad ten , welchen Nuben wir Europäer aus der Erfordnung Afrifas zichen fönnen .
Vahr el ( baſal und dem longo gibt es weite Strecken Land, wo Tauſende eine neue Heimat finden fönnten ,
In erſte Linie ſtelle ich , daß wir mit der großen
wo alle Ausſichten günſtig ſind ; der Boden iſt dort von
Zunahme der Bevölkerung in Europa zu rednen baben ,
gewaltiger Fruditbarkeit, aber niemand iſt bereit , die uns
wo die meiſten Länder jeßt mit menſchlichen Weſen
gezählten Späte zu heben , die er bereitwillig barbieten mödyte. Man iſt gewohnt, anzunehmen , daß dieſe Ge genden große Schattenſeiten in bezug auf das Klima Allein die bödyte Temperatur iſt 350 C. , die haben .
nahezu überfüllt ſind. Der Grund iſt nidyt jo ſehr , daß ſich die Zahl der Geburten ſo ungeheuer vermehrt bätte,
denn in einigen Ländern , namentlich in Frankreich), bat
dieſe eher abgenommen ; aber die Sterblichkeit iſt geringer. Die Fortſchritte der Medizin , der öffentlichen Geſundheits pflege haben viel dazu beigetragen , das Impfen hat viel gethan , um ſie zu verringern. Zieht man ganz Europa in Betracyt, jo bat dieſes Jahrhundert weniger Verluſte an Menſchenleben durdy Kriege als das vorgehende zu ver zeichnen.
Keine großen Seuchen mit den ſie begleitenden
Sdyreden zogen über uns hin ; die Sorge für die Armen iſt größer, als früher.
Die Folge dieſes Anwadiſens der
Maſſen , welche im Kampfe ums Daſein ringen und ſide drängen , zeigt ſich in der heftigen Wettbewerbung auf allen Gebieten in erſchreckendem Maße. Unſer Boden, obwobl vielfad icon bis zum Aeußerſten in Anſpruch
Durdid nittstemperatur während der drei beißeſten Tages : itunden ungefähr 32 ° C. C. Die Nädyte ſind in der Negel kühl und da dieſes Gebiet mehr als 1000 Meter über dem Meeresſpiegel gelegen iſt , 10 bätten Europäer dort nur wenig vom Fieber zu leiden . Qud ſind dieſe Gegenden nidit jo
ganz „ aus der Welt" gelegen und unmöglid, zu erreichen. Die Entfernung iſt in der That nidt ſo groß und , als ob die Natur vorbergeſeben hätte , wie es ſchließlich fom
men wird , ſo hat ſie für eine Straße in das Innere des Kontinents gerade in dieſer Richtung geſorgt , denn auf den Wellen des alten Vaters Nil wird der Auswanderer in 20 Tagen oder noch weniger in ſeine neue Heimat
genommen , kann längſt den Anſprüdyen ſeiner Bewohner
getragen und , wenn die Vorfehrungen gut getroffen ſind, obne die Mühen und Entbehrungen jo mander langen
nidit mehr genügen und ohne die Einfuhr von Nabrungs
Reiſe , wie viele ſie zu ertragen baben , welde Amerika,
mitteln aus anderen Weltteilen könnte Europa nid t be ſtehen. Alles dies drängt natürlich zur Auswanderung bin und Amerika , Auſtralien und Neu -Seeland nehmen jedes Jahr viele Tauſende auf , weldie neuen ergiebigeren Bo den dort ſuchen , wo die Wettbewerbung noch nicht ſo
Auſtralien oder das Kap als neue Heimat zu erreiden ſtreben. Reine langen Sdienenwege brauden gebaut zu wer: den . Wenn eine einzige kurze Linie von Siakim nad
darf iſt und wo die Möglichkeit einer behaglichen und
keit, denn von Lado aus würden Büffelwagen noch für Jabre den Zwecken der Koloniſten dienen .
weniger mühſamen Eriſtenz nocy zu erhoffen ſtebt. Aber auch hier wird es bald klar , daß dieſe Länder, obwohl ſie mit raſden Schritten vorwärts (dyreiten , ihre
Berber und dazu im beſten Fall noch eine zweite von Lado nach Makrafa gebaut wird , ſo iſt dies für viele
Jahre hinreidiend. Nur die erſtere wäre eine Notwendig
gänzlid) von jenem Zwang zu befreien , den wir in den
Nehmen wir aber auch niſation in dieſen Gebieten tradyten wäre , obwohl ich bleibt doch nod immer der
alten Ländern ſo unbehaglich empfinden .
Alle europäiſchen Märkte ſind überfüllt und neue Abzugs
Hilfsquellen nicht ſo raſd entwickeln können , um ſidy
Aus allen Enden langen Berichte ein über die
an , daß die Idee der Kolo: noch als unausführbar zu be nidit der Meinung bin , jo Handel ins Auge zu faſſen.
quellen für unſere Produkte werden mit Recht verlangt
Schwierigkeiten , die ſich der großen Maſſe von arbeit ſuchenden Einwanderern entgegenſtellen , um Beidäftigung
und gejudit.
zu finden und noch kommen ſtets neue hinzu.
wegen der Transportſchwierigkeiten iſt ſie jedoch lange
Iſt es demnad ſo müßig , hinauszugehen in ferne Länder , um Gegenden zu entdecken , wo Menſden leben und, was mehr iſt, ſid) gegenſeitig leben laſſen können , obne in endloſen Sorgen um ihr Auskommen zu jdweben ? Sicherlich verdienen diejenigen , die ſo viel für das Wohl ihrer Nebenmenſden aufs Spiel jeben , etwas beſſeres,
nidyt jo lebhaft , als ſie ſein könnte und müßte.
als daß man die Adſel zuckt und kurzweg ſagt: Dieje
An der Dſt- und Weſtküſte Afrikas wädyſt
mit jedem Jahr die Nadfrage nach europäiſden Waaren, Nun iſt
aber , dank den Bemühungen Stanleys, der Kongo entdeckt und eröffnet worden , und wäre nun noch der Nil in der jelben Weije nutbar und zugänglich gemacht (was mit
weniger Koſtenaufwand geſehen könnte , da die Eiſenbahn von Suatim nach Berber ihre Dividende, ſobald ſie fertig wäre, aus dem ſdyon beſtehenden Verkehr zahlen würde),
123
Der Panſlavismus in der hiſtoriſchen Ethnographie.
ſo wäre die ganze Aequatorial-Region mit den Waren
Keimen an und ſo mandie andere Frage von hödyſtem
verſehen , welche jetzt im fernſten Herzen von Afrika gefragt,
Intereſſe.
aber nicht beſchaffbar ſind. In Tauſd für europäiſche Waren fönnten Gummi, Rauticut in Menge und ziem
ähnliche Gegenſtände von den Afrikaforīdern ſehr viele wertvolle Aufklärungen geboten worden ſind, ſo daß wir alle
lich viel Gold, Felle, Häute , vegetabiliſche Butter , Neis
don allein im Intereſie der Kenntnis unſerer ſelbſt, der
und Gewürz 2c. jeßt ſchon geſchickt und in kürzeſter Zeit könnte Indigo und Zuder gepflanzt und erpor tiert werden. Was den Kautſduk anbelangt , ſo iſt dieſer Artikel in letzter Zeit ſo felten geworden , daß man
Menſdheit, ihnen den beſten Erfolg in ihrem id wierigen , aber höchſt ebrenvollen Beruf wünſchen müſſen.
Es iſt bekannt, daß gerade über dieſe und
eifrig beſtrebt iſt, ein Erſakmittel dafür zu finden , aber ohne Erfolg und wenn die Anwendung der Elektrizität fo fortſchreitet, wie ſie es verſpricyt, wird die Nachfrage nach dieſem Stoff noch größer ſein. Von wo anders aber wäre er zu beſchaffen , wenn nicht aus Zentral-Afrika, woſelbſt
Der Panſlavismus in der hiſtoriſchen Ethnographie.
ich tauſende Morgen
Baum bedeckt,
ſamkeit abgetretener Völker. Der Hiſtoriker allein vermag
ja geradezu bewaldet traf, aus dem die beſte Lualität von Kautſchuk gewonnen wird ? Id habe bis jett Elfenbein och gar nicht erwähnt, obwohl alle Pläne der wirtſchaft liden Erſchließung Afrikas bis beute mehr oder weniger
nicht die Antwort mit genügender Siderbeit zu geben , weil urkundlidie Duellen fehlen oder in den vorhandenen Quellen keine Angaben über die Nationalität gemadyt werden . Hier muß der Ethnograph , der Linguiſt dem Hiſtorifer
auf dieſen Handelszweig baſieren ; da derſelbe aber früher
feine Hilfe bieten , um durch Kombination das Fehlende
oder ſpäter aufhören muß , ſo habe ich ihn gar nicht in Betradit gezogen . ' Ich hätte es übrigens inſofern wohl
zu erſeßen , um aus den überlieferten Sitten, Gebräuden ,
thun können , als dieſes ein Artifel iſt , der in ausgedehna
liche Zugehörigfeit des Volkes zu beſtimmen. Selbſtverſtändlich iſt hier dem Scarfſinn und der
Landes mit dem
tem Maße die Anfänge dieſes Handels begünſtigen und die erſten Roſten zablen würde. Aber nädyſt dieſen widytigen Ergebniſſen der Erfors
dung Afrifas haben wir andere Thatſachen zu verzeichnen, die , glaube ich, endgültig beweijen , daß die Arbeiten nicht umſonſt gethan worden. Alles Wiſſen iſt Macht und je
Mit zu den intereſſanteſten Problemen der hiſtoriſchen Wiſſenſchaft gehören die Unterſuchungen über die Natio nalität untergegangener, längſt vom Schauplaß ihrer Wirt
aus einzelnen noch erhaltenen Worten und Namen die frag
Kombinationsgabe einerſeits, aber auch der Phantaſie und den Gefühlen andererſeits, ein freier Spielraum gelaſjen ; daher wir bei Beſtimmung fraglicher Nationalitäten mitunter völlig entgegengeſeßten Anſiciten begegnen. Neuerdings begegnen wir in der ruſſiſchen Litteratur
mehr wir über die klimatiſden Verhältniſſe der Welt , ibre
verſchiedenen Anſichten und Meinungen , nady welchen
Meteorologie wiſſen , umſo beſſer werden wir die
einzelne Völker und Volksſtämme mit etwas
Bedingungen verſtehen , unter denen wir ſelbſt leben. Es iſt von größtem Werte , über die tropijden Urjaden der unterrichtet zu ſein. Die vollſtändige Kenntnis des Fallens
hafter Nationalität oder Völker mit, wie es ſcien , bereits wiſſenſchaftlicy feſtgeſtellter Nationalität der großen ſlavi îden Völkerfamilie zugeredynet werden . So hat jüngſt der bekannte Hiſtoriker Slowaisfi in Moskau das Volt
und Steigens des Barometers und Thermometers
und
der Hunnen für Slaven erflärt und andere Autoren
der Einflüſſe , die dieſen Wedſel verurſachen , iſt nur durdy längere fortgeſepte Beobachtungen in tropiſchen Ländern zu erreichen. Auch dürfen wir die anthropologiſchen Rennt niſſe nicht vergeſſen , die ſich der Reiſende dort erwerben
ſind ibm in ähnlichen Behauptungen gefolgt. Es ſei geſtattet, über einige biebergehörige Erſdeinungen der ruſſiſchen Litteratur dem deutſchen Publikum Mitteilungen zu maden . Che wir uns jedoch den neueſten litterariſchen Produkten zuwenden , müſſen wir einiges als Einleitung vorausſchiden . Ein Volk, um deſſen Nationalität ſchon viel geſtritten
Klimaverhältniſſe unſerer gemäßigten , begünſtigteren Zone
kann.
Wie raid ſind die Wilden in Afrika durch den
Sklavenhandel ausgerottet , wie bald ſind die Grenzen der Stämme und Staaten verwijdt worden und wie wichtig
zweifel
worden iſt und wohl nod viel geſtritten werden wird,
iſt es daber , ſich ſoviel als möglid darüber zu belehren,
ſind die Waräger - Nuijen , denen das ruſſiſche Reid
ihre Sitten , Gebräude, abergläubiſchen Meinungen
ſeine Gründung verdankt. Nach der Anfidit eines Teiles der
u . 1. f. vor Vergeſſenheit zu bewahren ! Europäiſche Sit ten und Ueberlieferungen fangen jeßt gerade an , langjam ,
Hiſtorifer waren die Waräger- Ruſſen Stammesgenoſſen der Normanen , nad anderen Autoren waren jene Nuſjen
aber unaufhaltſam , ſelbſt bis zum Aequator vorzubringen. Es iſt hohe Zeit, die bald verfdwindenden Ueberlieferun gen und Gebräuche zu Papier zu bringen. Die Geſchichte des Menſdengeſchlechts iſt noch lange
Stammesangehörige der Slaven . Durch Herberſtein und Leibniz iſt die Lehre von der Identität der Waräger
um
und der Slaven aufgekommen und bereits unter Peter
nicht vollſtändig – viele Rätſel ſind noch zu löſen in be
dem Großen in die ruſſiſche Literatur eingeführt worden ; troudem , daß andere Autoren vielfach dieſe Anfidit anges
zug auf Abſtammung , Wanderungen , Miſdung , auf die Anfänge der Künſte und Wiſſenſdaften von den erſten
griffen haben ( es ſeien Schlözer , Lehrberg und vor allem Kunik genannt) hat dieſelbe ſich bis auf den heu
Der Panſlavismus in der hiſtoriſchen Ethnographie.
124
tigen Tag erhalten . Sie hat in Ilowaisfi einen treuen
dete , nidt nur ein in Rußland anjaſſiges ( eingeborenes ),
Anhänger und warmen Verteidiger gefunden.
jondern audy ein ſlavides war , daß dagegen die Waräger
Das Hauptverdienſt, die Abſtammung und Zugehörig feit der Waräger - Ruſſen als Normannen allſeitig erörtert
Fremdlinge, Einwanderer und zwar Normannen geweſen
ſeien. Hiernad) identifiziert Zlowaisti nid)t Waräger und
zu baben , gebührt offenbar Runif.
Kuſſen, ſondern trennt beide darf von einander.
Seine Arbeit „ Die 1/
Berufung der dwediſden Rodjen durch die Finnen und Slaven , 1. und 2. Abth. Petersburg " erſdien in den .
Jahren 1844 und 1845. Kunif (dyreibt in der Vor rede zur zweiten Abtheilung ( S. VII . ) : Wenn ich audy
hoffe, den Streit über die Abkunft der Waräger - Kuſſen und ihre Stellung im Normannentum ſelbſt für die Wiſſen idhaft der Geſchichte zu beendigen , ſo bin id dody jest inchr als je entfernt, zu glauben, daß in der ruſliiden
Litteratur auch nach Beendigung meiner Sdyrift die Stimme berer verſtummen werde , welche durchaus die Waräger:
Ruſien zu Slaven maden und in ,, Nus" eine ſlavijde Namensform erkennen wollen .
Runit bat riditig vorausges
Die alten „ Nus " jeien eben das geweſen , was die
heutigen Nuſſen ſind - Slaven . Wir müſſen es uns hier ver ſagen , die ſehr ausführliche Erörterung, welcher jlowaisti die Normannen Frage unterzieht, hier wiederzugeben. Auf Seite 330-344 jeines eben zitierten Werkes ſind die Haupt
argumente für und gegen überſichtlich aneinander gereibt. Charakteriſtijd und originell iſt die Thatjache , daß
Slowaisfi in ſeiner „Geſdidite Rußlands “, I. Teil (Mos: kau 1876 ), den Beginn nid)t , wie bisher üblid mit der Berufung der Waräger madt, ſondern mit einer Sdvil
derung der Belagerung Konſtantinopels im Jahre 865 ( etwa im Mai) durch die „ Nus“ anfängt.
ſehen. Jlowaiski und ſeine Anhänger erklären nod ; heute Er dreibt: „ Wie inmitten einer dunklen Nadt ein
die Waräger- Ruſſen für Slaven.
plötzlider Blik die Wolfen durdybricht und auf einen Die weſentliditen Punkte der Anſicht Runits lajien
ſich etwa folgendermaßen wiedergeben : Die beiden Völker: namen Waräg und Rus ſind nad , ihrer ſpradilichen Natur feine ſlaviſden. ,,Waräg" iſt eine ſlaviſde Form des pannormanniſden Päring und Varing. „ Nus" iſt die
ſlaviſche Form eines finniſchen Korts Ruoſii , deſſen Bes deutung auf Schweden hinweiſt. Das finniſche Nuoſi
Augenblid , die Umgebung beleudytet und erhellt, ſo er:
cheint und der Ueberfall Konſtantinopels durd, die ,,Nuſjen "
im Jahre 865 als ein hellleudytendes Licht an dem in didten Nebel gebullten Horizont der beginnenden ruſſijden Gedichte. Fabeleien und Bermutungen unſerer alten Büdyerſdreiber haben den Nebel neu verdiditet und eine
mit der verwandten Form Roots und Nutſi dient zur
falſche Ridytung allen denjenigen ſpäteren Forſdiern gegeben, welche die älteſten Sdicale des ruſſijden Volfes zu unter
Bezeichnung der Spweden und ſchließt ſich gerade an
ſuden beſtrebt waren ."
den altſchwediſchen Namen Rods (Ruderer, Seemänner), Roos lade. Dieſer zweiten (dwediſden Form „ Nvos " entſpricht das griechiſche Pos, a. 839 lateiniſc Ruos und arabijd Ros.
Runit weiſt dann weiter nady, daß die
,,Der Ueberfall im Jahre 865 und die gleichzeitigen
Zeugniſſe weiſen unwiderlegbar auf das zahlreiche und kriegeriſdie Volk der „ Nus“ , welche ſeit den älteſten Zeiten im
Namen der nach dem heutigen Rußland eingervanderten Waräger normanniſch ſind ( Rurif, Truwor, Siners, Askold, Dir , Brawlin , Olga und Dieg , Thur und Nogroled, ferner daß in der Dynaſtie der Nuriks vielfach norma niſche Namen vorkommen ( Igor, Malfred, Gleb, Sybeggos, Jakun u. . w .). Die Anſicht, daß die Waräger- Ruſjen aber ſchwediſche Rodſen d. i. Normannen geweſen ſeien , wird
ferner dadurch beſtätigt, daß die „ Rus“ der Araber, der Byzantiner, der Spanier u . i. w . ebenfalls Normannen ſind – kurz geſagt, die von den vereinigten Finnen und
ſüdöſtlichen Europa , in der Gegend am
owiden Meer
und am Dnjepr wohnten , welde in der Geſchichte früh: erer Jahrhunderte unter dem
Namen Rorolanen oder
Anten , mitunter aud) unter dem Namen der Skythen und Sarmaten ſid verbergen." ,,Das Volk bat viele Wandlungen erfahren , hat viele
Kämpfe und Vergewaltungen ertragen müſſen , ehe es er ſtarken, ehe es den mächtigen Kern ſdíaffen konnte, aus welchem ſich das rullide Staatsleben und die ruſlide Nationalität
entwickelte. Einwandernde und eingeborene, fremde und ver
herbeigerufenen „ Rodjen " und
wandte Völfer bedrückten den Slavijd Ruſſiſchen Stamm ,
Waräger waren ihrer Abſtammung nach Normannen. Den nach gründeten Normannen das ruſſijde Reid und gaben
unterwarfen denſelben zeitweilig, entriſſen ihm den einen oder den andern Zweig , aber konnten ihn niemals zer
demſelben ihren eigenen Namen .
malmen . Die deutſchen Gothen , die finniſchen Hunnen und Ugern , die ſlavijden Bulgaren , die tſcherkeſſiſchen Avaren
-
Slaven aus Sdweden
Das iſt die ſogenannte normanniſche Theorie, gegen welche vor Allem Slowaiski kämpft.
und Chajaren , die einen nad den andern oder miteinander fielen über die Anten- Ruſſen her und bedrückten ſie u. . w . "
Slowaisfi hat ſeine Anjidt zu wiederholten Malen an veridiedenen Stellen der Deffentlichkeit übergeben. In ſeinen Unterſuchungen über den Anfang Rußlands („ Rus " ) weld)e 1876 in Moskau crſdienen , ſucht er darzuthun , daß das Volk der „ Rus" , welches das ruſſiſche Reich grün:
Ueber die Gründung eines ruſſijden Staates burd)
die Waräger - Normannen wird kein Wort berichtet. Was darüber zu ſagen geweſen wäre , iſt dem erſt
,
zitierten Werke ,,der Anfang Rußlands " einverleibt, info:
125
Der Panſlavismus in der hiſtoriſchen Ethnographie.
fern dasſelbe eben eine Einleitung in die Geſchichte Ruß lands ſein ſoll. Ein anderer Autor , welcher gleid falls den normanni
ſchen Urſprung der „ Nus“ leugnet und die „ Nus“ für Slaven erklärt , iſt S. Gedeonow (Waräger und Nuſjen . 2. Band , St. Petersburg 1876.)
Wir bleiben aber bei Jlowaisti's Arbeiten ſtehen, da eine vollſtändige Ueberſicht aller einſchlägigen Abband: lungen weder in unſerer Abſicht liegt , noch von uns ge liefert werden kann.
Im vorigen Jahre hat Jlowaisfi im Maibeft des Journals des Miniſteriums der Volksaufklärung ( Band 215 S. 1-34 ) eine Abhandlung drucken laſſen : „ Die Natio nalität der Ruſſen , Bulgaren und Hunnen . "
In betreff der „ Rus“ läßt er ſich folgendermaßen
Opfer auserkorene Jungfrau tödten muß u . . w . laſſen fich weder als ſlavijd ), noch als normännijd deuten . Wobl aber finde man , meint Staſjow , dieſelben ethnograpbijchen
Charaktereigentümlichkeiten unter finniſch - türfiſchen Völfern und zwar überwiegen in der Scilderung Son rodlans die finnijden Eigentümlichkeiten , während die türkijden in den Hintergrund treten . Der Autor ſchließt :
ibn Fodlans Sdilderung ſei intereſſant und wichtig, aber nicht für die Geſchidyte des eigentlichen ruſſiſchen Volfes.
Nene „ Nuſjen " der Araber mit Sicherheit zu definieren, jei heute dwierig ; am cheſten ſei darunter irgend ein Volt an
der Wolga zu verſtehen , in deſſen Lebensweiſe Finniſches und Türfiides fich miteinander vermiſdit baben .
Auf dem ardäologijden Kongreß in Tiflis (Sept. 1881 )
wurde durdy Profeſſor Ariſtow ein Auszug aus Stallows Abhandlung verlejen . Daran id loſien jid ſehr lebhafte
vernehmen : Die Faſſung des Tertes der alten Chronik Neſtors, wonad die verſchiedenen Wolfsſtämme Tiduuden , Slaven , zu den Waräger - Ruſſen ſchicken, um dicien die
Debatten , an denen ſich vor allen der Sijtorifer lowaisti und der greife Kostomarow beteiligten . Slowaisfi bielt
Herrſchaft anzubieten , iſt entſtellt. Es mußte ridtig heißen : die Ruſſen, Tiduden u . i. w . idyichten zu den Warägern ;
Slaven zu verſtehen und nidyts anderes ; er griff die
demnach ſind die ,, Ruſjen " Neſtors feine Normannen, ſons
dern gehörten den das nördliche und mittlere Nußland be wohnenden Völfergruppen an , d. h. waren Slaven . Während biernad die ,,Rus" Slaven jein follen , 10
an ſeiner Anſidit feſt, inter den „ Nuſjen “ ſeien eben veridviedenen Argumente, mit denen Staſjow ſeine Meinung zu ſtüßen verſucht hatte, an und bemühte ſid ), dieſelben zu entkräften . Dagegen ſpracy ſidy Kostomarow für die Behauptung Staſjows aus.
Aus den dürftigen Berid
iſt weiter ein ruſſiſcher Forſcher aufgetreten mit der Be hauptung, die „ Nus “ der Araber feien fein flavijdies
ten der Verhandlungen des archäologiſchen Kongreſſes iſt nicht viel über die betreffende Diskuſſion zu erfahren , allein
Volk gevvejen . Stafíow . veröffentlidite im Journal des
Rostomarow bat mit Nüdſicht darauf im Dezemberheft ( 1881 )
Miniſteriums der Volksaufklärung ( 1. Auguſtheft Vand 216 S. 280—315 ) einen Aufſat : ,,Bemerkungen über die
des Mujjijden Boten " (S. 906 bis 991) eine Erklärung
Ruſjen des Ibn Fodlan 11. a . arabijden Autoren."
Die vom arabiſden Schriftſteller Jbn Fodlan ge lieferte Beſchreibung der Ruſſen , welche er mit eigenen Augen an der Wolga ſah , iſt gerade deshalb äußerſt
wichtig. Man ſieht gewöhnlich in ihnen die Nuſſen zur Zeit Igors des Normannen , oder aber man ſieht in ihnen ein unzweifelhaft ſlaviſdes Volf (wie es z. B. Zlowaisti thut). Staſſow iſt beſtrebt, nadyzuweiſen , daß die Schil derung Ibn Fodlans keineswegs ausſd ließlich auf Sla: ven und Normannen zu beziehen ſei , daß ſie vielmehr
noch eine andere Deutung zulaſſe. Staſlow geht alle bei Ibn Fodlans ſich findenden Einzelheiten der Vejdireibung der Ruſſen durch : Religions- und Begräbnis - Gebräuche, Kleidung und Bewaffnung, Wohnung und gelangt am Schluß zu der Behauptung: alle charakteriſtiſchen Daten , welche Jbn Fodlan und andere arabiſche Autoren in betreff der ,,Ruſſen " mitteilen , geben keinen ſicheren Anhalts punkt , jenes Volk als flaviſches aufzufaſſen. Freilid)
ſtimmt einiges (die Beſtattung in Booten , das lange Haar der Männer, die Kleidung und Bewaffnung) mit den ethnographiſchen Eigentümlichkeiten der Skandinavier über ein , aber viele andere Kennzeichen widerſprechen. Die
formloſen Gößenbilder , das Opferdarbringen von Seiten des Volkes ohne Prieſter, die Beſtattung der Leiden mit bedecktem Haupt, der Engel des Todes , welcher die zum Ausland 1883. Nr. 7 .
veröffentlicht, worin er die Anſicht Staſſows, daß die „ Wujjen " ein finniſch-türkiſches Volk geweſen ſeien , unter ſtüßt. Sdron der Afademiker Fraehn glaubte, daß unter den ,, Ne " der Araber der Stamm Erja , ein Zweig der finniſchen Mordwinen , zu verſtehen ſei. Rostomarow nun betont, daß eine ruſſiſde Chronik des XIII. Jahrhunderts von einem Volke „ Rus“ unter den finniſch -türfiſden Stämmen Oſt-Nußlands rede, nämlich von den Nuſjen
von Purgas im Mordwinenlande. Slowaisfi deute dieje Stelle ſo , als ſeien damit Soldlinge und zwar ſlaviſche Ruſſen von Purgas gemeint. Kostomarow zweifelt, daß dieſes wirklich der Fall geweſen . Seiner Meinung nadı bedränkt ſich während des XIII. Jahrhunderts der Name der (ſlaviſden ) Nuſſen auf den ſüdlidyen Theil des heuti gen Rußland; von Kiew
aus habe ſich der Name ver
Die ,, Rus" von Purgas ſeien aber ein fin nijch -türlijdes Volf , welches an der Wolga lebte – dieſes Bolf eben war dem arabiſden Reiſenden Jon Fodlan befannt - die Erja oder Mordwinen; wegen des ähnlicy klin genden Namens ,, RS" im Arabijden wurden die Namen und dann die Wölfer mit einander verwedſelt. So viel über die alten Ruſſen (,,Rus " ). Wenden wir uns nun zu den Bulgaren. Die alten an der Wolga lebenden Bulgaren werden von dem größten Teil aller Forſcher für ein tidudides, breitet.
finnijdes oder türkiſches Volf gehalten. Zlowaisti iſt 20
Der Wanjlavismus in der hiſtoriſchen Ethnographie.
126
damit nicht einverſtanden , wie er in der zuleßt zitierten Abhandlung jagt. Die Hauptſtüße jener Behauptungen beſteht nach Zlowaisfi in der unglücklichen Etymologie der Cigennamen. Dieſelbe deutſche Wiſſenſdaft, welde die normänniſche Theorie von der Entſtehung des rujlijden Staates geſchaffen habe, ſehe aud in den Bulgaren ein
Volk turaniſchen Stammes . Davon will Ilowaisti nidytó wiſſen. Alle jene Gründe , welde den vermeintliden nichtſlaviſchen Charakter der Bulgaren beweiſen ſollen , ſind hinfällig. Die Bulgaren ſind von Anfang an ein ſlaviſches Volk geweſen. Nun aber die Hunnen ? Die Hunnen gelten ganz allgemein für ein turaniſdes Volk ; das iſt nach Zloivaiski nidt bewieſen .
Einzelne
Gelehrte haben ſich bereits dagegen ausgeſprochen , z. B. Sabélin , welcher die Hunnen für Slaven erklärt. Nad Slowaiski iſt die Entſdeidung in betreff der Nationalität der Hunnen eng verknüpft mit der Frage nach den Bulgaren.
Die leşteren waren aber im IX . Jahrhundert ſdon ent (dieden Slaven und wenn man weiter forīdyt , jo findet man keinen Hinweis darauf, daß das früher anders ge weſen iſt. Im Gegenteil: die Bulgaren ſind immer Slaven geweſen.
Die Donau -Bulgaren
ſind nun die
Nadıkommen der Hunnen, ihr fürſtliches Geſchlecht ſtammt direkt von Attila. Die von den „, Deutſchen erſonnene Theorie" von dem turaniſchen Urſprung der Hunnen gründet
fich auf die falſche Auslegung des rhetoriſchen Ausdrucks der lateiniſchen Autoren Ammianus Marcellinus und Jornandes. Beide ſchildern das Anſehen und die Lebens: weije der Hunnen, darin iſt nach Zlowaisfi nichts zu finden,
für Anthropologie Diskuſſionen über die Hunnen ſtatt, zu denen in erſter Linie die Bebauptungen Zlowaisti's das Material lieferten.
Wir ſind über dieſe Debatten nur
durdy cin Referat der ruſſiſden Zeitung die „ Neue Zeit “ ( Nr. 2103 des Jahres 1881) unterriditet.
Unter dem
Titel : ,, Die Moskauer Disputation über die Nationalität der Hunnen “ bringt der ungenannte Berichterſtatter vor allem die Theſen Slowaisfi's und meldet, daß jid bei der Diskuſſion eine große Menge der Moskauer Gelehrten
(Miller , Sammofwaliow , Alutſchewski , Nil Popow Bogdanow ,
nutidin u. . w .) lebhaft be
teiligt bätten. - Ueber den Inhalt der Diskuſſion ſelbſt erfahren wir nichts; jedod ſind die Theſen Slowaisti in überjiditlicher Weije nad dem Protokoll der betreffenden Sitzung mitgeteilt. Es ſind folgende : 1. Die Vorſtellung, daß die Hunnen ein mongoliſdes oder ein turanijdes Bolt geweſen ſind, iſt in der euro päiſchen Geſchichtsſchreibung hauptſädlid auf Grundlage
der Sdvilderung ihrer Aeußerlichkeit entſtanden , wie die ſelbe in den Schriften von Ammianus Marcellinus und Jornandes ſich befindet.
Allein die Sdyilderungen leiden
an deutlichen lebertreibungen und Jornandes iſt entſchie den parteiijd in ſeinem Urteil über die Hunnen . Weber dies ſind in jener Schilderung keine anderen Hinweiſe auf rein mongoliſde Naſje enthalten, als kleine geſchlißte, tief liegende Augen , vorſpringende Badenknoden und ein
ſpißes Kinn. 2. Wichtige Zeugniſſe zur Entſcheidung der ſchwebens den Frage finden ſich bei den Poeten - Panegyrikern des
5. Jahrhunderts Claudianus und Sidonius Apol
was unbedingt eine turaniſche Abſtammung der Hunnen
linaris. Hier wird direkt darauf hingewieſen , daß die
beweiſt. Wohl aber ſeien in einem bemerkenswerten Bericht
Hunnen ſich Sdnitte im Geſidyt beibradyten , daß ſie den Säuglingen den Kopf zuſammenſchnürten u.1. w . Folglid
des Priscus , welcher in Attila's Reſidenz war , einige Worte mitgeteilt, welde ein belles Licht auf die Sprache
war ihre Häßlicykeit nidyt eine angeborene, ſondern eine
der Hunnen werfen. – Die Worte heißen „ medos " und
fünſtlich erzeugte , vor allen um ihren Feinden Sdreden
,,famos “. In beiden Worten findet Jlowaiski einen Hinweis
brauch getrieben wird , finde man nirgends eine Beſtäti gung für die uraliſch-altaiſche Nationalität der Hunnen . Die Hunnen waren eben wie die Bulgaren ein ſlavi
einzuflößen. Auf dieſe künſtlich erzeugte Häßlichkeit ſpielen auch Ammianus und Jornandes an , inſofern als ſie von den Sdynitten an den Wangen der Säuglinge reden . Eine gewiſſe Analogie hiemit bieten einzelne Gebräude bei verſchiedenen anderen Völkern. Hienad liefert die Schilderung des Aeußeren der Hunnen keinen hinreichen: den Anhaltspunft zur Begründung der turaniſchen Theorie, umjomehr als Sidonius, im Gegenſaß zu Jornandes, aus drüdlich von dem ſchönen Körperbau und der mehr als mittleren Körpergröße der Hunnen ſpricht. 3. Der byzantiniſche Schriftſteller des 5. Jahrhunderts
des Volk.
Priscus iſt äußerſt gewiſſenhaft und eine äußerſt ſchäßens
auf Slaven. Medos entſpreche dem ſogenannten ,,Med“ oder Honigtrank. „ Kamos " ſei nichts anderes als „ Kumys " (gegohrne Stutenmildy). Ferner berichtet Jornandes, daß das Todtenmahl zu Ehren Attila's in der Sprache der
Hunnen „ Strawa “ heißt. Strawa iſt aber ein ſlaviſdes ( ruſi .) Wort , welches Ellen , Gericht bedeutet.
Audy in
den Eigennamen , mit welchen nach Slowaiski viel Miß
Auf dem archäologiſchen Kongreſſe in Tiflis (Sep tember 1881 ) hielt Profeſſor Slowaiski einen Portrag über die Nationalität der Hunnen. Da bis jeßt noch kein detaillierter Bericht der Rongreßverhandlung erſchienen iſt, To wiſſen wir nichts darüber zu melden . Im Dezember vorigen Jahres (23. und 30. Dez. alt. Stils) nun fanden in Moskau inmitten der Geſellſdaft
werte Quelle für unſer Kenntnis von den Hunnen . Briscus war mit einer Geſandtſchaft bei ihnen und beſchreibt mandyerlei, ohne freilich ihres Aeußeren zu gedenken . Alle Züge ihrer Lebensweije, ihre Sitten , welche Priscus mit:
teilt , weiſen keineswegs auf Turaniſdies unter den Hunnen ; vieles ſogar ſpricht für den Slavismus der Hunnen . 4. Das nomadiſierende Leben und die rohen Sitten
Ter Hauſlavismuis in der hiſtoriſchen Ethnographie.
127
Doch nicht nur die bisher genannten Völker (Bulgaren
dürfen nicht als Beweis für die eine oder die andere Theorie angeſehen werden ; ſie ſind aber nidit dharakteriſtiſch für
und Hunnen ) ſondern auch die Skythen werden in das
eine Raſſe, ſondern nur für eine beſtimmte Kulturſtufe und
Bereid der Slaventums bineingezogen. Profeſſor Samo
befinden ſich in direkter Abhängigkeit von der umgeben
kwaſow (Warſchau ) hielt bei Gelegenheit des archäologiſchen
den Natur.
Kongreſſes in Tiflis einen Vortrag über die ethnographiſche
Ueberdieß weiſt Prokopius , ein byzantiniſcher Schrift ſteller des 6. Jahrhunderts, direkt auf die Aehnlichkeit der
Eigentümlicyfeit der Slaven .
bunniſden Sitten mit den Sitten der Slaven und Anten .
der Vortragende alle Nadyrichten über Skythen und Sar :
5. Was die Sprache betrifft, ſo gibt es keine er: heblichen Einwände, um den Slavismus der Hunnen zurück zuweiſen. Die Perſonennamen , welde in den hiſtoriſchen
maten bei Herodot und Tacitus zum Sdyluße im einzelnen durchgegangen hatte, kam er zum Reſultate, daß viele der
dort angeführten Thatſachen mit gewiſſen ethnographiſden
Luellen angeführt werden , ſind ſehr mannigfady; darunter finden ſich genug Namen mit ſlaviſchen Wurzeln oder
Eigentümlichkeiten der Slaven übereinſtimmen. Er ſchließt daraus, daß die alten Skythen und Sarmaten in gleicher
mit ſlaviſchem Charakter. Die von den Quellen angeführte flaviſchen Worte ,,med " ( Honig , Meth , ein aus Honig bereitetes ſüßes Getränke) und beſonders ,, ſtrawa" ( das Gſjen, die Speiſe , das Gericht) weiſen direkt auf die ſlaviſche Nationalität der Hunnen. 6. Bei den byzantiniſchen , lateiniſchen , armeniſchen und arabiſchen Sdriftſtellern des Mittelalters werden bis: weilen die Hunnen direkt mit den Slaven identifiziert oder die Identität beider ergibt ſid, aus den nebeneinander
Weiſe wie die Slaven zur ariſchen Völker- Familie geredynet
geſtellten Mitteilungen.
Dieſe Identität ergibt ſich auch
Das Bulletin des Ron :
greſſes beriditet in Kürze darüber folgendes : Nachdem
werden müſſen.
Das Bulletin meldet ferner : Prof. Zlowaisti ſprady einige Worte zu Gunſten der Behauptung, daß ver wandtſchaftliche Beziehungen zwiſchen Skythen und Slaven
eriſtieren , dabei führte er einige Beiſpiele an , z. B. daß der Name der Kriegsgottes bei den Sfythen Arios lebhaft an den ähnlich lautenden Namen der ſlaviſchen Götter Aud in der jdon Jaſobit , Jar und Jarila erinnert. zitierten Sibung der Mosfauer Anthropologiſchen Geſellſdaft
aus einigen altgermaniſden Gedichten (z. B. der Edda ). Dabei muß bemerkt werden, daß die Bezeichnung ,,Slaven "
(23. Decemb. 1881 ) madyte Samokwajow einige bezüglide
ſich ſehr allmählid) und ſehr ſpät auf alle ſlaviſden Völfer
(, Neue Zeit" No. 2103 ) darüber bringt, iſt ſehr wenig : Nach den Unterſuchungen Samokwaſow's befanden ſich unter den Slythen ganz und gar keine turanijden Volksſtämme, ſondern Angebörige desjenigen Zweiges der indo-europäi
ausgebreitet hat und zwar vorherrſchend in der Büderwelt. 7. Die Anfänge der Gejdichte des Slaventums in Mittel Europa, der Urſprung einiger ſlaviſchen Staaten
Mitteilungen über die Skythen. Das , was die Zeitung
und verſchiedene wichtige Thatſaden im Leben der Slaven
den Völferfamilie, aus weldiem ſpäter die Germanen und
wären unverſtändlid ohne die Annahme einer Stammes : verwandtſchaft der Weſtſlaven mit den Hunnen , welche den
Slaven hervorgingen. Dabei wies der Vortragende auf eine Reihe naher Beziehungen zwiſchen Skythen und Slaven, ſowohl in ihrer Religion , als auch in Sitten und Gebräuchen bin. Beide Referate ſind zu furz, um genügende
am meiſten nach Oſten vorgeſdobenen Zweig des flaviſden Stammes repräſentierten . Die bisher unrichtig beantwortete Frage nach den Hunnen und nach der Beteiligung der
Slaven an den Ereigniſſen jener Zeitepoche, welche die große Völferwanderung genannt wird, führte zu einigen unrichtigen Vorſtellungen vom Charakter der Slaven, 3. B. von ihrer vorherrſchend und faſt ausſchließlich fried
lidhen Thätigkeit als Ackerbauer. In Verbindung mit der
Einblicke in die Neußerungen des Warſdauer Gelehrten
zu gewinnen. Wir ſind noch nicht zu Ende gekommen mit all den Völkern und Nationen , welde dem ſlaviſden Stamm zu gerechnet werden ſollen. Eine bis heute noch nicht ausreichend beantwortete Frage
unrichtigen Beantwortung der Frage nach den Hunnen
iſt: Welches Volt hat die unzähligen Kurgane (Hügel
iſt auch die falſche Anfidit aufgetreten , als ob die koloſſale Menge der Slaven langſam und unbemerkt von der Ge chichte dyreibung und in Begleitung beliebiger hunniſcher Horden , in Mittel-Europa eingedrungen ſei. 8. Abgeſehen von der bedeutenden Wichtigkeit des
gräber) in Nußland und Sibirien aufgeworfen ? Dieſe Frage glaubt Profeſſor Florinsfi in Kaſan gelöſt zu haben ,
Slaventums für die Geſchichte überhaupt, hat die Hunnen
frage nun eine unmittelbare Beziehung zu den Anfängen der ruſſiſchen Geſchichte. Die Rorolanen befreiten ſich
indem er antwortet: die Slaven .
Profeſſor W. M. Florinski hat in einer der letten Sißungen der Kajan'iden Geſellſchaft für Archäologie Geſchichte und Ethnographie einen darauf bezügliden Vortrag gehalten über welchen die Neue Zeit ( 1882 No. 2022) wie folgt beriditet :
mit Hilfe der Hunnen vom Jod der Gotben und das
Prof. Florinski bat eine neue Anjidit über die Be
hunniſch - rorolaniſde Vündnis gab den Anſtoß zur großen Völkerwanderung. Später ſind dann einige bunniſch rorolaniſche Stämme in der ruſlijden Nationalität aufge
deutung der ſibiriſchen Kurgane aufgeſtellt, indem er die
gangen , ſo die Bulgaren -Uglitſcher.
Kurgane den einſt hier* lebenden Slaven zuſchreibt. Bekanntlich gibt es zahlreiche Kurgane im ſüdlichen Ruß land , im Land der Doniſchen Roſafen und den Gouver
Der Panſlavismus in der hiſtorijden Ethnographie.
128
nements Samara und Drenburg, im nördlichen Gebiet der Kirgiſen -Steppe, im ſüdlichen Theil von Weſt-Sibi rien bis zum Altai und dem Urſprung des Jrtyſch und im Gebiet von Minuſſinst. Weiter iſt bekannt, daß die Kurgane Gräber ſind , welche irgend ein Volk in vorge ſchichtlicher Zeit aufgeridytet. Es haben die Rurgane eine
beſondere Bedeutung für die ruſſiſde Geſdiidite , weil ſie eine hervortretende Eigentümlidykeit des ruſſijden Landes Eine ſtreng wiſſenſchaftlidie Unterſudiung der Kurgane iſt im ſüdlichen Rußland vorgenommen worden , dabei hat es ſid herausgeſtellt, daß hier die Skythen die
find .
Kurgane auftarfen .
Profeſſor Florinski hat nun bei wiederholten Reiſen durd Sibirien , das Orenburger Land und das ſüd liche Ruſland Gelegenheit gehabt , ſich in den genannten
Kurgan uud Petropawlowsť aus verbreiten ſid, die Kurgane in der Richtung nad Troitzł , Tichelabinsk und in das Couv. Orenburg, wo ſie weiter mit den Samara'ſchen , den Donīden und den Südruſſiſchen Kurganen zuſammenſtoßen . Man kann hienad) auf Grundlage der geographiſden Ver breitung der Kurgane mit Genauigkeit die Grenzen desjenigen Territoriums abſteden , welches von dem Kurganvolk nicht befekt war . Was war das für ein Volk ?
Profeſſor Florinisti meint, das ſeien nördliche ruf jijdje Slaven geweſen und zwar auf Erwägung folgender Umſtände: 1 ) Rein anderes in Sibirien und Rußland anjajjiges Volk hatte derartige Begräbnißgebräudie; weder die finniſchen, noch die mongoliſchen Stämme haben Kur gane aufgeduttet. Dies iſt daraus erſichtbar , daß in der
Lokalitäten mit den Kurganen bekannt zu maden , ſie uns
Gegend ihres älteſten und jetzigen Aufenthalts ( Ural,
ter einander zu vergleichen und in den offentliden und
Nord - Rußland und Sibirien ) keine Spur von Kurganen
privaten Sammlungen die Gegenſtände zu ſtudieren , welde
eriſtiert; ſo im Gebiet der Baſdfiren und Wogulen, ſo
bei Deffnung von Kurganen gefunden worden ſind. Die
am ſüdlichen Abhang des Altai, wo einſt mongolijde
ſelben erwieſen hier , daß die jüdruſſiſchen , wie die ſibiri
Stämme jaßen ; 2) weder unter den finniſden , nod) unter
den Kurganen fid ganz gleich verhalten .
den mongolijden , noch unter den türkiſchen Stämmen eriſtiert heute irgend eine Erinnerung an die Kurgan beſtattung; 3 ) Sold eine Sitte hat ſich im Gegenteil unter
Die darat :
teriſtijden Züge der Kurganen ſind: 1 ) dem Aeußern nad eriſtieren zwei Arten , rundliche, fonijde von 5-10 Saſchen ( 10 bis 20 m .) Hobe, Königsgräber, und länglide in der Form eines umgeſtürzten Bootes ; 2 ) die letteren ſind mit
ihrer vorderen Spike nady Nordoſten geridytet und ſtehen in Gruppen von 5 bis 15 , in geringer Entfernung von cinander. Von der Ferne aus zeigen die Gruppen das Anſehen eines regelmäßig aufgebauten Dorfes. Bei größeren Gruppen trifft man mitunter ein Königsgrab, /
den Slaven erhalten ( der Gebraud , eine Handvoll Erde
in das Grab zu werfen ); 4 ) die ſfythiſchen Kurgane werden von den meiſten Gelehrten für ſlaviſche erklärt ; da ſie durdaus mit den ſibiriſchen übereinſtimmen , ſo iſt kein Grund vorhanden , fie ciner anderen Nationalität zuzuſchreiben ; 5) die Kurganaufidyüttungen in dem Gouvernement Now :
gorod und Pifow ſind als ſlaviſde anerkannt und lehren ,
welches in einer gewiſſen Entfernung von den übrigen
daß die heidniſchen Slaven der Sitte huldigten, Kurgane
Gräbern ſteht und ſich durch ſeine Größe, ſowie ſeine
aufzuſchütten.
Form darf von den übrigen Gräbern unter deidet. Meiſt befinden ſich die Kurganean erhöhten Orten ; alle Kur:
gane ſind aus reiner Sdwarzerde aufgeſdüttet, welde nicht nur in der nädyſten Nähe der Hügel , ſondern be:
liebig von der Oberflädie der Steppe genommen iſt. Aus
Sdwarzerde ſind ſogar die Gräber , in welchen man die Todten legte , ausgeführt. Der Gebrauc) der Sdywarzerde iſt ein charakteriſtiſches Kennzeichen aller Kurgane , er iſt vielleicht die Folge einer religiöſen Vorſtellung ; 4 ) auf vielen Kurganen, ſowohl im europäijden Rußland, wie in Sibirien , wurden ſteinerne menſdylide Figuren gefun den , welde als Kamenija baby bekannt ſind. In Sibirien erſtrecken die Kurgane ſid nad Norden nidyt über die ſibiriſche Poſtſtraße binaus und nad Wiſten nidt über den Kreis Schadrinst im Gouv. Perm . Die größte Anzahl befindet ſich in der Steppe ziviſchen Tobol und Jrtyſd ), ſowie aud) am mittleren und oberen Theil des Irtyſdy, am Om in der Baraba - Steppe) , am nörd lidhen Abbang des Altai und in den Thälern des oberen
Auf Grundlage der angeführten Behauptungen kommt
Profeſſor Florinski zum Reſultate, daß die alte Heimat der ruſſiſchen Slaven in Weſt - Sibirien zu ſuchen ſei, daß zur Zeit der erſten Wanderung ariſder Stämme die ruſliiden Slaven aus Mittelajien , alſo von Diten her, burd das jetzige Gebiet Scmiretſcensk längs des Jrtyid) und des nördlichen Altai weiter vorgedrungen
feien . Die Ueberſiedlung der Slaven in das europäiſde Rußland fand in den erſten Jahrhunderten der chriſtlichen Zeitrechnung ſtatt , als sie ſibirijden und öſtlichen Slaven
unter dem Namen der Hunnen (vergl. oben die Anſichten Zlowaisfi's ) bei der großen Völkerwanderung eine Haupt rolle ſpielten. Unter den Hunnen (Slaven ) waren audy Baſchkiren , welche jenjeits des Urals neben den Slaven anjalig waren . Die Zahl der Baſchkiren war nicht ſehr groß, denn cin beträchtlicher Theil derſelben blieb in der urſprünglichen Heimat bis auf den heutigen Tag.
Aus dieſen mitgeteilten Behauptungen des Profeſſors
Jeniſlei und des Abafan . Im mördliden und im mittleren
Florinsfi foll gejdhloſſen werden , daß Sibirien als der Urjit der ruſſijden Slaven anzuſeben iſt. Weitere wiſſen
Ural und in den Steppen des Dſtabhangs des Urals bis Scadrinsk gibt es gar keine Kurgane. Von den Kreiſen
Kurgane werden vielleicht dieſer wichtigen hiſtoriſden Hypo
ſdaftliche und ſyſtematiſchen Aufgrabungen der ſibiriſden
Ein preußiſcher Koloniſationsverſuch in Koſtarika.
129
theſe einen entſcheidenden Wert geben. Die Verpflidytung, dieſe Frage zu beantworten , mag die erſte Aufgabe der
iſt eine Inſel Bolgar.
eben entſtehenden ſibiriſchen Univerſität ſein.
Wir laſſen es bei dieſer geringen Probe bewenden . Berückſichtigen wir die ſonderbare Jdee Prozenko's
So weit der Kaſan'ıdıe Correſpondent. Wir können unſer Referat über die verſchiedenen An fichten, nach welchen bisher nicht als ſlavid anerkannte
Völfer als ſlaviſche gedeutet werden , nicht ſchließen, ohne hier in Rürze wenigſtens die Lejer dieſes Blattes mit
der eigenthümlichen Meinung des Herrn Prozenko ( in Tiflis) bekannt zu machen , wonach die Urheimat der Nuſjen in Wirija, d. h. im Kaukaſus, zu finden ſei. Das Land
Das wird hinreichend ſein , um
die Anſidyten des Herrn Prozenfo zu charakteriſieren.
nicht, ſo können wir die Meinung der erſt zitierten Autoren in folgender Weiſe zujammenfaſſen : Das heutige ruſſiſche Reich iſt nicht gegründet durdy idywediſde Rodjen, welche ſlavijde und finniſche Stämme zu einem mächtigen Staate vereinigten und demſelben
ihren Namen gaben , ſondern von ſolden Nuſjen , welde
„ Wirija“, worunter Iberien, ruſſiſd Iwerija zu verſtehen ,
von Anfang an ein ſlaviſder Stamm waren , einer der vielen , welche Nord-, Mittel- und Süd -Nußland bewohnten .
iſt ein Teil des ſonſt Grujien oder Georgien genannten
Viele der längſt untergegangenen Völkerſdaften ſind eben
Gebietes. Herr Prozenko hat zunädyſt nur ein kurzes ,, Programm " ſeiner in Tiflis während des Sommers 1881 gehaltenen öffentlichen Vorträge nebſt einer „biſtvriſdien “
falls Slaven geweſen , ſo die Bulgaren, die Hunnen, die Skythen u . f. w . Und Slaven ſind es geweſen, welche, vom Ural kommend, das heutige Nußland überflutend, in den
iſt aber cine kleine
zahlreichen noch jetzt ſichtbaren Nurganen die Spuren ihrer
Karte erſcheinen laſjen.
Außerdem
Brojdüre erſchienen : „ Ueber die Abſtammung des urſprüng lichen Ruſſenvolkes aus Wirija .“ Deffentliche Vorleſungen
früheren Eriſtenz hinterlaſſen haben.
des Herrn J. P. Prozenfo , Lief. 1 . Das Waräger - Meer und der Waräger-Bujen des Kaſpiſden Sees, Tiflis 1881
weſteuropäiſchen Kritik ?
Wird dieſes Phantaſiegemälde Stand halten vor der Schwerlich ! OW
Die Brojdüre, deren Verfaſſer nicht genannt iſt, enthält einen ausführliches Referat über zwei von
34 S. 49
Prozenko gehaltene Vorleſungen. Wir entnehmen derſelben folgendes: Das Warägijde Meer (Warang der Araber) iſt flar und deutlich das Syſtem der Manytic - Seen. Die Chajaren beſaßen als Leibwachen ihrer Fürſten eine Sdar vom ,,Wolf der Ruſſen " , welche in einer Anzahl von 100,000 auf einer Inſel im Kaſpiſden Meer wohnte. Wo dieje
Ein preußiſcher Koloniſationsverſuch in Koſtarika.
Inſel ſich befunden habe oder befinde, jei ſdywierig zu
heuerlichen St.
beſtimmen. Die Araber melden , daß die Inſel in der Nähe der Hauptſtadt Samardar läge , allein aud Samar dar iſt nicht zu beſtimmen . Das Kaſpiſche Meer hätte ſich in älteren Zeiten weit nach Weſten hin ausgedehnt und ſomit alles Land nördlich von Teref überflutet. Hier ſei wahrſcheinlid, an dem früheren Ufer Samardar zu ſuchen. Uebrigens ſei der Name „ Rus " häufig im Kaukaſus zu finden und zwar in ganz verſchiedenen
gierung (v. 7. Mai 1852) wird höchſt optimiſtiſch berichtet und findet ſich die unrichtige Angabe, daß die 9 a Leguas
Gegenden. Es iſt daher idywierig feſtzuſtellen , aus welder Gegend des Kaukaſus die erſten ruſſiſden Fürſten gerufen worden ſind. Um das zu ermitteln, unterſucht Herr Prozenko das Wort „ Waräg “. Da b und w einander gleich und oft verwechſelt würden , jo ſei bei
Neſtor eigentlich zu lejen Boräga, das heißt Vorez ( Ringer, Kämpfer), und man müſſe deshalb aucy Baräger ſagen . Ein Volt Warägo - Ruſſen zu ſuchen , ſei ganz vergeblidy das Wort bedeute nur Kuſſenſtreiter oder Ruſſen fämpfer , d. h. ein Volk, das vom Krieg lebte. In dieſer Aseiſe erflärt der Verfaſjer noch mandes andere -- wir laſjen das. Wenn es möglich wäre, die hiſtoriſche Karte zu analyſieren ohne dieſelbe vor Augen zu haben, ſo thäten
wir es ; nur eines : In der Gegend des heutigen Batum jaren die Waräger; die Gegend ſüdlich von Batum usland 1.83 Nr . 7 .
Von Dr. H. Polakowsky. ( Schluß .)
Der ,,Geſchäftsbericht“ unterſdlägt in ſeinem Referat über den famoſen Kontrakt mit der ,,Sociedad" viele der un günſtigſten , wichtigſten Beſtimmungen , ſo z. B. den unge Auch über den Kontrakt mit der Re
Land ,,nad, eigener Auswahl" erteilt werden ſollen. Es
wird ganz beſtimmt in § 3 gejagt: „que el gobierno designara en un solo distrito. “ In dieſem großen an gewieſenen Diſtrift kann dann allerdings die Geſellſchaft die paſſenden Terrains auswählen .
Röſtlich iſt folgende Stelle: ,,Dem mit den Verhält: niſſen nicht Bekannten mögen die bedeutenden Konzeſſionen auffallen, welche zunächſt von der koſtarifiſcheu Regierung gewährt ſind. “ Was den Vertrag mit der „ Sociedad" be trifft, ſo wird darüber den Aftionären erzählt , ,,daß die Mangana kultivierbaren Landes durdyſdynittlic) 10 Doll.
foſte" und es alſo eine „ bedeutende Erwerbung“ jei, nur 1 Thaler pro Mangana bezahlen zu müſſen. Faktiſch lagen und liegen noch heute die Dinge ſo , daß wer ein herren lojes Gebiet bei der Regierung anzeigt, dasſelbe erwerben
kann gegen Zahlung der Vermeſſungskoſten und Zahlung von 1 Doll. pro Mangana an den Staat. Aus den Beridyten über die Staatseinnahmen iſt erſidytlich, daß alle Jahre 3-800 Mangana Irland in dieſer Art in Privat beſit übergehen . Als die Idee auftauchte , Wege nady dem Rio San Juan anzulegen , ,,denunzierten " Bewohner 21
Ein preußiſcher Koloniſationsverſuch in Koſtarifa.
130
der Hochebene Urwaldſtücke am Rio Frio , Sarapiqui 2.,
im
Feldmeſſer entwarfen die reſp. Karten , die Denunzianten bezahlten 1 Dollars pro Mangana und erhielten Beſitz titel über ihre Ländereien , die ſie meiſt ſelbſt nie geſehen haben und ſehen werden .
durch ſehr fumpfigen Urwald. (Das Terrain iſt beſonders
Weiter wird im Berichte gejagt : ,, Dem
gegenüber
ſcheint das Verlangen nach einem Darlehen von 30,000 Doll. aus den eigenen Fonds oder durdy Vermittlung unſerer Geſellſchaft feineswegs auffallend oder als ein eigentliches Aequivalent des großen diesſeitigen Vorteils, weldier viel:
mehr von der Sociedad auf einer ganz andern Seite, nämlich darin geſucht wird, daß in dem Anlehnen unſerer Kolonien an jene Straße die lektere und deren Einträglicykeit fid) beben wird . Dieſer für die Aktionäre und die Geſellſdaft
überhaupt gefährliche, ja verhängnisvolle Unſinn iſt eine
Frucht der phantaſtiſch -optimiſtiſden und unwahren Berichte der Herren v. Bülow , Streber und Delius! Die Koſta rifenſer wollten einfach die für ſie ſehr notwendige Straße
durch preußiſches Geld erbauen laſſen.
Daß deutſche
Tuis Thale , den ich im November 1875 madyte, ging
gut zu beurteilen nad Orſted, l'Amér. centr. Tabl.
phs. I. , Petermann's Mitteilungen 1877, Taf. 18 und der bei Friedridyſen in Hamburg 1880 erſchienenen großen Karte. Die Karte von Central-Amerika' ( Taf. 92) in dem ver breiteten und ſonſt vorzüglichen Hand-Atlas von Andree
iſt leider völlig ungenügend und auffallend gegen die meiſten der übrigen Tafeln zurückſtehend.) Das Unglaubliche geſdah. Die Generalverſamlung nahm beide Kontrakte an ! Im Juli 1852 hatte Herr
v. Bülow mit dem Ingenieur Kurtze ſidy von Turrialba bis Moïn durchgeſdılagen, von da fuhr Herr Kurße mit fünf Halbindianern nad Limon und erzwang mit unſäglicher Mühe in möglichſt direkter Nidytung den Weg nach Kar thago vom 18. Juli bis zum 8. Auguſt. Die verſchiedenen Reiſerouten ſind auf einer kleinen 1868 in Nord - Amerika
erſdvienenen Karte ( Verlag und Drucker ſind nicht ange
tragen, darauf einzugehen, daß an die Stelle der früheren
geben ), die mir vorliegt , markiert. Ueber dieſe Reiſen liefen Beridite an das Komite ein und teilte dasſelbe Auszüge aus denſelben den Aktionären im Anhange zu dem Gefdäftsberichte pro Verſamlung vom Oktober 1852 mit. Um eine Probe von der ,, Objektivität“ des von den Herren Streber und Delius gefeierten Ingenieurs Kurze zu geben, laſſe ich hier die Angaben über den Hafen von Limon folgen . ( Beridit vom 20. Auguſt 1852.) „ Was zunädiſt den Hafen von Limon anbetrifft , ſo iſt derſelbe gegen CSO. , gegen D. und OND . zwar offen , gewährt aber, da gerade die Winde aus dieſen Strichen an der Küſte (dywady ſind , und im übrigen namentlich gegen die
Hamburger Zeichner die Sociedad del Norte trete , weil dieſe ibre Einſchüſſe nicht bar , ſondern in Ländereien
oft ſehr ſtarken Nordweſt-Winde vollſtändiger Sduß vor handen iſt, zufriedenſtellende Sicherheit für 75 bis 100
machen wolle. Es iſt deshalb das Komite aufgefordert
Sdiiffe. Der Hafen hat einen guten ſandigen Ankergrund und noch an der Landungsſeite eine Tiefe von 3—6 Faden, ſo daß das Löſchen und Laden unmittelbar von den Schiffen in die anzulegenden Magazine und umgekehrt geſdiehen kann. Das Auslaufen iſt leicht und die Anlage
Kolonien an dieſen in ſumpfigen, mit Urwäldern bedecten
Tiefebenen einfady unmöglich waren , ſahen die Herren ſicher ein. Weiter wird die Ausgabe neuer Aktien in der Höhe von 50,000 Thalern in Ausſidyt geſtellt, eine Ratenzahlung von 15% der bisherigen Aktien gefordert und angekündigt, daß im Juni 1852 an Herrn v. Bülow 1000 Pf. St. ( = 6666 Thaler) geſandt worden ſeien . Die Schiebung mit den unglückſeligen 250 Aktien
war dem Herrn Oberpräſidenten mitgeteilt und hatte der ſelbe durch Schreiben vom 28. Juli 1852 ,, Bedenken ge
worden , die anderweite Zeichnung von 250 Aktien nach zuweiſen ." Es wird weiter angezeigt, daß ſich Herr Möller
( Hamburg) abermals erbarmt und die von der ,,Sociedad" übernommenen Aktien gleichfalls gezeichnet habe und er ſich mit der „ Sociedad " arrangieren werde. Der Kontrakt
einer Hafenſtadt mit Sdwierigkeiten nicht verbunden, da
bleibe voll in Kraft.
der Grund und Boden durchaus feſt iſt und gutes, friſches
Sehr intereſſant ſind auch die Berichte der Herren V. Bülow und Streber an das Komite. So ſchreibt Streber aus Turrialba am 22. Juli 1852 höchſt abfällig über einen deutſchen Geometer (v. Chamier), der richtig erkannt hatte , daß Niederlaſſungen für Deutſche in der Gegend am Rio Pacuare unmöglich ſeien , dieſelben für ,,Menſchenverkäuferei und Schwindel" erklärt hatte. Weiter bittet Herr Streber dringend um Geld für Mitte Auguſt und zeigt an , daß die Regierung durdy Dekret vom
Waſſer , ſowie die beſten Nußhölzer in der Nähe fich be
21. Juni 1852 als Terrain für die Errichtung von einer oder mehreren Kolonien das Gebiet zwiſchen dem Rio Reventazon und Rio Pacuare in der Nähe von Turrialba
und im Thale des Tuis angewieſen habe. Auf dieſes Gebiet paßt nun das Urteil des Herrn v. Chamier voll ſtändig. Der ganze Weg von Angoſtura bis zur Hazienda
finden .“
Der Ausgabe-Etat pro 1. Okt. 1852 bis 1. Juli 1853 wurde auf 21,575 Thaler entworfen . Davon 15,000 Thlr. als erſte Rate der Anleihe, 5550 Thlr. als perſönliche Ausgabe (v. Bülow erhielt jährlich 4500 Thlr. , Streber 900 Thlr. , Kurze 1500 Thlr.) und 1025 Thlr. als fäch liche Ausgaben.
Der nächſte Geſchäftsbericht datiert vom 1. Juni 1853
und iſt für die Generalverſammlung vom 1. Juli ds. Js. beſtimmt. Es wird darin angekündigt, daß die preußiſche ,, Kriegsflotille" vom Herrn Miniſterpräſidenten angewieſen ſonſt fei ,, den Hafen von Limon zu unterſuchen. ,,Auch „ ſind von der Kgl. Staatsregierung dem Geſellſdafts- Vor
ſtande anſcheinende Zeichen des Vertrauens durch gewiſſe,
Ein preußiſcher Koloniſationsverſuch in Koſtarifa .
hier nicht näher zu bezeichnende Kommunikationen gewor den ."
Troydem
beantwortete der Herr Handelsminiſter
das Geſuch um Genehmigung der neuen Statuten (nach der ,,Schiebung" mit der Sociedad und dem Herrn Möller) damit , daß er das ligl. Polizeipräſidium in Berlin auf: forderte , auf Grund des S 25 des Geſetes vom 9. Novbr.
1813 die Vermögenslage der Geſellſchaft zu unterſudven ! Dieſer Paragraph lautet : ,,Grgiebt ſich aus der letzten
Bilanz, daß ſidy das Grundkapital um die Hälfte ver mindert hat , ſo muß der Vorſtand dies unverzüglid) öffent lidh bekannt machen. Die Regierung muß in dieſem Falle von den Büchern der Geſellſchaft Einſicht nehmen und kann nad Befinden der Umſtände die Auflöſung der Geſellſdaft verfügen." Die Rederche wurde vollzogen , Beſcheid der Regierung war zur Zeit nody nidyt eingetroffen . Weiter wird über den günſtigen Fortgang des Wegebaues in
Koſtarika berichtet und geſagt : „ Zum Anfangsort der
131
und Landlooſe dafür nidt erteilt werden . Es wird zum Sdluſie gebeten , den vorjährigen Koſtenanſdlag audy pro 1853/4 zu genehmigen und erflärt : „ audy jeßt haben jid, für die Einnahmen beſtimmte Poſitionen noch nidt geben laſſen ."
Ein ſehr intereſſantes , umfangreides und wichtiges Material aus Briefen , Zeitungen 2. muß id hier wegen Raummangels unberüdſidytigt laſſen . Aber einen Brief eines Hamburger Kaufmannes , am 23. November 1852 an den Fanatifer Ed . Delius gerichtet , will id doch im Auszuge mitteilen , um dem Leſer zu zeigen , daß don .
damals das ganze linternehmen in unterriditeten Kreijen
als völlig mißlungen betrachtet wurde. Herr C. F. Reidardt idreibt : „ Durch das von Anfang an in dieſer ganzen Angelegenbeit befolgte , illovale und thürichte Benebmen
der Berliner iſt meiner Anſicht nad cine jede Verſtändi gung und Ausſidit auf gemeinſames Handeln in bewuſter
wirklichen Kolonijation iſt Angoſtura erwählt, das Defri
Sadie unmöglid geworden.
dement dort in Angriff genommen , auch ein Haus für die Direktion hergeſtellt." In ganz unglaublic phanta ſtijder Weiſe wird dieſer unpajjende Plat weiter gelobt.
crſucht , Ihnen mitzuteilen , daß er durchaus abgeneigt
Es folgen Klagen über den Mangel an Arbeitsfräften und dann zur Abhilfe derſelben folgende Betrachtungen , die ſich mit einem parlamentariſchen Ausdrüde nidyt be: legen laſſen und Herrn von Bülow brandmarfen . Es
wird geſagt : „ In Anbetracht dieſer Verhältniſſe hatte der Kolonialdirektor ſchon vor längerer Zeit den Antrag ge ſtellt, daß ihm von hier eine größere Anzahl von Hand werkern und gewöhnlichen Arbeitern dorthin entſandt werden
möge.
Der Verwaltungsrat glaubte inzwiſden , damals
auf dieſen Vorſchlag noch nicht eingehen zu dürfen , weil namentlich bei den noch nicht gehobenen formalen Diffe renzen mit der Kgl. Staatsregierung für eine ſo namhafte Ausgabe, welche bei der Ausrüſtung einer Arbeiter -Ab
Auch Herr St. hat mich
ſei , ſid) mit dieſer Angelegenheit zu befaſſen , indem der ſelbe ben aufgemachten Finanzplan für die nächſten vier abre für die Ausgaben und Einnahmen der Kolonie für
durdaus illuſorijd hält. Aud ich muß Ihnen meine don mündlich gemadyte Bemerkung wiederholen , daß wenig Ausſicht vorhanden , bier am
Plaße überhaupt Anklang
für Ihr Unternehmen zu finden , bevor Sie nicht beſſere Garantien bieten können , wenigſtens für Kulturfähigkeit des Bodens und für erträglides Klima , abzuſehen von allen anderen , noch ſehr in Frage zu ſtellenden Even
tualitäten , als die unzuverläſſigen Ausſagen Shres Ko lonialdirektors und Ingenieurs. Daß ſich im Innern von Deutidland
Thoren finden werden , die Ihnen , ohne
irgend genaue Kenntnis vom Lande und deſſen Klima
zu haben ( NB. ich rede hier nur von der Küſtengegend
teilung auf alleinige Rechnung und ohne irgend welche
und der Straße bis zur Hochebene) , eine Anzahl von den
unterſtükende Momente ſich ergeben mußte , die Verant
der Arbeiter handele, ſchien das Komite nicht zu wiſſen . Es wird weiter geſagt , daß eine Anzahl achtbarer Per
ſogenannten Etabliſſements unbeſehen abkaufen werden , daran zweifle id ebenſowenig, als daran , daß es Ihnen nicht gelingen wird , innhalb drei Jahren 375 derſelben à 300 Thlr. verkaufen zu können. Ich würde mich unter Umſtänden und falls die Roloniſationsgeſellidaft leicht ſinnig genug ſein ſollte , ohne andere Garantien , als die Illuſionen des v. Bülow und Konſorten gewähren können ,
fonen ," 1 darunter zwei Aerzte , bemittelte Dekonomen 2c.,
in Deutſchland ihre Etabliſſements zum Verkaufe ausbie
nächſtens nach der Oſtküſte Koſtarifas geben wollten. Mit dieſen ſollten „nac) angemeſſener Auswahl" zirka 30 Ar
dergleichen unerlaubte Manöver , um auswanderungsluſtige
wortlichkeit auf ſeiner Seite ihm um ſo größer erſdien , als das Feſthalten der dorthin entſandten Arbeiter bei der
verdungenen Arbeit als zweifelhaft erachtet werden mußte."
Daß die „ Verantwortung “ fich zunädiſt um das Leben
beiter gehen .
Weiter wird Erhöhung des Grundkapitales vorges ſchlagen , reſp. eine Anleihe von 40,000 Thl. zur Zahlung an die ,,Sociedad" unter Verpfändung der Ländereien. Vor:
gezogen wird Emiſſion von neuen Aktien . ( 100,000 Thlr. ) Dieſe neuen Aktien ſollten nur auf 100 Thaler feſtgeſtellt 1 Von Bülow ſagt hieriiber in einem ſpäteren Berichte: „ Die
ten zu wollen , ſogar veranlaßt finden , öffentlich gegen Unwiſſende um ihr Geld zu bringen , entſchieden aufzutreten ." Zum Schluſſe fordert Herr Reichardt ebenſo dringend als
freundſchaftlich Herrn Delius auf, die unglückſelige Ange legenheit zu verlaſſen . Natürlich war dieſer unſchäßbar wertvolle Rat bei Herrn Delius , bei dem ſich bereits die Monomanie entwidelte, ganz wirkungslos. Zum Glück gab Miniſter v. D. Heydt die Genehmi
Paſſagiere der „ Antoinette“ waren ſämmtlich lumpe, mit
gung zur Ausgabe neuer Aktien nicht.
Ausnahme der Herren Dr. v. Frantius und Hoffmann .“ .
auf die alten Aktien (250 ) liefen ſehr ſpärlich ein und
Die Einzahlungen
132
Ein preußiſcher Koloniſationsverſuch in Koſtarifa.
vertlagte der Vorſtand die fäumigen Aktionäre. - In koſta : rifa war inzwiſchen der helle Krieg zwiſchen der „ Junta de la Socied. del Norte ,“ Herrn v. Bülow und Herrn Streber ausgebrochen , woran ſid, die Mitglieder der Ar: beiter- Erpedition , die im Frühjahr 1853 in San Juan del Norte eingetroffen war , lebhaft beteiligten. Dieſe Erpedition war auf Rat des bannöverſden Konſuls Ellerbrock in San Joſe , welcher eigens deshalb (?) nady
Berlin gekommen , nach San Juan und nidyt nad Limon dirigiert. Kurze erwartete ſie in Limon , v. Bülow ging nad, San Juan , um die Leute in Empfang zu nehmen .
Er gab vor , hier beſtohlen worden zu ſein und hatte kein Geld , um ein Schiff nad Simon zu mieten. Einige Arbeiter ſtarben im Hafen , einige gingen mit den Gold gräbern nady Kalifornien , einige kehrten ſofort um , und der Reſt erreidyte nad ungeheuren Strapazen auf dem Sampiquie -Weg die Hochebene. Nur drei oder vier gingen überhaupt nach der Kolonie von Angoſtura. Den lezten und einzigen dauernden Koloniſten , einen ehemaligen
Herr v. Bülow hatte ſich verpflichtet, der „ Socd. del Norte
alle drei Monate Nechen daft über die auf
den Wegebau verwendeten Summen abzulegen . Die erſten zwei Kedynungen approbierte die Junta ," die folgenden nidyt. Nad jeinen Angaben und Rechnungen wollte Herr v. Bülow vom September 1852 bis Cktober 1853 für den 11
10,190 Dollars 2 Reals ! Wegebau verwendet haben Daß die idlauen Koſtarifenſer dies nicht glaubten , fann man ihnen nicht verdenken. Sie wieſen die Nedynungen
zurück und enthoben am 15. März 1854 Herrn v. Bülow ſeiner Stellung als Direktor des Wegebaues auf der an gegebenen Strecke. Hiegegen proteſtierte Herr v. Bülow feierlidit und drohte mit der - Berliner Roloniſationsgeſell ſchaft , die zu dieſer Zeit bereits in der Agonie lag. Die Koſtarifenjer amüſierten ſich über die Drohung des Herrn v. Bülow und wieſen ihn an die Geſetze des Landes .
Sdulmeiſter Cammid ), fand ich noc) 1875
Zugleich lieferten ſie in der ,,Gazeta " eingehend den ſiche ren Beweis, daß Herr v. Bülow die Beſtimmungen des
1879 hat er ſein müdes Haupt daſelbſt zur Ruhe
Kontraktes mit der Sociedad nidyt erfüllt habe. Er habe
ſd leſijden
dort.
viel nördlider direkt nach der Hochebene von San Joſé. (S. m . Marte im Dresd. Jahresberidt .)
gelegt.
zunädyſt entgegen dem
famoſen S 4 Berichte 2c. hinter
dem Rüden der ,, Junta " nach Berlin geſchickt. Dann ſeien
IV .
In Koſtarika war natürlid) eingetreten , was jeder verſtändige Menſd) vorausſehen mußte. Herr v. Bülow fonnte den famoſen Kontraften nicht geredyt werden und der „ rad “ trat ein.
das Hauptobjekt des Aſſociationsvertrages die 240 Aktien . Da aber die preußiſche Regierung dieſem Abkommen ihre Zuſtimmung nicht gegeben , der Berliner Geſellſdaft keine Korporationsredyte erteilt und man die 250 für die Sociedad beſtimmten Aftien einem Hamburger Kaufmanne
Die 10,000 Dollars konnten im erſten Jahre an die
übergeben habe , ſei idon hiedurd, der kontrakt vernichtet.
Sociedad nid)t gezahlt werden , und nun entſpann ſid) zwiſden Herrn v. Bülow und dem Vorſtande der Sociedad in der „ Gazeta oficial" eine heftige Fehde , beginnend in
Die Koſtarifenjer ridteten in der „ Gazeta " an Herrn v. Bülow die Frage , ob die Geſellſchaft in ihrer heutigen Form (März 1852 ) die fönigliche Genehmigung erhalten
Nro. 283 vom 18. April 1854 genannten Vlattes.
habe.
Die
Herr v. Bülow entblödete ſid, nidyt , eine grobe
Sociedad wollte , laut Spezialvertrag mit Herrn v. Bülow ,
Univabrbeit zu ſagen und dieſe Frage zu bejahen . Später
den Teil des Weges zwiſchen Karthago und Keventazon erbauen , die Berliner Gejellſdaft andere Hälfte vom Reventazon bis nach Limon Auf der erſten Strece konnte man bereits 1852
energiſdy zum Beweiſe gedrängt, präſentierte er das Dekret des bodyſeligen Königs vom 7. Januar! Nun fragten die
dem Rio ſollte die herſtellen . bis 1854
ohne direkte Lebensgefahr per Mula oder zu Fuß durch kommen ; auf der Herrn v. Bülow zugefallenen Strece wed)ſeln aber ſteil abfallende Gebirgszüge mit Sümpfen und zahlreiden Flüſſen , alles Erdreich iſt mit didtem Urwalde bedeckt. Für Erbaung cines Weges durch dieſes
Gebiet ſollten der Geſellſdiaft 20,000 Dollars des famo ſen ,, Darlehens" angeredynet werden . Es war dies eine ungeheuerliche Zumutung , da dieſer Weg weit über zwei
Millionen verſchlungen haben würde !
Zu dieſer Zeit
war außer v. Scherzer , M. Wagner und W. Marr aud der berühmte Naturforſcher Cerited in Koſtarika .
Koſtarizenjer: Wie kann der König eine Geſellſchaft , die jid burd) Vertrag vom März 1852 in Koſtarika ge= bildet hat , am 7. Januar desſelben Jahres in Potsdam
beſtätigen. Der Leſer ſicht , daß Herr V. Bülow ſidy vollſtändig fejtgerannt hatte und durch ſein Benehmen
die Koloniſations-Geſellſchaft gründlidiſt kompromittierte. Es wird weiter gejagt , daß laut Kontrakt vom 25. März 1852 bis 15. Mai 1854 zirka 21,000 Dollars hätten ge: In Wahrheit ſei nichts gezahlt. zahlt werden müſſen . Aus den für die Anlage der Kolonie beſtimmten Fonds habe Herr v. Bülow die geringe Summe, die er auf
den Wegbau verwendet, entnommen . In grober Weiſe beant
Alle vier urteilen über den Weg in derſelben Weije.
wortete der Herr Baron die höfliden Briefe des Direktors der Sociedad, des bodyverdienten D. Franc. Creamuno. Die
Derſted berichtet (l'Amérique centr.) von „ des obstacles
Koſtarikenſer dructen zur Strafe die Korreſpondenz in der
naturels insurmontables. Seit zirka 4 Jahren hat man das Projekt eines Wegebaues in der Route, die Herr Kurbe ,,entoedte," ganz auſgegeben und gebt die Cijenbabu
,,Gazeta " ab. v. Bülow phantaſierte nad Art des Herrn Delius von einer deutſchen Kolonijationsgeſellſchaft orga niſiert --- „ per ley de Su Maj. el Rey de Prusia d . d .
Ein preußiſcher Koloniſationsverſuch in Roſtarifa.
Potsdam 7 Enero de 1852." - Wir haben geſehen , daß an dieſem Tage der König das Statut einer ganz anderen Geſellſchaft (mit den Hamburgern) genehmigt hatte. Mit Streber lag ſid) v. Bülow gleid falls in den Haaren und beide riſjen ſich in Berichten an das komite
in Berlin nach Kräften herunter. Herr Johanning (mit der Arbeiter-Erpedition nach Koſtarika gekommen und 1875 1876 daſelbſt Direktor der Likörfabrif) ſekundierte Herrn Stre : ber , Herr Dr. Hoffmann dagegen berichtete günſtiger über Herrn v. Bülow . Geld konnte nidyt mehr von Berlin ausgeſchickt werden , da dajelbſt die Kaſie leer war , die Aktionäre nidyt weiter zahlten. Wieviel Geld ausgegeben,
wieviel eingenommen , iſt nie publiziert , Rechnungslegung den Aktionären nie gemacht worden. Es wurden Koſten anſchläge den Generalverſammlungen vorgelegt und ge nehmigt
und dann zuweilen angeführt, daß weniger
ausgegeben ſei , als der Voranſchlag beſtimme.
133
Schon im März 1854 trat Herr v. Bülow in die
Dienſte der Regierung von Koſtarifa als Wegebau- Diref tor und machte als ſolder einen Ritt nad , dem N. San Carlos. Das Terrain iſt daſelbſt beinahe ebenſo ungün ſtig als am R. Pacuare. Herr V. Bülow ſuchte um Ueberlaſſung auch dieſes Terrains für „ deutſche Kolonien " nad) , was ihm auch bereitwilligſt gewährt wurde. Ende 1854 ſtarb Herr v. Bülow in Roſtarifa. Jekt tritt eine lange Pauſe in der Geſchidyte der Geſellſchaft ein. Im Mai 1861 fragte der Direktor der ,,Seehandlung" auf Anregung der Kgl. Oberrechnungskammer ( welche wiſſen wollte, was aus den 4000 Thlrn . geworden ) bei Herrn Ulfert an : was aus der Geſellſchaft und dem Gelde derſelben geworden , ob und weshalb dieſelbe auf gelöſt 2c. Herr Juſtizrat Ulfert ſdyrieb an den Rand des Sdreibens: daß er keinerlei Auskunft erteilen könne, da
Genaue
er ſeit 1852 der betreffenden Geſellſdaft nicht mehr ange
beglaubigte Abredynung liegt itur fur die Zeit vom Suni
höre ! Jeßt wandte ſich die ,, Seehandlung" durd) Schreiben vom 12. März 1802 an den zweiten Unterzeidyner aller
1849 bis 27. Oktober 1850 vor. Bis zu dieſem Tage waren 198 Aktien à 200 Thlr. gezeidynet und davon 1904 Thlr. 3 Gr. eingezahlt. Die Ausgaben betrugen in dieſer Zeit 1752 Thlr. 3 Pf.
Dieſer Abſchluß iſt be
Dokumente der verfloſſenen Geſellſchaft, Herrn Kammer gerichtsrat Krauje , erbielt aber keine Antwort.
Auf
nocymalige Anfrage vom 19. April folgte am 23. April
glaubigt durch Unterſdrift der Herren : Ulfert , Sou
1862 der kurze Beſcheid: da Herr v. Bülow geſtorben ,
mann , Werther , v. Glümer, v. Holtendorff Jagow , Here
jei die Geſellſchaft zerfallen.
Die Aftiven beſtanden in
einigen Bureaugegenſtänden. Sdireiber habe durdy Herrn
und A. v. Bülow .
Einige der Aktionäre zahlten nur wenige Raten ein , die ,,Seehandlung ," deren Direktor (damals Block , ſeit
Geheimrat Gäbler einen genauen Bericht von der ehemaligen Geſellſchaft erbeten , aber noch keine Antwort erhalten . Endlid) erhielt die ,,Seehandlung" am 7. Mai 1862 einen ein
1853 Camphauſen )
gehenden Bericht des Hrn . Erſekretärs.Deydefuß. Es wird darin
andere zahlten ganz und voll.
zeichnet hatte.
Zu dieſen gehörte z. B.
1849 und 1852 je zehn Aktien ge
Dieſe 4000 Thaler ſind ganz eingezahlt
mitgeteilt, daß Herr Ulfert in der Generalverſammlung vom
und ganz verloren gegangen . Zum Glück blieben der Direktor der ,,Seehandlung , " ſowie die Miniſter taub gegen die zahlloſen dringenden
September 1853 ſein Amt als Vorſißender niedergelegt habe und daß fein neuer Präſident gewählt worden ſei .
Sdreiben des Herrn Delius.
Herr v. Bülow nabm Mitte
1854 in Koſtarika Geld auf, dafür das Beſistum der Geſellſchaft verpfändend. War Herr v. Bülow biezu be
rechtigt und iſt dieſe Geſdichte überhaupt wahr ? Jdy glaube nidyt , daß ein Menſch in Koſtarika ſo dumm war,
Herrn v. Bülow auf das vollſtändig illuſoriſche und des halb wertloſe „ Beſiktum der Koloniſationsgeſellſchaft “ audy nur einen Dollar zu leihen ! In zahlreichen Briefen klagt der Sekretär der Geſellſchaft in Berlin ( ber Prem. Leutnant a. D. Heydefuß ) , daß ſich von den Herren
Die Schuld des Verfalles ſchiebt Herr Herdefuß dem
preußiſden Finanzminiſterium zu , weil dasſelbe fid ) der Sadyo nicht angenommen , kein Geld vorgeidojien habe.
Es ſei
deshalb nur bis zum Juli 1854 Gehalt gezahlt worden, v. Vü low habe dann die Sadie liegen gelaſſen und ſei in den Dienſt der Regierung von Koſtarika getreten . Die Aktiva beſtänden in Koſtarika in 50,000 Mangana Land - von denen aber erſt 70 der Geſellſdaft faktiſch übergeben ſeien und in 9 Quadrat-Peguas Cand am San Karlos - Fluſie, wo v. Bülow dieſelben auf Grund des Regierungskon traktes ausgewählt habe. Beim Sdiaßmeiſter Herrn V.
des Komites niemand mehr um die Sade bekümmere.
Magnus hätten ſich nocy 50 bis 60 Thlr. Geſellſchaftskapital
Leßteres kann man den Herren Ulfert 2c. nicht verdenken.
vor kurzer Zeit befunden. Im letten Jahre ſei fein detaillierter
Die Sache war mittlerweile ſo toll und bunt geworden, daß niemand mehr Vater und Leiter derſelben ſein wollte.
Geſchäftsbericht und keine Redynungsprüfung abgelegt wor den . Da die Kgl. Regierung die Emiſſion neuer Aktien nicht geſtattet , habe die Generalverſammlung die weitere Beidhäftigung mit der ganzen Angelegenheit abgelehnt. Soweit der Beridyt des Herrn Heydefuß , womit die offi
Nad den Akten der ,,Seehandlung " beſtand der provi foriſche Vorſtand zuletzt , d. h. bis zur Generalverſammlung im September 1853 , aus den Herren Ulfert , Stein, Gabrielli und v. Holtendorff. Später übernahm Herr
v. Holbendorff ( für Ulfert) die Leitung. Eingenommen ſind von den Aktionären zirka 30,000 Thlr. während der
ganzen Lebensdauer der Geſellſchaft.
ziellen Dokumente ſdließen und audy mein Geſchichtsentwurf endigt.
Die Pogge Wißmannſdie Nciſo cuer durd, das findliche Kongo -Gebiet.
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Die Pogge:Wikmaun’[dje Rriſe quer durd das ſüd: liche Kongo-Gebiet. III.
ibm waren don einmal vor fünf Jahren cinige Kickos gelangt. jn zwei rieſigen Tagereiſen einen nur von Cle fanten , Büffein im Warzenid einen belebten Urwald pajjierend, gelangten wir am 14. Januar in die Reſidenz
Leutnant Wifmanns erſter Reiſebericht.
Katſditſdys. Aus Kairo , 5. Januar , ſandte Leutnant Wißmann
Dieſer Fürſt beherridit das von Vajjonge
und einigen anderen unterworfenen Stämmen gebildete
folgenden erſten Bericht über ſeine Reiſe mit Pogge nad Nyangwe und von da nad Zanzibar an die Deutſche Afri
Reid Kotto.
kaniſche Geſellidaft:
Lubilajd in 50 17" 18 " S. Die Madit des uralten , blin den , gebeimnisvollen Fürſten beruht offenbar nur in ſei:
Seine Reſidenz liegt am
linken llfer des
.
Aus einem engliſchen Blatte habe id) erſehen , daß der Bericht von Dr. Pogge von Lulua , Wufenge, datiert den 27. November 1881 , eingegangen iſt, während der
meinige vom König Ringenge (60 8'45" S. Br.) verloren
gegangen zu ſein ſcheint. ' Anfangs Dezember von Rin genge aufbrechend, vereinigte id mich wieder mit Dr. Pogge. Wir hatten nur wenige Träger, wurden aber von Miu
kenge mit 200 Tuſdilange begleitet und bildeten alſo eine ſtolze, unſeren beſcheidenen Mitteln wenig entſprechende Karawane.
nem Rufe als Fetiſdero (Coßenbejdworer).
Nachdem wir adyt Tage bei ihm verweilt hatten, dräng ten wir zum Aufbruce nad Oſten . Aber auf welche Sdwierigkeiten ſtießen wir ! Zunädyſt dlug Katíditid die Erlaubnis zum Pajjieren des Lubilajd ab , da er nod) immer boffte, wir würden ihn bei einem Rachezuige gegen
die in ſein Gebiet von Norden einfallenden Bakuba (Lu quengos ) unterſtüten. Dann weigerten ſich jämtliche Träger, bis auf fünf Mann , energijd , weiterzugeben und aud die Tuſdilange verlangten zurüd .
Wir hatten mit dem
Lulua die Grenze des weſt
Ein Gewaltſtreid, gegen den großen Fetiſdero Kat
afrikaniſden Savannen Waldgebietes erreidt und betraten jeßt die weiten , äußerſt ſtart bevölferten Prärien Ben
(ditſd), der fortwährend für Verbreitung der entſeklidiſten
tralafrikas. Unſer erſtes Ziel , den Mukamba -See, erreidyten wir Mitte Dezember in 50 45' 25" S. Br. (meine Längen ſind
noch nidit zur endgültigen Veröffentlidung ausgerechnet). Das Näbere über diejen , übrigens einzigen und unbe deutenden See , den wir berührten , ſpäter .
Cine Meu
terei der Träger , die zur Folge hatte , daß wir dieſelben
Menſchenfrejſergejdiditen in unſerem Lager ſorgte und Träger und Tudlange zittern machte, bätte dazu geführt, daß uns alle Leute entfloben wären . Wir benahmen ihm daher alle Ausſicht auf Unterſtützung und Geſchenke und
Pegge und ich madten durch nädtliches Schießen und Abbrennen von Feuerwerk dem Alten unſere Nadbarſd)aft hödiſt unbeimlidı. Ten Trägern verweigerten wir für den Fall des Umkehrens weitere Eriſtenzmittel und nahmen
bis auf zwanzig fortjagten , zwang uns, den Tuſchilange Laſten zu übergeben. Durch das überaus ſtark bevölkerte Land der pracht voll wild bemalten Bacilange (Singular Muſdilange),
ihnen die Waffen ab .
die übrigens Baluba ſind wie alle Völfer vom Rafai bis
valen in der Hegemonie im Reich der Tujdilange, meinem
weit öſtlich vom Sankuru , gelangten wir am 5. Januar
Gaſtfreunde, dem jungen König Ringenge, unſere fernere Esfortierung überlaſſen folle ; denn er wiſſe , daß dieſer nur ungern und durch meine Bitten bewogen , die Ehre, uns zu begleiten , ibu , dem Welteren , überlaſſen habe. Bei
1882 an den Lubi, cinen prächtigen , durd) die reid ſte Flora geſd müdten Tropenfluß, der ſich in den Pubilaſd ergießt. Wir paſſierten den Fluß und gelangten in eine
neue Welt.
In reinlichen , ſchönen Dörfern , deren ge
räumige, nette Häuſer, von eingezäunten Gärtchen um :
geben , ſich in dynurgeraden Straßen aneinanderreiben, überſdattet von Delpalmen und Bananen , leben die Baſ ſonge (Singular Muſjonge), ein ſchöner, kräftiger Men
(dyenſchlag , unberührt von jedem Einfluß von außen , ſtarf an Zahl, reich an allen Bedürfniſſen des Lebens, die ihm die üppige Natur ſpendet, bodiſtehend in kunſtfertiger Bear beitung des Eiſens, Kupfers , Thones , Holzes, der Ma bele-Kleiderſtoffe und Korbfledytercien. Sie ſind ſchon, wenn gleid nur dem Namen nady , dem König Rat dit d un
tertan , unſerem leyten bekannten Reiſeziel , denn bis zu 1 Dieſer Brief iſt ſeitdem in Deutſchland eingetrofjen . Wir bringen ſeinen Hauptinhalt in der nächſten Nummer, welche auch eine Routen -Sarte der Wißmann'ſchen Erpedition enthalten wird. Vgl. iibrigens „ Ausland “ 1882 S. 621. Anm . D. Red .
Dem
idon etwas
dwankenden
Mufenge madyten wir befannt, daß im Fall ſeiner Wei gerung er ſdmadvoll ohne uns zurüdkehren und ſeinem , uns ſelbſtverſtändlid, zu Hilfe eilenden Todfeinde und Ni
ſeinem Schwanken gab endlich unſere feſt und unumſtöß lich gegebene Erflärung, daß Pogge mit den Waren bei Katſchitich bleiben und id allein den weiteren Weg ſuden jolle , den Ausſdlag. Wir maridierten ab , paffierten am 29. Januar 1882 unter 50 13' S. Br. den Pubilady und zugleid ) den Sanfuru , da wir nämlid, jetzt erfuhren ,
daß dies ein und derſelbe , im Weſten und im Oſten ver fbieden benannte Strom iſt. Zirka 150 Meter breit , ruhig ſtromend, wälzt er ſeine bellgelben Waſſer zwijden ſent
redit abfallenden Sandſteinwänden oder, wo ſich das Thal crweitert, zwiſden undurchdringlichen Urwäldern dabin, dem Vater Rongo zu . Der Lubiranzi und Luvvembi ſind die Quellflüſſe des Sanfuru. Nun ging's 112 Monate durd , reich bewäſſerte Prärien , bewohnt von den friegerijden Bajjonge , den bis 17 kilo
meter lange Dörfer bewohnenden Benedi (Singular
Die Pogge- Mißmam'dic Rcije quer durch das ſiidride Siongo-Gebiet.
Munedi), den bei unſerem Eintreten meiſt flüchtig die Dörfer räumenden Kalebue ( don bis hierber hatten ſich die Raubzüge der Araber ausgedehnt !), zum Lomami,
den wir am 8. März erreichten. Auf dieſer ganzen Tour mußten wir uns mit dem Kompaß von Torf 311 Dorf fühlen ; wegen der ewigen Feindſeligfeiten der Dörfer unter einander wurden wir aud oft von Führern in die Jrre geleitet. Faſt alle dieſe Völker , ja don die Baſdilange,
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aud angezeigt, weil im Cſten noch Ausſidyt war , arbeiten zu können , während die zurückkehrende Rarawane, böchſt ermüdet und ſid nach dem Heim jebnend, denſelben Weg in aller möglichen Gile zurüdlegen wollte und endlid), weil nad den von der Geſellichaft an frühere Reiſende
gewordenen Aufträgen , derſelben an einer Durchfreuzung des Kontinents zu liegen dien.
Tanganika Ueberreſte eines Volfes , ideinbar der Urbe
Pogge und ich trennten uns am 5. Mai bei voller Geſundheit und mit den beſten Hoffnungen , daß jedem ſeine Aufgabe gelingen werde. Idy blieb in ganz neuen Verhältniſſen , ohne mich mit Arabern oder Eingebornen
wobner dieſer Gebiete , der Batua, 1 fand.
verſtändigen zu fönnen, mit fünf Gewehren und vier Leuten
ſind zum größtenteil Kannibalen . Hier will ich bemerken , daß ich vom Lubi bis zum In nur ein
zelnen Geböften oder kleineren Dörfern , in kleinen lüder liden Strobbütten , von den Balubaſtämmen veracitet,
von der Weſtfüſte zurück, um midy einer ſpäter abgehenden Karawane von Arabern anzuſchließen. Da aber Woche
wobnen dieſe kleinen , häßlicy gewad jenen , mageren , idmutig und wild ausſehenden Leute. Sie kultivieren nid)ts , halten
auf Wodye vergebliden Wartens veridwand, bracy id) am
nur einige Hühner, nid)t Ziegen und Sdyweine, leben nur von Jagd und wilden Früchten. Sie haben eine beſondere
1. Juni allein auf. Scheid) Abed-bin -Salim hatte mir
Sprache und ihre Waffen und Werfzeuge ſteben auf einer
20 Sklaven und 10 Gewehre geliehen . In Kalſongo, ciner anderen Niederlajung von Arabern , lieferten meine Wakuſu (Abeds Sklaven , Leute vom Nuiti aus Ukuſu ),
ſehr tiefen Stufe; nur eiſerne Pfeilſpißen ſieht man hier
die auf dem ganzen Wege ſdon mit großer Frechheit ge
und da , jedod ziehen ſie eine beſſere, windbundähnliche
oft erſt Schritt für Sdyritt paſſierbar gemacht werden mußte,
plündert hatten , den Sklaven der bieſigen Araber ein Ge fedit. Mit ſolchen Leuten und nur 15 Gewehren konnte idy, nady der Meinung jämtlider Araber , unmöglich den Tanganika erreichen und jandte daher Botſdaft nad Ny angwe an Abed. Deſſen lakonijde Antwort war, daß er mir jeden Ungehorſamen, den id erſchoſſe, ſchenke. Andere Träger waren nidyt zu haben und ſo gelangte id doch mit dieſen dank verſchiedenen Einſchüchterungen meiner Räuber bande und meiner ſpartaniſdien Strenge am Tanganika an . Kurz vor meinem Eintreffen an den Ufern des Sees batte ich mit den Bena Mulolwa (liche Stanleys Karte ), die eines meiner Gewehre geraubt hatten und auf die Aufforderung zur Zurückgabe mit vergifteten Pfeilen ant
nach NND und erreichten am 2. April den. Lufubu ( bei
worteten , kleinere Plänkeleien, die den Tod eines und die
Stanley als Kaſuku fälīdylid verzeichnet , während der weiter nördlide Kajuku richtig iſt ), einen kleinen Fuß , jeßt ein Meer. Bis zum 11. April hatten wir zwei Kandes ange fertigt , erreichten am 16. den mächtigen Lualaba und am 17. Nyangwe, das ſich genau zwijden 40 13 und 14 ' ausdehnt. Sehr gute Aufnahme bei den Arabern , Kredit und einige längſt nicht mehr gefannte Genüſſe machten uns den Aufenthalt in dieſer Inſel der Halbziviliſation inmitten
Verwundung mehrerer der Räuber und idlieflid die Herausgabe meines Gewehres zur Folge hatten . Stanleys und Camerons Route hatte ich in Manyema nördlich ge
Hunderaſſe für die Jagd.
Unter 50 4:22' pajjierten wir den Lomami. Wir nahmen nun Direftion auf Nyangwe, da umjere Tauſch artikel völlig zu Ende waren. Wir redyneten darauf, daß Nyangwe noch eine arabijde Station ſei und daß wir dort auf Kredit Waren bekommen fönnten. Grivies fic dieſe Vorausſerung als irrig , ſo war unſere Lage eine
höchſt fritijde , denn wir befanden uns faſt genau im Zentrum Afrikas.
Bei heftigſtem Regen zogen wir durch
Ueberſchwemmungen und Sümpfe und, was das Schlimmſte, einen entſeßlichen , zu Filz verwachſenen ( rasbeſtand, der
der Wildnis angenehm .
Jeßt beſchloſſen wir , daß Pogge mit der Karaivane nach der Station Mufenge zurücffebren jolle. Ob er bort auf eine , etwaige neue deutide Erpedition wartet oder jo:
fort zur Rüſte geht, wird von den Verhältniſſen abhängen . Daß ich mich zur Ditküſte wandte, war um jo notwendiger,
als wir ſonſt wahrideinlid) in Nyangwe von den Arabern keinen Kredit erhalten hätten. Dann war dieſe Trennung
laſſen und dann dieſelbe in Ca -Bambarre gefreuzt und
war nördlich durch das Land der Waſi Malungo und Ubogwe nach Uguha gelangt. Ai Tanganika in Ruanda raſtete ich vierzehn Tage auf der engliſchen Miſſionsſtation und wurde von Neverend Griffith auf das liebenswürdigſte reſtauriert . Von der Station aus unternahm ich einen
viertägigen Ausflug nach dem Lukuga und bin dadurch in den Stand geſetzt, Lidyt in die dunkeln , jid oft widerſpredenden Nadridten über den in tereſſanten Fluß zu bringen . Nun jetzte id nad Udidididi über und nahm für meine an Abed zurückgeſandten Träger 20 Waniamweſi bis Tabora an .
Am 9. Auguſt 1882 ging id in der Abfidit , den
König Mirambo zu beſuchen , nördlich von der Kara 1 Die Watwa Stanleys , das ſogenannte Zwergvolt Zentral Afrifas.
wanenſtraße ab nach Ubha mit nur fünf Gewebren . Gleich
A. D. R.
Siehe Stanley II , 240 .
2 Hier trafen ſie auf Camerous Route , zwiſchen Nyangwe N. S. R. und filemba , vielleidyt bei viſuma. 1
zu Anfang mußte ich einer Horde Wawinza durch Nadit marſd) und Umwege ausweichen , da mich dieſelbe für die
Weber die Aufgabe der wirtſchaftlichen Geographie.
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Verwüſtungen , die Tibbu Tibb in ihrem Lande ange riditet hatte , verantwortlidy maden wollte. Dann wurde eine der Frauen meiner portugiejijden Träger , ein Bajdi lange Weib , geraubt, ohne daß ich im ſtande war, mir mit meinen 5 Gewehren zu meinem Hedyte zu verhelfen. Endlich wurde idy, ſchon ſtets wegen meiner geringen Macht verböhnt , von gegen 100 betrunkenen Wahha ſo in die Enge getrieben , daß nur die vorgeſdrüßte Freundſchaft
Weſt -Afrikaner in ihre Heimat ſind mir große Unkoſten
Mirambo's mich und meine vier bei mir ausbarrenden
Dshalb beeile id midy, Ihnen vorläufig in großen Zügen den Verlauf der Heije mitzuteilen und hoffe, daß das Er
Leute von der Weſtfüſte vom ſicheren Tode rettete.
erſpart.
Da die Poſt wegen Quarantäne in der Delagoa -Bai mir zu lange ausblieb , bemußte ich von Zanzibar bis Suez, wo id) am 1. Januar eintraf, ein franzöſiſdies Fraditboot. Auf dem roten Meere zog ich mir eine ſo ſtarke Erkältung
zil , daß id) jetzt hier in Kairo das Bett hüten muß und in dieſem Monat nicht an eine Weiterreiſe denken kann.
Bei Mirambo wurde ich auf das Freundlidſte ein
gebnis unſerer, von den erſten Anordnungen der Deutſden
pfangen (mit 2 Flaſden Champagner und einem Sdiladit odyſen). Dieſer bedeutendſte Neger, dem ich in Afrika begegnet bin , wird in Europa gründlicy verkannt; id verlebte drei böcyſt intereſſante Tage bei dem friegeriſchen Fürſten , der
Afrikaniſchen Geſellidaft zu Berlin abweichenden Unter
nehmung die Beiſtimmung derſelben finden werde.
jelbſt einem Europäer einige Achtung einfloßen muß.
Am 5. September 1882 traf id in Tabora ein und fand freundlidſte Aufnahme in der franzöſijden Miſſions ſtation. Con bier aus beſuchte id unjere Station in Gonda und betrachtete dort meine geographiſchen Arbeiten im Andluß an die von der Citfüſte ausgebenden des Dr. Kaiſer als beendet. Id) freue midy, berichten zu fönnen , daß ich die Herren Dr. Böhm und Neidyardt in beſter Sejundheit und
voller ungeduld auf den Moment des Antritts ibrer größeren Neiſe ins Innere antraf. Dr. Naiſer war ſchon voraus geſandt.
Ueber die Aufgabe der wirtſchaftlichen Geographie. ' Während man überflüſſig viel von der Vielſeitigkeit oder gar Allſeitigkeit der Geographie ſprach, blieb die lit
terariſche Produktion auf dieſem Wiſſenſchaftsgebiete inſo fern jede Erfüllung des in folder Behauptung liegenden Verſprechens duldig , als die bedeutenden Werte ſich auf
enge Gebiete beſdyränkten , während die überſdalende Um faſſung des weltweiten Feldes dilettantijden Lehr- und Handbuchdyreibern überlaſſen blieb. Daher hat F. Martbe vor einigen Jahren mit Nedit dem Wunde Ausdruck ver lieben, daß durch eine Klärung des mit Auseinanderfallen
Nach der Küſte brad, id) auf mit dem bekannten Tibbu Tibb , da mir meine letzte Reiſe eine außerordentlide Pobre dafür war, daß man in Oſtafrifa nidit ohne angemeſſene Macht reiſen darf. Bis Mpwapwa nahmen wir die ge wübulide große Narawanenſtraße durdy llgogo ; hier aber bielt ich mich einige Tage zum Jagen auf und ließ Tibbu
wegen Grenzloſigkeit bedrohten Begriffes der Geographie die Gefahr bedworen werden möge, dieſe Siſſenſdaft dem Dilettantismus verfallen zu ſehen , der ihr Würde und
Tibb vorausgehen . Die Jagd hat mir in der öſtlichen Hälfte Afrifas mande ſchöne Stunde bereitet und mich für das erfolgloje
zu dieſer Klärung däßenswerte Beiträge geliefert.
Abmühen in Weſt- und dem faſt wildloſen Zentral-Afrika
Charakter raubt.
Aucbat bekanntlid derſelbe For der
in ſeiner anregenden Abhandlung über ,,Begriff, Ziel und Diethode der Geographie" ( ,, 3. D. G. f . Grdkunde" 1877 )
Allein
wir ſind doch immer der Meinung geweſen , daß , ebenſo wie im Werden einer Nation ihre Grenz- Feſtießungen oder aud -Verſchiebungen immer erſt die Folge geſdichtlicher Thaten geweſen ſind, ſo auch im Werden einer Wiſſen
reid lid entſchädigt. Tibbu Tibb batte die jüdlice Route nach Bagamojo genommen , während ich die nördlide, nähere wid wildreidere nach Saadáni einjdlug , wo id am 15. November 1882 mit frohem Herzen das Meer begrüßte. Wie Sie wiſſen , fam id in Zanzibar an , als das Poſt
Begrenzung im Werden ſei , ſeßen wir als unbeſtreitbar
bot eben die Anfer lichten wollte, jo daß ich faum Zeit batte , einige kurze Worte der Benadridtigung an Sie zu
Erfolg feſtgeſeßt werden könnten . Und zwar glauben wir
ridten. So hatte ich denn mein Ziel erreicht und febre, wenn aud noch etwas nervös , mit guter Geſundheit zurück. Es iſt uns gelungen , mit ſehr geringen Mitteln ſtets
etwas frivol deinen möchte , wiewohl die Erfahrung ibm
daft (und daß die Geographie wenigſtens binjiditlich der voraus), erſt durch bedeutende Thaten der wiſſenſdaftlichen
Forſchung und Darlegung die etwa ſtreitigen Grenzen mit das nidt etwa einfach aus dem Grund , der hier doch
läßt . Meine ziemlid umfangreichen ethnologijden Samm
eine große Berechtigung verleiht, daß man vollendete That jadien ſchaffen müſſe, um irgend eine Theorie durdyzuſeßen ; ſondern wir meinen vor allem , daß die Praris des For: jdens und Lehrens, welche doch immer aud) ein Kampf mit den Thatſachen und mit manchen beſtehenden An
lungen geben per Segelſchiff nach Hamburg. Durd; die liebensivürdige Aufnahme im Hauſe Ds wald in Zanzibar, ſowie durch freie Beförderung meiner
1 ,,Die Aufgabe der wirtſchaftlichen Geographie " (Handels geographie). Von Dr. W. Götz. Sonderabdruck der „Zeitſchrift d. Gej. f. Erdkunde 3. Berlin .“ Bd . XVII . 35 S.
babinzukommen , wobin wir wollten und ſo bleibt mir nur
nod) übrig , zu hoffen , daß auch Pogge bald von ſich hören
lleber die Aufgabe der wirtſchaftlichen Geographie.
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ſichten iſt, dazu gehöre, um einen klaren Begriff vom Weſen
bei , dieſelbe zu definieren und zwar bezeidnet er ſie als
in ihr
Erkenntnis der Natur der Erdoberfläde , wobei das Wort Natur nicht nur den vorhandenen ſinnlid, wahr nehmbaren Beſtand der Dinge, ſondern audy das ununter brodene Werden und Sid verändern in jid ) fajien joll. Es ergibt ſich daraus als Hauptaufgabe die Erforſchung der Bodenplaſtik und der mit dieſer zuſammenhängenden Grenzverhältniſſe des Feſten und Flüſſigen ; dann der Ein wirkungen von Sonne, Mond und Geſtirnen auf die Ge ſammt- und Molekularbewegung der Erde , ſowie auf ihre Beleuchtung und Erwärmung, wobei die Beziehungen zwiſden Luft, Waſſer und Erde in den Vordergrund treten ; ferner der durch dieſes Zuſammenwirken , ſowie auch durch innere Erdkräfte bewirften Veränderungen der Form und des
einer Wiſſenſchaft, von ibren Grenzen , von dem
Darum be
Notwendigen und Möglichen zu gewinnen .
grüßten wir es freudig, als Herr Dr. Göz , Lehrer der ſtädtiſchen Handelsídule in München , in ſeinem voriges Jahr erſchienenen Buche über die Donau , deſſen Inhalt derſelbe in großen Zügen unſeren Leſern in Nr. 4 , 8 und 9 des ,, Ausland" vorgelegt, die Verbeißung gab, er werde über die nähere Beſtimmung der wirtſchaftlichen oder Handels : geographie , auf deren Boden dieſe Arbeit erwadijen , zu der ſie einen der wertvollſten Beiträge ſeit R. Andrees und
K. von Scherzers einſchlägigen Arbeiten darſtellt, in einer beſonderen Abhandlung ſich ausſprechen .
Denn nach dem
dieſes Donaubuch eine ungewöhnlich eindringende , von einem unbefangenen , aufrichtigen Geiſte Zeugnis ablegende Durdarbeitung eines alle weſentlichen Thatjaden der Han delsgeographie in fid, faſſenden Gebietes darſtellt, glaubten wir, daß der Verfaſſer vor anderen dazu berufen jei, über Begriff und Begrenzung dieſes Gebietes mit Nußen zu
ſprechen und vor allem jenen Vorteil zu erreichen , der eben in allen Dingen nur dem Praktiker leidyt zufällt : Das Zufällige vom Weſentlichen abzujondern.
Um den gemeinſamen Boden zu beſtimmen , auf weldiem die wirtſchaftliche Geographie mit anderen ,,Spe zialgeographien ," wie er ſich ausdrüdt, ſteht, überſieht Göß das Gejammtgebiet der Erdkunde und ſudt deren Ziel zu erkennen , in welchem die Zwede der Wijlenſchafts: zweige fich vereinigen. Wir geſteben nun offen , daß wir gerade in dieſem wichtigen Punkte weſentlid von den
Darlegungen des Verfaſſers abweiden , indem wir nicht
ſeine Grundanſdauung zu teilen vermögen , daß eine wiſſenſchaftliche allgemeine Erdkunde nicht eriſtiere, weshalb
Baues der Erdoberfläde, außerdem das Entſtehen und Ab ſterben organiſdier Gebilde, welde dem Planeten eine ver chiedenartige Bekleidung geben. Und endlich tritt der Menjd in dieſen Rahmen und zwar darum , „,weil bei
Betrachtung der Erdoberfläche die durdy den Meniden ge daffenen Reſultate und deren Anbahnung nidyt wahrhaft erkannt werden fönnen ohne Erfenntnis des agierenden Menſchen .“ Der Verfaſſer verbeblt fid indeſjen nidt, daß in bezug auf dieſen beiklen Punkt das Wichtige nidit die
Beantwortung der Frage jei , vb der Menſd oder die Menſdheit in ihren Teilen hereingehöre, ſondern was vom Menſchen und in welcher Ausdehnung und Anord nung. Uns erſtaunt aber nur, daß er in der ſcharfſinnigen Kritik der veridiedenen Methoden der Hereinziehung des Meniden die Enge dieſer ſeiner eigenen Beſtimmung nicht erkennt, welde nur den aktiven Meniden betrachtet und das weite Gebiet der Erſcheinungen der bewußt oder un bewußt unter dem Erdeinfluß ſtehenden paſſiven Menſcheit,
die Erdkunde nur in ihren Spezialfächern (Spezialgeo
damit alſo faſt die ganze Lehre von der geographiſchen Ver
graphien ) betrieben und gelehrt werden könne. Ganz richtig betont er, daß nicht der Stoff, ſondern der Zweck und die Methode die Geographie zu einer eigenen Sijjendaft machen , aber er bleibt den Beweis (duldig, warum für die
breitung des Menſchen oder des weiteren der Antbropogeo
allgemeine Geographie kein beſtimmter Zwed anzugeben
graphie außen läßt. Dod ſehen wir zu , ob diejer Mangel denn als folder erſcheint uns das nidit in der Einzelausführung ſich von ſelbſt hebt. Zum Weſen der engeren wirtſchaftlichen Geo
ſein ſoll, warum nur die Spezialgeographien mit Zweden
graphie werden wir nun von dieſem großen Felde aus
ausgeſtattet ſein ſollen. Wir meinen , daß er ſich hier ein mal allzuſehr an das logiſche Poſtulat hält , das andere
nicht unmittelbar auf dem geraden und breiten Wege der logiſden Gliederung und Herleitung geführt, ſondern in Konſequenz ſeiner oben angegebenen Meinung von der praktiſchen Unmöglichkeit einer allgemeinen Erdkunde, mehr
Mal dem zufälligen Zuſtand der heutigen Geographie zu
großes Gewicht beilegt. Man laſje nur immer mehr Ar beiter an die Geographie herankommen , es wird dann
bald die Einengung der Grenzen unſerer Wiſſenſchaft auf hören und man arbeite nur tüchtig in einem Spezialgebiet voran, dann wird es nicht mehr ſo ſchwer ſein , das AL
gemeine zu beherrſchen. Nicht die aprioriſtiſche Logik, ſon dern die Thatjache der wiſſenſchaftlichen Arbeit beſtimmt die Grenzen der Erdkunde. Troß ſeiner geringen Meinung von der „allgemeinen “ Erdkunde läßt ſich Göß doch her: | Das Donangebiet mit Rücſicht auf ſeine Waſſerſtraßen nach den Hauptgeſichtspunkten der wirtſchaftlichen Geographie dar = geſtellt von W. Göt. Stuttgart 1882. XVIII. 480 S.
auf dem Nebenweg der praktiſchen Erwägung, welche Spezialſeite der Geographie ſich wohl für den Unterridt am beſten eigne ? Wir bedauern dadurd für einige Zeit
den Faden des notwendigen Zuſammenhanges zu ver lieren , wenn derſelbe auch bald in voller Stärke wieder dadurdy aufgenommen wird , daß als Aufgabe der wirt ſchaftlichen Geographie “ an die Spiße geſtellt wird: Die Erdräume als Boden des menſchliden Erwerbs: lebens aufzufaſſen , ſo daß dadurch zugleich die pbyſide Grundlage der Nationalökonomie an :
gegeben werde. Dabei wird , um allzu weites Abirren
leber die Aufgabe der wirtſdiaftlichen Geographie.
138
in verſd,iedene Grenzgebiete zu verhüten, dieſe Aufgabe nodi
die Behandlung der Bodenplaſtik von vornherein in
dahin näher beſtimmt, daß nur der direkte Einfluß der Natur der Erdräume auf die Gütererzeugung und Waaren bewegung zu behandeln ſei . Und indem die bei dem Be
Berbindung mit den flimatiſden , Produktions- und Ber fehrs- Verbältniſjen . Man faßt zunächſt die Wieereshöbe größerer Abidhnitte ins Auge, von der die Möglichkeit ſo mandyer Bodenkulturen abbängt, tritt dann an die Furchen beran , welche für den Verkehr jo einflußreich ſind und
dürfnis nach einer mannidfadh durch Ziffern präziſierten
Darſtellung ſid ergebende innigere Berührung mit der Statiſtik zu einer ſdhärferen Abgrenzung nach dieſer Seite nötigt , wird mit vollem Redyt an Stelle der aus prat tiſchem Geſichtspunkt viel zu umfaſſenden Begriffsbeſtim
mungen der Statiſtik derſelben der Zweck zugeſprochen, die
dann an die Charakteriſierung der Böſdungen , von deren ſo oft verkannten Wichtigkeit uns eine eindringliche Dar
ſtellung geboten wird. Nidyt minder wird die vielſeitige Wichtigkeit des geologiſden Baues des Bodens betont,
äußerlich wahrnehmbaren Majienverhältniſſe der ſtaatlichen
von weldiem Eigentümlidyfeiten der Geſtalt, Waſſerführung,
Gemeinſchaft nad Zahl und periodiſcher Bewegung zu firieren. So kommen wir dazu , in der wirtſchaftlichen
Durdyläſſigkeit und hauptſächlid Frudytbarkeit abhängen.
Geographie den Zuſammenhang zwiſchen den phyſiſchen
bergehenden Kapitel der Frage nad der wirtſdaftlichen
1
An ſie id ließt fic , vielfad die Thatjachen der zwei vor
Eigenſchaften der einzelnen Theile der Erdoberflädie und
Ausnukung näher führend , die Bodenfunde an,
Erwerbsleben der Völker und Bevölferungen zur
merken , wie ſehr dieſe Beſtimmung der Zwedbeſtimmung der allgemeinen Erdkunde entſpridit und daß von der ein
welde aber andererſeits durd die innigen Beziehungen der Bodenqualität zur Nährung des organiſchen Lebens den natürlichen llebergang zum anderen Hauptfaktor desa jelben , dem Klima, bildet. Darauf id ließt ſich nun die
feitigen Betonung der aktiven Seite des Menſchen hier
Betraditung der Produftion in der Weiſe an , daß vom
nicht mehr wie dort die Hede iſt, ſondern daß im Gegen teil eine weſentliche Bereicherung und Vertiefung aller
Einfacheren der eigentlidiſten Urproduktion aus Wald und Waſſer zum Aderbau und der Viehzucht und zur Mineral produktion übergegangen wird. Die Betraditung der gewerb
dem
Forſchungsaufgabe geſtellt zu ſehen. Der Leſer wird be
ſogenannten nationalökonomiſchen Erwägungen durch die
Betrachtung der geographiſchen Bedingungen erzielt wird, unter welden Produktion und Austauſch ſtehen , d . h. von denen dieſelben abbängig ſind. Gerade burd) ſie wird,
wie mit woblgegründetem Selbſtbewußtſein hervorgehoben
lidhen Produktion , welche ſich hier and ließt, hat ſich
jedoch im Vergleich zu jenen weſentlich zu beſchränken , um nicht in ſtatiſtijde Breite und Einzelaufzählung zu verfallen und es werden hauptſädlich die geographiſch konzentrierten
wird, die Wirtſdaftsgeographie „realiſtiſcher und unmittel
Betriebe zu dildern ſein. Aehnlich iſt auch Beſdyränkung
barer, als es die Statiſtik leiſtet, der Nationalökonomie Handreidyung thun .“ Uebrigens erfordert es die Gerechtigkeit, anzuerfennen, daß, was wir als Einſeitigkeit in jener Auffaſſung der Stellung des Menſchen im Rahmen der allgemeinen Geo
gegenüber der Art und Weiſe der Produktion geboten, welche, als dem Gebiet der Technologie urſprünglich an gehörend, nur da bereinzuzieben iſt, wo ſie tief in der
graphie ausſetten , offenbar dem eifrigen Beſtreben des Verfaſſers entſpringt , überall von der Erde auszugehen und auf der Erde zu bleiben , ſtatt, wie es ſo oft gediebt, von der Höhe der Menſchheit berab die Erde als Wohn plat des Menſchen " nur zu erbliden. Allein der Menich bleibt , tiefer betracytet, eben doch immer ein Stück Erde, kann barum nur „ bedingt" verſtanden werden .
Kurz wollen wir nun noch den Aufbau der Wirt : ſchaftsgeographie ins Auge faſſen, welcher naturgemäß viel mehr in der praktiſden Behandlung irgend eines Pro blemes, als in theoretiſcher Begriffsgliederung ſid) erfolg reid zeigen wird. Hier ſtellt ſich die Abgrenzung des jeweilig darzuſtellenden Gebietes als erſte Aufgabe dar, wobei es fid keineswegs blos um die geometrijd verlau
fende Grenzlinie, ſondern um den Grenzſtreifen handelt, etwa ſo wie ihn Breuſing in der Debatte des Halle'den Geographentages über die Küſtenentwidelung aufgefaßt hat und wie wir ſelbſt ſie in der Anthropogeographic
S. 236 zu formulieren ſuchten . Selbſtverſtändlid, tritt dann
Natur des Landes wurzelt oder aber umgekehrt ihrerſeits
dem Lande Charakter und Anſehen verleiht. Und aus dem erſteren Grunde folgt von ſelbſt die Beijeitelaſſung alles nur Vorübergehenden oder Zufälligen oder Kleinen , das
außer dem Rahmen der tiefbedingten und bedingenden Maſſeninduſtrien liegt. Der Verkehr endlich iſt nicht nur inſofern das betreffende Land dazu veranlagt iſt , ſondern als notwendige Folge der ungleichen Berteilung der Menſchen über die Erde hin und der ebenſo ungleich ver breiteten Maſſenerzeugung in Betracht zu ziehen. An ihn aber ichließen , als von ihm in erſter Linie bedingt und
durch ihn ermöglidyt, die hauptſächlichſten Pläße des Ver febrs ſidan . Mit Recht iſt der Verkehr vorzüglich betont.
Ja, wir glauben , daß die Raumbedingtheit der wirt daftlichen Kultur und vor allem des Waarenaus: tauſdes noch viel mehr als einer der größten Faktoren
des Geſammtlebens der Menſchheit in den Vordergrund zu rücken gewejen wäre, nadidem dod) unzweifelhaft gerade dieſe Bedingungen in den meiſten Handelsverhältniſſen die ausſchlaggebenden ſind. Suden wir nun , nadidem wir , ſoweit es mit der Funktion einer zuſammenfaſienden orientirenden Beſpredung
1 Vgl. Ausland 1882. S. 385 .
vereinbar ſchien , dem Verfaſſer auf ſeinen Wegen gefolgt
Scleincre Mitteilungen .
ſind, ſelbſtändig einen Ueberblick über das zu gewinnen, was er will und erreidyt, ſo finden wir, daß es weſentlicy
ein praktiſcher Grund iſt, welcher ibn zur Abſonderung der Wirtſchaftsgeographie von der allgemeinen Geographie beſtimmt, nämlich der Wunſch, ein beſtimmtes Ziel für die
Geographie überhuupt zu gewinnen , deren wiſſenſdaftliche
Selbſtändigkeit er nicht im Stoff, ſondern im Zweck und der durd dieſen gebotenen Methode fiebt ; daß wir darin nicht mit ihm einig geben , haben wir oben idon betont. Nach unſerer Meinung iſt nämlid, die wirtſchaftlide Gev graphie ein aus praktiſchen Gründen ſich abzweigender und erweiternder Teil der Anthropogeographie oder der
Lehre von der Naturbedingtheit des Menſchen , mit anderen Worten eine angewandte Wiſſenſchaft, die gar nid) t als unmittelbarer Zweig der allgemeinen Erdkunde zu be: traditen iſt , jondern ihre Stelle etwa neben der Militär:
Geographie u. a. angewandten Abſchnitten einnimmt. In
139
tägigen Reiſe von Koquimbo in Sicht der Juvjet und ankerte in Cookbai . Man batte am Lande die engliſche Flagge aufgezogen und bald nad)dem das Schiff gelandet war , kam der Agent des
vanjes Brander auf Tahiti , welches den größten Teil der Juſel beſivt, Herr Salmon , an Bord ; genanntes van : hatte vier Jahre vorher diejen Beſitz erworben , als die Miſſionäre mit dreihundert Eingeborenen die Jujel verließen und die Reiſe nach den (Gam birinſeln antrateu . Man richtete nun alles für Viehzucht ein
und jetzt hat man da zehntaujend Schafe und vierhundert Štiid Kindvien ; die Schafzucht wird durch die Umſtände ſehr begiinſtigt, manchmal fallen im Jahr zwei , ſogar dreimal Lämmer . Iluter den
gegenwärtigen Verhältniſjen erzielt Herr Salmon etwa achtzehn Tormen Wolle. Vanze Echaaren (Seflügel leben im halbwilden Zuſtand auf der Injel, doch alle gehören den Eingeborenen ; eine Flotte fönnte ſich hier mit friſchem Fleiſch verproviantieren , doch
Gemiiſe fehlen , wiewohl Yamwurzelı , ſüße siartoffelii , Bananen und Paradiesjeigen ſehr gut dort gedeihen . Waſſer iſt der einzige Artikel, welcher dort fehlt. Es ſind nur etwa noch hundertfünfzig Eingeborenc übrig geblieben , die cher ab , als zimehinen ; etwa fiinfhundert wurden vor acht Jahren nac) Tahiti gebrad)t, um in !
dei Pflanzungen des Hauſes Vrander zu arbeiten und ihrer drei hundert haben die Miſſionäre mitgenommen ; die Arbeit der letzteren
dem Aufbau aber dieſes Zweiges der allgemeinen Gep graphie ſehen wir aus der Art, wie mit ſorglicher Hand die Grenze feſtgeſtellt wird , vor allem das Beſtreben her: vorleuciten , die unmittelbaren Beziehungen zwiſchen dem Naturboden und jenen Rulturerſdeinungen in den Vorder: grund treten zu laſſen , welche wir als Erſcheinungen des wirtſchaftlichen Lebens zuſammenfaſſen. Weſentlich in dieſem Teile ſdeint uns der Wert dieſer Arbeit für Forſcher und
hat unter den Zuriidgebliebenen wenig Spuren hinterlaſſen ; die jelben haben gar keine Religion , ſind ſehr geſchidte Diebe und jehr radiſiichtig ; jie vergeſſen und vergeben nie , obwohl ſie im allgemeinen gutmiitig ſind. Sie ſind in verſchiedene recht kleine Sippen ( ulans) geteilt , in welchen perſönlicher Mut ein Recht auf Autorität gibt und die größten Streitigkeiten entſtehen aus dem Wunſche einer jeden Sippe, jährlich die erſten Eier der „ Wide Awake“ vom Nadelfeljen 311 holen , da ſie denſelben einen
Vebrer zu liegen , denn der Vorzug , aus der praktijden
abergläubiſchen Wert beimeſſen. Wegen der heftigen Branding
Erfahrung des Lehrers und Schriftſtellers geſchöpft zu ſein, wvelden wir oben hervorhoben , tritt eben in ihm deutlich zu Tage. In bezug auf die Aufgaben einer naturgemäßen Aufeinanderfolge und konſequenten Beſdränkung des
fallen dort jährlich mehrere Menſchenleben dem Meere zum Opfer. leber ihre erſte Ankunft auf der Inſel erzählten ſie wiederholt,
daß ſie ujprünglid, auf der Nordjeite von Anakena landeten und in zwei Kandes von Oſten kamen , der König in einem , die Mö nigin im anderen kanoe. Als ſie zierſt an das Land famen ,
Stoffes begegnen wir hier einer ganzen Anzahl wert
trennten ſie ſich und fuhren rund um die Jijel und famen bei
voller Winke, mit welchen wir uns faſt burdaus einver ſtanden erklären fönnen. Nur in zwei Punften möchten
Analenia wieder zujammen , wo ſie landeten und ſich auf „ Mount
Topaze,“ deſjen Name bei den Eingeborenen Hoto iti iſt, wieder ließen. Sie bauten da cin ſteinernes Haus, deſſen Ueberreſte noch
wir zu einer Ausdehnung des Programmes raten .
Das
iſt erſtens bei der Einleitung in die Betraditung der wirt ſchaftlichen Produktion eines Gebietes, wo wir die Schil derung der natürlichen Ausſtattung mit nußbaren Pflanzen und Tieren vermiſſen, die, wie ſehr Verpflanzung und Ak: klimatiſierung ſie auch eingreifend verändern mag , dodi immer ihre Bedeutung für Art und Größe der Produktion behält ; und zweitens iſt es an der bereits angedeuteten Stelle, wo vom Verfehre die Rede, deſſen Naumbedingtheit
wir als das Grundthema der Verkehrsgeograpbie gern ein gebender gewürdigt geſehen haben mödyten.
Kleinere Mitteilungen. Der gegenwärtige Zuſtand der Diter - Zuſelu . Die Proceedings der Londoner Geographiſchen Geſellſchaft vom Januar 1883 enthalten einige an die Admiralität berichtete Mit teilungen iiber den in der Ueberſchrift genannten (Siegenſtand, aus denen wir folgendes zur Kenntnis umjerer lejer bringen : Die „ Sappho", Nominandant Bouerie F. Clark, kam nach einer ſiebzehua
vorhanden ſind imd machten die Bildjäulen, mit denen der Hügel
bedeckt iſt, doch die erſte Bildjäule wurde nicht eher als fünfzig
Jahre nach der Ankunft gemacht. Die Eingeborenen ſagen , daß der urſprünglide Name Te pito fen va, d. h. land in der Mitte der See , war.
Der Boden ſcheint ſehr fruchtbar und namentlich
für Weinbau geeignet zu ſein . Chriſten als buddhiſtiſche Miſſionäre.
Ein amerikaniſcher Oberſt, Henry T. Olfott , ' und eine ruſſiſche Dame, Madame Blavatsky , beide Mitglieder einer theoſophiſchen (Geſellſchaft , die erſteren ihren Präſidenten nennt, haben ſich jetzt in Indien niedergelaſſen , um Hindus zum Buddhismus zu bekehren. Dikott erklärt den Buddhismus fiir die Religion der Zukunft, da er am meiſten mit Natur und Redit übereinſtimme; deshalb hat er die Lehren diejer Religion in einem Natechismus zujammen =
geſtellt, der von dem Oberprieſter der Inſel Zeylon, Sumanggata, genehmigt worden iſt. Wer ſich für denſelben intereſſiert , mag ihn in der engliſchen Ausgabe (London, Trübner) nachleſen. Herr Olkott und Frau Blavatsky machten auch auf dem Feſtlande
Propaganda für ihre Lehre und ſcheinen darin nicht ungliidlid ) zu ſein ; ſie haben ſich jetzt nach Nepal und Bhutan begeben, um die
Lehre des Buddhismus an der Quelle weiter zu ſtudieren. Die chriſtlichen Miſſionäre ſind keine Freunde der theoſophiſchen Ge ſellſchaft, wie dies leicht erklärlich iſt; ſie werden in ihren Be
7
Notizen.
140
mihungen von einem Teil der Preſſe unterſtiivt. Wenn man ſich anfänglich erſtaunt die Frage vorlegt, weshalb die genannten Mij ſionäre des Buddhismus nicht zımächſt getrachtet haben , dieſe
Zukunftsreligion in ihrer Heimat zu verbreiten , ſo iſt dies dod) bei näherer Betradytung ganz erklärlid ); zimächſt werden bei den Chriſten ihres Vaterlandes theojophiſche Beſtrebungen immer
mit mehr oder weniger Yrgwohn aufgenommen , dann aber iſt
beträgt die Anzahl aller Bewohner der Erde etwa 1500 Millio nen ; von diejen reduet er 1993 Millionen zui wilden und barbari iden Völkern , 400 Millionen den halbbarbariſchen oder unbekanne ten und 906,350,000 den ziviliſierten Völkern 311 . Wirbelföhn . Im Thalfeſjel von Grindelwald geſtalten
ſich die Föhnſtiirme gewöhnlich ziim Wirbelföhli . Durch die Liiden des oberen und unteren Gletichers , ſowie der beiden Scheideggen
es eine nicht unbegriindete Hoffnung , daß die neue Lehre am
einfallend, von der Faulhornfette zuriidgeworfeit, verfangen ſie
beſten fiir Indien, die Heimat des Buddhismus, paßt.
charakteriſiert ſie aber audi! A. D. R.) Ohne daß wir auf den Juhalt von Olkotts Katechismus näher eingehen , wollen wir
ſich hier um ſo mehr , als ihnen der Ausgang nur durch das enge Zugloch von Burglauenen geſtattet iſt. Hiedurch nun wird die Gewalt dieſer Orkane ein ungleich größerer , als im beniach)
einige Mitteilungen über denjelben machen . Derſelbe iſt in hundert :
barten längsthal des Hasle , wo ſie bei allem llngeſtim doch
Das
dreiundfünfzig Fragen und Antworten abgefaßt , einer bis jetzt bei
mehr fließend dahingehen. Dadurd) eben leidet Grindelwald und
den Buddhiſten ungebräuchlichen Form . Die Fragen beziehen ſid)
ſeine ilmgebung durch ihre großartigen Zerſtörungen öfters in
auf das Bekenntnis der Religion, auf das Leben Buddahs in der
(Grad, wie letzten Herbſt.
bekannten (vielbeſtrittenenù ſagenhaften Form , auf die Erkenntnis der Wahrheit, die leiden des Daſeins, die Erlöſung von denſelben, die Sienntnis der äußeren Verhältniſſe des Buddhismus, die Lehre desſelben und ſeine Stellung zur Gottheit, die Lehre von der
Seele, die Wunder, die Dewas, die Verbreitung der Lehre. 1
Afrika .
Brazza. In der Sitzung der Geographiſchen Geſellſchaft in Paris vom 5. Januar 1883 machte Brazza einige Mitteilungen über ſeine bevorſtehende Erpedition. Er erklärte vor allem , daß
der Beginn ſeiner Erpedition ſich notwendiger Weiſe verzögerte,
Notizen. Allgemeine Erdkunde. Ein wiedergefundenes Bild von kolumbus. Inter den Erinnerungen an folumbus, welche während der amerikani îchen Ausſtellung in Madrid gelegentlich des dortigen Amerikani ſten songreſjes beſondere Anziehungskraft beſaßent , war auch das Þorträt dieſes Heros. Der Direktor der Madrider Be mäldegalleric fand dasſelbe , geleitet von einer allgemein als richtig anerkannten Tradition , nachdem er von dem durch dieje bezeichneten Bilde jene Farbenhiille und alle Zuſäve genommen , die der Geſdımack des 18. Jahrhunderts iiber dasſelbe ge worfen . Hiedurch kam auch die Jujdhrift zu Tage , weldie den
da ein derartiges großes Unternehmen wohl überlegt und eingehend durd )dacht werden müſie. Uebrigens ſeien ſchon vier Franzoſen zu den Stationen am oberen Ogowe abgereiſt; ſie bilden die Avant garde unter Führung des Jugenieurs Caſtours ; er hoffe , mög lidhiſt bald ihnen folgen zu können . · Auch das für den unteren
Kongo beſtimmte Nanonenboot iſt franzöſiſchen Blättern zufolge bereits dahin abgegangeni.
Einem Briefe des franzöſiſchen konjuis in Zanzibari, M. Pedoulx, vom 11. November 1882, entnehmen wir folgendes : Dr. Fiſcher ( 1. „ Ausland“ 1882 Nr. 49 S. 978) hatte große
Chwierigkeiten zu iiberwinden, um ſeine Reiſe von Pangani nach dem
Jmern antreten zu fönnen . Träger waren an der Küſte
abſolut nid )t zu befommen ; die Maſai ſtehen in einem zu entjetz lichen Rufe der Wildheit. Dr. Fijder mußte deshalb eine Handels erpedition organiſieren ; ſo gelang es ihin endlich, eine Karawane
von 600 Berjonen zuſammenzubringen , welche zum größten Teil .
oberen Rand des Gemäldes eimimmt und lautet : „ Columbus
bei dieſem kommerziellen Internehmen perſönlich intereſſiert ſind.
Ligur: Novi Orbis Reptor.“ Ji den Bulletins der Afademie der Geſchichte und der Geographiſchen Geſellſchaft zu Madrid iſt dieſes wiedergefundene Porträt veröffentlicht worden . Baer - Denkmal. Mit der Aufertigmg cines Entwurfes für ein Denkmal, welches N. E. v. Baer in Torpat errichtet
„ Dr. Fiſcher“ , ſagt ledoule, „ befindet ſich jett in einer ganz beſonders glidlid)en Situation und id) hege dic feſte lleberzeugung, daß er die umfaſſendſten und genaueſten Nachrichten über eine Gegend
werden ſoll , wurde A. M. Opekujdhin in Moskau betraut.
R. de Kos 111 über die Klaſſifikation des Menſchen
geſchlechts. Ieber die Geſichtspunkte, unter denen die ethnogra
uns bringen wird, deren Reichtum an mineraliſchen Schäten und jagbaren Tieren märchenhaft gerühmt wird.“ Im November 1882 wurden abermals 400 Eingeborne in
Zanzibar fiir die Stationen am oberen Kongo engagiert. 1 Soc. d . Geogr. de Paris, 1883. 1. p. 15.
phijdie klaſſifikation des Menſdiengeſchlechtes ſtattfinden joll , ſprach Herr Leon de Kosny in der Parijer Ethnographijchen Geſellſchaft folgende Anſicht aus : Die menſchliche Geſellid)aft mij in zwei Haupt=
barbariſchen Stämmen zu betrachten .
Nach den beſten Nachrichten
1 Eingehendere und ſehr ſachliche Beſprechung diejer immerhin merkwürdigen Erſcheiming findet man in der „ Allgemeinen Zeitung"
Anzeigen Bei Lampart & Comp. in Augsburg erschien so eben
Friedrich von
ulturgeschichte
Auflage .3.
Lieferung 1 von
Auflage 3..
gruppen geteilt werden , nämlich die ziviliſierten und und die nicht ziviliſierten Gemeinſchaften . Tie nicht ziviliſierten bilden zwei Kilajien , nämlich die wilden (Gemeinſchaften, deren Charakteriſtik die llavoli kommenheit ihrer materiellen Lebensbedingungen iſt und die barbari ſdheu Gemeindaften , wo die Iliwolltonnenheit cine Folge des moralijchert – ud materiellen Lebens ausmacht. Nadidem er die verſchiedenen Ilmſtände, welche zur Charakteriſtik der ziviliſierten (Veellidyaſt dienen fömmen, erwogen hat , kommt er zu dem Echluß, den Beſitz eines Schriftſyſtems als (Sirenze zwiſchen derſelben und den
in ihrer
natürlichen Entwicklung
Tellwald K
bis zur Gegenwart.
Vollständig in 20 Lieferungen à 1 M. Zu beziehen durch alle Buchhandlungen .
(Beilage), 1882 Nr. 255 .
Ernd und Berlag der 3. 6. Cotta'ſchen Buchhandlung in München und Stuttgart.
Das Juslaud. Wodenſchrift für Länder- und Völkerkunde, unter Mitwirkung von Profeſſor Dr. Friedrich Katel und anderen Fachmännern herausgegeben von der
3. G. Cotta'ſchen Budhandlung in Stuttgart und Mündjen.. Sedysundfünfzigſter Jahrgang.
München, 19. Februar
Nr. 8.
1883.
Jährlich 52 Nummern à 20 Seiten in Quart. Preis pro Quartal M. 7. Zu beziehen duro alle Budhandlungen des In- und Auslands und die Poſte Rezenſions- Ercmplare von Werfen der einſdlägigen Litteratur ſind direkt an Herrn Profeſſor Dr. Friedrich Nakel in Münden , Alademieſtraße Nr. 5, zu jenden . Inſertionspreis 20 Pf. für die geſpaltene Zeile in Petit. åinter,
Juhalt : 1. Jus primae noctis. S. 151 .
Ein Beitrag zur Geſchichte der Sitten. Von Archivdirektor Dr. Pjamenſchmid in Kolmar. 3. Sage von der Entſtehung der Mondsjinſternis bei den Saratſchai . Con N. v . Fridlitz .
C. 111.
2. Amradhapura.
. 153.
4. Die meteorologiſche Station auf dem Hochobir in Kärnten. S. 155.
5. Tie Bogge Wiſman'ſche Reije quer durd) das
fiidliche Kongo Gebiet. IV . Leutnant Wiſmanns Vrief aus siidimba. (Mit Kartc.) Š. 156. · 6. Kleinere Mitteilungen : S. 158. Die Hnakas auf der Landenge von Darien. Nolonijation oder Plantagenbau ? Beobachtung des commenſpektrums in großer Höhe . 7. Notizen : S. 159. Allgemeine Erdkunde. Afrika .
Jus primae noctis. Ein Beitrag zur Geſchichte der Sitten. Von Dr. Pfannenſchmid , Archivdirektor in Solmar.
einen behaupteten die Eriſtenz jenes Rechtes , die anderen leugneten es , wieder andere bielten jid in fluger Reſerve, noch andere ſdwiegen vorſichtig , audy wo ſie hätten reden jollen . Deſto lauter aber mijdte fid in den Chorus der
Ueber das vielberufene Jus primae noctis , ' welches fich der herkömmlichen Annahme nach über alle Weltteile,
insbeſondere über die meiſten Länder Europas erſtreckt baben ſoll , iſt ſeit dem Anfange des 16. Jahrhunderts
im wiſſenſchaftlichen Lager ertönenden Stimmen die euro päiſdie Unterhaltungslitteratur , Homane , Schauſpiele, Operndichtungen und die Tagespreſje, meiſt im Sinne der Eriſtenz jenes Necytes , über weldes mit allen erdenklichen ,
in der europäiſchen Litteratur viel die Rede geweſen. An
die roben Sinne fibelnden Zuthaten dem Publikum , zum
der Diskuſſion über die Eriſtenz, Entſtehung und Bedeu tung dieſes angeblichen Redytes baben fid Gelehrte und Sdriftſteller aus Großbritannien , Frankreid , Spanien, Italien , Holland , Belgien , Deutidland, der Sdyweiz und Rußland beteiligt. Namentlich iſt ſeit den leßten 25 Jah
Abideu und Entſetzen gegen frühere barbarijde Zeiten , unmoraliſde Inſtitutionen und ſittenloſe Madythaber bis zum gegenwärtigen Jabrhundert haarſträubende Dinge er zählt wurden . Es joll nun nicht behauptet werden , daß robe , ſinnlide, geſchlechtliche Mipbräude und Ausſchrei tungen der ärgiten Art überhaupt nicht vorgefommen wären oder gegenwärtig nidt noch vorfämen ; aber ein
ren dieſes Thema von verſdjiedenen Seiten und Stand punkten her in umfangreichen Werken und Streitſchriften
- behandelt worden . Auch in Deutſchland hat man von jeher demſelben Beachtung geſchenft ; allein eine zuſammenfaj ſende kritiſche Bearbeitung hatte niemand zu unternehmen verſucht , wiewohl die Aufforderung hiezu ſehr nahe lag. Denn auch hier ſtanden ſich die Meinungen entgegen ; die 1 „ Jus primae noctis. Eine gejchichtliche Unterſudig. Von Dr.KarlSchmidt, Oberlandesgerichtsrat zu Solmar. Freiburg i . Br. bei Herder 1881.“ Vorziigliche Regiſter ! Ausland 1983. Nr. 8 .
„weltlid)en wie geiſtliden Herren zuſtehendes Recht der crſten Nadt" iſt in Europa biſtorijd nicht feſtzuſtellen .
Diejen Radweis judt das angezeigte Werk in möglidſter Vollſtändigkeit des Beweismateriales zu erbringen. Das
Ergebnis ſeiner Unterſudungen formuliert der Verfaſſer in folgender Weije. „Nad den bisherigen Ermittlungen iſt anzunehmen , daß die Sage von einem Jus primae noctis
in der heute bekannten Bedeutung dieſes Ausdrucks ſich 22
Jus primae noctis,
142
gegen Ausgang des 15. oder Anfang des 16. Jahrhunderts ausgebildet hat.
Zur Entwicklung dieſer modernen Sage
fann gedient haben : erſtens die Verbreitung älterer Sagen über einige Tyrannen des Altertums, die ihre Gewalt thätigkeiten bis zu einer gewohnheitsmäßigen Sdändung der Bräute ausdehnten , dafür jedoch die geredyte Strafe
fanden ; zweitens die Verbreitung der Reiſebericite über einige Völkerſchaften verſdiedener Weltteile , von denen man erzälte , daß ihre Jungfrauen vor oder bei der Heirat einem Prieſter oder dem Häuptling zur Defloration
das Spiedsurteil des Königs Ferdinand vom 21. April 1486 für Katalonien .
in einem Teile des Fürſtentums Katalonien lebten Bauern , die mit dem Beinamen ,,de remença“ und „ dels mals usos ( = pagenses de redimentia et malorum usuum ) bezeidet wurden .
Es waren dies Hörige , die
zur Entridtung von ſechs ſogenannten ,,mals usos ver
pflichtet waren . Dieſe „ mals usos “ waren teils geſeßlich .
feſtgeſtellte, teils durd; Gewohnheitsrecht eingeführte und
in die Lehre , daß jenes empörende Recht im chriſtlichen
in einigen Urteilen als redytsbeſtändig anerkannte Ber pſlidytungen. Zu jenen gehörte die „ remença personal“ ( perſönlicher Loskauf), zufolge welder der Bauer gehalten war, dem Grundberrn eine Abfindungsſumme zu zahlen, wenn er heiraten oder die Sdyolle , an die er gebunden war, verlaſſen wollte ; zu dieſen die ,ferma despoli forçada" ( die erforderliche Unterſdrift des Cheverſprechens), wonad, der Horige zur Gültigkeit ſeines Heiratsvertrages die Unterſchrift ( ferma) ſeines Herrn einholen mußte.
Mittelalter in den meijten oder in allen europäiſchen Län
Für dieſe und die übrigen hier nicht weiter zu erwähnen
übergeben würden ; drittens die Unfenntnis über die ge idrichtliche Entwicklung derjenigen Hörigkeitsverhältniſſe, aus denen das Recht der Grundherren auf Heiratsabgaben der Hörigen entſtanden war.
Die feit dem
16. jabr
hundert verbreitete Vorſtellung , das jus primae noctis babe in alten heidniſchen Zeiten beſtanden und ſei in dyriſtlider Zeit abgelöſt worden , verwandelte jich allmälid)
dern
geberricht habe.
inſofern als dieſe Lebre
ohne
eine ernſtliche Prüfung der Beweisgründe von modernen
Gelehrten feſtgehalten und verbreitet wird , kennzeichnet ſidy dieſelbe als ein gelehrter Aberglaube." Mit dieſem Reſultate können wir uns nid )t ganz einverſtanden erklären . Soweit es ſid um den Nadyweis bandelt, daß das jus primae noctis als ein jus während des Mittelalters in Europa nidyt ſtattgefunden hat , fön nen wir durchaus zuſtimmen , aber nicht in der weiteren Annahme, daß der thatjächlich vorbandenen Tradition über dasſelbe ein geſchichtlicher Kern überhaupt nidyt zu
den Verpflidtungen mußten beſtimmte Abgaben bezahlt werden , die man , weil ſie ſehr drüdend waren , als ,,mals usos “, das iſt als böjes Herkommen , bezeichnete, etwa ähnlich wie für die drüdenden , indirekten Abgaben auf Lebensmittel in Deutſchland der Ausdruck „ Ungeld " angewandt wurde, im Gegenſatz zu dem Gelde, weldes an direkten Abgaben erhoben wurde , das man als eine
ältere Steuer ohne weiteres zahlte. Gewohnheits- oder redytmäßig gefordert und geleiſtet wurden aber die be zeichneten Abgaben in Deutſchland wie in Spanien. Allein bei Ausübung derſelben konnten ſich leicht allerlei
Grunde liege. Für die europäiſchen Verhältniſſe ſeke ſidy, ſagt der Verfaſſer , der Sagenkreis über das jus primae
Mißbräuche einſd leichen . Das war nun bezüglich der „ mals usos “ im 15. Jahrhundert gejdhehen und darüber bejdwerten ſich die fataloniſchen Bauern gegen ihre Grund
noctis hauptſächlich an die vielfach mißverſtandene Be
herren .
Als ihre Beſdwerden nichts fruchteten , fam es
deutung der Heiratsabgaben an , deren wahrer Grund im
zu einem Aufſtande.
16. Jahrhundert in Vergeſſenheit geraten ſei , welche Lücke in der Kenntnis der Vorzeit durch Sagen ergänzt werde. Ein ge îdichtlicher Kern ſei aber in dem bezeichneten Sagenkreis nicht enthalten , da die Entſtehung der Heiratsabgaben genügend aufgeklärt ſei und kein Grund für die Annahme eines unſittlichen Urſprungs derſelben vorliege ( S. 370 ).
Dieſem Zuſtande machte eine Ent
idyeidung des Königs Ferdinand vom 21. April 1486 ein Ende, weldie in der amtliden Sammlung fataloniſcher
Gejebe vom Jahre 1589 vorliegt. Dieſe aus 28 Artikeln beſtehende Entſcheidung bezog ſich aber nidit allein auf die „ mals usos", ſondern aud auf alle übrigen grund herrlichen Streitigkeiten der Parteien.
Daraus iſt hier
Dieſe Auffaſſung dürfte vom Standpunkt der heutigen Sagen und Sittenforſcung nicht haltbar fein . Geht man von dieſem Standpunkt aus , ſo deint auf Grund des vom Verfaſſer gelieferten zuverläſſigen Materials die Sade nady unſerer Auffasſung ſich anders zu verhalten ,
nur hervorzuheben , daß Artikel 1 die ſechs „mals usos“ , wozu auch die vorgenannten zwei gehörten , in Geldab gaben firierte. Artikel 9 verbot den Grundherren die
wie in nadiſtehendem darzulegen verſucht ſein ſoll. Dabei
wortlicher Ueberſekung lautet dieſes Verbot (Sdmidt, S. 304 ): „ Ebenſowenig fönnen die Grundherrn in der
bandelt es ſich in erſter Linie um Prüfung derjenigen Nadridhten , welche einen ſicheren hiſtoriſchen Anbalt und
feften Ausgangspunkt zur Beurteilung der vorliegenden
Ausübung von fünf vermeintlichen Rechten , darunter eins , das hier beſonders beſprochen werden muß. In I
erſten Nadt, wenn der Bauer beiratet, mit ſeiner Frau
ſchlafen (dormir) oder zum Zeichen der Herrſchaft in der
Frage gewähren , die übrigens nicht ein jus , ſondern
Sodizeitsnadt , nadidem die Frau fich zu Bett gelegt hat,
eine Sitte zum Gegenſtand bat.
über ſie , die genannte Frau , hinüber dyreiten ." Hier ſteht
Eine zuverläſſige
pe
rationsbaſis in dieſem Sinne bieten nun mebrere hiſtorijde Dokumente dar , unter ihnen zunädyiſt das zeitlich älteſte,
und an der Richtigkeit des Tertes iſt nidit zu zwei fon
wörtlid geidvrieben , daß entweder jener oder
Jus primae noctis.
dieſer Gebrauch ſtattgefunden hat. In dieſer vielberu fenen Stelle hat man bisher den unumſtößlichen Be weis für die thatſächliche Ausübung eines jus primae
haben ſie beide fo nebeneinander gelegen bis zu Tage, jedoch in allen Ehren. - Aus dem gegenwärtigen Polfsleben teilt
poctis zu finden geglaubt. Wir ſind mit dem Verfaſſer
der Eſtniſchen Geſellſdaft ( Dorpat
nicht dieſer Anſicht , aber aus anderen als von ihm vor:
Symbolik enthaltenden Gebrauch bei den Eſten der nahe
getragenen Gründen. Derſelbe meint, daß die Grund :
gelegenen Inſel Moon über das ,,Beilager" der Johannis paare mit. Am Abend des 23. Juni oder des 1. Juli werden dort große Feuer angezündet. Während nun die
herren als Zeichen ihrer Herrſchaft über die Beſißer von Bauergütern bei den Bauernhochzeiten das Recht in An ſpruch nahmen , in der Hodyzeitsnadit über die junge Frau ,
während dieſelbe im Bette lag, hinüberzuſdreiten ; und daß ſie : zur Rechtfertigung dieſes Gebrauches, zufolge einer Art von Reditsübertreibung , vorgaben , ſie ſeien eigentlich zur Auss übung des bezeidyneten weitergebenden Herrenredytes be fugt, wodurd) ſie die ſymboliide Handlung ſcherzhaft erklärten .“ Man ſieht , es handelt ſich hier um kein ver /
Mannhardt ( Baumkult. S. 469) nach den Verhandlungen 1872 ) einen uralte
Weiber und Mädden den Kundtanz um das Johannis Feuer ausführen, gehen die jungen Burſchen um den Kreis berum , beobachten die Mädden , entfernen ſich dann in
den Wald und geben einem Trupp fleinerer Jungen den Auftrag, ihnen die Auserkorene zu holen. Dieſe bringen dieſelbe nach allerlei Hinderniſſen dem Harrenden zu , der
brieftes Recht, ſondern um einen alten Hodyzeitsgebraud),
jie niederreißt, ſidy neben ſie legt und ein Bein über das Mädchen ſchlägt, was er thun muß, wenn ihn das Mäd
der bezüglid des Hinüberſchreitens über die Hochzeiterin ſich als durchaus ſymboliſd) charakteriſiert. Dieſe ſymbo liſche Handlung wird aber keineswegs dadurch jderzhaft erklärt, daß man etwa zu verſtehen gab , man ſei auch zu einem weitergehenden Rechte berechtigt. Dieſe Erklä
den nicht für einen Stümper halten joll. zu berühren , liegt er bis zum Morgen Mädchen aber, denen ſolches widerfährt, nicht wenig und die Mütter erzählen Ruhm und die Vorzüge ihrer Tochter.
rung widerſpricht dem oben angeführten Wortlaut, der
dieſer mythiſche Bezüge enthaltenden Symbolik möge man
durchaus buchſtäblid) zu nehmen iſt. Dies zu thun widerſtrebt aber dem Verfaſſer, weil er ſich, wie es ſcheint, von
bei Mannhardt nachleſen .
1
dem Gedanken nidyt loszuſagen vermag , daß ein Beiliegen notwendig auch ein Berühren im Gefolge haben müſſe. Und darin liegt der Jrrtum : das Schlafen (vermutlich vor Zeugen ) bei der Hodyzeiterin war ebenſowohl eine ſymboliſche Sitte, wie das Hinüberſchreiten über dieſelbe
und beide Gebräuche find thatſächlich geübt worden. Zum Beweiſe, daß ähnliche Sitten vorgekommen ſind und nod) vorkommen , ſei hier nur erinnert an die Beſchreibung
des öſterreichiſchen Chronifſchreibers Jakob Unreſt über die nadyher nicht zu Stande gekommene Ehe König Ma ſimilians I. mit der Prinzeſſin Anna von der Bretagne.
„ Kunig Marimilian ," ſo erzält der Chroniſt (bei Sderr, Kulturgeſchichte), „ ſchickt ſeiner Diener einen , genannt Her bolo von Bolhaim gen Brittania zu empfahen die könig liche Braut; der war in der Stadt Remis erliden em
pfangen und daſelbs beſchluff der von Polhaim die fünig lidhe Prawt, als der Fürſten Gewohnheit is , das ihre Sendpotten die fürſtliche Prauet mit ein gewapte Man mit dem rechte Arm und mit dem rechten Fus blos, und
ein blos Sdwert dazwiſchen gelegt , beſchlaffen . Alſo haben .
143
die Fürſten gethan und iſt noch die Gewohnheit." — Aus Medlenburg berichtet Hans von Schweinichen in ſeiner
Selbſtbiographie zum Jahre 1573 (bei Scherr, ,, Frauen "), daß er bei Gelegenheit eines Hoffeſtes nach dem Tanz, wie andere medlenburgiſche Ritter vor ihm , mit ſeiner Tänzerin in eine Rammer entwiſcht jei und ſich ins Bett gelegt bätte.
Zuvor habe er ſeine Tänzerin gefragt , was ſie da machen wollten ; die habe geantwortet, ſie wollen ſich zu ſammenlegen wie die anderen. Dieſem Wunſde ſei er dann auch ſofort nachgekommen . Mit Mantel und Kleidern
Ohne ſie weiter neben ihr. Die freuen ſich deſſen mit Wonne den Die Erflärung
Hier ſoll mur durch die ange
führten Fälle bewieſen werden, daß ein Beilager auch eine Zeremonie ſein kann , ein ſymboliſcher Brauch , ohne daß dabei eine weitere Berührung ſtattfindet.
Der fatalòniſche Braud , den übrigens König Ferdinand der Ratholiſche mit feiner Silbe als einen unmoralijden
bezeichnet , war nichts anderes, als ein damals nur noch formell und ſymboliſd) geübter, der aber zu Mißbräudien führen konnte und gewiß auch geführt hat , weshalb er auch abgeſchafft wurde. Zu der kataloniſchen Sitte ſtellen ſich erläuternd einige nicht minder gut beglaubigte aus Frankreich und der Schweiz , welche dem 15., 16. und 17. Jahrhundert ange hören .
In einer Urkunde des Herrn von Larivière-Bourdet aus der Normandie vom Jahre 1419 heißt es : „ Am ge nannten Orte (La Rivière-Bourdet) bin ich auch berechtigt, von meinen Leuten und anderen , wenn ſie auf meinem Gebiete heiraten , ſechs Sous und eine Schweinslänge in
der ganzen Länge vom Nücgrat bis zum Ohr, einſchließ= lich des Sdywanzes , mit einem Gallon Getränk wie es auf der Hochzeit vorkommt, zu erheben , ou je puis et dois,
s'il me plaist, aler coucher avecque l'espousée in dem Fall, daß weder ihr Mann noch jemand für ihn mir oder meinem Vertreter eine der vorbezeichneten Sachen liefert“ (Schmidt S. 253). In den hervorgehobenen Worten iſt weder Androhung zur Ausübung des ſogenannten Herren rechts für den Fall zu finden, daß die geringfügige Ab gabe nicht entrichtet werde, noch ein Scherz zu ſehen, der zur pünktlichen Erfüllung einer rechtsgültigen Verpflichtung aneifern ſollte ; es wird vielmehr hier von einer Förm lichkeit geredet, die eventuell der Grundherr auszuüben
Jus primae noctis .
144
berechtigt iſt . Daß bier aber nicht von dem Herrenredyte in der landläufigen Bedeutung dieſes Wortes die Rede ſein kann , findet barin ſeine Befräftigung, daß Délisle, der
dieſes Dokument 1852 publizierte , nady Prüfung aller in den Archiven der Normandie ermittelten Urkunden auf kein Zeugnis geſtoßen iſt, welches zu der Annabme Anlaß gibt , es habe in der Normandie das jus primae noctis beſtanden (Sdumidt S. 253 ).
Aus der Pifardie wird uns ähnlides beridtet. ,,Am
beſprochenen Sitten , wenn man die Nachrichten heranzieht, wveldie aus dem Lande Béarn im Jahre 1538 beriditet werden , bei dejen Einwohnern jid, hier und dort, ähnlid wie bei den Navarreſen und in ausgedehnterem Maße bei den jenen ſtammverwandten Basken , wie bei anderen
Bewohnern der alten und neuen Welt , der ſonderbare Gebrauch der Couvade, wonad der Mann ſtatt der Frau das Wochenbett abhält , erhalten haben ſoll. Dieſer Ge: brauch läßt fidy, was hier nicht unwichtig zu bemerken iſt,
28. September 1507 wurden die Nedite , welche der Herr
in der Niad barſdaft der Pyrenäen ſdon ſeit Strabos Zeit,
von Rambours als Vajall des Herrn La Freſte von Saint Riquier auszuüben hatte , im Auftrag der Amtmannſdaft
aljo jeit Beginn unſerer Zeitrechnung, bis zur Gegenwart
von Amiens ( Pifardie) unter Zuzichung der Beteiligten durd öffentliche Urkunde feſtgeſtellt. Im erſten Artifel
wird geſagt , der Herr von Numbours habe in der Herr (daft Drucat dieſelben Redyte wie der Herr de la Freſte in der Herridaft Saint-Riquier.
Der 17. Artikel lautet:
Wenn ein Unterthan oder eine Unterthanin
des Drtos
Drucat jid, verheiratet umd das Hochzeitsfeſt in Irucat ſtattfindet , jo kann der junge Ehemann die erſte Nacht mit ſeiner Hodyzeitsdame nur dann ſclafen , wenn dazu die Erlaubnis des genannten Herrn erteilt wird oder der genannte Herr mit der Hodyzeitsdame geldilafen hat ; er
muß die Erlaubnis bei dem Herrn oder ſeinen Beamten nachſuchen unter Ueberreidung von einer Sdüſel Fleiſch, wie foldes auf der Godzeit genoſſen wird und zivei Kannen
vom Hodyzeitstrunf ( los de bruvaige) ; dieſes Recht wird , droit de cullage“ genannt; und dieſes ,, droit de cullage " ward von dem genannten Herrn und ſeinen Vorgängern
ſeit urvordenklichen Zeiten ausgeübt“ (Sdymidt S. 328 ). Hieraus erhellt zweierlei, erſtens, daß die Förmlidyfeit, nad welcher der Grundherr ſich zu der Hodyzeitsdame legte, audy hier bekannt war und zweitens, daß der Grundherr, wenn er dies that, die bezeidynete Heiratsabgabe verlor. Beides erſcheint alſo hier nicht als gleidyzeitig nebeneinander eriſtierende Sitte , ſondern die Hochzeitsabgabe fann den alten Brauch ablöjen, für ihn eintreten, was aud um die
angegebene Zeit ſtets geſchehen ſein mag. Allein eine ſcherzhafte Redewendung, wie der Verfaſſer meint, kann in den Worten „ wenn der genannte Herr mit der Hochzeits dame geſchlafen hat" nicht gefunden werden. Der Ver
verfolgen ( Tylor, „ Urgeſchichte der Menſchheit“ ). Aus dem Lande Béarn , das nod) Rejte der vorfeltiſden , iberi den (bastiden ) Bevölkerung enthält, wird uns nun fol gende merkwürdige Sitte erzählt: ,, Im Thal von Dijau, am Fuße des Pit du Midi in den Hoch Pyrenäen , liegt
die Ortſdaft Haas oder Aas, die im Anfang des 16. Jahr bunderts den Herren von Cobier gehörte. Darin lebten damals neun Familien von Sdubbörigen (questaux), auf weldie ſich ein Verzeidinis der Redyte des Herrn von Lobier vom Jahre 1538 bezieht" ( dymidt S. 331 ff.). Darin heißt es Artifel 39 : ,,Wenn Leute aus dieſen Häuſern ſich verheiraten , ſo ſind ſie gehalten , bevor ſie ihre Frauen er:
kennen, ſie für die erſte Nadıt dem Herrn von Lobier vor zuſtellen , damit derjelbe mit ihnen nach ſeinem Vergnügen verfährt , oder ſonſt ihm einen Tribut zu überreichen ."
Artikel 40 : „ Bei jeder Geburt eines Kindes ſind ſie ge halten , cine beſtimmte Summe von Pfennigen (dinners = deniers ) zu bringen und wenn es fich ereignet, daß das erſtgeborne lind ein Knabe iſt, ſo iſt es frei, weil es
von dem genannten Herrn von Lobier in jener Nadyt ſeines Vergnügens erzeugt ſein könnte " (Schmidt 331).
Der
Verfaſſer , welder gegen die Edytheit dieſer Stellen kein Bedenken äußert, erklärt Artikel 39 dabin , daß , da das Wahlrecht deutlich dein Sdutbörigen gegeben und es dem
nad klar ſei, welche Kabl dieſer treffen werde , in den ,,verfährt" nur ein Scherz geſehen werden könne. Doch fönne dieſer Scherz für eine Anſpielung auf das Herrenrecht der erſten Nadyt Worten „ jo find ſie gehalten "
erklärt werden , woraus zu folgern ſein würde, daß bei Ab faſſung der Urkunde vom Jahre 1538 von einem ſolchen
faſſer ſagt : „Wäre der Satz ernſt gemeint, ſo würde der
Redite die Rede war, keineswegs aber, daß es damals oder
Verluſt der bezeichneten Rechte (auf Erhebung jener Ab
früher in Béarn Geltung gehabt hätte.. Der Artikel 40
gaben ) aus dem Mißbrauch der grundherrlichen Gewalt zu
verrate durch die Art, wie er einen Redytsſat begründe,
erklären ſein .“ Die Sache liegt vielmehr ſo , daß das Schlafen bei der Hochzeitsdame ſeitens des Grundherrn in
ebenfalls nur einen Sdyerz; da das erſtgeborne Kind frei war, wenn es ein Knabe war, ſo würde die Unterſcheidung
früheren Zeiten in der That ſtattgefunden hat , eventuell
von Knaben und Mädchen unerklärlich ſein , wenn der
noch ſtattfinden kann . Doch war dies zu einer leeren Förm lichkeit geworden , an deren Stelle aber , der Gefahr des Mißbrauches wegen , eine Naturalabgabe treten konnte,
Grund , den die Urkunde für die Freiheit angebe, ernſt gemeint wäre ; auch würde es ebenſo unbegreiflich ſein, daß nicyt unterſchieden wäre , ob der Herr die Abfindung
die dem durch firdylidye Einwirkung ſittlicy fortgeſchrittenen
erhalten habe oder nicht. Da nun nachweislich der Geiſt
Zeitbewußtſein beſſer entſprady, als jene altertümlidie Zere
der Milde und Billigkeit in den Rechtseinrichtungen von Béarn geherrſcht habe, ſo ſei es erklärlid ), daß die Sdyuß hörigen des Herrn von Lobier für das erſtgeborne Kind,
monie.
Eine nod) ſchärfere Beleuchtung fällt auf die bisher
145
Jus primae poctis .
wenn es ein Knabe war , die Abgabe nid)t zu entrichten gehabt haben , welche ſonſt bei der Geburt eines Kindes mit einigen Pfennigen an den Sdyukherrn zu zahlen ge
weſen ſei. Aus dieſen Gründen ergebe ſich die Haltloſiga feit der Meinung, daß die Leibeigenen des Herrn von Lobier dem empörenden Herrenrechte der erſten Nadit unterworfen geweſen ſeien. Wie ſcharfſinnig dieſe Deut ung auch iſt, ſie hilft über die Schwierigkeiten, welche in den ausgehobenen Stellen liegen, nicht ganz hinweg. Sir glauben mit dem Verfaſſer, daß im Jahre 1538
Goldfüſte Afrikas ( Peſchel, Völkerkunde). Bei den abendländi fchen Völkern ſind derartige Sitten erſt ſehr allmälich unter Einwirkung des Chriſtentums, das ſie als unſittlide an zuſehen lehrte, beſeitigt worden. Aber das Andenken das ran blieb baften in altertümlichen Formeln , denen dann
ein neuer Sinn ſic naturgemäß unterſchob , ſo daß man erſt von hier an berechtigt iſt, von Rechtsübertreibung
oder Sperzen zu ſprechen. Bezüglich der Artikel 39 und 40 im Verzeichnis der Rechte des Herrn von Cobier darf
alſo ohne Einſdränkung nicht geſagt werden , daß die
in Béarn kein Herrenredit geübt wurde und ferner, daß die in Artikel 40 gegebene Motivierung , weshalb gerade
felben früher nicht in Geltung geweſen ſeien ; vielmehr
ein erſtgeborner Knabe abgabenfrei ſein ſoll, für die da malige Zeit nicht zutrifft , da ſich dieſe Abgabenfreiheit
Stellvertretung gebrauchten Worten zu ſagen , daß die
aus dem Vorzugsrecht des männlichen Geldledits erklären läßt. Allein die Faſſung der zwei angeführten Artikel,
Jahrhunderte weit zurückliegen mag. Dasſelbe gilt auch von einem Verzeichnis der Nedyte
1
iſt richtiger mit Grimms in bezug auf die Zeugung durch Wirklichkeit aud) der béarniſchen Sitte unbeſtimmbare
die , wie das ganze (Lebens-) Verzeichnis , wozu ſie ge
des Herrn von Bizanos in Béarn vom 2. Februar 1538,
hören , ſehr wahrſcheinlich auf älteren Vorlagen beruhten, deutet doch in ihrer Naivität auf frühere Zuſtände zurück,
demzufolge in früheren Zeiten nach der Ueberlieferung die
die wir , mit dem Maßſtabe heutiger Moral gemeſſen , als unſittlich bezeichnen müſſen , die aber keineswegs im Sinne ihrer Zeit unſittlich waren . Von dieſem Geſichts:
bei Hochzeiten im Orte Bizanos die erſte Nacht nach der Hochzeit mit der jungen Frau zuzubringen , welches Redyt
punkt aus müſſen wir Anſtand nehmen , es mit dem Ver
zeichnete Naturalabgabe umgewandelt worden ſei.
faſſer als einen Scherz zu bezeichnen , daß gerade ein Knabe abgabenfrei ſein ſoll unter der in Artikel 40 an gegebenen Vorausſetung; vielmehr ſcheint dieſe Voraus:
In der Auvergne batte ſid, das herrſchaftliche Hod) zeitsrecht folgendermaßen geſtaltet: In einem Prozeß des
ſeßung ſelbſt zu verraten , daß es ums Jahr 1538 we
nigſtens ſeitens des Grundherrn nicht als Schande ange ſeben wurde, einen Bauernſohn bei erwähnter Veranlaſſung zu erzeugen . Daraus folgt nun zwar nicht, daß dies !
damals noch in der Sitte gegründet war; allein in früh
Vorgänger des genannten Herrn das Recht gehabt hätten,
nad Uebereinkunft ichon früher in eine daſelbſt näher be
Grafen von Montvallat hatte der zuſtändige Gerichtshof der Grands - Jours zu Clermont im Jahre 1665 unter anderem dem Grafen unterſagt, für jeden ,,droit de nop ces mehr als drei Livres zu erheben. Was man unter dieſem Redite verſtand, iſt in dem Urteil nidyt angegeben. Aber der Biſchof Eſprit Flédjier von Nîmes (geboren 1632,
eren Zeiten muß dies doch anders geweſen ſein . Um dies zu verſtehen , muß man ſich an das erinnern , was in
geſtorben 1710 ) berichtet darüber in ſeinen „ Mémoires sur
früheren Zeiten in dieſem
jer Provinz ziemlich allgemein verbreitete Redyt ehedem
oder ähnlichem Betradit Sitte
und Recht war. Zu Ende der Völkerwanderung herrſch
dem Grundherrn die Befugnis gegeben habe , allen Hoch
wie im Lande Béarn , die Weſtgothen . Nach weſtgothiſchem Recht, das etwa um die zweite Hälfte des 7. Jahrhunderts ſchriftlich firiert wurde, hat weder die Frau, nod die Braut ein Recht auf die geſchlechtliche Treue des Mannes und mit Unfreien wird fein Adulterium des Ehemannes be
zeiten ſeiner Untertanen beizuwohnen und beim Sdilafen
an
in
einen minder anſtändigen Namen geführt und urſprünglich
Katalonien
ten
beiden Seiten der Pyrenäen ,
les Grands- Cours d'Auvergne en 1665 , “ daß das in die
gehen der Hodhzeiterin die Förmlicykeit zu verrichten ,
des Erdkreiſes , jo die Mongolen zur Zeit der Kreuzzüge,
welche üblich ſei, wenn eine Königin durch Stellvertretung heirate. Dieſer Gebrauch jei nidt mehr üblich , teils weil die Grundherren doch nicht bei allen Hochzeiten ihres Dorfes anweſend fein und ihre Beine in die Betten ſo vieler guter Hochzeitsleute legen könnten , teils weil dieſe Sitte ein wenig gegen die Woblanſtändigkeit verſtoße und die Edelleute , welche zu befehlen hätten , aber nicht immer Mäßigung beſäßen , recht gefährlichen Verſuchungen aus ſebe. Dieſe ſchändliche Zeremonie ſei durch eine Geldab gabe zur gegenſeitigen Zufriedenheit der Grundberren und Untertanen beſeitigt worden , während früher die Bräute für Nichtausübung dieſer Zeremonie aus Furcht vor Ueber griffen oft bis zur Hälfte ibrer Mitgift baben zablen müſſen.
die braſilianiſchen Tupinamſtämme , die Koluſchen im Nord
Der Gerichtsbof erkannte an , daß die Grafen von Mont
weſten Amerikas , die Oſtjaken im nördlichen Rußland, die Papuanen Neu-Raledoniens , wie die Neger auf der
vallat , den vorgelegten alten Titeln zufolge, das Recht auf Erhebung einer Heiratsabgabe hatten und firierte
gangen ( F. Dahn , Weſtg. Stud. Seite 231). Klingt doch noch aus deutſchen Weistümern die allerdings hiſtoriſch nicht mehr zu belegende Nachricht herüber , daß bei dem Un vermögen des Mannes ein Erbe durch Stellvertretung
erzeugt wurde, geradeſo wie bei Spartanern und Atbenern (Grimm , Rechtsaltertümer) und bei den Jndiern in der Levi rats- oder Schwager-Ehe (Schmidt, S. 218 ). Auch die Juden fannten und übten dieſe Sitte
icon zur Patriar
chenzeit (5. Moſ. 25 , 5-10 ), ſowie viele andere Völfer
Ausland 1883 Nr . 8.
23
Jus primae noctis .
146
Aus dieſer in mehr
ſtandenen Branches zu entnehmen , der nad einer von
als einer Hinſidit intereſanten Stelle geht bervor , daß
dieſe in oben angegebener Weiſe.
anderer Seite neuerdings aufgeſtellten , aber durchaus unſideren Kombination ums Jahr 1132 in eine Geldab: gabe umgewandelt worden ſein ſoll. Choppin nennt dieſes Nedyt jus coxae Jocandae. Hier hat das Wort coxa
in der Auvergne das herrſdaftliche Bodyzeitsredyt nur nody als leere Zeremonie beſtand , weldhe , um Mißbrauch zu verbüten , in eine beſtimmte Geldabgabe verwandelt
wurde. Urſprünglich wird aber neben jener Zeremonie und unabhängig von ihr eine Hodyzeitsabgabe an die Grund berrſchaft entriditet worden ſein ; doch wird dies Verbältnis hier nidyt mehr erwähnt und die Abgabe nur als Erſatz für die Nichtausübung jener Zeremonie hingeſtellt. von einer ähnlichen Förmlichkeit wiſjen nod) zwei
die Bedeutung von Bein. Dieſe Sitte nun , daß ein Kanonifer ſein Bein am Tage der Hochzeit ( alſo nicht in der Nadt) in das Bett der Hodyzeiterin , ſicherlich vor
Zeugen , legte , war unfraglich eine ſymboliſche. Man hat dieſe Sitte bezogen auf das Recht des Grundherrn
an die Braut und zwar im Sinne des ſogenannten Her
erneuerten und beſtätigten die Pfleger der Abtei zum
renredytes. Allein davon kann für dieſe Zeit keine Rede mehr ſein. Der Gebrauch hatte idon längſt eine andere
Frauenmünſter in Zürich den aus älterer Zeit herrühren
Bedeutung angenommen und er iſt zu beziehen auf das
den Hofrodel der Meierämter zu Mauer bei Zürich. Da rin heißt es : „ Es ſprechen die Hofleute, wer hier zu der
welches unter dem Sduk des Grundherrn , der dieſes Recht
Weistümer aus der Scweiz zu berichten . Im Jahre 1543
heiligen Che kommt, der ſoll den Meier laden und audy
ſeine Frau ; dann ſoll der Meier dem Bräutigam einen Hafen ( Topf) leiben , worin er wohl ein Sdiaf jieden
nun auszuübende chelidie Redyt des jungen Ehemannes, mit allen Rechtswirkungen für den zu erwartenden Erben verleibt , ausgeübt wird und wofür nun eine Abgabe zu zablen iſt.
kann ; auch ſoll der Meier ein Fuder Holz zur Vodzeit
Aus dieſer Auffaſſung erklärt ſid auch der Sinn
bringen ; aucy jollen der Meier und ſeine Frau einen
des droit de cuissage oder „jambage“ , italieniſch gambada“ – Ausdrücke, die , obwohl ſie erſt aus dem
Viertel Sdweinejdingen bringen und wenn die Hochzeit
zu Ende geht, ſo ſoll der Bräutigam die erſte Nacht den
16. und 17. Jahrhundert nadyweisbar ſind , doch auf
Meier bei ſeiner Frau liegen laſjen oder er foll jie lojen
ältere Gewohnheit zielen , freilid nicht im Sinne einer Rüdyenabgabe , wie ich früber vermutete ( ſiehe Sdymidt, Seite 3:29 ). Daß aber die vorbin erwähnten Gebräude als ,, obscena onera“ in eine Abgabe , bei den Kanoni
mit fünf Sdillingen und vier Pfennigen .“ Nach den vom Verfaſſer dargelegten überzeugenden Gründen war dieſes Kecht damals ein barmlojes, das Wahlrecht ſtand nidit dem berrīdaftlichen Beamten , dem Meier, ſondern dem Bräutigam zu , der durch Zahlung einer mäßigen Abgabe,
die durch eine Gegenleiſtung ſeitens des Meiers und ſeiner
kern von Lyon in ein ,,epulare munus" am Hochzeitstage' umgewandelt ſeien , iſt eine auf der berridenden , aber unrichtigen Annahme eines damals oder etwas früher
Frau mehr als reichlid aufgehoben werde , die Alterna tive nie zur Ausführung kommen ließ. Ganz ähnlid iſt es bezüglich einer in dem Weistum des Relnbofes zu
faftijd ausgeübten Herrenrechtes der erſten Nacht berubende
Stadelhofen vom Jahre 1538 enthaltenen Beſtimmung, die gleicherweiſe dem Bräutigam das Wahlredyt einräumt. Die bis jeßt beſprochenen Nadridten geben den
in früheren Zeiten angeblich noch ausgeübten Herrenrechts beeinfluſſenden Faktoren ſind nun näher ins Auge zu faſſen. Der Volksglaube an ein Herrenredit der erſten Nadt erſcheint zuerſt ſdyriftlich firiert gegen die Mitte des 16. Jahr hunderts. Um dieſe Zeit taudyt nämlich eine dyottiſche Sage auf, die ſich überallhin verbreitet , des Inhaltes,
Anhalt zur Erklärung einiger anderen .
Dabin gebort
zunächſt, was von den Kanonikern von Lion berichtet wird. Nad oft vorgebradyten Behauptungen von Schrift ſtellern aus dem 17. Jahrhundert ſollen die Domherren
von Lyon das Redit der erſten Nacht nicht nur auf ihre
Erklärung dichtenden Volfsglaubens und dicitender Ge
lehrtenphantaſie. Dieſe beiden die Ausbildung eines solchen,
daß zur Zeit des römiſchen Kaiſers Auguſtus ein König von Schottland , Evenus III . , ein Gejeß erlaſſen hätte,
Lebenserbinnen , ſondern auch auf die Bräute der Lebens männer ausgedehnt haben. Eine Reihe einander wider
wonach der Grundherr bei Hodizeiten ſeiner Untergebenen
ſprechender Angaben führen auf eine gemeinſame Cuelle zurück , nämlich auf René Choppin , der in ſeinem 1600 zu Paris gedruckten Werke „ de legibus Andium muni
mählten
cipalibus“ berichtet, die Kanonifer uud die gleichzeitigen
einem Könige Evenus nichts zu melden. Die Nachridit
Grafen von Lyon hätten urſprünglich das Redit gehabt,
über ein von Evenus eingeführtes Nedyt der erſten Nadit iſt erſt durch Heftor Boethius (geſtorben 1550) entweder aus jetzt unbekannten Duellen ſeiner Zeit oder aus mündlidien Ueberlieferungen geidöpft worden . Die Sage wurde benußt,
bei Heiraten ihrer männlichen und weiblichen Untertanen
am Tage ibrer Hochzeit ein Bein in das Chebet zu legen ;
dod, hätten ſie zugelaſſen , daß dieſe unanſtändige Laſt
das Recht haben ſollte , die erſte Keuſchheit der neuver Jungfrau zu foſten.
Dies Geſet lei erſt nad
mehr als tauſend Jahren durd, König Malcolm III. ab geſchafft worden . Die beglaubigte Geſchichte weiß von
in eine am Hochzeitstage zu entrichtende Abgabe von
um eine damals nicht mehr verſtandene Heiratsabgabe , die
Eßwaaren umgewandelt ſei. Dieſer Sdilderung iſt offen
„ marcheta mulierum “, die ſeit dem 12. Jahrhundert urkund lich erwäbnt wird , zu erklären . Dieſe Abgabe war, wie es
bar die Erklärung eines älteren , damals nidt mebr vera
Jus primae noctis.
ſcheint , eine allgemeine Heiratsſteuer , die nidyt nur von den Töchtern Unfreiet , ſondern aud von denen freier Männer zu entrichten war und die ſich ähnlich ſchon aus dem 10. Jahr hundert in Wales , aus dem 11. Jahrhundert in England
nachweiſen , aber ſich nicht ohne weiteres auf eine frühere, rohere Sitte zurückführen läßt. Dies leiſtet nun die Sage, weldie hier einſetzt und durch Hektor Boethius ſeinem Ges ichichtswerke über Schottland einverleibt wird und zwar im Glauben an die Wahrheit ihres Inhaltes.
Aus dem
Werke des Voethius geht dann dieſe Sage als beglaubigte
Nachricht in zahlreiche andere Werke kritiklos über. Gleich wohl iſt die Sage ſelbſt nicht gemacyt , ſie iſt Eigentum des Volkes und birgt nach unſerer Meinung ältere Ueber lieferungen , die , wie viele andere , aus ſehr fernen Zeiten herüberflingen und auf robere Zuſtände deuten , in denen
Sitten herrídyten , welde ſpäteren Jahrhunderten als Un ſitten erſchienen und bei dem Fortſchritt dyriſtlider Kultur aud, erſcheinen mußten . Auch aus iriſchen Sagenkreiſen klingen Töne jener
Weiſen herüber , die uns fremdartig berühren. Aus den
147
Tribut unweigerlich zu bezahlen verſprach , welches Ver ſprechen er in der naiven Weiſe längſt entſd wundener Zeiten dahin, ſo zu ſagen , oratoriſch formulierte, daß, löſe er ſein Wort nidyt, jie das Recht haben ſollten, mit ſeiner Todter , der Prinzeſſin , vor der Hochzeit in angegebener Weiſe zu verfahren ein Fall , der alſo niemals ein
trat (Schmidt, 206 ff.). Wenn nun auch der Hiſtoriker berechtigt iſt, für das 15. und 16. Jahrhundert, aus welcher
Zeit die älteſten Aufzeichnungen der Oſſianiſchen Gedichte herrühren mögen , ſolche Deutung zu geben , ſo iſt der Sagen- und Sittenforſcher nidyt minder berechtigt, das Befremdliche , was dieſer Ueberlieferung ſidy beigemiſcht hat , auf eigenartige ältere Verbältniſſe zu beziehen , von denen eben nur noch die Sage in ihrer die Verhältniſſe oft geradezu umkehrenden oder ſie verſchiebenden Weiſe einige Runde verrät.
In den beſprochenen Ueberlieferungen und Sagen ſeben wir , wie ein alter , ſchon ſehr verdunfelter ſagen hafter Reſt mit einer Heiratsabgabe verbunden erſcheint. Dies iſt nun auch ſonſt noch häufig der Fall. Heirate
Berichten über die gegen das Ende des 3. Jahrhunderts angejekte Schlacht bei Gabhra joll hervorgeben , daß die Veranlaſſung zu derſelben durch eine Forderung hervor: gerufen wurde , welche die über Irland verbreiteten , mit
laſſungsrecht, womit gewiſſe Vorteile für die Hörigen und
großen Vorrechten ausgeſtatteten Kriegerſcharen , die Fe
deren Nachfommen verknüpft waren. Dieſe Heiratsabgaben
nier, an ihren Monarchen , in deſſen Dienſt jie als Landes verteidiger ſtanden, richteten. Das geſchah, als der Sohn eines Unterfönigs um die Hand der Tochter ſeines Mon ardhen oder Oberfönigs Cairbre warb und das Jawort erhielt. Als die Fenier von Jrland dies hörten , ſandten ſie Botſchafter an Cairbre „ to remind him to pay the
erſcheinen in Europa bis in das gegenwärtige Jahrhundert hinein in der bunteſten Mannigfaltigkeit. Natur und
abgaben , von denen uns in zahlreichen Dokumenten Meldung geſchieht, ſind, an und für ſich betrachtet, Abgaben Höriger an ihren Grundherrn für das ihnen gewährte Nieder
Benennung dieſer Abgaben iſt in biſtoriſch erbellter Zeit
eine harmloſe, keine unſittliche , wenn auch oft nicht ohne eine bäueriſche Anſpielung auf geſdhlechtliche Verhältniſſe; allein es wird in manche Benennungen oft eine unſittliche
right of cohabiting with the princess the night pre
Beziehung hineingetragen , teils weil in der That nocy gewiſſe uralte , geheimnißvolle, die chriſtliche Sitte ver
vious to her marriage.
Der Oberfönig lehnte die For
lebende und empörende Sagen im Volksmund umgingen ,
derung ab , die Fenier griffen deshalb zu den Waffen , aber jener ſchlug ſie in der Soladyt bei Gabhra. Dieſe Erzählung gehört zu dem aus den Dſſianiſden Gedichten befannten Finnſagenkreiſe, deſſen Helden die Fenier Jr lands, namentlid Fionn Mac Cumhaill und deſſen Sohn
teils weil öfters vorgekommene Mißbräuche dein Glauben
tribute , viz . twenty ungas ( Unzen ) of gold , or the
und der Phantaſie des Volkes in dieſem Betracht ſtets neue Nahrung zuführten , teils weil der grübelnde Sinn gelehrter älterer Hiſtoriker, Juriſten und Antiquare, der
heutigen zuverläſſigeren kritiſchen Hülfsmittel verſchiedener
und Enkel Diſin (Ojian) und Oskar find ; von dem ,, Tri
wiſſenſchaftlider Disziplinen entbehrend, mehr taſtend und
but" weiß die ältere beglaubigte Geſchichte Jrlands nichts zu melden. Doch fommentiert vielleicht eine aus einer anderen Dichtung ſtammende Nachricht die Sage über
ratend und beeinflußt von der Volkstradition, auf Er:
jenen Tribut , nad welcher nämlich die Fenier verlangen konnten , daß der König , bevor er jeine Tochter verlobe, anfragen müſſe, ob keiner von den Feniern ſie zur Frau
begehre. Nach dieſer Ueberlieferung müßte man dann annehmen , daß , weil dieſe Anfrage unterlaſſen war , die Fenier einen Tribut von zwanzig Unzen Gold oder jenes oben bezeichnete Recht verlangt hätten. Man ſieht, daß hier von ſeinem Herrenrechte die Rede ſein kann ; denn
klärungsverſuche von gewiſſen Heirats - Abgaben verfiel, welche dadurch und zuweilen in firchenfeindlicher Abſicht, ſofern die Heiratsabgaben an geiſtliche Grundherren, Rirden und Klöſter zu entrichten waren , einen übeln Beigeſchmad erhielten . Einige intereſante Beiſpiele mögen dies belegen . Das Wort „ cullage,“ das zuerſt in einer Urkunde aus der Normandie vom Jahre 1235 als ,,culagium " oder ,,droit de cullage" erwähnt wird (Schmidt, S. 94 ), ſah man als einen dem Lebensweſen angehörigen Kunſtausdruck an ,
welcher nad; Littrés Wörterbuch bedeutete : le droit pré
ihrer Untergebenen , ſondern auf die Königstocyter ſelbſt,
tendu par les Seigneurs sur les nouvelles mariées la première nuit de leurs noces et qui se rachetait mo .
bei deren Verlobung der Oberkönig den Feniern jenen
yennant argent. Er fügt zwar hinzu : se disait aussi
der Ausſprud) der Fenier richtet ſich nicht auf Töchter
148
Jus primae noctis .
d'une espèce de pourboire que le nouveau marié, en certaines contrées , payait à ses compagnons la pre
voin lateinijden pactum und bedeuten , nady Diez , ver tragsmäßige Abgabe, Zins. Das ſpaniſche bordelo iſt
mière nuit de ses noces ; allein die von ihm gegebene
offenbar das latiniſierte bordelum und dies Diminutiv von
Ableitung von cul ( = lat. culus ) läßt feinen Zweifel über den Sinn , den er und andere vor und nach ihm
borda = domus , aedes , ein ganz bekanntes Wort , das,
aus dem Gothiſden ſtammend, Brett (unſer Vord) bedeutet.
mit dem Worte cullage oder culage verbunden wiſſen wollen . Indes zeigt das von Heiratsabgaben gebraucyte
reid, auch Melkerei, Ferme. Erſt ſeit Ende des 13. Jahr
„ boire du culaige“ ( Schmidt, S. 96 ) dod genugſam an,
hunderts nimmt das Wort Bordel in Frankreich den be
Bordel iſt alſo ein kleines Haus, ein Hüttchen, in Frant
daß hier an eine ſehr gewöhnliche Abgabe von Hodyzeits :
fannten anrüchigen Nebenſinn an ; für Spanien mag das
Damit war denn auch die richtige Etymologie gefunden. Das Lat. agium , franz. age,
auch zutreffen. Peyto (de) Bordelo iſt demnac etymolo
wein zu denken iſt.
bedeutet recht oft eine Abgabe. Culagium iſt die Abgabe, welche von dem culeus ( culleus) oder culeum , 8. i. einem
giſd und hiſtoriſch urſprünglich ein für eine kleine Be hauſung zu zahlender Zins an den Grundherrn. Dieſe
Abgabe hat mit dem Herrenredyt nichts zu ſchaffen , eben
Weinmaß , zu entrichten war. Aehnlid iſt es mit dem Jus cunni oder cunnagium . Dieſes Wort, weldes im
fowenig wie eine Bordell - Abgabe im modernen Sinne. Daß aber gar Vajallen ihre Tocyter dem Grundherrn an
16. Jahrhundert in Piemont, im 17. Jahrhundert in der
geboten hätten , iſt eitel Träumerei; das hätte man ſchon
Guienne erwähnt wird , hat mit cundus oder cuna ( in
aus dem Volfsredit der Weſtgothen erſehen können , das
der Bedeutung von vulva) nichts zu ſchaffen ; es fömmt
noch Ferdinand III. um 1240 ins Raſtiliſde überſeßen und
vielmehr von cuna , cunna (= cunoabulum ) her und be
publizieren ließ. Aus Piemont hören wir von einem Rechte , das den Namen Cazzagio geführt hat. Hierüber beriditet Laurière in ſeinem 1704 gedructen „ Glossaire du droit français,“
deutet eine Abgabe für die Siege , für den Crt , wo die Wiege ſteht, für den Geburtsort, um dem zu erwartenden Sprößling oder den neugeborenen Erben daſelbſt das Heimatsrecht zu ſichern. Ebenſo bat man das Bracona: gium , franz. Braconage, auf das Herrenredyt der erſten Nacht bezogen. Braconner faßte man in der Bedeutung
„ auf fremdem Gehege jagen “ mit anrüchigem Beigeſdimac . In einer franzöſiſchen Urkunde vom Jahre 1228 findet ſich eine Stelle, die zu deutſch lautet: „ Außerdem kann und ſoll mein Herr von Mareuil (in der Pikardie) droit de braconage über Tochter in der genannten Herrſchaft haben ; wenn ſie fid verbeiraten und er jenes Kect nidyt
freilich ohne jede Luellenangabe.
Nadh ihm ſollen die
Herren von Prelley und Parſanni in Piemont im 14. Jahr
bundert ein Redyt unter obigem Namen ausgeübt haben , wie es einſt König Evenus in Schottland eingeführt hatte. Die Vajallen dieſer Herren ſollen ſich dann, wie es ſcheint,
mit Hülfe von Amadeus VI. von Savoyen von dieſem drüdenden Herrenrechte befreit haben .
Von dieſem Vorgange weiß die beglaubigte Geſchichte
des Hauſes Savoyen nichts ; wo die Orte Prelley und
ausübt (et si ne les braconne pas), jo verfallen ſie in zwei Sous gegen die Herrſchaft ." Braconagium , braco
und Barjanni lagen , it nicht zu ermitteln ; die Quellen Laurières ſind nicht zu entdecken. Hat aber dennoch ſeine
nage iſt aber der Wortbedeutung nach nichts anderes, als die mehrfach bezeugte Abgabe für die Jagdhunde, die Braden , welde der Grundberr (Seigneur) oder ſein Stell vertreter, wenn er der Hochzeit beiwohnte, mitbrachyte , die beköſtigt werden mußten. Demnadı heißt braconner dieſe Abgabe für Bradenverpflegung erheben , entweder in na
Nadiridyt irgend eine geſchichtliche oder ſagengeſchichtliche Unterlage, lo ſcheint dieſe durch das hier zuerſt litterariſd
tura oder in Geld. Betracyten wir noch einen ſpaniſchen und italieniſchen Ausdruck. Was Spanien anlangt, ſo ſoll das Herrenrecht in
den Provinzen Katalonien und Galizien vorgekommen ſein. In der zuleşt genannten Provinz ,,beſchränkte ſich das Herrenrecht der Unkeuſchheit auf den erſten Tag der Hoch
zeit ; diejes Herrenrecht hieß Peyto Bordelo und beſtand in der Verpflichtung der Vajallen , ihrem Grundherrn die ebelidien Primizien anzubieten ." Ohne Quellenangabe be ridyten dies die ſpaniſchen Advokaten Marichalar und Man
rique in ihrer „ Historia de la legislacion etc. de Es
auftaudiende Wort Cazzagio angedeutet zu werden. Das italieniſche cazza bedeutet Kochlöffel, cazzo aber mentula. Da nun die Endung - agio gleidh dem lateiniſchen agium oft auf eine Abgabe hinweiſt, deren Name im erſten Teile des Wortes enthalten iſt, ſo hätten wir in Cazzagio (wenn es nicht für cozzagio verleſen oder unrichtig ge hört iſt; cozzo = vestis) eine Abgabe von dem Koch löffel, eine Abgabe aus der Küche, alſo eine Abgabe von einem Hochzeitsgericht, welche oft vorkommt. In dieſem Falle würde es leicht ſein zu erklären , warum ſpäter durch Umdeutung an cazzo gedacht worden wäre – derſelbe Vorgang , auf den wir ſchon wiederholt aufmerkſam ge macht haben.
Bis auf weiteres ſteht aber die Nadricht
über die Urſache des Aufſtandes gegen die Herren von Prelly und Parſanni vollſtändig in der Luft, wiewohl die Tradition über eine drückende Heiratsabgabe beſtehen bleibt,
paña" (Madrid, 1861–1876, BD. 6 , S. 67). Der Aus drud Peyto Bordelo iſt daſelbſt nicht einmal erklärt. Peito,
von welcher übrigens aus Italien im Volksgedächtnis ſonſt
peita iſt portugieſiſch , pecho , pecha ſpaniſdy; aber audy
nod) allerlei Anrüchiges haften geblieben war , dem aber
nach obiger Angabe peyto.
bis jeßt jede hiſtoriſche Grundlage fehlt, wie der Verfaſſer
Alle dieſe Formen fommen
Jus primae noctis.
an verſchiedenen Beiſpielen bezüglich Staliens, aber auch bezüglich anderer Länder nadweiſt, wobei es ſich um
Brechung von Burgen , Tötung der Tyrannen und Gründ ung neuer Ortſchaften handelt.
Nicht auf einer Umdeutung der Bezeid nung der
Heiratsabgaben , ſondern auf fachlichem Mißverſtändnis, das durch die herrſchende Anſicht über das im Mittelalter
149
auch eine ſolche habe beſtehen fönnen, welche auf eine Art Geſchlechtsgemeinſchaft zwiſchen dem Stammeshäuptling und den weiblichen mannbaren oder neuverheirateten Stammesangehörigen deutet , deren Spuren wir unſeres Teils nod) in dunkeln Sagenreſten und abgeblaßten ſym = boliſchen Gebräudien zu erkennen glauben. Wir ſtellen
dieſe ſehr beredytigte Frage , ohne ſie ſpeziell beantworten
wirklich ausgeübt geglaubte Herrenrecht hervorgerufen war,
zu fönnen.
beruhen zwei Nadiridyten , die hier noch erwähnt werden
artige Widerſprüche , auf die wir oft ſtoßen , nur ſchein
follen , weil ſie vielfach zum Erweis eines Herrenrechtes Verwendung gefunden haben . Die eine Nacyridyt bezieht ſid, auf ein den Biſchöfen von Amiens über die Bewohner der Stadt Abbeville im
bare ſind, wenn wir ein Entwicklungsgeſetz zum Maßſtabe nehmen , wenigſtens für ein und dasjelbe Volk. Die eine
Mittelalter zugeſtandenes Recht der erſten Nacht , deſſen Spuren ſich nod; bis zum 17. Jahrhundert erhalten haben follen, wie ſeit Voltaire von verſchiedenen Schriftſtellern behauptet worden iſt. Glüdlicherweiſe geben die noch vor handenen Prozeß -Akten über die Streitigkeiten zwiſchen dem Biſchof und den Bewohnern der genannten Stadt hin reichende Auskunft. Es handelte ſich um nichts anderes, als um die Abgabe einer firchlidyen Dispensgebühr. Es war herfömmlid ), daß am dritten Tage nach der Hochzeit die Einſegnung des Ehebettes ſeitens des Prieſters vorge : nommen und bis dahin Enthaltſamkeit von den Neuver mählten beobadytet wurde , ſofern der Biſchof nicht davon gegen Erhebung einer mäßigen Gebühr dispenſierte. Das
Im allgemeinen läßt ſich nur ſagen , daß der
Sitte wird die robere und ältere , die andere die feinere
und jüngere ſein , von beiden werden ſich aber unter ver ſchiedenen Eriſtenzbedingungen Reſte erhalten haben. An Entlehnung von ſtammesverſchiedenen und räumlid ge trennten Völkern iſt dabei nicht zu denken. Dagegen iſt das Verhältnis erobernder und unterworfener ſtammes
und kulturverſchiedener Völker in Rechnung zu ziehen ; hier fönnen durch die dauernden Wedſelbeziehungen beider leidt Sitten des einen auf das andere übergehen.
Die andere Nachricht, welche man irrtümlid mit dem
Herrenredyte in Verbindnng gebrad)t hat , ſtammt
aus einer ruſſiſchen Chronik.
Dieſer zufolge ſoll die
Großfürſtin Olga im Jahre 964 „ das Fürſtlide" (Hedyt) abgeſdafft und verordnet haben , daß der Bräutigam einen (dwarzen Marder an den Fürſten entridte und auch der
Parlament von Paris hob durch Urteil vom 19. März 1409
Bojar von feinen Unterthanen einen ſoldyen annehmen
dieſe Sitte auf und Teşte feſt , daß jeder Einwohner am
folle. Dieſe Stelle, die erſt durcy Sd lözer im Jahre 1809
Hodhzeitstage die Che vollziehen dürfe. Der Gerichtshof
bekannt wurde, ſchrieb man dem Möndie Neſtor († um 1116 ) aus Kiew zu, in deſſen ruſſiſcher Chronik ſie ſtehen ſollte.
deint alſo dieſe Sitte als nicht mehr rechtsbeſtändig an geſehen zu haben.
Dieſes Beiſpiel mag als ein ſchlagender
Beweis dienen, in welch ungehöriger, ja leidtfertiger Weije man ganz fremde Dinge mit dem angeblichen Herrenrechte in Verbindung gebracht hat. Das Argument war: weil Biſdvöfe von Amiens eine ſoldie Abgabe erhoben , ſtand
Allein das Original dieſer Chronik iſt verloren ; die Stelle über das Fürſtliche" iſt ein ſpäteres Einſchiebſel in eine der
zahlreichen Handſchriften desſelben, vielleicht erſt aus dem 18 . Jahrhundert und das Fürſtlide" jelbſt darakteriſiert ſich als eine Heiratsabgabe , welche urſprünglich in natura ge
ihnen einſt die Ausübung des Herrenredytes zu ! Uebrigens
liefert, ſpäter in Geld umgewandelt wurde. Da ſich nicht
war die Sitte der Einſegnung des Ehebettes und die Ent baltung der Ehegatten während der erſten drei Tage nady
einmal jagenbafte Beſtandteile dieſer Nad richt beigeſellt
haben , ſo iſt ſie für die Geſchichts- wie Sittenforīdung
der Hochzeit, unter bezug auf die bekannte Erzählung aus dem Buche Tobiä auch Tobias-Nächte genannt, eine bis
hinſichtlicy eines durdy Analogieſchluß hereinbezogenen äl
in unſere Tage weit verbreitete chriſtliche Sitte, die Enthal tung der Ehegatten während einer beſtimmten Friſt nach der Hochzeit eine bei verſchiedenen Völkern der Erde vorkommende, wie der Verfaſſer in dem Abſchnitt ,, Vorſdriften über die Hodzeitsnadyt" nadweiſt. Die Sitte der Enthaltſamkeit iſt eine in Aſien , Europa und Amerika feit alters fid fin dende und gut bezeugte, demnad, nicht einmal eine ſpezifiſch dyriſtliche, ſondern eine aus Urzeiten ſtammende vorchriſt
verwenden .
liche, welche die driſtliche Kirche unter ihren Schirm
teren und roberen Hodizeitsgebraudes vorläufig nicht zu Solche analoge Fälle , wirklide oder vermeintliche, brauchte man aber ſeit dem 15. und 16. Jahrhundert zur
Unterſtüßung des Glaubens an cin im Mittelalter geübtes Herrenrecht.
Alle dieſe und andere ihrer Ungenauigkeit halber hier
nicht zu erwähnenden Ueberlieferungen aus europäiſchen Ländern ſind nidyt geeignet, der Annahme eines mittel alterlichen Herrenrechtes förderlid) zu ſein.
Bezüglid der
nahm , wo ſie ſid, vorfand und die Verhältniſſe es zuließen,
Nadiridhten aus anderen Ländern muß auf die ſorgfältige
wobei man ſich audy auf ein jüdiſches Vorbild berufen konnte.
und intereſſante Materialienſamlung des Verfaſſers ver
Angeſichts ſolcher thatſädlichen Gebräuche in europäiſden
wieſen werden , namentlich auf den jüdiſd) - arabiſchen Sagenkreis. Im allgemeinen möge hier nur bemerkt ſein , daß ſich bei den ariſden Indiern und ihren Nach
Ländern wird ſich gewiß jedem die Frage auf die Lippen drängen , wie etwa neben dieſer Sitte in denſelben Ländern Ausland 1883 Nr . 8 .
24
Jus primae noctis ,
150
kommen ein jus primae noctis nicht findet, daß aber bei ſonſtigen Völkern der alten und neuen Welt Deflorations Zeremonien und Gebräuche in verſchiedenen Formen anges troffen werden. Daß das Bekanntwerden ſolcher Gebräuche und auch anderer geſchlechtlicher Unſitten außereuropäiſcher
ung mit Sagenreſten auf rohere Sitten zurück. Schon der Umſtand , daß in ſehr verſchiedenen Landſchaften und Dertlichkeiten ſich darakteriſtiſde Spuren davon finden, /
fordert eine ſolche Annahme. Dieſe Spuren treffen wir
Völker und Stämme feit den Zeiten des Mittelalters auf
an in Land- und Ortſchaften Großbrittaniens, Spaniens, Frankreichs, Italiens, der Sdiweiz, auch in Holland. Es
die Ausbildung der europäiſchen Traditionen von Einfluß
ſind das Landſchaften und Dertlichkeiten , in denen nadh
fein mußte, iſt hiernach begreiflich.
weislich lange keltiſche, ja teilweilſe vorkeltiſche Bevölkerung feßhaft war. Die hiſtoriſchen Nadiridhten über Nord- und
Ziehen wir die Summa.
Auf Grund ſicherer Zeug
niſſe ſtoßen wir zur Zeit des Mittelalters in Europa auf eigentümliche Hochzeitsgebräuche, welche ſich für dieſe Zeit
Südgermanen , Slaven , Römer , Griechen , Perſer bieten,
zwar als ſymboliſche herausſtellen , aber in früheren Zeiten
foweit erſichtlich , bis jeßt keine zwingende Handhabe zur Annahme eines jus primae noctis oder roher Hochzeits
nicht ſolche haben ſein können . Vielmehr deutet alles
gebräuche in dem angegebenen Sinne.
darauf hin , daß einſt das thatſädlich geübt wurde , was ſpäter nur noch ſinnbildlich ſeinen Ausdruck fand und in
Indiern und deren Nadykommen ſcheint ſolche Annahme
altertümlicher Nedeweiſe ſdriftlich fixiert wurde. Da aber mit den ſymboliſden Gebräuden , wo ſie ſich fanden , in hiſtoriſchen Zeiten ſich leidyt Mißbräuche verbinden konnten, ſolche in der That auch vorkamen , ſo führte dies zu der irrtümlichen Annahme, daß noch zu der Zeit , in welcher man dieſe Gebräude aufzuzeichnen anfing, ein ſogenanntes Herrenrecht thatſächlidy geherrſdit habe. Eine Stüße fand dieſer Glaube an lokalen Sagen und Sagentrümmern , die aus ferneren Zeiten herüberklangen und ſich im Volfsge
dächtnis erhalten hatten. Dieſe irrtümlich gedeuteten ſym boliſchen Gebräuche und der Zeit nad) unrichtig bezogenen Sagentrümmer verführten zu einer falſchen Erklärung mancher Namen von Heiratsabgaben im Sinne der hiſtor iſchen Eriſtenz des angeblichen jus primae noctis, welche Namen nun in der ſo untergeſchobenen neuen Bedeutung ſelbſt wieder als Beweiſe für dieſe Exiſtenz in Verbindung mit anderweitigen Nachrichten , namentlich mit religiöſen und profanen Deflorationsgebräuchen, aus alten und neuen
Zeiten Verwendung fanden. Aus dieſen Elementen hat fidy ſeit dem 16. Jahrhundert die Sage über ein in den mittleren und neueren Zeiten geübtes europäiſches Herren recht herausgebildet und entwickelt und ſich durch das Mittel übel angewandter Gelehrſamkeit über faſt ganz Europa verbreitet und in der Litteratur unter dem Namen Jus primae noctis (jeit 1675) oder dergleichen hiſtoriſches
Bürgerrecht erworben . Mit dieſem Bürgerrechte iſt es nun ein für allemal vorbei. Ein jus primae noctis oder ein Herrenrecht in herkömmlicher Bedeutung hat es im Mittel alter nicht gegeben. Dieſes angebliche Recht reduziert ſich auf ein paar ſymboliſdie Hochzeitsgebräuche, von denen erſt ausgangs des Mittelalters die Rede iſt, die offenbar aber ſchon lange vorher als fymboliſche Gebräuche beſtan
den haben müſſen. Eine möglichſt genaue Durchforſdjung der mitteleuropäiſchen Heiratsabgaben ſeit dem 10. Jahr hundert und der ſonſtigen Litteraturdenkmäler des Mittel
alters ergibt nichts, was darauf hinführen könnte, daß für dieſe Zeit anſtatt jener ſymboliſchen Hochzeitsgebräuche der Grundherren ältere, rohere in Uebung geweſen ſeien. Gleich wohl weiſen aber dieſe ſymboliſchen Gebräuche in Verbind
Bei den vediſchen
geradezu ausgeſchloſſen ( Schmidt, S. 216, 217). Und dod) würde es voreilig ſein zu ſchließen , daß trog mangelnder hiſtoriſcher Zeugniſſe folche oder ähnliche Sitten nicht den noch bei ariſchen Völkern hätten vorkommen können . Für Europa ſcheint vorläufig die Annahme die ridytigere zu ſein,
daß rohe Hochzeitsgebräude da vorgekommen ſein werden, wo ſich Reſte vorariſcher Bevölkerung unter günſtigen Eriſtenzbedingungen erhalten hatten, die von den ariſchen Eroberern angenommen wurden , ſich aber immer mehr lokal beſdyränkten, ſchon früh und zumeiſt durch Einwirk ung der driſtliden Kirche erloſchen und ſich ſeit dieſer Zeit nur noch ſymboliſch erhielten , bis auch dieſe leßten ſinnbildlichen Gebräuche des Mißbrauches wegen teils in
Geldabgaben umgeſetzt, teils ganz beſeitigt wurden.
So
mit würden uns die letzten Spuren jener rohen Hochzeits gebräuche auf die einſtige Eriſtenz von Häuptlingsvor redyten führen, keineswegs aber auf die Annahme allgemeiner
eheloſer Vorzeiten des Menſchengeſchlechtes (Hetärismus ). Das hieße den Menſchen ſelbſt unter das Tier ſtellen , worauf ſchon Darwin treffend aufmerkſam gemacht hat. Wo dergleichen vorkommt, liegt Entartung vor als Moment in der Entwicklung ſozialer Verhältniſſe, welches durch den Fortſchritt der Kultur , qvo folche zur Geltung gelangt, überwunden wird.
Aus den vorſtehenden Ausführungen und Andeutungen,
die auf Grund und aus Anregung des Schmidt'ſchen Werkes gegeben wurden , erhellt deſſen Bedeutung für die wiſſenſchaftliche Forſchung über die viel beſprodjene Frage
nad der Eriſtenz eines jus primae noctis. Dieſes Werk hat das unbeſtreitbare Verdienſt, die Frage der Löſung näher gebracht und zu weiterem Forſchen angeregt und ihm die Wege gebahnt zu haben – die ſicheren Renn zeiden jeder gründlichen Arbeit.
Anuradhapura.
Anuradhapura.
151
enttäuſchte mich ein wenig. Von den Ruinen der Stadt,
unter die ſcattigen Baumrieſen erbaut, drei oder vier Straßen freuzen den Plat und einer oder der andere buddhiſtiſche Reiche baben fidy daran gemadyt, die Ruinen teils wieder ans Tageslidt zu bringen , teils ſogar zu
die König Anurado vor etwa 2400 Jahren erbaute und
renovieren .
Der erſte Anblick des Ptolemäiſden Anurogrammon
die viele Jahrhunderte hindurch die prächtigſte, grandioſeſte
Icmadite dem Gouvernementsagenten einen Beſuch
Kultusſtätte des Buddhismus geweſen , ſah id) zunädyſt nur eine Menge im Gras nebeneinander ſtehende Pfeiler,
und ging in Vegleitung des liebenswürdigen Beamten
ein paar verwitterte Mauerreſte , zerſtreut herumliegend einige alte Buddha- und Stierbilder, dazwiſchen ein dymugi
ges indiſches Dorf , rings umber dichte Dídangeln und zwiſchen den Ruinen , ſie größtenteils bedecend, mädytige Bäume. Der Plaß ſieht aus , als habe man ihn vor nidyt
langer Zeit aus den Dſchangeln herausgehauen und dabei des Schattens und der Zierde wegen die didſten Stämme ſtehen laſſen und ſo iſt es in Wirklichkeit. Der verſtor bene Gouverneur Sir William Gregory hat den Urwald, in welchem im Lauf der Jahrhunderte die alte Tempelſtadt begraben worden war, lichten laſſen und die ſeltſamen
buddhiſtiſchen Ruinen zugänglich gemacht. Anuradhapura muß im Altertum und früheren Mittel alter ein Weltwunder geweſen ſein. Ein dyineſiſdyer buddhi ſtiſcher Pilger , Fa Hian , der 412 n. Chr. die Stadt beſucite,
findet nicht Worte genug , um ſein Staunen zu ſchildern über „ die Pradıt der Bauwerke, den Reichtum der edel ſteinbeſeßten Statuen , die überwältigende Größe der Da
von Ort zu Ort , um die Reſte der Tempelbauten zu be
ſidytigen . Dem Reſthouje, wo ich abgeſtiegen war, gegen : über und getrennt von ihm durch die Landſtraße , die jeßt ganz Seylon von Norden nach Süden durdydneidet, ſteht die Ruine des einſtigen Palaſtes Lowamahapaya , kein zerfallenes Mauerwert oder Säulenſtümpfe, wie man ſich jolde Ruinen vorzuſtellen pflegt, ſondern ein aus dem
Raſen emporwadijender Pfeilerwald , der in der Höhe von 12 Fuß abgeſtußt zu ſein ſcheint, ohne eine Spur von
Geröll oder Brudwerk. In einem Luadrat von 64 Meter Länge ſtehen 1000 monolithiſche vierkantige Pfeiler in Neihen von 40 zu 40 nebeneinander; hier und da iſt einer umgeſtürzt, ein anderer geneigt , und dazwiſden ſtreben ein paar gewaltige Laubbäume auf und weiden die Zebu odyſen des Dorfs. Vor zwei Jahrtauſenden war er vom Rönig Butugemum für die Prieſter von Anuradhapura gebaut worden und heute ſtehen von den 9 Stocwerfen
gobas , die Zahl der Prieſter, die in der Stadt mehr als 5000 , im Kloſter zu Mihintale an 2000 betrug ." Etwa zivei Jahrhunderte ſpäter beſchreibt ein ſinghaleſiſches Budy,
und von den tauſend Zellen und Klauſen nur noch die Grundpfeiler des Erdgeſchoſies. Unmittelbar dahinter ſteht eines der behrſten Heilig tümer der Buddhiſten . Umgeben von einer mannshohen Mauer, die beinahe mauriſch ausſieht und durch die einige
die „ Lankawiſtariyaye“, den Plaß mit den Worten : „ Die
Stufen in einen grasbewachſenen Hof führen , erhebt ſich
Entfernung vom Hauptthor zum Südthor beträgt vier
ein ſchmucklojes Tempelden , über deſſen offenes Dach ein wahres Monſtrum von Baum ſeine knorrigen Aeſte aus :
Stundenmäride, ebenſo vom Nord : zum Südtbor.
Die
Hauptſtraßen ſind die Mondſtraße , die König Hingururef
ſtredt. Dieſes Gewädis iſt der Siri-maha Bodhin Wahanje,
Straße und die Mahawelleſtraße, deren erſtere an 11,000
der heilige Bo -Baum , ein Abkömmling desjenigen in In
Häuſer enthält , viele davon zwei Stockwerke boch. Kleinere
dien , unter dem Gautama erleudytet wurde.
Straßen gibt es unzählige. Der Palaſt hat lange Reihen
ſinghaleſiſche Chroniken überliefern ſeine Geſdichte , wonach
von Gebäuden , manche von ihnen zwei und drei Stocwerke
er von König Dewananpiya Tiſja 300 v. Chr. gepflanzt
hody und ſeine unterirdiſchen Gänge ſind von großer Aus dehnung ." Mit den Stürmen , die danach über Zeylon herein brachen , namentlich den Malabareneinfällen im 13. Jahr:
wurde, alſo heute beinabe 2200 Jahre alt iſt - danach gewiß der älteſte hiſtoriſche Baum in der Welt. Prieſter
Authentiſche
in dunkelgelben Talaren und mit glattgeſd orenem Haupthaar beſchüßen und verehren ihn , was aber nidyt aus dyließt,
hundert, verſchwindet Anuradhapura aus der Geſchichte,
daß ſie mir aus Gefälligkeit ein Blatt desſelben zum Ge
bis Sir Emerſon Tennent die Stelle wieder beſuchte , vom
(denk machten , natürlich gegen Erkenntlichkeit. Unſer Weg führte uns wieder zurück , vorbei an um
Urwald bedeckte Ruinen , an denen einige wenige Prieſter wohnten .
Seitdem der Gouverneur Gregory das Didicht hat lichten laſſen , iſt der kleine Ort auf za. 1000 Bewohner angewachſen , einige engliſche Beamte haben ſich Bungalows
geſtürzten Buddhabildern , Wiſchnuſtieren , Pfeilern , Deck
platten quer über die baumſchattigen Grasfelder nach den Dagopas , jenen wunderlichen , kegelförmigen Bauwerken , die unter ihrem immenſen Maſſiv irgend eine kleine Buddhareliquie eind ließen und wie die Pyramiden Aegyp
1 Wir entnehmen dieſe friſche Schilderung den als Manu
tens meiſt durch die koloſſale Maſſe des Materials erſtaunen
ſkript gedruckten Reiſebriefen des auf einer Reiſe um die Welt be griffenen Dr. Hans Meyer aus Leipzig , welcher Zeylon im
madien. Es ſind ihrer ſieben , in einem Umkreis von zwei Stunden über das Gebiet zerſtreut, erbaut in der Zeit
Frühling 1882 beſuchte. Mögen dieſe Zeilen dem feinen Beobachter und liebenswürdigen Plauderer unſere beſten Griiße bringen, in welchem Teile der Welt ſie ihn auch finden mögen !
vom 4. Jahrhundert v. Chr. bis zum dritten Jahrhundert n. Chr. und , abgeſehen von den variierenden Dimenſionen ,
Anuradhapura .
152
ſich im weſentlichen gleichend. Der Größe nad) aufgezählt,
nern dieſer Dagopa geborgen ſeien , niemand bekannt, als
iſt die Abhayagiri die hödyſte; es folgt die Jeytawanarama,
den oberſten Prieſtern , unter denen die Kenntnis vom
dann die Nuwanwella , Mirijaietiya, Thuparama, Lanka rama und ſchließlich die ganz zerfallene Sela Chaitiva.
Zugang mündlich von Geſd ledit zu Geſdhledit über liefert werde. Dieſer Schleier des Geheimniſjes läßt
Die Thuparama iſt die älteſte. Sie enthält das recite
ſie in den Augen des Buddhiſten zu einem Gegenſtand
Sdulterblatt Buddhas und ſteht darum bei den buddbijtijden
beſonders deuer Verehrung werden , woraus die jūlauen
Pilgern in ſo hohem Anſehen , daß fie fid ihr auf 100
Prieſter bedeutenden Gewinn ziehen. Die übrigen drei Dagopas gleichen den genannten , ſind aber mehr verwittert
Scritt Entfernung mit entblößten Füßen und mit Geſten tiefſter Verehrung nähern. Auf dreiſtufigem ſteinernen Unterbau , deſſen Duadern Figuren- und Ornamentſfulp turen aufweiſen , türmt fid) eine zuckerhutförmige Maſſe von Ziegelſteinen auf, deren Oberflädie glatt und unver ziert iſt und deren Ruppe eine Knopſipitze trägt , wie viele unſerer heimatliden Kirdytürme. Pfeiler und Säulen fapitäle , die ehedem vielleicht ein umlaufendes Dady geſtuft
haben , ſtehen und liegen darum und geben in Gemeinſchaft mit den Bäumen , Büſchen und Graspläten dem Bild einen feſſelnden Reiz. Mehr als dreimal ſo groß , aber weder
To alt , noch in ſo guter Erhaltung, iſt die Abhayagiri und die Jeytawanarama. Ihre faſt halbfugeligen Dome ſind trot Abbrödelung und Einſturz nod; heute an 350 FUB boch) und man däßt die Ziegelſteinmaſie der lebtern auf nicht weniger als 20 Millionen Rubiffuß, zu deren Be wältigung beutzutage 500 Steinſeker 6 bis 7 Jahre lang beſchäftigt ſein würden und aus der man 4000 Häuſer von je 40 Fuß Fronte erriditen konnte. Aus einiger Entfern ung iſt es unmöglich, die ſonderbaren Lügel als Bauwerfe zu erkennen . Sie ſind über und über bewacyjen , fuphobes Gras und Geſtrüpp hat ſich auf der Oberflädje feſtgeiert und ſtellenweije bobrt ein ſtämmiger Waldbaum ſeine Wurzeln in das Mauerwerf, es auseinander ſprengend und dem forſchenden Auge einen Blick in das Innere ge
und eingeſtürzt und unter der überwuchernden Vegetation
Auch an den andern Baureſten , den Pfeilergruppen, verſdütteten Brunnen, Tempelgrundmauern, ganz vergraben.
großen Steinträgen 2c., die ſich allerwärts im Gebiet finden , iſt nidt viel zu ſehen. Den ſchwülen Abend bradyte ich
in ſtiller Beſchaulichkeit auf der Veranda des Reſthouſe zu , ab und zu midy an einem Sdluck eisgekühlten Pilſner Biers labend , das mir der freundliche Gouvernementsagent berübergeſchickt hatte. Er läßt ſichy tagtäglid, Eis von Kandy per Poſt fommen und füblt ſich ſeit Jahren vortrefflic dabei , wiewohl die Ebene von Anuradhapura nod) einen guten Teil heißer iſt als Kolombo.
Wiewohl es die ganze Nadyt gewittert batte und gegen Morgen der Regen in Strömen fiel, bielt die drüdende
Sdwüle dodan und machte mir den Gang nady
den großen „ Tants ", Waſſerbebältern , die einſtmals die Stadt mit Waſſer verſorgten , redyt ſauer.
Nadi
anderthalbitündigem Durdwandern von Didangel- und Moorgrund ſah ich plötzlich von einem Erdwall aus den
Tiſſawawa- Tank unmittelbar vor mir, ein koloſſales fünſt lides Waſſerbecken , vordem ausgemauert, wie Neſte zeigen und von Trinfwaſſer angefüllt, beute voll eflen Sumpf:
waſſers , ein Neit für Leguane und Profodile. 3d didte unid) zu einem Nudgang um den Tant an , als unerwartet
erheblichen fünſtleriſchen Wert hat.
das Gewitter von neuem losbrad, und mich auf den Weg zurüdtrieb. Die Strede nad Anuradhapura war zu weit, ich ſuchte in der Nähe ein Unterkommen und flüchtete mich in den nabegelegenen Siurumuniyetempel, deſſen Prieſter
Der Regel ſteht mit ſeinem dreiſtufigen linterbau auf einer breiten , freisrunden Terraſſe , die mit Altüren , Götterbil
mir nad pantomimijder Verſtändigung böflich einen Sdemel zudob. Da jab id in einer Neljenböble, die man durd
dern , Säulen beſtellt iſt wie der Vorbof eines flaſlijden Tempels. Namentlid zwei männliche Statuen ſind ſo von
Cinjeten eines Buddbabildes zum Tempel erhoben hat, binter mir an der Wand ein beinahe ganz gelber Buddha
den indijden Plaſtifen verſchieden , daß man ſie getroſt
mit roten und blauen Ausmalungen , um ihn herum die in
den älteſten Erzeugniſſen griechiſcher Kunſt zur Seite ſtellen fann. Der Elefant und der Stier ſpielen auf den Skulp turen der Altäre und der Unterbauwände die Hauptrolle;
und im übrigen an der Wand Szenen aus der buddhiſti
während. Aber wie mädytig und imponierend dieſe Banten
auch ſeien , ſie ſteben doch weit zurück hinter der Nuwan wella - Dagopa , die neben höherem Alter und beſſerem Zuſtand noch einen
allen Buddhatempeln wiederkehrende dematiſde Lotosblume
die typiſch - jd wülſtigen Buddhas dienen zur Flanfierung
iden Götterwelt. Neben mir ſtand der alte , in gelbes Dianteltuch gekleidete Prieſter und ordnete Jasmin- und
der zuführenden Stufen.
Tulpenblüten in zierlichen Ornamenten vor dem
Von Wall und Mauer, die
einſt das ganze Heiligtum eingeſchloſſen haben , ſieht man deutlide Spuren . Eins ſtörte midy: ein paar um ihr Seelenheil beſorgte Prieſter und Gläubige haben ) ſich an die Nenovierung der Dagopa gemacht und man
ſtarr
blickenden Idol. Draußen wetterte es , als nahe der jüngſte Tag ; an Aufbrudy war vor einer Stunde nicht zu denken . id zog mein Notizbuch und begann zu ſchreiben. Das intereſſierte den Prieſter. Er ſtarrte meiner deutſchen Kra= felei aufmerkſam zu und brachte mir , als ich ihm dann
beginnt, ibr einen neuen Ziegelſteinmantel umzulegen , deſjen jugendliche Frijde gar nidt zų sem greifenbaften Geſidit des Baues paſjen will. Es herrſdt der Glaube
eine flüdytige Skizze ſeines Buddhaſchüßlings (denkte, eine
In
bielt er mir ſeine Betelnußbüdſe bin , aus der id) balb
in Berlon , daß Sdäße von umermeflidem Sert im
foſtlide mildige Hotosnuß als Begengabe.
Sum Deſſert
Sage von der Entſtehung der Mondsfinſternis bei den Karatſchai.
widerſtrebend , halb neugierig eine der Nüſſe nahm , die dem Indier als narkotijdes Neizmittel dienen . Das Ding ſieht aus und ſchmeckt ungefähr wie Muskatnuß ; idh warfs aber doch weg , als ich bemerkte, daß mein Speidel blut rot wurde. Vergnügt lächelnd nahm der Prieſter von
153
Blumengärtchen von ſeltener Buntbeit. Die Aide des großen Miſſionärs Mahindo, der im 3. Jahrhundert v. Ch. in Zeylon gewirkt und noch nach ſeinem Tod , in Hiridge : ſtalt erſcheinend, den König Dewanapiya Tiſja zum Buddbis : mus bekehrt hat , ruht unter dem Bau. Einige fünfzig in
mir ein paar Zigarren an und ſo dieden wir , nach:
zwei Reihen geordnete Säulen , die alle Kapitäle mit dem
dem der Regen nachgelaſſen , als die beſten Freunde. Das Thermometer war auf 181/29 R. gefallen , die friſdheſte Temperatur, die ich bisher in Zeylon erlebt habe , ſo daß id mich zufrieden und glüdlich fühlte , wie ſeit lange nicht. Wetterleuchten zwiſchen den Bäumen hielt zwar den ganzen
Bilde der heiligen Gans tragen , umkreijen die Dagopa. Dicht nebenan türmt ſich die Felsmaſſe nod , 24 bis
Abend an , aber die Kühle blieb beſtehen ; Hunderttauſende
von Leuchtkäferchen funkelten im Gras und im Laub und die Luft ſchwirrte von Zirpen , zahlloſen Zifaden und Grillen. 3m Zimmer verjagte ich erſt noch einen Froſch und zwei Eidediſen , dann konnte ich einmal eine Nacht ruben ohne Mosfitos und ohne Schweißvergießen.
28 Meter auf, nod) weitere 28 Meter erhobt durch die auf
der Spite thronende Etwihare- Dagopa, ein Ziegelſteinwerk ganz in der Art der Ruwanwella zu Anuradhapura. König Bhatiya Tiſſa erbaute ſie über einem koſtbaren Sdyrein, der ein einziges Haar von der Stirn Buddhas birgt. Ein Pfad führt ringsum und geſtattet freien Ueberblick über
die immenſe Ebene, der allerdings von dieſem hohen Standpunkt ohne gleichen iſt. Wald , ſoweit der Blick reicht, überall Wald. Die Dagopen von Anuradhapura
Adyt Meilen nordöſtlich von Anuradhapura liegt an
beben wie Pyramiden ihr dunkles Haupt aus dem grau
einem Berg , dem einzigen inmitten der weiten Ebene von Anuradhapura , der Ort Mihintale. Dort auf dem Mons sacer der Buddhiſten ſtehen zwei Dagopas , eine kleinere aus Stein und eine größere aus Ziegeln errichtete , beide von hohem Alter. Schon um 4 Uhr morgens war ich auf dem Weg. Die Bullocks freuten ſich der Morgenfriſche
grünen Blättermeer , in weiter Ferne am Horizont ſind die dunſtigen Berge von Matale leicht fidtbar, ſonſt nur des
nicht minder als ich und gingen flink an. Der Weg iſt
dem Weg , den wir heraufgekommen , kam mir ein weiß
Urwalds undurchdringlides Dickicht auf unabſehbarer Flädie. Troß der ſchon ſehr empfindlichen Sonnenwärme ſtieg id noch in die Dicangeln hinab und ging auf dem fel: ſigen Terrain dem Wild nach. faſt unmittelbar neben
vielleicht der properſte , den idy je jah. Der Regen hatte den
bärtiger ſchwarzer Ajfe zum Sdruß und 2 Stunden ſpäter
Staub fortgewaſchen und den roten Kies bloßgelegt , der
kehrte ich , zum Niederfallen müde, mit einem kleineren hell
nun wundernett vom Grün des Raſens und Laubes ab
braunen Affen , einer prächtig gezeichneten Didyangelkatze
ſtach. Dichangelhühner liefen in Menge über die Straße,
und einigen größeren Vögeln zum Bulloccart zurück.
große Nashornvögel oder Pfefferfreſſer kletterten mit den Papageien um die Wette an den Aeſten umher, hellgraue
Affen ſprangen in langen Säßen von Stamm zu Stamm . Ich verſparte mir troħdem meine Patronen für die kleinen idwarzen Bären , von denen die Gegend von Mihintale voll ſein ſoll und nach denen ich mich am Nachmittag ums jehen wollte. Gegen 7 Uhr langten wir bei einigen Häu jern am Fuß des Bergs an und ſtiegen ſofort hinan . Die Dịchangeln ſind zu dick, als daß man vom Berg etwas bemerkte , bevor man nicht ſelbſt aufſteigt. Ein Singhaleſe ichritt als Wegweiſer vorweg, ein anderer trug den Früh ſtüdsforb und idy, folgte mit meiner Büchſe beſdiwert. Nach einer Viertelſtunde liditete ſich das Didicht ein wenig und vor uns ſtieg eine grandioſe Freitreppe auf, über
Sage von der Entftehung der Mondsfinferuis bei den Karatſchai. An den Quellen des Kuban - Fluſſes , in dem von -
Sdyneegrat der kaukaſiſchen Hauptgebirgskette und dem nad Norden ihr vorlagernden Gebirgsmaſſiv des Elbrus
eingeſcyloſſenen Hochgebirgsthal, lebt das an die 25,000 Röpfe zählende Völfden der Karatidai , türkiſchen Stam mes . Herr Aleinikow , der als Lehrer im Hauptorte des
Karatſchai wirft , erzählt uns nun in der Suban - Zeitung, welchen Eindruck der Eintritt einer Mondsfinſternis auf
dieſe fleißigen , aber groben und abergläubiſchen Gebirgs
(dattet von den Waldrieſen , grasbewachſen und ſtark zer
bewohner zu machen pflegt. Von Schrecken erfaßt, greifen
fallen. Der Aufſtieg begann. In drei Fluchten führt die
ſie nad ihren Flinten und beginnen ein bedeutendes Ge
Treppe zur Höhe , ſtellenweiſe in den Fels gehauen , der weiter oben in wulſtigen Lagen aus der Erde tritt. Die Bewältigung der mehr als 1800 Stufen koſtete uns faſt
wehrfeuer, ihre Schüſſe gegen den Mond richtend, um die
eine Stunde , ſo daß wir erſt nach 8 Uhr vor der kleinen
Dagopa ankamen . Dieſe , Ambaſtalawa - Dagopa genannt, bietet ein überraſchendes Bild. Auf ſteinbartem Fels , wu man nicht im mindeſten eine üppige Flora erwartet , ſteht
auf demſelben eingeſdýloſſenen Hunde zu erwecken , welche ihrer Anſicht nach den Mond vor dem Haupte einer ge wiſſen Dihalmaûß beſchüßen . Andere eilen mit Sebeten und Bußäußerungen auf den Lippen in die Moſchee, um daſelbſt Allah um die Säuberung des Mondes und eine Verlängerung unſerer irdiſchen Eriſtenz anzufleben .
die kleine weiße Steindagopa , umhegt von blühenden und
Die Urſache der Mondsfinſternis erklären ſich die
früdyteſchweren Bananen und Kokospalmen und einem
Karatſchai durch folgende Sage : In unvordentlichen Zeiten
154
Sage von der Entſtehung der Mondsfinſternis bei den Haratſchai.
lebte in einem Aal irgend ein reidyer Fürſt, dem einſtmals eine
Heimat angelangt, war der Jüngling ungemein erſtaunt,
Tochter, Dſhalmauß mit Namen , geboren ward. In der erſten
dort außer einem Schmiede niemand als ſeine Schweſter
Nadt nach der Geburt von Djhalmauß verídwanden aus dem Hauſe der Eltern geheimnisvoll ein Eimer mit Waſſer und ein über dieſes unerklärliche Verſchwinden verwundert, ſuchyten
vorzufinden , die ihn idyeinbar mit großer Freude empfing . Nadidem ſie das Pferd des Bruders im Stalle abgeſtellt, führte ſie ihn nach den Regeln der Gaſtfreundſchaft der Bergvölker ſelbſt ins Haus hinein , ridytete auf dem Herde
es aber , um nicht Vorwand zu verſdviedenen Gerüchten
ein Feuer zur Bereitung der Bewirtung an und ging dann
zu bieten, vor Fremden zu verheimlichen. Von dieſer ver
hinaus. Zurüdgefehrt fragte ſie den Bruder, wie er auf
hängnisvollen Nacht an begann das Verid winden von Kälbern und Waſſer allnädytlich ſich auch bei anderen Be
einem dreibeinigen Pferde angekommen ſei. Riily nahm dieſe Worte anfangs als einen Scherz auf und jagte , ſein Pferd verdiene nicht Spott , ſondern Lob , da es ihm einen großen Dienſt geleiſtet habe. Als aber ſeine Sdweſter in überzeugendſter Weiſe erklärte , daß ſie nicht ſderze , ging
Kalb. Die Hausgenoſſen des Fürſtenpaares waren nid)t wenig
wohnern des Auls zu wiederholen . Die erſchreckten Dorf bewohner begannen ernſtlich dem Verſchwinden ihres Klein
viebes, dem auch großes bald folgte, nadvzuſpüren , foldes irgend einem reißenden Tiere zuſchreibend. Bald ward es denn bekannt, daß dem Fürſten cine Tochter geboren worden, die ungemein raſch wadyje. Dieſer Umſtand veranlaßte zum Sdíluſje, daß die Fürſtentochter nicht eine gewöhnliche Sterbliche, ſondern eine Emegen ! jei und von ihr noch größeres Unheil zu erwarten ſtünde ; ſie loszuwerden aber und ſich vor dem von ihr drohenden
Uebel zu ſchüßen , gab es keinerlei Möglichkeit , da ſie idyon zu jener Zeit dermaßen ſtark war, daß ſie jeglichen erwachſenen Menſchen augenblicklich in Stücke zu reißen vermochte.
Einer von der Dibalmauß Brüdern , Kiily , 2 begab ſidh, um der von der Schweſter drohenden Gefahr zu ent
Kiily , verwundert über ihre Reden , zum Pferde hinaus, das Den ficyt nen
wirklich , zu ſeinem Leidweſen , ſich dreibeinig erwies. Urheber einer folden Grauſamkeit und deſſen Ab erratend , unterdrüdte Kiilyy mit großer Mühe jei mit Furdt gemiſcyten Verdruß und ſuchte ſeinen Gleid
mut zu bewahren , um den Verdadit ſeiner Schweſter, als
fönne er ihrem beobachtenden Auge entgehen und ſich ret ten , von fid abzulenken . Nad einiger Zeit ging Dibalmauß zum zweiten Male aus der Hütte hinaus und erklärte dem Bruder bei ihrer Nückkehr , daß ſein Pferd blos zwei Beine bewahrt habe. Nun begann Rily, die Gänge ſeiner Sdweſter zu ver folgen und erfuhr zufällig den Grund, weshalb ſeine Schwe
gehen, ans Ufer des Schwarzen Meeres und ließ ſid ) da:
ſter ſich einen Sdmied balte , da ſie jedesmal,
felbſt nieder ; um aber dort ſeine Eriſtenz zu erhalten ,
ſie einen Pferdefuß verzehrt , zu ihm lief , um ibre feſten
begann er dem Fiſdfange obzuliegen. Einſt fing er denn einen
ſtählernen Zähne anzujd »leifen . Nady allem Geſehenen erſdırak Kiily ſehr ſtark und
Fiſd, von ungewöhnlicher Größe und fand, zu ſeiner Verwun derung, in ihm zwei noch lebende junge Windſpiele , die er zu
1
angeſtammten Natur mehr zuſagende Beſchäftigung , vorzu
begann auf verſchiedene Mittel zu ſinnen , um ſeiner blut bürſtigen Sdweiter zu entrinnen ; doch verwirrten ſich vor Furcht ſeine Gedanken , ſein Herz (dlug ſtark und ſicher lid hätte er bis zur verhängnisvollen Stunde ſeines tra giſchen Todes nidyts auszudenken vermocht, wenn nicht
ziehen. Die Wahl erwies ſich als ſehr günſtig , da die Hunde ſo geſchickt waren , daß ſie ſelbſt Vögel im Fluge fingen. So
ein Mäusdien , aus ſeinem unterirdiſchen Reiche auftau chend , ihm zu Hilfe gekommen wäre. Dſhalmaûß aber
füttern und zu pflegen begann , ſich in ihnen zwei treue Freunde auferziehend. Der Erwerb folcher Freunde bot ihm die Möglichkeit, dem Fiſchfange die Jagd , als eine feiner
gewann ſich denn Kiily mit ſeiner neuen Beſchäftigung bald
beridytete indeſſen ihrem Bruder bei ihrer jedesmaligen
ein gewiſſes Vermögen und erwarb ſid) liegende Gründe. Von Ungewißheit über ſeine Heimat geplagt, badyte Kiily , ſie zu beſuchen , konnte aber lange ſich nicht dazu entſchließen, ob er ſeine treuen Gefährten , ſeine Hunde, für den Fall eines Ungemaches mitnehmen oder ſie zur Bewadyung des Hauſes zurüdlaſſen ſolle. Doch die Hunde löſten ſelbſt ſeine Zweifel, indem ſie ihm rieten , ſie zu Hauſe zu laſſen, von ihnen aber etwas Haar mitzunehmen das er, im Falle eines Ungemaches, ins Feuer zu werfen hätte , worauf ſie auf dieſes Signal bin ſogleich zu ihm
Rüdfehr über das Verſdwinden des dritten , dann auch
kommen würden .
Erfreut über ſolch einen guten Rat ſeiner Freunde, begab ſid Kiily rubigen Gemüte auf den Weg. In ſeiner 1 Emegen bedeutet ein Weib von ungeheurem Wudiſe , das Tiere und Menſchen verſchlingt . 2 Der Duldende, leidende.
des vierten Beines feines Pferdes. Als ſie aber zum leßtenmale hinausging , um den übrig gebliebenen Rumpf des Pferdes zu verſchlingen , riet die aus dem Fußboden heraufgekommene Maus dem Kiily, ſich ſofort an einen ſolden Drt zu begeben , wo ihm feinerlei
Gefahr drohe , ihm dabei verſprechend, auf die Frage der Dihalmauß, wohin er gegangen , ihr dreimal falſchen
Beſcheid mit dem Hinweiſe auf andere Wege zu geben. Kiily begab ſid), der Maus für ihr Mitgefühl zu ihm und ihren guten Rat dankend , unverzüglich auf den Weg. Die Emegen aber trat , nadidem fie mit dem Pferde
fertig geworden , in die Hütte , um ihren Bruder vom Verſdywinden ſeines Pferdes in Kenntnis zu ſeken ; da ſie ihn aber nidt vorfand , geriet fie in Wut und beſtand bei der Maus darauf, zu erfahren , wohin ihr Vruder gekom
Die meteorologiſche Station auf dem Hochobir in Kärnten .
men ſei. Die Maus blieb ihrem Verſprechen getreu : dreimal lief Dibalmauf ihrem Bruder in verſciedenen Richtungen nad, und ſtürzte blos das vierte Mal ohne Anweiſung auf den wirklichen Weg des Flüchtlings binaus. Der lektere entidloß jid , nadidem er von Kräften gefommen und jede Hoffnung auf Nettung verloren hatte , ſeine Hunde zu ſeiner Hilfe berbeizurufen .
Im Augenblice, da ſeine Hunde erſchienen , bemerkte Kiily die Annäherung ſeiner Sdweſter, die mit blutunter laufenen Augen und offenem Raden auf ibn zuſtürzte. Die Hunde warfen ſich auf den Befehl ihres Herrn auf Fie und es begann ein allgemeines Kaufen und ein ver
zweifelter Rampf, in welchem es unmöglid) war, irgend
etwas zu unterſcheiden ; blos Stücke flogen in die Höhe und das Blut ſprißte auf alle Seiten hin.
Wie ſtarf
155
Die Wichtigkeit und der Wert der Station erhellt am beſten aus dem
in der feierlichen Jahresfibung vom
30. Mai 1881 vorgetragenen Jahresberichte der K. Akademie der Wiſſenſchaften , dem wir hierüber nachfolgendes ent nehmen : ,,Die Station auf dem Dbir ( 2044 Meter) in Kärnten erhielt einen Barographen ( Syſtem Hottinger in
Zürich ) und wird im Laufe dieſes Jahres die volle Aus rüſtung einer Station erſter Ordnung mit regiſtrieren den Apparaten für Luftdruck, Temperatur, Feuchtigkeit,
Windgeſchwindigkeit und Windrichtung kompletiert werden . Das Anemometer (von der Deſterreid iſden Meteorologiſchen
Geſellſdaft geſpendet) wird auf dem Gipfel des Berges (2140 Meter) ſelbſt aufgeſtellt werden auf einer eiſernen Pyramide, deren Koſten und Aufſtellung vom Deutſchen
Die Hunde wollten ſie, um ſie völlig zu vernidten,
und Deſterreiciſden Alpenverein übernommen worden ſind. Es wird dies die erſte Gipfel ſtation mit regi ſtrierenden , meteorologiſchen Apparaten im Al pengebiete ſein und die zweite in Europa über haupt. ( Frankreich beſitt eine ſolche auf dem Gipfel des Puy de Dôme in nur 1467 Meter Höhe.)"
entzwei reißen , wozu einer derſelben ſie an den Haaren,
Die Station befindet ſich in dem dem Deſterreichiſden
der andere an der unteren Kinnlade erfaßte. Die Emegen aber geriet , das unabwendbare Ende ihrer Eriſtenz voraus
die Beobachtungen regelmäßig täglich um 7 Uhr, 2 Uhr
aber die Emegen auch ſein mochte, jo bezwangen die Hunde jie dod und riſjen ſie in Stüde, bloß das Haupt blieb
mit ſeinen ſtählernen Zähnen übrig und gab keinerlei An ſtrengungen nad) , immer noch den Hunden Stand haltend.
ſebend , plößlich ins Sdwanken und flog , ſich in die Höhe erhebend , mit den Hunden zuſammen auf den Mond fort. Seitdem ward Emegens Haupt zum ewigen Feinde des Mondes , die Hunde aber zu feinen ewigen Hutern , die ihn vor dem Haupte der Emegen bewahrten . Infolge einer ſolchen Beſtimmung jd ließen die Hunde das
Touriſten-Klub gehörigen „ Nainer -Schußhaus “ und finden und 9 Uhr) ſtatt. Derzeitiger Beobachter iſt Ferd. Jamnigg, der als perpetueller Verwalter dieſer ungemein wichtigen, in ihrer Art erſten Beobadtungsſtation von ganz Europa ſein Amt mit großer Eraktheit verſieht. Um nun die Beob adtungen täglich an die f. f. Zentralanſtalt für Meteorologie nad Wien telegraphiſch befördern zu können, erridtete die
ganze Jahr über ihre Augen nicht und blos einmal im Jahre
Sektion „ Eiſenkappel“ um den Koſtenpreis von 1600 Gul
ichlummern ſie vor Ermüdung ein. Der Emegen Haupt aber ſtürzt fic , von diejem Falle Nußen ziehend , auf den Mond , wober ſich derſelbe verfinſtert. Die Bewohner des
den (wozu Se. Majeſtät der Kaiſer 150 Gulden , die Firma Rainer 430 Gulden , die Rärtneriſche Sparkaſſa 100 Gulden , die öſterreichiſche Montan -Geſellſchaft 100 Gulden ze. bei
Raratſchai beginnen , ſowie ſie dieſe Erſcheinung gewabr werden , ſofort zu ſchießen und möglichſt laut zu ſdyreien,
trugen) eine Telephonleitung, welche in einer Länge von
um die treuen Hüter zu erweden , die dann , den Schlaf
abſchüttelnd , Emegen zur Seite ziehen , worauf der Mond wieder bell wird.
Die meteorologiſche Station auf dem Hochobirin Kärnten.
13,5 Kilometer mit 7 Stationen das Sậußhaus mit der Telegraphenſtation Eiſenkappel verbindet und ſomit die regelmäßige tägliche Abgabe der Witterungstelegramme nach Wien ermöglichen ſollte. Die Telephonleitung wurde am 21. Oktober vorigen Jahres eröffnet und ſeit dem 24. November werden die täglichen Beridyte per Telephon nach Eiſenkappel und von da per Telegraph an die Hohe
Es iſt das Verdienſt des Deſterreidiſden Touriſten
Warte nad Wien abgegeben. Eine die Monate Dezember 1881 bis November 1882
Klubs in Wien , reſpektive ſeiner Sektion „ Cijenkappel",
umfaſſende Jahres -Ueberſicht ergibt nachfolgende Durch
dieſe höchſte Beobachtungsſtation in den Alpen, welde ſchon früher einmal daſelbſt beſtand, aber wieder einging , im Jahre 1879 neuerdings errichtet zu haben , wobei die Sektion
(dynittszahlen : Luftdruck (Kapellerſches Barometer Nr. 13): Mittel 595,5 ; Marimum , 16. Januar, 609,6 ; Minimum ,
ſowohl vom Zentralverein in Wien , wie aud vom Deut den
17. November, 579,1; Temperatur: Mittel 1,2 (Celſius) ; Marimum , 16. Juli, 9,8 ; Minimum , 1. Februar, - 17,7 ;
und Deſterreichiſchen Alpenverein, von der K.K. Zentralanſtalt für Meteorologie und Erdmagnetismus in Wien , der
Bewölkung: 5,5 ; Windrichtungen (Häufigkeit der
Börſedeputation in Trieſt, der Firma J. Rainer in Klagen
W. 100 , NW . 97, SO. 55, NO . 26 , D. 19 ; Nieder
furt und vielen anderen durch Zuwendung alljährlicher Subventionen , Beiſtellung von Inſtrumenten 2. kräftig
fdlagsmenge (totale an 146 Tagen) in Millimeter : 1677,7, Marimum im Oktober, 18 Tage mit 326,2 Milli meter ; Minimum im Januar, 3 Tage mit 0,4 Millimeter ;
unterſtüßt wurde.
Bevachtungsmomente ):
SW. 214 , N. 154 , S. 122,
Die Pogge-Wißmann'ſche Reiſe quer durch das ſüdliche Kongo- Gebiet.
156
ferner Tage mit Regen 87, mit Schnee 74, mit Hagel 12, Die rührige Sektion hat außerdem neben der meteoro
nody jungfräulich lohnenden Handel verderben , uns vielfach Sdywierigkeiten in den Weg legten . Indes ſind wir ſtets entweder durch Bezahlen oder durch eiliges Marſchieren ,
logiſchen Station eine Vegetations -Station oder
nur einmal mit Drohung , gewaltſam durchzubrechen , bis
Verſuchsſtation für botaniſche Zwecke auf dem Hodobir
ins Lundareich gelangt , das zwar dem Häuptling Kahungula gehört , aber dem vielgenannten Negerkaiſer Muata Yamvo tributpflichtig iſt. Den Häuptling Kahungula, derſelbe, der
mit Graupeln 19, mit Gewitter 14.
( 2044 Meter) erriditet und behalten wir uns vor , ſeiner Zeit über die erzielten Reſultate zu berichten. Wien .
Edm . Graf .
Die Pogge:Wißmann'ſhe Reiſe quer durch das ſüd: lide Kongo-Gebiet.
Herrn Dr. Buchner jo jdmählich hintergangen hat , haben
wir ſelbſt nicht geſehen , ſondern nur die Sdweſter des: ſelben , Namens Ginambanſa , weldie uns in unſerem Eil marſch nicht aufzuhalten vermochte. Hier ſind wir durch geſchlüpft, ebe Kahungula oder ſeine Boten uns erreiden konnten .
In der Stadt , wo die Dame Ginambanſa reſidiert, IV .
haben wir auch Buchners Weg gekreuzt, nach meiner Beob Leutnant Wißmanns Brief aus Kidimba. Wir bringen hier einen verſpätet nad Europa ge langten Brief des Leutnants Wißmann, auf welden wir in der vorigen Nummer hinwieſen. Wenn auch die in ihm enthaltenen Thatjaden durch den in der lebten Nummer
mitgeteilten Brief Wißmanns, ſowie durch Pogges Nadı
ridyten (1. Ausland 1882 Nr. 32 und 1883 Nr. 6 ) vielfach) idon bekannt ſind, bringt er uns doch einiges neue Detail und hat übrigens als Dokument zur Geſchichte dieſer Er
pedition ſeinen hiſtoriſchen Wert. Kidimba , Reſidenz des Tuſdilange - Fürſten
Didingenge, 17. November 1881 . (60 8' 40 " jüdlid ) und 220 und etwas ( Länge
noch nicht ausgeredynet) öſtlich, auf Höhe von 600 Meter am linken Ufer des Lulua .) Soeben erſdeint ein Riofo -Häuptling , der mit uns
hierher gereiſt iſt , und der nun zurückkehrend, meinen Brief mitnehmen will.
In bodyſtens einer Stunde will er ſeinen
ſchon vorausgegangenen Leuten folgen. Ob dieſe Zeilen ihren
Beſtimmungsort erreichen, iſt ſehr fraglid ), aber doch möglich!
achtung auf 70 23 ' 10 " .
Dann paſſierten wir den öſt
lidhen Teil der Länder Muata Kumbanas ohne beſondere Hinderniſſe und über dritten den Rabuankabe (eine einem
kleinen Gebirge ähnliche Bergkette , an deren Fuß die Reſi denz Kiluatas liegt , der nördlichſte Punft auf der Reiſe, welde Dr. Sdütt unternahm . Wir ließen dieſe Neger reſidenz jenſeits ( am rediten Ufer) des Tichikapa , höchſtens zwei Tagereifen von uns entfernt, liegen. Sie befindet ſich nach meiner Karte 10 ' nördlid von der bei Ginam
banſa gemachten Beobachtung , alſo 70 10 ' - 13 '. Immer dicit am linken Ufer des Tidikapa marſchierend, famen wir durch einige Dörfer der Tulluba oder Bena Mai, wie ſie ſich ſelbſt lieber nennen und dann durch das Land der Tupende bis an den Kaſſaifluß. Von Kimbundu
bis hierher hatten wir Nord mit wenig Oſt , vom Kaſſai zum Lulua Oſt- Nord- Oſt.
Die beiden großen Fälle des
Kaſſaifluſjes konnte idy, obgleich in wenigen Stunden zu erreichen , nicht beſuchen , da man mich allgemein vor dem dortigen Häuptling Mai Munene (Munene = groß ) warnte, derſelbe würde mich nicht wieder fortlaſſen. Die beiden Waſſerfälle heißen in der Sprache der Eingebornen ,,Mbimbi
Nach einer dreimonatlichen Reiſe von Kimbundu trafen wir hier am letzten Tage des Oftober ein und zwar Pogge mit dem Gros der Karawane beim Mukenge, dem Kalamba, d. b. erſten Fürſten der Tuſcilange (Plural von Radi lange), ich mit 20 Trägern beim Dſchingenge (Ringenge
Mukaſch " (Mann) und ,,Mbimbi Mulume" ( Frau ) und
nennen ihn die Ambafiſten ), einem mit Mukenge in Fehde
dürfte ſidy wohl getäuſcht haben.
lebenden , aber ebenſo mächtigen Empörer, der uns auf dem Wege begegnete und uns den Weg zum Lualaba zu
Die Paſſage ſelbſt ging außer den üblichen Prellereien der Fährleute gut von ſtatten , aber zur höchſten Zeit, denn nody war Pogge mit der Ueberbringung der Reitſtiere auf dem linken Ufer beſchäftigt, während ich auf dem rechten Ufer Drdnung
zeigen verſprad ). Deshalb begleitete ich ihn , während Bogge zum erſten
Fürſten ging, um hier die Station zu gründen. Die Feind daft der beiden Häupter iſt für uns ganz gleichgültig und babe id don Pogge von bier aus (in einer ſtarken Tage
reiſe) beſucit , auch ſtehen wir in Briefwediſel , der ſo ſicher iſt, als wenn er unter Dr. Stephans Leitung ſtände.
ſind didt an der Einmündung des Tidikapa in den Kaſſai und fünf bis ſechs Tagereiſen nördlich von Kiluata. Herr Dr. Schütt, weldier ihre donnernden Laute auf ſeiner Reiſe
gehört haben will, ohne ſich ihnen ſelbſt nähern zu können ,
hielt , als einige Boten von Häuptlingen am rechten Ufer ankamen , die unſere Paſſage hintertreiben ſollten , mit der Drobung , auf dem rechten Ufer würden wir Feiter be
kommen . Als die Kerle aber ſahen , daß ſie zu ſpät kamen,
berichten , daß wir bauptſächlid Schwierigkeiten mit den
denn unſere Träger waren alle ſdon übergeſeßt, zogen ſie ſich zurück und keine Feindſeligkeiten hinderten uns mehr, bis zu unſerem jebigen Aufenthaltsort vorzubringen .
Kiokos hatten , die aus Furdyt , wir würden ihnen den hier
Nur ein Streif unſerer Träger drohte, die mehr Sold
Ueber unſeren Weg fann ich vorerſt nur in aller Gile
Die Pogge -Wißmann'ſche Reiſe quer durch das ſüdliche Kongo Gebiet.
verlangten. Aber nachdem ſie die Laſten auf unſer Geheiß abgeliefert und bis auf zwanzig die Erlaubnis erhalten hatten , in ihre Heimat zurückzukehren, kamen ſie beſchämt wieder an , denn ſie ſahen ein , daß es für ſolche Sderze zu ſpät ſei. So nahmen ſie denn auch ihre Laſten wieder willig auf die Schulter.
Ein Streit, den die Träger, von Palmwein berauſcht,
157
See in dem Reiche des Negerfürſten Mukenge ſelbſt liegt. Es iſt das der einzige hier nach Oſten bekannte See, von deſſen großen Wellen 2. der Tuſchilſtamm ſich viel zu er zählen weiß. Von hier aus beabſichtigen wir zuerſt nach Nordoſt zu dem Tukuba -Häuptling Ratſchich am Lubilaſch zu gehen und dann , ſo Gott will, marſchieren wir nach dem
in großer Betrunkenheit unter ſich hatten und bei dem einige Leute nicht unbedeutend mit Aerten und Meſſern
Lualaba ( oberer Kongo ).
verwundet wurden, war ſchon ernſtlicher, denn von einigen
auf die beſondere Ehre nicht verzichten mag, will uns höchſt
wurde in der Aufregung des Streites bereits die Poſung
ſelbſt mit 36 für uns beſtimmte Träger nad, dem Lualaba
ausgegeben : „ Laßt uns das Gepäck der Weißen rauben
begleiten . Unſererſeits ſtellen wir noch 30 Träger dazu, welche ſchon engagiert ſind. Der gaſtbereite Mufenge er
und entfliehen !" Glüdlicherweiſe gelang es , dieſe Auf wiegelung zu unterdrüden und wir vermochten ſogar, den Gebrauch der Feuerwaffe bei der Sdlägerei zu verhindern . Unſer jebiger Aufenthaltsort Kidimba iſt ein wirk
lich ſicherer Hafen.
Es wohnt hier ein gutmütiges Volk,
das in dem Weißen ein ſo unendlich höheres Weſen er: blidt, daß Unzuträglichkeiten zwiſchen uns und den Eina gebornen, wenn auch nicht völlig unmöglid ), ſo doch höchſt unwahrſcheinlich ſcheinen . Von hier aus ſteht in Wahrheit nicht nur der Weg nach Norden zu dem
Tufete- Fürſten Luguengo , der un
endlich gern einen Weißen bei ſich fähe , ſondern auch die Route nach Oſten und nach Süden offen. Wir haben uns für den Weg nach Dſten entſchieden , da der Mufamba
Der dortige Herrſcher Mukenge, der als der Aeltere
hielt ſchon Geſchenke und Rationen für die von ihm ge ſtellten 6 Träger bis zum Lualaba. Am 28. 8. M. gedenken wir dann aufzubrechen und zwar , wie ſchon geſagt, zunächſt nach dem Mukamba -See.
Iſt dies der Sankurru - See oder giebt es öſtlich noch dies werden wir jedenfalls nun erfahren .
einen andern ?
Waaren zum Tauſdhandel und für Geſchenke haben wir , dank großer Sparſamkeit und des richtigen Ueber
ſchlages, den Dr. Bogge machyte , noch genug. Ein Teil, genügend zur Rüdkehr von bier nach Malanſd , bleibt hier
unter Aufſicht unſeres Dolmetſchers Germano, der auch während unſerer Reiſe das Stationshaus herzuſtellen hat. 10
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15
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Bimga
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AM
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Zambe
Quilunand
20
20
20
Vorläufige Darſtellung des Weges der Þogge Wißmann'ſchen Durchquerung. Nebſt den Wegen der friiheren Kreuzungen des jüdlichen
Kongo-Gebietes von Livingſtone, Cameron und Stanley. (Vergleiche Ausland 1883 Nr. 2, 6 und 7.)
Kleinere Mitteilungen .
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Was ich am Lualaba, wenn wir denſelben mit Gottes Hilfe erreichen, machen werde, weiß idy noch nicht. Es hängt dies davon ab, was ich dort (nämlid hoffentlid in Nyangwe) für Verbältniſſe vorfinde und welche Nadyrichten reſp. Ge
rüchte über die im Dſten beſtehenden wiſſenſchaftlichen Stationen dort verbreitet ſind.
alle Fleiſchteile, welche ſich etwa noch daran befinden , dam zer bricht er ſie, ebenſo wie den Schädel und ſammelt alle Bruch
ſtücke in ein fleines Badet , welches nicht größer als ein neuge borenes Kind ſein darf. Hieraus erklärt ſich der Ilmſtand , daß man nie ganze Skelette gefunden hat. Wenn der Kanuru ſeine Arbeit beendigt hat, ruft er ſeine Gehilfen , die in der Ferne ge blieben waren ; das an einer Stange aufgehängte Packet wird in das Haus des Verſtorbenen gebracht und auf einer zu dieſem Zweck erbauten Erhöhung niedergelegt, dann fangen die Geſänge und die Libationen in Chicha an , um die ganze Nacht und den
Kleinere Mitteilungen. Die þuakas auf der Landenge von Darien . verr Alphonſe Pinart hat der Ethnographiſchen Geſellſchaft in Paris über ſeine Reije auf der Landenge von Darien einen Bes richt erſtattet, dem wir folgendes entnehmen : Nachdem er einige
folgenden Tag zu dauern . Am dritten Tage bei Sonnenaufgang nimmt der Kanuru das Packet mit den Knochen und allein , ohne daß ihn jemand begleiten dürfte, bringt er es mit den Gefäßen und dem Echmuck, welche ihm zu dieſem Zwed übergeben ſind , nach dem Familiengrab. Nein Weißer hat die Zeremonie weiter beobachten können . Koloniſation oder Plantagenbau ?
Bemerkungen iiber die Bevölkerung, welche er beſucht und nament lich aber die Dorasten gemacht hatte , bei denen er merikaniſchen Urſprung annimmt, während alle benachbarten Stämme Kariben ſind, ging er auf ausführliche Mitteilungen über die Huakas, die von ihm entdeckten Gräber dieſer Eingeborenen , ein , deren Aus grabungen reiche Reſultate geliefert haben. Man trifft die Hua kas beſonders in dem großen Thal des Chiriqui (Sternthal), ob wohl man ihnen auch bis zum Thal von Moſtarifa , in Terraba und in dem Diſtrikt Veraquas begegnet. Meiſt liegen ſie am Fuß kleiner Hügel, auf denen man beinahe immer erratiſche Blöde findet, welche mit Inſchriften und Zeichnungen bedeckt ſind.
Die Huakas ſind eine Art verſchiitteter Brunnen , deren Deffnung durch eine Reihe kreisförmig im Erdreich aufgeſtellter Steine be zeichnet wird , weldie einen Kreis von fünf bis ſieben Meter im
Wie es ſcheint, tritt der Wunjch , daß Deutſchland als Staat kolo nien grinden möge, immer mehr in den Hintergrund, um dem (He .
danken Platz zu machen, daß hier die Anſtrengungen Einzelner vor angehen müſſen . Doch man iſt nicht eins , in welcher Richtung
dieſe Anſtrengungen gemacht werden müſſen . Soll man koloni ſieren, ſoll man kultivieren ? Für das lettere iſt Dr. Hiibbe Schlei: den eingetreten, für das erſtere die Doktoren Fabri und der Weſt deutſche Verein für Kolonijation und Erport. Wir wollen auf
den bekannten Unterſchied nicht weiter eingehen , ſondern nur er wähnen , daß 11. a. ſich Gerhard Rohlfs auf der Naturforſcher Verſammlung in Eiſenach für den Gedanken Hübbe Schleidens ausgeſprochen hat. Sein Vorſchlag kommt darauf hinaus, in ge
Durchmeſſer bilden. Die Tiefe wechſelt zwiſchen zwei und zehn
wiſſen , noch unabhängigen Gebieten durch Privatkräfte zunächſt Handelsfaktoreien zu gründen. Der Strom der Auswanderung,
Meter. Wenn man einen ſolchen Brunnen aufgräbt, trifft man
der nach Nordamerika geht, iſt für das Mutterland verloren ; aus
zunächſt eine Humuslage, dann mehrere regelmäßige Lagen von Sand und Geſchiebe. Die unterſte Schichte beſteht unveränderlich
den deutſchen Kolonien in Braſilien lenken möchte ; die Verhält
aus Sand, der mit verbrannten Ueberbleibjeln vermengt iſt. Auf
niſje ſind günſtig, nur beſteht keine vollkommene Religionsfreiheit;
dem Boden dieſer Huakas ſind nach den vier Windrichtungen kleine Niſchen ausgegraben ; in dieſen Niſchen ſind die Gebeine und die Gegenſtände, die man mit ihnen begräbt, niedergelegt. Es ſind dies gewöhnlich : Kleidungsſtice, Gefäße, welche, wie der Bericht erſtatter ſagt, nach ihrer Form und ihrer Ausführung das Vollen detſte ſind, was die alten Amerikaner hervorgebracht haben , ferner
Rohlfs warnt entſchieden vor der Juuſion , daß Deutſchland bei einem etwaigen Zuſammenſturz des Kaiſerreichs Braſilien die dort beſtehenden deutſchen Niederlaſſungen für ſich erwerben könnte. Zu der Griindung von eigenen Aderbaufolonien iſt es thatſächlich zu ſpät ; es kann ſich nur noch darum handeln , „ Kultivation “ zu treiben , nämlich Gebiete zu erwerben ,! in denen mit fremden
dieſem Grunde iſt eine Bewegung entſtanden , welche denſelben nach
Verzierungen von gediegenem oder mit Kupfer vermiſchtem Golde,
Kräften unter Verwendung deutſchen Kapitals Acerbau getrieben
welche verſchiedene Tiere, Schlangen, Fröſche vorſtellen und ohne Zweifel von künſtleriſchem Werte ſind. Die, welche Herr Pinart mitgebracht hat , ſind jetzt im Muſeum des Trokadero ausgeſtellt. Es muß bemerkt werden , daß die Gebeine, welche man in den Huakas findet , immer gebrochen ſind. Dieſe Erſcheinung erklärt ſich rch eine Eigentümlichkeit bei den Begräbnißfeierlichkeiten der Dorasken . Wenn bei dieſem Stamme ein Indianer ſtirbt, hüllt man ſeinen Körper in einen zu dieſem Zweck gewebten
wird, wie Engländer und Holländer in Indien thun. Rohlfs be
Baumwollenſtoff und nach einer kurzen Zeremonie, bei der der
nehmen , wenn es den Widerſtand Spaniens und Frankreichs be ſeitigen könnte , doch wird ſich wohl keine deutſche Regierung auf
Schamane eine Schilderung der Thaten und Tugenden des Ver ſtorbenen gibt, trägt man die Leiche nach einem einſamen Ort des Waldes. Dort wird ſie auf eine Art Gerüſt geſtellt, man bedect ſie mit Zweigen und Aeſten und läßt ſie dann ein Jahr lang ſtehen. Wenn die Zeit abgelaufen iſt, begibt ſich der Kanuru nach
dem Orte, wo man die Leiche gelaſſen hatte und bereitet die Be Der Kanurut iſt eine beſonders mit
gräbnisfeierlichfeiten vor.
dieſer Verrichtung beauftragte Perſönlichkeit. Nur er darf eine Leiche ſehen oder berühren , ohne dadurch unrein zu werden und die Reinigung, der man ſich in ſolchem Falle unterwerfen müßte, .
iſt eine ſehr koſtſpielige Sache. Nachdem er die Zweige wegge nommen hat , ſammelt er die Knochen , reinigt ſie und entfernt
trachtet folgende Länder als nod; deutſcher Kultivation zur Ver
fiigung ſtehend : Neu -Guinea, deſſen Klima, wie er ſagt, mit Un
recht in ſchlechtem Ruf ſteht und deſſen Beſitzergreifung keine Macht Widerſtand entgegenſeben kann, da die Anſprüche Hollands rein theoretiſche ſind. Aſien wäre Korea geeignet (?) ; in
Afrifa wird England wohl Aegypten behalten, Frankreich Tunis, Italien Tripolis bekommen ; Deutſchland fönnte alſo Marokko eine ſolche Politik einlaſſen ; zur Gründung von Handelskolonien iſt das Land, der Konkurrenz wegen , nicht ſehr geeignet. Doch empfehlen ſich nameutlich die Niger- Mündung und die Kamerun Region ; ebenſo die Somaliwiiſte auf der Oſtküſte Afrikas. In dieſen Anregungen iſt offenbar Vernunft. Wie weit ihnen praf tiſche Folge gegeben werden kann , hängt natürlich von ſpezielleren Unterſuchungen ab . Jndeſjen möchten wir doch beifügen, daß der Anſpruch der Niederländer auf Neu - Guinea (bis zum 141 . Längengrade) nicht nur ein theoretiſcher,I ſondern ein vollkommen berechtigter iſt. Wir verweiſen in dieſer Beziehung auf das 69. Ergänzungsheft von Petermanns Mitteilungen und fügen noch
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Notizen. hinzu, daß das Redit der Niederlande auf den öſtlichen Theil von Neu - Guinea and in Auſtralien geachtet wird , was ſich daraus ergibt, daß vor etwa vier Jahren Einwohner des genannten Landes ſich an die Niederländiſch-Indiſche Regierung mit der Bitte um Verleihung eines Charters für Niederlaſſungen auf Neu - Guinea
größeren Arbeiten der Sektion für die Deffentlichkeit geſammelt, ſowie alle neuen Entdeđungen und wichtigen Funde auf dem Ge biet der Höhlenkunde vorgefiihrt werden ſollen. Arabis Halleri, eine in den Zinkbergbaudiſtrikten Weſt
foſten ausgerüſtete Erpedition nach dem Mt. Whitney (Kalifornien ), deſſen Gipfel, welcher beinahe ebenſo hoch wie der Montblanc iſt, die trockenſte und einſamſte Gegend Kaliforniens bcherrſcht , nm dort das Sonnenſpektrum zu beobachten. Eine der in das Pro
falens ungewöhnlich häufig auftretende Kruzifere, auch ſonſt in Deutſchland weit verbreitet , dürfte nad) den Unterſuchungen Profeſſor Andrä's nicht als ſpezifiſche Erzpflanze anzuſehen ſein. Denn ſie befindet ſich an vielen Standpunkten , wo weder Erz bergbau getrieben wird, noch im Boden ein Metallgehalt zu vermuten iſt. Wohl aber kann dieſelbe als galmeiliebend gelten . Kulturverſuche mit der Rieſenfiefer. E. Geyer lenkt in der „ Fundgrube“ die Aufmerkſamkeit auf den nordweſtameri kaniſchen Waldbaum der Riejenkiefer. Con tadellos pyramidalem
gramm aufgenommenen Unterſuchungen jollte die von der Sonne
Wuchs, iſt ſie bis zu einer Höhe von 48–50 Meter ſchaftfrei. Ihr
zur Erde kommende Wärme und nebenbei die Abſorption derſelben
vortrefflidies volz enthält bekanntlich ein Harz , welches , längere Zeit der Luft ausgeſetzt , ſehr ſüß ſchmeckt und von den freien Judianerſtämmen in der Heimat des Baumes als Surrogat des Zuders es hat nach einer Analyſe der Hildesheimer Station 8100 Zudergehalt genoſſen wird. Ebenſo bilden für jene die
M.
gewendet haben .
Beobachtung des Sonnenſpektrums in großer Höhe. Im Jahre 1881 begab ſich eine zu Alleghany auf Privat
durch unſere Atmoſphäre feſtſtellen. Man richtete daher drei Be
obachtungsſtationen, welche durch optiſche Signale mit einander verkehren fonnten, in der Höhe von 1800, 4000 und 4800 Meter ein . lleber die Rejultate berichtet Herr Langley der Akademie der Wiſſenſchaften folgendes : Als Inſtrumente wurden verwendet: Špef trobolometer von Langley nach ſeiner Anweiſung, ferner auf allen Stationen gleichzeitig : der Aktinometer von Violle und der Pyr
großen mandelartigen Samen im rohen Zuſtand, wie auch ge röſtet und zu Brod und Kuchen verarbeitet, ein vorziigliches Nahr ungsmittel. 1 Nach Geyer's Anſicht kann die amerikaniſche Rieſen
beliometer von Pouillet. Dieje Beobachtungen wurden vier Wochen
kiefer überall dort kultiviert werden , wo die gewöhnliche Kiefer
lang fortgeſetzt. Der klaſſiſche durc) Þouillet gefundene Wert der Sonnenwärme beträgt 1,7 cal. Alle ſpäteren , namentlich die in
gedciht ; denn beide erheben ziemlich gleiche Anſprüche auf Boden
den letzten Jahren unternommenen Beobachtungen zeigen einen
größere Wachstumsräume gibt , um ihre vollendete Ausbildung
höheren Wert, bis zu 2, ja 2,5 cal. Bei den Beobachtungen auf dem Mt. Whitney , deren Berechnung übrigens noch nicht als be
erreichen zu können . Die Kulturverſuche, welche man im Norden
!
art und Standort; nur bedingt die Rieſenkiefer, daß man ihr
man vom Einfluß der Atmoſphäre abſieht, werden mit anderen
Deutſchlands mit ihr veranſtaltet hat, ſind ſo günſtig ausgefallen , daß voller Grund zu der Annahme vorliegt , der rieſige Wald fruchtbaum könne in Mitteleuropa überhaupt mit gutem Erfolg
Worten die Sonnenſtrahlen in einer Minute 1 Gramm Waſſer für
kultiviert werden .
endet betrachtet werden kann , fand man beinahe 3 cal und wenn
jeden Quadratzentimeter Oberfläche um 30 C. erwärmen . Früher hat langley ſchon nachgewieſen, daß zur Berechnung der älteren Be obachtungen eine fehlerhafte Formel angewendet worden iſt, die jelbe iſt nämlich nur für gleichartige Strahlen anzuwenden . Durch die Kombination der in verſchiedener Höhe gemachten Beobacht ungen hat l'angley den Wert der Abſorption in unſerer Atmo ſphäre für die verſchiedenen Teile des Spektrums feſtſtellen können . Schon friiher hat er nachweiſen können , daß infra -rote Strahlen mit ( in runder Zahl ) 3 1000 Millimeter Wellenlänge beſtehen . Auf
der Spitze des Whitney hat er dieſelben , deren Ausdehnung größer iſt als die des ganzen ſichtbaren Spektrums, wenigſtens teilweiſe
Submarine Erdölquellen. Zu der jeyt häufig ventilierten Frage der Beruhigung des ſtürmiſchen Meeres durch Del gibt Birlet d'Aouſt den geographiſch neuen Hinweis, daß in den Goapa koalkos Petroleumquellen ſich ergießen und durch den Fluß dem Atlantiſchen Ozean zugeführt werden , deſſen Oberfläche an jenen Punkten auch bei Nordwinden ſtets ruhiger ſein ſoll, als die be züglichen Partien des Merikaniſchen Golfes. Aehnliche Beobacht ungen ſollen nach dAouſt aud) im Toten und Ajow'ſchen Meer, wie an jenen Stellen des Schwarzen Meeres ſich ergeben , an denen Erdöl-Quellen ſich finden .
gut beobachten können . Wenn alſo die Atmoſphäre weggenommen
Zur Haustierfunde. Profeſſor Julius Kühn in Halle
werden könnte, würde man ſehen , daß dieje Strahlen ſich ſehr
gibt in ciner Mitteilung iiber den zyprijchen Muflon die be
weit ausdehnen. Dagegen wiirde das Spektrum nach der Seite
achtenswerten Säte : Hornform und Hornwindung ſind bei den
des Violett nicht viel zunehmen , doch würde die Summe der fa loriſchen , chemiſchen und leuchtenden Kraft vermehrt werden . Ebenjo fand Herr Langley , daß die abſolute Farbe der Photoſphäre
geneigt war. Es muß daher ſehr bedenklich erſcheinen , nach der
!
blau iſt.
Notizen. Allgemeine Erdkunde.
Wildſchafen keineswegs jo konſtant, wie man bisher anzunehmen Hornbeſchaffenheit eines oder weniger Exemplare neue Arten auf zuſtellen, wie dies ſelbſt noc) in neuerer Zeit gejchehen iſt. Eine genauere Unterſuchung wird wahrſcheinlich die bis jept anges nommenen 22 oder 23 Wildſchafſpezies auf einige wenige Arten zurückführen und mehrere jener vermeintlich ſelbſtändigen Formen auch in nähere Beziehung zn unſerem Hausſchaf bringen , wie darauf einerſeits die mit dem Muflon gewonnenen Zuchtergebniſſe,
andererſeits die oben angedeutete Variation der Hornbildung hin weijen, welche das zypriſche Wildſchaf ebenſo mit dem forſiſchen,
Gletſcher - Rückgang. Nach einer 'von Bergrat F. See land angeregten , ſorgfältig unternommenen, mühevollen Beobacht ung beträgt der Ridgang des Paſterzengletſchers vom 1. Oktober
wie mit dem orientaliſchen verbinden .
1881 bis 3. Oktober 1882 7 bis 10 Meter . Dies entſpricht ziemlid )
eine internationale Vereinigung gegründet , über welche in einer
den Ziffern des Vorjahres. Höhlenkunde. Die Sektion für Höhlenkunde des öſterrei
chiſchen Touriſten - Alubs läßt vom Oktober 1882 an Mitteilungen in zwangloſen Bogen erſcheinen , in denen die Ergebniſſe der
Juſtitution Ethnographique. Unter dem Namen In ſtitution Ethnographique hat die franzöſiſche Société d'Ethnographie 1 liegt hier nicht eine Verwechſelung vor ? Unſeres Wiſſens gibt Pinus Lambertiana, die Zucker erzeugt, teine eßbaren Samen , weldie vielmehr von den Piñonföhren P. edulis und .
monophylla kommen . Anm . d. Red.
Notizent.
160 der letzten Sitzungen der Société berichtet wurde.
Zweck der
Geſellſchaft zur Veröffentlichung übergeben. Dasſelbe wird auch
„ Inſtitution “ iſt, in allen Gegenden der Welt Verbindungen an
viele Beiträge zur Verbeſſerung der Starte der Küſte in jenem Teil Afrikas bringen und bald herausgegeben werderi .:
zukupfen , um dadurch den Forſchern , welche dieſe Gegenden be ſuchen, Stützpunkte zu bieten , den Austauſch von Berichten 11.1.w. 311 befördern . Mit einem Worte, dieſelben ſollen eine Art wiſjent ſchaftlicher Konſulate bilden . Die Reſultate ſind bis jetzt über
Erwarten günſtig geweſen ; ſelbſt in entfernten und abgelegenen Gegenden, z. B. Neu Cecland, Tasmanien, den Fidjdi - Juſeln, auf
Hawai und im Somalilande ind andererſeits im äußerſten Norden Almerikas ſind Verbindungen angeknipft.
Die Erpeditionen Dr. Bayols und Borgnis Dos bordes. 1 Dr. Bayol , welcher am 20. Oktober in Bordeaux
ſich eingeſchifft , trat am 21. November mit Noirot ſeine Reije von St. Louis nach dem Junern an imter ſehr erſchwerenden Ilmſtänden , da der Senegal bereits ſo ſeid t geworden war , daß
die Schiffe der Erpedition ur mit Tauen von den Eingeborenen ſtromaufwärts geſchleppt werden konnten . Schon von Bakel aus wird
Nebenbuhlerin des siakao beſitzt, ſind bekamt. Ebenſo wie letzterer
der Marſch 311 land fortgejetzt werden müſſen. Auch im Innern erwarten ihn ſchwierige Verhältniſſe. Die Bevölkerung von Saarta
befähigt ſie diejenigen , welche ſie genießen , langes Faſten und große Anſtrengungen auszuhalten . Nach einer chemiſchen Analyje joll ſie ſowohl dasſelbe " gens wie Kaffee, dod) in größerer Menge , und wie Kakao, doch weniger Jette, enthalten. Man meint daher, daß ſie im ſtande jein werde, beide Artikel in einem gewiſſen Maße zu erſetzen. In Jamaifa, wohin die Eingeborenen ſie ein
ſieht in dieſer neueſten franzöſiſchen Erpedition einen Eroberungs zug gegen die Tukulors von Segu und rüſtet ſich zur kräftigſten Abwehr. – Oberſt Borguis Desbordes , am 5. Oktober 1882 von Frankreich abgereiſt, konnte ebenfalls erſt am 25. November 1882 von St. Louis aus ſeine große Erpedition in Marſch jetzen ; die Schwierigkeiten infolge des niedrigen Waſſerſtandes des
Die sola Nuz. Die Vorziige , welche die Nola -Nuß als
gefiihrt haben, gebrauchen ſie dieſelbe als ein Mittel gegen Trinken
Senegals werden ſein Vorrücken in erhöhtem Grade verzögern.
heit; cine einzige feingemahlene und mit Waſſer oder Brautwein zu einem Teig angeriihrte und genoſſene Nuß entfernt in einer halben Stunde jede Wirkung von Alkoholgenuß ; andere Berichte
Schon zum drittenmale beginnen die Franzoſen ihre Erpeditionen
ſagen ſogar , daß wenn dieſe Nuß gleichzeitig mit Alkohol ge
in Senegambien in verſpäteter Jahreszeit! 1 Vergl . Ausland 1882, Nr. 45 u. 50 .
brandit wird, letterer gar keine Wirkung mehr äußert, ja man geht nod) weiter und behauptet, daß der Gemuß derſelben eine
Anzeigen.
Abneigung gegen Spirituojen erweckt. Demgemäß, jagt unſere Colonies and India “ vom 8. Dezember 1882 , ſcheint es , daß ſie cine ſpezielle Wirkung auf die Leber äußert und den Aufällen von Sdwermut, denen Neger bejonders interworfen ſind, vorbeugt, wie ſie auch als Gegenmittel bei ciner eigentiim
Curelle
99
Eine Reile um die Erde 1878 79.
lichen Krankheit, die ſich durch Berſten und losſchälen der Haut
Von Karl Sfangen.
äußert, gebraucht wird . Wen vielleicht auch einiges an dieſer Vorſtellung übertrieben iſt, ſo ſdheint es dod ), daß dic Nola Nuſ aud) in dieſer Richtung Aufmerkjamkeit verdient.
Mit einem Bilde von Theilnehmern . 2. Aufl., 19 Bog ., eleg. broſch. M. 3,50, geb. M.5 .
1
Afrifa .
Niederlands Intereſſen am Mongo. Der Vorſtand Der Niederländijc)-Afrikaniſchen Handelsgeſellſdaft 311 Rotterdam hat
ſich mit der Bitte an den Miniſter der auswärtigen Angelegen heiten gewendet, ſich bei den Regierungen von Frankreich imd Portugal nad )drüdlid) gegen jeden plan zu erklären , welcher auf Beſitznahme des rongo (Gebietes zwiſchen 10 -17' 11110 70 50% ſiidi . Breite gerichtet ſei . Man motiviert dicje Bitte durch Handels intereſſen und ſpricht die Meinung aus, dass England, Deutidland, Belgien und die Vereinigten Staaten fid) einem ſolchen Edyritt anſchließen wiirden , da ſie ſowohl Handelsbeziehungen , als wijjen =
ſchaftliche Internehmungen in ſeinen Gegenden haben .
Ethnographiſdie Curioſitäten . Von Ida v. Düringsfeld u . O. v. Reinsberg-Düringsfeld. In 2 Abthlgn . 19 Vog ., eleg . broſch. M. 3, geb. M. 4.
Meine Reise in Egypten und Zlnteritalien. Won Dr. Rob. A vé - Lallem aut. 2. Ausgabe, 2 Bände, broſch. M. 5 .
Berlag von Alfred Krüger in Leipzig.
Am beſten ,
meint der genannte Vorſtand, wiirde es jeilt, wenn das erwähnte Gebiet neutral erklärt wiirde . Die Handelskammer von Rotterdam
hat ſich mit der Bitte einverſtanden erklärt. Die Kongo - Sprache. Grattan Guineſ hat mit Hilfe
des Miſſionärs Craven von der Livingſtone - Kongo-Miſſion und von zwei jungen Eingebornen , welche im Engliſchen unterrichtet worden waren , cine (Srammatik der Kongo- Sprache verfaßt , wie ſie von der Niiſte bis zıım Stanley Pool geſprochen wird .
Von der siſte liberias. Herr Büttifofer, der , be gleitet von Herrn de Sala, eine wiſſenjchaftliche Reiſe nac) Liberia gemacht hat , iſt todfrank zurückgekehrt, während jein Begleiter auf der Reiſe geſtorben iſt. Herr Büttikofer, welcher jetzt glidtlich
wieder hergeſtellt iſt, hat ſehr viele Sorge auf das Tagebuch
Bei Th. Grieben's Verlag (9. Fernau ) in Leipzig iſt erſchienen :
Spanien , Algerien und Tunis. Brieje an Michel Chevalier von
P. de Tdihatdef. Mit einer Karte von Algerien . 344 , Bogen gr . 8. Preis 10 Mart. Zu beziehen durch jede Buchhandlung, ſowie frango gegen vorherige Franko -Zahlung vom Verleger.
ſeiner Neije verwendet und dasſelbe der Niederländiſch-Geographiſchen Druck und Verlag der I. G. Cotta'ſchen Buchhandlung in München und Stuttgart.
Das Slusland. Wodenſchrift für Länder- und Völkerkunde, unter Mitwirkung von Profeſſor Dr. Friedrich Rakel und anderen Fachmännern herausgegeben von der
3. G. Cotta'ſchen Budhandlung in Stuttgart und Wünchen. Sechsundfünfzigſter Jahrgang.
A
München, 26. Februar
Nr . 9.
1883.
Zu bezieben durd alle Bubbandlungen des In- und Auslands und die Poji . Rezenſions:Eremplare von Werten der einſòlägigen litteratur ſind direkt an verrn Profeſior Dr. Friedrich Kakel in Münden, Atademieſtraße Nr. 5, zu
Jährlich 52 Nummern à 20 Seiten in Duart. Preis pro Cuartal M. 7 . amter.
ſenden.
Injertionspreis 20 Pf. für die geſpaltene Zeile in Petit.
Inhalt : 1. Zur Geographie von Oſtſibirien. S. 161. 2. Schiltberger Studien . Bon Dr. Langmantel. S. 166. 3. Sechs Monate in Oran. Con H. Levesques. VIII. Ein arabiſches Hodizeitsfeſt. 7. 171 . 1. American Nervousness. S. 175. 5. Eigentümliche Beſitzverhältniſſe der Calzſeen an der franzöſiſchen Mittelmeerfiiſte. . 176 . 5. Einige Bemerkungen über das Wejen der Spridwörter. S. 177 . 6. Kleinere Miteilungen : C. 178. Höhenmeſſungen an der Nordgrenze der Provinz Rio Grande (Braſilien). Ueber vorgeſchidtliche Bewohner Eſtlands . 7. Notizen : T. 179. Afrika . Europa. Amerika. Auſtralien .
Zur Grographie von Offibirien.
1
Die Dlenef- Erpedition, deren allgemein naturwiſſenſdaft liche Ergebniſſe mit Ausnahme der ethnographiſchen Partien hier vorgeführt werden ſollen , wurde im Auftrage der
von hier zum zweitenmale an das Eismeer. Dann wurde das Kullariſche Gebirge über dritten , um von Werchojansk an der Jana dieſen Fluß aufwärts über das Werdo
jansker-Gebirge und den Aldan - Fluß nad Jakutsk zu ge langen , von wo aus raid die Heimreiſe nach Irkutsk er
Geographiſchen Geſellidaft zu St. Petersburg von dem Geos
folgte.
logen Czekanowsky in Irkutsk und dem damals als Ober lebrer am Gymnaſium daſelbſt wirkenden Mathematiker Müller ausgeführt. Sie hatte , wie icon ihr Name be
fifalijden , endlid aber die klimatiſchen Berbältnije im
ſagt , den Zweck , das zum großen Teil nod unbekannte
traditet werden .
Gebiet am Dlenek zu erforſchen. Dieſelbe währte vom Dezember 1873 bis zum Januar 1875 und ging von Jr
Tunguska und der Lena zeigt auf einer Eritreckung von
futsf die Lena abwärts , dann über die Waſſerſdeide zwiſchen
Lena und Jeniſſei zur unteren Tunguska , verfolgte die ſelbe bis zu ihrer Weſtbiegung, überſdritt das Anaon
gebirge zwiſchen dem lektgenannten Fluſſe und dem oberen Wiljui , einem Nebenfluß der Lena, berührte in ſeinem Gebiete verſchiedene Seen und kam endlich an den Clenek,
den ſie mit Flößen in ſeiner größten Erſtreckung befuhr. Auf Renntierſchlitten erreichte ſie defien Mündung im Eis meer. Von da ging es nach Vulun an der Lena und 1 Unter Tunguſen und Jakuten. Erlebniſſe und Ergeb niſſe der Olenek -Erpedition der Saijerlich Ruſſiſchen Geographiſchen Geſellſchaft in St. Petersburg. Von Ferdinand Müller, Mitglied der Erpedition. Mit vier Abbildungen und einer Karte. Leipzig : A. F. Brockhaus.
1882. XXI . 326 S.
Ausland 1883 Nr . 9 .
Es ſollen nun zuerſt die geologiſdyen , hierauf die phy Olenefgebiet, ſowie die dortige Tier- und Pflanzenwelt be Die Waſſerſcheide zwiſdien der unteren
100 Werſt mehrfach Felſenentblößungen von intenſiv roter farbe , beſtehend aus kalkhaltigem Sandſtein , reid) an Petrefaften , Sdnecken und Trilobiten , wahrſdeinlich der Siluriſchen Formation angehörend. Weiter die Tun guska abwärts treten neben den Entblößungen diejer roten Geſteine noch folde eines offenbar ſtark metamor
phoſierten , verſteinerungslojen Kalkſteins auf.
In diejer
Gegend finden ſich auch zahlreiche Salzquellen. Das Flußwaſſer iſt mehr oder weniger jalzig , was ſich ſchon
im Frühling trotz des hohen Waſjerſtandes bemerkbar madot, im Winter aber noc unangenehmer bervortritt. Nom 60. Breitengrad an beſtehen die meiſten am Fußufer zu
Tage tretenden Felien aus Trapp , der ſich allenthalben durch den in deutlichen Säulen gelagerten Baſalt verrät und ſich oft auch durch Verwitterung zu iſoliert ſtebenden 25
Zur Geographie von Oſtſibirien.
162
Türmen geſtaltet hat . Flußabwärts wädyſt die Höhe der
Berge. Dabei herrſcht die für den Trapp charakteriſtiſche Teraſſenform vor, die in allen Formen auftritt, von mäd : tigen , wobl 200 Werſt Flächenraum bededenden Tafel
eine didytere Bebaarung geſchüßt waren , als ihre jeßt noch in heißen Ländern lebenden Verwandten ſie beſigen. Man nimmt an , daß ſolche Thiere im tiefen Schnee verſunken
feien , wie er ſich in Flußthälern und ſonſtigen Sdyludyten
Trappformation angehörenden Felsplateaus ſeien, das ſichy
anſammelt, daß derartiger Sdynee infolge mehrerer kalter Sommer in ſogenanntes ewiges Eis verwandelt oder audy burdy Ueber dwemmung mit einer Erdichidite bededt und dann auf lange Perioden vor dem Auftauen bewahrt
in der Folge durd
worden ſei.
bergen an bis zu vollkommen regelmäßig geformten Kegel bergen. Nach vorgenommenen Höhenmeſſungen iſt anzu nehmen , daß die Berge Ueberbleibjel eines mächtigen , der Auswaſdung und Verwitterung in
einzelne Berggruppen geſondert hat. Das Trappgeſtein
Es gibt noch eine zweite, nicht weniger ein
nicht blos auf die ganze untere Tunguska ,
leudytende Erklärung dieſer Erſcheinung. Bei der unzäh: ligen Menge von Seen , die ſid, im ganzen nördlichen
es ſoll auf dem rechten Jeniſſei-Ilfer ſogar bis ans Eis
Sibirien , namentlich in den Flußtälern vorfinden , müſſen
erſtredt jid
Unjere Reijenden fanden die Trappberge
derartige dwere Tiere gewiß häufig in ſolche verſunken
wieder im Oberlauf des Clenek und nod weiter ſtromab wärts. An dem oberen Tomba , einem unmittelbaren Neben fluß in ſeinem öſtlichen Quellgebiet entdeckten ſie eine Fülle der ſchönſten ſiluriſchen Petrejakten , Korallen , Trilobiten und Sdyneđen , ganz identiſch mit ſolchen , die ſich in den ſilurijden Scyidten Eſtlands vorfinden - ein Beweis , daß
fein , teilweiſe idon als Radaver, aber öfter noch lebend,
bier nicht mehr ausid lieflid Pulfan -Geſteine zu erwarten
mächtigen Bodenidridit überdeckt wurde, ehe jeine Eisdede ge
ſeien. Je weiter flußabwärts , deſto bedeutender erheben
brodien war
meer reichen.
bejonders im Frühjahr und Herbſt, wo die Eisdecke ſie nidot mehr zu tragen vermodyte. Geldab es dann in demſelben oder in einem der nädyſtfolgenden Jahre, daß der See von den immer ſehr hodiſteigenden Frühlingsfluten des nabe ge legenen Fluſſes früher überſdwemmt und mit einer genügend und in der Regel brechen die Flüſſe infolge
ſid mergelige Kalkidiefer und bisweilen Dolomit. Zwi:
ihrer Strömung früher auf -- ſo waren jämtlidie Bedin:
iden der Alafit- und Argajjala -Mündung fanden die Rei jenden Flußpartien von malerijder Schönheit und ver
gungen vorhanden , daß ſich der See, deſſen Waſſer von
gliden ſie mit dem Cibthal der Sädjijden Sdweiz. Das
Geſtein , durdywegs ſdieferige Mergel, bildet nad ; dem
der Temperatur der äußeren Luft ganz abgeſperrt und nur von gefrorenem Boden umgeben war, in eine Eismulde verwandeln und die in ihm vorhandenen tieriſchen Ueber
Fluſſe zu ſenkrechte Abſtürze bis 140 Meter Hobe und von werſtweiter Erſtreckung, die in der abenteuerlichſten Weiſe
reſte auf unberechenbare Zeit bingus konſervieren konnte.
zerklüftet und ausgewaſchen ſind; Burgruinen , Thürme, Baſtionen kann ſich die Phantaſie da vorſtellen. Audy nodi
vorgekommen und ſie führen zu einigen Bemerkungen über
unterhalb der Argaſſala -Mündung , des größten Clenet
Solche Eisbildungen ſind unſeren Forſchern ſelbſt öfter dic phyſikaliſchen Verhältniſſe des Dleneffluſſes. Die Heijenden beobachteten nämlich oft in großer Aus
Zufluſſes, zeigen ſich die ſteilen Felsufer , dieſelben Mer : gelidiefer , nur vorwiegend rot gefärbt ; dann verfladen ſie ſic), es kommen diluviale Ufer, das Geröll wird ein
dehnung deutlid gedycytetes Bodeneis , das in die Ufer
anderes , es finden ſich in demſelben Koblen diefer und Granit , wohl von der Argaſſala berabgeführt, weil ſie
dasſelbe nur von einem
oberhalb derſelben am Olenek nirgends angetroffen werden .
Aud) Trapp ſteht nod häufig in herrlichen Säulen und
wand des Dlenef eingebettet war und kamen nadı genauer Beſichtigung der ganzen Umgegend zu dem Reſultate, daß in der beſchriebenen Weije ver
cijten See herrühren fönne und im Profil des Flußbettes erſt ſichtbar geworden ſei , nadidem durdy eine ungewöhn lich ſtarke Hodiflut die unbedeutende Scheidewand zwiſchen
Thürmen an , bildet öfter kleinere Stromſdynellen , einmal
See und Fluß zerriſſen worden. Aehnlich in den Boden ein
ſogar eine über den ganzen Strom reidende. Czekanowsky fand bei der zweiten Erpedition , die er im folgenden Jahre
gelagerte Eisſchichten werden audy von anderen Reiſenden beſchrieben. Erwähnenswert ſind bei den ſibiriſchen Flüſſen
allein unternahm , 40 Werſt vor der Dlenekmündung eine
auch die Aufeisbildungen , um ſo mehr, weil ſie hier nocy
feiche Lagerſtätte von Ceratiten , daneben in denſelben,
lange nidyt eine genügende Erflärung gefunden . Man erkennt das Aufeis an der blauen oder grünen Färbung und umgeht es ſehr gerne, weil es auf dem ſogenannten Winterweg, dem zugefrorenen Fluß, dem Verkehr Schwie rigkeiten entgegenſtellt; denn häufig trifft man an folden
offenbar dem Trias angehörigen Sdyichten , noch Bradyo poden und einige Saurierreſte. Ein vielfach noch die
Weichteile (Lippen , Ohren , Haut und Haare , aufwei ſender Schädel eines vorweltlichen Nashorns, welcher den Heijenden in Werchojansk an der Jana zugekommen ,
Stellen unter einer verhältnismäßig dünnen Gisdecke auf
gab Veranlaſſung zur Behandlung der Frage , wie die auf
große Hohlräume oder gar auf fließendes Waſſer.
Jahrtauſende anhaltende Konſervierung der großen Did
größeren ſibiriſchen Flüſſen , welche nicht bis auf den Grund
häuter eigentlich möglich geworden. Erwieſen iſt, daß die
gefrieren , tritt das Waſſer wohl durch Eisſpalten hervor, die ſid, bei ſtrenger Kälte durch Zuſammenziehen der Eis dede bilden ; bei kleineren , bis auf den Grund durdyfrie renden Gewäſſern iſt aber dieſe Erklärung nicht anwend
foſſilen Elefanten und Nashörner wirklich in einem dem
jexigen ähnlichen Klima gelebt , ſich von hieſigen Nadel hölzern und Weiden genährt haben und gegen die Kälte durch
/
Bei
Zur Geographie von Oſtſibirien .
bar ; man müßte alſo an Duellen denken , die jedoch bei ewigem Bodeneis ebenfalls ſchwer zu erklären ſind. Dieſe Frage ſoll indes offen gelaſſen werden. Auf den zahl reidhen paſſierten Seen trafen die Reiſenden nirgends Spuren von Aufeisbildungen. Eine andere eigentümlide Erſcheinung, mit der vorigen nahe verwandt , die auch Middendorf in ſeinem Werke beſpricht, iſt das Vorkommen von fließendem
Waſſer auf ziemlich weite Entfernungen hin bei nahezu - 5 Grad Celſius , wie es den Reiſenden am Werdojanske Gebirge vorfam . Aud) bei Annahme heißer Duellen , die ſicher dabei im Spiele ſind , iſt dies dwer zu erklä 1
ren.
Der Dlenek iſt ein auch bei bedeutendem Waſſer:
ſtand träge fließendes Gewäſſer mit ſehr vielen kleinen und großen Krümmungen , welche die Reiſenden nicht ſelten
in Verzweiflung brachten , da ſie, wie es auch kam , be fürchteten , nicht vor ſeinem Gefrieren deſſen Mündung zul erreichen. Seine Hauptrichtung iſt zuerſt eine öſtlide, im größten Teil ſeines übrigen Verlaufes eine nördliche. Defter ſteigt das Waſſer, um bald darauf wieder zu fallen. Der Grund dieſer Erſcheinung liegt jedenfalls im Eisboden , welcher das Waſſer nicht tief eindringen läßt , ſo daß es unmittelbar in den Strom abfließt. An vielen Stellen
begleitet ihn ein Uferwall von 16 bis 18 Meter , das Frühlings - Waſſer überſteigt auch dieſen , wie das an mehreren Orten aus den deutlichen Spuren der Ueber ſchwemmung auf der Hobe zu erſehen war. Die Waſſer ſcheide zwiſchen dem Chatanga- und Olenef -Gebiet iſt der Sjutſcha-Ongofton, ein ſtattlicher Gebirgsknoten .
Angaben über Höhenmaße bringt die Erpedition ſehr ſpärlid ), weil Müllers Berechnung ſeines ganzen
barometriſchen Nivellements von Irkutsk bis zum Eis meer und zurück noch nicht vollendet iſt. Dieſe Wah jerſcheide wurde am 20. Juni überſchritten , am 23. Juni der obere Tomba , ein direfter Nebenfluß des Dlenek und
am 28. Juni bei deſſen Mündung der Olenek ſelbſt er reicht. Er bot den Reiſenden gerade feinen impoſanten Anblick dar , war etwa 20 Faden breit und floß zwiſchen flachen Ufern dahin. Sie fanden ihn hier auch ſehr ſeicht, .
ſaßen öfter auf Untiefen feſt und ſelbſt unterhalb der Alafit
mündung , wo ſie einen größeren Waſſerreichtum erwar
teten , war der Fluß oft ſo ſeicht, daß in ſeiner ganzen Breite das Waſſer nicht bis an die Kniee reichte. Der Tun
gute Nikolai , den ſie auf der Olenekfahrt getroffen , das zweite Zuſammentreffen mit Menſchen ſeit 412 Monaten, nannte ihnen die Namen redyt vieler Nebenflüſſe, bei klei neren wußte er häufig keinen anzugeben , einmal nannte er ganz ſtolz einen Namen mit der Bemerkung , derſelbe ſei von ihm gegeben. Dann hatte er auch verſucht, durch Stöckchen , wie es dieſe Leute ſonſt gewöhnlich thun , die Lage der Flüſſe anzugeben . Schließlich nahm er aber den Bleiſtift ſelbſt zur Hand und fertigte in ziemlich grobem Maß ſtabe eine Karte an , auf weldie dann Czekanowsky die
163
Sibiriens den Dlenek bedeutend genauer darſtellen , als die letzten vor dieſer Erpedition ſowohl im In- als Auslande erſchienenen. Doch wenden wir uns nun zu den klimatiſchen Verhältniſſen. Das in Betradit kommende Gebiet erſtreckt ſich ungefähr vom Polarfreis bis zum Eismeer , d. i. bis zum 73. Vreitegrad . Vor allem iſt intereſſant, daß wir hier auf den Rältepol der Erde treffen , alſo den fälteſten Punkt der ganzen Erdoberfläche. Es iſt der Ort Werdos
jansk unter 679/2 Grad an der Jana , wo man die nied rigſten Temperaturen beobachtete, was aber nicht aus: ſchließt, daß es auf dem mächtigen , ſo gut wie ganz unbewohnten Gebiet zwiſden Werdyojansk, Jakutsk, Wil juist und dem Dlenek noch kälter ſein kann, ſowohl be
züglich der Temperaturmittel, als auch einzelner Ertreme. Nach Middendorf galt Jakutsk als der fälteſte Punkt der Aber es war im nordöſtlichen Sibirien längſt be Erde. kannt, daß es in Werchojanst noch viel fälter werde, als in Jakutsk. Um die im Volfe verbreitete Anſicht wiſſen : chaftlich zu begründen , hinterließ Maydell , bekannt durch
ſeine Erpedition in die Tſchuktſchen -Halbinſel, in Werqojansk einen vom phyſikaliſchen Zentralobſervatorium in St. Peters: burg geprüften Spiritusthermometer, deſſen Beobachtung er einem wiſſenſchaftlich gebildeten Manne Chudjakow anver traute. Aus dieſen von ihm während des ganzen Jahres 1869 febr ſorgfältig ausgeführten Beobadytungen teilen wir die mittleren Temparaturen einzelner Monate mit. Der Dezember
hatte - 45,7, Januar – 49, Februar -- 47,2, Juni +13,4, Juli --- 15,4 , Auguſt + 11,90 Celſius ; die größte Hiße war im Auguſt und betrug 30,1 ° Celſius , die größte Kälte im Dezember -- 63,20. In Jakutsk betrug das Mari mum + 38,8 im Juli und --62,60 Celſius im Januar ; die Monatsmittel des Dezember betrugen - 40,0 , des Juni +-42,8, des Juli + 18,8 , des Auguſt 15,50. Das Jahresmittel beträgt hier - 11,2, in Werdojansk 16,7 Grad Celſius. Der fürdyterlichen Kälte im Winter entſpricht alſo während des kurzen Sommers eine ſehr
intenſive Hiße und dieſer verdankt , wie Müller ſich aus ,
drückt, Jakutsk jeine reicien Ernten faſt aller weiter nach Süden hin vorkommenden Feldfrüchte. Ueber die Ader
bau-Verhältniſſe Sibiriens und ſpeziell Jakutsk's näher ein zugehen , müſſen wir uns leider verſagen , obſchon die diesbe züglichen Mitteilungen ſehr lehrreich erſcheinen. In Wer chojansk batten die Reiſenden ſelbſt Gelegenheit , vom
Abend des 17. bis zum Nachmittag des 21. November einen ununterbrochenen Queckſilberfroſt zu beobadyten , der aber faum -- 41 Grad Celſius erreichte ; bei abſolut ſtiller und klarer Luft , wie das dort Regel iſt, tritt der Queck
ſilbergefrierpunkt bei – 40 Grad Celſius ein. Wenn der Wind ſich erhebt , wird die Kälte unerträglich. Die echte Punga , der Schneeſturm , geht erſt eigentlich in den joge nannten ſchwarzen Monaten los , in der Zeit , wo die
Merkwürdig iſt,
Sonne nicht mehr aufgeht. Dann iſt von Himmel und
daß vor mehr als einem Jahrhundert erſchienene Karten
Erde in dem Chaos der wirbelnden Eisteilchen nichts mehr
Namen nach ſeinen Angaben eintrug.
Zur Geographie von Oſtſibirien .
164
zu unterſcheiden , der rajende Sturm vermag jelbſt leidte Gebäude unzureißen und wenn um die Zeit des Wiedererſcheinend der Sonne, etwa am 18. Januar die furdyt
barſten Schneeſtürme eintreten , dann ſd ließen ſich audy die Eingebornen , die ſonſt immer aud, in den ſdwarzen Monaten ihren Beſchäftigungen im Freien nad geben, oft
auf einige Wochen in ihre Behauſungen ein , die viel ſolider gebaut ſind, als in der Waldregion , um der Wucht der Stürme genügenden Widerſtand darzubieten. Wir haben in dieſen Gegenden das entidiedenſte Kontinentalklima mit den größten Gegenſäten der Winter- und Sommertemperaturen. Am Ural hört die Wirkung des Atlantiſdien Meeres auf, beim Eismeer kann man im allgemeinen kaum von einem mildernden Einfluß ſpreden , obwohl er nach Müller in einzelnen durdyforſditen Gebieten doch etwas zu verſpüren iſt und die Gebirge des Ditens und Süd oſtens halten den des Pazifiſden Dzeans auf. ,
Die Wirkungen dieſes Klimas auf die Vegetation
in Dienge, wohl dieſelbe Art, die am Jeniſſei vorkommt. Obgleich nicht die geeignete Zeit mehr zum Einſammeln war , es war Mitte September, probierten ſie doch einige Wurzeln als Zuthat zum Suppenfleiſde und fanden ſie nidyt dledyt. Am Kanjalak ( Tannenflübden ), etwas über 701, Orad nördlider Breite hinaus, iſt die Grenze der Tanne. Auf der Schlittenfahrt im unteren Clenefgebiet zu ſeiner Mün dung überſchritten ſie die polare Waldgrenze bei 712 Grad. Ganz genau iſt ſie überhaupt nidt feſtzuſtellen ; denn zun genformig ragen noch einige Waldſtreifen in die Tundra binein , bie und da ſtößt man auch auf größere und klei nere Waldinſeln. Der Uebergang iſt ein ſehr allmäliger,
der Wald wird immer įd lediter und früppliqyer , es mehren ſid die Zeiden ſeines baldigen Aufborens. In Muſe ſtunden , deren die Neijenden ſehr viele hatten , beidhäf
tigten ſie ſich mit dem Zählen der Jahresringe und dem Meſſen der Bäume. Sie fanden in der Tundra noch hie und da im
Boden ſtehende Wurzeln großer Waldbäume
weit außerhalb der gegenwärtigen Waldgrenze , fie doku
zeigen jid in zwei Grenzlinien , in der des Waldes und des Getreidebaues. Mit der leşteren hören die feſten 911-
mentieren vielleicht das Zurückweichen der Baumgrenze.
ſiedlungen auf, jenſeits der Grenze des Waldes mit ſeinen
Auf der Heimreije trafen ſie etwa unter 66 Grad nörd
Pelztieren und Beerenſträudern beginnt die Tundra und endigt am Eismeer. Unter 64 Grad nördlider Breite nahmen die Reiſenden von einem Baume Abſchied , der in Norwegen noch über den 70. Breitegrad und zwar in dönen Erema plaren binausgeht, von der Kiefer , Pinus sylvestris; es war an der Kifinti, cinem Nebenflüßchen der unteren Tunguska. Im Wiljui-Gebiet waren weite Fläden meiſt nur mit Renntiermoos oder Weidengeſtrüpp bedeckt , damit wechſelten Waldſtrecken , faſt nur aus Lärchen beſtebend, während Weißbirken und Tannen idon anfingen , ſeltener zu werden . Die Lärchen ſelbſt, dod nod weit von ihren Verbreitungsgrenzen entfernt, waren ſtark verfrüppelt ; namentlich fanden ſich oft Bäume, bei denen der Stamm
lid) vom Werdyojansk- (Gebirge die Polargrenze einiger Waldbäume, der Cipe , der Zwergzeder 1 und der Birke.
in eine Menge faſt gleichſtarker Aeſte auslief, die eine runde
Zwiſden dem Olenef und der Lena fanden ſie überhaupt 226 Pflanzenarten . In der Riditung auf Jakutsk führte ſie der Weg das Thal der Tukulana hinab durd, einen pracht vollen Wald mit enorm diden und hohen Bäumen , herr lich gewadyjen und didt nebeneinander ſtehend , mit reich
lichem und mannigfaltigem Unterholze. Fajt alle ſibiriſchen
Holzarten traten hier gleidizeitig auf und zwar in ſo do: nen Eremplaren , daß die Reiſenden kaum glauben konn ten , daß ſie an ihrer Polargrenze ſtehen – zunächſt die Weißbirke in ganzen Beſtänden, dann die Ebereiche mit ihren ſchönen roten Beeren , die der Sdynee noch nicht
Krone bildeten , als ob ſie fünſtlich burd den Gärtner
herabgeworfen batte ; auch der Faulbaum und die Tanne, letztere zuerſt in einzelnen Eremplaren , dann in ganzen
geformt fei. Am oberen Clenet fanden die Reiſenden die wenigen Beeren gereift , welche dieſe Zone bietet , rote
herrlichen Gruppen , natürlich aud alle anderen weiter nach Norden
noch
vorkommenden
Holzarten (Pärden ,
Johannisbeeren , klein und ziemlich ſelten , Blaubeeren in
Weiden , Pappeln , Ejpen , Zwergzedern ), ſind aber
größerer Menge, aber nicht beſonders (dymadhaft und bie und da winzige Preißelbeeren. Welder Kontraſt mit der Tunguska in den Breiten von 64 und 65 Grad , wo die
da ſchon ſo kräftig, wie im fernen Süden. Nur einen Waldbaum vermißten ſie noch , die Kiefer und auch ſie
Blau- und Johannisbeeren , namentlich die ſchwarzen,
nod ) erwähnen , daß unſere Reijenden im Dorf Sſiktjach
an denen Ditſibirien überhaupt ſo reich iſt, jebr vertreten
an der Lena unter dem 70. Grad mit prächtigen felbſt gezogenen Kartoffeln überraſcht wurden , außerdem hat
waren .
Sellenweiſe fehlt es aud nidit an Himbeeren ,
von denen ſie am oberen Dlenek nur ein paar vereinzelte Sträudvlein fanden. Dieſe Gegend am Clenek war den Tunguſen von Intereſie , weil ſie ſich von hier ihren Thee
vorrat holen . Es giebt hier nämlich in Menge einen Frauenſchuh, der im ſüdlichen Sibirien ſehr häufig, am Olenet aber , wie es ſcheint , nur auf dieſe Dertlichkeit
bejdränkt iſt.
begrüßten ſie am nächſten Tage. Als Kurioſität will idy
man dort auch Rüben , Rettige und Robl erzielt.
Im Janagebiet, aud) etwa unter 70 Grad , ſollten ſie durd einen anderen Akklimatiſierungsverſuch nidyt weniger überraſcht werden . Sie fanden in ihrem Wit den glüdlichen Beſiber eines ſtattlichen Viehſtandes von etwa 20 Pferden und 10 Stück Rindvieh. Erſtere ſind bereits von ſeinem
Die Blüten dieſer Pflanze ſind ein gutes
Theeſurrogat und ganz wohlſchmeckend. Unter 70 Grad ſahen die Reijenden an ihren Landungsplätzen Meerrettig
1 (Hewiß die ſibiriſche Zeder, Pinus cembra. Griſebachs Vegetation der Erde, 1. Seite 167.
Vergleiche
Zur Geographie von Oſtſibirien .
165
Großvater hieher gebrad)t und die gegenwärtigen Judi
gejagt , dieſelben haben vielmehr vor ihnen einen großen
viduen icon hier geboren und aufgewacjen. Sie gehören einer zwar kleinen , aber ſtämmigen Naſſe an , haben ein
Neſpekt.
dichtes Fell und ertragen die furchtbare Kälte ausgezeichnet.
Mit dem Beginn des Frühlings, Ende Mai, regte ſidy aud) ganz gewaltig das Leben in der Natur. Tauſende von Vögeln ließen Tag und Nadyt ihre Stimmen er dallen und zum erſtenmale hatten die Reiſenden das Schauſpiel der nidit untergehenden Sonne. Dabei wogte das vorliegende Gebirge infolge von Luftſpiegelung wie die Sellen des ſtürmiſch bewegten Meeres und dazu ſang die ſibiriſche Nachtigall ihr Lied , zwei Arten des Kukufa ſuchten ſich zu überſdyreien und die verſdiedenſten Sumpf und Waſſervögel vervollſtändigten den munteren Chor.
Tag und Nacht , Sommer und Winter ſollen ſie ſich im
Freien aufhalten.
Viel größere Mühe dagegen erfordert
die Rindviehzucit , die ſicy übrigens reichlich lohnt. Denn die dortigen Kühe werden als ſehr mildreid, gelobt. Dieſe Tiere ſind nidt die äußerſten Vorpoſten ihrer Najſe nach Norden zu ,
ſondern , wie den Reiſenden erzählt wurde , ſollen Kübe, von Pferden gar nicht zu ſpredien , ſelbſt noch in Uſti
Jansk an der Janamündung unter dem 71. Grad mit bedeutendem Erfolge gezüchtet werden , wozu die dortige gute Weide das meiſte beiträgt. Viad Anjidt ibres ir tes würde die Viehzucht ſelbſt an der Lena - Mündung eine lohnende ſein , da auch dort treffliches Futter auf der
Tundra -Weide zu finden ſei. Aud nod anderes erfuhren fie über die Fauna des unteren jana -Gebietes. Häufig
Im Sommer iſt Ueberfluß an Waſſervögeln.
Un anderen Orten traf man auf zahlloſe Sdaaren von Gänſen und Gagaren ( Columbus ). Zu hunderten erhoben ſich die erſteren unter großem Gejdvrei und Flügelſchlagen , während die laute , faſt an Kindergeldrei erinnernde Stimme der Gagaren ſich beſonders bemerkbar madite. Es fehlte nidt an Schwänen , Enten und Kraniden ,
kommen hier nur Füdiſe und in der benadybarten Tundra Eisfüdiſe und Kenntiere vor , aud Haſen und Germeline. Eidbörnchen ſind nicht häufig , aber von guter Qualität; von anderen Pelztieren kommt der Zobel gar nidt, der Vielfraß nur äußerſt ſelten vor , von Raubtieren nur ausa nabmsweiſe ein aus den gebirgigen Teilen der Tundra
berübergekommener Wolf, der Bär dagegen iſt ganz unbe kannt. Intereſjant war die Viadridt, daß ned vor 15 Jah ren hier Elenntiere vorgekommen , ſeitdem aber gänzlid verſchwunden ſeien . Sie weiden wie an der oberen Tungusta auch hier nad Süden zurück. Die Ausfübrungen über das Nenntier , welches die Grundlage der Eriſtenz für die dor
Meiſen , Schneeammern und Sdneehübnern , an Möven und Raben ; unter den letteren ſind beſonders die Un glüdsbäher zu nennen , bübiche , faſt an Papageien erin
nernde Vögel mit grauem und orangegelbem Gefieder. Von Haubgeſindel waren beſonders die Falken vertreten, die in den llferfelſen des Clenet zahlreich nijten. Mit der wärmeren Jahreszeit ſtellen ſich aud die Mücken und Bremſen ein . Es geht über alle Bejdreibung, wie läſtig ſie Menſchen und Tieren werden. Dabei kann man nicht unterlaſſen, eines kosmopolitiſdien Sdymaroßers zu gedenken , der ſich auf einer Reiſe , wo man namentlich in den kalten 1
Monaten ſich
ſelten
der Kleider entledigt,
don nad
tigen Bewohner bildet, kann füglid übergangen werden . Asas
einigen Woden mit Naturnotwendigkeit einſtellt. Nur den
den Reidotum an Fijden in den ſibirijden Flüğjen und den
Kopf kann man durdy beſtändiges Rämmen rein erhalten. Außer den Mücken fanden ſid, auch die übrigen Inſekten zahl reider ein ; Motten , weniger Käfer , dafür mehr Schmetter linge. Die beiden Tungujen wurden eifrige Sometter lingsjäger und gute Eremplare wurden ibnen per Stüd mit 142 Kopefen honoriert.
zahlreiden Tundra -Seen betrifft und deſſen Bedeutung als Volfsnahrungsmittel, ſo kann ebenfalls darüber hinweg gegangen werden . „ Im allgemeinen," ſagt Müller , ,,deint
die Säugetierfauna , mit Ausnahme der Renntiere, die
wohl wenigſtens in einigen Gegenden recht zahlreich ſein müſſen , ſowohl hier als in allen von uns in diejem Jahre (es iſt Ende September) durdyzogenen Gegenden eine wie an Arten , jo an Individuen arme zu ſein .“ Er gibt Middendorf Recht, welcher meint, daß die Urwälder Si biriens faſt ausgeſtorben erſdeinen an Tieren und daß man dieſe nur dort in großer Menge und Mannigfaltig feit antrifft , wo man ſich den Grenzen des Waldes, jei
es den Niederlaſſungen des Menſchen oder aud) der Tundra ,
Zum Schluß ſeien Müllers magnetijde Beobachtun gen noch kurz erwähnt. Sie führten ihn zu dem Reſultat, daß das magnetiſche Intenſitätsmarimum zwiſchen dem Clenet und dem Wiljui zu ſuchen ſei , zwijden dem 64.
und 65. Breitegrad , während nach der Theorie von Gauß dasjelbe bedeutend weiter nordöſtlich, faſt bis zur Mün dung des Dlenek, zu liegen kommt. Unter 720 567 fand
An der Clenet-Mündung finden fich Haſen in
er die Inklination 830 18' , größer, als ſie 1823 auf
großer Menge. Den eigentlichen Reid tum der dortigen
den neuſibirijden Inſeln gefunden wurde -- ein Beweis, daß ſich der Inklinationspol den Geſtaden Sibiriens nähert.
nähert.
Bewohner bildet aber der Eisfudis , welcher in der Tun dra ſehr häufig iſt und vorwiegend in Fallen gefangen oder auch aus dem Baue ausgegraben wird. Die hoch geſchäßte blaue Varietät des Eisfudhjes ſcheint dort unbekannt zu ſein. Von größeren Meertieren wußte man den Rei
Im Zuſammenhang mit erſterer Angabe ſei noch eines Mannes gedadıt, der als Miſſionär Chitrow den unteren Dlenek beſucht und eine in vieler Hinjidit hodiſt intereſſante Beſdreibung nebſt Karte der von ihm bereiſten Gegenden
Aud Eisbären ſcheinen nicht
berausgegeben hat. Es iſt der gegenwärtige Biſchof von
bäufig zu ſein und werden von den Eingebornen nidt
Jakutst, Dionyfij, dem die Reiſenden dort vorgeſtellt wur
jenden nichts zu erzählen . Ausland 1883 Nr . 9.
26
Schiltberger Studien .
166
den und der ihnen entgegeneilte mit den Worten : ,,Nun ſagen ſie mir doch , wo liegt denn eigentlid der ſibiriſdie Intenſitätspol des Erdmagnetismus ?"
drei anderen weit vorzuziehen iſt (wenn den letztere der
Sdiltberger-Studien.
die übrigen , indem ſie beſſere Cesarten ( beſonders bei den Eigennamen ) und eine größere Vollſtändigkeit des Tertes
Abfajungszeit nach älter ſein mögen .)
Dieje Handſchrift ſchließt ſich an den bis jeßt nicht bekannten Roder archetypus unbedingt weit näher an , als
Ueber den baverijden Drientreijenden Johann Schilt
berger finden ſich bibliographiſche Mitteilungen in den litterargejdiditlichen Werken von Panzer 1 , Ebert ?, Jain 3, Ternaur - Compans 4 , Gräße 5 und Brunet "; aber alle darin gebrachten Notizen ſind mehr oder minder un vollſtändig. Etwas ausführlidier , jedoch ebenfalls nidit erſdöpfend , iſt die von Tobler i gelieferte Zuſammenſtel lung. Als Einleitung zu ſeiner englijden lleberjebung Sdiltbergers bradite Telfer eine vorzüglide bibliograph
enthält und überdies bei ihr die einzelnen Kapitel in einer mehr ſyſtematijden Ordnung auf einander folgen. in der Vorrede zur Sdiltbergerausgabe von Neu
mann ' wird irrtümlid mitgeteilt, daß dieſe Nürnberger Handſdrift zu Verluſt gegangen ſei. Hingegen wird ſie bei Tobler wieder erwäbnt. Telfer führt zwei Nürnberger
anddriften an und und unterſcheidet dieſe wirklich vor bandene von der bei Neumann als verloren bezeid neten ; zu
iſche Sfizze , in welcher uns eine ſorgfältige Zuſammen
diejer Anjicht wurde er durd einen Partial-) Katalog
ſtellung aller früheren Bearbeitungen geboten iſt, die aber trokdem immer nocy nidit vollſtändig genannt werden kann.
der Nürnberger Bibliotbet ? beſtimmt, worin unter Nr. 66
Etwas lückenhafter ſind jodann wieder die bei Röhricht
Meißner und bei Rertbeny io ſich vorfindenden Darſtellungen .
Die hier verſuchte abermalige Inangriffnahme dieſes Themas bezweckt daher, die nadweisbaren lluridytigkeiten der vorausgegangenen Arbeiten zu vermeiden , ohne daß
dabei ein Anſpruch auf vollſtändige Genauigkeit erhoben werden ſollte. I.
Die Handſdriften.
Es ſind vier handſdriftliche Ausgaben unſeres Autors vorhanden , welche insgeſamt der zweiten Hälfte des fünf zehnten Fabrhunderts angeboren . 1. Die in der Nürnberger Stadtbibliothek befindliche
cin Sammelband von Handdyriften (barunter Sdiltberger) verzeidynet iſt , welder ſich nidyt vorfindet. Dödſt wahr:
deinlich haben wir es aber bier blos mit einem Jrrtum beim Katalogiſieren zu thun ; denn die einzelnen Beſtand teile dieſes Rollektivbandes , weldie im Katalog aufgeführt ſind, ſtimmen ganz genau mit dem Juhalt eines anderen Sammelbandes Nir. 34 überein , welder ſich wohlerhalten in der Bibliothek befindet und der u . a . auch unſeren , wertvollen Sdiltbergerkoder enthält. Da außerdem auch Panzer nur eine Handſchrift und zwar die hier erwähnte aufführt, jo iſt man daber offenbar berechtigt, in dieſem Falle auf eine bibliotbefariide Dittographie zu ſchließen.
Von dieſer Nürnberger Handſdyrift weidhen nun die
Handſdrift11, welche binjichtlich des fritiſchen Wertes den
drei andern bedeutend ab. Dagegen ſtehen ſie unter ſich in engerem Zuſammenbang und gleiden ſich vollſtändig hin ſiditlich der Reihenfolge und Abteilung , ſowie des Inbalts
1 Panzer. Annalen der älteren deutſchen Litteratur. 1. Band.
der einzelnen Kapitel; abgeſehen von einigen durch ein
Nürnberg 1788.
2 Ebert. Allgemeines bibliographiſches Periton . 2. Band. Leipzig 1830. 3 Hain . Repertorium bibliographicum . 2. Band. Stutt
Verſehen bewirkten Auslaſſungen zeigen ſie nur hinſichtlid)
gart und Paris 1831.
dium des Nürnberger Koder mit dem Ardetypus in Ver
4 Ternaux -Compans. Bibliotheque asiatique etc. Paris 1841.
5 Gräße. Schrbuch einer allgemeinen litterärgeſchichte. Il 2b . Dresden und leipzig 1842. Gräße, Handbuch der allgemeinen Litteraturgeſchichte II . Leipzig 1850. Grüße.
Trésor de
livres rares et précieux.
VI . 1 .
Dresden , Genf, London und Paris 1864. 6 Brunet.
Manuel du libraire V. 5. Auflage. Paris 1861.
7 Tobler. Bibliographia geographica Palaestinae. Leip zig 1867 . 8 Siche oben im Tert IV 5.
9 Köhricht und Meißner. Deutſche Pilgerreiſen nach dem heiligen Lande.
der Lesarten eine teilweiſe Verſchiedenheit. Sie müſſen deshalb eine Vorlage benutzt haben , weldie ohne das Me bindung ſtand.
Leider ſind nur zwei von dieſen Hand
ſchriften vollſtändig auf uns gekommen , während die dritte unvollendet geblieben iſt. Jene erſteren reiben ſid hinſicht lich der Korrektheit des Tertes in folgender Ordnung an die Nürnberger Handſdrift an : 2. Die Handdrift von Donaueſdingen3, der fürſtlicy Fürſtenbergiſchen Bibliothek daſelbſt gehörig . 3. Die Heidelberger Handſchrift “, Eigentum der Uni verſitäts- Bibliothek
Berlin 1880.
10 Kertbeny. Bibliographie der ungariſchen nationalen und internationalen Litteratur.
Den Sdpluß dieſer Reihe bildet die Fragment ge
Budapeſt 1880 .
11 Papierhandſchrift des 15. Jahrhunderts in groß Cuart aus 60 Blättern beſtehend. Sie befindet ſich in einem ſtarken Cammel
band gemeinſchaftlich mit drei anderen Handſchriften , den Reiſe werken des hl . Brandan , des Johann von Montafilla und des Brna
ders Ulrich von Friaul, während am Anfang eine gedrudte Ausgabe von Marco Polo ( Augsburg 1481 bei Sorg ) beigebunden iſt.
1 Siehe oben im Tert IV . 3.
2 Bibliotheca sive supellex Librorum etc. Nuremberg. 3 Papierhandſchrift des 15. Jahrhunderts, in klein Quart aus 96 Blättern beſtehend. Papierhandſchrift des 15. Jahrhunderts in flein Quart, ans 131 Blättern beſtehend.
Smiltberger - Ctudieit.
167
bliebene Handſdrift von St. Gallen , im Beſit der Stiftsbibliothek daſelbſt. Sie enthält nur die erſten 26 Kapitel (nach Neumann's Ausgabe ), d. i. etwas über ein
Berlin (Kgl. Bibliothek) , Leipzig (Univerſitätsbibliothek ), Zürid ( Stadtbibliothef ). 2) Ausgabe von 58 Blättern ( die Seite zu 33 bis 34
Drittel des Ganzen ; es fehlen demnady die wichtigſten
Zeilen ).
Sie iſt ein Nachdruck der vorhergehenden , von der
geographiſchen Partien des Werfes , was um ſo mehr zu beklagen iſt, als dieſe Handſchrift ſelbſt vor der Nürnberger
jie im Tert nur ganz unbedeutend abweicit. Vor dem
den Vorzug beſißt , daß bei ihr die Zahlenangaben nid)t zu einer allzu maßloſen Höhe hinaufgeſchraubt ſind. In be zug auf die übrigen Lesarten ſteht dieſer Koder dem
eigentliden Anfang hat ſie noch eine Art Ueberſdrift mit folgendem Wortlaut: Hiye vahet an der Schildtberger der vil wun
Donaueſchinger näher, als dem Heidelberger.
Die Donaueſchinger Handſchrift war auch die (wenn audy nur mittelbare) Quelle für die (mutmaßliche) Editio princeps , von der wieder die anderen Inkunabelii und in weiterer Folge die ſpäteren Drucke ausgegangen ſind, während von der Nürnberger Handſdrift, ſo viel bis jetzt bekannt iſt, keine Naddrude eriſtieren.
ders erfaren bat in der hevdenichafft und in der Türcfev.
Sodann folgt erſt die eigentliche Erzählung: Id Sdildtberger czohe auß von meiner Hey
met mit namen auß der ſtat München 2c. Der Schluß lautet: Ein ende hat der Schiltberger.
Dieſe Ausgabe wird in keiner der älteren Bibliogra II .
Die Inkunabeln.
Die Inkunabelausgaben , von denen ich Einſicht nehmen fonnte , ſind ſämtlid in Folio s. I. a. e. typ. n, und
phien , ſondern zum erſtenmal von Telfert erwähnt. Sie befindet ſid) in zwei Gremplaren auf der Münchener Hof und Staatsbibliotbef.
mit je 15 Holzidnitten verſehen , die in allen Ausgaben
3. Ausgabe von 45 Blätten, zweiſpaltig gedrudt ( die Seite zu 37 Zeilen). Sie iſt ein Nachdruck von Nr. 2
gleich ſind. Bezüglich ihrer Verwandtſchaft mit dem hand
und gleich dieſer mit einer Ueberſdrift verſehen :
driftlichen Terte folgen ſie in nad ſtehender Weiſe auf einander :
Hie vabet an der ſchildberger ( sic) , der vil wunders erfaren hatt in der beyden daft und
1. Ausgabe von 48 Blättern ( zu 32-36 Zeilen die Seite). 2
in der türdey.
Der Anfang lautet fodann :
Der Anfang lautet : Id Schildtberger3 zoche aus von meiner hei met mit Namen auß der ſtat mündyen 2 .
Am Schluſſe ſteht: Ein ende hat der Schiltberger (sic). Obwohl bei dieſer Ausgabe der Wortlaut des Tertes
im allgemeinen mit dem der Donaueſchinger Handſchrift übereinſtimmt, jo finden ſich dabei mande Verſchiedenheiten , ſo daß man zwiſchen beiden wenigſtens noch eine Ausgabe annehmen muß, entweder eine ältere Inkunabel (vielleicht eine der unten erwähnten Nr. 3 oder 4) oder eine ſpätere
Id ſchildberger zobe auf vonn meiner Hey: met mit namen auß der Stadt München 2c. und der Solub:
Ein ende hat der Sdildtberger (sic). Von dieſer Ausgabe iſt ein Eremplar in Berlin (Rgl. Bibliothek) und eines (jedoch ſehr defekt) in München (Hof- und Staatsbibliothek ).
Sie wird zuerſt erwähnt in
dem Katalog der Bibliothek des Kaiſerl. Pfalzgrafen und Geſdiditsprofeſſors in Altdorf, Chriſtian Gottlieb Sdwarz.! Nach dieſem Werke zitierte ſie Panzer, jedoch mit der
irrigen Variante „ beidenſchafft " ; aus Panzer ſchöpften fo
Handdrift.
dann Hain und Größe (Lehrb .), natürlid mit derſelben
Dieſe Ausgabe wird nur bei Brunet aufgeführt. Daß er ihr ſtatt 48 Blätter nur 47 und ſtatt 15 Holzſchnitte nur 14 zuſdyreibt , erklärt ſich wohl daraus, daß er ein
irrtümlichen Lesart .
Außer dieſen drei Inkunabeln , welche id ſelbſt zu Geſicht bekam und vergleichen konnte , werden in den er:
defektes remplar flüchtig kontrolierte.
wähnten bibliogaphiſden Werken nod) einige andere auf
Eremplare dieſer Ausgabe finden ſich in Münden
geführt, jedod, ohne Nennung ihres Aufbewahrungsortes :
( Hof- und Staatsbibliothek) , Augsburg (Kreisbibliothek),
4. Ausgabe von 40 Blättern ( 33 Seilen die Seite) .
1 Papierhandſchrift des 15. Jahrhunderts in Folio ; zweiſpaltig,
Mit Holzidnitten s. I. 8. a. Folio. Die Ueberſchrift lautet: Hie vachet an der ſchildberger der vil wunders
aus 22 Blättern beſtehend. Sie befindet ſich in einem (940 Blätter
erfaren hatt in der beydenſchafft und in der türckey.
ſtarken ) Sammelband, welcher außerdem noch eine Weltchronif,
Sie wird zuerſt erwähnt von Ebert , der dazu in Klammern beijest : Ulm 3. Zainer 1473 ? Dasjelbe Zitat , mit dem nämlidien Zuſat (aber mit Hinweglaſſung des Fragezeichens) gibt Größe ( Trésor ). 1 Bibliothecae Schwarzianae pars II. Altdorf und Nürn .
den Briefwechſel Aleranders M. mit Dindymus, die legende der hl. drei Könige und I. de Mandeville's Pilgerfahrt enthält.
,
2 Nach einer Mitteilung des Herrn Bibliothekars Kränzler in Augsburg iſt dieſe Ausgabe bei A. Sorg in Augsburg gedruckt.
3 Dieſe Ausgabe hat , wie faſt alle nadhfolgenden , dieſe ab weichende Schreibweiſe des Namens angenommen .
berg (1769 ).
Schiltberger Studien.
168
Sodann wird ſie bei Brunet angeführt, ber fie folgender:
Darin werden anfänglich die Verdienſte Schiltbergers
maßen charakteriſiert: Edition précieuse sans lieu ni date mais qui , probablement, a été imprimée a Ulm
hervorgehoben , ſeine Glaubwürdigkeit gerühmt und in be
par Jean Zainer vers 1473.
zug auf ſeine legendenhaften Beridyte wenigſtens der Bor wurf einer abjidhtliden Täuſdung zurückgewieſen ; alsdann
5. Folivausgabe s. I. e. a . zweiſpaltig gedrudt ( die Seite zu 33-34 Zeilen ) mit folgender Ueberſdrift:
folgt eine Geſchidite des türlijden Heides in kurzem Aus zuge, wobei beſjen Gefahr für die abendländiſdie Welt
Hier vabet an der Sdvildtberger , der vil wunders erfaren hat in der bevbendafft und in der Türden . Sie wird von Tobler erwähnt.
6. Quartausgabe.
Franffurt. 1494.
Sie wird bei Größe ( Lehrbud ) erwähnt; vielleidt iſt ſie aud identijd mit einer zweiten , im Sdwarz'den Ha
talog folgendermaßen aufgeführten Ausgabe: ,, Nr. 103. Der Spildberger, der vil wunders
betont wird; den Sdlub bilden moraliſche Betradtungen allgemeiner Natur.
Die Holzidnitte in dieſer Ausgabe ſind 15 an der Zabl, einer davon auf dem Titelblatt ; ſie ſind von denen der Inkunabeln veridieten , ſind jedoch gleich jenen dem Tert
angepaßt, wenngleid fie and eine etwas mehr anadyro niſtiſche Form angenommen haben. Eremplare dieſer Ausgabe beſitzen die Hof- und Staats-,
erfaren hatt in der beidenſchafft und in der Türdev.
ſowie die Univerſitäts -Bibliothek in Münden , desgleichen
Folio .
die in Leipzig , ferner die Rgl. Bibliotheken in Dresden und Berlin ( leştere zweimal), ſo wie die Stadtbibliothek
„ In fine deficiunt quaedam .“6 III .
Die Ausgaben des 16. und 17. Jahrhunderts .
Dieſe unterſdeiden ſich von den älteren Ausgaben darin , daß ſie mit einem ausführlichen Titel , außerdem mit dem Namen des Drucers und bisweilen auch mit Angabe des Drudjahres verſehen ſind, wäbrend die Seitenzahl nodi meiſtens fehlt. Das Format iſt im 16. Jahrhundert Duart, im 17. Oftav und Duodez. Zbre dronologijde Aufeinan derfolge iſt die nadyſtehende: 1. Die Nürnberger Ausgabe s. a . Gedruckt bei Jobann
in Züridy; nadı Ebert aud die Bibliothek in Wolfenbüttel. 2. Die Frankfurter Ausgabe 1549 . Gedruckt bei Hermann Gülfferich zum Krug in der Sdynurgaſſe. Sie iſt ein Nachdrud der vorbergehenden , mit der jie baher im Tert vollſtändig übereinſtimmt. Im Titel wurde cine geringe Aenderung vorgenommen und demſelben eine kürzere Form gegeben.
Sdvildtberger, Ein wunderbarliche unnd kurzweilige .Hiſtoryy, Die Sdildtberger, einer auf der Stadt Münden in Bayern , von den Türden gefangen , in die Heydenſchafft gefüret und wider heimkommen iſt, ſehr lüſtig zu leſen. Desgleiden wurde die Einleitung am Sdíluſſe etwas
Berg und Ulrich Newber. 1
Der vollſtändige Titel lautet: Schildtberger, Ein wunderbarlide unnd fürtzwevlige Hiſtori,
wie Sdildtberger, einer auß der Stat München in Bayern , von den Türden gefangen , in die Heydenicafft gefüret unnd wider bevm kommen. Item , was ſid, für frieg unnd wunderbarlider thaten , dieweyl er inn der Heydenſchafft geweſen, zugetragen , gant kürtzweylig zu leſen.
Con den Inkunabeln unterſcheidet ſich dieſe Ausgabe
abgefürzt.
Statt der 15 Holzſchnitte der früheren Ausgaben ent
hält dieſe 37 , welche größtenteils aus dem (ein Jahr vorher ebenfalls bei Güljferid gedructen ) Reiſewerk des Ludovico Vartomans von Bolonia ganz ſyſtemlos entlehnt ſind und an beinabe keiner Stelle mehr zum Terte paſſen .
Eremplare dieſer Ausgabe ſind in München (Hof- und
außerdem noch durch die Beifügung einer Einleitung von
Staatsbibliothek) und Berlin (Kgl. Bibliothek ).
vierzehn Seiten mit dem Titel : ,, Ein güttlider unterridt denen , ſo dieß
3. Die Frankfurter Ausgabe 1553. Vollſtändig über einſtimmend mit der vorhergebenden Ausgabe und gedrudt, wie dieje , bei Hermann Gülfferid) 2c. Ein Eremplar davon iſt in Berlin (Kgl. Bibliothek.) 4. Die Frankfurter Ausgabe 1554. Gleichfalls (ganz unverändert) gedruckt bei Hermann Gülfferid 2c. Ein Eremplar dieſer Ausgabe befindet ſich in Zürich
büdlin leſen, zu vermerken .“ | Tobler erwähnt cine ältere Ausgabe von 1513, ohne jeded)
für deren Eriſtenz erſchöpfende Beweiſe beizubringen. Er fand die erwähnte Jahrzahl gedrudt am Ende eines Saminelbandes, aber blos bei dem zuletzt beigebundenen Reiſewerk des „ Petrus,
pfarrer zu Suochen “, während bei den vorhergehenden Biichern , worunter „ Schildtberger“ , fein Datum angegeben war ; hingegen ſtand bei unſerem Autor eine Randbemerkung geſchrieben : „ 1473 in Ulm von Johannes Zeiner gedruckt.“ Der von Tobler mitgeteilte Anfang dieſer Ausgabe läßt erkennen , daß er hier die älteſte Il kunabel vorfand ; wenn er das Format derſelben als Quart ſtatt
Folio bezeichnet , ſo widerſpricht das dieſer Vermutung nicht, indem
(Stadtbibliotbef ).
5. Die Frankfurter Ausgabe s. a. Gedruckt bei Weigand Han zum Krug in der Sdnurgaſje.
Han war der Stiefſohn und Geſchäftsnadyfolger
Gülfferichs, welch lekterer mutmaßlich 1556 ſtarb.1
bei Wegjchneiden des ſehr breiten Randes ſämtliche Inkunabeln das Ausſehen von groß Quart erhalten können .
1|
Vergl. Allgemeine deutſche Biographie s . v. Han .
Schiltberger Studien .
Dieſe Ausgabe iſt ein Nachdruck der Gülfferidy'ſchen , von der ſie ſich nur hinſichtlich der Orthographie (beſon ders der Eigennamen) in ganz geringem Maßſtabe unter ſcheidet. Eremplare davon ſind in der Hof- und Staatsbiblio
thek zu München und in den Kgl. Bibliotheken zu Berlin und Dresden .
Ebert zitiert dieſe Ausgabe nach Panzer , fügt aber noch bei : (um 1554 ) ; dieſer Zujak findet jich jodann ebenfalls bei Größe ( Trésor): ( vers 1554 ).
6. Frankfurter Ausgabe 1557 (in Quart). Crwähnt bei Ternaur Compans , woſelbſt der Titel ( offenbar verfürzt)
folgendermaßen angegeben iſt: Sdyildberger.? Gefangenſchaft in der Türder . 7. Frankfurter Ausgabe s. a . Gedrudt durch Nevandt (sic) Hanen Erben. (Weigand Han ſtarb 1502. ) 3 Ein Eremplar dieſer Ausgabe befindet ſid, auf der Stadtbibliothek zu Baſel .
Zwiſchen dieſen Frankfurter Ausgaben führt Telfer nod eine andere gleichzeitige Edition auf: ,,in Klein Quart s. I. e. a . Angeblid Münden 1551. " Die Quelle für dieſe Angabe iſt Joſef Steiger,' welder nad dieſer alſo bezeid neten Edition einen kurzen Auszug
aus Sdhiltberger in „ Hormayers Taſchenbuch für die vater ländiſche Geſchichte.“ ( VII. Jahrg. 1827) lieferte. Da jedoch Scheiger für dieſes beigefügte „ angeblid ;" feine Be weiſe erbringt, ſo iſt wohl anzunehmen , daß er eine Aus
gabe s. a. vor ſidy batte , in welder die lebte Seite mit dem Namen des Herausgebers fehlte.
169
berühmten Genealogen und Topographen Deſterreichs ob der Enns, Hanns Georg Adam Frhrn. v. Hohenec 2c. her ſtammenden Sandſdrift." 1 Die von Scheiger in der An merkung gebrachte Notiz veranlaßte ihrerſeits wieder ein
Mißverſtändnis von Seite Telfers, indem dieſer die Worte ,, zu Wels " auf das unmittelbar vorbergebende Wort ,, Erem plar“ , ſtatt auf den aus dem darüber ſtehenden Tert zu
ergänzenden Ausdruck , „war geboren “ bezog und infolge deſſen überſette : ,, Scheiger saw at Wels, in Austria, a copy which was supposed to be of the year 1551 , and published at Munich. It was stated in a M. S. marginal note, that Schiltberger was born at mid-day , / on the 8th day of May. 2 8. Magdeburger Ausgabe s. a. in klein Oktav. ( Ter naur Compans fügt die Fahrzahl 1606 bei ). Bedruckt bei Johann Frannden.
Sie iſt ein Vadidrud einer Frankfurter Ausgabe und hat deren Verfürzung des Titels und der Vorrede ebenfalls angenommen . Abgeſehen von der Veränderung des For
mats bringt ſie eine weitere Neuerung durd Weglaſſung der Volzidnitte. 3 Ein Cremplar dieſer Ausgabe bejißt die Univerſitäts
bibliothek zu Straßburg . 9. Frankfurter Ausgabe 1606 in Oftav. Titel : Schildberger. Reiſe in die Heydenſdaft. Sie wird erwähnt bei Ternaur -Compans. 10. Ausgabe s. I. 1678 in Duodez : Der Tort iſt dem der Magdeburger Ausgabe gleid), cbenſo die Vorrede ; hingegen iſt der Titel etwas erweitert
Einer irrtümliden Randbemerkung in dem ihm vor liegenden Eremplar legte Sdeiger übrigens ganz ube denklid Beweisfraft bei , wie er ſelbſt in dem oben zitierten
und lautet :
Bande, S. 168 , in der Anmerkung beriditet:
Sdildberger / ciner aus der Stadt München in Bayern ,
„ Schiltberger war 1380 geboren .] Niad einer handſdrift
Sdildberger. Eine Wunderbarlide und kursweilige Hiſtorie wie
von den Türden gefangen / in die Heidenſchafft geführet
lidhen Note in dem vorliegenden alten Eremplar zu Wels
und wiederum heim fommen iſt / jebr luſtig zu leſen .
in Oberöſterreid am 9. May um die Mittagsſtunde." Obwohl ſich Schiltberger ſelbſt in ſeinem Reiſeberidyt als Mündiner bezeichnet , pflichtet Scheiger jener unkritiſchen Handgloſſe bei und führt unſeren Landsmann infolge
Widerum auf's neu an Tag gegeben. Gedrudt / im Jahre 1678.
Die Ausgabe enthält wieder Holzſdynitte und zwar 44 ; einige darunter in mehrfaden Wiederholungen ; faſt
deſſen als öſterreichiſden Neijenden auf. Erſt in einem ſpäteren Bande derſelben Zeitſdrift ( Neue Folge III . 1832) gibt ein anonym bleibender Verfaſſer dieje lokalpatriotijden
1 luter dem Ausdrucke „ vandſdıriſt “ iſt offenbar die im früheren Jahrgange ( 1827 ) erwähnte „ handjdhriftliche Note in dem
Anſprüche auf und reibt Schiltberger gebührendermaßen
alten (Druck- Eremplar“ 311 verſtehen .
wieder bei den baverijden Neijenden ein , wobei er ver
2 Dieſes Mißverſtehen des deutſchen Tertes gibt uns demnad)
fichert, der frühere Febler ſei bervorgerufen worden , durd) den faum erklärbaren Jrrtum einer aus dem Nadilajſe des
die einfadiſte Erklärmg, weshalb ein zweimaliger Verſudi Telfers von Seite der (nicht criſtierende
Bibliothek 311 Wels näheren
Aujidhluß über die erwähnte Marginalnote zu erhalten, von keinem Erfolg begleitet war. Auch ein anderes Mal wurde Telfer auf 1 Schon früher findet ſich dieſe mutmaßliche Zeitangabe in Kobolts Bairiſchem Gelehrtenlerikon . Landshut 1795 . 2 Gegen dieſe Schreibweiſe dürfen wir übrigens gerechtes
falſche Spuren geleitet und zwar durch eine bei Tobler ſich findende irrtümliche Notiz , nach welcher die unter II 1. 3. nnd III 1. 2 .
Mißtrauen hegen , da Ternaur- Compans auch bei der Gilljjerich) -
3. 5. 10. angefiihrten Ausgaben als im Beſitz der Univerſitäts bibliothek befindlid) bezeichnet-werden , ſtatt in dem der Kgl. Biblio
ſchen Ausgabe die falſche Lesart „ Schiltberger“ bringt.
theť ; auch diesmal mußten natiirlich die bei der erſteren erfolgten
3 Vergl. Allgemeine deutſche Biographie s . v . Han .
4 Scheiger (geboren 1801 ) war öſterreichiſcher Poſtbeamter, zulett Direktor in Graz (vergl . Wurzbach, Deſterr. biogr. Lexikon ). Ausland 1883 Nr. 9 .
Anfragen ergebnislos bleiben . 3 Bei Telfer ſteht : whith woodcuts, vielleicht Drudfehler ſtatt: without w . 27
Smiltberger Studien.
170
alle haben jedod nidit die mindeſte Beziehung zum Tert, ſondern ſind von anderwärts – wahrſdeinlich aus einem
keinen Sinn ergaben , durch ganz verunglückte Konjekturen zit erflären ſuchte.
katholiſchen Gebetbuche entlehnt. Zum erſtenmal ſind in dieſer Ausgabe die Seiten , 170 an der Zahl , bezeichnet. Ein Eremplar dieſer Ausgabe befindet ſich in der
mer-Purgſtall durch den trügeriſden Titel dieſer Ausgabe
Kgl. Bibliothek zu Berlin .
und ſie ſeiner Unterſudung 1 über die bei Schiltberger ſidy
11. Eine weitere Ausgabe erwähnt Tobler folgender maßen :
Am bedauerlichſten iſt dabei , daß der Drientaliſt Ham beſtimmt wurde, ihr einen wiſſenſchaftlichen Wert beizulegen findenden Orts : und Perſonennamen zu Grunde zu legen ;
troß der vielen bei dieſer Arbeit bethätigten ſcharfſinnigen
Neuer Abdruc (der Ausgabe von 1513 ) ohne An
Forſdungen mußte ſie wegen des verfehlten Ausgangs punktes dennoch nahezu ergebnislos bleiben .
gabe des Drucjahres, gegen 1700. IV .
Die Ausgaben des 19. Jahrhunderts.
1. Ausgabe von A. I. Penzel 1813 in klein Oktav. Münden . (Ohne Verlagsangabe.) Der vollſtändige Titel lautet:
3. Ausgabe von K. F. Neumann. München 1859. Klein Oktav. Der vollſtändige Titel lautet : Reiſen des Johannes Sdiltberger aus München in Europa, Aſia und Afrika von 1394 bis 1427. Zum erſtenmal nad der gleidyzeitigen Heidelberger
Schiltberger's aus München , von den Türfen in der Sdyladit von Ni
Handdrift herausgegeben und erläutert von Karl Friedrich
kopolis 1395 gefangen , in das Heidenthum geführt und
Mit Zuſäten von Fallmeraver und Hammer- Purgſtall. Dieſer Ausgabe gebührt das unbeſtrittene Verdienſt,
Neumann
.
1427 wieder heimgekommen , Reiſe in den Orient und wunderbare Begebenheiten von ihm ſelbſt geſchrieben . Aus einer alten Handſchrift überſeßt und herausgegeben von A. I. Penzel. 1
2. Dieſelbe Ausgabe in neuer (ſog . Titela) Auflage 1814 . München . Bei E. A. Fleiſchmann. Beide Auflagen ſind im Tert ganz übereinſtimmend. Die Ueberſeßung ins Neuhod)deutſche , welche dieſe
Ausgabe uns bringt, iſt nicht , wie der Titel beſagt , nady einer alten Handſdyriſt , ſondern nach der Frankfurter Edi tion von Weigand Han ,? ausgearbeitet. Nadidem idon
die Nürnberger Ausgabe die alten Sprachformen größten teils aufgegeben hatte und ihre Frankfurter Nadidrucke in
daß ſic - vielleidyt ſeit der editio princeps zum erſten mal wieder – aus einer handdyriftlidien Quelle idöpfte und infolge deſſen einen höheren kritiſchen Wert bean ſpruchen kann , als alle früheren Editionen. Außerdem iſt ſie die erſte Ausgabe, welde mit einem Kommentar ausgeſtattet iſt, indem Neumann zur Hebung verſchiedener Tertid wierigkeiten einige Noten beifügte. Wie er auf dem Titel angibt, reproduzierte er außerdem die früheren
Erklärungsverſuche Hammers zum Teil wieder und fügte ebenſo verſdiedene Erläuterungen Fallmerayers an, welche dieſer unter Benutung der oben erwähnten Inkunabelausgabe Nr. 12 verfaßt hatte. Da Fallmerayer ein weit beſſerer
gleicher Weiſe ziemlic moderniſiert erſchienen waren , hätte
Tert als ſeinem Vorgänger zur Verfügung ſtand , ſo
es von Seite eines ſpäteren Herausgebers feineswegs all
fönnen ſeine Konjekturen einen höheren Wert, als die
zuvieler Veränderungen bedurft, um auch den des Mittel
Hammer'ſchen beanſpruchen, obwohl auch bei ihnen manch ſchwierige Frage ungelöſt bleiben muß , da der falſchen
hochdeutſchen Unkundigen einen leicht verſtändliden Tert
Lesarten in der zu Grunde liegenden Edition fich noch
zu liefern. Statt deſſen war Penzel bemüht, die Han'ſde I
genug vorfinden.
Aber auch die von Neumann ſelbſt
Ausgabe noch mehr dem modernen Geſchmack anzupaſſen und bediente ſid) zu dieſem Zwecke u . a. auch der abge
beigefügten Erklärungen ſind häufig reſultatlos , da die
(dmadteſten Fremdwörter, ſo daß auf dieſe Weiſe die
von ihm benußte Heidelberger Handſdrift keinen allzubohen
ſdhlichte und naive Sprache Sdiltbergers unter ſeiner Feder
fritiſchen Wert beanſpruchen kann. Bedenklicher als die geringe Braud barkeit des Kom
ganz unkenntlich gemadyt wurde. Durch dieſen unheilvollen Ueberſeker wurde aber nidyt nur die Sprache, ſondern audy der Inhalt der Weigand Han'ſchen Ausgabe geringwertiger, indem Benzel einmal die bei Han noch beibehaltenen alten
Sprachformen aus Mißverſtändnis häufig ganz falſch wiedergab und alsdann die irrtümlichen Lesarten , welche 1 Gräße (Handb.) erwähnt eine Miinchner Ausgabe mit dem nämlichen Titel (jedoch ohne Namen des Herausgebers) vom Jahre 1823. Offenbar iſt dies die Penzel'ſche Ausgabe und die Jahrzahl blos verdruckt (ſtatt 1813). 2 Daß Penzer gerade dieſe Frankfurter Ausgabe benutzte, geht aus der bei ihm und bei Han übereinſtimmenden Schreibweiſe der Eigennamen hervor , welche in der Gülfferid) den Ausgabe teil :
mentars , wofür der Herausgeber nicht verantwortlich ge macht werden kann , iſt der Umſtand, daß der Tert der Heidelberger Handſchrift an vielen Stellen infolge von Druckfehlern 3 - oft in ſtellt iſt.
der finnloſeſten Weiſe – ent
4. Ruſſiſche Ueberſetung von Philipp Bruun.Odeſia. 1866 . 1 Berichtigung der orientaliſchen Namen Schiltberger's (Denk ſchriften der Münchener Akademie der Wiſſenſchaften. IX. Band .) 2 Sie finden ſich von Falmerayers Hand in dem von ihm benutzten Exemplar dieſer Ausgabe, das ſich auf der Münchener
!
weiſe verſchieden iſt.
Hof- und Staatsbibliothek befindet, als Randbemerkungen eingetragen . 3 Welche durch Neumanns ſchwer lesbaren Schriftzüge verur« ſacht wurden .
Sechs Monate in Orani .
Titel : Pouteshestvy 'ye Ivana Schiltbergera pa Yevrope, Asii y Afrike. Als Vorlage diente für dieſe Ueberſeßung die Neu mann'ſche Ausgabe.
Außerdem reichte Bruun verſchiedene Terterklärungen
171
dabei durch die Straßen dabin.
Ein wahrer Durſt nad
Beluſtigungen, nach Feſtesjubel hat dieſes Volk ergriffent, das während dreißig Tagen aller Freude abgeſdiworen batte. Weder Männer noch Frauen würden je eine Ein ladung zu einer Hodizeitsfeier ablehnen und wenn man
(in deutſcher Sprache) der Münchener Afademie der Wiſſen
den Eifer in Betracyt zieht , den ſie dabei entivideln , ſich
ſchaften ein , welche ſie zur Publikation ' gelangen ließ ;
zu einer ſolchen zu begeben , ſo muß man vorausſeßen,
leider ſind jedoch die ſcharfſinnigen Unterſuchungen dieſes Forſchers wegen der ſchlechten Lesarten , die ihm zu Gebot ſtanden , teilweiſe ganz gegenſtandslos. 5. Engliſche Ueberſebung von J. Budynan Telfer. London 1879 . Titel : The
bondage
and travels of Johapp
daß dies für ſie das wahre Feſt, der Gipfel alles Ver gnügens jei und doch , wer je einer arabiſchen Hochzeit
beigewohnt hat, der kennt nichts monotoneres . Man ſtelle jich nur eine zahlreiche geſellige Vereiniguug vor , bei
welcher beide Geſchledyter nicht zuſammen Zutritt haben. An einem Tage iſt das Feſt der Männer, am folgenden
Schiltberger , a native of Bavaria in Europe , Asia
das der Frauen und ſo eine Wodie lang fort .
and Africa 1396--1427. (58. Band der Hakluyt-Soziety
eſſen, wenig plaudern, ſich mögliciſt abſondern, ja faſt ein ſchlummern bei den Klängen einer Muſik, deren Rhythmus
Sammlung.) Telfer jett dem Titel weiter bei : translated from the
Heidelberg M. S. edited in 1859 by Professor Neumann . Dieſe engliſche Ueberſeßung muß in der Hauptſacie als eine äußerſt forrekte bezeichnet werden . (Daß an einigen wenigen Stellen Mißverſtändniſſe des Tertes fid
immer derſelbe iſt ; mit einem
Sehr viel
Worte, ſich dem halb
lethargiſdyen Zuſtande hingeben , der allen Arabern eigen tümlich iſt, während und ſolange ſie ein anderes Ver gnügen koſten, als das zu Pferde oder mit der Schießwaffe
vorfinden, wird jeder, der die Schwierigkeiten des Mittel hoddeutſchen kennt, als leicht begreiflich erachten . )
an der Wange und ſich nur ermuntern , um von Zeit zu Zeit den Muſikanten ein Geldſtück hinzuwerfen : Dies iſt ein Feſt der Eingebornen. Da fragt man ſich denn natür
Ein unſchäßbarer Vorzug dieſer Ausgabe beſteht außer bem darin , daß fie einen äußerſt wertvollen Kommentar
licy, worin eigentlich der Reiz ſolcher Zuſammenfünfte be ſtehen könne ? Nun wohl , er beſteht einzig in der ge
beſikt ; denn nicht bloß vom Ueberſeßer ſelbſt iſt der Tert
ichmeichelten Eitelkeit, denn der Araber iſt ſicher der eitelſte
mit gediegenen Erläuterungen bereichert worden, ſondern es wurden ihm zu dieſem Zwed auch von Profeſſor Bruun viele wiſſenſchaftliche Notizen geliefert ; dieſe, ſamt den früheren
beſten Vorwand, ſeinen Reichtum zur Schau zu ſtellen
und den Nachbar zu einem Wettſtreit der Prahlerei heraus
Erklärungsverſuchen von Neumann , Fallmerayer und
zufordern.
Hammer-Purgſtall hat Telfer ebenfalls in ſein Werk auf genommen ; eine weitere Anerkennung verdient aud die
andern durdy Koſtbarkeit der Gaben zu übertreffen und dabei iſt leider von einer großmütigen Regung keine Rede.
dem Buche beigefügte , vorzüglich ausgeführte Karte , auf welcher die Schiltberger'ſche Reiſeroute eingetragen iſt.
zu fünfzehnhundert Franken den Muſikanten zuwerfen
1
Hätte dieſe Ausgabe eine korrektere Vorlage gehabt
Menſch unter der Sonne. Hochzeitsfeſte geben nun den
Unter vornehmen
Arabern ſucht einer den
Man hat bei Hodizeiten reidie Araber in einer Nacht bis
ſo müßte man ihr unbedingt den Preis der Vollkommenheit
fehen und eine Gabe von vier bis fünfhundert iſt keine Seltenheit bei begüterten Eingebornen , die ſid, jedoch
zuerkennen .
vorzugsweiſe in der Provinz Algier finden.
Aus dem Mitgeteilten ergibt ſid , daß , obidon die gelehrte Forſchung ſich an der Erklärung Schiltberger's ſchon vielfach verſuchte, doch erſt dann wirklich befriedigende Reſultate aus dieſen Beſtrebungen erwartet werden dürfen , wenn zuvor die Herſtellung eines kritiſchen Tertes gelungen
für die Männer; was nun die Frauen angeht, denen man nur ſehr wenig Geld in Händen läßt und die in ihren Spenden faum je die kleine Münze überſchreiten, ſo wett eifern ſie durch ihre Toiletten . Ein Hochzeitsfeſt erlaubt, mit ſeinen reiden Stoffen , ſeinen Juwelen zu prangen
jein wird.
und die weniger glüdlichen Freundinnen dadurch förmlic)
Dies gilt
zu vernichten. Man muß die Gelegenheit ausnüßen , ſo ausgiebig bietet ſie ſich nicyt jeden Tag !
Seds Monate in Oran. von H. Levesques. VIII .
Ein arabiſches Hochzeitsfeſt.
Raum iſt der Ramadan begraben , ſo tritt man in
die Epoche der Hochzeiten ein . Jeden Abend werden deren drei oder vier gefeiert und phantaſtiſche Aufzüge ziehen 1 Siyungsberichte. 1869. 1870 .
Es liegt nach dem Geſagten ſehr nahe , daß wir den lebhaften Wunſd) hegten , eine arabiſdhe Hudhzeit mitan zuſehen und die Gelegenheit bot ſich uns bald von ſelbſt. Der Spabi Ben Khada verheiratete ſeine Tochter an einen
andern Spahi und fam , uns zu erſuchen , dem Feſte der Frauen beizuwohnen und wir ſtimmten natürlich ſehr gerne zu .
Es war nicht das erſte Mal, daß wir bei dem Spahi vorſprachen. Er hatte darauf gehalten , wie er naiver
Sechs Monate in Oran .
172
Weiſe äußerte, uns ſeine Frau Safia und ſein Haus zu
und durch die goldnen und ſilbernen Schönheitspfläſterchen,
zeigen, und wir hatten bei ihm eine hübſche und ange
mit denen ihr das Geſicht überſäet iſt: das iſt die Braut. Sie erhebt nicht ein einziges Mal die Augen nach dem Kreiſe , der ſie umgibt , ja manchmal ſchließt ſie dieſelben völlig. Jede Nieugekomene füßt ſie auf
nehme Moreske und einen entſeklichen Kuſſkuſju getroffen. Der Rang des Oberſtleutnants, welcher uns das erſte Mal das Geleite gab , hatte auf die Wahl der Butter entſcheidend gewirkt.
Sie war ehrwürdig ; man hatte
die Stirne und legt ihr ein Geldſtück auf die Kniee,
uns als Leute von Auszeidynung behandelt; es war nichts daran auszuſeßen. Dod id kehre zu unſerm Feſte zurüd. Wir überſchreiten die Sowelle des Hodizeitshauſes ; der Spahi erwartet uns dort , um uns zu begrüßen , ruft dann Safia herbei und verſdwindet: die Frauen , welche in ſeinem Hauſe zuſammenfamen, vertreiben ihn aus jeinem Paradieſe ; er hat nicht das Recht , mit ihnen darin zu
aber ſelbſt da madit ſie keine Bewegung und ſpielt
verweilen .
Ben Khậdas , früher als mande andere daraus befreit werde, weil ihr Gatte , der nicht aus der Stadt ſei , ſie am kommenden Morgen mit ſidy nady Sidi - bel - Abbes nehme, und ich dankte dem Himmel für die Inglüliche. Wir ſind mitten im Feſte eingetroffen. Der Kuſkuſſu und andere Gerichte ſind ſchon vorüber ; alle Frauen und Mäddyen ſiken in Gruppen von jedys bis ſieben je um cinen kleinen , ſehr niederen Tiſd ), der gerade groß genug
Safia hat uns unterdeſſen in den Hof geleitet. Moresken , überall Moresken ! In den Sälen , unter den Arkaden dyimmert es von Seidenſtoffen, alle Farben, alle Arten Juwelen leuchten und bliben durcheinander. Der abiceuliche weiße Haïk (Sd leier von dichtem Wollſtoff), der auf der Straße die Moreske als ein unförmliches Kleiderbündel erſcheinen läßt, verbirgt hier nicht mehr die
Pradt des einheimiſden Koſtüms. Vom Hopf bis zu den Fußen funkelt es hier von Gold und Gedmeide. Chédrias oder mauriſche Käppchen von koniſcher Form
und aus
amaranthnem Sammt gefertigt , gejdymüdt mit Sdüren und Quaſten von ächten Perlen, ( dyimmernde durchſichtige
ſomit nicht einmal die Rolle eines Automaten . Sie gleicht einem Fetiſch, um den man ein Feſt begeht. Eine Negerin , welche ein bischen franzöſiſch ſpracy, erzählte uns, daß eine
arabiſche Braut während der ganzen Dauer der Hodizeits feierlichkeiten , alſo etwa ſieben Tage lang, in dieſer Ver ſteinerung verharren müſſe, daß aber Xéra , die Tochter
iſt, um eine weite Tadgine oder Terrine mit Hammel fleiſch und Bobnen , lektere ganz rot vom Pigment, darauf zu jeßen . Die ganze Anordnung der Mahlzeit iſt im übrigen ſebr vereinfacht. Weder Teller, noch Meſſer und Gabeln , weder Löffel nod Gläſer ſind zu ſehen und jede der anweſenden Schönbeiten taucht die mehr oder minder
Gewebe, die ſich turbanartig darum dylingen; Halsbänder aus mehreren Reihen von Goldzedyinen , breite , koſtbare
zierlichen Finger in die Tadgine ein und alle löſen ihre
Spangen , welde die bräunliden Arme und die feinen Knöchel
Aufgabe mit einer Emſigkeit, die feinen Ziveifel an ihrem
umfaſſen , all dies gehört als Zierde zu der maleriſch-phan
taſtiſchen, glänzenden Feſtgewandung der Moresfe, weldie
Appetit auffommen läßt. Das Brod , ein ſdylecht ausgebackenes , dweres, dient
aus ſilber- oder golddurdwirkter Gaze und orientaliſdem Brokat beſteht; ein goldner Gürtel vollendet den märden
als Tunte für die Brübe und als Beförderungsmittel für die Bohnen. Zwijden binein madyt ein Bedber die Kunde
baft reidien Anzug. Jdy ſtand einen Augenblick betroffen,
bei den roten Lippen. Nun folgen dünne , weide, in Del gebackene , fladenartige Kuchen oder M'ſemen ; fic werden zugleid mit duftendem Berghonig aufgetragen und ſobald audy ſie verſchwunden ſind , erſcheint ein Waſſer eimer , begleitet von einem Stück Seife. Alle Hände bez dienen ſid, derſelben und werden dann an einem langen Streifen von blauem , gelbgeſtreiften Stoff, der allgemei
geblendet, und die Höhle Aladins mit ihren Blumen aus Nubinen , Saphiren und Smaragden kam mir unwillkür: lid in den Sinn . Aber audy bier war die Slluſion nicht von Dauer ; einer der ſchreienden Kontraſte dieſes Landes
und des Orients überhaupt zerriß die eben von mir auf geſchlagene Seite aus ,, Tauſend und eine Nadyt." Dieſer Kontraſt lag in der Erſcheinung der älteren Frauen und der Greifinnen. Hier keine Feſtgewänder, keine Juwelen , keine Spur von Sorgfalt, die man auf die äußere Er ideinung verwendet hätte!
Arme Alte!
Mit der Jugend
iſt euer Wert entſchwunden ; an euch iſt es nun , den Kuſſfuſſu zu kneten , die Wolle zu ſpinnen und die
Wäſche zu waſchen. Hinter der verdrängten Favoritin iſt die Sklavin wieder hervorgetreten und zu welchem Zwede und für wen ſollte man dieſe ſchmücken ? Und die Braut ? Ein egyptiſches Steinbild , mit feſt an den Oberkörper angeſd loſſenen Armen daſißend, in der Unbeweglichkeit des Granits ! Dieje idyweigende Geſtalt , über und über mit Goldſtickereien bedeckt und entſtellt durch die dide Lage Carmin auf den Wangen
nen Serviette , die jeder Tafelrunde zur Verfügung ſteht, abgetrodnet.
Die kleinen Tiſche ſind mittlerweilen burdy
die Negerinnen weggetragen und mit dampfenden Taſjen bejetzt wieder hereingebradyt worden. Dieſe Schalen ent beſeßt halten Thee , der die Mahlzeit beſdließt und der arabiſde Thee iſt vorzüglid); als Gemiſch eines Aufguſſes auf Münze und Eiſenkraut wirkt er magenſtärkend und iſt fehr aromatiſd .
Wir haben das Mahl in dem für vornehme Gäſte beſtimmten Raum eingenommen , aber die Hiße , die Ge rüche der Speiſen , ſowie der betäubende Moſdus und
die Roſeneſſenz, deren ſich die Moresken mit Leidenſchaft bedienen , veranlaſſen uns , dieſen Ehrenplay aufzugeben,
um friſdere Luft im Hofe zu atmen . Dort erwartet uns
Sechs Monate in Dran.
173
auch der muſikaliſche und pantomimiſche Teil des Feſtes,
über die bevorſtehende Trennung. Aber welche Gemüts
denn auf die Mahlzeit folgen Tanz und Muſik.
bewegung hielte Stand im Lauf des Feſtes! Noch ein mal, beim Untergehen der Sonne, werden die Tiſchchen
Vier
Tamburinſdhlägerinnen , zahnloſe Herentypen, laſſen ſich im Halbkreiſe nieder ; drei unter ihnen ſind mit dem Tamburin und der Derbeda verſehen , einer Röhre von gebranntem Thon , an deren einem Ende eine getrocknete Tierhaut beſeſtigt iſt ; ihre mageren Finger entlocen nun den höchſt primitiven Inſtrumenten monotone Klänge, die ſie mit medernder Stimme begleiten , indes die vierte mit wahren Knochenbänden dazu den Taft marfiert.
Jest
tritt auch eine Tänzerin hervor ; mit abgemeſſenen Schrit ten und niedergeſdılagenen Augen wiegt ſie den Oberför
herbeigetragen , die Sdönen laſſen ſich darum nieder und wieder erſcheinen die Tadginen. Erſt am ſpäten Abend beginnt dann das Nacytfeſt. Wir verſpraden uns Wunder davon ; unſere Enttäuſchung war aber vollſtän dig . Das Nachtleſt, weldes reizend ſein könnte bei taga
heller Beleucytung , ſteht weit hinter dem Tagfeſte zurück. Das Licyt fehlt überall; anſtatt zu funkeln und zu ſprü hen , verſchwinden Gold und Juivelen faſt im dunkeln .
per und die Arme hin und her und auf und nieder, wobei
Man ſieht nur Schatten vorübergleiten , denn wenige dünne Kerzen , die man auf den Boden geſeßt hat und
ihre Hände eine ſeidene Schärpe balten , deren Flattern
10 Gefahr läuft , daß die Flamine die leichten Gewebe
der eigentümlichen , rhythmiſchen Bewegung eine gewiſſe
der Frauenkleidung ergreift , ſind es , welche dieſes Nachtfeſt
Anmut verleiht. Während des Tanzes laſſen die Zuſchau erinnen Geldſtücke in die Hände der Tänzerin gleiten und dieſe wirft die Münzen den Tamburinſdlägerinnen zu , ohne ihre Pantomimen zu unterbrechen . In dieſer Weiſe löſen ſich verſchiedene Tänzerinnen ab , obne daß
ein weſentlicher Unterſchied in ihrem Geberdenſpiel be: merkbar wäre, bis endlich eine Pauſe eintritt und eine gewiſſe allgemeine Spannung ein neues Schauſpiel verkündet. Was wird nun folgen ? Ein junges blaſſes Mädchen tritt
in den Halbkreis. Es iſt dies die Tänzerin von Beruf, welde man bezahlt , um die Geſellſchaft zu unterhalten. Die Eingeladenen drängen ſich näher heran , jedes Auge hängt
ander neuen Erſcheinung. Sie beginnt mit nachläſſigen Sdwin gungen und anſcheinendem Sichgehenlaſſen , doch nach und nach belebt ſich die begleitende Muſik , das Tempo wird raſcher, ihr
Schritt, ihre wiegenden Bewegungen gewinnen an Feuer, ihr ganzes Weſen vibriert , ihre Arme wirbeln durch die Luft
mit ſchwindelnder Haſt, fie fahren auf und nieder wie die Flügel einer Windmühle, fie frümmen fid in den ſelt: jamſten Verdrehungen , kaum vermag der ſelbſt fieberhaft
beleudyten ſollen. Wozu alſo noch länger verweilen und die zweite Abteilung der Tänze abwarten ? Wir haben
alles Sehenswerte geſehen und verabſchieden uns von
Safia , nadidem wir ihr alles Erdenklide von Artigkeiten über ibr glänzendes Feſt geſagt haben , welches wir jedod Später hatten wir noch ein
obne Bedauern verlaſſen .
mal Gelegenheit, ein Hochzeitsfeſt bei dem Aga Si-Hamed, dem Häuptling des Stammes der Ulad- Riab , mitzufeiern ,
da der Aga in Tlemcen wohnte und wir haben uns dabei überzeugen können , daß auf der ganzen ſozialen Stufenleiter alle
derartigen Feſte fich völlig gleichen ,
daß eines ein getreues Abbild des anderen iſt, mit dem einzigen
Unterſchiede , daß da und dort die Gemäder enger oder geräumiger, die Toiletten mehr oder weniger glänzend ſind; in bezug auf mangelhafte Beleuchtung jedod, ſind ſie ſtets dieſelben und ſo genügt es , eines oder zwei dieſer Feſte mitgenoſſen zu haben , um vollſtändig den
Verlauf aller ähnlichen zu kennen. Der Blick jedod, in eine einheimiſche Hochzeitsfeier , ſo wenig ſie auch im gro Ben und ganzen unſerem Geſchmace entſprochen hatte
erregte Beſchauer die einzelne Geberde noch zu unter
und die zufälligen Begegnungen mit unzähligen Hochzeits
cheiden : da -- plößlich atemlos , erſchöpft, faſt beipußt: los ſtürzt die Tänzerin zu Boden . Man drängt ſich um ſie , man ſucht ſie zum Bewußtſein zu bringen und, eine ſonderbare Erſcheinung dies , man betet ſogar für ſie.
aufzügen , deren Ausſehen und Gebräuche jo fremdartig anmuten und von unſern Anichauungen ſo fernab liegen , erweckten uns den Wunſch , auch die Präliminarien einer arabiſchen Hochzeit kennen zu lernen und id) füge bier
Gndlid erhebt ſie ſich und nimmt ihren entnervenden Tanz
bei , was uns unſer Freund und Cicerone Si-Mohamed
wieder auf , dem bald neue Konvulſionen und neue Dhn
mit bezug darauf mitzuteilen die Freundlichkeit hatte. Bei den Muſelmännern geht der Gedanke, die Kinder zu verheiraten, vom Haupte der Familie aus. Wenn die les den Zeitpunkt geeignet findet, begibt es ſich zu dem Haupte des Hauſes, mit dem es ſich zu verbinden wünſdt und fragt um die Hand des jungen Mädchens an , das es , ſehr häufig ohne es geſehen zu haben , ſeinem Svhne beſtimmt hat. Hat man ſich über die Mitgift ge einigt, die der Bräutigam der Braut zu geben hat , ſo ſind ohne weitere Zeremonien die jungen Leute als Ver lobte anzuſehen . Was ſie ſelbſt betrifft, ſo wiſſen ſie von allem nichts , ſie ſind von nichts unterrichtet worden, ſie haben ſich nie geſehen , wenn nicht vielleicht vor Jah:
machten folgen und ſo wiederholt ſich dreimal diefelbe Szene, bis bie Unglückliche in eine ſolche tödlidye Ermattung ver fällt, daß die Frauen ſie vom Sthauplatz ihres Wirkens hinwegtragen müſſen. Der Tanz hat im ganzen mehrere Stunden gedauert und ſoll gegen Abend wieder beginnen , denn das Feſt wird bis zum nächſten Morgen währen.
Man kommt und geht und plaudert. Nichts kann ſich der Neugierde der Moresken vergleichen ; ſie wollen alles jehen , alles wiſſen und die franzöſiſch ſprechende Negerin dient dabei als Dolmetſcherin . Mitten in dieſem Gebuſche und Gewirre , dieſem Laden und Sdywaßen bleibt die Braut immer unbeweglich und Safia vergießt Tränen
Sechs Monate in Oran .
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ren , als ſie Kinder waren , im Falle ſie demſelben Ort entſtammen und ſie werden ſich nicht begegnen vor dem Hochzeitstage. Das junge Mädden erfährt faſt zufällig ſo oder ſo , welches Sdvidjal ihm beſtimmt iſt und fährt
fort , binter den Mauern des väterlichen Hauſes zu leben, als ob nid )ts vorgegangen wäre. Ja ſie zeigt ſich kaum bei dem Feſte, welches bei Gelegenheit des Verlöbniſſes den Frauen im Hauſe ihrer Eltern gegeben wird. Später jendet man ihr eigentümliche Geſdenke; Zuderhüte, solle
feiner Rüdfebr ins väterliche Haus gekommen ; denn im allgemeinen wohnen alle Söhne bei dem Haupt der Fa milie , ſo lange es am Leben iſt. Das Gedmeide , wel ches man der Braut beſtimmte , iſt ihr ſdon in einer
großen , hölzernen , bemalten und vergoldeten Truhe zu : geſandt worden , und darin find außerdem noch die Bro
katgewänder, die Gürtel , die ſilber- und goldburdiwirkten
Sdyleiergewebe , geſtickte, ärmelloſe Jacken und anderes,
zum Spinnen und Henna , um Haare und Fingernägel
zur Ausſteuer einer jungen Frau gehöriges enthalten . Am Hodizeitstage ſelbſt, des Nadimittags, wird ohne jede
rot zu färben , ſpielen dabei eine bedeutende Rolle. Der junge Mann nun , den man zu verheiraten beabſidytigt, wird weder durch den Vater , noch die Mutter , ja nidyt einmal durch einen älteren Bruder davon in Kenntnis geſeßt. Einem Schwager, einer älteren verheirateten Sdweſter, einem
Gattin , vom Kopf bis zu den Füßen in einen Haïk ge hüllt , der ſie vor allen Bliden idükt, in die Wohnung der Sdwiegereltern geleitet. Ein Gefolge von verſd leier: ten Frauen , worunter zwei ihr als Stüßen dienen,
entfernten Verwandten oder einem
Freunde bleibt es
umgibt ſie ; ein kleines Mädchen im reidyſten Puke ſdyrei
vorbehalten , ihn aufzuflären über das ibidytige Ereignis,
tet ihr mit einer Kerze in der Hand zur Seite , während Negerinnen , beladen mit Teppiden , ſeidenen Polſtern und der idion erwähnten Trube, den Zug eröffnen. Nadı Sonnenuntergang beſteigt dann der junge Gemahl in
welches ihm bevorſteht und der Grund dieſer ſonderbaren Sitte iſt, daß es ihm unterſagt bleibt , je von ſeiner Heirat in Gegenwart derjenigen Perſonen zu ſprechen, benen er unbedingte Chrfurdt duldet. Du er zufrieden oder unzufrieden iſt , was hat das zu bedeuten ? Er fennt
von ſeiner Verlobten nur die Zahl ihrer Jahre. Sſt ſie ſchön ? Iſt ſie häßlich ? Eine Menge von kleinen Intri
guen werden nun geſponnen , um dieſe Frage zu löſen . Einige Freundinnen haben ſie im mauriſchen Bade ge ſeben ; er ſendet nun Negerinnen bahin , um
vorbereitende religiöſe Handlung oder Zeremonie die junge
cinem
weißen Burnus ,
deſien dicite Duaſten ihm das
Geſidit faſt vollſtändig bedecken , ein reich aufgezäumtes Pferd und begibt ſich auf den Weg zur Braut , begleitet von einer Menge von Freunden und Neugierigen , wäh rend eine Muſikbande die Spiße , die andere den Sdhluß des Suges bildet . Ein Araber führt das Reittier am
das Näbere
Zügel und während cinige es antreiben , ſo daß es ſich
zu erforſchen und auf folden und ähnlichen Umwegen gelingt es ihm meiſtens ſehr raſc , fich Gewißheit über das Aeußere ſeiner Zukünftigen zu verſchaffen . Unum ſtößlich feſt aber ſteht die Thatſache, daß , wenn der Va: ter ſeinen Willen ausgeſprochen hat, die Gewählte ſeine
bäumt und nur langſam vorwärts fommt, helfen andere
Frau wird , ob er wolle oder nicht.
Die Zeit der Ver
dem Reiter das Gleid gewidyt erhalten. Vor ihm her wird ein Baum von Wachs getragen , deſſen mit Blumen umwundene Aeſte angezündet ſind.
So bewegt ſich der
Aufzug durch die Hauptſtraßen der Stadt ; vor einigenmauri ſchen Kaffeehäuſern wird Halt gemadit und endlich das Hodi
lobung iſt eine lange , manchmal erſtreckt ſie ſid, auf
zeitshaus erreidt.
Fahre.
ein gellendes Geſdirei, weldies die arabiſchen Weiber in der Freude, wie im Schmerz ausſtoßen , durchdringt die
Wenn dann endlich der entideidende Augenblick heran naht , ſo tritt der Bräutigam in eine Epodie der Prü fungen ein , denen er ohne Zweifel die Armſündermiene verdankt , welche faſt ohne Ausnahme alle arabiſchen Neu vermählten zur Schau tragen , während man ſie zu Pferde, inmitten eines feſtlichen Gepränges, an ihrem Hodizeitstage durch die Stadt geleitet. Infolge eines ſonderbaren , in der Uebertreibung gewiſſer muſelmänniſcher Ideen von der
Ehrfurcht gegen die Eltern wurzelnden Gebrauches, verläßt der
Luft.
Freudenſdüfie ertönen und Yuyus,
Der junge Gatte ſteigt vom Pferde.
Eine ältere
Frau geleitet ihn in das Gemad) , wo ihn die Braut er wartet, auf einem erhöhten Siß thronend in die Falten ihres didyten Haïk gehüllt.
und ganz Som Ihm
allein
ſteht das Recht zu , den Sdileier zu heben , der ſie ver birgt. Der Haïf öffnet ſidy und zeigt ihm ſeine Gattin . Forden wir nicht weiter nad feinem
erſten Eindruck.
Was kann er ſich auch für ein Urteil bilden über ein Ge ſchöpf, weldes aufgeputt iſt wie ein indiſches Idol ? Man
Verlobte drei Wodyen vor der Hodizeit das elterliche Haus, um bei einem Freunde Wohnung zu nehmen. Meder Vater noch Mutter darf er vor dem großen Tage wieder
ſagt , es gäbe eine beſondere Standesgnade und einer ſolchen bedarf ſicherlich der arme neue Gemahl, um zu
und ſo iſt der Aermſte häufig gezwungen , die
entdecken , ob das junge Wejen vor ihm hübich oder bäß
Flucht zu ergreifen , wenn er auf der Straße ſeinen Vater oder Schwiegervater von fern auf ſidy zukommen ſieht. Iſt
lich ſei , ob es ihm gefallen fönne oder nicht ? Ueberlaſſen wir ihm , ſich mit feinem Sdvidjal zureditzufinden , wie
dann die peinliche Vorbereitungszeit abgelaufen , ſo regi
jetzt auch die Matrone thut , die ihn bereingeleitete ; fie verſchwindet und der Vorbang fällt nieder. Sieben Tage
ſehen
ſtiert der Radi die Heirat ein , beide Väter unterzeidunen
den Kontrakt und nidyt einmal hierbei tritt der junge Ehemann ſelbſtſtändig handelnd auf.
Nun iſt der Tag
lang darf nun der junge Gatte weder vor ſeinen Eltern er dyeinen , noch die Schwelle ſeines Hauſes überſchreiten .
American Nervousness.
American Nervousness .
Unterdeſſen aber folgt Feſt auf Feſt, wobei das Schieß pulver eine Hauptrolle ſpielt und wenn man irgendwo
eine gellende, ſinnverwirrende Muſik von eintönigem Korthmus vernimmt, jo kann man unbedingt und ohne jich je zu irren dort eine arabiſche Hochzeit vermuten . Und damit hätten wir verſucht , eine kleine Sfizze einheimijder
Hochzeitsgebräuche zu geben , wie ſie in Tlemcen üblich ſind. Wenn nun ein gemeinſames Leben zwiſchen zwei jungen Ehegatten auf ſo eigentümliche Weiſe begonnen
wird , ſo iſt es nicht zu wundern , daß die Eheſcheidungen bäufig ſind.
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Das unlängſt in New -Yorf erſchienene Werk des Dr. Beard , einer Autorität der Nervenphyſiologie, über die ,, Amerikaniſche Nervoſität“ ( American Nervousness, its causes and consequences, New-York. Putnam 1881 ) ver dient aud) die Aufmerkſamkeit deutſcher Gelehrtenfreije. Dasſelbe enthält einen wichtigen Beitrag zu der Völker: phyſiologie, indem es zeigt, wie natürliche äußere und wirt
idaftlich ſoziale Lebensbedingungen umgeſtaltend auf den Menden einwirken .
In dem bereits burd) den Heraus:
Und man fönnte den Mujelmännern faſt
geber des „ Ausland “ zur Anzeige in dieſen Blättern ge Glüc wünſden , daß ihr Koran im zweiten Kapitel einer Vers enthält , welcher gebietet , „ eber die Frau zu verſtoßert, indem man ihr jedod die Mittel zum Unterhalte ſichert, als ſie zu behalten , um ſie zu mißbandeln ." Hierin liegt
auch der Grund, warum der Gatte oder derjenige, wel der in ſeinem Namen bandelt , der rechtmäßigen Frau
eine gewiſſe Mitgift zuerkennt. Dieſe Morgengabe, welche Veranlaſſung dazu gibt , daß man in der ganzen Welt be bauptet, der Muſelmann kaufe ſeine Frau, iſt nur eine gewiſſe Entſchädigung für die rohe Willkür, welche dem Manie eingeräumt iſt, der fein Weib wegſcyiden kann , auch ohne genügenden Grund. In dieſem leßtern und überhaupt in jedem Trennungsfalle iſt er gehalten , der Verſtoßenen die Mitgift auszuzahlen und ſelbſt wenn eine ſolche Schwerge prüfte nicht davor zurüdſdredt, eine neue Ehe einzugehen, bleibt doch die feſtgeſtellte Summe unangefodyten in ihrem
langten Werf über Anthropo -Geographie wird S. 82 Bezug genommen auf die Natureinwirkungen bei werdenden Vol fern . Es wird daſelbſt hervorgehoben, was Morib Wagner über Neueingewanderte jagt, welche in einem weiten Raum
günſtigere Nahrungs- und Wohnungsbedingungen vorfinden, als die alte Heimat darbot. Dieſe Verhältniſſe erzeugen cine boffnungsvolle Stimmung , welche vom größten Ein fluß auf die Bildung des Volfscharakters iſt. Wir ver
muten “, ſekt Raßel hinzu , „ daß ſo manches , was von rapider Umänderung des Körpers und Geiſtes der Europa
jöhne in Amerika und Auſtralien geſagt wird, großenteils durdy dieſes ſoziale Medium hindurdy gewirkt hat ; die meiſten Wirkungen der Natur vollziehen ſich durch das Medium der wirtſchaftlichen und geſellſchaftlichen Verhält:
niſſe, welche ihrerſeits aufs innigſte mit einander verbunden ſind.“
Beſiß. Es wäre dabei der Fall nur möglich , daß bei den nie
Eine Beſtätigung gerade dieſes letten Saßes liefert
deren Klaſſen mandmal der Vater im Fall der Wieder:
das genannte Werf Beards. In der Hauptſache bezieht es ſich auf die amerikaniſche Bevölkerung der öſtlichen
/
verheiratung der Tochter auf deren Abfindungsgeld An ſpruch erhebt. So groß nun aber auch die Unterwürfig keit des Arabers unter die väterliche Autorität iſt und ſo autokratiſch dieſe auch gehandhabt wird , bei Sdließung einer zweiten Ehe entgeht er dem tyranniſchen Zwang,
der ihm bei der erſten die Gattin aufdrängt, die das Familienoberhaupt für ihn gewählt hat. Bermählt ſich ein Araber zum zweiten Male und man weiß, daß Mo hamed ihm jogar die Berechtigung gibt , vier rechtmäßige Ehefrauen zumal zu befißen , ſo leitet er ſeine Herzensan gelegenheit ſelbſt ein und führt die Sache ohne fremde Einmiſchung zum Ende. Er hat zwar gewöhnlich ebenſo wenig Gelegenheit , das Mädchen ſeiner Wahl zu ſehen oder kennen zu lernen , aber ſeine Abſicht ſelbſt iſt doch
meiſtens ſchon durch eine verlodende Schilderung oder
lobende Erwähnung der Betreffenden entſtanden und wie viel iſt es überhaupt auch ſchon wert, wählen zu können nach eigenem Wollen ! Dieſes zweite und etwaige folgende Male ſind ihm alle Qualen erſpart : Reine Verbannungs
Staaten , welche von amerikaniſchen Eltern abſtammt, aber auch auf die neueingewanderte Bevölkerung wird ſtellen
weiſe Bezug genommen . Beard weiſt nach, daß unter den Amerikanern jener Dſtſtaaten , vorzugsweiſe der geiſtig ar beitenden Klaſſe, das nervöſe amerikaniſche Temperament an Stelle des phlegmatiſden das vorherrſchende geworden iſt und daß immer mehr Sdydyten der Bevölkerung von
der Nervoſität ergriffen werden. Er führt dieſe Erſcheinung auf eine Reihe von Urſachen zurück, welche überall in den Kulturſtaaten , aber beſonders ſtark in Nordamerika zur
Wirkung gelangen. Es ſind dieſe : Ungewöhnliche geiſtige Anregung und Aufregung infolge der hochentwickelten Preſſe, der weitgehenden politiſchen und religiöjen Freiheit, die Raſchbeit der Aneignung neuer Erfindungen , die große Ausnüßung des Telegraphen , des Telephons, der Poſt,
der Eiſenbahnen im Geſchäfts- und Erwerbsleben, das ehr geizige Streben nach Vermögen , welches dadurch geſteigert
wird , daß in dem jungen Land wenig ererbter Reidytum
zeit aus dem elterlichen Hauſe , fein feſtlicher Aufzug, keine
vorhanden iſt. Zu dieſen Einflüſſen geiſtig wirtſchaftlicher
Ungewißheit. Diesmal geht er durch die breite Pforte der
Art geſellen ſich beſondere Einflüſſe des Bodens und Klimas. Der raſche Wechſel zwiſchen Hiße und Kälte und
Freude in die neue Ehe. Und die Frau ? Ob man ſie vergibt oder ob ſie gewählt wird , ſie hat kein Wort dazu zu ſagen . Wie immer und wie überall iſt ſie auch hier im Nachteil.
die Trockenheit der Luft wirken angreifend und erſdöpfend auf den Körper und leiſten der Anlage zur Nervoſität Vorſchub. Auf dieſe lektgenannten Urſachen iſt vorzugsweise
Beſitverhältniſſe der Salzjeci an der franzöſiſchen Mittelmeerfiiſte.
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die Magerfeit der Amerikaner zurückzuführen. Wörtlich ſchreibt Beard : ,,Die Eigentümlicyfeiten unſeres Klimas ſind ſo allgemein und entſchieden , daß bereits in der zweiten Generation derber vollblütiger Deutſcher ſehr häufig die
Für den Phyſiologen ſind die bezüglichen Abſchnitte beſon
wickelung der amerikanijden Bevölkerung mit Beziehung
Schärfe der Geſichtszüge , die Zartheit der Haut und die
auf die Nervoſität. Er bält für ſehr wahrſcheinlid) , daß
Trockenheit des Haares vorkommt, welche als Merkmale
die Nervoſität ſich in den nächſten Jahrzehnten immer
des amerikaniſchen Typus angeſehen werden " Unter Nervoſität verſteht Beard Mangel an Nerven :
mehr verallgemeinern wird.
ders intereſſant.
Zum Sdluß ſpridyt Beard über die fünftige Ent
Eine Beſſerung wird erſt
Dadurdy iſt die Anlage zu den verſchiedenſten
im Anfange des nächſten Jahrhunderts zu erwarten ſein, wo mande heutigen Uebergangszuſtände unſerer Kultur über
Nervenkrankheiten geſchaffen , weldie hauptſädylic in Störə
wunden ſein werden . Von der Umwandlung der heutigen
fraft.
ungen des Nervenapparates beſtehen. Die hauptſächlidyſten
Unterrichtsmethode, welde er für überaus reformbedürftig
dieſer Krankheiten ſind : Nervoje Verdauungsidwäche, ner:
bält , verſpricht er ſich viel für die Entwicklung eines ge ſanden Geſdylechts. Der vermehrte Wohlſtand wird in
vojes Kopfweh, Kurzſichtigkeit, Schlafloſigkeit, Hypochondrie, Hyſterie, Neuraſthenie, Epilepſie , Trunfſucht, Wahnſinn. Einen tödlichen Ausgang nehmen dieſe Erkrankungen faſt nie ; im Gegenteil können die an Nervoſität und Nerven krankheit Leidenden ein ſehr hobes Alter erreichen. Da Nervöſe vorſichtig ſein müſſen in ihrer Lebensführung, ſo
anſtehen werden . Die maſſenhafte Einwanderung aus Europa, namentlich aus Deutſdyland, wird nach wie vor ſidy
liegt darin ein Scut für ihre übrige Geſundheit.
Auch
in wohlthätiger Weiſe auf die körperliche Beſchaffenheit der
konſtatiert Beard, daß infolge der Zunahme des nervöſen Temperaments die Entzündungs- und Fieberfrankheiten in
amerikaniſchen Nation äußern , Beard ſpricht in dieſer Hinſicht geradezu von der „ Germaniſierung Amerikas" und dazu beitragen , der Nervoſität Sdranken zu ziehen. Unter günſtigeren Lebensbedingungen wird das Nerven
Nordamerika in der Abnahme begriffen ſind. Nervoſität iſt eine Rulturkrankheit, welche aud ihre Lichtjeiten hat.
Sie beruht nicht bloß in Nervenſdwäche, ſondern auch in einer größeren Neizbarkeit und einer feineren Beſdaffenbeit
den Vereinigten Staaten eine zahlreiche Ariſtokratie von Männern des Geiſtes herbeiführen , weldie auch in förper
licher Hinſicht dem Volke als Muſter edler Menſdylidykeit vor
ſyſtem ſich wieder fräftigen, ohne darum ſeine Zartheit und
empfinden und zu fühlen. „ Nervöſe werden tiefer in die Holle der menſchlichen Leiden und Widerwärtigkeiten ver
Feinbeit der Tertur zu verlieren . Das Gefeß der An paſſung wird ſic) auch hier geltend machen. Den großen Anforderungen, die beute an das Nervenleben der Menſchen in einer an llmwälzungen reiden Zeit geſtellt werden , wird
jest , erbeben ſich aber auchöber in den Himmel der
cine auf hödſte Bildung der Charakter- und Willenseigen
Freuden und Genüſſe.“ Beard tröſtet die Nervöſen , weldie
(daften gericitete Erziehung zu entſprechen wiſſen.
des Nervenapparates.
einem
Daher ein reideres Vermögen zu
L.
freien geiſtigen Beruf nad gehen , daß ſie Ausſidyt
baben, auf eine längere durchſchnittliche Lebensdauer, als
die anderen Menſchen. In dieſer Beziehung hat Beard der Menſdenbeobadytung und Statiſtik intereſſante Nach weiſe entnommen .
Zahlreiche Erſdyeinungen phyſiologiſcher und pſycho logijder Art thun die Verbreitung der Nervoſität in den
Vereinigten Staaten dar. Dabin gehören : Ein auffallend ſchneller Verfall der Zahnmaſſe und frühes Ausfallen der Haare. Spirituoſen und Narkotika werden nid ) t mehr ſo gut vertragen von der heutigen Generation , als von den früheren ; daher die auffallende Mäßigkeit und Zurüdhalt ung der geſamten höheren Gejellſdaftsklaſſen der ameri fanijden Oſtitaaten im rauden , trinken , ſogar im ejjen . Die Aerzte in den Vereinigten Staaten konſtatieren , daß heutzutage viel geringere Doſen von Arzneien zur Erzielung der Wirkung nötig ſind, als bei den derberen Organismen der älteren Generationen. Der Amerikaner bildete infolge jeines nervojen Temperamentes die engliſche Sprache und
Ausſprache um ; er hat ſich ein rapides Sprechen und ſchnelle Auffaſſung angeeignet. Den Sinn und die Vorliebe des Amerikaners für den Humor führt Beard ebenſo auf die größere Nervoſität zurück, wie die auffallende Styönheit der
amerikaniſchen Mädchen der oberen Geſellſchaftsflaſjen .
Eigentümliher Beſikverhältniſſe der Salzſeen an der franzöſiſden Mittelmeerküfte. Bekanntlid, finden ſich an der Küſte des Mittelmeeres, namentlid im Rhonedelta, zahlreiche ſalzhaltige Waſſer anjamlungen, Etangs salés, von verſchiedenſter Größe und Tiefe , welde jämtlid in höherem oder geringerem Grade direkt und fortwährend mit dem Meere in Verbindung
ſtehen . Sie ſind im Laufe der Zeiten durch den Schlamm und durch das Erdreid eingeſchloſſen worden, welche von den Waſſerläufen dem Meere zugeſührt werden und ſich den Rüſten vorſeßen. In dieſe Kategorie fallen die Seen von Lukate, von Palme, von Sigean und von Gruiſjan , von Valkarés , von Karonte und hauptſächlich derjenige von Berre, welcher mit ſeiner Waſſerfläche von 20,000 Hektaren und einer Tiefe von 6—12 Meter ein förmliches kleines Binnenmeer bildet. Ueber das Eigentumsrecht dieſer Seen wie ihrer
Verbindungskanäle mit dem Meere und untereinander iſt 1 Vielleidit wird einſt vody ſtärker der Einfluß des trotz aller
ſozialen Sdranken nach und nach in die Maſſe der weißen Be völkerung eindringenden urgeſunden farbigen Blutes der 6 Millionen früherer Sklaven ſein . Jidianiſchen Blutes, aber ſelbſtverſtändlid) NUL von Fürſtentöchtern wie Pokahontas, rühmen ſich übrigens A. D. R. einige der älteſten virginijchen Familien .
Einige Bemerkungen über das Weſen der Sprichwörter,
177
während des zwanzigjährigen Zeitraums von 1845 bis 1864 zwiſchen der Regierung und einzelnen Privatleuten
Einige Bemerkungen über das Weſen der Sprichwörter.
eine große Zahl von Redytsſtreitigkeiten zum Austrage
land 1882 Nr. 17 eine Probe bradyte,
gebracht worden . Der fiskus erhob den Anſpruch, daß dieje
Jahresabidyluß das Lidt der Welt erblidt. Indem wir neuerdings unſere Leſer auf dieſe Frucht einer ungewöhn
jämtlichen Gewäſſer, ſoweit ſie Salzwaſſer enthielten , unver
Das große Spridwörterwerf, von weldiem das Aus: hat noch vor
jährbares und unveräußerliches (imprescriptible et in
lichen Beleſenheit, eines erſtaunlichen Fleißes hinweiſen ,
aliénable) Staatsgut ſeien und zwar hauptſächlich aus dem Grunde, um die Fiſcherei in denſelben der marine pflichtigen Küſtenbevölkerung freizugeben und die Ueber wachung der Maßregeln gegen Raubfang in der Hand zu behalten . Staatsrat und Kaſſations of haben ihre Urteile in dieſen Streitigkeiten abgeben müſſen und hat namentlich der leßtere zunächſt eine beſtimmte Definition dabin abge: geben , daß unter etang salé marin eine ſolche Waſſer anſamlung zu verſtehen ſei, welche durch einen mehr oder minder breiten Abflußkanal mit dem Meere in ſteter Ver
beglückwünſchen wir zugleich den Verfaſer, unjeren alten Mitarbeiter, der mit 73 Jahren das Glück hat , eine ſolde Arbeit zu leiſtert und zu vollenden . Wenn der zweite, die
Litteratur der Sprichwörter in allen germaniſchen und
nahmen zu unterwerfen iſt, wie das offene Meer. Die fol genden Prozeſſe haben ſich infolge hievon mehr oder weniger um die geographiſche Frage gedreht, in wie weit folde étangs
romaniſchen Spraden bringende Teil , der im Laufe des Jahres 1883 erſcheinen ſoll , gleichfalls vorliegen wird, wird Herr Dr. Haller die deutſche Spridwörterlitteratur mit einem der inhaltreichſten und anregendſten Werke be reidiert haben. Wir behalten uns eine fadımänniſdie Be ſprechung bis zu dieſem Zeitpunkte vor und geben hier einſtweilen eine weitere Probe von der Art, wie der Herr Verfaſſer ſeinem Stoff gegenübertritt: Die Sprid worter ſind in kurze Säge zuſammengefaßte Wahrheiten , die durch lange und oft wiederholte Wahr nehmungen , durch Beobachtung der Erſcheinungen , des Ganges und der Entwidelung der Dinge im pyyjijden
thatjädylich einen ,, integrierenden " Teil des Meeres bilden. In dieſer Beziehung haben die Geridyte indes auch ver
die Erfahrung feſtgeſtellt und allgemein anerkannt ſind.
bindung bleibt, gleiches Waſſer wie dieſes hat und mit den : ſelben jijchen bevölkert iſt , deshalb als ein integrierender Teil desjelben anzuſehen und gleichen polizeiliden Maß
ſchiedentlich da gegen die Regierung entſchieden, wo rechts gültige Beſitztitel aus älterer Zeit in Händen von Privat
leuten ſich befanden. Im Intereſſe der Küſtenbevölkerung hat
wie im intellektuellen und moraliſchen Leben , alſo durch Wahrwort. Daber auch das Spridywort : Spridywort Sie ſind alſo in der Natur der Dinge begründet. Da aber die Grundbedingungen der Eriſtenz und der Beweg
denn die Marineverwaltung ſowohl, als Staatsrat und Kaſſa
ung des Menſchen in der Welt , deſſen Bedürfniſſe, das
tionshof die Anſprüche derſelben in ihrer Allgemeinheit
Streben , dieſe Bedürfniſſe zu befriedigen , der Rampf, den
nicht anzukennen vermodyten , Ausführungsbeſtimmungen
er zu dieſer Befriedigung mit phyſiſchen und moralijchen
in bezug auf den Betrieb der Fiſcherei erlaſſen , welde
Hinderniſſen zu beſtehen hat , die Triebe und Leidenſchaften ,
zu neuen Streitigkeiten Anlaß geben mußten , da ſie gegen
welche die Hebel ſeines Thuns und Laſſens ſind , allen Menſchen bei allen Völkern gemeinſam ſind, ſo ſind be greiflicher Weiſe auch bei allen Völkern gewiſſe Wahr nehmungen und Erfahrungen und die daraus hervorgebenden Lehren die gleichen. Es fann daher nicht Wunder nehmen , daß eine große Zahl der ſo feſtgeſtellten Wahrheiten auch bei allen Völkern die nämlichen und in Spridywörter gefaßt allen Völkern gemeinſam ſind , wenn auch die Form und Faſſung , die Bilder , unter welchen das nämliche Sprich
die Rechte der Eigentümer in manden Punkten verſtießen und ſo wenig präzis abgefaßt waren , um beiſpielsweiſe
die Auslegung zu geſtatten, daß die Fiſcherei für die Kon ſkribierten in jämtlidhen etangs, auch in ſold )en frei ſei, welde ſid, im Beſitz von Gemeinden oder Privatleuten befinden. Es bedurfte eines weiteren Beſchluſſes des
Raſſationsbofes, um feſtzuſtellen , daß mit dem Beſitz des Waſſers auch das Nedit der Fiſcherei verbunden ſei. Die Marineverwaltung nahm darauf das Recht in Anſpruch, ſelbſt und ansidhließlid, über die Rechtsgültigkeit von Beſik titeln über etangs salés marins zu entſcheiden, zu welchem Zwecke dieſelben binnen drei Monaten eingereicht werden mußten . Hiermit hat denn der Streit über die Befika
wort bei den verſchiedenen Völkern erſcheint, nicht immer vollkommen gleich ſind.
Sebr bemerkenswert iſt in dieſer Beziehung, was I. Long in dem Vorworte zu ſeinem intereſſanten Werke
verhältniſſe der Seen ſeinen Abſchluß erreid)t. Die Mi
1 Altſpaniſche Sprichwörter und ſprichwörtliche Redensarten
niſterialverfügungen vom Juli 1864 und Dezember 1865 haben das Beſikrecht einer großen Zahl Eigentümer auf
aus den Zeiten vor Cervantes, ins Deutſche überſetzt , in ſpaniſcher und deutſcher Sprache erörtert und verglichen mit den entſprechenden
Seen , Kanäle und die Fiſcherei ganz ausdrücklich an erkannt und nur die Etangs von Salies, Leukate, Lapalms, Bages, Sigean, Gruiſſan, Grazels, Thau, Ingril, Pérols,
der alten Griechen und Römer , der Lateiner der ſpäteren Zeiten, der ſämtlichen germaniſchen Völker und einer Anzahl der Basken , endlich mit jachlichen , ſprachlichen , geſchichtlichen , litterarhiſtori ichen , biographiſchen , geographiſchen
und topographiſchen
Er
läuterungen verſehen , nebſt Vorwort, Einleitung , Juder und einem 1
Mouguio , Gloria , Karonte und Berre ſind jeßt noch Staatsgut.
H. V.
.
kleinen Anhang von Dr. Jojef Haller. Regensburg.
Im Selbſt
verlag des Verfaſſers und in Kommiſſion der G. I. Manz'ichen Buchhandlung. 1883. XXII. 652 S.
Kleinere Mitteilungen .
178
,, Eastern Pro verbs and Emblems“ ( S. VI ) ( fiche dieſes Werf im 2. , die Litteratur der Spridwörter behandelnden Bande meines Buches) jagt :
,,Die in dieſem Buch ausgewählten Sprichwörter, obgleich ſie ſich nur auf diejenigen beſchränken , weldie zur Beleucytung moraliſcher und religiöſer Themata dienen , zeigen , wie weit von einander entfernte Nationen unter gleichen Umſtänden zu gleichen Schlüſſen gelangt ſind. Viele von dieſen Aehnlichkeiten entſtehen aus der Identität der menſchliden Natur oder ſind ein Teil des geiſtigen Erbgutes, welches die Menſden von der Wiege des
Verſchiedene Urſachen haben aber natürlich auch ver dhiedene Wirkungen zur Folge. Und dieſe zeigen ſid, audi in den Spridwörtern der verſchiedenen Völfer. Viele ſind aus den vorangedeuten Gründen allen gemeinſam ,
viele aber auch eigenartig , nur dem einen oder dem andern zukommend. Auch der Wedſel der politiſchen Geſchide der Völker iſt bierauf von weſentlichem Einfluß. Ein Volk , das wie 3. B. das ſpaniſche , die Fremdberrſchaft zuerſt der Römer,
dann der Weſtgothen , dann Jahrhunderte lang in einenr großen Teil des Landes jene der Araber zu ertragen und
Menſchengeſchlechts mitgebracht und durch darauffolgenden
durchzumachen hatte, mußte natürlid, aud) in ſeiner Sprache,
Berkehr unter ſid vervollkommnet baben . Indem ſie die feine Beobadytung und die ſcharfe moraliſde Empfindlichkeit der Maſſen zeigen , beweiſen ſie , daß Gott ſich ſelbſt nicht ohne einen Zeugen im menſchlichen Herzen gelaſſen hat. Sie bilden daher eine Grundlage für diejenigen , welche
in ſeinen Lebensanſdauungen und infolge davon audy
in ſeinen Sprichwörtern die Wirkungen und Einflüſſe dieſer fremden Elemente erfahren und die Spuren derſelben treten in der That aud) in den ſpaniſchen Sprichwörtern
Ditens und des Weſtens arbeiten . "
vielfach zu Tage , in denen mitunter noch rein arabiſche Worte ſich erhalten haben. Unter den romaniſchen und germanijden Kulturvölkern iſt das ſpaniſche wohl dasjenige,
Aber der Gang und die Entwickelung der Dinge im phyſiſchen , intellektuellen und moraliſchen Leben der Meniden
welches die größte Zahl ganz eigenartiger Sprichwörter anfzuweiſen hat. Ueberhaupt giebt es außer den Deutſchen
und ganzer Völker ſind aud verſdvieden , weil ſie bedingt
kaum ein Volk , das einen folden außerordentlichen Reich tum an Spridwörtern beſikt, wie die Spanier. Auch; wird man , von den alten Völkern --- Aegyptern, Chinejen , Berſern , dann den Hebräern und Arabern abgeſehen , die alle eine große Zahl von Spridwortern
an Ueberbrückung der Kluft zwiſdien dem Denfen des
ſind durch äußere Einflüſſe von mancherlei Art. Der Menſch iſt wie die Pflanze das Erzeugnis des Bodens, dem er entſproſjen , des Klima's , unter welchem er auf gewachſen, des phyſiſchen , intellektuellen und moraliſchen
Kulturſtandes ſeiner Heimat. Je nach dieſen ſind auch ſeine Sitten , ſeine Lebensweiſe, ſeine phyſiſchen und mora
aufzuweiſen haben , weldie überhaupt ſo lange beſtehen,
wird von heftigeren Trieben und Leidenſchaften bewegt
als es eine menſdliche Geſellſchaft gibt , unter den neueren vergeblich eines ſuchen , das idon ſo früh eine ſo reiche Litteratur über die Spridwörter und ſo zahlreiche
als der kaltblütige Bewohner des Nordens, das Sinnen
Sammlungen derſelben bejaß, wie die Spanier , die darin
und Trachten beider iſt ein anderes . Jenem bietet die Natur ſelbſt, ohne daß es beſonderer Mühe und Anſtrengung
allen andern voraus ſind. Cervantes , welcher eine ſo große Zahl von Spridwörtern in ſeinen ,, Don Quirote "
liſchen Bedürfniſſe verſchieden. Der warmblütige Südländer
ſeinerſeits bedarf , die Mittel zur leichten Befriedigung der
aufgenommen hat, nennt dieſelben ebenſo kurz als treffend :
Bedürfniſſe feines phyſiſchen Daſeins , während dieſer nur
Kurze Sätze, aus langer Erfahrung (D. Quirote, Teil I, Kap. 39 , und Mayans y Siscar (Origines , I. 188—191 und Dialoge de las lenguas S. 12) jagt : „ Ihr ſeht in
um den Preis ſchwerer und mühſamer Arbeit und im
Kampfe mit den Feindſeligen Elementen , nicht ſelten mit
Gefährdung von Leib und Leben , ihr dieſe Mittel abringen muß. Wie in Braſilien und den Tropenländern Bäume und Pflanzen in üppigſter Pracht und Größe dem frudit baren Boden entſprießen und die mannigfaltigſten Blüten und Früchte tragen , im hohen Norden aber nur fümmerliches Zwergholz und Flechten und Mooſe denſelben bedecken, während in den gemäßigten Zonen die fleißige Arbeit des Menſchen der Tragkraft und Ertragsfäbigkeit der Natur zu ·Hilfe kommen muß , ſo ſind aud die Menſchen und ihre Lebensbedürfniſſe, die Bedingungen ihres Daſeins und Fortkommens, die Wahrnehmungen , die ſie dabei machen ,
ihre Lebensanſchauungen verſchieden , ſie geſtalten ſich eigen artig und um ſo eigenartiger , je verſchiedener ihre körperliche, geiſtige und moraliſche Entipidelung, die geſellſchaftlichen Verhältniſſe durch die religiöſen und ſtaatliden Einricht: ungen , durch die Geſebgebung, durch die Pflege von Runft und Wiſſenſchaft ſich geſtalten.
unſern Spridwörtern die Reinheit der faſtiliſchen Sprache“, und S. 170 : „ Das reinſte Kaſtilijde , das wir beſigen , ſind unjere Spridwörter."
Kleinere Mitteilungen. Höhenmeſſungen an der Nordgrenze der Provinz Rio Grande (Braſilien ).
Die „ Gazeta“ von Porto Alegre veröffentlicht nachfolgende Höhenbeſtimmungen , welche Mar Beſchorend auf der Fahrſtraße von Palmeira nach dem Weſten gemacht hat. 1 Siehe den Artikel : „ Das Waldgebiet des oberen Rio Uruguay in der braſilianiſchen Provinz Sao Pedro do Rio Grande do Sul “
von Mar Beſchoren mit Starte und Profil in der „Zeitſchrift der Geſellſchaft fiir Erdkunde zu Berlin “, Band XV ( 1880 ), Š . 195 ff. Obige Höhenangaben ergänzen in vorzüglicher Weiſe die an gefiihrte wertvolle Publikation Beſchorens.
Notizen . Santo Antonio da Palmeira
578 Meter
andere dagegen aus Fliesſpänen beſtand , welche in einer Furche des Knochens mit Pech) eingeklebt waren ; ferner Pfeilſpipen mit
476
zwei Reihen jdwacher Einferbungen , Stoß- und Stechinſtrumente
Paſſo da Palmeira bei den Brüden des Jiahy Grande
Quelle des Jacuhy
478
21
Paſio do Caraſinho , eines Zufluſſes des Rio da 1
Varzea Povo da Caraſinho
491 541
Paſſo Fundo
629 560
Bride des Rio do Paſſo Fundo . Corilha Alta im Matto Caſtilhano Povo do Campo do Meio ..
179
1
aus Hälften geſpaltener Röhrenknochen hergeſtellt (von Bos primi genius und Elen ), Inſtrumente zum Abjchuppen von Fiſchen , endlich Meſſer und Meißel.
Dieje (Beräte ſtammen von einem
der Metalle unkundigen Volfe, das jedoch eine relativ hohe Technik in der Bearbeitung der Knochen aufweiſt und nicht nur als Jäger
am See lebte , ſondern aud) als Fijder, bei welcher Beſchäftigung es
691
eben ſeine Waffen zum Teil im See verloren hat.Fiir die Beurteilung
733
der Herkunft dieſes Volkes ſind die Fliesharpunen ganz beſonders wichtig. Da bei der großen Seltenheit von Feuerſtein in den Oſt jeeprovinzen nicht anzunehmen iſt , daß ihre Bewohner die große
Auf der Straße, welche von Nonohay nach der Provinz Parana führt, ſind folgende Punkte beſtimmt:
Nonahay
558 Meter
Fertigkeit zu ſeiner Bearbeitung daſelbſt erlangt haben , ſo muß "
Lageado do Tigre
501
die Technik anderswo erworben ſein , mit anderen Worten , die Bewohner der Umgegend von Kunda ſind höchſt wahrſcheinlich
(Der Waſſerfal oberhalb des Pajjes hat eine Höhe von
über's Meer aus Finnland gekommen, wofür noch zahlreiche andere
79 Meter.)
Corilha da kondinha Letzter Gebirgszug nad) llruguay Paſſo do Guyd - Fu
468 Meter 473 210
Auf der Straße von Paſſo Fundo (ſiehe H. Langes Karte
des ſüdlichen Braſilien in den „ Geographiſche Nachrichten “ Band I) nach Süden ſind folgende Punkte beſtimmt : Paſſo Fundo
629 Meter 457 536
Lageado do Brito
Corilha, 1 Legua von der Villa
422 Paſſo do Jacuhy 434 Eſtancia do Ismael Paſſo da Carreta Quebrada , eines Zufluſſes des 451 Facthy .
11
1/
522 Corilha, 12 legua dayon 572 Reſtinga , Haus des Pedro Aguirro Nach Berechnung desjelben Ingenieurs , welchem die Karto graphie vom Rio Grande viele Beiträge verdankt, liegt Paſſo Fundo bei 280 13' ſüdlicher Breite und 90 16 ' weſtlicher länge. Die Jahrestemperatur war 17,490 C. Temperatur 1881 : im Januar 23,290 ; Februar 22,740 ; März 21,820 ; April 16,460 ; Mai 13,90 ; Juni 14,260; Juli 9,10; Auguſt 11,170 ; September 14,970 ; Oktober 16,70. Regenloſe Tage in den einzelnen Monaten 1881 von Januar beginnend: 22, 20, 28, 21 , 23, 26 , 26 , 23, 21 .
Funde ſprechen , die eine Zujammengehörigkeit der die Südküſte Finnlands, die Juſelui des Finniſchen Meerbuſens und Nordeſtland bewohnenden Volksgruppen beweiſen . Die Zeit , in der dieſe Seefahrer, Jäger und Fiſcher am Kundajee lebten , wird in der vorliegenden Arbeit mit Rückſicht auf Angaben von Tacitus, auf Münzfunde in den Oſtſeeprovinzen und einige andere Verhältniſſe benachbarter Länder in das erſte Jahrhundert nach Chriſtus ge ſetzt. In den Oſtjeeprovinzen fehlt ein eigentliches Bronzealter. Dem Steinalter. folgt faſt plößlich das Eiſenalter, das in Livland durch Steinhaufen, in denen neben Aſchenreſten und Kulturartikeln ſid) römiſche Münzen aus der zweiten Hälfte des zweiten Jahr hunderts fanden , vertreten iſt. Schwieriger iſt die Beſtimmung
der Nationalität der Kundaer Bevölkerung, der Autor glaubt ſie als Ungarn ( ?) auffaſſen zu können .
!
Ueber vorgeichidtliche Bewohner Eſtlands. Drei Werſt vom Finniſchen Meerbuſen zwiſchen Fluß und Dorf Kunda in 590 29^ B. und 240 284 L. von Paris liegt ein ſeit
12 Jahren zur Zementfabrikation benüttes Mergellager, das wie
Notizen. Afrika.
Die Erpedition Rogozinski, deren Programm in Nr. 18 des „ Ausland" 1882 ausführlicher beſprochen und deren Auflöſung in Nr. 39 1882 furz gemeldet wurde , taucht wieder auf. Ein
franzöſiſcher Marineoffizier Namens Duloup ſchreibt unter dem 26. Januar d. J. an die Pariſer Geographiſche Geſellſchaft: „ Die Erpedition Rogozinski hat am 13. Dezember 1882 Havre verlaſſen mit der Beſtimmung nach der Inſel Fernando Po (gegen
die Unterſuchungen von C. Grewingki angeben, in der poſtglaziale
über dem Kamerun an der afrikaniſchen Weſtfüiſte). Einige Tage
Periode ein Schmelzwaſſerſee war, der bei ſehr gering entwideltem
vor der Abreiſe ſprad) ich noch mit Rogozinsti. Sein Schiff, „ Lucie Marguerite “ , hat za . 100 Tonnen Gebalt, iſt vortrefflich
Tierleben viel Thon abſetzte.! Als dann ſpäter nach erfolgtem Durchbruch des Sees nach dem Meere die Ufer flacher wurden , entwickelte ſich in ſeinem Waſſer eine namentlich an großen Hechten reiche Fauna, die bei fortgeſetzter Abflachung des Sees einer reicheiro
Molluskenfauna widh; aber auch dieſe erſtarb, der See wurde mit einer Moordecke bedeckt und verſchwand ſchließlich). Der Abbau des Mergels
förderte nun eineganze Anzahl Tierreſte, Waffen 2c. zu Tage ; von den Tierreſten ſind Elen , Reh , Rind, Pferd , Schwein und Hund
jüngeren Datums und in die Zeit der Moorbildung zu ſtellen, während Bos primigenius , Renn , Elen und Wildſchwein ziir Zeit der Mergelbildung bei Kunda lebten . Unter den Knochen geräten ſind vertreten : Harpunenſpitzen mit einer Reihe gerader oder gekrümmter Widerhaken , Harpunenſpitzen mit zwei Reihen Haken , von denen die eine in den Knochen geſägt war , Die
ausgerüſtet und eignet ſid) für die beabſichtigte Seefahrt. In 1-2 Monaten hoffe ich nene Nachrichten zu erhalten .“ leutnant Wißmann gab in der „ Société Khédiviale de Géographie “ zu Kairo am 19. Januar d. I. in deutſcher Sprache einen ausführlichen Bericht über ſeine Reiſe von Loanda nach Zanzibar, „welche das Auditorium im höchſten Grade intereſſierte.“ Dr. Schweinfurth verdolmetſchte denſelben ins Franzöſiſche und verbreitete ſich mit lebhaftem Geiſte iiber die zahllojen abenteuer lichen Erlebniſſe des Reiſenden .
Eine neue italieniſche Erpedition nach Schoa iſt
von Neapel unter Leitung Guſt. Bianchi's abgegangen , mit Ge ſchenken des Königs an den Negus von Abeſſinien. Sie wird
trachten , die von dem verſtorbenen Antinori hinterlaſſenen Samm 1 C. Grewingf: Geologie und Archäologie des Mergellagers von Kunda in Eſtland .
Mit 3 Tafeln . Dorpat 1882. 80.
lungen und Schriften in Beſitz zu bekommen und außerdem einen Handelsweg ausfindig zu machen , welcher die Kolonie von Aſſab .
Notizen .
180 mit Godicham
in Abejjinien und mit den
allaländern in Ver
bindung bringen könnte. Zu dieſem Zwecke ſoll eine neue Station in Boſa ( ? ) gegründet und der Blaue Nil (wo ?) überbrückt werden. Palmarts iſt im Auftrage der Assoc. intern, africaine und in Begleitung eines öſterreichiſchen Offiziers, eines Naufmanns aus Antwerpen und eines Technikers nach dem Kongo abgereiſt und am 7. Februar 1883 von Liverpool in Sec gegangen .
Wolfes hergenommen , ſind : Altes, graues Hinddien , Alter hinterin Buſch, Herr Buſcivater, Wilhelm im Buſch, Wilhelmchen, Grau
rođ, grauer Herr, der alte Starfe . Mam im grauen Polze , Petz . ärmel, Buntgeſidit, Mann mit der breiten Pfote , Langſchwanz, Flachsſchwanz , köhrenſdywanz, Lehmnaſe, Echleifſteinohr, Sdaj wiirger, Pferdetöter, Ingelenker u. ſ. w . Amerita.
Savorgnan de Brazz a iſt nun doch zum Schiffsleutnant ernannt worden und begab ſich am 20. Februar nach dem Nongo.
Der Eiſenbahnbau in dem Königreich Nayor (Fene gambien) von St. Louis nach Dakar, welcher am 13. Juni 1882 von den franzöſiſchen Kammern in einer Ausdehnung von 260 Nilometern beſchloſſen worden , ſtößt in der Ausführung auf die hartnäckige Weigerung des Negerfiirſten , dies zu erlauben . Er erklärte, er wolle ſich in ſeinem eigenen Lande nicht genieren laſſen ,
kiindigte alle bisher mit Frankreich abgeſchloſjenen Verträge und vereinigte bei Kofi eine Truppenmacht von mehr als 3000 Mann. Europa. Frankreich s Poſtverkehr 1881.
Nach den Zuſammeil
ſtellungen des Miniſters der Poſten und Telegraphen betrug die Totalſumme aller im genannten Jahr beförderten Poſtſachen 1 Milliarde 350 Millionen Stüc. Darunter befanden ſich 563 Millionen franfierte Briefe , ſowie 701 Millionen Zeitungen und
Man ſchreibt uns aus Rio de Janeiro: Die Raffeepflanz ungen haben in ungewöhnlichem Maße und mit Vernachläſſigung der meiſten anderen Kulturen in Braſilien zugenommen , wodurch
der friihere Preis auf weniger als die Hälfte geſunken iſt. Bereits
fehlt es an Arbeitskräften , die Ernte zu bewältigen , ja man be rechnet, daß infolge diejes Mangels in dieſem Jahre gegen A. H. 500,000 Zentner Kaffee verloren geben werden .
Neue Diamantenfelder.
Am Rio Pardo im Junern
Braſiliens wurden neue Diamantenfelder gefunden und zwar mitten in wirklichem Urwald von rieſigen Bäumen , ungefähr 13 kilometer vom Fluſſe entfernt. Schon in einer Tiefe von kaum einem Meter ſtößt man auf die den Edelſtein fiihrende Schieferlage ( Pizarra ) und Diamanten von 8–24 Gramm (13 oitavo) ſind durchaus keine Teltenheit.
So iſt die Arbeit jehr erleichtert und daher
haben ſich denn bereits an 1500 Menſchen eingefunden, um hier ſchnell reich z11 werden , das faſt mühelos und raſch Erworbene
6128 , Ende 1882 jollten es deren 6187 ſein. Bergleicht man die Bevölkerungszahlen mit dieſen, jo nimmt Frankreich in Europa den zehnten yang ein . Die großen Fortſchritte indes, welche das Land auf dieſem Gebiete ſeit 1877 gemacht, werden noch iiber
aber auch gewöhnlid) ebenſo ſchnell wieder zu verſchleudern . Alte dinejijche Münze in Nordweſtamerika. Wie die „ Colonies and India “ berichten , hat man in Britiſch -Rolumbia eine 3000 Jahre alte chineſiſche Münze gefunden . Zwar hat man bei der ſtarken chineſiſchen Einwanderung in dieje Kolonie und
troſjen von jenen des Telegraphenweſens.
Drucjachert .
Die Zahl der Poſtämter war am Schluß des Jahres
Denn es wurden im
der Thatjache, daß nordweſtamerikaniſche Indianer ſeit lange dafür
ganzen 19,466,000 Depeſchen 1881 erpediert, darunter 1,952,000
bekannt ſind , daß ſie mit Vorliebe ihre Mützen mit chineſijden
nach auswärts.
Münzen idymiiden, ja ſelbſt, wie Dall uns jüngſt mitteilte, Panzer aus denſelben fertigten, dieſem Funde nicht ohne weiteres eine große
Der Telegraphenbureaus waren es 5181 und ſie
werden bis 1883 auf 6681 geſtiegen ſein . Die länge des Tele graphennetzes ergab ſich zu 73,944 Kilometer, ſie ſou indes aud) Ende 1882 auf 87,020 kilometer gekommen ſein . Die unterirdiſchen
Bedeutung beizulegen. Aber er iſt neben jo manchen anderen Anzeichen älterer nordpazifiſder Völkerbeziehungen zu regiſtrieren.
Linien werden ſidh an gleichem Zeitpunkt iiber 3325 kilometer ſpannen , überhaupt aber iſt veranſchlagt , daſ letztere im ganzen 7296 Kilometer einnehmen werden .
Die kleinſte Stadt in Europa dürfte ein furländiſches Städtchen , Pilten an der Windau gelegen , jein , welches nad ) der furländiſchen Gouvernementszeitung im Budget fiir 1883 mit 1540 Kubel 74 kiopeken in Einnahme im Ausgabe balanziert. Für das Stadtamt (Gagierung des Stadthauptes , des Stadt :
ſekretärs , des Translateurs, des Miniſterials und fiir Kanzlei materialien) ſind in Summa 355 Kubel verand)lagt, für die Polizeiverwaltung 36 Rubel u . ſ. w . Pilten war einſt Sitz cines
Biſchofs; an die alte Zeit erinnert nod) die Ruine eines Schloſjes, deſjen Turm , in der Mitte geborſten , mir zur Hälfte 110d) ſteht, zur andern in der Windau ruht. Benennungen des Wolfcs im
Auſtralien .
Wie in der Verſammlung der Geographiſchen Geſelljchaft zil Amſterdam (vom 16. Dezember v . Js .) mitgeteilt wurde, iſt bei dem Vorſtand ein ſehr intereſſanter Bericht über die nail tiſchen Kenntniſje der Südjce Inſulaner eingegangen , (vom kapitan Echiidi, welcher demnächſt veröffentlicht werden ſoll. Derſelbe beſchäftigt ſich mit der Weije, wie ſie die gegenſeitige Lage der Jijeli beſtimmen und von dieſer Kenntnis bei ihren Fahrten (Gebraud maden . Sie haben dazu eigentümlidie Karten von Zweigen geflochten ; ſind dieſelben weiter von einander entfernt, jo bedeutet dies Waſſer , ſind ſie dicht beieinander, ſo iſt dies Land.
Beiſpiele jolcher farten befinden ſich im Ethnographiſchen Muſeum 311 Peiden . Wir kommen auf dieſe intereſjante Sache zurück . L'andverkauf in Weſtauſtralien . Aus Weſtauſtralien
Eſtniſch e 11. Wie ſehr meldet man , daß 21 Millionen Ader jetzt im Kimberley - Diſtrikt
die Eſten früher mit dem Wolf zu thun hatten , geht aus den zahlreichen Benennungen hervor, init denen ſie das in früherer Zeit in den Oſtſeeprovinzen häufige Kaubtier belegten . Wolf heißt hunt oder susi oder mets. Letzteres Wort bedeutet
eigentlich „ Wald “ und wird beſonders in Kompoſitis für Wolf gebraucht : Waldesherr (metsa siks), Starfer des Waldes, Sald zorn , Alter des Waldes , Waldmann , Waldonkel , Grauer des
Waldes, Waldbewohner, Waldſchatten , Waldgeſchöpf, Waldfobold, Waldhund, Waldbod, Waldvogel 2. Andere Namen für den Wolf
zum Teil humoriſtiſche, zum Teil von den Eigenſchaften des
bezahlt ſind und weitere Millionen abgetreten werden ſollen. Man ſieht hieraus, wie ſelbſt in dieſem ſo lange vernachläſſigten Teile Auſtraliens die Ausbreitung der Landwirtſchaft und damit der Kultur im Wachſen begriffen iſt. Der Gencral-Agent fiir Şiidauſtralien in England hat ein Telegramm ſeiner Regierung vom 17. November empfangen , welches ihn beriadirichtigt, daß im dortigen Parlament der Beſchluß ge faßt worden iſt, im Jahre 1886 eine Internationale Ausſtel lung zu Adelaide zu halten.
Druck und Verlag der F. G. Cotta'ſchen Buchhandlung in München und Stuttgart.
Das Slusland . Wodenſchrift für Länder- und Völkerkunde, unter Mitwirkung von Profeſſor Dr. Friedrich Katzel und anderen Fachmännern herausgegeben von der
I. G. Gotta'ſchen Budhandlung in Stuttgart und Münden. Sedsundfünfzigſter Jahrgang.
München , 5. März
Nr. 10. Jährlict 52 Nummern à 20 Seiten in Cuart. ämter .
ſenden .
Preis pro Quartal M. 7.
1883.
Zu bezieben durdy alle Budhandlungen des In- und Auslands und die Poſi.
Rezenſions -Eremplare von Werten der einſchlägigen Litteratur ſind direft an Herrn Profejjor Dr. Friedrid Rakel in Münden , Atademicſtraße Nr. 5, zu Inſertionspreis 20 Pi. für die geſpaltene Zeile in Petit.
Juhalt : 1. Die Fulen (Full-Be) in Afrifa und ihr Urſprung. Von (Gottlob Adolf Sirauc. I. Allgemeines. II. Verbreitung. III . Namen .
IV . Charafterijtit.
V. llríprung. VI. (Wejchichtliche Bructiſtiice. VII . (Geiſtesbildumy. VIII. Wichtigkeit der fulijchen
Sprache für Reiſende, laufleute und Miſſionäre. S. 181 . 2. Zur Sartographie der Naturvölker. Son Georg Miiller Frauenſtein . . 189 . 3. Sechs Monate in Oran . Von H. Levesques. IX. Die Frauen bei den Arabern. E. 193. t. Puerto Princeja auf Palawan . Pon Ferdinand Blumentritt. S. 196. 5. Kleinere Mitteilungen : T. 198. Von der Geographiſchen und Naturwiſſen daftlichen Geſellſchaft zu Heriſau (Schweiz). Die Säujer der Niaſjer. Mitteilungen von J. M. Edyuver. 6. Notizen : S. 199 . Chronik der deutſchen Jutereſſen im Ausland, der Kolonial- und Auswanderungsfragen. Aſien. II .
Die Fulen (Ful-Be) in Afrika und ihr Urſprung."
Berbreitung.
Bon Gottlob Adolf Krauſe.
Die Gebiete, in denen die Fulen beute anſäſſig ſind, liegen im weſtlichen und mittleren Sudan. Eine Linie,
1.
die man ſich von der Mündung des Senegals bis nach Allgemeines.
Fola , der Hauptſtadt von Adamaua oder Fumbina, gezogen
denkt, ſtellt die ungefähre Are des Verbreitungsgebietes
Unter allen Völkern , welche das nördliche Zentral Afrika bewohnen , gibt es keines, das für den Völker: kundigen und den Sprachforſcher ſo viel Intereſſe darbietet,
der Fulen dar. In Senegambien und in den Ländern ſüdlich davon ,
wie die Fulen . Jhr geheimnisvoller Urſprung, ſowie ihre
wo ſie den Atlantiſchen Dzean erreichen , finden ſie ſich am weiteſten gegen Weſten vorgeſchoben. Im Lande Futa
großartigen Eroberungen in neuerer Zeit lenkten die Auf
merkſamkeit der Europäer doppelt auf ſie hin. Unter den Gelehrten und Reiſenden letzten die einen ihren Scharfſinn,
die anderen ihre Phantaſie in Bewegung, um die unbe
Dichallo (Dichallon ) bilden ſie den Hauptbeſtandteil der Bevölkerung. Weiter oſtlid bejißen ſie an beiden Ufern des oberen Niger, jüdweſtlich von Timbuktu , das Reich
Maſſina und ſeit etwa zwei Jahrzehnten haben ſie ſich des
kannten Urſite dieſes Volkes und die wahre Abſtammung Bamana Neides von Segu bemädytigt.
Auch die Land
desſelben zu ergründen. Aber keinem iſt es bis jeßt gelungen , ſeine eigenen Anſichten überzeugend für andere darzulegen . Während die einen in den Fulen nichts anderes als ein ge : meines Negervolt ſeben wollen , das jeit alten Zeiten ſid mit
ſchaften zwiſden Maſſina und dem Mittellauf des Niger beherbergen eine fuliſde Bevölkerung. Deſtlich und zum Teil noch weſtlich vom Niger ſind die beiden mächtigen Reide von Gando und Sokoto von Fulen beberridt. In
hellen ethnijden Elementen vermiſcht habe , ſind andere in die
Ferne geldweift und haben die Wiege der Fulen in die malaiiſchen Inſeln verjeßen zu müſſen geglaubt. 1 Dieſer Aufſatz erſcheint gleichzeitig in dem vortrefflichen „ Esploratore des Herrn Com . Napitän Manfredo Camperio in Mailand. Mirdland 1688 Nr . 10 .
Ann. d . Wod.
Bornu , Bagirmi und Wadai ſind auch Fulen anſäſſig,
dodh haben ſie in dieſen Ländern noch keinen vorwiegenden politiſchen und religiöſen Einfluß gewinnen können . So Adamaua ( Fumbina ) dagegen , zu beiden Seiten des Fluſſes Binuë, ſind ſie am weiteſten gegen Süden hin vorgedrungen und erweitern von Jahr zu Jahr ihr Neid) , das von Sokoto 28
Die Fiilen ( Fill Be in Afrika und ihr llrſprung.
182
abhängt, indem ſie einen unbarmherzigen und umunter brodienen Krieg gegen die heidniſdien Negervölfer jener Striche führen. Sollten ihnen nicht ernſte Hinderniſſe in den Weg treten , ſo werden wir ſie in ihren Siegeszügen nach wenigen Jahrzehnten ſowohl am Mittellauf des Rongo, wie am Meerbuſen von Guinea anlangen jeben.
In dieſer ausgedehnten Verbreitungszone bilden die
Fulania , Felatia , Sing. Fem . von den Arabern. fullan , Plur. von den nordlidyen Tuareg. Pfullan , Sing. von den nordliden Tuareg.
Ifulan , ſulan, Plur. von den jüdliden Tuareg. Sfilanen , Plur. von den Tuareg von ( bat. Ulfilan , Sing. von den Tuareg von (Shat. Nillani, Fullani, Plur. von den Hauſja.
Fulen faſt nirgends kompakte Bevölkerungsmaſjen , ſondern
Bafillantidi, Sing. Mast. und Fem . von den Dauja.
find in kleinen Gruppen zerſtreut , bier als friedliebende
Maplatafai, plural von den Muſuf.!
Hüter ihrer Herden wohnend oder umherziehend und dort als Herren der durch ihre Waffen unterjodten Stämme
Maplata , Sing. von den Muſuf. jelata von den Kanuri (Bornu ). Fula von den Mandinka.
lebend oder als Krieger feindjelige Nad barn bekämpfend.
Die Oberflädje des Verbreitungsgebietes der Fulen kann der Hälfte derjenigen von Europa gleich gejetzt werden , ohne daß man ſich zu weit von der Wahrheit entfernt; zu einer Schäßung der Seelenzahl dieſes Volkes aber fehlt uns jede ernſte und feſte Unterlage, um eine wenn aud nod) 10 annähernde ſtatiſtide Beredynung zu wagen .
Agoi? von den Didrumu. 3 Idilmigo von den Mojji. Kambumana von den Gurejdia. Folani, Fulga von den Gurma. Bale von den Mfut oder Bajut. patot von den Hain .
Abate von den Didufu . III.
Goi von den Nupe oder Tapa . Namen .
in einigen ( egenden haben die Fulen den Namen Die Fulen nennen ſich ſelbſt Ful Be im Pural und Puls im Singular, d. h Ful -fie und Ful-er.
Die Wurzel „ ful“ oder „ pul“ ſoll nach einigen „ hell braun , rot , gelb " bezeidynen . In Europa ſind ſie unter verídiebenen Namen be
fannt , z. B. als Ful, Pul, Fulbe, Pouls , Peuls , Foulis, Folos , Foulbés , Fellata , Fellani, Fulan , Futa u . i. w . Die Geſamtheit dieſer Namen beträgt mehr als hundert,
ſoweit ſie uns in den gedruckten Büchern mit ihrer ver idiedenen Orthographie entgegentreten . Dieſer Mannig faltigkeit gegenüber wird es für den Europäer eine unab weisbare Notwendigkeit, ſich für die eine oder andere Form zu entſcheiden und die richtige Wabl kann , deint es, trotz der vorhandener Fülle von Namen , nidyt ſdwer fallen .
Die Wurzel iſt „ ful“ oder „ pul“. Man nehme die jelbe und dreibe ſie nad der Orthographie ſeiner Mutter ſprade, aljo im Deutiden und Italieniſden ful, im Franzöjt
ichen foul, im Englijden fool, im volländiſden foel u . 1. W. Dieſe Wurzel kann man für alle formen unverändert laſſen oder ihr die Endungen hinzufügen , die der Genius der
angenommen , den ihnen ihre Nadybarn gegeben haben. So nennen ſie ſich im fernen Weſten unter den Mandinka ( Mandinga) audy Fula und im Dſten in Bornu und den
jüdlic ) angrenzenden Ländern auch Plata , das aus Felata entſtanden iſt . Sie haben aber ihren wabren Namen nirgends ganz vergeſſen , wo jie ihre Sprache bewahrt haben. Die letztere wird überall , Fulfulde" genannt, was
wahrſdeinfid) aus Ful und Bolide, die Sprache, urſprünglid zuſammengezogen iſt. IV .
Charakteriſtit.
Heinrid Barth , ciner der größten unter allen Afrika reiſenden, hat die Fulen in den Neiden Sokoto und Gando, in Bornu, Bagirmi, Fumbina, Maſſina und in Timbuktu, wo er mit Mühe ihren Mordplänen entging, beobachtet und er iſt umſtreitig derjenige Reijende, welcher dieſes Wolf in
mehr Gegenden als irgend ein anderer vor oder nad , ibm geſehen hat, bier in ſeiner ethnijden Keinbeit , dort in ſeiner
ethniſchen Verdorbenbeit und es iſt daher nur billig , wenn
cinzelnen Sprache erheijdt, alſo im Deutiden : ein Fule,
ich ſeine cigenen Schilderungen vorausſtelle. ,, Die Ful" , ſagt er , „ ſind ein Volfsſtamm rätſelhaften
dic Fulen , die fuliſche Sprache oder ein Ful, die Ful, die
llriprungs, der in ſeinem reinen urſprüngliden Typus dem
şulſprache ſagen ; im Jtalieniſchen un Fulo , i Fuli , la lingua fula ; im Franzöſiſchen un Foul , les Fouls , la langue Foule u . f. w .
1 Nach Heinrid Barth werden die Fulen von den Mujuk (Muisgu) Tichogtidogo genannt. Diejer Namen iſt mir unbekannt
!
Die verſchiedenen Völker in Afrika , welche mit den
Fulen in Berührung gekommen jind , legen ihnen Namen
geblieben und als Bezeidung fiir cin Bolt widerſpridit ſeine Form dem Geiſte der muſukaniſchen Sprache. Sielleidyt iſt es ein Spottnane.
bei , die ſich teils an die Wurzel „ ful" anlehnen , teils
2 Nad) { . . Nocile.
unabhängig von ihr gebildet ſind.
(Aku ). 3 Einer Abteilung der J ' Fato and Abate bedeutet „ weißer Menſch .“
Eine Liſte dieſer Namen möge hier folgen : Die Fulen werden genannt
Fulan , Felata, Plural von den Arabern. Fulani, Felati , Singular Mask. von den Arabern .
3 Deutſches Staatswörterbuc), in Verbindung mit deutſchen Gelehrten herausgegeben von Dr. J. C. Bluutidli ad S. Brator . Stuttgart und Pripzig 1802. 7. Band , Artikel: Neger und Reger etaaten .
Die Fuleit ( Full Voi in Afrifa und ihr lrſprung.
183
Reger ganz fern ſteht und in vielen Beziehungen, ſowohl
Die Fulen als einen Stamm und nicht vielmehr als
in der äußeren Erſcheinung, als ſeinen eigentümlidien Familienanſdauungen nady , an die malaiijden Stämme
cin Volk zu bezeidynen , würde zu Unklarheiten führen , da die Geſamtheit des Volfes ſid in einzelne Stämme, Fa :
erinnert; aber jetzt in ſeiner außerordentliden Ausbreitung,
milien oder Kaſten teilt .
die ſich ſeit dem 15. Jahrhundert vom Senegal her oſtwärts geſdrichtlich nachweiſen läßt , hat er viele fremde Elemente in ſid) aufgenommen , die der Hauptmaſie dieſes Volfes beſonders in den öſtlichen Gegenden einen ganz anderen , dem Neger ſid in vielen Beziehungen näber anſdließen den Typus gegeben haben . " ,,Es unterliegt feinem Zweifel," jagt berſelbe Keijende, an anderer Stelle , „ daß der Stamın der Fulbe der in
telligenteſte aller afrikaniſchen Stämine iſt. In förperlicher Entwickelung mögen ihnen allerdings die Djoloffen vor angehen ; aber es iſt eben der größere Berſtand, der dem Pullo bei weitem mehr Ausdruck gibt und ſeinen Geficyts
zügen nicht erlaubt , jene Regelmäßigkeit anzunehmen , die wir bei anderen Stämmen finden , während die mäßige
Lebensweiſe einer großen Anzahl Fulbe der Grund iſt,
V.
Urſprung.
Dic Fulen ſelbſt haben Ueberlieferungen über ihren Urſprung , aber man erkennt leidit, daß dieſelben in ihrer jeßigen form in neuerer Zeit ausgeſchmückt worden ſind, während ſie allerdings einen geſdiditlichen Kern zu ent balten deinen , den ſpätere Forſchungen werden aus der zugedichteten Umhüllung heraus dyälen fönnen . Alle Mohamedaner betradyten die arabiſchen Stämme vom religiöſen Standpunkte aus als von Allah bevorzugt
und geehrt , weil dieſer einen Araber, Mohamed , zu ſeinem größten und letzten Propheten wählte. Um nun an dieſer Ehre mit teilzunehmen , lieben es die nicytarabiſchen Moha medaner , ſich in irgendweldie ſagenhafte Beziehungen zu
So möchten aud; die Fulen gern ihren Urſprung auf die Araber zurüdjühren. Leider ſtimmen
Daß fid) ihre Glieder nidt in der reid ſten Weiſe entfalten , ſondern die meiſten derſelben durch kleine Glieder und
den Arabern zu ſeben .
dlanken Wudys ſich auszeichnen. Bei Erwägung der äußeren Erſcheinung der Fulbe, die ſowohl in der Haut
die Ueberlieferungen , die in den verſchiedenen Ländern erzählt werden , untereinander nicht überein. Die einen behaupten , daß während der Eroberung Nord -Afrikas durch die Araber , im Laufe des 7. Jahr
farbe , als in körperlicher Entwickelung verſchiedene Gegen jäße barbietet, müſſen wir zuerſt berüdſidstigen , daß die Fulbe
als ein erobernder Stamm , der ſid) über einen weiten Länder
hunderts unſerer Zeitredinung, ein arabiſches Heer bis
ſtrid ausgedehnt hat, mannigfaltige und gänzlid, verídyiedene nationale Elemente in ſich aufgenommen haben ; dies iſt der
zum Senegal vorgedrungen ſei , bis zum Lande Toro , deſſen Bewohner Torodo genannt werden . Als dieſes Heer nach Aegypten zurückkehrte , wurde Okba ibn Amer mit dem Auſtrage zurückgelaſſen , die Torodo in den Lebren des Islam zu unterrichten. Okba beiratete eine Tochter des Königs der Torodo und ließ ſpäter , als auch er nad
Grund , weshalb die verſchiedenen Abteilungen der Fulbe Nation einen ſo mannigfaden und etwas unbeſtimmten Charakter beſitzen ." Die Fulen , welche ich ſelbſt beobachtet habe , waren aus dem mittleren Sudan . Ich habe unter ihnen zwei
idarf getrennte Klaſſen unterſcheiden können : 1. die braunen oder roten Fulen ; 2. die dwarzen Fulen . Die letzteren
Aegypten heimkehrte, ſeine Frau mit vier Söhnen in Toro zurück. Dieſe letteren , welche Dita , Naſſir , Wadida und
Rerebi hießen , redeten eine Spradie, die von der ihres
waren beſonders aus Bornu , Adamaua und aus den zwiſchen
Vaters , der arabiſchen , ſowie von der ihrer Mutter, der
beiden liegenden Landſchaften, während die erſteren aus den bauſjaniſchen Provinzen des Weiches Sofoto ſtammten . Die braunen Fulen hatten ſchmächtige Glieder, eine belle Haut und ein den Ariern ( Indogermanen ) ähnliches, bis
Wakoreſprache,' verſchieden war und ſie waren die Stamm
väter der Fulen und ihre Sprache war die Fulſprache. So ſtand es in den Büchern geſchrieben , ſagt ein fuli
Shre Länge überſtieg 170 Zentimeter; ſie ſpraden alle auch
der Schriftſteller. In Hauſja wird erzählt , daß derſelbe Dfba ibn Amer nad Dala gekommen ſei , einer Stadt , die heute Rano beißt und eine Tochter des Königs Abdua dan Barbatu
die bauſjanijde Sprache.
geheiratet habe. Das übrige der Erzählung iſt gleichlau
weilen ſogar vollſtändig gleiches Geſicht. Sie waren lebhaf ten und fritijden Verſtandes und beſaßen ein ernſtes Weſen.
Die ſchwarzen Fulen waren fleijdiger , hatten eine
ſehr ſdywarze Haut und ein regelmäßiges Geſicht, in ge ringerem Grade jedodh, als die hellen Fulen. Sie waren lebhaften Verſtandes und ihre Natur war den Freuden
dieſes Lebens mehr zugethan , als es bei ihren braunen Brüdern der Fall. Zbre Länge war ſchwanfender und im allgemeinen fürzer. Faſt alle ſprachen auch die Ranuri ( Bornu ) Sprache.
tend wie oben bei den Torodo.
1 Die Sprache der Torodo joll die Wolof- oder Dicholof. Sprache ſein. Wakore ſcheint ein alter Volksuame zu ſein. Die Wafore bewohnten urſpringlich am oberen Niger ein land , das Mali, Mani, Mandi genannt wurde , nach welchem ſie ſich aud ) Mialinka , Maninka , Mandinga (ſtatt Mandinka) nannten . Fm
mittleren Siidan ſind ſie vorziiglich unter dem hauſſaniſchen Namen Wangarana bekannt. Zu den Wafore gehören auch die Bamana, Bamara oder Bambara. Malinfa u . 1. w . bedeutet ſowohl Mali
1 Heinrich Barth, Reiſen und Entdeckungen in Nord- und Zentral-Afrika. Gotha. 4. Band. Ĉ . 144 ff.
Bewohner, wie Mali Sprache .
Die Fillen ( ful Be) in Afrifa und ihr Urſprung.
184
Im erſten Falle wurden die Fulen alſo Mijdlinge
eine bamitiche Sprade ju nennen , wurde fald fein .
aus arabiſchem und Wakore - Blut, im leßtern aus arabiſdem
Der hamitiſdie Kern hat ſid aus ſich ſelbſt heraus in ſo eigenartiger und ſelbſtändiger Weiſe weiter entwickelt oder iſt durd, andere Sprachen , die wir nocy nidt bezeidinen
und hauſjaniſchem Blute ſein . Bis heute nennen ſid die Fulen in Hauſſa , die übrigens faſt alle auch hauſianidh ſpredyen , Fulbe Hauſjare," d. i. „ Hauſſa - Fulen " und geben ihren Brüdern im Weſten , die nicht hauſjaniſch ſprechen, den Spottnamen ,,Minanata Hauſjare," d. i. ,, Die id ver ſtehe nicht hauſjaniſch ." Noch andere wollen den Urſprung der Fulen von einem
Araberſtamm ableiten , der aus Fas ( rez) in Maroffo wegen politiſcher Unruhen , die daſelbſt ausgebroden , ge flüchtet ſei. Die Anführer dieſer Flüchtlinge , namens
können , jo umhüllt und durdydrungen worden , daß die
nun vorhandene Sprade als eine ſelbſtändige angeſehen werden muß. Beſonders auffallend an ihr iſt, daß ſie die Bezeidmung des grammatiſchen Geidy lechtes nicht kennt, dagegen aber pſychiſche und avīvdyjde Kategorien lautlid in der Grammatik idroff zum Ausdruck bringt.
Hier wird es zweckmäßig ſein , einige Worte über die Beziehungen einzuflechten , welche zwiſchen der fuliſden
Sedi und Seri , bätten den Schutz eines religiojen ange
Sprache auf der einen Seite und den Sprachen des mittleren
febenen Mannes der Malinfa angefleht. Dieſer , namens Hadich Salihu Suware, habe ſie nad dem Lande Futa Didallo ( Didallon ) geſchickt, wo Sedi mit den Seinen ſich
Sudan auf der anderen beſtehen.
Beim
erſten Anblide
erſcheint es , als ob ſoldie in keiner Weiſe vorhanden wären , eine näbere Prüfung jedod zeigt ihr Vorhandenſein. Die
in Ainde Dabola niederließ und Seri in Fukumba . Dieje
Natur dieſer Beziehungen aber und mehr noch ihr Urſprung
leştere Erzählung bezieht ſich offenbar nur auf eine der vielen Wanderungen der Fulen und iſt ohne jeden Grund
beweijen ums , daß von einer Verwandtjdaft nicht die Rede ſein kann . im mittleren Sudan finden wir einen großen Sprad
mit dem erſten Urſprung des ganzen Volkes in Zuſammen: hang gebracht worden .
Zu Anfang dieſes Jahrhunderts war in Europa die Meinung ſehr verbreitet und zählt jest nod Anhänger, daß die Fulen malaiiſchen Urſprungs ſeien.1 Heinrich Barth hat ſeine Anſidit dahin ausgeſprochen , daß ſie in grauer Urzeit aus dem Oſten gekommen ſeien . Friedrich Müller, der große Spradforider in Wien ,
jagt , daß die fuliſche Spradie keine Negerſprache ſei.
ſtamm , deſſen Vorbandenſein id zuerſt in einer in mander Hinſidt unglückliden Arbeit über die Ranuri, Teda und Garamanten (Zeitſdrift der Gejellſchaft für Erdkunde zu Berlin . 1876. Band 11. S. 30 ) andeutete und den idy vorläufig in Ermangelung eines kürzeren Namens nadi
den beiden in ihm vorkommenden Geſchlechtsſprachen als den hauſſa -muſufanijden Sprachſtamm bezeidyne. Die hauptjädlichſten Vertreter desſelben ſind die Spraden der
In der Einleitung einer eingehenden linguiſtijden Arbeit
folgenden Völfer: Hauſſa, Kanuri ( Bornu ), Su oder Bedde,
über die fuliſche Sprace jdvrieb ich noch die Worte, ,,daß ich nicht im ſtande jei , zur Aufklärung der Frage über
Doai , Nguſum , Harefare , Bika , Margi, Wandala Man dara ), Muſuf oder Musgul, Yogon , Jedina oder Buduma. Vielleicht iſt auch die Spradie der Teda oder Tubu bin zuzufügen.
den Urſprung der Fulen auch nur ein Kleines beizutragen ." Als ich aber im Verlaufe dieſer Studien über die fuliſche Spradie dieſe leştere mit den hamito -ſemitiſchen Sprachen
Dieſer Spradſtamm war zu einer unbekannten Periode
und beſonders mit denen der Tuareg , Galla oder Promo
einem tiefen Einfluß von Seite bamitider Spraden aus :
und Araber verglich , bereďytigten mid die erhaltenen
geſeßt , der ſidy am därfſten durch die Aufpfropfung des Genus Femininum auf den grammatiſden Bau zweier hier
Reſultate, der Frage näher zu treten . Die Beziehungen zwiſchen dieſen Sprachen ſind zu
bergehörigen Sprachen ausgeprägt und fortgepflanzt bat.
gewichtig und zu tiefgehend , ihre Jugendzuſtände und
Dieſer Einfluß dürfte ſid jdwer anders als durch die
ihr innerſtes Wejen betreffend , als daß man eine zufällige
Annahme erklären
Uebereinſtimmung annehmen oder eine Entlehnung von der einen oder anderen Seite zugelaſſen werden könnte. Im Gegenteil drängen uns dieſe Thatjacen zu dem Sdluſje hin , daß auf der einen Seite die fuliſche Sprade in ihrer erſten Anlage, ſowie die hamito -ſemitiſchen Sprachen und
Laufe ihrer Wenderungen in das Gebiet der hauſſa - muſu: faniſdien Völker vordrangen und ſich mit dieſen leşteren
auf der anderen das fuliſche Volf, ſowie die Hamito -Semiten
eines und desſelben Urſprungs ſeien. Aus dieſem Grunde nennen wir die Fulen die Ur- oder Proto -Hamiten. Die fuliſche Sprache , wie ſie jid ) uns beute darbietet,
laſſen , daß hamitiſche Stämme im
vermijdten. Während aber das hamitiſche anthropologiſche
Clement zu idwach und zu wenig nachhaltig geweſen iſt, um jeine Sirkungen auf die Hauſja Wujufaner bis zur Gegenwart deutlich fortdauern zu laſen , hat das hamitiſche
linguiſtiſche Element dagegen ſich in den Sprachen der lezteren in ſcharfen Umriſſen erhalten und ſein heutiges Vorbandenſein bürgt uns für das einſtige Vorhandenſein auch des erſteren.
1 Als ich letzthin cin ethnographijches Muſeum beſuchte, jah ich eine Photographie , die mich ſehr überraſchte , weil ich in ihr einen meiner fuliſchen Freunde aus der Vorm Stadt Gummil
zu erkennen glaubte. Die Aehnlichkeit war vollſtändig, aber die Beijchriſt beſagte : „ Eingeborener von Kambodſcha ( Oſtaſien ).“
Wenn wir nach der Wiege der Fulen ſuchen , ſo müſſen wir vor allen Dingen die Wanderungen der hamitiſchen Völker betradyten . Nun ſind alle Völkerkundigen darin
einig, daß die weſtlichen Hamiten aus dem Dſten gekommen
Die Fulen (Ful Be) in Afrika iind ihr Urſprung. ſind und die Fulen als, ſo weit nachweisbar , die Ur
Hamiten oder die Vorhut der Hamiten, müſſen folglich auch einen öſtlichen Urſprung haben . Jedesmal, wenn neue hamitiſche Horden aus dem Dſten in weſtliche Gegenden einbrachen , die ſchon von Hamiten bewohnt waren , wurden dieſe leßteren gezwungen , ſich weiter gegen den Weſten hin zurückzuziehen und diejenigen Hamiten , die wir am
185
Bedingungen auf denen der Fule ſich zu dem bis heute feſtgehaltenen Typus entwickeln konnte und entwickeln mußte, in unbeſtimmten Umriſſen uns zurückzurufen. Der etwas ungünſtige, faſt mödyte ich ſagen , etwas verkümmerte phyſiſche Zuſtand der Fulen , der dann erblich
und typiſch geworden , ſeßt durch viele , viele Generationen hindurch ein hartes entbehrungsreiches Leben voraus. Auf
weiteſten gegen Weſten vorgeſchoben finden , müſſen daber
der anderen Seite zwingt uns der hochentwickelte geiſtige
auch die Nachkommen der erſten Wanderer ſein . Die Tuareg oder Maſchaghen , ein hamitiſdies Volf, das heute das Zentrum der Wüſte Sahara bewohnt, wiſſen noch ſehr gut, daß ſie nicht die erſten Bewohner ihres
Zuſtand zu dem Schluſſe , daß , wenn die Nahrung nicht
Landes ſind, ſondern daß ſie die Ureinwohner verjagt haben. Die lebteren nennen ſie Dichabbaren oder Kel Jeru.
überreichlich war , ſie doch genügte , den phyſiſchen Drga nismus erſt geſund und widerſtandsfähig zu machen und dann ſo zu erhalten , ſo daß an ihm die Entwidelung des erſteren keine Hinderniſſe fand. So gelangen wir zu den
denn ſie ſind keine ethniſchen , ſondern generiſche und der
folgenden Schlußfolgerungen : 1. daß die Fulen ſich vor züglich einer Fleiſdynahrung bedienten , daß ſie alſo ein Hirtenvolk waren ; 2. daß ſie ein geſundes , wenig für den
erſtere bedeutet, irre ich nicht, „ Nieſen ,“ der leştere „ das
Ackerbau geeignetes Land bewohnten ; 3. daß ſie ein Volt
alte Volk , die Urbewohner.“ Wo ſind nun dieſe Dſchabbaren , deren Mumien man in ihren alten Gräbern heute noch im ganzen Gebiete der Tuareg findet? Werden ſie von der Erde verſd)wunden ſein wie die Guanſchen der Kanariſdien Inſeln und ſo viele andere Völker ? Wir fönnen keine beſtimmte Antwort auf dieſe Frage geben , aber es erſcheint mir ſehr wahr deinlich und nichts ſpridit dagegen , daß die alten Didab baren die Vorfahren der heutigen Fulen ſind. Die erſteren wurden von den Tuareg oder Maſcaghen gegen Weſten hin verdrängt , wo die Gejdidyte uns die leßteren zuerſt
freier Männer waren .
An dieſe Namen ſelbſt laſſen ſich keine Betracytungen knüpfen ,
1
Ein Land, wie das, welches die Tuareg oder Maſdaghen beute bewohnen , würde vollkommen geeignet geweſen ſein , die Fulen ihrer erreidyten Entwidelungsſtufe entgegen zu führen. VI .
Geſchichtliche Bruchſtüde. Wenn wir in der Geſchichte jener großen Neide und
Länder blättern, die ſich jüdlich von der Sahara im Laufe der Jahrhunderte auf meiſt mohamedaniſcher Grundlage gebildet haben , wie es waren oder noch ſind Ganata,
vorführt.
Mali (Mani, Melle , Mande), Songai , Hauſſa , Kanem
Eine lekte Reihe von Erwägungen bietet ſid; dar, um die vorgeſchichtlichen Zuſtände der Fulen zu ergründen.
(das heutige Bornu ), Bagirmi u . 1. w ., ſo finden wir hier und da zerſtreut Angaben über die Fulen . Sie ſind nicht
Sie können freilich nicht zu zwingenden Schlüſſen führen und den lekteren iſt um ſo weniger ein beſonders großes
des mittleren und weſtlichen Sudan ſind noch gering .
Gewidyt beizulegen , als ſie ſich auf einem Gebiete bewegen,
Im folgenden ſtelle ich dieſe zerſtreuten Notizen , ſoweit
auf dem nod niemand mit Sicherheit umhergehen kann, aber immerhin ſind ſie geeignet, im Verein mit dem was
ſie mir bekannt geworden ſind , zuſammen . Für jede Beridtigung und Vermehrung derſelben, ſowie aller An:
vorangeht, unſere Anſidit über die Herkunft der Fulen bis
gaben dieſes Artikels werde ich äußerſt dankbar ſein.
zu einem gewiſſen Grade zu ſtüßen.
zahlreich , aber auch unſere Kenntniſſe von der Geſchichte
Die ſchwarzen Fulen , als eine Miſdung gänzlich ver
Heinrich Barth iſt der erſte geweſen , der uns durdy ſeine vielumfaſſenden Studien einen Einblick in die Ge
chiedenen Blutes , laſſen wir hier bei Seite liegen und
didyte des mittleren und weſtliden Sudan nadi einheimi:
betrachten allein die braunen oder roten Fulen.
ſchen Luellen hat werfen laſſen . Gegen das Jahr 300 unſerer Zeitrechnung bildete ſich nad) ihm das Reich Ganata,
Was
außer der hellen Farbe der Haut dem Beobadyter derſelben am meiſten auffällt, das iſt die Zierlichkeit und Feinheit
das zu ſeiner Blütezeit ſich vom oberen Niger, ſüdlich von der
des phyſiſchen , ſowie die Lebendigkeit und der Scharfſinn
beutigen Stadt Timbuktu, bis zum Atlantiſchen Ozean er ſtrecte. Barth hat die Vermuthung ausgeſprochen, daß die vorherrſchende Bevölkerung in dieſem Reiche aus Fulen bez ſtanden habe. Es iſt dies nur eine Vermuthung, die er nicht durd thatjächliche Beweiſe hat ſtüßen fönnen , aber ſie iſt ganz vereinbar mit der anderen im vorigen Abidynitte ausgeſproches nen , daß nämlich die Fulen, von den Tuareg oder Maſchaghen
des intellektuellen Menſchen .
Dieſer Zuſtand des äußeren und inneren Menſchen , der durch ſo viele Jahrhunderte hindurd ), die ſeiner Bes harrlidyfeit ſchädlich waren , ſich erhalten hat , geſtattet, die 1 Vom Stamm Maſchagh , von der Wurzel ajchagh oder ahagh, Krieg führen, oder von der anderen, ahar, verbindet ſein , amajchagh, der welcher Krieg fiihrt, Plural: imajchaghen . Mit Ausnahme des m treten alle Laute dieſes Namens in mannigfach verſchiedener Form auf. Das Wort Mauri, Mavpoi ſtammt von
derſelben Wurzel mahugh, griechiſch uaovo, uavp ..
vertrieben , ein Land weſtlich von den letzteren bewohnen
mußten und zwar gerade jene Gegenden , die dann das Reich Ganata bildeten. Eine andere Anjicht Heinrich Barths, der dann Oskar 29
Ausland 1883. Nr . 10 .
Die Filen ( Ful-Be) in Afrika und ihr Urſprung.
186
Peſchel zuſtimmte, daß die Fulen bis in das 7. Jahrhundert
die ſich auf ihn ſtürzten, als ſie ihn in Begleitung eines
n. Chr. die ſüdlichen Teile von Marokko und die Daje
nur kleinen Heeres jaben .
Tawat ( Tuat) bewohnt hätten, ſcheint mir der Begründung
Nachdem die Marokkaner die Sultane Songais ver
zu entbehren und ich habe noch nicht entdecken können ,
jagt hatten , wurde ein Teil des lepteren Reiches von den
aus welchen Quellen er ſeine Angabe geſdyöpft hat.
Sogoran erobert, weldie die Gebiete von Bara und Dirma
Jahrhunderte vergeben , bis wir zum erſten Male in
einem geſchriebenen geſchichtlichen Dokumente die Fulen
verwüſteten . Die Sogoran , von den Fulen Didauambe genannt, waren ein Stamm , der mit den lebteren eng verbun
erwähnt finden und zwar in einer kleinen Chronik 1 über die Sultane des Reiches Kanem oder Bornu. Darin wird
den war und heute faſt ganz von ihnen abſorbiert worden iſt.
angegeben, daß während der Regierung des Sultans Biri, eines Sohnes von Dunama, der von 1288—1306 regierte, zwei Religionshäupter der Fulen aus dem Reiche Mali (Melle) zu ihm gekommen ſeien. Mali fing damals an , den Gipfelpunkt ſeiner Madt
zu erreichen, denn im erſten Viertel des 14. Jahrhunderts dehnte es ſich unter der Regierung des Manſia ( i . e. Sultans) Muſia gegen Dſten bis zum mittleren Lauf des Niger, Songai inbegriffen , und gegen Weſten bis in
Zu derſelben Zeit zerſtörte Samba (oder Sambo) Lamido, Fürſt von Danka oder Denga, viele Ortſchaften des Ras el Ma, weſtlich von Timbuktu. Nun bedeutet Lamido 1 in fuliſcher Sprade „ der welder herrſcht", Fürſt und es iſt kein Zweifel, daß Samba Lamido ein fuliſcher Fürſt war, der die Grenzdiſtrikte des oberen Nigers tyranniſierte. Vor den eben erzählten Ereigniſſen , als Songai nodh in Blüte ſtand, unternahm deſſen Sultan Hadich Moba
med Askia einen Kriegszug gegen die Stadt Agades , die
die Nähe des Dzeans aus , während das Kernland dieſes Reiches der Malinka (Maninka , Mande, Mandinga, Wa
im Gebiete der ſüdliden Tuareg oder Maſcagben liegt, aber eine Songai-Bevölkerung hat. Als er 1516 ſiegreid von dieſem Kriege zurüdkehrte, war einer ſeiner Generäle
kore) an den Ufern des oberen Nigers in den ſüdlichen Teilen des heutigen Reiches von Segu geſudyt werden muß. Nach dem Tode Manſſa Muſſas verfiel Mali und
porte ſich.
mit der ihm zugewieſenen Beute nicht zufrieden und em Es war Ranta , Gouverneur von Leka in der
Provinz Kebbi oder Kabi öſtlich vom mittleren Niger, der
das Reich Songai,? das ſich ſeit dem 9. Jahrhunderte an
nun ein eigenes Reid) und eine eigene Dynaſtie gründete,
den Ufern des Nigers ſüdlich und öſtlich der heutigen Stadt Timbuktu gebildet hatte, erhob ſich zu großer Macht. In dieſem Reiche empörten ſich die Fulen wiederholt gegen die Herrſcher, wie wir aus dem Geſchichtsſchreiber des
die beide im Anfange unſeres Jahrhunderts von demſelben Volke vernidytet wurden , das von Anfang an in ihnen eine wichtige politiſche Rolle geſpielt hatte : von den Fulen. Nad Rantas Tode brady in Rebbi ein Bürgerkrieg aus und einer der Thronbewerber konnte ſeine Pläne nur mit Hilfe der Fulen zur Ausführung bringen und Nadi
Reiches Songai , Ahmed Baba, 3 erſehen , welcher erzählt,
daß der Sultan Sonni Ali, der von 1464 /5—1492 regierte, am 6. November 1492 in einem Fluſſe ertrank, als er von einem Kriegszuge gegen Gurma zurüdkehrte, nadidem er die Sogoran und die Fulen unterworfen hatte.
Faſt zur ſelben Zeit erſcheinen die Fulen nach dem Zeugniſſe des De Barros auch im Weſten . Der größte Sultan von Songai , Hadid Mohamed
Askia , der von 1493–1529 regierte , eroberte im Jahre 1500 das Land Bagena und tötete den fuliſchen Fürſten
folger Rantas werden .
Ueber das frühe Vorkommen der Fulen auf hauſſani dem Boden kennen wir noch keine ſdriftlichen Nachweiſe,
ſei es, daß dieſelben zu Anfang dieſes Jahrhunderts zer ſtört worden oder bisher unbekannt geblieben ſind. Die oben erwähnte Ueberlieferung, daß die Fulen einer Miſdung von arabiſchem und hauſjaniſchen Blute ibren Urſprung verdankten , der Name ,, Hauſſa - Fulen ", den ſie ſelbſt ſich
Dambadumbi.
beilegen und das Vorkommen ſehr vieler hauſſaniſcher Wörter
Gegen Ende des 16. Jahrhunderts erlag Songai einem kleinen mit Feuerwaffen ausgerüſteten Heere, das der Sultan von Marokko Mulai Hamid im Jahre 1590 unter dem Befeble Didodar Baídas zu ſeiner Eroberung ausgeſandt
in der fuliſchen Spradye, wie ſie in Hauſſa geſprochen wird, ſind ſprechende Beweiſe dafür , daß die Fulen ſeit alten Zeiten in Hauſſa heimiſch ſind. Indem wir weiter gegen Oſten gehen , treffen wir im
Am 14. Oktober 1591 wurde Asfia Iſhak , der
Mittelalter ein mächtiges Reich im Nordoſten des Tjad
leßte Sultan Songais, von Mahmud Bajda , dem Nadi folger Didodar Baſchas, geſlagen und zur Fludyt ge zwungen , auf der er ſehr von den Fulen beläſtigt wurde,
dan , nabe bei Sokna in Fejan, ja vielleicht bis zur großen
hatte.
1 Von Barth nach Europa gebracht. 2 Es iſt noch nicht flar , ob Songai urſpringlich der Name
Sees an , deſſen Grenzen im 13. Jabrhundert bis Wad Syrte ſich erſtrecten. Es hieß Ranem , d. i. Südland ? und wurde ſpäter , als es den Schwerpunkt ſeiner Madit weſtlich vom Tjad- See verlegte, Bornu genannt. Wir haben oben ſchon geſehen , daß gegen 1300 der
des Landes oder der Bewohner war; das letztere erſcheint mir wahrſcheinlicher. 1 Von der Wurzel lama.
3 Con deſjen großen und wichtigen Werke Barth ms einen
fleinen Auszug mitgeteilt hat.
2 Zeitſchrift der Geſellſchaft für Erdfunde. Bd. 11. 1876 . C. 25 .
Die Fulen ( Ful-Be) in Afrifa und ihr Urſprung.
Name Fulen " zum erſten Male in einer Chronik dieſes Reiches auftritt. Wir wiſſen aber nicht, ob zu jener Zeit Fulen in Kanem anſäſſig waren . Dies erfahren wir erſt zwei und ein halb Jahrhundert ſpäter , als Abdalla, ein Sohn von Dunama, über Bornu von 1564--1570 regierte.
jeßt erwähnt die arabiſch geſchriebene Chronik als Be völkerung von Bornu ,,el Rabila el Felatia ", d. i. den fuliſchen Stamm .
Unter der Regierung von Edriß Alaoma, 1571–1603,
dem Nachfolger Abdallas, griffen die Nguſum ( Ngiſim ), welche heute an der Weſtgrenze Bornus wohnen, die Fulen,
welche in Bornu anjäſſig waren , an ; ein deutlicher Bes weis , daß die leßteren zu jener Zeit bereits zahlreich waren . Deſtlich und ſüdöſtlich von Bornu, öſtlid) vom Fluſje
Scari, liegt das Reich Bagirmi, das ſeit etwas mehr als drei Jahrhunderten beſteht. Als gegen die Mitte des 16. Jahrhunderts, dreibt Heinrich Barth, der heidniſche Fürſt
Dokkenge ſein neues Reidy gründete, befand ſich nach der Ueberlieferung an der Stelle der heutigen Hauptſtadt Maj ſenja eine ärmliche Anſiedelung fuliſcher Hirten , die all jährlid, von den Bulala angegriffen wurden . Zur ſelben
187
der König von Gobir, ein Heide, wollte gewiſſe Anſprüche des mohamedaniſchen Fulen Otman nicht dulden .
Da
dieſer leştere aber ſidy höher ſtehend glaubte, ſo erklärte er ſich für unabhängig von dem heidniſchen Herrſcher und proklamierte den heiligen Krieg (Didibad) gegen ſeine
heidniſchen Feinde. Otmans Anſtrengungen hatten anfangs wenig Erfolg, aber unentmutigt ſeşte er ſeine Kämpfe fort und es gelang ihm zulegt, ein mächtiges Reid) zu gründen. Alle Pro vinzen Hauſjas wurden durd, die Anhänger Otmans er obert ; im Weſten über dritten ſie den mittleren Niger und kamen in ihren Siegeszügen bis in die Nähe des Djeans, während ſie im Süden und Südoſten Länder bezwangen , die bis heute noch kein Europäer betreten hat. Auch das Reich Bornu wurde von Otman angegriffen, deſſen Siege die alte dort herridende Dynaſtie zu Falle
bradyten. Zuleßt aber fand er hier ein unüberwindliches Hindernis in den Talenten eines mohamedanijden Prieſters, der ihm gleid) war als Religionsmann und als Krieger. Dies war Sdheid Mohamed el Kanemi, der anfangs vom ſchwachen Könige von Bornu herbeigerufen worden
Zeit lebte in Bidderi , öſtlich von Maſſenja , ein fuliſcher Murabit (Marabet, Marabut , eine Art Heiliger), der viel
war, um die Fulen zu vertreiben, der aber dann thatſädı
zur Einführung des Islam in jene Gegenden beitrug . Es iſt klar , daß der König der Bulala nicht alljähr lidh Krieg gegen wenige arme Hirten geführt haben würde
ſeinen Nadyfolgern noch eine Zeit lang den alten Titel belaſſend und ſo die ießt nod in Bornu herrſdiende Dynaſtie gründete. Otman dan Fodio wurde in allen ſeinen Kriegsunter nehmungen thatkräftig von ſeinem älteren Bruder Abdal lahi und ſeinem Sohne Bello unterſtüßt. Er nahm den Titel ,, Emir el Mumenin " , d. i. Fürſt der Gläubigen , an und teilte ſein Reid in zwei Teile , in dem er den einen im Weſten mit der Hauptſtadt Gando ſeinem Bru
und der Schluß erſdyeint gerechtfertigt, daß damals die
lid die Regierung an ſidy riß , dem alten Könige und
Fulen in großer Zahl in den Gegenden vertreten waren , die heute das Reich Bagirmi bilden. Die vorſtehenden Angaben ſind wenig zahlreich, aber jie genügen, um uns zu beweiſen, daß die Fulen ſeit alten Zeiten im weſtlichen und mittleren Sudan anſäſſig ſind und daß ſie an den politiſchen und religiöſen Kämpfen
der Abdallahi und den anderen im Dſten und Süden mit
der Länder, die ſie bewohnten, theilnahmen. Faſt erſcheint
der Hauptſtadt Sokoto ſeinem Sohne Bello gab.
es zweifelhaft, ob wir die Fulen fernerhin als jenes fried
beiden Reiche, welche keine beſonderen Namen hatten, wurden ſeitdem nach ihren Hauptſtädten das Reich Sokoto
liebende Hirtenvolf anſehen dürfen, als welches viele Rei ſende es ſchilderten . Die Geſdichte zeigt ſie uns vielmehr als händelſüchtig und immer zum Kampfe bereit. Im vorigen Jahrhunderte begannen die Fulen , mehr
und das Reid, Gando (Gwando) genannt.
Im folgenden gebe ich eine vollſtändige Liſte aller Sultane dieſer beiden Staaten .
als in der Vergangenheit, ihre politiſche und religiöſe Macht
Reich Sofoto. Regierungszeit Jahre Monate
den zwiſchen oberem Niger und Dzean wohnenden Stämmen
fühlen zu laſſen. Dieſe Bewegung hat bis zum heutigen Tage angehalten.
die Epoche ihrer großen Eroberungen. Zur Zeit, da Na poleon die europäiſche Welt verwirrte , alte Reiche zer
1. Otman dan Fodio 2. Bello dan Otman 3. Atiku dan Otman 4. Aliu Baba dan Bello
1837 , 25. Otober.2 3
1866
Auf hauſaniſchem Boden lebte in der Provinz Gobir
6. Aliu Rarami dan Bello
7. Ahmed er Rejaje dan Otman
1813 1860
17
5. Ahmadu dan Atiku
ſtörend und neue ſchaffend , wurde der mittlere Sudan nicht weniger tief, aber in dauerhafterer Weiſe von den Fulen umgeändert.
Geſtorbent
1818, 10. April 1 -577
Zu Anfange dieſes Jahrhunderts eröffneten die Fulen
Dieſe
11
8. Bu Bekr dan Aliu
5 5
9. Moas dan Bello ſeit
2
1867
1872 1877
-3 regierend
ein fuliſcher Prieſter Namens Otman dan Fodio.1 Bawa, 1 Nach Barth ; nach Clapperton 1816. 1 Auch Uſman dan Fudio ausgeſprochen ; dan heißt in hauſ ſaniſcher Sprache „ der Sohn von “ .
2 Nach Barth .
3 Nach Erkundigungen , die ich im März 1879 eingezogen habe.
Die Fulen ( Full Bei in Afrifa und ihr Urſprung.
188
Moas war 1879 63 Jahre alt ; er iſt ſchwarz von
Farbe ; ſeine Mutter iſt eine hauſſaniſche Sklavin. Reich Gando. Regierungszeit Jahre Monate
1. Otman dan Fodio 2. Abdallahi dan Fodio 3. Mohamed Wani dan Ab dallahi
unſerer Anſicht, bei weitem , denn obwohl er faſt beſtändig Geſtorben 1818, 10. April 1829, 22. Juli
Ein
1872
großer König, ein großer Kriegsmann, ein großer Theolog und ein guter Sdyriftſteller zu gleider Zeit zu ſein , würde immer ein ſchöner Sdymuck für jeden europäiſchen Fürſten ſein , wie vielmehr für einen afrikaniſchen !
1
1876
Fodio , Sultan von Gando, verſchiedene Werfe.
3
1879, im März
20
1855
Chaliru dan Abdallahi 6. Aliu dan Abdallahi 7. Abd el Nadiri dan Abdallahi 5
1862
བ|༤ྱ་
1867
Wie Bello , ſo ſchrieb auch ſein Dheim Abdallahi, dann
regierend
Hanafi iſt ſchwarz von Farbe ; ſeine Mutter iſt vom Stamme der Torodo .
Nody vor dem Tode von Otman dan Fodio wollte einer ſeiner Generäle das Beiſpiel ſeines Meiſters nad) ahmen und wandte ſid) vom mittleren Niger mit vielen
Genoſſen gegen Weſten .
Krieg zu führen hatte , hat er dennoch Zeit gefunden, nicht nur die Theologie und Jurisprudenz ſeiner Religion gründlich zu ſtudieren , ſondern auch nod Werke gedichtlichen , geo
graphiſchen und religiöſen Inhaltes zu verfaſſen. 1835, 4. Januar
4. Chalilu dan Abdallahi
8. Al Muſtafa (oder Taffa) dan Mohamed Wani 9. Hanafi dan Chalilu ſeit
und immer wieder von neuein und Feuern die Sänger zu neuen Kämpfen an . Sultan Bello übertraf ſeinen Vater , wenigſtens nach
Als er wieder den Niger in
Alle dieſe Büder oder doch die meiſten ſind in ara :
biſcher Sprache geſchrieben. Ein Sohn Bellos , der Prinz Saidu dan Bello fühlte die Notwendigkeit, für den litte rariſden Gebrauch der Fulen die fuliſche Sprache zu ver wenden und er verfaßte eine fuliſche Grammatik unter dem Titel : „ Nahau Fulfulde. “ Die Schrift, deren er ſich bedient, iſt die arabiſde , doch führte er einige Modifi kationen ein , die der Geiſt der fuliſchen Sprache erforderte.
Die Reiſenden haben uns keine Kunde von dieſer , für
ſeinem Oberlaufe ſüdlich von Timbuktu erreichte, gründete er dort das Reich Maſſina mit der Hauptſtadt Hamdal lahi. Er hieß Ahmadu Hamadu Labo ( Lebbo ). Er ſowohl wie ſeine Nachfolger hatten beſtändig gegen die umliegen den heidniſchen Staaten , beſonders gegen das Bamana (Bambara-) Reich von Segu zu kämpfen. Vor etwas mehr als zwanzig Jahren griff Hadid
die döne Früdyte für die Zukunft erwarten läßt. Wir kennen daher aud dieſe fuliſche Grammatik nod nicht vollſtändig , von der id) nur einige Bruchſtücke babe von
Omar, ein Fule 1 aus Toro, nadıdem er die Franzoſen in
Die fuliſche Sdriftſprade wird nur in den Reichen
Senegambien lange und hartnädig bekämpft hatte , audy Maſſina an. Im Laufe dieſer Kämpfe wurde die Haupt
ſtadt Hamdallahi zerſtört und blieb bis heute in Ruinen. In allen Ländern , die von den Fulen beherrſdyt werden ,
Sokoto und Bando in Anwendung gebracht, die Fulen von Maſſina und weiter im Weſten bedienen ſich bei ihren ſchriftlichen Mitteilungen ausſchließlich der arabiſchen Sprache. Im Reidye Sokoto gibt es Bücher , die in fuliſcher
dauern deren politiſche und religiöſe Eroberungsfriege bis
und andere , die in hauſſaniſcher Sprache geſchrieben ſind.
den Fortſchritt der Afrikaner ſo widytigen Thatſache gegeben,
einem ſehr gelehrten Fulen aus Sokoto jammeln können , mit dem ich etwa zwölf Stunden zuſammen verbracht habe.
I
Der Mittelpunkt des geiſtigen Lebens iſt zur Zeit die
zum heutigen Tage an .
Hauptſtadt Sokoto. VII .
Geiſtesbildung.
Die hohe Intelligenz der Fulen wurde von allen Reiſenden hervorgehoben , die ſie einſtimmig das intelligen
teſte Volk Afrikas nennen , indem ſie ſtillſchweigend die Hamito-Semiten bei Seite laſſen. Die Fulen ſind dem Studium der heiligen Søriften des Islam ſehr ergeben und aus ihrer flammenden Be
geiſterung für denſelben haben ſie Nahrung für eine eigene religiöſe Nationallitteratur gezogen . Dtman dan Fodio wird von den Fulen des mittleren Sudan als der größte Dichter
ſeines Volkes betracytet und ſeine Geſänge ertönen immer
In Europa wird jeßt ſo viel von der Ziviliſierung Afrikas " geſprochen und geſchrieben , daß die gleidhzeitige Vernachläſſigung des Studiums der afrikaniſchen Sprachen faſt unbegreiflich erſcheint. Wie will man denn Völker ziviliſieren, wenn man nicht einmal ihre Sprachen kennt? Europa iſt afrikakrank ; wenn dieſer fieberhafte Zuſtand erſt einem geſunden normalen Plaß gemacht haben wird, dann wird man erkennen , daß eine gründliche Kenntnis der Sprachen der Afrikaner die erſte Grundlage iſt, von der aus man die letteren höheren Kulturſtufen entgegen führen kann und dann wird dem Studium der afrikani ſchen Sprachen mehr Aufmerkjamkeit als bisher zugewendet ,
werden. Für dieſe Richtung wird allerdings viel Ernſt, 1 Seine Mutter war von dem mächtigen Stamme der Hauſſa , welche in der Nähe der Nigerquellen wohnen und von denen man noch nicht weiß, ob ſie mit den Hauſſa im mittleren Sudan ver wandt ſind. Andere ſchreiben Hadſch Omar einem Wolof - Ur ſprung z11 .
viel Arbeit und viel Studium erfordert , während kein Lohn zu erwarten iſt und daher werden ſich weniger Männer
dazu hinandrängen , als es zu den Schilderungen von Abenteuern und zur Einzeichnung in die Karte von einigen
Zur Kartographie der Naturvölfer.
neuen Waſſerläufen und einigen neuen Dörfern , deren Eriſtenz der nächſte Reiſende leugnen wird, der Fall iſt; aber der wirkliche Gewinn wird größer ſein für beide Teile. Dann aud werden die ſelbſtändigen Geiſtesprodukte der Fulen einer näheren Erforſchung wert befunden werden. Die fuliſche Sprache iſt bisher beſonders in den fol genden Werken behandelt worden :
1. Grammar of the Fulah Language. By R. M. London 1854. 2. Sammlung und Bearbeitung zentralafrikaniſcher Vokabularien von Heinrich Barth. Gotha 1863-66. 3. Essai sur la langue Poul. Grammaire , Vocabu laire et Phrases par le Général Faidherbe. Paris 1875. Macbrair.
4. Grammar of the Fulde Language. By Charles Augustus Ludwig Reichardt.
London 1876.
5. Dictionary of the Fulde Language. ſelben . London 1878.
189
Sollte ſich jemand finden , der die oben erwähnten Werke zu beſitzen wünſdite, wie z. B. ,, Nahau Fulfulde des Prinzen Saidu dan Bello ; ,, Iofak el missuri fi latha tarich bilad et tekruri“ des Sultans Bello dan Dtman ;
, Tesen el aurakat“ des Sultans Abdallahi dan Fodio ; das ſehr wichtige Wert über die Geſchichte Songais von Ahmed Baba und andere Werke in fuliſder oder hauſſani icher Sprade , ſo könnte ich ihm einen Fulen empfehlen, der geneigt ſein würde, nach Sokoto zu reifen , um dort dieſe Bücher zu faufen. Seine perſönlichen Ausgaben 99
würden ſich für ein Jahr , in dem die Reiſe beendet werden fann , auf 600-800 Marf belaufen , wenn er durch die
Sahara reiſt. Durdy Vermittlung der „ United Afrikan Kompany' in London , die Handesdampfer den Niger hinauf jendet, dürften die Koſten der Reiſe noch geringer werden .
Von dem
VIII .
Wichtigkeit der fuliſchen Sprache für Reiſende , Staufleute und Diffionäre.
Die Sprache eines Volfes zu kennen , das über jo weite Gebiete bin zerſtreut lebt, wie die Fulen , muß offenbar von großem Nußen für alle die ſein , welche dajelbſt reiſen. Zwar ſind die Verſchiedenheiten zwiſchen den einzelnen fuliſchen Dialekten bedeutend, da es denſelben an einem Mittelpunkte fehlt , von dem heraus ſie ſich neue Nahrung
zur gemeinſamen Weiterbildung holen könnten ; aber die Kenntnis eines Dialektes genügt, um ohne große Schwierig keiten ſich in allen anderen zu verſtändigen . Die Gram matik iſt dieſelbe , nur der Wortſchaß weicht in den ver: ſchiedenen Ländern ſehr ab.
Zur kartographie der Naturvölker. Von Georg Müller Frauenſtein . Von der Kindheit an iſt der heutige Germane, ſei er
Deutſcher oder Deſterreicher, Sdiweizer oder Jsländer, mit dem Begriff der geographiſchen Karte vertraut. Nur wenige aber wiſſen , daß eine wiſſenſchaftliche Kartographie in unſerem Sinne nicht weit zurüdverfolgt werden kann ; das laufende Jahrhundert hat ſo außerordentliche Fortidyritte auch auf dieſem Gebiete gemacht, daß uns ſchon die am Anfange des vorigen veröffentlid,ten, damals hodygerühmten Karten des Homann'iden Verlags wie Bilder aus einer anderen Welt erſdeinen . Wer aber weiter zurückzugehen vermag
und etwa einmal die Seekarten der Italiener aus dem
Bei dieſer Wichtigkeit iſt es ſchon vom praktiſchen
14. und 15. Jahrhundert erblidt hat, ſelbſt die genuefiſche
Standpunkte aus zu bedauern, daß eine erſchöpfende Arbeit
Weltkarte von 1447, der meint bald nur Anſäße zu Karten zeichnungen , keine wirklich mit Mühe und Sorgfalt aus geführten und auf Vorarbeiten rubenden Erd- oder Länder: bilder vor ſich zu haben .
über die fuliſche Sprache, ſowie ein Buch in ihr für den Gebrauch der Reiſenden 1 noch nicht vorhanden iſt, dod können die oben genannten Werke für den erſteren Zwed /
als nüßliche Grundlage dienen. Wer übrigens arabiſch verſteht, wird überall, wo mobamedaniſche Fulen ſind, obne Dolmetſcher durchkommen .
Die Fulen lernen mit großer Leidytigkeit fremde Sprachen , auch die europäiſchen und Miſſionäre beſonders ſollten trachten , daraus Nußen zu ziehen , indem ſie die noch heidniſchen Fulen zum Chriſtentum bekehrten. Der Kaufmann könnte ſich nüßliche Agenten aus ihnen heranbilden für alle die Gegenden vom Senegal bis Adamaua , wo die Natur oder der Menſch dem Europäer den Eintritt oder dauernden Aufenthalt verwehrt .
Erſt in der Vergleichung tritt der wahre Wert der Dinge hervor, auch einen Hipparch oder Ptolemäus müßten die fartograpbijden Leiſtungen der Gegenwart zu Aeußer ungen der Bewunderung hinreißen. Iſt aber überhaupt nicht ſchon der Gedanke, die Oberfläche der Erde , eines größeren oder kleineren Teiles derſelben möglichſt treu ver ſinnbildlichend darzuſtellen , etwas Großes ? Gibt doch jede Karte , ſelbſt die ſtümperhafteſte , eine gewiſſermaßen konzentrierte Vorſtellung, eine Art Deſtilla I
tion von phyſiſch- und politiſch -geographiſchen Kentniſſen.
1 Heinrich Barth hat jolches Material gejammelt , aber jett, faſt dreißig Jahre nachdem es geſchehen , iſt es noch nicht veröffent
Werden dieſe leßteren reiner , umfaſſender , jo erreichen auch die bildlichen Darſtellungen über dieſen Stoff einen höheren Grad von Genauigkeit. Das lehrt uns nun nidit nur die Geſchichte der Völker, mit denen ſid) unſere hiſto riſche Forſchung in erſter Linie beſchäftigt, alſo die der Kulturvölker, ſondern das offenbart ſich auch dem Kenner der niederen Raſſen. Dieſelben praktiſchen Gründe, welche
licht worden !
in Europa zur Verſinnbildlichung geographiſcher Kenntniſſe
Ja ſelbſt die Geographen und andere Gelehrte, welche die Geheimniſſe der Länder, in denen Fulen wohnen, kennen lernen wollen , würden ſich mit Hilfe der leşteren zum
Teil die Kenntniſſe verſchaffen können , welche ſie wünſchen .
Ausland 1883 Nr . 10 .
30
Zur Kartographie der Naturvölfer.
190
getrieben haben , wirfen auch in den Prärien Amerikas
Konflurus von Händlern ganz verídyiedener Nationalität
oder auf den Inſeln Auſtraliens; ich habe Karten , von
in ihrem Gebiet herbeigeführte Kenntnis fremder Länder
polyneſiſcher oder indianiſcher Hand entworfen , geſehen,,
hat dieſe von den Alten übrigens durchaus als wildes Naturvolk angeſehenen Koldier zum Entwerfen von Wege karten angetrieben , welche alle Straßen und die Grenz linien des Feſtlandes und des Meeres " angaben , alſo idon ein völlig ausgeprägtes Kartenbild. In jenen nördliden Grenzdiſtrikten mag nun die alt perſiſdie Herrſchaft in ſpäterer Zeit ſtets nur eine beſchränkte geweſen ſein, die Peripherie nahm gewiß keinen Anteil an vielen Bewegungen näher dem Zentrum ; aber in dem übrigen Reiche des Cyrus und Darius iſt der Gebrauch
welche ſich ganz gut neben mittelalterlichen Erzeugniſſen
derſelben Gattung repräſentieren . Denn nur in der Summe des Erfaßten , nidit in
der Fähigkeit des Erfaſſens ſtehen die ärmſten und un wiſſendſten Völker des Erdballes den gebildetſten nad) und man darf deshalb wohl aud) in betreff der kartographiſchen
Leiſtungen der Hoffnung Raum geben , daß die Nadkommen
der heutigen Neger und Malaien in den Bewohnern des neueren Europa ſo gebildete und menſchliche Lehrer finden
und ſelbſt Fähigkeit genug entwickeln werden, um ſich den leşteren im Laufe der Zeit gleidyzuſtellen. Dod idon der Verſud), die heute bekannten ſelbſtän :
digen Arbeiten nach dieſer Richtung aus dem Kreiſe der Naturvölker zuſammenzuſtellen , liefert überraſchende Re ſultate und es lohnt wohl der Mühe, die letteren allge meiner bekanntzugeben .
Ueberall ſind Wegefarten die Anfänge der Land
von Stationen und Wegerouten der Poſtreiter zur Ver breitung föniglicher Befehle , die Einrichtung einer Poſt außer allen Zweifel geſeßt durch deutliche Worte Herodots und Xenophons. Die alte Königsſtraße mit beſtimmten Etappen, mit feſten Herbergen für das Nachtquartier und den Pferdewechſel , die als offizielle Straße vom Mittel meer nach Suſa noch in den Zeiten von Aleranders , der Römer und Parther Herr daft über Vorderaſien benutt
Völker, deren Gebiet entweder den Ausgangs- oder
wurde, kann uns als beſte Nußanwendung erſcheinen noch
Durchgangspunkt widytiger Handelsſtraßen bildet , welde
älterer, unbekannt gebliebener Wegekarten über eine zweite
farten.
alſo freiwillig oder gezwungen Führerdienſte übernehmen ,
alte Karawanenlinie vom Aegäiſchen und Syriſchen Meer
werden auf das Hilfsmittel der Wegeaufzeichnung von ſelbſt gelenkt werden. So wird man wohl nicht bloß eine dichteriſche Laune in den Worten des Apollonios Rhodios
nach dem Euphrat und Tigris.
(Argonautika IV, 280) zu ſehen brauchen , daß das Ver zeichnen von Straßen auf Tafeln, Kyrbeis, den alten Rol chiern bekannt geweſen ſei , jenen Bewohnern der Tafel landſchaften im Südweſten der faufaſiſden Sdyneefelder und an den nördlichen Abhängen des armeniſden Hoch : landes. Seit uralten Zeiten ſind widytige Karawanen ſtraßen von dem innerſten Winkel diejes am weiteiten in den Dſtkontinent vorgeſchobenen Meerbuſens aus in das
Innere desſelben gegangen , ſei es über den Kaukaſus nach Nord oder um und über Armenien nady Dſt und Süd, wie noch heute von Trapezunt und Poti aus. So erklärt es fich , daß die Menſchen dieſer Striche ſidy ſtets von den eigentlichen Raufajusvölfern durch eine gewiſſe Ziviliſation , eine geiſtige Ueberlegenbeit unterſchieden , welche ſie ſchon früh von den ſüdlichen Nadybarn , Armeniern und Medern, angenommen haben. Herodot bezeidynet ſie (II, 105) ſogar direkt als Aegypter wegen mehrerer beiden Nationen ge meinſamen Kenntniſſe und Gebräudhe, als ägyptiſche Rolo niſten, die Seſoſtris oder Ramſes II. , der ägyptiſche Ale rander, um 1350 v. Chr. hier angeſiedelt habe. Aber ge
rade die aſiatiſchen Eroberungszüge dieſes Pharao und der mit ſeiner mythiſch ausgeſchmückten Perſönlichkeit verīdymol zenen Vorgänger und Nachfolger von Thotmos I. bis auf Ramſes III. ſind von den neueren Aegyptologen weſentlich beſchränkt worden ; an eine Unterdrückung oder ſelbſt nur teilweiſe Bevölkerung der Küſtenſtriche am Schwarzen Meere
durch Hamiten iſt gar nicht zu denken. Ihre Beſchäftigung aber als Karawanenführer und die dadurch und durch den
Wie einſt zu Straßen, ſo gedenkt man heute zu Eiſen : bahnen alte Karawanenwege zu benußen und ſo könnten die Franzoſen für ihre Trace durch die Sahara Wegekarten der Tuaregs aufſtöbern , wenn die lepteren nur entgegen
kommender wären . Daß dieſe Wüſtenſöhne, die mit un feblbarer Siderheit Hunderte von Meilen des Sandozeans
durchfliegen , wenigſtens die Fähigkeit , ein Bild davon zu entwerfen, beſiben , beweiſt die Notiz Duveyriers , welcher von dem Sdheid Othman ſich das Zentralgebirge von Hoggar im Sande nad bilden ließ.
Es iſt dies eine der wenigen Nachrichten, welche für unſere Frage aus dem Leben der afrikaniſchen Naturvölker vorliegen ; eine zweite, welche nicht Hamiten , alſo Raukaſier, ſondern die edyten Kinder der afrikaniſchen Erde , Neger, betrifft, gewährt noch ein höheres Intereſſe. Stanley er zählt nämlicy: Die Waganda nehmen häufig ihre Zuflucht
zu Zeichnungen, die ſie auf dem Erdboden entwerfen, um eine unvollkommene mündliche Beſchreibung anſchaulicy zu
machen. Dieſe Angabe iſt doppelt wichtig , weil bei den Bewohnern der Weſtküſte des Viktoria Nyanza ohne alles
Riſiko angenommen werden kann , daß ſie durchaus ſelb ſtändig auf das natürliche Hilfsmittel der Sandze i ch nungen verfallen ſind. Die Waganda ſtehen aber auch im allgemeinen höher als andere Völker der von Stanley beſuchten Länder. Sie ſind ein Küſtenvolk, wenn auch nur an dem größten Binnenſee Afrikas. Der Sand des Meeres hat aber für die Anfänge der Kartographie, wie
ſogleich gezeigt werden wird, eine ungwöhnliche Bedeutung. Reiſende der verſchiedenſten Zeiten haben nämlich an den heutigen Küſten Deutſchlands ebenſo wie an den unwirt
Zur Kartographie der Naturvöller.
191
liden Geſtaden des nördliden Amerika oder Aſien die
machte. Es fehlt dort gerade an den Materialien , die
gleiche Wahrnehmung gemacht, daß gerade die Küſten
wir zu dem betreffenden Zwede benußen ; werden dieſe aber zur Verfügung geſtellt , wird ihr Gebrauch gelehrt,
bewohner, um eine recht eindringliche Antwort auf Frage nady Weg und Steg zu geben, am liebſten ſofort mit dem Stock in den Sand Zeichnungen des ihnen vor Augen ſchwebenden
Striches der Erdrinde entwerfen. Belege dafür fönnen gegeben werden ſowohl von der pommerſchen und rügiſchen Küſte, als von der Inſel Jeſſo und aus Nordſibirien : Ainos
wie Tunguſen haben Reiſenden in der bezeichneten Weiſe ausgeholfen.
Die Intelligenteren teilen den Weg , der dargeſtellt werden ſoll, in Tagereiſen , Berge oder Inſeln werden in der Form von Sandhäufchen, Dörfer und Fiſcherorte durch
jo verſteht auch der Polyneſier ein Kartencroquis in unſerem
Sinne zu entwerfen. Die Befähigung dazu wird niemand dieſen Ozeaniern abzuſtreiten wagen , der da weiß , wie
ungeheuer groß die Entfernungen ſind , in denen ſie ſich mit ihren langen ſchmalen Kähnen zurechtfinden. Jeder europäiſche Seemann muß die Schiffer der Karolinen gruppe bewundern, wenn ſie es fertig bringen, einen Raum von zirka 1900 Kilometern von Dit nad Weſt und 450 Kilometer von Nord nach Süd , in welchem die nädyſten
eingeſteckte Hölzer dargeſtellt. Kogebue, Chamiſſo, Beechey
Inſeln nicht ſelten 370 Kilometer von einander entfernt liegen, ohne unſere Hilfsmittel mit ſolcher Sicherheit zu
erzählen Fälle der Art aus dem Großen Dzean ; die Be wohner des Tahiti-, des Marſchall-, ſpeziell des Radak Archipels lieferten vermittelſt Steinen , welche auf dem
Geographen, ſondern von praktiſchen Seeleuten, welche jene Meere befahren und die Bewohner der Inſeln in ihren
Rüſtenjande verteilt wurden , eine deutliche Ueberſicht ganzer
Leiſtungen beobachtet haben , in dem
Inſelgruppen , zwiſchen denen ſie alle Fahrbaren Straßen
artigen Faſern der Kokospalmenblätter eine Art Rahmen,
Zuſammenhang ausgerechnet worden ſind. Und nun be ſißen wir aud) einige mit europäiſchen Schreibmaterialien von Polyneſiern entworfene Karten , welche ein papiernes Zeugnis davon ablegen , mit welcher geiſtigen Klarheit einige von dieſen „ Wilden “ ihr Seenreich beherrſdien. Die berühmteſte derſelben iſt die des Tupaya von Tabiti, eines Mannes, der Cook auf deſſen erſter Reiſe quer durch das Hauptgebiet des inſularen Auſtralien begleitete ; ſie umfaßt nicht weniger als 40 Längengrade und reicht vom Pau
indem ſie eine Anzahl Blattrippen kreuz und quer zu
motuarchipel im Dſten bis zu der Fidjdigruppe im Weſten .
ſammenbinden ; er iſt die Unterlage, gewiſſermaßen das Papier der Karte. Die Inſeln werden durch das Ver ſchlußſtück einer Schneckenmuſchel, wie man ſie haufenweiſe
Während bei dieſer die großen Dimenſionen , die im ganzen ridytig und klar wiedergegeben ſind , das auffälligſte ſind,
angaben. Und die Marſchall- Inſulaner haben noch eine andere ganz originelle Art tragbarer Karten , nämlich in Form von Stricken, welche, in beſtimmten Knoten zuſammen gebunden, die Richtung der verſchiedenen Meeresſtrömungen angeben.
Nach Kapitän J. H. Witt fertigen die Mikro
neſier des Karolinen- und Marſchallardhipels ihre Seefarten auch auf folgende Weiſe an : Zuerſt bilden ſie von den binjen
am Riff findet oder durch Steinchen ihrer Größe entſpre
chend dargeſtellt, auf dem Rahmen in der gehörigen Richtung und Entfernung befeſtigt und – das Kartenbild iſt fertig und zwar ein tragbares , nicht wie eine Sandkarte von jedem Lufthaud) oder von vorbeiziehenden Tieren oder
Menſchen zerſtörbares. Endlich ſpielt ſelbſt die Tatuierung des menſchlichen Rörpers auf jenen nordweſtlichſten aller auſtraliſchen Inſeln
befahren. Es ſind dies Zahlen , die nicht von theoretiſchen
von mir gegebenen
zeugen von ganz ſpezieller Lokalkenntnis im kleinen etliche Karten von Neuſeeländern über ihr Heimatland, die eine ſchon 1798, alſo ehe die Europäer dort Kolonien anlegten, andere z. B. von Shortland 1854 veröffentlid )t. Ganz weſentliche Dienſte haben bekanntlid die Esti
mos ſich durch ihre Unterſtüßung älterer und neuerer See fahrer um die Bereicherung der Wiſſenſchaft erworben.
Speziell von ihren kartographiſchen Leiſtungen finden ſidy
gebeizten Linie und jedem Zeichen den Namen einer Inſel oder Inſelgruppe beilegten. So trugen dieſe Karolinen
rühmende Erwähnungen bei früheren und jeßigen Ent deckungsreiſenden ; auf Sand und auf Papier haben ſie den in Verlegenheit befindlichen amerikaniſchen und europäiſchen Schifffahrern wertvolle Notizen zu liefern gewußt. Mit großer Sorgfalt pflegen ſie jede, ſelbſt die geringſte Land ſpiße anzubeuten, aber allen dieſen Eskimoentwürfen haftet
inſulaner geradezu ein geographiſches Regiſter auf ihrem
ein Mangel an , der recht in die Augen fällt. Sie igno
Leibe umher, das nie verloren werden konnte, gewiß eines
rieren nämlich grundjäßlich die großen Krümmungen nach den verſchiedenen Himmelsgegenden , ſondern zeichnen alles
die Rolle eines geographiſden Hilfsmittels. Lütke bemerkte 1828 auf mehreren dieſer Eilande des Karolinenarchipels, wie verſchiedene Häuptlinge jeder auf ihrem Körper ein :
der originellſten geographiſchen und zugleich mnemotech niſchen Hilfsmittel, das wir kennen. Die angegebenen Proben ſelbſtändiger kartographiſcher Thätigkeit, welche wir bisher von den Bewohnern der wie Wolken den großen Dzean überziehenden Inſelgruppen geſehen haben, deuten auf eine beſondere Beanlagung, auf einen durch die Verhältniſſe groß gezogenen Drientierungs
ſinn hin , der ſich nur auf verſchiedenartige Weiſe Luft
in einer Richtung immer fort, ſo daß man ſich an die geradlinigen Zeichnungen erſt gewöhnen muß , um ſie zu verſtehen ; das hat noch neuerdings wieder Klutſchak be ſtätigt. Wie wertvoll trosdem dieſe kartographiſchen Nach richten in völlig unbekannten Regionen ſein können, leuchtet ein. So verdankt E. 2. Parry einer merkwürdigen Es: kimofrau Jligliut eine Landkarte , die ihm den Weg zur
192
Zur Kartographic der Naturvölker.
Entdeckung der Fury- und Heflaſtraße nördlich von der Hudionbai zeigte und von dem vielgenannten Eskimo führer Hans, welcher nicht nur einer Nordpolerpedition von weſentlichem Nußen war, beriditet 3. 3. Hayes, dieſer habe für ihn eine rohe Karte der Küſte vom
Hilfsmittel belehrt ſein konnten, ſie legten alſo vorher Wert ſchon auf dieſe. Reiſende des 17. und des anfangenden
Rap York bis zum Smithſund gefertigt und auf ihr alle
Copway und einen draſtiſchen Beleg gibt auch der in den Jahren 1848 und 1819 in Amerika viel Aufſehen erre gende Beſudy, den die Häuptlinge der Didippewäs in
bewohnten Orte Weſtgrönlands bezeichnet. Franklin erzählt von ſeiner zweiten Reiſe, daß die ausgeforſchten Eskimos
die Züge der Küſte in den Sand zeichneten, dieſelbe nach
Tagereiſen abteilten , Injeln mit Kieshaufen verſchiedener Große und Geſtalt abbildeten , darauf Bergketten mit Sand und Steinen und Wohnplätze mit eingeſtecten Holzſtäben
bezeicyneten und dabei ein ſolches Streben nach Genauig keit bewieſen , daß einer dem andern ins Wort oder ſozu
ſagen in die Zeidynung fiel und ihn beridytigte. Die cigenhändige Karte eines Estimo von ſeinem Heimat lande kann man in der Königliden Handbibliothek in Stuttgart ſehen, wo ſie unter dem Namen ,,Niafuntigot"
liegt ; andere Abbildungen von Eskimofarten habe ich ge funden z. B. bei Hall und im Globus von 1877, S. 26 ,
wo Ridard Andree nad Ommaney eine geograpbilde
18. Jahrhunderts bezeugen dieſe Thatſache in einer ganzen Reihe von Beiſpielen ; ich nenne nur Le Clerc, La Hontan und Lajitau.
Neuere liefert z. B. von den Djibways
Waſhington machten ; ſie überreichten nämlich am 28. Ja nuar 1849 unter anderen Beſdienken im Weißen Hauſe eine rohe kartographiſche Zeidynung auf Leder , von der Schvolcraft Abbildungen gibt. Endlich iſt ſogar eine redende Landkarte, d. h. eine mit ſinnbildlichen Zeichen verſehene,
gefunden worden ; ſie iſt am Susquehannah in einen Stein gezeidynet, wahrſcheinlich ein Werk der Lennapis . Ein weiterer Fortſdyritt gedah, wie es ſcheint, don eine ganze Reihe von Jahrhunderten vor der europäiſchen Ein
wanderung in Meriko und Mittelamerika. Die mexikaniſdie Hieroglyphik iſt nun zwar der Gegenſtand vieler Studien geweſen ; man findet z. B. eine gründliche Zuſammenſtellung über Geſchichte und Art derſelben mit mehreren Tafeln
Zeichnung des Estimo Kalliherua, die durd, ihre Sorgfalt
von Schriftproben in Wuttfes viel zu ſchnell vergeſſener
frappiert, mitteilt.
Geſchidyte der Sdrift. Wie viel ſie benußt wurde, beweiſt ſdon allein der Umſtand, daß am Anfange des 15. Jahr hunderts 5 Städte alljährlid dem Ronig Moctheuzoma (Montezuma) II. 8000 Ries, nady einigen Angaben 16
Ueber Kartenentwürfe nordamerikaniſder Eingeborener gibt ferner Drafe in ſeinem ,,Bud) von den Indianern " , aud) Mollhauſen Aufidluß und gerade die Leiſtungen der
neuen Welt auf dieſem Gebiete ſind intereſſant genug, um ein wenig ausführlicher behandelt zu werden. Die niederſte
Stufe, die der Sandzeichnungen, wird auch aus dem Ge biete der Rotbäute vielfach erwähnt , z. B. bei Madenzie ;
der Lieutenant Whipple erzählt dergleichen von Kiowumi Indianern, Kapitän J. Jacob von den Haida - Indianern auf Vancouver. Sie ſind aber mit dieſen vergänglichen und an den
Ort des Entwurfes gefeſſelten Plänen ſchon in frühen Zeiten nidyt mehr zufrieden geweſen , ſondern haben , wie cinzelne Eskimos oder Polyneſier auch, den großen Schritt
zur Erfindung tragbarer Karten gethan ; ſie haben ſid) aber auf dieſem Terrain , wie es ſcheint , mit einem weit allgemeineren Erfolge bewegt, als jene. Sie lieferten genaue Angaben ſowohl von Wegen und Küſtenlinien , als von ganzen Ländern mit ihren Flüſſen, Bergen , Orten und ſorgfältig in Tagemärſche gegliederten Verbindungspfaden und zwar nicht nur in eine Sand- oder den dicht eingerißt, ſondern aufgetragen auf Material der verſchiedenſten Art. Es ſind dergleichen gefunden worden mit Ajde oder Kohle auf ein Stück Rinde oder Hirſchleder gemalt, wie ſie Heckewelder
und de Smet ſchildern ; Hunter ſah in Karolina auf Mänteln von Häuptlingen ganze Situationspläne mit den Grenzen
oder gar 20,000 Ballen Agavepapier als Steuer lieferten
und daß dieſer Fürſt ſehr viele, es heißt 1000 Sdireiber beſchäftigte. Aber das barbariſde Wüten der frommen Spanier, vor allem die Autodafes der Büdier , welche die Franziskaner hielten , haben faſt dieſes ganze Schrifttum vernichtet. Obwohl der einſichtsvolle Karl V. 1553 die Stiftung einer Profeſſur der merikaniſchen Bilderſdrift anordnete und dieſelbe bis ins vorige Jahrhundert fort
beſtand, ſchwebt doch noch heute über den Einzelheiten der Geſdidyte der mittelamerikaniſchen Kulturvölker ein ſolches Dunkel, daß eine genauere Datierung z. B. unmöglid) erſdeint. Jedenfalls wiſſen wir , daß hier ſchon frühe durch die Verzeichnung der Ländereien , alſo durd, die Kataſtrierung die Ueberleitung zu ausgeführten Karten gegeben worden iſt.
Das ganze Aztekenreid, war fataſtriert, als die Spanier einrückten. In den Flurbüchern war das Krongut violett,
das Gut der Edlen rot , das Gemeindegut gelb gemalt ; ſie waren ſo ſorgfältig geführt, daß man ihnen nody unter der ſpaniſchen Herrſchaft Beweisfraft zumaß. Bei Prozeſſen
genoſſen dieſe Bücher , ein merkwürdiger Ausfluß hochge ſteigerter Kultur in einem Indianerſtaat, ausſchlaggebende Bedeutung und nod heute iſt es möglich, einen genaueren
der verſchiedenen Jagdgebiete angegeben. Tragbare Karten bewahrten die Häuptlinge vieler Stämme ſozuſagen in ihrem Archive auf , als ſie mit den Europäern zuerſt in
Einblick in ſie zu gewinnen. Im Roder Mendoza ſind uns nämlich noch 36 ſolcher Kataſtralfarten erhalten ge blieben ; ferner teilt Alerander von Humboldt in ſeinem
Berührung kamen , jedenfalls wenigſtens in einer Zeit, wo
Atlas von Neuſpanien das Bild eines genau abgezeichneten
fie von dieſen noch nidyt irgendwie über die geographiſchen
Candgutes mit , um das prozeſſiert wurde; auch Braſſeur
Sod )s Monate in Orall.
193
du Bourbourg und Prescott ſpreden davon, daß in den
in Muyna gefertigt worden war ; er erzählt aber auch von
Staatsarchiven der Aztekenfürſten Karten lagen, welche in
Zeichnungen ganzer Landſchaften. Und daß man dieſen
überſichtlicher Anordnung Gebirge, Wälder, Flüſſe, Städte, Grenzen, Wege, Küſtenlinien wiedergaben und am Rande noch ſtatiſtiſche und andere wertvolle Notizen zur beſſeren Benußung enthielten. Das ſind Arbeiten , welche eine mühſame Aufnahme des Landes vorausſeßen laſſen , wenn ſie auch nicht von einem Vermeſſungsbureau, ſondern von Kaufleuten ausgeführt wurden. Alerander von Humboldt ſah in den Händen von Eingebornen eines Dorfes bei
Tetlama eine im Dunkel der Waldungen vor den Euro päern verborgen gehaltene geographiſche Karte , die vor Cortez Landung konſtruiert worden war. Der Eroberer Merikos ſelbſt erhielt von deſſen Könige ein Bild der Küſte mit ihren Flüſſen und Vorgebirgen auf Baumwollenzeug
Angaben des im allgemeinen wohl mit Recht der Schön
färberei angeklagten peruaniſchen Prinzen trauen kann , beweiſen andere Erzählungen, welche von ſpaniſcher Seite gegeben werden . So wenn Balboa berichtet, der Feldherr Huaskars, alſo des älteren der Brüder, welche zu Pizarros Zeit das Inkareich beherrſchten, mit Namen Tito-Ataudyi,
habe einen Riß der von ihm belagerten Feſtung Pomacocha an den Kriegsrat der Hauptſtadt eingeſdyidt.
Und ſeit
einigen Jahren beſißen wir in unſerer Reidyshauptſtadt den handgreiflichen Beweis für die angeführten Behaupt ungen . Baſtian ſah nämlidi in Kuenka den Plan einer alten Infaſtadt und ließ ſich von dieſem ein Modell , in genauer Feſthaltung der Dimenſionen , Einſchnißungen und
gemalt und ſpäter von den Eingebornen ein anderes,
Holzarbeiten “ für das königliche Muſeum in Berlin an
welches von Xifalanko bis nach Nikaragua hinab alle Flüſſe,
fertigen. Die Zeitſchrift für Ethnologie hat im Jahre 1877 ein Bild davon geliefert , welches eine ganze Anzahl
Gebirge und größeren Orte darſtellte.
In der Bibliothek
der Stadt Meriko befindet ſich ferner wohl noch heute ein Brudyſtück eines hiſtoriſch intereſjanten Dokuments. Es iſt der Grundriß von Tenochtitlan , der Landesreſidenz,
welcher Moctheuzoma II. ſeinem Gaſtfreunde Cortez be ſorgte und welchen der leştere fo gut auszubeuten verſtand. Bulloc hat ihn noch geſehen und 1824 abbilden laſſen. In dem Beſite des gelehrten Aubin befanden ſich 1860 nody 25 Blätter des merikaniſchen Landfataſters mit Bildern alter Könige aus der lezten Zeit der Selbſtändigkeit und ſpäter zugefügtem Terte aus den Jahren 1539, 1573 und 1599 , ferner aber auch, was für uns viel wichtiger,
drei Karten des leßten Aztekenfürſten Luahtemoc, gewöhn lich Guatemozin benannt. Sie waren auf deſſen Befehl 1533 nad, älteren Vorlagen kopiert und enthielten Daten ſeit 1361. Drei andere Karten desſelben tapfern , aber unglüdlichen Regenten, die bis 1438 zurückgehen , hat 1704 der föniglich ſpaniſche Dolmetſcher Manuel Mancio über feßt, endlich beſchreibt auch Petrus Martyr eine ſolche, die auf weißes Baumwollenzeug gemalt und nicht weniger als 30 Fuß lang war.
Häuſerquadrate, die durch Holzfäſtdien dargeſtellt ſind, ferner mehrere Plätze und alles überragende Rönigs paläſte zeigt.
Schließen wir ab ! Polyneſier, Eskimos, Indianer, alle laſſen ſie originelle, in ihren ſelbſtändigen Fortſchritten
und Uebergängen deutlich verfolgbare Stadien dieſer wich tigſten Art geographiſcher Hilfsmittel erkennen.
Der
Mangel der Schreibkunſt und paſſender Sdyreibmaterialien führt ſie auf dieſelben primitiven Methoden , wie noch heute
den ungebildeten , nicht gerade (dyreibluſtigen Bewohner unſerer eigenen Küſten.
Wo der Fortſchritt von der
Stammesgemeinſdjaft zu einem ausgebildeten Staatsweſen, der Uebergang von geringfügigen taſtenden Verſuchen zu einer öffentlichen Fürſorge für ein Scyrifttum vollzogen wird, da tritt auch ein ausgebildetes Kartenweſen in die
Erſcheinung als ein Beweis der Kultur. Sandzeidhnungen vertreten die niederſte Stufe , ſie wird belegt durch Zeug
niſſe aus allen Erdteilen, der Pawnee und Seminole zeichnet auf Häuten bleibende, durch ſinnbildliche Zeichen erklärte Länderumriſſe, der Karolinen - Inſulaner verfertigt als Spe
Zu dieſen merikaniſchen treten nun auch mittelameri
zialität tatuierte und durch Benußung von Muſcheln er
faniſche Zeugniſſe der Kartographie. . In den dortigen
möglidite Seefarten, der Inka Reliefkarten und Stadtpläne in erhabener Arbeit, endlich der Tolteke und Azteke ſchwingt
Toltekenſtaaten , wie Nikaragua , gab es auf Hirſchbaut 1
geſchriebene Bücher , in denen von den Aelteſten der Ort ſchaften mit ſchwarzer und roter Farbe die Grenzen der Landesteile, die Flüſſe, Seen, Wälder, die einzelnen Land
fic empor zu ausgeführten, unſeren oro-hydrographiſchen wie politiſchen Kartenblättern in mancher Hinſicht ähn lichen Bildwerken.
ſiße ſelbſt verzeichnet wurden , wie Squier und Davis melden . Endlich gab es auch in dem Inkareiche von Peru
Sechs Monate in Oran.
Entſprechendes. Dort fertigte man Relieffarten mit er:
Bon V. Levesq11es.
habenen Strichen , mit Auflagen von Steinchen, Thon und Stroh. Ein Abkömmling der Sonnenſöhne, der befannte
Die Frauen bei der Arabern . 1
Geſchichtsſchreiber ſeines Volkes , Garcilaſſo de la Vega, deſjen „Hiſtoria general del Peru“ im Anfange des 17. Jahr
wird , ſo jubelt alles. Welch ein Segen ! Schüſſe werden
hunderts mehrere Ausgaben erlebte, ſah ſelbſt einen genau ausgeführten Plan der alten Reſidenzſtadt Kuzko mit An :
1 Es iſt wohl überfliiffig , den geehrten leſer noch beſonders darauf aufmerkſam zu machen , daß dieſer Aufſatz von weiblicher
gabe der Straßen , Pläße und durchfließenden Bäche, der
band iſt.
IX .
Wenn in der arabiſchen Familie ein Sohn geboren
A. D. R.
194
Sechs Monate in Dran .
abgefeuert , und die Ausbrüche der Freude nehmen kein
Fie die Töchter in die Sdule gäbe.
Ende. Wenn es dagegen eine Tochter iſt, ſo äußert man ohne Rückhalt, es ſei ein Fluch – und das arme Rind tritt mit dieſem Paß verſehen die Lebensreiſe an. Kein Feſt ihm zu Ehren , feine Glückwünſche, keine Freuden (düſje; alles idyweigt. Welche Vorzeichen für ein begin
genommen haben ſie vielleicht nid) t ganz Unredyt. Die Rolle , welche der einſtigen Gattin zufällt , würde ſchlecht mit einer gewiſſen geiſtigen Ueberlegenheit des Mädchens
Und die Zukunft entſpridit denſelben leider vollſtändig. Das Vorurteil , welches das Kind in der Wiege ſchon empfindlich trifft, verfolgt die Frauen
in allem Elend ihres Daſeins mit dem Worte tröſtet : ,,So iſt es Braud ". Das unterrichtete Mädchen würde
nendes Daſein !
bis zum Ende ihrer Tage und mit ſeltenen Ausnahmen nur gilt das Weib des Arabers nicht mehr, als eine Sadie, als ein Hausgerät, ohne die Fähigkeit des Denkens und nur vorhanden , um den Wünſchen des Gebieters zu
dienen und für ſeine Bedürfniſſe zu ſorgen.
Im allge
meinen wird dem Weibe kaum eine Seele zuerkannt; alles ſtirbt in ihr mit ihrem irdiſden Teil und einige wenige heilige Derviſcha's ausgenommen , denen die Tradition und der Gebrauch die Verehrung des Volkes geſichert ha ben , öffnet ſid ihnen nicht einmal das Paradies. Ich
Und im Grunde
ſtimmen , während die Unwiſſende ihr Loos ruhig hin :
nimmt, ſogar Schläge bei Gelegenheit erduldet und ſich
den Gatten nicht annehmen , den man ihm aufdrängt oder es würde ſich wenigſtens vom erſten Tage der Ehe an Im folglich aus den Moresken gebildete Frauen machen zu können , müßte man viele tief wurzelnde Gebräude und Vorurteile erſt hinwegräumen , ja ſogar an mehr als einer religiöjen Sabung rütteln . Die Araber vollends ſind von ähnlidem noch himmel weit entfernt und ihre Frauen , wenn ſie reich ſind, wür den auch noch lange fortfahren , die Tage mit der Toi: lette, dem Beſuch der mauriſchen Bäder , dem Naſchen von gegen ihn auflehnen.
Pederbiffen und dem Streiten ( dieſer beliebten häuslichen
füge jedoch hier ausdrücklich bei , daß nichts dergleiden ſich
Zerſtreuung der Gattinnen eines Gebieters ) auszufüllen,
im Koran findet und daß dieſe äußerſte Erniedrigung
und außerdem hödſtens nod den Beſuchen in den Kub
des Weibes nur das Werk einer groben , aber leider allzu verbreiteten Unwiſſenheit iſt. Durch, das ganze Leben wie ein Kind oder wie eine Sklavin behandelt , je nach der
um die Geburt eines Sohnes anflehen , einige Zeit ihres
ſozialen Stufe, die ihr das Sdjidjal anwies , bleibt die
ba's , wo ſie die heiligen Marabus um Kinderſegen oder Daſeins widmen.
Die Armen
aber blieben nach wie
Nomadenſtämme, verſunken in vollſtändige Unwiſſenheit. Iſt ſie wohlhabend , ſo verfällt ſie der Trägheit , iſt ſie
vor Dienerinnen , Sklavinnen des Mannes und man halte den Ausdruck Sklavin ja nid)t für zu ſtark gefärbt ; denn wenn ein Araber der Wanderſtämme ſid, auf die Reiſe begibt , ſo iſt es die Frau , welche ihm das Pferd
arm , ſo iſt härteſte Arbeit ihr Loos und immer und überall
zuführt und oft habe ich mit eigenen Augen geſehen , daß
bleibt ſie unfähig, ſelbſt über die einfachſten Dinge ein vernünf
bei vorüberziehenden Nomaden die Frauen , wie Laſttiere beladen , zu Fuß den ſtolz zu Pferde ſißenden Männern mühſam folgten. Die Frauen , welche jo der Gebrauch faſt von allen Men dhenrechten ausſchließt, obidon der Koran keinen Vers enthält , der ſoldie Maßregeln rechtfertigte, werden nun
Moresfe, die muſelmänniſche Frau oder die Araberin der
tiges Geſpräch zu führen. Sie beobadytet nnd ſtaunt , obneje doch den Wunſch zu haben, zu lernen und zu begreifen . Sie hat nur einen Gedanken , ein Gemiſch von Furdyt und Stolz , den Mann ! Für ihn iſt ſie geſchaffen worden , ſie ſpricht es unbefan gen aus und die Vermutung, daß ſie auch vielleicht um ihrer
ſelbſt willen auf der Welt ſein könnte , kommt ihr gar nicht in
natürlich in den Erbſchaftsverhältniſſen nicht beſſer behan
den Sinn. Und dod, ermangelt ſie keineswegs guter An lagen und die arabiſden oder mauriſchen Mädchen , denen man wirklich einigen Unterridyt angedeihen ließ , zeichneten fich durdy raſche Fortſchritte aus , dank einem treuen Ge dächtniſſe und großer Leichtigkeit der Auffaſſung. Doch wie verſchwindend klein iſt die Zahl derer , denen man Gelegenheit gab , zu zeigen , was ſie vermöchten ! Nur in Algier ſelbſt kommt es vor, daß einige einheimiſche Fa:
delt, als in den ehelichen. Die Töchter, wie groß deren
milien ihre Tochter in die franzöſiſch -muſelmänniſche Sdule
männlichen Seitenverwandten .
ſchicken. Fragen wir aber, wer dieſe Leute ſind und was
glücklichen Geſchöpfe erſonnen ; die Moſdeen ſelbſt ver ſdhließen ſich vor ihnen und unter den Vorwänden , welche
rum ſie es thun , ſo erhalten wir die Antwort: Es ſind dürftige Leute und ſie redynen auf die von der Regierung ausgeſeşte Prämie. In Tlemcen hingegen habe ich auf meine Erkundigungen hin erfahren , daß zwei mauriſche Mädchen die Schule beſuchen und doch bewohnen 13,000
Muſelmänner dieſe Stadt. Die gut ſituierten Araber wün ſchen ihre Söhne unterrichtet zu ſehen , aber die Mehrzahl unter ihnen würde eine Sünde zu begehen glauben , wenn
Zahl auch ſei , haben ſich zuſammen nur in ein Sechstel 5. ? der väterlichen Hinterlaſſenſchaft zu teilen. Die übrigen
fünf Sechstel fallen nach dem Erbrechte den Söhnen zu , ſelbſt dann , wenn auch nur ein Einziger in Frage kommt. 1
Was aber noch ungerecyter ſcheint , iſt die Beſtimmung, 1
daß einer einzigen Erbtochter nur eine Hälfte des väter
lidhen Vermögens zukommt, die andere Hälfte aber den Alles iſt gegen dieſe un
es verſuchen , eine ſo unerhörte Ausſchließung zu recht fertigen , ſteht derjenige obenan , daß die Gegenwart der
Frauen Unordnungen veranlaſſen und Urſache zur Zer ſtreuung werden könnte. Daher kommt es denn aud), daß die Jüngern unter den Frauen des Landes , obwohl aber gläubijd und Verehrerinnen der Marabus, ſich ſehr wenig mit der Religion beſchäftigen und wenn man mit ihnen auf
Sechs Monate in Oran.
dieſen Punkt zu ſprechen kommt, ſo kann man Neußerun gen im Geſchmack der folgenden vernehmen : „ Ic , nein , ich bete nicht , ich bin noch zu jung dazu , meine Mutter aber iſt alt und ſie bittet häufig Mulana (den Herrn) ; wenn ich ihre Jahre zählen werde , werde ic) thun, wie ſie.“ Das iſts , was aus den armen Geſchöpfen die Eifer ſucht, der Egoismus und die Willkür der Männer ge macht hat. Auf ihrem oft jo dornigen Pfade haben ſie nichts , was ſie tröſte , nichts , was ſie aufredyt hielte. Woraus ſollten ſie Moral ſdöpfen , woraus ſic Grund jäße bilden ? Welche Grundlage hätten ſie zu ſolden ?
195
Gefeße, welches freilich heutzutage durdy das
franzö
ſiſche bedeutend modifiziert wird, hatte der Herr des Hauſes, ob Vater oder Gatte , das Recht, diejenige, die ſeine Ehre verleşte , mit Stodidlägen bis zum Tode zu beſtrafen und dieſelbe Züchtigung durch den Arm der öffentlichen Juſtiz erwartete den Verführer. Gegenwärtig iſt für ſolche Ver gehen die Todesſtrafe aufgehoben , aber die Mißhandlungen
ſindſid, gleid, geblieben und der franzöſiſchen Regierung mödyte es ſchwerlich gelingen, anſtatt des brutalen Syſtems der Stock ſchläge bei der moraliſchen Erziehung der Frauen ein anderes , milderes einzuführen. Der vorherrſchende Charakter
Die Erziehung des Weibes wird in dieſem Lande durch den Stoc
jedoch der Moresken läßt auch freilich bedeutend zu wün :
geregelt und die moraliſche Baſis ſeiner Grundfäße iſt demge mäß die Furcht vor Schlägen. Dieſe Furcht bewahrt es vor
naſchaft und ſehr ſtreitſüchtig , in einem Wort , es ſind
Fehltritten und ſie allein iſt es , die den Sd leier haſtig
niederfallen läßt , wenn draußen im Freien ein Burnus ſich von Ferne zeigt. Und wenn in den Städten hie und da eine muſelmänniſche Familie ſich findet, und ich ſelbſt habe deren eine oder zwei kennen gelernt, bei welcher die Idee des Guten angeboren iſt und als natürliches Erbe
einfach von der Mutter auf die Töchter übergeht , ſo iſt dies eine ſo ſeltene Ausnahme, daß man ſie kaum in Be tracht ziehen kann , wenn man unternimmt, den Durch dynittscharakter ,1 den Durdydnittstypus des arabiſden und
mauriſden Weibes feſtzuſtellen . In dieſen Familien iſt übrigens das Haupt ſelbſt viel
mehr Patriarch als Gebieter , mildherzig, menſchlich, auf geklärt und tief religiös , eine eben ſo ſeltene Ausnahme, wie jene Frauen in ihrer Art es ſind. Männer dieſes
den übrig.
Sie ſind indolent, neugierig , geſchwäßig,
(dledyt erzogene Kinder, deren Fehler , aus niedrigen Nei gungen entſpringend, ohne jeden Rückhalt alles überwuchern. Was ihre phyſiſche Bildung angeht, ſo ſind ſie in der frühen Rindheit reizend lieblich, ſpäter werden die Geſichts züge plumper und ſind ſie mit vierzehn oder fünfzehn 1
Jahren Frauen geworden , ſo verblühen ſie zuſehends und ihre Schönheit dwindet unverhältnismäßig frühe. Das Ohr wird bald entſtellt durch das Gewicht der ſchweren
Ringe, die man hindurchzieht , der Wuchs, dem keine Sorg falt mehr zugewendet wird, büßt jegliden Reiz ein und wird geradezu unförmlich, die ſtarken Augenbrauen und
Wimpern, welche die verheiratete Moreske ſdhwarz färbt , geben der Phyſiognomie eine gewiſſe Härte und den faſt immer ſchönen Augen , dem einzig dauernden Reiz, einen unheimlichen Glanz. Die Hautfarbe iſt weiß , jedod, von
Sdlages unter den Eingebornen könnte man wirklid Weiſe
warmem jüdlichen Ton und fällt ins Bräunliche , ja ent
nennen , die jede Religionsübung ehren , weil ſie Gott im
ſchieden Tiefbraune bei den Araberinnen der Wanderſtämme.
rechten Sinne dienen und weil eben er das Ziel aller ihrer Handlungen , der Mittelpunkt ihres ganzen Denkens iſt. Ich habe von ſolchen bei Gelegenheit wirklid rührende
Um die verſchiedenen Nüancen zu erklären , welche der einheimiſdye weiblide Charakter zeigt , erzählen die Araber eine Sage , die ich ſehr ergößlich finde und ſie deshalb
Ausſprüche gehört ; zum Beiſpiel dieſen: „ Die Kirchen wie
hier , wo ſie eigentlich hingehört , einſchalte. „ Noah ," ſo
die Moſcheen ſind ſchön; die einen und die anderen ſind Gemächer Allahs.“ Und weiter : „ Ja, ich war nahe da :
jagen ſie, ,, habe außer ſeinen drei Söhnen auch eine ſehr
ran , zu ſterben , aber warum ſollte ich den Tod fürchten,
Eines Tages traten, durd, die Gnade Gottes geführt , drei
der bod Wille Gottes iſt ? Fürchtet man denn etwa auf
Jünglinge vor den Patriarchen und verlangten jie zugleich zur Ehe , mit ſoldiem Ungeſtüm , daß keiner auch nur die Möglichkeit einer Abweiſung begreifen wollte. Noah geriet darüber in große Verlegenheit und wußte nicht, wen
dieſer Welt eine erfreuliche Begegnung; ſcheut man fidy
wohl, einer Perſönlichkeit von überlegenem Geiſte und von bohem Rang entgegenzutreten ? Warum ſollte ich alſo den
Tod ſcheuen , der eine Begegnung mit Gott iſt?"
ſchöne , mit allen Tugenden geſchmüdte Tochter gehabt.
er bevorzugen ſollte ; in ſeinen Zweifeln aber blidte er zum Herrn auf und flehte um Erleuchtung. Und ſiehe, augen
Die Gattinnen der Araber von ſolchem Gepräge ſind glück liche Frauen ; ſie ſind hoc gehalten im Hauſe , fie leben
blics ereignete ſich ein Wunder.
geehrt in der Uebung ſtiller Tugenden ; der Gatte zieht ſie in wichtigen Fragen zu Rate, die Kinder ſind von
Hündin , die im Hauſe des Erzvaters gehalten wurden , verwandelten ſich in zwei Jungfrauen , welche der Tochter
Ehrfurcht für ſie erfüllt und ihr Haus iſt ihre Welt ; was
des frommen Mannes auf ein Haar gliden.
draußen vorgeht , kümmert ſie nidyt. Dody ich wiederhole es , die Zahl ſolcher Familien iſt leider verſchwindend
Jünglinge erhielt nun , was er wünſchte und die drei
Eine Rate und eine
Jeder der
ſchon andeutete, nur eine Empfindung feſt gegründet: die der Furcht vor dem Gebieter und mit ihm iſt audy in der
jungen Paare zogen von dannien. Bald aber regte ſidy in Noah der Wunſch , ſeine edyte Tochter wiederzuſehen und groß war ſeine Beſtürzung, als er gewahrte, daß er ſie nicht mehr von den anderen zu unterſcheiden vermöchte.
That nicht zu jderzen.
In dieſer Not mun vertraute er ſich wieder ſeinem Gotte
klein.
Bei der großen Mehrzahl der Frauen iſt, wie ich
Nach dem alten muſelmänniſchen
196
Puerto Princeſa auf Palawan.
an und zog dann getroſt des Weges zur erſten Tochter.
pagnie Militärſträflinge beherbergt. Es wurde offiziell unter
Hier befragte er den Gatten über ſein häusliches Glück und jener erwiderte , daß ſein junges Weib über alles Lob er:
dem Titel „ Eſtablecimiento Naval " gegründet und es ſind
haben ſei und daß nicyts zu ſeiner Zufriedenheit fehle , nur mace es ihn hin und wieder ſtaunen , daß es manch
rine entnommen worden ; aud der gegenwärtige Gouver neur der Provinz iſt ein Fregattenkapitän , Namens Don Felipe Canga Argüelles , der zugleich Chef der im Hafen
mal belle wie ein Hund. Da ging Noah weiter, denn er war nun fidyer, daß dieje der drei Töchter die geweſene Hündin ſei. Und als er darauf zur zweiten fam , ver nahm er dieſelben Lobſprüche , nur meinte der Gemahl, es ſei gar ſonderbar , daß ſeine Frau zu Zeiten die Luſt anwandle, zu miauen wie eine Raße. Rein Zweifel, Vater Noahſtand hier vor der ehemaligen Raße und leidyten Herzens ſcritt er die Straße weiter , denn nun wußte er, welde
die echte Tochter ſei. Die Menſchen alle , erzählen die Araber, kommen von Noahs Kindern her und ſo erklärt ſich der Frauen verſchiedene Gemütsart. "
Die Logik ver
langte nun wohl infolge deſjen aud) , daß der Männer Gemütsart " Spuren hievon zeige ? Doch die Sage verneint es und wir laſſen ihr ihr Hedyt!
auch die Kommandanten ſtets dem Offizierskorps der Ma
ſtehenden Flottendiviſion iſt, welche aus den Kanonenbooten ,, Filipino" von 30 Pferdekraft und 37 Mann Bejaßung,
„ Jolo “ von 20 Pferdekraft und 31 Mann Beſaßung und ,, Callao" von 24 Pferdekraft und 35 Mann Beſaßung ſich zuſammenſett, zu welchen Schiffen demnächſt noch eine Goëlette ſtoßen ſoll. Puerto Princeſa beſißt auch ein Dock, eine Kaſerne für die Marineſoldaten und Dodarbeiter, eine der Königlichen Kriegsmarine gehörige Sdmiede- und Zim merwerkſtätte, ein Kohlendepot und ein Hospital. Die Be völkerung von Puerto Princeja zählte am 31. Dezember 1881 1501 Seelen , welche in folgende Gruppen zerfallen : Spanier 60 Eingeborne Chineſen
1373 68
1501
Puerto Princeſa auf Palawan .
Dem Stande nad zerfällt die Einwohnerid aft in : Zivilbevölkerung inkluſive des Offizierkorps der Land- und
Von Ferdinand Blumentritt. Seetruppen Kinder beiderlei Geſchlechts
663
den nördlichen Teil der Inſel Palawan , welche von ibnen
Matroſen , Dockarbeiter , Arſenalkorps
132
La Paragua genannt wird. Mit der Gründung von Pu
Eine Hompagnie Linien - Infanterie
erto Princeſa machten ſie ihre Anſprüche auf den ſüdlichen
Cine Kompagnie Militär-Sträflinge
143
Teil dieſer Inſel geltend -- Anſprüde, weldie jid auf die im vorigen Jahrhunderte mit Borneo und Sulu abgeſd loſa
Deportierte beiderlei Gediledits
319
Bis vor wenigen Jahren beſaßen die Spanier nur
fenen Verträge gründen .
Nun
haben die Spanier in
170
Summe wie oben :
74
1501
jüngſter Zeit aus jenem Teile der Injel, welder nicht zur Provinz Kalamianes gehört , eine neue Provinz ge bildet , weldie den Titel „ Gobierno politico-militar de la
In der „ Guia de Filipinas para 1881 “ iſt der Be ſtand der Disziplinarkompagnie , welche zur 7. Diszipli
Isla de la Paragua" erhalten hat.
iſt die Etat Stärke dieſer Kompagnie : 1 Kapitän , 2 Ober
Dieje nente Provinz
narbrigade gehört, höher angegeben ; nach dem Reglement
beſteht faftiſd nur aus dem nädyſten Umkreiſe des Preſi
leutnants, 2 Unterleutnants , 1 Sargento primero (Euro
dio Puerto Princeſa , dod gibt man ſich der Hoffnung hin , bald das ganze, innerhalb der imaginären Grenzen des Gobierno liegende, noch unabhängige Gebiet der ſpaniſchen Krone zu unterwerfen , auch trägt man ſich mit dem Plane, den auf der Inſel gelegenen Teil der Kala
päer ), 4 Sargentos ſegundos (Europäer), 4 Korporäle erſter Klaſſe ( Europäer), 8 foldie zweiter Klaſſe ( farbige) und
183 Mann . Die Disziplinarkompagnie wird zwar auch mili
mianes- Provinz aus der Jurisdiftion dieſer zu ſcheiden
täriſch verwendet, im allgemeinen aber iſt die Beſtimmung der ſelben , Land zu bebauen und ſonſtige ländliche und Handwerker Arbeiten zu verrichten. Die Deportierten ſind mit ähnlichen
und dem neuen Gobierno La Paragua zuzuweijen , wenn
Arbeiten verſehen. Es wäre aber irrig , anzunehmen , als
dies nicht ſchon in der Zeit , ehe dieſe Zeilen gedrudt er:
ob Puerto Princeja nur ein militäriſder Poſten und
ſcheinen , bereits geſchehen iſt; denn daſ dies bald bevor ſteht , geht aus dem Umſtande hervor , daß die Reſidenz
Deportationspunkt wäre; die Zukunft dieſes Ortes iſt auch durch die ſich mehrende Einwanderung von Landleuten ,
des Gouverneurs der Ralamianes- Provinz von Tay -tay auf
Viebzüchtern und Fijdern aus dem ſterilen Kalamianes
Palawan , wo ſie fich ſeit 1622 befand , nach Kuyo verlegt
Archipel geſichert. Auch die ſtattliche Zahl der Chineſen
worden iſt.
weiſt auf die Blüte der jungen Niederlaſſung hin, denn
Obwohl Puerto Princeſa nicht zu den Preſidios genannten , feſten Pläßen gehört , deren es drei auf den
dieſe Mongolen ſind nur dort zu finden , wo recht viel zu holen iſt: wo Aas iſt, ſammeln ſich die Geier. Puerta Princeſa gewährt (don von der Seeſeite aus einen angenehmen Anblic . Der neue Gouverneur Canga Argüelles hat einen idönen Landungsplat herſtellen laſ
Philippinen (Manila , Kavite und Zamboanga) und einen auf den Marianen (Agana) gibt , ſo wird es dennod bäufig Preſidio genannt, weil es , wie dieſe , eine Rom
197
Puerto Princeſa auf Palawan.
jen , von welchem aus eine ſchöne , gerade Straße durdy den ganzen Ort , ohne auch nur eine Biegung oder Abweidung von der geraden Linie aufzuweiſen , bis zum
Don Rafael Calvo hat ein Memoire: „Estadistica del movimiento sanitario habido en las enfermerias y vecin 1
dario de Puerto Princesa durante el año de 18816
Buſchwald führt , welcher in den Bergen ſidy zum Urwalde
verfaßt , von dem ein Auszug im „,Diario de Manila "
umwandelt. Am Strande ſelbſt liegt das Gouverneurs-
vom 22. Juni 1882 veröffentlicht worden iſt , welchem id)
Gebäude (Raja Real ) , ein ſtattlider und (verhältnismäßig )
die folgenden Daten entnehme:
cleganter Bau , nidit weit davon trifft man die beiden Majernen der Linien- und Disziplinar Infanterie ; an einem
derblid madt, iſt das intermittierende Fieber ; von der
großen Gebäude, welches zur Beherbergung der bis jetzt
proviſoriſch in anderen Baulid feiten untergebrachten Depor: tierten dient, wird fleißig gearbeitet. Auch die Marine- Mannſchaft und das Hospital ſollen in zwei baldigſt zu errichtende und aus feſtem Materiale errichtete Häuſer überfiedeln ; die bisher zu der Beherbergung jener Truppen und
des Lazarets dienenden Häufer werden dann niedergerijen werden , um einem großen freien Plaß zu weidien , deſſen Mitte ein Riost mit der Büſte des Don Miguel Lopez de
Pegazpi, des Eroberers des Ardipels, zieren roll . Das Sdulgebäude iſt im Baue ſdon ſo fortgeſdritten , daß es bald wird ſeinem
Zwede dienen können .
Am ſtolzeiten
Die Hauptfrankheit, welche Puerto Princeja jo ver 1501 Seelen zählenden Militär- und Zivil -Bevölkerung ſind im Jahre 1881 1921 Krankheitsfälle zu verzeidinen , wovon 1289 auf jene erwähnte Krankheit entfallen. Man bat die Bemerkung gemacht, daß bei den Marinetruppen die
Zahl der Fiebererkrankungen zwar nicht geringer erſcheint, als bei den übrigen Bevölferungsbeſtandteilen , daß aber hingegen die Krankheit gelinder auftritt und keine Tudes
fälle zu verzeidynen waren , welche Beobachtung eines ein zigen Jahres mir denn doch nicht auch für ſpätere Zeiten maßgebend erſdeint. Im Hospital der Landtruppen ( Li nien- und Disziplinar infanterie) hat das Fieber dagegen zwei Opfer gefordert : einen Soldaten der Linientruppe
jind die Bewohner von Puerto Prinzeja auf ihre Kirche,
und ein Weib eines Soldaten der Disziplinar -Rompagnie ;
welde in der That nach allen Beridten ein ſtattlides
die zwei an Dysenterie verſtorbenen gehörten gleichfalls der letzteren Truppe an . in die Tabelle, welche den Krankheitszuſtand der Zivil- und Deportierten Bevölferung angibt, ſind nicht allein die im Spital zur Behand
Bauwerf iſt , deſſen Koſten bauptjädslid) nur durd) fromme Spenden gedeckt wurden .
Das Material zu dieſem , wie
den anderen neuen Bauten lieferte der von dem gegen : wärtigen Gouverneur Canga Argüelles erriditete Ziegelofen. Das Dad der Kirche iſt von Eiſen hergeſtellt, der Hochaltar iſt im Style des vorigen Jahrhunderts gehalten und ein Werk des föniglichen Hochbootsmanns Don
lung gekommenen Fälle aufgenommen , ſondern auch die Falle der Privatpraris. Calvo führt lebhafte Nlage über die Indolenz der Eingebornen . Obwohl die ärztliche Be handlung ibnen gratis geboten wird , jo holen ſie doch den
Zoje Guerra , welder auch die erwähnte Büſte des Pegazpi • verfertigt hat. Obwohl die Kirche weder von außen noch von innen vollendet iſt, ſo wurde dennoch das Oſter-
Arzt nidt eher , als bis alle ihre Hausmittel und Wun derkuren erſchöpft ſind und der Kranke halb im Sterben
feſt darin mit allem berfömmlichen Gepränge der katholi
der unter einem Jahre, welche Kinderkrankheiten und dem Samute und der Vernadıläſſigung erlagen , welche unter den Indiern dieſes Landes eine National-Eigenjdaft zu jein deint. Das Reinlichkeit und eine geordnete Lebens weiſe auf die Geſundheit einen ungebeuren Einfluß aus:
liſchen Kirche gefeiert. In der Dſterwodye fanden aud) die Prüfungen an der Volksidule ſtatt, der Gouverneur wohnte denſelben bei und nabm eigenhändig die Verteilung der Prämien vor , wobei er eine Anſprache an die Kinder
liegt.
Unter den Verſtorbenen dieſer Tabelle find 17 Rin
und deren Eltern hielt , in welcher er die Wichtigkeit des
üben , erhellt aus der überraſdıenden Nadıricht, daß von
Sdulunterrichts für die Moral und das geſamte praftijde
den 60 Europäern der Niederlaſſung gar kein Fall von
Leben betonte. Von der raſtloſen Thätigkeit des ſpaniſden Offiziers zeugt auch der in Angriff genommene Bau eines
weld ' leştere ſich nicht mehr als dreimal wiederholten
Tribunals (Rathaus) und eines großen Arreſtlofales . Ihm iſt
und ganz (?) veridwanden , ohne daß ein Ortswechſel der
es ferner zu danken , wenn die ſedis bis ſieben Straßen und
damit behafteten Perſonen ſtattgefunden hätte. Ich teile um die Tabellen mit:
Gaſſen der Niederlaſſung mit Alleebäumen bepflanzt und mit Petroleumlampen verſehen worden ſind. Canga Ar
Dysenterie und nur vier Fieberfälle zu konſtatieren waren ,
Krankheitsfälle der Flottenmannichaft:
güella bat audy Zuckerrohr-Plantagen anlegen laſſen , ſo
Sind in Sind ge : das Spi : beilt ent
daß der Zuckerbedarf Puerto Princeſas bereits burd die einheimiſde Produktion gedeckt erſcheint und die Zeit wohl
nicht zu ferne liegen dürfte , wo Puerto Princeſa audy Zuder erportieren wird. Bisher hätten wir nur Liditjeiten des Bildes kennen gelernt, aber es feblen auch die trüben Schatten nicht und
tätschef der in Puerto Princeſa ſtationierten Flottendiviſion
Einfache intermittierende Fieber
Syphilis Augenkrankheiten yautfrankheiten
Beband
bliebent
worden
151
150 13
1
62
59
3
20 2 2
20
Andere innere Mrankheiten Verletzungen und chirurgiche pe rationen
Sind in Sind
lajien 'geſtorben lung ver :
getreten
281
1
zwar wirft dieſe das Klima. Der Flottenarzt und Sani
tal ein :
1
2 1
1
275
6
Kleinere Mitteilunge .
198 Frantbeitsfalle im Landtrup Gospital: || Sind in Sind ge das Sui: 'heilt ont ! Cind
tal ein , lafien gejtorben lung vera
Von der Geographiſchen und Naturwiſſenſchaftlichen Geſell -
getreten
worden
242
2:34
ſchaft zu Heriſau (Sdweiz) bringen wir unit wahrem Vergningen folgenden kurzen Berid )t
11
2
Andere immerlidye Nraufbeiten ysenteric
blico
le
Einfache intermittierende Ficber Somplizierte intermitt. Fieber
Kleiucre Mitteilungen. Cunts in Pet mid
S
über eine rege Thätigkeit , die jo mander größeren geographiſchen
7
Gejellſchaft zuin Maſter dienen könnte : Unjere (Wesellſchaft wurde im Jahre 1981 gegründet zu dem Zwede: 1. das Naturalien Fabinet uſerer Sealſchule zal vergrößeru und gleichzeitig ein offent liches geograpbiides kabinet zu bilden ; 2) durch Verträge geo
17
graphijde ud naturiſſenſchaftliche Sienntniſſe zu verbreiten und Juterejjc jür die geographiſche Forſchmg zi! erzeugen . Dieje (Wefellſdiaft, jetzt ſchon 100 Mitglieder zählend, wird deumad)
6
Berletzungen , dirigide pe rativnici
3 )
lugerfrankheiten Haukrankheite .
2 12
351
325
이
12
feine nach außen ſid) crſtredende Thätigkeit anbahnen ; ſie wird
Krankheitsfälle unter der Zivil- Bevolferung und den Deportierten Cind in Cinib
ge Behant heilt ents Tug ge
ronmen
lajien
worden
vorbert
Einfache intermittierende Fieber
870
komplizierte intermitt. Fieber .
21
Dysenteric Andere immerlidie Urankheiten
12
173
Sind
Sind in Behanda
geſtorben myver : blirben
869
6
0 39
Verlebigen , cirurgiſche Ope . rationen
Typhilis . Hugenirantheiten
15
Hautfrankheiten
21 1292
halten . Geduld iſt in ſolchen Caden notwendig und es iſt durchaus
Ticket zu zireifeln , daß im Laufe der Zeit eine hüibiche geographiſche
1 20 1104
fönnen . Die ſtattliden Hölzel'idhen Charakterbilder , Heliefs von
cthnographiſche Gegenſtände, auf die großer Wert zu legen iſt, zu er:
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1
Yinie die pädagogijdie Seite, juchen alſo hauptſädylid) ſolche Objekte 31! aquirieren , die als wirflidie Auſdamıngsmittel fiir den geo graphijden llaterricht all uſerer Realauſtalt Verwendung finden Prof. Beim in Ziirid) :(. zieren bereits die geographiſme Abteilung. Nun geht das Streben nach zweddientiden Kaſſentöpfen. Handels produkte ſuchen wir auf anderem Wege von den vielen im Auslande ſich befindeiden landsleuten zu erhalten. Echirierig iſt es dagegen,
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vielmehr, ihren Kräften angemeſſen , bejdciden und ohne großes Geräujch obigen Doppelzweck zu erfüllen ſuchen. jhre Thätigkeit wird aber entidieten eine recht jegensreide werden ; denn bei der Bildung des geographiſchen Natinets berückſichtigen wir ini crſier
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Caming cutſteht. Eine Bibliethof mit naturwiſſenſchaftlichen
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und geographijden Werfen iſt ebenfalls im Werden begriffen.
Da anzunehmen it, Sie intereſſieren ſid) and, fiir den Stuff, über den in meren öffentlixben und (Bejellſchafts Porträgen geſprochen
Obwohl vor 1881 feine derartigen ſtatiſtijden 3u ſammenſtellungen ſtattgefunden haben , ſo wird es dennoch als crivicien betraditet, daß ſeit 1878 fid die (Sejudheits verhältniſſe der Niederlaſſung in außerordentlider Weiſe ge
wird, jo jeien 110d) die die beographie beriihrenden Arbeiten genannt. Im Bereinsjahr 1881.82.11 Dic mechaniſche Thätigkeit des Waſſers als erdumgefialtende: adt von Nieallehrer Nchner, Heriſau .
2) Tie bijterijdie Entwiceling A franzöridhen solonie Senegam
unmittelbar vor den Thoren der Stadt, fam die Hegen zeit , ſo entſtand in der Witte des Ortes ein förmlicher
bien von Präſidenten der Geſell daft, Ramſauer - Ojenbriggen . 3 ) Portrag iiber Pubien und Vorilucijung mbiſcher Hausgeräte von Kcaliehrer Rohner. 4) Ueber Steinkohlenbildung und Ĉteina fobienausbeute in der Schweiz vou Oltrförſter Felber, Herijai.
See ; es bradien dann die Malaria Nieber aus , die Hovi täler waren nidt im ſtande , die Kranken ſämtlid auf
J ) Deine Sicije durd) Darotto und die Sahara nad) Timbufti von Herrn Dr. Oskar feliz , Wien (13. Ylpril 1882 ). Vereins
zunehmen , ja in der Zeit vom Mai 1877 bis Dezember 1877 gab es nur jedis Yeute in Puerto Princeſa , wvelde
jahr 1892,83 (September ): Vortrag über die Jeannette Erpedition
beſſert haben. Bis zu dieſem Jahre nämlich lag der Wald
vom Fieber verſdont blieben.
von Kcallchror Kobucr.
Die Häuſer der Niajick.
In den erſten Monaten
des Sabres 1878 wurde der Walt weithin niedergeſdlagen
Die Sitzungsberichte ( Notulen ) ber , Batav . (Genootſd) ap
und das ſo gervunnene Land in Anbau genommen , ebenſo
van kunſten en Wetenſchappen“ teilen einen Brief des Miſſionärs
wurde durch Anlage von Entwäſierungsfanälen jener See
Fr. Srainer mit , in welchem derſelbe 311 cișiem von ihm über
oder Tümpel trocken gelegt. Durch dieſe Maßregel hat ſich der Geſundheitszuſtand der Kolonie zwar erheblid sje beſſert, iſt aber , wie aus dem Obenerwähnten jul erjeben iit, noch immer dilimm genug. Calvo bofft , daß die
iſt, einige Erläuterungen giebt. Herr Siramel jagt : Wem cin Niaſſer cin Hans banen will, ſo ſucht er zuerich einen Platz ans und reinigt auf demjelben ein kleines Stiic und pflanzt auf die
chickten Modell eines Hauſes, wie es bei den Pliajſern gebräuchlich
weitere Austrocnung einiger kleinen , in der Nähe befind lidien Lagunen , ſowie das Abholzen eines Waldes , welder die freie Luftzirfulation in etwas behindert, die Krant heitsfälle noch mehr herabinindern werden .
gereinigte Stelle einen grinen Ziveig ud uchen den griinen Zweig wird eine junge mit Waſſer gefiillte silappet ' geſtellt. Der grüne Zweig bedeutet icben md Aadisti in dom zu bauenden Hauſe, die mit Wajjer gefiitite Silapper Friede ud Gliic . Ju
Der erſten Nacht , nachdem der Bauplatz gewählt iſt, priiſt der !
Mann ſeine Träume. Der Platz iſt gut und wird gejegiet jeini, wenn er von klarem Waſſer und jungen Slapperthäumen träumt; träumt er aber von großen Fluten oder Erdbebent, dann iſt der 1 votosmuß.
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Notizen .
Play nicht gut und es wird ein anderer gejudit. Wenn der Bau in Angriff genommen wird und die erſten Pfähle aufgerichtet
jagen , daſs ich aus freiem Willen die Reije nach Sartum ge
werden, wird ein Sdwein geſchlachtet und dem (Götzeit ein Opfer
den Befehl des Gencral - (Gouverneurs des Sudan , mich nach
gebracht, damit die Zimmerleute bei der Arbeit nid)t frank werden und jouſt keinen Schaden nehmen . Iſt der ganze Bait fertig , dann wird er in den erſten ſieben Tagen nur von Mansperſonen bewohnt, dem
durc) Frauen würde das Haus verimreinigt. Nad)
Ablauf der ſieben Tage zicht die ganze Familie ein . Die erſten zwei Tage darf man in das neue Haus keinen Pfeffer, fein Zucferrohr, keinen Padil und keinen gekochten Reis bringen . Dein wein ! man Þjejjer in ein neues Haus brädte, würde es den Schweinen zu heiß und könnten dieſe nid )t zimehmen ; von Zuckerrohr würden die Schweine Huſten und andere Krankheiten befommen .
Brädyte
man Padi mit, ſo würden ſich in den Schlafınatten Wanzen eine ſtellen und iad gefochtem Reis würden dic Atapen , womit die Dächer gedeckt jind , ſehr diell von Tieren zerfreſſen werden .
Der Zimmermann tauft das Haus (indem er es mit Waſſer be ſprengt) und wünſcht den Bewohnern Gliic und Segen.
Dic
macht habe , dem einige Tage nach meiner Abreiſe empſing man Siartum zu ſchicken , um mich wegen der gegen mich vorgebraditen Beſchuldigung, mit den Sufitandigen Beziehungen zu unterhalten , 311 verantworten. lebrigens iſt meine Reiſe isicht ganz níos gewejen, dem ich habe dadurch Gelegenheit gehabt, den Lauf des
Blauen Nil 311 berichtigen. Bei einer Beſteigung des Berges Moaba zwiſchen Famaka und Rojaires entdeckte id) auf der Spite cine ſehr geräumige Grotte oder Höhle , in der etwa zwanzig Negerfrauen im Mädchen ſingend beſchäftigt waren , Milliarden Skarabäc! 311 jammeln , die etwa ſo groß wie ein Fingernagel waren . Dieſe Tiere fomnien in ſolcher Menge vor , daß die mit Cammeln beſchäftigten Frauen an einige loje Steine wegzunehmen
brauchten , um dieſelben wie eine Quelle aufwvallen 311 jehen . Jährlich wird eine ſolde Camiling veranſtaltet ; die geſammelten Tiere werden dann auf Eiſenſtäben geröſtet und als leckerbijien betrachtet. Dieje Skarabäen ſind diejelben , welche bei den
cigentliche Einweihung des Hauſes geſchicht aber erſt. daim , wem
Araberit inter dem
die erſten Gäſte hineinkommen , denn zur Ehre der Gäſte wird mm erſt der Hausgötze an ſeinen Platz gebunden und ihm zur Ehre wird ein Schwein geſchlachtet. Zu dieſer Feier verſammeln ſich
alle Siampongbewohner in dem Hauſe und führen Tänze auf.
für die Durrafelder des interen Sudan ſind. Tod) die That jache, daß die Haimegues und Tavis : Neger ſie eiujanimeli , iſt lieu . Zwiſchen Sennaar und sartun (ich konnte dieje Reiſe mit dem Dampfboot machen ) wurde meine Aufmerkſamkeit
Wenn man die Leiter hinauſſteigt, kommt man erſt in einen großen
auf die Mündungen zweier großer Nebenfliiſje des interen Blauen
Raum , den allgemeinen Aufenthaltsort für alle Hausbewohner.
Nil gelenft; es waren dies Nahat und Dilder. Eigentlich ſind es zivei große Bäche, 70-80 Meter breit , ungefähr 2 Meter tief. Ju einer Zeit, wo der Blaue Nil nech ſeine größte Waſſer tiefe hat, führen ſie ihm beinahe kein Waſſer zu . Ter Einfluß, den Sir Samud Bafer den Flüſſen auf den Waſſerſtand der bei
Dieſer Ranm dient and als Schlafplatz für uverheiratete Männer und Gäſte. Nach der vorderen Seite hin befindet ſich eine lange Sitzbank, die einzige im ganzen Hauſc. Dahinter der Herd, hinter
dem ſich ein beſonderer Platz für Männer und Frauen befindet,
Namen Andade bekannt und eine Plage
der unten in den Schweineſtall mündet. Bon Gotenbildern find zu bemerken : Ein Bild des Hausgötzen, Bejdiiber des Haujes und
dell vereinigten Nilſtröme zijdireibt , muß alſo ſehr übertrieben
der Gäſte ; wenn zur Ehre der (Gäſte ein Sdywein geſchlachtet wird, dann werden von den Borſten desjelben einige an den Götzen ge
Tinderzijdreiben , ſondern nur dem Blauen Nii jelbſt, mel cher durch ſeine Zuftiiſie aus dem Lande der Gallas und Gedicham jo genährt wird, das Unterägypten und das Delta jährlid) iiber ſtrömt werden und ſo den koſtbaren Sdíamm erhalten fönnen , den ſie ihre Entſtehung zu danken haben . Die Folgen des Auf ſtandes haben ſich am Blauen Nil bemerkbar gemacht; die Stadt Narbodich nämlich wurde aufs Neue von Arabern angefallen und teilweije verbrannt. Id) fürchte, daß das nächſte Jahr meinen lluiterſuchungen nid)t günſtiger join wird , jedenfalls werde id) Ihnen bald nähere Berichte über diejen 31g ſenden.
bundent. Ein zweiter Götze heilt die Nrankheiten und verſchafft Vergebung der Sünden ; neben ihm befinden ſich die Ahnenbilder, die ſehr gut aufbewahrt werde!; man ſieht oft 30-40 männliche und weibliche Bilder in langen Reihen , wie die Sterbefalle auf: cinander folgten , neben einander gebunden . Con ihren wird aller Segen crwartet, weshalb ihnen viele Hühner imd Edweine ge
opfert werden . Wer þrieſter werden will, muſs ſich wahnſinnig ſtellen und in den Wald flicheni; irad) der Ridkehr opfert er diejeni Göten und wird hicdurch Prieſter. Nech befinden ſich im vanje: Naum und Schlajplats fiir unverheiratete Frauen und weibliche Gäſte , fiir den Hausherrn oder die Großeltern , fiir verheirateto Söhne und bei großer Familie noch weitere Sianımern . Schweine: ſtälle ſind unter dem Danje. ( roße Häuptlinge haben gewaltige
Steine neben ihren Hanjern , die unter bejonderen Feierlichkeiten aufgerichtet werden ; im Jmmern des Landes läßt man hierfiir Nöpfe ſchnellen ; die Schädel werden dem Stein gegenüber imter dem Dach des Hauſes aufgehängt. Die Häuptlinge werden neben
jein und man kaill es daher weber dem Atbara, demn Rahat oder
Ihr
duver.
Notizen. Chronif der deutſchen Intereſſen im Ausland , der Kolonial und Auswanderungsfragen.
den Steinen begraben. Jeder Viajjer veſitzt gern ein eigenes geräumiges Wohnhaus und ſic verwenden viel Mühe und Geld darauf, laſſen das Holz gut bearbeiten und ſelbſt mit Bildhauer
arbeit verzieren. Mitteilungen von 2. M. Schuver.
Von dem niederländiſchen Afrifareijenden J. M.Edyuver iſt cin Brief bei dem Direktor von „ L'Afrique explorée et civilisée " cingelaufen ; wir geben hier eine lleberſetzung dieſes Schreibens nad) der Mitteilung holländijder Blätter : „ Mein Herr ! Meine Ahmung hat mich nicht betrogen ; die feindliche (Seſining des
Gouverneurs von Famaka hat mid ) gezwungen , der oberen Blauen Nil gegen Ende Oktober zu verlaſſen.
I Neis in der Pehre mit dein
Id mag nod) von Stück
troh).
Der Vorſtand des am 6. Dezember in Frankfurt a. M. be: grindeten Teutſchen sivlonialvereitis bezeichnet in einem Auf rufe vom 18. Januar jeine Ziele mit folgenden Worten : Neben der praktiſden Förderung von Handelsſtationen als Ausgangspunkt fiir größere Internehmen , ſowie wirtſchaftlicher Niederlaſſungen
anderer Art iiber See , crblickt der Verein ſeine Hauptaufgabe in der Klärung der öffentlichen Micimmg, damit die Nation fiir cine yöjung in weiterem llmfange bereit jei , für den Tag , wo dies sic (Gunſt der Berhältniſje gejiatten wird. Zur Mitarbeit an dicjem , vielleicht aur langſam und allmählig ſichtbaren Erfolg
verſprechenden Werfc rufen wir alle Baterlandsfreude auf. Mögen vor allem diejenigen , weldie in den Grundan daungen mit uns libereinſtimacii, uidit gleichgiiltig bei Seite ſtehen , vielmehr durch den Beitritt zum Bercin iud durch wirkjames Eintreten für ſeine
Notizen .
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Ziele , ein Jeder nach ſeinen Kräften , ihrer lleberzeugung auch
ohne weiteres einen Schutztarif an iyid das Parlament wird nur
thatſächlichen Ausdruck geben. Schon oft ſind große nationale Fortſchritte aus kleinen Anfängen , aus der Anregung und der
dem Namen nach durch die Krone kontroliert. Kanada fordert
Zoll für englijde Waren und England kann nichts dagegen thu .
Arbeit kleiner Nreiſe hervorgegangen , wenn ſie durch die allgemeine
Nann England ſelbſt mit ſolchen Zugeſtändiſjen ſeine Kolonien be
l'age bedingt waren . Wir ſind von der leberzeugung durchdringen , Da die Nolonialfrage nicht willfiirlich aufgeworfen , daß ſie viela mehr, aus den gejamten Verhältniſſen und Zuſtänden des deutſchen Voltes entſprungen , eine endliche , mir zu ſehr verzögerte köjung unbedingt erheijcht und deswegen auch unter der Zuſtimmung und Mitwirkung der gejamten Nation finden wird. Die deutſchen Bauernkolonien in der Dobru dicha ,
meiſt aus Schwaben ſtammend, deren Vorjahren deutjcher Art und Sitte inmitten der reichen Landjchaften im Norden des Schwarzen Meeres eine nelle Heimſtätte zu erobern ſuchten , bevor ſie in den
vierziger Jahren die ihnen von der Pfortenregierung angebotene Dobrudſdya zum Aufenthalt nahmen , wollen auswandern . Sie
halten ?
Sie ſind mir mit Worten loyal. Jetzt noch ahmen ſie
engliſche Manieren und engliſche Sprache nach und ziehen die Er
gänzungen für ihre geiſtige Arbeit ans England. Als der Krieg mit Rußland drohte, boten ſie beinahe alle an , Freiwillige zu ſtellen .
Doch jedermami weiß , daß dieſe Lehnsunterwürfigkeit
mur unter dem Vorbehalt lokaler Selbſtbeſtimmung bewieſen wird. Bem ganz Nanada gehen will, es wird gehen, ebenſo Auſtralien. Mit Sicherheit kann man vorausſagen , daß England nie gegen die gegenwärtigen Bewohner fechten wird, um ſeine Souveränität
in jenen Beſitzungen 311 ſchützen . Ilnd in den Augen mancher guten Beobachter ſcheint cine Abtrennung der weſtlichen Kolonien unvermeidlich, wem nicht Großbritanien nach dem Plane Franklins
zeidhneten ſich von jeher im Diſtrikt von Tulticha jowohl durch die
ein kaiſerlicher Bundesſtaat wird (mit verſchiedenen unabhängigen
rationelle Bebauung der ihren gegen billige Entſchädigung iiber
Parlamenten ), für welchen die Krone, welche dem Namen und der
laſſenen (Grinde , als auch durch ein wohlgeordnetes Gemeinde weſen und die große Sorgfalt aus, welche ſie der Schule und den kirchlichen Angelegenheiten widmeten. Ihre Lage unter der Türken herrſchaft konnte durchaus nicht mit dem harteil foſe der inter drückten und abhängigen Rajah in den chriſtlichen Provinzen der Balkenhalbinjel verglid )en werden . Als infolge der Abmach umgen des Berliner Kongreſies die Dobrudjdha Rumänien zuge
Sache nach wirklicher Souverän wird , eine Stelle, die jetzt das engliſche Parlament einnimmt, das einzige Band iſt. Der Ge
Dante Franklins war : Alle Bewohner des Reiches miiſſen Bürger jein , nicht ein Teil von ihnen Unterthanen , welche durd, die zu Hauje lebenden Birger regiert werden . „Britiſdier Boden . "
(Century Neview .)
Bekanntlich wird der Begriff des
ſprochen wurde, erwarteten die Roloniſten ein größeres Verſtändnis
British soil " ſehr weit ausgedehnt. Ländereien , welche in den
für ihre Jitercſſen . Allein das dauviniſtiſche Dogma, das Rumänien für die Rumänen reklamiert, wollte es anders. Man ſtrebte, die deutſchen Bauern mit aller Macht zu romaniſieren und zwar ziierſt durch ihre Edule. Hievon rettete die deutſche Regierung
Beſitz eines Engländers iibergehen , werden hierdurd) engliſches Gebiet ; das Idrijf, welches unter englijcher Flagge ſegelt, iſt, wo es ſid) auch befinden mag , engliſcher Boden . Neuerdings haben die englijden romjuriſten in einem beſtimmten Fall jogar die
die Stammesgenoſſen , indem ſie ſich der Schulgemeinde in deren Eigenſchaft als siirchengemeinde amahm , wie auch vor Durch führung des Erlaſſes der rumäniſchen Behörden, welcher den
neuen Zuzug von Deutſchen in die Grenzgemarfing der Gemeinde als unzuläſſig erflärte . Allein die Cuälereien des Präfekten imd
jeiner Untergebenen im Diſtrift Tillticha gegen die deutſchen Baueru
Anſicht ausgeſprochen, daß eill Sdiji unter englijcher Flagge, ſelbſt wenn es an fremder Kirſte feſtgemacht liegt , engliſcher Boden bleibt. Es handelte ſich um einen an Bord eines Schijjes, welches zu Rotterdam lag , vorgekommenen Diebſtahl . Hiezu machen die engliſchen Blätter übrigens die Bemerkung, daß ein fremder
Gerichtshof wahrſcheinlid ) zu einer entgegengeſetten Anſidit gelangt ſein würde, um
danern fort. llind ſo erklärt ſich der Entidiluß einer Anzahl braver und fleißiger Familien , deren einziges Verbrechen iſt, daß ſie Deutſche ſind und es bleiben wollen , das Land 311 verlaſſen . (Allg. Ztg.) Zur Kolonijation von Bosnien. Die Landesregierung in Serajewo hat ein Kimdjchreiben crlaſſen , worin ſie aufmert jam madt, daß fremde Anſiedelingen mr gedeihen können , weim
die Einwanderer genigendes diapital , Ausdauer und Energie mit: bringen . Objdou die Landesregierung vorläufig nicht in der Lage iſt, den Anſiedlern dem Staat angehörige Ländereien anzuweiſen
oder materielle Unterſtützungen zu gewähren , wird jie dod) jede moraliſche Unterſtützung 311 Teil werden lajjen . Privatgrinde
ſo mehr, als es ſid) in erſter Linie um die Ueber -
fiihrung der lebelthäter handelt. Aſien . Prſchewalsky iiber Tibet .
Mail
ſchreibt
uns aus
St. Petersburg den 9. 21. Februar: Heute hielt Þrſchewalsky , der ſich jeit einigen Tagen wieder in St. Petersburg befindet, in
der Geographiſchen Geſellſchaft einen Vortrag.
Der Reiſende
machte zuerſt Mitteilungen iiber die Bearbeitung des zweiten
Bandes jeines Reijewerkes, zu welchem das Manufript nun voll tändig beendet iſt.
Der zweite Band , der die Reiſe in Tibet
enthält, wird recit umfangreich ſein und daher vielleicht in zwei
können von den Anſiedlern gekauft werden (das öſterreidsijde Jud)
Teilen erſcheinen. Derjelbe wird 110 Abbildungen und 3 Karten
Dod) iſt der Ankauf von jolchen Grund
enthalteit, von welden die erſteren bereits vollſtändig beendet ſind ,
für 20-200 Mart).
ſtiiden zu empfehlen , welche frei ſind von den Beſitzanjpridien der Kimeten (Grundherren ). Werden Privatgiiter in Bact genommen , jo beträgt der jährliche Þachtzinis für das öſterreichiſche Jodi Schließlich können Privatgrundſtücke gegen Ent 2-20 Mark.
richtung der ſogenannten Tretina (Dritteil des jährlichen Boden erträgniſjes von Zeite der Eigentümer an Fremde iiberiaſſen werden .
Errort.)
die letzteren ſich aber noch in der Bearbeitung befinden, aber ſchon ihrer Vollending entgegengehen. Der Druck des zweiten Bandes
wird zwei, höchſtens drei Monate in Anſpruch nehmen und folglich im Laufe des Mai abgeſchloſſen ſein . Prſchewalsky gab hierauf eine überſichtliche Schilderung der oro-hydrographiſchen Verhältniſje Tibets, jowie der klimatiſchen Verhältniſſe des Landes, ferner eine kurze Charakteriſtik der Flora , Fauna und der Bewohner. Nach
auf die Kolonien , weichen miijjen ; der Geiſt unſerer Zeit , die
dem er auch die friiheren Reijenden in Tibet erwähnt hatte, ging er ſchließlich auf ſeine eigene Reiſe über und las einige aus gewählte Stellen aus ſeinem Manuſkripte vor , die hauptſächlich)
Viacht der Kolonien widerſetzen ſich der Ausübung derſelben ; die
Bezug auf ſeinen Aufenthalt in der Nähe Laſſas hatten . Ein
alte Politik fann nid )t aufrecht erhalten werden. Auſtralien nimmt
ausſiilırlicherer Berid )t über diejeit Vortrag folgt nad ).
Eine amerifaniſche Stimme jiber engliſde No10
nien. Die diktatoriſche und jelbſtſiid tige Politik hat mit Riictſidit
Drud und Verlag der I. G. Cotta’ſchen Buchhandlung in München und Stuttgart.
Das Slusland. Wodenſdrift für Länder- und Völkerkunde, unter Mitwirkung von Profeſſor Dr. Friedrich Ratcl und anderen Fachmännern herausgegeben von der
I. G. Cotta'ſchen Budhandlung in Stuttgart und Münden. Sedjsundfünfzigſter Jahrgang.
Nr./11.
München, 12. März
Jährlic 52 Nummern à 20 Seiten in Quart. Preis pro Quartal M. 7 . ämter,
ſenden .
1883.
Zu beziehen durch alle Vudbandlungen des In- und Auslands und die Poſt.
Rezenſions- Eremplare von Merken der einſchlägigen Litteratur ſind direkt an Herrn Profeſſor Dr. Friedrich Rakel in Minden , Akademieſtraße Nr. 5, zu Inſertionspreis 20 Pf. für die geſpaltene Zeile in Petit.
Juhalt : 1. Betrachtungen über Natur und Erforſchung der Polarregionen. I. Arktis imd Antarktis . II . Die polaren Meeresgürtel. S. 201 . 2. Das moderne Athen . Von Theodor Grafen v . Peublfing . 3. Erlebniſje und Pläne der deutſchen oſtafrikaniſchen Station in (Gonda. S. 207. 4. Major v. Medyows koangoreiſe. S. 209. 5. Ueber die Finanzlage der franzöſiſchen Kolonien . 2. 110 . 6. Die Agrar - Verfaſſung in England. E. 212. 7. Zur Geographie der Vereinigten Staaten von Rolumbia . 3. 214 . 8. Nleinere Mitteilungen : S. 216. Weber die landenge von Krah. Storms und Becker in Karema. Norden ſtiöld und der Preis für die nordöſtliche Durchfahrt. Ein Brief Polds iiber „ Dymphna “ und „ Varna .“ Sibirijde Schwarzerde. 9. Notizen : S. 218. Plien. Afrika. Polarregiouci. 10. Litteratur : S. 120 . 1
Betrachtungen über Natur und Erforſdung der
Vernachläſſigung; denn jene 5 Erdteile haben jeweils eine
Polarregionen.
beträchtliche Landmaſſe gleidhjam als Rüdhalt, an welche die inſularen Beſtandteile ſich anſdließen und ſelbſt der kleinſte dieſer, wie man vielleidyt ſagen darf, Erdteilkerne, Auſtralien ,
1.
Arktis und Antarktis.
bat body immer noch gegen 140,000 Quadrat-Meilen Ober
Die Polarregionen werden heute gewöhnlid, nicht als
Flädiel, während die größte Landmaſie , welche wir bis
beſondere Teile der Erde betradytet, etwa auf derjelben Linie ſtehend mit den 5 eigentliden ſogenannten Erd: teilen , ſondern man führt ſie gewiſſermaßen nur als An hängſel der letteren auf. Das geſdrieht aber häufig in einer ſo willfürlichen Weiſe , daß man dabei die ſtrenge
heute in den beiden Polarregionen annehmen dürfen,
Logif des Varenius und anderer Geographen des 17. Jahr hunderts nur um ſo mehr bewundern muß. Rarenius ſagt in der Geographia Generalis ſo klar wie einfady : Tellus dividitur in Magnas Continentes sive Maximas In
sulas, quarum quattuor numerantur a nobis : Vetus Orbis ( Europa , Asia, Africa ), Novus Orbis ( America ), Terra Polaris Septentrionalis und Terra Australis.
Wir
können feinen Fortſdyritt darin jeben , daß man gar nidyt weiß , wo man z. B. in Guthe-Wagner die Südpolarländer
Grönland iſt, weldies wohl nicht viel über 40,000 Quadrat Meilen umfaßt ? Nun iſt freilid dieſe Zahl immer noch dreimal ſo groß als die der größten Inſel, Neu -Guineas, deſſen Oberflädie mit den Nebeninjeln gegenwärtig zu 14,673 D. D.-Meilen angenommen wird und es iſt nicht abzuſehen , warum nicht Grönland als der Kern cines arktijden Erdteils gelten ſollte , in demſelben Sinn , in welchem Auſtralien den Kern eines pazijijden oder poln : neſiſchen Grdteiles bildet .
Schon heute, wo uns dod
gewiß nocy ſo manches Stück Erde in den arktiſchen Regionen verborgen iſt , mißt man dort ungefährt 70,000 D. Q.M. Land. Wir dürfen daher wohl jagen , daß weder die Größe der arftijden Länder , nody der Mangel ciner Kern
ſuden foll oder daß man in demſelben vortreffliden Buch vergeblid Spitzbergen und Franz Jojefs-Land an irgend
1 Nach der letzten Berechnung in Vehm und Wagner's Bevöl :
einer Stelle ſudyt , wo ſie möglicherweiſe hingehören könnten .
ferung der Erde VI , S. 45 : 138,529.4 D. Q. Meilen . 2 Vergleiche die bei unjerer Inbekanntſchaft mit dem Nord und Nordoſtrand Grönlands allerdings nur proviſoriſche Bered) -
Wenn man ſich erinnert, daß das Wort Kontinent jo ziemlich allgemein als ein Synonymon von Erdteil ge
nung a . a . O. VI . S. 87 , wo 39,405 D. C .. Meilen erhalten
bräuchlich iſt, ſo erkennt man vielleidyt eine Urjade dieſer
werden ; dieje Zahl diirfte eher 311 klein , als zu groß ſein .
Ausland 1883 Nr. 11 ,
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Vetrachungen über Natur und Erforſchung der Polarregionen.
maſſe , eines Erdteilkernes als Grund gegen die Annahme
Wir faſſen daher als Arktis zuſammen die Geſamt:
eines arktijden Erdteils geltend gemacht werden kann. Wenden wir uns der Südpolar-Region zu , ſo tritt uns
beit der innerðalb des nördlicen Polarfreijes oder in ſeiner nädyſten Nadybar draft gelegenen ſelbſtändigen Landmaſſen ,
hier ein ſehr viel unſiderer Zuſtand entgegen , welcher
weldie durchaus von inſularem Charakter ſind, von vielzerklüf
einen wohl tiefer liegenden Grund gegen die Annahme be
tetem Umriß ( Fjorde ) , häufig gruppenweiſe auftretend und
ſonderer Polar- Erdteile erkennen läßt. Es iſt dies die
dann durd idmale Meeresarme ( Fjordſtraßen ) getrennt.
große Unbekanntſchaft mit der wahren Größe, der wahren anders auf der Erde ſo groß , ſo jedes Eindringen abweiſend erſcheint , wie hier. Wir wiſſen hier blus von ein paar Inſeln
In ihrer Oberflächengeſtalt ſind dieſelben ausgezeichnet durdy den Mangel der ineiſt mit größeren Syſtemen fließenden Waſſers zuſammenhängenden , oft ausſchließlich von dieſen gebildeten Schwemm - Tiefländer , wodurch ein Vorwal
und einigen Küſtenſtreifen , deren Geſamtgröße unter Hins
ten der Oberflädenformen von mehr oder minder be
zurechnung wohl mancher für Land gehaltenen anſtehenden Eismaſſen heute auf 10,000 D. C.M. angenommen wird. Nur an einer Stelle iſt man bis zum 780 10ʻ in dieſe Eismaſſe vorgedrungen , an allen anderen kam man nicht
trädytlider Erhebung und ein auffallender Mangel an Zuſammenhang der einzelnen orographiſden Clemente bervorgerufen wird ; ferner durch das Zurücktreten mädytiger Gebirgsbildungen , durd ausgedehnte, ſchichtenhaft auf tretende Eismaſſen (Landeis ); in hydrographiſder Beziehung durch das Fehlen größerer Maſien ſtehenden oder fließenden Waſſers, weldies vielmehr weit vorwiegend in Sdynee- und Eisform erſcheint ; in flimatiſder durch das Ueberwiegen
Zuſammenſetung dieſes Landes, die uns beute nirgend
viel über den Polarkreis hinaus und ſo kann denn heute
nod, die Frage aufgeworfen werden , in weldier eigentlid
zugleich ein recht beſchämendes Geſtändnis liegt : Iſt am Südpol ein zuſammenhängender Kontinent oder iſt dort ein großes Inſelland wie am Nordpol? Allein , daß dieſe Frage zu ſtellen iſt, kann nicht die Beantwortung unſerer Hauptfrage
beſtimmen : Ob audy die Südpolar - Länder als beſondere
der kalten Jahreszeit, vor welder die wärmere oft kaum zur Geltung kommen kann und durch damit zuſammen hängendes, geringes Maß abſoluter Feudytigkeit und Gering
Teile der Erde zu betrachten ſeien oder nicht ? Und eben ſowenig fann die Art der Antwort hier von Einfluß ſein , nämlidy: Db Inſelland oder Feſtland . Ausge
fügigkeit der Niederſchläge ; in bezug auf das organiſche
dehnt iſt unter allen Umſtänden die jüdlide Landmaſie,
von den anderen Teilen der Erde , die keinem Zweifel über
Zahlen , in denen dieſer auftritt, ſo daß jehr weite Gebiete menſdenleer bleiben und den niedrigen Stand der Kultur, auf welchem ihn der barte Druck der äußeren Verhältniſje feſthält. Dieſelbe Faſſung iſt für den Begriff „ Antarktis " auf
Zugehörigkeit nadı der einen oder anderen Seite Raum
dem
läßt .
paſſend , nur daß der Menſch hier überhaupt wegfällt und die Armut des organiſchen Lebens nody (därfer zu betonen iſt.
ſei ſie nun feſt- oder injelländiſdy.
Dieſes bezweifelt
niemand und der Augenſchein lehrt ihre ſcharfe Abgrenzung
Was fönnte alſo bindern , wenn wir den ſechsten
Erdteil in der Arktis 1 ſehen , in der Antarktis den ſiebenten zu ſuchen ? Gehen wir aber nun tiefer in die Natur-Verhältniſſe der beiden Polar - Regionen ein , ſo werden nad zwei Seiten hin die Gründe für eine Selb
ſtändigmachung derſelben ſidy nod erheblich vermehren ; denn es wird ſich zeigen , daß die Summe ihrer Eigen tümlich feiten eine ſehr große , ſo daß ſie einmal in ihrer Selbſtändigkeit ſich von den anderen Teilen der Erde klar abheben und damit denn in einer (darfen Individualiſierung uns entgegentreten , wie keiner von den leşteren . Aber
wir meinen auch zeigen zu können , daß ihnen gemeinſam eine bedeutſam übereinſtimmende Stellung unter dern eigen , wie anderen Erdteilen fie nidyt weil keine anderen unter ſo übereinſtimmenden niſſen erwadyſen ſind , ſo daß ſie bei genauerer
den Län : zukommt, Verhält Kenntnis
ſich geradezu als Gegenſtücke von einander erweiſen dürften.
Und hiezu wollen wir ſofort ſchreiten.
Veben durch dejjen ärmliche Entwicelung und Gleich: förmigkeit; in bezug auf den Menſchen durch die geringen
heutigen Standpunkt unſerer Kenniſſe vollſtändig
II.
Die polaren Meeresgürtel.
Die Lehre von gewiſſen Aehnlichkeiten im Umriß der
großen Ländergeſtalten unſerer Erde iſt in den hundert Jahren , welde verfloſſen ſind ſeit ihrer erſten ausführ
lichen Darſtellung durch Johann Reinhold Forſter in den „ Observations on Physical Geography, Natural History
and Ethical Philosophy“ (London 1780) und ſeit ihrer Darlegung durch einen für alles , was er aufnimmt und ausgibt, größte Achtung fordernden Geiſt wie Immanuel Rant in ſeinen Vorleſungen über Pöyſiſche Geographie ( 1802 herausg. durch F. T. Nink), ſehr wenig gefördert worden . Leſen wir ihre neueren Darſtellungen ſowohl bei den Geographen als den Geologen , von weldi lekteren hauptjächlid 3. D. Dana und Naumann ſie in ihren Hand 1
büchern ausführlicherer Erörterung gewürdigt haben , ſo 1 Es iſt uns wohlbekannt, daß der Ausdruck „ Arktis" in
cinem erdgeſchichtlichen Sinne bereits Anwendung gefunden hat. Judeſſen bringen wir ihn nur proviſoriſch und hypothetiſch , glauben iibrigens nid t, daß , wenn er in der That in unjerem Time Verwendung finden ſollte , der frühere vereinzeite Gebrauch dem entgegenſtehen wiirde.
findet man im weſentlichen feinen einzigen Fortſcritt und
ebenſowenig ſind Erklärungsverſuche aufgetreten , weldhe irgend einen Anſpruch auf größere Beachtung verdienen , als
jene aud) in neuerer und neueſter Zeit wieder vorgetragene Flut-wypotheſe Johann Reinbold Forſters. Wir haben ſie
Betrachtungen iiber Natur und Erforſchung der Polarregionen.
in mehr oder weniger veränderter Geſtalt, die man indeſſen nicht als Fortbildung anſprechen kann, nach und nach in alle Handbücher und ſelbſt Lehrbücher der Geographie übergehen ſehen , wo ſie Gefahr laufen , als unerklärliche Kurioſitäten weiter konſerviert zu werden, denen hödöſtens inſoweit ein Wert innewohnt, als ſie vielleicht dem Ge dächtnis einen Haltpunkt inmitten der anſcheinenden Regel loſigkeit telluriſcher Umrißformen gewähren können . Aber
endlich ſcheint die Zeit gekommen , wo man ihnen mit Nußen wieder näher treten mag und zwar dürfte dies von zwei Seiten her geſchehen. Einmal verlangen gewiſſe Erſdeinungen von polarer
Nun die Südbalbkugel.
203 In allen Hand- und Lehr
büchern der Geographie wird ſeit hundert Jahren und in geographiſchen Abbandlungen icon viel länger von jener ſogenannten Homologie der drei Süd-Erdteile geſprochen, nämlich von der Aehnlichkeit ihrer Lage und Geſtalt, info
fern ſie alle entidieben nach Süden ragen und zugleich nach Süden zu ſtark verſchmälert er deinen .
Nun ſind
wir zwar von einer Homologie zwiſchen Nord- und Süd halbkugel und zwar ſpeziell den in höheren Breiten ge: legenen Teilen derſelben überzeugt, aber nicht ebenſo ſehr von dieſer hier berührten Homologie der drei Süderdteile; denn uns ſcheint nicyt die von Forſter und ſeinen Nadı
und ſubpolarer Verbreitung, welche der Klaſſe von Fjorden
folgern ſo ſtark betonte Uebereinſtimmung der dreiedig
angehören ( eigentliche Fjorde, fjordinſeln , Fjordſtraßen, Fjordflüſſe), eine Erklärung, welche die Fähigkeit der Bild
zugeſpişten Geſtalt dieſer ſüdliden Ertremitäten dreier
ung gewiſſer Umrißformen in den beiden Polar-Regionen vorausſeßen muß und dann entſpringt der ſo reich ange
wir glauben, leichter zur Entdecung und Erklärung wahrer Homologien der Ländergeſtalt unſerer Erde gelangen zu
wachſenen Kenntnis polarer Erſcheinungen , welche unſere
fönnen, wenn wir das den beiden Polar-Regionen Gemein
Zeit troß aller noch ungelöſten Rätſel aufweiſt, das Be dürfnis nach beſtimmteren Vorſtellungen von der Umriß
fame , als wenn wir das dieſelben Trennende ins Auge
geſtalt beider Regionen , ſei es als Fazit don gewonnener
kugel ähnlich wie auf der nördlichen die Erſtreckung der
Einzelergebniſſe, ſei es als Grundlage für weitere Schlüſſe.
Erdteile gegen die Pole zu in einer gewiſſen Zone ihr Ende findet, indem Amerika bei 560, Auſtralien bei 390 10 °
Beide drängen zur Frage, inwieweit jene Lehre von den Homologien der Süderdteile für die Gewinnung folder Erkenntniſſe zu verwerten ſei ? Jeder Blick auf die Erdkugel lehrt nun zuerſt die merkwürdige Thatſache, daß in einer beſtimmten Entfernung von den beiden Polen die Feſtländer aufhören , um Meeren Plaß zu machen , aus welchen allem Anſcheine nach un gewöhnlich zahlreiche Inſeln, gewöhnlich in dichte Gruppen
vereinigt, aber keine zuſammenhängenden Landmaſſen von
Erdteile1 hier in erſter Linie beadytenswert, ſondern, da
faſſen , ſo heben wir hervor , daß auch auf der Südbalb
(Tasmanien bei 430 50') und Afrika bei 340 51' abſchneidet,
ſo daß alſo ſüdlid von der Breite des Rap Froward Feſtes Land überhaupt nicht mehr auf der Südhalbkugel zu finden
iſt, wenn nicht etwa ein antarktiſcher Kontinent, von dem wir ſogleich mehr reden werden , den Südpol umlagern jollte. Hieraus folgt nun einmal, daß auf der ſüdlichen
Halbfugel, gleidywie auf der nördlichen, ein Ozean jenſeits der Enden der großen Landemaſſe um die Erde ſich zieht, gleich jam einen ozeaniſchen Gürtel bildend, ebenſo wie in den mehr
eigentlich kontinentaler Größe ſich erheben. Für das jüd liche Eismeer werden wir die leßtere Behauptung im fol
gegen den Aequator zu gelegenen Regionen ein breiter
genden zu begründen ſuchen ; für das nördliche bedarf ſie
Landgürtel zu erkennen iſt und wir dürfen als eine Hauptthat :
keines Beweiſes mehr, ſeitdem die Inſularität Grönlands faſt beſtimmt angenommen werden kann und alle nördlich von der Alten und Neuen Welt entdeckten Länder ſich als
jadhe in der Natur der beiden Polar-Regionen ihre Abtren nung von den großen Landmaſſen der Erde durc, je ein Meer,
Inſeln oder Inſelgruppen erweiſen
von Baffinsland bis Franz Joſefs-Land und der Wrangells - Inſel.
Faſſen ivir zunächſt die Nordhalbkugel ins Auge, ſo
iſt eine bemerkenswerte Uebereinſtimmung in dem Vorragen der drei nördlichen Erdteile nach Norden hin nicht zu verkennen . Von der Beringsſtraße nach Oſten ausgebend, finden wir die nördlichſten Teile des neuweltlichen Feſt
das nördliche und jüdliche Eismeer, bezeidynen, wie es ſchon von Varenius geſchah , der , wie wir im vorigen Aufiaß hervorhoben , vier eigentliche Landmaſſen : Vetus Orbis, Novus Orbis , Terra Polaris arctica und Terra Australis
unterſcheidet und von den letteren hervorhebt : Undique mari cinguntur. Von der leşteren allein aber , die er Terra Magellanica nennt, fann er mit Sicherheit ſagen ,
daß ſie überall vom Meere umfloſſen ſei, während von den
landes im Weſten þei 710 231/2 (Kap Barrow ) und im
übrigen es nicht überall für ſicher nachgewieſen gelten
Dſten bei faſt 720 ( Nordipite von Boothia Felir) ; dann begegnen wir der Nordſpite Europas bei 710 12' (Nord
könne, wiewohl er es für wahrſcheinlich hält und darum audy in Prop. II. ſeines 8. Kapitels den Begriff Kontinent
kap , da es auf einer Küſteninſel gelegen , hier zum Feſt 1 Dieje Anſicht von der ſiidlichen Dreiſpitzigkeit der Land
lande gezogen) und der Aſiens bei 771/20 (Kap Tidyeljuskin ). Was weiter nach Norden ragt iſt, inſular. Was erblicken wir alſo anders, als ein von den nördlichen Landmaſſen
maſſen konnte iibrigens damals ſchärfer auftreten , da man Siid
afrika viel ſpiber zeichnete, als es in Wirklichfeit iſt. Erſt Parrows und
faſt kreisförmig eingeſchloſſenes Meer, aus welchem zahl
Lichtenſteins Karten (1791 imd 1812) klärten iiber ſeine wahre Geſtalt auf und Ritter hielt es daher in ſeinem Afrika ( 1822, Č.95 )
reiche, große und meiſt zu dichten Gruppen vereinigte
für nötig, zu ertlären , daß die Vorſtellung , Afrika laufe ſiidwärts
Inſeln fich erheben ?
in eine Spite aus, ingegriindet ſei .
Das moderne Atheii.
204
nur als zufällig dom Begriff Injel entgegengejekt bezeichnet : propterea quod adeo magnae sint et vasti tractus, ut minus sensilis sit aquae circuitus. Die weitere Frage erhebt ſich nun : Welder Natur iſt das Land, das innerhalb dieſer Gürtel gelegen ? Trennen es weſentliche Unterſchiede von den übrigen Landmaſſen der Erde und verbinden Aehnlichkeiten oder Uebereinſtim : mungen die Länder der beiden Polar-Regionen ?
eine von Djten gegen Weſten ſid neigende Ebene, deren Anſteigung von der obenerwähnten Gräberſtraße bis zum böchſten Punkte, dem königlichen Schloſje, etwa 1/2 Kilo meter lang, genau 56 Meter beträgt. Am leidsteſten läßt
ſidy dieſelbe längs der ſdynurgeraden Hermesſtraße verfolgen, am merklidyſten in der leßten Hälfte zwiſchen der Aeolus: ſtraße und Reſidenz.
Das Sdyloß ſelbſt iſt durdy ſeine dominierende Lage und den weißen Anſtrich überall weit ſichtbar und bietet
trok jeltener Einfachbeit und Sdimudloſigkeit aus der Ferne einen ſtattlichen Anblick. In der Nähe betrachtet, läßt
Das moderne Athen.
das Gebäude mit ſeinen von Geſimſen und Vorſprüngen
Von Theodor (Grafen v. Ceubljing.
faſt gar nicht unterbrodjenen weißen Flächen , den vielen Fenſtern mit verbältnismäßig fleinen Scheiben und dem weiten befieſten , faſt ganz leeren Vorplake , kalt , wie wohl kein zweites europäiſdies Fürſtenſdɔloß. Die Umſtände, unter weldien es vor einem halben Jahrhundert nadı König Ludwig I. von Bayern Beſtimmung erbaut worden, zwangen allerdings zur Sparſamkeit. Der Part , welder gegen Dſten und Süden dem Sd loſſe angefügt iſt, reidit in ſeiner Ausdehnung bis nahe zum Jlijjos berab , entſpricht jedoc hinſidytlid des
Die Einfahrt in einen Sechafen iſt für den Heijenden immer ein anſprechender Moment, das Najien der nieder:
gehenden Auferkette ein das Dhr erfreuendes Geräuid . Nun ſteht der Dampfer ſtill. Die Boote beginnen ihre Wettfahrt , uns möglichſt idynell auf das erſehnte Neſtland zu bringen , die eiſerne Treppe wird vom Verdeck berab gelaſſen und alles beeilt ſid , thunlichſt raſd das idywankende Naus , lo gaſtlid) es ſich audy erwicjen , verlaſſen zu fonicii.
Aber doppelt erfreulich iſt die Ankunft im Piräus in der
ſtrahlenden Morgenſonne eines Frühlingstages und die Sinne nocy beſtechender, wenn von den nebeneinander lie genden Kriegsdampfern aller Grojmädyte, von allen vor Anker gereihten Handelsfahrzeugen geflaggt wird und an den Tauen unzählige Wimpel bis zu den Spigen der
Neidytums, wie der Ueppigkeit der Pflanzen und Bäume
nicht den Erwartungen , welche man hineinzutragen ſidy berechtigt hält. Jedenfalls darf man an Athen nid)t die prädytige Vegetation Korfus, noch die Blumen- und Früdyten
Majte im Winde flattern ! Es war der fünfte Mai, nad griedyiſdem Kalender
maſſen , welche z. B. in Zante dem Dampfer von zahlreichen Booten zugeführt werden , als Maßſtab anlegen. Die felſige Hochebene (man nehme Hodiebene hier nid) t dem
der Namenstag des Königs Georgios. Da unſer Boot direkt vom Sithmus und Kalamaki
Wortlaute, ſondern dem Charakter nad») , auf welcher die Hauptſtadt Griechenlands ſid) ausdehnt, fann bezüglid,
kam , bedurften wir keiner Zollabfertigung und befanden
des jüdliden Gepräges der Flora den Vergleich mit den obengenannten Inſeln nicht aushalten.
uns in kurzer Zeit im offenen Wagen auf der ſtaubigen Landſtraße nach Athen. Die eine Meile lange Strecke wird im jdärfſten Trabe, teiliveije im Galopp, in einer Zeitſtunde zurückgelegt. Die Steigung iſt unmerklid) und beträgt vom Waſſerſpiegel
Von Weſten und Norden ſtürmen unaufgehalten heftige
von Athen 46 Meter. In Nähe der Stadt finden ſidy
Ainde über Athen ; der Winter macht ſich dort verhältnis: mäßig ſtrenge geltend. Wir ſaben öfter die Windsbraut die Straßen rein fegen und die färglidhen Bewadzſungen zwiſden dem Ronſtitutionsplaße und dem Boulevard vor dem Sdiloſie mit einer didyten Staublage überdecken , bis
einzelne Wein- und Schnapskneipen an der Landſtraße,
ein von Eleuſis herüberziehendes Gewitter einigermaßen
mit lebensgroßen angemalten Figuren franzöſicher und
türkiſcher Soldaten , welde ein ſtümperbafter Zeuris oder Apelles mit Waſſerfarben an die Mauer gekledit hat, für jeden Kutſcher ſo verlockend , daß er mindeſtens einmal an
friſches Grün wieder herſtellte. Nicht umſonſt mag gerade in Athen der Turm der Winde (horologium des Andro nikos) jeinen Plat gefunden haben. Dazu kommt der Waſſermangel als weiterer Faktor
halten muß.
der ungenügenden Frudytbarkeit. An der Stelle der heiligen
Die Grenzen des heutigen Athen ſind mit den feſtge ſtellten Umfaſſungsmauern des alten kongruent, die Stadt hat ſich von Süden nad ) Norden verſdoben. Während im alten Athen die Afropolis ziemlich in Mitte der Stadt,
Luelle Rallirhoe oder Enncafrunos zunädyſt des Olympeion, wo jid die Wajderinnen angeſiedelt haben , kann man ſidy von der Mühe überzeugen , in dem tief eingeſchnittenen
wenn audy nicht genau im
Waſſer zu finden . Der nod dürftigere Repbiſlos berührt
des Piräus bis zur Gräberſtraße am weſtlichen Eingange
Mittelpunkte lag , reiden jetzt
die Häuſer nur an ihren nördlichen und öſtlichen Fuß.
Bette des Ilijjos für ihren beſcheidenen Bedarf genügend Athen nicht.
Auch der lange Nücken des impoſanten Hy:
die neuen Stadtteile haben ſid, dagegen weit über das alte
mettos im Südoſten , von deſſen reidhem Blumenflor die
adarniſche Thor nördlich , ebenſo nordöſtlid bis an den Lyfabettos vorgedrängt. Das Athen der Gegenwart bedeckt
Bienen des Altertums ihren Honig ſammelten , läßt nur eine magere Vegetation erraten .
Das moderne Athen .
Athen iſt keine große Stadt und noch viel weniger eine Großſtadt.
Die offizielle ſtatiſtiſche Angabe vom
Dezember 1881 ſeßt die Bevölkerung auf 63,000 , die Bejatz ungstruppen eingeſchloſſen , feſt. Jedenfalls iſt dieſe aber beträchtlicher, als man ſie nach dem Umfange icäßen
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turen des alten Athen in allen Größen uns das Herz idwer und den Wunſch nach Beſit dieſer Albumblätter rege machen . Wäre in den obengenannten beiden Straßen
der griediſden Hauptſtadt eine regere Frequenz, ſo würde uns bei der Enge, namentlich der erſteren und den ſchmalen Trottoirs das Beſchauen ſehr erſdwert; allein der Verkehr
würde. Um jedoch Athen in ſeinen unvergleid lidhen Heizen würdigen zu können , muß man mehr als in jeder anderen
von Perſonen und Fuhrwert iſt ſowohl hier , als auf den
Stadt , jelbſt kom nicht ausgenommen , mit einem offenen Auge für die zu erwartenden Werke der bildenden Kunſt,
ſchönen , breiten Avenuen ber Neuſtadt, der Stadions, der Piräusſtraße und dem Boulevard ein ſo mäßiger, daß man
wie mit einigem Vertrautſein der alten Geſdichte ausge:
in ſeinen Träumereien und Betrachtungen nicht geſtort
rüſtet ankommen .
wird. Der Attribute einer Haupt- und Reſidenzſtadt, der
Was Athen bietet , iſt vorwiegend ern :
ſter Natur. Der Fremde darf bier nidit ſuden , was er
Hofequipagen, Livreedienerſdaft, Tec Geſpanne der Diplo
nie finden kann , die Bankhäuſer der City , die Troifen und
maten umd Miniſter, glänzender Gardetruppen und beſternter boher Offiziere , wird man im iffentlichen Leben und Treiben
Viererzüge des Newsky - Proſpekts, die prächtigen Magazine des Palais royal , die eleganten Reſtaurants der Hingſtraße.
nidyt gewabr; ein nüdyterner Ernſt , eine konjequent durd
Athen glänzt nur in ſeinen alten Monumentalbauten , in
gcführte Einfad beit ſpridit ſich in Atben allenthalben aus .
ibnen gipfelt ſeine unbeſtrittene Herrlichkeit. Um einen Begriff vom alten Athen unter der Türken berrſchaft zu gewinnen oder um ſich einigermaßen in die Zeit ſeiner Nachblüte unter römijder Kaiſerberridaft zu verſeken , ſuche man das Viertel auf, weldies um den nörd: lichen Fuß der Afropolis, vom Dyoniſios - Theater bis zum Areopag und Thejeion ſid lagert und nördlich etwa bis
Um die Mittagsſtunde zieht täglich die Schloßwache
zur Mietropolitanfircie ſich erſtreckt.
Eine Menge enger , bisweilen ſteiler Gaſſen , zwiſchen kleinen , in antife Mauerreſte bineingeflicten Häuſern , führt uns mitten binein unter cine ärmliche Bevölkerung, welche
in ſchmutigen Näumen und Winkeln cin trauriges Dajein friſtet.
Mitunter finden ſich dort auch die
obnſtätten
fleißiger Arbeiter , der Schmiede, Gürtler , Filigran- und Kettenmader, der Wollweber und Sduiter , welde in edit
orientaliſcher Weiſe ihr Handwerk auf der Straße betreiben . Der türkiſch griechiſche Bazar, eingeklemmt zwiſden sen maſſigen Grundmauern der Stoa Hadriani, gibt Gelegen beit, das Wolf in ſeinem nationalen Koſtüm , wozu außer der Feſtanella , Hemd, wollenem braunem Mantel und rotem Feß , auch die häßlichen Sdnabelſchuhe gehören , zu jeben , es in ſeinem inneren Verkehr zu belauſchen. Es iſt
eine hochintereſſante Wanderung zwiſchen dieſen kleinen
verlaſſenen byzantiniſchen Kirchen , dieſen ſo ſdmudloſen Wohngebäuden , welche bisweilen in überraſdyender Weiſe den Einblick in Reſte einer antifen Vorballe , in einen
zierlichen nofraum geſtatten , der idledit zur Unreinlicykeit und Dürftigkeit der heutigen Inwohner paßt. Zunächſt des Fiſchmarktes befinden ſich auch die Brot-, Gemüſe- und Obſthändler; ſie bieten ſo ziemlich die beſchei denen Bedürfniſſe , welche die griechiſche Küche erbeiſcht. Zum Glüce war Lucullus fein Hellene, ſondern ein Römer. Die Raufläden der Hermes : oder Aeolusſtraße bergen
annähernd alles, was das Leben erfordert , aber nidyt eines dieſer Magazine fällt durch reiche Auswahl oder Eleganz auf. Am meiſten feſſeln wohl noch die Auslagen der Photographen , welche mit prächtigen Rundjichten und zabllojen Abbildungen der baulichen Schäße und Skulp: Ausland 1883 Nr. 11 .
auf, 20 Mann eines Linien -Bataillons , unter Kommando eines Lieutenants mit Fahne und Muſik. An den beiden Eden der Schlupfronte ſteht je ein Poſten , welchem außer
dem Schilderhauſe auch ein Sdut gegen die Sonnen
ſtrahlen durch einen ſtrobgeflochtenen viereckigen Sdirm , auf einer Stange befeſtigt, geboten wird. Portiers , Tra banten , Hofoffizianten und Leibbujaren , welde nicht nur
im Petersburger Winterpalaſt, ſondern ſogar im Sdiloſie 31 Monafo die Portale und Veſtibule anfüllen , fehlen
gänzlidy. König Georgios fährt täglich zwiſchen 4 und 5 Uhr im franzöſiſchen Anzuge ſpazieren , begleitet von der Königin und einem Teil der Familie.
Er benütt
biezu einen offenen , ganz einfadyen Zweiſpänner. Der Kutider trägt eine Livree in Farbe jener des bayerijden Hufes , der Lafei dagegen iſt im Nationalkoſtüme, mit seß, Fuſtanella und ſilbergeſtickter, hellblauer Jacke. Athen iſt keine Stadt des Vergnügens, fondern des ernſten Studiums.
Es iſt , als ob die Geiſter der Vor
zeit noch heute ſich den Beſit der blühendſten Kulturſtätte des Altertums nid )t wollten abſtreiten laſſen . Sidhtlid lebt der gebildete Teil der heutigen Athenienſer unter dieſem
Einfluſie und die ganze Anlage der neuen Stadt atmet den geläuterten Gejdmack , aus den erhabendſten Vorbil dern herübergenommen. Es iſt erfreulid) , zu ſehen , mit weldier Pietät den Prachtbauten des Altertums jede Dbjorge geſchenkt wird , wie die Muſeen ſich füllen , daß die weiten
Räume zu enge werden , welche Theſeion , Barbafeion und namentlich das ausgedehnte neue Muſeum an der Patiſſiv ſtraße bieten.
Eine vorbereitende Orientierungsfahrt um die Stadt, auf dem etwa 5 Kilometer betragenden Boulevard , läßt uns annähernd alle Herrlichkeiten von Alt- und Neuathen ſtreifen.
Ausgebend vom Schloßplate gegen Süden , berühren wir die ruſſiſche , bald nadyher die engliſche Kirche, ſeben links in einiger Entfernung zwiſchen dem königlichen Park und dem Hlijjos das im Bau begriffene halbrunde Aus 32
Das moderne Niher .
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ſtellungsgebäude , treten beim alten Hadriansther an das
vorhebeng wert, wenn nidt im Slidoſten Europas diciem
Olympeion mit ſeinen gigantiſchen Säulen auf weitem ,
Zweige der Staatsverwaltung allenthalben nur eine ſehr geringe Beachtung geidenft würde. Nun iſt es allerdings richtig, daß der poſtalide Verkehr in den Balkanländern ,
ſchön geebnetem Plateau , gelangen vorbei am Theater des
Dyoniſios zum Odeion des Herodes , über welchen darf und direkt aufſteigend die gewaltige Felswand der Afropolis den Hintergrund bildet. In maleriſdier Einſenkung zwiſchen den obengenannten
Ruinen und dem links fich erhebenden Hügel Muſeion, gekrönt vom Monumente des Philopappus (an deſjen Fuß das ſogenannte Gefängniß des Sokrates ), ſeben wir uns bald zwiſchen den Felfenbügeln des Areopag und Puur. weldy ' letzterem
ſich der Nymphenbügel mit der von Baron
Sina erbauten Sternwarte and ließt. Weiterſchreitend zwijden dem Bahnhof und der Kirche des heiligen Athanaſios ſtehen wir am Weſtende Athens, an der Gräberſtraße, am
ebenſo wie auch bier, nod in der Kindheit liegt. Es entfallen
nach den allerneueſten ſtatiſtijden Zujammenſtellungen nur nody in Rumänien , Serbien und Bulgarien eine kleinere Zabl Poſtiendungen auf den Kopf, als in Griechenland ( lebteres mit 3,2 gegen 28,7 in Deutſchland). Iſt nun idon in Patras , dem erſten Handelsplaße des Landes mit 25,000 Einwohnern, das Poſtamt in einem ſehr ſdmalen Häusden neben dem Theater am Hauptplate untergebracht, ſu erſdeint dieſes immer nod) als ein Lurusbau gegen das
Lokal , in welchem die Behandlung der Briefe und Wert ſtüde auf Norfu ſidy abwickelt. Man traut ſeinen Augen kaum ,
Mirdilein Hagia Triade (Dreifaltigkeit) , um weldjes die
wird man burd eine Menge enger Gäden in einen großen
neueren Ausgrabungen ( ſeit 1861) ſtattfanden und einen
idmutigen Hof gewicien , in welchem ſich 11. a. das Sdladit haus mit ſeinen unvermeidliden übelriedienden Dependenzen befindet, die Heje einer Hafenbevölkerung ſich umbertreibt und in einer Hütte, wie ſie anderwärts nur zur Erhebung des Pilaſterzelles ctwa benüßt wird , ein einziger, nicht
unendlich reidyen Sdaß der wertvollſten alten Grabdenk mäler als Ausbeute bradyten. Eine Anzahl derſelben iſt in großen , vergitterten Holzfäſten nod) dort zu finden ,
wahre Perlen für den Archäologen , deſſen Thätigkeit und gibegierde in Athen überbaupt den reidſten Loon erntet. Stellt man in Paris die Frage : ,,Wie gefällt Ihnen das allerliebſte neue Zugſtück des „ Ambigu “ oder der ..Folies Nouvelles?
in London :
,,Waren ſie beim
ſo wird ſie bier lauten : „ Haben jie den neugefundenen olympiſden Germes gceben ? Was halten ſie vom Relief des Derileos ?" Nennen in Askot ?
Das Ausgrabungsfeld verlaſſend, führt uns die neue Piräusſtraße auf den Eintracytsplaß, von weldem aus in ſüdöſtlider Nichtung der Boulevard und die demſelben parallel laufende Stadionſtraße us wieder zum fönig
uniformierter junger Mann die ganze Arbeit bewältigen ſoll . Den Solopplat Athen's umfaſien drei Gaſthöfe und
mehrer Kaffeehäuſer. Unter den erſteren genießt mit Redit das ,Hotel des Etrangers " einen Nuf wegen wirklid feiner Bedienung , wie ſeiner meiſtens ausjiditsreichen Zimmer. Ein Teil derſelben geſtattet nämlid den freien Blick auf die nördlide Breitſeite der Afropolis aus ziemlider Nähe.
Es iſt verlockend , unter Tags , bei Sonnenuntergang, wie bei Mondlidit in dieſe wechſelnde, prachtvolle Beleuditung der selo: und Diarmormaſjen ſich zu vertiefen , welche vom energijd -dunkeln Notbraun bis zum in Silber angehaucht
angelegten Vorgärten , wabre Pradtbauten im reinſten alt
jein alle Nuancen durdymaden . Der für umjeren Wufenthalt in der Hauptſtadt Orieden lands feſtgeſetzte Zeitraum nabet jeinem Ende. Der lette
griedriſden Stile , das Parlamentsgebäude, ziehen hier die
Tag in der Stadt des Perifles iſt für uns angebroden.
liden Schyluſſe den Weg zeigen. Die deutſche Anſtalt, die neue Univerſität, die Afademie der Wiſſendaften mit idon
Blide auf ſich und madyen ihren Scopfern alle Ehre, wie nicht minder das weitläufige Polvted mitum und das Muſeum in der Patiſjaſtraße. Unter den vielen ſchönen Privatbauten von Neu - Athen nimmt jedod eine unbeſtritten die erſte Stelle ein , wir meinen das reizende Palais , welches Dr. Sdiliemann fidy geſchaffen bat , mit der goldenen Inſchrift : ,,W10Y
MEA AOPON .“
Eine prächtige Säulenhalle ſdymücft
die Vorderſeite, wie andererſeits eine ringsum laufende Reihe von Marmorfiguren die vier Fronten des Dades. Leider mußten wir vom Veſuche des Inneren abſtehen , da
uns geſagt wurde, der berühmte Beſitzer geſtatte der Kon ſequenzen willen nicht gern den Eintritt. Er mag redit baben , will er jein Haus nidt täglid voll fremder Leute wijen und der Sllave feiner Liberalität werden !
In der Stadionſtraße findet ſich unter anderen aud Das neue Poſtgebäude mit denen , entſprechenden Räum lidt feiten . Es wäre immerhin nod feines beiondoren er:
Schon liegt der ſtattliche Lloyddampfer „ Pylades" im Im Lauf des Radmittags wird er uns an Bord nehmen und ſeine Fabrt zum balbzerſtörten , nod täglid neu erzitternden Chios (von dort nad Smyrna) antreten . Piräus.
Es gilt mit einem wiederholten Beſuche der nachbarlidien
Afropolis , zugleich dem ſchönen Athen , zu ibren Füßen hingegoſſen , ein Vebewohl zu jagen , auf Nimmerwiederſchen ! Der Himmel iſt tiefblau, die Stürme der vergangenen Tage (dyweigen, über dem Hymettos ladyt die Morgenſonne eines jüdliden Maitages. Wenn der Invalide ſeine Fleine Pforte geöffnet bat , iſt man fidy auf der Afropolis ganz ſelbſt überlaſſen und fann nad Belieben bleiben bis zum Connenuntergang. Nach dieſem iſt der Aufenthalt nicht mehr geſtattet , was jid ) aus lokalen Kücjidten rechtfertigt.
Mit Steinbroden balb ausgefüllte Ziſternen und Gewölbe, überwuchert von Unfraut, mahnen (don bei Tag an ver dviedenen Punkten zur Norjidit . An vielen Stellen iſt ( die Brüſtungsmaner bis auf einen Fuß Jobe und weniger
Erlebniſſe und Pläne der deutſcheu oſtafrikanijchen Station in Gonda. abgebrochen , namentlich gegen Süden , wo ein falider Tritt in der Dunkelheit den Unvorſichtigen 64 Meter tief in die ſteinernen Sikreiben des Dyoniſios Theaters verſeten würde.
Eingeborene finden ſich droben ſelten ein. Was man täglich haben kann , reizt bekanntlich die Menſchenfinder
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durch unerfüllte Perſprechungen aller Art zum Wedel ihres Wohnſißes beſtimmt hatte, in aller Form Hedytens als Sultanin von Gonda eingeſetzt würde. Die mannigfadyſten ränkevollſten Sdywierigkeiten wurden ſowohl von den Ara : bern in Tabora, als auch von den Verwandten der Thron prätendentin der Ausführung dieſer wichtigen Staatsaktion
am wenigſten. Einzelne Fremde, welde ſid umbertreiben , ſtören gegenſeitig nid) t , Plaß iſt reidylich für alle. Der elliptijdse Raum der Burgſtadt hat im großen Durdhmeſſer,
den Weißen , denen ſoviel an einer endlichen Drdnung der
vom Anfange der Propyläentreppe bis zum Oſtende hinter
Geldenfe abzupreſſen und abzubetteln.
dem kleinen Muſeum 310 Meter, im kleinen , von Nord nad Süd durch Eredytheion und Parthenon gedacht, 150. Eine anſehnliche Fläche zum Alleinſein ! Schon zu wiederholten Malen ſtanden wir auf dem hiſtoriſch geheiligten Hügel des Kapitols am Tiber. An
ihm haften nicht minder reiche Erinnerungen ; aber Michael Angelo's Bauten haben es verjüngt, die Stelle des Juno Tempels nimmt die Kirche St. Maria in Aracoeli ein ,
zunächſt des Tarpejiſchen Felſens thront die deutſche Ge jandtſchaft in Palazzo Caffarelli. Anders auf der Afro: polis. Hier wandeln wir zwiſchen mehr als 2 Jahrtauſende zählenden Trümmern , an welchen Raub und Zerſtörung
ihr möglichſtes verſuchten, aber was uns umgibt, iſt echt, keine Zuthat ſpäterer Jahrhunderte, ob ſchön oder unſdyön, drängt ſich vermittelnd dazwiſchen . Hier kann man ſich im Geiſte das Fehlende vervoll ſtändigen , Parthenon und Propyläen wieder aufbauen in ihrem jungfräulichen Glanze von ehemals. Die Illuſion iſt eine unverkürzte für jeden , welcher einer ſolchen über haupt fähig.
Und dieſe Bilder im Herzen , ſteigen wir den ſteilen Burgberg hinab , glücklid ), bevor der Nadien des Charon
uns abholt , noch in Wirklidyfeit erſchaut zu haben , was ſchon in den goldenen Tagen der Jugend unſere Seele und Träume erfüllte.
in den Weg gelegt, hauptſächlich mit der Abſicht verbunden,
politijden Verhältniſſe gelegen ſein mußte, Tribut und Reichard war vor
allem mit der ſdwierigen Funktion eines diplomatijden Unterhändlers betraut; ſeine Erzählungen laſſen erkennen , auf welde qualvolle Probe jeine Geduld während dieſer langen Zeit geſtellt wurde und wie die wirkliche Belohnung eigentlich nur darin beſtand, daß jein Wille, der Beſchluß der deutſchen Erpedition , den verſchmigteſten Winkelzügen der Araber und Neger zum Trotz, endlich dudy durch geführt und Diſda am 24. Juli 1882 zur Sultanin von Ugunda in Gonda feierlid) ausgerufen wurde. Seine
Berichte geben uns außerdem ein lebhaftes Bild von den dcuflichen Gewaltaften einer Negerregierung , die auf Grund des kraſſeſten Aberglaubens, der Furcht und der Habgier an Leben und Freiheit der Perſonen nad , landes üblider Sitte regelmäßig vorgenommen werden . Da er: cheint uns Matiamvo nach den Erzählungen Budyners als
ein milder, verſtändiger Potentat. Wahrlidi ! Das jahre:
lange Leben in ein und derſelben Gegend Innerafrifas bietet einen weit mehr Abídcu erregenden Einblick in die Gewohnheiten und Anſdauungen der Bevölkerung, als eine
Reiſe von noch ſo vielen Monaten durch ein Land voll Sklavenjäger und Kannibalen. Das Widerlichſte dabei iſt, daß gerade die Araber, zu denen ſich der Europäer mit Rückſidit auf eine icheinbar verwandte Kulturſtufe hina
gezogen fühlen muß , als die abgefeimteſten Schurken und die gefährlid ſten Feinde der Europäer fich erweijen. Nadidem Dr. Raijer und Dr. Böhm von einer Reije
nad, der belgiſchen Station Karema am Tanganika (vom 20. September bis 23. Dezember 1881 ) zurüdgekehrt,
Erlebniſſe und Pläne der deutſchen oftafrikaniſden Station in Gonda .
wobei ſie mit mehreren Häuptlingen der anwohnenden Ugallas Freundſchaft geſdhloſſen hatten und die Regenzeit
den Geſundheitsſtand jämtlicher Mitglieder ziemlid er Wir haben in Nr. 32 des Ausland" 1882 die Ge: chichte der Gründung der deutſchen Station in Rakoma
(1880 ) und ihre Verlegung nach dem in der Nähe befind lichen (Gonda im September 1881 beſprochen. Von den Mitgliedern der Station , Dr. Böhm , Dr. Raiſer und
Reichard, trafen im Laufe des vorigen Jahres neue Nady richten bei der Afrikaniſchen Geſellſchaft ein , welche in den
Mitteilungen derſelben , Band III Heft 3 und 4 , publiziert
düttert hatte, unternahmen Dr. Bohm und Reichard die Erploration des nördlich von Gonda nad Weſten in den
Ugalla fließenden Wala, vorzüglich zum Zwede botaniſcher und zoologiſcher Studien und ſchlugen ihr Sommerquartier gegen Ende März in der von ihnen gebauten Jagdhütte am Ugalla ( 2 Tagemäride von Gonda ) auf.
Jagd und
Fiſchfang lieferten herrlichen Ertrag. Im Juli 1882 wurde Dr. Vöhm nach der engliſchen
wurden. Wir entnehmen denſelben folgendes:
Miſſionsfiation in Urambo (40 35 ' 1. Br., 320 25 ' 0. l. )
Die Station war im Auguſt und September 1881 von Rafoma nad; Gonda übergeſiedelt , konnte aber auf völlige Sicherheit und Unabhängigkeit erſt dann rechnen , wenn die Negerfürſtin Diſda , weldie unſere Landsleute
gerufen, da der Arzt derſelben , Dr. Soutthon, durch Zufall ſdwer verwundet worden war. Er konnte leider keine Rettung bringen; Dr. Soutthon ſtarb am 26. Juli. Die
engliſde Station ſteht unter dem Sdu Mirambos , des
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Erlebniſſe und Pläne der deutjden oſtafrikaniſchen Station in Gonda.
„ jdywarzen Napoleon “ ; Dr. Böhm ergriff die Gelegenheit, dieſen intereſſanteſten aller Negerfürſten zu beſuchen . Kanongo, die Reſidenz Mirambos , zwei Stunden von Irambu entfernt, iſt mit einem neu und ſorgfältig angelegten Pfahlzaun ( Boma) befeſtigt und beſteht aus drei boben , aus Lehmſteinen gebauten Häuſern ' mit Giebeldad (Banda), von Mauern mit Schiebidarten um : geben . Das Land iſt weit und breit bis auf unbedeutende Buſdiftreden durchaus angebaut und mit zahlreichen Crt
ſchaften überſät. Außerhalb der Ortſchaften ſtehen die bienenforbartigen Hütten der Watuji (Bewohner von Urundi
nidyt z11 befürchten haben würde, durd, unmäßige Forder ungen von Geſchenken ausgenüßt zu werden.“ Am 16. Auguſt 1882 traf die deutſde Nieder laſſung ein dwerer Unfall. Die Jagdhütte am Ugalla,
in weldie Dr. Böhm ſein ganzes Betriebsmaterial, ſeine ſchriftlichen Aufzeidynungen und Aquarellſfizzen, ſeine Tage bücher zc. ſeit Monaten verbracht hatte, wurde von einem Grasbrand ergriffen und brannte total nieder. Dr. Böhm konnte nur retten , was er am Leibe trug. So ſchmerz lich der Verluſt iſt , der namentlid Dr. Bohm perſonlid
am Nordende des Tayganika ), die auch hier als Viehhüter
betroffen , ſo jdeint er dod nidyt von dem Umfang zu ſein , wie die erſten Berichte oder vielmehr Gerüchte
und Züchter fungieren.
uns glauben lieben ; jedenfalls wirkte er nicht beſtimmend
,,Mirambo empfing uns beide Male ," erzählt Dr. Böhm , ,, in einer kleinen runden Hütte, deren einziges
auf den Entſchluß, die Station in Gonda aufzugeben und
Möbel ein europäiſdier Lehnſtuhl mit zuſammenklappbarem
zu verlaſſen. Die guten, wie die ſchlechten erſten Nady
jema, um Elfenbein einzutauſchen , während eine zweite,
ridyten aus Afrika werden immer durch ausführliche ſpätere Beridite abgeidwädyt. So erſdien auch im Anfang ' die Gründung der Station in Gonda im roſigſten Licht; jetzt ſtellt ſich heraus , daß die Widerwärtigkeiten im Verkehr
mit Elfenbein beladene, zum Abgang nach der Küſte bereit,
mit der Sultanin Dilda und mit den Arabern in Dilda
in benad barten Orten lagerte , teils mit Regierungs
eine nie verſiegende Cuelle von Unannehmlichkeiten bildeten ,
geſchäften , indem verſchiedene Geſuche angebört und ent
daß klimatiſd) Gonda in der Regenzeit ein ganz ungeſunder
dieden wurden." Mirambo iſt ein großer Mann von etwa 15 Jahren.
förmigkeit des Landes fein günſtiges Feld bieten , die Um
Sein intelligentes Geſicht, weldies von einem dünnen Vart
gegend behufs naturwiſſenſchaftlider Sammlungen und Be
umrahmt iſt, wird durch einige hervorſtehende Zähne nidyt gerade verſdönert. Die jonſtige Erjdeinung des Häupt
obachtungen idyon vollig ausgebeutet iſt und endlich und
Eijengeſtell bildete. Der thätige Häuptling war vollauf bejdäftigt, teils mit Abſendung einer Karawane nad Man
lings jowobl im Anzug, als in Gang umd Haltung zeigt die Nachläſſigkeit eines Mannes, der auf dergleichen Außer lichkeiten keinen Wert legt. Audy das Haar trägt Mirambo ohne jede künſtliche Friſur, ſelbſt das Zeichen des Fürſten feblte, ſowie jeder Hals- und Armſchmuck." ,,Nadidem die Geſchäfte beendet, unterhielt ſich der Häuptling in fließender Sprechweije längere Zeit mit uns, zeigte uns aud ſeine niedlide kleine Tudyter, die ſic
unſertwegen etwas ängſtlid in den Sd )oß ihres Vaters id miegte, der das Kind jehr zu lieben ideint. Natürlid waren Krieg und Soldaten dasjenige, wovon er am meiſten von uns zu wiſſen wünſdte und ſprach er uns ſeine Ver
Aufenthalt, daß die geographiſchen Ergebniſſe bei der Ein
hauptſächlid ), daß ein Stationspunkt nur 70 Kilometer von Tabora entfernt aud im Intereſſe der Internationalen Geſellſchaft durchaus unnötig erſcheint. Deshalb iſt der Plan der Mitglieder der Station , die Station Gonda jetzt ganz zu verlaſſen und die von Reidard auf eigene Koſten gebildete Handelskarawane nady dem weſt
lichen Innern zu benüßen , um jenſeits des Tanganika, wenn möglich am Mvërv -See, eine neue Nieder lajiung zu begründen .
,,Neidyard beabſidytigt," ſo idreiben Dr. Böhm und Raiſer aus Gonda, 7. Auguſt 1882, ,,einen Zug behufs Einkaufs von Elfenbein in das Innere jenſeits des Tanganika aus : zuführen und nad etwa dreimonatlichem Aufenthalt im
wunderung darüber aus, daſs man bei uns im Kriege
Innern mit dem eingetauſdten Elfenbein zur Küſte zurüd
Weiber und Kinder verſchone , ganz beſonders aber, daß ein gefangener Häuptling vom Sieger ehrenvoll behandelt werde." ,, Ich erklärte Mirambo, daß wir Europäer jämtlid Tehr geneigt wären , mit ihm in nähere Beziehung zu treten und womöglich den Karawanenweg von der Küſte über
zukehren , um dann eventuell einen zweiten Zug dorthin zu unternehmen. Wir Dr. Böhm und Kaiſer -- werden
Urambo ſtatt über Tabora zu legen , da wir feineswegs
freundſchaftliche Gefühle für die Araber, Mirambo's Toda Feinde , hegten , da uns lettere , freilid) nur hinterrücks, itets hindernd in den Weg getreten ſeien. Mirambo ver ſicherte, daß er alles thun würde, um europäiſden Kara wanenſtraßen den Weg zu ebnen und daß er ſolde ſehr gerne bei ſich ſehen würde. Ich bin überzeugt, daß jeder Europäer , der ſich in ſeinem Gebiet niederlaſſen wollte, von ihm in zuvorkommendſter Weiſe empfangen werden und
uns mit Waren für etwa 5 Jahre verſehen, welche einen
Wert von za. 10,000 Marf repräſentieren. Iſt es unmöglich, daß uns Reidyard nady ſeiner Nütfehr nad Tabora neue Waren zuſendet und ebenſo unmöglidy, ohne eine ſtarke
Bedeckungsmannſdaft im Innern zu verbleiben, ſo gedenken wir, mit Reidyard in die hieſige Gegend , aber nicht nach Gonda, zurückzukehren. Können wir dagegen eine Nachſend ung von Waren empfangen und uns im Innern allein
halten , ſo gedenken wir fürs erſte, ganz dort zu bleiben. Jedenfalls würden wir einen Teil der Waren zum Vorteil
der Erpedition in Elfenbein umſeben und in Tabora ver kaufen .“
Major v. Mechow's koango -Reiſe.
,,Unſeren Aufenthalt im Innern werden wir voraus : ſichtlich am Moëro - See nehmen , die Erforſdung des jelben, ſowie den Oberlauf des Kongo bis Nyangwe ins Auge faſſen. Da wir gehört haben , daß , dywarze Europäer “ (Ambafiſten ) von Weſten als Elfenbeinbändler bis zum Moërv - See gelangen , ſo wäre im günſtigſten
209
Die Rückreiſe nad Malanſch erfolgte ganz zu Land und dauerte vom 9. Oktober 1880 bis 20. Februar 1881.
Die Reſultate der nid)t bis zum vorgeſteckten Ziele durd geführten Erpedition ſind, abgeſehen von der Bereiche rung unſerer geographiſchen Kenntniſſe, von großem Wert
für die Herſtellung einer Verbindung ziviſden dem portu
Falle vielleicht ſpäter eine Rückkehr nach der Weſtküſte
gieſiſchen Angola und dem ſüdlichen Kongo- Becken. Es er
möglic ). Auf alle Fälle gedenken wir bei unſerer dereinſtigen
gibt ſich vor allem , daß der Landweg von Malanſch nach
Rückkehr eine möglichſt wenig bekannte Route einzuſchlagen ." Die lebten Briefe aus Gonda datieren vom 16. Oktober
Tembo Aluma am Hoango durchaus nicht von den viel verſchrieenen Hollos verſperrt iſt, daß er vielmehr für eine
1882 und berichten von dem Wohlſein der Erpeditions mitglieder und von dem Beſuch des Leutnants Wißmann, welcher vom 10. - 13 . September bei ihnen verweilte.
größere Karawane genügende Sicherheit bietet . Die durch v . Mechow , als dem erſten Weißen, beſuchten großen drei
Major 1. Mechow's koango-Reiſe. Das 9. Heft des 9. Bandes der ,, Verhandlungen der
Geſellſchaft für Erdkunde" (Berlin 1882 , S. 475-489) enthält nebſt Karte ( 1 : 3,000,000 ) den ausführlichen Bericht des Majors von Medhow über ſeine Reiſe von Malanſd)
Waſſerfälle in unmittelbarer Nähe von Tembo Aluma fonſtatieren die Unmöglidyfeit, den Koango als Waſſer ſtraße zum Kongo von einem jüdlider gelegenen Punkte aus zu benutzen ; dagegen iſt die Sdiffbarkeit des gegen 400
Meter breiten und 2–3 Meter tiefen Roango 400 Kilo meter ſtromabwärts vollkommen feſtgeſtellt. Neid bewal dete Hügel, welche vortreffliches Bauholz zu Booten liefern ,
in Angola zum Koango und dieſen hinab bis zum 5.0
umid ließen ihn und an ſeinen Ufern ſcheinen friedlich ge ſinnte Stämme zu wohnen , deren eines Dberhaupt , der
f. Br. v. Medyow war am 19. September 1878 von Hamburg in See gegangen und fehrte im Monat Auguſt
Muëne
1881 wieder in die Heimat zurüd .
Die Schwierigkeit , Träger anzuwerben , dann Fieber anfälle , denen er und ſeine beiden weißen Begleiter , der
Putu Rajongo ,
ſich
ſehr
hilfsbereit
gegen
v. Medyow benahm . Von dem Lande dieſes Negerfürſten aus führt nun - und das iſt von Wichtigkeit -- ein ker bindungsweg über den Mata Kumpana zum Mukenge, in
das Land der Tuſchilange, d. h. in das Zentrum des
Sdiffszimmermann Bugslag und der Botanifer Teuſz, vielfach ausgeſeßt waren, endlich die mühſelige Arbeit, das
Mittellaufes der ſüdlichen Zuflüſſe des Kongo.
mitgebradyte Boot in 12 tragbare und wieder zuſammen
Gebietes wird aller Wahrſdeinlichkeit nady, wenn ſich erſt die günſtigen Beridte Bogge's wiederholt und beſtätigt haben , von Mukenge ausgehen und nach Mukenge , das bis jetzt nur durch den mühſeligen Umweg über Kimbundu
fügbare Teile auseinander zu legen, verzogerten v. Miechows Abmarſch von Malanſch, dem Ausgangspunkt der Erpe dition, derart, daß er , welcher am 6. November 1878 in St. Paul de Loanda gelandet war, erſt am 12. Juni 1880 nad dem unbekannten Innern aufbrechen konnte. Das
Ziel ſeiner Unternehmung beſtand in der Erforſdjung des llnterlaufes des Roango, womöglich bis zu ſeiner Mündung
Die Er
Forſdung des jüdlich vom Rongo -Bogen liegenden mädytigen
zu erreichen war, wird man künftig auf bequemere und
ſichere Weije über Kaſſongo gelangen , dank der Roango Neiſe von Medyows . Die Steinbarre Ringungi bereitete der Erpedition ein
in den Kongo. Die portugieſiſchen Reiſenden Jvens und Capello hatten zwar Ende 1878 den Koango bei Tembo
radhes Ende; die Stromjdnellen an und für ſich bieten
Aluma erreicht, konnten aber von hier aus ſeinen Lauf nicht weiter erforſchen ; ein zweiter Verſuch führte ſie ſpäter, von einem nördlicher liegenden Punkt ausgehend, längs des
einer Strecke von etwa 500 Meter unſdiffbar. Allein fie bilden die Grenze des Reiches des Fürſten von Saſſongo und Gerüchte von Menſchenfreſſern und Räubern erfüllten
Stromes bis etwa zum 7.0 1. Br.; es blieb alſo noch eine Zuſammenfügung und Ergänzung der einzelnen Bruch ſtüde des Flußlaufes übrig.
fein unüberwindlides Hindernis ; der Fluß iſt nur auf
wie gewöhnlicy die Herzen der Träger mit unvertilgbarer Feigheit -- v. Mechow mußte zu ſeinem größten Somerze hier, am 5.0 1. Br., umkehren. Wie nah ſeinem Ziel !
v . Mechows Reiſe zerfällt in drei Abſchnitte :
150 Kilometer zu Land nach dem Stanley Pool und 250
1) von Malanſch nach Tembo Aluma, za. 300 Kilo
Kilometer zu Waſſer bis zur Einmündung des Koango in
meter, vom 12. Juni bis 19. Juli.
2 ) Stromfahrt auf dem Kvango vom Waſjerfall Don Luiz bis zum Landungsplatz in der Nähe des Muëne Putu Kaſſongo , za. 200 kilometer , vom 25. Auguſt bis 8. September.
3) Vom Landungsplaß bis zur Steinbarre Kingungi,
den Kongo, wenn der Roango identiſd mit Stanleys Zbari Nkutu iſt. Dieſes ,,Wenn " iſt durch den vorliegenden Bericht v. Mechows ſehr berechtigt geworden ; es liegt hier ein Rätſel vor, das gegenwärtig noch nicht zu löſen iſt. Stanley batte nämlich nad der mündliden Mit: teilung an den Korreſpondenten des „,New York Herald " 1
ebenfalls Flußfahrt, za . 200 Rilometer, vom 20. September bis 3. Oktober. Ausland 1888. Nr . 11 ,
1 The New York Herald , Edition for Europe Nov. 1. 1882. 33
Ueber die Finanzlage der franzöſiſchen Kolonien.
210
– von der 5. Rongoſtation zbaka aus eine Fluſfahrt auf dem Zbari Nfutu , den er ſelbſt jetzt Roango nennt, im Frühjahr 1882 unternommen . Er fuhr 240 Rilometer (150 Miles) ſtromaufwärts bis zu einem 112 Rilometer
langen See, welchen er in ſeiner ganzen Ausdehnung um
ſchiffte. Demnad betrug die Länge ſeiner Entdeckungs reiſe von Jbaka aus nad , Süden 352 Kilometer und er
traf auf keine Steinbarre, er fuhr nidit aus dem See in
mannung , welche in den Kolonien ſtationiert ſind, nicht auf der Rechnung der Kolonien , ſondern auf dem Budget der Marine. Jede der einzelnen Kolonien hat ihre be fondere Verwaltung , deren Koſten aus ihren Einkünften beſtritten werden ; wenn dieſelben nicht genügend ſind, wird für dieſen Zweck ein Zuiduß vom Staate gewährt ( ſiehe unten Artikel 7 ) ; etwaige Ueberſd utſje verbleiben der be treffenden Kolonie; ſie werden nad einem Geſet vom
Jahre 1855 in der Rolonialkaſſe angeſammelt, um jo
deſjen ſüdlichen Zufluß. 1. Medyow aber befand ſid) bei der Steinbarre Kingungi nur 250 Kilometer, in der Luftlinie gemeſſen , von dem Punkte, der auf den neueſten Karten
cinen Refervefonds für außerordentliche Ausgaben zu bil
( nadı Verlegung des Stanley Pool auf 150 17 ' 0. L. ) als
dem Staate einen jährlichen Beitrag von 2,200,000 francs.
der Zuſammenfluß des Sbari mit dem Rongo erſdeint und er ſah nichts von einem großen See, ja er hörte nidyt
get beträgt für 1883 :
einmal gerüchtweiſe von der Eriſtenz eines ſolchen ! Vorberhand muß die unmöglichkeit einer Aufklärung
den ; nur Rodindina madit cineAusnahme; die Kolonie zahlt Das nach den Vorſchlägen der Kommiſſion veränderte Bud Francs. 4,605,157 4,668,139
Kapitel 1. Perſonal des Zivildienſtes 2. Perſonal des Miliärdienſtes
in dem Mangel ciner längſt mit Recht erwarteten neu
3. Arbeiten am oberen Fluß (Senegal)
360,094
1. Reijekoſten
857,537
bearbeiteten Karte des Kongo von Vivi bis Jbafa und in dem Mangel poſitiver Mitteilungen Stanleys ſelbſt über
5. Fiir wiſſenſchaftliche Reiſen 6. Hoſpitäler und Lebensmittel
ſeine neueſte Entdeckung des Leopold Sees " geſucht werden . Qui vivra, verra !
7. Bauten und Material
7,330,312 3,586,577
8. Zuſchuß für die lokalen Verwalimgen
1,212,055
9. Tongkin
558,900 8,259,880 750,000
v. Mechow ließ an den Strom duellen ſein Boot zurück, wohl aus dem Grunde, weil ibm Mannidaft fehlte, um die Strömung zu überwinden. Hätte er jedoch die Strapazen vorausgeſehen , die ihn auf ſeinem Rückmarid zu Land nach Muëne Putu Kaſongo erwarteten, er würde gewiß die langſame, aber immerhin bequemere Bergfahrt vorgezogen haben .
Der landſdaftliche Charakter öſtlich
100,000
10. Strafanſtalten 11. Hafen und Eiſenbahn anf Reunion Rate )
32,288,951.
Für wiſſenſchaftliche Reiſen (Art. 4 ) hatte das Mini
ſterium 150,000 Francs gefordert , von denen die Kom wurde,
landeinwärts muß demjenigen iveſtlich ziemlich ähnlid ſein,
miſſion , obwohl dieſer Neduktion widerſprochen
wie ihn Capello und Jvens beſchreiben : unbewohnt, waſſer los, undurchdringliche Urwälder. Denn v. Medyow brauchte,
50,000 Francs geſtriden hat. Zur Begründung ſeiner Forderung hat der Miniſter der Kommiſſion folgendes mitgeteilt: Ueberall in Afrika , in Aſien , in Amerika forīden unternehmende Reiſende, die meiſt den verſchiedenen Abteilungen der Marine angehören und indem ſie die
um die za. 250 Kilometer lange Strecke von Kingungi bis Kaſſongo zurückzulegen , 46 Tage und fam in völlig erſchöpftem Zuſtande bei ſeinem neugewonnenen Neger: Freunde an .
eine oder die andere unſerer Niederlaſſungen zu ihrem
v. Mechow hat das unbeſtrittene Verdienſt, den Weg
Ausgangspunkt machen , dringen fie in unbekannte Gegen
nad, dem Norden von Malanſch geöffnet und beim Muëne Putu Kaſſongo einen günſtigen Ausgangspunkt für Erpe
den ein. Außer durch ihren geographiſchen Nußen flößen
ditionen nach dem Lande der Tuſchilange und nadı dem Mittellauf des Kongo aufgefunden zu haben.
Ueber die Finanzlage der franzöſiſchen Kolonien. Aus dem Berichte, welchen die Kommiſſion der Kam mer über das Budget von 1883 erſtattet hat , entnehmen wir einige Mitteilungen über die Finanzlage und die Fi nanzverwaltung der franzöſiſchen Kolonien . Die Ausgaben für den allgemeinen kolonialen Dienſt ſind auf 33,003,934 Francs veranſchlagt (gegen 30,696,507 Francs im Jahre 1882). Außerdem findet man andere Ausgaben, welde im
dieſe Unternehmungen auch vom politiſchen und kommer ziellen Standpunkt aus großes Intereſſe ein. Unſere Offiziere tragen den Namen und die Farben Frankreichs zu den Eingebornen und eröffnen den Unternehmern und der Ziviliſation neue Bahnen.. So muß man jeßt am Senegal Erpeditionen ausrüſten , um den Weg für die Erbauer der Eiſenbahn , welche am oberen Senegal angelegt werden ſoll, zu öffnen. Man muß die unerforſchten Gegenden am Gabun und das ungebeure Becken des Kongo unterſuchen, dieſe reiden Ländern , weldie unſerem Handel einen neuen Weg öffnen würden . In Kochinchina , wo wir große Ziele ,
verfolgen, um eine reiche Kolonie zu gründen, dann in Guyana müſſen notwendigerweiſe ernſte Forſchungsreiſen , welche die
beſten Hilfsquellen dieſer Länder aufſuchen ſollen, organiſiert
Intereſſe der Kolonien gemacht werden , zum
werden. Das Miniſterium der Marine und der Kolonien ,
Beiſpiel den Sold der Marine- Infanterie und -Artillerie, ſowie die Unterhaltung der Kriegsſchiffe und ihrer Be
weldjes jeħt keine Hilfsmittel hiefür beſitt , kann dieſe Auf gabe nidit in paſſender Weiſe löſen.
Was den Miniſter
211
Ueber die Finanzlage der franzöſiſchen Kolonien .
des öffentlichen Unterridits betrifft, dem die Marine immer | Dieſe Politik hat denn aud ) ihre Fruchte getragen , wie man aus der Handelsbewegung der Rolonien , jo un gern ihre Mitwirkung leiht , jo interejjiert er ſid, beſonders vollſtändig die Angaben auch ſind , id ließen kann. Hieruber für die Unternehmungen , welche einen rein wiſſen daft: lichen Charakter tragen. Die Kommiſſion ſprach den ver iſt folgendes im Bericht mitgeteilt: Wir beſiken nur für ſieben unſerer Kolonien genaue Angaben über die Han nünftigen Wund aus , daß der Rammer die Heſultate delsbewegung (Einfuhr und Ausfuhr zuſammen ). Dieſelbe dieſer Forſdungsreijen jeweils mitgeteilt werden mödten. betrug für folgende Kolonien in den Jahren 1875und 1880 : Wir übergehen die anderen Kapitel des allgemeinen Budgets, Francs Francs um uns zu den lokalen Ausgaben der verſchiedenen Kolo Martinique 65,131,983 66,260,162 lonien zu wenden . ,
Dieſelben betrugen für das Jahr : taatszudu ( 1883 )
Francs.
1882 in Rochinchina P?
in Reunion
in Guadelupe in Martinique in Neu Naledonici
1881 in Senegal 1882 in (Guyana 1881 in Judien 1882 in Ozeanien 1
in Tongkin (Proteftorat)
in in in 1881 in !!
Kambodſcha St. Pierre and Miquelon Mayotte goffi Bé
1882 in Sabun
Francs.
21,870,6 :18 5,014,661 4,418,729 3,998,586 2,067,910 2,056,725 1,7599,781 1,720,700 1,075,390 733,900 302,359 238,000 233,338
1877 in St. Diarie von Madagaskar 151,123
47,140,011 56,290,581
25,008,664
59,070,376 57,188,967 11,837,279
Franzöjijche Niederlaſſungen in Zitdien 22,611,183
33,116,714
18,127,950 7,877,953
20,883,617 8,593,820
2 12,518,605
287,551,2: 35
St. Pierre und Miquelon Franzöſiſch (Guyana
15,000
Mit Ausnahme Guyanas iſt in allen vorhergenannten
Kolonien die Ausfuhrziffer größer, als die der Einfuhr. Der 215,180 709,355 99,270)
Fortſdyritt iſt am größten bei Senegal, Reunion und den Niederlaſſungen in Indien. Es bleibt zu bedauern , daß
die Beridyte über die anderen Kolonien nid )t vorhanden 101,220
ſind.
Für Rochindrina wird auf Grund offizieller (Ver
waltungs-) Berichte die Summe der Ein- und Ausfuhr für 1878 auf 104,545,303 Francs und für 1879 nach
150,000 211,000)
Reunion
Guadelupe Senegal
15,000 50,000 50,000 62,050 35,000
Außerdem gibt der Staat allen Kolonien zuſammen einen Zuiduß von Francs 505,000 , um den Transport
von Perſonen und Gütern durch die lokale Marine aus führen zu laſſen , reſp. um beſtimmte Kommunikationslinien zu ſichern.
Aus dem Vorhergehenden ſieht man , daß Frankreich
ſeinen Kolonien gegenüber keine engherzige Politik befolgt
dem Beridyt der Handelskammer von Saigon auf 155,105,400 Francs angegeben . Auch in bezug auf die Reſervefaſſen
ſind die Mitteilungen nicht vollſtändig . Wir haben oben ſdhon angegeben , daß ſie einem Geſetz vom Jahre 1855 ihr Entſtehen verdanken und haben ihren Zweck angedeutet;
nachzutragen wäre hier nody , daß für jede der Kolonien ein Marimum feſtgelegt iſt , weldies die Rejervefaſſe nidyt überſdreiten darf. Der Stand dieſer Kaſſen , ſoweit An gaben vorliegen , war am 1. Januar 1881 und am 1. Ja
nuar 1882 wie folgt : Kochinchina
Francs 8,610,316.48
Francs 6,510,708.24
?
Senegal
539,621.26
und ſich mit den indirekten Vorteilen begnügt, welche ihm
Guadelupe
dieſelben bieten (man hat ſelbſt den Vorſchlag gemacht, die
Rennion
487,912.33 181,773.75
Guyana
258 677.86
?
Martinique
?
Sabun
204,588.95 142,362.14
St. Pierre and Miquelon
103,657.99
2,200,000 Francs, welche Rochinchina jährlich an Frank reich bezahlt , nicht mehr anzunehmen ). Demgemäß wird auch im Rommiſſionsbericht geſagt und dadurch gewiſſer: maßen ein Programm der kolonialen Politik gegeben : Wie groß auch dieſe Ausgaben (das Budget) ſein mögen, man wird ihre Zweckmäßigkeit nicht verkennen ; denn man
muß einſehen , wie ſehr das Gedeihen des Mutterlandes mit dem der Kolonien verbunden iſt und wie günſtig eine gute koloniale Politik auf die Entwicklung des Handels
und die Zunahme des Nationalvermögens zurüdwirkt. Die Geſchichte des Budgets unſerer Kolonien und unſerer Ma rine iſt da , um zu zeigen , daß die Staaten durch ihre Kolonien mächtig, daß ſie durch ihre entfernten Beſißun gen groß geworden ſind und daß der Verluſt dieſer Be :
ſißungen und der Verfall ihrer Marine von dem Augen blick ihres eigenen Verfalls an rechnet.
Taiti
91,729.99
?
292,431.71
230,681.11
151,583.87 41,729.99 ?
St. Marie von Madagaskar 60,71.708 Neu - Kaledonien
Vàoffi = 28é Mayotte
31,574.70 nichts
305,706.66
138,567,48
200,520.46
?
?
Judien Im Laufe des Finanzjahres 1882 wird die Rejerve fajſe von Rodrindina bedeutende Ausgaben zu leiſten haben.
Der Kolonialrat hat folgende Ausgaben autoriſiert, welche je nach dem Bedürfnis gemadyt werden ſollen : Francs
1. Koſten für die Organiſation der Opium- , Wein und Alkoholſteuern .
2,106,000
212
Die Agrar -Verfaſſung in England.
Uebertrag :
Francs. 2,406,000.
Dieſe Grundjäße befolgten ſie auch bei der Eroberung der Provinzen des Römiſdyen Reiches. Das Land wurde
1,516,000 ,
ganz oder teilweiſe den bisherigen Bejißern entzogen und unter das erobernde Volk verteilt. Der den Anführern
2. Abwicklung der in friiheren Dienſtjahren umter nommenen Arbeiten
3. Bezahlung der Schuld der annamitiſdyen an die
bei dieſer Verteilung zufallende Anteil ſeşte ſie in den
ſpaniſche Regierung (vorbehaltlich des Rechts der
Stand , die bedeutendſten Glieder des Heeres durcy Ver
Holonie, dieſe Summe aus dem Ertrag der Zölle
leibung von Bejißtümern näher air jid) und ihre Familien 3,965,698.20
erſtattet 311 bekommen )
zu feſſeln und dadurd, die Herrſcherwürde in ihrem Hauſe Total 7,887,698.20
Ueber die in den Kolonien beſtehenden Eiſenbahnen
erblid) zu maden . So groß war dieſer Anteil und ſo mädytig wirfte das darauf begründete Verbältnis , daß
wurden folgende Angaben gemacht: Die Eiſenbahnen haben
auch jelbſt die freien Erbguter allmählich in Lehnsgüter
bis jeßt in unſern Kolonien nur eine beſdyränkte Bedeutung.
umgewandelt wurden .
In Pondichery wurde ein 12 kilometer lange Linie , die ſidy
durdy zugleid) Dbereigentümer des geſamten (Grundbeſipes.
an das englijde Nen der ,,South Indian Company" ( Linie von Madras nach dem Süden Indiens) anſdıließt , am 15. De zember 1879 eröffnet. Auf Reunion entwickelt ſid eine
Hafen , welder an der Spiße „ des Galets“ angebaut wird,
Bei der Eroberung Britaniens durd die Angel ſadſen teilten audy ſie das Land an die Mitglieder der Heerfahrt und zwar, indem ſie die Briten in die Gebirge von Wales zurüddrängten , das geſamte Land. Wer von den Briten zurückblieb, wurde Sklave. Auf den Grund ſtüden bafteten keine anderen als Landeslaſten . (Sie waren
Beinahe die ganze Linie , mit Ausnahme von 10 Kilo :
begriffen in der trinoda necessitas , welche umfaßte :
meter , welche man im Laufe des Juli zu eröffnen hoffte, iſt am 11. Februar 1882 dem Verkehr übergeben worden.
1 ) Kriegsdienſt, 2) Frohnden zum Bau von Landesfeſten ( arcis coustructio ), 3) Wegefrohnden (pontis constructio) . Man teilte ſie in ,, Thainland" und ,, Reveland." Ueber jenes hatten die Bejißer, über dieſes die Königsgrafen (Sheriffs, abgeleitet von ſhire- reve) die Gerichtsbarkeit. Die Ein teilung in ,,Bocland" und Folcland“ fiel mit jener
Linie von 124 Kilometer längs der Küſte und verbindet einerſeits St. Benoit und anderſeits St. Pierre mit dem
Am Senegal befindet ſich ein Stück von 133 Kilometer zwiſchen Rayes und Bafulabé am oberen Senegal im Bau. Ein neues Geſek hat den Bau einer 260 Kilometer lan
gen Bahn genehmigt, welche St. Louis und Dafar ver binden ſoll und welche innerhalb zwei Jahren und drei Monaten vollendet ſein muß. (!) Auf Guadelupe iſt eine
Das Staatsoberhaupt wurde das
zuſammen .
Wie weit ſich das Lehnsweſen bereits bei den Angel
Cijenbahn, welche Mule mit Point à Pitre verbinden joll,
jaduſen ausgebildet hatte , iſt eine Streitfrage. Daß ſich immer noch Projekt. Dasſelbe iſt der Fall mit der Dampf
Straßenbahn , weldie Rarifal in Indien mit der Linie der „ South Indian Company" verbinden joll ; die Vorarbeiten zu derſelben ſind noch nicht beendet. In Rodbindina bat die Kolonie die Konzeſſion für eine Linie von 70 Kilo
meter zwiſchen Saigon und Mytho gegeben und hat die
Koſten des Unterbaues auf ſich genommen . Die ,,Allgemeine Geſellſdaft für Dampf- Tramways in Rodindina" bat gegen
die Verleihung der Konzeſſion proteſtiert und dieſe Ange legenheit wird jeßt beim Staatsrat verhandelt.
Anfänge davon fanden , darf als unzweifelhaft angeſehen werden . So weit als auf dem Kontinente, beſonders in
Frankreich, war aber die Ausbildung nicht gediehen. Die däniſde Eroberung veränderte die Beſißverhältniſſe nicht. Sie hatte nur Einfluß auf die perſönlichen Verhältniſſe. Nad der Eroberung durd die Normannen aber führte
Wilhelm I. das vollſtändig ausgebildete Lehnsweſen mit ſtarrer Ronſequenz ein und durd ).
Er jab das Land als
jein Eigentum an und jedermann mußte ſeinen Anteil an Grund und Boden von ihm zu Lehn tragen . Er ließ
M.
zu dieſem Ende 700 große Kronlehne und über 60,000
Ritterlehne bilden , welche teils vom Könige, teils von
Die Agrar-Verfaſſung in England.
den Grafen vergeben wurden.
Was das Verhältnis mil
der Veſikverhältniſſe im weſentlichen von denſelben Grund jäßen aus. Wo ſie ſich niederließen , wurde das Land
derte, war die Beſtimmung der Erblichkeit der Lehnsgüter. Audy die Güter der Kirche mußten in den Lehnsnerus treten . Nidit minder war dies mit den Städten der Fall,
imter die freien Glieder des Volkes verteilt und einem
mit weldoen bald einzelne Vaſallen belehnt wurden , bald
jeden ein ſeiner Würde entſprechender Anteil zugewieſen , welcher dann für die Zukunft ſeine Stellung zum Gemein
aber auch die geſamte Bürgerſchaft als Korporation.
weſen bedingte, 1 nad J. Möjers Ausdruck eine Staats:
( Yord paramount) des ganzen Handels und dieſe Idee iſt
Aftie bildete .
bis auf den beutigen Tag die Grundlage der Eigentumsverhältniſſe in dem Inſelreidy e.
Alle germaniſchen Völker gingen bei der Drdnung
^ Darauf macht ſchon Tacitus aufmerkſam : Germ . c. 26 . Agri pro numero cultorum ab universis per vices occu pantur , quos mox inter se secundum dignationem par tiuntur.
Auf dieſe Weiſe war der König oberſter Lehnsherr
Die Grundſtücke batten jedoch nidt alle die gleiche
Beziebung zu dem Könige und darnach waren natürlid) audy die Eigentumsverhältniſſe verſchieden.
Die Agrar Verfaſſung in England.
Wer ein Gut von dem König hatte , alſo unmittel:
1
213
Die Bauernlehne oder unfreien Bauerngüter ( Ville nages) wurden anfänglidy nur gegen Frohndienſte ausge
barer Vajall des Königs war, galt als eigentlicher Land ſaſje. Sein Gut bildete einen unmittelbaren Teil des Reiches ; es hieß Manor und der Beſiber Lord of the
der Villaintenants ausgegangen zu ſein . Auch benußte
Er konnte Teile desſelben mit Manors : oder
die Geiſtlidyfeit ihren Einfluß auf die erblichen Beſitzer,
Herrenrechten weiter verleihen und es gab demnach audy
um dieſelben zu vermögen , ihre Leibeigenen ebenfalls frei zu laſſen . Daber verlieh man immer mehr den Villain
Manor.
Aftervajallen der Krone mit Manorsrechten . 3m 17. Jahre
der Regierung Eduard II. und 24. Jahre der Eduard II. wurde indes die Afterbelehnung mit Manorsredyten ver boten .
Da aber das Redit der Veräußerung, wenig
ſtens bis auf einen beſtimmten Teil , geblieben war, ſo wurden auch ſpäter noch viele unmittelbare Güter geteilt und oft Teile zuſammengeſchlagen . Mit dem Aufhören der Lehnsverhältniſſe hörten alle Beſdränkungen , welde in bezug auf die Veräußerung beſtanden, auf. Ein Gutsherr konnte aber auch ſeine Güter an Hinterjaſien austhun und ſich nur die grundherrlichen Redyte (Gerichtsbarkeit über die Hinterjaſſen , Jagdredyt, Bergregel ) vorbehalten . Dieſe Belehnungen waren von zweierlei Art. Entweder nämlid erhielt der Hinterjaſie das Gut als Freilein ( Franctenement) und hatte dafür entweder Kriegs- oder Chrendienſte oder aber Geld oder
Fruchtzinſen ( Free- ſoccage-Güter) zu entridyten, oder erhielt
geben.
Von den Klöſtern ſcheinen zuerſt Freilaſſungen
tenants die Güter zu wahrem Erbe und gab ihnen darüber eine Abſchrift (Copy) aus der Hofrolle als ſchriftlichen Kontrakt. Solche Erbbeſiber heißen daher Copyholders. Seit Karl II. wurden audy alle Frohnden abgeſchafft, ſo daß, wo nidyt jemand als Freeholder, Copyholder oder als Lord of the Manor fein Land als Eigentum bejab,
er nur als Zeitpädyter den Grund und Boden bekommen konnte. 1
Die Anzahl dieſer Zeitpächter war aber ehemals viel
geringer als gegenwärtig , es gab noch einen zahlreichen Bauernſtand, welder ſein Eigentum bewirtſchaftete. ,,Wenn wir ben ſtatiſtiſchen Sdyriftſtellern aus dem Anfange der
Regierungszeit Jakob II. vertrauen dürfen ", ſagt Macau: lay, ,, ſo gab es damals nidyt weniger als 160,000 Eigen tümer , welde mit ihren Familien nidyt weniger als den ſiebenten Teil der geſamten Bevölkerung ausgemadyt
es als Bauernlehn ( Villenage) und hatte dafür Frohnden
haben müſſen und ihre Unterhaltungsmittel aus kleinen
in Hand- und Spanndienſt zu leiſten.
Der auf den Gütern liegende Kriegsdienſt wurde
,,Freehold-ſtates" bezogen. Das durdyſdynittliche Jahresein kommen dieſer kleinen Grundbeſitzer wurde zwiſchen 60
mit dem Aufkommen der Soldtruppen nicht mehr geleiſtet und es wurden dafür Steuern eingeführt. Außerdem aber lagen noch viele andere Lebnslaſten auf denjelben.
und 70 Pfund geſchäßt. Man rechnete , daß die Anzahl der Perſonen , weldie ihr eigenes Land bebauten , größer
Wurde
der älteſte Sohn des Lehnsherrn zum Ritter geſdlagen
war, als die Anzahl derer , welche Pachtgüter bewirtſchaf teten ."
Dieſe kleinen Grundbeſiber bildeten den Haupt
oder ſeine älteſte Tochter ausgeſtattet, ſo mußte der Lehns mann Hilfe ( Aids) zahlen . Wenn der Vajall eine ihm
vom Lehnsherrn angetragene Heirat nicht eingeben wollte , ſo mußte er ſich durch das Heiratsgeld (Mari tage) freifaufen. Wenn der Erbe das Lehngut übernahm ,
ſo zahlte er Auffahrtsgeld ( Relief) und trat die Früchte des erſten Jahres ab ( Primer ſeiſin ) oder mußte ſie ab kaufen . Ueber die minderjährigen Erben führt der Lehns
herr die Vormundidaft (Wardsbip) und übte ivährend deſſen Nießbrauchsrecht an den Gütern desſelben oder konnte es audy, was der gewöhnliche Fall war, an einen anderen übertragen. Die Veräußerung eines Ritterlehns war er : laubt, aber es mußte dafür eine gewiſie Geldentſdädigung Fines) entrichtet werden . Aud) Töchter konnten auf dieſe Weiſe die Erbidhaft in die Lehnsgüter erlangen.
Die Belaſtungen des Beſißes wurden durch Karl II . bei ſeiner Thronbeſteigung aufgehoben und alle Güter zu Lehnrecht und Hofredyt in Güter zu Zinsredyt ( Free foccage )
verwandelt, meiſt jedoch ohne Zins; nur bei den wirk lichen Zinsgütern wurde derſelbe beibehalten . Nur die Manorsrechte blieben , ſo wie für die Krone gewiſſe Ehren : rechte , welde die Befißer nicht beläſtigten. Der Name
beſtandteil der Yeomanry , welche einſt für den Rubin Englands eradytet wurde und deren Untergang man ſeit dem vielfach beflagt hat. Nur in Kumberland und Weſt moreland find in den ſogenannten ,,Statesmen " noch Neſte
jener alten Bauernſchaften übrig geblieben .? Die Urjaden , welche den Untergang dieſer ,,Bauern ichaft" herbeigeführt, liegen einem weſentlichen Teile nady in dem mädytigen Aufidwunge, welchen Handel und Ge werbe ſeit dem Ende des 17. Jahrhunderts genommen . Die Begierde, reid zu werden , verlockte die Bauern, ihr väterliches Erbe und deſſen Wert als Kapital zur Be wirtſchaftung eines großen Pachtgutes anzulegen. Sie wurden dadurdy aus Bauern , weldie ihre eigenen Güter bewirtſchafteten, zu Pächtern, weldye fremde Güter bewirt ſchaften. 1 Den Copyholds gleich ſind Güter, welche man „ Ancient de mesne“ nennt und welche der Herr von den Accferil gab , die er chemals ſelbſt bebaute. Giiter „ Ji frank almoigne" ſind Güter, welche der Kirche gewidmet ſind und für die ſie noch ſolche Dienſte zu leiſten hat , welche die Landesreligion nicht gleich den Seelen meſſen aufgehoben hat.
2 Ihre „ Dorfgeſchichten “ hat W. Wordsworth geſchrieben in
für alle dieſe Güter iſt Freeholds , ihre Beſiber heißen
jeiner „ Description of the scenery of the Lakes in the North
Freeholders.
of England ."
Zur Geographie der Vereinigten Staaten von Kolumbia .
214
Wie fam es nun , daß die Güter des Adels nicht der Wirkung derſelben Urſache erlegen ſind ? Die Gründe davon deinen uns in folgenden Um
ſtänden zu liegen : Zuerſt hatte der Adel in England
Aud) wurde ſie darin von dem Staate ſelbſt unter: ſtützt. In derſelben Zeit nämlicy, wo man in Deutſdland und Frankreid) anfing, die Gemeinheiten zu teilen , madite ſid, dieſes Streben audy in England geltend. Pitt, Burke,
früh erfannt, daß ſein Anſehen und ſein politiſder Ein
Dundas und andere Staatsmänner aus dem
fluß von ſeinem Beſitz abhängig ſei. Er ſudyte deswegen die Mittel zu gewinnen , denſelben zu erhalten. Sobald man daher anfing, die adeligen Güter zu zerſplittern , 10
vorigen Jahrhunderts verſtanden dasſelbe ſehr geſchickt zur Unterſtüßung der Ariſtokratie zu benuben. Es entſtand nämlich die Frage , ob die allmählich in den einzelnen
ſudyte er dieſem Streben entgegenzuarbeiten und ſette durd)
Kirdyſpielen anſäſſig gewordenen Häuslinge, welche bisher
( das Statut Weſtminſter II. B. Eduard I. C. 4) das ſo genannte statutum de donis conditionaribus feſt : „ Taß fortan der offen ausgedrückte Wille des Verleihers befolgt werden ſolle, secundum formam in charta doni expressam und daß die ſo verlichenen Grundſtücke ohne Rüdſidit auf eine vorgenommene Veräußerung übergeben ſollen auf devien ſtiftungsmäßigen Deszendenten , eventuell zurüdfallen an
ihr Vieh mit auf das gemeinſame Weideland getrieben und die Gemeindewaldungen mitbenugt hatten , ein wirk liches Recht daran beſäßen und ob ſie daher bei der Ver teilung der Gemeinbeiten ebenfalls Anteile zu erhalten hätten . Da das englijde Hedyt eine Verjährung in dieſem Sinne nid )t fennt, ſo ward von dem Oberrichter und den
den Verleiher oder defien Erben ."
teilung Wilhelms des Eroberers und das darauf fundierte Grundbuc), worin die Zahl der urſprünglidien Herren und Vajallen , denen die Gemeinbeiten nach beſtimmten Wer: hältniſſen geborten , verzeidnet iſt, die Grundlage der Tei:
Dadurch war die Möglichkeit gegeben , durdy Gründ ung von Familienſtiftungen jeder leidytſinnigen Veräußer: ung der Güter vorzubeugen. Zwar ſudyten die Geridyte dieſes Statut vielfach zu umgehen , man erfand eigentüm liche Klagen , wodurd) man die Beſtimmungen illuforijd
zu machen ſudyte, wie z. B. die gemeinredytliche Entwöhne ungsklage ( ,,Common recovery " ). Wenn nun dadurch und durch die nadyfolgende Gefeßgebung aud die Befugnis
eingeſdyränkt wurde, Stiftungen in dem ausgedehnten Sinne des angeführten Status zu machen , ſo iſt es dod) audy
jekt nod) moglid ), ,,Entails " zu begründen , welde gültig ſind bis auf den dritten lebenden Erben oder bis der nod) ungeborene Erbe das einundzwanzigſte Jahr er: langt hat. Sodann hat England den Vorteil gehabt , daß ſein einheimiſches Recht nidyt von den Grundfäßen des romi
ſchen Rechts angeſteckt und verdorben wurde. Die durdy das Feudalredyt begründete Bevorredytung der erſtgebore: nen Söhne bei der Erbjdaft in das befannte Stammgut hat ſich daher erhalten , auch nadidem das Feudalncien
aufgehört hat. Sie wurde genährt teils durch die Nud ficht auf die politiche Stellung der Familie, teils durch
die Sitte , nach welder das Familienhaupt feine patriar :
chaliſche Stellung behauptet und im väterlichen Hauſe den nachgeborenen Geſchwiſtern ein Unterkommen gewährt.
Endlich geſtattet das engliſche Redyt , wie die freie
Ende des
zwolf Nidtern Englands erfannt, daß die alte Lehnsver:
lung bilden mußten .
Die Häuslinge gingen daher bei
dieſer Gemeinbeitsteilung leer aus und waren teils ge
nötigt, ein Unterkommen in den Fabrifen zu finden, teils aber audy ſucten die neuen Beſiber ihnen die Möglicykeit zu verſchaffen, durch Poriduſe Padtungen zu übernehmen , welde fic , burde die Verhältniſſe begünſtigt, in der Regel bald zurudzu zablen im ſtande waren . Auf dicje Ocije iſt der Grundbeſit in England in
den Händen des Adels und der Gentry), welche dadurdy jowohl in geſellidaftlider als in politider Beziebung cinen maßgebenden Einfluß ausüben . Von den etwa 50 Millionen Acres oder 20,2 Mil lionen Sicftar uurbaren Yandes des Vereinigten Königreiches
befindet ſid, zur Zeit der größere Teil von etwa 121 Millionen Heftar in den Händen von nur 977 Groß grundbeſibern , welche die Sandwirtſdaft bauptſädlich durch Pädyter betreiben laſſen. Sie erhalten von dieſen für 1 Acre (0,104 Heftar ) eine von 5-8 Sdyilling ſteigende Badtunne, die für die Geſammtflade auf nahezu 18 Millionen und Sterling oder 363,6 Millionen Mart
geſchäft wird. Die Dauer dieſer ländliden Padytungen iſt eine ſehr verſchiedene; ſie laufen in England gewöhn lid 7-14, in Sdottland 21 Jabre ; nur in Irland be
Veräußerung unter Lebenden , jo audy die freie Verfügung
ſteht noch das Syſtein der „ Tenants at will", wonach
von Todes wegen . Ultima voluntas libera est. Wird das
der Gutsherr dem Pädter nad Willkür kündigen darf. Dr. A. Berghaus.
durch zwar der Familienvater in den Stand geſett, ſeinen jüngeren Kindern, wenn er es nötig erachtet, einen Erb anteil zu ſichern , ſo liegt es auch umgefehrt in ſeiner
Macht, das Vermögen zum Woble der Familie zuſammen zuhalten. Einen Pflichtteil hat kein Kind zu fordern . War auf dieſe Weiſe die Ariſtokratie in den Stand gejeßt, ſich auf ihren Familiengütern zu erhalten, ſo wurde
ſie durch die ſtets wadyſende Grundrente befähigt, mit den ſteigenden Bedürfniſſen auch ihre Einfünfte zu vermehren .
Zur Geographic der Vereinigten Staaten von kolumbia . Einem amtliden Berichte über den Handel der Ver einigten Staaten von Kolumbia im Journal officiel
Zur Geographic der Vereinigten Staaten von Kolumbia .
entnehmen wir folgende Angaben über die Naturverhältniſſe dieſes Landes :
Die Vereinigten Staaten von Kolumbia , bis zum Jahre 1861 als Republik Neu -(Granada bekannt, jeßen ſich aus neun Bundes Staaten zuſammen , nämlich: An
tioquia , Bolivár, Voyafa , Kauka, Nundinamarka, Mag
215
und der Bananenbaum , ſie alle liefern vortreffliche Ernten, wie denn Neis und Mais gleidfalls ausgezeid net gedeihen . Das Thal des Atrato iſt 500 Kilometer lang und äbnelt in allen Beziehungen durchweg dem vorgenannten. Das Kaufathal liegt zwiſden der weſtlichen und mitt leren Kette der Anden , hat eine mittlere Höhe von 1400
1
Meter über dem Meere und bildet in der Richtung von
dalena , Panamá ( Jitmo), Santander und Tolima. Sie nebmen den nordweſtlidijten Teil des jüdamerikanijden
Kontinents zwiſchen dem 73. und 81.0 öſtlicher Länge, nady dem Meridian von Paris gerechnet , und vom 12.0 nörd licher bis zum 5.0 jüdlider Breite ein und bedecken eine
Süd nad Nord eine unüberſehbare Ebene, welche mit den jaftigſten Futterkräutern bededt iſt und der Viehzudyt ge radezu unerſdöpflidye Weidegründe bietet. Man baut bier Kaffee, Kafao, Tabaf, Zuckerrohr, Reis, Baumwolle, Indigo u . 1. W .; Bananen , Crangen, Mais und der Maniof, die
Flädie von 13,000 Quadratmiriametern , von welcher indes
faum der dritte Teil bewohnt iſt. Unter der Zahl von
Brotſtaude, wadyjen überall wild. Die Ebene oder Savanne von Bogotá bedeckt etiva
rund 3 Millionen Einwohnern finden jid, etwa 150,000 un
310,000 Hektar und nimmt die Stelle eines Sees ein, ziviliſierte Indianer. Die Anden teilen ſich bei ihrem Eintritt in das Land in drei große Retten , welche von Süd nach Nord das
welcher wahrſdeinlich ſchon mehrere Jahrhunderte vor An funft der Spanier infolge von Naturevolutionen ausge
trocknet iſt. Die Savanne wird durd) fünf Waſſerläufe
ganze Gebiet durdyziehen und ſo drei große und tiefe Thäler
bewäſſert, hat troß ihrer hohen Lage von 2640 Meter über dem
bilden . Dieſe werden durdyſtrömt von den drei Flüſſen
Meere ein mildes Klima mit einer mittleren Temperatur von 15 ° C. und iſt von einer erſtaunlichen Fruchtbarfcit. Alle Zere
Atrato , Raufa und Magdalena. Die geographiſche Ger ſtaltung, wie ſie jid, aus dieſen Bergzügen , welche ſid teil: weiſe bis zu 5000 Meter erheben, den dazwiſchenliegenden Thälern , den Abbängen und den übereinander aufgetürm ten Hodifläden ergiebt, erzeugt und befördert die veridie
fämtlidye curopäijden Gemüſe- und Obſtarten gedeiben hier in gleicher Weiſe und liefern reiden Ertrag, obgleich die Bodenkultur im allgemeinen noch ſehr weit zurück iſt.
denſten flimatiſden Verbältniſſe. Auf den Gipfeln der
Naum der zehnte Teil dieſer weiten Fläche iſt der Kultur
Berge berrſcht eiſige Rälte und auf den Soblen der Ibäler,
überhaupt erſchloſſen und das liegt an dem Mangel jeg
wie am Meeresufer, eine brennende Hie. In dem Ber : hältniſſe aber, in welchem man ſich räumlid von dieſen ertremen Punkten entfernt, ändert ſich die Temperatur und an den Bergbängen wie auf den in gewiſſer Höhe
dränkt, lediglid für den eigenen Bedarf zu bauen . Die neun Zehntel unbebauten Bodens aber dienen als gras
gelegenen Plateaus iſt dieſelbe fortwährend angenehm und milde. Die heiße Zone iſt durdweg ungeſund. Die bös:
Pferden und Schafen . In letzterer Zeit hat man das
artigſten Fieber und ſelbſt der „ Vomito negro " herrſchen dort
neben großer Nüchternheit gewiſjen bygieniſden Vorſichts
England, Frankreidy, den Vereinigten Staaten von Nord amerika und Solland eingeführt wurden , weſentlich ver beſſert. Dieſe Savanne wird mit Einſchluß der Thäler, welche ſich von ihr abzweigen und ſie gewiſſermaßen ver längern , der Hornſpeicher Kolumbiens werden , ſobald Ber:
maßregeln unterwirft, dort aushalten und arbeiten, wie
febrswege vorhanden ſind .
endemiſch; namentlich iſt dies im Magdalena - Delta und an den Ufern des Atlantijden Ozeans der Fall. Indcījen kann der Europäer, wenn er ſich nur in der erſten Zeit
alien , jede Art von Sommergetreide, Mais , Hartoffeln,
licher Kommunikation , welder die Anſiedler darauf be
reiche Weiden für zahlreidie Heerden von Kindviel), von Vandvieh durd Kreuzung mit edleren Naſſen , welche aus
dies die verbältnismäßig ziemlid zabircice Fremdenfolonie
Man findet übrigens innerhalb der gemäßigten Zone
in Barranquilla beweiſt. Die gemäßigte Zone andererſeits iſt ſehr geſund , ebenſo die unteren Regionen der falten
an verſchiedenen anderen Punkten Ebenen von gleidyer
Zone.
Ausdehnung haben , als die Savanne von Bogotá .
Das Thal des Magdalena-Stromes in
einem unteren
Laufe, alſo etwa von Honda bis Barranquilla in der Länge von zirka 6000 Kilometer, tveiſt eine zwijden 75 und 120 kilometer wediſelnde Breite auf. Dasſelbe ent bält eine fortlaufende Neibe hundertjäbriger Wälder, in
denen zahlreiche zum Häuſer- und Schiffsbau, wie zur Kunſt tijd lerei geeignete Holzer, gummi und barzreide Bäume, ebenſo faſt jämtlidre Tropenpflanzen ſid finden. Die Frucht barkeit des Bodens, ſoweit er urbar gemadt und einer
oder ähnlider Fruchtbarkeit , welche jedoc) weit geringere
Der Magdalena -Strom , welder faſt 1800 Kilometer lang iſt und ganz Kolumbia von Süden nad Norden
durchzieht, iſt bei weitem die bedeutendſte Waferſtraße des Landes. Er vermittelt den geſamten Außenbandel der Staaten Santander, Antioquia , Boyafa , Kundinamarka, Tolima und einen großen Teil desjenigen von Bolivár und Magdalena. Eine kleine Flotte von 18 bis 20 /
Dampfern mit einer Tragfähigkeit von 60 bis zu 250
regelmäßigen Kultur unterworfen iſt, erſdreint hervorragend.
Tons beſorgt den Verkehr zwiſden Barranquilla und Hunda . Während des niedrigen Waſſerſtandes wird indes die
Zuderrohr, Indigo , der Kakaobaum , die Baumwollitaude
Sdiffabrt häufig ſebr verzögert und muß zuweilen gänz
216
Steinere Mitteilungen .
lich ausgelebt werden .
Dieſem Uebelſtande foll durch Na
naliſations- und Regulierungsbauten abgeholfen werden , welche ſeit 18 Monaten in Angriff genommen, bereits er
erhöht ſid, aber oft auf 32 bis 48 Marf. Kollis, welche zu fdwer wiegen , um auf den Rüden eines Laſttieres ver packt werden zu fönnen , werden durch eine größere oder
beblid fortgejdritten ſind und ein zit jeder Jahreszeit diff
geringere Zahl von Männern und Weibern fortgeſchafft.
bares Fahrwaſſer ergeben ſollen . Oberhalb Honda und den Stromſchnellen , welche nur zur Hodwaſſerzeit von Dampfidiffen mit ganz geringer Tragfähigkeit und ſelbſt
Auf dieſe Weije foſtet dann der Transport eines gewohn lichen Pianos im Gewichte von 275 Kilogramm von Honda
dann nidyt ohne Gefahr paſſiert werden können , befahren
ſeit kurzer Zeit zwei kleine Dampfer den oberen Lauf des Magdalena und verſehen den Transportdienſt bis hinauf
nachy Neiva , der Hauptſtadt von Tolima. Flache Boote fönnen den Fluß bis 300 oder 400 Kilometer unterhalb ſeines Urſprungs befahren . Der Atrato bewäſſert den Teil des Landes , welder zwiſchen der Sierra de Bondo und dem weſtlidiſten Zuge
nad, Bogotá (90 Kilometer) 160 Dollars oder 640 Marf. Dieſer gänzlide Mangel braudbarer Verkehrswege bildet die hauptſädylicite Urſache für den Grad von In feriorität, in weldem fid) jowool Aderbau , wie Induſtrie des Landes befinden . Man fängt an, dieſes einzuſehen und die Negierung ridtet in neuerer Seit mit dem intelligenteren Teil der Bevölkerung ihr Augenert auf den Bau und
die Fortführung von Eiſenbahnen.
der Anden liegt; er iſt für Dampfer diffbar bis 500
Kilometer aufwärts von der Mündung und wird weiter oberhalb von fladigchenden Booten und Flößen befahren.
Kleinere Mitteiluugen. Der Raufa durdyſtrömt die Staaten Kaufa und Antio :
quia in einer Ausdehnung von 1300 Kilometer und er gießt ſich oberhalb Mangang und Mompos im Staate Bolivár in den Magdalena-Strom . Er iſt in ſeinem mitt leren Laufe chiffbar , zablreiche Stromſdynellen verbieten
Bericht des franzöſijden Konſuls 311 Bangkok entnehmen wir fol
indes den Verkehr auf ſeinem unteren Laufe für alle Fahr
gende Mitteilmgen über die Reiſe, welche Dr. Harmand in He
zeuge.
gleitung des Herrn Deloncle nach dem Jithmus von Krah gemacht hat. Es wird zımächſt eine geologiſche Beſchreibung der Bai von
Die bauptjächlid jten Zufluſie des Drinoko aus No lumbia, wie der Raqueta, der Guabero, der Meta u . 1. w . ſind von ihrem Austritt aus den Bergen an ſchiffbar. Cine englijde Geſellſdaft, welde das Privilegium der
Tichamphong gegeben , deren Schätze an Mineralien , namentlid ) Bramfohlen , hervorgehoben werden ; z11 kaga nutzt der (Gouverneur, eiul diineſiider Mcitize, Eijenerze ans. Die ganze siiſte iſt bödiit ingejimd, wie die im Jahre 1868 zur Beobachtung der Fomen
Ueber die Laudenge von Krah. Einem vom Miniſter der auswärtigen Angelegenheiten der Geographiſchen Geſellſchaft zu Faris zitgeidvidten Muszig aus dem
finſternis nach dem Sorgebirge yua -Wan abgegangene Erpedition
Sdijjahrt auf dem Drinofo genießt, bat audy die Erlaub
zlı ihrem Edraden erfahren hat. Wiewohl viel Fiſchfang getrieben
nis zur Anlage einer Dampferlininie auf dem Weta er halten. Der Endpunkt dieſer Sdriffahrt wird etwa 80 oder 90 Kilometer von Bogotá entfernt liegen und ſoll dieſe Stadt mit demſelben dann durdy cinen fahrbaren Weg oder einen Schienenſtrang in Verbindung gebracht
wird, hat ſid) hicraus fein Handel entwickelt, da der Fijd) an Ort und Stelle verbraucht wird. An dem Ilfer der Fliijje wächſt ein Thorea genannter Bauum , deſſen Holz zum all der Boote dient: die Koſten des Schijjsbanes ſind hier viel niedriger, als 311 Bangfof.
werden .
In den jämtliden Vereinigten Staaten von Rolumbia
china and Kambodjcha. Dr. Harmand hat inzweifelhaft feſtgeſtellt, daß der Tid;amphong vom Thung Kha veridieden iſt; diefer letztere
gibt es nur ganz vereinzelte und kurze Streden fabrbarer
crgießt ſid) durch eine andere Mündung in das Meer und zwar ohne Zweifel in die Vai von Sawy. Ehe man nach Krah ge
Asege. Nidyt nur die verſchiedenen Staaten , ſondern ſelbſt die verſchiedenen Landſtriche innerhalb jedes einzelnen unter
Die Wälder, welche , wie alle in dieſen Gegenden , ſehr ausgebeutet
ſind , haben mir wenig ſchöne Bäume; ſie erinnern an Rodhin
langt, kommt man nach dem Weiler Taſan und dann über l'idit
Waren werden deshalb auf Laſttieren , Mauleſeln und
ungen , welche mit hohen Gräſern bedeckt ſind ; es ſind dies die Spuren einer friiheren Bebauung. Das Dorf kirah liegt ſehr lieblid) am Abhange von Hiigeln , da, wo der von den Eingebornen Tſchan ge : nannte Fluß ſich in das Eſtuarium von Pack -Tjdan (wie es irrtiimlid) von den Europäern genannt wird) ergießt . Es wird von einer Bevölkerung bewohnt, die ſich in ihren Ziigen ind ihrer
Cdyjen oder auf den Schultern indianiſder Laſtträger, der
Nleidung ſehr von ihren Nachbarn unterſcheidet.
ihnen ſind von einander getrennt und ohne andere Ver febrsmittel als Fußſteige, auf denen nidt einmal Sdleifen
oder Schlitten fortgebracht werden können,
Sämtliche
ſogenannten Karreteros , ja ſelbſt durch Frauen und Minder transportiert. Zeitverluſt, zahlreiche Beſchädigungen der Güter und enorme Transportkoſten ſind die Folge davon. Die Fradit für eine Maultierlaſt, welche in zwei Ballen von je 5 Arrobas oder 57 Kilogramm 500 Gramm
Gewidyt geteilt wird, von den Ufern des Magalena Stromes bis zu einem der Zentralpläße, welde 60 -80 Kilo meter davon entfernt ſind, ſdywanft zwijden 6 bis 10 Marf,
Storms und Beder in Karema.
Storms und Beder ſchreiben unter dem 3. Oktober 1882, daß ſich beide guter Geſundheit erfreuen . Storiis erreichte farema
bereits nach einer Reiſe von 312 Monaten von der Siiſte aus. Die dortige ſchwarze Bevölkerung entwickelt ſich allmählig. Sie umfaßt heute 50 Familien . Jede derſelben wohnt in einer Hiitte, mitten in einem Stiicf land erbaut, das hinreicht , ſie 311 ernähren . !
Becker hat die primitiven Einrichtungen Staremas vervollkommnet.
Kleinere Mitteilungen .
Er errichtete dort eine geräumige Boma von 250 Meter länge und grub einen Brunnen , wo man gegenwärtig das Waſjer holt,
welches friiher aus dem See geſchöpft werden mußte. Zugleich
eröffnete derſelbe zahlreiche Wege , um die Urbarmachung der (Gegend zu erleichtern und formte endlich das alte , vou Popelin gekaufte Ruderboot in ein prächtiges Segelboot um . Storms legt in lobender Weiſe von den durch Beder vollendeten Arbeiten Rechenſchaft ab. Er bereitet ſich ſeinerſeits vor , vielle , ſehr beträcht liche zu unternehmen , um die Bediirfuiſſe zu befriedigen , welche er vorausſieht. Beder blieb nach Storms' Ankunft noch einen
217
freiheit fiir Waren zl! gewähren , die ſie aus dieſem Lande naci China oder Japau transportieren ſollten und ned) über dieſe Zeit 8 Jahre lang Befreiung von Zell für die Waren , welche ſie aus China und Japan in diejes land einfiihren werden . Als hierauf adviſiert wurde, haben die Deputierten der anderen Pro : vinzen ſich damit vereinigt, die von Seeland unter Genehmigung ihrer Auftraggeber ; aber die von lltrecht haben ertlärt , in bezug auf das Geſchent der 25,000 Gulden nicht 311zuſtimmen.
Eiu Brief Volds über „ Dymphna “ und „ Varna.“
Monat in Rarema. Er nahm ſich vor , im Anfang des lettver .
floſſenen Novembers abzureiſen . Gerrie hätte derſelbe noch länger dort verweilt, allein er mußte ſeine Begleiter nach der Kiiſte zu rüdjühren , da deren Dienſtzeit verſtrichen war.
Nadden er ſich
von ihnen verabſchiedet, wird er Familienangelegenheiten halber llach Europa fommen .
Judes ſpricht Beder die Hoffnung aus,
daß ihm erlaubt werden möge, nach karema zuriicfzuifehren , „ wo ich“, ſchreibt er , „mitten unter den Leuten gliidlich lebte , die ich der Sklaverei entreißen konnte.“ Neben Storms wird an die Stelle
Beder's ein junger Belgier , Maluin treten . Dieſer reiſte in den erſten Tagen des Februar nadı Zanzibar ab , wo ſich im Jamar die Karawane bildete , die ihn nach Karema fiilren ſoll .
Nordenſkiöld und der Preis für die nordöſtliche Durchfahrt.
Die niederländiſchen Blätter veröffentlichen einen Brief des Herri Vold 311 litrecht, der über die Nachforſchungen nach der
dänijchen und der niederländiſchen Polarcrpedition folgendes ſdreibt Von Sr. Excellenz dem niederländiſchen Gejandten am ruſſiſchen Hoje empfing id) Abſchrift eines der (Gejandtſchaft vom ruſſiſchen Miniſterium der auswärtigen Angelegenheiten zuigegangenen
Schreibens. Der Herr Sidoroji, welcher in dieſem Schreiben er wähnt wird , iſt, wie man ſid, erimiern wird , ein vermögender
Kaufmann und Gutsbeſiber im Nordoſten von Rußland.
Sciu
Einfluß famind wird uns in Zukunft beſonders 311 ſtatten kommen , da eine Aufſuchung von der Kiiſte des Siariſchen Meeres aus gewiß für die beſte Maßregel gelten muß. Der erwähnte Brief lautet: Herr Sidorofi teilt mir den Juhalt eines Berichtes mit, den er am
17. Januar aus Jima empjing.
Die Leute,
welche durch Paulus Piſchof von Zijriansk ausgejdhickt waren , um Von hieniem taudit die Nachridit auf, daß Frhr. v . Norden
ſkiold den für die Entdeckung der nordöſtlichen Durd)fahrt von den General Staaten der Niederlande im Jahre 1996 ausgeſchrie benen Preis von 25,000 Gulden beanſprucht habe. Das im ge nannten Jahre erlaſſene Edift enthielt die Zuſage bedingungslos,
ohne Riidjicht auf die Zeit der Entdedung und die Nationalität des Entdecers. Nach dem „ Aftonblad“ hat Nordenſkiöld ſich in dieſer Angelegenheit an den niederländiſchen (Geſandten 311 Stock
holm gewendet. Ji bezug auf dieſe angeblid) von Nordenſkiöld erhobenen Anſprüche ſchreibt die „ Nieuws van den Dag : “
Als
im April 1880 in der niederländijden Preſſe an den beinahe 300 Jahre alten Beſchluß der General Staaten erimiert wurde,
in welchem eine Belohnung für die Auffinding einer nördlichen Durchfahrt nach China und Japan zugejagt wurde und man
ſcherzweiſe bemerkte, daß Nordenſkiöld durch ſeine bewunderings wirdige und glückliche Reiſe die Bedingungen der alten Preis
Erkundigungen über die niederländiſche mid die dänijche Erpedition cinzuziehen, haben den Jahrmarkt, der bei Cbdorsť an der ĉygrva, cinem Nebenfluß der zum Stromgebiet des ob gehörigen Coswa, gehalten wird, am Dreikönigsfeſt beſucht. Alle čamojeden ver ſicherten , daß ſie feiit cinziges Ediff im Meer geſehen hätten und
ihnen and; feine Geriichte zugekommen ſeien , daß in jenen (Gegenden fich Menſdien befänden , weldie in Not jeien. Aus diejem Bericht wage ich wieder keinen Schluß 31! ziehen. Es kann ein Beweis ſein , daß die Schijje ſich nicht im öſtlichen Teil des Kariſchen Miceres befinden ; es fann ebenſo gut ſein , daß die Samojeden die Niiſte verlaſſen haben, ehe die Schiffe in die durch ſie beſuchte
Gegend gekommen ſind. Der thätige Ronjul 311 Hanumerfeſt, Herr Robertſon , iſt mittlerweile nid t uthätig. Er wird bei den nordiſchen Robbenfängern die nötigen Viachrichten einziehen und ſie veranlaſſen , auf allen Seiten gut auszuſchauen . Dies Auf ſuchen durch Schiffe faim
jedoch nicht ſchnell ſtattfinden , da die
frage erfüllt habe , da glaubte gewiß niemand im Ernſt , daß der ſchwediſdie Reiſende jemals ernſtliche Auſpriiche auf die verjprochene Summe von 25,000 Gulden machen würde. Nun es doch wirklich der Fall zu ſein ſcheint , iſt es gewiß nid)t umintereſſant, den er
See im Weſten vou Nowaja Semlja und gewiß auch die Eingänge zum Nariſchen. Meer noch für lange Zeit für jede Fahrt gejdloſjen ſein werden . Indeſjen hat man , wenn man von allen Seiten
wähnten Vejchluß vom 13. April 1596 mitzuteilen , um zu beur:
vorgeht, die meiſte Chance, die Erpeditionen aufzufinden .
teilen , ob wirtlid ) Veranlaſſung für Herrn Nordenſfiöld beſteht, um außer den ihm von ſeinem Vaterland geſchenkten Titelii und Einfünften aud) noch die 25,000 Gulden von den alten GeneralItaaten herrührend, zu beanſpruchen , wenn nicht etwa die heutigen Niederlande mit ſtolzer Großmut, ohne Anſtand , cine Simme bezahlen , die ſie nid)t eben arm machen wird. Der Beſchluß lautet: Die Deputierten der Herren Staaten von Holland erklären , daß ihre Auftraggeber auf die Wiederaufnahme der Meije nad) China und Japan auf nördlichem Wege adviſiert und dieje Reije abge ſchlagen haben , mit Riidſicht auf die großen Koſten , welche inun zirei Jahre hintereinander, um die Reiſe zu verſuchen, vergebens gemacht worden ſind, daß jedoch Ihre Edelgut gefunden und eingewilligt haben ,
1
Sibiriſche Sdwarzerde.
Die Schwarzerde iſt in Sibirien ebenſo wie in Rußland und im Kaukaſus in verſchiedenen Höhenlagen anzutreffen , bald
niedriger, bald höher als die nachbarlichen Salzlacken , Moräſte und Seen . Beſtandteile und Struktur derſelben ſind gleid) mannig faltig , wie jene des europäiſchen Rußland. Häufig wird in Sibirien ein Boden als Schwarzerde bezeichnet, welcher mit der letzteren nichts gemein hat. Hiedurch gewinnt aber die vermeint liche Flädienausdehnung diefer in ungewöhnlichem Grade, während in Wirklichkeit die ſibiriſche Schwarzerde lange nicht das Areal
erreicht, welcher der im europäiſchen Rußland vorhandenen zuge
auch infolge der anderen Provinzen , wenn einige unternehmende
hört. Sowohl in Weſt als Oſtſibirich wechſeln wirkliche Schwarz
Kaufleute in Stompagnie oder anderer Weiſe die beſchriebene Reiſe
erde , unfruchtbarer Sand- und Salzboden, Moraſt-und Seeſchlamm boden ſo vielfach, daß man nur durch an Ort und Stelle verge nommene Unterſuchungen im ſtande iſt, genau anzugeben , iro
auf ihre Koſten und Gefahr , ohne Schiffe und Geld von dem Land,
311 verſuchen wiinſchen , diejen Abenteurern , welche die Reiſe gejun I
!
!
den und gethan haben und davon gute und lobenswerte Nachridit bringen , bei ihrer Zurückfunft in einem Male die Summe von
die eine Bodenart endigt und die andere beginnt. Bleibt man jedod)
25,000 Gulden zu verehren. Ebenſo ihnen für 2 Jahre die Zoll
erweiſt ſich auch dann, daß die Mächtigkeit der ſibiriſchen Schwarz
jelbſt nur bei der typiſchen Schwarzerde der Steppe ſtehen , ſo
218
Notizen .
erde bedeutend geringer iſt, als im curopäiſchen Rußland. Die
fabelhaft reich . Vegetation an einigen Orten Sibiriens, das ſtellen weis ungewöhnlich raſche Wachstum , erflären ſich nicht jo ſehr
durch den Reichtum und die Kraft des dortigen Vodens, als durd) ſeine Jungfräulichkeit und durch verhältnismäßig größere Quantität an Sonnenwärme.
Die faſt überall in Sibirien übliche Brach
felderwirtſchaft (das Land inht oft 6--10 und noch mehr Jahre),
daß leutiant Prudhomme ſich nach dem oberen Mekong begeben hat, um die Trace einer Eiſenbahnlinie, welche gegen lleber ſchwemmungen geſichert iſt, aufzuſuchen und die Höhe der Fluß ufer zu beſtimmen. Zu derſelben Zeit war auch zwiſchen Prum Penh und Battambang die Aufſtellung der Telegraphträger be endet. Junerhalb des Gebietes von Kambodſcha iſt die Draht leitung fertig und man wartet nur auf die Vollendung des in
die raſche Ausnutzung des Bodens und ſeine in den meiſten Fällen
čiam gelegenen Teils , um dieſe wichtige Verbindung eröffnen
unbedeutende Mächtigkeit, endlich die vorhandenen Analyſen : Alles das erlaubt zu behaupten , daß die Bodenarten Sibiriens nicht ſo reich an fruchtbringenden Beſtandteilen ſind , wie man gewöhnlich
Die Hrn. Aymonier und Sorin befanden ſich immer noch in guter Geſundheit zil Angkor, leutnant Gautier befand ſich auf dem Wege nach der Grenze von Bin - Tuan, wo er ſich in einer beinahe unbekannten (Hegend für längere Zeit niederzulaſſen beabſichtigt .
annimmt. Faßt man dieſes ins Auge, gedenkt man des ſtreng kontinentalen ſibiriſchen Klimas , der Dirren des Landes , der
ſibiriſchen Peſt und der Heuſchrecken, ſo iſt durchaus klar , daß in = geachtet des lebhaften Wunſches, Sibirien ſobald wie möglich an
zuſiedeln , dennoch bei einer derartigen Beſiedelung Sibiriens durch Bauern aus dem europäiſchen Rußland durchaus die größte Ilin :
ſicht zu beobachten, namentlich aber eine genaue Erforſchung der daſelbſt unbenüßten Ländereien vorzunehmen nötig iſt. (Ruſſiſche Revue.)
zu fönnen .
Die Laguna de Malanao. Man trägt ſich ile den Re gierungsfreijen Manila's mit dem Plane, den Lanao oder Malanao See oder vielmehr deſſen Geſtadelandſchaften dem
ſpaniſchen Beſitze einzuverleiben . Der See hat einen Abfluß nach Norden , es iſt dies der Rio Dinanton oder Ninanonon , welcher
bei Iligan in das Meer fält, weshalb er auch Rio Iligan ge nannt wird. Jutereſſant iſt die Nachricht, welcheman den jüngſten Publikationen der jetzt in Mindanao ſehr thätigen Jeſuiten -Miſſion näre entnimmt, wonad, von der Laguna de Malanao einige (!) Fliiſſe nach Siiden und Südoſten ausſtrömen , welche ſich mit den
Notizen.
Gewäſſern des Rio Grande de Mindanao vereinigen , ſo daß es möglich) wäre, von Iligan aus auf dem Waſſerwege mitten
Afien.
Erforſchung der Mindung des Ob.
Das ruſſiſche
Marineminiſterium hat ſich bereit erklärt, der Anregung der (Ge
jelljchaft zur Förderung des ruſſiſchen Handels und Gewerbfleißes ſtatt zu geben und eine neue Erpedition zi1 der ſo notwendigen Erforſchung der Obmiindung auszuſenden . Gegenwärtig ichweben
darüber Verhandlungen jener Stelle mit dem Finanzminiſteriun. Vom Jeniſjei iſt in dem uns vorliegenden Berichte auffallender weiſe nicht die Rede. Wie ſehr aber gerade deſſen Mindungen einer Aufnahme bedürfen , hat Nordenſkiöld in ſeinem Vortrag über die Eismeerfahrt nach Ob und Jeniſſei (1. Ausland 1882 Nr. 13) ſo deutlich nachgewieſen , daß eine Verzögerung derſelben unbe greiflich ſcheint . Die genannte Geſellſchaft hatte ſich übrigens für gleichzeitige Unterſuchung beider Ströme ausgeſprochen.
durch das Herz der Juel Kottabató zu erreichen , ohne erſt die langgeſtreckte und durch vorgelagerte Klippen gefährliche Halbinſel Sibuguer 311 umſchiffen. Freilich iſt zu bemerken , daß dieſe zum
Stromgebiete des Rio Grande gehörigen Fliiſje Maskaden und Schnellen aufzuweiſen haben , die eine freie Schifffahrt zwiſchen Fligan ud Nottabató ſehr erſchweren wiirden .
An den Geſtaden
des Secs liegen 43 von Jllanos bewohnte Dörfer , die von ver ſchiedenen Sultanen und Dattos ( Fürſteni ) regiert werden . Be reits 1639 hatten die Spanier feſten Fuß am Malanao -See gefaßt , waren
aber wenige Jahre jpäter wieder verjagt worden . Erſt
im Jahre 1849 erkannte der Sultan Amirol, der mächtigſte der Malanao Firſten , die ſpaniſche Oberhoheit an , ſeinem Beiſpiele folgten auch andere Häuptlinge, doch iſt die ſpaniſche Herrſchaft nur eine nominelle geweſen. Jevt will man faktiſch Herr des !
fruchtbaren Gebietes werden .
B.
Zur Geſchichte der Franzoſen in Indien. Profeſſor Genin in Nancy beſchäftigt ſich ſeit längerer Zeit mit Studien zur Geographie und Geſchichte Indiens. Er benützt hiczu ein in der öffentlichen Bibliothek 311 Nancy aufbewahrtes wertvolles, altes Manuſkript eines Jean Baptiſte Thiriot. Anfangs zum Beiſt
injel ganze Ortſchaften , deren ſämtliche Bewohner 311 den „ Jura
lichen beſtimmt, war letzterer, nachdem er das Seminar zi1 Toul
mentados" , d. h . zu jenen fanatiſchen Muslim gehören , welche
verlaſſen , in das auſtraſiſche Regiment eingetreten . 1780 ging derſelbe niach Indien . Dort focht er als einfacher Soldat in den Kämpfen zwiſchen Engländern und Franzoſen. An Tippu -Sahibs. Hof hielt ſich Thiriot zwei Jahre auf und Genin neigt 311 der Anſicht , daß derſelbe während einiger Zeit auch der Sekretär ſeines Oberſten , des Grafen d'Hofflize geweſen ſei . Nach dem Frieden von Verſailles verblieb er noch bis 1785 in Indien . Zurückgekehrt, erhielt Thiriot in ſeiner Vaterſtadt, wo er durch ſeine wunderlichen Erzählungen und ungezwungenen Sitten die Aufmerk ſamkeit aller auf ſich zog , eine kleine Stelle in der Gemeindeverwalt ung. Doch ſtarb derſelbe , niemals an viel Ordnung in ſeinem Leben gewöhnt, arm 1834 im Hoſpital . Mit Recht wünſcht ein franzöſiſches Blatt, daß, nachdem Genin verſchiedene zerſtreute
geſchworen haben , ſich nicht der chriſtlichen Herrſchaft 311 fiigen und die einzeln oder in größere Banden vereinigt ſpaniſche Offiziere und Soldaten überfallen und niedermetzelii. Insbejondere
Sulu. Trotz der loyalen Geſinnung, welche der Sultan von Sulu und mit ihm die meiſten der Dattos den ſpaniſchen Zwing
herren an den Tag legen , gibt es auf der gleichnamigen Haupt=
waren es die Bewohner von lot , Tu - til, Bandan - Pandan , Boal (der Geburtsort des Sulltans) u . a. I.
Der Brigade
General Paulin wurde Ende Oktober 1882 gegen die Juramentados mit einer entſprechenden Truppenmadit abgeſchickt und nach blutigen Kämpfen gelang es dem ſpanijden General, alle Dörfer der Jura
mentados 311 verbrennen und die in die Waldwildniſſe geflüchteten
Partien aus dem merkwürdigen Manuſfript in ſeine Abhandlungen
Rebellen zu zerſprengen. Intereſſant iſt es, zu erfahren , daß den Juramentados von Pandan Pandan Banden von Guimbas oder Guinbanos zu Hilfe famen . Ebenſo iſt es bemerkenswert, daß die übrigen Dörfer und Dayatos (Lebensfürſtentiimer) der Juſel ſich während der wenige Tage währenden Feldziige ſtreng loyal
aufnahm , nun auch das Lettere als Ganzes durch ihn der Oeffent
verhielten , was man bei dem fanatiſchen Haſie , den alle Šulianer
lichkeit iibergeben werden möchte.
ohne Ausnahme gegen die Spanier im Herzen tragen , nie er
Aus Rochin - China wird immerfort über neue Forſchungs reiſen berichtet, wozu der Gouverneur Herr Myre de Bilers Anregung gibt. Er teilt unter dem Ende des September mit,
die ſpaniſche Herrſchaft wenigſtens auf der Hauptinſel des Sulu Archipels daſteht. Es darf freilich nicht vergeſſen werden , daß
1
1
wartet hätte ud mas am deutlichſten beweist, wie feſt bereits
219
Notizen.
General Paulin vor der Eröffnung des Feldzugs mit dem Sultan
bearbeitet ; die Verwendung des Piluges crſcheiiit nicht möglid ),
und den loyalen Dattos in Maibin eingehend konferierte.
da die Ochſen zu ſehr unter der brennenden Sonnenhitze leiden . Für den Handel mijdt man das Opium 311 80 Prozent mit einer
B.
Die „ Peninſular and Oriental " Bejellſchaft. Aus dem Geſchäftsbericht, welcher der am 5. Dezember gehaltenen
eigenthiimlichen Subſtanz und formt es zu Ballen von 500 Gr.
42. Generalverſamling vorgelegt wurde, ergibt ſich, daß trotz der infolge der Lage in Aegypten und des Sinkens der Frachtpreiſe
In Indien wird es fiir 40— 48 Marf das Kilogramm verkauft.
gehegten Befiirchtungen das Jahresergebnis ein giinſtiges zu nennen
Sanal hat die Suezkanal-Gejellſdaft in Paris mit Zuſtimmung der engliſchen Mitglieder der Direktion beſchloſſen, drei neue große Stationen und zwar in Rantara, Timſah und am ſüdlichen äußerſten Ende des Bitter Sees (kilometerſtation 133) 311 errichten . Eine
Zur Erleichterung der Durchfahrt von Sdiiffen im Suez.
iſt. Namentlich die Truppentransporte haben hiezu ſehr viel beige tragen . Die Paſſagegelder ergaben eine Eimahme von £ 737,041 oder { 64,862 Zunahme gegen das vorige Jahr. Wem man die außergewöhnlichen Einnahmen für Truppentransport abrechnet, iſt dies bedeutend weniger als die Zunahme, welche von 1879 auf
jede dieſer Stationen oder Baſſins wird der „ Times “ zufolge einen Ilmfang von 40 Quadrat kilometer oder 25 engl. Quadrat Meilen haben . Da der kanal mr 100 engl. Meilen lang iſt, ſo würde dieje Neuerung die Durchſtechıng eines 25 Meilen breiten Meeresarmes von Port Said nach Suez in ſich ſchließen. Eine jede dieſer Stationen ſoll groß genug ſein , um 50 oder 60 Schiffe
1880 zu verzeichnen war. Jil den vergangenen fünf Jahren wurde die Reiſe mit durchſchnittlich nicht einmal 50 erwadijenen Paſſagieren erſter und zweiter Klaſſe gemacht. Fiir Fracht wurden { 1,025,434 oder { 65,211 mehr als im vergangenen Jahre eingenommen . Durd, die vonkurrenz bleibt nur £ 5.65 von
zu beherbergen.
Außerdem joll in Port Said ein neues Dock
Liverpool nach Bombay per Tonne Fracht , woraus noch die Koſten
gebaut und der Stanal fiinftighin wirkungsvoll erleuchtet werden ,
des Suez Nanals bezahlt werden miijjen. Am Ende des Jahres hatte die Flotte ein Transportvermögeil von 147,560 Tommen im Werte von 2,620,521 £ oder 17 £ 15 S. 2 D. per Tome, während 1870 das Verhältnis per Tome 33 £ 9 s. 9 D. war. Mit anderen Worten , damals war das Transportvermögen 80,247 Tonnen mit einem Buchwert von 2,727,250 £, jetzt 67,000 Tomen mehr
wahrſcheinlich durch elektriſches Licht, damit der Schiffsverkehr nicht
mit einem
geſtellt werden .
wie jetzt, nachts unterbrochen zu werden brand )t. Zur Aus fiihrung der geplanten Berbejjerungen ſind Baggermaſchinen im Werte von 4 Millionen Mark beſtellt worden . Jui Kantara
wird das Beden wahrſcheinlid) entweder durch Vertiefung der
Balah -Teen im Oſten oder des Menjaleh Sees im Weſten her :
100,000 £ kleineren Budwert.
Bei Ismaila liefert der Timjah-See ein faſt
fertiges Becken. Das dritte Beden wird durd) Vertiefung des Afrika.
į
Die Kora Asgede. Die von Europäern bisher mir wenig ausgeniitzten Erzeugniſje der Kora Asgede fönnen den deutſchen Handel und Unternehmungsgeiſt auf ein neues, Vorteil bringendes Gebiet hinweijen . Denn jener nordabejjiniſce Plateauabſat (16 .
bis 18.0 11. B.) vereinigt mit einer reidhen natiirlichen Ausſtattung
ſiidlichen Eides des kleinen Bitter-Sees hergeſtellt werden . Die erſte Station wird 28 Meilen von Port Said , die zweite 50 Meilen
und die dritte 83 oder 17 Meilen von Silez entfernt ſein. Gegen wärtig iſt der Nanal nur für einen Schiffsverkehr von 6 Millionen Tonnen aufs Jahr berechnet. Die in Ausſicht geſtellten Verbeſſer ungen werden einen Verkehr von 12 Millionen Tonnen ermög :
lichen und Herr v. Lejjeps glaubt zuverſichtlich , daß der Sanat
ein für Afrika treffliches Klima. Nur zum Teil in die Kolla reichend, gehören ſeine Hauptpartien der Woinadaffa an und ver einigen alle Vorzüge der letzteren . Mannigfaltige Menge ſowohl,
ſo vergrößert werden kann , um einem Verkehr von 24 Millionen
als Gütezeichnet die Produkte der Kora Asgede aus.
knüpften Koſten ſind auf 182 ;; Millionen Mark veranſchlagt.
Die
Tonnen Genüge zu leiſten. Die mit dieſen Verbeſſerungen ver
Ausbeute der weitausgedehnten Olivenwälder, die Beniitung und Kultivation der Kolquall- Euphorbie , die Ausfuhr von Häuten der Rinder und Ziegen laſſen bei richtigem Betrieb , praktiſchem Sinn und Energie reichlicyſten Gewim vorausjehen. Ferner haben
Polar-Regionen. Sechſte niederländiſche Polare rpedition. Die neue niederländiſche Polarerpedition joll am 1. Mai l. I. unter Zegel
die Verſuche der Miſſionäre in Menja und den Hababländern er :
geben.
wiejen , daß der humusreiche, vorherrſchend aus metamorphiſchem
Der Walfiſchfang in Finnmarfen hat, wie dem „ Golos “
Geſtein gebildete Boden den Anbau von Najjee leidit zuließe. Allerdings: Wer in der Nora Asgede gewinnbringenden Sande
berichtet wird, im Jahre 1882 ganz ungewöhnliche Dimenſionen angenommen . Aus Vardö wird geſchrieben , daß bei Oſt- Finu
treiben will, muß vorerſt über ein entſprechendes, verhältnismäßig
marfen , d . h . in der Gegend der Murman fiiijte, 343 Wale, an
hohes Kapital verfiigen , dann aber in die Fußſtapfen Werner Munzingers treten , dejjen Thatfraft und Unternehmungsgeiſt ihn bald zum Herrn des nordabeſſiniſdien Handels machte und in wenigen Jahren die arabiſchen Händler verdrängte. (Nach der Köln . Zig.)
den Küſten von Weſt- Finnmarken 40 Wale , im ganzen alſo 383 Wale erlegt wurden . Im nächſten Jahr ſollen noch ſechs Walfiſchfang Firmen in Oſt- Finnmarken entſtehen und man er. wartet, daß auch ein paar ruſſiſche Firmen den Walfiſchfang im
Opiumkultur am unteren Zambeji. Der erſte Ver ſud) einer Opiumkultur im ſubtropijden Afrika wurde in Shaima,
von den Norwegern angewandte Verfahren befolgen.
unmittelbar am nördlichen Ufer des Zambeſi, zwiſchen dem Mutu nnd Midima (kwafwa ) (za. 110 silm . ſtromaufwärts der Mindung
des Zambeſi , unter dem 180 ſ. Vr. ) gemad )t. Guyot beſuchte die Gegend und erſtattete darüber Bericht an die Pariſer Afademie. Die erſte Ausſaat fand 1879 ſtatt; 1880 waren 44 vekt. , 1881 die doppelte Anzahl bejät und 300 Arbeiter (250 Neger und 50 Judier) beſchäftigt. Das Opium wird 75 Tage nach der Aus
nächſten Jahre betreiben werden . Sie werden, wie verlautet, das Rujjijche Eismeerflotte. In ruſſiſchen Marinefreijen iſt von der Herſtellung einer Kriegsflottille im nördlichen Eismeer die Rede ; die jetzt dort befindliche Flottille verdient dieſen Namen bekanntlich nicht , denn ihre Schiffe eignen ſich nur zum Trans portdienſt .
Kreuzerdienſt an der Murman - R ii ſte. Das ruſſiſche Marineminiſterium hat neuerdings beſchloſſen , für den Kreuzer: dienſt an der Murman Niiſte einen bejonderen Dampfer konſtruieren
ſaat geerntet, während in Indien erſt nach dem 110. Tage. Der
311 laſſen, der alle hiezu erforderlichen Eigenſchaften beſitzt, da die
Ertrag pro Hektar war 1880 50–60 Kilogr., in Indien durch ſchnittlich nur 50 kilogr. Die Pflanze wird von feinen Paraſiten
bisher dorthin entjendeten Kriegsſchiffe, ebenſo wie der für dieſes Jahr auserjebene Slipper „ Djhigit“, ihrer Bauart und zahlreichen Bemanmug wegen nicht geeignet und andererſeits 311 koſtbar er
geſchädigt, nur der Wind während der Erntezeit erregt einige Be ſorgnis. Der Boden wird in primitivſter Weije mit der Hace
deinen .
Litteratur. Anzeigen .
220
Dr. Dybowski , der befannte Erforſcher der nordaſiatiſchen
gieſiſche von C. Theme (Weſtafrika ).“
Der vergleichenden Arbeit
Fauna, welcher ſeit Jahren in Petropawlowst in Kamtſchatka lebt ,
iiber alle freoliſchen Mundarten ſoll eine Reihe von Einzeldarſtell
hat einen Ruf an die Lemberger llniverſität erhalten. Dr. Dybowski wurde ſeiner Zeit wegen Teilnahme am polniſchen Aufſtande im Jahre 1830 nad) Sibirien verbannt, zeichnete ſich aber dort durch
ungen ſoldier vorausgehen , die bis jetzt gänzlich unbekannt ge
ſein fleißiges Studium der Natur und ſeine thätige Teilnahme an den Arbeiten der Saiſerlichen Geographiſchen Gejellſchaft jo aus,
die cigentümliche Umbilding, welcher dort das Portugieſiſche von
daß er ſpäter begnadigt wurde. Nach kurzem Aufenthalte in ſeiner Heimat kehrte der Gelehrte freiwillig nach dem Norden
worfen gewejen iſt imd bringt hieſiir Analogien aus anderen Ge
zuriick, um ſeine Studien der Fauma auf Samtidiatfa fortzuſetzen . Die urſprünglid ) aus dem Boſtoner „ Globe “ ſtammende und and , in mehrere deutſdie Blätter übergegangene Nadıricht,
gieſiſchen eine beſondere Bedeutung infofern 311 , als ſie am friiheſten
nad , welcher der amerikaniſche Maler Weſt mitteilt, wahrſcheinlid )
einige der Leute von der ungliidlichen Jeanette Erpedition, die der Fiihrung des Leutnants Chipp interſtellt waren , am (Golf
blieben ſind. Die gegenwärtige Nummer 1 erläutert in kritiſcher Weije an mehreren Terten von Liedern und Sprichwörtern aus S. Thomé
Seiten eingeborner oder eingeführter fremder Elemente unter bieten.
Unter den freoliſchen Dialekten kommt gerade dent portil
entſtanden ſind .
fiatalog ethnographijder Gegenſtände aus dein Tjduktidenland und dem ſiidöſtlichen Alasfa. Gejammelt von den Gebrüdern Dr. Dr. Arthur und Aurel iranje in den Jahren 1881 82. Bremei .
Narl Sdhiinemanns Buchdruckerei .
von Chatanga aufgefunden zu haben , beruht auf einem Irrtum
1882. I. 16 č . Unter den 295 Nummern , welche jene fiir die
oder vielmehr einer böswilligen Myſtifikation, deren Opfer die Bo
Völkerkunde wertvolle Samlung ausmachen , ſind 183 ethnologiſche
ſtoner Zeitung wurde. Nordenſkiöld nach Oſtgrönland. Mit bezig auf die Nadırid t, daß Nordenſfiöid die ſeit umjerer „ Germania: " Expedition ruhenden Forſchungen in Oſt- Grönland auf Graahs- Bahnen fort ſetzen wolle, erfreut uns einer unſerer beſten Polarkenner mit fol genden Worten : „ Dieſe Nachricht hat mich auf das Höchſte intereſſiert. Es iſt ein Jammer, daß die deutſche Station nicht auf Oſt-Grön land errichtet worden iſt. So wird Nordenſfiöld denn den Spuren des wackeren Graah folgen und mit Dampfer gelingt es ihm vielleidt , den Verlauf des bis jetzt noch unbekannten Teiles der siiiſie ( Egede's land feſtzuſtellen . Voit dem Junern dieſes Teiles von Oſt Grönland weiß man mu vollends gar nid) ts. Auch dies
(Gegenſtände aus dem Gebiet der Tlingit- Indianer und 112 ſolche aus dem Niiſtenſtreifen des Tjchuktſchenlandes. Objchen noch weitere
will Nordenjfiöld zu ertiden ſuchen . Voffentlic) crringt er zum
Beſten der Geographie nelle lorbeeren .“ Wir ſchließen uns jener Klage und dieſer Hoiung aus vollein Herzen an . lus wirft fic, aber außerdem die Frage auf: Jſt in Deutſdıland der cium fiir Polarforſdıııng im großen , fiihnen Stil ſoweit erſtorben , das man ſich mit den internationalen Stationen begnüigt ? Doffen wir, daſ Nordenſkiöld die Nadıbeter Acuprechts wiederholt lehren wird, wie er es idon mit der nordöſtlichen Durchfahrt gethan , daß das Eingraben und jedentäre Objervieren nicht den letzten Zielen der Polarforſchung gewadijen iſt!
Tendungen! 311 erwarten ſind , möchte doch auch das bereits Vor
handene geniigen , um die Erforſchung der Abſtammungs- und Lebensverhältniſje dieſer Völfer wirkjam zu fördern. Aus der reichen Vollſtändigkeit beſonders, in weldier Rohmaterialien und !
(Heräte von den Tlingits, den durch ihren eigentiimlichen Kunſt ſinn, ſowie durd , das ausgebildete Zeremoniell ihrer Gebräuche merk
wirdigen Indianerſtämmen im ſiidöſtlichen Alaska, vertreten ſind, vermag man deutlid die Stufe herauszufinden , auf der letztere
heute ſtehen. Als willkommene Beigabe diirften photographijde Naturanſidten aus verſdiedenen Teilen des Gebietes von Alaska cuſdicinen .
Siurzer Abriß der Mineralogie einſchließlid; Darſtellung der wichtigſten geologiſchen Erſcheinungen. Von Dr. phil. Friedrich
Ninfelin . Mit 141 in den Tert gedruckten Abbildungen. Wies baden .
Verlag von I. F. Bergmann 1883. VI . 82.
Tas Biid) :
lein iſt für Kealgymnaſiei , Realſchulen , höhere Bürgerſchulen in erſter Linie beſtimmt und wir führen es hier an , weil es die für den linterrid)t in jolchen Puſtalten naturgemäße, leider aber zu oft über -
jehene Beziehung der Mineralogie zur Geologie und mandien Zweigen der : phyſikaliſchen Erdkunde ( Geſteinsbildung, Eroſion, Beſteins Transport, Vulkanismus, Gletſdier u . a. dgl .), welche dem minera -
logiſdyen linterrrid )t erſt die rechte Bedeutung gibt, entſchieden zur
Litteratur.
Geltung bringt. Wir glauben , daß es in den Schulen und auf
Tie Entwicelung der Bevölkerung Eiropas im 19.
Jahrhudert vom
ſtatiſtijden
in
den erſten
Stufen des Selbſtunterridits ſehr niitlid) wirken fam .
fultitronici
Etandpunkt. Von Dr. Viniz. Goehlert, Berlin . Berlag ron F. A. Herbig . 1883. II . 22. Seiten. (Gochlert überblidt die Entwickelimgsverhältniſſe der europäiſchen Bevölferimg niad) allge mein fulturhiſtoriſchen (Heſidhtspunkten , welche , wo es immer au geht, die cinjdılägigen (Bruudurſadheit aufzufinden ſtreben und die inögliche Geſtaltung der zufiinftigen Verhältniſſe anzudenten uidit vergejien. Ohne das Intereſſe durchtrocene Zahlenreihen zit ſtöreit, wird das allmälige Anwadijen der Eimwohnerzahl wujeres Erdreits vorgeführt, ſodann aber ; auf die Zujammenſetzung der Bevölkerung nad, der rationalität imd auf die Bewegung inner: balb jerier , wie ſich dieſe in der Heiratsfrequenz, der Geburts and Sterblichkeitsrate, endlich in dem Zuwachsprozent ausdriidt, iibergegangen . Nidt ohne Erfolg hat der Autor die Abhängigkeit der Bewegingsvert»ältnije vom Stand der Kultur nachzuweijen verſidit und eben hierin liegt Ziel im Wert ſeiner Abhandlung. B. Profeſſor Hugo C dhichardt , der verdienſtvolle Romaniſt der Ilniverſität Graz, eröffnet eine Reihe von Abhandlungen , betitelt „ lireoliſche Studie“ mit Nummer 1 „ lleber das Negerportit-
Anzeigen Herder’ſde Verlagshandlung in Freiburg (Baden). So eben iſt cridienen und durch alle Buchhandlungen 311 lezieben :
Dreſſel, L. , S. J., Der belebte und nach neueſten For : Ergebnijen der unbelebte Stoff junge .gr. " (VIII 1. 204 S.)
2. 2. 60.
Das Hauptbeitreven ier Schrift iſt dahin gerichtet, die heute vorliegenden Erfahrungsreſultate 3111 Marſtellung der Lebensuriade zil lenützen. Zu dieſem gciellt ſid) die Neben abſidit, den Pejer über den neueſten Stand der poſitiven stemnita
nijje vom Leben im allgemeinen, ſowie über die Vaupt meinungen zil orientireil, wilche von din fordern in legter Zeit z11 deſſen Erklärung auigeſtellt worden ſind.
Drud und Verlag der J. G. Cotta'ſchen Vud handling in Mindhen und Stuttgart.
Das Sluslan . d Wodenſchrift für Länder- und Völkerkunde,
unter Mitwirkung von Profeſſor Dr. Friedrich Katzel und anderen Fachmännern herausgegeben von der
3. G. Gotta ſhen Buchhandlung in Stuttgart und München . Sechsundfüufzigſter Jahrgang.
München, 19. März
Nr. 12.
1883.
Jährlid 52 Nummern à 20 Seiten in Quart. Preis pro Quartal M. 7. Zu bezieben durch alle Vidhandlungen des In- und Auslands und die Poſt. Rezenſions-Tremplare von Werten der einjdlägigen Litteratur ſind direkt an Gerrn Profeſjor Dr. Friedrich Nakel in Münden , Atademieſtraße Nr. 5, zu
ämter.
jenden.
Inſertionspreis 20 Pi . für die geſpaltene Zeile in Petit.
Juhalt: 1. leber geſchichtliche Beziehungen zwijdjen Buddhismus und Chriſtentum . Von Archivdirektor Dr. H. Pfannenjchinid in Noliar .
9. 221 :
2. Betrachtungen iiber Natur und Erforſchung der Polarregionen. III . Landverteilung in den Polarregionen .
IV . Der Fiordcharakter der Polarländer. S. 223 . 3. Techs Monate in Oran. Con H. Levesques. X. Der Taleb Si- Ben Aiſja . XI . Engel und Tämonen . S. 227 . · 4. Die geologiſche Pandesunterſuchung von Japan . S. 2 : 0 . 5. lleber die wirtſchaftlichen Ver
hältniſſe des Königreichs Siam. S. 232.
6. Beinproduktion in den Vereinigten Staaten. Ĉ . 234.
7. Kleinere Mitteilungen :
S. 335. Alidhanow über die Daje Merw . Einige Mitteilungen iiber das Projekt des Nikaraguakanals. Pechuel-loejdie iiber land und Leute am Songe. Der dritte deutjdic Geographentag in Frankfurt a M. 29. - 31. März 1883 . Polarregionen.
8. Notizen : S. 237. Afrika.
9. Vitteratur : S. 239.
Ueber geſchichtliche Beziehungen zwiſchen Buddhismus und Chriftentum .
Dabei unteridcidet er drei Klaſjen. Die erſte Klaſſe um fapt dic Genealogien , die bimmlijde Empfängnis , die Juldigungen vor der Geburt, die Wahl der Geburtstätte
in folgenden Zeilen beſprechen wir cinen der wert
11. a.; die zweite den englijden Gruß , die Geſdenke an
vollſten Beiträge zur vergleidenden Religionsge didyte,
den Neugebornen und den Stern der Wagier , die Wer
mag man mit den Reſultaten des Verfaſſers einverſtanden
ſudungsgeididhte, die Seligpreiſungen, das Pfingſtwunder, das Teilen der Kleider, die Wunderzeichen beim Tode, die
ſein oder nicht. Das Problem , weldes hier unterjudyt wird, gehört mit zu den anziehenditen , aber auc dwierig
iten der vergleichenden Religionsforſchung.
Es handelt
Höllenfahrt, die 500 Büder u. a.; die dritte die Dar
ſtellung im
Tempel, das saſten Jeju , die Präeriſtenz
jid nämlid, um das Verhältnis einer Reihe von Parallelen aus dem Leben der Stifter zweier Weltreligionen , des
Jejul , den Feigenbaum und die Frage : Hat dieſer geſündigt? Yaſin ſid) nun nach dem Berfaſſer die Parallelen
Buddhismus und des um etwa 500 Jahre jüngeren Chriſten
der erſten Klaſſe aud) aus beiderſeitig vorhandenen Ent
tums. Sind die Züge aus dem Leben des Buddha Safy amuni, welche in ähnlider Weije in dem Veben Jeſu ge funden werden, unabhängig von einander entſtanden oder
ſtehungsquellen erklären , ſo deuten die der zweiten Klaſſe nur auf Entlehnung überhaupt, aber unbeſtimmt von welcher Seite , während die der dritten Plajie auf die buddhiſtiſchen Vorbilder hinweiſen. Räume man das lektere
ſind die einen das Vorbild der andern ?
Zur Beantwortung dieſer Frage ſtellt der Verfaſſer
ein , ſo ſtellen fid) dic Parallelen der beiden erſten Klaſſen
nach vorausgeſchickter Analyſe der religiöſen Cuellen
auch in den Dienſt der dritten . Ohne hier auf das für und Wider der vom Verfaſſer
idriften des Buddhismus auf Grund des biebei widytigſten
Budes Lalita Viſtara und unſerer evangelijden Be ridhte mehr als ein balbes Hundert folder Parallelen in einer eigenen , ausführlich gegebenen Harmonijtit zuſammen .
cbenjo gelehrt, wie darfinnig durchgefübrten wypotbejen eintreten zu können , wenden wir uns zu der weiteren nabe
liegenden Frage , ob eine Biograpbie des Buddha ' oder | Jul Deutſchland war eine Viographic des Buddha ſchon
Nudolf Seydel , das Evangelium von Jeju in ſeinen Verhältniſſen zu Buddha-Sage und Buddha -Lehre mit fortlaufender
vor vielen Jahrhunderten bekannt, ohne daß man es wußte. Felir
Riickſicht auf andere Religionsfreije. Mit zwei Regiſtern. Leipzig .
Piebredit Pollskunde, 1879, F. 441 ff. und friiher in Eberts
1882 ; gr. 80 ; VI imd 361 ..
Jahrb. 1. rom . und engl. Sprache II , 314 ff.) hat dies zuerſt
Ausland 1883. Nr . 12 .
34
22
leber gejdichtliche Beziehungen zwijden Buddhismus und Chriſtentum .
Züge aus ihr wenigſtens da, wo die Evangelien abgefaſt wurden , bekannt ſein konnten und ob betreffs der Zeit der
nehmen , daß , falls jachlidy eine Abhängigkeit vieler Züge
Abfaſſung der Evangelien eine buddhiſtiſche Einwirkung
der Evangelien von denen des Lalita Viſtara vorhanden iſt, dem Verfaſſer der Apokalypie, wie denen der Evangelien
auf dieſe möglich war. Nach der chriſtlichen Ueberlieferung
eine beſtimmte Kenntnis des Lebens Buddha geworden ſein
iſt das Evangelium des Matthäus in Paläſtina , das des Markus und Lukas in Rom , das des Johannes in Epheſus gejdhrieben. Das Aelteſte von ihnen , das des Markus,
müßte. Dieje Annahme madt der Verfaſſer und ſtüßt ſie unter anderem noch durch den Hinweis, daß die Evangelien
die Parallelen genau da abbrechen , wo die Buddha-Bio
wird etwa vor oder nach dem Jahre 70 u. Zeitr. verfaßt
graphie endet, während bei entgegengeſetter Annahme
ſein , Matthäus und Lukas gegen Ende des erſten Jahr hunderts, Johannes noch ſpäter , die Apokalypſe , weldie auch buddhiſtiſche Züge enthalten ſoll , aber jdon um 68
idywer zu erklären ſei, weshalb der Biograph des Buddha nicht noc, manche Züge der dyriſtliden Jeſu-Biographie, die nur dieſe babe, verwertet hätte. Der Verfaſſer glaubt
Sanskrit gedyriebene Biographie
demnach zu den bisher angenommenen Quellen der Bio
des Buddha , Lalita Viſtara genannt, d. h. ausführlide Erzählung von den Handlungen (Buddhas ), joll nach
graphie Chriſti nodein poetiſch - apokalyptides Evangelium früheſter Zeit anſeßen zu können , welches ſeinen chriſtlichen Stoff , in edelſter Heiligung und Rei
oder 69 u . 3.
Die im
Seydel ſdon um das Jahr 20 n. Chr. verfaßt ſein ; um
1
70 n . Chr. wurde ſie unter dem Titel „ Das heilige Buch oder Thaten Buddbas" in das Chineſiſche überſeßt. . Um dieſe Zeit entſtand die Apokalypſe und unſer Markus.
nigung das Vorgefundene der fremden verwandten Litteratur
Nimmt man nun an , daß ſchon vor dieſer Zeit verſchiedene Aufzeichnungen aus dem Leben Jeſu in Umlauf geweſen
Evangelientypus geſpannt habe. Dieſe dyriſtliche Dichtung ſei dann namentlid) von Matthäus und Lufas auswählend verarbeitet, aber um ſo leichter verloren gegangen , als ihr braud barer Inhalt auf dieſe Weiſe in die Evangelien auf:
feien, jo ſcheint auch in dieſem Betracht das höhere Alter des Lalita Viſtara, namentlich aber dem Matthäus, Lukas und Johannes gegenüber, geſichert zu ſein. Sonach ließe fid eher eine Einwirkung diejes Werkes auf die jich erſt bil
dende Evangelienliteratur denken , als das Gegenteil. haben nun die Verfaſſer der Evangelienliteratur Kenntnis von jener Buddha -Biographie gehabt ? Handelsbeziehungen zwiſchen Indien und den Rüjten : ländern des Mittelmeeres haben jeit Alerander des Großen
Zeiten zu Land und zu Waſſer ſtattgefunden. Ja der ältere Plinius ( 79 ) erzählt uns von alljährlich nad Indien gehenden , großen römiſchen Handelsflotten. Es wäre alſo möglid ), daß auf dieſen Handelswegen auch Kunde von Buddha in den Occident gedrungen ſei. Speziell er wiejen iſt es nid )t.
Es bleibt ſomit nur indirekt anzu
nachgewiejen. Dieſe Biographic enthält der von Rudolf von Ems († um 1250) verfaßte geiſtliche Roman Barlaam 11d Joſaphat der aud) in franzöſiſcher, norwegiſcher, italieniſcher und ſchwediſder Sprache beaybeitet wurde. Nud. v . Ems erhielt vom Abt (Guido ( 1220-1223) ſeinen Stofi .
Derſelbe beruht auf einer lateiniſchen
Vorlage, dieſe auf einer griechijden legende, die aus dogmatiſchen Gründen möglicher Weiſe Johannes Damascens (geb. 311
Damaskus imter ſarazeniſcher Herrſchaft um 700, † nad) 754) verfaßt ſein kann ( 9. Langer, Johannes v. Damascenis, S. 230 bis 255). Die Quellen des Barlaam und Jojaphat ſind buddhiſtiſche, hauptſächlich mit dem Lalita Biſtra und dem 500 11. Chr. ver. faßten Mahavanja , namentlich mit erſterem ſtimmend. Doch iſt es nicht ſicher, ob dieje oder andere Quellen der griechiſch lateiniſch !
gleidjam durch eine Wiedergeburt aus dem
chriſtlichen
Geiſte umſchaffend, in die Umrahmungen des buddhiſtiſden
genommen worden ſei .
Dieſe mit vergleichender Rücfjidt auf die Aehnlich
feiten in den Ueberlieferungen anderer Religionsſtifter und hervorragender Perſonlidfeiten durchgeführte Hypotheſe iſt, ganz abgeſehen davon , ob ſie ſich bei erneuter Unterſudung ganz oder modifiziert oder gar nicht behaupten wird, des
balb von dauerndem Wert , weil ſie zugleich eine Frage berührt hat , die hierdurch weſentlich gefordert iſt. Wir ſteben nämlich , auch wenn die Kindheitsgeſdichte Chriſti
und vieles andere ſid) aus einer buddhiſtiſchen Luelle ab leiten laſjen ſollte , immer vor demſelben Einen Rätſel, deſſen lojung dadurdy nidyt berbeigeführt wird. Wir fragen, wober kommen dann im Buddhismus dieſe merkwürdigen Traditionen , wober die jungfräuliche Geburt , die Gottes johnſdaft, die Höllen- und Himmelfahrt und was damit
jonſt noch nach allen Seiten hin zuſammenhängt, nicht nur bier , ſondern bei ſo vielen andern Völkern der alten
und neuen Welt ? Iſt auch da nocy Entlehnung anzu : nehmen ?
Wir meinen es nidt.
Wir treffen vielmehr hier auf
ewige Gedanken der Menidbeit, wir erkennen bier ein
allgemeines religionsgeſchichtliches Geſeß , das jid in die ſelben oder in ähnliche, zumeiſt von einander unabhängige Anidauungsformen volkstümlid jo fleiden muß , wie es in den verſchiedenen Traditionen und dem Glauben der
deutſchen Bearbeitung zu Grunde liegen (1. Liebrecyt, Volfskunde C. 459 ). Eine bisher , wie es ſcheint, nicht beachtete arabiſche Berſion iſt, wie mir mein verehrter Freund Herm . Meſtuer 311 Hannover mitteilt, enthalten ill „ Prinz und Derwijd) “ oder den Niafamen des Jbu Chisdai ( 12.- 13. Jahrhundert ?) von Dr. M.
9. Meijel ( Habbiner), Stettin 1847. Es verlohnte ſid) gewiß der Mühe, den buddhiſtiſchen Quellen dicjer verídjiedenen Verſionen nachzugehen ; vielleicht würde das auch für die von Seydd ange regte Frage von Widytigkeit ſein können .
Völker ſid) zeigt und ſid, immer ſo zeigen wird. Auch hier iſt heiliges Land, hier eine jener letzten Thatjaden , vor der wir naddenfend Halt maden und ein Fragezeichen ſtehen laſſen. Bis zu dieſem Punkte vorzudringen , d. h.
der wiſſenſdaftliden Forſchung Genüge zu leiſten und dem Glauben der Wölfer geredyt zu werden, iſt das unbeſtreit bare Borredyt der jungen Wiſſenſchaft der vergleichenden
Betrachtungen iiber Natur und Erforſchung der Polarregionen .
Religionsforidung, iſt aud) ein Verdienſt des von poſitiv đıriſtlicher Geſinnung getragenen und mit keuſdem Griffel geſchriebenen Werkes des Profeſſors Seydel . Dr. H. Pfannendmid .
Amerifas der vom 3/6 16 alles während
223
gelegen iſt , jo daß auf den erſten Quadranten Polarfreis eingeldloſſenen Kreisfläche mehr als bekannten Polarlandes zuſammengedrängt ſind, von dem Neſte der weitaus größere Teil wieder
auf den lebten Quadranten entfällt. Bon Nowaja Semlja bis zur Banks- Inſel liegen alſo innerhalb 200 Längen
Betrachtungen über Natur und Erforſdung der Polarregionen . III .
Die Landverteilung in den Polar -Regionen.
graden nahezu alle bekannten arktiſden Länder. Man muß freilid) ſofort hinzufügen , daß in dem Naum der übrig bleibenden 160 Grade bis heute am wenigſten nach Cand geforſdit worden iſt , wie denn ſelbſt das ver
hältnismäßig leidyt erreidybare Wrangells - Yand erſt vor
Die Art der Verteilung des Landes innerhalb der
2 Jahren um difft und kurz darauf drei neue Jijeln nord
Polarkreiſe iſt von ebenſo großer theoretiſcher, wir möchten jagen geophiloſopbiſder, als praktiſcher Bedeutung. Zu
oſtlich von den neujibirijden entdedt worden ſind. Ueber haupt aber liegen in dieſem Raume, wenn man an Norden ffiölds Umidiffung Aſiens, an die öftere Erreichung des
jener Beziehung werden wir aus dieſen Verhältniſſen Kon ſequenzen zu ziehen haben, welde weſentlide Beiträge zur Lehre von den Homologien der Erde darſtellen werden . Ja wir glauben , daß nur unter gründlider Berüdſidyti gung der polaren Yandverteilung die wahre Theorie der Erde als geographiſcher Körper zu gewinnen ſei. Mas aber die praktijde Seite anbetrifft , ſo iſt es bekanntlid nicht bloß immer und immer wieder das erſte Ziel der
Polar-Erpeditionen geweſen , die Landverteilung in dieſen Regionen feſtzuſtellen , ſondern es wird offenbar auch ihr Gang, es werden ihre Gejdyide von dem Vorhandenſein oder Fehlen des Landes in beſtimmten Teilen der Polar Regionen beſtimmt, jo daß ſchon für die Wege, die ſie ſich vornehmen, eine Hypotheſe der Landverteilung von größtem Werte iſt.
Denn eines der erſten Ariome der Phyſik der
Polarländer läßt ſid in den Sat zuſammenfaſſen : Die Verteilung und Beſdhaffenheit des Polareiſes hängt in erſter Linie von der Verteilung und Beſchaffenheit des Polarlandes ab.
Jeniſſei durd wandelsdampfer, endlid aud an die Entdeckung der kleinen Inſel ,,Einſamkeit“ denkt, die bedeutendſten geographiſden Errungenſdaften der Polarforidung in dieſen leßten 10 Jahren und hoffentlid nod, vielmehr der Zukunft.
Grönland , als die größte arktijde Landmaſſe, iſt zugleid, die kompakteſte, indern ſie aus einem Kern von über 39,400 T. L ..-Meilen beſteht, deſſen innerer Zu ſammenhang trop mander von beachtensiverter Seite noch
in neuerer Zeit fundgegebenen Zweifeln wohl als That ſache anzunehmen iſt. Jhr gehören einige ohne Frage in ihren Bezirk fallende Küſteninſeln, wie Disko ( 141,4 D.
D.-Meilen ), an der Weſt , Liverpool-, Clavering-, Shannon Inſel an der Oſtküſte an . Das (Vanze bildet eine über 22 Breitegrade durchziebende Landmaſſe, die nach Süden mit einer der Küſte von Labrador parallelen Zuſpitung in den Atlanti iden Ozean reicht, im Oſten durch das Grönländiſche Meer,
Ebenjo läßt ſich als eine der fiderſten
im Weſten durdy Davis-Straße , Baffins Bai und ihre
Erfahrungen der Polarſtudien ausſprechen , daß, wo je ein
Verlängerung begrenzt iſt. In dieſer Begrenzung iſt auf merfjam zu machen , daß Island, das gleich ihm vulkaniſdie Jan Mayen und endlich Spitzbergen das Grönländiſche Meer gleiciſam einhegen und ſo an die amerikaniſchen
Sdluß auf Vorbandenſein eines Landes in beſtimmten Teilen der Polar - Regionen mit Erfolg gezogen wurde, d. h. ein Schluß , den dann die Thatſachen rechtfertigten, die Eisverhältniſſe in erſter Linie in Rechnung gezogen waren .
Polar Inſeln erinnern, die ähnlich im Weſten die Davis : Straße und Baffins Bai begrenzen.
Nun zeigt ein Blick auf die arktiſche Region , daß wir
Die Bereditigung, gegenüber einer ſo einheitlichen
freilich gar nichts beſtimmtes an den meiſten Stellen über
Maſſe den nordamerikaniſchen Polarar dyipel (der Name
die Verteilung des Landes innerhalb des 80. Breitegrades
Arktiſches Amerika ſchließt das fejtländiſche innerhalb
ſagen können und daß unſere Kenntnis an einigen Punkten ſelbſt außerhalb dieſes Sirkels lückenbaft iſt. Spredien
des Polarkreiſes gelegene Amerika nicht deutlich genug aus , während die Barry inſeln ein ſchwankender Begriff ſind) als Ganzes zuſammenzufaſſen , liegt in der Thatſache,
wir aber von dem Lande, welches thatſächlich feſtgeſtellt iſt, als innerhalb des Polarkreiſes liegend und keinem der drei Nachbarkontinente angehörend, ſo finden wir zunächſt, daß es durchaus aus Einzelinſeln und aus Inſelgruppen be
daß nur verhältnismäßig ſchmale Meeresarme bier trennend
eingreifen , ſo daß in bezug auf das größte Land dieſer Region, Baffinsland, bis auf den heutigen Tag die Frage :
ſteht, ſo daß hier eine Entwicelung der Inſularität wie
Ob Landmaſſe ? Ob Archipel ? nicht ganz gelöſt iſt; und
nirgends mehr auf der Erde hervortritt ; und ferner ſehen
zwar Meeresarme von jenem gleid förmigen , ſdymalen , parallel- und ſteilfüſtigen Typus der gjordſtraßen , daß im Streichen der Küſtenlinien eine Uebereinſtimmung der
wir, daß die größte Anſammlung derſelben offenbar der weſtliden Seite der Halbkugel angehört, wo, hart vom Ferro -Meridian geſtreift, Grönland und innerhalb der nächſten 100 Längengrade der ganze Polararchipel Nord
verſchiedenſten Inſeln dieſer Gruppe unzweifelhaft hervor:
tritt , daß die Oberflädyengeſtalt weſentlich durdaus dies
Betrachtungen über Natur und Erforſchung der Polarregionen .
224
felbe. Sollte es indeſſen zu einer Zerlegung dieſes Ardipels in ſekundäre Inſelgruppen fomumen , was eben auch nur
vorigen Abſchnitten die ebenſovvenig zu leugnende Abſon
aus ſekundären Gründen geſchehen fönnte, ſo wird Baffing:
derung der arktijden Länder in den Vordergrund ſtellen
dies hier um jo mehr betonen , als wir in den beiden
land mit Codburn - Inſel u . 1. w . eine vordere Inſelreihe
mußten.
von
die Inſeln der Hudjonsſtraße anjd ließen und in deren Ridhtung nad Norden zu N.- Devon , N. Lincoln und die
Polar - Ardripel als der amerikanijden Landmaſſe, Spitz bergen, Nowaja Semlja und die weiter nördlid und öſtlid gelegenen arktiſchen Länder der europäiſch-aſiatiſchen
nur randlid) erfordyten Länder weſtlid
nädyſtverwandt anſprechen und dem entſprechend hat der
11,000 D. L.. Meilen bilder , an tvelde fid aud
vom
Kennedy
Man kann Grönland und den nordamerikaniſchen
Kanal (Grantland ), zirka 4500 D. - Meilen, als Ver
Atlantiſdhc Dzean ſeine Fortierung in die arktiſdie Region
längerung erſcheinen.
in der Norwegen
Im weſtliden Teil des Ardipels
und Spitbergenſee, ebenſo wie ein
einer ſüdlichen . In letterer bildet Nord -Somerſet mit Prinz Wales -Land eine, King William - Land, Wollaſton -Viktoria-,
größerer landfreier Naum zwiſchen Wrangellsland und Banfsland angenommen werden zu dürfen ſcheint. Denn alio aud die arktijden Länder durdy Meeresgrenzen zu einem beſonderen Ganzen abgeid loſſen ſind , ſo ſind ſie
Prinz Albert Land mit Banks Cand eine Gruppe, während
doch in ihrer Verteilung nidit vollig unabhängig von den
nördlid davon Bathurſt- und Cornivallis - Injel eine, Melville- und Prinz Patrick - Inſel cine andere Reibe bilden . Unzweifelbaft iſt diedarfe weſtliche Abgrenzung dieſes Ardipels durch das weſtlid von Banks Cand injelloje Eis: meer, während dagegen ſeine Fortjebung nady Noiden hin kaum zu beziveifeln iſt. Vir kennen alſo heute nur den jüd
anderen Vandmajien der Erde .
idneidet die nordweſtliche Durdyfahrt ( Barrow - Straße, Melville-Sund, Banks-Straße) eine nördliche Gruppe von
lideren Teil dieſes Arcipels .
Nun zur Landverteilung in der ſüdliden Polar Region. Von den Landmaſjien der Antarktis iſt bis beute ſo wenig bekannt, daß von einer Skizzierung der
Landverteilung in derſelben nur in engſtem Rahmen die Rede ſein kann, wobei wir außerdem außenliegende kleine Inſeln von unregelmäßiger Verteilung , welde nicht zu
Der Wrangell- Injel Zuſammengruppierung mit
ciner beſtimmten Gruppe zu redynen ſind , wody beiläufig
anderen Ländern des nördliden Eismeeres iſt heute noch
zu erwähnen haben . Dzeaniſche Znjen nämlich auf der Sudhalbfugel, welche außerhalb des Polarfreiſes liegen ,
ganz hypothetiſd ), ebenſo diejenige Neuſibiriens, wenn audy,
wie wir ſpäter zeigen werden , ſehr wahrſcheinlid) . Dagegen iſt kein Zweifel möglich an der Zuſammengehörigkeit der
von der ,, Jeannette “ entdeckten Inſeln mit den neuſibiriſchen Injeln , durd welde lettere zugleich aus der Stellung einfacher vorgelagerter Küſteninſeln zu Teilen ciner größeren ſelbſtändigen Gruppe von Polar- Inſeln erhoben werden . Eine eng zuſammengehörige Gruppe bildet wieder No waja Semlja mit ſeinen beiden Hauptinſeln, Naigatid und wenigen kleineren Nachbarinſeln . Aber das größte Intereſſe erweckt durch ſeine Lagerung Spitzbergen mit dem nord
öſtlich und öſtlich vorliegenden König Karls - Land und Gillis -Land und dem dadurdy mit dem erſteren
aber durc) llmriß , Oberflädie, Klima und organiſches Leben näher den antarktijden Ländern, als den anderen Teilen der Erde ſtehen , ſind Kergueleninſeln , Crozetinſeln , Prinz
Eduardinſel vor der afrikaniſchen; Heard- und Macdonald injeln, Bouvet , Thomſon- und Lindſeyinjel, Campbell-, Maquarie- und Biſhopinjel vor der auſtraliſchen ; Süd Georgien , Sandwidy, Süd-Orkney, Süd -Shetland vor der amerikanijden Seite des Südpolarfreiſes . Aber damit ſind aud faſt alle in ihrer (Sejamtausdehnung und teil :
weiſe auch anderen geographiſchen Eigenſchaften bekannte Landmaſſen genannt, welche mit einigem Nedit, wenn aud nidit mit vollem , nod) bierber zu redynen ſind. Am ſüd
vermittelten, wenn nid)t geradezu verbundenen Franz Joſefs - Land , alles Inſelländer von dem Typus des nordamerikaniſchen Polar-Ardhipels, d. h. große und kleine
Inſeln von oft ſehr regelmäßigen, zum Parallelismus neigen
| Jui dieſem Zujammenhange lohnt es ſich, eine Frage auf:
zilwerfen , welche beim Studium der Polar - Regionen geradezu brennend wird. Hier kommt man nämlich beſtändig in Konflikt mit dem Beſtreben, das in Polarfreis cingeſchloſiene Stick Erde
den Umriſſen , durc) ſdmale Meeresſtraßen ( fjordſtraßen )
als eine Einheit zu betrachten durch die in
getrennt, durdy Fjorde zerklüftet, ohne Tiefland, die nörd lideren „ blaſenartig ", wie Payer von Franz Joſefs-Land
teilung der Erde in eine weſtliche und öſtliche Halbfigel, welche aber bekanntlich durch die Verſchiedenartigkeit der ihr zu Grunde ge legten Meridiane eine ſehr unſichere wird . Judem immerhalb des Polarfreijes die Länder ſich zuſammendrängen , wird man darauf hingefiihrt, z11 fragen : Warum mir zwei Erdjeiten , weſtliche und öſtlidie unterſcheiden ? Hier empfiehlt das praktiſche Bedürfnis
fidy ausdrückt, mit Inlandeis bedeckt. Gegenſeitige Lagerung und Umriß dieſer Inſeln , Geſtalt der trennenden oder begrenzenden Meeresteile, ſelbſt Oberflächengeſtalt und alle anderen Naturverhältniſſe erinnern in einer Weiſe an die nördlichen Teile des nordamerikaniſchen Polar-Ardipels, daß keine anderen gleichweit von einander entlegenen Teile der Erde einander ähnlicher ſind.
Außer der ſchon oben betonten Inſularität tritt ein gewiſſer Anſdluß der arktiſchen Länder an die nädyſtſüdlicy gelegenen Landmaſſen unzweifelhaft hervor.
Wir mödyten
einmal feſtſtehende Ein 1
cine Vervielfätigung der Einteiling, entſprediend den engeren kon tinentalen Beriihrungen , die in der Peripherie der Arktis , den näheren Ozeaniſchen Beziehungen , welche in der der Antarktis ſtattfinden . Wir diirfen uns erlaubeit, eine atlantiſche ind pazifiſche, cine alt- und neuweltliche oder aſiatiſch europäiſche und amerikaniſche Seite der Nordpolar - Kegionen , eine atlantiſde, pazifiſche und
indijche, cine amerikaniſche, afrikaniſche und auſtraliſche Seite der Südpolar-Regionen anzuſpredien.
Betrachtungen liber Natur und Erforſchung der Polarregionen .
225
lichen Polarfreis und in nädyſter Nadbarſchaft desſelben
deres Grönland vermuten , viel mehr nid )t. Damit iſt
liegen dann die meiſten eigentliden antarktijden Land maſſen ; denn es iſt nur in wenigen Fällen gelungen, über denſelben irgend beträdytlid) vorzubringen und vereinzelt ſteht das Eindringen von Roß bis 780 10 ', durd, welches
aber nun idon etwas für diejen Teil der Erde Einziges nad) gewieſen , nämlich ein Meer von 247,000 D.O. -Meilen, inner halb deſſen alles Yand nur in Form von Inſeln und zwar vorwaltend größeren Inſeln , vorkommt, in weldiem weiter die große Inſel der Erde , Ginſel in dem oben angegebenen , gebräudliden Sinn genommen und einige der landreidyſten und gleichzeitig zuſammengedrängteſten Arcipele vorfommen . Cine ſolche Entwicklung der Inſularität findet ſich auf der ganzen Erde nidyt wieder. Nedinet man , daß die
bas jüdlidſt bekannte Land der Erde , Biftoria - Land,
erſchloſſen ward . Betrachten wir nun dieſe Rudimente, ſo zeigt ſich , daß an zwei ſchon vorhin durdy vorgelagerte Inſeln bezeid neten Stellen dieſelben in großerer Zahl und Erſtreckung auftreten ; einmal auf der amerikaniſden Seite, wo hinter den genannten Gruppen von Südbetland und Süd- Orkney unter dem Polarfreis Graham - Pand und in derſelben Richtung unter dem 70. Breitengrad Alerander- Land ſich erheben , beides nur an den Weſtſeiten erforſdite hohe Landmajien mit Bergen von 1000 bis nahezu 2000 Meter. Ilm 120 Längengrade nad Weſten gehend, finden wir am ſüdlichen Polarfreis oder in deſſen
nädyſter Nähe kein Land und an zwei Stellen aud) feines bis über den 70.0 ſ. Br. hinaus. Aber nun tritt unter dem Meridian von Neuſeeland, das vom 70.0 bis gegen
den 80.0 1. Br. hinziehende Viftoria - Land auf und Auſtralien gegenüber folgen nun die teilweis wohl un ſideren, teilweis ſchon durch den ,, Challenger" berichtigten
Hälfte der bis heute unerforidten Polarregionen aus Land
beſtehe , ſu liegt sveitaus mehr inſulares land inner-, als außerhalb der Polarregionen und doch nebmen die lekteren
nur 412. der ganzen Erdoberfläche ein . Aber auch die ſdon bekannten Länder der Arftis bedecken eine Fläche von 70,00 2.- Vieilen .
Man darf alſo mit vollem Niechte behaupten ,
daß nicht nur das Meer die arftijden Vänder von den übrigen Landmajien der Erde be: ſtimmt deide, jondern daß es auch tiefer in
Adélie-Land, Sabrina- oder Balleny - Land u . ſ. w . benannt jind und ſämtlich vom ſüdlichen Polarfreis geſchnitten werden
das Land eingreife, mehr dasſelbe zerklüfte , als jonſt irgendwo auf der Erde. Wie verbalten ſic) nun dazu die antarktijden Regionen der Erde ? Aud) bier, ivo wir binbliden, nur Snjeln und damit auf den erſten Blick die wünſchenswerteſte liebereina ſtimmung mit der inſularen Arttis. Aber ſogleich mus muß
Auf der
man hinzufügen , daß bis heute hier noch immer ein viel
afrikaniſchen und ſüdatlantiſchen Seite endlich iſt das ſüdliche
größerer Naum als dort unbekannt iſt und damit der Frage, ob Inſeln oder ein Kontinent denſelben erfüllen , offen bleibt. Indem wir die Beantwortung dieſer Frage für jebt
Bruchſtüde von Wilfes Land, die als Clarie -Pand,
oder wenigſtens demſelben ſehr nahe liegen.
Gismeer faſt überall bis zum 70.0 jüdöſtlich von Graham
Land noch ziemlich weit darüber binaus, verfolgt worden, ohne daß man Land gefunden hätte mit Ausnahme der ſehr wahrſcheinlich injelhaften Stüde Kemp Land und Enderby - land unter dem Meridian der Crozetinſeln . Indem wir nun zurückblickend auch hier das Gemein jame zu erkennen juden , finden wir dasſelbe höchſt deutlich
hervortretend in der Injularität der arktiſchen und antarktiſchen Länder. Und dabei drängt ſich auf, daß es von Bedeutung iſt für die Schäßung der Geſamt verteilung des Landes über die Erde hin , zu ſehen , wie dasſelbe gerade in den Polarregionen verteilt iſt. Man kommt bei tieferer Erwägung der betreffenden Thatſachen von der Anſidyt zurück , als ob hier nur Zufälligkeiten ob walteten .
Die Wiederkehr der Abidließung der Länder
der gemäßigten Zone von den Polarländern durch Meer in ſüdlichen und nördlichen hohen Breiten haben wir bereits betont. Dod ideint auch im Verhältnis zu den vorbandenen Erdteilen das jenſeits diejer ozeaniſchen Gürtel
gelegene Land in den beiden Polarregionen einmal von beídyränfter Ausdehnung und dann von vorwaltend injela
hafter Natur zu ſein. Von den Ländern der Arktis iſt die Inſelnatur unzweifelhaft zu behaupten ; denn von dem noch unerforſditen Gebiete derſelben , welches zirka 88,000 C .. - Meilen beträgt ,
iſt zweifellos nur ein Teil als
Land aufzufaſſen , dort fann man alſo wohl nod; ein an : Ausland 1883 Nr. 12 .
vertagen , möchten wir zunädyit auf einige andere enlid
feiten in der geograpbiſden Beſdaffenheit der arktiſden und antarktijden Länder aufmerkſam machen . IV .
Der Fjord dharakter der Polarländer. Das Vorhandenſein von tief ins Yand einjdmeisenden
ſchmalen Buchten , welche man in neuerer Zeit mit dem norwegijden Namen Fjorde fobrde, Firth) bezeichnet
bat , iſt ſchon von früheren Seefahrern in den Polarregionen als ein bäufiges Merkmal der dortigen Küſten beobachtet worden und ivo es ſich nicht der Beobachtung aufdrängte,
kam es in der polaren Entdeckungsgedichte zur Aus prägung , in welcher die Verwecjelung von Fjorden mit
den ihnen ähnlichen Fjordſtraßen (d . 1. ganz ebenſo wie dieſe Buditen geſtalteten Meeresſtraßen , welche ſidy durdy nichts, als die Offenheit an beiden Seiten , von denſelben
unterideiden ) eine ſehr große Rolle geſpielt hat. Das dieſen lekteren Umſtand anbelangt , ſo erinnern wir, um eine der größten Thatſachen hervorzuheben , an den immer
wiederkehrenden Glauben an eine nordweſtlidie Durchfahrt in gemäßigten Breiten in der Kidytung der gjorde Nord weſtamcritas oder der Nordflüſſe, welche in die vitlide Hudionsbav münden . Seit Juan de Fuca eine große 35
226
Betrachtungen liber Natur und Erforſchung der Polarregionen .
Einbuditung an der Nordweſtküſte Amerikas unter 47 md
der Südpolarländer ſelbſt bervortritt , und es mödyte ivobl an
480 N. B. gefunden hatte , in welcher er fo tief vordrang,
dieſer Stelle vor allen anderen Zeugniſjen folgender wert:
daß er idon glaubte, das nördliche Eismeer erreidt zit haben und ſeitdem De Fonte 1640 vorgeblich unter 540 N. V.
volle Beitrag zur Geſdidite der Lehre von den Fjorden
hier eine Meerenge oder einen breiten Fluß gefunden hatte,
der Antarktis bezig hat.
den er bis zu einem großen Ardipel und endlic) bis zu einem See von 600 Leguas Länge und 60 Leguas Breite verfolgte , welder jeinerſeits in eine Straße von 2-3 Leguas Breite überging , wo die Gezeiten beftig waren und wo noc) dazu ein Scijf aus Boſton las , knüpften ſich alle Hoffnungen an dieſe Rüſte, welde beute in einigen ihrer bervortretendſten Namen die Erinnerung an die Enttäuid ungen trägt, welche ſie dem nad demſelben Ziel ſuchenden
Covf bereitete. Als nämlic Cook jidder Küſte von Neu-Albion ( der Name iſt der nordweſtamerikanijden Ruite durd Franz
Drake gegeben ) unter 440 näherte, bemerkte er keine Budyten, fie cien vollfommen gerade zu verlaufen. Er gab daber dem in 480 15' liegenden Worgebirge sont Namen Map
Flattery , weil es ilmen mit der Ausſidit auf eine Wafen Budit zu ſchmeicheln dien , die ſich wiederun nidt finden
Platz finden , wenn er audi nidt unmittelbar auf die Länder Cook ſagt nämlid, von der Küſte des Feuerlandes: ,,Die Südweſtküſte von Feuerland kann binjichtlichder Inlets,
Inſeln 11. 1. w . mit der Küſte von Norwegen vergliden werden ; denn id; zweifle, ob es dort eine Strede von 3 Yeguas gebe, welde ohne Inlet oder Hafen iſt, der im ſtande ſein würde, daſ größte Sdiff zu bergen ." !1 Uebrigens gebraudt
ud
Reinbold Forſter
in
einem
Obser
vations " (1780 ) ſowohl als in der ſpäteren Schrift „Be obadtungen und Nahrbeiten it. i. iv. als Stoff zu einer fünftigen Entwertung einer Theorie der Erde" ( 1798 ) öfters
Ausdrücke, welde lebren , daß die Eigentümlidyfeiten dieſer Ländergeſtalten ſeinem forſdienden Blicke nicht entgangen
waren . Wir beben bier nur aus der lebteren Arbeit fol gende Sätze bervor: „ Das Feuerland, beſonders der weſt lide und ſüdweſtlide Teil desſelben , zeigt in den vielen
lief. Für die Eriſtenz einer Weeresitraße in dieſer Segend ,
herumliegenden , feljidten Inſeln , in den tiefen Straßen
in welche die Geographen die San Juan de Fuca -Straße verlegten , meinte er, beſtebe nidt die geringſte Sabrideinlid feit . Audy Hope - Bai, weiter nördlid , verdankt diciem
zwijden benjelben , in den feuerſpeienden Bergen , welde den Namen des Landes veranlaßt haben , ſo wie in dem
Cuden nad cinem Jafen ihren Namen .
jabrsinſeln und den ganz zerſtüdten Falklandsinjen Spuren
Auf der anderen Seite wurde die Cumberland Bai bis in die neueſte Seit für einen zweiten Weg in die
Gudjonsbai gehalten , ebenſo wie nods Buffon den St. Co renz-Golf betradytete, als ein kleines Mittelmeer, weldes
zertrümmerten Staatenlande, mit den vorliegenden Neu
genug von einer ehemaligen gewaltſamen Zerrüttung dieſer Yänder" ( 8.31). Weiter: ,, DieweſtlideKüſte von Grönland wird von der Davisſtraße begrenzt und das Mieer er ſtreckt ſich ferner nordwärts in die tiefe Baffin bai, die
cinen beträchtlichen Arm landeinwärts jendet und ſeinerſeits
vielleidyt gar von lauter Inſeln und gebrodenen Ländern
nichts anderes, als die Mündung des St. Lorenzſtromes
eingeldloſen zu ſein deint" ( C. 36 ) und auf derſelben
zu jein ſcheint." Nidt minder bäufig war die Verwedelung von Sjorden und Meeresſtraßen cine lirjade des Jrre gebens in den Berjudhen engliſder Secfahrer des 18. Jahr bunderts, von der Mudjonsbai nad Nordweſten vorzubringen.
dicic iveitläufigen , noc wenig genau bekannten Gewäſer, finden fich fehr viele Inſeln und zerſtüdte Länder, an welden die Seefabrer bemerkt haben , daß dieſe Inſeln
Seite von der Hudionsſtraße: „ Gleic) beim Eingange in
Bitlicy bone feljichte Spigen haben , die ſid aber ſanft nad Es würde zu weit führen , dieſelbe bier aufzuzäblen ; einige dieſer carafteriſtiſchen Fälle baben wir an anderer
Stelle aufgeführt. Aber im Beiſpiele aus neuerer Zeit zul geben , erinnern wir an Parrys Fahrt in der Duke of Yorf-Bai im Glauben , eine Meeresſtraße in ihr zu haben oder an Pavers Anſicht , dass der Franz Joſefjord in
Oſt -Grönland redit wobl aud) eine Meeresſtraße ſein fönnte , welde Grönland in einen Ardripel zerlege oder an une's Anſicht, daß der Rennedy -kanal blind ende, s. ). cine breitere, fjordartige Bucht ſei. Die minder naheliegende, weniger bekannte Geſchidyte
der Südpolarforſchungen , bietet dieſelbe Erſcheinung , weld lehrt , wie nahe ſolche Verwediſelung aud den geübteſten Seefahrern liegen muſste. Aber bier iſt es vielleidyt mehr angezeigt, an einzelnen fernerliegenden Beiſpielen zu zeigen ,
Seiten bin verfläden ."
Wer erkennt aber nicht , um nad der Südhalbfugel
zurückzukehren , in folgender Schilderung der Ditinjel in der Crozetgruppe den gjordd arakter deutlich wieder ? James C. Hoß ſdyreibt von derſelben : Wenn auch nidyt mehr als 33--4 Miles im Durdumeſſer, erheben ſid, ihre bödyſten Gipfel dod zi mindeſtens 4000 Fuß und die llferbänge ſteigen an manden Stellen mehrere 100 Fuß ſenkrechyt cmpor. Faſt jedes.sap bat in ſeiner Verlängerung eine iſolierte Feljen klippe, 1,2 Miles binausgeſchoben ." Es werden nun die ſeltſamen Formen dieſer Klippen beſchrieben : „ Der merk würdigſte von allen iſt der , durchbohrte Fels " weſtlich vom Nordkap der Policijion - Enjel, burd) iveiden , wie man ſagt,
ein kleineres Sdiff durdyſegeln kann ;“ ? die nädyſtgelegene der Crozetinieli , Poſicionanſel hat bei 20 Miles Länge
wie entſdieden der Fjorddarakter zunädiſt an den Süſten Friedrid Nabel, anthropogeographie. 1882.
9. 275.
I A Voyage tow -the South Pole 1777. II . 199. 2 A Voyage to the Southern Sea. 1847 I. 56.
Sed )s Monate in Oran .
an der Oſtſeite nicht weniger als drei tiefe Budyten.
Und Kerguelenland (Haupt- Inſel) hat einen ähn lich durdybrochenen Felſen in ihrem Chriſtmas -Harbour, welcher ein ächter fjord iſt. Hier haben wir übrigens Tiefmeſſungen der jdmalen , Inlets" , die hier ſo zahlreich ſind, daß ſchon beim erſten Anblicke, welchen Cook von feiner Südweſtſeite gewann , Kerguelenland ihm ,,vielfad eingeſchnitten durch Budyten und vorſpringende Landipiten " erſchien , woraus er ſofort ſdyloß , daß er gute Häfen
finden werde.' Dieſes war denn auch der Fall . Er fand tiefe und zugleid) ſchmale Einbuchtungen mit tiefem Waſſer. Der sjord Port Palliſer , den er genauer unterſucte, zeigte an der Mündung 8 und 4 , in der Mitte ſeiner Länge 37 Faden Tiefe und war bis 14 , Seemeilen breit bei
227
verance" entdeckt wurde ; es iſt eine bergige Juſel von etwa 30 englijden Meilen Umfang, mit einigen guten
Häfen verſehen. Der höchſte Berg wurde auf 1500 eng= liſche Fuß geidät. Ihre Küſten ſind ſteil und jeljig und erheben ſid, im South - Harbour 250-300 Meter in einer Linie. Hooker fand den ernſten Eindruck wegen der „ iron bound coast“ und der vegetationsloſen Feljengipfel der Berge ſehr troſtlos und öde ; erſt wenn man in eine der Buchten einfährt, erhält man einen günſtigeren Ein druck. „ Ji dieſen engen Budyten ändert ſich die Szenerie augenblidlicy; ein Gürtel von Gebüjd umjäumt die Rüſte mit einer grünen Linie und oberbalb dieſer erſtreden ſich grüne Abbänge ." | South Harbour iſt nach James Nob's
Meſſungen 4 Seemeilen lang, am Eingang nicht ganz ' 2, am
beträchtlicher Länge, weldie nicht ganz, ſondern nur 4 See
Ende 1%. Seemeile breit , am Eingang 18-19, in der Mitte
meilen weit, aufgenommen wurde.? Der kürzere Chriſtmas:
bis 25 , im Hintergrund 1-3 Faden tief. Gehen wir aber zu den der Antarktis unmittelbar als an
Svarbour zeigte dagegen eine regelmäßige Abnahme der Tiefe nad ſeinem Ende zu . Bei weiterer Unterſudyung der Inſelgruppen fanden ſid) mehrere gegabelte Budyten , meiſt idymal und lang und eine große Anzahl von Klippen und Eilande rings um die Hauptinſel. Aud James C. Roß zeidynet dieſe Eigentümlidyfeit mit wenigen Worten aufs treffendite : ,,Die ganze Inſel ſcheint durch Vuchten und Fjorde ( Inlets) eingeſdynitten, das Innere
gehörig zu betrachtenden Ländern über, ſo hebt Weddell voit Süd -Georgien beſonders aud die tiefen Einſchnitte hervor , welche die Inſel überall zeigt und welche, wie es
auch bei Kerguelenland der Fall , oft nur dimale Wände zividen den von entgegengejetten Sciten eindrängenden Buditen ( fjorden) ſtehen laſſen. ,, In der Mitte der Inſel
wird ſogar eines Gletſchers erwähnt, der von einem Ufer
von zahlreiden kleinen Seen und Waſſerläufen durchzogen
zum andern ſid) erſtreckt, was wohl Darymple veranlaßt
zu ſein ."
haben mag , zu glauben , es befinde ſid hier eine Durch fahrt." ? Und Goof hebt von jeinem im Januar 1775 entdeck ten Jsle of Georgia ( erit ſpäter Süd -Georgia genannt) bejon ders auch folgende Eigenſdaften hervor : Die Süd-Oſtfüſte
Pon letteren hebt er noch beſonders die Waſjer
fälle hervor , in welden ſie aus dem zueilen .
Junern dem Meere
Nicht minder gehören hierher die Audland - Inſeln , welche James C. Roß folgendermaßen beſdireibt :3 ,,Dieſe Gruppe beſteht aus einer großen und mehreren kleineren
Inſeln , welche durdy enge Straßen von einander getrennt
der Hauptinſel dien burd) mehrere Inlets und Häfen cingeſchnitten zu ſein . An den ſteilen Küſten fand er überall 50 Faden Tiefe und mehr und ebenſo zeidneten
ſind. Die größte Inſel iſt etwa 30 Miles lang und hat
ſidy die Buchten durcy große Tiefe aus . Den Hintergrund
15 Miles größte Breite. Sie enthält zwei Haupthäfen ,
dieſer Buditen bildeten ſteile Ciswände; Schnee und Gis
die ſich beide niad Dſten öffnen und deren vbere Enden bis 2 oder 3 Miles von der weſtlichen Küſte reichen und von einander nur 6 Miles entfernt ſind. . . . Das obere Ende des Inlet Laurie-Harbour iſt ganz von Land um ſdhloſſen. . . Der Hafen an der Südſeite der Audland Inſeln ſoll geräumig , ſein Waſſer aber größtenteils zu
bedecten faſt alles land. Die zuerſt entdeckte Willisinſel fand er durdy einen 2 Seemeilen breiten Kanal von der nächſtſüdliden Vogelinſel getrennt.
tief als Ankergrund ſein , dod ſoll er mehrere Einbudy
Seds Monate in Oran.
(Sdluß folgt.)
tungen in geſchüßter Lage und gut zum Anfern beſißen.“
gioit D. ºe o e sq II 8 .
Die Meſſungen von Ruß gaben an der Mündung des X.
Rendezvous Harbour 15-17 und in der Mitte 12-20 Faden, ſeine Länge iſt 4 , die breite am Eingang 1 , am Ende 13 engliſche Meilen. Enderby I. iſt nur durd, einen / eng liſche Meile breiten Kanal von Roſe I. getrennt und dieſes durch einen Kanal von Auckland - Inſel. Beide
Kanäle ſind von Klippen durdjeßt.
Von gleichem Charakter iſt ferner Campell- Jsland welches 1810 von Fred. Hazelbergh in der Brigg „ Perſe TA Voyage to the Pacific Ocean 1784. 1. 61 .
2 Vergl. a. a. O. Karte 2 und 3 . 3 A Voyage of Discovery 1847 I. 139.
Der Taleb Si-Ben-Aïſſa .
Meine lebendige Bibliothek hat ſich noch um einen
Band vermehrt.
Nad Si-Mohamed verzeidine ich darin
nun auch den Taleb oder Theologen Si Ben Arja. Dod
was ſage id ): ein Band! Der Taleb iſt kein gewöhnliches Budy, er iſt mehr als dies , er iſt ein Koran , eine Aus gabe des Hedidz , des Buches der eigenen Ausſprüche des 1 Flora Antarctica Intr .
2 Zit. nach Neumayer: Die Erforidung des Siidpolar-Ge bietes, in Zeitſchr. d. 6. f. Erdkunde 1872. S. 133.
Sechs Mionate in Oran .
228
Propheten , ein vollſtändiges Rompendium mujelmännijder ! Sidi diljas oder Jeſus Chriſtus. Der Name Widur Gottesgelabrtbeit. Außerdem ein Gläubiger, einer jener leitet ſid) von Aidra her , welches zehn bedeutet und ehe ſeltenen Männer, von denen ich bei (Gelegenbeit geiprochen,
mals mußte jeder Moslim , welder mehr als hundert
ſelten auf der ganzen Erde , aber zumeiſt hier zu Yande
Denare beſaß, davon zehn den Armen ſpenden. Heutzu
unter den wildfanatiſdien Anhängern Mubamed : ; einer jener vollkommenen Menſden , die in Qabrheit das Ziel
dod iſt es ſtreng unterſagt, cin foldes zu verweigern, wer
des Daſeins in Gott ſchen und jede (Gottesverehrung hod
aditen. Mit Si Mohamed batte id) mein Mugennert auf die Geſdidyte dieſes Landes , auf Sitten und Gebräude degjelben geridtet, mit meinem Taleb aber erweiterte jid Der Horizont um cin bedeutendes ind es ſtieg cine Ngelt
tage gibt man Almojen , je nad Luit und Möglidykeit, immer es aud verlange. In der guten alten Zeit war es audy (Gebrauch , von hundert Kamelen oder Hämmeln
ein Stück darzubringen; gegenwärtig jedod, iſt audy dieſe
von neuen Anſdauungen vor mir auf, teils rubrend, teils
Sitte verſdvllen. Während der Gebete des Mſdurfeſtes verlieſt der Imam beilige Züge aus dem Leben des Pro pheten oder Erzählungen , die ihm zuge dyrieben werden .
abſurd , aber immer intereſant; und man muß fic fennen ,
Zwei von dieſen ergreifenden Parabeln , weldie dem He
um den Araber , den abergläubigiten und fanatijdjten
didz entnommen ſind, hat Si-Ben -Aïjja mir mitgeteilt,
der Menden , ridtig erfaſſen und begreifen zu fömmen .
an demſelben Tage, an weldem ſie in der großen Moſchee von
Si Ben -Aijja iſt ein Patriarchentypus. Höflicfcit und einfadie Würde find bei ihm mir cins; fneditiſche Unterwürfigkeit und Eitelkeit dagegen , dieſe beiden duflen Cdatten
im
arabiiden Charakter , find
cinem
Scien
fremd. Die Empfindungen und Anjidten , wvelden er 91153 druck gibt , zeugen von hohem jeclijden Sdwung und eine gewiſſe Poeſie lcuditet aus ſeiner rede hervor.
Wer
ihn kennen gelernt hat, muß in Wahrheit von ihm ſagen : „ Weldy' ein redytídajfener, weld ' ein heiliger Mann !" lind von wie vielen ſeiner Glaubensgenoſſen fomte man das ſelbe behaupten ? Von faum einem vielleidt , denn hinter ihrer fanatijden Frömmigkeit verbergen jid bäufig die gröbſten Fehler , die in vollſtändigem Widerſprud ſtehen mit jeder religiöjen Joce , wie ſie auch immer beſd) affen fein möge.
Das Intereſie , welches die Perſönlich feit mei-
Tlemcen vericſen worden ivaren .
Es war der 27.
De
Sie von den beredten Lippen dieſes ehr würdigen Mannes , aus deiſen idyvarzen Augen Herzens güte und warme lieberzeugung leuchteten , zu vernehmen , war freilid, etwas anderes , als ſie hier niedergeſchrieben zu leſen , wenn id mid aud bemühe, neben der Erzäb zember 1878 .
lung der Geſtalt des Erzählers Leben zu verleiben. Es wird die eine, wie die andere unvollkommen bleiben .
Das Hemd des Gläubigen. In einer Nadit des durfeſtes zur Zeit des Propbeten, begab ſich ein armer Muſelmann in die Mojchee ; er beſaß kein anderes Gewand mehr, als ein Hemd und da er in dieſer armſeligen Bekleidung jid nidit in die Neiben der Betenden wagte , warf er ſich ganz binten neben dem Portale nieder. Kaum hatte er ſein Gebet begonnen , jo jab er eine Frau berankommen
in der Nadt
nes Taleb erregt , läßt vergeſſen , wann , wo und wie man ihn kennen lernte. Er iſt einer von denen , die man von jeher gekannt zu haben vermeint und von denen man nad, der Anjidit des Pythagoras den Eindrud hat , als ob man ihnen ſchon in einem früheren Daſein begegnet wäre. Ohne
ſind nadt und icy habe auch nicht das kleinſte Stücden Zeug,
jedoch ſo weit zurüdgreifen zu wollen , ſtelle id Si-Ben-
um ſie zu bedecken .
añía mitten in den Adur, das Hauptalmojenfeſt, weil
dieſes mir für ſeine Erſdieinung der angemeſſenſte Nahmen däudt. Menſchenliebe und Wohlthätigkeit ſind Elemente ſeines Weſens und er übt ſie in einem Grade, der ihn vor den meiſten ſeiner Glaubensgenoſſen auszeidynet, tro :
dem ſie mehr oder minder alle reidliche Almoſen ſpenden,
um ſo mehr, als dies eine der fünf Verpflichtungen iſt, die der Koran den Gläubigen auferlegt. Mein Taleb bätte wie viele feinesgleichen Reichtümer ſammeln können , er hat aber nur für das Jenſeits gedacht und geſorgt , hat
entbehrt, um anderen helfen zu fönnen , hat gegeben und gibt wody und iſt arm geblieben. Da nun aber in die-
des Adur iſt den Frauen erlaubt, die Moldeen zu betreten ). Es war eine Scherifa, eine Frau vom hohen Prieſteradel , aber ſie war im tiefſten Elend. Habe Mit leid mit mir ," ſprach ſie zu dem Armen , „ meine Kinder Der Gläubige ſann nach und ein barter Kampf entſpann ſich in ſeinem Innern zwiſden
dem glühenden Wunſdye, das heilige Geſetz zu ehren, wel des verbietet , während des Aidur einem Armen bas Almoſen zu verweigern und ſeiner Entblößung, die es ihm unmöglich machte, der Bittenden zu Hilfe zu kom men . Da wurde ihm plößlid eine Eingebung, er erhob ſidy, bedeutete der Scherifa ihm zu folgen und ſdyritt mit ihr zu ſeiner ärmliden Behauſung. Auf der Sdywelle wandte er ſid ), bat ſie draußen zu warten , ging hinein,
legte ſeine einzige Hülle ab und ſid; Gott anheimgebend, der allein ibin eine andere geben konnte , reichte er ſie durd, die halbgeöffnete Thür zu der unglücklichen Mutter. .
ſen Blättern Si-Ben -Aïſſa uns im Aſchur entgegentritt,
„ Gott ſpende Dir die Gewänder ſeines Paradieſes !" ( prad)
ſo muß ich wenigſtens - kurz andeuten , was dieſes Feſt
ſie und ging hinweg. Allein geblieben in ſeinem elenden Obdach und nid )ts mehr ſein nennend, verrichtete der Gläu bige ein inbrünſtiges Gebet, ſtreckte ſich auf den Boden nieder und entidílief. Während des Sdılafes nahte ihm ein Traum . Eine wunderſchöne Frau in ſtrahlenden Ge
eigentlich ſei . im Adur wird das Andenken an die Eridaffung
der Welt gefeiert und die Geburt der großen Propheten , die Mohamed vorangingen und unter dieſen hauptſädylid) dic
Sechs Monate in Orani.
229
wändern erſchien ihm und da er ſie frug , wer jie jei,
war aber des Juden Antwort, „mein Play im Paradieſe
antwortete fie : „Ich bin das Weib , welches Gott Dir im Paradieſe beſtimmt hat!" Und zugleich fühlte er ſich umwebt von einem köſtliden , unbekannten Wohl geruch. Ganz erfüllt von ſeinem Traum , der ihm für einen Augenblick den Himmel geöffnet hatte , erwachte der
gehört Gott und iſt nicht zu verkaufen ." XI .
Engel und Dämonen.
Niemand hat wohl je ein neues , intereſſantes Buch nad, der erſten Seite geſchloſſen. Sollte ich dies meinem
Gläubige und in der Ueberzeugung, daß die Erſcheinung eine übernatürliche geweſen ſei , warf er ſich nieder und
Taleb anthun , ihm , der es weniger verdiente , als jeder
that an Gott das folgende Gebet :
andere ! Nein , es wäre Undank und außerdem habe ich unter ſeinem Turban eine Welt von Glauben hervorleuch
„ Allah ! wenn der Traum , den Du mir geſandt haſt, eine Verheißung meines fünftigen Daſeins iſt, ſo nimm meine Seele in dieſem Augenblid zu Dir und verſeke ſie
ten ſeben , über weldie eine orientaliſche Einbildungskraft
in Dein Paradies !" Und kaum hatte er dieſe Worte voll
daß ein wahrer , echter Kinderglaube der darakteriſtiſde
Glauben ausgeſprochen , als er niederſanf und ſtarb.
in reider Fülle Poeſie und Naivität ausgegoſſen bat , 10
Zug des alten Gelehrten geworden iſt: ein Zug , der mich
Die Belohnung des Juden. Ein ander
genug feſſelt , um dem Alten in die Irrgänge des Jslam
beim Adhur zu Lebzeiten des Propheten ward reicher Muſelmann , der eben zur Moſdee ging , einem Armen angehalten , der mit flehender Stimme ſprad) : „ Komm mir zu Hilfe , Du , der es ver
geſchlagen iſt - bei Engeln und Dämonen . Wie das ? Engel im geiſtigen Leben des Muſelmannes ? Dämonen ,
mag. Ich bin von allem entblößt, meine Kinder buna gern und ich habe nichts , um ſie zu ſättigen , ja wir haben
baben eine gewiſſe Familienähnlichkeit, worauf der lektere ſogar ſtolz zu ſein ſcheint ; aber Engel ? Und dennod, ja,
mal ein von alſo
zu folgen und in dem Bude zu leſen , wo es eben auf
das begreift ſideber, der Djinn und der Wüſtenaraber
nicht einmal ein Stück Brot , um den Ajdhur zu feiern ."
trotz des Erſtaunens, Engel, von Gabriel oder Diebraïl
,,Hebe Did weg und laß mich in Frieden " erwiderte hart
an , welcher Mohamed in hundertvierzehn Suraten oder
berzig der Reiche und ſtieß ihn von ſich und ohne auf das Elend zul achten , das er ſo leicht hätte lindern kön
Kapitel die Verſe des Korans offenbarte , Djebraïl , von dem die Moslim erzählen , daß er im zarten Alter ſchon Moba
nen , trat er in die Moſchee.
Der Arme aber entfernte
med heimſuchte, ihm im Schlaf das Herz aus der Bruſt nahm ,
ſich weinend. Nach wenigen Schritten jedoch begegnete ihm glüdlichen , redete ihn an und fragte ihn nach deſſen Urſache.
den Geiſt des Böſen in Geſtalt eines Blutegels daraus ent fernte, es abwuſch und ſo gereinigt für immer in den Kör per des Kindes zurüdbrad )te, von Djebraïl an bis zu der
„ Man hat mir das Almoſen verweigert,“ klagte dieſer
unzähligen Sdar von Boten Gottes , welche auf Erden
„ und meine Kinder leiden Hunger !" Da zog der Jude jeinen Geldbeutel aus dem Gürtel und gab ihm zehn Denare (48 Mark). Der arme Muſelmann aber wußte ſid kaum zu faſſen über dieſe unerwartete Großmut,
feine Befeble vollziehen und deren Eriſtenz der erſte Vers
ein Jude, fühlte Teilnahme für den Kummer des Un
die ſein Elend in Ueberfluß verwandelte und vermodite
nur mühſam ſeinem Woblthäter zu danken . Als er wieder Worte fand , rief er allen Segen Gottes herab auf den
barmherzigen Juden und eilte nad) Hauſe, wo er nun den Aſchur feſtlich mit ſeinen Kindern begehen konnte. In der darauffolgenden Nacht hatten beide , der Reiche und der Jude, denſelben Traum ; ſie waren ins Paradies
verſekt vor einen Palaſt von unvergleichlidyer Pracht, über deſſen Eingang der Name des Juden in ſtrahlenden Lettern geſchrieben ſtand und ſie vernahmen eine Stimme, welche zu ihnen ſprach: ,,Dieſe Wohnung, o Muſelmann , follte einſt die deine werden , aber Deine Härte gegen Deinen Bruder, den Armen , macht Dich derſelben un wert und Gott hat ſie nun dem Juden beſtimmt, als Lohn,
der fünfunddreißigſten Surate mit folgenden Worten ver kündet: ,,Ehre dem , der zu Boten hat die Engel mit zwei, drei und vier Flügelpaaren ." „ Der Menſd hat Engel, die ihm vorangehen und folde , die ihm folgen und ihn beſdyüßen auf Befehl Got Jeder Menſd) hat ſeinen Schußgeiſt." Nach dem muſelmänniſchen Glauben hat jedes Men ſchenkind außer ſeinem Schußengel noch eine große Anzabljener reinen Geiſter um ſich. Sie ſtehen ihm bei in guten Hand lungen nnd ſammeln deren Gedächtnis. Die einen halten ſich zu ſeiner Rechten und ſdyreiben in großer Eile das Gute nieder , während er es vollbringt ; die anderen ver weilen ihm zur Linken , um das Böſe aufzuzeichnen , was er begeht und - ein rührender Gedanke - ſie vollbringen dies nur langſam und zögernd, erſt nach dem leßten Gebet , um dem Menſchen zur Reue Zeit zu laſjen.
für ſeine gute That." Beim Erwachen eilte der Reiche
Ein Melk aud) oder Engel überwacht in gewiſſer Weiſe jede Handlung , ja es hat ein ſolcher ſelbſt ſeinen
von Sdyreden ergriffen zu dem Juden. Nimm dieſe zehn
Siß im Munde , um im Notfall zu verſuchen , üble Worte
Denare und noch mehr, wenn Du willſt ,“ ſpracy er zu
zurücfzuhalten. Dieſe unſchäßbaren Berater , dieſe ſanften Vermittler zwiſchen dieſer und jener Welt ſind nicht die
ibm und bot ihm das Geld , „ aber verkaufe mir den Lohn, den Gott Dir im Himmel vorbehält für Deine Barmber:
zigkeit gegen den armen Moslim !" „ Behalte Deine Denare," Ausland 1888 Nr. 12 ,
einzigen Weſen dieſer Art , welche der Araber annimmt. Auf der düſteren Seite des Schrecklichen , Furchterregen 36
230
Die geologiſche Landesunterſuchung von Japan .
den ſteht in ſeinem Glauben der unerbittliche Azräel , der
nody in der muſelmänniſdien Uebertragung des Opfers
Gebieter in der Todesſtunde, welcher die Seele von ihrer
Abrahams. Mohamed , welcher die Bibel nur aus den Berichten der jüdiſchen und dyriſtlichen Prieſter kannte, mit denen er verkehrt hatte , entſtellt fortwährend die bib liſchen Erzählungen und ergeht ſich in Anadronismen mit
irdiſden Hülle löſt und zwei andere dunkle Geiſter , Mukir und Nakir, die ſchwarzen Todesengel , die den Entſchla
fenen zum Grabe geleiten und ihm die Qualen einer leßten Im Koran ſowohl , als in der Bibel,
dem Nad /druck eines Mannes , der bei aller ungewöhnlichen
ſind die Dämonen nichts anderes, als gefallene Engel und
Begabung doch ein Ignorant war. Nach ſeiner Auffaſ ſung lautet beiſpielsweiſe das Opfer Abrahams wie folgt : Gott wollte die Ergebenheit Sidi-Zbrahims ( Abrahams) prüfen und gebot ihm in einem Traum , ſeinen Sohn zu
Sühne auferlegen .
hier wie dort war es der Stolz , der ſie ſtürzte. Ich laſſe hier folgen , was in dreizehn Verſen davon die achtundreißigſte Surate enthält:
71. Gott ſprach zu den Engeln: „Ich will den Men
opfern und Sidi- Jbrahim ichidte ſich an , zu gehorchen.
den aus Thon bilden . 72. Wenn ich ihm die vollkommene Geſtalt gegeben babe und ihm einen Teil von meinem Geiſte eingehaudyt, ſo werdet ihr vor ihm niederfallen ." 73. Und die Engel alle, ſo viele es ihrer waren, fielen vor ihm nieder. 74. Mit Ausnahme von Eblis. Er blies fid ) auf
Schitan aber , unter der Geſtalt eines Greiſes , ſuchte den
voll Hodymut und zählte zu den Undankbaren . 75. „ O Eblis !" rief ihm Gott zu , „ was hält Dich ab, Dich niederzuwerfen vor dem Geſchöpfe, was ich mit meinen Händen geſchaffen habe ?
der heiligen Perſonen und alle drei zwangen ihn , zu ent
76. Iſt es der Stolz oder iſt es , weil Du erhabener
Glauben des Patriardhen zu erſchüttern und ihn zum Un gehorſam zu verleiten.
Zugleid) verſudyte er auch das
Weib und den Sohn desſelben , die erſtere zur Aufleh nung gegen den Willen des Gatten , den leßtern , indem er ihm eingab, ſich dem Gebot des Vaters zu entziehen.
Aber der Verſucher vermodyte nichts gegen den Glauben weichen durch die Worte , welde auch die erſten des El Fatiha oder erſten Kapitels des Korans find: ,, Im Namen
Gottes des Allgütigen , Albarmherzigen .“ Im Augenblick, als Sidi Ibrahim eben ſeinen Sohn opfern wollte, zerſprang ihm das Meſſer in den Händen
biſt ?"
77. Oblis antwortete : „Ich bin mehr wert als er, Du haſt mid, aus Feuer erſchaffen , ihn aus Rot." 78. ,,Hebe Did weg von hier !" rief ihm Gott zu , ,,Du biſt geſteinigt." 80. ,, Herr ," ſagte Oblis , gewähre mir einen Aufichub bis zu dem Tage , an welchem die Menſchen wieder auf 11
erſtehen werden ." 81. ,,Du haſt ihn erhalten , " ſprach Gott.
83. „Ich ſchwöre bei Deiner Herrlichkeit, “ antwortete Eblis , ,,ich werde ſie alle verführen. 84. Außer Deinen aufrichtigen Dienern ."
und er erkannte den Finger Gottes , welcher ihm unter ſagte , weiter zu geben.. Das Opfer eines Widders trat an die Stelle desjenigen Sjaaks und zur Erinnerung daran opfert jede muſelmänniſche Familie am Aid-El-Rebir oder großen Beiramfeſte, an welchem man das Gedächtnis des Opfers Abrahams begeht , einen oder mehrere Hämmel. Die Muſelmänner ſdyreiben den Djinns alle Uebel, alle Krankheiten zu , deren Urſache fie nicht begreifen und darunter vorzugsweiſe den Wahnſinn.
85. „ So wird es geſchehen ; und ich ſage in Wahrheit, ich werde Gehenna erfüllen mit Dir und allen jenen , die
Die geologiſche Landesunterſuhung von Japan. “
Dir folgen werden ." Nach ſeinem Sturze wurde aus Eblis Schitan (Sa
Es dürfte kaum ein Land geben, in deſſen Entwickelungs geſchidyte ſich jemals ſo tiefgreifende Umwälzungen auf
tan) und da ein Drittel der Engel ſich mit ihm empört
gleich kurzem Zeitraum zuſammengedrängt haben , wie dies
hatte , wurde eine große Zahl von Djinns in die Finſter
bei dem japaneſiſchen Reiche ſeit dem Ende der ſechsziger
nis geſtürzt, von wo ſie ohne Unterlaß ausgehen , um die
Jabre dieſes Jabrhunderts der Fall geweſen iſt.
Menſchen zu verſuchen. Mohamed , der ſich nicht geſcheut hat , unſere heiligen Sdyriften zu plündern , verſeßt Satan oder Sditan eben falls als Verſucher ins Paradies und läßt ſeiner Lockung
Wer ſich vergegenwärtigt, daß es vor kaum zwei Jahr zehnten für einen Europäer mit ganz beſonderen Schwierig keiten verknüpft war, von Yokohama aus , die nur wenig Kilometer entfernte Hauptſtadt des Landes zu beſuchen ,
Adam und Eva unterliegen ; aber bei der Rolle, die im
wer ſich vorſtellt, daß zu jener Zeit ein Ausflug nach dem
Islam die Vorherbeſtimmung der Geſchicke ſpielt , werfen die Muſelmänner weder Adam noch Umna , Slaua odei Eva den Ungehorſam vor , um deſſentwillen der Menſch
Innern des Landes geradezu in das Bereich der Unmög lichkeiten gehörte , der wird es kaum glaubhaft finden , daß don im Jahre 1879 ein Unternehmen eingeleitet werden konnte, welches beſtimmt iſt, die geheimniſvollen Schleier, welche bisher auf dem fernen Inſelreiche lagern , für immer zu lüften. Dieſe Unternehmung iſt die geologiſche Auf nahme von Japan , die von der Regierung ſelbſt ins Leben
1
1
heit das Paradies verloren ging. Sie ſagen von dieſem Ereignis mit dem Gleichmut, der ſie kerinzeichnet: ,,Met tub !" ( Es ſtand geſchrieben). Für fe iſt der Sündenfall
geſchehen , weil Gott ihn gewollt "jat.
Sditan erſcheint
Die geologiſche Landesunterſuchung von Japani.
231
ſpärlichen Brennmateriales, noch nicht in der Lage , eine
gerufen wurde und welche gegenwärtig in energiſcher Durdy führung begriffen iſt. Wohl liegen bereits , ſeitdem fid Nippon nach Been
nehmen , obgleich das Land durchaus nicht arm an metal
digung der großen inneren . Kämpfe im Jahre 1868 den
liſchen und mineraliſchen Sdäten aller Art iſt.
hervorragende Rolle in dem wirtſdaftliden Leben einzu:
Europäern zu erſchließen begonnen , eine größere Anzahl
Dr. Naumann hat unter Zugrundelegung ſtatiſtijden
wertvoller Reiſeberichte über dieſes Land vor ; dieſelben
Beweismaterials nadıgewieſen , daß , obgleich die Agrikultur
können jedoch , ſoweit ſie das Innere der Inſeln betreffen , nur Detailſdilderungen und Einzelbilder enthalten , aus
für das japaneſiſche Reid von der außerordentlid ſten Be deutung iſt, dennod nur ein verhältnismäßig kleiner Teil
denen fidy, ohne das Verdienſtliche dieſer Arbeiten idimälern
des Landes unter der Kultur ſtebt und daß der Ertrag der Aderbauproduktion pro Kopf der Geſamtbevölkerung ſowohl, als aud pro Kopf der acerbauenden Bewobner , weitaus geringer iſt, als in jedem anderen acerbautreibenden Staate.
zu wollen , ein zuverläſſiges Geſamtbild nidit wohl ableiten läßt. Der geologiſchen Unterſuchung des Landes, welche nicht einſeitig wiſſenſchaftliche Zwecke verfolgt , ſondern einen eminent praktiſchen Hindergrund hat , bleibt es Reiches (nur Yeſo iſt von der Aufnahme ausgeſdloſſen)
Eigentümlichkeiten der internen politiſchen Verhältniſſe, Mängel in den Kommunikationsmitteln ( es fehlen insbe ſondere Straßen von der Rüſte nad dem Innern ) und
von einheitlichem Standpunkte aus zu beleuchten und über
das Fehlen jeder Viehzudit , durch welchen Umſtand die
fidytlich zu gruppieren .
beſonderes Intereſſe dadurch , daß die Initiative zu demi
Düngerwirtidaft ungünſtig beeinflußt wird , haben bisher der Produktionsſteigerung auf dem Gebiete der Agrikultur hemmend im Wege geſtanden.
felben von einem deutſchen Gelehrten ausgegangen iſt, welchem die japaneſiſche Regierung in der Folge aud die
Nachdem mit dem Untergange des alten Feudalſvitems politijde Hinderniſſe für das Aufblühen des Aderbaues
Leitung desſelben anvertraut hat. Dr. Edmund Naumann,
nicht mehr beſtehen , gilt es nunmehr, die noch übrigen Miß ſtände 311 beſeitigen und es iſt die Hauptaufgabe der
daher vorbehalten , alle Eigentümlichkeiten des geſamten
Für uns Deutſche bietet das große linternehmen ganz
bislang Profeſſor der Geologie und Mineralogie an der Univerſität ( Daigaku ) t zu Tokio , übernahm Mitte des Jahres 1879 als Direktor die Durchführung der geologiſchen Auf
geologiſchen Landesunterſudung, die Baſis für die Er :
reidung dieſes Zieles zu ſchaffen.
nahme nach den von ihm ausgearbeiteten Plänen und
Nach dem Vorſchlage Naumann's bat daher die geo:
begab ſich noch in demſelben Jahre im Auftrage der Kaiſer
logiſche Aufnabme folgende 3 Aufgaben vor ſich, welche
lichen Regierung nach Deutſchland , um den Ankauf der
von ihm bereits in einem
nötigen Inſtrumente, ſowie die Engagements der erwünſchten Hilfskräfte zu bewirken. Nach ſeiner im Jahre 1880 erfolgten Rückkehr nad Japan wurden die Vorarbeiten jo energijd
Erdkunde zu Berlin gebaltenen Vortrag aufgeführt wor:
1880 in der Geſellſchaft für
den ſind:
Die geologiſche Unterſuchung des japaneſiſchen Reiches
1. Die topographiſch -geologijdie Aufnahme des ganzen Yandes (erl. Yeſo) und zwar die Herſtellung topogra phiſcher Karten , welche ein thunlidiſt genaues Bild der Terrainverbältniſſe liefern , die Herſtellung geologiider Kar
ſoll, wie ſchon kurz erwähnt wurde, eine weſentlich praktiſche Bedeutung für das Land erlangen ; es müſſen daher auch
tionen erſichtlich iſt und endlid; die Herſtellung der erfordlichen
rein praktiſche Geſichtspunkte geltend gemacht worden ſein,
geologiſchen Profile.
als fie ins Leben gerufen wurde.
2. Die agronomiſche Aufnahme des Landes, beſtehend in der Herſtellung von Bodenkarten , der Unterſuchung der Bodenarten , der Feſtſtellung aller Mittel zur Verbeſſerung
betrieben , daß die programmäßigen Feldaufnahmen jdon mit Beginn des Jahres 1881 ihren Anfang nehmen konnten.
In der That iſt ſie
auch nicht aus dem Bedürfnis hervorgegangen , der Wiſſen ichaft zu Liebe nach Aufidluß über längſtvergangene geo logiſche Epochen zu forſchen , ſondern aus dem Beſtreben, dem wirtſchaftlichen Leben Japans neue Kräfte und wirk jame Unterſtüßung zuzuführen. Indem ſie beſtimmt iſt, Aufſchluß zu geben über die geſamten natürliden Hilfsmittel
ten, aus denen die Verbreitung der Gebirgsarten und Forma
und Frudytbarerhaltung derſelben und ganz beſonders in
der ſpeziellen Aufnahme der noch unkultivierten , aber kultur
fähigen Länderſtrecken . Endlich ſoll aud der Ermittelung
und Reichtümer des Landes, ſoll ſie Anhaltspunkt gewähren
und Unterſuchung von Mineraldüngerlagern die größte Aufmerkſamkeit gewidmet werden.
für die Mittel , welche geeignet ſein fonnten , der gegen wärtig finanziell ungünſtigen Situation des didytbevölkerten Inſelreiches abzubelfen.
bandenen Erz- und Roblenlager, ſowie aller Mineralien, welche für die Induſtrie oder für Bauzwecke verwendbar
Japan iſt noch heute ein Aderbauſtaat, deſien Induſtrie,
da fie faſt gänzlich auf handwerksmäßige Hausarbeit be ſchränkt iſt, nur einen ſehr untergeordneten Einfluß auf das Geſamtbefinden der Nation auszuüben vermag ; ſelbſt der Bergbau iſt, teils infolge der Unvollkommenheit des
Betriebes , teils wegen mangelnder Verkehrsmittel und
3. Die Auſſuchung und genaue Erforſchung aller vor
erſcheinen .
Naumann's Entwurf feßt die Dauer der Aufnahmen auf 12 Jahre feſt, ſo daß bei einer Geſamtfläche des japaneſiſchen Reices von 4326 geographiſchen Quadrat meilen ( 237,420 Quadratkm .) in einem Jahr 364 Quadrat meilen ( 20,000 Quadratkm .) aufzunehmen wären . Pro
lleber die wirtſchaftliche Lage des Königreichs Siam.
232
Jahr würden 3 mal 8 Karten (8 topographiſdie, 8 geo
logiſche, 8 Bodenfarten ), überhaupt 3 mal 93 Karten fertig zuſtellen ſein. Uebrigens iſt es gegenwärtig wahrſcheinlich, daß durch beſondere Umſtände der ganzen Unterſudung
ein mehr genereller Charakter verlieben wird, was die Löſung der Hauptaufgaben in etwa der Hälfte der geplanten Zeit ermöglichen würde. Direktor , Topograph , Agronom und Chemiker der geologiſchen Aufnahme ſind Deutſche ; denſelben ſtehen 12 geologiſche, 6 topograpbiſde , 6 agronomiſche und 6 chemiſche Aſſiſtenten ,' 6 Kartographen , 1 Präparator, ſowie die nötigen Verwaltungsbeamten und Diener, jämt lid Japaneſen , zur Verfügung. Die Karten werden im Felde im Maßſtabe 1 : 50,000 barbeitet und im Maßſtabe 1 : 200,000 herausgegeben; die
wiſſenſchaftlichen und praktijden Ergebniſſe der Arbeiten
ſollen außerdem alljährlich zuſammengeſtellt und der Deffent lichkeit durch den Druck zugänglich gemadyt werden .
Noch iſt kein Jahr verfloſſen , ſeitdem die eigentlichen Aufnahmen ihren Anfang genommen haben und ſchon liegen die intereſſanteſten Aufſchlüſſe über den nördlichen Teil der Inſel Nippon vor , welde beſonders , inſoweit ſie
nad Norden zu, welder von Daira aus über die in weſt licher Richtung ſid) hinziehende Bergkette erfolgte , konnte nur unter den größten Anſtrengungen und Gefahren erzwungen werden. Der vollſtändige Mangel aller Kommuni kationsmittel machte es nötig , die felſigen Betten ange idwollener Wildbäde als Mittel zu benüßen , um in die pfadloje , idroff anſteigende Gebirgswelt einzubringen .
Chne Unfall jedoch wurde Opu und von da aus Ende Oktober 1881 Hiroſafi, das im äußerſten Norden von Nippon
gelegen iſt, erreicht. Hiermit ſchloß die vorjährige Erpe dition ab und der Rüdweg nad Tokio wurde von dort aus angetreten. An die im vorſtehenden in den Hauptpunkten ſkizzierte
Weglinie idyloſſen ſich zahlreiche ſeitliche Ausflüge an , eine große Menge von Gruben wurden befahren und manchen
techniſch wichtig erſd)einenden Dertlichkeiten eine eingehende Unterſudung gewidmet. Mit kaum nennenswerten Ausnahmen wurde die ganze Tour zu Fuß zurückgelegt, fortwährend topographiſch-geo logiſche Skizzen entworfen und auf dieſe Weiſe eine an fehnliche Sammlung von Rartencroquis im Maßſtabe 1 : 50,000 fertig gejtellt, welde das Stinerar einer Route
die Entdeckung der japaneſiſchen Trias durch Dr. Naumann (Mitte Juni 1881 ) betreffen , von hoher wiſſenſchaftlicher
von zirka 200 geographiſdien Meilen Geſamtlänge um
Bedeutung find. Die vorjährige Erpedition nabi ihren Ausgangspunkt von der Sendai-Bai, nachdem Anfang Mai der Aufbrudy
Reiſe wird es daher möglich ſein , eine Höhen didtenkarte
1
von Tokio erfolgt war und erſtredte ſich im weſentlichen auf den nordweſtlichen Teil der Hauptinſel. Mitte Juni, wenige Wochen nach Beginn der Feldarbeiten , ſtieß Dr. Nau
fajjen. Durdy Zuſammenſtellung der Reſultate dieſer erſten und eine geologiſche Ueberſichtskarte des ganzen japaneſiſchen Nordens zu liefern. So kann denn das junge Unternehmen mit Befriedig ung auf die Ergebniſſe des Vorjahres zurückblicken und läßt dasſelbe das Beſte für die Zukunft erwarten . Wünſchen
mann bei Sendai auf die Triasformation ; er fand dieje
wir der geologijden Aufnahme weiteren gedeihlichen Fort
Ablagerung ziemlich mächtig entwickelt und in großer Aus:
gang , auf daß ſie ſowohl dem Lande, für das ſie unter: nommen wurde, als auch der Wiſſenſchaft die erſehnten
dehnung. Die Kenntnis der geographiſchen Verbreitung der Triasbildungen, welche in den leßten Jahrzehnten in Neuſeeland , am Himalaya , in Sibirien , Kleinaſien , auf
reichen Früdite bringe.
P. W.
Spißbergen und Kalifornien nadıgewieſen wurden , hat durdy
dieſe Entdeckung eine gewiſſe Abrundung erhalten . Von beſonderem Intereſſe iſt fernerhin , daß die japaneſiſche Trias ( obere alpine Trias ) in ihren oberſten Sdidten eine ſebr
charakteriſtijde Verſteinerung der Hallſtädter Kalke, nämlich Monotis salivaris enthält, während ſie in bezug auf Ge
Ueber die wirtſchaftliche Lage des Königreichs Siam. Der ,,Economiſte français" veröffentlicht über die öko nomiſche Lage des Königreichs Siam folgende Angaben : Bangkok, die Hauptſtadt des Königreichs Siam , liegt an den beiden Ufern des Menam , eines ſchönen Fluſſes, welcher
ſteinsbeſchaffenheit, Schichtenfolge und organiſche Einſchlüſſe im allgemeinen der neuſeeländiſchen Trias ziemlich genau
wegen ſeines breiten und tiefen Bettes , in welchem die größ
entſpricht.
ten Schiffe ohne Gefahr dicht längs der Ufer fahren föns
Von Sendai aus wurden Yamagata und die 80 Kilo
nen , den Namen , welchen er trägt - Mutter der Gewäſſer
meter ſüdlich gelegenen Salzſoolen beſucht, worauf Anfang
verdient. Wenn man Bangkok mit ſeinen Paläſten und jeinen Tempeln ſieht , ſcheint es prächtig , doch dieſer
Juli der Aufbruch in weſtlicher Richtung über einen hohen Gebirgszug nad der Küſte zu erfolgte. An die Beſteigung
Zauber ſchwindet bald , wenn man in die tauſend Kanäle
des 2100 Meter hohen wundergeſtaltigen Vulkankegels des
eindringt, welche die Inſeln, auf denen es ſich mit ſeinen
Chofaiſan , deſſen weſtlicher Fuß von dem Wellenſdaum
kotigen Straßen ausdehnt, durcſchneiden.
des Japaneſiſchen Meeres beneßt wird , reihte ſich die Er
Dagegen iſt der Königspalaſt eine Aneinanderreihung
forſchung der Bergwerksdiſtrikte von Inai (Silber, 4 deutſche Bergingenieure), Rauſaiſhi (Cijen ), Ani (Kupfer, 4 Deutide) und Daira (Blei) an. Der Uebergang aus dein Anigebiet
einer Menge kleiner eleganter Gebäude , welche mit Ver goldungen und Gemälden geſchmückt ſind und in deren
Mitte ſid) der Mahapraſat mit ſeinen vier Fronten ,
Ueber die wirtſchaftliche Cage des Königreichs Siam .
233
ſeinen Dächern mit polierten Dadyſteinen , ſeinem Sdmuck
der offenen Rhede, wenn es ſich jedod, um ſd were Stüde
von Bildhauerarbeit und der hohen vergoldeten Spite, welche ihn überragt , erhebt. Die foniglichen Pagoden ſind ebenfalls Bauwerke von einer Pracht, von der man ſidy in Europa keine Vor
handelt und die Stauung ſchwierig iſt , jo geſdieht das Ueberladen in einer Art natürlichen Safen , welchen die Inſel Rojidang und die umliegenden Inſeln auf der Dit
Innerhalb
ſeite, etwa 25 Meilen von der Mündung des Menam , bilden. Nan findet dort einen ausgedehnten Ankerplat , regel mäßige Tiefe von 12 bis 15 Faden , ein bei jeder Witterung und jeder Jahreszeit rubiges Meer. Der Ankerplatz von Koſiſdang bat einen anderen Vorzug, itämlid; ſid) in der Nähe
ihrer ausgedehnten Mauern befinden ſid Gärten , Teiche,
des oftliden Armes des Wenam zu befindent, auf dem die
Ranäle , Ausſidytspunkte, Pyramiden , die vergoldet und mit Porzellan bedeckt ſind und foloſſale Gößenbilder, welche
Heismühlen ſeit einigen Jahren in Thätigkeit ſind. Aud) fahren die großen Dampfer , welche die regelmäßige Fahrt wiſden Gongtong und Bangkok unterhalten , jeist dort :
ſtellung macht und einige unter ibnen haben mehr als
drei Millionen Mart gekoſtet. Dies ſind große Kloſter, in denen 1 bis 500 Talapoins oder Prieſter mit einigen tauſend Kindern , die ſie bedienen , wohnen .
über und über von Gold und Edelſteinen glänzen . Der Menam bildet den Hafen von Bangkok, erteilt dic Stadt und was dazu gehört -- die Vorſtädte dehnen
bin , um ihre gewöhnlide Ladung anzufüllen ; fie finden
ſid, gewiſſermaßen bis zur Mündung aus – in zwei un
unter den angegebenen Umſtänden eine Entid ädigung für die mit dem größeren Abſtand verbundenen Koſten .
gleiche Teile , da das linke Ufer bei weitem beijer bevöl fert iſt und mehr Wandel treibt . Von dem Augenblice
Bangkok iſt der große Mittelpunkt für die Einfuhr und Ausfuhr des ſiameſi den andels. Der Betrag der
an , wo die Sdriffe in den Fluß eingefahren ſind , befin den ſie ſid ), jelbſt ohne Ballaſt , in voller Siderbeit. Dic
auf 6,341,549 Piaſter (27,366,076 Marf).
Teifuns dringen niemals bis in den Golf von Siam
durch und es kommt nur ſelten vor , daß man dort ernſt lich die Störungen empfindet, welche ſie in der Atmoſphäre hervorbringen.
Die Böen
ſind daſelbit im
Anfang
geſamten Einfuhr belief Tidy während des Jahres 1880 Wenn man den Sdiffsverkehr zu Bangkok nad ) den Flaggen der Schiffe betrachtet, ſo muß man cinräumen ,
daß die engliſdie Marine dort einen bedeutend überwiegenden
man auf dem Menam nicht zu fürchten , der durch die
Standpunkt einnimmt und jelbſt ein Beſtreben zeigt , ſid an die Stelle der franzöſiſchen und aller anderen Nationen zu ſetzen , welche dieje Meere befahren . Unter 182 Dam
Krümmungen , weldie er beſchreibt und die prächtigen Bäume, die ſeine Ufer bedecken , geſdüßt iſt. Die Tiefe des Fluſſes madyt jedes Auflaufen ſo zu ſagen unmöglich und die Breite desſelben iſt genügend, daß zwei Sdiffe, wveldie auf derſelben Querlinie geankert ſind, einander beim
fof gemadit baben , befanden ſich 153 englijde. Was die Segelſdiffe angeht, ſo hat allerdings die ſiameſiſce Ma rine mit 138 Cdiffen gegen 127 , welche allen anderen zuſam mengenommen angehören , das Uebergewidyt. Aber die dazu
Ausweichen nidyt bindern; die ungeheuere Entwicklung des Hafens , an welchem ſich die Vorratsbäuſer in einer Aus
gehörenden Schiffe find beinahe alle alt , jedes Jahr verſdwin den einige derſelben , die für die Schifffahrt nidyt mehr
der Regenzeit ziemlid häufig, doch ihre Wirkung braudyt
pfern , welche 1880 die Reiſe zwiſchen Hongkong und Bang
dehnung von ſieben Meilen aneinanderreihen , madit es
tauglich ſind oder in einem Teifun untergehen. Ueber
beinahe immer unnötig , daß die Schiffe jo eng beieinan der liegen.
dies glauben die dineſiſchen Kaufleute , denen ſie ge hören , daß heutzutage die Segelſchiffe in einem Lande, wo der Zinsfuß 12 bis 15 Prozent beträgt , faum ihre
Das einzige Hindernis auf dem Wege zum Hafen iſt die Sandbank,
welde von Oſten nach Weſten parallel
zur Küſte läuft und von den ſchlammigen Gewäſſern der drei Arme des Menam , weldie jid in den Golf von Siam
ergießen, vergrößert wird . Die ſiameſiſche Regierung, welde einen Leuchtturm errichtet und Bojen mit dwimmenden Feuern ausgelegt hat , um den Eingang zu erleuchten , hat
bis jeßt noch nicht den Gedanken gehabt , den Kanal, durdy welchen der Weg zum Hafen führt, auszutiefen , eine Ar beit , die um ſo leichter wäre , da der Grund fdlammig
iſt. Dieſer Kanal hat während der Ebbe etwa vier und bei der Flut etwa fünf Meter Tiefe und übrigens vermindert der weiche Boden die Gefahr ſehr , welche aus der gerin gen Tiefe des Waſſers entſteht. Auch kommen die Dam
pfer von kleinen und mittleren Abmeſſungen ohne ernſtliche Gefahr über die Bank und die Sdiffe , welche größeren
Tiefgang haben , laden einen Teil ihrer Ladung auf Lid terſchiffe über. Dieſes Umladen geſdieht gewöhnlid, auf
Koſten tragen.
Den dritten Nang unter den Staaten, welde
mit Bangkok Handel treiben , nimmt Deutſchland ein , dody der Verkehr unter deutſcher Flagge hat abgenommen ; von 62 Schiffen , worunter jedis Dampfer, mit 29,751 Tonnen im
Jahre 1879 blieben 1880 nod)38 Schiffe mit 15,676 Tonnen . Unter franzöſiſcher Flagge fuhren 1880 fünf Sdiffe mit 1662 Tonnen . Bis jeßt hat zwiſden Siam und Kochin
dina kein Austauſch von Produkten ſtattgefunden , da die Erzeugniſſe beider Vänder faſt die nämlichen ſind. Dody wenn einmal die begonnenen Arbeiten zuſtande ge kommen ſein werden , um den größeren Seeſchiffen den Zugang zu den Kanälen , welde den Golf von Siam mit Saigon verbinden , zu veridaffen, dann wird ohne Zweifel ( ?)
der zuleßt genannte Ort für die Produkte Siams ein ebens foldes Entrepot werden , wie Hongkong und Singapur es geworden ſind.
Die Telegraphenlinie, welche in kurzem von Bangkok
234
Weinproduktion in den Vereinigten Staaten von Nordamerika.
bis zur Grenze angelegt und mit dem franzöſijden Neh von Kamboddha verbunden werden wird , wird es moglid
Weinproduktion in den Vereinigten Staaten von
machen , dauernde Handelsbeziehungen zwijden der Saupt
Nordamerika.
ſtadt Siams und dem Mittelpunkt der franzöſiſchen Kolonie
Sdion lange wird in Nordamerika darnach geſtrebt,
anzuknüpfen . Einige Geographen gaben Bangkok 700,000 bis 800,000
das Land von der Abhängigkeit von Europa in bezug auf den Weinfonſum zu befreien und in der That wäre
Einwohner und die neueren Angaben ſpreden von einer Bevölkerung von 6,700,000 Seelen im ganzen König
dehnung, in dem
Hievon follen 2 Millionen eigentlide Siamejen , 11, Millionen Chineſen , 1 Million aus Laos , 350,000 aus Rambodida ſein ; der Reſt beſteht aus Peguanen , Stiengs Mois und anderen wilden Stämmen , welde an der nörd
reid .
lidhen , öſtlichen und weſtliden Grenze des Königreidis um berziehen . Dieſe 7 Millionen Einwohner wohnen auf 61%, Mil lionen D. Rilometern und ihre vorzüglichſte Beidhäftigung iſt der Ackerbau . Das Königreich Siam iſt jehr reid an allerlei Er
zeugniſſen aus dem Pflanzenreich. Die wichtigſten ſind: der gewöhnliche Reis , der Bergreis , der rote Neis , der Klebreis , der Mais und die verſiedenen Gemüſe, welche der Bevölkerung zur gewöhnlichen Nahrung dienen . Der Palm- und Feigenbaum , die Banane, der Drangen-, der Zitronen-, Del- , Maulbeer , Baumwollen , Man : dels , Farbholzbaum , der Indigoſtraud , das Teakholz,
es wunderbar, wenn in einem Lande von dieſer Aus alle denkbaren Bodengattungen und
Klimate vorkommen, die Kultur des Weines ſich nicht ſo weit einbürgern ſollte , daß der heimiſche Bedarf gededt
werden könnte, vom Erport noch zu ſchweigen . Das Fehlen
von ausreichenden Nadriđiten über die nordamerikaniſche Weinproduktion und das in Handelskreiſen für das hei iniſdie Produkt ſteigende Intereſe, bedingt teils durd, ver beijerte Beſdaffenheit der amerikanijden Weine, teils und
zwar zweifellos durd, die Abnahme der Produktion der europäiſchen und beſonders der franzöſijden Weinberge, veranlaßten den Commiſſioner of Agriculture, Mr. Le Duc, ſtatiſtiſde Nadyridyten über die Weinkultur der Vereinigten Staaten zu ſammeln und zu veröffentlidien und dieſem vorläufigen , im Jahre 1881 it Wajbington erſchienenen
Beridyte entnehmen wir nun folgende Daten . Es zeigt ſid ), daß die Konſumenten in allen Teilen der Vereinigten Staaten
und der Kaffee , ben
nahe den Produktions-Zentren zu finden ſind und daß wenig Notwendigkeit vorhanden iſt, in fremden Kellern
die Miſſionäre neuerdings in die Provinz Vattahang ein
fid nad ordinären Tijdweinen umzujeben. Natürlid iſt nidt
der Tabak bedecen
den
Boden
geführt haben , iſt eines der Haupterzeugniſſe des Landes
zu hoffen , daß die verhältnismäßig jungen Weinberge und die
geworden. Die jährliche Einnahme des Rönigreichs bat man auf 68 Millionen M. angeſchlagen, doch darf dieſe Zahl
bis jetzt nod verhältnismäßig wenig veredelten Traubenjorten Weine geben werden , welde ebenſo gern wie die der beſſeren europäiſchen Lagen aufgenommen werden. Indes ſtrebt der
nur unter aller Reſerve angenommen werden . In allen orientaliſchen Ländern iſt es ſehr diver , die Quellen ge
amerikaniſche Produzent nach Verbeſjerung und iſt es ſider,
nau kennen zu lernen , aus denen der Staat ſeine Ein nahmen ſchöpft und ebenſowenig iſt es leicht, ſich über die Ausgaben zu unterrichten . Lange Zeit war der Handel ein Monopol der Krone
daß er bei Icidyteren Tijdweinen feine der in Europa be
liebten Perfälidungen vornimmt und folglid) ein Getränk
liefert, weldies geſünder iſt, als es die gewöhnlid in Fäſſern
und ein Privilegium der Großen. Alle Erzeugniſſe der
importierten Weine ſind; daher iſt auch anzunehmen, daß mit der Zeit der Import unnötig, ja ſogar unerwünſcht werden
Induſtrie und des Landbaues mußten ihnen zu feſtem Preiſe geliefert werden und ſie ihrerſeits lieferten den
wird. Allerdings iſt noch viel für Verbeſſerung der Wein kultur zu thun und mande Vervollkommnung iſt in den
Sdiffen der orientalijden Mächte , welche nad Bangkok kamen , um Handel zu treiben , ihre Ladungen. Den Ka
Mellern der Produzenten noch vorzunehmen , aber ſelbſt jeßt
pitänen derſelben ſtanden ſie das Recht zu , Romptoirs und Entrepots zu erridten - jie ſie waren übrigens klug genug , dieſelben mit krennelierten Mauern zu umgeben und mit
Wie widtig die Sache iſt, geht aus den Zahlen hervor, welde der Import aufweiſt. Es wurden nämlich in den
Kanonen zu ſpicken , um die Plünderung ihrer Waren und die Ermordung ihrer Beamten zu verbindern. Dieſe Art Handel hat man vor etwa ſechzig Jahren auf die ein
unſerem Maße und Gelbe
ſtimmige Beſchwerde der Mädyte aufgegeben und aus der ſelben Zeit ſchreiben ſich die Tarife für Eingangs- und Ausgangszölle und das jeßt noch in Kraft ſtehende Steuer ſyſtem ber. M.
don ſind gute geſunde Weine nid)t eben idywer zu finden.
Vereinigten Staaten 1879 um 1879 :
1880 importiert nach 16,156,142 Liter in
Fäſſern im Preiſe von 8,852,456 M. und 345,066 Dußend Fladen im Preiſe von 10,668,716 M. oder im ganzen für 19,521,272 M .; im Jahre 1880 aber 15,319,491 Liter in Fäſſern, im Wert von 8,881,692 M. und 429,029 Dubend Flaſchen für 13,862,672 M. oder im ganzen für 23,744,364 M., mithin im Jahre 1880 für 4,223,092 M. mehr als /
im Jahre 1879 ! Fragebogen hat der Commiſſioner of
Agriculture zuerſt an diejenigen geſdict , welche direkt bei der Weinkultur und Weininduſtrie oder praktiſch intereſſiert
ſind für den Fortſdyritt derſelben, dann an die regelmäßigen
Kleinere Mitteilungen .
Korreſpondenten des Dept. of Agriculture und endlich an die
Poſtmeiſter. 15,000 Gremplare ſind verteilt worden , aber nur die Hälfte davon iſt beantwortet zurückgekommen.
Aus dieſen läßt jich folgende Tabelle zuſammenſtellen : Ctaaten
Ader Produktion in Litern Wert in Mark
Alabama
1,111
Arkanſas
893
Halifornien
3,368
Ronneftifut
64
Delaware Florida
125 83
Georgia Sllinois
2,991 3,810
Indiana
3,851
Jowa Ranjas Rentudy
1,470 3,512 1,850 71
Maine
Maryland Majjaduſiets
Michigan
699
Nord -Rarolina
378,450.8 1,272,886,0 859,716.2 316,416.0 5,700.0 80,339.0
1,385,594.40 761,320.00 323,635.00
11,400.00 76,604.00 40,202.00
6,931,986,6 21,914.6 817,463.6 3,452,300.0
5,280,201.60
1,967 3,150 12,646 2,639
35,928.00 895,466.80 3,921,000.00
er
im
in ſtrategiſcher Beziehung wichtig . Weiter folgte die geographiſche und ethnographiſche Frizze der Daje . Dieſelbe hat nach dem Dafirhalten des Herrn Alichanow einen Flächenraum von 4900 Quadrat Werſt, davon ſind 4000 Quadrat- Werſt für den Adferban geeignet und 900 nicht. Die Daje wird von dem Fluſſe Murgab und von einem ganzen Syſtem von Haupt- und Neben
Irrigationskanälen bewäſſert; außerdem befindet ſich daſelbſt der See Arnadie. Vom Mai bis September hat Merw feinen Regen und die Temperatur erreicht im Schatten 30-450 R. Nur im
nicht unter 70 R. und erreicht im
995.6
Süd -Karolina
193
64,551.4
36,960.00 512,388.00
2,099
135,006.4 436,905.0 891,410.2
2,066.00 89,425.00 363,181.00 178,819.48 703,300.00 800,181.00
466 217
269,898.8 41,678.4
2415,817.20 62,239.40
Sa. 181,583
89,124,542.6
53,704,699.48
Virginien Weſt- Virginien
Nachdem
Anfange die hiſtoriſchen Aufzeichnungen über Merw dargelegt hatte, ging derſelbe auf die ausjährliche Beſchreibung der zu der Daje fiihrenden Wege über. Dieſe Beſchreibung iſt hauptſächlich
6,511,707.52
55
658
ſchreibung der Oaſe Meri geliefert hat .
Caufe von 20 Tagen , im Dezember und Januar , iſt der Boden mit Schnee bedeckt ; während dieſer Zeit ſinkt die Temperatur
64,220.0
Utah
Geographiſchen Gejellſchaft zu Petersburg, die am 26. Januar a. St. ſtattfand, machte N. J. Lewajchow die Geſellſchaft mit einer Arbeit des l'eutnants Alidanow befamt, der eine ziemlich ausfiihrliche Be
1,549,232.52
435,233.0
850
Alichanow über die Daje Merw.
C. H. Jn der Situng der kaukaſiſden Abteilung der Kaiſerlichen
1,075,277.00
126
1.128
Kleinere Mitteilungen.
2,219,762.4
1,944
Tenneſſee Teras
wegen größerer Nähe der Konſumtionsorte in den öſt liden Staaten nicht weniger ein , als die kaliforniſden . Blaue Trauben ſind größtenteils Konkord und Jves Seed ling, weiße dagegen Hatawba und Delaware, von anderen Sorten herrſdien die Abarten der Labruska vor.
1,281,863.8 6,201,877.4
Dregon Pennſylvanien Roode -Joland
Wisfonſin
366,877.60
302,468.20 9,781.00 1,242,131.00
280
lich von den Rocky Mountains liefert annähernd ſoviel Sein, als Kalifornien , indes nebmen viele Weinpflanzer
61,660.00
238,757.8 10,757.8 797,411.0
9,973
Ohio
3,981,925.0
auf 37,900,000 bis 15,180,000 Liter, davon etwa 32,000,000 Liter ,, Dry -wines , " der Reſt ſüße Weine. Kein Staat öſt
4,332,084.48 3,238,188.80
2,266
17,376
Nebraska New Jerſey New Meriko New York
42,484.0 3,432,627.2
16,187,463.20 24,307.00 12,150.00
24,163.4
432
Miſſouri
50,117,189.0 20,274.8 15,390.0
1,598,820.00 449,604.48
227
63
Minneſota Millilippi
606,153.6 276,450.0
235
246,228.6
Wie man ſieht , produzierte Ralifornien am meiſten
Februar oft ſdon +300 R.
In den bewäſſerten Gegenden bringt der Weizen die zwanzigfache Frucht ; Sorghum iiber die 200fältige. In nicht großer Quantität wird daſelbſt and Baumwolle gebaut und Seidenzucht getrieben . Die Quantität des Waſſers dient hier als Maßſtab fiir den Wohl ſtand der Bevölferung ; mit Waſſer werden ſowohl die Chane, als auch andere Perſönlichkeiten belohnt, welche wichtige Dienſte geleiſtet
haben. Das Areal iſt für die Bevölferung zu klein und aus dem Grunde herrſd)t verhältnismäßig Armut in der Gegend. Die
ganze Bevölkerung der Oaſe iiberſteigt nicht 32,400 Kibitken ; auf eine Quadratwerſt fommen 18 Seelen . Das Land wird von drei
Chanen regiert , welche indeſſen nur eine vollziehende Gewalt haben, alle Angelegenheiten werden vom Medſhelis entſchieden , welcher von den Chanen und Iidanami (Mullah) gewählt wird. Be . ſtändige Abgaben eriſtieren nicht und diejelben werden voin Med ſhelis nad Maßgabe und Notwendigkeit beſtimmt.
Iluter der
Ein großer Teil
Bevölkerung befinden ſich viele Handwerfer, hauptſächlich Silber
der Beeren gelangt auf den Markt zum Veripeiſen , ein
arbeiter, die Frauen weben ziemlich finſtvolle Teppiche und grobe jeidene Stofje. Es herrſcht in Merw die Blutrache, die berittenen
von allen nordamerikanijden Staaten .
nidit geringerer wird zur Roſinenbereitung verwendet und ein ſehr beträdytlider geht in die Deſtillationen. In wel
Herald " von San Franzisko wurden mit Wein bepflanzt 1876 : 4000 Acker, 1877 : 5000 Acer, 1878 : 7000 Adfer,
imd bewajjucten leberfälle ſind ſehr im Edwinge. Induſtrie und Handel ind wenig entwickelt, der geſamte Handelsumſatz des Landes iiberſteigt nicht 1,500,000 Rubel. Von europäiſchen Waren werden hauptſädylid) billige Baumwollenzeuge, vorwiegend rote , eingefiihrt. Herr Alichanow hojſt, daß Merw , dank ſeiner neutralen Page , in ſtande jein wird , den Mandel ſehr 311 entwideln und der Zentralmarkt fiir ruſſiſche und europäiſche Waren für ganz
1879 : 9000 Ader und 1880 10,000 Ader. Dieſe Angabe dif
Juneraſien 311 werden .
feriert etwas von der oben angegebenen Zahl, vermutlich
Einige Mitteilungen über das Projekt des Nikaraguatanals.
infolge ungenügend beantworteter Fragezettel . Die ,,State Viticultural Commiſſion " däßt die Weinproduktion in 1880
Bekanntlid ) werden in den Vereinigten Staaten ſeit dem Bejchluſſe der „ Congrès international d'études du Canal
der Weiſe die Weinkultur in Kalifornien fidy ausbreitet, geht aus folgenden Zahlen bervor. Nad dem „ Commercial
!
236
Seleinere Mitteilungent.
interocéanique" (Paris , Mai 1879), den Kanal zwiſchen dem Atlantiſchen und Stillen Ozean in der Nähe der ſogenannten
Panama-Bahn zit erbauen und beſonders ſeit Begim diejes Baues die größten Anſtrengungen zu Gunſten des Natales von Nikaragua gemacht. Aber größere Kapitalien konnten nicht auſgetrieben werden . Vor kurzer Zeit bradite der „ New -York Herald“ die Nachricht, daß das Banthaus Drerel, Morgan & Comp. in San Franzisto 200,000 Dollars für den Nikaragua-Sanal gezeichnet habe. Dieje Nachricht iſt völlig inrichtig , wie die Vertreter des genannten Haujes dem Direktorium der Panama- rompagnie nad) direkter An frage in San Franzisko mitgeteilt haben. (S. Bullet . du Canal intéroc. Nr. 80.) Es iſt hier nicht der Platz, auf den Wert des Nikaragua -kanals einzugehen. Aber einige Angaben über die neueren zahlreichen Entwürfe und die Verſuche zur Bejdsaffung der Kapitalien für diejelben dürften intereſant ſein. 1823 erteilte der Kongreß der Republit Guatemala dem Banfhauſe Barflay, Richardjen & Comp. in London die konzeſſion zur Anlage des
sianales auf dieſer Houte. Da dieſes þaus jeinen Verpflichtungen nicht nachkommen konnte, ſo wurde ein ähnlicher Kontrakt mit dem
Hanje Kalmer von View -York abgeſchloſſen , aber auch diejes nahm das Werk nicht in Angriff. Zwiſchen 1825 und 1829 jchloß die
und er leiſtete auf dieſen Gedanfen Verzicht.
1849 zog ſich das
Hans Brown zurück und ſofort ſchloß die Regierung von Nikaragua durch Vermittlung des nordamerikanijden Gejandten in Nikaragua, M. Squier und inter dem Protektorate der Vereinigten Staaten einen neuen kontrakt mit dem Hauſe White and Vanderbilt ab . White und Banderbilt etablierten einen proviſoriſchen Tranſitweg von (Breytown per kleinen Dampfer nach la Virgen am Nikaragua See und von da zu Lande nach San Juan del Sur und ließen zugleich
durch Ingenieur-Oberſt O. Childs ( 1851) den Iſthmus von Rivas unterſuchen. Er entſchied ſich für die konte : Mündung des Rio
de la Lajas, Thal des Rio Grande Puerto Brito. Dieje gilt noch heute nach geringen Modifikationen als die beſte. Die foſtarikaniſche Regierung hatte 1848–1849 durch den däniſchen
Naturforſcher und Jugenieur A. Š . Oerſtedt, welchem wir vorziig liche Arbeiten beſonders über die Flora Zentral-Amerikas ver danken , die konte Rio Capoa - Bai von Salinas interſuchen laſſen und dieſe Route warm empfohlen. Die neueſten amerikaniſchen Unterſuchungen haben aber dieſen Weg für wertloſer, als den von Childs empfohlenen erkennen laſjen . 1852 empfahl Bayly
und 1853 Squier neue Wege zur Verbindung des Nikaragua -Sees
Regierung von Guatemala eine Reihe ähnlicher Kontrakte mit
mit dem Stillen Ozeail , weldie gleichfalls von geringem Werte ſind. Die Revolution von 1854 und der Einfall der Filibuſteros
gleichem Erfolge ab . 1829 erſchien General Cerveer aus Belgien
unter Walker unterbrachen auf einige Zeit alle Arbeiten .
in Guatemala mit der Vollmadıt, im Namen des Königs Wilhelm
ſtudierte der franzöſiſche Jugenieur Felir Belly die Nikaragua
von Holland einen Kontraft abzuſchließen . Serveer war ſchon 1825 auf dem Kongreß in Panama mit Begeiſterung für den sanal von Nikaragua eingetreten. Die Ausſichten waren jetzt äußerſt giinſtig ; leider wurde das Unternehmen wegen der Revolution von 1830 , welche Belgien von Holland trennte , nicht in Angriff
Route ſehr genau und ſchloß am 1. Mai 1858 zi1 Rivas mit
genommen und alle Vorſtellungen Verveers und Melchers beim König Wilhelm waren vergebens. Morazan, einer der bedeutend ſten Staatsmämer und Generale Zentral Amerikas, wollte, als er Präſident der zentral-amerikaniſchen Konföderation war, das Werf ſelbſt zur Ausführung bringen. Er ließ durch die Jugenieure Bayly und Batres das Werf in Angriff nehmen (1837 ), wurde aber leider bald geſtürzt und ſpäter (1841) in San Jojó de Koſtarika füſiliert. Nad löſung der Sonföderation verjuichte Nifaragna allein Morazans Werf zur Ausführung zu bringen (1838 ). Die erſten wijjenſchaftlichen Angaben über die Nikaragua = Route mad te Bayly ( 1813) iiber die Strece vom See, via Rio de la Lajas , bis San Juan del Sur am Stillen Ozean.
Ber :
gebens jandte Nikaragua 1839 Pedro Rouhaud, 1810 den Vijchof Viteri und 1812 die Herren Caſtellon und Jerez nad) Europa,
um die Bildung einer Gejelljchaft und siapital fiir den Bau des Nanales aufzutreiben . 1844 wandte ſich Caſtellon direkt an den
stönig Louis Philipp von Frankreid ). Da aber zur jelben Zeit N. Barella ſein Wert über die Panama- Route veröffentlid )t hatte ,
1857
Nikaragua und Koſtarifa einen Vertrag ab zur Erbauung des Sanales auf dem von Oerſtedt empfohlenen Wege. Aber er be miihte ſich vergebens , in Frankreid) geniigende Kapitalien aufzit treiben . Herr Belly ging mit. geringen Mitteln jelbſt an das Wert und bemiihte ſich für dasjeibe bis zum Jahr 1868, wo der Kontrakt für aufgelöſt erklärt wurde und Nikaragna einen neuen Kontrakt mit dem einflußreichen franzöſijchen Senator Michel Chevalier abſchloß. Während man wegen der Zuſtimmung Noſta rikas 311 diejem Vertrag unterhandelte, brach der deutſch- franzöſiſche Krieg aus und auch dieſer Vertrag blieb ein toter Buchſtabe. Pechuel- Loeſche über Land und Leute am Kongo. Pechuel Loeſche hat in
trage vor kurzem
cinem
in Bremen gehaltenen Vor
den geographiſchen Charakter des unteren
songogebiets und der anliegenden Regionen in ſeinen weſent lichen Zügen gekennzeichnet. Aus den Schilderingen desſelben entnehmen wir, daß die Gebirge der loango Niiſte im Siiden des Stromes ſich plateanartig ausbreiten und jo eine größere Zugäng lichkeit aus dem Jimerni zum Meere ſchaffen , während ſie nörd lich von jenem parallel zur Küſtenlinie in ſcharfen Graten durd)= dnittlich 300–500 Meter, cinzen ſogar bis zu 1000 Meter, auf:
jo lehnte der König ab. Caſtellon wandte ſich jetzt auf Anraten
ſteigert.
des Repräſentanten von Nikaragua in Paris , de Marcoleta, an den Prinzen Louis Napoleon Bonaparte , welcher zu diejer Zeit in der Feſtung Ham gefangen ſaß. Der Prinz begeiſterte ſich fiir
Fliiſje ihren Weg nach dem Ozean . Der Rongo durchbricht auf
einer Stromlänge von 300 Meilen vom Stanley - Pool bis zur Nicderung bei Voma ungefähr rechtwinkelig die Gebirge. Letztere
das Internehmen , ſtudierte eifrig die ganze auf den Gegenſtand
beſtehen aus Sedimentärgeſteinen verſchiedener mineralogiſcher
beziigliche Litteratur und publizierte, als er 1816 aus Ham ent floh, cine Brojchiire, welche das Projekt erſchöpfend behandelte und die Route Rio San Juan - lago de Nikaragna - Rio Tipitapa
Beſchaffenheit, der Bau derſelben iſt teilweiſe horizontal geſchichtet. Ju der äußeren Erſcheinung der nackten Feljen bilden die leuchten
'ago de Managua— Realejo empfahl. Wir wiſſen heute, daß dieje Nonte faſt wertlos iſt, aber die Schrift des Þrinzen Napoleon ver anlaßte in England eine ungeheuere Aufregung und die englijde
Biegierung bemächtigte ſich ohne weiterer (Gründe des Gafens von San Juan del Norte ( Greytown) imd der Jśla del Tigre in der Fonſeka -Vai. Nikaragua rief die Vereinigten Staaten zit Hilfe und dloß mit dem Hauſe Brown in New York einen neuen Kontrakt zur Erbauung des signals ab . Prinz Napoleon beabſichtigte zuerſt, ſid) ſelbſt an die Spitze des Internehmens zu ſtellen , aber die Kero lution von 1918 eröffnete ihm andere Ausſichten in Franfreid)
Ju tiefen kanonartigen Schluchten ſuchen ſich hier die
den odergelbei oder ziegelroten Farben der laterite einen hervor ſtechenden Zug und verurſachen im Kolorit der Landſchaft einen präch
tigen Gegenſatz zum Griin der Vegetation. Fortwährend unterliegt die Plaſtik der Berg- und Felſenformen unter dem Einfluß der durd) die tropiſche Gonne bewirkten gewaltigen Infolation , der heftigen Negengiijje und der Windo erheblidhen Veränderungen und es er klärt ſich daraus die groteske Verggeſtaltung. Die Zerfliiſtung des Gebirges war and beſtimmend fiir den vielgewundenen Verlauf der Thäler der Nongo Zufliiſje , veldie plötzlich von einem Verg abſatz zum Hauptſtrom niedergehen .
Die Höhe ihrer Wajerfälle
iſt je nad) der trockenen oder Regenzeit verſchiedeni. Jene der
Notizen .
237
ufubi, des von Stanley benannten Edwin - Arnold Fluſjes , ſtiirzen ! graphie Südweſtafrikas . Nachmittags :3 Uhr : 1. Herr Oberlehrer 120-130 Meter tief abwärts und ſie waren die bedeutendſten , Dr. Finger ( Frankfurt am Main ) : Heimatkunde, eine Vorberei welche Pechuel- Loejche beobachten komute. Faſt nirgends iſt längs tung zur Erdkunde. 2. Herr Overlehrer Dr. Kropatſcheck (Bran auf-
denburg): Kritiſches Referat über die nenten preußiſchen Lehrpläne und Abiturienten Prüfungsordiung in bezug auf den geographi: ichen Unterricht. 3. Herr Reallehrer Mang (Baden Baden ): Die
wärts geführt hat , konnte wegen der Schrojjbeit der Iljer nicht
Methodik des Tellurium - l'unariums, mit Demonſtrationen . — Frei
des Kongo , wenn nicht durch Waſſerarmut das Strombett etwas
freigelegt wird , Raum genug and nur für einen Maultierpfad !
und der Weg , welchen Stanley) von der Küſte den Strom
an dieſem ſelbſt, ſondern nur in größerer oder geringerer, oft
tag den 30. März, Vormittags 10 llhr : 1. Herr Direktor Dr.
meilenweiter Entfernung von ihm angelegt werden . Größerer
Preuſing ( Bremen ): lleber die Hilfsmittel der Ortsbeſtimmung zur
Waſſerfälle entbehrt der Kongo; in Wahrheit hat er bloß Eduellen . Nur die Ijangilafälle erſcheinen als niedriger vertikaler Asaſjerab-
Zeit der großen Entdedingen. 2. Herr Dr. Pechiel löſche (Leipzig :
iturz von 5 Meter Höhe bei 606) —- 700 Mieter Breite , während
(Ansbach) : Ueber die neueſten Bemiihigen um ſchärfere Bez ſtimmung der Erdgeſtalt. 4 , Herr Profeſſor Dr. Nan (Amſterdam ): Die Bedeutung der bevorſtehenden internationalen Kolonial-Aus ſtellung zu Amſterdam für die geographiſche Wiſſenſchaft. Nach
die unterſten von Tuđey entdecten Yellalafälle nicht ſenfrecht niedergehen , ſondern mihlenwehrartig in großer Breite und ſtarken Wirbeln herabrauſchen. Entſprechend den im Norden und Siiden
des Stromes zu verſchiedenen Perioden eintretenden Regenzeiten und Anſchwellungen der Zufliiſie ſteigt der Rongo vom September
Der Gebirgslauf des longo. 3. Herr Profeſſor Dr. Giinther
mittags :3 llhr : 1. Herr Profeſſor Zdenek ( Prag): llever farto graphiſche Darſtellbarkeit verjchiedener Gegenſtände, ein Beitrag
bis Dezember und vom März bis Mai; dagegen fält er während des Januar und Februar und im Hochſommer. Sein ſtellenweiſe
zum Kartenzeichnen in der Schule. 2. Herr Reallehrer Coordes
10—15 Meter tiefes Bett durchſetzen vielfach Klippen und Fels-
tung von Schul-Kartenwerfen maßgebend ſein ? 3. Herr Real: gymnaſiallehrer Dr. Votſch (Gera) : Die geographiſchen Lehrbücher Michael Neanders, ein Beitrag zur Geſchichte des geographiſchen
blöde ; dieſe erzeugen Wirbel, mächtige Stamaſſer und Rückſtrömungen , welche die Dauer der Fahrteil auf den Dampjern oft
außerordentlich verlängerul. Was die Vegetationsverhältniſje des Kongo (Gebietes anlangt, jo bemerkt Pechuel l'ocche, daß zum Zwed der Bodenkultur die Wälder größtenteils von den Eingeborenen
(Sajjel ): Weldie Grundjäge jollen bei Herſtellung und Begutad)
Unterrichtes. - Samſtag den 31. März, Vormittags 10 uhr: 1. Herr Profeſſor Dr. Toula (Wien ): lieber den gegenwärtigen
leihen während der tocenen Zeit der landſchaft eine gelbliche Färbung. Auch die Fama war in dem von unſerem Gewährs .
Stand der geologiſchen Erforſchung der Balkanhalbinſel. 2. Herr Privatdozent Dr. Pendt München : Einfluß des Klimas auf die Geſtalt der Erdoberfläche. 3. Herr Oberlehrer Privatdozent Dr. lehmann ( Halle ) : Bericht über die Thätigkeit der vom II . Deutſchen
mann durchzogenen Gebiet ſehr arm . — längs der ſtark bevölkerten
(Geographentage eingeſetzten Kommiſſion fiir wiſſenſchaftliche Landes
kongo- Ulfer gibt es keine größeren politiſchen Einheiten . Die
genießen im Gegenteil eine Art Eigentumsrecht an den von ihnen
kunde in Deutſchland. 4. Wahl des Verſammlungsortes und des Ausſchuſjes fiir den IV . Deutſchen Geographentag. Nad ). mittags 3 Uhr: 1. Herr Seminarlehrer Dr. A. de Fries ( llſingen ) : Heber den geographiſchen Unterricht in Lehrerſeminarien . 2. Herr Oberlehrer Dr. Cramer ( Gebweiler ): Emil von Sydow . – Das Programm kam , wie jede weitere Information , durch Herrn Þ. Schmölder, Frankfurt am Main, Neue Mainzerſtraße 25, bezogen
gezogenen Bodenfrüchten. Die Toten werden in den Dörfern
werden .
zerſtört worden ſeien . Die Gräjer herrſchen überall vor und ver
cinzelnen Stämme unterſcheiden ſich nur durch beſondere Sitten und Gebräuche , ſowie durch verſchiedene Dialekte einer und der-
jelben Sprache. Ihre Dörfer liegen gewöhnlich auf Anhöhen oder Berggipfeln , umgeben von Bäumen und Gebiiſch . Die Stellung der Frauen den Männern gegeniiber iſt keineswegs rechtlos; ſic jelbſt in tiefert Gräben beſtattet. Ju den Gewerben ſind vornäm
lich die Korbflechterei, die Holzſchnitzerei, die Weberei anis Palmbaſt, die Töpferei, das Eijenſchmiedehandwerk vertreten . Das Eindringen
Notizen.
der Weißen ſeit Stanleys Entdeđungsreiſe hat den Nachahmungs. ſim
und das bildnerifche Talent der Eingeborenen gegenüber den
neuen Erſcheinungen und Vorſtellungen hervorgerufen . So fand Pechuel-Loeſche oft auf kahlen jandigen Stellen in den Nampinen
Afrika .
Paul Coleillet , welcher von Obok aus einen neuen Kara wanenweg nach Sdoa ausjindig gemacht 11. Ausl. 1882, Nr. 18
rohe Zeichnungen von Rad- Dampfern. Eine weitere Folge des Vordringens weißer Händler zum oberen Kongo iſt die Einführung
viel begehrter, bunter Baumwolleniſtujje zur Bekleidung. Dabei zeigt ſich bei verſchiedenen Stämmen auch ein verſchiedener Farben geſchmack. In eigenartiger Weije tritt das Marktweſen auf. Die Marktplätze liegen frei in der Savaimne auf Bergkuppen , zu welchen von allen Seiten Wege führen . Ein Marktmeiſter wacht ſtreng
Š.960), in Antober gliidlich eingetroffen iſt und mit dem König Menelif ſcheinbar ſehr günſtige Verträge abgeſchloſjen hat, wird durch eine Mitteilung der Revue géographique ( Jan. 1883, in ein höchſt zweifelhaftes Licht geſtellt. Er war durch eine Gejellſchaft, an deren Spitze ſich Godin in Paris befand, mit einem Schiji
voll Waren nach Obot abgeſandt worden. Da er lange Zeit nichts mehr von ſich hören ließ , reiste (Godin jelbſt nad Obof . Soleillet
über die Aufrechthaltung der Marktordnung. Männer und Frauen ziehen mit den Erzeugniſſen des Bodens und der Gewerbe zu dem
wollte ihn nicht kennen , noch anerkennen, er verbot ſeinem Perſonal,
ihin zıl gehorchen und verweigerte die Riidgabe der Waren .
Ta
von Bäumen umſtandenen Berg und ſelbſt von Siidufer des
Nongo kommen Verkäufer, Schau- und Kaufluſtige. Der dritte deutſche Geographentag in Frankfurt a M. 29. - 31. März 1883 . Sir entnehmen dem Pro mm des 3. deutſchen (Geographen
tages folgende Aufzählung der Vorträge : Donnerſtag den
Obok eine Wiiſtenei iſt, in welcher keine franzöſiſche Behörde
criſtiert, jo blieb Godin nichts übrig, als ſeine Waren im Stich zu laſſen und nur das leere Schiff mit ſich zu nehmen . von
Dr. Kaijer. † Die Deutſche Afrikaniſche Geſellſchaft iſt inem ſchmerzlichen Verluſt betroffen worden . Laut einem
an den Präſidenten der Gejellſchaft, Profeſſor Koner in Berlin, vom deutſchen Konſulat ans Zanzibar eingelaufenen Telegramm iſt der Forſchungsreijende Dr. Kaiſer am 8. November einem
29. März, Vormittags 10 Uhr: 1. Begriißung der Gäſte und Wahl des Vorſitzenden. 2. Herr Leutnant Wiſmann : Ueber ſeine Durchfreuzung des äquatorialen Afrikas. 3. Herr Profeſſor Dr. Katzel (München ): Ueber die Bedeutung der Polarforſchung
zugleich mit den Herren Dr. Böhm und Reichard nach der Station
für die Geographie .
am Tanganika-See entſandt worden , bei welcher Gelegenheit ſich
1. Herr Dr. Buchner (München ): Ethno:
Schlagfluß erlegen. Belauntlich war derſelbe von der Geſelljchaft
238
Notizen .
Dr. Kaiſer um die genaue aſtronomiſche Aufnahme des Weges zwiſchen Zanzibar, Tabora und am Tanganika verdient gemacht hat. Thomjon und die engliſche oſtafrikaniſche Erpe dition finden ſich in Zanzibar dadurch aufgehalten , daß Dr. Fiſcher 300 Bewaffnete zi1 den Maſai mitgenommen hat. Thomſon fürchtet, daß er ſelliſt dort Schwierigfeiten finden könnte und wird nun auf
anderem Wege als Fiſcher gegen die Nilſeen vordringen . Nad ) anderen Nachrichten ſoll er das Ergebnis der Fiſcher’ſchen Erpe dition abwarten wollen .
dreibt: Tazı hatten ſie die Aethiopier nämlich) Speere, auf welchen ein ſpitz auslaufendes vorn einer Gazelle, niach Art ciner
Lanzenſpiye, angebrad )t war, auch hatten ſie noch (mit Eijen ) be ſchlagene Meulen . “ Taraus geht , wie Heger mit Recht ſchließt, hervor, wie ungemein lange ſich mitunter die Verwendung ge wiſſer Diateriale zur Verfertigung wichtiger Gebrauchsgegenſtände erhalten kann, wenn dieſelbe durch Alter und Tradition geheiligt iſt ind, daß die Aethiopier ſchon damals das Eiſen kannten, wenna gleich es bei ihnen noch ſelten war. Auch reſultiert aus dieſer
Studie, daß ſchon zu Herodots Zeit ( ja eigentlich ſchon vor der
Kimberley iſt gegenwärtig einer der wichtigſten Bevölfe rungsmittelpunkte des inneren Südafrikas. Dieſe Stadt erhob ſich) ſeit ungefähr 10 Jahren pilzartig aus den ſie umgebenden Diamant feldern. Ein großer Wunſch derſelben war lange, Waſſer in ge
damals in öſtlichen Teile Nord Afrifas, namentlich im Nilthale,
nügender Menge für die Bediirfniſſe der Einwohner und zum Minenbetrieb zu erhalten . Nunmehr bezieht man dasſelbe aus dem Vaalfluß .
Polarregionen.
jelben ) am oberen Nil echte Negerſtämme ſaßen und daß ſchon eine der heutigen ähnliche Völferſchichtung eriſtiert haben muß .
Ueber die nelle Nordpolar Erpedition Norden . Rabinda und Malemba jollen infolge eines zwiſchen Eng land und Portugal abgeſchloſſenen Vertrages , laut deſſen erſteres das
Anrecht Portugals auf die Weſtkiiſte Afrikas nördlich bis 50 12'ſ. B. anerkennt und dafür den Hafen von Waidah erhält , von den Porn tugieſen ſofort bejetzt werden .
Franzöſiſche Erpedition nach Schoa. Am 21. Januard.J. ſchiffte ſich eine von Bremond geleitete Erpedition nach den ein, welche von Obok aus das Thal des Hawaſch aufwärts nach An fober zu gelangen gedenkt.
Bienenzucht in Siid-Afrifa. Nach dem „ Erport“ langte in Port Eliſabeth kürzlich eine Sendung Bienen (zirka 100,000 Stiid ) ans England an , weil die in Siidafrika vorkommende wilde Biene ſich trog zahlreich vorgenommener Verſuche nicht an den Stoc gewöhnen will , die Bienenzucht aber für den dortigen Farmer vorausſichtlich ſehr lohnend ſein wird. Die Straußen zucht. Von den Verjuchen , welche die
franzöſijche Aktlimatiſationsgejellichaft mit der Ziichtung von Straußen in verſchiedenen Städten gemacht hat, haben zunächſt die Engländer Vorteil gezogen , indem ſie dieſelbe nach dem Kap verpflanzten . Jetzt aber fängt ſie an , auch in den franzöſiſchen Kolonien mehr
ſfiölds hat ſich der Reiſende jetzt ſelbſt in einem Briefe an den König von Schweden geäußert: Nad )dem ein Privatinam mir die Mittel zur Fortſetzung der ſchwedijchen Forſchungen in den arfriſchen Gegenden zur Verfiigung geſtellt hat , habe ich die Ab ſicht, begleitet von drei oder vier Naturforidhern , während des kommenden Sommers Grönland z11 beſuchen , um teils über die
Eiswiiſten längs der Küiſte in das Jmere des Landes vorzudringen, welches ich im Gegenſate zu den Anſichten , welche gegenwärtig in fachmänniſchen Kreiſen herrſchen , fir eisfrei halte, teils auch die
Oſtfiiſte zu beſuchen, um dort Unterſuchungen in Betreff der wenig bekannten Geographie und Naturverhältniſſe anzuſtellen . Außer = dem ſollen die Teilnehmer an der Erpedition andere Unterſuchun
gen anſtellen , gleich denen , welche zuvor von ſchwediſchen Ge lehrten in den Polarländern angeſtellt worden , und durch welche ein jo flares licht über die frühere ind gegenwärtige Natur beſchaffenheit derſelben verbreitet worden iſt. Da beſonders die Erforſchung der Naturverhältniſſe im Jimeren Grönlands, nicht allein von außerordentlicher Wichtigkeit für die Wiſſenſchaft in ihrer Geſamtheit iſt, ſondern auch inmittelbare Bedeutung für fiir die Geologie hat , ſo wage ich zu hoffen , daß Ew . Königliche ,
Boden zu gewinnen; in Algier findet man ſchou Unternehmungen
Majeſtät dieſe neue Erpedition mit demſelben hochgeſinnten Juter
mit 150 — 200 alten und jungen Vögeli , ebenjo wird in Kairo für Rechnung der Geſellſchaft eine Probe gemacht, und auf Reu =
eſſe umfaſſen werden, welches den Vorgängern derſelben zu Teil geworden iſt.
nion wird eine kleine Heerde gehegt , was , da die Thiere voll
Eine amerikaniſche Stimme ii ber Polarforjding.
kommen akklimatiſiert ſind , für dieſe Inſel mit vollem Recht eine Eroberung genannt werden darf. Merkwiirdige lanzen der Schillut Neger. Unter den von E. Mario Bei der anthropologiſch -ethnographiſchen Ab teilung des naturhiſtoriſchen Hofmujeums in Wien vor einiger
Die Amerikaner beklagen den Tod ihres Nordpolfahrers De long
Zeit zugeſandten Gegenſtänden aus den Negerländern am oberen Weißen Nil befinden ſich auch zwei Speere vom Stamm . der
Schillut. Ihre Spitzen ſind nicht wie ſonſt gewöhnlich aus Eijen oder Kupfer, ſondern durch ein ziemlich langes, gerades Antilopeit horn gebildet. In einem an Hodiſtetter gerichteten Brief macht Marno Bei auf dieſe Stücke beſonders aufmerkſam und ſagt :
„ Noch intereſſanter (als durch ihre Hornſpitze) werden dieſe Panzeit dadurch, daß Kambyſes nach Gerodot unter anderen Völkern Afrika's auch die Nyza bezwungen haben ſoll , welche Lanzen mit Antilopengehörnen beſaßen , und auch Xerres joll unter ſeinen
und ſeiner Leute .
Der „ Judependent“ bemerkt dazu : „ Folgt
nun , daß die furchtbaren Opfer der Nordpolarforſchung ein Grund ſind , dieſelbe aufzugeben ? Durchaus nicht ! Man wende die äußerſte Vorſicht an ; ſolange aber, als nod) ein Funke von Heroismus in ihnen ſtedt, iſt es gut und weiſe, die Menſchen ihr Leben aufs Spiel ſetzen zii laſſen zur Vermehrung unſeres Wiſſens. Aber man jagt uns, in dieſem Fall jei das Wiſſen ein ganz umfruchtbares. Das
macht nichts. Es iſt Wiſſen und das genügt. Das menſchliche Wiſſen vermehrt zu haben iſt wohl ein Menſchenleben wert. Wir müſſen alle ſterben, es iſt nur eine Frage der Zeit und einerlei, ob wir inorgen im Bett ſterben oder heute zwiſchen zwei Eisbergen umkommen . Menſchenleben ſind zahlreich und billig. Wir opfern ſie, um uns bequemere Reiſewege bauen zu laſſen , wir verbrauchen
ſie zu Häuſerbauten , wir verbrauchen ſie dem Dutzend nach , um
äthiopiſchen Hilfstruppen ſolche mit dergleichen lanzen bewaffnete Neger gehabt haben .“ Dieſe Mitteilung veranlaßte Franz Heger zu weiterer Verfolgung der Frage und er gelangte zu der Anſicht,
ein Vermögen zu ſammeln und in einem Krieg laſſen wir Tauſende ſterben , blos um einer Idee willen . Ein Zweck unſeres Lebens iſt geradezu zu ſterbent, ſobald es der Mühe wert iſt. Wenn
daß unter einen Ort ſtamm zu angeht, jo 7. Buchs
die Nordpolfahrten uns Meere aufſchließen wiirden , in welchen
der „ heiligen Nyja “ Herodots die Bezeichnung für oder landſtrich und unter deren Bewohnern ein Nuba verſtehen ſei . Was aber die andere Meinung Marno's findet ſie ihre Beſtätigung durch folgende Stelle des von Herodot, wo er bei der Aufzählung der Beſtand
darauf verwandten Opfer zu groß finden. Aber zu wiſſen , wie es am Nordpol ausſieht, iſt mindeſtens ebenſo großer Opfer wert, als die Erlangung von Seehundsfellen oder Walfiſchthran und
teile des großen Heeres, das Xerxes gegen Griechenland führte,
Fiſchbein. Unſere tapferen jungen Männer ſollen nur hinausziehen
man Walfiſche und Seehunde fangen könnte, würde niemand die
Litteratur.
und ſterben , bis endlich das Problem gelöſt iſt. Dann wird man ſehen , daß unſere hohe Bildung uns noch nicht um unſere Mannhaftigkeit gebracht hat. “ Wir ſchließen uns dieſen Worten ,
in denen uns mehr Verſtand 311 ſein ſcheint , als in vielen ge lehrten Abhandlungen iiber Polarſtationen 11. dgl . , unbedingt und freudig an . Mögen ſie auch in deutſchen Herzen wiederhallen!
Eine andere amerikaniſche Stimme über Polar
forſchung iſt die des Jugenieurs Melville von der ungliicflichen „ Jeannette“ , von weldiem Jürgens, der Chef der ruſſiſchen Lena Station, folgendes aus Jakutsk,21. Juli 1882 ſchreibt: „ Es wird von vielen Seiten bezweifelt , daß europäiſche Stationen dort oben den Unbilden der Witterung auf die Dauer widerſtehen können und
Melville ſelbſt, den ich hier ſprach, iſt außerdem von allen Be !
ſtrebungen , die zur Erforſchung und Nutzbarmachung der Polar, zone vorgenommen werden , deswegen ſehr wenig erbaut, weil er ſie im Vergleich zu den Opfern , die ſie erheiſchen , für nicht lohnend hält .
Von Nordpolfahrten wollte er iiberhaupt nichts mehr wiſſen
und bezeichnete ſie einfach als Humbug
„ Das Beſte, was man
mit einem Polarſchiji thun fann “ , meinte er eines Abends , „iſt , wenn man dasſelbe unmittelbar nach Verlaſſen des Hafeus , alls
239
nahm damals Anlaß, dieſelbe zu beſuchen und war erſtaunt ſowohl iiber die Fiille des Materials, als auch über die Vortrefflichkeit und Korrektheit der Anordnung. Beide Schriften verdanken der Ausſtellung ihr Entſtehen. Die Zweitgenannte diente in ihrem
erſten Hefte als Fiihrer durch die chineſiſche, japaneſijce, anamiſche, birmaniſche und tibetaniſche Abteilung der Ausſtellung und ent hält neben einer allgemeinen , ſich auf Fr. Miller ſtiitenden Ein leitung viele Einzelbemerkungen von Wichtigkeit und Intereſſe ; das zweite Heft gab Beſtimmung und Nachweis aller zirka 6200 Nummern der Ausſtellung nach Ausſtellern geordnet und das oben in erſter Linie genannte photographiſche Album illuſtriert in geo
graphiſder Anordnung die hauptſächlichſten Sticke der Ausſtellung zum Teil in Gruppenbildern , meiſt jedoch in Einzeldarſtellungen. Es diirften im ganzen zirka 1500 Objekte abgebildet worden ſein und wie wir vernehmen , iſt ein vierter Supplementband in Arbeit. Der erſte Band enthält auf 84 Tafeln Neu -Holland, Ozeanien, Malaiſien, Madagaskar, „ Malayo-Chinois“ und Tibet ; der zweite auf 116 Tafeln China, Japan , Samojeden und Türken ; der dritte auf 78 Tafeln Amerika , Afrika , Zirkaſſier , Perſier und Indier. Japan and China, jowie Ozeanien ſind relativ am reich
dem es auslaufen ſoll, anbohrt und ſinken läßt, denn zil (Grunde muß
haltigſten vertreten ; unter letztgenannter Abteilung befindet ſich die
die Karre doch gehen und jo ſind doch wenigſtens die Menſchen
ſchöne Samlung von Savage Sš., welche im Jahre 1853 von der Erpedition der „ Eugenie“ mitgebracht worden war. Im ganzen
darauf noch zu retten .“
Golfſtrom an der Murman -i ii ſte. Aus St. Petersburg
iſt das Album als das beſte criſtierende ethnographiſche Bilder -
chreibt man uns , daß am 1. März in der Ruſiſchen Geographi ichen Geſellſchaft Dr. Andrejew über die von ihm angeſtellten
werk anzuſehen und es bietet trotz der Ingleichheit in der Ver tretung der einzelnen Völfer eine gute Anſdauung eines ethno
jachen mit hinſichtlich des Zuſtandes des Golfſtromes an der Murman
graphiſchen Muſeums von Rang. Auswahl und Wiedergabe der Objekte zeugen beide von vollem Verſtändnis der z11 leiſtenden Aufgabe und kein die Ethnographie wiſſenſchaftlich betreibender Fachmam wird dieſen wichtigen Atlas entbehren können . Es war
fiiſe in ſeiner Abhängigkeit von den Windrichtungen. Auf Grund
daher aud) ſehr gerechtfertigt, daß der Internationale Geographiſche
lage dieſer Fakta kann man mit einiger Wahrſcheinlichkeit den Schluß ziehen , daß , je häufiger im Laufe des Winters Siidweſt
S'ongreß zu Venedig das ſchöne Werk durd ) einen Preis auszeichnete.
winde an den lljern Norwegens weheil, deſto mehr die warme
N. Archäologiſches Muſeum , wo dieſer Herr als Zeidhner und
Strömung der Murmankiiſte ſich nähert und daß infolgedeſſen
Photograph angeſtellt iſt, zum Preiſe von 240 Mart (ungebunden) A. B. Meyer. bezichen .
ineteorologiſchen Beobachtungen
an der Murmankiiſte während
jeiner Fahrten auf den Kreuzern ,, Nordſtern “ und „ Balfan “ vortrug. Herr Andrejew teilte bei dieſer Gelegenheit ſehr intereſſante That
.
der Fiſchfang um ſo günſtiger an der Murmanküſte ausjällt.
Außer
dem hat Herr Andrejew manche Bemerkungen in Betreff der Flora mitgeteilt, aus welchen er den Schluß zieht , daß der günſtigſte Teil zur Beſiedelung der weſtliche Teil der Murmankiiſte iſt.
Man fan
es direkt von Herrn Lindberg in Stocholm , Adreſſe :
Curea . The flermit Nation. By William Elliot Griffis. New
York. Scribner. 1882. Sorea , die langeſtreckte Halbinſel nord öſtlich von China, iſt das gegen den Welthandel am meiſten abge
ſchloſjene Land Oſtajiens . Die nordamerikaniſche Diplomatie hat neuerdings den Hebel an dieſer Stelle angeſetzt und ſoviel man
Litteratur. ( Griechenland in Wort und Bild. Eine Schildering
des Helleniſchen Königreiches von 4. v. Schweiger Lerchenfeld. Mit 200 Illuſtrationen . Leipzig, Heinrich Echmidt & Narl Günther. 1880 . Ein durchaus anregend geſchriebenes, hibích und reid) illuſtriertes Prad)twerk, das in Tert und Bilderſchmuck durch eine gliidliche Vereinigung der Liebe zum alten und des Jntereſſes für
das moderne Griechenland ausgezeichnet iſt. H. Stolpe. Exposition éthnographique de Stockholm 1878
– 1879. Photographies par C. F. Lindberg, Stockholm , 1881 . 3 Bände in 40 ; 36 č . und 278 Tafeli .
id. Den allmänna etnografiska utställingen 1878–1879. 2 Hefte in 80, 80 S. 1878-1879 und VIII, 192 S. 1880 (Abdr. a.d. Tijdskr. f. Antropol. od) Kulturhiſt. Bd . I Non . 13 und 14). Ter
Verfaſſer war beauftragt worden , die Stocholmer ethnographiſche
hört, die Auſſchließung einiger Sechäfen bewirkt. Gleichzeitig mit dieſem Vorgehen iſt von dem in Japan wohnenden Amerikaner William Elliot Griffis , früherem Mitglied der Kaiſerlichen Uni verſität in Tokio und als Verfaſſer des Buches „ The Micados Empire “ bekannt, ein größeres Werk über das merkwürdige land und jeine Bewohner unter angegebenem Titel erſchienen , welches die
Kenntniſſe dariiber in vielen Richtungen bereichert. Griffis iſt ſelbſt nicht in das Land eingedrungen , wohl aber hat er die in neueſter Zeit reidilid) nad Japan gebrachten Berichte der in Korea angeſiedelten Japaneſen ausgebeutet. Auf die Geſchichte und Beſchaffenheit des Landes fällt neues Lidit, über Sprache, Kunſt und Handwerk der Koreaner verbreitet ſich Griffis ausführlicher. Zum Schluß giebt Griffis einen Berid )t über den in Korea herrſchenden Kriegszuſtand infolge einer neuerdings ausgebrochenen Revolution . Das Buch
enthält eine Anzahl Karten und Abbildungen nach Zeichnungen und Photographient.
L.
Ausſtellung im Jahre 1878 311 ordnien und 311 fatalogiſieren . Dieſe wurde zuſammengebracht aus allen oder doch jaſt allen
Ein Beitrag zur Anthropologie der Juden . In augural Diſſertation zuir Erlangung des Grades cines Doktors
ſchwediſchen öffentlichen und Privat Sammlungen ; nicht weniger als
der Medizin ; verjaſt von Bernhard Blechmann aus Kurland .
217 Ausſteller mit zirka 10,000 Objekten beteiligten ſid) an derſelben ; der König eröffnete ſie in perſon und das allgemeinſte Jntereſſe wurde angeregt durch eine ethnographiſche Ausſtellung, wie ſie in der That fein anderes land bis jett ins Leben gerufen hat . Auch Referent
Dorpat. Wilhelm Juſt's Buch- und Accidenzdruckerei. 1882. IV . 64 Seiten. Soviel auch bisher über die Juden im allgemeinen
und die ſoziale oder öfonomiſche Seite der Judenfrage geſchrieben wurde, auf die anthropologiſchen Berhältniſje, welche dieſes bisher
;
Litteratur.
240 ſo uverfälſcht erhaltene Volk
Vorziiglich nach den
Der urſprung der Kajaken.
Goethe nennt es das beharrlichſte
beherrſchen , legt man erſt ſeit wenigen Jahrzehnten mehr Gewicht. In der vorliegenden Abhandlung verwertet der Autor nicht nur eine bedeutende Fiille eigener Unterſuchungen, ſondern hält auch euge Fiihlung mit allen vor ihm gewonnenent Reſultaten zum Zweck einer wiſſenſchaftlichen Vergleichung. Nach Blechmann beſtätigt ſich die Richtigkeit der Behauptung, daſ ſich die Juden in körperlicher þinſicht relativ am ſpäteſten entwickeln ,
neueſten
überhaupt in Rußland inter allen Nationalitäten als die phyſijd ) "
deren Geſchick imtrennbar verbunden war
id)wädyſten erſcheinen. Weiter zeigt er durch zahlreid ;c Beobacht igen , wie die Angehörigen genannten Stammes mit wenigen Ausnahmen als bracıyzephal ſich erweiſen und ihre Arme, ver glichen mit der Körpergröße, eben ſo lang ſind als bei anderen Völkern (45 : 100 ). Judes bleibt aber die relative Klafterweite bei den Juden wirklich am geringſten ( 100 : 103, 27 ). Auch die Exiſtenz zweier Typen der letzteren konnte Blechmann wiederholt konſtatieren : den ſpaniſchen und deutſchen Typus. In jedem der
beſteht. Ferner iſt in zidar kurzer , doch ausreichender Weiſe yer fimnft und Entſtehung der tatariſchen und ruſſiſchen Kajaken er -
der Erde
jelben gibt es Originalblonde, deren Haarfarbe jedoch mit den Schädelmaßen im allgemeinen nach unſerem Gewährsmann nichts 1
zll thun hat .
Katalog der braſilianiſchen Ansſtellung des Zentral ereins fiir Handelsgcographie und Förderung deutſcher Intereſſen im Auslande im Architekten - Hauſe zu Berlin . Berlin 1882 . Nllgemeine Verlagsagentur. VI . 97 Seiten . Durch obenbezeich niete Ausſtellung ſollte vor allem dem praktiſchen Beſtreben Unter
rujijchen
Cuellen
von
R. v .
Ercfert.
Berlin .
Ferdinand Diimmlers Verlagsbuchhandlung, Harrwitz und Goß inalul.
1882.
I. 16 Seiten .
Aus dem
Gang der Geſchichte
wird die enge Berwandtſchaft bewiejen , die urſprünglich zwiſchen Der Drujchina
jener von Grund und Boden getrennten mili
täriſchen Genojjenjchaft des alten Rußland, welche von ihren Fürſten anfiihrern ausgeriiſtet und genährt wurde , deshalb aber auch mit .
und dem kajakentum
läutert und dabei mand) neues Licht auf die Vergangenheit dieſes merkwürdigen Bruchteils des ruſſiſchen Volkes geworfen. Das Leben der Vorfahren . Das Wejentlichſte einer deutſchen Kulturgeſchichte älteſter Zeit. Dem Volk erzählt von
Julius lippert. Herausgegeben vom deutſchen Verein zur Verbreitung gemeinnütziger Kenntniſſe in Prag Prag 1882 . Verlag des deutſchen Vereins zur Verbreitung gemeinnütziger Mennt
niſſe. XII . 191 Seiten . Herausgewacjen aus dem redlichen Beſtreben, die Bildung des Volkes nadı deutſcher Art zu fördern, fiihrt dieſe Seric kleiner Aufjäte in leichtverſtändlicher Form die Ausgeſtaltung des deutſchen Lebens nach ſeinen verſchiedenen Beziehungen von der Urzeit an bis zu dem Punkt vor, „ ivo man
ohne zu große Mühe den Gang bis zur heutigen Entwidelungs form ſich ſelbſt anzudeuten vermag.“ Manches iſt nach des Autors
ſtiitzung und Förderung zu Teil werden , welches auf das ſo wich
Sin
tige Produktions- und Konſumtionsgebiet Ciidamerikas immer nad) drüdlicher hinweiſt. Ju dem Verzeichnis der Ausſtellungsgegenſtände
Bemühen im Dienſte der Sache, auch wenn man abweichender Anſdauung ſein jollte, die Anerkennung nicht verjagen.
in anderer Weiſe als bisher erklärt und man wird dieſem
num fällt uns zuerſt die reiche Samling alter Steinwerkzeuge aus der recht gut vertretenen Provinz Rio Grande do Sul auf, eine vertrauens
würdige Illuſtration zur Vorgeſchichte des Landes ſowohl, wie zur Þrähiſtorie iiberhaupt. Eine inſtruktive Kollektion der am meiſtent gebrauchten Gerbrinden Braſiliens diirfte Anlaß zur Diskuſſion über die eventuelle Verwertung braſilianiſcher Lohe als Erportartikel geben . Man erhält ferner Aufſchliiſie iiber die Tabatinduſtrie, Nutzhölzer,
Anzeigen
Die Allgemeine Zeitung (mit wiſſenſchaftlider Beilage und Handelszeitung.)
Getreide , Gewürz-, Handelspflanzen und Knollenfriichte des !
Naiſerreichs.
In Hinſicht auf die Kaffeeproduktion ſteht letteres
wie bekannt allen Ländern der Erde voran (die Ernte betrug 1880 300 Millionen Kilogramm ) und in erſcheint die Ausſtellung von 200 der dortigen Tafſeemarkeit doppelt interejjanit. Außer: dem wird Paraguay -Thee, cin herorragendes produkt der Provinzen Santa Catharina, Parana und Rio Grande do Sul, zur Ausfuhr warın empfohlen . Was aber die Ausſtellung des botaniſchen und handelsgeographiſchen Muſeums in Berlin angeht, ſo vervoll
ſtändigt ſie in erwünſchter Weijo das durch die vorhergehenden Serien zur Auſchaung gebrachte Bild vom Reichtum des tropiſchen und jubtropiſchen Braſilien , welches ganz imd voll klar werden läßt , mit wie gutem Grunde der Zentralverein fiir Handelsgen graphie und Förderung deutſcher Intereſſen im Auslande ſein Augenmerk jo jehr gerade auf das öſtliche Siidamerika richtet. Die Prinzipien der moniſtiſchen Naturreligion . Moderne Anſchauungen über Religionsreformen . Von Herm . Rehberg, Jena. Jena, Herinamn Dabis. 1883. VII . 104 Seiten . Rehberg findet die Zeit gekommen , in welcher der Ver ſuch gemacht werden kann , auf Grund der durch die Ergebniſſe
der Naturwiſſenſchaften hervorgerufenen modernen Weltanſchauung eine Darſtellung iiber Neugeſtaltung der Religion zu geben. Bom
naturphiloſophiſchen Standpunkt aus werden eigene und entſpre dende Gedanken anderer zu Gunſten einer Theorie verarbeitet, welcher
die Religion eine Tittenpädagogik und zwar jowohl Wiſjenſchaft als Nut iſt. Als erſtere joll ſie es mit den auf realem Boden gegründeten Sittlid)feitsprinzipien , als letztere mit der richtigen Anwendung dieſer 311 thu haben .
früher in Deſterreich Augsburg erſchienen durd die Poſtanſtalien für 9
iſt in Deutſchland HD
Varf
vierteljährlich ill bezieben . Preis bei directer Verjendung unter Streifbaild monatlid 4 Warf ( i 5. 60 rúr die alderen finder des Weltpuſtvereind ) . Quartalpreis bei wódentl. Vericity. im Weltruſtverein M. 14. 40 , u perball tooi . Di 19. 50
Probenummern nebſt neueſtem Quartal -Megifter gratis. Leitartitel , wiñcuidaftliche und handelspolitiſche Auf ſätze 20. 1. in Nr . 65 bis 71 .
Der Einfluß der Vereinigten Staaten Nordamerika's auf die ipanijd )-a incrifaniſchen Republiken.
Peter Karagjorgjevie.
Die
Bistumsjrajen in der Schweiz und die Wiederherſtellung des Frie Von Die Probe auf den iſt.rreichiſchen Föderalismus. dens . der franzöſi chen Armee . Die Schadenerſatz-Kommiſjion in Aegypten . Zwei Fragen des internationalen Rechts. Zur firchenpolitichen Militäriſche Lehren das engliſch Cage. - Gejollichaft und Staat . ägyptiſchen Feldzugs. Münchener sunīt. Von Fr. Pecht. Richard Wagner. Ne frolog . ( V --VT.) leber graphiſche Kunſt. Von 3.v . Schmädel. Zur Geſchichte der Nenaiſjance ( l.) - Fridericiana. Von W. Wiegand. III. Sdlußartikel.) Bilder vom Inn. Die handelspolitiſche Stellung Orſterreichs in der Levante. Von F. X. v . reumaim = Spallart. 1V. Schlußartikel. ) Zur rujliſchen Romanlitteratur. Von L. Caiſtner . Der projective Aufſichtsrath für die badijchen Mittelſchulen. Die Hausgejetze der regierenden deutſchen Fürſten häuſer. Martin Greifs Gedichte. Von Franz Munder. Die Wandlungen des Ilniverſitätsweſens in Deſterreich. Von der römiſchen Reunſtausſtellung. IV . ) . Bolf:wirtſchaft und gewerblicher Ilnterricht in Ungarn. Das Kursſignal der Schiffe bei Nebel. Handels-, Bank- und Börjen zuſtände in Frankreich). Ein ruinirter Vaijiejpefulant; die wieder auferſtehenden Daujiejyndifate und die Finanzlage.
Aufträge für Streifbandieudungen an die Erpedition in München .
Druď und Berlag der J. G. Cotta’ſchen Buchhandlung in Minchen und Stuttgart.
Das Jusland. Wodenſdrift für Länder- und Völkerkunde, unter Mitwirkung von Profeſſor Dr. Friedrich Katzel und anderen Fachmännern herausgegeben von der
I. G. Gotta'ſden Budjhandlung in Stuttgart und München. Scdysundfünfzigſter Jahrgang.
München , 26. März
Nr. 13.
1883.
Jährlich 52 Nummern à 20 Seiten in Luart. Preis pro Quartal M. 7. Zu bezieven duro alle Budhandlungen des In- und Auslands und die Wuſt . Rezenſions - Eremplare von Werten der einſdlägigen Litteratur jind direkt an Gerrn Profeſſor Dr. Friedrich Kabel in Münden, Atademicſtraße Nr. 5, zu enden . Inſertionspreis 20 Pi. für die geſpaltene Zeile in Petit.
ämter.
Inhalt : 1. Zweiter Bericht des Zentralaus dyuſjes für die Deujdie Landeskunde.
S. 241.
2. Ter Teijun von Manila
am 20. Oktober 1882. ( Mit 2 Abbildungen .) Č . 243 . 3. Politiſch- und wirtjchaftsgeographiſche Rückblice. IlI. Ter Panama Nanal. S. 247 . 4 , Betrachtungen über Natur und Erforſchung der Polarregionen . IV . Der fiorddharafter der Polarländer. ( Echluß . )
V. Anwendung der Fiordtheorie auf die Polarländer. .. 251. 5. Die projektierte Schwediſche Forjdings Reiſe nach S. 256. 6. kleinere Mitteilungen : S. 258. Wetterſtudien auf dem Bruden . Der vandet der Niederlande im
Oſt -Grönland.
Jahre 1880. Die ruſſiſchen Fiſchereien . Pejjar umd Gluchowsky iiber die Ablenkung des Amu Darja. -- 7. Notizen : 9. 259. Amerika. Olfrila . Polarregionen.
Zweiter Beridt
des Zentralausſdufles für die Deutſche Landeskunde.
die cinſdlägige Litteratur in ihren Sitzungsberichten und Abhandlungen zuſammenzuſtellen , ſondern auch „ auf be ſondere Aufforderung zu gemeinſam im Gebiet der kom
Den in unſerem erſten Berichte aufgezäbiten Vereinen,
welde durch Niederſekung eigener Kommiſſionen die Samm
miſſion vorzunehmenden Beobachtungen und Unterſucı: ungen für Sachſen ſoweit ſidy beteiligen zu wollen, als
lung der landeskundlichen Litteratur in beſtimmten Pro
es der Sivec und die Mittel der Geſellichaft erlauben . "
vinzen , Bezirken u . 1. w . befördern wollen , iſt in erſter Linie die Geographiſche Geſellſchaft (für Thüringen) zu
Weiter bildete ſidy dann zu Dresden am 21. Februar ein
Jena anzufügen, deren Nennung in jenem Bericht durdy
Sadjen aus Delegierten der drei Vereine:
cin Berſeben unterblieben war. Dieſe Geſellſdaft hat einen Ausſduſ gebildet für das Großherzogtum Sachſen -Wei
daft für Erdkunde; 2 ) Gebirgsverein für die Sädyſiſch
mar-Cijenad), die Herzogtümer Sadjen -Altenburg, Sadyſen Roburg-(Gotha, Sachſen -Meiningen , die Fürſtentümer Neuß, die Sdwarzburgiſden Oberberrſchaften Nudolſtadt
im
Ausidhuß für die Landeskunde des Königreides 1 ) Gefell
Böhmiide Sdweiz ; 3) Verein für Altertumskunde. Dieſer Ausſchuß wird ſid, mit den verwandten Vereinen in der
Provinz in Verbindung ſeben und beabſichtigt, gleich dem Hall'iden und Jena'iden Verein , die Litteratur:
Arnſtadt, ſowie die von dieſen Territorien umidloſſenen
Sammlung in den Sdriften der Geſellſchaft für Erdkunde
Enflaven , alio aud) die Preußijden ( ehemals Hennebergi
zu veröffentlichen.
ſchen ) Gebiete Schleuſingen und Sdımalkalden.
Dieſer
Ausiduß wird in engem Anſchluß an den von der Geſell daft für Erdkunde zu Halle niedergejetten arbeiten ,
welchem die Provinz Sadiſen , die Schwarzburgiſchen Inter berridaften und einige Weimariſde Enklaven , der ganze
Harz und Anhalt als Arbeitsgebiet zufällt. In Dresden hat am 25. Januar auf Beridyt und Antrag des Profeſſors Dr. Drude die Geſellidaft „ Jis" bejdložen , nicht nur Ausland 1883 Nr. 13 .
In Görlit hat die geographijde
Sektion der Naturforſdenden Geſellſchaft uns die Ausſicht eröffnet, daß jie in der gleichen Nichtnng thätig ſein wird. In Breslau hat die botaniide Sektion der Schleſiſchen
Gejellidaft für vaterländijde Kultur, durd Vermittelung ibres Sekretärs, Profeſſors Dr. Cobn , ſich bereit erklärt, an der allgemeinen Landeskunde unſeres Vaterlandes
nady Maßgabe des von ihr vertretenen Gebietes mitzu arbeiten und hofft unter ihren Mitgliedern befähigte und 37
242
Zweiter Vericht des Zentralausſchuſſes für die Deutſche Landeskunde.
rührige Kräfte anbieten zu fönnen , ſobald denſelben be
ſtimmte Aufgaben geſtellt werden .“ Audy der Rieſen gebirgs - Verein hat ſich bereit erklärt, an ſeinem Teile zu dem großen Werke beizutragen. In Osnabrück hat der Naturwiſſenſchaftlide Verein eine Kommiſſion nieder geſeßt, welche ihre Thätigkeit vorausſichtlid, nidyt nur über den Landdroſteibezirk Osnabrück, ſondern aud über die Ausläufer des Osning, wie z. B. das ganze Wiebengebirge
Verein zu Klagenfurt. Mit demſelben lebhaften Dant, mit welchem die Rommiſſion alle dieſe Beiträge aufnimmt, verzeichnet ſie ferner die Schenkung eines Eremplars der Bibliotheca Geographica " (Leipzig 1858) durch deren Ver leger Herrn 28. Engelmann in Leipzig und zweier Erem plare der ,, Allgemeinen Bücherkunde des Brandenburgiſch Preußiſchen Staates" (Berlin 1871 ) durch die Redaktion des ,, Deutſchen Reids- und Röniglid Preußiſchen Staats
von der Haſe bis zur Weſer ausdehnen wird. Aus Olden
Anzeigers " in Berlin, ſowie einer Anzahl von anderen
burg erhielt der Zentralausſchuß unter dem 24. februar ſchen Amtes des Großherzogtumes , eine größere Sendung
Büchern und Vereinsichriften. Der Ueberblick über die geographiſche Verbreitung der An regung, weldie der vom Deutſden Geographentag niederge
von Litteraturangaben, mit dem Verſprechen weiterer Mit
febte Ausſduß zunächſt in der Riditung auf die Sammlung
teilungen. In Nürnberg hat die Naturhiſtorijdve Be
der landesfundlichen Litteratur gegeben hat, läßt, wie man
ſellſchaft für einen großen Teil Mittelfrankens die Litteratur: ſammlung zu bewirken verſprochen. In Karlsruhe und Frankfurt haben die Geographiſchen Geſellſchaften dieſe Sadie in die Hand genommen , jene für Baden , dieſe für ein nod nidit näher beſtimmtes Gebiet. In Dorpat wird die Gelehrte Eſtnijde Geſellſchaft das Material für die ruſſi ſchen Oſtſeeprovinzen ſammeln. In Hermannſtadt bat auch der Verein für Siebenbürgiſde Landesfunde ſich an die Arbeit gemacht. In Klagenfurt jammelt ein von dem Kärntneriſchen Geſchichtsverein zu dieſem Zwede nieder geſetter Ausiduß die Litteratur für das Herzogtum Kärnten . In Salzburg iſt die Materialſammlung durch Vermit
ſieht, nod) zahlreiche Lücken erkennen. Als Gebiete, aus denen
von Regierungsrat Dr. Rollmann , Vorſtand des Statiſti
telung der Geſellſchaft für Landeskunde im Gang.
Im
Akademiſden Geographen -Verein zu Wien ward auf An regung des Herrn Profeſſors Dr. Paulitſchke die Arbeit der
Litteraturſammlung begonnen und hoffen wir, daß die auf bibliographiſche Ordnung des litterarijden Materials zur heimiſchen Geographie abzielende Bewegung, wie ſie nun in vielen Teilen Deutſchlands im Gange iſt, bald durch den Nußen, den ſie ſtiftet, auch ähnliche Internehmungen für
den Reſt der öſterreichiſchen Länder anregen wird. Vielleicht wird die private Arbeitskraft ſidy auch hier leiſtungsfähiger
erweiſen, als die einer Geſellſchaft. Wenigſtens wurde uns aus Wien durch einen dortigen Bibliothef-Beamten die Mitteilung, daſs er ſeit zwölf Jahren für die Litteratur der Landeskunde von Deſterreich -Ungarn ſammle und bis jeßt zirka 30,000 Litteratur-Angaben zu derſelben vereinigt habe. Der unterzeichnete Ausſchuß wird die private Ini
uns nod keine Nachrichten über Beginn landeskundlicher
Sammlungen zugegangen ſind, nennen wir innerhalb des Deutſchen Reidjes die Preußiſdien Provinzen Pommern , Pojen , Brandenburg, Sdileswig -Holſtein , Rheinprovinz, den
größten Teil von Hannover, Hohenzollern , dann ferner die Ge biete von Medlenburg, Hamburg, Lippe, Würtemberg. Unter diejen Verbältniſſen iſt das, was wir beim jebigen Stande der Arbeiten als zunächſt in Ausſicht ſtehend bezeidinen fönnen , die Sdaffung einer Anzahl von Litteraturverzeich niſjen in provinziellen Grenze n . Von dieſen wird ohne Frage eine ganze Anzahl in nicht ferner Zeit fertig vorliegen, wie denn die Geſellſchaft für Erdkunde zu Halle bereits in dieſem Herbſt eine ſolche Sammlung über ihr Gebiet veröffentliden wird und die Geographiſche Geſell daft zu Zena noch früher damit vorgehen will. In dieſer Richtung wird auch unſere anregende und fördernde Thätig
keit nod für einige Zeit ſich bewegen, und wenn nun die Ergebniſſe derſelben zunächſt unſcheinbar und nur für engere Kreiſe von Intereſſe ſind, wird doch das Hauptziel, das uns der Geographentag geſtedt, die Wedung des Intereſſes für Landeskunde und die Vorbereitung größerer der Wiſſenſchaft und der Allgemeinheit nüßlichen Arbeiten auf dem Gebiete derſelben, näher gerüdt. Daß aus dieſen provinziellen Bibliographien, ſei es nun bloß thatjädylidy oder aud) formell, ein Litteraturverzeichnis zur deutſchen
tiave mit derſelben Freude begrüßen , wie die Thätigkeit
Landeskunde erwadiſe, das mit vollem Nußen von jedem Arbeiter auf dieſem Gebiete konſultiert werden kann, wird aud) weiterhin unſer Bemühen ſein . Die Gewäſſer fließen
der Vereine, wenn ſie nur vollſtändig und gründlich das
jekt nad ihren natürlichen Bedingungen auseinander , aber
Ziel der litterariſchen Drientierung auf dem weiten Feld
ſie werden hoffentlich alle einmal in einen großen Strom
der Landeskunde mit uns erreichen will.
münden .
Größere und kleinere Zuſammenſtellungen landeskundlicher
Litteratur haben uns folgende Vereine und Einzelforſcher mit
Der Zentral-Ausiduß für Deutſche Landeskunde : Prof. Dr. Nagel, Mündien. Prof. Dr. Zöppriß, Rönigs
geteilt : Herr Pfarrer F. Apfelſtadt, Sondershauſen ; Phyſika
berg i Pr. Dr. N. Yebmann, Halle a / S .
liſch -Mediziniſche Sozietät, Erlangen ; H. DirektorDr. Dronke, Trier ; Herr Dr. Oehlmann, Norden ; Herr Dr. Weineck,
Lübben i . L.; Naturwiſſenſchaftlicher Verein für das Fürſten tum Lüneburg; Verein für Geſchidste und Altertumskunde
Weſtphalens, Abtheilung Paderborn ; Kärtneriſcher Geſchichts
Der Teifun von Manila am 20. Oktober 1882 .
243
Der Trifun von Manila am 20. Oktober 1882.
welcher die rajende Windsbraut die Dächer der Stein
Nach der „ Descripcion del Huracan, que el dia 20. Octubre 1882.
bauten abtrug und die Rohrhütten der Eingeborenen vom
asoló la Capital y varias provincias de Filipinas." Manila, 1882. Ramirez y Girandies. 120. pp. 56. (Mit 2 Abbildungent.)
Manila , die Hauptſtadt der Philippinen, jah mehr als einmal den Teifun als ſchlimmen Gaſt in ſeinen Gaſſen wüten . Die ältere Generation erinnert ſich noch mit Sdyreden
jenes unglücklichen Novembertages des Jahres 1831, an
Boden hinwegfegte; die Gewalt des Orfanes war eine
ſo große , daß die in dem benachbarten Kriegshafen Kavite ankernde Fregatte ,,Union " auf die Feſtungsmauer geworfen wurde und dort fißen blieb. Am 6. Juni 1857 trat zwar
kein Teifun , dafür aber ein durch fünfzehn Tage anhal tender und von Gewittern begleiteter Gußregen ein , welcher Manila und deſſen Umgebung in einen See verwandelte und beinahe allen Verkehr mit dem Hinterlande abidnitt, N
Bolinao 752
Luxoro SSA
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Bahn des Teifuns von Mauila am 20. Oktober 1882.
ſo daß Mangel an Lebensmitteln einzutreten begann. In dem Unglücksjahre 1863 , in welchem am 3. Juni Manila urch ein Erdbeben 616 Häuſer zur Erde ſinken ſah , wir
belte am 29. Auguſt über der ſchwer heimgeſuchten Stadt ein wütender Orkan ; das Meer wurde von dem Sturme zum Ueberfluten des Strandes gezwungen , die Wogen raſten mit fürchterlicher Vehemenz bis über den Paſeo de Santa Lucia und den Kampo de Bagumbayan hinaus, Bäume mit den Wurzeln aus dem Boden reißend. Das Waſſer erreidyte in einzelnen Pläßen der Stadt die ans ſehnliche Höhe von 11, (faſtil .) Ellen. Der Teifun vom 25. Ok tober 1873 richtete zwar auf dem platten Lande unermeßliden Schaden an , doch litt Manila verhältnismäßig wenig ; audy der Teifun vom 21. November 1878 fügte genug Unheil zu ( in den Vorſtädten wurden mehr als 200 Hütten der
Eingeborenen niedergeweht), aber keiner dieſer beiden Orkane läßt ſich an Stärke und Gewalt mit den anderen vorhin genannten vergleichen. Die durch das Erdbeben des Jahres 1880 mit gänzlicher Vernichtung bedrohte Haupt des Spaniſchen Aſiens ſollte im Oktober 1882 von neuem
einer ſchweren Kataſtrophe entgegengehen . Es war am 20. des Weinmonats des verfloſſenen Zabres , als das ,,Ateneo Municipal de Manila" 1 das Nahen 1 Am 10. Dezember 1859 wurde von dem karliſtiſc ange hauchten Generalkapitän D. Fernando Norzagaray in Manila eine
Schule zur Heranbildung von Volksſchullehrern unter dem Namen Escuela Pia de la Immaculada Concepcion gegründet. Die Leitung derſelben übernahm der Jeſuiten -Orden , die Schule war fünftlaſſig, den Unterricht leiteten 5 Prieſter und 4 Laienbrüder.
Die Königin Iſabella II . erhob durch ein Dekret vom 20. Mai 1865 dieſe Anſtalt zu einer Mittelſchule (mit einem Elementarkurs), welche
Der Teijun von Manila ann 20. Olieber 1842.
244
eines Teijuns den Hafenbehörden um 19 2 Ihr morgens meldete. Die Zivil- und Militär- Autoritäten der Stadt
erhielten ebenfalls hiervon Mitteilung, der Telegraph ver: mittelte die Sdyredensnachricht nach allen Stationen des Archipels , doch abnte nod niemand die Größe des koma
gebaute Stein- oder Ziegelbauten, deren Däder entweder mit Hohlziegeln oder Zink gedeckt ſind. In dieſen Häuſern wohnen die Weißen ; das eigentlide Manila ( Manila in tramuros) weiſt ausid ließlich ſolche Bauten auf; von den Vororten Manila's (welde unter dem
Namen Manila
menden Unheiles. Um 8 Uhr morgens begann das Baru meter rapid zu fallen , die Stärke des Sturmes nahm immer mehr zu ; um 101, Uhr betrug die Sdnelligkeit des Mindes
ertramuros ! zuſammengefaßt werden ) iſt beſonders das reidye Binondo, weldies viele Steinbauten beſikt. Gegen
52 Meter in der Sekunde oder 114,1 engliſche Meilen
auf, d. h. die von den Farbigen bewoonten Fütten aus
in einer Stunde! Die Sdınelligkeit ſteigerte ſich noch mehr, konnte aber nicht weiter gemeſſen werden , da alle Ane:
Holzwerk, Rohr und Nipa -Blättern . Die Steinbauten verloren faſt alle ibre Dächer und Balfone, mit deren Trümmern die Gajien und Pläße im
mometer unbraud bar wurden .
Um
11
Uhr 40 Mii
nuten berührte der Wirbelpunkt des Teifuns gerade Manila , das Barometer zeigte den niedrigſten Stand : 727,60 ; um 12 Uhr begann es wieder zu ſteigen und der Sturmwind , welcher bisher NND. - WNW . gewebt hatte,
die Peripherie zu treten immer bäufiger die Cajas de Nipa
budiſtäblidhen Sinne des Wortes bedeckt waren . Es gab kein Haus, weldes nicht wenigſtens einen Teil ſeiner Be badung oder Mauerbekleidung verloren hatte.
Die ziers
Von 1 Uhr nadmittags begann
lichen gothiſchen , in einer Spitze ſid, vereinigenden Bögen , weldie die beiden Türme der feſten Dominikanerfirche
das Thermometer raſch zu ſteigen , bald darauf legte ſidy
frönen , erlitten bedeutende däden , indem Teile derſelben
allmählich der wütende Sturm . Die während des llnglücks
von der Gewalt des Orkans weggeſprengt wurden . Das Kloſter St. Rlara , das Ateneo Municipal , der erzbiſchöfliche Palaſt, die Königsfajerne, bas llniverſitätsgebäude, das
jekte nun in Sw. über.
tages vom Obſervatorium des ,,Alteneo Munizipal de Manila "
angeſtellten Beobachtungen geben folgende Tabelle an : Stude.
Barometerſtand .
Negen
Franziskaner- und Nefoletosflojter und eine große Anzahl an :
ridtung. ſchnelligkeit, menge.
derer öffentlicher und priater Bauten von Manila intra
Bundes
Wind
m . in 1 Cel.
muros wurden vom Sturme abgedeckt. Das Teatro de 1
Uhr morg. 754,80
N " NO .
3,5
Variedadis wurde über den Haufen geworfen , während 3
Uhr m . Uhr m .
4
Ubrm .
5
Uhr m .
6
Uhr in .
754,05 753,25 752,50 752,38 751,97
7
Uhr m .
751,07
8
Uhr m .
750,82
9
Uhr m .
748,52
Uhr m . 104/2 Uhr m .
744,51
2
10
737,10 Ubr m . 732,39 11.40 Uhr m . 727,60 Uhr mitt. 729,00 12
11
1
2
Uhr ndym . 743,62 Uhr 11. 749,84
NNA
12,0
N " NU
7,0
NN . NW .
WN . WNN .
23,0). 12,0
.
WNW .
WNS.
Auch die Zigarrenfabrik Arroceros, ſowie die Tabakadminiſtration und die dazu gehörigen Magazine
erlitten erheblidhe Beſdädigungen .
Die Verwüſtungen , welde der Orfan in Binondo
41,0
anrichtete , mußten um ſo fühlbarer und verderblidyer ſich ge
52,0 (
ſtalten , als in dieſem Stadtteile die großen und kleinen Kaufleute wohnen und ihre Läden beſißen. Buden und 100,0 11,2
SW .
Auslagen mit ihrem Wareninhalte , Dad beſtandteile, Bal fontrümmer , alles wirbelte burdeinander. In der Esfolta,
S / SO. S /.SO .
3
Uhr n .
751,62
s
4
Uhr 11 .
1,89.
5
Uhr n .
752,90 754,05
6
Uhr 17.
754,90
S. CSO .
(? )
7,0
( ?) (?) (?)
Die Verwüſtungen , welche der Orkan anrichtete , ivaren
großartig . Ehe ich jedoch auf dieſelben näher zu ſprechen komme, ſei es mir geſtattet, zu erwähnen , daß man in Manila zwei ganz von einander verſchiedene Haustypen unterſcheidet: die Caſa de Mampoſteria und die Caja de Tabla o nipa.
ben Fluß zu befindliden Mauer zu einer förmlichen Ruine wurde.
19,0
12,0 19,0
NN .
WN WN
9,0 12,0
die in der Nähe befindlide Tabakfabrik Fortin nicht nur das Dad) und einen Teil ſeiner gegen Arroceros gerid) teten Facade verlor , ſondern durch den Einſturz der gegen
gleid)jam der City Manila's , wurden die neuen (ſeit dem Erd beben von 1880 errichteten ) Bauten erheblich geſchädigt und eine Anzahl von Läden , z. B. jener der ,,Katalanes " u . a., unter Waſſer geſetzt. Die Nipa-Hütten der Vororte Trozo, St. Kruz, Luiapo und St. Miguel wurden zur Erde ge worfen. Von dem Teatro Filipino blieb nur das Gerüſt Skelett ſtehen , die übrige Bewandung und Bedachung trug die Windsbraut mit jid, fort.
Beſonders St. Miguel hatte
viel zu leiden; dieſer Vorort zeichnet ſichdurch ſeine reizende Lage aus , weshalb er auch europäiſche Sommerhäuſer aufweiſt; der Drfait verwandelte aber St. Miguel in einen
Erſtere ſind nach europäiſchem Vorbilde
Trümmerhaufen. Der ſogenannte Palacio de Malacañan , den Titel Ateneo municipal annahm .
Die Leitung blieb in
weldien der General-Gouverneur der Kolonie bewohnt, er
den Handen der Jejuiten ; dieſe verbanden mit der Schule ein
meteorologiſches Obſervatorium , das unter der Leitung des P. Faura ſich die ingeteilte Anerkemung aller Fachmänner erworben hat.
1 Es ſind dies die Vorſtädte: Binondo, Tondo , Tanta Kruz , Quiapo, Sampalok, 9. Miguel.
Der Teifun von Manila am 20. Oktober 1882.
245
litt derartige Beſchädigungen , daß er von ſeinen Inſaſſen
( Präſident Simſon , Komet und Dido) angeführt. Durch
geräumt werden mußte ; dasſelbe ereignete ſich bei dem
den Gußregen wurden einzelne Stadtteile unter Waſſer geſeßt und auf dieſe Weiſe den Raufleuten und den Ma:
Gebäude , in welchem die Bureaus des Marine- Dberkom
mando's untergebracht ſind ; ein Haus von europäiſcher Bauart , dem Teniente- Fiskal - Vidal gehörig , ſant ſogar
gazinen der Tabakregie große Verluſte zugefügt. Der Anblick, welchen Manila nad dieſer Kataſtrophe
Die Promenadenſtraße von St. Miguel war
gewährte , war ein troſtloſer; die Stadt , welche ſich kaum
derart mit Trümmern und den entwurzelten Alleebäumen bedeckt, daß ſie zu jener Zeit , wo bereits alle anderen Straßen und Pläße Manila's wegſam gemacht worden waren , noch immer nicht hatte paſſierbar gemacht werden können. Von den Vororten Manila's: Sampalok , St. Antonio , Tondo und den in der unmittelbarſten Nähe der Hauptſtadt gelegenen Dörfern : Ermita , Pako , La Kon cepcion fann man nichts anderes ſagen , als daß die Zahl jener Gebäude , welche, wenn auch vielfad beſchädigt, den Sturm überdauert haben , eine verſchwindend kleine zu
noch von dem großen Erdbeben des Jahres 1880 erholt hatte , glich einem großen Trümmerfelde. Die Häuſer ganzer Straßen waren von den Inſaſſen in idleuniger
zur Erde.
Flucht verlaſſen worden , den Schuß ihres halb zerſtörten Hab und Guts der wackeren Gendarmerie (Guardia Civil
Veterana) anvertrauend.
Die öffentliche Mildthätigkeit
mußte in Anſpruch genommen werden , um die Not der
niederen Klaſſen zu lindern. Vor allem galt es , die Db dachloſen unterzubringen . Die zahlreichen Klöſter Manila's
wetteiferten mit den Privaten in dieſer Hinſidit. Die größten Schwierigkeiten bereitete der Transport der Kranken
nennen war.
Eine große Anzahl von Perſonen erlitt durch die
aus dem arg beſchädigten Militärſpital , von denen die
herumfliegenden Ziegel , Balken und Sparren mehr oder minder ſchwere Verleßungen , zur See hatten mehrere Indier
einen in das Auguſtinerkloſter, die anderen in das Hospiz von St. Juan de Dios gebracht wurden . Die Feſtungs
das Leben verloren. Von den 19 Hochbordſchiffen , welche
häftlinge (Preſidiarios ) räumten die Trümmer von den
an dieſem Tage vor Manila ankerten , wurden nicht weniger
Straßen , während Ravallerie- und Gendarmerie-Patrouillen
als 15 an den Strand geworfen ; unter den ſchwer be
für die Aufrechthaltung der Ruhe und Sicherheit ſorgten ;
chädigten Fahrzeugen werden audy brei deutſche Schiffe
leşteres war um ſo notwendiger, als in den verlaſſenen
sebelumnya Sää menerimaan Sekiranya perm.
19. Ottober. Std. 129 m . 2
A
6
1
20. Ditober.
8
10
12 n . 2
4
8
6
10
12 m . 2
4
6
8 10h
D mm.
Größe und Richtung der Bewölkung .
51
Barometer,
757 755
3 : Grad 753 30
751
39 28
749 36
26 Thermometer.
747
24
33 745
743 100
*
21
739
+++++ +u t +++
761 ++++
X
90
80
...... :
737
Relative Feuchtigkott.
7355
70 60
733
50 Prozent
731 9
729
Windſtärt . 6
727 3
EMMA
OSO
3
OS
kathema
0
38 Ausland 1883 Nr , 13 .
246
Der Teifun von Manila am 20. Oftober 1880 .
Häuſern viel herrenloſes Gut lag und bei ſolchen Anläſſen die den Malaien eigene Raubſudyt leidyt zum Ausbrudy gelangt. Man berechnete den Schaden , welden die Haupt ſtadt erlitten , auf 6 Millionen Peſos (24 Millionen Marf);
barer Nähe Manila's gelegene Hafenplatz Kavite ſelbſt batte wegen der Feſtigkeit ſeiner Steinbauten feine anderen Beſchädigungen als balb abgedeckte Dächer aufzuweiſen , deſto größere Verwüſtungen erlitten die Vorſtädte St. Rogue
doch ſcheint der Verluſt fich in der Wirklichkeit geringer
und Raridad , wo der Orkan Bäume und Hütten durc
erwieſen zu baben .
einander gewirbelt hatte.
Auf dem platten Lande waren die Verwüſtungen nidt minder furchtbar. In Navotas (10,966 Ew .,, Proving
Ravite) blieben nur die Grundpfeiler von der Kirche übrig,
Manila ) blieben nur wenige Häuſer ſtehen , die ſchöne
Bojo bojo ( Provinz Morong) blieb kein einziges Haus ſteben, jelbſt das Pfarrhaus nid)t . In den Orten Betis (3829 Ew .),
Pfarrfirdie wurde abgedect , ihre Altäre dwer beſchädigt ; vom Pfarrhauſe wurden die Verandas abgeriſſen und dasfelbe ſonſt arg zugerichtet. Die Gendarmeriefajerne ſtürzte vollſtändig zuſammen . In dem Orte St. Mateo (6463 Ew ., Provinz Manila ) wurden 653 Hütten vom
Sturmwind
In Narmona (2532 Ew ., Provinz
während das Pfarrhaus ſelbſt den Sturm überdauerte. Jn
Guagua (8234 Ew . ), Sermoan (5107 Ew .), Lubao ( 12,498 Ew .) und St. Fernando ( 14,038 Ew .) der Provinz
Pampanga blieben nur wenige Steinbauten ſtehen , die hölzernen Gebäude vermochten nicht der Gewalt des Sturmes
förmlich weggeblaſen und die Kirdie in eine Nuine ver:
zu widerſtehen.
wandelt. Ebenſo wurden die Neisfelder und Zuckerplan-
welde der Drkan in der reichen Provinz Laguna anrichtete ; hier waren es insbeſondere die Kokosbaine, deren teilweiſe Vernichtung für die Provinz um jo bedauerlicher iſt, als das Nofos - Del den Haupterport- Artifel derſelben bildet. Kaffee-, Kakao- und Zuckerplantagen wurden durch den
tagen durch das vereinte Wüten des Sturmes und des
plößlich eingetretenen Hodwaſſers vollſtändig vernidytet. Fürcyterlich) hauſte das Unwetter in Taguig (10,930 Ew .,
Provinz Manila ). Der Ort wurde ganz unter Waſſer
Großartig waren auch die Verwüſtungen ,
geſeßt , ſo daß nur die Ruinen der von den Erdbeben 1863 und 1880 zerſtörten Kirchen über dem Waſſerſpiegel ſichtbar blieben. Zwei Hütten mit 11 Inwohnern wurden von den Fluten mitgeriſſen . Auch die proviſoriſche Kirche fiel zuſammen. Der ganze Viehſtand ertranf. In
Sturm und Joundationen förmlid vernichtet. In Kabuyao (6168 Ew .) ſtürzten 80 Hütten ein , in Lukban ( 13,237 Ew ., Provinz Tavabas) 114, in Paete (2554 Ew .) 70. In Sinilvan (4582 Giv . ) blieb kein Haus ſtehen , das Hoch
Tambobong (22,644 Ew ., Provinz Manila) geſellte ſich zu allen dieſen Schrecken noch eine durch einen Blitidlag verurſachte Feuersbrunſt. In Parañague (11,062 Ew .)
den weggeſdwemmt, auch ging hier viel Vich , wie auch
waſſer ſtieg bis auf 2 Meter Höhe, alle Reisvorräte wur : in anderen Dörfern der Provinz Leguna zu grunde. Eine
große Anzahl von ſchwerbeladenen kaskos (Laſtbooten)
blieb kein einziges Haus bewohnbar; hier waren aud zahl :
ging auf dem See Bay und auf dem Fluſſe Paſig unter,
reiche Menſchenleben zu beklagen , indem eine große Anzahl von Fiſchern ſich gerade auf hoher See befand , als das Unwetter ſie überraſchte und in den Wogen begrub. Kal-
wobei aud Menſchenleben verloren gingen.
1
ſofan (8070 Gw .) und St. Fernando de Dilao (5299 Ew .)
In der Pros
vinz Tayabas wurden ebenfalls faſt alle Ortſchaften dywer heimgeſucht; Lukban's Verluſte habe ich bereits erwähnt. Da die Küchen der philippiniſchen Häuſer meiſt ab ſeits vom Hauptgebäude in einem beſonderen , aus leichtem Materiale zuſammengefügten Baue untergebracht ſind , 10
boten das Bild von Trümmerhaufen dar ; in dem reiden Orte Paſig ( 16,959Ew .) blieben nur 50 Häuſer aufrecht ſtehen ; Montalvan ( 2033 Ew .) hatte nur ein einziges Haus auf-
waren dieje die erſten Opfer des Sturmes, ſo daß an ein
zuweiſen , das unbeſchädigt geblieben war , während las Piñas (3858 Ew .) gänzlich vernichtet wurde; in lekterem Drte
Kuchen warmer Speiſen nidyt zu denken war. Dies war um jo bedauerlicher , als der niederſtrömende falte Guß
gab es auc) viele Verwundete. In Bulafan ( 12,519 Ew ., in der gleichnamigen Provinz gelegen ) drückte der Sturm alle Häuſer ein , nur 15 blieben aufredyt ſtehen , doch auch
die armen Leute ganz durdynäßte. Der Regen hat in den verſchiedenen Archiven und Bureau's einen unermeßlichen,
regen ſelbſt in die ſtehengebliebenen Häuſer eindrang und
dieſe in arg beſchädigtem Stande. Selbſt von den beſſeren
weil oft unerſeßlichen Schaden durch Durchnäſſung der
Steinbauten blieben die meiſten unbewohnbar, fo die Naſerne der Gendarmen , während jene der Karabineros (Finanzſoldaten) förmlich weggeblaſen wurde. Die obdachlojen Leute ſuchten Rettung in den feſten Gebäuden der Präfektur, dem Rat- und Pfarrhauſe , ſelbſt die Kirche diente zum Aſyl , obwohl der Sturm bereits einzelne Teile der aus Eiſentafeln beſtehenden Bedachung abzureißen begann. Der Dampfer , Manila " , welder zwiſchen der Provinz Pampanga und Manila verkehrte , wurde im Rio de Pampanga vom Sturm erfaßt und an das Land geworfen , wobei
daſelbſt aufbewahrten Dokumente angerichtet ; ebenſo ver nidhtete er in den abgedeckten oder eingeſtürzten Häuſern, was an Kleidern , Waren und Möbeln der Sturm ver
Das arme Sand hatte in einem Zeitraume von nicht vollen zwanzig Jahren drei Kataſtrophen zu überſteben , die jedesmal den ganzen Nationalwohlſtand für immer zu
10 Menſchen ertranfen , während vier andere mit Derivun
vernichten drohten ; es ſind dies die Erdbeben der Jahre
dungen und Kontuſionen davonkamen. Der in unmittel-
1863 und 1880 und der Teifun vom 20. Dktober 1882.
ſchont hatte. Die Regierung hat insbeſondere die durdy den Regen bewirkte Verderbnis großer Tabak- und Zigarren Vorräte , ſowie der Uniform- und Munitions - Depots der Gendarmerie -Kaſernen zu beklagen .
Politiſch- und wirtſchaftsgeographiſche Riigblicke.
247
Zum Glück hat Luzon und Manila ſich immer wieder zu
Zahlreich), ja zabllos, iſt die Anzahl der im Verlaufe
neuer Blüte, zu neuem Neidytum emporgearbeitet. Möge dies die letzte große Prüfung ſein , mit welder dieſe reiche Kolonie Spaniens vom Schickſale heimgeſucht wird ; id)
von über drei Jahrhunderten aufgetauchten Projekte und Routen. Faſt jeder ,,Entdecker " pries ſeine Route als die beſte der möglichen und es ließe ſich eine intereſſante Arbeit
betone das „ große“ , weil kleine ihr wohl nicht erſpart
durch Zuſammenſtellung der notoriſd, abſidytlich falſch ge
bleiben werden ; dies beweiſt am beſten der Umſtand, daß bereits in der Nacht vom 4. auf den 5. November 1882 ein neuer Teifun über Manila dabinbrauſte , ohne aber einen beſonders großen Schaden anzurichten .
machten Angaben zur Empfehlung der veridiebenen Projekte
wurden Staatsmänner , nüchterne Geographen und be:
(Schluß folgt.)
ſonders Rapitaliſten mit der Zeit ſehr mißtrauiſch gegen
Politiſch- und wirtſchaftsgeographiſche Rückblicke.
alle derartigen Pläne. In dieſer Beziehung beſſerten ſich die Verhältniſſe in neueſter Zeit, einerſeits durch die Fertig ſtellung der Bahn von Panama und des Suez-Kanales, wodurch die Möglichkeit der Herſtellung und Erhaltung jolcher Rieſenwerke und die Nentabilität derſelben nad)
II .
Der Panama-Kanal. Die Unterſudungen und Arbeiten zur Herſtellung
liefern . Durd dieſe Angaben und die ewigen Berichtigungen und Angriffe der verſchiedenen Projektmacher untereinander
gewieſen wurde und andererſeits durd, die Erpeditionen ,
einer direkten Seeverbindung zwiſchen dem Atlantiſden und
welche die Regierung und einige Bürger der Vereinigten
Stillen Ozean in Mittel -Amerika datieren ſeit der Entdedung dieſer Länder. Kolumbus unternahm ſeine vierte Reiſe
Staaten zur Prüfung einer Anzahl von Routen aus:
eigens zu dem Zivede, das „ Geheimnis der Landenge“ zu
ſandten. Durch die Beridyte dieſer Erpeditionen wurde bald eine große Zahl von Projekten als wertlos dauernd
enthüllen, s. h. eine direkte Durdyfahrt nad Weſten ( Japan
beſeitigt.
und China) oder doch die paſiendite Stelle zur Anlage
Sdion der Berid)t des Admirals C. H. Davis (Waſhing ton , 1867), publiziert von der Regierung der Vereinigten Staaten , faßt das wertvollſte bekannte Material zuſammen. 1870–71 und 1873 unterſuchte Kapitän F. D. Selfridge
einer künſtlichen Straße zu finden. Die großen Conquiſta: doren Cortez, Pedrarias , Alvarado, Balboa beidäftigten ſich jämtlich mit dieſer Frage. Daß die Ausführung dieſes Werfes , eines interozeaniſden Kanals in Mittel-Amerika, erſt in allerneueſter Zeit energiſch in die Hand genommen und
erſt ſeit zwei Jahren faktiſd begonnen worden iſt, erſcheint dem Laien auf den erſten Blick wunderbar. Wer aber die Geſdichte und Verbältniſſe des amerikaniſchen Iſthmus
im Auftrage der Regierung der Union die verſchiedenen Projekte zivijchen dem Golfe von San Blas und dem Rio
Atrato und ſeinen Nebenflüſſen. Ein Teil desſelben Ge bietes yvurde 1876-78 in zwei Erpeditionen der Société
internationale du Canal interocéanique , deren Leiter die
Spanien wollte Gold möglicyſt ſchnell und viel aus
Schiffsleutnants Wyſe und Neclus waren , abermals ſehr genau unterſucht. Die zweite der franzöſiſchen Erpeditionen
den amerikaniſchen Beſißungen herausziehen , aber nidyt große Summen für die wirklidie Erſd ließung dieſer Länder
zeigte die Wertloſigkeit der „ Entdeckungen “ der erſten und lenkte die Aufmerkſamkeit aller Intereſſenten wieder auf den
fennt, wundert ſich über dieſe Thatjade nicht.
opfern. Dazu kamen in der erſten Zeit die blutigen Fehden
Iſthmus von Panama durch den ſehr günſtigen Bericht des
dieſer Gewaltsmenſchen untereinander, von deren Energie,
Herrn Reclus. Schon nady den erſten Reiſen Selfridges,
Tapferkeit , Goldgier und Grauſamkeit man ſich heute
eines durd ſeine großartigen Erfolge auf dem Gebiete der „Kanalfrage " hochyberühmten Mannes , hatte man in unter: richteten Kreiſen Amerikas und Europas eingeſehen, daß
ſchwer eine richtige Vorſtellung madyt, deren Thaten voll ſtändig märchenhaft erſdeinen, ſpäter die berechtigte Sorge, durd, leichte Zugänglichkeit auch die grimmigen Feinde der Spanier, die Engländer und Filibuſteros (Seeräuber),
nur nody drei Projekte ernſthafte Erwägung verdienten ;
in die Länder zu locken. Neuerdings war der Aus führung des Rieſenwerkes beſonders das Sinken der Macht Spaniens hinderlich und dann erklärte - bis in
AtratoNapipi.
die neueſte Zeit - die Sdywierigkeit, aus den zahlreichen
es ſind dies die Routen von Nikaragua , Panama und 1873 ging der frühere Begleiter Selfridges, der Com .
Lull, im Auftrage der Regierung der Vereinigten Staaten
verſdiedenen Projekten das beſte zu erwählen , in erſter
zur gründlichen Prüfung der Nikaragua-Linie ab, derſelbe unterjudite 1875 den Sithmus von Panama und eine dritte
Reihe die Thatjade , daß erſt dem Ende des 19. Jahr: hunderts die Erfüllung der Hoffnungen des von der Trag
Erpedition (unter Leutnant Collins) unterſuchte 1875 noch mals gründlich die Atrato Napipi- Doguado -Linie. – Ich
weite ſeiner Entdeckungen durdydrungenen Helden Balboa
will hier nur über den Wert dieſer drei Routen ſprechen
vorbehalten geblieben iſt !
und zwar nad ihrer Bedeutung mehr oder weniger ſpeziell.
1 Ueber die Geſchichte der
älteſten Verſuche zur Feſt
ſtellung des beſten Verbindungsweges auf dem mittelamerikaniſchen Iſthmus berichtet in vorziiglicher Weiſe ein Aufjat des Dr. F. E. Gumprecht in der Zeitſdır. f. Allg. Erdfunde " Bd. VI , 1856.
Den Nordamerikanern und Franzoſen gebührt das unbeſtreitbare Verdienſt, die Kanalfrage in den leßten zehn Jahren in einer ſo energiſden Weiſe behandelt und die
248
Politiſch- und wirtſchaftsgeographiſche Riidblice.
Löſung derſelben in einer Weije gefördert zu haben , wie dies früher in Jahrhunderten nid)t geſchehen iſt. Man ſagte ſich jeßt aud in den Kreiſen der Haupt intereſſenten , der Kaufleute, Seefahrer und Kapitaliſten daß das Unternehmen lebensfähig ſei , daß der wacjende Weltverkehr die Rentabilität des Baues fichere. Es blieb
jeßt für die Ingenieure und Geographen das ſchwierige Problem zu löſen : Den Kanal möglidyſt bequem , günſtig,
zahlreiche kleine Fluſje. Viele Projekte ſind entworfen worden ,
welche den Rio Atrato und dieſe Flüſſe zur Erreichung des Stillen Ozeans benußen wollen . Aler. v. Humboldt war es, der 1804 den Rio Atrato für den interozeaniſchen Kanal zuerſt warm empfahl. Er gab zwei Modifikationen an . 1. Der Nio Atrato wird bis zu ſeiner Quelle zum Kanale benußt reſp. erweitert.? Die Spanier nannten .
den Strom im erſten Teile ſeines Laufes Rio de la Raſpa
ſider und billig zu erbauen und zu dieſem Zwecke zunächſt das beſte der drei genannten Probleme zu beſtimmen. Auf dem geographiſchen Kongreſſe zu Anwerpen ( 1871)
einigen ſagenhaften Angaben nur 400 Varas (à 0,84 Meter)
wurde viel über ein wertloſes Projekt des Herrn M. Go:
ſüdlich davon, entſpringt ein nach Süden fließender Strom ,
gorza, eines der berüchtigtſten Projektemadyer in der Kanal
der San Juan de Chirambira, welder in den Stillen Dzean fällt. Nadı alten Sagen ſollen die Indianer früher bei hohem Waſſerſtande von einem in den anderen Strom mit ihren Ranoes gelangt fein. Kapitän Cochrane gelang es
frage, debattiert. Auch der zweite Rongreß zu Paris ( 1875 ) nahm Herrn Gogorza leider nod; ernſthaft ; Graf v. Leſſeps, der Erbauer des Suez-Ranals , trat hier aber bereits energiſd für einen Kanal ohne Schleußen ein. Dieſer Kongreß faßte eine Reſolution , worin die Regierungen aller ſeefahrenden Nationen zur eingehenden Prüfung aller Kanalprojekte und definitiven Auswahl des beſten der be kannten aufgefordert wurden. Am 24. März 1876 trat
dura, ein Name, der nur nody auf alten Karten vorkommt. In der Nähe der Duellen des Atrato - Raſpadura, nady
1851 , eine Geſellſdhaft in New York zur Erbauung dieſes Kanals zu errichten , aber bei genauerer Prüfung wurde derſelbe bald und dauernd fallen gelaſſen. (A. v. Hum = boldt ſelbſt erklärte ſchon 1812 dieſes und das Tehuantepef: Projekt für wertlos.)
in Paris ein Komite zur Löſung dieſer Aufgabe zuſammen,
2. Der Ranal folgt dem Rio Atrato bis zur Mündung
an deſſen Spiße Herr v. Leſſeps trat. Faſt zur ſelben Zeit
des Rio Napipi, dieſem bis zur Kordillere und auf der
bildete ſich die obengenannte franzöſiſche Geſellſdyaft ( Präſident
andern Seite einem in die Kupika -Bai mündenden Flüß
General Türr) und ſchickte bald die franzöſiſden Erpeditionen der Herren Wyſe und Reclus aus, die ich gleichfalls bereits anführte. 1878 debattierte der handelsgeographiſche Ron : greß in Paris lebhaft und eingehend über die Kanalfrage und fühlte man allgemein, daß die Zeit der endlichen Löſung derſelben herannahe. Es war eine glückliche That der Geo
den. Zwei amerikaniſchen Bürger , Kelley und Kenniek, gebührt das Verdienſt, mit Aufwand großer Koſten dieſes Projekt ſchon in den 50er Jahren eingehend unterſudyt zu haben .
Nach dieſen und den neueſten Beridyten von Sel
fridge und Collins will ich kurz die beſte Route ſchildern .
Selfridge ſchätte nach ſeinen Unterſuchungen die Koſten
graphiſchen Geſellſchaft (gegründet 1821 ) und der Handels
auf 60 Millionen Dollars bei einem Kanale ohne Tunnel
geographiſchen Geſellſchaft zu Paris , im Verein mit dem Komite für den interozeaniſchen Kanal, zum Mai 1879
mit 20 Schleuſen und auf 70 Millionen Dollars bei einem
einen internationalen Rongreß zur Prüfung und endgültigen
Selfridge hatte erkannt, daß nicht der Napipi felbſt zum
Entſcheidung der Frage nach dem „ Wo ?" und „ Wie ?" des Kanals auf dem amerikaniſchen Iſthmus einzuberufen . Die Seele dieſes Kongreſſes war der Graf v. Leſſeps. Ich will jeßt zunädiſt das Atrato - Napipi : Projekt
Kanale benußt werden könnte, ſondern daß derſelbe nörd
Forſchungen haben nun gezeigt, daß das Terrain bier ſehr
abhandeln. Durch den wenig bevölkerten , wilden , mit
fumpfig iſt. Ueberaus harte und ſcharfe Gräſer , Cyperaceen
furchtbaren Urwäldern und Sümpfen bedeckten Staat Chofo der Vereinigten Staaten von Kolumbia fließt ein mächtiger Strom, der Rio Atrato, nicht weit von der Küſte
und wenige Palmen bilden die Vegetation dieſer Gegend. Weiter nach Weſten nähert ſid der Kanal dem Napipi mehr,
des Stillen Ozeans und ziemlich parallel mit derſelben von Süd nad Nord. Er mündet durch den ſchönen Golf von
ein Flübden Merindo). Der Scheitelpunkt der Kordillere liegt 2222 , m . ( 7778 ) über dem Meere. Von dem Gebirge
Uraba (Darien) in die Karaibiſche See (Atlantiſdier Dzean). Der Landſtreifen , welcher Strom und Meer ſcheidet, iſt
33/4 Meilen langen Tunnel und 3 Schleußen. Schon
lich von demſelben gegraben werden müſſe. Die neueſten hügelig und zerriſſen , in der Nähe des Napipi aber ſehr
ſchneidet einige Krümmungen desſelben ab und durchſdyneidet
2 Die Karten des Hand -Atlas von Andree ſind zur Er
40—70 engliſche Meilen breit und von einem unregelmäßig
läuterung der Kanalprojekte nicht genügend
zerriſſenen , niedrigen Gebirgsrücken durchzogen. Nach beiden Seiten , zum Meere und zum Atrato , entſendet er
in Nr. 4 d. Zeitſchrift empfohlene Karte Zentral-Amerikas von
Auch die bereits
Chavanne (Wien, A. Hartleben ) reicht nicht aus, obgleich gute Nebenkarten einige Projekte vorziiglich erläutern. Als die beſte der billigen , verſtändlichen und überſichtlichen Karten , welche das ganze in Frage kommende Gebiet umfaſſen , führe ich hier an : Dr. Heinr. Kiepert , Karte von Weſtindien , Zentral- Amerika und 1
1 Aus dieſem und
der „ Zivil- Geſellſchaft“ ,
ant
deren
Spitze der General Türr ſtand , hat ſich die heutige Geſellſchaft, deren Titel , Compagnie du Canal interocéanique de Panama“ iſt, gebildet.
Nordweſtliches Südamerika. Maßſtab 1 : 6,000,000. Verlag des Geographiſchen Juſtituts zu Weimar. Preis 1 Mx. 50 Pf.
Politiſch- und wirtſchaftøgeographiſche Rüdblide.
249
geht der kanal im Thale des Doguado zur Küſte. Das Scheitelbecken ſoll zirka 20 Meilen vom Atrato in 406/7 m . ( 143 ) Höhe angelegt werden. 12 Soleußen führen zum Atrato hinab. In weſtlicher Richtung im Thale des
geſtellt. Man erſieht daraus, daß in neueſter Zeit beſonders die Politiker der Vereinigten Staaten ſich eifrig für den NikaraguaRanal intereſſiert und bemüht haben. Nach dem
Doguado zunächſt weiter gehend , beginnt bei 626/7 m.
Linie der Vorzug vor allen anderen gegeben wurde !, nahm die Agitation für den NikaraguaRanal einen neuen, beftigen Aufſchwung. Ein großer Teil der Preſſe hob drohend die Monroë - Doktrin “, die mit der Erbauung des Kanals durch eine internationale Geſellſchaft unter Zuſtimmung
(220 ) Einſdynittshöhe der Tunnel von 3 1/2 Meilen Länge. Derſelbe ſoll 324/7 m. ( 113' hoch und 20 m. (704) breit
mit ſenkrechten Seitenwänden ſein. Vom Tunnelausgange muß der Kanal auf 1,3 Meilen Länge 10 Schleußen ent
halten und durch dieſe 422), m . ( 149“) zum Stillen Dzean hinabſteigen. Zur Speiſung des Scheitelbeckens müſſen noch andere Waſſerläufe herangezogen werden. Die Ge
Beſchluſſe des Kongreſies von 1879, wodurch der Panama
der beteiligten Regierung (von Kolumbien) doch abſolut
berechnet worden . Nach dieſen Unterſuchungen von Collins
nichts zu thun hat , hervor und ſtellte die Vorteile der Nikaragua - Linie, beſonders für die Union , in das hellſte Licht. An die Spiße dieſer Agitation traten der Präſident ul. Grant und der Admiral Ammen und der berühmte Ingenieur Menocal ſtellte ſich der Regierung von Nika
gab die amerikaniſche Regierung dieſe Route ganz auf.
ragua zur Verbeſſerung des San Juan zur Verfügung.
Selfridge trat aber auf dem Kongreſſe ( 1879 ) für eine Modifikation ſeines Projekts , wonad bei einem Tunnel von 51. Meilen Länge nur 3 Schleußen notwendig , wieder ein.
ragua-Kanales. In der Mitte der Republik Nikaragua,
ſamtkoſten bei einer Breite von 20 m . (704) und einer
Tiefe von 737 m . (26 ) ſind auf 98 Millionen Dollars
(Comptes rendus des séances du Congrès international d'études du Canal interocéanique pg. 238 f.) Er hob die Kürze des Weges (50 Kilometer) und die geringe Maſſe der auszuhebenden Erde und Felſen ( 27 !, Million Kubik
Zunächſt einige Worte über das Terrain des Nika da wo ſich die ſchönen , geſunden und dicht bevölkerten Hochebenen beſonders in Koſtarika und Guatemala befinden, liegen zwei große Seen . Der ſüdliche, größere iſt der von Nikaragua.
Er iſt 170 Kilometer lang bis 56 Kilo :
meter breit und bis 40 Meter tief. Der mittlere Waſſer
meter) hervor und ſchäßte die Koſten auf 500 Millionen
ſtand liegt 32,6 Meter über dem Dzean. Nach Norden
Francs. Der Napipi ſelbſt ſollte nun wieder zum Teile
Admiral Ammen trat Selfridge entgegen und die Ideen
ſteht er durch den Tipitapa - Fluß mit dem viel kleineren See von Managua in Verbindung. Die ganze Waſſermaſſe, welche dieſem Becken zugeführt wird, fließt durch den Rio San Juan dem Atlantiſchen Dzean zu. Dieſer prächtige Strom iſt 120 Meilen lang und beträgt die Waſſermaſſe,
desſelben fanden keine Anerkennung.
die in einer Minute beim
zum Ranale benüßt werden und der Kanal im Tunnel
weiter weſtlich unter ihm fortgehen. Münden ſollte der
Kanal in der Chirichiri -Bai. Aber ſelbſt der amerikaniſche Wegen der Not:
Fort von San Karlos , beim
wendigkeit der Errichtung zahlreicher Schleußen und eines
Austritt aus dem See , vorbeifließt, nach Levy 4800
Tunnels und wegen der überaus ungünſtigen Verhältniſſe des wilden unbewohnten Terrains wurde auf dieſes Projekt
und hält Levy deshalb Schleußen nidyt für notwendig, im
troß der großen Vorteile , welche der herrliche breite und
Gegenſaß zu den amerikaniſchen Ingenieuren. Der erſte
tiefe Atrato für den Kanal bietet, fallen gelaſſen. Ich komme jeßt zu der ſeit Jahrhunderten und von vielen Autoritäten noch heute für die beſte gehaltenen Route
40 Meilen lange Abſchnitt des Stromes, vom See bis zu den Stromſchnellen des Raſtillo , iſt 6–20 ' tief und bis
von Nikaragua. Beſonders die engliſche Regierung hat
dieſer Strecke nur die za. 1 Meile langen Klippen des
in früheren Jahrhunderten ſich bemüht, Einfluß auf Nika ragua zu erlangen oder ſich desſelben zu bemächtigen , ſeit der Pirat Edw . David 1665 die Nachricht nach Jamaika
brachte, daß der Nikaragua - See leicht mit dem Stillen Dzean zu verbinden ſei. Auf die ältere intereſſante Ge idhichte der Nikaragua -Route, auf welcher der Ranal durdy den Rio San Juan und den herrlich großen und ſchönen See von Nikaragua zu 3/4 fertiggeſtellt erſcheint, kann ich leider hier nicht eingehen. Id hebe nur hervor , daß die
Kubikmeter. Das Gefälle beträgt za. 1 Fuß pro Meile
1/4 Meile breit. Störend für die Schiffahrt ſind auf Toro, die entfernt werden müſſen . Auf der zweiten Strecke ( 16 Meilen), vom Kaſtillo bis zu den Stromſchnellen von Madhuka , burdybridyt der Strom die Kordillere. Beim Kaſtillo fällt der Strom auf 1 Meile um 10 ' und hat eine Tiefe von 10—20'. Zahlreiche Felſen gefährden aber hier die Schiffahrt. Aehnlich iſt die Beſchaffenbeit bei den Stromſchnellen von Machufa, aber die Tiefe des
Stromes iſt viel geringer. Deſtlich von Machufa fließt der Strom 10 Meilen langſam bei großer Breite bis zur
ſpaniſche Regierung 1781 durch den Ingenienr M. Galiſteo dieſes Gebiet unterſuchen ließ und derſelbe die Höhe des
Nikaraguaſee über dem Dzean auf 384/ ; m. ( 1354) angab. Da
| Ju der vierten Kommiſſion des Kongreſſes ſtimmten 10 Mitglieder für den Niveau - Kanal von Panama, 3 dagegen,
man damals im Sdyleußenbau noch ſehr zurück war, hielt
10 enthielten ſich der Abſtimmung, 16 fehlten bei derſelben. In
man einen Kanal hier für unmöglich. Die Geſchichte der
der Hauptſitung vom 29. Mai ſtimmten 78 dafür, 8 dagegen , 12 enthielten ſich der Abſtimmung, 19 Mitglieder fehlten . Der Wert der Annahme durch die kompetente Kommiſſion wird ſehr ab geſchwächt durch die große Anzahl der fehlenden Stimmen.
neueſten Verſuche zur Erbauung des Nikaragua-Kanals habe
ich in einer Mitteilung in Nr. 12 dieſer Zeitſchrift zuſammen Außland 1889 Nr. 13,
39
Politijd) und wirtſchaftsgeographiſche Riidolide.
250
Aufnahme des Rio San Karlos aus Koſtarika.. Soon ! mungen des San Juan in dem Teile desjelben , der zum hier nimmt der Rio San Juan durch die großen Maſſen
von Sand und Bäumen , welche ihm der San Karlos zu : führt, einen für die Schifffahrt ungünſtigen Charakter an , noch mehr iſt dies 24 Meilen weiter durch den Eintritt des Sarapiqui der Fall. Beide vergrößern den San Juan bedeutend; er führt jetzt in der trockenen Jahreszeit
Kanale benutzt werden ſoll. Der Nikaragua -Kanal erfordert 21 Sd leußen , der von Panama nur eine Flutſdıleuße bei Panama. Der Nikaragua Ranal erfordert weiter den Bau von 5 Dämmen und 17 Brüden und Aquädukten , welde
kleine Waſſerläufe unter dem Kanale hindurchführen und
Deidye von 17 Kilometer Länge. Der Panama - Kanal
25,000 und in der Regenzeit bis 75,000 kubikmeter Waſier
erfordert 3 Dämme (gegen den Chagres- Fluß) und 3 Brücken
in der Minute vorbei. 9 Meilen öſtlid, von der Mündung des Sarapiqui beginnt das Delta des San Juan. Am
für die Bahn .
Ende des mittleren der 3 Hauptarme desſelben liegt der
Hafen von San Juan del Norte (Greytown ). der ganzen Waſſermaſſe werden aber durch den ſüdlicyjten Arm , den
Rio Kolorado, dem Atlantiſden Ozean zugeführt. Der nördlidſte Arm , der Juanillo , iſt ganz unbedeutend und ſumpfig . Der mittlere Arm , der eigentliche San Juan , verſandet von Jahr zu Jahr mehr und noch mehr iſt dies mit dem Hafen ſelbſt der Fall. Auf die zahlreichen Wege , die zur Verbindung des
Die Häfen an beiden Ozeanen ſind beim
Nikaragua -Projekt hodiſt ungenügend, erfordern große Koſten zur Fertigſtellung. Dagegen iſt der Hafen in der Limon Bai ( bei Rolon an der atlantijden Seite des Panama Kanales) leidyt in vorzüglidem Zuſtande zu erhalten und aud) bei Panama iſt durd) Fortführung des Kanales bis zu dem tiefen Waſſer bei der Inſel Naos im Golf von Panama ein döner Hafen zu erreichen. Hiezu kommen als weſentlidic Vorteile für Panama: die Nähe der Bahn und die größere Seltenheit von Erdbeben. Dazu iſt das
ganze Gebiet auf dem Iſthmus von Panama relativ er
Nikaragua-Sees mit dem Stillen Dzean vorgeſdılagen wor
dloſſen und angebaut, während dies in Nikaragua nur
den ſind, gehe ich hier nidyt ein und begnüge midy, einige
auf der Strecke zwijden dem See und dem ſtillen Ozean
Worte über den heute als den vorteilhafteſten anerkannten zu ſagen. Der Kanal folgt zunädyſt dem Rio del Medio 1
der Fall iſt. Audy dürften die Arbeiter durch das Klima mehr auf dem Sithmus von Nikaragua, als dem von
und erreidyt nad 7,5 Meilen die Waſſerſcheide in 134'.
Panama leiden .
Die Ausſdyachtungen betragen im Durdyſchnitt 54' auf dieſer Strecke. Im Thale des Rio Grande ſteigt der Kanal dann zum Hafen von Brito am Stillen Dzean herab .
die Sdíaffung und Erhaltung des Hafens in Greytown. Menocal ſelbſt idjätte auf dem Kongreſſe von 1879 (Compt.
Auf dieſer Strecke ſind die Ausidyadhtungen gering, ein
rend, du Congr. pg. 218) die Maſſen , welche der San
Teil derſelben wird zur Bildung der Wände des Kanals benußt und ſo der Kanal höher gelegt. Zehn Sdileußen und eine Flutſchleuße im Hafen müſſen auf dieſer 16,3
in Geſtalt von Inſeln und Sandbänken ablagert , auf 1/2 Million Kubikmeter. Um dieſe fern zu halten, will er
Panama- Ranale.
Die Länge des Nikaragua-Kanals (von einem Dzean
zum andern) beträgt 290 Kilometer2, die des Panama Kanales nur 73. Die Breite des Kanalgrundes ſoll beim Nikaragua-Kanal je nach dem Terrain 15, 18 und 22 Meter betragen , beim Panama-Kanal dagegen gleichmäßig 22 Meter; die Tiefe iſt beim Nikaragua-Kanal auf 8 Meter, beim Panama -Ranal auf 8,5 Meter beſtimmt. Die aus : zuhebenden Erd- und Felsmaſſen ſind beim Projekt von
Lull und Menocal auf 52 3/4 Millionen Kubikmeter be rechnet, beim Panama - Kanal auf za. 561/4 Millionen. Der Nikaragua - Kanal wird 39 Krümmungen mit einem Radius von 670-1500 Meter haben , der von Panama nur 15 Krümmungen mit einem Radius von minde ſtens 3000 Meter. Dazu kommen 16 ſtarke Krüm
Juan jährlid; an ſeiner Mündung an Salamm , Sand 2c.
kurz hinter der Gabelung des San Juan und Kolorado
einen mächtigen Damm aufwerfen und die ganze Waſſer maſſe des San Juan durch den Kolorado ableiten . So würden dann nur die klaren Waſſer des Kanals in die Budyt von Greytown münden . Mit Unrecht werden die Grenzſtreitigkeiten und Eiferſüdyteleien zwiſden Koſtarika 2
Meilen langen Strecke des Kanals angelegt werden . Ver gleichen wir nun das beſte der Nikaragua - Projekte (von Lull und Menocal) mit dem in der Ausführung begriffenen
Die Hauptſchwierigkeit für den Nikaragua-Kanal iſt
und Nikaragua als ein erſdwerendes Moment für den Kanalbau angeführt. Der Ranal von Lull und Menocal
würde ganz auf dem Gebiet von Nikaragua erbaut werden und zudem iſt als ſicher anzunehmen , daß Koſtarika in ſeinem eigenen Intereſſe den Bau des Kanales an dieſer Stelle in jeder Weiſe fördern würde. Beiden Projekten gemeinſam find folgende ungünſtige
Momente: Große Regenmengen und ſumpfiges Terrain in der Nähe der atlantiſchen Küſte. Die Regenmengen werden die Deide und Seitenwände der Kanäle aufweichen und ſchädigen ; aber die größte Gefahr iſt das plöbliche, furdyt bare Anſchwellen der Flüſſe nach heftigen Regengüſſen . Hier iſt die Gefahr für den Nikaragua Ranal viel geringer,
1 Siehe hierüber die ſchöne Arbeit und Karte von K. Zöppritz in „Zeitſchr. d. Geſ. f. Erdk.“ 3. Berlin Bd. XIV, 1879. 2 Wovon aber 190 Kilometer durch den See und den benutzteni
Teil des San Juan fertig ſind.
als für den von Panama. Ich komme hierauf bei der Frage nad der Ableitung des Rio Chagres zurück. Der
Kanal benußt den Nikaragua -See, der an der öſtlichen Seite za. 7 Kilometer weit durch Ausbaggerung vertieft
Politiſch- und wirtſdaftsgeographiſche Riidblide.
251
werden müßte und den San Juan bis zum Kaſtillo Viejo.
Nur in ſeinem großen Berichte (Compt. rend . Pg. 485)
Die ſehr harten Felſen im ,, Toro " müſſen durch Sprengung
erivälynt Herr Neclus die Möglid ) feit des offenen Ka
entfernt und der Strom felbſt beim Fort von San Karlos durch Baggerung vertieft werden . Beim Kaſtillo ſperrt der
erſte Damm den Fluß und der Kanal geht am nördlichen Ufer um die Klippen und Stroinſdynellen herum . Hier wird eine Schleuße erbaut und danad tritt der Kanal wieder in den Strom . Ebenſo werden die Untiefen und Stromſdynellen von Miko ' (Balas) und Madufa umgangen . Der vierte Damm ſperrt den San Juan kurz vor der Einmündung des S Karlos. Von dieſem Punkt bis nach Greytown muß der Kanal gegraben werden. Er bleibt zunädyſt didytam Nordrande des Stromes (gegen dieſen durch Dämme ge düßt) bis zur Deltabildung und geht dann in gerader
nordöſtlicher Ridytung nach Greytown und durch die Sand bänke bis in das tiefe Waſſer des jeans. Der fünfte Damm zwingt den San Juan in den Kolorado - Arm . Auf dieſer öſtlidyen Kanalſeite ſind auf 9600 Meter Durch ſtiche von 30 -52 Meter zu machen , die übrige Stredo wird meiſt durch einfache Aushebung oder Aufſcyüttung an den Seiten hergeſtellt.
Noch müſſen die Sandmaſſen ,
welche der Rio Frio didyt beim Beginn des San Juan in den See führt, durch einen 10--14 Kilometer langen
Damm in demſelben von der Kanallinie ferngehalten werden . Die Koſten für ſeinen Kanal tarierte Herr Menocal auf nur 329 Millionen Francs. Der Kanal war nad) dieſem ,, Projekt“ viel geringwertiger und unſiderer ver
anlagt. Es fehlten die genügenden Vorkehrungen gegen den Rio Frio , das Regenwaſſer, fehlten die Ausweide ſtellen bei den Schleußen , der Damm am Kolorado 2c. Von anderer Seite werden die Koſten des, wie oben ge
ſchildert, ausgeführten Kanales auf 1--1 %. Milliarde
nals .
In einem
ſehr optimiſtiſden Anhange zu den
Comptes rendus idäßten die Herren Wyſe und Neclus die auszuhebenden Maſſen auf nur 16 16 Millionen Kubikmeter und die Koſten auf nur 780 Millionen Francs. Die Hauptmotive, weshalb man jeßt definitiv entſchloſjen
iſt , den Tunnel trotz der größeren l'oſten fortfallen zu laſſen , ſind 1 ) die Gefahr des Einſturzes trop der beab fidytigten Ausmauerung der Decke und 2 ) die Gefahr, daß
bei etwaigem Eindringen des Chagres der Tunnel fich zeitweilig zum großen Teile mit Waſſer anfülle. Erſt in
dritter Linie kommt die größere Bequemlichkeit für die Schiffahrt. Der Jithmus von Panama hat vom 16. Jahrhundert
an als Tranſitweg gedient. Balboa und Morgan maditen zuerſt auf den Wert desſelben aufmerkſam . Man fuhr in Booten auf dem Chagres bis nach Kruzes und von dort führte ein guter Fahrweg nad) Panama. Das erſte wiſſen
ſchaftlidye Nivellement des 3ſthmus von Panama ließ Bo livar 1828 durd, die Ingenieure Lloyd und Falmare auf nehmen ; fie fanden den Scheitelpunkt in 600 ' Hobe. Sie
wieſen erſt die gleiche mittlere Höhe des Niveaus beider Ozeane, aber die große Differenz in den Flutidwankungen derſelben nach . Die erſte Geſellſchaft, die ſich zur Erbau ung eines Kanales an dieſer Stelle bildete , war die von Salomon und Talie ( 1838 ). Ihr Ingenieur Morel)
fand den Sdyeitelpunkt in 35' Höhe ! Dieſe unſinnige Angabe wurde bald widerlegt und die Geſellſdjaft loſte ſich auf. 1844 ließ die franzöſiſche Regierung den Iſthmus durch Nap. Garella aufnehmen . Sein Urteil lautete ungünſtig, für möglid, erklärte er nur einen Kanal
Francs beredynet und der Rongreß von 1879 tarierte die:
mit einem 5 Meilen langen Tunnel.
felben ſelbſt bei nur 17 Schleußen auf 900 Millionen
leidyte Möglichkeit einer Eiſenbahn zeigte Garella ; es bildete ſid, eine amerikaniſche Geſellſchaft für dieſen Zweck und dieſe erbaute von 1849 bis 1855 die 46 E. Meilen lange Panama - Bahn für 7 1/2 Millionen Dollars. Auf dieſer Bahn wurden bis Ende 1866 befördert : zirka 400,000
Francs. (S. Näheres im Comptes rendus.)
Aber die relativ
Die angeführten Gründe beſtimmten den Kongreß, der Panama- Linie den Vorzug zu geben und gelang es Herrn v. Leſſeps auch nach vieler Mühe und eigenem offentlichen Eintreten für dieſe Route in den Vereinigten Staaten, Frankreid), England 2c. das Großkapital für die ſelbe zu gewinnen und die Eiferſucht der Amerikaner wenigſtens anſcheinend zu beruhigen. Man entſdied ſich
Paſſagiere und 614,535 Tonnen ( à 20 Zentner) an Waren
auf dem Kongreß bekanntlich für einen Niveau -Kanal mit
1881 ergab die Bahn einen Reingewinn von 1,300,000
einem Tunnel von 6—7 Kilometer Länge. Auf dem Kon greß ſelbſt wurde der Plan , den Kanal ohne Tunnel und ohne Schleußen zu erbauen , nicht ernſthaft in Er wägung gezogen . Man beriet immer über einen Kanal mit 6 Rilometer langem Tunnel mit einer Flutſchleuße und tarierte die Koſten desſelben auf 1200 Millionen Francs.
Dollars .
und Gepäck. Seit 1866 hat der Verkehr von Jahr zu Jahr zugenommen . Die Aktionäre erhielten in mandhen Jahren bis 200 % Zinſen reſp. Dividende !
Nod) im Jahre
4 Siehe zur Orientierung über die Nikaragua-Route die
Bald nad Schluß des Kongreſſes ſandten die Unter nehmer Couvreur und Herſent den Ingenieur Blanchet nad, dem Iſthmus und ihm folgte , von Herrn v. Leſſeps geſandt , M. Jégou und unterſuchte im Verein mit Soja die Route. Am 6. Dezember 1879 diffte ſich Leſſeps in St. Nazaire nad dem Iſthmus ein und kam daſelbſt am 30. Dezember an. Er blieb bis zum 12. Februar auf
Karte Levy's von Nikaragua und die von Friedericheen von Koſtarika.
dem Iſthmus, beſuchte die ganze Route, machte eine groß
2 Schon die Kommiſſion der Regierung der Vereinigten
Anzahl von Feſtivitäten mit und hielt viele Reden . Am
Staaten nahm 525 Millionen an .
1. Januar 1880 wurde von Fräulein v. Leſſeps der
252
Politiſch- und wirtſchaftsgeographiſche Rüdblide.
crſte Spatenſtich an der pazifiſchen Seite des Kanals gemadt.1 Pon Kolon ging Leſſeps nach den Vereinigten Staaten , beſuchte die bedeutenden Städte derſelben, erlebte wieder viele Bankette, verteidigte aber auch ſein Projekt vor fompetenten Zuhörern . Am 2. Mai war Leſſeps wieder in Paris. Eine Kommiſſion der tüchtigſten In genieure bearbeitete , mit Leſſeps die ganze Route genau .
Dampfbagger ausgehoben werden. Rieſige Maſchinen dieſer Art ſind vor kurzer Zeiter von der Firma Couvreur
und Herſent nadi dem Sithmus geſandt worden . Vom o bis 23 Kilometer beſtehen die fortzuräumenden Maſſen meiſt aus tradivtiden und doleritiſchen Tuffen und Ronglomeraten und aus Dolerit. Daneben kommen auch Schichten von Baſalt und Sandſtein vor. Vom 63. Kilometer bis zur
Der Bericht derſelben datiert aus Panama vom 14. Februar
pazifiſchen Küſte liegen die Verhältniſſe wieder wie zwijden
1880. Unterzeichnet haben : Totten , Dirks, Boutan, Wright, Dauzats , Soſa , Ortega , Couvreur und Blanchet. Es wird darin feſtgeſtellt , daß das Gefälle der Seitenwände des Ranales in den Erden 1 : 1 , in den Felſen 1 : 4 ſein foll. Breite : 1 ) zwiſden Kolon und Rilometer 36 und von Kilometer 61 bis Panama am Grunde des Kanales 22 Meter, an der Waſſerfläche 50 Meter ; Tiefe 8,5 Meter;
Kilometer 0 und 23 .
2) zwiſden Kilometer 36 und 61 (in den Feljen
am
Grunde 24 Meter, an der Waſſerfläche 28 Meter ; Tiefe 9 Meter. Der Damm bei Gamboa (zwiſchen Kruzes und
Matadhin , ſiehe die Nebenkarte zu I. Chavanne's Karte) von 40 Meter Höhe bildet ein Baſſin für eine Milliarde
Kubikmeter Waſſer. Der ſo regulierte Chagres wird durch einen beſonderen Graben nadı dem Atlantiſchen Ozean geleitet. Die auszuhebende Erdmaſſen betragen 75 Millionen Kubit
meter, die Koſten 813 Millionen Francs ; davon ſind für den Damm und Graben des Chagres , Obiſpo und Trinidad 175 Millionen veranſchlagt. Die Arbeitsdauer iſt 8 Jahre. Dieſer Bericht der internationalen Kommiſſion liegt den Arbeiten bis dato zu Grunde. Der Iſthmus von Panama iſt in gerader Linie nur
55 Kilometer breit und die Berge ſinken im Sattel von
Die Felſen ſind im allgemeinen nicht ſehr hart und haben neuere Unterſudungen ergeben , daß die Erd
(didyte, welche dieſelben bededt, bedeutender iſt, als zuerſt angenommen wurde. Die wichtigſten Ortſchaften in der Nähe des Ranales ſind : Panama (14,000 Einwohner ),
Chorrera ( 2000 ), Kolon (3000 ), Chagres ( 1000 ). Von Dörfern ſind zn nennen : Kruzes, Gorgona, Buena - Viſta und Gatun. Troßdem müſſen Lebensmittel und Arbeiter faſt jämtlich eingeführt werden. ! Die trođene Jahreszeit währt vom Dezember bis Ende April. Vom Mai bis bis Auguſt regnet es mäßig, dann treten einige regenloſe Wodyen ein und darauf folgt
die ſtarke Regenzeit bis Ende November. Die größten Regenmaſjen fallen am Spätabend und in der Nacht. Das Klima kann im allgemeinen nicht als ungeſund be: zeichnet werden , nur in den Sümpfen der atlantiſchen Küſte ſind gefährliche Fieber endemiſch. Die Angaben über die enormen Opfer, welche der Bau der Panama-Bahn ge fordert, gehören in das Gebiet der Fabel. Die Temperatur dwankt zwiſden 24 und 35° C., icon biedurch iſt die Ver
wendung von Europäern zu den Erdarbeiten beim Kanale
Von dieſem Gebirgs
ausgeſchloſſen. Dieſelbe iſt aber auch meines Wiſſens nie
ſattel ſteigt der Kanal im Thale des zunächſt zwiſchen
beabſichtigt worden . Ueber das ,,Werbebureau " des famoſen Dr. Strousberg in Berlin habe ich auf direkte Anfrage in
Rulebra bis auf 87 Meter herab.
Felſen eingeſchloſſenen Chagres nady dem Atlantiſchen Dzean herab und durdyjdyneidet zuleßt eine ſumpfige Ebene. Der Chagres madyt eine Unzahl Krümmungen und nimmt viele Nebenflüſſe und Bäche auf. Die wichtigſten ſind auf der linken Seite der Caño Quebradu und der Niv
Trinidad und auf der rechten der Frigole, Agna Salud und Rio Gatun.
Paris feine Auskunft erhalten. Aber auc) in Berlin hörte man ſehr bald abſolut nidyts mehr von demſelben. Wahr ſcheinlich haben die Behörden dem verſuchten Unfuge ein Ende gemadit . Der Ranal beginnt in der Bai von Limon , weſtlich)
Nach der pazifiſchen Seite fällt das Auf den 20 erſten Kilometern von der
1 Viel iſt in neueſter Zeit über den Panama-Kanal geſchrieben worden , oft von ſehr wenig orientierten Perſonen. Daher riihren die beſonders in Dentſchland verbreiteten falſchen peſſimiſtiſchen Anſichten
atlantiſchen Seite beſteht das Terrain aus Sand , Thon, Humus, Schlamm 2c. und kann hier der Kanal durch
über den Kanal. Eine erfreuliche Ausnahme machen die Artikel
Terrain im Thale des Rio Grande ſchnell zur Bai von Panama herab.
1 Herr v. Leſſeps liebt in ſeinen Reden und Thaten
einen gewiſſen theatraliſchen Pomp, der ſich oft mit dem Ernſt der Sache ſchlecht verträgt und ihn in den Verdacht eines Charlatans
gebracht hat. In oberflächlichen, optimiſtiſchen und gewagten Angaben waren beſonders die Anhänger des Herrn v. lejjeps, die Herren Wyje und Reclus auf dem Kongreſſe von 1879 und vor und nach demjelben ſtark. In einer Reihe von Artikeln in der „ Aug. Ztg. " (beginnend in Nr. 51 Jahrg. 1880) iiber
des Spezial-Berichterſtatters in der „ Köln . Ztg ." in den Nr. 97, 98 , 100, 101, 103, 137 und 305 8. Jahrg. 1882. Land und Leute ſind im allgemeinen vorzüglich geſchildert, daß der botaniſche Teil ſchwächer iſt, ſoll kein Vorwurf für den Autor ſein. Ich will hier nur berichtigend bemerken , daß der „ Schatten “ oder rid )tiger die Ausdiinſtung des Manzanillobaumes bei trockenem Wetter aller
dings ſehr ſchädlich und die Wirkung des Saftes auf die Haut jederzeit entſetzlich iſt.
Uebertrieben optimiſtiſch erſcheint mir aber
dieſe Verhältniſſe mit großer Schärfe ein . Dem jetzigen Bau liegen aber keine Phantaſien , ſondern lirteile der beſten Ingenieure zu
der Ausſpruch , daß die ausgeführten Vorarbeiten ( Jamuar 1882, Nr. 100 d. „ Köln . Ztg.) bereits ein gutes Drittel der Geſamt arbeit“ repräſentieren . Dabei ſagt der Verfaſſer ſelbſt, daß das Trace durchaus nid )t fertig , man ſich über die „ Chagres - Frage “ noch nicht klar iſt. Dieſe Frage und die neuſten Erdbeben ſind die
Grunde.
dunklen Punkte des Unternehmens.
den mittelamerikaniſchen Kanal geht ein Artifel der Nr. 71 auf
Politiſch- und wirtſchaftégeographiſche Riidu lide . von der Inſel Manzanillo, auf welder Aſpinivall erbaut iſt. Er durdiſchneidet die Sümpfe von Mindi und erreicht den Chagres bei Gatun. Er bleibt in der Nähe desſelben, ihn mehrfach durdyſdyneidend und verläßt denſelben bei Matachin .
253
Kontrakt für die erſten 10 Kilometer an der pazifiſden Seite offeriert habe. Er führte weiter aus, daß der Kanal
bau mit der Politik nichts zu thun habe und madyte An
500 und 2 je 1000 Meter lang ſind , auf das Doppelte er
gaben über die Todesfälle unter den Arbeitern. Vom Februar 1881 bis April 1882 waren 86 geſtorben. Die Anzahl der Arbeiter ( inkluſive Ingenieure und Beamte ) war von 425 allmählich bis auf 2652 im April 1882 geſtiegen. Die Einzahlungen der Aktionäre ' ( je 1:25 Francs im Dezember 1880 und Januar 1882) geſchahen mit großer
weitert. Er endet in der Budyt von Panama bei den Inſeln Naos und Flamenko. Der Hafen in der Limon Bai iſt ſehr groß und geſchüßt , er wird verbeſſert durdy einen 850 Meter langen Molo. In der Panama- Bai wird
Aktionäre mit 259,612 Aktien bei, jie billigten den Beridyt und die Rechnungslegung. Sie bewilligten audy die Aus gabe von 250,000 Obligationen , weldie à 500 Francs
Hier befinden ſidy die tiefſten Durdytiche und verläuft der
Ranal weiter in der Nähe des Rio Obiſpo bis zum Thale des Rio Grande.
Um das Ausweichen der Schiffe zu er
möglidhen , iſt der Kanal an 5 Stellen , von denen 3 je
der Ranal durd Dämme gegen Verſandung gedüßt. Das Material liefert der Abraum aus den Felſen , deſſen
Blöcke man einfach verſenkt. Mit der Abholzung der Trace wurde Ende 1881
begonnen und iſt dieſelbe jeħt faſt vollendet. Zugleid) wurde mit dem Transport der Materialien und der Er: richtung von Gebäuden für Arbeiter und Ingenieure,
Magazine und Lazarethe begonnen. Dieſe Arbeiten ſind jeßt vollendet und ſind dieſelben in vorzüglidyſter Weiſe ausgeführt. Die Arbeiten der Aushebung wurden gleid) falls Ende 1881 zwiſchen der Limon Bai und Gatun (Kilometer 0 und 10 ) und zwiſden Matadin und Rio Grande (Kilometer 41–62) begonnen , Verſuchsſchachte an gelegt. Die Erd- und Feldmaſſen dieſer Verſuchsdachte werden teils zum Damme bei Kolon , teils zum großen Damme gegen den Chagres verwandt. Derſelbe ſoll an der Baſis 1 Kilometer dick und 1500-1800 Meter lang ſein. Die Strecke zwiſchen Gatun und Matachin kann erſt in Angriff genommen werden nach Ableitung des Chagres.
Am 16. März 1882 wurde mit den Häuſern Huerne, Slaven & Komp. und Couvreur & Herſent ein Kontrakt auf Aushebung von 6 Millionen Kubikmeter zwiſchen der Limon - Bai und Gatun abgeſchloſſen zum Preiſe von 1,50 Francs pro Kubikmeter. In drei Jahren muß die Arbeit vollendet ſein. Die Bagger arbeiten mit Maſchinen von 240 Pferdekraft. In der General-Verſammlung vom
2. Juni 1882 ſagte Herr v. Leſſeps : Seit Januar 1881 haben wir durch eine große Anzahl tüchtiger Ingenieure die Route genau unterſuchen laſſen und ſehr günſtige Reſultate und Berichte erhalten. Die Arbeiter ſind faſt
ſämtlich von den Antillen oder aus Kolumbien . Stationen
mit Barracen für Arbeiter (für 4–600) und Häuſer für die Bamten (für 30 bis 50 Perſonen) find errichtet in
Paraiſo, Kulebra, Emperador, Obiſpo , Gamboa, Monkety
Pünktlichkeit. Der General - Verſammlung wohnten 608
jurücgezahlt werden ſollen , um die Aktien der Panama
Eiſenbahn anzukaufen . Bis zum 3. März 1881 waren ausgegeben zirka 253 Millionen Francs. Dazu kamen ( bis zum 30. Juni 1881 ) 3/4 Millionen an die Regierung von Kolumbien , 10 Millionen (in Aktien ) an die ,, Société civile für Ueberlaſſung der Konzeſſion und des Kontraktes, den Wyje
im Namen dieſer Geſellſchaft mit Kolumbien abgeſdyloſſen hatte, zirka 4 13 Million für Verwaltung zc., davon für die Arbeiten ſelbſt über 1 Million . An Materialien und Möbeln wurden für 213 Millionen beſchaft. Disponibel waren nod; zirka 266 2 Millionen . Ich komme jeßt zu der wunden Stelle des Panama Projektes, woran dasſelbe noch allein ſcheitern kann. Es iſt dies die Beſeitigung des Chagres - Fluſſes. Daß dieſer felbſt zum Kanale benutt werden kann oder daß die Waſſer
desſelben frei und direkt mit dem Kanale in Verbindung ſtehen , geht durchaus nidyt , wegen der zahlreichen und ſtarfen Krümmungen des Fluſſes und wegen der häufigen ſtarken und ſehr plößlichen Anſdwellungen desſelben
die zuweilen über 7 Meter betragen . Schon in einem Briefe vom 22. Mai 1879 ( Anhang zu den Compt. rend .), den die Herren Wyſe und Reclus an den Herrn v. Lejleps
richteten , verſuchen die Autoren des heutigen Panama Projektes die genannte Schwierigkeit zu beſeitigen, indem ſie
die Errichtung eines regulierenden Dammes empfehlen . Die auf 207 2 Millionen Kubikmeter (in 3 Tagen) beredynete Waſſermaſſe der Anſchwellung des Chagres im Dezember 1878 zeigt die Notwendigkeit einer Regulierung, 6. h. der Bildung eines Reſervoirs. Dasſelbe foll bei Matadhin errichtet werden und ſoll der Abfluß durch Heber (nach Lagrennée) geregelt werden , ſo daß pro Sekunde 100 Kubikmeter ab fließen. Dieſe Maſie würde nach Wyje dem Kanale nicht daden , ſelbſt wenn er mit dem Chagres in Verbindung ſtände. Troydem befürwortete idyon bier Wyſe den Bau
Hill und auf dem Damme bei Kolon. In Panama iſt ein großes Hotel für die Zentral-Leitung angekauft, 29 Erd: ausbeber, 22 Lokomotiven und 510 Waggons werden
eines Seitenkanals auf der Weſtſeite vom Baſſin bis zur
bald in Thätigkeit ſein. Neben dem abgeſchloſſenen Kontrakt
1 Der erſte Verſud, der Aftienzeichnung vom Auguſt 1879 ſcheiterte. Der zweite' Verſuch vom Dezember 1880 gelang da gegen glänzend. Es wurden 600,000 Aftien ausgelegt (à 500 Fres.) und über die doppelte Anzahl gezeichnet.
mit Huerne , Slaven & Romp. erwähnte Herr v. Leſſeps
auch, daß eine amerikaniſche Geſellſchaft einen ähnlichen
atlantiſchen Küſte und eines zweiten Kanales auf der Oſt
Betrachtungen über Natur und Erforſchung der Polarregionen .
254
ſeite zur Ableitung des Rio Trinidad.
Die Koſten
für alle dieſe Arbeiten idazten die Herren Wyſe und Reclus auf nur 45 Millionen Francs ! Wir haben oben
geſehen, daß die internationale Kommiſſion die Koſten auf 175 Millionen tarierte und ſchon laſſen ſids Stimmen ver
nehmen, daß auch dieſe Sdäßung zu gering ſei. Das ſeit September 1879 alle zwei Wodien erſcheinende „Bulletin du Canal interocéanique", welches ſehr wertvolles Material über den Panama-Kanal publiziert, dyweigt ſich über dieſe
,, Chagres- Frage" hartnädig aus. Es wäre zu wünſchen,
C. Rob ſpridt von einer ,,tiefen Bucht“ zwiſchen den beiden hohen Vorgebirgen Map Waſhington und Kap Johnſon, die er Wood -Bai nannte und verzeidynet mehrere
ähnliche Buchten ziviſchen ſteilen und hohen Vorgebirgen auf ſeiner Karte. Audy hat er einen Tucker Inlet, d. h. Tucker Fjord, der übrigens nidyt weſentlid, von den übrigen Buchten verſchieden zu ſein ſcheint. Mit dieſem Reichtum an Einſchnitten ſtimmt die Fülle der Klippen und Inſeln an denſelben Geſtaden , weldie zuſammen mit den Steil füſten den Eindruck der ,,Schärenküſte vollenden. Bei
daß endlich nähere Angaben über den Abzugskanal für den Chagres, ſeinen Verlauf, ſeine Dimenſionen 2c. gemacyt
deders , letztem Befud an dieſen Geſtaden dieſelben von
würden . Auf dieſen Punkt jeben ſelbſt Freunde der Panama:
feinem menſdyliden Auge mehr erblickt worden ſind , iſt
Route, zu denen Verfaſſer auch gehört, mit Beſorgnis.
es doppelt bedauerlidy, daß dieſer große Polarforſcher keine
Das Gefdrei eines Teilcs der europäiſchen und eines
eingehende Unterſudung dieſer Einbuditungen vornehmen konnte. Dod) freilid, verdanken wir ihm ſo viel, daß dies Bedauern um alles in der Welt nidt tadelnd klingen
der kaum glaubliden Thatjache, daß ſeit Rob', ihres Ent 1
großen Teiles der amerikaniſden Preſſe, wodurch das ganze Unternehmen des Herrn v. Leſſeps als Sdwindel-Spekula
tion oder franzöſiſder Eroberungsplan behandelt wurde, iſt zum Glüde faſt ganz verſtummt. Es iſt nun aber auch Pflidt der Geſellſdaft, endlich völlige Klarheit über
die unleugbar große Sdwierigkeit dieſer Route, die völlige Fernhaltung des Chagres vom Kanale, zu geben.
foll .
Tabel gebührt nur jenen , die feit 40 Jahren keine
Südpolar-Expedition zuſammengebracht haben , wiewohl die Möglichkeit dazu vorhanden geweſen wäre. Man hätte ſo große Entdeckungen nicht liegen laſſen ſollen. -
Indeſſen ſoviel iſt ſicher, daß an den bekannten
Ländern der Antarktis nicht minder als an denen der Arftis der fjorddarafter in der Rüſtenform , in der Ge
Betrachtungen über Natur und Erforſchung der Polarregionen. IV .
Der Fjordcharakter der Polarländer. ( Schluß.)
Von Sandwidy-Land entdeckte Cook ( Januar 1775) zuerſt drei ſteile Feljeninſeln , dann hohes Land hinter dieſen und darunter unter 590 13' ſein ,,Süd - Thule" , von 1
weldem er trot anſcheinender Getrenntheit annahm , daß
es mit dem nördlich davon liegenden K. Briſtol zuſammen
ſtalt der Meeresſtraßen und endlich in der Lagerung der Inſeln zu einander deutlid ) zu Tage tritt. Jene Parallele zwiſchen Feuerland's und Norwegens Schärenfüſte, welche wir oben aus Cooks Schilderung des Feuerlandes zitierten , kann auf jedes einzelne Südpolarland ausgedehnt werden, und wir gewinnen damit die widytige Einſicht, daß jene ganze Summe von Eigen daften , welde mit der Fiordlandidaft verknüpft ſind , in der kalten
Zone der Nord- und Südhalbkugel erſcheint, und dadurdy in ben polaren Breiten der einen wie der anderen eine tiefgehende Aehnlichkeit der Land- und Bodenformen erzeugt.
bänge, weshalb er den ſcheinbar zwiſden beide ſich ein V.
ſchiebenden Meeresarm als Forſter-Bai bezeidynete. Von Louis Philippe - Land , dem die Süd-Shet land - Inſeln als eine ächte Schärenkette vorgelagert ſind , hebt M'Cormick, 1 der Geolog der James C. Roß'iden Erpe
dition, die ſteilen Küſten hervor und ſchildert den Eingang in eine Meeresſtraße oder Bucht, welcher von hohen, ſteilen, dunklen Felswänden eingeſchloſſen und 4–5 Leagues breit war und in deſſen Mitte ein Felſeneiland ſid erhob. James C. Roß betont die Wahrſcheinlichkeit, daß der tiefe Fjord zwiſden Louis Philippe- und Joinville- Land eine Meeres ſtraße nach Bransfield-Strait ſei.?) Aehnliche Deffnungen in die ſonſt auf hunderte von Seemeilen faſt gleidymäßig hohe , ſteile Küſte ließ Viktoria - Land erkennen. James 1) In James C. Roß : Voyage to the Southern Sea II .
Anwendung der Fiordtheorie auf die Polarländer.
Wir führten vor einigen Jahren eine kleine Arbeit, weldie beſtimmt war, die Erklärung der ſo viel beſprochenen Fjordbildungen auf dem von Dana und Pedel betretenen Wege der Verallgemeinung des Beobadytungsmaterials
ivciter zu fördern , mit den Worten ein : „ Wenn das Geſetz einer geographiſchen Erſcheinung erforſcyt werden ſoll, ſo iſt die möglichſt vollſtändige Zuſammenfaſſung oder Ueber ficht aller unter dieſes Geſetz gehörigen Fälle die erſte
Grundbedingung eines frudytbaren Forſdiens. Denn , in dem das Geſetz das Gemeinſame ciner beſtimmten Gruppe von Thatjaden auszuſprechen hat, darf es dieſes nicht cher zu thun wagen , als bis es auf alle dieje Thatjachen ficher angeivandt werden fann." 1 Wir mödten auch beute
S. 420 ( Anhang.)
2): Ebendaj. II. C. 329 .
D Geographide Mitteilungen 1880. Č. 387 .
Betrachtungen liber Natur und Erforſchung der Polarregionen.
dieſe Worte voranſtellen, indem wir uns zur Betradytung dieſer merkwürdigen Bildungen erheben , wie ſie in den Polarregionen zur Ausprägung kommen .
Denn
aud
hier iſt unſere erſte Aufgabe, den Begriff der gjorde jelbſt
zu erweitern , um ihn in ſeiner räumlichen Ausbreitung über Gebiete zu verfolgen , die den eigenartigſten Natur darafter aufiveiſen, um dadurch zu erkennen, welche Ver knüpfungen mit anderen Erſcheinungen der allgemeinen Grd kunde möglich ſind und zu weldien Schlüſſen für die Honologien der Erde man durch dieſelben zu gelangen vermag .
Was den Begriff anbelangt, ſo möchten wir in bezug auf dieſen an die ebenerwähnte Arbeit anknüpfen , in welcher
die ſonſt nur von den Meeresküſten bekannten Fjorde an die Ufer der Binnen een und in die Flugbetten verfolgt wurden , nadidem icon Peidel Sie Uebereinſtimmung gewijjer ge
ſtredter Binnenſcen, die in Fjordregionen liegen, mit Fjorden betont batte. Wir jagten dort ( S. 389 ) : „ Das ver
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wo Thäler eriſtieren ſollten .! " Man fann hinzufügen, daß Ver Schritt von der Fjordbildung der Küſten bis zur Zerfällung eines Landes in Inſeln unter dieſen Umſtänden cin fleiner iſt. Damit nun eine ſolche Unterwvaſjerſetzung der Stellen ,
wo Thalböden grünen ſollten , möglich werde, muß viel von dem fehlen , was jenſeits der jordregionen die Thäler nicht ſo leidyt in Meeresarme verwandelt werden läßt,
nämlich vom Tiefland und zivar ſpeziell vom Sdiwemmland. lind in der That darakteriſiert dieſer Diangel
an Tiefland und beſonders an Schwemmland zunächſt alle Fiordregionen , vor allem aber in hervorragendem Maße die Polarländer und daher iſt diejenige Bodengeſtalt , weldie in den Bular regionen den fjorddarafter bewirft, durdy Zerflüftung, durd) Unterbrechung der Kontinuität, durdy Mangel ununterbrochener Landmaſſen bedingt.
Es tritt eben
dieſes vermittelnde, ausfüllende, vertittende Alluvium zu gleidende Studium der gjordregionen läßt als die weſentlichen Eigenſdaften derſelben die Zerklüftung von urſprünglid, zuſammenhängenden Landſtrecken durch idmale Thäler erkennen , deren Wände ſehr oft einander gleid ): laufen und weldie noch öfter in ihrer allgemeinen Ridit
ung einen deutlidien Parallelismus ausprägen. Es ent ſtehen dadurch ſdmale, lange , parallelwandige Buditen,
weit zurüd . Man mødte jagen, dem Nelsgeripp der Erde fehle es einigermaßen an Weid;teilen . Dieſe Beobadytung iſt nidyt neu . ,, Auf Südgeorgien " ,
ſo beginnt Reinhold Forſter in ſeinen „ Bemerkungen “ den Abidynitt ,, Sdyichten" , „ findet man gar feine Erde, ausges
nommen in einigen Feljenflüſten , alles beſteht ſonſt aus
einem jdweren Schiefer, welder Cijenteilden hält.“ Und
entſprechend gebaute Landzungen , ſd male, parallelivandige ſpäter fügt er hinzu : „ Von eben dieſer Art ſind die felſidyten Meeres: oder Seenſtraßen , Gruppen oder Retten von Injeln, welche im Geſamtumriß den einſtigen Zuſaminen hang nod erkennen laſſen .“ Indem weiterhin auf den Fjorddarakter des S. Lorenz und Hudjon hingewieſen wird, auf das Vorkommen von Seen auf fjordinjeln und
Küſten des Feuerlandes." In dein Abſdynitt „ Entſtehung des Erdreichis" jagt er vom Sandwidyland : Hein Erden : ſtäubchen deint auf den wilden Felſen des Sandwich landes zu ruhen, keine Spur von Gewächſen läßt ſid, dort erblicken. Eine unermebliche Laſt bleibenden Sdynees drüdt
darauf, daß Uebergänge zwiſchen Fjordbuditen und -Seen ſeine öden Schären gleidyſam mit dem Flude der Natur.“ in aller wünſchenswerten Mannigfaltigkeit vorhanden ſind und daß auch in den Seen der gjordregionen ſich deutlich
die Verarbeitung einer einſt feſten zuſammenhängenden Landſtrede durch eine in beſtimmten Richtungen aushöblende Kraft ausprägt, gewinnt man endlich eine Abſtufungs reihe, die alle Hohlformen von der Meeresſtraße durd, die
Und von den Inſeln in hohen ſüdlichen Breiten ſagt er weiter hin allgemein :,, Die jüdlichen Spigen Neuſeelands, nebſt dem Feuerlande, Staatenlande , Südgeorgien und Sandwich lande ſind nod) in dem rohen Zuſtande , in welchem ſie aus dem urſprünglichen Chaos hervorgetreten ſein mögen ." Genau dasſelbe jagt v. Baer von einem Land der ent
Fjordbudyten , Seenketten und Einzeljeen hindurd, in un merklichen Uebergängen umid liebt" (a . a. D. S. 393 ).
gegengeſetzten Hemiſphäre ; „ Nowaja Semlja iſt noc, immer in der Vorbereitung zur Bildung einer organiſden Dede
Man kommt ſchließlich zur Anſicht, daß die Ausbildung fold; einer Hohlform als Ruſtenfjord, d. h. als das, was man
begriffen ."
John Rob hat für Boothia Felir und die
Nachbarinſeln die gleiche Eigenſdaft hervorgehoben , die kurzweg , aber irreführend, gewöhnlid) ausſdließlich, als „ sjord " zu bezeidynen pflegt, nur eine zufällige Folge des Umſtandes ſei , daß an dieſer Stelle gerade dieſe Boden form an das Meer herantritt und von demſelben über dywemmt wird , wie denn jede Küſtenform nichts anderes iſt, als die littorale Ausprägung irgend einer Art von
Bodengeſtalt. Darwin hat dies in ſeiner kurzen und ſchlagenden Definition des ſo großartig fjordhaften Feuer landes in wünſdyenswerteſter Deutlichkeit ausgeſprochen , indem er ſagte : „ Das Feuerland läßt ſich als ein Berg land beſchreiben , welches zum Teil ins Meer verſenkt iſt, jo daß tiefe Buchten und Buſen die Stellen einnehmen,
überhaupt nicht leidyt dem Betracyter eines Polarlandes
entgehen konnte .?
In der That er einen einer orogene
tijden Ueberſdau die Polarländer als Gebiete vorwaltender
Eroſion, zurücftretender Anjdywemmung. Aber außerdem ſcheint auch dieſes Gerippe ſelbſt zer: flüfteter , gewiſſermaßen ſperriger. Selbſt das maſſigſte 1 Darw . Reiſe. D. Ub. 1875. S. 240 . 2 „Ich ſah feine andere Anſpülung , als die , welche leicht dem Fluten des Waſſers während des Tauens im comer und der Bewegung der Wellen an der Kiiſte zuzuſchreiben iſt.“ Zweite Entdedungsreije. 4. D. Engl. 1836 ; III. 300.
256
Die projeftierte Schwediſde Forſchungs-Reiſe nad Oſt -Grönland.
Polarland , Grönland, ſieht, wer weiß wie tiefe Meerese | notwendige Eigenſchaft oder zum wenigſten arme in das Herz ſeiner Gebirge hineinbringen, von deren hödyſtem bekannten Teile , dem um die 4200 m . hohe
eine allgemeine Tendenz der Länder der Polar
Petermannſpiße in 75 1/2° ſidy gruppierenden oſtgrönländiſden Hochgebirge nichts ſo entſdieden betont wird,
talität als eine ſolche der Länder in niedri :
regionen
zu erkennen iſt , wie die
Kontinen
geren Breiten.
als daß es nicht in Parallelketten zerfalle wie unſere
Alpen , ſondern in lauter abgetrennte Gruppen zerlegt ſei. Jenes Vorwalten der Inſularität in hohen Breiten, weldies wir oben als Charakterzug der Polarregionen teil-
Die projektierte Shwediſche Forſchungs - Reiſe nach
weiſe nadwieſen , teilweiſe wenigſtens wahrſcheinlich zu machen verſucyten, wäre demnad gleich den Fjordbildungen
Od-Grönland.
der Rüſte als eine Folge dieſer Bodengeſtalt überall da
Von großem Intereſſe war für alle, weldie ſich für die geographiſche Erforſdung der Polarregionen intereſſieren,
zu betracyten , wo es, wie in faſt allen den arktijden und
antarktijden Inſelgruppen , Fjordſtraßen ſind, welde die kleinen Landmaſſen , die Inſeln , von einander trennen .
die fürzliche Zeitungsnadridt, daß der berühmte Entdecker der nordöſtlichen Durdyfahrt, Profeſſor Freiherr v. Norden ſfiöld , in dieſem Sommer Dſt -Grönland zum Ziele einer
Aber man kann weiter gehen und fragen : Muß nicht dieſer Mangel der orographiſchen Weidyteile, dieſer Charakter: zug des Abgenagt- und Ausgeräumtſeins in den Polarländern nody weitere Konſequenzen haben ? Sollten
die Kräfte, welche an den Küſten erodierten (wegräumten) und die Länder zerſchnitten , ohne entſprechende Ablagerungen zu bilden , nicht auch weitergegriffen und breitere Aus:
Unterſuchungsreiſe gewählt habe. Bisher verlautete noch nidyts weiter, als daß der bekannte geographijde Mäcen Oskar Didjon die Mittel zu der Unternehmung biete, daß die dywediſde Regierung um Herleihung eines Regierungs idiffes und zivar des Dampfers ,,Sofia ", welder die ſchwedi
ſchen Gelehrten ſchon 1868 nady Spißbergen führte, ange gangen worden ſei, daß endlid Nordenſfiöld die Abſicht habe,
böhlungen geſchaffen haben ? Wenn , um den allgemeinſten Ausdruck zu wählen , die ſtarke Vertretung ent diedener Hohlformen des Bodens (Meeresbudyten und -Straßen, Seebecken, Schlucytenthäler u . ſ. w .) das
orographiſche Merkmal der Fjordregionen iſt , müſjen dieſe Formen vorwiegend den jdmalen und tiefen Charakter der gjorde beſigen ? Mit nichten ! Die Beweije für die Ausbühlung aud) breiter Seebecken durch Eis mehren fid in einem Maße, welches bald feinen
Zweifel mehr übrig läßt. Und wenn wir nun an den großen Binnenſeen Nordeuropas und Nordamerikas, deren
Entſtehung durch Eiswirkung ſo wahrſcheinlid ), dieſelben Fjordküſten finden , wie an den nahen Meeren , drängt es ſich da nicht von ſelbſt auf, daß hier wie dort dieſelbe mächtige Kraft aushöhlend gewvirft haben müſſe, zumal wenn gewiſſe Parallelridtungen ganzer Länder, wie ſie uns in Sdyottland und Irland, im ganzen nordöſtlichen Amerika zwiſchen Hudſonfluß und Hudjonſtraße und viel fadh ſonſt in dieſen Regionen entgegentreten , gleich dem in engerem Nahmen auftretenden Parallelismus der Fjord
füſten nid )t anders als unter Vorausſeßung gewaltiger Eiswirkungen ihre Erklärung finden fönnen ? Wird die Gisausböblung der Nord- und Ditjee viel weniger wabr
ideinlich , ſein als die der Becken zwiſchen Onega- und Wener - See ? Und wird nicht die Hudſons- Bai in dieſelbe Kategorie der ausgehöblten Beden mit der Gruppe der
fünf Kanadiſden Seen fallen ? - Siderlid können wir don jest ſagen , daß auf der Süd- und Nord
von der Oſtküſte herein auf dem Inlandcije vorzubringen
und zugleich audy nad, den vielerörterten Normannenruinen der Ditküſte zu ſuchen. Wenn man nun einerſeits bedauern muß, daß die in den Jahren 1869 und 1870 ſo erfolgreich)
in Angriff genommenen deutſchen Forſchungen in Dſt Grönland nidyt fortgeſeßt wurden , wozu ſich bei Errichtung der Polarſtationen die beſte Gelegenheit geboten hätte, ſo muß man es doch andererſeits mit größter Freude begrüßen, daß gerade Nordenſkiöld , ein um die Förderung der arktiſchen Forſchungen jo hodyverdienter Mann , jeßt die von uns
Deutſdien liegen gelaſſene Aufgabe übernimmt. 1
Die
däniſchen Forſdungen in Weſtgrönland, welche ſich durdy Leutnant Jenſens' kühnes Wagnis aud) auf das jüdweſtgrön ländiſdie Inlandeis erſtredten und hier u. a. in der Auf findung der Nunatafs- Felsklippen , die um etwa 300 Meter aus dem umgebenden Eije hervorragen , zu merkwürdigen Neſultaten führten, laſſen ein Vordringen von der Dſt füſte her aus vielen Gründen jekt doppelt wünſchenswert erſcheinen. Vergegenwärtigen wir uns kurz die Ent deckungsgeſdyidyte Cſtgrönlands, wie ſie uns die gründliche Arbeit Prof. Maurers in dem großen Werke über die zweite deutſdye Polarfahrt darlegt. Ob die mittelalterlide
Veſiedelung und Chriſtianiſierung Grönlands ſich auch auf Dſtgrönland erſtreckt hat , iſt eine Streitfrage , die eine ganze Reihe von Unterſuchungsreiſen nach der Oſtküſte veranlaßte. Dieſe Reiſen nac, der eisumſchloſſenen Oſt füſte begannen ſchon in der zweiten Hälfte des 16. Jabr bunderts und wurden mit längeren oder fürzeren Unter
balbfugel die fiord- oder Driftregion ſich als ein Gebiet überwiegender Eroſions- und gering fügiger Anidywemmungsthätigkeit erweiſt , daß Demnad die Iniularität
ebenjoer als eine
bredungen bis 1830 fortgeſekt , in welchem Jahre der 1 ) Siehe „Ausland" 1883 Nr. 11 , S. 220 und Nr. 12 , S. 238 .
Tie projektierte Edwediſche Ferichungs-Reiſe nach Oſt Grönland.
257
unermüdliche däniſche Leutnant (Vraah ſeine mehrjährigen
Es ideint, daß Norcenſtiold von Weſten her längs
Verſuche , längs der Küſte nach Norden vorzubringen und die Kirchen- und Hausruinen der Deſtri Bygd endlich auf
der Oſtküſte vorzubringen gedenkt. Mit einem Dampfer
zufinden , bei der noch unterhalb des Polarfreiſes gelegenen
Danebrog - Inſel beſchließen mußte. Wir wiſſen , daß es dem berühmten Kapitän Scoresby dem Jüngeren in dem für die Eismeerfahrt günſtigen Sommer des Jahres 1822
gelang, weiter nordwärts (vom 69. bis zum 75. Breite grad) eine große Strecke der Küſte , deren Buchten, Kaps
iſt dies bisher noch nicht verſucht worden und ſtellen ſidi durch dieſen die Verhältniſſe natürlich anders als für Graab, deſſen Fahrzeuge ſogenannte Weiberboote waren und welcher
noch dazu fortwährend mit dem Widerſtand der Eingeborenen gegen die Fortjeßung der Fahrt zu kämpfen hatte. Zwiſchen dem von Graah geſiditeten Kap Dan und
dem ſüdlichſten Punkte der Unterſudjungen Scoresby's liegt
und Inſeln uns die Karte jetzt mit englijden Namen be
Egede's Land, die uns unbekannte Strede der Küſte, unter
zeidynet , zu entdecken . Der engliſche Kapitän Clavering jekte in Verbindung mit Edward Sabine in dem ebenfalls
welcher die Hanſa -Sdollenfahrer in der Süd-Strömung
günſtigen Sommer des Jahres 1823 mit dem Segelſchiff ,,Griper " Scoresby's Entdeckungen fort. Hatte Scoresby nur Spuren von Eingeborenen bemerkt, jo traf Clavering lebende Dſtgrönländer 12 Meilen jüdlich von der Pendulum
Inſel. Sie hauſten (im Auguſt) in einem Zelt aus See hundsfellen .
Die deutſche Erpedition traf 1869/70 keine
berabtrieben ; ein Paar Punfte, die Raps Hegemann und Hildebrandt und der Laube-Gletſder ſind von ihnen be kannt. Die in den leßten Jahren behufs Tiefſee-Lotung im Meere bei Jeland freuzenden däniſchen Kriegsſchiffe
haben dieſe Küſtenſtrede auch geſiditet, konnten aber nicht landen . Weiter nordwärts iſt Kapitän David Gray mit ſeinem Dampfer ,, Eklipſe" ſchon mehr als einmal an der Küſte
lebenden Eingeborenen mehr, wohl aber in Steinringen , Geräten u. a. auf der Clavering -Inſel deutlidie Spuren früherer Bewohnung. Es mag hier auch des unglücklich
So werden wir denn mit großer Spannung dieſe neue Ent deckungsreiſe Nordenſfiölds nahe den europäiſchen Küſten
ausgefallenen Verſuches der franzöſiſchen Kriegsbrigg
verfolgen .
„ Lilloiſe“ Erwähnung gethan werden, welche im Sommer
geweſen, allein näheres haben wir darüber nidit erfahren .
M. Lindemann .
loren ging, wie dies zwei in den folgenden Jahren aus
Nach Abſchluß vorſtehender kurzen Mitteilung ging uns die „ Nature " vom 8. März d . J. zu , in welder der Auszug aus einem Brief des Herrn Oskar Didjon nod einiges nähere über Nordenſkiölds Vorhaben enthält.
geſandte Aufſuchungs- Erpeditionen feſtſtellten. Daß ein
Wahrſcheinlich wird der Poſtdampfer „ Sofia " von der
erfolgreiches Vordringen ins Innere uns außerordentlich
dwediſchen Regierung für den Zweck zur Verfügung ge ſtellt. Schon zeitig im Mai ſoll die Erpedition Schweden verlaſſen und zunächſt den , wie man ſich gefaßt macht, mutmaßlich vergeblichen Verſuch machen, direkt die Oſtküſte
1833 durch den gefährlichen Eisſtrom der Dänemark-Straße von Island her die Oſtküſte erreichen wollte, indes ver
widytige Aufidhlüſſe verſpricht, lehrt uns die glänzende Ent deckung der deutſden Erpedition , der tief ins Innere ein
ſchneidende Franz Joſephs-Fjord, unter deſjen großartigen Felsgeſtaden der kleine Dampfer ,,Germania " leider ſeinen Bug rückwärts kehren mußte, weil das Lecken des Keſſels
Grönlands anzulaufen . Wenn, wie anzunehmen , dieſer
die Maſchine unbrauchbar machte. Bekannt iſt das herr
Verſuch erfolglos , wird ſidy Baron v. Nordenſkiöld nady der Weſtfüſte begeben, um die Beſchaffenheit des Inland
liche Bild Payers von der großartigen Alpen- und Gletſder: ſzenerie, welche ſich ſeinen und Dr. Copelands Augen von
eiſes zu unterſuchen , geologiſche Forſchungen anzuſtellen ze. Später ſoll das Schiff um Kap Farvel zur Oſtküſte gehen
einer Bergſpiße nahe am Fjord enthüllte. Der fernſte und höchſte dieſer Piks wurde bekanntlich Petermannsſpitze Daß auch die Aufjudiung von Normannen genannt.
und hier im ſogenannten Landwaſſer nordwärts dringen. Geſtüßt auf ſeine früheren Erfahrungen und Beobachtungen nimmt Nordenſfiöld an, daß die Eisbededung Grönlands im Innern infolge der Temperatur und Feuchtigkeit der
Ruinen in das ſeinem Detail nach uns bisher noch unbe kannte Reiſeprogramm Nordenſkiölds aufgenommen iſt, hat vermutlich in dem Beridit des Herrnhuter-Miſſionärs 3. Brodbeck ſeinen Grund, welcher im Auguſt 1881, wie ſeiner Zeit ausführlich in dieſer Zeitſdrift nach der kleinen Broſcyüre Brodbecks berichtet worden iſt, im Kangerd lugsſuatſiat- Fjord ( auf 601,0 1. Br. ) im ſüdlidyſten Teil der Oſtküſte eine echte Normannenruine vorfand , die in den übereinandergeſtürzten Steinen noch deutlich die Richtung und Ausdehnung der vier Hausmauern erkennen ließ. Geſtüßt auf die Ausſagen der Eingeborenen , vermutet
Brodbeck nach Norden hin nod mehr derartige Nuinen , was freilid, mit den Ergebniſſen der mebrjährigen und ſorgfältigen Unterſuchungen Graab's nicht übereinſtimmt. ^ Siehe „ Ausland“ 1882, Nr. 22, S. 421.
Luft durd, Daſen – grüne, vegetationsbededte Stellen – unterbrochen ſei. Im September ſoll die Rückkehr erfolgen . Ein ,, offizielles Programm " ſeiner Reiſe will Nordenſkiöld
abſichtlich nicht veröffentlichen , ſeine amtlichen Pflichten , wie die Vorbereitungen zu der Reiſe würden es ihm nidyt
geſtatten , ſich auf Diskuſſionen ſeines Programms und ſeiner Theorie einzulaſſen . – Von Intereſſe iſt endlich die
Nachricht aus Dänemark , daß der Reichstag die Mittel zu einer neuen däniſchen Unterſuchungsfahrt nad Oſt
Grönland bewilligt bat. Dieſelbe iſt dem Leutnant G. Holm, welcher 1881 mit Brodbeck an der Oſtküſte zu: ſammentraf, übertragen ; Leutnant T. Garde und zwei
Gelehrte ſchließen ſich ihm an . Dieſe Herren werden ſidy der Umiaks (Weiberboote ) für ihre Reiſe bedienen .
Alleinere Mitteilungen .
258
Kleinere Mitteilungen.
erſt verhältnismäßig ſpät mit der Verbeſſerung alter und der A11 lage viener Transportwege vorgegangen iſt. Man darf ſich daher nicht wundern , daß der belgijche Handel ſehr zuigenommen , in
Wetterſtudien auf dem Broden .
Antwerpen z. B. ſeit 1850 der Maſſe nach einen zwölffachen
Der Brodfeil, 1141 Meter iiber dem Normal Nullpunkt, iſt
Betrag erreicht hat , während ſich in derſelben Zeit der nieder
nach Dr. Aßmam in meteorologiſcher Hinſicht von größter Be
ländiſche pandel kaum verdreifachte. Was den Wert der Waren
deutung. Ju der Richtung der hauptſächlichſten Regenwinde, Siid weſt und Weſt, der abſolut höchſte Punkt bis zum Atlantiſchen Ozean , empfängt er den größten Teil des atlantiſchen Waſſer dampfes und iſt daher reicher an Niederſchlägen als unter anderem die Schneekoppe , die , obſchon höher , im Windſchatten mehrerer Gebirge liegt , welche die von Weſt id Siidweſt kommenden Waſſerdämpfe abnehmen. Die unter Dr. Azmams Leitung ſeit Juni 1881 fortgeſetzten Beobachtungen ergaben als inittlere Jahres temperatur des Broden für 1881 82 3,04 Grad ; jene aus den langjährigen , ſeit 1836 gemachten, aber wohl vielfach ungenauen
angeht, ſo vermehrt ſich derſelbe für Belgien vou 610 auf 3600 Millionen Mart jeit 1850 , fiir Holland ( nach Neumann Spallart)
und lückenhaften Aufſchreibungen gewonnene , entſprechende Ziffer iſt 2,4 Grad und kommt faſt derjenigen für das Nordkap gleid ). Die höchſte, beobachtete Temperatur betrug 25,5 Grad , die nied rigſte 28,0 Grad. Ferner wurde das intereſſante Phänomen ton ſtatiert, daß nördlich des Brocken ſich eine Art konſtanten Mini mums befindet , welches beſonders bemerkbar wird , wem größere
nur um 700 0o jeit 1860, während der Handel Belgiens nach den Mitteilungen dieſes Statiſtikers ſeit 1860 etwa verdreifacht wäre. Die Handelsflotte Bremens hat ſich ſeit 1830 etwa ver
dreizehnfacht und betrug, dem Tonnengehalt nach, 13'17 der holländ iſchen Handelsflotte. In den Jahren 1877 79 betrug der Import von Bremen in Deutſchland etwa 40 %
der Einfuhr von ganz
Holland ( inkluſive des belgiſchen Tranſit - Handels). Dazu kommt trotz der vielen Eiſenbahnen der ſchlechte Zuſtand der Kommuni fationen zu Waſſer ; der Waſſerweg von Rotterdam nach dem Meere iſt immer noch in ungenügendem Zuſtande, Amſterdam hat keine geniigende Verbindung mit dem Rhein . Von den Zahlen angaben teilen wir folgende mit: Einfuhr und Ausfuhr zuſammen betrugen 1877 : 11,401,196,836 Kilogr., 1878 : 12,037,305,291
Kilogr., 1879 : 12,894,260,958 Kilogr, 1880 : 14,328,693,219
204 und die Dauer von dieſem durchſchnittlich 8 Stunden . Tage mit ununterbrochenem Regen kommen im Jahre 59, mit umuter brochenem Schneefall 35 vor ; nur der Auguſt iſt ganz frei von
Kilogr. Hievon betrug der Trauſit 1879: 1,353,752,000 Kilogr., 1880 : 1,473,734,000 Kilogr. Die Einfuhr betrug ( ruud) 8971 und 9851 Millionen , die Ausfuhr rund 3922 und 4477 Millionen Nilogramm . Von der Ausfuhr gingen 1925 Millionen Kilogr. nach Deutſchland, 1630 Millionen Kilogr. nach Belgien, 502 Millionen Kilogr. nach Großbritannien , 83 Millionen Kilogr. nach den oſtindiſchen Beſitzungen . Zu der Einfuhr haben 1880 Deutſch
letzteren.
Gewitter kommen im Mittel 13 auf jeden Monat; in
land 4504 Millionen, Belgien 1717 Millionen , Großbritannien
den Sommermonaten treten häufig mehrere an demſelben Tage auf. Die wirkliche Niederſchlagshöhe auf dem Brođen iſt bejoita
1162 Millionen , Java und die Kolonien 13812 Millionen Kilogr. beigetragen. Nach der Art des Transportes verteilte ſich 1880 : die Einfuhr Kgr. Die Ausfuhr
Barometer - Depreſſionen von der Nordſee zur Oſtſee ſich bewegen .
Die mittlere Nebelwahrſcheinlid feit iſt am geringſten im April , Mai, Juni, September und am größten im Jamar , Oktober,
Dezember. Die mittlere Zahl der Tage mit Niederſchlag beträgt
ders des Rauhreifs und der außerordentlicheu Windſtärke wegen
.
nicht mit Sicherheit zu ermitteln , ſondern fann nur durch Kom
zur See
bination mit Nachbarſtationen abgeleitet werden. Helmann hat
auf Flüſjen 2c.
dieſelbe, wahrſcheinlich zu niedrig, auf 1669 Millimeter berechnet. Der Rauhreif nimmt auf der von waſſerdampfreicher Luft um gebenen Brockenhöhe eine ungewöhnliche Mächtigkeit an . Er be ſteht aus feinen, in der Richtung des Windes durch Nebeltröpfchen wachſenden Eisnadelit, welche ſich bei einer Temperatur unter ( ) Grad an alle rauhen Körper anheften . Durch ihn werden die
zu Lande
eigentümlichſten Geſtalten hervorgezaubert. Telegraphenſtangen bilden Wände von 242 Meter Länge und an kaum 30 Centimeter ( 1 Fuß) Telegraphendraht hängeu 5 Kilo Eis. — Auf Anregung Aßmann's wurde die anfangs Oftober 1882 vom Staate aujge hobene meteorologiſche Brockenſtation durch Mittel des „ Broden klubs “ neu errichtet und für ihre Ausriiſtung mit zuverläſſigen Inſtrumenten möglichſt Sorge getragen. Auch einen Apparat zur annähernden Beſtimmung des Rauhreifes hat man jetzt plaziert. Ferner iſt gegriindete Ausſicht vorhanden , daß bald ein ſtändiger Beobachter für den Broden angeſtellt und durch Kabellegung des oberſten , ſtets vom Rauhreif zerſtörten Stückes der Telegraphen leitung eine dauernde Verbindung mit dem Gipfel ermöglicht wird.
Der þaudel der Niederlande im Jahre 1880. Die von der niederländiſchen Regierung veröffentlichte ſtatiſtik für das Jahr 1880 iſt erſt vor kurzem erſchienen hält, wie gewöhnlich nur eine Zujammenſtellung von wir entuehmen im folgenden dem franzöſiſchen „ Journal
Handels und ent Zahlen ; officiel"
3,733,293,000 3,714,336,000 2,403,914,000
2,194,033,000
961,879,000
9,851,543,000
4,477,120,000
1,321,208,000
Die ruffiſden Fiſchereien. Nach den Mitteilungen von O. Grimm ( Ruſl. Revue 1882, pag. 268) wurden in Rußland im Jahre 1855 die erſten Fiſch zuchtanſtalten gegründet; aber erſt nachdem der Staat 1869
die eine dieſer Auſtalten in Nikolstoje (Goup. Nowgorod) gekauft hatte , wurde das Jutereſſe reger ; es beſtehen heute mindeſtens zwölf Anſtalten in Rußland, von denen fünf auf St. Petersburg kommen . Mit Ausnahme von Nikolskoje und der vor kurzem
begründeten Filialanſtalt in St. Petersburg ſind alle in privaten Händen . Statiſtiſche Angaben fehlen leider für die privaten Fiſch ziichtereien, nur für Nikolskoje wird angegeben , daß in den erſten zehn Jahren an befruchtetem Rogen von Forellen und anderen Salmoniden ( Coregonus) durchſdinittlich für 12.593 Rubel, an jungen Fiſchen derſelben Gattungen fiir 2882 Rubel jährlich verkauft wurden, während 1882 für Rogen 66,000 Rubel und für Fiſchchen
40,600 Rubel gelöſt wurden . Was den Fiſdfang anbelangt, ſo ergibt die von Grimm gegebene Ueberſicht der Fiſche in den ein zelnen Becken , daß die nördlichen Eismeer, Baltiſches Meer, Weißes Meer und nördliche Binnenſeen) beſonders reich an ladhs
arten ſind, während die ſüdlichen (Kaſpiſee und Schwarzes Meer
mit ihren Zufliiſjen) vorzugsweiſe Störarten beherbergen ; Barſch
cinige an dieſelben geknüpfte Folgerungen. Der niederländiſche
(Perca fluv .), Kaulbarſch (Acerina coruna), Aeſche ( Lota vulgaris)
Handel, dies iſt das Reſultat der Betrachtungen , befindet ſich in
und Forelle haben eine größere Verbreitung; der Barſch kommt bis 690 11. Br. vor. Der Hauptreichtum an Fijchen liegt in den
einem Zuſtande, wenn nicht des Verfalls, ſo doch des Stillſtandes . Namentlid Belgien und Bremen haben den Niederlanden eine
Konkurrenz bereitet, welche um ſo nachteiliger wirkte, als Holland
Binnenſeen und Flüſſen, die Meere kommer viel weniger in Be tracht. Das Weiße und Eismeer ( Tibirien ausgenommen )
Notizen .
259
liefert an Stoffiſchen jährlich 300,000 Pud, an Häringen 200,000 Pud, andere Fijde 200,000 Pud; im Peipusjee werden jähr : lid) gegen 300,000 Pud Stinte (Osmerns eperlanns) gefangen ; obenian ſteht das Kaſpiſche Mieer mit ſeinen Zufliiſien : 1880
veranlaßt, nod) andere lInterſuchungen darüber anzuſtellen , nament
ſind aus Alſtrachan und den benachbarten väfer ausgeführt worden :
und Meſſungen ſprechen fiir einen Erfolg .
1,652,512 fud Kotfiſche = 7,335,298 Rubel; 2,839,136 Bud Weiß
das Projekt für ausfiihrbar , betont aber zugleich , daß die Inter
fiſche 7,093,352 kubel; 1,820,470 Pud Häringe = 1,274,329 Rubel, 7,242,414 Pud Wobla 5,793,931 Rubel; dazu kommen noch Kaviar, Leim , Thran und getrodnete reſp . gefrorene Fiſche,
ſuchungen iiber den Gegenſtand noch nicht beendet ſeien , ſondern erſt im Laufe von zwei Jahren zum Abidluß kommen werden .
+
lich ob nicht die trockenen Flußbette Dandon und Tſcheremeniab
vou Chiwa aus mit dem Ilsboj , ſiidlich von Sary -Kamyjd ), in
Verbindung zu bringen wären . Seine bisherigent Nivellierungen Gludiowsky hält alio
-
jo daß ſich der Bejamtumſat auf etwa 30,000,000 Rubel beziffert. Ziemlich arm iſt das A jow'ſche Meer mit dem Don (3,600,000 Rubel) und das S dwarze Meer mit Dnjepr 2. ( 100,000 Rubel ). Unter den Fiſdiproduften nimmt Haviar die erſte Stelle ein ; der Erport ſtieg von 128,367 Pud
747,576 Rubel im
Notizen. Amerika .
Jahre 1871 auf 185,223 Puid = 2,157,743 Rubel. Zur Thrani
gewinnung dienen Wale , Robberarten und verſd,iedene Fiſche oder deren Eingeweide, namentlich Lebern ; der nördliche Ozean ergibt etwa 80,000 Bud Thran , beſonders aus Sechunden , der Najpiſee 92,000 Pud aus fajpiſchen Seehunden ; die zur Thran gewinnung benütten Fiſche ſind im Norden Stockfiſch (Leber) , im
Der Verkauf von öffentliden Ländereien in den Ber einigten Staaten weiſt im Rechnungsjahr 1881 82 die Zahl von 14,300,126 Afres auf, fiir welche das Landamt eine Geſamt einnahme von 8,392,348 Doll. aufführt. Im Patentamt der Vereinigten Staaten wurden im Rechnungsjahre 1881 82 30,062 Pa
Kaſpijee Häringe in friiherer Zeit, jetzt andere billige Fiſche, an
tente , Fabrifzeichen und dgl. nachgejudit und 19,015 gewährt.
der Wolga Neumaugen .
M. B.
Vieh ſterben im Weſten. Unter dem Vieh auf den weſt
Leſjar und Gluchowsky über die Ablenkung des Amu-Darja. 1
lichen Ebenen ſoll die ſtrenge Kälte dieſes Winters wieder arge
C. H. Am 12 24. Februar veröffentlichte der „ Volos “ einen
eben auch durch Schaden nicht flug werden 311 wollen . Als in
Verheerungen angerichtet haben. Die Herren Viehziichter ſcheinen
längeren Artikel des Ingenieurs lejjar aus Asfabad vom 6:18 . Jamar
dem harten Winter von 1879 auf 1880 Hunderttauſende von
1883, in welchem der Verfaſſer die Ablenkung des Amu- Darja in ſein altes Bett ſich zum Gegenſtand machte. Nadıdem Leſſar alle
Rindern auf den weſtlichen Ebenen zu Grunde gingen, hörte man
bisherigen wiſſenſchaftlichen Unterſuchungen und Arbeiten über das Projekt einer Wiederherſtellung des alten Laufes des Fluſjes in
Schuppen , wo das Vieh wenigſtens gegen die ſchrecklichen „ Blizzards“
!
das Kaſpiſche Meer beſprochen und auf die enorme Bedeutung hini
gewieſen, die eine ſolche Wiederherſtellung für den Handel und Ver kehr mit dein Jnuern Aſicus zur Folge haben miiſte, kommt er doch zu dem Endreſultate, daß die Ausführbarkeit dieſes Projektes, wenn es wirklich eine praktiſche Bedeutung haben ſoll , in das Bereich der llnmöglichkeit gehört. Gegen die von ihm angeführten Gründe läßt ſich faum etwas einwenden . Dagegen hält Leſſar die Herſtellung eines ſchijfbaren Kanales vom Amu - Darja in den Ilsboj (der alte lauf des Orus) und zwar mit einem verhältnis mäßig ſehr geringem Koſtenaufwande als ausfiihrbar; und ein ſolcher Kanal wiirde dieſelbe praktiſche Bedeutung gewinnen , als wenn es gelänge, dem ganzen Strom ſeinen urſprünglichen lauf !
in das Kaſpiſche Meer wiederzugeben. Zu dieſein Behufe wären , wie Herr Leſſar hervorhebt und näher beſpricht, allerdings mandie Vorarbeiten , namentlid) Nivellierungen des ganzen Usboi, vor zimnehmen , die aber bei den gegenwärtigen Verhältniſſen der Gegend weder umſtändlich, noch koſtſpielig werden dürften. In der Sigung der Geogr. Gej. zu Petersburg am 25. Februar (9. März) wurde die Frage über die Möglichkeit , den Amu - Darja in ſeinen alten 1
l'auf, den Usboj , zurückzuleiten , vom General Gluchowsky eben . !
falls in einem Berichte erörtert. Herr Gluchowsky , der am Delta des Amu- Darja und am usvoj ſelbſt Unterſuchungen angeſtellt hat , hält die Ablenkung des ganzen Fluſjes in ſein altes Bett für möglich und die Ausführbarkeit nicht für ſchwierig. Das Delta des Fluſſes iſt gänzlich verſumpft , durch Dammbrüche an den Kanälen von Chiwa war vor einigen Jahren das Niveau
des Sees Sary -Kamyſch , der mit einem trođenen Arme des Amu -Darja in Verbindung ſteht, erheblich geſtiegen ; man miißte alſo das Becken des Sees ſoweit füillen , bis von hier aus ein
Abfluß zu dem Usboj einträte, da eine Verbindung des Sary Kamyſch -Beđens mit dem lisboj vorhanden zu ſein ſcheint. Weil aber ein ſolcher Verſuch 15 Jahre in Anſpruch nehmen und der
Erfolg doch zweifelhaft erſcheinen diirfte , jo jab ſich Gluchowsky
^ Siehe „ Ausland" 1882 Nr. 20 , S. 397.
allgemein, daß der Wiederkehr ähnlichen Unheils durch Bau von aus dem Nordweſten Schutz finden könne, vorgebeugt werden wiirde.
Wie es ſcheint, iſt es aber meiſt bei den guten Vorſätzen geblieben und die beiden milden Winter von
1880–81 und 1881-82
ſcheinen die Viehbeſiber noch mehr in ihrem Leichtſinn beſtärkt zu haben . Der jevige harte Winter bringt nun die Strafe. Wenn dieſelbe nur die liederlichen Viehbeſitzer träfe, jo fönnte man ſie ihnen ſchon gönnen. Leider aber muß das ganze Land mit da runter leiden . Die hohen Fleiſchpreiſe des letzten Jahres, die noch immer nicht ganz überwunden ſind, waren die direkte Folge des Kinderſterbens im Winter 1879—1880 . Wenn ſich die Nach richten über das Unheil, welches die neuliche bittere Kälte unter
dem Vieh im Weſten angerichtet haben ſoll (namentlich ſol faſt kein Stalb am Leben geblieben ſein ), in ihrem vollen Umfange beſtätigen, ſo ſtehen für die nächſte Zeit vielleicht noch höhere
Fleiſchpreiſe in Ausſicht, als die vom letzten Sommer und Herbſt. (Weſtliche Poſt.)
B.L. Für den Arbeitsmarkt in Kalifornien ſind drei Punkte von großer Bedeutung : Die hohen löhne, die große Menge von
Knaben und Mädchen, welche im Faullenzen, ohne Unterweiſung in irgend welchem niitlichen Handwerk, aufwachſen, die Anweſen heit der Chineſen. Die hohen Löhne reſultieren aus der Kombi nation verſdiedener Irſachen : Der beträchtlichen Koſten, um vom
Atlantiſchen den Großen Ozean zu erreichen , des hohen Gewinnes durch die gegenwärtigen Minenarbeit, der Spekulation, welche noch viele Geſchäftsbranchen beherrſcht, der hohen Zinſen und der Schwierigkeit, in kaufmänniſchen Gejdsäften jofort eine Anſtellung
zu finden. Handwerker erhalten 10-15 Prozent höheren lohu in San Franzisko als in New -York, 30—100 Prozent böheren als in England, 100—300 Prozent höherent, als in Deutſchland. Ein Maurer 3. B. erhält in Deutſchland wöchentlid zirka 14,70 Mark, in England 33,60 , in New York 56,70 , in San Fran zisko 88,20 und kann hier des Klimas halber das ganze Jahr arbeiten. Ein Hausmädchen empfängt hier mit Beföſtigung wöchent lich 21 Mark, in New York 10,50, in England 7,3.) , in Deutſch land zirka 4,20. Landarbeiter , auf das ganze Jahr gemietet, er
Notizen .
260
halten in Deutſchland monatlich 21 Mart und feine Betöſtigung, in Frankreich 27,50, in Jrland 37,80, in England 35,70, in Süd farolina 42,30 , in New -York 84, in Oregon 156, in Kalifornien
Anzeigen So eben erschien :
168 Marf.
National Comm . of Agriculture, März 1882.
Der Bernstein im Alterthum .
Guatemala. General Barrios , ſeit 1874 Präſident der
Republik, legte im Oktober vorigen Jahres ſein Amt nieder und hat dasſelbe auch nach den lebten Nachrichten (von Ende De zember) nicht wieder angenommeil, trotz der Aufforderung des Nongreſſes. Schon lange ſchwebten Verhandlungen über Grenz
ſtreitigkeiten mit Meriko. Durch die Energie des Vertreters von Guatemala (C. Montujas) waren dieſelben in letter Zeit akut ge worden und drohte ein Krieg. Barrios reiſte nach den Vereinigten
Staaten, wo er von den Regierungsmännern ſehr freundlich auf: genommen und gefeiert wurde, aber
man riet zum Vergleiche
mit Mexiko. So opferte ſic) Barrios im Intereſſe des Friedens Guatemalas und unterzeichnete am 12. Auguſt 1882 folgende
Friedens- Präliminarien : Der Staat Chiapas und das Departe ment von Sofonusko bleiben definitiv und für immer bei Meriko. Indemnität wird von Guatemala nicht gezahlt. Bei Sdiwie rigkeiten über die genaue Feſtſtellung der Grenze werden die Vereinigten Staaten als Schiedsrichter angerufen. Als dieſer
Eine historisch -philologische Skizze von
Dr. F. Waldmann, Oberlehrer am livländischen Landesgymnasium zu Fellin. Preis 2 Mark .
87 Seiten in 4.
Die vorliegende Arbeit bietet das gesammte Material über den interessanten , für die Geschichte der Geographie
so wichtigen Gegenst'ind, in übersichtlicher wohlgeordneter Fassung. Die erhaltenen Mittheilungen über den Bernstein
aus der griechischen und römischen Literatur wurden chrono logisch geordnet, mit genauer Quellenangabe in Text und
Uebersetzung zusammengestellt, Notizen über Bernsteinfunde an den Handelsstrassen beigefügt. Der Bernsteinbandel ini Alterthum und die Kenntniss der Alten vom Bernstein werden nach jeder Richtung erschöpfend erörtert. BERLIN NW.* ), Karlstr. 11 . R. Friedländer & Sohn.
Im Verlage der J. G. Cotta'ſhen Buchhandlung in Stuttgart
Vertrag dem Songreſſe von Guatemala zur Annahme, die Barrios
erſchienen ſo eben und ſind durd) alle ſoliden Buchhandlungen
jelbſt befürwortete, vorgelegt wurde, trat er zuriick. Zugleich nahm
des In- und Auslandes zu beziehen :
die Regierung von Guatemala die Idee der Bildung einer Non föderation der fünf Republifen Mittel-Amerikas, die bekanntlich von der Unabhängigkeitserklärung (1821 ) bis 1833 beſtanden hatte und ſpäter öfter verſucht worden iſt, beſonders durch Morazan ( erſchoſjen in Koſtarika 1812 ) , wieder in die Hand. Deshalb war auch der Präſident vou San Salvador, Dr. Zaldivar, Ende 1882 in Guatemala. Die Hauptſtadt der Konföderation bleibt nicht, wie friiher, in Guatemala, ſondern erhält eine mehr zentrale
Bud , Max, Dr. med ., Die otjäken . Eine ethuo:
1
logiſche Studie.
Quart.
185 Seiten mit Ab
bildungen in Holzichnitten und einer Farbentafel .
( Auf Koſten der finniſchen Akademie der Wiſſen: ſchaften in Helſingfors gedruct.) M. 10. Buch , Max, Die Nationalitätenfrage in Finnland. Octav .
74 Seiten .
M. 1. 20 .
Lage. Mit einer nordamerikanijden Geſellſchaft, an deren Spive 111. Grant ſteht, iſt ein Vertrag zur Erbauung einer Bahn , welche,
im Anſchluſſe an die amerikaniſchen Linien Guatemala vom Nor den bis zum Siiden durchſchneidet und die Hauptſtadt mit dem Hafen von Canto Thomas ( Izabel) verbindet, abgeſchloſſen worden .
Die Allgemeine Zeitung (mit wiſſeuſchaftlicher Beilage und Handelszeitung.)
früher in Deſterreid Augsburg erſchienen durd, die Poſtanitidien jür
iſt in Deutſchlaut und
Afrika. Peutnant Wißmann ichiſte ſich, nachdem ihn die deutſche
9 Parf
pierieliibrlict (6 M. für die 2 lekten Monate, 3 M. für den letten Monat des ' Duartals ) 11 beziehen . Preis bei directer Beriending uiter Streifbud monatlict 4 Marf V 5. 60 für die anderen Länder des Welt : poftvereins ) . Quartalpreis bei wówenti. Periening . im Weltpojiverein M. 14.40 ,
Kolonie zu Alerandria freudig empfangen , am 2. März von hier aus nach Neapel ein , wojelbſt er vor ſeiner Niidfchr in die Heimat zum Zweck der Yllklimatiſierung noch einige Zeit zu verweilen ge denkt. Mit ihm reiſte außer dem joeben von Oberägypten zurück gekehrten Baron Madai Herr O'Swald , Sohu jenes Hamburger Kaufmannshauſes in Zanzibar, weldes dem glüdlichen Afrika Forſcher ſo gaſtlid) entgegenkam .
perball
jätze 10. 20. in Nr. 72 bis 78 .
Geſellichaft und Staat . ( II / IV ) Die Frage der Minoritätenvertretung.
Fürſt Gortſchatofi . Die Erpropriation von
Landbejit der (Engebornen zu Colonijativ szweden in Algerien. – Die neue Donau -Gonvintion und die Ergebniſje der Londoner Con :
Polarregionen .
Nordenſkiölds -Grönland- Expedition . Nach der letzten ,,Nauvre“ beabſichtigt Nordenſtiöld wieder , wie vor 13 Jahren , Auleitſivil - Fiord , Weſtfüſte von Grönland
650 330“ ins Jimere vordringen . Er ſtiitzt ſeine Anſicht, ein eis freies Binnenland vorzufinden , darauf, daß die aus dem
19. :(
Leitartitel , wifienſchaftliche und handeløpolitiſche Auf:
jerenz.
( Juli 1870 ), vom
resi,
Probenummern nebſt neueftem Cuartal Regiſter gratis.
Juuru
nach der Weſtkiiſte wehenden Winde den Charakter von Fölu winden haben , d . h . trocken und warın ſind . 1)
Der polniſch - ruthruſche Antagonismus.
Das Jahr 749 nach Erbauung. Roms das wahre Geburts jahr Jeju . Pon Prof. Sattler. Dr. M. Roſenberg : Das Hei delberger Schloß . Von W. Lübfe. Ni frologe Münchener Künſt ler. (XXX .) Runo Fiſcher und die „ Kant-Philologie .“ Riz Wiener Briefe chard Wagner als Kind. Von F. Avenarius. CLV .) Das Geciditsweſen der Landsknechte. Von H. v . Zwie dined -Südenhorſt. Die Aſhburnham'ſche Manuſcriptenjammlung und ihre vermuthliche Entſtehung. Von Dr G. Dannehl. Die Bayern auf der Iniverſität. ( 1. Wie viel Bayern ſtudieren und Shakeſpeare's Selbſtbekenntniſſe. was ſtudieren nie . ) Volta : Ajjiji . religion und Weltreligion. Von W. Bender. Durch) das Samhárr zum Debre Sina in Vamafien . Von John Frhrn . . Müller.
1) Nach den heute allgemein angenommenen Anſichten über
die Entſtehung des Föhns jetzt letterer ein cisfreies Bimenland nicht notwendig voraus. Aber die früheren Entdeckungen Norden ſkiolds iiber das Gefäll des Jillandeijes, ſowie die ſpäteren Unter ſuchungen Jenſens machen allerdings die Hypotheſe ciner lüden
loſen Inlandeiskappe Grönlands mwahrſcheinlich. Warum ſollten nicht Berghäupter dieje Riefengletider überragen ? A. D. Red.
Tarifconflict und Vereinheitlichung des Eiſenbahnbetriebes in der Schweiz. Der auswärtige bandel der Türkei. -- Die Zoll = frage im Congreß der Verein . Staaten von Nordamerika .
Aufträge für Streifbandſendungen an die
Erpedition in Münchent.
Drud und Berlag der 3. 6. Cotta'ſchen Buchhandlung in München und Stuttgart.
Das Juslaud. Wodenſchrift für Länder- und Völkerkunde, unter Mitwirkung von Profeſſor Dr. Friedrich Katel und anderen Fachmännern herausgegeben von der
I. G. Cotta'ſchen Budhandlung in Stuttgart und Nünden.. Sechsuudfünfzigſter Jahrgang.
München, 2. April
Nr. 14.
Fövrlicý 52 Nummern à 20 Seiten in Quart. Preis pro Quartal M. 7 .
ämter. jenden .
1883 .
Zu bezieben durch alle Bubbandlingen des In- und Auslands und die Poſto
Niezenſions:Eremplare von Werten der einjdlägigen Litteratur ſind direkt an verrn Profeſſor Dr. Friedrich Makel in Minden , Akademieitraße Nr. 5, 311 Infertionspreis 20 P1. für die geſpaltene Zeile in Petit.
2. Politiſch- und wirtſd aftsgeographiſche Riidilide. IV . Sibirien . S. 266 . 4. Techs Monate in Drai . 3. Der Teifin von Manila am 20. Oktober 1882. Echluß .) Mit 2 Abbildungeni. C. 271 . 5. Tie alte Anſiedelung der Salzburgiſchen Emigranten im Von H. Levesques. XII . Ein Mann von großem Zelt. E. 274 . 7. Kleinere Mitteilungen : Č . 277. Staate Georgien. Č . 277). 6. Nachtrag zu Leutnant Wijzmaius erſtem Beridit. S. 276. Inhalt : 1. Am Titifaka .
C. 261.
lleber die Verteilung des Ammoniak in der luft und den wäjjerigen Meteoren auf großen Höhen. Djedar. Savorgnan de Brazza nach dem Mongo.
Doblen im Valaiijden Archipel als Begräbnisſtätten .
Am Titikaka . Eine zwiſchen dem Genfer- und dem Titifaka -See ge
8. Notizen : č. 278. Europa. 9. Litteratur: S. 280.
fluß, der unmerflid) dabinflutende Nio Dejaguadero ent führt dem See den Heberſduß ſeiner Gewäſſer nach dem = 5569 Meter) weiter ſüdlich gele: 54 Leguas ( 1 Legua =
zogene Parallele wird das jablidiſte Bild dieſes größten
genen See von Pampa Aullagas oder Popo , weldier eine
Neſervoirs der Anden bieten und das ſich ergebende Fazit,
Länge von 18 Peguas hat und an ſeiner breiteſten Stelle 9 Le guas meſjen mag . Der Popo hat ſid ſeinerſeits wieder einen Abzugskanal nady dem weſtlid) von ihm gelegenen Salz
daß letterer etwa fünfzebumal größer iſt als erſterer , ijt uns verſtändlider , als die trockene Zahl von 269 Quadrat
jumpf Kvïpaza gebahnt. Aber erſt auf eine Diſtanz von
Leguas, auf die ſein Umfang gemeinbin geſchätzt wird. Da nun ſeine Lage auf dem Rüden eines der mächtigſten Sebirgszüge der Welt einen Stüßpunft zur Verdeutlidung
Waſſer als Rio Nafa Abuira zu Tage und gelangt, nach
der Höhe ſeines Waſſerſpiegels über dem Meere ſudit , ſo
dem es eine weitere Entfernung von 11 Leguas durchmeſſen
jei hier hervorgehoben , daß ſie derjenigen des Montblanc nur wenig nadgibt. Nach den neueſten Neſultaten , welde
verliert .
2 Legitas tritt dieſes vom Popo unterirdiſc abfließende
bat, in den erwähnten hoïpaza , in weldem fid; alles
durch die Nivellierungen der vom ſtillen Ozean bis an ſeine
Da fein weiterer Abfluß vorhanden iſt, ſo wirft ſich
Ulfer führenden Eiſenbahn zu Tage gefordert worden ſind, beträgt ſeine Höhe am Ende der Regenzeit 3805 m ., am
natürlich die Frage auf: Wohin verſdwinden dieſe Waſſer ? und dies um ſo mehr, als der Titifafa notorijd nur ein
Anfange derſelben über 1 m . weniger. Nad anderen Beobadt
Viertel von dem , was ihm ſeine Hauptzuflüſje: der Names,
ungen ſoll indes jeine Zunahme durd die Regenmenge im
der Tarafo , der Eskoma und der Rio Blanko oder Slave
Durdichnitt nur 54 cm , betragen .
ſpenden , durd, den Deſaguadero wieder abgibt. Werden
Die Küſten - und die Binnenkordillere, welche die ausgedehnte Hochebene der Anden einjäumen , rüden in
der Gegend des Titifaka näher zuſammen und umidließen die weite Mulde, in welder ſich die von dem Gebirge zu fließenden Waſſer angeſammelt haben . Ein einziger Ab Ausland 1883. Nr . 14 .
in betreff der jüdliden Sammler noch die zablreichen, zum
Teile redyt bedeutenden Zufluſje, wie der Hio Mauri, in Kednung gebracyt , welde einesteils dem Deſaguadero auf der von ihm durchlaufenen Strecke, andernteils dem Popo direft zufließen ; bringt man ferner die Negenmaſſe 40
Am Titikala .
262
in Anſchlag , welche dem Deſaguadero von dem , wenn auch
der nordweſtliden de tief ins Land tritt , iſt inſoferne
idwad gegen ſeine Ufer abfallenden
von hervorragender Bedeutung am Titifafa , als die vor läufige Endſtation des vom Pazifik beraufſteigenden Schienen weges , die peruaniſche Stadt Puno an ihrem Ufer liegt. Zwei peruaniſche Dampfer von je 100 Tonnen Gebalt unternehmen von hier aus ihre wöchentlichen Reifen auf
Terrain auf eine
Strede von 54 Leguas zurieſelt , ohne daß dieſe vereinigten Faktoren eine weſentliche Veränderung im Popo und Roïpaza bervorzubringen im ſtande wären , ſo iſt eine
Erklärung um jo (dwieriger. Es iſt begreiflid), daß die in dieſen Gebirgsregionen herridende , hodogradige Trockenheit der Luft eine ganz außergewöhnliche Verdunſtung zur Folge hat , welche noch dadurch vermehrt wird , daß der geringe atmoſphäriſde
Druck dieſen Prozeß ungemein erleidytert. Allein bei dem in Rede ſtehenden übergroßen Flüſſigkeitsquantum fann die Verflüdytung nur einen Teil desjelben bewältigen und für den anderen bleibt die Frage ungelöſt. Es iſt nur denkbar, daß bei dem poröjen Charakter , welder der ganzen Hochebene anhaftet und häufig an Stellen zu Tage tritt, die von Hohlräumen durdizogen ſind, der Titikaka ſowohl, wie ſeine Vajallen Popo und Koïpaza nad Citen bin
durchfiltrieren und den am Ditabhange der Vinnenkordillere entſpringenden Strömen die erſte Nahrung zuführen . Verſdiedene Anzeichen ſind vorhanden , aus welden geſchloſſen werden darf , daß der Titikaka in früheren Zeiten ein größeres Areal bedeckte, daß er aber einen Teil ſeiner Waſſer durch Zuſammenſtürze und gewaltſame Durch brüche verloren hat , welche ſeine Filtraktionen von der
loceren Aufſdichtung der Hodiebene weggeriſſen haben . Ein impoſantes Panorama bieten die fidy, obwohl in
dem See.
Einen Tag dauert die Fahrt von Puno nach
dein im unteren oder Vinamarkaſee gelegenen bolivianiſchen Hafen Chitilaya. Für die Rückreiſe nach dem Norden ſind aber zwei Tage nötig. Zweimal im Monate führen die Dampfer Rundreiſen auf dem See aus , wozu ſie 6 Tage
in Anſpruch nehmen. Das durch den Präſidenten Caſtillo vor zirka 20 Jahren ins Werk geſekte Unternehmen jab ſucceſive 5 Präſidenten die höchſte Gewalt bekleiden, ebe es zu einem Abſchluß gelangen und die peruaniſche Flagge auf dem See entfalten konnte.
Pon Puno geht der Kamino Real , die Hauptver bindungsſtraße, längs dem Geſtade über die Ortſchaften Chukuito, Akora , Ilave , Juli, Pomata und Zepita nach dem Dejaguadero. Gar manche Urſachen führten den Berfall dieſer , in den Seiten der Kolonialherrſchaft blüh
enden Bevölkerungszentren berbei , wovon die gewidytigſten Die dweren Sunden ſind, welche der lange Unabhängigkeits
frieg dieſen Diſtrikten ſdhlug. Sie konnten ſid, um ſo weniger davon erholen , als die durch die Emanzipation ein geriſjene Unordnung und Zerrüttung aud heute noch fortdauert. Von einzelnen idreienden Mißbräuchen ab geſehen , an welden ſich übrigens die Kreolen ebenſogut,
anjebnlicher Entfernung, über dem öſtlichen Ufer des Titi fafa erhebenden Gebirgsketten , deren mit ewigem Sdnee
als die Altípanier beteiligten und deren Beſeitigung ohne
bedeckte Gipfel mit zu den mächtigſten der ſüdamerikani
hin nidyt hätte auf ſich warten laſſen , ſagte das monarchiſche
ſchen Nieſen zählen. Im Norden bauen ſich die Nevados von Rarabaya auf, welden ſich der Nudo von Apolobamba anſchließt ; dieſen folgt die Kordillere von Sorata mit dem dominierenden Illampu und den Reigen ſchließt der maje ſtätiſche Illimani, deſjen weithinleuchtende Firnen von
Syſtem der Urbevölkerung und den niederen Volksſdichten
keinem Nebenbuhler beeinträchtigt werden .
Das land daftliche Bild , welches die Natur am Titi faka geſchaffen hat , wirkt weniger durch den Reiz maleri der Uferformationen oder den Reichtum organiſcher Ele: mente, als durch die Großartigkeit, der nach allen Seiten bin überwältigend wirkenden Perſpektive. Der öſtliche Uferrand iſt teilweiſe durch die Ausläufer der im Hinter
grund thronenden Bergketten gebildet uud durchweg böher und abidhüſſiger, als der weſtliche. An dieſem wechſelt die
beſjer zu , als die heutige republikanijde Regierungsform . Nach der Lostrennung vom
Mutterlande blieben die
Inlandprovinzen mehr oder weniger ſich ſelbſt überlaſſen. Reine energijd durd geführten Aenderungen brachten eine Verbeſſerung in ihren ſozialen Zuſtänden hervor und ent ſchädigten ſie für die bei der Emanzipation an Menſden und Eigentum gebradyten Opfer ; denn daß die Abſchaffung des Indianertributs in Peru durch den Marſdall Caſtillo nur unheilvoll auf dieſe Klaſſe wirkte , ſtatt eine Wohlthat
zu ſein , darin ſtimmen alle Kenner jener Regionen überein. Andererſeits dürfte, ſeit nicht mehr das ganze ſtaatliche Leben an die Schulle gebunden iſt, der Wechſelverkehr mit den Nadybarländern und die in den Küſtenſtädten entfal
nackte, ſtundenlange Ebene mit hart am Geſtade ſich er
tete Thätigkeit zugenommen hat , eine Migration , beſonders
bebenden Hügeln , welche zu einer Maſſe von größeren und
der Halbfaſten , ſtattgefunden haben.
kleineren Budyten Veranlaſſung geben und die monotone Strandlinie durch ihre anmutigen Formen unterbrechen. Dieſe weſtliche Seite des Sees iſt aber die in jeder Hinſicht
Vorgebirge hoch über dem
intereſſantere und anziehendere, weil ihr kulturfähiger Boden der Agglomeration der Bevölkerung in größere
Ortſchaften und Dörfer Vorſchub leiſtete und dadurch eine erhöhte Thätigkeit im Handel und Wandel erzeugte. Die geräumige Budyt von Chukuito, welche unterhalb
Einzelne Orte, wie z. B. Pomata , das auf einem
See liegt , erfreuen ſich
einer prächtigen Lage. Von der hier an der paſſendſten Stelle
ein wundervolles Suginsland
-
durch die
Jeſuiten erbauten ſchönen Kirche ſtrahlt weithin das Symbol des dyriſtlichen Glaubens. Nody häufig find die Spuren der erſteren erkennbar, die in Amerika nach mehr als einer Nidtung hin wohlthätig wirkten .
Von
Am Titifafa .
ihrer Sonderſtellung, welche ſie notwendigerweiſe mit dem Mutterlande in Konflikt bringen mußte , abgeſehen , darf nicht verkannt werden , daß ſie wenigſtens die materielle Wohlfahrt und eine humanere Behandlung der Einge
borenen anſtrebten und ſie gegen die Bedrückungen der Kreolen und Kaſten und das gewaltthätige Treiben der Beamten in Schuß nahmen. Ihr großer Einfluß auf dem Lande und in den Provinzialſtädten machte ſie der übrigen Geiſtlichkeit verhaßt , welcher ſie an Wiſſen und fittlichem Wandel weit überlegen waren. Man hat ihre Reichtümer ſehr übertrieben ; ſicher iſt, daß fie große Güter hatten
und kluge Haushälter waren , daß ſie aber auch für wiſſen ſchaftliche und Erziehuggszwecke viel verausgabten . Mit der Aufhebung ihres Ordens trat in der Sittigung der 1
Indianer, beſonders in den Grenzdiſtrikten , ein Stillſtand 1
ein , dem bald ein Rückgang folgte , da der Orden der Franziskaner , der ihre Erbſchaft antrat, weder Talent nody Geduld für ſolch mühſame Arbeit beſaß. Die Refoletos ( Barfüßer und meiſtens Italiener ), welchen jetzt die Miſſionen im Quellgebiet des Amazonas anvertraut ſind,
haben geringe Erfolge aufzuweiſen , weil ſie nicht genügend unterſtüßt werden . Die im allgemeinen magere Acerfrume, welche auf
der ganzen Hochebene meiſt von ſandiger oder lehmiger Beſchaffenheit iſt, nimmt an den Ufern des Titikaka, in folge der im Lauf der Jahrhunderte aufgeſchwemmten pflanzlichen und tieriſchen Ueberreſte, an Fruchtbarkeit etwas zu. Es hat ſich hier deshalb auch eine relativ ge drängtere Indianerbevölkerung als an irgend einem anderen
Teil des Hochgebirges zuſammengefunden . Aber das Grün der angebauten Felder geht in dem ungeheuren Raum verloren und nur das dichte Schilfröhricht, die Totora,
263
der Lamas und des Hornviehs ſind als einziges und geſuchtes
Brennmaterial auf dem Land und in den Städten der rauhen Hochebene geradezu unentbehrlich. Es iſt noch nicht ſo lange her , daß man in der Um gebung des Titifafa auf anthrazitführende Schichten auf merkſam wurde. Ueber die Qualität dieſer Funde ſpricht ſich der Kapitän des Dampfers Yavari im Jabre 1875 folgender maßen aus : „ Bei unſerer lebten Rundfahrt machten wir einen Verſuch mit der Roble von Klampupata aus der
,, Celadonia " -Mine, indem wir ſie mit 30 % engliſder Kohle miſchten. Das Ergebnis iſt durchaus nicht ungünſtig. Sie fönnte in dieſer Weiſe Verwendung finden , wenn die
Feuerſtelle verändert und ein größerer Luftzug erzielt würde. Für Dampfmaſchinen auf dem feſten Lande, bei welchen der Raum , den ſie einnehmen , nicht den gleichen einſchränkenden Regeln unterworfen iſt, wie auf den Dampfſchiffen , kann die Kohle von Klampupata ohne weitere Beimiſchung in Anwendung gebracht werden ." Dieſes Gutachten iſt indes nicht ohne weiteres zu unterſchreiben. Die gedachten Rohlen haben das Ausſehen einer von Erdöl oder Erdpech durchtränkten Subſtanz und laſſen nach dem Verbrennen eine beinahe ibrem urſprünglichen Volumen
gleichkommende erdige Schlacke zurück. Einſtweilen werden die Dampfer noch mit Lama - Dünger geheizt. Hieraus iſt erſichtlich , daß Brenn- und Bauholz uur dann zu
erhalten iſt, wenn es aus den Thälern der Binnenkor dillere mit großen Koſten herbeigeſchafft wird. Und dody beweiſen ein Paar ſtattliche, am Eingang der Kirche von
Huaqui ſtehende, wilde Olivenbäume , daß in der unmit telbar am See herrſchenden milderen Temperatur Bäume recht gut gedeihen würden . Auch baumartige, gelbblühende Netamas finden ſich hie und da in einzelnen Eremplaren
bühnern und Möven bergen , gibt der Staffage rings um den See herum einiges Leben. Die Viehzucht , obwohl blos in Schafherden (die Lamas außer Betradyt gelaſſen) nennenstverte Zahlen aufweiſend, ſpielt eine ebenſo große
bei Fiſcherhütten angepflanzt. Doch weder der Aymara: Indianer, noch der Gutsbeſißer frägt viel nach Verſchö nerung ſeines Heimweſens; jeine ganze Aufmerkſamkeit wendet er dem Anbau der Feldfrüdyte und der Viehzudyt zu. Die Liſte der Zerealien , welche das Seegebiet pro
Rolle, wie der Ackerbau. Ein anſehnlicher Teil der Ländereien,
duziert , iſt bald erſchöpft; es ſind Quinoa, Dka , Pferde
die durch ihre geſchützte Lage , einen kleinen Bach u.ſ. w .
bohnen , Gerſte und etwas Mais. Die bei weitem größere nördliche Hälfte des Titikaka
in welcher ſich tauſende von Sumpfvögeln , Enten, Waſſer
die Vorbedingungen zu dieſer Erwerbsquelle beſitzen , wird zu ſogenannten Ahijaderos , d. h. Fortpflanzungsſtationen, benußt. Zwiſchen den wellenförmig ſich erhebenden Hügeln
iſt das Gras nicht ſo ſehr vom Winde verbrannt, ſaftiger, dem Nachwuchs von Hornvieh und Schafen zuträglicher. Stundenweit ſind die Weidepläße mit niedrigen Mauern aus Lehmziegeln eingefriedet und nur ſpärlich , büſchelweiſe, nicht in zuſammenhängendem Raſen , entſprießt das Puna gras dem Boden. Die Aeder müſſen durchſchnittlich weniga
ſtens acht Jahre lang brach liegen , da ſie nad einer Ernte ſo ziemlich vollſtändig erſdöpft ſind. An eine Veredlung der Krume durch Dünger iſt nicht zu denken. Weder bei den Indianern der Staatsländereien , noch auf den Privat Haziendas ſammeln ſich Abfälle an ; Stallfütterung iſt gänzlich unbekannt , auch nicht thunlich und die Erkremente 1
wird von dem ſüdlichen Becken durch zwei, von beiden Seiten weit vorſpringende Halbinſeln , Ropakabana und Huata , getrennt, zwiſchen welchen eine ſchmale Waſſerſtraße der Eſtrecho (die Enge) von Tiquina die Verbindung vom
oberen zum unteren See veemittelt. In dieſem natürlichen Kanal, der eine Legua lang, 90 Meter tief und an ſeiner idmalſten Stelle 800 Meter breit iſt, macit fidh eine Strömung von Nord nach Süd bemerkbar. Dem kleineren Becken werden verſchiedene Namen beigelegt. So wird es bald Lago de Zepita, de Aligacji oder de Vinamarfa genannt,
lekteres iſt mehr oder weniger die offizielle Benennung ; ſelbſt Umamarka wurde ſchon , wohl irrtümlich , geſdhrieben. Methodiſche Sondierungen ſind bislang blos im
Vina
markafee vorgenommen worden und da auch nur zum
264
Min Titifafa .
Zweck , den paſſendſten Ankerplay für den Sdiffahrts
verkehr auf der bolivianiſchen Seite ausjindig zu maden. Die Tiefe in einer Entfernung von 200 Metern vom Ufer war überall ſo ziemlicy die gleide : 2,50 Meter. Wenn behauptet wird, daß das Waſſer ſüß ſei , ſo iſt dies info weit richtig, als es nicht geradezu ſalzig iſt, trobem in
Konstiden werden hauptſäd lid
die faum einen
Fuß langen ,,Sudes " zu Markte gebradt. Sie ſind ſebr inſipid ; möglich, daß bei verfeinerter Rodykunſt mehr
Vorteil daraus gezogen werden könnte. Von den Waſſer vögeln ſind Patos (Enten ) und Chokas ( kleine Tauder)
ebbar , lettere haben ein vorzüglidy zartes und idymadhaftes Fleiſd ); hingegen ſtehen die Rebbühner, die viel in der Umgegend des Sees vorkommen , ihren europäiſden Ver wandten an Wohlgeſdmad ungemein nad ) , ſind zäh und troden . In Sdiaren halten ſid die niedlichen Palomitas ( Rordillerentäubchen ), deren Augen prachtvoll orangegelb gerändert ſind , in der Nähe der Lacienda-Gebäulichkeiten auf; ſogar Züge von kleinen , grünen Papageien ſind zeit
der trockenen Jahreszeit die bloßgelegten Stellen vielfach einen leidyten Salpeteranflug zeigen , der hie und da auch auf neu umgebrochenen Feldern in der Ufernähe auf den Sdyollen auswittert. Es hat hingegen einen ausgeſprochenen bradfigen Geſchmad . An vielen Orten der Hochebene konnen dieſe Salzniederſdıläge beobadytet werden , im größten Maß ſtabe auf dem Weg von Druro nadı Potoſi , zwiſchen den Poſtſtationen Madakamarka und Katariri , längs der Ufer
weilige und geräuid volle Gäſte, die ſich wohl aus den
des Popoſees , wo man in der trockenen Jahreszeit vom
ſeitwärts gelegenen Gebirgseinſe nitten nach dem Titifafa
Wege aus weitläufige Sd neefelder zu erblicken vermeint. Der Titikaka wird von heftigen Stürmen heimgeſudyt, von welden die aus dem Süden kommenden , ,,Saijama" von den Aymara - Indianern genannt, die gefürdytetſten
berauf verirren mögen . So iſt auch der Pikaflor , ein Kolibri mit langen, rothen , metalliſch glänzenden Schwanz
Bei anbaltend ſtillem Wetter iſt die Brandung
des größeren Sees an einzelnen Stellen auffallend ſicht: bar. Vornämlich bei dem Fleden Juli, wo der Weg jo
Temperatur ſo nieber iſt, daß an den Bäumen fich ſtatt lide Ciszapfen anießen im ſtehendes Waſſer ſid) mit einer dicken Gistrujte überzieht. Die beiße Mittagione Lodt ibu
nahe das Ufer ſtreicht, daß man auf dem hier fieſigen , wenig abſchüſſigen Grund bequem in die Brandung hinein
aus den flußabwärts gelegenen Sdıludyten herauf, in weldie er mit dem Sinken der Sonne wieder zurückkehrt.
ſind .
treten und beobadyten kann , wie Welle auf Welle lang ſam heranrollt, um von der folgenden wieder überholt zu werden. Darin mag zum Teil der Grund liegen , daß der See nie Eis anſett, obwohl ſdyon zu Puno in den Winter monaten bei Sonnenaufgang, wenn auch ſelten , eine Kälte von 180 fonſtatiert wurde; zum Teil liegt er in dem allerdings durch den Geſchmack nid )t wahrnehmbaren Salz Gehalt.
Die plumpen , aus Schilf geflochtenen Fahrzcuge, ,, Balſas ," deren ſich die Indianer (don vor dem Erſcheinen der Spanier bedienten , flößen ſelbſt bei ruhigem Wetter wenig Zutrauen ein . Zwei lange Sdilfwülſte werden auf einem dritten, der den Boden der Kanoa bildet , aufge heftet , die Enden ein wenig aufgebogen und das Fahrzeug iſt fertig. Platz zum Sitzen gewährt nur der idymale Naum , der zwiſchen den beiden Seitenwänden frei bleibt ;
als Kompenſation hat man dagegen die Füße im Waſſer, das von allen Seiten durch das klaffende Machwerk ein bringt. Lange Stangen vertreten die Stelle der Nuber.
Sie dienen ſowohl zum Schieben , als zum Rudern; mit welchem Erfolg , iſt vorauszuſeben. Langſam kriedyt der Nadien dahin ; nicht einmal das aufgeſpannte Segel, das aus zwei oder drei, an den Eden mit Holznadeln zuſam mengehefteten Ponchos beſteht, vermag die dwerfällige Maſchine aus ihrem phlegmatiſchen Gang herauszureißen . Einen ſonderbaren Anblick bieten die Kinder, welche, an dem fumpfigen Geſtade oft bis über den Rüden ( ? ) im
federn in dem rauben La Paz täglid anzutreffen , wenn don im Juli und Auguſt in der Morgendämmerung die
Einen wunderherrliden Anblick gewährt die auf dem
Grunde des kleineren Seebedens wudernde Vegetation. Selbſt bei einer redt beträdytliden Ticfe iſt ſie durch das
kriſtallhelle Waſſer hindurd ſidytbar und zeigt , wie der reichſte Garten , überrajdend idone Formen und Farben .
Das Auge wird nidyt müde, ſid) an dieſer optiſchen Täuſch ung zu laben , denn ans Tageslidt gezogen , bilden dieſe brillant gezeidneten Wedel, Federn und farrenkrautartigen Büſchel ein truſtlojes , lederfarbiges Gervirr.
Urfprünglid) umfaßte das Vizekönigreidy Peru den ganzen Landkompler , der vom heutigen Peru , Bolivien und der Argentiniſchen Republik eingenommen wird.
Im
Jahre 1778 wurde das Gebiet der letteren mit der Haupt ſtadt Buenos Ayres zu einem unabhängigen Vizcfönigreid erhoben und Oberperu ( Bolivien ) zu ihm gedlagen .
Der
Titikaka bildete die Grenze. Schon dieſe Einteilung, welcher aber politiſche Gründe zur Seite ſtanden , muß auffallend er deinen, wenn die Konfiguration des Landes , die ungeheure Entfernung von Vuenos - Ayres in Betracht gezogen wird. Bei Konſtituierung der Bolivianiſden Republic hingegen
präſidierte wahrſcheinlich mehr Unwiſſenheit, als ſchlechter Wille. Ihre Grenzen fvurden ſo zugeſdynitten , daß ſie ſid) von Anfang an zu einem Abhängigkeitsverhältnis von ihren Nadybarn verurteilt jah , weld es nur dylimme Früchte tragen konnte und getragen hat. Am Titikaka teilt die Speidelinie den See in zivei
Moraſt ſtehend , die zarten Sdilfipifen abweiden ; Pferde und Maultiere wären an den gleidyen Stellen unrettbar
ungleiche Hälften , in der Weije , daß das größere , nord weſtlide Dreieck zu Peru, das kleinere, ſüdöſtlide, zu Bolivien gehört. Sie durdſdyneidet die Halbinſel Ropa:
verloren .
kabana und der an Bolivien fallende Teil iſt vom bolivi
265
Am Titifata .
aniſchen Feſtlande aus nur vermittelſt der erwähnten Balſas
zu erreichen . Gewöhnlich wird aber beim Beſuche von Kopafabana , der ein äußerſt lebhafter iſt, dem über peru
aniſches Gebiet führenden Landwege der Vorzug gegeben. Zahlreiche Inſeln erheben ſich , mehr noch im Vinamarka,
cines armen Indianers konnte nicht dasjenige eines Künſt
lers ſein ; es war einzig und allein dasjenige einer gläu bigen Seele , welche ihm indes einen gewiſſen verklärten Ausdruc , ein gewiſſes Etwas gegeben hat , das die Auf merkſamkeit auf ſich ziebt und eine ehrerbietige Stimmung
als im großen Beden , über die Oberfläche des Waſſers. Davon fallen in bolivianiſches Gebiet die Inſeln Titikaka
bervorruft.
und Kvati , auf welchen die Ruinen der von der Inka Dynaſtie aufgeführten Paläſte und Tempel dem Archäos
bildes , von dem die Chroniken unzählbare Wunder berichten, führte der Kirche und dem Konvent gewaltige Reidytümer
logen Rätſel zur Löſung vorlegen .
zu 311.
In betreff der bizarren Halbierung der Halbinſel von
Kopakabana mag bei den Oberperuanern oder Bolivia
Die mit jedem Jahr zunehmende Fama des Gnaden
Wenig blieb davon übrig. Das Meiſte iſt geſtohlen
oder ſonſt dem Kirchenjcaz entfremdet worden , dod iſt die Jungfrau nod ) überreid, geſdyinückt.
nern der Wunſch, das Santuario (Heiligtum ) von Ropa:
In der Festzeit haben die Wallfahrten bedeutend
fabana nicht in peruaniſche Hände fallen zu laſſen , aus: dlaggebend geweſen ſein. Der Jungfrau von Kopafabana,
nadygelaſſen. Nicht mehr nach Tauſenden zählen die Pilger und nur noch am Hauptfeſttage des Gnadenortes, am
Nuestra Señora de Copacabana“, iſt ein in jene Regi
15. Auguſt, erfreut ſich Ropafabana eines wirklich zablu reiden Beſudies.
19
onen weithin verbreiteter Rultus geweibt.
Die ihr zu
Ehren erbaute Kirche iſt, nad dortigen Begriffen , der Inbegriff alles deſſen , was beilig und erhaben iſt. Er ſcheint die Ausſtattung der Altäre , die Dekoration des Ganzen dem verwöhnten europäiſden Gejdmack audy zu naiv , zu wild , ſo iſt doch nicyt zu leugnen , daß es mit Land und Leuten vortrefflich harmoniert. Hören wir, wie der Chilene Walker Martinez Ropafabana bedreibt. Wenn
ſchon etwas poetiſch angehaucht, ſo iſt ſeine Schilderung boc in ihrer Wahrheit padend und darum möge ſie bier Plak finden.. ,, Tupak Inka gründete das Dorf Kopaka bana mit dem Zweck , den zahlreichen Pilgern , welche
Einigen dieſer Feſte beizuwohnen , welche in dieſem Heiligtum gefeiert werden , jenen Kirdyengeſängen in Ay marajprade zu lauſden , welche eine aus ſo veridiedenen und abgelegenen Provinzen ſich zuſammenfindende konfuſe
Menge von Indianern und Weißen zum Himmel empor ſendet, das barmonijce Edo jener ,,Salves " an ſich vor : übertönen zu laſſen , die nur dort geſungen und in ganz Oberperu hodhgeprieſen werden und dies alles vom melandyo lijden Rauſchen des durch die zerriſſenen Felſen ſtreidyen
jährlich den Sonnentempel auf der Inſel Titikaka beſudy
den Windes begleitet , weldem ſich der leiſe Wellenſchlag zugeſellt , der wie abſichtlich ſein melodiſches Murmeln bis an den Fuß der heiligen Stätte trägt : Dies alles ruft ein
ten , ein Interkommen zu verſdyaffen . Der Tradition zu = folge war die neue Anſiedelung aus Familien zuſammen geſeßt , welche er von den 42 Stämmen ſeines ausgedehnten
fremdartiges Bild , einen eigentümlichen Eindrud hervor, iſt eine Szene, würdig, geſehen und mitempfunden zu werden ; denn in ihr iſt alles außerordentlich eigenartig,
Reiches entnahm . Von Anfang an erbielt die Niederlaſſung,
gänzlich verſdjieden von dem , was wir in unſeren religi
als ein gebeiligter Ort , eine Ausnahmeſtellung; weitläufige
vjen Zeremonien , in unſeren Tempeln und auf unſeren Neiſen geſehen und gebört haben . Das Ganze hat ein ſo ausgeſprochen nationales Gepräge , daß es unmöglid, iſt, ſich eine genaue Idee davon zu machen , ohne bei dem
Vorratsbäuſer ( Rolkas ) und große Pilgerberbergen (Rorpa :
huaſi) wurden errichtet und von da an datiert ſid, der
Vorrang, welchen dieſer Plak ſchnell vor allen anderen in den inkaſiſden Staaten einnahm . Gliedern der herrſchen den Dynaſtie wurde das Vorſteheramt übertragen .
Nidyt lange nach dem Eindringen der Spanier be
feelte einen , dem föniglichen Gebiet entſproſſenen Indianer
Schauſpiel ſelbſt anweſend geweſen zu ſein. Jd kann verſichern, daß der Eindruck , den Kopafabana an einem jener kirdylichen Feſte hervorruft, zu denen gehört , welche
der Wunid ), ein Bild der Jungfrau ,de la Kandelaria,"
fid nie aus dem Gedächtnis verlöſchen." Hauptſädlich iſt es die niedere Volfsklaſje, welche den überlieferten Ge
für welche er eine dwärmeriſde Verehrung hegte , anzit
bräuden treu geblieben iſt und von La Paz begibt ſich
fertigen und eine religiöſe Bruderſchaft ( Rofradia) zu gründen. Er war aus Kopafabana gebürtig , wo, wie in ganz Peru , Nuestra Señora de la Candelaria ein
hobes Anſehen genoß. Nach langjährigen , mühſamen Verſuden in La Paz und Potoſi gelang es ihm endlidy, ſein Ziel zu erreidien und ſeine geliebte Statue auf dem Altar in Ropakabana aufgeſtellt zu ſehen . Sie beſteht aus einer ſehr kompakten Gypsmaſje und iſt mit Ausnahme des
jedes Jahr eine Anzahl Cholos und Cholas (Meſtizen ) zum Feſte des 15. Auguſt, um vor der Jungfrau die alt hergebradyten Tänze aufzuführen . Sie ſind teilweiſe masfiert, werden dann Morenos genannt und geben für ihre Anzüge, bei welchen ſie teure Stoffe, Sammet und Seide nidyt ſparen , ein ſchönes Stüd Geld aus; ein gewiſſer Ehrgeiz
treibt ſie , einander jedes Jahr in Erfindung neuer Koſtüme zu übertreffen.
In
Einen weiteren Anziehungspunkt bildet der gleichzeitig
Sgraffitomanier angebradite Farben ahmen über der Ver goldung das Gewebe der Gewänder nadı. Das Werk
mit dem Hauptfeſte ſtattfindende Markt ( Feria ), der in
Geſichtes und der Hände über uns über vergoldet.
Ausland 1883 Nr . 14 ,
dem von Ropakabana 2 Yeguas entfernten peruaniſchen 41
Politiſch- und wirtſchaftsgeographiſche Ridblide.
266
Dorf Yunguyo abgehalten wird. Allein auch dieſer Markt hat , wie die europäiſden Meſſen , mit der limgeſtaltung der Verkehrsverhältniſſe und der ſich ausbreitenden Kon
Politiſch- und wirtſchaftsgeographiſche Rückblicke. IV .
Sibirien .
furrenz, ſodann auch durch das Eindringen der fremden Hand
Am 18. Dezember 1882 wurde in Rußland das
lungshäuſer in das Innere des Landes , eine empfindlide
300jährige Jubiläum der Erwerbung Sibiriens feſtlid)
Einbuße erlitten und iſt nur noch ein Schatten ſeiner ein ſtigen Größe. Sit die religiöſe Seite des Feſtes in Ropa
begangen . Die Aufmerkſamkeit iſt dadurch von neuem auf das rieſige nordaſiatiſche Land gelenkt worden , von
fabana originell, ſo iſt es nicht minder die praktiſche Seite,
welchem man noch immer ſagen darf , daß es eines der welde der Handel in dem benadybarten Munguro herausfehrt.
wenigſt befannten der Erde jei, von deſſen Zukunft und
Vorzüglich ſind es die Kaufleute von Takna und Arequipa,
vor allem Entwickelungsfähigkeit aber nicht groß genug ge dadyt werden kann . Mag ſein , daß wir uns vielleidyt
welche diciem Markt ihre Waren zuführen . Mit Zugen von 20 und mehr Maultieren finden ſie ſich am beſtimmten Tag
im ſo großere Vorſtellungen maden , je lüdenhafter die
mit Waaren aller Gattungen dort ein. Nidyt ſelten waren Kenntnis, die man von ſeiner Natur und ſeiner Bevölker
ſie genötigt, aus ihren Kiſten und Ballen das Verkaufs lokal zu improviſierer., wenn großer Zulauf war . In der Blütezeit war alles verfäuflic) , vom geringſten Baum wollenſtoff bis zum koſtbarſten ſeidenen Kleide; vom Zund
ung beſitzt. Zweifellos iſt aber einem Lande von der doppelten Große des Europäiſden Rußland, das unge
teilt der einen Macht zugehört, weſentlich nur von
deren Unterthanen beſiedelt wird und deſſen Bevölkerung hölzchen bis zur Jagdflinte und nid)t nur Manufakturwaren, aud Lebens- und Genußmittel, wie Zucker , Mehl, Rognak,
engliſches Bier , Alkohol u . 1. w . verfauften ſie in großen Quantitäten . Dann aber kamen Zeiten , daß man die Hälfte und drei Viertel des Mitgebracyten wieder nad
Hauſe nehmen konnte, wobei die horrend teure Fradt, etwa 20 Thaler für 3 Zentner , das Defizit nodi ver mebrtc.
von 9 Millionen (mit Turkeſtan ) in raſdem Wadyſen be: griffen iſt, ein ſo großer Anteil an der Zukunft der Alten Welt vorbehalten , von der es " ; umfaßt, daß die Gelegen beit zur Crientierung über dasſelbe jederzeit mit Begierde ergriffen werden muß. Vor allem joll aber ein bedeut: jamer biſtorijder Denktag, wie dieſer, nicht vorübergeben , ohne aud unſere Blicke nad dem fernen Nordoſten zu lenken . Wir haben gerade jeßt noch einen beſonderen
Für viele Kaufleute waren dicje Märfte ein Ventil,
um mit alten Saden aufzuräumen oder den überbürdeten Lagerbeſtand etwas zu erleidytern ; bei gar manchem war aber die Feria die ſehnlidiſt erwartete Gelegenheit, um zu jedem Preis bar Geld zu maden , alte Lüder zu ſtopfen , nachber aber wieder neue dafür zu öffnen . Daß dabei des öfteren ſelbſt die gangbarſten Waren zu Spott preiſen verſchleudert wurden , iſt ſelbſtverſtändlich . Auch die Maulthierhändler aus Tufuman , Salta und Jujuy in der Argentiniſden Republic ſtellten ſich ein und nidts
1 Die Feier jollte urſprünglich ſchon am 26. Oktober 1881 begangen werden , als an dem Tage , wo Jermat mit einer Hand voll Leute und nach einer ganzen Reihe kiihner und heldenhafter Thaten , die von glänzendem Erfolge begleitet waren , Isfer, die alte Reſidenz Sibirs , eingenommen hat. Jufolge der Landes trauer mußte aber dicjelbe verlegt werden . Gleichzeitig wurde die Frage angeregt, einen paſſenderen Zeitpunkt für das Jubiläumsdatum zu firieren . Sen auch die Einnahme Jsfers am 26. Oktober 1581 an und für ſich ein wichtiges Ereignis war, jo läßt ſich der Umſtand doch nicht iiberſehen , daß Jermaf damals
ſeltenes war es , 6—8000 Maultiere beieinander zu ſehen. Dieſer Handelszweig iſt ebenfalls ſehr zurüdgegangen.
delte , ſondern überhaupt auf eigene Juitiative hin und materiell von den Stroganows unterſtützt, ſein Unternehmen ausſiihrte.
Ein in die Augen fallender Beweggrund iſt aber biefür
noch nicht im Auftrage oder mit Bewilligung der Regierung han Daher wurde es fiir richtiger erachtet, das Jubiläum auf den
Verfall der in Rede ſtehenden Länder iſt, der ſich auf das ganze ſoziale Leben ausdehnt, denn ſchon vor dem auf der Arequipa - Route jekt vegetierenden Eiſenbahnbetrieb
Jahrestag der Aufnahme Sibiriens in den lInterthanenverband Rußlands 311 verlegen , d. h. auf den Tag , wo ſich der von Jer= mat cutſandte Hetman Juan Rotzo und ſeine Genoſſen dem Zaren Iwan IV . vorſtellten , um dem Herrſcher das Zartum Sibirien 311 Fiißen zu legen. Unzweifelhaft fand das nach dem vorher er
war der Umſat in Laſttieren ſehr reduziert.
wähnten 26. Oktober 1582 ſtatt; ferner iſt hiſtoriſch bekannt, daß
nicht zu finden , wenn es eben nicht der fortſdyreitende
50–80,000
Stück ſandte zu Anfang dieſes Jahrhunderts die argen tiniſche Pampa jährlidy nad Ober- und Niederperu. Eine Umkehr zum beſſeren iſt aber auch in jenen , mehr oder
weniger an organiſierter Anarchie leidenden Republiken
nid)t ausgeſchloſſen und dann wird der Titikaka , mehr als jekt , in den Kreis der befruchytenden Verkehrsmittel binein gezogen werden .
am 1. März des Jahres 1583 Rotzo, in Gnaden vom Zar eit: lajſen , bereits aus Moskau in Isker eingetroffen war. Nehmen wir an , daß bei den damaligen Verkehrsverhältnijjen Holzo zur Neiſe von Moskau nach der Hauptſtadt Sibiriens nicht weniger als 112 Monate brauchen muſste , jo läßt ſich mit Gewißheit behaupten , daß er Ende November oder Anfang Dezember vom Zar empfangen worden war . Da nähere Data fehlten , jo ent dloß man ſich, die Feier auf den bedeutſamſten Tag in dieſem
Zeitraum 311 verlegen . Als jolder cridheilt geziemender Weiſe der 6. ( 18. ) Dezember, da er der Tag des in Rußland besonders
verehrten Heiligen Nikolaus, des Widerthäters und gleid) zeitig Der Tag des Namensfeſtes des Erlandyten Hetmans der (Nach dem Ruſi. Keg. 91113.) rojakenheere iſt.
Politiſch und wirtſchaftsgeographiſche Riidblide.
Anlaß, uns mit Sibirien zu bejdyäftigen , indem einige
267
vorzügliche Werte über das Ganze des Landes oder ein
ſtände baften an den verſchiedenſten Zweigen der Ver waltung, an den mannigfaltigſten Perſönlichkeiten , von
zelnie ſeiner Teile in den lezten Monaten erſchienen ſind, die
welch' leşteren viele, nachdem ſie durch 25jährigen Frontedienſt
zuſammen mit den von offizieller Seite und in der Preſſe Rußlands verlauteten Anſichten und Sơilderungen ein
ſid endlich bis zum Kapitän aufgeſchwungen , eine Art faſt unbeſchränkter Gebieter in Sibirien geworden. Nun ſtrebt
ungewöhnlich reiches Material zur Beurteilung Sibiriens
man zwar in St. Petersburg immer wieder Reorganiſationen
im erwünſchten Moment darbieten . Bei der Erinnerung an die 300jährige Herrſchaft Nußlands über Sibirien drängt ſid, vor allem die gewiß ;
an und beginnt an allen Enden.
berechtigte Frage auf: Wie äußert ſich die rujtide Ver
waltung in den heutigen Zuſtänden innerhalb dieſes Ge bietes ? Wir wollen die Wahrheit nach ſeiner Seite hin
verleßen und antworten daher : Sibirien hat eben jett eine Stufe der Entwickelung erreicht, auf welcher die Er kenntnis von allem , was dem Lande fehlt , lebhaft zil werden beginnt und dasſelbe ſich anſdict, aus den Banden
der Trägheit und Willfür , die es bis heute feſſelten , ſich herauszuwinden. Hierin liegt zugleid) ein Urteil über das
Koloniſationstalent angedeutet, welches die Regierung des Zarenreiches hier an den Tag gelegt hat und das nun
Am 2. Juni v. 3.
ordnete ein kaiſerlicher Ukas die Aufhebung des weſt ſibiriſchen Generalgouvernements und die Bildung eines Steppengouvernements an, weldes die Gebiete von Akmos linsk , Semipalatinsk und Semiretſchinsk umfaſſen ſoll. Es iſt dies ein glüdlicher Griff, welcher ſowohl den natür lichen als den Kulturverhältniſſen entſpricht und hoffent lich Mittelajien nicht weniger zu gute kommen wird, als Sibirien ſelbſt! Im Neidsrat ward das Projekt zur Ein führung der Juſtizreform vom 3. 1864 in ganz Sibirien angenommen . Ferner gelang es General Anutſchin , für die Bauern Oſtſibiriens die Selbſtverwaltungsberechtigung
nach dem Geſetz vom 19. Februar 1861 zu erlangen.
In
mehr nicht nur im einzelnen bewieſen werden , ſondern
des genügen derartige einzelne Verordnungen keineswegs. Vielmehr ſind für die adminiſtrativen Zuſtände Sibiriens
auch einen Ausgangspunkt gewähren ſoll, weniger um auf
tiefe, allumfaſſende Verbeſſerungen zur Notwendigkeit ge
eine lange Vergangenheit zurückzuſdauen , als um darzu legen , was die Zukunft von Sibirien hoffen und for:
worden . Sie fordern zuerſt , daß von einer über allen
dern darf.
Perſönlidyfeit die einſchneidendſten Uebel aufgedeckt und
örtlichen Beziehungen
und
Verdächtigungen
ſtehenden
Es iſt bezeichnend, daß wir hier gleich von Anfang
die Hauptbedürfniſſe des Gebietes konſtatiert werden.
an das Wort Regierung in den Mund nehmen. Würden wir von Nordamerika , Auſtralien , Kapland ſprechen , ſo
Soll aber dieſe Maßregel Nußen bringen , ſo iſt es unbe dingt nötig, daß ſie eine raſch vorübergehende ſei ! Erſt wenn dieſe Aufgabe unparteiiſch gelöſt iſt, können mit Erfolg
fäme zuerſt das Volk, das dieje Rolonien gemacht hat und
erſt viel ſpäter die Regierung, die es hatte oder vielmehr großenteils ſich ſelber gab. Allein wir ſind hier , wenn auch in Aſien, ſo doch noch immer in Ruſland und es iſt einer der erſten und tiefſten der Eindrücke , die wir em
pfangen, daß die Bedeutung der adminiſtrativen Ver hältniſie ſich in dieſem weiten Gebiet Sibiriens ſtärker als ſonſt gewöhnlich zeigt. Nicht allein , daß ihre hier
die allgemeinen ruſſiſchen Reformen
auch
auf Sibirien
ausgedehnt werden . Denn es wäre, ſoviel wir aus den Urteilen der Sibirier ſelbſt entnehmen , nidyt unmöglich, daß die unvermittelte Einführung der Landſchaftsinſtitu tionen keine reale Beſſerung brädyte, indem dann in Ge ſtalt der Landſchaft Organe der Goldwäſcher, der Beamten Schenkwirte und der erploitierenden Lieferanten auftreten
doppelt wirkſamen Einflüſſe das Gepräge der wirtſchaft
würden. Auch bleibt ein wichtiges Problem zu löſen, ehe
liden , wie kulturellen Verhältniſſe weſentlich beſtimmen und ſich eben in dieſen alle Licht- und Schattenſeiten der
man ſich mit einer ſo weit ausſchauenden Reform tiefer einläßt, die Frage der Verſchidung, der Deportation von Verbrechern. Man darf wohl ſagen , daß die ruſſiſche Regierung hauptſächlich darum ſelbſt die gebotenen wirtſchaftlichen Vorteile nicht auszunüßen verſtand , als ihr wichtiger als • die rationelle Erploitation des Landes zu allen Zeiten
Verwaltung veranſchaulichen ; ſondern von der allmähligen Um- und Ausgeſtaltung derſelben wird auch zum großen Teile die Weiterentwickelung abhängen , welcher Nordaſien zugehen ſoll.
Nun krankt aber die ſibiriſche Adminiſtration
in höchſtem Grade an allen Mängeln des ruſſiſchen Beamten tums. „ Gott iſt im Himmel und der Zar iſt weit !" Dies iſt, wie bekannt, eines der Troſtworte, welches viele
deſſen Verwertung als Verbannungsort geweſen iſt. Db: wohl Sibirien als jolder ſchon im 17. Jahrhundert, zuerſi
für ihr verleßtes Pflichtgefühl ſtets bereit haben. Es kann
aber nur in vereinzelten Fällen, diente, wurde die Strafe
in ſolcher Hinſicht auch eine Aeußerung des Gouverneurs von Jrkutsk, General Noſſowitſch, charakteriſtiſch ſein, in welcher dieſer ſein Erſtaunen über die von ihm angetroffenen ört lichen Zuſtände ausdrückt : ,,Vor der Hand fürdyte ich, bei
der Verſchidung erſt ſeit Peter dem Großen organiſiert Denn man hatte ſich daran gewöhnt, die Sträflinge als Arbeitskraft zu betrachten und dies zwar in der Meinung, dieſelbe ſei eine unentgeltlidie. Von der Zahl der Ver
der Reviſion etwas tiefer hineinzublicken , weil ich, wohin
wieſenen liegen indes erſt ſeit 1827 Nachrichten vor und
idh mid auch wenden mag , ſehe , daß irgend einer durch
nach Berechnung der Herren Frinißky und Serno-Strlow
aus vor Gericht geſtellt werden muß."
jewitſch erhält man für die letzten 55 Jahre eine Schäßungs
Und dieſe Miß
268
Politiſch und wirtſchaftsgeographiſdic Kidblide.
ſumme von 2,453,075 Perſonen ."
Ueber die Lage der
Deportierten in Sibirien herrſcht vielfach Unklarheit, welche nicht ſelten von rachſüdytigen Uebertreibungen ausgebeutet ward .
Es erſcheint daher nur billig , vor allem
zu er:
wähnen , daß die Verhältniſſe des Strafweſens von Ruß = land ſich gegenwärtig in einem Uebergangsſtadium befinden. Seit mindeſtens 20 Jahren ſieht man die Notwendigkeit von Reformen ein.
Große Anſtrengungen wurden gemadt,
um die Frage über jene in verſtändiger und wirkſamer Weiſe diskutieren und möglichſt fruchtbringend entſcheiden zu können. Aber vergebens erwartet man von Jahr zu Jahr die thatkräftige Einführung der empfohlenen Vorſchläge. Jedod fanden durch Schaffung von lokalen Woblthätigkeits Komites manche verbeſſernden Einflüſſe den Weg in die Gefängniſſe, und ſo begegnet ſich eigentlich vielfach ein
doppeltes Element in der Behandlung der Erilierten : Erſtere ſtreiten für Milde gegen dieſe, die Obrigkeit aber für den unerbittliden Budyſtaben des Nedits.
Der Unter:
ichied zwiſchen politiſchen und Kriminal- Verbrecyern tritt überall in unverkennbarer Schärfe hervor. In Kara, dem bisher ſpezifiſchen Beſtimmungsort für die erſtere, fand Lansdell? das Verhältnis beider wie 1:30. Wir beſitzen aller
die während der Jahre 1875—1880 in die Minen verurteilt wurden und einſtweilen in den Zentralgefängniſſen des Charkow'iden Diſtriktes detiniert waren . Lansdell erhielt ferner den allgemeinen Eindruck, daß viele Angaben über die Degradation und das Elend politiſcher Gefangener über trieben ſeien , der größere Teil derſelben entweder nur für kurze Zeit oder gar nicht ins Gefängnis wandert und dann in Dörfern und Städten untergebradyt wird , wo man
vorausſeßt, daß ſie ihren Unterhalt gewinnen. Joeſt 1 deſſen Beobachtungen das Gepräge der Zuverläſſigkeit
tragen, beſtätigt, daß beinahe alle Hotelbeſißer, Baumeiſter, Photographen , Fuhrunternehmer und dergleichen in Si birien Verſdicte und zwar meiſt Polen ſind. Nach ihm können ſich die politiſden Verbannten in einem Umkreis von drei Serſt frei in ihrem Eril bewegen , ſie brauchen jid nur wödentlich zwei Mal bei der Polizei oder dem
wachthabenden Kojafen -Offizier melden und dürfen ſidy ſelbſt Geld von Hauſe ſdicken laſſen. Dies gelangt indeſſen nicht direft in ihre Hände , ſondern wird vom Aufſeher verwaltet. Aber man braudyt nur den Ruſien zu kennen ,
um zu verſtehen, daß die Lage der Verbannten um ſo erträg lider iſt, je mehr Geld ſie an ihren Aufſeher abgeben fönnen .
dings nur wenige ſtatiſtiſche Angaben hierüber und zwar
Von größter Bedeutung iſt die nunmehr begonnene
aus dem Grunde, weil die Deportation politiſder Ver
Organiſation der Verbrecherkolonie auf Sadalin, weldie zum Hauptanſiedelungspunkt der zur Zwangsarbeit Verbannten
brecher erſt im Jahre 1880 unter die Gefängnisadmini
ſtration fam . Ein hoher ruſſiſcher Beamter in der Gefängnis: verwaltung gab die Geſamtzahl der politiſchen Sträflinge aller Arten , die 1881 nad Sibirien verſchickt wurden ,
der die Verwaltung der Inſel betreffenden Fragen zu vielen
auf 72 an, weldie Summe außerdem noch faſt 40 umfaßt,
wärtig werden energiſche Maßregeln getroffen, um alles
1 Hiebei hat man ſich zu erinnern , weld)' großen Einfluß auf ſolche Angaben die Einrechnung der freiwillig mit ihren ver bannten Angehörigen ins Erií Ziehenden ausübt. Albin Kohn gibt
dieſem Plane gemäß zu organiſieren. Unter anderem iſt die Aufmerkſamkeit des Chefs der Zentral-Gefängnisver: waltung auf den mangelhaften Zuſtand des Medizinal weſens auf der Inſel gelenkt worden. Infolgedeſſen
die Zahl der jährlich nach Sibirien Verſchichten zu 80–100,000 , Joeſt wurden von einem Kuſſen , welcher die richtige Zahl wiſſen konnte, 10,000 genannt. Offiziell wird behauptet, daß in den Jahren 1870–77 durchſchnittlich Finſch zu 12 -- 15,000 an .
Im Vor nicht mehr als 6256 Mann deportiert worden ſeien. jahre begann die Weiterbeförderung der Verbannten Ende April
und ſollen während der Navigationsperiode iiber Moskau allein 12,000 Arreſtanten mit ihren Familien befördert worden ſein. 2 Durch Sibirien. Eine Reiſe vom Ural bis zum Stillen Ozean. Nach der zweiten Auflage aus dein Engliſchen von W. Müldener, Dr. phil. Jena, Herman Coſtennoble, 1882. Mit 43 Holzſchnitten und einer Starte in Farbendruck. Zwei 1
Bände.
Erſter Band XIX und 341 S .; zweiter Band XXII •
und 370 S. Auf ſeiner Reiſe durch Tobolsk , Irkutsk und
gemacht werden ſoll. Zwar hat die langſame Entſcheidung Sdwierigkeiten und Unordnungen geführt. Allein gegen
iſt aud der Aufenthalt des Doktors Suprunenko, welder
ſich mit dieſer Angelegenheit auf Sadyalin beſdýäftigt und der ſchon im nächſten Jahre zurückkehren ſollte, wieder auf Jahre worden verlängert. Die Thätigkeit des Genannten hat auf die Bevölkerung und die Zuſtände Sachalins äußerſt ſegensreid, gewirkt. Er hat die Fauna , Flora und die
klimatiſchen Verhältniſſe der Inſel ſtudiert, eine meteorolo giſche Station angelegt und den Einwohnern auch mancherlei widytige praktiſche Kenntniſſe und Handgriffe auf verſchie denen Gebieten des häusliden und wirtſchaftlichen Lebens beigebracht. Von der Verlängerung ſeines Aufenthaltes auf der Inſel läßt ſich daber das Beſte erwarten .
Sabeikalien im Siiden von Oſtſibirien und von da längs der
Grenze der Mandſchurei nach der Amur Provinz hat Cansdels vorurteilsfreier, ethnologiſcher Sinn , unterſtützt durch eine vorteil hafte Begünſtigung von Seite der Regierungsbeamten und den
Charakter ſeiner eigenartigen Beſchäftigung (Austeilung von Vibeln und chriſtlichen Schriften in der Sprache der Bewohner ), iiber Land und Leute Nordaſiens im allgemeinen ſowohl, als beſonders über das dortige Straf- und Verbanntenweſen wertvolle Einzel heiten gegeben , durch welche die geographiſche Auſdaming iiber dieſe weiten Landſtridie ebenſo bereichert, wie in vieler Hinſicht geklärt wird.
1 aus Japan nach Deutſchland durch Sibirien von Wilhelin Joeſt. Mit 5 lichtdruđeil und einer Karte. Kölni .
Verlag der M. Du Mont- Schauberg'ſchen Buchhandlung. 1883. XXII. 328 S. In der anſchaulich friſchen Schilderung von der
Art, wie man in Sibirien zu reiſen gezwungen iſt und den Er fahrungen , welche bei einer raſchen Durdiquerung des Landes ge ſammelt werden können , dokumentiert ſich außer Joeſts tüchtiger Beobachtungsgabe ein anerkennenswert flares llrteil über das gegen
wärtige Stadium der ſozialen und wirtſchaftlichen Verhältniſſe innerhalb jenes Gebietes.
Politiſch- und wirtſchaftsgeographiſche Rückblice.
Aus Lansdells Mitteilungen , der ſid) den Beſud, der Gefängniſſe und Strafanſtalten in Sibirien zur ſpeziellen Aufgabe gejekt hatte , gewinnt man den nad ſtehenden
269
Seite audy haben mag, es ſo inhuman nady anderen Ridi tungen erſdeint. Und zwar ſchon allein dadurch,, daß
dasſelbe alle Familienbande löſt ; denn jeder Verſdicte,
leberblick über die allgemeine Lage und Behandlung der
ſei es nun zur Zwangsarbeit oder nur zur Anſiedelung,
aus nidytpolitiſden Gründen Perſdvidten : Die Gefängnific Sibiriens ſind im Vergleid, zu denen anderer Länder nidyt
verliert nidyt nur ſein bürgerliches Vermögen , ſondern iſt zugleid ) „ bürgerlid) tot“, daber bezeichnen ſich auch viele und zwar gewöhnlid) flüchtig gegangene und wieder ein
unerträglidy jdyledyt. Nimmt man die drei Hauptbedürfniſſe des Lebens - Kleidung , Nahrung und Wohnung
· To ergiebt ſich durchaus fein Nachteil für die dortigen Ber
geholte Verbrecher als „ Namenloſe". Das Prinzip der ruijijden Deportation nach Sibirien
bannten . Die Fußböden ſibiriſcher Zellen ſind allerdings nicht von poliertem Cidenholz, wie in Paris, ebenſowenig als die Wände von Steinplatten, wie in York. Sibirijde Gefängniſje baben feine Bejdläge von poliertem Metall, wie in St. Petersburg. Aber das baben aud ) die Säuſer des ſibirijden Colfes nidyt. Die Arbeit eines Gefangenen iſt jedenfalls hier leichter als in England. Er hat mehr Privilegien ; ſeine Angehörigen fönnen ibn öfter ſehen und ihm Nahrung bringen. Er verlebt ſeine freie Zeit weder in der Abgeſd loſſenheit einer Zelle , noch unter
ſteht, wie man weiß, mit dem Gang der Koloniſation des Candes inſofern in engſter Beziehung, als in St. Petersburg die Förderung jener der Hauptſade nadh durch die Ver
auferlegtem Stillidweigen , ſondern bei ſeinen Kameraden,
mit denen er faullenzen , ſich unterhalten und rauden kann. Leider läßt ſidy dieſer Vergleich in Hinſidit auf die Befriedigung intellektueller, religiojer und moraliider Bedürfniſſe nicht fortjeben , was ebenſowenig verkannt
bannten angeſtrebt ward . Eine Anzahl lepterer iſt ja zur Anſiedlung verurteilt. In verſdiedene Dörfer zerſtreut, werden ſie dort ihrem Sdidjal überlaſſen. Ohne daß fid die Krone um dieſelben bekümmert, haben ſie ſelbſt für ihr
Fortfommen 311 forgen. Diee deint übrigens nidit dwer zu ſein ; die Leute ſind im Grunde nur cinige tauſend Werſt nad Oſten verſekt worden und dürfen den Ort ihres Erils nidit verlaſjen ; ſonſt ſind ſie vollkommen frei, werden nad Jocīts Angaben fogar oft ſehr wohlhabend. Aus ihren Kindern aber bildet ſich der geſunde Bauern ſtand, wreldem man in Sibirien überall begegnet. Inwie weit der Grundjat, das idlechteſte Material der rujlijden
werden ſoll , als das gelegentliche Vorkommen von Bei ſpielen ſchledyter Behandlung, Unterdrückung und Grau ſamkeit. Frauen werden ſehr ſelten , beinahe nie, zu wirk lider Zivangsarbeit verwendet. Zbr edilecyt iſt viel zu fdwad in Sibirien vertreten , um nidt dadurch allein icon Vorrechte zu genießen ; außerdein aber ſind weiblide Verſdyidte als Dienſtbuten geſucht und bei den Aufſebern
Gejellſchaft zur Koloniſation der ausgedehnten nordaſiatiſchen Strecken zu verwenden , ein richtiger und wohlthätiger ſei, mödyten aud wir nicht entſcheiden. Indes hat man der freien Kolonijation dort in den letzten Jabren wieder größere Aufmerkſamkeit geſdenkt und es dokumentiert ſid nadh verſdiedenen Richtungen hin das Beſtreben, erſteren durch
der Gefangenen oder den Soldaten wegen ihrer Verwend
ſo dod mindeſtens zu unterſtüßen. Vor allem ſind die durd: Anutſdins Anſtrengungen herbeigeführten Reformen
ung zu Hausarbeiten gerne aufgenommen . Im Gegenſatz zu den bisherigen Vorſtellungen in dieſer Hinſicht klingen folche Behauptungen optimiſtiſch genug. Nun verſichert jedoc Lansdell , daß er die Sach lage weniger von einem öfonomijden oder adminiſtrativen , als von einem philantropiſchen und religiöſen Standpunkt aus jab. Man ſollte meinen , daß eben deshalb ſeine Blicke nicht zuleßt auf die Mängel der Gefängnisverwal tung, ſoweit ſie das Loos der Verbannten beeinflußt, hinge wieſen worden ſeien. Aber auch zugeſtanden , daß dieſer Reijende vieles nur flüchtig , mandes und vielleicht das Schlimmſte gar nicht geſehen, im allgemeinen aber wegen der ibm gewordenen individuellen Eindrücke zu günſtig urteilt: Seine Schilderungen verurſachen immerhin eine wünſdenswerte Reaktion gegen alle maßloſen Uebertreib ungen und geſtatten berechtigte Zweifel gegen ,,Enthüll ungen “ über ſibiriſches Strafweſen von Leuten , die nie Nordaſien jaben oder nur wenige Tagreiſen jenſeits des Ural – die ſtrengſten Formen des Verbanntenlebens
entgegenkommende Maßnahmen wenn nicht zu beſchleunigen,
in Oſtſibirien zu erwähnen . Jener empfahl in riditiger und umfaſſender Erkenntnis der Sadılage die Förderung der Roloniſation im Amur: und Küſtengebiet und die Beſitzſicherung des reichen und wichtigen Uſjurilandes. Erſtere Frage regte Anutidin bereits 1879 an und es
gelang ihm, den für ruſſiſche und ausländiſche Koloniſten und Anſiedler i. 3. 1861 erlaſſenen Regeln und den ihnen
durch ſie auf 20 Jahre gewährten Privilegien , welche alſo im vorvorigen Jahre ihre Geltung verloren , noch bis zum 1. Januar 1886 Rechtskraft zu ſichern, während die Gül tigkeit der damals für die Landbewohner erlaſſenen Verord nungen gar um
10 Jahre verlängert worden iſt.
Was
das weitere Beſtreben des Generals betrifft, jo läuft audi bier die Sache auf eine Förderung der Koloniſation hinaus und zwar mit direkter Unterſtüßung ſeitens der Regierung.
Das Miniſterium des Innern hat auf Grund der Vor arbeiten einer unter dem Präſidium des Senators Gotowidew beſtehenden Rommiſſion verſuchsweiſe Beſtimmungen in
beginnen erſt öſtlid ) vom Baikal - verbannt waren .
dieſer Angelegenheit erlaſſen , von welchen wir folgende
Uebrigens möchten wir nicht unterlaſſen , noch anzufügen ,
hervorheben : Von 1882 ab ſind aus europäiſchen Gouverne ments auf Medinung der Krone im Laufe von 3 Jahren
dali, jo viel Humanes das Deportationsweſen auf der einen Ausland 1883 Nr. 14 .
42
Politiſch- und wirtſchaftsgeographiſche Ridblide.
270
ährlich 250 Familien in das Süd - Ujjurigebiet überzu führen. Im Küſtengebiet iſt ein Ueberſiedelungs-Komite zu bilden und dem dortigen Kriegsgouverneur zu unterſtellen . Im Süd -Uſſuri-Gebiet erhalten die Koloniſten nidyt weniger als 15 Deßjatinen guten Landes pro Seele und nicht mehr als 100 Debjatinen pro Familie, mit dem Recht, das Land zu einem Preiſe von 3 Rubel pro Debjatine zu
verſdiedene vorteilhafte Privilegien gewähren. Ueber die Zunahme der Anſiedelungen in Weſtſibirien liegt eine Mit teilung aus Tomsf vor , nad der ſidy im dortigen Gou vernement von den aus Zentral- Rußland , einigen Teilen
Sibiriens , ſowie aus Turkeſtan ausgewanderten Land
leuten während der Jahre 1880 , 1881 und der erſten
Für die erſten 5 Jahre ſind ſie von allen
Hälfte von 1882 im ganzen 3218 Perſonen neu angeſiedelt haben . Und zwar ließen ſich 1749 im Bezirk von Bijsk
Staatskoſten befreit , jedod verpflichtet, die Kommunal
und 1024 in dem von Barnaul nieder. Außerdem liegen
ſteuern zu leiſten. Zur Beſtreitung der Ueberſiedelungs koſten werden dem General - Gouverneur von Dſtſibirien
nod) von 415 Bauern die Geſuche um Genehmigung der Anſiedlung vor. Caut ruſſiſcher Schäßungen zogen innerhalb der letzten Jahre im ganzen 60,000 Anſiedler nach Sibirien. Aber was bedeutet dieſe anſdeinend hohe Summe im Vergleidy •zur
erwerben.
100,000 Rubel und dem interimiſtiſchen General-Gouverneur
von Odeſſa 325,000 Rubel jährlich zur Dispoſition geſtellt ; außerdem erhält der General - Gouverneur von Oſtſibirien einmalig 70,000 Rubel zum Bau von Wohnhäuſern für
ſo lange andauernden Vernacläſſigung der Koloniſation
die Koloniſten und der Odeſjaer General - Gouverneur 10,000 Rubel zur Anſchaffung von landwirtſchaftlichen und
Gebietes ? Unverhältnismäßig gering, man möchte ſagen
Nordaſiens und den anbauungsfähigen Räumen dieſes
Zweifel darüber aufkommen laſſen, daß die Chineſen dem
nur in Spuren, zeigt ſich der Einfluß der Herrſchaft Ruß lands auf jene innerhalb dreier Jahrhunderte. Ueber dieſe Thatjache täuſdyt nidts, am allerwenigſten aber die neuer dings oft gehörte Behauptung: Sibirien iſt gleich Amerika das Land der Zukunft. Hiedurdy werden wir im Gegen teil direkt auf die Anfrage hingeleitet: Was wäre aus
an die ruſſiſchen Beſißungen angrenzenden Teil der Mand
Sibirien geworden, falls Amerikaner, Engländer, Deutſche
ſdurei neuerdings eine hohe Bedeutung beilegen. Sofort nad Genehmigung des jüngſt in St. Petersburg abgeſchloſſenen
oder Franzoſen die Herrſchaft dort gewonnen ?
Hausgeräten angewieſen. Solde Maßnahmen können für Rußland um 10 bedeutungsvoller werden , als, abgeſehen von der Widy
tigkeit dieſes Striches bei ſeinen günſtigen Naturver hältniſſen, aus China eintreffende
Nadridten
keinen
Vertrages mit China ſchob die dyineſiſche Regierung gegen
Detailliert
man kurz die Gründe, weldie das Zurückbleiben der ſibiri
10,000 Ueberſiedler-Familien in die bis dahin faſt öden
den Roloniſation verurſaditen , ohne die durch die geo graphiſche Lage und die Raumverhältniſſe des Landes be
Gegenden vor , welche zwiſchen der ruſſiſchen Grenze und
dingten Hinderniſſe in Betracht zu ziehen , ſo ſehen wir
den Städten Chuntſdun und Ningutai liegen. Zugleich wurden Truppen und Arbeiter dorthin geſandt und an
erſtere bis auf Jermak zurückreichen. Koſaken waren die
3 Punkten chineſiſche Städte gegründet. Auch die chineſiſche Verwaltung iſt in dieſem Gebiet verſtärkt worden und ihre
Kultur faum beeinflußte Abenteurer, welche, auf möglichſt reiche Beute bedacht, dieſe mit den Waffen in der
erſten Europäer, weldie Sibirien betraten, fühne, von der
komplizierte Beſchaffenheit deutet darauf hin, daß die An
Hand nahmen , wo ſie dieſelbe fanden.
ſicht über die ſtrategiſche Bedeutung einiger an Rußland
ruſſiſche Regiment ſie zu friedlicherem Leben gezwungen ,
grenzenden Gebietsteile in Peking eine Aenderung erfahren Ufjurigebietes. Sein naher Nachbar iſt ja Korea, welches,
fandte es Scharen von Verbannten in der Hoffnung, daß mit Hilfe unfreiwilliger Anſiedler das ungeheuere Gebiet kultiviert würde. Nun leugnen wir nidyt, daß Sibirien
wie bekannt, den Gegenſtand nicht ganz friedlicher Ver
lekteren
hat.
Noch ein weiterer Umſtand erhöht den Wert des
handlungen zwiſchen China und Japan bildet und zu gleicher Zeit die Blicke der Amerikaner und Europäer auf
mandes verdankt.
Und als das
Aber Maßregeln mit dem
Charakter des Zwanges haben nie großen, felten den ge
fidh lenkte, wegen ſeiner guten Häfen aber für das an
wünſdyten Erfolg. Die Arbeiten der Roloniſation fordern freiwillige Entfaltung der Kräfte. Ihre Fortſchritte ruben
grenzende Rußland die größte Bedeutung hat.
auf der freien Bewegung der Anſiedler und als ihre
Um die Landwirtſchaft unter den Anſiedlern auf
Stüße gelten vornämlid; die Inſtitutionen und die Ver
Sachalin in Aufidiwung zu bringen , hat die Regierung
waltung des Landes. Nun fanden ſie aber in lekterer Hinſidit (bis vor wenigen Jahren ) in Sibirien faſt gleid)
den Agronomen Maßul dorthin abkommandiert. Seine Auf
gabe wird ſein, für die Verbeſſerung der Bodenbearbeitung und die Erhöhung der Produktivität des Landes zu ſorgen, damit die Verbrecher audy nach ihrer Strafzeit gerne in ihren neuen Anſiedelungen verbleiben.
Ebenſo beſchäftigt
mächtige Hinderniſſe, wie in der Ausdehnung, dem Ent= legenſein weiter Partien des ungeheueren Gebietes. Ferner mangelt es hier, und das iſt eine Folge der ruſſiſchen Staatszuſtände überhaupt, an intellektueller Thatkraft und
die Hebung des Wohlſtandes von Petropawlowsk in Hamt (datka, welches ſeit der anglo -franzöſiſchen Rampagne ſehr
tiefergehenden Einblicken bezüglich einer großartigen, ener
litt , die Regierung und man will , um dieſen Plan zu för dern, auch den Perſonen, die ſich dort anzuſiedeln wünſchen ,
kehrswege laſſen eine beſſere Verwertung dieſer auch auf
gijden Ausbeutung der Bodenſchätze. Unzulängliche Ver längere Zeit hinaus nicht zu und da der Erport gering
Der Teifun von Manila am 20. Oktober 1880 .
271
iſt, fehlt einer der mächtigſten äußeren Antriebe für eine
jo viel geklagt wurde und welche in einzelnen Fällen auch
intenſivere Bewirtſchaftung. Zugleid) wird hiedurch weiter
zu praftijd ſehr ſtörend hervortretenden Erſdeinungen So hatte idon 1876 die Sdwierigkeit, Aerzte zum
die wohlthätige Wirkung der Konkurrenz vermißt.
führte.
Was aber die Förderung der geiſtigen Entwickelung, die Sorge für die Volksbildung der Sibirier angeht, ſo iſt zwar
Dienſt in Ditſibirien beranzuziehen , beſonders in den ent
legeneren Gegenden , den General - Gouverneur zu einem Geſuch an die Regierung veranlaßt, in weldiem er auf
der Fortſchritt der Kultur im Unterrichtsweſen mit am merklidyſten zu Tage getreten . Allein es iſt aucun : glaublich , wieviel gerade in dieſer Richtung gefehlt ward und wieviel infolge deſſen fehlt. Die Sdywierigkeiten des Verkehrs beſchränken die Verbreitung der Bildung von Europa berüber in foldem Maße, daß eine Hodjdule in Sibirien eigentlich eine der natürlichſten und früheſten
wurden für das Medizinalweſen Oſtſibiriens 44,915 Nubel verausgabt , jett foll dieſe Sumine auf 84,350 Rubel erhöht werden. Werden aber all dieſe Anſtöße
Forderungen der beſſeren Klaſſe geweſen ſein ſollte. Und dod) wird ſie erſt jeßt gebaut! Bis dieſe Einrichtung
und Anſtrengungen die eigentlide Maſſe des Volkes aus ihrer altgewohnten geiſtigen Lethargie und Paſſi
Fertig wird, behilft man ſid, auf die alte, unglaublich ſchwer
vität
fällige Art. Bereits i. 3. 1835 beſchloß die Regierung,
heute ſehr zweifelhaft. Sie wird ſicher geraume Zeit nod, in ihrem jebigen, für ſie bequemen Zuſtand ohne
alljährlich von jedem ſibiriſchen Gymnaſium je zwei Stipen diaten auf der philologiſchen Fakultät zu Kajan ausbilden
zu laſſen. Im Jahre 1837 wurde dieſe Zahl noch auf drei erhöht. Gegenwärtig zählt man in Sibirien fünf Gymnaſien , ſo daß jährlich 15 junge Leute nach Rajan geſchickt werden könnten. Nichtsdeſtoweniger ſind aber nie
mehr als höchſtens fünf Studenten nady Kaſan gekommen , deren Beförderung zirka 1000 Rubel foſtete. Nunmehr beabſichtigt das Miniſterium der Volfsaufklärung, dieſe
eine materielle Verbeſſerung und Gewährung dienſtlicher Vorrechte als Mittel dagegen hinweiſt. Dieſe Frage konnte nur in bejahendem Sinne entſchieden werden. Bisher
emporrütteln
können ?
Dies erſcheint wenigſtens
weitergehende Blide, höheres Streben oder den Drang
nady anderen als den alltäglichen und notwendigſten Be dürfniſſen verharren. Und die Menſchenarmut des Landes wird den unveränderten Fortbeſtand des Alten in ausgiebiger Weiſe unterſtüßen. Denn die Volksdichtigkeit ſteht immer in enger Wechſelbeziehung nicht allein zur Konſumtion und Produktion , ſondern auch zur Zivilijation und der Höhe der Kulturſtufe.
Wenn Sibirien gehoben werden
Reiſekoſten in ſein gewöhnliches Jahresbudget aufzunehmen. Uebrigens iſt es bezeichnend , mit welchen Schwierigkeiten
ſoll, muß das dortige Volksleben Anſtöße nach verſdiedenen Nidtungen erhalten : Durdy Bildung und Vermehrung
der Bau der Univerſität zu Tomst zu kämpfen hat. Das
feiner Elemente, Förderung und Unterſtübung ihrer freien
langſame Fortſchreiten des Baues der ſibiriſchen Univerſität iſt, wie die ,,Sibiriſche Zeitung" im leßten Sommer erklärte,
Bewegung und Kraftentfaltung und Vermehrung der Landes produktion durch alle Mittel, welche der Ausfuhr entgegen
dadurch veranlaßt, daß die Lieferanten für Ziegelſteine trosz des hohen Preiſes, der ihnen für dieſelben bewilligt worden und troß der günſtigen Bedingungen des Rontraktes, welcher ſogar die Lieferung einer bedeutenden Menge Bradziegel zuläßt,
fommen .
nicht im ſtande geweſen ſind, die ausbebungene Zahl von
(Soluß folgt.)
Der Trifuu von Manila am 20. Oktober 1882. ( Schluß .)
5,000,000 gebrannter Ziegelſteine im Jahre zu liefern ! Es ſoll nicht möglich geweſen ſein , in einem Jahre mehr als 3,000,000 Stüd herzuſtellen. Der Bau wird, vollendet, über 1 Million Rubel gekoſtet haben. Außer dieſer erſten ſibiriſchen Univerſität iſt in Irkutsk eine höhere techniſche Scule im Werden, deren Grundſtein am lektvergangenen
22. Oktober gelegt ward. Der bekannte Philantrop Sibiria foff hat ſich erboten, 100,000 Rubel zur Beſdaffung von Lehrmitteln für dieſelbe herzugeben ; aber ſein Antrag ward
von der Gemeindevertretung von Jrfutsk monatelang herumgeſchleppt. Wie nötig es war, die Intelligenz Sibiriens durd) Gründung höherer Sdjulen zu verſtärken, lehrt die Verarmung derſelben , über welche in den lezten Jahren 1 Zur Errichtung eines weiteren klaſſiſchen Gymnaſiums in Tjchita ſind bereits 140,000 Rubel geſpendet. Merkwürdig iſt, daß faſt dieſe ganze Summe von Burjäten und Tunguſen 311 ſammengebracht worden iſt. Die erſteren allein haben 66,000 Rb1 .
Mit 2 Abbildungen.
Nadıdem wir uns in der vorigen Nummer haupt fädlich mit der Betrachtung der zerſtörenden Wirkungen des Teifuns vom 20. Oktober 1882 beſchäftigt haben , wenden wir uns nun der inneren Geſchidyte dieſes denk würdigen Wirbelſturmes zul , ſoweit die Aufzeichnungen über denſelben das Material dazu darbieten. Wir folgen dabei der authentiſchen Darſtellung , welche der einzige
wiſſenſchaftliche, mit Inſtrumenten ausgeſtattete Beobachter des Phänomens, der Pater Federika Faura, Direktor des früher ( S. 243) erwähnten Obſervatorio del Ateneo Muni:
cipal unter dem Titel „ Ligeros Apuntes sobre el Huracan del 20 de Octubre de 1882“ in dem manileſiſchen Tag blatt ,, El Comercio " veröffentlicht hat. Derſelben Ver öffentlichung , deren Mitteilung wir der Güte unſeres ver
ehrten Mitarbeiters , des Herrn Profeſſors Ferdinand
zum genannten Zweck gezeichnet und zum Teil auch ſchon aus:
Blumentritt in Leitmerit , verdanken , ſind auch die Dia
bezahlt.
gramme entnommen , welche dieſen Aufiaß erläutern.
Der Teifun von Manila am 20. Oktober 1882.
272
Die erſten Sturmanzeichen bot das Barometer zu
Manila am Mittag des 19. Oktober, wo es auf 756,5 mm . gefallen war.
Um 3 Uhr nachmittags war es bereits bei
755 mm . angelangt und zeigte eine fallende Tendenz. Der Himmel war indeſſen zu dieſer Zeit ohne die Vors zeiden der Wirbelſtürme, die Wolfen in Cirroſtratus Form, die Bedecktheit des Himmels , die eigentümliden Wolfen färbungen. Immerhin mußte das Obſervatorium bereits um 3 Uhr dieſes Tages die Warnung verſenden, daß An
Mittelpunktes des Sturmes über Manila bezeidunete, war das Fallen des Barometers rapid , in zwei Stunden 16 mm . und gleichzeitig wuchs die Geſchwindigkeit des Sturmes , die zuleßt die unerhörte Größe von 56 m . per
Sekunde erreichte. In der Ralme, welche mit Unter
bredungen von 11 Uhr 46 Min. bis 12 Uhr 2 Min . währt, ſteigt die bis dahin wenig veränderte Temperatur
plößlich von 250 auf 31°, alſo um 60 C. und erzeugt das Gefühl, wie P. Faura es ausdrückt, „ als ob die Luft
aciden eines Südoſt-Sturmes vorhanden ſeien. Das Baro
ſiede" ; die Feuchtigkeit , welche ſich bisher nabe dem Sät
meter ſtieg jedoch wieder bis 10 Uhr abends um 1,2 mm . Nun erſt begann der ſtarke Fall, der bis 4 Uhr morgens (20. Oktober) 4 mm , betrug und nun wurde denn das Nahen des Sturmes nach allen Seiten gemeldet, aber
tigungspunkt hielt, fällt um mehr als die Hälfte, D. b . auf
einen Grad von Trockenbeit , wie er nur höchſt ſelten in dieſen Gegenden erreicht wird.
Die Regenhöhe wuchs
rapid ; unmittelbar vor der Kalme fielen 100 mm ., nady
freilid verfloſjen nun nur nod 5 Stunden bis zu ſeinem
11 Uhr 40 Min. fielen noch 18 mm . , von 2 Ilhr nach
vollen Ausbrud , eine Friſt , die ſelbſtverſtändlid nidyt
mittags an hörte es zu regnen auf. In dieſem Zwijden raume hellten ſich die Wolken zu einem leichten Schleier
genügen konnte , um alle Gefährdeten zur Ergreifung der möglichen Scußmaßregeln zu befähigen. In den letzten zwei Stunden vor der Kalme, die den Weggang des
auf.
Aber mit Ausnahme von zwei vollſtändig windſtillen
Minuten unterbrachen leichte wechſelnde Winde und Wind
W
N
S
Fig. 3. Konvergenz der Winde nach dem Sturmzentrum .
ſtöße aus verſchiedenen Richtungen auch die Kalme , bis dann nad Vorübergang des Zentrums der Sturm mit .
gleidher, wenn nicht geſteigerter Wut, aber ſtatt wie bisher
9 Stunden nach dem Sturm ,um die Höhe zu erreichen , von welder an es 24 Stunden vorher zu fallen be: gonnen hatte.
AUS NND . bis NW . nun aus SW. bis SD . wieder loss
Die Bahn des Wirbelſturmes (vgl. Fig. 1 in
bridt , das Barometer viel raſcher ſteigt, als es gefallen
Nr. 13) kann kurz dahin bezeichnet werden , daß derſelbe
( in 10 Stunden um 29 mm . ), Temperatur und Feuchtig
den Archipel der Philippinen bei der Inſel Ratanduanes
keit nahezu ploblid dieſelben Werte annehmen , die ſie
erreichte und bei Daet , der Hauptſtadt von Kamarines,
vorher beſaßen. Der normale Zuſtand der Atmoſphäre i vorbeipaſſierend, über Manila nad Subig zog, wo er auf war in nahezu der Hälfte der Zeit hergeſtellt, die es bedurft batte, um aus den erſten Anzeiden den Sturm fid
das Chineſiſche Meer übertrat . Es iſt dieſes die Richtung SO.- NW ., D. h. die ſowobl hier als in Weſtindien ge
entwideln zu laſſen. Das Barometer brauchte nur etwa | wöhnliche Bahn der Wirbelſtürme, weldie erſt an den Küſten ,
Der Teifun von Vanila am 20. Oktober 1882 .
dort von China, hier von Nordamerika in SW . — ND . umſeßt. Das Zentrum des Wirbels erreichte Manila um 11 Uhr 46 Min . Morgens, wo 16 Min. lang relative und 2 Min . lang abſolute Windſtille herrſchte und wo faſt gleichzeitig , nämlich 11 Uhr 40 Min ., der niedrigſte Barometerſtand zur Beobachtung fam. In Dlengapó (bei
Subig) traf dasſelbe um 2 Uhr 15 Min . nadymittags ein . Daraus ergibt ſich eine durchſchnittliche Gefdwindigkeit von za . 19 ſpaniſchen Meilen (60 auf 1 "), die größte, welche
bisher in den Philippinen bei irgend einem Wirbelſturm nadygewieſen wurde. Daraus folgt die praktiſch hochinter
273
Die Geſtalt dicies 2Sirbels iſt einmal durch die That:
jache beſtimmt, welche ſofort bei Betrachtung der baro
metriſchen Kurve (f.Diagram 2 Nr. 13) uns entgegentritt, daß das Barometer viel länger brauchte um zu fallen, als wieder zu ſteigen. Nur die zwei lebten Stunden des
Fallens ſind davon auszunehmen , in weldien gleichfalls außerordentlich rajd der Luftdrud abnahm. Chne weiteres folgt hieraus, daß wir es mit feinem kreisförmigen Wirbel zu thun haben , daß alſo die das Zentrum umgebenden Siobaren nicht freisförmig ſein können . Fig. 1 zeigt dieſe
Thatſache graphiſd dargeſtellt und man erkennt denn fo
eſſante Thatſache, daß die erſten Sturmanzeichen zu einer Zeit in Manila zur Beobadytung famen , wo der Sturm
fort , daß in dem vordern Teil des Wirbels die Linien
noch 370 ſpan. Meilen entfernt war.
hinteren , mit andern Worten, daß ſie Ellipſen bilden, deren
gleiden Luftdruds viel dichter aufeinanderfolgen , als in dem
11 †
L /
V
Fig. t. Geſtalt des guizen Wirbels nach P. Fauras Vorſtellung.
Längenadiſe mit der Ridhtungslinie der Fortbewegung des Sturmes und deren vorderer Mittelpunkt mit dem des Wirbels zuſammenfällt. Dieſe Thatjache ſcheint die Theorie der
bar vor und nad, der Kalme waren vielmehr NW . WNW.-SW., SSO., S., was darauf hindeutet, daß die 1
Luft nicht in Kreisbahnen , ſondern in ſtart gebogenen
kreisförmigen Wirbelſtürme entſchieden zu widerlegen. Wenn
Spiralen nach dem Mittelpunkte ſtrömte. Als über Manila
die Iſobaren nicht freisförmig ſind, können es die Winde,
die Kalme wegging, hatten Suol (im NW . von Manila )
weldie unmittelbar von ihnen abhängen , noch weniger ſein .
In der That wurde denn in Manila nad dem Vorbei:
und Subig im WNW .) Sturm aus N., San Luis de Papanga ( im N.) aus ND ., Marivele ( im WSW .) aus
paſſieren des Sturmzentrums nicht , wie man erwarten würde , ein Einfallen des Sturmes in entgegengeſekter
WSW., Punta Santiago (im SW.) und Kalamba (im SSO.) aus SW. Aus dieſen Richtungen geht die Kona
Richtung wahrgenommen , wie die Theorie der Kreisbewe
vergenz der Winde an den verſchiedenen Otern deutlid
gung ſie erfordern würde. Die Windrichtungen unmittel
hervor. Pater Faura iſt nun in der Anſid )t, daß dieje
274
Fedhs Monate ini Dran .
Beobachtungen ,,eine beredte Thatjade zu Gunſten der Theorie
konvergenter Luftſtröme ſei und daß dieſelbe vollſtändig die hochgehaltene und lange Zeit befolgte Theorie der freis:
förmigen Wirbel ſtürze". Der gelehrte Bater denkt ſich demnach den Wirbelſturm etwa ſo, wie Fig . 3 und 4 ihn darſtellen , welche auf Grund bypothetiſcher Bervollſtändi gung der obigen Beobadytungen entworfen ſind. Den Durdy meſſer des Wirbels nimmt er dabei zu etwa 14–16 ſpani ſdhen Meilen an .
neur Taieb -Ben -Sliman , ihren einſtigen Kaid und Häupt ling, zu ihnen gejandt. Es gelang dicjem das erſtere aud), aber Taieb war großen Gefahren ausgeſett geweſen , denn wenn er auch viel Freunde unter den Seinen zählte, jo hatte er
dod, auch mandien heimlidien Feind darunter und nur der Sdnelligkeit ſeines Pferdes hatte er es zu verdanken , daß er einem leberfall aus dem Hinterhalte nicht zum Opfer Bei dieſem rajenden Ritt hatte ſich ſein Ehrenfreuz von ſeinem Burnus abgelöſt und das Rubmeszeichen war ibm verloren . Dieſem Umſtand verdankten wir jeinen Bes jud . Der Oberit hatte ihn nämlid im arabiſchen Bureau
fiel .
Sechs Monate in Oran.
getroffen , als er ganz truſtlos über dieſen Verluſt war,
Von H. Levesques.
den er für unerſeblid, hielt und auf das Anerbieten eines
anderen Ehrenkreuzes von ſeiten des Oberſten kam Taieb XII .
Ein Mann von großem Zelt.
Eine große Geſtalt aus der Sahara iſt uns erſdjies
nun , um ſeinen Dank abzuſtatten. Er hatte dann mit hins geſpeiſt und es war dies das erſte Mal, daß er an ciner franzöſiden Tafel Platz nahm , aud verſäumte er
ausgeſehen haben , wo die
nicht , dem Cberiten zu bemerken : ,, Wenn id Deine Gaſt
Geneſis ihn ſchildert als ſiegreich heimkehrend unter ſein Zelt , der Ueberwinder der Elamiten . Etwa ſedizig Jahre
freundſd)aft annetme, ſo geſdieht es , weil Du ein Mann von großem Zelte bijt; ich gehe nicht zu den Söhnen
alt , von hohem Wuds, angegrautem Barte , tiefbrauner
der Hirten .“
Geſichtsfarbe , die leidyt gefurchten Züge ungewöhnlide
Der Ausdrud , von großem Zelte ſein , bedeutet bei den Arabern aus vornehmem Hauſe, von hohem Adel ſein und Taieb hat uns in der Folge erklärt , welche Trag weite dieſe Worte baben. Id wiederhole den Hauptinhalt
nen .
So mußte Abraham
Energie und Feſtigkeit bekundend , im Auge ein Grund von patriarchaliſder Herzensgüte und über alle dem ein Haud von Bornehmheit, ein Hauch von redytmäßigem Stolze, mit dem der Hodymut, wie wir ihn verſtehen , burdaus nidits zu thun bat: Dies iſt Taieb -Ben -Sliman , ehemaliger
feiner Reden.
Die Familie von großem Zelte erfreut ſich eines un
Kaid der Raids des großen , wanderluſtigen Stammes der
begrenzten Einfluſſes bei dem Stamme, deren Ehre und
Hamyanen , einer der einflußreichſten Häuptlinge der Sa: bara algeriſchen Gebiets. So empfingen wir ihn unter unſerem Dache, Taieb , den in den Wüſtenregionen be
Vorſehung ſie zugleid iſt. Das Glück allein verleiht die jen Einfluß nidt und bei den ſtolzen Arabern genügt auch der Reichtum nicht , um einen Mann über die andern zu
rühmten Krieger , der bebedt iſt mit glorreiden Narben ,
erheben .
dem mehrere Finger fehlen und der eine Kugel im Körper mit ſich herumträgt, die ihn jedoch nach ſeiner Behaup
iſt einzig ihr alter und berühmter Urſprung. Solde mädha
tung wenig Unbequemlichkeit verurſadit . Taieb -Ben -Sliman ,1 welcher Frankreicy ſehr ergeben iſt
Usas die Familie von großem Zelte ausmadit,
tigen Geidylechyter dürfen nie von Armut heimgeſucht wer
ſich nun in jüngſter Zeit eine Razzia bei den Kafaas er
den und wenn irgend eine Kataſtrophe plößlich ihren Be ſit hinwegnimmt, ſo iſt es Sache des Stammes , ibnen das Verlorne wieder zu erleben und von allen Seiten bringt man dem dwergeprüften Mann von großem Zelt Geld , Pferde , Hämmel , Kamele u . 1. w . entgegen. Ver ſäumte man dies , ſo handelte man nicht allein gegen die Traditionen des Stammes , ſondern beraubte dieſen ſelbſt jeines Rubmes , ſeiner Zierde und ſogar jeines Hortes, des Aſyles, welches allen Reiſenden , allen Bedürftigen zu jeder Stunde offen ſteht. Das große Zelt iſt das Zentrum einer Gaſtfreundidaft ohne Grenzen . Niemand über dyreitet deſſen Sdwelle, ohne daß er aufgefordert würde , nieder: zuſigen und ein Mahl einzunehmen , was ſeinem Range
laubt; die militäriſche Macht war eingeſchritten , hatte
entſpricht.
ſie verfolgt , ihrerſeits eine Razzia gegen ſie ausgeführt und eine eremplariſche Züchtigung wäre ihnen zu Teil
nahrung des Arabers der Sabara , verabreidt ; dem dhlidten Reiſenden bietet man Kuſſkuſiu , anderen , Hober ſtebenden , die Scheurbas oder Fleiſchſuppen , die Tadſchinen ( Ragouts ) oder endlich den ganzen gebratenen Hammel. Der Gaſt von Auszeidnung dagegen wird zu einer Diffa geladen , einer großen arabijden Mahlzeit und es ſind
und den die Ehrenlegion ſchmüdt, um der eminenten Dienſte willen , die er der Regierung idon geleiſtet hat , kehrte eben von einer dywierigen Miſſion zurück, die er zu den
in Spaltung begriffenen Hamyanen unternommen hatte.
Sein Stamm iſt der bedeutendſte im Kreiſe von Sebdu und umfaßt nicht weniger als fünfzehn Fraktionen , wovon elf der Djembaas und vier der Kafaas ; er verſchießt gerne ſein Pulver gegen die Nachbarn und giebt für ſich allein dem Kommandanten des Diſtriftes mehr zu thun , als alle andern Stämme.
Eine Abteilung der Djembaas hatte
geworden , wenn fie nicht in aller Eile die marokkaniſdie Grenze überſchritten hätten.
Von da ab ward unter den
Hamyanen kleiner Krieg geführt und um eben dieſe Dif ſidenten zur Ordnung zurückzuführen , hatte der Gouver
Dem
Armen wird Dattelbrod , die Haupt
Die alte Anſiedelung der Salzburgiſchen Emigranten im Staate Georgien. deren von hundert Sdüſſeln , bei welchen als Braten zehn ganze Hämmel aufgetragen werden .
Es gibt große Zelte , in denen man als mittlere An zabl täglich fünfzig bis jedysig durdreijende Gäſteem
pfängt , welche mit ihren Reittieren beherbergt werden müſ ſen. Außerdem gruppiert ſich um den Mann von großem Zelte ein Perſonal von ſechzig bis adzig Ropfen, teils Frauen und Kinder , teils Dienende. Es begreift ſich nun leicht, welde Hilfsquellen erfordert werden zum Unterhalte eines ſolchen Sdywarmes von Menſchen und weld ein Verluſt es für einen Stamm iſt, wenn ein großes Zelt ſidy ſchließt oder verſchwindet. Taieb iſt ſicherlic, einer der ſchönſten Typen der Män ner von großem Zelte und er entſpricht vollſtändig der Vorſtellung, die man ſich von einem großen Häuptling der Wüſtenaraber zu machen pflegt. Dieſer Krieger der Sa hara verſtand natürlich das Franzoſijde nidt , aber der
Diviſionsdolmetſcher , der mit ihm geladen wurde, hatte
275
vorigen Jahrhunderts jenſeits des Atlantijden Meeres eine neue Heimat gründete und wahrlich nicht den ſdílechteſten Teil ſeines Volkes umfaßte, ſind, trotz der umfangreichen Forſdungen über dieſe Emigration im allgemeinen, in Deutidland ziemlich unbekannt geblieben. Von den Müben und Rämpfen der Koloniſten im erſten Dezennium nady der Auswanderung entwarf zwar Paſtor Urlsperger ein anſdauliches Bild, allein von dem weiteren Geſchicke der Anſiedelung drangen nur ſpärliche Berichte nach Deutſch land. Um ſo wertvoller erſcheint daher eine Abhandlung A. Prinzinger's d. J., welche im Sommer 1880 in der
Geſellſchaft für die Landeskunde Salzburgs zum Vortrag kam und in der ſowohl durch Verwendung mannigfachen hiſtoriſch geographiſchen Materials , als der Ergebniſſe einer eigenen Bereiſung des Anſiedelungsgebietes jene Scyidjale weiter aufgeklärt wurden . In 4 Zügen famen Salz burger Proteſtanten nad Nord- Amerika. Wie man weiß , verſteht man es in England, wie nirgends in der Welt,
der Sdwierigkeit des Verfebrs abgeholfen und Taieb bat
fromme Empfindungen einem praktiſchen Zweck dienſtbar
ſich mit aller Muſe ſeinem Vergnügen an der Konverjation hingeben können ; denn er plaudert gern und würde ſchwer darauf verzichtet haben ; da und dort mit der Emphaſe voll Originalität und umſtändlicher Hoflichkeit, die dem Araber eigen iſt, eine paſſende Wendung anzubringen oder eine
zu machen .
überraſchende Pointe zu ſpißen. Die franzöſiſche Küche , die er doch nie früher gekoſtet hat , batte ibm trozdem nicht ſchledyt gemundet; aber er wollte zuerſt feine Speije berühren , ohne vorher den Dolmet: ſcher zu befragen , ob man ihm feine Schüſſel vorſetze ,1 welche
mit verbotenen Zuthaten , wie tieriſdyes fett oder gegoh rene Flüſſigkeit, zubereitet ſei.
Als er ein für allemal darüber beruhigt worden war, that er der Mahlzeit die
Zur Zeit des Erlaſies des bekannten Emi
grations-Ediktes vom 31. Oktober 1731 durd) Erzbiſchof Firmian hatte ſid) dort ein Verein ( Trustees for esta
blishing the Colony of Georgia ) zur Gründung einer neuen Kolonie in Nordamerika gebildet, deren Namen nady König Georg II. Georgien ſein ſollte. Mit ihın fette ſich die engliſche Geſellſchaft De promovenda cognitione Christi in Verbindung und ſuchte auch die ſalzburgiſchen
Emigranten um ihrer guten Eigenſchaften willen für das neue Land zu gewinnen. In der That folgten 42 der leşteren ſamt ihren Familien einer Einladung von dieſer Seite, verließen Ende 1733 die deutſche Heimat und landeten im März 1734 vor Charleſton in Süd-Karolina. Zur
größte Ehre an. Ein kaum merkliches Zögern zu Beginn
Niederlaſſung wählten ſie einen Ort , 26 engliſche Meilen
derſelben , angeſichts des Löffels , des Mejjers und der Gabel war alles , was etwa den Mann der Wüſte ver raten konnte und audy darüber ſiegte er ſo rajdy, daß man es wohl überſehen möchte. „ Lege Dir keinen Zwang auf, Sidi," hatte ihm die Gattin des Oberſten bemerkt ,,und iß
von Savannah entfernt, im bibliſchen Sinne von ihnen Eben Ezer genannt. Eine neue Gruppe Salzburger trat
mit den Fingern , wie Du es gewohnt biſt .“ Aber Taieb ,
Ezer. Dody bald zeigten ſich hier nicht unbedeutende Uebel
welder ſchon Herr der erſten Ueberraſchung geworden war,
ſtände ; der Plat war vor allem der herrſchenden Fieber wegen ungeſund und ſo erjah man ſich einen nicht allzu fernen Ort auf dem erhöhten Ufer des Savannah - Fluſjes , welcher nad der roten Farbe des Bodens den Namen Noter Bichl (red bluff) erhielt. Die Umgebung des neuen Eben Ezer ſdien fruchtbarer und geſünder zu ſein , als jene des alten. Jede Familie erhielt außer dem Raum
1
erwiderte lächelnd : „ Da Du ſelbſt Dich dieſer kleinen Werf zeuge bedienſt , jo will ich es auch verſuchen !" Und wabr
haftig , er hat es verſtanden , ſid geſchidt aus der Affaire zu ziehen. Was die Getränke betrifft, jo hielt er ſich ſtreng an das Waſſer als ädyter Mujelmann und hat ſich für
dieſe Mäßigkeit nur am Ende des Mables durch zwei Gläſer Limonade und jedis Taſſen Kaffee entidadigen zu dürfen geglaubt.
Die 'alte Anſiedelung der Salzburgiſchen Emigranten im Staate Georgien. Die Sdicale jenes Zweiges der großen Salzburgi
ſchen Auswanderung , tvelder ſich im zweiten Viertel des
.
auf Grund günſtiger Berichte vom Stand der faum ge gründeten Anſiedlung im Spätjahr 1734 die Reiſe über
den Ozean an ; ſie erreichte Mitte Januar 1735 Eben
für Haus, Stall und Gärtchen
2 Morgen Land
zum
Nußgarten nahe bei der Stadt und 48 Morgen zu Pflanzungen. Wald und Weide waren allen Bewohnern gemeinſam . Während der Wahl dieſer Stelle veranſtalteten die Leiter der Kolonie eine dritte und zivar die bedeutendſte Ueberfahrt von Emigranten . Ungefähr 80 Salzburger leiſteten dem Rufe Folge ; an ſie aber ſchloſſen ſich noch Glaubensgenoſjen aus verſdiedenen Gegenden Deutſcylands
276
Nachtrag zu Leutnant Wißmann's erſten Berichten .
und in England eine Schar ſdottiſcher Hochländer an . Db- , brachten widerſtanden auch ſie nicht dem Vordringen des wohl die 300 Auswanderer zur Beſiedelung des St. SimonsEilandes als Vorhut gegen die Spanier des benadybarten Florida beſtimmt waren , verlangte die Mehrzahl der Salzburger zu ihren Landsleuten nady Eben Ezer verjet
gewann die Oberhand und als ſie 1824 der Prediger Bergmann der Jüngere beim Gottesdienſte einführte, war der Sieg dieſes Idioms entidieden. Ferner erregten religiöſe
zu werden . Durch dieſen Zuzug und beſonders auch die
Spaltungen Mißvergnügen ; viele verließen Eben Ezer
Ankunft evangeliſcher Schweizer aus Þurrysburg in Karo-
und ſiedelten ſich in benachbarten Grafidsaften oder in der Hauptſtadt Savannah an. Auch der häufig wiederkehren den Fieber wegen mied man den Ort , welchen in den dreißiger Jahren ein Brand einäſcherte und der ſeitdem nicht wieder aufgebaut ward. Damit aber hatte die An ſiedelung der Salzburger ihren Mittelpunkt verloren ; ſie
lina wudha dieje Anſiedelung zum anſehnlichen Orte heran .
Dazu langten im Juli 1739 wieder einige Familien , Ende 1741 aber der vierte große Auswanderungszug von 63 früher im Deutſchen Reid zerſtreut lebenden Salzburgern
Indes ſtörten die Kämpfe mit den benachbarten Spaniern die friedliche Entwickelung der Kolonie, bis ein glücklicher Ausfall gegen jene bei Friderika die Rettung an .
dieſer und den Ausgang der Streitigkeiten entſdied. Eine zweite Anſiedlung der Salzburger in Georgien, das vorerwähnte Friderifa auf St. Simons Eiland wurde nur, wie angedeutet, von einer kleinen Gruppe des dritten Aus. wanderungszuges bevölkert. 1738 verſekte man einen Teil der von Europa angekommenen und zur Knedytſchaft be-
iſt als eigenes Gemeinweſen in der Auflöſung begriffen .
Aber noch bewohnen Enkel und Urenkel der Emigranten Eben Ezer im Umkreis von 2–3 geographiſdien Meilen und zeidynen ſich in der Stadt Savannah durch Einfluß und Wohlhabenbeit aus.
Prinzinger ſchildert in nadſtebenden
intereſſanten Säken den Anblick der Ruinen der ver (dwundenen Emigrantenſtadt: ,,Noch einige Schritte im Walde – und vor mir lag auf einer mäßig großen
ſtimmten Deutſchen dorthin ; auch ſuchten während der
Lichtung die Stätte des einſtigen Eben Ezer. Sie bot
häufigen Fehden mit den Spaniern manche jenes Dorf auf.
einen traurigen Anblick. Noch waren die Züge der Straßen fenntlich und einzelne Gebäude in ihren Grundmauern
Allein deſſen Blüte war rajd verwelkt ; icon 1751 ent-
warf ein Beſucher von der Niederlaſſung ein trauriges Vild ( alles erſdien mir ſo ſchauerlich öde und verſchieden
ſidytbar, aber Gras und Geſtrüpp überwuderten ſchon dieſe wenigen Reſte. Auch die zwei Hütten, welche noch Strobel
von dem, wie idy's von früher her fannte" ).
Jeßt iſt es
( zu Anfang der fünfziger Jahre ) geſehen, lagen bereits in
ein ſtiller unanſehnlicher Ort, von uralten Eiden träumeriſch umſdattet. Die dreißig Jahre von Beendigung der ſpania dyen Kämpfe bis zum Ausbruch des großen Freiheitskrieges
Trümmern . Nur die Kirche, ein nüdyterner Badſteinbau, war erhalten und ſtand friedlich und erhebend in einem Hain alter Giden und Wadbolderbäume. Hier pflegen
umfaſſen die Blütezeit Eben Ezers. Es erwuchs zum be-
" Tod zum fonntäglichen Gottesdienſte die Nachkommen der alten Anſiedler fid) zu verjammeln ."
triebſamen Städtchen, in weldem alle Arten von Gewerbe aufblühten. Doch bildeten der Landbau (nidyt zum wenigſtent die Zudit der Seidenraupe, der Baumwolle , des Reiſes und Indigos), die Viehzucht und der Handel mit den Erzeugniſſen derſelben die Haupterwerbsquellen ſeiner Bes wobner. Nachdem 1752 die engliſche Krone das Land von der Koloniſations -Geſellſchaft eingelöſt hatte , kam Georgien in engere Beziehung zur Verwaltung des Mutter landes ; es trat aus ſeiner Abgeſchiedenheit heraus, beſonders aber ließ ſid, der Handel mit Weſt - Indien nicht länger verbieten. Nach Beginn des Unabhängigkeitsfrieges idyloß ſich dasſelbe der Freiheitsbewegung erſt an , als unter dem Vortritt von Maſſachuſetts und Virginien die Los: reißung der Kolonien vom Mutterlande erklärt ward.
Nadtrag zu Leutnant Wißmanns erften Berichten. Das Märzheft ( 1883) der Proc. of the. R. Géogr. Soc. bringt im Auszug einen Vortrag des Leutnants Wißmann , welchen dieſer am 19. Januar d. 3. in Kairo vor der Société géographique Khédiviale gehalten und begleitet
ihn mit einer Karte , welche Dr. Sdweinfurth auf Grund der Aufzeichnungen des Reiſenden entworfen . Dem Vortrag und der Karte entnehmen wir folgende,
unſere früheren Mitteilungen ( Ausland Nr. 6 und 17) ergänzende Notizen :
Mit der Einnahme Savannahs und mehreren für die
Die Sdwierigkeiten , welche die Lunda -Häuptlinge
Amerikaner unglüdliden Gefedyten, infolge deren Georgien
dem Vormarſch der Reiſenden nach Norden in den Weg
in die Gewalt der Engländer fiel, wurde auch Eben Ezer
zu legen verſuchten, wurden dadurch überwunden, daß man vorgab, die Erpedition ſei von Matiamvo beauftragt, den
zerſtört. Gleichwohl entſtand es nach dem Frieden von
.
engliſd -nordamerikaniſchen Weſens. Die engliſche Sprache
Verſailles wieder , ohne svahrſcheinlich jedoch ſeine frühere Blüte zu erreichen. Zu Anfang unſeres Jahrhunderts machten ſich die fremden Einflüſſe auf die Salzburger Siedelung immer ſtärker geltend. Die Nachkommen der Emigranten bewahrten bis dahin ein durchaus eigen tümliches Gepräge.
Allein bei allem Hang zum Herge-
ſtörrigen Häuptling Kahungula zu beſtrafen ; die Einge borenen , an derartige Erekutionskommandos gewohnt,
forſchten nicht weiter nach dem offiziellen Urſprung eines ſolchen Auftrags. 1 1 Möglicherweiſe ſteht dieſes Begebnis im Zuſammenhang mit dem Umſtande, daß Dr. Buchner ſeinerzeit Kahungula drohte,
Kleinere Mitteilungen. Um 17. Dezember 1881 wurde der See Mukamba
277
ungefähr folgender: Das ammoniak fonunt in der Luftmr in fleinen
crreidyt; er liegt 680 Meter hody; ſeine Ausdehnung jedod
Mengen vor , es iſt jedoch für die Entwidlung des Pjlanzenwudijes
iſt ſehr gering; ſeine Länge beträgt nicht mehr als 3 E. M.
jehr wichtig.
Er wird nidyt burd) cinen durdyſtromenden Fuß , ſondern nur von einer Anzahl kleiner Bäche gebildet ; ein Ausfluſ war nicht zu ſehen . Er iſt von hohem Sdyiligras umjäumt.
geführt wird, hat Herr Ediloeſing friiher jchon nadıgeriejen. Es
Die in Malanid) gekauften Reitſtiere bewährten ſich
ausgezeidynet; ihnen verdankten die Reiſenden , daſ ſie glüdlid ) die Sumpfregion am recten Ufer des Lomami pajjierten. Leutnant Wißmann verlor ſein lebtes Tier
erſt vſtlich des Tanganika , wo es dem „ oſtafrikaniſchen Klima " erlag.
!
wird alſo nicht durd) den Boden freigelaſſen , sondern durch die Oberfläche desjelben der Luft entzogen ; das Meer erietit nach jeinen Iluterjichimgen die verbrandite Menge und erfüllt die Rolle eines Regulators. Puch hat er ſchon die in der Luft , in einer
geringen Entfernung von der Oberflädie, vortommende Menge Ammoniaf beſtimmt. Die Verfaſſer haben nun auf dem Pic du Midi, in der Höhe von 2877 m ., weitere Beobachtungen gemacht, um auch dort die Eriſtenz von Ammoniat in der Luft und ſeine relative Menge zu beſtimmen . Auf 100 m . c. Iuft (reduziert auf 760 mm .. Truck und 00 C. ) fand man 0.72–33.03 mg. Ammoniak im
In Nyangwe befanden ſich die Neijenden in der ſdyivierigen Lage, weder ihr Portugieſijdy, nodo ibre Rennt: nis der Lundaſprache gebrauchen zu können . Allein Biſerra , ihr Begleiter von Kimbundo aus, erlernte innerhalb fünf
Daß es dein Boden durch die Wajjerneteore 311 3
Durchſdynit 1.335 mg . auf 100 cm . Cuft , ein Neſultat,
weldies ſich nicht weit von dem durch Herrn Echloejing für die
unteren Luftlagen entfernt. Da um die Gegenwart von
m
monial in diejen hohen luftlagen bewiejen war, durfte man den Echluß ziehen , daß es auch in den Waſſermeteoren ſich findet.
Tagen ſo viel von der Rijuabeliſprache, als zum Verſtändnis
jiir Siegen ( 13 Beob .) fanden die Herren M. und A. etwa 0.20 my .,
des Gewöhnlichen notwendig war; gerviß ein ſprechendes Zeugnis für die innere Verwandtſchaft der einzelnen Bantu - Idiome.
Nebel (5 Beob .) 0.19–0.61 mg., Sdnee ( 7 Beob . ) 0.06 -0.14 mg. per liter. Dieje Quantität iſt bedeutend geringer, als die in der Nähe der Erdoberfläche gefundene im Turdyſchnitt 0.52 mg , für die verſchiedenen Waſſermetcore).
Leutnant Wißmann war jenſeits des Tanganika im Lande
von Uhha, nahezu waffenlos, von einer wütenden , toben den Menge überfallen worden ; fein Leben hing an einem Waar.
Da entblößte er ſeinen Arm , wies auf eine Narbe
und rief „ Mirambo." Dies Wort wirkte auf die Einge borenen , welche meinten , er habe Blutsbrüderſdaft mit
dem gefürdyteten Häuptling geſchloſſen , wie ein Zauber: dlag ; ſie zogen ſich reſpektvoll zurück und Mißmann war
Djedar. Eigentiimliche Bauwerfe ſind die „ Djedar “ genannten arabi. dhen Nonſtruktionen , welche man in großer Zahl an der Grenze der Hodyflächen und des Tell findet. Nadidem durch Kolonel Ber nard 1812 zuerſt auf ſie aufmerkſam gemacht worden war , ind
ſie 1875 durch Letourneur bejchrieben und Abbildungen derſelben verfertigt worden ; dieje Arbeiten famen leider nicht zur Veröffent lichung. Vor furzem wurden ſie von Herrn Blanchère aufs neue
gerettet.
zur Sprache gebracht und entnehmen wir jeinen Mitteilungen
Zum Sdyluſſe mögen hier noch die Poſitionsbeſtim mungen folgen , die auf der Karte cingetragen und zum
folgendes : Es ſind quadratiſche Pyramiden , welche cin ziemlich perwideltes Syſtem von Gängen und Zimmern enthalten . Die Zimmer werden durch Steine geſchloſſen, welche in Fatzen gleiten
Teil don durch Pogges und Wismanns Bricfe bekannt ſind. Die Breiten können als ziemlid) forreft betradytet werden , während die Längen noch der genaueren firierung bedürfen .
hat man antike leberreſte fiir dieſelben verwendet.
Ki Kaſſa (lebergang über den Kaſſai 60 20 S. Br. 200 30 ' De. L. (Gr. Ringenge See Mukamba Ratiditidi
60
9'
50 151
220 207 220 53 '
50
230 500
7'
11
!!
Auf einem
Bruciſtiid las man : A DIA BENICVS - PARTHICVS
M (aximus)
es iſt dies ein Bruchſtick von einem Denkmal, welches den Namen Caracalla's trig ; es iſt alſo wahrſdicintid ), da dieſe Gräber erſt in einer Zeit gebant worden ſind, wo die Bauwerke aus der Zeit
des Caracalla ſich bereits in ſehr dileditem Zuſtande befanden. !!
lebergang über den Pomaini
oder rollen, die Mauern ſind imregelmäßig aufgeführt; zum Teil
Dies wird auch durch die Art der Verziermigen beſtätigt, welche an das erinnert, was in Norditalieni, namentlid in Pavia und
59 1212
250 52'
11
Navema, aus der Zeit der Oſtgothen übrig geblieben iſt .
Die
Embleme ſind dhriſtlich), darunter das Monogramm des Heilands
wäſſerigen Meteoren auf großen Höhen
in einer bekannten , ſehr alten Form ; ebenſo tommen Fiſche, lampeii, Tauben , das Kreuz vor.. Ju einem Saale haben ſich halbver: wijdte Spuren von (Gemälden gefunden ; man erfennt einen Würdenträger der Kirche im Ornat, mit Sirenz, roter Mitra, ani einem weißen Pferde. Der Stil der Gemälde iſt dem der jiingſten
handelt ein Aufſatz der HH. A. Wilt ud E. Aubin , welcher in der Jibung der Akademie der Wiſſenſchaften zu Paris vom 30. Okt.
Bauwerke in das jediſte bis adyte Jahrhundert zu ſetzen. Viel (chwieriger iſt es zu ſagen , zu was dieſe Denkmäler beſtimmt
Kleinere Mitteilungen. Ueber die Verteilung des Ammoniak in der Luft und den
durch Herrn Schloeſing mitgeteilt wurde. Der (Hedantengang iſt
Natakomben ähnlic ), was auch dazu beiträgt, die Entſtehung divjer waren . verr De la Blanchere jagt dariiber : Die Tjedar ſind (Gräber einer eingeborenen driſtlichen Tynaſtie, welche in Maure
„ die nächſten Weißen , die nach ihin kommen , würden ihm für
tanien im fiinften und jedhsten Jahrhundert mädhtig war. Man
jeine bewieſene Niederträchtigkeit den Kopf abſchneiden .“
iſt nicht im ſtande, die Zeit ihres Auftretenis und ihres Sturzes
Aum . D. R.
feſtzuſtellen ; ſie könnte als Vajall Roms vor dem Einfall der
Notizen .
278
Vandalen geherrſcht und als Verbündeter der Vyzantiner bis zur
könnte, wenn die alten (Gräber auf den Inſeln von ihnen her
rührten . Die zu Bira gefundenen Grotten haben einen einiger
Ankunft der Araber gedauert haben.
Ueber
maßen anderen Charakter, als die Grotten von Saleier.
Savorgnan de Brazza nach dem Kongo.
Am 20. März ſchiffte ſich Savorgnan de Brazza in Bordeaux nach dem Kongo ein .9) Die „ K. 3.“ ſchreibt hierüber : Brazza nimmt einen ganzen Stab mit, der aus einem Dutzend junger Abenteurer beſteht, darunter die Herren de Chabannes ,! de Mont
erſtere wurde ſchon im Jahre 1865 durch Dr. Matthes folgendes berichtet: „ Bei einer in den letten Monaten des Jahres 1864 in der öſtlichen Abteilung von Celebes unternommenen Reiſe wurde anch in der Umgegend von Bira ein Ausflug gemacht; es befinden ſich da im Walde drei fünfzig bis ſechzig Fuß tiefe Gruben , voll Niſchen und unterirdiſcher Höhlen , die unter dem Namen
aignac, Michelt, Blondel, Stabru de Laborde. Mehrere Mitglieder der Erpedition , ſo der Jägerleutnant Decazes nebſt drei Inter offizieren , ſind ſchon am 20. Februar vorausgegangen ; auch Henri Rocheforts Sohn, der Artilleriſt iſt, ſchiffte ſich bereits am 5. März auf dem „ Orénoque “ ein. Proviant wurde maſſenhaft eingeſchifft,
lintattara bekannt ſind , was eine Zuſammenziehung von Leyang
darunter verdienen Erwähnung als franzöſiſches Bekehrungsmittel:
die man erbittert war “ , da hineingeworfen wurden . Es war
100 Kiſten Branntwein , 50 Kiſten Likör und 50 Kiſten Wein .
An Pulver ſind 30,000 Kgr. eingeſchifft, dazu 350 Mušfeten , 150 Revolver und 4000 Säbel , 160 Kiſten Kapſelil , 80 Kiſten .
geladene Wurfgeſchoſſe, 220 Kiſten Kartuſchen und 12 Feldkanonen nebſt deren Laffetten .
Auch einen kleinen Dampfer nimmt Brazza
mit, den „ Papillon “, um die Fliiſſe hinaufzufahren . Die Waffen ſind, wie es in dem Einſchiffungsbericht ausdriidlich heißt, haupt ſächlich dazu beſtimmt, an die Eingebornen verteilt zu werden . Der „ Précurſeur “ bringt Brazza direkt nach Dafar, wo er 50 Neger
trifft, die bereits durch die vorausgegangenen Mitglieder der Er pedition angeworben und eingeübt ſein werden . Von Dakar geht das Schiff nach dem Palmenvorgebirge, wo andere Neger ge worben und eingeſchifft werden . 130 Maun bilden das eigentliche Erpeditionsforps, deſſen Haupt Brazza iſt; 15 Matroſen , die als Freiwillige ſich geſtellt haben , bilden den Stamm . Dies einige Einzelnheiten, welche Schlüſſe auf Zweck und Berfahren Brazzas geſtatten . Brazza wird alſo die Neger am Kongo mit guten
Feuerwaffen verſehen und eine ſchwarze Lawine bilden , die ſich ſtromaufwärts wälzen und die Eroberung bis zu den großen Teen
ausbreiten ſoll. Man kann es den Engländern nicht verdenken, wenn ſie dieſen Feldzugsplan für phantaſtiſch , aber zugleich auch für ſehr bedenklich halten. Höhlen im Malaiiſchen Archipel als Begräbnisſtätten. In der 1. und 2. Lieferung des 20. Teiles von den Notulen
„ Batav. Genootſchſchap van kunſten en Wetenſchappen “ kommen einige Mitteilungen über in Höhlen gefundene Begräbniss
der
ſtätten vor, denen wir folgendes entnehmen : Die Geſellſchaft erhielt im Anfang des vorigen Jahres (1882) zwei Schreiben von Herrn Tromp zu Makaſſar und Herrn Engelhard zu Allu , welche Mit teilungen über Särge enthielten, die auf der Inſel Saleier , auf Bonerate und auf dem Feſtland von Celebes zu Bira in Grotten
!
Tattara zu ſein ſcheint.“ Dr. Matthes jagt , daß Levang Höhle, unterirdiſche Grotte bedeutet und Tattara nach einigen tief , nadı andern flach. Die Lintattaras ſtanden in einem ſchlechten Ruf; die Ueberlieferung berichtet, daß Uebelthäter oder Menſchen , „ gegen nicht leicht, hinein zu gelangen ; ein Begleiter Dr. Matthes, ein geweſener Seemann , ſtieg an einem Baum entlang nach unten, dann folgte ihm der Schreiber , ein Eingeborner und als er unten war , ließ man auch eine angezündete Laterne hinab. Es ergab ſich nun bald , daß man es mit einer Begräbnisſtätte zu thun hatte ; man fand eine Menge Menſchenknochen, die regelmäßig bei
einander lagen und großenteils in aus Baumſtämmen verfertigten
Särgen niedergelegt waren. Hie und da ſtand ſelbſt ein irdenes Gefäß und ein Waſſerkrug bei dem Sarg ; an einzelnen Stellen fand man auch Büffelknochen, vielleicht herriihrend von den dem Toten gebrachten Opfern. Auch fand man da ein Hirſchgeweih , wohl von einem Tiere herrührend, welches durch einen unglüdlichen Zufall in den Abgrund geſtiirzt war. Dr. Matthes kam zu dem Schluß, daß die Lintattaras vor der Einführung des Jslam die gewöhnlichen Begräbnisſtätten waren und die Särge vielleicht nur !
den Vornehmen gegeben wurden. Auch verdient ſolgende Bemert
ung noch Erwähnung: „ In der zweiten von uns beſuchten Lin tattara meinte G. (der Begleiter des Dr. Matthes) die Ueberreſte eines in die Wand gehauenen Bildes zu entdecken . Was dies geweſen , ein Siwa- oder Buddha -Bild oder etwas von ganz anderer Art,
bleibt ungewiß. Es würde gewiß wichtig ſein, nochmals, gut aus geriiſtet, in die Höhlen zu ſteigen .“ Die Grotten von Saleier liegen unmittelbar am Meer; dieſe Lage erinnert an die Grotte von Kamiani auf Neu - Guinea, welche bei einer im Jahre 1858 unternommenen Reiſe beſucht wurde. (Abbildung dieſer Grotte bei von Roſenberg: Malaiiſcher Archipel, S. 417.) Eine Beſchreib ung findet man in dem Bericht über dieſe Reiſe , welcher in die
„ Bydragen van het. Kon . Inſt. del V “ aufgenommen iſt, während im Anhang Mitteilungen über die bei Begräbniſſen üblichen Zere monien gemacht werden . Die damals mitgebrachten Särge und Schädel befinden ſich im Muſeum der
Batav. Genootſchap
gefunden worden waren . Dieſelben waren , ebenſo wie die darin enthaltenen Schädel, gut erhalten , ihr Alter wurde auf 100 bis 150 Jahre geſchäşt; vielleicht rühren ſie von den Seeräubern
und da jetzt auch Särge und Schädel von Saleier und Bira ein geſchidt ſind, wurde beſchloſſen , diejelben genau zu unterſuchen, um womöglich Unterſchiede oder Punkte von Uebereinſtimmung zu konſtatieren. Weiter aber wird man ſuchen, eine genaue Beſchreib :
her , die ſo lange die Indiſchen Meere unſicher machten und dieſe
ung der Toten -Grotten von Saleier uud Bonerate und nähere
Grotten als geeignete Begräbnisſtätten für ihre verſtorbenen Ge
Berichte über die von Bira zu erlangen und namentlich darüber, ob in einer der Grotten ſich wirklich ein Bild befindet.
noffen betrachteten. Dieſe Mitteilung gab Herrn Haga , einem Vorſtandsmitglied der genannten Geſellſchaft, zu folgenden Be merkungen Beranlaſſung: Ich weiß nicht , ob fiir die Vermutung,
daß die Särge und Schädel, welche in den am Meer gelegenen Grotten auf der Inſel Saleier , der Inſel Bonerate und auf dem 1
Notizen.
Feſtlande von Celebes zu Bira gefunden ſind, von den Seeräubern, Europa.
die die Indiſchen Gewäſſer ſo lange unſicher machten, herſtammen , ernſtliche Gründe beſtehen und ich habe in früher erſchienenen Werken hierüber nichts finden können . Die Seeräuber haben übrigens in jenen Gegenden , namentlich auf Bonerate, ſo lange ſichere Zufluchtsſtätten gefunden , daß man ſich nicht verwundern
der Rheinanſchwemmungen , welcher bei Anlegung eines neuen Bruno
1 Siehe „ Ausland" 1883 Nr. 1 , S. 20 ; Nr. 7, Š . 140.
Profeſſor Schaafhauſen nad) , daß die Gerölle mit der Tiefe an Größe zunehmen ; in etwa 20 Meter Tiefe kommen große
!
Rheint - Anſchwemmunge11. Ju einem hohen Durchſchnitt nens an der Pumpſtation des Kölner Waſſerwerks die Aufeinander folge der Sand- , Gerölle- und Thouſchichten erkennen ließ , wies
Notizen.
279
abgerundete Blöđe von mehreren Fiß Durchmeſſer vor , die aus verſchiedenen Geſteinsarten , Quarz, Baſalt , rotem Sandſtein ,
1879 fich genannte Bedingungen gliidlich vereinigt fanden . 1880 aber, wo die Ausbeute mittelmäßig und 1881 , wo ſie gering war,
Mujdhelfalf und Thonſdiefir, beſtehen und wohl mr durd) Eis . transport in der Glazialzeit dorthin gebracht ſein kömen . Bei
erſchienen zwar die Temperaturverhältniſſe giinſtig, aber den Sar: dinen fehlte die nötige Nahrung. Auch die 1882 gewonnenen
ungefähr 18 Meter Tiefe lag ein Rhinozeroszahn und ein Knochen
Reſultate beſtätigen das aufgeſtellte Prinzip. Die Feſtſtellung der
ſtiid vom Equs oder Bos. Unter den Blöcken finden ſich auffallend
Windrichtungen ließ ſchon vorausſehen , daß die der Fiſchgattung
edig geformte Stiide eines feinen Thons zerſtreut , die mit einer Schale von Eiſenoryd- szydrat iiberrindet ſind. Zur Landesfunde von Thüringen. Alfred Kirchoff
Fang war denn auch ergiebig , da die Temperatur gleichzeitig
entſprechende Nahrung reichlich vorhanden ſein müſſe und der
legte in der Wanderverſamlung des Thiiringiſch - Sächſiſchen Vereins
günſtig war. Der plan eines unterjeeiſchen Tunnels zwiſchen Sta
für Erdkunde zu Möſen eine Probe löß nebſt den dazugehörigen Leitfoſſilien aus der Erfurter Gegend vor, machte auf die involl kommene Farbennomenklatur der Thiiringer aufmerkſam , die noch heute, wie es im Mittelalter üblich war, vielfach mit brann violett
labrien und Sizilien geht ſeiner Verwirklichung entgegen . Die „ Venetianiſche Eiſenbahngeſelljchaft“ hat das betreffende Projekt beendet und die Pläne behufs Approbierung an das Miniſterium eingeſendet. Wir können daraus folgende Einzelheiten mitteilen :
bezeichnen und teilte intereſſante Ergebniſſe ſeiner mannigfachen
Die Gejamtlänge der Bohrlinie wird 13,546,17 Meter betragen , von welchen 4680,62 Meter auf die Abſtiegsjerpentinen auf
anthropologiſchen Unterſuchungen mit. Er fand auf Grund der Stellungsaften des Bezirkskommandos zu Halle die Mittelgröße der Bewohner von Halle-Umgegend zu 1652 Millimeter , die von
und 4299,92 Meter auf den geradlinigen Teil des Tunnels unter
den Hallenſern ſelbſt um 2 Millimeter übertroffen wird .
der Meerenge entfallen , welcher auf falabriſcher Seite 153,15
Verkehr im Hafeil von Antwerpen im Jahre 1881 .
Unter 4111 Schiffen mit 2,936,461 Tonnen waren 2,963 Tampfer mit 2,423,194 Tomen und 1147 Segelſchiffe mit 515,387 Tonnen . England hatte für mehr als die Hälfte Anteil an der Han delsbewegung , nämlich mit 2026 Schiffe von 1,628,482 Tonnen.
ſizilijcher Seite , 4565,63 Meter auf diejenigen der Feſtlandjeite Meter, auf ſiziliſcher 154,28 Meter unter dem Meeresſpiegel liegt. Die Serpentinen haben in den geradlinigen Strecken einen Fall von 35 pro 1000, in den Kurven einen ſolchen von 32 pro 1000. Die Koſten ſind auf etwas mehr als 71 Millionen lire veranſchlagt, inbegriffen zirka 512 Millionen für die Anſchlußſtrecke zwiſchen
dann folgten Belgien : 472 Schiffe und 484,237 Tonnen ; die Nieder
dem Tunnel und der Station von Meſſina.
lande: 396 Schiffe und 76,428 Tonnen ; Schweden und Nor
Seite findet der Anſchluß an die ſchon im Bau begriffene Strede
wegen : 312 Schiffe und 173,209 Tonnen ; Deutſchland: 327 Schiffe
Reggio -Bagnara unmittelbar am Tunnelausgange ſtatt.
Auf falabriſcher
und 255,902 Tonnen ; Frankreich : 191 Schiffe und 78,263 Tonnen. Von 3954 abfahrenden Schiffen waren 2839 beladen ,
Ueber den poſtaliſchen Verkehr in Rußland im Jahre
1115 unter Ballaſt; von 4110 ankommenden Schiffen hatten 3144 über 251 Tonnen Juhalt.
1880 entnehmen wir der betreffenden Statiſtit folgende Daten : An Poſtanſtalten hatte das Reich im ganzen 4,458 (worunter 1532 Eijenbahn Poſtanſtalten mit Ausgabe einfacher Briefe ), an
Franzöſiſche Seefiſderei .
Im Jahre 1881 waren in
Frankreich 80,875 Perſonen auf 22,125 Fahrzeugen von 149,297
Briefkäſten 7,957.
Das Dienſt - Perſonal zählte 5631 ( höhere)
Beamte 2,063 Stationsvorſteher und 7,541 Perſonen niederer Char
Tonnen mit Seefiſcherei beſchäftigt. Außerdem betrieben 55,485
gen . Auf 4,395 Poſtſtationen waren 46,638 Pferde , 2,574 Schreiber,
Ulferbewohner Kiiſtenfiſdierei. Im Vergleich zu 1880 nahmen die auf Seefiſcherei ausgehende Mannſchaft um 1909 Köpfe , die
2169 Staroſten (haben die Pferde für die Staroſten zu beſorgen)
Fahrzeuge um 611 Stiic mit 8492 Tonnen ab. Dagegen ver mehrte ſich die Zahl der Küſtenfiſcher um 7253. Ter Wert aller
Der Briefverkehr nimmt ſeit 1876 beſtändig zu : 1876 zählte man 129,975,058 inländiſche und / 16,328,758 ausländiſche 1880 dagegen 204,059,905 inländiſche und
!
gewonnenen Produkte betrug 82,670,058 Franken , 4,247,610 Franken weniger, als im Vorjahre. Dieſe Verringerung verurſachte in erſter Linie das ſchlechte Ergebnis der Fiſcherei auf Sardinen, von welcher einzigen Gattung 255,538,127 Stiict im Werte von 6,002,112 Franken weniger gefangen wurden . Kabeljau erhielt man eben falls 7,831,887 kilogramm weniger. Doch gingen auf dejjen Ausbeute im Jahre 1880 auch 1695 Seeleute und 77 Fahrzeuge mit 7582 Tonnen mehr aus. Glüdlicher war dagegen der Fang der Häringe, indem 5,420,649 Kilogramm mehr als im Vor jahre von dieſem Fiſch eingebracht wurden und damit eine um
671,181 Franken größere Summe. Auch im übrigen hoben ſich Erträgniſſe der franzöſiſchen Fiſcherei mit Ausnahme derjenigen auf Miesmuſcheln und Makrelen .
Die Wanderungen der Sardinen übten auf die Ergeb niſſe der franzöſiſchen Fiſcherei im Jahre 1881 einen ſehr nach teiligen Einfluß aus . Nun teilt Milne Edwards nach einem Berichte M. P. Launette's der Afademie der Wiſſenſchaften zu
Paris mit, daß jene weſentlich gebunden erſcheinen an den Trans
und 17,421 Poſtknechte.
sorrejpondenzen.
22,887,143 ausländiſche
Korreſpondenzen..
An Unterrichts -Anſtalten zählte das Gouvernement Lublin im Jahre 1881 418 ; davon waren in Lublin ſelbſt 20 , in den
Kreisſtädten und den Marktfleden 38, in den Dörfern und ſonſtigen Niederlaſſungen 360. Es ſind dieſes : das landwirtſchaftliche und Forſt Inſtitut in Nowo-Alerandria, 2 Knaben -Gymnaſien in Publin und Cholm , 1 Mädchen -Gymnaſium in Lublin , die ſechsklaſſige Marien-)Schule in Cholm , 2 Knaben =Progymnaſien in Zamoſt und Grubeſchow , 1 Mädchen -Progymnaſium in Zamoſt; 1 Lehrer
Seminar, verbunden mit einer Normal -Elementar- Schule in Cholm , 333 Elementarſchnlen , 10 Handwerker-Sonntags-Schulen, 1 Sonn tags-Handelsſchule , 49 evangeliſche Elementarſchulen ; 1 römiſch katholiſches Geiſtlichen -Seminar in Lublin, 1 rechtgläubiges (d. h. griechiſch -katholiſches) Seminar in Cholm und 12 Privatſchulen ; die geſamte Schülerzahl belief ſich 1881 auf 18,447, wovon
port der Nahrung diejer Fiſche, welche in den weggeworfenen
13,225 Knaben und 5222 Mädchen ; gegen das Jahr 1880 333
Ueberreſten des Sabljaus auf der Bank von Neufundland beſteht, durch Winde und Strömungen. Dabei ſtellt Launette auch den allgemeineren Sat auf: Fede hierherbezügliche Wandering fann ſich
Schüler mehr. Auf 2057 Einwohner kommt eine 1 Schule,
regelrecht nur unter dem Einfluß zweier gleichzeitiger Bedingungen, nämlich der Nahrung und der mit derſelben auftretenden Tem peratur vollziehen . Die Erfahrung zeigte in der That , daß in den der franzöſiſchen Fiſcherei ſehr günſtigen Jahren 1878 und
1 Schüler auf 31 erwachjene Männer , 1 Schülerin auf 84 er
wachſene Perſonen weiblichen Geſchlechts.
Litteratur.
280
Litteratur. Epanien und die Inſel Borneo von F. Blument tritt . Wien, 1882. Druck im Verlag der „ Steyrermiibl “ ( vormals l . C. Zamarsti). I. 18 Seiten . Die mit ſachkundigen Verſtändnis entworfene Skizze läßt einen klaren , hiſtoriſchen
leberblick über die langjährigen Beſtrebungen Spaniens gewinnen ,
entworfen hat. Es iſt eine mannigfaltige Lektiire , welche dem litterarhiſtorifer ſowohl, als dem Theologen oder Philoſophen manches Anregende bietet in den Arbeiten über die Yatras oder die Polfsidhauſpiele Bengalens, Profeſjor Minaieff und die Causfrit Litteratur , Buddhismus imd Chriſtentum , Nirwana. Judes
wird ſich dem Geographen vor allem die Abhandlung von den Irjadien der Armut Judiens empfehlen , welche nach dem Autor
jeine Autorität und ſeine Beſitzungen in einem Teil des ſiidoſt
auf eine überaus ſtarke Beſteuerung zurückzuführen iſt. Dieje
aſiatiſchen Archipels zu ſichern , wenn nicht zu erweitern . Der
aber ſoll veranlaſzt jein durd, ein toſtjpieliges, fremdes Beamtentum ,
Verlauf einer Reihe mehr oder minder nachdrüdlich gefiihrter Sämpje von meiſt wenig eindringlichen Folgen iſt in jorglider
großartige Ausgaben für die Armee und andere laſten, weldie dem Lande von rechtswegen nicht aufgebiirdet werden diirften .
Zuſammenſtellung wiedergegeben. Aus dem Hang der hierher bezüglichen Verhandlingen und den damit verknüpften Verträgen
Anzeigen
aber wird auf überzeugende Art bewieſen , daß Spanien berech tigte Anſprüche auf die Nordküſte Vorneos hat. Der klare Wort laut der mit Sulu abgeſchloſſenen llebereinkünfte geſtattet dem
dortigen Sultan nicht die Weggabe eines Teils ſeiner Länder oder ſeiner Tependenzen an eine fremde Macht oder deren Inter
Durch alle Buchhandlungen zu beziehen : Anleitung
thanen , ohne vorhergehende Zuſtimmung der ſpaniſchen Sirone.
zil
Somit erſchiene die Abtretung Nordweſt- Borneos , weldies Gebiet
wissenschaftlichen Beobachtungen auf Reisen.
Spanien ſeit 1578 nominell zugehört, an die englijche Handels geſellſchaft als ein volkommen illegaler Aft, wenn nicht alle
Mit besonderer Rücksicht auf die Bedürfnisse der
Kaiserlichen Marine herausgegeben von Prof. Dr. G. Neumayer,
Beſitzverhältniſſe, einheimiſche und europäiſche , in diejen (Gebieten jo mflar und beſtreitbar wären, daß die „ Beati possidentes“ als die einzigen inzweifelhaft Beſitzenden erſcheinen. Militärkarte von Nordoſt - Frankreichs. Durch 4 . Baudoin wurde eine Siarte von der Nordoſtgrenze Frankreid )s im Maßſtab 1 : 810,000 publiziert, welche durch die gegenwärtige Be deutung des Gebietes , das ſie veranſchaulichen joll , in hohem (Hrade and) ſiir Deutſchland beachtenswert ſein dürfte. Die großen
Direktor der Seewarte in liamburg.
Mit 56 Holzschnitten und 3 lithograph . Tafeln . gr. 8.
VIII und 696 Seiten .
Preis geh . M. 10. – , geb. M. 12. Verlag von Robert Oppenheim , Berlin.
Im Verlage der I. G. Cotta’ſchen Buchhandlung in Stuttgart erſchien jo eben und iſt durch alle ſoliden Buchhandlungen des
Fliiſje jind ſtart hevorgehoben , damit ſolche bei ihrer militärijden
Jui- und Auslandes zu beziehen :
Wichtigkeit vor allem aujjallen. In gleicher Weise ſind die Haupt
Stein , Dr. Lorenz von , Das Bildungsweſen.
cijenbahnlinien ſtark gezeidinct. Jene mit doppelten (Beleijen ſind
Griter Erſter
von denier mit nur einfachen unterſchiedeni, chenjo werden die herrer
des Bildungsweſens der alten Welt. Zweite, ganz
ragendſten Bauwerte längs der Wahnſtreder angegeben. Die feſten
neu bearbeitete Auil.
Plätze, Forts und Batterien tragen eine beſondere Farbe, iim ſie ohne Miihe wieder finden 311 fömmen , ſo and alle größeren Wälder.
waltungslehre, der jnneren Verwaltung Zweites Hauptgebiet.;
Der Verlauf der Verfehrsſtraßen , der neuen Marte des Jugenieur torps ( 1 : 500,000) entrommen , wurde vervollſtändigt . Das Nelief Beſchreibung beigefiigt , weldie in hinreichender Weije die Crgani
Politiſch - ſtatiſtiſche Tafel der Ocſterr.lugar.Moll ardie. Zujammengeſtellt von Franz Strahalm .
V. Jahrgang.
und
die Geſchichte
( Fünfter Teil der Ber:
Gros Groß :Octav Octav .. 480 Seiten .
M. 8 .
früher in Deſterreid Augsburg erſchienen duro tie Bujanitalici für
ſation der Grenzverteidigung flarlegt. Nach franzöſiden Blätteru Frankreichs aus.
Das Syſtem
Die Allgemeine Zeitung (mit willenidaftlinjer Srilage und Handelszeitung)
erſcheint in dunkler Färbing. Endlich iſt dem Gartenblatt eine
füllt dieſes Wert eine Picke in der militäriſchen Kartographic
Teil.
9 Waif mierteljährlich (6 m . für die 2 leßten Monate , 3 M. für den lekten Monat des Quartals) 11 bezieven. Preis bei directer Berjetin unter Stripband monatlic ) 4 Varf V 5. 60 vir die suteren länder der Welt ist
in
Deutſdatum
rojtrereine )
Quartalpieis bei wodontl. Veniende . im Weltreirerein M.11.10, auperball tesi . M. 19. 50
Probenummern nebſt neueſtem Quartal-Regiſter gratis.
1842. Ein großes Tableau , 965 Zentimeter hod ), 68 Zentimeter Dieje
Seitartikel , wiffenſchaftliche und handelspolitiſche Auf:
praktiſchſte Statiſtik der Deſterreichiſch -Ungariſchen Monarchie bringt in ihrem neuen Jahrgang die Daten der Volkszählung vom :31 . Dezember 1880 in den Oeſterreichiid lingariſchen Ländern und vom 15. Juni 1879 in Bosnien und Gerzegowina und vietet außerdem in der bekannten überſichtliden Forin der Hibuer'ſchen
Die Protokolle der Londoner Donauiconferenz . Staat und Militäriſches aus Jtalien, der Schweiz und (Sejellichaft. ( V /VI.)
Tajel eine große Fiille ſtatiſtijcher Daten über Oeſterreich und
Schl1113 .) Nlopitod und Goethe. Aus Nichard Wagners Pariſer Zeit. Von Fr. Pecht. Perjepolis . Von A. Bauer. Gedächtniß = rede Giov . Battiſta Giuliani's auf Karl Witte. Alfred Eicher .
breit.
Wien und Beſt. 9. Martlebens Verlag.
1842.
jätze ic. 1c . in Nr. 79 bis 8.5 . Hußland. Ein Vierteljahrhundert deut cher Geſchichte 133S - 15S:3 . 1 -Il . ) - Die Orientbahnen . In der Oſterpauje. Die Ajhburnham : Sandichriften und ihr Verfauf. zur ameri faniſchen Romanliteratur. Durch das Samhärr zum Debre Sina
in Hamajien .
lligarn , ſowie über die einzelnen fironländer.
Juldiſche Ejjays von Nijikanta Chattopadhyata . Zürich. Rudolphi and Nilemm . 1883. IX . 136 Seiten . Chatto padhyaya gehört zur Naſte der Brahmanen. längere Zeit ſchon in Europa lebend, ſcheint er die ihm im fernen Oſten gewordene
Von John Fhrn. v . Müller. lfortjebung und
Von J. Scherr. Nefrolog I - IV .)
Römiſche Annalen . ( XIII . )
Die Nephrit- Frage .
Wiener Briefe . (CLVI.) Der Welthandel. Allgemeine Notizen. Der neue Zolltarif der Vereinigten etaaten . Handels- , Bant- und Börſenzuſtände in Franfreich. Das Budget pro 1894 und die Renten -Convertirung .)
Bilding durch jente unſeres Weſtens bereichert zu haben. Seine Eſſays fönnen un jo mchr allgemeineres Intereſje fordern , als ſie ein Sohn Judiens, wie wir glauben , uparteiſch und gerecht
Aufträge für Streifbaudiendiligen an die Erpedition in München .
Druck und Verlag der J. G. Cotta'ſchen Buchhandlung in München und Stuttgart,
Das Juslaud. Wodenſdrift fiir Länder und Völkerkunde, unter Mitwirkung von Profeſſor Dr. Friedrich Katzel und anderen Fachinännern herausgegeben von der
I. G. Gotta’ſden Budhandlung in Stuttgart un Wünchen. Sedsundfünfzigſter Zahrgang.
Nr, 15 .
München , 9. April
1883.
Jäbrlið 52 Nummerut à 20 Seiten in Duart. Preis pro Quartal M. 7. ämter.
jenden .
Zu beziehen durd alle Budhandlungen des In- und Auslands und die Poſt. Rezenſions:Eremplare von Werken der einſølägigen Litteratur ſind direkt an Herrn Profcijor Dr. Friedrich Kabel in Münden, Atademieſtraße Nr. 5, zu Inſertionspreis 20 Þi. für die geſpaltene Zeile in Petit.
Inhalt : 1. Adolf Englers Berjuch einer Entwicklungsgeſchichte der Planzenwelt. S. 281 . 2. Politiſch- und wirtſchafts geographiſche Riidblice. IV . Sibirien. Echluß.) S. 286 . 3. Deutiche auswanderung nach den Sandwid) Jujeli . ... 292. 4. Einige Mitteilungen über die wabhängigen Staaten der Halbinſel Malaffa. 9. 294. 5. ( ejchichtliche Veränderungen in der gefiederten Welt meiner Heimat. Von Jakob Mejſifommer in Wetifon. 6. Nicinere Mitteilungen : 7. 297. Naturverbältuiſjc ind
Bevölferung auf Mindanao . Die neue Italieniſche Afrika -Erpedition. Profejjor ven ; iiber Nordlichtperiodent. 7. Notizen : Plien . Ĉ . 299.
Adolf Englers Verſuch einer Entwidklungsgeſdichte der Pflanzenwelt.' Die Fülle der Fragen , die ſich dem Pflanzengeograpben
Wenn wir hier auf die Menge der ungelöſten Kätiel,
die uns in unſerer nächſten Heimat umgeben , hinweiſen, jo gojdiebt dies nur , um die Schwierigkeit der Aufgabe zu zeigen , die dem Forſdier die Löſung der pflanzengen
in Europa aufdrängen , iſt Legion. Wie wenige dieſer
grapbijden Rätſel ferner, nicht zum ſo und ſo vielſten
Fragen ſind als gelöſt zu betrachten ! Streitet man ſid, ja doch nodum , wie es ſchien , längſt erledigte Dinge und tauchen Zweifel auf, wo man alles längſt als ſider anerkannt glaubte. Hat John Valls wenig beachtete Arbeit über den Urſprung der Alpenflora dod eine ganze Neibe von Fragen wieder zur Diskuſſion gebradt und Zweifel,
Teile durchforſchter Länder bereitet.
Perſegen wir uns
3. B. im fluge der Gedanken in die ferne Welt unſerer
Antipoden, in die vom Indiſdien und Pazifiſchen Weltmeer beſpülte njelwelt Auſtraliens und Polyneſiens. Dicis uns räumlid fernſte Weltgegend befißt eine der unſerigen
faſt ebenſo fern und fremdartig gegenüberſtehende Vegetation .
dic mandyer im Stillen gehegt aber nicht ausgeſprochen
Und dieſe fremdartige Begetation hängt wieder durch die
batte , beſtärkt, mindeſtens wieder mehr in den Vordera
verwickeltſten Beziehungen mit der der nädyitgelegenen Länder zuſammen . Der Malaiiide Archipel mit der Pradit
grund gerüdt, die vor der bisherigen , durd; viele gute Gründe geſtükten Erklärung ganz verſtummt waren ! Und wer mödyte leugnen , daß in manchen Argumenten Jobn Balls immerhin ein geiviſſer Nern ſteckt ? Wir ſind noch nicht in der Lage, ganz beſtimmt und endgültig über alle dieſe Fragen urteilen zu fönnen . Die Lückenhaftigkeit unjeres Wiſjens bemmt auf Sdritt und Tritt und es iſt eben
John Balls Erklärungsverſuch auf diejo negative
Seite unſerer Kenntniſſe geſtükt. Poſitive Argumente bringt er viel weniger bei, ja faſt gar keine. „ Verſuch einer Entwicelings Geſchichte der Pflanzen -Welt, insbeiondere der Florengebiete jeit der Tertiärperiode" v. Dr. 11. Engler , ordentlicher Profeſſor der Votanik an der lluiverſität
stiel. II. Teil. Die ertratropijden Gebiete der jüdlichen Hemi ſphäre und die tropiſden (Hebiete. Mit einer pflanzengeograpbijchen Erdtarte. Leipzig , Engelmann . 1882. Ausland 1853 Wr. 1o .
ſeiner Tropenflora, C ,iindien, ja Madagaskar, Südafrika und nidt am wenigſten das ferne Südamerika zeigen die deutlichſten Verwandtſchaftsbeziehungen zu Auſtralien. Die veridiedenen Ländermajen des fünften Weltteils ſelbſt endlich, von dem eigentlichen Kontinent und Neu -Guinea, Nieu -Sialedonien und Neu -Seeland an bis zu den Sandwid ) Injeln , welde unendlid verſdlungenen Verwandtſdaft: verbältniſje ibrer Vegetationsformen bergen ſie nidt in fid ! Die Flora eines guten Teiles dieſer Länder iſt im ganzen bereits ziemlid vollſtändig bekannt, von einzelnen
kann man ſogar jagen , ſehr vollſtändig. Somit lohnte es ſich wohl der übe, neben der Betradtung der beutigen fertigen Zuſtände aus einmal ein Eindringen in das ſo viel intereſſantere werden zu verſuchen , überhaupt einmal 43
bolj Englers Serruch einer Entwifelingsgedichte der Bilanzenwelt.
282
unjere auf der nördliden Hemiſphäre gewonnenen geen
verſchwindet, ſondern es iſt der frübere hiſtoriſch gewordene
über die Entwidlungsgeſdichte der Pflanzenwelt für die
Zuſtand der heutigen aktuellen Verhältniſſe. Ebenſo iſt
auſtraliſchen Verhältniſje nutbar zu maden .
Es iſt ſogar
Die heutige Planzenwelt der plaſtiſche Stoff, aus dem ſich
zu boffen , daß ſich aus dem Studium dieſer Verbältnije (Se ſichtspunkte ergeben , die in ibrer Rückwirkung wieder frudit:
die Floren einer ferneren Zukunft unſeres Planeten heraus:
bar für die Löſung mander dwebenden Fragen in der
Entwicklungsgedichte unſerer europäijden Flora werden
Engler behandelt in dem vorliegenden zweiten Bande die Vegetationsgebiete von Auſtralien und der dazu ge
dürften .
hörigen Injelwelt, dann das tropiſche und ertratropiſdie
Fragen wir uns nun nad) den Mitteln, die wir biezu beſitzen, ſo ſind wir freilid in dieſer Beziehung gegenüber
entwideln werden .
Gebiet von Amerika , Afrika , die Inſeln des Indiſchen jeans und zuleßt das indiſch Malaii de Gebiet.
und einem Teile von Nordamerika ſebr übel Reſte untergegangener Floren aus jenen Ländern wir bis heute leider noch ſehr wenige, ſo daß uns, jene bereits gewiſie singerzeige geben , dod im
Da wir unmöglid) im Nahmen einer kurzen Beſprech ung, wie ſie hier beabſichtigt iſt , den ganzen außerordentlid reiden Jubalt des Buches vornehmen können , ſo ſei es
allgemeinen mur der Weg der indirekten Foridung bleibt.
tationsgebiete, dem bereits eingangs beiſpielsweiſe erwähnten auſtralijden Siontinent, in fürze ein Bild an der Hand des Verfaſſers zu entrollen. Es ſoll ein Beiſpiel abgeben, wie der Verfaſer ſeine Aufgabe behandelt und gelöſt hat und joll zugleidy weiteren Kreijen die Anregung geben zum Studium des ausgezeidieten Werfes ſelbſt. Zum Schluſe werden wir die übrigen Gebiete in der von dem Verfaſſer ſelbſt innegehaltenen Reibenfolge in fürze anführen, ſowie
Europa daran . beſitzen obidon
Die Mittel, die wir beſiken, ſind folgende: Das Studium der Zuſammenſebung und der gegenſeitigen Verwandtídafts verhältniſſe der einzelnen Floren , die Betraditung der einzelnen Familien , Gattungen und Formen unter den
Geſichtspunkten ihrer Verbreitung , ihres relativen Alters , ihrer Abänderungen , ibrer Wander- und Widerſtands: fähigkeit, ſowie ihrer Beziehung zur Tierwelt und end lich die geographiſchen und geologiſchen Verhältniſje jener
uns geſtattet, nur von einem Stück der behandelten Beges
einige allgemeinere Tieſultate des Verfaſſers, wenn auch nur
Länder. Dazu kommen noch die bekannteren Thatjadien der Tiergeographie, namentlid die Verteilung der größeren
äußerit flüchtig, berühren.
Land- und ſpeziell der Säugetiere.
berührten Schwierigkeiten , die in der Mangelhaftigfeit
Ji dem II. Teile des neuen Werkes von Profeſor Adolf Engler in Kiel, „ Verſud, einer Entwicklungsgeidvidite
unſerer Renntnijje der untergegangenen Floren des ganzen
Worausgcididt jei nodi, daj Engler die eingangs
tropiſden, wie ertratropijden ſüdliden Gebietes begründet
der Pflanzenwelt , insbeſondere der Florengebiete jeit der Tertiärperiode", der vor furzem eridien und das 1879 begonnene Werk abſchließt, behandelt der hervorragende Pflanzengcograph das erwähnte auſtralijde Gebiet und
jind, in einer Einleitung zum II . Bande ſeines Werfes bervorbebt und zugleid kurz reſümiert, was wir darüber wiſſen . Ebenſo jetzt er die oben beſprochenen Mittel auseina
überhaupt ,, das tropiſche Gebiet und das ertratropide
langt.
Gebiet der jüdlichen Hemiſphäre " unter dieſen Seſichts
ander , mittelſt deren er zu ſeinen Schlußfolgerungen ge Wir verfolgen ibn bicrin nidit weiter , ſondern
punkten. Engler bat , man kann wohl ſagen , das Erbe
gehen ſofort zur Sache ſelbſt über. Die Flora von Auſtralien iſt in ihren beutigen Zügen
(Griſebachs übernommen und macht über ibn binaus einen
ſo oft gemildert worden , dass wir bierauf wobl nidt
ganz bedeutenden Sdiritt vorwärts in der Erfenntnis . (Griſebad ) beſdyreibt nur die pflanzengeograpbijden That
weiter einzugeben brauden , als es zum Verſtändnis der Neultate Englers durchaus nötig iſt . Mit ganz außer
jadien namentlid vom phyſiognomijden Standpunkt und
ordentlichem Aufwand von Mühe und Zeit hat der Ver
fudit im Klima die Erflärung für alles. Grijebad ſtand noch auf dem Lebrjabe von der Unveränderlidfeit der Arten und konnte ſo naturgemäß nicht weit in die Erkenntnis des Werdens eindringen. Engler ſteht auf dem Boden der
fañer die Flora dieſes Gebietes, wie der übrigen von ihm behandelten Länder nad; allen Richtungen hin durdymuſtert. Mit Hilfe von mühevoll ausgearbeiteten Floren - Tabellen iſt es dem Lejer möglidy, vicle Sdlufolgerungen Englers auf ihre Sticbaltigfeit zu prüfen , ja eriſt jogar im
neuen Anſdauungen über die , wenn man ſo jagen darf, ,, Plaſtizität" der organiſden Welt ; er arbeitet mit allen Hilfsmitteln der vergleidenden Methode, indem er zugleid)
ſtande, falls er Luſt dazu bat, noch weitere Spekulationen
zu verſuchen , ohne jelbſt die mühjamen Quellenitudien 311
die anderen Faktoren , die Griſebad) als einzige neben der
madien .
unbekanten Sdöpfungskraft anjiebt, die äußeren Agentien des Klimas und Bodens, ebenfalls nicht außer Adt läßt, ſondern gebührend berückſichtigt. Freilid muß Engler,
inkluſive Tasmanien zählt 1393 (Sattungen Gefäßpflanzen , darunter ctwa 425 endemijde und 8114 Arten (ubne
wie Griſebad ), das Heutige und das, was vorher da war, als
die eingeführten ).
Gegebenes binnehmen und mit ihm redinen ; für ibn aber ijt das Gegebene etwas anderes als für Srijebad , es iſt
wenn wir die pilanzenarieu Striche des Landes abziehen , auf
nicyt : Starres, das ſo wie es iſt entſteht, da iſt und dann
die übrigen Teile dreimal jo viele Arten fommen , als bei uns .
Die heutige flora des Hontinents von Auſtralien
Was die nähere Charakteriſtik der
1 Nidit uintereſſant iſt , daß nad) des Verf. Bereduming,
Woolf Engleri Veriud) einer Entwiceiungsgejcidite der Pfanzeimelt.
Flora anlangt, ſo iſt jll bemerfen, daß dem auſtralijden Kontinent von ſonſt allgemein in der alten Welt und
den nächſtliegenden Ländern verbreiteten Familien und Gruppen folgende fehlen :
Equisetaceae, Bambuseae, Borassineae ( Palm .), Podostemaceae, Chloranthaceae, Myricaceae, Reseda ceae , Cistaceae , Ternstroemiaceae, Ochnaceae, Dip
283
kunft der betreffenden Gattungen zunädit nod fraglid) bleibt. Weſtauſtralien iſt , wie aud jdon Hooker her: vorbob , am meiſten burd feinen Endemismus ausge seidnet, der nicht weniger als die außerordentliche Ziffer von 80 % jämtlider cinbeimiſder Formen umfaßt. Selbit in Nord- und Oſt- Auſtralien , wo der Endemismus ziemlid bedeutend ijt (40—1396 ), crideint er nur halb ſo groß, als
terocarpaceae , Sabiaceae , Buxaceae , Empetraceae,
in Weſt-Auſtralien. Viftoria ſteht am meiſten hinſidytlid, des
Begoniaceae , Connaraceae, Pomariae , Rafflesiaceae, Ericeae, Rhodoraceae, Cyphieae (Campanul.), Valeriana ceae, Dipsacaceae, Arctotideae ( Compos.). Dagegen beſitzt Ausſtralien ausſchließlich folgende
Endemismus zurück. Nord- und Oſt-Auſtralien ſind aus : gezeidunet surd ihren größeren Neid tum an allgemein
Pflanzengruppen verſchiedener Familien : die Xanthorrho ceae und Calectasieae (Juncaceae), Prostanthereae (La biatae ), Bauereae (Saxifragaceae ), Chamaeloncieae
verbreiteten tropiſchen und indijch malaiiſden Pflanzen , außerdem zeigen ſie die ſtärkſten Beziehungen zu den ent
fernteren Lazijijden Snjelgruppen. Dſtauſtralien , Viktoria und Tasmanien haben relativ am meiſten Pflanzen mit Neu -Kaledonien und Vorfolk gemein .
Piftoria, Tasmania
(Myrtac.), Conspermeae, Franklaudieae und Banksieae ( Proteaceae) , dazu die ganze, wenn aud; kleine Familie
und Südauſtralien zeigen die größte prozentuale Per wandtſchaft mit Neuſeeland, beſonders das zweite. Uebrigens
der Tremandraceae. Eine ganze Reibe von Familien , Gattungsgruppen und Sattungen endlid , die aud in
hat Citauſtralien (Cueensland und Neujüdwales zuſammen ) sodan Sabl mehr Arten mit Neuseeland gemeinſam , als
anderen Ländern ihre, wenn audy manchinal nur w.nigen,
Viftoria oder Tasmanien. Weſtauſtralien iſt am wenigſten
Vertreter beſigen , bilden in ihrer vorzugsweijen Entwick
mit Neuſeeland verwandt.
lung in Auſtralien das Vervorſtechendſte der dortigen Flora. us ſolche Gruppen zählt Verfajjer folgende auf: die
ziemlich gleiche Beziehungen zum ertratropiſden Südamerika.
Rhynchosporeae,
Centrolepidaceae,
malo ſtart , als zu dem nahen Raledonien . Namentlid
Herotideae ( Juncaceae ), Casuarinaceae , die Sattungen
auffallend ſind aber , wie idon Woofer konſtatierte, die
( Cyperaceae ),
Diftoria und Tasmanien zeigen
Dicje Beziehungen ſind ſehr intereſanter Weije noch ein
Cassytha (Laurac.), die Hibbertieae ( Dilleniaceae ), La
Interdicde zivijden Dit
siopetaleae ( Sterculiaceae ), Boronieae (Rutaceae), die
im
Weitauſtralien unter den
Gattungen Dodonaea (Sapindac.), die Stackhousiaceae,
jelben Breitegraden. Verfaſſer vergleidit ſie mit denen wiſden dem tropiſchen und dem ertratropiſden Südamerika
Stenolobeae ( Euphorbiaceae), die Gattung Halorrhagis, die Leptospermeae (Myrtaceae ), aus der Familie der
oder zwijden dem tropijden Afrika und dem Rapland. Die tropijden Formen Nord- und Oſtauſtraliens ſind aber
Leguminosae die Podalyrieae und die blattloſen Arten der Gattung Acacia , die Myoporaceae, Epacridaceae,
zum größeren Teile endemiſde Arten. Am reidyſten daran
Goodenoriaceae ( inkluſive Bruniaceae ) und die Gattung
am ſtärkſten vertreten und nehmen nach Süden zu ab. Cinige find übrigens noch auf Tasmanien einheimijd).
Stylidium und Levenhoekia aus der Familie der Stylidia ceae. Alle dieſe Abteilungen bejißen einzelne Bertreter in verſchiedenen anderen Ländern , in Neu -Seeland, Neu Raledonien, auf den jndijden Inſeln auf den Sandipid
Inſeln , in Südamerika, ſowie einige wenige in Madagaskar. Aus dieſen überaus mühevollen ausgearbeiteten Floren tabellen , die nidyt nur die Geſamtflora berückjidytigen, ſondern auch die Floren der einzelnen pflanzengeographiſch
unterſcheidbaren Bezirke , ſowie die Verbreitung der ein
iſt Dſtauſtralien.
Vier ſind ſie in den nordliden Teilen
Woofer hatte die Unter diede zwiſchen Weit- und Dſt
auſtralien im Bergleich zu den verhältnismäßig nidyt ſo großen klimatijden Differenzen und der Land- Verbindung ganz auffallend und ohne Analogien gefunden . Engler widerſpricht dem und erflärt die übrigens nidt von ihm geleugnete Verſchiedenheit folgermaßen : Seſtauſtralien beſitzt ein bedeutend troceneres Rlima
Thatſachen und ganz neuen Geſichtspunkten. Die wichtigſten derſelben , namentlich ſolche, die den Endemismus , d. h .
wie Dſtauſtralien , infolgedeſjen konnte der Boden nid) t rajd von relativ wenigen Arten eingenommen werden , die überall ihnen zuſagende Lebensbedingungen fanden . Die Beredelung ging langſam , Sdritt für Sdyritt vor ſich und in den lange Zeit pflanzenleeren Zwiſdienräumrn
Sie ausid ließlice Beheimatung der einzelnen Gattungen
zwijden den einzelnen don beſiedelten Daſen konnten
und Formen, angehen und die ſelbſt wieder weitere Sdlüſje geſtatten, ſind folgende :
Formen Platz finden. Dieſer Betradytung entſpreden
zelnen Formen außerhalb Auſtraliens umfaſſen , ergeben fid aber nun weiter eine Menge von hodvintereſjanten
Die große Michrzahl der in Auſtralien herrſchenden
Arten iſt in Auſtralien ſelbſt entſtanden, wogegen die Her Ein anderes Verhältnis wiirden freilich die niedereri Kryptogamen zeigen, die an Zahl weit gegen Europa zuriidſtehen. Letztere werden übrigens nicht weiter beriihrt.
immer neue Ankömmlinge oder auch neu entſtandene auch die wirkliden Verhältniſje. Ditauſtralien iſt namentlid , reich an alten endemijchen
Formen , die mit oſtindiſchen in näherer Beziehung ſtehen , während der Endemismus Weſtauſtraliens viel mehr auf lokal neu entſtandenen Formen beruht. Außerdem ſind für
2001f Englers Berjud einer Eltvidelingsgedichte der Pflanzenwelt.
284
Weſtauſtralien außerordentlich daratteriſtijd eine Reille ! den Formen , die ſeitdem auf den Zwijdenſtationen ver von Erſcheinungen , die wir ganz ebenſo in den Steppen idwunden ſind. Zum Teil aber aud durd, Wanderungen Spaniens, Kleinajiens und Zentralaſiens, in den Prärien vom gemeinſamen Ausgangspunkte aus.. Lesteres gilt aud) ģ. B. für die Beziehungen der Flora Tasmaniens Nordamerikas, in Rapland 2c. 2c. feben . und Südoſtauſtraliens zur Flora von Neuſeeland und einzelner Vorherrſden ) 1 Wir finden hier überall: ben Chatam - injein , ſowie zu Südamerika. Soweit es ge , Gattungen Pflanzengruppen ; 2) mehrere ſehr artenreide die oft auch unter ſich ſelbſt wieder ſehr nahe verwandt wiſſe ſogenannte antarktijde Formen angeht, nimmt Engler ſind; 3 ) innige Verivandtſdiaft der Arten , die ſid, äußert neben cinem mögliden Transport durd) Vögel 2c. cinen in der Sdwierigkeit ihrer Begrenzung ; 4 ) beſchränkte Per folden mittelſt jdywimmender Eisberge an , die bis in die breitung der Mehrzahl der Arten und Formen . Breiten von Südauſtralien und Tasmanien und bis zur Gleichwohl beſitzt audy Dſtauſtralien ſolde trodene Länge von Neuſeeland und den Chatam Inſeln gelangten . Diſtrikte und hier ganz ähnliche Verhältniſſe , endemijde Für dieſe wypothcje ſpridt das Workommen veridiedener Formen derſelben Typen wie Weſtauſtralien ; nur iſt ihre identijdser oder nahe verivandter Formen auf den Ziviſdzen Entwicklung nidyt jo bedeutend, wie in dieſem Gebiete. ſtationen bildenden Inſeln, die die antarktiſde Trift berührt,
Die für Weſtauſtralien charakteriſtijden Formen gehören übrigens faſt ausſchließlid Formenfreijen an , die auch int
ſowie das heute nod in manchen Jahren ſehr weit nörd :
Cſtauſtralien vertreten ſind.
Gisbergen .
Betraditen wir die hiſtoriid
Entwidelung der
auſtralijden Flora an der Hand Englers , ſo ergiebt ſid) folgendes : In dermeſozoijden Periode eriſtierten dieſelben Pflanzen imd zwar Ardeponiaten ( d. h. die höheren Striptogament) Phanerogamen können nur ſehr wenige in jenen frühen Epoden eriſtiert haben – in Oſtindien , Auſtralien und
lid ) und öſtlid) beobadytete Vorkommen von ungeheueren
Ein anderer Weg, den mande amerikanijde Formen nad) Auſtralien genommen zu haben ſdheinen , ſowie um gekehrt, iſt der längs der uſtaſiatijden Rüſten .
Im ganzen kommen wir alſo zum Neſultate, daß die Flora Auſtraliens , ſoweit wir beurteilen können , eine autodythone und zwar urſprünglid, inſulare iſt, die durdy Einwanderungen ſowie durch Aenderung des Klimas in ein Neuſeeland. Gleichwohl iſt nach der Verbreitung der mebr kontinentales allmählid, verändert wurde, jedod lange Säugetiere nidit anzunehmen , daß dieſe Länder unter I nidyt in dem Maße, als wir es in Europa ſehen, wo aud
ſidy im Zuſammenhang gevejen ſind, was auch bei der ! jchon geringere Sdivankungen im Meeresniveau viel be leidyten Verbreitung der Sporenpflanzen für die Erklärung nicht nötig erſcheint.
Die Verbreitung der Beuteltiere
ſpridyt direkt dagegen , daß Auſtralien mit den Sunda : Inſeln im Zuſammenhange geweſen ſei . Neu -Guinea da:
gegen bing mit Auſtralien früher vjfenbar zujammen. ( leidywohl ſind die Sunda- Injeln Neu - Guinea und Nord-
auſtralien ſo nahe, daß eine Einwanderung aſiatiſcher Typen dahin ohne Bedenken angenommen werden kann . Dem entſpridit vollkommen die Zuſammenſetzung der nordund vſtauſtraliſchen Flora. Weſtauſtralien dagegen blieb
während der ganzen Kreide- und dem größten Teile der
Deutendere Veränderungen in der Bodenkonfiguration be dingen mußten. Die Tiefenverhältniſſe der umgebenden Micere lajjen für den auſtralijden Kontinent, ſowie für die juſelgruppen des Stillen Ozcans ausgedehntere Land verbindungen in weit entlegenen Erdepoden als nidyt annehmbar crid einen . Es iſt unmöglid ), uns bier auf
Englers intereſjante Ausführungen in betreff der Wahr deinlidfeit allmählider Erkältung des Klimas im jüd liden Teile der Südhemiſphäre, ſowie auf die Glazial
crídeinungen 2c. nrüher einzulaſſen . Einen Punft wollen wir nod) kurz berühren , der
Tertiär Zeit Injel und liegt dem Malaiiſden Archipel viel
umjere früheren europäiden Floren näher angeht, nämlid
ferner , ſo daß es von nur wenigen malaiiſchen Formen
erreicht wurde. „ Dſtauſtralien- und Weſtauſtralien ſind
die Frage nach dem Auftreten auſtraliſder Formen in Europa. Engler unterſudyt mit Beutham die Beweiskraft
alte , erſt ſpät verbundene Länder. Somit erflärt es fidy, bab
der Thatſachen, die für das Vorhandenſein von Proteaceen
wir in Dſtauſtralien mit ſehr wenig Ausnahmen dieſelben
und Leptospermeen im Tertiär Europas angeführt werden . Die vorhandenen Ueberreſte ſtellen ſid, dabei als
Familien wie in Weſtauſtralien finden , das aber in dem vom Kontinente viel mehr entfernten Weſtauſtralien eine
große Anzahl Familien Dſtauſtraliens fehlen , zumal nad,
der Vereinigung Oſt- und Weſtauſtraliens das lettere unter dem Einfluſie des Kontinentalklimas ſtand.
Den
großten Teil der an enge Gebiete gebundenen weſtauſtralijden Pflanzen können wir anjelen als kontinentale Nachkommen urſprünglid inſularer Pflanzen ." Die Beziehungen der auſtraliſchen Flora zu den Floren ferner liegender Länder, wie zu Madagaskar, erklärt Engler aus früherer weiter Verbreitung der betreffen
bermaßen unſider heraus, daß einſtweilen ſehr beredytigte
Zweifel geſtattet ſein müſſen und jedenfalls vorderhand keine weiteren Gypotheſen , die ſich auf dieſes Vorhanden ſein ſtüben , aufgebaut werden dürfen. Man muß dem Verfaſſer darin freilid Necht geben . Immerhin bleibt das aud) von Engler als fidyer anerkannte Vorkommen einer der Araucaria Cunninghami Auſtraliens nahe vera wandten Art im Eozen Englands eine ſehr widytige und midt zu unterſdäbende Thatjade. An die Entwickelungsgeſchichte der auſtraliſden Kon
285
Ndolf Englers Berjud) ciner Enimidelungsgeſchichte der Filanzenweit.
tinentalflora idhließt ſich die der Floren von Neuſeeland
zentren der ( elbjtverſtändlid nur natürlidyen ) Gattungen
und den größeren Inſeln des Stillen Dzeans , beſonders der Sandwich Inſeln und Neukaledoniens an . Beide lentge:
und Gruppen. Mit der Variabilität hängt aufs innigſte zuſammen die Fähigkeit der Verbreitung der Pflanzen oder
nannten Gebiete ergeben eine Menge böchſt intereſſanter
vielmehr ihre Anpaſſungsfähigkeit an die früheren ver
pflanzengeographiſcher Thatſaden , deren ſcharfſinnige Teuta tung wir bier aber leider nicht weiter folgen fönnen . Betrachten wir in fürze noch den weiteren Inhalt des wichtigen Werkes , jo id ließt ſich an das auſtraliſd: pazifiſche Gebiet zunächſt an ein Rapital über die allge meinen Erſcheinungen in der Verbreitung der tropiſchen Pilanzen " überhaupt. Sudann geht der Verfaſſer zur Beſprechung der Florenentwickelung in Süd- und Zentral
ſchiedenen Verbältniſſe. Die direkte Verbreitungsfäbigkeit
amerika über, die ſich in drei einzelne Abteilungen gliedert: ,,das tropiſch-amerikaniſche Florengebiet", „ das merikaniſche Hodyland", ,,das andine Gebiet und das antarktiſde Wald gebiet Südamerikas “.
Der folgende Abſchnitt, „ das tropiſche Florenreich der alten Welt oder das paläotropiſche Florenreich mit Berück
ſidytigung der angrenzenden Gebiete “, umfaßt: „ Die Flora 1
des tropijden Afrika und die Kapflora ", ,,die Flora Mada gaskars, der Maskarenen und Seychellen " und die Flora Oſtindiens, des Indiſchen Archipels und Polyneſiens" . Engler ídließt ſein Werk mit einem Abſchnitte, der ſich noch mit einigen allgemeineren Fragen , die für die Pflanzengeogrophie von hoher Widytigkeit ſind , befaßt. Es ſind die Fragen nach den Bedingungen der Veränder lichkeit der Pflanzenformen , alſo der Plaſtizität" des vegetabiliſch-organiſchen Reiches , welche überhaupt allein die wunderbare Mannigfaltigkeit der heutigen Pflanzen
decke für unſer Verſtändnis faßbar macht. Wie jdon ein gangs diejer kurzen Sfizze erwähnt, ſteht Engler auf dem Standpunkte der Veränderlichkeit der Formen und zwar nimmt er neben einer im
hängt natürlich ab von der Lebensfähigkeit der Pflanze jelbſt und ihrer Teile , namentlid, ibres Samens, ſowie
beñen Geſtalt und Ausbildung und endlich von ihrer Frudit barkeit. Unter den äußeren Faktoren , welche die Verbreitung der Pilanzen auf der Erde und ihre Weiterentwicklung be
dingen, legt Engler neben Klima und Bodenbeſchaffenheit ein ganz beſonderes Gewidyt auf den Umſtand, ob ein be ſiedeltes oder zu beſiedelndes Land inſular oder kontinental iſt. Dabei erſcheint wieder von Bedeutung, ob die Ent ſtebung der Inſeln erſt in relativ neue Zeit fällt oder ſchon ſehr frühe die Trennung vom Feſtlande ſtattgefunden bat ; ferner ob die Entfernung vom nächſten Kontinent größer oder geringer iſt 2c. So z. B. ergibt ſich, daſ auf alten Injeln , die jedoch einem Kontinente näber liegen, monotypiſche oder wenigſtens artenarme Gattungen unter
den endeiniſchen vorherrſchen, wogegen andererſeits auf den weiter vom Feſtlande entfernten Inſeln eine geringere Zahl
von endemiſchen Gattungen ſich durch einen größeren Arten reidytum auszeichnet. Auf Inſeln jüngeren Alters endlid, beſteht die Flora großtenteils aus eingeſchleppten, unver änderten Formen des benad barten Feſtlandes. Einiger:
maßen ähnliche Verhältniſſe wie die Inſeln zeigen Ge
birge. Als Schlußreſultat endlich ſeiner geſamten hodi intereſjanten Forſchungen gibt Engler ein Geſamtbild der Flora der Erde, wie ſidy dieſelbe bereits in der Tertiär periode geſtaltet haben muß und endlich ſeine Einteilung der heute eriſtierenden Vegetation in Florengebiete.
inneren Weſen der pflanzliden
Bereits im Tertiär laſſen ſich nach ihm folgende vier
Organismen liegenden Veränderlichkeit Beeinfluſſung von
deutlich verſchiedene Haupt- Floren -Elemente unterſcheiden : 1. Das arkto tertiäre Element, ausgezeichnet durch zahl
außen durch Feudytigkeits - Verhältniſſe , Klima und Iſo lierung an . Obichon Engler vermöge der in jedem In dividuum der gleichen Art liegenden gleiden Variabilitäts fähigkeit die Entſtehung von ähnlichen oder gleichen Varie täten an verſchiedenen Orten (natürlid unter gleichen Bes dingungen ) als möglich betradytet, ſo betont er dod aus: drüdlich , daß bei ganz genauer Unterſuchung dieſer an getrennten Orten entſtandenen ſcheinbar gleichen Formen jid immer , wenn auch oft nur unbedeutende, Unterſchiede finden , daß, mit einem Worte, bei der Variation die Formen doch immer weiter divergieren .')
Ganz derſelbe Vorgang
iſt bei den ſchon früher getrennten Formengruppen, bei der Geſamtheit der eine Gattung zuſammenſeßenden Arten zu erkennen . Scheinbar polyphyletiſche Gattungen ſind bei ſcarfer Sichtung immer zu trennen und ſo gelangt Engler naturnotwendig zur Annahme der Einbeit der Entſtehungs
1) Dies miiſte offenbar zur Auflöſung der Arten in zahlloſe, faſt individuell verſchiedene Varietäten , Ilutervarietäten 2c. fiihreil, wenn nicht die Nreuzung dieſen Effekt wieder bis 311 einem ge wiſien Grade aufheben würde. Ausland 1883 Nr. 15 .
reide Koniferen und die zahlreiden Gattungen von Bäumen
und Sträuchern , welche jeßt in Nordamerika oder in dem
eztratropiſden Oſtaſien und Europa vorherrſdien. Dieſer Flora gehören die nac Heer miocenen Fundſtätten des arktiſchen Gebietes an und es zeigte dieſelbe im ganzen zirkumpolaren Gebiete einen übereinſtimmenden Charakter. Im ſüdlichen Teile des dieſe Flora umfaſſenden Gebietes ſcheint eine ähnliche Miſdung von paläotropiſchen mit arftotertiären Typen beſtanden zu haben , wie wir ſie heute
noch im nördlichen China und ſüdlichen Japan finden. Doch hält der Verfaſſer die Anſicht mancher Autoren, als ob zu jener Zeit überall ein foldes Gemiſch beſtanden
habe , wie in dieſem Grenzgebiete, für ſehr verfehlt. Die Gebirge Europas und Mittelajiens erreichten nod nidit die heutigen Hüben ; immerhin wäre es nicht unmöglidy, daß in den höheren Regionen bereits Formen eriſtierten, die nur ein ganz geringes Wärmebedürfnis hatten. Die Verwandtjdaft der alpinen Formen der Südhemiſphäre mit denen des Nordens beweiſt nach Engler aber ſicherlid 44
Politiſch- und wirtſchaftsgeographiſche Riidblice .
286
ihre Herkunft; hiefür ſpridit auch die viel größere Zabl
rijd japaneſijdes Gebiet.
der Entwicklungsherde auf der nördliden Hemiſphäre.
amerika . I. Gebiet des atlantiſchen Nordamerika. 2. Das paläotropi de Florenreid .
2. Das paläotropiſche Clement, ausgezeichnet durd, die in den Tropen der alten Welt dominierenden
Familien
und Unterfamilien , namentlid aber aud durch das Fehlen einzelner . im arftotertiären Gebiet verbreiteter Familien,
Gruppen und Gattungen (z. B. der Alsineen , echten Saxifragaceen, Valerianaceen , Ribesiaceen , Pirola ceen 2., die jeßt in den Tropen nur in den höheren Gebirgsregionen angetroffen werden . Dieſes Florenelement erſtredte ſid, in der Tertiärperiode vom ſüdliden England
H. Gebiet des pazitijden Nord
A. Weitafrikaniſches Waldgebiet. B. Afrikaniſch arabides Steppengebiet. C. Madagaſſijdes Gebiet.
D. Vorderindiſdes Gebiet. E. Gebiet des tropiſden Hima laya . F. Dítaſiatiſdes Tropengebiet. G. Malaiides Gebiet. H. Araufarien -Gebiet. J. Polyneſijdes Gebiet. K. Gebiet der Sandwich - Inſeln. 3. Das ſüdamerikaniſde Florenreid ). A. Gebiet des merikaniſden Hodylandes. B. Gebiet
bis Japan und von Weſtafrika bis Neuguinea, Nord- und
des tropijden Amerika.
Dit Auſtralien und Neu -Kaledonien . 3. Das neotropiſche oder ſüdamerikanijde
der Galapagos- Inſeln . E. Gebiet von Juan Fernandez. 4. Altozeaniſches Florengebiet. A. Antarktiſches Waldgebiet Südamerikas. B. Neu
Floren
element, das ehemalige tropiſche Florenelement der neuen Welt. Dasſelbe muß im Tertiär weſentlich dem heutigen braſilianiſdien und weſtindijden entſprodien haben , in
C. Andines Gebiet.
jeeländiſches Gebiet. C. Auſtraliſches Gebiet.
D. Gebiet
D. Gebiet
früherer Zeit muß dasſelbe dem palävtropiſchen Element
der Kerguelen. E. Gebiet der Amſterdam Inſeln . F. Ge biet des Raplandos. G. Gebiet von Triſtan d'Akunha .
noch näher verwandt gewveſen ſein, als jetzt.
H. Gebiet von St. Helena.
4. Das altozeaniſche Element. Dasſelbe iſt darat teriſiert durch Formen , deren Fähigkeit, über größere Strecken
Die einzelnen Gebiete teilt der Verfaſſer wieder in Provinzen , dieſe in Zonen und endlich in Bezirke. Es
des Dzeans hinweg zu wandern , ſehr ausgeprägt erídyeint.
würde natürlich zu weit führen , wenn wir hier darauf
Cinzelne Spuren deuten darauf hin , daß dasſelbe ſich aus
eingehen wollten . Dieſe Einteilung, ſowie die phyſiolo
dem paläotropiſchen und neotropiſden Element gewiſſer maßen ausgeſdieden hat. Mit erſterem ſtand es jeden falls immer in Verbindung; da die Inſelgebiete ſid, nament
giden Beziehungen der Vegetationsdecken der einzelnen Bezirke zu Wärme und Feudytigfeit werden wiedergegeben auf einer dem Werke beigegebenen redyt anſdaulichen
lid) auf der ſüdlichen Hemiſphäre befinden , ſo offupierten
Narte .
die Formen dieſes Elementes natürlid, vorzugsweiſe dieje
Hiemit wäre alſo der erſte glückliche Verſuch gemadit, die Vegetation der geſamten Erde, ſoweit ſie die Gefäß pflanzen umfaßt, nad ibrer Entividlungsgeidvidite zu
Negionen.
Die in manden
Beziehungen injelähnlide
Verhältniſſe zeigenden Südſpißen von Afrifa und Süd amerita wurden ebenfalls von ihnen in Beſitz genommen und dieſe Formen erhielten ſich hier unter den günſtigen Bedingungen bis in die Jeştzeit. Dieſen 4 Hauptfloren -Elementen der Tertiärzeit iönnte
prüfen und zwar von durdsaus einbeitlichen Geſichtspunkten Wenn auch die gewählte Periode für die ganze Entwidlungsgeſdichte der Erdvegetation eine relativ nur furze zu nennen iſt und obgleicy man über einzelne Punkte
aus.
man anreihen, als ſpäter durch allmählige Differenzierung
mit dem Verfaſſer wohl recyten könnte, ſo iſt mit dem be
der Erdoberfläche (durd) Klima - Veränderung, Gebirgs erhöhung) entſtanden , das rerophile Element, das alpine und arktiſch - alpine Element und endlidy, als neueſtes, das nod; fortdauernd im Zunehmen begriffene Ruderalelement. Alle
Īprodenen Werke gleid wohl ein ſebr widytiger Sdiritt ge
dieſe lektgenannten ſdieden ſid) aus den 4 großen Floren
madit worden . Die darin niedergelegten Arbeiten des un ermüdliden Forſdiers werden für immer auf dem Ge
biete der wiſſenſchaftliden Pflanzengeograpbie grundlegend bleiben .
elementen nach und nach aus. Die den genannten Hauptflorenelementen entſpredenden 4 großen Florenreide haben jeit der Tertiärepede viel
Politiſch: und wirtſchaftsgeographiſche Rückblicke.
fach ihre Grenzen verſdoben , die zirfumpolaren Floren
IV .
elemente ſind gegen den Aequator vorgerückt und haben
Sibirien .
die rein tropiſchen Gebiete bedeutend eingeidränkt. Gleid) wohl beſtehen dieſe 4 Reiche nod fort und gliedern fid nad ) Englers Auffaſſung folgendermaßen : 1. Das nördliche ertratropiſche Florenreidi.
( Schluß .)
A. Das arktijde Gebiet.
B. Das ſubarktijde oder
Koniferengebiet. C. Mitteleuropäiſches und aralo -kaſviſches Gebiet. D. Zentralaſiatiſdes Gebiet. E. Mafaronejides Uebergangsgebiet. F. Mittelmeergebiet. G. Mandidu
Wenn wir anläßlid der in dieſem Jahre bevorſtehenden Feier der 300 jährigen Zugehörigkeit Sibiriens zum Nuja ſiſchen Neide die Frage aufwarfen : Was ·hat Rußland für Sibirien gethan ? (dweifte nicht der Blick unwillkürlich über dieſe weiten , menſchenleeren Räume und ſah die wei tere Frage fid ganz natürlid aufwerfen : War etwas früber
311 thun , als Mittel zu geben zur Beſiegung der rieſigen
Politiſch und wirtſchaftsgeographiſche Kiidblide.
287
Räume, welde hier in Betradyt kommen ? Eine deutſdruj ſiſdie Zeitung, weldie jüngſt jene Frage aufwarf, antwortete in der That : Vielleicht iſt hier nur nennenswert die große transaſiatiſche Poſtſtraße und die transaſiatiſche Telegraphen : Leitung; mit dieſen beiden Leiſtungen ſind aber auch Werke
Pojtverkehr während der ganzen Navigationszeit mit der pazijijden Küſte Sibiriens Sorge zu tragen .
genannt von unüberſehbarer kultureller Bedeutung. Ja,
ciner gemiſcyten transfontinentalen Verbindung mit den
es drängt ſid) die Gegenfrage auf, ob denn für dieſe ungeheueren , ſpärlich bewohnten Landſtreden füglid) mehr zu geben möglich, war , vor dem Bau von Cijen :
vjtliden Gebieten längſt geſtattet haben würden , welche der dadurch freilid in keiner Weiſe überflüſſig gewordenen
babnen ?
und gewiſſermaßen bätte nad ziehen fönnen .
Aber freilid ), man braucht es nidyt auszuſpredyen, wir ſind heute in der Zeit der Eiſenbahnen und jene Tele graphenlinie , die übrigens noch ſo unvollendet, daß ein
langſam realiſieren zu ſehen , ſtrebt man aud) heute noch
Man hat um ſo mehr Redyt , auf die zuletzt erwähn
ten Mißſtände binzuweiſen , als die günſtigen Verhältnijje Seſt- und Mittel - Sibiriens die erſtellung wenigſtens
Eiſenbahn Verbindung hätte vorangehen , fie vorbereiten Gewohnt, die Wünde für die Kultur Sibiriens ſid)
Norden und Nordoſten des Rieſengebietes erſt jetzt im Be griffe ſtehen, ihr angegliedert zu werden (vergl. Ausland 1882 Nro. 14 S. 278), ebenſo wie dieſe Puſtitraße, wvelde dic Reiſenden zu einem für unſere Begriffe unverantivortlidien Zeitverluſt zivingt !, was heißen ſie gegenüber den An forderungen , welde ein Reich von über 400,000 Quadrat: meilen an Verkehrswege und Verkehrsmittel zu ſtellen hat,
zunädiſt nur nach einer ſtetigen Dampf-kommunikation , in zweiter Reihe nach einein ununterbrochenen Schienen geleiſe durds ganze ſibiriſche Land , nach einer rujlijden Pazifikbahn. Bereits iſt zu einer Verbindung erſterer Art der Anfang gemadit. Schon ſeit einigen Jahren iſt der Ural überſdyritten und bereits in allernädyſter Zukunft kann der Touriſt in der warmen Jahreszeit, wenn Nußlands Ströme ihre Eisdecke abgeworfen haben , per Eiſenbahn und Steamer von Liſjabon nadh Tomsk, ins Land der öſtlidiſten
was bedeuten ſie gegenüber den ſo ungemein weitzerſtreuten
Kirgijen, dampfen ; fehlen dod hierzu nur ein paar bundert
Bewohnern und den auf allen Seiten der Ausbeutung harrenden Hilfsquellen ! Um die Zuſtände zu kennzeidynen , welche die jetzigen Verkehrsverhältniſſe in Nordafien bedingen und den Wert des territorialen Zuſammenhanges der entlegenen oſtfibi riſchen Gebiete mit dem Mutterland deutlid) erkennen laſſen, genügt es , an den Schiffverkehr Rußlands mit ſeinen Häfen am Pazifiſchen Ozean zu erinnern. Jene erhielten
Werſt Verbindung zwijden Jekaterinburg und Tjumen , für welche Strecke der Bahnbau aud bereits in Angriff genommen iſt. Hier anſdließend würde eine Bahnverbindung zwiſden der zukünftigen Univerſitätsſtadt Tomsk und dem Bergwerfsſtädtchen Albaſin am Amur , hergeſtellt um das Südende des Vaifal Sees , den nördliden Teil des Gebirgs landes des Tjdingis -Khan Temutídyin ( Transbaikalien ) durdſdyneidend , nicht länger ſein , als die Entfernung St. Petersburgs von Tiflis oder San Franziskos von Chikago und würde genügen , um das Stromgebiet der Wolga mit den Stromgebieten des Ob , des Jeniſſei , der
Plaß von der Bedeutung Jakutst's und damit der ganze
nad ruſſiſchen Blättern im ganzen Jahre 1881 nur einmal die Poſt regelmäßig. Der Dampfer, welder den Gefangenen
Transport zwiſdien Odeſſa und Sachalin vermittelt, beſucht in der Regel außer Duë nur den Hafen Wladiwoſtok. Nad Petropawlowsk (Ramtſchatka ) kommt die Poſt zweimal im Jahre : zum erſtenmal im März aus Odotsk und ein ziveites Mal mit etwas friſcheren Nachrichten durch den
Dampfer , welcher einmal jährlid, von Japan aus folgende Punkte berührt: Wladiwoſtok, Petropawlowsk, die Sdyantar Inſeln , Ajan , Odotsk, die Bucht von Giſchiginsk und
Tigilsk.
Lena und des Amur in ihrem oberen Laufe durd, eine
Querbahn in innigen Zuſammenhang zu bringen , Ruß land in ſeiner ganzen Ausdehnung der Ziviliſation und dem Weltverkehr zu eröffnen , alle ſeine Reichsteile durdy moderne Kommunikationsmittel wirtſchaftlich und politiſd)
enger zu verbinden. Dieſer Bahnbau, deſſen Herſtellung etwa den zehnten Teil der Summe koſten würde, die der
Uebrigens foll in allerjüngſter Zeit zwiſchen
lente Krieg von Rußland forderte , würde es ermöglichen,
Wladiwoſtok und Nagaſaki durd, ein japaneſijdhes Dampf
von Liſſabon bis Kamen -Rybalów am Chanka - See (der nur 150 Werſt weit vom Stillen Ozean liegt) mit
ſchiff, welches alle Monate abgeht und auch in Korea an legt , ein regelmäßiger Verkehr unterhalten werden . Ebenſo beabſichtigt das Generalgouvernement für einen regelmäßigen 1) Trotz der bedeutenden Subſidien , welche der Staat den 1
Schnelligkeit und europäiſchem Romfort zu reiſen.
Will dieſes nächſte Ziel als ein im Verhältnis zu dem irgendwann und irgendwie zu erreichenden einer ruſſiſchen Pazifikbahn allzu beſcheiden erſcheinen , ſo erinnere
Poſthaltern zufommen läßt im Gouvernement Jrkutsk belief ſich 1881 die Kreisſubſidie für jedes Paar Poſtpferde auf 2250 Rubel),
man ſich, daß die Entfernung zwiſchen St. Petersburg
trotz der großen Ausgaben , welche für die Beförderung der Poſt
und Wladiwoſtok über 10,000 Kilometer , das 21. fade
und der in Dienſtangelegenheiten reiſenden Staatsbeamten gemacht werden , geſchieht außerordentlich wenig, um den Verkehr einiger maſſen zu regeln und die Benützung der Poſt zu erleichtern. Eine
der Linie New -York - San Franzisko beträgt und laſſe
Menge von Bejchwerden bezeugt, daß Reiſende oft Tage lang auf jeder Station aufgehalten werden und daß die Fahrt mit den entfräfteten Poſtpferden nur äußerſt langſam von ſtatten geht.
nicht außer Adt , daß das ausgedehnte, menſdenarme Ruſſiſche Reich beim Eiſenbahnbau nidyt nad weſteuropäi ſchen Prinzipien vorgeben darf , indem es nur dort eine Eiſenbahnverbindung ſchafft, wo durch didyte Bevölkerung
288
Politiſch und wirtſchaftsgeographiſche Riidblice.
ihre Rentabilität geſidert deint, ſondern, daß Rußland
gleich dem in ſeinen territorialen Vorbedingungen ihm allein ähnlichen Amerika darauf hingewieſen iſt, durch Eiſen-
Die Berbindung des Cbd Jenijjei durdy cinen Kanal im
unteren Lauf iſt idon oft erwogen worden ,
man iſt aber dieſer Sade erſt neuerdings näher getreten .
bahnbau erſt Anſiedelung, Nußbarmadung des bradliegen :
Das Projekt ſtammt ſogar nody aus dem vorigen Jahr
den Bodenreichtums, Ziviliſation zu ermöglichen. Von umwälzender Bedeutung für die internationale Handelsbewegung zwiſden China und Japan einerſeits, Rußland und Weſt -Europa andererſeits würde allerdings wohl erſt ein fortlaufendes Sdienengeleiſe ſid) erweiſen ;
hundert, blieb aber bis zur Ernennung Pojjiets zum
für den internationalen Perſonenverkehr jedody, für die ruſſiſche Anſiedelungsfrage, vor allem aber für Nußlands ſtrategiſche Bedürfniſſe müßte die Bahn Tomst-Albajin von tief eingreifender Bedeutung werden . Für das Nu
fiſche Reich bedeutet dieſer Bahnbau zuverläſſigſte Sicherung ſeines oſtaſiatiſden Beſißes , ſeiner langgeſtredten ozeaniiden Rüſte mit ihren ausgezeichneten Süd -Hafen , bem diplomatiſchen Erwerbe des Grafen Ignatjew , einſt Geſandten in Peking; dieſer Bahnbau bedeutet ferner Er-
Miniſter der Kommunikationen unberüdſidytigt. Erpeditionen von 1875 und 1878 beſtätigten die Möglichkeit einer Kanal Verbindung zwiſchen beiden Flußſyſtemen und eine im Jahre 1878 ausgerüſtete Kommiſſion arbeitete ein Projekt aus über die Anlage eines Kanals zwiſden den Neben
flüſſen der genannten Ströme, Ket und Roß , in einer Länge von 7 Werſt 175 Faden und bei gleichzeitiger Vertief ung der Flußbette. Die Roſten waren auf 8,000,000 Hbl.
veranidlagt. Der Neidysrat fand dieſes Projekt der Koſten höhe wegen unausführbar und infolge deſſen unterban delte das Finanzminiſterium mit dem Miniſterium der Kommunikationen über Aſſignierung einer Summe zur Anlage eines fladsen Nanals ohne Flußregulierungsarbeiten.
aſiatiſden Stromgebiete, die
Das leftgenannte Miniſterium gab ſeine Einwilligung zit
troß der heißen Bemühungen ruſſider Patrioten und weſtländiſcher Männer der Wiſſenſdiaft , trotz Nordensſfiölds
einem Kredit von 650,000 Nbl. zu genanntem Zwed. Als die Sadie vor den Neidsrat gebracht wurde, verlangte
dhließung jener jämtliden
Heldenthat , ſchwerlich allein vom Norden her reiche Ent: ! dieſer Beweiſe dafür, daß eine regelrechte Schiffahrt auf widelung ihres Lebens erwarten dürfen .? An eine ruſii de Pazififbahn würde vorausſichtlid
den Flüſſen Ret und koß wirklich möglich ſei. Seit jener
Zeit iſt die ganze Angelegenheit in der Sdwebe. Man
einſt eine Bahn Sdangbai - Pefing -- Nertidinst Projekt ſpridit aber davon , daß 1883 eine neue Aufnahme der beiden in Frage kommenden Nebenflußgebiete bewerkſtelligt Bogdanowitſd ) Anſchluß ſuchen müſſen , eine Bahnſtrecke, ! die nirgends Wüſte paſſieren brauchte und in ihrer chineſiſchen werden ſoll , um durd) Regulierung des Laufes der ſid) Lokalbedeutung den alten berühmten , jeft verfallenen einander nähernden Zuflüſſe und Anlage eines Kanals Groß-Kaiſer-Sanal erſeten würde. Jede andere Bahn, die für kleine Fahrzeuge eine billigere Verbindung herzuſtellen, ſonſt von der chineſiſdien ozeaniſchen Küſte nach Weſten welche durch die Waſſerſdeideſeen begünſtigt werden ſoll. dringen wollte, ſei es , daß ſie ( Projeft Meiſjel) Riadita, oder Melden Wert übrigens irgend eine Verbindung der beiden längs der uralten transaſiatiſchen Handelsſtraße über Siz großen Stromſyſteme baben muß , mag man daraus ent ngan und Ngan -ſi-fan -ticheu Hami und den Saiſan -Poſten nehmen , daß nad Mitteilungen in der Geſellſchaft zur (Projekt Ridythofen) oder Hami-kuldidya wählen wollte, Förderung des ruſſiſchen Gewerbefleißes , ſelbſt nad dem müßte wenigſtens 7 jebige Tagesreiſen durch Sandwüſte bez Auftauchen dieſes kleineren Planes , noch Kapitaliſten bereit wältigen (zwiſchen Ngan - fi-fan -ticheu und Hami (Chamil), gewcien wären , mit 2 Millionen Rubel in das Unters auf der Grenze zwiſchen dem Tarim - Becken und der Gobi.3
nehmen einzutreten , im
Falle ihnen die Erhebung von
Schiffalrtszöllen geſtattet worden wäre. 1 Durch Brotlieferung aus Weſt Sibirien an den Amur, durch dringend wünſchenswerte Anſiedler- und Militär- Transporte in die mandſchuriſchen Grenzländer, an den Argin, den mittleren Amur und an den Ufjuri, durch Ridfracht von Thee (vorziiglich
Ziegelthee), Seide , Pelzwerk, Edelmetalle, ſelbſt amerikaniſche und curopäiſche Weine, Steingut 20. wiirde ſie übrigens auch ſofort nicht ganz geringe Nutzung findeni .
2. Ju dieſen Betrachtungen über die nordaſiatiſche Pazifik: bahn der Zukunft hielten wir uns zum Teil an anfangs 1882 in der „ St. Petersburger Zeitung" erſchienene jadikundige Darlegungen. 3 Beim Reichsrat und den Miniſterien laufen Bittſchriften und Erläuterungen in Menge ein , in denen nachgewiejen I!
wird , von welch' ungeheurem Nutzen und wie unentbehrlich die ſibiriſche Eiſenbahn für Rußland iſt. Vorziiglid) wird auf die
Einfuhr des ſibiriſchen Roggens hingewieſen , mittels deſſen bei Bahnbeförderung ſämtliche ruſſiſche Gouvernements verſorgt werden können . Außerdem betont man , wie ſehr Nijchnii Nowgorod, deſſen Jahrmarkt und die anderen von den Segnungen der Bahu 1
In einer Region , die des erleichterten Verfebres noch
mehr bedarf , nämlich in der des Oberlaufes des Jrtiſd), deinen ebenfalls neuere Unterſudjungen die Möglidykeit einer weſentlichen Verbeſſerung zu ergeben . Die Unterſuchungen, welche im vergangenen Sommer am Saijan -See und am Sdywarzen Jrtiſd) unternommen worden , haben die vollkom mene Möglidyfeit der Dampfidhiffabrt auf dieſen Gewäſſern ergeben.
Der See iſt 85 Kilometer lang und 27 Kilometer
betroffenen Städte ſich heben würden . Man berechnet den jähr: lichen Umſatz auf dem ſibiriſchen Markt auſ ungefähr 200 Milli onen Rbl. und glaubt, daß derſelbe ſich , ſobald Sibirien eine
Eiſenbahn beſitzt , um ſicher 5000 ſteigern wird. Trotzdem zankt inan ſich in den Miniſterien ſchon ein Ditend Jahre wegen der ſo wichtigen und unaufichiebbareil Angelegenheit herum und es iſt noch ſehr fraglich, ob bald ein befriedigendes Ergebnis erzielt wird. 1 Siche „ Ausland " 1883 Nr. 3 . 1
Politiſch- und wirtſchaftsgeographiſche Riđblide. breit.
Er wird gegenwärtig nur von den Karbaſen der
289
fahrt ausgerüſtet und von einem mit dieſer Art Schiffahrt
umwohnenden Bevölkerung befahren; ein ſolches Fahrzeug,
vertrauten Seemann geführt war, durch Eis Schiffbruch
welches nicht mehr als 100 Rubel koſtet, nimmt aber eine Ladung von 24,000 Kilogramm ein . Der in den See mün dende Schwarze Jrtiſch iſt bis auf eine bedeutende Ent fernung von der Mündung ebenfalls ſchiffbar. Die Haupt: verwaltung von Weſtfibirien , welche eine zeitweilige Dampf
gelitten. Die Unglücksfälle, welde vorkamen, hatten viel mehr ihren Hauptgrund in der Sdywierigkeit der Schiff fahrt in den untiefenreichen , von allen Schiffahrtszeichen
ſchiffverbindung auf dem Irtiſch von Semipalatinsk an hergeſtellt hat , beabſichtigt, die Linie des Verkehrs auf dem Jrtiſch, wie auch auf dem See möglichſt weit ſtrom
aufwärts auszudehnen.
Die Linie der Db -Schiffahrt
würde in dieſem Falle die ganze Breite Sibirien's von
der chineſiſchen Grenze an bis zum Eismeer , d. h. vom 480 bis zum 67120 n. Br. einnehmen . Eine Zeitlang ichien es , als ob alle dieſe Verbeſſer ungen des inneren Verkehrs weit zurücktreten ſollten hinter den Beſtrebungen, die ſibiriſchen Ströme in ein ſchiffbares, ſtatt ein eisſtarrendes Meer ausmünden zu laſſen . Und in der That, welche größere Wohlthat für Sibirien würde zu denken ſein ! Das Land wäre umgewandelt , denn es vermödyte europäiſch zu werden. Und das heißt alles ! Denn wenn audy die Verbindungen im Innern von größter .
und Leudttürmen entblößten Strommündungen , zu deren
Verbeſſerung die ruſſiſdie Regierung bisher leider ſoviel wie nichts gethan hat. Nach der mißglückten Expedition des Oberſten A. S. Moiſejew nach den Dbmündungen bat in verfloſſenen Jahre die Geſellſchaft zur Förderung ruſſiſchen Handels und Gewerbfleißes zu St. Petersburg dieſe Angelegenheit in die Hand genommen und man ſagt, daß die Regierung jeßt geneigt ſei , die hier hauptſächlich in Betracyt kommenden Mündungen des Ob und Jeniſſei auf:
nehmen zu laſſen. Die traurigen Erfahrungen der diff brüdyigen Jeannette - Mannſdaft, weldie mit ihren unzu länglichen Karten rat- und weglos im Lena-Delta umber: irrte und zum Teil jo elend darin umfam , hat aud) in
bezug auf dieſe Strommündung den Mangel einer guten Aufnahme empfindlich fühlen laſſen. Hoffen wir, daß die ſelbe recht bald als die Pflicht einer im Beſit ſo weiter und entwickelungsfähiger Länder ſich befindenden Regierung
Bedeutung ſind, ſo hat ja immer der Verkehr, den ſie ver
empfunden und im Intereſſe einer energiſchen Förderung
mitteln können, ſeine Sqranke in ſid, ſelbſt, weil er eben Bereicherung in großem Stile und in:
der jebigen Wirtſchaftsverbältniſie Sibiriens be: thätigt werden möge ! Denn wie ſehr hat dieſes Zurück
raſcher Zunahme fann nur der erleichterte Verkehr nach
bleiben der Verkehrsentwickelung ſeine Schatten auf dieſe
außen bringen ; nur durch ihn iſt eine großartige Ver wertung der hier ruhenden natürlichen Reichtümer möglich,
geworfen !
deren Ausbeutung ohne ihn ihre enge Grenze in der Ge
Bedingungen , welche das Land für ihre Entwicelung bietet,
fahr des ,, Erſtidens im eigenen Fett" findet. Iſt doch die
eine allgemeine Erläuterung. Seine Ausſtattung mit natür lichen Hilfsquellen diesjeits des 60. Parallelgrades tritt, wenn
ein innerer iſt.
Ermöglichung unmittelbarer überſeeiſcher Verbindungen nicht nur für den Handel Sibiriens mit dem Auslande von Bedeutung , ſondern auch für den Verkehr einzelner Gebiete des weiten Reiches unter ſich, wie z. B. des Db- und
Jeniſſeigebietes oder der an das Eismeer grenzenden mit den pazifiſchen Teilen. Mit Recht ſind daher Nordenſkiölds fühne Entdeckerthaten , welche zuerſt den Weg durch die Kariſche und Jugor'ſche Pforte aus dem aſiatiſchen nach dem europäiſchen Eismeer erſchloſſen , um mit der Um
ſchiffung Aſiens und Europas das Ziel 300jähriger ver geblicer Bemühungen zu erreichen, als ebenſoviele Wobl
Sucht man ſie zu würdigen , ſo fordern zuerſt jene
aud in verſchiedener Form , im Weſten und Dſten unverfenn
bar bervor. Ueber den , quer durch die Ebene zwiſchen Tju men und Tomsk ſid) erſtreckenden, unregelmäßigen Gürtel hu musartigen, idwarzen Bodens hat jüngſt W. W. Dokutídajew Beobachtungen gemacyt , welche manchen Ueberſchäßungen der Fruchtbarkeit dieſer Zone ernſt entgegentreten. Seinen
Erfahrungen gemäß kommt Schwarzerde in Sibirien, ebenſo wie im europäiſchen Rußland, auf Sand- und Lehmſdichten und Felsboden vor ; der demiſdi-phyſikaliſche Charakter der
ſelben iſt ebenſo verſchiedenartig, als dort. Aehnlich wie in
thaten von unberechenbarer Folge für Sibirien begrüßt worden. Wer ſich die Bedingungen und Möglichkeiten der Schiffahrt auf dieſen Wegen, das bereits Erreichte und
Rußland und im Kaukaſus trifft man die dwarze Erde in Sibirien auf ſehr verſchiedener Höhe und bald unter,
nod) zu Hoffende vergegenwärtigen will, findet in Norden ſfiölds Vortrag über die Eismeerfahrt nach dem Ob und Jeniſſei, welchen wir in Nr. 13 des vorigen Jahrganges
Die Schicht des Bodens ſteht jener der ruſſiſchen Humuserde an Stärke nady, ebenſo ſind die ernährenden Eigenſchaften derſelben geringer, als bei der Schwarzerde des europäiſchen Rußland und endlich, was große Beadytung verdient, be:
bald über dem Niveau der benadybarten Seen und Moräſte.
mitteilten, das Material von beſter Hand geordnet bereits vor. Hier möchten wir nur das Thatſächlidye betonen :
deckt die Sdywarzerde Sibiriens nicht ſo große zuſammen
Seit der erſten Fahrt von Europa nad dem Jeniſlei im
hängende Flächen , wie diesjeits des Urals.
Jahre 1875 iſt alljährlich mit Ausnahme des leßtver gangenen, faſt beiſpiellos ungünſtigen Jahres dieſe Fahrt von einem oder mebreren Sdiffen bin: uud zurüdgemacht worden . Von dieſen Sdiffen hat keines, das für die Eis:
ſprad infolge dieſer Umſtände feine Anfidyt dahin aus,
Ausland 1883. Nr. 15,
Dokutichajew
daß man bei der Landverteilung an die Koloniſten mit großer Vorſidit zu Werke geben müſſe , da inmitten der
Sdwarzerde-Gebiete ganz unfruchtbare Striche angetroffen 45
290
Politiſch- und wirtſchaftsgeographiſche Riidblice.
werden.1 Südlich von erſteren geht die Ebene in Steppe über,
Ernte eine unverbältnismäßige Preisreduktion bedingen.
deren nördlidye Partien indes zu einem großen Teil frudytbare Striche aufweiſen, welche in neuerer Zeit von den Kirgiſen ſowohl, wie von den ruſſiſchen Koloniſten ausgenüßt werden. Im Norden tritt an die Stelle der Schwarzerde gemiſchter Thon: und Sandboden . Seine phyſikaliſche Beſdhaffenheit
Verhältniſſe, daß man den agrikulturellen Erzeugniſſen wirklich gute Qualität zuſchreiben kann. Nach den offen =
würde noch großenteils Ackerbau geſtatten, wenn das Klima
ſibirien gebauten Getreideſorten über 23 Millionen Hekto:
demſelben nicht bald ein Ziel jeßte. Weiter nad Dſten und gegen Süden hin vom großen weſtſibiriſchen Vrach land wediſelt die Natur ihren Charakter vollſtändig. Stolze , einſame Gebirgslandſchaften , mannigfach abge ſtufte Hügelfomplere erheben ſich und gewinnen ſtets an Ausdehnung, um vom Amur ab ununterbrochen bis in den
liter ausmachen.
hödöſten Norden hineinzuziehen. Hier bergen außer den fla cheren Gebieten die Senken der Thäler ſtattlide Gefilde ; die
Wälder haben an Größe und Baumreidytum gewonnen ; jaft friſche Weiden bedecen die Abhänge; die Fülle und Mannig
faltigkeit der Blüten- und Blumenwelt aber während eines allzu raſd vergänglichen Sommers hat wohl neuerdings nie mand trefflicher geſchildert, als Ferdinand Müller in den He
Es beweiſt nur die außerordentliche Gunſt der natürlichen
bar zu niedrig gegriffenen offiziellen Angaben für die Jahre
1875-77 ſollte der jährlidie Durchſchnitt aller in Weſt In der Provinz Jakutsk betrug nach
amtlichen Berichten - es ſind die einzigen , welche aus Oſtſibirien verfügbar waren die Ernte für 1874 nur
105,777 Hektoliter. (Der Ertrag ſtellt ſidy in bezug auf die Ausjaat 2-5fältig.)
Leider erreicht auch die Viehzucht in Sibirien keine Entwidlungsſtufe, welde mit der Ausſtattung des Landes nur annähernd im Verhältnis ſtünde. Man kann Meilen und aber Meilen weit durch Weiden von unvergleichlicher Uleppigkeit fahren, ohne eine Spur zu ſehen, daß ſie be
nüßt wären . “ In ganz Weſtſibirien waren nach offiziellen
So prägt ſich in den Naturverhältniſſe, ſoweit ſie das Re
Zuſammenſtellungen 1876 nur 10–11 Millionen Stüd Vieh vorhanden , von welcher Summe über die Hälfte auf Sdyafe traf. Der jebhaften Bevölkerung ſollten 4–5 Milli onen , den Kirgiſen der Reſt des Geſamtbeſißes zukommen .
lief und die an dasſelbe anknüpfenden Folgen betreffen, ein
Dod) war allein der Viehſtand leßterer wahrſcheinlich mins
ſultaten der Dlenek-Erpedition .?
unverkennbarer Unterſchied zwiſchen Oſt- und Weſtſibirien
deſtens doppelt ſo groß, als ſie den Regierungsbeamten
aus ; allein die wirtſchaftlichen Vorbedingungen verlieren bie
mitteilten .
durch nicht allzuviel. Tauſende von Meilen harren der Er
ſdhließung ihrer Bodenſdräte, genug, um Millionen zu ernäh,
Sibiriens Rubm
als ausgezeichnetes Land für
Pelzwerk nimmt ſeit Jahren ab. In Oſtſibirien zwar
ren . Denn Ackerbau im großen kennt man in Sibirien eben :
haben die Verbällniſſe noch mehr von ihrer Urſprünglid
ſowenig, als Gutsbeſißer, Herren, Eigentümer: So gut wie
keit bewahrt ; indes führen glaubwürdige Gewährsmänner von Jakutsk an , daß dort gutes Pelzwerk verhältnismäßig
alles Land gehört der Krone und die ruſſiſche Dorf gemeinde iſt im Prinzip auch die Grundlage für die
teuer und ſdhwer zu bekommen ſei. In Weſtſibirien da:
Ordnung der bäuerlichen Verhältniſſe in Sibirien . “ Bei
gegen haben heftige Verfolgungen der Pelztiere und eine
einem ſo großen Reichtum an Land und einer Bevölkerung,
unſinnige Verwüſtung der Wälder, über welche faſt jeder
weldje felten mehr arbeitet, als der Kampf mit den notwen
im allgemeinen nicht über die niedrigſten Stufen hinaus.
Reiſende in ſcharfen Ausdrüden klagt, die Jagd auf ſie gründlid, geſchädigt. Zu Moskau verſieht man ſid) mit beſſeren Pelzen ebenſo billig, als hier und im ganzen ge
Allein man muß ſich erinnern , daß dieſe Thatjache in
nommen führt das ruſſiſche Reid, eher einen Ueberſchuß von
ihren Hauptzügen , wie anderenorts3 klar hervorgehoben,
dieſen ein, als umgekehrt. 1880 z. B. gingen über Kiachta für 119,979 Rubel 90 Kopeken amerikaniſche Otter-, Luchs,
digſten Lebensbedürfniſſen fordert, gelangte der Aderbau
mit den gegebenen Verhältniſſen in ganz natürlichem Zu ſammenhang ſteht. „ Ein ertenſiver Ackerbau iſt auf den
Biſamratten- und Steppenfudysfelle nad) China.1 Ueber
primitiven Kulturſtufen das Vorteilhafteſte und ein inten
haupt iſt die Fiſcherei beute für Sibirien von ungleich
ſiver Anbau ſeßt mit Notwendigkeit vor allen Dingen
größerer Bedeutung, als die Jagd und wird ſoldie auf
Solche werden
längere Zeit hinaus fidy audy erhalten können. Man betreibt
aber hier nidit geboten und dem Bauern ſelbſt muß eine all
ſie an allen Flüſſen und Seen ; als Haupterwerbsquelle
gemeine Steigerung der Produktion geradezu unvorteilhaft erſcheinen . Denn die Enge des Marktes wird bei großer
hingegen dient dieſelbe nur an den unteren Flußläufen .?
höhere Preiſe für die Produkte voraus ."
Kaufleute in Tomst ſind Betrüger. Was nützt uns nun die gute Ernte,
2 Siehe „ Ausland“ 1883 Nr. 9.
wenn wir kein bares Geld haben , um dafür Schnaps zu kaufen ? " 1 Grünwaldt meint, daß Rußlaud ,. obwohl es ſeinen Bedarf
3 Ueber die Bedingungen eines Handelsverkehrs
an Pelzwaaren mit inländiſchem Material befriedigen kann , jept
mit dem weſtlichen Sibirien . Bericht über eine Spezial
zweimal ſoviel importiert, als erportiert und zwar betrug nach
unterſuchungsreiſe von C. Hage und H. Tegner. Aus dem Däniſchen überſeyt von Dr. R. Lehmann. Halle 1881. V. 79 S. „ Roggen, Weizen und Heu in Fülle ; wir wiſſen aber nicht, was
ihm 1874 die Ausfuhr 1,535,000 , die Einfuhr 3,955,000 Rbl . 2 So werden jährlich etwa " 2 Million Pud getrodnete und gejalzene Fiſche aus dem unteren Ob ſtromauſwärts bis Tomsk Siehe Aus und auf dem Jrtiſch bis Tobolsk transportiert.
wir damit anfangen ſollen , denn die Wege ſind ſchlecht und die
land 1883 Nr. 3. S. 60.
1 Siehe „ Ausland " 1883 Nr. 11 .
\ „ Wir habent," ſo erfuhr Joeſt von einem ſibiriſchen Bauern,
Politiſch- und wirtſchaftsgeographiſche Riidblice.
291
Die Individuenzahl kann für die Armut an Arten um
21,500 Pub 21,500 Pud belief. belief.
ſo mehr entſchädigen, als leßtere zum Teil die geſuchteſten
Sirone ausgenommen, 30,428 Pud 31 Pfund verkauft; an
und wertvollſten Sorten repräſentieren .
Eiſen 19,000 Pud, an Eiſengerät 3000 Pud und an Guß eiſen 10,000 Pud produziert. 1 Unter den Induſtrien Sibiriens haben , wie nady allem Angeführten wohl vorausgeſehen werden kann, nur jene Bedeutung, welche ſich mit der gröberen Bearbeitung der vorhandenen Rohprodukte beſchäftigen :
Hage und Tegner
haben Grund zu glauben, daß audy der Fiſchreichtum Sibiriens bei weitem nicht genug ausgebeutet wird. Und doch veranſchlagen die großen Händler zu Tobolsk , daß jährlich 1 Million Pub Fiſche in Weſtſibirien zu einem
durchſchnittlichen Wert von 2 Rubel per Pud umgeſept wird. Anders geſtaltet ſich die Sadylage in Dítſibirien , und die herrlichen Fiſche der Lenamündung, um in einem Beiſpiel zu reden , werden faſt nur an Ort und Stelle von den dortigen ſpärlichen Anwohnern gegeſſen. Ein ganz minimaler Teil geht nach Werchojanst und Jakutsk, aber nicht weiter.
Die Mineralſdäße Sibiriens ſind durch den wilden Raubbau früherer Zeit unverhältnismäßig ſtark ausge nüßt worden. Damit iſt die ,,Möglichkeit einer vorteilhaften Fortſeßung des Betriebes jedoch keineswegs ausgeſchloſſen.
Aber dieſelbe erfordert doch eine ſo durchgreifende Syſtem veränderung und ſo energiſche Fortſchritte und Verbeſſerungen , wie ſie unter den vbwaltenden Umſtänden nicht erwartet werden dürfen." An das kaiſerliche Sdymelzwerk in
Barnaul, wo alles in Weſtſibirien und das im größten Teil
An Blei wurden, den Bedarf der
Branntweinbrennereien , Gerbereien , Mehlmühlen , Talg ſiedereien , Ziegeleien
und Topfereien.?)
Jede übrige
induſtrielle Thätigkeit - und es gilt folches für den Oſten ſowohl, als für den Weſten - iſt von „ rein ſporadiſcher 1/
Natur. " – Der Handel hingegen gewinnt in Nordaſien jedoch ſtetig , wenn audy langſam , an Bedeutung. Aber man hat ſich zu hüten, bei Beurteilung desſelben einen
weſteuropäiſchen Maßſtab anzulegen . „ Die ferne, entlegene Lage des Landes, die ungeheueren Abſtände, der Mangel an modernen Kommunikationsmitteln , die Dünnheit der Bevölkerung, ſowie ihr gemiſchter , ungleichartiger Charakter,
die eigentümlichen ſozialen Verhältniſſe, die ganze geiſtige und materielle Entwidlungsſtufe, dies alles vereinigt jid), um auch dem Handel ſein eigentümliches Gepräge zu geben - ein Gepräge , welches Telegraph und Flußdampfer nur
des Gouvernements Jeniſſeist gewonnene Gold eingeſchmolzen werden ſoll, werden jährlich etwa 600 Pud abgeliefert,
in verhältnismäßig geringem Grad verändert haben .“
während das Schmelzwerk zu Irkutsk im Jahre 12—1500
zentration auf periodiſde Märkte.
Pud empfängt. Im öſtlichen Sibirien nahm die Produktion in den leßten Jahren ab ; im weſtlichen dagegen etwas zu. Ende 1879 betrug die Zahl der im Privatbeſig be-
Syſtems prägen ſidy in der Langſamkeit und Beſchwerlich feit des Umſaßes, dem Mangel an Spezialiſierung , den beſchränkten Geſchäftsverbindungen, den begrenzten Geld
findliden Goldgruben dort 1522 , hier 291. Silber gewinnt man in Weſtſibirien jährlich 600—650 Pud (die
inſtituten und einer ganz mangelhaften Entwidlung des Handelsſtandes ſcharf genug aus. Durch die Teilnahme deutſdyſprechender Juden in Sibirien ſoll der dortige Handel nidt unbedeutende Vorteile gewinnen . Joeſt glaubt in ſeinen gewiß vorurteilsfreien Nachrichten über leştere , daß ſie wegen ihrer Intelligenz und Mäßigkeit ſelbſt den Chi neſen Konkurrenz machen. Er erwähnt ihre allgemeine
ruſſiſche Geſamtproduktion an Silber beträgt im Mittel zirka 680 Pud). Die Ausbeute an Eiſen betrug 1880 im Gouvernement Jrkutsk 117,860 Pud, Jeniſſeisk 70,943 Pud, Tomsk 25,850 Pub, Transbaikalien 23,975 Pud.
Stahl
lieferte im gleichen Jahre Jrkutsk 1210 Pud , Transbaikalien 501 Pud, Jeniſſeisk 394 Pud. Blei produziert
Weſtſibirien im Durchſchnitt jährlich 30—40000 Pud, Kupfer 50,000 bis 60,000 Pud. Koblen erhielt man 1880 aus Sachalin 501,907 Pud, (331,757 Pud mehr als 1879), aus der Kirgiſenſteppe 1,240,003 Pud ( 199,853 Pud mehr als 1879) , aus Tomsk 484,650 Pud , dem ſibiriſchen Küſtengebiete 501,907 Pud , dem Gebiete von Semipalatinsk 8000 Pud. Die Salzproduktion Sibiriens beträgt jährlich etwas über anderthalb Millionen
Pud.
Charakteriſtiſch für ihn erſcheint vor allem ſeine Kon Die Folgen dieſes
Beliebtheit und verſichert, deutſche Kaufleute ſchloſſen mit ihnen lieber Geſchäfte, als mit den Ruſſen . Was den
Karawanenhandel des europäiſden Rußland mit China über Riachta angeht, ſo iſt dieſer trotz einer bedeutenden Zollbegünſtigung im Rückgang begriffen, ſeit die ruſſiſchen
Häfen im Jahre 1863 für die Einfuhr von Thee auf dem Seeweg geöffnet wurden. Außer lekterem Artikel wird Rohſeide in bedeutenden Quantitäten importiert, welche im ganzen öſtliden Rußland während des Sommers jedermann
Hievon entfallen auf die Kirgijenſteppe 895,000
zur Kleidung benuşt, ferner gewöhnliche dyineſiſche Stoffe
Pub ,. das Gouvernement Tobolsk 200,000 Pub , Tomsk
1 In dem Jahrhundert 1745 bis 1815 lieferte der Altai niach Finích 76,875 Pud Silber und 2116 Pud Gold
100,000 Pud , Jenifſeisk 75000 Pub, Irkutsk 230,000 Pud, auf Transbaikalien 12,500 Pud und auf das Gebiet von Jakutsk 8000 Pud. Um die Bedeutung des Altai-Berg.
bezirks für die ſibiriſche Metallgewinnung zu kennzeichnen, fügen wir an , daß ſich die Menge der von dort her er:
2 Unter anderem iſt einer Tabelle über die im Gouvernement
Jeniffeisk exiſtierenden Fabriken zu entnehmen , daß 1876 dort 43 Gerbereien , 32 Ziegeleien , 26 Branntweinbrennereien , 15 Töpfe reien , 12 Talg- und Seifenſiedereien und 10 Butterfabriken in
haltenen Metalle 1881 für Gold auf 8 Pub 24 Pfund,
Betrieb ſtanden ; dagegen nur 6 Seilereien , 3 größere Mühlen , 3 Salzſiedereien, 3 Wagenfabriken, 2 Wachsſiedereien und 2 Glas
für Silber auf 463 Pud 4 Pfund und für Kupfer auf
fabriken .
Deutſche Auswanderung nach den Sandwich Inſeln.
292
Hirſchbörner , Felle und anderes für den dineſiſchen Markt
richten und in den Vordergrund zu rücken ſein, der materi ellen Kultur die Sdwierigkeiten beſiegen zu helfen, welche
geliefert werden . Als Rüdfracht nehmen die Thee-Kara-
in der Zerſtreuung weniger Bewohner auf einer ſo unge
wanen dann vornämlich noch Pelze, Manufakturs, Eiſenund Stahlwaren mit. Außerdem verdienen alle chineſiſchen Raufleute Maimatidin's anjebnliche Summen durch Sdmug-
heueren Fläche, die jeder Konzentration der Kräfte natur
für Burjaten , Tunguſen , Sajoten 2c. , von denen wiederum
gel-Handel und Verkauf von geſtohlenem ruſſijden Gold. 1880 betrug der Geſamtwert aller Ausfuhrartikel von
Rußland nach China über Riadita 5,669,995 Rubel 37 Kopeken ; die Totalſumme, weldie der chineſiſche Import nadı Rußland auf dem gleiden Wege repräſentierte , war 24,591,220 Rubel 60 Kopeken . Ferner bradyten die Chi neſen auf anderen Routen durch Transbaikalien nach Irs kutsk 2c . für 1,182,229 Rubel Waren.
gemäß entgegenarbeitet, liegt. Hier allerdings wird nidyt, wie jenſeits des Dzeans, die gewaltige Schaffungsluſt der Privatkräfte eines jugend- und arbeitsfroben Volkes thätig eingreifen. Ein zwingendes politiſches Intereſſe des Staates muß die Initiative der ruſſiſchen Regierung in Hinſidit auf die Ueberwindung der hemmenden ſibiriſchen Raum verbältniſſe in Zukunft berausfordern.
Noch ſtärker indes ,
als durch dieſe Angaben, wird das Uebergewicht der chineſi
Deutſche Auswanderung nach den Sandwich - Inſeln.
den Einfuhr über den Erport Rußlands durch die Thatjade
Da Sie Ihre Aufmerkſamkeit auch der ſogenannten Kolonialfrage zuivenden, ſo wird es Sie intereſſieren , einiges über die Auswanderung norddeutſcher Landarbeiter und Hand
gekennzeichnet, daß im Jahre 1880 allein jene gegen das Vor-
jahr um etwa 9 Millionen Rubel zugenommen . Der Handel Wladiwoſtok's, welches nunmehr ſeinen früheren Rivalen Nikolajersk vollkommen überflügelt hat , iſt zwar alljähr: licy im Steigen begriffen, allein durch den Mangel eines produzierenden Hinterlandes fehlt demſelben eine der Hauptbedingungen für ein anhaltend günſtiges Aufblüben . Er ruht hauptſädslid in den Händen von Deutſden , welche ſowohl das Lokalgeſchäft, als den Import europäijder Waren nach dem Innern beſorgen. Die Geſamt- Gin fubr in den Freibafen von Wladiwoſtok repräſentiert ungefähr 21 , Millionen Nubel. Indes iſt auch jener in den
Wintermonaten wegen des Eiſes unzugänglid) und Nußland , das in Oſtaſien nicht allein um der Widytigkeit der Amurländer willen einen das ganze Jahr bindurd offenen
iverker nad Honolulu , welde in voriger Woche (24. Februar)
von Bremerhaven aus mit dem neuen Hanſe-Dampfer ,,Ehren Fels“ vor ſich ging, zu erfahren, umſomehr, als über die Ange legenheit ſowohl in der Tagespreſſe, als im Reichstag und meiſt mit Unkunde der Sadie diskutiert worden iſt.
Ueber die geographiſchen Verhältniſſe der Sandwich
Inſeln brauche ich im „ Ausland" wohl kaum ein Wort zu verlieren ; id) ſeße ſie als bekannt voraus und nehme z. B. an, daß es jedem geläufig iſt, wie die Hawaii- Inſeln , trok iberr tropiſchen Lage ( etwas ſüdlich vom Wendekreis des Krebſes, unter 19-220 n . B. ) durch ihre ozeaniſche Poſition innerhalb des Gebiets des Nordoſt- Monſums eine milde, gleichmäßige Temperatur haben , daß der vulkaniſche Boden außerordent lich produktiv und von Sümpfen keine Spur iſt und daß
Hafen beſigen muß, ſondern auch die politijde Bedeutung einer ſolchen Station für ſeine Maditſtellung längſt er: kannt hat, ſieht ſich zu einer Ausbreitung am Rande der pazifiſchen Rüſte nach Süden gezwungen und wird unſrag:
bejdäftigt haben , werden wiſſen, daß durch dieſes maritime
lid) einen der Häfen Koreas früher oder ſpäter in ſeinen
Großgewerbe die Sandwich - Inſeln zuerſt eine gewiſſe allge,
Beſit zu bringen trachten.
meinere Bedeutung erlangten. Namentlich Honolulu wurde der Ausgangs- und Rüdkehrhafen für die auf den Pottwal und Polarwal Fang ausgehenden großen Flotten amerika nijcher, deutſdier und franzöſiſcher Fahrzeuge. In jener Zeit, Anfang der fünfziger Jahre dieſes Jahrbunderts, etablierten ſich mehrere deutſche (Bremer) Häuſer in Hono
So bleibt auch
im
fernſten ſten noch
vieles
zu ſchaffen übrig, um die allgemeinen Vorbedingungen für eine fünftige Förderung der ruſſijd ſibiriſchen Intereſſen günſtig zu geſtalten . Aber nicht die weitere Erpanſion ſeiner ſchon ſo ungeheueren Beſißungen kann heute die weltgedidytliche Aufgabe Nußlands in Aſien
ſein, ſondern die energiſche Jnangriffnahme der lange bintangefetten Kulturarbeiten jeder Art. Denn in Sibirien
die ſtaatlichen Berhältniſſe durchaus geordnete ſind. Die jenigen, weldie ſich mit der Beſdichte des Walfiſchfangs
lulu und der Haupterport der Inſeln beſtand damals aus Tbran und Barten, neben Kartoffeln und Gemüſen , welde
tritt , wie man ſah , das ſchon Geleiſtete weit hinter die
die jeßt auf 44,000 Röpfe reduzierten eingebornen Ranafen an die zahlreid die Inſeln anlaufenden Schiffe abgaben.
maßvolliten Wünſche für die Zukunft zurück. Große An
Bekannt iſt, daß der Walfang mit jedem Jahre ſpärlider
wurde, auch die Preiſe von Thran und Barten zurück ſtrengungen auf den ſozialen , ſittlichen und wirtſchaftlichen gingen. Nun legten ſich die auf den Sandwich- Inſeln an Gebieten müſſen gefordert werden . Aber die Verſäumniſſe von Jahrhunderten wird man umſoweniger gegenwärtig - geſiedelten Europäer auf die Bodenkultur. Die auſtrali in einigen Dezennien nadyzubolen im ſtande ſein , als die Entwicklung des Landes ſtreng gebunden erſcheint an die Fortidritte der Verhältniſſe in Rußland überhaupt.
Por
allem indes wird nunmehr das Hauptbeſtreber darauf zu
iden Kolonieen , das ivunderbar ſich aufſchwingende Gold land Kalifornien waren willige Abnehmer für den Sand wid Zuder, der nunmebr immer umfaſſender im Plantagen betrieb auf den Sandwid Inſeln gewonnen wurde.
Von
293
Deutſche Auswanderung nach den andwich Inſelu .
den mehr als 80 Plantagen, weldie auf jenen Inſeln gegen wärtig beſtehen, eignen deutide Häuſer etwa ein Drittel. Im Jahre 1876 wurde ein Vertrag mit den Vereinigten • Staaten abgeſchloſſen, kraft deſſen die Produkte und Fa : brikate der Sandwich Inſeln unter Zuſiderung der Gegen=
ſeitigkeit in die ſonſt ſo ſdyubzöllneriſchen Vereinigten Staaten frei eingehen. Von 1877, wo die Menge des von den Sandwich- Inſeln ausgeführten Zuders erſt etwas
über 251,2 Millionen Pfund betrug, hob fid , dieſelbe im Jahre 1882 auf etwa 112 Millionen Pfund. So leſen wir in der kürzlich durd) Dr. Finſch veröffentlichten, auf eigenen Anſchauungen und Erkundigungen an Ort und Stelle beruhenden Darſtellung. Die Ausdehnung des Zuckerrohrbaues erforderte zahlreichere Arbeitskräfte, welche man zunädyſt in Chineſen, ferner den Bewohnern anderer Südſee- Inſeln , Portugieſen 2c. fand. Allein es ergab ſic ),
traft aufzulöſen , wenn er den nod nicht abverdienten Theil der Paſſagegelder bezahlt. Dem Arbeiter ſollen auf ſeinen Wund von ſeinen Arbeitgebern die folgenden ivöchentlichen Rationen an Proviant geliefert werden :
12 Pfund Weizenmehl, 10 Pfund Kind- oder Hammel leidy, 2 Pfund roben Zuder, ". Brund Thee oder Kaffee und follen für dieſe Lieferung alsdann 6 Doll. (gleich 25 Mk. 50 Pf.) per Monat von der Gage des Arbeiters gekürzt werden .
Der Reichsregierung haben , wie wir hören , die Kon traft -Beſtimmungen vorgelegen. In einer Denkſdyrift,, welche
Reichstage übergeben
das Haus Hadfeld dem
hat , heißt es u . a.: „ In erſter Linie kommt es uns darauf an, tüchtige deutſche Arbeitskräfte, Landarbeiter und Hand werfer, hauptſächlid) mit Familie, heranzuziehen, um die kleine deutſche Rolonie auf den Inſeln zu verſtärken und
daß viele Unzuträglichkeiten mit der Einwanderung der
unſeren Landsleuten eine ebenbürtige Stellung anderen
Chineſen verbunden ſind und ſo madyte denn das deutſche
Nationalitäten gegenüber zu ſichern . - Während der letzten
Haus H. Hadfeld & Co. , ein
20 Jahre ſind andere Nationalitäten auf jenen Inſeln in ſtetiger Zunahme begriffen ; das deutſche Element iſt faſt ſtationär geblieben und in wenigen Jahren wird es gänz lich in den Hintergrund gedrängt ſein, wenn nidyt redyt zeitig für Nadyſchub geſorgt wird. Nur auf dieſe Weiſe jehen wir die Möglichkeit, unſeren Landsleuten den ihnen
aud ) bier in Bremen ver
tretenes, durchaus reſpektables Handelsetabliſſement von
Honolulu, vor 2 Jahren den Verſud), deutſche Landarbeiter auf ſeinen Plantagen zu verwenden und alſo auf den Inſeln anzuſiedeln . Da die Bedingungen günſtige ivaren, ſo meldete ſich eine größere Anzahl Leute, als man brauchen konnte; denn mit Recht beabſidytigte man , den Verſuch erſt im kleinen zu machen, um auf Grund der geivonnenen Erfahrungen eventuell in größerem Maßſtabe zu koloniſieren. Dieſe Erfahrungen waren nun äußerſt günſtige. Die Leute lebten ſich bald in die neuen Verhältniſſe ein ; ſie fanden die Arbeiten in den Zuckerrohr -Plantagen nicht (dywerer, als die Arbeit daheim auf Acker und Feld und ſo unternahm es denn das genannte Haus, die deutſde Auswanderung nach den Sandwich Injeln, reſpektive nad
der kleinen deutſchen Kolonie, weldie auf der Inſel Kauai entſtanden iſt, in größerem Maßſtabe zu vermitteln . Durch Briefe der früher Ausgewanderten ivar es in den betref=
Fenden Kreiſen der deutſdien Heimat wohl bekannt gewor
nad) vielen Kämpfen und ausdauernder Arbeit mit Nedyt
zukommenden Anteil an dem im Aufſchwung begriffenen Handel jenes kleinen, aber widytigen Landes zu erhalten ; unſere Landsleute werden deutſchen Fabrikaten und Pro duften den Vorzug geben und durch deren praftiſchen Ge brauch das Vorurteil beſeitigen helfen , welches den deut:
iden Importeuren die Einfuhr deutſcher Erzeugniſſe bisher eridiert hat .
Die Einfuhr in Honolulu belief ſids:
1876 Total Doll. 1,811,770 = Mk. 7,700,023 1879 1881
3,742,978 = !!
11
4,547,978
15,907,657 19,328,907
davon
den , daß unter den gebotenen Bedingungen die Sandwich
a. d. Ver. Staaten : aus England: aus Deutſdıland: 1876 Doll. 1,015,205 Doll. 83,350 Doll. 214,573
Inſeln geeignet ſeien, für den unbemittelten deutſden Ar
1879
beiter und ſeine Familie ein neues , günſtigere wirtſchaft liche Verhältniſſe verſprechendes Heim zu bieten und ſo
1881
2,285,115 3,171,669
841,944 871,354
11
190,743 123,712
Die Ausfuhr des Hauptſtapelartikels betrug :
erfolgten denn auf die einfache Anzeige bei weitem mehr
1877
12,788 Tons Zuder ( à 20 Ztr.)
Anmeldungen, als berückſidytigt werden konnten. Der mit den Leuten abgeſchloſſene Kontrakt enthält u. a . folgende Bedingungen : Der Arbeiter verpflichtet ſich auf die Dauer
1879
24,510 46,696
!!
1882 za. 57,000
!!
1881
11
von 4 Jahren gegen einen Monatslohn von 68 M. für
Während die Einfuhr von Deutidland feine Fortſdritte
das 1. Jahr, 72 M. für das 2. und 76 M. für das 3. und 4. Jahr. Die Dauer der täglichen Arbeitszeit iſt freilid) ſehr ausgedehnt: 10 Stunden Feld- oder 11 Stuna den Fabrikarbeit. Jeder Arbeiterfamilie wird Wohnung
ju verzeidinen bat, ſind die deutiden Häuſer in Honolulu
und 12 Morgen Land koſtenfrei zur Benubung überwieſen.
an der Produftion und Ausfuhr mit mindeſtens einem Drittel betheiligt." Als der Dampfer „ Ehrenfels " von Bremerhaven auf die Rhede legte , begab ich mich an Bord und
Nadı Ablauf von 2 Jahren (die Kultur des Zuckerrohres erfordert auf den Sandwich - Inſeln etwa 15 Monate bis zur Reife) ſoll der Kontrahent das Recht haben, den Kon
hatte, wie einige meiner Freunde, Gelegenheit, mit dieſem und jenem der zukünftigen deutſchen Südſee- Inſula ner zn ſpredjen. Alle dieſe waren durch Berichte ihrer
Einige Mitteilungen über die inabhängigeri itaaten der Halbinjet Dialaffa .
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Anverwandten, welche vor 1 oder 2 Jahren nad) den
verneur der Straits Settlements, mehrere widytige Mit
Sandwich- Inſeln auswanderten, zu dem Entſchluſſe, den
teilungen madite, die umſomehr Aufmerkſamkeit verdienen , als einesteils der Gegenſtand derſelben , Malaffa oder die Malaiiſche Halbinſel, vielfadh noch unbekannt iſt, dam • aber audy, weil durch denſelben Koloniſations- und Kulti
Shrigen nachzufolgen, beſtimmt worden ; denn ſie hatten aus jenen Briefen die Ueberzeugung gejdsopft, daß ſid
ihnen dort günſtigere Ausſichten zum Fortkommen bieten, als in der Heimat. Auf Kauai iſt oder wird eine deutſche Sdule und Kirde erridytet, ein für Rauai engagierter deutſcher Lehrer befand ſid) unter den wenigen Kajüts paſſagieren des Dampfers „ Ehrenfels “ (588 Reg.- Tons), deſſen Einridytungen für die etwa 50—60 Tage währende Fahrt kurz vor der Abreiſe von dem deutſchen Reidyskom miſjär für das Auswandererweſen approbiert worden ſind. Es iſt nidit die Abſicht, einen Zwiſdenhafen anzulaufen .
„ Ehrenfels“ nimmt ſeinen Weg durd, die Magelhaens: ſtraße und um aud) hier bei Nacht den Weg fin den zu können , iſt das Schiff mit einem Apparat zur
Erzeugung von elektriſchem Licht verſehen. Audy die Ein richtungen für Krankenpflege (durd Arzt und Hoſpital) an Bord ſind zweckentſprechend. Schließlich wird es intereſſieren , einige Daten über die diesmalige Auswanderung nach Gonolulu burdy den
Dampfer ,,Ehrenfels " zu geben.
vationsgedanken angedeutet werden , die , wenn ſie ſide er: füllen, ein neues Glied in der eiſernen Kette dazuſtellen be
ſtimmt ſind, mit der England die Erde zu umſpannen ſtrebt. Im verfloſſenen Juni wurde in den Appales de
l'extrême Orient die Meinung ausgeſprochen : „ Cypern iſt ein Ruhepunkt für England, welches der günſtigen Stunde wartet, um ſich Aegyptens und des Suez-Kanales zu be mädytigen und in Syrien Fuß zu faſſen, um deſſen beſten Hafen zur Kopfſtation einer Eiſenbahn zu madyen , weld »e quer durch das zu einem Vajallenſtaat gewordene Perſien
hin das Mittelmeer mit Lahore und Bombay verbinden wird .“ Wenn nun audy die am 8.Mai in der Situng der „ Geografical Society “ gemad ten Neußerungen einen tieferent Grund haben , wenn es ſid, wirklid, darum handelt, Ma
lakka zum Schauplatz engliſcher Unternehmungen zu machen , vielleidit um der aud in diciem
Blatte beſvrodenen An
Unſer Deutider
lage eines Kanales durdy die Landenge von Krah ' zeitig
Nordweſten überwiegt entſchieden , auch ſind, meines
ein Gegengewidyt entgegenzuleben , die iſolierten Stellungen
Wiſſens , jämtlidie
Das
in den Straits Settlements zu verbinden und zu verſtärken
Hauptkontingent ſtellt die Provinz Hannover (349 Nopie,
und hiedurch den vorgeſchobenen Kultivationsunterneh mungen auf Borneos Nordfüſte einen feſten Rückhalt zu verſd )affen , dann würde allerdings nur noch eine Nieder
Auswanderer
Proteſtanten .
darunter 126 Arbeiter), dann folgen Bremen (192 Köpfe, darunter 126 Arbeiter), Oldenburg ( 154 Köpfe, darunter 59 Arbeiter), Sachſen -Roburg (54 Köpfe, darunter 21 Ar beiter), Wilhelmshaven (46 Köpfe, darunter 12 Arbeiter), Weſtpreußen ( 15 Köpfe, darunter 2 Arbeiter ), Provinz Sachſen (7 Köpfe, darunter 3 Arbeiter), Holſtein (5 Kopfe, darunter 1 Arbeiter), Böhmen (2 Köpfe, darunter 1 Ar beiter) und hierauf Hamburg, Weſtfalen, Rheinprovinz, Schleſien, Brandenburg, Poſen, Sachſen -Meiningen, König reidy Sadyfen , Württemberg mit je einem Arbeiter. wanderten aus: 343 Männer Arbeiter ) , 152 Frauen , 62 Kinder im Alter von über 14 Jahren, 225 Kinder im Alter von weniger als 14 Jahren und 51 Säuglinge. Im ganzen hat der „ Ehrenfels" alſo 833 Auswanderer
lajjung auf Neu -Guinea fehlen , um den Ring bis nad
Auſtralien zu ſchließen , und wenigſtens eine Seite aller widytigen Fahrwaſſer in engliſdie Hände zu bringen und in jedem derſelben einen ſichern Stützpunkt für die Flotten
Albions zu gewinnen. Ju der mehrfad, erwähnten Sißung wurden audy Aeußerungen laut, wie man ſie nicht in Eng land zu hören gewohnt iſt; 1. a. machte man darauf auf merkjam , daß es für den Vater einer zahlreiden Familie ſo id wierig geworden ſei, für ſeine Söhne eine Laufbahn zu finden, welche ihnen eine befriedigende Stellung ver:
ſpridit und daß darum ſo viele junge Leute eine Zukunft
Der Proviant würde für 120 Tage reichen ;
in einem wohl ſtammverwandten, aber nicht unter engli ſcher Herrſchaft ſtehenden Lande, den Vereinigten Staaten
der Kohlenvorrat genügt auch für die Fortſeßung der Reiſe
von Amerika , ſuchen, hiedurd aber ihre Kräfte und ihre Mittel
von Honolulu nad China.
dem Vaterlande entziehen , ſie ſelbſt und nod mehr aber
11
an Bord.
Bremen .
L.
ihre Nadıkommen demſelben mehr oder weniger entfremdet
werden. (Dieſe Bemerkung, welche mit Rüdſidyt auf den Ort, wo und den Mund, von dem ſie geäußert wurde, ge
Einige Mitteilungen über die unabhängigen Staaten der Halbinſel Malakka.
wiß als ernſtlich gemeint und wohlbegründet betradytet
werden darf, erinnert an eine in Deutſchland zu oft ge hörte Klage, als daß wir ſie nicht hätten hervorheben
Das Juli-Heft für 1882 der Proceidings of the Royal Geografical Society enthält überl den in der Ueber (dyrift genannten Gegenſtand einen Aufſaß des Herrn Daly, an deſſen Vorleſung in der Sißung vom 8. Mai ſich eine
Beſprechung anſchloß , in welcher außer dem Vorſißenden der Geſellſchaft auch Herr Andrew Clarke , der frühere Gou
jollen, wiewohl uns leider der Raum fehlt , auf übrigens ziemlich nahe liegende Vergleiche und Gegenſäße einzu gehen.) 1 Siehe „ Ausland" 1882 Nr. 226 , S. 519 ; 1883 Nr. 11 S. 216.
Einige Mitteilungen iiber die unabhängigen Staaten der Halbinſel Malakka .
Man muß alſo dankbar ſein , daß England ſelbſt innerbalb ſeiner Grenzen noch ein Gebiet beſißt , welches
ſich für ſolche Leute unter günſtigen Ausſichten öffnet und die Möglichkeit bietet , die Kräfte, welche jeßt dem Vater lande verloren gehen, demſelben zu erhalten. Das gefunde Alima der Malaiiſchen Halbinſel , welches in den Tropen ,
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die Zahl der leşteren in den malaiiſchen und dyineſiſchen Anſiedlungen nur 4 auf der 2.-Meile. Seit den Jahren 1873 und 1874 war England ge zwungen , ſich der Unruhen wegen , welde in den einge borenen Staaten herrſchten und das Leben und den Veſitz ſeiner Unterthanen bedrohten, mit den Angelegenheiten der ma
was ſeinen wohlthätigen Einfluß auf den Europäer betrifft,
laiiſden Halbinſel zu beſchäftigen ; die engliſche Einmiſdung
nidit ſeines gleichen hat, wird die Anſiedlung und die
hat wohlthätige Folgen gehabt ; vorher herrſchte Freibeuterei
Anlage von Anpflanzungen begünſtigen, ſobald es nur cinmal mehr bekannt wird , daß Perſonen , welche der
auf dem Meere, Raub , Mord und Plünderung auf dem
angeljädyſiſchen Raſſe angehören , in der vierten , fünften
Land fing an , aufzublühen. Doch auch in anderer Be ziehung war dieſe Einmengung nüßlid), denn ſeit dieſer
und ſediſten Generation in guter Geſundheit da leben .
Ein mäßiges Rapital wird genügen , um dort unter gün
ſtigen Bedingungen Grundeigentum zu erwerben ; an Ar beitern wird kein Mangel ſein, denn erſtlid, werden viele Chineſen einwandern, wenn die Nube und die Sicherheit
des Landes unter engliſchem Einfluſſe zunimmt, dann aber hat die eingeborene Bevölkerung Indiens ſich unter der jegensreichen Wirkung der engliſchen Herrſchaft fo febr vermehrt, daß man teilweiſe ſdon von Ueberbevölkerung ſpredyen darf und daß es nur vorteilhaft ſein könnte, wenn derſelben ein Ausweg in ein unter britiſcher Flagge
Feſtlande , nach dieſer Zeit Ruhe und Sicherheit und das
Zeit erſt hat man das Land beſſer kennen gelernt und er kannt , daß man im Irrtum war , wenn man die eine Hälfte desſelben für ein mit Malaria geſchwängertes Sumpfland, die andere Hälfte für eine Wildnis bielt , in welcher die wilden Tiere herrſchten. Wenn es dort zu
einer Koloniſation in größerem Maßſtabe kommt, wird man im ſtande ſein , für manche Bedürfniſſe Englands zu ſorgen , zu deren Befriedigung man jeßt die Mittel in 1
der Fremde ſuchen muß ; wir führen nur den Kaffee an.
Dieſer Punkt iſt, wie
Der Ertrag der Kaffeepflanzungen in dem meiſt ſo frucht baren Zeylon vermindert ſich fortwährend, ſei es infolge
man hört , bereits zwiſchen der Regierung in Europa und der in Indien ernſtlid) erwogen worden und beſteht die
der Krankheit des Kaffeebaums oder wegen Erſchöpfung des Bodens; was auch die Urſache ſein möge, Zeylon iſt
ſtehendes Land geöffnet würde.
Wahrſcheinlichkeit, daß die Auswanderung aus dem nörd :
nicht mehr, was es war und dies iſt Grund genug für
lichen Indien erleichtert werden wird. Durch die vielen Waſſerwege, namentlich auf der Weſtſeite der Halbinſel, indet der Transport der Erzeugniſſe des Landes mit Leid
einen unternehmenden Engländer, um ſid, nad) Gegenden
tigkeit ſtatt.
umzuſehen, wo man mit Ausſicht auf Erfolg dieſem Mangel abhelfen kann. Aus den intereſjanten Berichten des Herrn Daly
Leider iſt es noch nidyt lange her , daß man ange fangen hat , ſid) ein wenig um das Land zu kümmern ;
geht übrigens hervor, daß die Verbältniſje im Innern des Landes ſehr verſchiedener Art ſind. Während in einem
bis vor wenigen Jahren war es noch beinahe vollkommen
der Staaten ein Teil der großenteils aus dem Ertrage
unbekannt. Als Sir Clarke 1873 zum Gouverneur der
der Zinnlager entſpringenden Einkünfte zur Verbeſſerung der Verkehrsmittel, der Brüden und Wege verwendet wurde,
Straits Settlements ernannt wurde , konnte er weder bei
der Geographiſden (Geſellſdaft, noch an ſeinem Beſtim mungsort eine Karte der Halbinſel erhalten ; dies iſt je:
doch zu entſchuldigen, da im Verhältnis zu der Größe des Landes der Einfluß der Engländer doch immer nur ſehr klein geweſen iſt; die drei Hauptpunkte Pinang, Malakka und Singapur liegen iſoliert an einer Küſtenlinie von 3 bis 400 Meilen.
Der übrige Teil des Landes iſt von malai
iſchen und chineſiſchen Bewohnern in Beſitz genommen und viele der erſteren find Nadjahs und unruhige Köpfe und kommen , meiſt in neuerer Zeit , von Sumatra. ) Die
drei ebengenannten britiſchen Niederlaſſungen haben 311 ſammen kaum einen Flädieninhalt von 1000 (engl. ) 2.-Meilen, gegenüber einer Geſammtoberfläche der Halb inſel von 33,000 0.-M., von welchem Raum der drei bundertſte Teil angebaut iſt. Im englijden Territorium beträgt die Zahl der Bewohner per D. Meile etiva 330 , unter welden ſich 125 Malaien befinden ; dagegen beträgt 1 ) Bermutlich Fliichtlinge aus Atjeh.
klagten in einem anderen Staate die chineſiſchen Gold gräber , daß ſie nidyt nur dem Landesberrn (dywere Ab gaben zahlen müßten , ſondern auch noch den Plünderungen von Seite der kleineren Tyrannen bloßgeſtellt ſeien .
Im
Innern leben noch von den Malaien verſchiedene Stämme, ſie beißen Orang Jakoon oder Orang Safei (wilde Männer). Als Herr Daly mit ihnen zuſammentraf, flohen ſie vor ihm und waren erſt nach längerem Zaudern zu bewegen, einen kleinen Tauſchbandel anzufangen , wobei fie Fijde und ähnliche Dinge gegen Kleider und Tabak bergaben, da Geld bei ihnen keinen Wert hat. Beiläufig möge er wähnt ſein , daß ſie in beſtändiger Gefahr waren , ihre Frauen und Kinder von den Malaien geraubt zu ſehen. Sie wohnen in Bäumen 1) mandimal 6 m . über dem
Boden , um ſid, gegen wilde Thiere zu ſdrüßen. Sie pflanzen etwas trodenen Neis (d. h. folchen Reis, welcher
feine künſtliche Bewäſſerung erfordert) und Mais und 1) Wie die Nubus auf Sumatra .
Gejdhichtliche Veränderungen in der gefiederten Welt meiner Heimat.
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leben von Fiſchen und kleinen Tieren , welche ſie mit dem Blasrohr erlegen , deſſen vergiftete Pfeile ihnen im Kriege als Waffe dienen. Bei einer anderen Gelegenheit
wegen berühmt jind; eine derſelben ſtredt ſich eine Viertel
traf Herr Daly in Perak Orang Semang, die er für
Scheitel bis zu 120 m . beträgt. Dieſelbe iſt mit Sta
Stammverwandte der Safei's erklärt. In der Nähe angebauter Gegenden ähneln ſie den Malaien , in ihren Zügen und ihren Gewohnheiten , mit Ausnahme ibrer Nahrung. Sie glauben nicht an Mabomed und haben gar keine Religionsformen . Diejenigen , welche unvermijdter Raſſe ſind , gehören zu den Negritos und er innern an die Papuas , die Herr Daly in der Torres: ſtraße geſehen hat. Dicke Lippen , beinahe dwarze Haut, Naſe mit weiten Naſenlödern, hervorſtehende Oberlippe, kurzes , frauſes Haar mit einer Scheitellode, dürftige Kleidung ſind charakteriſtiſch für die Semang. Meiſtens wurde Herr Daly bei ſeinen Arbeiten (Aufnahmen ) durch die Fürſten unterſtüßt, doch man ver weigerte ihm auch einmal die Erlaubnis, einzutreten, mit den Worten : „ Wo die Nadel iſt, da folgt der Faden “, wodurch der Fürſt , der ihm dies jagen ließ , gewiß einen Beweis gab , daß ihm die Gewohnheiten der Europäer nicht unbekannt waren . Die Halbinſel wird von Nord nach Süd von einer Bergfette burdyzogen , deren Gipfel jich bis zur Höhe von
laktiten und Stalagmiten geſdımüdt. In dieſen Höhlen
gegen 2000 m . erheben ; im Juni 1877 waren auf der Oſtſeite der Kette viele Flüſje troden und das Land litt an Negen :
mangel, während 10 Tage vorher auf der Weſtſeite der Negen in Strömen gefallen war und die ange dwollenen
Flüſje den Reiſenden große Sdywierigkeiten bereitet hatten. ' ) Dieſe Kette bildet auch teilweiſe die Spracygrenze ; während im Weſten das Malaiiſde die herrſchende Spracje iſt , wird im Oſten ſiameſiſch geſprochen. An die Hauptmaje dieſer Bergfette, in deren Urwäldern die Hand des Menſchen mur wenig wirkſam geweſen iſt, ſchließt ſich Hügelland in der Höhe von 40—150 m . an ; in den Thälern , wvelde zwiſchen den Hügeln lagern , haben die Malaien ihre Reis :
diedene Höhlen , die ihrer Schönheit und Ausdehnung
meile weit aus, während die Höhe vom Boden bis zum
liegen viele Tonnen von Fledermausdünger, tvelde der
Landwirtſchaft zu gute kommen fönnen . Cbwohl ſchon in mehreren Staaten ausgedehnte Pilan zungen auch durch Europäer angelegt ſind , jo bildet bis
jeßt die Ausbeutung von Gold und in nod höherem Maße die Gewinnung von Zinn eine Haupteinnahmsquelle für die eingebornen Fürſten , worüber Herr Daly noch ſehr inter eſante Details mitteilt. Wir wollen bier nur noch an führen , daß der Ertrag einer mittelguten Unternehmung
per Ruli im Jahre etwa 1000 Pfund im Werte von uns M. gefähr 700 Mark beträgt.
Geſdidyllide Veränderungen in der gefiederten Welt meiner Heimat. Von Jakob Mejjifommer in Wetzikon .
Allmählich vollziehen ſich überall die Veränderungen in der Natur. Sie im langſamen Laufe von tauſend und tauſend Jahren aus Geröll und Sand fidh Nagelflub bildete und aud) heutzutage die alluvialen Anſdhwemmungen
nach und nach das Seengebiet ausfüllen oder Torf- und Kulturland mit ihrem Sdjutte bedecen , ſo geben aud) in
der Tierwelt unaufhörlich Veränderungen vor ſich. Zur Pfahlbautenzeit waren noch der gewaltige Ur und der Bijon der Bewohner unjerer Gegend. Es verſchwanden aber ſeit dieſer Zeit außerdem noch der Hirſch, der Steinbock, das Elen , der Biber und auf dem Ausſterbe - Etat ſteben in unſerem Lande das Wildſdwein , das Reh (zu deſſen Er
1
baltung jeßt ſdon von Zeit zu Zeit beſondere Schuß verordnungen erlaſſen werden ), der Bär , der Wolf , die 1
Wildfate, der Auerhahn, der Stord 2c.
felder mit ſehr primitiven Bewäſſerungsanlagen hergeſtellt und audy andere Früdyte ſind angebaut, auch gibt es größere Plantagen , z. B. in Salangor, wo man das Land
unter günſtigen Bedingungen gegen zwei Dollar per Ader haben kann. An die Hügel ſchließt ſich das niedere land bis zu 40 m . Höhe , welches bei ridtiger Drainierung
für Zuckerpflanzungen ſehr geeignet fein vvürde. In der zweiten Hohenzone beträgt nad Daly die Regenmenge 130 cm . per Jahr. Wiewohl hier der Raum feblt , auf
die Geologie des Landes einzugehen , möge doc ) mitgeteilt ſein , daß es in Perak und Salangor vereinzelnte Kaltbügel von 25—330 m . Höhe gibt ; weitere Unterſuchungen verden möglicherweiſe noch zeigen , daß dieſe inſelförmigen
Idy will nun im nadyfolgenden die Eindrücke wieder geben , die ich ſeit bald 50 Jahren in Beziehung auf die Veränderungen in der gefiederten Welt meiner nächſten Ilmgebung empfangen. Das Haus, das ich bewohne, war damals gleichſam ein Weiler. Die Lerche trillerte in den naben Getreidefeldern und der Stord ſudite in gravitätiſchem
Sdyritte nach Nahrung. Beide ſind nunmehr verſdwunden, die Lerche, weil die Getreidefelder in Wieſen verwandelt wurden, der Stordy aus anderen Gründen. Id erinnere mich nod; wohl der Zeit, als von der nahen Mühle her das erſte Spaßenpaar bei uns niſtete. Ich hatte darüber große Freude und ſtreute ihm
als Dank Weizen vor
Erhebungen in einer mehr oder weniger unterbrodenen
mein Kammerfenſter.
Es bradyten denn audy bald ſeine
Mette zuſammenhängen .
In denſelben befinden ſich ver:
flüggen Jungen und ich beobachtete, daß in einem Sommer
1 Dieſelbe Ericeimung findet man and) auf einigen Jujeli
gezogen wurden ; alſo eine gewaltige Vermehrung. Es iſt mir nicht bekannt, daß die Neſte des Sperlings auf den
viermal 4–5 Junge von einem einzigen Spaßenpaar auf des Malaiiſchen Archipels.
Sileinere Mitteilungen. Piahlbauten gefunden wurden und es gibt aud) bei uns
nody Ortſdaften und Weiler, z. B. auf der Allmannfette, wo derſelbe nidyt vorkommt. Die Krähe iſt bei uns offenbar alten Datums; jei es aber, daß die Pfahlbauern das
Fleiſd, derſelben nicht liebten oder ſei es aus anderen Gründen, es wurden bis jeßt nur zur Robenhauſen einige Reſte derſelben gefunden . Die Kräbe niſtet in unſerer Gegend nicht mehr ſo häufig, wie früher; es gibt aber
Crtſdaften , wo ſie noch in großer Zahl vorkommt. Die Elſter iſt bei uns faſt ganz verſchwunden. Das Sduša geld, das ein landwirtſchaftlicher Verein unjeres Kantons
( Hidytersweil) bezahlte , hat viel zur Verminderung der Elſtern beigetragen und der Verein hat daran wohlgethan,
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bei uns nidyt mehr bruten kann . Du darin ivohl der Grund der Vermehrung der ſo läſtigen Stedymuden in
unſerer Gegend liegt ? Die Dohle niſtete früher häufig bei uns. Die Burgen und Kirc ;türme boten ihr will: kommene Brutſtätten. Jeßt wird die Doble bei uns faſt nur
noch je im Frühjahr oder Herbſt auf ihren Wanderzügen geſehen. Am Unterſee (Bodenſee) iſt ſie nod) häufig. Der ſchönſte Vogel Europas aber , der Diſtelfink, bat, dank der Schonung, die ihm das eidgenöſſijde Geſetz über Vogelſchutz gewährt, bei uns in lezter Zeit ſich ſehr vermehrt (er niſtet ſchon in den Spalieren ); man kann ihn im Herbſt in Scharen von 30—50 Stück beobachten.
Ein Gegenſtück bildet in dieſer Beziehung der Star. Der Star weilte idon zur Pfahlbautenzeit in unſerer
Gegend ; zu Nobenbauſen wurden die Reſte desſelben ge funden . Er niſtete früher faſt ausſchließlid) in boblen Bäumen und war nidyt zahlreid, vorhanden . Seit man
kleinere Mitteilungen. Naturverhältniſſe und Bevölferung auf Mindanao.
den Star burc Niſtfäſten hegt und ſchützt , hat er ſid)
Wenn wir in wejentlichen Zügen ein Bild von den Nu
ſehr vermehrt. Er nükt beſonders durdy Vertilgung ſchäd lider Inſekten und er hat ſeine liebe Not, ſeine gefräßigen Jungen nidyt hungern zu laſſen. Man madit in neueſter Zeit dem Star den Vorwurf, er verdränge die Singvögel, zerſtöre Neſter und Eier derſelben. Ich muß geſtehen, id)
turverhältniſſen Mindanaos entwerfen , wie dieje Dr. Schaden
babe dies noch) nie beobadytet. Der Sperling nimmt, 10 bald der Star im Sommer zeitweiſe unſere Gegend ver läßt , gern Beſitz vom Starenneſt und es jetzt manden
Kampf unter dem Spatenvolke ab , wenn der Star nad ſeiner Rüdfehr ſein Redyt ſid) mit dem Schnabel holt. Von Zerſtörung der Brut anderer Vögel beobachtete id) , wie idon bemerkt, nidts.
berg auf Grund ſeines jiingſten Aufenthaltes dort beſtimmt hat, jo fällt vorerſt auf, daß jener auf den Karten bisher im Zentrum der Injel angegebene große Tee, Laguna de Maguindanao , nur aus alter Tradition gezeichnet wurde , ohne in Wirklichkeit zu criſtieren . Mindanaos klimatiſche Verhältuiſje ſind hervorragend gut. Beobachtungen in Davao ergaben eine mit dem Monats durdyſchnitt iibereinſtimmende Jahrestemperatur von 28,80 C. and
zwar liegt die Maximalgrenze bei 31, die Minimalgrenze bei 2:30 C.
Das Barometer ſchwankt nur zwiſchen 777,2 und 767 ,.3.
Nordoſtwinde bedingen den hohen Barometerſtand, Siid- und Siid : weſtwinde , welche zugleich die höchſten Temperaturen und Regeri
bringen , das Gegenteil. Eine ſtreng abgemeſene Regenzeit fam ſpeziell von Süd - Mindanao nicht angenommen werden , ebenſo
wenig auch eine regenloſe Periode. Häufiger als jouſt ſind Regen
Durch die Ausrottung der Hecken , weldie nad ale
im Juni und September; indes iſt die Atmoſphäre namentlich in
manniſdem Gebrauche bis zu unſerer Zeit die Grundſtücke umgaben , haben eine Menge Vögel, wie Finfen , Müden fänger 2. ihre natürliche Brutſtätte verloren und müſſen
den Bergen ſtets ſehr feucht. Doch ſind hier die Niederſchläge geringer, denn an der Küſte, wo 224 cm . als jährliche Negen menge gemeſjen wurden . Erdbeben ſind ſehr häufig, leider aber
dieſelben ſidy teils nun in den Spalieren oder auf den
fehlen über ihre Stärke Beobachtungen. leichte Erſchütterungen
Bäumen ihre Neſter bauen. Dieſe nüblichen Vögel haben offenbar, wie die Meiſen , welche früher in den hohlen
Bäumen niſten konnten, durch die Umgeſtaltung unſerer
und unterirdiſchen Donner nahm Schadenberg oft wahr, allein nur einmal während deſſen Aufenthalt war die Schwankung ſtärker. Teijini's ſind unbekannt, Gewitter nicht ſelten und ungemein ſtark. Von höheren Tieren bietet Mindanao wilde Biijjel, virſche,
Edyweine, Kate , Affen, Fledermäuje , darunter Pteropus -Arten , Candwirtſchaft und Landſdiaft Einbuße erlitten und es iſt unſchädliche Fruchtfreijer. Pferde ſind erſt durch muhamedanijde notwendig, namentlich für leştere, durch Aufſtellung kleiner Einwanderer importiert worden ; es iſt eine kleine Ponnyraſje, Brutkäſten ihnen wieder zur Erhaltung ihres Gejdyledytes aber von vorziiglicher Ausdauer imd Geſchidlichkeit auf den ſteilen behilflid zu ſein. Ein großer llebelſtand iſt aud) die neuere | Bergpfaden. Gefährliche Schlangen finden ſich zahlreich und im Bauart der Häuſer und Scheunen , wo jede Deffnung, in der Süüſtenſtrich) iſt die Krokodilplage ungewöhnlich groß. Durch allenfalls kleinere Vögel noch niſten könnten , fein ſäuberlid
den Raffen und Ziegeln der Firſte entlang kann man Staren und Sperlingen auf die einfachſte Art Brutſtätten verſchaffen . Nehnlich verhält es ſich mit den Schwalben. Es galt
Farbenpracht und Größe zeichnen ſich die Nashornvögel aus. Die Juſektenwelt iſt gut vertreten , vorzüglich durd) ſchön gefärbte Schmetterlinge. Mindanaos Vegetation erſcheint im Süſtenge biete echt tropiſch, hier gedeihen in lleppigkeit Zuckerrohr, Nafjee, Nafao , Tapiofa , Bananen , Tabak. Die Wälder der Jujel bergen ricſige Amorphophalluis-Arten und die nelie Schmaroterpflanze
früher faſt für ſelbſtverſtändlid ), die Sdwalben in den
Rafflesia Schadenbergiana Göpp. mit Blumen von 2–3 m .
geſchloſſen wird. Durdy Anbringung kleiner Lödyer zwiſchen
Kammern niſten zu laſſen . Man bradyte vor den Fenſtern ſo gar noch einen Ruheplatz für ſie an . Nun will man der Reina
lichkeit wegen keine Schwalben in den Kammern mehr dulden und ich ſehe die Zeit voraus , wo die Sdwalbe
1
Umfang. In der Bergregion treten große Myrtenbäume auf, bis 7 m . hohe Rhododendron's und eine unmittelbare Vers
wandte unſerer Blaubeere, mit föſtlichen , dem Reiſenden hoch willkommenen Früchten . Die Urbewohner gehören zu den Ne
gritos, ſind aber ſtellenweiſe ſtark, beſonders mit Malaien , ge 1
Sileinere Mitteilungeil.
298
miſdit. Sie leben aušidiließlich in den Bergen , während die mohamedanijdou Mores ſich längs der si liſten findeii.
Ju Wirk
lichkeit exiſtieren die zahlreichen , jouſt aufgeführten Raſſen als geſonderte Tupen nicht. Es treten mir Moros , Negritos und Malaien auf, letztere ſtarf mit Chincjenblut gemiſcht, vielleicht and) durd ) Japaner gekreuzt. Der Handel Chinas mit Mindanao hat jedenfalls ſeit uralten Zeiten eriſtiert, denn auch in den ent legenſten Berganſiedlungen fand Schadenberg altes Porzellan und
Schmuckgegenſtände echt chineſiſchen llrſpringes. Bei ſolchem Handelskontakt aber waren Permijdigen mausbleiblich, zuidem ſie noch durch die Sklaverei begiinſtigt wurden . Allgemein herrſd )t Polygamie. Sonſt ſind die Bagobos ſehr religiös und ſtehen in moraliſcher Hinſicht hoch. Jhre detailliert entwickelte Edhöpfungs gejchichte hat bei allem Originalen viele Auflänge an die ſemitijde Mythe vou der Entſtehung der Welt. Sie fürchten einen Gott des Böjen und ſeine Diener und verehren die gegen jente kämpfende gute Gott heit. Jedes Haus der Bagobos hat eine Stätte , auf welcher
Jagd- und Felderträgniſje geopfert werden und wenn an Fert: tagen das berauſchende Getränk Balabak ( aus gegohrenem Zuider bereitet) getrunken wird, weiht man die erſte Schale ſtets den (Göttern . Als Baumaterial für die Häuſer dient Bambus. l'etztere ſtehen auf 15 Fuß hohen Pfählen über der Erde und werden auf
primitiven Bambusleitern erreicht . Fußlange, ziegelartig iiber einandergelegte Bambusſtide bilden das Dach. Auf der Hiidſeite des Hauſes läuft ein Gang , deſſen Enden Palmenblätter verdeden . Die Hauptnahrung der Bevölkerung beſteht aus Reis , Bananeit, Gahé , ciner eßbaren Aroidce und Zuckerrohr. Eine Rancherie ( Dorf) hat höchſtens etwa 100 fampffähige Männer. Die Häuſer liegen zwiſchen Palmen und Bananen zerſtreut , in der Nähe von Waſſer , je eines von einer Familie bewohnt. Auf cinfachen 9300 !
ſtiihlen fertigen die Frauen aus Musa textilis die Kleider. Die Männer tragen kurze Hoſen , wenn es falt iſt, noch Jacen ; die Weiber einen kurzen Rock und eine Menge Schmuck aus Meſſing,
Muſchelringen , Elfenbein , Holz und Glasperlen . Stets fiihren die Bagobos eine Art Reijeſack bei ſich, der den Kris ud die Betelbiidhje enthält. Auch gehen ſie immer bewaffnet mit Meſſer, Schild und Panze, Pfeil und Bogen , was in der umaufhörlidhen
Feindſeligkeit der Raucherien gegeneinander ſeinen Grund hat. Täto wierung iſt bei beiden Geſchlechtern Sitte , außerdem werden dic Zähne je nach der Mode ſpitz oder breit abgefeilt.
dejjen Erploration die Erpedition Giulietti von der Kliſte aus faum begonnen hatte, als ſie das bekannte traurige Erde erreichte. Bianchi, der ſich damals notgedrungen ſchon auf den Rüdweg nach der Kiiſte begeben hatte , ſowie der Siapitän Cocchi teilter
die Meinung von der Notwendigkeit einer neuen Erpedition und zwar kam man zi1 der Ueberzeugung, daß dieſelbe nicht den äußerſt gefährlidien und bejdertiden Weg von der Nüiſte nad) dem
Jmern , ſondern den umgekehrten cinſdlagen mijje, da nur in dieſem Falle auf die bereits zuigejagte md ſehr wertvolle lInter ſtiitzung des Mönigs Johann zll rechnen war . Außerdein bedurfte es der materiellen und der moraliſchen Interſtiitzung der italieni ichen Regierung und es gelang den beharrlichen , durch die Preſje verſtärkten Vorſtellungen der Geſellſchaft, gegen Ende des ver flojjenen Jahres cs dahin zu bringen , daß die Regierung ſici) entidyloß, eine (Gesandtſchaft an den König Johann zil ſchicken , un demſelben fiir die Befreiung des Kapitäns Cecchi zu danken und
ihm die längſt erwarteten Geſchenfe zu überbringen. Die gegen wärtig uuterivegs befindliche Erpedition iſt alſo gemeinſam vom
Miniſterium des Auswärtigen und von der Mailänder Geſellſchaft ausgeriiſtet. Sie hat zwei Hauptzielc: die Etablierung einer Han: delsſtation in Codicham und die Erforichung des Weges von Dort nach der Küſte . Als Olt fiir die Station iſt Baſo aus. erſchen , deſſen Wichtigkeit fiir den Handelsverkehr Biandii während
cines ganzen Jahres zu ſtudieren Gelegenheit gehabt hat. Wenn die Mittel der Geſellſchaft es geſtatten , wird eine Brücke über den Blanen Nil erbaut werden , um Bajo mit den Galasländeru ill 1
regelmäßige Verbindung z11 jeben . Von Bajo wird die Erpedition aufbrechen , welche über Sokota und durch die „ Salzebene“ Aijab zll erreichen ſuchen ſoll. „ Ich habe zuerſt an die Briide gedacht,“ ſagte Bianchi, „ als id ) iiber den Fluß hinüber den braven kapitän
Ju Hinſicht
auf das Eigentum herrſcht abſolute Ehrlichkeit. Mörperliche Ziich) = tigung iſt unbekannt. Hat ein Totſchlag ſtattgefunden , jo wird unerbittlich Blutrache geibt. Die Sklaven ſind gut gehalten , werden aber eventuell zu Menſchenopfern benutzt,
„ (bejellſchaft für Afrika Erforſdung“ ſich dahin ans, car jener Beſitz für Italien erſt nützlid, nerden föme, wenn er durch eine siarawanenſtraße mit dem Jumern Abeſſiniens und der Gallas Länder verbunden jei , um den Produkten diejer fünder den Weg nach der Liſte zu bahnen . Die (Sejellſchaft richtete deswegen an Guſtavo Bianchi, der mad, dem Tode ſeines Gefährten allein und mittellos in Abeijinien geblieben war , die Aufforderung, ſich mit dem Könige Johann zil verſtändigen und den Weg vom äthiopi ſchen Hochlande durch die „ Falzebene“ nad ) Ajjab zu erforſchen ,
Cecdi nad jeiner Befreiung aus langer Gefangenſchaft begriißen forte.“ Auch bevor der Weg nad) der kiiſte der Ajjab -Bai cr öffnet ſein wird , wird die Station Bajo nicht unthätig join , da
auf der Straße über Mietemmah imd siaſjala nac) Sulatim vom welche bei
Todesfällen , Geburten , oder ſonſtigen wichtigen Veranlaſſungen
erſten Tage an ein Verkehr einzinrichten iſt.
dargebracht werden .
abſichtigt deshalb , alsbald einen kundigen Agenten mit Waren und Geldmitteln nacizujenden . Der Jugenieur, der mit den tech niſchen Arbeiten , dem Bau der Brüde 11. ſ. w . betraut werden
Die neue Italieniſche Afrika - Erpedition .
Die Geſellichaft be
Rom , 28. Januar. Geſtern hat ſich die neue Italieniſche
wird, iſt der Graf A. Salimbeni, welcher jelber 6000 live bei
Ajrifa-Erpedition auf dem Dampfer „ Cina“ in Neapel nach Aden
geſteuert hat. Auch Herr Monari, der an der Spitze der Station zu verbleiben hat , hat aus eigener Taſche faſt 20,000 Lire Die Geſellſchaft, welche auch die z11 den Koſten beigetragen.
cingeſchifft. Dieſelbe wird von dem Afrikareiſenden Bianchi geführt,
1. a. von einem Regierungskommiſjär begleitet und hat den Zwecf, im Auftrage und auf Koſten der „ Mailänder Gejellſchaft fiir Afrika -Erforſchung “ zu vorwiegend kommerziellen Zweden die 1:
Erpedition des sapitäns Caſati nach Mionbutti und der Briider
Länder des oberen Nil zu erforſchen und daſelbſt Verbindungen
Sacconi nadı varrar mit Rat und That interſtiityt hat , jetzt große Hoffnungen auf das Unternehmen , verhehlt aber nicht, daß
anzuknüpfen. Die Gejellſchaft veröffentlichte bei dieſer Gelegenheit
das Gelingen außer von der bewährten Tüchtigkeit und Thatkraft
cinen Bericht, der zugleich eine Darlegung der gemachten Studien
der mutigen Reijenden und vom Glück , auch von der Begiinſti:
und Vorarbeiten , ſowie der Ausſichten der Unternehmung und ein
gung durch das Publikum und die Handelswelt abhängt. Die
Aufruf an das italieniſche Handelskapital zur Beteiligung an
Abreiſe der Erpedition von Neapel hat ſich zu einer Demonſtration
einem Unternehmen iſt, das kiihne Privatleute in der Hoffnung
fiir diejelbe geſtaltet. Vertreter der Behörden , Freunde und Be wunderer haben die Neijenden an Bord begleitet. Dieſelben werden
begonnen haben , dem italieniſchen Handel neue Wege , dem Nationalwohlſtand nieue Quellen zu erſchließen . Wir entnehmen
durch den Tampfer „ Cina “ von der Allgemeinen Italieniſchen
dem Berichte folgende Mitteilungen von allgemeinem Intereſſe: Bez
Schiffahrts- (Weſellſchaft direkt nach Aden , von da durch das Kriegs. idhiff „ Ettore Fieramosia “ nad) Majjana gebracht, wo ſie die
!
reits ſeit der Zeit , in welcher man in Italien über die Oppor= tunität der Beſitnahme der Aſjab -Bai diskutierte, ſprach die
Sandreiſe auf dem gerröhnlideil Karawanenwege antreten werden,
Notizen .
der ſie zunächſt nach Devra -Tabor , der Reſidenz des Negus, bringen wird . Profeſſor Lenz über Nordlichtperioden .
299
ſchaft der engliſchen Aerzte mit den chinejijchen Zuſtänden ſpricht, wenn ſie vierzig Jahre gebraucht haben , um dieje Eigentiimlichkeit aufzujpiirent.
Wirkung der someteneridheinung in China Chine
In der allgemeinen Sitzung der Ruſſiſchen Geographiſchen Gejellſchaft zu St. Petersburg vom 9. (21.) März machte der Vorſtand der Abteilung für phyſikaliſche Geographie, Profeſſor Lenz, Mitteilungen über die Perioden des Nordlichts und einige andere Erſcheinungen in der polaren und gemäßigten Zone. Das
jidhe Beamte haben der Erſcheinung zweier Nometen in den letzten zwei Jahren eine hohe Bedeutung beigemejjen . Jhre Aehnlichkeit mit cinem flammenden Schwerte iſt als eine Drohung des Him meis gegen cine unrirdige Nation betrachtet worden . Infolge
Material für dieſe Mitteilungen lieferte die inlängſt erſchienene
der Erſcheinung des letzten Nometen iſt ein ſehr dringendes Edireiben
Arbeit von Trmhold, in welcher der Autor, dic 15jährigen Beob achtungen Kleinidhmidts an der Weſtkiiſte Grönlands benutzend, jehr intereſſante Schliiſje hinſichtlich der Periodizität aus den er: wähnten Erſcheinungen gezogen hat . Die Exiſtenz eines Zuſammen hanges zwiſchen dem Nordlicht und den Sonnenfleden haben ſchon die Forjcher im vorigen Jahrhundert angenommen , aber derſelbe konnte erſt nach der Entdeckuug der Periodizität der Sonnenfleđen nachgewieſen werden . Die Beobachtungen des Nordlichtes und der Sonnenflecken haben dargethan , daß dieje beiden Erſcheiningen Drei zuſammenfallende Perioden beſitzen und zwar eine jährliche, eine 11jährige und eine öö jährige, welche letztere fünf 11 jährige
im Namen des jungen Monarchen erlajjen worden , in welchem gejagt iſt, daß die Beamten in ihren Berichten ſiir den faiſerlichen Throu nadıläſſig ſind und Co. Majeſtät über viele Dinge, wie Frankheit und anderes Eiend im Volfe , in Unwiſſenheit gelaſſen haben. Demgemäß hat Çe. Vajeſtät Grund 311 glauben , daß ungejdicte Beamte angeſtellt ſind , außerdem aber hat er ſelbſt Erkundigungen eingezogen und iſt durd) die Ergebniſſe ſehr be uruhigt. Das Volk leidet durch Armut und erwartet Erleichter mg; unſere Zeit iſt mit Angſt und Spanng crfiillt. Der zi1 erwartenden Sirijis muß mit aller Anſtrengung entgegengetreten werden, daher werden die Miniſter zur Loyalität und zur Gerechtig feit aufgefordert und denſelben namentlich empfohlen , ſich von dem offiziellen Schlendrian freizumachen . Sie ſollen ſich Mühe geben, den wirklichen Zuſtand des Landes zu erforſchen und alle die
Perioden umfaßt. Die Jahre, welche ſich durch einen Reichtum
an Somenflecken auszeidynen , fallen mit denjenigen Jahren 311= ſammen , die reidh an Erſcheinungen des Nordlichtes ſind, wobei zwijdjen den Perioden des Nordlichtes in der Polar- und gemäßigten Zone ein Antagonismus bermerkbar wird.
Die Sonnenflecken und
das Nordlicht befinden ſich in einem engen Zujammenhange mit der Verteilung des Erdmagnetismus, wie ſolches durch das 311 jammenfallen der Perioden der Sonnenſlecen und der magnetiſchen Deflination bewieſen wird . Im allgemeinen kam der Bericht= erſtatter zii dem Reſultat, daß der Nordpol von einem Gürtel von Nordlicht umgeben iſt, welcher zwiſchen dem Franz Joſef Land amd Nowaja Semlja hindırdzicht und welcher eine ſtarke Pertur bation im Erdmagnetismus hervorruft. Der Nordlichtgürtel variiert und als Reſultat diejer Variationen erſcheinen die drei bereits crwähnten Perioden des Nordlichtes , welche in der Polar- und gemäßigten Zone einander entgegengeſetzt ſind, was and, in anderen meteoriſchen Erſcheinungen ſid) bemerkbar macht, wie z. B. in dem Zug der Federwolfen, in der Abweichung von der mittleren Tempera tur ut. ſ. w . Am Ediluje ſeines Vortrages bemerkte Profeſſor Lenz, daß die Periodizität des Nordlidites cine ganze Reihe von hoch intereſjanten, wiſſenſdaftlichen Fragen hervorruft, deren Bearbeit mg in gegenwärtiger Zeit , in welcher man zu der Erjordumg der mieteoriſchen Erſdeimungen in der Polarzone geſchritten iſt, ſid) als jehr geeignet erweiſt.
Notizen.
Maßregeln zu ergreifen , welche das Land entwideln und die be
ſtehenden Nachteile ausrotten können . Wenn das geſchieht , jagt der faijerliche Erlaß , wird das Volt in Ruhe und Frieden lebeni . Ganz gerviß iſt der Juhalt des faijerlichen Schreibens derart, daß man hier von einem wohlthätigen Einfluß der someter furcht ſprechen darf.
M.
China. Der Generalinſpektor der chineſiſchen Zollhäuſer veröffentlicht ſoeben im „ China Imperial Maritime Custams“ , III Miscell. Ser. Nr. 6 ( gedrudt in Shanga ), ein Verzeichnis aller Peuchttiirme, l'euchtſchijje, Bojen ( buoy's) und Baaten (beacons) an der chineſiſchen Kiiſte, die fiir 1883 unterhalten werden ſollen . Danach befinden ſich im Diſtrikte von Kanton 6 Leuchttiirme, im Diſtrikte von Swatow 5, von Amoy 4, von Takow 2, von Foochow 4 , von Ningpo 2, von Shangai 10, von Chintiang Yangje 11 , von Rinkiang - Yangſe 14 , von Hankow Yangſe 9 , von Chejoo 3,
Tientſin 1 und rewdiwang 1 , Tumma : 73. Bojen liegen im Diſtrikt vor Nanton 5, Swatow 5), Amoy 6 , Tamſui 5, Foochow 9 , Kingpo 2 , Thangai 16 , Tientſin 3 , Newchwang 3. Außerdem
criſtieren 50 Baaken . Bon al diejen leuchtjenern, Vojen ac . wird in der vorliegenden Liſte ganz genau die Lage ( auch aſtronom . bei der Leuchttiirmen ), Art des Feuers (Farbe, Leuchtweiſe ), Leucht weite bei klarem Wetter 2. angegebeii.
H. P.
Strebjame Chinejen in Singapur haben eine „ Kaaſoning Ajjociation “, wie die „ Straits Times“ das Ding nennt, in Nad) ahmnng des engliſchen Debattiertlubs, gegründet. Moralphilo jophijde Fragen ſollen den Hauptgegenſtand ihrer Interhaltungen bilden .
Ajient.
Der Begriff „ tot" bei Chinejen und Europäerit. In der „ China Review “ wurde vor furzem darauf aufmerkſam
gemadit, daß die einfache Frage : „ War er tot? “ weldie jo häufig bei gerichtlichen Interſuchungen und in anderen Fällen geſtellt wird, verſchieden beantwortet werden kann , je nadidem man ſid auf det europäiſchen oder auf den chineſiſchen Standpuunft ſtellt. Der Europäer jagt : „ Jemand iſt tot , weil er z11 atmen aufgehört hat und ſein Blutumlauf ſtoct. “ Eer Chineje ſagt : ,, Er lebt noc ) , ſo lange noch eine Spur von Wärme im Körper iſt. Es iſt dies bäufig ein Stein des Auſtoſes, denn es iſt vorgefommen, daß die europäiſchen Aerzte erklärten , jemand jei als Leiche ins Hojpital gebracht worden , während die chineſiſchen Zeugen behaupteten, er habe iioch gelebt. Wir meinen , daß es nicht für die Bekannt
Auf ciner der Liu -fiu - Inſeln , Ofinawa, wurde eine , wie l's dieint, reiche Goldmine im Bergland Fukarama entdeckt. Der öffentliche Unterricht in Japan , in allen Abſtuf ingen , iſt von jcher ſehr entwicelt geweſen , wenn auch nidit in dem Maße, wie es in China der Fall war . Der Bluterridit bahnte nicht wie dort den Weg zu Ehrenſtellen und Aemtern , deren Beſitzer zit der Ariſtokratie gezählt werden ; dod hatte die japanijdıc Ariſtokratie , ſo ſehr ſie auch nad) friegeriſcher Aus
zeiding, nad Eroberungen imd kämpfen ſtrebte , die Wiſſen ſchaften und litterariſchen Pluszeichnungen nicht verſchmäht und ſchr gut eingeſehen , daß ſie in ihrem cigenen Intereſje aud )
anf dem Gebiete der Entwickelig des Verſtandes diejenigen Klaſjen , I W
Keins „ Japan ", pg. 497.
Notizen .
300
über welche ſie zu herrſchen beſtimmt war, beſiegen miſſe. Der | Silber- und Bronze:Medaillen ſollen durch beſondere Fach- Jurys 31 Elementarunterricht war ſchon in den älteſten Zeiten ſehr entwidelt;
erfannt werden. Dan will aud) den Verſud) machen, Aderbau- und Gartenprodukte, ſowie Gemälde, kulpturen und sounſtwerke im all gemeinen auszuſtellen. Die indiſche Regierung hat den Gebraud)
in einer Zeit, als ſich Europa och im Schatten der tiefſten Unwiſſenheit befand , hatte in Japan ſchon jedes Dorf ſeine Elementarjchule. „Am 6. Tage vom 6. Vionat des 6. Lebensjahres wurde der junge Japaner in feierlichem Aufzug 3118 Echule geführt, um jeinen erſten Unterricht im Schönſchreiben zu empfangen und ſo , nachdem er die einfachen und zuſammengeſetzten Zeichen hundertmal wieder: holt hatte, lernte er nid )t mir das Hira sana, ſondern auch einen
Soſten beantragt.
Vorrat chineſiſcher Zeichen . Nach der geringſten Schätzung eignete
1 Weſtminſter Chambers, Victoria Street , London .
des India Muſeum bewilligt und 15,000 Pf. Sterl. Zuſchuß für die Freiſtellung von Zoll iſt für die zur Ausſtellung
geſchickten (Gegenſtände bewilligt. Aufrage um Raum mit Angabe der Gegenſtände, welche man auszuſtellen beabſichtigt, zu richten
an den Agenten für Großbritannien , Mr. W. $. Dilworth,
er ſich deren etwa 1000 an , talentvolle Echiiler brachten es auf
Die Beſitzungen Portugals an der indiſchen Nüſte
3—4000, dazu waren 6-8 Jahre nötig , Gelehrte lernten wohl 10,000 Zeichen und noch mehr gebrauchen . “ Toch war der Unt
umjaſjen noc ) 3370 kilometer und die hierauf wohnende Be
terricht in gewijjer Beziehung ebenſo beſchränkt, wie er dies in China war, mehr formell, als auf die Entwicelung des Geiſtes
völkerung zählt 450,000 Nöpfe. Goa iſt, wie bekannt , der Hauptplatz und hat 50,000 Einwohner. Aus Taſdfend ſchreibt man Ende März, daß die Abſend
gerichtet; erſt ſeit der Revolution iſt der Unterrid )t, was die Methode
ung einer Erpedition nach Pamir behufs topographiſcher
angeht, auf europäiſchem Fuß organiſiert. Auf eine Bevölkerung von etwa 34 Millionen zählte man im Jahre 1872 53,600 Schulen
und aſtronomiſcher Aufnahmen beabſichtigt wird, welche ihre Forſch ungen an die ſchon gemachten engliſchen anlehnen wird. Ihr 218
mit 2 Millionen Schülern , 1877 hatte man 58,272 Schulen mit über 3 Millionen Schülern . Die Grenzen des Unterrichts wurden viel weiter ausgedehnt, als dies früher der Fall war, der Mathematik, den Naturwiſjeujdhaften und dem Zeichnen eine Stelle eingeräumt. Nicht nur der Staat bringt Opfer für den Unterricht,
gangspunkt ſoll Ojd im Fergana-Gebiet ſein. Eine andere Er pedition wird die aſtronomiſche Ortsbeſti in mung fiir das Gebiet des Ami - Darja zım Gegenſtand haben und ihre Thätig keit von den oberen Flußfurten bis shiwa erſtređen.
Anzeigen
ſondern auch Privatperſonen zeigen eine rege Teilnahme für den jelben und bethätigen ſie durch reichliche Spendent. In den letzten
5 Jahren ſind in dieſer Weije etwa 34 Millionen Mark dem öffentlichen Interricht zugewendet worden, ohne den Grundbeſitz z11
Im Verlage der 3. 6. Cotta'ſchen Buchhandlung in Stuttgart eridien ſo eben und iſt durch alle ſoliden Buchhandlungen des
redinen , der den Lehranſtalten als Eigentum iiberwiejen wurde.
In- und Auslandes zu beziehen :
Die von der hawaiiſchen Regierung geplante veranziehung von Japanern nach den hawaiiſchen Jijeln hat bei der japaniſchen Regierung keine Unterſtiitzung gefinden und die be-
Stein , Dr. Lorenz von , Das Bildungsweſen .
treffende Gejandtſchaft Hawaiis iſt ohne Erfolg von Tofio ab :
neu bearbeitete Aujl. (Fünfter Teil der Ber: waltungslehre, der Inneren Verwaltung Zweites Ďauptgebiet. ) Groß- Octav. 480 Seiten. M. 8 .
Erſter Teil.
Petroleum in Judien . Petroleum wird jetzt hauptjäd)lid)
die Geſchichte
Die Allgemeine Zeitung (mit wiſſenſchaftlider Beilage und Handelszeituug) früher in Deſterrelit Augsburg erſchienen turd rie Britanitalien ſûr
ift in Deilidhur
jährlid) ungefähr 11,000 Tommen (englijd)). Siridhaltige Quellen finden ſid) and, in den britiſchen Diſtriften von Afval, sinouf: hpou ad Thayet-mio und werden ſeit 1877 wegen der viel ver
und
des Bildungsweſens der alten Welt. Zweite, ganz
gereiſt.
im imabhängigen Burma produziert, obgleich es and , auf dem britijdien Territorium in Pegu , Nijam und Handjdhal gefunden wurde . Nahe bei dem Dorje Ye nang yang im obern Burma am llier des Jrawadi giebt es mehr als 100 Bohrlöcher mit ungefähr 250 Fuß Tiefe , aus denen in imeridhöpjlichen Mengen Petroleum heransiließt. Der größte Teil desſelben wird erportiert,
Das Syſtem
11111
9 Viart
vierteljährliit) (6 M. für die 2 leßten Monate, 3 M. für den lebtent
Monat des Quartals ) 311 beziehen. Preis bei tirecter Berjendung unter Streifbaud munatlici 4 Mart ( W
3. 60 für die anderen Länder des Welt
dejtvereins). Quartalrreis bei wöchentl. Verjendg. im Weltroſtrerein M. 14.10 anderbolt resi . M. 19. 50
ſprechenden Reſultate mit britiſchem Kapital bearbeitet .
Ju Nijam
zeigte ſich betroleum in der Nähe der Sohlenfelder jidlich von Yakhimpur - Diſtrikt. Ein europäiſcher Kapitaliſt läßt ſeit 1966 beides, Petroleum and Kohle, hervorſtajien und crportieren. Ju Panjchdab ſtellte an zwei Stellen im Kawal Pindi Diſtrift das Public Works “ Department 1873–1874 Verſuche an , die einen Geſamter
Probenummern nebſt neueſtem Quartal - Regiſter gratis.
Leitartikel , wiſſenſchaftliche und handelspolitiſche Auf: ſäte ic . 10. in Nr. 86 bis 92. Die Wirren in Albanien . Die Gewehrfrage in Franfreich .
Die Entwidlung der deutſchen Kriegsmarine unter der bisherigen Veitung . I/11. ) Die deutiche Reichsbank und ihre neneſten 911 = fläger . Ein Vierteljahrhundert deutſcher Geſchichte 18.15-1883.
trag von 2706 Gallonen ergabent . (Nach . W. Ginter, „ The Juidian Empire.“ 1882. p. 493.) Juternationale Ausſtellung 3 11 Kalkitta 1883. Am 4. Dezember wird unter dem Patronat des General Gouverneurs von Indien und des leutiant Gouverneurs von Bengalen eine Juduſtrie Ausſtellung eröffnet werden . Dieſelbe joil nein Haupt
zur Lage Rumäniens. 10.) Simplon - Frage.
abteilungen innfajjen .
wendung der freien Siinſte. 3. Möbel und Hausgeräte. 4. Sileider
Die Metrik des Alten Teſtaments. Son Ferd . Juſti . Die Ver : Deutche Literatur in Frant gletſcherung der deutſchen ullpen .
und Gegenſtände fiir perſönlichen Gebrauch .
reich .
1. Schöne Münſte.
2. Geräte und An 5. Produkte des
Der geg nwärtige Stand der
Aus den Memoiren des 8. v. Stem : Das Vildungswejen . Das Gebiet Zur puslieferungsirage. Frhrn . S. v. Hemeny. živiichen dem Victoria - liyanza ud dem Indijchen Ocean vom Stand pifte dentider Golonijation. Von . Frhrn . v . Müller. Die badiſche hiſtoriſche ( omisſion . Vorgeſdichte der Jugendluſtjpiele Ceijings. Ron Grid ) Schmidt. Voch einmal Troja und Nieu - glion. Voit Dr. W. Dörpjeld . -- 4119 Berchtesgadent . Von Fr. Þecht.
Von M. Koch (UNI.) Arabiſche Märchen . Francisco Lachnero . Von F. Dahn . Landwirthſchaftliches Greditwejen .
Von O.
Meijer,
Bergbaues, Forſtwejens 11. ſ.w. 6. (Geräte und Verfahren der ge gewöhnlichen Handwerker. 7. Nahrungsmittel, friſch und präſerviert und die verſchiedenen Stufen des Verjahrens bei der sonſervierung. 8. Handarbeit der Handwerfer. 9. seinderarbeit. Zeugniſſe, Gold ,
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Das Nuslaud. Wochenſchrift für Länder- uud Völkerkunde, unter Mitwirkung von Profeſſor Dr. Friedrich Katzel und anderen Fachmännern herausgegeben von der
I. G. Cotta'ſden Budhandlung in Stuttgart und Nünden. Sechsundfünfzigſter Jahrgang. München , 16. April
Nr. 16.
1883 .
Zu beziehen durd alle Bucbandlungen des In- und Auslands und die Poſt : Rezenſions:Eremplare von Werfen der einſchlägigen Litteratur ſind direkt an verrn Profeſjor Dr. Friedrid Rakel in Münden , Alademieſtraße Nr. 5, 211 Injertionspreis 20 Pf. für die geſpaltene Zeile in Petit.
Fabrlic 52 Nummern à 20 Seiten in Quart. Preis pro Cuartal M. 7 . ämter,
-
ienden .
Inhalt 1. Tiidilawiſches Land und Volk. Von J. (G. N. Neue Folge 1. Montenegro. (Beſchiditlicher Weberblick. C. 301. 2. Die Salpeterwiiſte. Bon ! . Darapski) . Š . :305 . 3. Cechs Monate in Orani. Von H. l'evesques . XIII . Der Duar der Zenata . . 309. 4. Noch einmal Dr. Pics Tellurium . C. 313 . 5). Der jerbiſche Bauernhof. 2. 314. 6. Nleinere Mit
teilungen : 7. 316. lleber die prähiſtoriſchen Steingeräte im Bolfsglauben. Geodätiſche Arbeiten in Norwegen. Zur geologiſchen Geidichte von Spitzbergen. lieber die Eijenbahnlinie Orenburg -Karatugai. Kanäle und Eiſenbahnen . 7. Notizen : 9. 318. Pfrika. Polarregionen . Korreſpondenz: 5. 319. Zur Haustierfunde. Alpenpanorama voin nördlichen Schwarzwald. Litteratur: . 320 .
Von J. (G. A.1
wir die Herrſcher der jüdjlawijden Staatengebilde ſid) ab medijelnd als lidtloje Trabanten um die alten Kultur zentren Byzanz, Benedig und Rom bewegen , bis in neuerer
Neue Folge I. Beſchichtlicher lieberblid .
Zeit Deſterreid und Rußland an deren Stelle traten , als
Südſlawiſdes Land und Volk.
Montenegro.
bierdurd) mindeſtens geiſtig ſich dienſtbar zu machen . Dieſe
die einzelnen Staaten in langwierigen Kämpfen ihre Un abbängigkeit zu erwerben ſtrebten. Nod iſt der Kampf nicht beendet , die politiſche und geiſtige Lage noch un geklärt. Es erfordern die Verbältniſſe auf jener Halbinſel in vollem Maße die Aufmerkſamkeit der gebildeten Welt.
Rulturmiffion , auf den weiten Gebieten der Balkanbalb :
Als ein leberreſt eines dereinſt mächtigen , aber 311
inſel auszuüben , ſind die Völfer des Weſtens durc) Ver mittelung Deſterreids berufen . Auswanderung , Koloni ſation oder Eroberung ſind die Formen , in welden Kultur völker ihre Weſenbeit andern Völkern auferlegen und
Grunde gegangenen Reiches , als ein Embryo eines neu
Es iſt der Beruf der großen Kulturſtaaten , den Ueber duß ihrer geiſtigen Kraft und Größe auf andere, minder entidelte Staaten und Länder zu übertragen und ſelbe
hierdurch der Geſittung zuführen.
In den unwirtliden
Gebirgen der ſüdſlawiſchen Länder, in den frudytbaren Ge
filden Albaniens, Makedoniens und Theſſaliens liegen die Solachtfelder , auf welchen Slawismus mit wird.
nicht
allzuferner Zeit
zur Unüberwindlichkeit geſteigerte Widerſtandskraft, ſeine Nebenbuhlerſchaft mit Serbien , dem glüdlichen Lande voll üppiger Fluren und Wälder , das Verhältnis Montenegros
Slawentum , der unmündige
311 Rußland und Deſterreidy, ſeine Hoffnungen und Wünſche, erfordern unſer ernſtes Studium und ſollen im nachſtehen
dem hochentwickelten Germanismus Das ganze Mittelalter bindurd ſeben
die Erſcheinungen der Gegenwart und namentlich die Um
der Hellenismus mit dem fämpfen
in
all geſtaltenden, nimmt das felſige und unfruchtbare Fürſten tum Montenegro unſer Intereſje in bobem Grade in an ſpruch. Die Eigenart feines Yandes und Volkes, jeine bis
1 Dieſer Artikel ſchließt ſich an die Reihe von Aufjätzen „ Siidſlawiſches Land und Volt “ desſelben Berjaſjers in Nr. 10,
1
11 , 12 und 26 des „ Ausland " 1882 an . Ausland 1883 Nr 16 .
D. Red .
den möglichſt unparteiiſche Würdigung finden. Um jedody ſtände beurteilen zu fönnen , nach welden in dem ver bältnismäßig geringen Raume von faum 2000. D ..- M . drei mehr oder minder ſelbſtändige ſüdſlawiſde Staaten 46
Siidiramiſches and 110 Volt,
302
entſtehen konnten , dürfte ein Blick auf die Entſtehungs geſchidyte Montenegros motiviert erſcheinen. Der Name Montenegro iſt die italieniſde, durch die benadybarten Venetianer entſtandene Ueberſebung der in allen Spradien gebräudliden Benennung der ſchwarzen Berge , der Crna Gora , welde dem düſteren umbeimlichen Charakter dieſes Landes ſowohl, als aud dem wirflidien dunklen Kolorit ſeiner Felſen entſpridt. Ser dice clien ,
einöden nur einmal geſehen , kann darüber nidyt zweifelhaft
Nemanjiden nad jeines Vaters Tode , 1355 oder 1356 , die Herridaft Serbiens antrat, mußte derſelbe einen Statt baltet für die Zeta ernennen .
Er wählte bierzu einen Ab
fömmling der Familie der Baláiri, Balid I. Die Balícia ( die Balza der Venetianer) wußten jid alsbald nach dem
lintergange der Nemanjas gegen Serbien jowobl, als gegen Bosnien unabhängig zu bebaupten und batten faſt ganz Nord - Albanien erobert. Der dem Slawentum innewohnende ( cuit des Partikularismus madte jich nad dem Sturze
nennungen Skanderia, Oltre Marina (flaw . Primorje)
des fraftvollen Herridergeſd ledytes der Nemanjiden in allen Gebietsteilen ihres Neides geltend und die Zeta wird ſeither
drüden mehr Klage um verloren gegangene und Hoffnung
nie wieder im Verein mit dem ſerbiſden Reiche genannt.
auf wieder zu erlangende (Gebietsteile , als biſtorijdve Nedit:
Bald darauf verlor es durch ſeine Uneinigkeit 1389 in der bekannten Sdladyt am Amſelfelde unter König Cazar
jein. Die in früheren Zeiten im Gebrauch geweſenen Be
titel aus. Erſteres bedeutet das von Skanderbeg beherrſdite Land , alſo das nördliche Albanien und letzteres, die Meeres :
füſte , bezieht ſid) auf eine unbeſtimmte Strecke vom Ausfluſſe der Bojana ( law . Scladtenfluß) gegen die dalmatinide
jeine Unabhängig feit und wurde 1459 türfiſde provinz. 1 Najd erfüllte ſich das Sdvidjal des ſerbiden Neidies , beijen Thron cin breiter Strom von Blut umfloß; nur
Küſte. Noch iſt der Ausdruck Iwanbegovina zu erwähnen,
ſelten gelangte die Herrſderwürde auf natürlichem Wege
welder von den Türfen als das von dem Beg Jwan
vom Vater auf den Sohn , die alten Erbübel der Süd
( Crnoevic) im Gegenſaße von Skanderia beberrídyte Gebiet
flawen , die Mißgunſt, die Verdächtigung und die Ineinig : feit beeinträdytigten die edelſten Strebungen der fraft vollſten Herrider und ließen zumeiſt den Mord und die ge waltſame Entthronung die zögernde Hand der Natur erſeßen .
ehemals gebrautbyt wurde, feit lange aber der Benennung
Kara - Dagh gewiden iſt. Die Albaneſen nennen Mons tenegro Mali Tjefi , die Griechen Mavro Quni. Unter den jedis mehr oder minder ſelbſtändigen Pro
vinzen , weldie im 7. Jahrhundert unſerer Zeitreduung das ſerbiſdie Neid bildeten , war die Zeta , Zenta , tentha oder Duklia die jüdlidyſte. Die Grenzen ſind nicht mehr genau feſtzuſtellen ; doch ſollen ſelbe bis zu den Mündungen des
Drin und der Bojana, an der Küſte des Adriatijden Meeres
Aber auch die Balīdy , weldie in den kraftvollen Söhnen Des erſten Balida, Stra , ſimir, Georg und Balid sie Höhe ilvrer Madt erreidt hatten , ſanfen nad Georgs Tode 1379 raſch zur Unbedeutendbeit herab und ſchon 140.5
ſeben wir die Wittwe des letzten Herrſchers von Skutari, weldver dicje Stadt den Benetianern verkauft batte , ſamt
aufwärts aber bis nad Rattaro, von hier nad Travunien ( Trebinje), im Norden endlich bis nach dem eigentliden oder Alt -Serbien gereidyt haben. Dieſes Gebiet, weldes
ihrem Sohne ſich in den Scut der Signorie nach Venedig
von den Römern Dioflea nach dem Geburtsorte Diokletians
den nördliden Teil der Erbſdiaft der Balſd antrat , wie die Familie der Kaſtriotic und die Venetianer den ſüdlichen.
genannt wurde, deſſen Ruinen nod beute bei dem Dorfe
Dukla an dem Fluſſe Zeta erkannt werden , begriff ſonach das geſamte heutige Montenegro ſamt Umgebung in jih und war ſtets wegen des fräftigen Charakters ſeiner Bewon :
ner und wegen ſeiner geographiſchen Lage von bober Wich
tigkeit. Die Bedeutung dieſes Landſtridyes wurde noch das durd erhöht , daß er das Geburtsland und der eigenſte Befit der Familie Nemanja geweſen iſt, deren Glieder 200 Jahre
vindurch Serbien als Großſupane, Könige und Kaiſer be berrichten. Es war jonach der kraftvollſte Stamm , welcher
begeben.
In der Zeta jedoch eridien cin anderes Geidledt
wie nunmehr feſtgeſtellt iſt - aus Bosnien , welches
Mit dem Jahre 1443 , in welchem der berübmte Georg
Maſtriota (Skanderbeg ) die benad barten Fürſten und Freunde zur gemeinjamen Aktion gegen die Türfen aufforderte, erideint das erſte Mal der Name eines Crnoevii in der (Seſdidite. Stefan Crnoevie, ein Sohn Strazimirs und Schwager Kaſtriotas , eridien mit den Häuptern der be
rühmten Geſplechter Muſacchi, der Streſii u . a. in Kroja, um in Gemein daft der Waffen die Befreiung von den Osmanen zu bewirken . Jener Stražimir wird nun als
ſich in der Gegend des heutigen Montenegros , allerdings
der erſte der eingewanderten Fürſten der Zeta betradytet,
zumeiſt in deſjen ebenem Teile , angeſiedelt hatte und dieſe Lieblingsprovinz der jerbijchen Gerrider war ſtets der Landesanteil der Thronerben, das Delfinat Serbiens.
die, von der Didytkunſt und der Pietät der Montenegriner verherrlidt, in dem Enkel desſelben , in Jwo, Jwan ( Jobann) Crnoević, ihren größten Nationalbelden feiern.
Dieje Liebe für das Stammland ging ſo weit, daß Kaiſer
Dieſer bedeutendſte ſeines Geid ledytes fämpfte als Ver bündeter der Venetianer rubmvoll bei der Verteidigung
Stefan Duſdan , welcher ſein ganzes Leben hindurd be ſtrebt geweſen , den Gedanken eines geeinigten Serbenreidves zu verwirkliden , ſeinem Sohne Uroid dennod das Füritentum Zeta zur Regierung übergab und hierdurd, jelbſt die Art
von Skutari 1474 gegen die osmanide Uebermadit , wurde dafür von der Signorie zum Nobile ernannt und vermählte jid mit einer venetianijden Grbin , Ratharina Orio . Für
an ſeine eigene Sdöpfung legte.
Als nun Urvſd , dieſer lepte aus dem Stamme der
1 sallar), Geidhichte der Berberi , VD. I. S. 171 11. ff.
Siinjiawijdes Land und Wolf.
dieſe Teilnahme an jener denkivürdigen Verteidigung verlor
303
modite, enthielt bereits 30,000 Einwohner.'
Im 18. Jahr
er den ſchonen Teil ſeines Fürſtentums, die ebenen frucit i hundert, nach dem Anſchluſſe eines Teiles der Vrdadiſtrikte, baren Diſtrikte an der Morača an die Osmanen.
Er
betrug dieſe Zahl con 50,000 . Nach dieſer Zeit dhloſſen
mußte ſogar die von ihm gebaute Feſte Zabljaf aufgeben und ſich vor dem Drängen Bajaſid II, in die inzugängliden Felſengebirge ſeines Gebietes zurückziehen. Er floh 1482 nad der Feſte Obod , bei welcher ein berühmtes altes Kloſter ſamt Kirche beſtand . Gegenwärtig beſteht daſelbſt der Ort Rjeka , am gleichnamigen Flüßchen. Später, 1481,
jid infolge der fortwährenden ſiegreichen Kämpfe gegen die Türfen eine große Anzahl der angrenzenden Stämme
erbaute er hinter dem Lovćengebirge, auf der ſteinigen Hochebene Lentinsko Polje , angeblich nach dem Modelle des in Ankona befindlichen Kloſters St. Maria Doloroſa, das noch heute beſtehende Kloſter der Ralugeri, die Reſidenz der Metropoliten , der ſpäteren geiſtlichen Beherrſcher des kleinen Staates.
So entſtand , namentlich als in den
der Piperi , der Nowii, und der Morača , ſowie der Bielo
pawli i an , ſo daß 1835 die Ernagora bereits 100,000 Cintvohner zählte . Als ferner 1860 der Diſtrikt von Grabowo hinzu kam , betrug, nad der erſten regelmäßigen Volkszählung 1864 die Bevölkerungszahl 196,138 Seelen bei 76 6. D.-MI. Ausdehnung. Nach den glüdlichen Kriegen 1877-1878 erbielt das Fürſtentum im Berliner Frieden
und nac) demſelben einen Zuwachs von 5060 Q.-Km. mit 89,800 Seelen , ſo daß die jebige Ausdehnung Montene:
Hand der Tudyter Antonio Erizzos in Venedig und kehrte
gros ſamt dem Gebiete von Dulcigno 9433 Q.-Km. mit 286,000 Seelen betragen würde. Dieſe Ziffern beruhen jedoch bloß auf Schäßungen .? Jenes Interregnum der Prieſterherrſchaft, weldies nad) der Entfernung der Crnoevice mit dem Metropoliten Ger manos begann , geſtaltete ſich troß mancher Erfolge nad ) außen hin im Inneren des Ländchens zur traurigſten Epoche ſeiner Geſchichte. Die einzelnen Stammeshäupter befämpften ſich gegenſeitig ; Raub , Plünderung und Blut rache herrſdote , ſelbſt das Renegatentum begann einzureißen und nur die Kämpfe gegen die Türken vereinigten die
init ſeiner jungen Gemahlin nach der unwirtbaren Felſen-
Kräfte nad einer Ridytung.
Heimat zurück. Es ſcheint jedoch, daß die felſige Einöde und das raube Klima der ſtolzen Patriziertochter nicht behagte , denn ſchon 1499 , nach anderen erſt 1515 , verließ Georg Crnoevič ſeine Heimat, um fortan gleich ſeinen Vorgängern, den Balſdas, in Venedig ſeine Tage zu be-
derten um 1560 aus der Herzegowina die Brüder Herak
ſtammten aus der Gegend vom Berge Njegoš bei Nikſič, deſſen Gebiet nunmehr mit dem Fürſtentume vereinigt iſt
id ließen. Weder er , noch ſeine Nachfommen , welche in
und gründeten den gleichnamigen Ort am Fuße des Berges
dem Libro d'oro als venetianiſche Nobili bis 1660 vor: kommen , kehrten jemals wieder nach Cetinje zurück.
Ctirovnit und die Dörfer Herafowici und Radonici eben : daſelbſt. Beide Familien ſollten ſpäter zu ' Macht und
Obod jedod, wurde von den Türken in Beſitz genom-
Einfluß gelangen ; denn durch die 1697 erfolgte Wahl des Mönches Danilo zum Metropoliten, welcher aus erſterer Familie ſtammte , gelangte ein hödiſt umſichtiger und energiſder Charakter zur Herrſchaft , welcher die Ge :
vierziger Jahren unſeres Jahrhunderts Peter II. ſid, nädiſt dem Kloſter einen befeſtigten Hof erbaut hatte , allmählid der Hauptort Cetinje, welcher gegenwärtig zirka 150 Häuſer mit 650 Einwohnern enthält.
Das Hinncigen der Crnoeviče zu Venedix , welches damals noch auf dem Gipfel ſeiner Macht , eine wahre Zufluchtsſtätte für bedrängte Fürſten bildete , fand auch in der Brautwerbung Swans für ſeinen Sohn Georg ſeinen Ausdrud .
Er erlangte wirklid 1490 für denſelben die
/
men , Kloſter und Kirde wurden Moſdee. Erſt anfangs des vorigen Jahrhunderts wurden die Türfen daraus ver trieben .
Nun begann die Theofratie in der Heimat der Crnagorzen ; die Metropoliten von Cetinje, welche von den früheren Herrſchern die Führung des Staatsweſens über nahmen , wußten durch die Erregung nationaler und re
ligiöſer Gefühle das Volf in faftiſcher Unabhängigkeit von den Türken zu erhalten. Sie opferten Wohlſtand und jede Annehmlid feit des Lebens für die Freiheit.
So oft
auch die kriegeriſchen Dsmanen in die Berge brangen und ſelbſt das Kloſter in Cetinje zerſtörten , immer wieder ſammelten ſich die zerſprengten Einwohner nach dem Abzug der Feinde, welche die Entbehrungen und das Klima des unwirtlichen Landes nicht ertragen konnten . Allmählid kamen aud zahlreiche Flüchtlinge aus anderen , von den
Türken bedrängten Gegenden in dieſe Berge , der Felſen bezirk bevölkerte fid) und das kleine Land , welches im 16. Jahrhundert etiva 36 Q.-Meilen Ausdehnung haben
In dieſem Zeitraume wan
und Raič von dem Geſchledyte der Banjani nady dem Fürſtentume ein, zugleich mit der Familie Nadonić. Sie
ichide ſeines Landes alsbald zum beſſeren wendete. Unter
ihm , welcher ſich auf freundlichen Fuß mit Venedig ſtellte, treffen wir zum erſtenmale auf eine direkte Berührung mit Rußland, welche allmählich zum meiſt beſtimmenden Einfluß und ſeither zum unwandelbaren Staatsprinzip
des Fürſtentums geworden iſt.
Als nämlid, Vladika
Danilo 1717 fid in Moskau befand , erhielt derſelbe von Peter dem Großen eine Menge Goldſtücke und Medaillen
zur Verteilung an das Volt, um ſelbes zu beſtimmen , 1 kapper , Siegf. „ Das Fürſtentum Montenegro “ in : „ Unſere Zeit ," 1875 , S. 779. Wohl die beſte Arbeit, welche über dieſes l'and erſchienen iſt.
2 Nach den neueſten Erhebungen ſoll die Gejamtzahl der Ein wohner, mit Jubegriff der neu erworbenien (Hebiete , gar nur 160,000 Seelen betragen , darunter 75,000 männlichen Geſchlechts. Siebe Edwarz, ,,Montenegro" , 1883, S. 116 .
Siidſlawiſches land und Volf.
304
wie es hieß , den Glauben zu verteidigen , cigentlid) aber, i folger Savo oder Sawa 19 Jahre lang die Herrſdaft um das Land den Intereſſen Rußlands in den zahlreichen
Erlöiden der Republik aud Deſterreid auf dieſelbe Weiſe,
nur nominell inne hatte ; feiner eigenen Sdwädye ſidy be wußt, jog er ſid ſehr bald in das Kloſter Stanjevič zurück und ließ ſeinen tapferen Bruder Waſili für ſich regieren Da lekterer jedod auf einer Reiſe nad Moskau 1766 ſtarb , der Abenteurer Stjepan Mali, welder ſid, für den ermordeten Peter III. von Rußland ausgab und die Zügel der Herrſd) aft an ſich geriſſen hatte, 1774 ermordet wurde, mußte Sawa von neuem die Regierung ergreifen , bis ibn
bis dieſe , von Danilo I. geſchaffene Würde unter Peter Petrowitid) II. in den dreißiger Jahren dieſes Jahrhunderts
Polke als Heiliger verehrter Peter I. Petrović , welder
Rämpfen mit der Pforte dienſtbar zu maden .
Gleid-
zeitig wußte Venedig ſeine Intereſſen dadurdy zu wahren,
daß es den zweiten Würdenträger, den weltliden (Gubernator, der ſtets aus der Familie Radonić gewählt wurde, förmlid) in ſeinen Sold nahm , um ſich ſeiner Stimme im
Niate zu verſidyern. Dieſen Einfluß ſicherte ſid ) nach dem
der Tod 1784 erlöſte.
aufgehoben und die Familie Nadonić des Landes ver:
Nach ihr
kam der , von ſeinem
jeinem Lande die faktijde Unabhängigkeit von der Pforte erwarb , zur Würde eines Metropoliten. Er proklamierte
wieſen wurde. Erſt der jevige Fürſt Nikolaus geſtattete den auf Deſterreichs Roſten erzogenen und jubventionierten Mitgliedern diejer Familie die Rückkehr und nehmen die jelben nunmehr hervorragende Stellen im Fürſtentume ein.
felbe auf Veranlaſſung der Raijerin Katharina unmittelbar nad jeiner Nidfebr aus Rußland und trotz ſeiner er:
littenen blutigen Niederlage gegen den Paſcha von Skutari.
Stanko Radonië, der gewandte Diplomat, iſt Miniſter des
Er trachtete, jein Cand nach allen Seiten hin zu ver
Aeußern , Stevo Rapitän der fürſtlichen Leibwade, der größern, vernichtete ſeinen Gegner Mahmud , den erwähnten Perianiken . | Paſcha von Nordalbanien und verſuchte auch Kattaro zu erwerben , wie joldes ſchon in Artikel IV (,,Ausland " 1882 Aber auch ſdon vor dem Falle Venedigs finden wir Nr. 26.) erzählt wurde. Dieſer ausgezeichnete Herrſcher, die Montenegriner im Solde Oeſterreids; 1788 während übrigens nidt frei von Falſdıbeit und Hinterliſt, ſtarb 1830 . des Türfenkrieges andte Raijer Joſeph II . dem Wladita Ihm folgte ſein Neffe Nadoë, weldier den Namen Peter II . beträchtliche Geſchenke an Seld , Waffen und Naturalien , 1
jedem Haushalte überdies 1 R. R. Dufaten , bei welder
annabm , ein europäijd gebildeter Staatsmann , ausge
Gelegenheit zugleich die für Deſterreich etwas fojtipielige erſte Volkszählung vorgenommen wurde. ? Im Laufe der letzten Dezennien erhielt das Fürſtentum von Rußland,
zeidynet als Krieger, Geſetzgeber und Dichter, auch ein
Deſterreich und ſelbſt von Frankreid nambafte Unter
Nadyfolger , der Sohn ſeines Bruders Pero Tomaſo , war
ſtüßungen. Die Mächte hielten ſoldhergeſtalt die kriegeriden Bergſöhne in einem goldenen Käfig , wvelder jeder zeit geöffnet wurde, wenn eine dieſer Mädyte in Differenzen mit der Pforte geraten war. Unbekümmert um Verträge
ber noch in aller Andenken ſtehende Fürſt Danilo , welcher der Würde des Nadifa ( Metropoliten oder Bildhofs ) ent
edler Charafter, wie wir ibn in den Werken Sir Gardner Silfinjons , Marmiers 11. a. gejdildert finden. Sein
jagte und den Titel eines weltliden Fürſten annahm , um
vom
allen Streitigfeiten bei einem Thronwedyfel zu ſteuern. Dieſer von dem edeliten Beſtreben bejeelte , jeinem Wolfe
idwarzen Berge auf den alten Erbfeind , ihm auf dieſe
weit vorangceilte Herrſcher verbeſjerte die Geſeßgebung,
Weiſe einen bedeutenden Teil ſeiner Streitmacht labm =
milderte die Sitten und idyaffte die Blutrade ab , deren
legend.
idauerlichen Sabungen er jedoch ſelbſt zum Opfer fallen follte. Als derſelbe ſidy am 13. Auguſt 1860 mit ſeiner (Semahlin Darinka, der feingebildeten Todyter des Trieſtiner
oder Völkerredyt ſtürzten fidy alsdann die Falfen
Es iſt begreiflid ), daß dieſes in Europa einzig das ſtehende Gebahren auf den poliſchen Charakter der Crnagorzen keinen veredelnden Einfluß ausüben konnte ; es erweckte in ibnen einen Begriff von Widytigkeit , der ſie oft zu Aus:
ſdyreitungen verleitete , weld)e im Intereſſe der Menſdheit und einer lovalen Politik ſebr zu beklagen waren .
Seit jenem Danilo I. Herafowitídy, Stepčevič Petrovic, welcher 1735 ſtarb , blieb die Herrſcherwürde bei dieſer Familie, da Danilo die Erblichkeit in derſelben derart geregelt hatte , daß dem unvermählten Metropoliten ſtets
der erſtgeborene Sohn ſeines älteſten Bruders folgen ſollte. Wir übergeben den Zeitraum , in weld )en Danilos Nad : 1 Zinkeijen, „ Geſchichte des Osmaniſchen Reiches in Europa.“ 5. Bd. , S. 553 und 556.
lebende Todter , Olga , beſaß , folgte ihm der Sohn ſeines Bruders Mirko , der neunzehnjährige Fürſt Nikolaus Pe
trović Njeg us, weldier noch gegenwärtig regiert. Nikolaus batte fünf Jahre in Paris zugebradyt und ſpridyt das Franzöſiſche ganz ohne fremden Accent, gleid, einem Franzojen . Sein Vater Mirko Petrović , der nidyt lejen fonnte, war ein berühmter Türkenbeſieger , Groß Woiwode und ſtets oberſter Anführer der Kriegsmad)t. Auf ſeinem Sarge in der Rloſterkirdse zu Cetinje rubt ein koſtbarer Säbel , welchen er einem türfiſchen Paſda im
2 Siehe : „ Kaiſer Joſef in Bosnient", nem
bisher amer
öjjentlichte Originalbriefe Kaiſer Jojejs II . im
Feuilleton der
„ Deutſchen Zeitung “ vom 29. September, 2. , 3. und 8. Ot : tober 1878.
Naufmannes Luefič in Kattaro zu einer Spazierfabrt ein
idiffen wollte , wurde er von dem Montenegriner Kadić eridoſjen. Da Danilo nur eine , gegenwärtig in Venedig
Kampfe abgenommen hatte.
Um die in neuerer Zeit oft genannten Mitglieder der
fürſtlidien Jamilie näher kennen zu lernen , möge nody
Die Salpeterwiiſte.
305
angeführt wverden , das Fürſt Nikolaus die Todoter des
nach Morgen hin jd ließen die zum Teil fruditbaren Vor
Woiwoden Peter Stepbanov Kuketić, zur Gemablin nabm , welche, damals ſedyzehnjährig , das ſchönſte Mädden im im ganzen Lande war , aber weder leſen , nody ſdreiben
berge der auf zahlreiden Päijen wegſamen Kordillere an , an deren Rüden ſid) eine an Erzeugniſſen aller Zonen überreide Hodebene lehnt. Nad) Norden ( denn Mittag und Mitternadyt vertauſden bier ihre Stellung im Laufe des Jahres) öffnen ſich die ſonnigen Thäler Perus und nad) Süden leiten die anfangs fahlen Minendiſtrikte
fonnte.
Sic bat dicje mangelnde Nenntnis either criott
und ſpridyt gegenwärtig aud franzöſiſd ). Aus dieſer Ebe ſtammen die beiden Prinzen Danilo und Mirko nebit ſieben Töchtern. Eine andere oftgenannte Perſon lidhfeit iſt der gegenwärtige Miniſter des Innern Božo Petrovis, der Better des Fürſten , ein Sohn ſeines Dheims
Chiles zu deſſen weizen und weingeſegneten Gefilden über.
Wo dieſe Gegend zu ſudien , darüber fann kein Zweifel mehr walten . Von dem ſcharf einſpringenden Winkel der
Drago. Aud) Božo (Theodor) wurde, gleich ſeinen drei , ſüdamerikaniſdien Weſtfüſte an dehnt ſie ſich zu beiden Brüdern Gyuro, Blažo und Marfo in Paris erzogen . Fürſt Nikolaus iſt eine hohe , fräftige Geſtalt, das Bild eines durdaus veredelten Montenegriners. Scine ſympathiſde Erſcheinung, weldie ſelbſt die etwas dunkle Färbung joines Teints nidt beeinträchtigt, ſeine ſonore Stimme, welde jeine motoriſde Rednergabe treiflid
unterſtüßt, die Gervandtheit ſeiner Bewegungen , die
Seiten des jüdlidien Wendekreiſes bin , an dem ſtarr im Meridian verlaufenden Gejtade fenntlich. Die geographiſde
Begrenzung iſt etwas verwirrt infolge der Dreiherrenwirt daft, welcher der um ſie entbrannte Krieg nun thatſäcilidi ein Ende gemadyt bat, wenn derſelbe auch im Herzen Perus
vorerſt nocy unabſehbar fortwütet. Mit der neuen , wobl
Klugbeit, welde er in den dwierigſten Lagen ſtets
gefügten Ordnung iſt auch ein neuer Unternetmungsgeiſt eingezogen : neue Sdriftsſtationen und Cijenbabnbauten
bewährt, ſowie ſeine friegerijden Erfolge befunden im
jind der beite Beleg dafür.
Vereine mit ſeinen aufrichtigen ziviliſatorijden Beſtrebungen ,
Um im allgemeinen den Sdhauplatz dieſer Thätigkeit
was aus dieſem Wolfstamme ſid, entwickeln fönnte. Auc) in bezug auf join Familienleben zeigt er ſich als edelſte Blüte ſeines ganzen Polfes. Er war der erſte, der es wagte, öffentlid, mit ſeiner Gemahlin am Arme ſidy zu
zu bezeidynen , genügt es , das Land der Atakama-Wüſte mit dem jüdlichen Teil des früheren peruaniſden Departe ments von Moquegua , der nun den für die Eroberer glorreiden Titel der Provinz von Tarapaka führt, zuſammen
zeigen ,
zufaſjen. Man gewinnt ſo ein Areal von beiläufig 20 M
im
allmäblid dem
weiblichen (Sejdledite cine
mendenwürdige Stellung in ſeinem Lande zu veridaffen . Ohne die reid liden Genüſſe, lInterhaltungen und Ser: treuungen , in weldien die Fürſten zivilijierter Vänder 3er: itreuung und Erbeiterung nad den jorgunvollen Seidäften der Regierung finden , (Senüſſe , welde Fürſt Nikolaus
ivobl kennt, lebt derſelbe nur ſeinen Arbeiten und findet nur im Sdrobe feiner Familie und in der Diditfunſt Erholung.
/
Breite und 120 M. Länge von faſt geometrijder Regel mäßigfcit.
Dieſer im
ganzen zutreffenden Beſtimmung
entſprechen and die beiden Brennpunkte, in denen ſids gegenwärtig die Hauptproduktion des Salpeters vereint: im Norden Jquique, der faſt ein halbes Jahrhundert
alte Salpetermarkt Perus, eine Goldquelle, die nädyſt
Die Salpeterwüfte.
dem Guano am meiſten zum moraliſden Nuin des Staates beigetragen , im Süden der herrliche Hafen von Taltal, von jeher unbeſtrittenes Eigentum von Chile, der vor faum drei Jahren eine Stadt improviſieren ſah, deren Gedeihen beute durch Schienenwege ins Innere garantiert iſt. Dazwijden nädyſt der Felsinſel von Mejillones (aud im Guanohandel befannt), welche durdy entblößten Meeres boden dem Feſtland verbunden , den gleidyförmigen Umrij der Küſtenridytung ſtört , die nod nid )t ein Jahrzehnt
Von ! . Darap fi.
zählende Niederlaſſung, welche die Laune eines boliviani
Mit der alten Welt verglidhen iſt Amerika , dieſe in vielem bevorzugte jungere Sdywveſter, obwohl reid genug an unbebauten Strecken, arm an Wüſten . Und ſelbſt das einzige Gebiet, das dieſen Namen im Sinne jener großartigen
idyen Madythabers mit dem prunkvollen Namen Anto
Durch dieje Gabe, weldie in der Familie Petrovii erblid zu ſein idcint und auf deren Erzeugniſſe wir nod ) zurück
foinmen werden , weiß Fürſt Nikolaus vortrefflich, auf Geiſt und Gemüt ſeines Volkes zu wirken.
Einöden Giens und Afrikas verdient, bat nichts mit ihrem
Fluche gemein . Weit entfernt, eine Speidewand zwijden den umwohnenden Völfern zu bilden , verſammelt dieſe Wüſte vielmehr die veridiedenſten Vertreter faſt aller Viationen in fid ; benn fie iſt eine Sdatgrube.
Schon ibre Lage iſt eine der glüdlidiſten . Nad) Abend jdarf ins Meer abfallend, das bier mit vollem Nedit das „ friedlide" genannt wird, begt ſie einige zuverläſſige Wafen ; Ausland 1883 Nr. 16 .
fagaſta bedadyt hat. Dody knüpft ſidh an lettere, wo eine große Geſellidaft , die der Natur ihren Tribut mehr ab fordert , als ſich von ihr beidenken läßt, die Ausbeutung monopoliſiert hat, fein allgemeineres Intereſſe. Aber der gejamte Eindruck, den dieſe Induſtrie heute bietet , gilt
nur für den Augenblick; in kürzeſter Friſt wird er wieder verändert und damit verbeſſert ſein. Eine anſdauliche Vorſtellung von Natur und Ber teilung der Materialien , die den Salpeter liefern , wird
durd, deren Fülle und Mannigfaltigkeit ſehr cridwert, wenn es fid nidt lediglich um eine der genugſam
befannten 47
Dic Salpeterwijte.
306 tedniſchen Beſdireibungen handeln ſoll. leitende
Es fehlt der
Faden des Gedankens, der aud zugleid, das
Nätſel der Entſtehungsweiſe eines hier allein in unberediena barer Menge aufgeſpeiderten Minerals aufhellen müſste. Ilm
jo feichter iſt die Gewinnung der Handelsware zu
jo unausbleiblich ſidy einſtellen , wie in dieſem Littoral . Sogar die Sonne , die in gleider Breite Rio de Janeiro zu dem Paradies der Tropen geſchaffen , ſcheint hier nur Tod und Berderben zu ſpenden. Ein ſoldes Neußeres verſpridyt der Kultur keine
verſtehen. Die Bedingungen dazu aber lehrt allein ein
günſtige Stätte ; nody weniger Verlodendes ſdeint es dem
Blick auf die in jeder Beziehung einzigen Verhältniſſe der
Handelsgeiſt zu bieten , der ja immer als Vorläufer wabrer
Wüſte würdigen .
Gefittung auftritt.
Ein ununterbrochenes, durchaus gleidyartiges Plateau mit einer mittleren Erhebung von 1000 m . über dem
Sdyöpfung der Natur und unglüdlichſte der Politik, darauf
angewieſen geweſen, die Verbindung mit ſeiner Küſte ſid) zu
Meeresipiegel, reidit die waſſer- und vegetationsloje Dede
wahren , vielleidyt hätte heute noch fein gebildeter Fuß die
von dem drohenden , wohlbefeſtigten Bergkopf (Morro) von
Arika an , allmählid ſidy ſenkend bis in die Nähe der
entiegene Hauptſtadt San Pedro de Atakama betreten und die llreinwohner der Wüſte, die durch Sprade und Sitten
freundlichen Landgüter ( infas) von Chañaral.
jid als einen eigenen Volfsſtamm befundeten, lebten , ſtatt
Obivobl
Wäre nichtt Bolivien , dieſe glüdlichſte
zerklüftet und zerſpalten, prägt ſie ihren Charakter weiter
ausgerottet zu ſein, noch immer genügjam , wie ihre Ziegen ,
bin dem ganzen Berg- und Hüttendiſtrikt von Nopiapo
von dieſen und dem Fiſdfang. Aber aud die Bevor: zugung Kobijas, das heute zum größten Teil in Trümmern
auf, deſſen Anwohner, die Atafamener, durch ihre belden bafte, im Krieg bewährte Selbſtverleugnung den altberühmten Nuf der Araufaner verdunfelt haben .
Ebenſo jendet fic
ibren troſtrojen Sand als einen breiten Streif längs der
ganzen peruaniſdien Küſte hinauf bis zu deren äußerſtem Vorgebirge, an dem der fühle Humboldtſtrom , die im Wajjer ſid ſpiegelnden Urwälder von Ekuador und Kolumbien flichend, insoffene Weltmeer hinausfließt. Die einzige 26 svedyjelung in ihrem unter der nie bewölften Sonne cr glühenden und in Sinternädyten unter den Gefrierpunkt abgekühlten Terrain bieten regellos zerſtreute Mügelreihen , in denen die dileniſche Betriebjamfeit nic abläßt , nad Metalladern 311 wühlen . Die Minenjuder bilden dort
cinen eigenen Stand , Nateadores genannt. Selbſt das Bett des ehemaligen Grenzfluſſes Loa bedingt feine A19
liegt, als Freihafen und die Anlegung von Stationen für die Maultier Rarawanen ( Tropas ) vermoditen nicht
die
Sdwierigkeit zu beſiegen. Die dyileniſche Regierung unter nahm es zuerſt, anfangs der fünfziger Jahre in ihren gänzlich unbekannten Norden einen Entdeckungsreiſenden zu ſenden , von der Hoffnung geleitet , den Minen von Kopiapó ebenbürtige Aufidylüſſe zu gewinnen . Und viel
leicht gibt es noch geſchäftsgewandte Denker daſelbſt, die (s dem treffliden Dr. N. A. Philippi , ' dem erſten Ber: treter deutſder Wiſſenſchaft in Südamerika, nidyt verzeihen , daß er damals zwar die allergenaueſte Runde über Land und Leute beimgebracht, aber die Reichtümer unter einen
Füßen nid )t geahnt. Später entdeckte man erſt in der feilförmig vorgeſdobenen Jurazone, leider außerhalb dileni der Anſprüche, einen Silberberg , nach den umliegenden
nahme, denn er ſd leidyt, tief eingeſdynitten, faſt unſichtbar, übunlich den Strömen Neu -Merifos und Arizonas, dahin . Hier gibt (e feinen Regen, feinen Thau , nur einen siden , trägen Nebel ( die Kamandyafa der Bolivianer ), der uver: ſebens vom Meer ſidy heraufivälzt und den ſicherſten Reiter
dem wahren unterirdiſchen Schake, dem Salpeter, zu ge
zwingt, Halt zu machen , um ſid nidyt zu verirren oder
langen. Im Augenblick wurden zahlreiche Unternehmungen
Scaden zu nehmen , bis er am nächſten Morgen oder
nahe der wohl für immer nun aufgehobenen bolivianiſchen Südgrenze gegründet, die zeitweilig burdy den unerſdywing lichen Ausfuhrzoll in ihrem Beſtehen gefährdet, mit gegen wärtigem Jahr durch Anlegung einer Bahnlinie Ent fernung und Koſten verringert und ſich damit einer ſchönen Zukunft entgegengeführt jehen. Aber die Anregung zu dem allen gründete ſich unmittelbar auf an gecigneterer Stelle erworbene Erfahrungen. Dazu war die Pampa von Sgique auserſchen. Hampa bedeutet nämlid hier nicht wie jenſeits der Anden cine cbene, grasbewachſene Steppe , ſondern die nade, bald ſteinige, bald ſandige Wüſte ; cin Spradıgebraud , dem vielleidyt keine andere Berechtigung zuſtebt , als der Gumor der Berglente, der oft den traurigſten Pläßen die verführeriſchſten Namen zu geben liebt. Auf peruaniſdem
Mittag endlid völlig durd näßt wieder ſein von Froſt und Hunger geſchütteltes Tier ſatteln kann. Dafür alle Jubel jabre von der Kordillere berabbrauſend eine Ueberidywein
mung , die wie ſie kommt, verſdwindet, verheerend wie überall , aber auch zugleid) aus der Sandkruſte ſtellene weiſe eine farbengleißende, nur zu vergänglide Blu
menpracyt zaubert. Der Fremde hält es für eine In dierſage ; wer ſidh aber die Mühe nimmt, den Boden an manden Orten näber zu unterſuchen , wird ſich über
zeugen, was Vegetationskraft iſt. Wer nur die Gebänge der drileniſchen Kordillere näher kennt, findet hier eine neue Beſtätigung weitverbreiteter Geſelle.
Auf den offenen
Flächen wehen Tage lang heftige Winde, weldie die von der Helligfeit icon verwundeten Augen mit Staub umb Turänen füllen .
Dazit die gefürchtetſte Madytäußerung
umjeres Planeten, die Erdbeben , die nirgends jo heftig und
Verſteinerungen Sarafoles (Sdıneđen ) getauft, der freilid die Ergiebigkeit des älteren von Chañarcillo nidit erreidite. Erſt der jüngſten Zeit war es vorbehalten , in Chile zu
1 Dr. R. A. Philippi. Viaje al desierto de Atacama. Halle .
1857 .
Die Čalpeterwiiſie.
307
Gebiet war die Entdeckung nabegelegt. Einmal ſetzt ſid ) hier die Wüſte nicht, wie in Atakama, nach Dſten in er-
beiden Seiten der Anden häufigen Salzbecken (Salinas); es tritt nicht einmal in Scollen und Broden zu Tage,
ſtarrte Lavamaſſen , auf deren (dyneidigem Geflüft ſelbſt
wie das ihm in der Kriſtallform ähnliche Kodiſalz , das
die Hunde der Schuhe nicht entbehren können oder in troſtloje Salzieen fort, ſondern lange, ebe ſie die Kordillere
die Anwohner der Rüſte unmittelbar zum häuslidyen Ge
erreicht, übernehmen freundliche Fluren und Felder ihre
(wie die ſalpeterbaltige Erde genannt wird) auf Gängen
Fortſetzung , jo daß an Zufuhr nicht leicht Mangel eintreten kann. Da liegt Tarapafá wohlgeſdrüßt in friedlider Stille ; da prangt maleriſch der kleine Flecken Pifa
und Spalten im maſſiven Geſtein einen Weg , ſondern jeine Maſſe (die im weſentlichen ein Gemenge aus Sand,
brauche verwenden ; noch weniger ſucht ſid der Kalide
Thon, halbverwitterter Erde , oft mit Steinen bis Fauſt
mit ſeinen Gärten und beißen Quellen , von Squique aus
größe durdjekt, mit Alfali- und Magneſiajalzen darſtellt,
als Erholungsort für die durch Geſchäftedrang und Spirituoſen überreizten Nerven geſucht. Ferner verrät ſich hier die Salpetererde dem Kundigen deutlid) und tritt ſtets in
von dem 20–80 Prozent dem Nitrat entſprechen) lagert
geſchloſſenen dichten Maſſen , zuweilen in überraſchender
de Gebirgsarten aus der Tiefe anſteigen , die Hoffnung
Reinheit auf. Darum nun kann ſich Iquique , die ſtattlide , nicht durch Brand nod Erdſtöße zerſtörbare Stadt, rühmen, nicht nur der angeſtammte Markt zu ſein, ſondern aud die dortigen Vorkommniſſe und Einridtungen als
nährend , daß der für Waſſer idywer durchläſſige ,, Baſalto " einen kleinen Vorrat davon in geſchüßter Tiefe bewahre, verliert ſich das weibliche Ronglomerat. Dem ſteht nidt
Muſter für alle übrigen geſtempelt zu haben .
Das id liefst
nicht aus, daß zwijden den über ein Menſchenalter zäblenden Niederlaſſungen , die ſich um das Dorf ( Pueblo ) der
als zuſammenhängende Scyidt von wediſelnder Mächtigkeit einer der jüngſten Meeresbildungen ein. Da, wo porphyriti
entgegen , daß es gerade längs Hohenzügen , denen ein
vulkanijder Grundſtod zum Skelett dient, am gleidhmäßigſten ſidi hinſtredt, ein Vorzug, den die immer mehr ins Große gehende Fabrikation neuerdings wohl erſpäht und benust
Noria (daren und den neueren , weithin zerſtreuten Werken
hat.
bedeutende Unterſchiede ſowohl in der Vervollkommung des Betriebes , wie in den natürliden Vorbedingungen dazu
cine Lage hartgebackenen thonigen Bodens getrennt, der an ſpitzigen Geſteinsfragmenten Farbenſpiele in allen Ab :
hervortreten .
wechslungen bietet. Bezeidynend heißt dicje Dede die Kruſte
Ein Rohmaterial, das nidyt wie Erze in die
Tiefe geht , ſondern in einer mäßig ſtarken Schidyt nahe der Oberflädhe ſid hinbreitet, madyt ja eine ſtetige Ber: mehrung der Anſtiche unerläßlich. So idywang ſich denn die Bucht von Pijagua, zehn Meilen nordwärts von Iquique, bereits zu einem neuen Ausfuhrplaß empor, ſeit November vorigen Jahres mit den Rediten eines Haupthafens
Von der Oberfläde bleibt der Kaliche ſtets durdy
(Koſtra ); ſie wird nie ſtärfer, als wenige Fuß , ebenſo wie
auch das verwertbare Material nur eine mäßige, aber ſehr wedyſelnde Dicke erreicht. Niemals wiederholt es ſich,
wie etwa ein Kohlenflöt , in anderer Teufe ; und was außerdem den Abbau erleidytert, iſt, daß es ſid, im allge meinen der Terraingeſtaltung anſchmiegt. Genauere An
( Puerto major) ausgeſtattet, deſſen im Zickzack die Küſten-
gaben dürften nur einen lokalen Wert haben und ander
Kordillere erklimmende Eiſenbahn der von Iquique in allernächſter Zeit die Hand reiden wird. Ebenſo iſt in entgegengeſeßter Weltgegend ein anderer Punkt durch ein in der Wüſte feit langem heimiſdcs Haus berufen , die Verbindung mit bisher unberührten Späten zu ver-
wärts durch das direkte Gegenteil zu entfräften ſein . So erſcheint, um nur eines herauszugreifen, der Kalide nidyt nur ſelten als ein rein weißer Körper , der unmittelbar bandelswürdig bloß zerkleinert und in Säcke gefüllt zu
werden braucyt, öfters als ein verworrenes Haufwerk, das
mitteln .
aller Scheidungsprozeſſe ſpottet, ſondern es zeigt ſich audy
Die fabrikation des hauptjädlid nach Deutidland und den Vereinigten Staaten verſchifften Natronſalzes (der Chile-
dasſelbe Gemijd , das bei Iquique als inniges, feſtes Ge füge gleid Adyatnieren auftritt, bei Taltal als zer
ſalpeter enthält nur geringe Beimengungen von Kali) iſt aller-
klüfteter, gewaltſam in ſeiner Entwicklung geſtörter Strom , gleidy Quarzdrujen voll zerborſtener, in einander geſdobener
vrten in der Idee, wie in der Ausführung, ſehr einfadı. Aber das , was die Natur dazu liefert , iſt nid ) t unmittelbar greifbar, wie audy andererſeits Maſdinen und Arbeiter ſamt deren Unterhaltung bei jo außerordentlich ungünſtigen Umſtänden ſid koſtbarer machen , als irgendwo ſonſt. Hier wittert das zerfließliche Mineral nicht aus der braunen Erde, wie in den früheren Salpeterplantagen ; es überzieht auch nicht weite Strecken , wie in den ſdyneeig blendenden /
Kriſtalle.
Dein Pampero bieten natürlich wie dem ( eos
logen hundert Merkmale und Kennzeichen hochwidytige An baltspunfte zur Beurteilung.
Son täuſdt nicht eine vom Ihn Wind angewehte ſtaubige Ausblühung; ihn erfreut es,
wenn der periodijdie, drückende Nebel von einzelnen Stellen ſich nid)t trennen kann, ihm das durſtige Salz verratend ; er wird nie müde , in dem ausgedörrten Grund nach den
Feldern von Marikunga oder am Kopiapó - Fluſſe jdwefel-
nur zu ſparſam verteilten Waſſertümpeln zu bohren . Aber
jaure Erden und borjaurer Kalk, der auch in der Pampa
er fragt wenig nad dem Kauſalverhältnis der Erſchein
bin und wieder in nuß: bis eigroßen Knollen ſich findet; es bildet audh feine halb verdeckten Ablagerungen , wie auf den bolivianiſchen Terraſſen der Alaun oder wie die zu
ungen ; um jo mehr dagegen nach allen Mitteln , um für
ſeine harte Arbeit den reichſten Lohn zu erzielen und mög lichſt raſdy aus ſeiner etwas ( dymierigen Beidhäftigung
Tie Calpeteriviiſte .
308
genug herauszujdlagen , um
fid unter glücfliderem
immelsſtrid) für die gehabten Entbehrungen ſchadlos
fältige Einridtung aber das aus der limgegend bedajte Brennmaterial war bald in unwiederbringlider Weiſe auf
zu halten .
gebraudt.
Zur Gewinnung des Naturproduktes bedarf es weder Sdachte, noch Gruben .
Es reicht hin , die überliegende,
idywache Decke wegzuräumen , um zum Aubrud zu kommen . Aber in einem Lande , wo das bergmännide Gezähe faſt ausid lieblid, durch die Brechitange vertreten iſt, ſtellt ſidy aud) dies (dywierig und, was mehr gilt, koſtſpielig . Dort, wo die Induſtrie wie die Kultur alle Zwiſchenſtufen über
ſpringend, ſogleich zum ausgebildetſten greift , hat die
Anlagen (Oficinas ) zu begegnen, die, Wohnungen , Majdinen und Arbeitsräume umfajjend, etwa vielbejdäftigten Geboften jid, vergleiden laſſen . Mit der Steinfohle ( fie ſtellt der Eijena
Zündſtoffen bat ſid hier das Pulver behauptet, idon Desa
bahn zujammen mit den Lebensmitteln die Hinfradit, der faum von den Waggons zu bewältigende Salpeter die
balb , weil es an Ort und Stelle bereitet und den verdrei Beſtandteilen iſt ja der Salpeter in beliebiger Nabil zur Hand: die außerordentliche Trodenbeit der Luft erlaubt ihn für den vorliegenden Zived ſtatt des Naliſalzes zil verwenden . Noble und Sdwefel kann wohl das dileni de Mutterland liefern ; da aber die Raffination des letteren
legen nur einige vereinjamte Afazien
Der boppelten Peridwendung von Brennſtoff und Waſier judyte man gleidmäßig in den erſten größeren
Sprengung der barten Majjen ſehr bald der menjd liden Arbeitsfraft weitgebolfen . Neben den zahlreichen modernen
jdyiedenen Bedürfniſjen angepaſst werden kann. Von ſeinen
Heute
( Espinos ), die mitten in der Dürre ihre Schoten reifen , ein betrübendes Zeugnis ab , wie unbedadotjam man bei den Paradas ( o beißen jene mun verlaſſenen , primitiven Siedereien ) und beim Ausidumelzen etlicher Silberfundo von unerheblichem Belang ihre Brüder geopfert.
1
Nüdfradt) kam der Dampf als Wärmeerzeuger und mit dem Eijenwert der Majdyinen eine Fülle frudytbarer Ideen und Vorſdläge. Gegenwärtig ſind in Iquique zwei ge waltige Kejſelſdımieden im Gang, um den ſtets abgeän derten Methoden Kedung zu tragen . Das Syſtem ge dloſjener Siedefeſſel ( adyud os ) hat nidyt durd aus den gehegten Erwartungen entſproden ; die Erſparnis an Nürme
oft manches zu wünſden übrig läßt , vielfad) and aus ganz unbegründetem Mißtrauen, wird die jizilianide
durch den erhöhten Dampfdruck im Innern und an Wajer
Marfe um den doppelten und dreifadyen Preis des euro-
burd) Behinderung des Entiveidens ging burd) anderweitige
päiſchen Marktes erſtanden . In den didt beſiedelten Kantonen folgen die dumpfen Detonationen in kurzen Zwiſchenpauſen in der Runde, wie Gewebrjalven bei militäriſdien Uebungen. Man ſpart nid ) t an Sdyüſſen und ſo gleicht das Salpeterfeld (Ralidera) um ein Gewerke (Oficina )
Mißſtände zum Teil verloren . findungsfraft und Erfahrung idyränten die llmitände die nötigen Freiheit. Planmäßig
bald einer Reihe von rieſigen Maulwurfsbügeln.
Nidt immer bewegen ſid) im Gleidiſdritt; and Unternehmungsluit in nadı allen Seiten hin
Er be der er
probte Ausführungen blieben den letzten Jahren vorbe
dem Reiter, der, das gaſtlide Obdady ſudiend, nid )t durch-
balten. So wuchs beiſpielsweiſe mit der Produftion audi die Größe der Siedewannen ; um die darin aufgchäufte
aus mit dem
faum burdh Spuren bezeidneten Pfade vers
Erde innig mit dem Löſungswaſſer zu durdydringen , wurden
traut iſt oder ſich nidyt unbedingt auch im Nebel auf ſein
Blaje- und Kübrapparate erforderlich. Wie in jedem Groja
Wehe
Tier verlaſſen kann ! Der Wind verbirgt leidyt die Löcher í gewerbe (dyeinen endlid; and, hier Anſtalten, die ein kon unter einer trügeriſden Sandbülle; der in große Stüde verſchobene Boden zerbridyt beim leijeſten Druck. Da der Salpeter ein leidyt löslides und gut friſtalli-
tinuierlides Yaden und Entleeren geſtatten , wie ſie nad verſchiedenen Muſtern in Antofagaſta und von hervor
ragenden Häuſern in Jquique eingeführt ſind, die Zukunft
ſierbares Salz iſt, läßt er ſic unidwer von fremden Beimengungen reinigen . Die zu dieſem Ende möglichſt zer-
für ſich zu haben.
kleinerte Erde ( Raliche ) wird mit Waſſer ausgezogen ; der
erlauben ſeine Löslidyfeitsverhältniſſe , mit einfadyen Opera :
Abſaß aus der Löſung iſt 90-—95 prozentiger Natronſalpeter ( Salitre). Ohne Waſſer an Ort und Stelle iſt feine Darſtellung nicht denkbar ; denn das Material zur Verarbeitung nach dem Meere niederzubringen , wurde bei
tionen ſidy ſeiner zum größten Teil zu entledigen ; aber ſelbſt geringe Einſdlüſje desſelben im Salpeter madyen ibn zu gewiſſen Anivendungen unbrauchbar. Auf der andern Seite entid ädigt für dieſe Inzuträglidyfeit das Vorkommen eines Clementes , das fid) als ein treuer Begleiter des
dem geringen Wert des Eduktes die Transportkoſten nicht
Eine miſlidic Beigabe bildet das Kodijalz.
Zwar
deden . Meilenlange Röhrenleitungen gehen darum mit unter von den nicht verſiegenden Brunnen aus . Der
Chlornatriums bewährt, des Jods.
urſprüngliche Kleinbetrieb ſtellte in einen aus den natür-
redyt klargeſtellt. In den Mutterlaugen aber, zumal wenn
lid, gebackenen Brudſteinen des Bodens aufgeſetten Herd einen halbovoiden keſel; wenn ſein Jubalt burd , die ibn
dieſe wiederholt zur Ertraktion des Salpeters dienten, bäuft es ſid) in jo beträdytlider Menge an , daß es beim Berdampfen lid idon durch den Geruch verrät. Dicier
umſpielende Flamme tüdytig zum Sieden gekommen war,
In welder Beziehung
es zu den übrigen Beſtandteilen des Kaliche ſteht, iſt nid)t
wurde er in ein vorgelegtes Gefäß abgelaſſen , an deſien
Reidytum lenkte ſdon vor geraumer Zeit die Aufmerkſam
Wänden das Nitrat in zentimetergroßen Nhombenoftaedern
feit auf den im Vergleid) zum Salpeter jo hoch bezahlten
ſid ausſchied.
Artifel.
Eine Holzfeuerung verlangt keine ſorg
In der That ſtieg ſeine Ausfuhr im leßten Jahr
Sechs Monate in Oran .
309
zent jo raſd, daß ſie die Induſtrie in Schottland und der Normandie, die, auf andere Quellen angewieſen, nidyt ohne
zu beſuchen , es ganz zu erforſden ſamt der fremdartigen Bevölkerung, die darin geboren wird und darin ſtirbt.
viele Weitläufigkeiten zum Ziele kommt, brachy gelegt hat.
Unſer Oberſt hat eine Einladung von Bu-Medjen - ben
Das Prinzip der Darſtellung iſt in allen Salpeterwerfen das gleiche; unterſchwefelige Säure in paſſendem Verhält
Hamida erhalten , dem Kaid des Stammes der Zenata, einer Fraktion der Gboſjel.
nis in die bräunlid, gefärbte Lauge eingeführt, ſchlägt das
Die ( hoſſel, welche aus zehn Fraktionen beſtehen , bildeten noch vor einigen Jahren ein wichtiges Agalik ( Bezirk eines Aga oder Cberſten der Maids). Seit die
dunkelviolette Jod nieder, das forgſam abgepreßt und zur Reinigung ſublimiert wird. Zur Bereitung der Reagentien reichen dieſelben Materialien, wie zum Sprengpulver, aus.
Abgeordneten Algeriens aber unter dem Einfluß der
Das Verbrennen des Schwefels liefert ſchwefelige Säure,
Neuerungsideen die Kammern überzeugten , daß die fünf
die durch den Salitron (weſentlich ein Gemenge von koblen jaurem und ſalpetrigſaurem Alfali, wie es beim Aufflam
undzwanzigtauſend Koloniſten mehr Redit auf die Sorgfalt
men von Kohle und Salpeter zurückbleibt) reduziert wird. Das Verfahren ſelbſt wird von vielen Jodmachern als
tiefes Geheimnis behandelt. Es iſt keine Ausſicht vor banden , daß dieſe Laboratorien ihre bermalige unvoll
fommene Ausſtattung aufbeſſern oder zu gewiſſenhafterer Ausnußung voranſchreiten werden , da die Tauſenden von Zentnern , welde mit einem Male in den Handel kamen , den Preis herabdrückten, während der Bedarf für die Photo
graphie und Medizin keineswegs einen dieſer Steigerung des Angebots entſprechenden Zuwadys erfuhr. Damit wäre ein Bild der Thätigkeit in jenem fernen
Frankreidis haben, als mehrere Millionen Einborene, daß die Zeit der Militärregierung vorüber ſei und daß die
Zivilverwaltung allein das Gedeihen der ſchönen Kolonie zu ſichern vermöge: ſeitdem werden jedes Jahr Stämme, welche den Zentralorten näher liegen , aus den Militär freijen gelöſt , um anſtatt einbeimijder Gemeinweſen , die dem General der Subdiviſion unterſtellt waren , zu wirk
liden , nac franzöſiſdem Vorbild organiſierten Gemeinden zu werden , mit einem Gemeinderat und dem Unterpräfekten als Bürgermeiſter und vollſtändig der Zivilverwaltung einverleibt.
Die Ghoffel haben dieſes Sdvidjal gehabt,
Erdwinkel im knappen Umriß entworfen. Ob der uner
welches , um die Wahrheit zu ſagen , wenig Enthuſiaſten unter ihnen findet, wie unter allen Arabern , die nur
ſchöpflich ſcheinende Boden der Habjudit ſeiner Ausbeuter nody
Adytung für den Mann des Krieges hegen , kein anderes
mit anderen Schätzen willfährig fid) beweiſen wird, wie man
Kommando verſtehen , als das auf den Säbel geſtüzte und die im allgemeinen eine ſehr ausgeſprochene Geringſchäßung gegen alles, was ſie Zivil nennen , an den Tag legen, von dem Herrn im ſchwarzen Frad an , den der Titel Unterpräfekt ziert und der umſonſt verſucht , ihnen die Wohlthaten der Zivilverwaltung begreiflich zu machen und
aus vielen Andeutungen , etwa den gelben Flecken von dirom jaurem Natron (der Farbenähnlichyfeit wegen als ,, Kalide azu frado " für jdywefelhaltig ausgegeben ) entnehmen mödyte, wäre in Europa keine Frage ; in dieſem Teil Amerika's läßt ſich der Entſcheidung nidyt vorgreifen.
Daß aber aus dem
dermaligen Raubbau der Reim dauernder Geſittung ficy entwickeln möge , wäre ebenſowohl im nationalen Intereſſe der Eigentümer, wie in dem egoiſtiſchen der beteiligten
Kaufherren zu wünſchen. Gerade Deutſchland gebührt hieran fein geringer Anteil ; denn nicht nur, daß die ange ſtammteſten und beſten Handelshäuſer in Iquique deutſch find, auch deutſche Sitte und deutſche Ware gewinnen dort von Tag zu Tag an Ruf und Bedeutung; ja ſelbſt mit fremden Kapitalien wirtſchaftet dort deutſcher Fleiß und deutſcher Geiſt.
ihnen einen klaren Einblick ins Zahlenweſen zu verſchaffen, von welchem ſie immer nur Eines verſtehen, das nämlidy, daß dieje Zeichen für ſie Steuern bedeuten , Rechte der toten Hand und einige andere wohlthätige Einrichtungen, welche die Militärverwaltung ihnen nicht auferlegte. Die Ghojjel gehören zum Arrondiſſement von Tlemcen und ihre Unterabteilung , die Zenata , haben ihre Zelte 28 Kilometer von der alten arabiſchen Stadt aufgeſchlagen.
Und zu dieſem Ziele eilen wir jeħt in zwei raſchen Ge fährten.
$eds Monate in Oran.
Es iſt der 6. Januar 1878 ; der Himmel wolkenlos, eine europäijde Junijonne beſtrahlt die unbegrenzte Land chaft ; eine breite , ebene Straße ſteigt von dem Hochplateau nieder , auf dem die uralte Hauptſtadt der Almohaden und
Son H. Leve891103 .
Almoraviden thront und nady 8 Kilometer des Weges
XIII .
haben wir die Ebene erreicht. Ueberall regiert der Früh : ling, man atmet ihn in jedem Lufthauch, der die Atmo ſphäre bewegt. In Hennaia iſt die Illuſion vollſtändig :
Der Duar der Zenata.
Da wären wir denn auf dem Wege nady einem Duar.
wie in einer Operndekoration bedecen tauſende von Rojen
Bisher habe ich die Zeltdörfer nur aus der Entfernung geſehen , am Abhang eines Hügels oder längs einer Straße bingejäet und es iſt mir ſehr erwünjdt, ein ſoldes nun ganz
die Gebüſche und es ſind nicht etwa magere Heckenroſen,
in der Nähe zu Geſicht zu bekommen , es mit aller Muße
aufzuweiſen hat . Auf dieſe erſte Ueberraſchung folgt als:
tuatio 1883, Jr. 16 .
nein, es ſind volle, jdwellende, duftende Blüten, jo üppig, wie ſie kaum je in voller Roſenzeit ein Beet bei uns 48
310
Sed's Monate in Orani .
bald eine zweite. Außerhalb der Umzäunung des Dorfes treffen wir auf vier arabiſche Reiter im blauen Burnus; es ſind vier Senata, die uns entgegenritten, um uns als Eskorte zu dienen. Die lange Flinte in der Fauſt, führen
nun zwei von ihnen unſern Zug an und zwei folgen ihm als Sdußwache nady. Bald iſt die Roſeninſel verſdwunden , die grüne Daſe Henngia entzieht ſich dem Auge und wir rollen dahin auf einer jener öden , unfruchtbaren Strecen , an denen leider Afrifa ſo reich iſt und ſo weit der Blick nur zu bringen
vermag , entfaltet ſie ihre ganze Troſtloſigkeit. Nicht ein Baum , nicht das kleinſte Gewäſſer , überall nur die un ſchönen , verkümmerten Zwergpalmen. Nun bört auch die Straße plößlich auf und es zeigt ſich , daß unſere Ess korte kein malerijder Lurus war; wie hätten wir ohne ſie
nun die Richtung in dieſer gleidyförmigen Dede gefunden ! Die Räder idyneiden in die Zwergpalmen ein , die dürren ipißen Dornen der Lentisken bedrohen und verwunden
hervorgehen ſoll. Ein wenig Gerſte, gerade genug , um ſein Brot zu liefern , das iſt alles , was der Hirtenaraber von der Ebene verlangt, auf der er ſeine Herde weidet.
Nach und nad wird nun die Umgebung abwechſelnder und endlicy , nadidem wir einen Hügel erklommen haben , er blicken wir von deſſen Höhe das weiße Haus des Raid Bu-Medjen und ihm zu Füßen die Zelte des Duar , dicht
aneinandergereiht, rings von freilodernden Feuern umgeben , welche die Bereitung der Diffa verkünden . Bu Medjen iſt an die Wagen herangeritten und hat uns mitgeteilt, daß ſeine Neiter und die der Ulad-Alda geſonnen ſeien , uns
die ſeltene Ehrenbezeugung einer Fantaſia darzubringen . Wir halten ſtille und ſaben uns einem Trupp von etiva
50 bis 60 berittenen Arabern gegenüber, angeführt von Sliman -ben - Zaher , dem Kaid der Ulad-Alda und während unſere Eskorte mit einer eleganten Schwenkung ſidy den
fremden Reitern anſchließt , ſteigen wir aus und ſtehen
Wegelagerer niederzuſchlagen . Da , urplößlich belebt ſich die
nun in Erwartung des neuen Sdhauſpiels. Plötslid geht eine Bewegung durch die Reiterſchar; Gruppen von 6 bis 7 Arabern löſen ſich daraus und ſtieben gleich einer Windsbraut an uns vorüber.. Heifere Rufe,
ungebeure Einöde , zwölf Reiter traben heran ! Es iſt der Kaid des Stammes , der Kebir Rarta (Häuptling) des
Schuß auf Sduß! Das Ohr muß ſich zuerſt an das Ge töje , an den hundertfadyen Knall , die Sprache ſo vieler
Duar und zehn Zenatakrieger, welche, auf 14 Kilometer
Feuerrohre, gewöhnen, die bei jeder Fantaſia eine Haupt rolle ſpielt und aud das Auge hat Mühe , ſogleich dem (dwindelnden Galopp zu folgen, in dem die Reitertruppen dahinſprengen. Im erſten Augenblick hat die ganze Szene faſt etwas Erſdreckendes. Es iſt eine wahre Phantas:
uns. Einer der eingeborenen Reiter muß fogar vom Pferde
ſteigen , um mit Hilfe ſeiner Flinte die blinden ſtacheligen
von ihrem Lager entfernt, uns den Willkomm zu bieten gekommen ſind und um zu beweiſen , wie hoch der Be ſud) eines höheren Offiziers den Stamm ehre. Bu-Med jen -ben -Hamida , der Raid, ſteigt vom Pferde, tritt mit ehrfurditsvoller Würde an uns heran , küßt dem Oberſten die Hand, berührt die unſere und jdwingt ſich wieder auf fein pradytvolles Rob. Nidits maleriſcheres , ja impo
nierenderes, als dieſe Eskorte von Bronzegeſichtern voll düſterm . Ernſt , die ſich noch dunkler und ſtrenger ab heben aus den Falten des weißen Haït. Der Kaid im purpurroten Mantel erinnert an die erſten Hirten könige, von denen die Bibel ſpridit. Dody Doch erſt die Hälfte des Weges iſt zurückgelegt; die Wagen jeßen ſich von
neuem in Bewegung; der Galopp der leichtfüßigen raſden Pferde macht die blauen und braunen Burnuſſe der Araber flattern und nichts mehr unterbridyt von jeßt an unſere Fahrt durd) die (dyredlichen Zwergpalmen. Die
magorie von merkwürdigem Geſamteindruck! Die Reiter ideinen ſid, gleid jam ſelbſt an ihrem Spiele zu berauſchen, ſie laſſen dem Pferde die Zügel , richten fid in den Steig
bügeln auf, werfen mit den freien Händen die Flinte in die Luft, fangen ſie wieder auf und drücken in raſendem Laufe ab , während der nadyflatternde lange Burnus die bunten Farben des Kaftans und die blitzenden Waffen, die im Gürtel ſtecken , enthüllt. Alle dieſe Geſtalten ſauſen vorüber , umfreiſen fidy, freuzen ſid ), treffen ſich in einem
Knäuel und ſtieben wieder auseinander nad) allen Richt ungen , und beim Anblick der dunklen Geſichter glaubt man faſt eine Sdhar von Djinns oder Dämonen zu ſehen , die im Sturm dahinfährt. Trot ihrer Flammenden Blicke aber
Landſd)aft , ganz ins roſige Lidit der afrikaniſchen Sonne getaudit , ändert ihren Charakter nidyt; immer dieſelbe un fruchtbare Fläche, am fernen Horizont durdy nackte Berge geſchloſſen. Da und dort auf große Entfernung erhebt ſich ein einſames Zelt über die fächerförmigen Blätter,
und der ſcheinbaren Ueberreizung behalten dieſe Menſchen
die bis zur Erde niedergreifen. Es ſind dies Zelte der Hirten , welche die Herden auf die Weide außerhalb des Gebiets des Stammes treiben ; hie und da auch hat ein elenden , ſteinigen Bodens ſtreitig gemadyt und ſein primi tives Karrenfuhrwerk, mit zwei kleinen Ejeln beſpannt, bearbeitet das undankbare Erdreich, um die Ausſaat auf
mitſpredien. Dieſer Schlußeffekt iſt prachtvoll. Als Ver mittler zwiſchen der Reiterſchar und uns Zuſchauern hatten ſich während der Fantaſia von Zeit zu Zeit zwei Araber von den andern getrennt, waren auf uns zugeritten und während ſie zum Zeichen der Begrüßung die rechte Hand aufs Herz legten , ließen ſie ihre Pferde vor uns auf den Boden niederknien – eine reizende ritterliche Huldigung.
zunehmen , aus welcher die ſpärliche Ernte der Zeltbewohner
Ich hatte einen Monat früher bei dem Pferderennen in
Araber den wuchernden Palmen einige Quadratmeter eines
vollſtändig die Herrſdaft über ſich ſelbſt, wie über ihre
Pferde und plößlich ſeht ihr ſie dem ſchwindelnden Jagen Einhalt thun, ſich in Reih und Glied aufſtellen und ein Feuer zum Beſten geben , bei welchen ſechzig Gewehre
Sechs Monate in Oran .
gerade genug, um der Hirtenaraber ine yerde weibet.
Tlemcen eine Fantaſia mitangeſehen , welche von den Gums
den ſind , taugt auch nid) t mehr und man judyt ſid, dann
(eingeborenen Einwohnern ) veranſtaltet worden waren , im
beim Kußkuſſu zu entſchädigen. Das Nationalgericht iſt gut zubereitet. Es erſdeint unter jedys verſchiedenen Formen.
abwedjelnder und
ganzen von 700 bis 800 Reitern ; aber id bekenne, dieſe
ammen haben, er Haus des Raid Des Duar, didit Feuern umgeben,
een ſeien, uns darzubringen.
Fantaſia der Ghoſiel in der echten Umrahmung am Eingang des Duar feſſelte mich bei weitem mehr. Der Araber und ſein Roß ſind wirklich eins ; er iſt immer noch derſelbe numidiſche Reiter, der er zur Zeit der Römer geweſen, die ihn in ihren Sold nahmen, um ſich den Sieg zu ſichern. Wir dankten nun Bu -Medjen, ſprachen den Reitern unſere böchſte Anerkennung aus und man geleitete uns in das Haus des erſtern , welches ſich, ganz neuerbaut, auf einer Anhöhe erhebt. Es zeigt eine durchaus arabiſche An
pp von etiva
lage , aber geräumiger, als ſie es in den Städten ge
Bu Menjen ilt mitgeteilt, das
311
Der Kußkuſju aus Hammelfleiſd , ſtark mit Piment ge
würzt und derjenige, welchen man mit Mandeln , Malagatrauben , Datteln und Zucker herſtellt, ſind wirklich aus: gezeichnet woblidmedend. Zwiſchen dieſem jedod und dem
Hauptſtück des Gaſtmahles, dem berühmten ganzen Hammel, defilieren noch einige namenloſe Dinge von zweifelhaftem Wohlgeſdymad. Endlich ſind wir am Braten angelangt; body was läßt ſich löbliches erwähnen
von
den falten
Fleiſchfeßen , die Mahmud und Muſtapha , die Diener des
Raid , aufs Geradewohl von dem Hammel herunterreißen
ngeführt von
wöhnlid, iſt. Die hohen geweißten Mauern haben keine
und den Gäſten ganz einfach von Hand zu Hand anbieten ?
End während
andere Deffnung, als die Eingangsthüre.
Im Innern
Wer den Braten bei den Arabern rühmt, der hat vielleidt
ng lid den
und ſtehen
umgeben die langen idmalen Gemächer nady einheimiſcher Sitte einen weiteren viereckigen Hof, in dem ein Brunnen
falt wie er war, hinterließ uns keinen Eindrud . Faſt
Heiteridar;
plätidert ; die Thüren und Sommerläden ſind mit Arabesken in lebhaften Farben bemalt , die keinen Zweifel an ihrem
orientaliſchen Urſprung aufkommen laſſen. Dody ſonder bar ! Die Ziviliſation iſt hier eingedrungen in Form von weißen Marmorfaminen , ſehr einfac) zwar , aber immerhin
and ſtieben ere Rufe, das Gle: Fo vieler Haupts di dem
Gelegenheit gehabt , ihn warm zu eſſen ; der unſerige, ungenießbares Delgebadene madite bann den Schluß und
die Diffa endigte mit einem Salat auf franzöſiſche Weiſe
und einem Nachtiſch von Datteln , Mandeln und Orangen. Es war alles ſehr eigentümlich und darum voll In tereſie geweſen , aber ich würde niemals , weder dieſe Rüde,
Siene
denke , es jemals zu beziehen. Ich habe es bauen laſſen,
noch dieſe Art der Bedienung bei Tiſche adoptieren , bei der budiſtäblid alles durch die Hände geht. Der Kaid Bu -Medjen ging während des Mahles mit ſeinem Freunde, dem Kaid Sliman -ben -Zaher im Hofe, ab und zu ſeine Anordnungen gebend und die Ehre des
antas
ſagte Bu -Medjen , um vornehme Gäſte darin zu empfangen ;
Hauſes wahrend, nad dem arabiſchen Gebrauch , der nicht
Reiter
ich ſelbſt würde mich aber ſehr unbehaglich darin fühlen, ich bin unter dem Zeltdach geboren , id werde darunter leben und ſterben . Jm Hofe finden wir Tiſche auf Matten
erlaubt , daß der Gaſtgeber ſich mit ſeinen Gäſten zu Tiſche feßt. Alles , was wir von den Beiden erlangen konnten , war, daß ſie wenigſtens den Kaffee oder Thee mit uns
geſtellt, Polſter liegen darum aufgereiht und es beginnt das
einnahmen.
Defilé der Speiſen , aus welden die Diffa beſteht. Araber bringen ſie in Prozeſſion herbei und ſtellen ſie auf den
Später hörten wir , daß ſie ſich in einem Nebenzimmer entſchädigten , als endlich ihre Reihe gekommen war und wir
von überraſchender Wirkung in nädyſter Nähe des Zeltes. Das ganze Haus ſieht im übrigen aus, als ob es nie be wohnt geweſen wäre und wir vernahmen auch alsbald aus dem eigenen Munde des Kaid , daß er nicht daran
cruppen
iden,
Eteig
e in Dem
bie en ,
1
unbedeckten Holztiſchen ab. Nur der ganze gebratene Hammel,
unſeren Rundgang durch Haus und Hof angetreten hatten.
an den Spieß geſteckt und etwa wie die Hellebarde eines m
Schweizers getragen , zeigt über die Schüſſeln hervorragend,
Wenn id, ſage ihre Reihe, ſo iſt das buchſtäblich zu nehmen ; denn bei den Arabern ſind aud die Schüſſeln bei der
t 2
ſeine geröſteten Flanken und ſeine gewundenen Hörner. Das
Mahlzeit , evie alles andere, einem hierardyiſdien Geſeß un
befremdliche Menu iſt merkivürdiger zu ſehen , als ver:
terworfen und ſie gehen , wie einſt die feudale Huldigung, von Stufe zu Stufe abwärts, bis ſie bei den unter geordnetſten Dienern anlangen. Ein Umſtand , der für unſere Begriffe ſehr verlekend iſt, iſt noch der , daß die
in
lockend zu koſten. Es ſtehen da ungefähr zwanzig Geridyte, die kalt werden , ehe man ſie berührt. Man feßt zuerſt die Cheurba auf, eine Suppe aus Hammelsbrühe, rot:
gefärbt mit Piment, worin alle möglichen Gemüſefrag
Frauen in der wenig ziviliſierten Welt der Wanderſtämme
mente und kleine Fleiſdyſtückdyen herumſchwimmen , in Geſellſchaft von einer Art dicker Nudeln. Dieſe Suppe iſt wirklich gar nicht übel. Es folgen dann jedis Auflagen von Tagdinen oder Ragouts. Eines darunter beſteht aus Hühnern , die anderen alle aus Hammelfleiſd in Verbind ung mit irgend einem Gemüſe. Man hat deren mit Kohl, mit Diſteln , mit Rüben , Kartoffeln u. i. f. Nach den Tagdinen reicht man uns Triden , eine Art von dünnen , faſt durchſcheinenden Teigflätchen ; ſie ſind in ranzigem
in der Reihenfolge nadı dem Niedrigſten der Männer zählen
Del gebaden und ſdhmecken abſdheulich. Ein Gericht von gebratenen Hammelsleberſchnitten , welche ganz falt gewor
und nady ihnen ſind nur noch die Kinder und die großen
Hunde aufzuführen , die ſich um die Knochen ſtreiten. Nadidem wir das Haus Bu -Medjens inſpiziert hatten , blieb uns noch der Beſudy ſeines Zeltes und des Duars ſelbſt übrig. Dieſes Zelt aber unterſchied ſid) von denen der Nachbarn nur durch die größere Bodenfläche , die es ein nimmt; ſeine Wände beſtanden wie die aller übrigen aus ſtarkem , didytem Kameelhargewebe, waren durdh Pfäble geſtüßt und ſehr dauerhaft am Boden befeſtigt. Ein Zipfel E
des ſchweren Zeltſtoffes war zurüdgeſdılagen und bildete
1
312
Sedhs Monate in Oran .
ſo die Thüröffnung , deren Sdywelle wir etwas gebeugt überſdyritten. Im Innern teilte eine ausgeſpannte Lein wand den Raum in zwei Hälften. Diejenige, welche ſich
Erfolg bat. Bald iſt das Zelt der Schauplat ciner beiteren Szene geworden ; die Kinder ſtoßen Freudenſdreie die Frauen läd ein geidumeichelt und wohlgefällig.
zunächſt dem Auge darbietet , iſt die dem Kaid zugehörige
Nur Yamina nahm keinen Teil an der allgemeinen Fröhlich
Domäne. Hier empfängt er die Männer, hier ruht er bei
fcit ; ihr tieftrauriger Geſidytsausdruck bleibt derſelbe und wir erfahren nun audy , wie berechtigt er iſt. Sie hat vor wenigen Woden einen erwadijenen Sohn durch den Tod
Nadt und fein männlider Beſuder jetzt je den Fuß
hinter den ſcheidenden Vorhang. Dort wohnen die Frauen und Kinder und unſere Herren (es waren außer dem Oberſt zwei arabiſch ſprechende Offiziere in unſerer Begleitung ), bei den Raids im Vorraume zurüdlaſiend, betraten wir das hintere Zeltgemad ). 20 bis 25 Frauen und eben ſo viele Kinder ſaßen dort zuſammengefauert im Kreiſe umher,
auf Matten , die die Stelle der Teppiche vertraten . Es waren die Yamina und Halia , die Frauen Bu -Mediens,
die ſeiner Familienangehörigen und diejenigen einiger her: vorragender Bewohner des Duars mit ihren Rindern .
Der Anblick dieſer weiblichen Verſammlung hatte nidyts Anziehendes, weder hinſidytlid, der äußeren Erſdyeinung, noch der Tradit. Reines jener braunen Geſchöpfe war hübſch zu nennen , die Mehrzahl ſogar entſchieden häßlich und alle waren jie nod) entſtellt durd, die Tätowierung, deren ſchwarze Zeidynungen ihnen Stirne und Arm bedecten .
Ihr Anzug ſteht in Harmonie mit ihrer Perſonlidyfeit und erinnert and nidit entfernt an das glänzende koſtum der Moresken. Die Stickereien , die Brofatſtoffe, die durdy ſidytigen Gazegewebe deinen die Mauern der Städte nidyt zu
verloren und nun ſibt ſie regungslos auf ihrem Blake und hält den kleinen Bu -Noah, den andern der Knaben im blauen Burnus, feſt an ſid) gedrückt , als ob ſie fürdytete, daß auch er ihr entriſſen werde. Was die innere Ausſtattung des Zeltes betrifft , ſo iſt es wohl dieſelbe , die es zur Zeit der Patriarchen war. Körbe, aus Alfa geflodyten , hängen da und dort an den ASünden , Säde , welche die Vorräte enthalten , Truben , die ſowohl als Geldkiſten , wie als Aufbewahrungsort für
Kleidungsſtücke dienen , aufgerollte Teppiche und Deden , in die man ſich bei Nadt einbüllt, wenige rohgearbeitete Gerätſdaften und in dem für die Männer beſtimmten
Vorraum einige Polſter, weldje, auf aufgeſchichtete Teppiche gelegt , eine Art Nubebett oder Divan bilden , je nad Bedürfnis des Augenblics; dies iſt das Mobiliar cines Sdveit, cines reidyen, angeſehenen Mannes. Nadidem wir von den Frauen Abidied genominen
hatten , durdſdritten wir den Duar und traten auch in das an jenem Tage leere Zelt, weldies für Heijende und Man erwähnte unter anderem ,
verlaſſen und verirren ſich nicht bis zu den Wanderſtämmen .
Arme inimer offen ſteht.
Ein futtenartiges Kleid und ein Schleier aus Baumwollen ſtoff von mehr oder minder zweifelhafter Weiße: das iſt die
daß der Duar ungefähr alle drei Monate den Lagerplatz
gleidförmige Tracht der vornehmen Zeltbewohnerinnen. Ya
mina und Halia ſind nicht mehr geſdymüdt, als alle anderen , und gleid, der Mutter der Gracdien ſcheinen ſie mehr Wert darauf zu legen , ihre Nachkommenſchaft vorzuführen, als irgend welchen Sdimud zu entfalten . Jede der beiden Frauen
hielt einen drei- oder vierjährigen kleinen Araber auf den Knien , welcher didit eingebüllt war in den blauen Burnus
wediſelt und an eine andere Stelle des Stammesterritoriums verlegt wird. Gewiſſe Inſekten deinen dieſe häufigen an :
derungen zu veranlaſſen , ja gewiſſermaßen zu bedingen und dem Kaid ſteht jedesmal die Wahl des neuen Lager plages zu .
Die Stunde der Rückkehr war unterdeſſen für uns
herangekommen und wir verließen den Duar mit derſelben
tväbrend der Hart ihm auf dem Ropfe durd ) dic traditionelle
Eskorte , die uns am Morgen dahin das Geleite gegeben hatte und einem Abidiedsworte des Raid Bu -Medien -ben
Sdnur aus Kameelhaar feſtgehalten wurde.
Hamida , wveldjes ſehr einer Prophezeihung glich.
Dieſe kleinen
Jungen , offenbar von gleidiem Alter, ſahen ſidy zumi Verwedyjeln ähnlid) , ſo , daß wir ſie für Zwillinge bielten , aber jede der Mütter beeilt ſich ihr Redyt auf den cigenen Sohn feſtzuſtellen und geltend zu machen. Unter all den Frauen befand ſich nur eine männlidye Perſönlichkeit , der
Er war es , der als Dolmetider bei einer ſehr bedränkten
Beim Kaffee hatte man von der Undankbarkeit ge ſprochen , die ſid) von allen Seiten , gleich einer vom Samum aufgewühlten Sandwehe, gegen General Chanzy, damaligen Gouverneur von Algerien, erhob und von der blinden Wut, mit welcher am Umſturz der Militärregierung zu Gunſten der Zivilverwaltung gearbeitet wurde. Bu-Medjen dyüttelte dabei ſein dunkles Haupt und ſprady mit ſeiner tiefen Siehlſtimme: „ Allah ſei uns gnädig!
Unterhaltung diente und ohne ſeine Intervention tvurde
Aber wenn einer von Zivil herüberkommt, um in Algerien
hier eine wahre Spracyverwirrung geherrſd )t haben.
zu regieren , ſo werden die Araber aus dem Süden glauben,
älteſte Sohn des Kaid, ein junger Araber von 18 bis 20 Jahren , dem man aber leidyt deren 30 gegeben hätte.
Jm
Grunde iſt auch bei dieſen Leuten mehr zu ſehen , als
Frankreich habe keine Generale mehr und es wird Aufjtände
zu hören und man betrachtet ſich gegenſeitig, wie etwa ein ſeltenes oder merkwürdiges Tier. Um das Geſpräch etwas zu beleben und das Eis zu brechen , zichen wir nun einen kleinen Vorrat von Bändern , Spielzeug und Süßigkeiten bervor und beginnen ihn zu verteilen, was den günſtigſten
geben ; denn der Säbel allein flößt ibnen Neſpekt cin !"
Viod) cinnal Dr. Fids Tellurinn.
313
jade des parallelismus der Erdad ſe herauszufinden ,
Noch einmal Dr. Pids Tellurium .
während dies beim Herantreten an unſern Apparat ſofort Bei den vielen Anfragen um nähere Erläuterung des obengenannten Apparates, welche von veridviedenen Seiten
unſeres Vejerfreijes , namentlid der Lebrerſchaft, an die Hedaktion dieſer Zeit drift gerichtet wurden , wird man es gerechtfertigt finden , wenn wir, an den Artikel in Nr. 17 vom
vorigen Jahre anknüpfend,
in die Augen ſpringt. Fürs zweite erlauben wir uns die Frage : Wie soll der Vebret vorgeben , um die aus jenem
Adyſenparallelismus hervorgehenden Thatſadyen für irgend eine Poſition (und dieſer Ausdruck wird doch wohl geſtattet ſein , wenn gleich die Erde keine Sefunde ſtille ſtcht) der
unterſtützt durd) bei
Erde gegenüber der Sonne, z. B. zur Zeit der Aequinoktien
ſtehende Figur, nod folgendes hinzufügen :
oder der Solſtitien, dem Sdüler zum Bewußtſein zu bringen ? Wie anders , als indem er den Mechanismus unterbridit
und ſomit den Globus in der erivünſchten Stellung ſo lange feſthält , bis alle aus dieſer ſid, ergebenden Wirk ungen bezüglich Snjolation , Sonnenhöhe , Tageslänge zc. beſprochen ſind ? Oder will man den Micdanismus viel
leidyt deshalb anbringen , um bei den Schülern den Ein THEFTEDELE
TE THE STA
Wer audy nur einmal das Pic'ſche Tellurium ' zu gebrauchen in die Lage fam , wird in das ihm allſeitig geſpendete Lob einſtimmen . Denn wir wüßten kein Tel lurium und deren Zahl iſt keine geringe) anzugeben , iveld)es in einer ſo überzeugenden , ja zivingenden Weiſe die Fundamentalwahrheiten zur Erkenntnis bringt, auf
welchen die Veränderlichkeit der Tageslänge und die Ver ſchiedenheit der Jahreszeiten beruht. Mehr will der Apparat nidit leiſten und das iſt ſicher:
drud der ſtetigen Bewegung hervorzurufen , welcher überdies die nachteilige Folge haben fann , die Aufmerkjamkeit von der Hauptſade weg auf etwas Nebenjäd lidyes ab: zulenken ?
Der zweite Eintvurf, deſſen oben Erivähnung geſdyah , wiegt aud nidyt jdwer. Denn nad unſerer Meinung fönımt es vor allem darauf an , dem Schüler das Bild
aller jener Wirkungen klar zu maden , welche infolge der
beſtimmten Neigung der Erdadſe gegen die Ebene ihrer Bahn und des Adjenparallelismus für die Erde als Ganzes, für das Feſte wie für das flüſſige, für die beiße, für die
gemäßigte , für die falte Zone ſid) ergeben . Hat der Sdüler dieſe Fundamentalſäße einſehen gelernt und ridytig erfaßt , ſo wird es ihm , der ja über die Verteilung der
lid, kein Nachteil ; und wie einfady iſt ſeine Konſtruktion ,
Erdteile und deren Gebiete hinlängliche Vorkenntniſſe be
ivie leidyt er dwingbar fonach ſeine And affungsfoſten , endlid wie einfac feine Handhabung! Daß der Apparat
ſiken muß, ehe er an das Tellurium tritt, durdyaus nidyt dwer, die Verbältniſſe ſich zurechtzulegen für jeden Erd teil, ja für jedes kleinere oder größere Gebiet eines ſolden , ſomit auch für ſeine engere Heimat. Und nun febren wir nach dieſer kleinen Digreſſion ,
bei ſeiner ſoliden Konſtruktion überdies in einer zahlreichen Klaſje von Bank zu Bank bequem getragen werden kann, dyeint uns nidt minder zu jeinen Gunſten zu ſprechen .
Zwar hat der Apparat audy ſeine Tadler gefunden ; es bemängelten die einen , daß er der Drehbarkeit mittelſt einer Rurbel entbehre, während andere es miflid eradyteten ,
daß der Globus jeder Kartenzeidynung ermangle.
Sehen wir zu , weldies Gewidyt jene Einwürfe ver: dienen !
Ganz abgeſehen von der unnötigen Perteuerung
die man uns hoffentlid im Intereſſe der Sade verzeihen wird , zu unſerem Apparate oder vielmehr zu deſſen Ab bildung zurück. Wir ſehen an einem ſoliden Eiſenringe
von 65 cm . Durchmeſſer 12 in gleiden Abſtänden ( je 300)
angebradyte , gegen die Ringebene unter dem
gleichen
Winkel von 66'20 und unter einander genau parallele
des Apparates, welche durdy jeden Medyanismus notwendig herbeigeführt werden muß, der die Bewegung des Globus in der Kreisperipherie veranlaſſen ſoll , eine Verteuerung, die um ſo beträchtlicher ausfallen würde, wenn man be
Stäbdien, wvelde dazu dienen , die am unteren Ende hülſen förmig geſtaltete Clobusad je über ſid) dicben zu laſſen.
denkt, daß jener Medyanismus nicht bloß die Herumführung
iſt ein gabelförmiger
des Globus veranlaſſen , ſondern zugleich den Adyjen parallelismus aufs genaueſte einhalten muß, ſo halten wir die durch irgendwelchen Medianismus herbeigeführte una unterbrochene Bewegung eher für einen didaktiſchen Nach teil. Denn erſtlid) wird es dem Sdüler ſehr ſdywer, ivährend der Aktion des Apparates die jo widtige That 1 Dasſelbe liefert Herr N. Haſenberg in Salzburg (Oeſterreid )) um den Preis von 30 Mk. influſive Emballage.
Der bloß mit den wichtigſten Breitekreiſen verſehene Globus hat einen Durdımcſjer von 17 cm . An der Adiſenhülje Fortſat angebracht, welder der
Träger cines um cine horizontale Adhje drehbaren , 2,5 cm . breiten ſchwarzladierten Ringes iſt, welcher, in der unteren Hälfte maſſiver gebaut, fid) von ſelbſt nahezu perpendikulär
ſtellt. Dieſer King , welcher den Globus ſtets halbiert,
hat zum Zwecke, die Licht- und Schattengrenze ſcharf zu markieren . Zu dieſem Bebufe muß die Ringebene bei jeder der dem Globus angewieſenen Stellungen ſtets jenkredyt auf die Richtung des gegen den Globusmittel
Der jerbiſche Bauernhof.
314
punft zielenden , um das aufredyte Stäbden drehbaren Zeigers geſtellt werden. Leßterer verſinnlidyt jenes Sonnen ſtrahlenbündel, weldies bei der gegebenen Poſition gewiſſe Punkte der Erde ſenkrecht trifft, dieſelben daher auch an kräftigſten beleuchtet und erwärmt. Unterſuchen wir nun , was ſich bei der in der Abbildung gegebenen Stellung (Sommerſolſtitium für die nördliche Halb kugel, 21. Juni) vom Tellurium herableſen läßt ! Zunädſt ſieht man , daß die Bewohner des nördlichen Wendekreiſes Mittags die Sonne im Zenithe ſchauen , daß dieſe Erd ſtellen am intenſivſten beleuchtet und erivärmt werden
müſſen , daß dagegen je an Erdſtellen , welche zu beiden Seiten genannten Wendekreiſes gegen Norden und Süden ſich erſtrecken , von den gegen die Erde ſtets parallel verlaufen den Sonnenſtrahlen immer ſdyräger getroffen, alſo immer weniger erwärmt werden müſſen Sommeranfang der nördlichen Halbkugel. Läßt man bei dieſer Stellung den Globus ſich durch einen leichten Anſtoß mit dem Finger ſid) um ſeine Adſe drehen , ſo lehrt ein aufmerkſamer Blick auf unſer Tellurium , daß jeßt nur der Aequator durch den ſchwarzen Ring genau halbiert wird , d. h. daß nur
freiſe vom Nord: bis zum Südpole durd, den ſdywarzen Ring - die Lidit- und Sdyattengrenze - genau balbiert
werden , was nidits anderes beſagt , als daß um jene Zeit
(Pequinoktien genannt) Tag und Nadit von je zwölf ſtündiger Dauer auf der ganzen Erde ſind u . f. w . Fügen wir noch hinzu, daß am Kreisringe die zwölf Himmelszeichen verzeidnet ſind , in welde, von der Erde
aus geſehen , die Sonne nady und nad, tritt , daß ferner zu beiden Seiten des Aequators audh nod die Breiten kreiſe von 11 1,0 und 200 verzeidnet ſind , um das un gleid förmige Zu- und Abnehmen der Tageslänge erkennen zu laſſen ; daß es endlid) einem geſdrickten Lehrer nicht idywer fallen dürfte , die Schüler mit Hilfe des Apparates erkennen zu laſſen , daß und warum ein Sterntag kürzer
ſein müſſe, als ein Sonnentag, ſo haben wir ſelbſt bei der furzen Gebrauchsanweiſung fu manderlei Vorzüge unſeres Telluriums aufgezählt, daß das Wiederzurüdkommen auf dasſelbe gewiß geredytfertigt erſcheinen konnte.
am Aequator Tag und Nadt eine Dauer von 12 Stunden
Der ſerbiſde Bauernhof.
haben; daß hingegen von allen zwiſchen Aequator und nördlidem Polarkreis liegenden Breitekreiſen mehr als die
Franz Scherer unternahm jüngit, cine Reihe ,,Bilder
Hälfte in die Tag- und weniger als die Hälfte in die Nachtſeite zu liegen kommt, was zur Folge hat, daß in ſtetiger Zunahme gegen den nördlichen Polarfreis der Tag mehr, die Nacht weniger als 12 Stunden dauert; daß gleidh zeitig auf der ſüdlichen Halbkugel für die gleichen Breiten die gerade entgegengeſetzten Verhältniſſe obwalten . Für die Bewohner des nördlichen Polarkreiſes geht an jenem Tage, 21. Juni , die Sonne durdy 24 Stunden nicht unter, für jene des ſüdlichen Polarkreiſes ebenſolange nicht auf,
aus dem ferbi den Rolls- und Familienleben " 1
Erfaſſen der weſentlich auffallenden Momente im Denken
alſo hier eine 24ſtündige Nacyt, dort ein ebenſolanger Tag.
und Treiben der Serben .
ju zeichnen. Jhr Reidytum an darakteriſtiſden Einzel heiten läßt im allgemeinen viele der mannigfachen Züge
erkennen, welche jenem ſein dyarakteriſtijdes Gepräge geben . Ohne eine breitere Fundierung oder wiſſenſchaftliche Zu thaten erſcheinen dieſe Sdyilderungen als das Reſultat ciner zwar raſchen, aber doch tiefer blickenden Beobachtung und ihre Andaulid feit rubt vor allem auf dem ridytigen
Verſett man den Globus an den diametral entgegen :
Folgt man Scherer mit in den ſerbiſden Bauernhof,
gelebten Punkt -- die grellſten Kontraſte ſind am meiſten ge
ſo wird das dortige Dorfleben von dem aus Deutſchland
eignet, die Fundamentalwahrheiten zur prägnanteſten Gelt ung zu bringen -- ſo entnimmt man bei gleidyer Handhabung
oder Deſterreich bekannten ſid) merflid) verſd ieden zeigen . Jene langgeſtredten Häuſerreiben unſerer Dorfer mit
des Apparates demſelben alle Zuſtände, wie ſie fid) zur
Zeit des Winteranfanges der nördliden ( des Sommer anfanges der ſüdliden Hemiſphäre) bezüglich Inſolation , Tageslänge 2c. mit Naturnotwendigkeit ergeben müſſen . Hätte man mit einer von unſerer Ausgangsſtellung um 900 verſchiedenen begonnen, ſo würde man zunädyſt erkennen ,
daß nur Aequatorbewohner mittags die Sonne (dyeitelredyt über ſich haben , daß alſo zu jener Zeit , 21. März oder
ihrem Mittelpunkte : dem Pfarrhauſe, der Sdyule und der Hirde mit ihrem weithin fidytbaren Turme, fehlen der
ſerbiſden Dorfanlage faſt gänzlich. Vergebens blidt der Wanderer oft in Serbien nach dem bei uns gewohnten
Wahrzeidien einer menſdylidhen Niederlaſſung aus, von ivannen mit der linkenden Sonne verbeißende Glockentong die Zeit der Abendrube verkünden . Glocentürme, wie
ſolche faſt jedem , ſelbſt audy dem kleinſten unſerer Dörfer
23. September, das Wärmemarimum über dem Aequator
zur Zierde gereichen , ſind in Serbien noch ſehr ſelten ;
fich befindet , von da gegen Norden und Süden gleich: mäßig abnimmt. Es herrſdien ſonady in den gemäßigten
zumal in den, den eigentliden Verkehrswegen des Landes
Zonen
beider
Hemiſphären
mittlere Wärmezuſtände
Frühlings-Herbſtanfang. Während der Drehung des Globus um ſeine Adiſe iſt aber ſofort zu erkennen , daß in dieſen
beiden Stellungen nicht bloß (wie auch in den beiden vor her beſprochenen) der Aequator, ſondern alle Breiten :
weit entlegenen Dörfern . Es giebt in Serbien ſelbſt Städte, die der erwähnten
Zierde nod
immer entbehren ; Kragujevak, die ziveitgrößte
1 Nenſatz 1882. Verlags Buchhandlung luka Jocic u . Comp. 212 .
Der ferbijdic Bauernhof.
Stadt Serbiens, beſaß noch im Jahre 1868 feinen Turm ,
obwohl bereits damals icon Vorkehrungen zum Baue ciner neuen Kirche mit einem jedenfalls ſtattlichen Glocken turme getroffen wurden . Viele der ſerbiſchen Dörfer haben wohl je ihr beidei
denes Rird lein ; die Stelle des Glockenturmes jedoch ver
tritt in den meiſten Fällen nur ein einfaches Holzgerüſte. Die Mehrzahl der ſerbiſchen Landbewohner iſt jedody, was jowobl den Beſuch des Gottesdienſtes, wie überhaupt die
Befriedigung aller ibrer ſonſtigen religiöſen Bedürfniſſe anlangt, hauptſächlich auf die in ihrer nächſten Näbe ge
315
obere Traft des Hauſes als Wohnraum benüßt wird, zu welchem wenige Stufen einer Holztreppe hinanführen . Das Haus des Starejina enthält gewöhnlid ), mag nun ſeine Bauart welche immer ſein , außer dem großen , einer Vorhalle am ähnlidyſten, gemeinſamen Familienraume auch noch ein , mandimal aber auch zwei kleinere Neben gemächer. Nirgends fühlt ſich der Serbe behaglicher, als in dem erwähnten , der geſamten Familie gemeinſamen Lokale. Hier verſammeln ſich mit dem hereinbrechenden Abende
nach dem gemeinjam eingenommenen Mahle die Frauen
legenen und in Serbien überhaupt in einer binreidenden Anzahl vorhandenen Klöjter angewieſen .
der einzelnen verheirateten Mitglieder der „ Zadruga“ , um
Die Mehrzahl der jerbijden Dörfer beſteht eigent
fröblides Stündchen zu verplaudern, während ſich die liebe Jugend, inſofern ſie nicht ſchon durch die ſorgſamen Mütter
lid nur aus einzelnen , in ziemlicher Entfernung
von
ihren Roden zu ſpinnen und dabei allenfalls auch ein
zur Ruhe gebracht wurde, auf der feſtgeſtampften Erde des
einander liegenden Bauerngehöften. Ein gewaltiger Pa lijadenzaun umgibt jedes einzelne dieser Gebüfte; ein in dieſem Palliſadenzaune angebradytes Thor vermittelt den Zutritt. Gewöhnlich gelangt man erſt, nadidem man einen ziemlich weiten Wieſenplan über dritten bat,
welder in den meiſten Fällen mit Zwetſchgen
oder
aud ſonſtigen Obſtbäumen bepflanzt iſt, in den Bauern
hof jelbſt. Die Mitte dieſes Gehöftes wird gewöhnlich von dem Hauſe des Stareſina eingenommen , während
weiten Raumes berumtummelt.
Da nimmt wohl auch
der Stareſina oder auch ſonſt ein ſangeskundiges Mitglied der Hausgenoſſenſchaft die „ Gusle " von der Wand herab und rezitiert eine jener Rhapſodien, an welden die jerbijde Volfspoeſie ſo ungemein reich iſt. Vortrefflich paſſen zu
dieſen echt volfstümlidhen Geſängen , welche an die Zeit der Iliade und die Odyſſee erinnern, die monotonen Klänge der einjaitigen „Gusle."
rings um dasſelbe, zerſtreut gruppiert, die kleinen Häuschen
Die herrliche „ lazarika “ mit ihrer Schilderung der
der übrigen verheirateten Mitglieder der Hausgenoſſenſdaft
Sdiladt am Amjelfelde ( Rojovopolje" ), die Lieder von ,,Marko Kraljevit " , dem Königsjobn " und zugleich dem
unter dem Grün der Bäume bervorguden .
Dieſe zumeiſt
aus Holz gezimmerten , oft winzigen Häusdien dienen den betreffenden verbeirateten Mitgliedern der Zadruga " 343 meiſt nur als Sdlafſtellen, denn der gemeinſame ,,Speije: jaal“ , zugleid auch immer die gemeinſame Nüdie über baupt , die Familienballe " befindet ſid
im Saue des
urwüdigjten aller Liebesbelden der weiten Erde , dejen
denkwürdige Abenteuer allein don ein umfangreider Sagenfreis verherrlidit ; ferner das praditvolle Lied von dem
beldenmütigen Verteidiger der Beſte Stalat , dem
tapferen Sojwoden Prijesda und ſeiner ebenſo tugendbaften
als heldenmütigen Gattin , Frau Hela -- und all' die Starejina.
Schon das Aeußere dieſes Hauſes repräjentiert ſich in ziemlicher gefälliger Weije. Entweder iſt das Haus des
Stareſina ein Badſteinbau , was jedoch äußerſt jelten der Fall iſt, dann ſtammt dieſer Bau jedenfalls aus der neueren Zeit und unterſdeidet ſidy in ſolden Fällen dem äußeren Anſehen nad, nur wenig von den beſſeren Bauern bäuſern Ungarns. In den meiſten Fällen jedod, iſt es cin kombinierter Holz- und Lebmziegelbau , ſauber getündit und von einem ziemlich ſteil abfallenden Dade gekrönt. Aber auch ganz aus Holz aufgeführte Baulido feiten
oder audy ſoldie aus Vruchſteinmauerwerk beſtehend find nidyt ſelten. Mandmal findet man darunter ſehr hübſche Bauarten; z. B. der Unterbau aus Brudyſteinmaueriverk
vielen anderen Lieder , welche die beivegte Vergangenbeit des einſtigen Serbenreiches ſchildern und mit deren Inhalt
faſt jeder Serbe vertraut iſt, alle dieſe geſchichtlichen Ge fänge nebſt nod; mancher anderen Perle ſerbiſder Dichtung jener längſt entidwundenen Zeit ſind ein Gemeingut des
ſerbiſchen Volfes.
Von feinem einzigen dieſer alten Lieder weiß man , wer fie gedichtet. Und wie dieſe Lieder noch heute vom ſerbiſden Volke geliebt und gepflegt werden, ſo war dies aud) idon vor Jahrbunderten der Fall. Die Sübne baben die Kunſt des Sanges, jo zu ſagen , von den Vätern er
erbt ; keine Silbe wurde eigenmädytig von ihren Nach kommen binzugefügt, kaum ein Ton an der urſprüngliden Melodie geändert. Die id lichten, ländlichen Hausgenoſſen :
und darauf ein Stocwerk aus Riegelwänden beſtehend ;
daften mit ihrem mädytigen Familienherde waren ſomit
um dieſes Stocwerk läuft dann ringsherum ein Balkon,
durch Jahrhunderte hindurd) faſt die einzigen Pflegeſtätten
welcher von Holzfäulen getragen und von einem weit vor ſpringenden Dadie überragt wird. Das Erdgeſdıoß eines ſolchen Hauſes iſt jedod, in ſolchen Fällen ungemein niedrig
der ſerbiſchen Volkspoeſie und mit dieſer vielleidt auch
und dienen die ebenerdigen Lofalitäten gewöhnlich als
Keller oder als ähnliche Nußräume, während nur der
zugleich) – der nunmehr wieder errungenen nationalen Freiheit !
Greinere Mitteilungen .
316
kleinere Mitteilungen.
und der Kliſte des Atlantiſchen Ozeans vom Rev. Dr. Whewell
Ueber dic prähiſtoriſchen Steingeräte im Volksglauben
zujammengeſtellt, reduziert und in den Philosophic. Transactions von 1836 veröffentlidit ſind. Weitere Beobachtungen wurden 18:39 unternominen , im feſtzuſtellen , ob , wie man es vermutet, die nor
ſchreibt Richard Andree in ſeiner feinen Weiſe :1 Wo and auf imjerer Erde prähiſtoriſche Steingeräte gefunden werden , ſei es in
wegiſce riviſte ſich langjam hebt.
Europa , Aſien , Prifa oder Amerika , da verbindet ſich mit den
26 verſchiedenen Stellen Marken in die Feljen eingegraben und
ſelben in den Augen des Volfes eine faſt identiſche, manchmal bis
das Datum dazu bemerkt. Auf der öſtlichen Seite , wo wenig
in die feinſten Einzelheiten iibereinſtimmende Vorſtellung. Man wird überraſcht , den Neger , den ſiidamerifanijden Judianer, den
Zu dieſem Zweď wurden an
Birmanen , den Eſtheit , den letten , den Deutſchen , den Franzo
oder gar keine Flut iſt, wurde nur eine Marke angebracht ; aber an der Weſt- und Nordſeite wurden zwei Marfen ( bei Hoch md Niederwaſſer) angebracht. 1863 wurde in unterſudit , ob einige
ſen 11. j. w . genau in demſelben Aberglauben befangen zu finden,
Veränderung in der l'age der Marken in bezig auf die Meeres
der ſich auf die Entſtehmig uuid die angeblichen wunderbareu Eigen
höhe zu bemerken ſei und es ergab ſich , daß ſie ſich im Durdh jdinitt im 3 linien in 26 Jahren erhoben hatten . Man bemerkte, jedod) , daß man verſäumt hatte, die mittlere Meereshöhe in die
ſdaften der alten Steinbeile bezicht. Dieſe Vorſtellungen miiſjen iibrigens verhältnismäßig img genannt werden ; dem ſie entſtan den erſt, als die Steingeräte außer Gebrand) waren ud, gelegent
lich aufgefunden, wie ein Nätjel erſchienen. Sie mußten den Findern , die ſich über deren Gebrauch nicht zu orientieren ver moditen , wie ein wunderbares , ans einer andern Weſt ſtammen dos (Gerät erſcheinen , das vermöge ſeiner außerirdiſchen Entſtehung
Beobachtungen aufzimehmen und die Marken durd , ein Nivellement zii verbinden . Erſt im Jahre 1876 entſchloß man ſich, eine neue Serie von Beobad )tungen anzufangen , wozu ſechs Stationen mit ſelbſtregiſtrierenden Apparaten verſehen worden ſind ; zwei 110110 jollen noch errichtet werden . Vorläufig jedoch waren ſdion 1872
mit ſeltſamen Eigenſchaften begabt gedacht wurde. Der Fall von
zwei Stationen zu Oskarsholm im
Meteorſteinen gab thatjädlichen Anlaß zu derartigen Vorſtellingen . lleberall aber wähnt das Volk die Steingeräte durch den Blitz entſtanden, ſie ſind der Edu desjelben und der Dommer entſteht
dung mit unterſeeijchen Minenanlagen und zu Drontheim im 311 ſammenhang mit den Hafenanlage ins Leben gerufen, wo Be obachtungen bis 1879 reſp. 1878 angeſtellt worden ſind. An
durch das Einſchlagen des Steinbeils in die Erde. lleberall finden
beideii Orten wurden ſelbſtregiſtrierende apparate von einfacher
wir deshalb auch den gleichen Glauben , daß der „ Donnerkeil“,
Nonſtruktion gebraucht, wobei natürlich geſorgt war , den Einfluß der Wellen unſchädlich zu machen. Die Tafelii , in denen die Beobachtungen zuſammengeſtellt ſind , geben zumächſt die Höhe 311 jeder Stunde, jiir jeden Tag eines Monats an . Ebenſo iſt das arith metiſche Mittel aus den Angaben für diejelbe Stunde jedes Tages mitgeteilt. Der Einfluß des Mondes iſt hierbei criminiert, ſie zeigen alſo den Einfluß der Sonne. Dieje Durdyſchnittszahlen
welcher klaſtertief in den
Boden gefahren iſt, im Verlaufe einer
beſtimmten Zeit (7 Tage, 7 Wochen , 7 Jahre) wieder allmählig zur Erdoberfläche emporſteigt. Bebernatiirlich gleidhjam entſtanden, iſt er auch mit wunderbaren Eigenſchaften vegabt und wer ihn findet , hält ihu hodhi, vererbt ihn von (Beſchledyt auf Geſchlecht: Der Stein iſt ein Amulett in Aſien ud Europa und ein jetijd)
Chriſtiania Fiord in Verbin
an der Guncakiiſte. Er macht imverletzlic ), er hilft gegen llui frudytbarteit der Weiber , er ſciítzt vor Feuersgefahr und Blitz
ind in einer beſonderen Tabelle 311ſammengeſtellt.
idilag , man ſudit Edäte mit ihm und er iſt vor allem mit hödiſt wirtjamen medizinijden Eigenſd)aften begabt. (Gleichjam belebt gebadit , vermag er 311 jd)witzen , wenn (Bewitter im A113119e ſind. uso die Bölfer ſich nod in der Steinzeit befinden oder bis vor
ihres Eintretens und die Ausdehung der Flut fiir jeden Tag.
kurzem befanden , wo ſie mit eigenen Händen die Steingeräte fertigen , kann dieſer Aberglaube natiirlich nicht vorkommen .
Eine andere
Tabelle gibt die Höhe von Hoch- und Nieder- Asaſjer , die Zeit Ju einer dritten Tabelle ſind die Stunden von der oberen senila
mination des Mondes an gezählt, wodurd) der Einfluß der Come climiniert wird, der des Niondes aber hervortritt. Weitere Tabellen behandeln den Zıriſdicuraum der Zeit zwiſdien der oberen oder unteren Kulmination wid Goch Aajjer und ebenjo fiir Ebbe , die
Daher iſt in der Süidjee und in Auſtralien feine Spur von der
Höhe des hödiſten und des niedrigſten Hoch- und Nieder - Waſſers,
artigen Vorſtellmgen vorhanden, wiewohl wir im letzteren Lande
wobei Windrichtung und Varometerhöhe angegeben ſind und end
bereits Grundlagen 311 dem Aberglauben von den Tonuerfeilen finden ; denn die Weſtauſtralier nennen gewiſje glatte, ciförmige Steine „ Boyer“ und glauben von ihnen , daß ſie vom Himmel gefallen ſein ſollen. Mit Benitzing zahlreicher Nadirid)ten zu der von ihm behandelten Frage illuſtriert Ridyard Andree weiterhin dieſe alla gemeinen Ergebniſje jeiner Forſchung durd) eine Menge von Ein zelheiten , indem er die Völker im beſondere vorfiihrt, weldie
trots räumlicher Trennung imd ohne Entiehung die ganz gleichen
lid) die größte und geringſte Ausdehmung der Flut fiir jeden Monat.
Am Echluß werden die beovaditeten Ergebniſſe mit der
halbmonatlichen lluregelmäßigkeit, wie ſie ſid) aus den Whewell idhen formeln ergibt , verglidien , was eine gute llebereinſtimmung nadywciſt. Die Beobaditungen ſind keiner weiteren Tistuſſion imterworfen , da man dies erſt thun will , wenn auch die Beob adhtungen der andern Stationen verfiigbar ſein werden . ( Nus The Nature .)
Vorſiellungen von der Entſtehung und den Eigenſchaften der Zur geologiſchen Geſchichte von Spißbergen.
Douerfeile haben .
Die Reſultate , welche die im Sommer durch die Schwediſche Afa
Geodätiſche Arbeiten in Norwegen.
demie der Wijjenjdiaften uiter Fiihrung der ausgezeichneten Wielehr
Der erſte Teil der Mitteilungen des Norwegijden (Grad meſſings -lomites enthält einen Bericht über die Flutbeobachtingen an den Stationen Oskarsborg und Drontheim , welcher durd ) \ m
ten Baron G. de Beer und Dr. Nathorſt nad) Spitzbergen gediidte Erpedition geſammelt hat , ſind höchſt wichtig. Zunädiſt ſind zwei Siarten 311 nennen , auf denen die genauen Ilmriſje der Jijel ver
gaben über ältere Peobachtungen eingeleitet wird. Schon vom
zeichnet und mit den Reſultaten zireier vorhergegangenen Erpe ditionen vergliden ſind. Eine derſelben gibt die Ilmriſſe der
8. - 28 . Juni 1835 wurden an zahlreiden Stationen auf Ver anlajiing der engliſchen Admiralität Beobabachtungen angeſtellt , welche ebenſo wie die vieler anderer Stationen längs der Nordjce 1 Mitteilungen der Anthropologijchen ( iejelljdrajt in Dien ; XII . Vaid (nenie jolge 11. Band).
25 Ceparat Ybarnd im
Selbſtverlage des Berjaſjers. Wien. 1852. 17 T.
Fiorde und Thäler im ſüdlichen Teil der Jujel mit den Grenzen des Landeiſes und die andere die relative Tiefe der Meere in
Spitzbergen und Skandinavien an . Daraus crſieht man , daſs dieje beiden Pander wirtlid) erhöhte Kidon auf einem verhältnismäßig ebenen Plateau ſind , weld letzteres ſteil in den Ozean abfällt. Zweitens haben die Forſchungen der Erpedition nachgewieſen, daß
Kleinere Mitteilungen.
die riefen Fiorde und engen Thüler der Fujel nicht durch Era hebung der Erdrinde oder durch ſtarke Waſſerſtrömungen entſtan den ſind , ſondern der Wirkung von Gletſchern während der Eis zeit zuigejdhrieben werden müſſen , während aus den Spuren an den Felſen der Bären - Inſel der Schluß gezogen werden darf,
daß die Gletſcher Spitzbergens ſich bis dahin erſtreckten .
Dem
Schluß der Eiszeit folgte ein plötzliches Sinken , welches wahr ſcheinlich von einer noch ſtärkeren Hebung der Küſten , ſowohl von Spitzbergent, als von Skandinavien gefolgt wurde ; es wird
dies für beide dadurch nachgewieſen , daß man alte Kiesablage rungen und die Schalen von Salzwaſſer -Muſchelii weit im Junern des Landes gefunden hat. Der Umſtand, daß in Spitz
317
and crreichte ohne Schwierigkeiten den Aral, wo man die ord : weſtliche Bucht Tjchebas für einen Dampferverkehr zweđent ſprechend fand. Die ganze von Orenburg zurüdgelegte linie von 724 Werſt wurde fiir die legung einer Eiſenbahn als durchaus geeignet befunden , ohne daß man hierbei auf erhebliche Hinderniſje ſtoßen diirfte ; nicht einmal ein Tunnel wäre erforderlich. Eine Abteilung der Erpedition war von Kajalinsk am Syr Darja auf gebrochen, um den Arbeiten am Aral zu begegnen. Herr v . Schul; liefert ſehr intereſſante geographiſche, wie naturhiſtoriſche Mit teilungen über ſeine Beobachtungen während ſeiner Erpeditionen , llamentlich was die Steppe öſtlich von den Mugodjcharen anbetrifft . Diejelbe war bisher noch eine Terra incognita iud galt größten
bergen einige der charakteriſtiſchen Arten der ſkandinaviſchen Flora
teils als eine waſſerloje Wiiſte mit äußerſt ſpärlicher Vegetation,
und Fauna vorkommen , mag vielleicht durch Migration aus
daher auch für unbewohnt imd nur von räuberiſchen Nomaden
Skandinavien erklärt werden , welche zu einer Zeit ſtattgefunden
durchſtreift .
hat , wo das Plateau zwiſchen den beiden Rücken ſich noch iiber
großer Beſorgnis dieſe Gegend betrat. In der Wirklichkeit ge ſtaltete ſich das aber ganz anders. Die Erpedition , beſtehend aus
1
dem Meeresſpiegel befand, alſo kurz nach dem Ende der Gletſcher
Periode Es ſcheint inmöglich ( ? ) , in anderer Weiſe zu crklären , wie landpflanzen ihren Weg zu dieſer etwa 700 Meiten vom Feſtland gelegenen Inſel gefunden haben könnten . Ju derjelben Zeit ſind auch Mytilus edulis und einige andere Mollusken nad) der Jujel gewandert. Dieſe ſind ausgeſtorben , doch die große Menge ihrer Muſcheln , welche man auf den Kiiſten findet, zeigen an , daß ſie einmal zahlreich genug geweſen ſein müſſen . Der zuletztgenannte Umſtand beweiſt allein ſchon , daß das Klima vou !
1
Kein Wunder , wenn darum
die Erpedition unter
70 Menſchen , 40 Pferden und 90 Kamelen , fand iiberall reich
liches und gutes Trinkwaſſer, jelbſt da, wo es durch Graben auf geſucht werden mußte, ſchon in einer Tiefe von 1 m . Ebenſo litten die laſttiere nie
Futtermangel, überall fanden ſie
treffliche Futterkräuter. Sandige Strecken wurden wohl paſſiert, doch reichte der Sand nie über die Hufe der Pferde , aud ) Treib
ſandmaſſen, wie ſalziger Voden, waren nicht häufig. Es iſt daher jelbſtverſtändlid), daß dieje (Gegend nicht unbewohnt iſt, jondern
Spitzbergen in einer friiheren Periode milder, als gegenwärtig,
verhältnismäßig ziemlich zahlreich) nomadiſierende Kirgiſen beher :
war und unterſtiitzt auch die Theorie , daß in der Gletſcherperiode
bergt, die imjerer Keijcfarawanie nur förderlich wurden .
Heberaus
eine Verbindung zwiſchen Spigbergen und Skandinavien ſtattge
intereſſante , wie zugleich wertvolle Mitteilungen madt Herr
funden hat. Eine ſolche Schranfe mußte nämlich den öſtlichen Arm des Golfſtromes , der jetzt am Nordkap vorbeiläuft , zwingen ,
v. Ochutz über den See Tichelfar und den Aral, an deſſen
eine mehr nördliche Richtung zu nehmen und ſo die Elemente eines milderen Klimas den jetzt verlaſſenen Felſen des Eismeeres zuführen .
ueber die Eiſenbahnlinie Drenburg-Raratugai. Im Jahre 1881 wurde unter dem General Struve eine
Erpedition ausgerüſtet, um einen geeigneten Weg für die projektiert : Eiſenbahn von Orenburg nach Karatugail am Syr Darja aus findig zu machen. Die Erpedition, an deren Spitze der Jugenieur 8. K. v. Schulz ſtand , erhielt den Auftrag, nicht nur allein auf der vorgeſchlagenen Route die für eine Eiſenbahn günſtigſte Terrain -
beſchaffenheit zu ermitteln und vorläufige Nivellierungen vorzita nehmen , ſondern auch unterwegs geologiſche, meteorologiſche und ethnographiſche Beobachtungen anzuſtellen , ſowie die Aufmert: ſamkeit auf die Tier- und Pflanzenwelt zu richten . Die Reſultate diejer Erpedition werden von dem Jugenieur R. K. v . Schutz in
den Memoiren (Sapiski) der Kaiſerlich Ruſſiſchen Geographiſchen Geſellſchaft Band XII, Nr. 3 , 1882, S.1-10 ( in ruſſiſcher Sprache
im Februar 1883 erſchienen) in ſehr intereſianter Weiſe geſchildert . Die projektierte Linie ſollte einen für den Verkehr zu Waſſer ge eigneten Punkt am Aral beriihren , damit von hier aus zugleid) eine Waſſerverbindung mit dem Syr, wie Amu Darja zu ermög.
Spiegel ſich ein verhältnismäßig ſehr raſches Sinken wahrnehmen läßt ; nicht minder zu ſchäten ſind ſeine Beobachtungen über die Begetation und das Tierleben der Steppe.
Zum Schluſje laſſen
wir hier noch einige Reſultate der Nivellierungen folgen. Nach ſtehende Höhen ſind vom Spiegel des Aral aus gerechnet : Spiegel des Syr Darja bei Karatugai 41 m .; Station Dịcherfen - Dyk 60 m .; Station Iljch- Djchingrau 54 m .; Station AF-Kuduf 25 m .; Station Didatjalyf 30 m .; Station Nuorop 9. m .; das ſiidliche Uſer Des Salziıımpjes Nlytic) Tebis ( ) m .; das nördliche Ufer des
Catzjumpjes Klytſch- Tebis 9 m .; Station Alta -Sudul 26 m .; Station Date 72 m .; Station Rotan Bulat 102 m ; Station Taldy - Ispe in der kleinen Sandiviiſte Barſuki 35 m .; Station Taidy-Kuduk 105 m .; Station Nara - Tichigin 217 m .; die große Sandwiiſte Barſuti 140 m .; der See Tichelkar 123 m .; höchſter
Punkt am Uebergange über die Mugodſcharen 270 m .; böchſter Punkt der Nivellierung am Berge Dicharyk Tau , 7 Werſt ſiidlich von den Quellen des Fluſſes Jjenbai 305 m .; die Quellen des Gjenbai 260 m .; der Fluß Jief in der Nähe des Karawanens Sees 100 m .; die Ebene der Station Orenburg 57 m . Bekannt
lich liegt der Spiegel des Najpijchen Meeres 26 m . tiefer, als der Spiegel des Ozeans. Nad) den Nivellierungen des Herrn v. Tillo im Jahre 1875 liegt der Spiegel des Aral 79 m . höher, als der Spiegel des Kaſpi und folglich hat Orenburg eine Höhe von 110 m . iiber dem Ozean .
lichen wäre. Die Expedition ſchlug ihren Weg daher von Oren burg aus nach Süden ein , gelangte in das Ilekthal und verfolgte dasſelbe bis in die Quellgegend des Fluſjes. Nachdein die Waſſer cheide zwiſchen dem Jlek und der Emba überſchritten war, hielt ſic ſich am Beſtabhange der Mugodſcharen am Airuf vorüber und überſchritt zwiſchen dem Didatjy und dem Djchanian - Tau dic niedrigen Höhen dieſes Gebirges. Hierauf wurde die öſtlich von
Kanäle und Eijenbahnen .
Iſt der Kanalbau im Zeitalter der Eiſenbahnen noch be rechtigt ? lliter dieſem Titel brachte das „ Bremer Handelsblatt " vor einiger Zeit einen Aufſatz , der das Für und Wider in folge
enden Punkten zuſammenfaſt: 1 ) Die Anlagekoſten eines Schiff
den Mugodſcharen gelegene Steppe durchſchnitten , die bisher nod)
fahrtskanals von größeren Abmeſſungen ſind per fängeneinheit
ganz unbekannt war und über welche man ſich fälſchlich höchſt ungünſtige Vorſtellungen machte. Man beriihrte den See Tichelfar
Amortiſation ſtärker zit zahlende Betrag ins Gewicht, nötigt auch
I Siehe „ Ausland " 1882 Nr. 14 Š. 397.
größer, als die einer Eijenbahn. Daher fällt der an Zinſen und zur Erhöhung der Transportkoſten. Je größer jedoch das Trans portquantum iſt, deſto kleiner wird der Vorteil , den eine Eiſen
Notizen .
318
bahn in dieſer Beziehung vor einem Kanal hat. 2 ) Die Hoſten der Erploitation influſive der Koſten für das Transportgefäß ſind beim Kanal viel kleiner. 3) Nur wenn ſehr bedeutende Maſſen
zu transportieren ſind, ſtellt ſich der Betrag für Zinſen, Amorti ſation und Exploitation beim Kanal geringer, als bei der Eiſen : bahn. 4 ) Iſt diejes bedeutende Transportquantum nid )t vorhanden , ſo iſt es beſſer und billiger, den Transport per Eiſenbahn zu be
am 26. Februar von dort nach dem șmern auſgebrocheit . An ihrer Spite ſteht, wie ſchon friiher mitgeteilt, der Reijende Biandii, welcher in überraſchend kurzer Zeit jeine aus mehr · als hundert Diaultieren beſtehende Karawane organiſiert hat.
Zugleich wird gemeldet, daß die Erforịchung Nord -Abeſſiniens
iſt, ſo iſt, wenn es darauf ankommt, ſelbſt mit Opfern eine ganz
durch Pen11azzi, Codio und Dr. Magretti guten Fortgang nimmt. Die Genannten haben große , noch unbetretenie Landſtriche durchzogen und Dr. Magretti eine reiche naturwiſſenſchaftliche, namentlich entomologiſche Ausbeute gemacht. Der Franzoſe Caquerau in Bordeaux bereitet eine Inter nehmung nach Futa Didyallon , öſtlich von Senegambien gelegen , vor . Von Timbo, der Hauptſtadt dieſes Negerreiches, will er nach
beſonders günſtige Frachtlage zu ſchaffen , ein Kanal anzulegen .
Bobila ( ?) am
werkſtelligen . 5) Andernfalls iſt Kanaltransport vorzuziehen . 6 .
Iſt das Kapital einmal amortiſiert, ſo ſtellen ſich die Koſten des Kanaltransports bei weitem wohlfeiler.
7 ) Da bei dem Vor
handenſein großer Transportmengen der sanalleiſtungsfähiger !
8 ) Natiirlich muß ein hervorragendes allgemeines Intereſſe
auf dem Spiel ſtehen , um den unter 7 erwähnten Fall als vor
oberen Niger. Hier ſoll ein Handelszentrum ge
ſchaffen werden, das ſich über Timbo mit der atlantiſchen Meeres kiiſte und über Bamafu mit Medina in Verbindung ſetzt. Jul
handen annehmen zu dürfen , da ja der Ausfall an Kente durch Bobila wird ſich die Erpedition in 3 Partien teilen , die eine deu
die Geſamtheit der Steuerzahler getragen werden muß. Belling
Niger hinab nach Bamaku, die zweite zurück nach Tinguirray,
rath in ſeinem bekannten Werke , ( Studien über Bau und Betriebs
die dritte den Niger aufwärts nach Solimana . Den Vereinigungs weiſe eines deutſchen Kanalnetes von Ewald Bellingrath , Berlin
punkt aller wiirde ſchließlich Timbo bilden .
1879 ) nimmt an , daß für einen Nanal, deſſen Dimenſionen auf
Schiffe von 7000 Zentier berechnet ſind und deſſen Anlagekapital ſich auf Mart 2,285,000 pro Meile beläuft, eine Verkehrsmenge von 25 Millionen Zentier per Micile, bei denſelben Dimenſionen
und Mark 1,800,000 Anlagekoſten per Meile cine Verkehrsmenge von 20 Millionen Zentuer nötig iſt. So hofft man für den Rhein - Wejer Elbe Kanal auf einen Verfehr von iiber 40 Millionen Zentner per Meile, bei Reichsmark 2,300,000 durchídınittlichen Anlagekoſten ; dieſe Anlage würde alſo jedenfalls der Eiſenbahn überlegen ſein.
Notizen.
Eine neue belgiſde Erpedition iſt unter Führung des · l'entuants van Kerkhoven Pufang März nach dem Kongo abgegangen ; ſie beſteht aus 5 Offizieren und einem deutſchen Mechaniker. Men es richtig , was „ !'Exploration “ mitteilt, ſo wurden eine Menge
Tauben mitgenommen, um eine geiliigelte Poſt einzuridten, zur Verbindung man ſtaune! der Neugomindung mit Zanzibar ! Holub gedenkt Ende Mai von Hamburg aus ſeine Reiſe nach Suid- Afrika anzutreteni.
Wie man aus Paris unter dem 2. April mitteilt, hat po jeps jeine Inſpektionsreije im ſüdlichen Algerien beendet und joll iiberzeugt ſein , daß der Anlage eines Bimenmeeres ſüdlich von Algier und Tunis keine umüberwindlichen Schwierigkeiten im Wege ſtehen. Er fand den Sand bis zu ciner Tiefe von 73 m . gleichmäßig kompakt und glaubt, daß die nötigen Erdaushebungen
Afrita.
von 100 Baggermajdhinen und ungefähr 100,000 Arbeitern zu
J. Thomſons oſtafrikaniſche Expedition. Man ſchreibt uns ans Edinburgh: Aus Zanzibar wird gemeldet, daß
Ende geführt werden könnten . Revoil , welcher in den letzten Jahren das Land der Somali an der Oſtfüiſte bereiſte , hat ſich im Auftrage des franzöſiſchen lInterrichtsminiſteriums nach Zanzibar eingeſchifft ; ſeine Aufgabe iſt die wiſſenſchaftliche Erforſchung des Jumeren der Oſtkiiſte. Die
Joſeph Thomſon eine gute Strecke nach dem Kilimandjaro
zuriidgelegt und daß man nächſtens Nachricht über ſein Eintreffen dort zu erhalten hofft. Er hat einen ganz anderen Weg , als Dr. Fiſcher eingeſchlagen. In den letzten Jahren ſcheint viel Strieg zwiſchen den Eingeborenent dicjer Gegenden geherrſcht zil haben , jetzt aber ſind ſie glüdlicherweiſe friedlich. O'Neill, bekannt durch ſeine Reiſe vom Mozambik in das
Land der Makua 1881 (fiche „ Ausland " 1882, Nr. 22) , iſt im Begriffe , eine Forſchungsreiſe nach den öſtlichen und nördlichen Ufern des Schirwa - See's (ſüdlich des Nyaſja ) 311 unternehmen ;
er will , wenn irgend möglich, den vielgenannten , aber noch nicht erkannten Schieeberg Na muli erreichen. Dr. Steder traf Ende Oktober 1882 mit ° . Soleillet in !
Schoa zuſammen.
Letzterer meldet der Parijer Geographiſchen
Gejellſchaft aus Ankober unter dem 10. November vor . Js. ,
Steder befinde ſich wohl und ſei auf der Reiſe nach Boru Meida zu Kaiſer Johannes begriffen. Zudes hoffe er, bald nach Schoa zuriidzukehren um ſich dann erſt nach Staffa zu begeben. Soleillet beabſichtigte, Mitte November gleichfalls dorthin zu gehen . Ajjab - Abejjinien . Rom , 28. März. Der Mailänder Geſellſchaft für Afrika- Erforſchung ſind die erſten Nachrichten über
Dauer der Erpedition iſt auf zwei Jahre veranſchlagt. Die Senegal - Eiſenbahn. Am 19. Dezember 1883 machte die erſte Lokomotive mit 7 Waggons ihre Probefahrt von Nayes in der Richtung Medina auf einer Strecke von 212 kilo meter. Eine bunte Menge von Senegambiern , Marokkanern und Chineſen wohnte dem Schauſpiel bei. Die Neger flatſchten vor Entzücken in die Hände und liefen mit dem Zuge um die Wette, bis ihnen der Atem ausging. Nayes iſt wie umgewandelt. Dort, wo man bisher nur die fiimmerlichen Erdhütten der Eingeborenen gejehen , erhebt ſich jetzt ein großes Gebäude von 108 Meter Länge
und 8 Meter Breite, das als Hojpital und Magazin verwendet wird. Zwei elegante Pavillons dienen dem Kommandanten Boileve, dem Jugenieur Jacquier und anderen Beamten zur Wohng.
Nadırichten vom oberen Senegal. Dr. Bayol's Diplo matiſche Miſſion (jiche „ Ausland “ 1882, Nr. 19 ), behufs friedlicher
Verhandlungen mit den Eingeborenen am oberen Senegal and Niger, ſtößt auf ernſtliche Echwierigkeiten . Die Tukulör, erbittert über
!
die Einnahme von Murgula durd, den Oberſten Desbordes , ver
die behufs Etablierung eines Handelsweges zwijchen Abeſſinien
wehrten Dr. Bayol die Reiſe über Naniafary nach der Landſchaft
und der italieniſchen Beſitzung an der Kiiſte des Roten Meeres
Naarta , ſo daß er nach Bafulabe zurüdfchren mußte , wo er ſich
ausgeriiſtete Erpedition zugegangen . 1 Auf einem Regierungsdampfer zunächſt nach Aſſab, dann nach Maſſana gebracht, iſt die Expedition
am 9. Februar 1883 befand. Ueber den Erfolg der franzöjijcheni Elpedition nach Kayor wurde der „ Times “ berichtet, daß der König von Kayor, begleitet von dem beriihmten Krieger Diboul, am 28. Februar
| Siehe „ Ausland“ 1883, Nr. 15, S. 298.
Notizen .
in St. Louis cintraf. Für diejenigen , welche die Vorurteile der dortigen Eingeborenen femmen , iſt die Reiſe des Königs eine mutige That
Er hat durch sicjelbe mit der alten Tradition , welche den
Mitgliedern der föniglichen Familie verbietet , das Meer zu ſehen, gebrochen . Der Gouverneur vom Senegal daufte dei Fiirſten für die Schwelligkeit, mit welcher er der Einladung Frankreichs Folge leiſtete md fiigte bei , diejes hojje , beim Bau der Eiſen bahu, die jeinen Staat durchfreizen und Reichtum und Wohlergeben
319
torium wurden täglid) Beobachtungen vorgenommen . Obgleich das Thermometer am 28. November anf 200 imter Null ſtand , hatten ſie von der Kälte nicht zu leiden . Am 1. Dezember 1882 ( lette Nadhricht) waren alle in beſter Geſundheit, hatten lieberfluß an Wildpret, Fijden im Schneehiihnern . Nordlichter waren faſt iede Nacht ſichtbar. B. L. leber die Polarſtation an der Lena lief bei der Kaiſerl .
Der
Ruſſiſchen Geographiſchen Geſellſchaft von dem Vorſiteiden der
könig erwiederte, er werde dieſer Heijmmg nad ſeinen Kräften geredit zu werden ſuchen .
oſtſibiriſchen Abteilung derſelben , Oberſt lliterberger, das nach
Desjelben befördern wird, and auf ihil reden 311 fömen .
Polarregionen .
311 Gunſten der Polarerpeditionen. Der dritte Dintiche (Geographentag 31 Frankfurt a. M. jprad ſid) am 29. März
cinſtimmig fiir die von Profeſſor Dr. Nagel vorgsjchlagene und begründete Rejolution aus, daß die Wiederaufnahme der Polar:
erpeditionen im Jiitereſſe der Wiſſenſdaft imd der Viation gelegen
ſtehende Telegramm ein : „ Durch den Gouverneur von Jafitst iſt ein Rapport des Chefs der Polarſtation „ Sagaſtyr,“ Kapitän Jürgens, eingegangen. Derſelbe teilt mit, daß die Erpedition am 11. Auguſt begonnen hatte , ſich an Ort und Stelle einzurichten. Am 19. Auguſt war die Herridhtung des Hauſes für die meteorologiſchen Beobach tingen beendet, am 28. wurden die Mannſchaften der Erpedition in das Haus iibergefiihrt und am 4. September ſiedelten die (Slieder der Erpedition ſelbſt auf die Inſel iiber. Am 17. Oktober begannen die magnetijden Beobaditungen , und zwar aus dem
jei . Wir fommen in nächſter Nummer auf die Sache zurück. Nicure Niederländiſce Polarfahrt. Das Märzheft der
Grunde erſt dam , weil die Apparate bei dein Schiffbruche bei
der Natuur “ enthält folgenden Auf
tungen in ihrem vollen Ilmjange gemäß der erteilten Inſtruktion
ruf: „ Als vor einigen Monaten die „ Varia “ das Vaterland ver :
aufgenommen werden . Ein detaillierter Kapport des Kapitäns Jirgens folgt per Poſt ."
holländiſchen Zeitſchrift „ lb
ließ und den Bug nach dem umfruchtbaren Norden wendete, folgten
ihr die beſorgten Blicke vieler , die wußten, welchen Gefahren ſich
Tollara gelitten hatten .
Am 20. Oktober konnten die Beobach
Aus Island melden nene Berichte (vergleidie „ Hamburger
die fiihren Reijenden auszujetzen im Begrifje waren . Ilnd jetzt
Scorreſpondenit“ vom 5. April 1883 ), daß der Winter überaus milde
jeit den zuletzt im September eingelaufenen Berichten, die es ſehr wahrſcheinlich machen , daß es ihr gegliickt iſt, den Beſtimmungs ort zu erreichen , ſind keine näheren Nachrichten gekommen , die us iiber ihr los beruhigen fönnten. Glücklicherweiſe fömmen wir
geweſen . Die gefürchtete jungeršilot und der drohende Futter mangel fiir die Vaustiere wurden dadurd) gliidlich abgewendet. Die armen Inſulaner befinden ſich ſogar durch die von England aus zur Linderung der erwarteten Not geſandte Hilfe in außergewöhn lich guten Verhältniſjen . Von den in London geſammelten 5000 P. St. haben ſie die Hälfte bereits erhalten ; die mit be
beijiigen , daß ebenſowenig ein beſtimmter Grund beſteht , ſich 311 beunruhigen und daß immer noch dic jojjnung beſteht, daß es der Erpedition geglückt iſt, da oder dort an der Kiiſte des Nariſchen .
Meeres das Feſtland zu erreichen und daß allein die luwirtlichkeit
jener Gegenden während des Winters der Grund iſt, weshalb 110d) feine Nachricht von ihr das Vaterland erreicht hat.
Dod ) wie dem
auch ſein möge, auf uns, den Zuriickgebliebenen, ruht die Pflicht,
ſonderen Tampfern hicher geſchikten Viftualien werden in Reykiavik ſehr billig an die Bevölkerung verkauft, Thee z. B. 10 Pence per Pind. Der angebliche Ausbruch des Hekla hat nicht ſtattgefunden ;
die in Dänemark niedergefallene Ajdic fann jedoch von Askja, Kattagia oder Vatnia Jśfull ſtammen .
jene nicht ihrem l'oje 311 iibertaſjen , ſondern ihr , wenn es nötig jein ſollte, die hilfreiche Hand zu bieten. Mit der Riickſicht hierauf hat das Komite für die Nordpolfahrt den Entſchluß gefaßt , den
jo oft erprobten „Willem Barents “ friiher als gewöhnlich , nämlich ſchon im Anfang Mai, in See gehen zu laſſen , um ſich) nad) dem Eismeer zu begeben, die „ Varna “ und ihre Bemang aufzuſuchen und ihr , ſoweit ein Bedürfnis dafür beſtehen jollte,
Hilfe zu leiſten . Die Vorbereitung fir dieſe Fahrt erfordert außer :
Korreſpondenz. 3ur austierkude. Mit Bezugnahme auf das „ Aus land" 1883 , S. 159 möchte ich untenſtehend geben , was mir Prof. Jul. Mihn vor wenigen Wochen iiberſandte. Baſtard
gewöhnliche Hilfsmittel, die das Komite in Stand jetzen ſollen , das kleine Polarſchiff zeitig bereit machen zu laſſen , um einen Zug an . zutreten , der joviel wichtiger ſein wird , als er friiher beginnt.“ Hieran ſchließt ſich die Bitte um Beiträge . Die amerikaniſche Regierung beabſichtigt, im kommenden
afrikaniſchen Zebirajje. In dem Haustiergarten zu Halle eriſtieren 5 wämliche und 4 weibliche, vortrefflich gedeihende Vaſtarde von dem Gayal Judiens imd europäiſchen Rinderraſſen. Am 29. Dez.
Tommer wieder eine Nordpol- Erpedition abzuſenden , weldie
vor . Is . wurde ein Baſtard vom Gayalbullen und einer ruh der
den im Juli 1881 nach der Lady Franklin Bai gegangenen l'ent : nant Greely aufſuchen ſoll, von dem man ſeitdem nichts wieder gehört hat.
ſtellt, daß mit dem in Aſien und Afrika als Hausrind gehaltenen
Die britiſche Erpedition nach Nordweſtamerita , imter Befehl des Kapitäns Dawjon, erreichte ihren Beſtimmungsort, Fort Rae am nördlichen Arme des großen Sllavenjers , am 30. Auguſt vorigen Jahres. Die Erpedition ( 1 Offizier und 3 Sergeanten der fgl. Artillerie) ging den Saskatſchewan hinauf. lInter vielen leiden imd Entbehrungen (jo ſchreibt die „ Times “ ;
erreichte ſie am 30. Juli Fort Chippewyan am Athavaska -See, am 22. Auguſt Fort Reſolution am
großen Sklavenjee.
Auf
diejem See hatte die Erpedition einen großen Sturm 311 beſtehen .
Im Fort Rae wurden ſie vom (Gouverneur und deſſen Gemahlin gaſtfreundlich aufgenommen . In dem jofort errichteten Objerva.
vom Gayabullen und einer kub der langhörnigen
langhörnigen afrikaniſchen Zeburajje geboren und dadurch feſtge Zebut ein gleiches Reſultat zu gewinnen iſt. Dieſe Sanga oder Sanka genannte Zeburaſie iſt noch gegenwärtig im Siidan , in Abeſſinien und den Gallaländern allgemein verbreitet , wurde früher
and) in degypten geziichtet imd gehört zu den älteſten Kinderraſjen, deren Formen , wie die Abbildungen auf altägyptiſchen Denk mälern zeigen , ſeit Jahrtauſenden ſich gleich geblieben ſind. Ein Apisidhädel aus den Gräbern von Safara im landwirtſchaftlichen Juſtitut in Halle zeigt ganz dieſelbe Hornform , wie die Sangakuh, welche den Gayalbaſtard geboren hat. Dieſer iſt weiblichen Ge ſchlechts und wog bei der Geburt 21,5 Kilo oder genau 120 des Gewichts der Mutter, iſt gleichmäßig hellrotbrain , nur am Band
der innern Schenkelſeite imd den Fejjeln weiß ; die Mutter dagegen
Litteratur.
320 rotund weiß gefleckt.
Der Höder am Widerriſt iſt bedeutend
weniger angedeutet, als bei einem von derſelben ruh friiher ge vorenen, reinbliitigen Kalbe. Da nod) eine zweite Sangafıh von
den Einfluß der Preſje ; crörtert ſodam
die IIrjachen und den
terzeichneten ein Erlebnis in Erinnerung gebracht, das viel
Verlauf des Abjalles der nordamerikaniſcher Nolonien bis zur Ilnabhängigkeitserklärung und behandelt im lebten Mapitel haupt jachlid die Angelegenheiten der Oſtindiſchen Siompagnie, die in allen Reſſorts ihrer Verwaltung eingeriſſene Korruption , die Auſtreng imgen Clivés , die Mißbräuche der Verwaltung abzuſtellen , das Ilmſichgreifen der lleberzeugung , „ daß das ganze Syſtem , ein großes Land durch eine Wandels -lompagnie zn regieren, ein durch und durch falſches jei “ imid endlich das Eindringen toleranterer Grundjäte in die rigoroſe religiöſe Geſetzgebung Englands. Ju
leicht von Intereſſe iſt.
die Jahreszahl nid )t an
anthropogeographiſcher Hinſicht intereſjant ſind ledys Aus
geben , da ich eines Vormittags von Kenchen iiber den Sohlberg eine Tour nach Allerheiligen madite. Der Sohlberg iſt wohl um 300 m . niedriger als die Hornisgrinde. Hleber dem Rheinthal
fiihrungen iiber die Zuſtände in den amerikaniſchen Kolonien Eng lands vor Beginn des Befreiungsfrieges und über den Einfluß, welchen der durd, die ethniſche Zugehörigkeit und durch die natiir
lag eine gleichfarbige triibe Wolfendecke und an einer Stelle fiel ein dünner Regenſtreif herunter, dejjen ſchwache Serpentinen angen
lichen Verhältniſſe des Bodens und des Klimas vorziigswcije be ſtimmte Charaftertypus der Bevölkerung in den einzelnen Nolonien
ſcheinlich nur von dem Widerſtand der Luft herriihrten , welchen die Tropfen im Falle erfuhren ; es herrſchte abſolute Windſtille. Auf
feitskampf ausgeiibt hat.
demſelben Bullei tragend iſt, ſo wird es vorausſichtlid ) möglid)
jein , auch die Fortpflanzungsfähigkeit dieſer Art von Baſtarden unter ſich zu prüfen.. Alpenpanorama vom
B. Langfavel. 11ördlichen Sch w a r 3 w ald.
Die Mitteilung: „ Das Alpenpanorama der nördlichen Schwarz waldgipfel“ in Nr. 36 des „ Ausland " 1882 hat “ dem Un= Id famm
auf die Art imd den Eifer ihrer Beteiligung an dem Unabhängig
der Höhe des Berges angekommen , erblickte ich im SEN . Zu meiner nicht geringen Ueberraſchung eine Alpenkette, welche ſich , von einer vollen Sonne beleuchtet , klar und ſcharf vom blauen ſvimmel abhob. Ich glaubte meinen Augen nicht trauen zu diirfen und rief den Führer , der mir meinen Torniſter trug , herbei, um ihn zu fragen , ob es bekannt jei , daß man von hier die Alpen jehen fönne. Der Mann bedauerte es ſehr, daß jetzt der Herr Oberamtmann (Winter) nid)t anweſend jei , der es niemals glauben wolle, daß man von Sohlberg aus die Eduecberge jehen töme.
Anzeigen. Im Verlage der 3. 6. Cotta'lchen Buchhandlung in Stuttgart cricien ſo eben und iſt durch alle ſoliden Buchhandlungen des In- und Auslandes zu beziehen :
Stein , Dr. Lorenz von
Lierbachfülle von unten auf zu ſehen.
Das Bildungsweſen .
Das Syitem und die Geſchichte des Bildungsweſens der alten Welt . Zweite, gang
Erſter Teil.
Id genoß das jeltene Schauſpiel wohl l's Stumde lang auf dem Weg an dem „ Eſelsbriunen “ vorbei und ſtieg dam
K.
nieu bearbeitete Aujl .
hinab , um die
(Fünfter Teil der Ver :
waltungslehre, der Inneren Verwaltung Zweites 480 Seiten. : Hauptgebiet.) Gros-Octav.
Im Wirtshauje , das da
mals noch der alte Förſter Mittermayer hielt , erzählte ic) , was ich gejehen hatte , worauf M. zu zwei anwejenden Herren ſagte, ſie ſollten ſchnell binaufſteigen , denn ſo etwas ſche man uur höciſt jetten. Tie Herren famen durdmäßt zurück , gejeben hatten ſie nichts mehr. Als ich im „ Rehjul “ in Nehl an der Gaſttafel mein Erlebnis erzählte, wurde id) für einen Aufſchneider gehalten. Es förmen der Ridtung nach mir die Savoyer Alpen genvejen jeil .
M. 8 .
!
Die Allgemeine Zeitung (mit wiſſenſdaftlider Beilage und Haudelszeitung)
früher in Augsburg erſchienen
.
iſt in Dell'ídlant ut Deſterreich durch die Poſtanſtalten für 9 Part
Die merkwürdige filarheit, das auffallende Nahegeriidiſein , konnte id mir m
aus einer durch die Witterungsphaſis bedingte trallen brechung erflären . Die Entfernung in der Puttinic ijt zirka
rierteljabrlich (6 m . für die 2 leßten Monate, 3 M. für den lekten Monat des Duartals) { 11 beziehen . Preis bei directer Berjendung unter Streifband monarlic 4 Mart ( V 5. 60 für die anderen Länder des Welte dujtvereine ). Quartalpieis bei wodentl. Veríendg. im Weliruſtverein V. 14.40 , auberbalo tesi . W. 19. 60
C. 6. Hon .
40 D. MI.
Probenummern nebſt neueftem Quartal-Regiſter gratis. Leitartitel , wiſienſchaftliche und handelspolitiſche Auf
litteratur. W. E. H. Ledy , Geſchichte Englands im 18. Jahr hundert ( iiberjetzt von F. l'öwe, l'eipzig und Heidelberg, Winter'ſche Buchhandlung, 3. Baid , 577 C.). Der durch jeine „ Sitten geſchichte Europas " und ſeine „Geſchichte des lliſpringes und des
Einfluſſes der Aufflärung in Europa “ aud) in Deutſchland vor teilhaft bekannt gewordene engliſche Hiſtorifer l'edy bat ſid) in jeinem Werte über die Geſchichte Englands im 18. Jahrhundert zur Nufgabe geſett , „ aus der großen Maſſe von Thatſachen die jenigen berauszuheben, welche ſich auf die niadyhaltigen Kräfte der
jäße ic. 26. in Nr. 93 bis 99 . Der Staatsrath in Preußen. ( I/11.) Prent Bib Doda , den Eine Rede aus dem ungariſches neue Gouverneur des Libanon . Abgeordnetenhaus . Das deutiche Reichsheer und der Wechſel dea
preußiſchen liriegsminiſters. Zum Gülſscajjenweſen . Deutſcher Keidstag. Der Libanon und die Großmächte. Ein Ilmſchwung im Theater = Coſtüm wejen . Von Prof. Dr. Die Reform
P. F. Nrell.
unſerer Ausjprache des Lateiniſchen .
Die Reliefs für das Nationaldenfmal auf dem Niederwald von Prof. Joh . Schilling. Von Hauptmann Zernin. Von A. Ausfeld.
Viach Friaul! Concordats .
Voi: E. Förſter. Briefe aus Thule.
Cudwig Gerſtner .
Nefrolog ..
mus und Chriſtenthum . Von Wagner. Von R. Pohl. D ) im
Monat Mai.
zur Geſchidste des bayeriſchen Von F. Dahn. 11. ) Joſeph Zur Buſato: Frage . Darwinis W. Bender. ( 1.) Bei Richard Die anormale Wärmebew.gung
Feſtgedicht zum vierhundertjährigen Gedächt
Viation beziehen und die haftenderen Ziige des nationalen Lebens
niſtage Hajaele . Von H. Lingg .
bezeichnen .“ Der mehr vorliegende dritte Band dieſes Wertes begimt mit einem ſcharfſinnigen Eſjay iiber die Vorzüge der erb liden Monardie , ſcildert die politiſche Entwicklung Englands
Der oberrheiniſche Schifffahrtscanal. Handels-, Banf- und Börjenzuſtände in Frankreich . Die Lage der Börje im þinblid auf die Rentenconvertirung.;
unter Georg III ., d. b . unter ſeinen Miniſteru Bute, dem älteren
Þitt , Grenville und Kockingham (Burfe), die Willes 'ichen llurnben, die durch die Juniusbrieje hervorgerufene Bewegung und den wachſen
Aufträge für Streifbandſendungen an die
Erpedition in München .
Drnd und Verlag der J. G. Cotta'ſchen Buchhandlung in München und Stuttgart.
Das Juslauù. Wodenſdrift für Länder- und Völkerkunde,, unter Mitwirkung von Profeſſor Dr. Friedrich Katzel und anderen Fachmännern herausgegeben von der
3. G. Cotta’ſden Budhandlung in Stuttgarf und Nünden. Sechsundfünfzigſter Jahrgang.
München , 23. April
Nr. 17.
Jährlich 52 Nummern à 20 Seiten in Quart. Preis pro Quartal M. 7 . ämter,
jenden.
1883.
Ju beziehen burto alle Budhandlungen des In- und Auslands und die Poſts
Mezenſions-Gremplare von Werten der einſdlägigen Litteratur ſind dirett an yeri Profeſor Dr. Friedrid Makel in München, Akademieſtraße Nr. 5, zu Inſertionspreis 20 Pf. für die geſpaltene Zeile in Petit.
Inhalt 1. Der dritte Deutſche Geographentag in Frankfurt a. M. vom 29. - 31. März 1883. S. 321 . 2. Die Polar frage auf dem dritten Deutſchen Geographentag. Č . 323. 3. Pflanzengeographiſche Anhaltspunkte für das Beſtehen einer landbrüde zwiſchen Grönland und Weſt Europa zur Eiszeit. Bon Profeſſor Dr. Oskar Drude. Č . 325. – 4. čechs Monate in Oran . Von 4. Levesques. XIV . Eine Verſammlung der Aijana. Č . 329. 5. Eine Vergleichung der Siap Kolonic mit den auſtraliſchen Kolonien . Von einem Siidafrikaner. S. 332. 6. Die indiſdien Kariben der Jujel Aruba . Von A. J. van Noolwijk. 9. 334. 7. Kleinere Mitteilungen : S. 336. Verbrecherſtatiſtik von Norſika. Die anthropologiſcher und prähiſtoriſchen Studien in Italien . Torn and
Meſſer. Nadhrichten aus dem ägyptiſchen Sidan. Erpedition Borgnis Desbordes. Kabot über ſeine Reije nach Lappland und Spitz bergen.
8. Notizen : F. 338. Afrika. Þolarregionen .
9. Litteratur: C. 340 .
10. Korreſpondenz: S. 310. Zur Kartographie
der Naturvölfer.
Der dritte Deutſde Geographentag in Frankfurt a. M.
daß die Befanntidaft mit den Verbältniſſen der Wölfer dieſer Erde beute die unerläßliche Vorausſetung für die
vom 29. – 31. März 1883. Die Merkmale
des diesjäbrigen
Geographentages
erfolgreiche Mitberverbung in dem friedlichen Wettkampfe aller ziviliſierten Nationen geworden iſt . Das deutſche
waren ein ſtarker Beſud (die erſte Liſte zählte 350 Teil: nehmer aus Frankfurt, 38 von außen und dieſe Zahl er böhte jich ſpäter auf über 500 ), die ungemein reiche und mannigfaltige Ausſtellung geographiſcher Gegenſtände und das Intereſſe, welches die Verbandlungen in weiteren Nreiſen erweckten. Man wird ivohl von vornherein ſagen dürfen , daß dieſe Tagung die junge Inſtitution der deutſchen Gev : graphentage an innerer Kraft und an äußerem Anjeben bat wadſen laſſen . Was lekteres betrifft, ſo bob Ober bürgermeiſter Miquel in ſeiner Begrüßungsrede ſehr klar ein Hauptmotiv der wachſenden Aufmerkſamkeit bervor,
Volf empfindet das lebendige Bedürfnis nad der Erwei terung ſeiner Wärfte zur größeren Verwertung ſeines Er werbfleißes und nac, immer größeren Beziehungen zu den produzierenden Faktoren in und außer Europa. Wir les
mit welcher die Geographic in
großem Intereſſe."
ihren Beſtrebungen und
Entwidelungen verfolgt wird , indem er jagte : „Wir folgen Ihren Beratungen mit der großen Aufmerkſamkeit , welche ſich ſchon daraus begründet, daß die Erforidung von Vän dern und Völkern ohnebin in unſerem Bolfe ibre tiefen Impulſe findet. Dod muß das Intereſſe für ihre Bes
ſtrebungen doppelt lebendig bei uns ſein jeßt , wo in jeder Beziehung die geographiſche Forſchung ungeahnte Erfolge
erzielt und die Ueberzeugung weit und breit befeſtigt hat, Ausland 1853. Nr. 17 .
ben in einer Zeit , wo die geograpbiſche Wijjenſdaft auf
gehört hat , nur mehr eine theoretiſdie Hilfswiſſenſchaft
zu ſein , wo ſie vielmehr eintritt in die wiſſenſdaftliden Gebiete mit unmittelbarem praftijden Nutzen und ſelb : ſtändigen bedeutſamen Aufgaben in der Volkswirtſchaft. Wir ſelbſt in Franffurt betradyten alio von praktiſchen
Geſichtspunkten aus Zbre Verbandlungen mit doppelt Auf der anderen Seite betonte der Hauptorganijator gerade dieſes Geographentages, Profeſſor Nein aus Mar burg , in ſeiner Eröffnungsrede die Notwendigkeit diejer Einrichtung : ,,Die Deutiden Geograpbentage baben ſids
als ein dringendes Bedürfnis herausgeſtellt . Sie haben nur eine dem Charakter der Wanderverſammlung entſprechende loſe Organiſation ; die Baſis, auf der man ſid) zujam mengefunden , iſt das Beſtreben , zu lernen und zu lebren 49
322
Der dritte Deuticho ( cographentag in Frankfurt a. M. vom 29. - 31. März 1883.
und den geographiſden Wiſſenſdaften cine immer höhere und weitere Verbreitung, den geograpbiſden Studien Raum zu ſchaffen und den geographiſchen Unterricht zu fördern .“ Sehen wir z11 , inwieweit und auf weld )en Wegen die Vorträge, die Diskuſſionen und die Ausſtellung dieje į
gleichmäßig von Gräſern überzogen ſind, ſo daß das ganze mehr als Hügelland der Savanne erſdeint und wo eigent lich tropiſche Vegetation nur in den tiefen Einſdynitten ſid) zeigt , in die audy das Tierleben ſich zurüdzicht, das übrigens, mit Ausnahme des Hippopotamus, kaum nennens
icbönen Zwecke zu fördern wuſsten. Da war es zunädiſt
wert iſt. Er dilderte die menjd liden Wohnungen auf den
einmal von bobem Intereſe, drei der berühmteſten deutiden
Gipfeln der Verge, wo ſie in geſchükter l'age, aber in waldloſer Ilmgebung fid befinden. Dr. Pedrucl- Lojde iſt der Meinung , daß es vorwiegend der Menſch iſt, der den waldarmen Savannendyarafter Innerafrika's erzeugt, in dem er durdy Feuer den Boden für ſeine ärmlidien Kulturen einpfänglid; jll madien ſud )t. Die geologijden Verhält niſſe des Gebirges, namentlidy am Rongo, wo es der Vor:
Afrifareijenden : Dr. Mar Budyner, Dr. Peduel Yoeidheid
Leutnant Wißmann über ihre Eindrude und Beobachtungen reden zu hören . Es entrollte ſid, ein Stüc Entdeckungsgeſdidhte, weldes ſich zu ergreifender Wirfung bei der Eröffnung der Vormittagsſitung des letzten Tages ſteigerte, über welde der ,, Alg. Ztg." unter dem 31. März gejdvrieben wurde: ,,Die vorleşte Sitzung des 3. Deutid en Geographentages am heutigen Morgen bot ein Bild , weldies ver-
dient, in den Annalen der Entdedungsgeſdrichte aufgezeichnet zu bleiben . In der vorderſten Neibe des didt gedrängten Auditoriums ſaben wir einen gebückten Greis in weißem Haare , neben dem Helden des Tages , dem jugendjrijden Durd querer rika's , Leutnant Wifmann,
tragende in ſeiner ganzen Breite von 200 nautiſden Meilen
unterſucht hat, fanden dann ausführliche Beſpredung. Bor allem aber wurden mit Spannung die Angaben über die bydrographiſchen Verhältniſſc des Kongo vernommen , de ren Widtigkeit für die weltgeſchidytlice That der Er
fdliefung Junerafrika's durch die Darlegungen des Niedners in das hellſte Vicht traten. Er zeigte in großen Zügen ,
ſißen. Es war Dr. Hüppell, der bald 89jährige, der idon
wie der Kongo allein das Gebirge in ſeiner ganzen Breite
vor 70 Jabren Aegypten und Nubien , zwanzig Jahre
und zwar unter redytem Winfel durdybridit. Er fällt und ſteigt zweimal im Jabre; vom September bis Dezember ſteigt er, fällt im Januar umd Februar, ſteigt wieder bis
ſpäter Abeſſinien und andere Küſtengebiete des Noten
Meeres bereiſt hat und unter den Afrika -Neijenden aller Zeiten eine erſte Stelle als Beobachter und Sammler ein-
zır größten Höhe bis Mai und Juni und hat ſeinen nie
nehmen wird. Es madyte einen rührenden Eindruck, als
drigiten Stand im Juli und Auguſt. Der Höhenunter :
Leutnant Wißmann im Eingange ſeines Vortrages dem Neſtor der Afrika - Forſdyung für jein Erſdeinen danfte. Uebrigens hatte Leutnant Wißmann mit ſeinem heutigen Vor:
idied des hödöſten und niedrigſten Standes ſeines Waſſer
folg. Der ſtramme preußijde Ceutnant, mit den unternehmen
ſpiegels beträgt 6 m . Der einzige wirklide Wajerfall iſt der zu Jiandidila, der im Marimum 5 m . crreicht; ſonſt bat er nur Stromſdynellen , oft 1500-2000 m . lang. Mit ciner Darlegung der flimatiſden Verhältniſſe des mittleren und unteren Kongo-Gebietes und ihres Einfluſjes auf die
den, blitzenden Augen , feſſelte nicht nur durch die Sdil
Stromverhältniſſe des Kongo ídloß dieſer Vortrag , der nidit
derung ſeiner Thaten und Abenteuer , ſondern er idien
minder durch ſeine anziehende Form , als durch die voll kommene Sachkenntnis anzog , von welcher er Zeugnis ablegte. Für mande Zuhörer war aber vielleidyt noch an
trage , in weldiem er kurz die Geſchidte jeiner Neije und derjenigen Bogge's erzählte , einen prädytigen Er-
auch die Gewähr zu geben , daß mit ſolchem Material Deutſdıland das Beſte für ſich von der Afrika - Forſdung boffen kann. Die beiden anderen anweſenden Afrika Neijenden , Dr. Mar Budyner und Dr. Peduel- Loeſche, boten gleicfalls in ihren Vorträgen Trefflides , beſonders erſterer und wenn am beurigen Geographentag die deutſde Afrika - Forſdung nicht ertenſiv ſehr reid, vertreten war, trat
ſie uns dafür in jo vorzügliden , zugleid, gewinnenden und überzeugenden Vertretern entgegen , daß wir alle ſtolz auf dieſen hoffnungsvollen Zweig der Erdkunde blicken . " Unſere Leſer kennen aus früheren Mitteilungen das Wefentlide aus den Erlebniſſen Pogge's und Winmann's, und
die „ Ethnographie der Bantu " in der vielfach neuen , originellen Beleuchtung Buchner's iſt ihnen gleidfalls nicht unbekannt. -- Gehen wir alſo gleich zu Dr. Peduel-Yöide über , der in ungemein anſdaulider Weiſe den Lauf des Siungo im weſtafrikaniſchen Gebirge 1|' zeidynete, mit
ſeinen überall ziemlich gleich hohen Bergkuppen , die
ziehender jene Reihe von Bemerkungen über die heu tige Lage am Kongo, welche derſelbe Redner auf Auf
forderung aus der Verſammlung in der letzten Situng
des Geographentages madyte. Dr. Pechuel -Löjde, welder als Vertreter Stanley's am Kongo Gelegenheit genug ge
habt hat , in das Innere des Getriebes jener Unterneh mungen zu blicken , deren Ziel die Gewinnung des vor wiegenden Einfluſſes in dem zukunftsreidijten Teile von Innerafrifa bildet , beleudytet die Leiſtungen und Aus fidyten Stanley's in der Verwirklichung der bodiſinnigen Pläne des Königs der Belgier und die Gegenunterneb :
mungen Savorgnan de Brazza's in einer ſo ſadifundigen und jachlichen Weiſe , wie ſie bisher in Europa nidyt ver nommen worden war. Daß Stanley in der That zwei
Dampfer auf jenem ,,Wege", der zwar feine Straße in europäiſdem Sinne, aber ein für afrikanijde Bedürfniſſe genügender Transportweg iſt , nad bein mittleren Kongo
I Fiche „ Aušiand " 1883, Nr. 12, S. 298 .
1
i gebrad )t und damit den jdwierigſten Sdyritt zur Aus
1
!
Die polarfrage auf der dritten Teutſchen Geographentag. nutzung der Sdiffbarkeit dieſes Stromes vollbracht hat;
daß er den Boden , auf dem dort die Niederlaſſungen der Internationalen Afrikaniſden Geſellſchaft ſtehen und von dem aus Stanley weitere Unternehmungen zu leiten haben
wird, in ſelbſt für Afrikaner bindender, geſeblicher Weiſe erworben , daß er alſo im weſentlichen ſein Ziel erreidyt hat und beim Weiterſchreiten eine feſte Fußfaſſung beſitzt,
war der Kern des einen Teiles dieſer Darlegungen. Der andere beſchäftigte ſich damit, das Uebereilte in dem Vor:
gehen Brazza's nachzuweiſen , der durch jenen ganzen Berg
von Schwierigkeiten , welcher endlich nun hinter Stanley liegt, nod) von ſeinem Ziele , dem
diffbaren mittleren
323
Agitation für die Polarſtationen jdou durd, ihren Urheber, den hocverdienten Sdyiffsleutnant Wevprecht, mit direkten Angriffen auf die bisherige ſogenannte geographijde Polarforſdung “ eingeleitet worden war und als nad, dem beklagenswert frühen Tode diejes Foridyers ſeine bezüglichen Ausſprüche von denen , die den Gedanken der Polarſtatio nen zu fördern ſuchten , ſtets wieder vorgebracht, niemals aber begründet wurden . Es ſchien ein allgemeines Inter eſje aller wiſſenſchaftlichen Arbeit zu ſein , nicht die Ziele einer Wiſſenſdyaftsgruppe dadurdy fördern zu wollen , daß man diejenigen einer anderen verkleinert oder in den Hintergrund drängt. Wenn Weyprecht dies gegenüber
Kongo, getrennt iſt und deſſen vielbeſprochener Vertrag mit
der Geographie , Geologie, Tier- und Pflanzengeographic
Mafoko kaum mehr als eine Farce iſt.
Dr. Bechuel-Vöjde Pedyuel
zu Gunſten der Meteorologie und des Erdmagnetismus
ſelbſt kennt nicht weniger als drei Makofos am Stanley -Pool und in deſſen Nadbarſchaft , von denen aber keiner ein Konig
gethan , jo entſchuldigte ihn ſeine eigene Stellung an der Spiße der jo laimenhaft vom Sdyidſal bebadyten Tegetthoff
iſt, der bindende Verträge über Landabtretung mit europäi
Erpedition , ſeine wijjenjdaftlichen Neigungen ( hatte er dody
ichen Mächten zu id ließen im ſtande wäre. Man gewann aus
idon 1865 in einem Sdyreiben an Petermann fidy als
dieſen Erklärungen den Geſamteindruck einer großen Ueber legenheit, nidyt nur der Leiſtungen, ſondern audy des Vor: der Franzoſen , weldie ſchon jest in verhängnisvoll bobem
Freiwilliger für ein Deutſche Polarerpedition mit dem Be merfen angeboten, daß er ſich hauptſäd;lid) erdmagnetiſchen Studien zu widmen gedenke) und vor allem der ſehr be : rechtigte Wund , den an ſid , geſunden Gedanken der Polar
Grade die Baſis alles Erfolges in dieſen Dingen : das
ſtationen zur Anerkennung zu bringen. Seinen Nadyfolgern
planvolle, ruhige Arbeiten , vermiſſen laſſen und wenigſtens für die nächſte Zukunft feine ernſte Konfurrenz gegenüber
und Nadbetern Fehlen dieſe mildernden Gründe und die Geographie mußte endlidy gegen die gewohnheitsmäßig immer wieder vorgebrachten Verfeßerungen der „ geogra phijden Polarforidung" Proteſt einlegen , in welchem dann auch, da gerade in Deutſchland durd, das Wirken für die
gehens Stanley's im
Vergleich zu den raſchen Verſuden
dem Unternehmen der Internationalen Afrikaniſchen Ge ſellſdaft hervorzurufen im ſtande ſein dürften . (Sd )luß folgt.)
Polarſtationen die Polarerpeditionen ganz auf die Seite
Die Polarfrage auf dem dritten Deutſchen Geographentag. von Frankfurt a . M. ging am 29. März d. J. eine
Anregung in Polarſadyen aus, von der wir hoffen, daß
geſchoben worden waren, das nationale Intereſſe betont werden mußte, weldies an die leşteren in ſo hohem Grade fidy heftet, während es bei den internationalen " Polar ſtationen im geringſten Maße beteiligt iſt.
Profeſſor Friedrid Raķel aus München löſte dieſe Aufgabe in einem Vortrage „ Ueber die geographiſde
ſie ſid, nidyt weniger fruchtbar erweiſen werde, als jene
Bedeutung der Polarforidung", an dejjen Sdyluſſe
vor 18 Jahren von demſelben Orte nach allen
die von ihm vorgeſchlagene Reſolution angenommen wurde, daß der dritte deutſche Geographentag die Wie
Enden
Deutſchlands hinausgeſandte Aufforderung zur Unterſtütz
ung der für den Sommer 1866 projektierten erſten Deutſchen Nordpolar -Erpedition . Aber es handelte ſich dieſesmal nicyt, wie am 23. Juli 1865, wo der in Frankfurt a. M. verſammelte erſte Deutſche Geographentag den Beſchluß faßte, im nächſten Sommer eine Deutſdye Erpedition pol wärts zu entienden, um Beratung und Beid ließung eines beſtimmten Planes , ſondern um Erwedung der in den
deraufnahme der Polar - Erpeditionen als im Intereſje der Wiſſenſchaft und der Nation ge
legen eradyte. Dieſe Neſolution wurde einſtimmig, wenn auch leider ohne Debatte , angenommen . Wir ſkizzieren hier in aller Kürze den Gedankengang
dieſes Vortrages , indem wir vorausſetzen , daß in den Spalten des
Ausland" die Reihe der Auffäße ,,Betracyt
lebten zehn Jahren in Deutſchland faſt eingeſchlafenen
ungen über Natur und Erforſchung der Polarregionen "
Teilnahme an der Entdeckungsarbeit in den polaren Re gionen. Es įdien eine gebieteriſche Notivendigkeit, gegen
ohnehin zur ausführlicheren Darlegung der in demſelben geäußerten Anfidten baldigit binführen wird. 1
über der einſeitigen Betonung gewiſſer gelehrter Spezial intereſſen in den ſeit vorigem Jahre in Thätigkeit befind
des erſten Deutſchen Geographentages zu Frankfurt a. M.
lidyen Polarſtationen, den Wert zu beſtimmen , welchen die Geographie und verwandte Wiſſenſchaften auf die Erforſch ung der Polarregionen durd) Erpeditionen legen müſſen. Um
Nummer ihre Fortſetzung finden und wir diirfen wohl jagen, daſ die oben geäußerte Vorausſetzung ſid ) ſehr bald erfüllen wird.
jo ſtärker drängte dieſe Notwendigfcit fid) auf, als die
Der Vortrag ging von dem oben erivähnten Beſdyluſje 1 Dieſe in Nr. 11 begonnene Reihe wird ſchon in der nächſten
A. D. R.
324
Die Polarfage auf dem dritten Deutichen Geographentag .
aus, welcher dicje Stadt zur Wiege der Deutſden Polar forſchung gemacht hat. Wenn man hier von der Polarforidung rede , lo ſtehe man alſo auf hiſtoriſchem Gebiete, weldes zu betreten nicht nur die Wijjenjdaft gebot, ſondern aud) cine der Nation gegenüber eingegangene Anſtandspflicht, den eins mal mit ſo großer Begeiſterung und unter jo hohem Auf wande von Arbeit und Koſten verwirklidyten Gedanken nidyt wieder fallen zu laſſen, ſo lange nid)t die Umſtände dazu angethan deinen , dieſen Gedanken nie mehr auf nehmen zu fönnen . Solde Umſtände aber feien nidyt
Polarforjdung überblidt, jo durdybridyt das Dunkel der Nadyt , welches unſere Sadie umlagert, ein heller Stern :
die Triebfraft des Wollens, welde die Menſchen ſeinerzeit fidh jogar ſo großartigen Illuſionen hingeben ließ , nun
aber, beſſer geleitet, größeres erreiden wird.
Nadidem die Geſchichte der großen Polar- Jlluſionen , der ſdiffbaren Durchfahrten und des offenen Polarmeeres, ſkizziert war, zeigte der Redner, wie man erſt ſeit wenigen Jahren zu einer mittleren Auffaſſung zwiſchen dem offenen Polarmecre
und der envig eisbedecten , Palaeocrystic
Sea “ zurüdgekehrt ſei; einer Auffaſſung, welche Hoffnungen
für weitere fruchtbringende Unternehmungen erwede, da
vorhanden. Die große Idee habe einige Zeit geſchlummert, aber mit Erfolg werde man ſie gerade jetzt zum Erwadien auf rufen. Stehe man aud; heute der Polarforſdjung ſehr viel anders gegenüber als im Jahre 1865 , jei man audy in der Polarforſchung älter und reifer geworden ,ſo hätten ſidy
auf ihrer Baſis große Erfolge der Polarforſdung, wie die Erreichung ungewöhnlid) hoher Breiten zu Schiff an der Weſtfüſte Grönlands und in Franz Joſephs -Land , die
die Forderungen und die Möglichkeiten in dieſer Sache
nordöſtlidien Durdyfahrt, erlangt worden ſeien. Angeſidyts
dod, feineswegs in entmutigendem Sinne geändert. Eine Anzahl vollſtändig verunglückter und eine größere Sahl nur halb gelungener Erpeditionen beſdıwveren unſeren Geiſt. Einerſeits behaupten beſtimmte Zweige der Wificndaft, daß die geograpbijde Art der Foridung trotz hober Roſten feine entſpredenden Früchte tragen könne und daß ſie des wegen zu erſeben ſei durd, eine andere Methode. Anderer: ſeits ſeien wir nid) t mehr jo jugendfreudig wie zwiſchen 1860 und 1870 , um erwarten zu können , daß die erfor derlidyen Mittel im Schwung einer nationalen Begeiſterung raid) durch private Zeidynungen aufgebrad) t werden würden . Aber was man gefunden und erforſcht habe, gehöre in die Gattung der fordernden Thatjachen ; es verlange dring end die weitere Verfolgung der angeſtrebten Ziele. Die Motive, weldie vordem leiteten, ſind in 18 Jahren
jener Klärung und dieſer Erfolge ſtehe die Sache der
Durch diffung des Karijden Meeres , die Sewinnung der
6
dieſelben geblieben . Noch immer ſind mehrere hundert tauſend Quadratmeilen Erdoberfläche unbekanntes Land,
nud, immer harrt eine Anzahl wiſſenſdiaftlicher Probleme ihrer Löſung, die in ihrer Bedeutung auch von denen nicht unterſdätzt werden, die dieſen Dingen peſſimiſtiſch entgegen : ſtehen. Und dann iſt doch die Möglichkeit der Erfolge
gewiß nicht geringer geworden.
Polar-Erpeditionen heute im aufſteigenden Bogen und die Geographie habe alle Urſadie, das zu beſtätigen, ja noch mehr, es freudig zu betonen . Mian babe es mit dürren Worten ausgeſprochen : Das geographiſdie Intereſſe der Polarforſchungen ſei ein ge ringes. Von den jedys Weypred t'jden Theſen zu Gunſten der Polarforidung ſeien Nro. 2 bis 4 dwad) fundiert und müßten vom Boden der Geographie aus zurückge wieſen werden . Mian dürfe ſich nur nidyt auf den Stand
punkt ſtellen , daß Erforſdungen um ſo größeres Intereſſe bieten , je reidyer die Natur ſei, auf welche ſie ſid, be zieben .
Man müſie bedenken , daß die Gefeße der Er
deinungen der Natur feineswegs am ſicherſten ergründet
werden können in den überreid, tropiſchen Zonen. In den Polarregionen wird uns die Größe der toten , wie der lebenden Natur, wenn audy nicht in Mannigfaltigkeit, ſo doch um ſo deutlider vorgeführt. Dieſe Klarheit gerade madje uns die Polarregionen in ſo vielen Beziehungen zum
günſtigen Felde der Forſdungen .
Auf der anderen Seite ſind dieſe Polarregionen, rein gev
Im Gegenteil, der Ver:
graphiſch genommen , ganz beſondere Gebilde. Sie umſdyließen
lauf der Unternehmungen des lebten Jahrzehnts, mit Aus:
Länder von eigentümlider Anordnung, voll Eigentümlichkeit
nahme der unglüdlichen Jeannette-Erpedition, gewährt uns
in den Umriſſen , in der Bodengeſtaltung, den hydro graphiſden Verhältniſſen, ſoweit man von folden reden darf, wo Fluß , Strom und Bad, erſekt ſind durd) mächtige
alle Hoffnung, daß ein vorſichtiges weiteres Vorgehen größere Reſultate erzielen wird, als frühere Verſuche ! Günſtiger vielleicht noch iſt der Augenblick auch info fern, als er uns eine ganze Reihe von Illuſionen als ver
nidhtet zeigt, die nur ſtörend und hemmend gewirkt haben .
Eisſtröme, --- voll Eigentümlichkeit in der Pflanzen- und 1
Tierwelt, wenn dieſe auch nod foarm iſt , wie befon :
ders in der ſüdlichen Hemiſphäre. Dieſe Erdgegenden erſt
Wir ſeßen uns richtigere Ziele, wir wählen beſſere Wege,
liefern uns die Schlüſſel für Verbreitungs-Erſcheinungen ,
weil uns nicht mehr jenes Selbſtvertrauen trägt , welches
die in eine ferne Vergangenheit zurücreichen , für jene
nur von Vorgängern aufgehäufte Schwierigkeiten und nur
zirkumpolare Verbreitung, die ein Begriff von außerordent licher Bedeutung in Pflanzen- und Tier-Geographie, Etha
Einbildungen dem Vordringen zum Pul entgegenſtehen ließ. Der glüdlich überwundenen Vertrauensſeligkeit gegen über iſt unſere heutige Bebutjamkeit eher eine Gewähr des Erfolges. Und wenn man alle die Selbſttäuſdungen der
1
nographie, geworden iſt, dem ſelbſt in der Geologie eine fruchtbare Erweiterung bevorſteht. Die hydrographiſchen und klimatiſden Studien der Po larregionen ſind von epodjemachender Bedeutung für die Phyſik
Pflanzengeographiſche Anhaltspunkte für das Beſtehen einer Landbriicfe zwiſchen Grönland and Weſt Europa zıır Eiszeit.
325
der Erde und die Meteorologie. Die Tiefenmeſſungen der | Opfer und die geringeren Ergebniſſe der Polarforſchung Eismeere ergeben eine Reihe von merkwürdigen Unähnlichkeiten im Verhältnis zu anderen Meeren. Und endlid)
rechnet die Geologie mit der Thatſade , daß Veränderungen in ihrem Bereidhe, aljo in der nädyſten Nähe der Erdare
die tiefſteingreifenden , wichtigſten , folgenreidyſten gewejen ſein müſſen . Die Pole ſind wohl immer die Ausgangspunkte großer Erſchütterungen ſchon vor der Eiszeit geweſen. Sie
weiſen die weiteſte Aehnlichkeit der Bedingungen auf, welche irgend zwei Regionen der Erde gemein iſt . Was wir am Nordpol jeben , fönnen wir , da die beſtimmenden klimati iden Faktoren die gleichen ſind, am Südpol wieder erwarten. Dadurd haben wir hier die Möglichkeit, gleidjam an von der Natur ſelbſt angeſtellten Erperimenten die Erſdreinungen des einen und des anderen Teiles zu prüfen und dieſe Brüfung iſt ein erdgeſchidytlides Problem von erſter 2Sidytigkeit. Das dazu notwendige Studium der Verteilung
von Land und Waſſer und der Bodengeſtalt auf der Erde iſt ohne arftiſdie Detailforſchung nicht möglid ). Angeſichts dieſer Probleme und dieſer Ausjidyten vertebe man idywer jene oft gehörte Behauptung, die geograpbiſche Entdeckung in den Polargegenden jei nur von böherem Werte, weil ſie das Feld für wiſſenſdaftliche For ſchung vorbereite. Das ſehe nun ſo aus, als ob zuerſt die geographiſche Entdeckung komme und dann erſt die Niſſenſchaft. Das ſei engherzig. Denn mit der Ent-: dedung zuſammen fällt idon der erſte Nadyweis der Län der, die Feſtſtellung ibrer Imrijje, die erite Erforſchung der Bodengeſtalt und Beſdaffenheit, alſo entidieden wij jenſdaftliche Arbeit von ſelbſtändigſter Bedeutung.
beute ſchon für maßgebend eradytet werden , um dieſe Aufgabe auf die Seite zu dieben.
Der erdumfaſſende
Trieb im menſchliden (Geiſt wird immer wieder Erpeditionen herbeifübren ! Wenn man ſagt, die Polarſtationen , nid)t die Polarfahrten , ſeien das geeignetſte Mittel zum Zwede, jo könne man damit vielleidt die Polarjahrten eine Zeit lang
mehr zu Touriſtenfahrten berabdrücken , aber deren höheren Zweck und Charakter nicht begraben. Es ſei aud nid) t Aben teurerjade, wofür wir uns erwärmen . Sonſt wäre eben ko:
lumbus auch ein Abenteurer. Die Menſchheit hat ein viel großeres Intereſſe, als die Wifenidaft ermeſſen kann, daran ,
daß alle Winkel der Erde erforſdit werden und wir fühlen uns auf dieſer Erde, der wir im tiefiten Sinne angebören , nidt
eher wohl, als bis wir alle umbewohnten und unbekannten Ge genden kennen und uns unterworfen haben. Und nun zum Soluß der nationale (Sefidtspunkt, der nur in der Neihe,
nidit im Weſen der lette iſt : Das Wölkerleben iſt ein Sett kampf. Die Stärke, die wir dabei entfatten - ſei jei es , daß einzelne ihre Fähigkeiten bier üben, oder die Summe des
Volkes es tbut, -- möge die größte ſein ; das iſt ein bered) tigter Wunſd). Wenn wir uns von der Polarforſchung aus: dyließen , verſchließen wir uns die Gelegenheit zur Entwice lung ciner Summe von Fäbigkeiten , wvelde andere Wölfer entfalten können . Den im heim vorhandenen Helden der
Seele wie des Geiſtes ſoll audy im Frieden die freie Bahn zur Arena der Polarregion nicht verſchloſſen iverden.
Pflanzengeographiſche Anhaltspuukte für das
Jahresfriſt in Thätigkeit; würden ihn ſeine Thaten nidt
Beſtehen einer Landbrücke zwiſchen Grönland und Weft-Europa zur Eiszeit.
unvergeßlich madsen , was jene Stationen leiſten werden,
Bon profeſor Dr. Oskar Trude.
wird ihm einen Plat in der Geſchidyte der Erdfundo ſichern. Stationen und Erpeditionen werden, einander in die
zur Ermöglidung der Verhältnije, welche man nad der
Die nad Weypredyt angeordneten Stationen find jeit
Hände arbeitend, die größten Erfolge erzielen , zumal gerade die polaren Probleme von einer Art ſind, welcher auf die Dauer nicht die jedentäre, paſſive Beobachtung in den in Eis und Schnee hinausverſetten Studierſtuben,
was dod die Polarſtationen ſind , ſondern die vordringende crpanſive, aktive Forſchung gerecht wird.
Der Redner jdloß mit dem Hinweis auf die allge: mein menſchliche und die nationale Notwendigkeit der Pos larerpeditionen und meinte , wenn auch die Gebiete der Polarforſchungen nie mehr Schauplatz der Geſdichte werden , die Bühne der Welt durch unbewohnbare Gefilde nicht erweitert werden könne, ſo werde doch der Geiſt erweitert und angeregt. Dieſer bulde wobl, das der einzelne ſtumpi, aud tauſend Geiſter müde werden und ihr Intereſſe der
Sache abwenden ; der Menſchengeiſt aber, d. h. der Geiſt der Menſdyheit abdiziere von keinem Problem , das in er: reidbaren Grenzen liegt. Es iſt gegen die innerſte Ten benz des Dien dengeiſtes gehandelt, wenn die größeren Ausland 1883 Nr. 17 .
Die aſtronomiſden und geograpbijden Bedingungen Ervaltung aller ihrer Spuren bis auf den heutigen Tag als vorhanden geweſen während der großen Eiszeitperiode,
gleidgültig ob intermittierend oder nicht, anzunehmen voll berechtigt iſt, beanſpruden für den entwickelungsgeſdyicht: liden Teil der phyſikaliſden Geographie das größte Intereſie ; und wie ſich Geologie, Klimatologie, Sydro graphie , 300 und Phytogeographie in gleicher Weiſe baran beteiligen , einzelne Punkte dieſes wvidytigen Teiles der Erdgeſdidyte aufzuhellen, ſo haben ſie auch alle gleidyen Anteil an den gewonnenen Reſultaten. Es mag daber berechtigt ſein, z11 glauben, daß eine kurzgefaßte pjlanzen geographiſdie Studie über eine die Eiszeit in Europa be rührende Frage die Aufmerkjamkeit eines größeren Leſer freijes auf jid lenken fönne und in das Ausland" nad deſſen gegenwärtiger Nidytung bincingchöre; denn dieſe Auseinanderſetzungen gehören zu Fragen , welde vor einem mannigfad zujammengeſetzten Forum abgeurteilt werden muſien und von den veridviedenſten Sciten zu beleuchten ſind. 50
326
Pflanzeugeographiſche 9111altspunkte für das Beſtehen einer landbrücke zwiſchen (Grönland and Weſt Europa zur Eiszeit. So viel mir bekannt iſt, hat zuerſt Arel Bivit, Profeſſor
Bai und des Baltijden oder Germanijden Meeres , zu gut befannt die Kürze des Summers und Härte des langer
der Botanit in Chriſtiania , im Jahre 1881 bei Grörterung
der pflanzengcographiſden Verhältniſie Norwegens mit Borjidht, aber Entidviedenbeit von Standpunft des Photogeograpben die Meinung ausgeſprochen, daß cine alte, erſt etwa um den Sdluß der Eiszeit zerſtörte Landverbindung zwijden Grönland und Jsland einerſeits, Island und der Faröer-Gruppe andererſeits den einzig braudbaren Erklär: ungsgrund für den hohen Grad der liebereinſtimmung in
Winters in folden Ländern , welde wie idon Noivaja Somlja imd gar das Taimyr - Land in rings jie umgebendes
der Flora der letztgenannten Inſeln mit der Grönlands
Treten alsdann unter folder geographijder Ilmgeſtaltung
abgebe. ! Seit längerer Zeit mit Studien über die Ber-
die in der vereinigten Wirkung von der Präzeſſion der
Ciswaſſer vorgeſdoben ſind. Die Nordſpitze Europas mag wohl mit den letztgenannten Gebieten zu vergleidien geweſen
jein , wenn eine große Landbrücke Grönland Sdottland die warmen Waſſer des Atlantiſden Ozeans von ihr fern gchalten , aber auch wohl nur unter letzterer Bedingung.
teilung arktiſdycr Pilanzen in den jüdlidyer gelegenen Hoch
Tag- und Nachtgleichen und von der Veränderlich feit der
gebirgen und umgekehrt alpiner Pflanzen im hohen Norden beſchäftigt, batte ich die Idee erfaßt , daß cinc Yandver: bindung zwiſchen Nord -Schottland und Dſt-(Grönland mit den Faröern und Jöland als Ziviſdenſtationen, weldie durch) die geringen Meerestiefen leidyt annehmbar gemadyt wurde,
Ellipſe als Ilmlaufsbahn der Erde liegenden aſtronomijden Bedingungen ein , welche Croll als Haupturheber großer Ciszeiten uns kennen gelehrt bat, ſo ſind die Verhältnije,
die in der letzten Glazialperiode Europas geherrſcht baben müſſen und ihre Spuren bis heute deutlid ) hinterlaſſen
den Schlüſſel zu vielen , ſonſt cwer zu löſenden Fragen
baben , als natürlid) zu verſtehen.
in der Verbreituitg grönländiſder und zentraleuropäiſder Pflanzen liefern müſſe und ich war daher nicht in geringem
Da man gegenwärtig nicht mehr leidytfertig mit Gypo theſen iber Erhetung und Untergang großer Länderitreden ,
Maße freudig überraſcht, in der linterjudung Butts eine
zumal in nidyt ſehr fern liegendent Croperioden , ſpielt, ſondern , ſofern nicht die Mitwirkung vulkanijder Thätig
ganz unabhängige Darſtellung derſelben Grundidee zu finden . Auch Wallace ſpridyt in ſeinem berühmten ,, Is
keit erwieſen iſt, im allgemeinen an dem Alter der gegen
land Life" (S. 145) von einer ſolchen Landverbindung, be :
wärtigen Kontinente und auptinſeln feſthält, ſo muß man cs als Vorbedingung für die Annahme der Eriſtenz cines ſpäter verſunkenen Landrüdens zwijden Grönland umb Sdottland zur Eiszeit hinſtellen , daß derſelbe nocy jest als unterjecifdhe Erhebung über das Durdydnittsniveau des Atlantiſden Dzeans ziviſden Europa und Grönland bemerkbar ſei und zwar in nidyt größerer Tiefe unter dem Meeresſpiegel, als ein Vergleid) gegenwärtig beobachteten Hebens und Sinfens von Küſten , ausgedehnt auf die mut maßlicy jeit der letzten Eisbededung vergangene Zeit von 100,000 oder 80,000 Jahren , erlaubt. Dieſe Vorbeding
trachtet dieſelbe aber zu früh aufgehoben , nämlic idon in der präglazialen Zeit. So konnte ich über dieſen Gegenſtand nad fremden Arbeiten unter eigener voller Zuſtimmung zunädyſt furz im „ Geographiſdien Jahrbuch für 1882" ? beridten und auf die Wichtigkeit dieſer Frage hinweiſen . Denn die von 20allace hervorgehobene flimatiſche
Bedeutung dieſer bypothetijden Landverbindung, weldo das ganze Meer zwiſden Skandinavien und dem nordöſtlichen Grönland zu einem weiten Südbecken des nordlichen Eismeeres machte und (die ebenfalls hier in Frage kommende und oft bevorgeholte alte Landverbindung
ung erfüllt ſich ſehr gut zuvijd)en Grönland und der Nord pitze Sdottlands auf dem Wege Island and Faröer (ohne die Shetland- Suſen und Standinavien ſelbſt zu berithren )
ziviſchen Sud -England und der holländiſch - franzoiden
Müſte vorausgeſept) die Ditjee und Nordjee zu den letzten tief ſüdwärts einſdyneidenden Meerbuſen eines Eiswaſſer führenden Ozeans umgeſtalten würde, iſt eine ſu gervaltige ,
und es erſcheinen alsdann die genannten Inſeln als teil iveiſe ſebr zerſplitterte Neſte jenes alten Landrückens, welchen die Pflanzengeographie als Austauſch Vinic der glazial: alpinen, zum Teil audy rein mitteleuropäijden Formen in
daß ich ſelbſt dieſelbe für imentbehrlich halte zult zu
ſtandekommen der europäiſchen Eiszeitverhältniſſe und mid ), wenn ich den klimatiſchen Zuſtand auf der Erde unter der
Gevlogen anſchließen fann , welche glauben , auch ohne
der Flora Grönlands , Jslands , der Faröer und Weſt Europas nötig zu haben glaubt. Cin Blick auf die die Tiefenverbältniſſe des curopäis ident Nordiceres darſtellende Karte Wohn'st zeigt als
Veränderungen in der Konfiguration der Erdoberflädie bätte unter gewiſſen aſtronomiſchen Bedingungen allein ckun
großte Tiefe zwiſden Oſt -Grönland in der Breite des Holarfreiſes und Jsland 319 Fb. , zwiſdien Joland und
Sie letzte große curopäiſche Cisbededung 311 jtande fomunen
Den Farbern nur 261 d ., ztviden letzteren in
fonnen . Zu gut erforſcyt ſind in dieſer Beziehung Sic Wärmewirkungen des Golfstroms bis nad Spitsbergen bin , zul gut bekannt der Contraſt am Südufer der Judſon
Shetland - njen faſt überall 600 , aber zvijden innen und Nord - dottland kaum mehr als 300 D .; fic zeigt überhaupt den vermuteten Landrücken deutlid ) abgehoben von dem nordwärts und ſüdwärts ſich ausdehnenden
gegenwärtigen Verteilung von Land und Waſſer auf der Nord- und Süd Hemiſphäre eriväge, nidyt der Meinung jener
1
Engler's Betanijche Jahrbiidhe: juir Ivitenatit, Hilanzen gedichte und (Beograpbii, bio. 11 , 1. vit . , 9. 39—51). ? Vo . IS , C. 142.
1
den
Meeresteil, in dem Tonſt mr ned Sie vulfanijde Anjel 1 (Geographijche Mitteilungen , Ergänzungshejt Nr. 63 Taj. I , 1
Planzengeographiſche baltspunte fiir das Beſtehen einer landbriide zwiſchen Grönland and Weſt Europa zur Eiszeit . Jan Mayen cine lokale Erbebung mit nad Siden bin janfter abfallendem Rücken bildet. Ein beſonderes Augenmerk ridtete der brer der
Ingolf“ bei der Unterſuchung der Dänemart-Straße auf bicje erhältnije imd fand das Vorbandenjein cines jid
mitteleuropäider Flora anzuſehen ſind. îtreuten Ortid aften
327
Die fleinen , zer:
ernähren ihre Bervobner Surd die
Produkte weidender Heerden und durd; die Erträgniſſe Fleiner Gerſten- und Kartoffelfelder mit etwas Gemüſebau . Dennoch iſt bei dem geringen Flädenraum , den die Cilande . zur Anſiedelung von Pflanzen darbieten , die
von Grönland nach Jsland erſtreckenden Landrückens durdy folojjale , auf ihr geſtrandete Eisberge beſtätigt , wveldyc, nad ihrer aus dem Waſſer emporragenden Jobe zil ſchließen ,
auf den Faröern gefundenen Blütenpflanzen beträgt 307
in 257 d . Ticfe auf ihm aufliben mußten. Die Landbrüde
und fic verteilen ſich auf im Waldgebiet Europas von den
jwvijdon Joland und den Faröeri in alter Zeit idcint übrigens nad Hellands lInterſudungen einen milderen
Pflanzen , wvelde letteren aber ſehr vielfad noch in den
Charakter beſeſſen zu haben und nicht eisſtarrend geweien jll ſein , da die Faröer mr lokale Gletider beſeſſen baben ſollen .'
Nem
alſo aus geographiſden umd hydrographiſchen
Hudſichten eine gerviſje Wahrſcheinlidfeit für die Eriſtenz ciner alten Landverbindung (Groniand Farver (Sdyttland) ſpridit, wenn wenigſtens die Möglichkeit nidt zu leugncı
iſt, daß dieſelbe einit beitanden habe, aber ein zwingender Grund wohl nidyt gefunden werden könnte , ( zumal cine Vojing für die Frage nidt zit erhoffen ſein würde) wann
dicic alte Vandverbindung zerſtört worden ſei , ſo iſt es nun Pufgabe der Pflanzengeographie, hier hilfreid, cinzul treten und duro Interjudung der Florengulantenſetzung
cin Bild von der Beſiedelung der Neſte dieſes Landrückens zu entwerfen . Dieſe Reſte , wvelde in ihrer Flora die
lebendigen Spuren alter Einwanderungszüge haben erhalten müſſen , ſind Joland und die Farber , welde einerſeits mit Gronland, andererſeits mit Sdottland und dem weſtlichen
Flora merkwürdig reid, an Stauden ; die Geſamtzahl aller
Alpen bis zum Nordkap gemeine und auf hodmordijde böheren Regionen des mitteleuropäiſden Berg- und Alpen landes wiederkehren, oft nur in Mouren . Um eine Probe dieſes Gemiſches zu geben , führe id) die gewöhnliche Flora im Bereid , der Küſte bei Thorshaven an , in weldier die nordiſd)-alpinen Bürger mit *** bezcidnet ſind: * Armeria
sibirica , Ranunculus repens , Bellis perennis, Carda mine pratensis und impatiens, Polygala vulgaris, * Em
petrum nigrum , Viola canina, * Oxyria reniformis, Geranium pratense, Scirpus caespitosus, Eriophorum latifolium und * vaginatum , * Pinguicula alpina, Veronica
serpyllifolia , Orchis sambucina , Carex caespitosa, *
Cochlearia officinalis, Nardus stricta , Saxifraga stellaris, * Ranunculus montanus , * Plantago alpina. Beim Beſteigen der Rlippen und höheren Berge mindern ſid) die mitteleuropäiſden gewöhnliden Pflanzen , die
nordiſdyen nehmen zu : ** Rhodiola rosea neben Polypodium vulgare , Luzula spicata und maxima an den Gieß
bäden , endlid * Thalictrum alpinum idon am Fuße
Europa zu vergleiden ſein würden. Sdroit und ſteil, mit wild zerriſſenen Klüften ins
ftciler Klippen, aber in Fülle erſt in größeren Höhen von 100 m. an aufwärts , gemidt mit * Dryas octopetala ,
Pieer abſtürzend , ſind die 21 zu der Faröer - Gruppe ge
nahe 600 m . beginnt * Papaver nudicaule mit * Arabis petraea zu überwiegen , dazu Sibbaldia procumbens,
hörigen Eilande aufgebaut; ein faſt cwig trüber Himmel umgibt ſie mit Nebel und Wolfen und daher iſt ihr Klima, wie es die Einwirkung des Golfſtromes erwarten läßt , feudyt
Salix herbacea, * Azalea procumbens, * Veronica alpina ;
Silene acaulis, * Saxifragen etc., zu denen von ge
wöhnliden (niederdeutiden ) Pflanzen nur Vaccinium
und milde zugleich. Der fälteſte Monat ( Februar) hat nocy
Myrtillus , die Heidelbeere und eine nordijde Form der faſt + 3 ° R., der wärmſte ( Juli) faſt 130 R. als Temperatur:
Grasnelke, Armeria elongata, ſich gejellen . mittel; audy im Winter ſind Regengüſſe jo häufig als
Sdyneefälle, ſtrenge Fröſte unbekannt. Der jähe Abſturz
Der riaum geſtattet nid)t , hier eine ausführliche Statiſtik der Faröer- Flora zu geben und dieſelbe mit der
ber Felien verhindert vielfach das Anſiedeln von Pflanzen
von Jaland im Nordweiten , der von Sdottland und den
wudis auf dem grauen Geſtein ; aber in den Thälern , wo
Shetland- Inſeln im Südweſten genauer zu vergleichen.
in ueridovflider Waſſerfülle von allen Seiten her tojende
Ilm aber in kürze das Widytigſte zu ſagen , ſo zählt die Gießbädie zuſammenfließen , iſt Fels wie Erdreich von
Flora der ſo ungleid, größeren und mit ſo viel verſchieden
dimmerndem Grün bedeckt, wie es herrlider in Europa artiger ausgerüſteten Berglehnen verſehenen Injel Jsland
nidyt ſein ſoll. Trop des milden Klimas iſt der Wald wudis den Eilanden verſagt ; die Birke iſt allerdings in kaum vergangenen Zeiten dort üppig wadijend einheimiſd)
nur etwa 50 Pflanzenarten mehr, als die Faröer und dieſe gehören um ſo deutlider dem arktiſchen Typus an und bilden einen weiteren wichtigen Beſtandteil in der
geweſen ; jetzt bemüht man ſich, dieſelbe den Stürmen zum
(378 Blütenpflanzen zählenden ) Flora Grönlands, welde
Trotz wieder anzupflanzen und heutzutage ſind Vogelbeer bäume die einzigen höheren Holzgewädyſe , welche ebenſo wie die Birke als Vertreter nordijder, nicht rein ausgeprägter
ebenfalls die mit * bezeidyneten Faröer-Arten alle umfaßt;
1 Zeitſchrift der Deutichen Geolog. Geſellſchaft, 1879 Nr. 4 , . 716 .
im ganzen ſind 143 grönländiſde Pflanzenarten audy auf den Faröern zu finden. Ein nod febr beträdytlider An teil ebenderſelben findet ſid, auch auf den ſchottijden Hod) gebirgen und geht ſüdwärts in immer kleiner werdenden
328
Fjlanzengeographiſche Anhaltspunte fiir das Beſtehen einer landbride zivijdin (hroniland und Aseſt Emopa zur Eiszeit .
Brudyteilen bis zu den iſolierteren hohen Bergen Englands und Jrlands herab , während die den Faröern ſo nahe gelegenen Shetland - Inſeln ungleid mehr mitteleuropäijde (nämlid) 74 den Faröern und Jsland fehlende), aber una gleid, weniger derjenigen nordijdi-alpinen Bürger in ihrer Flora aufzuweiſen haben, die auf den Faröern und auf Island in den oberen Regionen dominieren . Nur 3 oder 4 nordiſche Pflanzenarten kommen auf den Shetland- Inſeln vor , wvelde den Faröern und Island fehlen (nämlid Saus
surea alpina, Geranium phaeum , Arenaria norwegica, Cherleria sedoides) und dieſe vier ſind als einzelne Einwan
derer von Norwegen her zu betradyten. So tragen gerade die Faröer trotz ihres milden Klimas mehr als irgend
dieſe neuere Betradhtungsweiſe iſt in der gegenwärtigen, allgemein geographiſden Forſdung notwendig geworden. Wie ſoll man nun zwiſchen den beiden Mögliditeiten
entſcheiden : Die Einwanderung grönländiſcher Pflanzen auf den Faröern entweder zufälligen Verſd)lagungen über das Mieer in ſeiner jebigen Geſtalt zuſdyreiben oder dieſelbe
durd die alte Landverbindung mit arktiſchen Ländern erklären ? Drei Punkte ſprechen hier für die lettere Er klärung : 1 ) Die Faröer haben ſid, nicht als Inſeln mit eigener Entwidelungsfähigkeit in der letzten Erdperiode verhalten ; denn fie haben keine ihnen cigentümlid) zuge : hörende Pflanzenart oder Pflanzenform , alle ihre Bürger ſind arftijd oder mitteleuropäijd . 2 ) Die Faröer haben
ein anderer Bezirf unter dieſer Breite und geographijden
eine für die Kleinbeit der Juicin ſehr reichhaltige Flora,
Lage einen ausgeprägten Zug grönländiſder Vegetation
welche ſehr ſchwierig durdy Zufälligkeiten derung über den Ozean ſid , erklären läßt, ſtändlid) ivird , ivenn man dieſe Injeli alten Landſtüdes anſicht, auf wveldem
in ihrer Flora . Dies iſt Thatjade, aber feineswegs Entdedung der
Neuzeit; die zur wiſſenſdaftliden linterjudung Nord
in der Einwan weldye aber ver als Reite eines naturgemäß ein
Europas und Spitzbergens ausgeſandte franzöſijde Rorvette
reidyeres Jlorenbild Fuß faſſen konnte. Daß Jsland
,,Nederde" landete im Jahre 1839 and auf den Farvern und der die Erpedition als Botaniker begleitende, ausge zeidnete und durdy ſeine Reiſeverke aud, den Geographen
50 nordiſche Arten mehr beſitzt, als die Faröer , ſpridyt
woblbekannte Gelehrte Ch. Martins führt als widytigtes
Reſultat ſeiner Forſdung an , daß Großbritannien mit den Orknet- und Shetland- Inſeln , den Faröern und Jsland eine lange Kette von Ländern darſtellt, welche Mittel Europa über Grönland mit Nord -Amerika floriſtijd ver
knüpfen , als einziges Bindeglied zwiſchen der öſtliden und
weſtliden Hemiſphäre quer über den Altantiſden Ozean. 1 Es ſind alſo die alten Einwanderungslinien ſeit lange bekannt; die Thatjadye iſt feſtgeſtellt, daß die Faröer zwiſden der Flora
nidyt gegen letztere Annahme; ſondern vielmehr ſpridyt für dieſelbe , daß nur 50 dieſer Arten den Faröern fehlen, weil ja auf fleinem Raum nidyt alle Bürger ciner großeren Flora vereinigt ſein können und weil es beiſpielsweiſe
Stride auf Grönland nod in nicderen Breiten gibt , wvo die Zahl der auf einem , den Faröern entſpredienden Naume beijammen wadijenden arktijden Pilanzen viel geringer, iſt als bier. 3) Die in den Bergregionen der Farver dominierenden Pflanzen tragen in ihrem Geſamt vorkommen trotz des milden , froſtarmen Seeklimas den
in den Alpen , in den mitteleuropäiſchen Bergländern, zwijden
Stempel der editarktiſchen Pflanzengenvíenſdaft; daß dieje in folder Ausdehnung und in jolder Herrſchaft über
der in den Mooren der frieſiſchen Niederung und den
mitteleuropäiſdie Vegetation dort Plaß gefaßt hat, ſpridit
Bergländern Großbritanniens einerſeits, der in Island und
dafür, daß dieſe Anſicdelung in fälterer Zeit durd) Vor
Grönland (wvelde lettere wiederum mit Skandinavien viel
ichieben arktiſcher Vegetation im vollen Zuge der Pflanzen genoſſenſchaften geſchah und daß ſich dieſe jetzt ebenfalls dort halten , weil ſie einmal Platz genommen haben und in gegenwärtiger wärmerer Zeit durch den Ozean vor der Einwanderung gemeiner mitteleuropäiſcher Pflanzen , die
1
Uebereinſtimmung zeigt) herrſchenden andererſeits ein un zweifelhaftes und bödyſt wichtiges Bindeglied darſtellen . Es bleibt nur noch zu erläutern übrig, wie ſich dieſe That ſache in der angeregten Frage nad der Eriſtenz des alten Vandrüdens verwerten läßt. Denn es iſt bekannt, daß Pflanzen auf ſehr veridie
dene Weiſe ſich zu verbreiten und an neuen Stellen Plätze zu erobern vermögen , auch über beträchtliche Meeresfläden
hinweg, indem Winde und Meeresſtrömungen oder von Eiland zu Eiland fliegende Vögel bald durch dieſen , bald jenen Zufall keimfähige Samen verſchlagen. So war man über:
haupt geneigt, in früheren Jahren pflanzengeographiſcher Forſdung Einwanderungen allein zu erklären , während man jetzt die geologiſden Veränderungen kleinerer und
größerer Art, welche die Erdoberfläche und die Verteilung von Land und Waſſer erlitten , zuerſt in Betracht zieht.
1110
| Voyages en Scandinavie, en Laponie etc. de la Cory. „ La Recherche. “ Géographie physique, Bd II , p. 398.
3. B. auf den Shetland- Inſeln Fuß gefaßt haben und
vor der Verdrängung durch dieſelben geſdrüßt ſind. Denn zufällige Einwanderungen durch verſchleppten Samen laſſen höchſtens einzelne Pflanzen hier und da an neuen Orten auftreten ; aber Pflanzengenoſſenſdaften von rein ausge prägtem Charakter fönnen , wie es deint, nur durch Land verbindungen auf weite Strecken ſid, ausdehnen . So ſind es aud ) Spuren der Eiszeit, wenn wir in der frieſiden Niederung oder in den mitteldeutſchen Bergländern
Torfmoore mit faſt ungetrübt nordiſchem Charakter wieder finden. Solde Pflanzendecken gleicher Beidaffenheit an iveit getrennten Orten ſind als Zeiden zu betrachten , das
entweder jetzt nod fortdauernd oder, wenn das nidyt mög lidy, in einer früheren Zeit der Vegetation die Möglidyfeit geboten wurde, von einem Ort zum andern, ſdhrittweiſe
Sechs Monate in Orai .
3:29
vordringend, als Geſamtheit in Wechſelaustauſd) zu treten und feſten Fuß zu faſſen. Wie das in ſolchen Ländern
die Eiszeit aus Europa wid , als die aſtronomiſche Haupt
und Inſeln , die jetzt getrennt ſind, geſchehen konnte , iſt in jedem beſonderen Falle beſonders zu entſcheiden und
würde dann gerade mit Berückſichtigung der durch das lInterſinken des Landrüdens verbundenen Umgeſtaltung der Meeresſtrömungen und des Klimas verſtändlich werden . Entwickelungsgeſchidytliche Fragen der Erdgeſdidyte zu löſen wird ſtets eine (dywierige und vielfad unſidere Sache bleiben , da die Löſung nur auf Kombination viel fadyer Thatſachen mit beſtimmter Abſidyt erfolgen fann . Man glaubt ſogar vielfach – und zuweilen mag es audy
bedarf ſtets einer eigenen , den Umſtänden angemeſſenen Erwägung. Bei den hier vorliegenden Beziehungen von
ifandinaviſcher und grönländiſdy- isländiſder Flora zu einem Bilde geſelliger arktiſcher Vegetation auf den Farvern
fann unter Hinzuziehung der weiteren Verbreitung der jelben Vegetation in abnehmender Stärfe auf den dyottiſch
bedingung dazu für die Nordhälfte der Erde aufhörte,
engliſchen und mitteleuropäiſchen Bergen, wie in den Alpen ,
ſo der Fall ſein --- daß die Löſung einer beſtimmten Frage
als paſſende Löjung der Frage nur eine alte , jetzt ver
im voraus beſchloſſen ſei und daß die Art und Weiſe der
ſunkene Landverbindung Grönlands mit Schottland oder
Löſung nur ein geſchicktes Ausſpielen gut gewählter That
nahe bis Sdyottland über Jsland und die Faröer ange nommen werden , die zu der Zeit wirkſam war, als die ark tijde Flora, in voller Ausbreitung begriffen, die Pläße ein nahm , die ſie unverändert oder wenig gemindert bis heute be bauptet hat. Ich möchte noch hinzufügen, daß, wenn auch
jaden am rechten Platz vorſtelle.
die genannten Pflanzen der Farver arktijd -alpin genannt
ziveites Ding, weldes einen Erklärungsverſuch verlangt,
werden , weil ſie im hohen Norden und in der alpinen
ſo gut und nicht beſſer , wie pflanzengeographiſche Erklär ungen mit alten Erdperioden umgehen können ; die ged logiſd (und pflanzengeographiſd ) erwieſene Ausbreitung des Cijes in einer ſolchen jungit vergangenen Periode Europas iſt wiederum ein Ding für ſid), welches Erklär ung verlangt. Iſt es möglich, Löſungen zu finden , welche
Region niederer Breiten, hier zumal in den mitteleuropäi jchen Hochgebirgen, vorkommen , daß ſie trobem eigentlich und faſt nur arftiſd; ſind, d. h . nur dem hohen Norden als Urſprungsgebiet angehörend zu betradyten ſind und daß ihr Vorkommen in den Alpen , in dem Jura , der
So iſt die vorliegende
Frage und die hier gegebene Darſtellung nidyt aufzufaſſen . Die Thatjadye des unterſeeijd nod) jeßt bemerkbaren Land rückens iſt ein Ding für ſid ); die Eriſtenz der Grönland Vegetation auf den Faröern und weiter ſüdwärts iſt ein
.
Auvergne, in Irland u . 1. w. ſehr fdwierig zu erklären
für drei oder mehr einzelne, erklärungsbedürftige oder zur
jein würde, wenn nicht ſolde, arktiſche Vegetation ernährende Bindeglieder, wie die Faröer, vorhanden wären . Es iſt eine ſehr intereſſante Studie, das Vorkommen der arktiſden
Beſpredung geeignete Thatſachen gleid) befriedigend ſind, ſo
iſt es vom naturforſchenden Standpunkt aus erlaubt, dieſe . Yöſungen bekannt zu machen , damit ſie weiter geprüft
Florenfinder auf den Farvern iveiter nach Süden durch
werden und je nachdem Beſtätigung finden oder abgethan
das weſtliche Europa hindurd) zu verfolgen und zu ſehen, wie ihre Zahl allmählid geringer wird, die Gruppen feſta geſchloſſener Genoſſenſchaften ſid) in einzelne Pflanzen auf
der Annäherung an die Alpen die Zahl jener Pflanzen
werden . Es iſt aber nicht möglich, die Richtigkeit des Gejagten folden gegenüber zu verteidigen oder gar zu beweiſen , welche von vornherein geneigt ſind, das Gegens teil anzunehmen und für ridytig zu halten oder welche die Naturforſchung in ihrer eigenartigen Methode nicht für fähig halten, das auf der vergangenen Erdgeſchichte rubende
zunimmt, die man als in den Alpen entſtanden betradyten
Dunfel durch belle Lichter zu zerteilen .
löſen , die nur nod) zerſtreut bier und da fid finden und wie dafür dann allmählid) mit abnehmender Breite und
muß, wenn ſie jeßt auch weit über den eigentlichen Bezirk der Alpen hinausgehen . Der Landrüden , welcher von Grönland bis Schott
Srds Monate in Oran.
land gereicht zu haben ſcheint , wäre vielleicht an Geſtalt
Von D. Levesq11es .
und Größe mit Kamtſchatka zu vergleichen, wenn wir uns cin Bild von ihm machen wollen , nur in der Mitte (um Jsland herum ) würde er viel breiter geweſen ſein . Ob er mit Schottland wirklich verbunden anzunehmen ſei oder ob man
Eine Berſammlung der Aiſjaua.
XIV .
Che wir den Vorhang heben von einer höchſt eigen
vermuten ſoll, daß eine ſehr ſchmale Meeresſtraße zwiſchen Fa
tümlich anmutenden Szene, ſei daran erinnert , daß der
röern und Nord-Schottland ſchon damals beſtanden habe, läßt ſich nicht wohl entſcheiden und iſt für geographiſche Botanik von minderer Bedeutung, wenn man annehmen darf, daß
Islam aud ſeine Bruderſchaften und religiöſen Orden hat Muſelmännern Algeriens Anhänger zählen. Dieſe religiöſen
Eismaſſen dieſe Waſſerſtraße haben überbrücken können.
Gemeinſchaften in einem eroberten Lande bergen mandie
So lange aber der Golfſtrom in breitem Zuge zwiſchen
Gefahr in ihrem Schoße ; denn durd jie (daren fidy
Schottland und Jsland auf Spißbergen zuſtrömt, kann
Fanatiker und wohl auch nichtswürdige Abenteurer um
eine jolde dauernde Eisüberbrückung über eine Fläche von etwa 700 km . nid)t für möglich gehalten werden . Daß
einen Marabut, der idylauer iſt, als ſie alle und im ge gebenen Augenblick den fanatismus der Einen , wie die
Ausland 1883 Nr. 17.
und daß es ſieben der hervorragendſten ſind, die unter den
51
330
Sed ) s Monate in Orani.
Gewandtheit und Verſdılagenheit der Anderen zu irgend
boren ; aber Gott, den er obne linterlaſ anrief, jandte ihm
einer ungeetliden Unternehmung auszubeuten weiß , deren
wunderbaren Beiſtand und machte ihn zu einem unermes
Endzweck ausnahmslos der iſt, die Stärke der Araber gegen die Numis oder Chriſten zu erproben. Faſt alle Auf
lich reichen Mann .
ſtände haben eine religiöſe Bruderſdaft zum Herde gehabt
Zur Nachtzeit hatte einſt Sidi-Aïſſa einen Traum : Mohamed erſchien ihm , befahl ihm , ſoviel Schüler um ſid )
und es waren immer Miarabuts, welche an der Spike
zu ſammeln , als er vermöge und lehrte ihm das Gebet,
ſämtlicher aufrühreriſdien Volfsbewegungen in Algerien ſtanden. Es iſt ſehr ſelten , daß die Lunte, welche das
welches er mit ihnen verrichten ſolle. Hundert Jünger
Pulver entzündet, nidyt ſelbſt Feuer gefangen hat am Grabe eines Heiligen oder unter dem Gewölbe einer ver ehrten Kubba , wo die Pilger in Maſſe zuſammen ſtrömen . Was dieſe Marabuts fähig ſind , ihren Jüngern glauben zu machen und was dieſe letteren als glaubwürdig auf zunehmen im jtande ſind, geht über jedes Begriffsvermögen . Inmitten dieſer Bruderſchaften , welche anſcheinend nur zur Verherrlidung Gottes arbeiten , beſtehen geheime Geſell
folgten bald dem Marabut und das Ereignis madyte jo viel von ſich reden, daß es die eiferſüchtigen Befürchtungen des Sultans von Marokko wadyrief und ihm den Wunſdy einflößte, den Marabut von Mequinez zu entfernen.
oder Rbuan ( arabiſche Mehrzahl von Rhô, der Bruder )
Bald darauf lieferte ihm Sidi- Aïſſa ſelbſt eine günſtige Gelegenbeit dazu.
Man feierte das große Beiramfeſt , das Aïd -el-Kebir oder Feſt der Hämmel.
Sidi - Aiſia lud feine Khuan ein ,
ſchaften , die ihre Agenten unter alle Stämme ausſenden
nad, dem Gebete in ſein Haus zu kommen . Sie waren
und dort durch deren unſinnige Reden und verführerijde Verſprechungen die Araber in einem ſteten Jrrtum über die Lage und die Abſichten Frankreichs erhalten . Nichts iſt merkwürdiger, als die Leichtgläubigkeit aus nächſter Nähe zu beobachten , mit der die Leute von den Wanderſtämmen allen Unſinn aufnehmen , der ihnen von
aud idyon alle draußen vor der Thür verſammelt und wollten eben eintreten , als Aiſia auf der Sdywelle erſdien und zu ihnen ſpracy: ,,Wenn ihr wirklich meine getreuen
irgend einem liſtigen , ſchlauen Betrüger vorgetragen wird . Im Süden des Tell gibt es keinen Markt, feine Gerichts verhandlung, keine Gelegenheit überhaupt, bei welder ſich eine gewiſſe Anzahl Meniden ſammelt, die nicht dem Ab: geſandten eines Marabut zum Vorwand diente, um in ¡dlau
Jünger ſeid , wenn euer Herz ſpridyt, wie euer Mund , ſo
iſt nun die Stunde gekommen , mir den Beweis davon zu geben. Wir ſind im Aïd - el-Kebir und jeder Familie iſt geboten , einen Hammel zu opfern, zur Erinnerung an das
Opfer Sidi- Jbrahims (Abrahams); tretet ein , id habe euch zum Opfer erſehen !" Die Khuan waren nicht darauf vorbereitet, vom Leben Abdied zu nehmen und der uner : wartete Vorſchlag erfüllte ſie mit Sagen. Einer unter
geſebter Rede ein Stücdien heiligen Krieges zu predigen und unter den Zuhörern ſind unfehlbar immer ſolde,
ihnen entidloß ſich jedoch, die Wohnung des Meiſters zu
welde heimkehren , durdydrungen von der Ueberzeugung, daß der Augenblick der Befreiung nabe iſt, daß der Anblid
dem Hauſe über die Straße rieſeln.
der grünen Fahne des Propheten die Rumis zu Boden dimettern wird und daß endlich der Marabut, der ihnen dieſe Botſchaft ſendet, wohl der Mul-es -Sâa, der Befreier, ſein könnte , den die Zukunft verſpricht. Man weiß , daß die Hauptmadyt des Emirs Abd -el -Kader darin wurzelte,
ſchreckliche Schwelle zlı überſchreiten, über die ſie ihr Schwur
daß dieſer Sohn des Mahaddi, wie ihn die Araber nennen ,
flohen und trugen die Nadyridyt von dem drecklichen Blut
fid) für den Mul-es -Sâa der Weiſjagungen ausgeben ließ. Die ſieben großen Religionsgenoſſenſchaften , die ihre
betreten und bald darauf ſah man einen Blutſtrom aus Von den hundert
Jüngern Sidi-Aiſias hatten trozdem vierzig den Mut, die des Gehorſams unwiderſtehlid trieb.
Sie betraten das
Haus , einer nad dem andern und jedesmal verriet ein neuer Strom von Blut, daß wieder ein Opfer vollbradyt
worden war. Die ſechzig ungetreuen Jünger aber ent
bade durd, die ganze Stadt. Die Kunde davon erreichte
Mohamed -ben -Aïſſa , von Sidi-Mohamed -ben -Abd-er-Nha man , von Sidi - Ahmed - Tedjami, von Sidi - Yuſief- el
bald das Ohr des Sultans und er ſandte ſeine Wachen aus, um Sidi- Ara feſtzunehmen. Als dieſe jedoch bei dem Marabut eindrangen , fanden ſie anſtatt vierzig menſchliche Leichen die vierzig Jünger, wovon ein jeder mit einem geſchlachteten Hammel beſchäftigt war ; es war
Hamjali und die der Derkuas . Nad dem bei den Arabern verbreiteten Glauben hat
auf die Straße hatte rinnen ſehen. Sidi-Arſja hatte die
Verziveigungen über ganz Nordafrika erſtrecken , ſind die von Abd -el-Kader-ed - Djilali, von Mulaï- Taïeb, von Sidi
das Blut dieſer unſdyuldigen Opfer geweſen, welches man
der Gründer oder große Marabut eines jeden dieſer
Unterwürfigkeit ſeiner Jünger prüfen wollen, wie einſt der
Orden im Traume durd, Mohamed in Perſon ſeine Niten , Regeln und Statuten erhalten. Es folge hier die Geſchichte der Aïſſauà oder Jünger des Sidi-Mohamed - ben - Aïñja, einer Genoſſenſchaft, weldie in Tlemcen zahlreiche Mit
Herr den Gehorſam des heiligen Patriarchen geprüft hatte. Der Sultan Muley - Ismaïl aber verbannte nichts
glieder zählt . Der Marabut Sidi Mohamed -ben - Aiſia lebte vor
dreihundert Jahren zu Mequinez. Er war in Armut ge
deſtoweniger Sidi-Aiſia aus ſeinem Reiche und der Marabut
zog mit ſeiner Gattin, ſeinen Kindern und ſeinen Getreuen
aus, um da eine Zufludit zu ſuchen, wo ihn die Verfol gungen nid)t mehr erreichen könnten. Eines Tages während der fludytartigen Reiſe mangelte es den Verbannten an
Srds Monate in Oran .
331
Tanzbervegung und ein taktmäßiges hin und Herwiegen des Kopfes auf die Pſalmodien des Moffadem ( Haupt ihr / Des von!“ allem : ,,Eiſet ibnengiftige er zu und ſprad,Dornen führten Und ,diewas Dinge findet, , ſelbſt Khuan einer Bruderſchaft oder Hüter eines Heiligtums). Dieſer thaten nach ſeinen Worten und ſudyten unter dem Geſtein lebtere im grünen Kaftan, der heiligen Farbe des Propheten, und den Felſen die Sdılangen und Skorpione zu erhaſden und in den weißen Haït gehüllt, läßt die Körner eines und verzehrten ſie. Von jener Zeit an gelten die Aïſſauâ Roſenfranzes durd, die Finger gleiten, während er inmitten dafür , daß ſie ungeſtraft alles eſſen können , was ibnen des Kreiſes auf und nieder dyreitet. Eine ohrenbetäubende gut dünkt und daß ſie das Vorredit beſitzen, die Wunden Muſit, welche unter den Arfaden des mauriſden Hofes, zu heilen , die vom Biß giftiger Tiere herrühren und der als Schauplatz dieſer eigentümlichen Verſammlung daher kommt es auch, daß viele unter ihnen das Gewerbe dient, Plat gefunden hat, beſteht hauptſädylid) aus T'bals oder Tamburinen der urſprünglidyſten Gattung und ſteigert des Sdılangenbändigers betreiben. nod die Erregung der Khuan . Shre wiegenden Beweg Der Marabut und ſeine Rhuan gelangten endlicy ungen beſchleunigen ſidy, ſie wirbeln förmlid umber , ſie an einen Ort, der Hameria genannt wird, ließen ſich dort führen Piruetten aus , ſie ergehen ſich in unmöglichen nieder und errichteten Gurbis (Strobhütten ). Der Sultan Sprungübungen, klettern wie die Clowns der Zirkuſje ein aber fuhr fort, mit Sidi-Aiſia um den Einfluß zu kämpfen ; ander auf die Sdultern und rollen dabei die Augen , wie aber der Sieg blieb dem Marabut, welchem es gelang, wütende Tiere. Nur der Mokkadem , zu dem ſie der Reihe den Herrſder von ſeinem Reiche zu vertreiben , indem er nach die neunundneunzig Körner des Roſenkranzes zu füſjen ihm den Preis , den Ismail, um den heiligen Mann zu kommen , bleibt ruhig und würdig inmitten dieſer Verjamm verhöhnen , dafür gefordert hatte , achtzehnfach bezahlte. lung von Wilden. Er ſieht ebenſo reſpektabel aus , als die Sidi-Arjia gab es ihm aber trotzdem zurück und knüpfte andern unſinnig. baran nur die Bedingung, daß alljährlich beim Mulud Lebensmitteln und als ſie alle darüber bei ihrem Meiſter Klage
feſte, dem Geburtsfeſte des Propheten, die Aïſſauå allein
Die Chauchs des Mokfabem oder Thürſteher, wvelde
die Erlaubnis haben ſollten , während der ſieben Tage der
die Ordnung aufrechthalten , tragen fortwährend Thun gefäße umher, in denen ungeheuere Stücke Weihraud ver
Feſtesdauer in Mequinez auszugehen. Dieſes lleberein fommen wird heute noch beobacitet, aber man muß zugleid
wiſſen , daß ſämtliche Einwohner von Mequinez Khuan des Sidi-Aïſſa ſind und daß der Khralifa oder Großmeiſter des Ordens dort reſidiert. Aïñja wohnte fortan zu Hameria, wo er eine Moſchee
erbauen ließ, in der man ihn ſpäter beſtattete. Raum hatte der Sultan ſeinen Tod vernommen, ſo beſchloß er, die Junger des Marabuts zu vertilgen, weil er vorausjekte, daß Gott ſie nun verlaſſen habe. Er ließ ein großes Brunnenbecken
in ſeinem Palaſte mit Skorpionen, Sdilangen, mit Kaktus blättern und ſchrecklichen Dornen anfüllen , befahl , daß man heftige Gifte darauf werfe und gebot den Khuan ,
brannt werden . Die Luft iſt förmlich verdunkelt durdy den Qualm des Räucherwerks, welches noch dazu beiträgt, die Khuan zu berauſchen. Um das Bild zu vollenden und das idauberhafte Gewirr von Tönen nod zu ver mehren , ſtoßen die Frauen der Aïſjauậ, welche auf den Teraſſen über den Arfaden in ihre Schleier gehüllt, neu
gierigen Blickes der wilden Szene folgen , die ihnen dudy geläufig genug ſein könnte , ihre gellendſten Yuyus aus. Dod) plöblidy, wie durch Sauber, wediſelt die ganze
Szenerie und ein neues Schauſpiel beginnt. Die Gauller der Bruderſdaft, und eine jede zählt deren eine große Menge, Flammenverídlinger , Nägeleſjer , Leute, weld)e brennendes Stroh, Kaktusblätter mit ſpitzen Dornen ver
welche gefangen herangeführt wurden , dieſes gräuelvolle
dlucken, erſd einen nun . Mit ihnen verſdwindet die Idee
Gemiſd) aufzuzehren. Die Aïſſauâ dyrecten zuerſt zurück; (
der ziviliſierten Welt. Sie ſind jämtlid mit der Gandura
aber ermutigt durd) den Zuſpruch einer ihrer Frauen und
bekleidet, cinem flatternden Hemd und von ihren unbededten
durch das Andenken Sidi-Aïſſas, ſtürzten ſie über das ent jegliche Mahl her und bald war es verídwunden . Mulev Ismaïl erkannte den Finger Gottes und ließ fortan die Khuan des Sidi-Mohamed -ben -Aiſja im Frieden . Nach der Legende betradyten wir uns nun die Szene, das heißt die Khuan Tlemcens, vereinigt zu einer außergewöhnlichen Verſammlung und ihren Uebungen obliegend, im Innern ihrer Sauïa oder Genoſſenſdaft und den Ort,
Häuptern , die auf der Mitte geſdoren ſind , hängt nad)
wo dieſelbe ihre Sißungen hält.
Die Arffauâ fißen im Kreiſe umher; és find ihrer etwa ſiebzig bis aditzig, gedart um die zwei Banner aus
weißer Seide, auf welchen Worte des Koran in Goldbud
rückwärts der traditionelle Haarbüjdel, die Locke Mohameds genannt, weil nad, der Meinung dieſer abergläubiſdien Ignoranten der Prophet jie an eben dieſer nach dem Todes:
kampfe zum Himmel empor tragen werde. Die Spiele der Gaufler , untermiſcht mit rajenden Tänzen, haben nun begonnen und die infernaliſche Muſif
treibt den Herenjabbat zu immer tollerem Sirbel. Der Flammenverſd)linger, eine ſchreckenerregende sigur, hat ſeine Gandura abgeworfen und läßt auf ſeinen Armen , auf den Schultern und der bis zum Gürtel unbedeckten Bruſt die Flammen herumzungeln , die ihm nicht das geringſte
ſtaben geſtidt erſcheinen ; es ſind die Wahlſprüche ihres
Unbehagen zu verurjadyen ſdheinen. Unterdeſſen verſdluden
Sie antworten durd) Rehllaute , durch eine Art
die andern Nägel, glühende Kohlen , ſtadelige Kaktusblätter,
Ordens.
Eine Vergleidhımg der Sap Kolonien mit den auſtralijchen Kolonien.
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jeßen einzelne Körperteile dem Feuer aus, ſteigen mit nackten Fußen auf die ſchartige Sdneide eines alten Säbels oder legen ſid, quer darüber hin , halten ein glühendes Eiſen unter die Fußſohlen und ergeben ſich in den wunderlidiſten Gliederverrenkungen. Der Moffadem , deſjen Rojenkranz jie in den Ruhepauſen beſtändig füſſen , muntert ſie auf, wenn ſie läſſig werden und gebietet ihnen Einhalt unſert wegen , wenn ſie zu weit gehen . Da und dort fällt ein Mann in Krämpfen zu Boden ; man trägt ihn hinweg und die Verſammlung dauert fort , ſcheußlich und phantaſtiſd) zugleid ). Denn der große Schlußakt , in welchem jede
in England. Diejes neuſeeländiſdye Amt wird gegen wärtig durdy Sir Francis Dillon Bell bekleidet , welder
vor einiger Zeit einen wichtigen Scyritt gethan hat , um nidyt nur ſeine Kolonie allein , ſondern die ganze Gruppe der auſtraliſden Kolonien in ein günſtiges Lidyt zu ſtellen , wozu er allerdings Veranlaſſung genug hatte. Die auſtralia
(dhen Kolonien braucien nämlidy alle Geldanleihen und in dieſem Stück übertrifft freilich Neuſeeland die anderen
nody insgeſamt. Die Geſuche um neue Geldanleihen famen nun aber ſo häufig, daß man am Geldmarkt des Mutter landes einigermaßen beſorgt zu werden anfing, wegen der
nicht ſtattgefunden; wir weigern uns aber ſo energiſdy, als
verſchwenderiſchen Neigungen der Kolonien auf der andern Seite der Welt. Sir Francis Bell entging dieſes nidyt
wir vermögen , das grauſame und kläglide Sdauſpiel mit
und da er nun wohl wußte, daß Neuſeeland binnen kurzein
anzuſehen , bei weldiem ein lebender Hammel in Stüde
wieder bei den engliſdyen Kapitaliſten um neue Millionen werde anklopfen müſſen , was er aber natürlich nicht jeder
wichtige Zuſammenkunft der Aïſſauà gipfelt , hat nod)
geriſſen und innerhalb weniger Augenblicke durd die Aïſſauâ verzehrt wird.
mann kundgab, ſo kam er auf den Gedanken, dieſem lang
Die Kbuan mit ihren wildrollenden Augen und dem
heiſern Geſchrei blutdürſtger Tiger fordern ihre Beute und
ſam ſid, erhebenden Mißtrauen dadurd zu begegnen, daß er eine Abhandlung lieferte über den Keidytum nidt allein
der Moffadem muß all ſeine Autorität aufbieten , damit
von Neuſeeland, ſondern von allen auſtraliſden Kolonien .
das Tier nidyt hereingebradyt werde. Angeſidits ihres Dpfers wäre es unmöglidy geweſen , die Raſenden zurück
und zwar bei Gelegenheit der Wiedereröffnung des königlidien
Dieſen Gedanken führte er dann auch alsbald aus
zuhalten, denn alle dieſe zu Beſtien gewordenen Menſden
Kolonial- Inſtituts zu London. Por einem zahlreichen Audi torium , vor dem Herzog von Mancheſter als Vorſißenden
hätten ſidh darauf geſtürzt, che jemand es verhindern fonnte.
und einer didyten Sdyar von Baronen , Rittern , kolonialen
Beim Ait -el-Kebir wird alljährlich eine große Ver
Biſdöfen, Kaufleuten 2c., hielt er einen Vortrag, der von
jammlung der Aïſſauâ im Innern der Moſchee Sidi - Bua
Zahlen wimmelte, welche die auſtraliſchen Hilfsquellen im
Medine bei Tlemcen abgehalten ; mehrere Hämmel werden
günſtigſten Vidyte crjdeinen laſſen . Es ſcheint , er hat damit in der That aud) Eindruck gemad)t. Natürlid, können wir hier nid)t die Ausführungen Sir Francis Bells in
dabei in der angedeuteten Weiſe verzehrt und es iſt ſehr ratſam für Europäer, während der ganzen Dauer des gräu
vollem
lidyen Opfers den Khuan fern zu bleiben. Die Zuſammen kunft, deren Verlauf wir ſoeben verſudyten zu dildern, batte zivei Stunden gewährt. Man mußte einmal derartiges jeben, wollte man hier zu Lande ſich gründlid umgeſchaut haben ; aber die Luſt verging einem dabei für alle Zeiten,
Ilmfang wiedergeben ;
aber vielleicht wird
es
nicht unintereſſant ſein , einige ſeiner Zahlenangaben mit
Sind die Arſjauà , welche die große Menge der Muſelmänner mit Bewunderung erfüllen , weil eben dieſe Menge von Natur aus geneigt iſt, alle ihre Gauklerkünſte für ebenſo viele Wunder zu halten , aud; zu Zeiten gefähr
zuteilen und ihnen alsdann die entſpredjenden Zahlen betreffs unſerer eigenen Kolonie gegenüber zu ſtellen , um ſo eine Vergleidung der Hilfsquellen Auſtraliens mit denen der Kap -Volonie zu ermöglichen . Sir Francis Bell beginnt ſeinen Vortrag mit einer Auseinanderſetung über die öffentliche Schuld der ſieben auſtraliſden Kolonien . Er zeigt, daß die gejamte Sdult Pf. St. 96,082,000 beträgt, was, auf die 2,844,000 Ein
lide Nadbarn , wenn der Blutburſt ſid) zu ihrem
frank
wobner repartiert , Pf. St. 37 auf den Kopf beträgt,
baft geſteigerten Wahn geſellt und ſind ſie audy glühende
den Aufruhr zu ſdyüren . Sic begnügen ſich damit, die
Männer, Frauen und Kinder miteingerechnet. Betrachten wir dem gegenüber unſere eigene koloniale Sdyuld , dann ſehen wir, daß das , was bis jeßt verausgabt iſt, dic Bewilligungen gehen nody weit darüber hinaus, ſidy auf
Veid tgläubigen zu blenden und Hämmel zu verzehren.
f. St. 13,261,803 beläuft, was freilid) nur f. St. 14
je wieder einer ähnlichen Szene beizuwohnen.
Fanatiker und zugleich ausgediente Gaufler, ſo gelten ſie doch
nicht dafür, ſid) an politiſden Wühlereien zu beteiligen oder
für jeden der 900,000 Leute betragen würde, welde nach jüngſter Berechnung die Bevölkerung unſerer Kolonie aus: madyen. Demnad dürften wir alſo aud) dreimal ſo viel
Eine Vergleidung der Kap-Kolonie mit den auftraliſden
Sdulden maden , ebe wir eben jo tief in dieſen jäßen, wie
Kolonien. Von einem Ciidafrikaner.
Neuſeeland beſitt ſeit einigen Jabren , cbenſo wic Sie Map Kolonie jeit vorigem Jabr, cinen ( eneralagenten
1
unſere auſtraliſchen Mitkoloniſten. Aber ehe wir uns über dieſe Entdeckung freuen , ſollten wir daran denken, daß die auſtraliſche Bevölferung beinabe ausſchließlid) aus fleißigen Leuten von der angeljädyſiſchen Naſje beſteht, tvährend bei
333
Eine Vergleichung der Nap Nolonie mit den auſtraliſchen Nolonien .
und dergleichen Leuten zuſammenſeßen , von denen die meiſten nur ſehr beſdyränkte Bedürfniſſe haben und zur Tilgung der
man übrigens daraus die Folgerung ziehen wollte , daß der Rap -Koloniſt alſo zweimal und der auſtraliſde jogar drei bis viermal fo dywer belaſtet ſei, als jeder Bewohner
Sdyulden des Landes nur wenig beitragen können . Zichen
des reichen England, ſo würde man ganz gewaltig irren .
wir dieſe Zahl ab, dann bleiben uns kaum 300,000 Weiße übrig , von denen dann alſo jeder zirka Pf. St. 42 zu tragen bekommt, ſo daß wir in dieſem Punkte durchaus
Denn ſowohl unter den Einkünften des Kap, wie unter den auſtraliſchen ſind die Beträge der Eiſenbahnen mit einbe griffen, bei den engliſden dagegen nicht. Aber wenn man
nichts vor Auſtralien voraus haben . Nodh viel weniger aber haben iviretivas voraus,
nun auch die Pf. St. 900,000 hiefür in Wegfall bringt, ſo zeigt
wenn wir nun näher zuſehen , wofür das entliehene Geld verivendet worden iſt. In Auſtralien ſind reichlid 56 Millionen auf die Eiſenbahnen verwendet, 10 Millionen auf die Einwander: ung , 4 Millionen für Telegraphen 2., ivas Sir Francis Bell alles als zinstragende Anlagen redynet, ſo daß dann nur 26 Millionen , alſo etwas mehr als ein Viertel, als folde Schuld übrig bleibt, wovon man keine Zinjen verdient.
die Hälfte dwerer belaſtet ſind, als die Bewohner Groß
uns zwei Drittel der ganzen Menge ſid) aus Farbigen, Kaffern
fid), daß die 900,000 Einwohner der Kapkolonie nod) um
britanniens. Nun iſt es zwar richtig, daß ein bedeutender Teil dieſer Summen , die in unſere Schatfiſte fließen , er:
hoben werden als Zoll auf Waren , wveldje nur „ tranſit“ find; auf der andern Seite dürfen wir aber aud) hier
wieder ja nidyt vergeſſen , daß zwei Dritteil unſerer Ein wohner Farbige ſind. Kommen wir nun auf die Einnahmequellen zu reden ,
Wir dagegen haben nur Pf. St. 7,675,000 auf Eiſenbahnen verivendet, die bei uns ſtatt 4 Prozent, wie in Auſtralien,
ſo hat Auſtralien einen Ausídlag gebenden Vorzug vor
nur 23 Prozent aufbringen; nidyt mehr als Pf. St. 98,000
5 Millionen Pf. St. per Jahr, d. h. faſt den vierten Teil ſeiner ganzen Jahreseinnahme, als den Ertrag ſeiner ver: padyteten Ländereien einnimmt, während wir aus dieſer
für Telegraphen , die fid indes hier eben ſo gut bezahlt machen, wie in Auſtralien, und Pf. St. 250,000 für Ein wanderer, die indeſſen hier mehr zu Klagen Veranlaſſung gege: ben haben , als daß ſie Land urbar gemadyt hätten. Während
in Auſtralien 70 Millionen , alſo reidlich 45 der ganzen Anleihen , die vollen Zinſen aufbringen und alſo nur 1/5 übrigbleibt, wofür die Zinſen aus den ſonſtigen Ein nahmen zugeſchoſſen werden müſſen , haben wir dagegen für Pf. St. 11,226,050 oder ungefähr für % unſerer Schuld die Zinſen entweder ganz oder doch noch teilweiſe zuzu dießen. Die eben angegebene Summe ergibt ſich aus folgenden Poſten : Eiſenbahnen Pf. St. 7,675,000; Kranken bäuſer Pf. St. 17,500 ; Gefangenhäuſer Pf. St. 84,000 ;
Parlamentsgebäude Pf.St. 117,000;Krieg Pf.St.2,730,000; Defizits in den Einkünften verſchiedener JahrePf.St.462,650;
dem Kap in der einen Thatſache, daß es nid)t weniger als
Quelle nidyt mehr als Pf. St. 162,000 , d. 1. nur den
zivanzigſten Teil dieſer Einkünfte, beziehen . Auſtralien fann die Zinſen ſeiner ganzen Schuld und noch dazu cine Abzahlung an den Schuldentilgungsfonds durch ſeinen Ländereien - Padyt deden , wir dagegen fönnen von daher nur den fünften Teil der Zinſen unſerer Schuld bezahlen. Außerdem hat Auſtralien noch unermeßlide Streden , die man verpadyten kann , während bei uns das Meiſte don
an den Mann gebracht iſt. Wenn man dies bedenkt, wird man es nidyt befremdlid finden , daß Auſtralien trotz dem ſchußzöllnerijden Viktoria mit einem Einfuhrzoll von 5 Prozent auskommen kann , während wir 11 Prozent erheben müſſen. Daraus folgt, daß, wenn die Auſtralier
konſolidierte Schuld Pf. St. 139,000. Die Einwanderungs
pro Kopf eben ſo viel in die Staatskajjen zahlen , als
Anleihe haben wir noch gar nicht einmal mitgezählt.
wir, fie die gleiche Laſt viel leichter tragen können.
Und wie ſteht es nun mit den Einfünften ? Sir
Das würde wohl noch deutlicher hervortreten , wenn uns
Francis Bell gibt an, daß dieſelben in den zwanzig Jahren von 1860—1881 von Pf. St. 6,584,000 auf 21 Millionen geſtiegen, ſich alſo mehr als verdreifacht haben. In dieſem
die nötigen Zahlen zur Hand wären , um angeben zu fönnen , wie hody ſidy das wirkliche Einkommen unſerer
Stück iſt aber die Kap -Kolonie entſchieden noch beſſer
Bell gegebenen Zahlen zu vergleidyen. Wir fürdyten in deſjen, daß eine ſolche Vergleidung überall mit Ausnahme
baran , denn ihre Einkünfte haben ſid innerhalb zehn Jahren ſogar mehr als verfünffacht, ſie ſind nämlich von
Pf. St. 601,586 im Jahre 1872 auf Pf. St. 3,336,000 im Jahre 1881 geſtiegen. Auf den Kopf der Bevölkerung beredynet , iſt aber auch hier wieder Auſtralien dem Kap weit voraus. Wenn England, ſo ſagt der neuſeeländiſdie Agent, dieſelbe Summe per Ropf aufbringen könnte, wie wir, ſo würde Herr Gladſtone eine Summe von Bi. St. 245,000,000 zu ſeiner Verfügung haben . Unſer ſüd:
afrikaniſcher Maßſtab würde ihm nur 148 Millionen geben, was freilid, immer noch doppelt ſoviel iſt, als die that jädlichen jebigen Einkünfte Englands betragen . Wenn
Einwohner beläuft, um die dann mit den von Sir Francis
der Bergiverke
dank den Diamantfeldern
nidit
zu unſerm Vorteil ausfallen würde. Denn während Auſtralien im letzten Jahre 3 1/2 Millionen Ader mit Korn bebaut hat, hatten wir im Jahre 1875 nur 177,970 Ader ;
während Auſtralien Tauſende von Tonnen Fleiſch und Hunderttauſende von Tonnen Korn ausführt, müſſen wir von beiden Artikeln einführen ; und während die Geſamt fläche bebauten Grundes in Auſtralien 10,600,000 Acer beträgt, konnten wir uns im Jahre 1875 nur 548,826 Ader rühmen , d. h. nur 1/20 der auſtraliſchen Fläche und das
bei 1/3 der dortigen Bevölkerung. Das iſt in der That idyon
Die indiſchen Kariben der Juel Muba.
334
ſdylimm genug ; aber was nodi ſdylimmer iſt und faſt un dehnung, welde der Weinbau erlangt bat, Auſtralien jetzt con fait mit uns gleid ſteht. Denn während wir im
dieſe Anſicht zu beſtätigen. Die Beiji, den Boden zul bir arbeiten, wvar bei den alten Berrobnern ihr mangelhaft; anſtatt ciferner Gerätiduften bedienten ſie ſidi cines hölzernen Hafens zum Reinigen und Ilmarbeiten des
Jahre 1875 17,000 Acer mit Wein bepflanzt hatten , ſind
Bodens; ihre Folder liebten ſie an folden Stellen anzu
glaublid, klingt, iſt dies, daß aud) in bezug auf die Aus
es dort ſchon jetzt 15,000.
legen, wo das Waſſer freien Zutritt batte und jis jam
Der Raum verbietet , dieſe Vergleidung nod) weiter fortzuſetzen. Dieſelbe iſt , dünft midy, idon lehrreich)
melte. Sie lebten außer von verſchiedenen Muſchel-Arten,
genug.
Sie führt uns vor , daß unſer Zuſtand zivar
keineswegs hoffnungslos, aber daß es ſehr gefährlid iſt, wenn wir hier alles in derſelben Weiſe, wie in Auſtralien einridten wollen , weil nämlich die Hilfsquellen der Rap -Kolonie hinter denjenigen von Auſtralien ſehr zu rückſtehen.
vom Samen der Crescentia cujeta , den Blättern der
Agave americana, den Stengeln der Janipha urens und bielten Sdyafe und Ziegen . Diejenigen Judianer, yvelde nid )t unter Felsblöcken und in Höhlen wohnten , batten
die Gewohnheit, ihre Mutten außer mit Maisjiengen und Kokosblättern aud) mit Tierfellen zu beden. Sbre Kleidimg, namentlich die der Frauen , beſtand aus einem langen Kleid
(Manta ), wie es nud ) jetzt von den Judianern des Feſt landes getragen wird.
Die indiſden Kariben der Inſel Aruba. Von A. J. van Koolwijl.
Unter dieſem Titel enthält die Juli- Nummer der Zeit ſdyriſt der Holländiſdien Geographiſchen Geſellſdaft ( 1882) einen Aufjat , von deſſen intereſſantem Inhalt wir einen Auszug geben .
Unter den indianiſchen Lagerſtätten verdient die von Santa Kruz beſonders genannt zu werden. Beinabe die ganze Cberfläde, weldie aus Pehm und Sand, gemijdit mit Granittrümmern , beſteht, iſt jetzt angebaut. llnzäblige Bruchſtuce von Töpfen imo Mudeln beweiſen die Eriſtenz cines alten indianijden Lagers. Die meiſten der Muſcheln gehören zu den Strombus Arten und find wahrſcheinlid
Der Verfaſſer, welcher im November 1880 zu Aruba ( in älteren ſpanijden Handdyriften Drua und Druba) landete, hatte vorher ſdon gehört, das in früheren Jahren
auf der Südküſte der Inſel, ctwa cine Stunde vom Funds ort, aus dem Meere geholt. Viele Prud ſtüde von Töpfen (mit Ausnahme von Urnen und groben irdenen Saren )
bei Nadigrabungen Urnen mit Menſchenfnodien gefunden wurden und daß man altindiſde Jnſdyriften in Grotten
ſind gut poliert und ſorgfältig bemalt. Die Malereien beſtehen meiſt in dwarzen oder braunen Linien auf blauem ,
entdeckt hatte.
rotem oder weißem oder in weißen und gelben Linien auf (dwarzem Grumd. Bilder von Menſchen und Tieren
Er fand jedoch ſeine Erwartungen weit
übertroffen und namentlid) überzeugte er fid ), daß in der lebenden Bevölferung dieſer Inſel ein ziemlid, reiner Typus der indiſdyen Kariben fortlebt, der auf Kuraçao veríd wun ben iſt und auf Buen Aire ſid) nur in einzelnen Eremplaren erhalten hat. Derſelbe fommt namentlich im ſüdöſtliden Teil der Inſel vor. Den Sitten und Gewohnheiten nach ſtimmen Sie
Angehörigen dieſes Stammes viel mit dem übrigen Teil der Bevölkerung überein , in religiöſer Vezichung zeigen ſie große Gleichgültigkeit und viele febren zu dem Zuſtande des urſprünglichen faribiſden Naturmenſchen zurück. Sie
werden als gaſtfrei, ſanftmütig , menſdienliebend und unter
find bis jest nidt gefunden , wohl aber Nachahmungen
indianijder nidriften und Abbildung von Figuren , wie ſie aud) auf griechijden Vaſen vorkommen ; die Form der indianiſden Töpfe iſt die einer umgekehrten ( lode
und nähert ſid, ebenſo wie die der Handgriffe , mit denen einige verziert ſind, der griediſden Form . Leider iſt es bis jetzt nur geglüdt, Bruditude zu befommen , die in ciner Tiefe von 0,5 bis 1,00 m . vorfamen .
Die Farben , welche zu dieſen Malereien gebraucht wurden , ſtammen wahrideinlich alle von der Inſel felbſt
Ihre Abſtammung iſt unſider ; dod da man vom Feſta
her. Die ſchwarzbraune Farbe lieferte Wabrdeinlid der Tintenfid ; eine Art brauner Erde ( Oder ? ) wird an ver diedenen Stellen gefunden. An einem der Berge wurde
lande die Berge von Aruba fieht, iſt es wahrſdeinlicy,
rote Farbe gewonnen ; lange viereckige Gruben , die nod, mit
daß die Inſel von dort aus bevölkert worden iſt. Auch
loſen Steinen gefüllt ſind, zeigen die Stellen , wo die Indianer rote Erde weggeholt haben . Hier finden ſich
würfig beſchrieben , dod; ſind ſie auch ſehr leidytſinnig.
findet man in einer Inſdyrift Abbildungen des Faultieres,
und unter Granitblöcken gewohnt und fid ) wenig mit Land
auch viele feilförmig bearbeitete Steine. Weiſe und gelbe Farberde wurde bei Oranjeſtad und im Lager von Santa Kruz gefunden ; der eigentliche Fundort der letzteren iſt noch nidyt entdeckt. Daß die Indianer Mineralfarben benukt haben , beweiſt dir friſdie Farbe , weldye wenig
bau , aber mehr mit Viehzudyt und Fijdfang abgegeben
durd, das Lidt gelitten hat. Uebrigens haben ſie nidit
haben. Die Funde beſtehen von Inſchriften und Ueberreſten von Töpfen in Höhlen und unter Granitblöden (dyeinen
nur einfade Farben gebraucht, ſondern ſie wußten dieſelben zu mijden , wie die verſdiedenen Töne welde von derſelben
weldies nur auf dem Feſtlande vorkomunt und es dürfte dieſer Umſtand zur Unterſtüßung der eben aufgeſtellten Vermutung dienen . Nach der Tradition ſollen die ur:
ſprünglichen Bewohner von Aruba zum Teil in Grotten
Die indiſchen Kariben der Inſel Aruba. Farbe vorkommen , beweiſen .
335
Vermutlich haben ſie zum
den Schluß redtfertigen dürfte, daß dieſelben den urſprüng
Bemalen ihrer Töpfe Delfarben gebraudt, wozu das
Vizinusöl, weldes den Indianern befannt war, gedient
lichen Bewohnern von Aruba unbekannt geweſen ſind. Die Entdeckung von Gold datiert erſt aus dem Anfang dieſes
Einer lleberlieferung zufolge bätten die Mariben den ſchleimigen Saft einer Saftuspflanze dazu verwendet; es wird jedoch bezweifelt, ob dieſer Saft der
alten Indianer - Wohnſtätten gefunden wurden , ſind nidt älter, als aus der Mitte des 18. Jahrhunderts. Ein
Feuchtigkeit ſo lange babe hvidcritchen fönnen . Sowohl die bemalten Topfe , als aud ) Gegenſtände
anderes ſehr wichtiges indianiſches Vager findet ſich an der Kommandeursbai auf einer Höhe , etwa eine Viertel
von geringerer Qualität ſind häufig mit erhabener Arbeit verziert , welche gerade und frumme Linien , Abbildungen
ſtunde vom Meere entfernt. Auch hier wurden bis zu Anfang dieſes Jahrhunderts die Toten in Urnen beſtattet; dieſelben gleiden den zu Santa Kruz gefundenen Reſten. Ebenſo verdient Aruba die Aufmerkſamkeit wegen zahlreicher dort gefundener Inſdyriften , die auf Rurakao
haben
fann.
menjd lider Geſichter und namentlid) Abbildungen ganzer Frojdhe und deren Köpfe allein vorſtellt; letteren ſind for
gar mand mal Ohren zugefügt. Hiezu möge 11d bemerkt werden, daſs der froid nur auf Aruba, nid) t auf Kuraçao und Buen Aire gefunden wird. Die Vermutung liegt nabe, daß man eine Vorliebe für diejes Tier hatte, weil ſein Gequate nur in der Regen (der angenehmen Zeit) ge bört wird.
Die Henkel haben die Form von kleinen , runden und
langen , graden und frummen Wülſten und redytwinkeligen oder runden Ohren. Auch ſind ſie zuweilen am oberen Nande der Topfe in allerlei Formen von Geſichtern, Ringen , Blättern u . 1. w . angebradt. In dieſem Falle iſt mandi mal nod) ein zweites Paar Sandgriffe tiefer unten vor handen. Einige bemalte Topfe haben aud ) Ausguſſe, welde
von dem Volk häufig für indianiſche Pfeifen gehalten werden . Viele Töpfe baben unten einen verzierten Nand von 2-3 cm . Breite , der durdy Tierköpfe in der Form von
Masfen mit dem Topf verbunden iſt. As die Rocenille - Sudt eingeführt wurde , wurden
Jahrhunderts ; ſpaniſde Münzen, weldie in der Näbe der
und Buen -Ayre nidyt vorkommen. Die große Sorgfalt, mit welder die Figuren verfertigt ſind, läßt mutmaßen , daß ſie, wie die Hieroglyphen der Aegypter, eine Bilder oder eine
Budiſtabenſdyrift oder beides zuſammen repräſentieren. Be adytung verdient es , daß die Figuren , welche Buchſtaben uder Zahlen zu bedeuten ſcheinen, große Uebereinſtimmung
mit dem griechiſchen Alphabet, wie es im Anfang unſerer Zeitrechnung gebräudylid) war und mit den Zahlen des Pythagoras, wie Boethius uns dieſelben bedyreibt, bejißen .
Auf Grund hievon und der indianiſden Gefäße, glaubt der Verfaſſer behaupten zu können , daß die Kariben von Aruba mit den alten Griechen oder ihren Kolonien in einigem Zuſammenhang geſtanden haben. Mit bezug bierauf ſtüßt er ſich auf Ch. Rümelin , welcher in der Encycl . moderne de Léon Rénier ſchreibt: C'est dans l'Afrique occidentale où nous trouvons au temps de la conquête espagnole les Guanches civilisés dans l'Ar
bei den Umgrabungen in verſciedenen Stellen Urnen mit
chipel des Canaries et à présent les Foulahs de Sou
Sdädeln und Knodien gefunden. Trotz aller Mühe ge
nutzt und niad, und nad zerbrochen worden . Nad dem
dan , que nous devons chercher l'origine des tribus de la côte septentrionale de la Colombie ; Guaranis , Caraïbes , Goajires etc. Vielleidyt, meint er , kann man durd) Vergleidung der an verſchiedenen Stellen vorkom
Interteil einer julden wurde die Höhe der ganzen Urne
menden Injdriften mehr Licht in die Sadie bringen .
auf etwa 1 m . geidätzt. Dieſelbe war von grobem Thon
Man hat gefunden , daß fid, die gleichen von Inſchriften von dem weſtliden Afrika , von den Berbern , den Tuaregs und
lang es nidyt , eine imverjebrte Urne zu finden ; die
ſelben waren durch die Bevölkerung als Waſſergefäße be
gebrannt und hatte nur einen kleinen gefehlten Nand. Mis fic gefunden wurde, war jie mit Menſchenfnoden gefüllt.
Die Gewohnheit, ihre Toten in lirnen zi1 beſtatten, beſtand bei den Indianern von Aruba noch im Anfang
dieſes Jahrhunderts. Ein alter Mann erzählte, daß er als Kind noch einer ſolden Beijepung beigewohnt babe.
Die Leiche war in buckender Stellung in cine lirne ge bradit worden , ſo daß der Kopf hervorragte. An dem Begräbnis nahmen viele Perſonen Teil und es wurden cinige Sdafe und Ziegen dabei geid ladytet. Bei den Muſgrabungen fand man die lirnen bäufig mit einer
den Kabylen über die Kanariſchen Inſeln von den Guan iden bis nad Kolumbia hinzichen. Eine Vergleidyung diejer Injdriften würde bald Licht über die älteren Be ziehungen zwiſden Afrika und Amerika verbreiten . In: dem er die in Kolumbia vorkommenden Inſchriften beſpricht, jagt Eyries, daß zwiſchen dem Kajſiquiare und dem Drinofo in den Savannen von Atabapo und dem Rio Negro , an der Mündung des Apure und an anderen Stellen Guyanas bicroglyphiſche Figuren vorkommen , die roh in Granit bloce eingemeißelt ſind.
Dicie
Figuren ſtellen Sonne,
herum wurden viele Holzfoblen gefunden , was auf Verbren
Mond und Tiere vor und ſind auf ſolder Höhe in den Steinen angebracht, daß ſie nur mit ſehr langen Leitern erreidyt werden fönnen . Wenn man die Eingeborenen
nung von Waffen und Hausrat bei der Beiſebung hinzudenten
über die Wcije befragt , wie die Figuren da eingegraben
idyeint. Gegenſtände von Wert, von Cold oder Silber jind, ſoweit betannt, nie in Urnen gefunden worden , was
ſind , ſagen fic , daß ihre Poreltern zur Zeit der großen lleberjd wemmung in folder Gobe die Gewäſſer befubren .
zweiten , zur Sicherung des Kopfes , bedeckt.
Um die lirien
Kleinere Mitteilungen .
336
Eyriés hält dies für ein von den jebigen Bewohnern der
Menſchen wird jeßt in Norſifa mehr als früher geadytet. Die hier folgenden Zahlen liefern den Beweis des Geſagten, ſie geben
Ulfer des Drinofo ganz veridiedenes Volk und dieſe Ueber reſte einer früheren Bildung wegen des großen Kontraſtes
fiir Perioden von je fünf Jahren die wirklichen Zahlen der Ve
mit der Gegenwart um ſo auffallender .
ſchuldigungen wegen Totjchlages und wegen Meuchelmordes, die einzigen Verbrechen , welche ſiir dieſes Land vom ſozialen Stand
Die Grotten , in welchen auf Aruba die Injdriften gefunden werden, befinden ſid, entweder in Kalffelſen oder unter Granitblöcken. Zu erſteren gehören die Grotten von Fontein und Raradito.
punkte eine wirkliche Bedeutung haben . Totdlag.
jeßt.
116
78
1831-1835
198 154 208
119 112
Erſtere iſt eine Grotte mit 1836-1840 1841-1845 1846-1850 1851-1855
hohem , gewölbtem Eingang, welde, evo das Tageslicht aufhört, fid in einigen ſchmalen , dunklen Gängen fort Die Inſdriften , welche ſehr zahlreid) find, befinden
fid an einer Stelle , welche noch vollfommen hell iſt.
Die
Grotte von Karadvito iſt nur klein ; in der Nähe befindet ſich eine zweite in einer hohen Felswand; in der ſchwarzen Erde , welche den Boden bedect , liegen halb vermoderte
Menſchenknoden durdyeinander.
Außer den erwähnten
gibt es noch zwei weitere. Die der zwveiten Art, weldie unter Granitblöden liegen , ſind mit dem Horizont gleid ); es iſt auffallend, daß ſie alle in ſüdweſtlidier Ridtung ) ſid öffnen . Dieſelben haben den Indianern als Aufenthaltsort gedient, vielleidit haben ſie aud ihre Toten dort begraben.
Alle Inſdriften ſind
ſorgfältig und mit feſter Hand angebracht und haben ge wiß eine Bedeutung, die jedoch wohl großenteils für das
Meuchelmord.
1826-1830
274
104 157
188
186
1856-1860
02
1861-1865 1866–1870 1871–1875
62
70
83
112
75 112
1876-1880
82
85
Die größte Zahl der Verbredhen fällt mit politiſchen Wirren zuſammen ; in Korſika ſind nämlich die Wahlkämpfe viel leiden ſchaftlicher, als überall jonſt . Die Kämpfe, weldie der Einführung des allgemeinen Stimmrechts im Jahre 1818 gefolgt ſind, hatten ein ſolches Ueberhandnehmen von Berbrechen gegen das Leben herbeigeführt, daß die Regierung ſich hiedurch veranlaßt fühlte, im Jahre 1853 ein Geſetz ins Leben treten zu laſſen , durch welches auf fünf Jahre das Waffentragen in forſifa verboten und welches zweimal , je für fünf Jahre, verlängert und erſt im Jahre 1868 definitiv abgeſchafft wurde. Die Wirkung diejer
Maßregel hat ſich ſofort fiihltar gemacht; die Zahl der genannten
gegenwärtige Geſchlecht verloren iſt. Nad) der Ueber
Verbrechen fällt plötzlich von 374 während der Periode 1851 bis
lieferung ſollen einige dieſer Figuren die früheren Bewohner andeuten . Die Farben ſind frijd), rot und braun kommen am meiſten vor , ebenſo iſt weiß häufig , idywarz , welches ſo häufig bei den Topfen vorkommt, ſelten. Der Verfaſſer glaubt daher , daß die Farben eine gewiſſe, vielleicht mit sen verſchiedenen Nationen in Beziehung ſtehende Bereus tung baben. --- Am Schluß gibt er einige Notizen über
1855 auf 146 von 1856-1860 und hält ſich während der beiden
das Ausnahmegejet von 1853 zuriickzugreifen ; die Entid )eiding fiel verneinend und dieſelbe wurde durd ) die Zahlen der folgen
die altkaribiſche Spradie auf Aruba , welche mit der der
din Periode gerechtfertigt ( 1876—1880 ), welche diejenigen der
Kariben von Surinam und der der Gungira des Feſt
Beriode 1866–1870 mir mit wenigen Fällen iibertreffen. Die ſtreitbare Verbeſſerung, welche in dieſer Beziehung in Korſifa ſtattgefunden hat , würde nid) dentlicher hervortreten , wenn die Geſchworenen ſich energijder zeigten ; imgliidlicherweiſe weiſen ſie ein Fünftel der Auflagen auf Mendielmord und Totſchlag ab ( 19 auf 100 ), räumen die Entiduldigung der Herausforderung in zwei Fiinfteln der Fälle ein (339 auf 100 ), verwerfen die er ſchwerenden Umſtände , den Vorbedadıt 3. B. in 16 von 100 Fällen
landes nidt übereinſtimit.
kleinere Mitteilungen. Berbredjerſtatiſtik von Korſika.
Aus dem Bericht des Juſtizminiſters iiber die uriminal reditspflege in Frankreich ergibt ſich , daß die Verbrechen gegen das leben in dem Departement der Seine und in Korſika von
1876 - 1880 zuſammen beinahe ein Fünftel der in ganz Franta reich veriibten derartigen Miſſethaten betragen ( 315 gegen 1700); Der Interſchied zwiſchen der Zahl der im Departement der Seine und den in sorſika vorgekommenen Angriffe gegen das Leben
beträgt der Zahl nad) mur drei, iſt aber im Verhältnis z11 der 3ah . der Bevölferung ſehr anſehnlich. Im Departement der Teine komunt fiir den Zeitraum 1876--1880 ein derartiges Ber = ' brechen auf 100,000 Einwohner, während in Korſika auf dieſelbe Zahl dreiz chi Fälle kommen . Jo außergewöhnlich groß in letztere Zahl aud) ſcheinen mag, jo iſt ſie doch befriedigend, wenn man einen Blick auf die Vergangenheit wirft; denn vor dreißig
Jahren betrng dicjelbe Zahl noch 65. Es hat alſo cine große Veränderung in den Sitten ſtattgefunden und das leben eines
folgenden Perioden auf dieſer Höhe. Jedod) von 1871-1875), unter dem Einfluß der Ereigniſſe von 1870—1871, ſteigt die Zahl auf 224. Dieſe Zunahme hat einen Augenblick fürchten laſſen , daß die traurigen Zuſtände von früher wiederfchren wiirden und
man hat die Frage aufgeworfen , ob es nicht angezeigt jei , auf !
ad bejahen die ganze Anflage nur in 26 von 100 Fällen. Dod) wie dies and ſein möge, die Vendetta zeigt ſteigende Rei ging zii verſchwinden , die Wahlen für den geſcugebenden Körper und die Gemeindeverwaltungen finden mit Ruhe ſtatt; man hat alſo cinigen Grund zu glauben , daß ſpätere ſtatiſtiſche Angaben scorſika mehr und mehr dem normalen Zuſtand ſid, nähernd zeigen merden .
Die anthropologiſchen und prähiſtoriſchen Studien in Italien . Einem Berichte Schaafhauſens in der Rheiniſchen Natin wijjonſchaftlichen Gesellſchaft cutnehmen wir folgende plngaben liber den Zuſtand der anthropologiſchen und präbiſtorijchen
forjding in Italien , deren Sammlungen er im vorigen Friibjahr bejudit hat. Die junge Aijjenjdiaft erfreut ſich allgemeiner Teil nabine und Förderung. Da iſt feine größere Stadt, die nicht cinen neuensivcrten Forſcher auf dieſem (Bovicte , die nidit cine
reidyhaltige Sammlung aufweiſen fömte. Noch hat keine deutſche
Kleinere Mitteilungen . Univerſität ein anthropologiſches oder ein prähiſtoriſches Mujeum
Italien iſt freilich beſonders reich an Denkmalen der älteſten Vorzeit. In Oberitalien hat man fürzlich Erdwälle auf den Berghöhen entdedt, die man den Kelten zuſchreibt . Die lombardiſche Ebene und die Emilia haben zahlreiche Reſte von Pfahldörfern geliefert , die von Pigorini, Strobel und Chierici interjudit ivorden und in
337
iſt wáti Dorn und Meſir, Mejjerflinge (doch nicht klappmeſſeri; der Partitiv Kajus dieſes Wortes , wátiti, bedeutet Eiſen : auch Metall, überhaupt: „ worans das Meſjer beſteht.“ Im Dakota =
Šiour-Dialekt, heißt itchápa hineinſtecken, hineinſtechen ; itchápe Splitter, Speer und Dorn ; kashipa, vou derjelben Wurzel, heißt abſchabent, ſchaben und itchashípe Schnitzmeſſer. Die Derivation
den Sammlungen von Parma und Reggio aufgeſtellt ſind. Von
iſt alſo hier anders vor ſid ) gegangen , wie obert . Das Tſchiglit
nicht geringerer Wichtigkeit ſind die etrustiſchen Nefropolen von Margabotto und die der Certoſa von Bologna. Die letztere wird in einem Prachtwerke von Zannoni beſchrieben. Jui Bologna ſteht das neu errichtete prächtige Muſeo Civico unter der Leitung ven (1ozzodini. Hier iſt auch der Geologe Capellini unausgeſetzt thätig. Ju einer Grotte der Injel Palmaria hat er Spuren des Pannibalismus gefunden . Sein Tertiärmenſch bleibt indejjen höchſt zweifelhaft. Die geologiſche Sammlung bewahrt den Schädel von Olmo, den Cocchi fiir poſtpliocän hält. Dieſer weibliche Schädel fann denen von Cro Maguion und Steeten verglichen werden . Ju Florenz hat Mantegazza ein anthropologijd cthnologijches Muſeum
Estimo beſitzt etwa zwölf Ausdrüde für verſchiedene Meſjer, die jelben haben indes nichts mit Dorn 311 ſchaffen . Es iſt dagegen
gegründet ; dem etrusfiſchen ſteht Miloni, dem archäologiſchen !
Schiaparelli vor.
Auch Perugia bat etrusfiſche Altertümer , hier
wahrſcheinlich , daß im „ Kreet“ (Madlófi Sprachſtamm ) das Wort sonoto Flintſtein , ein Stein , der zu ſcharfen Pfeilſpiben verar
beitet wurde und einem Zufluſſe des Chatahutchie (Georgien) den Namen gegeben hat , aus Eichhörnchen - ( iso, ithlo ) Zahn (núti) entſtanden iſt; Eichhörnchenzähne wurden nämlich vor Einführung des Eijens von den Kreef- Judianern wegen ihrer länge und Härte als Bohrinſtrumente benutzt und wegen der Aehnlichkeit des Auss ſehens beider konnten Pfeilſpitzen leidyt mit diejen Zähnen denſelben Nainen erhalten . A. S. Gatſchet. Nachrichten aus dem ägyptiſchen Sudan.
ſammelt Bellucci prähiſtoriſche Steingeräte. Ju kom hat Þigo
Einem Briefe des öſterreichiſchen Konſuls Hanſal in Kartum
rini ein prähiſtoriſches Mujeum errichtet, mit dem ein ethnologijches verbunden iſt. Hier hat ſich bejonders Michael Št . de Roſſi um die prähiſtoriſche Forſchung verdient gemacht. An der Univerſität
vom 15. Februar 1883 an die Geographiſche Geſellſchaft in Wien entnehmen wir folgendes : Der holländiſche Reijende Schiver iſt am 27. Dezember 1882 in Kartım eingetroffen und brachte die Nad) richt, daß ſich Marno in Famaka im beſten Wohljein befindet . Cupton - Bei ſchreibt aus Dem Siber, daß Dr. Junter ſich in der Nähe aufhält und wahrſcheinlich mit dem nächſten Dampfer von Meſchra - el - Ref nad) Kartum zuriidkommen werde. Trog
in Neapel gründete Nicolucci eine anthropologiſche Sammlung. Neuerdings hat er ſich mit den in Pompeji gefundenen Schädeln beſchäftigt und deren 100 beſchrieben. Es ſind mefokephale Griechen , deren Bildung in den Wandmalereien zu erkennen iſt und ſich noch in der Gegend erhalten hat . Der Redner ſchildert hierauf die Terramaren Ober- Italiens. Es ſind Wohnplätze von meiſt drei bis vier Hektaren Ilmfang , von einem Erdwall umgeben .
Die Wohnungen ruhen auf Þjählen und haben meiſt drei Stock
werke ; es ſind Anſiedlungen einer aderbauenden Bevölkerung, während die ſchweizeriſchen Pfahlbauten Fiſcherdörfer ſind.
Die
Anodhen gehören den Haustieren, jelten Tieren der Jagd an . Man findet Weizen , Bohnen , Flachs und die Rebe. Ob man Wein bereitet hat, bleibt ungewiß . Man az Eicheln und Hirſe . Neben den Steingeräten findet ſich Bronzeguß. Das Eiſen ſcheint immer ſpäteren Anſiedlungen anzugehören . Wie Helbig überzeugend
nachwies, gehörten die Terramaren den Umbriern an . Von größter
1
der Niederlage des falſchen Propheten (Mahdi) Mohamed Ahmed bei Maduk iſt die Rebellion in Zunahme begriffen . Der urſpringlich religiöſe Vorwand des Aufruhrs iſt zu einem völligent Nationalkrieg herangewadijen ; ſchon im Norden des Blauien Fluſjes, im Gebiet der Dabaina, hört man von Unruhen. Der Gründer des Islam gebot beim Beginne ſeines Lehramtes nicht über den vierten Teil des Anhanges, wie dieſer neue Agitator. Im Islam eriſtiert eine
ſtarke Gegenpartei, eine Art Proteſtanten, welche die beſtehenden , vor geblich gefälſchten Satzungen anfechten und zu dieſer Partei gehört Mohamed Ahmed, welcher bereits die Gebetsformelii, die Zahl der täglichen Andachten 2. abgeändert hat. Schreitet die Agitation fort wie bisher ,, werden die Führer nicht baldigſt aus der Welt
Bedeutung ſind die Forſchungen de Roſſis im Gebiete von Rom .
geſchafft, dann kann es noch zu einer Spaltung des Jslam
Er ſtand lange allein mit ſeiner Anſicht , daß die prähiſtoriſchen
kommen . Die hervorragende Todesverachtung der Rebellen be weiſt die Stärke des Fanatismus. Ueber die Perſönlichkeit, Ab funft und Lebensgeſchichte Mohamed Ahmeds teilt Konſul Hanſal 110ch folgendes mit : „ Er ſtammt aus einer nubiſchen Familie in
Funde einer der hiſtoriſchen Zeit nahe vorausgehenden periode angehören , daß es einen nicht unterbrochenen Zujammenhang der prähiſtoriſchen und hiſtoriſchen Zeit gebe. Nicht nur die älteſten
Bewohner Mittel- Ĵtaliens, jondern die Etrusker , welche das Eijen kannten , ſahen noch die letzten vulkaniſcher Eruptionen im Albaner (Gebirge . Der Peperin bededt hier etrustiſche Gräber. Darauf beziehen ſich die von Livius 1 31 und XXII 35 berichteten Stein regen in den Jahren 536 und 216 v. Chr. Die alten Fluß
Dongola , iſt in Kartum geboren und nicht über 35 Jahre alt . Sein Vater betrieb mit ſeinen Söhnen das Zimmerhandwerk beim Schiffsban . Während die Brüder bei der Arbeit waren , ging 1
Mohamed Ahmed bei dem blinden Scheich Fakih el Emin , einem noch jetzt riihmlichſt bekannten Poeten , in die Schule, wo er Unter
weiſung in der Schrift und Gelehrſamkeit erhielt. Später wan
anſchwemmungen entſprechen der archäolithiſchen Zeit . Da Funde dieſer Periode in der lombardijchen Ebene fehlen , ſo muß man
derte er als Handelsmann nach der Inſel Aba, wo ſich ſeine
ſchließen , daß dieſe damals nod) von Waſſer bedeckt war. Den ſelben Soluß zog der Berichterſtatter aus andern Beobachtungen .
geiſtige Ueberlegenheit und Frömmigkeit verſchaffte er ſich dort Ein
Dorn und Mejjer.
auch unter den Bewohnern im Oſten des Weißen Fluſſes. Bei dem
Briider mit einigem Vermögen angeſiedelt hatten. Durch ſeine fluß und Autorität im Volfe der Bakkara ; ſein Ruf verbreitete ſich
Zwiſchen dieſen zwei Dingen ſcheint nicht viel Aehnlichkeit vorhanden zu ſein , namentlich iſt ein Judianer-Steinmeſſer nur zum Schueiden, nicht zum Stechen eingerichtet, mit Ausnahme einiger Obſidianmeſſer. Dennoch leitet ſich in mehreren Indianerſprachen 9
Meſſer von Dorn ab. So lautet im Kampo, am obern Ukávali ( Peru) Dorn queto , Meſſer inquiti ; letteres muß auch Pfeil oder aus Dornen verfertigte Pfeilſpitzen bedeuten , denn Pfeile
fortſchreitenden Anwachſen ſeiner Macht entging ihm die Chumacht des Generalgouverneurs und die Schwäche der Regierung nicht. Unter dieſen günſtigen Auſpizien hielt er vor zwei Jahren den Zeitpunkt gekommen , um öffentlich als Prophet auftreten 311
können . Die bisherige Geſchichte hat gelehrt, daß er ſeine Zeit gut verſtanden und ausgenügt hat.“
ſchießen heißt inquintiro , mit einem Pfeil verwunden inquin
Expedition Borgnis Debordes. Borgnis Desbordes hatte ſich mit ſeiner Expedition am
taccqui (C. Wiener). In der Klamath -Sprache im ſüidlichen Oregon
25. November 1882 in Marſch geſetzt (ſiehe „ Aušland “ Nr. 8
Notizen.
338
S. 160 ), um am Niger eine feſte, militäriſche Station zil gründen . Unterwegs wurde das um das Fort Bafulabe liegende (Gebiet
„ Bafing“ dem franzöſiſchen Protektorat unterworfen ; der darauf beziigliche Vertrag enthält als weſentlichſte Beſtimmungen : Die eingeborene Bevölkerung wird von Frankreich gegen äußere Feinde geſchiitzt; dafiir geſtattet jene den Bau von Forts und Straßen und liefert gegen Bezahlung die Arbeiter hiezu ; ſie hindert nirgends den freien Verkehr. In die internen Angelegenheiten des Landes miſcht ſich das franzöſiſche Gouvernement nidit, „ nur wenn es das Jntereſſe Frankreichs nach ſeiner Meinung gebieteriſch verlangen würde.“ Ale Ausgaben für Kuriere und Transporte miiſjen bar bezahlt werden ; „geſchieht es nicht , so hat ſich der Fürſt von Bafing an den Kommandanten von Kita zu halten.“ (Sic ! ) Ehe Borguis Desbordes Bamaku am Niger erreichte , hatte er öſtlich)
von Rita , alſo im letzten Viertel ſeines Vormarſches , ein ernſt liches Gefecht zu beſtehen . Er berichtet darüber aus Diburgula vom 18. Januar 1883 : „Trotz meiner diplomatiſchen Bemühungen
genannt.
Der Kundblic von dort aus war prachtvoll .
An der
Recherche Bai fand ich einen Gletſcher, welcher bedeutend zurück gegangen war. Die (Gletſcher Spitzbergen's laſſen ſich gleich denen von l'appland in drei Kategorien teilen, erſtens in alpinie Gletſcher, zweitens in polare (Gletjcher und drittens in ſolche, welche zwiſchen
dieſen beiden ſtehen . Auch habe ich gegen vierzig Photographien auf Spitzbergen aufgenommen .
Notizen. Afrika.
Neue afrikanijde Forſchungsreiſe. Dr. med. Pachy mani und Apotheker Dr. Friedrich Wilms aus Münſter treten
ſeit zwei Jahren hat dennoch ein Teil von Beledugn mir den
Anfang nächſten Monats eine mehrjährige Reiſe nach Südafrika, ſpeziell dem Transvaal lande, an , um , wie die „ Pharm . Ztg.“
Durchmarſch verweigert. Der Häuptling von Daba erklärte ſich
ſidit zu durchforſden , als aud) um die handelspolitiſchen Verhält:
am 11. Januar offen gegen uns. Am 13. Januar iiberſchritt die Molonne den Baule ; am 16. Januar um 9 llhr ſtand ſie vor Daba. Um 1210 Uhr eröffneten die Batterien das Feuer, legten aber erſt nach 214 Schuß eine praktikable Breſche in die Dorfumfaſſung. Um 11 Uhr trat die Sturmkolonne unter Hauptmann Combes an und nach einer Stunde hartnädigſten Kampfes war Daba in mjeren vänden . Unſere Verluſte ſind ſchwer : 53 Mann todt imd ver wundet, darunter 5 Offiziere ! Am 17. wurde Daba nieder gebrannt; am 18. kamen wir nach Tiburgula.“ Gegen Ende Januar traf die Erpedition in Bamaku am oberen Niger ein. Es wurde ſofort der Bau eines Forts begonnen. Stolz wehte die Trikolore am Ilfer des Niger; Desbordes aber berichtete niach St. Louis, daß, wenn ihm nicht baldigſt friſche Zufuhr von lebens mitteln und Mannſchaft zui teil werde, er zur ſchleunigſten Umkehr gezwungen ſein wiirde.
.
meldet, dieje Gegenden ſowohl in botaniſcher und zoologiſcher Hin niſſe zwiſchen Deutſchland und Siidafrika fennen zu lernen , be ziehungsweiſe thunlichſt zu förderi. Mitte Februar kehrte l'ord Mayo, welcher das Kunene gebiet längere Zeit in verſchiedenen Ridhtungen durchreiſte und den Kunene ſelbſt überſchritt, mit reichem geographiſchen Material nach England zuriid .
Für den Tanganika ließ die londoner Miſſionsgeſellſchaft einen zerlegbaren Miſſions dampfer erbauen , deſſen einzelnie Sektionen ſchon am 19. Januar auf den Dampfer „ lhandalla “ ver laden wurden, welcher zugleich der Miſſionsingenieur J. Rorburgh zur Fahrt nad) Cuelimane benutzt.
Von dort ab übernimmt die
„ African Lafes Company " bis an das Südende des Tanganifa den Transport der Dampfbootteile , welche dann Rorburgh in
Gemeinſchaft mit Kapitän Hore wieder zuſammenjetzen wird.
Kayor. Pat- Dior, der Fiirſt von Kiayor (ſiidlich des Senegal , Rabot über ſeine Reiſe nach Lappland und Spißbergen . Einem uns freundlich zur Verfügung geſtellten Briefe des Herri Ch . Rabot über ſeine Reiſen im letzten Sommer ent
Hehmen wir folgendes: Auf meiner Reiſe im vergangenen Sommer nach dem hohen Norden beſuchte und erforſdite ich den Swartijena
(Gletſcher an der Miiſte von Nordland, der bisher für den größten in Europa galt. Durch drei Thäler, welche auf den Karten nicht angegeben ſind und die ich ganz durchwanderte, iſt der Swartijen weit entfernt, von ſolcher Größe 311 ſein ; den anſtatt eine einzige Maſſe 311 bilden , wie man bisher annahm , zerfällt dieſer Gletſcher in vier Arme von ungleicher Größe. Der am meiſten nach Weſten und nach der Meeresfiiſte 311 gelegene hat den Charakter der Polar Gletſcher. Es iſt ein 800—900 m . hoh gelegenes , ganz flaches Firnfeld , in deſſen Mitte ſich ein alleinſtehender Gipfel erhebt.
Seine Höhe beträgt 1600-1800 m . ud ingeheure Eisſtröme,
hatte, wie in Nr. 8 des „ Ausland“ beriditet worden , den Franzoſen den Bau einer Eiſenbahn durch ſein land verboten und die beſtehenden Verträge gekiindigt. Die Franzoſen machten kurzen Prozeß. Oberſt Wendling riidte am 26. Dezember 1882 in das feindliche Gebiet, ſchlug jofort lat-Dior in die Flucht und ſchloß mit den /
neuen Häuptlingen einen Vertrag ab , welcher am 30. Januar 1883
im „ Moniteur du Sénégal“ publiziert wurde. Die Beſtimmungen desſelben enthalten unter anderem folgendes : „ Pat- Dior ud Samba - Labbe ſind fiir immer aus dem Lande verbannt. Amadi
Ngne Fal iibernimmt die Herrſchaft, welche in ſeiner Familie erb lich bleiben ſoll. Kayor ſtellt ſich unter das Protektorat Frant reichs. Deni Bau von Eiſenbahnen iſt jeder Vorſchub zu leiſten : Arbeitskräfte ſind nach Bedirſnis zu liefern ; der Arbeitslohu wird vom Gouverneur fixiert. Militäriſche Poſten fömien längs der Eiſenbahnlinie erbaut werden ; das Terrain diejer, wie das von
die ſich faſt bis zum Meere erſtrecken , ſteigen von ihm herab. Der
einem Kilometer Umfang um jedes Fort, gehört Frankreich. Der
öſtlich you dieſem
Handel iſt vollkommeil frei . Alſo abgeſchloſſen wuid imiterſchrieben zu Körmandiibe-Sari, den 16. Januar 1883." A11 Deutlichkeit
erſteren gelegene Arm hat dagegen ganz den
Charakter eines alpinen Gletſchers. Alle dieſe Gletſcher ſind, nach den Moränen zu ſchließen , in den letzten Jahren zuridgegangen ,
läßt dieſer Vertrag gewiß nichts zu wünſchen übrig; die Franzoſen
aber in weit geringerem Maße, als die der Alpen . Am 26. Auguſt
übernehmen gar keine Verpflichtungen und beanſpruchen alle ihnen
ſchiffte ich mich an Bord eines kleinen Segelſchiffes von 40 Tonnen
vorteilhaften Rechte. lleber die Fortſchritte der Ziviliſation in Mada gaskar wird von verſchiedenen Seiten geklagt. lInter anderem ſchreibt ein Berichterſtatter des „ Daily Telegraph “, welcher Anfang November zu Tamatave landete, daß die Jijel einen viel gefähr
(Gehalt , das ich zuſammen mit meinem Freunde A. H. Cods ge mietet hatte , nach Spigbergen ein . Ich rechnete darauf, viele
Bergbeſteigungen machen zu können , mußte aber von meinen Plänen abſtehen. Die Berge von Spitzbergen ſind ganz mit Ge rölle bedeckt, welches in ungeheuren Steinlawinen abrout , ſobald man den Fuß darauf ſetzt. Von den erſten Tagen des Septembers an fiel Schnee und alle Bergſpißen waren dicht bededt . Trotzdem habe ich von der Saſſenbai (Eisfjord) einen 850 m . hohen Berg
beſtiegen und nach dem Beſchreiber Spitbergens kaver Marmie
licheren Feind als in der Malaria im Branntwein beſitze, der
mit der Ziviliſation hier eindrang. Es iſt die gemeinſte Sorte des auf den Zuckerpflanzungen von Mauritius jabrizierten Kums.
Der Eingangszoll auf denſelben wurde von 30 auf 1000 er mäßigt, ſollte indes in Intereſje des Landes und jeiner Bewohner
1
Notizen .
auj 50 ° , erhöht worden jein . Die ziviliſierenden Mädyte Europa's fänden hier günſtige Gelegenheit, einen wohithätigen Einfluß geltend zil mad )en .
Zur Geſchichte des Tanganika. Jil der geographijyen
339
das „ Morgenblad “ veröfientlicht ( der erſte war vom 11. Auguſt 1882 ) Ter Berichterſtatter , ein Mitglied der Erpedition, ſchreibt: Das Reſultat der Objervationen mehrt ſid) von Tag zu
datiert .
Tag. Welche Ilnendlichkeit der Zahlen ! Bei jeder regelmäßigen
Fiktion der „ Association for the Advancement of Science “
Stundenobſervation werden über 100 einzelne Ziffern notiert, ein
legte Thomjou die Anſicht vor , daß das ganze umehrige Kongogebiet von einem durch die beiden siiſtentetten begrenzten Bimientmeer eingenommen war , an deſjen Oſtrand ſich das Hodiplateau
gewöhnlicher Tag repräſentiert ſomit etwa 2500 Ziffern. Die
Stunde von 8–9 iſt eine beſondere Nordlichtſtımde; die Meſſungen werden dan alle 10 Minuten vorgenommen . Den tiefſten Ein als gewaltige Anſchwellung erhob. Ju letterem bildete ſich durch druck beim Anblick cines mächtigen Nordlichtes macht die lautloſe Einſturz das Beden des Tanganifa. Mit dem Durdbrud) des Stille, welche iiberall herrſcht ; jo viel Bewegung und fein l'ant , Kongo zog das Waſſer zum Veere ab und legte das Gebiet trocken ; zitternde Flammen in gewaltiger Fahrt und nicht das ſchwächſte der Tanganifa aber wurde iſoliert und erhielt ungefähr ſeinen Rauchen iſt 311 hören . Viele behaupten bekanntlich, bei ſtarkem heutigen Ilmfang. In jeiner Umgebung ſcheinen ſich Regen und Nordlicht ein eigentiimliches Tauſen gehört zu haben ; aber Beweiſe Berdimuſtung gewöhnlich das Gleid,gewicht zu erhalten ; dagegen liegen nid )t vor . Auch hier oben gibt es mehrere, welche mit Be ſteigt in beſonders regenreichen Jahren der Seejpiegel , bricht ſich ſtimmtheit meinen , Nordlichttöne gehört zu haben . Trombolt in endlich im Lukuga durch imd hat eine Zeitlang ſeinen Abfluß zum siautokaeino hat gehorcht und gehorcht, aber nichts gehört. Auch Mongo . wir auf der Polarſtation haben nicht die geringſte Spur eines Tones entdeckt, was indes nicht viel ſagen will, da wir den Fiord Zur Geſchichte von St. Thomé. R. Greji fand nach dein „ Zool. Anzeiger “ auf St. Thomé 18 Arten landmollusken ; mit dem ſteten Wellengepeitſdie gegen den Strand in unmittelbarer 1.5 derſelben ſind der Inſel durchaus eigentümlid ), mnr 3 kommen Nähe haben. Von der arktijden Finſternis macht man ſid, ſiid wärts eine übertriebene Vorſtelling. Eine abſolute Finſternis den noch auf Do Prinzipe ind cine zu gleicher Zeit an der weſtafri faniſchen Küſte vor. Tarans un hat genannter Forſcher den ganzen Tag hindiurd) , wie ſie von denen geſchildert wird , welche Schluß gezogen , daß die Guinea - Juſein vielleicht niemals unterin Spitzbergen 3. B. überwinterteil, fennt umjer Land nicht und einander und mit dem benachbarten Kontinent in Zujammenhang 1 bier in Alten iſt ſtets, jelbſt Ende Dezember, zur Mittagszeit ein ſtanden, ſondern jede getrennt aus dem Ozcan ſid) erhob und auf sümmernder Lichtſchein im Süden, ſo daß man , wenn man nichts Beſonderes 311 thum hat , wohl einige Stunden die lampe aus jeder ſid) organiſches leben jelbſtändig entwidelte. 1
Nad) einer Schätung Profeſſor Cohen's repräjentiert die bis
i löſchen fanın.
B. L.
Finniſche Polar-Erpedition. Von der unter Leitung
herige Diamantenproduftion Südafrika's einen Wert von 600 Millionen Mark. Braſilien hat in 143 Jahren nur etwa
des Dr. Lemſtröm in Sodankylä ſtationierten Firmländiſchen Erpe
? 3 dieſer Summe produziert, welche Siidafrika in 11 Jahren
dition liefen am Ende vorigen Jahres in Helſingfors endlich Nadı:
lieferte. Hiedurch wurde natiirlich ein Fallen der Freije fiir das
richten ein . Auf dem Cratituri iſt auf einer 900 Qm . großen
Rohmaterial bedingt, welches aber mehr der Technik , als dem
Fläche ein Ausſtrömungsapparat angelegt worden . Ein flaminen :
Lurus zu ſtatten gekommen iſt. Der vergrößerte Bedarf an Diamant-
der, gelblichweißer Lichtſtrahl umgibt häufig die Bergipite und der Galvanometer liefert einen meßbaren variablen Ausſdılag
jchleifen begiinſtigte das Entſtehen zahlreicher neuer Fabrifen, nicht nur in Amſterdam , ſondern auch in verſchiedenen Städten
cines eleftriſchen Stromes aus der Erdatmoſphäre. Es bildet dies
Deutſchlands, 3. B. in Hanau .
cinen direften Beweis für den elektrijden llrſprung des Nord lidites und ein neues Forſchungsgebiet eröffnet fidh dadurch der Erdphyſik. Bon anderer Seite wird geſchrieben : Profeſjor Lemſtröm ſtellte eine galvaniſche Batterie mit Leitern von 900 Qm . Oberfläche auf und fand iiber derſelben eine gelblid) weiße lichtentwickelung, welche das Nordlichtjpeftrum ergab. Uluter dicjem Nordlichtbogen ſchien der Erdſtrom aufzııhören , während
St. Þauls - Felſen. Dieſe kleine, vollkommen kahle Inſel iſt eine der im Atlantijdjen Ozean zerſtreuten Juvjeli ( Triſtan d'Afunba, Ascenſion , die Azoren , Island), welche von manchen als die ſich iiber die Oberfläche der See erhebenden Gipfel eines
großen Landes , das ſich einmal in langen, vergangenen Zeiten zwiſchen der alten und neuen Welt ausſtreckte und welches man anf Grund von alten griedyiſchen Sagen , die eine große, unter dem
der atmoſphäriſche Strom ſich raſch verſtärkte.
Ozean begrabene Inſel amehmei , Atlantis genannt hat , betraditet
Die im letzten Herbſt aus Grönland erhaltenen Nachrichten
werden . Andere jedoch jehen die genannten Inſeln als rein vul
hat jetzt die däniſche Regierung dem Reichstage zugeſtellt ( Hamb. Korr.
faniſchen Urſprungs und durdhaus nicht als lleberreſte eines friiher glieder der Challenger-Erpedition haben die Jijeln beſucht und
vom 3. April 1883 ). Aus denſelben geht hervor, daß die im Sommer und Herbſt 1881 in Nordgrönland vorherrſchende Kälte zu Anfang Dezember von milder Witterung abgelöſt wurde. Der nädiſte Friihling ſtellte ſich erſt ſpät ein , der Sommer blieb namentlid)
viele Steinproben geſammelt , die verſchiedenen Petrographen zur
in Siidgrönland fiihl. Der Seehundfang war in Nordgrönland
näheren Unterſuchung anvertraut worden ſind. Die von dem St. Pauls Felſen genommenen Proben ſind durch Herrn Renard
während des ganzen Jahres ein gleichmäßig guter. Die im Herbſt 1881 in Julianehaab ausgebrochene Typbusepidemic grajſierte bis Ende des letzten Sommers. Auf ſie iſt auch der lleberſchuß der Todesfälle in der Gegend des Disko -Bujens und des Amanaf Diſtrittes zuriidfzufiihren. Vom Hryolithbruch bei Jvigtut ſind
ſehr ausgedehnten Landes an . Nur eine genauere Iluterſuchung
der Art des Geſteins famn hier zu Entſcheiding fihren . Die Mit-
zu Brüſſel unterſucht und das Ergebnis im 2. Teil des „, Narrative
of the Expedition of the Challenger“ veröffentlicht worden . Die lInterſuchung war namentlich mifrojkopiſch und dabei hat ſid)
mit großer Wahrſcheinlichfeit ergeben , daß die Hauptmaſſe einen
1882 22 Ladungen, enthaltend 58912 Kubiffaden Kryolith , ver
vulkaniſchen llrſprung gehabt hat , obſchon Renard ſich hierüber
ſdrifft worden .
cinigermaßen zweifelhaft ausläßt und das Geſtein „ kryſtalliniſchen
In der Sitzung der Londoner Geographiſchen Geſellſchaft
Schiefer“ nennt. Beitie, der über dasſelbe in ,, The Nature (9. XI . einem unterjeeijchen Vulkan geſtrömte lava. („ Albumn der Natuur.“ ) Bolarregionen.
rom 29. Jamar iibergab der verdiente Polarforſcher Leigh Šmith 1000 Þf. St. zum Zweck weiterer Polarforſchungen. Wie man aus Pola berichtet, wird in den erſten Tagen des Mai der Kriegsdampfer „ Pola “ die zweite Reiſe nach Jan
Die Norwegiſdhe polar - Erpedition , Station Voſekop-
Mayeii antreten , um die dort weilenden öſterreichiſchen Forſcher
Alteni , ichidte am 24. Jamar cinen zweiten Bericht ab , den jetzt
nad) Ablauf der fiir ihre Studien feſtgeſetzten Jahresfriſt in die
1882) berichtet hat, hält das Geſtein mit Sicherheit für eine aus
Litteratur. Korreſpondenz.
340
Heimat zuriickzubringen . Falls feine andauernde Verzögerung ein tritt , diirfte das Schiff im Juni Jan Mayen erreichen und ſchon im Auguſt wieder in Oeſterreich ſein.
Eingeborenen gekommen waren , lange bevor eine europäiſche Karte diejelbe zur Anſchauung brachte. Der Maori-Name der Inſel iſt
Blinde Fiſche bei Fort Rae. Kapitän Dawſou ſchreibt
werden, daß die Karte der Judianerſtämme am unteren Kolorado fluſſe, zwiſchen Arizona und Kalifornien ( „Pacific Rail Road Reports “ ,
in einem Privatbrief : „Ich habe von einer großen Höhle ſprechen
Es möge noch beigefügt
„Fijd) des Maui“ : Te Ika a Maui. 1
hören , welche etwa eine Tagereije von hier ( Fort Rae) gelegen
Band III , Teil III , C. 16. Waſhington 1855 ), von Leutnannt A.
iſt, die ich unterſuchen und diirdyjorſchen werde. Es lebt dort eine Art Fiſche ohne Angen , die ſich vielleicht als eine neue Spezies
W. Whipple, nach Angaben eines dortigen Juma Suedianers , welcher den Plan zuerſt auf den Boden zeichnete, aufgenommen worden iſt. Eine andere, auf derſelben Seite befindliche Karte derjelben Gegenden iſt eine Kopie der Zeichnung eines Chemehuevi Häuptlings. Edon im Buche Joſia wird eine Landkarte eines
ausweijen wird. “
Teiles von Paläſtina erwähnt.
X. S. Gatſchet.
Waſhington D. K.
Litteratur. Wanderungen in Spanien und Portugal 1881–82 von Ernſt Bark. Berlin . Richard Wilhelmi. 1883. XXII . 351 Seiten , Es gelang dem Autor die Aufgabe, welche er ſich gejept hatte : Eine Reihe von Berichten über Land und Leute zu geben , durch welche er ſeinen Freunden in der Heimat einen Refler des von ihm Geſehenen und Empfundenen zu vermitteln wünſchte. Die Hauptzüge des Charakters der jüdweſteuropäiſchen Landſchaften ſind raſch erfaßt und ohne Breite gezeichnet . Jene zahlreichen Blicke aber , die das Denken und Treiben der bezig: lichen Völfer zu erkunden ſuchen , gewinnen umſtreitig dadurch an Wert , daß ſie Gegenwart und Vergangenheit, wo immer möglich, z1jammenhalten. Hierdurch wird man öfters für die Eile des Beobachters entſchädigt , weldie ein tieferes Hineinſchauen in die völkerfindlichen Verhältniſſe und eine breitere Begründung der aufgeführten Meinungen nicht zuließ. Im übrigen jedoch erhalten wir lebendige Eindrüde, die auf das richtige Erfaſjen weſentlicher Momente zurückzuführen ſind. Auch eine dankenswerte Anzahl geiſtvoller Jocen findet ſich durd) die Reiſebejchreibung zer ſtrent, wohl 311 verwertende Beiträge für cin geographiſches Bild dieſes Gebietes. Die Form iſt geſchmackvoll, die Sprache farbig , ungezwungen ; das Werf lieſt ſich leichter, als manches andere
Anzeigen Im Verlage der 3. 6. Cotta'ſden Buchhandlung in Stuttgart erſchien ſo eben und iſt durch alle ſoliden Buchhandlungen des In- und Auslandes zu beziehen :
Stein , Dr. Lorenz von , Das Bildungsweſen . Das Syſtem und die Geſchichte des Bildungsweſens der alten Welt. Zweite, gang neu bearbeitete Aufl. (Fünfter Teil der Ver Erſter Teil.
waltungslehre , der Inneren Verwaltung Zweites Hauptgebiet. )
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korreſpondenz. Zur Kartographie der Naturvölfer. Ter lehrreiche Aufjat von G. Miller- Frauenſtein „ Zur Kartographie der Natur völfer “ beſpricht (Ausland 18833 , S. 189 ff. ) auch die leiſtungen der Polyneſier in dieſem Fache. Cines der incrkwirdigſten dahin gehörigen Fakta findet ſich bei I. I. Egli, „ Nomina Geographica“ , ( Leipzig 1880 ), lerikaliſcher Teil, S. 519 , woſelbſt der Autor aus Taylor's Werf ,, Te Ika a Maui, “ S. 26 folgendes anfiihrt: „ Vani, der jerfules der Maori-Mythologie , ..... iſt der Herr des Waſſers und des Feuers, der Inft und des Himmels und hat unter anderen großen Thaten auch das Land aus dem Meere ge :
fijd )t. Mertwiirdigerweiſe hat die Nordinſel von Neuſeeland in
ihren äußeren Ilmriſjen wirklich Aehnlichkeit mit der Geſtalt eines Fiſches und die Eingeborenen bezeichnen jogar die Gegenden , welche den einzelnen Gliedinaſjen entſprechen : Siiden der sopf, Norden der Echwanz , Kap Egmont die Niidenfloſie , Oſtrap die
Panchiloſſe , Fort Nicholſon und Wairarapa , ein See bei Wellington, die beiden Augen , die Nord- und Siidkiiſte von Port Nicholſon die beiden Niefer, der thätige Vulkan Tongariro im Zentrum der
Die Allgemeine Zeitung (mit wiſſenſchaftlicher Beilage und Handelszeitung)
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Münchener Kunſt. Von Fr. Pecht. – Die ſomatiſche Anthropologie in Deutſchland.
Wiener I /II .) – Das Sectenwejen in Rußland . Vrieje. (CLVII .) Von der römiſchen Kunſtausſtellung. ( V. )
Die Bayern auf der Ilniverſität. II . Wo ſtudieren die Bayern ? Neue Funde aus Aegypten. Von A. Baner. Zur Geſchichte des ſpaniſchen Erbfolgefrieges. Die geheime Dynamit- Fabrit in Birmingham .
Injel und der an ſeinem Fuße liegende Taupo See der Magen und Bauch des Fijdes. Gewiß ein merkwürdiger Beweis , 311 welch genauer Vorſtellung von der Form dieſer großen Juiſel die
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Dag Juslaud. Wodenſchrift für Länder- und Völkerkunde, unter Mitwirkung von Profeſſor Dr. Friedrich Ratzel und anderen Fachmännern herausgegeben von der
3. G. Gotta'ſchen Budhandlung in Stuttgart und Nünchen. Sedisuudfünfzigſter Jahrgang.
München, 30. April
Nr. 18.
1883 .
Jährlið 52 Nummern à 20 Seiten in Quart. Preis pro Quartal M. 7. zu bezieben duro aile Buchhandlungen des In- und Auslands und die Poſts Rezenſions-Eremplare von Werken der einſblägigen litteratur ſind direkt an verrn Profeſſor Dr. Friedrich Rakel in Minden , atademieſtraße Nr. 5, 311 jenden . Jnſertionspreis 20 Þf. für die geſpaltene Zeile in Petit. ämter.
Inhalt : 1. Politiſch- und wirtſchaftsgeographiſche Rückblice. V. Auſtralien . S. 341. 2. Rieſige Wachstumskraft der Tropen. Bon Guſtav Wallis. Mit Abbildung.) S. 317. 3. Betradtungen über Natur und Erforſchung der Fotarregionen. VI. (Bibt es eine Terra Australis ? C. 350. 4. Der dritte Deutſche Geographentag in Frankfurt a . M. voin 29. - 31. März 1883, ( Ediluß . ) S. 354. 5. lleber die Wirkung der langen Tage in hohen Breiten auf die Vegetation. S. 156. 6. Kleinere Mitteilungen : S. 356 . Mantegazza über die Todas. Neuigkeiten in mittelaſiatiſcher Topographie. Profeſſor Buijs Ballot iiber die Aufſuchung der „ Varna.“
- 7. Notizen : č . 158. Afrika. Amerika . Polarregionen. (Geographijshe (Scjelljchaften, Mujeen 2c .
Politiſch- und wirtſchaftsgeographiſche Rückblike. V.
Auſtralien .
Wir waren anfänglich unſdlüſſig, ob wir Auſtralien als Ganzes oder aber die cinzelnen Kolonien Staaten, weldie ſich in dem fünften Erdteil entividelt baben , jeden für ſich und in einen beſonderen Eigentümlidyfeiten hier betrachten jollten . Endlid) ſind wir zu dem Entſchluß ge
kommen , den Verſuch zu machen , cin allgemeines Geſamt: bild zu entwerfen ; denn cinesteils iſt über Auſtralien viel und auc manches Vortrefflide im letzten Jahre geſdyrieben worden ; andererſeits baben wir, ſoweit es der Naum dieſer Blätter erlaubt, das Wichtige, was von dort zu berichten war,
ſorgfältig zu verzeidnen geſudit , jo daß wir, obne Wieder
bolungen befürdyten zu müſſen, kaum auf Einzelheiten eingehen fönnten . ' Hiezu kommt, daß für uns der Erdteil als Ganzes betrachtet, mit Rückſidit auf ſeine Vergangenbeit, Gegen wart und Zukunft viel mehr Bedeutung beſitzt, als dieſe
Wir haben den Gedanken , Auſtralien im allgemeinen zu behandeln, umſomehr mit einer gewiſſen Vorliebe erfaßt, als uns, während wir uns auf die vorliegende Arbeit vor bereiteten, ein Bud in die Hände kam , welches die aller criten Anfänge der Noloniſation in Auſtralien zum Gegen jtande hat, während der gegenwärtige Zuſtand des Erd teils in den letzten Wochen vielfad, crläutert worden iſt, als es ſich darum bandelte, für zwei der Kolonien nieue
Anleiben zu id ließen und es einen Punkt der Erwägung ausmadite, feſtzuſtellen, inwiefern der gegenwärtige Zuſtand
lebensfräftig genug ſei, eine ſolde neue Bürde zu tragen, ferner ob in der bisher gefolgten folonialen Politik eine Bürgidaft für die Zukunft enthalten ſei. Durd dieſe Er örterungen wurde die große Entwidlung, deren fid die
ſieben auſtralijden Staaten zu erfreuen haben , in ein glänzendes Licht geſtellt; mag dieſelbe audy in dem einen oder andern derſelben etwas Treibhauspflanzenartiges haben ,
ſo macht ſie dod im ganzen den Eindruck, daß die richti gen , geſunden Grundſäße, die man auf die für das Auf
und jene Einrichtung der einzelnen Staaten , ſo wichtig
blühen genommenen Maßregeln angewendet hat, aud im
dieſelbe auch für beſondere Werbältniſſe iceinen fönnte.
jtande geweſen ſind, cinen gejunden Stamm mit reiden Blüten und geſunden , wenn aud teilweiſe nodumreifen
i Nur auf den in Nr. 16 ds: Js. gebrachten Vergleich ziviſchen den Kolonien Siidafrikas und Auſtraliens möchten wir bejonders hinweiſen , da derjelbe in hervorragendem Maße geeignet ſcheint , die Hilfsquellen und Fortidritte Auſtraliens durch Meſſung
an denen Siidafrikas 311 beurteilen. Xusland 1883 Nr. 18 .
A. D. R.
Früchten hervorzubringen. Weldie Bedenken wir haben, | First twenty years of Australia. A History fonnded on official Documents by James Bonwick . London, Melbourne, Sydney. 1842. 52
Politiſch). muid wirtſchaftsgeographiiche Riidblicke. 342 weldie Gefahren unſerer Anſicht nad miglidyerweiſe folgende Tefake blieb das Verbältnis beinahe dasſelbe .
eintreten können , werden wir unten näher auseinanderjeben .
Es ſind nun bald hundert Jahre, daß die Verhältnije in Amerika England nötigten , in dem fünften Welt teil ein Pätden zu ſuchen , wobin es jeine Verbrecher
)
(diden fonnte und jetzt befindet ſid, dort eine fräftige, tbätige Bevölkerung von wenig unter drei Millionen Seelen . 1787 empfing die Botany Bai , welde erſt 1770 entdeckt
war, die erſten Strafgefangenen und wenn aud) dieſe erſte Kolonie dahinſiedite, traten andere an ihre Stelle und wurden die Anfänge jener ſieben Staaten, welche ſdon jeßt dem mächtigen Albion gegenüber ziemlid unabhängig das ſtehen und, in Handelsjadren wenigſtens, jeder für ſich ihre eigene Politik treiben, wobei ſic fid wenig um das kümmern, was das Intereſſe des Mutterlandes fordert. Das verfloſſene Jahr war in doppelter Beziehung ein für Auſtralien bemerkenswertes ; einmal wurde, wie oben
idon erwähnt iſt, durch eingehende Beſpredung der dor: tigen Zuſtände ein freier Einblick in dieſelben ermöglidyt, was wohl dazu beitragen wird, der Entwidlung neue Hilfsquellen zuzuleiten. Dann aber wurde die Stellung Englands in Aegypten viel feſter, was nidt ohne Einfluß
1
Wenn nun allerdings die Einwanderung bauptjädlid Per jonen im Fräftigiten Lebensalter ins Land führt, die außer
günſtige Geſundheitsverhältniſſe dem durdyjdvnittlid je n weiſe n habe und dies hinandes erklärt, jo verdient aufzu
dod ) die ſtarke Vermehrung durch den Ueberſchuß der Ge ba Auſtralien ſids burda bedeutende Kinderſterblich feit auszeia wet. Dr. E. Jung teilt in ſeinem Werte über Auſtralien mit, Rab jie größer
burten große Beachtung, umſomeor,
als ſelbſt zu London iſt und da im allgemeinen
feine fünſt Wific die
lichen , durd die Zivilijation berbeigeführten Verbältı ſelbe veranlaſſen , sondern ſie in ganz beſtimmten flix den Umſtänden ibre Urjade zu baben ſcheint, ſo mo je dieſer Umſtand aber aud andererſeits andeuten, daß
Uebrigbleibenden eine erſtaunliche Widerſtandsfähigkeit und eine hohe Lebenskraft befiten . in Neu -Seeland, weldes vermutlich die gejunbeſte Kolonie iſt , betrug der Ueberſduß der Geburten über die Todesfälle 30 per 1000 Einwohner, in allen auſtralijden Rolonien 22, in den Vereinigten Staa ten 18, in Deutid land und England 13, in Franfreich 2.
Im ganzen iſt die Zunahme der Bevölkerung etwa um 50 % ſtärfer, als in den Vereinigten Staaten. Wir wollen an dieſer Stelle gleich hinzufügen , daß infolge des ges
auf die zukünftige Entwidlung Auſtraliens bleiben wird. Man fönnte dies natürlich audy umfehren und ſagen,
junden Klima's von Auſtralien die Durdy dynittszahl der
daß die Rüdſidyt auf die Zukunft Auſtraliens und die
kreis durch Sirankheit entzogen wird, im Verhältnis zu
Entwidlung ſeines Kolonialbeſibes überhaupt nicht ohne Einfluß auf die Handlungen Englands in der ägyptiſchen
anderen Ländern erheblid, berabſinkt.
Tage, während welcher jeder Einwohner ſeinem Wirkungs Wenn man audy die
Der natürliche Reichtum eines Landes erhält den
Angaben Bells für übertrieben bält (er ſpricht von 11 Tagen Arbeitsverluſt in England, 7 in allen auſtraliſden Kolo nien , 5 in Neu -Seeland - alles bei Männern zwiſden 20 und 60 Jahren ), ſo ſteht doch die Toatjade feſt und dadurd) wird der Betrag der Jahresarbeit oder, wenn
richtigen Wert erſt durch die Weiſe , wie er ausgenußt
man dieſelbe als einen Teil der Nente des Nationalver
wird ; zu ſeiner ridytigen Ausnußung bedarf jedes Land
mögens betracytet, der Rapitalwert des letzteren ſehr be
einer gewiſſen Zahl von Bewobnern
Sie
deutend erhöht. Daß in dieſer Beziehung außer den klima
felbe überſchritten wird, ohne daß neue Hilfsquellen er-
tijden Verhältniſſen and die ſtarke Einwanderung, die
öffnet werden, wird die Eriſtenz der Einwohner verkümmert. Daß Auſtralien noch eine Menge Wenden aufnehmen
immer neue Kräfte zuführt, einen wobſthätigen Einfluß aus übt, liegt auf der Hand und es iſt denn auch das Beſtreben der auſtraliſchen Kolonien , wenigſtens der meiſten derſelben,
Frage geweſen iſt und die Wirkung gehabt hat, daß dieſer
Staat jekt aus dem Lande der Pharaonen nidit ohne weiteres weichen wird.
und wenn
kann, ehe es die zuletzt genannte Gefahr zu jürditen haben
wird, braucht nicht weiter nachgewieſen zu werden ; es liegt uns zunächſt ob, zu zeigen , in welder Weiſe die Bevöl
ſie zu befördern, wie denn nach den neueſten Beriditen Queensland , Neuſeeland, Neu -Süd - Wales und Süd
kerung fic vermehrt hat und welche Ausſidyten in dieſer Be-
Auſtralien und zwar die drei zuerſt genannten ſehr bedeu :
ziehung für die Zukunft beſtehen. Nach dem Senjus vom Jahre 1871 zählten die ſieben Kolonien eine Bevölkerung von 1,920,850 Seelen ; Bell in ſeinem in London im No
tende Beträge bis zu fünf Millionen Mart zu dieſem
vember 1882 gehaltenen Vortrag gibt die Zahl 1,975,000
in dieſer Beziehung getroffen baben , nüber eingehen. ? Die Bedingungen, die man in bezug auf Nationalität, Alter, Geſdhledyt, Beruf u . 1. w . aufgeſtellt hat, ſind nidt
an , für 1881 nennt er die Sabl 2,840,000.
Dieje ſtarte
Zunahme iſt allerdings großenteils auf die Einwanderung zurückzuführen ; von 1861--1871 betrug die Zahl der Cin wanderer 280,000 , von 1870—1880 307,000 ; dagegen
Zwede zur Verfügung geſtellt haben . Leider fönnen wir Zivecfe hier nicht auf die Maßregeln, welche die einzelnen Staaten
gleidy, fie hängen eben von den Berhältniſſen der einzelnen
betrug der Ueberídu der Geburten in der erſtgenannten
1 Man darf nicht überſehen , daß aud) Austranderung aus Auſtralien ſtattjand ; die hohe Ziffer erflärt ſich aus der Berech
Defade 380,000, was, bei einer Bevölkerung von 1,3153,000
mg fiir den Anfang des Dezeuniums.
Seelen im Jahre 1861, für dieſes Jahr beredmet cine Her
2 Man jehe den lejenswerten Aujat von H. (Grejjrath in „ lus aller Weltteilere“ , Dezember 1882 , Februar 1883.
mehrung um ctia 29 % durch Geburten anzeigt; für die
Belitiſch- und wirtſchaftsgeographiſche Ritdbride.
Staaten ab und den Anforderungen, die ſie mit Rüdſidit hierauf ſtellen . Ebenfalls ſehr verſchieden iſt die Weiſe, in der die einzelnen Kolonien die Ginwanderer unterſtützen . Freie Ueberfahrt wird nur in einzelnen Fällen geivährt,
über die Frage angeregt, ob das Geld aber audy in vor: teilhafter Weiſe verivendet worden iſt. Ohne weitere Umſchweife müſſen wir zugeſtehen, daß die eben angegebene Hauptſumme für die , ſagen wir
meiſt nur ein Beitrag zu den Reiſekoſten oder auch eine Anweiſung auf Ländereien gegeben .
rund 3 Millionen Bewohner eine dywere Laſt bildet. Bon dieſen Bewohnern iſt in den lebten zehn Jahren der
Neue Acerbauer, neue Biebzüdyter erhöhen das Pro Duftivvermögen und da ihre Arbeit durch dynittlid Ueber:
dritte Teil etiva hinzugekommen , die Schulden aber be :
fcrüſſe abwirft, vermehren ſie den Nationalwohlſtand be:
wollen zunädyſt unterſuchen , für welche Zwecke dieſe foloj
trugen vor zivanzig Jahren erſt 200,000,000 M. Wir
deutend; Arbeiter, Handwerfer, weibliche Bedienung nament:
jale Sduldenlaſt dem Lande aufgebürdet worden iſt; daher
lid ſind erivünſdyt, der Mangel an Händen iſt groß ; die Yobne ſind zu einer unverhältnismäßigen Höhe aufgeſchraubt ,
ſei es uns erlaubt, den „ Rückblick “ zu dieſem Zweck etwas auszudehnen und auch eine ſchon entfernter gelegenere
Arbeitseinſtellungen an der Tagesordnung.
Die eingeborene Bevölkerung brauchen wir nicht zu erwähnen , ſie kommt ja in cinigermaßen nennenswerter
Zahl nur nody in Neuſeeland vor und da hat man wieder einmal vergebens mit ihren Angehörigen interbandelt. In einzelnen Kolonien ideint man nidt nur die Einfuhr von , ſondern auch den Handel mit Kulis zu kennen . In Queens: land, weldes ja zur Hälfte in den Tropen liegt und wo die Zuderpflanzungen manden Beſiber in ſtand jeben , in furzer Zeit ein hübides Kapital zu jammeln , wenn er
nur Arbeiter findet, werden „ freie Arbeiter“ in einer Weije
eingeführt, die von Einzelnen geradezu verkappter Sklaven bandel genannt wird. Im Intereſſe der Menſchlichfeit wäre es zu wünſden , daß dieſe Angelegenheit und
Zeit in den Kreis unſerer Betrachtungen zu ziehen. – Vor etwa fünfzig Jahren ſehen wir nur einen ſchmalen Streifen Yandes an der Küſte, der mit Anſiedlern ſehr dünn beſeßt war. Mutig genug brangen ſie vor, aber es gab
für den Adferbauer, für den Viehzüchter bald eine Grenze, über die er nicht vordringen konnte , weil die
Transportkoſten, die er hätte aufwenden müſſen , um ſeine Produkte zu verwerten , zu hoch geworden wären ; ſobald dieſe Grenze einmal erreidyt war, ſtanden nur zwei ver
diedene Wege offen : entweder gab man es auf, die Kul tivation und Koloniſation weiter ins Innere zu tragen oder aber man erleichterte den Transport durd, verbeſſerte kom munikationsmittel und machte es dadurch möglich, die Gren
zen der Anſiedlungen weiter landeinwärts zu verſchieben .
ähnlide Fälle fommen wohl nod) häufig genug in anderen
Das zuletzt genannte Verfahren iſt für ein in der Ent
Teilen von Auſtralien und Polyneſien vor einmal ganz energiſch unterdrückt würde; mögen es nun weiße oder ſchwarze Arbeiter ſein , die ſich freiwillig verpflichtet“ haben, ſie haben Anſpruch auf Teilnahme und auf Soutz. Nachdem wir uns ſo in allgemeinen Zügen mit den Bewohnern beſchäftigt haben , würde es, dem gewöhnlichen Verfahren folgend , unſere Aufgabe ſein , zunädiſt das
wicklung begriffenes Land von einer Bedeutung, von der man ſich in andern Ländern ſchwer eine Vorſtellung machen fann.
Ein einzelnes Beiſpiel möge genügen . Die Fracht
jpeziell das, was im leßten Jahre hinzugekommen iſt, zu beſprechen , hieran das Sündenregiſter in Geſtalt von
einer Tonne Mehl koſtete von Melbourne nach den Gold feldern früber 2800 M., jett faum 12 M. Die Anſiedler in Viktoria verbrauchten für den Transport ihrer Waren nach der Berechnung von Mr. Juſtice Chapmann jährlich Pf. St. 700,000 und als dieſe Handvoll Menſchen den Mut hatte, ein Anlehen zu ſchließen und ſidy die Laſt der Rentenbezahlung aufzulegen, da macyte ſie ein gutes
ſchwarzen Punkten und Staatsſchulden zu reihen und dann
Geſchäft. Für die Verzinſung der für den Eiſenbahnbau
die Summe zu ziehen. Wir erlauben uns die Ordnung umzukehren und mit dem ,, Soll" anzufangen ; wir hoffen , daß dieſes Verfahren beſſer geeignet iſt, die Leiſtungsfähig
verbraucyten Summen iſt der Ertrag mehr als hinreichend ; es bleiben noch Hunderte und Tauſende übrig, die dem Na
keit eines Landes hervorzuheben, die ja an und für ſich
nod größer iſt, muß hauptſächlich dem Umſtande zuge ſchrieben werden, daß die Transportpreiſe möglidiſt herab geſetzt werden ; dann aber darf man nicht vergeſſen, daß die Bahnen in Auſtralien wirklich den Weg zu neuen Anſied : lungen erſchließen und ſchon da ſind, ehe die Anſiedler an kommen . Mit der Zeit wird ſich das ändern und wenn nicht alle Anzeichen trügen , werden in ſpäterer Zeit die Eiſen bahnen viel höheren Gewinn abwerfen, als man gegen
„ Haben " der Staaten Auſtraliens hervorzuheben , mehr |
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keine abſolute Bedeutung beſitzt, ſondern dieſelbe erſt er hält auf Grund des Verhältniſjes, welches zwiſden ihr
und den Anſprüchen, die an ſie gemacht werden, obwaltet. Der geſamte Betrag der Staatsíduld aller Staaten war im Dezember 1882 etwa 1900,000,000 M., eine Anleihe von 80,000,000 M., die Viktoria ausgeſchrieben hatte (gegen Pari), mißglüdte, dagegen wurde eine Anleihe von Neu Seeland zu 981/, % gezeichnet, beide zu dem Zinsfuß von 4 % Dody müſſen wir nicht nur den abſoluten Betrag der Schulden, ſondern auch den Umſtand, daß dieſelben jid in den lezten zwanzig Jahren um das Zehnfache ver !
mehrt haben, berückſichtigen ; hiedurch werden Gedanken
tionalwohlſtand erhalten werden. Daß der Vorteil nicht
wärtig burd) ſie erzielt. Abgeſehen von den Goldgräbern , beſtand die Be
völkerung meiſt aus Ackerbauern oder Viehzüchtern ; das Gewerbe beider iſt keines derjenigen , welche in kurzer Zeit gedeihen , bei beiden iſt verhältnismäßig viel Zeit
Politiſch und wirtſchaftsgeographijde Nadolide.
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jll einem gewiſſen Erfolg zu gelangen ; man kann ſich daher nicht verivundern , daß die Entwidt lung des Landes mit den Wünſden der Einwohner nidt nötig ,
um
gleichen Sdyritt halten konnte und das letztere, welde jid ihrer Kraft bervußt waren und ſic ) im ſtande fühlten ,
iſt, man den Betrag der zu zahlenden Jntereſſen anſchna lid vermindern fam .
Die beiden Fragen , die wir uns in bezug auf die Staatsíduld iebt zu ſtellen hätten, ſind: „Iſt Deckung für dieſelbe vorhanden ?" und: at man die gehofften
den Wedyſel, weld en ſie auf die Zukunft zogen , aud) zu
Vorteile erzielt?" Beide greifen ſo vielfad, in einander ,
bonorieren , ihre Hoſpitäler, ihre Sdulen , ihre Poſten, Tele
daß wir ſie nid )t von einander trennen wollen , denn die Siderheit für die Staatsidyuld wird geboten durd, das Nationalvermögen der Rolonien und letzteres zu entwickeln war ja der Zweck, den die kolonialpolitik jo energiſch ver folgte und den 311 erreichen ſie den größten Teil ihrer
graphen und Eiſenbahnen jo bald wie möglid zu bekom men ſuchyten. Das Land iſt teilweiſe wenig frudytbar, es waren koſtbare Bewäiſerungsanlagen nötig, für die großen Städte mußte für Waſſerzufuhr geſorgt werden. Aehnlid blieb der Zuſtand bis heute; aud jeħt nod) wollen dic Kolonien von feiner Sdranke wijen , die ihren Fort
idyritt hemmt, die ſie nötigen würde , die ſo erfolgreidy bez gonnene Eroberung der Wildnis zu aufzugeben .
unterbreden oder
Sdulden kontrabiert hat.
Zichen wir zumädyſt das Einkommen der Kolonien in Betracht. 1860 belief ſid, dasſelbe, per Kopf der Bevöl ferung beredynet, auf 102, 1870 auf 97, 1881 auf 152 M .; der Fortidyritt iſt also in den letzten zehn Jahren ſehr an
jehnlich. Die Einnahme fließt, im allgemeinen geſprochen,
Für derartige Ausgaben aber hat man den überwie : gend größten Teil der Anleihen geſchloſſen ; wenn man von dem Maori-krieg abſicht, darf man jagen : ,, Der ganze Betrag der Sdulden iſt in öffentlichen Arbeiten wieder angelegt worden ." Nad, dem Vortrage des Sir F. Dillon Bell ſind 1120 Millionen Marf auf Eijenbahnen , 100
von Kronländereien , wodurd , allerdings der Beſitz der Ro : lonien Einbuße erleidet, aus dem Ertrag von Eiſenbahnen , Telegraphen u . 1. w ., wodurdy jest don mehr als die Rente
Millionen auf andere öffentlidhe Bauten und ctiva 200 Millionen auf die Einwanderung verwendet worden; ja
lid) aus allen anderen Einkünften , die man in ibrer Ge ſamtheit als die auf die Einwohner, individuell be traditet , brüdenden Vaſten anſchen famn. Lettere dürf
in einzelnen Fällen überſteigt die Summe der für derartige Zwecke verausgabten Gelder den Betrag der Staatsiduls.
Und die einzelnen Kolonien mußten biefür Opfer bringen ; alle dieſe Anlagen der Privatinduſtrie zu überlaſſen , war
in Auſtralien eine Unmöglichkeit; wenn man ſie überhaupt machen wollte, war nur der Staat, natürlid, mit geliehe nem Gelde, dazu in ſtande und er fühlte ſich beredytigt,
es zu thun. Denn die Vereinigten Staaten hatten in glän gender Weiſe bewieſen , daß Verbindungsmittel das Innere des Landes erid ließen ; in dem zulegt genannten Lande
war die Entwicklung aller Verhältniſſe ſdon ſo weit gediehen , daß ſich Privatgeſellſchaften fanden, weldie mit Unterſtütz ung des Staates, meiſt in Geſtalt von Ländereien, welde längs der Bahn gelegen ivaren und den Geſellſchaften ab : getreten wurden, den Bau ausführten. Wegen der ſchnel leren Entwidlung Auſtraliens und weil man kein Geld in Lande hatte, konnte man dieſem Beiſpiel nid)t folgen und mußte im Ausland, namentlich in England, leihen ; die Geldmänner aber, welche mit den Zuſtänden nid)t ge
nügend bekannt waren und nicht wußten , ob ihr Geld jidher angelegt ſei, gaben dasſelbe nur gegen hohen Zins; es wurden 5, 6 und 7 % gezahlt. Unglüdliderweije wur:
den die Anleiben nod dazu auf beſtimmte Zeit geſchloſſen; als die Verhältniſſe der Kolonien ſid, günſtiger geſtalteten und es möglich geweſen wäre, Geld gegen eine mäßigere Rente aufzunehmen, war infolge des eben erwähnten Um ſtandes eine Konvertierung unmöglich. Es wird nur dieſer
Andeutung bedürfen , um deutlich zu machen , daß , wenn die für die Dauer der verſchiedenen Anleihen feſtgeſette Friſt abgelaufen ſein wird, was teilweiſe bald der Fall
aus drei veridicdenen Quellen, nämlid) aus dem Verfauf
des darauf verwendeten Kapitals vergütet wird und end
ten fidy auf nid)t mehr als 7 Millionen Pf. St., etwa ein Drittel der ganzen Einnahme, ſtellen und demgemäß die dem Einzelnen aufgelegte Laſt etwa 52 M. betragen . Aus Zöllen ziehen die auſtraliſden Kolonien viermal ſo viel Einkommen per kopi, als England, beinahe dreimal ſoviel, als die Vereinigten Staaten und zehnmal ſoviel, als Deutidland; fur Berzinſung der öffentliden Sdyuld wer: den etwa 25 % der Einkünfte verbraudyt, ein Reſultat, welches nur in Amerika und im Deutſdien Reid, ſid) 110d) günſtiger geſtaltet; das ganze jährliche Einkommen ſtellt ſidy nad , Vell für alle Kolonien auf 133 Millionen Pf. St. (wovon , wie ſchon erwähnt, die Regierungen etwa 21 Mil
lionen für ihre Ausgaben in Anſprudy nehmen ). Es iſt intereſſant zu unterſuden, wie ſich dieſer Betrag auf die veridiedenen Luellen verteilt.
Es entfallen auf Viebzudyt
39, Acerbau 37, Ertrag von Eigentum 13, Fabrifen 11 , Verdienſt am Handel 10, Bergbau 8, Eiſenbahnen 5 Van ken und diverſe 10 Millionen Pf. St.; wenn nun audy der Verbrauch per Kopf eine hohe Zahl erreidyt, ſo erzielt man body aud Ueber duſje. In den letten Jahren iſt das
in den Banken belegte Kapital von 18 Millionen Pf. St.
auf 60 Millionen Pf. St. angervadijen. 1
Der
Geld
umat iſt ſehr lebhaft und die Unternehmungen wirken mit Vorteil. Wir haben eine Anzahl Notizen aus den
letzten Monaten vor uns liegen, wonady verſchiedene Ban fen 1212, 15, 1712 Dividende und Bonus geben konnten . Man fann bauptſächlich Bedenken dagegen tragen , daß
1 Uebrigens zieht ſid) aud) engliſches Kapital mehr und mehr dorthin
Politiſch und wirtſchaftsgeographiſche Riidblice .
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die aus dem Verkauf von Ländereien erhaltenen Einkünfte aud) zur Beſtreitung der laufenden Ausgaben verwendet werden ; doch geſchieht letzteres nur in uneigentlichem Sinne, da der Ertrag ja ungefähr dem gleid, ſteht, was an Zinſen für die produktiv, d. h. dem überwiegend größeren Teile nad zum Nußen der Kolonie angelegte Staatsiduld be
daß dies feine individuelle Auffaſſung iſt, denn im No
zablt werden muß.
vember 1882 ſtanden alle vierprozentigen Papiere über
Jahren ; von 22 Millionen Pfund im Jahre 1860 ſtieg die Ausfuhr auf 28 Millionen
1870 und 49 Millio
nen 1880 .
Sit der gegenwärtige Zuſtand günſtig
das Ver
trauen , weldes die auſtralijden Papiere genießen , beweiſt,
Daß die auſtraliſchen Kolonien im ganzen vorteilhafte
Pari, – jo hätten wir weiter in Betracyt zit ziehen , wie
Geſchäfte gemacht haben , liegt auf der Hand. In den letzten 10 Jahren hat die Ausfuhr mehr als 20 Millionen
jid derſelbe mutmaßlich für die Zukunft geſtalten wird. Wie wir oben ſchon gejeben , ſucht man mit Redit die Einwanderung kräftig zu fördern, man hat eben den Men
betragen, die Staatseinnahme hat um mehr als 10 Mil lionen zugenommen ; man hat englides Kapital während dieſer Periode gegen 4-5 % geliehen , die jährliche Pro duktion hat ſich um 333 % geſteigert, die Zunahme des Staatseinfommens betrug etwa 16 01" vom geliebenen
nommen , neue Arbeitskräfte aus den Nadybarkolonien heran
Rapital.
zuziehen. So übt Neu -Süd-Wales z. B. in dieſer Beziehung
Wenn man auch von den Kronländereien, deren Wert natürlid, and fortwährend ſteigt, ganz abſieht, ſo hat das Nationalvermögen doch noch in viel ſtärferem Verhält=.
durdy hobe Löhne eine bedeutende Anziehungskraft aus ; bier
ſchen nötig und jeder Arbeiter, der in eine Kolonie eintritt, repräſentiert ein Kapital von einigen tauſend Mark. Jest baben einzelne Kolonien leider don feinen Anſtand ge
mögen joll ſeit 1861 von 192 Millionen auf 598 Millio
madt ſich der Uebelſtand einer verhältnismäßig fleinen Ar: beiterbevölkerung geltend und diejelbe widerſetzt ſid ſoviel wie möglich jeder Vermehrung der Arbeitskräfte. Die Arbeit geber,“ ſdyrieb man im September 1882 aus der genann
nis, als die Bevölkerung ſelbſt, zugenommen . Das Ver
11
nen Pf. St. geſtiegen ſein ; die Zunahme ſoll in den leka
ten Kolonie, „wiſſen nicht mehr, was ſie thun ſollen ; Ar
ten Jahren die Ziffer von jährlid) 23 Millionen erreicht haben ; wir fügen hier einige dem Vortrag Bells entnom mene Zahlen bei. Es betrug der Wert von liegenden Gütern 1860 nur 49 ; 1870 ſchon 85 ; 1882 aber 182 Mil lionen Pf. St.; von Schafen und Kindvich 1860 : 29; 1870 : 47 ; 188.2 : 66 Mill. Pf. St.; von Häuſern 1860 : 58 ; 1870 : 98 ; 1882 : 178 Mill. Pf. St.; von Eijenbahnen 1860 : 7 ; 1870 : 27; 1882: 158 Mill. Pf. St.; von Wa
beitseinſtellungen ſind an der Tagesordnung, die Cijena arbeiter ſtreben eben jetzt eine Erhöhung von 2d per Stunde (alſo zirka 142 Mark per Tag) an ." Seit der Zeit, wo wir dieſe Mitteilung empfangen haben, kamen wohl zehn mal Notizen über andere Arbeitseinſtellungen in unſere
auf Ackerbau und Viehzuchyt angewieſen ; der Metallreich
ren und anderem 1860 : 49 ; 1870 : 66 ; 1882 : 114 ; 311
tum
ſammen 1860 : 192, 1870 : 323, 1882 : 598 Mill. Pf. St.
chöpft iſt, man den Tiefbau angefangen bat und außer
Wir wollen dieſen Punft bier nidyt näber unterſuchen, da
dem andere Metalle gegraben werden, wirkt die Entziehung von Arbeitskräften nicht mehr ſo nadyteilig auf eine all gemeine naturgemäße Entwidlung, als dies im Anfang und vielleicht teilweiſe noch der Fall iſt. Trokdem wir
ja Zablen im allgemeinen ſehr geduldig ſind und es ciner ſehr eingehenden Behandlung derſelben bedarf , um zu einem objektiven Schluß zu kommen . Wir wollen jedoch nod bemerken, daß die Steuer, welche die unteren Klaſſen be zahlen, geringer als in England iſt (17s. 3d. gegen 27 s. 3d .). Der Handel iſt dem Aufidiwung, den das Land ge
nommen hat, gefolgt ; ſeit 1870 haben nur die Vereinigten Staaten eine größere Zunahme in dieſer Hinſicht zu ver zeidynen. Stellt man den Wert des Handels für 1880 auf 100, ſo war er 1870 in den Vereinigten Staaten 56, in Auſtralien 61, wenn man aber den Geldwert per Kopf der
Vergleichung zu Grunde legt, ſo ſieht man , daſ Auſtralien alle andern Länder weit hinter ſid) läßt ; dort kamen 680 M. auf den Kopf, während der Betrag in England
Svände .
Im großen ganzen iſt Auſtralien wohl vorläufig nod iſt groß ; ſeitdem das Alluvialgold einigermaßen er :
eben jagten, daß Auſtralien vorläufig noch auf Ackerbau und Viehzudyt angewieſen iſt, kann man nidyt behaupten ,
daß das Land im großen ganzen dafür ſehr geeignet ſei . Die brauchbaren Gegenden liegen teilweiſe weit im Innern, ein neuer Grund, das Innere zu erſchließen und durch fort
geſetzte Verbeſſerung der Verbindungsmittel es möglid) zu maden, die Verſendungskoſten für die dem Boden abge
rungenen Erzeugniſſe herabzuſeßen, um ſie beſtreiten zu können und den Mut zu haben , neue Unternehmungen
anzufangen. Daß man nidyt überall gleid, das Richtige getroffen hat, daß man vielfache Verſuche hat anſtellen müſſen, ehe man den guten Weg gefunden, liegt auf der Hand. So hat man z. B. in Neu -Süd -Wales in den
nur 320 M., in Italien nur 80 M. war. In den deutſchen Konſular-Berichten dagegen wird über die Abnahme des Importhandels geklagt, was nad den oben gegebenen Zahlen, denen , ſoweit uns bekannt geworden iſt, in Eng land nidyt widerſprochen wurde, kaum möglich ſcheint.
gegeben, um ſich der Schafzucht zuzuwenden , die volkstüm lider iſt, weil die Hoffnung auf Ertrag größer ſcheint, da
Wiewohl die Goldproduktion ſehr abgenommen hat ,
man eine doppelte Ausſicht, auf Fleiſch und Wolle, beſikt.
zeigt ſich großer Fortidritt in den vergangenen zivanzig
Demzufolge hat ſidy bier denn aud die Zahl der Schafe in
Ausland 1883 9. 18 .
leßten zehn Jahren die Kindviebzucht immer mehr auf
53
Politiſch- und wirtſchaftsgeographiſche Riidblice.
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den letzten Jahren mehr als verdoppelt , wodurch den Züchtern viel Vorteil entſtanden iſt; allerdings aber darf
Verhältnis als bisher zunehmen wird ; Denn einesteils be ſteht gar kein Zweifel, daß man Abjaß für die Produkte
man nicht überſehen, daß infolge der Entfernung des
des Ackerbaues und der Viehzudt finden wird, da die
Rindviens die Fleijdpreiſe eine ungeheure Hohe erreidyt
Nadyfrage nady denſelben, in erſter Linie in England, immer mehr ſteigt, andererſeits aber werden unſerer Anſidit nady die Transportkoſten fid billiger ſtellen. England bat icon
haben. Im ganzen hat die Anzahl der Pferde ſid; jeit 1860 um etwa 15000, die des Nindviebes um 110 % , die der Sdafe um 230 " o vermehrt. Der Wert dieſer
ſeit längerer Zeit geſudyt, den auſtraliſchen Handel nadı
Herden iſt von 26 auf 68 Mill. Pf. St. geſtiegen. 1882
dem Suez Nanal zu lenken ; die Beſibergreifung der Tidagos:
wurde etwa eine Million Ballen Solle nad England importirt 5.6 etwa der ganzen Einfuhr gegen 550,000 im Jahre 1873 ( Totaleinfuhr 710,000 ) ; audy hierin zeigen
njeln , die Anlage eines Roblendepots daſelbſt waren be
die letzten Jahre eine bedeutende Zunahme ( 1879 : 827,000, 1880 : 864,000 , 1881 : 933,000 , 1882 : 999,000 Ballen ).
Dieſe Zahlen ſprechen beſſer für eine große und geſunde Entwickelung, als lange Auseinanderſebungen dies thun fönnen ; der Wert der in den lebten fünf Jahren nad) England importierten Wolle fommt dem Betrage der nationalen Sdyuld beinahe gleich. Audy die Ausfuhr von Fleiſd ſcheint eine Zukunft zu haben, wenn ſchon die bisberigen Verſuche teilweiſe recht unglücklich ausgefallen ſind und der Ertrag hinter dem zurüdgeblieben iſt, was man erwarten zu können glaubte und bei einigen Sendungen
geradezu ein bedeutender Verluſt ſtattgefunden bat.
Nia-
mentlich die augenblicklicy in Auſtralien hohen Fleiſdpreiſe deinen es nicht zu erlauben , daran zu denken , Fleiſd
mit großem Gewinn nad; Europa zu bringen. Die bis jeßt für die Viehzucht benugten Fläden betragen etwa den dritten Teil des Landes.
Wenden wir uns zu den Grundbeſikern, ſo fönnen wir regiſtrieren, daß ihre Zahl etwa 168,000 mit einem Veſit von 64 Millionen Ader Land betrug, von denen nur ein Teil, in der einen Kolonie mehr, in der andern weniger, angebaut war ; das angebaute Land ſtellte ſid) auf
o in Neu -Seeland , 29 % in Süd - Auſtralien ,
13 %10 in Viktoria , 9 % in Tasmanien , 4 %0 in WeſtAuſtralien, 3 % in Neu -Südwales und Queensland von der im Beſitz der Aderbauer befindliden Oberfläde. Für den Aderbau und die Viehzucht ſteht noch ein weites Feld offen , für beide zujammen iſt noch nicht der dritte Teil des Bodens in Anſpruch genommen ; erſterer bejdväftigt 392,000 , lettere 168,000 Menſchen , aud biebei iſt der Fortſchritt derartig, daß er für die Zukunft zu den beſten
Hoffnungen berechtigt.
Die Oberfläche des bepflanzten
Bodens hat ſich in den letzten zwanzig Jabren verſchyss fadit, ja in Neu -Seeland iſt das Verhältnis des bebauten
ſtimmt, es für Dampfſdiffe vorteilhafter zu maden, den Weg um das Kap der guten Hoffnung aufzugeben. Hie durd) wurde dieſen ein wirklicher Vorteil geboten, da ſie weniger Laderaum für Kohlen zu beſtimmen brauchten und alſo mehr Ladung transportieren konnten . Im übrigen bietet die Fahrt durch den Suezkanal unter jebigen Ver: hältniſſen für den größten Teil des Handels mit Auſtralien im Vergleich mit dem Wege ums Siap nur geringe Por teile, was vielleidyt die bauptjäd lide Veranlaſſung iſt, das man jid in England mit weitgehenden Plänen bezüglich einer neuen Verbindung des Mittelländiſden Meeres mit
dem Judijd en Dzcan trägt – Pläne, die unjerer Ueber zeugung nad fid) bald vertvirfliden werden . Dod) aud ganz abgeſehen von jolden Maßregeln, die der Zufunft angehören , beſtrebt man ſid ), aud) unter den beſtehenden
Verhältniſjen die Verbindung beſſer auszunüßen . In Eng:
land wird gerade jeit eine neue Geſellſchaft angekündigt, welde mit einem Kapital von 600,000 Þf. St. den Handel Auſtraliens mit England, Ajien und Amerika vermitteln will. Man beabſidytigt 8-10 bejonders für den Waren transport beſtimmte Sdiffe in die Fahrt zu bringen , durdy deren Verwendung die hohen Koſten , welche mit dem Ge brauch der bauptjädlich für den Perſonenverkehr beſtimmten Dampfer der Peninſular : and Driental- Rompagnie ver:
bunden ſind, erheblich herabgeſebt werden können ; die neue franzöſijde Linie nad Neu-Kaledonien haben wir idon an anderer Stelle erwähnt. Die zwiſchen Hamburg und dem auſtraliſden Kontinent beſtehende Dampferlinie will ihre Fahrten aud nach Neu -Seeland ausdehnen.
Daß Konflikte und Eiferſüdyteleien unter den eins zelnen Kolonien beſtehen , iſt gewiß wahr; wir glauben aber, daß gerade dieſer ,, engherzige Partikularismus" nidyt nur die Berechtigung des Erfolgs für ſid) hat, daß man von ihm von vornherein Erfolge jondern daß erwarten durfte; die Verhältniſje der einzelnen Staaten ,
ihre Entwidlungsſtufe, ihre Bedürfniſſe ſind zu
un
zu dem unbebauten Boden günſtiger, als ſelbſt in Schott-
gleid ), als daß man ihre Wirtſchaftspolitik auf gemein
land oder England.
daftlider Grundlage bätte regeln fönnen ; jetzt allerdings, wo die Induſtrie fidy z. B. in Viktoria ſo weit entwickelt hat, daß das Abſaßgebiet für die dortigen Fabrikanten zu
Glüdt es dem auſtraliſchen Wein ,
in Europa ſich ein größeres Gebiet zu erobern, ſo wird aud dadurch dem Weinbau neuer Aufſdwung gegeben , dem Lande eine neue Quelle des Wohlſtandes eröffnet werden.
klein iſt, wüniden jie Freibandel in den Rolonien , Scut
Mitgeteilten, daß die Be
nur gegen auswärtige Ronkurrenz, die anderen aber wider:
volferung noch ſehr ſtark zunehmen kann, ebe man eine Ueberbevölkerung zu befürdyten hat und daß aller Grund
für angemeſſen halten , das protectioniſtiſche Syſtem auf
beſteht, zu erwarten , daß der Woblitand in noch ſtärferem
zugeben.
Es reſultiert aus dem
ſtreben ,
weil
ſie es ihren
Verbältniſjen
nod
nidt
hieſige Sadystumöfraft der Tropei .
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Bis jebt umſchlingt alle dieſe Kolonien nod) ein Band : es iſt der Name Englands. Daß man hieran viel leicht zu rütteln ſucht, daß man nur die Königin als Schutz-
herrſden und wo die jahraus, jahrein ſid) ereignenden
herrin anerkennen, nicht aber durch engliſche Mitbürger " regiert ſein will, mag im Laufe der Zeit eine brennende
Wachstumsvermögen bei den weicheren , frautartigen Ge
vegetabilidhen Abfälle den Boden beſtändig düngen und
kräftigen.
Ganz beſonders aber beſtätigt ſid das ſtarke
wädiſen, die denn auch oft genug durch ins Rieſige, geradezu
Frage werden . Aber das gute Verhältnis wird in langer
Fabelhafte aufſdießende Arten vertreten ſind.
Zeit vorausſichtlidy nod) nicht geſtört; denn Englands Politik
wahre Begriff ſich erſt aus dem Maße nad Zeit und Höhe des Gegenſtandes ergibt , ſo mögen nachſtehende Zeilen dazu dienen , dem freundliden Leſer eine Reihe von Beiſpielen vorzuführen , die den verſchiedenſten Pflanzen klaſſen entnommen ſind. Da ſehen wir Pflanzen , deren nädyſte , bei uns ein
weiſt zu deutlich darauf hin, alles zu vermeiden, was den
eigentlichen Wohlſtand ausgiebig dädigen fonnte und
cine ſolche Schädigung würde die Folge ernſtlicher Differenzen mit Auſtralien ſein .
Wir ſehen alſo, daß der gegenwärtige Zuſtand des fünften Weltteils günſtig iſt und zu allen Hoffnungen für die Zukunft berechtigt. Trondem iſt es möglich, daß dieſe ſich ganz anders geſtaltet. Auſtralien iſt einigermaßen in
Da der
heimijde Verwandte wir nur als winzige Vertreter ihrer
Familie kennen , raich aus dem Korn in wenigen Monaten zu über Mannshöhe auficießen ; mit ſelbſt baumartigem
Der Lage eines Geidäftsmannes, der mit erborgtem sa Ka ! Charafter und beinſtarfen Stämmen bauenſie jidh ſich vor den pital wirtſchaftet ; ſo lange er thätig ſein kann und Abneh
mer findet, bezahlt er die Zinſen von geliehenem Gelde und legt Erſparniſſe bei Seite ; kann er nicht arbeiten,
! erſtaunten Augen auf, wie z.z B. der Mais und der Rici
verdient er nichts, dann muß er ſein kapital angreifen
mus ( Palma Christi, Ricinus communis) . Cetterer in unſerer nordiſchen Heimat als Straud bekannt, bildet in den Tropen Bäume von 6-10 m . Hobe, alſo die ge
und, meiſt mit Verluſt, realiſieren , um Zinien zu zablen .
wöhnliden erdidößigen Wohnbäuſer faſt überragend. Das
Der Fall iſt nidit wahrſcheinlicy, doc, aber auc, nid )t unmög: į jelbe gilt auch von einigen Neſſelarten ( Urtica ), aus deren lid, daß der Fortſdyritt zu ſchnell geſdrähe, daß die Bürde,
die man auf jidh genontmen, zu drückend würde. Das Beiſpiel Amerika's im Jahre 1873 zeigt, daß man des Guten zu viel thun fann und leider iſt es beinabe unmöglid ), die richtige Grenze vorher zu berechnen . Eine Reihe von idhledyten Jahren würde auch die Folge haben, daß der Handel und mit ihm zugleich der Kredit leiden würde ; dann müßte die ohnehin ſchwere Laſt, die auf den Einwohnern liegt, noch erhöht und vielleicht unerträglid werden .
Borläufig jedoch kann man ſagen, daß die meiſten Kolonien das Rapital nutzbringend angelegt haben. Eine andere Frage iſt die, ob die ſowohl in den auſtraliſchen Kolonien , als in Amerika verfolgte agrariſdie Politik ſo ganz unbedenklich iſt ; wenn auch in langer Zu-
funft, wird einmal die Zeit kommen, wo die Kolonien ganz angebaut, die Städte voll von Bewohnern fein werden
und man dort ebenſo am Pauperismus kranfen wird, wie dies in anderen Staaten der Fall iſt; ein Peſſimiſt könnte daher jetzt ſchon die Forderung ſtellen, die Zeit, die kom-
men wird, zu berückſichtigen. Dody bei einer Betrachtung
Stämmen in Südamerika fidy Bretter dmeiden lieben , wogegen ihre transatlantiſchen Verwandten leicht mit dem
Fuße niedergetreten werden können . Aud) der Kaftus, deſſen zwergige Arten uns immer als hilfsbedürftige Gewädyſe erſdeinen , bietet in der Opuntia , welde die gedätte Rojdenille liefert und in der Cereus peruvianus, ſowie nod ; anderen Spezies wunder
bare Beiſpiele baumartiger Erbebung. Letzterer aber beſon ders madyt dieſe Eigenſchaft zur Wahrheit ; er ſtrebt nicht nur bis 10 m . hoc , an , ſondern bildet auch didyte, unüber
ſehbare Beſtände, die nid ) ts anderes zwiſchen ſid) auf fommen laſſen und, aus der Ferne geſehen, vielen tauſenden von Orgelpfeifen gleichen. Die Kakteen , nebenbei geſagt, bieten neben großer Vielgeſtaltigkeit ebenſo wunderbare, als auch reizende Formen, wobei id) nur an die Perestien erinnern will, deren einzelne Arten in Geſtalt eines Apfelbäumdens einen dylanfen , freien Stamm und eine didyte, (dyöne , runde
Krone bilden . Ein anderer großer Reiz liegt in einigen klettern den Cereus, die in ihrer Art der ſogenannten Königin der
Seite die Vorteile audy nidyt berüdſidytigt, welche für Auſtralien durch die Vollendung des Panama-Kanals herbeige-
Nacht (C. grandiflorus), gleichen welche ihre großen , weißen , duftenden Blumen nur nachts öffnet , während jene aber den ganzen Tag über und lange Zeit hindurch täglich aufs neue ihre zahlreiden Blumen erzeugen , die von folder Größe ſind , daß man bei ihrer tridhterförmigen
führt werden können !
Geſtalt den Kopf damit bedecken fönnte.
des aktuellen Zuſtandes brauchen wir dieſe Gefahr nidyt
näher in's Auge zu faſſen, haben wir ja auf der andern
Rieſige Wachstumskraft der Tropen. '
Thatſächlid)
geſdieht ſolches auch mit den gewaltigen Blumen eines in Merito ivadſenden Pfeifenſtrauches (Aristolochia) von dem ein ähnlich großer , aber weit döner blühender
Zur Sprichwörtlichkeit bekannt iſt die außerordentlidye Wachstumskraft der Tropen , wo keine rauben Winter | Aus dem Nachlaß des berühmten Naturforſchers und Reiſen den Guſtav Wallis.
A. S. R.
( A. clypeata ) von mir am Magdalenen -Strom in Neu Granada aufgefunden wurde. Wer hätte nicht von den gewaltigen Blumen einiger Raffleſia -Arten gehört, die im Oſtindiſden Archipel wachſen und die den limfang eines
1
Rieſige Asachstumskraft der Tropeni.
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kleinen Wagenrades erlangen ! Auf den Philippinen jah ich die Blüten eines Amorphophallus von dem Durd ) meſſer ſo groß faſt wie mein Regenſchirm aus dem bloßen
Nobrſtod bekannte Züdtigungsmittel, es iſt das Produkt einer Palme ( Calamus Rotang ), eine ſo erſtaunliche Länge,
Boden aufichießen , ohne Blatt nocy Stamm , welde Attri bute zu einer anderen Zeit erſcheinen und die wieder in
weder Anfang, noch Ende desſelben entdect. Einer endloſen Sdlange ähnlicy , liegt es hin und hergewunden , ſteigt aud auf die Bäume, von wo es ſich wieder herabläßt.
ihrer Art einen ſtolzen Rieſenbau repräſentieren, vor dem man ſtaunend und bewundernd ſtehen bleibt. Sold' gigantiſches Blühen und Fruchten fann faum mehr auffallen in einer Natur, wo ja alles ringsum den Ausdruck höchſter Ueppigkeit und Pradit zeigt , ja die ge ſamte Natur wie in einem Wettkampfe mit fid ſelbſt be
griffen ſcheint.
Uns aber , den Bewohnern gemäßigter
Erdſtridhe, muß der Anblid folder Fülle in ſtetem Er ſtaunen erhalten . In Oſtindien erlangt das uns als kurzer
Gave
in Windungen über den Boden hinkriechend, daß man oft
60 m . Länge gehört nicht zu den Seltenheiten. Gewiſje Gräſer jeben den Beſdauer ebenſo in Be wunderung; denn denken wir nur an das Zuckerrohr, das
bei ſeiner Länge und Sdwere ſich niederbeugt, um wieder zum Lichte aufzuſtreben und wo ein einziger Halm 60 bis 80 Pd. zu wiegen vermag; dafür iſt es aber auch faſt arms: dick und ſtrokt vom des edlen föſtlichen Labejafte. Eine große phantaſtiſche Zierde iſt das Pfeilgras
AG
Durdh tropiſche Vegetation zerſtörte altfambodſchaniſche Straße bei Bonteay Prea Shan . ( Nach Delaporte.) (Gynerium saccharoides ), das die Ufer ſüdamerikaniſcher
heit da, denn weniger als 3 Wochen genügen, ſolchen Rieſen
Flüſſe bekleidet, um in den Fluten ſtolz die hohe, wallende Silberfahne ſpiegeln zu laſſen. Und nun gar der Bambus!
ſpargel hinzuſtellen. Nod iſt keiner der vielen Seitentriebe zu ſehen , die ſpäter das Rohr bis zum Gipfel hinauf ſo malerijd zieren. Nun aber bildet jede Pflanze eine Menge folder Rohre, die zu einer gewaltigen, prachtvollen Garbe jid geſtalten und unter deren überhängenden , zierlid ge
Er ſteht unübertroffen da in den Reihen dieſer Pflanzen rieſen , denn ſein Rohr erlangt eine Dicke und Stärke, die ihn zu Eimern , Dachrinnen und dergleichen Zwecken viel fach Verwendung finden läßt , während die Länge 30 m . oft überragt; der ſtärkſte Mann iſt nicht im ſtande,
büſchelten Spitzen ganze Herden weidenden Viehes Schatten finden .
fold ein Rohr zu tragen. Die Schoßen (jungen Triebe) ſind entfernt mit Spargeln zu vergleichen , aber welche
nady anderer Richtung, ganz anders gearteten, nämlidy ſolchen
Spargelandeutung ! 4-5 m. hody, dabei überall, bis auf
Gewächſen um , die man im ganzen Sinne des Wortes
die kurze Zuſpißung, gleid, dick (vom Umfange eines mäßigen Beines ): ſo ſteht das Rohr jaftig und nod) in ganzer Kind
ihrer Struktur nad) zu den frautartigen Gewädyjen redynen muß, den Arvideen z. B. und den Bananen ! Wer kennt
So die Neicin , Palmen und Gräſer.
Sehen wir uns
Kicſige Wachstumsfrajt der Tropen .
nicht bei uns den niedlichen Aron (Arum maculatum ), den Frühlingsherold unſerer Wieſen , der gleich nad) Auf
hören des Schnee's ſeine tutenförmigen Blumen erzeugt, mit einem zierliden Rolben darin ! Dieſes beſcheidene
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ſtehen. Sin einziges Blatt erreicht 5–6 m. Länge bei 60–80 cm. Breite, was einem Flächenraum von ungefähr 3,6-4,8 Qm . entſprädie. Und alles baut ſid nidt nur in
dem kurzen Zeitraum von 9-12 Monaten auf, ſondern es
einer bier näher vorgeführt werden ſoll. Ich meine Xan
reift auch die dwere, 80-100 Pd. wiegende Frudyttraube in der gegebenen Zeit. Da gibt es lange zu eſſen von
thorriga Barilletii. Da iſt zunädiſt die gewaltige Maſſen
der föſtlichen Speiſe , die einen ſaftigen, halbweichen Brei
entwidelung des Stammes, die Flächenausdehnung des Blattes, vor allem aber doch wohl das Enſemble unter dem
bildet, deſſen Geldymad zwijden Feigen, Birnen und Aepfel ſtebt! Es iſt aber eine Speiſe , welche die vielſeitigſte
Eindrude der mächtigen, aber zierlid) zerteilten Blätter,
Verwendung für Menſchen , wie für Vieh findet und in
welche das Gewädis als eine wunderbare Ausnahme hin
ſtellen. Aber ebenſo überraſchend, bewältigend muß audy der Eindruck bezeichnet werden , den dieſe große Sdvirma
allen möglichen Zubereitungen , roh , gefodyt, gebraten , gedörrt genoſſen , mithin bald aufgezehrt wird und in den Tropen gerade jo unentbehrlidy, wie bei uns das liebe
pflanze auf den gewöhnliden Beſchauer madyt; denn ein
Norn iſt .
Mann ſteht vollkommen aufredyt unter einem der Blätter.
Id fann unmöglid dieſen Abid nitt ídließen , ohne noch zweier Pflanzen zu gedenken , die , was den Umfang der Blattflädie betrifft, als das Erhabenſte im geſamten Pflanzenreide daſtehen mögen. Erſtlich der Gunnera
Pflänzchen hat in den Tropen gar ſtattliche Vertreter, deren
Solden mächtigen Blättern halte man die des fleinen
Arons gegenüber, die der Europäer überdies audy nur in einfacher herzförmiger Geſtalt, dem gewöhnlichſten Blatttipus unter Aroideen, fennen lernt. Trotz dieſer Wuchtigkeit, das braudyt wohl nicht verſichert zu werden , läßt ſid, der Stamm mit einem einzigen , gutgeführten Hieb eines Wald meſſers zujammenbauen. Dafür iſt es eben ein frautartiges Geivächs, denn Kraut bleibt immer Kraut, nad welder Hobe und Breite es ſich auch ausdehnt.
Das äquatoriale Amerika , unendlich reich an Arum gewächſen, wie kein ziveites Land der Erde, madit uns am Amazonen -Strom mit einer anderen jeltjamen , aber ganz ver ſchiedenen Form dieſer intereſſanten Familie bekannt, mit der Montrichardia, die in zwei Arten auftritt. Sie bildet mit ihren gedrängtſtehenden , kahlen, unten dicken , nach oben aber ſehr verjüngten Stämmen eine gar eigentümliche Erſcheinung, nebenbei ſtets einen formlichen Wald im Urwalde und jo
mit wiederum eine der Ausnahmen in dieſem tropiſdien Erdſtriche, wo nur wenig Gewädyſe geſellſchaftlich vereinigt auftreten .
Die Stämme, die hoc und gerade anſtreben ,
nur jelten eine kleine Verzweigung im oberen , ichwach beblätterten Teile tragen , ſind von korkiger , leichter Bes ſchaffenheit, weshalb ſie ſich auch ganz vortrefflid) zur Her ſtellung von Floßen eignen , beſonders , wo es gilt, rajd
ein improviſiertes Fahrzeug herzuſtellen , auf dem man ſich oft genug dem gewaltigen Strome ruhig anvertraut, ja jelbſt weite Heiſen auf ihm unternimmt.
Mit folden
gigantea aus der Familie der Steinbredvarten (Saxi
frageen ), die der oben beſprochenen Xanthosoma im äußeren Bau nicht unähnlich, doch aber gänzlich von dieſer durch ihr mehr abgerundetes Blatt abweicht , weldes einen Kreis von 6-8 m , beſchreibt und ſolcherart im ſtande iſt, ſechs bis adit Perſonen Sdyut gegen den Regen zu gewähren . Jhre Heimat iſt der Luindiu , ein großer Gebirgsſtock in Neu -Oranada, wo jie in 2000--2500 m. Meereserhebung
ausgedehnte Flächen vollſtändig beſeßt und eine eigentüm lide Naturſzenerie hervorruft. Als zweite Pflanze führe ich die wohl feinem Leſer ganz unbekannte Victoria regia vor, die ihre ſchwimmenden Blattſchüſſeln in fönig licher Würde auf dem Waſſerſpiegel einiger Flüſſe Guyana's, ſowie des Amazonen -Stromes ausbreitet. Blatt und Blume ſind gleidy rieſig zu nennen , das Blatt mit einem Durd) mejjer bis 2 m . und wohl geeignet, einen ſchweren Mann zu tragen und die Blume 30—40 cm . im Durchmeſſer baltend; in kleinem Bilde und auf beſchränktem Raume iſt ſie durch unſere Waſſerroſe , Nymphaea alba, wieder geſpiegelt.
Allgemeines Urteil rednet ſie zu den nobelſten
Gewädjen des Erdballes. Nicht nur Pflanzen mit ihren Blättern und Blumen , auch die Früchte wollen von der Herrlichkeit der Tropen erzählen und hier geraten wir vor ein Kapitel, in dem ſid) dem Europäer keine Stammesverwandten ſeiner beimat
Floßen halbkrautiger Stämme befördert man auch die Paſſagiere der Dampfer nebſt ihrem Gepäce , wie das unter anderem trok hodygehender See auf den Jangada's
lidhen Erde vorführen laſſen. Die Bezeichnungen gewiſſer Gewädje dieſer Richtung laſſen auf Ungeheuerliches, Ab
bei den Hafenſtädten Pernambuko und Ceara im nörd : lichen Braſilien der Fall iſt.
Topfbaum , Kürbisbaum 2. hört. Wir haben es hier, wie
Gehen wir nun zur Banane oder dem Pijang über, ( Musa sapientum , paradisiaca und andere Arten ), mit der die Vorſehung den tropiſden Bewohnern das edelſte Gejdenk machte. Hier erreicht der Stamm oft den Uma
fang eines Menſchenleibes, bei entſprechender Höhe ; über .
haupt mödyte die Natur, was frautartige Paſſenent widelung betrifft, hier wohl auf ihrem Rulminationspunkt Ausland 1883 Nr. 18.
ſonderliches ſchließen , wenn man z. B. vom Brotbaum,
ſchon der Name andeutet, auch nur mit Bäumen und
zwar feſter, hartholziger Struktur zu thun , jeder in ſeiner Art ausgezeichnet und gleich bewundernswürdig. In ſeltſamer Uebereinſtimmung ſehen wir hier bei den ver idiedenſten Baumgattungen die Früchte von zumeiſt ganz reſpektablem Gewichte , direkt aus dem Stamme hervor
wadyſen , was oft einen ganz bizarren Anblick gewährt, 54
350
Betrachtungen liber Natur und Erforſchung der Polarregionen.
body den Nadydenkenden belehrt , daß die Natur damit vielleicht das Brechen der Zweige verhindern wollte.
enorme Früdyte trägt , im Gewidyte von 6-8 Pb., deren
Zunädiſt gedenken wir des in allen tropiſchen Ländern angepflanzten, oſtindiſchen Brotfrudytbaumes ( Artocarpus incisa). Dieſer raid wachſende, höchſt malerijde Baum erzeugt große runde Früdyte im Gewichte von 2-4 PD.,
So wird man alſo an dieſen Beiſpielen erſehen haben , wie wunderbar die Vegetationskraft der Tropen , nady allen Richtungen bin ins Große , Ertreme gebend, fidy offenbart. Und die rieſigen Baumfrüchte, deren ich Er
die mit Ausnahme der Rinde vollſtändig genießbar ſind,
wähnung that, fonnten ſie nidyt jene Fabel von der Eidet
Fleiſd) zu Konſerven und Limonaden benußt wird.
und dem Kürbis zu Schanden maden , wo ein Kind ſeinem
da ſie keine Rerne bilden .
Vater jagt, daß es dod) verkehrt von der Natur gehandelt Etwas ganz Nieſiges ſehen wir an einem anderen , jedoch weniger angepflanzten Brotfruchtbaum , dem Arto
ſei , der Eide ſo kleine und der armſelig friedienden Kürbisranfe ſo große, id were Früdyte zu geben !
carpus integrifolia , deſſen Früdyte ein Gewicht von 15 bis 20 Pd. erreichen und gleichfalls durdiweg genießbar find; denn obgleich dieſe Art wirkliche Samen bildet, bilden
doch die zahlreiden kaſtanienähnlichen Kerne geröſtet eine ebenſo angenehme, wie nahrhafte Speiſe. Die kopfgroßen Früchte des Kürbisbaumes (Crescentia Cujete ) dagegen ſind ganz ungenießbar, deshalb aber nicht minder wertvoll für den Tropenbewohner; denn ihre feſten Scyalen werden zu vielen Zwecken verwendet, zum Schöpfen , zum Wajden , zu Speiſegeſchirren, Wagidalen 2c. Kleinfrüdytige Arten laſſen ſid ), einfach geſpalten, zu Löffeln verwenden, wobei das breitere, obere Ende zum Schöpfen und die dmale langgezogene Baſis als Stiel dient.
Es iſt das , wie fo ſo
vieles in den warmen Ländern , allerdings gar primitiver Natur, erfüllt aber bei den ärmeren Klaſſen vollkommen ſeinen Zweck.
Der Topfbaum (Lecythis Ollaria) iſt ein gefährlicher Burſde für zufällig in der Frudytreife darunter Wandelnde.
Betrachtungen über Natur und Erforſchung der Polarregionen. VI. Gibt es eine Terra Australis ?
Gibt es einen ſüdliden Kontinent, eine Terra Australis ,
seu Magellanica oder iſt aud) für die weite Erſtredung des Südpolarmeeres nur Durcjeßung mit großen und
kleinen Inſeln , wie beim Nordpolarmeere, anzunehmen ? Mit dieſer Frage betreten wir ein Gebiet, das zu den meiſtumſtrittenen der Erdkunde gehört. Man weiß , daß teils auf Grund des zufälligen Verlaufes der Entdeckungen , weldie erſt ſpät in das ſüdliche Eismeer eindrangen , teils aus Grün
den einer ſchwach fundierten Spekulation, welche der Land
Er erzeugt äußerſt harte , kopfgroße , topfähnliche Früdyte,
anhäufung auf der Nordbalbfugel ein Gegengewidyt auf der Südhalbfugel ſchaffen zu müſſen glaubte, bis zu Cook's
die mit ſehr ſüßen Kernen angefüllt und mit einem her metiſd ſchließenden Deckel verſehen ſind ; dieſer aber ſpringt
Reiſen eine große Terra Australis faſt allgemein ange
nommen wurde. Ja ſelbſt bis heute iſt ein freilid, erheb
bei der Reife ab und raſch kommen Affen und andere
lidy zuſammengeſdwundener Reſt dieſer Vorſtellung wody
Tiere herbei, den Inhalt ſidy gut ſdymecken zu laſſen. In dieſen vegetabiliſchen Töpfen läßt ſich zur Not wirklich
latent in den Köpfen Vieler , die vom ,, Antarktijden Kontinent" als einer Wirklichkeit ſprechen , während nidits weniger wirklich) und , wie wir zu beweiſen hoffen,
Kaffee kochen. Schlimmer noch wegen größerer Höhe und weit größerem Gewichte der Früdyte droht der Kanonen kugelbaum (Bertholletia excelsa) , einer der dönſten Bäume des nördlichen Braſilien , mit ſeinen ſteinharten
weniger wahrſcheinlich iſt , als dicſer.
Der ,, Antarktijde
Kontinent" iſt noch heute Spradygebraud ),1 trotzdem nady
Früdyten, die die bekannten, dreiſeitigen, ſogenannten Pará:
dem Stande der Forſdungen ein innerafrikaniſches Meer kaum weniger Beredytigung hätte, als Klödens ,, vahr:
Nüſſe bergen .
dcinlid) am Südpor ſich ausbreitender Kontinent" (Hand
Der gewöhnlid: Canpa fistula , botaniſch aber Cassia fistula genannte Sdyotenbaum Indien's bildet, mit ſeiner Fruchyternte beladen , eine ebenſo wunderbare, wie wunder liche Erſcheinung. Man denfe ſid, lauter mädytige Prügel unter ſeiner Krone herabhängen , aus ſtarken , holzigen Schoten von 50—70 cm . Länge beſtehend, die dadytel artig abgeteilt ſind und in jedem Fach ein Korn enthalten.
buch 3. Aufl.; I., S. 106 ). Eine Geſdyidyte des allmähliden Zuſammenſdwindens der Terra Australis, welche cinſt nidyt weniger als Auſtralien , Feuerland und Kerguelen - Inſel in ſidy faßte, welche jeweils als ihre nördlidyſten Vorſprünge aufgefaßt wurden , bier
Einige Inga-Arten erzeugen ſogar Sdyoten von beinahe 2 m. Lämge, die mit einem köſtliden , der gewürzigſten Chokolade gleichſdimeckenden Mark gefüllt ſind. Die Reihe derartiger Monſtrua fönnte nod) bedeutend vermehrt werden ; darum ſei hier nur nod) erivähnt, daß eine Passiflora (Paſſionsblume) mit dwadiem Ranfen ganz
zu entwerfen , würde zu weit führen. Wir begnügen uns, hervorzuheben , daß noch zu einer Zeit, wo die Fahrten in hohen ſüdliden Breiten ihn erheblich einzuſdyränken be gannen , der große Eisreidytum der ſüdhemiſphäriſchen Meere 1 Ulm u
ein Beiſpiel zu nennen, ſpricht Charles Wiltes
(U. S. Exploring Expedition) öfters voni „ Antarktiſchen Kontinent" als von etwas Selbſtverſtändlichem , ſo z. B. Bd. XXIII 73. Hydrographie).
Betrachtungen iiber Natur und Erforſchung der Polarregionen. in gemäßigten Breiten immer wieder Ronturen vortäujdte,
die an der Stelle von Eisfeldern Land zeichnen ließen. 1 Cook, der am meiſten dazu beitrug, die Terra Australis einzuſchränken , ſprad am Schluß ſeiner jüdpolaren Ent:
351
aber der eben genannte Forſcher aus nid)t eben klaren Gründen inmitten des großen Antarktijden Kontinents ein Eismeer an , ebenſo wie im Arktiſden (Buace, Géogr.
Elément. 1772, ebend.) weldies gleidjam wie der fabelhafte
deckungsreiſe als ſeine feſte Ueberzeugung aus, daß Land
Kern des ſpäter jo viel unſtrittenen und für mehr als
in der Südpolar-Region eriſtiere und zwar, daß es wahr ſcheinlich gegenüber dem Südatlantiſchen und Indijchen Czean jid, ain weiteſten nordwärts erſtrecke. Er ſtüßte ſich dabei ausſchließlich auf die Thatjade des gewaltigen Eis reidytums des Südlichen Eismeeres, welder ohne Annahme
eine Nordpolar-Erpedition verhängnisvollen „ offenen Polar
eines Landes nicht zu erklären ſei.
Würde dieſes Eis im
Meere gebildet, ſo müßte es in allen Teilen des Südpolar meeres fich gleidyweit nordwärts verbreiten . Dieſes iſt aber nicht der Fall , ſondern man findet es am weiteſten
meeres " erſcheint. . Aber einen anſcheinend viel gewichtigeren Grund führten die Phyſiker ins Feld, welde die Lehre aufitellten ,
daß Land am Südpol notwendig in großer Ausdehnung vorhanden ſein müſſe, um das Gleichgewidit der Erdkugel auf redyt zu erhalten . Zwar iſt dieſelbe lange vor Couf's Entdeck ungen dem geſunden Menſchenverſtand nicht überzeugend er dienen . So jagt ein Autor im 2. Band der „Recherches
nordwärts gehend in den zwei vorbin genannten Meeren,
Philosophiques“ (S. 375.) über dieſen Punkt: „ Man redine
in weld)en demnado das Cand am weiteſten nordwärts ſich ausdebnen muß. (A Voyage towards the S. Pole II. 230.)
wie man wolle, immer wird man zugeben müſſen, daß eine größere Majie Yand in nördlicher Breite, als in ſüdlid er
Später ( S. 239) nennt er die große Zahl der Inſeln und die įdarfe Kälte als weitere Gründe für das Vorhandenſein
gelegen ſei. Es iſt unbegründet, wenn man die ent gegengeſeßte Behauptung mit dem Grunde ſtüßte , daß
„ eines großen Landſtrides oder Kontinentes in der Nähe
die Erdkugel in dieſem Falle ihr Gleichgewicht verlieren müſſe, weil genügendes Gegengewidyt am Südpol feble. Wenn es aud wahr iſt, daß ein Rubiffuß Salzwaſſer weniger wiegt, als ein Rubiffuß Erde , ſo muß man dod
des Südpoles.“ Die Erfahrung, welche wir heute von den Nordpolar -Regionen beſigen, läßt uns aber dieſe Schlüſſe
als feineswegs zwingend er dyeinen . Wir wiſſen von Spitz bergen und Franz Joſephs- Land, daß es nidit großer Länder
erwägen , daß es unter dem Meere Lager von Stoffen
bedarf , um Eisberge zu erzeugen . Das Eismeer iſt einen
geben kann, deren ſpezifiſches Gewicht unendlich verſdrieden
Teil des Jahres eisarm in der nädyſten Nähe der größten arktijden Landmaſſe, Aſiens. Und daß zahlreiche Inſeln nicht notwendig auf ein nahes Feſtland deuten, hätte ſein
ſein wird und daß ein minder tiefes Meer , über weite
eigenſtes Forſchungsgebiet, der Stille Dzean , Cook lehren
theſe iſt doch erſt durch die Coof'idhen Entdeckungen volle kommen beſeitigt worden , gegen deren Beweiskraft ſid, nid)ts vorbringen ließ und welde die eifrigſten Verfedhter des Au
dürfen .
Der Eisreichtum der ſüdhemiſphäriſdien Meere in hohen
Breiten wurde außerdem nody in anderer Ridítung für die Vorſtellungen von einem großen Antarktiſchen Kontinent verwertet, indem man annahm , daß die Eisberge nur aus großen Flüſſen kommen könnten , die ihrerſeits großer
Länder zu ihrer Entſtehung bedürfen. (Vergl. Buadhe, Géographie Elémentaire 1772, I. 89.)
Außerdem nahm
Flächen ausgebreitet, jenen Stellen das Gleichgewicht hält, wo weniger, aber tieferes Meer ſid) findet." Aber dieſe Hypo
ſtrallandes entwaffnete. Nahm doch mit unter den Erſten Kors
guelen, welcher der Meinung geweſen war, in Kap S. Louis (Oſtküſte des Kerguelen -Lands) den nördlidyſten Punkt eines ſüdliden Feſtlandes gefunden zu haben , angeſidits der Cool'ſden Unterſuchungen ſeine vermeintliche Entdeckung zurück und that noch mehr, indem er ſagte: „ Es hat den Ana
welches im vorigen Jahrhundert 40 Jahre lang umſtritten ward
chein , daß dieſer ganze Teil der ſüdlichen Meere mit Inſeln und Klippen überſäet iſt .“ Noch im Jahre 1772, demſelben , in weldiem Cook von ſeiner erſten Reiſe zurück kehrte, hatte Buadhe, groß in gewagten Aufſtellungen , die Theſe vertreten , daß es überhaupt mehr Land, als Waſſer auf der Erde gebe. Solche Behauptungen waren von jekt an un
und durch deſſen vergebliche Aufſuchung bedeutende Entdedingen
möglid ).
| Der Gegenſtand iſt von allgemeinerer Bedeutung, dem wahr ſcheinlich zeichnen wir noch hente mandhe Eiskontur um den 70. Grad Š . B. fälſchlid) als land. Die Täuſchungen dieſer Art verdienten eine beſondere Geſchichte ; unter ihnen iſt eine der
anregendſten , förderlichſten Bouvet's Kap Circumciſion geweſen , hervorgerufen wurden . Jetzt iſt man längſt ſicher, daß jenes veu Powet 1739 in 540 Ž . B. und 21 ! 20 O. L. F.gejehene Vorgebirg des
In der Niditung der Zurüddrängung des hypothetiſden Südlandes dritten and alle weiteren Entdeckungen im
vermutlichen Auſtrallandes, welches von Cook 1772 vergebens geſucht les war das erſte Ziel , dem er nach ſeiner Ausfahrt vom sap der guten Hoffnung zuſtrebte ), von dc Monier dagegen in den Schriften
Umkreis des Südpolarzirkels vor. So vollzog ſid, bis auf unſere Zeit herab, wo nod ; die letzte wiſſenſchaftliche Süd
der Franzöſiſchen Akademie der Wiſſenſchaften noch 1776 feſtgehalten wurde, in dieſe Kategorie gehört. Gelehrte' Rechthaberei hat ſich
polarfahrt ein Stück von Wilkes -Land wieder in Dieer ver wandelte, hier das Umgekehrte des Prozeſſes, weldoen wir
nie von einer lächerlicheren Seite gezeigt , als in dem Streit ,
in der arktiſden Region verfolgt haben ; denn , wie idon der Verfaſſer der Einleitung zu Cooks Reiſe nad , dem Stillen
welcher über diejen Eisberg von le Monier und W. Wales gefiihrt wurde. Selbſt ein Maupertius widmete den erſten ſeiner „ Lettres sur les progrès des sciences “ faſt ganz der Lozier-Bouvet'ſchen
Meere ( 1784 , BD .. I S. LIV) jagt : ,,Die Hirngeſpinnſte
Reiſe.
ſpekulativer Geographen waren auf der ſüdlichen Halb
Vetrachtungen iiber Natur und Erforſchung der Polarregionen .
352
fugel Feſtländer, auf der nördlichen Meere." Seit dem Anfang dieſes Jabrhunderts ſind gegen 100,000 D. 6.Quadratmeilen , welche die Karten bis dahin als Land gezeidynet batten , in Meer verwandelt worden und die Frage
ſind immer als möglich anzunehmen , vielleidt in dieſen Regionen nod mehr, als in den arktiſchen, weil hier ganz
nad dem Südpolarland bat baber viel beideidenere Di-
Länge, deſſen ſenkrechte Wände 36 m . hod) waren . Die horizontale Oberfläche war von einer blendenden Sdinee dede eingebüllt. Es ſteht beute außer Frage, daß Wilfes jid burd ſolde und ähnlidie Gebilde zur Niederlegung
ungewöhnliche Eisfelder treiben. Die „ Aſtrolabe" begega nete bei den Süd -Orkney Injeln einem Eisfeld von 27,7 km .
menſionen angenommen , d. h. ſie iſt auf den Reſt des nody unberührten Gebietes einzuſdränken , in weldiem im beſten Fall doch nur ein fleiner Kontinent, eine Art, antarktiſdes Auſtralien , Plak finden könnte. Der Sdluß fann alſo heute ausgeſprochen werden , daß die Antarktis ein großer Kontinent nid ) t ſein könnte. Der Ueberblick der Entdedungsgeididyte der Arktis zeigte uns aber weiter die immer wiederkehrende Erſdeinung der Ver-
von Land an Stellen beſtimmen ließ , über weldye ſpäter
Genau das Gleiche läßt die Entdeckungsgeſchichte der
Noß mit ein paar hundert Faden Waſſer wegſegelte und welche auch vom ,, Challenger" teilweis als Meer nadoge wieſen wurden. Wilkes landete nirgends auf der ganzen 65 Längengrade betragenden Erſtredung des nad ibm be nannten Landes und kam demſelben nicht einmal nahe genug, um die genaue Lage irgend eines Punktes auf dem ſelben zu beſtimmen. Unzweifelbaft beſteht nur das 1839 von Balleny durdy Landung und durd) Beobachtung einer
Nicht nur Feuerland, Südgeorgien
vulkaniſdien Eruption nadygewieſene Balleny -land. Es
und die Berguelen - Inſeln ſind gleidyſam losgeſdälte Stüdc des einſt als zuſammenhängend angenommenen Auſtral-
dieſes Cand als ein kleines Stück des großen , aber bypo
wandlung angeblicher Feſtlandteile in Inſeln, der Zerlegung als zuſammenhängend angenommener großer Injeln in Archipele kleinerer.
Antarktis erkennen.
iſt daher eine Ungerechtigkeit , wenn auf unſeren Karten
landes. Palmer -Land, früher als Teil eines Südpolarkontinentes betrachtet, wurde von Smiley umidifft und
thetiſchen ,,Wilfes -Land" erſcheint. Dieſes ſollte hödyſtens mit einer punktierten Linie angedeutet ſein .
damit als Inſelgruppe feſtgeſtellt. Faſt von jeder ein zelnen Inſel, jedem einzelnen Archipel fann das Nämlidie gejagt werden . Die erſte Hypotheſe nad) ihrer Entdeckung
die er von Wilfes erfuhr, als ein viel ſorgfältigerer Be obadyter da , als Wilkes war und er hat uns in ſeiner
James C. Roß ſteht heute trop aller Anfechtungen ,
war in der Regel die des Feſtlandrandes, der Nadyweis
flaren rubigen Weiſe gezeigt , wie leicht die Täuſdungen
der Inſularität folgte in zweiter Linie, als die beſſere Erfenntnis. Beſtehen ja ſelbſt in dem engen Rahmen unſeres
möglich ſind, in welche dieſer verfiel. James C. Roß er:
Wiſiens von der Antarftis nody ſo mandie Zweifel ob Land, ob Inſel? Die Inſularität des als „ hohes Land " be-
täuſchendes Bild von Land , daß mehrere ſeiner Offiziere es für wirkliches Land hielten.
zeidyneten Remp-Pandes und des Enderby -Landes würde
dyneebedeckten, ſpißen Bergen und blieb Stunden lang in
z. B. ohne weiteres anzunehmen ſein , wenn Morells Pu : Zweifel wären , was leider nicht der Fall. Der Zufall, daß auf
derſelben Form . „ Es war," ſagt Roß, „ 10 darauf ange legt , das unerfahrene Auge zu täuſchen , daß , wenn wir an weiterem Vordringen verbindert geweſen wären , jene
der Seefarte die Bezeichnung „ Land " für alles gilt , was nicht Waſſer iſt, befordert die Annahme von Feſtland an
den, ſie hätten Land an dieſer Stelle geſehen. Dieſes an
hielt in 66 ° 55 ' S. B. und 174 ° 34 ' De. L. ein jo
ſitionsbeſtimmungen auf ſeiner Reiſe von 1823 völlig frei von
Stellen, wo dasſelbe nichts weniger, als ſider iſt und be
Es batte die Form von
obne Zweifel nadunjerer Rüdfebr bebauptet haben wür
1
ideinende Land war indeſſen nidyts, als der obere Hand
feſtigt in unfritijden Geiſtern die Ueberzeugung von der
einer Wolke, welcher mit einer unregelmäßigen , aber
Realität des ,, Antarktiſchen Kontinents ." Peter d . Gr. - Inſel in 68 ° 57 ' S. B. wird von Bellinghauſen als 1300 m . hoch, das vorliegende Land „ von gewaltiger Höhe" in 68 ° 43 ' S. B. aber als Vor-
Breiten Waſſerdampf ſich erheben fann ; darunter iſt Waſſer dampf in allen Graden von Dichtheit, darüber der klare, falte Raum , in welchen Waſſerdampf niemals eindringt." 1
gebirg von „ Alerander-Land “ angegeben. Weiter türmt
Es iſt immer in der Nähe des Eisrandes , daß dieje
ſich hinter der Reihe der Adelaide- und Biskoe- Inſeln in
Candbilder am ſtärkſten
6761 ' S. B. ein ungeheuer hohes Land " auf, welches auf den Karten als Grahams- Land erſcheint. Da es nun
Man braucht derartigen Nebelbildern , die einem erfahrenen
ſcharfen Linie die Grenze bezeichnete, bis zu der in dieſen
und täuſchendſten auftreten ."
Eisſchiffer bekannt ſein ſollten ,
nicht zum Opfer zu
in der äußeren Erſcheinung ähnlich und räumlich nid)t
fallen und findet dod noch immer übergenug Sdwierig
allzuweit entlegen , läßt man es mit Alerander-Land zu-
feiten in der Sicherung der Landentdedungen. Man leſe z. B. im geologiſden Teil der Dumont D'Urville'iden Reije ? die Schilderung der Terre Adélie nady , um ſich zu überzeugen , wie mangelhaft mandymal die ſicheren An
jammenhängen. Man vergißt , daß Aehnlidykeit in der Rujtenlinie und der äußeren Erſcheinung im Weſen der Polar-
länder beider Hemiſphären gelegen iſt. Selbſt Küſten, an denen die Entdecker lange Zeit bingeſegelt, laſſen ja Zweifel über ibren inneren Zuſammenbang oder ob ſie überhaupt
| A Voyage in the Antarctic Regions. 1817 , I. 178. 2 Géologie , Mineralogie et Geogr. physique. 1848, I.
erijtieren. Die Täuſchungen durd Eisbarren und Eisfelder ! 9.46 fi.
Betrachtungen iiber Natur und Erforſchung der Polarregionen .
353
zeidien, wie mühſelig die Feſtſtellung eines Landes iſt, das
dauerlich, daß ſein Weg nid )t weiter verfolgt wurde. Bel
dann feſt und breit als ein Stück ,, Antarktijcher Kontinent " auf den Karten hingelegt wird. Wir geben hier nur die
James Cl. Noß traf in ſeiner hödöſten Breite von 7809'30 "
Hauptpunkte jener Schilderung: Das Land ſtellte ſid, aus 8-10 Seemeilen Entfernung als eine unabſehbar erſtreckte
linghauſen fand offenes Meer jenſeits der Macquarie - Jnjel.
Küſtenlinie von 4–600 m . Höhe dar und war mit Eis und Sdynee bis zur Verhüllung faſt aller Unebenheiten
faſt auf der entgegengeſeßten Seite der Südhalbkugel kein unzweifelhaftes Feſtland, er kehrte vor ſenkredyten Eiswän den zweimal, 1841 und 1812 , um und die Berge, die er jah, könnten ebenſogut Inſeln geweſen ſeien. Da alle Land
bedeckt. Die Oberfläche der Eismaſſe war von tiefen Sprün-
ſtreden, die er näher erforſchen konnte, ſich als zu Injeln
gen durdyzogen und der Rand zeigte da und dort Sd lucten ,
gehörig erwieſen , iſt es wahrſcheinlicy , daß die einzigen,
welde dem Sdymelzwaſſer der Oberflädie zum Abfluß zul dienen dienen . Der Beridt erwähnt ausdrüdlich, daß einige der Offiziere zweifelhaft waren , ob dies wirklid Land ſei, das man hier vor ſid hätte, bis einige von Eis freie Felsſtücke entdeckt wurden, welche indeſſen zerſetzt und
vor denen er umkehren mußte, Feſtland geweſen ſei ? Jeden falls iſt Noß bis in die Nachbarſd aft des 80. Breitegrades
vorgedrungen und eine lückenloſe Landumgebung des Süd poles iſt beim Vorhandenſein eines jo tief eindringenden Kanals, ſowie der tiefen Einbudytung, die Weddell nad
wahrſcheinlich nid)t in situ waren . Nachdem man dieſes
gewieſen, nid)t mehr zu behaupten.
alſo wody immer zweifelhajte Land am 19. Januar entdedt batte , glaubte man eine Fortſetung desſelben am
wieſen werden, welche gegen die jeſtlandnatur der antark
30. Januar zu finden , wo man einem vollfommen ſent
tijden Länder ſprechen.
redyten Eisivall von 40 bis 50 m . Höhe mit horizontaler Oberflädje begegnete, der auf zirka 20 MI. verfolgt werden konnte. ,,Die Anſichten ," jagt hier der Beridyt,
Nähe des Meeres vorkommen und wir finden nicht weniger als 204 der thätigen Vulkane auf Inſeln, alle übrigen nahe
„ über die Eriſtenz des Landes waren geteilt . Kapitän
bei den Küſten. Alle Inſeln des ſüdatlantiſchen , ſüdpazi
D'llrville war von derſelben überzeugt, er gab nidyt zu , daß jo erſtaunliche Eismaſſen ſich ohne Dazwiſdenkommen von Land oder Untiefen bilden fönnten und glaubte feſt, daß dieſelben ſid, auf den Kontinent ſtüßen. Für die übrigen Dffiziere war dagegen das Land zweifelhaft, da
fijden und ſüdlichen Indiſchen Ozeans ſind ganz oder großen
11
jie dieſer Meinung entgegenhielten , daß die Küſten ſid) nidt mit einer vollkommenen Gleichförmigkeit und Regelmäßigkeit darſtellten und daß man nur ein Eisfeld vor ſidy babe , deſſen Ausdehnung und Zuſammenhang aller: dings bemerkenswert ſeien ." 1 Uns dünkt, daß Länder, die wie jenes Wilfes - Land und dieſe Terre Adélie auf ſo idywadyen Füßen ſtehen, daß man an ihrer puren Eriſtenz zweifeln darf , noch viel weniger dazu dienen können , den Glauben an einen Antarktijden Kontinent zu ſtützen ; benn
dieſer ſtellt erſt die dritte und dwädyſte Möglichkeit dar : Entweder eriſtieren dieſe Länder überhaupt nicht oder ſic lojen ſich bei näherer Betrachtung in Inſeln auf, wie alle ihre Vorgänger, oder endlich es ſind Teile des Feſtlandes.
Steht demnach , was die Landanzeichen betrifft, die Hypotheſe des Antarktiſchen Kontinents auf dwadyen Füßen ,
jo bringen die Ergebniſſe der wenigen Entdeckungsfahrten , weldie glüdlid, genug waren , tiefer in dieſe Region vor: zubringen , mindeſtens nichts zu ihren Gunſten vor , wenn ſie nicht direkt dagegen ſprechen. Weddell gewann bei ſeinem ſüdlidſten Punkte ( in 74 ° 15 ' S. B. und 33 ° 20 ' W.L.) die Ueberzeugung, daß in dieſem Ende Februar 1823 eis: freien Meere leicht weiter nad dem Bole vorzubringen ſei.
Hier darf aber noch auf zwei andere Punkte hinge Ein Ariom der phyſikalijden Gev:
graphie lehrt , daß thätige Vulkane immer nur in großer
teils aus vulfanijdem Geſtein aufgebaut und dasſelbe gilt ausnahmlos von allen Inſeln und Rüſten der Antarktis. Sogar die Unterſuchung der Rieſelſteine im Kropf jüdpo larer Seevögel, wie wir ſie in einem geologiſchen Berichte Mc. Cormids niedergelegt finden , hat nur Geſteine vulkani iden Urſprungs ergeben . Vulfane in Thätigkeit ſind an mehreren Stellen der Antarktis beobadytet.
Wenn wir
nun audy nidyt mit Bellinghauſen vulkaniſche Wärme zur Erklärung eisfreier Stellen des Südpolarmeeres unmittel bar verwerten möchten , ſo fühlen wir uns dod, nid)t nur berechtigt, ſondern genötigt, aus der Verbreitung vulkani
ſcher Erſcheinungen in der Antarktis den Schluß zu ziehen, daß man mit einer großen , zuſammenhängenden Rontinentalmaſie es hier nicht zu thun habe , ſondern daß im Gegenteil eine weite Verbrei tung der Inſula rität in der Antarktis als wahr:
ſcheinlich anzunehmen ſei. Einen leßten Grund, der dieſen Schluß unterſtützt, finden wir endlich in den klimatologiſden Verhältniſſen , die, ſo unvollſtändig ſie aud) bis heute bekannt ſind, nir gends in der Antarktis eine ſolche Alteration des Ozeania
den Klimadyarakters erkennen laſſen , wie ſie unter Vor: ausjeßung des Vorhandenſeins eines Kontinentes ver mutet werden müßte. Indem wir alle dieſe Gründe zuſammenfaſen und dazu nod, die in früheren Abſchnitten erwvogenen That
„ Wie wäre es möglid , daß der Südpol nid)t leidyter er: reichbar ſein ſollte , als der Nordpol, von welchem wir
ſadyen fügen, kann kein Zweifel in uns übrig bleiben , daß
wiſſen, daß eine Menge Land ihn umgibt?"
Wir dürfen es vielmehr als Annahme von höchſter Wahr
| A. a. Q. I. 19 .
Es iſt be:
von einem Antarktiſden Kontinent keine Rede ſein fönne.
ſcheinlichkeit bezeidynen, daß , gleich wie in der Arktis, a udy in der Antarktis die Zerteilung des Lan :
Der dritte Deutide (Gcographentag in Frankfurt a. M. vom 29. 331. Värz 1883.
354
des in Inſeln zu den dya rafteriſtiiden und nidyt zufälligen geographiſchen Merkmalen gebore. Voll Zuverſidyt rufen wir daher mit Petermann ( in dem Begleitivorte zu ſeiner „ Neuen Karte der Süd Polar Negi onen " , Geogr. Mitt. 1863, S.407) aus : ,,Wir wären dody be gierig, zu erfahren , wie nach dem gegenwärtigen Standpunkte 1
Er ging dabei näher auf die Sdwierigkeiten ein , welche den Gradmeſjungen die Abweichung der Erde von der ab geplatteten Kugelſtalt bereitet und ſprad, beſonders von den
er driedenheit in der Attraktion , welche teils durch
dieſe Unregelmäßigkeiten , teils durdy Hoblräume im Innern
der Erde, durd Erhebungsmaſſen u . a. erzeugt werden .
der Wiſſenſchaft noch ein Kontinent am Sildpole gezeichnet
Der Hinweis auf die Folgen , welde die Attraktion da:
werden kann ; es deutet unſere gegenwärtige Kenntnis viel
durd , daß ſie das Meer anzieht, auf die Niveauverbält: niſſe des Meeres hat, ſtreifte bereits das Thema des Vor
mehr darauf hin, daß das noch ganz uerforſdyte antark tiſche Zentral-Gebiet vorwiegend aus Waſſer und nicht aus Land beſtehe, und die bis jetzt nad gewieſenen antarktijden Vandmaſſen fönnen nidt im entfernteſten auf die Benen
trages von Dr. Penck über den „ Einfluß des Klimas auf die Geſtalt der Erdoberflädie.“ Denn indem die Feudytigkeit,
weldie auf die Erde herabfällt, als der wichtigſte Faktor für die
nung „ Kontinent Anſprud " machen . "
Modellierung ihrer Oberflädengeſtalt erideint, jei es in flüſ ſiger Geſtalt oder als Eis, ſind die Klima- Zonen mit ihren
Der dritte Deutſche Geographentag in Frankfurt a. M.
veridiebener Bodengeſtalt und jene Anziehung des Landes auf das Meer, die ihrerſeits wieder jo widytig für die Umriß
großen Unterſdvieden der Feudytigkeit aud zugleid Zonen .
vom 29. - 31. März 1883.
geſtalt der Länder , wird verändert hier durch Anhäufung
( Cthlus. )
ewigen Eiſes , dort durd, Abtragung von Gebirgen. Klima:
Wir begnügen uns, cingebent des Siveces dieſer Wit
tijde Veränderungen , wie ſie in großem , aber unbeſtimmten
teilungen , zunädit nur den allgemeinen Eindruch der Ver :
Maße die Geologie längſt als bedeutſam für die Geſchichte
handlungen dieſes Geographentages darzulegen, die wiſſen
der Erde erkannt hat , haben einen bedeutenden Anteil an der
ſchaftlichen Vorträge der Herren Dr. Breuſing, Dr. Günther
Geſtaltung der Erdoberfläde, wie vor allem die Wirkungen der Eiszeit aufs Deutlichſte beweijen. Aber nicht bloß
und Dr. Pend , weldie einen Teil des zweiten und dritten Sißungstages ausfüllten , nadı ihrer allgemeinen Nichtung zu kennzeichnen , um beim Erſcheinen des amtlichen Ber:
Perioden der Erkaltung, ſondern audy ſoldie der Austrock nung ſind über weite Strecken der Erde gewandert. Die
handlungsberichtes auf dieſelbe , wo es nötig ſein ſollte,
Verbreitung der Seen ſteht im Zuſammenhange mit dem
zurüczukommen .
Mlima und die Seenregion Zentralafrika's iſt in ähnlidier
Direktor Dr. Breuing aus Bremen ſprach über die
Weiſe ein Beleg für die einſt größere Trodenbeit dieſer
Gejdyidite der Ortsbeſtimmungen an der Hand eines außer=
Gebiete , wie die Seen der Glazialzone die einſtige Ver breitung mädytiger Eismaſſen beweiſen .
ordentlich reidhen Materials von Plänen , Karten , Werk zeugen und vor allem auf Grund eines Wiſſens von
Das Thatjad lide des Berichtes, welden Dr. R. Leh
ſeltener Gründlichkeit und Fülle. Dieſer Redner bradite
mann aus Halle über die Arbeiten des Zentralausſdyuſſes
hoc präparierte Zuſammenſtellung von
für Deutſche Landesfunde am Nadımittag des dritten Siß
Studien und Anſidyten , wie man ſie ſo oft auf wiſſen daftlichen Kongreſſen vorgeſekt erhält ; ſondern er idöpfte in ſeltenem Maße aus dem Vollen und ſein Vortrag bejaß daher den eigenartigen Reiz des Spontanen und Driginalen . Manche ſeiner Anſichten , wie der Vorſdlag der Wieder: einführung der Meile in die Geographie oder die Bezeich: nung deſſen, was über das Zeitalter der Entdeckungen ge ſchrieben ſei, als Roman, ferner das ſcharfe Urteil über Ros lumbus, mochte zu Oppoſition aufrufen , aber jede einzelne Be hauptung ſtand auf feſten Füßen . Der ganze Vortrag illu
ungstages erſtattete, kennen unſere Geſer aus den im 1,,Aus :
ſtrierte in eindringlicher Weiſe die Widytigkeit der Geididyto
Dr. Nagel in München, Prof. Dr. Zöppriß in Königs
der Ortsbeſtimmung und ihrer Werfzeuge für die Gejdidite der Entdeckungen. Die Vorträge von Dr. Günther und Dr. Penck berührten ſid ), inſofern beide die allgemeine (Ge
berg und Dr. N. Lehmann in Halle a. S. und verſtärkte denſelben durch die Neuwahl der Herren Hauptmann Rollm in Metz und Prof. Dr. Sophus Ruge in Dresden. Die bisherigen Arbeiten und die Entwürfe des Zentral aus duſjes erfuhren die rückhaltloſe Zuſtimmung des Geos
nidyt eine ad
ſtalt und die Oberflächenform der Erde, zwei Cigen daften ,
die eng miteinander verbunden ſind, beſpraden. Dr. Günther ſtellte die auf Grund vervollkommneter Meſſungen weſent lich veränderten heutigen Anſichten über die „ Geſtalt der Erdkugel" zuſammen , die weder Kugel, noch Ellipſoid, ſondern ein Körper eigener Art, das Geoid Liſting's ſei . 1
land " icon früher erſtatteten Mitteilungen des Zentral
ausſduſjes und wird über die Weiterentwickelung der das bei zur Sprade gebrachten Fragen , ebenſo wie über die Rundgebungen in betreff der Stellung des Zentralaus
jdujjes zu beſtimmten Vorſdölägen zur Deutſchen Landes funde baldigſt in dieſen Spalten eine ausführliche Mit teilung aus der Feder des Herrn Dr. R. Lehmann erſdei nen .
Der Geographentag erneuerte das Mandat des
Zentralaus duſſes durd Wiederwahl der Herren Prof.
graphentages und im Privatgeſpräch äußerte ſich uns gegenüber manche Stimme freudig über die Anregungen , welde idon durch die Mitarbeit an der Litteraturſamm
lung zur Deutſchen Landeskunde in weite Kreiſe und vor
Der dritte Deutſche Geographentay in Frankfurt a . M. vom 29. - 31. März 1883.
355
allem in die geographiſchen Vereine getragen worden ſind.
Welches Verlangen iſt berechtigter, als die kurze Zeit,
Hoffentlich erfreuen ſich die weiteren Arbeiten in diejer Richtung derſelben Gunſt, welche denſelben bei dieſer Ge
die ſoldem Zuſammenſein geboten iſt, möglichſt in dem
legenheit entgegengebradyt wurde. Von dem Berichte des Herrn Dr. Lehmann fönnen wir zum Sdluſje wobl jagen ,
ſind gute Vorträge gerviß eine höchſt wünſchenswerte Zeit ausfüllung; aber es iſt dringend geboten, gerade in ihnen
Intereſſe auszunützen , weldes uns zuſammengeführt ? Nun
daß derſelbe gedanklich, wie formell als eine der beſten Leiſt
Maß zu halten , denn da bei Vorträgen immer nur Einer aktiv,
ungen des Geographentages rüchaltloſe Anerkennung fand. Den Schluß des Geographentages bildete die Wahl des Ortes für den vierten Deutſchen Geographentag, welcher in der Wode nach Citern 1884 abzuhalten ſein wird. Es tam feine andere Stadt als Münden in Frage und nadidem durch die anweſenden Münchener der Ueberzeugung Ausdruck verliebenworden war, daß der Deutſche Geographen
der ganze Reſt der Anweſenden aber fid paſſiv verbält, tritt
febr leidyt Ueberdruß auf Seite der leßteren ein. Und was
duß wurden gewählt: Prof. Dr. Rabel in Mündien , Sculrat Dr. Rohmeder in München, Prof. Dr. Nein in
die Belehrung anbelangt, die dieſe Vorträge bieten , ſo muß man ſich oft ſagen , daß man ſie in zugänglicherer wirkjamerer Geſtalt beim Durchleſen des gedruckten Beridytes aufzuehmen vermag , da die eigentlich packende Bered ſamkeit dod) nicht bei vielen Gelehrten zu finden , die in dieſer Weije beredteſten, aber andererſeits gewöhnlich nicht die gelehrteſten oder überzeugendſten ſind. Alſo fein Ueber maß von Vorträgen ! Aber was an ihre Stelle ſetzen ? Sind ſie nicht das Rückgrat all' dieſer wiſſenſchaftliden ,, Tage" ? Mag ſein ; aber der Geographentag iſt eine
Marburg, Prof. Dr. H. Wagner in Göttingen, Realſdul
junge, entwickelungs- und wachstumsfähige Inſtitution,
direktor Prof. Schwalbe in Berlin .
die den Verbeſierungen nidyt nur zugänglich iſt , ſondern
tag dajelbſt als willkommener Gaſt erſcheinen werde , be
dloß man nahezu einſtimmig, im nädyſten Jahre in Mün
den wieder zuſammenzutreten . In den bleibenden Aus
Mit dem üblidhen
Hod) auf die gaſtfreundliche Stadt , in deren Mauern die
denſelben fogar, wie wir ſicher ſind, entgegenkommt.
Geographen ſo ſchöne und gute Tage verlebt hatten – einem
da wäre denn wohl die Frage zu erwägen, ob nicht durdy beſtimmte Aufgabenſtellung mit vorher feſtgejekten
Hod, das mit wahrer Begeiſterung gebradit wurde trennten ſich die Teilnehmer am dritten Deutſchen Gews .graphentage. Indem wir uns vorbehalten , auf die ſchulgeographi
iden Vorträge und Verhandlungen , ebenſo wie auf die mit dem Geographentag verbundene geograpbiſdie Aus ſtellung in den nächſten Nummern zurückzukommen, möch: ten wir um die Erlaubnis bitten, dieſen kurzen und frag mentariſchen Bericht, der eigentlid) mehr Stimmungsbild iſt, mit einigen Bemerkungen zu ſchließen , welde fidh uns während der hochintereſſanten Tage aufgedrängt haben . Man pflegt bei offener Meinungsäußerung als das wert vollſte Ergebnis dieſer , Tage die Anfnüpfung neuer, die Erneuerung alter perſönlicher Beziehungen zu bezeidynen . Zugegeben , daß, rein menſchlidy betracytet, das Fazit in der That diejen perſönlichen Charakter trage, jo jollte doch bei einer jo fachmäßigen Vereinigung , wie der Geographentag
Referaten
und Korreferaten ,
Und
zu deren Diskuſſion die
Intereſſenten ſich vorbereiten können , eine kräftigere Weckung und ſtärkere fejjelung der Teilnahme an den
Verhandlungen des Geographentages möglich ſei ? Für, jagen wir , drei Fragen , deren Diskuſſion in dieſer Weiſe vorbereitet iſt, würden drei von den bisher üb
lichen ſechs Sißungen des Geographentages in An ſprud ) zu nehmen ſein, während der Reſt den eigentlidien Vorträgen zu widmen wäre. Aufgabe des bleibenden Ausſchuſſes würde es ſein , jolde Fragen auszuwählen, welche einer eingehenden Beſprechung wert oder bedürftig eridyeinen und die Referenten und Korreferenten für die
felben auszuwählen. Borjdläge aus den Kreiſen des geographiſchen Publikums würden dabei jedenfalls will fommen ſein. Die Diskuſſionen ſo zu geſtalten , daß mög lichſt viel Gewinn aus denſelben zu ziehen iſt, bleibt dann
ſie darſtellt, die Förderung der fadylichen Intereſſen min
natürlid, den Mitgliedern des Geographentages überlaſſen ;
deſtens dasſelbe Gewicht haben und, wenn nötig, ſollte das ſelbe durch möglichſt anregende, unzweifelhaft nübliche Ge
aber es iſt vielleicht auch in dieſer Ridytung durch private
Anregung möglid ), Kräfte heranzuziehen , die ſich ſonſt nicht
ſtaltung des Programms geſichert werden . Auf den bis
gerne in die vordere Reihe drängen. Der oft gehörten
herigen Geographentagen hat man nun , wie uns ſcheint, den Vorträgen einen ermüdend großen Raum gegeben, ſo daß ausgiebige Diskuſſionen nur ausnahmsweiſe zu ſtande
Klage aber , daß dieſe Vereinigungen ſo leidyt von dem auch in der Gelehrtenwelt überhandnehmenden, redegewandten
famen .
Dieſe Diskuſſionen aber trugen dazu noch bäufig
die Merkmale der Unvorbereitetheit, des Zufälligen -- Mert: male, welche man ſich gefallen läßt in unſeren kleineren Geographiſchen Geſellſchaften oder ſonſtigen Debattierver: einen , in denen man ſich gemütlich gehen läßt und die Zeit für nichts adytet, welche man aber miſjen möchte bei cinem in ſeiner Art immer einzigen , ſo nidyt wiederkehrenden
Zuſammenſein , wie eben ein derartiger Kongreß es bietet.
Strebertum benützt werden , um ſtreitlos leichte Lorbeeren zu pflücken , mödyte durch dieſe die fad gemäße und fach
fundige Diskuſſion fördernde Einrichtung wenigſtens in etwas abzuhelfen ſein .
Vielleicht würde bei der Vorbereitung der mit den Geographentagen verbundenen Ausſtellungen von Karten
Lehrmitteln u . dgl. don auf dieſe für die Diskuſſion zu ſtellenden Fragen Rückſidyt zu nehmen ſein. Ob nidit ferner die Inſtitution des Deutichen Geps
Ueber die Wirkung der langen Tage in hohen Breiten auf die Vegetation.
356
graphentages den Mittelpunkt abgeben fönnte und ſollte, um den die Jahresverſammlungen von Vereinen ver wandter Tendenz, wie z. B. der Afrikaniſden Geſellſchaft,
Kleinere Mitteilungen.
lidhen Breiten nur durch Zunahme der ſtidſtofffreien Sub ſtanzen, reſp. des Amylums erfolgt, während die Protein
ſubſtanzen an dieſer Vermehrung keinen Anteil haben.
der Delegierten der Geographiſchen Geſellſchaften z ., ſidy zu
Eine weitere Eigentümlichkeit boher Breiten beſteht
gruppieren vermödyten, iſt eine ſiderlid) erwägenswerte Frage,
darin , daß die Blätter der meiſten Holzgewädyſe größer werden und zugleich eine tiefere, dunklere Farbe annehmen ,
die freilich zunächſt von dieſen Vereinen ſelbſt ins Auge zu
faſſen wäre. Was wenigſtens die Afrikaniſche Geſellſchaft be trifft, ſo würde es zweifellos bödiſt nüblid für ſie ſelbſt jein , wenn ſie ſich mit ihren Generalverſammlungen auch
einmal aus Berlin herausbegeben wollte, nachdem dod; ein beträdytlicher Teil ihrer Mitglieder außerhalb der Mauern
unſerer Reichshauptſtadt wohnhaft iſt und hier „ in der Provinz" noch ſo viel Raum für eine fruchtbare Propaganda bleibt .
Vielleidt übt München Anziehung genug, um aud
aus dieſen Kreiſen dem Geographentag neue Kräfte zuzu führen .
Wir įd ließen dieſe kurzen Betrachtungen , indem wir unjere beſcheidene Stimme mit dem Chor derjenigen ver
einigen , welche die Gaſtfreundſchaft Frankfurts gegenüber dem dritten Deutſdyen Geographentag und die ſtaunenswerte Thätigkeit des dortigen Lokalausīduſjes mit freudigem Danke anerkennen und indem wir wiederholt der Ueber zeugung Ausdrud geben , daß durch dieſen Frankfurter
Geographentag die Sache der Geograpbentage überhaupt einen bedeutenden Sdritt vorwärts gemacht hat. '
Ueber die Wirkung der langen Tage in hohen Breiten auf die Vegetatiou . Der bekannte Pilanzengeograph Norwegens ,. SdYübeler, machte vor einiger Zeit auf einige höchſt auffallende und unerwartete Eigentümlichkeiten aufmertjam , welche die Vegetation in hoben geographiſden Breiten zeigt und weldic er wohl mit Nedit auf die intenſive Lid teinwirkung
als in jüdlichen Gegenden . Dieſe Eigentümlichkeit wurde bereits von Grijebad und Martins beobachtet und findet ſich nicht nur bei den meiſten wild wadyjenden Bäumen
und Sträuchern , ſondern aud) bei den Obſtbäumen , ja felbſt die gewöhnlichen Küchengewädyje entwideln in boben nördliden Breiten bedeutend größere Blätter, als im mitt leren und jüdliden Europa.
Schließlıd) beobachtet man
nody , daß die Blüten der meiſten Gewächſe in böberen Breiten größer und intenſiver gefärbt ſind und viele Pflanzen , welche bei uns weiß blühen, erzeugen im Norden violete Blüten .
Unter dieſen Eigentümlichkeiten iſt es namentlich die Großblättrigkeit der meiſten Holzgewächſe, welche auch ein weitergehendes geologiſches Intereſſe hat. Es iſt nämlicy auffallend, daß die foſſilen Floren der arktiſchen Länder ſid) durd, verhältnismäßig große Blätter auszeidynen , wie man jid) bei einer Durdyjicht von Heers ,, Flora fossilis arctica“ leicht überzeugen kann.
Es läge nun ſehr nahe, auch hierin eine Wirkung des langen Tages zu ſehen und mußte dieſe Wirkung zur Tertiärzeit noch um jo intenſiver geweſen ſein, als ja be fanntlich damals reiche Waldungen in Breiten vorfamen , in denen die Sonne durch mehrere Monate ununterbrodien am Himmel ſteht , in welchen Breiten heutzutage keine Wälder mehr gefunden werden . Es würde dies dann aber rücichließend wieder dafür ſpreden , daß die Erdadvie
zur Tertiärzeit dieſelbe Lage hatte wie heute.
So crzeugen die meiſten
kleinere Mitteilungen .
Pflanzen in höheren geographiſchen Breiten bedeutend größere und ſchwerere Samen, als in niederen Vreiten und
Mantegazza über die Todas.
der langen Tage zurüdführt.
in einigen Fällen iſt die Zunahme geradezu erſtaunlid). Die Zwergbohne, von Chriſtiania nad Trontheim über tragen , nahm über 60 % an Gewicht zu und Thymian
von Lyon nad Drontheim überführt, zeigte ſogar eine Gewidytszunahme von 71 % . Auch das Getreide wird im Norden dwerer, als in jüdlicheren Breiten und Korn , aus Norwegen nad) Breslau verpflanzt, zeigte bereits im erſten
T. F.
Projeiſor Miantegazza begam ſeinen Vortrag über die Todas vor der Geographiſchen Gejellſchaft, 311 Rom am 10. Värz mit dem Befemntuis ſeiner Vorliebe fiir das Studium ausſterbender Völfer. Er war cigens nach Indien gereiſt, um über die in dem (Gebirgsland von Nil Giri, in dem ſüdlichen Dekan , wohnenden Todas Studien 311 machen ; denn auch die Todas gehören zlı diejer immer mehr zujammenſchmelzenden Gruppe. Die Bedeutung des Namens, den die Todas dem von ihnen bewohnten lande gegeben, iſt „ Blane Berge “ und es iſt nicht zi1 viel gejagt , wenn !
Jahr eine bedeutende Gewidytsabnahme. Es iſt jedoch zu
man behauptet, dass es ein wahres Paradies iſt. Nicht weniger
bemerken , daß dieſe Gewichtszunahme der Samen in nörd
interejjant ſind ſeine Bewohner; dem ſowohl nach ihren Sitten , als ihren Gebräuchen ſind ſie eines der typiſchſten and charafe riſtiſchſten Völker. Es ſind Semiten und, ſo 311 ſagen , der ſchönſte Typus der jemitiſchen Kajje .! Jhre Kleidung iſt höchſt einfad) ;
| Zur Charakteriſtik des dritten Deutidhen Geographentages, die wir im Eingang diejes Artikels ( Nr. 17 ) gabeni , möchten wir noch nachtragen, daß lngar und Belgien Vertreter ihrer oberſten Interrichtsbehörden 311 demſelben abgeordnet hatten und daſ die meiſten Geographiſchen Gejellidyajten Deutſchlands, jowie die Wiener
1 Mantegazza gebrandit hier das Wort ſemitiſch natürlich nicht im lingiiijtijdeit, ſondern in dem ungewöhnlichen anthropolo gijden Jim , in welchem es vielleicht diri „mulattenartig “ er
(Beographiſche Gejelljchaft, vertreten waren .
jetzt oder verbejjert werden fönnte.
A. D. X.
Kleinere Mitteilungen . Männer und Frauen hüllen ſich in einen großen Mantel, in dem ſie majeſtätiſch einherſchreiten und dejjen falten ſie auf das Künſt leriſchſte zil orden verſtehen . Sie ſind meiſt Vegetarianer und nähren ſich von den Friichten des Waldes und Biijjelmilch. Nu in den ſeltenſten Fällen töten ſie in der Tiefe eines Urwaldes vielleicht ein Halb und nachdem es verzehrt iſt, verſcharren ſie ſorgfältigſt alle Ueberbleibjel ſolcher Mahlzeit, die ſic faſt wie ein Verbrechen anſehen. Auch werden mr Männer bei einem ſolchen Nahle zugelaſſen. Der Toda iſt ein geborener Hirte , jeine werden bejiehen aus Bifjelu ; der Hiiffel iſt ihm alles, jo daß man ſid) feineil Toda ohne Bifjet denken fam . Auch wird der Büfiel bei ihnen göttlich verehrt . Ihre Religion ijt höchſt merkwiirdig. Cie beten Come and Mond als Sinnbilder Gottes an , glauben
an ein zufiinftiges leben, an Himmel und Hölle. Sie haben Kirchen und Prieſter, die erſteren ſind in den Melfereien der vera idhiedenen Hütten-(Gruppen und der Prieſter iſt niemand anders,
als der Melfer ſelbſt; in dieſer Art Kirche befindet ſich auch die geheiligte Biiffelglode. Dies iſt jedoch nur ein Teil ihres Kultus,
dejjen Mythologie höchſt verwidelt und jewer verſtändlich iſt. Die Todas ſind der Arbeit ſehr abgeneigt, die ſie, die Edelſten unter den Edelii, wie eine Erniedrigung betrachten . Sie laſſen darum ihre Felder von fremden Stämmen bebauen , die ihnen das (Getreide lieferul , ein anderer Stainm bringt ihnen Schmucjachen und wieder ein anderer bildet die Muſik dieſes großen Volfes. Den Kotas oder Handwerfern fällt in der That die Aufgabe 311 , bei ihren
graphic.
357 Die zwei letzten Arbeiten ſind auf Grund der vom
Leutnant dos crſten tuntejtaniſden Schiitenbataillones, Herrn Na
ſirow , gejammelten Datei ausgeführt worden , welcher im Jahre 1882 die ſehr gewagte Reiſe von Aſtrabad iiber Mejded, Merw , Tichardjcui und Buchara nach Tajdhfent unternommen hat .
Dic
Aufnahmen in Narategin iud Darwaß ſind vom Topographen Sosiakow ausgefiihrt, welcher Herrn A. E. Regel auf ſeiner Reiſe had Darwaj begleitet hat. Um ein möglid)ſt umfangreiches Ter rain rekognoszieren 311 fönnen , trennte ſich Herr Kosiakow von Herrn A. E. Regel in viſſar und ſchlug die Richtung längs des Flufthales sajirnihan über Kabadiani, Nurgantube, Kulab nadı Darwaſ ein , wo er ſich mit Kegel wieder vereinigte. 3m 911 jang September fehrte sosiakow nach Taſchfent zurück, Herr Regel jedoch jetzte jeine Reiſe nad) Echugnan fort , wo er den Winter verbrachte. Außer den bereits angefiihrten Arbeiten ſind noch folgende erwähncuswert: Die aſtronomijden Beobachtungen und Aufnahmen in der Steppe Miſyl Kum , welche vom Kapitän des (Generalſtabes, Herrn Putjata, ausgeführt worden ſind; die vom Aſtronomen F. F. Schwarz gemachten magnetiſchen Beobachtungen :
die im Objervatorium zu Taſchfent ausgeführten Beobachtungen und ſchließlich die jüngſt unternommene Rekognoszierung des llſt-lirt ron Nungrad bis Jaman liaitarta am Kaſpiſchen Meere , ausgefiihrt
nie wurde ein Todas ins Gefängnis geſetzt. Man glaubte früher,
vom Obriſten des (Heneralſtabes Alerandrow . Eine genaue Ne fogneszierung dieſer Gegend iſt injoferit von großer Wichtigkeit, als dieſelbe zweifelsohne künftig von einer Handelsſtraße durch zogen werden wird , die Zentral Aſien mit Rußland vereinigen joll. · Der Chef des Gebietes hat bereits die Frage iiber die Her ſtellung einer Hjerdeciſenbahn in dieſer Gegend beinahe zum Ab
die Todas jeien römiſcher Abfunft. lllud warun ? Weil ſie die Toga
jdhlu gebracht, einer Bahn , weldie das ganze Amu - Darja - Bajjin
Feſten fiir den muſikalijchen Teil 311 jorgen. lluid Dabei beſitzen ſie weder Waffen noch Heere, ſie ſind die friedfertigſten Menſchen ; Man hat ſie auch zu den „ Dravidijden Völkern “
mit dem Najpijchen Dicere verbinden ſoll . Die Dampferlinie auf
gerechnet , weil ſie cine dravidiſche Sprache ſprechen . Aber was bedeutet dieſes Wort dravidiſch ? Man bezeichnete damit alle die
dem Amu- Darja und eine Eiſenbahn über den llſt -Urt werden
tragen !
unterdrückt und zurückgedrängt, ſich in die hohen Berge von Hin
endlich die ſchon von Peter dem Großen in Anregung gebrachte Frage über einen herzuſtellenden Verkehrsweg von der Wolga nach Zentral Aſien löjeni.
doſtan geflüchtet. Allein , welcher Unterſchied im Typus zwiſchen den Malabarei iud den Todas ! Und wenn ſie auch dieſelbe oder eine
Brofeſſor Buijs Ballot über die Aufſuchung der „ Barna. “
ähnliche Sprache ſprechen , ſo iſt die Sprache nicht der Menſch und bietet infolgedeſſen feinen hinreichenden Grund, um die ver
Im Anſchluß an die Notiz über die in Ausſicht genommene Keije des „ Willem Barents“ in Nr. 16 entnehmen wir den
jenigen Völfer Indiens, welche, durch die ariſchen Einwanderungen
chiedenen Raſſen darniach zu tlajſifizieren .
Eine andere Eigen
tiimlichkeit der Todas , die ſie noch mit anderen Stämmen des
Himalaya gemein haben , iſt die Polyandrie, die die Urſache einer großen Verſchiedenheit zwiſchen dem männlichen und weiblichen Typus iſt; der letztere
iſt nämlich im
ſehr viel ſchöner , als
er männliche; gerade das Gegenteil iſt bei den Völfern , welche
holländiſchen Zeitungen folgende Mitteilung von der Hand des Profeſſors Buijs Ballot zu Iltrecht: Es iſt leicht zu erklären (ild es muß dieſer Erſcheinung hoher Wert beigemeſſen werden ), daß die Perſonen, welche an der niederländiſchen Polarforſchung Anteil nehmen , etwas über die Art 311 erfahren wiinjchen , wie wir die Stelle , wo die Erpedition ſich befindet, aufſuchen wollen . Da !
!
die Polygamie haben, der Fall. Profeſſor Mantegazza zog zum
mandie derſelben vielleicht nicht ganz befannt mit dem ſind , was
Cchluß einen Vergleich zwiſchen polygamiſheni, polyandriſchen und
monogamiſchen Geſellſchaften, der ſeinem römiſchen Auditorium beſonderes Intereſſe abgewonnen zu haben ſcheint, und ſchloß mit
friiher in verſchiedenen Berichten mitgeteilt worden iſt, winden jie dieſe Nachrichten wiederholt imd womöglich vervollſtändigt z11 jehen. Wir haben bereits mitgeteilt, daß ziemlich ernſtliche Geriid)te,
dem Wunſche, die Monogamie triumphieren und jenen großen
welche über einen Schijfbruch verbreitet waren , ingegründet ge
Fleden der europäiſchen Ziviliſation , die Heuchelei , vericwindent zu ſehen .
funden worden ſind. Der Napitän, welcher vergangenen Sommer die „ luiſe“ , das Schifi, welches im vorigen Jahre die „ Varna “ und
Neuigkeiten in mittelafiatiſcher Topographie.
„ Dymphna“ begleitete, bis ſie am 22. Septbr. vom Eis beſetzt wurden und dann zurüdkehrte, kommandierte, iſt Herr Dallmam , der bereits
Am 14. ( 26.) Februar hat der Generalgouverneur von Tur feſtan die zur Beförderung aus Taſchfent nach St. Petersburg beſtimmten und Sr. Majeſtät dem Kaiſer vorzulegenden , im Laufe
!
Unter der Zahl dieſer für die geographiſche Wiſſenſchaft jo wichtigen, überaus intereſſanten Arbeiten lenken, der „ Turkeſtani
jeit 1830 die Polargegenden beſucht und auch wiederholt mit großem Erfolg das Kariſche Meer befahren hat . Dieſer Herr, welcher vor kurzem aus Sibirien zurückgekehrt iſt, um den Befehl über den genannten Dampfer zu übernehmen , madyte dem meteoro logiſchen Juſtitut ( 311 Utrecht , welches unter der Leitung des Profeſſors Buijs Ballot ſteht, A. d. R.) einen Beſuch und ſprach
jchen Zeitung“ zufolge, folgende die Hauptaufmerkſamkeit auf ſich :
ſeine Meinung dahin aus , daß die Expeditionen entweder in
Die topographiſche Auſnahme des Ferghana- Thales, welche aus gezeichnet ausgeführt iſt; die Marſchlinien durch Karategini, Dar waß und Hiſſar ; die Aufnahme der Reiſeroute von Meſched iiber Šerachs und Merw bis Tichardſchui und eine Karte der Oaſe von Merw . Dieſes alles ſind Novitäten auf dein Gebiete der Geo
haben , wozu die Schlitten und Boote die Mittel bieten fonnten . Es kann daher ſein , daß die Mitglieder unſerer Erpedition den Winter unter ungünſtigeren Verhältniſjen , als ſie vorausſehen konnten , zu verbringen gezwungen und nicht im ſtande waren ,
des Jahres 1882 ausgefiihrten topographiſchen Arbeiten beſichtigt.
Sicherheit an Bord der Schiffe ſind oder aber das Land erreidit
Motizen .
358
alle Beobachtungeni, namentlich die magnetijden, jo gut zu machen , wie ſie erwartet hatten . Lebensgefahr hat wahridieintlich nicht be
Ajiab. Ter (Graf P. Antonelli bat in der erſten Hälfte Des jamar jeine Reiſe nad) Schea angetreteit. Es iſt ihm ge
ſtanden und wiirde and jelbſt cam
fainn cintreten können , wenn
lungen , ſich mit dem Sulltan Mohamed ben Autari von Aujia,
das Eis aufgeht, wie ſowohl merr Dallmali, als alle Perſonen , welche das Nariſche Meer femne , verſidern Toch miſjen wir thun , was ini umjerer Madyt ſteht, um mjere Polarreijenden aus dem Eis oder von der Küſte, wo ſie ſich im befinden mögen , 311 retten . Hicfiir iſt nicht nur durch die an die verſchiedenen doujiita
welcher bis ictat feinern Europäer Zutritt zu ſeinem Lande ge ſtattete, zu verſtändigen, ſo daß ihm derſelbe nicht nur die Erlaub nis zur Durchreiſe erteilte , jondern ihm jogar als Paß jein
und andere Autoritäten in den nördlichen Mäfen gerichtete Bitte gejorgt, die Walfiſchfänger aufzufordern, gegen Pergiitung die Stelle
wanen refognoszieren und in Schea den wijjenſchaftlichen Nachlaž
aufzuſuchen , wo ſich die Erpedition befindet und nötigen Falls Hilfe zu leiſten , ſondern ilamentlich auch durch die Reiſe der „ guiſe. “ Dies Echiff ſoll im Juli nämlich , ſobald einige Ausſicht auf Erfolg beſteht, wieder die Fahrt nach Sibirien an treten und auf der Reije ſcharf nach den vermißten Schiffen aus Mugen , während der Kapitän in liebereinſtimmung mit dem friiheren Anerbieten der Herren lange und Föhne zl1 Bremen die Reiſella den bei der Zuriidfehr aus Sibirien mitnehmen wird, im Falle die „ Varna “ nicht im ſtande jein ſollte , dies 311 thuu . Weiter iſt auf einer Konferenz 311 Št. Petersburg, an welcher der dänide und der niederländiſche Gejandte und Vertreter der ruſſiſchen Regierung teilgenommen haben , beſchloſſen worden , eine Auf
ſuchungs Expedition an den si ii ſten des Mariſchen Meeres entlang zu ſchicken . Von ruſſiſcher Seite werden inzwiſchen alle Mittel verſucht, im vor der Zeit, che es möglich iſt, eine derartigo Erpedition auszujenden , Nachrichten zu bekommen .
Die Koſten
dieſer Erpedition jollten urſprünglich durch den für die Wijjefiidajt ſo eifrig thätigen Herrn (Gamel aus lopenhagen, den Eigentiimer der „ Dymphna “, getragen werden . Herrn (Gamel habe id) ange boten , die koſten zur Hälfte zu tragen . Anfänglich) antwortete er : „Ich bezahle alles und werde ebenſowohi die Intereſſen der
„ Varna“, wie die der „ Dympha“ vertreten .“ Obirohl m
umjere
Landsleute für dieſes Anerbieten ſehr dankbar jein werden , lo werden ſie es doch nicht angenehm finden , daß andere die im Intereſſe unſerer fiihnen Mämer nötigen Opfer bringen und darum habe ich bei Herrn Gamel wiederholt darauf gedrungen ,
die etwa auszuſendende Erpedition auf gemeinſchaftliche Redung zu nehmen . Dieje Erpedition hat jedod, nod) nicht abgehen förmen ; man wiirde jetzt Menſchenleber mitzios in Gefahr bringen , da man durch jene Gegenden noch nicht ohne Gefahr reiſen kann. Eberle lowenig wie im vorigen Jahre die „ Varna“ die Reije friiher unternehmen durfte, als im Juli , da das Eis vermutlich vor diejer Zeit nicht auſgegangen war , darf um auch nach dem Urteil von Sachverſtändigen die „ luiſe “ vor Juli ihre Reiſe an treten . Die ruſſijde Regierung hat es iibernommen , nad) Kicks ſpradie mit den obenerwähnten Geſandten, den Zeitpunkt für das Abgehen der Landerpedition und die dieſelben betreffenden Pläne
Szepter jandte, welches überall ebenjo reſpektiert wird , wie die Berjon des Sultans jelbſt. Antonelli will den Weg für sara des verſtorbenen Mardeſe Antinori in Empfang nehmen , welcher von deſſen getrenem abejjinier Nageri ſorgſam gehiitet wird . ( Boll. Soc. Geogr. ital. Marzo 1883 ) . Die Franzoſen am N0190. Aus Liſſabon wird dem
Kenter'ſchen Bureau imterin 17. April gemeldet: Die Regierung bat von dem (Gouverneur zu Angola naciſtehende, vom 28. März datierte Depeſche erhalten : „ Die Franzojen beſetzten Pontanegra !. Die Eingeborenen proteſtierten gegen die Beſetzung. Der Kapi tän des Kreuzers „ Bengo" legte ebenfalls Proteſt dagegen ein . Ich erwarte cinen Zwiſt zwiſchen den Franzoſen und Stanler). Id)
bedarf Echiffe und Truppen. Ji der Provinz iſt die Kube idit geſtört worden . In der Abgeordnetenkammer erklärte der Marine
miniſter nach Verlejimg verſtehender Depeſche, daß in den porti gieſiſchen Belitungen Angola und am songo vollkommene Ruhe herrjde. Der kapitän des Kreutzers „ Bengo" habe auf Grund der unregelmäßigen Form der Beſetzung proteſt erhobent. Der Diniſter erimerte zum Schluß die rammer an die jiingite Er klärung der franzöjidhen Regierung, daß ſie die Redite Portugals ! reſpektieren werde. Die portugiejiſdie siorvette „ Kainha de Þor tugal“ und das Manonenbout „ kio Tejo“ werden in kurzem
nad , Loanda abgehen. Das ist St. Vinzent ſtationierte portugie: lidhe Nanonenboot „ Douro " iſt bereits nach Coanda abgejegelt.
Die Entwicklung von Algier. In der „ Revue poli tique et littéraire vom 6. Jamar jagt Herr G. de Nouvion bei Beſprechung der lebensgeſchid)te des Marſchall Bigeand : Nad ) der Zählung von 1881 beſtand die Bevölkerung Algiers aus 3,3310,112 Seelen , wovon 233,937 Franzoſen, 35,665 naturali ſierte Israeliten , 2,115,763 eingeborene Viohamedaner , weldie
franzöjtide linterbanen ſind , 189,944 Fremde, 135,103 Einge
borene ,,tribus de commandement“ waren . Die größte Bevölkerung hat Nonſtantine mit 1,291,418 Bewohner, Ngier hat 1,251,672 , Oran 767,322 jolche . Seit 1876 haben die Franzojen im 35,145 , die
.
Fremden um 31,557 Seelen zugenommen ; hievon fonumen 20,000 auf die Spanier. Die Einfuhr betrug 1872 : 197,044,977 Frs. ,
I
feſtzuſtellen .
1881 382,252.600 Frs . , d . h . 39 Millionen mehr, als 1880. Der
Betrag des Ausfuhrhandels war ſehr verſchiedeni. 1871 betrug Der Wert 161,603,634 Frs. , 1878 131,089,818 Frs. , 1880 168,835,136 Frs., 1881 143,584,603 Frø. Das Wegnet hatte eine Geſamtlänge von 10,579 Kilometer, die Eiſenbahnlinien von 1426 Kilometer.
Notizen. Afrifa.
Nachrichten von Dr. Bogge als Mufenge, datiert vom 24. Septbr. 1882, ſind in Malauſch eingetroffen . Dr. Þogge iſt alio glüdlich bei der Station wieder eingetroffen , von der aus
Tod des Affà Tebò . Ju Verona ſtarb im Januar d. I. Tukula Tebó, der ältere der beiden von Miani 1873 nad) Italien gebrachten Akfás, der in der Taufe den Namen Francesco erhalten und durch die Sorge des Senators Erizzo vorziiglich und mit vielem Erfolg erzogen worden war. Tevó ſtarb an der Tuberkuloſe. Ausbreitung der Engländer in Weſtafrika. Der
(Gouverneur Havelock hat von l'ord Derby eine Spezialinſtruktion erhalten , welche ihn ermächtigt, ein namhaftes Ländergebiet, das
er mit leutnant Wiſmamm die Reiſe nach Piyangwe angetreten
ſich von Britiſc) - Ederbro bis nahe an die Grenze von liberia
hatte und wartete ir die Zuſendung von Reiſemitteln via Ma lanſch ab, um ſeinen Weg nach der Kiiſte fortzuſetzen. Fernand Foure all , welcher durch die Sahara hindurch die Hauſſa - Staaten oder Timbuktu erreichen will , ging jüngſt in Begleitung einiger Franzoſen und mehrerer Eingeborener von
crſtredt, zu annektieren . Die Proklamation der Königin wurde bereits veröffentlid)t. Das abgetretene Gebiet erſtrecft ſich vom See - llfer eine halbe Micile nach dem Julaide 311 und umfaßt
Wargla ab .
gelegen .
1 An der Prangotiiſte zwiſchen Tidintidhotidio und Mullu A. D. R.
Notizen .
auch alle Sandbänke , Juſeli und Flußufer, welche friiber unter
der Herrſchaft der eingeborenen fiönige ſtanden. Dies ſichert Eng land diejelbe vollſtändige controle in diejem Gebiete , welche ſid)
die Franzoſen in ähnlicher gejdidter Weiſe im Norden von Sierra Yeone 311 verſchaffen wußten.
359
Eine neue Fajerpflanze , die in Morifo cintoimijd, iſt und 3.1 der Familie der Mafteen gehört, heißt Fita. Ihre Faſern ſind
ſtarf und jeidenartig und erreichen mandmal die Sänge von vier bis fiinf Meter. Por ciniger Zeit wurden durch ein Handlings
baus in Pera -Nruz Fajern zur Verarbeitung nach England ge
Fieberepidemie an Bord des Dampfers „ Var faway.“ Die Mannſchaft des englijden Tampfers „ Varkaway “, welcher Stanley und die Mitglieder ſeiner Erpedition im Dezember des vergangenen Jahres nad dem Nongo brachte , hatte auf der
idict; das davon erhaltene (Gewebe iſt außergewöhnlich ſchön uud ſtart. Die Pita wächst wild und iſt jehr häufig. Man befit, daß diejelbe bald cine Eimahmequelle fiir das land ſein wird . Obſervatorien zu meteorologiſchen Beobachtungen
Klickreiſe ungeröhnlich viel durch das afrikanijdie Fieber 311
und beſonders z11 Gradmeſſungen ſind init Erlaubnis der Regierung
leiden. In Boma, wo das Schiff vier Wochen lay , erkrankten an jenem cinige Leute , deren Zuſtand nad der Abfahrt ſich nidit
von Seeoffizieren der Vereinigten Staaten joeben in Panama ud Buenaventura errichtet worden . – Die „ Allgemeine Deutſche Zeitung für Braſilien “ bringt in ihrer Nummer vom 24. Februar die
mur ſteigerte, ſondern ſid, auch bald auf die ganze Bejabaing mit Aus nahme des Kapitäns iibertrug. Letterer hatte infolge der ihm dadurch ziigefallenen Arbeiten faſt iibermenſchlide Anſtrengungen
I!
iiberrajdende, ziemlich unwahrſcheinliche Notiz, daß die Ingenieure
der ganzen Zeit im Golf von (Guinea , aber außer dem kurs der
am Panama-kanale zu der Ueberzeugung gekommen ſeien : Ter Nivean -Nanal muß wegen der imgehenerei soſten , die er er fordern würde, aufgegeben werden, es iſt ein Schleußenkanal allein möglid ). ( Dieſe Anſicht vertraten bekanntlich amerikaniſche Sera leute und Jugenieure bereits auf dem Kongreß zu Faris 1879.)
Schiffe und verſuchte Sierra Leone oder Bathurſt 311 erreichen . riad) einer Fahrt von 18 Tagen langte der Dampfer Ende Ja
Seit Mitte Februar gibt es im Kaiſerreiche Braſilien ein
311 erdulden : er mußte abwedyjelnd ſteuern , schien daufeln und die kranke Manndaft pflegen . Mehrmals ſtoppten die Majdinen
wegen Dampfmangels. Der „ Harfaway“ befand ſid, während
H. P.
mar an letzterem Orte an und ging, nadidem eine volle Mama
¡ flavenfreies Dmizipium , Akuarape in der Provinz Ceara. diaft Schwarzer engagiert worden war , am 10. Februar nadı England weiter.
Der Kaiſer ſchenkte 1 konto (zirka 1500 M.) zur losfaufung der
Amerika.
Aus der Provinz* Paraná wird gemeldet , daß die Dampf ichiffahrt auf dem Nio Negro eröffnet iſt. Die Dampfer werden regelmäßig zwiſchen Villa Rio Negro und dem Porto de
Nach dem Bericht des V. St. Kolleftors Morris in Citta
letzten Sklaven .
hat die Eingeborene- und freolenbevölkerung des jüd
llnião am Iguaſſu laufen .
liden Alaska einen weiteren größeren Schritt dem Ausſterben ent
Die Provinz Rio Grande do Sul importierte im Jamar laufenden Jahres 112. Tad Reis und 2100 Fäſſer und 500 Sad Weizenmehl. Die „ Deutſche Poſt“ bemerkt dazı : „ Es iſt bekannt, daß in friiheren Zeiten unſere Provinz Weizen erpor tierte und jevt, hadden wir ſo viele Tauſende von fleißigen Adfer bauern dazu bekommen haben , miiſſen wir unſern Bedarf an Weizen vom Auslande faufen ." Die Provinz Wará erportierte im Jahre 1882 fiir 3612 Millionen Milreis (à 2.3 M.) Landesprodukte, darunter fiir 30 Millionen l'autſchukumd iiber drei Millionen Nafav . Da die Einjammlung des Nantſchuť ohne Kontrole und Schonung
gegen gemacht, indem ſie im Laufe des vorigen Jahres durd) eine Beſt Dezimiert wurde, welche als eine Kombination yon Edarlad) und idiwarzen Blattern beſchrieben wird ud an der faſt jeder ſterben joll, der von ihr befallen wird.
Neger -Cilaverei in den Vereinigten Staaten. Die Tage der Sklaverei liegen jetzt über ein halbes Menſchenalter hinter uns und ſehr bald wird man es als etiras Merkwürdiges anſehen, wenn jemand ſtirbt , der ſeine Jugend in der Sklaverci verlebte. Die, welche die aufregenden Zeiten des Sampfes um die
Neger -Emanzipation miterlebt haben , welche durd) Wort und
raubartig ausgeiibt wird , diirfte der Ertrag bald abnehmen .
Schrift oder mit den Waffen in der Hand für die Neger -Sllaven kämpften , werden deshalb hoc erſtaut ſein , zu erfahren , daß die
Sklaverei in den Vereinigten Staaten durchaus noch nicht ganz ausgerottet und daß es nur einer Fahrt von 30 Stunden mit
In den Wäldern am purus ( Provinz Amazonas) ſollen 50,000 Meniden ausſchließlich voni liautſchukjammeln leben. Der purus iſt je nach der Jahreszeit 750 bis 1200 Milhas (à 2 Km .) weit H. P. diffbar.
der Eiſenbahn von St. Louis in jiidweſtlicher Richtung bedarf, um
die Sklaverei noch anzutreffen. Bekanntlich eigneten mehrere aus dem Siiden nach dem Indianer -Territorinverpflanzten Indianerſtämme, wie die Choftaws, Chicajams, Kreef: 11. ſ. w . Negerſklaven, weshalb auch einige diejer Stämme ſich im Bürgerfriege dem Siiden anſchloſjen . Nach einem Vertrage mit diejen Stämmen ſollten diejelben ihre Negerſklaven freilaſſen und die Regierung jollte den Freigelaſjenen Pi . St. 300,000 auszahlen und ſic in Oflahoma anſiedelt.
Wie
ſo manches , geriet auch diejer Vertrag in Vergeijenheit und die Neger blieben bei den Judianern, arbeiteten wie bisher und ihre
früheren Herren genoſjen die Friidite ihrer Arbeit ebenfalls wie bisher. Dieſer Tage cridhien m eine Delegation ſolcher Sklaven in Waſhington und Dr. Nic. Pean von St. Louis nahm ſid) ihrer an . Der Kongreß kau natiirlid ) in der Sache jo rajd, aud) nid ts
mehr thun und die Bundesbehörden haben am Ende wir die
Kolumbien. Die Einnahmen der Zollhäuſer der son föderation an der atlantijden Seite betrugen pro Dezember 1882 313,451 Doll . Der Erport von Karthagena allein wird auf 132,100 Doll . geſchätzt, darımter 33,643 Doll . fiir 1582 Stick Zur Ver Kindviel), welches nach Kuba mud Solon ging.
ſtellung einer regelmäßigen Verbindung zwiſchen Marthagona und den Magdalena- Strom hat ſich in England eine Her jelljchaft gebildet mit einem Grundkapitale vou 100,000 bf. Št . Zwei Dampfer ſind bereits dafür gebaut. Eine ähnliche Linie ſoll auf dem in neueſter Zeit von einer franzöſiſchen Sommiſſion
crforſchten Sim Strome errichtet werden . Hiefiir hat die Nes gierung des Staates Bolivar eine Subvention von 10,000 Doll . bewilligt. Punta Arenas. Eines der neueſten Beihefte zum Marine Ver
Macht, die Sllaverci zii verbieten , was deu armen Idmarzen
ordingsblatt enthält Nadriditen von dem sianonchboot Nautilus
natirtid ; ſehr wenig uitzen wiirde. Die Hauptſadie wäre natiir
iiber den Aufenthalt bei Punta Arenas.
lich die Auszahlung der Verwilligmg und die Anſiedelung der Neger auf einem Teile des großen Indianergebietes, melder noch nicht von einem Judianerſiamme bejetzt iſt. ( 29eſti. Poſt.
daß am 17. Oftober die deutide Kommiſſion zur Beobachtung Des Benedirdigangos dort eingetroffen und jofort mit der 9118 diffung der Juſtrumente und der Objervationshäuſer ſeitens der
Wir erfahren daraus,
Notizen .
360
Echiffsbejabıng begommen hatte. Fortgeſetztes ſchlechtes Wetter und Schneeſtiirme beeinträchtigten die Arbeiten bei Auffiellung der Juſtrumente ſehr und es wurde daher der Aufenthalt des sanonen bootes bis zum 5. November verlängert. Der Ort Punta Arenas (Sandy Point) iſt die ſiidlichſte Stadt Chiles imd gleichzeitig Süd amerika's, ward 1849 angelegt und hatte ſich rajd) entwidelt. Bei der Revolution von 1877 wurde ein Teil der Stadt zerſtört,
iſt jedoch wieder aufgebaut. Unter den anf 16 bis 1800 gejchätzten
Einwohnern ſind etwa 60 Deutſche, 120 Schweizer, ferner Eng. länder, Franzojen , Italiener, Spanier und Nordamerikaner. Eine fatholiſche Kirche iſt vorhanden, deren Pfarrer aus Trier gebürtig iſt. Als oberſte Behörde wirft ein Zivilgouverneur, welcher 311 gleid) Gouverneur der Magellanſtraße iſt. Die dyilenijde Garniſon beſteht außer 12 Offizieren aus 180 Soldaten, meiſt yandwerkerni, welche hier zu Arbeiten verivandt werden . Außerdem wurden zwei
sirupp'ſche Gebirgskanonen wahrgenommen . Die Hauptausjuhr artikel ſind Seehund , Guanako- und Straußfelle, wie auch Štrauß
Geographiſche Geſellſchaften , Muſeen 2c. Die Geſellſchaft für Erdkunde zu Berlin beging die Feier ihres böjährigen Beſtehens am 28. April d. I. abends 612 Ilhr durd cine Feſtſiving ( Bericht des Vorſitenden über die Thätigkeit der Gejellſchaft innerhalb der letzten 5 Jahre und Vor: trag von Herrn Leutnant Wißmann) im Wintergarten des Zentral Sotel und durch ein Feſteſſen daſelbſt. Aue Mitglieder der Gejello idhaft fiir Erdkunde 311 Berlin und der Afrikaniſchen Geſellſchaft in Deutichland wurden zur Teilnahme an dieſem Feſte eingeladen . Die Koloniale Ausſtellung zu Amſterdam wird, wie es ideint, durd) außereuropäiſche Länder reich beſchickt werden ;
wie es heißt, will die „ India Office“ zul London einen indijchen Bazar errichten . China und Japan haben bedeutenden Raum in Aupruch genommen und von Auſtralien ſind ſchon frihe Sendungen angekommen. Perſien , Weſtindien und Mauritius werden auch
vertreten ſein. Natürlich wird man ſich die größte Mühe geben , den Beſuchern die Schätze der niederländiſchen Kolonien 311 zeigen.
federit, die Bieh- und Schafzudit nimmt allmählich einen größeren Aufidhwung, ebenſo die Holzausfuhr. Punta Arenas iſt vollſtän diger Freihafen , auch erhebt die Regierung keine Steuern ; ferner be zahlen Briefe von und nach Chile kein Porto.
Der Mediziniſche fongreß bei der Amſterdamer 911sſtellung. Man beabſichtigt, bei Gelegenheit der Amſterdamer
Argentiniſche Expedition nach Patagoniei. Von
welche demſelber zur Behandlung vorgelegt werden dürften , werden wir noch erwähnen , jetzt wollen wir dagegen einige Worte dariiber mitteilen , daß er auch wichtige Fragen in bezug auf die Krank
Buenos - Aires reiſte am 5. Januar eine Epediton unter der
Leitung des Herrn Fauvetys und des Oberſten Solier nad Pata gonien ab. Diejelbe foul an den dortiger®Stüiſten und in Feuer
Ausſtellung auch einen Mediziniſchen Kongreß zu halten ; einige Punkte,
heiten der Haustiere und die Mittel, dieſelben zu bekämpfen, zu
land Studien machen und Erfahrungen iiber die natürlichen Hilfs
behandeln haben wird. Eine Quarantäne der Tiere ſteht allen den Einwürfen bloß , welche gegen das Hinhalten von Schiffen ,
quellen jenes Gebietes für den Handel ſammelni.
die aus ungeſunden väfen kommen , gemadıt werden können . Die
Neue Auflage der Geſchichte von den patagoniſden Rieſen. In dem Bericht über ſeine Reije in Patagonien teilt Vove folgendes über die Patagonier mit: Als von Chubat einige hundert Thicre iiber land nach Punta Arenas transportiert wur den, befand ſid) der Gaucho Garcia unter den Begleitern der
Tötung der infizierten Tiere iſt oft eine zweifelhafte Maßregel und die Frage der Behandlung kranfer und ungeſunder Tiere iſt eine der verwideltſten , welche es gibt. Eine Beſprechung der Mittel, welche in verſchiedenen Kolonien und verſchiedenen Klimaten gegen die Ausbreitung von Krankheiten gebraucht werden , ſowie der
jerde. Il einer Nadit, als er einige verirrte Kiihe zuriidbringen
veridhiedenen Formen , in welchen lettere iiberhaupt auftreten ,
wollte, kam er vor cine kleine Schlucht , in welcher weiße ( Gebeine
wiirde gewiß von hohem , praktijden Werte ſein .
leuchteten. Als er in die Tiefe hinabgeſtiegen war, um ſich z11
Anzeigen.
überzeugen, welcher Tierart die Knochen angehörten , fielen ihm cinige Menſchenſchädel in die Hände, welche jeden Zweifel ent
fernten. Die Ueberbleibjel gehörten ohne Zweifel einer ausge . ſtorbenen Kajje an , da Garcia noch nie Menſchen von ſo unge
henerer Größe, wie die Gebeine anzudenten ¡dienen , gejeben batte.
Die Allgemeine Zeitung (mit wiſſeuſdaftlicher Beilage und Handelszeitung)
Berne hätte Bove näheres 311 erfahren geſucht, dod) der
(Haucho befand jidh am Rio Chico und der Keviende hatte keine Zeit, denſelben anizujuchen oder zu erwarten .
früher in Augsburg erſchienen iſt in Deutidland uuid Ceiterreid durd) die Poitanſtalten für 9 Mart viertel.
jährlid ) ( 6 M. für die 2 leßten Monate, 3 M. für den lekten Monat des Quartals ) 311 beziehen . Preis bei directer Verſendung unter Streifband monatlid) + Mart (M. 5. 60 fiir die anderen Länder des Weltpoſtvereins). Quar:
talpreis bei wöchen 1. Verjendung im Weltpoſtverein M. 14. 40 , außerhalb deso
Polarregionen .
jelben M. 19. 50
Probenummern nebſt neueſtem Quartal Regiſter gratis.
Verlängerung der internationalen Polarbeov a chtuuge11. Es wird ims aus St. Petersburg eine fiir die wijjaits ſchaftliche Welt ſehr intereſſante Nachricht mitgeteilt, zufolge welcher auf Initiative der Polarkommiſſion bei der Ruji. Geogr. Gejolla diaft Unterhandlungen mit Polarkommiſſionen anderer Staaten an
gebahnt worden ſind , behuis der Verlängerung der Auguſt 1882 be gonnenen Beobadıungen um ein Jahr, nämlid) bis zum September des Jahres 1884. Wenn dieſe Bemiihungen von Erfolg gekrönt werden ſollteil , ſo unterliegt es wohl feinem Zweifel, daß dadurdy Der Wiſſenſchaft ein großer Dienſt geleiſtet werden wird, da ein Jahr fiir lliterſuchungen in Polarländern ein 311 kleiner Zeitraum iſt. Wie bekannt iſt, hat die Kuji. (Beogr. (Bejell daſt zwei Expeditionen nach der Senamiinding und nach Nowaja Zemlja ausgeſandt, deren Forſchungen bisher einen giinſtigen
Fortgang genommen haben .
Leitartitel , wiñenſchaftliche und handeløpolitiſche Auf: ſätze ic. 10. in Nr. 107 bis 113.
Deutſcher Reichstag. amerita .
Aus den Vereinigten Staaten von Nord
Die Mermillod -Affaire.
Staat undGeſellſchaft. (VII/VIII.)
kujiche Zuſtände. ll.; Botſchaft und Conflict.
-
Die Theilung der Erde . Vom Berliner Leben . ( 1. ) Die ſomatiſche Anthropologie in Deutſchland. (IV. Schlußartifel.) Zur Erhöhung des Eingangs zolls auf Werke der Kunſt in den Vereinigten Staaten von Nord : amerita. Zur Nephrit- Frage. Mozart in Holland. Von F. Idylle in Codex diplomaticus Salemitanus. v. Hellivald . Der Sieg der in Berlin . und München in Oper Die Rom . Henaiſjalice in der Gegenwart Von 28. 6. Riehl . ( III.) - Die
Eine neue Geſchichte indiſche Volfszählung. Von E. Oswald . Die Congo- Frage. Von des deutſchen Volfes. Von M. Lenz. G. Rohlfs . Das Chedſyſtem in Deutichland.
Aufträge für Streifbandſendungen an die Expedition in München.
Drud und Verlag der J. G. Cottaſchen Buchhandlung in Minden und Stuttgart.
Das Juslaud Wodenſdrift für Länder- und Völkerkunde, unter Mitwirkung von Profeſſor Dr. Friedrich Katzel und anderen Fachmännern herausgegeben von der
I. G. Cotta’ſchen Budhandlung in Stuttgart und München. Sedysundfünfzigſter Jahrgang. 1
München, 6. Mai
Nr. 19.
1883.
Jährlich 52 Nummern à 20 Seiten in Quart. Preis pro Quartal M. 7. zu beziehen durd alle Buchhandlungen des In- und Auslande und die Poſt - Rezenſiong Gremplare von Werten der einídlägigen Litteratur ſind dirett an gerrn Profeſſor Dr. Friedrich Rakel in München, Atademieſtraße Nr. 5, 311 jenden . Inſertionspreis 20 Pf. für die geſpaltene Zeile in Petit.
ämter.
Juhalt : 1. Eine wiedergefundene Römerſtätte. Von Profeſſor Ohlenſchlager in München . (Mit Karte und Plan .) S. 361. 2. Südſlawiſches Land und Volk. Von J. G. A. Neue Folge II . Montenegro. Das Land. S. 366. 3. Betrachtungen über Natur und Erforſchung der Polarregionen . VII. Das offene Polarmecr. C. 370 . 4. Eine neue jiidafrikaniſche Republik. S. 372. 5. Aus dem neuen Nordweſten der Vereinigten Staaten . S. 37:) . 6. Geologiſche Beſdiidite des Toten Meeres und des Jordan thales .
C. 375 .
7. Kleinere Mitteilungen : S. 376. Die Eiſenbahnen in Braſilien. Die National -stolonien der Argentiner.
Kudrjamzew iiber die Halbinſel sela . Die Entwidelung der italienijden Kolonie Aijab. lleber den altertiimlichen Charakter der Tief jeejanna. Das Vorfommen von Brammſtein am Meeresgrimid.
Eine wiedergefundene Römerſtätte. Zwei widytige geographiſde Quellenſdyriften des Alter tums : die ,, Tabula Peutingeriana" 1 und das ,,Itinerarium Antonini“ 2 haben uns eine Anzahl von Ortsnamen aus dem römiſchen Rätien überliefert, deren geographiſde Feſta
ſtellung die Ardyäologen lange und viel beſchäftigt bat. Dabei hatte man frübe die Wabrnehmung gemacyt, daß einige Drtſchaften audy jeßt noch einen Namen tragen, welcher dem Namen zur Römerzeit ähnlich iſt oder ſich aus demſelben entwidelt hat, wie Batava, Paſſau ; Reginum , Re gensburg; Brigantium, Bregenz; Kampodunum , Kempten ; und man verlegte nun , geſtüßt auf dieſe Analogien, die
8. Notizen : S. 378. Auſtralien. Afrifa. Aſien . Polarregionen.
nod, nidyt ſider gefundenen Pläte an ſolche Ortſchaften, deren Namen an den Römernamen anklangen. So wurde Celeusum nad Kehlheim , Abusina nad Abensberg, Veto nianis nad Pfünz verlegt und nod jetzt bilden dieſe und ähnliche Feſtſtellungen
die gebrändliche
und bekannte
Tradition , ja nidyt ſelten findet man , daß neben richtiger Beſtimmung auch die alte , unrichtige feſtzuhalten ver judit wird.
Man fuhr aud dann nocy fort , ſoldie Ortsbeſtim mungen feſtzuhalten , als man erkannte, daß an den be : treffenden Stellen ſid) nie eine Spur römiſcher Anweſenbeit gezeigt hatte und ſelbſt die reichen Hilfsquellen, welde die
zu kriegs- und Verwaltungszwecken gemadyten Landesauf 1 Die Tabula Peutingeriana iſt eine Karte des Römijden Reiches, die wahrſcheinlich in den Zeiten des Septimius Severus ( etwa 230 n . Chr. ) angelegt wurde, aber auch ſpätere Umarbeit ung zeigt. Sie iſt uns in einer Kopie aus dem 13. Jahr: hundert erhalten und bekam ihren jetzt gebräuchlichen Namen von ihrem zireiten bekannten Beſitzer, dem Hatsherrn Konrad Pentinger in Augsburg. Jetzt befindet ſich diejelbe in der faiſerlichen Biblios thel in Wien .
2 Dieſes Itinerarinm , gewöhnlid, dem Kaiſer Antonimi3 311geſchrieben, wahrſcheinlich aber aus jüngerer Zeit ſtammend , ent: hält genane Reiſerouten fiir alle Teile des Römiſchen Reiches und
nahmen boten , blieben faſt unbefannt und unbenußt.
Wenn ich es längſt als meine Aufgabe betraditet habe, an Stelle einer bequem im Zimmer bergeſtellten Vermutung, die freilich mühjam an Drt und Stelle aufgejuditen Spuren reden zu laſſen, ſo mußte ich doch bald erkennen, daß audi damit zivar viel, aber nid )t alles erreicht werden könne und daß der Augenſdein durd) Nachgrabungen ſeine Be ſtätigung finden müſſe, wenn die Ergebniſſe der oberirdi iden Beſidytigung als endgültig feſtgehalten werden ſollen.
zirar die Angabe der Gejamtlänge eines Weges, dann der da
Es erfüllte mid deshalb mit großer Freude, als ich
zwijdenliegendent Haltſtellen mit ihren Entfernungen von einander.
börte , in Eining babe Herr Pfarrer Wolfgang Sdreiner
Qualand 1883 lir. 19 .
55
1
Eine wiedergefundene Römerſtätte .
362
die Unterſuchung des dortigen Lagers und ſeiner Umgebung ſich zur Aufgabe gemacht; denn dort am llebergang der Hauptheeresſtraße über die Donau mußten , wenn man die
und eine halbe Stunde von Weltenburg , eine und eine viertel Stunde von Neuſtadt an der Donau, wo ſich jeßt
etwa zehn Minuten oberhalb des Pfarrdorfes Eining noch eine ziemlich kenntliche Veridanzung von 150 m . oder
rechte Stelle traf , wichtige Spuren und Reſte fich finden. Sagte ja icon Aventin im zweiten Buch ſeiner Chronik : ,, Von Arzberg eine Meile bei Eyning gegen Henbam und Jrnſing über ſeyn zwei alte Schlöſſer an der Donaw gegen einander über, allda auch nod täglich Römiſche Münt und anders gefunden wird."
200 Schritt Länge und 120 m . oder 160 Schritt Breite befindet , deren Wälle nur noch an der Nord -Oſt- und Weſtſeite, deren Graben nur an der Nord- und Oſtſeite nod ſichtbar iſt, während nad Weſten zu der Steilhang der Donauufer eine Befeſtigung, wie es ſcheint, überflüſſig madyte.
Die von Aventin bezeichnete Stelle liegt etwa eine DONAU
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alte (römiſche) Straßen.
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neue Straßen .
Gebäude der Neuzeit .
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Römiſche Mauerreſte.
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200
JOO Meter
Grundplan des römiſchen Lagers und der Baureſte bei Eining.
Zwiſchen dieſem Lager und dem Dorfe Eining liegt | ergab ſich, daß durch das ganze genannte Feld bin Mauer ein Acer, die Falterbreite genannt, deſſen Beſißer beim reſte unter dem Boden ruhten und gerade die Stelle, wo Adern auf einen mit Sdyriftzeichen (Stempel) verſehenen Badſtein ſtieß , denſelben zum Pfarrberrn bradte und ſo
eine weitere Nachgrabung an der Stelle veranlaſste, deren Koſten anfangs von Herrn Pfarrer Sdyreiner allein beſtritten , im Jahre 1882 zum Teil von den Hiſtoriſchen Vereinen von Ober- und Niederbayern gedeckt wurden . Es 1 Herr Pfarrer Schreiner hat die Ergebniſſe ſeiner bisherigen Arbeiten veröffentlicht in der Schrift: „ Eining und die dortigen Römerarisgrabungen in den
der erſte Fund gemacht worden war, führte, als man von da aus die Mauerſpuren im Boden verfolgte , zur Entded ung eines großen , zuſammenbängenden Gebäudes , deſſen
Grundmauern zwar noch nicht völlig aufgedeckt ſind , das aber jeħt idon eine Länge von 56 m .. und an den brei teſten Stellen 24 m . Breite aufweiſt.
Dasſelbe enthielt 18 viereckige und 4 halbkreisförmige Räume verſchiedener Größe, deren Fußböden zum Teil noch erhalten ſind.
Jahren 1879—1881 von Pfarrer
handlungen des Hiſtoriſchen Vereins für Niederbayern. VD. XXII .
Die Hauptmauern ſind aus Jurakalt- Bruchſteinen aufgefübrt, von etwa 95 cm . Dide , die Zwiſchenmauern
Heft 3 und 4. "
etwas dwädyer.
Wolfgang Schreiner, Landshut 1882. 80. Abdruck aus den Ver
Wo die Fußböden durchbrochen wurden ,
Eine wiedergefundene Römerſtätte.
als man in früheren Zeiten bajelbſt nad Bauſteinen ſuchte, ergab ſich unter denſelben ein Hohlraum , der auf Säulchen
363
Die Verwendung der einzelnen Gemächer läßt ſidy jeßt nicht mehr angeben, da die beſtimmenden Geräte u . dgl.
und niderigen Mäuerchen aus quadratiſchen Ziegeln (wie unſere Trottoirſteine) ruhte und zur Heizung der darüber befindlichen Räume gedient batte ; in adt Gemächern fand man noch in mehreren Reihen über einander längs der
entweder zerſtört worden oder längſt idon beim Adern herausgeworfen ſind, denn die Fußböden ſelbſt liegen höchſtens 40–50 cm . unter der Erdoberfläche; nur zwei von den balbrunden Räumen fönnen ſicher als Badezimmer ange jeben werden. Ihre Fußböden liegen ungefähr 1 m . tiefer,
Wand, dicht an einandergereiht, die Hohlziegel (Heizröhren ) eingemauert, welche ſeinerzeit die heiße Luft aus dem hypo
als die übrigen und gegen ihre Beſtimmung als Keller
caustum durch die Wand leiteten ; an vier Stellen konnte man beim Tiefgraben etwa 1 m. hobe, thürähnliche, über wölbte Deffnungen ſehen , von wo aus zwiſchen ſtarken Brudyſteinmauern das Feuer unterhalten wurde. Die
Näume ſprechen die Heizröhren , welche die halbrunden Wände dicht beſeßen und die hinabführenden Stufen , welche nicht, wie bei einem Kellerraum , icmal waren , ſondern die ganze , bei 4 m. lange Sehne des Halbkreiſes ein
Wölbungen dieſer Schürlöcher ſind zum Teil mit eigens angefertigten Keilziegeln hergeſtellt, die faſt jämtlich Stempel
nahmen ; überdies führt aus dem Boden des einen derſelben eine Waſſerabflußröhre nach außen . Daß das Gebäude
tragen.
römiſch war , beweiſen außer den vielen echt römiſchen Rand
Die erhaltenen Fußböden zeigten bis jetzt nod feine Mojaifarbeit , ſondern ſind aus Wörtelguß, mit Kiefeln
und anderen Ziegeln auch die übrigen Funde, von welcher nadber die Rede ſein ſoll. Für die Beſtimmung des ganzen Gebäudes iſt bis jeßt noch kein entſcheidender Fund gemacht worden außer den ſehr zertrümmerten Brudyſtücken eines Al
und Ziegelſtüden vermengt, hergeſtellt und an einigen ſind
noch die Boden-Geſimsleiſten aus gleicher Maſſe wenigſtens i tars, deſſen Inſdrift gerade noch das Wort PRAEF (ectus) ſtüdweiſe erhalten. W
A
C
LA
D
10 Meter
0
Grundriß eines römiſchen Gebäudes, ausgegraben an der Nordſeite des römiſchen Lagers von Eining.
erkennen läßt.
Die Größe des ganzen Gebäudes aber
läßt vermuten , daß es kein Privathaus , ſondern eine villa publica , ein Geſellſchaftshaus , war , wo die dort beidhäftigten römiſchen Offiziere und Beamten zuſammenkommen und ſich den Aufenthalt fern von der Heimat möglichſt angenehm machen konnten. An den Stellen , wo die Böden burdigebrochen waren ,
und an der Umfaſſungsmauer wurde tiefer gegraben und die Mauerreſte maßen bis zum Boden noch 2 m . und das rüber. Dieſe Grabung gab auch Aufidhluß über das Schickjal des Gebäudes ; denn überall jah man , getrennt durch Urbau und Lehm, mindeſtens zwei mächtige Rohlen- und
Aſchenſchidyten, die verrieten daß das Gebäude zweimal von den Flammen zerſtört wurde, und einzelne in den
jebigen Grundplan nidyt völlig paſſende Mauerreſte zeigten , daß nach dem
erſten oder zweiten Brande das Gebäude
nicht mehr ganz mit Benüßung der alten Grundmauern ,
ſondern nach neuen Plänen aufgeführt worden war. In dieſen Brandididyten werden auch die meiſten Kleinfunde gemadyt, die bei Zerſtörung des Hauſes in die Tiefe fielen und deshalb durch den Ackerbau noch nicht wieder heraus gewühlt worden ſind.
Die Vermutung, es mödyten in der Umgebung dieſes Gebäudes noch weitere Baureſte zu finden ſein, fand zu
Eine wiedergefuuteile Römerſtätte.
364
nädyſt Unterſtüßung durch die Ausſage der Landleute, daß
und einzelnen idriſtliden Aufzeichnungen früherer Forſcher
ſie aud) auf anderen Feldern beim Pflügen Ziegel aus : acerten und an vielen Stellen ließ der Stand des Ge treides auf Mauern im Boden diließen.
majienbaft gefunden worden ſein ; ſie reiden von Auguſtus
Deshalb wurde in den angrenzenden Feldern, als die Felben nach der leßten Ernte abgeleert waren , eine größere
bis Konſtantius und da eine Anzahl von Konſtantin vis Konſtantius im Sdutt des großen Gebäudes gefunden wurden , iſt es erlaubt, deſjen Beſtehen bis zur Mitte des
Anzahl von Verſudysgrabungen gemacht und überall , wo
4. Jahrhunderts zu datieren . Zu den geſdvidylid; wertvollſten Funden aber gehören
ſogenannte Hibflecke waren , d. h. wo in der beißen Sommers:
die zahlreichen Stempel, weldhe den Ziegeln aufgedrüdt
zeit das Getreide ſich umlegte , gleidfalls Mauerreſte ge funden, welche in ihrer Geſamtheit einem ſtattlichen Dorfe an Ausdehnung gleidykommen und reiche Ausbeute ver ſprechen. Die weitere Unterſudung derſelben hängt von der
ſind, weil ſie uns mit der Bejatzung des Lagers befannt madyen .! Am zahlreidiſten vertreten ſind in dem Gebäude
Größe der Geldmittel ab, welche zu dieſem Zwecke zur Ver: fügung geſtellt werden .
Auch im Lagerraum ſelbſt finden ſich an vielen Stel
die Stempel der legio tertia Italica (LEG . III. ITAL.)
in den verſchiedenſten Formen . Dieſe Legion bildete etwa
ſeit 170 n . Chr. neben einer Anzahl Hilfsvölker den Kern der rätiſden Beſatzung und ihre Stempel wurden auch zu Regensburg und Liezheim bei Donauwörth gefunden .
leit Grundmauerreſte und der jüdweſtlide, böchſtgelegene
Hier in Eining fanden ſid einige Stempel dieſer Le
Teil desſelben , welder mit eigenem ſtarken Wall faſtell
gion mit den Zeiden LEG . III. ITAL. CON... legio tertia Italica Concordia, welde Mommſen's Vermutung beſtätigen , daß die auf einem Steine zu Salona genannte
artig umgeben war, hatte eine eigene Umfaſſungsmauer, wovon ein Teil nebſt einem 3,50 zu 4 m . ins Geviert meſſen den Turm während meiner Anweſenheit Ende Auguſt 1882 blosgelegt wurde. Selbſt der ſteile, wobl 8 m, hobe Uferrand, auf wela
dem das Lager erbaut iſt, war mit ſtarken Stüßmauern verſehen. Wahrſd) einlid , hatte das Hodiwaſjer der Donau .
legio III. Concordia mit der legio tertia Italica iden tijd jei.
Die Stempel C. I. F. C., weldie and, in Pföring und Straubing vorkommen und mit größter Wabrſdeinlichkeit der cohors prima flavia Canathenorum zugeid rieben
denſelben unterwaſden und gefährdet und zur Siderſtel
werden, die, wie ihre vollſtändigeren Stempel coh . I can.
lung waren ſolche Steinferne eingemauert ivorden , wie
bezeugen , auch in Regensburg und Straubing eine Zeit lang ihr Lager hatte. Ferner fanden ſid) mehrere Stem pel mit M. VIND (ius) SVRIN (us ), wahrſd)einlid) dem
wir ſie jest an rutidenden Eiſenbahndämmen jeben ; als
Einfüllmaterial findet ſid römijder Sdutt, Ziegel mit Stempeln, Gefäßtrümmer und dergl. zwiſden denſelben . Die Funde im Gebäude ſelbſt ſind von verſdviedenſter Von Waffen fanden ſid bis jetzt zwei kurze, breite,
Art.
Namen eines Militärpräfeften und in der letzten Zeit einige Ziegel mit der Aufdrift CHO . III . BR . Cohors tertia Britonum .
blattformige Sdwerter mit dünnen Klingen (parazonia ),
(Gerade der lebte Stempel madit die Vermutung, daß das
wie ſie Lindenſdinit (Die Altertümer unſerer heidn . Vorzeit.
Lager bei Eining das mehrfadı genannte Abusina ſei, zur Gewißheit; denn in der notilia imperii, ciner Art Staats
V. III , H. 5 , Taf. 5 , Fig . 2 und 3) abbildet , ein zwei dincidiges Langſdwert, Lanzenſpißen und Rettenpanzer;
von Werkzeugen : Meſſer, Sdieere, Beil , Meißel, Bobrer, Ringe, Sdılüſſel, Nägel, Nadeln ; an Sdmudjachen : Haarnadeln aus Bein , Haften ( Fibeln ) aus Bronze in ver
bandbuch des römijden Reichs mit Angabe der Militär und Verwaltungsſtellen (nicit der Inhaber derſelben ) vom
Ende des vierten oder Anfang des fünften Jahrhunderts, wird Abusina mit dem Beijatze tribunus cohortis tertiae
ſdyiedenſter Form , bronzene und gläſerne Armreife und
Brittonum als Aufenthalt des Befehlshabers der dritten
neben manden anderen täglid) ſid, mehrenden ganzen Stücken eine Menge Bruchteile von Gegenſtänden der manniga fachſten Art. Außerordentlich zahlreich ſind die Gefäßreſte von Thon : Teller , Schüſſeln , Krüge, Taſſen , Neibſdalen , teils reich verziert , teils roh gearbeitet , mandie mit Töpferſtempeln am Boden verſehen ; aud) von Glasgefäßen finden ſid) viele Trümmer, namentlid, aud zablreide flache Stüde, die,
britijden Roborte bezeidynet.
Obwohl nun ſdon Aventin in Eining cinen Altar aufgefunden hatte , den ein Präfekt der dritten britiſchen
Koborte Titus Flavius Felir dem Zeus, der Juno und
der Minerva und dem Genius ſeiner Kohorte am erſten Dezember des Jahres 211 11. Chr. widmete (derſelbe be
findet jid, jekt im Nationalmuſeum in München ), ſo gibt uns dod erſt der Fund der Ziegelſtempel die volle Gewiß
nach den gegoſſenen und gradlinigen Rändern zu ſchließen, als Fenſterglas gedient hatten. 1 Die bis jent gefundenen Münzen ſind nicht ſehr zahlreich, vor Zeiten ſollen ſie nach Ausſage der Eininger Bauern 1 Dergleichen Fenſterſcheibenreſte ſind im Laufe des letzten
Jahres auch zu Peſtenacer bei Landsberg am Lech ausgegraben worden .
1 Die römiſchen Militärabteilungen pflegten den Ziegeln, welche ſie zu ihren Bauten anfertigten und verwendeten, Stempel mit ihrem Namen cinzudruiden, ſo daß man aus dem Vorhanden ſein ſolcher Stempel auf die zeitweilige Anweſenheit der darin genannten Abteilung ſchließen kann. 2 Corpus Inscription. lat. III ., 1580 und Becker-Marquardt, Handbuch der röm . Altertümer, 1V . Š. 139.
365
Eine wiedergefundene Römerſtätte.
heit, daß dieſe Kohorte in fining lag und gleichzeitig, daß
Im Itinerarium Antonini wird an der Straße von Vindobona (Wien ) nad Brigantia (Bregenz) Abusina
Kampfgenoſſen von unliebjamer Belagerung zu befreien . Daß die Hilfe nicht immer zur rechten Zeit kam oder auch bei dem allgemeinen Andringen der Germanen jeit dem Anfang des dritten Jahrhunderts nicht immer recht zeitig geleiſtet werden konnte, deint die mehrfache Zer
ebenfalls erwähnt und zwar in einer Entfernung von zwanzig
ſtörung der Gebäude von Gining und namentlich die Auf
römiſden (gleid, 4 geograpbijden Meilen ) von Regioum
findung von Waffenſtüden und zuſammengerollten Ketten panzern zu beweiſen , welche wohl nur bei einer gewalt
wir das Lager von Eining für die Stelle des alten Abu sina halten dürfen .
(Negensburg) und dieje Entfernung ſtimmt ziemlich genau ( cs ſind 64 cin . in 50,000teiligen Maßſtab) zu einer Straße, die jüdlich von der Donau berging , ohne deren ſämtlidie Krümmungen mitzumachen. Der Name der römiſchen Station Abusina iſt offen bar von dem keltiſchen Namen des zunächſt mündenden größeren Fluſjes, der Abens, entlehnt, welche bei dem in
jamen Erſtürmung und Verbrennung der ganzen römiſchen
Anlage in den Sdutt gefommen ſind. In richtiger Erfenntnis der gefährliden Lage und der
verbältnismäßig geringen Streitkräfte, welche den Römern zur Verfügung ſtanden, batten diejelben namentlich durch Anlage guter Straßen für eine möglichſt rajde Vereinigung ibrer
Urkunden des 8. Jahrhunderts Abunsua genannten Dert
Truppen Vorſorge getroffen und zu dem Donau -Uebergang bei
chen Wbens in der Nähe von Moosburg entſpringt und jeßt bei ihrem Urſprunge Ambs (v. ab. amb. Wajer) ge nannt wird. In ähnlicher Weije hatte Reginum dem Regenfluſſe ſeinen Namen zu verdanken .
Eining führten von Dſten drei große Straßen , auf denen die
Die Lage der Befeſtigung war eine ganz vorzügliche ; auf weite Entfernung find jeßt die umliegenden Drtidaften dort erſichtlich und ſelbſt , wenn wir uns die Türme des Lagers nur von mäßiger Höhe denken, fonnte von dort aus das idarfe Auge der Waden jede Annäherung einer größeren Scar erſpähen ; audy jeßt nod fann die Stelle, wo die Teufelsmauer, die große römijde Grenzlinie , an die Donau ſtieß, mit bloßem Auge wahrgenommen werden ; in das eine Römermeile oberhalb am linken Donau llfer gelegene Lager von Jrnſing (wahrſcheinlich das Arusena der Tabula Peutingeriana) ſieht man wie aus
der Vogelſdau hinunter und ebenſo hatte man die widtige Heerſtraße , welde die in geringer Entfernung von der
Bejaßungen der an der Donau liegenden Lager raſch zu jammengezogen werden konnten ; es ſind dies die Straßen
nach Regensburg, Straubing und Paſſau , deren Reſte, wenn auch noch nicht auf der ganzen Strecke völlig er forſcht, doc, an vielen Stellen klar zu Tage treten und durch deren Nachweis eine große Anzahl der mitten im Lande liegenden römiſchen Sdyanzen erklärt werden kann . Die Straße nad Regensburg iſt bereits oben beſprodien.
Die Straße nach Straubing führt heutzutage den Namen
„ Odijenſtraße“ und ein dritter ſüdlider liegender Zug, „ die Naijerſtraße" , deutet auf eine unmittelbare Verbindung zwiſchen Paſſau und der Donau. Auch nad Weſten zu , in der Richtung von Augsburg,
führten Straßen , deren Zug jedoch mehr noch als die ebengenannten genaue örtlide IInterſuchungen erfordert, wozit vielleidt die Forſdungen bei Eining cinen neuen
römijden Grenzlinie erbauten Sager miteinander verband, weithin im Auge.
Anſtoß geben .
Cine ſolche Lage entſprac) aber auch der Widtigkeit des Plakes, welcher den Uebergang jener Heerſtraße zu decen batte, die zwijden den beiden oben genannten Lagern die Donau überſdyritt. Der Lauf derſelben iſt von Trommet
Nömer die Straße und den Flußübergang durd, dieſes
beim bei Weißenburg am Sand an bis zum linken Donau
llfer ganz genau beſtimmt; am rechten Hjer iſt ihr An
jdluß an die Donau durch die Hochwaſſer zerſtört, aber ſie muß bart unter dem Lager bergegangen jein , um in der Nähe der jebigen leberfahrt von Eining nad ; Hinbeim die Höhe zu gewinnen .
Die Sicherung dieſes Donau
Trotz der trefflichen Lage von Eining hielten die cine Pager nicht für binreichend geſichert, ſondern legten eine römijdve Meile (2000 Sdritte) oberbalb des jelben , hart am linken Ilfer das Lager von Jrnſing an, wahrſcheinlich das Arusena der Tabula Peutingeriana,
deſjen Entfernung von Regensburg auf 22 römiſche Meilen angegeben iſt und 3 Nömermeilen von Jrnſing treffen wir auf Celeusum die „ Biburg“, ein großes römiſches Lager zwijden Pföring und Fordybeim . Das lettere ijt wieder durd die beiden römijden
leberganges war für die Verteidigung der Grenzlinie von
Yager von mbad und Edwabſtätten
größter Wichtigkeit, denn an jedem einzelnen Punft ſtanden
Verbindung mit dem limes Romanus, der römiſden (Grenz
nur verbältnismäßig icwadye Bejakungen von etwa tauſend Mann , in der ganzen Provinz hödyſtens 25,000 Mann und nicht ſelten mögen die Naud- und Feuerzeiden oder
linie, gejekt. Ebenſo finden ſich am recyten Ufer Neſte von römi
1
andere Corridhtungen, welche die Stelle unſerer Telegraphen vertraten, die Grenzbeſabungen allarmiert haben , die dann auf den woblgebauten Straßen zu Fuß und zu sagen
an die bedrobten Stellen eilten, um die drängenden Feinde abzubalten oder die eingeid loſjenen Abteilungen ibrer
in unmittelbarer
ſden Befeſtigungen beim Wudbof, 1 % Stunde nordöſtlid von Eining in der Nidtung nad Regensburg zu , forvic cine Anzabl von Pläten in Wald und Feld im Umkreis einer Stunde von Cining, wo ſelbſt oberflädliche Grab ungen das Vorhandenſein von Neſten römiſdier Gebäude erfennen ließen. Auch das eine halbe Stunde ſüdlich ge 56
Ausland 1883 Nr. 19 .
Sidſlamiſches Land und Volk.
366
legene Göding , deſſen Sdiwefelquelle neuerdings wieder
die Anlage eines Bades veranlaßte , foll römiſche Grund mauern zeigen ; die Luelle ſelbſt hat zum Teil wuch eine uralte Faſſung von gebauenen Steinen und in der Quelle
ſollen römiſche Münzen gefunden worden ſein. Soviel iſt gewiß, daß in der ganzen Umgegend römiſche Weberreſte im Boden fid finden , deren Unterſudung durdaus not wendig iſt , ehe die fortidyreitende Landwirtidaft bicjelben
rüdſichtslos vertilgt ; namentlich aber die ſorgfältigſte Durch ſudung des Eininger Lagers und ſeiner nächſten Umgebung ſcheint um ſo mehr geboten , weil dasſelbe eine ganz be ſondere Geſtalt zeigt und für den römiſden Kaſtralbau des zweiten Jahrhunderts von größter Widytigkeit werden muß. Ziehen wir dabei in Betradit, daß von ſämtliden Kaſtellen des römiſch-germanijdven Grenzwalles in Rätien nod nicht eines aufgedeckt und wiſſenſdaftlid) unterſucht worden iſt,
ſo läßt ſid, leicht ermeſſen, welche Fülle von geſchidyklich widy tigen Stoffen noch im Boden ruben und auf ihre Auf erſtehung barren , ebenſo aber aud , daß nur durch das Zujammenwirken der Behörden , Vereine und Körperidaften , welden die Pilege der vaterländiſden Geſchichte obliegt, nur bei ununterbrodien fortgeſettem Betriebe derartiger Unterſuchungen die verborgenen Quellen nukbar gemadt und eine große Anzahl von Dingen gerettet werden fönnen , weldye obne baldige Korſorge dem lideren Verfall aus:
geſett ſind. Das biezu aufgewendete Geld wird reiden Gewinn bringen .
Ortſchaften und einzelnen Häuſer. Montenegro, von dieſer Seite betrachtet, gibt das Bild der Unterwelt, doch ſelbſt ohne Styr und Aderon.
Zwijden Zanjev Do und dem Selo Vrba mündet die neue Straße in den alten Fußweg , welder ſich in 67 Windungen von Kattaro bis zur Grenze hinanzieht. Die neue Fabrſtraße , welche 1879 eröffnet wurde,
windet ſich von Rattaro über Skaljari gegen das Fort Tri nità , umfaßt den Fuß des Gorazda und ſchlingt ſich in vielen Serpentinen bis zu einer Einſenkung des Lovien von 1000 m . Höhe. Von dieſer Höhe fällt dieſelbe gegen
Njegus (von Njegina: die holde , ſdöne Baje) auf 900 m . und endet in Cetinje, welches, wie bereits angeführt, eine
Seehöhe von 638 m. beſißt. Dieſe Straße wurde bis zu dem drei Stunden entfernten Njefa, dem angenebmſten
freundlichſten Drt Montenegro's, binab geführt, nældes nur 42 m . über dem Spiegel des Meeres liegt. Die dunkelfärbigen , mit weißlich -grauen Stellen unter miſchten Gebirge Montenegro's beſtehen nad Tiete , wenn
auch nicht ausſchließlich, aus älterer Kreide; ihre teftonijde
Zuſammenſebung entſpridit der Karſtformation.
Es iſt
derſelbe löderige , poroje Charakter des Geſteins, wie folder in Dalmatien , in Krain und dem ganzen weſtlichen Teile der Balfanbalbinſel vorkommt. Das ganze Grenzgebirge zwijden Montenegro und Deſterreic) iſt faſt waldlos, nur bie und du ſprießt mehr aſts, als laubreidhes Straudwerk hervor und drängt ſich geivaltjam , vielfad, gewunden , aus
den Steinfugen der ſteilen Hänge. Das Gebirge iſt mehr rauh , als body und fällt von dem Kamme der ringsum liegenden Grenzgebirge gegen das Innere Montenegro's ab. Die bemerkenswerteſten Kuppen ſind gegen Süden :
Südſlawiſches Land und Volk . Von J. G. 9 .
Neue Folge II. Montenegro.
Das Land .
Jenſeits der ſteilen Abhänge, wvelde gegen die
der Dzren ( Ausblick , Nundidau ), Der Hum , der Gjurg : jevo Zdrijelo (Georgs - Engpaß ), beim Uebergang von Braici und der 853 m . bobe Suturman (Geröllſtelle,
Bergſturzſtelle , eben daher auch der Name Suturina ). Bon den übrigen in jener Nidytung liegenden Kuppen iſt
am Fuße des Loveen ' und des Krſtač ( lawijd Kreuzberg ),
noch der Gole mit 1701 m . zwiſchen dem Sfutarijee und Clubidó und endlich die hödyſte Spißen des Numja- Ge
erſterer von 1931 m . , lekterer von 1137 m . Höhe, be :
birges mit 1569 m . anzuführen , welches zwiſchen Anti
ginnt jene ſteinige Hodebene, weldie anfang gänzlid kabl, nur weiter gegen Njeguš ſpärlichen Waldwudis zeigt.
vari und dem See von Sfutari fic hinzieht. Dieſes Gebirge,
Ohne Spur eines Weges, gänzlid) bem Inſtinkte der un
Skutari gegenüber endet, iſt an ſeinen unteren Teilen
dätbaren Pferde überlaſſen , auf deren fidyeren Tritt der Neiter vollkommen vertrauen kann, hatte man vor der Er
mit üppigen Wäldern bewachſen , in ſeinen oberen, jedoc felſig, in erhabenen , ernſten Formen. Namentlid bieten
bauung der jetzigen Heerſtraße hinlänglich Muße, die uns gewöhnlichen , bizarren Formen dieſes wilden Landes zu
die nördliden Abhänge desſelben , welche ſteil zum Sce: Ufer abfallen , von Skutari aus bejeben , einen unvergleid)
betrachten. Das Auffallendſte des landſchaftlichen Cha rakters iſt wohl der Mangel an Waſſer und Erde. Leka
lid), großartigen Anblic. Um wie viel ſchöner ſind doch dieſe Länder, als ſelbſt die herrlichſten Gegenden der
tere erblickt man hie und da in kleinen Partien , mühevoll
Schweiz und anderer Alpengebiete; aber es fehlt die Kultur,
von lojen
weldie auch die rauben Formen der Natur veredelt und ſo wird der Zug der Reijenden wohl nod lange den Grenza gebieten Montenegro's und Albaniens fern bleiben.
„Bocdie di Kattaro “ das Fürſtentum Montenegro begrenzen ,
Felsſtücken eingefaßt und dadurch gegen das
Fortgeidweinmtwerden geſichert, in der Näbe der wenigen 1 Von ſlaw . Loutid) , Sienhotz, alſo ein Verg , auf welchem knorriges, harziges Kienholz, Wadyholder 11.1. w . wächſt.
weldes an der Bojana mit dem 572 m . hoben Tarabos,
Die vom Ausgangspunkte unſerer Beſdvreibung nord weſtlid ſid hinziehenden Grenzgebirge ſind teilweiſe bei
Südſlawiſches Land und Volt.
der Beſdireibung der Krivosje erwähnt worden. Einige Bezirke längs der Grenze des einzigen geordneten Nachbar ſtaates Deſterreid ausgenommen , iſt das Innere des Lan
des noch nicht genügend erforſcht; die montenegriniſche, ſo wie bezüglich der neu afquirierten Diſtrikte die türkiſche Regierung, war ebedem ängſtlich bemüht , das Dunkel z11
bewahren , welches über dieſen Gegenden herrſchte , damit nid)t durdy Aufhellung der geographiſchen Geſtaltung der Zauber der Unangreifbarkeit ſchwinde. Nur dem ruffiſden Ingenieur- Oberſt Paul Byfov war es im Auftrage ſeiner
Regierung geſtattet, das Land .1859--66 nad ſeiner da maligen Ausdehnung fad männijd zu vermeſſen und die Ergebniſſe ſeiner Aufnahmen in einer Karte niederzulegen .
Bis zur Stunde jedoch liegt ſelbe in den Archiven des ruſſiſchen Generalſtabes verſdloſſen und nur ein einziges Eremplar davon befindet ſich im Beſiße des Fürſten Niko
laus. Von den neu akquirierten herzegowiniſchen Grenz Gebieten wurde öſterreichilderſeits eine Schichtenaufnahme
im Maßſtabe von 1 : 75,000 hergeſtellt, weldie jedod, nod) nidit publiziert worden iſt. In geologiſcher Hinſicht wurde das Land 1879 durch die öſterreichiſchen Geologen Dr. Tieße
367
ſelben zum zweitenmale , um nun in weſtlicher Richtung bis zum Gipfel Kuči Kom (2448 m .) zu gelangen. Nun folgt die Demarkationslinie , über die Spitzen Gornje Crna und Ziva der alten Grenze, den Bezirk der
Kuči durchſchneidend, bis nach Dinoši. Nunmehr direkt nach Süden ziehend, umſchließt ſelbe bis zum See von Skutari jene fruchtbaren Diſtrikte Nord-Albaniens, jene üppigen Acker- und Weidpläße an den Flüſſen Morača und Zem , weldie nunmehr als Brot- und Kornkammer Montenegro's dieſem Fürſtentume gehören. Den Sumpf Humsko Blato am Ufer durduſchneidend , zieht nun die Grenze bis in die Mitte des Skadarsko Jezerv (Slutari
See) wendet ſich öſtlich bis zum Orte Siroko, am ſüdlichen Ufer zum Gipfel des Tarabô's und gelangt in gerader Linie bis zur Bojana, deren redytes Ufer nunmehr bis zur
Mündung in das Adriatiſche Meer die Grenze bildet. Von der Meeresküſte beſikt Montenegro 28 Km . aufwärts bis zur Grenze des Deſterreichiſch -Ungariſchen Staates, mit den
einſtigen venetianiſchen Handelsſtädten Dulcigno und Antivari.
und v. Moiſijowitſch , in allgemein geographiſder Beziehung
Dieſe weſtliche Ergänzung Montenegro's , welde den fruchtbarſten Teil der einſtigen oberen Zeta in fid be
von Dr. Bernhard Sdwarz 1881 eingehend durdiforſyt. Die Grenze im Norden der Krivosje iſt bis zum Vucj Zub durch ſteile Gebirgsfämme bezeichnet ; aud) von dieſem 1790 m . hohen Berge nördlid läuft diefelbe nad, dem in
dieſes von der Natur jo kümmerlich ausgeſtattete Land. Nicht nur die fruchtbaren Aeder- und Weideplätze und die reichen Erträgniſſe des Fiſchfanges auf dem Skutari-See,
1
greift, iſt in jeder Beziehung die wichtigſte Erwerbung für
ternationalen Deliminations -Elaborate noch immer der ſehr
auch die vielumſtrittenen Feſtungen Zabljak, Podgorica
markierten Krête folgend, über die hödyſte Spiße der Jaſtre
(ſlaw. an der Berghöhe) und Spuž ( ſlaw . tiefgelegene Stelle) ſamt allen Inſeln dieſes Sees, auf weldien nodi
bika, auf den höchſten Punkt des Gubar. Von hier über den Dſthang geht die Grenze in mehrfad, gebrochener Linie auf der Waſſerſdeide zwiſchen den Bezirken Zubci in der Herzegowina und Grabova in Montenegro. Von hier be ginnt die durch keine Bergestämme oder Gewäſſer mar fierte Grenze oft quer über Felsplateau, oft Thäler durch idyneidend , über teils natürliche , teils fünſtliche Marken
beute die Ruinen ſerbiſder Klöſter und Kirchen fidytbar
ſind, haben die tapferen Söhne der ſchwarzen Berge er
bis zum Berge Orlinje. Von dieſem Punkte aus geht ſie (nad, dem Berliner Vertrage vom 13. Juli 1878, Artikel XXVIII), Ravno bei Montenegro laſſend , nord
worben. In dem glücklichen Kriege 1877–78 haben jene 10,000 Streiter alle genannten Orte nebſt Antivari und Dulcigno dem Erbfeinde, welcher ſie genau vierhundert Jahre beſaß, in rühmlichem Rampfe abgenommen und das mit in der That und entſchieden Weltgeſchidyte gemad )t. Dieſe Landſtriche ſind auch der Gegenſtand unzähliger ſer biſcher Sagen und Lieder ; die Mora'a ſelbſt iſt nach der
oſtlid ), in gerader Linie über die Gipfel des Lebersnik und
altſlawiſchen Mythologie das Waſſer, in welchem die Todes:
Volujak, geht dann auf der kürzeſten Linie nad , der Piva , welche ſie durdyſdyneidet und trifft die Tara , zwiſchen
göttin alljährlich beim Erwachen des Frühlings die Winter jungfrau (Morača) ertränkte. Bei Betrachtung der eben beſchriebenen Grenzen drängt ſich uns die Ueberzeugung auf, daß dieſelben unmöglich für
Crkvic und Nedwina durdlaufend.
Von bier an bildet
in der Nidhtung nad) Südoſten die Tara die Grenze auf 90 Km. Länge, bis nach Mojkovac, wo dieſelbe die Tara verläßt und dem dortigen Bergrüden bis Sisko - Jezero, dem Urſprung des Biſtricabadies, folgt. Nunmehr trifft dieſelbe die alte Demarkations- Linie des Fürſtentums und folgt derſelben öſtlich bis nad Sekulare am Lim , überſent
diejen Fluß und zieht ſid, am Kamme des dortigen Ge
Jahrhunderte als definitiv betracytet werden können.
Es
find nicht natürliche, ſondern oft nur willkürliche, nur von
der Politik ohne Rückſicht auf ſtaatliche Lebensbedingungen und die Verteidigung gezogene Grenzen. Das von ihnen umid loſſene Reich iſt entiveder erſt in der Entwidlung be
griffen oder beſtimmt, in anderen Staaten aufzugehen.
Hier
Wenden wir uns den orographiſchen Verhältniſſen
wendet ſich die erſt in neueſter Zeit ( 1880) beſtimmte
im Innern des Landes zu , ſo erblicken wir die rauhen, fel
Grenze, die Bezirke Guſinje und Plava der Türkei laſſend, an den Lim zwiſchen Gradač nnd Novišitje, überſekt den
figen Bergketten meiſt als eine Fortſeßung der Gebirge der angrenzenden Herzegowina im Weſten , bis dieſelbe durch den Lauf des Fluſſes Piva und deren Nebenflüſſe Privnica
birges hin bis zum Gipfel der Mokra Planina.
I Siehe „ Ausland “ 1882 Nr. 10.
368
Ciidilawiſches Land und Welf.
und Projiefa begrenzt werden. Şier , weſtlich von der Hodiebene von Gado - Polje ( 1015 m .) treffen wir als Ab
Paulogeid ledytes) und der Pipevi (Stamm der Hübne, Nampfbäbne, ciner der tapferſten der Ernagorzen ) jeigen
zweigungen des Cemerno und Volujak, ſowie des von
die Pretornica (1893 m .) und Piperska Planina einigen
Ami Boné iveit über dätten dortigen Versnit, das rauhe
Salouds and ibre Jango reiden in den relativ frudit
Rruciřina -Gebirge. Weiter nördlid , liegen der Gebirgszug Maglice, deſſen hödyſte gleidhnamige Spitze (2317 m .) als
barſten Teil Montenegro's , in die Ebene der Zeta oder des Bielopavliči- Polje. Die Gewäjier Montenegro's zeigen außer der Bojana , wvelde blos in der Ausdehnung von 8 Km. die Grenze
Grenzmarke dient, ferner die Ulobie- und Prebelica Planina ( Sadytelgebirge) und weiter öſtlid der Bios 11. v. a . Sie gehören dem (Sebiete des linken Piva -Ufers an und weijen Vianen auf, welche bisher in der geographiſden Wiſſen dyaft ziemlich unbekannt waren . Die felſigen Hänge der ſelben fallen ſteil und zerklüftet gegen den Fluß, während an der anderen Scite die ſteilen Hänge des Crkvice-Gebirges mit Wald bervadjen ſind.
Unmittelbar als Ausgang jener, blos als Weide die nenden Hodiebene von Gado (Motofia) iſt der berühmte Duga Paß zu ſehen , welder ungefähr ficbenundvierzig Nilometer lang, zil allen Zeiten eine wichtige Rolle in den zahlreichen Inſurrektionsfriegen der Herzegowiner ſpielte und
berührt und die größten Seeſdriffe trägt, keinen einzigen Hauptilup; wohl aber beſitzt das Fürſtentum drei widtige Flüſſe, welche in ſeinem Jimern entſpringen und dasſelbe bis zu ihrer Mundung nidit verlaſſen .
Die Morača, deren
Urſprung in dem gleichnamigen Bezirte in der Nähe der Taraqucllen liegt, ergießt ſid gegenüber der Inſel Vranjina in den Sfutari-Sce, wvelder befanntlid, durch die Bojana feinen Abflus in das Moriatijde Wieer findet. Außer der Moraca fließt dieſen Sie audy nwd der fluß Crmnica zu , wvelder jd bei Virbazar mit der Drabovica vereinigt
bört. Anfangs zwiſden Felſen eingezwängt, zicht ſid) auf montenegriniſchem Gebiete der mühevolle Saunweg bis
und endlich die Nijefa, ivelche auf einer Länge von 18 Km . ſdriftbar iſt. Dieſe Gewäljer maden die gleidnamigen Bezirke zu frudytbaren Gegenden. So jünſtig für die Vegetation namentlid, das furgebiet der Moraca fid er:
zu bedeutender Höhe binan , während parallel mit dem
weiſt, welde mit ibren zahlreichen, wvidhtigen Nebenfluſſen
nunmehr auf eine Länge von 40 Km . zu Wontenegro ge
felben ein anderer Saumweg durch erweiterte Thäler und
Seta (von welder cinſt das Land den Namen batte ),
Rejjel führt. Beide Wege vereinigen ſich bei der Bruce Na Dufle am Eingang des Niksico- Polie, in welchem die cinſt vielbekämpfte Beſte Nifsié liegt. Die beiden Gebirgs zuge (Golja Planina imd Njegus, letzterer, wie bereits an
Metvica, Matica, ferner am linfon Ufer die Sjevernica, Malarjeka, Nibnica, Gjerna (Sem ) die fruchtbarſten Teile des öſtliden Montenegro burdſtromt, ſo unzulänglich und
geführt, das Stammgebiet der jetzt regierenden Fürſten
Beiväſſerung in den übrigen Teilen des Fürſtentums,
familie, ziehen parallel mit dem ſüdlichen Tiudinje-Gebirge,
namentlich auf den ausgedehnten Hodiplatcaur im Norden und Diten . Hier gibt es nur unbedeutende Zufluſſe und
defien bodyſte Spitzen 830 bis 810 m . erreichen .
Sciter
nady Siden , parallel mit der öſterreidyiſden Grenze, läuft die Gebirgsfette Osdrenici ( Cevo) und die minder hohen Bjelice und Veflini mit ihren einzelnen Feldſpiben des Précnik velji umd mali ( law . großer und kleiner Wende: punkt ). Ziviſden Njeguš und Gentinje liegt aud; die Spike
für alle Lebensbedingungen ingenugend criveiſt ſich die
Bäde; die im Herbſte und im Frühjahre ſo ausgiebigen Niederſchläge fließen von den felſigen Hängen direkt dem tief eingeidmittenen Fußlaufe zu uber verſidern in den porojen , meiſt des Waldes entblößten selsboden. Hier
Crlov krs ( Adlerborſt) und weiter ſüdlid der oft genannte
müſſen Ziſternen den notwendigſten Bedarf deden , weldie jedodh zur heißen Sommerszeit häufig nur umtrintbare
Engpaß Rrivado zdrijelo ( lawijd der gefrümmte Engpaj ),
Saude enthalten . Sidstig für die Verben ſind die ſpärlid
endlich der Ctirovnik (ſlavijd, die Siegesſtätte; von Ctirad,
verteilten , in mjeren Alpengegenden ſo häufigen Viehträn fen, die Koritas, um deren Benützung oft hißige Gefedyte
der Siegreiche). Im Norden , in dem neu afquirierten Bezirfe Drobnjak,
liegt das wichtige Dormitorgebirge, deſjen zwei hodiſte Spißen die Höhe von 2419 und 2483 m . erreichen und von dem Volfe die Himmelsgabel genannt werden ; die In zera und Ivica - Planina erreichen mit einzelnen Gipfeln 1725 m . Höhe. Die Sinjavina Planina, welche vordem die Bezirke der Uskofa und Brda von Drobnjak und Kolasin
trennte, ſendet ihre Ausläufer nördlich und öſtlid, bis an
gefämpft werden . Auch die ſpärliden Quellen ſind deshalb Gegenſtand hödyſter Wichtig feit und ſind oft mit dem
Sdimmer der Sage umgeben. Niemand jedoch denkt daran, dieſe koſtbaren Ausflüſſe geſammelter atmoſphäriſdyer Nieder dläge ordnungsmäßig zu faſſen und weiter zu leiten . Nebſt diejen Flanen , welche alle dem Adriatijden
Meere, wenn auch mittelbar, ihre Gewäſſer ſenden , ent ſpringen im Lande noch drei widtige Flüſſe, welche fämt lich als Nebenflüſſe der Drina dem Gebiete der Donau, alſo dem Sdwarzen Meere, angeboren. Es ſind dieſes die Piva, die Tara und der Lim . Dieſe drei anſehnlichen
den Tarafluß und beſißt in den Gornj Starac und Jablo: novi-Vrh (2168 m .) jeine bedeutendſten Höhen . in der Mitte der Brda erhebt ſich ein , mit dem bei Gado erwähnten gleichnamiges Gebirge Lebršnik , deſſen einzelne Ruppen bis 1824 m. erreichen. Weiter gegen Süden in dem Bez
bod gelegenen Urſprungs wegen ein zu großes Gefälle be:
zirke der Bjelopavli:i (Stamm des weißen, glorreiden
ſiben. Dasſelbe iſt auch bei den andern genannten Flüſſen
Gewäſſer ſind gleid wohl nicht ſchiffbar, da ſie ihres
1
Siidilawiſches Land und Volf.
369
der Fall , mit alleiniger Ausnahme der Njefa, welde von dem gleidynamigen Drte bis zu ihrem Ausfluſſe in den
Waldungen von Pilaumenbäumen , doch bedecen Salbei und
Skutari-See lebhaft befahren wird. Kleine Mähne und Sciffmühlen tragen aud die Zeta und die Moraca.
fleißigen Hände des Aderbauers harren , um das reidſte
gelbblühender Ginſter meilenlange Strecken , weldie nur der Erträgnis zu liefern. In den gebirgigen Hodyplateaur aber gedeiben nur Kartoffeln und Weidegräjer, Hafer u . ſ. w .
Unter den Seen , welche Montenegro beſikt, verdient der Skutari-See ( lawijd Skadarsko Jezero) ſeiner Aus: debnung und Widytigkeit wegen den erſten Rang. Das durdy, daß dem Fürſtentum dic freie Sdiiffahrt auf dem Ab
fübren , daß in dem ebenen Teil des Fürſtentums die kli
Da das Klima des bergigen Teiles ungefähr dasſelbe iſt, wie in der öſtliden Herzegowina, wollen wir hier nur an
fluſſe desſelben , der ſdyiffbaren Bojana , zuerkannt wurde, iſt
matiſden Verhältniſſe vollkommen mit jenen der übrigen
dieſer See nidyt nur ſeines ſtaunenswerten bijdreidytums wegen , ſondern auch in kultureller Beziehung von hüdiſter Widtigkeit. Nur ungefäbr eine Uferſtrede von zwanzig
den Tiefebenen iſt im Hochſommer die Luft drückend beiß ,
Kilometer Länge iſt nod in usmanniſchen Händen , doch
Friſde und entzückende Reinbeit beſitt.
ſämtliche Inſeln, um deren Veſik zu allen Zeiten ſo viel Blut gefloſſen , gehören nunmehr zu Montenegro. Die
Von den Städten , weldie nunmehr Montenegro beſikt, zeichnet ſich Antivari durd ſeine berrlide Lage und ſeine Gebäude aus, welche allerdings durch die Belagerung jehr gelitten haben . Es dürfte zirka 7000 Einwohner zablen . Sdion im 9. Jahrbundert war Antibarium , jo
Bojana, einſt ein Strom , welder von zahlreichen Galeeren befabren wurde, wie der einſtige Hafen der nunmehr ver Obeten , venetianijden Stadt Spazio (albaneſid Spas, das
Spatium der Römer) am linken Ufer beweiſt, hat gegen : wärtig burd die Svrgloſigkeit der Osmannen zu gewiſſen Zeiten eine Barre, wodurch die Seeſchiffe nicht mehr bis
in die Nähe von Skutari gelangen fonnen . Das Dar
niederliegen jeder Thätigkeit, die elenden wirtſchaftlichen Zuſtände unter dem Regime der Pajdas, ſind wohl am beiten badurdy gefennzeichnet, daß außer den zu gar feiner erfolgreichen Anwendung gekommenen cifernen Monitors und
ganz fleinen Fiſcherbooten fein einziges Handelsſdiff weder auf dem Spiegel des Sees nod) auf der Bojana, ſichtbar ge weſen iſt , als wir jene Gegenden bejuditen.
Der Kürze
wegen ſei bier nur noch ein See von einiger Bedeutung
angeführt, der Gornje oder Malo Blato bei Zabljak, welder bei 3 Km . Länge 2 Km . Breite beſitzt und mit dem See von Skutari in Verbindung ſteht. Die übrigen Seen ſind klein und unbedeutend und es war ſehr empfindlicy für Montenegro, daß es auf den Bezirk von Guſinje und Plava verzichten mußte , welcher einen See von 6 Km . Länge und 2 Km . Breite beſißt , der , vom Limn durch
ſtrömt, durch ſeinen Waſſerdampf die breite Thalſohle dieſes Gebietes befruchtet. Thalſohlen überhaupt, mehr oder minder erweitert,
oft ſteinig , hochgelegen und waſſerarm , daher wenig fruchtbar, ſind es , welde man hier 311 Lande mit Polje
( Feld), im Gegenſaße zu den Gebirgen bezeichnet. Zu den ſchon früher zu Montenegro gehörigen Flädien dieſer Art, den Letinsfos, Rjecko , Njeguskos, Grabovas, Bjelopaw : liško-Polje u . a. m ., fam nun in neueſter Zeit das wichtige
Nif-i -Polje, welches , zirka 90 Qm . groß , am Ausgang des Dugapaſſes liegt , 684 m . Seehöhe beſigt und wohl angebaut, jedod) von mehreren Felſenkuppen unterbrochen iſt. Die bewäſſerten Gebiete, namentlich die neu afquirierten Ebenen der oberen Zeta, liefern alle Gattungen Getreide und Feldfrüdyte, ſowie die Erzeugniſſe ſüdlider Landſtriche, als : Wein, Feigen, edle Kaſtanien und Dliven. Auf dem Wege von Antivari nad Skutari erblickt man audy ganze Ausland 1883 Nr. 19 ,
Länder von gleiden Breitengraden übereinſtimmen. In während in den Gebirgsgegenden dieſelbe eine ungeahnte
genannt von ſeiner Lage gegenüber Barium
(Bari in
Apulien ), eine bedeutende Stadt , welde die Byzantiner zerſtörten. Dreibundert Jahre ſpäter wurde ſelbe von der Gemahlin des ſerbiſchen Königs Simon Nemanja wieder auf:
gebaut, doch ſchon im 13. Jahrhundert unterwarf ſich die Stadt, welche bis dahin ſlawiſd Bar bieß, den Venetianern, welde thr den Namen Antivari gaben. Im Jahre 1350 mußte jic ſid Ludwig dem Großen von Ungarn ergeben, weld em
ſie alsbald (1384 ) von dem mächtigen Balid I.
entrijen wurde. Die Fürſten diejes Hauſes beſaßen Anti vari bis 1421, wo dasſelb dadurd wieder in den Beſik Penedigs fam , das ſich, wie erwähnt, die Witwe Balid II . mit ihrem minderjährigen Sohne in den Sdyut Venedigs
begab. Letzterer entzog ſid, jedoch der Vormundſchaft der Signorie und bemädytigte ſich dieſer Stadt , welche end
lid) Antonio Diedo 1450 wieder zurückeroberte.
Im
Jahre 1571 wurde Antivari türfiſd ), doch zwei Mal ver ſudyten es die Venetianer mit Hilfe der Montenegriner zurückzuerobern , beide Male vergebens.
Die Stadt ſelbſt
liegt eine halbe Stunde landeinwärts ; ihr Hafen iſt unbe : deutend und ſeicht; die Sdyiffe müſſen weit entfernt vom Ufer Anker werfen.
Dulcigno, von den Slaven Ulčin genannt, iſt eine alte, bodyſt maleriſch an der felſigen Küſte gelegene Stadt, weldie noch, gleich Antivari, in dem herrlichen Schmucke des
venetianiſchen Mauergürtels prangt. Dieſes alte , nun verfallene Piratenneſt, bietet in mander Hinſidt ſo viel des Intereſſanten , daß deſſen Beſchreibung unmöglich in wenigen Zeilen abgethan werden kann. Es möge daher
der Hinweis genügen , daß das Bild ſeiner äußeren Er: ſcheinung fid würdig einfügt in die wundervollen Städte
bilder der levantiniſchen Küſten , der Veſten Miſſolunghi, Poſtizza , Koron , Modon , Negroponte und anderer phan taſtiſcher Bauwerfe, welche der alten Meeresfönigin Venedig ibre heutige Geſtalt verdanken . Die Stadt , welche nach Gopcevié 3000 Einwohner, darunter 2800 Mobamebaner 57
Betrachtungen über Natur und Erforſchung der Polarregionen .
370
zählt, hat zwei Häfen, jenen ſehr kleinen hinter der Zita: delle von 12 bis 3 Faden und den eigentlichen bei dem eine Stunde entfernten Val di Noce von 3 bis 9 Faden Tiefe. Dulcigno war daher der eigentliche Hafen
Noch ſind die kleine Feſte Zabljak an der Karatuna, ſowie die von den Türken befeſtigten Inſeln Leſendria und Vranina zu erwähnen , um die Reihe der befeſtigten Orte
von Skutari. Da jedoch in neuerer Zeit die Lloyddampfer
Bedeutung verloren . Es war von 1180—1408 ſerbiſd),
insgeſamt gegen die heutigen Angriffsmittel keine Wider: ſtandsfähigkeit , da deren hohe Mauern, weithin ſichtbar, ſich ungedeckt den feindlichen Schüſſen darbieten . Alle drei lektgenannten Punkte bieten ſelbſt gegen Handſtreiche keine genügende Sicherheit , wie die häufigen , erfolgreiden Unter: nehmungen der Montenegriner gegen dieſelben in früherer
in weld)em Jahre es in die Hände der Türken geriet.
Zeit beweiſen .
nidht mehr in Val di Noce Anker werfen, weil dieſe Vucht dem Sirocco ſo ſehr ausgeſeßt iſt und hiezu den auf türkiſchem Gebiete gelegenen Hafen von San Giovanni di Medua bei Aleſſio wählten , hat Dulcigno viel von ſeiner
des heutigen Fürſtentums vollzählig zu machen . Sie haben
Zwei Mal verſuchten es die Venetianer wieder zurück zu
Der Orte Cetinje und Grahova wurde bereits Er
erobern , das lekte Mal 1718 unter dem berühmten Ver
wähnung gethan ; Rjeka , am gleichnamigen Flüßchen gelegen , iſt ein freundlider Ort von einigen hundert Ein wohnern , der von den Türken im 16. Jahrhundert ge gründet wurde. Fürſt Danilo ließ eine Brücke daſelbſt erridyten ; Njeka , wie das gleichfalls in der Crmička ge legene Virbazar , ſind wichtige Handelspläße , den fidh die neue vom Fürſten Nikolaus 1869 angelegte und zum An denken an ſeinen Oheim benannte Stadt Danilowgrad an
teidiger von Korfu, Grafen Math. v. Sdyulemberg, wobei
ihnen die Montenegriner unter dem Vladyka Danilo Hilfe leiſteten.. Schon war die Stadt der Uebergabe nahe, als der Abſchluß des Paſjarowißer Friedens der Belagerung ein Ende machte. Im Januar 1878 erſtürmten die tapferen
Bergbewohner unter dem Wojewoden und jeßigen Kriegs miniſter Plamenac Dulcigno. Im Berliner Frieden 1878 wurde es denſelben wieder abgenommen und der Türkei zurücgegeben . Erſt als ſich die Beſeßung von Guſinje und Plava als unthunlid) erwies, wurde dieſe Stadt mit dem ganzen rechten Ufer der Bojana dem
nunmehr ſou:
veränen Staat Montenegro zugeſprochen. Die dritte, wichtige Stadt, welche das Fürſtentum er warb, iſt die Feſtung Niksič. Dieſe kleine , aber wohl armierte Feſte bildete mit dem nur 34 Km. entfernten Spuž den wichtigſten Stüßpunkt der türfiſden Macht, ſowohl gegen Montenegro, als gegen die unzähligen Auf
der Zeta , weldie gegenwärtig nur aus einigen Häuſern beſteht, wohl bald würdig an die Seite ſtellen wird.
Noch iſt das von den Montenegrinern lang erſehnte, in letter Zeit viel genannte Kolašin anzuführen , welches am Einfluſſe der Svinjača in die Tara in dem gleich namigen Bezirke liegt. Dieſer Ort zählt einige hundert
Einwohner und iſt von vier Kulés umgeben , welde die ,
Thalſohle der Tara auf beiden Ufern beherrſchen.
ſtände in der Herzegowina. Dieſe beiden Feſtungen gelten als die Endpunkte der Schleife, mit welcher die Pforte das widerſtrebende Fürſtentum ſeit jeher zuſammenzuſchnüren
Betrachtungen über Natur und Erforſchung der Polarregionen.
trachtete. Nikšič hat 2000 Einwohner; ſeine Befeſtigung iſt eine unregelmäßige, die Mauern folgen den Formen des
VII. Das offene Polarmeer.
Felsbodens und find an den Endpunkten von hochüber
Die wechſelnd breiten Meeresgürtel, welche Arktis wie Antarktis von den Ländern mittlerer Zone trennen,
ragenden, meiſt vierſeitigen Türmen flankiert. Als bedeutende Handelsſtadt und als volfreicher Ort bildet Podgoriza die wichtigſte Erwerbung des lekten Krieges. Sie beſißt nur eine Zitadelle für beiläufig 500 Mann Beſaßung. Die beiden anderen Feſtungen Spuž und Medun ſind von minderer Bedeutung. Erſteres liegt an der Zeta , auf der Höhe eines Hügels , welcher ganz von Mauern eingeſchloſſen iſt. Ueberdies liegen, rings herum zahlreiche Kulé und Karaulen . Medun , ebenfalls auf einer Anhöhe gelegen , wurde 1876 vier Monate lang von den Montenegrinern unter Marko Miljanow blodiert, in zwei Stürmen erobert und 500 Mann türkiſcher Truppen zu Gefangenen gemacht.
•
müſſen durdyſchifft werden , um von dieſen zu jenen zu gelangen ; fie machen daher die Erforſdung der Polar:
regionen in erſter Linie zu einem nautiſchen Problem , deſſen Wichtigkeit nod vermehrt wird durch die Allgegenwart des Meeres in hunderttauſend Buchten , Armen und Sunden.
Mit der Eismeerſchiffahrt beginnt jede Unternehmung auf dieſem Gebiet und von der Beantwortung der Frage ob, wie weit und wie das Eismeer ( chiffbar ſei , hängt es ab,
ob wir die Pole, dieſe leßten Ziele aller Polarforſchung, für erreidybar halten oder nicht. Man begreift alſo , daß
die Erforſchung des Eismeeres nicht nur Vorbedingung aller Polarforſchung iſt, ſondern eine weite Strecke mit derſelben zuſammenfällt.
Den Alten verwehrte die Vor:
1 Podgoriza ſoll unter der türkiſchen Herrſchaft bei 6000 Ein
ſtellung des Mare cronium seu pigrum seu congelatum
wohner gehabt haben ; gegenwärtig dürfte dieſe Zahl auf die
das Eindringen in die polaren oder auch nur ſubpolaren
S. 311.
Meeresteile und im Gegenſat dazu baſierte die wunderbare Kühnbeit mit der Davis, Baffin , Barents in das ewige
Hälfte geſunken ſein .
Siebe Schwarz ,,Montenegro."
2 Türme und befeſtigte Wachhäuſer.
1
.
Betrachtungen über Natur und Erforſchung der Polarregionen .
371
Eis vordrangen, zum Teil auf der Vorſtellung, das Meer könne wegen ſeines Salzes nidyt gefrieren und das Eis ſei alſo nur örtlich da angehäuft, wo es mit den Flüſſen aus
noch heute lejenswerten Aufjaß der deutſdien Vierteljahr’s ſchrift: ,,Die großen Entdeckungen in den Jahren 18:19
dem Innern der polaren Länder gekommen ſei .
Polarmcer an der Weſtküſte Grönlands als „,die beiden großen arktiſchen Entdeckungen" dieſer Periode bezeichnen ! Die
Ohne
dieſen guten Glauben würde ſid) ja die Aufſudyung der nordweſtlichen und nordöſtliden Durdyfahrt, die alle dieje
bis 1856 " , die nordweſtliche Durchfahrt und das offene
Erfor dung dieſes mit der Wärmeverteilung an der Erdober
Helben der Eisfahrt ſich vorſetten , ſehr bald als zivec
fläche tief zuſammenhängenden Problems verſprad, eben
los herausgeſtellt haben . Als I. R. Forſter die Gefrier
ſowohl den Entdeckungstrieb, als den mehr als je rege gewordenen wiſſenſdhaftlidhen Sinn zu befriedigen. Fünf zehn Jahre der rührigſten Arbeit , der kühnſten Unter nehmungen, darf man ſagen , hat das Polarproblem in dem Zeichen des „ Dffenen Polarmeeres " geſtanden. Es iſt gewiß intereſſant zu ſehen , wie dieſe Anſicht ſich herausbildete. Ganz in der Luft ſtand ſie keineswegs, das iſt ſelbſtverſtändlich. Parry, welcher von Spißbergen aus nordwärts vorging, erreichte ſeinen höchſten Punkt bei 820 40 % auf einer Eisſcholle, jenſeits deren er offenes Meer ſah
barkeit des Meerwaſſers zur Evidenz nachgewieſen hatte, entwickelte ſich die Anſicht, man müſſe zu Schlitten zum Pol vordringen können , da in ſehr hohen Breiten eine zuſammenhängende Eisdecke das Meer überziehe. Scoresby der Aeltere vertrat dieſe Anjicht theoretiſdy, Parry han
delte nad, ihr praktiſch auf ſeiner denkwürdigen Schlitten
fahrt des Sommers 1828.
Und endlich ſchwankte die
Wage zurück zum „ Offenen Polarmeer“, mit der die Ge ſchichte der Polarforſchungen in unſerem Jahrhundert ſo eng verknüpft iſt, daß eine eingehendere Betrachtung dieſer Ylluſion hier ihre Stelle finden muß .
und mit welcher er in immer eisfreier werdendem Meere jüd:
Polarforſdung ſo ungünſtig, wie möglich. Das Suchen
wärts ſchwamm. Ebenſo wahr iſt es, daß Middendorf am 24. Auguſt 1843 nördlich vom Taimyr : Vorgebirge das Eismeer offen , eisfrei vor ſich ausgebreitet fand. Nidit
nach der Franklin -Erpedition , in welchem der menſchliche
bewahrheitet hat ſich zwar Wrangell's weitergehende Be
Anfangs der ſechziger Jahre ſdrien der Boden für
Zug in den Polarforſdjungen noch einmal mit herrlicher elementarer Gewalt ſich Bahn gebrochen , war abgeſchloſſen . Zwölf Erpeditionen der Engländer und Amerikaner ſind in den leßten zwölf Jahren gemacht worden . Hinter der menſchlichen Teilnahme am Schidſal der Unglüdlichen trat
felbſt das Intereſſe an der endlich im Jahre 1852 durdy
hauptung , daß ſelbſt in den fälteſten Monaten in dem „,niemals gefrierenden " Meere nördlich von Sibirien in
70--760 N. Br. ,,nur wenig Treibeis " ſich befinde. Aber man wollte daran glauben. Und ſo legte man denn auch ein Gewicht , welches uns heute unberedytigt und über trieben deint, auf den Blick, den jener Steuermann Rane's,
Mac Clure aufgefundenen nordweſtlichen Durchfahrt , der Löſung dieſes alten Problems, zurüd. Da nun jenes
William Morton , 1854 von Rap Konſtitution (urſprüng
Intereſſe befriedigt und dieſes Problem gelöſt war, hätte,
Mythus vom „ Offenen Polarmeer“ ſich erſt recht feſt geknüpft
wie man denken ſollte, die Luſt zu Polarfahrten für er ſtorben gelten ſollen. Aber nun erſt begann die Luſt zur Leidenſchaft zu werden. Ehe noch die leßten Reſte jener vollſtändig und elend zu Grunde gegangenen Erpedition
hat, ſo mögen hier ſeine eigenen Worte ſtehen : ,,Die Höhe, die id, erklomm , war über 500 Fuß hoch und kein Broden Eis war von ihr aus ſichtbar. Soweit ich ſehen konnte,
gefunden waren, wuchs eben aus dieſen zahlreichen Erpe
welche etwas quer lief , als ob ſie eine leichte öſtlide Richtung hätte." 1 Auf dieſes „ ſoweit id ſehen konnte " hin zeidinete man ſeitdem auf den Karten ein unbegrenztes offenes Meer ! Die eigentliche Weihe gab aber ein anderer Begleiter Kane's dieſer Anſicht: Hayes , welcher mit größerer Be ſtimmtheit, man möchte ſagen , offener dieſelbe vertreten , als irgend ein anderer praktiſcher Polarfahrer und zugleich ihr den Stempel der handbaren , verſtändlichen Theorie aufgeprägt hat. In der Eiswüſte, welche auf einem oder dem anderen Wege alle Polarfahrer bisher am Vordringen gehindert , ſieht er nur einen Gürtel , welcher um einen „ offenen Raum von wechſelnder Ausdehnung " gelegt iſt.
ditionen ein neuer Antrieb zur Erkenntnis der Polarregionen
hervor, ein Antrieb , der wahrhafte wiſſenſchaftliche Leiden ſchaften entzündete und mädytig zur Erhellung des Polar 1
Problems beigetragen hat. Mehrere der nördlich von der Baffinsbai vorgedrungenen Reiſenden hatten nämlich weite offene Stellen des Meeres geſehen und ſprachen vom
„ Dffenen Polarmeere." Die eben jeßt wiſſenſchaftlicher Behandlung näher geführte Lehre von den Meeresſtröm
ungen wurde zur Stüße dieſer Anſchauung herangezogen ; man führte den Golfſtrom tief in das nördliche Eismeer hinein und ließ ihn Wärme aus äquatorialen Regionen dahintragen. Unſere erſten geographiſchen Zeitſchriften vertraten die neue Anſicht, voran das „ Ausland“ und
lich Rap Kane) aus gewann. Da an ſeinen Bericht der
war das Meer offen und eine Dünung fam von Norden,
„ Es iſt wohlbekannt ," ſagt er mit wohlthuender Ueber
Petermann's „Geographiſche Mitteilungen ." Der ruhige Beobadyter fühlte wohl durch, wie dieſe Hypotheſe teil
zeugung, daß die große Schwierigkeit, welche man bisher in den Verſuchen gefunden hat, das Polarproblem zu löſen ,
weiſe nur darum ſo eifrig aufgegriffen ward, weil man ſie
ihren Grund darin hatte, daß die Polarforſcher weder im
eben wünſchte und brauchte. Aber unter dem Einbrud dieſer
Nachrichten konnte ſogar ein Oskar Peſchel 1858 in einem
1 Arctic Exploration by E. K. Kane 1856. II. 378.
Eine neue ſiidafrikaniſche Republik.
372
ſtande waren, mit ihren Sdyiffen den Eisgürtel zu durd ) breden, nody mit ihren Sd ;litten weit genug in demſelben vorzudringen ... Meine Hoffnung auf Erfolg gründete fid) auf die Erwartung, daß id fähig ſein würde, mein
wegten und gebrochenen Rruſte anerfennen müſſen , iſt jede Möglichkeit, die Hypotheſe der viſenen Polarſee zur Bajis weiterer Werjude zu machen , vollſtändig aufzugeben .
Sdiff in dem Eisgürtel bis zum 80. Breitegrad vorzuſchieben und von bier offenen Sec zu mir das Glück zu erreidien, ſo
aus dann ein Voot über Eis bis zu der bringen, die id) zu finden erwartete. Würde bedieden geweſen ſein, dieſes offene Meer wollte id mein Boot hier ins Waſſer ſeken
und nordwärts ſteuern .“ 1 Eine von dem wahren Sadjverhalt ſo ferne Anſchau
Eine neue ſüdafrikaniſche Republik. Wenn man aud dieſem jüngſten jüdafrikanijden Staatengebilde, das in aller Stille im ſüdlichen Betſduanen Lande nördlich von Nimberley und weſtlich von der Trans
vaal-Nepublif entſtanden iſt, kaum nody den rediten Namen zu geben weiß , beute wird es Stella -Land genannt: Daß
ung konnte nidyt lange unerſchüttert bleiben. Aber da dieſer Glaube weniger in den Köpfen , als in den Herzen der Menſden er dyüttert werden mußte , war es nidt jo leicht, demſelben beizufommen . Am meiſten haben in dieſer Nidhtung wohl die vier ſd wediſchen Polarfahrten nach Spitbergen von 1858--68 gethan, welche von dieſem Teile
nidyt etwa England im Intereſſe des Betiduanen -Häuptlings Mankorvane, der Englands Hilfe angerufen bat, ſid ini Mittel legen ſollte , das iſt gewiß. Es iſt aber auch nidit un
des Eismeeres feſt behaupteten , es ſei mit ſolden Eis
Staates kurz zu dilbern.
maſſen erfüllt, daß zu Schiff in ihm bis zum Pol vorzu dringen ganz unmöglid jei. Aber Petermann , welder
Vor zwei Jahren etwa riefen zwei Betiduanen: Häuptlinge, Manforoane und Maſſoun, welde Krieg mit
es beſteht und aud
wohl beſtehen bleiben wird , wenn
intereſſant, die Entſtehungsgeſchichte dieſes neuen , kleinen
die Nidytigkeit ihrer Angaben zugeben mußte, tröſtete ſid)
einander führten , weiße , ivohl meiſt holländiſche Freiwillige
damit, daß er ſagte : „ Die Annahme liegt nahe, daß die
zu ihrer Hilfe berbei, inden beide ibnen für ibre Unter:
Sdweden nur bis in den Eisgürtel gekommen ſind, hinter
ſtübung nady beendigtem Kriege je 3000 Morgen Land für den Mann verſprachen. Manforoane bradyte aber die Zahl jeiner weißen Freiwilligen nidyt höher als auf 60 , während ſich zu Majioun an 360 ſdlugen und zwar unter ihnen viele tüdytige Sdyüßen . So konnte denn auch der Sieg nicht zweifelhaft ſein , Mankorvane verlor und erklärte nun jeinen weißen Verbündeten , daß er ihnen den verbeißenen Coun nid ) t geben könne, ja man ſagt, er nabm ihnen noch dazu all ihre Habe weg . Dieſe Weißen flädyteten nun zu der Gegenpartei, bei der inzwijden ibre Genoſſen die Macht völlig in die Hand bekommen hatten und wurden von den leşteren nidyt nur freundlid) aufgenommen , jon : dern ihnen auch gleiche Beredytigung auf einen Boeren plaats (Bauernhof) zuerkannt, ſintemal ſie ja dod aud
dem ein, wenigſtens zeitweiſe, offen und jdiffbar werdendes Zentralpolarmeer ſich befindet, gleidywie oft die mächtigſten Ströme der Erde in allen Rlimaten an ihren Mündungen
durch, Sandbarren geſperrt werden , die der Sdyiffahrt große Sdwierigkeiten entgegenſtellen ." Dieſes Bild, weldes mit der Sache ſelbſt ſid, ganz und gar nicht dedt, iſt, beiläufig gejagt, ein deutlicher Beweis, wie ſdwad das Argument ſelbſt dem großen Polartheoretifer erſdien. Das iſt nun wohl der größte praktiſche Fortſchritt, ber in Polarjaden ſeit 1865 gemadyt worden , das dieſen
Illuſionen vollſtändig entjagt wurde. Damit iſt der Boden für eine nüchterne Betrachtung der Frage der Polar
ſchiffahrt gewonnen . Seitdem wir durch die für die Kennt nis der polaren Eisverhältniſje ſo ungemein ergiebigen Er: peditionen des „ Tegetthoff“ und der „ Jeannette“ nicht
nur wiſſen, daß 2--3 m . dickes Eis in einem Winter auf offener See ſich bildet, ſondern auch im Einzelnen ſeine
tapfer gekämpft hatten , um etwas zu verdienen, wenn aud
auf der Gegenpartei. Man ſieht , aus fremdem Leder iſt überall gut Niemen (dyneiden. Nach Majiouns Sieg wurde im Januar 1882 zuerſt
Vildungsgeſdyichte kennen gelernt haben, ſeitdem wir von
ein Waffenſtillſtand und im folgenden Monat dann ein
Eis bis zu 12 m . Dicke erfahren haben und endlid ſeitdem
Friede geſchloſſen. Entſpredend den Beſtimmungen dieſes Friedenstraktates wurde nun im Dezember vorigen Jahres die Grenze zwiſden Mankoroane's ud Maſoun's Gebiet am Matjesipruit feſtgeſetzt, nicht weit von Harts-Rivier und von da aus die Grenzlinie in weſtlicher Richtung durch die Grenz kommiſſion , zu welder Majoun's ,,Sefretär " Theodore Doms, Mankoroane's Sekretär Smith und der Geometer la : vertine gehörten, weitergeführt. . Alles, was nördlid von dieſer Linie liegt, foll Mankoroane's Gebiet ſein. Sobald dieſe Grenze gezogen war, wurden fünf Land Rommiſſionen ge bildet , natürlich nur aus Weißen , um nun jedem Frei willigen ſein Stüc Land zuzumeſſen und zwar in dem allerbeſten Teil des Landes , in dem jevigen Gebiet
wir die größte Gefahr der Eisſchiffahrt, nämlich die Eis preſſungen , als unvermeidliche Konſequenz der Bedeckung des Eismeeres mit einer von unten her beſtändig be 1 , The Open Polar Sea“ S. 2. Hayes war ſeiber jo tief von der Wahrheit ſeiner Hypotheſe überzeugt, daß er gegen die anjjallendſten Widerſpriide blind wurde. To ſdhrieb er die außer
gewöhnliche Milde des Winters 1860,61, welchen er in Port Foulfe !
1780 18“ ) zubradite, den Echinee- und Sturmreichtum desſelben , ohre Zandern der Nähe des offenen Polarmeeres 311.
Ilnd dod)
liegt Renjjelaer-Hafen, wo derſelbe Forſder mit Nane gerade ent gegengeſetzte meteorologijdie Verhältniſſe beobaditet hatte , nod ) weiter porwärts !
Aus dem neuen Verdweſten der Vereinigten Staaten.
373
Majouns naturlid . Nur ſolde Vändereien wurden ge
Bauern im ,,Südafrikaniſden Erpreſ “. In der „ Chronicle
nommen , ivo fid) wirklid) ein Bauerngut anlegen läßt,
of the London Missionary Society " , die gerade dort
alles dazwiſchenliegende (dledytore Land verblieb nominell dem Häuptling. Cbgleid dices nun alſo von den Weißen beſetzte Gebiet zul Majjouns Reich gehört , ſo iſt doch ausgemacht, daß die Weißen ihre eigene Regierung haben ſollen und ſo iſt alſo das Regiment cinem Vor jibenden , Gert Niefert, und vier Mitgliedern (de la Nery, 3. Strubbe, de la Ruje und Doms) übertragen . Alle
Freiwilligen oder alle, die von ihnen einen ſolchen Platz faufen, müſſen dieſer Regierung einen Eid der Treuc ab: legen , daß ſie den Geſetzen gehorſam ſein wollen . Regiert ſoll das Land werden nad den in Oranje Freiſtaat und der Transvaal - Republif gültigen Geſetzen.
unter den Betſdyuanen ſeit langer Zeit in Koruman und Taung Stationen hat und deren dortige Arbeit durd, dieſe Norgänge aufs ſchwerſte bedroht deint, findet ſid, ein Bes
richt, der freilid) etwas anders lautet, aber jenen offenbar ergänzt. Da beißt es : Die holländiſchen Bauern haben jetzt den Vorwand, als ob ſie unter einem eingeborenen Häuptling ſtünden und für ihn handelten , ganz fallen laſſen. Ihre Reihen haben fürzlid ) einen ſehr übeln Zu wadis erhalten in der Perſon eines jungen Engländers, deſſen Namen wir aus Nückſidit auf ſeine Verwandten hier in Lande verídweigen . (Smith ) Dieſer junge Mann
hat eine Zeit lang als britijdser Agent im Betſduanen
Natürlich iſt in einem ſo blutjungen Staatenwejen nod; nidit
Land gelebt und ſtand bei Ausbrud, der Feindſeligkeiten
alles ſo , wie es ſein ſoll ; z. B. heißt es , daß ein paar Weiße ſich zu einer Bande zuſammengethan haben , um
auf Seite der Eingeborenent, ja er zog ſid) jogar von
Bich zu ſtehlen . Dod) hofft man bald den Geſetzen all
Handlungsweiſe zum Beſten Mankorvane's. Da er nun
gemeine Adytung veridaffen zu fomen .
keine Ausfidyt mehr batte, im Dienſte der engliſchen Re gierung Karriere zil maden und da er jah, daß die eng:
Was die Frudytbarfeit des Landes betrifft , ſo heißt es , daß die meiſten Bauernplätze, ſelbſt die beſten , im Cranje - Freiſtaat und in Transvaal nodibertroffen werden . Es gibt viele Quellen , von denen mande idon gereinigt
ſind. Das Sand bietet ebenjowohl Weidefeld, als aud allerlei Gebüſd und Wald. Paſſende Stellen, um Fang
Seite der Regierung einen Tadel zu wegen indiskreter
lijdie Regierung keinen Sdiritt thut, um die Ordnung im Betſduanen -Lande aufredyt zu erhalten, hat er ſich nun mit den Bauern verbündet, ohne Zweifel in der Hoffnung, auf dieſe Weiſe einen Platz ſeines früheren Freundes Mankoroane
für ſich zu erhalten. Seitdem er mit den Bauern gemeinſame Sache gemadyt hat, ſind ſie ihrer Sache deſto gewiſſer ge worden . Sie ſchlachten das Vieh der Batlapins, wo ſie
dämme (Waſjerreſervoirs ) anzulegen, mit Hilfe deren man in Sudafrifa das Saſſer für die trodene Jahreszeit auf bewahrt, finden ſich überall. Den Weg von Kyburg, das
t's nur finden , und berauben jeden, den ſie treffen ." (Das
ungefähr in der Mitte dieſes neuen Gebietes liegt, nad
gilt dody wohl nur von der oben erwähnten Bande von
den Diamantfeldern fann man zu Pferde in 14 Stunden jurüdlegen . Mit einem Frachtwagen kann man Rim berley in ſieben Tagen erreiden , init einem leeren Wagen
in jedys Tagen. Intereſſant iſt auch die Art und Weiſe, wie man die einzelnen Bauernpläße abmißt.
Von einem
beſtimmten
Punft aus läßt man ein Pferd nach zivei Richtungen hin, die redytwinkelig zu einander ſtehen , je 60 Minuten lang gehen, wobei es in der Minute 100 Scyritt machen muß , und dann iſt das ganze Duadrat, welches durd, dieſe zwei Linien eingeſd loſſen wird – alſo 1 Cuadrat-Stunde jo zu ſagen - der abgemeſſene Bauernplat , deren jeder nun genau 11 deutſche Duadratmeile und alſo nicht, wie be ſtimmt, 3000 Morgen, ſondern zirka das Doppelte betragen
Pichräubern und nicht von der großen Maſſe der Bauern .)
,, Und ſoldes gejdiebt nur wenige Meilen von der Grenze unſerer Kolonie entfernt und in einem Lande , das uns von Mankoroane abgetreten war und von uns zwei Jahre lang regiert wurde. Es heißt , daß der Häuptling Man korvane kürzlid ) wody einmal eine dringliche Berufung an unſere Regierung gemacht hat. In derſelben ſagt er u . a .: Wenn ihr nidyt bald an midy denkt, ſo werde ich, wenn
11
ihr ſpäter dazu fommt, nidyt mehr vorhanden ſein ." Aller:
dings wäre das engliſche Gouvernement auf Grund des Bertrags von Prätoria , nach weldem alle Fragen wegen der Intereſſen der Eingeborenen ihm reſerviert bleiben , durchaus berechtigt und verpflichtet geweſen, hier das ent ſcheidende Wort zu ſprechen.
muß. Viele dieſer Bauernpläße ſind ſofort von den Frei willigen an Bauern aus dem Oranje- Freiſtaat oder aus Transvaal verkauft worden und zwar war der mittlere Preis Pf. St. 500 - 600 , halbe Pläße wurden mit
Aus dem neuen Nordweſten der Vereinigten Staaten.
Pf. St. 250 bezahlt. Viele Freiwilligen haben idyon ihre
Die „ Northern Pacific Railroad “, welche gegenwärtig
Familien bei ſich und viele andere gingen jett gerade,
durch den weiten , bis vor kurzem nod; wenig bekannten Nordweſten der Union nach dem Puget-Sund gebaut wird, verkürzt die Entfernung Oſt-Aſiens von Europa über Amerika um 1500 E. Meilen und gehört zu den fürzeſten Routen auf
um ihre Familien zu holen. Das neue Land ſcheint eine
ſo große Anziehungskraft zu beſitzen, daß von allen Rich tungen , zum Teil ſelbſt aus ſehr weiter Entfernung, ſidy Bauern babin auf den Weg machen .
So lautet der Bericht eines in Stella -Land angeſeſſenen
der nördlichen Hälfte des amerikaniſchen Kontinents von der Atlantiſchen Küſte nach dem Stillen Ozean. Sie beginnt
374
Aus dem neuen Nordweſten der Vereinigten Staaten .
in St. Paul, Minneapolis und Diluth , vereinigt ibre
Linien bei Brainard, von wo aus dieſelbe in gerader Kid): tung bis zum Yellowſtone weitergeht, pajjiert Detroit, Glyndon und Moorhead in Minneſota, Fargo, Kaſſelton ,
Jamestown , Bismarck und die fruchtbaren Gefilde Nord weſt-Dakotas ; geht dann nad Montana binein , erreicht 690 Meilen von St. Paul Glendive und wird von dort aus raſtlos zum National - Park und dem Pazijijden
Meere geführt. Dieſes mächtige Bahnſyſtem durchſdyneidet Lager von großartigen Reichtümern und hat direkte Ver bindungen mit allen Eiſenbahnen und Transportlinien nach dem Norden, Oſten, Weſten und Süden Amerikas, ijt alſo eine der großen Heerſtraßen über die Landmaſſe der Weſt
hemiſphäre. Ueberbliden wir zuerſt die Landichaft von Duluth bis zur Aldrich-Station . Ihr Relief iſt ſanft wellen
förmig und durdy zahlloſe Seen und Waſſerläufe reid) bewäſſert, unter welche ſidy herrliche Wicjengrunde in
800 Arbeiter werden von „ dem größten Bauersmann des Jahrhunderts" , dem Banfier Dalrymple, beſchäftigt, der
mit klarem Blick die Bedeutung der Maſſenproduktion erkannt und in dem reichen , jungfräulichen Boden des Nordweſtens der Nord -Pazifit-Eiſenbahn die günſtigſten Vorbedingungen für dieſe gefunden hat.
Zwijden Valley City und Jamestown dehnt ſidy
„ Nolling “ - Land mit gutem Waſſerabzug aus, nicht allezuſehr gebrodien und leicht anſiedlungsfähig. Auf ihm lebt eine ziemlidie Anzahl Deutider, welde ſid in dem Klima des Dakota - Territoriums mit ſeinen an genehmen Sommern fräftig
und geſund fühlen.
In
Burleigh Rountyy, an den Abhängen des Miſſouri, von weldem Bismarck der Rountyſit , trifft man wieder herr liche Präriegefilde, auf denen ſido in Painted Woode cinc
große Skandinavier-Anſiedlung niederließ. Auch das gegen Weſten vom Miſſouri gelegene Dakota beſiedelt ſich rajdy, zumal ſeine frudytbaren Ländereien unter dem Ackerboden ein breites Braunfohlenlager von guter Dualität bergen. Bei Keith tritt die Northern - Pazifik - Bahn in das
mannigfaltigſter Form und Ausdehnung mijden . Sonſt aber treten wildreiche Waldgegenden von meilenbreiter Aus dehnung allenthalben hervor, die Holzmagazine von un bejdyränktem Vorrat für die weiter weſtlid, liegenden Prärien . Dieſe Ländereien ſind eines guten Ertrages fähig und die
nenden Deutiden ſind dynell zu Wohlſtand und Reidytum
Anſiedler finden bier für ihre Wirtſchaftsprodukte jowohl
gelangt. Montanas Minen , objdon erſt vor wenigen
willige Abnehmer , als lohnende Preiſe. Zwiſden Aldrich und Detroit wird die Landidaft offener ; bier tvedvjelt
Jahrzehnten entdect, produzierten bereits für 150 Millionen
Montana Territorium ; Farmer, Viehzüdyter und Gold
gräber haben dasſelbe bevolfert. Die hier zahlreid), wob
Dollars an Gold und Silber. Ueber 20,000 Gruben und
icon Prärie , Buſdland und Wieſe. Von Detroit bis Huskoda dagegen durduzieht die Bahn eine wundervoll ab wechſelnde Gegend mit Gruppen und Hainen von Wald bäumen , fruchtbaren , mit Holzbeſtand eingerahmten Prärien und hübſchen Seen mit bewaldetem Ufer. Es iſt das als „ Parkregion“ in den Vereinigten Staaten und weiterbin befannte Gebiet. Auf dem Wege nad Moorhead betritt die ,, Northern Pacific Railroad" das vielgerühmte Red river-Thal und freuzt den genannten Strom ſelbſt nabe lekterem Drte. Hier birgt der Boden eine wahrhaft erſtaunliche Frudytbarkeit und aud) Sdilderungen , weld)
2000 Wäjdereien wurden dort eröffnet und neue Lager
ſidy von jeder Uebertreibung fern zu halten wiſſen ,
wo der wilde Gebirgscharakter ſich, weniger bemerkbar madyt, gewahrte id) muldenförmige Vertiefungen , gleidh Daſen, herrliche Gebirgsmatten , auf welche die niedergebende Sonne eine Flut goldigen Lichtes warf. Am fernen Hori
rühmen den üppigen Stand der dortigen Ernten . Bei Fargo , einem lebhaft aufblühenden Eiſenbahnſtädt chen, beginnt das Dakota - Territorium und nun liegen die Schienenſtränge 195 Meilen lang nur auf ausgedehnten Prärie -Ebenen. Dieſelben Boden- und Klimaverhältniſſe dyarakteriſieren jene ganze Region, welche dem Anbau von Weizen ohne Zweifel mit am günſtigſten in der Union entgegenkommt. Von Fargo bis Wheatland wird das flache Land am Nedriver in Kaß Kounty, wovon ſich bereits große Streden unter Kultur befinden , geſdynitten . Dort liegen auch die großen Bonanza - Farmen , von denen die Kaß-Cheroy-Dalrymple- Farm in der Nähe Kaſſeltons die bekannteſte iſt. Von ihr waren im verfloſſenen Jahre 75 engliſche D.-M. (48,000 Ader) mit Weizen bepflanzt.
200 Mähemaſchinen mit Garbenbindern und 30 Dampf
Dreſchmaſchinen ſtanden während der Ernte in Thätigkeit.
werden fortwährend entdeckt und geſichert. Mit der Er offnung der Nord- Pazifit Babn dürften vor allem die in veridiedenen Teilen des Territoriums häufigen Steinkohlen einen ſtart verlangten Artikel und ein beſonders wichtiges
Handelsobjekt abgeben. Von dieſem Landſtrid, nimmt jeder Beſucher einen gewaltigen Eindruck mit fort. Einer von ihnen, weldyer weit über Hilee City binauskam , dildert einen
Blick auf die Umgebung desſelben in folgenden Säßen : Im Hintergrund ſah ich Bergrücken an Bergrücken, hie und da ragten nadte Felsſpißen aus ihnen hervor. Weiterhin,
zont erreichte mein Auge nody die graugrünen, im Dämmer lidyt verſchwindenden endloſen Prärien , ſie erſchienen mir wie ein in ruhigen Sdlaf verſunkenes Meer, deſſen ſtille, leidyt gewölbte Flädien nirgends von einem Sdriffsfiel durch
furdyt werden . Hier und da ſtieg langjam nebliges Ge wolf aus den Sdiludsten und Thälern herauf, verídloß mir die Fernſidit und belehrte midy, daß idy, ſelbſt fern von dem Getriebe der Metropole New - York, mid, in dem neuen
Nordweſten der Union befand.
Geologiſche Gejchichte des Toten Meeres und des Jordanthales.
Geologiſche Geſchichte des Toten Merres und des
Teil von Klein - Ajien , Paläſtina und die angrenzenden Gebiete
Jordanthales. Profeſſor E. Hull zu Dublin behandelte vor kurzem den Gegenſtand dieſes Thema's in einem Wortrag, deren
Inbalt wir kurz wiederzugeben Es gibt faum ein Land , tereſſe, wie Paläſtina erregen geſdiditliden Ereigniſſe, welche
ſudien. welches ein ähnlidies Joia fönnte ; die religiöſen und bier geſchaben , ſteben aus:
gezeidynet unter denen aller Nationen da und werden ſido in der Weltgedichte immer die größte Bedeutung beivabren . Aber auch in erdge dichtlicher Beziehung befibt dieſes Pand
375
des
aſiatijden
Als trockener Landſtreifen
und
afrikaniſchen Kontinents .
erideint Paläſtina und das
angrenzende Gebiet zuerſt wieder in der Miozän Periode, in weldier infolge von Hebungen jene Gewäſſer vertrodneten und ſich gleichzeitig eine große Spalte bildete , die der Linie des Jordanthales entſpridit. Vängs dieſer Spalte, die vom vibanon ſüdwärts nadı dem Golf von Akaba zieht, wurden die Schichten an der öſtlichen (moabitiiden Seite verbältnis
mäßig gehoben , die an der weſtlichen Seite dagegen relativ berunter gedrüdt, ſo daß ſie an den entgegengeſetten Nändern
eigenartige Vorzüge, welde ibm eine hervorragende Stelle
Des Jordan - Thales und des Toten Mecres nicht mit einander forreſpondieren. Dieſe große Spalte gibt die Erflärung für
in der Geograpbie anweiſen und die Aufmerkjamfeit der
die natürlide Bildung der ganzen Gegend, weil durch ſie
Naturforſcher während einer langen Periode auf dasſelbe
das Flußtbal des gegenwärtigen Jordan entſtand, der
gelenkt haben . Wahrſcheinlich iſt fein Cand ſo oft bejdvrieben worden , als Paläſtina. Sein natürlider Charafter bat
früber einmal vom
Libanon - Gebirge jubwärts burd die
die Augen der Beobachter ſeit Strabo bis auf die Gegen-
Enge von Arabah, die Burkhardt entdeckt hat , nach dem Roten Meer ſtrömte und dabei einer auffallend geraden
wart, der wir die bewundernswürdigen Arbeiten von Martet
Linie von Norden
I
!
nad Süden über etwa 250 Meilen Da auch in der folgenden Pliozänzeit die Sen
und de Luynes verdanfen , auf ſich gezogen . Humboldt
folgte.
und Dr. Hitchcock machten bier Studien . Brun - Punch führte eine Reihe von Tiefenmeſjungen im Toten Meere aus und vor ganz kurzer Zeit lieferten Dr. Triſtram , Pro-
fung des Thales anbielt , wurde der Diſtrikt Ghor und das Thal des Jordan in einen See verwandelt, der
feſſor Noth , Burkhardt und andere, wie z. B. engliſdie Ingenieure, Beiträge zur Kenntnis dieſes Erdſtricies. Eigen-
liden Ende des Toten Meeres im
tümlicherweiſe jedoc iſt jene auffallende Thatjache, welche dem heiligen Land eine hervorragende Eigentümlichkeit verleibt, erſt in den Jahren 1836 bis 1837 von Heinrid
cinſdloß. Dieſer See foll damals etwa eine Länge von
v. Sdubert und Profeſſor Noth beobachtet worden , als ſie
Während der folgenden Periode (Eiszeit) erreiditen
durd Barometer- Beobachtungen feſtſtellten, daß die Dber-
die Gewäſſer wahrſcheinlich die größte Höhe und floſjen fort wäbrend ſüdlich durch die Enge von Arabab und den
fläche des Toten Meeres faſt 400 m . unter dem Spiegel des
nach der Annahme Profeſſor Hull's zuleßt ſich vomi ſüd Norden beinahe bis
zum Merom - See ausdehnte und den See von Galiläa 160 MI. und eine mittlere Breite von 10 Meilen gehabt haben .
Mittelmeeres liegt , was frühere Beobadyter nid ) t vermutet hatten. Es iſt gerade die tiefe Depreſſion des Jordanthales,
Golf von Afaba in das Note Meer; doch infolge der zul
welche den Schlüſſel zur natürlichen Geſchichte des ganzen
nad an Höhe ab. Die Oberfläche des Sees veringerte rid und wurde idhließlich auf die jebigen Grenzen eingeſdränft.
Landes gibt. Um den Urſprung derſelben flarzulegen , führte Hull in allgemeinen Zügen die verſchiedenen Entwidelungszuſtände vor, welche die Grenzregion des Mittelmeeres und die daran anſchließenden Gegenden , welde ſich im Dſten bis zum Euphrat und im Süden bis zum Noten Meer ausdehnen , durchlaufen haben. Die Grundlage der geologiſchen Formationen Paläſtinas
nehmenden Trođenheit des Klima's nahmen ſie nach und
Turd) ibr Herabjinfen bildeten ſich die merkwürdigen Ter raſſen, welche die meiſten Beſudier bier bewundert haben . Dr. Triſtram hat bei einigen derſelben die Höhe über dem Toten Meere beſtimmt und fand dieſelbe zu 240 m . und mehr.
Sie erſcheinen zweifellos als alte Seeränder
Die 240 m. bobe Terraſſe entſpricht ziemlich dem hüdiſten ,
welder in den Gebirgen von Jdumäa emporſteigt. Er iſt
Waſſerſpiegel der Enge von Arabah. Als das Waſſer ſo weit fiel, daß es nid)t mehr durch die Enge von Arabah
das Geſtein , aus welchem man die großen Monolithen
ausfließen konnte , wurde es bradiſch und ſalzig , wobei der
bildet der Gneis - Granit von metamorphiſdem Urſprung,
Aegyptens, wie die Nadel der Kleopatra, den Obelisken von Luror und die Säulen , welche die Piazza zu Venedig jd mücken, gefertigt hat. Dieſe urſprüngliche Felslage bildete ein zuſammenhängendes Gebiet bis zu jener Periode , wo fie über dwemmt und die große Sandſtein- Formation , bekannt als der „ nubiſde Sandſtein ", über ſie ausgebreitet wurde.
Später überdecten den letteren Kalfablagerungen der
Salzgehalt natürlid, im gleiden Verhältnis zunahm , als die Oberfläche des See's ſich verringerte.
Alle Seen,
welde feinen Abfluß haben, werden ſalzig und der Gegen : ſaß zwiſchen dem Waſſer des Meeres von Galiläa und dem des Toten Meeres bildet eine anſchauliche Erläuterung
zu dem eben erwähnten Gefeß. Die Salzbeſtandteile in dem Waſſer an der Oberflädye des Toten Meeres betragen 24,57 % , während das Waſſer des Atlantiſchen Ozeans
Kreide uud tertiären Periode und bis zum Sdluß der
nur 3,6 % enthält. Im Waſſer des Toten Meeres findet ſid
Eozänzeit überſtrömten Meeres - Gewäſſer den größten größten
í saber mehr als viermal ſo viel Salz als in dem des Ozeans
Kleinere Mitteilungen .
376
und in den tieferen Lagen ſteigt der Salzgehalt bis zur
ichneidet Braſilien etwa in der Mitte ſeiner Längenausdehnung :
Sättigung , da ſid) am Boden des Toten Meeres jalz haltige Ablagerungen bilden .
ſic würde die Thäler der ſchiffbaren Flüſje Tofantins und Ara giay überſchreiten und zunächſt bis (Goyaz , der Hauptſtadt der gleichnamigen Provinz, z11 führen ſein ; 2. cine zweite Linie , die nördliche Zentralbahii, wird von der in der provinz Bahia am F. Franzisko gelegenen Stadt Barra in nördlicher Rid )tung nach dem intern lauf des Tokantins und der Etadt Þará fiihren . Da Barra durch einen ſdiffbaren Fluß und die Eijenbahn Dom Pedro II . mit den jüdlichen Provinzen und der Reid)shauptſtadt bereits in Verbinding ſteht , jo wird nach Fertigſtellung dieſer nördlichen Zentralbahn cine direkte Verbindung zwijden den Siid- und den Nordprovinzen hergeſtellt jein ; 3. eine dritte Hauptlinie, die ſuid liche Zentralbahn , joll von dem ſchiffbaren Tibagy oder Jvaby (Nebenfluß des Paranà) ausgehend, nach dem Thal des Fluiſjes Iguaſſu führen, dies und jenes des llruguay üverſchreiten, in dein
Dieſes merkwürdige Binnengewäſſer war don zur Zeit des Patriarchen Abraham als ,,Salzmeer " befannt. An feinen Ufern ſtanden die Städte Sodom und (Gomorrha,
nicht tiefer als ſeine Gewäſſer , wie man oft angenommen hat , jondern nabe ſeinem
obern Nand.
Mit
der Be
rufung Abrabams beginnt die politiſde und religiöſe Ge ſdhidite Paläſtina's und endet Hull's Darlegung von ſeiner wedjelreiden , geologiſchen Vergangenbeit.
des Forquilha hinauſgehen und ſo ſich endlich in der Provinz
Can Pedro do Rio Grande do Sul dem ſchon beſtehenden Eiſen bahmet anſchließen . Von dieſer ſüdlichen Zentralbahn ſoll eine
Kleiuere Mitteilungen . Die Eiſenbahnen in Braſilieu . Nach dem „ Relatorio apresentado à Assembléa Geral
Linie in nördlicher Richtung abgezweigt werden, weldie etwa über
pelo Ministro e Secretario de Estada interino dos Negocios da Agricultura, Commercio e Obras Publicas José Antonio
fiihren wiirde. Hieran ſich anſchließend joll dam 4. eine vierte
Ponta Groſſa und Torofaba nadı dem
Hauptlinie, die Nord Weſtbahn , nach der Schiffahrtsſtraße des Paraguay führen md zimächſt bei Miranda endigen . Die Tie gierung ipricht die Hojjamg aus , daß es möglich ſein werde, demnächſt jährlich durchſchnittlich 1000 Km . neuer Bahnen jertig
Saraiva. Rio de Janeiro. 1882 “ iſt im Kaiſerreich Braſilien
ein Eiſenbahnnetz von 3912 Km . Länge im Betriebe imd 2931 Km . im Bau ; von erſteren werden 1040 Km . und 1001
obern Lauf des Paraná
letteren
B. L.
311 ſtellen .
1077 Km . als Staatsbahnen ( ferrovias pertencentes ao Estado)
bezeichnet. Unter den im Betrieb befindlichen Staatseijenbahnen
Die National-Kolonien der Argentiner.
iſt beſonders wichtig die mit der Spurweite von 1,6 in gebaute Im abgeſchloſjenen Jahrgange (pro 1882 )
Eijenbahn Dom Pedro II ., deren Hauptlinie die Stadt Rio de
Des
Boletin
Janeiro mit Sitio in der Provinz Minas Geraes verbindet, während die Seitenwege nach E. N1113 , Mafafos , São Paulo,
des „ Instituto geografico argentino“ findet ſich eine ſehr intereſſante Arbeit des Herrn Dr. Franz Latina über die Lage
Porto Novo und anderii
der von der Zentral Regierung errichteten Kolonien für europäiſche Eimanderer am Ende des Jahres 1880. Die 9 Kolonien ſind mit Ausnahme der von Chubut in Patagonien , welche vor fünf
Orten
fiihren .
Aus demi 1882 ver
öffentlichten Betriebsbericht teilt Heft 1 des Jahrganges 1883 des Archivs fiir Eijenbahnweſen , herausgegeben vom Miniſterium der Ceffentlichen Arbeiten , Berlin 1883, mit, daſ 1880 die Eimahme 22,619,946 Milreis ( 1 Milreis à 2 Reichmarf) betrug , die 215
zehn Jahren begrindet wurde, erſt in neneſter Zeit begriindet
gabe 10,744,824; es war alſo ein lieberſchuß von 11,988,310 Mit reis vorhanden . Die Bahn Tom Pedro II . hat teilweije ſehr ſchwierige Bau- und Betriebsverhältniſſe, da ſie von der Kiiſte des Atlanti
Sampadio , (General Alvear und Reſiſtenzia im Jahre 1878, Avellaneda im Jahre 1879. Die Kolonien Avellaneda, Reſiſtenzia
jchen Ozeans aus die ſteile Serra do Mar iiberidireitet. Auf dieſer Gebirgsſtrecke befinden ſich 11 Tunnels, deren längſter 2337 m lang
Alvear in Entre-Nios, Santa xruz and Chuuut in Patagonien und
iſt.
worden und zwar Villa Libertad im
und Formoja liegen in (Grant - Chako, Billa Libertad und (General Campado und Narova in der Provinz sordoba. Nur von ſechs der genannten Notonien liegen genaue ſtatiſtijde Angaben vor. Danach hat " vellaneda 1077, Reſiſtenzia 878, Villa libertad 1019, General Alvear 1820 , Sampacho 1175 und Karona 1534 Ein
Eine andere im Betriebe befindliche Staatsbahn iſt die Ba
turité- Bahn in der Provinz Ceara .
1880 betrug ihre Eimahme
512,627 Mir., die Ausgabe 327,350 , der leberſchuſ 185,277 Mr. Tie 124,8 Km . lange Recife-Cað- Franzisko-Vahn iſt eine Pri vatbahı, fiir deren Aktienkapital der Staat 5 und die Provinz Pernambuko 20 o Zinjen garantiert hat. Ihre Einnahme betrug 1880 2,234,976 Mir., die Ausgabe 1,102,9:37 Mr., der lleberſchuſ 1,132,039 MIr. Die 455 Km . lange Babia Sao Franzisto Pahu machte auf der in der Provinz Bahia von einer Sejellſchaft hergeſtell ten Bahnſtrecke von 124 Km . länge jo ſchlechte Erfahrungen, daß die
Regierung ernſtlich mit der Abſicht immgeht, dieſen Teil 311 über nehmen . Die Regierung beabſichtigt , ein ſtaatliches Zivilgenie : korps zii organiſieren, um von demſelben einen umfaſſenden Plan für die zur Entwicklung des Landes und zur Erſclicking joiner reichen Naturſchätze jo nötigen Eiſenbahnbaiten aufſtellen und
Jahre 1876 , marova,
wohner.
Der Nationalität nad wohnen in den 6 Molonien
3288 Italiener (beſonders zahtreid ) in Saroya , Šampacho, Villa
libertad und Tieſiſtenzia), 1313 deutſche Ruſjen , jämtlid, in (General Alvear wohnend, 1552 Argentiner, gleichmäßig über alle 1
Kolonien verbreitet, 1059 Oeſterreicher, faſt jämtlich ) in Avellaneda,
mr 127 in Saroya und dazu fommen 291 Angehörige anderer Rationen in allen Kolonien mit Musjiahme von larova verteilt. Im Mittel fömmen 58,6 % der männlichen und 71,50 der weiblichen Bevölkerung dieſer Solonien weder lejei noch ſchreibeni.
Am giinſtigſten ſtellt ſich das Verhältnis bei den Deutſd) Ruſjen. Bon dieſen fönnen mur 8,60%
der Judividuen iiber 7 Jahre
weder lejen nod ) ſchreiben , bei den Oeſterreichern beträgt der
imter deſſen Aufſicht die Bauten ſelbſt nach und nad) zur
Prozentſatz 10,1 , bei den Argentinern 10,9 und bei den Italienern
Ausfiihrung bringen zu laſſen. Daßgebender Grundgedanke iſt : ſollen ſid) an die reid )lid, vorm
25,7 ! Die Anzahl der männlichen Bevölkerung iiberragt die der weiblichen um 1000, die produktive Vevölferung beider Gojdylechter
handenen Schiffahrtsſtraßen des Landes anſchließen , dieſelben er gänzen und verbinden . Die wojentlichſten Grundlinien des geplanten
(zwiſchen 15 imd 60 Jahreni ) beträgt 4600; das klima der holonien iſt günſtig, man jollte alſo amehmen , daß die siclonien prosperieren .
Eiſenbahnnetzes werden nach einem dem Verwaltungsbericht bei gefiigten opezialberidit folgende jein : 1) eine große Oſt Weſtlinie
Leider iſt dies nid)t der Fall. Das den seloniſten geſchentie
jodam
Die zu bauenden Eiſenbahnen
geht von der Hafenſtadt San Salvador da Bahia aus und durch
Terrain beträgt für alle 0 60,87: Heftar, dazıl haben die Soloniſten 1.5,835 þettar durch Anfauf crworben . Die Ber
Kleinere Mitteilungen . teilung iſt eine ſehr ungleide; jo toinmeil auf den Kopf der Be
377
gierung an die Koloniſten . Der Wert der Ländereien iſt offiziell auf 2 Doll. pro Hektar in den 5 erſten Kolonien tariert und auf
ſtand , wie auch die feineren (Gletſcherſchramınen zeigen , daß hier eine (Gletſcherbedecking ſtattgefunden hat. Die Unterſuchungen des Herrn Kudrjawzew haben denjelben zur lleberzeugung gebracht, daß auf der Halbinſel Nola ſchon friiher cine Gletſcherbeweging von Weſt nach Oſt exiſtiert hat und daß hier alſo zwei Richtungen
rölferung in Karoya 3 und in Reſiſtenzia 17 Hektar , wovon 16 geſchenkt wurden . Das ganze (Gebiet von Karoya iſt (Geſchenk der Re
!
10 Doll. pro Heftar in Karoya. Nur 16,206 der Ländereien
der Gletſcherfurchung beſtehen und zwar eine ſtärkere von Südeni
waren Ende 1880 bebaut, darunter 6,70' mit Getreide, 10,60 o mit
nach Norden und eine ſchwächere von Weſten nach Oſten . Den
Mais, 1,400 mit Hülſenfrüchten und 0,800 mit anderen Kultur
leyten Teil ſeines Vortrages widmete Herr Kudrjavzew . den
pflanzen . Auf den Kopf der Bevölkerung famen angebaute Hektaren
Hebungserſcheinungen der Halbinſel, wobei er auf Grund jeiner Unterſuchungen zu dem Schluß gelangt iſt, daß der mittlere bergige Teil der Halbinſel ſich allmählich von Weſten nach Oſten
für Libertad 2,2 , für Karoya 0,7 , die anderen Kolonien liegen
zwiſchen dieſen Zahlen. Das „ landloos “ jedes Koloniſten beträgt 25 Hektar und iſt es überraſchend und nur durch den geringen Er trag des Bodens oder den Mangel an Abſatquellen zu erklären, daß die Koloniſten mir für ihren eigenen Gebrauch) baiten . Was
die Erträge betrifft , ſo liegen leider nur für die Kolonie Re ſiſtenzia einige Daten
vor .
Danach wurde von dem Heftar
8 øl. Mais und 9 Hl . Kartoffeln geerntet. Nach den Angaben
gehoben hat, zugleich die Hebung des nördlichen Teiles bedingend, wobei ſich das weſtliche Ende rapider , als das öſtliche bob, daher es auf der Halbinjel Rola feine Flüſje gibt , welche von Oſten nach Weſten fließen . Die Hebung hat geologiſch in nener Zeit ſtattgefunden und vor derſelben befand ſich die Gegend, in welcher jetzt das Städtchen Mola liegt, noch unter Waſjer.
des ſtatiſtiſchen Amtes der Republik Chile wurden daſelbſt in der -
ſelben Zeit (1879/80 ) 11,8 Hl . Mais imd 60 Hl . Kartoffeln ge erntet ! Hieraus reſultiert, daß entireder das genannte Jahr ima
Die Entwidelung der italieniſchen Kolonie Aſſab.
günſtig für die Kolonie Reſiſtenzia war oder der Boden derſelben
lleber die neu angelegte italieniſche Kolonie in Aſſab berichtet der „ Araldo “ in Homo auf Grund ihm von dort zugegangener Nachrichten folgendes: „ Die Entwicelung unſerer im Entſtehen begriffenen Kolonie iſt noch keine allzu gedeihliche und üppige. Ta das Gebiet dem Aderbau nicht beſonders günſtig iſt, ſo können
ſehr ſchlecht iſt oder die Poloniſten nicht die Luſt und Fähigkeit haben , Zeit und Boden auszinützen. Dr. latina nimmt den letzten Grund als Haupturſache der kläglichen Erträge an .
Die
weiteren offiziellen Angaben über den Vermögensſtand und Ernte ertrag (nach Dollars ) der einzelnen Kolonien werden vom Autor
als höchſt unwahrſcheinlich und ungenügend ſcharf kritiſiert und jagt er zum Schluß: „ Das einzige Poſitive, was aus allen diejen Daten folgt , iſt, daß die Kolonien weit davon entfernt ſind , ſich H. P. in einem blühenden Zuſtande zu befinden .“
Kudrjawzew über die Halbinſel Rola. Ju der am 1. (13.) April ſtattgehabten Sitzung der Ruſſ.
die wenigen Jtaliener, welche bis jetzt dorthin ausgewandert ſind, lediglich aus dem Tauſchhandel mit dem Bewohnern des Binnen landes einigen Vorteil zichen ; dod) iſt bisher dieſer Taujdhandel zmijchen Ajjab und dem Junern noch in embryonijchem Zuſtande und er wird audh keine größere Ausdehnung annehmen tömmeli,
jolange die Kolonie nicht im ſtande iſt, den zu lande und zur See in Aſjab eintreffenden Waren mit der Gewißheit und leichtig keit des Umtauſches auch Schnelligkeit und Sicherheit der Verlad ung zu garantieren. Die Behörden legten gleich nad) ihrer
Geograph. Gejellſchaft hat Herr Kudrjawzew , welcher in der im
Juſtallierung Hand an die erſten und weſentlichſten Arbeiten : die
Jahre 1880 ron der St. Petersburger Gejellidaft der Natur forſcher ausgeriiſteten Erpedition nach der Murmankiiſte in ſeiner
rung der Verbindung zwiſchen Land und See.
Eigenſchaft als Gcologe fungiert hat, einen Vortrag über den orographiſchen Charakter der Halbinſel Rola in ſeinem Zuſammen hange mit den Gletſcher- und Hebungserſcheinungen gehalten . Unter der Halbinſel Rola denft man ſich meiſt ein von ausgedehnten Tundren bedectes Land , welches faſt jeder Vegetation bar iſt; doch in Wirklichkeit erſcheint die Halbinſel durchaus nicht ſo troſt
los. Statt der Tundra und des ſterilen Bodens breiten ſich vor dem Auge des Bejchaniers felſige Berge aus, welche oft reid, bewaldet
ſind und eine Höhe von 325 m . erreichen . Eine Eigentümlichkeit dieſer Berge iſt, daß ſie keine ſpitzzulaufenden Gipfel aufweiſen , ſondern vielmehr eine wellenförmige Geſtalt haben. Aus der Nähe geſehen , machen ſie einen weſentlich andern Eindruc ; ihre felſigen Gipjel, die hin und wieder mit Schnee bedeckt ſind , erheben ſich ſtolz über die anderen Höhen , welche von niedrigem Geſträuch be deđt werden , dem ſich ein Waldſtreifen anſchließt , welchem ſpäter
ein wilder und dichter Wald folgt , deſjen Fichten- und Birken ſtämme einen Durchmeſſer von einem Meter aufweiſen. Troſtlos und einförmig iſt im allgemeinen der Norden der Halbinſel Kola,
doch hin und wieder tauchen dort vor den Augen des Reiſenden ſo herrliche Birkenhaine auf , daß er es vollſtändig vergißt , ſo hoch im Norden zu ſein. Ueberall, wo es auf den Vergeshöhen Wald
gibt , findet ſich auch Gletſcherbildung, wo es jedoch keinen gibt, fehlt dieſelbe. Nach dieſer Charakteriſtik der Halbinſel Nola ent warf der Berichterſtatter eine fliichtige orographiſche Skizze , bei welcher Gelegenheit er die Thatſache hervorhob , daß , wenn man
die Gletſcherfurchenbildung weiter verfolgt, es ſid, erweiſt, daß die
Anlegung eines kleinen Hafens und eines Dammes behu's Siche An dem Damme
hatte man mit einem gewiſſen Eifer im abgelaufenen Jahre ge arbeitet , naddem die Zivilingenieure in Aſſab angelangt waren , welche das Miniſterium der öffentlichen Arbeiten gejandt hatte, um die konſtruktion des Hafens zu leiten imd die zum Territo rium der kolonie fiihrenden Straßen zu ſtudieren und zu begimen . Der Damm crſtredte ſich bereits ein gutes Stiid in das Meer hinaus und es ſchien , daß er den in Aſjab erwarteten Schiffen
eine gute Aufergelegenheit bieten werde, als ungliidlicherweiſe int faum zwei Tagen der Zuſtand des Ufers von Aſjab wieder ſo ſchlecht und unſicher ward wie friiher. Am 19. März begannen ſehr heftige Südſtürme zu wehen. Zwei Tage lang blieb das Meer höchſt aufgeregt und dies genügte, um den kleinen Hafen völlig mit Sand und Erde zu fiillen und ſchwere Beſchä digingen am Damme hervorzubringen , wodurch die Verbindung zwiſchen den Schiffen und dem Lande ſchon bei gutem Wetter ſchwierig , bei ſdylechtem faſt unmöglich wurde. Der Zivilkommiſjär der Kolonie hat , ſo gut es ging, für Abhilfe geſorgt. Doch iſt ſicher, daß die Hafenarbeiten wieder von vorn angefangen werden
miiſjen .... Dem Waſſermangel, einem der ſdywerſten und em pfindlichſten Uebelſtände in der Kolonie, iſt glidlich abgeholfen und es iſt für das den Bewohnern notwendigſte Element durch Aufſtellung eines Dampf Deſtillators geſorgt worden , der täglich ſechs Tonnen Trinkwaſſer liefert.
Mit Anfang Mai werden in
Aſjab die Narabinieri erwartet , welche den Sicherheitsdienſt in der Kolonie verſehen ſollen. Mit ihnen wird auch der Arzt ein
ſelbe der Richtung der Seen und Thäler parallel iſt, was auf
treffen , der mit der Anlage und Leitung des Hoſpitals betraut wird, desgleichen einige Schmiede, Schloſſer , Zimmerleute und
die Bildung der Thäler durch Gletſcher hinweiſt. Dieſer Um
Maurer für den Weiterbau der Häuſer und der Dienſtgebäude.
.
Notizen .
378 Ueber den altertümlichen Charakter der Tiefſeefauna.
iſt jedoch die Menge bei ganz reinem Waſſer und höherer Tem
Angeregt durch Agaſſiz Monographie der von der Chal lenger:Erpedition erbeuteten Geeigel , welche 311gleich die bathy metriſche Verbreitung aller bisher iiberhaupt bekannt gewordenen rezenten Formen der Echinoiden enthält, hat M. Neumayr durch Verwertung reicher Beobachtungen klar zil legen geſucht , daß letztere durchaus keinen Beweis füir das archaiſtiſche Gepräge der Tiefſeefauna liefern. Ueberhaupt mangeln bis heute noch der
peratur als 00 noch geringer; unter gewiſſen Bedingungen fann
Kritik widerſtrebende Anhaltspunkte für den altertiimlidien Typus
der Tierwelt in großen Meerestiefen. Nachſtehende Erwägungen von allgemeinem Intereſſe ſchließen die anzichende Stizze : „ Das Feſtland, das ſiiſze Waſſer und jede Meeresregion hat ihre „ leben =
ſie größer ſein .
Durch die Anweſenheit der Nohlenſäure erhält
das Waſſer die Eigenſchaft , erdige Narbonate aufzulöjen . Der Gehalt des Meerwaſſers an Nohlenjäire iſt größer und es iſt eigentümlich, daß in dieſer Veziehung der höhere Drud bei größerer Tiefe keinen Einfluß iibt. Wenn um durch irgend einen Einfluß die Säure ausgetrieben wird , werden Salze niedergejchlagen und
weitere Veränderungen finden durch die Einwirkung des in der Puft und im Waſſer vorkommenden Sanierſtoffes ſtatt, wodurch
den Foſſilien “ und jede bedeutende Erweiterung umjerer sienntnis
verſchiedene Oryde gebildet werden . In dieſer Weiſe meint Herr Bouſſingault das Vorkommen von Manganſuperoryd auf dem Granit des Orinofo, dem „ venit an den Ufern des Roten Meeres,
bringt wieder eines oder das andere derſelben zum Vorſchein.
den fryſtallinijden Geſteinen am Kongo, den Ablagerungen auf dem
Die Sdileppnet; -Erpeditionen haben uns eine ganz neue Aera er
Boden des Meeres und in anderen Fällen erklären zu können .
ſchloſſen , die Formenmenge in merhörter Weiſe vermehrt und natürlich auch eine Anzaht meſozoiſcher Typen zum Vorſchein ge
brad )t. Selbſtverſtändlich wurden dieſe wegen ihres außerordent:
Notizen.
lidhen Intereſſes in den vorläufigen Berichten zumächſt hervor: gehoben und es wurde dadurch der Eindrud erzeugt, daß ſie in bejonderer Merge vorhanden ſeien, während wir an das Vorkommen von Cidaris, von Lima, Pecten, Acra, Ostrea, Trochus, Turbo,
Auſtralien . Flächeninhalt Auſtraliens.
A. J. Sfene, General
Natica umd hundert anderen an den Siiſten mſerer Meere ſo ge
Feldmeſſer der Kolonie Viftoria , hat im Auftrag ſeiner Regierung
wöhnt ſind, daß wir faum mehr daran denken , daß ihr Auftreten ebenſo merkwürdig iſt, wie dasjenige einer Farrea, einer Wille
vorgenommen und fand als deſjen Flächen Juhalt 138,153 D.
mit großer Sorgfalt eine Vermeſſung des auſtraliſchen Kontinents
moesia, eines Phormosoma oder Hyocrinus. Irriger Weije
L..-M . Hievon treffen auf Neu -Siid -Wales 14,500.67 ; auf Vit
verbeitete ſich vielfach die Meinung, daß all die neuen finde der
toria 4133.23 ; auf Siid Auſtralien 42,552 ; auf Lueensland 31,398.29 und auf Weſt Auſtralien 45,898.04 D. Q.-M. Stene's
Schleppneterpeditionen wirklich aus der Tiefjec ſtammen , während gerade einige der merkiviirdigſten wie Hemipedina , Pygaster, Salenia ausſchließlich oder vorwiegend den mittleren Tiefen ange
hören. Dazu kommt das Fehlen der meiſten abyſſiſchen Formen in der Tertiärzeit, welches den Gegenjat noch auffallender machte und da es nun überdies a priori wahrſcheinlid) jein mußte, daß unter den gleidhmäßigen Lebensbedingungen in den Tiefen die Ver: änderung der Formen eine langſamere jei , ſo wird es durch all dieſe Verhältniſſe ſehr verſtändlich , daß man bei der abyjſiſchen
Fauna thatſächlich das Gepräge hohen Alters zu finden glaubte. Bei genauer þriifung erweiſt ſich jedoch dieje Vieinung nach dem heutigen Standpunkt der Kenntniſſe als total mbegrindet und ſie wird daher aus der Wiſſenſchaft verſchwinden müſſen , in welche ſie wieder eingeführt werden mag , wem ſpätere Unterſuchungen Beweiſe für dieſelbe liefern ſollten .“
Das Vorkommen von Braunſtein am Meeresgrund.
Berechnungen wurden in Auſtralien offiziell angenommen . leber die Fortſchritte der Auſtraliſchen Eiſen bah11e11, welche mit Nedit, wie ſowohl Auſtralien , als auch der
Weſten Nordamerika's beweiſen, als das geeignetſte Mittel zur Aus dehung der Koloniſation betrachtet werden , erhält man ſtets eine Anzahl neuer Berichte. Eines diejer großen Verbindungsglieder, die Bahn von Brisbane nach Port Darwin iſt im Bau begriffen und man hoſſt ſie vor 1890 z11 vollenden ; ſie durchidhneidet teil . weiſe ſehr gutes Acer- und Weide land; Cueensland, wo 1861 der erſte Spatenſtich im Jiltereſſe des Eijenbahn Banes geſchah, beſitzt jetzt ſchon 600 MI. im Betrieb. Wenn dieſe große Eiſen bahn vollendet iſt, wird ſie ein Mittel bieten , ganz um die öſt= liche Kiiſte von Auſtralien, durch die am dichteſten bevölkerten Teile des Landes , von Port Darrin bis Adelaide zu reiſen. Der Wert der Einfuhr Auſtraliens betrug im
Jahre 1879 über 946 ? 3 Millionen , jener der Ausfuhr über 824 Millionen M.
Ein anſehnlicher und ohne Zweifel ſtets
Herr Bouſjingault, der friiher ſchon eine Arbeit über das Vor kommen des Braunſteins auf der Erde geliefert hat , hat jüngſt der
wad)ſender Teil der Güterbewegung wird auf Dampfer fallen . Ji Melbourne und Sydney ſind die Zentren des europäiſch auſtra
Akademie der Wiſſenſchaftent 311 Paris einen Aufſatz über den in der Ueberſchrift genannten Gegenſtand vorgelegt . Bekanntlich iſt
liſchen Dampfverkehrs. Ju Þort Philipp, dem Hafen Melbournes, verfehrten 1880 eillé und ausgehend 2080 Seeſchiffe mit einer Tragfähigkeit von über 1 Million T. Sydney teilt ſich mit Mel bourne in die Ausfuhr der Wolle und bildet zugleich den Mittel punkt der Kohleninduſtrie von Neu -Siid -Wales. In Süd -Auſtralien
die Thatjache des Vorkommens von Braunſtein im Meere jowohl am Boden , als an den Ufern , ſchon lange beſchrieben ; man findet
ihn im erſten Falle meiſt in kleinen iſolierten Kernen . Ihre Ent ſtehung hat man durch Mineralquellen am Boden des Meeres , welche Kohlenſäure und Karbonate führen oder durch die Ein :
wirkung eines vulkaniſchen Bodens zu erklären geſucht .
Lei
iſt Adelaide der wichtigſte Ausfuhrhafen für Getreide. Der Er port Auſtraliens an Wolle betrug in der letzten Ausfuhr Saiſon
729,000 Ballen ( der Ballen in einem Bruttogewicht von 400 Þd .
auch letztere Erklärung in manchen Fällen genügend iſt, ſo iſt ſie es doch nicht immer. Wahrſcheinlich muß aber da , wo ſich Braunſtein an abwechſelnd vom Waſſer bedeckten und der Luft bloßgeſtellten Flächen bildet , an die Zuſammenwirkung verſchiedener Urſachen
und an Getreide 235,000 T.
gedacht werden, wobei die Kohlenjäure eine bedeutende Rolle ſpielt.
belief ſich im Jahre 1879 bei einer Bevölkerung von etwa
Herr Bouſſingault unterſucht nun zunächſt, in welchem Verhältnis dieſe ſich unter verſchiedenen Umſtänden auflöst. Wenn man das Ber :
23. Millonen auf 150,000 Perſonen . Der Bericht der Auſtralijden Geſellſchaft für die
hältnis ihres Vorkommens in der atmojphäriſchen luft als Grund
Ausfuhr gefroreneil Fleiſches über das leyte Halbjahr lautet
lage nimmt, ſobte 1 Liter Waſſer 0,81 mgr . enthalten .
nicht giinſtig ; im ganzen ſind 21,611 Schafe ausgeführt worden
Wirklich)
Die Geſamtzahl der Einwanderer in die ſieben aus ſtraliſchen Kolonieit: Neu - Siid Wales, Viktoria, Queensland Siid - Auſtralien , Weſtauſtralien , Tasmanien und Neu - Seeland
379
Notizen.
mit einem Verluſt von 3080 Pf. St. Der Verluſt war größten teils eine Folge der hohen Fleiſchpreiſe in Auſtralien , welche durd) die Trođenheit veranlaßt wurden ; hiedurch werden wohl auch die
Preije vorerſt derartig ſein, daß eine reichliche Zufuhr zu den llu möglichkeiten gehört. Ebenſo ſtanden die hohen Transportkoſten
einem vorteilhaften Betrieb ſehr im Wege; hier läßt ſich eine Mendung zum beſſern nur von der Zeit erwarten , da eine Ver minderung der Frachtpreiſe erſt dann vorauszuſehen iſt, wenn die Geſellſchaft im ſtande ſein wird, Verträge auf längere Zeit abzu ſchließen , weil ja der Fleiſchtransport and) eine beſondere Ein richtung der fiir denſelben beſtimmten Schiffe nötig macht . Die
herigen Mißerfolge den Plan wieder aufgenommen haben , liegt vor allem in dem Beſtreben, cine von Aden unabhängige Station
am Ausgang des Roten Meeres in den Indiſchen Ozean fiir den Secweg nad) Tonking 311 gewinnen. In zweiter Linie diirfte die Eröffung einer Handelsverbinding mit Edoa ins Auge gefaßt jein. An der Spitze des Internehmens, welches unter dem Titel „ Société des factoreries françaises du golfe Persique et de
l'Afrique orientale “ vor die Oeffentlicykeit getreten iſt, befinden ſich Denis de Rivoire und Pierſon (letzterer als General direktor). Die Erpedition ſelbſt ſteht unter der Leitung Bremond's,
ihm zur Seite Dr. Hamon ais Arzt, Aubry als Jugenieur, Henon Ein Teil
anderen Koſten : das Gefrieren des Fleiſches , Transport and Vera
als Topograph , Picard als faufmänniſder Direktor.
fauf in London, betragen 394 d . per Pd . , ſo daß die Ausgaben ſich auf 614 d . per Ps . belaufen . Jetzt jedoch ſind die Koſten des Verfauſs etwas vermindert und wenn die Fleiſdipreiſe in Auſtralien wieder auf 192—2 d . geſunken ſein werden ſo wird
der Gejellichaft hat ſid) ſchon auf den Weg 311 Menclik, dem Fürſten von Edoa , gemacht, der andere iſt mit der Etablierung der
die Fleiſchausſuhr einen anſchulid )en Gewim
von den Franzojen angehäuften Vorräte von Lebensmitteln ( Reis ,
abwerfen .
Station beſchäftigt. Die Bevölkerung zeigt ſich bisher friedjertig und ſehr geneigt, Felle , Straußenfedern , Kautſchuf ac. gegen die Norn , Datteln 2c . ) auszutaujdhen. Der Mangel an Trinkwaſſer bildete bisher die größten Schwierigkeiten für das Gedeihen der
Afrika .
Robert Flegel ſchreibt anslagos , 20. März 1883,
Kolonie ; der Ingenieur Aubry hat mm das Terrain ſorgfältig
daß er glücklich aus adamana und dem Lrtellgebiet des Beunë zuriidgekehrt ſei . Er iiberſchritt am 19. Auguſt 1882 die Waſſer
unterſucht und hofft in Balde eine Anzahl imterirdiſcher Wajjer läufe anbohren 311 fönnen .
ſcheide zwiſchen dem Benuë und dem Logone in zirka 1600 m . Meereshöhe nördlich von Ngaundere. Mangel an Mitteln zwang ihn zur Rückkehr. Wir werden in der nächſten Nummer cingeh
Projektierte französide Forſchungen in Nord Afrika.
um die llmwandlung der mur temporären wiſjen id)aftlichen Miſſion zil Siairo in ein dauerndes Juſtitut fiir orien
endere Mitteilungen aus ſeinem ausfiibrlichen Briefe bringen . Fiir
heilte nur die Angabe, daß Robert Flegels Erkundigingen bis
talijche Archäologie bewerkſtelligen zu können hat der franzöſijche
40 N. B. und 180 D. L. (Gr. reichen und daß er 11. a . Barth's
llterrichtsminiſter 129,000 Francs und zur Ausriiſtung einer
wichtige Angabe über die Bennë- Tjad- Verbindung durch die Tuburi
von der Kammern gefordert.
größeren wijjenſchaftlichen Expedition nach Tuneſien 115,000 Francs
jiimpfe beſtätigt.
Profeſſor Georg Ed)weinfurth hat eine Reiſe ir a ch Mirja Tobrut in der Syrenaikaansgefiihrt , indem er das deutſche Kanonenboot „ kyklop “ dahin begleitete. Während das Kriegs
jchiff vom 3.- 7 . April vor Aufer lag , imternahm Schweinfurth fünf Ausflüge in die Ilmgegend und forte reidie Sammlungen anlegen. Der tiirfiſche Gouverneur von Vengaſi war zufällig in Tobrut umd behandelte die Dentidhen in umhöflicher Weiſe. Die Eingeborenen glaubten zuerſt . daß der „ Nyklop “ ein engliſches Schifi ſei , welches Flüchtlinge ans Negypten ſuche. Edweinfurth iſt nach Kairo zurückgekehrt, ſehr zufrieden mit der Ausbeute ſeiner Reiſe. Ueber Banana , den jiingſt vielgenannten l'ongo- Hafeni,
entnehmen wir den Reiſeberichten des Kapitäns Ziemam , Fiihrer
Ehrungen fiir Afrika . For der. Aus Stodholm ſchreibt man den 25. April: Ju der geſtrigen Verjamınlung der Geſell id)aft fiir Anthropologie und (Beographie wurde die aus Anlaß der Riidfehr der „ Vega " geſtiftete Vega Medaille dem Afrifarcijeuden
Henry Stanley ziierteilt. Der amvejende amerikaniſche Gejandte empfing dieſelbe fiir ihn .
Die Berliner Geſellſchaft fiir Erd
fundo criannte Dr. Mar Bidner anläßlich ihres 55. Stiftungs
feſtes zum Ehrenmitglied. Die Münchener (Beographiſche Geſell ſchaft war vor mehreren Monaten ihrer Berliner Schweſter hierin
vorangegangen. Wir freuen uns dieſer wohlverdienten Auszeich nungen des trefflichen Forſchers, dic iibrigens bälder hätten erfolgen diirfen. Wer raſch gibt, gibt doppelt und Dr. Mar Buchuer iſt ſeit 144 Jahren in Europa zuriick !
des belgiſchen Dreimaſt - Schoners „ General Brialmont “ in den
„ Awalen der Hydrographie", XI 1883, S. 165, folgendes: Weder in Banana noch in irgend einem anderen Plabe am Kongo iſt
Schijfsproviant zu erlangen ; friſches Fleiſch iſt nicht vorrätig, höchſtens einmal ſehr magere Ziegen oder Schafe, von denen das Stüc 20 Mk. foſtet.
Bei den Negern laſſen ſich Hühner, Eier,
Bananen am beſten gegen leere Flaſchen von weißem Glaje ein
tauſchen. Nur engliſche Schilling- und Zweiſchillingſtiicke fann man verwerten , Gold nicht. Der einzige hier wohnhafte Arzt, cin
Medlenburger, erhält ein Honorar von 200 Mk., wenn man ihn für die ganze Zeit der Anweſenheit in Banana engagiert; andern falls nimmt er fiir jeden Beſuch 20 Mart. Trinkwaſſer fehlt dort , man muß es mitten auf dem l'ongo , quer ab von Builambemba Point ſchöpfen , wohin auch täglich die Faktoreien ihre Leichter B. L. deshalb ſenden . /
Obod. Die franzöſiſche Erpedition nach Schoa („ Ausl. " Nr. 12, S. 238 ) enthüllt ſich nach den neueſten Berichten vornämlich als
Von der Weſt f ii ſte Afrifa's .
Man ſchreibt
der „, Times " aus Bonny (Guinea ) unter dem 15. März : „ Nach den hicher gelangten Nachrichten ſcheint auf der ganzen Linie von Ambriz bis Gabun eine bedeutende Aufregiing 311 herrſchen . Ambriz (portugieſiſch , 311 Angola gehörig) iſt beinahe ganz verlaſſen ; alle portugieſiſchen Staufleute ſind ausgewandert, mr drei europäiſche Handelshäuſer blieben . Es ging das Geriicht, Portugalwolle Steuern und Zölle erhöhen , was die Geſchäfte gänzlich ruinieren wiirde. Die Kaufleute gedenken nach den nörd licher gelegenen , neutralen Territorien 311 ziehen. Ein portu gieſiſches Kriegsichiff befand ſich in Banana Mreek an der Münding des Nongo , ein engliſches flußaufwärts bei Boma. Auch der amerikaniſche Konſul in loanda begab ſich dorthin , um etwaige Jutereſſen ſeiner landsleute zu wahren , ſein Ziel diirfte der Stanley pool ſein. Die Eingeborenen an der Küſte hat eine mächtige Bewegung ergriffen ; ſie befürchten die Anerion des
cine Neubelebung der von Rivoyre 1880 gegriindeten , inter
(Gebietes von Ambriz bis Landana durch die Portugieſen und jenes
Arnour 1882 wieder verlorenen Station Obod in der Tadſdjurra = Bai im Golf von Aden .! Daß die Franzoſen trot der bis
von Landana bis Gabın durch die Franzojen .
1 Siehe ,, Ausland" 1882, S. 319 und 359.
Sie ſind feſt ent
chlojjen , jeder Orfupation ihres Landes durch die Europäer entgegenzutreten ; es kam hier z11 blutigen Konflikten kommen . Mit Spannung erwartet man die Ankunft Brazza's in Gabun,
Notizen .
380
da allgemein der Glaube herrſcht, er werde im Namen Franfreichs aggreſſiv vorgehen ."
faniſche Polarſtation inter Leutnant Greeley begründet wurde, welche im vorigen Jahre vergevens von einem Proviſionsſchiff zu erreichen
Aſicn .
geſucht ward und mn von jener Erpedition im nächſten Sommer
Rujjiidhe Erpedition nach Tibet. Es wird inns berichtet, daß im Sommer des laufenden Jahres ſid; eine wijjenjchaftliche Erpedition auf der Fregatte Dinin nac ) Tientin einſchijjen wird, um von dort ihre Reiſe nach Tibet und der Mongolei 311 land fortzuſetzen , welche das Ziel derſelben bilden . Die Erpedition wird aus drei Perſonen beſtehen und zwar aus Herrn Potanin , ſeiner Gemahlin und Herrn Bereſowsly). Dic Ausgaben für die Erpedition hat die Geographiſdie Geſellſchaft
iibernommen , die Beförderung zur See jedoch das Marinemini ſterium und zwar auf Vorſtellung der erwähnten (Bejellichaft. Der
Termin für die Erpedition iſt auf drei Jahre feſtgeſetzt und wäh: rend diejes Zeitraumes wird die Geographiſche (bejelbidhaft die Erpedition unterhalten .
Die Heberſahrt nad Tientſin wird jechs
Monate Zeit erfordern und eine gleidie Zeit wird die Kiicrciſe in Anſpruch nehmen ; daraus reſultiert, daß die wiſſenſchaftlichen Ar beiten der Erpedition mur auf zwei Jahre bejdyränkt bleiben . Nichtsdeſtoweniger fönnen wir uns der Hoffnung hingeben , daß die Erpedition unter Leitung des Herrn Potanin Friichte zeitigen wird, wofür ſchon allein ſein Name birgt, der in der geogra phiſchen Litteratur einen guten Kilang hat.
Colquhoun hat ſich an die Handelskammer jll (Glasgow gewendet und mitgeteilt, daß er für die Forſchungsreije nach Birma, welche er 311 machen entſchloſſen ſei , eine Cume von
ziriidgeholt werden ſoll , wird gegenwärtig ausgeriiſtet ; ſie wird aus 14 Süpfen beſtchen, worunter ein erfahrener Eispilot und 3 neu fundländiſche Walfänger und wird inter dem Befehl des Leutnants Garlington ſtehen . Die Expedition iſt für eine volle Winter:
fampagne ausgerüſtet und wird T. Johns am nächſten 1. Juli verlaſſen . Wen , wie man nach dem eisreiden Jahr 1882 311 fürchten Urſache hat , Smithjind durch Eis blodiert iſt, landet die
Erpedition an deſjen Eingang in life Boat Cove gegenüber Sap Sabine und ſudit mit Hilfe der Eskimos im Herbſt längs der Kiiſte von (Grinnell land nach Lady Franklin Bai vorzudringen . Zwiſdien letzterer und Kap Sabine ſind übrigens nicht weniger als vier Lebensmittel Depots , jo daß man an eine ernſtliche Gefährdung
der Leute in Lady Franklin - Vai auch für den Fall nicht glaubt, -
daß es der Hilfs -Erpedition inmöglid) ſein ſollte , im nächſten Sommer ſie zu erreichen .
Polarſtation an der lena. Der Plan , die meteoro logiiche Station an der Penamündung noch ein Jahr länger zu unterhalten , iſt aufgegeben worden, nadidem bekannt wurde, daß auch die Amerikaner mit dem Ende des nächſten Sommers ihre Itationen aufgeben .
Bon dem Estimo foe , welchem die auf einer Eisicholle im Smithjud 196 Tage lang treibende Mannſchaft der „ Polaris" imter Kapitän Tyſon die Rettung vor dem Hungertode danfte, er:
£ 7000 nötig haben werde ; er wolle ſuchen , die Summe durch
zählt Nindermann in ſeinem durch Karl Niortz in Frant Leslie's Jlluſtrierter Zeitung “ auszugsweiſe veröffentlichten Denkwürdig.
Subifription aufzubringen , weshalb er die Handelskammern der bedeutendſten Naufſtädte (nämtlich London , Mandieſter, Liverpool und Glasgow ) auffordere , mit einem Betrage von £ 600 als
Kommeftikut ein Hänschen und eine Farm und bebaute dicjelbe
Minimum fiir jede das Beiſpiel zu geben. Polarregionen .
Däniſche Grönland - Erpedition. Admiral Irininger in Kopenhagen meidet der Geographiſchen Gejellſchaft 311 London, daß die däniſche Regierung im Mai eine Erpedition nach (Brön.
land ſenden wird , deren Thätigkeit mindeſtens zwei Jahre um jaſjen joll .
Diejelbe beabſichtigt in Grönland Booten das Nap
feiten : Der brave Eskimo Joe faufte ſich in Grotton im Staate ſo gut er founte. Asnad) einigen Jahren ſeine Frau und Tochter dort ſtarben und ſich ihm die Gelegenheit bot , ſich der Schwatfa'ſchen Nordpol-Erpedition anzuſchließen, ging er nach ſeiner Heimat zurüc imd hat nie mehr etwas von ſich hören laſſen. Sein um das Schidjal der Edhiffbrüchigen nicht minder verdient : ter landsmann Hans mar gleich mit der „ Tigreß “, die zur Aus ſuchung der „ Polaris “ 1873 nach Grönland unter Green gedvidt wurde, zurückgefchrt. 1
Farewell 311 umſchiffen , an der Oſtkiiſte nach Norden vorzudringent und alle Anſtrengungen 311 machen , um das Imiere des Landes 311 erreichen. Die Erpedition beſteht aus den Marine Pentants Holm und Garde , von denen erſterer ſchon mehrmals Grönland bejudite, einem Geologen und einem Botanifer. Nordenſkiölds Grönland - Erpedition . Der Poſta
dampfer „ Sofia “, welcher Nordenſkiölds Grönlands - Erpedition (24 Perſonen ) an Bord nehmen ſoll, geht am 20. Mai von (Gotens burg ab .
Nordenſkiöld ſelbſt idhifft ſich ſpäter im nördlichen Schott
1 Siehe Ausland 1883, Nr. 18, S. 360 .
Anzeigen.. Bücher - Ankauf. Kleine und grössere Sammlungen , einzelne gute
land auf der „ Sofia“ ein und hofft im Oktober mit der Erpedition
Werke ind hinterlassene Bibliotheken kanie ich stets 211 hohen Preisen . Meinen so eben erschienenen anti
zurüdfehren zu fönnen .
quarischen Anzeiger „ Der Bicherfreund
lietere
gratis.
Die Hilfs - Expedition für lady Franklin - Bai? ( 810 40 ' N. B.), wo bekanntlich im Sommer 1881 dic ameri
Moritz Glogan junior, Hamburg , Graskeller 20.
1 Im engliſchen Interhaus und in der Deputiertenfammer 311 liſſabon wurde dieſen Nachrichten vom Miniſtertijdie aus mit
Im Verlage der 3. 6. Cotta'ſchen Budhandlung in Stuttgart
der Bemerkung entgegengetreten , daß eine Beſtätigung derſelben
erſchien ſo eben und iſt durch alle joliden Buchhandlungen des
nicht zur Kenntnis der Regierung gelangt ſei .
Inrichtig iſt jedeita
faus, daß ein portugieſijdes sriegsſchiff an der Mindmg des
In- und Auslandes zu beziehen :
Stein , Dr. Lorenz von , Das Bildungsweſen . Das Svitem und
die Geſchichte
Nongo Poſto gefaßt habe; dein Portugal verpflichtete ſid ) und
Grſter Teil.
blieb nach den jüngſten Erklärungen der Regierung auch der Ber "
des Bildungsweſens der alten Welt . Zweite, ganz
piliditing tren , fein Kriegsſdiji nach dem longo 311 ſende' , jo
neu bearbeitete Aufl . ( Fünfter Teil der Ver waltungslehre, der Inneren Verwaltung Zweites
lange die diplomatiſchen Verhandlungen zwiſchen England' 11110 Portugal ſich noch in der Schwebe befindeni. ? Siehe „ Ausland 1883, Nr. 16 , S. 319.
Hauptgebiet.)
Groß -Octav .
Drud und Berlag der J. G. Totta'ſchen Buchhandlung in Miinchen und Stuttgart.
480 Seiten. M. 8.
Das Sluslaud. Wodenſdrift für Länder- und Völkerkunde, unter Mitwirkung von Profeſſor Dr. Friedrich Katzel und anderen Fachmännern herausgegeben von der
3. G. Gotta'ſdjen Buchhandlung in Stuttgart und Münden. Sedsundfünfzigſter Jahrgang. München , 14. Mai
Nr 20. Pr.
1883.
31 begieben duro alle Budhandlungen des In- und Au8lands und die Poſts Hezenſions:Eremplare von Werten der einjdlägigen Litteratur ſind direkt an Derrn Profeſſor Dr. Friedrich Maßel in Minden, Arabemieſtraße Nr. 6, 311
Jährlid 52 Nummern à 20 Seiten ist Quart. Preis pro Quartal M. 7 . dmter.
jenden .
Juſertionspreis 20 Þi . für die geſpaltene Zeile in Perit.
Inhalt : 1. Aus Lapplands Natur und Völferleben . Nach Paul V. du Chaillut. Mit Abbildingen.) 9.381. - 2. Ter geographiſche Formgedanke in den Verhältniſjen der Erdoberfläche. Non sonrad Hermann. 6. 38 . 3. aus Ozeanien . 9.389 . 4. Ferdinand v. Richthofen's „ China.“ Č . 392. 5. Ein Brief Robert E. Flegels iiber dentide Internehmungen im Bemë: Gebiet. Č . 395. 03. Kleinere Mitteilungen : Š 397. Jahresbericht der it . Kujijden Geograpbijchen (Bejelljchaft. Poljakow iiber jeine Reiſe nach Sachalin. Die Schlangen Jijel. Die Neuen Hebriden.
7. Notizen : S. 318. Afrifa. Polarregioneri.
und der norwegijde 3500 .. M., alles zuſammen 33,000
dus Lapplands Natur und Völkerleben .
Cuadrat-Meilen . Einzelne Stride von Ruſſiſch - Lappland
Nad) Þaul ” di Chaillil .
Das Land der Lappen !
Es iſt ein weiten Gebiet,
weldies dieje wandernden Söhne des Vorden : jür jid ) in Anſprudy nehmen ; den ganzen nördliden Teil von Skan : dinavien umfaßt os, aber auch im Norden von Finnland baben ſie ihre Wobnjite, während ſic jid in Rußland bis
zum öſtlidſten Ende der Halbinjel Hola und bis zum Weißen Meere ausdehnen . Ruſſijd appland umfaßt ein Gebiet von 13,000 6.0.-M., Schwedijd ) -Lappland deren 10,500 ; der jinnijde Teil 6000 1 Im Lande der Mitternaditsione. Commer- und Winterreijen durch Norwegen und Schweden , l'appland i Nord Fimland. Nad) Þaul B. du Chaillu frei iiberſegt von 9. Helins . Mit 48 Tonbildern und 2001 Holzduitten im Text und einer
großen Anſicht von Stocholm , fernier einer Harte. Berlag von Ferdinand Hirt and Cobu in Leipzig .
Wir bringen hier einige
Bruchſtüide aus diesem empfehlenswerten Buche zum Abdruck, das,
in den Spuren des um die dienntnis Sfandinaviens ſo wohl ver dienten landsmammes des Verjaſjers , Barvard Taylors wandelid, ſich durd Reichtum an Thatjachen , gute Beobachtung und ge
jundes Urteil auszeichnet und gleichzeitig durch eine große Zahl
treiſlicher Illuſtrationen anzieht. Wir empfehlen das intereſjante und ſchöne Buch beſonders denjenigen , welche die nördlicheren
Teile der ſkandinaviſchen Halbinjel kennen zu lernen wiinidhen. D. Außland 1983 Nr. 20 .
R.
ſind mit großen Nadelholzwäldern bededt , im ganzen etiva 3,000,000 Alfres ; die nad Vorden zu gelegenen Mügel bekleiden verfrüppelte Birken , während daneben noch weite Strecken der berüdytigten Tundra , d. b . baum loſer Einöden , jid ausdehnen. in Norwegen und Sweden trifft man Lappen nidt weiter jutlid als 620 in den Provinzen Herjedalen und
Jemtland, ſowie in Hedemarfen und Drentheim , dod iſt die Zahl derſelben in den beiden großen norwegiſchen
Aemtern nur gering. Weiter nad Norden zu wädyſt ibre Zabl immer mehr, bis man jie in den Aemtern Tromſo and rimmarfen in den weitaus größten Mengen vers
treten findet. Die ruſijden Vappen ſind , der Angabe Frii's zufolge, nidt Nomaden in dem Sinne des rubelojen Um :
berſtreifens mit ihren verden ; denn dieſe ſelbſt ſind nicht ſehr bedeutend, der Vamc bezieht ſid lediglich auf ihre Bewohn
heit des häufigen Verlegen : ihres Wobnjibes. Sie leben in Häuſern aus Baumſtämmen oder aus Erde erriditet, was ſie aber keineswegs abhält, drei- uder viermal im
Laufe des Jahres nad einem andern Punkte überzuſiedeln : im Frühling beziehen ſie Quartier in der Näbe der Seen oder der Küſte, um dasjelbe jedoch zur Sommerzeit gegen den Aufenthalt in einem anderen Fijdereibezirk zu ver 58
Aus Capplause Natur und Völferleben .
382
tauſchen. Im Auguſt begeben ſie ſid nad, dem Herbſt wohnſiß, an weldem fie neben dem Fiſchfang auch der Jagd auf Renntiere, Vögel , Marder, Eidbörnden , Ottern und Bären obliegen können und um Weibnachten bezieben jie ihr Winterquartier, D. h. jie dlagen ihr Heim in irgend einem der kleinen Dörfer auf.
büchern und ebenſo wijen aud die Behörden über den Beſtand der Verden wohl Beidheid.
Die einzelnen Bezirke von Schwediſch -Lappland ſind ſidy alle gleich an Waſſerreichtum ; an Seen wie an Flüſſen iſt fein Wangel, and Moräjte trifft man bäufig und die
Waldungen bedecken ein Gebiet von mehr als 20,000,000
Dieſe Lappen nennen ſich ſelbſt Sabme oder Same ( Mehrzahl: Samelats) , von den Schweden werden ſie Lapp ( Mehrzahl: Lappar) und von den
Norwegern irrigerweiſe sin (Mehrzahl: Finner) genannt, während dieſelben die Finnländer als Kvaen Mebrzabl: Kvaener) bezeiden. Die Lappen
ſind den Eskimos durchaus wähnlich und ſehr verſchieden von dem
Bild, welches ich mir, den
Sdilderungen anderer Heijenden nad ) , von ihnen gemacht und obidon man ſie als Abkömmlinge desjelben mongoliſchen oder turanijden Stammes
betracyten mag , 10 balte ich dennod mit Nepius die Lappen und Eskimos für zwei vollkommen von einander verſdiedene Raſſen , die erſteren gehören zu den Bradyfephalen und Orthognaten , während
die Eskimo's zu den Dolichofephalen und Prog naten zu redinen ſind .
Finnland wird von den simnländern Suomi genannt, ſie ſelbſt bezeidynen fidy als Suomalaijet und muß die Aebnlichkeit dieſer Benennungen mit den lappiſden Wörtern den Gedanken an eine gleide Ab:
Ttraße in dem Dorfc Arvidsjaur, Pite Lappmart. Afres, denn die von dem öſtlichen Hohenzuge nach der
ſtammung der betreffenden Völfern naheliegend erſcheinen
See hin ſid abzweigenden , 150—200 MI. langen Thäler,
laſſen , wie denn die beiden Sprachen überhaupt viel
ſowie die zwiſchen ihnen ſid hinziehenden 250-300 m .
lebereinſtimmendes beſißen ſollen ; dod darf biebei der Ilmſtand nicht außer Adyt gelaſſen werden , daß ein idwächerer Polfsſtamm gewöhnlich die Sprache der herrſcenden Naſſe anzunehmen , pflegt. In pbyſider Hinſidit ſind ſie jo ſehr von einander verſdieden, als dies überhaupt der Fall ſein kann und zeigen die Finnländer,
boben Hügelrücken ſind mit Wäldern und Moräſten über und über bedect. Nenntiermoos gedeibt hier in reidier Fülle und ſo werden dieſe Gegenden während der Winters
weit größer von Geſtalt , in ihrem
zeit mit Vorliebe von den fd wediſchen Lappen aufgeſucht.
Dabci müſſen ſie jedoch darauf bedacyt ſein , nicht zu lange an einem Punft zu verweilen ; denn dieſe Weideſtreden be
Haſe, welder fic aud in geiſtiger Beziehung verwandt
dürfen zeitweiliger Schonung, da das Moos nur langſam wädyſt und eine abgeweidete Strecke zu ihrer Erholung eines Zeitraums von i , mandmal gar 10 Jahren und
ſind. Welder Art übrigens aud die darakteriſtijden
mehr bedarf.
Merkmale dieſer verſchiedenen nordiſchen Völkerſdafter ſein mögen , ſo überraſcht es den Meiſenden dod) oftmals nicht wenig, ganz unerwartet unter den Skandinaviern , Deutſchen Sdyotten und anderen europäiſchen Völkern einzelne auf
Entwicelung begriffen iſt, cine weißlicy grüne Farbe, erſt
Neußeren viel mehr
Aehnlichkeit mit der ſkandinaviſchen und germaniſdien
fallende Züge zu finden , wie vorſtebende Badenknochen,
aufgeſtülpte , an der Wurzel flache Naſen und kurze, ge drüdte Geſichtsform , jene jo ganz beſonderen Eigentüm
Gutes Moos bat , ſolange es noch in der
wenn es vollſtändig ausgewadiſen iſt , wird es allmählich trocken und traf ich das ſchönſte Moos dieſer Art an den llfern des Palajoki . Im Sommer ſteben den Lappen natürlid) in Sdweden ſowohl wie in Norwegen , vornebmlid in lekterem , aus
gedehntere Weidegründe zur Verfügung und Jahrum
lichkeiten der mongolijden Najie. Die Lappen gehören ſämtlich den verſchiedenen Pfarreien
Fabr wandern ganze Familien mit ihren Herden auf den nämliden Ländereien , die ebemals ihren Vorfahren zum
an und bezablen ihre Steuern und ibren Zebnten ebenjo regelmäßig, wie andere Staatsbürger. Gefeßloſigkeit oder Kaubweſen ſind unbekannte Erſdeinungen ; die Kinder
Aufenthalte gedient, verbringen ihre Nädyte unter freiem
genießen , ſo ſchwer ſich dies aud) bäufig bewerkſtelligen
jdlagen das Zelt auf an derſelben Stelle, wo bereits die Yagerfeuer der Eltern und Ureltern gebrannt. Die Field- oder Berglappen widmen ſich ausidhließlid
läßt , ſorgfältigen Religionsunterricht, die Zahl der Be burten und Todesfälle findet Eintrag. in den Kirchen
Himmel im Scute der nämliden Felsblöde, gegen welde jie idon manden Tag den müden Rüden gelehnt oder
Aus Lapplands Natur und Völferleben.
383
OmIhr eige der Wartung ihrer werden , von deren nes
Kenntiere den Wieſen und Feldern zufügen , die Cappen
Wohlergeben abhängig iſt und haben die ſtatiſtiſchen Auf ſtellungen der lebten Jahre in dieſer Hinſidyt ganz crfreu lide Reſultate ergeben ; jowohl die Zahl der Berrobner
dagegen beidweren fidy, daß die Bauern , deren Gebiet jie
wie aud diejenige der Kenntiere iſt in beſtändiger Zunahme
begriffen . Ueber die Abnahme uder die Vermehrung der verden nadi den einzelnen Bezirfen läßt ſidy indes cin genauer Nadweis jelbſtverſtändli ) nidt führen , dazu d
wechſeln die Beſißer derſelben ihren Aufenthalt zu häufig, aud haben in letzter Zeit Auswanderungen norwegiſcher Cappen auf dywediſches Gebiet, vornehmlid ) nad; Rare : quando bin , in ausgedehntem Maße ſtattgefunden ; trotzdem aber hat Norwegen immerhin noch eine größere Menge dieſes Volfsſtammes aufzuweijen als Sdweden und zwar find bier der überwiegende Teil Fiſdier oder See und feſt anjaliige, acerbautrcibende oder Mirchiviel Pappen .
Den letzten Volkszählungen entſprechend verteilen fic dieſelben folgendermaßen :
paſſieren müſſen, um ibre Weidepläße erreiden zu können , die Erlaubnis biezit nur gegen Entridytung eines faſt uner dywinglichen Betrages geben .
So groß iſt das Vorurteil, weldies die Bauern gegen die wandernden Söhne der Berge begen , daß man bei meiner Rückkehr nach den Küſtenbezirken von allen Seiten
umverboblen ſeine Verwunderung darüber ausſprach), daß id) es geivagt, in ihrer Geſellſdaft die einſamen Berg
regionen zu durchwandern.
Jedenfalls ſind indes die
armen Nomaden beſſer als ihr Ruf; niemals hatte ich Veranlaſſung zur geringſten Klage, im Gegenteil, die Ehr: lichkeit iſt ſo groß unter ihnen, daß niemand daran denkt, ſidy gegen den Verſud , eines Diebſtahls von Seite ſeines Nädyſten zu düben . Das Zelt jamt den in demſelben enthaltenen Rleidungsſtücken , Silberwaren und allen Vor:
räten an Kaffee , Zucker, ſowie ſonſtigen Lebensmitteln
in Schweden ( 1870 ) 6,702 Yappen mit 220,800 Rennticren
wird vollſtändig ohne alle Bewadyung gelaſſen , trobem
in Norwegen ( 1865 ) 17,178
fommen Entwendungen dod nur äußerſt ſelten vor und
in Finnland ( 1865)
615
in Rusland ( 1859 )
2,207
11
!!
11
101,768 40,200 1,200
Die den nichtlappijden Bondern gehörenden Tiere miteingeredynet, fann man die Gejamtzahl der Kenntiero getroſt auf 100,000 veranſdlagen , sody ſind dabei dies jenigen der Samojeden , welde ſid, durch Große und Schön heit beſonders auszeichnen , nidyt mit inbegriffen . In Rana tofeino gibt es lappen , deren Werden 2000 Stück zählen,
wird im Gegenteil das Zelt beinahe heilig gehalten. Kenna tiere allerdings ſind nidyt ſider vor räuberijden anden , indes ſind es meiſt sider oder auch Rirdſpiel Lappen ,
welche der Verſudun nid )t widerſtehen fönnen , von einer ohne Aufſicht gelaſſenen Herde jid) cinige Tiere anzueignen , dabei würden dieſelben Menſden ſid; unter keinen Um : ſtänden an irgend einem andern Gegenſtand vergreifen .
So wurden mir jelbit z. B. bei einer meiner Wanderungen
ein Mamin Sorſelle joll gar 5000 Tiere , andere
zwei Männer als Führer empfohlen , von denen der eine zwar
deren 1000 und 2000 beſißen. Bei den Waldlappen gibt
eines Henntierdiebſtables wegen eine Gefängnisſtrafe ver:
es Herden von 1000 Stüd , in Culea Pappmart foldie von
bußt hatte, mir jedoch in jeder anderen Hinſidit als voll
2000 , in siinmarken ſoldie von 5000 Stück , während einzelne beſonders reiche werdenbeſiber gar bis zu 10,000 Stück ihr eigen nennen . Was nun aber die Vermehrung dieſer Herden anbetrifft , ſo rechnet man auf eine Zahl
kommen zuverläſſig gedildert wurde und in der That, obgleid, id die umbewohnteſten , cinjamſten Streden mit
von 2000--2500 Tieren etwa 200-250 Nälber jährlid). Jeder verdenbeſitzer bat ſein beſonderes Zeiden, weldes den ihm zugehörenden Tieren an den Obren cingebrannt
dieſem Wanno durdz09 , jo fand id dod niemals Grund
zur geringſten Beidwerde über ibn . Außerordentlid groß iſt die Ausdauer des rappen im Ertragen von förperliden Anſtrengungen, freilid wird er
wird und niemals dürfen zwei Perſonen das gleiche Zeiden
an dieſelben von frubeſter Jugend auf idon gervibnt. Von ſeiner zarteſten Kindheit an muß er ſid, bäufig dazu bequemen ,
führen , weil ſonſt, wenn die Herden in den Bergen auf
mit einem Lager auf dem nackten Boden vorlieb zu nehmen
der Weide ſind, eine Unterſcheidung derſelben unmöglid
oder jißend, gegen einen Steinblock gelehnt, der Rube za
werden würde. Altem Gevraud, entſprechend, kann auch
pflegen und abwechſelnd Hunger und Durſt, Hiße und Kälte zu ertragen. Unausgeſeßt muß er ſeiner Herde folgen,
niemand ein neues Zeichen für ſich haben , ſondern muß dasjenige einer ausgeſtorbenen Herde kaufen und iſt, wenn fie gerade ſelten ſind, der Preis, welden er dafür an die betreffende Familie zahlen muß , oftmals ein ſebr hoher. Der Name des Käufers, ſowie auch jedes Zeiden müſſen bei Gericht eingetragen werden und entſpricht die zu er: legende Steuer dem Umfang des für die Herde erforder lidhen Weidegrundes. in den Küſtenſtriden , beſonders
in
der Provinz
Tromſö , iſt das Einvernehmen zwiſchen den Lappen und den norwegiſchen Bauern häufig nicht das allerbeſte. Die Candleute führen Klage über den Sdaden , welchen die
weldie während der Sommerzeit, da die Tiere nicht ge nötigt ſind, das Moos mühjam unter dem Schnee hervor: zuſcharren , ſich den größten Teil des Tages auf dem Marſde befindet; muß dabei nicht ſelten durd) Sümpfe, Moräfte und durch Streden weiden Sdnees waten , muß
Flüſe, angeldwollen durch die ſchmelzenden Schneemaſſen oder die von den Gletſdern kommenden Waſſer, durd): dhwimmen und hat bei allen dieſen Beidwerden keine andere Nahrung, als dann und wann einen Trunk Renn tiermild . Im Winter muß er noch obendrein heftige Stürme, Sdynee und Kälte ertragen und kehrt er dann
384
Aus Lapplands Natur und Völferleben .
nahezu erſdopit in fein Zelt zurüd , ſo entledigt er ſich
Springen und Laufen – den Anforderungen ſeiner Lebens
meiſt nur ſeiner naſſen Kleider , um alsbald in einem
weiſe trefflid) angepaßt erſcheint , ſo erböht doch die Nauheit derſelben ſeine Widerſtandsfähigkeit noch ganz beträchtlich und ſo darf man wohl die Lappen mit vollem Redyt als eine der fräftigſten Menſchenarten bezeidynen. Die Nein beit des Waſſers trägt zur Erhaltung der Geſundheit weſentlid bei, außerdem verhindert aud) der Genuß jaurer
tiefen , feſten Schlafe die gewaltſame Anſpannung ſeiner Körperkräfte zu vergeſſen. Oftmals aber iſt ihm nidyt einmal lange Naſt vergönnt; vielleicht nach einer Stunde ſchon idredt ihn ein plößlides Lärmzeiden aus dem Sdlummer und er muß aufs neue hinauseilen , um den Kampf mit ſeinen ſchlimmen Feinden, den Bären, Wölfen
Mild, gar manche in anderen Ländern vielfach verbreitete
und Vielfraßen, aufzunehmen , welde, wenn es ihnen ge
Krankheiten : Sdwindjucht, Krebsleiden und Fieber , Er
lingt, durch ihren Angriff die Herde auseinander zu ſprengen,
krankungen der Leber und der Nieren ſind unbekannt; da
den Aermſten häufig mit einem Sdlage ſeines ganzen Vera
gegen
mogens berauben . Das Gebiet , weldies der Lappe mit feinen Tieren durdiſtreift, beſikt nicht ſelten eine Aus dehnung von etwa 100 MI. und bleibt er gewvöhnlidi für die Dauer von 3—4 Tagen in einem Bezirk, ehe er dann
gerufen durd) übermäßige Erhitung beim Bergſteigen und
wieder 6— , MI. weiter wandert.
Abgeſeben davon , daß die Rörperbeſdaffenheit des Lappen - er iſt kurz und gedrungen, dabei aber leidyt ge baut, feine (Slieder ſind kräftig gefügt und ſein geringes Gewidyt ſidyert ihm beſondere Gewandtheit im Klettern,
treten akute Krankheitsfälle , meitenteils hervor
darauffolgende allzu rajdhe Abkühlung durd die auf den Höhen wehenden darfen Winde, häufig auf; was midy ſelbſt betrifft, ſo bin id) , objdon dod ſo ganz den nämn liden raſchen Uebergängen ausgejeßt geweſen , freilid bis auf den heutigen Tag von Rheumatismus vollſtändig
verſdont geblieben . Ebenſo maden den armen Lappen dilimme Hautabidyürfungen und Verſtaudungen oft viel zu ſchaffen und gebrauden ſie dagegen das Fett , welches
Lappen -Ganime: Hiitte der Scclappen .
aus dem Käſe dringt, ſobald man denſelben ans Feuer
Beſudyer des Landes namentlid, im Frühling ſehr vorſichtig
hält. Maſern ſind nid) t ungewöhnlid), aud ) Blattern erkrankungen kommen vor, leştere indes faſt ausſchließlid) infolge von Anſteckung ſeitens der Küſtenbewohner. Brudh
ſein. In den Monaten April, Mai, wie auch zu Anfang Juni iſt der Widerſchein der Sonne ſo grell , daß man ohne den Sdyuß von blauen oder grünen Augengläſern
leiden ſind keine Seltenbeit, woran die Gewohnheit, die
jehr leicht dineeblind wird. Die Lebensdauer der Lappen iſt im Durchſdhnitt eine
nad außen über den Schlittenrand gelegten Beine als Hemmidub zu benußen, vornehmlid Schuld trägt ; das am weiteſten verbreitete Uebel aber iſt Augenentzündung. Die
ſehr lange , dabei bleiben Männer ſowohl wie Frauen
kalten Winde , wie auch das Blenden der Schneemaſſen
bis ins ſpäteſte Alterthätig. Der beſtändige Aufenthalt in der freien Luft, ſowie die langen Fußwanderungen er:
wirken hiebei gleidhmäßig zuſammen und ſollten fremde
halten die Muskeln geſchmeidig; ihre einfadie Lebensweiſe,
Der geographiſche Formgedanfe in den Berhältniſſen der Erdoberfläche. die ſcharfe, trockene, belebende Luft, das reine, von allem
385
Träger der von uns im eigentlichen Sinne ſogenannten
Kalfgehalt freie Waſſer tragen gleichfalls zur Erreidung
organijden Lebenseinheiten ſind. Wir wiſſen , daß dieje
eines hohen Alters bei und die Fälle ſind keineswegs
Weltförper entſtanden ſind , daß fie fid) weiter entwickeln und daß fie ciner allmäblidhen Erſchöpfung ihrer Lebens
ſelten , daß einzelne Individuen jogar die Hundert über
idreiten , wie denn zur Zeit meiner Neijen in Lappland
im Jabre 1873 verjdviedene Perſonen am
Leben waren ,
welche bereits in den Jahren 1773–1775 das lidt der Welt erblicft batten .
kraft zugeben , wie alle anderen einzelnen Drganismen audi . Nur bewegt ſich ihr Veben in räumliden und zeitliden Dimenſionen von einer ungeheuren röße und Ausdehnung. Ein jeder von ihnen aber hat jeine beſondere Natur oder
Fleiſd) bildet vorzugsweiſe ein Nahrungsmittel der
Individualität. Unſere Erde jelbſt iſt nur ein einzelnes
Lappen , trokdem findet man dod ſtets cinen Vorrat von
in dieſer unendlichen Menge der großen fosmijden in dividuent. In jedem von dieſen lebt offenbar ebenſo, wie in dem einzelnen cigentliden Crganismus ein beſtimmter, cinbcitlider, aufbauender Formgedanke und es iſt deswegen wohl audy nod nidit genügend , die Entſtehung derſelben auf die bloße unorganijde Anbäufung großer Gas- oder Nebelmaſſen 11. 1. w . zurückzufübren . Ein formgebendes amd geſtaltendes Einheitsprinzip in der Art cines organi
Michl in ihren Zelten und zwar gebrauden ſie dasſelbe
zur Herſtellung von Grüße und Blutpudding, ſowie zur Bereitung des ungeſäuerten Protes. Der Mild geben jie bäufig einen Zuſaß von Sauerampfer ( Rumex ), vor allem aber jind ſie leiden daftlide Maffectrinker, unermüdlid Nauder und gewaltige Sdnupfer. Das Laſter der Trunk judt, welches einſtmals eine ſo traurige Nolle unter der Yappenbevölferung geſpielt, iſt nunmehr faſt gänzlich ver dwunden ; auf feinen Fall fröhnen ſie ihm
innerhalb
ibrer Häuslichkeit, nur wenn ſie in eine Stadt kommen , wo geiſtige Getränke leidt 311 erbalten ſind , geben ſic ſidy wäbrend der wenigen Tage ibres Aufentbaltes dem Genuſie derſelben bin .
idien Reimes wird wohl aud ) bier ebenſo , wie dort neben dicien bloßen imorganiſden Materien angenommen werden müſſen. Wir nennen diese Weltförper destvegen die pri
mären Organismen und glauben , uns ihre ganze Natur und Entſtehung durdaus nad der Anologie der auf ihnen
In Schweden nahm die Ausbreitung des Chriſten
oder sod) zunächſt auf der Erde entſtandenen , einzelnen oder ſekundären Organismen erklären zu dürfen.
tums unter den Lappen bereits in das Jahr 1606 ihren
Der wichtigſte Abidinitt oder entſcheidendite Moment
Anjang , in Norwegen gedab dies um das Jahr 1640 und jelbſt in dem weit entlegenen Sybvaranger madyte ſid
den mit ſeinem beſcheidenen Erdenloſe und darum glücklich,
in der Entwicklung unſeres Weltförpers iſt offenbar die Entſtehung des Dienden und die geſtſtellung der weitere für ſein höheres , geiſtiges Leben notivendigen Bedingungen auf der Oberflädje desſelben geweſen. Schon nad Ari ſtoteles crīdeint der Dienſch an jid als der immanente Endzweck oder als das abidhließende Ziel und Nejultat alles früheren , niedereren und unvollkommeneren Lebens
glaubt der Cappe mit einer wahrhaft rührenden Innigkeit
der Natur.
an ſeinen Gott, jeine Bibel , an Jeſus Chriſtus als den
phylijden Erdrevolutionen abgeſd loſjen geweſen ; der Erd förper iſt im allgemeinen in einen feſten und bleibenden
idyon 1703 ein Schullehrer namens Jiak Oljen , trotz der ihm entgegenſtehenden ungeheuren Sdwierigkeiten, body verdient um die Bekehrung der Lappen in dieſem Bezirke. Nun liegt ein Zug tiefer Religioſität in dem Volke; zufrie
Sohn Gottes und an ein fünftiges Leben und aus den troſtloſen Einöden , in welchen er ſeine Lebenstage ver: bringt, ſteigen ſeine Gebete und Lobgeſänge mit einer
Glaubensfeſtigkeit empor, welche nur mit dem Tode ihr Ende findet; dem Augenblick des Hindcidens aber blickt er voll Freudigkeit entgegen , weiß er dody, daß jidi ibm dann die Pforten öffnen in ein ,, beſſeres Land." (Sdluß folgt .)
Hiermit aber iſt die Heibe der ganzen älteren
Zuſtand ſeiner erlangten pbyfiſden Reife und Vollkom menheit übergegangen . Im Menſchen hat dieſes frübere phyſiſche Leben der Erde ein Wejen erſchaffen , welches nidt blos natürlid ), ſondern aud geiſtig und zur weiteren umendliden Fortbildung und Vervollkommnung durch ſeine eigene Kraft angelegt war.
Hiermit alſo beginnt das
Der geographiſche Formgedanke in den Verhältniſſen
jenige, was wir die Geſdichte oder das Leben der menſch liden Subjektivität in ihrer Vernunft und Freiheit auf der Erde nennen und was die zweite allgemeine Abteilung oder Periode des ganzen organijden Lebens der Erde über baupt unter Anſchluß und als Fortſeßung der früheren
der Erdoberfläche.
phyſijden Entwickelungsperiode derſelben geweſen iſt. Die
Von Konrad Hermaiu .
In allem Natürlidien wohnt cin (Bedanke.
Dieſes
gilt zunächſt von jedem cinzelnen Crganismus , deſſen in dividuelle Lebenseinbeit als ein ardvitektonijder Werkmeiſter ſeines phyſiſden Baues aufgefaßt werden darf. 2sir ſind jetzt aber wohl bereditigt, den Begriff von Organismen auch auf die großen Weltkörper auszudebnen , weldie die Ausland 1883 Nr. 20.
ganzen Kräfte und Bedingungen aber , welche in unjerer Ge dicte hervortreten oder durch welche dieſe beſtimmt wird, ſind aus dem früheren Leben der Erde entſtanden und über kommen und es darf inſoferne die ganze Entwidelung des Erdenlebens in Natur und Geſchichte überhaupt als eine ein zige , in ſid zuſammenbängende Totalität oder Reihe von
Stufen und Erſd)einungen angeſehen werden. 59
Daß ein
386
Der geographiſche Formigedante in den Verhältniſjen der Erdoberfläche .
ſogenanntes Wiſſen von der Welt überhaupt oder an
in dem Leben einer Pflanze erblicken will. Das Eine, ivic
jid für uns eine Unmöglichkeit iſt, bedarf bei dem gegen-
das Andere iſt Sade der perſönlidien Liebhaberei oder
wärtigen Stande der Wiſſenſdaft faum noch einer näberen
gehört in das Gebiet der allgemeinen religiöjen oder natur: wiſſenſchaftliden Metaphylif. Die siſſenſchaft aber dari
Begründung. Die Welt, die wir wirflid kennen und sie von mm3 allein mit Sicherheit erfordt werden kann , iſt überall
nur die der Erde und desjenigen , was dicje zımädyſt weiter umgiebt. Dieſe umjere Erde iſt ein cinzelnes fosmides Individuum , auf dem wir uns befinden , wie auf einem Sdriffe in einein unendlichen Dzcan , wo uns nur aus der Ferne die Segel einer unzählbaren Menge anderer ähnlider Sciffe erſcheinen .
Wir dürfen uns den Analogiedu
erlauben , daß and die innere Entwickelung und das Lebensprinzip von dieſen im allgemeinen ähnlid ſein jenn
überall die Vorausſetung machen , daß es geordnet oder organijd in der Welt und ihren Erſdieinungen zugebe, indem es ſich für ſie allein um das Begreifen dieſer let
teren rein an ſid) oder als jolder handelt. Der teleologiſde Gedanke in allem Natürliden aber iſt an ſich eine allgemeine und unabíveisbare Vorausſetung der Wiſſenſchaft. Der Organismus der geographijden Verhältniſſe aber darf durdans in dem Vidyte und nad der Analogie cines an deren förperlichen organijden Ganzen aufgefaßt und in jeiner inneren Ordnung näher zu begreifen verſudyt werden .
werde, wie bei uns. Es kann inſofern auf anderen diejer
für die Entſtehung aller dieſer Verhältniſſe iſt ebenſo,
kosmijden Individuen geiſtige Wejen geben von einer
wie bei den Weltkörpern jelbſt , außer den bloßen roben
anderen und auch noch vollfommeneren Art als wir.
und uorganijden Kräften oder Elementen überall noch cin beſtimmter, einbeitlicher , ordniender Formgedanke maßgebend gewejen. Jeder Teil der Erdoberfläde bat
Die
Möglichkeit hievon beſtreiten zu wollen , iſt ganz ebenſo findijd) und falſch , als wenn etwa auch auf der Erde jelbſt ein Grönländer oder ein Hindu die Möglichkeit eines menſchlidyen Lebens unter anderen Bedingungen als ſeinen eigenen bezweifeln möchte. Es fann unſere ganze Wijena
jeine beſtimmte Aufgabe und Funktion in dem
allge
Geiſtes und der irdiſden Lebensverhältniſſe überhaupt beGeſetze der Natur über: gründet liegt. Die allgemeinen Gejere
meinen Leben und Fortgang der Geſcidyte gehabt und iſt demzufolge in einer anderen der Natur geſtaltet worden. Es gibt hier bei einem menjdliden oder einem anderen Körperedlere umd unedlere oder für den
haupt mögen auf unſerem Weltförper immer nur in einer
Lebenszivec des Ganzen in
beſonderen Weiſe in Anwendung kommen oder in die Erdeinung treten. Was wir erfennen fönnen , iſt zunädiſt nur das beſondere Leben der Erde und ſeine gegebenen Gejeße und Erſdeinungen ſelbſt; unſer Wiſſen von der Welt, außerdem und an ſich genommen , aber bethätigt ſidy überall nur innerhalb beſtimmter, einmal vorhandener und durch keinen menſchlichen Scharfſinn zu überſchreitender
Sinn wichtige oder dienſtbare Teile. Es würde furz ſichtig ſein , z11 verlangen , daß etwa alle , oder and
ichaft ſelbſt eine Grenze haben , die in der Natur umjeres
Sdranken .
Die Geſchichte des Menſchen und ſeines Lebens auf der
näherem
zl! erfüllen Weiſe von ebenſo wie
organiſchen allgemeinen
und entfernterem
mehr Teile der Erde für die Erreichung der höheren
hiſtoriſchen Kulturzwecke ſo günſtig und vollkommen ge ſtaltet ſein ſollten als Griedenland oder das weſtlide Europa. Dieſe edleren Teile ſind überall die ihrem Ulm fange nach geringeren und in ſparſamerer Menge er ſchaffenen als die unedleren . Die einzelnen Teile der Erdoberfläche aber traten im
allgemeinen erſt jucceſſive
Erde darf im allgemeinen als das Produkt des Zuſammen-
und nad) einer beſtimmten Folge in ihre beſondere
wirkens eines doppelten Faktors angejeben werden , ein
Funktion und Bedeutung für das biſtoriſche Leben ein .
mal des ethnograpbijchen , andererſeits des geographijden oder auf der einen Seite der angeborenen Eigentümlichfeiten und Dispoſitionen der einzelnen Raſſen oder Ab-
Im ganzen und großen fann bierbei eine doppelte Haupt kategorie ſoldier Teile oder Gebiete unterſchieden werden, die einen , welche wir diejenigen der Grenze, die anderen ,
teilungen des Menſdengeldledtes jelbſt , auf der anderen
die wir die des Begrenzten nennen dürfen.
aber der Geſamtheit der dieſe beſtimmenden und beeinflußenden Naturverbältniſſe auf der Oberfläche der Erde. Alles dieſes aber fann zuleßt nur als ein Ausfluß oder Moment des allgemeinen organiſchen Geſamtlebens der Erde
letteren ſind die für die Zwecke des hiſtoriſchen Kultur lebens unmittelbar wirkſamen oder produktiven , in beſtimm ter Weije durch natürliche Schranken des Meeres , der Wüſte u . i. w . abgeſd loſſenen oder geformten Gegenden und Gebiete der Erde. Dieſes negative oder unproduktive Element der Grenze aber bedeckt als Waſſerwüſte , Sand
erſcheinen. Die Erdoberfläche, welde an ſich nur der Schau-
plaß iſt für die Begebenheiten der Geſdichte, wird in Gejamtheit ihrer Drdnungen und Verbältniſſe richtiger das Organ oder gleidyjam der förperliche Leib der auf ihr vollziehenden Entwickelung des Kulturlebens
der als ſich an-
geſehen werden dürfen. Es iſt für uns oder für die Wij ſenſchaft hierbei vollkommen gleid,gültig, ob man in allem nur eine durd) eine böbere bewußte Intelligenz feſtgeſtellte
Dieje
wüſte oder Eiswüſte überall den größten Teil der Ober fläche des Globus. Audy dieſes Element aber iſt durchaus notwendig und unentbehrlich für die Zwecke der Scdichte und es fann ſich überhaupt gar nicht darum handeln ,
hier die Ordnung der Natur nad irgend einem eingebil deten und vorgefaßten Maßſtabe der Zwedmäßigkeit beur
oder eine blus immanente und natürlichie Teleologie wie į teilen zu wollen , ſondern nur darum , fic nad dem in ihr
Der geographiſche Formgedanke in den Verhältniſſen der Erdoberfläche.
387
jelbſt liegenden , einheitlid ordnenden Zweck oder Forma
Teile, etwa wie bei den Gliedern des menſdyliden Körpers,
Gedanken in objektiver und eingehender Weiſe zu bezeidunen . Dieſer individuelle Formgedanke des geographiſden
die Nede ſein. Allerdings beſteht z. B. der weſtlidye Kontinent der Erde aus zwei Hälften oder Halbinſeln, die einander
Organismus der Erdoberfläche wird überall nur als ein Ausfluß des allgemeinen organiſchen Einheits- oder Forma gedankens unſeres Weltförpers überhaupt gedadyt werden
wohl ähnlid ſind , aber doch immerhin beſtimmt darakteri
fönnen.
Das Bild der Oberfläche eines jeden anderen
pyrenäiſche, apenniniſche und balkaniſche, als eine Reihe ähn
Weltkörpers iſt wahrſcheinlich ebenſo ein durchaus eigen tümliches und von dem der Erde verſchiedenes , wie ins:
lider und paralleler Glieder hervor, denen ebenſo auf der
beſondere der Mars hierin von den unſerigen durdaus
und der ſfandinaviſchen Halbinſel drei andere , analoge
ſtijde Verſdviedenheiten zeigen oder es treten aus dem Haupt förper Europas nad Süden bin drei Halbinſeln , die
nördliden Seite in den brittiſdhen Inſeln, der zimbriſchen
obweichende Gliederungs - Verhältniſſe darzubieten ideint.
Gebiete gegenüberſtehen. Aber dieſe ganze Ordnung und
Es ſind alſo hier überall nicht wie ſonſt in der Wiſſens ſchaft allgemeine, ſondern ganz ſpezielle oder individuelle Darlegungen und Verhältniſſe , um deren Begreifen es ſich handelt. So wie ein Kunſtwerf etwas durchaus Eigen artiges und Individuelles iſt, was aber dod durdy
Regelmäßigkeit iſt nur eine ſolche, wie ſie etwa im Geiſte des dyineſiſdien Gartengeſdymades liegt, der z. B. verlangt, daß ein Teid, wohl vier Eden oder Winkel habe, die aber
irgend einen beſtimmten , einheitlich ordnenden Formgedanken beherrſdit wird , ſo kann auch hier das ganze Syſtem dieſer
Verhältniſſe nur aus ſich allein nach ſeiner beſonderen Eigenart oder Individualität aufgefaßt und begriffen werden . Wir haben es hier gleidjam mit einem Bilde zu thun , das in ſeiner ganzen inneren Ordnung von uns enträtſelt oder verſtanden ſein will. Die beiden Ele: mente des Landes und Waſſers , auf deren Verbindung
die gegebene Geſtaltung der Erdoberfläche beruht, hätten an und für ſid noch in unzählig vielen anderen Formen
fein Rechteck bilden dürfen und
in deren jedem ſich ein
Tempel oder eine Dekoration von irgend einer anderen Art erhebt. Es liegt hierin wohl etwas an ſich Nidytiges und Geſundes enthalten, indem damit auf der einen Seite die volle Unregelmäßigkeit der bloßen Natur, auf der andern aber die ſteife und pedantiſche Symmetrie eines franzöſiſchen Gartens aufgehoben und vermieden wird. So finden ſid, aud)
in der Geographie überall nur Hindeutungen und Analogien auf eine eigentlide ſymmetriſche Regelmäßigkeit vor. Der ordnende Formgedanke unſeres geographiſchen Organismus aber iſt bei aller Reichhaltigkeit ſeiner Gliederung doch immer ein einfadyer. Alles Land anf der Erdoberfläche
miteinander vereinigt oder kombiniert werden können .
beſteht weſentlicy aus drei großen einzelnen geographiſden
Wenn bei uns das Weltmeer die allgemeine Baſis oder
Individualitäten , dem öſtlid en , weſtlichen und dem ſüd lichen Kontinent mit den zu ihnen gehörenden Inſeln oder Inſelgruppen. Es ſind dieſes drei große Einheiten , die mit einander gleidyſam eine geographiſche Gruppe oder Familie bilden . Die beiden größeren Kontinente aber, der öſtliche und der weſtliche, ſind einander in der Art
Grundfläche bildet , auf der ſich die Geſtalten der einzelnen
Kontinente und Inſeln erheben , jo hätte dieſes Verhältnis beider Elemente aud das umgekehrte ſein oder es bätten in der Mitte der den Globus bedeckenden einheitlichen
Landmaſſe einzelne große Binnenmeere etwa nach Art des Mittelländiſchen Meeres in unſerem öſtliden Kontinent
ihres Baues inſofern immer weſentlicy analog, als ſie gleich:
hervortreten können . Es hätten ferner ſtatt der wenigen
mäßig aus zwei großen Hälften oder Halbinſeln beſtehen, die
großen Kontinente einzelne größere Inſeln in zahlreicherer Menge da ſein können u.ſ. w . Die Phantaſie hätte hier reichen Spielraum zur Erfindung folder Kombinationen , denen
beide Male nur durch eine ſd male Brücke oder Landenge zil einem Ganzen verbunden ſind. Wir möchten dieſes Prinzip des Baues das bipeninſulare nennen und es erſcheint dasſelbe überhaupt für jene beiden großen Indivi: dualitäten charakteriſtiſd), während es ſich ſonſt in klei neren Gebieten nicht leidyt wiederfindet. Es ſind ſo nur
aber überall ebenſo wie bei einem Kunſtwerke ein beſtimm ter , ordnender Einheitsgedanke zum Grunde liegen muß.
Dieſer geographiſche Organismus aber iſt gewiſſermaßen zugleid , das Bild oder die äußere Signatur des Dr: ganismus der Geſchichte und es iſt auch der beſondere
Verlauf von dieſer durd ;aus durch die Individualät der Geſtaltung der äußeren Verhältniſſe der Erdoberflädje bedingt. Rein Teil der Erdoberfläche iſt im allgemeinen ganz
genau ſo geſtaltet oder ſo geformt wie der andere und es fällt daher hier überhaupt das bei allen andern eigentlich organiſchen Geſtalten der Natur fid findende Prinzip der
ſtrengen Regelmäßigkeit oder Symmetrie einzelner Teile voll ſtändig binweg. Jedes Einzelne iſt hier mehr oder weniger eigentümlich und individuell oder es kann nur von einer
Jewiſſen Aehnlichkeit, nicht aber von wirklider Oleidheit der
etiva die kleineren Halbinjeln des Peloponneſes und der
Krim durch eine ähnliche Brücke mit einem großen kon tinentalen Hinterland verbunden.
Durdy jene beiden
Landengen von Suez und Panama allein aber wird die Rontinuität des fontinentalen Clementes auf der Ober:
flädie des Globus gewahrt, während außerdem das Ganze der Erdgeſtaltung nur in einem Syſtein großer Inſeln beſtanden haben würde. Es würde dieſes alſo ein anderer allgemeiner Formgedanke ſein, mit welchem ſid, der gegen wärtige oder beſtehende nahe begrenzt. Es deint aber
eben dieſes als der Charakter aller natürlidyen Ordnung und Regelmäßigkeit angeſehen werden zu müſſen, daß zwar in jedem einzelnen Falle ein beſtimmtes Prinzip oder ein
388
Der geographiſche Formgedanke in den Verhältniſſen der Erdoberfläche.
beſtinunter allgemeiner Gedanke die oberſte entidcidende Norm und Regel der ganzen formellen Geſtaltung bildet, daß aber dod) außerdem zugleid) überall Annäherungen oder Berührungen mit allen anderen allgemeinen oder moglidhen Prinzipien und Gedanken der Gliederung in
von weintlid
untergeordneter oder durd jene oberſten Gedanken ge
sipien der Symmetrie und der Proportionalität, wie ſie ſich an ſid, and bei jeder ſonſtigen organiſden Geſtaltung in der Natur finden , D. h . die Glidderung eines (Sanzen in zwei einander gleide und zwei weſentlich ungleidhe, aber Dudy in ihrer Perſdricdenbeit fid) zll einer beſtimmten boberen Einbeit ergänzende Abteilungen oder Sälften.
bundener Forin verknüpft oder hierin enthalten ſein müſſen . 31 jedem lebendigen Individuum iſt an ſid alles ent halten , was überhaupt zu dem Sejen oder dem allic meinen Begriff und Typus ſeiner Gattung gehört, aber
doch zugleid, immer unter dem beſtimmten und entidcidena den Vorwiegen cines einzelnen der notwendigen Merkmale und Eigendaften des letteren .
Gierauf gründet fid die
Pebensfähigkeit oder das Freie, lubejdyränkte und Konfrete bei jedem individuum in der Natur, während jede reine oder abſtrakte Regelmäßigkeit alle andern Arten oder Formen der Geſtaltung von jid) ausid ließt. Alle India viduen einer Gattung haben an ſid) die nämliden Elemente mit einander gemein, nur daſ bei einem jeden von ilinen immer ein beſtimmtes Prinzip oder ein beſtimmter Forma
gedanke das Hödiſte und Entſdeidende iſt . Tas Prinzip der Inſelbildung hat auf der Erdober: flädie entſdieden ( ? ) die ausgedehntefte Vertretung gefunden in Auſtralien oder in dem ſich an den dritten füdliden )
Kontinent anſdließenden Archipel. ! Alle Joſeln, die zu den beiden anderen Kontinenten gehören, befinden ſich nur in der unmittelbaren Nähe derſelben und können weſentlid) nur als abgetrennte Glieder vder Ausläufer derſelben an geſehen werden. Eine eigentlide jnſelwelt auf der Erde aber hat die Natur nur dort in Auſtralien oder im Stillen Dzcan entſtehen laſſen. Es würde an und für ſid, aud dieſes ein be ſtimmter geographiſcher Formgedanke geweſen ſein , alles Land der Erde nur in größere und kleinere Snjeln oder Inſel gruppen aufzulöſen . Das Bild, weldies die Oberfläche des Meeres darbietet, ſcheint beinahe dort das Vorberriden eines
fid) hieran anſchließenden Formgedankens zu beſtätigen . 31 letzt find allerdings unſere Kontinente auch nur Inſeln von einem beſonders großen Umfang und wir fönnen die beiden
Begriffe ,, Kontinent“ und „ Inſel“ weſentlid, nur dadurc, von cinander unterſdiciden , daß wir einen Kontinent ein ſolches
mähnlider oder veridiedener Art ind.
Hier iſt Afrifa die kleinere und ſtreng kontinental geſtaltete, die vereinigte vandermaſie von Ajien und Europa aber die großere und reid baltigere, in einzelne Svalbinſeln und Inſeln gegliederte Gälfte.
Es ſind dieſes die beiden Prin
Bei einem wirklid; organiſdien Körper, wie etwa dem des Meniden , verbinden fid, dieſe beiden Prinzipien überall mit einander, indem hier feine redite und linke Malfte fidy nad dem Prinzip der Summetrie, ſeine obere und untere aber nad dem der Proportionalität zu einander verhalten .
Divjos leitere Prinzip aber iſt an ſich immer das hobere oder fünſtleriſci id organiſd vollkommenere, als das erſtere.
Der öſtlide Kontinent aber iſt überall die größte, am voll fommenſten geſtaltete und in jeder Beziehung mädytigſte scograpbiſde Individualität der Erde , welde in der Neidyhaltigkeit ihrer ſid namentlid um das zentrale Beden des Mittellandiſden Meeres gruppierenden Glieder ung der Sitz und das Organ des allgemeinen hiſtorijden Rulturlebens geweſen iſt, während der weſtlide Rontinent
in
ſeinen einfaderen und dichter zujammengeſdobenen
Berbältniſjen mehr zu einem Organ der Weiterbildung dieſer auf ihn übertragenen Kultur, der ſüdliche Kona tinent mit ſeinen Injelgruppen aber zu einer vermittelnden Brüde für das Eindringen dieſer Rultur in die Länder und Gegenden der öſtlichen aſiatijden Ziviliſation beſtimmt
oder disponiert zu ſein dyeint. Der allgemeine Fortgang der hiſtoriſden Kultur um die Erde vollzieht ſich weſentlid) durd) das Zuſammengreifen dieſer dreifadyen , veridieden
geſtalteten geographijden Judividualität. Die Geſchichte felbſt beſteht aus einer Reihe verſdiedener menſdylider Ziele, Aufgaben umd Swede, für deren Erreidung und Durd führung es überall aud verídicdener natürlider oder
geograpbilder Organe bedarf.
ausgedehntes Ländergebiet nennen , weldes fid) zu feinem
Ein anderes geographiſches Gliederungsprinzip nädiſt dem bipeninjularen der beiden größeren Rontinente iſt das
andern in dem Verhältniſſe einer inſulariſdycn Abhängigkeit oder Zugehörigkeit befindet. Für den dritten ſüdliden
cinzelner Halbinſelförmiger ( lieder aus einem gemeinſdyaft:
Kontinent aber iſt im
allgemeinen dieſes darakteriſtijd ,
liden Hauptkörper, wie es ſid, in der größeren Hälfte des
daß er nicht wie die beiden andern in einzelne Halbinſeln gegliedert iſt, ſondern fid, von einem weit ausgedehnten Kranze von Inſeln begleitet findet. Jene beiden größeren
vítliden Kontinents oder bei Aſien und Europa zeigt . Dicjes Prinzip fönnte man das zentro-peripherijde, kon
Kontinente aber unterſcheiden ſich dadurd, von einander, daß die beiden Halbinjeln des weſtlichen nach Geſtalt umd Umfang von weſentlich ähnlicher , die des öſtlidyen aber
jenige des Hervortretens einer Anzahl oder eines Syſtems
tinental-maritime oder auch das organiſdie Prinzip nennen , da es im allgemeinen an den Typus der tieriſchen oder pflanzliden Geſtalt erinnert. Im weſtlichen Europa na mentlid, treten ganz beſtimmt jedys folder Glieder aus
dem Körper des Ganzen hervor. 4 Vgl . indeſſen das iiber die Jujularität der Polarländer obell, S. 225 imd 254 Gejagte , aus dem ein polar ſid) wieder holender Formgedanke oder , wie wir lieber ſagen möchten , ein
„ Formgeſels“ der Erde ſich ungezwungen zu ergeben ſcheint . D. R.
Dieſer iſt entidyicden
der in der vollkommenſten und feinſten Weije für die
höheren Zwecke der Gejdyichte modellierte Teil der Ober fläche der Erde. Auf der ſüdliden Seite des weſtlichen
Mis Ojeanien. Europa aber iſt die Alcbulid feit Sicjer Srei parallelen
389
Aus Ozeanien.
Glieder unter einander cine größere, als auf der nördlidien . In der Vicibe jener Slieder aber, der ſpanijden , italieniden
und griedrijden Halbinſel, zeigt ſidy cin beſtimmter Fort gang von dem Prinzip der ſtreng geid loenen kontinentale Sentralität 311 dem der mebr aufgcloten maritimen oder
peripherijden Zerſplitterung. Die griedvide Halbinjel iſt
in dieſer Sinjidyt ein umgemein reidyhaltig und mannigfaltig geſtaltetes geograpbijdres Organ. Ter Typus dicjes (Gebietes aber erinnert im kleinen an denjenigen , wie er jidi im vera
größerten Maßſtabe beider ganzen aus dein öſtliden aſiatijd en Montinent nad Oeiten bervertretenden europäiſchen Svalba
injel überhaupt zeigt. Jene griedrijdie Halbinſel aber iſt der allgemeine Sitz und das Hauptorgan der alten , dicic
Sr. Maj. Aviſo ,,Habidit" hat von ſeiner Station Npia aus vom Mai bis Oftober 1881 cine Nundjahrt über die Ellico , Maridallimd Marteret- Inſeln , die Maro : linen , Neu -Britannien und Neu - Irland unternommen . Dem bezügliden Neijeberidite, wvelder in den ,,Annalen der
Sydrographic“, 1882 Neft III und IV, verijfentlicht worden iſt , ſind die nadyfolgenden kurzen Daten entnommen . Von der Ellicc - Gruppe ideint die kleine Korallen inſel Sophie, deren Längenausdehnung von SW . nad ND . auf etwa 1 Seemeile geidätt tvurde, jetzt von einigen Anſiedlern bewohnt zu ſein . Neben zwei anſdeinend wobla gcbauten Sütten zeigte ſids cinc rot und weiße Flagge, dod iſt das Sdiff mit den Anſiedlern nidit in Perfebr
größere curopäijde jenes der neueren (eidvidite geweſen . Es tritt in beiden Fällen aus cinem weiten fontinentalen in terland eine große Halbinſel mit einer ferneren , jidbieran an
getreten. Aus dem didten Gebüjd, ragten die Stämme abgeſtorbener Sofosbäume bervor, unter denen nur eine
idhließenden, reidbaltigen maritimen Gliederung bervor. Die
lebende Balme bemerkt wurde.
griedyijde Halbinſel iſt in dieſer Vückſidyt ebenſo der am feina
Inter den Warid all- incl wurde zunädiſt die (Gruppe der Jaluit- oder Bonham Inſeln angelaufen . Auf
iten und vollkommenſten geſtaltete Teil Europas, als Europa felbſt das am bödiſten und vollfommenſten geſtaltete unter den einzelnen , aus dem großen aſiatijden Kontinent über haupt bervortretenden balbinſelförmigen Gliedern iſt. Das Syſtem der drei Kontinente ber Crocſpaltet ſid nüber
oder jetzt ſich fort in dem Syſtem der fünf logenannten Selt:
teile, welche im allogemeinen oder an ſich als geograpbijde Individualitäten der zweiten oder nädyſtniedrigen Ordnung anzuſehen ſind. Die beiden kleineren kontinente aber, der weſtlide imd der ſüdlide, bilden jeder als Amerifa und Auſtralien nur einen einzigen Weltteil, während allein der
größere öſtlide Kontinent in die drei weiteren Weltteile Europa , Aſien und Afrika zerfällt. Das Prinzip der Dreigliederung alſo hat ſid, auch hier nodimals bei der
einen jener drei erſteren Individualitäten wiederholt. Für die Geſtaltung Afrifas aber erſcheint namentlich eine Dodalität oder ein beſtimmter Formgebanke der gep
graphiſchen Gliederung darakteriſtijdı, der ſid, audy ſonſt
Jaluit Atoll finden ſid) beutice Handelsſtationen der Firmen Gernsbeim & Comp. und Capelle & Comp. Die
Inſeln dieſer Gruppe werden von 600-800 Gingeborenen bewohnt, wvelde unter zablreiden Väuptlingen und mit sicient inter cinem Könige ſtehen, deſſen Servalt jedoch
cinc ſehr geringe ſein ſoll. Der Sitz des derzeitigen Königs Nabua iſt auf Jaluit, zwiſden den beiden deut:
iden Niederlajjungen und bier haben ſid, audi ctia 60 Eingeborene mehr oder weniger dauernd angeſiedelt, wäb rend die übrige Bevölferung mit ibren Kanoes je nad
dem Ertrage der Kofosernte auf den einzelnen Inſeln bin und herziebt. Die Injel Jaluit iſt gleichfalls nur in der Nähe der deutſden Niederlaſſungen berrohnt und arbeiten bier die Eingeb enen um geringen Lohn (25 Cents pro Tag und
Beföſtigung für die deutſchen Firmen . Auch eriſtiert bier ein von cinem Neger gehaltenes Wirthsbaus, welches cin paar Logierzimmer enthält. Die Eingeborenen haben
vielfad) auf der Erde wiederholt und den wir den plane tarijd -lunarijden nennen möchten , indem derſelbe darin
Sdyveine und Hühner. Rinder ſind nidyt vorhanden .
beſteht , daß ein größeres kontinentales Gebiet in ſeiner
Nord -Süd neben einander liegenden Koralleninſeln, zwiſden denen noch ein kleiner Korallenſtock ſteht. Auf den gut bewaldeten Inſeln finden ſid, gleidyfalls Stationen der oben genannten Firmen. 200-300 Eingeborene ziehen zeitweiſe nad Jaluit oder rekrutieren ſich von dort. Die Ebon -Gruppe birgt auf der Inſel Meid; die Station von
unmittelbaren Nähe von einem kleineren injelförmigen Trabanten wie ein Mauet von jeinem Monde begleitet
wird . Dieſes iſt bei Afrifa die Inſel Madagaskar.
Ju
den meiſten Fällen aber befinden ſid, dieſe trabantenar:
tigen Glieder auf der jüdlichen oder öſtliden Seite ihrer größeren Hauptgebiete. Zuleßt wird nach demſelben Prinzipe
Die Namorit Injel beſteht aus zwei in der Niditung
Hernsheim und auf Juridi die von Capelle.
Die Miſſions:
wohl aud die Stellung des jüdliden Kontinentes oder Auſtraliene , da ſich diejes im Südoſten an den öſtlichen
ſtation bei Nuhepoint auf der Inſel Ebon foll aufgegeben
Kontinent anídließt, im Lidte oder nach der Analogic
dod) ſind farbige Millionäre zurückgeblieben. Die Bevöl kerung des Ebon - Atolls ſoll etwa 1200-1300 Köpfe ſtart jein, doch wedſelt dieſelbe ſehr an Zahl, da hier, wie überall auf den Nalid - Inſeln, ein ſtarkes Hin- und Herziehen von Gruppe zi1 Gruppe üblich iſt. Auch ſind genauere Angaben nicht zu erlangen , weil ſelbſt die Häuptlinge
cincs folden Trabanten aufgefaßt werden dürfen . - Den
ganzen Formgedanken der Erdoberfläche zu entziffern , ijt eine Aufgabe, welcher hier nur durdy einige Beiträge nahe zu treten verſucht werden wollte. Aus: and 1883 Nr. 20 ,
und die meiſten Miſſionäre follen nad Malan gezogen ſein ,
60
:
390
über die Zahl ibrer Intergebenen nidyto genane's wiſſen . Ebon ſteht unter einem Könige Lamorro, welcher ſid, aber zur Zeit in Jaluit befand. Trinkwaſſer iſt nidyt vorhan den und an Haustieren nur einiges Geflügel. Die Ein geborenen zeigten große Furd)t, an Bord zu kommen ,
juicu .
als durd drei fleine Boller verteidigt erwies. Das kaupt
der nördlichen Inſeln iſt König Gibrid auf Aniel, ein fräftiger Mann , welcher von ſämtlichen Eingeborenen ſeiner äußeren Er deinung nady den beſten Eindruck madyte.
Er war indes nid) t zu beivegen, an Bord zu kommen.
wurden dann aber bald zutraulid ).
Die Häuptlinge idreinen hier vermögender zu ſein , als
Der Mille - Atoll mit der Hauptinſel Mille umfaſst 110dy die Inſeln Port Nhin , Tapimoor, Tukowa, wo ſid, cine Station von Capelle befindet, Bar und andere. Die
auf Jaluit und Ebon . Auf der Hauptinſel Majurv befindet ſid, ein farbiger
Bevölkerungsziffer war nicht feſtzuſtellen, doch wohnte die Mehrzahl der Bewohner auf der Inſel Mille jelbſt.
Sic
find ſämtlid, Chriſten und iſt in Mille ein farbiger Miſſionär ſtationiert.. Sdweine und Hühner werden als Haustiere gehalten . Trinkwaſſer gibt es nidit. Die Gruppe des Arno Atolls wird von etwa 3000 Eingeborenen bewohnt, unter denen nad , Ausſage des farbigen Miſſionärs, wvelder bei einer der beiden deutiden Dandelsſtationen lebt, jedod mir 1 Chriſten ſich befinden
jollen . Die Eingeborenen dieſer öſtlid ;:n Marſdall - Inſeln maden den Eindruck, als ob fic, wenn audy weniger ful tiviert , doch in ihrem Weſen ſelbſtändiger ſcien , wie jene auf den jüdliden Nalidt- Inſeln. Die beiden Könige ved I
jurat und Laugidjirri liegen in beſtändigem , wenn audy, wie auf dicen Inſeln überhaupt, ziemlid) amblutigen und
Miſſionär, welder aber nid)ts zu thun bat, da die Ein : geborenen vom Chriſtentum nidts wiſien ivollen . Es
gibt auf dieſer Inſelgruppe weder Kirche nod, Sdule. Sämtlide Miljonäre auf den Marjdall- njeli reſſortieren von der von Dr. Peaje auf kuſaie geleiteten Hauptſtation, wvelde wiederum
unter der 311
jonolulu
befindliden
, Hawaian Evangelical Association " ſteht. Die Geſell
(diaft beſitzt einen Tampfer ,,Morning Star", welder den Verkehr zwijden den Stationen vermittelt. Weiße Mi jionäre gibt es indes auf den Marſdall inſeln nidyt mehr. Nad) sem Jahresberidite der Geſellſdiaft iſt auf Mille, Arno, Jaluit, Ebon und Kuſaie je eine Kircie, auf leşterer
Inſel audy eine , Training School. " Sdweine und Mühner gibt es im weſtliden Teile der Lagune; Trinkwaſſer ijt and , hier nicht zu haben . Auf dem Nordende der Inſel Uliga liegt eine von
reſultatlojen Kriege, obgleid, die Beivohner durdweg mit
cinem Neger geleitete Handelsſtation von Capelle & Co.
guten Geivehren bervaffnet ſind. Das Haus des letzteren Königs auf einer der jüdlidſten Inſeln dieſer Gruppe iſt
und auf der Inſel Edjit die Hauptſtation einer Vieuſeeland: Nopra - sirma, Henderſon , Mic. Farlane & Co., wveldie auf Vamorik, Ebon und Aro genturen beſitzt. Die beiden deutiden Firmen haben auf der Hauptinſel Majuro in der Nähe der Reſidenz des Königs Raibudi je eine Agen :
mit einer diden Steinmauer ungeben , in welder ſidy CdyieBidarten für Gewehre befinden .
Die Bewohner des Majuro -Atolls, etwa 3000 an der Zahl, leben , wie die von Mille und Ebon, nody faſt ganz
tur errichtet.
in ihren urſprüngliden Verhältniſſen und haben von curva
Nädiſt der Warjdall -Oruppe wurde die Pleajant jnſel
päijden Sitten und Gebräuden wenig angenommen, mit Ausnahme der Feuerwaffen, von welchen ſie Eremplare der neueſten Konſtruktionen bejiben. Die Kleidung beſteht nod) überall bei den Frauen aus felbſtgefertigten Watten ,
aufgeſucht, cine etwas höhere Koralleninjel als die bis:
bei den Männern aus dem von Pandanusbaſtitreifen ge
herigen ; ſie ſcheint durd) vulkaniſde Einflüſſe gehoben zu ſein und zeigt reide Vegetation . Die Bevolferung, namentlid dic Asciber, ctiva 100 Nöpfe, ſind der idyönſte, kräftigſte Mienſdienīdılay dieſer Inſelii. Jene iſt, wie das Land,
fertigten dicken Sdjurzrock. Die Männer drehen das Jaupt
unter 12 von einander unabhängige äuptlinge getheilt.
baar zil cinem Knoten auf dem Sdicitel, während ſie auf ben ſüdliden Nialidinſeln dasſelbe don durdwey loſe und
Millionäre gibt es nidit and bas Chriſtentum iſt deshalb
meiſt kurz tragen ; ebenſo herrſcht hier nod) überall dic
nod nidyt bis bieber gedrungen. Die Eingeborenen ſind wegen ihrer Gewaltthätigkeit verrufen , crwieſen ſich aber
Citte, die Chrläppchen aufzujdliten und herunterzuziehen ,
freundlich und zutraulid ).
um in die ſo ausgeveiteten Lodyer Hinge von Pandanus, bajt cinzulegen, was auf den öſtlichen Kalicfinjeli jetzt
nidit engliſdier Herkunft, von denen beſonders der Agent von Hernsbeim & Co. maßgebenden Einflus beſikt. Die Landesprodukte beſtehen in Sdweinen, Hühnern, Rofos müſſen und Protfrudit. Der cinzige Süßwaſſerſce liefert
immer ſeltener gediebt. Bei den Könige Gibrid auf der
Inſel Aniel betrug der Durchmeſſer dieſer Ningo 113 mm . - Die Eingeborenen madyen audy hier einen kräftigeren und ſelbſtändigeren Eindruck, als beiſpielsweije auf Jaluit und Ebon . Der unaufhörliche Krieg zwiſden der jüdliden Hauptinſel Majuro und den Bewohnern der nördlidien njeli bejdyränkt ſid ) vorzugsweiſe auf Naub und Zerſtöreni von Kokospalmen. Auf Majuro lebt der alte, faſt ganz erblindete König Naibuci, deijen wohlgebautes Haus mit einer diden frenclierten Steinmauer umgeben war und lid
Inter ihnen leben 6-8 Acific
der bäufigen Dürre wegen nidyt immer hinreidendes Trint ivaler und man iſt damit auf den Genuſs von Bradwajjer
angerviefen , wveldies mit Spirituoſen vermijdt wird. Die Kujaie: (lalan ) Sniel iſt eine hohe, don und ſtark bervadjene njel. Juſel Der größte Teil der 3--100 Ropic
zählenden Vevölkerung nebſt ihrem Könige Tokoſa wohnt auf der fleinen njel élé, wo ſich aud cine Rirdie be findet.
Einige wenige Familien bicher gebradter Einge:
391
Au $ canicu.
borener von jean - Jsland leben bei Yajjan auf Kujaie ſelbſt. Nad den die Inſel durchziehenden hohen Mauern ſcheint Léló in früheren Zeiten ein wichtiges Bollwerk in den Kriegen der Eingeborenen geiveſen zu ſein ; von der jebigen Generation weiſs indes niemand näheres dar
über. Die heutigen Bewohner, denen von Jaluit und Ebon ähnlich, find ein kleiner, idywädylider Sdlag und ſtehen ſo vollſtändig unter dem Einfluſſe der dortigen Mija
jionsſtation, daß ſie von ihren früheren Sitten faſt nid)ts inchr bewahrt haben.
Selbſt in ihren ſonſt noch ziemlid)
primitiven Kanoes führen ſie europäiſde Sprietſegel. Die Hauptmiſſion befindet ſic) im Weſten von Kuſaie bei kos quillo Harbour; auf Vélé wohnt ein farbiger Miſſionär. Von deutſchen Firmen iſt Capelle & Co. hier vertreten . Der frühere Agent derſelben hat Nindvieb eingeführt, weld)cs in verwildertem Zuſtande auf der Inſel lebt. Der heutige Be : ſtand may 12 Stück betragen. Die vorkommenden tvilden Tauben ſind ſchwer zu erlegen , weshalb man zur Jagd
ſoll nud) nidt ganz aufgehört haben. Sie halten Ver bindung mit dem Küſtengebiete von Neu -Britannien , be: ißen dort Plantagen , lvo ſie Yams, Tarro , Bananen und eine Art Robl bauen . Die Witterungsverhältniſie find günſtig, während der Pajjatzeit iſt Regen nicht ſelten, wenn audy infolge der Trockenheit das Trinkivaſſer 311 wcilen knapp wird. Matupi gilt als ſehr gefund, nament: lid) als vollkommen fieberfrei .
Deshalb hauptſädylid) hat
die Firma Hernsheim & Co. ihre Hauptfaktorei, wveldie
ſich früher auf Mafaba ( Duke of York-Inſeln) befand, hicher verlegt.
Die Handelsverhältniſſe in dieſen Gegenden ſind im ſtarken Aufidivunge begriffen. Nody vor drei Jahren gab
es auf Neu -Britannien , Tufe of York und Neu - Irland nur drei deutſche Handelsſtationen , jetzt beſitzen die Firma Hernsheim & Co. und die Südſee-Plantagen -Geſellſdaft
zuſammen 32 Unteragenten, weldie Landesprodukte, nament lid Kopra, gegen Waren uuntauſden .
Eingeborene mitnimmt, welde die Brutpläte kennen. 211 austieren gibt es Sdweine und Hübner und an ſonſti:
Heber die Bevölkerungsverhältniſſe der Dufc of Yorf Inſeln iſt nichts von Belang in Erfahrung gebracht wors
gen Lebensmitteln Kokosnüſſe und Bananen. Die Karteret: Ninc injen bilden eine Gruppe von
den . Die Einwohner gleidyen denen von Neu - Britannien und leben wie dicje auf den einzelnen Inſeln in von cin ander unabhängigen Stämmen . Ji bezug auf Nen - Grland iſt von Erheblidykeit, dass die Mauſoleum Inſel nidyt ein zuſammenhängendes Land zu
iedys reid, bewachſenen Inſeln. Auf dem ungeivöhnlicy breiten
Korallenriffe liegen einzelne größere Korallenblöcke, dic man von weitem für jnjeln halten fann und daher ſtammt wohl die Bezeidhnung der ,, Nine Inſeln ." Die nordoſt lidie Inſel heißt Sila. Sie liegt unter 40 40 S. V. und 1550 7,8'D.L .; die nördlich , Zrinalan , unter 1039,5ʻS . B.,
ſein, ſondern aus einem größeren Inſelfomplere zu beſtehen dyeint. Die Eingeborenen ſind vollkommen unziviliſiert, leben unter wenig einflußreidyen äuptlingen in zahlreiden
bei 1550 7,4' D... Die Einwohner ſind von derſelben Art, wie die ber Salomons- Znjeln, gehen vollſtändig nadt, tragen und beſitzen überhaupt keine Waffen . Sie haben nur
Stämmen, welche ſich unaufhörlid, befchden, hauptſädylid
Von einem
digung dieſer Neigung nid ) t die geringſte Sdcu, wie ſie aud) nid)t unterlaſien , die ihnen befreundeten weißen Wänd ler 311 ſolden Mahlzeiten jedesmal cinzuladen. Ihre Stammesgenoſſen jedoch verzehren ſie nid ) t, ſondern be
wenig Sdmuck aus Mujdern und Berlen.
dieſer Indianer, der etwas englijd) ſprady, bradyte man
in Erfahrung, daß die Inſeln beivohut ſeien , dody dyeinen Weiße dort nicht zul leben . Das Cape North (Nordfap ) der Inſel Bougainville ( Calomons - Oruppe) iſt der günſtigſte Plat, um mit den Eingeborenen in Verkehr zu treten . Dieſelben gehen gleich : falls ganz unbekleidet und feiner verſtand engliſd). Das Verſtändnis mit ihnen war beshalb um jo dyivieriger, als
jie nicht zu beivegen waren , an Bord zu kommen . Da gegen bradyten ſie in den großen und teilweis hübid, ver:
im Kriegsgefangene zit madyen , die ſie dann verzehren .
Sie ſind ſämtlich Antropophagen und kennen in Befric
graben ſie entweder unter ihren Hütten oder verbrennen
die Seiden. Der äußeren Erſcheinung nad) unterſcheiden fic ſid, nur ſehr wenig von den Eingeborenen von Nicu Britannien und führen dieſelben Waffen , wie dicic, Qurf ipeere, Sculen und Sdwerter aus Holz. Den Gebraud, des Vogens (dicinen ſie, wie jene, nicht zu fennen . Auf fällig iſt ihre keineswegs umbedeutende Fertigfeit in der
zierten Kanoes , die aber keine Ausleger führen , zahlreidie
Holzſchnitzerei, vor allen Dingen findet man hübſd) ver
Waffen und Schmudgegenſtände an das Schiff. Im Aus tauſche gegen dieſe Gegenſtände waren Meſſer und bunte
zierte Keulen und Kanoes. Die Eingeborenen der Admiralitäts- nein ähneln
Glasperlen ſehr begchrt.
denen von Neu - Britannien und Neu - juland, ſind jedoc, nicht ganz jo häßlidy . Sie führen feine Kleidung, nur dic Genia
Auf der Inſel Matupi leben ctwa 1000 Eingeborene, welde von der Hernsheim'iden Handelsjaftorei teilweiſe als Arbeiter verwendet werden .
Sie ſind vollſtändig un
jiviliſiert, troudem ein aus şididi gebürtiger Miſſionär inter ihnen lebt, geben ganz nadt und deinen auch keine
talien ſind durdy cin umgeſdılagenes Tud, verhüllt oder burdcine Duidel verſteckt. Die Seiber tragen einen Edur ; aus Blattſtreifen , ähnlid , wie die Warid all Inſulaner. Die Bevölferung erwies ſid ſehr freundlid und zutrau
cigentliche Stammesorganiſation 311 kennen , obwohl fic
lid ), kam in zahlreichen Sanves an das Schiff gerudert
dem Namen nady unter den beiden Häuptlingen Tomaorit
und bot Waifen, Sdmudjadyen , Perlmutteridalen, Sdilt : platt umd namentlid) kunſtreid, geidnitte bölzerne Gefäße
und Teboratora ſtehen.
Der Rannibalismus unter ihnen
Ferdinand v. Richthofen : „ China.“
392 fcil .
Die Inſulaner ¡deinen völlig unzivilijiert zu ſein , weil wir die Bejprediung des im letten Herbſt erſchienenen
und von Miſſionären nidts zu wiſſen, wie denn aud feiner ein Wort engliſd ſpracy.. (Segen fleinere Gandelsfabrzeuge ſollen ſie ſid öfter feindſelig crivieſen haben. Die bei
zweiten Bandes an einen Rüdblick auf den erſten, der den
Pfäblen ins Naſer bineinbauen, dod ſind Niederlaſſungen midt geſeben worden .' Auf Map, seſt Karolinen , befinden ſid verdrietene Handelsſtationen , die alit-Gruppe beſteht aus drei Injela und einem fleinen Inſelden, welches auf der Mitte der
1877 crſdvienen iſt , anlehnen wollten , um cin (Geſamtbild des bedeutendjten geograpbijden Serkes unſerer Zeit geben zu fönnen. Denn dieſes ,, China" iſt für uns nidyt blos eine Bereidierung der Ujien - Litteratur, ſondern ein in den meiſten Beziehungen mujterhaftes und in jedem Sinne flajiijdes Werk , das beſtimit iſt, ſeine Stellung neben jenen cinzunehmen , die der Wiſſenſdiaſt entweder neue Wege weijen oder wenigſtens beſtimmte Wege für lange binais ihr feſtlegen.. llnd auber ſeinem eigenen Werte font ibi nod) dicier beſondere Vorzug von außen ber
langen, ſid, von der nördlidyſten Inſel zirfa 3 Seemeilen
zu , daß ( zil ciner Zeit ans Vicht tritt, in der mehr als
nad Weſten erſtredenden Niffs liegt. Die Bewohner von Ifalif jind hübſche, kräftige Menſden von ungewöhnlid heller Hautfarbe. Sie gehen , sie die von Map, mit Aus :
irgend weldon
allen Wielancjiern üblide Citte sco Betclfaucns wird
aud bier fleißig geübt.
Ihre Sütten ſollen die Bez
wobner, wie in Borneo und auf den Sulu injeln, auf
nabme des Moro, ganz nadt.
Der Hafen von Jamestown auf Ponapé iſt für den europäijden ander von Bedeutung. Dier liegen die verdiedenen Sandelsſtationen, wie die Beſißungen des Natur
forjders Siubari, der auf denſelben lebt. Sopra wird wenig produziert, ſondern von den Pafin
ſrüber ein Bedürfnis nad bervorragenden Arbeiten auf Gebiete der (Scographie vorhanden und
dadurd die Wahrideinliditeit groß iſt, daß einer Leiſtung, wie diejer, tiefe und nad baltige Sirfung beſdieden ſei . Sagen wir es vor allem : Nidthofens ,, China“ trägt den Stempel eines flajjijden Nerfes.
Gibt es flaſide
Werte in der Geographic ? Pinkerton jagt einmal, nur D'Anville habe unter allen Gevgrapben des 18. Jabr
njen geholt, ut
buderts einigen Anſpruch auf litterariiden Numid
mit Berlmutter- und Edildfrötenjdalen gegen die übliden Tauſchubjekte eingehandelt zu werden. Anlaufende Sdruiffe fönnen an Yebensmitteln felten Vindileid , dagegen dweine
ſtellt im allgemeinen die alten Geographen hoch über die neuen . Natürlid fällt es ibin dabei nidyt ſdywer, Straboo geiſtvolles Budy mit unförmlichen Bandivürmern geogra : pbilder Sandbüd er in für lettere uvorteilhafter Weije in Bergleid) 311 ſtellen. Nun idricb Pinkerton freilid
von den bändlern , ferner Bananen und Brotfrudit crhal
ten. Die Inſel iſt unter fünf Säuptlinge (Könige) geteilt. Die Bevölferung ſoll vollſtändig dem Einfluſſe der Wij ſionäre unterworfen ſein ; ſie gleidt der von kuſaie, zeid) -
niet ſid, aber imvorteilhaft vor den andern Südſeeinſulanern durch ihre Geldgier aus.
H. V.
vor Alerander v . Humboldt und Karl Ritter und wenn
er auch nur Malte Brun gefannt haben würde , wäre ihm die Geographic nidt 10 von allent (Srazien verlaſſen cridienen , wie an der Hand Buidinge.. Nidithofen läßt
onun in der Form nidits zi1 wvünſden übrig. Er jdyreibt den modernen , d. b . den facilidien , klaren und kurzen Stil , aber er dyreibt Denjelben mit Geidymad .
Ferdinand v. Richthofens „ China.“?
Dan
mag von der Beziehung der Geographie zur Geſdidito
1.
denfen , was man tvill , jedenfall ſoll ſich aber die Geo Senn wir ſpät an die Beſpredung des zweiten Vandes
dicſes großen Werfos herantreten , ſo brauden wir unſere Peſer wohl nicht zu bitten , in der Verſpätung keine Ber:
grapbie lieber bei der Geſchichte als bei den Naturwiſſen daften ihre Stilmuſter juden . Denn die Geographie fordert von ihren Jüngern eine breitere Bildungsgrundlage
nadyläſſigung erbliden 311 wollen . Der Nuf von Nidt bofens ,,China " iſt ſeit dem Er deinen des erſten Bandes
in ſtofflicher Hinſicht und man barf billig verlangen , das
cin großer und feſter , der durch unſere Beſpredjung, ſei fie früb oder ſpät , nichts verlieren und faum noch etwas gewinnen fönnte. . Wir kommen ſvät, weil wir mit etwas
dieſer ihr philoſophiſcher Charakter audi formell zum 213 Trude gelange. Indeſien iſt es nidit die Form allein , die ein geos
grapbides Werf flajid) madyt , wiervohl ſie dazu unent
mehr als umſelbſtändigen Auszügen und gemeinpläflident
behrlid) iſt.
Pobeserbebungen kommen wollten . Wir kamen nicht früher,
griff des in ſeiner Art Pollendeten, des, verhältnismäßig
Wir verbinden mit dieſem Ausdruck den Bes
Monumentalen . Warum bedingen wir dies ,monumental ?"
1 Wir crinnern hier an die ausgezeichnete Sdilderung der lomiralitäts Juſulaner von Mojeler) , welche bruchſtiidweiſe in alle Beridite von der Challenger Erpedition iibergegangen iſt, nadı dem ſie vollſtändig in den Schriften des londoner Anthropological A , S. R. Juſtitute cridicueil war . gegründete darauf und Reijen cigener Ergebnijic China. Studien . Bon Ferdinand Freiherr v. Richthofen. Zweiter Band. Berlin , Dietrid) Neimer 1882. Bergleide die Veſprechung des erſten Teiles im „ Ausland“ 1877, Nr. 30 bis 52.
Weil es in der Wiſſenſchaft fein aere perennius gibt, weil
feinem
ibrer Werfc die Zeit der Umſdimelzung
crſpart bleibt oder aud) nur ſehr ferne ſteht.
Was
in unſeren Leiſtungen allein die hödiſte Möglichkeit dar :
ſtellt, das iſt ein die Forſdungsarbeit auf beſtimmtem (Gebiete für möglidiſt lange abídließendes Werk, gleid jam , wenn dies geographiſdie Bild erlaubt iſt , ein
Ferdinand v . Richthofens „ China.“
Beden , in welches von allen Seiten die ungleiden und oft trüben Bädye früherer Forſdung zuſammengeleitet ſind, um , wie in einem See, ſid abzuklären und dann als ein
vollerer Strom nad; der andern Seite , groß, nüßlich, frudytbar, größerer Vollendung entgegenzuſtrömen. Um aber ſoldie zuſammenfaſſende Arbeit leiſten zu fonnen, muß man die eigene Einſidyt an den Thatſadyen ſelbſt geſchärft haben , muß man ebenſoviel, wenn nid ) t mehr, ge
ſehen haben als die Vorgänger ; denn darin allerdings iſt die Geographie Naturwiſjen daft , daß ſie ihren Erſdein ungen unmittelbar gegenüber treten muß , will fic denſelben ſo ganz geredyt werden.
Sobei wohl nidyt an letter
Stelle aud ) zu erwägen ſein wird , daß nichts anderes ſo wohl im ſtande iſt, jene (dywierigſte der an den Geographen geſtellten Forderungen , die der allſeitigen und allgerechten
Erfaſſung der grundverſdviedenen auf ſeinem
393
überzeugende Darlegung zuerſt ins Auge faſſen , um aus
ihr möglicherweiſe für Eigentümlidy feiten der Auffaſſung, der Methode von vornherein ein Verſtändnis gewinnen zu fönnen , welches ſich dann beim Eingehen in die übrigen Teile des Werkes nützlicherweiſen würde. ' Wir ſind aber weit entfernt, die langen Gedanken -Alleen einer rein
methodologiſchen Abhandlung anpflanzen zu wollen ; ſondern was uns , um es ſogleid) hervorzuheben , in erſter Linie hier anzieht, iſt die Stellung, welche Nid thofen als Geologe zu ſeinem geographiſchen Gegenſtande
einnimmt. Denn dieſe Stellung iſt wichtig angeſichts der folgenreichen Frage nad, den Verwandtſchaftsbezieh ingen der Geographie zu ihren Nachbarwiſſenſchaften und angeſidits der damit zuſammenhängenden tieferen Frage nad der Art der beſonderen Aufgaben der Geographie,
Gebiete
ihrer ſelbſtändigen Stellung im Kreiſe der Wiſſenſchaften .
ſid vereinigenden Thatjachen , erfüllen zu helfen , als der Blick ins Leben , in die Dinge , der ſeinem Sejen nad vielſeitiger, weiter, geredyter iſt als die fleißigſte Umſchau
Wie einſt Leopold v. Buch iſt Ferdinand v. Richthofen
von der Geologie zur Geographie fortgeſdyritten, man darf vermuten, daß er dereinſt das Haupt einer ganzen Gruppe
in dem abſtumpfenden Geſtrüpp einer Budyſtabenſteppe.
geologijd gebildeter Geographen in Deutſdıland ſein werde
Ferdinand v. Nidsthofens ,,China " erfüllt als Er gebnis von Reiſen und Studien die Forderung der viel ſeitigen Vorbereitung, der allein ein flaſlides geographiſches Werk entſpringen fann ; es iſt eine ſo reife Frucht dieſer Forſdungen in der Natur und im Studierzimmer, daß es ein Markſtein und Denkmal für lange hinaus zu ſein beſtimmt iſt . Und es iſt entſprechend dieſem feinem inneren Weſen in der Form vollendet. Iſt es nun geſtattet , hier einen Vergleich zu ziehen, der ja immer unvollkommen jein wird, jo ſagen wir : dieſes Werk iſt an Bedeutung für die Geo graphie Aſiens mit Alerander v. Humboldts „ Zentralaſien " zu vergleidhen. Gleich dieſem bringt es neue Geſidits punkte nidyt bloß zur Betradytung Ajiens, ſondern audy
und manchem Jünger wird ſein Werk in dem doppelten
man ſich da und dort zu Widerſpruch angeregt fühlen ſollte. Ridythofens Grundgedanke in dieſer Darlegung iſt nun : Der Geographie ſoll die Erforidung und Beſchreib
zu der allgemein geographiſchen Betradhtung der Erde
ung der Erdoberflädie zugewieſen werden , wie ja auch die
herbei. Es wird daher gleich jenem für lange hinaus Ridytung und Methode der geographiſchen Forſidyung auf beſtimmten Gebieten mädytig beeinfluſſen.
bildliche Darſtellung der Erdoberflädie die Aufgabe der darſtellenden Geographie , der Kartographie iſt. Dabei foll von ihrer Mülle und ihren Bewohnern ganz abgeſehen , alſo redyt eigentlid) , wie in der Kartographie , nur das
Kann man viel beſſeres von einem Bude ſagen als dies ?
Allein wir haben dies alles nid )t geſagt um
Sinn muſterhaft ſein , weil es vortrefflid) überhaupt iſt
und weil es außerdem auf geologiſcher Baſis ruht. Viel leidt werden minder Tiefblidende uns Ridhofens ,,China" fogar als unbedingt leitendes Beiſpiel einer geographiſchen
Monographie vorhalten. Jedenfalls lohnt es ſich, auf merkjamſt zuzuhören , wie ein ganzer Meiſter vom Weſen ſeiner Wijjenſdhaft redet , ihr Zweck und Grenzen fest. Man wird dabei zweifellos irgend etwas lernen , auch wenn
zu
Relief zum Gegenſtand des Studiums und der Darſtellung
loben , ſondern nur um zu diarakteriſieren. Und ſo wer
gemadyt werden , während jene gleichſam an Nebenwiſſen ſdaften gewieſen werden , welche als Pflanzengeographie, Tiergeographie, hiſtoriſdie Geographie nidyt auf einer Linie mit dieſer eigentlichen Geographie ſtehen , der Lehre von der toten Erdoberfläche, wie man ſie wohl nennen kann ,
den wir denn auch mit der gleichen Offenheit , weil in demſelben Sinne zur Sadie ſprechend , im folgenden uns jene Ausſtellungen erlauben , zu welden das Budim einzelnen etwa auffordern ſollte. Der erſte Band des Kid)thofen'iden Werkes über China
umfaßt 775 Seiten Tert in gr. 4 ° und zerfällt in zwei Haupt ſtude : China und Zentralaſien; Entwidlung der Kenntnis von China . Angehängt iſt dieſem Teile eine Abhandlung, welde ſich über Ziel und Methode der Geographie aus: ſpridit und deren Einreihung in dieſen Band wir wohl ſo
verſtehen dürfen , daß dieſelbe gleichſam das Programm für die Auffaſſung entrollen ſoll, mit welcher hier an eine gewaltige geograpiſche Aufgabe herangetreten wird. Wir mödyten daher dieſe intereſſante und in vielen Punkten
ſondern als ,,angewandte Wiſſenſd aften " aufgefaßt werden . Nidythofen ſelbſt legt ilynen dieſe Namen bei. Die Gev graphie kommt bei dieſer Teilung der Erde eigentlid faſt
ebenſo ſchlecht weg, wie der vielgenannte Dichter, und dazu 1 Umſomehr fühlen wir uns veranlaßt, auf diejen Abſchnitt zuriidzukommen, als derſelbe in der erſten Beſprechung des Richts hofen'ſchen Werkes in mjerer Zeitſchrift ( 1877, Nr. 50—52) keine be:
fondere Erwähnung gefunden hat. Beiläufig gejagt, bringt Nr. 50 jenes Jahrganges eine intereſſante Zuſammenſtellung der Hauptdaten A. d . R , aus dem Leben und Wirken Richthofens.
394
Ferdinand r. Richthofens „ China.“
wird ihr nicht einmal die troſtlice Anweiſung auf den
und daher aud das Grenzenſchende in allen Wiſenſchaften ;
Himmel zu Teil , deren ſich jener am lezten Ende dody
ihin kommt es zul , ſidy žil beſd) ränken ; die Stoffe, die
erfreuen durfte: dic aſtronomiſche Geographie wird von
er modelt, können nur in zweiter Linie ſeine Thätigkeit be
vornherein aus den Grenzen der Geographie verwieſen, die an der Erdoberfläche beginnt und bei dieſer auch ſtehen bleibt. Richthofen nennt die Erdoberflädie die einzige Domäne , welche der Geographie zuſtehe , nachdem er er: mahnt hat , „ ſtets im Auge zu behalten , daß der Gegen : ſtand der wiſſenſd)aftlichen Geographie in erſter Linie die Oberfläche der Erde für ſidy iſt, unabhängig von ihrer
dränfen .
Bekleidung und ihren Bewohnern " und erklärt ſich dann weiter dabin : „ Um ſie zu beherrſchen , hat ſie vor allen
Dingen mittelſt der eraften Beſtimmung der geometriſchen Verhältniſſe in horizontalem und vertikalem Sinne die Anordnung der Oberflädenformen , des Feſten und Flüſſigen ,
Geiſtern wie Alerander v. Humboldt ober
Charles Lyell gegenüber würde es vermeſſen ſein , von Grenzen ziviſden (Geologie und Geographie zu ſpredien und ſo zeigt uns audy Kidythofen ſelbſt in dem erſten Ab dynitt dicſes Werkes , dem von Zentralaſien handelnden , die
innige Durchdringung der geographiſden Arbeit mit geo logiſder , man aber Sdyranken gegenüber
nidt zuletzt mit dynamo-geologijder. Sollte ſagen , die Helden bätten keine Grenzen , dicie feien nur den mittleren und kleinen Geiſtern aufgeriditet, dann wäre das philoſophiſche Ge
wand dieſer Darlegungen nur ufurpiert, um praftijdve, ſo zu ſagen praktiſch -pädagogiſche Geſidytspunkte plauſibel
die Verteilung der Gebirge, Thäler und Ebenen , den Lauf,
zu machen ? Es iſt dem nidyt ſo. Man läßt ſid, aber offen:
das Gefälle und die Verzweigungen der Gewäſſer, die
bar ſehr leicht verführen , den dein Menſdiengeiſte tiefſt
Verbreitung der den Oberflädjendjarakter beſtimmenden Bodenarten und Geſteine zu erforſdien und die Geſete in dieſen Erſcheinungen zu ergründen ." Wenn dann ſogleid von dieſen lekteren Zielen geſagt wird, daß ſie nur an
angeborenen Klaſſifikationstrieb auch auf Dinge anzuwen
der Hand der Geologie zu erforſchen feien, ſo deint uns
den, welche ihrer Natur nad nidyt auseinandergelegt wer den fönnen , obne daß das geiſtige Band bridyt, in dem ihre weſentliche Eigentümlid )feit liegt. Qirwürden die letzten ſein , gegen ſolche Auseinander:
don damit die ausídließliche Zugehörigkeit dieſer Domäne
faſerungen Proteſt zu erheben , weil ja jede Betrachtung
zur Geographie wieder zweifelhaft geworden zu ſein . Sollte
geiſtiger Dinge durch das Medium eines nidt blos fri:
ſich am Ende das als Sdyluß ergeben , was Marthe cin mal in einer Beſpredyung des Kidythofen'idhen Werfes über die Stellung der Geographie ausſprach , „ daß eine nady Urſachen auslugende Spezialwiſſenſchaft ſehr verſchieden von der Geſamtwiſſenſdaft lei , die nad, den Wirkungen
tiſden , ſondern auch ſelbſtid)affenden (Geiſtes , wie er hier
des jeßt im Erdenraume Beſtehenden forjdyt ? " Das wäre nur wenig tröſtlidh. Denn das Gebiet des Urſädylidien iſt das Gebiet der Wiſſenſchaft. Der Geographie bliebe die Beſchreibung, der Geologie die Erforſchung. Aber die Beſdireibung iſt in jeder Wiſſenſchaft die frühere und tiefere Funktion , das Erkennen der Urſaden die ſpätere und höhere , ja die höchſte in aller forſchenden Geiſtes: arbeit. Es ſcheint damit zu ſtimmen , wenn weiterhin dic dynamiſche Geologie weit abliegend vom Arbeitsfelde des Geo graphen genannt und nur die Geognojie als Gemeinbeſit des Geographen und Geologen zugelaſſen wird. Wer kann ſids aber mit der Erforſchung des Laufes, Gefälles und der Ver zweigungen der fließenden Gewäſſer beſchäftigen, ohne in das
uns geleitet , immer den Reiz der Mitteilung aus dem Innerſten der Werkſtätte behalten wird ; aber wir haben es in der Geographie mit einer Wiſſenſchaft zu thun, deren Wejen in ſo hervorragendem Maße der tiefere geiſtige Zuſammenhang äußerlid) auseinander liegender Teile iſt, daß wir von allzuſehr bejdyränkenden Auffaſſungen für eben dieſen Zuſammenhang fürchten würden . Was in der
Geographie die verſdiedenſten Wiſſensgebiete vereinigt, das iſt die eigentümliche Betrachtung der Erde jamt allem , was auf und an ihr iſt , als eines zuſammengehörigen Ganzen. Ihr Standpunkt iſt telluriſd), womöglid) fogar kosmiſd ), wenn der der Gevlogie nur lokal iſt. Wenn man von geograpbilder Methode ſpredyen will, ſo iſt ſie dya rakteriſiert durdy das eben hieraus entfließende Vorwalten
des in weiteſten Grenzen, in Grenzen eines Weltborizontes, ſynthetiſden Vorgehens.
Wir geſtehen , daß wir in dieſer Beziehung näher der
Gebiet der dynamiſchen Geologie überzugreifen , da bod, die
philoſophiſchen Auffaſſung der Erde als eines einzigen
dúvduis des Fließens das Weſentliche an dieſen Erſchein ungen iſt ? Stellen nicht derartige Grenzziehungen dem For:
Organismus ſtehen , wie ſie Konrad Hermann auf den
der, ſei er Geograph oder Geologe, unmöglide Aufgaben , in
dem ſie ihn auffordern wollen, über gewiſſe Linien nidyt binaus:
zuſdauen , in gewiſſen Tiefen plöblid, einzuhalten, wiewohl
vorangehenden Seiten ( S. 385 ff .) entwickelt hat , als der Rid)thofen'den Zerlegung in Kern , Oberfläche und or ganijde Bewohner, weldier ſeine Kategorien : Gevlogie, reine Geographie und angervandte Gevgraphie entſprechen. Damit leugnen wir nidit, daj praktiſd dieſe Zerlegung
feine innere Notwendigkeit ſeines Geiſtes, ſeiner Bildung dazu zwingt ? Wir geſteben , daß wir ſoldem Zwange gründlich abgeneigt ſind, denn wir halten dafür, daß allein dem menſdlichen Geiſte, aus welchem dieſe und jene Wiſſens ſchaften geboren ſind, die erſte Stelle in ihrer Unterſdei
ſid) inſofern häufig bewähren wird , als die Topographie als das A und D aller geographiſchen Studien und Er
dung einzuräumen ſei . Der Geiſt iſt das Geſtaltende und
gcologijdes Studium vorauszugeben hat, und daß endlich
ivägungen am erſten und eindringendſten zu bearbeiten ſein wird; daß der Erforſchung ihrer Urſachen ein fachgemäßes,
Ein Brief Robert E. Flegels über deutjie IInternehmungen im Benne -Gebiet. beide zuſammen den Grund legen , auf welchem dann die ,,angewandten “ geographiſchen Wiſſenſchaften ihre Bauten errichten. Aber das iſt ein Asog und es ſind aud) andere
395
Opferwilligkeit für meine Ziele nidyt zwedlos der Not
ausſetzen will, ſo febrte ich zurück, teils gezwungen , teils aber auch, weil id) Vorteile mit dieſer Nüdkehr verknüpft ſebe, als z.3 B. Gewohnung der Eingeborenen an das friedliche
möglid . Dieſe Zerlegung mag praftijd ), mag pädagogijd) berechtigt ſein , philoſophiſd iſt ſie es nid )t.
Rommen und Geben von Europäern, die Möglidfeit, mein
Nidthofen ſelbſt bat aber in der Arbeit über die cos
Journal, meine Sammlungen 2c. perſönlid in Sicherbeit
graphie Zentralaſiens im erſten Bande jeines Agerfes ein gutes Beiſpiel der geographiſchen Vebandlung eines Proa blems geboten , welches nach ſeiner Auffaſſung weſentlid geologijder Natur wäre.
llm es zu löſen , hatte er Dinge
zul beachten und zu beobadyten , welde dem . reinen (Heve logen fern liegen kvürden . Beobadytungen in faſt allen Erdteilen , welche ihn zu einem der erfabrenſten Neijenden
machen , mußten ihm die Grundthatjachen liefern ; die ganze Natur der Steppe und vor allem ibre Klimatologie,
bringen zu fönnen und anderes mehr.
Aud hat ſich der
Horizont meiner Ziele und Wünſde für die Zukunft be deutend erweitert und id) muß ſebr bausbalten mit meinen phyſiſdien Kräften , will id nur annähernd einen Teil derſelben erreichen . Meine Pläne ſind:
1 ) Erforſdung der zum Niger Benue und Tjad geboren den Stromgebiete überhaupt und der Beziehungen dieſer Najjerſyſteme zu einander.
ausgedehnte Vergleidungen lieferten das Material, aus
. a ) Klarlegung der Spotbeje Bartbs über die direkte Waſſerverbindung zwiſchen Niger und Tjad durch die
weldiem klimatiſche Aenderungen abgeleitet wurden . Ueber
Tuburi-Sümpfe und dem Miao -Nebbi.
idaut man das Ganze, ſo erinnert es in jehr hohem (Grade an die entſprechenden Arbeiten Alerander v. Humboldts. Und worin liegt denn, wenn wir uns Redenſaft geben, die Aehnlichkeit ? In der geographiſchen Bebandlung eines geologijden Problems Es ſcheint alſo , daß wir aud) bier , wie es ja Nogol iſt, weniger aus dem theoretiſchen Programm , als aus
b ) Klarlegung der politiſchen und ethnographiſchen Verbältniſſe der zum Niger Benuë: und Tjadſyſteme ge
auch ſelbſt ihr Pflanzenwuchs waren in Betradt zu ziehen ;
börenden Stromgebiete; zunädſt des Gandu - Sokoto
Neides. Studium der Geſchäfte, des Binnenbandels, der Landesprodukte und 2 ) Erforſdung der völlig imbefannten Länder
der wirklichen Leiſtung die Arbeitsweiſe eines Meiſters
ſüdlich vom Benuë und der 1882 von mir überſchrittenen Waſſerſcheide; Verfolgung der am Südabhange der Speide
kennen lernen . Beeilen wir uns daber, in ſeine Werkſtätte einzutreten.
Mündungen bin, alſo zum Alt-Kalabar und der Gabun
entſpringenden Waſſerläufe in der Riditung nach ihren Rüſte, eventuell zum Kongo.
Dieje lebte Aufgabe liegt mir augenblidlich am nächſten
und will ich ſie ſofort in Angriff nehmen , wenn ich neue
Ein Brief Robert E. Flegels über deutſche Unter-: nehmungen im Benuë-Gebiet. ' Robert Flegel, der Neijende der Deutſchen Afrifanijden Geſellſdaft , dyreibt uns, zurückgekehrt von ſeiner Reijo nad Adamaua und dem Duellgebiet des Benue , aus
Mittel von der Geſellſd;aft empfangen habe. Man ſollte nidit
gleichgültig ſein gegen die von mir oft in Vorſdag gebrachte Aufgabe la . Hoffentlich bält es das „ Ausland" der Mübe wert, die Bedeutung dieſer Aufgabe zu erläutern . Wir leben in einer Zeit, wo die europäiſchen Nationen
wieder im Begriffe ſtehen , einen Erdteil unter jid zu
Lagos am 20. März 1883: Ich bin recht vom Glüce be günſtigt geweſen auf dieſer leßten Reiſe. 3d babe mein
teilen .
Hauptziel , die Quellen des Benuë aufzufinden , erreicht und überſchritt am 19. Auguſt 1882 die Waſſerſcheide ( zirfa 1600 m . Hohe über dem Meer, nördlich von Ngaun dere gelegen ) zwiſden ' dem Benuë und dem Logone
pajjiv.
(Sdherbewuil). Ngaundere liegt ſchon im Gebiete des lekteren. Da die erwarteten Mittel zur Fortjeßung meiner Reiſe nach Süden nid)t eintrafen und id, midy bei aller 1 Wir geben den Brief umjeres verehrten Mitarbeiters wört
lid ), indem wir mir einige für die Sache gleichgiltige perjönliche Nach richten weglaſjen. Ilijere lejer werden ſich nicht nur für die Mit teilungen intereſſieren, die diejer Briej iiber die Thaten und Leiſtungen des Reiſenden bringt, jondern es ſind auch ſeine Anſichten über die
dort gebotene Art des Vorgehens in einer Zeit von doppeltem Jil tereſſe , wo die Afrika - Forſchung auch bei uns einen mehr praktiſchen Charakter anziehmen ſeint. Vergleiche den Auszug aus einem Noblis'iden Artikel unter den afrikaniſchen Notizen .
A. D. R.
Nur Deutſdıland, entgegen den Anſchauungen der werdenden Generation in Deutſchland , verhält ſidy Daß wir ſchon lange der Kolonien bedürfen , ſteht wohl außer Frage ! Nur fonnte von einer Kolonialpolitif Deutſchlands feine Rede ſein , als dieſes eben noch nidot eriſtierte. Heute iſt das anders geworden. Die deutide
Regierung von heute kann Kolonien erwerben und kräftig ſchüßen , kann die Rechte ſeiner Angehörigen im Ausland wahren und wird das hoffentlid, bald als eine ihrer erſten , wichtigſten Pflidten betrachten. Die vielen Stimmen , die ſich im Deutſchen Reidye dafür erhoben, die ſid, täglich mebren ,
die zahlreidyen Vereine, welche für diejen Zweck ins Leben gerufen worden , ſind ein Beweis für das Zeitgemäße und Dringende dieſer Forderung des deutſchen Volfes. Id Ich bin g gun ce zeu ni nad , daß dieſe Wü aud, der feſten lieber hr rfe m y Deutid koloniale Beſik, wodurd allein der Weltve
396
Ein Brief Robert E. Flegels über deutſche IInternehmungen im Verinë Gebiet.
lands den gebührenden Aufſchwung nehmen fann , erfüllt werden müſſen und daß ſie nur eine Frage der Zeit ſind . Die Entdeckung eines neuen Erdteils iſt in unſerem Jahrhundert ebenſowenig zu erwarten , als daß ein Gott uns als Entſchädigung für die verteilte Erde ſeinen Himmel anbieten könnte. Wir haben alſo mit dem Gegebenen zul redinen und da dürfte wenig mehr übrig ſein . Doch iſt
in Weſtafrifa das Gebiet von den Mündungen des Niger bis binab 'zur Kongo : Mündung entidieden für Deutid land ſebr beachtenswert. Die Mittel, weldie Deutidland
ziehungen , deren Anbahnung ich als ein ſehr wertvolles Reſultat meiner letzten Reiſe betrachte, fortgeſetzt werden , wird ſich immer gute Gelegenheit bieten , entweder den
Kriegszügen der Fulbe-Eroberer folgend oder den Handels zügen der Hauſja ſich anſchließend, in ſonſt idywer zugäng lide , bodyſt interefjante Gebiete zu gelangen. Wenn id zu behaupten wagte, daß, jollte die Afrifaniſche Geſellſdaft in Deutidland meine Vorſchläge zur Erforſcung des una bekannten Innern annehmen , ſie ſich bald einen Ehren
zur Erſd»ließung des jdwarzen Erdteils bier in letter Zeit
franz in wiſſenſdaftlicher und glänzende Erfolge in praf: tijder Beziebung holen würde, jo bin id nad der auf
verwandte, find bedeutend.
Ueberhaupt haben deutide
Dieſer lebten Reiſe geſammelten Erfahrung über Adamaua
Forſder wahrlich nidyt den kleinſten Teil zur geograpbiſden Kenntnis des dunklen kontinentes beigetragen und eine Reibe edler deutſder Männer hat im Dienſte der Wiſſen
und ſeine Beivobner der feſten Ueberzeugung, damit durdi aus nicht zu viel geſagt zu baben. Seit 1879 gingen meine Voridläge dabin, Adamaua durd Errichtung ciner
ichaft und Humanität auf afrikanijdem Boden ihr Leben
oder mehrerer deutſcher Stationen in jeder Richtung bin
gelaſſen , was uns , meine id ), ein moraliſdies Recht auf die praktiſche Ausnüßung des Landes gibt. In der Aus (dublißung vom 9. Juni 1881 (weitere Mitteilungen ſind mir über die Thätigkeit der Geſellſchaft nicht zugefommen ) ſpricht es der Vorſtand geradezu aus, daß er, da Stanley mit faſt unbeſchränkten Mitteln am Rongo arbeitet , ent
gründlid), namentlich aber auch auf ſeinen praktiſchen
ſdyloſjen ſei, zwar an den Dperationsbaſen feſtzuhalten, aber mit Veränderung der Ausgangspunkte und der Wahl eines nördlicheren Ausgangspunktes, welder der Schlüſſel
zu den weiten , zwiſdien Benuë und Dgowe gelegenen Gebieten und ſeinen Beivohnern werden fann.
Diefür
ſcheint mir kein Ort geeigneter als Adamaua. Dieſes Land iſt fübler, mit Ausnahme von Jola und limgegend, als Hauſſa ( Temperatur in den Bergen im Auguſt, Sep tember und Dktober 180 Minimum in der Vindt und 260
Marimum des Tages, Zentigrade), es iſt durchaus geſund und reidi an guten Nahrungsmitteln ſelbſt für die Euro: päer. Die herridenden Fulbe ſind meiſt gebildete, liebensa würdige Menſdien ſanften Charakters (ähnlich den Bornu anern , die aud zahlreich im Lande wohnen ), ſie wünſchen den direkten Verkehr mit den Europäern und wiſſen , daß ibnen
nur Vorteile aus dieſem erwadyjen fönnen ; aber unglück: lidye Zufälle, wie Barths Ausweiſung als politider Spion von Bornu und die Lügen der Hauſja -Elfenbeinbändler, die uns 1879 unmöglid machten , ein freundſchaftliches Ver bältnis anzubahnen , hatten eine ſcheinbar unüberſteiglide Scheidewand errichtet, die zu durdybredien mir nur ver mittelſt des Sdyreibens von Sofoto und glüdlider Zu fälle gelang.
Ich habe mit allen Häuptlingen von Bedeutung in und auf dem Wege nach Adamaua Freundſchaftsverhält
niſſe angeknüpft und glaube auf einen ſehr guten Empfang bei meiner Müdfehr redynen zu fönnen ; um dieſes Ver hältnis dauernder z11 machen und auf Vertrauen zu grün den , habe ich hie und da , wo es mir von Wert ſdien ,
kleine Verſpredungen gemacht, deren pünktlidie Einlöjung von ſehr guter Wirkung ſich erweiſen dürfte. Bon Adamaua aus , wenn die freunddaftlichen Bes
Wert für Wandel und ſelbſt Koloniſation erforſchen zu laſſen . Heute kann icy nur dieſelben Vorſdläge aufs neue
beſtens empfehlen. Was der Vorſtand 1881 ſuchyte, einen nördlideren Ausgangspunkt (als Loango ), der als Sdılüſſel dienen könnte zu dein weiten Gebiet ziviſden Benuë und
Ogowe, er iſt gefunden und ich muß darauf aufmerkſam machen, daß fic fo leidt nidyt ein günſtigerer Ausgangs punft finden dürfte. Darum iſt beute eine Benuë -Erpedition , ein Zentraliſieren der deutſchen Unternehmungen auf Ada
maua, ebenſoſehr, noch mehr vielleicht geboten , als ſeiner zeit dic Loango-Erpedition. Es iſt ein vollſtändig junga fräulides Land und verſpricht in jeder Beziehung große Erfolge. Drei Hauptaufgaben bätte die Geſellichaft den
Mitgliedern dieſer Benuë- Erpedition zunädyſt zu ſtellen : 1 ) Durdquerung des Nontinents von Adamaua nadi Citen oder DSD . zuun lielle Schweinfurtha. 2 ) Turdiquerung des Kontinents von Adamaua nad
SD. zum öſtlidien Seengebiet, etiva zwiſchen dem Viftoria Nyanza und dem Tanganifa bin Zanzibar, und
nad
3 ) Neiſe nad Süden , dem Thale des mitttleren Cfanda entlang, nach der Gabunfüſte oder ſelbſt nach dem Nongo bin .
Dieſe lette Aufgabe habe ich mir als meine nädyſte geſtellt und will ſie in Angriff nehmen , ſobald ich die
Mittel von der Geſellſdyaft erhalte. Außerdem iſt noch cine vierte Reiſe in meinem privaten Programm enthalten :
dem Thale des Alt-Malabar folgend , nad deſſen Mün dung bin . Nun erlauben Sie mir noch auf die Barth'de Hypo
theje der direften Waſjerverbindung zwiſden Niger und Tjad-See zurücfzukommen, die ich eine ſehr glaubliche nenne, da mir 1879 , wie auch namentlich 1882 faſt diefelben Angaben gemacht wurden, wie Dr. Barth 1851. Um die
Tragweite dieſer Angaben zu ermeſſen , werfe man einen Blick auf eine gute Karte von Afrika und beredyne ſid, die Große und den Wert einer natürlichen Waſſerſtraße, die
Kleinere Mitteilungeni.
397
von der Mündung des Volta bis nad Segui am oberen
fellichaft fiir das Jahr 1852 verlejen . Der Bericht bildet einen
Niger (die veljenſtrede oberhalb Rabbe iſt hodit umbes
ziemlid) imfangreichen Hand und beſteht aus I Napitelli, die ſid )auf die verſchiedenen Zweige der Thätigkeit der Gejellidhaft beziehen. 311
deutend ), von den Mündungen des Niger und der des Alt Ralabar ( die durd) Lagunen unter ſid) verbunden ſind) bis zum Tjad- See und von hier eventuell bis nad Munza's, der Monbuttu - Fürſten Gebiet reidyt! Habe id) ſeit 1879 ver
nädiſt geſchieht in den Berichte der verſtorbenen Mitglieder der (Hejeli
ſchaft, der Sverren F. 7. Fütfe, Hauſmam , Fologub 2c. Erwähi mg. Am interefianteſten iſt dasjenige Kapitel, welches über die von Ter (Gejelljdhaft ausgeriiſteten Erpeditionen handelt, die ſich zur
geblid, auf die gerade für Deutidland hohe Bedeutung
Sauptaufgabe die Förderung der Neutuiſje imjerer Grenzlande
dieſer Waſſerſtraße aufmerkiam gemadt, jo feblt es mir
und der benadbarten auch wenig befanten tänder gemacht haben . Es wurden im laufe des verfloſſenen Jahres 10 Erpeditionen
dennod)
nicht , die deutico
ausgeriiſtet, darunter eine nach Nowaja Semlja, auf die Inſel
flagge neben der engliſchen und franzöſiſden zu ſehen. Denn ſoll Barth , der faſt jedys jabre hier für ſein Vaterland und dod) aud ) für ſeine am Welthandel leb : haften Anteil nehmende Vaterſtadt ſtrebte und arbeitete , joll Ed. Bogel, der ſein junges Peben zum Opfer bradite, follt Rohlfs , einer der erſten Turd querer des dunklen
Cadratini, rad Hamir, Mier , in den Naufajis, nad oem liral : c . erdem hat das großartige , internationale Unternehmen : die Errichtung von meteorelogiſchen Stationen in den Polarländern,
Kontinents , follen alle dieſe Männer vergeblid) auf die
Maven in Got Haven , im Numberland - Ciud 11. ſ. w . Hinſidit lich der von der (Sejellſchaft herausgegebeneit Edriften muß des unter der Redaktion des Herrn Þ. ¥. Semenow in Angriji ge nommenen md im verilejienen Jahre beinahe bis 311 Ende geführten
an
fröblidem
Bertrauen
Bedeutung des den weiten reiden Sudan mit umjeren Häfen verbindenden Benue aufmertiam genadit baben ?
Cder gibt es in der That Deutide, welde glauben , das dieſe Männer ihr Leben eingeſetzt haben , nur um die Wiß
begierde einiger gelehrter jerren zu befriedigen ? Oder viel : leicht um einige neue Namen von Bergen, slujien, Städten auf die weißen fläden der Karte cintragen ll fomen , dieſe mit ciner roten Linie verbunden ind ibren Namen
dem mehrere Jahre vorgearbeitet worden iſt , eine Verwirklichung crjahren, indem 14 Ĉtationen ihre Thätigteit begewen haben, jo diejenige an der Mindung der Lena imd des Jenijjei, auf Nowaja
čemlja, im rujjijden l'appland , Ĉpitzbergen, auf der Jujel Jan
geographiiden Wörterbudes des ruſſiſchen Reiches Erwähnung geſchehen und jodami and; die Aufmerkſamkeit auf ft. Ritter's Erdkunde, „ Aſien “, die Ausarbeitung der Nivellierung Sibiriens, die ſtatiſtiſch öfonomiſche Riudichau des Khanats Bichara und zum Schluß auf die Veröfentlichung der Arbeiten der verſchie
denen Erpeditionen gelenkt werden . Aus dem Berichte über die Thätigteit des Ausiduſjes der Geſellſchaft geht hervor, daß dieſelbe
Daneben goſert jul ſchen ? Doer vielleidyt um einer goldenen Medaille, cines nidyts cintragenden Titels wegen ? Senn die deutſche Regierung endlich damit beginnen wollte, die Er folge der Forſdungsreiſenden praktiſd auszuten , fic
Pezichungen mit 300 gelehrten (Gejetlichaften aller Staaten der Set munterhalten hat. Die Mittel der Gejellſchaft, welche aus cinem ( ruuduud Reſervefapital gebildet werden , erreichen die Comme vou 100,000 Rubel und die Thätigkeit derjelben fan , dant der freigebigen lliterſtiitung ſeitens der Regierung, als ge .
würde bald einen hohen Eifer bei dieſen gewahr werden
jichert betraditet werden . Die Förderung der Arbeiten in allen
und glänzendere Erfolge zu verzeidynen haben als jeitber.
Zvveigen der geographijden Wijjenjchaften ſich zum Ziele ſetzend, bat die (Bejellſchaft im verfleſjenen Jahre , gleid) wie in früheren , 19 främien verteilt. Die große Konſtantin - Medaille iſt Herrn bich zuerfanuit worden , die liitfe Medaille Herrn Döllen u . 1. W. Pri (Gelegenheit dicjes Kochenſchaftsberidhics hat der Präſiderit der horiſieusfomunijjien , Baron Oſten Saden, einen Bericht ver
Denn da iſt wohl feiner unter allen Deutiden Reifenden ,
den nid )t gerade das höbere Bewusstſein , ſeinen Kater lande ill niten, über alle Wüben und (Sefahren binweiz fehen läßt.
enn Sie mit meinen Gdagen übereinſtimunen , jo
lejen , in welchem die Nomunijjien , die im
allgemeinen iiber die
befurworten Sie ſoweit wie möglid meinen Plan der Benuë.
Thätigteit doo dusjebuies ſid) zufriedenſtellend äußert, einige weſent
Erpedition, Zentraliſierung der deutſchen Afrifa - worlding
lidhe Bemerfungen gemad )t. Der Meinung der Kommiſſion zu
in Abamaua burd) Errichtung wien daftlid fommerzieller
felge gingen die Nivellieringsarbeiten Sibiriens zu langjam ron ſtation and in letzterer Zeit wäre ein vollſtändiger Stillſtand in ihnen
Stationen .
Meine Houtenfarte boffc id in zirfa 11 Tagen zum
Abidluß zu bringen. Meine Erfundigungen reiden bis
eingetreten ; und die Herausgabe der Nachrichten der Geſellſchaft entſpreche nicht den Anforderungen. Holjakow über ſeine Reiſe auf Sachalin.
etwa jenjeits des 18.0 Oc. 4. (6. und des 1.0 N. P.
Mit Ausnahme von Barth , der wirklid ) Bewunderungs wurdiges geleiſtet , findet man kaum einen Anklang an von anderen mitgeteilte Namen , mr Baifie macyt, wen !
die Erkundigungen ſid nicht zu weit von ſeiner Route entfernen , nod) eine Ausnahme.
Ed. Nobert Flegel.
Jil der Jitung der Nujjuchen (Geographijchen Gejellichaft vom 6. ( 18. ) April verlas der Sofretär auch Teile eines ausſiihrlichen Heridytes des Herrn Poljatow iiber jeine Reiſe auf Sachalin ,
namentlich über ſeinen Aufenthalt an der Tymi-Mündung und ſeinen Reiſe nach den jidlichen Teilen der Jujel. Die Ilmigebung der Nyi Bucht an der Tymi Mündung ſchildert der Reiſende als eine traurige Einöde, in welcher auf dem diirſtiger Sand- und Voor boden nur verkriippelte Pärchen vorfommen , dagegen gedeiht an vieleit Stellen die Zwerg Zeder Cembra pumila ſehr gut. Am Siidufer der Bucht liegt ein Dorf der Orofen, die man auch 70
kleinere Mitteilungen .
Werſt jüdlicher an der Mindung des Ngabil findet. Die Orofen beſchäftigen ſidh cifrig mit Fijdfang, welcher ihnen ihre weſent
Jahresbericht der R. Ruſſiſchen Geographiſchen Geſellſchaft.
lichſten Wintervorräte liefert. Es iſt hier aber hauptſächlich der Ketalachs vertreten , der in ungeheuren Scharen im Friihlinge die Flüſſe hinaufzicht. Diejer enorme Reichtum an Fiſchen hat
In der allgemeinen Sitzung der Geographiſden Gejellſchaft am 6. ( 18.) April wurde der Bericht über die Thätigkeit der Ge
1
Notizen .
398
anch die Japaner veranlaßt, an der Mündung des Tymi cine
Fiſcherei einzurichten, von welcher ais jie ganze čahujjsladungen gejalzenter Fiſche nach Japan jenden .
Den Eingeborenen liefert
der Metalachs aber nicht allein Nahrung, ſondern eine präparierte
Haut wird auch zli Kleidungsſtiden und zur Herſtellung von Zelten benutzt.
leber die Crefer macht Poliafow · manche intereſjante
Mitteilung, jo z . B. beobachtete er ſic haufig bei ihrem Gören dienſte, auch gelang es ihm , eine ganze Anzahl ihrer (Höfenbilder Ĵm September des Jahres 1881 verlies Polia fow die Tymi Vucht und fehrte in den Koſten derandrewsty) bei
minding Handel trich , aber ſchon zur Zeit Naijer Hadriani's, wo Arrion die Juiet bejudite und dem Maijer int cincin noch erhaltenten
Briefe dariiber Berichterſtattete , war ſie imbewohnt, doch von Ziegenherden belebt , aus denen zufällig landende Schijfer die Opfertiere entuahmen . Die Bildjäule des Adilles war vou holz, ein Zeichen ſehr hohen Alters. Cprott fand noch Marmortrümmer und maſſenhafte Topfidherben . Jhren heutigen Namen hat die
zu erwerben .
Juſel von den ſehr zahlreichen Nattern . Dieſelben ſind nach Sprott zirfa 1,57 m . lang, oben ſchwarz , imten weißlich . Sic jollen zum
Due an der Weſtfiiſte zuriid . Allein im Februar begab er ſich wie
Fiſchen ins Pieer gehen, was ein Beweis für den geringen Salz. gehalt des Waſſers an dieſer Stelle ſein würde.
der an den Tymi, wo er eine größere Reiſegejellichaft von 12 Narten mit 110 Hunden vorfand , in welcher er nach dem ( Golfe
Die Neuen Hebriden .
„ der Geduld“ reiſte. Daſelbſt mußte er ſich bis Ende Mai auf halten , weil dann erſt die Schijjahrt nach ciiden hin mög
Jede Zeit hat ihre eigentiimlichen Fragen ; eine der hervor,
Die Zeit dieſes Aufenthaltes benutzte der Heijende jll
ragendſten , welche gegenwärtig iiberall auftritt, iſt der Wunſch ,
zahlreichen Erfurſionen , bei welder (Gelegenheit er anthropologiſde Studien an den Orofen und Minos machte, ſowie auch Beobacht ungen über die Jagd auf Seehunde und Weißzdelphine Delphi
Kolonialbeſitz zu erwerben oder das ſchon erworbene Gebiet aus, zuidebnen . Nirgends iſt man mit dem , was man hat , zufrieden ud jo siirfte es nicht zweifelhaft jeill , daß die in der lieberſchrift
nopterus leucas), die hier ron den Eingeborenen eifrig betrieben Wenig ergiebig war dagegen die botaniſche Ausbeute des Reiſenden an dem Golje „ der Geduld " , dem erſt in der Mitte
genamte Injel (Gruppe ſehr bald , jei es durch England , jei es
lich wird.
wird.
des Mai zeigten ſich die erſten Blüten . (Hegen Ende Mai tract) Poljakow längs der Kiiſte nach Süden auf und erreichte , iradidem er unterwegs viel von Stiirmen zu leiden gehabt hatte, das Auto dorf Naipu an der Mündung des Ornenai. Von Raipu begali er ſich in einer Geſellſchaft von Ainos zu Fulie auf die ferriere
durch Franfreid ), anneftiert werden wird . Das Kolonial Miniſte rium des erſtgenannten Landes hat allerdings ein aus Viftoria gefoummenes (Geſich , die neuen Hebrideit 311 einer Nolonie der engliſden Sirone jll machen , abgewieje , doch iſt der Earl von Kimberler) mit dir Arthur (Vorden zijammengeformunen, um im allgemeinen über die Mittel zul beraten , welche zur Erhaltung von
Kuhe und Ordnung im weſtlichen Stillen Ozean angeirandt werden
Wanderung längs den Fliiſien Tafoi und Cujuja zum Hoften
förunten . Jil Frantreid dagegen befürwortet man die Amerion der
Korſakowskaja an der Aniwa Bucht , den er am 15. Ju erreichte .
(Hruppe jehr entſchieden. Jil einer in Bordeaur gehaltenen Sitzung
Dieſe Wandering war äußerſt bejchwerlich , da der Reijende auf derſelben ungemein durch die rauhe Witterung und den Mangel
der dortigen (Heegraphiſchen Geſellidiaft wurde in bezug auf dieſen Punkt 11. a . gejagt : „ Wuſtralien hat ſich beunruhigt, als es hörte ;
an Nahrungsmittel zu leiden hatte . An der Ania Kucht fand Poljakow Gelegenheit, mit einem Sdiiffe nach Wladiwoſief 311 reiſen und von dort nach Japan zu gehen. Seine ſehr reidibal tigen zoologiſchen , anthropologiſchen und ethnologiſchen Camilingen haben St. Petersburg bereits erreicht. Die von Poliafow be ſuchten Teile Sadhalin's rignen ſich , nach Ausjage des Hei
dari Franfreich die abſicht habe , dieſe Injeli in Bojit zil nehmen , Doch es war dics , wenigſtens von der Bevölferung im allgemeinen ,
jenden , faum zum derbau , da das Ilima zl1 rauh iſt und die
bis jetzt gemachten Verſuche fehlgeichlagen jind. Ergiebig er
ſcheinen dagegen Kohlenbau, Fiſchfang , Viehzucht und Gartenban, namentlich verſprechen aber der schlenbau und der Fiſchjang einen reichen Erport .
keine feindliche Peregung. Diejenigen , welde feindlich auſtraten , waren die proteſtantiſchen Miſſionäre , welche fürchteten , daß der bedeutende handel, den ſie mit dieſen Juſeli treibeil , abuehmen
wiirde. Es iſt möglid ), daß Franfreich jidi der Venient Hebriden bemädytigt, men es will; es iſt Zeit, daß es einen Entſchluß faßt , damit ihin England nicht zuvorkommt. Die Nähe jeuner neuen Veilingen , der Fidjdi jujelil, iſt cine fortwähredo Trobung. derman Nechung tragen muß . Der Hauptgrund, weshalb man windt, dieje Juelu in franzöſiden Beſitz iibergehen zu ſehen, iſt der, daſ man aus der dortigen Bevölferung noch mehr Arbeitsfräfte !
nach renaledonien heranziehen möchte, als bis jetzt don der Fall
Die Schlangen -Juſel. Ueber die ſo ſelten beſuchte Schlangen - Juvjel, weldie ver den Donaumündungen liegt , hat Ĉprott der „ Erploration " einen ge nanen Bericht zugehen laſſen. Danach iſt diejo Juſel nicht, wie
häufig irrig angenommen wird, cine Andhwemmung der Donal ,
war. (Slidlicher oder mglidicherweiſe, wie man es nichmen will, hat Frantreid , cinen ( rund zum Einſchreiten befommen ; die vianafen
haben am (i. Jui .,J.( iewalttbätigkeiten gegen die Mamchaft cines französijchen Edrifjes, dic „ Port Villa“ begangen : das Schiff wurde mit Viihe gerettet ud fam nad ) ciner Reije von 16 Tagen in Numea an , worauf am folgenden Tage der Xvijo d'Eſtréis nad) den Neuen Hebriden geſchidt wurde, um ſich Genugthung zlı 1
jondern beſteht aus Schieferſchichten, ganz wic die Ausläufer dos Balfan , als deren Fortſetzung ſie angeſehen werden muß. Sie erhebt ſich mit ſteiten Felſenwänden von 20--230 m . Höhe ans
M.
verjchajen .
dein Dicere , das überall genügende Tiefe für die größten Schiffe bietet ; von Schlamm iſt keine Spur, die Anſchwemmungen der Donau werden offenbar durch die Strömung der Niiſte entlang weggejiihrt. Auf dem höchſten Punkte der Jujel, 10 m . iiber dem Meeresipiegel, erhebt ſich ein Leuchtturm zweiter Ordning, doſjen Fener man von der Sulina aus ſieht. Zu ſeinem Schutz liegt ein tiirfiſches Pidet da , heute die einzige Bewohnerſchaft der Injel; die Türkeit miiſjen das Waſſer von der Donaumündung beziehen, da die Brumen in
311 verunreinigtem Zuſtande ſind . Die Jujel hieß im Altertuin Yeufe und war hodiberiihmt als die Heimat des Achilles, dem jic jeine Mutter ſchenkte ; er hatte hier ein Heiligtum mit berüimtem Orafel . In alter Zeit ſcheint auch eine kleine griechiſche fiolonie hier beſtanden zu haben , welche mit den Völkern an der Donau
Notizen. Afrika.
Zur Nongo - frage. (Gerhard Kohlfs verbreitet ſich in der „ aug. 319.“ iiber die Stellung, welche Deutſchland in dicjer für
die kommerziellen Futereſſen Europa's ſowohl, als für die Zukunft eines großen Teiles von Afrika wichtigen Angelegenheit einzil = nehmen berufen iſt. Ju England winjcht man eine Neutraliſier img des Kongogebietes herbeizuführen , welche jeder Nation ge
399
Notizen .
ſtattet, frei zu handelin iud 311_wanden . Man ſtrebt dort im
Grunde alſo nichts weiter an , als was König Peopold von Belgien bei Griindung der Internationalen Afrikaniſchen (bejellidajt im
Auge hatte. Allerdings war bei Errichtung diejer Vereinigung das Streben nach wiſſendaftlichen und philantropiſchen Zielen vorangeſtellt worden . Allein is foute leicht vorausgejchen werden, daß mit der Entwicfeling der jternationalen Mijoziation auch kommerzielle und induſtrielle Unternehmungen ins Wert gejetzt werden würden . Dies beweiſt ebenjowohl die franzöſijche Abteilung, welche ſich von der internationaleu loslöſte, ſobald Brazza cinen bedeutenden Erfolg aufzuweijent hatte, als die jüngſten Iluter nehmungen der Belgier unter Stanley und das jetzige Vorgehen Der Engländer, wie der Þortugicjen. Man hat ſich in Deutſc) : land bis heute pajjiv verbalten und weder für die engliſchen
Pläne, noch für Frankreich Partei genommen , welches am scongo cigennützig füir ſid) (Gebiet criverben mödte , oder fiir Þortugal mit ſeinen , wie der „ Anti Slavery Reporter “ jagt , forrupten Beamten , die für weiter nichts vorhanden ſind, als der Eftauchia
handel zu beginſtigen . Ticje: hat einen (brand wohl uur in dem Umſtand , daß mere maßgebenden direije 311 ſehr gewöhut
ind, die Anjidit zu vertreten , eine Ocjellſchaft, welche gegründet !
jci , mr um wiſſenſchaftlichen Jilterejjei jil dienen , habe ſich im
nichts anderes zu fümmern . Solche Einſeitigkeit findet jid) bei Franzoſen, Italienern , Engländern und Belgierii , welche den ſid) verändernden Verhältniſſen Rechmug tragen , nicht. Aud) in Deutſchland jollte cine Vereinigung nicht verknöchern , die bei anderen Nationen ſid) lebensjrijd) weiter entwickelt. Koblis winjcht daher mit Recht , daß die deutjdhe Vegierung nicht unter's laſje , die Beſtrebungen des rönigs der Belgier und jene der
britiſchen Regierung z11 interſtiiben ; denn das entſpridit mir den Jntereſſen der Deutſchen , welche in diejen Teilen Afrifa's kom merziell ſdhon thätig ſind oder anderer, welche dieſes 110ch zu thu beabſichtigen . Die Oaſen der Veni- Mjab : Verbindung im Siiden von Algier ſind den franzöjijden Bejibungen in Algier annektiert
worden und eine militäriſche Erpedition hat eine regelmäßige Bers waltung in jenem l'ande eingefiihrt. Die jiingſt annektierten Qaſen ſind ſieben an der Zahl , mit einer Bevölkerung von gegen 40,000 Seelen , die etwa 200,000 Falmbäume angebaut haben ; die Ruinen mehrerer großer Städte ſind mit Sand bedeckt. Tie algieriſche Abteilung des Franzöſiſchen Alpenklubs will eine Erpe dition dahin organiſieren , welche bald aufbrecen joll , im von der günſtigen Jahreszeit Vorteil 311 ziehen. Die Bevölkerung der Kapverden iſt in erfreulicher Zunahme begriffen . 1832 betrug ſie 60,001), 1866 ſchon 67,000), 1877 aber bereits 99,000 Nopic. Der Vulkan von Teneriffa , deſſen letzte Ausbrüche 1703 und 1795 verzeichnet wurdeii, hat in den letzten Monaten , nachdem ſchon einige Zeit ſeine Schneekappe verſchwunden war, einen feurigen Ausbrud) mit l'avaerguß gehabt. Nach deir ima
vollkommenen Nadrichten , welche vorliegen, ſcheint der Ausbruch
voran , indem Erport und Import 1881 hier einen Wert von 12,574,260 Mf. repräſentierten. In ſämtlichen marokkaniſchen Häfen liefen 1298 Schiffe darunter 577 britiſche ) von 370,431 Tommen cin ; ausgegangen ſind 1289 Schiffe von 369,202 Tonuen .
Tripolitaniſche Handelsverhältnijie. Die Einfuhr in die Regentſchaft repräjentierte 1881 einen Wert von rund 8,800,000 Mt., die Ausfuhr einen jolchen von rund 8,400,000 MI. luf der Rhede von Tripolis liefen im Ganzen 660 Yandelsjabr zeuge mit einem Gejamtgehalte von 219,000 Tonnen ein ; die Zahl der ausgelaufenen Schiffe betrug 644, von zuſammen 217,000 Ton Etwa 4000 von diejen fielen auf die Türfei, auf Italien nicii . famen ungefähr 25 , auf England 20 , auf Frankreid) 1100. Im
Tonnengehalt aber ſtand England mit zirka 420/o obenan ; damn folgten Italien mit 35 , Frankreich mit 13, die Türkei mit 1000. Bolarregionen .
Die Eisverhältniſſe des Jahres 1882. Allem Anſchein llach iſt das Jahr 1882, was den Zuſtand des Eijes in den arktiſchen Meeren betrifft , cines der ungünſtigſten gewejen , dereit man ſich erinnern fam . So waren die norwegiſchen Walropiäger nicht im ſtande , die Nordjpite von Spitzbergen und die Schwed iiche Meteorologiſche Erpedition cbenjowenig. Mojjel - Bai zu er reichen ; feinein Idriff glickte es , bis zu den ſibiriſchen Fliiſjen durchzudringen. Sie die eingelaufenen Berichte mitteilen , iſt der Sommer längs der ganzen Kiiſe von Sibirien außergewöhnlich) falt geweſen , der mauphörliche Nordoſtwind hat Treibeis auſge häuft und dasſelbe hat die Mündungen der Fliiſje derartig beſetzt, daß Ob und Jeniſſei in dieſem Sommer nicht einmal zugänglich So war der fleine Dampfer ,, Talmamı" nicht im ſtande, ivareil . vom Jeniſſei nach dem Ob 311 gelangen imd die ganzen Dienſte, die er gethan , bejchränkten ſich darauf, cinige tauſend Pud Getreide 1
von den Magazinen Herrn Sibiriakofis , wo ſie einige Jahre ge
legen hatten , nach denen des Baron Sinop zu bringen , von wo fie eventuell nach Europa verſchifft werden ſollten. So war der Zui ſtand des Eijes im jiidliden ind öſtlichen Teil des Arktiſchen Meeres. Aber wir müſſen and daran erinnern , daß Mr. l'eigh Smith
und Sir Henry Gore Booth voil offenem Wajjer im Norden und Oſteil von Nowaja Semlja beriditet haben , ſo daß es ſcheint, als ob ein anderer Teil des polarbedens während des Sommers ziemlich
cisfrei geweſen ſei . Es jdieint das Urteil verſchiedener Autoritäten , worunter Nordenſkiöld , dahin 311 lanten , daß jedes Schiff, welches den Verſuch gemacht hatte, durch die Beringsſtraße vor zudringen , ohne Zweifel den Beweis geliefert haben wiirde , daß das Sibiriſche Meer im Sommer von einem Ende bis zu dem andern zugänglich geweſen iſt. In diejemn Jahre werden durch Herrn Cibiriakoſi, Baron d'hop und Dr. Oskar Didjon neue Verſudie gemacht werden , um einen Handelsweg zwiſchen Sibirien and Europa z11 eröffnen ; vielleidyt aber wird man das Eis 1883
in ähnlichem Zuſtande finden , wie est 1882 angetroffen wurde. 1 (Nad) „ Nature ." )
„ Varna “ und „ Dymp h 11 a “ . Folgende Mitteilung des
aus dem Munde oder der Seite des den Gipfel bildenden kleinen
Herrn Vold in Utrecht wurde durch bolländiſche Blätter Ende April ver
Mraters geſchehen zu jein ,
öffentlicht : Nad ) einein Telegramm aus Hammerfeſt liegen ſieben Fiſchſchiſje (Walroß- und Robbenjäger) bereit, um Nowaja Semlja zu beſuchen. Früheren Abmadımgen gemäß haben ſie den Auf: trag empfangen , nach der Stelle 30 ſuchen , wo die „ Varna"
Handel und Schiffahrt in Maroffo 1881. Der Bea jamtumſatz auf den maroffaniſchen Mafenplätzen in genanntem Jahre wurde 311 35,100,188 M. veranſdlagt. Der Wert der Einfuhrartikel, unter denen Baumwollenſtofie , rohe Baumwolle, Zuder , Tuche , Thee , Seide und bares Geld hauptſächlid) hervor traten , belief ſich auf 17,167,714 M .; jener der Ausjubrwaren , welde beſonders aus Mais , Bohnen , Erbjen , linjen , Mandelii, Rindern , Wolle, Pantoffeln , Gummata umd barem Geld beſtan
den , auf 17,932,474 Mr. Im Vergleich) 311 1881 hat der Se jamtumja um 2,397,861 Mr. zugenommen . Tanger ſteht allen þafenplägen in þinſicht auf die dort berrighende Handelsbeweging
liegt ind, wenn es nötig jein ſollte , Hilfe zu leiſten . Auch von Herrn Gamel iſt ein dreiben eingelaufen , dem wir im Anſchluß an die letzte Mitteilung folgendes entnehmen : „ Es thut mir leid, aus Ihrem Briei 311 jeben , daß man ſich in Holland nod) immer iiber das loos der „ Varna“ beunruhigt. Wie ich früher ſchon 1 Auch in diesem Frühling ideint die Eistriſt wenigſtens im Atlantiſchen Ozean bereits unerwartet ſtarf zu ſein. A. d. R.
Notizen.
400
Herrn Vold ausführlich mitteilte , hegt man hier 311 Cande, mu man die Zuſtände des Polarmeeris ziemlich gut kennt, keine Furcht, weder für die Echiſje, nod) fiir die Bemaung und iibrigens denft auch die ruſijde Regierung, gewiß cine erſte Plutorität auf dicjem Gebiet , nicht an Edrijfbruch). Bis jetzt jehen die ruijjijche und die däniſche Regierung die Notwendigkeit einer Aufjudimgs Erpedition noch nicht ein . Wenn jedoch die Zeit für eine jolde
gefommen jein wird, dann ſind die koſten von geringer Bedeutung; dieſe Frage wollen wir regell, wenn es wirklich) 311 ciner Er pedition fommt, dod) id) bleibe bei dem nerbieten , welches ich ſowohl meinen , als dem holländiſchen Volfe gemacht habe , näm lid) allein die Koſten der Erpedition zu tragen .“ Wie man be merfen kann , werden die Jutereſſen der Erpedition fortwährend beherzigt; man m doch auch die Anſicht von Autoritäten auf dem Gebiet von Polarangelegenheiten, namentlich die Anſicht Kuß lands berückſichtigen ; ohne die Hilfe des genannten Staates wir den ja doch alle Maßregeln , die man in Holland nehmen könnte, ziemlich imirtam jein .
Isländiſde Fijderei. Aus Island meldet man : Mehr und mehr ſehen unſere Fiſcher ein , daß an die Fiſcherei mit offenen Booten viele Nachteile gebunden ſind . Daß dagegen die Fiſcherei mit bedcdten Edifjen große Vorteile bietet , ergibt ſich deutlich aus der großen Zaht joldier Echijje , die aus dem Ausland, nament lich aus Frantreiit), jährlid) an den isländiſden Siliſten erſcheinen amd jijchen , während die išländiſden Fiſcher das Zujehen haben . Mit gutem Erfolg haben ſich einzelne der letzteren ein überdedtes Fahrzeug angeſchajit, ded) fanm man derartige Schijje im Ausland leider nicht verſicherui . Man hofft, diejem llebelſtande durch Er : richtung einer Fijdergejellſchaft mit gegenſeitiger Verſicherung be :
nicht zu überjehen , viel „ billiger“ zlı machen ſind. Das „ Aus
land“ muß als geographiſche Zeitichrift die Südpolar Expeditionen befiirworten. Sollte aber eine oſtgrönländiſche Erpedition die Nera deutſcher Polarforſchung wieder eröffnen , jo wiirden wir uns dariiber nicht minder freuen. Ob nord- oder jiidwärts vor
gehend, laßt vor allem endlich einmal die Sache aus der 14 jährigen Stagnation herauskommen ! Der Dampfer „ lnije.“ Nicht ohne Bedauern regiſtrieren wir die Nachricht, daß der durch jeine glücklichen Fahrten nad) dem Jenijjei beriihmte Bremer Dampfer „ luje “ in dieſem Sommer wohl 3101 letzten Mal die Reiſe nad dem Jeniſſei durch das Mariſche Vicer machen wird .
Anzeigen
Die Allgemeine Zeitung (mit wiſſenſchaftlicher Beilage und Handelszeituug)
früher in Augsburg erſchienen it in Deutjdıland and Ceiterreich durd) die Poitanſtalten für 9 Mart viertel. jährlich (6 M. für die 2 Ickten Monate, 3 M. für den lekten Monat des Quartals ) ju beziehen . Preis bei directer Berjendung unter Streiſband lionatlid) 4 Mart ( M ), 60 für die anderen l'äilder des Weltpoſtvereins ). Quare lutpreis bei wöchen.i . Verjendung in elipojtverein M. it . 40, außerhalb des . jelbell M. 19 , 50
Probenummern uebſt neueſtem Quartal.Negiſter gratis .
Leitartitel , wiñcuidaftlide und handelspolitiſme auf: jätze 20. 10. in Nr. 121 bis 127 .
gegnen zil förmen .
Nachtrag 311 : „ Die polarfrage auf den 3. Deltiden
Beographentag." Zu mjerem lebhajten Bedanern verjümmer wir , in imſerem in Nr. 17 des „ Austand“ gegebenen Bericht
über „ die Polarfrage auf dem dritten Deutſchen Geographentay" 311 erwähnen , daß Proj. Neumayer, der Vorſtand der Deutſchen
Scewarte, dem Geographentag einen Bericht über die Thätigteit der Teutiden Seewarte iberjaudte und gleid zeitig den Wind üllerte, daß der Zentide ( icographentag ſic jiir die Suidpelar forſchungen ausſprechen moge.
Sir haben über dieſen Piridit
bisher feine näheren ungabeir erhalten fömen . Tie einzige irgendwie orientierende Viotiz finden wir in dem mis eben 311.30 gangenen zweiten Vierteljahresheſt der „ Teltiden (Beograpbiben Blätter “ , wo es heißzt : „ Jil dem Bericht wird das gleiche Ziel als
Angabe für die geographijdie Forſdung ins luge gefaßt , wie in dem Antrag des Referenten ( Brojevjors Dr. F. Kabil . Nur wird von Profeſſor Neumawer den Tiidpotargegenden ein bejon derer Vorzug gegeben .“ Die „ I cutjden Geographiſchen Blätter“
Die weſtrujjijchen Landesbefeſtigungen . Die Feier zur Eröffnung der jeweizeriſchen Landesaus . ſtellung in Zürich . sian Pă in Oeſterreich) jo weiter gehen ! Die Fortſchrittspartei in Heeresangelegenheiten . Deutſcher Heichstag .
( 1/11 . ,
Karijer Chronif. CXV .) leber Gau lind Bisthums - Gev : graphie. Von F. Thidictum . Briefe von Charlotte v . Halb an jean Paul. Friedrich Franz' || Putheil an dem Feldzuge von IST ( ) . Von v . Golvmb. Römiſche Puuialen . ( PIV .) Das Wifien der Gegenvart. zur Frage von den außerordentlichen Profejjuren qui den bayriſchen Landesuniverſitäten . Minchener kunſt. Von Fr. Becht . (Gerhard Rohljo in albejjiniert. ( 1. ) Die neue per : bart= ! 1sgabe. Von.s ). Vaihinger. Vom Herliner Leben . (II.
Das Jahrbuch der Kunſtiamundimgen des öſterreichiſchen Kaiſerhaujes. Rectitsgutachten der Münchener Juriſtenja: cultät über die rechtliche Stellung der jächſiſchen Nationaluniver: Von K. v . Lützow .
jität in Hermannſtadt.
Wiener Brieje. (CLIX .)
Handel:-, Banf- und Börjenzuſtände in Franfreich. Der Jah : resabſchluß pro 1552 des Gredit Foncier de France. 3ır Conver: tirung der Rente.
Aufträge für Streifbandjeudungen an die Erpedition in München .
weijen mit Necht darauf hin , daß projcilor Neumayer ſeit lange
Im Verlage der 3. 6. Cotta'lchen Budhandlung in Stuttgart
ein Freund und Bericciter der Südpolar Forſchmg jei , wie ition jeine Arbeit iiber die Erforſchung der Siidpolarregionen beweiſt .! Süd oder nordpoi ? Das rein geographiſche Juterenie weiſt im auf die , jelbſt in den Elementen der Erforſchung ju jehr zuriidgebliebenen Tiidpolarregionen hin , die gleichzeitig in geologiſcher Beziehung hente viel mehr Intereſſe bieten dürften,
erſchienen ſo eben und ſind durch alle ſoliden Buchhandlungen des Ju- und Auslandes zu beziehen :
als die Nordpolarregionen ; das nationale Siterejſe ſpricht für die
Wiederaujiahne der Grönland Joridhmgen , welche gleichzeitig, mas
Buds, Max, Dr. med ., Die WIotjäken . Eine ethno logiſche Studie.
185 Seiten
mit Ab :
( Auf Koſten der finniſchen Akademie der Wiſſen idajten in Helſingfors gedrudt.)
M. 10. --
Stein , Dr. Lorenz vou , Das Bildungsweſen. Erſter Teil.
1 Dieſe in der „Zeitſchrift für Erdkunde“ 1872 erſchienene Arbeit
Quart.
bildungen in Holzſchnitten und einer Farbentafel.
Das Syſtem und die Geſchichte
des Bildungsweſens der alten Welt. Zweite, ganz
iſt leider wie alle antarktiſche Litteratur z11 wenig bekannt geworden.
neu bearbeitete Aufl .
Wir empfehlen dieselbe den Polarintereſjenten nebſt der dazu ge hörigen vortrefflichen Marte. Hoffentlich fuiipft doch noch einmal eine deutſche šiidpolar Erpedition an dieſelbe all. N.D. R.
waltungslehre, der Ënneren Verwaltung zweites Hauptgebiet.) (Gros - Octav . 480 Seiten. M. 8 .
( Fünfter Teil der Ver
Trud ind Berlag der J. G. Cotta'ſchen Buchhandlung in München und Stuttgart.
Das Sluslaud. Wochenſchrift für Länder- und Völkerkunde, unter Mitwirkung von Profeſſor Dr. Friedrich Katzel und anderen Fachmännern herausgegeben von der
I. G. Gotta'ſchen Budhandlung in Stuttgart und Nünchen .. Sechsuudfünfzigſter Jahrgang.
München, 21. Mai
Nr. 21 .
1883 .
Jährlidy 52 Nummern à 20 Seiten in Quart. Preis pro Cuartal M. 7. Ju begiebert dur'd alle Buchhandlungen des 3n- und Auslands und die Poſt Rezenſions -Eremplare von Werten der einſchlägigen Litteratur ſind diritt an Derrn Profeſor Dr. Friedrich Kakel in München, Alabeinieſtraße Nr. 6, ju Juſertionspreis 20 Pf. für die geſpaltene Seile in Petit. jenden .
amier. -
Inhalt : 1. Das Feilen der Zähne bei den Bewohnern 003 C ſtindiſchen Wicipels , ſpeziell bei den Javanen . Nebſt einem ethno graphiſchen Fragebogent. Mit Abbildimgen .) Von A. P. Micrer. T. 101. - 2. Aus l'applands Natur und Völkerleben . Mit Abbildungen .) Nach Paul H. du Chaillu . ( For taling . ) S. 106. 3. Eine Echiilcrrcije. Š . 110. - 4. Die Kolonijation Senegambiens. Ein Beitrag zur Molonijationsfrage. Š . 113. 5. Leber Giid (Georgien. 9.11 . - 6. Kleinere Mitteilungen : 9. 415. Vergleichung des deutſchen und franzöſiſchen Ausfuhrhaudeis nach projeiſor Coctbeer. ' Ter japaneſi che Handel friiher und jetzt. Tas Multiplifations Anemometer von Eugène Bourdon . Dic Mythe vom Pflanzenſchaf (Karanet ). 7. Notizen : Ĉ . 117. Allgemeine Eidfunde. Afrifa. 8. Litteratur : O. 119.
9. Korreſpondenz : S. 120 .
Das Feilen der Zähne bei den Bewohnern des Oftindiſchen Ardipels, ſpeziell bei den Javauen . Von A. B. Meyer.
Im VII, Bande der Mitteilungen der Anthropolo giidhen Geſellſchaft in Wien “ ( 1877) veröffentlidite ich einige Notizen über das cilen der Zähne bei den Volfern des Oſtindiſchen Archipels und bemerkte bei dieſer Gelegen u. a. folgendes :
,,Es herrſcht faſt in feiner Gegend des Oſtindijden
ten und eingehenden Studie, betitelt : ,, Die fünſtliche De
formierung der Zähne" , mit einer Karte und 8 Holzſdynitten, in der Zeitſdrift für Ethnologie, 14. Jahrgang, 1882, S. 213-262, auch das Feilen der Zähne bei den ,,Ma laien des Indiſden Archipels “ (S. 240—255 ) im ſpe ziellen beſprodien und verſudyt, zwei Typen zu unterſcheiden : die Flädien Neilung und die Relief- Feilung. Die Flädit - Heilung beſteht in der einfadyen Ab:
Feilung der vorderen Fläche und wird an 49 Schädeln aus
allein es kann geſehen , daß z . B. von drei Brüdern cin
verſchiedenen Muſeen des Näheren nadygewieſen : Singa pur 1 ; Sumatra 3 ; Borneo 2 ; Java 6 (das Berliner Muſeum bejißt auferdem viele andere, wvelde aber nicht einzeln aufgezählt werden ); Chineſen 5 (dieſes ſind einge wanderte Chinejen, welde ſid, auf Java oder ſonſt wo
jeder die Zähne anders gefeilt trägt , denn jeder wählt nad)
dem (Sebraude unterzogen ); Madura 3 ; Bali 6 ; Zelebes
ſeinem Geſchmade; nod) weniger bindet ſid ein Stamm , eine Familie, an eine Art. Es wird im großen ganzen die Sitte daher nur als Schmuck gelten können , nicht als ein Zeichen der Zuſammengehörigkeit; dennod laſſen ſid)
11 ( cs ſind zwar 12 aufgeführt, aber darunter 2 Makaſſar: Schädel aus dem Dresdner Muſeum ; dieſes beſißt jedochy mur cinen. Dagegen wird nur einer aus dem Petersburger Muſeum namhaft gemacht, aber bemerkt, daß es noch
Archipels nur eine Art des cilens vor , ſondern überall,
wo es überhaupt geſchicht , ſind mehrere Arten Mode. Zwar fugt man ſid) oft ciner ſolden Mode oder Sitte,
vielleicht ... verſchiedene Gruppen unterſcheiden, d . h. es
andere beſiko) ; „ Aljurus“ 4 ( hiemit fönnen Bewohner von
finden ſich gewiſſe Moden oder Sitten lokaliſiert , es wer den gewiſſe Arten des Feilens mit mehr Vorliebe in be ſtimmten Gegenden geübt.“ Neuerdings hat v. Zhering in einer hodiſt intereſſan
Nord- Zelebes, Zeram , Buru und audy nod) anderer Inſeln gemeint ſein ); Sangi 1 ; Tabello 1 ; Ambon 5 ; Neu -Guinea 1 .
Ausland 1683 Nr. 21 .
Das Dresdner Muſeum beſitzt außer den 9 von
v. Jhering aufgezählten noch 4 ; dieje 13 ſtammen aus 61
Tas Feilen der Zahne bei den Bewohnern des Oſtindiſchen Archipels, ſpezieữ bei den Javanen.
402
Sumatra , Java , Madura , Bali , Süd - Zelebes , Sangi und Ambon (Mitteilungen des Muſeums III, S. 333 u. ff., 1878). Zuckerfandl (Novara -Reiſe , Anthropologiſcher Teil I, S. 38) hat idon im Jahre 1877 39 malaiiſche Schädel
benadybarten kleineren Inſeln , nachweiſen zu können , gibt jedod dieſe Beſchränkung mit Reſerve, da das zur Beur: teilung der Frage vorliegende Material cin nod unge: nügendes und aud nid t zuverläſſiges iſt. v. Jhering fennt 14 derartige Sdädel : Sava 6 ; Madura 5 ; Bali 1 ;
mit Zahn - Feilung aus Wiener Muſeen
Selebes 2. Ron Madura führt derſelbe noch einen Schädel aus dem Dresdener Muſeum auf, allein dieſes beſitzt nur einen
erwähnt, da
runter 19 mit Fladı-Feilung: Malakka 1 ; Malaien ( ?) 4 ; Java 1 ; Madura 1 ; Chineſen 2 , Miſchling zwiſchen Ma laien und Chineſen 1 ; Bali 3 ; Zelebes 3 ; Ambon 3 . In dem
genannten Werfe finden ſich auf Taf. XXIII
einzigen von dieſer Inſel und dieſer iſt mit Flädyen - fcilung an den Zähnen verſehen ; ferner wird ein Leipziger Madura Schädel irrtümlicherweiſe zweimal notiert und ein Schädel
und XXIV Abbildungen folder Zähne, wie ſie auch Flower Faſhion in Deformity, 1881 S. 29 ) gegeben hat.
mit Relief- Feilung ohne Vaterlandsangabe fann überhaupt
In ſeinem bekannten Katalog ( 1879 ) führt der leştges
fandl don 6 folder aus Wiener Muſeen namhaft ge madyt und 3 auf Tafel XXIV abgebildet: Sava 2 ;
nannte Forſcher unter 10 malaiiſchen und javanijden Schädeln nur 2 mit flad - Feilung auf. Van der Hoeven hatte in einem Ratalog ( 1860 ) einen javanijden Sdädel mit fehr ſtarker Sahneilung
namhaft gemacht, aber jedenfalls es nur nicht der Mühe
nicht in Betradit gezogen werden . Dagegen hatte Zuder
Madura 2 ; Makaſſar 1 ; Ambon 1. Ebenſo bildete Flo: wer einen von Java ab und Davis hatte dyon bei 7 Sdäden Relief- und Spitz - Feilung angegeben : Relief Feilung bei 2 javanijden , Spiß - Feilung neben Reliej:
wert gehalten , ein ähnliches Verhalten bei vielen anderen
Feilung bei 4 javanijden und einem Alfuren. ( Davis
zu erwähnen .
führt außerdem nnd einen Madureſen und einen Al furen auf, allein dicje zwei verhalten ſic ), wie mir Profeſſor Flower, mitteilt anders .) Es laſſen ſich alſo nach Cbigem im ganzen etiva 28 malaiiſde Schädel mit Relief: Feilung als befannt aufzählen (gewiß gibt es mehr in
Prolif beſaß in ſeinem Muſeum ( Katalog von Duſſeau
1865) 30 malaiiſche Schädel mit gefeilten Zähnen : Ma: laien ( ?) 2 ; Borneo 2 ; Zelebes 12 Makaſſar, Alfure ( ?) 1 ; Halmahera
Java 6 ; Madura 2 ; Bali 1 ; Bugis, Gorontalo , Manado ); 1 ; Ambon 2 ; Timur 1 .
Sammlungen , allein leider werden ſolche Sdäße nicht
Davis führt ſogar ( Thes, cran . 1867 und Suppl. 1875 )
überall durd) Publikationen allgemein zugänglich gemacht,
51 malaiiide Smädel mit flad gefeilten Zähnen auf: Ma:
ſpeziell dürften holländiſde Muſeen reid daran ſein, allein
laien ( ?) 2 ; Banfa 2 ; Nias 1 ; Sumatra 4 ; Borneo 5 ;
dieſelben ſind vielfach in dieſer und anderer Hinſicht ſehr Al ſteril.): Java 15 ; Madura 7 ; Bali 1 ; Zelebes 3 ; AI
Philippinnen ,, Vijaya Kamando " ) 4 ; Java 23; Madura 5 ; Bali 1 ; Bima 1 ; Zelebes 2 ; Ambon 1 . Die von v. Jhering beigebradyten Zahlen laſſen ſich alſo
mit Leichtigkeit, da ich die Litteratur an dieſer Stelle nidyt erſchöpfen will, um ein Beträchtlidies vermehren. Wir er halten nad Obigem insgeſamt ctia folgende 156 Belege für Fladyfeilung : Malakka 1 ; Malaien ( ?) 8 ; Singapur 1 ; Banka 2 ; Sumatra 7 ; Nias 1 ; Borneo 9 ; Philppinnen 4 ; Sava 42 ;
Chineſen 7 ; Mijdlinge zwiſden Malaien und Chineſen 1 ;
furen ( ? ) 1 ; Ambon 1 .
Die von v. Jhering vermutete Begrenzung der Sitte der Relief-Feilung auf Java, Bali, Madura und Zelebes erhält durch den Schädel von Ambon jdon eine bemerkenswerte Abänderung, wie auch der Alfuren -Schädel anderswoher als von Zelebes ſtammen kann , während Java und Ma dura allerdings noch mehr in den Vordergrund treten, ,
Madura beſonders , da dieſe Infel, mit Java verglichen, klein iſt und man kaum annehmen kann, daß relativ viel mehr
Sangi 1 ; Tabello 1 ; Halmahera 1 ; Ambon 11 ; Timor 1 ;
Schädel von erſterer nad Europa gekoinmen ſein ſollten, als von letterer. Allein es ſind von Madura aud) an
Neu - Guinea 1 .
dere Arten der Feilung bekannt.
Madura 11 ; Bali 11 ; Bima 1 ; Zelebes 29 ; Alfuren (?) 5 ;
Der zweite von v. Sbering aufgeſtellte Typus der
Neben den genannten zwei Feilungs-Methoden glaubt
Zahn- Feilung, die Relief- Feilung, beſteht in der Heraus:
nun v. Jhering im Oſtindiſchen Archipel die Zuſpigung der Zähne ohne Relief - Feilung derjenigen init einer ſolchen
Feilung eines dreieckigen , erhaben ſtehen bleibenden Mittel feldes , entweder mit Abſdyleifung des unteren Randes
gegenüber ſtellen zu müſſen , lektere beſchränkt auf Java,
oder mit Spits- Feilung desjelben. Beide Typen aber , die
Bali , Madura und Zelebes , was jedod ), wie wir idon
Flächen - Feilung und die Relief: Feilung , kommen auch zu : ſammen vor, ſelbſt an den Zähnen eines und desſelben Individuums, ſie können alſo nur unter Umſtänden dazu dienen , cine ethnologiſche Diagnoſe zu ſtellen , inſofern nämlid ), als eventuell die Relief -Feilung eine beſdyränktere Verbreitung hätte , als die Flächen- Feilung , was v. She
ring anzunehmen geneigt iſt. Er glaubt die Relief- Feilung nur auf Java , Bali , Madura und Zelebes, abgeſehen von
jahen , nicht ganz zutrifft, erſtere eventuell vorkommend bei Negritos auf Luzon und bei Papuas auf Neu -Guinea , bei welchen zwei Naſſen Spit- Feilungen bekannt geworden
ſind, allein aud) hier gibt der verdienſtvolle Anthropologe
eine foldşe Scheidung nur mit Reſerve, da zu wenig genaue Angaben bis jekt vorliegen. Er fordert jedoch auf, in Zukunft beſſer auf die Art der Spit- Feilung der Zähne zul adyten , damit die Frage entidhieden werbe.
Das Feilen der Zähne bei den Bewohnern des Oſtindiſchen Ardipels, ſpeziell bei den Javanen. Ich bemerke noch beſonders , daß auch in Siam Zu: ipißen der Zähne vorkommnt ( nach Flower S. 32 ), aller:
dings iſt nicht angegeben, ob mit oder ohne Relief seilung. Dagegen hat v. Haſſelt (Midden -Sumatra III, 1 ; Taf. XXIV, Fig. 4) von Sumatra ſpitgefeilte Zähne ohne Nelief Feilung abgebildet .
Eine Art der Feilung, welde ein Dresdener Schädel von Atjeh darbietet, fand ich außer bei dem lektgenannten Autor nod nicht erwähnt; es läuft nämlich eine ſchmale
Nille quer über die Vorderfläche des Zahnes. Luer- Furd): ungen erwähnt Zuckerfandt bei 1 Sumatra , 2 Java-, 1 Chineſen , 2 Maduras, 1 Makaſſar- und 2 Bugis-Sdädeln . Derſelbe ſpricht dann nod) von mulden-, idyalen-, dellenför mig, tief ausgeböhlt und tief gefurdt gefeilten Zähnen ( Java, Madura, Sumatra, Ambon , Chineſe ), welde v. Jhering viel
leidt alle in ſeine Kategorie der Flädienfeilung einbeziehen Es fragt ſich jedoch bei alledem : Sit die von v. Jhering verſuchte Einteilung überhaupt durdyführbar ? Bei dem wenigen Authentiſchen , was bis jebt in der That über dieſe Dinge bekannt iſt , wollen wir an der Hand eines vor nicht langer Zeit in holländiſcher Sprache würde.
403
drei Arten Meißel: den gewübnliden , einen kleinen Hobl meißel ( tatahkl untung ) und einen kleinen runden (tatah těkuk pěndjatos); ferner zwei kleine Feilen , wveldje nad den Meißeln zur Anwendung fontmen : cine platte und ſehr
feine (pang -lus ); endlich eine kleine feine Säge und eine Kneifzange ( pangongkék) , welde nad dem Sägen in Gebraud, fommt ( Inſtrumente mit dem Namen obeng und pangot werden auch genannt). Dieſe Gerätid aften reibt er öfter mit Arſenik, Rleie und Zitronenjaft ein . Zur Vor
bereitung faut der zu Dperierende rohen Reis in der Hülſe und Gelbwurz ( kurkuma, kunir), wodurch die Arbeit leidyter von
ſtatten gehen ſoll ; es macht dieſes den ganzen Mund gelb. Der Betreffende legt ſich nun auf den Boden nieder, mit dem Kopf auf einer kleinen Bank (dingklik ) und läßt ſid, die Augen verbinden . Blajend und ſpuckend ſprid )t der tukang pangur dreimal ſeine Zauberformel ( djôpô, dorô, rapâl ), binter deren Sinn zu kommen idywer iſt, da man glaubt, jie verliere, durch Mitteilung ihre Kraft und da ſie audy meiſt keinen vernünftigen Sinn hat. Der Mund wird mit ein paar Hölzchen offen gehalten und die Bearbeitung mit Meißel und Hammer, wenn es ſich um Zuſpitung handelt,
Zendelinggenootschap" ( 1881 vol. XXV. S. 197—205)
beginnt. Zuerſt werden die vier oberen Sdyneide-, dann die beiden Eckzähne verbeſſert uud idyließlich die zugeſpißten
erſchienenen Aufjaßes von Kreemer : ,,Einiges über das
Zähne mit der feinen Feile bebandelt. Meiſtens beſchränkt
Feilen der Zähne bei den Javanen “ beibringen , da es an
ſich die Dperation auf die Schneide- und Egzähne des Oberfiefers , mur jelten werden auch die oberen Badzähne verſtümmelt. Die Zähne des Unterfiefers bleiben nach Kreemer ſtets intakt, allein ſdon Davis führte einen Java und einen Madura - Schädel auf , an wvelden ſowohl die Zähne des Ober- , als auch diejenigen des Unter: fiefers gefeilt ſind und aud Zuckerfandl erwähnt einen folden Fall. Das nun folgende Schwärzen der gefeilten Zähne geſdieht mit Rokosnußwaſſer, in welches ein Stück glühendes Giſen gelegt und einige Tage darin gelaſſen wird ; dieſe Flüſ ſigkeit heißt banjon. Das Ausſpülen mit dem Mofosnuß waſſer jest man noch einige Monate fort, um den Sdmerz zu ſtillen , Blutung zu verhindern und die Schwärze zu vermehren. Um letzteres zu erreichen , fauen mande vorber noch einen jungen Granat Apfel. Bei den Formen 4 und 5 ſdhwärzt man nicht , ſondern fägt oft nur die beiden
in den Mededeelingen van wege het Nederlandsche ת
und für ſich ſowohl, als audy in bezug auf die eben auf
geworfene Frage nidyt vhne Intereſſe und Bedeutung ſein dürfte.
Alle mohamedaniſchen Inſulaner wenden ihrem Gebiſſe die größte Sorgfalt zu , oft unter vielen Schmerzen und ſtets, wenn auch meiſt ohne es ſelbſt zu wiſſen , unter Er füllung einer religiöjen Verpflichtung. Es gibt vieler Orten
einen Zahnfeiler (tukang pangur), manchmal diefelbe Ber ſönlichkeit, welche die Beſchneidung ausübt; er gebt in die Dörfer und ruft, wenn er junge Männer und Mädchen
ſieht : „pangur, pangur“, oder dieſe ſuchen ihn auch in
ſeiner Wohnung auf. Bei ihm beſtellt man eine beſtimmte Art der Feilung, oder aber er fragt, wie man gefeiltwerden
wolle : , widji kraï“ , d. i. faſt ſpit ( fig. 1 ) oder ,widji
semongkô“, d. i. weniger ſpit (Fig. 2), oder bis auf das Zahnfleiſd) (Fig. 3 ), oder nur ein wenig geradlinig abge
feilt (Fig. 4), oder endlidy , ogělar djontrô “ ( Fig. 5).
775 Fig. 1.
Mittelzähne ab und färbt ſie gelb, oder faßt ſie in Goli leşteres thun Wornehme in den ſogenannten Fürſtenländern
auf Java. Fig . 2.
Fig . 3.
Fig. 4 .
Fig . 5.
Meiſt wählt der junge Mann Nr. 4 und zwar je näher er einer Stadt wohnt, deſto weniger läßt er abfeilen ,
um nid)t von den , Damen “ als zahnloſer Alter ausgelacht zu werden . Nr. 3 iſt ſehr ſchmerzhaft, es folgt meiſt ſtarke Andywellung und beftige langandauernde Blutung. Viel
leicht entſpricht Nr. 1 und 2 v. Jhering's Relief- Feilung. Die Gerätſchaften , welche der tukang pangur ge braucht, ſind die folgenden : ein Hammer, ein Anſaßſtein,
Einige Zeit nach der Operation barf der Betreffende feinen Zuder, feine Tamarinden , feinen Pfeffer, feine See
fiſde , keinen getrodneten und geſalzenen Fiſch und keine Hübnerknodien cijen , denn auch dieſe werden gewöhnlid mit den Sähnen zermalmt. Als Bezahlung für die etwa 20 Minuten in Anſprud nehmende Behandlung gibt man einen Troß Pijang (Ba nanen ), die Ingredienzien zum Sirihkauen , einige Enten und bis zu 1 Gulden in Geld. Nad der Operation wird man für voll angeſeben und zum Zeichen deſjen präjentiert
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Das Feilen der Zähne bei den Berrohrern des Oſtindiſchen Ardipels, ipeziell bei den Javanen .
die Frau des tukang pangur die Sirihdoſe. Nunmehr bat man das Recht zu heiraten. Ganz ähnliches wird von Sumatra durd v. Hajjelt
(Midden -Sumatra, III, 1 ; Seite 7, 1882) beriditet : Junge Männer und Mädden ſagen es ihren Eltern , wenn ſie die
Zähne gefeilt zu haben wünſchen oder erſtere jagen es auch ihrem Lehrer oder Meiſter. An dem dazu beſtimmten Tage wird der tukang pape, der Saunkünſtler, mandual auch eine Frau, geholt und unter Anbieten von Betel und
Propheten, handelt von einem Kriege zwiſchen Mohamed und dem Fürſten von Lakad. Mohamed batte einen Oheim , Diajeng Nônô, einen tapferen Streiter, begabt mit über natürlicher Madyt und ſtets geſucht als Vorfechter in der Schladit. Bis in fein bobes Alter hinein , ſelbſt als ſeine Augen don dywac wurden , blieb er ein Ehrfurdt er: wedender Mann. Ilm dieſe Zeit ſudite Mohamed den
Fürſten von Vatad mit der Waffe in der Hand zum Ueber tritt zit givingen .
Allein dieſer widerjepte ſidumd zog
Pinang erſucht, die Operation vorzunehmen . Vorber läßt
jelbſt vor Metka , um die Stadt zu erobern , unterlag je
der tukang den Patient gebrannte Papaja - irudit fauen , um die Zähne vorzubereiten und lekterer legt ſid, nun rüdlings auf eine Matte mit einem Miljen unter dem Kopfe ; zwiſchen die Zähne wird ein Stück Holz geklemmt. Der tukang bat ſeine Inſtrumente, eine Säge aus einem Meſſer gefertigt (pisau gagadji ), einen ſpitzen Stein ( batu) oder eine Feile in eine fupferne mit Wajjer gefüllte Sduale gelegt und dazu einige Kräuter und das eine oder andere goldene Objekt gethan. Zuerſt werden die oberen und
dod ).
dann die unteren Zäbne bearbeitet, die Badzäbne läßt man unberührt, da ſie dod) nidt zu jeben ſind.
Auf Nache bedadot, bat er den benad barten Furſten
Djênggi um Hilfe und dieſer gewährte ihm dieſelbe. Die Streiter unter Djajeng Nôno ivurden durch gegrabene Gruben überliſtet umd jo ſtarb aud Djajeng Nono ; Mobamed
mit ſeinen (Betreuen mußte in einen abgelegenen Wald flieben. Dod) aud) bierbin famen die Feinde. Nun traf es jid , daß ein Bienen dwarm auf einen Baum einfiel, welder den Verſted Mohamed's bejchattete. Djênggi,
welder die Verfolger fübrte, ſagte : „Id) glaube, daß er ſich hier verſtedt bat.“ „ Viein ," meinte ein anderer, „ das iſt nicht möglid ), denn wären eben Wenden bergekommen , ſo würden die Bienen fortgeflogen ſein .“ So wurde der
beginnt mit dem Stein oder der Feile , indem man den Zahn einferbt, ſdneidet dann mit der Säge das betreffende
Propbet burd ( ottes Barmberzigkeit gerettet. Bald aber
Stück ab und glättet dhließlich mit dem Stein . Die unteren Zähne werden ſtets bis auf das Zabnfleiſd ab
näberte ſich eine andere Abteilung des feindliden Heeres. Man wollte das Interholz fappen. Sowie Diobamed
geſchnitten , was bulè heißt , bei den oberen kennt man
dieſes hörte, kroch, er mit ſeinen Jüngern in einen nahen,
drei Arten des Feilens : balantiëq , mit einer Kinne, tara kasan , gleichmäßig abgeſchnitten und runtjing, ſpik.
aber trođenen Brunnen . Eben waren ſie unten , ſo kam cine Gidectie und verwijdte die Fußſpuren und gleid
Dieſe lektere Art ſab v. Haſſelt in Cebung und in dem XII . Kôtô . Auf Tafel XXIV des genannten Werfes finden ſich Abbildungen jo deformierter Zähne und der genannten Inſtrumente. Die Säge wird nad sem 6c brauche in einen Pijangſtamm geſtoßen , um den Patient
Darauf ſpann eine große, dwarzgrüne, geſtreifte Baum jvinne vor die Deffnung des Brunnens ibr pradytvolles
gelbes het. Die naben Soldaten vermuteten daber nidt, Daß binter dieſem Spinnengewebe jid Monden eben ver
vor idädliden Folgen zu bewabren , aber die Säbne werden
itect baben fönnten . Anders aber ein bald darauf ber anzichender Trupp ; dieſer dropite Argivobni, wurde jedod
auch zur Linderung des Sdmerzes mit einem Papp be
von den erſteren berubigt und eines Beſſeren belehrt und
chmiert.
Der Zabnkünſtler bekommt etwa
Gulden ,
man jepte die Verfolgung gemeinjam fort. Es kamen je
ferner Reis, Huhn und Piſang. Wenn die Sdimerzen des
dod, noch andere Soldaten ; auch dieſe vermuteten, daß
Operierten nachgelaſſen haben , werden die Zähne gewürzt (welches Berjabren v. Haſſelt im einzelnen bedreibt): es
der Propbet in dem Brunnen ſtecke und warfen daber
iſt ein Irrtum zlı meinen , dieſelben würden durd Betel fauen idywarz, biebei bleiben ſie weiß wie Glfenbein und vor Fäulnis beivabrt , die Ausübenden leiden daher nicht an Zahnweh ; vom Betelkanen röten ſic) nur Zahnfleiſd ), Zunge und Lippen ſtarf. Erſt ein Jahr oder länger
med aber binauf und es wurden ihm vier ſeiner oberen
1
nad dem Feilen werden die Zübne mit Gold verziert, der Goldidmied bohrt dazu Voder binein und fertigt den goldenen Belag an , der Zabnkünſtler aber befeſtigt den ſelben.
Den Grund der auf Java jo allgemein verbreiteten eigentümlichen Sitte der Zabnverſtümmelung ſucht Kreemer in einer Pegende des Balam und da, meines Wifiens,
dieje in jolder Beziehung nod nicht angezogen wurde, jo will ich ſie in Nürze reproduzieren : Der letzte Teil (Pafad ) der Ambio , der 8cdichte des
Steine binein .
(Serade in dieſem Augenblice jab Moba
Sähne ausgeſdlagen. Allein der Feind zog fort und man war gerettet umd voll freude. Später fiel es den jüngern Mobameds auf, daß die Lippen des Propheten von Blut rot und joine oberen Sähne abgebrochen waren . Sie fan den das ſchön und in es ſo viel als möglich radyzuahmen ,
ward es Mode, daß man ſeine vier oberen Zübne abfeilen lieb und Betel und Tabat faute.
Mobamed bieß diejes
nicht allein gut, ſondern er madyte jogar eine Vorſdrift Daraus.
Kreemer jagt mum icon , es ſei auffallend , das viele
Araber und Prieſter dieſer Verpflidtung nidyt nachfämen, wübrend Coincien jid der Operation unterzieben und zum Chriſtentum befehrte Inländer nicht davon ablaſjen. Audy ſei es bemerkenswert, daß die Javanen im allgemeinen ſidy
Das Feilen der Zähne bei den Berrohnern des Oſtindiſchen Archipels, ſpeziell bei den Javanen.
405
io bereitwillig dieſem Gebraude unterzogen hätten . Dieſe Jeben jedoc) ſelbſt folgende Erflärung hierfür. Sie ſagen :
zweifellos aud der Veränderung, der Mode, unterworfen.
,, Viele von uns haben ein unegales Gebiß, ein Zahn ragt oft vor dem anderen vor , oder die Lippe iſt aufgeworſen ,
zugsveiſe gewiſſen Gegenden cigentümlich ſind und in ge wiſſen anderen nie vorkommen , wie vielleicht die Zuſpits ung mit Nelief Heilung, allein es feblen noch ſo gut wie alle Unterlagen zur erakten Beurteilung dieſer Dinge; ab geſehen bievon aber iſt der betreffende ethnologijde Cba
weil alle Zähne zu weit hervorſtehen. Dieſes kommt daher, daß wir beim Chien alles mit den Zähnen abreißen und abziehen und ſo jeben viele von uns icon in der Jugend
wie Hunde oder Affen aus, wie man uns auch oft ſdyilt. Das Feilen der Zähne gibt dem Munde nun wieder eine menídliche Form . " Aud die Malaien Sumatras ſagen
Sehr möglid ), daß gewiſſe Arten der Verſtümmelung vors
von großen , weißen Zähnen nad v. Gaſſelt: saroman
rafterzug ſchwerlid dazu angethan , um überbaupt weiterge bende Sdylüſſe für die Bewohner dieſer Gegenden der Erde zu erlauben , und id) ziveifle , daß an der Hand desſelben , wie v. Sbering bofft, die Entwirrung der jeßt vielfady
andjing, ganz wie ein Hund. Daß manche Schädel aus dem Dſtindiſden Archipel
welt " gelingen werde.
11
gemiſchten Volks- und Raſſen -Elemente der Indiſchen Inſel
ein ganz auffallend prognathes Gebiß haben , ſowohl aus dem eben angeführten Grunde, als aud infolge des Rauens
von Betelnüſſen und ungelöſchtem Kalk,
fann
ງາ ໂດດ it
wohl in faſt allen Sammlungen jeben.. Die Dresdener
Hofrat Dr. A. B. Meyer teilt und gleichzeitig ein Zirkular in holländiſder Sprache, die Zahnfeilung im Dſtin
weiſt eine Heibe folder auf. Der von v. Maclay auf den Admiralitäts - Inſeln beobachtete ſogenannte Macrodontis mus, welden jedod) Mojeley dort nicht gejeben bat, mag
diſchen Archipel betreffend, mit, in welchem folgende Fragen
feine anderen llrjaden haben (aud de Noepitorii jand bei
ans Herz legen mödten :
den Nitobarejen ungewöbnlid große Zähne infolge von Weinſtein ), feinenfalls iſt die Erklärung Halfanjak von Seiten der Javanen cine unge didt . Sabrideinlich aber bat ſdon vor der Einführung des Jolam im Archipel die Sitte, die Zähne zu verzieren und zu verſtümmeln, ge
herrſcht, was keiner weiteren Erklärung bedarf, da ja kaum ein Körperteil des Menſchen einer künſtlid)en Deformierung entgangen iſt. Auch nichtmobamedanijde Kölfer des Ar dipels pflegen die Sitte noch jeßt. Der Jolam hat viel
leicht aus Anlaß der mitgeteilten Legende der idon vor bandenen Neigung ſtarfen Koridub geleiſtet und es mag jid daraus die jo weite Verbreitung der Sabnjeilung bei
den mobamedaniſdien Malaien erflären, bei welchen etwas zu einer zwingenden religiöſen Inſtitution wurde, was andere Wohamedaner aus äſtbetijden Hudſidten unter: lieben oder niemals ausübten .
geſtellt werden , deren Beachtung und eventuelle Beant wortung auch wir unſeren Lejern in jenen Ländern dringend 1 ) Iſt das Feilen der Zähne ein religioſer Gebrauch ? 2) In welchem Alter wird es vollführt ? a ) bei Knaben ? b ) bei Mädchen ? 3 ) Wer vollführt es ?
4 ) Auf welche Weiſe wird es ausgeführt ? 5) Welche verſchiedene Arten der Zabnfeilung gibt es ?
6 ) Weldye Namen haben dieſelben ? 7 ) Selchen Effeft haben ſie ? Hier muß genau unter
ſchieden werden , ob allein die Vorderfläche der Säbne an- oder abgefeilt wird (was genau zu be dreiben wäre ), oder nur die Seiten , oder nur die Schneide, oder welde Kombination ſtattfindet, end: lid ob beim An oder Durchbohren Metall oder
dergleichen zum Ausfüllen gebraucht wird. Zeich :
nungen und Zähne zur Erläuterung ſind erwünſcht.
Daß bei den Dajaks auf Borneo jowobl Yabnſeilung
8 ) kommt Spitfeilen der Zähne vor ohne Feilung der Vorderfläche ?
als auch An- oder Durchbohrung der Zähne und Auss
9 ) Mesbalb laſjen ſich die Gingeborenen ihrer eigenen
füllung mit Metall vorkommt, iſt bekannt (Boyle, Davis,
Grabowsky ). Auch von den Philippinen wird ähnliches mehrfach beridytet; in früheſter Zeit wurde bier Berzier ung der Zähne mit Farbe und Metall geübt ( Thévenot, Jagor) , noch heute iſt letteres bei den Igorroten im Sdywange (Semper), auch Feilung bat man an Schädeln von den Viſayas beobadytet (Davis) und gewijje Negritus Stämme üben die Spiß - Feilung ohne Helief- Feilung aus,
wie von mir mitgebradte Schädel beweiſen und wie idy
is an Lebenden beobadytet habe ; audy die Bagobos auf Mindanao feilen die Zabne je nach der Mode ſpits oder breit (Ausland 1883, Nr. 15 , S. 298.) Aus der oben mitgeteilten Sdilderung iſt erſichtlid ), daß auf Java und Sumatra viele Arten der Zahnfeilung gleich zeitig geübt werden , und eine jo allgemein verbreitete Sitte iſt Uusland 1883 Nr. 21 ,
Anſidyt nach die Zähne feilen ? 10 ) Feilt man auch Bagzähne ? 11 ) Feilt man aud Zähne des Unterfiefers ?
12) Rann jeder ſeine Zähne "feilen laſſen wie er will , oder gebühren einigen Ständen beſtimmte 2Neijen des Feilens ?
13 ) Sagt man etwa bie und da , daß der Gebraud, ein ausländiſcher ſei und wenn , mit weldien Grün den wird eine ſolde Anjidit geſtüßt ?
14) Wären nod Einzelbeiten beizubringen, welche nicht in die Grenzen obiger Fragen fallen ?
62
218 Lapplande Natur und Völferleben.
406
Aus Lapplands Natur und Völkerleben.
im Süden hobe Berge hervor.
Ueber eine Kette niederer
Hügel, an Strecken guten Weidelandes vorbei, gelangten wir zu dem Ausfluj cines zweiten Soes , der Aufſtieg war
Nach Paul B. du Chaillil.
( Fortſetzung.)
überaus beſdwerlid) und wir kamen , obgleid, das Thermo Die Sommertradit der Pappländer erdeint dem Rlima
meter auf -- 160 C.ſtand, in Sdyweiß gebadet, oben an . Der
in den Bergen trefflid, angepaßt. Meine Führer trugen
Wind, welder auf der Höhe mit vermehrter Schärfe webte ,
eine bis über die Kniec reidende Bluſe aus grobem , grauen
madite ſidins deshalb in doppelt unangenehmer Weiſe bemerflidy; zum Glück gibt es in dieſen boben Regionen nod Zwergbirten und rajd zündeten wir ein Feuer an ,
Wollenſtoff, Vadmal genannt, welche, vorn am Galic offen, ein Hemd aus dem gleiden Material jeben ließ. Enga anliegende Beinkleider aus Renntierleder, um die Sinödel mit
idmalen Lederſtreifen befeſtigt, Sdube aus dicerem Leder mit aufwärts gebogenen Spißen , eine grobe, wollene Müre, ein Gürtel mit daranbängendem Meſſer und auf dem Nüden ein Pederſad für die notwendigen Nahrungsmittel vervollſtändig
um uns während der Najt wenigſtens eine Taſſe Kaffee bereiten zu können . Non imſerem erbabenen Standpunkte aus bot ſich
um
ein über die Maßen trauriges kandidaftsbild - weit
nad Süden und Südoſten bin ſtredten gewaltige Berge
ten das Roſtüm . Die Frauen tragen ganz dicjelbe Kleidung, nur iſt ibre Bluſe länger und am Galje gedloſjen .
ibre, mit rieſigen Felsblöcken bedeckten , fablen Häupter empor, während nad den übrigen Seiten didite Nebel
Der ſtetige Begleiter des Lappländers iſt im Sommer nod, ein etwa 2,5 - m . langer , fräftiger Birkenſtoc, dejjen
dilcier die Ausſicht verbüllten . Die blauen Umriſe des Suli
er ſid beim Bergſteigen und dem Durdwaten der Flüſje zu bedienen pflegt.
Nadidem wir eine Weile mäßig bergan geſtiegen , er
telma verloren wir niemals ganz außer Sicht, die Spike des Berges jelbſt aber blieb unſeren Bliden verborgen . Nur mübjam famen wir vorwärts, an manden Stellen janfen wir bis zu den Knieen in den weiden Sdnee
blidten wir den von dneebedecten Sügeln immjäumten Lang Vand, den däumenden , tobenden Yfien , den Sommi
ein , dann ging es wieder über naſjen Sandboden, oder
und die Erva vor uns.
überflettern .
Eine Strecke weiter und wir befanden uns mitten in einer Gegend voll gewaltiger Wildbeit und Haubeit. Stumpfe, nadte Hügel ſtarrten uns entgegen , Blöde der
Das Thermometer auf — 160 C. gefallen .
verſchiedenſten Größe und Form , nad tauſend und tauſends
jährigem Bemüben durd die Kälte von den Felſen loge gelöſt, bedeckten den Boden ; Sdmeeweben wurden 367011 reider , didter Nebel unwallte die Bergſpitzen und den etwa 1920 m . boben Gipfel des Sulitelma verbüllten dunkle Wolfenmaſſen. Nod etwas weiter und der Gletſcher wurde ſichtbar, cinen prächtigen Anblid bietend. Infolge beftiger Regengüſje war der Sdmee von einem großen Teil
wir mußten Felstrümmer, Geröll und mädtige Blöde Der Wind wehte aus Weſten , trokdem war
Der Silitelma lag nun öſtlid) von uns und mit Hilfe des Fernrobres entdeckte id; eine tiefe Sdludit, wvelde ein (Sletider mit an den Seiten vorſpringenden , ungebeuren Ciszaden überragte. Da wo die Schludit jid, crweiterte, bahnite ſid, ein mädytiger, aus einem der Seitentbäler des Gletiders fommender Strom feinen Weg nach dem Pjes
fajaur ( aur beißt See im Lapplandijden ). gerade einen allmäblid abfallenden Hügel während id) mid damit beidäftigte, die Höhe wie aud des Sletiders auszumejjen , ging die ?
Wir ſtiegen binab und des Berges, Lappländer
ſeiner Oberfläche hinweggeſdywemmt, in lichter Bläne ſchim merte die ungebeure, von breiten Spalten durdid nittene,
frau einſtweilen voraus. Plößlich hörte id) den Ausruf Samé" ( Lappländer) und wirflid, in einiger Entfernung
wellenförmige Eismaſie, viele Micilen weit debnte id dicjelbe
ſtieg Naud über einen Kata (Zelt) empor; bald batten wir aud das Lager erreicht, zu welchem unſere Neijege fährtin bereits vorangecilt war. Die hier Lagernden ge horten zu ihrer Verwandtſdaft und ſie kannte den Weide
von Nordweſt nad Südoſt aus, in ihrer Mitte aber ragten , ein überraſdiender Gegenjat zu den bellen Farbentönen ringsum , zwei nadte, dunkle Bergſpißen empor.
Ein Sce,
zu dem ein kaum bemerkbarer Pfad binabführt und deſſen
plaß ihrer Herden .
Ufer Weiden , Zwergbirken und Wadholder umjäumen , beſpült den Fuß des Gletſchers, dod vermag man das Eis ſelbſt bei Regenwetter vom Rande des Waſſers aus nicht
gebeißen , aber als id das Zelt betretend um mid daute und den entjebliden Somut gewahrte, faßte mid tiefer Efel. Das Zelt batte an ſeiner Grundfläde nidyt mehr
zu erblicken. Da die Mittelzone Ses Sulitelma ſich in
denn 2,5 m . im Durdymeſjer; in der Mitte brannte ein belles
nördlider Richtung erſtredt, ſo führte unſer Weg von jeti
Feuer aus Wadbolderziveigen , welches nur um unſertwillen
ab am Rand des Sees entlang; von allen Seiten rieſelten Bäche bernieder, welche , angeidwollen durd die Hegen: güſſe der lekten Tage , wie durd, das Sdmelzen des Sdnees bald hier, bald dort reizende jälle bildeten ; alle Höhlungen und Vertiefungen füllte zuſammengewehter , lver Sduce, während große Sdneefelder ſid bis zum Ufer des Sees berabſenkten; ſpäterbin , als der Niebel verſdwand, traten
Freundlid wurden wir willkommen
angezündet worden war, denn in dieſen Gegenden müſſen dic Youte ſparſam baushalten mit Brennmaterial.
engen Naum an der redten Seite des Einganges
Si dem die
entgegengeſepte war für uns frei gemad)t worden – hodten auf den vom Negen durdmäßten , ſdmutſtarrenden Renn tierfellen drei Frauen , vier Kinder , zwei Männer und
vier Hunde didit aneinandergedrängt. Die Hunde fnurrten
Aus {applands Natur und Völferleben .
407
mich bosartig an , der ſchlimmſte unter den Friedensſtörern
ſchlafende Perſonen anzutreffen , trobem wäre es unrecht,
wurde jedoch raſch mit einem derben Fauſtdlag zur Ruhe
dieſelben deshalb für träge halten zu wollen .
verwieſen. Die Kleidung ſämtlicher Zeltbewohner war aus Renntierfellen , mit den
Der Pjeskajaur, didyt bei 670 1. B. gelegen , hat
Daaren nad der Innenſeite zu ,
bei einer Länge von 15, cine Breite von 2-5 E. MI. Der
gefertigt ; die Geſidyter der Kinder ſaben aus, als ob fie nod niemals, diejenigen der Erwadyſenci , als ob ſie
in denſelben ſich ergießende Fluß iſt tief , dabei durdy das Sdymelzen des Sdnees und der Gletſcher ſo trübe,
ſeit wenigſtens vierzehn Tagen nid) t mit dem Waſſer in Berührung gekommen ſeien , obendrein fuhren die Leute unaufhörlid) mit den Händen
in den Halsausſdynitt ihrer Gewänder, eine Vorausſetzung erwedend , wie ſie unangenehmer nicht wohl gedacht werden konnte. Ein tüchtiger Vorrat von Nenntierfleiſd ), ſowie ſonſtigen Lebens mitteln lag auf denſelben Fellen , welche den
Leuten als Schlafſtätte dienten . Gutmütig beſtrebten fid) alle , es uns bea haglid) zu mache:1, beſonders zeidynete ſich darin unſere Reiſegefährtin aus . Voll Eifer widmete ſie ſich der Kaffeebereitung, während das Haupt der Familie den an der Rette über dem Feuer
hängenden , eiſernen Keſſel mit Reintierfleid füllte. Einem jeden wurde ſein Teil gereidt , die
Ein Lappländerlager.
beſten Stüde aber erhielten meine Führer und id ), nur muß
ten wir uns insgeſamt ohne Gabeln, ſowie ohne Brot behelfen . Die Knochen wurden den Hunden vorgewvorfen , welde alle unſere Bewegungen hungerigen Blickes verfolgten . Als die Sclafenszeit herankam , wurde das Feuer gelöidyt.
daß wir ſeinen Grund nicht zu erkennen vermodhten. Zwei mal verſuchten die Lappländer, denſelben zu durchwaten,
jedesmal muſsten ſie wieder umkehren , zuleßt fanden wir
trug id ), der vorausſichtliden Folgen wegen , Bedenken , die Nacht in dem Zelte zu verbringen ; aber, für den
zwar eine geeignete Stelle , dod blieb es immer noch eine mühevolle Aufgabe gegen die Gewalt des Stromes anzu fämpfen und auf den unter unſeren Füßen weggleitenden Riefeln und dem loſen Triebjande vorwärts zu gelangen ;
morgenden Tag lag eine idywere Aufgabe vor mir, es war
obendrein war das Waſſer jo falt, nur 20 C., daß mir der
Meine Kleider waren burdinäßt und mid) fror , trobem
bereits zwei Uhr nachts und id) bedurfte dringend der Ruhe. Mit wahrer Todesveradytung beſchloß ich den Ver ſuch zu wagen und ſtredte mich auf den Renntierfellen zum Schlafe nieder. Es dauerte nidyt lange, ſo empfand idy das Gefühl , als habe allerhand friedendes Getier ſich meinen Körper zum Tummelplaß auserforen ; ich gab mir jedoch die erdenklid ſte Mühe, mid) zu überzeugen , dies ſei nur ein Spiel meiner Einbildung und endlid), meine Er: ſchöpfung war zu groß , ſank id) wirklid, in Sdylaf. Gegen vier Uhr wedte mid der Eintritt eines Lapp :
Atem ausging , als id) bis zum Halfe in das feudyte Ele:
ment geriet. Nachdem wir endlich das jenſeitige Ufer er: reidyt hatten , madyte id die Entdeckung, daß nody zwei
andere, glüdlicherweiſe nicht ſo ſehr tiefe Ausflüſſe zu durd waten blieben und unter dem fortgeſeßten Einfluß der Kälte erſtarrten meine Glieder in einem folden Grade, daß id) kaum einen Fuß vor den andern zu feßen ver modyte; erſdrocken darüber, nahm ich meine Zufludyt zu der
Branntweinflaſde und gab auch meinen Lappländern einen tüchtigen Schluck aus derſelben , wofür ſie ſehr dankbar zu
länders aus dem Sdylummer. Derſelbe hatte während der
fein dienen.
Nadyt eine Herde von 250 Renntieren nad) einem an
Gleid, nad uns durdyjdywamm eine Renntierherde den Strom . Dieſe Tiere bewegen ſich trefflich im Waſſer und follen an den Fjorden oftmals bedeutende Entfernungen zurüdlegen ; wie man mir verſicherte, ſind ſie im ſtande, eine Strecke von ſechs engliſchen Meilen binnen drei oder
Flechten reichen Weideplaß gebradyt und kehrte nun zurück, um nach dem weiten Marſch zu raſten. Rajdy wechſelte er ſeine durchnäßten Sdube , dann warf er ſid) aud) don
auf die Renntierfelle nieder, ohne die für ihn bereitſtehende
mein viel Bejdywerden , Tag und Nacht müſſen ſie den
vier Stunden zu durd, dwimmen . Unſer Weg jette ſich durch einen Moraſt fort ; das Vorwärtskommen war ſehr beſchwerlich und ermüdend,
Herden folgen , damit ſich die Tiere nicht verlaufen und wenn ſie dann nad ihren Zelten zurüdkommen , überwäl
dieſe angeſtrengte Bewegung aber war es gerade , deren id bedurfte , allmählid , verlor ſid die Steifheit meiner
tigt ſie die Müdigkeit. Ein Reijender mag ſich wohl er ſtaunen , bei hellem Tageslicht in einem Lappländer-Rata
Glieder und wieder ſtrömte mein Blut warın durch die Adern. Die Mittelzone des Gletſchers erſtreďte ſidy jeßt
Taſje Kaffee zu berühren. Das Leben der Lappländer bietet im Sommer unge
Aus Capplands Natur und Völferieben .
408
in nordweſtlider Richtung und dien einen Bogen von Nord Nord -Weit nach Norden jut bedyreiben.
Weſte ſidytbar werden ließ. Den Gürtel aus Leder meiſt ſind dieſelben 5-7 cm . breit – idmüdten Bären zähne, zum Zeidyen , daß der Träger auch glücklidyer Jäger
Nadidem wir einen anderen Fluß durdyſchritten, deſſen Waſſer, weil es nid)t von den Eisbergen kam , einen be deutend höheren Wärmegrad zeigte , gelangten wir zu einer
gervejen .
Gruppe mäßig hoher Birken ( Betula glutinosa ), den Ueber
Frei von aller Sdyüd)ternheit hießen uns die Leute
reſten eines ehemaligen Waldes. Sehr bedauerte id) ſpäter:
willkommen . Der Kaffeefeſſel wurde über das Feuer ge hängt , der bereits geröſtete Kaffee gemahlen , gefodyt und
hin , nicht eine derſelben gefällt zu haben , um die Ringe
mir in ciner kleinen ſilbernen Tajic von ſehr merkwürdiger
zu zählen und danad) ihr Alter Feſtſtellen zu können, denn bis jeßt hatte ich nod in keiner ſo hohen Region innerhalb
Form dargereidyt. Dieſe Taſſe , weldie meine lebhafte Bez wunderung erregte , war, wie man mir ſagte , cin Familien erbſtück und ſchon etwa hundert Jahre alt , auch die Form des ſilbernen Löffels, gleidfalls ein Erbſtück und noch älter
des Polarfreiſes jolche Bäume gefunden. Von dem Gipfel eines Hügels aus geivabrten wir in der Entfernung abermals ein Rata. Die jid , hier befanden ,
denn die Taje , tvar jer zierlid ).
waren Lappländer aus Culea in Lappmark, deren Weide gründe ſid, bis zum Sulitelma erſtrecken . Drei junge Weiber und ein Nam , die Bewohner des Pagers , befan
rein , zeigte die Spuren von Kenntiermild und es blieb mir vorbehalten, cine neue Art des Spülens kennen zu lernen . Waſſer war gerade nidt zur Stelle, die eine der
Derſelbe , nidyt gan ;
ben ſich vor dem Selte , veridwanden jedod im Inneren
Frauen oder Mädden fuhr deshalb ohne weiters mit ihrer
Die Frauen legten
kleinen, roten unge jo lange über denſelben hin , bis er
bei unſerem Eintreffen gerade nod die lette and an ihre
ganz ſauber geworden , dann , als ob ſich das ganz von ſelbſt verſtande , füllte ſie ihn mit Mild aus der Sdiale, rührte den Kaffee damit um und reidite mir die Taſſe. Es wäre Unwahrbeit, behaupten zu wollen , das dieſe neue Art des Spülens meinen Beifall gehabt, zum Glück waren die Zähne der erfinderiſchen Lappin gleich weißen Perlen und ihre vippen rot wie Kirſchen ; groß iſt die Zahl ihrer Stammesgenoſſinnen , weldye id ſeither geſehen , aber noch heute meine id ), fie ci dic jdonſte unter ihnen allen
desſelben , ſobald ſie uns erblickten.
Toilette , die eine befeſtigte cinen idönen , ſilbernen Gürtel um ihre Taille , die zweite ordnete ihr Kleid , während die dritte ihre Sdruhe anzug.
Shre bis zu den Knödyeln
reichenden Rode, aus didem , blauem Wollenzeug , Puolpo
genannt, am unteren Nande mit roten und gelben Streifen beſeßt , ließen ein gleidfalls wollenes Untergewand ſehen,
beſjen Galsausſchnitt fehr hübſche, buntfarbige Sticerei umgab. Den Hauptidmuck bilden indes Gürtel, die häufig febr koſtbar ſind , nur eine dieſer Frauen trug jedoch einen mit Silber verzierten , die beiden anderen beſtanden aus
Kupferplättchen und waren die etwa 2,5 cm . breiten Metallzieraten ſo didyt nebeneinander auf dem Zeug be feſtigt, daß ſie dasſelbe vollſtändig deckten ; hübide Sdnallen
geweſen .
Der Kaffee idymedte föſtlid) . Jd, hatte kaum meine zweite Taſſe geſdlürft, als ein kappe, begleitet von mehreren cr war gerade jeßt erſt mit Hunden , das Zelt betrat ; er 273 Nenntieren angekommen , ihre Annäherung erfolgte
vermittelten den Schluß und an der Seite hingen je ein
indes ſo geräuldlos , daß wir durdy dieſelbe völlig über
kleines Meſſer , ſowie eine Scheere herab. Sehr engan: liegende Beinlängen von blauer Farbe vervollſtändigten das Koſtüm , auch hatte eine der Frauen neue Sommer ſchuhe aus gegerbtem Renntierleder an , die beiden anderen jedoch waren barfuß, was mir (Gelegenheit gab , die außer
rajdit wurden . Die ganze Sdar war dicht um das Zelt verſammelt, einzelne Tiere fauten behaglid, das Moos,
ordentliche Kleinbeit, icone Form
und große Sauberfeit
ihrer Füße zu bemerken. Ebenſo waren die Geſidyter der Frauen rein gewaſchen und ihre Haare, ſorgfältig gekämmt, unter eine wirklich zierliche ihnen waren überdies ſehr rotlid, ſchimmernden Haaren , und roſiger Geſichtsfarbe.
Müße geſtrichen. Zwei von hübſch, mit blonden , etwas blauen Augen , kleinen Wänden An denjenigen Stellen , die
welches ſie mit den Vorderfußen vom Boden losge dharrt, andere lagen auf der Erde niedergeſtredt; die Männdien
waren groß , mit weitausgebreiteten Geweihen , die Weib dyen bedeutend kleiner. Reines der Tiere zeigte die min =
deſte Neigung, ſich von den übrigen zu entfernen , Böde verhielten ſidy, ein gelegentlidies Stoßen Mopfen abgerechnet , ganz ſtill; manchmal freilich ſo heftige Kämpfe untereinander ausfechten , daß
auch die mit den ſollen ſie ihre Ge
weihe ſidy unlöslid) verwirren und man die Tiere töten
war durch Wind und Wetter vollſtändig gebräunt. Sein Rock ( Rapte ), kürzer denn derjenige der Frauen , reid te nur
muß , weil man ſie nidyt mehr zu trennen vermag. Das Melfen , welches alsbald vorgenommen wurde, beobadytete id) mit großem Intereſſe. Die Frauen kannten jedes der Tiere , bätte eines von ihnen gefehlt, ſie würden im ſtande geweſen ſein , dasſelbe ſofort genauer zu be
wenig über die Kniee und war am unteren Rande mit
zeichnen. Porſidytig näherten ſie ſich den einzelnen Tieren ,
vor der Einwirkung der Luft geſchüßt waren , zeigte die Haut eine wahrhaft blendende Weiße. Der Mann dagegen
einem bunten Streifen verziert, befien lebhafte Farbe ſich vorteilhaft von dem dunklen Blau abhob. Der Kragen
des Untergewandes war ebenfalls bunt geſtickt, während der Schlik der Rapte eine reich mit Silberzierraten beſette
ein Laſſo wurde ilmen über den Kopf geworfen und um
die Schnauze gedlungen , um ihr Fortlaufen zu verbindern, mehrere aber wurden nicht gefeſſelt , ſondern nur gehalten . Mir fam dieje Maßregel ſehr überflüſſig vor , die ſanften
Aus Lapplands Vatur und Völferleben .
Geſchöpfe dienen gar nicht an Flucht zu denken .
Beim
409
Löffels in Naſjer gerührt , gab eine ebenſo wohlidumeckende
Melfen bielten die Frauen ein kleines bolzernes Gefäß in der einen Hand, mit der anderen preſten ſie das Enter häufig ſehr ſtart, denn die dice Flüſſigkeit dien nur lang jam und ſchwer zu kommen . Aus den kleinen Holzge ichirren wurde die Mild ; in faßartige , mit einem Spiebe
wie nahrhafte Suppe.
Jede der anweſenden Perſonen
Deckel verſehene Gefäße geleert , welche derart eingeriditet
der Suppe verid wurden war. Die Löffel beſitzen übrigens
führte cine fleine Taſche mit einem Löffel darin bei ſid ), aber auch in dieſem Fall mußte die Zunge die Stelle von
Waſſer und Handtuch vertreten , während die Teller jo lange mit den Fingern bearbeitet wurden , bis jede Spur
jind , daß die Tiere ſie auf dem Rücken tragen fönnen ,
die gleidye Form , wie die bei den Bauern Sdywedens
and) Blaſen wurden gefüllt für die Lappen , weldie den
und Norwegens im Gebraud) befindlichen ; häufig ſind ſie,
ganzen Tag über bei der Herde bleiben müſſen .
wic audy sie ſonſtigen Silbergeräte , von hohem Alter, (Gabeln findet man dagegen nidyt bei den Lappen .
Mich
überraſchte der geringe Mildertrag der einzelnen Tiere, in vielen Fällen faum eine kleine Taije voll , dafür iſt dieſe Mild) freilid) ſo dick und fräftig , daß man ſie vor dem Genuß jogar mit Waſſer verdünnen mui , ebenju iſt jie außerordentlid, nahrhaft, weit nahrbajter als Auth- oder Cjelsmildy, bat aber einen ſtrengen Beigeſdmack, ähnlich
dem der Ziegenmilch.
Sie bildet ein Gauptnahrungs
Die Sunde , wvelde is in das Zelt gefolgt waren ,
beobadyteten jede injerer Bewegungen mit neugierigen Blicken ; nachdem wir geſättigt , wurde ibnen die übrig gebliebene Suppe, mit etwas Waſſer verdünnt, vorgefest
und beißhungerig fielen ſie darüber her.
Dann brady der
Mann , den icy zuerſt im Zelt getroffen , mit der Renn posreichen Weideplat
mittel der Lappen ; merkwürdigerweiſe eignet ſie ſic indes durchaus nicht zur Herſtellung von Butter, denn dieſe idmeckt wie Talg . Aus dieſem Grund verwenden ſie die Cappen aud) nur ſelten zu dem Zwed. Näſe wird dagegen in großen Mengen und zwar in folgender Scije, bereitet : Nadidem die biefür beſtimmte Mild zum Kochen gebradt
tierberde auf, um ſie nach einem
iſt , ſchöpft man den oberen Teil des aufſteigenden Sdaumes
in feiten Splaf. Das Zelt der Lappen iſt überaus leicht
ſorgfältig in eine Holzſchüſſel ab , während der übrige,
zu transportieren , Kenntiere finden ausnahmslos zu ſeiner
größere Reſt, in eine Blaſe gefüllt, zum Trodnen aufgehängt
Weiterbeförderung Verwendung. Das Untergeſtell beſteht
Dieſer getrocknete Schaum , Kappa (habı ) genannt,
aus genau ineinanderpajjenden fräftigen Stangen , welche
gilt als beſondere Leckerei, wesbalb man denſelben audy
der Gewalt auch des beſtigſten Sturmes Widerſtand zu
ſtets nur bevorzugten Gäſten vorſetzt. Das sinzufügen von Käjelab läßt die Mild gerinnen , worauf man den Räſe mit der Hand preßt und in runde Holzīdachteln oder aus den Wurzeln der Sproſſenfidyte geflochtene formen padt . Wenn der Käſe troden iſt, ſo bängt man denſelben in dem Kata in den Raud ), er bleibt weiß im Innern und bebält den Geidymack der Mild ); von dieſer ſelbſt wird ein großer
leiſten vermögen , von einer an der Spike binlaufenden Duerſtange bängt eine eiſerne Rette berab mit einem Dafon
wird.
zu jubren ; bis zum Abend mußte er nunmehr der Tiere
warten , während fein Genoſſe, auf einem Kenntierfelle ausgeſtreeft, der Nube pilegte. Sir übrigen fanden ſein
Beiſpiel nachahmenswert und uns in dem engen Raum bebelfend, ſo gut es eben gehen wollte, janken wir bald alle
baran zum Befeſtigen des Reſſels.
Dieſes bölzerne Unter
geſtell wird mit dem von ihnen ſelbſt gefertigten Zelttudy aus grobem Wollenſtoff , Padmal, überzogen ( Helle wer : den biezu niemals benüßt); dieſe Zeltdede beſteht aus zwei
Stücken , Bänder übernehmen die Verbindung und eine
Teil als Wintervorrat aufbewahrt. Die Lappen beſitzen eine große Vorliebe für jaure Mild ), des Klima's wegen
kleine Thür aus Leinwand verdeckt den idmalen Eingang. Der Wollenſtoff, welder , vermöge ſeiner Webart, der Luft
müſſen ſie jedody das Gerinnen durch einen Zuſak von Butterwurz (Pinguicula vulgaris ) beſd leunigen .
einigermaßen freien Durchzug geſtattet , iſt von außer
Bis jett batte ich mir die Cappen immer mit dunklen
länger , dod ſind dieſe Zelttüdyer allerdings ſehr teuer,
Haaren und ebenjolden Augen vorgeſtellt , dieſe aber zeigten blonden Kopfidmud bei blauen Augen und beller Haut farbe , die Badennoden waren vorſtehend, bei zwei der Frauen jedoch nicht in bäplider Seiſe, die Naje aber war edyt lappiſd), himmelwärts gefehrt. Die angeſtellten Wieja jungen ergaben bei den drei Frauen cine Höhe von 1 m .
der Preis für ein foldes ſtellt ſich auf 30—10 Dollars,
ordentlicher Dauerbaftigkeit , bält zwanzig Jahre und nod
weshalb man ſie denn aud häuſig genug über und über
mit Flicken bedeckt findet.
Im Sommer dlagen die Lappen
ihr Lager gewobnlid dicht bei einer Duelle oder einem
Füßchen auf, wojelbſt Zwergbirke und Sadbolder ge
nügendes Brennmaterial liefern und gute Weidepläße nicht
23 cm ., 1 m. 24 cm ., und 1 m . 38 cm .; die Größe der
allzuweit entfernt ſind.
Männer betrug 1 m . 34 cm . bis 1 m . 5:3 cm .
Das Zelt, in dem id) mid befand, ſollte gerade ver legt werden ; zum Ziehen und Laſttragen abgeridytete Renn tiere wurden berbeigebracht, um das Gepäd binwegzu idaffen. Man verivendet bierzu vorzugsweiſe ,,Gellinge," große , ſtarke Tiere , dud) läßt ſid, ein folder Umzug viel leid ,ter im Winter, als im Sommer ausfiihren, weil dann
1
Dic
Geſichtsmeſſungen der Frauen von der Vaje bis zur Rinna ſpiße wedyſelten ziviſdyen 9 cm . imd 10 cm . , bei den Männern von 11 cm . bis 12 cm ,
Während die Männer jich dem Genuſie ihrer Pfeifen
bingaben , widmeten fid die Frauen dem Geſchäfte des Rodens, abgerahmte Wild vermittelſt eines bölzernen Ausland 1883 Nr. 21 .
die vaſt gezogen werden fann, während jie im lekteren 63
Eine è chilerreiſe .
110
Fall von den Tieren auf dem Müden getragen werden muß. Die Säuglinge werden immer von ihren Müttern in ähna
lidhen Wiegen getragen , wie man ſie bei den Indianern findet: hölzerne, dubartige Geſtelle, mit Flechten ausgefüllt,
unit Fell oder Zeug bedeckt und an Riemen aufgehängt.
Wärme in ſid) zu bewahreni, jie füllen deshalb ihre Schuhe damit und es hält ſelbſt bei der ſtrengſten Kälte die Füße warm ; bei Märſden über ſteinigen Boden tragen ſie es aud häufig in ihren Sommer duben . Ter große Gletſcher war fortdauernd ſidytbar, der Sulitelma aber barg ſein Haupt beharrlich hinter didten
Wolfenſd leiern . Plötslid zerriſjen dieſelben und für die Dauer von etwa 15 Minuten enthüllte ſich uns in
genau nordiveſtlicher Richtung wie der Kompaß angab der Bergrieſe in ſeiner vollen Pradit. 3nungcheurer
Ausdehnung lag die gewaltige Eismaſſe vor unſeren Blicken . Einzelne Strecken waren mit Schnee bedeckt , aber nur an zwei Stellen unterbrachen dunkle Felſen die ſtarre , weiße Fläde, während der Sulitelma aus ſtolzer Höhe ernſt und buſter auf das Eismeer zu feinen Füßen berabſdaute. Wunderbar war der Anblick , als die Sonne das mädytige Cance and Eisfeld mit ihren Strablen berührte: idim mernd und gleifend leudytete es auf in zauberhaftem Sd eine,
funkelnd und blißend, das Ganze wie ein einziger rieſiger
Pappenwiege.
Topas .
( Sdluß folgt . )
Das Zelt war abgebrochen , die Stangen wurden in verſchiedene Bündel geſchnürt , das Zelttud , die Kleider ſamt allem lebrigen in mehreren , etwa 45 cm . langen ,
30 cm . breiten und 15 cm . hohen Holzfäſten untergebrady und je ciner davon an einer Seite des Sattels befeſtigt. Aud Taſdien , einige davon gliden ſtarken Neben , dienten
zur Unterbringung des Gepädes. Der Padjattel, Svaka, eine wahre Merkwürdigkeit, beſteht aus zwei der Körper form des Tieres entſprechend gerundeten , an den beiden
Enden mit Leder umkleideten Holzſtücken, welche man in der: ſelben Weiſe , wie beim Satteln der Pferde , nur etwas mehr nad, vorn , den Tieren über den durch eine grobe, wollene Deđe oder ein Renntierfell geſchützten Nüden legt. Die Bün
Eine Schülerreiſe. Die Herbſtferien an der Schule einer gewerbfleißigen
Stadt Thüringens naben heran . Seit einer Reihe von Jahren hat in jedem Herbſt ein Lehrer mit einer Anzahl der größeren Schüler einen mehrtägigen Ferienausflug ge madt und audy dieſes Jahr will man nicht vhne einen fold en vorübergeben laſſen . Zunädyſt müſſen die Eltern von dem Plane erfahren. Es ergeht daher an ſie die (dyriftliche Anfrage, ob ſie ihre Kinder an einer Reiſe teilnehmen laſſen wollen , deren Ziel,
del und Kaſten werden dann möglichſt gleichmäßig auf beide
Dauer und mutmaßliche Koſten zugleid) angegeben werden. Auf dieſe Anfrage erhält man eine ziemlidie Anzahl zu
Seiten verteilt und ſorgfältig feſtgemacht ; 80-100 Pid .
ſtimmender Antworten. 1
ſdien das Durdſdynittsgewicht zu ſein , weldies ein Tier zu tragen vermochte, dabei ſd leppte es jedoch noch mehrere
genommen werden. Der Reiſeplan wird im einzelnen ent
Stangen zuſammengebunden auf dem Boden nadı. Kräf
worfen , die Ziele für die einzelnen Wandertage werden
tige Stricke, um den Anſatz der Geweihe geſchlungen, ver banden ſieben Renntiere untereinander und einer der Führer
feſtgeſetzt, mit den Wirten der einzelnen Nachtquartiere
;
leitete die Schar, während einige ledige Tiere , beſtimmt die Stelle ihrer etwa müde werdenden Kameraden einzu
Nun fönnen die weiteren Vorbereitungen in Angrifi
werden die nöthigen Verhandlungen gepflogen und nady dem
ſich ſo ein Ueberblick über die Roſten der Reiſe pro
Kopf und Tag hat gewinnen laſſen , wird von den Teil
nehmen , den Nachtrab bildeten. Sie waren übrigens anfangs
nehmern der zur Reiſekaſſe zu leiſtende Beitrag eingezogen
ſtörriſch und mußten gewaltſam vorwärts getrieben werden. Wir trennten uns von den gutmütigen Menſchen, um unſere Reiſe in oſtſüdöſtlider Richtung fortzuſeßen . Längs
und dadurch die Reiſekaſſe gefüllt. Um aber aud) ärmeren
der Flußufer trafen wir ſtellenweiſe teraſſenförmige An höhen , Spuren früherer Bodenerhebungen und in der
Kindern die Teilnahme zu ermöglichen, wird in der Stadt eine Sammlung veranſtaltet , deren Ertrag dazu beſtimmt
das berühmte
1 Das Ziel der Reiſe wird gewählt mit Rüdſicht auf Natur: ſchönheiten oder -merkwürdigkeiten , auf induſtrielle Eigentümlich: feiten , auf bedeutjame geſchichtliche Beziehungen , auf intereſante
,,Schuhgras " der Lappen , von dem es zwei Arten : Carex ampullacea und Carex vesicaria gibt. Im Sommer wird dasſelbe in großen Mengen von den Lappen geſammelt,
von der ich ſpreche, mit ihren Ausflügen zwiſchen der Veſte Koburg und der Wartburg , beide ins Thüringern tener und vertraut
Nähe der Waſſer fanden wir vielfadh
Bauwerke oder Sammlungen. Seit Jahren wechſelt die Schule, durch Anmut und Reiz der Landſchaft, ſowie durch Schönheit du
getrocknet und ſorgfältig aufbewahrt , denn im Winter iſt
Architektonik und umſtrahlt von großen Erinnerungen aus dem
es ihnen unentbehrlich. Es beſißt die Eigenſchaft, die
Mittelalter und der Reformationszeit.
Eine Schilerreiſe.
iſt, da, wo die elterliden Mittel nid )t ausreiden , Zujduje zu gewähren .
Darauf erfolgt eine unterrichtliche Vorbeſpredjung
deſſen , was auf der Wanderung zu erwarten , und mit Hilfe von Karten und Abbildungen wird der seg, den die Geſellſdaft maden will, im Geiſte ſchon vor: her einmal überflogen. Dem id ließt jid) cine genaue Hinweiſung auf das , was jeder Teilnehmer für die Reijo
mitzubringen bat, an ; zunädiſt wird hingerviefen auf die geiſtige Zurüſtung, die zu cinem ſold)en Unternehmen ge bort : Genügſamkeit, Geborjam , (Seduld, heiterer Sinn und
Gottvertrauen ; dabei wird aber auch eine Aufzählung aller materiellen Bedürfniſſe nidyt vergeſjen, vielmehr müſſen hierüber die Sdüler ein genaues Verzeichnis anlegen. Auf
411
die Hauptſade muß jederzeit die Gebarbeit des fußreiſens bleiben , juivohl aus geſundheitliden , als aus fontigen erzieblidhen Gründen .
Auf der Reiſe ſelbſt muß alles gemeinſam ſein , der Genuß wie die Entbehrungen . Darum darf ſid) aud kein Neijegenoſie ohne Erlaubnis von der Truppe entfernen .
Möglidſte Bedürfnisloſigkeit iſt anzuſtreben ; je einfader, je mäßiger man lebt mr daß es nicht ins Kärglide ausartet - um jo länger bleibt man genußfähig, um jo geſpannter bleibt die Energie, wenn es einmal gilt, härtere Aufgaben zu bewältigen . Hat ſidy nad) größerer Anſtreng ung der Geſellſchaft cine vorübergehende Erſchlaffung be mächtigt, ſo bilft ein friſches Reijelied , das natürlid, bis jur unbedingten Siderbeit eingeübt ſein muß , fofort die
(Grund dieſes Verzeidyniſjes findet am Tage vor Antritt der Ncije cine allgemeine Reviſion ſtatt. Zugleid werden
Pebensgeiſter wieder anzuregen und die Stimmung aufzul
für die Dauer der Keijo cinzelnen Sdulern geivijje Ber
Der Mittagsmahlzeit wegen wird gewobulidy nidyt eingekehrt, ſondern nur dann, wenn das Wetter ſehr ſdyledyt
pilidytungen übertragen : ein Hauptmann hat die Sdai
jut befehligen, ſolange ſie in Kolonne marſdviert; ein Vud) halter hat über die Ausgaben der gemeinſamen Kaſſe Budy zu führen ; ein Feldapothefer hat die für eine Reiſe unumgänglid) nötigen Arzneien 311 verivabren ; ſelbſt ein proviſoriſder Sdneider fehlt nicht , mit dem Nerf zeug für allenfalls nötige Flickereien.
Beſondere Sorgfalt
ridten .
und das Nachtquartier nod fern iſt.
Sonſt wird ſie an
paſſender Stelle und aus den vorhandenen Proviantvor: räten im Freien abgemadit , bei einem ſchönen Ausſidits : punkte, unter dem grünen Dach des Waldes oder, im Sdvatten eines einzeln ſtehenden , ehrwürdigen alten Bau
wird auf die Verproviantierung verwandt ; nid ) t nur,
mes, wie etwa unter der tauſendjährigen Erle im Sdwarza = thale , unter den vielhundertjährigen Tannenricien des
daß jeder fur zivei Tage Proviant mitzunehmen hat , 's wird aud) an einem geeigneten Punkte ein Feldmagazin
Wurzelbergs bei Kathütte u . 1. w . Spirituoſen dürfen die Kinder nid)t bei ſid) führen ;
angelegt, d. h. an einen der Orte, wo die Gefelldaft zu
übernaditen gedenkt, eine Proviantfiſte vorausgejdvidt, ge
aud Bier wird tagüber nid)t getrunken ; dagegen Waſſer, jo oſt das Bedürfnis vorliegt, bei jedem Quell, der gaſt
füllt mit den Segnungen der mütterliden Rüdc. 98elder Jubel erhebt ſid ), wenn ſie alsdann von der Poſt geholt
lid) dem Wanderer entgegenrinnt; naturlid nidt unmäßig . ' Sein Nachtlager udt der kleine Wanderer ſpäteſtens
und geöffnet wird und ſich nun jeder neu verſorgen kann ! Für den lebten Abend vor der Rciſe wird frühzeitiges
u
Schlafengeben und eine gründliche Fußivajdung empfohlen . Endlid fommt der erſehnte Tag .
Die Schüler haben
17,9 Uhr auf. Für den Sommer mag durdygängig oder
aud) für cine Nadt um die andere eine Streu genügen ; reiſt man im Herbſt , namentlid, in Gebirgsgegenden, wie im Thüringer Wald , ſo muß man (dyon Betten nehmen , von denen je eines für zwei Sdüler im Alter von 13 Jahren ,
ſidy redytzeitig im Sdyulzimmer eingefunden, mit dem Ränz chen auf dem Rüden , den Plaid foldatenmäßig gerollt. Der Lehrer tritt vor, ſpridit ein kurzes Gebet, verlieſt einen
Palm
zum Preiſe Gottes in der Natur und läßt das
Vaterunjer beten .
Jetzt wird angetreten und in militärijder Ordnung rüdt die Truppe ab. Die militäriſche Ordnung wird bei behalten während des Zuges durdy Ortſdaften und beim Einrücken ins Nachtquartier; ſonſt wird in freiem Verkehr der Sdyuler unter einander und mit dem Lehrer marſdiert.
Muß man die Eiſenbahn benutzen, ſo kann man jeßt wobl
meiſt genügt. Am Morgen thut man wohl, bald aufzuſtehen ; etiva um 1.6 Uhr. Seine Stiefel reinigt der kleine Reijende, da mit er ſid ) anſprudslos gewohne, felber, am beſten, wenn
ſie nidyt zu naß geworden ſind, gleid) am nämliden Abende; ebenſo hat er die Kleider ſelber nadyzuſehen.
Vor dem
Weitermaríde am Morgen findet eine kurze Nevue der Mannſchaft ſtatt, damit man jid) überzeugt, ob alles in
Ordnung iſt. Zeigt ſid, dabei , daß einer an den Fußen laboriert , ſo muß er entweder, wenn das Uebel arg iſt,
in den meiſten deutſchen Landidyaften geſeklidie Begünſtig ungen beanſpruchen . So reijen in Thüringen auf allen Bahnen (mit Ausnahme einiger kleinen , von Privatunter: nehmern
betriebenen
Lofalbahnen )
Sdulen
bei min
deſtens 10 Teilnehmern , inkluſive der Lehrer oder Lehre rinnen , auf den Kopf für 1,33 Pf . per Kilometer , alſo für
10 Pf. die Meile. Trotzdem iſt es immerhin ratſam , mit der Benußung der Eiſenbahn nid)t zu freigebig zu ſein ,
1 Es iſt nach meinen persönlichen Erfahrungen ein Aberglaube, zu meinen , daß der Genuß von Waſſer einem erhitten Körper ſchade; id) betreibe ſeit 14 Jahren die Praris, inich ſatt zu trinkel, wem id) erhitzt bin und thite dies ohne die geringſte Schädigung meines Wohlbefindens. Auch bei den Kindern habe ich auf den 6 Schulreijen , die ichon hinter mir liegen , noch keine Nachteile von einem verſtändigen Genuſſe friſchen Waſſers bei erhittem Körper verſpiirt.
Eine Sdyiilerreije.
412
ſofort mit der Bahn oder Poſt nach Hauſe gedridt werden quartieren nur Orte zu wählen , die Poſt- oder Cijenbahn :
Heimat mit jedem Sdyritte lieber gewinnen , vertrauen lernen auf die eigene Kraft, verſtändig entſagen, maßvoll genießen , feine Freude im Genuß erhöhen durch anderer
ſtation haben oder er muß nad) einem der folgenden Nadytquartiere vorausgeſdyidt werden, um ſich dort zu er
Mitfreude, ſein Teid ertragen im Bewußtſein, daß andere daran teilnehmen, ſich mit ſeinen Genoſſen friedfertig ver
holen . Oft aud, entſdyließt ſich der Junge, ſeiner Sdimer
tragen , ſeinen Millen unterordnen unter einen gemein jamen Zweck, Rüdſicht auf fremde Leute nehmen und auf den Ruf und das Anſehen der eigenen Genoſſenſchaft, ſid, aufopfern für einen Kameraden , deſſen Zuſtand vielleidt
(und ſdon aus dieſem Grunde empfiehlt es ſid), zu Radyt
zen nicht zu adyten und ſich von ſeinen Genoſſen nicht trennen zu laſſen. Eine ſoldie Entſdyloſſenheit , weiteren Strapazen und Scymerzen mit vollem Bewußtſein entgegen zugeben , iſt, als Anzeichen eines kräftig reagierenden Mila lens, body willkommen und muß auf alle Weiſe begünſtigt werden. So gilt denn in der Reiſegenoſſenſchaft aus der
Sak : Müde darf man ſein, aber verraten darf man's nid)t. Uebrigens braudyt man nicht ängſtlid zu ſein , daß ein joldes Perſagen der Füße oft vorkommen möchte. Nur einen einzigen Fall davon weiß ich aus meiner Erfahrung. Auch wegen Erkrankungen braucht man ſid, nid)t unnötig zu beſorgen ; mir iſt nod) kein ernſter derartiger Fall vor: gekommen und vorübergehendes Unwohlſein hat ein Mittel: dyen aus der Feldapotheke immer noch gehoben. Sdion zwei mal habe ich erlebt , daß die Reiſegenojjen 5 und mehr
Stunden im Regen marſdieren mußten ; es hat aber kei
nem etwas geſchadet; nur iſt natürlich gewiſſenhafte Vor jorge getroffen worden , daß die Wäſche gewechſelt wer : den konnte und ein warines Zimmer die Durcyfälteten aufnahm . Mit den nötigen Notizen über das , was man auf
der Pflege und Hilfe bedarf !
Und wenn nun der Lehrer vielleicht am leşten Reiſe tage noch einmal die Bilanz des Unternehmens zieht , ſo wird er gewiß jagen müſſen : 1 Sdulreifen ſind weſentliche Beranſtaltungen für die Charakterbildung der Jugend, indem ſie einen zu richtiger pädagogiſcher Beurteilung und Be
handlung notwendigen Einblick in das eigentliche Wejen des findlichen Gemütes viel ſiderer gewähren , als der
Verkehr des Lehrers mit den Kindern in der Sdyule ; ſie ſind es auch, indem ſie den Zögling fortwährend in allerlei Lagen verſeken , durd, die er zu einem mehr ſelbſtändigen Handeln veranlaßt wird , deſſen Bedeutung ſowohl in die ideale Welt der Geſinnungen, als in die natürlidie Seite geſunder und einfacher Lebensgewöhnung hineinreicht und für das ſpätere Leben vorbildlid wird. Sie ſind aber aud) eine weſentliche Unterſtüßung des Unterrichts, indem ſie dem Zöglinge dazu verhelfen, mehr zu ſehen , mehr zu beobadyten, im llmgange mehr zu erleben , damit er damu
der Reiſe geſeben umd beobadytet hat, muß man nid)t zu
beim Unterridit mehr lerne und ſid) mebr erarbeite.
lange zögern . Jeder Tag muß in diejer Beziebung ſeinen
wirft insbeſondere die gegenſeitige Anregung der Sdiler
Abſchluß haben, am beſten iſt es, wenn man ſie vornimmt,
untereinander auf das glüdlidyſte ein.
ſobald man ins Nadtquartier eingerüdt iſt. Auch was
Nad, der Kücfehr von der Reiſe hat nun eine Ver arbeitung des gewonnenen Material: ſtattzufinden : zunädyit
jeder tagüber privatim ausgegeben hat ( für Cinfauf von Andenfen , für Vervollſtändigung jeines Proviants , für
Reparaturen an der Kleidung u . 1. w . ), hat er ſogleid ) einzutragen. Von Zeit zu Zeit iſt durd) eine Poſtkarte den Eltern Nachridt zu geben .
Con folden Punkten und Dertlid feiten , die durd landſchaftliche Sdyönheit, Architektur oder geſchidytlice Be ziehungen bemerfensivert ſind , joll man nidt verſäumen , Erinnerungen in Geſtalt von Photographien und dergleichen mitzunehmen. Eine jede Neiſe ſollte nady dieſer Nichtung die Sammlungen der Scule mebren helfen ; ebenſo werden Naturförper aller Art dem Sammeleifer der Kinder nicht
entgeben , wenn dieſelben nur einmal darauf aufmerkſam geworden ſind. Selbſterworbenes Gut bat für jeden Mens iden jederzeit mehr Intereſſe als anderes, das ibm ohne jein Zutbun in den Schoß geſchüttet worden iſt.
So vergeben die Tage der Wanderung unter immer neuen Eindrücken dem Knaben nur zu raſch und wenn
dann die Hüdreiſe angetreten wird, ſo wünſdt er web! noch weiter binein zu wandern in die done, done Selt.
Audy er fühlt ſdon mit einem gerviſſen Stolze , daß man auf einer ſoldyen Neiſe vieles lernt, was „ die Faulen, die zu Hauſe liegen ," nur ſelten an ſid erfahren : Seine döne
Hier
in einer genauen Reiſebejdyreibung , die jeder Teilnehmer 31 liefern und mit einer jelbſtgezeidneten Karte zu verjeben bat; die beſte Arbeit wird in das Heiſealbum der Sdule aufgenommen und nidt jelten finden ſich unter den Sdü lern geſdrickte Zeidyner, die dasſelbe mit bübiden Abbil dungen verſchen .
Was die Koſten folder Reifen anbetrijſt, ſo ſei es
mir geſtattet , auf meine Erfahrungen zu eremplifizieren. Die diesjährige Neije' , die koſtſpieligſte, weldie die Sdule bisher gemacht hat, dauerte 6 Tage und koſtete pro Kopi und Tag 1 Mf. 50 Pf., ausgenommen die Eiſenbabinjabrt, welde mit 2 Mt. 40 P. für jeden Teilnehmer beſtritten werden konnte.
Es iſt merkivürdig , wahrzunehmen , daß trop der jo niedrigen Koſten und trotz der vielfadyen Anregungen, die für dergleichen Reiſen in der pädagogiſchen Litteratur vor liegen ( vgl . darüber das vortrefflide Buch von Ib. Bady , Wanderungen, Turnfahrten und Schülerreiſen. Leipzig, Strauch. 1877 ) , dieſelben nod ſo wenig in die allgemeine 1 Ziller: Zur Theorie pädagogiſcher Reijen . Jahrbuch des Vereins für mijjenſchaftliche Pädagogit II , 214–228.
Die Koloniſation Senegambiens.
413
Sitte der Sdulen eingedrungen ſind. Möchte es der vorlie
legung großer und ſtark bevolferter Drtidaften von einer
genden kleinen Skizze gelingen, dieſer ſegensreiden und
Gegend in die andere und zwar nidit aus Mangel des Erträgniſſes, ſondern infolge eines launenhaften Wander triebes der Bevölkerung. Nur in den minder begünſtigten Gegenden trodnet der Boden rajc nad der Regenzeit völlig
verheißungsvollen Sache den Weg etwas zu ebnen ! Otto W. Beyer.
aus und verlieren die Bäume die Blätter. Dort jedody, wo ſich ein Bach, ein Sumpf oder nur irgend eine Art
Die koloniſation Senegambiens.
fünſtlicher Bewäſſerung findet, bleiben die Bäume und
Ein Beitrag zur Koloniſationsfrage.
Büſdye grün, ſprießen die Gräjer und gedeiht das Getreide.
Die Rongo Erpeditionen Stanley's und Brazza's , ſo wie der Bau der Senegal Niger- Bahn haben die Frage nad der Möglidyfeit einer Koloniſation Weſtafrika's im
In den ausgetrocknetſten Regionen findet man Waſſer in geringer Tiefe , das bei der überall geneigten Geſtaltung des Bodens leidyt zur Bewäſſerung verivendet werden könnte. Allenthalben beſteht das Terrain aus Alluvionen und
bohen Grade angeregt und die intereſſanteſten und aben
die Humusdichte iſt bedeutend; überall trifft man Bananen,
teuerlidyſten Projekte zu Tage gefördert.
Siebei werden
nur immer einzelne, bequem paſſende Faktoren berückſidytigt, nidyt aber jämtliche und oft die widytigſten ganz überſchen. Es erſcheint uns daher eine klar und nüd tern abge faßte Betracytung über die Roloniſation von Senegambien in der ,,Exploration vom 4. Januar 1883 von jach
den Baumwollenſtraud ), dic Del- und Dattelpalme, den Gummibaum in ungeheuerer Menge, die Erdnüſſc; audy zahlreiches und ſdyönes Rindvieh gibt es in den höher gelegenen Gegenden.
lidem Wert , umſo mehr, da jie aus der Feder cines
Fruchtbarkeit fehlt alſo bem Yande nidt; was ibm fehlt, das ſind Arbeitskräfte.
Mannes fließt , der längere Zeit in jener franzöſiſden Rolonie gelebt. Bei den unter einander ähnlid, gelagerten
arbeiten , der Europäer bodyſtens die Arbeit überwachen .
Verbältniſjen geograpbilder wie ethnographiſcher Natur
liegt die Uebertragung der Sdylußfolgerung auf die übrigen Länder der afrikaniſchen Weſtküſte nicht fern. Spridit man von Koloniſation, ſo muß man in erſter Linie die Produktionsfähigkeit eines Landſtridyes und die Steigerung derſelben in Betradyt ziehen .
Ein Land,
das bisher die Europäer nur zum Zwede des auswärtigen Handels ausbeuteten, liefert uns die Zahlen für die Stärke ſeiner Produktion in der Summe der Ausfuhrartikel.
Nun betrifft der ErportSenegambien's Erdnüſſe,, Gummi, relle , Palmol, Baumwolle , Raffee , Gold, Elfenbein ; der Wert des Erportes verteilt ſid) zu 2) , auf Erdnüſſe, zu 1%, auf Gummi und zum leßten Viertel auf die übrigen
In dem Klima Senegambiens kann nur der Sdwarze Daraus ergeben ſich zwei Syſteme der Kultivation : 1 ) man überläßt dem Eingeborenen das Land ganz und
gar als Eigentum zu möglichſt intenſiver Bearbeitung ; oder 2) man übergibt dem Europäer den Boden zur Kultivierung durdy farbige Arbeiter. Was den erſten Punft betrifft, ſo verfährt der Ein geborene in folgender Weiſe : Er läſst durch Sklaven ſäen und ernten und tauſdt den Ertrag im nädyit gelegenen
europäiſden Momptoir gegen Pulver , Waffen , Perlen 2c. um . Er verpufft das Pulver im Krieg und auf der Jagd und jd mückt mit den Perlen ſeine Schönen ; mit dem Neſte kauft er ſid, neue Frauen und neue Sklaven . So treibt es der Muſelmann; der Heide erwitbt mit beſonderer Vor liebe Sdnaps.
Das ſind die Bedürfniſſe der Eingeborenen
Produkte. Obwohl die Produkte meiſt der Agrikultur entſtammen , obwohl es nod) große Strecken unfultivierten Landes gibt und die Ausnutzung des angebauten Bodens noch einer
und ſie laſſen ſidy nidyt ſteigern. Der Muhamedaner ver aditet europäiſche Sitten und Gewohnheiten, er ſudyt nur
bedeutenden Steigerung fähig wäre, ſo erhält ſic dod gegenwärtig Produktion und Handel feit einer Reihe von Jahren durchſchnittlid) auf gleichbleibender Höhe.
winnen und unterlaſſen daher jede intenſivere Bearbeitung
Es handelt ſich alſo um die Frage : Sit die Möglich
Der Abſatz europäijder Waren iſt nur ein Zehntel
keit einer Steigerung der Produktion in Senegambien
deſſen , was er ſein könnte , wenn die Muſelmänner zum
gegeben ?
Chriſtentum bekehrt werden fönnten . Will man alſo eine Steigerung der Produktion und des Handels in Senegambien , ſo muß vor allem der ernſthafte Verſud, gemacht werden, die große Mehrzahl der Negerbevölkerung vom Islam zum Chriſtentum zu bekehren und dieſer Verſudy hat bis jeßt noch ſehr wenig Ausſicht
Der Boden an und für ſid, iſt einer erhöhten Aus beutung fähig ; das beweiſt die 'häufig vorkommende Ver 1 F. Robert in der „ št. Galler Handelszeitung “ beziffert den (Geſamthandel ( 1879 ) aus dem
Arondiſſement St. Louis
wie folgt : Erdnüſſe für (Gummi
Felle, Palmöl, Elfenbein für
4,716,000 Fris. 4,800,000 962,000
In Simma 10,478,000 Fros.
Waffen , Pferde und Weiber; die beidnijden Neger, nur cin Zehntel der Geſamtbevölkerung, wollen nidyt mehr ge ihrer Grundſtücke.
auf Erfolg.
So bleibt denn nur das zweite Syſtem der Koloni
ſierung: die Kultivation durdy den Europäer als Grund
Ueber Siid - Georgien .
414 befißer mittelſt Arbeit der Farbigen.
Aber auc bier be :
gegnen wir den großten Sdywierigkeiten. Auf den Neger, als freien Arbeiter, kann man nidt redynen ; das bat hundertjade Erfahrung bewieſen. Man mußte zur Auss hilfe nad) dem Ausländer greifen , s. 3. nadı dem Coincjen .
ausbarren , welche in der Rolenie jelbſt zu den höchſten Bes amtenkategorien allmählid) ſid, empor gearbeitet haben . Man gebe ihnen hohen Gehalt, gewähre ihnen möglidyſte Frei heit des Handelns und überhäuſe ſie mit Auszeidynungen und Ehren . Man begünſtige ferner die Miſchlinge, ent
Geidäfte in den Städten bemädytigen , der Ueber dus der
ziche ſie dem Einfluß des Jslam . Nad zivanzig Jahren würde man das Land zur Annahme einer definitiven Koloniſation umgewandelt haben. Denn der Senegaleſe iſt
Agrikultur jid) zuwenden. Es wäre nur der Uebelſtand dabei, daß der Chineſe ſehr bedürfnislus und ſparſam lebt,
Algerien .
Vorausgeſetzt, daß er das Klima ertragen könnte, würde er in Majje einwandern, zum größten Teil ſid, der kleinen
mit dem erworbenen Kapital in ſeine Heimat zurüdzukehren
traditet und daß er den Afrikaner ganz und gar ver drängen ivürde
im allgemeinen weit umbildungsfähiger, als der Araber in Dann , aber erſt dann, wird aud die Senegal Niger Bahn einen wirfliden Nutzen abwerfen ; jetzt wird ſie nur ein koſtſpieliges, unrentables Stüdwerk bleiben . B..
Allein mittelſt dieſes Siſtemes würde man am raſd )eſten und einfadiſten zu einer intenſiven Steigerung des Boden gervinnes gelangen. Freilid müßte man mit der Energie der altſpaniſden und engliſden Eroberer vorgehen und mit Waffengevalt nidit nur dem Yande die nötige Siderheit verſd) affen , ſondern auch die Eingeborenen zwingen , das Terrain gänzlid ) zll räumen . Hand in Hand biemit
hätte eine genauere Erforſdjung des Candes in bezuig auf
Ueber Süd-Georgien. Die Berichte des Kommandanten S. M. Š. Moltke", Kapitäns zur See Pirner, enthalten mehrere geographiſd wertvolle Beobadtungen , welde bei der Landung der
cine Rentabilität und endlid) eine Aufforderung aller
Deutſdien Südpolar-Erpedition auf Süd-Georgien und Unternehmungsluſtigen zu freieſter Konkurrenz zu gehen . Eine Zunahme des Konſumes ivürde hiemit nidyt cin : treten , im Gegenteil, der Lokalhandel würde nahezu auf: hören ; dagegen würden die großen, weißen Grundbeſitzer während ihrer periodiſden Rückkehr nad) Europa die er worbenen großartigen Einnahmen zu gunſten der einheim iſden Arbeiter Bevölkerung in liberaler Weiſe verbranden. Jedenfalls müßte abſolut verbindert werden , das Grund und Boden in den Beſitz von Chinejen fäme: jie dürften
nur als Taglöhner geduldet werden . Mag man übrigens ein Syſtem , welches man wolle, für die Koloniſation Senegambiens annehmen , die Sider beit des Landes , der Perſon und des Eigentums mui;
durch eine gut geidyulte , allzeit ſdylagfertige Truppen: ma dot geid übt werden .
während der Vermeſſung der Bucht und Umgebung des
Ankerplates im „ Moltke-Hafen “ gewonnen wurden . Dr. Schrader und ſeine Genoſſen wurden , wie man weiſs, am 23. Juli 1882 aus dem Hafen von Montevideo ihrem Beſtimmungsorte zugeführt. Es gedah foldes an fangs unter dweren ſüdliden Stürmen . Erſt am 6. Au guſt trat jene vollkommene Windſtille ein , wie ſie letteren gewöhnlid) zu folgen pflegt. Einen Tag ſpäter kam der erſte Eisberg von tafelförmiger Geſtalt in einem Abſtand von zirka 400 m . in Sidit. Seine Höhe betrug 35 , ſeine Länge 1300 , ſeine Breite 1000 Meter. Die Lufttempc ratur fiel mit der Annäherung an ihn von - 20 auf-80 und
ſtieg, nachdem fid das Sdiff ungefähr 20 Seemneilen von demſelben entfernt, wieder auf -- 1,2 , ſpäter auf — 3º. Die
Man įdaffe eine kleine Kolonial
armee von nur 1000 Mann , beſtehend aus Spahis oder Tirailleurs , rüſte ſie mit Hinterladern aus, kleide fie ziveckmäßig und bezahle ſie ſehr gut. Man gebe ihr keine feſten Garniſonen, laſſe ſie mit einer gewiſſen Freiheit im Lande herumſtreifen und befehle ihr , plötzlid, und fühn die umwohnenden feindlichen Stämme zu überfallen, dieſen Pferde und Kamele rüdſichtslos wegzunehmen und man
Temperatur des Waſſers blieb gleidfalls auf 20 und fiel erſt nad dem Paſſieren des Eisberges auf 00. Wenige
Stunden darauf kam ein anderer, kleinerer Eisberg von zadigen Formen in Sidt ; überhaupt wurden im Verlauf
der weiteren Reiſe zahlreiche ähnliche Koloſſe erblickt, da runter mehrere zu wiederholten Malen . Am 12. Auguſt ward zuerſt Land geſehen. Man dampfte bis auf 2 '/2 See meilen Abſtand heran und befand ſid) vor der Poſſeſſions:
wird einen heiliamen Sdyreden längs den Grenzen bervor
Bucht.
„ Das Cand beſtand aus faſt ſenkredyt abfallenden,
rufen. In Senegambien muß man den Krieg mit allem Ernſte führen, man darf keine ,,militäriſchen Promenaden "
bis zum Fuß mit Eis und Sdynee bedeckten Bergen ohne
mubamedanijden Häuptlinge, dieſe
Borland und Strand , nur ſo weit den idywarzen Fels zeigend, als ihn die Brandung vom Sdynee ſäuberte. Zwi
Veranſtalten .
Die
dywarzen Glaubensfanatiker , müſſen ergriffen und nad Guyana deportiert werden.
den der Poſjejions- und Fijd budyt reidten zivei mädytige Gletider bis ans Meer. " Nad) anhaltenden Rämpfen mit
In der Adminiſtration der Kolonie iſt ein Wedjel
des Syſtems abſolut notwendig. Zu Gouverneuren follten vor allem ganz beſonders befähigte Männer genommen wer: den , Männer, die längere Zeit als bisher auf ihrem Poſten
Sdyneegeſtöber, Nebel und Sturm vermudyte die Erpedition 1 Annalen der hydrographie und Daritimen Meteorologie. 1882, XII, Heft, S. 738–741.
Kleinere Mitteilungen.
am 16. Auguſt in eine Budyt einzulaufen , weldyc nad Klutjchaf's Rarte, der Länge und den beiden darin befinds
liden Sletidern nad , ungefähr der Nepal Buditent ſpradı . Allein in der Nindyt wurde durch allerdings nidit
ſebr gute Objervationen an Land feſtgeſtellt, daß man jid nad der Admiralitätskarte in der Südoſtecke der Number : land-Budit befand. Indes war der Anferplaß durch ab treibendes (blet dereis ſtart gefährdet und die Numberland
415
Stridente, eine weiße, febr zabme Taube (wavrideinlich der antarktiſdien Gattung Chrionis Forst, der Chrionidae an gehörend) und einen Singvogel vertreten. Sec - Leoparden ,
Pinguine und alle Sorten Scevögel ſind in großer Anzahl vorhanden ; auch wurden flügelloſe Käfer und 3 Arten cibarer Nijde gefangen . Won ben Neſultaten , weldie Napitän Pirner durd die
Vermeſſung des „ Moltte -Hajens" crbielt, verdienen noch
Budit empfabl jich infolge der in ibr vorgefundenen Slet:
nadſtehende Erwähnung: Beim
(dyer überhaupt nidyt zu längerem Aufenthalt. Taber judte Pirner die ihm von einem früheren Waler-linpitän
Hafens“ iind die beiden Kaps Charlotte und George vors züglide Erfennungsmarken . Lerteres liegt bei 540 :20
Croder empfoblene Noval Budit auf. Dod) gelang es erſt am 20. Auguſt Sort einzulaufen und auf blauem Sdlick
S. B. und 360 2.5 98. L.; erſteres in 54 ° 32' S. B. und
zil anfern . Am nädyſten Tag wurde endlid cin ciniger
Ende der Voyal-Budt, in deren weſtlicyſtem Teil der
maßen guter yandungsplatz und intervinzuziehung Sdra
,,Wolfe wafen " jeine Stelle bat. Bei Stille uud oſtlider
ders, deſſen magnetiſche Beobachtungen ein günſtige: Vie jultat ergeben hatten , ein geeigneter Wat; zum Bau der Häuſer gefunden und and definitiv als Stationsort der Erpedition gewählt. Mit Beibilfe der Manndaft des Woltfe" daffte
Anjegeln des „ Moltfe
350 50 W. 4. Kap Charlotte findet ſid aim öſtliden
Dünung jetzt mit der Flut vom Gletider abgebrodenes Eis in die Budyt. Die Fluthöhe beträgt 0,75 m ., wenn jie nidit Durd Sturm beeinflußt iſt .
Die in einiger Ent
fernung von Süd Georgien beobadytete Stromung ging
man am folgenden Morgen die Baubitzer auf einer ima
nad Nordoſt, längs der Nute in der Näbe der Inſel and nach Ditidoſt, bis Seemeile die Stunde. Es müſion
proviſierten Landungsbrüde herbei und begann init der Ab räumung der 1-1 Meter boben Scneclage. Der nädiſte
aber audy andere Strömungen vorfommen, wie die an der Rüjte imo jogar in den Budyten geſtrandeten Eisberge zeigen .
Punkt des in der Bucht liegenden Sletiders ijt 2,3 See
Das Auffinden von Cisbergen dicht an der Mujte war um ſo auffallender , als der Asaler-Kapitän Croder ber
meilen von der Station entfernt und ein Berg von 465 Meter Jöbe, nach der Station bin nid )t zu ſteil abfallend, zirfa 0,7 Secmeilen. Gletſcher ſd cinen in jeder Budyt vorhanden zu ſein und ein Plateau , wie es hier ſo frei von nabeliegenden hoben Bergen vorgefunden wurde, iſt jedenfalls jer ſelten anzutreffen.
Der Stationsort liegt
vorhebt, daß ſidy im Vorden der Inſel ein eisfreies Dreieck befinde ud an der ganzen Nordfuſte nur die Island
Budyt bei nördlichen Winden voll von Feld- und Treibeis
jei , das aus Süden komme. Allein dieje , wie überhaupt alle früheren Angaben deinen jid) auf den Sommer
ungefähr 10 Meter hod über dem Meeresniveau an einem
zu beziehen ,
ſanft geneigten Südabbang, der nad Norden zu durch
follen .
das 1 Seemeile lange und 100 Meter hohe Plateau be grenzt wird. Der hinſichtlid, des Standes der Sonne für den Stationsort vielleidyt noch günſtiger gelegene Nord abhang des Plateau's iſt ganz ſteil und hat kein Borland ; ein Landen an demſelben iſt deshalb unmöglich. Auf dent Plateau ſelbſt zu bauen war ſowohl wegen der Entfernung von der See, als auch des dort fortwährend berridenden Sdmee: webens wegen unmöglid . Nad Aufbaden des gefrorenen
Bodens ſtellte ſidy heraus , daß derſelbe aus einer zirfa 30 Zentimeter dicken feſten Torfichidyt, demnädyſt aus einer für Waſſer undurd)dringlichen , ſtellenweiſe faſt bis zur Oberfläche reichenden, zirka 20 Metermädytigen Tbonſdict
in
weldem
Süd Neſt- Sinde vorberriden
kleinere Mitteilungen. Bergleichung des deutſchen und franzöfiſchen Au8juhrhandels nach Profeſſor Soetbeer.
Nach den Vereinigten Staaten betrug die Ausfuhr Deutſch lands, wenn man dieſelbe in der Periode 1872 7:3--1874 75 gleich
100 ſtellt, von 1878 79—1880 :81 : 80.8, fiir Frankreid) unter der ſelben Annahme von 1878 79—1880 /81: 126.9. Nach England, wenn man den Wert der Ausfuhr 1872–74 gleich 100 ſtellt, 1878--80 : 117.6 , für Frankreid ) 100 und 93. ) ; nad den Nieder
und darunter aus ſchwarzem , waſſerleitenden Sand und Kies beſtand. Oben auf dem Plateau waren die Boden
landen 1872–74 fiir Deutſchland 100 , 1878–80): 165.7 ; fiir Frankreid in der gleichen periode 100 und 126. Nach allen Skandinaviſchen Ländern geſtaltete ſich die Ausfuhr fiir Deutid) .
verhältniſſe dieſelben.
land 1872–74 : 100 , für 1878–80 : 92.4 ; fiir Frankreich in
Was die Vegetation und Fauna des betretenen Ge bietes anlangt, ſo wädyſt Tuſjad Gras ( Dactylis cespi tosa Forst.) überall unter dem Sdnec. Bon anderen Pflanzen , Moos ausgenommen , wurde cinſtweilen nod nichts aufgefunden. Dudy reßt man das Vorkommen von Ner :
denſelben Perioden : 100 ud 70.3. Nach Portugal hat die 215
fuhr Deutidlands von 1877–79 (letzte Angabe) regelmäßig 311 genommen , ſie beträgt etwa viermal joviel als 1872 ; fiir Frant: reid), deſſen Ausfuhr dorthin viel bedeutender iſt, beträgt die 311 nahme von 1879 gegen 1872 mr 110. Die Angaben über den
Erport nach Spanien reichen von 1872–77 . Die Zahme iſt,
guelen -Robl ( Pringlea antiscorbutica ) im Sommer mit
was Deutſchland betrifft, jebr ſtart, aber nid )t ganz regelmäßig
Sidierheit voraus. Ebbare Tiere ſind durch eine Art
( 1055 1872 gegen 14,324 in Tauſend Pejetas 1877 ) , jiir Frant:
Mleinere Mitteilungen.
416
reich auch nicht regelmäßig 116,745 gegen 141,873 Tauſend Be
Schiffe. In Nagajati ſtieg der Import von 10,653,344 M. in
Nach Italien
1866 auf 20,997,948 M. im folgenden Jahre , während der Er
hat Deutſchland im Jahre 1880 etwa ſechsmal ſoviel ausgeführt als 1872, während die Zahlen fiir Frankreich ein Marimum von M. 324,552.8 im Jahre 1876 nadweiſen ; jett beträgt die Aus juhr nur M. 244,781.4 ( 1880) gegen M. 261,621.4 ( 1872 ) . Deutſchland erportierte 1880 für M. 70,268.8. Die Ausfuhr nach Deſterreich - Ungarn fann nicht angegeben werden , da die öſterreichiſchen Quellen die Einfuhr aus Frankreid ) nicht ſpeziell angeben, die franzöſiſchen ſich nur auf die Ausfuhr nad) den Frei häfeu Trieſt und Fiume 311 beziehen ſcheinen . Der deutſche Aus fuhrhandel nach Oeſterreich betrug 1879 : 722,000 (* 2000 M.) gegen 892,000 (2000 M.) 1872 ; hiebei ſcheint jedod die Ein
port von 7,981,312 M. ein Fallen auf 7,103,628 M. nadhwies. riad) Kanagawa wurden 1875 gebrad )t 74,088 Tons. Weil die Japanejen bisher keine eigenen großen paſſenden Schijje bejagen , fauften fic 1861 von Engländern und anderen Nationen ſolche im Werte von 5 Millionen M. imd gaben auch im folgenden Jahre fiir neue Anfäufe diejelbe Summe aus; jo erhielten ſie
jetas 1877 und 163,634 Tauſend Bejetas 1876.
juhr über Trieſt und Fiume nicht einbegrijjen zil ſein.
Auch
die Angaben über die Ausfuhr Deutidlands nad) Franfreich und umgekehrt ſind ſchwer zuſammenzuſtellen ; Prof. Joctbeer findet dafiir in Tanjenden Mart: Teutſchland niad) Frankreid) 1872 bis 1874 Durdyjchnitt: 262,1000 1878--80 338,300 M., Frant reich nach Deutſchland 1872–74 Durchidnitt: 310,800, 1878 bis 1880 M. 280,000, was der einer Zunahme von 290 0o für Deutit;land und einer Abnahme von 16.100 für Frankreid ) emprecher
wiirde. Wenn man die vorhandenen Angaben möglidſt mpartei iſd) ergänzt und zuſammenſtellt , kommt man 311 folgenden Nejut
Der gejamte Ausfuhrhandel Tentſdılands betrug piir
taten .
1867 zehn britijdie Steamer, elf Segelſchiffe für geringere laſten , drei amerikaniſche und ein holländiſches Schijf.
In den folgen
den Jahren vermehrten ſie ihre jandelsflotte durch neue Anfänje
und eigenen Bau und jeit 1872 beſuchen regelmäßig japaneſiſche Steamer die chineſiſche Nüſte: Der Tonnengehalt hob ſich von 96,51:3 in 1875) plötzlich auf 117,134 in 1876 , fiel auf 115,263 in 1877 , hob ſich wiederum auf 123,887 in 1878 , auf 138,208 in 1879 und ſtieg plötzlid) auj 167,902 in 1880 mit nicht weniger als 201 Schijjen . Im erſten Halbjahr 1882 liefen in Shangai 997 Steamer ein , darunter 113 unter japaneſiſcher Flagge , in Tientſin , rewdwang, Chefoo, Amou), Swatow und Formoja ſind
fic geri gejehene Gäſte. Die Beredningen für 1882 werden er's geben , daß in dieſem Jabre Japan mit Frankreich um den ziveiten Platz im chineſiſchen Handel bedentend rivaliſiert und
vielleicht hat es nad Ablauf einer Defade jelbſt England vom B. L ,
erſten Plate verdrängt.
1872 74 2896 Millionen Darf, der Frankreichs in derſelben Periode 2280 Millionen Mart, dagegen jiir die periode 1878 - 80 für Deutſchland 3404 Millionen Marfimd fir Franfreid ) 212: 9 Millionen Mart, was für Deutſchland einer Zımahme von etwa
In Nr. 10 des Jahrganges 1882 der „ Mitteilungen aus dem Gebiete des Secrejens“, Pola 1882, findet ſich von Seite 547
Das Multiplikations -Anemometer von Eugène Bourdon . ?
250 0m ,, fiir Frankreich einer Abnahme von etwa 50 , entſprechen
an und auf Tafel XIV eine ausführliche Beſchreibung und genaue
würde; hiezni miſjen dann noch einige Länder gerechnet werden,
Tarſiellung dieſes nenen widytigen Apparates, welche aus „ Le Yacht“
die hier nid )t mit einbegrifjen ſind , wie die franzöſijchen Beſitz ungen , die Edweiz, Tirfoi und Aegypten , Judien , China and Braſilien . Wemi mai hierfiir in Bandhand Bogen fiir Frant reich 180,0 , jiir Deutidland 120, zujdlägt, jo wiirde ſich von 1878 - 80 jiir Deutſchland eine jährliche Ausjuhr im Durchſchnitt lichen Werte von Marf 3812 Millionen , jiir Franfreich eine jolie
entiommen wurde. Seine ſpeziellen Vorteile ſind folgende: 1. Es beſitzt weder einen zarten Mechanismus, noch enthält es einen ber wegliden Teil, deſſen richtiges Funktionieren durd ) mangelhafte Juſtandjetzing beeinflußt werden förinte . 2. Es iſt leicht zu transportieren. 3. Dasjelbe liefert, mit einem Regiſtrierapparat in Verbindung gebracht, ein ſicheres Mittel, um die Thätigkeit von
von Dart 2496 Millionen ergeben .
Ventilationsapparaten zu kontrolieren . 4. Man erhält durch das.
Jm
Der japaneſide Handel früher und jeßt. Dezemberheft des „ Nautical Magazine“ 1452 gibt
F. N. Newcome cinen Bericht über den japaneſiſchen Handel
während der letzten 50 Jahre , aus dem wir folgende Einzelheiten hervorheben wollen . Bor -einem halben Jahrhundert beſchränkte ſid) der japancjidhe andel auf einen geringen Ilmjav mit holland und China. Mit mir zwei Ediſien jährlich durften die Holländer
Nagajati, den einzig geöffneten Hafen, beſuchen , die Chinejen da
jelbe höchſt genaue Beobachtungsrejultate. Wenn ein Fahrzeug unter der günſtigſten Segelſtelling, nämlich mit „ raumer Echote" jegelt , ſo iſt es von großem Jitereſje 311 fennen : a . den Druck in kilogramm pro Quadratmeter Segelfläche, welcher das bifi vorwärts treibt und folglich die Anzahl Kilogramm-Vieter, welde im Augenblide der Beobachtung notwendig waren , um dem Stine
die bezügliche Gejdwindigkeit zu erteilen ; b . den Interjchied, welcher zwiſchen der wahren Geſchwindigkeit des Windes und jener beſteht, welche der Wind dem Fahrzeuge erteilt, wenn man mit
gegen mit zehni Didukeit. Wie hoch ſich damals der andet mit China belief , wiſſen wir nicht ; der Import und Erport mit
dwader Vrije oder bei ſteifem und ſtetigem Winde ſegelt ; c . welche
Im Jahre 1860 , dem erſten
Gefahr auszuſetzen . Ein Anemometer 311 2 Röhren genügt für
Jahre, in welchem laut Artifel 3 des Vertrages von jedo vom 1. Juli 1859 und 1. Januar 1860 den Engländern die Häfen veut Jalodate, Kanagawa, Nagajafi geöffnet wurden, ſtieg der Juport auf 9. der Erport auf 1.512 Millionen M. Die Vereinig. ten Staaten hatten ſidh durch die Berry'ſche Expedition mit Gewalt einen Vertrag am 31. März 1854 erzwungen . Im
die Windſtärfen : ſtarker W., ſteifer Wind und Sturm ; fiir geringere Windſtärken muj man ſid) dreiröhrige Anemometer anſchaffen . em der die windgeſchwindigkeit regiſtrierende Apparat und die
jolland betrug zirka 1,329,299 M.
Jahre 1867 betrug der Wert des Imports nad) Vafodate 874,232, der Erport 2,575,440 M. und mehr als die Hälfte derſelben entfiel auf britiſche Schiffe; die Amerikaner fiibrten
Stärke der Wind erreichen muß , um das Fahrzeug einer ernſten
Anemometerröhren mittels eines Ventilators, der die Strömungen der Atmojphäre joweit als möglich 311 reproduzieren hat , in ridi
tigen Einklang gebracht wurden , ſo entſprechen die Fängen der auf der Scheibe gezeiduneten Linien genau der Windgeſchwindigkeit. Das Multiplikations -Anemometer vermag auch die Geſchwindig
keit der Strömung eines Fluſjes genau anzugeben und erſekt
18,110 Tons ein und 4829 Tons aus, Preußen in dritter Reihe
jo vorteilhaft die Þitot'ſche Röhre; cine maſſive Eiſenſtange bringt
3814 Tons ein und aus und in den geringen Reſt teilten ſid) Frane
das Juſtrument in die verſchiedenen Tiefen der Strömung.
30ſen , jolländer , Kuſſen und Dänen .
Im
ganzen liefen dort
ein in dieſem Jahre 29 englijche, 1:3 amerikaniſche und 11 preußiſche 1 Ciehe den „ Politijd) ind wirtſchaftsgeographiſchen Kid blid auf Japan“ im „ Ausland" 1882 , Ni. 5 und 6 .
Dr. B. L.
Die Mythe vom Pflanzen daf (Baranct ). Heber die im Mittelalter vielverbreitete und ofterwähnte Mythe vom Pilanzenſchaf (Baranet) hat Eduard Brüdner jüngſt eine
Notizen.
417
anziehende Studie veröffentlicht. Er zeigt in dieſer zunächſt und
hat): Eine Trombe iſt, wie er es ausdrücft, eine „ Blasmaſchine“,
mit ſtetem Hinweis auf ältere Erklärungsverſuche, daß man die außerordentlich zarten , vermeintlich vom Pflanzenſchaf herrührenden Baraneizjelle gewann , indem den Fettjchwanzſchafen die Lämmer
die entweder ſichtbar oder umſichtbar ſein kann , jedenfalls aber, wenn ſie das Waſſer berührt, wie eine Schaufel wirkt, welche mit großer Schnelligkeit im Breiſe bewegt wird. Durch den unauf: hörlichen Zufluß der oberen , fälteren luft bildet ſich unten ein
in den Gegenden öſtlic ) und jiidliit) vom Najpijee Varanet ge:
Caum von Dunſt um die Trombe und nun ſcheint es , als ob der intere Körper ſid ) erhebt und jid) mit dem oberen tegel,
namnt) ausgeſchnitten wurden. Iluter dem Namen Agnus scythicus war der Baranetz neben der Mandragora das gejuchteſte Zauber mittel. Jenes fabelhafte jcythiſche l'amm mm ſtammt von einem Baumfarn , Cibotium Baranetz. Loureiro ſab letzteren zuerſt und beſchrieb ihn in ſeiner Flora Chochinchinensis. Ter
welcher aus den Wolfen herabhängt, vereinigt. Uebrigens iſt ſeiner Anſicht nach das Vorfommen von elf jolcheu Tromben ein Beweis fiir die Feichtigkeit, mit welcher ſid) partielle runddrehende Bewegungen
Wurzelſtoc von diciem , um den es ſid) hier allein handelt, iſt
auf Koſten eines Wirbelwindes bilden , welder geneigt iſt, ſich anja
längtid), horizontal, über einen Fuß lang, dick, fleiſchig und dabei
zulöjen oder vielmehr in Abſchnitte 311 zerlegen , obne jeinen rund
dicht mit Spreujduppen bejetzt. Er ſteht einige Zou iiber der Erde und iſt mit wenigen dicken Nebenwurzelii an dicjelbe befeſtigt. Verlevt man ihn , jolange die Pflanze jimg iſt, mittels eines ſcharfen Inſtruments , jo quillt roter , blutähnlicher Fajt heraus. Zujam men mit den unteren Teilen des Stengels und der Wedelſtiete bildete dieſer Wurzelſtock, in der Geſtalt, wie er nad) Europa im portiert wurde, benghawar genannt, das zauberträftige Agnus scythicus, wie vor allem Danbury niacywies. Die goldgelben , jeidenglänzenden Sprenhaare , welche Wurzelſtod ud Wedelſtiele iiberzogen , ließen cher auf eine animalijche, als auf eine vegeta biliſche Trogue ſchließen und wenn ſich 4 Wedelſtile an jenem be : janden , jo war mit silfe der Phantaſie oder einer geſchift nach helfenden Hand das mythijde Varanet für einen abergläubijden
drehenden Charakter 311 verlieren . Es iſt dies dicjelbe Erſcheining,
!
Verſtand mohl zi1 erfennen .
die wir ſo oft an der conne jehen , wo wir die Fleden ſich ver größerii, daun ſich teilen umd in viel kleinere Flecken zerlegen jeben . Ju llebereinſtimmung mit einer Angabe im „ Mediterran Pilot “ teilt der Napitän der öſterreichiſchen Fregatte „ laudon “ , Julius Stevstal, mit, daß er längs der Südfiſte Alein alients eine weſtlide Strömung von 122 bis 2 Seemeilen (vejdwindigkeit beobachtete. Sie folgt in ihrer Kidhtung der .
siiijtenformation and iſt auf bödiſtens 20 Secmeilen von der stiliſte
in größeren Maße füblliar. 14 Teemeilen von der Jujel vypſile WUTDO ; während das Ediji in vollfommener Asindſtille lag , bis
Mittag ein Nordweſtſtrom von 2 Seemeilen beobachtet. Zwijchen rara Daſh Burm mid Has Chanzir war die Strömung mehr nördlich. Beim Þaſſieren des Kaps Chelidonia, auf 10 Sermeiten Abſtand, wurde ein Weſtſtrom von nur zirka ! 2 Ceemeile veripiirt .
Profeſſor Verrill iiber den Golfſtrom . In der letten Jahresverſammlung der United States National Academy of
Notizen.
Sciences ſprad, Profeſſor Berrill ans Yale über die Reſultate
von Beobachtungen, welche in den letter 11 Jahren zwiſchen der
Allgemeine Erdkunde.
Beobachtung der großen comenjinſternis an 6. 7. Mai 1883. Aus England wird geneldet, daß zirei Beob adter ausgejendet werden ſolleni , jiir welche die amerikaniſche Re
gierung auf gejchehenes Mujichen Pläge bei der amerifanijden Erpedition eingeräumt hat. Janjel, der an der Spiße der frants zöſiſchen Erpedition ſteht der jid) and , ein öſterreichiſcher Forider, Herr Palija , anſchließen wird ), hat ſich auf einer der kleinſtein
Injelui des Karolinen Archipels niedergelaſſen.
Gegenwärtig fennt man 232 zwijgen Jupiter und Mars gravitierende planetoident, deren letzter Ende Januar d. J.
Chejapeake Bai id Yabrador die Fijdereitommiſſion der Vereinigten Staaten anſtellen ließ . Ein iiberais reges Tierleben herrſcht in dem jüdlid) von Neu England , 70-120 E. MI. von der Miiſte entfernten Teile des warmen Stromes . 800 Tierſpezies brachte im Jahre 1880 das Edleppret herauf und von dieſen jollen ein
Drittel nene ſein. Der Meeresboden ſenkt ſich bis 311 der smiderfaden Linie nach und nach , geht dam hinab.
aber plötzlich bis zu 1000 Faden
Die Tiere , der großen Tiefen beſiben häufig orange:
gelbe oder rote Farbe. lluerklärt iſt bis jetzt geblieben , warum das Schleppret bisher noch feine Spuren von Wirbeltieren aujfing. B. ! .
Der Heliograph als Wettertelegraph.
Nach
dem
durch Paliſa in Wien auſgefunden wurde.
Eine eigentiilide Eridemug, welche bereits im Jahre 1851 zu Etretat beobachtet worden iſt, wurde im Monat September 1882 in der franzöſijden Afadeinie der Wiſſenſchaften beſprochen. Der Strand von Etretat bildet den hinteren Teil einer ſegmentförmigen Bucht, deren Schne etwa 1200 Meter lang iſt, wäh rend der Abſtand derſelben vom Bogen nur etwa 400 Meter beträgt ; die kiiſte iſt ſteil, auf 400 Meter findet man 9-10 Meter Waſjer tiefe. Eines Vormittags bei 24 -250 war der Himmel gleid) mäßig mit diukiem (Bewölfe bedect, welches ſehr tief auf das Waſſer zu reichen ſchien . Mit einem Male riſjen ſich einige Wolfen los , ſpitzten ſich nach dem Waſſer hin 311 und nahmen bald eine fegelförmige Geſtalt an .
Als die Spitze ſich dein Waſſer näherte,
ſchien ſich aus dem Waſſer ein Hegel 311 erheben , dann wirbelten beide um eine gemeinſchaftliche Are. Ju diejer Weiſe forinten ſich elf parallele Tromben , welche ſich endlich am Rande der Klippen
brachen . Hiezu bemerfte Herr Faye, daß man in dieſer Beſchreib ug unjdywer die Jlluſion erfeme, welche jo allgemein verbreitet iſt, daß die Wolte das Waſſer gewijjermaßen aufpumpe. Die Erklärung iſt ſeiner Anſicht nach folgende die er ſchon 1877 in Dem Annuaire du bureau des longitudes“ ausgejprodhen
„ Engineering “ hat Mr. L. P. Adam die Verwendung von Helio graphen vorgeſchlagen ; um zwiſchen den Jujeln Mauritius und Réunion im Judijchen Ozean das Heraumaben der fiir die Schifi fahrt ſo ſehr gefährliden Airbelſtürme zu verfünden . Die zur Aufſtellung der Heliographen gewählten Berghöhen ſind 134 E. M. von einander entfernt; die Diſtanz, auf weldie (General Ibanez in Spanien dieſe Juſtrumente verwendete, betrug 180 E. M.
Man würde jomit im ſtande ſein , ohne Anwending eines Kabels das Heramahen der Sirbelſtiirme von Mauritius nach Hermion
um 24 - 36 Stimden friiher anzuſageil, als ſie die lettere Injel erreichen .
V. L.
Die Hamburger Barfe „ Martha “ , welche am 21. Juni vorigen Jahres die Heimreiſe von Iquique aus antrat, war am 25. Juli in Sicht der Inſel Diego Ramirez. Sie paſſierte die ſelbe in geringer Entfernung bei Sturm ans Weſt mid bemerkte, wie die body laufende See über die ganze Juſel hinwegbrandete. Das iſt alſo auch eine der vielen Inſelil, welche allmählid durd die Gewalt der Wellen verſchwinden wird. Im Hamburger Nautiſchen Verein fam jüngſt die
Frage zur Sprache, ob es nicht angeſichts der in leşter Zeit
Notizeit.
418
wiederum vorgekommenen Verluſte von transatlantijd)en Dampjern | Bejelljdajt in london die Murdijon Medaille in Anerkennung anf der Fahrt jei , die Mittel ließen, um die in den letzten
zwijchen New York und dem Kanal an der Zeit in Erwägung z11 ziehen , weldie ſich etiva anvenden Gefahren auf diejer linie, auf der ſid) der Berkehr Jahren jo enorm geſteigert hat, zu beſeitigen oder
jeiner Arbeiten über vorweltliche Pflanzenreſte verliehen wurde, jagt von den aus den oberen Ethidhten der Tandſteine am Kiji banjerberge ſtammenden verſteinten Stämmen, daß ſie alle uur soniferen md zwar den in der Permijden Formation im Rot 3
Die Dampfer , welche nad ) den
liegenden Schlejiens und Böhmens ſehr weit verbreiteten Aran
Vereinigten Staaten fahren , verfolgen jetzt faſt ohne Ausnahme die ſogenannte Route des „ größten Kreijes“ , auf welcher die Ent:
carites Schrollianus angehören. Ji pringlicher Lagerung fand Göppert auf dem vijfhänjer gegenwärtig ur n10d) zwei
jernung von Hafert ; ll Hafen auf der Hinreiſe freilid) im ctia 1.50 Teemeilen kiirzer , dic (Gefahr wegen Nebel, Eisbergen und der gejährlichen Siviſte von Neufundland, ſpeziell siap Race, aber
von ihnen an der nat ) Notenburg führenden Straße ; indes jab
dod) wenigſtens 311 verringern .
and) um jo größer iſt, während auf der Herreije wegen der ents gegenlaufenden Strömung auf der nördlidhen Route die Diſtanz faum fürzer iſt, als wenn die heimkehrendent Edrijje nad ) dem Abgange von dem amerikaniſchen Hafen zumüliſt auf einen Oſt furs in den Golfſtrom hinein imd dann mit diejem citlang ſteneri wiirden .
Von einem
Mitgliede wurde in Vorſchlag gebrad) t ,
dahin 311 wirker, da den Dampjern für Hin- und Kiidjahrt bis ſtimmte Routen vorgejdhrieben wiirden, welche einestcils weit gemig von der Küſte von Neufundland vorbeifiihrteil , um völlige Sider
heit gegen diejelbe 311 bieten, anderenteils aber aud) einen geniigenden Abſtand von der entgegengejetzten Nonte böten, um die solli ſionen zwiſchen Dampfern zur Ilimöglichkeit 311_madhei. Ter Verein ſchloß jid) diejer Auſid t im Prinzip an , hielt es indes für angemeſjen , daß erſt Unterſuchungen dariiber angeſtellt wiirden , welches in Wirklichkeit die vorteilhafteſte und zugleich ſicherſte
Route zwijchen dem sianal ind New York, bezw . den Vereinigten Staaten jei . hinſichtlich dieſer Interjudugen um
würde die
deutſche Seewarte vor allem berufen jein , ihre Thätigkeit zur
Projeljor Leimbad) and in dem zum weſtlichen Teile des erſteren
gehörenden Hopfenthale mehrere derſelben. Zahlreiche Stammbruch ſtide liegen in der Nähe des Städtchens selbra zerſtreut. Sie jind jämtlid) entrindet, ſelten bis 1 m . dick, etwa 1,5—2 m . lang,
zeigen mir hie und da Epuren von Jahresringen und haben viele Spalten , welche entweder mit amorphem Quarz erfiillt oder, wem
hell, an der Jimenjeite mit Clarzfryſtall ausgefleidet jind. Vieles rojjile solz hat johon beim Straßenbau Berwendung gefunden ; aus 13 Stämmen wurde jogar abivedijelnd mit Sandſtein ein terraſſen artiger hundban zur Bezeichnung der jürſtlichen Landeshoheit oder als (Grenzmarfe zwijden Edwarzburg sondershanen und Preußen auſgefiihrt. Neuerdings hat man fiir Erhaltung dieſer lleberreſte einer reicien paläontologijden Vegetation Jorge getragen . Afrika .
Forſchungsreijen des Engländers Salons in Ve biete der Maſhona 3. Die „ Proc. of the Roy. Geogr. Society ** (Mai 1883) veröffentlicher einen Brief Celous ", worin derſelbe von jeinen Neijen im Jahre 1882 zwijd)en dem 'ande der
Geltung zu bringen , was ihr um jo leidster jein dürfte, als ihr bereits ein bedeutendes Material z11 ciner jolchen Arbeit zur Ber: fiigung ſtehen ſoll . Auf Grund des Ergebniſjes diejer Inter ſuchungen wiirde ſich dam die Sadie weiter verfolgen laſſen.
Databele imd dem mittleren Zambeſi berid )tet.
3 wachs der Tiergattungen . Rye's jiingſt veröffent lichter „ Zoological Record for 1881“ nennt als rell zu den hundert taujenden bereits bekannter Gattingeil zugewadijen 1438 Gattungen und Untergattungen , wovon allein 543 dell Jrjeften und 517 den Protozoen angehören. Man ſieht , wie weit der Reichtum des
lidiſten Ergebnijje ſind folgende : Ein beträchtlicher 350 m . hoher Gebirgsſtock , die Umvukwe Berge, zieht ſich in nordisordöſtlicher
!
Das durchjorſdite
Gebiet liegt einen halben Grad zi1 beiden Seiten des 31. Längen grades und zwijd)en dem 150 30 und 180 S. Br. Was Selous auf ſeiner Koutenjtizze eingetragen , füllt einen vollkommen leeren
kaum jelbſt auf der Havenſtein'jchen Marte aus. Die weſent Richtung zwijchen dem 300 und 32 Oe . L. und dem 160 wid 180 Î . Br. als Wajjerſcheide zwiſchen dem Wanyame ( Hanyane) und dem Mazo (Cenya) quer durch das Land. Die Ausläufer diejer
tierijchen Lebens auf der Erde davon entjernt iſt, ausgejchöpft
Berge liegen etwa einen Breitegrad ſiidlich des Zambeſi zwijchen
zu ſein !
Zumbo und den Nebrabaja- Fälleni, jo daß ſich, entgegengeſeyt der bisherigen Annahme, eine weite, dirre Ebene am ſiidlichen Zambeſi Ulfer ausdehnt, in welcher ſelbſt die Waſſerläufe der zwei einzigen Zuflijje des Panyame ind ilmjengaſi zu breiten Sandbetten werden . Der Panyame mindet nicht weſtlich, ſondern 15 E. M. öſtlich von Zımbo in den Zambeſi. Der dieſem Flup parallel ſtrömende Ilmjengaji (Zingeſi Ravenſteins ?) entſpringt auf dem
Rieſiger Tintenfiſch. Nachrichten aus Neejeeland melden , daß in der Cootſtraße ein gewaltiger Tintenfiſch) an das Geſtade geworfen wurde , weldier Viktor Hugo's berühmten Krafen faim etwas nachgeben diirfte. Des Tieres Körper war 2,5 m. lang, im größten Umfang 3 m . dick und der Nupf hielt im Durchmejjer 1,5 m . Die zwei größeren Fangarme waren 8 m ., die fleineren 4 m . lang; erſtere waren mit einer Seitenreihe von 15 und zwei Mittelreihen von 19 Saugnäpfen bejevt. ! Das Erträgnis der Perlenfiderei im perſijchen (Hol, fdhätzt man auf 10 Millionen Mk.; mehr als die Hälfte dieser Im Nalia Summe wird bei den Bahrein Jujelit gewonnen .
jornijden Golf betreibt man den Fang auf Margaritifera cali
Nordabhange der Ilmvukive- Berge. Vier größere Nebenfliiſje er : hält von Oſten der Banyame ebenfalls von diejen Höhen zwijchen dem 160 und 170 S. Br . Die Gegend , welche Selous durd)-
reiſte , iſt mehr oder weniger dicht von den Miajhona's bevölfert . Mitte September erreichte Felons, ſehr erſchöpft von dem äußerſt bejdywerlichen Marjdie durch das Gebirge , jeinen Standort am Umfule.
tornica heute namentlich bei Bonita , muß indeſjen hier haupt
jächlid ) auf Perlmutter reflektieren und jammelt deshalb auch die große yaliotis der weſtamerikaniſchen Niiſte , deren Edalen ziir
Herſtellung iriſierender snöpfe vielfach Verwendung finden . Fojile Hölzer des diffbänjerberges. Projejjor H. K. (Höppert ans Breslau , welchem jiingſt von der geologiſchen
Madagaskar -Neiſe.
Mir. Deans Cowan , der durch
friihere Entdecimgsreiſen auf Madagaskar bekannt iſt, hat ſich nun beſtimmt cutſchieden , dorthin zuriickzukehren , um den ſiidlichen Teil der Jujel 311 durchforſchen . Von demſelben iſt noch wenig befait ud mai faim erwarten , daß Mir . Cowan uns wertvolle
Beiträge zur Erweiterumg injerer Kenntnis von der natürlichen Beſchaffenheit der Juiel verſchaffen wird. Er rechnet auf eine I Wir jahen Teile eines wohl ebenſo großen , an die Nüſte von Nen Schottland geworfenen Tintenfiſches vor Jahren bei Agajjiz in Hambridge, Maji. Wenn wir nicht irren , hat Profeſſor Berrill eine Arbeit über denjelben veröffentlicht. A. D. R.
Reije von etwa zwei Jahren. Sein plan iſt, auf der Südoſt Miiſte bei Ambaby) anzufangen und im
Innern des Landes zu
dem jüdlichſten Punkte durchzudringen, den er erreichte , als er
Litteratur.
jeine Aufnahme vom Baraland machte und dabei das Webiet der
Taujay- und Taudroy - Stämme z11 durchfrenzen , von da weſi wärts nach dem Diſtrift des Mahafaly . Stammes und auf dem Fluß Onlahy weiter 311 ziehen. Dies wird ein Jahr dauern . Pon Omahy aus wird der Weg beinahe nördlich durch den weſt lichen Teil vom Bara - Land und das Gebiet Takalawa gehen und zu Mojanga endigen. Herr Cowan hoſt ſehr wichtige Er: gebniſje von dieſer Reiſe zu erhalten , da dieſelbe eine geologijdıc Formation zum Ziele hat, welche von derjenigen , die uns bis jetzt alle Proben aus Madagaskar geliefert haben, verſchieden iſt. Hofjent
419
man ſcufuhaltbare Zuſtände, die endlich z11 der wiederiun preblematiſch wirkjamen Ridberufung Netſchwaio's führten . Wicher paſjen die Sorte , welche der Verfaſjer in ſeiner Vorrede
(S. IX ) ausjpricht: „ Die Wahrheit iſt , daß alle politiſchen und ſozialen Fragen Siidafrifa's ihrem eigenen Ĉdidjal überlajjen wurden , ausgenommeil, wenn ſie gelegentlich zum Spielball eines
politijden Erperimentes dienen fomten .“ „ lijere dwarfende und unſichere Politik gegenüber von Völfern , welche jede locuit ichylojſenheit umjererſeits als ein Zeichen von Furcht wid Sdwache
lich wird diejelbe zur 'ömg mancher wichtigen, auf Madagaskar
anjchen, hat in Verbinding mii der Sorgloſigkeit und Nadıläſſig frit in früheren Zeiten uns die Verlegenheiten in Südafrika ge :
bezüglichen Frage beitragen.
ſchaffen .“
Rachdem
der Perjajjer die durch lleberfluung von
Ajingo (Ajingo-) See am Ogowe. Mijjionar Bichet
Zulufafjern bedrängte Yage des cinſt blihenden Natal dargeſtellt,
reiſte im verfloſionen September ind Oktober in Begleitung der Marinejähnriche Espinajjy und Tenaille, des Mediziners l'otha und des Naturforſchers Thollon von Gabuni aus nach der fathos liſchen Miſſionsſtation auf der „ Juel des lichts“ , Ujange oder zange im gowe. Espinaſjy hat an eine Aufnahme des vin
wondet er ſich zu einer Echilderung der Beers in Transvaal und 31 godiditlichen Entwiceliung der Amerion und Betrozeſſion
und Riidreges ausgeführt und eine Karte entwerfen, auf weldier der Ujingo Aſingo) See in genaueren Ilmriſjen entgegentritt. Gic
dieſes Staates durch die Engländer.
In dieſem Kapitel können
wir vaggard nid )t vollfonuncu beipilidten ; er ſcheint uns den fiir Engländer ſchmerzliden Ereignjeni zu nahe geſtanden zu haben , imm cin ins Deutical befriedigendos lliteil abgeben 311 fönnen .
Er
nach erſcheint letzterer als Nebengewäſſer des Ogowe, da er ſeinen
verfeint ganz und gar die ſtaatenbildende Kraft, welche den Boers imewebitud ſid, in ihrer lang andauernden beidens
Zufluß durch jenen Seitenarm dieſes Stromes erhält ,' der die
geſchichte dokumentiert hat. Mber er ſtellt mit dem ihn cigenen
Inſel Ajange nach Nordweſten einſchließt . Ingefähr in der Mitte des jüdlichen Seerandes beginnt der dem gowe wieder tributäre
Freimt die deſtruktiven Wirkungen der miglijden Parteipolitik auf die jiidafrikaniſchen siclonici , ſowie auch die totale linjähig. feit in militärijchen Operationen, in helles licht . Tas Napitel iiber Transvaal muß als ein wertvoller Beitrag , kann aber nidt als cine erſchöpfende Darſtellung angejchen werden . Wer ſich aber eine
Ausſluß und to bemerkt man fortwährend eine bedeutende Stro
mung um den Ajinge.
( Nad) (Geogr. Mitt.)
Man ſchreibt der „ Hel. Korr." aus Nairo, 14. April: pon Paul Soleillet itid Brémond jind alls Edoa neno Nachrichten eingetroffent. Soleillet ſoll vom König Mene let ein ausgedehntes Territorium zum Ban ciner ſchmalſpurigen Eiſenbahn zwiſchen Schoa und Obod erhalten haberi.
Brémoud
teilt ſeinerſeits mit, daß der Kaiſer von Abejjinien bedenklid) er
krankt ſri. Menelef trifft Vorbereitungen , um den Thron von Abeſſinien zi1 beſteigen . Jufolge einer zwiſchen dem Kaiſer von Abeſſinien und dem König Menelek abgeſchloſſenen Konvention joll nämlich der Ueberlebende der Nachfolger des Verſtorbenen ſein .
Litteratur . Cetywayo and his White Neighbours; or , Remarks on Recent Erents in Zululand , Natal and the Transvaal.
By H. Rider
Haggard. London. Trübner. 1882. Rider Haggard hat in einem Buch „Netſchwaio und ſeine weißen Nachbarni“ den Verſuch unternommen , bei ſeinen Landsleuten , deren Mangel an intenſivem Intereſſe fiir die Regierung der englijchen Kolonien er tief beflagt , ein feſibegriindetes Verſtändnis für die ſchwierigen und eigentümlichen Verhältniſſe in Zululand, Natal und Transvaal
gehender mit den Schickſalen jener noch immer im Werden begriffenen fiidajrikaniſchen Staaten befajjen will , wer ſich für den fultur
hiſtoriſch hodiſt merkwiirdigen , in unſerer Zeit ſich abſpielenden Siampf zwiſchen fraftvoll entwickelten Schwarzen und den nach der Ausbreitung der Ziviliſation mühevoll ſtrebenden Weißen intereſſiert, dem fann vaggard's Wert auf das Beſte empfohlen werdeii, im fomehr, da die Sprache desſelben flar und beſtimmt iſt, die Dar ſtellung ſelbſt im hohen Grade feijelnd wirft.
B. F.
Die neue Borneo - litteratur. Einer der beſten kenner von Borneo, welcher ſoeben von einer größeren Reiſe durch Siidoſt-Borneo zurückgekehrt iſt, ſchreibt uns folgendes: Wenn ich über die jüngſte litteratur von Borneo ein lirteil fällen joll , ſo muß ich ſagen , daß ein großer Teil derſelben der Mundt -Lauff'idhen Methode, über die Philippinen zu ſchreiben ,
jeinen Urjpring zu danken hat, die im „ Aušland “ dem Urteil der Lejer ſo treffend preisgegeben ward. Beſonders hat Major Berelaer durch eine „ Ethnographiſche Beſchreibung der Dajakkers " ( 1870) und durch ſeinen ethnographiſchen Roman „ Van Zuid tot Noord“ ( 1880) ſehr viele Irrtümer nicht allein in geographiſcher und eth hographiſcher , ſondern auch in zoologiſcher und linguiſtiſcher Be : ziehung verbreitet. Meine Zeit erlaubt es mir hier nicht , mich init der Korrektur
uch) aller der kleinen , in verſchiedenen holländi
idhen Zeitſchriften verbreiteten Artikel, zu befaſſen ; doch hoffe ich,
wachzurufen . Der Verjaſjer, welcher 6 Jahre in Siid - Afrika gelebt
nach meiner Rücffchr Zeit zu finden , die litteratur von Südoſt
und überall offene Augen gehabt , darf ſich hiezu für vollkommen befähigt erachten ; er hat keine Riidjicht zu nehmen gegen irgend eine Partei ; jeine Worte tragen den Stempel ſtaatsmänniſchen
Borneo gut durchzuarbeiten und dann vielleicht auch zu bearbeiten .
Ernſtes und gewiſſenhafter Wahrheitsliebe .
Im crſten Teile
Vorderhand muß ich mich begniigen , Bruchſtücke 1 zu veröffent
lidhen , die vielleicht doch dazu beitragen werden , daß man ſelbſt in Holland den
vieleicht mit Abſicht, was ich faſt glanbo
ſchildert er die Umſtände, welche Sir Bartle Frere zwangen , den
in indiſchen Zeitungen verbreiteten liigenhaften Berichten über dieſen
Krieg gegen Ketſchwaio zu erklären ; „ Hätte nicht er ihn begonnen ,
Teil Borneo's keinen Glauben ſchenkt.
jo hätten die Zulus ihn unternommen , im freie Hand zu erhalten .“
Bod mit ſeinem ſehr umgerechtfertigten Titel „ lliter den sami.
Nicht der Zulu -Krieg an und fiir ſich , jondern die ſtaatliche Neue
valen auf Borneo“ kann nicht dazu beitragen , den Blid von sia pitaliſten auf dieſe ſo überaus reiche und fruchtbare Juijed
Organiſierung von Zulu -Cand nach demſelben hat zu einer Ver urteilung der Politik Sir Bartle Frere's gefiihrt . Dian iibergab
Auch das Wert von Narl
das eroberte land einer Anzahl ſchwadhföpfiger Häuptlinge und ſtellte dieſe unter die nur nominelle Aufſicht eines britiſchen Reſi
wir dürfen jagen, ſehr wertvoller Bruchſtiiđe über Siidoſt-Borneo
denten , welchem alle Mittel einer ſtarfen Erefutive verſagt blieben ;
beginnet.
1 Das „ Ausland" wird nächſtens mit dem Abdruck derartiger A. D. R.
Norrcipondentz.
420
zu lenken und doch wäre cs wahrlich an der Zeit, daß dies Otto v. Breitſchwert in Stuttgart verſandte die Probenummer einer „ Siiddeutſchen Nolonial-korreſpondenz“, welche
des zweiten Jahrhunderts ziridfiihren . (Hewiß iſt es, daß diejes Manufript „ Bruce“ auf das Deutlichſte beweiſt, daß die Kirchen väter die Lehre der Keter, welche ſie bekämpfen wollten , trou wiedergegeben haben U. a. führt Herr Amélincau cine Stelle
er dreimal im Monat herauszugeben beabſichtigt und in den Dienſt der deutjchen Auswanderungsfragen , der Kolonie- und Miſſions
Klemens von Alerandrien wiederfindet.
Angelegenheiten ſtellen will.
das Manufript erhalten, weil es durch den beriihmten Reiſenden
geſchähe .
Dr. Þugo Töppen in Hamburg wird die Redaktion der
aus dem
gnoſtiſchen Mamtript an , welche man wörtlid) bei
dieſes Namens nadh England gebracht worden iſt.
geographiſchen Monatsſchrift „ Aus aller Weltteilen “ mit dem 9. Heft des gegenwärtigen Jahrganges niederlegen und der Afrika reijende Dr. Oskar leilz in Wien wird an ſeine Stelle treten . Dr. Hugo Töppen hat ſich durch eine trejfliche Leitung dieſer
Zeitſchrift ein entſchiedenes Verdienſt um die geographiſche Litteratur Deutſchlands erworben . Das „ Ausland “ winjcht ſeiner jüngeren
Den Namen „ Bruce “ hat
Korreſpondeuz.
Edhweſter „ Aus aller Weltteilen " beſtes Gedeihen auch unter
Die fleinſten Städte Europas. Žm ,,Ausland“ wurde kiirzlich (556. Jahrgang, Nr. 9 , E. 180) dic Bermutung ausge
der neuen Redaftioni .
ſprochell, daß das furländiſche Städtchen Pilten die kleinſte Stadt
in Europa join dürfte und dieſe Vermutung auf das bejcheidene Studien über Acthiopien. Bis jetzt beſitzen wir über die
Budget jiir 1883 baſiert , weldes Pilten aufgeſtellt hat. Wenn
(Seichichte Aethiopicus und Abeſſinicis nur ſehr sürftige Angaben ,
die durch Pudolf und Bruce den Schriften der Miſſionäre dos 16.uud 17. Jahrhunderts entlehnt worden ſind. lleber die ganze Periode vom fünften Jahrhundert bis auf unſere Zeit fennt man nur einige Hauptercigniſic, wie den Einfall der Faladhen , die Wieder :
einſetzung der nationalen Tynaſtie gegen das 12. Jahrhundert, die Vertreibung der Icfuiten am Ende des 16. Jahrhunderts . Die einheimiſchen Quellen , die allein im ſtande ſind, Sicherheit zu geben , ſind niech nicht oder wenigſtens lange nicht gemg zu Rate gezogen worden . Herr Bajjet , Profeſſor in Algier , hat den gliidlichen (Gedanken gehabt, auf die Quellen zuriidziigehen ; er gibt
den äthiopiſchen Tert und dic lleberſetzung einer Chronik, welche
aber als der allgemein üblidhc Maßſtab jür die Größe ciner Orts ſchaft deren Eimoherzahl angenommen wird , dann rangiert Pilten nicht unter den Städten letzter, ſonderit etwa vorleiter
(Größe , da cs nach der Zählung vom 29. Dezember 1881 1496 Ein wohner hat. Defterrcid) : Ungarn und kußland allein zählen iiber 50 kleine Städte , die hinter der Seelenzahl 1000 zurüdbleiben. Ten Anſprud ), als die kleinſten Städte in Europa genannt II
werdeil, diirften viclinchr folgende Städtdheut erheben : Kemi in Finnland, 312 Eimvohner 29. Dezember 1881 ) ; Hardega in Nieder Oeſterreid ), 356 Einwohner (331. Dezember 1880 ) ; Sjudat in Rußland, (Gouvernement Taurien, 385 Einwohner ( 1880 ? ) . F. ( ' .
Wien .
in der National Bibliothek aufbewahrt wird . Allerdings iſt diejes Werk von neucrem Datum . Die beinahe alle chriſtliche Litteratur
Bon anderer Seite wird ins z11 dieſer Frage gejdhrieben : hu
des rients iſt es ein Samuelwerk, obne Kritif von einer ſchred .
Nr. : des „ lusland “ von 1883 wird Pilten als kleinſte Stadt Ell
lidhen Tredenheit. Doch außerden , daß es hiſtoriſchen Wert für die (beſchichte der letzten vier Jahrhunderte beſit, kami man , Dank der Art der Zujammenſtelling, den Veränderungen jongen ,
Dennoch aber glaube ich, daß die kleinſte Stadt Europa's in Baden
welche das alte idiom Gheez erlitten und die Weiſe, wie es jich
ropa s angegeben. Leider wird dabei die Einwohnerzahl nicht geramt. liegt. Diejelbe dürfte Hauenſtein , Bad. Amt. Waldshut, jein , dem am 1. Dezember 1875 zählte Varienſtein 152 Einwohner. Ueber -
in das gegenwärtige Idiom , das Amharik , verwandelt hat. Der
haupt hat Baden auffallend vicle Nleinſtädte.
lleberſeter hat ſehr ſorgfältige Erläuterungen beigefiigt , zu deren
wohnern zülften am 1. Dezeinber 1875 hier : Blumenfeld (200) ,
Zujammenſtelling er dic arabiſchen (Sejchidijchreiber, die Erzähl ungen der Miſſionäre und der muhamedaniſchen Reiſenden be Huizt hat . Ueber den gnoſtiſchen Papyrus price.
Der Abbé
Amélinean, welcher ſich mit koptiſchen Studien beſchäftigt, hat der „ Afademie der Jujchriften “ einige Mitteilungen über das in der
Iluter 600 Ein
Thengeil Stadt ( 302), Yach Stadt (282 ), Fürſtenberg (319 ),
Neufreiſtett (175) , Ballenberg (0) 16 ) ud Kleinlaufenburg (636 ). Petzteres iſt freilich erſt jeit 1801 von Großlaufenburg losgeriſjen und durch die politiſchen Ereigniſſe zir ſelbſtändigen Gemeinde geworden. Donaucchingen.
Dr. F. C. Baumann .
Iteberſchrift genannte, jehr alte foptiſche Manuſfript, welches jetzt zu Orford aufbewahrt wird und dejjen lopie er veröffentlichen will, gemacht. Er hält dasjelbe für das älteſte gnoſtiſche Wert, welches zu uns gekommen iſt. Die Verſuche, welche man gemacht hat , es zii reſtaurierent , haben cher gedient, es noch mehr zu bejchädigen ;
Berichtigung.
Ju denl Aufſate „ Adolf Englers Verſuch einer Entwidelungs
glüdlicherweiſe war friiher jdon durd) Weide eine Abſchrift von
geſchichte der Pflanzenwelt “ Nr. 15 pag. 281 fi. des „ Ausland "
demſelben gemacht worden , welche es erlaubt hat, den größten Teil der 'iiden zu ergänzen . Im übrigen ergänzt ſid) das Werk leicht aus analogen Werfeit. Man findet in demjelbert die Ein weihungszeremonien beſchrieben , welche zum Plerom führen, d . h. zur Voltommenheit und zur (Glüdjeligkeit. Es iſt nicht unwahr
haben ſich leider einige unangenehme Drudjehler eingeſchlichen . Die hauptſächlichſten derſelben mödyten wir daher noch nachträg . lich richtig ſtellen. Seite 283 Spalte 1 Zeile 13 lies : Santhor rhoeeae ſtatt : Xanthorrhoceae; Zeile 11: Chamaelaucieae ſtatt: Chamaeloncicae ; Zeile 15 : Comespermeae ſtatt: Conspermeae; Zeile 25 : Xerotideae ſtatt: Herotideae ; Zeile 33 : Goodenoviaceae ſtatt : Goodenoriaceae ; S. 281 Sp. 1 Z. 22 lies Archegonia
ſcheinlich, daſs wir es hier mit einem Werke Valentin's, des beriihm ten Urhebers des Gnoſtizismus, zu thun haben. Es iſt ſogar möglich, daß dieſes Buch dasſelbe iſt, welches Klemens von Aler andrien kennen lernte, als er ſich mit den guoſtiſchen Lehren bes fannt machte, um ſic zil bekämpfen . Dies würde uns, was das Alter der Schrift betrifft , in die erſten Jahre der zweiten Hälfte
Drud im
ten ſtatt: Archeponiaten ; Sp . 2 3. 11 lies : Bentham ſtatt: Beutham .
Verlag der J. G. Cotta'ſchen Buchhandlung in München und Stuttgart.
D.
Das Dusland. Wodenſchrift für Länder- und Völkerkunde, unter Mitwirkung von Profeſſor Dr. Friedrich Kaßel und anderen Fachmännern herausgegeben von der
I. G. Gotta'ſchen Budhandlung in Stuttgart und Münden. Sechsundfünfzigſter Fahrgang.
Nr. 22.
München, 28. Mai
1883.
Jährlich 52 Nummern å 20 Seiten in Quart. Preis pro Quartal M. 7. Zu begieben durch alle Buchhandlungen des In- und Auslands und die Poſt. Rezenſions:Eremplare von Werlen der einſchlägigen Litteratur ſind direkt an Herrn Profeſſor Dr. Friedrich Haßel in München , Ałademieſtraße Nr. 5, fu fenben. Inſertionspreis 20 Pf. für die geſpaltene Zeile in Petit.
ämter.
Inhalt : 1. Die Vergletſcherung der deutſchen Alpen. Bon Privatdozent Dr. Albrecht Pend . S. 421 . 2. Südſlawiſches Land Von F. G. A. Neue Folge. III . Montenegro. Das Volt. S. 425. 3. Aus Lapplands Natur und Völferleben. ( Schluß.) Nach Paul B. du Chaillit. (Mit Abbildungen .) Č . 427 . 4. Nachträge und Nachſpiel der „ Jeannette“ -Expedition . S. 429. 5. Eine holländiſche Stimme iiber Niederländiſch - Indien . F. 435 . 6. Kleinere Mitteilungen : S. 136. Die Tempel von Nikko . Die Ichthys der Sahara. Juan Maria Schuver. Schneeberge auf Neu - Guinea. Von A. B. Meyer. Menſchenfreſſer in Kauka . und Bolf.
7. Notizen : S. 438. Aſien. Afrika. Amerika. Polarregionen .
Die Vergletſcherung der deutſchen Alpen .' Von Privatdozent Dr. Albrecht Pend .
(Von der Anſidit ausgehend , daß die Darſtellung des Hauptinhaltes eines wichtigen Werkes von der Hand des Autors jenen zahlreichen Leſern des „ Ausland “, tvelche dieſes Buch nicht zur Hand nehmen fönnen , ebenſowohl intereſſanter als nütlicher ſein werde , als irgend eine ſoge nannte Kritik, hat die Redaktion Herrn Dr. Pend gebeten, ſein Werf ſelbſt zur Anzeige zu bringen und legt nun dieſe
ebenſo vollſtändige wie klare Zuſammenfaſſung mit dem Ausdruck des herzlidyſten Dankes für den geehrten Ver faſjer ihren Leſern vor.)
Je mehr ſich die Gegenſtände der geologiſchen Forſch ung der Gegenwart nähern, auf deſto bekannterem Boden ſieht ſie die Ereigniſſe ſich abſpielen. Dies gilt nament lich von der Glazialgeologie ; wie von Anfang an ridytig erkannt und nur ſelten angezweifelt, hat die Gletſcherentfalt ung der leßten Eiszeit auf dem heutigen Relief ſtattgefunden. So iſt es in der Sdyweiz, ſo auch in den deutſden Alpen.
Lektere wurden namentlich vom Inngletſcher übereiſt, der felbe füllte das Innthal jo hod aus , daß er durch die oberbayeriſchen Päſſe mit Ausnahme des ſpäter gebildeten
Fernpaſſes nady Norden überfließen konnte und auf dieſe Weiſe in die oberbayeriſden Alpen eindrang. Weſtlich davon breiteten ſich der mächtige Rheingletſcher aus , ſowie auch Eisſtröme im Jller- und Lechthale; weiter öſtlich der große Salzachgletider. Dieſe einzelnen Eisſtröme trafen ſich in den zahlreichen Längsthälern der Kalkalpen und ver chmolzen miteinander zu einem einzigen Meere von Eis, aus welchem die Gipfel der Kalfalpen nur inſelartig auf ragten ; die Alpen glidhen in ihrer Erſcheinung gewiſſen Teilen Grönlands, ihre Gipfel waren , Nunataker." Das Meer von Gis aber beſchränkte ſid, nidyt bloß auf das
Gebirge, es erſtredte ſich aus demſelben heraus und hatte zumal auf der jüddeutiden Hochebene freien Raum , ſich zu entfalten.
Waren ihm im Gebirge die Wege vorgezeichnet
durch ein energiſches Relief, auf dem Alpenvorlande konnte ſich das Eis ungehindert verbreiten , bis zu einer Ab dimelzzone.
So ſieht man denn die aus den verſchiedenen
Alpenthälern hervorquellenden Gletſcher ſich ungleich ent ^ „ Die Vergletſcherung der deutſchen Alpen , ihre periodiſche
wickeln. Die aus den größten Thälern kommenden Eis:
Wiederkehr, ihr Einfluß auf die Bodengeſtaltung und ihre Urſachen. Gekrönte Preisſchrift von Dr. Albrecht Pend . Mit 16 Holz
ſchnitten, 2 Karten und 2 Tafeln. 483 S. Leipzig 1882. Joh .
ſtröme breiten ſich am weiteſten aus, und es ergibt ſich eine einfache Beziehung zwiſchen den Stammthälern und
Ambroj. Barth.
der Eisverbreitung auf der Hochebene, welche im einzelnen
Ausland 1883 Nr. 22 .
64
422
Die Vergletſcherung fer deutſchen Alpen .
noch intereſſante Modifikationen dadurch erlangt, daß be
nadybarte Eisſtröme ſidy gelegentlich in ihrer Entfaltung hemmen und anſtatt ſich fächerförmig vor ihrem Stamm
thale auszubreiten, gezwungen werden , ſich unter einander parallel nadı Norden zu ſchieben. So war es vor allem in der Schweiz ; in Südbayern individualiſiert ſich das Gebiet der einzelnen Eisſtröme , in Oberitalien ſind dies ſelben ganz von einander getrennt. Es äußert ſich ſo in der Gletſcherentfaltung auf dem Alpenvorlande die ver dhiedene Intenſität der Vereifung; die Nordſeite war ſtärker vergletſdert als der Südabfall und auf dem nörd liden Gehänge nimmt die Vergletſderung ſichtlich von Weſt nach Oſt an Ausdehnung ab, alſo ganz entſprechend den heutigen Verhältniſjen , wo die Gletſcher am Nord
iſchen Moränenlandidaft und 3 ) in die zentrale Depreſſion . Es iſt wohl anzunehmen , daß dieſe zwiſchen Schweiz und Oberöſterreich fich fonſtant wiederholenden Landidaftsformen
direkt der glazialen Thätigkeit ihre Entſtehung danken und zwar , daß die zentrale Depreſſion durd; die Gletſdyer erodiert worden iſt , während die unverleşte und ver waſdene Moränenlandidaft durd, Moränenanhäufung ent ſtanden .
Jedenfalls deutet der Mangel von Oberflächenmoränen darauf, daß unter dem Eiſe der Hauptgeſteinstransport geſdhyah und daß bier Materialien durch das Eis losges löſt wurden , was ein gewidytiger Fingerzeig für die nicht zu unterſdäßende bodengeſtaltende Wirkung der Gletſcher ſein dürfte.
abhange tiefer herabſteigen als am Südabhange und in
Nicht bloß die Morännebildung knüpft ſich an die
ben Weſtalpen tiefer als in den öſtlichen Retten des Ge
Entfaltung der alten Gletſcher, ſondern auch die Ablager:
birges. Danach erſcheint die Entwickelung der diluvialen
ung ſebr bedeutender Geröllmaſien durch die Gletiders
Gletider als eine Potenzierung der beutigen , was mut
ſtröme, was namentlich beim Eintreten der Vergletiderung geſchab. Es war damals die Geröllanhäufung eine ſo beträchtliche, daß das in Thal um 300 m. aufgeſchüttet
maßen läßt , daß die Alpen in ihrer heutigen Umgebung vorhanden waren, als ein fremder äußerer Eingriff, wel dem alle Teile des Gebirges gleid mäßig unterworfen waren , die enorme Entwidelung der Gletſcher während der Eiszeit bedingte. Dieſe gewaltige Vereiſung der Alpen glich in ihrer räumlichen Entfaltung dem grönländiſden Inland- oder Binneneiſe und hatte mit demſelben auch in ihrer äußeren
wurde, daß durch Schotteranhäufung im Hauptthale Neben
thäler abgedämmt und in Seebecken verwandelt wurden. Auf ſoldie Weiſe entſtanden Adyen- und Plan -See in Tyrol und der Ap -See bei Immenſtadt im Algäu. Die Slazial
ſtetig bewegenden Eismaſſe auf ihrem Untergrunde ; ſic
zeit gewinnt durd, dieſe Sdyotterablagerungen eine eigentüm liche hydrologiſche Charakteriſtik, ſie iſt eine Periode der Thal boden - Aufſchüttung und in ihr fam die Thalbildung burdrinnendes Waſſer faſt allgemein in Europa zum Stillſtand. Deutlid tritt ſomit hervor , was aud Tieße neuerlid äußerte , daß die Thalbildung weſentlich von klimatiſden Faktoren beinflußt wird. Mit der Erkenntnis aber, daß eine jede Sletiderent: faltung von enormen Sdotterablagerungen begleitet wird,
finden ſich in den Thälern des Gebirges der Regel nach
wird auch für das ganze Glazialphänomen eine wichtige
nur dort mädytig entwickelt, wo die Bewegung der Gletider eine langſame oder verlangjamte war; weit und mächtig verbreitet ſind ſie hingegen auf dem Alpenvorlande, wo
Thatjade gewonnen, weil dadurdy ermöglicht wird, indirekt
ſie vor allem das Material der Endmoränen lieferten . Dieſe letteren bilden durd) ihr ugeordnetes Auftreten
entſprechen. Nun gelingt es wirklid), aufdem deutſdien Alpen vorlande brei verſchiedene (Scröllablagerungen von einander zu trennen , von welchen cine jede durch ihre Lagerung und Zuſammenſeßung als eine fluvio-glaziale Bildung dyarat
Erſcheinung vielerlei Aehnlichkeit. Namentlich iſt bervor zuheben , daß ibr Oberflädenmoränen fehlten , denn von olden finden ſich keine Neſte ; dabingegen war ſie in aus gezeid meter Weiſe durch Grundmoränen diarakteriſiert,
welche unter ihr fortgeſchleppt wurden. Dieſe (Grund moränen erſcheinen gleidojam als ein Scleifpulver der ſich
den Landſchaftstypus, weldien Dejor Moränenlandſchaft nannte und bedingen eine orographiſd) ſehr deutlicy her: vortretende Umſäumung des Moränengebietes. Aber barüber hinaus treten noch Moränen auf, welden jedoch die ſcharfe orographiſche Charakteriſtik fehlt , und die
daher häufig überſehen worden ſind. Es ſind dies die äußeren Moränen der verwajdenen Moränenland:
ichaft, welche die inneren Moränen umgürten. Ganz regelmäßig im Zentrum der Moränenlandſdaft tritt in Südbayern , ähnlich den Gletſcher - Amphitheatern Ober - Italiens, vor jedem Alpenthale eine Depreſſion auf, welche häufig durch einen See ausgezeichnet wird. So nad zerfällt das Moränengebiet Süddeutſchlands von außen nach innen : 1 ) in die Zone der verwaſchenen Moränenlandſchaft; 2) in die Zone der unverleşten typ
auf eine Wiederholung der Vergletſcherung zu ſdließen. Einem jeden Sdotterſyſteme müßte eine Gletſcherentfaltung
teriſiert wird.
Es kann bieraus entnommen werden , daß
Südbayern dreimal vergletſdert wurde. In der That
ſprechen für wiederholte Vergletiderungen mehrere Stellen, an welchen es glückte, Moränen durch interglaziale Schichten getrennt aufzufinden und zwar kommen hier nidyt nur interglaziale Koblen , wie in der Schweiz , ſondern audi
interglaziale Scuttbalden vor. Außerdem läßt ſich die obenerwähnte Teilung der Moränen in innere und äußere
auf Verſchiedenalterigkeit zurückführen , ſo daß auf mehr faden Wegen ſich die wichtige Schlußfolgerung wieder holter Vereiſungen der Alpen während der Quartärzeit aufdrängt.
Wenn nun einerſeits die Vereiſung zur Anbäufung
Die Bergletſcherung der deutſden Alpen .
mächtiger Moränen führte und von der Ablagerung mächtiger Schotter begleitet ward, ſo muß ſie auch anderer jeits von außerordentlichen erodierenden Prozeſſen begleitet geweſen ſein . Jede Ablagerung von Geſtein jetzt eine Wegnahme von Materialien an anderen Drten voraus und wenn während der dreimaligen Vereiſung in Oberbayern 540 Ckm . Geſtein , alſo eine Laſt von einer Billion metriſden Tonnen , abgelagert wurde, ſo muß dadurch dasjenige Gebiet, dem obige Maſſe entnommen wurde, eine beträchtliche Abnahme erlitten haben. So läßt ſid) idäßen , daß während der Eiszeit die nördlichen Alpen um mindeſtens 36 m. im Mittel erniedrigt worden ſind, was teilweije wohl auf Rechnung der Gletſcher zu jeben
iſt. Bei einer ſolchen Sadlage berührt die vielfach er: örterte, durd; de Mortillet und Ramſay angeregte Frage nach der glazialen Bildung der Seen nur einen Teil der enormen bodengeſtaltenden Wirkung der Gletſder. Es fönnten die jüdbayeriſchen Seen mehrmals durch die von den Gletſcern abgelagerten Materialien ausgefüllt werden. Allerdings verbietet ſid ), hier ſummariſch vorzugehen und ſämtliche Seen Südbayerns unter demſelben Geſichts punkte zu betrachten. Sdeidet man die Seen überhaupt nach der Entſtehung ihres Bedens in folde , welche in unmittelbarer, mittelbarer oder ſchließlich keinerlei Bezieh: ung zum geologiſden Bau ihrer Umgebung ſtehen, oder beſſer,
423
ſehr mangelhafte Weg genügen , die Geographie des Glazial phänomens zu ermitteln , welche den widytigſten Schlüſſel zur Aufhellung der Urſachen der Eiszeit bildet.
Vergleidyt man nämlich , einem leberſidtsförtdien jol: gend, die Entwicklung der heutigen Gletſcher mit denen der Eiszeit , ſo gewahrt man , wie lückenbaft das vorliegende Material audy nod iſt , daß das quartäre Glazialphäno
men ein allgemeines auf beiden Hemiſphären war. Es erſcheint als eine Steigerung des jebigen. Die beutigen Gletider waren angewachſen und zwar proportional ibrer
Größe.
Wo beute wegen der berrſchenden Trockenheit
Gletſcher fehlen , mangelten ſie auch früher, und wo jeßt die Gletſcherentwidlung eine ſehr beträchtliche iſt, war ſie
es in potenziertem Maße früher aud . Allgemeine klima tiſdie Veränderungen , weldie entweder beide Halbkugeln zugleich oder nach einander betrafen , müſſen daber die vor zeitliche Gletſcherentwidlung bedingt haben , und dieſelbe muß fid ), das lehrt ihr Verhältnis zur heutigen , unter gleichen geographiſchen Bedingungen wie die lettere ent 1
faltet haben .
gliedert man ſie in ſolche, welche durd Wegführung oder
Die große Eiszeit fand daber nidyt, wie ſo gern an genommen wird , eine von der heutigen abweichende Ver teilung von Waſſer und Land vor und die von Lyell be gründete, noch fürzlich von Woeifof angewendete geogra phiſche Theorie der klimatiſden Wedyjel kann nicht zur Er klärung der Eiszeit dienen . Dazu kommt nody eines .
durch Ablagerung von Material oder endlich durch Boden
Allüberall da , wo das quartäre Glazialphänomen genau
bewegung entſtanden ſind , ſo ergibt ſich zunächſt, daß in
Abhängigkeit vom geologiſden Baue ihrer Umgebung ſtehen
unterſucht worden iſt, ergaben ſich Beweiſe oder Andeut ungen mehrerer ſtattgehabter Vereiſungen , oder, wenn man dieſen Ausdruck ſcheut , ſehr beträdytlicher Schwankungen in der Ausdehnung der Gletſcher. Unter ſolden Umſtän den wird die Frage nach der Urſache der Eiszeit zu folgen
und nur durc, Wegführung von Material entſtanden ſein
der Anforderung an die Meteorologie: Wiederholte klima
Es läßt ſich ſtratigrapbijd nachweiſen , daß die
tiſche Sdywanfungen zu erklären, weldie bei gleidbleibender Verteilung von Waſjer und Land eingetreten ſind. Die Erwärmung der einzelnen Länder auf der Erde
Oberbayern die verſchiedenartigſten Klaſſen von Seebecken vorhanden ſind, daß aber die Mehrzahl und namentlich alle größeren ſolche Becken repräſentieren , welche in keinerlei
großen deutſchen Alpen -Seen in horizontale quartäre Schichten eingeſenkt ſind und deswegen Eroſions - Seen jein müſſen . Das rinnende Waſſer iſt aber nicht im ſtande, Beden zu erodieren , wohingegen die Gletſcher dazu befähigt ſind.
Dies wird einerſeits durch ihre eroſive Kraft, andererſeits
durch ihr Vermögen, unter ſid) Material bergan zu ſchaffen, erwieſen. Für beides finden ſid) in Süd-Bayern Belege, und ſo dürften denn die großen deutſchen Alpenfeen ibre
Entſtehung der Glazialeroſion danken , während ihre Fort:
erhaltung ihrer günſtigen Lage zuzuſdreiben iſt. Es ſind in Süd Bayern alle diejenigen Seen verſchwunden ,
er
loſchen ,“ welche von großen Flüſſen durchmeſſen werden
Alle alten Gletſchergebiete ſind durd) geſdyarte Binnen :
geſchieht nun bekanntlich nicht in jener Regelmäßigkeit, welche mathematiſch aus der Neigung der Erdare folgt .
Vielmehr beivirkt eine ausgedehnte Wärmezirkulation, welche durch Bewegung der Luft und vor allem durdy Meeresſtrömungen geſchiebt, daß den höheren Breiten ein Teil der Wärme zugeführt wird, welche die äquatorialen Regionen erhalten . Bleibt dieſe Wärmezirkulation aus, hören die Meeresſtrömungen auf, den polaren Gebieten Wärme zu ſpenden, ſo muß hier eine namhafte Abfüblung der Meere eintreten .
Nichts aber iſt der Gletſderentwice
lung günſtiger, als ein faltes, maritimes Klima. In der That ſcheint es, als ob die Meeresſtrömungen
Seen in ihrem Innern, burd, Fjorde an ihren Küſten aus gezeichnet. Dies vermittelt den topographiſchen Ein
1 Fr. v . Czerny: ,, Die Veränderlichkeit des Nlima's und ihre
drud früher vereiſt geweſener Länder und ermöglid)t, aus
llrſachen ,“ ſpricht gerade das (Gegenteil aus. Die von ihm ange
dem bloßen Studieren der Karten ſchon geologiſche Schlüſſe
führten Veränderungen von Waſſer und land ſeit der Quartär
Solange als ausgedehnte Länder noch der
zeit bedürfen aber noch ausführlicher Begründung. Partich : „ Die Gletſcher der Vorzeit in den Karpathen “ 26. hingegen geht von den
zu machen.
geologiſchen Erforſchung barren , muß dieſer an jid) jedoch
oben dargelegten Vorausjeßungen gleichfalls aus .
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Siidjlawiſches Land und Volk.
bei der beſtehenden Verteilung von Waſſer und Land Variationen unterworfen ſein könnten . In den Meeresſtro :
mungen erkennt man heute nach den Unterſuchungen von
Land dazu noch die räumlichen , zur Gletſcherbildung ge eigneten Momente , ſo dürfte wohl auf dieſe Weiſe eine Ver gletiderung erzeugt werden fönnen . Für deren Zuſtande
Croll und Zopprit wohl allgemein die Produkte der
kommen dürfte aber ſtets die Zuſammenwirkung kosmiſcher
herrſchenden Winde. Sobald alſo das Windſyſtem ſich
und geograpbiſcher Verbältniſſe nötig ſein , weswegen
als nicht abſolut fir erweiſt, ſobald fönnen aud) Berſdvies
Gletiderperioden zu ſeltenen Eingriffen in die Geſchichte
bungen der Meeresſtrömungen und tief greifende klimatiſche Veränderungen eintreten. Bekanntlich iſt jeßt die Entfaltung des Paſſatſyſtemes keine ſymmetriſche auf beiden Seiten des Aequators. Die
der Erde gehören .
Halmenzone bleibt ſtets nördlich desſelben und die jüdliden
Südſlawiſches Land und Polk.
Paſſate treiben konſtant die erwärmten Gewäſſer der
Von F. G. A.
auſtralen Hemiſphäre auf die nördliche über. Die Urſache
Neue Folge. III.
dieſer Lage der Ralmenzone dürfte noch nidyt ſo aufgebellt fein, wie man gemeinhin annimmt. Gewöhnlid, ſagt man ,
Montenegro. Das Volt. Es iſt nidit eben leidyt über ein Volk zu ſchreiben ,
die Ralmen liegen deswegen auf der nördlichen Halbfugel, weil dieſe die wärmere iſt. Aber iſt ſie es nicht vielleicht gerade eben deswegen , weil auf ihr jahraus jahrein die
welches ſeiner Eigentümlidykeiten wegen die widerſprechend ſten Urteile der ethnographiſden Forſcher hervorgerufen bat. Bis in die Hälfte unſeres Jahrhunderts faſt nur
Kalmenregion liegt, und weil auf ſie die erwärmten Waſſer
als Räuber und Halbwilde betrachtet, deren Daſein in
der ſüdlichen Halbkugel, Golfſtrom und Kuro-Siwo ſpeiſend, fonſtant herüberſtrömen ?
Nun hat die nördliche Halbkugel zur Zeit länger Sommer als Winter, ſie hat alſo die Sonne länger über jich als die ſüdliche; jedys Tage länger als die lektere empfängt ihre tropiſche Zone das Marimum der Inſolation. Sollte nidyt vielleicht dies die Urjadie für die nördliche
Lage der Kalmenzone ſein ? Die ungleiche Dauer der Winter- und Sommerzeit iſt aber für die beiden Hemiſphären nicht konſtant; ſie wechſelt nicht nur derart, daß bald die eine, bald die andere Halbfugel den längeren Sommer hat , ſondern aud der Un terſchied in der Dauer der Jahreszeiten kann ſido ändern. Zu folge der ſchwankenden Erzentrizität der Erdbabn fann der Unterſdied zwiſchen der Länge des Sommers und Winters auf 36 Tage anwachſen . Unter ſolden Umſtänden bat bald
der Nachbarſchaft geordneter Staaten nur mit Widerſtreben geduldet oder ignoriert wurde, erfuhren die Montenegriner gleid wohl in neuerer Zeit von den meiſten Reijenden eine
ſo günſtige Beurteilung , daß man mit großer Gewiſſen baftigkeit bei fid) zu Rate gehen muß , um den ridtigen Maßſtab an die fremde und eigene Urteilskraft zu legen . Bon Mariano Bolizza's, des Rattarejer Nobile, Manuſfript !
angefangen , weldes derſelbe dem Senate von Venedig 1614 eingeſendet, über Vialla de Sommière's phraſenhafte Voyage historique et politique“, welche derſelbe zwiſchen 1806 bis 1813 geſchrieben und die in den gediegenen Soyrif ten von H. Stieglitz und Siegf. Kapper ihre Würdigung und Abfertigung gefunden, bis zu den Særiften der Talvy, Gardner Wilkinſon , Marmier, Ch. Nodier, Cyprien No:
bert , Vuk Stefanovio , Karačié , Cattalinid ), Ami Boué und der ſpäteren : Kohl , Düringsfeld , Heinrid Noë, G. I
die eine, bald die andere Halbkugel die Sonne 36 Tage Rajc , Gopčević und Yriarte, zu welchen in neueſter Zeit länger im Zenith als die andere.
Wird nun aber die
Kalmenzone durch den Zenithſtand der Sonne beeinflußt,
auch Theod. von Stefanovic und Bernh. Sdwarz zu zäh len ſind - welche Fülle von Beobachtungen und Anſid :
fo iſt durch die wechſelnde Dauer desſelben auch eine wedha
ſelnde Lage der Kalmenregion bedingt. Iſt dieſe jedoch verſchiebbar, ſo iſt es auch das ganze Windſyſtem , die Lage der trodenen Paſſatgürtel wird variabel und fann fidy bald mehr, bald weniger polwärts erſtrecken. Hieraus würde für viele Länder der mittleren Breiten die Mög:
lichkeit häufiger klimatiſcher Wedſel folgen, indem dieſelben
ten , welche Ueberſchwänglichkeit an Lob und Tadel , welde Verſdiedenheit der Beurteilungen , welche Jrrtümer ! Im
allgemeinen iſt anzunehmen, daß Schriftſteller, welche ſelbſt Slaven ſind, über die Crnagorzen mit einem Wohlwollen urteilen , welches mit der Wirklichkeit oft im Widerſprudi ſteht und nur aus der Liebe, welche die Stammverwandt idhaft einflüßt, erklärt werden kann . Aber aud) mande
bald in die trocene Paſſatzone, bald wieder in die ſub tropiſche Regenzone fallen würden . Indem aber ferner
andere Schriftſteller und Reiſende laſſen ſich durch das
die Meeresſtrömungen ebenfalls mit den Winden ihre Lage
wendig entgegenbringen müſſen, deſſen Sprache und Eigen
Intereſſe , welches jie einem Volfe von vorneberein not
veränderten , würden zugleich die Meere böherer Breiten
tümlichkeiten zu ſtudieren ſo viel Mühe foſtet, bäufig zu
bald eine erhöhte, bald eine geminderte Wärmezufubr er halten und die angrenzenden Länder würden bald ein
1 Von dieſem
44 Quartblätter enthaltenden Manuſkript,
warmes , bald ein faltes maritimes Klima genießen , in
welches in der Markus Bibliothek sub flaſje VI , Cod . CLXXVI
weld legterem Falle die meteorologiſchen Bedingungen für große Gletſdierentfaltung gegeben wären ; gibt das
ſich befindet , wurde 1881 eine Ueberſetzung von Spir. Gopčevič in ſeinem „ Nord Albanien “ geliefert.
Südſlamiſches Land und Volf.
423
Urteilen verleiten , welde nicht immer der Wahrheit ent
Charakter dieſes Volkes überſehen ! Für uns jedoch kann als
ſprechen . Insgeſamt finden wir jedoch alle Sdilderungen des Volfscharakters von der Ueberzeugung beeinflußt, daß die Crnagorzen für ihren mannhaften Heldenmut nidyt nur ihre gegenwärtige Unabhängigkeit, ſondern ſelbſt eine
Maßſtab des fittliden Wertes eines Volkes nur die Erwä
höhere Bedeutung verdienen, als ihnen jeßt zukommt. Es muß ferner angeführt werden , daß der Regierung von Montenegro daran liegt, dem Fremden angenehme Eindrücke von ihrem Lande zu bereiten.
So kommt es , daß der
Heiſende, welcher hier die Folgen der Halbkultur erwartet,
ſich auf das Angenehmſte enttäuſcht findet. Wer hätte übrigens auch nict ſeine Freude an dieſen kriegeriſchen Geſtalten , welche jo viel von ihren Thaten und Erfolgen zll erzählen wiſſen ?
Die (Großmächte ſelbſt bedienten ſich bekanntlich dieſes tapferen Polfes , um den alten Erbfeind der Chriſtenbeit,
gung dienen, wieviel dasſelbe in ziviliſatoriſcher Hinſicht ge
leiſtet und wieviel es zum allgemeinen Fortſdyritt der Menſch heit, zur Veredelung und Verbeſſerung ſeiner moraliſden und materiellen Eriſtenz in der allgemeinen Konkurrenz nad
dieſen Gütern beigetragen hat. In dieſer Beziehung lehrt uns die Geſchichte, daß das montenegriniſche Volt der Ziviliſation nur mittelbar gedient: dadurdy, daß es bei
jedem der faſt ununterbrochenen Kriege der osmanniſden Heeresmacht in den Rücken fiel und biedurdy einen beträdit lichen Teil ihrer Kräfte lahmlegte, hat es deſſen Fort dritte in der geplanten Bernichtung der abendländijden Kultur gehemmt und jid um die allgemeine Zivilijation unleugbar große Verdienſte erworben. Die Jabrbunderte langen Kämpfe mit dem roben
diejen biſtoriſchen Anadronismus, allmäblid, aus Europa veridwinden zu laſſen. Es bedurfte biezu eines joldy' fräi tigen , beldenmütigen Volfes, weldes ſeine nationalen und
Gegner fonnten jedoch nidt ohne Einfluß'auf Sitten und
religiöſen Aſpirationen ſo wirkungsvoll mit ſeiner ange
zu häufigen Streifzügen in die angrenzenden frudtbaren Grenzgebiete des Erbfeindes , gegen welden man keinerlei Rüdſidt zu üben für notwendig fand. Hieraus entwickelte ſich jener Hang zur Zügelloſigkeit und Gewaltthat, welder
borenen Kampfesluſt zu vereinen wußte und ſich um Völfer redit und Verträge wenig fümmerte.
Den unbezäbmbaren Drang nad Freiheit und Unab:
" hängigkeit, weldier dieſe felſenbarten Naturen beſeelt und fie alle Genüſſe und Bequemlichkeiten veraditen lehrt, welche die Kultur bietet, lernt man ſofort begreifen , wenn
Charafter des montenegriniſden Volfes bleiben . Die Un wirtbarkeit des Landes veranlaßte überdies die Bewohner
erſt in neueſter Zeit durd die zivilijatorijden Beſtrebungen Für jene gejdieht, wie rühmend anerkannt werden muß , das Möga
der beiden lebten Fürſten gemildert wurde.
man die Grenze Montenegro's, von Kattaro kommend, über dreitet und einen Blick zurückwirft nach der düſteren un
lichſte. Es liegt offenbar der Regierung viel daran, Mon
heimlichen Stadt, welche man ſoeben verlaſſen. In einen
feblen biezu beute noc) mande Bedingungen . Die In
idmalen jeljenkeſſel eingejdloſjen , liegt Kattaro am Ufer der gleichnamigen Bucht tief unter unſeren Füßen , jo nabe, daß man wähnt, es mit einem Steinwurfe erreichen zul fönnen . Dieſe Düſterbeit, die eingeldloſjene, idwüle Luft,
tentionen der Regierung und die urwüchſigen Neigungen des Bolfes geben derzeit nodi einigermaßen auseinander.
tenegro allmäblid zu einem Kulturſtaat zu geſtalten, doch
Die relative Ungebundenbeit, der geringe Steuerdruck, das ſtark ausgeprägte (Gefühl der Stammverwandtſchaft üben
Felswänden rückſtrablende , glühende Hibe ,
auf die benachbarten ſlawiſchen Stämme, welche Deſterreide
wirken drüđend auf das Gemüt und machen den Aufent balt in dieſer Stadt zu einem böchſt unerquidfliden . Hat man jedoch die Grenze überſchritten , befindet man ſich in
Szepter unterthan ſind, einen mädytigen Einfluß , bindern häufig dejjen ziviliſatoriſche und politiſche Maßnahmen
die von den
einer Höhe , wo durch die Verſchiebung der Felſenberge die fünf Beden der Bocche wie eingeid loſſene Gebirgsjeen er
und erfordern von demſelben die ſtärkſten materiellen Opfer. Der Crnagoraze, der Montenegriner (in der allge
mein gültigen Ueberſeßung ), gehört dem Stamme der ſer bijden Südjlawen an , welcher, zunädyſt mit den Herzegowzen
ſcheinen, ſo erblickt man jenſeits der Halbinſel Vermač jene imponierende gerade Linie am fernen Horizonte, welche uns überzeugt, daß dort das offene Meer, die blaugrüne, kriſtall
bewohnt.
helle Adria fid) ausdehnt. Es iſt ein Anblid voll großartiger Spönbeit und ſelbſt die Einſamkeit der Feljenivildnis,
und die Bosnjafen nach einem Fluße ibren Namen ber
weldie uns alsbald umgibt, wirkt erhebend auf das Ge müt und ſtimmt uns zur Freiheit. Im Gegenſate zu der drüdenden Sdwüle in der Bocche atmet man eine ent
züdende Luft von woblthuender Friſche und unbegreiflid; erideint uns die Sebnjudit der freien Berglobne nad dem finſteren melancoliſchen Rattaro.
verwandt, den füdweſtlichen Teil des alten Serbenreidies
Es möge bier angeführt werden , daß die Herzegowzen nidyt wie die Crnagorzen von ibren Bergen
leiten, ſondern nach dem Herzogstitel, welden der deutſche Raijer Friedrich IV . 1435 dem Zupan Stepan Rojaca Hranić , auch Kojarič genannt, als D berlehensberr ver
lieben batte. Das Gefühl der Zuſammengehörigkeit mit den ſämtliden jerbiſden Stämmen iſt jedod im Volke lange nicht ſo lebendig, als gewöhnlich angenommen wird. Es gilt dieſes zunädiſt nur den Herzegowzen , den Primorcen (Boccheſen ), den Kriviscjanern und den Serben des jebigen
Dody welchen Meniden begegnen wir auf unſerer Wande rung ! Weldh ' wetterfeſte, bobe Geſtalten , bei deren Anblic wir wohl begreifen, daß ibre Erſcheinung vielen Heiſenden derart
Rönigreidis , wäbrend die Bosnier con entfernter ſtehen .
imponiert, daß fie barob mande moraliſche Mängel in dem
Am geringſten iſt das Stammesgefühl für die Bulgaren ,
Ausland 1888 Nr . 22.
65
Siidſlamiſches Land und Soit.
426
weldie nahezu als Fremde betrachtet werden ; wie denn aud
weldie in der klaren Puft ganz erſtaunliche Räume durd):
niemals Bosnien und Bulgarien mit dem ſerbijden Neiche
dringt; vor der Einführung des Telegraphen wußte der Fürſt
vereinigt waren. Auch die Verwandtid )aft mit den Kroaten und Slawoniern wurde erſt in neueſter Zeit den Crna gorzen zum Bewußtſein gebracht, als von Agram aus der Impuls für die große ſüdſlawiſche Bewegung gegeben wurde. Es iſt ferner anzunebmen, daß bei dem geringen Grad von Bildung in früheren Jahrhunderten dem Wolfe von den Ruſſen nur wenig bekannt geweſen war, bis
dennoch ebenſo ſchnell als jeßt, wenn ſich irgend ein Fremder
Peter der Große die Montenegriner zu Ende des 17. Jahr
weiter gerufen wurde.
bunderts ſeinen Zweden dienſtbar machte und auf die Gleidiheit der Religion und der noch jetzt nicht völlig auf geklärten Abſtammung aufmerkjam madyte. Was endlich
Das geringe Erträgnis des ſteinigen Bodens iſt Ur jache der offenbar ungenügenden Ernährung des Volkes ; der ungebeure Kräfteverbrauch durch die häufigen Kämpfe und Kriege, durd, die ausgedehnten Wanderungen in den unwegſamen Felsgebieten , der Mangel an Trinkwaſſer und an behagliden Wohnungen , namentlich aber die über mäßige Anſtrengung, der Frauen , welche alle Haus- und
die Verwandtſchaft mit den Wenden , Sloivaten, Slowenen
und Czechen betrifft , ſo iſt das Gefühl für dieſelben ein vollkommen fünſtliches, erſt ſeit den letten Jabrzehnten durdy
Nußland hervorgerufenes, weldes audy jeßt nod der großen Maſſe des Volkes nahezu unbekannt iſt . Durch die Erwerb ungen Montenegro's im leßten Kriege kamen zu dem ſlawiſchen Stamme der Bewobner noch jene der Albanejen von unbekannter und der Mvhamedaner von turanijder
Abſtammung. Die Zahl der beiden Völkerſchaften wird auf 20,000 angegeben.
Der Typus der äußeren Erſcheinung bei den männa
lichen Bewohnern iſt ganz derſelbe , wie der aller Süd ſlawen , nur der Kroate iſt deutlich verſdvieden ; bort iſt der Mann , hier häufig das Weib ſchöner. Steigert fid; die
äußere Erſcheinung des Weibes namentlich in Slawonien zur reizvollen Schönheit, ſo iſt das Frauengeſchledyt in der
von Bedeutung von Kattaro auf den Weg nad Cetinje begab.
Denn irgend ein Wanderer oder Schafbirt, welcher
von der Höhe der Grenzgebirge den Reiſenden erblickte, rief aufs Geradenobl die Nadridit ſo lange in die Richtung des Hauptortes, bis dieſelbe von einem anderen aufgenommen
und auf dieſelbe Weije bis an den Ort ihrer Beſtimmung
Feldarbeiten verridyten müſſen , ſind die Urſachen , daß die
fruchtbarkeit dieſes Volkes eine geringere iſt, als in anderen Ländern .
Amtliche Ausweiſe aus dem Jahre 1864 geben
die Geburten mit 3,30, dagegen die Wiortalität bloß mit 2,00 % an, woraus ſich damals ein Zuwadis der Bevölkerung von 1,30 % ergeben hätte. Dod deinen dieſe Ziffern nidyt verläßlid .
Unter den geiſtigen Eigenſchaften der Montenegriner iſt beſonders ihre jdnelle Auffaſſung und ihre Schlagfertig
keit im Reden und Antworten hervorragend; niemals hört man eine irrige Ausdrudsweije , nic ein Fragen nad Wiederholung des Gehörten , während das häufige ,Wie ?" .
ſteinigen Crnagora hager", reizlos, von düſterem melandioli
„ Was ?" im Verkehr mit den unteren Ständen unſerer
(den Weſen , ohne Heiterfeit, ein trauriger Ausdruck ſeines
Wölfer eine gewiſſe Vangſamkeit im Denken verrät.
ganzen unglücklichen Daſeins.
Dagegen ſind die Männer
Der Crnagorze iſt ein geborener Schönredner; in
meiſt von hoher, mächtiger Geſtalt, breitídulterig, kein Pot
langatmigen , wohlgejezten Heden wird auf Pläßen und
überflüſſiges Fett ſcheint an ibrem Leibe. Zu dieſen förper liden Eigenſchaften , welche namentlich bei jugendliden Geſtalten anzutreffen ſind , ſtimmt der phyſiognomijde Ausdruc ; es ſind insgeſamt energijde Charakterföpfe. Naſe und Badenfnodien ſind vorſtehend, das Geſicht mehr ſchmal, das glänzende weitjehende Auge blickt durchdringend,
Gajien oder in den Schänken beim Weine den Zubörern
oft aber audy unheimlid) und lauernd. Im ganzen unterſcheidet jid ihr freies Auftreten vorteilhaft von jenem der übrigen
Solden Neden folgt alsdann meiſt eine ſcharfe Kritik der
Slawen der Balkanhalbinſel, denen die vielhundertjährige
ungen werden laut, wie denn das jüdſlawiſche Wolf über baupt zum Mißtrauen neigt.
Knechtſchaft ihre Spuren unverkennbar aufgedrücft bat.
Der Gang dieſer Felſenſobne iſt edel , claſtiſc ), von ungeahnter Ausdauer. Als 1876 die Streitkräfte der Monte negriner in der Nähe von Gacko einen Niederlage erlitten und retirieren mußten , legten ſie mehr als 50 kilometer über
die ſteilſten unwegſamſten Gebirge, dem Duga-Paſſe aus:
die hohe politiſche Bedeutung des kleinen Feljenſtaates be
wieſen. Da der Montenegriner ſich ſehr wenig mit Ar beiten beſchäftigt, iſt ſein ganzes Dichten und Trachten in kampffreien Zeiten auf die Politik , auf die Ausbrütung und Beſpredjung der abenteuerlidyſten Pläne gerichtet. von der höheren Seite verfügten Maßregeln ; Berdächtig
Nicht ſelten rufen abweichende Meinungsäußerungen Streit und Erbitterung hervor ; bei der Macht der Stimmen
erſdallen die Worte gleid, geſprochenen Piſtolenſchüſſen, Handſdare zijden durch die Luft und es bedarf häufig der ganzen Energie der anweſenden Wojewoden und Aelteſten,
weichend, alſo an den Hohen ſidy binziehend, bis hinter ihre damaligen Grenzen bei Nikſic zurück , ohne auch nur einmal geraſtet , Speiſe oder Waſſer zu fid) genommen zu
um einen allgemeinen blutigen Kampf zu verhindern.
baben ; am Zielpunkte angelangt, fehlte von der ganzen Truppe nidyt ein Mann .
lung ſogar der Wladyka und der Gouverneur vor Gewalt thätigkeiten nicht geſichert und oft war ſelbſt ihr Leben
Höchſt merkwürdig iſt aud) die Kraft ihrer Stimme,
bedroht. In neuerer Zeit iſt es in dieſer Beziehung viel
In
früheren Zeiten waren bei dem leidenſchaftliden Naturell dieſer Kampfhähne in mander ſtürmijden Volksverjamm
Uus Lapplands Natur und Völferleben .
beſſer geworden ; dod immer nod , iſt der Fürſt nid ) t auf Rojen gebettet und nur ſeiner Mannhaftigkeit und großen
427
armſeligen Unterkommen ; die vermogenderen Seelappen wohnen in Blockhäujern und in den beſſeren Bezirken laſſen ſid ihre Heimſtätten von denjenigen norwegiſcher
16
Klugheit gelingt es , dem ſtreitluſtigen , advokatiſch redes
gewandten Volke zu imponieren . Namentlich ſeit den großen friegeriſchen Erfolgen desſelben befeſtigt ſid , jeine Autorität immer mehr und mehr, ſo daß kein Sverrider
Bauern faum
interidciden .
Neben dem vijdvergewerbe betreiben die meiſten dieſer
Lappen audy nod Ackerbau , faſt jeder unter ihnen nennt
vor ihm fid) einer großeren Madt über ſein Welt erfreute.
einige Kühe, ein paar Sdaje , Ziegen und Nenntiere ſein eigen , Kartoffelanpflanzungen und Grasílädyen umgeben die Gamme; der Haupterwerbszweig indes iſt immerbin die Fijderei , welche in vielen Fällen ſid, als ſehr lohnend
Aus Lapplands Natur und Völkerleben.
erweiſt. Die Sorge für Haus und Hof bleibt den Frauen
Nach Paul B. 811 Chailli.
(Cd113.)
Shrer Lebensiveije , ſowie ihren Wohnſtätten lady
laſſen ſich die Sappen in fünf veridiedene Arten cinteilen : 1. Berg: oder anderlappen , wvelde, von dem Ertrage ihrer werden lebend, mit denjelben jabrane, jabrein von
einer Weide zur anderen ziehen und in Zelten wohnen ; in ihrem Bejite befindet ſid die weitaus größte Zahl von Reintieren. 2. Seelappen . 3. Waldlappen. 4. Fluß lappen. 5. Fijderlappen.
Dieſe vier lettgenannten Stänume ſind natürlid lodig lid Abarten von der Gruppe der Berg- oder Wander lappen .
Die Seelappen haben ihre Wohnſite längs der wilden Rujte von Nordland und Finnmarfen und beſchäftigen ſich
vorzugsweiſe mit dem Nabeljaufang; ſie ſind ebenſo fühne, als zuverläſſige Seeleute und eine große Menge derſelben findet auf den von Norwegern geführten Booten Ver: wendung als Matroſen . Auch die Frauen ſind trefflide
überlaſſen , welche außerdem nod das Ausbeſiern der Neße, das Befeſtigen des Köders an die Angelidnüre, das Aufſdlitzen und Trocknen der Fiſdie zu ihren Obliegen heiten zu redenen haben .
Während des Winters ſind die
Gewandſtücke für Männer wie Frauen gleidymäßig aus Nenntierfellen mit den Haaren nad der Junenſeite zu ge fertigt; die Kopfbedeckung für die Männer beſteht aus einer mädytigen viereckigen Müße, diejenige der Frauen zeigt, infolge cines im Junern derſelben angebradyten , bölzernen Geſtelles , beinahe die Form eines Helmes. Im Sommer jind Männer und Frauen nur mit einem langen , meiſt loje berabhängenden Hemde aus Vadmal bekleidet , deſſen Aermel bis zu den Handgelenken reiden . Der febr grobe Stoff iſt faſt derſelbe , wie ihn die Berglappen zur Hera ſtellung ihrer Zelte benußen , die Farbe meiſt dwärzlid oder grau und nicht ſelten ſind dieſe Gewänder entweder vielfach mit Flicken bedeckt oder wohl auch arg zerlumpt;
dazu tragen die Männer eine grellfarbige wollene Müße. Die langen , zottigen Haare zeigen bei beiden Geſchlechtern
meiſt eine dunkelkajtanienbraune Farbe mit einem rötliden
Seefahrer und die lappiden Bootcigentümer lajien die
Schimmer und da dieſelben gewöhnlich nur Sonntags
Bedienung der Fahrzeuge und Netze oftmals ausſchließlich von ihren Frauen , Töqytern , Sdiweſtern, oder audy wool
mit einem Ramme in Berührung zu kommen pflegen, jo
von den eigens zu dieſem Zwecke gedungenen Weibern be
jorgen. Die Wohnſtätten der Seclappen , Gamme (Mehrs
zahl : Gammer ) genannt, zeigen häufig die allerprimitivſte Form und zwar ſind diejenigen der Aermeren unter ihnen
aus Erde erbaut , entweder rund oder kegelförmig, wie die Sommerzelte. Die Feuerſtelle befindet ſich in der Mitte des Raumes , unmittelbar unter der Deffnung im
wimmeln ſie ebenſo, wie die Kleidungsſtücke von Unge ziefer. Die Züge der Frauen werden , eine natürliche Folge ibres bejtändigen Verweilens im Freien und ihrer barten Lebensweiſe, mit den Jahren ſehr grob und man kann ſie oft ebenſowenig von Männern unterſcheiden , wie man bei Kindern Mädchen von Knaben zu erkennen vermag .
In einzelnen Gegenden , wie z. B. in den Pfarreien Alten , Stjaervö und ungen, haben ſich Lappen vieljad
Dade , durd) weldie der Nauc joinen Abzug nimmt und
mit Norwegern und sinnländern vermijdt und vereinigt
man trifft dieſe Art Hütten gemeiniglid) zu zweien oder
der aus ſolden Ehen entſpringende Menſchenſchlag vielerlei
Andere wieder haben zwar die
Vorzüge in ſich ; einzelne unter ihnen ſtehen an geiſtiger
Geſtalt gewöhnlicher Häuſer, ſind dabei aber gleidyfalls nur aus Erde und Naſenſtücken crriditet und nur zum Zwed größerer Dauerhaftigkeit mandimal an der Außen
Begabung den Norwegern durchaus nid)t nad, und das Yand kann durch die Zunahme dicſer Mijdlinge nur ge
dreien beieinander liegend.
ſeite von einer Steinwand umſchloſen. Fenſter haben die meiſten dieſer Gammer nidyt aufzuweiſen , ſie erhalten ihr Licht blos durch die Dachöffnung , welde obendrein , wenn das Feuer ſchlecht iſt , vermittelſt eines Rahmens geſchloſſen werden muß.
Aber nicht alle begnügen ſich mit einem ſo
winnen . Am beſten läßt ſich der obengrad der beſittung unter den Lappen an der Zahl der Familien erkennen ,
weldie in Gammer oder Häuſern leben und gibt beifol gende Aufſtellung ein deutlides Bild von der Verteilung
der verſchiedenen Wohnſtätten nach den einzelnen Bezirken . 9n Lyngen
fommen 264 Blodhäuſer auf
In Skjaervo I Siche Abbildung S. 381 .
In Indre Alten
38 11
13 Gammer 5
225
1
11
6
11
Aus Lapplands Natur und Völferleben.
428 In In În In
Kautokeino kommen Trondenaes Maaſö Lebesby
18 Blodhäuſer auf 1 1
11
n Hammerfeſt
6 (Đanumer
11
23
!!
97
2
50
9.
129
11
In einigen Häuſern iſt der ganze Fußboden mit Stein
platten belegt , in anderen iſt er nur mit jungen Birken zweigen beſtreut, in allen aber ſind , wie in einem Kata, Felle ausgebreitet, auf welden die Familienmitglieder der
11
Ruhe pflegen. Viele der Waldlappen ſind Beſißer großer
Wie erſichtlid ſtehen die Lappen in der erſten Pfarrei
Herden , weldie zu einer beſtimmten Zeit im Jahre jeden
auf der höchſten , in der zuletzt angeführten dagegen auf
Tag in der zu dieſem Zweck bei jeder Wohnſtätte befind
der niederſten Stufe.
lidhen Hürde eingeidloſſen werden . Da es indes nidt an:
Die Flußlappen, welche ihre Wohnſiße an den Ufern
geht, die Herden lange an dem nämlidien Plaße verweilen
der in die Fjorde ſic ergießenden Gewäſſer baben , unter: cheiden ſich in ihrer Lebensweiſe faſt gar nicht von den Seelappen , wie denn auch viele unter ihnen während der Fiſcherei - Saiſon zur See geben. In Norwegen wohnen
zu laſſen , ſo beſißen die Waldlappen ſtets in einiger Ent fernung von einander mehrere Wohnhäuſer, in weldien ſie nacheinander Aufenthalt nehmen , während die Herden in der Nad baridhaft weiden .
des Alten , ſowie an deren Nebenflüſſen , beſchäftigen ſich zur Sommerzeit mit dem Sadisfang oder nehmen Dienſte
In Herjeadalen läßt man die Renntiere den ganzen Sommer über frei umherſchweifen , um ſie erſt wieder im Oktober zu ſammeln und bis zum nädyſten Frühjahr ein
als Matroſen . Faſt jede Familie beſißt ein kleines Ge-
geſchloſſen zu halten . Dabei müſſen denn meiſt freilich die
höfte ſamt Rindvieh , Pferden , Schafen und Ziegen ; ſie
verſchiedenen Herden , welde auf den Weidepläßen ſid) ſehr leicht vermiſchen , erſt von einander geſondert werden , eine Aufgabe, welde indes dadurdy erleidytert wird , daß jedes
ſie vornehmlid) an den Ufern des Tana , Karosjof ind
treiben Ackerbau und vertrauen ihre Renntierherden den
Berglappen an , damit dieſe ſie zur Weide führen , wogegen
1
ſie im Winter Gaſtfreundſchaft an ihren wandernden Stam-
Tier das Zeidhen ſeines Eigentümers trägt. Der Mos
mesgenoſſen üben und ihren Kranken ein Obdach gewäbren .
quitos wegen iſt es häufig nötig , rings um die Hürden Feuer anzuzünden , um durch den Raud die Plagegeiſter
Die Waldlappen trifft man vorzugsweiſe in den Wäldern längs des Lule, Pite , Byske , Skellefte , Ume und anderer Flüfie , wohl auch in der Nähe waldumſchloſ:
fener Seen.
Sie wohnen durchgängig in Blockhäuſern ,
dod) unterſcheidet ſich die äußere Form derſelben ſehr weſentlich von der ſonſt gebräuchliden Art.
Viele dieſer
zu vertreiben .
Gewöhnlich werden die Renntiere zwei
oder dreimal im Tage gemolken , die Menge des von den Waldlappen bereiteten Käſes iſt denn auch eine ganz be trädytliche und finden ſie für denſelben , ebenſo wie für geräuchertes Renntierfleiſd) und Zungen , in den Sdyweden
Heimſtätten ſind am untern · Teile vieredig , aus je drei
und Norwegern willige Abnehmer.
übereinanderliegenden Baumſtämmen feſt gefügt, während
Die Fiſcherlappen , gleichfalls eine Abart der Berg lappen , ſind zumeiſt ſolde , welche , verarmt , es vorziehen ,
zu der oberen pyramidal anſteigenden Hälfte geſpaltene
dennoch ihre Unabhängigkeit zu bewahren, an
ſtatt bei ihren reicheren Namensbrüdern eine dienende Stellung anzunehmen . An den Ufern einjamer Seen und Flüſſe, vornehmlich in der Nähe von Tannen , Föhren- oder Birken Wäldern , bauen ſid, dieſe Lappen dann ein Heim , nähren ſid) von dem , was die Flut ihnen beut und räuchern und ſalzen eine
große Anzahl von den ſchuppigen Bewohnern der Tiefe , jowohl zum
Wintervorrat, wie
zum Verkauf. Außer dem Fiſdfang betreiben fie jedod gewöhnlid noch mehrere andere Gewerbe, fertigen hölzerne Geräte, Körbe,
Sdube und dergleichen mehr. Oftmals beſikt Wohnhütte einer Fiſcherlappenfamilie.
cine Familie mehrere folder Rator und wenn der Fiſdfang an dem einen Punkte nicht ge
nügenden Ertrag liefert , ſo ſiedeln ſie nachy Balken Verwendung finden , über welche man erſt eine
einer der anderen Wohnſtätten über , um dort ihr Glück
Lage Birkenrinde und darüber eine Bretterlage zu breiten pflegt. An der Spiße des Dades befindet ſid eine Deff: nung zum Entweichen des Rauches und unter derſelben , die Mitte des Fußbodens einnehmend , liegt ein flacher Stein , auf welchem der Prozeß des Kochens vor ſich geht.
zu verſuchen.
Ebenſo häufig kommt es aud vor, daß,
wenn der Fiſchfang reichlichen Gewinn abwirft und das die Kata umgebende Weideland gut iſt, der Beſißer die Anſiedelung in beſſeren Stand jeßt , fid einige Kühe und Renntiere anſchafft und ſich dem Ackerbau widmet; dieje
Nachträge und Nachſpiel der Jeannette “ -Erpedition . kleinen Gehöfte ſind es dam aud ) , welde von den Berga lappen mit Vorliebe als Sammelpläte benutzt werden . In der Pfarrei Arvidsjaur an dem llfer des Sees
Ferfojaur (dem oberen Waſſerbecken in der Reihe von Seen , zu welden der Arvidsjaur gehört) und didyt bei dem oberhalb Skelleftea in den Bottnijden Meerbujen jid ergießenden Byske- Fluß traf id) das maleriſche Heim cines
Fiſcherlappen. Didyt bei dem Wohnbauſe erhoben ſid) zwei Vorratshäuſer auf Prählen , zur Vinfen läßt die Abbildung ein Geſtell zum Trocnen der side erfennen , während im Vordergrund ſideine Häßia zum Trodnen des entes
129
Nadsträge und Nachſpiel der „ Icannette“ -Expedition. I.
Ausrüſtung und Reiſe der „ Jeannette" bis zur Eisbeſetzung.
Am
11. Oktober v.. trat in Waſbington cine
Kommiſſion der Admiralität zuſammen , welche die Ur jadhe der Jeannette-" Kataſtrophe unterſuchen ſollte. Dieſelbe hat ſämtliche leberlebende der Bemannung, ſoweit fie in Amerika rid) befanden und außerdem cine Anzahl anderer Zeugen , leştere vorzüglid, über die Seetüchtigkeit des Sdriffes , vernommen . Um die Ergeb
niſſe dieſer letteren Vernehmungen hier gleid) vorwegzu erhebt .
nehmen , beſtätigten ſie im weſentlichen die idon früher
In manchen Gegenden findet man audy vigenartigo kleine äuschen , Njalla genannt, welde, aus Baumſtämmen
geäußerte Anſidyt, daß die „ Jeannette“ als altes Schiff und wegen ihres ganzen Baues nicht mehr ſo vollkommen tudytig für die Eisfahrt gemadyt werden konnte , wie es
wobl beabſichtigt war. Da aber gleidyzeitig die Sadyver ſtändigen binzufügten , daß es überhaupt als unmöglid; zu bezeichnen ſei, ein Schiff zu bauen , weldies dem Drud
des Polarciſes dauernd zu widerſtehen vermöge , ſo ver
liert dieſe Frage viel von ihrer praktiſdien Widytigkeit. Aber immerhin war es von Wert, zu vernehmen, daß die Rommiſſion , welde die Jeannette" vor ihrer Abreiſe von Mare Island auf ihre Seetüdytigkeit zu prüfen hatte,
fie als nidt zur Eisfahrt geeignet beurteilte. Von Intereſſe iſt vielleidt audy , binzuzufügen , daß Leutnant
Danenhower den Bau der Jeannette“ wegen ihres keil Njalla.
errichtet, ſich auf einem einzelnen , mancymal auf vier Projten zu ſolcher Höhe erheben , dass der Sdmec ſie eben
jowenig im Winter erreiden kann , wie während des Som mers Wolfe , Nudyſe und andere wilde Tiere zu denſelben
ju gelangen vermögen. In dieſen taubenſdlagähnliden Behältern pflegen die Berglappen ihre Vorräte an Käſc, pulveriſierter Mild und Säuten aufzubewahren , welde fie auf ihren Wanderungen nicht mitzuführen wünſden ; außerdem dienen ſie aber aud) bei ſtürmiſdem QSetter häufig als Zufluchtsort für die Nadit , dod läßt ſich die Thüre
natürlid nur vermittelſt einer Leiter erreichen. Mandymal bilden die Anſiedelungen der Lappen and
kleine Dörfer und liegen dieſe ihrer Mehrzahl nach gleid falls an den Ufern von Flüſſen oder Seen . Die in jolden Fleden wohnenden Lappen treiben ausnahmslos Aderbau , und ihre Häuſer , inter ivechen , binjidytlid) der Größe und
förmigen Bauches als beſonders ungeeignet bezeidunete, da das Eis ſid, nicht, wie es bei fladjerer Bauart möglich ſei, leidyt unterſdieben fönne. Ferner ging aus dem Verhöre bervor , daß Kapitän De Long auf eigene Hand Aender ungen des von der Ausrüſtungskommiſſion vorgeſchriebenen Planes im Tod von San Franzisko babe vornehmen laſſen , welde allerdings Danenhower als Verbeſſerungen bezeidnete. Um die Geididyte der Reiſe der , Jeannette " zu vervoll
ſtändigen , die wir in früheren Berichten gegeben ,! beben wir hier hervor, daß, wie man aus dem geretteten Berichte De Yong's an ſeine Behörde, ſowie aus den Ausſagen der Offiziere entnimmt, der Kapitän von vornherein die Abſicht hatte, den erſten Winter auf Wrangell-Land? zu verbringen , um von bier aus im Winter 1879/80 mit Sdylitten und im Sommer 1880 mit dem Sdiffe ſelbſt längs der Küſte von Wrangell
Land wrdwärts vorzudringen . De Long hielt ein Vor: dringen im offenen Küſtenwaſſer mit dem Lande gewiſſer mapen als Baſis für den beſten Plan einer Polar - Reije.
beſſeren Ausſtattung, die Kirche, das Pfarrhaus, ſowie das Schulgebäude den erſten Platz einnehmen , zeigen in vielen Gegenden Schwedens eine beſondere Bauweiſe, welche an diejenige der Waldlappen erinnert, wie die Abbildung, welche eine Straße in dem in Pite Lappmark gelegenen Dorfe Arvidsjaur in Nr. 20 ), S. 382 des Ausland" zur
Anſdauung brachte, deutlid) erkennen ließt.
Ausland 1883 Nr. 22.
Als die Verſpätungen auf der Reiſe nach der Berings ſtraße und der Suche nac) Nordenſkiöld's Winterlager
die Erreichung dieſes Zieles unmöglidy gemacht hatten , wurde zwar dieſer Plan nid)t aufgegeben , aber zunädyſt follte evenigſtens Herald- nſel erreicht werden , die man 1 Siehe „ Ausland" 1982, Nr. 17 bis 22, 24 , 25, 27 und 36 . 2 Wrangell- Land hielt De Long, nach Melville's Angabe, für einen Kontinent. Durch die Eistrift der „ Jeannette" hat er aber jelbſt dejjen Jujularität nachgewieſen. 66
Nadträge und Nachſpiel der „ Jeannette“ Expedition.
430
am 4. September , in 30 Km . Entfernung und in ſüd weſtlider Richtung erblicte. Aber die zu dieſem Zwede aus:
Inſel in einer Zeit, wo der kurze arktiſche Sommer aufs Kräf.
geſandte Sdylittenpartie fand offenes Waſſer 9 Km . von
als ein Nebler angeredynet werden . Die Offiziere und Wannſdaften , die bierüber befragt ivurden , ſpracen fid
der Injel nach Danenhowers Angabe, während nad Mel
tigſte bätte ausgenügt werden ſollen (Ende Juli bis 6. Aug.)
ville ein offener Gürtel von nur zirka 300 m . die Injel
zurüdbaltend aus, aber der Naturforſcher der Erpedition,
umgab und febrte imverridyteter Dinge zurüd. Später verſchob ſid, in der gerade zwiſdien Herald - Inſel und
Raymond V. Newcomb, gab ſeine Meinung ganz beſtimmt dahin ab , daß der Aufenthalt auf Bennett- Jsland eine imnötige Verzögerung geweſen ſei , mußte aber anderer: jeits zugeſtehen , daß der Zuſtand der Sciffe eine gründ: liche Ausbeſſerung unvermeidlid) gemadit batte. Allein don nach der Abfabrt von der Bennett- Inſel
Wrangell-Land beſtänoig beftigen Eisbewegung die Opera : tionsbaſis jo rajd , daß man ſich nidt zu einem zweiten
Verſudie entſchloß, da die Rüdkehr zum Schiff unſicher z11 ſein ſdien . Rady Danenhowers Sdäßung war Wrangell Land zur Zeit, als das Schiff ins Packeis eindrang, etiva 150 Km . in nordweſtlicher Riditung entfernt. Da die Dffiziere der „, Jeannette" wohlvertraut mit der Thatjache waren , dat
nördlich von der Herald Inſel die Eismaſjen in den meiſten
wurde Jungeis öfters läſtig und das zweite Verweilen von 10 Tagen bei der Fadejews: jnjel ließ nod mehr
Zeit verlieren. Es bat ſich aus den Ausjagen in Waſbing ton ergeben, daß die Leute damals nod: gut im Stande waren
Jahren nid )t frei werden , mußte bei einem direkten nördliden Vordringen auf Wrangell-Land mit der Thatjade geredynet werden , daß das Schiff ins Badeis gerate , wo es denn aud jdon am 6. September 1879 feſt war. Sdion ain 4. September war das Bordringen nordwärts dwer, wäbrend mehr offene Sre vſtwärts lag. Das Eis war
dingte.
dic, aber noch voll Ninnen und Waden und triftete lang jam oſtwärts. De Long ging nur unwillig von ſeinem
feiten. Aber De Long batte guiten Mut.
Nordkurs Land zu Als am Richtung
ab, da er ſidy ja vorgenommen hatte, Wrangell erreiden , ließ aber dennoch vſtwärts balten . 5. September das Eis aud in nordweſtlider gebroden war und ein an deinend größerer
und eine ſo lange Raſt nicht nötig batten .
diger Grund von Berzögerungen war des zweiten Mutters (Leutnant Chipp ), blieb und öfterer Ausbeſſerung bedurfte von Fadejewy einen weiteren Aufenthalt
Ein beſtän
aber der Zuſtand der immer zurüd und nod jüdlid von 3 Tagen be
Bei der Fahrt durch den Neujibirijden Arcipel
batte man wegen der ſpäten Jahreszeit bereits Eisjdwierig Sein Chrono
meter ging nach ſeiner Angabe jo gut wie in San
Franzisto “ ; er batte Karten der unteren Lena, ſo gut ſie eben zu haben waren , nebſt Petermann Zuſammenſtellungen über diejen Teil des ſibirijden Eismeeres und war ſicer, audi
Ranal in dieſer Richtung ſich bildete , ließ De Long das
mod in ſpäter Jahreszeit bei Rap Bartin Eingeborene
Sdriff in dieſen Ranal bringen, wvu aber ſehr bald didyter Niebel das Vorwärtskommen binderte und wo der ſtarke Froſt am 6. September das Schiff dejinitiv feſtlegte. Dabei waren aber nod immer offene Stellen im Weiten, ſo daß , wenn das Sdrijf jid) nur 50 m . bätte Baby
zu finden , weil die Karten Winterhütten verzeiduneten.
breden können , es in dieſer Kidytung weiter, S. b . näber gegen Wrangell and bin , gefommen wäre. Treifend jagte
weldies Melville vor dlug umd durd) weldes allein deſſen
Bei der Inſel Fadejew wurde in einer Art Kriegsrat Kap Vartin als der unbedingt beſte Ort für die Landung feitgeſtellt .
Beijer wäre es aber wobl geweſen, idon jett
das Einlaufen in cine der öſtlichen Penamündungen ,
Ingenieur Melville: sir konnten vielleicht Wrangell Pand
Boot dem Sdvidjale des De Long'iden entging , feſt ins Auge zu jaſjen . De long jdeint ſich aber allzujer auf
erreichen „ by working from lane to lane and pond to
die Winterhütten verlaſſen 311 byaben und brachte das
pond " , aber die Hoffnung, nad dein 6. September 1879
junge Yandeis und die Seidytigkeit des Meeres nahe dem
nod) aus dem Badeis zu kommen , bielt er jelbſt für gering,
Delta nidt in Nedinung. Er hoffte , einmal am Lande,
während De Long ſpäter die Meinung hegte , der Gegen
leidyt cinen Piloten zu finden , der ibn nad ; dein Haupt
ſtrom der ſibirijden Küſte fönnte vielleicht das Sdrijf in offenes Waſſer, alſo wohl in Rüſtenwaſier bringen. Eigen
ſtron bringe.
tümlich war Decongs urſprünglide Meinung von einer idar
| Wir möchten aus Ingenieur Melville's Angaben bejonders folgende Bemerking hervorheben , die uns als Geographen und
fen Scheidung zwijden ,, ſibiriſchem " und , amerikaniſchem " Padeis, zwijden weldien beiden er nordwärts vorzuſtoßen gedachte. Er bielt den Nanal, in den er am 4. September cinlenfte , für die Ninne zwijden beiden . ( Danenboner.) Es iſt keine Angabe aus dein Verbör in die Dejfentlichkeit
gedrungen , welche De Long wegen jeiner Art des Por: dringens Tadel ausſpräde. II.
Der Rüdzug.
Viel eber fonnten die Verzögerungen des Rüdzuges beſondere durd den längeren Aufenthalt auf der Bennett
Dies war ſein verhängnisvoller Fehler.
Deutſche frenen mu :
Ter Siapitän ließ den Matroſen Starr
holen , welcher deutjch ſprad) ; er hatte eine von Petermanus Schriften , welche alle Informationen enthielt, die wir mit bezig auf die Jijeln ( Die Venſibiriſchen . D. R.) bejaßen . Starr las und überſetzte , während Chipp imd ich auf den Karten folgten . Der Napitän zeidyncte ſich auf, was Starr las , beſtimmte den 1
Nurs und einen Trefjort, wenn die Boote ſich trennen ſollten .
Uebrigens möchten wir auch noch hervorzuheben nicht vergeſſen, daß Nindermann , ein anderes deutſches Glied der Expedition , eine beſondere Velobimg wegen ſeines intelligenten , geſchickten und treuen Verhaltens erhielt, die einzige Auszeichnung dieſer Art,
weldie an die Geretteren von der „ Jeanette“ gelangt iſt.
Nachträge und Nadijpiel der „ Jeanette" Erpedition.
431
.
Die Abreiſe von der Semenowsky - Inſel nad dem aſiatiſden Feſtland fand am 1 :2. September morgens bei
als erſter auf dem Mariche ſtarb. Die Nadt vom 17 .
friſchem Nordoſtwind ſtatt. Die Manndaften der drei Boote nahmen um Mittag auf dem Eije ihr lebtes gemein
und bei großen Feuern zubradten. Am 18. rubten ſie bei Sdyneegeſtöber und padten zuſammen , was zu tragen war und am 19. maditen ſie jid, auf den Weg.
idaftliches Mahl ein und jetzten dann bei ſtärker werden dem Winde, der ſich abends zum Sturm ſteigerte , ibren
auf den 18. war die erſte, die ſie am Land unter Zelten
III .
Weg nach Süden fort. Kapitän De Long ſudite ſie 311=
ſammenzubalten , es war aber bei dem idledten Wetter nicht möglid). Sein eigenes Boot ( erſter Kutter) verler Segel und Maſt und hatte mit bedenfliden Sturzicen zu fämpfen , während das von Melville und Danenhower ge führte (Walboot) als beſter Segler allen vorausfam und das dritte unter Leutnant Chipp (zweiter Kutter) bald zurtück : blieb . Im erſten Mutter waren die Leute die ganze Nacyt vom 12. auf den 13. und den folgenden Tag an der Arbeit, um das Boot über Waſſer jul balten. Am Abend des 13. wurde die See rubiger. Am 14. dwollen Füße und Wände des Kapitäns ſo an , daj er ſtill im Nückteil des Bootes
Im Delta der Lena.
Wir haben dieſen traurigen Nückzug früher nad den ziemlich ausführliden Mitteilungen des Korreſpondenten des New -Yorker Herald, Jadjon und den Berichten Miel ville's und Danenbowers beſchrieben und möchten hier nur cinige darakteriſtijde Thatjacen nadytragen. Beim Ab inarjd am Morgen des 19. September waren 3 Mann
auf der Stranfenliſte, von denen der cine, Ericſen , ſchon an dieſem erſten Tag an Krücken gehen mußte, da jeine Füße voll Froſtbeulen waren . Aud mußten ſdon an dicjem erſten Tage veridiedene Gegenſtände zu der Cadre zurückgetragen werden , in der man am Ufer das Ueber
fißen mußte. Der sind blies glüdliderweiſe vorwiegend aus Nordoſt, jo daß man am Morgen des 15. bei faum 2 m .
Boden fand und am Horizont die erſten dunfeln Kledin Nindermann war der erſte , welder das Yand jah. Man geriet in Jungeis, das mit Segel fraft und den Rudern zerbrochen wurde, bis man auf
des Landes erblickte.
etiva 5 Km . dem Vande nabe gefommen war und im Eis
und Scylamm ſtecken blieb. Man batte bier nur ndy 50 cm . Naſjer. Der ganze Tag wurde mit dem Suden nad beſſerer Zufahrt verbradit, wobei oft die ganze Mann daft im Waſſer ſtand , um das Boot weiterzuſdieben . Die Nadt vom 15. auf den 16. wurde am Eis beigelegt. Niemand konnte (dlafen , da alle Sdílafjäde durchnäſt waren und man litt empfindlich von der Kälte. Den nädſten Tag verſudite der Kapitän weitwärts am Eis
weiterzukommen , aber es gelang nid )t. Man war endlid) 3 Km. vom Jungeis weggekommen und batte jid, ebenſo weit vom Lande entfernt und es blieb nidits übrig , als durch das Eis und den Schlamm das Ufer zu erreiden . Zuerſt zogen die Leute das Boot , in welchem der Kapitän mit Dr. Ambler und zwei franken Seeleuten blieb , der Sdlamm ließ ſie aber nicht weiterfommen und ſie muſsten
alle über Bord , um watend das Land zu erreiden . Die See war bald knietief, bald ging ſie bis zu den Hüften und die lekten 1,5 Km . vor dem Ufer waren mit Jung
flüſjige zurückgelaſſen hatte. Eines der Zelte wurde gleidi : falls nadı der erſten Radt im Stide gelaſſen. Der durdo Sümpfe und an zabıtreichen Süßwaſſertümpeln vorüberfühi: rende Weg bradite jie am 21. September zu einem breiten
Flußarm . Am 24. maditen ſie einen vergeblidhen Verſud ), auf einem aus Treibholz gebauten Fluß diejen Flußarm zu freuzen . Am 25. kamen ſie an einen oſtwärts fließen den Nebenarı , den ſie auf einem Floße freuzten , worauf ſic am Hauptarm weiter ſüdwärts gingen , bis ſie einen neuen Nebenarm fanden. Am 1. Oktober mußte Eridjen auf einen Schlitten gelegt werden , nadidem ihm alle Zehen
amputiert waren und an dieſem Tage wurde auf dem Eis ein Flußarm gefreuzt. Der Weg führte immer jüd wärts mit Ausbiegungen nad Dſten. Am 3. töteten ſie ihren Hund, am 6. tranfen ſie den letzten Thee. dieſem Tag ſtarb Eridien und der Kapitän verabredete
mit Kindermann dejjen Varıdh nach Süden , um Hilfe aus der zirka 40 Km . entfernt geglaubten nädyſten ſtän digen Anſiedelung zu holen . Am 7. wurde die ganze Ge jellſdaft mehr oder weniger ſchneeblind. Am 8. war las pitän De Long unfähig , mit ſeiner Ladung ſich ebenſo raſdı, wie die anderen fortzuſchleppen , weigerte ſich jedod , die ſelbe abzugeben, als Nindermann ſie zu der ſeinigen nehmen wollte.
Am 9. wurden Nindermann und Norus voraus
geſandt, wobei Kapitän De Long ihnen eine Karte mitgab,
eis bedect , durch weldes man ſidy Bahn brechen mußte.
Am Ufer fand man Treibholz , mit welchem ein Feuer gemacht ward . Die Mannſchaft ging dann zum Boote zurück , in weldem der Kapitän , der Arzt und die beiden
Kranken geblieben waren und verſudyte es , landwärts zu ziehen. Sie braditen es aber nur bis etwa 1,5 Km , vom Ujer, wo das Jungeis begann und von hier an mußten ſie nun mehrmals mit Ladungen den Weg an's Land machen ; da das Schiff aber trotz aller Erleichterung nid)t flott zu maden war , mußten auch die Zurückgebliebenen an's Land waten . Einer der Kranken war Erictjen , der dann bald
der zufolge jie nur noch einen einzigen Flußarm zu freuzen hatten , che ſie nach Komartjuk, der nächſten bewohnten Stelle, kamen . De Long glaubte jeßt, dieſelbe ſei zirfa
18 Km . entfernt und die Beiden würden den Marjd in 3-4 Tagen maden können . Er ſelbſt wollte in ihren Spuren folgen. Nindermann erzählte, wie er und ſein Gefährte am erſten Tag beſtändig Umidau hielten , ob die
anderen ihnen folgten , ſahen aber nichts.
Im erſten
1 Vergl . „ Ausland“ 1882 , Nr. 18 , S. 344 ff.; Nr. 27 , T. 331 ff.; Nr. 36 , S. 709 ii.
Pachträge im
432
Nadjpiel der „ iannette " Erprèilien.
Nadtlager bricten Nindermann und Voros cine Sdul Sejdifos geweien ; denn dwerlid würden dieſelben ohne dic
joble ind tranken Thee aus Weidenblättern dazu. Jm
Siräftigung, die ſie hier fanden , bei ihrer To jchr ge
zweiten zerbrad, das glädden mit dem letzten Branntwein ,
dywädyten Natur den naben Tag der Nettung ned geſehen
den De Long ibnen gegeben und ſie verbradyten die Nacht
baben. Sic gingen den nädyſten Tag weiter nad Süden' bis ſie zu drei jütten mit Kahn und viſdzeug und was
in einer Sduceböhle, die ſie beide mit ihren Dienern gegraben hatten , in beſtändigem Rampf ztvijden Sdilar und Wadien . Beide waren bis zum Gürtel naſ und liefen
das Widtigſte war, einigen Fijdven kamen , weldie ihnen
Gefahr, die Füße zu erfrieren , ſobald ſie cindlicfen . Nu
um fid) zu erholen , denn beide ſitten heftig an Dyjenterie und wenn ſie jid :audi kräftig glaubten , ſo lange ſie am fener
Nadtlager vom 11. Oktober nährten ſie ſid) von Kena tierfnoden , die ſie auflajen und brieten . Am 13. Freuzten
fic inter mehrmaligem Einbrechen bis zur Jufte den Flui, da ſie auf einem Sejtufer Nutten jaben . Sie verbraditen
den 141. in einer derſelberi , da das Wetter jo ſtürmijd war, daß ſie ihren bereits angetretenen Tagesmarid unterbredien mußten. auf, um
Nindermam brad bier cine veridlojiene Riſto Brennholz zu gewinnen und fand in scricben
cine zweite Kiſte, die einen menſdyliden Lidhnam enthielt.
freilid nur wie Sägſpäne ſdmedten . Sie veriveilten bier,
jasen , jo merkten fie fod sie Edwädie, wenn ſic in's Freie gingen . Als ſie nun am 22. nadymittags wieder
am Feuer ſaßen , um ihren Weidenthee zu foden , hörten jie es ſid auben bewegen ; Nindermann , im Glaubent, daß
es ein Vienntier ſei , ging mit geſpanntem Jahn zur Thüre, als dicio fid aufthat und ein Mend), cin Eingeborener,
vor dem (Gewehre, das er auf ſid, geridytet jal), mit er : hobenen Armen in die Knice jank und unverſtändlid c
in einer anderen verſteckten Kiſte fanden jic verdorbene
Norte murmelnd, in Gnade zil bitten ſdien. So waren
Nijde, die ſie mit Begierde zu ibrem Weidenthee aben und
denn die Wanderer gerettet. Der Eingeborene ging nady cinigen Verhandlungen , fam aber denſelben Abend mit mehreren (Gefährten und Sd;litten zurück und bradite ſie zu einem fleinen Zeltlager , in ſüdlider Kidtung, wo fic
cin großes Glück war es , das Nindermann einen Peaming fing, den ſie brieten , „wie er war.“ Das Treibholz war an dicſer Stelle ſo färglid ), daß ſie am Feuer ſparen mußten , um es nidyt vorzeitig aufzubranden.
nod mehrere andere Eingeborene fanden .
Am 15. wanderten ſie in jüdöſtlider Nidtung länge des
Nun begann die große Sdwierigkeit, diejen cinjadien ,
Nuſjes und auf dem Fußeis und fanden auf einer Snje , wolde fie freuzten , Spuren von Menden. Sie übera mdyteten in einer Spalte des llferhanges , wo nur ciner neben dem Feuer liegen konnte , während der andere über Demſelben ſein Lager madyte, ſo daß ſie, genötigt waren ,
pradunfundigen Rafuten flar il maden , wie viele ned
alle 20 Minuten miteinander zu wedjeln . Von dieſem Tage bis zum 21. Oktober hatten ſie nidts als Weidenthee und
geroſtete Stücke ihrer Secbundfellfleider zum Veben . Den nädyten Tag gingen ſie im Sdmeetreiben in gleider Kid : tung den Bergen zu und erreichten Den Hauptſtrom und
is gereidyte ihnen zum Troſt, daß furz, che ſie zu demfelben kamen , eine Krähe gegen die Berge zu fliegend ge-
ſehen ward. Sie freuzten nach dem Dſtufer des Stromes,
weiter im Norden ill retten ſeien. Es gelang jimäduſt nid ) t , ſondern die beiden Seeleute mußten nad zwei weiteren Tagreiſen jüdwärts mit ihnen ziehen , bis ſie zul
cinem Dorfo der Eingeborenen kamen . Hier erſdien am 27. Oktober der „ Kommandant“ , ein Kuſje, welder ſich ebenſo wenig mit den beiden Sdyiffbrüdigen verſtändiger fonnt . Sic entnahmen ſeinen Heden nur einige Worte, wie „ Scannette", ,, Amerikaner" , ,, Telegramme", ,,St . Peters . burg“ , aus weldien ſie zu entnehmen glaubten, daß dieſer Beamte nad St. Petersburg telegraphieren wolle, che er ihnen Hilfe Iciſte. Am 28. folgten ſic ihu nad Bulun, wobei ſie in der Hütte , in der ſie übernadyteten , zum erſten
wo dic vorſvringenden Hügel ſie oftmals nötigten, auf
Mal wieder Brot erhielten .
bem rauhen Eis zu gehen , weldies jie and weiterhin auf
ein Zeichen , daß ſie die Hälfte für den nädſten Tag ſparen ſollten , aber, ſagt Nindermam , ,,das Brot ſdymedte
der Weſtſeite öfters dem Moos und Sduce des Ufers vorzogen , in denen ſie fnietief verjanten. Beim leber: dyreiten des Fluſjes bekam Noros cinen Anfall von Blut-
Ihr Führer gab ihnen
ſo gut, daß wir nicht umhin konnten , den ganzen Laib zu eſjen .“
Am 30. ſpät kamen ſie in Bulun an , von wo ſic
ſpeien . An dieſem Tage fanden ſie nicht einmal Weiden blätter zum Thee. Am 17. fanden ſie den Weg am Oſtufer
cin Telegramm über den Untergang der „ Jeannette “ und die Sdiciale der Mann daft an den amerikaniſden Gc
tveſtliden hinüber-
ſandten in St. Petersburg ſandten . Am 3. November traf
jo dhledyt , daß ſie wieder nach dem
gingen , wo ſie bis Mitternacyt ſid, langjam weiterhalfen , un endlid) in einer Sdınecbanf ſich einzigraben , wo ſie die ſehr falte Radit zubrachten. Am 18. erreichten ſie endlid, eine thürenloſe Hütte , die voll Schnee war und cinc Strede davon mehrere Schlitten , welche ſie als Brenn holz benüßten , nachdem ſie den Sdynce aus der Hütte geräumt. Hier jdliefen fic zum erſtenmal wieder ziemlid gut, ſeitdem ſie die lebte Hütte verlaſſen. Dieje Dieſe Hütte, dieſes Feuer und diejer Schlaf waren der Wendepunkt ihres
hier umvermutet Melville ein , welder die beiden in ſehr dwachem , reiſeunfähigem Zuſtande fand. IV .
Das Rettungswerf.
Eine Hauptaufgabe dieſes Verhörs beſtand darin , die Gründe aufzuklären , welche die Verzögerung des Rettungs
werkes bedingt hatten. Bei den beiden Ueberlebenden von De Longe Gruppe, Nindermann und Noros, kann freilid keine
Nachträge und Nachſpiel der „ Jeannette“ Grpedition. Rede davon ſein , daß ſie , in die Eiswüſte zurüdfchrend, welche ſie eben verlaſſen , thätigen Anteil an der Aufſudung ihrer Genoſſen hätten nehmen ſollen ; denn ihr Zuſtand war
der der größten Sdwäche und Hilfloſigkeit. Nicht bloß waren jie körperlid, hinfällig, ſondern ſie hatten auch keine Möga lichkeit, ſid, mit den Eingeborenen zu verſtändigen. Wel ville und Danenhower auf der anderen Seite, weldie noch
433
daher nur natürlich finden, daß Melville am 1. oder 2. De
zember über Werchojansk nad Jakutsk ging, wo er ſid, mit der übrigen Welt in Verbindung jeßen , Mittel und Vollmachten ſid) verſchaffen konnte.
Daß dann bis zum
einige kräftige Mannſchaften beſaßen , hat man den Vor:
17. Januar ſid, die Abreiſe der Aufjudjungs - Erpedition nad Werdojansk und Bulun verſdob , wo dieſelbe erſt am 10. und 15. Februar eintraf, wird teils mit der Feſt jeit, in der die Eingeborenen nidt arbeiten mochten , teils
wurf gemadyt, daß ſie nicht gleid, nadı ihrer Landung ſidy
mit den Unbilden der Witterung erklärt, welche beſonders
nach ihren Gefährten umgeſehen hätten. Was Danenhower
zwijden Werdyojansk und Bulun die Reiſe erſchwerten .
betrifft, ſo war dieſer durch ſein Augenleiden gebindert, irgend
Ueberhaupt tritt von nun an ein langſameres Tempo ein .
Indeſjen iſt es ja auch natürlid ),
Erſt am 27. februar verläßt die Erpedition Bulun, um
daß dieſe Geretteten nicht gleid) an das Sdlimmſte dadyten, ſondern ihre Gefährten an irgend einer Stelle des Deltas in Sicherheit wähnten. Große, energiſche Naturen würden
über Kumarfſurka ( 1. März) Bulfur zu erreichen , wo ſie
allerdings mehr gethan haben. Ein Mann mittleren Sdylages,
der Erpedition bis zu dem Moment zu folgen, wo ſie die Peidname De Longs und ſeiner Leute fand; denn es
etwas zu unternehmen.
wie Melville, konnte aber nidyt eher daran denken , den ver lorenen Reſt aufzuſuden , als bis er mit jenen beiden zuſammentraf, welche ihm Nadyricht von dem Schidjal De Longs und des Reſtes ſeiner Mannſchaft geben konnten . Das war aber nidyt vor dem Abend des 3. November der jall, an welchem Melville, der nad ſeiner eigenen Angabe zuerſt am 29. Oktober durch einen Bleiſtiftzettel Ninder manns vernommen hatte, daß De Long überhaupt gelandet war, unvermutet in die Hütte zu Norvs und Nindermann trat und in ſeinen Belzkleidern erſt an dem Ausrufe ,, Hallo, Noros , jeid Ihr noch am Leben ?" erfannt ward.
Es iſt ſicher, daß Melville , ſobald er jene Note Ninder manns erhalten hatte , ſich aufmadyte, um die beiden in Kumakſurka aufzuſuchen , das einzige und beſte , was er thun fonnte und er ſcheint , ſobald Nindermann ihn orientiert und ihm die Karte ihres Weges gezeigt hatte, keine Mühe geſpart zu haben , um das Rettungswerf zu beginnen. Daß von Bufoff aus die gerettete Melville Danenhower'ſche Gruppe (zweites Boot) keine Anſtreng ungen machte, um den Kutter zu ſuchen, erklärte übrigens Netvcomb aud) mit der Ungenügendheit der dort verfüg: baren Perſonen und Hilfsmittel.
am 9. März eintraf. Es iſt intereſſant, von hier an Sdyritt für Sdyritt
fällt dadurdy ein Licht in das Dunkel der Geſchidyte des
Unterganges dieſer Unglücklichen . Den zweiten Tag, nach : dem ſie Bulfur verlaſſen , kamen ſie nach Matvai, von da über eine Hütte namens Bilak, den nädyſten Tag ( 12. März) nad ) Kaskada (Kos Krorta),ivo ſie verweilten. Am 16. gingen dieſelben nad ) Iſturda, wo De Long den Fluß gefreuzt hatte. Ponda, nad verſchiedenen vergeblidhen Verſuchen , den letzten Raſtplat De Songs aufzufinden, gingen ſie ſüdwärts den
Fluß entlang über Rowena nad Matvai. Am 23. März drangen ſie von neuem in nordweſtlicher Richtung vor und bejdyrieben von Uferhöhe zu Uferhöhe einen Bogen , bis ſie ſich in jüdlicher Richtung befanden . Da erkannte
Nindermann die Gegend, in der er mit Noros den Kapitän verlaſſen und indem ſie weiter nach Norden gingen ,
paſſierten ſie die alte Hütte, wvelde Nindermann und Noros
am erſten Tage ihrer Süd-Wanderung geſehen hatten und fanden zirka 800 m . weiter nördlid am Felsufer einen
Dreifuß mit einer Flinte darauf , der aus dem Sdnee hervoriah. Melville jab in der Nähe eine Hand hervor ragen , die er als die des Kapitäns erkannte und fand,
als er nadıgrub , außer deſſen Leichnam noch denjenigen
Wir können indeſſen heute ſagen , daß die verſuchyten Hilfe
des Dr. Newcomb umd Ah Sams, des Chineſen und zwei
leiſtungen hoffnungslos vom Anfang an waren ; denn wenn
infenntliche Leidyname. Den Leichnam des Indianers Alerei , der nach des Kapitäns Tagebud in der Nähe be
audy Melville (chon am 5. Nov. in Begleitung eines Eingebou
renen , der angeblich alle Hütten kannte, nady Norden ging, ſo war doch um dieſe Zeit das Schickſal De Songs und ſeiner Gefährten bereits entſchieden. Melville kehrte am 26. No
erdigt ſein mußte, fanden ſie nidyt. Den nädyſten Tag (uden ſie die fünf Leichen auf einen Schlitten und fuhren ſie nach Matvai.
vember unverrichteter Sache zurück , d. h . er hatte die in
Der Ort, wo die Leiden ſid, fanden , war ſo nahe bei
,, Caches" niedergelegten Sdyiffsbücher, Gewehre u . 1. w .,
Matvai, daß man in einem Tage die Reiſe hin und zu rück madsen konnte. Am 26. März fanden ſie Collins,
aber niemand von der Mannſchaft gefunden . Uebrigens batten ſchon vor ſeiner Abreiſe Noros und Nindermann alle Hoffnung auf Rettung ihrer Gefährten aufgegeben und Melville kein Hehl aus diejer Ueberzeugung gemacht. Andererſeits hatte ſich Melville überzeugt, daß zu einer gründlichen Nachforſchung in dem menſchenleeren , ſchwer zu bereiſenden Delta ganz andere Mittel gehörten , als
die ihm in Bulun zur Verfügung ſtanden. Man kann es
Dreßlers und Iverſens Leiche. Die Obduktion ergab , daß alle zehn Männer dem Hunger und der Kälte erlegen waren ; keine Leiche trug Stiefel ; wie Ueberreſte in einen Keſſel verrieten , hatten die Unglücklichen ſich zuleşt von Stiefelleder und Korbweidenblättern ernährt. Am 6. April war das proviſoriſche Grab am linken Lenaufer, 270 Km . unterhalb Bulun ,, in der Kenulſchlucht am Matejew'ichen
Nachträge und Nachſpiel der „ Jeannette " Erpedition.
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Winterplab " fertig , das die 8 Peichen aufnahm und nun
Yong's zu Grunde, da jie faſt jeden Tag einen Flußarm
wurde auch die Aufſuchung des Leutnants Chipp in An griff genommen . Von Barkin aus, wo ſie am 12. April
ju kreuzen , oder einen See zu umgehen hatte. VI.
eintrafen , unterſucten Bartlett und Nindermann die Ruſte
bis Nord- Bulun , fanden den Maſtbaum und das Boot, welde De Longs Landungsplatz bezeiduneten, unverſehrt, während andere Gegenſtände die Eingeborenen ſich ange eignet hatten , börten und ſahen aber nichts von Leutnant Chipp und ſeinen Leuten . Melville ſudite auf der Seite von Amanet, aber ebenfalls ohne jeden Erfolg und nadidem ein zweiter Borſtoß von Jamavalod: (to Ende April die Ror:
reſpondenten des „ New - York Herald ", Jadſon und Larſen, eintrafen ) am 28. April ebenfalls ohne Ergebnis geblieben
war, kehrten alle Glieder der Erpedition nad Jakutsk zurück.
Am 22. Auguſt paſſierte Melville mit den letten
Gliedern der Erpedition St. Petersburg und wurde vom
Kaijer empfangen . Am 15. Oktober langten in Kronſtadt elf Metalljärge an , in denen die irdiſchen Reſte De Longs und ſeiner mit ihm verhungerten Gefährten nach Amerika
übergeführt werden ſollten. Peutnant Harber brachte die
Leichen nach Orenburg , wo die Einſargung ſtattfand. V.
Angaben über das Lena-Delta.
Von den Ausjagen der , Jeannette Mannſchaften" vor der Unterſudungs-Rommiſſion nehmen ein hervorragendes Intereſſe jene Angaben in Anſpruch , welde in bezig auf das Lena - Delta gemacht wurden . Daß dasſelbe im Winter ganz unbewohnt ſei , wie von jadyfennender Seite behauptet
Einige Lehren der neannette " -Erpedition .
gijjen daftliche Reſultate der , Jeannette-" Erpedition baben wir , ſoweit ſie aus den vorläufigen Mitteilungen Danenbowers und Melville's zu entnehmen waren , in einer früheren Nummer des ,, Ausland " zujantmengeſtellt. 1 Auf ſie werden wir erſt wieder zurückkommen , wenn der amt liche Bericht über die Beobachtungen der Offiziere und Naturforſcher der Erpedition vorliegen wird.. Die Frage, die wir heute aufwerfen mödyten , iſt eine mehr praktiſce . Was iſt für fünftige Polar- Erpeditionen aus der Reiſe und dem Scoidale der , Jeannette " 311 lernen ?
Die „ Jeannette" ridytete ohne Frage zu ſpät ihren Lauf nach Norden . In einem Teile des Eismeeres, der ſo gefährlid ) , wie der nördlich von der Beringsſtraße gelegene, würde mit großer Sorgfalt die beſte (Gelegenheit abzuwarten geweſen jein, um wie es 1881 dem ,,Cervin " und ,, Rodgers " gelang, eisfrei an die Küſte von Wrangell - Land zu gelangen . Im gleiden Herbſt wie die „ Jeannette " ( 1879) wur: den ſüdlich von der Gerald - inſel zwei Waler von Eis be fetst.
Seit uuni 1871 find nördlid von der Beringsſtraße
56 Waler vom Eis beſeßt worden und verloren gegangen . Die Möglidfeit des Loskommens, wenn einmal hier im Eije, iſt für die Schiffe viel geringer als im Smith -Sund, weil die aus Norden kommenden ſtarken Strömungen feblen , die dort don manches Sdriff gerettet haben , in dem ſie es jüdwärts führten . Dieſes verſpätete Vordringen
wurde , fann nicht richtig ſein , da nicht blos Melville und Nindermann an mehreren Pläßen Eingeborene trafen , ſondern auch die am Landungsplatz des De Long'iden
zur Operationsbaſis erinnert an die aus demſelben Grunde mißlungene Hayes-Erpedition von 1860. Die Polarfabrt
teilweiſe geſtort
iſt gutenteils eine Sache Der Chance und der Erfolg liegt
fanden. Nur ein Teil des Delta's ideint ganz öde zil
daher zu einem entſprediend großen Theile in der Möglichkeit, die günſtigen Chancen aufs ausgiebigſte zu nutzen . Das
Rutter's zurückgelaſſenen Gegenſtände
ſein . Id fand" , ſagt Melville, ,,daß nicht ein cinziger
den Inſeln liegt , welche den äußerſten oſtliden Hand des Delta'a bilden . " Gerade dies war die Strecke, in welcher
allzu ſpäte Vordringen heißt daber unter Umſtänden die beſten Karten aus der Sand geben . Die Fahrten durdy das Kariſde Meer gelangen nur darum Jahre hindurdy, weil man den Grundſatz befolgte , fic cine gewiſſe Breite
De Long unglüdlicherweiſe fic verirrte. Die Gutte, in welcher Erikjen ſtarb , war den meiſten Leuten unbekannt,
in der Ausübung der Zeit zu geſtatten und ebenſo danft die ältere Polarforſdung der Baffin, Davis und Genoſſen
ſie war nicht in Gebrauch gefommen , weil es da fein Wild
große Erfolge gerade dem frühzeitigen Vordringen.
Menſch im Delta etwas von dem mittleren Abſdynitt des Delta's wußte, der zwiſchen dem Fluß Abibuſay -Niſa und
gab und auch die Fiſcherei nidit gut war. Dieſelbe war
Eine zweite Lehre gibt die Eisbeſetzung der „ Jeannette".
von einem Eingeborenen für einen anderen gebaut worden .
Würde De Long die Labmlegung ſeines Schiffes für die ganze
Ebenſo war die Hütte von Barkin ſeit zivei Jahren una bewohnt. Dagegen war auch den tiefer binnenwärts
Daner ſeiner Reiſe an jenem 5. und 6. September voraus: geſehen haben, ſo würde er ſich mit ganz anderer Energie der Eisumflammerung wiederſetzt haben und lieber nad
Wohnenden Sie Küſtenlinie im allgemeinen bekannt, da
jie von Barfin bis Jamavaloch längs derſelben ihre Fudis fallen geſtellt hatten. Sehr richtig darakteriſierte Mel
der Beringsſtraße zurückgegangen ſein. „ Tegetthoff" und „ Jeannette“ lehren ſo eindringlid; die Gefahren des Eis
ville bas ganze Lena - Delta als einen Ardipel großer und
treibens, daß dasſelbe mit allen Mitteln vermieden werden
kleiner Inſeln , welche durch ein Netwerk von flüſſen von :
muß .
einander getrennt ſind. An der Verzögerung ihres Mar
walles zu finden wähnen , die wir wiſſen , daß mit der
Für uns, die wir keine offene See jenſeits des Eis
ſches durch dieſe in alle Himmelsrichtungen fließenden
Gewäſer, kann man wohl ſagen , ging die Abteilung De
1 Siebe „ Ausland " 1882 Nr. 17.
9. 323 .
435
Eine holländiſche Stimme iiber Niederländiſch - Judien . Hoffnung des Lostauens erſt recht die Gefahr der 3er
jedenfalls , daß innere Zwiſtigkeiten , Mangel an Unter
trümmerung im Eiſe beginnt, die wir endlich an feine direkt in beſtimmter Richtung führende Meeresſtrömung in dieſem
ſtorten und daß der an der Tiduftſdenküſte verbrannte
Teil des Polarbeckens glauben, iſt das Feſtfrieren der Schiffe
„ Rodgers " an demſelben Uebel gelitten zu baben ſcheint.
ordnung ſo den Erfolg der „ Polaris “ , wie der „ Jeannette
viel bedenklicher, als es früher (dyeinen modyte. Und wir wür den ſogar wagen, zu behaupten , daß es für eine den Er
folg mit möglichſter Sicherheit erfaſſende Polar-Erpedition nur zwei Möglid feiten gibt : Entweder ſie erreicht das Yand, welches ſie ſich zur Operationsbaſis ausgewählt und
zwar ſo früh wie möglidy; oder ſie fehrt zurück , um cine beſſere Chance abzuwarten .
Das Schiff iſt, mit anderen
Worten, nicht dazu da, um im Eiſe vorzudringen. Hörten wir doch von den Tedynikern in der „ Jeannette"-Unter judyung, daß kein Schiff zu denken ſei , weldes den Ge fabren des Cijes zu troben vermöge.
Das Schiff bringt
die Reiſenden bis zur Operationsbaſis und von derſelben zurüd . Von dieſer aus geſchieht das Vordringen in Boo ten oder auf Sdylitten . Die Ausrüſtung der ,, Jeannette" mit Booten und Proviant ſcheint nicht allen Anforderungen entſprochen zu
Eine holländiſche Stimme über Niederländiſd -Indien. In einer der letzten Verjainmlungen von Het Iud. Genootschap " hielt Herr C. E. van Keſteren einen aus führlichen und ſehr wichtigen Vortrag über Indien auf Grund von Eindrücken , welche er nach jedisjährigem Auf enthalt in Europa während einer Reiſe in Indien em pfangen hatte. Dieje Eindrücke waren wenig erfreulich :
Rückjdritt auf dem Gebiete des Handels und der Induſtrie ,
der Boote ideiterte der Rückzug. Wir mödyten behaupten , die Boote ſeien auf einer Polarreije jogar noch widytiger,
Berarmung der Bevölkerung durch ſtets höhere Beſteuerung in Verbindung mit dem Rückgang von Biebzucht und Landbau ; Erpreſſung gegen die Javanen verübt, eingegeben durch die in der Stille an Kraft ſtets zunehmenden Chineſen , allgemeines Mijvergnügen nidit nur bei einzelnen Ständen und nicht nur verurſadit durch die Einführung einiger neuen Steuern, ſondern allgemein und bei allen, Mißver
als das Schiff jelbſt. Bon ihnen fann der Erfolg und
gnügen über das Wenige, was zur Beförderung der indi
in leßter Inſtanz die Nettung abhängen. Schlechter Pro viant erzeugte Krankheiten , die den möglidſt rajden Scritt
jden Volkswohlfahrt gethan wird , im Verhältnis zur Größe des indiſchen Grundgebiets, zu Indiens Kräften und ſeinem Produktivvermögen , im Verhältnis zu den Hun derten Millionen , die Indien zum Vorteile der Niederlande geliefert bat. Reradtung und Haß , Verſtimmung und Erbitterung berrichen in den indiſchen Gemütern -- der bei Redner batte ſid) mit Bedauern davon überzeugt
baben. An der , gering gejagt, ingleichen Beſchaffenbeit
beim Rückzug bemmten .
So fames , daß, wie beim
Ein
dringen ins Eis , ſo aud ) beim Rüdzug, die Leute der ,, Jeannette " Zeit verloren, zu ſpät famen .
Und dies war
ein Grund ibres Werderbens.
Nur berühren möchten wir zum Sdíluj gewiſſe un
Die
aufgeklärte Zwiſtigkeiten innerhalb der leitenden Elemente,
nahe obne Ausnahme, beinabe obne Widerſpruch.
in dem Schiffe.
liberalen Maßregeln, welche in ſpäteren Jabren genommen
Vielleicht lag aud in ibnen ein Hem
mungsfaktor. In dem Verhöre nahm einen großen, wahr
wurden , ſind entweder ungenügend oder gar nicht ausge:
ſcheinlich zu großen Raum die Frage nach dem Berbältnis des Meteorologen und Phujifers Collins zum Kapitän ein. Die beiden harmonierten nidt und vielleicht ſtimm ten andere Offiziere aud nid)t mit Collins überein , deſſen iriſche Abkunft bäufig ein Gegenſtand des Spottes gevejen zu ſein ſcheint. Es wurde ein Bericht vorgelegt , den
führt und alle die Ernennungen von Beamten baben nicht
De Long am 2. Dezember 1880 abgefaßt hatte, an weldiem Tage jich Collins gegen die Subordination verging, nad) dem der Kapitän ihm Vorhaltungen darüber madite, daj er ſich den vorgeſdriebenen forperliden Uebungen auf dem Eije entzog. In De Longs Papieren fand man den Ent: wurf zu einem Berichte an den Secretary of the Navy , in welchem Collins aud) noch andere inſubordinationen zur
Vaſt gelegt wurden . Andererſeits erbob Collins' Bruder eine ganze Reihe von Anſchuldigungen gegen De Long und Melville, von denen , offiziell wenigſtens, feine zuges
zur Erhöhung des Wohlſtandes, ſondern zu großerem Drud geführt. Die Regierung kennt die Wahrbeit nicht, uder will ſie nicht kennen. Die Boltsvertretung wird durch un genügende Mitteilungen von der richtigen Spur abgebradyt, in Indien ijt Bureaukratie und jistalität das Verderben des Landes; die Bevölkerung ſteht Erpreſſungen bloß ; bei Kultur und Herrendienſten beſtehen nod) die größten Miß bräude ; die linjiderbeit von
Perſonen und Hab und
Gut hat arg zugenommen und verhindert den Javanen, nadi
Wohlſtand zu ſtreben ; der Opiumverbrauc, wuchert fort, mit und neben den Chineſen, welche die Javanen zu Sklaven machen burd, ihre betrügeriſchen Handlungen ( kpoeirijen )
mit den Drtsvorſtebern und endlid, wird die Armee durch koſtbare Erpeditionen eridöpft. Auch die maritime Ver
geben wurde. Wie die gegenſeitigen Beſdyuldigungen und
teidigung fordert eine kräftige Berſtärkung. Alle dieſe verſchiedenen Beobachtungen bewies der Redner jo viel
Widerſprüche ſid, im Verhöre entwirrten , weiß niemand,
wie möglid burd offizielle Angaben und ſein Heſultat
da während der ganzen Verhandlungen vor jeder kritiſchen
war, daß , inſoweit es thunlich iſt, mit der finanziellen
Frage die Türen geldloſſen wurden. Auffallend iſt es
Einheit zwijden Niederland und Indien gebrochen werden
Aleinere Mitteilungen .
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muß, die ein Krebsſchaden iſt, welcher an der Woblfahrt Indiens nagt; gebrochen werden muß mit einer Politik,
ein . Der Ort iſt ein großes , aber armſeliges Bergneſt, hinter dem im Halbfreis die bewaldeten Nitkozanberge aufſtreben. Durd)
die Indien verfennt.
die breite Hauptſtraße läuft ein murmelnder Bach und zu beiden Seiten reiht ſid) ein Hälischen und ein Kramlädchen ans andere .
Zunädſt bält er zur Erhaltung der
Kolonie die Verſtärkung und Verbeſſerung des Heeres für unvermeidlich und danach Verſtärkung der niederläns diſden Autorität , indem man die Vergangenheit berüc jichtigt. Er verlangt nicht, daß man jeßt abbreche, aber wohl
daß die Regierung ſich klar werde, ſich Rechenſchaft ablege von dem Zuſtand und den Mitteln zur Weiterentwickelung, Rechen daft von dem Zweď und den Pflichten des Staates. Und wenn ſie dies in einer für die Niederlande würdigen Weiſe thut, dann wird ſie wohl nicht zögern können, mit
dem durd Vernunft und Billigkeit verurteilten Syſtem der finanziellen Einheit zu brechen . Obwohl er ein Freund des Unterridits der Eingeborenen iſt, meint der Redner,
daß man dieſen dod zunädyſt Gelegenheit geben muſic, Es mag
ſich ordentlich zu ernähren und zu kleiden. erbebend ſein , das niederländiſde Volkslied in
java
niſcher Sprache dem Gouverneur - General vorſingen zu hören , doch der Redner würde einen Zuſtand vor ziehen , in weldem der Fluch des Opiumverbrauds auf: gehoben, die Bevölkerung wirklich gegen Willkür beſchüßt und die Zeit vorüber wäre, wo in dem frudytbaren Java
viele während einiger Monate des Jahres Hunger und
Der Diyagawafluß brauſt unterhalb in ſeinem tiefen ſteinigen Bett. Die nächſten vier Tage waren ausſchließlich den Heilig tiimern Nikfo's gewidmet und wenn ich mich darüber im folgen den ſo ſehr kurz faſſe , ſo thue id) das nicht , weil ich nichts von den Tempeln zu erzählen wüſte , ſondern weil es des Geſehenen
jo unendlich viel iſt, daß ſich didleibige Bücher darüber ſchreiben ließen , wollte man nur oberflächlich in die Details eingehen . Die Tempel von Nikko ſind gewiß das Edelſte und Schönſte, was
man neben dem Tai (Tadſch ) in Agra und dem Boro -Budor in Mitteljava an Tempelbauten ſehen famn . Der erſte Eindruck iſt geradezu ergreifend. Verläßt man , über die heilige Briide Mia hashi ſchreitend, den Ort Nikko, ſo ſteht man einem Bergabhang gegenüber , der, von rieſigen Zedern dicht bewaldet, die Tempel bezirke trägt. Breite ausgemauerte Abeen führen in dem Hain von einem wunderſamen Bauwerk zum anderen , ein jedes jo herr
lich und groß , daß es allein eine Reiſe von Tokio hieher tauſend fältig vergilt . Und wie muß das Erdenfledchen erſt im Sommer anzuſchauen ſein , wenn die Landſchaft farbenjatt, der Himmel hell,
die Sonne golden iſt.
Ein japaniſches Sprichwort ſagt : „ Nikko
mi nai uchiwa , kekko yu na , “ D. h. „Sprich nicht von herr
lich , bevor du nid)t Nikko geſehen haſt“ ; und wahrlich es hat Recht. Ju dem heiligen Boden iſt der Gründer der Tyfoon Dynaſtie, Jyeyaſı , und ſein großer Enkel Iyemitſu begraben und um dieje Gräber haben ſich die Tempel gelagert. Was ſoll ich ſie beſchreiben , dieje Thore , Pagoden und Bethäuſer , dieſe heiligen Brunnen , Napellchen und Schatzkammern , die , alle im japaniſd)
Mangel leiden . Dieje Nede des Herrn van Keſteren rief wohl einige
Debatten hervor , dod im ganzen traten alle Redner ibm bei .
Der Herr Humme wies
noch auf den Uebelitand
einer parteiiſchen Beridterſtattung an die Regierung bin durdy Beamte, welde glauben , nur das ſagen zu müſjen , was , wie ſie denken , daß der Regierung angenebm iſt und in gegen die Wahrheit ſpreden . Wobl erklärte der Herr Bolider, daß dies lange nicht für alle Beamten gilt, dod fömnie auch er nicht leugnen , daß es Beamte gebe , weldie sus Sucht zur Selbſterhaltung Augendiener der Regierung ſind. Von den Bemerkungen der anderen Redner jei bier nod mitgeteilt, daß Herr Wijnmalen darauf verwies, daß jolange der Mobamedanismus in Indien befördert werde, Entwidlung und Blüte dort undenkbar ſeien . ' M.
chineſiſchen Styl aus Stein, Holz und Bronze aufgeführt, in Form , Bemalung, Echnitzerei, Zijelierung und hundert anderen Bezieh ingen dem Auge ſo viel bieten, daß es nimmer ruhen fam ! Was joll ich die Pracht der inneren Ausſchmiicfung, der Geräte , der Weihgeſchenke, der Gottesbilder ſchildern ; ich würde doch nur ein mattes Bild geben können ! Man muß leibhaftig dort gewandelt join und geſchaut haben , um die volle Wahrheit jeres japanijden Sprichwortes erkennen 311 fömen . Nein Wunder, daß die From men von nah und fern 311 Niffo's Heiligtimern ſtrömen, um dort ihre Audacht zu verrichteil.
Jeden Tag begegneten wir Zügen
von Pilgern , die imgeachtet des widrigen Schneewetters , das am Tag nach unſerer Ankunft ſich einſtellte , mit nackten Füßen und
bloß mit einem gelbem Mänteldhen bekleidet dem Ziel ihrer Wall jahrt zueilten. Nirgends iſt mir die Aehnlichkeit des buddhiſtiſchen sculus mit dem Natholizismus jo aufgefallen , wie gerade bier . Nicht mir, daß das innere Mejen des heutigen Buddhisınus deu (Grundziigeil des fatholiſchen Glaubens ſehr nahe ſteht , ſondern and der äußere Ritus beider weiſt auf ihre Verwandtſchaft. Der Buddhiſt wallfahrt imter Buſübungen wie der Katholit, buddbi:
ſtiſche Mönche und Nonnen gibt es in Japan 311 Hunderttauſenden , in den buddhiſtijden Temipeli jpielen Weihrauchfäſſer, Gottesbilder,
Roſenkränze und Bitt- oder Weihgeſchenke ( wie hölzerne Arme, Beine und Herzeni) cine große Rolle. Und man gar die Prieſter :
kleinere Mitteilungen. Die Tempel von Nitto.
i Dem als Mamſfript gedructen Tagebuch des Dr, Hans Meyer ( vgl . „ Ausland " 1883 Nr. 8. ) entnehmen wir folgende
Schildering : Ilm die Mitte des Nadımittags trafen wir in Nitto 1 Siehe „ Ausland" 1883 Nr. 5.
Man wird finden , daß
die Kritif unſeres Riidblics ſehr milde irar im Vergleich zu der von Herrn v . faſteren geübten ; aber ſächlich ſtimmen beide überein . D. R.
Find ſie in ihrem Zölibat, in ihrem geſchorenien jaar, in ihrer Sucht , Proſelyten zu machen , nicht katholiſche Pfarrer in anderem Gewand ? Wie viel reiner und freier iſt gegeniiber dem Buddhismus, der in der Mitte des 6. Jahrhunderts 11. Chr. mit der chineſijden Nultur aus dem „ himmliſchen Reich)" herübergekommen iſt, der „ Sintoglaube“, dem die Some als der Träger der Klarheit und Wahrheit (Gott iſt , der den Wifado als den Sohn der Wahrheit
verehrt und der in jeinen cinfacheren Tempeln einen Spiegel als Sinnbild der Reinheit auſſtellt. Der Sintoglaube ( sin = Beiſt, to = Geſetz iſt gleidhjam der Proteſtantismus unter den öſtlichen Kulten , wenn der Buddhismus der Katholizismus iſt. Die Nitto tempel ſind teils buddhiſtiſche, teils ſintoiſtiſche Kultusſtätten .
Kleinere Mitteilungen. Die Ichthys der Sahara.
437
ſicht über eine Ebene und den Baro - Fluß hatte , der in einen
Zur Beurteilung der jetzt öfters beſprochenen Entwicklungs
See fließt. Von Gorgura, dem Hauptort von Fadaſi, aus unter juchte er in verſchiedenen Richtungen das Quellgebiet der Seiten
geſchichte der Sahara (vgl . u . a. „ Ausland“ 1883 Č . 14 ) möchten
fluiſje jowohl des Blauen , als des Weißen Nils und ſtellte die
folgende Notizen , die uns von beſtinformierter Seite zugehen,
Waſſerjcheide derſelben feſt. Ferner fand er Höhenunterſchiede
nicht ohne Wert ſein : Die Ichthys der Sahara beſchränkt ſich bisher auf den Nordrand, iſt aber nicht uintereſant. Die Haupt: quellen ſind Playfair, Letourneur, Triſtram ; aber aud) (Giinther und Day haben einſchlägige Notizen . Es exiſtiert eine ſubterranne
von zirka 1000 m . zwiſchen den Gebieten weſtlich und öſtlich vom Hauptſtrom ; aud) wies er das Beſtehen zweier Tumats nach . Jm Norden des Blauen Nils und auf der Grenze Abeſſiniens beſuchte er ein (Gebiet, welches noch fein europäiſcher Fuß betreten
Ichthys, wie man ſie ſonſt noch in Nordamerika findet , nur daß
hatte. Sdhuver beſchränkte jeine Arbeit jedoch nicht auf das rein
ſie dort in Höhlen , hier meiſt in arteſiſchen Brunnen vorkommt. Die geographiſch intereſſanteſte Form iſt der über den ganzen afrikaniſchen Kontinent weit verbreitete Chromis niloticus Cuv., (Acerina Zillii Gervais) aus Biskra , der auch im Nil, Njaſſa , in
geographiſche Gebiet, ſondern er ſtudierte auch die politiſchen Ver hältnije und die Einrichtung der verſchiedenen Stämme grindlid ). Es glidte ihm , bis in das Land der Noma-Neger vorzudringen und dort einen heilen Vollsſtamm aufzufinden, der in ſeiner äußeren Erſcheinung, jowie durch ſeine Sitte und Sprache ſich aufjallig von den benachbarten Abejjiniern und Gallas unterſcheidet.
Mozambik, Natal, aber auch im Jordan vorkömmt. Die 2. Spezies, Chromis Tristrami Gthr. (= Mozambicus Gthr.) iſt in Tuggurt (Kaligenes Tr.) nachgewieſen. Der Labrus Desfontainii Lacépéde aus Kaſja wird von Giinther zur erſten Art gezogen , die jedenfalls, ob
man beide Spez. trenne oder vereinige, wie Dambec , dem ganz afri faniſchen Gen. Chromis aus einer meiſt amerikaniſchen Familie an gehört, die noch in Madagaskar , in Vorderindien , aber nur in 3 Spezies, vorkömmt (Day), dagegen im Jordan reich iſt. Der von Prof. Zittel zitierte Cyprinodon calaritanus, bei Giinther = moseas Val . , iſt nach Day = Stolizcanus und erſtreckt ſich ſo mit von Spanien iiber Algier , Suſa, die Sahara , Biskra , Ammons
vaje , Paläſtina Mojesquellen ), bis Abeſſinien und Kutch in Vorderindien und iſt auch ein ſubterannier Fiſch , der in heißen Quellen ſich erhielt , wie z . B.Barbus setifensis in den Bädern von Mamam Meskutin . Auch die Familie der Cyprinodonten hat ihr Marimum in Amerika , hat aber 10 Spez. in der alten Welt,
Cyprinodon und Naplochectus und das monotype Genus Tellia
(Apod Gen.) in Algier. Der dritte zoologiſch intereſſante Fiſch
iſt der Syngnathus algeriensis Playfair in den Fliiſjen Algiers (bei Guelma 2c.) aus einer Familie, die heute ſonſt nur Meeres bewohner zählt , von der aber Syngnathus Helmsii foſſil in Kroatien im Bradwaſſer der ſarmatiſchen Stufe vorkömmt. Juan Maria Schuver.
Von der Sprache dieſes letzteren Volfes und von der der Noma
Neger hat Eduver Wörterliſten zujammengeſtellt. Ein weiteres Bordringen im Tildan in diejem Jahr wurde ihm durch politiſche Verhältniſſe und Maßregeln des Gouverneurs von Famafa ſeines Vorgängers Marno jebr erſchwert . Schneeberge auf Neu -Guinea . Auf Seite 675 des „ Ausland " 1882 teilte ich einen Bericht
des Herrn v. Oldenborgh mit, nach welchem beim Paſſieren der Südfiiſte Nieu - Guinea's Schneeberge geſehen worden waren . Dieje Beobachtung erſchien mir glaubwiirdig und wichtig genug, um die beſondere Aufmerkſamkeit Sr. Erzellenz des Herrn (Gouverneur
General von Niederländiſch Indien in Batavia auf ſie hinzulenken, mit dem Erſuchen, im Intereſie der Wijjenjchaft die Offiziere der Regierungsſchiffe zu beauftragen , daß ſie bei Gelegenheit diejer Frage näher träten , eventuell eine ſpezielle Expedition zu dieſem Zivecfe zu veranlaſjen . Unter dem 23. Februar 1883 hatte der Herr
Gouverneur- (General die Gewogenheit, mir mitteilen zu laſſen, daß dieje Frage bei Gelegenheit ſpeziell ins Auge gefaßt werden würde. Zu gleicher Zeit aber ließ derſelbe mir einen Auszug aus dem offiziellen Rapport des kommandanten und dem Journal des betrefjenden Schiffes iiberſenden , aus welchem hervorgeht, daß man in der That Schnee auf den Bergſpitzen jener Gegend wahrzunehmen gemeint hat. Der Auszug lautet in der Ueberſetzung: „ Surs Nordweſt gerade auf Utanata zu. Mit Tagesanbruch (4. Januar 1881) am Steuerbord prachtvolle Ausſicht auf die in der Höhe ſehr wechſelnde Kilſte, wobei die weiter landeinwärts gelegenen Berge , von denen einige ſchneebedeckte Spitzen hatten , einen wirk lich ſchönen Effekt machten . “ Der Auszug aus dem hydrographi I
Profeſſor Dr. C. M. Kan hielt in der Sitzung der Geo
graphiſchen Geſellſchaft zu Amſterdam am 24. Februar 1883 einen Vortrag über Schuver , in welchem er deſjen bisherige
Thätigkeit kurz beleuchtete.
In folgendem geben wir eine Ueber
ſicht des Inhaltes der Rede Ran's . Das Gebiet des Blauen
Nils, deſjen Erforſchung ſich Schuver vorgenommen hat , verdient bejondere Aufmerkſamkeit, weil es den Uebergang von Abeſſinien zum Sudan bildet , ferner, weil in dieſen Regionen mannigfaltige afrikaniſche Völkerſchaften 311jammentreffen und endlich, weil hier die löſung manches Rätſels in Hinſicht auf die Quellen und Ver
bindungen des Nils geſucht werden muß. Vor Schuver ſind in jenen Gebieten namentlich de Bruyſſenaere von 1859–1864 und Marno 1872 thätig gewejen. Souver genoß keine bejondere
ſchen Journal lautet: „ 4. Januar 1881 5 Uhr morgens gepeilt ; Höchſte Spitze des Schneegebirges Nord ; Oſtipite des Schnee: gebirges Nordoſt zu Oſt; Weſtjpitze des Schneegebirges Nordweſt. Um 7 Uhr 30 Min . beobachtete Länge 1360 54' 44" O. , Breite 50 29' S. Nach dem Schiffsjournal Kurs Nordweſt; Beidhwin : digkeit 7 MI.“ Hieraus ergibt ſich, daß die Offiziere des Schiffes
Vorbereitung zu geographiſchen Forichungsreiſen, jondern bildete
das Vorhandenjein der Schneeberge gar nicht in Zweifel gezogen
ſich ſelbſt während ſeiner Reiſen mit Hilfe ſeines Gefährten
311 haben ſcheinen . Dennoch diirite eine kritiſche Beſtätigung nötig jein, ehe mit dieſen Schneebergen als mit einem Faktum zu rechnen iſt, da immerhin eine optiſche Täuſchung vorgelegen haben
Giacomo Bacchetti für ſeinen Beruf weiter aus, wozu ihm aller
dings ſeine früheren auf Reiſen in Arabien, Perſien und Marokko gemachten Erfahrungen bedeutenden Vorſchub leiſteten . Er reiſte durch die Wiiſte nach Nartum ; von hier aus verfolgte er den Blanen Nil und durchſchnitt die Steppen weſtlich vom Fluß, um weiter nach den Tumats , die bei Famaka in den Blauen Nil münden , zu gelangen. Hier erſt begann ſeine eigentliche Wirk jamkeit. Während frühere Reiſende in das Thal des Beni Schangol 1
vorgedrungen waren oder , wie Marno, Fadaſi erreicht hatten, .
ging Schuver bis in das Land der Lega-Galas jiidlich, wo er von der, am höchſten gelegenen Stelle bei (Bobo eine weite Aus
A. B. Meyer.
könnte.
Menidenfreſſer in Raufa. Im „ Þanama Star and Herald“ vom 12.Aprilfindet ſich ein inter eſſanter Bericht des Herrn Bernardo de Ejpriella , Präfekt des Terri toriums von Naqueta im Staate Kaufa. Derſelbe iſt an den Präſiden ten des Staates Kaufa gerichtet und bejagt : Verſchiedene Berichte dieſer Präfektur haben Anzeige gemacht von der großen luwiſjenheit 1
Notizen .
438
und Unkultur, in welcher 40,000 Judianer dieſes Departements
leben . Alle Zeitungen der Republik haben über die jiingſt erfolgte Erm
ung des I. Þortés (eines jungen Kolumbianers) durch einige
Indianer des Putumayo- Fluſjes berichtet und ſoll dieſer Bericht
einige falſche Angaben , die jelbſt in die „Gac. Offic.“ ( Nr. 5521 )
und den „ Panama Star “ übergegangen ſind , richtig ſtellen .
nehmeit. Anfänglich wurden für die Erpedition des Herrn Potanin 3000 kubel ajſigniert, cine Summe, die zur Erzielung von wejent licben wiſſenſchaftlichen Rejultaten nicht hinreichend war ; gegen wärtig kau aber die erſtere durch die Unterſtiitzung ſeitens des Marinerejjorts, welches ihr die Seereije nach China foſtenfrei ermöglicht, ferner derjenigen von Seiten der (Geographiſchen Gejell:
Die Sage , daß die Dampfſchiffahrt auf dem Putumayo durch
ſchaft und idließlich vermöge der von
jeindliche Judianer geſtört oder beläſtigt werden könne, iſt ube
gebrachten Geldopfer als geſichert betrachtet werden , indem der jelben ein Kapital vou 24,000 Rubel zur Verfügung ſteht.
gründet.
Herr J. Portés wurde bei Yuvenetos nicht durch)
300, ſondern durc) mur 7 Indianer ermordet.
.
. Skutídajew ihr dar
Herr Perez, der
init der Ihnterſuchung der ganzen Angelegenheit betrait worden , fonſtatiert , daß er mit dreien der Mörder und dem Ermordeten viele Monate friedlich unter den wilden Indianern gelebt habe. Die Gründe für den Mord ſind z. Z. noch unbekannt, der Prä fekt (B. de la Ejpriella) und auch Herr Perez ſind aber ſicher,
daß mir Rache für Gewalt, Beleidigung oder Ehrenkränkung, die ihnen vom Ermordeten zugefügt, die Veranlaſſung geweſen. Es wird weiter wörtlich im Bericht gejagt : „Ich habe nie gehört,
Nujiſche Forſchung in Oſtajien . Das Beſtreben der Niujjen , mit den Verhältniſjen der an ihre Beſitungen in Aſien ſtoßenden Länder genauer befannt 311 werden , dokumentierte ſich
jingſt wieder durd) eine Reiſe des Generalſtabchefs von Chaba : rowska am Amur, Barabajch. Dieſer hatte den Gouverneur zu siirin in der Mandichurei Brief zu überbringen und benützte ſeine
Reiſe, welche ihn vom Maraul Pottawa nach Ninguta md Girin , von hier ab aber anf bisher von feinem Europäer betretenien Wegen iiber Amojio, Tſchumor mud Tjchutidun nach Fort Poijiet
daß die Indianer einen weißen oder iiberhaupt fremden ziviliſilla ten Mann ohne gerechten Grund ermordet haben ; ſie morden nie aus Wildheit oder Mordluſt, ſondern die Ermordeten waren immer Leute, die längere Zeit unter ihnen gelebt hatten, die aber glaubten , ſich die Unterdrüdung der Indianer und Gewaltakte gegen ihre Freiheit, ihre Weiber u . geſtatten zu dürfen. Die Judianer ſind
am Japaniſchen Meere fiihrte , zu entſprechend eingehenden Beo bachtungen über die birgerlichen und militäriſchen Zuſtände der dor tigen Gebiete .
Es ſind in Petersburg neue Nachrichten von Dr. Kegel
cingegangen, die ſic) hauptſächlich auf die erfolgreiche Fortſeyung
in der That Namibalen , eſjen aber nur ihre Kriegsgefangenen ,
jeiner Reije beziehen.
um Rache an denſelben zu iiben .
am weſtlichen Abhange des famir in verſchiedenen Richtungen
Bejondere Vorliebe für Menjdhell:
fleijch iſt nicht vorhanden , man hat nie gehört , daß ſie einen , Weißen oder Neger gefreijeni. " Mit Herrn Jul. Bortés iſt dies aber – wie auch der Präfekt zugibt dennoch geicheheil. Er fiihrt weiter in dieſem , für die Kenntnis der jüdamerifaniſchen wilden Indianer ſehr wertvollen Beridyte I ans, daß die Judianer jehr friedlich und leicht zu ziviliſieren und zum Chriſtentume 311 bekehren ſeien. Er fiihrt hiefür viele Beiſpiele und Beweiſe all , bezieht ſich auf Europäer und solumbianer , die lange unter den
Indianern gelebt , und proponiert die Errichtung von 10 Miſſions
Er hat die (Gebiete Eduinan and Kojdhan
Cutrdbfreuzt .
Uralforſchung. In der Sitzung der Kaiſerlich Ruſſiſchen Geographiſchen (Weſellidaft vom 16. Mai teilte der Sekretär mit,
daß die llraliſche Naturforjdiergejellſchaft zum Andenken an ihr dahingejbiedenes Ehrenmitglied N. Tich pill ein Kapital jam melii will , aus deſſen Zinſen Prämien für Arbeiten über den Ural
verliehen werden jollen . Die Geographiſche Geſelljchaft wurde zu Beiträgen aufgefordert.
ſation , die gleichbedeutend mit Ausrotting der Indianer jei .
Nene Grenzregulierung in Zentralaſien. Die „ Tur feſtaniſche Zeitung “ berichtet, daß die ruſſiſch -chineſiſche Grenz regulierung im Laufe dieſes Jahres vor ſich gehen wird und daß öſtlich vom Saijan - See der Generalleutnant Bobkow und von
H. Þ.
Habaras bis Arzindalan der Generalmajor Friede diejelbe leiten
ſtationen als das beſte Mittel zur Ziviliſation der Judianer,
warnt vor gewaltſamer und graujamer Unterdrückung und Zivili
wird. Die ruſſiſchen und chineſijd )en kommiſjäre werden ichon im Anfang Juni die Arbeiten aufnehmen fönnen . Transkaukaſiſche Eiſenbah 11. Die Zeitung „Nowoſti“ berichtete am 26. April (8. Mai ), daß der Eiſenbahnbau von Batum bis zur Station Samtredi der transkaukaſiſchen Linie be
Notizen . Afien .
Botanins mongoliſch tibetaniſche Erpedition. Die Zeitung „ Nowoſti“ berichtete ſchon friiher , daß auf der 311 internehmenden neuen Erpedition nad) China unter Leitung des Herrn Potanin derſelbe wie in friiheren Jahren von ſeiner Gemahlin und dem Herrn Bereſowsky in ſeiner Eigenſchaft als Präparator fiir 300logiſche Sammlungen begleitet werden wird.
Wie bekannt, bildet die ethnographiſche Wijjenjchaft die Spezialität
endet iſt imd daß die Eijenbahn im Mai dem Giiterverkehr iiber geben werden wird. In kompetenten Preiſen iſt die Anſicht ver breitet , daß die Bedeutung von Poti als Handelshafen aufhört, indem die Güter , welche früher zu Batum in Barken verladen und nach Poti weiter bugſiert wurden , von nun an von Batum direkt per Eiſenbahn nad) Transkaukaſien befördert werden. Im Hinblid darauf werden in Poti jämtliche Agenturen der Waren geſchäfte und der Dampfſchiffahrts - (Geſellſchaften aufgehoben werden .
des Herrn Botanin , welche durch die erzielten Reſultate auf ſeinen
vorangegangenen Reiſen in der Mongolei weſentlich bereichert worden iſt. Gegenwärtig iſt er bemiiht, den Topographen A. I. Skaſſi, der den Doftor der Zoologie Sewerzow nadı Þamir bea gleitete und der ſich durch ſeine topographiſchen Aufnahwert und aſtronomiſchen Ortsveſtimmungen aufsenden dem Pamic plateau bekannt 1
gemacht hat, für ſeine Erpeditione
. Wie verlautet,
für die Ausriiſtung joll der Goldwäſcher W. B. Sifatſchew die und den Unterhalt eines Topographeu -während eines dreijährigent Aufenthaltes in China, die mehrere Tauſend Rubel betragen , iiber I Puf den wir in der nächſten Nummer zurückkommen . D. K.
lleberſiedelung nach L'uldidha . Man ſchreibt uns aus et. Petersburg folgende, politiſch -geographiſche Neuigkeit: Die
Iweteftanifdje Zeitung“ berichtet, daß am 11. März, nach Ablauj des Terminis der Beſetzung des chineſiſchen Territoriums durch ruſſiſche Truppen , das Nuldjcha- Detachement in das ruſſiſche Ge biet eingeriidt iſt. Zum Schutze unſeres Konſulats und des Dandels ſind in Ruldicha noch zwei Sotnien Rojafen zuriidgelaſſen worden . Die Ausipanderung anis kuldicha in unſer Gebiet, welche längs dem linken lljer des Jli vor ſich geht, hat in letterer Zeit bedeutend zitgenommen . Im inblick auf die fortdauernde Aus
wanderung ſind außer dein Konvoi noch Patrouillen eingeführt
Notizen.
worden , welche aus Kuldſcha , Suiduin und Rhorgos zu drei ver ſchiedenen Tageszeiten auszureiten beordert ſind . Im Laufe von 17 Tagen verließen 3852 Wagen mit Auswanderern und ihrem Eigentum Kuldſcha. Gegenwärtig gehen von dort 300-400 Wagen täglich ab . In einigen Tagen werden ſämtliche Taranſchen das chineſiſche Gebiet im Jli -Thale verlaſſen haben , außer einigen !
439
ein Poſtfomptoir zil imterhalten , obſchon der Ort in chineſiſche Hände iibergegangen iſt, da ſolches für die Intereſſen der ruſſiſchen Raufmannſchaft von großer Wichtigkeit iſt. Die Triangulirungsarbeiten auf cumatra werden um doch, jedoch vorläufig mit ſehr kleinem Perſonal, ange. jangen werden .
wenigen Familien , die erklärt haben , in den chineſiſchen Unter !
tanenverband treten zu wollen . Um die Grenztruppen beſichtigen
Afrika.
und ſich mit der Volkseigentümlichkeit der Auswanderer bekannt machen zu können , welche bald 311 den Feldarbeiten ſchreiten werden, wird ſich in den erſten Tagen des Maimonats der (Gou verneur von Semiretſchensk, Generalmajor A. J. Friede , in das Auswanderungsgebiet begeben .
Geologiſche Unterſuchungen in Niederländiſch Oſt Indien. Das Korps der Berg Ingenieure iſt unermüdlich thätig ; nach den letten Berichten wurden auf drei verſchiedenen Inſeln geologiſche Unterſuchungen ausgeführt. Im weſtlichen
Borneo wurde weiter nach Gold geforſcht und an ciner Stelle
Ein Telegramm aus Zanzibar bringt Nachricht von dem gliidlichen Fortgang der Erpedition Thomſon : 1 „ Er verlieſ Bura am 29. März und wird Anfang April Taveta 2 ( Ndoveta ) erreichen . Alles befindet ſich wohl. Fiſcher iſt in der Gegend jüdlich von Dichagga ( d. i. vom Kilimandcharo) eingetroffen und er wartet ſeine Karawane.“ Bura liegt etwa 170 Km . WNW . von Mombaſa, dem Ausgangspunkt Thomſon's , Taveta am ſüdöſt !
lichen Fluß des Kilimandjcharo. Thomjon glidte es , eine Kara wane von 149 Mam
zujammen zu bringen , mit welcher er hofft,
den Gebirgsſtock nördlich umgehend , die landſchaft Kavirondo am !
goldhaltende Quarzlager gefunden. Auf Java jelbſt war in der Nähe der Eijenbahn in den Preanger Regentichaften Steinkohle von
etwa 1 m . Dide gefunden worden ; eine nähere Unterſuchung lehrte,
nordöſtlichen Geſtade des Viktoria Nyanza zu erreichen . Die Bes merking in bezig auf die Erpedition Fiſcher iſt mit Vorſicht auf zunehmen ; Fiſcher ging ( 1. „ Ausland" 1883, Nr. 7 , S. 140) mit einer
daß über 50 m . Länge, wo ſie bloß gelegt war , die Schichte
unverändert ihre Dicke behielt. Dieſelbe liegt zwiſchen Eocens, Sandſtein und Lehmlagen . Beſonders intereſſant iſt es ,
daß der ſiidweſtliche Teil der Preanger Regentſchaften geo logiſch aufgenommen wird ; Junghuhud hat bereits in ſeiner geo logiſchen Karte dort den Durchbruch einer Porphyr formation an
wohl ausgeriiſteten Handels-Karawane von Pangani im Novem
ber 1882 aus und wird in der wildfremden Gegend dieſer ſicherlich nicht vorausgeeilt ſein. Thomſon fonnte nur durch Eingeborene höchſt ungenaue Nachrichten über ihn eingezogen haben.3 Fourreau (j. „ Ausland “ 1883, Nr. 18, S. 358 ), weldier ,
Chef des
entgegen den franzöſiſchen pomphaften Journalberichten, nur bis Haſſi
Bergwejens aus jenen Gegenden ſchon ſehr ſchöne Quarzfryſtallo zugeſchict, welche damals Aufmerkſamkeit erregten ; es iſt alſo zu
Miſſigen ( an der öſtlichen Grenze von Trat) vorgehen wollte und Biskra rod ) nicht überſchritten , alſo auch Wargla noch nicht er. reicht hatte , ſchreibt aus Biskra , 4. April 1883, niach Algier , daß er bei der Furchtſamkeit ſeiner Führer auch dies geringe Reiſe: Projekt wieder aufgegeben habe.
gegeben und vor etwa zwanzig Jahren wurden dem
erwarten , daß eine regelmäßige geologiſche Aufnahme die Kenntnis der Formationen Java's ſehr erweitern wird. Auch auf Billiton ſouten verſchiedene Unterſuchungen ausgefiihrt werden , die jedoch durch Krankheit ſehr verzögert wurden . Zur Lage in Korea. Nach den neueren Berichten aus Amerika hat man dort den mit Korea abgeſchloſſenen Vertrag
Štewarts Štraße vom Nyajja zum Tanganifa. Stewart macht weſentliche Fortſchritte in der Fertigſtellung einer
Straße zur Verbindung des Nordendes des Nyaſſa mit dem Siid
ratifiziert. Judes iſt es den Japanern gelungen , außerhalb ihres
ende des Tanganika , derart , daß er die Londoner Miſſions
Vertrages neue Konzeſſionen von den foreanern zil erlangen , die
Geſellſchaft aufgefordert hat , das für den Tanganita beſtimmte
ſich insbeſondere auf die Ausdehmung der Grenzen der Häfen, ſo wie auf die Vermehrung der letteren beziehen. Weiter glaubt
Dampfboot abzuſchicken , in dem er hofft , in der nächſten Troden -
der engliſche Konjul Aſton , der die koreaniſche Küſte kurz nach der
zeit dasſelbe über die Berge nach Pambete ſchaffen zu können . Tas Dampfboot „ Good News“ wird bereits in Karongo, am Nord
Emeute beſuchte und eine Reihe intereſſanter Daten über dieſes
ende des Nyaſſa, eingetroffen ſein , von wo aus ſein Landtrans
Gebiet gibt, denen dieſe Angaben entnommen ſind, daß ſich bald große Umwälzungen auf dem wirtſchaftlichen Gebiet in Korea zutragen dürftent; vor allem ipricht man von einer rationellen Ausbeute der mineraliſchen Schätze des Landes. Der fremdländiſche Handel iſt zum großen Teil in den Städten sjong umd Pjöng jang konzentriert; mehr als "'; der importierten Giiter ſind heute ſchon engliſche Pro venienz. Als einer der Haupthandelspläte Korea's erſcheint fernier Fujan, obſchon die Stadt nur ungefähr 10,000 Bewohner zählt. Ihr þafen iſt ausgezeichnet. Außer engen Gäßchen teilt nur eine breite
iſt datiert ans Mwembera (wahrſcheinlich am Songwe) vom 22. Dezeinber 1882. Jn Maliwanda , einige Meilen jiidlich ſeines Standortes, projektiert Stewart die Anlage einer neuen Miſſions Štation. Nach dem Nyaſſa 311 erheben ſich die Berge bis zu 500 m . , bededt mit immer grünbelaubten Bäumen ; wenn auch der Boden nicht ſehr fruchtbar iſt, ſo bietet er doch vortreffliche Weide für Kinder und Schafe.
Straße die unanſchnlichen , niedrigen Häuſer. Fujan's Umgebung
Amerika .
zeichnet ſich durch Fruchtbarkeit aus, leidet indes weniger durd) die Anweſenheit des Tigers , als unter den Fremden ſehr gefähr lichen Käuberbanden aus Eingeborenen . Bis zur Gegenwart be ſtand die Einfuhr hauptſächlich in engliſchen Zeugſtoffen . Der Erport dagegen umſchließt beſonders edle Metalle. Vom 1. Jamar bis 30. Juni 1882 wurde aus Fuſan Gold im Wert von 960,000 Mt., Silber im Wert von 1,120,000 Mf. ausgeführt. Poſt in kuldica. In Regierungsfreiſen iſt die Frage von
der Notwendigkeit aufgeworfen worden , auch in Zukunft in Kuldịcha
port in 400 Sektionen bewerkſtelligt werden ſoll. Stewarts Brief
Argentiniſche Erpedition. Unter dem Kommando des Kapitäns Villarino ging Ende November 1882 von Buenos . Aires ein Dampfer nach Chupat und von hier aus zur Unter juchung noch wenig bekannter ſüdlicher Küſtenſtriche nach der Desvelos-Bai .
In Venezuela wurden reiche Steinkohlenlager aufgefun 1 Siehe „ Ausland " 1883, Nr. 16. S. 318 .
Ausgabe), gibt eine nähere Beſchreibung dieſes höchſt intereſſanten
2 Dafeta auf Stanley's Karte. 3 Der franzöſiſche Konſul Ledouir in Zanzibar meldete am 23. April, daß das Gerücht vom Tode Dr. Fiſchers, das in Zan
Teiles der Inſel.
zibar umging, unbegründet ſei .
1 Junghuhn, „ Java“, 111. Abteilung, S. 159(der holländiſchen .
A. D. R.
Notizen .
440
den, denen franzöſiſche Blätter für die Ausführung der Arbeiten
da es jetzt die Aufgabe des „ Barents“ iſt, den Schiffen ,,Dymphna“
des Panama-Kanales große Bedeutung zuſchreibent . Nach Araufanien ging Ende des vorigen Jahres eine chileniſche Forſchungs - Expedition ab , welche eine alljeitige
dieſe Reiſe eben ſo erfolgreich, wie die frühere ſein und das Glück,
Unterſuchung dieſes Gebietes vornehmen ſoll.
Erdbeben auf dem Iſthmus und in Darien. Auf dem Iſthmus und ganz beſonders in Darien ſind in neueſter Zeit häufig
und „ Varna“ und ihrer Bemanning Beiſtand zu leiſten. Möge welches im vorigen Jahre den „ Barents “ zuerſt die Mannſchaft der „ Eira “ unter Leigh Smith auffinden ließ , ihn auch dieſes Jahr begleiten ; möge er der Mamſchaft der niederländiſchen und däniſchen Erpedition thatkräftige Hilfe bringen können ! Die Ab ſchiedsjcierlichkeit geſtaltete ſich beſonders feſtlich , da jowohl Cle I
mehr oder weniger heftige Erdbeben vorgekommen . So wird von einem Erdbeben aus Pinogana, dem Haupt- Indiauerdorfe in Darien , yom 8. März berichtet, welches allgemeines Entſetzen ver breitete . Viele Falmbäume ſtürzten um , die Flüſje ſtiegen und fielen ſtark und furchtbar ſchnell in kurzen Pauſeit, veränderten ihren Cauf, Juſeln an der atlantiſchen Kiiſte verſchwanden ipuirlos und andere erſchienen in der Nähe der verſunkenen an der Riiſte zwiſchen
mens Marthain , der Sekretär der Royal Geographical Society als Leigh Smith jelbſt, ſowie Sir Allen Young und Mr. Grant nach Amſterdam fameul, um dem niederländiſchen Polarſchiff, welches unter dem Befehl des Leutnants zur See Dalen ſteht, glüdliche Reiſe 311 wünſchen. Auch wir ſchließen uns dieſem Wunſche von Herzen ani .
Von der Penaſtation . In der am 4./16 . Mai ſtattgehabten
dem Kabo Tiburon und der Mündung des R. Atrato. Die Jul dianer beſonders die von Paya befinden ſich in der größten Aufregung und Angſt über die häufigen Erdbeben und die Ver änderungen , welche dieſelben in der Topographie des Landes ver
Generalverjammlung der K. Ruſſiſchen Geographiſchen Geſellſchaft verlas der Sekretär derſelben einen Bericht, laut deſjen Nachrichten
anlaſſen. Man befürchtet das Auftauchen und den Ausbruch eines Vulkanes im Atrato Diſtrift nahe der atlantiſchen Kiſte. Dorthin
zuſtand der Mitglieder der Erpedition , ungeachtet der dort herr
joll eine wiſjenſchaftliche Kommiſſion 311 genaueren Berichten
vom 12. 24. Jamar von der meteorologiſch -magnetiſchen Station an der lena Miindung eingetroffen ſind , welche über den Geſundheits chſenden Kälte von 500 C. ,! ſehr günſtig lauten .
über die bisherigen und die zu erwartenden Ereigniſſe abgeſandt H. 6. Bericht langen einem Ju . Kolumb in Regenfall ient über das Terrain der projektierten Kaufa -Eiſenbahı fonſtatiert
werden .
Mr. Cifueros, daß in 1092 Monaten (von Oktober— Auguſt ſich eine Regenmenge von über 5 m . gezeigt habe, eine Menge , die faſt an keinem anderen Punkte der Erde beobachtet worden iſt.
In Guatemala ſtudiert der engliſche Reiſende Dandstay
Anzeigen
Die Allgemeine Zeitung (mit wiſſenſchaftlider Beilage und Haudelszeitung)
die lleberreſte altindianiſcher Bauwerke, von welcheu er bereits
früher in Augsburg erſchienen
eine Anzahl auffand und deren Skulpturen und Juchriften er
mumehr auszubeuten ſich anſchickt. Rom , 26. April. Ju der hieſigen „ Geographiſchen Geſell .
iſt in Deutſchland und Oeſterreich durd) die Poſtanſtalten für 9 Mart viertel.
jährlid) (6 M. für die 2 lebten Monate, 3 m . für den lekten Monat dos Quartals ) ju beziehen . Preis bei directer Verſendung unter Streifband monatlich 4 Mart (9. 5. 60 fiir die anderen Länder des Weltpoſtvereins ). Duar:
ſchaft" hat vor einigen Tagen einer der Teilnehmer der Bove'jchen
talpreis bei wodnil. Verjendung im Weltpoſtverein D. 14. 10, außerhalb dess
Erpedition nach Patagonien und Feuerland , der Naturforicher
Probenummern uebft neueſtem Quartal-Regiſter gratis.
jelben M. 19. 50
Prof. Vinciguerra , einen Vortrag über die Fauna desſiid lichen Südamerika gehalten. Er ſchickte voraus , daß der ſüdlichſte Teil Südamerika's ſowohl geologiſd ), als auch beziiglich der Ethno
Leitartitel , wiſſenſchaftliche und handeløpolitiſohe Auf: fäße re. 2c. in Nr. 134 bis 140.
graphie, Botanik und Fauna in zwei ſtreng geſchiedene Regionen zer falle: Patagonien und die Anden -Region . Patagonien , im ganzen cine baumloſe Ebene, wird von Jägerſtämmen von robuſtem Körperbau bewohnt. Die Bewohner der bergigen mit Buchenwäldern bedeck ten Anden -Region ſind von kleiner Statur und leben vorzugsweiſe vom Fiſchfang. Die Landtiere beider Regionen weichen von ein ander ab , ſind aber nicht von denen des übrigen Südamerifa ver
Der
neue Orient.
( III . )
Die preußiſchen Verivaltungs
Die orientaliſche Eiſenbahn geſetze im Abgeordnetenhauſe. ( I/II. ) Die Reform des Conſularweſens in Oeſterreich . Convention . Der Stand der Die Wahlen für die rumäniſche Conſtituante . Ilnfallverſicherungsangelegenheit. Eine neue Geſchichte des Theaters in Frankreich . Von F. Bayern und der Bauernkrieg. Die Fiſchereien der Lejjing über Toleranz. Dr. K. v. Scherzer.
ſchieden; dagegen iſt die Meer- Fauna eine weſentlich polare . U11 geheuer iſt die Menge der Seevögel , denen des Fettes und des
Neuman . Adria . Von
Balges halber nachgeſtellt wird , ebenſo wie den zahlreichen Floſjen
Chiemgaues.
füßlern . Auf Grund der zoologiſchen Beobachtungen iſt Vinciguerra der Meinung , daß Patagonien , die Malvinen , Tasmanien und Neuſeeland entweder Teile eines und desjelben Kontinents oder doch dereinſt nur durch ſchmalere Meeresſtrecken voneinander getrennt geweſen ſeien. Beiſpielsweiſe ſoll ſich der Stör in den jüßen Ge
Dürers Handzeich: Münchener internationalen Kunſtausſtellung. Hans Hopfen : Gedichte. Von Fr. Von W. Lübke. nungen .
wäſſern aller genannten Länder finden .
Polarregionen. Niederländiſche Polar - Fahrt . Am 5. Mai trat der „ Willem Barents " ſeine ſechſte Reiſe von Amſterdam aus an .
Zur Kunſtgejchichte des Briefe aus der Reichshauptſtadt. ( 1.) Der Er-Marſchall Bazaine undſeine Schrift über Zur Be den Feldzug 1870. (III.) -- Wiener Briefe. (CLX ) urtheilung der neueſten anonymen Schrift über Kaſpar Hauſer . Die Vorbereitungen zur Die ' Literarconvention mit Frankreich. Munder.
- C. A. Königsfeld . (Nefrolog.
Ein neuer Roman
Jugenderinnerungen einer von George Taylor . Von 2. Keller . Aufgaben jungen Frau . Von D. V. v . Strauß und Torney. und Arbeiten des deutſchen Rothen Kreuzes im Jahre 1882 . Dr. Georg Anton v . Huller. ( Nekrolog.) Handels- , Bank- und Börſenzuſtände in Frankreid ). ( Spar: cujjen . Poſtſparcaſjen . Kentenconvertirung .)
Aufträge für Streifbaudſendungen an die
Wie auf allen ſeinen Reijen begleitet die Sympathie des ganzen Landes das Schiff und diesmal womöglich in erhöhtem Maße,
Expedition in München .
Druď und Berlag der J. G. Cotta'ſchen Buchhandlung in München und Stuttgart.
Das Juslaud. Wohenſchrift für Länder- und Völkerkunde, unter Mitwirkung von Profeſſor Dr. Friedrich Kakel und anderen Fachmännern herausgegeben von der
I. G. Gotta'ſchen Budhandlung in Stuttgart und Wündjen. Scdhsundfünfzigſter Jahrgang.
München, 4. Juni
Nr. 23 .
1883.
Fährlic 52 Nummern à 20 Seiten in Duart. Preis pro Quartal M. 7. Zu beziehen durd alle Buchhandlungen des In- und Ausland und die Poſt Rezenſions -Eremplare von Werten der einſólägigen Litteratur ſind direlt an Herrn Profeſſor Dr. Friedrich Maßel in Münden , Atademieſtraße Nr. 6, zu jenden . Inſertionspreis 20 Pf. für die geſpaltene Zeile in Petit. ämter,
2. Beiträge zur Ethnographie der Vantu . Vou May Budyner. 111. Linguiſtiſches. S. 441 . 4. Neber Zuſtand und Zukunft 3. Ueber den Verlauf der letzten Expedition des Obriſten N. M. Prichewalsky. S. 449. 5. Nocheinmal die Fulen ( Ful: Be) in Afrika und ihr Urſprung. Von Gottlob Adolf Siranje. (Mit Karte .) Japans. S. 452. 7. Kleinere Mitteilungen : S. 457. Die Montan 6. Die „ Nephritfrage“ in Amerika. Von A. B. Meyer. S. 456. C. 454. Induſtrie Rußlands. Zur Geſchichte des Orusthales. Nocheinmal die Menſchenfreſſer in Kauka. Polarſtationen oder Polarerpeditionen ? Inhalt : 1. Am 28. Mai 1883.
C. 442 .
- 8. Notizen : Chronik der deutſchen Intereſſen im Ausland, der Kolonial- und Auswanderungsfragen .
Am 28. Mai 1883.
Denkmalſeßung, wenn es ſo ſein mußte, ſich unſchädlid noch um Jahrzehnte verſchieben fönnen .
Die ehernen Denkbilder des Humboldt'ſchen Brüder:
paares erheben ſeit ſich dem 28. Mai an hiſtoriſcher Stelle in der Hauptſtadt Deutſchlands und Preußens. Es iſt damit etwas gethan , was ſchon lange als notwendig erkannt
worden und gegen alle Trägheit und Halbwilligkeit end lich geſchehen mußte. Die Nation , die ihre Geiſter nicht nach einzelnen Fähigkeiten und Thätigkeiten, ſondern nach dem Eindrucke mißt, den ſie von der Summe ihres Wirkens
Wilhelm und
Alerander von Humboldt ſind Bürger derer, die da kommen werden . Alle ſtarken Geiſter ſind Propheten, denn Prophetie iſt Weitblick und wer hoch fliegt, ſieht weit. So haben zwar ihre Mitlebenden und Mitſtrebenden Re
präſentanten des Beſten und Höchſten im Geiſtigen ihrer Zeit in ihnen geſehen , aber mit nicht minderem Recht nehmen auch wir, die Nachkommenden und Nadſtrebenden, ſie für uns in Anſprud . Hiebei handelt es ſich nicht um das,
empfängt, hat Wilhelm und Alerander v. Humboldt längſt
was ſie gefunden , ſondern um das , was ſie geſudyt und
Ehrenſäulen in ihrem geiſtigen Pantheon aufgerichtet. Was
wie ſie es geſucht. In den Ergebniſſen ihrer Forſcher
in Berlin lange vorbereitet und nun endlich mit rühmens:
arbeit naturnotwendig überholt, können ſie im Geiſte, der
wertem Entſchluß der Nation und der Welt übergeben
ſie leitete , uns und wohl noch manche Geſchledyter der
worden , iſt alſo nur noch äußeres Zeichen deſſen, was wir
Menſchen lehren. Und dieſer Geiſt, war er nicht gezeugt
dieſen beiden großen Geiſtern gegenüber fühlen. Wenn
in der ſeltenen und ſeltenſt glücklichen und fruchtbaren Ehe von Wiſſenſchaft und Kunſt ? Indem uns das Weſen des großen Brüderpaares hiſtoriſch wird, ſehen wir vielleidt ſchon jeßt deutlicher als die Geſchlechter der mit ihnen Lebenden auf den tiefſten Grund ihrer Bedeutung, an dem wir die Univerſalität des Wiſſens und die vielſeitigſte
man oft Denkmäler geſeßt hat , um die Erinnerung an geſchichtliche Geſtalten wieder zu beleben , die zu erblaſjen
drohten , wenn man ſich dieſes edeln Zeugniſſes der größten öffentlichen Anerkennung ſogar bediente , um Größen zu lügen , die man dreiſt auf unverdiente und darum aber auch raſch wieder in den Sand der Vergeſſenheit zurück ſinkende Piedeſtale bob, ſo hinkte hier das Symbol viel zu weit hinter der Sache einber. Es hätte pünktlider derſelben dienen fönnen . Und doch bätte ebendeshalb auch dieſe Ausland 1883 Nr. 23 .
Forſcherthätigkeit auf naturwiſſenſchaftlichem und geſdicht lidem Gebiete vereinigt erbliden mit hoher fünſtleriſcher Auffaſſung und Formgebung. Gerade für folde Eigen daften iſt unſere Schätung gewachſen , ſeitdem der ins 67
Beiträge zur Ethnographie der Vantu.
442
Handwerksmäßige ſich verlierenden Spezialiſierung der For ſcher-Arbeit eine vollberechtigte Reaftion aller nicht icon von Natur zur Einſeitigkeit veranlagten Geiſter mächtig entgegenzufluten beginnt. Wilhelm und Alerander v. Humboldt werden die
Muſter fünftiger Geſchledyter von Forſchern ſein, die mehr
dem Leben dieſer Heroen verwandt zu ſein , fühlen ſie ſidy ge drungen , an dieſem freudigen Tage ſid ſelbſt zu geloben , im Seite und nach den Plänen Aleranders und Wilhelms
v. Humboldt dem Weiterbau einer einzigen großen Wiſſen daft von der Erde und der Menſdbeit immerfort zuzu ſtreben !
wollen und ſchon darum mehr können werden , als man
bis heute vielfach wollen und können zu müſſen geglaubt hat. Sie werden lehren , daß es nicht dem Dichter und Künſtler allein gewährt iſt, unmittelbar für die Menſchbeit
Beiträge zur Ethnographie der Bantu.
zu arbeiten und aus erſter Hand Ganzes zu leiſten , ſtatt Von Mar Vidhier.
ſich mit Herſtellung von Stüdwerken zu begnügen, die für gewiſſe vereinzelte ſynthetiſche Geiſter zur ſpäteren Zu
III . Linguiſtiſdes.
ſammenfaſſung in den Lagerſtätten der Wiſſenſdaft auf
Algemeines
1.
bewahrt werden .
Zu geſdichtlicher Bekräftigung dieſer
Lehre aber weiſt ihr aud darin merkwürdig paralleler
Es kommen hier folgende Sprachgebiete in Betract :
Lebensgang auf die tiefe Wurzelverbindung ihres Wefens
Angola oder Ngolla, Bondo, Songo , Minungo , Kiofo, Hoja, Lunda, Taba, Luba, Sdilange, Sdinic , Bangala,
mit der reichſten und ſchöpferiſchſten Geiſtesarbeit auf dichteriſchem Gebiete hin , die die Welt in umerem Jahr hundert ſah. Wilhelm , der Freund Schillers und Goethe's, Alerander , der von Herder und Forſter angeregte , von
Goethe ſo warm verchrte , führen , der eine in die pbilo: logiſche und geſchichtliche, der andere in die naturwiſſen ſchaftliche Forſchung unendlich befruchtende Bäche aus den Quellen des Stromes unſerer Nationallitteratur über, zu deren Quellgöttern ſie ſelber gehören . In dieſer Ver
einigung liegt mehr als nur eine Epiſode aus der Ge îdichte unſerer Litteratur.
Als Thatjache gehört ſie der
Geſchichte an , als Idee der Zukunft. Die Wiſenidaft führe nidyt ihr Leben in Getrenntheit vom übrigen geiſtigen
Thun der Menſchbeit, ſondern ſuche nach Vereinigung mit demſelben . Aus den zahlreichen Sternen, die erhaben ſind, aber nicht wärmen , werde ein mildes und erhabenes, ein leud): tendes und wärmendes Zentralgeſtirn. Soldes lehrt uns das Leben dieſer Fürſten der Geiſter und dies vor allem iſt es , was uns , den der Erd- und Völkerkunde Beſliſſenen ,
vor den Standbildern der Brüder das Herz erfüllt. Denn was iſt es , das die Geographie gerade bei uns ſo mädytig aufſtreben ließ , wenn nicht das im deutiden Geiſte jo tiefe Bedürfnis nach Verknüpfung der vor- und
unſichtigen Einzelforſchung mit dem univerſellen Sdivunge
zu umfaſſender Höhe ? Ein Bedürfnis,, das dem Gefühl der tiefen Wahrheit eines alten Sakes entſprang, den Alerander v. Humboldt an die Spitze ſeines letzten großen
Werfes ſtellte: Naturae vero rerum vis atque majestas in omnibus momentis fide caret , si quis modo partes ejus ac pon totum complectatur animo. Und was fann die engverídytviſterte Völkerkunde beijer leiten , als Wilhelm v. Humboldts Eines Ziel alles Denkens und Foridiens,
den Menſchen in ſeinem Vermögen , das All zu erfaſſen und umzuidaffen zu erkennen ? Erd- und Völferkunde ſtehen nid)t nur wie andere dankbar und bewundernd an den Stufen dieſes Doppelmonuments, ſondern im Bewußtſein , beſonders innig dem Geiſte und
Bailundo.
Ob dice Mundarten als eigene Spraden oder bloß
als Dialekte einer und derſelben Sprache aufzufaſſen ſind, iſt unwichtig und hängt von der ſchwankenden Definition jener beiden Begriffe ab. Soll ein Vergleich mit euro päiſchen Unterſdieden gewagt werden , ſo möchte ich be haupten , daß die beiden mir etwas genauer bekannten
Ertreme der obigen Reihe, Angola und Sunda, fich nicht mehr von einander unterſcheiden, als Holländiſcy und Hoch deutſch. Riofo, Sdvinſch und wahrſdeinlich auch Minungo ſind faſt identiſch. Zwiſchen Angola, Bondo und Songo, fowie zwijden Bangala , Bondo und Songo beſtehen an den Orenzen allerſeits Uebergänge, weil dieſe Stämme ſid dvon ſeit lange nad barlich berühren. Kioko und Sunda ſind jdarf von einander geſchieden , obgleid, die Dörfer 1
der beiden
Stämme bunt burdeinander liegen.
Hier
ſpricht man Lunda, dort, vielleicht nur ein Kilometer ent
fernt, Kioko. Die Kiofo, als fremde Eindringlinge aus dem Süden, wohnen eben erſt wenige Jahre auf Lunda : buden .
Die genannten Idiome gehören alle der großen Bantu familie an , welche, abgeſehen vom Hottentottijden und Buſch manniſchen , das ganze ſüdwärts des Aequators gelegene Afrika beherrſcyt und im allgemeinen Syſtem der agglu tinierenden Klaſſe beizuzählen iſt. Eine überraſchende Aebna lichkeit zeichnet die Glieder dieſer reichen Familie aus. Die von mir gebraudten Namen obiger Mundarten ,
welde zugleich ihre Gruppierung einſchließen , bedürfen einiger Erläuterung. Die Natur kennt nirgends ſcharfe
Trennungen.
Wir aber wollen ſolche haben.
Unſere
Sudyt nach Schablone zur Erleichterung der Minemotechnik
ſdjafft ſie gewaltſam und ſcheut ſich auch gar nicht , bie und da cin kleines Unrecht zu begeben .
So entſpridyt ſdon gleid) der Name Angola nicht
allen Anforderungen der Gewiſſenbaftigkeit, indem er mandes zujammenzwängt, was vielleidt zu differenzieren
Beiträge zur Ethnographie der Bantu .
wäre. Es iſt mir aber nicht gelungen, einen beſſeren zu finden .
Die Portugieſen haben dafür den gänzlich unrichtigen
443
Wollte man ſich ſtrenge danach richten , wie ein Volksſtamm ſich ſelber nennt, ſo müßte man ſtatt Kioko Kiokwe ſagen. Erſteres iſt die Bezeichnung, weldie bei den
Ausdrud Lingoa bunda gewählt, der ſeinen Urſprung einer kritiklofen Auffaſſung des Wortes Kimbundu , Negerhaftes,
mehr oder weniger potugieſierten Händlern der Küſten
von Mumbundu, der Neger im Gegenſap zum Europäer, ver
iſt und deshalb bei den Portugieſen und weiterhin Eingang
dankt. (Ganz dasſelbe gilt von dem nördlid des Kongo üblichen Worte Fiote. ) Eme ngasoela kimbundu heißt :
gefunden hat. Von den Kivko ſelbſt, den nördlichen Zweigen derſelben wenigſtens, die id paſſiert, habe idy immer nur Riokive gehört. Weiter im Süden , da wo Livingſtone und Cameron die Kioko paſſierten , ſcheint es Kibokie zu heißen , ebenſo wie Kaſjabi ſtatt Kaſſai. Das Wort Kioko , Plural Makioko iſt vielleicht weiter nichts, als ein Neger- Portugismus, der dann wieder zurück nach Lunda wanderte und dort zu Katidrioki, Plural Matſchioke oder Atidiokt wurde, während der urſprüngliche Lunda name für die Kioko Anidenſch lautet, zugleich ibre Ab ſtammung aus dem ſüdliden Lande Schenſch andeutend. Die Lunda nennen ſid Nund, Singular Karund oder Mukuarund, Plural Arund. Bei den Kioko heißen ſie . Milua , Singular Mulua, welche Bezeidinung zuweilen auch auf Landkarten übergegangen iſt.
Ich ſpreche Negerhaftes, das iſt, irgend eine Negerſprade, ſei dies nun Angola oder Lunda oder Kioko. Tanga kimbundu iſt ein Kleid von Negerarbeit. Das Wort bunda fam außerdem nod dadurch zu ſtande , daß die
Portugieſen die feſtſtehende, unveränderlide Endung u, die für ihr Ohr dem maskulinen o gleichwertig iſt, zur ,
Verbindung mit lingoa in ihr feminines a abänderten .
Allerdings ſoll es audy einen Stamm der Imbundu, Sing. Kimbundu, geben, welcher aber ſo wenig bekannt iſt und ſo wenig in Beziehung zu den Portugieſen der Küſte ſteht, daß er an der , Lingoa bunda “ keine Schuld tragen dürfte. Andererſeits iſt, wie geſagt , auch das von mir ge wählte Wort Angola nicht über jeglichen Vorivurf erhaben . Der Angola -Neger ſagt niemals: Ich ſprede Angola, ſondern er ſagt : 3d ſprecye Loanda oder Mbak ( Ambaka ) oder
Ngulungu (Golungo alto) und madyt hierin endloſe kleine Unterſcheidungen. Ebenſo wenig ſagt er : Ich bin ein Angola Mann . Er differenziert nur entweder ganz großartig Neger und Europäer oder ganz minutios die Bewohner der einzelnen Gaue. Unſer kartographiſder Begriff Angola iſt ihm noch nicht zum Bewußtſein gekommen, obgleich derſelbe ein Gebiet deckt, auf welchem ſich eine deutlide Homogeniſierung linguiſtiſcher und kultureller Art vollzieht.
Nur der Mulatte , welcher von den Schwarzen
zu den Weißen geredynet wird , nennt ſich zur genaueren Unterſcheidung von dieſen mon' a Ngolla, Sohn von Angola, portugieſiſd Africano.
gebiete, alſo hauptſädlich Ambafiſten und Bangala, üblich
Die ambaliſtiſd) als Luba oder vielmehr Maluba kur fierenden Leute werden von ihren Lunda -Nachbarn als Tur rubb, Singular Karrubb, angeſprochen ; ſie ſelber aber weijen dieſen Namen, der vielleicht ſoviel bedeutet wie Hei
den oder Wilde , mit Entrüſtung zurück und wollen nach ihren verſchiedenen Oberhäuptlingen Söhne des Mai, Söhne des Tambu a Kabong u. . iv. heißen . Ganz das Gleiche gilt von den Tuſdilange oder Tuſſilange. Ich werde im Folgenden vorzugsweiſe vom Angola und zwar von dem des Inneren reden , da ich mich mit dieſem am eingehendſten beidhäftigt habe und nur gelegent lid, die betreffenden Abweichungen der übrigen Mundarten ,
vorzugsweiſe des Lunda, anfügen. Es handelt ſich indes
trennen, weil dieſe beiden Punkte die innerhalb des Ganzen am meiſten von einander abſtehenden dominierenden Dialekt:
nur darum , einen kurzen und nicht einmal vollſtändigen Ueberblick über die charakteriſtiſchen Merkmale zu geben, fo: weit ſie mir innerhalb dreier Jahre klar geworden ſind. Denn um eine litterariſch-grammatiſc) jungfräuliche Sprache erſchöpfend zu ſtudieren , dazu wäre mindeſtens ein Men
zentren ſind. Meine Zweifel in dieſem Betreff, denen idy
idhenleben erforderlich.
ganz am Schluß meiner Reiſe noch einen eigenen Monat in Loanda . opferte, ſind nicht ganz gelöſt. Doch ſcheint mir,
Grammatifen, eine aus dem Jahre 1804, verfaßt von
Vielleicht könnte man das , was ich Angola nenne,
füglich in zivei Unterabteilungen , Loanda und Ambaka,
daß die urſprünglichen Unterſchiede der beiden in Frage ſtehenden Mundarten viel geringer ſind , als die Grade der Verfälſchungen durch das Portugieſiſche, die ſie erlitten haben . Das Ambaka iſt ziemlid, ſtark, das Loanda durch und durch bis zur Unkenntlichkeit mit Portugismen ver miſcht. Das Wort Angola oder Ngolla bezeichnet das Volk, welches zur Zeit der Eroberung im Lande herrſchte und welches noch heute nordöſtlich der Provinz unter dieſem oder häufiger unter dem Namen Shinga forteriſtiert. Die Shinga - Leute ſollen die ,, Lingoa bunda“ am reinſten ſprechen .
Allerdings eriſtieren über das Angolo bereits zwei Bernardo Maria Cannecattim , italieniſchem Kapuzinermiſ ſionar , die andere herausgegeben 1864 von Dr. Sa turnino de Souza e Oliveira und Manuel Alves de Caſtro Francina.
Beide ragen hervor durch einen ſo hochgradigen
Mangel an Verſtändnis, daß ſie nur des hiſtoriſchen Intereſſes
halber genannt zu werden verdienen und nur in bezug auf das Vokabular einigen Wert befißen. Was ſoll man
dazu ſagen, wenn z. B. die leßteren ganz naiv das Schema der portugieſiſchen Grammatik zu Grunde legen und nun alle die komplizierten Formen derſelben wie Konjihktive und Kondizionale nid)t blos ſuchen , ſondern auch finden reine Phantaſiegebilde.
Beiträge zur Ethnographie der Bantu .
444
Auf den erſten Blick werden die Unterſdiede der Bantu Sprachen ziemlich bedeutend erſcheinen, bei näherer Betradit ung aber wird ſich herausſtellen , daß audy ſie keinen an : deren als den allgemein menſchlichen Grundſätzen , die aud für unſere europäiſchen Spraden gelten, entſprangen . Die mir einigermaßen bekannten und wahrſdyeinlid, alle Bantu -Sprachen ſind ausgezeidynet durd) große Regelmäßig
genau ſo, wie in dem du pain oder Orléans unſerer baye riſden Soldaten anno 1870 . Unter den Konſonanten iſt einer bemerkenswert, der in der Mitte ziviſden d , r und I ſteht und der ſid) je nad)
der Verbindung, in der er auftritt, bald mehr dieſem , bald mehr jenem der drei von uns ſtreng auseinander gehaltenen Budſtaben nähert.
Während bei uns die Ausnahmen
Mit einer gewiſſen komiſden Gefeßmäßigkeit werden
oft ſo überwiegen , daß die Regeln kaum mehr zu erkennen ſind, iſt dort das Umgekehrte der Fall, was die Analyſe ungemein erleichtert und genußreid, madt. Man kommt gleich von Anfang an raſch vorwärts , allerdings bloß bis zu einer gewiſſen Grenze, an der das angenehme klar Sche
r und I portugieſiſder Wörter gegen einander vertauſcht;
feit und Konſequenz.
rolla die Taube wird zu lora .
matiſche aufhört und an der man dann längere Zeit ſtehen
Die weichen und harten Konſonanten bund p , d und t, g und k , w und b werden fortwährend mit einander ver wediſelt und haben in der gewöhnlichen Konverſation keine feſte Stellung. Man hört balanga und palanka (eine
bleiben muß .
Antilope ).
Als die am meiſten darakteriſtiſde Eigentümlicyfeit mag ſchon jetzt betont werden, daſ jämtlide Sinnesmodi: fikationen eines Begriffes , die wir durch Nadyſilben oder
ſtehenden Stämme, aufmerkſam auf ihre Ausſprache , läßt
Suffire zu bilden gewohnt ſind , bei jenen faſt ausid ließ
lid) durd, Vorſilben oder Präfire ausgedrückt werden . Aller dings dienen dieſem Zwecke in einigen wenigen Fällen aud) Suffire. Dieſe ſind aber gerade jo ſelten, wie bei uns die Präfire.
Dadurch, daß die fachliche Gruppierung der Gegen ſtände des Vokabulars ſid) idon in den Vorfilben ausprägt,
tvährend ſie bei uns, weil in den Endungen nadiſchleppend , weniger deutlich erſdeint, iſt man dazu gekommen , als be: fonders charakteriſtijd) für die Bantu -Spradjen das Beſtehen ſolcher „ Klaſſenpräfire “ für beſtimmte Begriffsklaſſen zu betonen . Vom Herero z. B. wird hervorgehoben, daß mit wenigen Ausnahmen den Vezeichnungen für Menſchen, Tiere, Pflanzen, Flüſſe 2c. ebenſo viele gemeinſamen Präfire ent ſprechen. In den mir bekannten Mundarten iſt dieſe Art der Gruppierung zivar ſicher vorhanden , aber nid)t mehr
ſo konſequent durdygeführt, daß ſie ſogleid) auffällig wäre. Viel dyarakteriſtiſcher ſcheint mir das Fehlen ſerueller Unter: dheidungen der Vokabeln zu ſein . 2.
Fonetiſdes .
Das Angola iſt reich an Vokalen und ſehr wohlklin
gend. Um die Laute desſelben darzuſtellen , genügt bei etwas Reſignation unſer deutſdes Alphabet mit folgenden Zuſätzen.
Den gewönlichen fünf Vokalen nebſt deren einfachſten Diphthongen ai und au , är und eï iſt ein naſales i und ein eigentümlidies naſales helles a anzureihen, weldes Leştere id ſonſt nur als fehlerhafte, ungebildeten Bayern ſpezifiſche Ausſprache der franzöſiſchen Silbe ain oder en kenne. Dieſes aud hier falſche à fommt indes nur in Wörtern, welche dem Portugieſiſden entſtammen , vor. Das Portugieſiſche aber iſt bereits ſo ſehr in das Angola ein gedrigen , daß es nicht unberüdſidytigt gelaſſen werden darf. Aus Joâo, Johann, iſt Njoà geworden , aus Feijào, die Bohne , Feiſhà. In beiden Beiſpielen klingt das à
Madyt man die Neger, und dies gilt für alle in Rede man zum Beiſpiel ein nidyt redyt verſtandenes Mort noch
mal vorſagen, und ſie wollen ſdön und deutlid) ausſprechen , ſo werden dadurd) meiſtens die harten Konſonanten pro
voziert und man erhält dann beka (bringe) oder gar peka , was man ſonſt im Velauſchen immer nur als weka hört. Bei den Kioko und bei den Bangala habe ich das felbe in der feierlichen, getragenen Rede beobadytet. Ebenſo verhält es ſich mit dem Wortaccent, welder
zwar meiſt auf der vorletzten Silbe ruht, aber durchaus nicht feſtſteht. Dieſelbe Silbe fann , je nad, dem Wohlklang und je nady dem perſönlichen Geſchmack, einmal lang und einmal kurz geſprochen werden .
Von Lauten, für welche unſer mangelhaftes und un
logiſches Alphabet keine einheitlichen Schriftzeichen hat, ſind hervorzuheben das weidhe , lijpelnde und das darfe, zijdende s reſpektive sch, franzöſiſd) z und s j und ch. Für erſteres habe id) als Sdyreibweiſe 8 reſpektive sh , für lezteres ss reſpektive sch gebraucht. Das Lunda klingt im Gegenſaß zum Angola rauh und iſt arm an Vokalen. Ihm ſind ſpezifiſch ein naſales o,
ganz das franzöſiſche on, und ein eigentümliches pfeifendes t. Leşteres ahmt man z. B. in dem Wort mutu (Kopf) am beſten dadurdy nad) , daß man die Lippen ſpißt, als ob man ſtatt des zweiten u pfeifen wollte, wodurch das t halb in tsch übergeht. Eine weitere Eigentümlid )feit des Lunda , die jedoch audy den meiſten anderen Mundarten öſtlich des Angola mehr oder weniger angehört, iſt die Palataliſierung des Präfires ki in tschi. Die Lunda -Spradje iſt überall, ſoweit id, geweſen bin , ein und dieſelbe und hat überall ein und dieſelbe Färbung der Laute. Nur im Munde der Händler aus den weſt
lichen Küſtengebieten , namentlich der Ambafiſten , denen ſie zu rauh klingt, hat ſie ſich Verſchönerungen gefallen laſſen müſſen , welche dreierlei Art ſind: 1. Wiederanfüg
ung der abgeſtoßenen Endvokale; 2. Erſebung des ſdnar renden lingualen r durch das weiche I ; 3. Rücumwand lung des tschi in ki. Auf dieſe Weiſe ſind faſt alle geo
Beiträge zur Ethnographie der Bantu .
445
graphiſchen Namen aus Lunda anders zu uns gekommen,
im ſeruellen, ſondern im naturwiſſenſchaftlich ſyſtematiſchen
als ſie an Ort und Stelle ſelbſt in Gebrauch ſind.
Sinne gedacht. Das charakteriſtiſche Merkmal derſelben liegt in den Präfiren, von welchen für jedes Genus zwei, ein Singular- und ein Pluralpräfig, vorhanden ſind, nämlich: Beiſpiele Singular. Plural.
Die
Lunda ſelbſt ſagen : Statt Lulua Ruru
ſtatt Kihumbo Tschihumb
Kikapa Luka Rrukk (der Kaſjai) Loange Luisa
Ruis
Kuillu Kuirru
Lubale
Tschikap Roain Ruball .
Die Lunda haben Wörter und Silben , die ich gänz lid ohne Vokal ſchreiben zu follen glaube, z. B. rrtt der Löffel, rrpass der Becher. Wenn meine Ambafiſten dieſe zwei wiederholten , faſt indigniert verbeſſernd, ſo hießen fie lutu und lupassa. Auch das tschi ſtatt des ki ſdien ihnen immer vorzukommen wie ein mißglückter Verſuch , ki zu ſagen und ſie forrigierten es, wenn ſie mir beim Ab fragen von Vokabeln helfen wollten , jedesmal mit einer Hartnäckigkeit , die mir ärgerlid) war. Ich wurde da oft an mir ſelber irre, wenn icy z. B. moanitschinaoesh er hordyt zu haben meinte und jene ſteif moanikinaoeshi
1.
di
ma
2.
mu
mi oder a
dibatta Dorf, Pl. mabatta ; musumbu Lippe , Pl. mi
sumbu ; mumbundu Neger, Pl. ambundu ; 3.
ki
i
kissua Tag, Pl. issua ;
4.
ka
tu
kahätu Mäddsen ,
5.
lu
shi
Pl. tubätu ; lutango Zweig , Pl. shi tango.
6. Ohne Sing.-Pr., alle Wörter die
mit mb, nd, og beginnen
shi
mbishi Fiſch, Pl. shim bishi; ngombe Nind, Pl. shingombe.
wiederholten. Doch mag an der Auffaſſung des tschi als eines Fehlers etwas Wabres fein. Man hört es am
ausgebildetſten und niemals anders nur im Lunda , dann
Abgeſehen von dieſer Unterſcheidung der Einzahl und
noch ziemlid häufig im Rioko und im Sdyinſch, vereinzelt im Bangala, in den leşteren dreien mit ki wechſelnd. Lunda ſklaven legen es niemals ganz ab , audy wenn ſie ſchon
der Mehrzahl gibt es keine eigentliche Deklination , wenn
1
man nicht die allgemeine Abhängigkeitspartikel a , welche vorzugsweiſe unſerer Genitivform entſpricht und am beſten
längſt nur mehr Angola geſprochen haben .
mit von wiedergegeben wird, als Andeutung einer ſolchen
Bezüglich der Klangfärbungen ſei nodi erwähnt, daß ich blos vier Gruppen von Mundarten mit dem Ohre zu unterſcheiden lernte: Das Angola einſchließlich des Songo und des Bondo, das Bailundo, das Lunda einſdyließlich des Taba,
betracyten will.
des Luba und des Sdilange, das Kioko einſchließlich des
Schinſch und des Minungo zuſammen mit dem Bangala. Obgleich das lektere ethimologiſch dem Angola viel näher ſteht, ähnelt es im Klang, der namentlich durch das häufige Vorkommen eines rauhen h oder ch charakteriſiert wird, doch zum Verwedyſeln dem Kioko. 3.
Die Hedeteile.
Dieſe ſind ebenſo wie bei uns: Nomen, Pronomen , Adjektivum , welches zugleid) als Adverbium auftritt, Nu merale , Verbum , Adverbium , Präpoſition , Konjunktion, Interjeftion , Partikel. Ein Artikel fehlt. Hie und da findet man als ſolchen das portugieſiſche männliche o eingeſchmuggelt, zugleich aber auch weiblich und pluraliſd) angewendet. 3d, glaube weniga ſtens, daß es nur ein Portugismus iſt, wenn ein Ambakiſt, der beſonders (dön reden will , jedes Nomen mit o intonirt, was ſonſt in der gewöhnlichen , ungezierten Rede und bei
Dative und Akkuſative, die ja immer ein Verbum vorausſeßen , fehlen dem Nomen und fönnen nur durch Pronominalpräfire, die dem Verbum angefügt werden, zum Ausdruck gelangen. Man ſagt z. B. nicht : Ich liebe den Bater, ſondern : Vater ich ihn liebe.
Als Lokativ läßt ſich die Präpoſitionsverbindung mit mu, bu, ku in, an , auf, auffaſſen, da ſie das Genuspräfir ausſtößt, z. B. mubatta im Dorf, nicht mu dibatta.
Vom Pronomen gibt es Perſonalia, Poſſeſſiva, De monſtrativa , Interrogativa. Das Perſonale zerfällt in zweierlei Formen , in die abſolute und in die konjunkte. Die lektere , eben unter der Bezeichnung Pronominalpräfix erwähnte Form , welche nur mit einem Verbum zuſammen auftreten kann , dient nicht nur I. dem Objekt zum Aus druck, ſondern auch II. als wiederholende Verſtärkung des
Subjektes. Die Analogien des Franzöſiſchen ſind am beſten geeignet , das klar zu machen : Konjunkte Form .
Abſolute Form. I.
eme idy, moi eie du , toi muëne er, ſie, es, lui
II.
ngi , mir , midy, me ku , dir , didy, te
oa
tu
mu
ihn, ſie, es, le
oa
il
toa wir
den Völkerſchaften jenſeits des Roango nie vorkommt; ich bin
etu wir
tu
uns
jedoch in dieſer Meinung etwas ſchwankend geworden , nach dem ich erfahren habe, daß in der Herero-Sprache und in
enu ibr
mi
epe ſie , eux
a
eud ſie,
anderen ſo viele Präfire mit o beginnen .
Auch in den Bantu-Sprachen gibt es für das Nomen verſchiedene Klaſſen oder Genera , das Wort Genus nicht Ausland 1883 Nr. 23 .
nga je
moa ihr a jie, les.
Gerade wie im Franzöſiſchen ſagt man z. V. du mich ſchlägſt oder audy du du mich ſchlägſt. Doch gibt die kon junfte Form II , welche bei der Konjugation des Verbum 68
Beiträge zur Ethnographie der Bantu.
446
noch näher beleuchtet werden ſoll, Anlaß zu vermuten, daß dieſelbe aus einem verſtümmelten oder verſchwundenen Pro
nomen abſolutum nebſt der Partikel a hervorgegangen iſt. Das Poſſeſſivum iſt der abgeſd ;liffene Genitiv des abſoluten Perſonale, nämlid ):
ſprünglid) nur bis fünf gezählt und dann gleichſam eine neue Reihe begonnen wurde. Zwanzig, dreißig 2c. heiß zivei zehne, drei zebne, makuiniari , makuiniadatu. von zehn , zivanzig 2c. zählt man weiter zehn und eins , zwanzig und eins kuini ni mosch , makuiniari ni
ami
mein
ätu
unſer
mosch.. Kuini oder dikuini zehn hat den Wert eines
ä
dein
änu
euer
Subſtantivums, inden dieſe Zahl nidyt blos einen Plu
ſein
a
ihr. linjer Relativum wird durch die abermals und nod ofter zu nennende vielſeitige Partifel a erfekt. Will man
ral hat , ſondern
dieſe mit von übertragen , ſo ſagt man ž. V.: Dieb von mid beſtahl, ſtatt Dieb , welcher midy beſtahl. Es iſt dies eigentlich weiter nichts als eine Form jener häufigen
Singular bleiben. Gefragt, zum Beiſpiel bezüglich eines Kaufpreiſes, werden die Zahlen häufig ohne Worte ſtumm
ä
Ableitung , weldie Nomen agentis genannt wird, aller dings weit über die uns geſteckte Grenze ausgedehnt.
Statt des Neflerivpronomens dient das Verbalpräfir
auch als Rollektiveinbeit , etwa wie
unſer Dubend, auftreten kann ; z. B. dikuini dia hombo
eine Zehnheit Ziegen, zehn Ziegen, wobei die Teilbegriffe im
mit den Fingern beider Hände angedeutet. Wie dieſelben hiebei wediſclweiſe auszuſtreden oder einzuſdılagen ſind, bes ruht auf einem ſtrikten Syſtem , welches man erlernt haben muß , um es zu verſtehen und welches ſid nur durch Ab: bildung darſtellen läſst.
ri durch alle Kaſus , ž. V. Kusukula waſdien. fraten Kuriasa fich fraten Kurisukula ſid, waſdycn . Demonſtrativa gibt es mehrere und zwar ſowohl für Kuasa
das näherliegende dieſe, als aud für das entferntere jene. Interrogativa kenne id) blos zivei , das abſolute
nainii wer , was ? Plur. shinainii , und das konjunkte hì oder î, welches zugleid) Fragepartikel im Sinne von warum ? iſt.
Das Adjektivum iſt häufig blos der Genitiv eines Nomen oder die dritte Perſon eines Verbum , i. B. mu bika oadialla Sklave von Mann , ein männlider Sllave,
was aber auch überſeßt werden kann, der Sklave iſt männ lichen Geidy ledytes.
Eine etwas längere Erörterung verdient das Nu merale. Das Zahlenſyſtem verhält ſich ganz ebenſo wie
bei uns. Die höchſte Zahleneinheit iſt hundert. Für tau ſend wird bereits das portugieſiſde mil , zu miri umge wandelt, entlehnt.
Außer dem Kardinalis exiſtiert ſowohl ein Ordinalis
Das Verbum beſitzt eine Konjugation von den ge wöhnliden fedis Perſonen, welche bis auf wenige Ausnah: men ſtets regelmäßig iſt, ein Aktivum und ein Paſſivum , einen Infinitiv, verſchiedene Imperative, ein Präſens, ein Präteritum , ein burdy Umſdyreibung gebildetes Futurum . Außer diefen auch uns geläufigen Zeit- und Modusformen beſitzt es aber nod, eine Reihe von Negativ - Formen ziemlidh jdywer verſtändlider Art , von denen ich geſtehen muß, daß ſie mir nidyt völlig klar gevorden ſind. Daß ein Präteritum wirklich vorhanden iſt, war eine Entdeckung , die mir verhältnismäßig ſehr ſpät zu Teil
wurde. Denn in der gewöhnlichen Rede pflegten meine Neger audy Vergangenes im Präjens zu beſpredyen, indem fie dabei keinen gröberen Verſtoß gegen die Logik begingen
als tvir , wenn wir ſagen : 'Morgen gehe id) fort, ſtatt: 1
Morgen werde ich fortgehen. Frägt man von intelligenteren Ambafiſten mittelſt des Portugieſiſchen Verba ab, ſo erhält man ſie ſtets mit dem Präfir ku , z. B. kuschana rufen , kusoëla reden. Es
Der erſtere wird durch das
iſt das der Infinitiv , welder den Wert eines Nomen
Präfir ka gebildet, iſt aber eigentlid, nur zur Bezeichnung
hat. Läßt man das ku weg , ſo erhält man die reine Wurzel und zugleid, den einfadyen Imperativ , z. B. schana rufe. Das Bräteritum wird gebildet durd, das Suffir ele , ile oder ene , das Futurum durch das etwas unregelmäßige Auriliare kuenda gehen , z. B.
als auch ein Adverbialis.
der Monate nach ihrer Reihenfolge gebräudylid. Der Ad verbialis wird durch das Präfir lu gebildet. Ordinalis. mosch eins
Rardinalis.
kamosch der erſte
Adverbialis . lumosch einmal
iari
zwei
kakari
der zweite
luiari
zweimal
datu
drei
kadatu
der dritte
ludatu
оара
vier
kaoana
der vierte der fünfte
luapa
dreimal viermal
danu fünf ludanu fünfmal kadanu samanu ſechs kasamanu d.ſechſte lusamanu jedysmal samboali ſieben kasamboali b.ſiebente lussamboaliſiebenm . lunakiachtmal der adte paki kanaki adyt ivoa
neun
kavoa
der neunte
luvoa
neunmal
Präſens.
Präteritum .
eme ngabäta id) [dlage
eme ngabätele id) (dilug
eie oabäta bu ſdhlägit
eie oabätele
muene oabäta er (dlägt etu toabäta wir ſchlagen
'etu toabätele
muene oabätele
enu moabäta ihr iclagt enu moabätele ene abätele n ene abäta ſie ſchlage Futurum .
lukuini zehnmal. kuini zehn Als hieher gehörig ſind noch zu nennen luavulu viel
eme nganda kubäta ich werde (dlagen, je vais battre
mal, luosso allemal.
muene oanda kubäta
kakuini
ber zehnte
Verſchiedene Andeutungen ſprechen dafür , daß ur
eie oanda kubäta etu toanda kubäta
Beiträge zur Ethnographie der Bauti. Futurum .
447
Imperativ. bätenu (dlaget !
Verbum , Objekt iſt die logiſche Aufeinanderfolge derſelben , die auch für die Bantu gilt. Pronomen poſſeſſivum , Ad jektivum , Numerale haben dem Nomen hintanzutreten. Die Frage wird nur durch den Tonfall ausgedrückt und ändert nichts an der Wortſtellung ; es gibt da feine Um
Paſſivum .
drehung wie bei uns.
enu moanda kubäta ene anda kubäta.
bäta jdlage
Der großen , oft unbebülflich werdenden Einfachbeit der Ausdrudsweiſe entſprediend, fehlen alle komplizierteren Wendungen , faſt alle Verzweigungen . Von abhängigen
Eme angibäla id werde geſdlagen . eie akubäta muëne amubäta etu atubäta
Säßen iſt mir nur ein eigentümlicher Temporalmodus mit
epu amibäta
dem Präfir ki bekannt geworden . Die wichtigſte und hervorſtechendſte Eigentümlichkeit der Syntar beſteht darin, daß die Rongruenz der zuſammen gehörigen Redeteile, ebenſo wie die ſchon erwähnten Sinnes : modifikationen der Begriffe, nicht durch Nadyſilben , ſondern durch Vorſilben , durd) Alliteration , hergeſtellt werden. Während bei uns die ſuffigierende Lautharmonie des Saß baues bereits ſtark abgeſchliffen iſt oder vielleidit niemals ſehr ausgebildet war , zieht ſie ſich präfigierend bei den Bantu viel reiner und fonſequenter durch alle Nort:
ene abäta .
Wörtlich beißt das eigentlich : Jd ſie ſchlagen midy, Du ſie ſchlagen did) 2c. , ſo daß dieſes Paſſivum zugleich ein gutes Beiſpiel für die Einfügung der oben berührten fonjunkten Pronomina oder Pronominalpräfire abgibt. Das
Paſſivum des Präteritum und des Futurum werden ganz analog gebildet.
Von den Schwierigkeiten der Negativformen ſei nur die eine erwähnt, daß z. B. der Infinitiv kuniana ſtehlen, befeblend geſprochen, den Sinn des verbietenden Imperativ ſteble nicht, hat.
Man mödyte vermuten , daß bier viel
leicht ein Fall von verſchiedenen Intonationen , wie ſie ja bekanntlid in Chineſiſchen eine ſo große Rolle ſpielen,
vorliegt ; doch habe id in dieſer Beziehung, obgleich darauf adytend, niemals etwas Sicheres zu erlauſdien vermodit. Das Adverbium iſt , troudem
es häufig genug
durd das Adjektiv vertreten wird , in größerer Aus wahl vorhanden. Wo, identiſch mit wohin , wie, draußen , drinnen , oben , unten , noch nicht laſſen ſich alle durdy eigene Worte ausdrücken ; nebſt geſtern , heute, morgen , vorgeſtern , übermorgen, ſogar audy noch vorvorgeſtern und
fombinationen durd ) .
Adjektivum , Poſſeſſivpronomen , Numerale , auch die allgemeine Abhängigkeitspartikel a, die ſich ſelbſtändig nicht denken laſſen , haben deshalb , weil ſie ſich hierin immer
nadi ihrem Nomen ridyten müſſen , keine beſtimmten An fangsſilben, was ihre lerifaliſdie Ordnung (dwierig madyt.
Beiſpiele , teilweiſe auch deutſch oder lateiniſch not dürftig nachgeabmt, ſind : atu
(die) Menſchen vielen ſdyreien. mala mavulu maleba viri
multi
überübermorgen. Von Konjunktionen kenne id nur ni und oder mit und na um zu , damit, zum , und von Präpoſitionen
herba
cruda dibaba dia Feder von
nur mu, bu, ku , die alle drei zugleidy in auf, nadı, bei, .
Sinne .
Ungemein reich an klangvollen Modulationen find
dagegen die Interjektionen. Amá etwa das Berliner na nu , eoa etiva unſer ei ei, aiuä, etwa jucheh, hört man täglid) und ſtündlich. Als Beteuerungen vernimmt man
shimbamba
shiari
Laſten
zweien.
longi
kiango kiauisso
überhaupt Ortsbeziehungen ausdrüden , dann das eben ges nannte ni mit, ebenſo im inſtrumentalen wie im begleitenden
akola
avulu
iango iavulu oshila
Vogel
mababa ma nshila maoaba Federn
ialeba
herbae multae longae dioaba
ſchön. mababa
von Bogel ſchöne Federn lutango Jua mutsch von Baum . Aſt
ma shinshila
von Vögeln.
Jeder der obigen Genitive mit a und dem alliterieren den Kongruenzpräfir läßt ſich ſchließlid auch als Ein Wort
Die häufigſten Partikel ſind die der Frage : iebi
auffaſſen , etwa als Adjektivum oder Appoſition. Wirklich iſt in vielen Fällen nicht zu entſcheiden , ob man es mit dem einen oder mit dem anderen zu thun hat. Id erblicke daher in dieſer Auffaſſung eine Art ſophiſtiſchen Troſtes für manche
wie ? uebi wo ? hî oder î was, warum ? kusch wie viel ?
orthograpbiſche Zweifelsqual. Soll ich ſdyreiben Pungo
Dann das ſtets an Verba angehängte aus kiabu vollendet
Andongo oder Pungo a Ndongo ? Kapenda ka Mulemba
zuſammengezogene Suffir kiá ſdon , bereits , das man
oder Kapenda Kamulemba ? Erſteres iſt flar , eine ein
ſdhließlich auch als eine Konjugationsform betrachten könnte .
face Genitivzuſammenſeßung ; von lekterem aber weiß idy
namentlich oft kiffua Tod ! und gidi kiä deine Wahr heit ! fürwahr!
4.
nicht beſtimmt, ob es ſidi da um zwei nahezu gleichwertige
Satbildung.
geſchieht
Namen handelt oder ob nicht vielleicht der Kapenda ein Sohn des Mulemba iſt. Durch direkte Fragen läßt ſich
im allgemeinen nach denſelben Regeln wie bei uns. Subjekt,
hierüber aus dem Neger abſolut nichts berausbringen.
Die Verbindung der Redeteile zu Säben
Beiträge zur Ethnographie der Bantu .
448
Die Kongruenz iſt nidt immer eine reine Wiederholung
Daß das Angola keine Komparation bat , erfuhr ich
des regierenden Präfires. Auf Nomina , die mit mu be ginnen , wird ſie durch o hergeſtellt, z. B. mubika oa dikongo , Sklave der Schuld , Sduldner , mutu oami mein Kopf. Auf Nomina, die mit di beginnen, lautet die Rongruenz regelmäßig ri, womit allein ſchon die Identität der beiden Laute angedeutet iſt, z. B. dishina riä ? Dein Name, wie heißt Du ? Häufig vernimmt man dia uder ria , ohne daß die Anſilbe des Hauptwortes di lautet. In ſolden Fällen iſt dieſe lektere nur weggelaſſen , alſo latent geblieben, macht ſich aber doch nod, in dem dia geltend
bereits aus dem Portugieſiſchen meines Dolmetſchers und
d. h. wir ſind näher an Muſſumba, als an Malanſch. In dieſer Weije bilft ſid, der Ambafa -Mann und über haupt der Neger des Innern. Beim Loanda -Mann jedoch deint zur Umſchreibung des Romparativs mehr das Verbum kubäta , dlagen , übertreffen, in Gebrauch zu ſein . Die Verſtärkung ſehr wird entweder durch das Wort kiavulu Vielheit, überſekt oder durdy Wiederholung des
und offenbar, z. B. kanda dia kinama ſtatt dikanda dia
Adjektivums ausgedrücft, z. B. onene kiavulu oder onene
kinama, Fläche des Beines oder Fußes, Sohle. Hieber
opene, ſehr groß. Man ſagt nie mein , dein , ſein Vater , reſp. Mutter
1
1
gebört auch der Ortsname Tenda ria Chico ſtatt Ditenda ria Chico, welcher erſt jüngſt wieder auf der Karte von Capello und Jvens aus Unverſtand verſtümmelt worden iſt. Auf die mit mb , ng , ud beginnenden Nomina hört man regelmäßig ia, weshalb man vielleidyt eigentlich imb, ing, ind ſchreiben ſollte. Trifft ein vokaliſder Auslaut auf einen vokaliſchen Anlaut, ſo wird der eine von beiden ellidiert, z. B. mon (a ) a ngombe, Kind von Rind, Kalb , eine reine Apo ſtrophierung ; dagegen kutanga (i )uso bauen Haus, wobei der zweite Vokal wegfällt und zugleich eine ſehr merf würdige Accentverſdiebung ſtattfindet, nämlid, kutangánso, während kutanga allein den Accent auf der vorleşten Silbe hat ; aus mu inso, in Haus wird mónso. Ein anderes ។
Beiſpiel der Accentverſchiebung iſt kutáku legen bieber aus kúta und ku. 5.
anderer Neger, indem dieſe aud) portugieſiſd ſagten : Jeßt iſt Dialand) idon weit und Muſiumba iſt ſchon nahe,
ſondern immer nur den Plural, unſer , euer , ihr Vater,
reſp. Mutter, ſelbſt wenn nur ein einziges Kind vorhanden iſt. Der Begriff haben muß im Angola durch ſein mit umſdyrieben werden , im Lunda dagegen eriſtiert ein eigenes
Wort dafür. Für nicht wollen gibt es in beiden und zweifellos auch in den übrigen eingangs genannten Sprachen ein eigenes Wort. Für rauden jagt man Tabak trinken.
Geldymadsempfindungen , wie ſüß, ſauer, bitter, müſſen durd) ein und dasſelbe Adjektiv , welches etwa pikant bedeutet, umidrieben werden und es beißt dann : pitant wie
Zuderrobr, wie Salz zc. Ebenſo iſt es mit den Farben , für die bloß drei eigene Vokabeln eriſtieren, nämlich ſdhwarz, welches zugleid audi blau , weiß , welches zugleidy audy gelb , überhaupt hell, glänzend ausdrückt und rot. Daraus geht aber keineswegs
hervor, daß die Neger für verſchiedene Farben minder em
Verſchiedene Eigentümlichkeiten .
Hier iſt vor allem hervorzuheben das Fehlen der meiſten ſeruellen Unterſcheidungen , an die wir gewöhnt ſind. Es gibt wohl eigene Wörter für Vater und Mutter, nicht aber für Sohn und Tochter, Bruder und Sdyweſter, für welche nur je ein Wort eriſtiert, mona, etwa mit
pfänglich wären als wir. Die einfache Affirmation ja
wurde urſprünglich
wahrſcheinlich allgemein nur durdy Geberden und ein brummendes hm oder î ausgedrückt , wie das im Lunda noch heute der Fall iſt. Die Angola -Leute haben ſich des
Kind, pange, etwa mit Geſchwiſter zu überſetzen , ferner
balb das portugieſiſche sim, zu shî umgewandelt, angeeignet. Frägt man dennod, eigenſinnig nach einem volltönenden Ja,
nicht für Onkel und Tante , für Neffe und Nidite, für er
ſo erbält man häufig einen Höflichkeitsausdruct, etwa wie
und ſie. Dagegen haben die Bantu meines Gebietes vor
unſer altmodiſches „ Halten zu Gnaden " aufgetiſcht und
uns voraus eigene Namen für älteres Geſchwiſter, kota
iſt dieſer einmal da , ſo wird er von nun ab bei jeder Antwort wieder und wieder gebracht. Für die Negation gibt es in allen mir bekannten
und jüngeres Geſchwiſter ndenge. Urſprünglich bedeutet indes kota das Beſſere, Stärfere, Größere, ndenge das Schlechtere, Schwächere, Kleinere und damit dienen die beiden zur Umſchreibung der ſonſt gänz lich fehlenden Komparation ; 3. B. io kota io ndenge dieſes beſſer dieſes idyledyter,
Zur ſchärferen Begrenzung des Vergleichs fann dann auch noch das Objekt , verbunden durch mu, in, angefügt werden, z. V. io
kota
mu
kulosa
eneosso
ndenge
dieſer beſſer in ſchießen ſie alle ſchlechter d. h. dieſer ſchießt am beſten von allen.
Sprachen eigene, an grober Deutlichkeit nichts zu wünſchen laſſende Ausdrüde. Um von einem Verbum
das Nomen agentis abzu
leiten , welches den Träger der Funktion bezeichnet, gibt es dreierlei Mittel. Entweder ganz einfach die dritte Perſon des Präſens, z. B.: kurimuka idlau ſein , die Sdlauheit, oarimuka Sdlaufopf, oder das Präfir mu mit dem Suffir i, z. B.: kurima
feldbauen
murimi
Bauer,
Weber den Verlauf der letzten Erpedition des Obriſten N. M. Prſchewalsky.
oder die Umſchreibung durch muku , Plural aku, welches die zu einem Präfir gewordene konjunkte Form von mutu, Kopf, Menſd), Perſon, Plural atu iſt, z. B.: kussula chmieden
kusouaidywimmen
muku a kussula Sdmied muku a kusoua Sqwimmer, einer der (dwimmen kann. Dieſes muku dient dann auch zur Bezeichnung der Nationalität, z . B. muku a mbak , ein Mann von Mbak,
portugiſiert Ambafa, ein Ambafiſt. Sehr merkwürdig ſind bei den Verbis verſchiedene Ableitungen meiſt ſuffigierender Art, welche einen Wechſel
der Bedeutung ins Gegenteil oder ins Urſächlidye , Rezi profe 11. dergl. bewirken , z. B.
449
klingt , nady Analogie des Verbums oala iſt, oele war, in lewala umgeändert.
Bei Malanſdy exiſtiert ein Gehöft , deſſen Namen mir von ſeinem Beſitzer , einem ſtrebjamen Ambafiſten , als ,,kashibobra“ angegeben wurde. Lange zerbrad ich mir den Kopf über die Etymologie dieſes Wortes, bis id, fand, daß die betreffende Dertlicykeit urſprünglich ,,kamaniangoes hieß, was wenig Kürbiſſe bedeutet und von jenem Am bakiſten folgendermaßen überſeßt und diſtinguierter gemacht
worden war : Diniangoe , Plural maniangoe , Kürbiße, portugieſiſch abobora, ambafiſtijd bobra, Plural shibo bra, dazu das Diminutiv ka, gibt kashibobra. Eine ſehr intereſſante Umbildung hat ſid das Wort
kushika ſchließen,
Jogleze Engländer, gefallen laſſen müſſen. Zunädöſt wurde
kushikula öffnen , kusaula etivas hinüberbringen , kusauka ſelber hinüberpaſſieren ,
Hier muß auch das Reflerivpräfir ri oder di noch mal angeführt werden , da es gleidyzeitig die Eigenſchaft
daraus Ingresh. Da nun aber das Präfir i eine Plural form iſt , ſo wurde auch ingresh als Plural aufgefaßt und dafür die entſprechende Singularform kingresh oder tschingresh gebildet. Die urſprüngliche Bedeutung des Wortes , ſchon von den Portugieſen auf alle Fremdlinge germaniſcher Raſſe , uns Deutide mit eingeid loſſen , ausge dehnt, hat ſich nun bei den Negern in den Begriff Forſch ungsreiſender oder vielmehr ſonderbarer Europäer , von dem man nicht weiß , was er will , der keine Geſchäfte
bat, aus einem Tranſitivum ein Intranſitivum zu bilden,
macht und immer nur ſpazieren geht, umgewandelt. Aucy
kuballumuka aufſtehen, kuballumupa aufſtehen machen , aufweden . kukata frank ſein . kussumba kaufen. kukatessa frank machen. kussumbissa verkaufen.
z . B.
kubala niederwerfen, fällen, kuribala fallen .
kubula brechen, tranſitiv, kuribula brecen , intranſitiv.
Eine ganz beſonders hervorragende Rolle ſpielen im Angola und hie und da auch in den benadybarten Mund arten die Portugismen. Erſteres iſt von ſolchen bereits dermaßen zerſetzt und zugleid, ſind dieſelben bereits der maßen grammatiſd) aſſimiliert, daß es oft ſchwer fällt, fie
zu erkennen und daß man von einer neuen Miſchſpradie
/
die beiden portugieſiſchen Kollegen Brito Capello und Roberto Yvens galten als Ingresh . Daß es unter den Weißen ebenſogut verſchiedene Nationen geben kann wie unter den Sdywarzen , iſt den Negern des Innern noch nicht plauſibel. Ein ähnlicher Fall wie tschingresh iſt der portu gieſijde Singular massa Mais, zu weldiem , da er gleic falls pluraliſch klingt, ein paſſender Singular dissa der Maistolben ergänzt wurde. Solcher Vorkommniſſe fönnte eine Menge von Bei
reden darf , welche von den Portugieſen des Innern als lingoa dos Ambaquistas bezeichnet wird. Die intelligenteren Ambafiſten fühlen ſehr wohl, daß man ſichy portugieſiſch vielfach leichter und genauer aus
ſpielen angeführt werden .
drücken kann , als in ihrer Mutterſprache, die ſie deshalb
Ueber den Verlanf der lekten Expedition des Obriften
mit portugieſiſchen Brocken und Wendungen aufpußen, wo ſie können. So ſuchen ſie namentlich ihre Armut an Prä: poſitionen durch Zwitterbildungen zu decken, z. B. mu conta,
ዛ Prſchewalsky. ኪN. M.
aus dem autochthonen mu in und dem portugieſiſchen conta Rechnung, weil , von wegen ; tempo iebi ? wörtlich
Am 21. Februar 1883 machte der berühmte Neijende
Zeit wie ? oder welche ? wann ? Die Präpoſition para,
Obriſt Brichewalsky die Ruſſ. Geogr. Geſellſchaft mit einigen Details ſeiner Reiſe in Tibet befannt. Herr Pricewalsky iſt gegenwärtig mit der Ueberwachung des Druces ſeiner
zum Zweck, iſt als pala bereits allgemein im Gebrauch.
Reiſeergebniſſe beſchäftigt, welche in einem umfangreichen
Als Beiſpiel, wie ſehr unkenntlich portugieſiſche Verba
Bande als eine Separatausgabe erſcheinen werden und aus dieſem hob er in dieſer Siķung der Geographiſchen Ge
in der Aſſimilation werden können, diene der Sat : dikongo dioangilewala die Schuld, die du mir duldeſt; zergliedert und ergänzt: dikongo di(a) oa ngi lewala Sduld
von
Wie bekannt , madyte die Erpedition Prſchewalsy im Frühjahr 1879 vom Saiſan die Reiſe durch die nord
du mir ſchuldeſt;
lewala, Inf. kulewala, iſt das portugieſiſche dever , zu erſt in lewela und dann , weil dieſes wie ein Präteritum Ausland 1883 Nr. 23 .
ſellidaft einige Kapitel bervor. 1
1 Wir haben Þrſchewalsky's beziiglichen Vortrag bereits in Nr. 10 S. 200 erwähnt. 69
450
Ueber den Verlauf der letzten Erpedition des briſten N. M Prſcheiralsty.
weſtliche Mongolei und erreichte gegen Ende Mai Khami,
und am anderen Morgen eridien der Firſt Djun-Saſok
einen wichtigen Punkt im Grenzgebiete der ſandigen Steppe der Musnun -Gobi. Nach einer glüdliden Durchwander ung dieſer ſdyredlichen Wüſte in ſüdöſtlicher Nidhtung er reidyte die Erpedition im Juni Sdya - Dideu und ſpäter auch Zaidam , welches von Prſdewalsky bereits 1872 beſucht worden iſt. Die Durchwanderung dieſes Teiles der Wüſte von Khami nach Sda- Didheu gehört zu den ſdywierigſten ; die Entfernung beider Orte beträgt 347 Werſt, häufig war man gezwungen , durch eine Wüſte zu ziehen , die jeder Vegetation bar iſt und in welcher die Temperatur eine
mit einem anderen Fürſten von Borun -Saſok an dem Orte
Hobe von +700 S. erreidyte.
Die Daje Sda Dideu
wurde genau erforſcht und an Drt und Stelle zahlreiche Erkundigangen eingezogen. Pridewalsky beſudite mehr mals die Berge Pan -Schan und machte hierſelbſt wiſſen ſchaftliche Unterſuchungen. Die duineſiſden Behörden be: (dyränkten ſid, nur auf einen Empfang in Khami; in der Folge thaten ſie ihr Möglidyſtes, den Europäern die Weiter
reiſe zu erſd)weren und ſie zur Umkehr zu bewegen. Von Sda-Dideu bis Zaidam konnten ſie keine Führer erhalten
und waren gezwungen , auf dem Wege der Erkundigungen weiter zu ziehen. Auf dieſe Weiſe gelangte die Erpedition am 11. Auguſt nad Zartan. Die Wanderung von hier bis Kurlyf- Zaidam wurde glüdlich und rajdy zurückgelegt, obgleid, die Entfernung 286 Werſt beträgt. Hiermit fand aber auch der erfolgreichſte Teil der Reiſe ihren Abſchluß. Herrn Pridewalsky wurde nämlid, hier erklärt , daß eine Fortſetung ſeiner Reiſe weiter nicht geſtattet werde und
Fanja , in Begleitung zweier Führer , wofür er Geſchenke
erhielt, mit weldien er ſehr zufrieden geſtellt war. Am 12. September dlug die Erpedition den Weg
nad Tibet ein ; als Begleiter diente ein Mongole, der von dem Fürſten von Djun-Saſok empfohlen worden war. Es erwies ſich aber ſpäter , daß dieſer Führer durchaus nicht des Weges kundig war , oder vielleidyt mit Abſicht die
Reiſenden in unwegſame Gebirgsgegenden am blauen Fluſſe
führte. Nadidem dieſer Taugenidyts fortgejagt worden war, ſette man den Weg auf das Geradewohl fort , nachdem die Reiſenden die Gegend nad, allen Riditungen ſondiert ,,Das Glüct " , ſagt Pridewalskyy , ,,weldes mir
immer gnädig war, hat mich auch in dieſem Falle nicht verlaſſen . Den Weg zu beſtimmen lag nid)t in dem Be reiche der Möglidyfeit , da auf der unabſehbaren Ebene in einer Höhe von 5000 m . didyter Sdynee lag , der im An fange Oktober gefallen war und weldier derartig die Augen blendete, daß ſelbſt eine Schutzbrille nicht ge
nügte und man ſeine Zufludit zu dunkeln Zeugſtüden nehmen mußte, um den Kopf und das Geſicht zu be decken.
Noch ſchwieriger war der Uebergang über den
daß der Weg nad) Laſſa , der Reſidenz des Dalai Lama,
Paß des Gebirgskammes Ton - La mit ungewöhnlid, ſteilen Abhängen , an welchen man nur ſehr langſam anſteigen konnte, da die Luftverdünnung das Atmen ſehr beein trädytigte. In dieſen Bergen , mitten im Schnee, ohne Führer, ereignete ſich am 7. November 1879 der Vorfall, weldher lange nod) in unſerer Erinnerung verbleiben wird . "
von Truppen befekt ſei. Allein der energiſche Reiſende ließ ſich durdy dieſe Drohungen nicht einſdüdytern und idylug ſich ohne Führer bis Dſun - Saſok durdy , wo ihm
wurde nämlich die Erpedition von einem Tangutenſtamme, Segrai , überfallen , welcher ſidy hauptſädlich mit der Be
Gerade auf dem Paſſe des Gebirgskammes Ton- La,
ein kleiner Fürſt eine Vorſdrift des Amban von Sipin
raubung durdyziehender Karawanen beſchäftigt. Wie ge
vorwies , laut welcher der Erpedition Führer zur Ver fügung geſtellt werden follten ; allein von ſich aus ſchlug der Fürſt jede Unterſtüßung ab. Von dem Poſten Saiſan bis zu dem Fuße des Ge birges Burchan -Budda hatte die Erpedition 2060 Werſt zurücgelegt. Auf dieſer ganzen Strecke dehnt ſid, eine Wüſte aus, die nur ſelten Daſen aufzuweiſen hat. Wälder wer den nur im Thian -Scan ſichtbar, ſo daß im Laufe der fünfmonatlichen Reiſe die Zelte nur einmal im Schatten
wöhnlid umzingelten dieſe Banditen unſere Reiſenden von
1
ſtehen konnten. Sowohl die Flora , als auch die Fauna ſind arm zu nennen . Es wurden nur 175 Pflanzenarten und 30 Säugetiere geſammelt, auch Fiſche fand man wenige, deſto mehr aber Amphibien . Weit reichlicher als die zoologiſche und botaniſche Ausbeute waren die aſtronomiſden Orts
beſtimmungen , barometriſchen Meſſungen , meteorologiſchen
allen Seiten und führten am Abend den Ueberfall aus, in der Hoffnung , dieſelben zu dieſer Zeit zu überrumpeln .
Doch dieſesmal täuſchten ſich die Jegrai in ihrer Berech nung und ſtatt der devoten Begegnung mongoliſcher Sara wanenführer, die ſie erwartet haben mochten , wurden ſie
mit Salven aus Berdangewehren empfangen ; vier der Räuber blieben auf der Stelle todt , drei wurden verwundet
und die übrigen ergriffen nadı allen Seiten hin die Fludyt. Noch weitere Ueberfälle befürdytend , gingen die Reiſenden
auf den Kriegsfuß über und die Hälfte der Mannſchaft hielt während der Nacht Wade ; indes floß die Nadyt ruhig vorüber und am anderen Morgen konnte die Erpe dition ihren Weg weiter fortſeßen. Mittlerweile hatten ſido die Jegrai geſammelt und den Engpaß beſeßt , durch wel
Beobachtungen und topographiſchen Aufnahmen ausgefallen. Nachdem Prſchewalsky von dem Fürſten von Djun Sajok abídlägig hinſichtlich eines brauchbaren Führers beſchieden worden war, ließ der mutige Reiſende ihm mit teilen , daß er ihn ſelbſt in Perſon abholen und ihn als
chen der einzige Weg führte. Eine Rückwärtsbewegung
Führer benußen würde. Dieſe Drohung that ihre Wirkung
walsky beſchloß , das Biwak aufzuheben, die Karawane
war unmöglich, ſo daß man gezwungen war, in jedem .
Falle weiterzugehen. Die Erpedition Prſchewalsky beſtand aus zwölf Mann und einem Dolmetſcher , während die Feinde nad Hunderten gezählt werden konnten.
Pride
leber den Verlauf der letzten Erpedition des Obriſten N. M. Príchewalsty.
zum Aufbruch bereit zu halten und den Weg weiter fort zuſeßen.
Zum Glück hatte Prichewalsky nod) vor dem
Aufbruche nad Tibet alle ſeine Sammlungen in Djun Saſof zurüdgelaſſen und ſie der Obhut eines tibetiſchen Lama's anvertraut, ſo daß die Bagage der Erpedition zur Zeit nicht zu groß war.
Wie er vorausgeſeßt, bemerkte der Reiſende im Engpaß eine Menge berittener Jegrai. Sic in ein Handgemenge einzulaſſen , hätte ſicher den Tod gebradyt, daher beſchloß
Prſchewalsky, in einer Entfernung von 800 Schritten vom Feinde ſtehen zu bleiben und ein Feuer zu eröffnen. Nadh
451
können die wiſſenſchaftlichen Unterſuchungen im nördlichen Tibet doch als befriedigend bezeichnet werden . Es wur: den zahlreiche topographiſche Aufnahmen, Beobachtungen und Sammlungen gemacht. Im Anfange des März kam die Erpedition von Ruku Nor bis zur Stadt Don -Kyr und erreichte von dort Sinin, um daſelbſt den Gouverneur zu begrüßen und um bei
demſelben die Erlaubnis auszuwirken , behufs wiſſenſchaft licher Unterſuchungen weiter in die Quellgegend des gelben Fluſſes vorzugehen. Der Gouverneur ( Amban ) wollte anfänglich nicht
dem drei oder vier Salven gegeben worden waren , ließ, ſich unter den Feinden eine große Bewegung bemerken, als das Feuer aber während einer ganzen Stunde lebhaft unterhalten wurde, ergriffen ſie endlich alle die Flucht . Als die Gefahr glücklich abgewendet worden war , zog die Erpedition den Ton - La herab und erreichte das Dorf Nabgu , 250 Werſt von dem bewußten Reiſeziel Priche walsky's , der Stadt Laſſa , der Reſidenz des Dalai-lama, gelegen. Hier begegnete er zum erſtenmale nromadiſieren den Tibetanern , welche der Reiſende fehr ausführlich be ſdyrieb. In der Gegend von Nabgu ſtieß die Erpedition
darauf eingehen , aber auf die hartnäckige Forderung Pridewalsky's Rückſicht nehmend , begann er wenigſtens hinſidytlich der Zeitdauer des Aufenthaltes dort zu unter handeln. Das Reſultat dieſer Unterhandlungen war, daß Prſchewalsky dem Gouverneur eine ſchriftliche Erklärung
auf einen hartnäckigen Widerſtand von Seiten der Tibetaner.
Erpedition erreichte die Quellgegend des gelben Fluſſes bei dem Grenzbache Gomi, an welchem acerbautreibende Tanguten wohnen und der den äußerſten anſäſſigen Punkt ganz am oberen Hoang-Ho bildet. Der Fluß iſt hier 60—70 Faden breit und hat eine ſtarke Strömung ( 100 m . in der Minute). In Gomi hielt ſich die Erpe dition etwa 10 Tage auf und zog ' darauf den Hoang-Ho ſtromaufwärts. Einen Führer konnte man nur mit vieler
Hier erſchien der Geſandte des DalaiLama in Begleitung von ſieben Beamten und erklärte den Europäern den poſitiven
Willen der tibetaniſchen Regierung, dieſelben nicht weiter ziehen zu laſſen ; als aber Pridewalsky auf einer Fort jeßung der Reiſe beſtand , begannen die Abgeſandten ihn anzuflehen , nicht weiter zu ziehen. In Laſſa war in
dieſer Zeit eine Verwirrung entſtanden und die ganze Be völkerung war durch die Nachricht in Schreden gefeßt, als hätten die Europäer die Abſidyt, den Dalai-Lama, der
geben mußte, in welcher er ſid) verpflichtete, die Unter
ſuchungen in drei Monaten zu beenden , ohne das rechte Ufer des gelben Fluſſes zu betreten , und am 20. März brach die Erpedition mit Hinterlaſſung der Sammlungen in Alaman nach dem Hoang-Ho auf , bis zu weldem die
Strecke von Don-kyr aus etwa 85 Werſt beträgt. Die
Mühe auftreiben und die gebirgige wilde Gegend war der Weiterbewegung hinderlich und beſtändig ſtieß man auf
damals erſt fünf Jahre alt war, zu rauben . Lange konnten
tiefe Thäler mit ſteilen Wänden . Bisweilen geſtalteten ſich
die Reiſenden ſich nicht mit dem Gedanken vertraut machen,
dieſelben ſo eng , daß man nur auf einem ſehr ſchmalen Pfade ſich weiter bewegen konnte, der häufig zu einem mäch tigen Felſen führte , welcher den Weg verſperrte. Groß artige und erhabene Naturbilder boten ſid, überall dem Nuge dar. In einer Gegend z. B. fließt der Fluß zwiſden
.
dieſesmal das Ziel ihrer Reiſe nicht erreichen zu fönnen . Prſdewalsky verlangte von dem Geſandten ein formelles Dokument, welches ihre Erklärung beſtätige, ihm die Reiſe nach Laſſa nicht zu geſtatten . Anfänglich wollte der Ge
ſandte nicht darauf eingehen ; doch nachdem er einige Tage beratſchlagt hatte , führte er das Verlangen aus und die
ſteilen Gebirgswänden von 600 m. Höhe und das Toſen
Erpedition ſchlug den Rüdweg ein. Pridewalsky gibt nach den Mitteilungen der mongoliſchen Führer ſehr inter
der Wellen iſt ſchon in ser Entfernung von einigen Werſten wahrzunehmen . Hieſelbſt machte die Erpedition während zweier Monate wiſſenſchaftliche Unterſuchungen und wiſſen
eſſante Berichte über Laſſa , den Dalai - Lama , die Be
ſchaftliche Sammlungen. Hauptſächlich verſeßte die örtliche
wohner von Tibet, ihre Sitten , Gebräudie , Lebensweiſe,
Flora die Reiſenden in Staunen. Am Tage waren jämt liche Thäler von herrlichen Blumen und Blattpflanzen be
Regierung u . ſ. w.
Den ganzen Dezember 1879 und Januar 1880 brauchte
deckt und des Nachts wurde oft die ganze Gegend in eine
die Erpedition zur Rückreiſe von Nabgu nach Zaidam , die eine Entfernung von 830 Werſt betrug. Der Weg war ein ſehr beſdywerlicher , denn Froſt, Stürme , Schneefall
Schneedecke eingehüllt; man ſollte erwarten, daß dieſe üppige Flora dadurd, vernichtet werden müßte , am Morgen bin
die abſolute Höhe von 4800—5000 m. verurſadyten viele
gegen taute der Sdinee ſtets weg und die Blumen erſchienen wieder in ihrer früheren Pradyt.
Beſchwerden und große Mühe und oft reichten die Lebensmittel
Als ein Haupthindernis auf dieſem Teile der Reiſe
nicht aus. Von 34 Kamelen fielen 20 , ſo daß man ge
bezeichnet Prſdhewalsky die zahlloſen, vorhin ſchon erwähn
zwungen war , die Pferde zu belaſten und avwechſelnd zu
ten Abgründe und die erſt in unmittelbarer Nähe bemerk
Fuß zu gehen. Ungeachtet aller dieſer Schwierigkeiten,
baren ſteilen Abfälle auf dem verhältnismäßig ebenen
Ueber Zuſtand und Zufunft Japans.
452
Boden. Von der Gefahr hinabzuſtürzen ganz abgeſehen, fiel es ungemein idywer , mit den belaſteten Maultieren
hatte , unmöglich. Zudem kam noch , daß man Maultiere
und nicht Kamele zur Verfügung hatte , die an Strapazen
fortwährend über derartige Abgründe zu ſeben. Vor allen
und Entbehrungen der Wüſtenreiſen gewöhnt ſind. Mittler
Dingen ermüdeten die Laſttiere ungemein beim Uebergange über die erwähnten Spalten . Zu den Sdywierigkeiten der
weile waren in Folge der Mühſeligkeiten die Laſttiere
Weiterbewegung geſellte ſidy nod ) die feindliche Haltung der Bevölkerung der Sifanen . Kaum hatte die Erpedition
( Maultiere und Pferde) ſtark ermüdet und vier von ihnen erlagen den Anſtrengungen . Auf das entgegengeſeßte Ufer des Hoang -Ho hinüberzuſeßen , der an der Mündung des
das Territorium derſelben betreten, als ſid , aud jofort ein
Tidurmyn 40–50 Faden breit iſt, war unmöglich, da es
Reiter zeigte, der mit lauter Stimme proflamierte, daß die Fremden in den nächſten Tagen zuſammengehauen werden würden und darauf davonritt. Wie bei der Affaire in Tibet war man auch hier wieder gezwungen , ſich auf
kein Holz zur Herſtellung eines Floßes gab und außerdem die Strömung des Waſſers ungemein ſtark war ; im übrigen trug aud die Gegend am gegenüberliegenden Ufer den ſelben wilden , unzugänglichen Charakter. Alles dieſes er wägend, trat Pricewalsky den Rüdweg an, erreidyte obne
dem Kriegsfuß zu halten , nämlid) Wadypoſten aufzuſtellen ,
die Waffen in der Nähe des Lagers in Bereitſchaft zu halten , auf der Jagd audy nod; mit Revolvern ſich zu ver ſeben und die Laſttiere nie außer Schußweite weiden zu
Unfall Gomi und ſchlug darauf die Richtung nach der Stadt Gui-Dui ein, welche 60 Werſt unterhalb Gomi auf dem redyten (ſüdlichen) Ufer des gelben Fluſjes liegt.
laſſen. Die Drohungen der Sifanen beſchränkten ſich je doch nur auf Worte. Es war ihnen allen hinlänglich befannt , wie es den Jegraren auf dem Ton-La ergangen war. Die Sifanen, die gleid, allen Aſiaten Feiglinge ſind, vertauſdyten ihren feindlichen Sinn gegen eine friedliche
gewiſſenhaften und treuen Mann , dickte er behufs des Empfanges einer Sendung nad Sinin . Zugleich hatte der Dolmetſcher die Weiſung erhalten , dem Amban mit zuteilen, daß Prichewalsky über Gui-Dui die Richtung in
Stimmung und erſchienen bald bei den Reijenden mit ihren
die Schneeberge einſchlagen werde, weldie in einer Entfer
Produften wie Hämmel, Butter u. dergl. , die ſie zum Kaufe anprieſen. In der Folge beteuerten dieſe Wilden , durdy Nadridhten aus Sinin über die Erpedition dermaßen er dyrect worden zu ſein, daß ſie anfangs jogar beabſidytigt hatten, ihre Weideplätze zu verlaſſen. Nadidem fid, die
nung von 50—60 Werſt ſüdlich von der genannten Stadt liegen. Als der Amban von Sinin , der vorausſekte, daß die Erpedition bereits den Rückweg eingeſchlagen hätte,
Neijenden 130 Werſt von Gomi entfernt hatten , ſtießen
ſie in tiefen Flußthälern des Hochgebirges auf bedeutende Waldungen , in welchen ſich eine reiche Vogelwelt fand, 1
darunter brei noch ganz unbekannte Arten ; hauptſächlich
reich war die Gegend an blauen Faſanen . Dieſen ſchönen Vogel , von dem mehrere Eremplare in den Muſcen von Paris, St. Petersburg und London ſidy befinden , traf man bier ſehr häufig, ſowohl in den Wäldern, wie im Buidwerk und zwar in einer abſoluten Höhe von 3330 m . an .
Eine andere merkwürdige Erſcheinung in dieſer Gegend iſt der mediziniſdie Rhabarber , der an manchen Stellen
in beträdytlicher Menge vorkommt und deſſen alte Wurzel eine ſehr bedeutende Größe erreicht. Sich durch zahlloſe Thäler und Schluchten hinbewegend, betrat die Erpedition eine Sandregion, die eine Breite von 20 Werſt beſaß und erreichte die Mündung des Fluſſes Tſdurmyn , welder in den Hoang-Ho ſich ergießt , etwa 130 Werſt von Gomi entfernt. Immer rekognoszierend ging Prichewalsky den Huang-Ho ſtromaufwärts und etwa
Seinen Dolmetſcher aus Kuldidya , einen außerordentlich
von dem Plane Prichewalsky's Kunde erhielt, geriet er in eine unbeſchreibliche Wut und erklärte, daß er der Erpedition nicht geſtatten werde, das ſüdlide Ufer des Huang -Ho zu betreten , da ein Befehl hierüber von Peking aus vorliege. Darauf erklärte der Dolmetſder dem Amban , daß er ab : geſchickt ſei, um poſitiv zu erklären, Prſchewalsky babe den
Entſchluß gefaßt weiterzuziehen , ohne die Erlaubnis erſt dazu einzuholen und ohne auf die eventuelle Wut des
Amban Rückſicht zu nehmen . Das Reſultat dieſer Ange legenheit war , daß der Amban den Befehl erteilte , die Reiſenden auf das redite Ufer des Fluſſes zu ſchaffen, wo bei er zugleich ein Schreiben überreichte, in weldem erklärt war, daß er weder die Erlaubnis habe, die Erpedition bis an den Kuku -Nor ziehen zu laſſen , noch zu weit ſüdlich von Gui- Dui, da ſich daſelbſt die Tanguten in Empo rung befänden , was natürlich eine Lüge war.
Nadidem
Prſdewalsky zur Ueberzeugung gelangt war, daß die Quell gegend des gelben Fluſſes nicht zu betreten war , ließ er
es bei den bisher gemachten wiſſenſchaftlidyen Unterſuchungen bewenden und trat die Rücreije an.
40 Werſt von der Mündung der Tſdurmyn überzeugte er ſich von der Unmöglichkeit, den rieſenhaften Gebirgs
Ueber Zuſtand und Zukunft Japans famm zu überſteigen, der dort von dem gelben Fluß durch brochen wird. Die Berge reidten bis in die Wolfen hinein ,
fürchterliche Engen traten faſt auf jeder Werſt entgegen, Vegetation war nicht vorhanden und ſomit auch keine Futterfräuter für die Laſttiere. Das Gebirge zu umgehen Ivar da auch der Fübrer nie zuvor dieſe Gegend betreten
äußert ſich Dr. Hans Mever in ſeinem Reiſetagebuch ( 3. Heft, Leipzig , Bibl. Inſtitut, als Manuſfript gedruckt) in ziemlid, peſſimiſtiſder Weiſe , noch peſſimiſtiſcher, als wir es in einem unſerer ,,Rückblicke“ („ Ausland" 1882 Nr. 5 S. 81 und Nr. 6 S. 109.) gethan. Er idyreibt:
Weber 31ſtand und Zukunft Japans.
453
Als 1868 die übermächtigen Shoguns, die Dberſten
bergebrachtes, planlojes Wühlen , jo die Foritkultur ein
der Kriegerkaſte , geſtürzt waren und die uralte, erbgeſeſſene
kurzſichtiges Verwüſten der Wälder, ſo jeder Wirtidats
Dynaſtie des Mikado wieder zu Madt und anſeben fam , wurden auch die Daimios, die Lehnsleute der Shoguns,
zweig auf dem alten Stand.
genannte Satſumarevolution , ſo genannt nad , ihrem Ent
Auf der andern Seite hat man in Djafa eine Münze, die vorzügliche Gold , Silber- und Kupfermünzen mit enormen Koſten prägt , hat man in Tofio eine rieſige
ſtehungsort, den Diſtrikten Satſuma, Hizen , Toja , Afi
Staatsdruckerei , die von den Staatspapieren bis herab zu
und Nagato, ging von den unzufriedenen Adeligen jener Yandesteile aus und war die direkte Reaftion gegen die gewaltſame Neuerung. Ihr Erfolg war , daß der Adel wenigſtens die einflußreichſten Verwaltungsämter behielt oder erhielt, und daß nun die ehemaligen Miniſterialen der Daimios , die Samurais , die eigentliche Beamtenflaſie ausmachen. Damit fam man aber im weſentlichen auf die uralten Zuſtände zurück; denn wenn auch die wenigen böchſten Beamten , welche , den Segen der europäiſchen Kultur wohl erkennend, die Träger derſelben für Japan
den Viſitenkarten alles nur Erdenflidie mit unſinnigen
abgeſeßt und ibres Großgrundbeſißes beraubt.
Die 10
wurden (und nicht der gefügige Mikado , wie man ge meinbin fälidlich annimmt), ihr Beſtes thaten und noch thun ,
können ſie ſich doch nicht der Rüdſicht auf die unter ihnen
Ausgaben drudt; ſo hat man eine nett uniformierte Armee,
der man nicht redyt traut, Idafft man koſtbare Kriegoſdiffe an , deren Maſchinen man nidt bandbaben , deren Gejdüße man nidyt regieren kann , plagt man ſich mit einer Gejet gebung ab , die auf die Zuſtände des Gandes paßt, wie
die Fauſt auf's Auge; kurzum , in jeder Hinſicht iſt irgend etwas faul, weil man der Dinge nicht vollſtändig Herr iſt . Gewiß , mit einemmal läßt fid unſere europäiſche Kultur nid)t auf ein Volf pfropfen , deſſen Grundelemente dafür gar nicht vorbereitet ſind; aber dieſe Vorbedingungen werden ſid) nie erfüllen laſſen , ſo lange die Miſere der Beamtenmißwirtſdaft beſteht. Und dieſe zu beſeitigen
ſtehenden Samurais entſchlagen , ſondern haben zunädiſt
und verſtändige Leute in die Aemter zu bringen , reſpeftive
einmal für deren Unterbringung zu ſorgen . Daber die
Beamte für beſtimmte Zweige zu bilden , das iſt die Auf
unſinnige Stellenkrëierung, daher die Thatſache, daß in
gabe der europäiſchen Sdulen in Japan , in erſter Linie der Univerſität, ,,Tofio Daigaku ." Darum über dieſe nodi
Japan nicht die geeignete Perſon für ein Amt, ſondern ein
geeignetes Amt für eine Perſon ausgewählt wird. So kommen Leute, die vom Amt nichts verſtehen , zu Befug niſſen , in denen ſie beſten Falls nichts leiſten , meiſt aber das ſchlimmſte Unheil ſtiften. Ich will zur Illuſtration nur das eine Beiſpiel anführen , daß man im vorigen Jabre einen redyt braudbaren Zollkontroleur bebufs Be förderung zu einer einträglideren Stellung nidyt etwa in's Finanzminiſterium geſekt , nein , ſondern zum Dberſtaats anwalt gemacht hat. Exempla docent. So iſt es ſelbſt verſtändlich , daß an dieſer Beamtenflippe alle ernſtlichen
einige Worte. Die Hochſdule iſt dem Unterridits-Miniſterium direkt unterſtellt und hat Japaner zu Beamten. Die Profeſſoren
ſind Europäer, Japaner nur in der Stellung als Affi ſtenten und Privatdozenten. Ihr Organismus iſt in zwei ., Departments " geteilt , deren eines die Neditswiſſenſdaft, „Sciences" ( Chemie, Phyſik, Mathematik, Hüttenweſen 2c. ) und , Literature ( Philoſophie, National Dekonomie und dyineſid japaniſche Litteratur), deren anderes diemedizini ſchen Wiſſenſchaften umfaßt. Im erſteren Department wird
engliſch doziert , in der Medizin iſt der Vortrag deutid) .
Kulturverſuche ſcheitern , die von oben unter dem Einfluß der wenigen europäiſchen Gelehrten und Praktiker gemacht
Die Einteilung der Vorleſungen , der Mechanismus der
werden . Die Herren Japaner wiſſen eben alles weit beſſer
Aufnahme, des Kollegienbeſude, der Prüfungen 2c. iſt nad
und bis eine der angeſtrebten Beſſerungen alle Inſtanzen durchlaufen hat , überall noch mehr verbeſſert worden iſt
dem Muſter der engliſchen Kolleges " eingerichtet : Eriſtenz einer Vorſdule ( Yobimon ), Aufnahme von jungen Leuten
und endlid zur Ausführung kommt, iſt ſie feine Beſſe
in die Univerſität vom 16. Lebensjahr ab , Wahl von zwei ,,Guardians" für jeden Studenten , Einteilung der vier
rung mehr.
Das arbeitende Volt iſt naiv , unverſtändig und kon : ſervativ hier wie überall , es kehrt ſich wenig an die bübſchen Modellchen und Maſchinden in den überall errichteten Muſeen und auf den Verſuchsfeldern , deren Anſchaffung die Regierung ſich ſo viel Geld koſten läßt , denn es ſieht, daß ſie unter der Hand der verſuchenden Beamten body zu nichts nüße ſind.
Jahrgänge in je 3 ,, Trms " mit beſtimmtem Stundenplan ,
obligatoriſcher Beſudy aller Vorleſungen in dem jeweiligen
,, Trm “ und Prüfung am Sdiluß desſelben , ſchriftlidye Entiduldigung bei Verbinderung des Kollegienbejudi , Er : teilung von Diplomen auf Grund dyriftlicher Arbeiten
am Ende des 4. Jahrganges und was dergleichen Ein richtungen mehr ſind , die dem Inſtitut weit mehr den
Und ſo bleibt der Landbau , was er geweſen iſt, ein
Charakter eines deutſchen Gymnaſiums oder einer Neal
armſeliger , mühſamer Betrieb , der namentlich wegen des
ſchule , als einer Univerſität geben. Das wäre ja alles redit ſdön und gut gerade für
Mangels an Viehdünger (da der Buddhismus den Fleiſch : genuß verbietet , hält der Japaner fein Vieh), für welden die verwendete Afdhe und Grubenabflüſſe ein ſdylechter Erſak ſind, ungenügend produziert; ſo bleibt der Bergbau ein
die Japaner, die man eben noch wie Schuljungen beban
deln muß , wenigſtens in dem erſten Jahrgange, bis ſie zum Verſtändnis des Vortrages durd gedrungen und hinter
Nocheinmal die Fulen ( Ful Be) in Ajrifa und ihr llriprug.
454
das Geheimnis des Gegenſtandes gekommen ſind; aber bis jeßt hat nur ein Wiſſenszweig weſentliche Erfolge in der fertigen Ausbildung von Schülern aufzuweiſen , das iſt die Medizin. Der Grund liegt natürlich zunächſt ein :
Be in Afrika und ihr Nocheinmal die Fulen ( Ful-be) Urſprung."
mal im Weſen dieſer erakteſten aller eraften Wiſſenſchaften ſelbſt, dann aber in der Lehrmethode. Die Dozenten an
Dieſe Karte kann nicht jenen Grad von Genauigkeit in Anſpruch nehmen , der ethnographiſden Karten über
der mediziniſden Fakultät ſind jämtlich Deutſche , oder dod deutſch geſchulte Gelehrte , die ihren Hörern einen
europäiſche Länder innewohnt. Bei der Darſtellung des Verbreitungsgebietes der Fulen konnte es ſid ), in Anſehung
Von Gottlob Adolf Krauſe.
ſtrikt fachlichen Vortrag halten und erläuterndes Material
unſerer Kenntniſſe über dasſelbe, nur darum handeln, grobe
an die Hand geben. In den anderen Diſziplinen iſt dies nicht der Fall. Dort überwiegen unter den Lehrern Phraſen machende Franzoſen und amerikaniſche Miſſions: Profeſſoren , die ſich nur mit den „high principles ibres
Umrißlinien zu geben . Möge ſie alle jene , welche Ver
Fadies abgeben , weil ſie von den thatſädylidhen Grundlagen nichts verſtehen. Der japaniſche Student verſteht aber feines von beiden , hält ſich jedoch , wenn er vier Jahre das wüſte Zeug angehört hat , für enorm klug und macht dann im praktiſchen Leben nichts wie Unſinn. Doch iſt auch hier ſchon eine Wendung zum Beſſeren
beſſerungen daran anzubringen in der Lage ſind , veran laſſen, dieſelben bekannt zu geben. Hier muß gleich ein Fehler
beridytigt werden , der ſich auf Seite 182 eingeſchlichen hat, wo ſich die Angabe findet , daß das Verbreitungsgebiet der Fulen der Hälfte der Oberfläche Europas gleich gelegt werden könnte, während es „ dem vierten Teil " heißen muß.
Auch tragen wir noch nadı, daß nach Oberſt A. Maſon Bei , Petermann's Mitteilungen 1880 , pag. 380 ſüdlich
von Faſdyer in Darfur , Fellatah" wohnen , welche mit den eingetreten. Einige junge Deutſche , die als Reditslehrer und National-Dekonomen im lezten Jahre hieher berufen worden ſind, haben einen anderen Zug in die Lehrweiſe gebracht. Sie haben ihren eraften Vortrag mit ſachlichem Material unterſtüßt und hatten bald die Genugthuung, daß die Schüler eifrig darauf eingingen. Herr Dr. R. ..
erzählte mir, einige der älteren Studenten hätten ihm nad dem Ablauf eines Kurſus ihre Freude darüber aus: geſprochen , daß er die ,,mediziniſche Methode" auch auf an : deren Gebieten eingeführt habe. Die oberſten Beamten
Tukruri zuſammen etwa 250,000 Seelen zählen. Nad Bonat giebt es auch Fulen nordweſtlich von Salaga, einer be deutenden Handels - Stadt im nördliden Ajante, ctiva
unter dem Meridian von Greenwich und unter 80 n . B. gelegen. Nach demſelben iſt das Reid der Didyaman , nördlich von Aſſini (50 n. Br. 30 w . v. Gr. zirka) gelegen, von einer Bevölkerung bewohnt, die ein Gemiſd von
„ fulen und anderen Negerſtämmen “ darſtellt. Es iſt geſagt worden, daß ſich die Wanderungen der Fulen von Weſten nad Oſten geſchidytlich nachweiſen ließen .
ſind für den Vorzug, der dem deutſchen wiſſenſchaftliden
Ernſt gebührt, nicht blind.
Man arbeitet darauf hin,
Die wenigen Jahreszahlen , welche die Karte enthält und denen man nody das Jahr 1500 am oberen Gambia hin
ihm den rediten Wirkungskreis zu öffnen ; das beweiſt das
zufügen fönnte , beſtätigen dieſe Behauptung nid)t. 20
lebte Jahresprogramm des „ Tokio Daigaku ", worin wört
lich zu leſen iſt, daß die Studenten ſich vorwiegend mit dein Studium der deutſchen Sprache und deutſchen Litte ratur beſchäftigen ſollen , since it is believed that Ger many is the country where the sciences have reached
the highest comparative development " (da man über: zeugt iſt, daß Deutſchland dasjenige Land iſt , wo die Wiſſenſchaften ihre relativ höchſte Entwidelung erreicht 1
haben).
Wenn darum der natürliche Lauf der Dinge nicht
künſtlich gehemmt wird , wenn das von engliſcher , ameri faniſcher und franzöſiſder Seite inſzenierte Intriguenſpiel gegen das Wachſen des deutſchen Einfluſſes nicht durc )
die Geſchichte Fulen erwähnt, zeigt ſie uns dieſelben im Lande anſäſſig und meiſtens im Kampfe mit der Regierung begriffen. Wann ſie ſich dabin begaben und aus welchen Urſachen, das wiſſen wir nicht. Bei anderen Völkern, die aud, den mittleren und weſtlichen Sudan bewohnen und die gleichfalls über weite Länderſtriche ſich ausgedehnt baben , ſind die Gründe ihrer weiten Verbreitung befannt. Hier ſeien nur die Wakore (Malinka ), die Soninka und die Hauſſa erivähnt. Die Wafore ſcheinen ihre Urſiße in einem Lande ge babt zu haben , deſſen urſprünglicher Name Mani war und das wir jeßt als Mandi oder Mande, auch Manding
geſchrieben kennen . Sie zerfallen in eine große Reihe von ſchlägt, dann wird Japan dem angeſtrebten Ziel der euro päiſden Ziviliſation wirklich näher rücken und Jung japan in Zukunft zu einer ernſt aufſtrebenden Nation werden .
Stämmen , die oft große Reiche bildeten . So war es bis in unſere Tage mit den Bamana, Bamara oder Bambara am oberen Niger, ſo war es früher mit den Suſſu weiter im Weſten , ſo auch war es mit dem Volfe , das Mani .
1 Siehe „ Ausland" 1883 , Nr. 10, S. 181–189. Dieſer Aufſatz , weſentlich Begleitwort zur Karte, ſoll zugleich zur weiteren Erläuterung und zur Vervollſtändigung der im erſten Aufjatze ge. gebenen Thatſachen dienen .
Nocheinmal die Fulen ( Ful- Be) in Afrika und ihr Uríprung.
bewohnte. Die Hauptſtadt dieſes Landes hieß Mali, nady welcher, wie ſo oft in Afrika, aud) das ganze Land ſo ge nannt wurde. Die Bewohner erhielten davon die gev graphiſchen Namen Mali-nka, Mani-nka, Mandi-nka, d. i. Mali -Bewohner u . 1. iv., während der alte ethniſche Name
453
beſtehende weite Verbreitung von Hauſja im Oſten bis
zum Atlantiſchen Ozean. Die Soninka , Soninke, Songai, Suanek , Aſuanek, Swaninki, Afer, Seradhule und wie ihre Namen ſonſt nocy
ſein mögen , beſaßen gleichfalls in alter Zeit und zwar
Wakore ziemlich in Vergeſſenheit geriet. Andere Namens
am Mittellauf des Niger ein mächtiges Neid) und auch ſie
formen für dasſelbe Volt ſind noch Malinke , Mellinfe, Mandinga, Mandingo, Wangara. Das Reid Mali am oberen Niger und am oberen
verdanken ihre weite Verbreitung ihrer politiſchen Madit,
Senegal erſtreckte ſich zur Zeit ſeiner Blüte vom Mittel
um fidh oben zu erhalten .
lauf des Niger bis nach Senegambien und aus dieſer Periode ihrer politiſchen Uebermacht ſtammt ihre heute nod)
Die Malinka und die Soninka ſind zugleich rührige Kaufleute.
den Kämpfen des erfolgreichen Angriffes, um zur Höhe zu
ſteigen , und den Kämpfen der erfolgloſen Verteidigung,
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einer Darftellung des Verbreitungsgebietes
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Fulen in Afrika.
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( S. Ausland, 1883 , Nr. 10.) Von
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Gottlob Adolf Krauſe. (Mailand, März 1883.)
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Die Hauſſal im mittleren Sudan bildeten nie eine große, einheitliche politiſche Macht , ſie waren in Einzel ſtaaten zerſplittert oder fremden Herrſchern unterthan. Aber
jie waren und ſind nod) in der Induſtrie weit vorge ſchritten und dem Handel zugethan. In der Eigenſdaft
20
ihnen auf ihren Zügen eine helfende Bundesgenoſſin .
Viele der Völfer, denen ſich die Hauſia zuwandten , eigneten ſich nicht nur die hauſſaniſden Induſtrien , ſondern auch die hauſſaniſche Sprache an , die nun vom unteren Niger bis nach Tripoli im Norden , vom Süden Adamaua's bis
als Handwerker und Kaufleute haben ſie ſich ausgebreitet und haben ſo friedlich weite Gebiete erobert. Ihre Spradyc,
zum Norden Ajante's ertönt.
ſüß und einſdımeichelnd, ſowie leicht zu erlernen , war
in der Vergangenheit kein großes politiſches Reid) ge
Die Fulen haben , ſoweit unſere Kenntniſſe reidhen, bildet, von deſſen Beſtehen her ihre weite Verbreitung batieren könnte, nod) haben ſie als Handwerker und Rauf
| Hauſja iſt der Landesiname; die urſprüngliche Form iſt Habaſſa. Ba-Hauſſa- ſchi, zujammengezogen Ba-Haut- ſchi = Perfoni , Hauſſa-er, ein Hauſſaner ; Hauſſa -wa = Hauſſa - ſie, die Hauſſaner. =
leute ſich bei anderen Völkern eingeführt. Auch der Islam iſt es nidyt geiveſen, der ſie auseinander gehen hieß, denn
Die Nephritfrage in Amerika .
456
die Gründung politiſder mobamedaniſder Ful-Reiche be
gann hodiſtens im vorigen Jahrhundert, zu einer Zeit, wo die Verbreitung der Fulen im großen und ganzen die gleiche war, wie heute. Was alſo denn trieb die Fulen all, jll wandern ? Angeborener Wandertrieb mödyte man
daß es ſidy um ſehr urſprüngliche Begriffe und Dinge handelt. Man jagt in
klein {
Sofoto
Adamaua
tokočo 1
peto
pamaro
antworten, wenn dies eine Erklärung wäre. Völker wan
Mutter ?
inda
dern nicht ohne mächtigen Zwang oder mächtigen Reiz und wenn die Fulen in die Ferne gezogen ſind, ſo muß
Fluß
mayo
wenig geeignetes and bewohnten . Woſie Hutung wußten und Tränke für ihre Gerden , dorthin lenften ſich
dada
čangol
wurngo
Bemerkungen zur Karte.
einmal das eine oder das andere auf ſie eingewirkt haben
und zwar lange eingewirkt haben, ehe ihnen der Wander trieb , angeboren “ werden konnte. Und ſo komme ich zurück zu den Solufolgerungen auf Seite 185 , daß die Fulen einſt als freie Männer und Hirten ein für den Ackerbau
Sok. u . Adam .
Die Jahreszahlen in der Karte , welde unterſtrichen ſind, beziehen ſich auf das Vorkommen der Julen in den
betreffenden Gegenden , ſoweit wir es aus geſdichtlidien Urkunden feſtſtellen können und auf Seite 185—188 dieſes Jahrganges feſtgeſtellt haben . Die kleinen Doppellinien , welche oberhalb Rabba ( 14 )
ibre Blicke und dorthin mußten ſid, ibre Sdritte lenken. Bei dieſer Lebensart war das Wandern der Durdyjdynitt, die Regel, das Bleiben aber die Ausnahme. Der Durdy dnitt der Erſdeinungen und Eindrücke nun iſt es , der
und Jola (19) den Niger, beziehungsweiſe den Benuë, durchſchneiden , bezeidynen die äußerſten Punkte, bis zu
die Anſichten , Gewohnheiten und Sitten der Menſden
denen dieſes Flußpaar mit Dampfſchiffen befahren worden iſt.
Die Zahlen 1-22 endlich entſpredjen den Namen
So haben die Fulen einſt
folgender Städte : 1 ) Timbo; 2) Bamaku; 3) Njamina; 4) Segu ; 5) Sinſani;3 6 ) Didinni; 7 ) Ruinen von Hamdallahi; 8) Sai ; 9) Gomba (Kompa ); 10 ) Gando (Gwando ); 11 ) Sofoto ; 12 ) Kano ; 13) Buſſa ( Buſſan ); 14) Rabba
wandern müſſen infolge äußeren Zwanges und als dieſer wegficl, wandern müſſen, infolge inneren Zwanges ererbter
kodſcha ; 18) Idda ; 19 ) Jola ; 20) Kufa ; 21 ) Maſlenja ;
Gervohnheiten .
22) Abejde.
zeitigt .
Sit der Menſd) erſt der Sklave derſelben geworden
ſo vererbt er ſie auf ſeine Nachkommen , auch wenn die,
Erſcheinungen und Eindrüde, aus denen ſic hervorgegangen, nidit mehr vorhanden ſind.
(Raban) ; 15) Egga (Egan) ; 16) Flori (Ilorin) ; 17) Lo
Ob die Fulen von Weſten nad , Dſten gewandert ſind oder umgekehrt, darüber fonnen wir noch keine poſitiven Beweiſe beibringen , nur Vermutungen fönnen uns hiebei
Die „ Nephritfrage“ in Amerika.
leiten.
Von A. B. Meyer.
Heute noch finden ſich im Herzen des Reides von Sofoto heidniſche Fulen, wie audy im fernen Weſten , Be weis genug , daß ihre Einwanderung dahin in keinem Zuſam menhange mit religioſen Beſtrebungen ſteht und in alte Zeit
Für Amerika iſt der Name ,, Nephritfrage" inſofern cigentlid nicht paſſend, als es dort nur Objekte aus Jadeit zu geben dyeint , wenn man abſieht von einigen Nephrit
fällt.
objekten aus dem hohen Norden , welche von Aſien aus
Die Fulen im fernen Diten und Süden ſind beſon
ders ſtark von ſdywarzem Blute überwältigt worden , was wiederum dafür ſpridit, daß ſie nidit erſt in neuerer Zeit dahin gelangt ſind. Auch die Sprade beweiſt es, daß die Fulen Adamaua's nidyt erſt in der Gegenwart von hauf ſaniſdyem Boden aus nach ihrer jebigen Heimat gelangt ſind.
dorthin gelangt ſein dürften .
Die Angabe Profeſſor
Fiſchers in Freiburg , daß er 6–10 merikaniſche, mittel- und ſüdamerikaniſche Objekte „ aus wirklidem Nephrit aus Au topſie" kenne, beruht wahrſcheinlicherweiſe nur auf einer
Verivedfelung dieſer zivei Mineralien . Für Amerika wie
Die in Hauſſa geſprochene fuliſche Sprache enthält
für Europa liegt bekanntlid, die Frage zur Löſung vor,
ſehr viele hauſſaniſdie Wörter , was bei der in Adamana geſprochenen nicht der Fall iſt. Dieſe lettere hat dagegen eine Reihe von Wörtern , die ihr eigentümlid und die wahrſcheinlich, altertümlich ſind. Sollte ſich dies nady:
ob die Nephrit- und Jadeitobjefte , welche man in großer Anzahl bereits aufgefunden hat , urſprünglich aus Aſien ſtammen , wie der eben genannte Gelehrte annimmt, oder 1 črts = tsch .
weiſen laſſen und bei fortidyreitendem Studium über die fuliſche Sprade wird es möglich werden , die Anſidit
2 In Maſſina ſagt man nene , und weiter im Weſten niene .
von der Altertümlicyfeit jener beſonderen Wörter des Adamaua - Dialekts zu beſtätigen oder zu widerlegen , lo läge darin ein Beweis von früheſter Trennung der am weiteſten gegen Dſten vorgeſchobenen Fulen vom Stamm volfe und ein Beweis, daß ſie aus Weſten gefommen ſeien .
3 Sinjani bedeutet Klein Sani; auf den Karten heißt dieſe Stadt gewöhnlich Canſanding und Sanſandig , Sanſindig a . Ihre ſehr riihrigen Bewohner ſind zum Teil Cha oder Chang (Xà) , zum Teil Bamana (Bambara ); die erſteren werden von den letteren Buſui genannt. Die Cha ſind möglicherweiſe eine Ab teilung der Soninfa , obwohl ihre Sprache von der der letzteren
Wenige Beiſpiele mögen hier folgen , um zu zeigen,
1
verſchiedent iſt.
Kleinere Mitteilungen .
457
ob das Rohmaterial dazu noch in Europa und Amerika
Mitteilungen aus Rußland “ Petersburg 1882. ) Die Quellen dieſes
wieder zu entdecken ſei , wie id neuerdings in meinem Seite 84 dieſes Jahrganges des Ausland" beſprodenen
privaten Etabliſſements im weſtlichen Rußland und Finnland als
Werfe darzuthun verſucht habe .
vollkommen zuverläſſig betrachtet werden . Wenn auch gegen die
Dieſe meine Anſicht , welche aud) von einer Reihe hervorragender Forſcher geteilt wird, hat für Amerika, wie es ſcheint , eine ſchnellere Beſtätigung erhalten , als id) ſelbſt zu hoffen wagte. Profeſſor Spencer Baird von der Smithſonian Inſtitution in Waſhington ſchreibt mir nämlich unter dem 14. Mai folgendes (in der Ueber: ſeßung): „Ich ſtimme ganz mit Ihnen überein hinſidytlidy des Mangels einer ſpeziellen Beziehung zwiſchen Nephrit und Jadeit und der Frage der Handelsbeziehungen entfernt von einander wohnender Völker. Es wird Sie vielleidt intereſſieren , zu erfahren , daß wir fürzlich von Louiſiana eine immenſe Zahl von Jadeit-Objekten erhalten haben ,
hat, ſo können dieſe jedoch lange nicht dem von Jahr zu Jahr ſteigenden Bedarf Rußlands an Metallen ,1 metalliſchen Fabrikaten und Mineralien entſprechen. ( Das Betriebsjahr fällt in den meiſten Bergwerken nicht mit dem bürgerlichen zujammen ; es wird
darunter Meſſer und andere Stücke nebſt einer anſehn
im Vorjahre ; Blei 82,842 Pud, 24,176 Pud weniger als im Vor jahre. Kupfer wurde im Jeniſeist'ſchen Gouvernement zum erſtenmale produziert und ernent in Thätigkeit geſetzt die Hütten im Bogoslowst":
Berichtes können mit Ausnahme der Nadhrichten einiger weniger
vorhergehenden Jahre das Jahr 1879 einige Erfolge aufzuweijen
lidhen Menge (considerable quantity ) des Steines ; aus welchem dieje fabriziert ſind. Einige der vollkommenſten und bewunderungswürdigſten Steinbeile ſind in dieſer Suite enthalten.
Wir hatten in unſerer eigenen Samm
gerechnet vom 1. Mai bis 1. Mai .) Gold wurde gewonnen 2631 Bud 30 Pfund, ein Mehrertrag von 401 Þud gegen das
fünfjährige Mittel und von 59 Þud gegen das Vorjahr. Im öſtlichen Sibirien nahm die Produktion ab durch die Teuerung der Lebensmittel, Erhöhung der Transportkoſten und des Arbeits lohnes, durch Verjandung und Dürre einiger Gegenden. Im weſtlichen Sibirien hat die Produktion etwas , im Ural bedeutend zugenommen , bejonders durch die Entdeckung neuer reicher Goldſands
lager auf der Zialfowsko - Demarinskiſchen Tatſche. Platina gewann man 138 Bud 10 Pfd. , alſo ein Mehrertrag gegen das Vorjahr von
11 Pud 37 Pfd ; Silber 697 Pud 13 Pfund, 2 Pud weniger als
ichen Bezirk. Im allgemeinen hat die Kupferproduktion im Ural be deutend abgenommen infolge der temporär verringerten Thätigkeit der Wyst'ſchen Hütten . Zink erhielt man 263,588 Pud, 19,810 Pud
lung viele hunderte Dbjekte von hoher Vollendung aus
weniger als im Vorjahr ; Zinn 125 Pud , 31 Pud weniger als im
dieſem Material von Meriko und Zentral-Amerika, ſo daß
Vorjahr ; Roheiſen 26,412,806 Pud, davon wurden 25,469,361 Pud mit Anwendung von Holzkohle und 943,442 Pud durch Mineral kohle verhittet. Eiſen wurden 17,100,842 Pud produziert, Stahl 12,929,170 Pud. Bei Roheiſen iſt eine Mehrproduktion von 940,366 , bei Eiſen ein Mehrertrag von 432,125 Pud gegen das Vorjahr zu verzeichnen. Die Stahlproduktion hat außer ordentliche Fortſchritte gemacht, beſonders in Petersburg, in Polen , im Ural und auf den Werken von Brjanst. Dies rapide Steigen
Shre Annahme, man kenne ungefähr 100 amerikaniſche Objekte, nicht ſehr fehlgeſchoſſen iſt (is nos very far from the mark )." Profeſſor Baird drückt ſich ſehr woblivollend injofern aus, als id die Anzahl der bekannten Objekte
noch beträchtlid) unterſdäßt hatte. Mir war jedod) über dieſe hunderte von Objekten im Smithſonian Inſtitution keine Publikation zu Händen gekommen. Durch dieſen Fund von Rohmaterial in Louiſiana iſt
nun die Entſcheidung der Frage für Amerifa um ein Be trächtliches gefördert und man wird über gewiſſe Hypo theſen bald zur Tagesordnung übergehen können ; denn wenn etwa die Ausflucht ergriffen werden ſollte, zu ſagen , das aufgefundene Rohmaterial ſtamme aus Aſien, ſo kann man eine derartige Anſicht ruhig auf ſic) beruhen laſſen.
Es wird von großem Intereſſe ſein , zu erfahren , unter welchen Umſtänden der Roh - Jadeit in Louiſiana
findet ſeine Erklärung faſt ausſchließlich in dem Bedarf der Krone an Stahlſchienen und in der Verleihung von Prämien . Die Produktion von Gußeiſen blieb nahezu konſtant. Aber Eiſent
und Stahlproduktion genügen kaum der Hälfte der Nachfrage für die Remonte, Eiſenbahnban , Briidenbau , Befeſtigung der Schienen, rollendes Material u . ſ. w . Anthrazit, Stein- und Braunkohlen wurden 178,238,013 Pud, 24,203,711 Þud mehr als im Vor
jahr gewonnen ; Naphtha 21,475,969 Puid. Die Zunahme um 6,151,802 Pud erklärt ſich hierdurch die allmähliche Verdrängung des amerikaniſchen Keroſins und aus der Verwertung der Naphtha Riidſtände. Graphit wurde nicht gewonnen . Kobaltſpeiſe pro duzierte Rußland 909 Pud, Nidel gar nicht ; Chromeiſen 642,115 Pud, 313,252 Pud weniger als im Vorjahr. Während in Eng
aufgefunden worden iſt, um über ſeine Provenienz dann hoffentlich bald ganz ins Klare zu kommen. Jd werde
land alljährlich ſtatiſtiſche Daten über die Ausbeute an Porzellan
nicht verfehlen, die Leſer des „ Ausland “ zu benachrichtigen,
geſammelt werden , exiſtiert in Rußland eine Regiſtrierung der
erde und feuerfeſten Thon, an Phosphoriten und Flußipath 11.ſ. w .
Kleinere Mitteilungen .
Ausbeute an Mineralien ſo gut wie gar nicht. Vollſtändige Be : richte exiſtieren nur über das Kochſalz, von dem 49,929,889 Pud, 2,251,361 Pud mehr als im Vorjahr gewonnen wurden , wegen der geſteigerten Produktion in den Aſtrachan'ſchen Seen und der energi ſcheren Erploitation der Ilezt'ſchen , Tſchiptſchatſchinst’ichen und trans kaukaſiſchen Steinſalzlager. Glauberſalz erhielt man 83,001 Pud, 8637 Þud weniger als im Vorjahre. Es wurden geprägt Gold münzen im Wert von Rubel 31,300,056 , vollwichtige Silber
Die Montan - Induſtrie Rußlands
münzen 560,014 , Silber in Scheidemünze 6,000,251, Kupfer münzen 1,180,501. Ueber die gegenwärtig ſehr unbedeutende Aus
ſobald mir genauere Angaben ſeitens der amerikaniſchen Gelehrten bekannt werden .
im Jahre 1879, eine Zuſammenſtellung offizieller ſtatiſtiſcher Daten von dem Vizedirektor des Bergdepartements , bildet einen Teil des
15. Jahrganges der „Statiſtiſchen und anderen wiſſenſchaftlichen
beute von Edelſteinen beſitt man keine poſitiven Daten ; ſelbſt im Kabinete des Kaiſers, dem die Produktion unterſtellt iſt, finden ſich nur Angaben über die Zahl der Gruben. Die Berichte über Torfproduktion ſind, wie früher, höchſt unvollſtändig. Die Zahl
Kleinere Mitteilungen.
458
der Arbeiter in den Bergwerfen, Hütten u . ſ. w . belief ſich auf 392,016 Perſonen , 9087 mehr als im Vorjahre ; durch Unglüds fälle wurden 189 getötet, 422 verwundet. Die hydrauliſchen und die Dampf Maſchinen repräſentierten 70,101 Pferdefräfte.
ſuchen und unter ihnen zu leben , ſo iſt es , weil ſie die Ueber
Zur Geſchichte des Drusthales.
Den Schluß der Sitzung der Kaiſerlich Ruſſiſchen Geographia ſchen Geſellſchaft vom 16. Mai bildete der Vortrag des Profeſſors P. J. Minajew über die altgeſchichtlidie Bedeutung des Ami Darja Thales.
Derſelbe handelte hauptſächlich von
den Dörfern der wilden Hiotutos, bei welchen er Tauſchgeſchäfte il Sarſaparille , Wad)s imd siautſchuk mad)t. Er wurde nie ange halten , obwohl er die Juidianier Menſchenfleiſch verzehren ſah. Und wenn ſolche Leute, die mit den Gewohnheiten und Anſchaut ungen der Indianer vertraut ſind , ſich nicht bedenken , ſie zu be
den
ge
ſchichtlich - ethnographiſchen Unterſuchungen der Amu -Darja -länder. Unter anderem wies Herr Minajew darauf hin , daß längs des
Orus beſonders diejenigen länder gelegen ſind , in denen der Sdauplatz der Zuſammenſtöße und gleichzeitigen Kämpfe verſchie dener Völfer des Altertums war , z. B. der Scharen Aleranders
zeugung haben , daß ihre Sicherheit darin beſteht, die Indianer gut zu behandeln. Die nationale Regierung hat eine ausgezeichnete Gelegenheit, mit Hilfe des jegigen apoſtoliſchen Delegaten zehn Miſſionsſtationen zu gründen : zwei in cibindoy, zwei in Mokoa, zwei am Raqueta , zwei am Putumajo und zwei in Auguarito. 10,000 Thaler per Jahr würden fiir das ganze Wert genügen.
Dieſe Stationen , ſowie Handelsverbindungen ſind die einzigen Mittel, die der Regierung für die Ziviliſierung jener wilden Stämme zu Gebote ſtehen . Die Miſſionen werden ein Sammel platz für die umherſchweifenden Indianerſtämme jeill , die ſolcher geſtalt von der Zivilgewalt beſſer beaufſichtigt und geſchütt werden .
des Großen, der griechiſchen Abenteurer und der wilden Nomaden des nördlichen Aſien , als auch der Chriſten , welche in denſelben
können . Auch erfordert die Ehre unſeres landes , jede Maßregel
viel früher als die Muſelmänner erſchienen waren . Nachdem der Berichterſtatter den Kampf des Buddhismus mit dem perſiſchen lichtkultus weiter verfolgt hatte , berührte er die Frage über den Eins fluß der griechiſchen Kulturträger auf die einheimiſche Bevölferung
311 ergreifen , die dem ſchmadivollen Schauſpiel , unſere Landsleute
und gelangte zu dem Schluſie , daß wohl Gründe zur Annahme
jeden Preis auszurotten .“
vorliegen , daß die iraniſche und indiſche Kultur ſchon in ſehr früher Zeit im Orus - Thale beſtanden . Näher beſprach auch Prof. Minajew die Gegend am oberen Amu Darja , die er als von beiden Seiten zugänglich betrachtet. Fernier erwähnte derſelbe eines höchſt intereſſan: ten archäologiſchen Fundes, der von Herrn Cumming beſchrieben wer
als Stlaven nach Braſilien verkauft zu ſehen , ein Ende machen würde. Gleidizeitig ſind wir es der Ziviliſation und den moraliſchen und intellektuellen Fortſchritten ſchuldig , den Kannibalismus um
Polarſtationen oder Polarerpeditionen ? 3.1 dieſer Frage ſchreiben die „Deutſchen Geographiſchen Blätter“ , welche unter Dioriz l'indemais l'eitung jetzt eines der
den iſt und aus altbaktriſchen Gold- und Silbermünzen und Sta
beſten geographiſchen Organe für Polarforſchung ſind, im 2. Heft
tuetten beſtand, die aſſyriſche und altmykäniſche Beziehungen ver muten laſſen ; es hatte dieſer Schat einen Wert von 750 Pf. St. Pcider ſind im ruſſiſchen Turkeſtan bisher keine archäologiſchen Forſchungen angeſtellt worden . Minajew hob feruer hervor , daß Vaktra das heutige Balch , die Heimat des Zendvolles und ſeiner
des laufenden Jahrganges folgendes : Ju England, dem klaſſiſchen
Lande für die arftiſche Forſchung , hat man immer betont, daß zur föſung der durch Natur und Klima weit ſchwierigeren Aufgaben der Südpolar Entdedung nur ſolche befähigt ſind, welche eine praktiſche Reiſeſchule in den Nordpolar-Regionen durchgemacht
Religion iſt. Ebenſo wie die mojaiſche Schöpfungsgeſchichte vier Fliiſje vom Paradies ausgehen läßt, weiſt das Pamir Gebiet die
tem Sinne, machen die Teilnehmer der jevigen Polarſtationen
ſelbe Anzahl von Flüſſen auf und gilt als die Heimat des Zend
durd) und wird dies der von Ratzel betonten „ vordringenden "
haben . Eine ſolche Schule , wenn auch teilweiſe nur in beſchränk .
Paradiejes. Die ſpätere Geſchichte des Landes beriihrte der Vor
Polarforſchung, welche iiber furz oder lang wieder in den Vorder
tragende weiter nicht und hob ſchließlich die Notwendigkeit hervor, daß die Fachgelehrten im ruſſiſchen Turfeſtan ihre Aufmerkſamkeit auf die alte Geſchichte des Landes lenken .
werden die Ergebniſſe der jetzigen Stationsbeobachtungen indirekt
Nocheinmal die Menſchenfreſſer in Kaufa.
beziiglich der Stationen , auch die zu löſenden geographiſchen Auf gaben gleichzeitig auf Grund internationaler Vereinbarungen in Angriff zu nehmen , ſo wiirde damit ohne Zweifel viel gewonnen werden . Beachtenswert ſind in dieſer Beziehung die in einer Ab
Zur weiteren Ergänzung der von uns in Nr. 22 des „ 91182 land “ auszüglich mitgeteilten Juhaltsangabe eines Berichtes an den Präſidenten des Staates Kauka , in welchem der Präfekt voit haqueta dieſe Angelegenheit behandelt, bringen wir noch folgende Ausſagen des Herrn Bernardo de Eſpriella : „ Einer der einge fangenen Schuldigen iſt ein Eingeborener von Konſakunti, gehört daher zu den unterworfenen ( civilisados) Indianern , wie alle , die
den oberen Lauf des Putumajo bewohnen . Die Urſachen, warum er Portés, auf deſſen Anſiedelung er arbeitete, erſchlug , ſind nicht
bekannt. Dieje Indianer ſind ſehr radyſiichtig und ergreifen jede Gelegenheit, ſich für irgend eine Beleidigung, ſei es nun in bezug auf die weiblichen Glieder ihrer Familie, Unterdrüdung oder das, was ſie überhaupt nach ihrer Meimug als einen Schimpf anſehen müſſen , an den invorſichtigen Weißen zu rächen. Es iſt kein Fall bekannt, in welchem dieſe Indianer einen Weißen ohne triftige Gründe getötet hätten. Sie haben nie aus bloßer Barbarei Blut vergoſſen. Es iſt wahr, ſie ſind Kannibalen ; aber ſie eſſen Menſchenfleiſch nicht, weil es ihnen ſchmect, ſondern um einen Racheakt an den Gefangenen der feindlichen Stämme auszuüben, mit welchen
grund treten diirfte , zu gute kommen . ziim Vorteil gereichen.
Den künftigen Polarreijen
Sollte es gelingen , ähnlich dein Vorgehen
handling Rart Betterjer'8 : ,,Om internationela polarexpeditioner
gemachten Vorſchläge . Herr Petterſen wil fiir eine längere Reihe von Jahren (10) drei Stationen : an der Beringſtraße , an der Nordfiiſte von Spitzbergen und an der Nordoſtkiiſte von Nowaja Semlja errichtet ſehen . Von dieſen Stationen aus ſoll jeden Sommer der Verſuch, nad Norden vorzudringen , gemacht werden und es ſoll alſo jeder ein Schiff zur Verfiigung ſtehen . Im Herbſt würde das Perſonal der Station dann mit dem Schiffe ſtets zurück
kehren. Verfaſſer dicjes ? hat 1869 in ſeiner Geſchichte der arktiſchen Fiſcherei der deutſchen Seeſtädte (S. 84) es als eine Aufgabe der Zukunft bezeichnet , „ während einer längeren Reihe von Jahren die Lage und Beſchaffenheit der Eisränder des Polar
!
baſſins allſommerlich zu verſchiedenen Zeitpunkten zu beſtimmen und ihren Zuſammenhang mit den Strömungs- und Windrichtungen, wie den Temperaturverhältniſſen anzugeben .“ Manches wertvolle, wenn auch liidenhafte Material liegt aus früheren Jahren hiefiir bereits vor. Es ſteht dahin , ob der Vorſchlag Petterſen's, welcher für eine lange Zeit bedeutende Mittel und Kräfte erfordert , zur
ſie ſich auf dem Kriegsfuß befinden . Niemand hat bislang gehört, daß ſie einen Weißen oder einen Neger verzehrt hätten. So
reiſt 3. B. Antonio Guzman jedes Jahr den Kaqueta entlang zu
1 Dr. Moriz l'indeman in Bremen .
Notizen. Ausfiihrung gelangt. Die Niederländer haben mit den Fahrten des „ W. Barents “, welcher im Mai d. I. ſeine ſechſte Kreuze ins europäiſche Eismeer antrat, eine ſolche ſyſtematiſche Interſuchung runmehr bereits längere Zeit hindurd) ausgefiihrt.
Notizen.
459
hängigen Stellung befrenidend erſcheint , Sonjular- Gerichtsbarleit aus; indeſſen diirfte, mit Rückſicht auf die an Zahl immer mehr zunehmende deutſche Kolonie und die Wichtigkeit des Plates ſelbſt,
eine derartige Vertretung für die Zukunft denn doch nicht geniigen . Der deutſche Handel mit Zanzibar beziffert ſich in Ein- und Aus fuhr auf jährlich 4 Millionen Mark und diirfte , da das dortige Handelsgebiet noch wenig ausgebeutet iſt, bei einer weniger ein ſeitigen Vertretung unſerer Intereſſen leidyt einer größeren Aus dehnung fähig ſein . (A. 3.) Deutſche in Auſtralien . Engliſche Blätter legen großen
Chronik der deutſchen Jutereſſen im Ausland, der Kolonial
Nachdruck auf die Thatſache, daß die reicheren deutſchen Anſiedler
und Auswanderungsfragen .
in Adelaide einen Fonds zuſammengebracht haben, um die Paſſage foſten für alle Auswanderer aus Deutſchland zu deđen , welche
Deutſcher Kolonial - Verein. Ju der zu Frankfurt a. M. abgehaltenen zweiten Vorſtands- Sitzung des Deutſchen Kolonial
Vereins wurde ein ſehr günſtiger Bericht über die Entwickelung des letzteren gegeben . Derſelbe zählte am 1. April bereits 1900 Mitglieder und iſt in ſtetigem Wachstum begriffen . Ganz Deutic ) land beteiligt ſich an deſſen Beſtrebungen und iſt das Intereſſe für ihn in Siiddeutſchland ganz beſonders rege. Nach dem Vor: gang der Mannheimer Mitglieder iſt die Bildung verſchiedener Sektionen eingeleitet, beſonders freudig aber muß der Eintritt des Weſtdeutſchen Vereins für Koloniſation und Erport als Zweig
die Mittel dazu nicht beſitzen.
Dies hat eine Bedeutung, welche
jene nicht aus den Augen verlieren ſollten , die den Plan haber , nach der auſtraliſchen Kolonien auszuwanderii.
Es beweiſt dies
einerſeits , wie hoch das Leben in den Nolonien durch diejenigen geſchätzt wird, welche dort Erfolge aufzuweiſen haben ; andererſeits aber zeigt es den Weg , der befolgt werden muß , um mande .
Schwierigkeiten, namentlid) in bezig auf die Beſchaffung der Aus wanderungskoſten für die ärmeren Klaſſen, zu vermeiden .
Der Deutſche Pionier- Verein zu Philadelphia ,
verein begriißt werden .
die älteſte Geſellſchaft dieſer Art in den Vereinigten Staaten,
Für den deutſchen Biirger der Vereinigten Staaten ſind die jüngſten Wahlen für das nationale Nepräſentantenhaus dadurch von beſonderer Bedeutung geworden , daß durch dieſelben die größte Anzahl von Deutſch - Amerikanern in den Kongreß gewählt worden, welche ſich noch je in demſelben befinden . Es waren im
wird kommenden Oktober die Feier ſeines 200jährigen Beſtehens
ganzen in den verſchiedenen von deutſchen Stimmgebern in größerer Anzahl bewohnten Staaten 23 deutſche Kandidaten aufgeſtellt worden , von denen allerdings nur der dritte Teil gewählt werden jollte. Republikaner und Demokraten hatten gleichen Anteil an dieſen Kandidaturen gehabt , indem jede Partei deren acht auf geſtellt hatte; von den übrigen ſieben waren drei als lluabhängige in den Wahlkampf eingetreten , zwei auf dem gegen die großen
Monopole gerichteten Programm , einer als Papiergeldſtreiter und einer ſogar als Bekämpfer der gerade den Deutſchen in Amerika jo wertvollen Sonntagsfreiheit. Bei der Wahl ſelbſt ſtellte es ſich heraus, daß die Demokrater fiir ihre wirkjamſten ins Zeug gingen , denn deutſchen Repräſentanten gehören nicht Partei an . Die Hälfte dieſer deutſchen friheren Kongreſſen angehört.
deutſchen Kandidaten am von der acht erwählten weniger als ſechs ihrer Repräſentanten hat ſchon (N. 3. )
Das deutſche Element gewinnt an der afrikaniſchen Kiiſte, hauptſächlich im Sultanat Zanzibar, immer mehr Boden . Der Sultan hat in legter Zeit für ſeine Flotte , beſtehend aus ſechs
feſtlid) begeben .
3itr franzöſiſchen Kolonial politit. Herr Veror) Beaulien , der im „ Journal des Débats “ die koloniſationsfrage behandelt, erinnert, daß er ſtets ein Verfechter der Ausdehnung des franzöſiſchen Kolonialreichs geweſen , daß er die tuneſiſche Erpedition gefordert und verteidigt habe 11. ſ. w ., daß er ſich aber nicht mit jenem Geſetzentwurf befreunden könne, welcher die Er : propriation der den Arabern gehörenden liegenſchaften zu gunſten der europäiſchen Koloniſten beantragt. Ju Algier iſt dieſes Syſtem unter dem Namen „ Verdrängungsſyſtem “ bekannt und erfreut ſid) der Beliebtheit jener Einwanderer, welche am liebſten die arabiſchen Stämme in die Wiiſte zuriidfweiſen möchten . Herr Leroy- Beaulien !
bekämpft dieſe Erpropriation ſowohl aus ſachlichen , als aus moraliſchen Gründen. Er jetzt auseinander und erhärtet ſeine
Angaben durch eine Reihe ſtatiſtiſcher Zahlen , daß die Europäer vorläufig auf dem ihnen bereits gehörenden Gebiete oder auf jenen
Ländereien , die dem Staate gehören , Gelegenheit genug haben , ſich thätig zu zeigen und ihren Lebenserwerb 311 ſichern. Außer dem aber betrachtet Herr Leroy- Beaulieu die beabſichtigte zwangs
weije Erpropriation der Araber, ihre Vertreibung von der Scholle, auf welcher ſie geboren ſind , als ein barbariſches Mittel und es
gezieme ſid) nicht , dasſelbe anzuwenden , ſelbſt unter dem Vor wande, die Ziviliſation zu verbreiten .
großen Dampfern , durch ein Hamburger Haus ausſchließlich deutſche Offiziere und Maſchiniſten engagieren laſſen , die Ende November vorigen Jahres mit des Sultans Schiff „ Nyanza “ von
Touthampton aus nach Zanzibar befördert wurden .
Cogar
deutſche Gutſcher und Reitknechte befinden ſich im Dienſte des Sultans und es dürfte das deutſche Element, zumal unſere dort
angeſtellten landsleute, ſich der größten Zufriedenheit des Sultans erfreuen und immer mehr an Zaht und Bedeutung zimehmen . Man
hofft , daß die Reichsregierung, dem Beiſpiele anderer Länder folgend , ſich bald entſchließen wird , in Zanzibar ein Berufsfon ſulat z11 errichten. Frankreid) und England ſind ſchon ſeit etwa 40 Jahren durch Berufsfonſulı dort vertreten und ſelbſt Belgien
hat es, obgleich in Zanzibar ſelbſt feine belgiſchen Unterthanen wohnen, wohl mit Riidſicht auf ſeine Jinduſtrie und die verſchie denen ins Innere geſandten belgijchen Erpeditionen fiir nötig er achtet, einen Berufsfonſul dort 311 ernennen . Bis jetzt fungiert
der Prokuriſt eines Hamburger Handlungshauſes als deutſcher Konſul dort und übt auch , was bei , ſeiner immerhin nicht umab !
Deutſche Auswanderung nach überſeeiſchen Ländern . In Ergänzung des Berichts des Reichskommiſjärs für das Aus: wanderungsweſen iſt dem Reichstag ein ſtatiſtiſcher Nachweis
über die deutſche Auswanderung nach iiberſeeiſden Ländern im Jahre 1882 zugegangen. Es ſind danach in dieſem Jahre 169,034 deutſche Auswanderer über deutſche Hafen nach überſeeijchen ländern gegangen und zwar 95,445 männliche und 73,589 weibliche Per
jonen . Der ganz überwiegende Teil ging nach den Vereinigten Staaten von Nordamerika , mur vereinzelte Auswanderer nach anderen Ländern. Weber Antwerpen wurden ferner 24,653 deutſche Auswanderer befördert. Unter den preußiſchen Provinzen ſind am ſtärfſten Pommern (22,000 ) , Weſtpre en ( 16,000 ), Hannover (15,000 ), Poſen ( 14,000 ), Schleswig-Holſtein ( 12,000) an der Aus wanderung beteiligt, ganz Preußen mit 116,000, Bayern mit 12,000, Sachſen und Württemberg mit je 7000 Perſonen. Mifjionsdörfer.
Der greiſe Miſſionär Janß , welcher
ſchon vor einigen Jahren auf die Evangeliſierung durch Bodena
Notizen .
460
kultur hingewieſen hat, betonte auf der zweiten Konferenz javani ſcher Miſſionäre 1881 wiederholt die Vorteile jenes Verfahrens. Er will die Stiftung chriſtlicher Dejas und zwar in der bis hente geübten Art, ſoldie Gemeinſchaften zu gründen , wonach ein Europäer von der Regierung mbenjitzt daliegenden Boden pachtet
wendigkeit hin , wachſam zu ſein ), wenn nämlich eine derartige Maßregel nicht ſchon genommen iſt, da die Franzoſen , die Deut ſchen und ich glaube auch die Ruſien ihre Augen mehr als friiher in der Ferne herumſchweifen laſſen ; und wenn Neu - Guinea mer
einem jeden ſein eigenes Grundſtiic 311 und hat das Recht , alle
eine fremde Herrſchaft fommen ſollte, ſind die Engländer, beſonders die Auſtralier, dabei ſehr intereſſiert.“ Wir haben nicht daran zi1 erinnern, daß ſich indeſſen wirklich die ganz unverhoffte Beſiber
Verordnungen und Beſtimmungen zu treffen, welche er will, wenn
greifung Neu - Guineas durch die Kolonie Queensland vollzogen hat.
und darauf Eingeborene zıir Wohnung zuläßt. Er teilt dann ſie nur mit den Landesgeſeten nicht in Widerſtreit kommen. Ob
Das Medizin alwejen in den Kolonien .
Während
ſchon Janß die frud )tbringende Wirkung ähnlich angelegter Miſſions:
der Kolonialen Ausſtellung zu Amſterdam wird auch eine Sektion
poſten ſtark hervorhob, äußerten doch ſeine Genoſſen hauptſächlich in bezug auf die finanzielle Seite der Frage manche Bedenken ; auch wies man auf die Schattenſeiten bin , welche das Lohnverhältnis zwiſchen Miſſionären und eingeborenen Chriſten, die Abhängigkeit der legteren von den Stiftern der Dejas bedingen wiirden . Indes hat der Sohn des Miſſionärs mit Hilfe holländiſcher Freunde in kleinerem Maßſtab bereits angefangen , den Gedanken ſeines Vaters auszuführen .
joll drei Abteilungen umfaſſen , deren erſte die Hygiene zu be handeln hat ; dazu gehören Gegenſtände wie: Geſundheitsfom miſſionen , Waſjerverſorgung , Berfälſchung von Nahrungsmitteln , Bäder und Geſundsheits -Einrichtungen , Begräbnis -Pläße, Leichen Verbrenning, Abfuhr von Fätalien , Maßregeln bei epidemi ſchen und dergleichen Krankheiten , Revaccination , Epizootien
Auswanderung aus Kanada. „ Colonies and India "
proteſtieren gegen die ſtatiſtiſchen Angaben der Vereinigten Staaten , welche eine große Einwanderung aus Kanada nachweiſen ; bereits in der leyten Sejſion wurden dem kaiſerlichen Parlament Auf klärungen über dieſen Punkt vorgelegt. In denſelben , zuſammengefaßt in einem Rapport des kanadiſchen Miniſteriums für Acerbau und Einwanderung, welcher dem General-Gouverneur von Kanada mit geteilt wurde, fommt folgendes vor : Es iſt genugſam bekannt,
daß eine große Anzahl Auswanderer nach den Vereinigten Staaten
für das Medizinalweſen in den Kolonien thätig ſein. Dieſelbe
1
und Sterblichfeitsſtatiſtik. Die zweite Abteilung ſoll die Organi ſation des Arzneiweſens in der weiteſten Ausdehnung inkluſive der Ausbildung der für die Kolonien beſtimmten Aerzte im Mutter lande und ärztliche Ausbildung in den Kolonien umfaſſen . Die dritte
Abteilung ſoll ſic) mit dem Transport der Kranken und Verwundeten
und ihrer Behandlung durch die Eingeborenen beſchäftigen, wozu dem auch Hoſpitäler, mediziniſche Litteratur, Kranken -Behandlung und Hygiene bei den Eingeborenen gerechnet werden ſollen. Die Abſicht be ſteht, einen Kongreß abzuhalten , 311 dem die erſten mediziniſchen Autoritäten eingeladen werden ſollen, um ihre Anſichten über die
jedes Jahr ihren Weg über kanadiſche Häfen nehmen , welche nie die Abſicht hatten , in der Dominion zu bleiben , daß Anſiedler, welche nach Manitoba und den nordweſtlichen Territorien wollten , bis jetzt von nordamerikaniſchen Eiſenbahnen Gebrauch machen
verſchiedenen , hiehergehörigen Fragen auszuſprechen und man
mußten, um ihre Beſtimmung 311 erreichen ; ebenſo findet zwiſdien
beziehen , verbreitet werden
beiden Ländern eine anſehnliche Handelsbewegung ſtatt. Alle der:
Amſterdam wird als Präſident dieſer Sektion fungieren . Bekanntlich ſpielt die Wiederverheiratung eines
.
artigen Angaben werden in die ſtatiſtiſchen Nachweije der Vereinigten Staaten aufgenommen und als „ Einwanderer aus Kanada “ auf geführt und eine Perſon , welche mehrmals die Grenze iiberſchreitet,
wird ebenſo oft in das Regiſter derjenigen aufgenommen , welche von Kanada in die Vereinigten Staaten auswandern . Neu - Guinea und die Engländer. Wenn man jetzt eine recht ſchwierige Aufgabe ſtellen wollte , wiirde es wohl die ſein, eine größere Zeitung zu finden , in der, ſei es and nur in einer Nummer , nicht Hoffnungen , Wiinſche und Erwart ungen in bezug auf die Gewinnung von Kolonien oder , wo man ſolche ſchon hat ,! in bezig auf deren Ausbreitung ausgeſprochen werden. Selbſt in England, wo man doch, wie man denken ſollte, !
einigermaßen mit dem , was man hat, zufrieden ſein könnte, fam
man kaum eine Nummer der „ Times“ zur Hand nehmen , ohne 1
einen Brief „ To the Editor “ zu finden, in welchem dieſem , reſp.
fann nicht daran zweifeln , daß hiedurch, wie auch durch die Dis kuſſionen , weldie ſich daran fnüpfen werden , viel Licht über die
Fragen , welche ſich auf Geſundheit und Krankheit in den Kolonien wird. Profeſſor Dr. Stofvis zu
w it wers mit der Schweſter der verſtorbenen Frau in der
engliſchen Geſetzgebung eine ſehr große Rolle ; vergebens hat man jeit längerer Zeit den Verſuch gemacht, das Geſetz, welches die .
ſelbe verbietet, ammllieren 311 laſſen . Intereſſant dürfte es ſein, biezii zu bemerken , daß ſolche Heiraten ſeit dem Jahre 1847 in
Zeylon geſetzlich ſind ; ebenſo ſind ſie ſeit 1871 in Süd Auſtralien, jeit 1873 in Viktoria , ſeit demjelben Jahre in Tasmanien , ſeit
dein Jahre 1875 in Neu -Siidwales , ſeit 1875 in Queensland, jeit 1878 in Weſt Auſtralien erlaubt. Auch in Natal wurde 1876
und 1879 ein Geſet angenommen , welches die Beſchränkung auf hob , doch wurde die fönigliche Beſtätigung zuriicfgehalten ; denn man hoffte, daß ſich eine Vereinigung der ſiidafrikaniſchen Kolonien bilden werde und man wollte in dieſem Falle die (Heſevgebung für dieſelben auf einen Fuß bringen. Im Jahre 1880 wurde in
dem engliſchen Volke , irgend welche Schandthat , gewöhnlich der Franzoſen , angekündigt wird, die auf Madagaskar im Stillen
Neu -Seeland ein Gejetz angenommen , welches dergleichen Heiraten ,
Ozean oder ſonſt in einem der bekannten fiinf Erdteile veriibt ind,
doch wurde des Zuſatzes wegen die königliche Genehmigung verſagt.
jogar die außerhalb der Kolonie abgeſchloſſenen , fiir giltig erklärt,
wie der betreffende Einſender ganz überzeugt iſt, wenigſtens den
Im Jahre 1882 endlich hat das House of Commons in Kanada
Kuin von Alt -England nach ſich ziehen wird. Heute handelt es
ein Geſetz ähnlichen Juhalts durchgehen laſſen : Alles wertvolle Belege fiir den ziim Fortſchritt drängenden Einfluß der Kolonien
ſich nicht um die „ Times “, ſondern um ,, Colonies and India" und
da das in nachſtehendem Briefe erwähnte Neu - Guinea
bis vor kurzem merkwürdigerweiſe zu den nur ſelten begehrten herrenloſen ländern gehörte , möge der heute erfüllte Wunſch eines engliſchen oder auſtralijden Herzens nachträglich eine Stelle finden : „ Mein Herr ! Ich würde froh ſein , wenn die engliſche
Regierung einige entſdyeidende Schritte thin wollte, um engliſchen Anſiedlern ein Prioritätsrecht auf Neu Guinea vorzubehalten die lage dieſes Landes in der Nähe von Auſtralien weiſt auf die Not
auf das Mutterland , das nicht auf die Dauer allein beim Her gebrachten ſtehen bleiben kann .
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Druck und Verlag der F. G. Cotta'ſchen Buchhandlung in München nnd Stuttgart.
Das Slusland . Wochenſdrift für Länder- und Völkerkunde, unter Mitwirkung von Profeſſor Dr. Friedrich Rakel und anderen Fachmännern herausgegeben von der
I. G. Cotta'ſchen Budhandlung in Stuttgart und Münden. Sechsundfünfzigſter Jahrgang.
München, 11. Juni
Pr Nr. 24
1883.
Fährlic 52 Nummern à 20 Seiten in Quart. Preis pro Quartal M. 7. Zu beziehen durch alle Buchhandlungen des In- und Auslands und die Poſts Rezenſions -tremplare von Werten der einſchlägigen Litteratur ſind direkt an Herrn Profeſſor Dr. Friedrich Makel in München , Ałademieſtraße Nr. 6, ju jenden. Inſertionspreis 20 Pf. für die geſpaltene Zeile in Petit.
amter.
Inhalt : 1. Politiſch- und wirtſchaftsgeographiſche Riidblice. VI . Die neueſten Phaſen der engliſchen Politik in Siidafrika. Š. 461.
– 2. An die Freunde deutſcher Afrika Forſchung, koloniſatoriſcher Beſtrebungen und der Ausbreitung des deutſchen Handels ! Von E. Robert Flegel. S. 461. 3. Die Zeitſchriften in Ungarn. Eine ſtatiſtiſche Stizze von Prof. Dr. 3. H. Schwider zu Budapeſt. S. 167. 1. Röpfeſchnellen im fiidlichen Borneo .
S. 174.
5. Kleinere Mitteilungen : S. 475 .
Prähiſtoriſche Funde in Rom . Die jüngſten
Forſchungsreiſen Junkers. Wiſſenſchaftliche Keßereien bei den Chineſen. Kultur und Tierreich. Erdkunde. Uſien .
7. Litteratur: S. 479.
6. Notizen : S. 177. Allgemeine
8. Korreſpondenz : Der neue große See" weſtlich vom Helle. S. 480.
Politiſd . und wirtſchaftsgeographiſde Rückblicke.
der gegen ihn aufgebrachten weißen Bevölkerung Kolonie auszuſeßen .
der
VI .
Die neueſten Phaſen der engliſchen Politik in Südafrika. 1
Der Empfang bei der Landung war ein ſehr trüb ſeliger ; nur wenige Kaffern begrüßten den lang entbehrten
Die Wiedereinſeßung Ketſchwaio's auf den
Häuptling ; nur wenige Kinder wurden ihm als Huldi
Thron ſeiner Väter und die Annerion von Bet ſchuanen Land durch Transvaal ſind zwei bedeu tende Ereigniſſe für die Beurteilung der engliſchen Politik
begann dann der Einzugsmarſch durch das Land nad der
in Südafrika.
Nachdem Ketídy waio im Oktober 1882 aus Eng land nach dem Rap als reſtaurierter Herrſcher von Zulu Cand zurückgekehrt war, hielt man ihn dort wie einen Gefangenen bis zum Ende des Jahres von ſeinem König reiche zurück; erſt am 2. Januar 1883 wurde er mit einer Abteilung engliſder Soldaten in Simonsbai ein :
geſchifft und am 10. Januar in Port Durnford an der Oſtküſte von Zululand gelandet. Man hatte abſichtlich Natal vermieden, um ihn nicht den möglichen Beleidigungen 1 Dieſer Aufſatz beſpricht auch die in ,, Eine nene ſiidafrikaniſche Republit“ („ Ausland " 1883 Nr. 19 S. 372) ſchon erzählte Aus breitung der Transvaal-Vauern auf das benachbarte Betſchuanen Gebiet , wobei er in manchen Beziehungen zu anderen Schlüſſen kommt. Beide Mitteilungen ergänzen einander, doch dürfte unſer „Rückblic“ , als auf die neueſten Nachrichten und Aktenſtüde Be
zug nehmend, wohl den heutigen Stand dieſer wichtigen, folgen reichen Angelegenheit ziemlich getreut darſtellen. Ausland 1883 Nr. 24 .
A. D. R.
gung gebracht; unter dem Schuß der engliſden Eskorte Hauptſtadt Ulundi; von Tag zu Tag mehrten ſich die Zuzüge der Bewillkommnenden, gegen Mitte des Monats ſtieg die Anzahl der gelieferten Rinder bis zu 360 Stud und als am 28. Januar die feierliche Krönung in Ulundi ſtattfand, war Ketidwaio von 5000 Unterthanen umgeben . Die engliſchen Berichte variieren je nady der Partei färbung über die Aufnahme, die Ketſdwaio bei ſeinem Volfe gefunden . Während die einen behaupten, er ſei in einem wahren Triumphzug von Ort zu Ort geſchritten, erwähnen die anderen ſeine Mißſtimmung über die Lauheit
ſeiner Unterthanen. Jedenfalls iſt es unerhört in der Geſchichte eines Zulufürſten , daß einer ſeiner untergeord neten Häuptlinge ihn alſo anzureden wagte: ,,Du kommſt mit reinen Händen zurück ; erhalte. Deine Hände rein ! Werde nicht wieder, wie Du früher ivarſt!" Die Aufnahme fonnte - das iſt wohl ſicher keine ungeteilt freudige und unterwürfig jubelnde ſein , da Ketſchwaio nur mit Verzidit auf einen beträchtlidyen Teil 70
462
Politiſch und wirtſchaftsgeographiſche Riidblice.
ſeiner Herrſdermacht von den Engländern eingeſeßt worden war. Die Bedingungen, welche er am 12. September 1882 in London unterzeidynen mußte, waren folgende:
1 ) Uſibepu bleibt unabhängiger Häuptling. 2) Alles Land ſüdlid des Umlatoji wird vom Zulu reich getrennt und wird als Reſervation unter engliſche
zeigt weder fic , noch das engliſche Parlament große Neigung .
Hat England durd direktes Eingreifen in die poli tijden Verhältniſſe des Zululandes verſudyt , Ruhe und gedeiblide Ordnung an den Grenzen Natals herzuſtellen und jede gewaltſame Störung in der Entwickelung ſeiner
Verwaltung genommen . Die hier wohnenden Häuptlinge herrſden nur innerhalb ihrer Gaue, deren Bevölkerung ſtets
Kolonien ſid vom Halſe zu [djaffen , ſo hat es anderer
an die engliſchen Beamten appellieren fann.
einem Staate gegenüber, deſſen ſtörriſche Thatkraft und fernab gelegene Situation ihm es zu ſehr erſdwerten, das eigene gute Nedit und den eigenen Willen durdvzuſeßen .
3) John Dunn und Hlubi erhalten ſoviel Land in der Reſervation als notwendig, um ihre bisherigen Unter: thanen unterbringen zu fönnen . 4 ) Ketidwaio hat auf ſeine Koſten einen engliſden Reſidenten in einer Hauptſtadt lllundi 3it unterhalten .
Er verpflichtet ſidy, niemand wegen politiſder Verbrechen , die während des Krieges begangen worden , vor Gericht
zu ziehen oder zu beſtrafen ; endlid verſpricht er , feine militäriſchen Kraals wieder zu erridyten . Durch die Unterzeid nung dieſer Bedingungen
iſt
Retſd waio zum Schattenfaiſer geworden , ſo lange er fidy an dieſelben bindet. Der größte Teil ſeines früheren Gc
bietes, jener ſüdlich vom Umlatoſi, iſt ihm entrijſen und bildet zu gleider Zeit eine ſehr günſtig gelegene Zuflucts : ſtätte für alle Zulus, die ſich etwa ſeinem harten Regiment oder friegeriſden Unruhen entziehen wollen . Der empfind lidſte Schlag wurde ihm jedod dadurdy verſekt , daß allein Uſibepu , jener Häuptling , welcher ihn in hervorragender Weiſe während des Krieges mit den Engländern verraten hat, nid ) t abgeſeßt, ſondern gleichſam ihm zum Hohn und als Drohung in vollſtändiger Unabhängigkeit nordweſtlid; von Ulundi belaſſen wurde.
Die Engländer hätten audy
ihn dem neuorganiſierten Zulureiche unterworfen , wäre er nicht zu mächtig und trokig geweſen. Damit iſt ein bojes Beiſpiel gegeben ; auch andere Häuptlinge werden jest
nad der Wiedergewinnung ihrer Selbſtändigkeit traditen , umſomehr, da der aller früheren Macht beraubte Ketídywaio nicht mehr zu fürchten iſt.
Nad den neueſten Beridyten iſt Retidwaio der Alte
geblieben. Troß ſeines Vertrages mit der englijden Re gierung , der freilich in der Kapſtadt im Dezember 1882 ihm noch mehr Einſdyränkungen auferlegte, als jener in
feits die Politik des laisser faire eingeidlagen und zwar
Dieſer Staat iſt Transvaal.
Transvaal hat, ſeitdem es criſtiert, Grenzſtreitig feiten im Dſten mit den Zulus und im Weſten mit den Betiduanen gehabt; die Engländer haben niemals ver fehlt, ſid) einzumijden , freilid ohne jemals ein länger
andauerndes, all eitig befriedigendes Reſultat zu erzielen. Am offenſten liegt die Grenze Transvaals im Südweſten gegen has Betſduanen - Land; kein Flußlauf dient als Marke; die notwendigen Tränkeſtellen für das Vich liegen weit zer ſtreut, ſo daß es von jeher bei Benukung der Weidepläße zu blutigen Neibereien zwijden den Farmern und Sdwarzen fam .
Geſteigert wurde die Luſt an Beutezügen durch den
Umſtand, daß die Häuptlinge der Betſchuanen ſelbſt unter einander fortwährend im Streite lagen und gerne die Weißen als freiwillige Alliierte in ihre Streifforps auf
nahmen. Allmählid) bildeten ſich zwei ſcharf getrennte Parteien : die Häuptlinge Manforoane und Montfiva gegen die Häuptlinge Moſhette und Maſlow ; leßtere wurden
von den Boers unterſtützt, erſtere hielten zu den Eng ländern und zwar während des Krieges 1880/81 in jo offener Weiſe , daß ſofort nad Erhebung der Boers die Regierung von Pretoria an Manforcane folgende Bot ſchaft ſandte: ,,Nimun Didy in Acht ; ſollten wir Dich oder einen
Deines Volkes gegen uns bewaffnet oder im Kampfe finden, oder ſollteſt Du nur in irgend einer Weije die Enga länder, unſere Feinde, unterſtüben , ſo werden wir Didy und Dein Volk als unſere Feinde betrachten und dem gemäß handeln . Laß uns ſofort wiſſen , ob Du Freund oder Feind zu uns biſt.“ 1
London im Auguſt desſelben Jahres abgeſchloſſene, bat er
In der Konvention von 1881 ziviſchen den Boers .
ſich eine neue Armee in Zululand organiſiert und mit dieſer , wenn ſie auch nur 6000 Mann zählte, verſucht, ſeinen alten Feind , den Häuptling Uſibepu Anfang April zu überfallen. Der Zulufönig wurde zurückgeſchlagen und
und den Engländern wurde eine neue Grenzlinie feſtgeſekt, weldie die Regierung von Transvaal ſofort für unbaltbar erklärte, die ſie aber dennod gezwungen war, anzunehmen.
that den Engländern gegenüber, als ſei der Angriff ohne ſein Wiſſen unternommen worden. Uſibepu aber vereinigte
Andluß an Transvaal wünſchten , ſondern auch weiße Farmer wurden dadurch der Herridaft Manforoane's und
ſich mit dem alten Onkel Retidiwaio's , mit Dham , brady
Montſiva's überliefert.
im Zululand ein und idylug Truppen ſeines Todfeindes. bereiten dieſe Vorfälle böſe Arrangements in Südafrika
Anfang Mai wiederholt die Für die britiſche Regierung Verlegenheiten . Alle ihre leiden an Halbheit und zu
vaal feierlid) gejd loſien , jo begann der Guerilla-Krieg in den ſtrittigen Grenzdiſtrikten von neuem . Abenteurer und kampfluſtige Farmer aus Transvaal, dem Oranje-Freiſtaat,
durchgreifenden, freilich auch koſtſpieligen Unternehmungen
aud aus Griqualand - Seit, alle , wvelde hofften , mit leidster
Nidit nur Betſchuanenhäuptlinge, wveldie unverhohlen den
Kaum war der Friede ziviſden England und Trans
Politiſch- und wirtſchaftsgeographiſche Ridbliče.
Mühe ſich ein großes Stück Aderland zu erobern , ſchloſſen ſich den Flibuſtierzügen an . Die Regierung von Pretoria ver bielt ſich anfangs neutral; ſie ſchickte ſogar ein Kommando
463
zu wenden und traten 170 ihres Gebietes an Transvaal ab, weldes dieſes Territorium unter dem Namen ,,Stella:
Land " im Frühjahr 1883 unter eigene Verwaltung ge
nad , der Grenze ab , um ihren Unterthanen die Beteili gung an dieſen zu verwehren. Allein als dieſe Grenzwade
nommen hat.
ſelbſt in das Betſduanenland einbrad) und die öffentliche
3. Auguſt 1881 rüdſichtslos gebroden ; Artikel 18 des
Meinung in Transvaal offer die Grenzerweiterung unter
ſelben bejagt ausdrücklicy :
ſtüßte, ließ die Regierung geſchehen , was ſie nidyt ver bindern konnte, da ihr die Mittel zur militäriſchen Ere fution abſolut feblten. Trotz mehrerer zerſtreuter Erfolge befanden ſich Mankoroane und Montſiva in einer ſehr
bedrängten Lage. Da die einzige Hilfe von den Engländern zu erwarten war, ſo hielten ſie ſich genau an die von diejen firierten Grenzen , hinter weldie ſich die ge ſchlagenen Freibeuter raſch zurückzugen, um nach Beſchaff ung des notwendigen Erjaßes von Munition und Mann daft wieder friſd) gerüſtet in das Betſduanenland einzu :
Mit dieſem Aft aber wurde mit der Ronvention vom
,, Artikel 2, welcher die Oberauſſidyt der auswärtigen
Beziehungen des Staates Transvaal Ibrer Majeſtät vor behält, wird verlebt : 1. wenn die Regierung (von Transvaal) mit den
Häuptlingen der Eingeborenen außerhalb der Grenzen Berhandlungen pflegt, ohne den britiſden Reſidenten zum Vermittler dieſer Verhandlungen zu machen ; 2. wenn ſie die Zeſſion , von Gebieten annimmt, wo durch die im 1. Artikel feſtgeſeßten Grenzen des Staates verändert oder erweitert werden ;
fallen. Die ſchwarzen Häuptlinge fühlten ihre Kampf
3 ) endlich , wenn ſie Kommiſjäre ausſendet, um ein
mittel ſchwinden , lieben ſich aber durdy engliſde Agenten
ſdyriftliches Abkommen mit Häuptlingen außerhalb Trans vaal thajädlich zum Abſchluß zu bringen ." Hudſon, der engliſdhe Reſident in Pretoria, erhob da : gegen am 30. November 1882 Proteſt ; die Regierung von
von der ſchlimmſten Sorte , die bei ihnen ihren Vorteil
ſuchten , zu neuen Kämpfen aufheben und zum hoffnungs vollen Vertrauen auf eine thatkräftige engliſde Unter ſtütung verleiten. Dieſe engliſden Abenteurer verfaßten die Schreiben an britiſche Gouverneure , Miniſter und
Parlamentsmitglieder. Ein Betſduanen -Häuptling wandte fich an den Neſi senten Hudſon in Pretoria mit den Worten : ,, Id) wünſche Dir zur Kenntnis zu bringen , daß die Boers mid mit Krieg überzogen und in jenen Gegenden ſid) anjäljig gemadyt haben, welche gemäß der Konvention den Betſduanen ge hören ſollen . Id frage , iſt die engliſche Regierung ein verſtanden , daß die Freibeuter mein Land wegnehmen ? oder iſt die Konvention von Pretoria wieder vernidhtet worden ? Stehen die Freibeuter am Ende unter gar keiner
Transvaal, ſprach er aus, deine ihm offenbar im Widerſpruch
mit jenen Punktationen der Konvention gehandelt zu haben . Das Kolonial - Amt in London billigte das Auftreten judjon's und drüdte ſein Erſtaunen und Bedauern aus, daß die Regierung von Transvaal „ nicht in mehr befrie digender Weiſe auf ſeine Vorſtellungen geantwortet habe. Die Antwort derſelben lautete nämlich wörtlich jo :
Die Regierung erkennt das tiefe Intereſſe an , das Sie an dieſem
Falle nebmen und ebenſo Jhre eigene
Ueberzeugung , daß nur bodyſt widytige Beweggründe die
Regierung zu einer Handlungsweiſe beſtimmt haben können,
Die
welche Sie in drei Punkten für illegal und für eine Ber: leßung der Konvention erklären. Dem iſt wirklich ſo.
Antwort beſtand darin , daß ein englijder Kommiſjär ge
Aber die Regierung handelte unter dem Eindruck der Vor:
didt wurde, um ſich über die Verhältniſſe eingehend zu unterrichten. Da er nichts weiter that, keine wirkliche
mit Transvaal, erklärten in ſtrittigen Fällen ſich nicht
ſtellung , daß ſie durd, ihr Vorgeben eber den Dank, als den Tadel der britiſden Regierung verdienen würde. " Klingt das nicht wie Hohn ? Und wie wenig küm merten ſidy die Boers um den Proteſt, der ja zuerſt nur gegen die Abſendung von Kommiſjären zu den Betſduanen: Häuptlingen gerichtet war, da ſie gleich darauf einen feſten Vertrag mit dieſen abſchloſſen und ein großes Stück Land der Eingeborenen dem Staate Transvaal einverleibten ! Dies waren übrigens nidyt die erſten Verſude, welche die Boers unternommen , um die ihnen unbequemen Beſtim mungen der Konvention abzuſchütteln. Abgeſeben davon, daß jie hartnädig die Bezeichnung „ Südafrikaniſche Republik für ihren Staat beibehielten und daß ſie bei offiziellen Feſtlicykeiten den Toaſt auf die Rönigin von England in dritter oder vierter Reihe folgen ließen , ſie haben auch die freilid drückenden finanziellen Verpflichtungen möglichſt unberückſichtigt gelaſjen. Die Zinſen der von England 1881
mehr an die engliſche , ſondern an die Boers -Regierung
übernommenen Staatsjduld wurden zwar regelmäßig be
Kegierung und dürfen ſie thun , was ſie wollen ?"
Hilfe in Ausſidit ſtellte, ſprach der entrüſtete Häuptling zu ihm : „ Warum macht ihr Engländer euch ſoviel Mühe und kommt von Zeit zu Zeit ſo weit ber , um mit
eigenen wenn „ dläge dadurch
Augen zu leben und eigenen Dhren zu hören , Nichts thun fönnen “ das Schlußwort eurer Kat bildet ? " Am idylimmſten waren die Betſdyuanen geſtellt, daß ibnen England nicht die Möglichkeit
verſdaffen konnte , ſich Pulver zu faufen ; denn nidyt nur
der Dranje-Staat, ſondern auch das zur Kap -Kolonie ge hörige Griqualand -Weſt verſd )loß ihnen die Thüre, weil jie ſtrenge Neutralität beobachten wollten und an dem Verbot feſthielten, Munition an die Eingeborenen abzugeben. So kam es, ivie es kommen mußte, Manforoane und Montſiva ſchloſſen im Sommer und Herbſt 1882 Frieden
An die Freunde deutſcher Afrika- Forſchung, koloniſatoriſcher Beſtrebungen und der Ausbreitung des deutſchen Handels
464
zahlt. Aber von den 100,000 Pf. St., welche im Auguſt 1882 als erſte Rate von dem Kapitale der Geſamtſchuld ent richtet werden ſollten , ſah der engliſche Staatsidaß nicht einen Pfennig; ebenſo wenig zahlten ſie weder den ſie treffen den Koſtenanteil für die Arbeiten der Friedens-Kommiſſion ,
Dagegen ſtellen die Torys es als eine Pflicht Eng lands auf, im Namen des Chriſtentums für die von den Weißen bedrohten Negerſtämme Süd-Afrika's einzutreten, ebenſo wie einſt das britiſche Volk die Abſchaffung der Sllaverei auf ſeine Fahne geſchrieben hat. „ Wer ſind die
noch jene 120,000 Pf. St., weldie England als Entſchä digungsgelder den durch den Krieg 1880/81 Beſdädigten einſtweilen vorgeſdoſen und deren Rückzahlung ebenfalls
Boers , denen wir das Sdvidjal der armen Eingeborenen
in der Konvention vorgeſehen war.
weldje wegen Aufhebung der Sklaverei aus der Rap -Rolonie
Was hat nun England all’ dem gegenüber gethan ? Gethan ? Nidts !
Geſprochen aber ſehr viel und zwar
im Hauſe der Lords und der Gemeinen am 13. und 16. März. Die Oppoſition ließ ſich eine ſo günſtige Gelegenheit, die Politik der Regierungspartei anzugreifen , natürlich nicht entſdlüpfen und donnerte pathetiſch auf die Boers und die Whigs los ; aber ſie wagte nicht , irgend einen praktiſchen Vorſdlag zu machen , weil der einzig möglidye Ausweg zu
einem Krieg mit Transvaal führen muß und dieſer von allen Seiten auf das Gründlichſte perhorresziert wird. Widytig ſind zwei Thatſachen , welche aus den lang atmigen Debatten ſidy herausſdälten : Die offen aus geſprodjene Politik des laisser faire von Seiten der Whigs gegenüber der jüdafrikaniſchen Republik und der
unbändige Haß der Torys gegen die Boers. Gladſtone's Rede iſt demgemäß ſehr bemerkenswert (,, Times“ 17. März).
überlaſſen ſollen ?" frägt die Oppoſition . „ Sie ſind der Abdaum Süd- Afrika's ; ſie ſind jene Handvoll Leute, auswanderten und alle ihre Wege mit Grauſamkeiten, Raub und Mord bezeichneten !" Obwohl, wie geſagt, keine Partei in England gegen wärtig daran denkt, aus Nache für die verleşte Konvention und zum Sduß der unterjochten oder vertriebenen Bet
(duanen einen Kriegszug gegen die Boers im weſtliden Transvaal in Vorídlag zu bringen , ſo dürfte es dod) außer Zweifel ſein , daß mit dem Wechſel des gegenwärtigen engliſden Miniſteriums ein Wechſel der Politik gegenüber den Boers - Staaten eintreten könnte. Wir müſſen uns dann an dieſe Debatten erinnern und uns wohl hüten, die engliſche Nation für das verantwortlich zu maden, was eine vorübergehende Parteiregierung in ſelbſtſüdytigem Intereſſe für die Befeſtigung ihrer Herrſchaft etwa ver dulden wird .
Er ſagte:
Die widerſtreitenden Beurteilungen , welche die Ercig niſſe in Südafrika jüngſt im Schoße des engliſden Parla
,,Das herrſdende, das ausſchlaggebende Element in Südafrika bilden die Boers. Rühren wir die Boers in Transvaal an , ſo erhebt ſich das ganze Volk der Boers
ments erfahren haben , beleuchten mit grellem Licht das Ver : halten der Engländer gegenüber den Boers in früheren
den Zeiten : ſcharfen Gegenſaß in der Behandlung der far:
im Oranje-Staat , wie in der Kap-Kolonie gegen uns.
bigen Raſſe und die unfertige, herumtaſtende, ſtets neue
Wir ſind nicht berechtigt, mit Verachtung oder Mißadytung
Berſude anſtellende Politik der engliſden Rolonialminiſter.
von den Boers zu ſprechen. Sie ſind uns ſtammverwandt;
B.
ihre Fehler waren die unſerigen , was die Politik gegen über den Eingeborenen betrifft. Wir haben zu frühzeitig in andere Bahnen gelenft , vielleicht weil wir ſchwerere
Sünden gut zu machen hatten. Nicht die Boers haben die Konflikte in Südafrika hervorgerufen ; wir famen ſpäter als ſie und richteten uns dort ein , ohne im ſtande zu ſein , den Einfluß und die Stärke der holländijden Rajje zu vermindern. Eine weſentliche Aufgabe einer geſunden Politik in Südafrika iſt für uns , die Beziehungen mit dieſem Volke zu pflegen. Die Tendenz der ſüdafrifani : ſchen Koloniſten war immer darauf gerichtet , die Grenzen
Au die Freunde deutſcher Afrika-Forſhung, koloni. ſatoriſcher Beſtrebungen und der Ausbreitung des deutſchen Handels ! Seit 1875 beſchäftigt mid der Gedanke Dr. Heinrid Barthe,
zu überſchreiten , am Kap ſowohl, wie in Transvaal und
die einzige natürliche und fataraftenfreie Waſſerſtraße des ſchwarzen Erdteils , den Niger Benuë , zu benüßen, um der deutſden Afrika - Forſdung den bequemſten ,
wollten wir derſelben Einhalt thun , ſo müßten wir mili
gefahrloſeſten und billigſten Weg zur endlichen Er
täriſche Erpeditionen auf Sdritt und Tritt überall bin
folgen laſſen , bis die Meeresfüſten oder der Aequator er:
reidt wäre. Es ſteht uns nicht zu , foſtſpielige Kriege zum Sduke der Eingeborenen gegen die nach Ausdehnung ſtrebenden Europäer zu unternehmen . Die Erfahrung von
dhließung der leßten Gebeimniſſe des Herzens der Ethiopia zu zeigen ; die Freunde foloniſatoriſder Beſtrebungen auf ein Land aufmerkſam zu machen , das , weil tropiſches Berg 1 Siehe den Brief E. Robert Flegels in Nr. 20 S. 395 ff. des „ Ausland “ , 311 welchem dieſer Artikel weitere und eingehendere
acht Kriegen in dem Zeitraum von 1811-1881 mit einem finanziellen Aufwand von mindeſtens 12,000,000 Pf. St. lebrt uns, nicht leichtſinnig und übereilt uns in friegeriſche
Unternehmungen zu ſtürzen."
Ergänzungen bietet. Möchten die echt patriotiſchen Beſtrebungen des Forſchers aber auch allenthalben den Anklang finden , welcher
ihnen im Jutereſje der Wiſſenſchaft und der deutſchen foloniſa A. D. R. toriſchen Beſtrebungen gebiihrt !
an die Freunde deutſcher Afrifa Forſchung, kolonijatoriſcher Beſtrebungen wid der Ausbreitung des deutſchen Handels !
land, ſehr möglid) alle Vorzüge der Tropen mit einem dem Europäer zuträglichen Klima verbinden fonnte; dem
an der Weſtküſte von Afrika ſtark beteiligten deutiden Handel Mittel und Wege an die Hand zu geben, ſich nach dem befanntlich viel geſünderen und viel größere Handels vorteile verſprechenden Innern auszubreiten . Damals war es allein die feſte Ueberzeugung, das Nechte getroffen zu haben , wenn audy mandes ſich in Wahrheit anders als gedacht erweiſen ſollte , welche mir die Kraft verlieh , allein gegen den Strom traditioneller
465
ſcheide zwiſdyen Benuë und Logone, es perſönlich in Europa verſucht, mit meinen Plänen durdyzubringen oder wenigſtens denſelben Freunde zu gewinnen.
So aber muß id, meine
Hoffnung darauf ſeben , daß ſich berühmte deutidye Männer finden werden , die genügendes Intereſſe an der deutſchen Afrika - Forſchung haben und ſo viel Patriotismus beſitzen, um
meine Vorſdıläge nicht unberückſichtigt abzuweiſen, ſondern erſt einer gründlichen Prüfung zu unterzieben und eventuell, wenn ein endgültiges Urteil zu Gunſten derſelben gefällt werden ſollte , ibre Namen zur Durchführung des meiner
Andauung in bezug auf Unternehmungen von der Weſt füjte Afrifa's , dem verrufenen Buſen von Benin aus,
Anſicht nach vielverſprechenden Unternehmens herzugeben
anzufämpfen. Seit 1878 durch die glückliche Fahrt des „ Henry Benn " und noch mehr durd meine lebte Reiſe (März 1882 bis Februar 1883) nadı dem Duellgebiete des Benuë ſtebt mir praktiſche Erfabrung zu Gebote und nad dieſer fann id meine ſeit 1879 oft gemadyten Vor
Id gebe die frohe Hoffnung trotz fehlgeſchlagener Verſuche jo leidyt nicht auf, die deutſchen Farben auf dem Niger-Benuë entfaltet zu ſehen , zu ebrendem Angedenken unſeres großen Entdeckers Barth , wie zum Nuhme und
chläge nur aufs neue dringend Shrer Beachtung empfehlen : Zentraliſierung der deutſchen Beſtrebungen zur Er ſchließung Afrifa's in Adamaua ; Errichtung von wiſjen daftlich fommerziellen Stationen Taſclbſt;
ſich bereit finden
Nußen unſeres geſamten Vaterlandes. Nadidem ich bie mit meine Pläne nodimals dargeſtellt, bleibt mir nur
noch die Pflicht, die Zweđmäßigkeit derſelben zu begründen. Legen wir einen Kreis um Afrika , ſo fällt das Zen
trum desſelben ungefähr da , wo der Liba -See auf den
Bis heute habe id) freilich, vergeblid für dieſe meine Pläne geſprochen und geſdyrieben . Zumeiſt wurde mir die
Karten verzeichnet iſt, nur etwa um einen Grad ſüdlider. Dieſer Kreis idyneidet nahezu Rap Spartel und Kap Agulbas und bleibt vom Kap Verde ( 113 Grad = zirka 20 D.MI.) und Kap Guardafui (zirka 223 Grad = 40 D.MI.) etwa gleich weit entfernt. Die Nadien dieſes Kreiſes ſind zirfa 38 Grade 570 D. G. MI. lang. Denken wir uns an der Peripherie dieſes Kreijes die Himmelsrichtungen verzeichnet , ſo wird man , von ihr ausgebend, in der Rid tung nach dem Zentrum hin, dem noch völlig unbekannten Herzen des Kontinents , im S., CO., O., NO ., N. und NW . ſehr bald auf Yand ſtoßen , nur wenig bedeutende Meereseinſchnitte und noch weniger große Ströme finden, welde als Zugänge für die Fahrzeuge der Ziviliſation
Entgegnung, daß ſich niemand dafür gewinnen ließe. Ich ſollte aber mit Erfolgen gekrönt heimkehren und meine
des dem Kontinente umſchriebenen Kreiſes , der zwiſdien
gute Sache perſönlich vertreten , dann ließe ſich mandes
Weſten und Süden gelegen iſt.
hoffen , d. h. alſo : Id ſoll erſt ein berühmter Mann werden ! Es iſt ja leider nur zu wahr, daß ein großer Name ſelbſt
in welchem die gegenwärtig intereſſanteſten Fragen der
Gründliche Turd foridung des Landes , auf dejen Wert für Handel und Kolonijation ;
Beſdaffung eines kleinen Dampfers, zur freien unab: hängigen Bewegung des ganzen Unternehmens, Beförder ung von Mitgliedern der Erpedition, von Waren, Samm lungen, Stationsbedürfniſſen 2. und zur Löſung der Barth'ſden Hypotheſe von der direkten
Waſſerverbindung zwiſdien Benuë und Logone , eventuell alſo zwiſden Hamburg und Munza's, des Niamniam - Fürſten Gebiet.
brauchbar wären. Anders dagegen auf dem vierten Viertel Hier bringt uns der
Bujen von Guinea dem beſagten Zentrum , dem Gebiete,
für eine große Dummheit oft die nötigen Mittel leidt zu
Geographie Afrika's zu löſen übrig geblieben ſind, um
beſchaffen vermag. Dieſer Rat iſt aber leichter gegeben , als
mehr als 400 D. G. MI. näher.
ausgeführt und wollte man darauf warten , bis ich mir durch
hier die einzige kataraktenfreie Waſſerſtraße des ganzen Kontinents , welde auf mindeſtens 1100 Km., wie durch die Erpeditionen des „ Pleijad “ 1854 und des ,,Henry Venn “ 1879 bewieſen worden iſt, europäijden Fahrzeugen fein
meine Reiſen , zu denen mir immer das Beſte fehlt das Geld , einen großen Namen erworben , ſo fönnte man leicht mit dem Unternehmen post festum kommen . Der Niger - Benuë iſt heute nicht mehr ſo vollſtändig in beachtet, wie er es 1875 war. Anderen Nationen iſt ſeine
Außerdem liegt gerade
Hindernis in den Weg ſtellt.
Bedeutung jeßt klar und engliſche wie franzöſiſche Handels
Dieſe einfachen Thatjaden , da Waſſerwege bekanntlich billiger , gefahrloſer und bequemer ſind als Landwege,
Rompagnien wetteifern mit einander um die Erſchließung
namentlich in Afrika , empfeblen die nochmalige Zentrali
und kommerzielle Ausbeutung ſeiner reiden Gebiete. Eben deshalb glaube ich, augenblicklich meinen Poſten nod nicht ver laſſen zu dürfen , wenn audy mein phyiijcher Zuſtand vielleicht
in Adamaua, wo, wie ebemals in Loango Chinchoro, eine
mebr als je diejes erbeiſcht. Sonſt bätte ich wahrſcheinlid), ge
ſtüßt auf meine letten Erfolge, die Entdeckung der Waſjer Ausland 1883 Nr . 24 .
fierung der deutſchen Beſtrebungen zur Erforſchung Afrika's oder mit der Zeit mebrere deutſche Stationen errichtet werden müßten, die als Ausgangspunkt für die zu unter : nebmenden Forſdungsreiſen dienen ſollen, ferner für aſtro: 71
466
An die Freunde deutſcher Afrifaforichmg, folonijatoriſcher Beſtrebungen und der Ausbreitung des deutſchen Handels !
nomiſdie, meteorologiſde und magnetiſche Beobachtungen und um Sammlungen anzulegen zur Förderung aller Zweige der Naturwiſſenſcaften, ſowie namentlich aud der Ethnographie, der hier ganz beſondere Dienſte noch in der leßten Stunde geleiſtet werden fönnten , da die Urbewohner des Landes vernichtet werden durch zahlloſe Kriege, Per
drängung aus ihren alten Sißen , Fortführung nad) ent legenen Ländern in die Sklaverei und die grenzenloſe ge ichlechtliche Vermiſdung. Das Zentrum meines Kreiſes liegt von der geplanten
Station in A damaua nur zirka 100 D. G. MI. entfernt. Vom Kamerun -Gebirge , das mir ebenfalls Zeit ein ſehr empfeblenswerter Punkt für die Sentraliſie
rung deutſcher Unternehmungen zur Grídließung und Ko loniſierung des dunklen Erdteils erſdien und noch erſcheint, liegt jenes Zentrum um zirka 140 D. G. MI. entfernt. Dieſes Gebiet bat aud die Aufmerkſamfeit des Vorſtandes
der Afrikaniſdien Geſellſdaft in Deutidland ernſtlich be ſdäftigt. 1 An geſundem Klima ſteht das Bergland
Durcquerung des Kontinentes in der Ridytung 1 ) nad
dem Helle Schweinfurths, 2) nad dem öſtlichen Seengebiet und Zanzibar, 3 ) nach der Gabunmündung oder dem Rongo und 4 ) nach der Mündung des Alt-Kalabar empfehlen zu müſſen. Aufgaben 3 und 4 habe ich in mein ſpezielles Programm aufgenommen und will zunädyſt Aufgabe 3 zu löſen ſuchen , ſobald ich wieder von der Geſellſchaft mit Mitteln --- die ich ſehnlidiſt erwarte, um nod) vor Beginn der Regenzeit etwas thun zu fönnen - verſehen ſein werde. Der Vorſtand der Afrikaniſchen Geſellſchaft in Deutſch
land beſchloß in der Sißung des Ausíquſſes vom 9. Juni 1881 , ſpätere Nachrichten über ſeine Thätigkeit ſind mir leider nicht zu Geſidit gekommen, an den Operations: bajen feſtzuhalten unter Veränderung der Ausgangspunkte; 1
ferner : ,,da Stanley mit faſt unbeſchränkten Mitteln im Kongo-Gebiet arbeite , die Wahl eines nördlideren Aus
gangspunktes, welder der Sdylüſſel zu dem weiten, zwiſchen Benuë und Dgowe gelegenen Gebiete und ſeinen Bewob nern werden kann . " 2
Aramaua dem Ramerun -Gebirge nidyt nady, dagegen ſpre
Damals war der Vorſtand noch nicht in der Lage,
den folgende Vorzüge für die Bejeßung Adamaua's : Die mobamedaniſche Bevölkerung, die hier eine tole rant denkende genannt werden muß . Die Bildung der
näheres mitteilen zu können . Sollte ich nun mit meinen Plänen einer deutſdyen Benuë- Erpedition , wodurdy am ebeſten die Gebiete zwiſden Benuë und Ogowe ſich er
berridenden Klajien in Adamaua iſt die von Bornit und Hauſſa. Der Reichtum des Landes an guter , geſunder, auch
ſtand der Afrikaniſchen Geſellſdaft in Deutſdıland, unter
dhließen lajien , nidt zu ſpät kommen , fo fönnte der Wor
ſtüßt durd Beiträge von Intereſſenten an der Ausbreitung des deutſden Handels in dem bezeidneten Gebiete und Freun
dem Europäer gewohnter , zuträglider Nahrung , als : Fleijd , Butter, Mild , Honig , Neis , Weizen , Datteln. Der verbältnismäßig ſehr hobe Wert von europäijden Induſtrieartifeln. Die größere Möglichkeit, in das Innere mit Erfolg vorzudringen , ſelbſt in deinbar ſonſt für den Einzelreijen
den foloniſatorijder Beſtrebungen und unterſtüzt aud wabriceinlid, von der deutſchen Regierung, die Sade mit mehr Erfolg in die Hand nehmen . Hier begegnen ſich ja die Intereſſen der Forſchung, des Handels und der Staatsverwaltung in vielen Punkten und ſollten daber
den unbetretbare Gebiete , indem er häufig Gelegenheit
aud, ihre Kräfte vereinigen zur Erreichung großer Ziele.
finden wird, ſid den Kriegszügen der Felderoberer oder den Handels-Rarawanen der Hauſſa anzuld ließen . Der Heidytum an Elfenbein , wodurch mit Erfolg ver ſucht werden könnte , die Unkoſten des Unternehmens ſider wenigſtens zu verringern. Bei Unternehinungen von der Küſte aus bat man die
Wenn die deutſche Negierung nicht bald damit be ginnt, die Entdeckungen deutider For der praktiſd in
ewigen Kriege um Handelsvorteile , die Kleinſtaatenwirt
ſamkeit als ſeither zu widmen ſich lid die deutſche Forſdung ſelbſt Intereſſe zeigt , praftiſde Erfolge wir auch noch fortfahren , Opfer
ſdaft der Heiden , den kraſſen Aberglauben und unver
nünftige Sitten und Gebräuche zu fürchten . In Adamaua dagegen wird jeder Europäer, ſeitdem es mir geglückt iſt, das Land dem Verkehr zu erídließen , bodywillkommen ſein . Alle Straßen des Sudan werden hier , ſoweit ſie von Gläubigen begangen werden, und das iſt ein enormes
(Gebiet und reicht über viele noch völlig unbefannte Länder, als Eigentum des Emir el Mumeſjin in Sokoto betrachtet
irgend einer Weiſe auszunüben ; wenn die deutide Rauf mannſchaft und die Induſtriellen Deutſchlands nicht mehr Teilnabme und zwar werftätige Teilnabme der deutſden Forſdung zuzuwenden und deren Erfolgen mehr Aufmerk
entſchließen ; in Zukunft zu erzielen , an Kapital
wenn end nidyt mebr ſo werden und wert
vollen Menſchenleben zum beſten anderer Nationen , zu
bringen , die uns des wenig Dank wiſſen , wie wir es leider ſeither gethan haben . Lagos, 20. April 1883. G. Robert Flegel.
und Friedenſtörern auf denſelben einfad der Prozeß gemacht.
Als erſte Ziele der Mitglieder, die ſich Forſchungs reiſen zur Aufgabe geſtellt, glaube ich den Verſud der | Mitteilungen der Wirikaniſchen Geſellſchaft in Deutſchland, 1 Mitteilungen der Afrikaniſchen Geſelljchaft in Deutſchland, Band II . Heft 3, S. 221 .
Band II . Hejt 5 , S. 220 . 2 Ebendajelbſt 9. 221 .
467
Die Zeitſchriften in Ungarn .
Die Zeitſchriften in Ungarn. Eine ſtatiſtiſche Skizze von Prof. Dr. I. H. S d)wider in Budapeſt .
und deren Beziehungen zu dem vielgeſtaltigen Volfstum dieſes Konigreiches einer kurzen ziffermäßigen Darſtellung unterziehen, um daraus einige Reſultate für die Erfennt nis der geiſtigen und moraliſden Zuſtände dieſes Landes
Im modernen Staatsleben bildet die periodiſche Preſſe einen der einflußreidyſten Faktoren, ja man betrachtet die ſelbe als eine Großmacht erſten Ranges ; viele meinen ſo : gar, ſie ſei die „ erſte " , wenn nicht die „ alleinige“ dieſer Mädyte. Es liegt nidit in der Abſicht dieſer Zeilen , zu unterſuchen , ob dieſe Bedeutung der Preſſe dem menſch heitlichen Fortſchritte durchwegs zum Heile gereiche oder ob inmitten der journaliſtiſchen Ueberflutung die intenſi vere Geiſtesbildung, die Stetigkeit in der intellektuellen Entwickelung , ja ſelbſt die Empfänglichkeit und Empfind lichkeit des moraliſden Sinnes nicht erheblichen Sdaden
gelitten habe und fortwährend leide. Hier genüge die Ronſtatierung der eben erwähnten Thatjade von der emi nenten Bedeutung der periodiſdien Litteratur in unſerem Volks- und Staatsleben , wobei wir jedoch keineswegs ver : dweigen dürfen, daß die ſogenannte öffentliche Meinung" in vielen Fällen nichts anderes als das Produkt der Zei tungsagitation ſelber iſt, ſo daß die Urheber und Vertreter dieſer vox populi im Grunde bloß einen geringen Brudh
zu gewinnen. Wir faſſen biebei vorwiegend das Dezen : nium von 1873–1882 ins Auge und benüben die offiziellen Daten , welche das Konigl. Ungariſche Kommunikations Miniſterium über die auf dem Gebiete der Länder unga
riſder Krone erſcheinenden Zeitſdyriften periodiſch veroffent lidt hat. Die Daten ſind leider nidit durchwegs gleid)-: mäßig und vollſtändig ; nits deſtoweniger bieten ſie ein febr däßbares Material. Was zunädiſt die abſolute Anzahl der periodiſden
Blätter anbelangt, ſo geben die amtlichen Notierungen jur das geſamte Ronigreich Ungarn an : im Jahre 1875 321 Seitſdriften 1875
325
1876
315
1880
508
1881
531
1882
604
11
11
Die Zunahme von 1873-1882 beträgt 280 Zeit
ſdriften = 80.9 % . Der Aufidwung iſt ſomit ein ſehr
teil des wirkliden Volfes repräjentieren.
bedeutender. Er wird namentlid, bei den Zeitſdriften in Insbeſondere dieſer Umſtand übt ſowohl auf die Ge ſtaltung des öffentlichen Lebens in Staat und Geſellſdaft,
wie auf die Haltung der leitenden Perſönlichkeiten, ja auf die Kundgebungen und Thaten eines ganzen Rolfes häufig die maßgebenden Einwirkungen aus. Dan braudyt zum
Beweiſe deſſen nidyt bloß auf die revolutionären Epoden im europäiſden Staatsleben hinzuweiſen , da ſelbſt in fried
lider Zeit es nur zu oft geſchieht, daß vor allem die Tages preſſe die „ öffentlide Meinung “ künſtlid, hervorruft, die ſelbe „ madit ", nidyt aber wie es dod das Natürlide und Richtige wäre) von ihr angeregt, beeinflußt und getragen
wird. Dem Kühnen lädyelt auch hier das Glück. Wer j. B. die gegenwärtige Journaliſtik und deren Wirkſamkeit in Oeſterreich und Ungarn prüfenden Blides betrachtet,
ungariſdier oder magyariſder Sprache noch auffälliger, wenn man erwägt, daß die erſte ungariſdie Zeitſchrift im modernen Sinne erſt vor etwa 100 Jahren , nämlich im
Jahre 1780 , und zwar in Preßburg, erſdienen iſt. Die zweite magyariſche Zeitſdrift fam im Jahre 1788 in Beſt beraus. Wie langſam das Zeitſchriftenweſen damals vor: wärts ging, beweiſt die Thatſadje, daß im Jahre 1830 in Ungarn nur 10 Blätter in magyariſcher und 2 in deutſcher Spradie beſtanden. Die weitere Zuahme der magyarijden Zeitſchriften bezeugen folgende Ziffern : Im Jahre 1830 10 Blätter I
II
11
Zeitungsweſen beſdränkt. Wir wollen nämlich die ſtatiſti den Verhältniſſe der ungarländiſchen Journaliſtik nad
Anzahl und Verbreitung der periodiſchen Preßerzeugniſſe
31
1848/9
80
1850 1860
53
1870
146
1871
167
1873
187
1875
194
1876
199
!!
11
1/
1
Unterſuchung einiger ſtatiſtiſcher Momente im ungarijden
26
1817 11
dem drängen ſidy hier die Belege in reid,lichem Maße auf. Es wäre unfraglich ein dankbares, dod, audy mühe: volles Unternehmen , die Thätigkeit der Tagespreſſe in un ſerer Monardjie in dieſer Richtung einer fritiſden Wür digung zu unterziehen ; gleidywie es von beſonderem 31: tereſſe ſein würde, die beſtehenden Zeitungen (namentlid) die politiſdzen) hinſichtlid, ihres geiſtigen Gehaltes , ihres politiſchen und ſittlichen Charakters und in betreff der perſönlichen Bedeutung ihrer Herausgeber, Redakteure und Mitarbeiter zu prüfen. Aber dieſe umfaſſende Aufgabe iſt nidyt der Gegenſtand unſeres Artifels, dem beſcheidenere Grenzen geſteckt ſind und der ſich hauptſächlid) auf die
1840
11
1/
11
1880
318
1881
334
1882
412
11
Die Entwickelung des magyariſdhen Zeitſdýriſteniveſens geht parallel mit dem Steigen und Fallen des öffentlichen Lebens in Ungarn überhaupt. Vor 1818 waren es die 1 Vgl. Edywider, Statiſtik des Königreiches llngarn. (Stutt gart. Cotta. ) S. 714 .
Die Zeitſchriften in Ungarn .
468
Zenſurīdwierigkeiten , welche das Proſperieren der perio diſchen Preferzeugniſſe erſdwerten. Trokdem bemerkt man ſeit dem Jahre 1810 eine raſchere Zunahme, die bis 1847 auch für die magyariſdie Tagespreſſe einen vordem unge kannten plötzlichen Aufidiwung, dem jedoch im Jahre 1850
mit der politiſchen Reaktion auch ein ebenſo raſder Tief ſtand bis unter den Status von 1830 folgte. Von 1850 bis 1860 gab es nur ein langſames Erholen und Zuneh men ; dann aber ging es (von 1860—1870 ) wieder im beidhleunigten Tempo vorwärts.
franzöſiſche
ungünſtigen Einwirkungen des Kriſenjahres 1873. Seit
3
3
1
2
2
2
2
1
11
ruth .-magy. flow .-magy). deutſch -magy. ital .-magy.
1
1
6
6
2
2
!
Zuſammen Zeitſdr. 324 325 315
508
531
604.1
Einen entſchieden kontinuierlichen Aufſchwung haben
Die Zunahme betrug
über 175 % oder im Jahresdurdidnitte 17.5 % . Im darauffolgenden Dezennium von 1870—1880 war das Wadstum abermals ein langſameres; es madyte nur 118 % , jährlich 11.8 % aus , blieb aber kontinuierlidy, trot der
1873 1875 1876 1880 1881 1882 321 320 312 497 519 593 2
über 200 % beträgt.
Die Jahre 1848-1849 bezeichnen
Uebertrag: hebräiſche Zeitdr.
nad dieſer Ueberſidit vor allem die magyariſden Blätter genommen , nady ihnen die rumäniſchen . Bedeutenden
Sdywankungen mit teilweiſen Rückgängen unterlagen die Zeitſdyriften in deutſder, ſlowakiſdier und ſerbiſcher Spradyc. Tiefer als im Jahre 1873 ſtehen im Jahre 1882 die
dem hat die magyariſche Zeitſchriftenlitteratur dieſen ge
Blätter kroatiſder, italieniſcher, ruthenijder und hebräiſcher
mäßigteren Gang in der Zunahme beibehalten , ibn im all
Zunge; konſtant, obgleid mit mehrjähriger Unterbrechung,
gemeinen ſogar noch etwas gemindert. Von 1880-1882 iſt nämlich das magyariſdie Zeitſdriftenweſen bloß um nahezu 30 % geſtiegen . Das bedeutet im jährliden Durdy ſchnitte von 10 % . Von 1881 auf 1882 war jedoch der Auf
blieb das bulgariſche Blatt; neu hinzukamen zwei franzo :
ſijde Blätter. Die doppelſprachigen Zeitſdyriften zeigen eine intereſſante Erſcheinung. Bei Ruthenen und Slowa ken veríd winden ſie, bei Deutſchen und Stalienern nehmen jie bedeutend zu und behaupten nach einem kleinen Hück
dhwung abermals ein rapider ; er betrug in dieſem Jahre
gange bei den deutſch -magyariſchen Blättern ihre Poſition.
78 Zeitſdriften = 23.3 % . Es iſt überhaupt von Intereſſe, die relative Stellung
Doch kehren wir zu den allgemeinen Ziffern zurück! Die Zunahme der Zeitſdriften in Ungarn überhaupt be: trug von 1873 auf 1882 , wie erwähnt, 80.9 % oder im Durdyſchnitte über 8 % jährlich. Dieſes Wadystum wurde nach obigen Nachweiſen von den magyariſdien Blättern
der magyariſchen Zeitſdriften zu den nichtmagyariſden zu betrachten .
Danad bildeten
die magyariſdien die nichtmagyariſden Zeitſchriften im Jahre 1873
beträchtlich über dritten , von anderen nidt erreidt.
1876
57.7 % 194 = 59.6 , 199 = 63.1 ,,
1880
318
1881
334 = 62.9
1882
412 = 68.2
Die 1875
11
Geſamtzunahme war auch keine kontinuierliche ; dies be weiſt einmal ſchon der Stillſtand von 1873 auf 1875, dann der entſchiedene Rückgang im Jahre 1876. Daß dieſer Abfall jedoch keineswegs den Blättern in magyari ſcher Sprache zugeſchrieben werden kann , bekunden ſchon
187
-
42.3 %
131 = 40.4 116
= 36.9
194 = 37.9
62.1
//
137
!!
197 = 37.1
192 = 31.8
Obgleid, die nichtmagyariſchen Blätter von 1873 bis
die weiter oben mitgeteilten Daten. Noch deutlider geht
1882 um 55 Zeitſchriften oder 40.1 % zugenommen haben dies aus der nachfolgenden Ueberſicht bervor. Die Vielſpradigkeit der Bevölkerung Ungarns tritt
ſelbſtverſtändlich auch in ſeinen Zeitſchriften zu Tage. Dieſe Zeitſchriften erſcheinen in elf verſchiedenen Sprachen ; einige von ihnen werden doppelſpradig ausgegeben . Es waren danad, im Jahre 1873 1875 1876 1880 1881 1882
magyar.
Seitſdrift.
beutice
187
194
82
72
334
412
magyariſchen Zeitſchriften nehmen an der Zahl dreimal
59
113
115
104
ſtärker zu , als die nichtmagyariſchen.
21
Von ſpeziellem Intereſſe iſt hiebei die Stellung der
deutſchen Blätter. Dieſe haben im Jahre 1882 gegen das
25
17
17
19
rumäniſche
9
12
14
20
20
22
ſerbiſche
6
10
2
ſlowakiſche ruthenide
11
iſt numeriſd) gleid) 225 Blättern oder 120.3 % , d. h . die
318
11
italieniſche
bloß ibre frühere numeriſde Superiorität, ſondern ſie hat dieſelbe noch um mehr als 10 Prozente gefeſtigt. Das Wadystum der magyariſden Zeitſchriften von 1873-1882
199
20
kroatiſche
(wobei noch der Tiefſtand vom Jahre 1876 und das Ma rimum von 1881 in Betracht kommt), ſo behauptet dem nach die magyariſde periodiſde Litteratur fortdauernd nicht
8
12
14
14
2
3
2
3
3
ſdriften = 27 " 0 aufzuweiſen; aber dieſes Wadystum
13
12
12
12
12
iſt relativ weit geringer als die Zunahme der nidt
1
1
1
1
1
519
593
3
Jahr 1873 allerdings cin abſolutes Plus von 2 :2 Zeit
1 ---
bulgariſche
1 321
320
312
497
* Zu obigen Blättern kommt noc ) cin von zwei Klauſenburger Univerſitätsprofeſjoren herausgegebcies polyglottes philologiſches Fachblatt.
Die Zeitſchriften in lingarn.
469
magyariſchen Blätter überhaupt und dann iſt zu er
auf 23,500, in den deutſchen Kleinſtaaten auf 14,400 , in
wägen , daß die deutſchen Zeitſdyriften in Ungarn von 1881
der Sdyweiz auf 9,800 Seelen .
auf 1882 um 11 Blätter = 9.6 % zurückgegangen ſind. Eine andere bedeutſamere Abnahme bei den Zeitſchriften in deutſcher Spradie werden wir weiter unten berühren.
Jabre 1881 den Zeitſdriftenſtandpunkt Deſterreidys vom
Nody ein Moment wird aus obigen relativen Zahlen
der magyariſdien und nichtmagyariſden Blätter deutlid .
Die ungünſtigen Einwirkungen des Jabres 1873 trafen die nidytmagyarijden Zeitſdriften beſonders empfindlid), jie ſie janken 1876 um 21 Blätter = 15.4 % . Nad; diejem Jahre bemerkt man aber ein neues fräftiges Aufraffen der nicytmagyariſden Journaliſtik, die im Jahre 1881 ihr bisheriges Marimum erreidyte. Die Zunahme von 1876 bis 1881 beträgt 81 Zeitſdriften oder nabezu 70 %
Jabre 1873 erreidt.
Noch intereſſanter wird dieſe Vergleidyung der Ans zahl der Zeitſdyriften mit den einzelnen Nationalitäten . Wir wählen dabei die beiden Jahre 1876 und 1882 aus, wobei wir jedod bemerken , daß eine Zählung der ver idviedenen Volfsſtämme Ungarns nad der Mutterſprache nur im Jabre 1880 ſtattgefunden hat ; für das Jahr 1876 ſteht bloß eine nicht durchwegs zutreffende Beredynung zur
Verfügung. Danach kam im Jabre
nale allein don einen Abfall von 11 Blättern aufweijen , jo
kommt dieje Ermatting weſentlich auf dieſen Volksſtamm .! Dieſlawiſch-rumäniſchen Blätter ſind von 68 auf73 geſtiegen. Beadytenswert iſt auch der weitere Umſtand, daß die doppel ſprachigen Zeitſdriften nur bei den Deutſchen und Sta lienern ) allein in nennenswerter Anzabl fortdauern, bei
den anderen Nidytmagyaren aber ganz aufgebört haben . Das nationale Volfsbewußtſein der Deutiden in Ungarn ideint danad in der Abnahme, das der Slawen und
Rumänen im Vorwärtsſdyreiten begriffen zu ſein . Verteilt man die Zahl der Zeitungen auf die Bevöl ferung Ungarns, ſo entjiel eine Zeitſdrift im Jahre 1873 auf 47,140 Seelen !1
!!
11
1875 1876 1880
1/
1881 1882
47,140 48,944 30,791 29,458 25,897
11
11
11
!/
Deutiden Numänen Serben Hrvaten
!!
In Deſterreich fam im Jahre 1873 eine Zeitung auf 29,557 , in Preußen auf 33,600 , in Sadjen (Hönigreid)) 1 Den neueſten Daten zufolge (vgl . „ lingar. Revue" 1883,
11
11
!!
Slowafen !!
1/
31,038 Seelen 32,173 186,299 1 :26,615 80,474 1.52,944 I! 11
11
Nuthenen 1882
Magyaren Deutſchen 1/
11
Rumänen Serben
!
11
Kroaten Slowaken
1/
Nuthenen
15,512 17,884 109,490 72,350 65,452 154,628 354,851
11
1/
Auch bier tritt die numerijde Superiorität der magyas
rijden periodiſden Litteratur augenſdeinlid bervor. Es iſt dieſe Vorberrſchaft namentlich den Deutiden gegenüber um ſo bemerkenswerter , als nody im Jahre 1875 das re lative Verbältnis der Anzabl der deutſchen Zeitſdriften
zu der deutſdien Bevölkerung ( 1 Zeitſdrift auf 25,223 Seelen ) weit beſſer war als bei den Magyaren im leßt genannten Jahre ( 1 Zeitſdrift auf 31,997 Seclen ). Dem Inhalte nach unterſdeiden die amtlichen Auf
nahmen die Zeitſdyriften in folgende fünf Kategorien : Po litiſche Zeitungen , Blätter von lokalem Intereſe, belletri ſtiſche Blätter , Fadizeitſdriften und Witblätter. Dieſen Kategorien gemäß gab es im Jahre 1875
1/
1/
1876
bei den Magyaren eine Zeitſdrift auf
ein Aufſchwung, der jenem bei den magyariſdien Blättern, wo er 78.8 % aufwies, erheblid, nahegerüdt war. Wan gebt wohl nidyt irre , wenn man dieſen Aufidiwung bei den nicytmagyariſchen Zeitſchriften in Verbindung bringt mit den neuerwachten nationaliſtijden Bewegungen im Lande und in der Nadybarſdaft, insbeſondere mit den Vor gängen und Ereigniſſen auf der Balkan-Halbinſel. Im Jahre 1882 ſcheint bei den nidytmagyariſden Volksſtämmen eine Art Grídlaffung eingetreten zu ſein ; daber ein Rüdgang in den Blättern um 5 Zeitſdriften . Da die deutſchen Jour
Ungarn hatte alſo im
a) politiſche Blätter b ) Lokal c) belletriſt. d ) Fad e) Wiß
1876
1880 84
152
1881 87
137 129
144
21
36
66
72
138
130
215
209
14
12
14
19
325
315
508
531
Aprilheft) haben die nichtmagyariſchen Zeitſchriften mit Begim des laufenden Jahres einen erheblichen Aufſchwung genommen.
Es gibt gegenwärtig in Ungarn 136 (+ 32) deutſche, 53 ſlawiſche , 21 rumäniſche, 4 italieniſche , 2 hebräiſche und 3 franzöſiſdie, 311 .
Зијаттеп
Vom Jahre 1882 liegen die offiziellen Unterſcheid ungen nad den einzelnen Kategorien noch nicht vor.
ſammen 219 ( +27 = 140) nichtmagyariſche Zeitſchriften , gegen
iiber von 427 ( + 15 = 3.600) magyariſchen Blättern ; zuſammen 646 (+42 = 700) Journale. Die „ Ermatting “ der Nationali täten war alſo nur eine voriibergehende, insbeſondere haben die Deutſchen mit iiber 3000 Zunahme den Ridgang ſeit 1880 weit überholt .
Prozenten waren im Jahre a ) politiſche Blätter b) Lokal
1880
1881
16.5 %
16.4 % 27.1 %
25.4 %
1 Obige Skizze wurde im Auguſt 1882 verfaßt. Ausland 1883 Nr. 24 .
72
in
Die Zeitſchriften in Ungaril.
470
c ) belletriſt. Blätter d ) Fach e) Wit:
1880
1881
12.9 %
13,5 % 39.3 %
43.3 %
1.9 %
3.8 %
1875
1876
1880
1881
20
20
38
33
11
7
14
14
1
6
Es haben in abſoluter und relativer Hinſicht zuge nommen : die Lokal-, die belletriſtiſchen und die Wißblätter ; abſolut zu-, aber relativ abgenommen haben die politijden
deutſch froatiſd) deutid ſlowakiſd ruthenijd
.
7
6.
1
1
2
5
3
ny
ſerbiſch
2
Zeitſchriften ; einen Rückgang in abſoluter und relativer
rumäniſch
4
5
6
Hinſicht zeigen die Fachblätter.
italieniſd
1
2
1
1
1
1
1
1
Das größte abſolute
Wachstum ( +15) zeigen die Lokal- , die größte relative
hebräiſdy
Zunahme die Wißblätter . Der Sprache nach dieden ſich dieſe Zeitſdyriftengruppen in den Jahren 1875, 1876 , 1880 und 1881 in folgender Weiſe. Es waren
polyglott
1875
1876
871
871
1880
1881
43
46
1
-ſlowakiſch -rutheniſch
e ) Witblätter. 1875
1876
1880
1881
7
7
9
5
1
3
5
froatiſch
1
1
ſlowakiſch
1
1
1
1
ſerbijd) rumäniſd
1
1
1
1
1
2
2
2
magyariſch deutid
a) Politi de Blätter.
magyariſd magyariſch -deutid
1
1
1
1
Von beſonderer Wichtigkeit erſcheint nun aber die Ver
43
33
25
kroatiſdi
3
3
4
3
breitung dieſer Blätter. Hinſiditlich des Erſcheinungsortes der obigen Zeitſchriften ſtehen uns leider nur ſpärliche Daten zu Gebote und aud) dieſe beziehen ſich bloß auf die
ſlowakiſch ſerbiſch rumänijd
6
4
2
2
Blätter in ungariſder Sprache. Im Jahre 1881 erſchienen
4
3
3
1
6
4
3
4
nämlich von 334 ungariſchen Blättern 168 oder 50,3 % 0 , alſo ungefähr die Hälfte, in Budapeſt, 166 Blätter wurden
1
1
|
italieniſd
deutſdy
italieniſch franzöſiſch hebräiſch
25
1
1
2
2
in 67 Provinzialorten herausgegeben. Im Jahre 1882 betrug die Zahl der in Budapeſt erſcheinenden magyariſchen Blätter 182 oder nur 44,1 % ; in der Provinz erſchienen 230 Zeitſdriften in 90 Orten . Das bedeutet nidyt bloß
1
b ) Lofalblätter . 1881
83
91
1
1
43
48
1
2
1
1
magyariſdh-deutſch deutſch froatiſch flowakijd) hebräiſch
eine zunehmende örtliche Verbreitung der Zeitſchriften, ſondern auch ein Erſtarken der provinziellen litterariſchen Produktivität , wobei man allerdings nidyt außer Adyt laſjen darf, daß die meiſten ungarijden Provinzblätter ihren Inhalt größtenteils der hauptſtädtiſden Preſſe entnehmen und nur in wenigen Fällen ſelbſtändig ſchaffend ſind. Die Zunahme der hauptſtädtijden Blätter betrug 14 Zeit
一
1880
magyariſch
1
ſchriften oder 8,3 % , der Provinzblätter aber 64 Zeit:
c) Belletriſtiſ de Blätter.
driften = 38,5 % .
1875
magyariſch deutid
10
20
1880
1881
51
53
5
5
4
4
2
6
4
4
1
2
3
6
--
froatijd) flowafiſch ſerbiſch rumäniſch bulgarijd)
1876
durch die Poſt verſendeten Eremplare notiert ſind.
1 1
2
| ندہن
3
3
Das bedeutende Wadystum der Leſeluſt im ungariſchen Publikum bekundet audy die ungewöhnliche numeriſche Steigerung der verſendeten Zeitungsnummern (reſpektive Hefte), wobei aber bemerkt werden muß, daß hier bloß die
3
Be
kanntlich wird aber namentlid in den größeren Städten 2 1
ein beträchtlider Teil der ausgegebenen Nummern mittelſt Privat - Austräger den Abonnenten unmittelbar ins Haus
d) Fachblätter. 1875 92
magyariſch -Deutſch -italieniſch
1876
1880
1881
85
134
135
7
5
1875
18,964,533 Nummern
1880
26,722,577
1881
29,180,750
2
" In den Jahren 1875 und 1876 ſind die politiſchen und lofalen Blätter nicht unterſchieden .
zugeſtellt oder es findet ein erheblicher direkter Einzelverkauf ſtatt. Durch die Poſt wurden verſendet im Jahre
Die Steigerung von 1875—1881 betrug alſo 10,216,217 Nummern oder 52,2 % . Da jedoch die Anzahl der Zeit
471
Die Zeitſchriften in Ungarn.
ſqyriften ſelbſt in dieſem Zeitraum ſich um 63,4 °
ver
mehrt hatte , ſo hielt die Verbreitung durdy die Poſt mit dieſer Vermehrung nicht gleichen Sdyritt, fie blieb um 11,2 % hinter derſelben zurüd.
Was nun die durchſdynittlide Anzahl der verſendeten Nummern für jede Zeitſchrift anbelangt, ſo entfielen auf eine Zeitſdrift im Jahre 1875 58,352 Nummern 1880 1881
52,603 54,954
Wie dieſe Zablen lebren , erfreut ſide in Ungarn die politijde Preſje eines kontinuierliden Aufid wunges ſowohl was die Anzahl der Journale anbelangt, als hinſichtlich der Zunahme ihres Abjates , der im Jabre 1881 gegen
1875 aud dann ein beträdytlider iſt, ſobald man politiſche und Lokalblätter zuſammennimmt. Die verſendeten Num mern betrugen alsdann im Jahre 1881 durdſdynittlid 176,308 Nummern auf ein Blatt, d. i. ein Wadystum von 93,8 %
11
Auch dieſe Ziffern zeigen , daß im Jahre 1881 trots der erheblich größeren Anzahl der erſcheinenden Zeitſchriften
und trok der bedeutenden abſoluten Steigerung in der Zahl der verſendeten Nummern dennod die einzelnen Blätter durchſchnittlich weniger auswärtige Abnehmer hatten . Selbſtverſtändlid, verteilen ſidy die verſendeten Zeit ungs = Nummern je nach der Kategorie der Blätter auf
Dieſe Erſcheinung bekundet abermals unſere frühere Behauptung, daß die politiſden Verhältniſſe feit 1876 auf die Entwicelung des ungariſchen Zeitungsweſens einen weſentlichen Einfluß ausgeübt haben. Beachtenswert bleibt der kontinuierlidye Nücichritt in der Abjathöhe bei den
belletriſtiſchen und bei den Witblättern ; der Ernſt der Zeit ſcheint dieſe Richtungen in der periodiſchen Litteratur
ſehr verſchiedene Weiſe. Obenan ſtehen die politiſchen Blätter ſdion deshalb , weil dieſelben vorwiegend Tages:
nid)t zu begünſtigen , obgleich die Anzahl der einzelnen Zeitſdriften beider Kategorien ſeit 1875 ganz erheblich zu: genommen haben ( belletriſtiſde um 51 , Wikblätter um
blätter find , mande täglich auch zweimal erſcheinen. Es
5 Zeitſchriften ). Die geſteigerte Verbreitung der Lokal
wurden durch die Poſt verſendet im Jahre
blätter beweiſt die Zunahme der Leſeluſt in der Provinz. Erfreulid iſt aud) die abermalige Vermehrung des Abſages
1875
1880
Nummern
Nummern 20,077,985
politiſche Zeitſdrift
Drift 13,822,136
Pofal -Blätter
belletriſt. Fadh Wit
1,400,385 3,346,193
395,819
1,890,336 2,540,442 1,985,084 228,730
1881 Nummern
20,857,965 2,238,408 2,659,637 3,154,931 269,809
11
Die politiſchen Zeitſchriften haben ſomit das ent (dhiedene Uebergewidyt. Dieſelben betrugen im Jahre 1875 (mit den Lokalblättern ) 71,8 % aller verſendeten Zeitungs Nummern , im
bei den Fachblättern, deren Tiefſtand im Jahre 1880 ein
ſehr bedenkliches Symptom geweſen. Von Intereſſe erſdeint ferner die Verteilung der durd , die Poſt verſendeten Zeitungsnummern nach den verſchiedenen Sprachen , in denen dieſe Zeitſdyriften ver
öffentlidyt wurden. Wir nutieren hier abermals nur die Daten von 1875, 1880 und 1881 und zivar :
a) Politiſdie Zeitungen .
Jahre 1880 aber ohne die Pofalblätter)
75,1 % ; im Jahre 1881 ging dieſes Verhältnis jedod, trot der abſoluten Zunahme auf 71,4 % herab, jank ſomit unter
die relative Poſition von 1875. In Verbindung mit den Lokalblättern ſtellt ſich allerdings audy für das Jahr 1881
kein Defizit , ſondern ein erhebliches Plus heraus. Poli
magvariſche
magyariſch - flowafiſche magyariſd )-rutheniſche
tiſde und Lokalblätter hatten nämlid) 79 % der verſen: deten Nummern . Die Abnahme der Wißblätter würde
deutſde froatiſde
wenig bedeuten ; wohl aber iſt der Rückgang in den Fad)
ſlowakiſdie
blättern beachtenswert, obgleid, hierin von 1880 auf 1881 eine ſehr erhebliche Zunahme ben früheren Ausfall wieder
ſerbiſche rumäniſche
zu decken ſucht. Bedenkt man , daß im Jahre 1875 nur
franzoſijde
138, im Jahre 1881 aber 209 , ſomit um 71 Fadblätter
italieniſche
mehr beſtanden , ſo fällt dieſer Rüdgang in der Zahl der verſendeten Fachblatt-Nummern nod) mehr ins Auge. Ueberhaupt entfielen durdſdynittlich im Jahre 1875
1880
1881
Nummern Nummern Nummern 238,386 239,747 auf ein politiſches Blatt 90,935 I al 14,654 15,544 Lok 1/ 36,939 38,492 66,685 belletriſt. 15,090 9,233 24,249 Fach 14,200 28,272 16,337 Wik 1
1
1875
1880
1881
Nummern
Nummern
Nummern
6,967,960 9,741,907
11,174,431
6,844 22,752
5,460,146
8,897,260
534,851 224,989 311,892 264,392
726,000 136,512 281,620 247,323 21,736
8,137,646 746,000 133,890 289,160 286,948 11,400
28,310
25,628
78,490
Zuſammen 13,822,136 20,077,985 20,857,965
Es haben ſomit die politiſchen Blätter in ihrer Ver breitung von 1875--1881 um 7,035,829 Nummern oder
50,9 % zugenommen . Dieſe Zunahme haben (abgeſehen von den italieniſden und franzöſiſchen Blättern ) jedoch bloß die magvariſden Blätter überſchritten ; die deutſchen ſind dem Mittel nahe gekommen , die übrigen teils erheb
lid, hinter demſelben geblieben , teils weiſen ſie ein be deutendes Defizit auf, wie nadyfolgende Ueberſicht beweiſt.
Die Zeitſchriften in Ilugari .
472
1880
Es haben zugenommen :
Die magyar. Blätter um 4,206,471 Nummern = 60,3 % magy .- flow . magy .-ruth. ,, deutſchen kroatiſden
ſlowakiſchen ſerbiſchen
2,617
Zuſammen 2,677,500
11
211,149
49,0 % 39,4 %
!
Die allgemeine Zunahme iſt 318,072 Nummern 18,4 % . Im einzelnen ſind mit Ausnahme der ſtationär gebliebenen magvariſch deutſchen alle übrigen Lokalblätter
entſchieden aktiv ; und zwar beträgt dieſe Aktivität bei den magyarijden 205,607 Nummern = 17,4 % 22,556 11,400 50,180
8,5 % deutſchen
1/
-
Blätter um
177,30%
= 133,4 % froatiden 7,4 % ſlowakiſchen 100,0 % 2,617 hebräiſchen c) Belletriſtijde Blätter.
100 % 100 %
magyari dhe deutſche
, deutſchen froatiſchen ſlowafiſch.
11
froatiſche 91,099 28,732
17,20%
11
-
Nummern
6,844 22,752
1/
113,733 34,700 1,415
100 %
I!
abgenommen : magy -flow . , magy .-ruth..
2,238,408 Nummern
11
11
franzöſiſch
Die magyar.
1,890,336
11
rumäniſch.
italieniſd).
1881
20,412 Nummern
18,997
flowafiſde hebräiſdie
1875
1880
1,179,236
2,313,796
48,153 44,026
9,556 86,794
6,640 78,656
3,682
3,473
71,500 54,868 2,853
1881
2,238,408 Nummern 1
= 40,5 %
11
ſlowakiſche ſerbiſdie rumäniſce bulgariſche
87,370 41,600
56,200 170,414
Sieht man von den numeriſch wenig bedeutenden italieniſchen und franzöſiſchen Blättern ab , die allerdings die ſtärfſte relative Zunahme aufweiſen , ſo treten vor allem die magyariſchen , die deutſchen und die kroatiſchen Zeit
Зијаттеп
1,400,385
2,540,442
ſchriften politiſchen Inhalts mit ihrer Vermehrung bedeut
in Ungarn auf. Die Anzabl der Nummern beträgt im Jahre 1881 faum etwas über den 8. Teil des Status von 1875. Von den übrigen Blättern zeigen noch die jerbiſchen einen bedeutenden Nudgang; die ſlowakijden
ſerbiſchen 11
rumäniſch.
9,2 % !!
II
franzöſiſch . italieniſd .
11
11
ſam in den Vordergrund. Außer ihnen zeigen nur noch
die rumäniſchen Blätter eine freilich weit niedrigere Zu Dominierend ſind die magyariſchen und die deutſchen politiſchen Journale ; ihre Anzahl beträgt im
nahme.
Jahre 1880 68 , im Jahre 1881 71 Blätter , dort nabezu
81 , hier beinahe 82 %
aller politiſchen Journale; im
Jahre 1880 entfielen auf die magyariſden und die deuts
2,659,637 Nummern
Die allgemeine Zunahme iſt bier 1,259,252 Nummern Im einzelnen fällt vor allem die fontinuier oder 89,9 %
lid energijde Abnahme der deutſchen belletriſtijden Blätter
ſind ziemlich ſtationär , dod mit weichender Tendenz; die froatiſchen und rumäniſchen bekunden gegen 1875 aller dings einen Fortidritt , aber gegen das Jahr 1880 bejin den ſie ſich im erbeblichen Abfalle. Dieſe Erſcheinung
iden politiſden Blätter 18,639,167 Nummern oder 92,800.
zeigt ſid, übrigens aud) bei den magyariſdien Blättern
Im Jahre 1881 war die Verbreitung 19,312,047 Nummern oder 92,6 % , fie bat alſo relativ einen kleinen Rücgang er :
dieſer Kategorie, obgleich hier das Wadystum von 1875 auf 1881 die Summe von 1,059,172 Nummern oder
litten , der jedod, nur den deutſchen Blättern zur Laſt
89,8 % beträgt. Die fontinuierliche Rückwärtsbewegung
fällt; denn die magyariſchen ſtiegen um 1,432,524 Nummern oder 14,7 % , die deutſchen dagegen ſanken um 759,614 Nummern oder 8,5 % . Ob dieſes Sinken in der Anzahl
der Deutſchen belletriſtiſchen Blätter in Ingarn bat ibren Hauptgrund in dem maſſenbaften Verbraud, der belletriſt
der verſendeten deutſden Zeitungsnummern politiſdien Inhalts nur eine vorübergehende Erſcheinung iſt oder ob ſie einen wirkliden Niedergang bedeutet oder auf Rechnung
des erhöhten Lokalverſchleißes zurückzuführen iſt, das wer : den erſt ſpätere Beobachtungen ergeben. b ) Lokal -Blätter. 1880
magyariſche
magyariſch -deutſche deutſche
froatiſche
1,176,440 7,000 661,899 26,000
1881
ijden Zeitſchriften aus Deſterreid und Deutidland, denen gegenüber ein einheimiſches Unternehmen dieſer Art in deutſcher Sprache nicht reuſſieren kann. d) Fach -Bätter.
magyariſche
1880
Nummern
Nummern
2,643,055
2,115,763 253,894
2,435,928
339,660 47,177
377,430 103,210
243,464 135,881
66,362
46,708
58,492
magvariſch deutſche
deutſche froatide ſlowakijde
1881
156,072 17,040
-italieniſde
1,372,047 Nummern 7,000 775,632 60,700
1875
Numinern
Die Zeitjchuiften in Iligan . 1880
1881
Nummern
Nummern
um 137,688 Nummern oder 16,3 % , lettere gar um 56,702 Nummern oder 70,5 % ab . Auch hier iſt zu er
9,600
wähnen , daß in Ungarn insbeſondere die Witblätter aus
11,224 40,718 41,600
ben magyarijden Wimblättern läßt ſich durd) den 3mport nidit deden ; es ſcheint , daß der Ernſt der Zeiten dem
1875
Nummern
rutheniſche ſerbiſche rumäniſche italieniſche hebräiſche polyglotte
473
1,1.17 11,552
15,000 9,980 15,033
610
572
233,690
13,150 4,314
1,311
1,985,084
3,151,931
568
Wien eine große Verbreitung haben. Der Nudgang bei
Humor und der Satire beim magyarijden Volke Sdyranken zieht. Die Zunahme der Witzblätter und ihre Verbreitung bei den übrigen Volksſtämmen des Landes befundet aber
Zuſammen
3,346,193
Eigentümlider Weiſe zeigen die Fadıblätter im allge: meinen, wie bei einzelnen Poſten von 1875 auf 1881 cine
mals die idon wiederholt betonte geſteigerte Lebhaftigkeit auf politijd -ſozialem Gebiete, wie folde durd, die Ereig niſſe ſeit 1876 hervorgerufen und genährt wurden . Die
erheblide Abnahme, die jedod in Anbetradt des Tief:
ſtandes dieſer Blätter im Jahre 1880 als ein ebenſo be deutender Aufidwing crſdicint . Man bedenke dod ), daß von 1875 auf 1880 der Abfall 2,361,109 Nummern oder 70,5 % betrug, von 1880 auf 1881 nahmen die sady blätter wieder um 1,169,847 Nummern zul , ſo daß die
Differenz gegen 1875 nur noch 191,262 Nummern oder 5,7 % ausmadt. Eine Zunahme zeigen hier (abgeſehen von den erſt ſeit 1880 beſtehenden magyariſd) - deutſchen
wadjende Verbreitung der Witblätter ſteht hier audy mit dem
Zunehmen des Parteikampfes im politiſchen und
ſozialen Leben im engen Zuſammenhange. Stellt man nun die Anzahl der verſendeten Zeitungs nummern in den einzelnen Sprachen , ſowie die relative Anzahl der Nummern , die im Durdſdynitt auf die einzelne
Zeitſchrift entfällt, aus den beiden Jahren 1875 und 1881 einander gegenüber , jo ergeben ſich folgende Reſultate : Es hatten im Jahre
und rutheniden und den erſt ſeit 1881 erſdeinenden 1875
•magyarıſch - italieniſden Fadblättern)) die italieniſden ( +40,960 Nummern ), die kroatiſdien ( +-88,104 Nummern ), die ſerbiſden ( +7,877 Nummern ) und die rumäniſden (+29,196 Nummern ); konſtant blieb das polyglotte Fad blatt ; eine Abnahme erlitten am empfindlidiſten die bebräi
Nummern
kamen Nummern
die magyariiden Blätter 11
11
ſchen (-233,022 Nummern ), die magyariſdien ( --207,127 !!
Nummern ), die deutſchen (-96,196 Nummern ) und die 11
ſlowakiſchen (-7,870 Nummern ) Fadıblätter.
auf eine Zeitſchr.
Die Lejer
deutſcher Fachblätter haben ihren Bedarf bodyſt wahrſchein lidy durdy derartige Zeitſdriften aus Deſterreich oder Deutſchland gedect. Bei Magyaren und Slowaken iſt
deutiden
11,087,825
57,154 82,318 37,188 40,375 21,168
5,926,911
!
froatijden ſerbijden ſlowakijden rumäniſden
632,196 403,749
296,362 325,314 28,950
italieniſchen
27,109 14,475 1881
Nummern
auf eine Zeitſdır.
dies in ihrer Mutterſprache nicht möglid) und darum be kamen Nummern
deutet hier der Abfall zugleid, einen Rückgang an fach männiſchem Intereſſe oder an der litterariſchen Leiſtungs fäbigfeit auf dieſem Gebiete bei dem betreffenden Volfs
die magyariſchen Blätter !!
17,553,939 9,185,632
deutiden froatidan
1,070,237
52,554 79,874 52,926
ſtamm . 11
e) Wik - Blätter. 11
1875
magyariſche deutſche froatijde ſerbiſde ſlowakiſche rumäniſde
Nummern 297,574 78,9952 6,112
1880
Nummern 159,511 122,260
1881
Nummern 159,886
310
36,000
22,250 ) 49,000 21,600
5,011 7,800
4,79-1 16,162
6,121 10,952
ſerbiſden ſluwafiſden rumäniſchen italieniſchen
11
11
!!
393,484 222,388 393,486 120,090
28,106
18,532 17,886 40,030
Die abſolute Zunahme in der Verbreitung iſt ſomit am größten bei den magyariſden ( +6,466,114 Nummern ), bei den deutſchen ( +3,258,721 Nummern ) und bei den
kroatiſden ( + 438,041 Nummern ) Blättern ; außer dieſen haben nod die rumänijden (+68,172 Nummern ) und
die italieniſden ( + 91,140 Nummern ) Zeitſchriften im Zuſammen
395,819
228,730
269,809
Jahre 1881 eine größere Verbreitung, als im Jahre 1875 ;
Auch hier zeigt ſich im allgemeinen von 1875 auf 1881 eine bedeutende Abnahme; dieſelbe beträgt 126,010 Nummern oder 31,8 % , iſt alſo relativ jedysmal ſtärker, als bei den Fadblättern . Dabei verdient Beadytung, daß
die ferbijden und ſlowafiſden Blätter befinden ſid) abſolut
dieſer empfindlide Abfall ausid ließend den magyariſden
Durchſchnittsziffer auf eine Zeitſdrift nadı wie vor den
und deutiden Witblättern zuzujdyreiben iſt; oftere ral muni
Blättern in deutſcher Sprade zukommt, obgleich dieſe
und relativ im Rückgange.
In relativer Hinſicht bieten
ſich jedoch zum Teil andere Wahrnehmungen dar. Da fällt zunäcyſt die Thatjade bedeutſam in die Augen, daß die höchſte
494
Köpfejchnellen im
Ziffer an ſich im Jahre 1881 tiefer ſteht, als im Jahre
ſüdlichen Borneo . 1 ) Das numeriide Wachstum
iſt bei den verſchiedenen
1875. Die durchſchnittlidze Nummernanzahl auf eine Zeit
Kategorien der Blätter ein ungleiches; teilweiſe bemerkt
ſchrift blieb bei den magyariſdyen Blättern nicht bloß im lektgenannten Jahr bedeutend hinter der deutſchen Durdy ſchnittsziffer zurüd , ſondern ſie ging im Jahr 1881 nocy weiter herab , ja ſie jant unter die durdyſchnittliche Ver :
man ſogar einen entſchiedenen Rudgang, das iſt nament lid, bei den Fadblättern der Fall.
breitung der kroatiſden Blätter.
Dieſe Zahlen bezeugen zunädyit folgende Thatjachen :
5) Mit der numeri den Vermehrung ſteht die Ber
breitung der Blätter , reſpektive die Erweiterung des Ab nehmer- und Leſerkreiſes, nicht in entſprechender Harmonie; insbeſondere bekundet ſich dies bei den magyariſchen Blättern.
Die Verbreitung der magyariſchen Zeitſdriften hielt nidyt
6 ) Die durchſchnittlide Sobe der verſendeten Zeitungs
gleichen Schritt mit der numerijden Vermehrung dieſer Zeitſchriften ſelbſt. Das Jahr 1881 hat gegen das Jahr 1875 um 110 magyariſdie Zeitſchriften mehr, aber auf jede dieſer Zeitſchriften fallen durdyſdynittlid) um 4,600 Nummern
nummern iſt bei den deutſchen Blättern beträchtlich größer, als bei den Zeitſdriften in einer andern Sprache des Landes. Wenn von 1875 auf 1881 die Zahl der ver
weniger. Ferner : Obgleich die Anzahl der Blätter in
magvariſden um 58,3 % ) zugenommen hat, ſo liegt darin
deutſcher Sprade im Jahr 1881 bloß 22,6 % , die der magy
ein Beweis von der dauernd kräftigen Bodenſtändigkeit der deutſden Sprache in Ungarn , unbeſd)adet der kontinuier
ariſden jedod) 62,9 % aller erſd cinenden Zeitſdriften aus: madyte, die deutſchen Blätter ſomit nur ungefähr ein Drittel der magyariſdyen betrugen , jo entficlen von den durd, die Poſt verſendeten Zeitungsnummern (der oben verzeiduneten Blätter in ſieben Sprachen auf die deutſden Zeitſdriften 31,7 % , auf die magyariſden nur 60,6 % . Mit anderen Worten : Die deutſden Zeitſdyriften in Ungarn ſind zivar geringer an der Zahl , beſigen jedod) relativ tveit mehr Verbreitung und Leſer ( reſpektive Abnehmer), als die magyariſchen. Dies iſt namentlid) bei den politiſden Blättern der Fall. Es famen im Jahr 1881 auf eine politiſde Zeitung
in magyariſdyer Spradie durdyſdynittlid) 264,662 Nummern, auf eine deutſche Zeitung dagegen 325,506 Nummern ; d. h. ein deutſdyes politiſches Blatt zählt in Ungarn durch ſchnittlich um 60,844 verſendete Nummern mehr, als eine
entſprechende magyariſdye Zeitſdyrift. Von jämtlidyen, im Jahr 1881 durd die Poſt verſendeten Nummern politiſder Journale entfielen auf die magyariſchen Blätter , die der Anzahl nach 52,9 % ausmachten, 53,5 % ; auf die deutſchen , die ihrer Zahl nach nur 28,7 % betrugen , kamen jedoch über 39 % . Während alſo die magvarijden Blätter in
ihrer Verbreitung ihren numeriſchen Prozentualſtand nur um 0,6 % überſdyritten , ſtiegen die deutſchen um 10,3 % über denſelben hinaus. Darin liegt jedenfalls ein politiſd) und allgemein kulturell beadytenswertes Moment. Dudy wvir bredyen hier unſere ſtatiſtiſchen Vergleidye
jendeten deutſchen Zeitungsnummern um 54,59% (die der
lichen Entivicelung der magvariſden Staatsſprache und
der übrigen Volfsſprachen. Daß es aud ) bedeutende nidt deutſd )e Kreiſe in Ungarn ſind, in denen die Lektüre deut
jder Zeitſdriften regelmäßige und weit verbreitete Pflege findet, benimmt dieſer Thatjade nidyts an ihrem Werte,
ſteigert vielmehr deren kulturelle Wichtigkeit.
köpfeſduellen im ſüdlichen Borneo. In der „ Tijdschrift voor Indische Taal-Land- en Volkenkunde" veröffentlidyte verr W. J. M. Midyielſen die Beſdyreibung einer Reiſe, weldye er im März und April des Jahres 1880 in die Gegenden des Oberlaufes des Sampit- und des Katingan - Fluſſes in Südoſt Borneo gemacht hat und der wir folgende Einzelheiten über das in jenen Gegenden noch immer im Schwange gehende „ Koppenſnellen" entnehmen : „Ich glaube, daß wirklid , dieſem fatalen Köpfeſchnellen ein Ende gemacht werden würde, ivenn das balas (die Vergeltung, Blutrade) immer die
eigentlichen Sduldigen träfe. Der Dajake dieſer Gegenden iſt ſehr feige und wagt ſich auf ſeinen Mordzügen niemals in cin offenes Gefedyt, ſondern ſtreift ſo lange geduldig in der Wildnis , in der Nähe des Neisfeldes herum , bis er eine gute Gelegenheit wahrnimmt, um ein paar wehr
und Betrachtungen ab. Aus denſelben ergeben ſid) fola
loſe Menſden , am liebſten Frauen und Kinder, zu über
gende Reſultate :
fallen und ihnen die Köpfe abzuſdyneiden . Weil ſie dann mit den abgeſdonittenen Ropfen im Triumph nadı ihren Dörfern zurückzukehren pflegen und
1 ) Die periodiſdc Litteratur (die Journaliſtik) hat während der beiden lebten Dezennien in Ungarn einen un gewöhnlichen Aufſchwung genommen . 2) Obgleid, alle Volksſtämme des Landes bei dieſem
dort ihre „ Heldenthaten “ auspoſaunen , ſo werden ihre
anteil davon den Blättern in magyariſcher Sprache, wveldie der Anzahl nad, alle übrigen weit überholt haben. 3) Nädyſt den magyariſchen Zeitſchriften ſind der Zahl und Verbreitung nady die deutiden Blätter am meiſten
Namen bald genug bekannt; aber darum haben ſie keine Angſt, denn ſie wiſſen , die Rache wird ſie ſelbſt ja nicht treffen und im Fall es der beleidigten Partei nicht glüden follte, ſid, ihrerſeits audy wieder einiger Köpfe aus dieſem Gebiet zu bemädytigen und ſie dann alſo kommen ſollte, um den Blutpreis zu fordern , ſo brauden ſie eben nur
vertreten .
dieſen Preis zu bezahlen, häufig noch mit dem Gelde ihrer
Zeitſdriftenweſen beteiligt ſind, ſo gebührt doch der Haupt
Kleinere Mitteilungen .
Verwandten und Stammgenoſſen , und ſie ſind von der ganzen Sache frei.
475
bringt, werden auf das Schleifen der Waffen und andere ähnliche Vorbereitungen verwendet. Die Lanzen und
Nur ein einziges Mal iſt es vorgekommen , daß ein
Schwerter , welde wir fanden , waren denn aud in der
Dajat von Serajan , deſſen Tochter daſelbſt burdcinen
verurſachte damals ein ſolches Entſeßen , daß man den
That haarſcarf. Bei ſdywerer Geldſtrafe, an deren Stelle bei Zahlungsunfähigkeit ſogar die Todesſtrafe tritt, iſt es jedermann, der nicht zu der Bande gehört, ſtrengſtens ver boten, ſidder Balei zu nähern , ſo lange die Bande ſidi in derſelben aufbält. Ich ließ durch mein Gefolge die Balei dem Boden gleich machen und die Trümmer in den Fluß werfen. Alle Waffen und anderen Gegenſtände, die
Mann , der ſie gewagt hatte , ungehindert mit dem Kopf
ſich darin gefunden hatten , wurden für verfallen erklärt und
des Enthaupteten abziehen ließ umd daß ſie nocy jeßt viel
mitgenommen . Im Dorfe verſidyerte man mir , daß die Mitglieder der Bande Fremde ſeien und ſo beſchränkte idi mid darauf, ihnen das Perwerſlide dieſer Sitte gehörig
Kopfabſdyneider aus Katingan ermordet worden war, demſelben nach ſeinem Dorfe folgte und gerade bei Ge legenheit des Feſtes , welches man zur Ehre der Rüdfebr des Kopfabídneiders feierte , dem Mörder ſeines Kindes
mitten in der Feſtfreude den Kopf abídılug. Dieſe That
jach beſprochen wird. Wenn dergleiden mutige Vergeltung
die Regel wäre oder doch wenigſtens häufiger vorfäme, dann würden ſich die Kopfabidyneider wahrſcheinlich doch wohl bedenken , ebe ſie lid dieſer idändlichen Unſitte duldig machten. Als ich im Dorfe Pandu (Katingan ) anfam , jab idy draußen vor dem Orte eine „ Balei pali“ (verbotene Hütte), in welcher ſedys Perſonen ſaßen , die ſich offenbar auf einen Dordzug vorbereiteten. Als ſie ſahen, daß ich an legen ließ und den hohen Uferrand erſtieg, nahmen ſie alle eiligſt die Flucht in die Wildnis. Id ging durdy
,
,
vorzuhalten ."
יל
das Dorf, in dem ich nur wenig Männer, ' aber deſto mehr Frauen antraf und ſudyte dann die Balei pali auf. Die ſelbe beſtand aus einem Dady, das auf vier Pfoſten rubte und aus einem 1 m . boben Fußboden. Auf allen vier
Kleinere Mitteilungeu. Prähiſtoriſche Funde in Rom . Obwohl es durch die neuere Geſchichtsforſchung bereits außer Zweifel geſtellt iſt, daß nicht bloß die Geſchichte von Mittel- Italien amd Latium ein beträchtlich höheres Alter aufweiſt, als diejenige von Rom , jondern daß auch auf den ſieben Hiigeln ſchon lange vor der an den Namen des Romulus gefuiipften Stadtgrinding
Seiten war der Zugang durd) eine Menge ausgeſpannter
ſich menſchliche Anſiedelingen befunden haben , ſo waren doch bis in die neneſte Zeit die Spuren jener älteren Anſiedelingsperioden
Nottangs abgeſperrt , die ſid, in allen Richtungen aus ſtredten und alleſamt behangen waren mit roten Blumen ,
o gut wie imbeachtet geblieben . Das Jutereſſe am ſogenannten flaſſiſchen Altertum behauptete auf dem römiſchen Boden in dem
jungen Palmblättern und einer großen Menge aus Holz geſdynißter Gegenſtände, die Schwerter , Schilde, Lanzen,
Maße ein llebergewicht , daß die Reſte der prähiſtoriſchen Zeit
fliegende Nashornvögel u . dgl. darſtellten , alles ſehr roh
und man hat ſyſtematiſche Nad )forſchungen nach den Reſten der
gearbeitet und en miniature, Innerhalb der Hütte fanden
vorgeſchichtlichen Zeit angeſtellt, die von jehr günſtigen Reſultaten
wvir fünf Lanzen , zwei Blasrohre, zwei Möcher mit friſdy vergifteten Blasrohrpfeilen , ein Sdild , zwei Sdwerter und ein Paar Badju tali (eine Art Panzerjade) und außer dem noch einige Kleinigkeiten, was alles zu der Ausrüſtung dieſer Kopfabſchneider -Bande gehörte.
begleitet geweſen ſind. Beſondere Verdienſte ; um dieſes Iluter : nehmen hat ein Dilettant, der Kavaliere leone Nardoni, ſid) er : worben , dem es zu verdanken iſt, wenn einige tauſend prähiſto riſche Objekte, wie deren früher zahlloſe zerſtört, verſchleudert oder gar nicht beachtet wurden , konſerviert worden ſind. Dieſelben ent ſtammen zumeiſt den Erdarbeiten , die ſeit zirka zehn Jahren auf dem Esquilin behufs Anlage der neuen Stadtteile ausgeführt werden und welchen Herr Nardoni imunterbrochene Aufmerſ'jam keit gewidmet hat. Die Mehrzahl įder Objekte iſt in bedeutender Tiefe , bis zu 23 m . unter der heutigen Boden Cberfläche, ge funden worden und bezeugt unwiderleglich die Eriſtenz mehrerer auf einander folgender vorrömiſcher Auſicdelingsepochen . Sie bildeten die Ausſtattung uralter Gräber , welche in die mit dem
Wenn man nämlich den Plan gefaßt hat, einen ſolchen Mordzug zu unternehmen , 10 bauen ſich die Männer, welche
daran teilnehmen wollen , eine ſoldie Balei, in der ſie ſid) 4-6 Tage lang aufbalten, je nachdem die Vorzeiden, welche
ſie in der Zeit aus der Nichtung des Fluges der Vögel, namentlid des Antangs (Hübnergeier) und aus deſſen
Geſchrei entnehmen, mehr oder weniger günſtig ſind. Sind ſie günſtig, dann iſt ein Aufenthalt von vier Tagen aus reidend. Im anderen Fall bleibt man ſieben Tage in
gänzlich vernachläſſigt wurden . Erſt ganz neuerdings iſt dem
archäologiſchen Intereſſe das paläontologiſche an die Seite getreten
Namen cappellaccio bezeichneten weidheni Tuffſchichten eingehöhlt
patungs haben den Zwed , die böſen Geiſter mit dem
und mit roh zugehauenen Tuſſplatten giebeldachförmig bedcoft ſind, wie man deren neuerdings wieder eine Anzahl auf der Weſtſeite der nesten Piazza Vittorio Emanmele gefunden hat . Eines der ſelben enthielt ein menſchliches Skelett mit vollſtändig erhaltenem Schädel; neben ihm lagen kleine Thougejäße älteſter Manufaktur. Außer ſolchen enthalten dieſe Gräber gewöhnlich: ſteinerne Bjeil ſpitzen, Halsfetten aus Thon- und Bernſteinfugeln, Bronzefibeln,
Zuge, den man troß der übeln Vorzeiden unternommen , hat, zu verſohnen. Die Tage , die man in der Balei 311
gefäße ſind mit der Hand verfertigt und oft mit rohen und gro testen eingeritzten Verzierungen verjehen . : Die Nardoni dhe Jamm
der Hütte und ſtedt, ebe man ſie verläßt, eine gleiche Ana
zahl roh geſchnißter Hampatuugs ( Bilder) in die Erde, als die Anzahl der Ropfabídneider beträgt. Dieſe Ham
eijerne Schwertflingen und verſchiedenes Hausgerät; die Thon
Kleinere Mitteilungen .
476
lung wird dadurch ſehr inſtruktiv, daß ſie zahlreiche, ausſchließlich dem römiſchen Boden entſtammende, land- und Meerfojjilien ent hält, welche in den gleichen Schichten mit den von Menſchenband be
ſeine letzten Streifzüge auszuarbeiten , gedachte vorderhand noch
arbeiteten Objekten gefunden wurden, alſo mit den letzteren gleidhzeitig
Internehmen ausgeriiſtet. Seine letzten Reiſen führte der Forſcher un mit kleinem Gefolge imd ſtarfer Reduzierung der
!
einen Monat bei Semio ſich zu erholen .
Im Wiederbejitz
ſeiner Vorräte iſt er nunmehr wieder aufs Beſte zu weiteren
ſind. Wir finden unter den Foſſilien eine Menge Hyänen und Bärenzähne, teils imbearbeitet, teils in die Form von Fiſdier , Vögelföpfen und dergleichen gebracht. Außer einer kimlade des Rhi Hozeros, cineni Hippopotamuszahn und anderen foſſilen heſten verſchiedenartiger Tiere ſieht man ein zugeſpitztes , als Dold ver
vereinigen , feine umfangreichen Sammlungen anzulegen. im ſo größer aber miß ſeine Ausbeute an geographiſchen Ergebniſjen
wendetes Antilopenhorn, einen gleidhjaus als Wajje bemiten Ever
join . 918 Junfer den letzten Brief abſandte, hatte er ſeit 17 Mio
hauer und einen Fiſchzahn , der als Canzenſpitze gedient hat. Die Thongefüße ſind aus einem ſchwärzlidien Thon gefertigt ud 3111 Teil vou eigentiimlider Form . Bon Jntereſſe für die Sprad) wiſſenſchaft und Kulturgeſchichte ſind mehrere auf dem Esquilin gefundene Töpfe , auf denen das älteſte lateiniſche Alphabet ein geriyt iſt. Außer den Gefäßen findet man thönerne Rollen , Spin
naten keine Viadridten aus Europa empfangen , ebenjo ( d)einen ihm bis dahin die Vorgänge in Aegypten und im Tildan unbe kaut geblieber 311 ſein . Dan hojjt , daß ein weiter Vorſtoß des Veijenden von dem ehemaligen Diunza'ſchen Gebiet der Monbuttu ans gegen Süden fiir die geographiſchen Probleme in Zentral afrifa von beſonderer Tragweite jei . Jufer internahm ihn in der Zeit, welche auf die Abjendung ſeiner Mitteilungen vom April 1852 vou dubbi aus gefolgi iſt. Zirka 60 Kın . ſiidlich von diejem Plat erreichte er einen bedeutenden Fluß, namens Nepokoumd diejen identifiziert der Reiſende ohne beſonderen Zweifel mit dem Ariwimi Stanley's (einem der Hauptzufliiſſe des
deli , Kugeln , Gehänge u . a . Iluter den Bronzen iſt eine ſehr gut erhaltene Art und eine Anzahl von Statuetten , vielleidit die
Penaten darſtellend , welde init dem Hammer getrieben und hie und da mit der Feile nachgearbeitet ſind. Es ſind 17 an der
Zahl ; 11 zeigen männliche, 1 ; weibliche Geſtalt. Sie ſtammen aus der Nähe der Kirche Sa. Maria Maggiore. Sehr intereſjant als Beweiſe fiir das hohe Alter gewiſjer, noch heute in Geltung
befindlicher Formen des Aberglaubens ſind zwei ganz gleiche knöcherne Amulete ; die zum Tragen am Halſe beſtimmt waren . Sie ſind von halbkreisförmiger Form , an einem Ende in cinen roh geſchnitten menſchlichen lopf, am anderen in eine Hand ans laufend, deren Daumen , genau wie es noch jetzt in Italien zur Abwehr des böjen Blics üblich iſt, zwiſchen Zeige- und Mittel finger hindurchgeſteckt iſt. Inzweifelhaft importiert und zwar von phöniziſcher oder farthagiſcher Herkunft, ſind die bekannten fleinen Idole aus Glasmaſſe in ägyptiſchem Stil , weldie demnad) 311 den Bewohnern des Esquilin ſchon beträdyiliche Zeit vor dem 9b ſchluſje des römiſd)-farthagijden Handelsvertrages gefoniment ſein
Bediirinije ans.
Er vermochte daher imter Ilmſtänden , welche
es ihm durchaus unmöglich machten , eine größere Trägerzahl zil
mitteren longo von Norden her ) .
Die Kidreije von Monbuttu
bis Semio hat Jumper mitten in der Regenzeit auf einem be dwerlichen , 27 Tage dauernden Marſch bewerkſtelligt. In ſeiner Begleitung fanden ſich auch 2 Repräjentanten der Affa ; dod, iſt der Reijende och mentjdloſen , ob er dieſe mit nach Europa bringen ſolle .
Wiſſenſchaftliche Stebereien bei den Chinejen . Asenn man berückſichtigt, wie viel Aberglauben in natur wiſjendafilider Beziehung bis vor kinézem bei ims herrſchte (und vielleicht nod) herrid)t ?) fann man jid) uidit wundern , daß auch die Chinejen ſid) des gleichen Fehlers jduldig madien. Obwohl
ſie jo gute Naturbeobachter ſind, hängen ſie doch ſehr am Her
diirften .
Die jüngſten Forſdungsreiſen Junker's.
gebrachten und es kann nicht auffallen , daß ſie aus ältern Quellen mandic irrige Anſidyt iibernominen haben. Viamentlich iſt es das
Berſdiwinden mancher Vögel im
Der „ þol. Sorr.“ wurden hierüber aus Kairo unter dem
Winter,
was zu allerlei
merkwürdigen Berichten Veranlaſjung gegeben hat.
Die Wach
furth erhielt nac) achtmonatlicher llnterbrechung der Korreſpondenz
tellt , welche im Herbſt verſchwinden , verwandeln ſich ihrer Anſicht nach in Maulwürfe , um im Friihjahr wieder in ihrem
22. Mai nadiſtehende Mitteilungen geſchrieben
Profeſjor Edwein
mit Dr. W. Junker ſoeben wieder neue Nachrichten von jeinem
Federtleide zu erſcheinen . Die Erklärung der Entſtehung dieſer
Freunde aus dem Niamniam -Lande. Dieſelben tragen das Datum vom 16. Oktober 1882 und ſtammen von der Reſidenz eines Häuptlings Semio , einige Tagreiſen ſiidlid vom Diſtrikt Mofio der bisherigen Karten Junfers. Der Forſcher erfreut ſich einer
Commer die Wachteln um die Maulwurfshiigel fliegert jah , jand , wenn er im Winter iiber dicjelben Hügel pfliigte , die Maulwiirfe, die er vorher nicht geſehen hatte. Ein anderer ganz
vortrefflichen Geſundheit und denkt noch immer nicht an die Heim
allgemeiner Aberglaube iſt , wie Mar Miller das neunt, ans
reiſe, obſchon er bereits weite Strecken unerforſchten Gebietes durch
einer Krankheit der Sprache entſtanden . Im Friihiahre werden Habichte 311 Tauben , heißt es und mitten im Sommer be
zog. Er iſt nämlich willens, das 4. Jahr ſeiner entſagungsvollen Thätigkeit der Erforſchung der Länder jenſeits der weſtlichen Waſſerſcheide des Nil zu widmen . Junker hat die letzte Zeit auf mannigfachen Streifzügen zugebracht, die ihn zu wiederholte Malen über den Uelle hinaus lach Siiden und weiter iiber den
3. Breitegrad geführt haben , während er ſeine Vorräte unter Obhut eines Begleiters , des Herrn Bohndorff, bei dem befrein deten Viamuiam- Fiirſten zurückließ. Am 27. September 1882 hat fid) der Reiſende endlich nad) 8monatlicher Abweſenheit von ſeinem !
Hauptquartier wieder mit Bohndorff vereinigt, fand den letzteren aber ſo angegriffen , daß er ſich zur Heimſending desſelben mit deut inzwiſchen gemachten Sammlungen entſchließen mußte. 32 Träger:
Fabel liegt auf der Hand ; der Landmann , der im Friibjahr und
kommen ſie ihre friihere Geſtalt.
Nun bedeutet dir die Taube,
bildet aber gleichzeitig der zweiten Teil des Namens (Schwang Siin ) des gefrönten Habichts und es ſcheint , daß durch eine Ver wirrung des Gedankens man die erſte Silbe weggeworfen und die letzte wieder in ihrer urſprünglichen Bedeutung gebraucht hat. So hat ſich der urſpriingliche Gedanke, daß Vabichte während des Brütens eine Krone tragen , in eine umſimige Mythe verwani delt . So ſollen ſich auch im Herbſt manche kleine Vögel in Kruſta zeen verwandelil , was ebenfalls durch Sprachverwirrung erklärt wird ; weiter ſollen Fajanen ſich im Winter in Venusmuſcheln verwandeln ; es iſt dies wieder eine Folge des zufälligen Ilm :
laſten mit naturhiſtoriſchen und ethnographiſd )en Sammlungen ſind mit Bohndorff abgegangen, welcher die Aufgabe hat, ſie bis nach
ſtandes , daß das Wort für Venusmujdhel einem andern ähnlich
Berlin zu begleiteil , wo ſie bei Hans Reimer in Depot bleiben ſollen . Dr. Junfer, der bei Abgang jeines letzten Briefes noch)
wiirdiger Aberglaube der Chinejen erwähnt: wenn nach 10 Tagen vom Anfang des Winters gerechnet die Fajanen nicht zu deit großen Genäjjeri gehen, werden die inziichtigen Frauen im Lande
nidit Zeit und Muße fand, einen ausfiihrlichen Bericht über
iſt, welches Binjen bedeutet. llebrigens ſei hier noch ein merk
Notizen.
an Zahl zunehmen . Von Ottern und Iltiſjen wird behauptet, daß ſie etwas von ihrer Beute als Opjer darbringen. Man findet in der faiſerlichen Enzyklopädie, welche auf Befehl des Kaiſers A'anghe 1661 bis 1722 veröffentlicht wurde, das Bild einer Otter , welche mit den Borderfüßen eine Forelle auf dem Flußufer niederlegt und mit
477
unter welchen nach A. Woiefoff im antarktiſchen Ozean Treibeis z11 finden iſt, wurden folgende Daten entnommen : Meridian
Mittlere
von
Mittel aus den nördlichſten
länder und Inſeln.
Treibeisgrenzen .
Greenwich.
ehrerbietigem Ausdruck in dem aufwärts gewendeten Geſicht den
58- 700
Mond anſtarrt. Beide Tiere haben bekanntlich die Gewohnheit, einen Teil ihrer Beute liegen zu laſſen , da ſie, wenn der Fang reichlich iſt, nur die beſten Teile freſſen. Viele andere Bei ſpiele ſolcher Mythen könnten noch angefiihrt werden ; Aale werden Schlangen, Mäuſe - Fledermäuſe, Tiger - Haifiſche, welche na mentlich in den untern Klaſſen herrſchen , doch wiederholen ſich
42- 58 W. 15-- 42 W.
54.5
40.0
47.3
37.1)
10- 20 20-40
0. D.
45,3 46.9
35.0
40- 53
0.
48.7
38.6
Eduard - Marieninjel. Enderbyinſel, Arozet = Juſel.
74
2.
60.2
46.0
Merguelen ,
derartige Erſcheinungen ja auch anderswo.
59.00 .
56.00 .
Grahamland 2 .
36.8
(The Nature.)
Kultur und Tierreich. ?1 68 -
Wer faſt ein halbes Jahrhundert in Miſſouri anjäſſig geweſen iſt und alle Veränderungen ,! welche dieſen Staat von einer jaſt abſoluten Wildnis nach und nach zu einem unſerer erſten Kultur ſtaaten umgewandelt haben , mit erlebt hat und weſſen Beruf es war, nicht in Städten , ſondern in Wald und Flur mausgeſett
74 – 90
O.
58.7
45.0 44.3 47.4
90-120
C.
57.3
110-155
2.
60.0
thätig zu ſein, dem fam nicht entgangen ſein, daß im Laufe der Zeit auch in dem Reiche der Tiere weſentliche Wandlungen ſtatt gefunden haben , d. h. Tiere, welche in jener friihen Zeit da waren , ſind allmählich verſchwunden und andere ſind erſchienen. Größere Raubtiere , wie Bären , Panther imid ludhje , waren ſchon ſehr jelten geworden , als die erſten Deutſchen in dieſe Gegenden kamen . Dagegen hielten ſich die Wölfe länger , obſchon ſie ſich jept ur noch in den abgelegenſten , wirtlichſten Strichen bemerklich machen .
Die größeren Habichte und Eulent, zahlreiche Spechte und ein Häher wurden vertrieben. Dagegen machen ſich die Hiihnerhabichte noch immer ſehr läſtig . Schwärme vou Wandertauben , welche friiher jo zahlreich waren , erblickt man faſt gar nicht mehr. Mit den wilden Hühnerarten ſind dieſelben Verhältniſſe eingetreten und die Fajanen verſchwanden beinahe vollſtändig .
Der ſchönſte unſerer
Singvögel, der Kardinal, wird leider ebenfalls von Jahr zu Jahr jeltener. Doch hiefür ſieht man jetzt eine Menge, Droſſeln, Meijen,
Heard
.
Inſel. St. Paul, Amſter dam Inſel. W. Auſtralien .
O. Auſtralien , Tas .
0.
61.5
52.7
Neuſeeland , Auct land Injel, Viktoria -
170-180
D.
59.9
51,0
Neuſeelaud , Siidi . ,
land. .
offenes Meer. 170-180
70) --- 80
.
Hap d. gut. Hoffming. Siidafrifa , Prinz
155--170
W.
58,7
45.2
Chathaminſel, Siidl.,
56.0
offenes Meer. W.Südamerika ,Ale
Ebenſo verſchwand allmählich das kleine Ranbzeug :
jenes Mitteldings zwiſchen Wald und Prärie , das ſie beſonders als Aufenthaltsort liebten, verurſachten, daß diejelben jelten wurden . Seitdem der größte Teil der Wälder abgeholzt iſt, nahm ferner die Zahl der Eichhörnchen ſehr ab und nr Kaninchen ſind in Denge geblieben. Von den Vögeln verließ die Gegend zuerſt eine kurzgeſchwänzte Art der Papageien mit hellgrünem Gefieder.
S.Orkney . S. Georgia , Sand wichgruppe .
manien .
58.2
W.
Fiichſe, Rafkuns, Opoſſums, Marder, Iltiſſe zc. , ſonſt der Schreden der Hühnerböje. Die Hirſche waren , wenn auch nicht immer , jo
dodh zeitweiſe ziemlich zahlreich); allein imabläſſige Nachſtellungen von Seite der Jäger und die Einengung des ſogenannten „ Barrens“,
D. Südamerika , Fall landinſeln , Fenerland,
rander 1. - Land.
Mittel:
54.40 ..
45,10 .
Ueber die Beſchaffenheit des Erdinern verbreitete ſich Profeſſor L'aſauly in der Rheiniſchen Naturforſch. Geſell idhaft zu Bonn. Er hob unter anderem hervor, wie auf Grund der Kant- laplace'ſchen Hypotheſe und unter Anwendung umjerer Erfahrung über die phyſifaliſchen Geſepe , welche fiir den lleber gang eines Körpers aus dem gasförmigen in den feſten Zuſtand durch allmähliches Erfalten und Berdichten zur Geltung kommen, notwendig ein Feſtwerden mjeres Planeten von imen nad) außen und zugleich von außen nach innen erfolgen mußte, da die Sub ſtanzen mit den höchſten Schmelzpunkten , die hienach zuerſt zur Erſtarrung kamen , entweder eine ſehr große ſpezifiſche Schwere be ſaßen , wie die Metalle, oder eine ſehr geringe, wie die Silifate. Die erſteren ſanken in dem fliiſſigen Erdſphäroide unter und bilde ten einen feſten Kern um den Mittelpunkt, die leyteren konnten
Finken und Grasmiden , welche ſonſt nicht vorhanden waren .
an der Oberfläche ſchwimmen und bildeten eine feſte Rinde. Zwiſchen
So iſt es zwar in den kleinen Waldſtreden , welche noch iibrig
beiden blieb eine Medianzone iibrig, die auch als Olivinzone bezeichnet
geblieben, ſehr ſtille geworden , aber in den Gärten und um die Häuſer zwitſchert es den ganzen Tag.
werden kann.
(Nach der „Weſtlichen Poſt ." )
Notizen. Allgemeine Erdkunde.
Die mittleren Treibe is grenzen iim ſüdlichen Eis meer.
Aus einer Zuſammenſtellung der mittleren Breitengrade,
1 Siehe Ausland 1883 , Nr. 14 .
Dieſe beſipt beſonders charakteriſtiſche und wichtige
Eigenſchaften . Sie iſt wahrſcheinlich ebenfalls jeut feſt oder in
einem vistöjen Zuſtand und infolge des ſtarfen Drudes der auſ liegenden Schichten bedeutend über ihren Schmelzpunkt erhipt. To
bald der Drud , ſei es durch Aufliiftung der aufliegenden Schichten, alſo Entlaſtung, oder durch eine partielle Aufwärtsbewegung der Medianzone, 3. V. durch Schichtenbiegung, verringert wird, geht ſie in den fliiſſigen Zuſtand zuriid und reagiert wie ein Gas im hyperfritiſchen Zuſtand.
Dann werden vulfaniſche Aeußerungen
eingeleitet. Jedenfalls ergibt ſich aus verſchiedenartigen Betracht ungen , daß man den Begriff der Reaktion des Erdinnern gegen die Oberfläche, den Humboldt in die Wiſſenſchaft einführte, auf zugeben habe und daß eher der fauſale Zuſammenhang der Er : ſcheinungen durch die Annahme richtig erklärt werde, daß die be
Notizen .
478
ripherie gegen das Junere der Erde reagiere und dadurch vor allem die Erſcheinungen des Vulkanismus hervorruje. Zum Ausſterben von Tieren durch flimatiſde Ur
jachen bringt Š . Garman in Kambridge, Maſſachuſjets, in der „ Nature “ eine intereſſante Hypotheſe, indem er die IIrſacien 311 er
grinden ſucht , welche das jo auffallende Berſchwinden der poſt tertiären Pjerde aus der Fauna Nordamerika's erklären. Man wiirde glauben , daß die damals ſchon vorhandenen Steppen gerade dieſen Tieren den beſten Timmelplat geboten haben wiirden. aber man denkt dariiber anders , wenn man die tötliche Wirkung er
800, in Paris auf 1000 , in Berlin auf 2000 , in London auf 3000 , in St. Petersburg auf 4000 Einwohner. Franzöjiſche Forſchungsreiſen. Der franzöſiſche Unter riditsminiſter hat imter anderen wijjenſchaftlichen Miſſionen für dieſes Jahr eine Forſchungsreiſe des Bergingenieurs xury md des Dr. Hamon nach Idva amd den (Hallaländern, cine Interſuchung des Kopaisjees durch Dr. P. Key imd der Azoren durch Profeſſor G. Bonchet uiterſtiitzt .
Dr. Pruner -Beit.
Im Spätjahr 1882 verſtarb zu Pija
Dr. Pruner-Vei, jowohl durch ſeine riihmliche Thätigkeit als Arzt
fennt, welche die zeitweilig immer wiederkehrenden tiefen Echiiee
und Profeſſor der Anatomie an der medizinijden Edule zu Abu
jälle anf die gleichfalls dem Ausſterben nahen Biiffel geiibt haberi,
zabel bei Kairo während der furchtbaren Epidemien , weldhe
von denen manche sonner des Landes glauben, daß mehr in den tiefen Schneewehen , als durch die Hand der Jäger umgekommen jeien . Der Judianerglauben , daß ein „ tötender“ Winter zwei
jeiner hervorragenden phrenologijden , anthropologiſchen und ethno graphiſchen Studien. 1865 66 ließ er in Sardinien eine Anzahl
Aegypten in den dreißiger Jahren verheerten, bekannt, als wegen
mal im Leben eines Mames vorkomme, wird von den Weißen be
phöniziſcher Gräber öffnen , in welchen außer wohlerhaltenen alt
ſtätigt. Vielleicht kommt er noch häufiger vor. Es iſt nicht in möglich, daß beim Kauherwerdent des slima's ein paar Grad
phöniziſchen Gegenſtänden zu Þrumer's Befriedigung aud) phöniziſche
Kälte mehr und ein paar Zoll tieferer Schnee jenen Pferden der
Vorwelt verderblich genug werden fonnten , um ihr vollſtändiges Ausſterben herbeizuführen. Neue prähiſtoriſche Filde. Ju Argolis wurden vor furzem in beträchtlider Tiefe ganz rohe, mit der Hand gearbeitete Gefäße gefunden, die noch Spuren der Finger trageri, mit fleinen
ſchlecht gebildeten Henkeli. Es ſcheint , als ob die älteſten 911 ſiedler am Meer und zwar auf Pfahlbauten gewohnt hätten .
Auf
der weſtindiſchen Inſel St. Croix hat im Februiar ein franzöſijder Archäolog, Herr Þinart u . a . auch den Ort an der Nordſeite bei der Eiumindung des Salt River interſucht, wo einſt Kolumbus gelandet jein ſoll . Dort fand er deutlidie Spuren eines faribiſchen
Edhädel gejimden wurden. Die in 13 ſtarken Foliojajziteln ent haltenen hinterlaſjemen Manuſkripte des Gelehrten ſind anthropo logiſchen und ethnographiſchen Juhalts imd enthalten 297 Photo graphien von Naſjen -Schädeln und Raſjen - Jiidividuen. Ajien .
H. D. Forbes auf Timorlaut. Herr H. O. Forbes teilt , nad)dein er von ſeinem erſten Bejud auf Timorlaut nach Amboina zuriidgekehrt iſt, folgendes mit: Weite Keiſen waren
nicht möglich, ſo daß meine botaniſdie Sammlung nicht ſehr ans gedehnt iſt, doch die ornithologiſchen und anthropologiſchen Samma ringen ſind recht gut.
Jd bin
um beſdäftigt , alles fiir die
Berſendung 311 verpaden , die, wie ich hoffe, bald wird ſtattfinden
und entdecte eine Vienge bedeutender Abfallhaufen
fömul. Meine Abjidit iſt es , wenn meine Geſundheit dies er
( tjöffenmöddings), ſowie zahlreiche Scherben von Gejchirren. In
laubt, in ein paar Tagen mit dem Regierung dampfer, der nach den Tenimber - Zujelii abgeht, nach Timorlaut zuriicfzukehren und mich dann an einem ruhigeren Orte , als Kitabel es iſt, nieder 311jeten. Ausführlichen Bericht iiber dies intereſjante Land werde
Dorfes
einer andern Stelle wurde ein altertümlicher Steinteil in jeiner
Anwejenheit gefunden .
( Hamburger Sorrejpondent.)
zur Nephritfrage 1. Bei der nördlich von Junsbruck
liegenden Hungerburg fand man ein Steinbeil aus griinlichem
ich mit der nächſten Mail ſchicken. Eine der anfallendſten Er ſcheinungen, die ich beobachtete, ſind die umgeheuren werden wilder Biijjel , die auf der Hauptinſel leben . Sie miſjen natürlich ein
Schiefer, den Profeſſor Ⓡidler im Sengesthale hinter Mauls und bei Sprechenſtein anſtehend fand imd als rephritähnlidies (Geſtein erkannte. Die bald in einem mineralogijden Fadıblatt 311 erwar tende Beſchreibung des lettereit, jowie die Reſultate ciner chemi
cin Eremplar zu bekommen .
ſchen Analyſe desſelben werden ergeben , inwieweit Þidler's Be
imterſtiitzt mich ſehr , ſo daß , als ich am Fieber darnieder lag ,
gefiihrt ſein , dod) „wie lange iſt das her ?" „ wer hat es gethan ? "
ſind intereſſante Fragen . Ich bin noch nicht ſo glidlich geweſen , Meine Frail , die init mir bier iſt ,
obachtung die Anſicht jener Gelehrten mit unterſtiitzen oder be
( und das Fieber iſt hier ſehr heftig , doch alles geregelt weiter
ſtätigen kann , weldie aus ſtichhaltigen Gründen die „ europäiſde
Die Sammlung des Herrn Forbes foll an das iomite ging. der „ Britiſh Aſjociation " geſchickt werden . Ackerbau in Japa 11. ' Bon der gejamten Oberflädie des Mikado -Reiches iſt nad) Liebſcher's zinvorläſſiger Schilderung mur ! 99 Nulturland; alles iibrige bleibt faſt gänzlich umbebaut. Die
Herkunft des Rohmaterials 311 den in unſerem Erdteil gefundenen
Nephrit- und Jadeitgegenſtänden “ annehmen. Geographiſche Verbreitung des Telephonis. Am 1. Oktober 1882 hatte New -York 4060, Chifago 2726, Cincinnati 1800 , Boſton 1325 , Fan Franzisko 1300 jedoch beziehen ſich ein zelne dieſer Zahlen auf einen friiheren Datum als den 1. Oftober Abonnenten fiir das Telephon. In den Vereinigten Staaten befanden ſich deren mehr als 100,000 . An demſelben Tage hatte Paris 1
außerordentliche Intenſität jedod) , mit welcher die benützten (lie biete bewirtſchaftet werden müſſen , ergibt ſich aus dem Ilmſtand,
daß die Bevölformgsdichtigkeit in Japan wod) größer erſdreint, als bei uns. Dieſe Verhältniſje widerſprechen allen mmjeren Bor
2422 , London 1600 , Amſterdam 700 , Stocholm 672, Wien 600 ,
ſtellingen über die gedichtlidie Entwidening eines landwirtſd )aft
Berlin 581 , Briſjel 450 , Turin 410 , Kopenhagen 400 , Meriko 300), St. Petersburg 145 , Alerandria 118 Abonneten. Der
lidien Betriebes , indem hier großartige Hochkultur neben ganz extenſiver Bewirtſchaftung des Bodens , ja neben völliger Iube uitstheit weiter Streden angetroffen wird. Ihre Entſtehung führt einerſeits auf die politiſchen Zuſtände zuriid , wie ſie vor 1868 im Sujetreide herridten , indem das Shogun Regiment, um die Dai
!
Þreis des Abonnements betrug 600 Fros. z11 Paris , 311 London 500 , in den Provinzialſtädten 400 , in Belgien 2–300 , in Jta lien 130-135 , in der Schweiz 130 Francs. Was das Verhält nis zur Zahl der Einwohner betrifft , jo fommt in mander ame rifaniſchen Stadt ein Telephon auf 20 Bewohner, in Chifago und Ziritt) eins auf 200, in New York auf 500 , in Vrijjel auf
der Beſitzungen letzterer von einander jorderte, nur wenige Haupt ſtraßen und dieje faſt lediglich fiir militäriſche Zwede cimrichtete
1 Siehe „ Ausland" 1883, Nr. 5 , C. Suff. Nr. 23, 9.456 .
1 Ciebe „ Ausland “ 1882 , Nr. 45 5.881 , 1883 Nr. 12 9. 231.
!
!
mios uidit allzii mächtig werden 311 lajien , hermetiſchen bjdluß
Litteratur.
479 das vorhandene Feld
wollenbaues durch Neger aus Nordamerifa lehren laſjen . Zugleich
der Fürſten nicht vergrößert werden durfte. Hiedurch wurde das Zuſammendrängen der Wirtſchaft auf ein kleines , um im ſo in tenſiver z11 bebauendes Gebiet unerläßlid) und eine Produktion zum Verkauf auf's äußerſte beſchränft. Andererſeits vermodite man nur bei möglichſt hoher Produttion des als Kulturland geſtatteten
deni . (Gelingt dieſes Vorhaben , dam diirfte das Zarenreich in einigen Jahren auch auf induſtriellem Gebiet als Konfurrent Eng
und ein Gejet durchführte , nach welchem
joll rujliſches Gewebe in Zentralaſien zii verbreiten geſucht wer -
lands in Aſien erſcheinen.
Bodens die Abgabe der von den Daimios geforderten Steuern
Splitter von der angeblichen Bettlericale Bilddhas.
(50 - 7000 der jedesmaligen Ernte zil erhalten , deren Nicht
Herril Campbell gelang es im Verein mit dem auf dem Gebiet der indiſchen Epigraphie und Archäologie bekannten Pandit Bhag vanlal Judraji bei Ausgrabungen in Copara eine Stupa zu ent deden , imerhalb welcher ein Keliquiengefaß mit den Splittern der vermeintlichen Bettlerſdale Buddhas verborgen lag . Uebrigens iſt in Indien an ähnlichen Edalen fein Mangel; es gibt in den verſchiedenen buddhiſtiſchen Ländern eine ganze Reihe ſolcher, denen hobe Ehre erwieſen wird. Judes hält Judraji dafür, daß
bezahlung eine Perſetung in die unterſte claſſe der Bevölferung zur Folge batte . Außerdem drängte die eigentiimtiche, faſt vege tarianiſche l'ebensweiſe des Volkes auf einen gärtneriſchen Betrieb der Landwirtſchaft hin . Seit 1868 haben ſich allerdings die älteren Verhältniſſe geändert imd es bleibt der Zufunft überlaſſen , wie
raſch ein anderes Kulturſyſtem Platz greifen wird. Nad) den Ergebniſjen der letzten Volkszählung hat kinto , die alte Hauptſtadt des Mifado , eine Bevölkerung von
die in Copara gefundenen Splitter eines irdenen Gefäßes ge
von F. de Monier ergab ſid) fiir Java jamt Madura im er
grindeteren Anſpruch darauf habeni, fiir lleberreſte der echten Schale zu gelten , als jene, die mit Ausıahme zweier von Stein , jehr groß und faſt iveriehrt erhalten ſind, während die urſprünglichen Schalen der buddhiſtiſchen Bettermönche aus Thon oder Eiſen
wähnten Jahre eine Bevölkerung von 19,797,077 Seelen. Ta
geformt waren .
238,069 Seelen .
Javas Bevölferuig 1880. Niach den Zujammenſtellingen runter befanden ſich 33,708 Europäer und mit dieſen (Gleidigeſtellte; 206,914 Chineſent; 10,528 Araber; 19,542,835 Eingeborene und 3092 andere Orientaleil. Seit 1815 , alſo in 65 Jahren , hat ſid)
die Einwohnerzahl der Inſel vervierfacit. Numehr zählt Bata via 96,597; Meeſter Cornelis 70,137 ; Surakarta 121,011 ; Sutra
baya 122,341; Samarang 68,551 und Madura 20,009 Perſonen . Das Jitereſje der Franzoſen an dem projektierten Kanal durch den Iſthmus von krah nimmt ernſtere Geſtalt ani .
Die Seidenraupe auf Zeylo11 .
Vor einigen Jahren
wurde durch einen Neijenden mitgeteilt, daß abergläubiſche Bez denken bei den Buddhiſten Zeylons es bisher verhindert hätten , die Seidenkultur auf Zeylon populär zu machen war, obwohl die Prieſter ſelbſt ſich nicht ſcheuten , Gewänder von dieſem ſchönent
Stoff zu tragen. Seit jener Zeit ſind entweder die religioſen Bedenken entidiwunden oder die lchren der Prieſter haben ihre (Gewalt über die Eingeborneil verloren. Seidenkultur wird jetzt
Eine neue Erpedition unter Führung des Kapitäns Bellion von
mit anſchutichem Erfolg in einzelnen Diſtritten der großen Kaffee
der franzöſiſchen Marine und mit einem ganzen Stab von Jr. genieuren hat ſich vor einiger Zeit nach dei Iſthmus begeben , um
injel gepflegt. Leider gibt es auf derſelben auch Feinde der Seidenfuítur, nämlich zahlreiche Jujekter und Reptilien , welche
ſich endgültig über die Möglidfeit diejer Anlage zu informieren.
überall dort leben . Vorjentlich wird es unter Anwendung der Vorſichtsmaßregelii, welde man in tropiſchen Ländern allgemein gegen die Jujeften nötig findet , nach einigen Verſuchen möglich
In Singapur meint man , daß die Möglid )feit längſt feſtgeſtellt jei , während die Frage der Hentabilität, welche noch immer un gelöſt bleibe , weſentlich eine Frage fiir siaufleute iud Kheder, nid )t für Kapitäne und Ingenieure jei. Sie mögen Recht haben. Aber wenn die Franzoſen auch dieſen Nanal in Angriff nehmen ſollten , dann wäre es ein jeltjames Zujammentreffen , daß die von allen möglichen Ediffahrtskanälen den Denkbar größten Nutzen zichenden Engländer jeder Internehmung der Art, ſei es Tulez, Panama, Korinth oder Krah fernbleiben . Bellion iſt nunmehr wieder zurrick gekehrt und man glaubt, daß mir eine Nanalanlage von 51 Km ., die auf ſehr günſtigem Terrain auszufiihren ſein wiirde, nötig ſei.
jein , ſich ihrer Angriffe zu erwehren . Die Oſtfiiſte von Borneo, ſoweit ſie zit dem niederländ iſchen Beſitz gehört , ſcheint jetzt ein bevorzugtes Feld fiir induſtrielle Thätigkeit zu werden . Die Niederländiſch - Indiſche
Dampfidiiffahrtsgcjellſchaft hat ſich vor furzem das Recht zur Ausitzung ergiebiger Sohlengruben von einem der eingeborenen Fiirften zuſichern laſſen und jetzt ſchreibt man unter dem 15. No :
vember von Bandiermaſin , daß ſich dort der Bevollmächtigte einer niederländiſchen Borneo (bejellid;aft befindet , um ſich mit den Ber :
Die Vergleichung der Nameni alter Orte in Britiſch Burma mit denen von Orten , welche in hinduiſden , chineſiſchen
und arabiſchen Berichtel erwähnt ſind , hat die Thatſache feſtge ſtellt, daß das Alter der Ruinen in Britiſch Burma eine Periode von 2000 Jahren umfaßt; zahlreiche Steininſchriften, welche Be
richte in Pali Talaing, Burmaiſd) und Sanskrit enthalten , ſind
hältniſſen bekannt zu machen ; findet er diejelben günſtig genug, jo joll die Faktorei der Niederländiſchen Handels Maatſchappy dort eingezogen werden , die neue Geſellſd )aft ſich dann ſofort in Holland konſtituieren und ihre Arbeit auf Ausniitzung der Diamanten- und
Nohlenfelder richten. Außerdem ſpricht man noch von einer zweiten (Weſellſchaft, welche im Entſtehen begriffen ſein ſoll und mutmaß
durch Dr. Forchhammer, den archäologiſchen Forſcher, entdeđt und
lich auch das jiidöſtliche Vorneo als Feld ihrer Thätigkeit anserſehen
iiberſetzt worden .
hat. llebrigens interſuchen die Ingenieure vom Bergweſen immer
Der Handel Judiens mit kuland. Der Geſamt wert der indiſchen Ausfuhrwaren nach Rußland repräſentierte in den letzten Jahren nachſtehende Summen : 1876—77 Mk. 1,612,526 ; 1877—78 Mk. 1,168,750 ; 1878–79 Mk. 2,705,06 ; 1879–80 Mk. 1,017,516 ; 1880–81 Mk. 3,567,682. Der Wert aller Einta
noch die Kohlenfelder.
fubrartikel von Rußland nach Indien dagegen überſtieg 800,000 Mf.
Litteratur.
jährlich nicht.
Die Beſitzer der ruſſiſchen Baumwollenſpinnereien beabſichtigen , den Baum wollenbau in Zentral-Ajien noch mehr zu för
dern . Man will dort verſchiedene amerikaniſche Baumwollenarten einführen und den Aſiaten die techniſchen Kunſtgriffe des Baum -
Finnland und ſeine Nationalitätenfrage. Von Mar Buch. Stuttgart. Verlag der J. G. Cotta'ſchen Buchhand. lung. 1883, 74 S. Vorliegende Schrift bietet die von Mar Buch bereits in den Nummern 46, 47, 49, 50 und 51 des „ Aus
Rorreſpondents.
480
land" 1882 veröffentlichten neun Einzeldarſtellungen über Finna
lands Natur, ſeine geſchichtliche Entwicklung und nunmehrige Vers faſſung, die anthropologiſche Charakteriſtit der Firmen , die Aus
geſtaltung des Gegenſatzes zwiſchen Swefomanen und Fennomanen, endlich den Anteil der Deutſchei, Lappen und Juden am dortigen Volfsleben , als einheitliches Ganzes. · Da die finniſchen Verhält niſſe im allgemeinen wenig bekannt ſind , Buchs Anſchauungen aber unter feinem Vorurteil leiden , ſind ſeine Abhandlungen nicht allein als ein wertvoller Beitrag zur Geſchichte und Völferkunde jenes geographiſch ist ſo vielfacher Hinſicht wichtigen ruſſiſchen Gebietes , ſonderil auch zur Nationalitätenfrage in Europa über : haupt zu begrüßen .
Der bekannte Pfahlbauforſcher Herr Meſſikommer (Metikon) hat begonnen , unter dem Titel „ Antiqua “ ein Unterhaltungs blatt für Freunde der Altertums kuude herauszugeben , welches unter der Redaktion R. Forrer's junior monatlich zwei
mal erſcheinen ſoll. Die uns vorliegenden Hefte ſind reich an intereſſanten Mitteilungen. Wir heben beſonders die ſehr wertvollen
durch Zeichnungen illuſtrierten Aufjätze über die Konſtruktion der Pfahlbauten hervor. Das Kapland. Deutſche Zeitung für Südafrika. Es
Korreſpondenz. Der neue „ große See" weſtlich voin U elle. Das „ Ausland“ brachte im vorigen Jahre Seite 940 eine Mitteilung über die Entdedung eines großen Sees durch Rafai Aga . Die Rez daktion knüpfte einige Bemerkungen daran, die ich nach L. Delavaud's n „ Les Portugais dans l'Afrique- Centrale avant le XVII. Siècle.
Rochefort 1879 " zll ergänzen mir erlaube. Auf einer Karte von P. Bertius oder Bertz, geſtorben 1629, entſpringt der Fluß Schari in einem See , den er den „ Šee des Niger “ nennt, weſtlich von
den Seen des Nil gelegen. Carlo Piaggia , ein Elfenbeinhändler , ſpricht von einem See weſtlich vom Mwutan (Albert Nyanza ), der
ſehr große Ausdehnung haben ſoll. Im Jahr 1870 erfuhr Herr de Bizemont von einem arabiſchen Scheich aus Weſtafrika , Said Mohamed eſch Schingiti, daß der Tſchari (i. e. Schari = Scha Ari) einen großen Sce weſtlich vom Mwutan durchfließe und dann einen anderen mehr im Süden gelegenen . Der Name dieſes großen See's iſt Didoliba , was ſich leicht in Dicho Liba auflöjen läßt , See Liba , von deſſen Exiſtenz und Namen zuerſt Heinrich Barth Kunde gegeben hat . Dſcholiba iſt bekanntlich auch der
Name des oberen Niger. છે. .. .
Mailand.
iſt dies das erſte deutſche Blatt , welches mit April in Siidafrifa
zu erſcheinen begann und das beabſichtigt, nicht nur die Jutereſſen der bereits in Südafrifa angeſiedelten Deutſchen žll vertreten, ſondern auch durch eingehende Beſprechung der ſiidafrikaniſchen Verhältniſſe die deutſchen Induſtriellen auf vorteilhafte neue Ver kaufsgebiete aufmerkſam zu machent. Wilhelm Nindermann , der in den Berichten der ingliid lichen „ Jeanette" Fahrt ſo oft und ſo ehrenvoll genannt ward,
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mit Noros der einzige lleberlebende von De l'ong's Abteilung, wird
L. M. Glogau, Hamburg, Burstah.
nächſtens ein Buch über „ Eines deutſchen Matroſen Nordpolfahrtent" veröffentlichen , in welchem er außer ſeinen Schidſalen auf der
„ Jeannette “ auch die Fahrt beſchreiben wird, welche er mit einem Teile der „ Polaris“ Mannſchaft auf einer Eisſcholle den Smith
fund hinab machte, nachdem am 15. Oktober 1872 eine Eisprej ſing die „ Polaris “ von dem Eisfeld losgeriſjen hatte , auf dem jener Teil ihrer Mannſchaft mit Kapitän Tyſon ſich befand. Jul der legten Märznummer von ,, Frantl'eslie's Illuſtrierter Zeitung" gab Karl Knort ſpannende Ausziige aus Ninderman's Tagebuch. Deutſche Touriſten - 3 eitung. Zeitſchrift fiir Touriſtit , Geographie und Naturkunde. Organ des Verbandes deutſcher Touriſtenvereine. Herausgegeben von Dr. Theodor Peterſeni. Monatliche Hefte mit Illuſtrationen . Frankfurt a. M. , Verlag von 1
Mahlau und Waldſchmidt.
Durch dieſe mit 1. April neu ins
Die Allgemeine Zeitung (uit wiſſeuſchaftlicher Beilage und Handelszeitung ) früher in Augsburg erſchienen iſt in Deutſchland und Deſterreich durch die Poſtanſtalten für 9 Mart viertel .
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Leitartitel , wifenſchaftliche und handelspolit
. .
Auf
Leben getretene Zeitſchrift wird die lliterſtützung und Förderung der deutſchent touriſtiſchen Intereſſen im allgemeineit angeſtrebt, insbeſont dere aber ſoll ſie unſeren Touriſten -Vereinen als gemeinſchaftliches Organ dienen . Außer den laufenden Nachrichten über die Thätigkeit
Die Miſſion derilngarn im Orient .
letzterer und geographiſchen wie touriſtiſchen Abhandlungen will das Blatt ſeinem Lejerkreis gemeinverſtändliche naturwiſſenſchaft:
Romane und Romanſchriftſteller in Frankreich. Von P. d'Abreſt.
liche, kulturhiſtoriſche und andere einſchlägige Mitteilungen , Ver kehrsuotizen 2c. vorlegen. Jufolge dieſer Tendenz läßt ſich von
ihm ein reicher, ſowohl unterhaltender als anregender Juhalt er warten , der gewiß nicht ohne Einfluß auf eine geſunde Entwick lung des Reiſeweſens ſein wird.
Die Krönungsfeier in Moskau.
Das „ Saharanieer. “ Katholiſche Propaganda unter den Südjlaven . Deutſcher Reichstag. Das 60. niederrheiniſche Muſikfeſt zu Köln am 13 , 14 und 13 Mai Die pompejaniſche Wandmalerei. Von R. Schöner. 1883 .
Venedig im dreißigjährigen Krieg . Von B. Erdmanns Jahrbuch der föniglich preußiſchen Kunſtſammlungen. zur neueſten deutſchen Erzählungsliteratur. Karl Der Iſthmus von Korinth. Von Fr. Munder. ( 1. ) Briefe aus der Ludwig von Bourbon . (Nefrolog. ) (1/IV .! Die Anfänge der Kunſt in Griechenland. Reichshauptſtadt. ( II . ) Zu Wiens Ehrentagen . ( 1.) – Tiroliſche Arabesken. Von 2. Steub . III . )
dörffer .
Von W. Lübfe.
Aufträge für Streifbandſendungen an die Expedition in Mündent.
Drud imd Verlag der I. G. Cotta'ſchen Buchhandlung in München und Stuttgart.
Das Duslauw. Wohenſchrift für Länder- und Völkerkunde, unter Mitwirkung von Profeſſor Dr. Friedrich Katzel und anderen Fachmännern herausgegeben von der
I. G. Gotta'ſchen Budhandlung in Stuttgart und München . J. Sedoundfünfzigſter Jahrgang.
7 München, 18. Juni
Nr. 25 .
Jährlid 52 Nummern à 20 Seiten in Quart. Preis pro Quartal M. 7. ümter.
1883.
Zu beziehen durch alle Buchhandlungen des In- und Auslands und die Poſts
Rezenſions-Eremplare von Werten der einſdlägigen Litteratur ſind direkt an Herrn Profeſſor Dr. Friedrich Napel in München, Atademieſtraße Nr. 6, zu
jenden .
Inſertionspreis 20 Pf. für die geſpaltene Zeile in Petit.
Inhalt : 1. Ferdinand v. Richthofens „ China .“ II . Zentral - Aſien. S. 481 .
2. Ein lamaiſtiſches Kultusbild. (Mit 3. Die Viehwirtſchaft der Verero. I. Das Vieh. II . Die Weide. S. 489. 4. Rudolf Virchow über Alexander v. Humboldt. S. 494 . 5. Uleber die Einteilung der Erdoberfläche in Klimazonen. Von Dr. Julius Hann. S. 495 . 6. lleber Britiſch Kolumbia. S. 497. 7. Kleinere Mitteilungen : Š . 498. Perſiſche Königsgräber. Weber den Einfluß der Abbildung .)
S. 484.
Nahrung auf die Verbreitung und die Wanderung der Tiere. - 8. Notizen : S. 499. Europa. Afrika.. Geographiſche Gejellſchaften, Muſeen 2c.
zahlreidyſten und wertvollſten Kulturpflanzen und Haus:
Ferdinand 1. Rihthofens „ China.“
tiere dem gemäßigten Afien entſtammen, nach welden der ebengenannte große Renner Nord- und Mittel-Aſiens ſogar
II .
Zentral-Aſien.
den Mittelpunkt feines die ganze Erde umfaſſenden Ge Der Gegenſat zentraler und peripherijdier Gebiete iſt in dem größten , kompakteſten und gleidyzeitig audy groß artigſt gegliederten Erdteil Aſien frübe erkannt worden . Carl Ritter meint ihn ſchon in der „ indiſden Erdanjidit" zu finden , deren Schilderung in der Einleitung zum erſten Teile ſeines Ajien er mit den Worten beſchließt: ,,Die Hauptanſidit müſſen
wir immerhin mit den
indiſden
Puranas teilen, ſoweit ihr Blid reidyte ." Die Maſſe und Höbe aſiatiſcher Gebirge prägte ſich ja den Geiſtern um ſo tiefer ein , als ein ſtarkes Bedürfnis den Gegenſaß von Hoch- und Tiefaſien hervorzuheben alle jene an die bib liſche Schöpfungsgeſchidyte anknüpfenden Geographen und
Kosmogonen erfüllte, welche hier den bedeutungsvollen einzigen Drt erkannten, der in der hödyſten Sündflut nicht von den Wogen bedeckt worden war. In Aſien , ſagt Herder , hatte unſere Kugel jene große und weite Höhe, die, nie vom Waſſer bedeckt, ihren Felſenrüfen in die Länge und Breite vielarmig binzog. Hier alſo mußte die Wiege des Menſchengeſchlechtes ſein. Naturforſcher vom Gewidte eines Pallas ſchloſſen ſich dieſer Anſicht an , ließen die
birgsſyſtems verlegte. Das Linné'idie „ Gebirge der Schöpf ung " wurde hieher verſetzt und ſollte, ſo wie es auf ſeinen verſchiedenen Höhenſtufen die Geſchöpfe aller Zonen hegte, auch alle Teile der Erde von hier aus mit Pflanzen und
Tieren verſehen haben , welche ihnen paßten. Der Bezug zur Bibel gab dieſer Anſicht eine ſo ſtarke Stüte , daß man Hodaſien als ,biſtoriſchen Erdgürtel" , hiſtoriſd ), weil
von ihm alle Völkerſtröme fic ergoſſen hätten , noch zu einer Zeit anſprach , wo man beſſeres Wiſſen von den ein
idlägigen Dingen beſaß.
Der fritiſche Heeren fogar
neigte ſolcher Anſicht zu.
Dieſer im wahren Sinn des
Wortes teleologiſden , und zwar ganz einſeitig anthropo teleologiſchen Auffaſſung, die Mittel-Aſien zur Wiege des Men dengeſchlechtes madute, weil das Menſchengeldledyt, das zur Humanität beſtimmt war , von ſeinem Urſprung
an Ein Brudergeſchlecht aus Einem Blute am Leitbande einer bildenden Tradition " ſein ſollte , folgte die rein geographiſde in der Verhältnislehre Ritters.
213 „ ver:
gleichende Geographie “ zeigt ſich dieſelbe nirgends ſo aus gezeichnet wie hier, wo Ajien als das größte Syſtem der Maſſenerhebungen des Planeten mit räumlid vorbereichen
1 Siehe „ Ausland" 1883 Nr. 20, S. 392. Ausland 1883 Nr. 25 ,
den Plateaubildungen allen übrigen Erdteilen entgegen 73
482
Ferdinand v . Richthofen : „ China.“
geſeßt wird. Aus dem Vergleich der Erdteile geht bei
ſind und daß die Ablagerung der feſt
Ritter die ſcharfe zutreffende Charakteriſtik Aſiens hervor.
ſubaëriſch, ſtatt, wie in den peripheriſdien Gebieten, mit Hilfe
Stoffe hier
Es iſt dies dasjelbe Verfahren , welches dann Alerander
des fließenden oder ſtehenden Waſſers geſchehen iſt. Dieſe
v. Humboldt als „ vergleichende Geologie ", wie er e's nennt, in ſeinem „ Zentral-Ajien " vorzüglich in der Nid
Stoffe, ſtatt Thaltiefen und Seen auszufüllen , Mündungs
tung weiter ausgebildet hat, daß er die allgemein gehaltenen
dungen zu erhöhen , haben in den abflußloſen Landſtridien
Vergleiche Ritters durdy Zahlenwerte zu präziſieren ſucht
bloß dazu gedient, durdy Ausfüllung von Vertiefungen jeder Art und Form die Unebenheiten des Bodens aus zugleichen .
und daß er geologiſche Betrachtungen mit hereinzieht. Nicht immer iſt indeſſen Humboldt glüdlid; in ſeinen Ver
Ebenen zu ſchaffen und den Meeresboden vor den Mün
Theoretijd genommen würde das lebte Reſultat
ſuchen zu präziſieren ; denn wenn Nitter uns Aſiens Kern geſtalt als ein Trapez in den Sdyneidepunkten Sucz, Tonking, Rap Schelagsfoi und Samojeden -Halbinſel zeigt,
Bodens ſein : im
geht Humboldt ſo weit, uns den Mittelpunkt dieſer doch
Siſtierung aller Hebungen und Senkungen und der pola
mehr nur als annäherndes Bild , als Verdeutlidung zu verſtehenden geometriſchen Figur genau nad Vreite und Länge demonſtrieren und ihren Mittelpunft „ zwijden den Ketten des Thianſdan und Altai, in der Nähe des Sees Ayar, folglich an der Mündung der Lepja, faſt in gleichem Parallel mit der Südſpiße des Balkbaſdı , im Südoſten
der chineſiſchen Stadt Tichugutſchaf“ finden zu wollen. Mit Recht hebt aud Richthofen , der Humboldt's Verdienſte bei
jeder Gelegenheit warm anerkennt, hervor, daſ bier die Ritter'ſche Methode in ertremer Weije zur Geltung ge bradyt worden ſei. Auf welden Boden ſtellt nun Ridsthofen felbſt ſein
,, Zentral-Aſien " ? Auf den erdgeidhidytlichen und
Darum echt geographiſchen .
Er begnügt ſich nicht
mit der Abſonderung der Glieder vom Rumpfe des Ron tinentes , wie widytige Wirkungen aud) von denſelben ge
derartiger Thätigkeit die Ausebnung jedes abflußloſen kleinen derſelbe Vorgang , welder bei
ren Sdywankungen des Meeres die ganze Erdoberfläche im
Laufe unendlider Zeiträume treffen müßte.
Jedes
einzelne abflußloje Beden fann inſofern als ein diminu tives Modell betradytet werden , in weldiem der tiefſte Teil
das Weltmeer, die Umgebungen aber die Kontinente dar ſtellen.
Das Streben nach Gleich- und Ebenmadung und
Verdecken alles Schroffen und Unvermittelten beſtimmt den orograpbijden Charafter dieſer abflußlojen Gebiete. Ein tönige dharakterloſe Formen entſprechen dieſer trägen Aus füllung. An die Stelle wilder Felsabſtürze treten ſanft geneigte Hänge, aber die vollſtändig ebenen Flächen , ihrer Natur nach ſtets an Waſjer gebunden , kommen ebenſowenig auf. Die Natur vermag ihre Mannigfaltigkeit nicht her vorzubringen , ſelbſt in der Art des Wed,ſels herrſcht Ein
tönigkeit. Und entſprechend den Formen iſt die ſtoffliche Bejchaffenheit des Bodens dieſer abgeidloſſenen Schutt
tragen werden mögen . Der Geograph hat die Konfigu
beden bezeichnet durch eine einförmige Durdyſalzung, weldie
ration der Erdteile nidyt nach ihren äußeren Beziehungen,
das Ergebnis des Verbleibens der Zerſeßungsprodukte und
Wirkungen , ihrer Widytigkeit, ſondern allein auf Grund ihres Baues zu betrachten. Die Linie der Meeresgrenze, welde
dann wieder eine Armut und Einförmigkeit der Vegetation ,
für die heutige Geſtalt und für alle von dieſer Geſtalt aus: ſtrahlenden Beziehungen ſo widytig iſt, bedeutet nidyts für die Geſchichte des Kontinentes. Eine leidyte Senkung fönnte das aſiatiſche Tiefland zum Meeresboden maden ,
eine leichte Hebung Aſien mit Amerika zuſammenknüpfen . Richthofen ſtellt daher den orograpbiſden Geſichtspunkt, den Nitter und Humboldt in die zweite Linie gerückt hatten ,
allen anderen voran. Da aber die Drographie Zentral Afiens noch ſo viel zu wiſſen übrig läßt , während die Hydrographie, welche als ihr treueſter Ausdruck zu erkennen viel beſſer befannt iſt, beſtimmter Zentral-Aſien als das „ zuſammenhängende kontinentale Gebiet der alten abflußloſen Waſſerbecken . " Und es reicht dieſes Zentral-Aſien dann vom Hodyland von Tibet im Süden bis zum Altai im Norden und von der Pamir
Waſſerſdreide im Weſten bis zu derjenigen der großen chineſiſchen Flüſſe im Oſten. Das weſentlich Eigenartige dieſer Region iſt aber in dem Umſtande zu ſuchen , daß
während der leßten geologiſchen Periode alle Produkte, welche aus der chemiſchen Zerſebung und mechaniſchen Zerſtörung der Geſteine hervorgingen , im Yande geblieben
Verdunſtungsrüdſtände in demſelben iſt. Und dieſe bedingt weldye ihrerſeits endlid, Tier- und Menſchenleben in ent
ſprechender Weiſe beeinflußt. Dies der Charakter abflußloſer Gebiete im allgemeinen. Die Erſcheinung derſelben in Zentral-Aſien weicht von dieſen Grundlinien nidyt ab. Wir finden dort eine große Anzahl von fladyen Depreſſionen, teils iſoliert, teils durch Waſſerläufe verbunden , die von den höher: zu den tiefer gelegenen rinnen . Das Waſſer, das nach der Mitte rinnt, läßt in den ganz geſchloſſenen Beden einen Salzſee oder Salz ſumpf entſtehen ; aus denen aber, wveldje einen Abfluß nadı einem tiefergelegenen beſißen , rinnt es oft über erheblichere Bodenſdwellen , in die es wahre Gebirgsſchluchten gräbt,
nacy den tieferen. Baumwud)s iſt dieſen Beden faſt ganz verſagt, ſie ſind daher nach Landſchaftscharakter und Re
getation Steppen. Dody laſſen ſid, nad der Bodenbeſchaf fenheit Lößſteppen , Sandſteppen , Kiesſteppen und Stein oder Schuttſteppen unterſcheiden . Die Lobſteppe iſt die
verbreitetſte , man kann ſagen , die normale Steppenform in Zentral-Aſien. Die Sandſteppe iſt die Wüſtenſteppe.
Kies- und Steinſteppe ſind von geringer , meiſt periphe: rijder Verbreitung.
Ferdinand v . Richthofen $ ,, China."
483
Häufig fällt noch in das Steppengebiet jene Landidyaſt,
die gewöhnlichen Formen der Gebirgslandſdyaft auszumei
weldie Richthofen als Uebergangszone bezeichnet. In dieſe Zone gehören die noch in den jüngſten geologiſchen Perioden in Abflußgebiete verwandelten Streden , welche
ſeln im ſtande ſein würde, wenn ſie infolge eines Klima wved ſels Sdynee, Eis und Waſſer hinzuführte." Zum dritten haben wir endlid, die peripheriſchen
früher abflußlos waren oder in wvelden der entgegen
Gebiete als alle Länderſtreden umfaſſend, deren Gewäſſer durd) Flüſſe nad) dem Meer oder nach den jeeartigen Ueber:
geſeßte Prozeß ſid) vollzogen hat. Sie treten mitten im zentralen Gebiet in Anlehnung an Hodgebirge auf, welche aus der abflußloſen Steppe ſide erheben . Sie er: dyeinen in größerer Verbreitung an den Rändern Zentral: Afiens, wo vor allem das berühmte Lößgebiet Nord China's als eine frühere Steppe betrachtet wird , die in folge vermehrten Niederſchlags in den Bereich des Abfluſſes nach dem Meere gezogen , deren Boden dadurd ) tief durd) : furdyt und von ſeinem Ueberfluß an Salzen befreit wurde. Die Oberläufe der größten in Zentral-Aſien entſpringen den Ströme: Hoangho, Jangtſe, Brahmaputra , Judus, geboren dem Uebergangsgebiet an . Inſoweit dasjelbe COB Löß landſchaft , wie vor allem in Nord-China, werden wir es
reſten desſelben auf dem Feſtland (Kaſpi-, Aral-Sce u . a.) gchen .
Bliden wir zurück, ſo ſehen wir in den llebergangsland: daften und den peripheriſchen Gebieten drei konzentriſch
gelagerte natürliche Gruppen , von denen Zentral-Aſien dem Kern des Erdteils, die Uebergangsländer Carl Ritter's Stufenlandſdiaften , die peripheriſchen Gebiete zu einem großen Teile den
,,Gliedern " des Erdteils im
Sinne
in unſerem nächſten Artikel ausführlidher betradyten . Hier
desſelben Forſchers entſprechen . Aber wie ſehr haben dieſe Begriffe ſid, vertieft ! Man merft dies vielleicht am deutlichſten an den peripheriſchen Gebieten . In der vor-Ritter'ſdien und vor- Humboldt'iden Zeit , wo die Geographie ſidy zur Vergeiſtigung nur auf
möchten wir , ſtatt aller weiteren Definition , nur nad)
idwang, wenn ſie an der Hand der Philoſophie der Ges
Richthofen die vortreffliche plaſtiſche Sdilderung einer
dhidite bobe Flüge wagen durfte, ,,ein ſpät entſtandener Erdrand “ (Herder), der den „ Höhen der ewigen Urgebirge“ als ein Strid) entgegengeſetzt wird , dem ohne Zweifel wenig Bedeutung für die Urgeſchidyte der Menſdyheit zu =
Uebergangslandſchaft im oberen Indusgebiet zitieren, wvelde Shaw auf ſeiner Reiſe von Kangra niad, leh paſſierte, nadidem er den Bara Latida-Paß überſchritten.
„ Der Bara-Latſda iſt die Grenze zwiſden zwei getrennten Gegenden , die ſid, durch ihren phyſijden Charakter unter :
icheiden. Die im Süden, durch die yvir gekommen ſind, kann als die wahre Himalaya -Region bezeidynet werden. Hier find die Nieſenketten mit ervigem Sdynee bedeckt , von
Gletſdern durd, furcht und ſie ſteigen aus didyten Wäldern an , welche ihre Flanken bis zu einer gewiſſen Hohe be kleiden . Zwiſchen ihnen ziehen fidy tiefe Schludyten herab,
deren Seiten ſchroff abſtürzen und deren Grund von großen Flüſſen durchſtrömt wird. Es iſt eine alpine Szeneric. Iſt man einmal über den Bara-Latſda-Paß oder irgend einen anderen Paſ in derſelben Rette hinweg , ſo betritt man ein Land, wo alle Schluchten und Thäler von einem
fomme. Bei Ritter zuerſt die rein geometriſch abgeſonderten Halbinſel- und Inſelglieder des Stammes oder Rumpfes des Erdteiles , die erſt ſpäter bei ihm wie auch bei Hum boldt als vereinzelte und geringe Hohenzonen der Maſſen
erhebung auch orographiſd) der Erdteilmitte entgegengeſeßt werden . Endlich bei Richthofen nimmt dieſer Begriff einen weſentlid geologijden , hydrographiſchen und klimatologi den Jubalt auf, vertieft und bereichert ſidy dadurch , ohne darum unbeſtimmter zu werden . Ja , es wird nun zum erſten Male möglid ), cine (darfe und zugleid, naturgemäße Begrenzung Zentral- Aſiens vorzunehmen , indem man die Grenze der durch eine Maſſe von Verſchiedenheiten klimatiſcher,
Meer von Kies , das bis zu wenigen 100 ' unter den
pflanzen und tiergeographiſcher, ſowie endlid, anthropo geographiſcher Art von einander getrennten hydrographiſchen
Gipfeln anſteigt, ausgefüllt ſind.' Der Raum ziviſchen den Bergen iſt nicht mehr durdy jene deinbar unergründlidhen
Kategorien der Abfluß- und der abflußloſen Gebiete zu = gleid die Grenze zwiſden den zentralen und peripheriſchen
Schluchten eingenommen, deren Wände nach unten ſo eng
Gebieten Aſiens ſein läßt. So wird nun aus Zentral-Aſien ein kontinentales Gebiet alter abflußloſer Waſſerbecken , vom Hoch
zuſammetreten , daß fie faum für den Strom Raum laſſen, ſondern wird von einer breiten Hochebene erfüllt, aus der
die Gipfelketten nur noch wie wellige Erhebungen anſteigen .
land von Tibet im Süden zum Altai im Norden und von der Waſſerſdcide am Pamir im Weſten zu derjenigen der Rieſenſtröme China's und dem Gebirge Chingan im
Wir bemerken das Vorwalten der horizontalen Linien nad ) den vertikalen , an die der Himalaya uns getvöhnt hat. Es iſt als ob man cine gothiſche Kathedrale verließe und das Parthenon beträte. Zugleich ſcheint eine Trockenheit über das Land gekommen zu ſein. Da gibt es keine weiten Sdyneefelder , um die Waſſerſtröme zu ſpeiſen und keine häufigen Regengüſſe, um der Landſchaft ihre grüne Be kleidung zu erhalten." In richtiger Ahnung der Urſachen
nun alle Länderſtrecken , deren Gewäſſer nadı dem Meere oder nad den heute zum Abidluß vom Meere gelangten
dieſer Erſcheinung ſekt Shaw hinzu : „ Es ſcheint als hätten wir hier einen rohen Blod vor uns , aus dem die Natur
Klärung und Entwidelung, deren Ergebnis die heutige Geographie, und man erkennt zugleich , wie parallel mit
Dſten .“ Die peripheriſchen Teile Afiens aber umfaſſen
Meeresreſten im Kaspijee, Araljee u . a. abfließen , mit
einem Worte: die Abfluß - Gebiete. In dieſer Entfaltung
eines einzigen Begriffes ſpieglt fid, die ganze geiſtige
484
Ein lamaiſtiſches Kultusbild.
ihr und beſtändig ſie bedingend die Sammlung und Er forſchung der Thatſachen hinläuft. Es verlohnt ſidy, die Stadien dieſer Entfaltung in ihren jeweiligen herrſchenden Gedanken zu firieren ; denn
zuwenden , wird uns noch beſſer für die Würdigung der folgenreiden Zonen -Gruppierung orographiſdyer und hydro graphiſder Thatjaden vorbereiten.
jedes einzelne von denſelben iſt ungemein bezeidynend für die Metamorphoſe und das Weſen unſerer Wiſſenſchaft. Zuerſt
iſt es alſo eine ſcheinbar hochwichtige Beziehung dieſer Erdſtelle zur Geſdhidhte der Menſdheit, welche ihr in den
Ein lamaiſtiſches Kultusbild.
Augen der Erdkundigen Bedeutung gibt und dieſe Bedeu
Der Buddhismus, für welchen heute ſowohl in der
tung knüpft an an die bibliſche Sündflut und an die moſaiſche Völkertafel. Dies iſt die Kindheit unſerer Wiſſen
Wiſſenſchaft als in der gebildeten Welt ſo viel Intereſſe
îdy aft. Carl Ritter nimmt die Karte zur Hand, um Aſien vhne jede unmittelbare Beziehung zur Geſchidyte in ſeine Teile zu zerlegen, indem er es mit anderen Erdteilen vergleidt. Seine Methode iſt eine wejentlid, kartographiſche oder geo
metriſche. Er behandelt Afien als Naturgegenſtand , als geographiſche Spezies , begnügt ſich aber, in der Studier: ſtube mit Atlas und Zirkel ihm gerecht zu werden . Dies
iſt die vergleichende Erdkunde in den dema: tiſden und ſpekulativen Anfängen. Alerander v. Humboldt ſchöpft weſentlich aus denſelben Duellen wie Carl Ritter , verwendet aud Ritter'ſche Ideen , tritt aber an die Natur ſelbſt heran und ſucht , wenn aud) nicht immer mit Glück, die Geographie den eraften 28iſſen :
ſchaften anzunähern. Bei ihm gewinnt Zentral-Aſien vor züglidy nach der orographiſchen und geologiſden Seite und er vereinigt eine Fülle von Thatſaden zur geſamten Naturgeſchichte und Geſchichte Zentral - Aſiens in ſeiner bekannten Monographie. Dies iſt die Annäherung
ſich fundgibt, verdient dieſes Intereſſe aus verſchiedenen Gründen in der That in hohem Maße. Sehen wir ab
davon , daß er, als Bekenntnis von ſo vielen Millionen
Seelen der verſchiedenſten Raſſe , Kultur und Geſittung, in ſeiner Zweiteilung in eine nördliche und ſüdliche Sdule nidyt nur eine ungeheure Mannigfaltigkeit philoſophiſdier
und religiöſer Anſchauungen von reiner Philoſophie hinab bis zum niedrigſten Schamanismus enthält, ſehen wir ab von ſeiner eminenten Stellung als ziviliſierende Macht, weldje er als Träger der Kultur Indiens hier modifizierend, dort ganz neu (dyaffend ausübte, blicken wir vielmehr ein fad darauf, wie dieſe Religion ſid, äußerlid; darſtellt, ſo ſind die Gegenſätze des ,, Anfangs und des Endes" aud für den der Sadje ferner Stehenden überraſchend genug. Da liegt nun einerſeits die Frage nach der reinſten
und älteſten Form nahe, andererſeits jene nach der Ent widelung der Hierarchie in Tibet, welche unter dem Namen
des Lamaismus allgemein bekannt iſt. Der Buddhismus,
der vergleichenden Erdkunde an die Natur:
die Stiftung eines fürſtliden Rídyatrija, welcher, inmitten ſeines Ueberfluſſes den Jammer der Welt mit den Gebil
wiſſenſchaften.
beten ſeiner Seit fühlend , als Bettelmönch, nachdem er
Endlid) zieht Richthofen aus allen
dieſen und aus den zahlreichen, ſeitdem gewonnenen That
alles von ſich geworfen , über die Mittel nadyjann, wie
ſachen den Begriff Zentral-Aſiens, den er erdgeſchichtlich und auf Grund der topographiſchen , hydrographiſchen, klimatologiſchen Thatſache begründet, der aber zugleich auch
dem Weltübel abzuhelfen ſei und als er ſeine Löſung ge
ein pflanzen- und tiergeographiſcher und ein anthropo geographiſcher Begriff wird. Dies iſt die wiſſenſchaft liche Erdkunde, welche mit Hilfe aller Natur wiſſenſchaften , vorzüglich aber der Geologie,
fid zur Geſamtbetrachtung der Natur der Erde erhebt. Täuſchen wir uns nicht, ſo ſehen wir aus einer
rein geſchichtlidh-teleologiſchen eine geometriſche (Verhältnis : lehre Ritters) , eine geometriſch - geologiſche (vergleichende
funden , ſie wandernd verkündete , eine Lehre, welche, mag man von ihr denken, was man will, unbeſtreitbar den Höhe punkt des indiſden Geiſteslebens darſtellt, zeigt unſerem Auge als Reſultat eine Weltanſchauung, welche, ſowie ſie einerſeits auf dem Gebiete der Moral das Menſden würdigſte predigt, dod, andererſeits durd, die kalte Erhaben : heit über alles, was die Menſdenbruſt bewegt, abſtößt. Unter den vielen in Wäldern hauſenden oder durch die Städte und Länder ziehenden Denkern und Asketen
jener Zeit, welche, Schule bildend, Proſelyten madıend, mit
Geologie Humboldts ) und endlid) eine im höheren Sinn
der Beantwortung der Frage , wie man vom Tode erlöſt
rein geographiſche, d. h. die Geſamtheit der Naturerſchein
werden könne, ſid, abgaben und nur in den Mitteln differierten , war es gerade dem Gautama beſchieden , daß feine Lehre ſo weit ſich verbreitete. War das wunderbare
ungen auf dieſer Erdſtelle in Einen erdgeſdichtlid be gründeten Begriff zuſammenfaſſende Auffaſſung hervor gehen.
Wir wollen einſtweilen nidyt weiter dem fruchtbaren Grundgedanken dieſer Betrachtung Zentral - Ajiens nad gehen , welchen wir in der Verfolgung einer klimatiſch be
dingten Klaſſe von Oberflächenformen durch eine ganze Klimazone rings um die Erde hin zu erkennen meinen . Die Betrachtung der berühmten Löß-Theorie, der wir uns nun
Intereſſe , weldies der „ große Mönch“ einflößte, aus der Thatſache entſtanden, daß er aus dem Beſiße des größten Reichtums died oder war es die Macht ſeines Wortes, welche ihm ſo ungeheuren Vorſchub leiſtete ? Schon früh erregte ſeine Lehre und ſeine Gemeinde das Intereſſe der Fürſten, welche nach dem Tode des Meiſters den Verſamm lungen und Konzilien beiwohnten. Entſcheidend für die
Ein lamaiſtiſches Kultusbild.
ſpäteren Sdidale der Lehre war das ſogenannte zweite Konzil, welches 100-110 Jahre nadı dem Tode Buddha's zu Waicali abgehalten ward und durch weldes , wie es
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tschhos (tschhoi] ), Çiwa ſelbſt Höllenridter und erhielt den Titel des Königs der heiligen Lehre (1. dharmaradscha,
tibet. tschhos -kyi-rgyal-po ). Gemeiner Aberglaube, Magie
beißt, zehntauſend Mönche, die zehn Indulgenzen den alten
und Zauberei befamen die Ueberhand.
Mönchsregeln zuwider gelehrt hatten , ausgeſchloſjen wurden. Immer mehr und mehr tiat die von Gautama jo verachtete Askeſe mit ihren Abſichten nach Erlangung über
Hauptmacht, mit welder die Buddhiſten den einbeimiſchen Schamanen gegenüber auf das rohe und wilde Volf des ,,furchtbaren Sdyneelandes" (Tibet) wirften. Die bevorzugte Stellung, welcher der nationale Gegen
natürlider Kräfte an die Stelle der zum Seelenfrieden
Das war auch die
führenden Selbſtbejdauung, die einfaden Ehrenbezeigungen
ſaß der Ankömmlinge und ihre höhere Bildung bewirkte
gegen Meiſter und nädſte Jünger waren zu einem forma
und die Konzentration , welde die Kämpfe gegen die ein
lidhen Kultus mit Heiligen- und Reliquienverehrung ge
heimijden Prieſter und Fürſten verlangten und förderten,
worden ; der Lehre ſelbſt bemächtigte ſich der Sdyolaſtizis mus, welder ſie beſonders in den großen buddhiſtiſden Univerſitäten Nalanda und ſpäter Tafſdaçila in kaſdymir
entwickelte ſid) allmählic), indem die indiſden Lehrer in
den Landesfindern würdige Nad)folger fanden , zugleich mit
Syſteme ganz anderer Art herausdeutete oder in die Lehre
dem vollkommenen Siege ihres Syſtems zu jener Hierarcie, die mit ihren beiden Großlamen , dem Dalai Lama zu Laſſa und dem Pan - tidben -rin -po -tidbe zu Ta-di-lhum-po,
nicht nur nad allen Seiten analyſierte, ſondern auch
Buddha's hineinzwängte. Und gerade die nördliche Sdjule,
endlid) aud die politiſche Herrſchaft über das Land ſich errang.
deren Kanon in der durch den Gebraud, der Brahmanen
Dieſe religiöſe Körperſchaft bietet mit ihren Tidutukten
geheiligten Sanskritſprache feine Abfaſſung fand, iſt es, welde durd fremdartige Zufäße am ſtärkſten modifiziert wurde. Das zerjeßte die Religion in Indien und bereitete ihren Untergang vor. Das Brahmanentum wandte ſich an das Volk und durch die Sanktionierung der Volks götter Çiwa und Wiſchnu , welche man benußte, um ihre Mythen auf die alte Idee von der Urſeele ( Brabman ) anzu : wenden , ward dem Buddhismus bei dem gebildeteren Teile des Volfes der Boden entzogen , zugleich aber auch ein Jahrhunderte dauernder Kampf angeregt, der gewiß nicht obne Blutvergießen ſchloß und Indien wieder dem Brahma mentums überlieferte. Es geſchah dieſes gewaltige Ringen während des 7. - 11. Jahrhunderts und wir wiſſen , daß die großen brahmaniſden Gelehrten Kumarila Bhatta und ſpäter Çanfaratſdarja , der Vertreter der Vedanta Philoſopbie, dabei eine große Rolle ſpielten. So iſt der Buddhismus denn vom indiſden Boden völlig weggefegt, nur Zeylon iſt heute noch buddhiſtiſch und bietet dieſe Religion in der reinſten Form . Sie hat dort eine große Litteratur teils
und Aebten, Klöſtern und Kloſterſchulen, ihrer nun
frei
lid, lahmgelegten politiſchen Machtſtellung gegenüber dem chineſiſchen Kaiſer, ferner ihrem Rultus mit Taufe und
Beidte und Totenmeſjen 2c., ihren großen Feſten unter dem Klange großer und kleiner Glocken, ihren Kongregationen in Pradytgewändern und Rutten , mit Mitren , Hüten und
Müßen , mit Tonſur und Roſenkränzen ein gar mert würdiges Gegenſtück zu der in Europa allbekannten , im
Mittelalter allmächtigen Hierarchie. Das war es, was die erſten chriſtlichen Miſſionäre verblüffte , in Hodaſien eine Afterkirde , eine Nachahmung des Teufels zu finden, das war es , was ſic Abbé Huc nicht anders erklären zu fönnen glaubte, als daß er bei dem Vorfämpfer des Papſttums in Laſja , dem großen Reformator Tjong kha-pa (um
1400 ), europäiſchen Einfluß, Verkehr mit
einem Miſſionär vermutete. Alle jene Einridytungen und Kultusobjekte aber, welde man als chriſtlich betrachten zu fönnen glaubte, ſind durchweg edit buddhiſtiſd) oder minde ſtens indiſd und verdanken ihre gegewärtige Geſtaltung
bewahrt, teils erzeugt. Hatter don vor dem Entſcheidungskampfe mit den
einfach dem Umſtande, daß ſie auf ein fremdes Volk über:
Brahmanen die Buddhiſten in andere Länder lehrend ein zubringen verſucıt, ſo ſahen ſie ſich jeßt geradezu zum Aus wandern gezwungen . Das Land nun , welches die Flücht linge aufnahm , war vorzüglich Tibet mit den ihm vor liegenden Ländern und Thälern. Von König Sron-tſan gam -po (geb. 617, geſt. 698 ) als Staatsreligion ange
anders entwickelte.
nommen , verbreitete der Buddhismus ſich in der Folgezeit beſonders in jener wüſten Form , in die er von dem in 6. Jahrhundert zu Buruídapur ( Beldaur) lebenden Reli gioſen Arjajanga umgeſtaltet worden war. Die Dämonen des neu entwickelten Çiwaismus mit ihrem ganzen wider: wärtigen Rulte, deſſen Ausbildung den Buddhismus in Indien aufgerieben batte, waren nun auch in ſein Syſtem
der Weltordnung eingefügt: ſie wurden Anbeter des Buddha, Schüßer der von ihm gepredigten Lebre (i. dharma, tibet. Ausland 1883 Nr . 25 .
tragen wurden , innerhalb deſſen Grenzen ſich manches Auf dieſe Verhältniſſe leiten die teilweiſe ſehr koſt
baren Erwerbungen hin, weldie das Ethnologiſche Muſeum in Berlin in letzterer Zeit machte. Es ſind dies Objekte der oben erwähnten Art aus Ladak 2. aus dem Beſiß des Herrn Paſtors Procynow in Berlin , ferner nicht minder intereſſante Stücke , welche das Kgl. Muſeum dem außer: ordentlichen Geſandten des Deutſchen Reiches in Peking , Herrn v. Brandt und dem Herrn Pfaffius in Kjadta
oder der befannten Sammlung des Herrn Sælagintweit verdankt.
Hier ſoll über «in Stück gehandelt werden , weldes,
obgleid) Kultusgegenſtand verwandter Art, doch dem zuleßt Geſagten ferner ſteht. Es iſt dies eines der religiöſen Gemälde ( tibetiſch: bris 74
Ein lamaiſtiſches Kultusbild .
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Metallknäufen , die oben und unten an der Breitſeite bes feſtigt ſind , halten es auseinander und dienen zugleid dazu , das Bild darüber zu wickeln . Das Vild ſelbſt wird
oder bris-sku ). Dieſe Gemälde, deren Anfertigung in Tibet von Schlagintweit, bei den Kalmüken von Bergmann genau beſchrieben iſt, hängen als Objekte der Verebrung in Tem
peln und Klöſtern , werden wohl auch bei Feſtlichkeiten oder ernſten Ereigniſſen (z. B. Gidesleiſtung bei den Don
nach beſtimmten Normen entworfen , unter Herſagung von heiligen Formeln mit chineſiſcher Tuſche in Kontur aus: geführt und dann einfad, die Zwiſchenräume flac mit Farbe ausgefüllt, nur die als Siße der dargeſtellten Per
durch einen Seidenvorhang erſeßt , dywere Stäbe mit
ſonen verwendeten Lotusblumen haben oft fein in Rundung
ou
golen) aufgehängt ; Seidenumrahmung, am liebſten blau und rot , faßt das Gemälde ein ; ebenſo wird das Glas
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ouण viप win thanh Ein lamaiſtiſches Kultusbild.
Ein lamaiſtiſches Multusbild.
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mit der Weltjeele , das Urbild der Bußer und Asketen.
ausgeführte Blumenblätter. Beſtimmte Gefeße gelten für die Bildung der dargeſtellten Weſen , wie für ihre Gruppierung
Wankt, während er ſo zurückgezogen iſt, das Weltgebäude
zu einer Kompoſition ; die Körperproportionen , Farbe von
oder geht es gar zu Grunde , ſo bringt er neues Leben,
Körper und Kleidern ſind vorgeſchrieben und es darf nicht davon abgewidhen werden .
Beſiße des früheren Miſſionärs Herrn
läßt an der Stelle des zerſtörten neues hervorkeimen . In dieſer Rolle, wie auch als Vater göttlider Sproſſen , die in den Zeiten der Not der Welt der Götter beiſpringen ,
Prochnow befißt das Berliner Ethnologiſche Muſeum einige Bilder derart , darunter auch eines , welches den oben er :
Natur , der in ihr lebt und geheimnisvolles Leben ver:
Aus dem
wähnten Tſong -kha-pa darſtellt, von beſonders ſchöner Bildung und feiner edler Ausführung, welche geradezu in der Ornamentik und Gewandbehandlung an mittelalterlide Miniaturen gemahnt. Es ſtammt dieſes Bild , wie ein nadyber zu beſprechendes, aus dem Kloſter Nako in Kunawur, 1 Dieſes zweite iſt in der Ausführung geringer, aber ſehr reich in der Kompoſition , und als einem einheitlichen Gedanken mit verſchiedenen naheliegenden Variationen der Grundidee entſprungen , ein gutes Charakteriſtikum der: .
artiger Gemälde überhaupt.
Um die an ſich hübſdie Darſtellung vollſtändig ver
wird er der Vertreter der zeugenden Kraft ; als Gott der breitet , iſt er der Beſißer unermeßlider Schäße; als die Kraft, weldje aus Trümmern, aus der Moder des Todes wunderbar neu erzeugt, wird er der König der Wunder: kraft, der Magie, der Beſitzer Leben und Reichtum (denken: der Sprüche, der Wiſſenſdaft, der Philoſophie, der Gram
matik. Alle dieſe Eigenſchaften des Gottes in verſchiedene Typen feſtgeſtellt, die auch auf ſeine Gemahlin Kali mit übergingen , nahm mit dem Syſtem des erwähnten Arja
ſanga der nördliche Buddhismus auf ; ſie werden zu den acht Mahafalas, die, jeder ein beſonderer Gott, den Sdut des Buddhismus übernommen haben.
Dasſelbe geſchah
mit ſeiner Gemahlin Kali und ihren verſdiedenen Bildungen , wie auch mit den anderen Hindugöttern , die jedoch, ich meine hauptſächlich Wiſdinu und ſeine Avataren, im Lamaismus vor den çiwaitiſden Bildungen entſchieden zurücktreten. Zu dieſen acht Mahafalas aber gehört als achter in
ſtändlid, zu machen, muß ich aber nod; etwas weiter aus holen. Es iſt bereits bemerkt worden, wie der Çiwaismus es hauptſächlich war, durch deſſen Würdigung und Be arbeitung zu einem Syſteme das Brahmanentum den Buddhismus aus Indien verdrängte. Der Kult des Çiwa iſt gewiß urſprünglich nicht ariſd), man nahm allerdings den Namen und wohl auch manden Zug des aus dem Rigweda bekannten dunkelfarbigen , goldgeſdymückten, pfeile: ſchießenden und wundenheilenden Gottes Rudra herüber; aber die eigentliche Figur des Gottes und ſeiner Gattin Kali gehört dem in Südindien nod) vertretenen Teufels dienſte an . Als Gott der Zerſtörung, des Todes und aber aud des wiedererivadıenden Lebens, der wiederaufkeimenden
Die älteſte Erwähnung dieſes Gottes findet ſich im Atharwaweda, wo Kubera Waigravana (der Sohn eines
Kraft war er, obwohl die lektere gute Seite wohl erſt durdy
Wiçravana oder Wiçravas) als König der Geiſter der
die ſeine Figur ſchematiſierenden Brahmanen mehr her: vorkommen mochte , To recht geeignet, auf den alten Ge danken von der Weltſeele , dem Brahman , übertragen zu
Erdtiefe und der Finſternis erivähnt wird. Er gilt ſpäter dann als Beherrſcher der Nordgegend , der im Himalaya herrídyt und wird der Vierzahl der Weltgötter miteingefügt.
werden.
Als ſolcher iſt er kriegeriſd thätig und Verſe aus Suçruta
Um dieſe Rolle des alles Entſtehen und Vergehen ,
Tod und Leben umfaſſenden Weltgeiſtes „ der großen Zeit " (Mahakala) in all ihren Variationen durchzuführen, bildete ſich aus der einen Figur des Gottes eine ganze Anzahl von Typen , von Manifeſtationen heraus. So ward er als zerſtörender Gott, was ſeine älteſte Rolle war, zu der furchtbaren Bildung jenes dauernden Weſens, ,,das ſelbſt dem Todesgotte (Yama) ein Ende bereitet " (Yamantafa );
er ward Kriegsgott und Beſchüßer des Himmels der Dewas
der Reihe der ,,Genoſſe und Freund des Çiwa " ein anderes
Weſen : der Gott des Reichtums, der ſeinem Freunde in Funktion ,. als Beſißer und Spender großer Reichtümer,
ſehr nahe fteht.' Dieſer Gott , Kubera , hat aber einen viel harmloſeren Charakter : er gehört mit ſeiner ganzen Welt mehr dem Märchen , als der Mythologie an .
dildern ihn: Vont Onomen- und Dämonenheer
und von der Widytelmännchen Schar ward da erblickt der große Gott, an deſſen Wagen Menſchen ziehn und deſſen überird'icher Leib wie dunkler Edelſtein erglänzt.
Die ,,Muſdyel" und den „ Lotus " hält? die Hand, die ſonſt die Keule führt, des Schäteſpenders, der zur Schladt
und indem er die Funktionen oder Attribute von ihm er legter Rieſen übernahm , als Beſieger und Beherrſcher König der Dämonenwelt. Hat er den Himmel und die Erde ſo vor Unordnung bewahrt, ſo verſinkt er in Media tation über das Ende der Geſchide der beſtehenden und das Entſtehen einer künftigen Welt und wird ſo, völlig eins
Mahafala .“
1 In der Provinz Hung-la oder Fung -rum , 1 E. M. öſtlich vom Fluße Lee an der Grenze der chineſiſchen Tartarei gelegen
ſchäţe des Gottes.
auf blumenvollem Wagen fährt, in Glanz erſtrahlt der Fürſten Fürſt, an deſſen Wagen Menſchen ziehn. Ich denke vorzugsweiſe an Bildungen wie die des „weißen 2 Muſchel (çankha) und Lotus (padina) gelten als die Haupt
Ein lamaiſtiſches Kultusbild .
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Schon in dieſer Funktion iſt der Reichtumsgott der budd biſtijden Litteratur der ſüdlichen wie der nördlichen Scule wohlbefannt und ich kenne unter den Paliſuttas mehrere hübſche Erzählungen , die, halb ins Gebiet der Fabel, halb
Geiſter manchmal feinen Spaß verſteht. Ein Elfe hat die Nadyt, in welder er den Wunderteich mit den goldenen Lotus: blumen bätte büten ſollen , mit ſeiner Geliebten zugebracht
herrliden Gärten und goldenen Grotten , aber auch von jeiner Wachſamkeit und dem ſtrengen Regiment des Königs Weſſavana ' zu erzählen wiſſen . So in der Fabel, weldie das Abbbantaradíchátafa enthält und die in teilweiſe vera
und der Elefant des Donnergottes Indra hat indes den Teid zerſtampft. Der Gott verbannt den unadhtſamen Diener erſt auf immer , dann auf ein Jahr und der Un glüdlide, in ſeiner Verbannung eine Monjunwolfe er: blickend , bittet ſie , ſeine Grüße nach Alaka zu vermitteln und beſdireibt der Wolfe nun den Weg und endlid, aud)
änderter Form audy in andere Litteraturen übergegangen
die Stadt ſeines Herrn und die Wohnung ſeiner Geliebten .
iſt. Einer indiſchen Königin wird von Indra ein welt beherrſchender Sohn verſprochen , wenn ſie eine beſtimmte Art Amra -Apfel eſſen würde : ein ſoldier aber iſt aus den Gärten des Königs , ihres Gemahls , nicht beizuidaffen , nur in der „ Goldgrotte im Himalaya " finden ſich die Wunderäpfel. Ein Papagei, den der König ermahnt, daß er für ſeine Pflege noch nie etwas gearbeitet habe, wird abgeſdidt , folche Früchte zu idaffen. ſchaffen Erſt bei ſeiner
Dieſe Beſchreibung der Welt des Reidytumsgottes Rubera qdeint ſo ſelbſtändig geworden zu ſein, daß es
des Märchens gehörig, von dem Reichtum und der Madyt, den
ſie benten Gefreundidaft erfährt er den Drt, wo die Wunder äpfel reifen , aber ſie ſind die Nahrung des Konigs
nidt ſelten vorkommt, daß diejer neue Gott Rubera als verſchieden von dem alten Welthüter Waiçrawana erſcheint.
Er iſt mit den verſchiedenen Bildungen Çiwa's als ſelbſt ſtändige Perſönlichkeit neben Maigravana als der achte Mahafala im
Pantheon der nordliden Buddhiſten aufge
nommen . Dieſer çiwaitijde Kubera , deſſen Bildung und Attribute von dem des alten Welthüters differieren , hat
wie Çiwa mehrere Formen , teils als gnädiger , teils als
Weiſavana , man kann ihnen nicht beikommen ; denn der ganze Baum iſt von der Wurzel an mit ſieben Eiſenneben umgarnt und eine Million von zwerghaften und anderen Dämonen hütet ihn , wer von dieſen geſehen wird, der lebt nicht mehr; der Platz iſt jo idredlich , wie die tiefſte
boſer Gott und eine oder die andere davon iſt beſonders, was die Darſtellung betrifft, geradezu mit Formen Çiwa's
Hölle , wo das Feuer weltalterlang brennt (avitschi) .
oder id varzen als furdytbaren Gott.
Trage Du fein Begehren danach !" Die Papageien weigern
Nun wollen wir uns an das Bild ſelbſt halten. Da jikt in der Mitte, groß als Hauptfigur gebildet, der Gott des Reidytums Rubera (tibetijd Dod -né- wang-po, Dsam bha -la oder Nam -thoi-sré) auf dem weißen Löwen mit der glückbedeutenden Standarte , Attributen, die dem Kubera der Hindumythologie fremd find, ihm aber als Welthüter, obgleid) er es hier nidyt iſt, anbaften. Ein Attribut jüngerer Art iſt audy die Darſtellung des juwelenſpeihenden Ichneumons
ſid, mit ihm zu gehen , aber ſie zeigen ihm den Weg. Su gelangt er hin an den Baum , während die Dämonen
(d) lafen ; er ſeßt ſich auf einen Aſt nieder, die Neße klirren, die Dämonen kommen herbei und fangen den Apfeldieb. Aber als treuer Dienſtmann ſeines Königs, welcher nur that, was ihm ſein Herr befohlen , erregt er das Intereſſe und er langt endlich auch Gnade von Seite der Dämonen, der
identijd .
Die Gliederung geht bier nad der Hautfarbe:
es gibt einen gelben und weißen Reidytumsgott, lekterer iſt aud , der weiße Manakala genannt und einen blauen
Dienſtmannen des Weſjavana. Da wagt er die Bitte um einen Apfel. Er erhält den Beſcheid : ,, Papageienknabe ! Es iſt nicht unſere Aufgabe, dir einen Apfel zu geben. Die Amra
(5. nakula hindi, nevla , tibetiſd) neule), weldes der Gott
äpfel auf dieſem Baume find bezeichnet, ſtimmts um einen
befannt iſt.
Apfel nicht , ſo iſt unſer Leben nichts mehr wert; denn dann wird König Weſjavana zornig und köpft, ſobald er's ſieht, ein tauſend von Zwergen , daß die Häupter herum
in der Hand hält , ein Attribut, das nach Jäſchfe's An
gabe ( Tibet. Dikt. s. v. neule) der tibetiſdien Litteratur
Sie wieſen ihn dließlich an den Hofbrahmanen des Gottes,
Weniger gerade das Idneumon, das in anderer Hin fidit ſchon in früher Zeit ein ſagenreiches Tier iſt, als die allgemeine Gattung Ratte oder Maus , ſpielt eine beſona dere Rolle in bezug auf Heidytümer und mehr als eine derartige Erzählung iſt ja, aus Indien entlehnt, jelbſt
der ihm auch einen Apfel verſchaffte.
unſeren Märchenbüdyern geläufig genug .
Der Palaſt des Kubera am Kailaſa, wo er der Nady bar Çiwas iſt, ſeine Wunderſtadt Alaka, der goldſtromende Fluß wird durch die ſpätere Sanskrit Litteratur in der
mid) einer Didátaka - Erzählung, wvorin die Wiedergeburt einer habjüdytigen Kaufmannsfrau als Maus , die Gold
liegen wie Getreideforner, barum können wir's nicht thun."
3d erinnere
ſtüde ſammelt, erwähnt wird.
als feenhaftes Eldorado befungen .
Ilmgeben iſt der Gott von ſeinen adyt berittenen Ge
Klaſſiſc ), man mödyte für den vorliegenden Fall faſt ſagen kanoniſd ), iſt für dieſe Beſchreibungen das Gedidit des Ralidáſa, ,,der Wolfenbote" geworden, ein Gedidit, weldes in ähnlider Weiſe zu berichten weiß , daß der König der
fährten, welche ebenſo wie er ſelbſt heißen und die in ver
pracytvollſten Weiſe
1 Baliform von Waiçravania.
diesenen Geſichtsfarben und Attributen ſeine verſchiedenen Eigenſchaften repräjentierent, alle tragen auf dem einen Arm die Wunderratte, aus deren Mäulern Juwelen regnen , welde ſich unten in Korben aufhäufen. Denn daß bei jeder einiger
maßen wichtigen Handlung eines Gottes und bei einem
Die Biebwirtſchaft der Herero.
Ereigniſſe im Leben eines Buddha oder ſeines Anver wandten der Juwelenregen nicht fehlen darf, weiß jeder,
der die buddhiſtiſche Litteratur einigermaßen fennt, zur Genüge. Unter der roten Lotusroje , auf weldier die quer auf dem Löwen ſitzende Hauptſigur ruht, iſt in der Mitte
die Göttin Tara ( tibetijd i. Grol-ma, ſp. Dol-ma) ur ſprünglich eine Form der Gattin des Çiwa, dann eine
ſeine Infarnationen ſind, ſeine gütige Geſinnung gegen die Welt bethätigt , zugleich mandes Verwandte mit dem Gewittergotte und ſo fügt es ſid gut nach der Negel, daß ſeinem gütig lächelnden Bilde dasjenige des blau ſchwarzen Wolfen- und Wettergottes Wadjdra- ráni jid anſdyließt , der, den Donnerkeil in der Nedyten, in einem Flammenfranze drobend aus dreitet .
Hinter Nubera ſteht jein Balaſt, die Stadt Alafa auf
buddhiſtiſche Göttin, weldie ſich in den beiden Frauen des
Königs Sron -tjan -gam -po's infarnierte, der, wie oben er:
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dem Mailáſa :
wäbnt, den Buddhismus in Tibet einführte und zwar iſt
Die Stadt in lichter Wolfen Glanz,
bier die ſogenannte weiße Tara , die als Prinzeſjin von Nepal erſdien , abgebildet. Aud fie iſt eine große sor: drerin der Lehre des Buddha geweſen und ihre Darſtellung mag etwa ſo viel bedeuten , daß alles (Glück des Reichtums:
Die Stadt, um die ein Goldtrom zieht,
Die göttlide Kuberaſtadt hat Wiçiafarmant dort erbaut.
leberall von den Terraſſenrampen dieſes Eldorado
ligion , um deren Ausbreitung jid die Königin jo verdient
fcben dic (Senien des Kubera mit Edelſtein Diademen auf dem Haupte herab und böher oben ſieht man ſie in fleiner
gemacyt, über das Land fommen fönne. Nedits im Bilde
Geſtalt, die Embleme der Nacht und des Glüces haltend,
jicht man eine Modijifation des Neidtunsgottes als gelb
oder wie fie muſizieren und mit Juwelen ſpielen, Spiele,
farbig ( tibetiſch Dsam -bha -la- ser -po oder Dsam -ser ), eben :
welche der Wolfenbote des Ralidája ſo ſchön beſchreibt.
falls mit der Wunderratte, die Muſdol unter dem redyten
Freilich das von der Hand eines tibetiſchen Lama
Fuße, in der Nedyten cinen Edelſtein haltend, links derſelbe als furdytbarer Gott von blau diwarzer Hautfarbe,' roten Barthaaren und ſträubigem flammendem Hauptbaar auf
über der pradytvollen Schilderung des indiden Kunſt
einen feiner Diener tretend, zu deren Seiten zwei umge ſtürzte Ambrojia (Sefäße, die Symbole des Lebens, liegen ,
auf das Gedidt liegt vor und beſtätigt ſich noch durch die Thatjache, daß der ,,Wolfenbote" des Malitája in tibetiſcher
während der Gott, dem , wenn er weiß dargeſtellt wird, die Ambroſiaſdale als Attribut gebührt, hier die Scädel
Ueberſctung mit unter den Werken profaner Art ſidy be
dale mit Blut imd Girn in der Nediten trägt .
Die auf
iſt wohl bemerkenswert, daß auf dem Kailaſa genannten
der Nüdſeite des Bildes ſtehende Formel „ om ah hum !“ hat die Madyt , Blut und Girn der Schädelſchale in den Trant des Lebens (1. amrta ) zu verwandeln (vgl. Jäidyfe, Tib. Dkt. s. v. nang-mtschod ).
Berge im Himalaya don um 140 n . Chr. ein buddhiſtiſches Kloſter ſtand.
Die Darſtellung, welche, was die Farbe, die Umgür
genügend Auskunft über den Zweck des Bildes, indem es, jid an die verſchiedenen Formen Kubera's wendend, ſagt:
gottes nur unter dem Scute, unter dem Segen der Ne
tung mit Schlangen , die Stellung betrifft, viel mit Çiwa gemein bat, zeigt den Kubera als Herrn über Leben und Tod den guten und böſen Dämonen ſeines Gefolges gegen über. Nad Ballas und Schlagintiveit müſſen auf den
gemalte Bild iſt nur eine ärmliche Darſtellung gegen didters; aber ein Bezug, wenn auch ein ſehr abgeſchwächter,
findet, welche die tibetiſche Litteratur enthält .
Außerdem
Im übrigen gibt das auf die Rüdſeite geſdıriebene, in einem Doppelverſe abgefaßte Gebet in tibetiſdier Spradje
Der große König Nam -thoi-fré, der eine Fülle von Neidytum befißt
Und jener, deſſen Leib glänzt, wie ein Klumpen Gold ?
(Gemälden dunkelfarbige Götter von furdytbarem Charakter
Und der , welcher glüht , wie der Sturm in von der
abgebildet ſein . Auf Bildern von kleineren Dimenſionen oder ſolchen , welche nur große Lehrer der Religion dar:
Sonne verlaſſenen Wolfenſdichten alle Wünſche umfaſſenden Negen ſtrömen laſſend
ſtellen, wie das oben erwähnte des Tjang -kha-pa, iſt aber dicje Regel häufig nicht beadytet.
fommt – mit Heil und Segen !
In der oberſten Reihe ſißt in der Mitte der Dhjani
buddha ? Wairótſchana und redyts und links je zwei Groß
Die Viehwirtſchaft der Herero.
lamen , wie auch je einer redyts und links an der Seite und gegen die Mitte ſich zugewandt. Dieje Geſtalten ſind jedenfalls als die Infarnationen des erwähnten Buddha aufzufaſſen. Es hat aber der erwähnte Dhyanibuddha, welder in den ihn umgebenden Aebten, falls ſie wirklid
I.
Das Bich.
Die Herero gehören zu den nomadiſden Bantuvölkern und
beziehen
ihren Lebensunterhalt regelmäßigeriveiſe
faſt nur aus ihren Herden. Freilich macht die Natur des 1 Tibetiſch Dsam - nag : (v. Dsam -bha - la imd nag -po ſchwarz). 2 Der aus dein Himmel das Wert eines irdiſchen Buddha leitet , alſo inſoferne der unten abgebildeten Tara das Gegen
1 Der Baumeiſter und Bildner des indiſchen Olymps. 2 Der gelbe Kubera.
gewicht hält.
3 Der blaue Kubera .
Ausland 1883 Nr. 25 .
75
Die Viehwirtſchaft der Herero.
490
Candes und der ganze anardyiſdie Zuſtand, in dem jid das Volt befindet, cine andere Lebensweiſe faſt un möglich. Das Vich , das die Herero Fid) halten , ſind Kinder,
um ihn nidyt anzurühren . Das Wort, wveld es die Herero jet
ozo -ngombe, Schafe, ozo - ndu und Ziegen , ozo-ngombo. Pferde waren in Damaraland bis zur Ankunft der Euro
bedeutet.
päer völlig unbekannt; die Sprade der Herero fennt kein beſonderes Wort dafür, ja man mödyte faſt bezweifeln ,
für Hühner gebraudien , iſt o -hunguriva , abgeleitet von dem Namaqua -Wort huner-ib, wveldes wiederum , halb euro päijden Urſprungs, einen Hühner Vater " ( ib = Vater)
Die Kinder der Herero ſind eine mittelgroße, idylanke und flinke Naſſe und aud) bei der Züdytung wird von den Eingeborenen vor allem darauf geſehen , daſ die genannten
ob überhaupt eine Bantuſprache ein eigenes Wort für
Eigenſchaften ſich weiter vererben. Denn auf Fleiſdyigkeit
Pferd hat. Denn in Roelle's , Polyglotta africana “ iſt bei den Bantuſpradyen entweder gar kein Wort für Pferd an
der Tiere fommt es ihnen nicht gerade an , da nad) altem Braud) für gewöhnlich doch nidts geſchlachtet werd darf, und ebenſowenig liegt ihnen daran , daß die Kühe beſon ders viel Mild bringen. Als durd, Europäer in den
gegeben oder es ſind Formen aufgeführt wie kabalu, kawalu und ähnlide, wvelde offenbar den romanijden
Urſprung verraten . Selbſt die Swaheli in Zanzibar ge brauden für Pferd farasi , offenbar von dem arabijden farasun hergenommen und ähnliche Formen werden audy bei anderen Bantuvölkern gefunden. Somit fönnte man von vorneherein die Meinung hegen , als ob die Bantu jid von den Urzeiten her niemals mit Pferden abgegeben , eine um ſo auffallendere Thatſache, als die Zebras und Quaggas gerade in Afrika heimiſd ſind und eine bedeu tende geograpbijdre Scheidegrenze zwiſchen den Pferde be: ſitzenden Nationen Nordafrika's (man denke nur an die von Uralters berühmten ägyptiſdien Roſſe) und den Bantu völfern in Zentral- und Südafrika ſeit Menſdengedenken nie beſtanden hat.
Jett nennen die Herero die Pferde
entiveder nach der Hartebeeſt-Antilope oka -kambe oder nach dem Zebra ongoro oder aud, einfach nur nad der Farbe : den Braunen , den Weißen . Ueberhaupt war das Reiten in Damaraland bis zur Ankunft der Europäer unbekannt, obwohl man die Ochſen als Packodyjen benutte
leyten Sabren Vieh holländiſder Naſje nad) Damaraland eingeführt wurde, ſo wunderten ſich zwar die Herero über
die in ihren Augen unermeßlidy viele Mildy, die man von dieſen Kühen erhalten konnte ; aber ſie wollten nidyts davon wiſſen , ſoldies Vieh in ihre eigenen Herden einzuführen . Dieſe ſdywerfälligen Minder verdürben ihnen nur die gute Art ihrer eigenen , meinten ſie. Die Rinder der Herero haben einen ziemlid; rajden Sdritt , welder (dyneller iſt, als der gewöhnliche Sdyritt der Pferde und beim Weiden
gehen ſie meiſt ſo raſdı weiter, daß man ſie bald aus den Augen verliert , wenn man ihnen nicht immer nadyfolgt.
Die Reitod jen traben ganz tapfer mit den Pferden und mit jüngeren Reitodyjen läßt ſidy ziemlid) ge dwinde galoppieren , freilid, iſt es für den Reiter eine
gehörige Aufgabe, dabei nicht ſecfrank zu werden .
fchen , laſſen ſid, auch wohl noch auf dem Sterbebette von
Die Bullen haben einen ziemlid bedeutenden Fett böcer , welder den Kühen und den jung verídnittenen Odyſen fehlt. Die Hörner ſind bei den ausgewachſenen Tieren etwa 60 cm . lang und länger ; einzelnen Kindern fehlen die Hörner aud) wohl ganz oder ſie ſind von Natur
ihren Söhnen geloben, daß ſie nicht reiten wollen.
oder auch fünſtlid) verkrüppelt; folche ozo -hungu werden
und Väter, welche in dem Feſthalten des Althergebrachten die beſte Garantie für bei der Familie bleibenden Segen
Dody
ruht das Auge des Herero mit Wohlgefallen auf der zier: lidhen, bewegliden Form der Pferde, und die Reiden , denen
ſonſt ihre Odſen nicht leicht feil ſind, geben gerne zehn bis fünfzehn Odyſen, um ein Pferd zu kaufen . Zahme Sdyweine ſind auch jeßt nod) im Damaraland faſt unbekannt, die Herero eſjen freilich audy die wilden Sdyweine, ozo -mbinda, aus religiöſen Gründen nidyt. Außer den genannten drei Arten von Haustieren halten jid die Herero nod Hunde, meiſt ſehr magere, ewig
hungerige Eremplare einer verkümmerten Raſſe. Aber nidyt einmal Hühner halten ſie, obwohl die acerbauenden Ovambo eine Art Zwerghuhn haben .
Ja vielmehr, es
wollen die urwüchſigen Herero Hühnereier gar nidyt eſſen. Das Huhn iſt ihnen ein unreines Tier , weil es im Kote wühlt, und wenn auch die Herero fid nidyt idyeuen , den Fußboden und die Wände ihrer Häuſer mit Kindermiſt zu überkleiden , ſo haben ſie dod menid liden Erfrementen gegenüber den größten Efel und ſelbſt der Inhalt der
Hühnereier erſcheint ihnen nod, immer verdächtig genug,
beſonders gerne zu Pad- und Reitochſen ausgeſudyt. Das Nindvich iſt ziemlid) gutartig.
Selbſt die Bullen
laufen völlig frei umher und höchſtens weidit man ihnen aus, wenn ſie von einem anderen ſtärkeren Nebenbuhler aus dem Felde geſchlagen und über ihre Niederlage ärger lid ſind. Rindvieh , das noch nidyt in öftere Berührung mit Europäern oder deren Sachen gekommen , erſcheint überaus neugierig. Wenn man in Gegenden reiſt, die nur ſelten von Europäern oder europäiſch gekleideten Leuten beſudyt , wo Wagen nod, wenig gefahren ſind,
ſo kommen die Kinder, wer weiß wie weit, herbeigelaufen, um fid, das ungewohnte Sdauſpiel anzuſehen und man muß die lange afrifaniſdie Wagenpeitide ernſtlich anwen den , um ſie in gehöriger Entfernung zu halten ; troßdem folgen ſie dem Wagen oft lange nady. Als wir einmal auf einer Unterſudungsreiſe bei Otaïtaï in der Nähe von Omuvero umue lagerten , wurde ein kleines eingeborenes, aber Kleider tragendes Mädden, weldies mit Wäſdie zum Brunnen ging, von einer neugierigen Rinderherde der
Die Viehwirtſchaft der Herero .
maßen beſtändig bedrängt, daß ihr Hilfe geſchickt werden mußte; aber der Junge, der ihr helfen ſollte , trug eben
491
falls Kleider und auch um ihn ſammelten fid) die Tiere,
laſſen denn auch meiſtens ihre Hämmel ſo lange gehen , bis ihnen vor Alter die Zähne ausgefallen ſind , bis fie dann in der dürren Zeit das harte Futter nicht
jo daſs alle Mannſdhaft mobil gemadyt werden mußte,
mehr kauen können und jämmerlid, geſtorben ſind , nach
um
dem ſie in den letzten Monaten ihres Lebens ein höchſt
die zudringlichen Neugierigen zu entfernen .
Es
tvar, als wir von jener Reiſe zu den Stationen zurück
trauriges Bild elenden Heruntergekommenſeins darge
febrten , faſt wie ein erquickendes Zeichen, daß wir uns wieder ziviliſierteren Gegenden näherten , wenn eine Rinderherde rubig weiter weidete , wenn wir mit unſeren
boten haben . Die Hämmel ſind meiſt mit 14—15 Monaten ausgewadyſen und geben dann ausged ladytet zirka 50 Pfd. Fleiſd, und , wenn ſie im guten Zuſtande ſind, zirka zehn
Nagen verbeizogen .
Pfd. Fett.
Die Schafe ſind von der kurzhaarigen Art mit langen ,
bis auf die Erde herabhängenden Fettſchwänzen . Leştere ideinen mir audy zum Teil ein Produkt fünſtlicher Züdt
Die Ziegen , die in dem gebirgigen Lande beſonders gut fortkommen , follen nach der Meinung der Herero nicht von Anfang an von ihrem Volke gehalten worden ſein.
ung zu ſein , da die Herero unter den Lämmern immer diejenigen mit den längſten Fettſchwänzen ausſuchen, ivelche ſie als Stammwidder aufziehen , während die
Sondern ſie meinen , ihre Vorfahren hätten ihre Ziegen
übrigen verſchnitten werden . Das Fett dieſer Schafe idmedt dem Gänſefett durdyaus ähnlid), das Fett aus der
dasſelbe iſt, wie bei vielen anderen Bantuvölkern .
Sdwanzſpiße iſt bei der gewöhnlichen Temperatur flüſſig wie Del und kann ganz gut für die Lampen benußt werden . Der Geſchmack des dortigen Hammelfleiſdes iſt ganz ver dieden von dem des europäiſchen und man iſt ſich an ihm nidyt leidt überdrüſſig. Der Hammel iſt für die Herero noc) am eheſten als eigentliches Sdyladyttier anzu: ſehen . Wenn die Eingeborenen Opferzeremonien beſchreiben, jo reden ſie faſt immer ſo, daß ein Sdyaf geſchlachtet wird. Aus den Knötchen und Drüſen der Eingeweideneße eines geldladyteten Hammels weiſſagen auch die Zauberer (ozo nganga) der Herero ganz wie die römiſden Haruſpizes. Ein fettes Schaf wird als Ganzopfer verbrannt, wenn man in der Dürre Regen wünſcht; wenn der (dwarze
Rauch qualmend zum Himmel emporziebt, verdichtet er ſich dort oben zu Wolfen , ſagen die Herero, weldie dann den
Regen herabſchütten. Dagegen werden zu größeren Feſten, Bejdyneidungsfeſten und Leichenfeierlidykeiten , Kinder ge ſdhladitet. Für den Geſchmack des Herero iſt Fett der größte Leckerbiſſen. Sie ſind im ſtande , audy größere
Luantitäten flüſſigen Fettes mit dem größten Behagen aus
erſt von den Bergdamara erbeutet. Dagegen ſcheint zu ſprechen, daß das Herero-Wort für Ziege (ngombo) offenbar Anderer:
ſeits aber ſcheint für jene Tradition zu ſprechen, daß her: fömmlidherweiſe zu allen religiöſen Zeremonien nur Sdyafe und Rinder, aber keine Ziegen verwendet werden . Sdyafe und Ziegen bekommen zwei Mal im Jahre Junge, oft zwei nidyt ſelten drei, und ſie würden ſich ins Ungemeſſene vermehren , wenn nidit die Nachtkälte und die Schakale ihre Zahl um
ein ganz Bedeutendes alljährlid verminderten. An ſeinem Vieh hängt der Herero mit ganzer Scele.
Das Vieh, ſeine Herſtammung, ſeine Gewohnheiten, Vor züge und Fehler bilden den Gegenſtand von wenigſtens 99 Prozent aller Geſprädie, welche die Herero unter einander führen . Während ſie es nicht für nötig gefunden haben, für die Farbe des blauen Himmels und des grünen Graſes ein Wort in ihrer Sprache feſtzuſeßen , kann jede Nüance, jede Abzeichnung in der Farbe ihrer geliebten Rinder, Schafe und Ziegen auf das Allergenaueſte beſtimmt werden . Wenn
fremdes Vieh an der Werft vorbei getrieben wird , erhebt
ſich ſofort ein Wettſtreit der jungen Leute, welche Farben dicje Stücke baben und die Sache wird mit gründlichſter Gelehrſamkeit durdygeſprochen . Ebenſo adyten ſie auf den
zutrinken, es kommt ihnen dabei auf einen Liter mehr oder weniger nidyt an. Ebenſo werden ſie auch gerne das
Wudis der Tiere , auf ihre Hörner , ob ſie ſo oder jo
Fleiſch hingeben, wenn ſie nur das Mark der Knochen bekommen können . Von den Knochen wird ſogar der
wird der ſuchende Hirt es allen Begegnenden nadı ſeiner
ſpongiöſe Körper mit dem größten Behagen immer regel mäßig zwiſchen Steinen zermalmt und wenigſtens voll ſtändig ausgefaut. Indeſjen muß es ſchon eine außer ordentliche Gelegenheit ſein, wenn etwa geid ladytet werden
und nad, wer weiß weldien anderen kleineren , beſonderen
ſoll. Am allerliebſten erfreut ſich der Herero des noch
ſo ſind es zunädyſt wieder die Kinder, deren Weiſe tanzend
lebenden fetten vammels, wenn er ſo redyt von Fett
nachgeahmt wird.
ſtroßt. Audy der Hirte , der bei einem fremden Europäer um Lohn dient, wird nie , wenn ihm nicht ganz aus:
Händen werden die gekrümmten Hörner kopiert, der Ober leib wiegt ſid) hin und her , wie die Rinder beim Gehen
drüdlicher Befehl geworden iſt , die beſten Hämmel für
den Kopf zu wiegen pflegen und alles freut ſid , wenn
gekrümmt ſind und wenn ein Stück verloren gegangen iſt, Farbe, ſeiner Gangart, der Größe und Form der Hörner Merkmalen ju bejdyreiben , daß ein jeder Sad verſtändige es unter tauſenden herausfinden müßte. Auch wenn ſie
luſtig und guter Dinge und zum Tanzen aufgelegt ſind, Mit den halb erhobenen Armen und
den Tiſd ſeines Herrn ſdyladyten, ſondern ſo lange, wie
einer der Tanzenden einen beliebten , berühmten , viel
nur irgend möglidy , wird er ſie zu idonen ſuchen , da ſie eigentlich zu gut zum Eſſen ſind. Die Herero
beſungenen Odyſen alſo darſtellt, daß alle auf den erſten Bild erkennen können , wer gemeint iſt.
Die Viehwirtſchaft der Herero.
492 II.
ſundes und nahrbaftes Futter abgeben. Einzelne Bäume
Die Beide.
baben freilich faſt ſo ſteinbarte Schoten , daß ſie nur von den Kindern zerbiſſen werden fönnen , ſo der Ramelbaum ; .
Das eigentliche Damaraland wird nur wenig be regnet.
In der Omabefe ( 1. b . Der jandigen Hochebene)
fallen freilich ſchon im Dezember einzelne Negenſdauer; die eigentliche Regenzeit währt aber nur bodyſtens von Ende Dezember bis Anfang Mai, dod ſind der wirklichen
Regentage, zumal in den weſtlid)en Teilen des Landes, nur ſehr wenige , ja in einem
etwa
10 D. WI. breiten
Streifen längs der Küſte regnet es faſt gar nidt und bis weit ins Innere folgen auf einige Gewittertage immer wieder mehrere Wodyen Dürre. Nur höchſt ſelten regnet es einen ganzen Tag über. Es iſt idon ſebr viel , wenn
es etwa idon am Nachmittage wirflid , zum Regen kommt und dann mit kurzen Pauſen Sie Gewitteridauer ſich bis zum Morgen folgen. So iſt denn das Ausjeben des
Landes den allergrößten Teil des Jahres hindurdy ein recht trauriges.
Die Begetation hat einen ſehr dürftigen
und die Bäume und Sträuder einen verkrüppelten Charakter. Nur an den Rändern der freilid meiſt ausgetrodneten
aber viele andere fönnen auch von dem Kleinvieh verzehrt werden und es mödyte faſt deinen , als ob das Vieh dieje
Sdoten allem anderen Futter vorziehe.
Die Sdyoten
jind um jo wertvoller für die Viehfütterung, weil ſie gerade in der dürrſten Zeit, wenn alles andere Futter ſebr knapp geworden iſt , reif werden und abfallen. Ganz beſondere Bedeutung für die ſehr Dürren , weſtlichen Abhänge von Tanaraland haben die Sdruten des Abnabaumes (omu -e ).
Es iſt dieſes ein Afazienbuſd von rieſigen Dimenſionen , die einzelnen Stämme erreichen Höhe und Dide großer Eiden . Das Vieh frißt dieſe Sdoten ganz beſonders gerne und wenn die Blüten nicht geradę viel vom Froſt gelitten haben, ſo bietet ſdon eine einzelne Baumgruppe eine febr große Menge Schoten . Obwohl dieſe Bäume nur da wad ſen , wo ihre Wurzeln beſtändig unterirdiſde Waſſer adern erreichen , ſo findet ſich doch gerade da , wo ſie wacjen , ſonſt faum binreidendes Futter für eine irgend
Flußbetten deuten größere Bäume und grünende Stränder an , daß wenigſtens in der Tiefe der Erde wody cinigo Feuchtigkeit vorhanden iſt; aber auch da läßt der in der Nähe dieſer Flußbetten meiſt brade , ſalpeterhaltige Boden,
wie größere Anzahl Nieb und die Kommunikation zwijden dem Binnenlande und der Waliiſchbai wurde in jedem
deſſen Salzgebalt man mit der Zunge dmeden kann, inur
Zugtiere mitten in der Wüſte ernähren würden . Wenn das Land rationell beivirtſchaftet würde, jo wäre es trotz der Dürren möglid ), um dieſer Schoten willen
wenige Arten von Pilanzen , die trotz des Salzes auf fommen, gedeiben . Und ſelbſt an dieſen günſtigen Stellen des Landes ſind es faſt nur Akazien und Mimoſen, welche fortfommen können . Da in dem meiſt hodygelegenen Lande wenigſtens einzelne Nachtfröſte faſt überall alle Jahre vor: kommen , ſo wird auch dadurch das Ausſehen der Vegetation verfümmert. Am meiſten Ausdauer zeigt der Ramelbaum (omumbonde) mit ſteinbartem Holze, welchen man in den
tiefgelegenen Wüſten an der Küſte; wenigſtens bie and da
Jabre viele Monate aufhören müſjen , wenn die Abna bäume des Sdywadaubthales nicht durd ibre Sdoten die
eine ſehr einträglide Viehzucht zu haben . Aber die Herero fennen nur den Naubbau und devaſtieren das Land obne
alle Nüfſicht auf die Zukunft. Es iſt nichts ungewöhnliches, daß , um die Sdyoten der Bäume dem Vieh leidyter zu = gänglid 311 machen , der ganze Baum gefällt oder dodo
wenigſtens die größeren Aeſte herunter gehauen werden . Ebenſo hauen die Gerero ganz ohne alle Rückſidit auf den
in den Felſenklüften , ebenſo wie auf den höchſten Body
jungen Nadywuchs die Büſdie , welche ſie zum Kraal ge
ebenen findet, wo alles andere erfriert.
brauchen, ab. Es fällt niemand cin , auch nur einen Schritt
Alle dieſe Akazien und Mimoſen haben nur ganz
weiter zu geben , als unbedingt nötig iſt, um Dornenäſte
kleine Blättdien und ſind nur eine ganz kurze Zeit im
zu finden ; weder der junge Nachwuchs , nod die alten
Jahre grün. Wenn ſie auch meiſt nur eines einzigen
(dotentragenden Bäume fverden geſchont, auch keine Rüd
Gewitterſchauers bedürfen , um wieder zum Ergrünen zu kommen , ſo geſchieht dies doch erſt Mitte Januar und oft fommt in den höher gelegenen Teilen des Landes icon Ende März oder doch im Anfang April eine Froſt nacht, weldie den Bäumen und Büſchen ihr Laub wieder raubt. Sdyafe und Ziegen freſſen gerne das Laub der
ſidit darauf genommen , ob die Schoten eines Baumes wert
Büſche und Bäume und die noch grünen und ſaftigen
Ausläufer der Zweige und wiſſen ſich dabei redyt zierlid vor den vielen darfen , krummen und geraden Dornen zu hüten , mit denen faſt alle Büſde und Bäume in Damara :
land beivaffnet ſind . Auch die Kinder verſchmähen die grünen Ausläufer nidit , zumal wenn das fride Gras
nod nidyt aufgewadijen iſt. Indeſſen viel wertvoller für
die Ernährung des Viehes als das Laub der Akazien und Mimojen ſind die Scuten , welche ein ſehr gutes , ge
voller als die eines andern ſind, um wenigſtens die beſten ſtehen zu laſſen. Ja, was noch viel ſchlimmer iſt, Bäume und Büjde, die mit der Art abgehauen ſind , dlagen doch nocy wieder aus und wenn einige Aeſte ſtehen gelaſſen werden , würde ſid, der Baum in wenigen Jahren erneuern . Aber aud das Arbeiten mit der Art iſt ihnen ſchon zuviel ; 65 iſt bequemer , ein Feuer an die Wurzel des Baumes oder des Buſdhes zu legen und dadurch natürlich alles Leben in ihm gründlichſt zu töten. Daß für Anpflanzung junger Bäume gar nichts von Seite der Eingeborenen geſchieht, iſt ſelbſt verſtändlidy. Natürlich werden die Herero von Seiten der Miſſionäre auf dieſen Uebelſtand oft genug bingewieſen, aber bis jetzt deint eine ſoldie Schonung der Vegetation nod nidyt von ihrer Logik begriffen zu ſein. Immer wieder
Die Viehwirtſchaft der Herero.
493
kommen ſie wenigſtens in Praris darauf zurück: Warum
werden , über die Gebühr ausgenußt und in der Nähe be
ſoll ich etwas ſtehen laſſen, das der nächſte Beſte dod, in
deutender Waſſerſtellen ſind ſie meiſt devaſtiert; wirklich
Kürze für ſich verwendet ?
üppigen Wuchs der wertvolleren Grasarten findet man faſt nur dort, wo keine bleibenden Duellen vorhanden ſind und wo aus Mangel an Trinkwaſſer weidende verden fidy nicht aufhalten können . In der Omahefe, wo die Regen häufiger und ſtärker fallen, als im weſtliden Teile von Damaraland und wo aud Regen im September und
Wenn das Land beregnet wird , ſo kommt ſdon ſehr bald nach dem Regen das Gras hervor. Ein Gewitter, das
zwei oder drei Stunden anhält, genügt, um die Fluren in wenig Tagen ergrünen zu laſſen und wenn jid ſolde Regenſchauer in nicht zu langen Zeiträumen folgen, ſo daß das faum aufgekeimte Gras nidit wieder ſogleid) verborrt,
jo kann das Grasfeld wohl in wenigen Wochen redyt üppig ausſehen. Freilich etwas, was irgendwie dem Rajen
Oktober , wie idyon gejagt, nid)t allzu ſelten ſind, pflegen die Herero das alte dürre Gras anzuzünden, um aus der nod feudyten Erde ſchon im September einen neuen , grünen
unſerer deutſchen Wieſen und Weidefelder gliche, kommt
Nachwuchs zu erzielen .
nur an ganz vereinzelten , kleinen Stellen in der Nähe der Quellen vor. Scion die Kapkolonie ſieht , wenn man in der Regenzeit nad längerem Aufenthalt in Damaraland dorthin zurückkehrt, unbeſdırciblid, herrlich aus im Vergleich zu dem , was man verlaſſen . Die Grasarten in Damara land ſchießen mehr nach Art des Getreides in lange dürre Halme auf oder ſtehen hödyſtens in vereinzelten Büſcheln . Wenige Wodyen nach dem Aufgehen blühen die Halme und eilen Frucht zu tragen. Meiſtens heriden , der geo:
In vielen Gegenden des Landes , ſo aud, vor allem in der Umgegend von Dtyimbingue, bilden einen ſehr wichtigen Futtererſat , wenn das Gras knapp wird , die fleinen Büſche , welde die Herero ovi- pembati nennen . Es ſind dies mehrere Arten niedriger, hödyſtens 50 cm .
logiſchen Bodenbeſchaffenheit folgend, auf weiten Strecken beſtimmte wenige Grasarten vor, welche der Gegend ibren
beſonderen Typus verleihen. Unter günſtigen Verbält niſſen werden die Halme über 1 m . lang und länger. Die Herero , die ſid) ſonſt um die Einzelheiten in der Natur nicht fehr fümmern , g. B. ſprachlid, nicht den Sand ſtein
vom
Granit unterſcheiden und hödyſtens für den
Kieſel , aus dem man Feuer herausſchlagen kann , ein be ſonderes Wort haben , unterſcheiden die einzelnen Gräſer
audy ſpradılich auf das Allergenaueſte und wiſſen jede Grasart nad, ihrem Futterwert genau zu tarieren . Für den Winter, bez. für die dürre Zeit, wird kein neu eingeerntet, ſondern man überläßt es audy in dieſen Monaten der Natur , ferner für das Vieh zu ſorgen.
Wenn die Gräjer abgeblüht haben und der Same gereift iſt, werden die Aehren bald vom Winde verweht und nur die Halme bleiben ſtehen. Bei vielen Grasarten aber
boher Buſche, wvelde ein äußerſt zähes Leben haben, welche
am liebſten da zu wachſen (dyeinen , wo nur wenige Zoll Sand das Urgeſtein bedecen, in weldies ſie ihre Wurzeln tief hineintreiben und welche aud) trotz ihrer Kleinheit jahrelange Dürre nicht fürchten. Schon nach geringen Regenſdauern , welche auf den Grastudis und auf die Entwicelung der Afazien und Mimoſen noch ganz ohne Einfluß ſcheinen , crhalten dieſe ovi-pembati viele neue Triebe. Blätter , Blüten und die jungen Triebe werden gerne von allem Vieh gefreſſen und wenn kein anderes Futter mehr vorhanden iſt, genügen die älteren , don völlig dürre ſcheinenden Aeſte immer wieder, um dem Vieh über die allerſchlimmſte Zeit des Jahres wenig
ſtens notdürftig hinweg zu helfen. Allerdings diejenigen alten Rinder, Schafe und Ziegen , welche nicht mehr die Zähne dazu haben , um das harte , dürre Zeug kauen zu
fönnen , gehen dann bald zu Grunde. Aber das junge Geſchlecht erhält ſich von Tag zu Tag, wenn auch immer mehr abmagernd, bis denn endlich) neue Regen fallen und Vieh und Menſchen wieder neue Gelegenheit zum Fett werden bekommen .
dorren audy dieſe in wenigen Monaten ſo weit aus , daß auch die Halme von dem Winde abgeknickt und verweht werden . So wurde z. B. die Grasart, welche auf dem Otyimbingue umgebenden Felde wädyſt, im November jo
Blätter und das Holz dieſer Pflanzen meiſt ſo bitter, wie
völlig von dem Winde verweht, daß nur der bloße Sand
Chinin. Dieſer Bitterſtoff geht ſehr geſchwinde in das
übrig zu bleiben ſchien , in welchem hödyſtens mikroskopiſche linterſuchung die Samenförnchen hätte entdecken können und erſt, wenn der Regen gefallen, fing auch dieſer dyein
Fleiſch und die Mild) der Tiere über , die von dieſen Büſden gefreſſen und zumal die Ziegen freſſen von den Bitterbüſchen ſehr gerne; aber auch andere Tiere und ſelbſt die Pferde verídımähen ſie trot des Bittern nicht, ſondern
bar völlig tote , troſtloſe Sand zu blühen an . Andere Grasarten, welche aus einer perennierenden und die größten Dürren überdauernden Wurzel nady dem Regen immer wieder büſchelartig ausſdlagen , behalten ihre Halme ſehr lange, bis ſtärkere Regenguſſe das alte dürre Gras weg
waſden, freilid, aber auch neues hervorlocken. Dieſe Gras felder ſind natürlich die wertvollſten , werden aber aud) bei dein Raubſyſtem , mit dem alle Naturerzeugniſſe ausgebeutet
Uebrigens gibt es auch in der Dürre von Damara land immergrüne Büſde und Bäume, deren Blätter allen Unbilden des Klima's Troß bieten. Leider ſind aber die
nehmen gerne , wenn ſie hindurch getrieben werden , ein Maul voll nad, dem andern mit.
Die Mildy, ſowie das
Fleiſd, werden faſt ungenießbar, obwohl naditeilige Einflüſſe des Bitterſtoffes auf diejenigen, welche foldes Fleiſch oder
jolche Milch genießen, nicht im geringſten bemerkt worden ſind. Man wird ſich aus dem Angeführten ein Bild davon machen fönnen , wie im Laufe des Jahres das Weidefeld
Rudolf Virchow über Alerander b. Humboldt.
494
in Tamaraland ſich verändert. Nady dem erſten Regen
Virdyows, die „ dymudloſe, geldichtlidiere", wie ein Ror:
dlagen zuerſt die Büjde aus, die ovi-pembati und wenn der Regen ſtärker geweſen, aud ; bald nadıher die Dornen
reſpondent fie im Vergleid) zu den anderen charakteriſierte,
büſdhe und Bäume. Wenn die Regenſdauer ſid , wiederholen , fängt aud das Gras zu ſprießen an, ſo daß anfangs März das Land für nicht verwöhnte Augen einen präch tigen Anblick bietet : die Flädien mit hohem wogenden Graje bededt und wo man nach europäiſchen Begriffen in den Thalſenkungen einen Bad oder einen Fluß ver muten würde, ziehen ſich wenigſtens Streifen grünen Ge büjdes durch die Landſchaft. Auch Vieh und Menſdien haben ſid, bald erholt, werden wohl genährt und fett und die Glieder werden immer runder und man möchte denken ,
am allermeiſten an . Denn nidyt nur ſprach in ihr einer der größten Naturforſder unſerer Zeit, ſondern audy ein Mann , der an Vielſeitigkeit des Wiſſens, Forſdens und
Strebens dem Gefeierten mit am nädſten unter den Le benden ſteht und dem eine hohe, ſadylide Beredhtigung inne wohnt, gerade hier ein gewichtvolles Wort zu reden . Folgen des iſt der Kern dieſer bemerkenswerten Rede , den wir
unter Weglaſſung der für die Gelegenheit beſtimmten Ein gangs- und Schlußfäße wörtlid) wiedergeben.
„ Wir, die Alten, die wir perſönlid) von Alerander v. Humboldt gelernt, zum Teil mit ihm gewirkt haben ,
daß ſich auch in Damaraland ganz gut leben läßt. Wenn
wir fühlen uns neugeſtärkt, indem wir ſehen, wie die große
dann aber im April die Nachtfröſte den Bäumen und
Büſden ihr Laub genommen haben und die braunen
Zeit der nationalen Wiedergeburt unſeres Volkes in immer zablreideren Denkmälern unſerer Stadt den nadıkommen :
Stämme und Aeſte tot und erſtorben zu ſein ſcheinen , jo
den Geſchlechtern zu dauernder Erinnerung gebracht wird.
verſchwindet die Schönheit wieder, je länger, immer mehr. Auch die wogenden Lehrenbüjdel des Federgrajes verweht
Wer jeßt durdy unſere Straßen wandert, der wird es em pfinden, daß Goethe und Schiller, Stein und die Humboldt, Blücher und Sdarnhorſt nidyt zufällig nebeneinander ge lebt haben , daß vielmehr ein erkennbarer Zuſammenhang
dann bald der Oſtwind, der im Wintervierteljahr Tag für
Tag, in den Hodyflächen faſt mit ſdneidender Kälte, durdy das Land brauſt. Und wenn dann die Sonne wieder höher ſteigt und Sand und Fels mit ihren Gluten immer mehr erhibt, dann ſcheint alles Leben mit den letten Spuren der
Feuchtigkeit verdunſten und ſich verflüchtigen zu wollen . Zwar blühen nod) Ende September und Anfang Oktober die Afazien und Mimoſen und erfüllen die Luft mit ihrem Wohlgerud) ein wunderlicher Anblid : dieſe Blüten auf den vertrockneten Aeſten ohne Laub aber das Gras iſt dahin ; wo es nicht vom Winde verweht iſt, iſt es von den Herden abgeweidet oder zertreten. Im November ſcheint faſt alles Leben erſtorben : die Hiße ſteigt faſt alltäglid, bis
zu 35 Grad Reaumur im Sdyatten, Menſdzen und Tiere werden immer magerer und dürrer, ſcheinen zuletzt faſt nur noch Haut und Knodien ; Fleiſd) und Mild) erhalten einen bittern, widerlichen Geſchmack und nur die hohen Wind hoſen, welche dann alle Tage um die Mittagszeit durch die Wüſte ziehen, gewaltige Maſſen Sandes aufwirbelnd, bald einzeln , bald zu wunderbaren Syſtemen vereinigt, zeugen davon , daß die der Wüſte eigentümliden Kräfte ſid regen .
Es ledyzt dann alles, Meniden und Bieb und
das ganze Land dem Regen entgegen. Mit der größten Spannung wird jedes im Oſten aufſteigende Wolfdyen beadytet, ob es nid)t das ſo heiß erſehnte Naß dem ver durſteten Lande wieder zuführen möchte. (Schluß folgt.)
Rudolf Virgow über Alexander v. Humboldt. Unter den Reben , welche bei der Feier der Enthül
lung der Denkmäler Wilhelms und Aleranders v. Hum boldt am 28. Mai vor dem Berliner Univerſitätsgebäude gehalten wurden , mutet uns die kurze Anſprache Rudolf
ihre Entwidlung beherrſdɔt und ihr Wirken zu einem ein heitliden Endziele zuſammengefügt hat. Jeder Deutſche wird mit Stolz auf die Männer ſchauen , welche mitten aus dem Volke heraus zu den höchſten Ehrenpläßen auf geſtiegen ſind, weil ſie die edelſten Kräfte der Nation
wachriefen und entfeſſelten. Vor allemt unſere akademiſdye Jugend , welde täglidh dieſe Vorbilder vor Augen haben wird, müge aus der Geſchidyte folder Männer lernen ,
welden Lohn treue Arbeit erzielen kann. Humboldt, der im höchſten Alter den Kosmos vollendete und der in ſeinem letzten Lebensjahre ſdyrieb : „ Seit 30 Jahren kenne id, faſt
nur nädytlide Muße" , war einſt ein fränklicher Knabe , deffen Erzieher, wie er ſelbſt erzählt, in den erſten Jahren ſeiner Kindheit ganz daran verzweifelten , es würden ſich je aud) nur gewöhnlidie Geiſteskräfte bei ihm entwickeln .
Er, deſſen Jugend in eine Zeit fiel, wo faſt nur ſpekulative Weisheit, didyterijdie Erfindung und dogmatiſche Ueber
lieferung in Ehren ſtanden , er hat in ſtetigem und unab läſſigem Ningen auf faſt allen Gebieten der Naturwiſſen (dhaft jene ſtrengere objektive Methode des Denkens, zumal in der Geſamtanſchauung, zur Geltung gebracht, welche feitdem des Stolz der modernen Gelehrten , ja das Ge
meingut der wahrhaft Gebildeten geworden iſt. Wenn er ſchließlid ), gleich jenen Weltweiſen des Altertums, das /
Geſamtwiſſen ſeiner Zeit von den natürlichen Dingen in ſid vereinigte, und zwar nicht bloß das Wiſſen an ſichy, ſondern audy die genaueſte Kenntnis ſeiner geſdichtlichen Entſtehung , ſo war dies doch nicht ein bloß kompilatori des Wiſſen, vielmehr das Ergebnis langer, eigener Arbeit auf jedem Einzelgebiete. Er hat von der Pike an gedient als National-Dekonom und als Bergmann , als Aſtronom und als Phyſiker, als Chemiker und als Geolog, als Anatom
und Erperimentator in pflanzlicher und tieriſcher Phyſio
Ueber die Einteilung der Erdoberfläche in Klimazonent.
495
logie. Er war der erſte wiſſenſchaftliche Reiſende, der das
Ueber die Einteilung der Erdoberfläche in Klimazonen .
Ganze der natürlichen und politiſchen Verhältniſſe der von
Bon Dr. Julius Hau .!
ihm beſuchten Länder ſelbſtändig ſtudierte. Die politiſche und phyſiſche Geographie, die Lehre vom Erdmagnetismus, die Pflanzengeographie und die Ethnographie erwudſen
Die gewöhnliche Abgrenzung der großen Flimatiſden Zonen ſchließt ſich an die ſolaren Klimagürtel an .
Man
ſelbſtthätigen Meiſters in der Werkſtatt. Man hat ihn
unterſcheidet drei Hauvtzonen : die heiße Zone oder Tropen zone zwiſchen den Wendekreiſen , die gemäßigte Zone zwiſden dem Wendekreis und Polarfreis und die falte oder Polar
eitel, ja ſelbſtſüdytig genannt; aber ſeine Eitelkeit war nie
zone innerhalb des Polarfreiſes. Leßtere zwei Zonen ſind
unter ſeiner Pflege zu ſelbſtändigen Zweigen der Natur forſchung. Ueberallhin wirkte ſein Beiſpiel, wie das eines
ſo groß , daß ſie ſeine Wahrbeitsliebe überwucherte, und ſeine Selbſtſucht hinderte ihn nicht , jedes auffeimende
zweimal vorbanden , denn wir haben eine jüdbemiſphäriſche und eine nordhemiſpärijde gemäßigte Zone, ſowie eine arktiſde und eine antarktiſche Zone. Da innerhalb der
Talent zu fördern und jeden Fortſdritt in der Erkenntnis freudig zu begrüßen. Er hat hobe Stellungen abgelebnt, jo ſebr ſeine urſprüngliche Neigung praktiſcher Verwertung des Wiſſens zugewandt war. Als er längſt einer der an erfannten Lebrer der Menſdbeit geworden war, wollte er
doch nicht aufhören , zu lernen ; aber er lernte, wie ein Forſcher lernt : auch den größten Gelehrten gegenüber ver
ziditete er nicht auf das Recht eigener Prüfung. So haben wir Alerander v. Humboldt kennen gelernt. Sein Körper war unter der Laſt der Jahre und der Arbeit gebeugt, aber ſein Geiſt war hod aufgerichtet und ſein Auge id aute immer noch leuchtend in die Selt binein . Er galt uns als Träger des größten Wiſſens und zugleid der vollendeten Beidheidenbeit , als ein Hoberprieſter der Wabrbeit und
der Humanität, als ein treuer Freund bürgerlicher Frei beit. In dieſem Sinne haben wir jein Denkmal errichtet. Möge es zahlreichen Geſchlechtern nachfolgender Menſden ein Sinnbild der Strebungen dieſer Zeit ſein ."
gemäßigten Zonen ziemlich große klimatiſche Verſchieden : heiten fid finden , weil die Wärmeänderung in mittleren
Breiten am raſcheſten vor ſich geht und dieſe Zone audi der Ausdehnung nach die größte iſt, ſo hat man ſie noch
in drei Unterabteilungen gebracht: die ſubtropijde Zone, die eigentlidie gemäßigte Zone und die ſubarktiſche Zone.
Weber die Abgrenzung dieſer Teilzonen ſcheint aber feine Vereinbarung zu eriſtieren . Die relativen Flädieninhalte dieſer Zonen ſind, wenn
die Oberfläche der ganzen Hemiſphäre = 1 gejekt wird : = 0,40 Tropenzone ( bis 23/20) 0,52 Gemäßigte Zone (bis 66429) Polarzone
= 0,08
Da aber die Tropenzonen beider Hemiſphären ein
ungetrenntes Ganzes bilden , ſo ſteht die Tropenzone über haupt mit einer relativen Oberfläche von 0,79 den beiden anderen Zonen gegenüber, was bei der Unterſuchung des Einfluſſes derſelben auf die gemäßigte und falte Zone
1 lleber das Denkmal ſelbſt entnehmen wir folgende Schilde rung einer Korreſpondenz der „ kölniſchen Zeitung“ : Alexander, von Reinhold Begas gefertigt, ſitzt auf einem sehnenloſen Seſjel, !
in ungezwungener und vori
mer Haltung.
Das Bildwert iſt
zunächſt von ſprechender Aehnlichfeit. Das ſind ganz und gar die
wohl zu beachten iſt. Die relativen Oberflächen der drei Zonen ſteben demnach in dem Verhältnis von 10 zu 64/2 zu 1 . Bei der Abgrenzung dieſer Zonen iſt nur Rückſicht genommen auf das mögliche Maß der Sonnenſtrahlung, das denſelben vermöge ihrer Erſtreckung nad den Breiten
volkstümlichen Züge des großen Gelehrten , das iſt der bedeutende
Kopf mit der gewaltigen Stirn , mit den tiefen , forſchenden Augen.
graden zufommen kann. Die Tropenzone hat die geringſte
Alerander iſt in der Tracht des Anfangs umſeres Jahrhunderts
jährliche Variation der Sonnenſtrahlung bei durchſchnitt:
dargeſtellt, mit Schnallenſchuhen und Striimpfen. Die unſchöne
lich größtem Ausmaß derſelben .
Form des lleberrocks iſt durch eine leichte Gewandung in geſchidter und geſchmadvoller Weiſe verdeckt. Wie in allen Bildwerken von Begas feſſelt uns auch hier vor allem die merkwürdige Vereinigung von fünſtleriſcher Gewalt, die ſich im hauptſächlichen ausſpricht , und von Anmut und liebreiz im einzelnen . Wie ſitzt dieſer Alerander da ! Welche wunderbare Beweging in dieſer Ruhe! Wie beden tend wirft das Ganze! Das iſt nichts Verziertes, nichts Theatra
lijches , es iſt das wahre , volle Leben . Und wie unvergleichlich ſind die in flachem Relief gehaltenen Figuren auf dem Poſtament
dieſes Kindlein, das der Mutter Bruſt nicht gleich zu Anfang
willig nimmt, doch bald ernährt es ſich mit liſt. Und gegeniiber dieſe föſtlichen Kinder, die interwieſen werden ! Auf der Vorder '
Die Sonne tritt an
allen Orten wenigſtens einmal in den Zenith. Der Polar
zone kommt die geringſte Jahresſumme der Sonnenſtrah lung zu und zugleich die größte Variation derſelben vom Winter zum Sommer. Die Sonne bleibt überall im Winter wenigſtens einmal durch volle 24 Stunden unter dem Horizont. Dafür gibt es im Sommer aud) einen 24 -ſtündigen Tag. Die gemäßigte Zone endlich nimmt eine Mittelſtellung zwiſchen dieſen beiden Zonen ein ; die Sonne tritt nirgends mehr in den Zenith , erſcheint aber aud, nirgends durd) volle 24 Stunden nidyt über dem
jeite iſt nur der Name Aleranders v. Humboldt angebracht , lim rahmt von einem Kranz von Lorbeer mit allerlei Getier, iiber dem 1 Durch die Güite des Herrn Verfaſſers und Verlegers find
zwei Kinder mit wiſſenſchaftlichen Inſtrumenten thronen .
wir in der angenehmen Lage, hiemit unſeren Leſern einen Abſchnitt aus dem in den nächſten Tagen erſcheinenden Werte : „ Mlimato
logie. Von Dr. Julius Hann“ mitzuteilen, welches den zweiten Band der Rabel'ſchen „ Bibliothek Geographiſcher Handbiidher “ ( Stuttgart, J. Engelhorn ) bildet .
A. D. R.
Heber die Einteilung der Erdoberflädie in Klimazonen.
496
Horizont.
Nach der durdydhnittliden Strablungsjumme
und Jahres - Variation derſelben ſteht ſie zwijden der Tropen- und Polarzone. Daburd ), daß dieſe Einteilung hauptſächlid auf die
Tageslängen unter verſchiedenen Breiten baſiert iſt und nicht auf das mögliche Maß der Sonnenſtrahlung im Laufe des Jahres , erhalten die Zonen cine ſehr ungleidie Ausdehnung; die gemäßigte Zone namentlid) wird zu groß und die Polarzone zu klein , die erſtere muß deshalb zu
große klimatiſche Verſchiedenheiten in ſid) aufnehmen. Dies iſt der eine Einwurf gegen die üblide Abgrenzung der drei Klimazonen . Legt man den Naddrud auf die Bezeichnung derſelben
als heiße , gemäßigte und kalte Zone, ſo fommt man zu
00-3iotherme des wärmſten Monats . Den Flädieninhalt der Hauptzonen bat Supan folgendermaßen beſtimmt ( in Prozenten der Oberfläche der Hemiſphäre) : Gemäßigte Warme Zone Zone Nordbemiſphäre
Südbemiſphäre Mittel
53,3 45,4 49,3
Ralte
31,8
Zone 14,8
45,1
9,5
12,2 38,5 Das Verhältnis der warmen Zone als ganzes gegen
über der gemäßigten und falten Zone in jeder Hemiſphäre iſt hiernad nahezu : warme Zone 8, gemäßigte 3 , falte 1 .
Die gemäßigte Zone nad Supans Vorſdlag iſt demnach kleiner als die zwiſdyen Wendefreis und Polarkreis liegende Nugelzone, die beiden anderen Zonen haben an Umfang
einem weiteren Widerſpruch zwiſden der tbatſächlichen Ber: teilung der Wärme innerbalb dieſer Zonen und der ihrer
gewonnen .
Benennung entſpredenden Wärmeverteilung. Ein Blick auf die Jiothermenkarte zeigt, daß der Ver lauf der Linien gleicher Wärme durdvaus nicht den Paral
nahe zuſammen mit der durdyjd nittlichen Polargrenze des Paſſats und ſie eignet ſich daber auch aus dieſem Grunde zur Abgrenzung einer Hauptzone. Man darf ſid, aber der Ueberlegung nicht verſchließen, daß in böberen Breiten die Supan'idyen Temperaturzonen kaum weniger ibren Namen Gewalt antbun, als die ge
lelkreiſen folgt , daß namentlich in böberen Breiten die felben ſtredenweiſe faſt mehr den Meridianen folgen , als
den Breitekreiſen . Eine Einteilung der Klimazonen nadı den Wendekreiſen und Polarfreiſen muß daher, in böheren Breiten namentlic) , ſehr ſtark abweiden von den Zonen gleicher mittlerer Wärme.
Dieſen Ilmſtand bat fürzlid Profeſſor A. Supan auf gegriffen und den Vorſdlag gemacht, die Siothermen zur
Abgrenzung der großen klimatiſden Zonen zu verwenden !
Die Jahresiſotherme von 200 C. fällt auch ziemlid
wöhnliden durdy Parallelfreiſe begrenzten. Es liegt dies darin , daß die mittlere Jahrestemperatur im Gebiete des Seeklima's eine ganz andere klimatiſde Bedeutung hat als im Gebiete des Kontinentalklimas .? Nad Supan's Bes grenzung liegt z. B. das jüdöſtlide Sibirien wie der größte Teil der Amur: Länder (dyon in der kalten Zone. Und trokdem iſt die Sommerwärme hier noch höher als im
und nicht die Parallelkreiſe. Er (dlägt folgende Ein teilung vor :
1. Die warme Zone zwiſchen den Jahresiſothermen von 200 ( fällt ziemlich zujammen mit den Polargrenzen der Palmen). Sie zerfällt in zwei Subzonen : a ) der Troren gürtel , polwärts begrenzt durch die Temperatur des fäl teſten Monats von 200; b) der ektropiſche Gürtel zwijden der 200-Jotherme des fälteſten Monats und der Jabresijo: therme von 200.
mittleren Deutſdıland , die Juli - Iſotherme von 200 geht
bis gegen Jakutsk hinauf, wo dod, die Jahres - Iſotherme von - 100 verläuft. In dieſer ,,kalten Zone" wachſen bochſtämmige Wälder, eriſtiert Aderbau und Viehzucht; in der nördliden Mandidurei bedecen Laubwälder, unter: brochen von üppigen Grasiluren, die Niederungen und der Tiger ſtreift bis in die Irkutsfer Wälder hinauf. Dieſes Gebiet hat allerdings dieſelbe Jahrestemperatur wie das mittlere Grönland , aber welcher Unterſdied der Pegetation , der Bewohnbarkeit und Kulturfähigkeit! Diejer 1
2. Die gemäßigte Zone zwiſdien den Jabresiſothermen von 200 und 0 ° Br. zerfällt in die zwei Subzonen : a ) der
Kontraſt lehrt uns , daß die mittlere Jahrestemperatur in
Aequatorialgürtel der gemäßigten Zone zwiſchen der Jahres iſotherme von 200 und der ()0- Iſotherme des fälteſten Mo
böberen Breiten ſich gleichfalls nicht zur Abgrenzung der flimatiſden Zonen eignet , beſonders wenn man das
nats ; b) der Polargürtel der gemäßigten Zone jenſeits der 00- Jiotherme des fälteſten Monats. 3. Die falte Zone jenſeits der Jahresiſotherme von 00, charakteriſiert durch beſtändiges Bodeneis ?; a) der
Kilima auffaßt als die Geſamtheit der meteorologiſchen
Aequatorialgürtel der falten Zone zwiſchen der Jahres:
jaheinlich gar nicit; ihre Eriſtenz auf der jiidlichen Hemiſphäre iſt
iſotherme von 00 und der 00- Iſotherme des wärmſten Monats; b ) der Polargürtel der falten Zone jenſeits der
niidt 311 bezweifelii, aber ihre l'age iſt unbekannt.
1 Die Temperaturzonen der Erde. „ Peterman's Geogr . Mitteilungen" 1879. 2 Da die Bodentemperatur etwas höher iſt als die mittlere Luftwärme, ſo entſpricht die Polargrenze des Bodeneiſes durch :
ſchnittlich der Jahres Jjotherme von -20 nach Wild .
| Die Nullgrad Jjotherme des wärmſten Monats iſt auf der nördlichen Hemiſphäre gar nicht bekannt wd exiſtiert hier wahr 2 Tipan's Interzonen möchten wir aus dieſem (Brunde nicht acceptieren . Der Aequatorialgiirtel der gemäßigten Zone 3. B.
exiſtiert faſt ur im Gebiete des reinen Teeflima's , an ſeiner Polar : grenze liegen ſowohl die Lofoten als das mittlere China! Diel beſjere klimatiſche (Brenzen würden die linie gleicher Sommer wärme gewähren, ſie entſcheiden über Bewohnbarkeit, Multurfähig . feit und Pflanzengrenzen ; die Temperatur des fälteſten Monats iſt
in diejer Beziehung faſt gleichgültig.
Ueber Britiſch-Kolumbia .
Erſcheinungen in ihrer Beziehung zu dem Leben .
organiſden
Aber ſelbſt als Ausdruck der Wärmeverhältniſſe
iſt die mittlere Jahrestemperatur ungenügend und die Temperaturzonen , weldie auf dieſelbe gegründet ſind, werden in höheren Breiten den realen Klimagrenzen auch nicht
497
Mineralien , dod) Rohle wurde am meiſten abgebaut. Viele der kleineren Inſeln übrigens, ſowohl in dem Golf von Georgien als in dem Archipel , welcher als die Königin Charlotte-Gruppe bekannt iſt , ſind eigentlid) nur foloſiale
viel beſſer entſpreden , als die durd) Parallelkreiſe abge:
Maſſen von verſchiedenen Mineralien , z. B. iſt Tereda Inſel eigentlich nur ein großer Eiſenſtein , während die
grenzten älteren Zonen .
einige Meilen entfernte San Juan - Inſel aus einem Kalf
Man wird daher beredytigt ſein , neben den Tempe raturzonen Supans auch die älteren Zonen des folaren
ſteinfelſen beſteht. Vor einigen Jahren waren Streitigkeiten
Rlima's beizubehalten , da auch ihnen eine reale Bedeutung
zukommt und da das ſolare Klima in ſeiner Widytigkeit für die Pflanzengeographic nidt unterſchätzt werden darf. Wenn man die Bezeichnung heiße, gemäßigte und kalte Zone vermeidet und dafür feßt : tropiſche , mediane und polare Zone, welche Namen , den mittleren ausgenommen , ja ohne hin ſchon eingebürgert ſind , ſo läßt ſich gegen die ältere Abgrenzung der flimatijden Zonen gar nidits einwenden , als hödyſtens die Ungleidymäßigkeit ihrer Ausdehnung.
über den Beſitz dieſer Kalkſteinmaſſe zwiſden den Vereinigten Staaten und England entſtanden ; beide entſd loſſen fidy, den Schiedsſpruch des damaligen Königs von Preußen an zurufen . Zu Nanaimo gibt es Koble im Ueberfluß, Eiſen ſtein auf Tereda- 3nſel, Ralf auf San Juan , das präch:
tigſte Bauholz auf dem Hauptland und ausgezeidynete
Waſſerwege nad, allen Richtungen , alles in einem guten Bei ſo großen natürlidien Vorteilen darf man wohl annehmen, daß wenn der ,,Canadian Pacific Railway" vollendet und damit mehr Bevölkerung, Kapital und Unter nehmungsgeiſt der Provinz zugeführt ſein wird , Britiſd) Kolumbia das Süd- Wales des nördlichen Teiles der neuen Klima.
Welt werden wird .
Wenn wir nun zum Feſtlande übergehen , ſo ſind es zu:
Ueber Britiſch-Kolumbia. In geographiſcher und klimatiſcher Beziehung darf man Britiſch -Kolumbia als aus zwei von einander ganz
verſchiedenen Teilen beſtehend betrachten , die ſdyöne Van kouver- Inſel und eine große Zahl kleinerer Inſeln in dem
Buſen von Georgia, welche den einen Teil bilden, während das ganze Feſtland des engliſchen Amerika weſtlid) vom Fel fengebirge den anderen umfaßt. Auf der ſüdöſtlichen Rüſte von Vankouver liegt die hübidie Stadt Viktoria, der Sitz der Regierung und die größte Stadt der Provinz mit einer Bevölkerung von etwa 7000 Seelen , in einer großartigen
Umgebung. Die Olympiſchen Berge liegen am Feſtland des Waſhington Territoriums; die Spiten ſind mit ewigem Sdynee bedeckt, der Fuß wird von den Wellen des jecäbn lichen Puget Sund beſpielt. Weſtlich hievon in Britiſch Rolumbia liegt die noch größere Bergkette der „ Kas:
kaden -Berge" , deren Abhänge über hunderte von Meilen mit dem feinſten Nadel - Holz , welches noch ziemlich un ausgebeutet iſt, bedeckt ſind. Der Anblick, den dieſe hohen Berge, von Viktoria aus geſehen , bieten , iſt prächtig. Es
quimault, drei Meilen von Viktoria, iſt einer der ſchönſten Häfen an der Küſte des Stillen Ozeans und der Stations
ort des engliſchen Geſdywaders. Die öſtliche Seite der Inſel iſt ziemlich beivohnt, verſchiedene Dörfer ſind an der Küſte entlang zerſtreut und an der nordweſtlichen Seite der Inſel, an einer prächtigen Waſſerfläche, liegt die wich tige Minen -Stadt Nanaimo. Hier befinden ſid, drei oder vier Kohlengruben, aus denen die britiſche Marine und alle anderen
Dampfſchiffe im nördlichen Pazifiſchen Meere ihre Kohlen empfangen. Nanaimo gleicht einer europäiſchen Minen
nädyſt die verhältnismäßig noch wenig erforſchten Kaskaden Berge , denen ſich unſere Aufmerkſamkeit zuwendet. Ihr Nücken iſt etwa hundert Meilen breit und beinahe überall mehr oder weniger mit Bauholz (namentlich der Douglas: fichte) bewadyſen , wveldes an der Seeſeite ſich zu enormer Größe entwickelt. Der Fraſer - Fluß iſt die große Lebens
quelle der Dominion an der Seite des Stillen Ozeans, wie es der St. Lorenz nach der Seite des Atlantiſchen
Ozeans iſt. Obwohl der Fraſer- Fluß ein ſchönes, male: riſches Gewäſſer, iſt er für große Schiffe nicht befahr bar, dodh neun Meilen weſtlich von ſeiner Mündung liegt Port Moody, ein wirklich prächtiger Hafen , und die End
ſtation des „ Canadian Pacific Railway“. An der Mün dung des Frajer liegt die hübſche Stadt New -Weſtminſter,
auf deren einer Seite ein ausgedehntes fruchtbares Delta liegt, welches mit ein wenig Unternehmungsgeiſt den Fluten , welde es zu Zeiten bedecken , abgekämpft werden kann . In der Deffnung, welche der Fraſer durch die ,, Kasfaden " gebrochen hat , fließt ein Strom warmer Luft , der , vom Stillen Ozean herflutend, das falte Klima des Innern mildert, welches an Strenge gegen die Quellen des Fraſer am weſtlichen Fuß des Felſengebirges zunimmt. Nirgends iſt übrigens das Klima außergewöhnlicy ſtreng und überall auf der inneren Ebene von Britiſch-Kolumbia bleibt das Vieh mehr oder weniger den ganzen Winter durch außen.
Ein großer Teil der Oberflädie wäre für den Landbau ſehr geeignet , dod wird gegenwärtig ein Teil als Weideland gebraucht. Mineralien werden beinahe überall gefunden : Gold , Silber , Kupfer, Eiſen und Kohle ſind idon im Ueberfluß entdeckt worden . Einige Jahre lang war hier der
ſtadt, da die Gründer Leute aus den engliſden Berg
Goldertrag im Verhältnis zur Kapitalanlage und der ver
werkdiſtrikten waren ; auf der Inſel gab es aud) andere
brauchten Arbeitskraft einer der lohnendſten unter allen
Kleinere Mitteilungen .
498
Goldgräbereien ; Tiefgraben war ganz ausgeſchloſſen. Nir: gends in der Welt wurden Ordnung und Geſet beſſer als in Britiſch-Rolumbia gehandhabt. Die weiße, herrſchende Bevölferung beiteht aus Eng ländern , Jrländern , Sdyotten und Kanadiern , dazwiſchen wenige Amerifaner. Einige Chineſen werden in den kleinen
ſtammt aus der gleichen Periode ; es iſt alſo wahrſcheinlich , daß dieſelbe aus der Familie des Cyrus ſtammte Es gehört Mau
dane, der Mutter des Königs , ſagen die einen ; niein , ſagen
die andern, es iſt vermutlich das Grab der Kaſſandane und führen hiefür folgende (Gründe an : Wir wiſſen aus Herodot , daß dieje
Gemahlin des Königs vor ihm ſtarb und von ihm ſehr betranert wurde.
Da dieſelbe , „ die Schöne mit dem Schwanenhals “ (lieu :
noch Plaß genug für alle iſt. Feindliche Indianer gibt
perſiſch Mazand der Schwan ), eine Tochter des Pharnabazes war und dem Blute der Achämeniden entſtammte, iſt es nicht un wahrſcheinlich, daß das Denkmal fiir ſie errichtet wurde und Cyrus die von Joniern und lydiern entlehnte Kunſt bei diejem Grabmal
es nicht , die meiſten ſind halb ziviliſiert. Die Ratholifen ,
anwenden ließ .
Induſtrien und dem häusliden Dienſt verwendet, body ſtehen ſie der Arbeit der Weißen wenig im Wege, da jetzt
die Kirche von England und die Methodiſten -Gemeinde haben Miſſionare unter den Indianern ; bod es wird ihnen
(dwierig, die höheren Grundfäße des Chriſtentums zu er faſſen und wenn ſie ſich auch vor den Miſſionaren beugen , behalten die Medizinmänner dudh ihren Einfluß.
( Nach ,, Colonies and India. “)
Kleinere Mitteilungen.
Neber den Einfluß der Nahrung auf die Verbreitung und die Wanderung der Tiere. Unter dieſem Titel hielt Profeſjor Moebius anfangs des vorigen
Jahres einen äußerſt anregenden Vortrag in der Bremer Geo graphiſchen Geſellſchaft, dem wir nachſtehendes entnehmen : In der Kieler Föhrde ziehen ſich in der Nähe der beiden Ufer Wieſen von grinem Seegras unter flachem , Flarem Waſſer hin. Die abgeſtorbenen Pflanzenteile dieſer Wieſen werden durch die Waſſer bewegung in die größeren Tiefen geführt, wo ſie allmählich zul einem ſchwarzen , breiartigen Schlamm (Mud) zerfallen . Dieſe diwarzen Mudgründe werden nun von einer eigentümlichen Fauna fleiner Muſcheln und Würmer bevölfert , welche durch die Maſſen
haftigkeit ihres Vorkommens jeden in Erſtaunen eben , der ſie zum Perfiſche Königsgräber. Unter den Namen
„ Grab des
Cyrus"
erſtenmale ſieht. iſt eine Kuine
in der Nähe von Miſchhedi - Murghab bekannt; die Frage , ob ſie den Nameil mit Recht trägt , iſt häufig beſprochen worden
und ſcheint mit Riidſidit auf die in der „ Académie des In ſcriptions“ von Herrn Oppert gemachten Mitteilungen verneint werden zu miiſſell. Wir geben zımächſt eine kurze Beſchreibung der Dertlichkeit und der Ruinen ſelbſt. Sie liegen am Ilfer des Polwar, an einer jetzt Murghab genannten Stelle, beinahe nördlich von Perſepolis und Iſtafar. Es ſind die Reſte zweier verſchiedener
Bauwerke, welche uns beſdhäftigen ; nämlich ein ungeheurer Unter vau , welcher als das Vorbild der Terraſſe, die den Palaſt von Perſepolis trägt , angeſehen wird und ein ungeheurer vierediger Turm ; ganz in der Nähe befindet ſich ein anderes, kleineres Ge bäude, welches durch die Berſer mit dem Namen „ Gabre madre e Tolemian “ bezeichnet wird. Dieſes Fleine Gebäude erinnert durd) jeine Form an die griechiſchen Tempel; es ruht auf jedis Stufen und iſt auf drei Seiten von Säulen umgeben . Anſtatt den Mittel raum des durch den Portifus eingeſchloſſenen Platzes einzunehmen, befindet es ſich am Hintergrund desſelben ; es ſcheint, als ob man das Gebäude aller Augen habe entziehen wollen .
Alle dieſe Nume
cheinen eine Nachbildung der griechiſcher Bauten in Kleinaſien zu jein . Da die alten Schriftſteller ganz entſchieden mitteilen , daß das Grab des großen Cyrus ſich in der Nähe von Pajargadus befand, die Lage der Ruinen aber mit der Lage dieſes Ortes nicht identiſch iſt, ſo kann man mit Sicherheit annehmen, daſ man es nicht mit dem Grab des Cyrus zu thun hat ; da jedoch, wie wir !
!
weiter unten ſehen werdeii, es ſich um Königsgräber aus der Zeit
des genannten Fürſten handelt, glaubt man , daß hier Kambyjes, der Vater des Cyrus , rubt, welcher im Kampf gegen Aſtyages
fiel .
Am meiſten geeignet, ſichere Aufſchlüſſe zu geben , iſt das
kleine, „ Grab der Mutter Salomons “ genannte Gebäude.
Das
ſelbe hat ein Dach in Form eines Eſelsriiden ; dieſe Form wurde
immer bei den den Frauen geweihten (Gräbern angewendet, daher fann man mit Sidherheit ſagen , daß diejcs Denkmal für eine Frau errichtet worden iſt; ganz in der Nähe ſind fünf Pfeiler gefunden worden , welche die Inſchrift tragen : „Ich bin Cyrus, der König,
der Achämenide.“ Das Grab der Frau , vou dem wir eben ſprachent,
Dieſe Mudbewohner leben in allen Bichten an
der Oſtfiiſte von Schleswig - Holſtein und Jütland und auch in allen Fiorden an der Kliſte Norwegens. Die Nordſee verdantt den außerordentlichen Reichtum an Tieren aller Art der großen Maſje von Mudteilchen, welche ſich fortwährend in ihrer Tiefe ablagern. Die flachen ſandigen Kiſten der Nordjee , auf denen die Wellen feine Pflanzenteile liegen laſſen , ſind verhältnismäßig arm all Tieren . Die Häringe halten ſich in der Regel zerſtreut in den größeren Meerestiefen auf. Zur Zeit jedoch, wenn an den Küiſten die Entwicelung der kleinen Kruſtentiere beginnt, welche ihr lieb lingsfutter bildeni , nähern ſie ſich, denſelben nachzichend, den Küſten, wo ſie ſich namentlich in den Buchten in großen Maſſen anhäufen . Die reichliche Nahrung , welche ſie hier finden , entwickelt ihre (Geſchledytsthätigkeit und ſie legen nach einiger Zeit ihren Rogen ab. Die ausſchliipfenden Jungen finden in den gleichzeitig aus. geſchlüpften Embryonen zahlreider Seetiere eine reiche und 311 jagende Nahrung. Nachdem ſie dieſelben aufgezchrt, verlaſſen ſic
dieſe Standorte und zerſtreuen ſich allmählich in die Tiefe , wo die Entwicelung der Tierwelt ſpäter beginnt. Die Zeit des Auf tretens der Häringe ſcheint ganz von der Entwidelung der ver: erwähnten kleinen Siruſtazceul, welche ihre Nahrung bilden , abzıı
hängen und iſt daher an verſchiedenen Kiiſten ſehr verſchieden und elbſt an denſelben K'iiſten nicht regelmäßig. An den norwegiſden Küiſten erſcheinen die Häringe meiſt im Februar, an der ſchottiſchen und engliſchen Kiiſte im Juni - Auguſt, in der Oſtjee im Herbſt. Auch die Menge der Häringe ſcheint hauptſächlich von der Menge ihrer Nahrung bedingt zu werden . Von April bis Juni erſcheinen an den norwegiſchen Kilſten aus den Tiefen des Eismecres auf: ſteigend große Züge der Lodden (Osmerus arcticus), gefolgt von ungeheuren Scharen von Möven und großen Herden von Walfiſchen und Dorſchen , welche ſämtlich von den lodden leben . Um dieſe Zeit findet der große Fang des Sommerdoriches ſtatt. Sowie ſich die lodden wieder zurück in die Tiefe ziehen , ver ſchwinden auch die Möven , Wale und Dorſche und der Dorſchrijd) T. F. fang hat ſein Ende. 1
.
Notizen .
Notizen . Europa.
Zu Dir in Böhmen wurde eine große Anzahl prähiſto riſcher Bronzen 1 gefunden, welche beſonders durd, die darunter
befindliche Menge ſogenannter La Tène- Fibeln (D. Tijdler's ein gliederige Fibel mit zurückgebogenem Fuß) von Intereſſe erſcheinen,
499
Obgleich die Maſchinenkräfte und ebenſo das Faſſungsver: mögen der Schiffe in dieſen Tabellen keine Aufnahme gefunden haben , ſo zeigen dieſelben doch, wie wenig ausgedehut in Rußland der Bau der Dampfjdiiffe fiir Verwendung auf See nod ) iſt, daß dagegen die Herſtellung von Fluždampfern allmählid) an Aus: debug gewinnt.
ſo daß man mit Sicherheit amehmen fann , ſie entſtammen ent
Phyllorera iſt nunmehr auch im Departement Judre et Coire aufgetreten. Gleiches meldet man aus den Kantonen Genf und Neuchatel. Aus ſpaniſchen Zeitungen aber ergiebt ſich, daß die Verwiiſterin des Weinſtodes in der Provinz Malaga zehn
weder alle einer Hand oder einer Werkſtätte. Manche Stiicke gleichen anderen, in Gräbern bei von Dir weit entfernten Orten ge
Abhänge der Xolmenar und Staha Bermeja umgebenden Hügel
fundenen (jo denen vom Dürenberge bei Hallein ) vollkommen und
verheert hat.
man wird hiedurch auf den Gedanken an einen gemeinſamen Urſprungsort aller hingefiihrt. Jedenfalls iſt der ganze Fund ein jehr intereſſanter Beleg zur Geſchichte der Verbreitung mancher Metallgeräte in vorhiſtoriſcher Zeit.
Rußlands 31derinduſtrie. Während der Kampagne 1881 82 ſind auf der 197 Zuđerfabriken und 39 Raffinerien Rußlands im ganzen 15,924,855 Pud Zucker produziert worden.
da ſolche bisher in Böhmen nur ſelten ausgegraben wurden . Jene Sticke ſind alle nur Variationen einer und derſelben Grundform ,
Die meteorologiſche Station auf dem Säntis wurde am 1. September vergangenen Jahres eröffnet. Freilich iſt dieſelbe noch nicht vollſtändig ausgerüſtet. Sie befindet ſich auch nicht auf dem eigentlichen Gipfel, welcher nach ſorgfältigen trigonometriſchen Meſſungen eine Meereshöhe von 2504 in. hat, jondern in dem zirka 60 m . tiefer gelegenen , gegen Siidweſten durch eine Felswand geſchitzten Gaſthaus. Die offizielle Enquête séricicole weiſt fiir Frankreich 171,096 Seidenziichter niach, von denen die größte Zahl den Departements Gard, Drôme, Ardèche und Vaucluſe angehört. Dieſe 4 Departe ments umſchließen nahezu 80 %0 aller franzöſiſchen Seidenziichter.
Luadratmeilen altberiihmter, namentlich die ſiidlichen und öſtlichen
Der Umfang der Nibenzuiderplantagen betrug 234,425 Debiatinen, wovon 99,851 den Fabrifen und 131,574 Privaten zugehörten. Der Ernteertrag wurde im Herbſt bei Beginn der Kampagne auf 21,632,757 Berkowez verandlagt.
Rußlands Textilinduſtrie zählie 1881 nach den amtlichen Ermittlungen , welche anläßlich der Moskauer Nationalausſtellung veröffentlicht wurdell, 2838 Anlagen in Europa mit 463,474 Arbeitern bei einer Jahres - Produktion im Gejamt - Wert von 402,222,000 Nubeln .
Der Wolf iin Rußland. Nach den im Miniſterium des Innern gemachten ſtatiſtiſchen Zuſammenſtellungen betrug der durch
Wölje angerichtete Schaden in 45 Gouvernements im Jahre 1873 Die Tabat- konſumtion Frankreich s repräſentiert für 1882 einen Wert von 290,800,000 M. Die Kohlenproduktion Großbritanniens iſt nach den neueſten Berichten für das Jahr 1882 auf 156,500,000 Tons 311 ſchäßen. Die Zunahme in Vergleich mit 1881 berechnet ſich 311 2,300,000 Tons. Der Marktwert der geförderten Kohlenmaſſen wurde auf mindeſtens 100,000,000 Þf. St. veranſchlagt. Aus einem Vortrage , der in der „ Ruſi. Techniſchen Gejell ſchaft“ über die Reſultate der Schiffsbau Erpertije. auf der Mos : fauer Ausſtellung gehalten worden iſt, entnehmen wir folgende
742 Millionen Rubel; am meiſten iſt betroffen das Gouvernement Samara mit 650,000 Rubel, Wologda mit 560,000 Rubel a .;
giinſtig ſtehen die Oſtſeeprovinzen, Polen und Archangel. Bedenft man jedoch , daß der fiir alle Teile Rußlands als gleich ange nommene Durchſchnittspreis 311 niedrig iſt und ferner, daß die Zahl der getöteten Tiere , wie ſicher nachgewieſen wird , ebenfalls viel zu niedrig iſt, ſo muß man den durd Wölfe am Haustier ſtand Rußlands alljährlich angerichteten Schaden auf mindeſtens 15 Millionen Rubel veranſchlagen , wozu noch die Verluſte an .
Wild , namentlich in Sibirien an Rentieren und an Menſchen
zwei Tabellen , die iiber den angenblicklichen Beſtand der auf
fommen . 1875 ſind 161 Menſchen von Wölfen getötet worden .
rujiden Gewäljern
Die Wölfe in livland. Im Jahre 1822 23 wurde von der livländiſchen Gouvernementsregierung eine Erhebung iiber den durch Wölfe in dieſem Jahre angerichteten Schaden angeſtellt; diejelbe ergab , daß in Livland 3648 Stiic Großvich (Pferde,
fahrenden andels . Dampi.
idiffe Auskunft gebeur . Es fahren : 1 ) Auf Meeren : Ort der Erbauung des Schiffes : Rußland Ausland Unbekannt
dem dem dem dem dem
10
2
Summa
7 6
53 100
3
12 61 109
5
42
1
48
3
25
7
35
بیهک
auf auf auf auf auf
Weißen Meere Baltiſchen Meere Schwarzen Meere Ajow'ſchen Meere Kaſpiſchen Meere
23
230
15
268
4
6 94 42
5
15 126
4
2 ) Auſ Kanälen , Fliiſjen und Seen , die 311 den Waſſer becken gehören des Weißen Meeres Baltiſchen Meeres
Schwarzen Meeres Ajow'ſchen Meeres Kaſpiſchen Meeres Summa Summarum
Fohlen , pornvieh, Kälber) und 26,494 Stüd Kleinvieh (Schafe, Ziegen , Schweine, Hunde 2.) den Wölfen zum Opfer gefallen ſind. Jufolge dieſer Kalamität ſah ſich die Regierung veran taßt, allgemeine obligatoriſche Wolfsjagden einzuführen und das Schußgeld auf Wölfe zu erhöhen, Maßregeln, die 1860 wieder aufgehoben wurden . Leider liegen Daten über die Zahl der in den erſten 9 Jahren getöteten Wölfe nicht vor, nur von 1835-1860 . Ju dieſen Jahren ſind 8480 Wölfe in livland getötet worden, durdyſchnittlich im Jahre 310. Wie ſehr die Wölfe in Livland 1
abgenoinmen haben , ergiebt ſich aus den amtlichen Berichten über 4
15 11 408
90
442 465
39
28 1 2
58 52
den von ihnen angerichteten Schaden ; 1822, 23 ſind 30,142 þaus tiere in Livland von Wölfen getötet worden, 1874 nur 1275 Stiid (59 Stick Großvieh und 1216 Stiic Kleinvieh ), 1875 1308 (63 + 1245 ) , 1876 nr 877 Stück (47 + 830 ), dagegen 1877
40
538
wieder mehr, nämlich 1159 (31 + 1128) .
271
76
789
501
91
Bezirken worliegenden Angaben ſind die Wölfe im Bezirk Riga und Wolmar heute als ausgerottet zu betrad ten ; am größten iſt ihr Schaden im Bezirk Dorpat, Pernau , Wald und Werro.
4 Siehe „ Ausland" 1882, Nr. 25.
1057
Nach den aus einzelnen
Notizen .
500 Afrika .
Vom Kongo. Von Stanley , zu welchem ſich anfangs April auch eine aus drei Schweden , Theodor Weſtuar , Eſten Gundvall
ſon und M. Wavering beſtehende Erpedition begab . ſind Nach richten eingetroffen , die bis Dezember 1882 zurüdreichen . Der
foeniculacea genannt , wächſt auch häufig in den Fliiſſen von Veragua und Guatemala und iſt daſelbſt unter den Eingeborenen als natürliches Gemiiſe ſehr beliebt . Wie a Pechuel-Loeſche mitteilt, dient aud) die Kongo Pflanze den Negern als Gemüſe.
Man hat mit Recht darauf aufmerkſam gemacht, daß dieſe Analogie
Forſcher fand an der Küſte unter der Leitung des Belgiers Cambier
mit dem tropiſchen Amerifa um jo intereſſanter iſt, als überhaupt
über 200 Eingeborene aus Zanzibar und ging von hier aus nach
der weſtafrikaniſche Küſtenſtreifen in ſeiner Vegetation manche An
Vivi. Die Vorbereitungen, welche dort für die Anlage ciner
klänge an das heiße Amerika bietet .
kurzen Bahn nach dem Landungsplatz am Kongo im Gang waren , gingen nur mühſam vorwärts. Die letzte der bis jetzt vorhandenen
7 Kongo - Stationen , Bolobo , liegt zirka 700 E. M. von der Strommündung entfernt. Stanley iſt es gelungen , das dritte Dampfboot nach dem Stanley Pool zu transportieren . Demnach befinden ſich jetzt dort 3 Dampfer , um den mittleren Kongo zu befahren : „ L'En -Avant“ , „ L'Association internationale Afri caine“ und „ Le Royal.“ Der vierte derſelben aber iſt noch auf dem Transport nach Leopoldville am Stanleypool begriffen. Brazza ſcheint auf eine erſte Schwierigkeit zu ſtoßen : Die Be wohner der Umgegend von Punta negra an der Coango-Kilſte
weigern ſich, auf Betreiben der Portugieſen , ihm lebensmittel zn wenn dieſe von einem verkaufen Nachricht wahr iſt.
engliſchen Schiff gebrachte
Miſſionsſtationen am Kongo . Zwiſchen Stanleypool und Njangwe ſollen zwei (fatholiſche) Miſſionsſtationen durch die algieriſchen Prieſter Guyot und Baudounet errichtet und von denie ſelben zugleich der Lauf des Stromes auf dieſer Strecke erforſcht werden . In Maſjange, wenig öſtlich vom Tanganika, beſitzen die algieriſchen Miſſionare bereits eine Station , von welcher aus vor kurzem eine Karawane nach dem Kongo gehen ſollte. Sie wurde jedoch von den ränberiſchen Eingeborenen vernichtet wud jo ſandte
Kardinal Lavigérie, die Seele dieſer Miſſionsbeſtrebungen , diejes mal ſeine Prieſter von Weſten her nach ihrem Ziel . Im ganzen befinden ſich jetzt 31 Miſſionare in Zentral - Afrifa , iiberhaupt aber waren während weniger als 5 Jahren 49 katholiſche Miſſionare im Innern des dunkeln Weltteils thätig. Die Lage der katholiſchen Miſſionare von N11ba 1111d Obeid , welche in die Hände Mahdi's gefallen , iſt Nad) richten aus Kartum zufolge eine ſehr traurige. Ihre Anſiede lungen wurden ausgepliindert, die ſchwarzen Zöglinge, welche Unterricht im fatholiſchen Glauben erhielten , fortgeſchleppt und die Mädchen dem Harem des Mahdi cirverleibt. Die Miſſionare
Geographiſche Geſellſchaften , Muſeen 2c. Geographiſche Geſellſchaft in Bern. Nach ihrem ebenſo ausſiihrlichen , als wertvollen 4. Jahresbericht zählte dieſelbe 1881/82 12 Ehren- und 53 korreſpondierende Mitglieder; 128 aktive Mit glieder in Bern und 25 auswärts. Es war eine ausgebreitete, vielſeitige Thätigkeit , welche entfaltet wurde und Studer konnte in ſeinem Riidblick mit Recht von einem Jahr voù Arbeit , aber auch voll lohnender Erfolge ſprechen .
Im ganzen wurden zehn
Monatsverſammlungen , 2 Delegiertenverſammlungen des „ Ber bandes “ und 2 Komiteſiyungen abgehalten. Unter den ziim Vor trag gekommenen Abhandlungen ſteht, ſoviel aus den Beilagen erſichtlid) wird , Studers gehaltvolle Mitteilung über die Injeln im Antarktiſchen Meere obenan. Major E. Kieſold's militäriſch geographiſdie Skizze vom venetianiſchen Feſtungsviered hat us in etwas an Napoleon I. geniale Jdeen im 3. Band ſeiner Memoiren erimert. („ Ausland" 1882, Nr. 4 ) . Zur Ausſtattung dient dem
Jahresbericht hauptſächlid) eine Karte des Montblanc- Gebietes von Miillhaupt z11 cinem Aufjat Duconimn's iiber die Beſteigung dieſes höchſten Gipfels in Europa. Die Società d’Esplorazione Commerciale in Mailand hat ſich mit der dortigen Geſellſchaft 3118 Förderung wiſjenſchaftlicher Forſchungen verſchmolzen. Das geographiſche Inſtitutt Argentiniens. Das erſte øeft des Jahrgangs 1883 vom
Boletin del Instit. geo
grafico Argentino“ enthält ein Verzeichnis der Mitglieder dieſer geographiſchen Geſellſchaft , welches in überraſchender Weiſe den !
Aufſchwung dieſes erſt vor 5 Jahren begründeten Vereins zeigt. Der Hauptverein in Buenos Aires zählte am 1. Januar 1883 :
333 ordentliche Mitglieder, 12 Ehrenmitglieder und 15 korreſpon
!
dierende Mitglieder in der Argentina, 10 im übrigen Siid- Amerika und 10 in Europa ; zuſammen : 35 korreſpondierende Mitglieder.
Die im vorigen Jahre gebildeten Zweigvereine haben folgende ſelbſt ſollten ihren Glauben abſchwöreni , weigerten ſich aber, dieſes zui thun .
Sie befinden ſich im Lager des Mahdi, leiden furchtbar an Skorbut ind Dijjenterie und werden dyledit behandelt. Die
Mitgliederzahl: Seftion von Kordoba : 44 Mitglieder, Sektion von Tufumani: 3.7 Mitglieder , Seftion von Entre- Rios 30 Mit glieder. Simme aller Mitglieder des Inſtitutes: 490. Präſident
römiſche Nurie hat ſich an die engliſche Regierung gewendet, um die Intervention derſelben für die Befreiung der 11 Gejangenen
des Hauptvereins iſt der Advokat Dr. Eſtan . S. Zeballos, Mit glied des National -Kongreſſes . Präſidenten der Zweigvereine ſind:
anzurufen .
Prof. Art. Seelſtrang (Kordoba ), Carlos Caſtellanos ( Tukuman) 3m fiidlichen Algier beſchäftigt ſich gegenwärtig Herr Bourlier mit Studien , welche als Vorarbeiten fiir die eventuelle Multivierung dortiger , jetzt gänzlich verwiiſteter Landſtriche dienen
und Martin R. Moreno ( Entre- Rios). Die drei außerhalb der Nrgentina lebenden Ehrenmitglieder find : der Kaiſer von Braſilien , Baron Nordenſkiöld und Baron v . Holleben (Berlin ).
ſollen .
H. $.
Gemüſepflanze vom Rongo. Pedinel-Löſche hat inter verſchiedenen Mooſen vom Kongo auch eine zu der ſeltſamen Fa milie der Podoſtemazeen gehörige Pflanze mitgebracht, welche er
Nene geographiſche Geſellſchaft in Argentinien . Jil Tufuman hat ſich eine Zweiggeſellſchaft der „ Istituto geogra fico Argentino “ gebildet.
innerhalb des ganzen Joundationsgebietes dieſes Stromes am Gebirge vorfand.
Die Podoſtemazeen ſtellen einen lebermoosarti
gen Thallus vor, welcher bei der Kongourt faſt einem Tang ähn lich wird. Auf demſelben erheben ſich die Friidite auf niederen Stielen gleich einer Fenchelfrucht, in deren Hohlräumen ſehr win . zige Samen ausgebildet werden . Eine verwandte Art, jetzt Lacis
x Hiezut ein Proſpect der Berlags -Buchhandlung I. Engelhorn in Stuttgart über das „Þandbuch der Klima
tologie " von Dr. Julius Hann, welchen wir gefälliger Be achtung empfehlen .
Drud und Verlag der J. (G. Cotta'ſchen Buchhandlung in Minchen und Stuttgart.
DAS Suslaud. Wohenſchrift für Länder- und Völkerkunde, unter Mitwirkung von Profeſſor Dr. Friedrich Katzel und anderen Fachmännern herausgegeben von der
I. G. Cotta'ſchen Buchhandlung in Stuttgart und München. Sedisundfünfzigſter Jahrgang.
München , 25. Juni
Nr. 26 . imter . ienden .
1883.
Fährlich 52 Nummern à 20 Seiten in Quart. Preis pro Quartal M. 7. Zu bezieben durch alle Buchhandlungen des In- und Auslands und die Poſt : Rezenſions-Gremplare von Werten der cinſdlägigen Litteratur ſind direkt an Herrn Profeſſor Dr. Friedrich Rakel in München , Atademieſtraße Nr. 5, ju Inſertionspreis 20 Pf. für die geſpaltene Zeile in Petit.
Inhalt : 1. Bericht über den Stand der deutſchen Polarforſchung an den Teutſchen Geographentag in Frankfurt a. M. Die deutſchen Internehmungen im Syſteme der internationalen Polarforidiumg. Con Dr. Neumayer in Hamburg. S.501. 2. Der Ueberfall bei Mora. Von Dr. E. Pechuet l'oeidhe. S. 505. 3. Zur Geichichte und Geographie Tiidarabiens. Vou Fritz Hommel. Mit zwei Abbildungen .) S. 512. 4. Profeſſor C. Seller's zoologiſche Unterſuchungen am Roten Meer. 5.517. 5. Kleinere
Mitteilungen : S. 518. Die Norddeutſche Miſſionsgeſellſdıaft an der Sklavenfiiſte. Die Verhältniſſe in Bamafil am oberen Niger. 6. Notizen : S. 519. Afrika. Polarregionen. Geographentag in Berlin
Bericht über den Stand der deutſden Polarforſdung an den Deutſchen Grographentag in Frankfurt a. M. In den letzten Tagen des März 1883.
Die deutiden Unternehmungen im Syſteme der internationalen Polarforſdjung .
Da es für den in dieſen Tagen in Frankfurt a . M. tagenden Geographentag von Intereſſe ſein wird , näheres über den Stand der deutſden Unternehmungen im Syſtem der internationalen Polarforſchung zu erfahren, ſo nebme ich mir als Präſident der Deutſchen Polar - Sommiſſion die Freibeit, den nadyjtchenden Beridyt zu erſtatten. Obgleid, die durdy den II. Meteorologen -kongreß in Nom angeordnete, grundlegende Verſammlung zur Be: ratung der bei der ſyſtematiſden Polarforſdung zu be folgenden Grundſäße in Hamburg in den erſten Tagen
im
Juni
1881
die Bedeus
tung magnetiſcher Forſdungen für die Weltauffaſſung zu beleuchten und dieſes Thema in enge Beziehung zur ſyſtematiſden Polarforſdung zu bringen , war jene Thätigkeit noch zu feinem befriedigendem Abſchluſſe gedieben. Erſt im Dezember desſelben Jahres wurde mir der Auftrag er: teilt, die Beſtellung der Inſtrumente zu betreiben und alles für das Zuſammentreten einer Deutſchen Polar Mommiſſion vorzubereiten ; es war dies zu einer Zeit, da die meiſten der an der ſyſtematiſchen Polarforidung ſich beteiligenden anderen Nationen entweder ſdon mit ibren Vorbereitungen zu Ende waren , oder body dieſelben idon jo weit vorbereitet hatten , daß über die redytzeitige Bez
endigung derſelben feine Zweifel obwalten fonnten . Mitte Dezember 1891 trat in Berlin die von der Reidus -Regierung einberufene Deutſdie Polar-Hommiſſion
des Oktober 1879 ſtattfand und der aus derſelben hervor:
zuſammen, womit die Angelegenheit der Veteiligung Deutſch
gebenden internationalen Polar-Hommiſſion ein Deutider, der Unterzeidnete , präſidierte , ſo war dod die Betei ligung des deutſden Reiches damit feineswegs gewähr: leiſtet. In der That bedurfte es nod) einer erhebliden Thätigkeit , um die für die Realiſierung einer Beteili
lands an der internationalen Polarforſdung in das Sta :
gung Deutidlands erforderlichen Vorbedingungen erfüllt zu ſehen und als id die Ehre batte , vor dem Ausland 1983 Nr . 26 .
Deutiden
dium der Ausführung vorrüdte.
Gleid, nad Abidluß der
Beratungen wurde an die definitive Beſtellung der Appa rate und Inſtrumente , an die Ausrüſtung und die Bez ſchaffung der Transport-Mittel, ſowie endlich an dic (Se winnung des erforderliden wijcndaftlichen Perſonals gejdritten . Die betreffenden Anordnungen tvurden unter 76
Bericht iiber den Stand der deutſchen Polarforſchung an den Deutſchen Geographentag in Frankfurt a. M.
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meinem Vorſitze einem Erekutiv -Ausiduſſe, beſtehend aus den Herren Kapitän zur See Freiberrn von Schleiniß, Dr. G. Nachtigal und Profeſſor Dr. Börgen , welder in den erſten Tagen des Monats Februar 1882 zu einer entideidenden Sibung in Hamburg zuſammentrat, an
ridite nach Südamerika, von wo diejelben an die Deutſche
vertraut.
vom Großmajte der ,,Germania " jeinen Tod fand, wurde
Der Erekutiv - Ausſchuß, der ſich gelegentlid) des Kates der Kapitäne koldeiev und Hegeman
bedienen
fonnte, beſchäftigte ſid in erſter Linie mit den Vorberei tungen zur Ausführung der beiden von der Deutiden Polar-Kommiſſion beldloſſenen Erpeditionen , die eine nad dem Kumberland Sunde in der Davis Straße , die andere nach der Injel Süd - Georgien , faßte aber den Befdlur,
aud , die Küſten von Labrador in Anlebuung an die dort jelbſt vorhandenen Miſſionsſtationen mit meteorologijden Stationen zu beſeßen und zur Organiſation dieſes Teiles
des Operations -Programmes einen Gelehrten dorthin zu entſenden , welchem aud) die Berückſichtigung einiger auf jenes Yand bezugbabenden geographiſch -phyſikalijden Fragen zur Aufgabe geſtellt werden ſollte.
Polar Nommiſſion gjendet wurden . llnter anderem durch einen Unfall, weld er ein Mitglied
Der Nord -Erpedition betroffen und die Einſtellung einer neuen Kraft für Herrn Dr. Roed , der durch einen Sturz die Abreije der für die Nord-Erpedition unter Herrn Dr. (Sieſe und mit der gleichen Anzahl von Begleitern wie die der Süd - Erpedition von Reiche Heide erworbenen ,, Germania “" .
bis zum 28. Juni verzögert. Kapitän Mahlſtedt, der führer der „ Germania ", bradite die Erpedition glüdlich
nad, dem Kingawa- Fjord im Kumberlandſund und kehrte Ende Oktober nach Hamburg zurück, nadidem er vorher bei der Erridtung der Station Ningawa mitthätig geweſen war
uud ſid) verfidyert halten konnte , daß auch die Station der Deutiden Polarfommiſſion im
Norden jid in vollſter
Ordnung und in einem Zuſtande befand, der die Aufnahme der jyſtematiſden Arbeit geſtattete.
Am 7. September
verließ die „ Germania " sie ſich des beſten Wohlſeins er: freuende Station im Kingawa- Fjord.
Es bedarf wohl faum einer beſonderen Beleuchtung,
Dr. Rody , Privatdozent in Freiburg , wurde mit der
daß bei der ganz außerordentlid, furz bemeſſenen Zeit, bei
Miſſion nad Labrador betraut und verließ in den erſten
Umfange und der Widytigkeit der Beſdaffung von
dem
zur Verfügung ſtand , machte es möglich, daß innerhalb
Tagen des Monats Juli Hamburg , um fid) über Eng land und Sdyottland nad dem Orte ſeiner Beſtimmung zu begeben Die Neiſe von Sdottland nad Labrador madite Dr. Roch in dem Miſſions diffe ,, Harmony " , welches nach einer günſtigen Fahrt am 10. Auguſt in Hoffenthal ( Pabrador) vor Anfer ging. Nad eingetroffenen Nad ridyten bezog Dr. Koch , nadidem im Herbſte die meteoro logiſchen Stationen ſämtlid) eingerichtet worden waren , in Nain , dem Hauptorte der Miſſion der Mübrijden Brüder, das Winterquartier. Mit Genugthuung vermag ich jonady dem Deutſdien
fünf Monaten die volle Ausſtattung an Inſtrumenten , Wohnhäuſern , Lebensmittel u . i. w . fertiggeſtellt und das
deutiden Seite in Verbindung mit der internationalen Polar:
Perſonal der Erpedition in die Arbeiten eingeübt werden
forīdung ins Werk geſekten Unternehmungen, trok der ſpäten
konnte.
dition an Bord Sr. Maj. Korvette ,,Moltfe" eingeſchifft
Gutidlichung der Deutiden Reichsregierung und der dadurdy veranlaßten Eile , mit welcher die Ausſtattung betrieben werden mußte, bis jetzt als dem Plan gemäß ausgeführt zu eradyten ſind, was nidyt in gleidhem Maße von den Unter nehmungen anderer Nationen zu gleichem Zwecke geſagt werden kann. So verlautet, daß die ruſſiſche , nad der Lena -Mündung entjendete Erpedition erſt Ende Oktober ihren Beſtimmungsort erreichte und die franzöſiſdie Erpe dition gleichfalls erſt ſehr ſpät ihre Station auf Rap Horn
Die Süd- Erpedition
bezieben konnte, während die holländiſche Erpedition den
wurde im Moltke Hafen Süd-Georgiens im Auguſt glücf lid gelandet und konnte in den legten Tagen des Monats September die ſyſtematiſchen Arbeiten in der vollkommen eingerichteten Station aufnehmen. Sr. Maj. Norvette „ Moltke" verließ am 3. September den Hafen wieder, nad)dem die ihr anvertraute Miſſion in allen Teilen
neueſten Nachrichten zufolge ihren Beſtimmungsort Didſon
Inſtrumenten die äußerſten Anſtrengungen gemacht werden mußten , damit unſere Erpeditionen redytzeitig Deutſdland verlaſſen konnten , um beim Beginne der international feſtge jetzten Beobadytungs-Epodie an den reſp. Stationen ſein und die Arbeit im vollen Umfange in Angriff nehmen zu fönnen .
Nur dem Umſtande, daß ein Inſtitut von der
Größe, den Einrichtungen und dem Perſonale der Deut iden Seewarte in Hamburg für die Zwecke der Aufſtellung und Prüfung der zahlreichen Inſtrumente und Apparate
In lekterer Beziehung leiſtete auch das Kaiſer
lide Obſervatorium in Wilhelmshaven erbebliche Dienſte. Am 2. Juni des Jahres 1882 verließ die Süd
Erpedition unter der Leitung des Herrn Dr. Sdrader und beſtehend aus ſed 6 weiteren wiſſenſdaftlichen und vier Ar beitskräften mit dem Dampfer ,,Rio " der Südamerikaniſchen Dampfſchiffahrtsgeſellſchaft Hamburg, um fid nad Monte video zu begeben. In Montevideo wurde die Süd-Erpe und nach Süd- Georgien gebracht.
vollbradit war und bradyte die lebten auch über den Ge jundbeitszuſtand an der Station ſehr günſtig lautenden Be
Geographentage zu berichten , daß die jämtliden von der
Safen überhaupt nidyt erreiden aufnehmen konnte.
und die Arbeit nicht
Da es ſidy bei den deutiderſeits ſowie von den mitar beitenden Nationen ins Werk geſetzten Unternehmungen um die Durdfübrung eines durch internationale Konferenzen
feitgeſtellten Programmes handelt, welches zunädiſt das rauf beruht, die Forſdungen auf dem Gebiete des Erd
Bericht über den Stand der deutſchen Polarforſchung an den Teutſchen Geegraphentag in Frankfurt a. M.
magnetismus und der Meteorologie zu fördern, ſo mußte begreiflicher Weiſe zunädiſt alles aufgeboten werden , um die Ausrüſtung und Ausſtattung an Inſtrumenten und das Per ſonal im ſtrengſten Einklange mit dieſem Programme zu halten und anderen Intereſſen nur dann Kedynung zu
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Der zweite Punkt, den id, hier nod ) berühren möchte, iſt, daß für die Süd Hemiſphäre die magnetiſden Verhält niſſe inſofern ſehr viel günſtiger liegen , wie im Norden , als die Sammelpunkte der magnetiſden Kraft unter dem
Meridian der großen Auſtralijden Budit weiter nad)
tragen , wenn dies die vorhandenen Mittel vhne Benac
Norden , den niederen Breiten zu gerüdt ſind, aus weld em
teiligung des Hauptziveces geſtatteten . Die Epode der
Grunde das Feld für die Forſdungen weiter nach Norden veridoben iſt und nad , der gemäßigten Zone zu liegt. Aus
Forſchung war auf ein Jahr feſtgeſetzt worden , weshalb die Ausrüſtung beider Erpeditionen an Wohnhäuſern, D6
dieſer Erkenntnis ergibt ſich die Thatſache, daß Obſerva :
ſervatorien , Lebensmitteln , Jagd- und fidereibedarf auf
torien für Unterſudjungen über das Weſen magnetiſcher Störungen , der galvaniſchen Erdſtrome, welche auf den Inſeln des ſüdliden Indijden oder Atlantiſchen und Stillen Ozean liegen , gleichwertige Beobachtungen mit jenen
18 Monate zu beredynen war.
Sie ſchließt alles cin ,
was zur Erhaltung einer kräftigen Geſundheit und eines friſchen Arbeitsmutes beitragen fann ; die Ausſtattung an Inſtrumenten und phyſikaliſchen Apparaten iſt in ciner
Weiſe vollſtändig , daß man die Einrichtung der Stationen
zu liefern vermogen , welche im Norden mitten in der polaren Zone liegen. Zur Zeit, da die Deutiche Reichsregierung
zutreffend als „ phyſikaliſdyes Obſervatorium “ bezeidinen kann . Der Ausſtattung mit magnetiſden Inſtrumenten wurde
auf den Inſeln Kerguelen und Audland Stationen zur Beobadytung des Venus: Durdganges im Jahre 1892
ſelbſtverſtändlich eine ganz beſondere Sorgfalt gewidmet und
crridytete, tvurden von der Deutſchen Admiralität auf jeder
zwar kamen hier , wie heutzutage faſt allgemein , die Vas
der genannten Stationen magnetiſche und meteorologiſde
mont'iden Variations - Jnſtrumente mit nach den Vera hältniſſen und in Gemäßheit mit dem Fortidritte der
Obſervatorien erridtet und während der Dauer von vier
Wiſſenſchaft gebotenen Modifikationen zur Verwendung, welche zum Teil auf großere Sdärfe und teils auf er: höhte Gleichzeitigkeit der Ableſungen bei allen Elementen abzielen. Eine Gattung von hierher gehörenden Apparaten wurde der Erpedition mitgegeben , welde in der (Segenwart
von ganz beſonderer Bedeutung geworden iſt und gerade um
deswillen hier beſonders erwähnt zu werden verdient. Jd meine hier die Apparate zum Beobadyten der galvaniſchen Erdſtrömne. Zur Beleuchtung des Umfanges an wiſſen
Monaten in Thätigkeit erhalten , um eine Beſtätigung des joeben angeführten Saßes zu geivinnen und die Zweck mäßigkeit der Inſtrumente zu erproben. Dieſem Umſtande iſt es zuzuſchreiben , daſs die Deutſche Polar -Kommiſſion in ver
gleichsweiſe kurzer Zeit und mit einem hohen Grade von Siderheit die Ausrüſtung für die jeßt im Zuge befindliche Polarforſdung betreiben konnte, denn jene Obſervatorien auf Kerguelen- und Auckland - Inſel waren in der That nach ganz denſelben Geſichtspunkten eingerichtet, wie die Station
Süd-Georgien und im Kingawa- Fjord. Der Gedanke des
id aftlicher Ausſtattung überhaupt, denn allenthalben wurde
gleidyzeitigen Beobadytens in feſten Obſervatorien in der
nad, dem Erzielen eines vollkommenen Einklanges getraditet,
Nähe der Polarregionen und um die Sammelpunkte der
erwähne idy, daß auf Veranlaſſung des Elektrotechniſdien
magnetiſdyen Kraft fand damals idyon eine Verwirklidung.
Vereines der Norderpedition 20 Km . Rabel mit Galvanometer, ſpez. für die Zwecke der Erdſtrom Beobadytungen adaptiert,
Um dieje, auf die Verteilung der magnetiſden Kraft vinen Bezug habenden Verhältniſſe zu verſtehen , iſt es
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mitgegeben wurden . Um die korreſpondierenden Beobady tungen auf der Südhemiſphäre madyen zu können , iſt aud) auf Süd-Georgien ein entſprechender Apparat aufgeſtellt worden .
Es mag mir an dieſer Stelle geſtattet ſein , mit bezug auf die magnetijden Forſchungen in den Polarregionen zwei Geſichtspunkte hervorzuheben , die von deutſcher Seite ſchon
wichtig, ſid, ein klares Bild davon zu machen. Ich habe dies in einer Karte , weldie die Total- Intenſitäten und das magnetiſche Potential nad Herrn Profeſſor Quintus Jcilius darſtellt, zu illuſtrieren verſuchyt, muß jedod be: merken , daß dieſe Karte nur im allgemeinen ben wirt liden Sachverhalt darzuſtellen vermag.
Die nun vor
Geltung gebradyten Sat, daß Forſchungen auf dem Gebiete des Erdmagnetismus, welche vorzugsweiſe dazu beſtimmt ſind, über das Weſen und den Sitz der Störungen in den
jid) gehenden eingehenden Unterſudungen werden in vieler Vinſicht die zur Zeit beſtehenden Anſdauungen modifizieren , beziehungsweiſe verbeſſern. Man hoffte in einem früherem Stadium der Agitation für die Durchführung des Gedankens einer ſyſtematiſden
magnetiſchen Elementen Aufſchluß zu geben , mit Ausſicht
Polarforſchung in den für die Einleitung einer ſolden
lange und nicht erſt ſeit dem Jahre 1875 vertreten wurden. Der eine bezieht ſid auf den nu
erſt zur allgemeinen
auf Erfolg nur in beiden Polar-Gebieten zur ſelben Zeit ausgefubrt werden können. Wenn man die Unterſudungen un den Pol nur in einer Hemiſphäre befürwortete, jo war man ſich über die Natur der wirkenden Kräfte nid) t klar ; die ganze Erde muß in ſolchen Fällen als Unterſuchungs objekt genommen werden , wenn man der Lijung der großen , hier in Frage ſtehenden Probleme näher kommen will.
Agitation in Deutſchland berufenen Kreiſen das Programm der Hamburger Konferenz erheblid) erweitern , namentlid
aud) die geograpbiſchen Forſdungen und hydrographiſden Unterſudungen in dasſelbe einſdyließen zu können . Es erwies ſid, dies als ausſichtslos, indem man in den entſpred )
enden Streiſen , wenn eine Beteiligung Deutſdylands über haupt möglid, werden ſollte , eine Beſdyränkung auf das
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Bericht über den Stand der deutſchen Polarforſchung an den Deutſchen Geographentag in Frankfurt a . M '
urſprünglide Programm zur Bedingung ſtellte. Und als die Deutſche Polar - Kommiſſion ihre Thätigkeit aufnahm , hatte dieſelbe vollauf zu thun, um nur überhaupt die ihr geſtellten großen Aufgaben zu löſen. Denn die Thatſache, daß nahezu alle ziviliſierten Nationen ins Feld zogen , mußte vor allem dazu anſpornen , daß aud) von Seite der Kommiſſion das Tüdytigſte geleiſtet werde, um in dem Wettſtreite unſeren nationalen wiſſenſdaftlid)en Traditionen entſprechend zu beſtehen.
Dennod, wurde in den für die deutſden Erpeditionen vom Erekutiv- Ausſchuſſe der Polar-Kommiſſion entworfenen Inſtruktionen auch den anderen wiſſenſd aftlichen Branden
nad Möglichkeit, namentlich durd; die Wahl von auch an deren Anforderungen entſprechenden Mitgliedern Redynung getragen , ſo daß unter anderen audy Zoologen, Botaniter und Geologen die Stationen beziehen konnten .
im
Norden und im Süden
Begreiflicher Weiſe konnte die rein geograpbilde Forſdjung durch Erpeditionen , weldye in unbekannte (Se biete vorzubringen den Auftrag erhalten haben müßten , eine durchgreifende Berückſidytigung nicht erfahren , weil die Mittel zur Beſchaffung von Ausrüſtung , Ausſtattung
Indem ich dem in Frankfurt verſammelten III. Deut den Geographentage
in
Borſtehendem
beriditete , wie
ſich die Beteiligung Deutſchlands an der internationalen
Polarforſdung geſtaltete, welche Nadyridyten der Erekutiv Ausſduß der Deutſden Polarkommiſſion zuleßt über un ſere Erpeditionen erhalten hat , welche Abſidyten beſtehen und welche Anordnungen getroffen ſind , um das Unter
nehmen nod) im Laufe dieſes Jahres zu einem befriedigen den , der großen , ihm geſtellten Aufgabe würdigen Abſchluß zu bringen , ſpredje id) die Hoffnung aus , daß es mir ver-: gönnt ſein möge, vor dem nädyſten Deutſden Geographen tage einen in allen Teilen günſtigen Beridit über die Re: ſultate, den Verlauf und den Abſdılıf der deutſden Unter nchingen ablegen zu fönnen .
Id wünſde dieſem Beridyte zum Sdyluſſe nur noch eine meine perſönlidien Neigungen und Beſtrebungen be treffende Bemerkung anzufügen. Es iſt wohl nidyt erſt nötig, daß id) hervorhebe , wie ich mit jd werem Herzen dem Gedanken entſagte, bei dieſer Gelegenheit, wo in den Unterſuchungen der Süd - Hemiſphäre ,
wenigſtens
von
aufgaben vereinbar erwies, iſt aber in den Inſtruktionen
Deutidland und Frankreich, die gleidhe Beadytung wie dem Norden zugewendet wurde, aud eine Erpedition nady den Antarktijden Gegenden anzuregen und alles dafür zu thun , daß eine ſolche ausgeführt werde. Seit mehr als 25 Jahren bin id teils in Auſtralien teils in Europa bemüht geweſen ,
audy die Unterſtüßung der geographiſden Forſdjung in engerem Sinne vorgeſehen und gilt dies vor allem von
die Aufmerkſamkeit geographiſcher Kreiſe auf dieſe Gattung widytiger Unternehmungen zu lenken und zur Ausführung
der Miſſion des Herrn Dr. Koch auf Labrador.
zu empfehlen . Bis heute allerdings mit wenig Erfolg, denn wenn aud) 3. B. Maj. Sdiff ,, Challenger“ auf der von mir ſeit Jahren empfohlenen Route bis zum Süd Polarkreiſe vordrang und man fonſtatiert haben will, daß das Termination Land von Wilkes nidyt eriſtiert und ein Vordringen dort nad dem Süden nicht möglid, ſei, ſo
und zu einem
biefür genügenden Perſonal
nicht zur
Verfügung ſtanden. Wo immer ſidy dies mit den Haupt
Schon iſt die Hälfte der Forſchungs -Epodye um einen Monat überſchritten und bereits werden die Vorberei tungen getroffen für das Abholen unſerer Erpeditionen von
den reſp. Stationen . Sr. Maj. Korvette „ Marie" , weldie alsdann ihre erſte Indienſtſtellung erhalten wird, iſt be ſtimmt, ſich im kommenden Sommer der nördliden Hemi ſphäre nach Süd - Georgien zu begeben , um die Süd Erpedition von dort abzuholen und nad Montevideo zu
bringen , von wo ſie mit einem der Dampfer der Süd amerikaniſchen Geſellſdraft nach Europa zurückkehrt. Im Juni wird das Transportidhiff ,,Germania" der Reidsre: gierung ſid nadı dem Kumberland -Sunde begeben und die Nord -Erpedition abholen . Mit der ,,Germania " wird Herr Dr. Boas , der eine phyſikaliſch -mathematiſche Aus
bildung genoſſen und eingehende Studien auf dem Gebiete
der Ethnographie und Anthropologie madyte, fic nad) dem Norden begeben und, indem er die deutſche Station in Kingawa zur Baſis madyt , eine Forīdungsreiſe nady dem Kennedy -See und durch das Luke For Land bis zur Melville- Halbinſel unternehmen, mit dem ausgeſprochenen Hauptzwede des Studiums der Eskimo - Stämme jener
Gegenden . Ta vorausſichtlid vieles von den Ausrüſtungs gegenſtänden, den Inſtrumenten und von dem Proviante der Station Kingawa zur Verfügung bleiben wird , ſo beſteht die Abſicht, Herrn Dr. Boas und ſeine Begleiter nach Kräften
ill der Durchführung dieſes Planes zu unterſtüßen.
kann ich dieſer Reiſe eine entſcheidende Bedeutung nid t beimeſſen und muß ſtets wieder betonen , daß das Vor: dringen nadı dem Süden überhaupt nur unternommen werden ſollte, naddem auf den Makdonald - Inſeln ein Des pot errichtet wurde und Kemps Land angelaufen worden
war. In allen von mir darüber gehaltenen Vorträgen ,
geleſenen und gedructen Abhandlungen habe ich dieſen Gedanken als eine unerläßliche Bedingung bezeicynet und kann ich heute nur wieder dasſelbe mit gleidyem Nad ): drude thun. Auf dem
im Juli 1865 in Frankfurt ſtattgehabten
Geographentage habe id; die Wichtigkeit einer Südpolar Unternehmung überhaupt und mit Beziehung auf unſere
maritime Entwickelung dargelegt.
Seit jener Zeit hat
ſich in der nationalen und beſonders auch in der maritimen Entwickelung Deutſchlands Widytiges zugetragen. Was den Geographen in erſter Linie dabei intereſſiert , iſt die Thatſache, daß die Schiffe unſerer Kaiſerlichen Marine allenthalben deutſchen Reidysangehörigen und deutſden Forſdern kräftigen Sdut zu gewähren und daß ſie ſid an der Löſung großer hydrographiſdier Aufgaben
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Der Ueberfall bei Mowa.
zu beteiligen vermögen und ſid, auch daran thatkräftigſt beteiligt haben. Auch bei der Löſung der geographiſchen und allgemein wiſſenſchaftliden Probleme innerhalb der Nord
polarregion hat ſich deutſche Wiſſenſchaft auf das Ehrenvollſte
Der Ueberfall bei Mowa. Von Dr. E. Þechuel- l'oeſche.
Ueber den Kampf, welden meine Karawane während des Marſches nad, dem
ausgezeidynet und iſt gerade im Begriffe , wie ich dargelegt habe, ſich auszuzeichnen. Unter ſolchen freudigen Erwägungen ſteigt in mir wieder die Hoffnung auf, welcher ich vor nun
20 Jahren zuerſt in einem Zyklus von Vorträgen im
Deut
ſchen Vereine von Viktoria Ausdruck verlieh, daß es der
deutſchen Wiſſenſchaft vorbehalten bleiben möge, die wich tigen Aufgaben innerhalb der Antarktiſchen Zone in Angriff zu nehmen und zu fördern. Noch iſt keine Ueberwinterung innerhalb der Südpolarzone zu verzeichnen und fehlen daher dem phyſikaliſchen Geographen und dem Polarforſcher die
wichtigſten Faktoren. In der internationalen ſyſtematiſden Polarforſchung iſt der Südhemiſphäre durch deutſche und franzöſiſche Erpeditionen ihr Redyt geworden und ſo ſehr war man innerhalb der Deutſchen Polarkommiſſion von der hohen
Bedeutung der gleichzeitigen Beobachtung für die Förderung unſerer wiſſenſchaftlichen Erkenntnis überzeugt, daß es eine Zeit lang den Anſchein hatte, als ſollte Deutſchland zwei Ob ſervatorien im hohen Süden der Südhemiſphäre erridten , bis Erwägungen hauptſädlich meteorologiſcher Natur den
Ausſchlag zu Gunſten einer Beteiligung Deutſdılands in beiden Hemiſphären gaben. Aber die volle Würdigung der Bedeutung der Forſchungen in den Antarktiſden Regionen iſt vom Standpunkte der phyſikaliſchen Wiſſenſchaften zum Ausbruce und zur Geltung in deutſden wiſſenſchaftlichen
Kreiſen gelangt. Auch außerhalb Deutſchlands hat dieſe Ueberzeugung Wurzel zu faſſen begonnen und wird zur
Innern im Diſtrikte von Mowa
zu beſtehen hatte , jind den Thatſachen nid)t entſprechende Nadyridyten in die Deffentlichkeit gelangt. Der Sadyver halt ergibt ſich aus folgender Erzählung: Herr Stanley) wurde im vergangenen Jahre durch ſeine zerrüttete Geſundheit genötigt, ein geſünderes Klima aufzuſuchen. Laut meinem Auftrage übernahm id) Mitte Juli das Kommando der Erpedition .
Mit einem meiner
beiden bereits in Berlin erwählten , in Afrika wohlbewan
derten Gefährten , Herrn E. Teuſz, brady ich ſogleid) nach dem Innern auf. Zu der Karawane gehörten , außer drei in unjeren perſönlichen Dienſten ſtehenden Knaben , 17 Sanſi:
barleute und drei junge Männer von der Loangoküſte (ka: bindas ), welde als die erſten ihres Stammes ſid, entſchloſſen, cinem Europäer in entlegene Gebiete zu folgen. Dieſe zwanzig Träger waren der Truppe entnommen , die unter dem Befehle des Chefs der Station Vivi, Herrn D. Lindner
(wohlbekannt als Mitglied unſerer deutſchen Loango-Erpe dition ) ſtand und von ihm trefflich geſdult worden war. Wir marſchierten am Nordufer des Kongo entlang, bis zur Station Sjangila ,' vorwiegend der von Herrn Stanley angelegten Straße folgend. Von dieſer Station
bis zur nädyſten , Manyanga, benußten wir jedoch nicht die übliche bequeme Waſſerverbindung auf dem Kongo, ſondern gingen auch ferner über Land , durch die Heimat der Baſundi, mehr oder minder weit vom Strome nord wärts abweichend.
allgemeinen Annahme gelangen , davon bin id) überzeugt,
Außer Herrn Lindner, welcher mit Herrn Mahoney
wenn die Reſultate der gegenwärtig vor ſid, gehenden Unter
ſuchungen gezogen und zur Kenntnis gebracht ſein werden . In den nächſten Jahren wird, jo hoffe ich, das wichtigſte
Deſiderat einer wiſſenſchaftlichen Erdkunde, als weldes id) die eingehende Erforſchung des Antarktiſchen Gebietes be zeichnen möchte, klar und beſtimmt in allen Kreiſen , welche ſich mit dem Studium der Phyſik der Erde beſchäftigen, hervortreten. Aus dieſem Grunde und endlidy, weil id) an
nehme, daß es nidyt allzu ſchwer ſein wird, ein werkthätiges Intereſſe für die Durchführung eines Planes der Südpolar Forſchung zu erwecken, glaubte ich die Gelegenheit, da die Frage der Polarforſchung vor den Deutſchen Geographen tag gelegt werden ſoll, nicht vorübergehen laſſen zu dürfen, ohne meine ſo häufig dargelegten Anſichten über die Widya
tigkeit der Südpolar- Forſchung in Erinnerung zu bringen .' Dr. Neumayer. Hamburg, 25. März 1883. 1 Der dritte Deutſche Geographentag in Frankfurt a. M. trat in ſeiner erſten Siķung am 29. März ds. Js. der hier be gründeten Anſicht von der Wichtigkeit der Südpolarforſchungen bei, indem er ſie ausdrüdlich als in ſeine zu Gunſten der Wieder aufnahme der Polar-Erpeditionen überhaupt gefaßte Reſolution (ſiehe „ Ausland" 1883 Nr. 17, S. 323) miteingeſchloſſen bezeichnete.
nidyt lange zuvor von Manyanga in Eilmärſchen in
weſtlider Ridytung hindurdygezogen war, hatte nod) kein Mit glied der Expedition dieſe Gebiete betreten . Jedoch hatten die Herren Bentley und Crudgington , Mitglieder der unter Herrn Combers Leitung ſtehenden Baptiſten -Miſſion , An fang 1881 dieſen Teil des Gebirges auf ihrem Rekognos zierungsmarſche nach dem Pool paſſiert. Die lettgenannten Herren mit ihrer , der meinen an Kopfzahl annähernd gleichen, aber ungenügend bewaffneten Karawane fanden bei den Baſundi eine nichts weniger als freundliche Aufnahme und verlebten ſorgenvolle Tage unter ihnen. In vielen Diſtrikten vernahmen ſie faſt ununter broden das weithin hallende Dröhnen der großen , hol zernen Kriegstrommeln (okonko ) und bewahrten ſich nur durch ſchnelles Marſchieren vor ernſteren Unannehmlichkeiten. Aud Herrn Stanley iſt auf der Thalfahrt während ſeiner großen Reiſe von den am Fluſie fißenden Baſundi nichts
Gutes widerfahren.
Wir dagegen wurden von dem
nämlichen Stamme feineswegs feindlid ), in vielen Gegen 1 Alle einheimiſchen Namen ſind nach deutſcher Ausſprache
geſchrieben. Der Accent ruht auf der vorletten , bei dem Worte 3jangila auf der drittletten Silbe. Ausland 1883 Nr. 26 .
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Der Ueberfall bei Mowa .
den ſogar überaus freundlich aufgenommen , auch bereit willig zurechtgewieſen , geführt und reichlich mit Nahrungs mitteln verſehen. Den dumpfen , aufregenden Lärm der Trommeln haben wir nicht einmal gehört. Audy Herr Anderſon , der aus Schweden gebürtige Kapitän des auf der mittleren Kongoſtrede, zwiſchen Sjangila und Many anga fahrenden Dampfers , welcher ſehr oft mit den An wohnern des Stromes in Berührung kommt, verkehrt mit den Baſundi in durchaus freundidhaftlicher Weije. Wohl mag es Bedenken erregen , daß Berichte, die
auf Grund perſönlicher und nahezu gleichzeitiger Erfah rungen abgefaßt ſind , ſo auffallend von einander abweichen, fogar entgegengeſett lauten fönnen. Sie beweiſen , wie unberechenbar das Verhalten der Afrifaner iſt, wie be:
deutend ſie durd zufällige Umſtände beeinflußt werden ; ſie lehren wiederum , daß cinſeitige , bei flüchtiger Berüh:
rung gewonnene Eindrüde ganz unzureidend find für die Beurteilung eines Stammes oder Volkes.
Allenthalben freundliche Beziehungen anknüpfend, marſdvierten wir auf teilweiſe ſehr beſdwerliden und großen Umwegen nad Nordoſten. In dem Landſtride zwiſchen den Flüſſen Luvſchi und Mata fanden wir die Grenze zwiſden dem Wohnſiße der Baſundi und Babu ende und traten nun in das Gebiet des lekteren Stammes
über. Auch bei dieſem fanden wir überall gute Aufnahme und bereitwillige Unterſtüßung, obwohl Nahrungsmittel nicht mehr ſo reidlich und billig zu erlangen waren wie bei den Baſundi. Ohne irgend weldes unangenehme Er
kletterten auf gefährlichen Wegen in das nahe, landſchaft lich ſo reizvolle Pocod-Bajjin (bolobolo ) des Kongo hinab, wo Herrn Stanleys letter weißer Gefährte , Frank Pocod,
am 3. Juni 1877 ſeinen Tod fand. Einige hundert Meter unterhalb unſeres Lagerplages ſtießen wir unerwartet auf den großartigen Fall des Lu vubi der dort 110 m. hoch in eine ſteilwandige enge Sdilucht hinabdonnert. Da dieſer Fall noch nicht unter: fudyt war , auch die Eingeborenen keinen Namen dafür hatten , tauften wir ihn ,,Elja - Fall." Der bekannte Edwin Arnold- Fall befindet ſich etwa 1000 m . weiter abwärts. Dort ſtürzen die Gewäſſer des Luvubi über eine ſenkrechte Sandſteinwand, in freiem Falle 25 m . hody in das Pocock Baſſin. Sit der Rongo hoch angeſchwollen , ſo fallen ſie direkt in ſeine trüben Fluten , hat er aber Niederwaſſer, ſo zerſchellen ſie am Fuße der Wand auf den niederge brodjenen und bloßgelegten Trümmern des Geſteins.
Deſtlich vom Luvubi debnen ſich die Diſtrikte von Mowa und Nſabi aus ; durch ſie führt der Weg zur Ueber fahrtsſtelle am Rongo. Anfänglich leitet er uber flady: gerundete oder langgeſtredte Hoben mit janft anſteigenden Lehnen und durdy nidyt beſonders tiefe , von kleinen Waſſerläufen durd )zogene Thäler. Weiterhin werden die Erhebungen ſteiler und höher, die Bad- und Flußbetten tiefer und mandie Einſchnitte gleiden felſigen Sdyluchten. Die Hohen tragen vorzugsweiſe Kampinen (Grasfluren ); lodere Beſtände meterboher Gräſer wechſeln ab mit did
Von der Station Manyanga führt wiederum eine Karawanenſtraße zum Stanley -Pool, zunädiſt drei ſtarke Tagemärſche nördlich vom Rongo verlaufend, dann in der
teren der über mannshohen Gräſer. Sie ſind untermijdt mit den vereinzelt ſtehenden djarakteriſtiſchen Zwergbäumchen und Sträudern der Rampinen. Didytes Gebuſdy, Ananas: didungen und größere Buſdywälder, finden ſid, namentlid) in den Bodenſenkungen an den Waſſerläufen , ziehen ſich aber in dem öſtlichen, dywierigeren Terrain auch bis zum
Nähe des ſogenannten Mkiſſi - Falles den Strom freuzend
Gipfel der Höhen. Der Weg führt demnach bald durch
und auf dem ſüdliden Ufer ſid) fortſeßend. Letteren Weg hatte Herr Stanley gewählt, weil er bei weiterem Vor gehen auf der Nordſeite des Fluſſes von den Eingeborenen in der Nähe des Pools , wo Herr de Brazza verweilt hatte, feindſelig empfangen worden war.
lockere oder didyte Grasbeſtände, bald an verworrenen Didungen und Waldſtreifen entlang , oder mitten durd
lebnis erreichten wir die Station Manyanga , wo ein
längerer Aufenthalt geboten war.
Wir folgten von Manyanga dem üblichen Wege und paſſierten ohne Unfall die ſehr ſchwierigen Gebirgspartien des Diſtriftes von Mpakambendi, ſowie die müheloſer zu
begehenden Berggelände von Mundembo , Nyamba und Njinga. Am rechten Ufer des Luvubifluſjes ( Stanley's Edwin Arnold) auf der öſtlichen Grenze des dichtbevölkerten Diſtriktes von Njinga ſdhlugen wir unſer Lager auf. Nad Landesſitte brachte der erſte Häuptling ſein Gaſtgeſchenk
die letteren .
Bei Tagesgrauen am 24. Auguſt brachen wir auf, durchwateten den Luvubi und betraten den Diſtritt von Muiva. Wir hielten uns rechts von der gewöhnlich be gangenen Karawanenſtraße , um dem Kongo näher zu ſein und einen Blid auf ſeine Stromſchnellen zu gewinnen. Es war ein föſtlider, friſcher Morgen ; fröhlich und ſorglos marſchierten wir auf dem engen Pfade, in langer, un regelmäßiger Reihe. Vor dem nächſten Dorfe erwarteten uns, freundlich grüßend , die Bewohner.
Aus den hoben ,
und nahm die Gegengabe in Empfang. Bald entwickelte
dichten Schilfgräſern tauchend, gelangten wir nach einer hochgelegenen Kitanda (Marktplat ), wo etliche Knaben ſid
ſidder regelmäßige, harmloſe Verkehr und meine Leute beſuchten anſtandslos die umliegenden Dörfer. Gine
Der Weg führte wieder bergab , durch einen dichten Buſch
herumtrieben , bei unſerem Erſcheinen aber verſchwanden .
Weibergeſandtjd;aft fam an , erbat und erhielt die Er
wald , kreuzte einen Bad) und mündete auf einer, rings
laubnis , die ſeltſamen weißen Männer und ihr Thun zu betrachten. Wir durchſtreiften nad unſerer Gewohnheit die Umgegend , unterſuchten das Bett des Luvubi und
von Gehölz umkränzten Kampine , an deren gegenüber
liegender Seite die Dörfergruppe Mowa unter Delpalmen : hainen verſteckt lag.
Der Ueberfall bei Mowa.
507
Nichts rührte ſich dort. Um nicht zu überraſdien,
mußten. Hätte ich mich von dem Tumulte zur Anwendung
ließ ich, wie es unſer Braud war, unſere Ankunft burd)
von Gewalt fortreißen laſſen , ſo wäre jenen Gerücyten
die Trompete verfünden. Raum waren die Klänge ver ballt , ſo erhob ſich links von uns , auf einem Hügel, an deſſen jenſeitigem Hange die eigentliche Karawanenſtraße
neue Nahrung gegeben , Haß und Wuth gegen die meiſten
verlief,
ein
lautes Gefdrei ; auf der Höhe
eridien
eine Menge wild geſtikulierender Eingeborener und lief nach den Dörfern hinab. Wir gelangten eher als ſie dorthin und wollten eben durch das erſte paſſieren , als mehrere unbewaffnete Männer uns entgegentraten und uns mürriſch zurückwieſen. Ich vermutete, daß ein Toter im
Dorfe liege , oder irgendwelche Zeremonie vorgenommen werde, gebot daher meinen Leuten Ruhe und führte ſie
ſeitwärts an den Hütten vorüber. Ein junger Burſd mit freundlichem Weſen geleitete mich durch loderes, in einer Vertiefung ſtehendes Geſtrüpp nach dem zweiten , auf einem faſt unbewachſenen Hügelhange erbauten Dorfe. Dort ſtanden Weiber und Kinder in großer Zahl. Ehe ich mit wenigen Begleitern die Gruppen erreichte, erhob ſich binter mir lautes Beſdrei und Gezänk. Ein
Teil der aufgeregten Menge vom Hügel war unterdeſſen zum erſten Dorfe gelangt und ſtritt ſich in dem erwähnten Ges ſträuch mit meinen Trägern herum . Die Rabindas, vor ſichtiger als die Sanſibari und die Sachlage beſſer durch
idauend, machten ſich bereits kampffertig ; denn die An fömmlinge waren ausnahmslos bewaffnet und in vollem Kriegspuß. Herr Teuſz verbinderte jedoch den Ausbruch
Fremdlinge und die ganze Erpedition gejäet worden . Ein großes Blutbad wäre nicht zu vermeiden geweſen , da die einmal losgelaſſenen Afrikaner ſid) weder um Alter , noch Geſchlecht der Feinde zu fümmern pflegen.
Die geſdilderten Vorgänge hatten ſich binnen weniger Minuten zugetragen .
Während wir noch verhandelten ,
hörten wir von dem erſt erwähnten Hügel neuen Lärm ;
gellende Rufe ſchallten herüber , die von meinen Sanſibari mit wildem Jubel zurücgegeben wurden . Am graſigen Hange tauchten buntgekleidete Geſtalten auf und ſtürmten mit ſdyußfertigen Gewehren in wilden Sprüngen binab in die Bodenſenfung und zu uns herauf. Es waren San
ſibari , Leute einer längſt vom Stanley-Pool erwarteten Rarawane.
Die wären nun freilich nach kurzer
Be
grüßung und haſtigem Befragen mit den Meinen am
liebſten ſogleich über die Dörfer und deren Bewohner her gefallen. Dies durfte nicht ſein. Ich gebot Ruhe und führte die Mannſchaft in ein nabes , verſumpftes, rings umbuſcytes Thälchen. Die ſo plöblich erſchienene Karawane zählte 25 Bes
waffnete , welde nach der Station Manyanga zu gehen und Waren von dort zum Pool zu ſchaffen hatten . Sie waren jenſeits des Hügels auf der übliden Straße gegangen und hatten dort unſere Trompeten , ſowie
ernſtlicher Feindſeligkeiten und trieb den Reſt der Kara: wane zu mir herauf. Die Kabindas warteten nur auf das Signal , um zwiſchen die unverſchämt und drohend uns umdrängenden Krieger zu dießen . Wir hielten jedoch den Vorfall für nicht ſo ſchlimm .
den Lärm der aufgeſdheuchten Räuber vernommen . Dies
Der große Lärm war viel zu afrikaniſch , als daß er uns bätte aufregen können ; wir waren zu gut bewaffnet, auch
war bereits eine andere von Manyanga zu Herrn Stanley zu
waren zu viele Weiber und Kinder gegenwärtig , als daß wir die Eröffnung ernſtlicher Feindſeligkeiten hätten be fürdyten fönnen. Wir empfingen den Eindruck , als ob man uns als unzeitige Störenfriede verwünſche. Aller dings beſaßen die Leute von Mowa keinen guten Namen , waren ſelbſt bei ihren Nachbarn verrufen und hatten auch die Herren Bentley und Crudgington ſchlecht behandelt, ſowie zu berauben verſucht. Hätten wir darum einige Geiſeln ergriffen und im Falle ernſtlichen Widerſtandes von den Waffen Gebrauch gemacht, ſo wären wir unter den obwaltenden Umſtänden ganz in unſerem Rechte ge
dem Südufer nehmen ſollte, in dem Mowa gegenüber liegenden Diſtrikte überfallen und im erſten Moment leider
weſen. Für die Erpedition war es jedoch von höchſter Wichtigkeit und darum in den betreffenden Inſtruktionen
beſonders betont), mit den Eingeborenen ſtets freundliche
Beziehungen anzuknüpfen und zu unterhalten. Wir ſuchten
war ein ſehr glüdliches Zuſammentreffen. Es unterlag keinem Zweifel , daß die Krieger von Mowa eine Be raubung der am Abend vorher auf ihr Gebiet überge
tretenen Karawane beabſichtigt hatten. Einige Monate zuvor rüdkehrende Karawane, die verſudisweiſe ihren Weg auf
ſehr erfolgreich beſchoſſen worden. Ich hatte nun an fünfzig trefflich bewaffnete Leute zur Verfügung --- für jene Gebiete eine gewaltige Macht --ſtand aber wegen Erhaltung des guten Einvernehmens davon ab, die Dörfler für ihre zweifellos boſen Abſidyten zu beſtrafen. Ich that dies um jo lieber, als, zufolge einer
auch in Afrifa nicht ſeltenen plöblidyen Wandlung der Ge müter, Männer, Weiber und Kinder harmlos lärmend und
dreiſt vom nahen Hügelhange in guter Schußweite auf uns niederblickten . Das rechtzeitige Erſcheinen zweier Ab teilungen der Erpedition im kritiſchen Augenblick, die ſtarke,
gut bewaffnete Mannſchaft mußte auf die böswillig Ge ſinnten einen tiefen Eindruc machen , der von uns ſehr
daher auch mit denen von Mowa in Nuhe und Güte aus zukommen. Sie hatten ohnedies einigen Grund zur Auf geregtheit , da mancherlei Gerüchte über Vorfälle und Ver widelungen an anderen Orten , mit denen ich freilich nichts
günſtig ausgenußt werden konnte , um ſo günſtiger, als fie genau wußten , daß ich ein ſchweres Strafgericht bätte über ſie ergehen laſſen können, daß ſie nur aus Friedens
zu ſchaffen hatte , ſie mit Groll und Beſorgnis erfüllen
Die Rarawanen
liebe geſchont wurden . Sie waren binreichend gewarnt.
508
Der Weberfall bei Mowa .
trennten ſich und zogen in entgegengeſeßten Richtungen
Die Afrikaner führen ausnahmslos von den Europäern
weiter. Unſer Pfad führte durch das Thal, eine bebuſqyte Anböhe hinauf, wieder hinab , um eine Vodenſdwellung und durch ein Gehölz; dann über einen ziemlich ebenen , langgeſtredten Hügelrüden. Nad links neigte ſich dieſer allmählich und war am Fuße von Waldſtreifen eingefaßt; auf der Höhe wuchs ſowohl dichtes wie loderes hobes
an der Küſte eingetauſdte Steinſd loßflinten , die ſie in
der Regel in unglaublider Weiſe überladen. Als Ge ſdoſje dienen ihnen Eiſen- und Meſſingſtüđe, auch Splitter idweren Geſteins, die in der Nähe zwar ſchrecklich wirken, jedod) auf hundert Sdritte faum nod) ernſtlich verwunden können . Hätten die einde für ihr erſtes Feuer eine mitt
Gras , untermiſcht mit vereinzelten Büſden und Zwerg
lere Entfernung gewählt, ſo hätten ſie uns mit den zer
bäumchen. Nach rechts fiel der Rüden darf in ein ſchmales, parallel laufendes Thal ab , weldes teilweiſe kultiviert,
ſtreuten fliegenden Geidoſien jer bis zuridten fönnen ; da ſie aber ihre Hauptſalve in nädyſter Nähe, auf wenige
teilweiſe mit Buſdywald erfüllt war.
Krauſes Gebüſd),
Schritte abgaben , flogen die Ladungen noch wie Kugeln
Baumgruppen, Ananas -Didungen zogen ſid, an dem Steil
ziviſden uns hindurch. Immerhin erſchien es als ein wunderbarer Glüdsfall, daß niemand von uns gewiſſer : maßen zerſchoſſen wurde. Am Rande des Abfalles lag ein niedergebrochener dürrer Baum , auf weldiem wie auf der Erde ſelbſt viele der Angreifer in aller Ruhe ibre Flinten zum Abfeuern zuredt gelegt batten . Allenthalben
hange herauf und umfränzten den Rand der Höhe. In
fern von dieſem führte der Weg entlang. In fröblidiſter Marſd ſtimmung, nidts Arges abnend, Bodenbeſchaffenheit und Vegetation unterſuchend, dritten wir munter vorwärts . Idy wie gewöhnlid) an der Spiße der Karawane, ſorglos raudend, binter mir mein Junge Lutete, dann einige Kabindas und Sanſibari; weiter zu rück in gelöſter Heihe die übrigen Leute. Zwiſchen ihnen ging Herr Teuſz, der etwas zurückgeblieben war. Sir
nady abgegebener Salve den Steilbang binabgeglitten und
beide trugen nach unſerer unabänderlidhen Gewohnheit die
im Bujdwald verſdwunden .
ſdweren Büdisflinten (die braud barſte Jagdwaffe für die fen Teil Afrifa's) über die Sdulter gedlungen ; unſere
viele Träger als möglid niederzuſdießen , in der Voraus
weittragenden Martini - Henry - Büdiſen und Wincheſter: Repetiergewehre trugen die Knaben. Die übrigen Leute waren teils mit Snyder -Büdvjen , teils ebenfalls mit Hepetier:
gewehren verſehen. Eine halbe Stunde mochte vergangen ſein, ſeitdem wir uns von der Karawane getrennt hatten. Der Pfad krümmte ſid, leicht nach redits und führte um ein fouliſſenartig vorgeſd'obenes Geſträuch dicht am be buſditen Thalrande hin. Kaum hatte id, ſchnellen Sdrittes den Strauch paſſiert, da fiel unmittelbar neben mir ein Squß. Zornig wollte
id) mid) wenden, weil id) annabm , daß meinem Lutete das
Gewehr losgegangen ſei , da kraditen in ihneller Folge noch mehrere Schüſſe und dann donnerte eine furchtbare
Salve zwiſchen uns. So nahe waren uns die Gewehr mündungen , daß wir die Hiße der Erploſion fühlten und vom Luftdrud faſt niedergeworfen wurden .
Dider Pulver:
zeigte ſid die Wirkung der Sdüſſe an abgemähten und
zerfnidten Halmen, Grasbüjdieln und Zweigen . Die Räuber, balb verborgen binter dem Erdrand ſtehend, waren ſogleid)
Ihr Plan mocyte geweſen ſein , uns Weiße und ſo jeßung, daß die übrigen entiert davon laufen und Gepäck, ſowie die unidätbaren Müdflader und Patronen zurüdlaſien würden . Unvergänglider Nubm wäre überdies den Sdüßen
ſicher geweſen , welche die Weißen getötet bätten . Der Plan war gänzlid, mißlungen und wir durften erwarten , daß ſie nun nach Art der Afrikaner auf ihre eigene Sider beit bedacht ſein wurden . Wir ſollten jedoch bald erkennen lernen , welde hartnädigen und entſloſjenen Feinde uns gegenüberſtanden .
Nach mehrmaligem idynellen Feuern hatten wir uns aufgeridytet , um beſſer ſehen , jiderer ſdieben zu fönnen .
Das nädſte Gebüjd glaubte ich von Feinden geſäubert Eben wollte ich mit Kugel und Poſten auf Schüſſe aus ſeitlich gelegenen Sträuchern antworten , da krachten aber: mals neben uns Steinſdloßgewehre und ich wurde in den linfen Oberarm getroffen. Faſt gleidyzeitig gaben wir
dampf wälzte ſich über den Boden ; ſdräg von vorn fradite
jedod das Feuer zurück. Meine Leute behaupteten eben
eine neue Salve und die Geſchoſſe pfiffen über uns hin .
falls mit Erfolg , ſie hätten im Gebüſd heftiges Knaden und Nauſden und Klagelaute gehört. Vom Thalwald flang Rufen und Sprechen herauf; dort widmeten ſich die
Wir waren im Nu vom Pfade nach links in das Gras geſprungen , hatten uns gedudt und ichoſjen in das nächſte Buſchwert. Im ſelben Augenblic feuerten auc idon
Feinde dem zeitraubenden Prozeß des Wiederladens ihrer
meine übrigen , teilweis weit zurüdgebliebenen Leute; der idarfe Knall ihrer Büdöſen flang bell zwiſden den dumpfen
Gewebre .
Sdlag der Steinſchloßflinten des Feindes ; gellendes Ge ſchrei, der wilde Lärm der Kriegstrommeln miſdite jich
mandierte und das Feuer erwiederte, ciligſt berangekommen ,
Unterdeſſen war Herr Teuſz, der weiter zurück kom
Niemand in meiner Nähe war verwundet; cinige
durch ſeine Leute in dem Glauben beſtärkt, id ſei bei der erſten Salve getötet worden . Wir hatten jedoch keine Zeit zum Verhandeln. Die Verwirrung war groß , der Feind
Kleidungsſtücke waren zerfekt, der Vendendurz eines Ka
zu zahlreic) (wir dästen ibn auf 80 Flinten ), zu gut ge
binda verſengt, mehrere Geſdirre auf dem Kopfe eines Trägers zertrümmert.
deckt, als daß Ivir nod bätten annehmen können , er werde ſid) mit einem Angriff begnügen. Beiſammen ſtehend, boten
darein .
Der Ueberfall bei Moma.
wir ein zu günſtiges Ziel , immer nod) fielen Sdüſſe in
einiger Entfernung aus Gras und Buidh ; audy durften die Angreifer nicht merken , daß id verwundet war. Zurüd
gehen durften wir auf keinen Fall , das bätte von üblen Folgen für die Erpedition ſein können ; wir mußten die Sadie auf dem Plaße ausfämpfen , nötigenfalls uns vor wärts durdiſchlagen.
Die Leute wurden geſdidt , ihre allenthalben in das
Gras geworfenen Laſten zu holen und an einer Stelle in der Kampine aufzuſtapeln , dann in entſprechenden Ab ſtänden ringsum verteilt , mit dem ſtrengen Befehl, Ge büſch und Gras (darf zu beobachten und nur nady außen zu ſchießen. Die meiſten Sanſibari ſind unter folden Umſtänden vor Aufregung halb von Sinnen und kaum zu kontrolieren. Sie (dyreien den Feind an , verböhnen ihn , vollführen dabei Kriegstänze und Sprünge, ver ſchwenden Patronen und gefährden mit ihrem unbeſonnenen Sdießen den Freund oft mehr als den Feind.
Wir litten
aber Mangel an Patronen und mußten ſehr ſparſam damit
umgeben. Die Kabindas, die von Herrn Lindner länger eingeübt worden waren , benahmen ſich weit rubiger. Sie batten nach ihrem Kriegsbrauch die Kleidung bis auf den
kleinen Lendenſdurz abgelegt und wußten ſich auf ihrem Poſten ſorgſam zu deden . Bald war die Kiampine rings: um und der Hügelrand überall da beſetzt, wo die Leute frei auf den Abhang und das Thal zu blicken und das An ſchleiden der Feinde zu hindern vermoditen. Dort wurden
Sdüſſe gewechſelt und auch vor uns, an Bujdwerk und Grasbeſtänden , welche wir beim Weitermaríd zu paſſieren
509
leşteren ſollten bereits verſchiedene geſchoſſen fein ; man wollte Blutſpuren gefunden , Klagelaute gehört haben . Der: artige Mitteilungen hoben das Selbſtvertrauen der Unſeren, fie begannen plänkelnd auf der Kampine vorzugeben und
verſteckte Feinde zu verjagen, wobei ſie ſich freilich ſo weit zerſtreuten , daß wir in der hohen Vegetation Freund und Feind nicht mehr mittelit der Augen , jondern nur nod am Knall der Gewehre zu unterſdeiden vermodyten.
Die Leute am Thalrand blieben auf ihren Poſten . Herr Teuſz ſtand redyts von dem ominöjen Straud) und überwachte die Tiefe , obwohl ſid, die aufwärts ziebenden Waldſtreifen nidyt überall durcybliden ließen .
Jd ging,
etwa dreißig Sdiritt von ihm entfernt, am Gepäd bin und wieder, bedadyt , mid den Feinden als Lebender zu zeigen . Djuma, ein treuer Sanſibari und zugleich unſer trefflider Kody, der als ſolder bereits Kapitän Carter auf deſſen vſtafrikaniſcher Erpedition begleitete und ſeinen da : maligen Herrn unter den Händen von Mirambo's Leuten fallen jah , fam ſorglos am Rande des Thales entlang, wo manches bedenklide Gebüſd ſich emporſcob. Id warnte ihn mit lautem Zuruf; er aber dachte wohl, daß die Gefahr vorüber ſei. Er trat links von Herrn Teuſz an das Budwerk und verſuchte , hinunter zu bliden . Noch
mals ermahnte id) ihn zur Vorſidyt. Plöblid (drie er auf und feuerte; zugleich kracte es in unmittelbarer Nähe. Djuma brachy zuſammen , tot , durch den Kopf geſdoſjen . Ibm nütte es nichts mehr , daß ſogleid aud unſere Kugeln durch das Buſdwerk praſſelten. Hätte Djuma nidit das Feuer auf ſich gezogen , ſo wäre wohl im nädyſten
batten .
Augenblick Herr Teuſz oder id) demſelben zum Opfer ge
Einige Sanſibari mit einem Trompeter waren zurüd geſchickt, um die andere Karawane herbeizurufen ; dieſe
fallen .
führte vielleicht mehr Patronen mit ſich als die meine.
batten ſich andere Krieger und Haufen von Zuſchauern
Wir bätten dann ſogleich die Dörfer der Räuberhorde an gegriffen und zerſtört. Sie konnte noch nidit außer Hör weite ſein ; das heftige Scießen mußte ſie aufmerkſam machen . Später ergab ſid, indeſien , daß man vom Kampf getöſe gar nichts vernommen batte. Die Boten waren nur eine kurze Strece gelaufen , als ſie ebenfalls aus Gras
verſammelt; ſie mochten ſich in dieſer Entfernung uner: reichbar glauben und ſchlugen ebenfalls kurze dröhnende
und Buſch Feuer erhielten und umfebrten .
Alſo aud
binter uns befanden ſich Feinde. Bald wurde uns klar, daß ſie auch an der bisher freien linken Flanke, unten im
Jenſeits des Thales auf dem nädyſten Hügelrüden
Wirbel auf einer, nach dem Tone zu urteilen , ſehr großen
Kriegstrommel. Ein paar Kugeln aus unſeren weit tragenden Martini-Henry-Büdiſen veranlaßten die tobende Menge zu einer jähen , wahrhaft komiſch berührenden Flucht. Nachmals erzählte mir Herr Comber, daß eine der Kugeln dem dort den Kampf überwachenden Ober
Krieger ſidy dort bewegen und in der Kampine heran
bäuptling von Mowa durd, den Kopf gegangen ſein ſollte. Ein ſo überaus glüdlider Zufall mußte den Wilden aller dings einen übertriebenen Begriff von der Schießkunſt der
idleichen ; einige brannten ſogar übermütig auf mehrere
Weißen beibringen .
Walde am Fuße des Hügelhanges, lauerten. Wir ſahen
bundert Meter Entfernung ihre Flinten los. Zwei, die unmittelbar hinter einander im Schatten cines Zwergbaumes ſtanden und ſid, vermutlich gut verborgen glaubten, ſollen durch eine woblgezielte Martini - Kugel gleichzeitig durch bohrt worden ſein. Jedenfalls wurden wir von dieſer Seite zunädſt nicht mehr beläſtigt. Unſere Leute waren endlid ruhiger geworden und iparten ibre Patronen ; ſie feuerten faltblütiger, troß alles
gellendem Jaudyzen antworteten die Leute, aber es währte
Scießens , Sdyreiens , Trommelns der Angreifer. Von
nur zu lange, ebe ſie alle ſiegesfrob berbei famen und ſie
Ausland 1883 Nr. 26.
Ueber eine Stunde hatten wir uns bereits herum
geſchoſſen. Die meiſten der Sanſibari hatten ſich weithin verſtreut , vornehmlid) in der Richtung nad Mowa; nur zeitiveilig knallte es noch bie und da. Auf eine Mitwirf ung der zweiten Karawane konnten wir nicht mehr rechnen , ihr Anrücken bätten wir längſt don bemerken müſſen .
Darum ließ ich die Trompeter zum Sammeln blaſen ; mit
78
Der Ueberfall bei Mowa.
510
wurden recht ſtill, als ſie unſeren Toten erblicten . Dieſen legten wir abſeits in ein Gebüſch); wir hatten weder Zeit noch Werkzeuge, ihn zu begraben , auch lag Gefahr im Verzuge. Ein weiter Marſd) war nocy zurückzulegen, große Eile geboten , damit der Feind ſid nidyt wieder jammle und vor uns feſtieße; nody wußte er nidyt, welde Ridhtung wir einſdylagen würden . Herr Teuſz band ein Taſdientud) um meinen nun recht idymerzenden Arm . Rajd beſprachen wir uns über das weitere Verhalten, falls nod , ein Unglück uns betreffen ſollte. Den Leuten wurde eingeſdýärft , nur in hödyſter
Bedrängnis anzuhalten , zu feuern oder die Laſten abzuwerfen , wir würden allein die Verteidigung übernehmen . Das Gepäck wurde revidiert und aufgenommen , nidyts zurückgelaſſen. So idnell als es ratſam erſdien ſdyritten wir mit ſchußfertigen Gewehren vorwärts, Herr Teuſz am Ende , ich an der Spiße der Karawane , damit wir die
Mannſchaft zwiſden uns behielten. Es war ein unheimlidier Marſd) . Redits am Pfade zog ſich der umbuſdhte Thalrand bin , ſeitwärts wie vor
uns dehnte ſich die Kampine mit abwediſelnd loderen und dichten Grasbeſtänden , Zwergbäumen und Geſträud). Immer mußten wir gewärtig jein , Feuer zu erhalten .
Aus meinem leichten Repetiergewehr ſandte id) Kugeln in die bedenklidyſten Didungen voraus , um uns nach Möglichkeit gegen eine neue Ueberraſdıung zu ſchüben. Die Umgehung der gefährlidyſten Stellen , ein Abweichen vom Pfade war bei der hinderlichen Vegetation nicht zuläſſig ; wir mußten vorüber. Alle Gewehrmündungen ſenkten ſich 1
dabei wie auf Kommando nach den verdächtigen Orten. So hatten wir bereits eine bedeutende Strecke unange-
fochten zurückgelegt. Der Feind modhte auf unſeren Rück zug geredynet und ſidy weſtlid, von dem Kampfplak gezogen haben. Falls nicht noch weitere Gaue ſich am Kriege beteiligten , durften wir uns des Irrtums der Feinde, des gewonnenen Vorſprungs freuen . An Höhen links von uns taudyten Dörfer auf; die Bewohner ſtanden vor den Hütten und riefen herüber, um uns von ihrer Neutralität zu überzeugen . Bald teilte ſich der Pfad. Der begangenſte bog nadredyts und führte zwiſden didytes Gebüſd) ; wir folgten dem anderen, der ſeitab von den Dickungen verlief. Es war zu unſerem Glude, ſonſt wären wir den Feinden wiederum gerade in die Gewehrmündungen gelaufen. Kaum hatten wir die
ung gewährten , bald durd) Waldſtreifen und dichter be
wad)ſene Grasfluren . Ein Flüßdien wurde durdwatet, wo wir uns nach Abſuchung des Ufergeſträudes erfriſditen, dann ging es wieder durd) Grasbeſtände, Gehölze und an Didungen entlang. Am nädyſten Fluße bedurften die Leute der Erholung. Wir waren nun bereits mehrere Stunden auf dem Marſde; das Gebiet von Mowa hatten wir hinter uns, dod ließen wir darum nicht an Wadjam feit nad). Das Terrain wurde immer ſchwieriger , die
Vegetation gemiſchter. Einige beſonders gefährliche, ſdöluditen ähnlidie Einſdynitte, in weldhen umwudierte Felſen und Geſteinstrümmer vorzüglide Dedung boten , wurden unbe helligt paſſiert ; einen bewaldeten Steilhang hinauf gelang ten wir auf eine (dmale, hod bewadiſene, zu beiden Seiten
von didytem Wujdywald eingeengte Kampine. Hier folgten wir nun wieder dem üblidhen Karawanenweg. Eine kurze Strecke hatten wir zurückgelegt , da kradyten hinter uns abermals Steinſdloßflinten, hageldidit pfiffen die Geſchoſſe und wieder erhob ſich der wilde Kriegslärm . Eine Salve Donnerte von redits. Obwohl niemand verivundet war, wurde dies dod unſeren , bis dahin ſo folgiamen Leuten
zu viel ; ſie gerieten in Unordnung und begannen kopflos zu dießen. Im bodyſten Grade erregt , das Gefährliche unſerer Lage nicht bedenkend , warfen ſie die Laſten ab und wollten einen Kampf aufnehmen , der an ſolchem Orte nur ſchlimm für uns enden konnte. Es gelang uns, ſie zur Ruhe zu bringen ; Kugel auf Kugel in die Didichte jendend, trieben wir ſie zum Weitermarſde an . Id ſtellte mich ſogleich wieder an ihre Spiße , während Herr Teuſz mit dem Chef der Sanſibari die letzten ſchütte. Im ſdynellen Vorgehen lag unſere Rettung. Hinter uns wurden die tobenden , trommelnden Feinde durdy
meinen kaltblütigen Gefährten in Sdyadı gehalten, ſeitlid) konnten ſie uns in der dichten Vegetation nidit leidyt über
holen. Die urſprünglid, vor uns lauernden hatten zu hoch und zu ſpät gefeuert und dadurdy den gut angelegten Plan, uns ziviſden die beiden Abteilungen zu bringen, verdorben . So raſch als thunlich ging es weiter, zwiſchen hohem Schilfgras und mauergleid ſtehendem Buſdwerk hin , auf und ab in einem Terrain , das wir kaum zwanzig Schritt weit überblicken konnten .
Immer hörten wir die Gegner,
aber glücklicherweiſe nicht unmittelbar vor uns. Nad einem uns unendlid lang dunkenden Marjd kamen wir wieder
Bald fielen nur von abſeits nodı vereinzelte, zwedlos abgegebene Sdüſje. Der Feind mußte erſt wieder laden und wir eilten auf unſere Pläte. Auf und ab führte der
auf einen freien Hang , den wir aufatmend erſtiegen. Herr Teuf; ſtellte ſich verdedt auf und als die übermütig gewordenen Verfolger, welde die Rarawane genügend weit vor ſich erblickten , eben eine Lücke im Gebüſch paſſieren wollten , begrüßte er ſie mit ſeinem Martini-Henry. So gleid, wurde es ſtill. Unſere Leute jubelten ; man hatte den vorderſten Krieger fallen ſehen. Jetzt blieben die Feinde zurück. Zwar ſahen wir ſpäter nochmals Einge borene vor uns an einer Waldecke , paſſierten jedod die bedenkliche Stelle unbeſchoſſen und erreidyten endlich den
Weg, bald über offenere Kampinen, welche nirgends Deck-
Kongo, wo wir in Kanoes nad, dem Südufer überſeşten.
gewählte Ridtung eingeſdılagen , da kradzten aus jenem Straudwerk die Flinten der Betrogenen und wieder
dröhnten die Trommeln , gellte das Kriegsgeſdrei. Herr Teuſz als der leşte und den Gegnern nädyſte feuerte ſofort ; feitwärts ſpringend knallte id ebenfalls in die Dick
ungen , während die Rarawane ſtetigen Sdirittes vorüberzog.
Der Ueberfall bei Mowa .
Zwiſchen der erſten Salve und den letzten Schüſſen war ein Zeitraum von nahezu ſechs Stunden verfloſſen.
Troß aller Not hatten die Leute nicht ein Stück von dem Gepäck verloren. Noch drei lange Tage hatten wir zu marſdieren, ehe wir Stanley-Pool erreichten. Unterwegs
begegneten wir einer zweiten Sanſibarikarawane, die wir jedoch mit uns zurücknahmen ,1 da ſie unter den obwalten
den Umſtänden Mowa nicht paſſieren konnte. In Leopold ville endlid, fand ich für meinen Arm Ruhe und Pflege. Unſer erſter Ingenieur, Herr F. A. Scyran , welder im franzöſiſchen Kriege ſelbſt ſchwer verwundet worden war und während ſeines langen Verweilens im Lazarethe wert volle chirurgiſche Kenntniſſe geſammelt hatte , nahm mid) in kunſtgerechte Behandlung. Die nächſte und wichtigſte Aufgabe war nun , die Räuberhorde von Mowa zu beſtrafen, anderen zum warnen den Beiſpiel.. Id ſandte daher zwei Tage nach meiner • Ankunft 41 Sanſibari ſtromab , mit der Ordre, ſehr vor: ſichtig durch den feindliden Diſtrikt zu marſchieren, ſich in Manyanga mit der dort jedenfalls liegen gebliebenen Karawane zu vereinigen und dann erſt auf dem Rückwege die betreffenden Dörfer zu zerſtören. Audy gab ich ihnen Werfzeuge mit, um unſeren Toten zu begraben. Der Hin
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noch zwei Karawanen , ſo daß unſere geſamte Madyt 72 Köpfe zählte.
Wir gelangten in guten Märſchen zu der Fährſtelle am Kongo, ſeşten über und madyten Halt im nächſten
Dorfe. Dort betrug man ſich ängſtlich und verdächtig freundlich. Weiber und Kinder waren fortgebracht; an den Gewehren ſahen wir neue Steine. Der Häuptling, der allzeit ein guter Freund der Erpedition geweſen war, ließ ſid, nicht blicken ; er ſollte eine Reiſe unternommen haben. Das waren keine guten Zeichen. Id beruhigte
die Leute mit der Verſiderung , daß wir bisher keinen Grund zur Feindſeligkeit gegen ſie hätten , daß wir gekommen ſeien, um Frieden zu ſchließen ; wolle man aber den Krieg, zwinge man mid, bazu, dann ſollten ſie meine Macht fühlen lernen. Bei einbrechender Dunkelheit trafen wir unſere Vorſichtsmaßregeln. Sie erwieſen ſich als überflüſſig. Um Mitternacht wurden wir durch das Sdílagen einer Holzklapper und laute ſingende Rufe ge wedt. Der Häuptling war zurückgekehrt und ließ nun, unſerem Worte vertrauend, ſogleid, den Frieden verfünden , Weiber und Kinder zurückrufen . Am nädyſten Morgen wurde ein großes Palaver ab gehalten und der beſtehende Freundſchaftsvertrag erneuert.
marſdy ſchien mir namentlich für Europäer ſo gefährlich,
Bezeichnend für afrikaniſche Logik war es , daß mir unter
daß id) es nicht geredytfertigt hielt , das Leben eines der in Leopoldville ſtationierten Herren zu riskieren. Die Herren Leutnant Orang und Ingenieur Drees erboten ſich jedodh freiwillig , der Gefahr zu troßen und beſtimmten midy ſchließlich, ihnen das Kommando der Schar zu übergeben. Es gelang ihnen , ſich gegen alle Anſchläge zu ſichern und
anderen die Vorwürfe gemad )t wurden , id hätte die Raubneſter verbrennen laſſen , von den Meinen ſeien in den Kämpfen zehn Leute, von Rapitän Hanſſens Mann
(daften zwölf Leute von Mowa getötet worden.
Dieſe
an Herrn Kapitän Hanſſens über und unter ſeiner Führ
Zahlen waren offenbar unſinnig übertrieben . Die Sduld der böſen Nachbarn ſchien man gar nicht zu fühlen ; ver mutlid) hätten wir uns jollen ruhig berauben und tot: (dießen laſſen. Die Verhandlungen wurden raſd, beendet.
ung wurden die Raubneſter zerſtört.
Freilid, iſt dieſe
Der Häuptling fandte ſeinen Herold mit der eiſernen
Strafe für Afrikaner nicht hart ; aber ichr ließ ſich nicht
Doppelglocke voraus , um Frieden zu verkünden und wir marſchierten ab. Es war gerade am Monatstage des Ueberfalles. Als wir eine Strecke bergunter geſtiegen waren , hörten wir im Dorfe über uns zwei Signalſchüſſe fallen ; was ſie auch bedeuten mochten , wir hatten guten
glücklich Manyanga zu erreiden. Dort ging das Kommando
thun , denn ihre Habſeligkeiten und ſich ſelbſt hatten die Dörfler längſt in Sidyerheit gebrad )t. Ernſtlichen Wider ſtand verſuchten ſie gar nicht, wohl aber feuerten ſie aus guten Verſtecken einzelne Schüſſe auf die Europäer ; der umſichtigen Führung des Herrn Kapitän Hanſſens war es zu danken , daß wir keinen Verluſt zu beklagen hatten .
Nachdem dies geſdiehen (es waren einige Wodyen
darüber hingegangen ), wurde es notwendig , mit den Be ſtraften ein Palaver abzuhalten , Frieden zu ſchließen und
die ungehinderte Verbindung zwiſchen den Stationen wieder zu eröffnen. Zu dieſem Zwecke ging ich ſelbſt zurück ; Herr Teuſz blieb am Stanley - Pool. Vielerlei Gerüdyte und verworrene Nachrichten waren uns zu Ohren gekommen , darunter aud die , daß die Leute von Mowa fidi ver : ſchworen hätten , mich zu töten, um mit meiner Haut ihre
große Kriegstrommel zu ſdymüden. Zu meinen Gefährten erwählte ich die Herren Sdıran und Mahoney), beide im Buſchleben wohl erfahren und gleid, raſche wie ausge zeichnete Sdüßen ; mit uns marſchierten außer meinen Leuten
Grund, auf unſerer Hut zu ſein .
Ein kleiner Vortrab zog voraus , dann folgte idy;
hinter mir in entſprechender Entfernung Herr Sdıran, ſein mit Poſten geladenes Doppelgewehr ſchußfertig und die Büſde in meiner Nähe darf beobachtend; das Ende der Karawane überwachte Herr Mahoney. Das Gerücht, daß die Krieger von Mowa es auf meine Haut abgeſehen hätten , ſdien im letzten Nadytquartier neue Nahrung er halten zu haben ; unſere Schwarzen mieden an gefährlichen Stellen ſorgfältig meine Nähe. In dieſer hodiſt unbe .
haglichen Situation mußte id; ſtundenlang marſchieren und zwanzig Schritt hinter mir Herr Sdyran , der mein einziger , freilich aud) beſter Beſchüßer war. Alle in den
unſeren einmündenden Pfade wurden aufmerkſam unter ſucht, ob ſie vielleicht friſch begangen worden ſeien und die Gebüſche durdyſpäht; denn wir alle hatten das Gefühl, daß
512
Zur Geſchichte und Geographie Siidarabiens.
uns etwas geſchehen werde. Mandymal war uns zu Mute, wie Verurteilten auf ihrem lekten Gange ; wir hatten nicht ſo ſehr einen allgemeinen Kampf, als den Meudelmörder
der Miſſion , bei ſeinem Kordringen im Lande ſüdlid vom Kongo von den Leuten in Banza Mafuta verräterijd) an geidoſien worden .
zu fürchten.
Im Gebiete von Mowa angelangt, verfolgten unſere
Leute ihren gewöhnlichen Karawanenpfad und führten uns auf dieſe Weiſe richtig in eine unweit vom Orte des Ueberfalles liegende Dörfergruppe. Dort fanden wir den
Vortrab behaglich inmitten der Eingeborenen gelagert. Sie ſeien durdy Boten von dem voraus geeilten Herold dorthin dirigiert worden ; wir fönnten den Diſtrift nicht weiter, wenigſtens nidot vor dem folgenden Tage paſſieren, hieß es ; wir würden die eben abgehaltenen Märkte ſtören .
Die Kabindas waren außer ſid ), aber die unvorſidytigen Sanſibari daditen gar nicht daran, daß ibnen ein Streid geſpielt werden könne. Wir trieben ſie ſchnell genug aus den Dörfern hinaus und gerieten auf einem Zickzadpfade in derartige Didungen , daß ein gut verteilter Feind uns bätte faſt vernidten fönnen , um ſo leidyter als die Leute der langgeſtredten , in Sdılangenwindungen fid bewegen
Zur Geſchidte und Geographie Südarabiens.1 Von Frits Hommel.
Das himjariſche Königtum der Tubba - Dynaſtie in
Südarabien , nach deſſen aus der Zeit nach dem erſten nad dyriſtlichen Jahrhundert ſtammenden Inſdriften man die überhaupt nur inſdyriftlich erhaltene Sprache der Süd araber bimjariſd (bomeritiſc ) zu nennen pflegt , iſt ledig lid) auf den Trümmern der alten Dynaſtie, deren Herr der
ſich „ Könige von Saba “ nannten und von denen wir ebenſoviele, ja noch mehr Inſdyriften in der gleichen Sprache überfommen haben , erſtanden .
Sabaidiſt saber der
richtigere Name für die Kultur und die Sprache des jüd arabiſden Volfes; die gleidie Sprache wurde aud), mit nur geringen dialektijden Abweichungen , in den anderen Teilen
den Karawane ſich vorzugsweiſe gegenſeitig beſdoſjen Südarabiens geſprodien , ſo vor allem in und öſtlid von haben würden . Wer weiß, wie es uns dort am nädyſten Tage ergangen wäre, wenn wir die Nadt unter den Feinden geſchlafen und ihnen damit Zeit gegeben hätten , ihre Vorbereitungen zu treffen. Endlich famen wir wieder auf offene Kampine und trafen auf unſeren Pfad dort, wo uns der zweite Hinter balt gelegt worden war. Vald ging es nun audy wieder an dem gefährlichen Thalrand bin. Doch hatten wir nun nichts mehr zu befürdyten , denn vor uns hörten wir den immer lauter an dwellenden
Lärm
Hadramaut, wo ſie noch heut in einer Todterſprache, im Mabri und Edifili (den Dialekten von Mabra und Kara) fortlebt.
Sdon in der hebräiſden Völkertafel im zehnten Ka pitel des erſten Buds Moje erſcheint in dem Teil , der die genaue Leberlieferung des beiligen Volfes aus dem Anfang des erſten vordyriſtliden Jahrtauſends enthält, Saba ( oder genauer Sheba, arab. Sabâ, Luther: „ Reich Arabien " , d. i. reides Arabien , Arabia felir ) mit andern
auf einer Kitanda.
Ganz nahe bei dem Orte des Ueberfalls lag der Marft plak , von wo bunderte von Menſchen , Männer, Weiber, Kinder, unſerem Vorbeimarſd zuſaben. Daß fie geblieben und nicht längſt davongelaufen waren , gab uns volle Sicherheit. Ueber den Hügel ziehend, wo an einer trefflich) geeigneten Stelle der Hinterhalt für die andere Karawane
bekannten jüdarabiſden Stämmen , wie Chaſarmột ( d. i. Hadramaut), Ophir u . a. als geradezu von Eber ( 3. i. den Hebräern ſelbſt) abgeleitet , was nidits anderes ſagen will, als daß ſie eben zu den Völkern gleiden Stammes, nämlich des ſemitiſden , den Hebräern, gerechnet wurden . Damit ſtimmt vollſtändig der Befund der Infcriften, für
deren Entzifferung auf die Anregung E. Rüdigers bin der gelegt worden war, erreichten wir glüdlich den Luvubi,
frühverſtorbene württembergiſche Gelehrte Djiander in den durdywateten ihn und lagerten wieder in Ninga. Dort wurden wir ſehr freundlich aufgenommen. Einige Häupt= linge erklärten ſich jedody im Vertrauen ſehr unbefriedigt
mit dem über Mowa verhängten Strafgeridyt: es ſei viel
fünfziger Jahren feſten Grund und Boden gelegt hat. In demjenigen Teil der Völfertafel dagegen , der zwar ſpäterer Niederſchreibung iſt, aber, wie ich fürzlidy gezeigt,? in der bier in Betradit kommenden Partie auf alter pbo
zu milde ausgefallen und habe viele nidit minder duldige
nizijcer, bis weit ins zweite Jahrtauſend zurüdgebender Dörfer gar nicht betroffen. Man zählte eine ganze Heibe von Ortſchaften auf, welche an jenem Tage ibre Krieger
1 Die beifolgenden Bilder der Städte Sáu'à und Dhuràn ſind
ebenfalls geſtellt batten. Es unterlag keinem Zweifel, daß eine weitverzweigte Verbindung gegen uns aufgetreten war, um ſich durch Raub und Mord auf Koſten der Erpe
nad Photographien aus dem Nadlaſje unſeres beklagten Mit
dition zu bereidern ; vielleidyt aud um das Fortbeſtehen
arbeiters Siegfried Langer gefertigt, welcher im vorigen Jahre jeinem Forſchungseifer in Südarabien ſo ungliidid ) erlag. Das „ Ausland“ hoiſt weitere Abbildimgen aus dem reichen Schatze, den dieſer raſtloſe Forſcher geſammelt, bald mitteilen zu fönnen . In der Litteratur eriſtierten bis heute feine Abbildungen dieſer oſt !
derſelben zu verhindern , da ſie das eigene Handelsintereſſe idädigen konnte. Zu der Verbindung gehörten auch die Leute am Südufer, welche früher eine zu Herrn Stanley gebende Rarawane überfallen hatten .
Im September 1880 war auch Herr Comber, Chef
genannten ſiidarabijden Städte. A. S. R.
? „ Die vorjemitiſchen Kulturen in Aegypten und Babylonien .“ S. 86 .
Zur Geſchichte und Geographie Siidarabiens.
513
Ueberlieferung beruht , wird Saba von den zu den ſemi
mengefaßt wurden ), welche urſprünglich in den an die
tiſchen Völkern gehörenden Kuſditen abgeleitet, welche an
Achkâfwüſte angrenzenden Teilen Hadramauts geſeſſen haben
den Küſten des Roten und Erythräiſchen Meeres wie die Kanaanäer (inkl. Phönizier ) in Paläſtina und die (nicht
müſſen , ſicher ſolche Vertreter einer vorſemitiſchen , in feſten Städten ſißenden Kultur. Darauf weiſt auch die ihnen
ſtammverwandten ) Sumir und Akfad in Babylonien , den ſpäter eingewanderten urſprünglidy nomadiſierenden Semiten
die ſäulenreiche) bin, welche die orientaliſche Phantaſie mitten
angedichtete Zauberſtadt Jram Dhat al-Jmâd (d. i. Jram ,
gegenüber, Städte bewohnten und im Beſit einer hohen ,
in die Wüſte verſekt und mit den glühendſten Farben der Ko mantik in Dichtung und noch heut fortlebender Volksſage
in der Folge von den Semiten angenommenen und weiter gebildeten Kultur waren . So ſind denn aud) die in der
ausgemalt hat. Schon in grauer Vorzeit wurde nun
arabiſchen Sage als Urbevölkerung auftretenden Aditen
dieſe nichtſemitiſche Urbevölkerung von den erſten von
(unter weldiem Namen mehrere alte Völkerſtämme zuſam
Norden kommenden Sdwärmen der ſemitiſchen Raſſe be
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ſiegt, und es entſtanden auf den Ruinen der aditiſchen ( fuſchitiſden ) Kultur mehrere alte Königreide, unter denen wahrſcheinlich länger als ein Jahrtauſend hindurdy das der Sabäer das mächtigſte war. Ungefähr das Jabr 1000 v. Chr. Geburt iſt es , in weldes nach nicht gleich zeitigen Beridyten, nämlich den iſraelitiſchen Königsbüchern ,
Handel in damaliger, wie in ſpäterer Zeit) den Tribut nidit nur des Pharao von Aegypten und der Shamſijja , einer nordarabiſchen Königin , ſondern auch des Sabäers
Itbamara “ , beſtehend in „ Gold, Kräutern des Dſtlandes, .
Sklaven, Pferden und Kamelen " , entgegennimmt; daß da gegen ſchon jabäiſdie Inſchriften ſelbſt aus dieſer alten
jener Beſuch der „ Königin von Saba " bei Salomozu
Zeit uns erhalten ſind und demnach Original- Denkmäler
ſeßen wäre. Als der erſte gleidyzeitige Beridt von der Eriſtenz dieſes ſüdarabiſchen Königreiches aber mußte bis
die erſten gleidyzeitigen Erwähnungen jabäiſcher Könige bilden ( unter ihnen mehrere des Namens Jathaamar ), werden wir weiter unten , wenn wir den jüngſten Forſch
vor kurzem eine Stelle der ins Ende des 8. Jahrhunderts fallenden Annalen des aſſyriſchen Großfönigs Sargon gelten , der in Gaza (dem Hauptſtapelplat für den füdarabiſchen
ungen D. H. Müller's folgen, jeben .
Erſt kurze Zeit v. Chr. Geburt ſcheint ein allmäh
514
Zur Geſchichte und Geographie Siidarabiens .
lider Verfall der ſabäiſchen Macht, die ihren Hauptſib in Marib ( Marjaba der Klaſſiker) gebabt hatte , ein getreten zu ſein , bis endlich), wahrſcheinlich gegen Ende des zweiten Jahrhunderts 11. Chr., infolge der desbalb idon jeit längerer Zeit nadyläſſiger betriebenen Regelung des Be wäſſerungsſyſtems, die großartigen Danmbauten bei Ma rib von einer Ueberſdiwemmung durdybrodien und ſo weit und breit die geſegneten Fluren des Sabäerlandes ver wüſtet wurden. Dieſes der Erinnerung der Araber unter dem Namen Sail al- arim für immer bedeutungsvoll ge bliebene Ereignis war , wenn auch nicht die einzige, ſo
dod die Hauptveranlaſſung zu den zahlreichen Auswan derungen jüdarabiſcher Stämme nad dem Norden , die
gemeinſam unter der Anführung des Kulaib, eines Häupt: lings des großen Stammes Rabi'a , gegen die Beein trädytigung ihrer Freiheit durch die himjariſchen Herr ider auf und ſdrütteln nach einer ſiegreichen Schlacht bei Chazâza , die ungefähr um das Jahr 500 zu feßen iſt, glüdlich für immer das jüdarabiſche Joch von ihren Schul tern . Schon vorher , am Anfang des 5. Jahrhunderts, hatte ſich das ſpätere Ueberhandnehmen eines neuen Ele mentes im ſüdarabiſchen Völferleben angebahnt durch eine großartige Einwanderung finditiſcher (nordarabiſcher) Be duinenſtämme aus Bachrein ( nördlich von Oman an der Küſte des Berlijden Meerbuſens) nad Hadramaut , und dieſen 30,000 Mann ſtark angegebenen Scharen folgten
wir in die erſten Jahrhunderte n . Chr. zu jepen baben . in die erſten Jahrbunderte v. Chr. Geburt nu fällt das Gmporkommen der himjaritijden Macht und etwa ein Jahr
allmäblich immer weitere Nachübe aus Norden .
bundert vor der Verwüſtung Maribs der Beginn der jo genannten Tubba - Dynaſtie, die in Zafår reſidierte und
und deſjen Dialeft für die ganze arabiſche Litteratur ton
nun die Oberhand in ganz Südarabien gewinnt; für die
alten Heiligtums der Raba aufgeſdwungen hat. Ferner
genauere Beſtimmung dieſes Zeitpunkts , wann im Süd:
fallen in dieſes für Sübarabiens Macht verbängnisvolle
weſten Arabiens die ſabäijde Oberberrſdaft von der him jaritiſchen abgelöſt wurde, iſt der Umſtand wichtig, daß in
5. Jahrbundert mehrere fleine Kriege mit den ſemitiſchen Aethiopiern in Habeſd ), bis endlich der leßte, beſonders den
Seit
dem 5. Jahrbundert war es auch, daß der nordarabiſche Stamm Ruraiſd ), aus dem ſpäter Mohamed hervorging angebend werden ſollte , ſich zum Herrn und Hüter des
der adulitijden (äthiopijden ) Inſdrift, die zirfa 50 n. Chr.
Juden gewogene Tubba- Herrider Dbu Nuwas ( 485-526 ),
oder etwas früber zu jesen iſt, die Südaraber noc Sa bäer, im Heriplus des Erytbräijden Wecres aber, der nody vor 75 11. Chr. abgefaßt worden ſein muß , bereits Hos
der audy ſdon jene Sd ladit gegen die Nordaraber verloren batte, von den Abeſſiniern geſtürzt wurde und die Tubba
Dynaſtie einer abeſſiniſden in Jaman Plaß machen mußte
wir zugleich einen Anhaltspunkt für die ungefähre drone:
(von 526 nach Chr. an ), welche faſt ein halbes Jabrhundert bindurd ohne jegliden Einfluß auf Nord- und Mittel
logijde Beſtimmung der uns überfommenen jüdgrabijden
arabien den Süden beherrſdit hat ; war ja dieſes Jahr
Injdvriſten, von denen noch die meiſten den Titel „ fürſt “
hundert dody jene heroiſche Periode der ismaelitiſchen Stämme, die Zeit des poetiſden Recen- und Rittertums,
meriten ( d. i. vimjaren) genannt werden .' Hier haben
oder „ önig" von ,, Saba " , dagegen idon cinige ( vor allem die ou bimjariſdem Gebiet bei Chisn Gurâb ge jundene) den Titel „ König von Himjar“ aufweiſen ; es
gehören alſo die im engeren Sinn ſabäiſchen Inſchriften in die Zeit von x v. Chr. (darüber ſiebe weiter unten ) bis zirka 50 n . Chr., die himjariſchen dagegen in die erſten nad driſtlichen Jahrhunderte und zwar bis ins fünfte Jabrhundert binab.
Um nody mit wenigen Worten den weiteren Verlauf der Geſchidyte des himjariſden Reidyes (deſſen Sprache, wie oben erwähnt, ebenfalls die fabäiſche mit nur geringen
der Lieder und Geſänge, des Weins und der Minne beim
arabiſden Volke, wo ſeine Poeſie die ſchönſten und reichſten Blüten trieb , wie wir aus den noch zahlreid) erhaltenen Proben und zugleid, den älteſten Denkmälern des Arabiſchen im engeren Sinne (1. i. der Sprache der Nord- und Zentral Araber ), erſehen können. Nur einmal haben die Südaraber es unter Abraha gewagt, bis Meffa vorzubringen, wurden
aber vor der Kaba zurüdgeſchlagen und beſiegt. Die Hauptſtadt war in dieſer (wie in der darauffolgenden perſiſchen ) Periode Sán'a , alſo der Sdywerpunkt wieder
Abweichungen war) zu erzählen , ſo iſt vor allem zu be merfen, daß im Anfang der Regierung der Tubba-Dynaſtie
wie zu Anfang, wo Marib die Reſidenz war , mehr im
( ob ſchon früher unter den Sabäern wiſſen wir nicht)
Herridſchaft, ſüdlicher gelegen war. Um 570 endlid be
die nomadiſierenden nord- und mittelarabiſchen Stämme
freiten ſid, die Südaraber von den Abeſſiniern , freilidh
wenigſtens äußerlich, indem ſie Tribut zahlen mußten, von
um den Preis, perſiſde Statthalter unter dem Namen von Königen von Himjar das Szepter führen zu ſehen , bis von 634 ab, wo die mohamedaniſche Eroberung Südarabiens ſtattfand, das nordarabiſde Element (vor allem in Hinſicht auf die Sprache) mit dem Triumph des Jslam zur vollſtän
den Südarabern abhängig waren . Hierin tritt nun im fünften Jabrhundert ein großer Umidiwung ein :
Die
Nordaraber, deren Stämme in edit beduiniſder Weiſe
ſonſt gegenſeitig faſt immer in Fehde lebten , ſtehen 1 Vergl. Auguſt Dillmann : „ lleber die Anfänge des arumiti ſchen Reiches“ (in den Abhandlungen der Verl . Akademie 1878 ), Š . 194 .
Norden , während Zafâr, die Hauptſtadt der himjariſchen
digen Herrſd aft über Arabien (mit faſt vollſtändiger Ab ſorbierung des jüdarabiſchen Stammes) gelangte. Dieſe kurze biſtoriſche Skizze zeigt in mehr als einer Hinſicht, wie überaus wichtig jeder Ueberreſt jener alten
Zur Geſchichte und Geographie Südarabiens. ſüdarabiſchen Kultur iſt und wie die mühevollen Arbeiten derjenigen Gelehrten , welche dieſe Ueberreſte hervorholen,
515
jabäiſchen nah verwandten Dialekte abgefaßt. Als Probe des Inhalts und Stiles diene folgende (zulegt von D. H. Müller überſepte) Inſchrift : ,, Abd Schams, Sohn des Ch.,
aufdecken, ſichten und erklären , mit hoher freude begrüßt
weihte bem Gotte Almafah von Hirrân die Weihinſdrift,
werden müſſen und auch in weiteren Kreiſen mit dem größten Intereſſe verfolgt zu werden verdienen . Zweierlei ſind aber die genannten Ueberreſte. Einmal zahlreide Weihinſchriften aus den verſchiedenſten Perioden der jabäiſch himjariſchen Geſchichte und den verſchiedenſten Orten des
die er ihm dargebracht hatte ..... dafür , daß er ſie ge
ſchüßt hat vor dem feindlichen Ueberfall, der da war im Lande , im Jahre des Samah -karib , des Sohnes Tubba
karib, des Sohnes J., als verſäumt hatten ſie zu ſchüßen
fübarabiſchen Gebietes, darunter eine ziemliche Anzahl (und
diejenigen , auf die ſie vertraut hatten , da hielt er (der
zwar aus dem öſtlicheren Teil, dem in Hadramaut gele:
Gott) fern von ihnen denjenigen , der erobert hatte ihre Burg, feilbietet ihren Beſiß und ihre entwöhnten Kinder bis
genen minäiſden Gebiet) in einem andern , allerdings dem
0 CAN
Duhrâni.
zu den tapfern Männern " ; oder wegen der charakteriſtiſchen
Schlußformel): „ Chalkarib , der Gerechte, Sohn des A., König von Maîn, baute und erneuerte Raßaf, den Tempel des Athtar von Kabad und ſtellte ihn in den Schuß des öſtlichen Athtar und aller Götter der Stämme unter An rufung des II und Schajam und Hobal und Chomar wer ihn ( den Tempel) zerſtört und wer ihn ..... und wer Empörung und Unruhe ſtiftet im Tempel Raßaf im
denkt, wenn natürlich auch viel fich dabei wiederholt und alſo auch für Kulturgeſchichtlid)es feineswegs ohne Aus beute.
Für die philologiſche Erklärung nun hat im
leßten Jahrzehnt
außer den treffliden Arbeiten des
franzöſiſchen Juden Halevy (jelber einer der wenigen Ent deckungsreiſenden in Südarabien ) und des wackern eng liſchen Kapitäns Prideaur niemand ſo viel gethan , wie der Sohn des kürzlich verſtorbenen Mordtmann in Konſtanti
Krieg und im Frieden : er ſei landesverwieſen und ſein
nopel und last not least der Wiener Orientaliſt Dr. David
Name geſchändet !" Da wegen aller möglichen, natürlich meiſt freudigen Urſachen dieſe Weihinſdyriften aufgeſtellt
Heinrid Müller. Insbeſondere letzterer war hierin – und dies mit größtem Erfolge – unermüdlichthätig, wie ſeine
wurden , ſo iſt der Inhalt nicht ſo gar monoton , wie man
zahlreichen hieher gehörigen Arbeiten in der Zeitſchrift der
Zur Geſchichte und Geographie Siidarabiens.
516
DeutſdMorgenländiſchen Geſellſdaft und den Sißungs
ſteden würde, jo mußte es mit um ſo freudigerer Ueber
beridyten der Wiener Akademie beweiſen. Sodann find es außer den Nadiridyten der ſpäteren gries
raſdung begrüßt werden , als zwei Jahre darauf derſelbe
Bande der
Gelehrte mit dem Anfang von Studien gerade über das adyte Buch des Zklil nebſt reidybaltigen Auszügen aus demſelben hervortrat.1 Da ſowohl die verſdviedenen ſüd
Deutſch-Morgenländiſden Zeitſdýrift? mit großem Fleiß und
arabiſden Herrſder wie die kleineren Vafallenfürſten ſeit
Gejdid zu einem Geſamtbild verarbeitet hat, zweitens die von Alfr. v. Kremer ans Lidyt gezogenen intereſſanten
älteſter Zeit in mädtigen Burgen wohnten (ſo war z. B. Sald in der Stammſit der alten Sabafonige in Marib,
diſden Klaſſiker, Kirdyenväter und byzantinijden Sdyrift ſteller, welche J. H. Mordtmann im 31.
Ueberreſte der ſüdarabijd en Volksdichtung 3 und die von
Raidân die Stammburg der himjariſden in Zafâr), ſo liegt
verſchiedenen arabiſden Nationalgeographen auf uns ge fommenen Berichte über Südarabien, alſo mit einem Wort : die arabiſche Tradition felbſt. Wenn dieſelbe aud) nord arabiſch abgefaßt iſt, ſo wird das doch reichlidy aufgeivogen dadurdy, daß der bedeutendſte und zuverläſſigſte dieſer Gewährsmänner gerade ein Südaraber von Geburt war, der im zehnten Jahrhundert unſerer Zeitredinung (alſo zu Anfang des vierten der Fludit Mohameds) geſtorbene Hamdani. Ueber den hohen Wert ſeiner „ Geographie Arabiens" ( gazîrat al-Arab ), von welder uns D. H. Müller eine Ausgabe mit Ueberſetungsauszug in Ausſidyt geſtellt und deren Inhalt er vorläufig eingehend in dem icon oben erwähnten „ Reiſeberidyt" ifiziert hat , ſprad, bereits Sprenger ausführlid, in dieſer Zeitſdyrift (ſiehe darüber
es in der Natur der Sade begründet, daß gerade der
Abſchnitt des Jklil, der eine topographiſche Ueberſidit Jamans geben will (und das iſt eben das erwähnte adyte Budy ), von dieſen Burgen und Schlöſſern ausgeht. Die einzelnen Beſchreibungen geben Hamdâni Anlaß, auch cine Menge gedichtlider Notizen , Sagen und Ueber
Lieferungen , die ſich an die betreffenden Burgen ſchließen,
ſowie eine große Anzahl von Verſen altarabiſder Dichter mitzuteilen .
In der Anordnung iſt der Ueberſeßer und
Kommentator D. H. Müller nid)t dem Araber gefolgt, ſondern hat die von ihm ausgewählten Kapitel nad den
(von mir oben idyon beſprodoenen) drei großen Geſchichts perioden Jamans oder Südarabiens gruppiert und zwar
jo , daß er mit der jüngſten (Reſidenz Sán'à, was auch
unten in der Anmerkung ). Das andere Buch Hamdanis
nod) in der moslimiſden Zeit und bis heute die Haupt
iſt der gilil (d. i. ,,die Krone" ) und handelt in zehn Budyern, von denen auf merkivürdige Weiſe uns nod) zwei ( das adyte und zehnte) erhalten blieben, während der In
ſtadt iſt ) begann , dann zur mittleren ( der himjariſchen mit der Reſidenz Zafar) ſid, wvendete ſo weit im erſten eft -- um dann in dem 1881 erſdienenen zweiten Heft ?
halt der anderen uns wenigſtens noch durch die Einleitung
die Burgen der älteſten (jabäiſden) Periode , vor allem
des adyten bekannt geworden , von der Geſamtheit der ſudarabiſchen Altertümer ; das erwähnte Inhaltsverzeichnis des Ganzen gab D. H. Müller in ſeinen „ Südarabiſden
Marib - Saba und Main , eingehend zu behandeln . Ein drittes Heft , das noch einige andere ſüdarabiſde Burgen wie reid baltige Indizes nebſt Nadyträgen und Verbeſſer ungen enthalten ſoll, wird wohl in dieſem Jahre erſcheinen.
Studien “, S. 8. und eine eingehende Kapitelliſte des (er haltenen ) adyten Buches findet ſich ebendaſelbſt S. 9 ff. Da Müller audy nod) eine ſolche von dem gleichfalls er haltenen ) zehnten Buch, das nur Genealogiſdes (und zwar über den eigenen Stamm des Verfaſſers, nämlid von Hamdàn ) enthält, dort ( S. 12 ff .) mitteilt und man alſo
Schon im erſten Heft hat Müller den originellen , wahr heitsgetreuen und überaus anziehend geſdıriebenen Sdyil derungen des Arabers überall ſadıliche evie ſprachlidye Erflärungen und Ergänzungen (teils aus den Inſchriften ,
(dyon damals ( 1877) ſid) ein ungefähres Urteil bilden
Hamdânis beſtätigen) beigegeben , im zweiten Heft ſind dieſelben zu längeren geſdyidytlich -antiquariſchen Erkurſen geworden , die von geradezu hervorragender Bedeutung für dieſe ganzen Studien ſind. Müller hat nämlidy wie wenigſtens mir , nachdem id feine Unterſuchungen eingehend geprüft , für immer feſtſteht - nachzuweiſen
konnte , in welchem Budy wohl das wichtigſte Material 1 ,,Himjariſche Juſchriften ", Zeitſchrift der Deutſch-Morgents ländiſchen Geſellſchaft, 29 , S. 591 bis 628 (1875) ; „ Him jariſches Bild mit Inſchrift “ ebendaſelbſt 30 , S. 115 ff.; „ der status constr. im Himjariſchen “ S. 117 bis 124 ; „ Him jariſche Studien“ S. 671—-708 ( 1876) ; „Südarabiſche Studient", 82 Seiten , Wien 1877 ; „ die Nunation und die Mimation ", 3. d. D. M. G., 32, S. 542—551 ( 1878) ; „ Bericht über die
Ergebniſſe einer wiſſenſchaftlichen Reiſe nach Konſtantinopel“, (48 Seiten) Wien 1878. Weber letzteren hat der berühmte Orientaliſt A. Sprenger in dieſer Wochenſchrift ſeiner Zeit (1879, Nr. 13) äußerſt anerkennend berichtet; wir haben auf den Juhalt ſeiner Beſprechung obeit noch zuriidzukomment. 2 „ Miszellen zur himjar. Altertumskunde am angef. Orte 1
S. 61–90 .
3 ,,Die ſildarabiſche Sage." Leipzig 1866 (dazu die ,Textbelege" Ceipzig 1867) wuddhon vorher die „ himjar. Kaſideh" (Leipzig 1865.)
teils aus neueren Reiſeberichten , die faſt ſtets die Angaben
vermocht, daß viele jabäijde Bauten und Inſdriften nidyt bloß in die erſten Jahrhunderte vor und nad Chriſti
Geburt, ſondern ſider bis ins adyte vor Chriſti zurück gehen. Wir müſſen hier anknüpfen an einige don oben 1 „ Die Burger und Schlöſſer Südarabiens nach dein Jilil des Hamdani.“ Erſtes Heft (82 S.) . Wien 1879. (Sep. Abdr. aus dem Sigungsber. der Akademie der Wiſj.) Die erſten 5 Seiten
( Einleitung) wurden in der erſten Nummer des Jahrgangs 1880 dieſer Wochenſchrift abgedruct. 2 98 Seiten und 2 Pläne (ebenfalls Sep. -Abdr. der Wiener Situgsberichte .)
Profeſſor C. Keller's zoologiſche Unterſuchungen am Roten Meer.
517
in der biſtorijden Sfisse angeführte Thatjadyen , vor allem
,, Ausland"
an das Datum zirka 50 n . Chr., wo die jabäijden berr: icher durdy die himjariſdien abgelöſt werden und dann an die Notiz aus den Annalen Sargons ( Ende des 8. Jahr hunderts vor Chr.) , wo cin ſabäijder furit 3thamara erwähnt wird ; nun weiſt Müller aus den Injdriften
den erſten längeren Originalbericht über ſein Vordringen bis nach Sán'â (beſonders den intereſſanten Beſudy des auf ſeinem Wege dabin gelegenen Dhurân) bringen und weitere Mitteilungen aus ſeiner Nadlaſſen daft ſind nod) durdy Müller ſelbſt in nädyſter Zeit in dieſen Spalten zu erhoffen. Audy den heutigen Aufſat jollen einige bildliche Darſtellungen aus der Mappe des viel zu früh uns ent riſſenen Entdeckungsreiſenden zieren , nämlid) Anſichten von Sán'â ſelbſt, wie von dem genannten Dhurân. D. H. Müller aber iſt zu beglückwunſden, daß er durch ſeine gediegenen Arbeiten über ſüdarabiſche Geſdyichte und Litteratur dieſe Studien , was in dem Grad nach Djianders und anderer
33 verſchiedene jabäi de Fürſten und Könige nad und von den Fürſten (Mukrab, d. i. der Geſegnete , gleid) aſivriſd
farà bu „ ſegnen " ) führt er den Nachweis, daß ſie nidyt etwa Unterfürſten (alſo gleid zeitig mit den Königen ) waren , ſondern daß „ Furſt"
ein Titel iſt, der vor dem
Titel
„ König " üblid) war und ganz dieſelbe Machtſphäre aus drüdte. Es iſt das ganz dasſelbe, wie mit dem Titel palesi
durfte im
vorigen Jahrgange (Nro. 39.)
die älteſten ſüdbabyloniſchen Herrſcher des vierten vor: dyriſtliden Jahrtauſends, der erſt zu Anfang des dritten dem
Selebrten Aufſätzen noch nicht zu ſagen war , zu einem
Titel lugal (König ) weidyt, bezeichnet werden . Nun ſind die 33
tumskunde erhoben hat. Der eigentliche Begründer der
Könige, die wir ja nidt aus einer genealogiſden Königsliſte,
fabäiſch-himjarijden Philologie iſt er darum nicht , aber daß
ſondern aus einzelnen unzuſammenbängenden und an ver :
man nun von einer ſolchen wirklid, ſprechen kann, iſt weſent
diedenen Orten gefundenen Jnſdriften kennen , natürlid) nicht die ſämtlichen der jabäijden Periode ; nehmen wir alſo als die niederſte Zahl 40 ſabäiſche Fürſten und Könige an und geben wir jedem die gewiß nicht zu bobe Durdyjdynittszahl von 20 Regierungsjahren, ſo bekommen wir die Zahl von 800 Jahren für dieſe erſte Periode der jamaniſchen Herr īder , was, von 50 n . Chr. an zurücgeredynet, idyon das
ſelbſtändigen Zweig der ſemitiſchen Sprach- und Alter
lidh ſein Verdienſt. Wir bören , daß er und Nordtmann zuſammen eine größere Sammlung neu entdecter , nun in
Konſtantinopel befindlider Inſchriften (50 an der Zahl) herauszugeben im Begriffe ſind und was anderes nod) er in der nächſten Zeit ſider herausgeben wird , hatten wir
an mehreren Stellen Gelegenheit zu erwähnen. Gewiß werden viele Leſer des „ Ausland“ ihm mit uns ein herz
huhe Datum 750 vor Chr. als ungefähren und niederſten
liches Glücauf zu dem bereits Geleiſteten und dem nocy
Anfangstermin ergiebt. Es iſt kein Zufall, daß gerade die Mehrzahl der Jata'amar heißenden Herrſcher den älteren Titel „ Fürſt “ (Mufrab) führen, alſo den gleichen Namen
zu Leiſtenden zurufen.
wie der dem Sargon im Jahre 715 v. Chr. Tribut bringende
,,Sabäer Uthamara ", der ſelbſtverſtändlich einer dieſer Jata'amar war. Kaum braucht nod) geſagt zu werden, von wie großer, ja im Augenblide faſt unberechenbarer Tragweite
Profeſſor C. Keller's zoologiſche Unterſuchungen am Roten Meer.
dieſes Datum für die jabäiſch -himjariſdie Altertumsforſdjung, ja die ganze altorientaliſdie Geſdichte iſt; der erſteren iſt durch Müllers Unterſuchungen ein neues Jahrtauſend (eben das erſte vordyriſtlide) damit neu erſchloſſen und
geſchenkt. Auch für Main (wo der andere, oben ſchon er: wähnte öſtliche Dialekt geſprochen wurde), deſſen Herrſdier gleichzeitig mit denen von Saba waren und deren Identität mit den Minäern der Klaſſiker wohl nun ſicher feſtſteht, hat Müller 26 verſchiedene Königsnamen aus den In
ſchriften aufgezeigt , was einen ähnlichen Schluß für die dyronologiſche Einreihung ( eben aud von zirka 600 v. Chr. oder früher an ) nahelegt.
Indem wir auf die merkwürdigen alten Entlehungen des minäiſchen Dialekts von Babylonien her (den Mond gott Sin und den öſtlichen und weſtliden Athtar, d. i. die babyloniſche Sſtar und anderes) ein anderesmal zurück kommen wollen , ſei zum Sdluß noch auf die jüngſte Forīdungsreiſe in Südarabien hingewieſen , zu der wir
Profeſſor C. Keller aus Zürich hielt ſid, im Frühling des vorigen Jahres mehrere Monate in Aegypten auf, um
die Bewegung der Tierwelt im Suez-Kanal zu ſtudieren und biologiſche Beobachtungen auf den Korallenriffen des Roten Meeres anzuſtellen . Am Suez-Kanal fon zentrierte ſich das Intereſie in der Frage , wie ſich die
beiden ſo fundamental geſchiedenen Faunen des Roten Meeres und des Mittelmeeres zu dem Kanale verhalten und ob und bis zu welchem Grade durch Vermittlung des ſelben ein Austauſch von Tierarten zwiſchen den beiden Meeren ſtattfindet. Nad Profeſjor Keller's Unterſuchungen hat nun innerhalb des Kanales allerdings eine Miſdung der Faunen beider Meere ſtattgefunden und zwar verhält ſich die Sache folgendermaßen : Bei Port -Said und im Menzaleh -See iſt die Fauna
vorwiegend mediterran , hat aber bereits einige erythräiſde Formen aufgenommen (Mactra olorina , Mytilus varia
die Anregung ebenfalls Herrn Prof. Müller verdanken , nämlich des leider ein Opfer ſeiner wiſſenſdhaftlichen Be
mam und D. H. Müller. Mit 8 photo-zinkographiſchen Tafeln .“
ſtrebungen gewordenen Dr. Siegfried Langer. Das
Wien 1883 (114 Seiten Tert in gr. 40).
| Eben erſchienen : „Sabäiſche Denkmäler von F. H. Mordt
Kleinere Mitteilungen.
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bilis, Cerithium scabridum , Crenidens Forskalii , Pristi poma stridens). Bei Suez iſt die Fauna vorherrſchend erythräiſch , enthält aber bereits einige mediterrane Ein :
wanderer (Solea vulgaris, Labrax lupus, Umbripa cirr hosa, Cerithium conicum .) Im Timſah See bei 3smaïlia, welcher ſo ziemlich in der Mitte des Iſthmus gelegen iſt,
Naturforſdern des „ Challenger“ auf den Korallriffen der Bermudas - Inſeln gemadyt, indem ſie bemerkten , daß das Vorkommen der einzelnen Korallen -Arten in auffallen
der Weiſe durch das Lidyt bedingt wird. Gewiſſe Arten wadyſen nur in direktem Sonnenſchein , andere zichen den Schatten vor und wieder andere (Myce
zeigt ſich die Fauna ziemlich gleichmäßig aus Arten des
dium) finden ſich nur in den dunkeln Höhlungen des
Roten Meeres und des Mittelmeeres gemiſcht, wie am beſten aus folgender Liſte der im Timſah -See gefundenen Arten hervorgeht. Aus dem Mittelmeer ſtammten : Lessepsia violacea ? Amorphina isthmica? Cardium edule , Solen vagina, Cerithium conicum , Balanus miser , Gamarus sp., Sphaeroma serrata , Nereïs sp. , Enoplus sp. , Solea vulgaris, Umbrina cirrhosa, Labrax lupus. Aus dem Roten Meere ſtammen : Mactra olorina,
Riffes. Die leßteren find folche, welche ſonſt nur in größeren Meerestiefen gefunden werden , wo das Licht T. F. bereits ſehr abgeſchwädyt iſt.
Mytilus variabilis, Apatina subrostrata, Cerithium sca
Die Norddeutſche Miſſionsgeſellſchaft an der Stlavenfüſte.
bridum , Cheilinus quinquecinctus, Caranx sansun, Pristi poma stridens , Mugil oëur, Crenidens Forskalii. Die meiſten dieſer Tiere ſind Tiere der Litoral Region ,
Nach einem Ende April in Bremen von einem Komite diejer Geſellſchaft zum Zweck der Sammlung von Beiträgen erlaſſenen Auf ruf unterhält dieſe Geſellſchaft gegenwärtig vier Stationen an der
Kleinere Mitteilungen.
Sklavenkiiſte .
weld e in bezug auf die Bodenbeſchaffenheit des Stands ortes nicht wähleriſch ſind. Pelagiſche Tiere und Tiefſee bewohner haben wohl von vorneherein keine Ausſicht, die neu geöffnete Waſſerſtraße benüßen zu können und ebenſo findet ſich unter den wandernden Arten keine, welche in ihrem Vorkommen auf die Korallenriffe angewieſen iſt. Auch von den großen Raubtieren der Litoral-Region, wie von den Haifiſchen , großen Zephalopoden und Krebſen wurde keine Art im Kanale beobachtet und beruht die in
mehrere Tagesblätter übergegangene Notiz, daß durch den Kanal große Mengen von Haifiſden aus dem Roten
Meer in das Mittelmeer eingewandert jeien und nun da:
Dieſelben liegen von der Kliſte bis 30 Stunden ins
Jmere entfernt. Zu dieſen fommen noch zwei, vorausſichtlich am Ende dieſes Jahres drei Außenſtationen.
In dem Aufruf heißt es weiter :
„ Die eine Außenſtation liegt zwei Tagreijen über die vierte Station ,! Ho , hinaus im Binnenlande.
Auf dieſen
Stationen
arbeiten gegenwärtig zehn europäiſche Miſſionare und drei Frauen , die durch ihr Arbeiten und Leiden es ſid, erworben haben , vom Volle
als Freunde anerkannt zu ſein . Sie werden in den verſchiedenen Zweigen der Arbeit , in Schule und Predigt, unterſtützt von ſieb zehn Negergehilfen , die auf den Schulen und durch die Praxis für ihren Dienſt vorbereitet ſind . Eine Gemeinde von etwa zwei und ein halb hundert Chriſten aus den Heiden (dem Ewe- Volt) iſt geſammelt und insbeſondere im Junern iſt in den letzten
Jahren ein erfreulicher Fortſchritt eingetreten . Dort gehören zu dem Arbeitskreis der vierten Station Ho außer der Station ſelbſt
ſelbſt den Fiſchereien großen Abbrudy thäten, auf einer
ſechs kleine Gemeinden , die in verſchiedenen Orten des Landes
reinen Myſtifikation.
leben . Drei von ihnen haben mit ir geringer Hilfe von Seite der Geſellſchaft Häuſer gebaut fiir ihre Negerlehrer und ihre gottes , dienſtlichen Verſammlungen und werden hoffentlich am Ende dieſes Jahres alle mit eingeborenen Lehrern verſehen ſein . Dieſe Lehrer ſind die Früchte unſeres Schulweſens. Auf allen vier Stationen beſtehen Tagesſchulen und auch eine der Außenſtationen hat eine Schule , freilich nur fiir einige Tage in der Woche. Der Ausbildung der Pehrer dient unſer Seminar in Keta , das angenblidlich 19 zög linge hat. Da wir noch keine beſondere Schule zur Ausbildung für andere Berufsarten haben errichten können , muß das Seminar einſtweilen auch ſolchen dienen , die nicht als Miſſionsgehilfen ſich
Von großem Intereſſe find auch einige Beobachtungen ,
die Profeſſor Keller auf den Korallenriffen des Roten Meeres machte, indem aus denſelben hervorzugehen (deint, daß das Vorkommen der Meerestiere in ſehr weſentlidem
Grade von den Lidtverhältniſſen beeinflußt werde. Die meiſten Korallen -Arten des Riffes zeigen nady Profeſſor Reller einen ausgeſprochenen ,,Heliotropismus ", indem ſie wie die Pflanzen möglidiſt dem Sonnenlichte zuſtreben. Beſonders auffallend iſt dies bei Turbinaria conica , aber
wollen ausbilden laſſen und eine ganze Reihe von Jiinglingen
auch bei Madrepora superba, Porites solida, P. alveolaris,
hat ſchon dieſe Schule verlaſſen und meiſtens in den von Negeri
Heliastraea u . a. verhalten ſid, ebenſo.
ud Europäern errichteten Handelshäuſern als Handlungsgehilfen Anſtellung gefunden .“ Die Geſellſchaft hat iibrigens von früherer Zeit her noch zwei Miſſionare in Neu -Seeland. Dieſelben fungieren jetzt bei der dortigen Chriſtengemeinde als evangeliſche Prediger.
Wo dieſe Korallen
in den Sdyatten geraten , ſterben ſie ab und in den dunkeln Rißen , Höhlen und Grotten des Riffes findet man ſie
ſtets tot und auch von den übrigen, das Riff bewohnenden Tieren findet man nur leere Schalen.
Dagegen treten an
folchen verödeten Standorten eine Reihe von Tieren auf, welche ſid, an der Oberfläche des Riffes nicht finden, wohl aber außerhalb des Riffes in größerer Meerestiefe, in welcher das Sonnenlicht bereits ſtart gedämpft iſt. Aehnliche Beobachtungen wurden bekanntlich von den
Die Verhältniſſe in Bamaku am oberen Niger.
Ein Mitglied der franzöſiſchen Erpedition unter Oberſt Borgnis Desbordes ſchreibt aus Bamaku , 6. März 1883, an H. Duveyrier
folgendes :1 „ Wir ſind in Bamaku (die Eingeborenen nennen es 1 Sißungsbericht der Pariſer Geographiſchen Geſellſchaft vom 18. Mai 1883.
Notizen .
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Bambako) ſeit mehr als einem Monat; die Erbauung des Forts hat mich aber bisher verhindert, eingehendere Forſchungen über land und Peute anzuſtellen. Bamaki war das Ziel Faidherbe's, ſo lange er Gouverneur von Senegambien war , ebenſo das von
Taveta ( ſiidöſtlich vom Kilimandjcharo) gezwungen ; ja er ging perſönlich , mit geringem Gefolge , nach Mombaſa zurück, um ſeine geſchmälerten Vorräte wieder zu ergänzen. Viach furzer Zeit traf
Es iſt der äußerſte ſchiffbare Punft des
ſchließen und mit dieſer, den Kilimandjcharo ſüdlich umgehend, weſtwärts nach dem Lande Aruſha weiter marſchieren zu fönnen .
Maye und Gallieni.
oberen Niger, da die Felſen von Sotuba, 12 Km . aufwärts, den Flußverkehr völlig ſperren . Bis nach Segu gibt es auch noch zwei, aber nicht bedeutende llntiefen , bei Sulikoro und Yamina. Bamafit liegt in einem ſumpfigen Ueberſchwemmungsgebiet; es hat ſehr viel von ſeiner Wichtigkeit verloren . Zur Zeit von Mungo Parfund Maye war es ein bedeutender Handelsplay ;
die Nähe der friegeriſchen Tutulör zwang, den Markt nad, Yamina ud Segu zii verlegen. lebrigens iſt es noch immer ein Kreuzungs punkt der Sarawarien , welche Salz aus Kaarta nach den Länderit an den Quellen des Niger bringen und dort gegen Sllaven vertauſchen. Die „ ſchwarzen Djula“ 1 vermitteln den Verfehr ; ſie wandern von einem Land zum andern , ohne im
geringſten durch jeindliche Völkerſchaften beläſtigt 311 werden . Der Sllavenhandel wird von ſelbſt aufhören , wenn durch die Ankunft billiger europäiſcher Waren der Preis des Menſchenfleiſches herab gedriidt wird. Jett erhält man für einen Korb (banne) Calz einen Sklaven im Werte von 200-250 Fris. Wenn es uns
gelingt, einen Korb Salz für 5-10 Fres. auf den Markt z11 bringen , wird das „ ſchwarze Elfenbein “ zweifellos ſeinen hohen
Preis verlieren , da die Eingeborenen, im allgemeinen zur Träg heit geneigt, froh ſein werden , den Strapazen und den Gefahren der Menſchenjagd enthoben 311 jein . Durch Einfuhr auch der übrigen den Schwarzen notwendigen Lebensartikel wiirde allmählich der Sklavenhandel von dem afrikaniſchen Boden verſchwinden .?
Freilich diirfte eine unberechenbar lange Zeit bis zur vollkommenien Durchführung vergehen. Wenn Samory , der gegenwärtige ſieg reiche Eroberer des ſiidlichen Sudan , keinen Abjat für ſeine Dienſchenware gehabt hätte , er wiirde das Kriegfiihren ſchon
längſt aufgegeben haben. Die Bevölferung von Bamaku ſetzt ſich
1
er wieder in Taveta ein und hofft nu , einer Karawane ſich an
Er ſieht ſich demnach auf den von Dr. Fiſcher vor ihm einge ſchlagenen Weg verwieſen .
Vom Niger. Das Fort Bamaku iſt fertig sebaut, mit jenegaleſiſchen Tirailleurs beſetzt und verproviantiert. Oberſt Borgnis Desbordes hat auf dem Rückweg bereits Kita era reicht.
Dr. Payot gelangte gliidlich von Bafulabe nach Bamaku
uud gedachte am
dem
16. April von hier mit einer Erpedition nach
Nordoſten im Auftrage der franzöſiſchen Regierung aufzu:
brechen .
Nadhridhte
von Emin Bei. Dr. Emin Bei , General
gouverneur der ägyptiſchen Aequatorialprovinz, ſchreibt uns am
10. Jamar d. I. aus ladó : Vor ganz kurzer Zeit von einer Rundreiſe durch den ſildlichen Teil dieſer Provinz zurückgekehrt, erwarte ich mir die Ankunft des ſehnlichſt erwarteten Dampfbootes
( jeit dem 15. Juni vergangenen Jahres fehlen uns alle Nach : richten von Khartum ), um mid ſofort wieder auf den Weg zu machen und zwar nach Oſten , von wo ich im Begriffe bin, unſere Stationen gegen die Galla -Länder vorzuſchieben . Während meiner letzten Reiſe bin ich im ſtande geweſen , ziemlich reiches ethno logiſches und anthropologiſches Material 31 jammeln, das nun der
Verwertung harrt. Daß zoologiſche Sammlungen nicht vernach . läſſigt wurden, brauche ich nicht 311 ſagen. Im Gegenſatze zu den Vorgängen im Sudan, welche auch am Bahr Gajal in glüdlicher Weiſe nur lofaliſierten Erhebungen ihr Eco gefunden, leben wir hier ein , ich möchte beinahe ſagen , beſchauliches Leben . Eine fleine Revolutions -Komödie, von einem ſudaneſiſchen Oberſt-Leutuant in Szene geſett, habe ich ſchnell genug beendet und zu meiner Freude
aus den handeltreibenden Mauren und Sarakollet (d. 1. Sorinfe) und aus den friegsluſtigen Bambarra zuſammen. Das Land
dabei die eigentliche Bevölferung auf meiner Seite gehabt
zählt 24 größere und fleinere Ortſchaften mit ergiebigem Ader
Von Kapitän Caſati ſind Nachrichten aus { adó (am Bahr el Dichebel , gegeniiber dem verlaſſenen Gondokoro, unter 50 11. Br. gelegen eingetroffen, die bis zum 6. April ds . Js . reichen . Cajati hat vom Lande der Monbuttu aus verſchiedene Aus fliige gemacht und iſt dann auf einem neuen Wege nach ladó ge
bau und einigen Webereien . Der Bambarra iſt nicht mr friegs tiichtig, ſondern auch arbeitſam , intelligent and ſparjam , ganz im Gegenſatz zu den Bewohnern von Hita . Gervinen wir die Allianz mit diejem Volke , jo fönnen wir mit Leichtigkeit den Kampf mit Amadil von Segi auſiehmen , dejjen Macht ohnehin allmählich zerbrödelt.“
gewiß ein gutes Zeichen.
fommen , wo er bei Emin Bei die beſte Aufnahme gefunden
hat. Sobald er ſich neu ausgerüſtet haben wird , gedenkt er nach dem Lande der Monbuttu zuriidkzukehren , um die Uëlle -Frage endgiiltig zu löjen.
Flegel über Adamau a . Einem älteren Briefe Ed. Ro
bert Flegels aus Jola, den 14. Juli 1882, entnehmen wir
Notizen.
folgende Angaben : Adamaua iſt zum größten Teil ein ſchönes Bergland und hat mich in meinen Erwartungen nicht getäuſcht.
Afrika .
Den Weg nach dem Siiden des Landes habe ich mir geebnet und hoffe bald , obwohl mitten in der Regenzeit, nach Ngaundere , dem Quellgebiete des Benuë , aufzubrechen. Meine Mittel ſind ſehr ſchmal geworden , da ich gezwungen war , einen Teil meiner Waren zuriid zu laſſen durch die Jutriguen der Elfenbeinhändler, .
Thomſon zurüdgeſchlagen.3 Der Engländer Thomjon war am 5. Mai 1883 bis zum Ngare nia Erobi (370 ö . L. and
30 5 1. Br.) vorgedrungen , alſo bis zu jenem Fluß, der ( nach der Ravenſtein'ſchen Karte) aus dem nördlich vom Kilimandjcharo gelegenen See Nigiri nach Weſten ſtrömt. Hier wurde er durch die drohende Haltung der Eingeborenen zu eiligem Ridzug nach 1 Vielleicht die Diallo, ein Tribus der Fulbe.
A. d. R.
2 Darin dürfte doch ein national - öfonomiſcher Rechenfehler ſteden . Die Arbeitskräfte , welche nur in den Sklaven geboten und verlangt werden , wären auf dieſe Weiſe noch nicht erſetzt. A. S. R.
3 Siehe „ Ausland“ 1883, Nr. 22, S. 439.
die freilich nicht ganz mit Unrecht den Vernichter ihres Han Denn ich bin derjenige, welcher den Verkehr zwiſchen den Weißen und Adamaua anbahnt, weil der erſte Weiße , der freundliche Aufnahme im Lande gefunden und die Erlaubnis zur Bereiſung desjelben erhielt. Man wünſcht den Verkehr mit den Weißen ſchon im Lande, aber es waren zu böſe Lügen ver breitet worden , und ſo fand die Erpedition Aſhkroft 1879 dels in mir ſehen.
feinen freundlichen Willkomm , ſondern mußte, ohne die Stadt
Jola , aus welcher Barth 1851 ausgewieſen wurde , betreten zu dürjen , abziehen. Mir wäre kein beſſeres Schidjal zu Teil ge
Notizen .
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geworden , hätte ich nicht das Schreiben des Emir el Mummin
von Sokoto , lehusherrn des Jola -Herrſchers, vorzeigen fönnen . Dieſes allein öffnete mir die Thore imd entſchied für mid trotz aller geheimen Angriffe zahlreicher, im Lande nidit iubedeutender Perſönlid )feiten . Jo habe alle 311 Feinden , die im Handel inter
eſſiert ſind, alle , die ich nicht vollſtändig befriedige mit Gejcenfen und
das iſt nur Gott im ſtande. Bolarregionen . Nordenſtiö1b - Erpedition.
Die durch Herrn Defar
Didion ausgeriiſtete Grönland Expedition inter Baron Nordenia ſfiöld reiſte in der „Sofia“ von Gothenburg im Mai ab. Das Schiff hat 180 Tonnen , die Maſchine 65 Pferdefräfte , 3 m . , Tiefgang, 11 Knoten Schnelligkeit, wird geführt von Kapitän Nils ſon und hat eine Beſatzung von 13 Mann.
Mit Baron Nordens
ſfiöld gehen : Dr. Nathorſt , Geologe ; Dr. Berlin , Arzt und Bo taniker; Dr. Forsſtrand , Zoologe ; Dr. Hamberg, Hydrograph ; Herr Kolthoff, Zoologe , Herr Kjellſtröm , Topograph und Photo
graph ; zivei lappländer , zwei norwegiſdie Eismeiſter und ein Harpunier. An Bord befindet ſich eine vollkommen wiſjenſchaft liche Ausriiſtung und Lebensmittel, um 14 Monate auf dem Julaid Eis aushalten zu können. Acht oder neun ausgewählte Leute werden Baron Nordenſkjöld begleiten. Graf Stromfeldt, Botaniker ;
einen Vorläufer größerer arktiſcher Expeditionen begrüßen, zuerſt 311 veröffentlichen. Wir hoffen , indem wir jo thätigen Anteil an der Förderung der Polarforſchung nehmen ,
auf miſere Weijo dazu beizutragen, daß immer weitere Kreiſe ihr Jntereſie diejer Frage zivenden , daß aud) mjer Vaterland ſid) bald wieder an dem „ ampf um den Pol “ andauernd und that
fräftig beteiligen wird.“ Wir begrüißen dieſe Antiindigung mit ganz beſonderer Genngthung, indem ſie eine in Deutſchland bis her ſeltene Teilnahme der Tagespreſſe an den geographiſchen Forſchungen imd vor allem aber an den bei uns zu lange ver nachläſſigten Polar Expeditionen befundet. Möge Dr. Boas eine reiche Ernte vou Forſchungen einheimſen und glidlich zurüdkehren ! Jeannette- Expeditio11 . Der Zeitung „ Tibir“ wird aus Jakutsk am 19.31. März berichtet daſ die Amerifaner Harber und Schiite am 17. 29. März aus Werchojanist mit neun Veichen der bei der Jeannette-Erpedition Verungliidten Kapitän dort eingetroffen ſind. Die Leiche De long und Gefährten
des Korreſpondenten Collins iſt ſchon im Dezember des vorigen Jahres nach Jakutsk gebrad)t worden .
In Anbetracht des idylechten
Zuſtandes der Verkehrswege 311 dieſer Jahreszeit werden die L'eichen vorläufig in Jakutsk bleiben und zwar vorausſichtlich bis zim Sommer, indem das Eintreſſen der Bicijärge aus Orenburg
daſelbſt, wohin dieſelben aus Amerika über St. Petersburg beför dert worden ſind , erſt in dieſer Jahreszeit erfolgen kann .
Bis
Dr. Arpi, Archäolog und Philolog und Herr Flink, Mineralog,
dahin beabſichtigt man , die zehn leidyniame in den beim Biirger
ſollen ſich auf der Rüiſte der Inſel behufs Studien und des Anlegens von Sammlungen ausſchiffen. Die „Sofia" lief am 27. Mai in Thurſö ein , um Kohlen einzunehmen und ſetzte am 29. die
Krankenhauſe befindlichen Eiskellern unterzubringen .
Reiſe fort .
Anzeigen.
Die amerikaniſche Expedition zur Abholung der Leute
von der internationalen Station in lady Franklin Bai verließ den 20. Juni 5. Johns auf Neufundland, wo der Čefretär der Admiralität ſie am 29. Mai inſpiziert hatte .
Die Allgemeine Zeitung (mit wiſſenſchaftlicher Beilage und Handelszeitung)
Vom „ Willem Barents." Aus einem Privatbrief des Kommandanten des „ Willem Barents “ vom 30. Mai wird aus
Holland folgendes mitgeteilt: „ Nach einer ſehr gliidlichen Reiſe von 21 Tagen kamen wir in Vardö an .
Von der „ Varnia " iſt
hier nichts bekannt. Eisberichte günſtig. Ein Telegramm von Hammerfeſt meldet , daß es wahrſcheinlich möglich ſein wird , ſid) Nowaja Semlja zu nähern . “ Von Vardö aus ſoll der „ Barents " den Verſuch machen , nach Waigatſch zu jegeln und durch die Jugor Straße in das Kariſche Meer einzudringen . Wenn die Straße noch init Eis beſetzt iſt, ſoll er nad) Archangel ſegeln , um zu unter
judjen , ob irgendwelche Nachricht über die vermißten Schiffe dort eingelaufen iſt. Danach joll er nach der Kara - Straße zuriidfebren und auf der Oſtküſte von Waigatſch und von Nowaja Seimlja niach Booten und Verunglückten ſuchen. Wenn er nichts findet imd feine Nachricht erhält , ſoll er den Verſud ) madieni, nadh Dicf
ſonshafen zu gelangen.
Im Falle günſtiger Nachrichten , daß
„Dymphna “ und „ Barna " in Sicherheit ſind, ſoll die Erforſchung des Mariſchen Meeres und die naturwiſſenſchaftliche Iluterſuchung desjelben in derſelben Weiſe angefangen werden , wie dies friiher beziiglich des Barents Meeres geſchehen iſt. Dr. Boas' Polarreije. Ueber dieſe bereits oben S. 504 erwähnte Reiſe ſchreibt das „ Berliner Tageblatt:“ „ Wir haben uns mit Herrn Dr. Boas in Verbindung geſetzt und es iſt uns ge lungen, indem wir ihm die materielle l'aſt ſeines ſchwierigen mid
fühnen Unternehmens tragen halſen , die Vered tigung zu erlangen , die Berichte über die Forſchungsreiſe, welche wir als
früher in Augsburg erſchienen iſt in Deutſdland und Ceſterreich durd, die Poſtanſtalten für 9 Mart viertel: jährlid (6 M. für die 2 Ickten Monate, 3 M für den letter Monat des Quartals ) zu beziehen . Preis bei directer Perjendung unter Streiſband monatlid) 4 Mart (M.5. 60 fiir die anderen Länder des Weltpoſtvereine ) . Cuar: talpreis bei wodntl. Verjendung im Weltpoſtverein M. 14. 40 , außerhalb deer jelben M , 19. 50
Probenuminern nebſt neueſtem Quartal Regiſter gratis. Leitartitel , wiffenſmaftliche und Handelspolitiſche Auf jätze zc . 10. in Nr. 162 bis 168 . Neue firchlich -politiſche Bewegungen in Deutſcher Reichstag . Die tirchenpoliciſche Vorlage im preußiſchen " b: der Schweiz. Die Kämpje in geordnetenhauje. – Indien für die Inder! ( 11. , Albanien .
Die ſchweizeriſche Landesausſtellung (CLXI.) Fiini Bücher Leonardo da Vinci's . Von E. 11/111 . Das aus Böhmen . ( 1/11 . ) Parallele. Briefe Gine Föriter. Volt in Waffen . Neue Forſchungen über das deutſche Bauerni= Wiener Briefe .
in Zürich.
haus.
Von Dr. A. Peez .
Zeitſchrift für italieniſche Literatur:
Die Reijen der deut : Zu Wiens Chrentagen . ill.) geſchichte. Neue Publicationen über Ichen Kriegsflotte im Jahre 1982. ( IV . ) Erport- und internationale Die (Griechenland. Von Chr. Belger. Politik und Sprach Golonialausſtellung zii Amſterdam . ( III . )
wiſſenſchaft. Heuere Kunſt in Ganburg. Von Fr. Pecht. Deutſche Privat - Feuerverſicherungsgeſellſchaften . Herrenloſe Grundſtücke.
leber Voltsfüchen .
Aufträge für Streifbaudſendungen an die Expedition in Münden.
Druck und Verlag der J. 6. Cotta'ſchen Buchhandlung in Miinchen und Stuttgart.
Das Sluslaud. Wodenſdrift für Länder- und Völkerkunde, unter Mitwirkung von Profeſſor Dr. Friedrich Rakel und anderen Fachmännern herausgegeben von der
I. G. Gotta’ſden Budhandlung in Stuttgart und Münden. Sechsundfünfzigſter Jahrgang.
1883
München, 2. Juli
Nr. . 27.
Jährlich 52 Nummern à 20 Seiten in Quart. Preis pro Quartal M. 7. Zu beziehen durch alle Buchhandlungen des In- und Auslands und die Porta Mezenſions:Eremplare von Werten der einſólägigen Litteratur ſind direkt an Herrn Profeſſor Dr. Friedrich Rakel in München , Atademieſtraße Nr. 6, zu jenden. Inſertionspreis 20 Pf. für die geſpaltene Zeile in Petit.
ämter.
-
Inhalt : 1. Der Barilochi-Paß. Ein wiederentdeckter Weg über die Anden . S. 521 . · 2. Das Saharameer. Von Profeſſor Dr. K. A. Zittel. S. 524. 3. Die Viehwirtſchaft der Herero. III. Brunnen und Tränfen. S. 529. - 4. Rumänien ein Induſtrie ſtaat ? Von Dr. Mar Folticineano. S. 533 . 5. Die Delagoa- Bai. S. 535. 6. Ein Kohnephritfund in Steiermark. Von A. B. Meyer. Meerestiefen .
S. 536 ,
7. Kleinere Mitteilungen : S. 538. lieber die Länge der Fliiſſe. Die Charaktertiere der größten
8. Notizen : 5.539. Aſien . Polarregionen .
9. Litteratur : S. 540. — 10. Korreſpondenz : 5.540 . Ueber den Nainen
Didoliba. Von Oskar l'enz . Zum Rohnephritſund in Nordamerika. Bon A. B. Meyer.
Der Barilochi-Paß. Ein wiedereutdedter Weg über die Anden.
Paß , war von jeher als eine Paſſage, ſelbſt als Fahr weg , wie man ihn nicht beſſer wüniden konnte, Sienlid ), berühmt.
Die Grpeditionen , durch welche die argentiniſche Re gierung neuerdings in ziemlicy energiſder Weiſe die Indianer
mehr und mehr einengt und zurüddrängt, um nach dem Süden und Weſten bin der Anſiedelung neue Ländereien zu erſchließen , ſind durchweg , dank einem ſyſtematiſchen Vorgehen, von Glück begünſtigt. Zivar ſind die Argentiner
dadurch ſchon einige Male mit chileniſchen Truppen, welche ihrerſeits dieſen Bewegungen mit eiferſüchtigen Augen
Man hatte wohl Kenntnis von ſeinem Vorhandenſein, aber niemand fonnte auch nur annähernd über ſeine Lage
Auskunft geben. Die Indianer, weldien er ſehr wertvoll war, um das auf den Eſtanzias geraubte Vieh in Sidier: heit zu bringen und nach der anderen Seite der Anden zu treiben , hüteten und verheimliditen ihn ſeit mehr als
hundert Jahren ſo ſorgfältig, daß er eben nur durch einen Zufall und durch die nachdrüdlich geförderten Erplorationen
folgen , auf der Grenze in Konflikt geraten, allein vorder
wieder entdeckt werden konnte.
hand haben dieſe kleinen Zuſammenſtöße das gute Ein vernehmen der beiden Staaten nicht geſtört. „Grenze" iſt überhaupt in den abgelegenen Regionen des Nahuel Huapi See's und noch ſüdlider ein etwas elaſtiſcher Ausdrud ,
Was geſchichtlich darüber bekannt iſt, hängt mit den Jeſuiten - Miſſionen zuſammen , über welche Dr. Zeballos in ſeiner „Conquista de quince mil leguas“ Auf
da wohl beide Parteien über deren Linie noch nidyt einig
ſchluß gibt.
ſind, wie daraus hervorgeht , daß bei dem viel nördlicher gelegenen Vulkan Lonquimai ein Scharmübel ſtattfand, für welches jeder den andern wegen Grenzüberſchreitung verantwortlich macht. Den Chilenen wird außerdem nod) vorgeworfen , die Indianer zu unterſtüßen .
Die erſten Pionniere, welche es unternahmen , die zerſtreuten Indianer - Stämme an der Dítſeite der Anden und im Süden vom Rio Negro zu bekehren und ihr Terri
Von alters her wird behauptet, daß ſüdlich von Val
divia Päſſe in den Anden eriſtieren , welche eine äußerſt bequeme Verbindung zwiſchen dem öſtlichen und weſtlichen Territorium ermöglichen. Beſonders ein Paß, der Barilochi Ausland 1883 Nr 27 .
torium zu erforden und zu bevölkern, waren Jeſuiten , die
von Chile kamen. Unerſchrockene und tugendhafte Padres waren es, die im ſtande waren, die ,,Quellen " des Limau zu entdecken , der , mit dem Neuquen ſich verbindend, den Rio Negro bildet. Der verdienſtvolle Miſſionär Nicolas Mascarti, deſjen 79
Der Barilochi Paj .
522
Arbeiten unter dem Banner des Kreuzes und deſſen langes
die Stelle der Hingemordeten einzunehmen, allein auch ſie
Martyrium verſchiedene der Väter, die ſeine Tugenden be
wurden getötet .
wunderten , z11 ausführlichen und warmen Nadyrufen be geiſterten, war der erſte Europäer, der den auf den Sdyultern der Anden ruhenden Sdmeemantel betrat , um auf ibrer Ditſeite nad dem Süden von Araufo binabzuſteigen und mit der Bekehrung der Bueldres zu beginnen . Im Jahre 1690 wurde der Padre Mascarti, der ſich bei der Evangeliſierung
Zu jener Zeit brad, ein allgemeiner Indianer-Aufſtand zu beiden Seiten der Anden los und die Miſſion am
Nahuel Huapi wurde gänzlich verlaſjen , wie kurz nachher, i. I. 1723 , die Miſſion im Weſten infolge der Rebellion der unbeſiegbaren Araufaner.
Die Wifjenjdhaft 30g aus dieſen blutigen Opfern am
Chillan's ſo ſehr ausgezeidynet batte , beauftragt, in der
Nahuel Huapi wenig Nußen , da, mit Ausnahme des Padre
geheimnisvollen und unbekannten Gegend des Nabuel Huapi zu predigen , nidyt weit von dem Ort, wohin die Sage die verzauberte Stadt der ,, Ceſares" verſcßt, die in vergangenen Jahrhunderten das Eldorado der ſüdliden Diſtrikte geweſen iſt. Mascarti kam nad Nabuel Huapi
Guillelmo, die Miſſionäre ſid) ausidhließlid mit der Ver breitung des Evangeliums beſchäftigt hatten. Von 1711 an ſuchte dieſer Jeſuit einen Weg, von dem er die Indianer hatte ſprechen hören und der einen bequemen Verkehr von
imd nadidem er ſid einige Jahre unter diejen Wilden
aufgehalten hatte, wurde er von ihnen ermordet. Im Jahre 1702 traf der unter dem Namen ,,Padre Laguna " befannte deutſche Jeſuit Philipp van der Meren auf den Kalbufo - Inſeln , am weſtlichen Abhange der Andeni,
mit einigen Pampas - Indianern zuſammen , weldie über die Nordillera gekommen waren und ihm einige jebr genaue Mitteilungen über den Padre Mascarti maditen , wie er
ſie dazu gebracht habe, „dem Becher zu entſagen " und zu beten. Um ihm zu beweiſen , daß ſie die Wahrheit ge ſprochen hatten, forderten ſie ihn auf, ihre Beidyte abzu bören und baten ihn , ihnen nad dem Oſten zu folgen , um ihre Kinder zu unterrichten.
Der verdienſtvolle Padre , der weit davon entfernt war , bei den Pampas Hinterliſt und Verräterei zu be
fürchten , ging in die ihm geſtellte Falle und war nidit rubig, bevor er nicht feine Abreiſe nach den Regionen des
einer Seite der Anden zur anderen geſtattete. Von den Indianern ſowohl als von den Miſſionären wurde er
,, Barilocyi" genannt. Der Erforidung dieſer Paſſage jesten die Pueldhes:
Indianer hartnädigen Widerſtand entgegen und leugneten die Entdeckung eines ſolchen Weges ganz ab , da jie fürdyteten , daß die ,, Eſpañoles de Chile" durch ibn in ibr Land eindringen und ſich dort ausbreiten fönnten. Ein Araukaner indes bewies , daß er eriſtiere und daß ſich an
ſeinem Zugang heiße Quellen , „ die Bäder" genannt , be: fänden .
Nad , dem Bau der Kirdie von Nahuel Huapi madote ſidi der Padre Guillelmo mit einigen anderen auf den Weg , um den Barilochi -Paß zu ſuchen , den er im Jahre 1715 glüdlid eutdeďte. Olivares jagt bei Beſprechung dieſer Erpedition :
„ Wenn man bei den Bädern einbiegt und den Spuren und Zeiden folgt , welche zwei Jahre vorher durd, diejenigen zurüdgelaſſen worden waren , die nad, ihm ausgeldaut
So verließ er denn am
hatten, ſo war es leicht, die Hinderniſſe wegzuräumen , mit
23. Auguſt 1703 Santiago de Chile in Begleitung des
weld)en der Paß verdeckt war. Sie hatten das Glüd , mit Maultieren durdyzukommen und Rahum zu erreichen , das der Einſdiffungsbafen nach Chiloe war. Der Bari: loci -Weg führt durch einen ungeheuren Riß der Anden ,
Limay ins Werf geſetzt hatte.
Jeſuiten Joſé Guillelmo, - der ſich ebenfalls ſehr aus : zeichnete.
Lekterer wurde unterwegs krank und mußte zurück gelaſſen werden , während der Padre Laguna die Reiſe
deſſen hydrographiſches Syſtem eine Flußverbindung zwiſchen
allein fortjekte und nach vielen Beſdiwerden und Gefahren
beiden Seiten erlauben würde.".
den Nabuel Huapi erreidite.
alles , was Olivares aus den Mitteilungen der Padres über Natur und Geſtaltung jener Gegenden ſchöpfte.
Bald nacher traf aud) der Padre Guillelmo ein und
Es war dies ungefäbr
im Jahre 1704 bauten ſie eine Kirche und pflanzten in
Seit bald einem Jahre fäubert eine Kolonne unter
jenen Gegenden den Samen der Früdyte, nady welchem der
den Befehlen des Generals Villegas am Nahuel Huapi das
dortige Diſtrikt ſeither benannt wurde : ,,Las manzanas" (die Aepfel, mit Apfelbäumen bepflanztes Land ). Nadidem fie
durd, den Limay und Neuquen gebildete Dreieck von den
Indianern, und einem ſeiner mit einer kleinen Truppe
von Lima ein Muttergottesbild erhalten hatten , das für
auf Nekognoszierung ausgeſandten Stabsoffiziere, einem
ihr neues einjames Kirchlein beſtimmt war , wurden ſie
Deutſchen, dem Hauptmann Nbode, gelang es, den Barilodi: Paß wieder aufzufinden. Villegas gibt in ſeinem dies:
von den Indianern mit ,,Chidha " vergiftet. Die Indianer nannten die heilige Jungfrau ſpottweiſe die ,, Señora Eſpañola “ und ihre Wahrſager hatten die nur zu leidyt geglaubte Propbezeiung verbreitet , daß ſie gekommen ſei, um den Tod des Padre Mascarti zu rächen und daß man jie, um den Zauber zu brechen, zerſtören müſſe.
Die Nachricht dieſer kaltblütigen Greuelthaten bielt die Padres Manuel de Hovo und Joſé Elguea nicht ab,
bezügliden Telegramm an , daß der Baß 25 Leguas von Der Küſte des Stillen Meeres entfernt iſt. Präſident Roca äußert ſid) , nicht ganz klar, folgender maßen über ibn : ,,Die Grenze mit Chile bildet einen aus gedehnten Bogen auf einer Linie von nabezu 30 Leguas,
deſſen Enden ſid, mit der Kordillera vereinigen. Begrenzt iſt er im
Norden vom Mailleko 38 0 1. B.; im Weſten
Der Barilochi- Paß.
oder dem Meer zu durd die Forts und Anſiedelungen Burea , Hipinko , Imperial und Tolten ; und im Süden
523
Der Weg der Jeſuiten zieht ſich an dieſem See hin , führt über eine niedrige Hügelreihe und ſteigt nad dem Weſten
vom Tolten -Fluß, der in den Anden , in Villarika 392/3 º
der Anden zum See Kalbutue nieder, welchen der Kapitän
. B. entſpringt, wo ein 1 MI. breiter Paß eriſtiert, der
Vidal Gormaz erforſdit hat. So hat ein Chilene und ein Argentiner die Ausgangspunkte der alten Straße neu erſchloſſen , die , wenn ſie in Stand geſebt iſt, die beiden Länder in Verbindung ſeben und ihre gegenſeitigen Handels
die Huilides-Indianer und die anderen Manzanos -Stämme
mit der Provinz Valdivia in Verbindung bringt. Vom Maillefo viel weiter dem Süden zu als ſelbſt die Zuflüſſe des Neuquen, zwiſden dem 36. und 37. Grad
1. B. in der Richtung von Kuriko (? ), ungefähr auf gleicher Hohe mit San Rafael , gibt es eine Anzahl Dörfer und reidye Ländereien, die meiſten nur drei Tagreifen von der argentiniſchen Grenze entfernt, wo Päſſe anzutreffen ſind, die neun Monate im Jahr frei bleiben und deren pittoreske
Thäler unbewohnt ſind oder ſich höchſtens in den Händen der Indianer befinden ." Auch was Franzisko P. Moreno über den Barilodi
Paß ſchreibt, bedarf noch ſehr der Erläuterung. Seiner flüchtigen Darſtellung zufolge nimmt aber er die Ent deckung des Paſies für ſidy in Anſprudy: ,, Ich ließ meine
beziehungen ungemein heben wird. Für midy, in meiner Laufbahn als Erforſcher, iſt dieſe Entdeckung eine der größten Genugthuungen geweſen .
Wir marſchierten dem klaren Gewäſſer entlang am Rande des über dywemmten Abhanges, dein einzig mögliden
Weg, welcher der tiefen Stellen genug aufwies ; als dann nicht mehr zu Pferd weiter zu kommen war , ließen wir die Pferde in einer kleinen Lidtung zurück und drangen
während drei Stunden burdy dicſen herrlidyen Wald vor. Die höchſten Bäume waren angebrannt und den Einge borenen zufolge, die ich ſpäter darüber ausfrug , rührten
dieſe Feuer von chileniſcher Seite her, da die argentiniſdien
Dorngeſtrüpp bedeckt, daß wir genötigt waren, im Fluß weiterzumarſchieren . Ja, mehrmals hatten wir beinahe zu ſchwimmen. Glüdlicherweiſe famen wir bald zu kleinen
Indianer angeblich nie bis hieher gekommen waren . Um 5 Uhr nachmittags mußten wir, des dicken Baumwudjes, des Bambusrohres und der ungeheueren umgeſtürzten Baum ſtämme wegen , notgedrungen Halt machen . Wir hatten keine Beile, um uns einen Weg zu öffnen und oft rutid ten wir auf eine Entfernung von 10 m , in dem Bambus
Gruppen freiſtehender Bäume, die wir durchfreuzten. Sie
röhricht weiter.
bedeckten die Sohle eines hinter niedrigen und bewaldeten Hügeln verſteckten Thales. Dieſe Hügel begrenzten den See an dieſer Seite und trennten uns von einem andern See , von denen Vorhandenſein ich keine Ahnung hatte ; ein prachtvolles ſpiegelglattes Waſſer, deſſen in ſüdweſtlicher Richtung laufender Abfluß von niederen Bergen einge
Von dieſem Punft, g. 260 m . dem See entlang, tonn ten wir im Weſten feine Berge erblicken ; nady dieſer Nich : tung hin ſetzte ſich der See fort, aber wir waren nicht im
Gefährten im Lager zurück und jeşte mit nur einem Be gleiter in ſüdöſtlicher Ridytung die Suche nach dem Pab fort.
Der Boden war ſo did mit einem undurchdringliden
ſtande , ſein äußerſtes Ende am Fuße des Tronador zu
Gegen Oſten ſah id) eine weite Einbuchtung , wo id) in der Ferne das maſſige Vorgebirge mit den Höhlen über dem Limay unterſcheiden konnte.
erblicken, von deſſen Flanken er genährt werden muß und deflen hervorſpringende Grate uns Schneeberge zeigten . Der Tronador war mit ſeiner weiſen Spiße fidytbar. Es ſind alſo nicht Abgründe, nod, Schnee , die den Paß auf chileniſcher Seite verſperren , ſondern bloß Wal dungen , welche die Art lidhten wird. Wir kehrten an jenem
Die Bäume reidyten bis an den Rand des Gewäſſers
Abend um mit dem Vorſaß , am folgenden Tag mit all
hinunter und es war keine Möglichkeit, nur einen Augen
unſeren Leuten dieſen Plaß wieder aufzuſuchen , um von da aus die Bai von Nelonkavi zu erreichen und als die Erſten die jo erſehnte internationale Verbindungsſtraße
faßt war.
blick ohne Unterbredung an den Flußufern weiterzukommen .
An der Stelle , wo die Naſer des See's ſich in den von der Natur gegrabenen Abflußfanal ergießen , fanden wir eine Anzahl großer , durch Menſdienhände in ihre Lage gebrachten Steine, deren Zweck es war, den Fall des Aus fluſſes zu dämmen und ſdmale Kanäle herzuſtellen , in
zu betreten ." Daran wurde Moreno durch ſeine Gefangennahme
Dide Pfoſten waren am
durd die Indianer des Kaziquen Shaibueque verhindert. Die Behauptung, dieſer Weg lei ſeiner Zeit durd, die Inkas gangbarer gemadyt worden , iſt ſehr unwahrſchein
Ufer eingeſchlagen , welche Spuren an ſidy trugen , daß jie vor langen Zeiten mit Art und Bohrer bearbeitet
genommen werden, daß die Infas nie ihre Madyt bis zum
welden gefiſcht werden konnte.
worden waren.
Dieſe Pfoſten und andere , welche wir
im Laufe des Tages unterſucht hatten , mußten von den Jeſuitenmiſſionären als Floße gebraudyt worden ſein. Ich hatte nicht den leiſeſten Zweifel, daß id) an die ſem Tag den famoſen Barilochi-Paß wieder auffinden werde ; alle früheren Nadridten, die ich zu Rate gezogen habe , ſtimmten genau mit meinen Beobachtungen überein .
lich. Es darf im Gegenteil mit ziemlider Sicherheit an Buſen von Relonkavi ausgedehnt haben. S6, J.
Das Saharaineer.
524
Merresgrund war.
Das Saharameer.1 Von Profeſſor Dr. K. A. Zittel.
Scon im Altertum war die Annahme eines Meeres an Stelle der heutigen Sahara verbreitet.
Das Meer erfüllte die große Bucht
zwiſchen dem Kuſten -Gebirgsſyſteme des Roten Meeres und Eratoſthenes
und Herodot folgerten eine einſtige Ueberflutung der Liby: den Wüſte aus dem Vorkommen von Muſcheln in der Nähe der Ammonsoaſe. Mit nod) größerer Beſtimmtheit weiſen die Berichte von Diodor, Skylar und Ptolomaeus auf einen nwdy bei Beginn der hiſtvriſchen Zeit criſtieren: den Golf, Meerbuſen oder großen Salzſee in der Nähe
der afrifaniſdien Weſtküſte, der Atlas lag als Inſel am Eingang. - Meiner Anſidyt nad ſehen wir in dem weſtliden und ſüdliden Abfall des libyſden Wüſtenplateau's
die alte Meeresküſte der libyſden Budyt, in den Vorbergen an der Weſt- und Südſeite der Dajen die Riffe , welche
wie vielfad, angenommen wird , ungefähr den Flächenraum
dieſe Küſte begleiteten und im Daſenzug ſelbſt das alte, ſubmariniſdie Strömungsthal." Ein allgemeineres Intereſſe erhielt die Annahme eines Saharameeres erſt dann , als Ejder von der Linth die Entſtehung der großen Gletſcher während der Eiszeit damit in Verbindung bradite. Nun wurde die Altersbeſtimmung
des jetigen Scott Djerid im
ſüdliden Tunis ausfüllte
und die Ausdehnung dieſes Meeres zu einer brennenden
und durd, einen Kanal mit der kleinen Syrte in Verbin bung ſtand , oder ob ſich die Beſdyreibungen der alten Geographen auf die nody jest eriſtierenden Lagunen und Sebden in der Gegend von Monaſtir und Hammam be siehen , wie Pomel, Fuchs und Stade annehmen , iſt nody eine ſtrittige Frage , die neuerdings mit viel Gelehrſamkeit
Frage, deren Löſung das mauptziel einer gemeinſchaftlichen
der kleinen Syrte hin . Ob freilich dieſer „ lacus Tritonis “,
Reiſe der drei ausgezeidzneten Gelehrten Deſor, Eſcher von der Linthund Ch. Martins nach der ſogenannten „ petit desert “ im ſüdlichen Algerien , nach der Schott region und dem Sûf bildete.. Wir verdanken dieſer Reiſe cinige wertvolle Sdriften von Defort und Ch . Martins ?
von Pélagaud? und P. de Tdhihatdıeff3 beleudytet wurde. Wie dem aud) ſein mag: die Meinung, wonad; die
über die phyſikaliſde Geographie und Geologie der Sahara.
Sahara ein trocken gelegter Meeresgrund neueren Urſprungs jei , war , wie Dejor ſich ausdrückt, „ von jeher gleidhjam inſtinktmäßig" verbreitet. Sie wurde begünſtigt durch die Verbreitung von Salz und Gyps in den oberflädylidhen Geſteinsidrid )ten , durch die Bededung des Bodens mit Sand und namentlid aud durch die herrſchenden Ideen
über Entſtehung von Wüſten und Tiefebenen überhaupt,
vornehmlid) Defor. Wenn nun die drei Reiſenden don von vornherein für eine Waſſerbedeckung der Wüſte während der Quartärzeit eingenommen waren , ſo wurde dicſe Meinung in ihren Augen zur Gewißheit, als es ihnen gelang , an mehreren Stellen in der Nähe der Schotts und namentlich am Brunnen Budyana im Saf in an : ſtehendem Geſtein , mehrere Meter unter der Oberflädye,
Mit der Frage des Sahara-Meeres beſchäftigte ſich
ſowie durch die irrigen Vorſtellungen von der Konfigura :
echte Meereskondyylien (Cardium edule, Buccinum gib
tion der Sahara .
bosulum Lam, und Fragmente von Balanus miser L.)
Die meiſten älteren Reiſenden kehrten mit der Ueber zeugung aus der Sahara zurück, daß ein Meer den Boden derſelben bedeckt, den vorhandenen Detritus hinwegges idwemmt und nur nacten Fels und Sand hinterlaſſen
zu finden.
Da Mares das Cardium edule ſchon früher nicht nur in der Gegend der Scotts , fondern bei Wargla ſogar in einer Höhe von 130 m . angetroffen hatte , jo ſloß
habe. In beſtimmteſter Form gibt insbeſondere Rußegger
Deſor daraus auf eine quartäre Meeresbedeckung, welche
dieſer Anſchauung Ausdruck : 4
ſid nid)t nur über das Gebiet des ehemaligen Triton
,,Wenn wir den phyſiognomiſchen Habitus des großen
Sees , ſondern auch über die ganze Plateau -Wüſte bis
libyſchen Beckens genau ins Auge faſſen und damit die geognoſtiſche Struktur, inſoweit ſie bekannt iſt, in Ber: bindung bringen, ſo ſehen wir, daß nicht nur dieſes Vecken, ſondern das ganze Baſſin von Nord-Afrika noch zur Zeit
Rhadames , El ued und wahrſdyeinlich ſogar bis zum Fuß
der jüngſten Tertiär- und älteren Diluvial-Ablagerungen
des Ahaggar - Gebirges ausgedehnt habe. Es war, nach Defor , ähnlid ) wie die Oſtſee ein Binnenmeer, deſſen Ver
bindung mit dem Mittelmeer durch die Meerenge von
Gabes vermittelt wurde, und in nod früherer Zeit „ mag dieſes Meer ſogar auch die Südgrenze von Marokko be
1 Durch die Güte des Herrn Verfaſſers ſind wir in der l'age, ilmjeren leſern den geographiſch intereſjanteſten Abſchnitt des von Zittel bearbeiteten und nächſtens erſcheinenden geologiſchen Teiles
ſpült haben und mit dem Atlantiſden Dzean verbunden
geweſen ſein .“
Zu Gunſten eines ſolchen , den Atlas vom eigentlichen
Des großen Rohlfs'ſchen Werkes über die libyſche Wiiſte vorzulegen. A. d . R.
2 Pélagaud. La Mer Saharienne. Annales de la Société d'agriculture de Lyon vol . III. 1880 und „> The deserts of Africa and Asia .“ Extr. Rep. British Association for Advan cem . of Sciences 1880 .
3 Espagne, Algérie et Tunisie. Lettres à Michel Cheva lier. Paris 1880. S. 539-551. 4 Reiſen, Bd. II. 1. S. 279.
Afrika trennenden Meeres haben ſich mehrere andere Natur
1 Deſor , E. Aus Šahara und Atlas. Vier Briefe an F.
Liebig. Wiesbaden 1865 u .: La Forêt vierge et le Sahara.Mélanges scientifiques . Paris 1879. 80. 2 Martins, Ch. Tableau physique du Sahara oriental . Du Spitzberg au Sa Revue des deux Mondes . 1864. hara .
Paris .
Das Saharameer.
forſcher ausgeſprochen. So findet Bourguignat ", daß die Cand- und Süßwaſſer-Schnecken Algeriens und des Atlas die engiten Beziebungen zur Malafofauna Spaniens und
Siziliens aufweiſen , dagegen jener des zentralen Afrika’3 ganz fremdartig gegenüberſtehen und daß am Südrand des Atlas die Grenzzone der Sahara von litoralen Typen
525
Tell , lettere ſind vielmehr entſtanden aus der Konzen tration der Salze , welche die Gewäſſer in geloſtem zu
ſtand während Jahrtauſenden vom Atlas und Abaggar gebirge berabfitbrten ." Und nicht einmal für die tunejichen Scotts gibt Pomelt eine Kommunikation während der Diluvialzeit mit
bewohnt ſei , weldie ſonſt nur an den Küſtenſtridien des
dem Mittelmeere 311. Eine eingebende geologiſche Unter
Mittelmeeres leben .
ſuchung zeigt zwar überall mächtig entwickelte Duartär:
Aus dieſen Thatſaden folgert Bourguignat einerſeits, daß bei Beginn der jebigen Erdperiode das weſtlide Nord: Afrika eine mit Spanien zuſammenhängende Halbinſel ge bildet habe und daſ andererſeits das Mittelmeer durch ein großes Sabarameer mit dem Atlantiſchen Ozean verbun den geweſen ſei. Aud, Noudaire ? und fein geologijd, geidulter Hilfs arbeiter Dru ſpreden ſid nach einer ſehr genauen Pofal
bildungen , allein von entidieden kontinentalem lrſprung, und wenn auch die Anweſenheit der bradiſden Varietät von Cardium edule in den vberſten Sdyidyten vielenorts fonſtatiert werden könne, ſo gevväbre doch das Vorkommen
unterſudung der tuneſiſchen Scottregion zu Gunſten ibrer chemaligen Ueberflutung durd, das Mittelmeer aus. In neueſter Zeit tritt Pélagaud ?, nach einer ausführlidien Grörterung der geſamten naturwiſſenſdaftlichen und hiſtori
den Litteratur über das Sabarameer, mit großer Ent: ſchiedenheit für dasſelbe in die Schranken . Wenn Eider's Theorie, wonach während der Duartär: zeit durch eine Leberflutung der Sabara die Urjade zur
Entſtehung des Föhn's beſeitigt war , raſd in weiteren Nreiſen Eingang fand , da ſie eine cinjacie und leicht ver ſtändliche Erklärung für die Eiszeit in Europa zu geben chien , ſo erbob doch ſofort der Altmeiſter der Meteoro .
togen , Dove , Einſpradie dagegen , indem er nad zuweiſen ſuchte , daß der Föhn nicht aus der Sabara , ſondern aus dem Merikaniſchen Golf fomme. Bald darauf bekämpfte aud, ein angeſehener franzöjder Geologe, A. Pomeld, in feiner idon mehrfad erwähnten Scyrift das angeblide
Saharameer, indem er zeigte , daß die mittlere Höhe der afrikaniſchen Wüſte , ihre Oberflächengeſtaltung, ihre Flora und Tierwelt, ihre geologiſche Beſchaffenheit einer ſolden Hy:
Sicjer Muſdel durchaus feinen ſicheren Beweis für die
cinſtige Anweſenheit des Meeres. Der Mangel unzweifelhafter Mecresablagerungen von quartärem Alter ſowohl im tuneſiſchen Schottgebiet , als aud in der ganzen algerijd tunejijden Sabara deint in der That ein dwerwiegender Imſtand zu Gunſten der Pomel'den Anfidyt zu ſein und erhält dadurd nodi um ſo mehr Gewidyt, als am Mittelmeerufer bei Gabes, Sjar u . a. D. gehobene Strandlinien mit rezenten Ron : cylien vielfach vorkommen . Achnlide Sdvidten feblen der
Wüſte vollſtändig und daraus folgert Pomel, daß jene quartäre Sebung nicht ausreidyte , um die Gewäſſer des Mittelmeeres über die Schwelle von Gabes in die Sdyotts
cinzulaſſen . Wenn jomit Pomel für die weſtliche Sabara, die er aus eigener Anſdauung kennt, ein diluviales Sabarameer mit aller Entidiedenheit abweiſt , jo lautet ſein Urteil minder peremptorijd bezüglid der öſtliden Sahara . Hier
wird wenigſtens die Möglidyfeit eines Golfes zugegeben, welder von der großen Syrte über das warudidgebirge, durd
das Land der Tibbu ſid nad) Wadai und ſogar bis zum Tjadſee erſtreckt haben fönne. Allein wenn man die Be: gründung dieſer Hypotheſe betrachtet, ſo zeigt ſidy, daß fic
potheſe unüberwindliche Schwierigkeiten in den Weg ſtellten .
auf einer falſchen Vorſtellung von der Konfiguration der Cberfläche und auf irrigen Annahmen über das Alter und
Jene gyps: und ſalzbaltige quartäre Bodenbedeckung in
den Urſprung der foſſilen Ueberreſte im Harudjdgebirge
ber algeridyen Sahara iſt nach Pomel keineswegs marinen
und in der Umgebung des Djadjees beruht. Erſtere ſtam men ohne Zweifel aus Kreideablagerungen und lektere ſind keineswegs Reſte von marinen Tieren , ſondern von Süßwaſſerbewohnern.
Urſprungs, ſondern ein Süßwaſſergebilde, das teilweiſe nicht einmal unter einer dauernden Waſſerbedeckung ent
ſtanden ſei. Die angeblichen Spuren eines Meeres in der Sabara ſind --- nad Pomel -- nur „,, Einbildung vorein genommener Geiſter“ ; „ die Teraſſen , welche man mit denen eines ausgetrodneten Ozeans vergliden hat , nur die Ränder verhältnismäßig fleiner Seen oder die Gehänge ehemaliger Waſſerläufe. Salz und Gyps der Sahara ſind ebenſowenig Ueberreſte des Meeres, als jene von Gyps begleiteten ſalzigen Ablagerungen auf den odebenen des
Wie aus dem Bisherigen hervorgeht , beſchränkt ſid: der Berjud) , cin diluviales Sabarameer nadyzuiveijen , auf ein verbältnismäßig kleines Gebiet zwijden Atlas und dem Ahaggargebirg. Selbſt Deſor und Félagaud ſcheinen nidyt
an ein die ganze Sahara einnehmendes Meer zu denken , wie dem überhaupt die wiſſenſchaftliche Begründung eines derartigen Sabarameeres in neuerer Zeit von keiner Seite verſudyt worden iſt .
1 Malacologie d'Algérie. 2 3 ème 3 4
Rondaire. Archive des Missions. Mission des Chotts. sér. Vol. IV . 1878-1879 . La mer saharienne etc. 1880 . Le Sahara etc. 1872. Ausland 1883 Nr. 27
Gegen ein foldes ſprechen lid aber
Vol. II .
1 Pomel A. La mér intérieure d'Algérie et le Seuil de Galés. Revue s « ientifique, 10. Nov, 1877 und Bull. Soc. géol. de France, 1878.
3. ser VI , S. 217. 80
Das Saharameer.
526 die meiſten Reiſenden , welche die eigentlide Sahara kennen gelernt und den geologiſchen Verhältniſſen ihre Aufmert:
ſamkeit geſchenkt baben , mit größter Beſtimmtheit ans. Sdon Caillé äußert ſeine Verwunderung darüber, daß er auf dem Wege nad ) Timbuktu feine Spur von Fondulien' oder anderen Meeresbewohnern gefunden habe. Erwin von Barv idreibt: 1
,,Nas das frübere Sabarameer betrifft, jo fann id nur ſagen , id) habe nicht die geringſte Spur davon ge ſeben ; ja im Gegenteil, nad dem zu urteilen , was id) auf
meinem Wege von Tripoli nad Nbad geſehen , muß der Buden Nord -Afrika's jeit langen Zeiten über dem Meere ſtehen , da nicht einmal Tertiärgebilde zu treffen ſind, es mußte denn jede Spur davon durch Wertvitterung oder Croſion verjdwunden ſein ."
Nidt minder beſtimmt nimmt Peng ? Stellung : „ Man ſpridyt häufig von einem alten Saharameer. Wenn man dabei das Wort alt in geologiſcher Bedeutung anwendet, ſo hat man ja Nedit : es hat zur Devonperiode, zur kreide- und Tertiärperiode 2c. ein Meer criſtiert ; aber
und die Fluten des Roten oder Mittelmeeres in die genannte Einjenkung der Libyjden Wüſte zu führen. Es würde ein Golf entiteben , welder Aegypten mit der Ammons-Caſe
verbände und vielleidt ogar über Dídalo und Audidila jid nach der großen Syrte erſtrecte.
Ob übrigens dieſer Golf während der Diluvialzeit wirklich eriſtierte , läßt ſich mit Sicherheit nidyt behaupten, denn audy in Siwab , Aradi umd all' den übrigen Deprej jionen feblen marine Ablagerungen oder Verſteinerungen
von quartärem Alter gänzlich . Der ſtarfe Salz- und Gypsgehalt des Budens und die Anweſenheit von Salz Sümpfen können nidt als Beweis einer früheren Meeres: bedeckung anerkannt werden , wohl aber ſpredien zu Gunſten einer einſtigen Verbindung mit dem Meer das Vorkommen
zablreicher lebender Eremplare von Cerithium conicum Brug. und eines kleinen Fiſdes ( Cyprinodon dispar) in den Salz-Sümpfen von Siwab und Garab. Das Ceritbium
findet ſid nod beute ſowohl im Mittelmeer, als auch im
Roten Meer. Cyprinodon Calaritanus gehört nicht allein den beiden Veeren an , ſondern iſt als ſubterraner Fiſch
die heutige Sandbedeckung eines großen Teiles der Süſte
in den warmen Quellen faſt der ganzen Sahara , von
bat mit einem Meeresboden nichts zu thun. Es iſt dies
Süd-Algerien an bis zur Libyſdien Wüſte, verbreitet. Audy in Paläſtina hat man denſelben nadigewieſen . Die Legende vom Saharameer ſteht , wie man ſieht, auf dwaden Füßen , denn im günſtigſten Fall beſdyränkt ſid) dasſelbe auf eine Einbuchtung des Mittelmeeres im Süden von Tunis und auf einen ſchmalen Golf im Nor den der Libyjden Wüſte. Abgeſehen von dem totalen
einfach ein durd, Atmoſphärilien zerſtörtes Sandſteingebirge. Gs iſt wohl gewiß , daß Nord Afrika nicht immer eine jo genannte Wüſte geweſen iſt, aber die Entſtehung der Sabara deint weniger cine Frage Der Geologie, als vielmehr der 1
Meteorologie und Klimatologie zu ſein ."
Und weiter :
„ Auf der ganzen von mir gewählten Route durd die
Sahara eriſtiert keine abſolute Depreſſion des Terrains unter den Meeresſpiegel und die Idee des am Kap Didyubi am
Atlantiſchen Ozean lebenden Engländers Viacenzie,
die Sabara unter Waſſer zu ſetzen und Meerwaſſer vo
möglid, bis Timbuktu zu führen , iſt zu abſurd , um ernſt haft diskutiert zu werden .“ Auch die geologiſche Unterſudung der Libuſden Wüſte
durch die Rohlfs'ídie Erpedition hat nur negative That ſaden ergeben. Meine Bemühungen , ſichere Spuren oder
leberreſte eines Diluvialmeeres zu beobachten , ſind frucht los geblieben. Subfoſſile Kondylienſdalen und ſonſtige Reſte von Meeresbewohnern oder alte Uferlinien mit da: rakteriſtijden Sedimenten finden ſich weder auf dem
ſteinigen Boden der Hammâden , noch in den Niederungen der Daſen , nody zwijdjen den Sandmaſſen der Dünen . Nur für einen kleinen Stridy, nämlid) für die tiefe De preſſion am Südrand der zyrenäiſden Hodebene mit ihren ſtellenweiſe 25-70 m . unter dem Meeresſpiegel gelegenen Daſen und Beden gilt dieſer Ausſprud nicht in ſeinem vollen Umfang.
Cine geringe Niveauveränderung der nordafrikaniſden Küſte genügte, um das ägyptiſde Delta unter Waſſer zu jeßen 1 Zeitįdhrift der Geſellſchaft für Erdkunde 311 Berlin 1877.
bedeckung Nordafrika's während der Duartärzeit, ſpridit auch die ganze Geſdichte des Mittelmeeres gegen eine folde. M. Neumayr' hat lettere mit großer Sadkenntnis ſeit der mittleren Miozänzeit geſchildert. Es ergibt ſidy aus den Erörterungen dieſes trefflichen Kenners der media terranen Tertiärbildungen , daß die heutige Form und der Umfang des öſtlichen Mittelmeerbeckens einer ſehr jugend liden Zeit entſtammt. Aus einem kleinen ,, faſt ganz auf die weſtliche Hälfte des jeßigen mediterranen Beckens bes dyränkten Binnenmeer entſtand erſt während der Pliozana
und Diluvialzeit durch allmähliges Fortwadjen gegen Dſten das heutige Mittelmeer. Nod) in der lezten Phaſe der Miozänzeit umſpülte dasjelbe zwar ganz Italien , er reidyte jedod, die dalmatiniſche Küſte nidyt vollſtändig; eine idymale Budt ragte nach Oſten bis an die Südipite des Peloponnes vor und ſandte einen Golf bis in die Gegend von Athen.
Aber während ſich im Norden das
gewaltige Binnenmeer der ſogenannten jarmatiſchen Stufe von Wien bis über den Araljee und bis nach Troja bin ausdehnte, ſind weder im
nordöſtliden Afrika , noch in
Paläſtina oder Syrien Spuren gleichalteriger mariner Ab fäße zu finden . Der beutige Griechiſche Ardipel idien 1 Neumayr, M : „ Die Geſchidite des öſtlichen Mittelmeer
gebietes" in Virchow's und Holtzendorfi's Sammlung gemeinver
Band XII , S. 17 .
Zeitſchrift für Erdkunde. Berlin 1881. Band XVI,
Mangel an unmittelbaren Beweijen für eine Meeres :
. 291.
ſtändlicher Vorträge. XVII . Ter., Nr. 392.
Das Saharameer.
damals ein an Süßwaſſerjeen reides Feſtland zu bilden ,
527
welches das nordliche ſarmatiſche Meer vom Mittelmeere
Geröllen der fretiſden Hodiebenen nidyt zu erklären wären. Da altdiluviale Meeresablagerungen weder an der Ruſte
trennte .
von Paläſtina , nod) von Aegypten oder der Zyrenaila
In der Pliozänzeit gewann die öſtlidye Budt etwas
an Umfang und erreichte Zypern , wo marine Ablagerungen in großer Ausdehnung mit zahlreichen Foſſilreſten vor kommen ; jene Bucht ſcheint aber in der erſten Hälfte der Pliozänzeit weder weit nad Süden , nody nady Oſten ge reidt zu haben , denn in Kreta, auf Rhodus und in Klein afien finden ſid) ſtatt mariner Sedimente Süßwaſſergebilde
von anſehnlicher Mächtigkeit , welde für ein jekt ver: dhwundenes Feſtland Zeugnis ablegen . Erſt gegen Ende der Plivjänzeit eroberte das Mittelmeer , deſſen Nordufer in der Nähe der jebigen Zykladen zu ſuchen iſt , Nos, Rhodus und Milos und erreidyte da und dort aud) die kleinaſiatiſche Küſte. Paläſtina und Aegypten dagegen wurden noch nicht berührt und Kreta ſtand jogar nod) in unmittelbarem Zuſammenhang mit Klein - Aſien . Wenn die Klypeaſterſdicten in der Nähe von Kairo , wie Beva
bekannt ſind , 10 mödyte man daraus ídoließen , daß die im Plivzän angebahnten Verhältniſſe audy n10d während des früheren Abdmittes der Diluvialperiode fortgedauert baben .
Erſt in der ztveiten Hälfte der Quartärzeit deint das
öſtliche Mittelmeer ſeine definitive Geſtalt erlangt zu haben ; es erreidte die ägyptiſche und ſyriſche Ruſte und trat ſogar
etwas über ſeine jebige Grenze hinaus, indem es in der Nähe der großen Syrte , am Bir Niſjam , bei Abu Nain Bondjem 2c., ſowie auf dem Jithmus von Suez marine
Neſte hinterließ. Aber dieſe Ausbudytungen des Mittel meeres ſcheinen nicht bis zu einer Vermiſdung mit dem
Roten Meere geführt zu haben , denn die oben erwähnten pliozänen oder quartären Abſätze nördlid, von Silez ſind durd) cine Barre von alten Flußan divemmungen mit
rid) vermutet , der Pliozänzeit angehören , ſo würde da
Süßwaſſermuſcheln von den mediterranen geſchieden . Ein Höhenzug , der vermutlich auch einen großen Teil des
durch feineswegs cine Verbindung mit dem Mittelmeere,
heutigen Nildelta's einnahm , verſperrte damals dein Ab
ſondern cher eine ſolche mit dem Noten Meere bewieſen
fluß der ſüßen Gewäſſer den Ausweg nad Norden und drängte ſie gegen Oſten in das Rote Wieer. Erſt einer
fein , denn die Fauna der Sande von Gizeh hat viel mehr
Beziehungen zu jener des Noten Meeres . So ſchiebt ſich alſo am Ende der Tertiärzeit eine ziemlid, breite Landbarre zwijden das damalige nod kleine Mittelmeer und das nördlide Ende des Roten Meeres,
das vermutlid) aud ) einen Teil des Delta's und der Land enge von Suez bedeckte, wie das aus der Anweſenheit mariner Abfäße nördlich von Silez hervorzugehen ſcheint, denen Th. Fuchs ' allerdings ein jüngeres (quartäres) Alter zuſchreibt.
lekten Senkung wäre ſchließlich die Bildung der beiden Syrten , des Delta's und des jebigen Nilufers zuzuſdyreiben. So vereinigt ſich die Betracytung der geologiſden Vergangenheit der Mittelmeer - Länder mit den aus der direkten Beobadytung der Wüſte gewonnenen Thatjaden , um die Annahme eines diluvialen Sabarameeres mit aller
Beſtimmtheit von der Hand zu weiſen. Mit Ausnahme eines verhältnismäßig kleinen Teiles der nordöſtlichen Sahara fehlen marine Tertiärgebilde voll
Für ein plivzänes Saharameer gab es unter folden
ſtändig und ſchon dieſer Umſtand berechtigt zu der Vera
Umſtänden keinen Naum , denn wenn dhon das ganze jest
mutung, daß das weite afrikaniſdie Wüſtenland ſeit Ende der Kreidezeit , mit der alten, aus Urgebirge beſtehenden Kontinentalmaſſe Zentralafrika's verbunden , als Feſtland aus dem Meere hervorragte. Seit jener Zeit deinen
vom ſüdlichen Mittelmeer cingenommene Gebiet über das Waſſer hervorragte, um wie viel mehr mußten damals Nord - Afrika und insbeſondere die Hodebenen der Wüſte Während der Diluvialzeit nahm endlid, das Mittel meeer allmählid, ſeine heutige Geſtalt an , dod, vollzug ſich dieſer Prozeß offenbar in mehreren , zum Teil ſehr
zwar, abgeſehen von vulkaniſchen Durchbrüchen und partiel len Hebungen und Senkungen , feine namhaften tettoni ſchen Veränderungen , feine Preſſungen , Faltungen oder Zertrümmerungen der Geſteinsſdyichten eingetreten zu ſein,
lange dauernden Etappen. Auf Sizilien und Malta lebten
wohl aber haben atmoſphäriſche Einflüſſe dafür geſorgt,
Feſtland bilden .
noch während eines Teiles dieſer Periode afrikaniſche Land tiere von gewaltiger Größe (Elephas africanus und Hippo potamus ), deren Anweſenheit nicht nur auf eine Landbrücke
nach dem „ ſchwarzen" Kontinent hinweiſt, ſondern ſogar für die Eriſtenz von großen Strömen und Süßwaſſerſeen ſpricht. Audy Kreta muß entweder noch mit dem Feſtlande
daß man in der Konfiguration der Sahara alle typiſchen Merkmale cines trocken gelegten Meerbeckens vermißt. Im Gegenſaß zu den früheren Anſichten zeigt die Sahara eine überaus reiche Gliederung der Oberfläche. Wenn aud) Hodiplateau's und Tiefebenen im allgemeinen vorherrſden, ſo erheben ſich doch audy mächtige Gebirgsmaſſen in teraſjenförmigen Stufen aus ihrer Umgebung, und verein
verbunden geweſen ſein, oder eine ſehr große Ausdehnung gehabt haben , da ſonſt die Reſte von Flußpferden in den 1 Th . Fuchs : Die geologiſche Beſchaffenheit der , Landenge von Tuez. Denkſchriften der fi. S. Akademie der Wiſſenſchaften . Wien 1877 .
zelte vulkaniſche Berggipfel erreichen ſogar die anſehnliche Höhe von 2500-3000 m . Die ebenen Hammâden , die Areggebiete und Djufs ſind aber feinesivegs vollig ungegliedert, ſondern
überall von Schluchten und Trodenthälern durchfurdit, von Steilrändern begrenzt und mit ausgewaſchenen , ver
Das Saharameer.
528
tieften Becken ausgeſtattet. Dieſes merkwürdige Nelief ver: dankt die Sabara nidyt dem Wellendlag eines abgelaufenen
nad dem der Sand durd die Gerväljer von den Sandſtein :
Meeres , ſondern der kombinierten Wirkung von Süßwaſſer
plateau's fortgeführt und in den niedriger gelegenen Ge
und Atmoſphäre.
Es iſt diver, jogar unmöglid ), den
bieten abgelagert worden war, konnte die eigentlidye Thätig
Anteil jedes der beiden Agentien an der Arbeit feſtzu
feit des Quindes beginnen. Nur im Aufbau von Dünen und in der Anordnung und Verteilung des Wüſtenſandes
ſtellen , dem
diccbe hat in der Libuidhen Sujte don nad
der Eozänzeit, in der übrigen Sabara wahrſdcinlid, don nad) Abidyluß der Kreideperiode, begonnen. Der Inermes lidyfeit dieſes Zeitraumos entſpridyt aud) die Großartigkeit ihrer Sirkungen. Auf Sdritt und Tritt begegnet man den Zeugen einer gewaltigen Eroſion , wie ſie anderwärts
cinen feſten Kern aus anſtehendem Geſtein zu beſißen. Erſt
haben wir die cigentlide Thätigkeit von Wind zu er fennen .
In die jungite geologiide Periode dürfte auch die Ent
den ſind. Jene Steilränder, jene Charaſd) afs mit ihren
jichung der zabireiden Salziumpfe, ſowie der trockenen , jal; und gypsbaltigen jogenannten Scbdycn der Sabara fallen. Sie finden ſid, vorzugsweiſe in abflußlojen Niederungen , benen heute allerdings feine oder nur bodiſt ſpärlide,
pittoreskon Helsbildungen , jene Wadis und Fuſie ohne
oberflödylidie Gewäljer zuſtrömen .
Waſſer (Bahr belâ mâ) .- fic alle ind nirgends fehlende Wahrzeidyen der Sabara und ebenſo ſidere Beweiſe der
muſ; dies , wenn wir die zahlreichen Trodenthäler berück=
Ausnagung durd) Waſſer.
urmen im Abag
teilweiſe aus den gyps- und jalzhaltigen Mergelgeſteinen
nur ſelten und meiſt nur in gebirgigen Gegenden zu fin
Nod) heute
ſidytigen , anders geweſen ſein .
In früherer Zeit jedoch
Indem nun jene Suflüſſe
argebirge und in Tibeſti nad Negenguſien mädytige Sajjer:
der Kreide and ivabridcinlid aud des Devon jid mit
fluten von den Hoben berab , erfüllen die Thäler und
anſehnliden Mengen dieſer aufgeloften Subſtanzen beluden
wälzen zuweilen Geröllmaſſen von 1000 und mehr Rubik
und nad umd nad auf dem Grund der abflußlojen Boden verduiteten , entſtanden , wie in den von Ridythofen jo
meter mit fid fort. Wie verbreitet ſtarfe (Servitter chemals in der ganzen Sahara ſein mußten , beweiſt die überraſdiende äufigkeit von Blibröhren . Aber nod) mehr als burd ) die Trocenthäler, Steil
ränder und Mulden erhält die Sahara durd, die Injel, berge (Côr, Gûr , Zeugen , Témoins) und durd, die enor : men Luantitäten von Flugſand ihre fdarf ausgeprägte Signatur.
Zu Tauſenden und aber Tauſenden ſind die
crſteren über die ganze Sahara verteilt und wenn man bedenkt, daß ſie alle nur übrig gebliebene Pfeiler ehemals zuſammenhängender Plateau's darſtellen und das ſie häufig don mehrere Meilen vor der Terraſſe beginnen , mit der
jie urſprünglid) vereinigt waren , ſo muß man ſtaunen über die enormen Majien von Material, die bier zerſtört, aufgelöſt , weggeſchaft und wahrſcheinlich ins Meer getragen wurden . Und audy der Sand! Weldie Zeiträume waren erforderlid ), um aus dem Sandſtein , welder faſt in der ganzen mittleren und ſüdlichen Sahara den Untergrund bildet , jene Maſſen von lockerem Sand zu erzeugen , der dann als Spielball des Windes in den Sandwüſten und Dinenketten vereinigt wurde. Gegen die Entſtehung des Wüſtenſandes aus Sand:
trefflid, geſdyilderten uſtaſiatiſden Steppen, jene ſalz- und wpshaltigen Ablagerungen , welde faſt in allen Tiefebenen der Sahara verbreitet ſind und init zur Annahme eines
einſtigen Sabarameeres Veranlaſſung boten. Obwohl demnad, mit der genaueren Kenntnis der nordafrikaniſden Wüſte die Möglichkeit einer vollſtändigen ozeanijden Waſſerbebedung unmittelbar vor der jetzigen Erdperiode dwindet, jo ſpreden dod zahlreide Erideia
nungen für eine reidlidie Bewäſſerung, für ein fruditbares Klima und für mädytige sacrläufe in ciner nidit all
zuweit zurückliegenden Periode. Den bereits eingebender geſchilderten Eroſionserſdyeinungen läßt ſid, das Portom men von Goblen mit Tropfſteinſtalaktiten , ſowie von mäd) tigen Kalktuffablagerungen in jetzt völlig waſierloſen Gegen
ſtein dürfte ſich kein ernſthafter Einwand erheben laſſen,
den zur Seite ſtellen. In der Caſe Chargch enthält der Tuff Neſte von immergrünen Steineiden , die der Sabara beute fehlen , aber am Mittelmeer faſt überall gedeihen. Ebenſo zeigt die geographijde Verteilung der Suſtenfauna und - Flora Eigentümlicykeiten , welde auf einſtige leidytere Kommunikation der Pflanzen und Tiere ſchließen laſſen . ' Eine nicht geringe Anzahl von Arteir aus beiden organi den Reidhen gehört der Sahara ausſchließlich an und iſt
und wenn man bei dieſem Zerſebungsprozeſſe den Atmo iphärilien , namentlid, dem Einfluß des Temperaturivedjels,
demijden finden ſid) andere, teils aus dem Mittelmeer:
faſt über ihre ganze Oberflädie verbreitet ; neben dieſen en
einen bedeutenden Anteil zujdyreiben mag , ſo gibt es dod
gebiet , teils aus dem Sudan eingedrungene Formen . Kann
ohne Mitwirkung von fließendem Waſſer, das die zerſetzten Produkte fortführt und ſtets wieder neue Entblößungen der Geſteinsoberfläche (dafft, feine energiſdie Verwitterung. lind ſelbſt für die heutige Verteilung des Wüſtenjandes müſſen wir durchaus die Mithilfe von Waſſer in Anſprud)
man die libyſchen und tripolitaniſchen Daſen im botaniſchen
nebmen .
verbreitet war. Den ſchlagendſten Beweis für den ein
Sinne als Enklaven der Mittelmeerprovinz bezeidınen, ſo
ſind in Aïr (Asben ) und Agades Brudyſtücke einer zentral afrikaniſden Flora und Fauna übrig geblieben , die ehemals
wabrſcheinlich über einen großen Teil der ſüdliden Sahara
Die wenigſten Dünen der Sahara find an Ort und
Stelle entſtanden und äußerſt ſelten ſcheinen ſie überhaupt
1 Pomel, Le Sahara .
S. 93—121.
Die Vichwirtſchaft der Herero.
ſtigen Zuſammenhang der Gewäſſer des tropiſden Afrika mit dem Abaggargebirge liefert unſtreitig die von Barry nadygewieſene Eriſtenz von Rrofodilen in den waſſerarmen
Flüſſen und Sümpfen dieſes jekt vollſtändig iſolierten Hochlandes.
Auch das Vorkommen von behauenen , offenbar durdy Menidenband bearbeiteten Feuerſteinſplitterni in jeßt unbe:
wohnbaren Teilen der Wüſte weiſt auf einſt günſtigere Lebensbedingungen bin.
Ja felbſt an hiſtorijden Zeug
niſjen fehlt es nidyt, welche den unwirtlichen Charakter der Wüſte als eine Errungenſdaft neueſter Zeit darſtellen.
Hieber möchte ich kaum die poetiſden Sagen der Scaanba Araber rechnen , die das Verſiegen des ehemals mit mädı: tigen Fluten dabinrauſcenden , von fetten Weiden be: grenzten und von didyten Wäldern beſdatteten Frbarbar
als Strafe für die Frevelthat eines gottloſen Häuptlings ſchildern und aud die hiſtoriſd beglaubigte Thatjade, dass die Karthager ibre Kriegselephanten in der tuneiden Sahara aufzogen , ließe ſich immerhin durd, die Annabme einer ſorgfältigeren Pflege und beſſeren Bewäſſerung des Bodens erklären . Ebenſo möchten die Ruinen weit in die Sahara vorgeſd )obener Befeſtigungen, Wachtürme, Kaſtelle und feſter Anſiedelungen aus römijder Zeit , oder die bei
Gründen nachzuweiſen verſudyt, und man wird wohl faum
feblgreifen , wenn man in der Waldverwüſtung, in der Zerſtörung der antiken Bewäſjerungsvorkehrungen und in der dadurdy bedingten Einſchränkung des kulturfähigen Landes die Haupturſadyen der verminderten Niederſchläge erkennnt.
Ob aber in der eigentlichen Wüſte die günſtigen kli matiſden Bedingungen der Diluvialperiode nod in die biſtoriſche Zeit hineinragten, balte id trop der von Th. Fijder und D. Fraas ' geltend gemachten Gründe für unwahr ſcheinlich. Siderlich hat aber die Sabara ihre jepige unwirtliche Beſchaffenheit ſpät und zwar wahrſdeinlid) in der zweiten Hälfte der Diluvialperiode erlangt.
Mehr Gewidyt darf man vielleicht dem
llmſtande
beilegen , daß unter den rohen , in Felswände eingemeißelten Figuren im Lande der Tuareg und Tibbu am häufigſten der Budelochs , das Nind,zeilen aud) Strauf und Cle: phant vorfommen , während das typiſde Laſttier der Sa
hara , das Ramel , fehlt. Aus dem Mangel bildlicher Darſtellungen des Kamels auf ägyptiſchen Denkmälern bat man auf eine ſpäte , erſt in chriſtlicher Zeit erfolgte Ein
führung dieſes Tieres ſchließen wollen .
Allein
don
Th. Fijder ? hält es für undenkbar, daß die Aegypter das Kamel auf den aſſyriſden Feldzügen Tuthmoſis III . im 3
17. Jahrhundert v. Ch. nicht kennen gelernt hätten . Für die mediterranen Rüſtenſtriche hat Th. Fijder eine Ver
ſchlechterung des Klimas in hiſtoriſcher Zeit mit guten
Nidt
lokale geologiſche Ereigniſſe, ſondern meteorologiſche Ver änderungen allgemeiner Natur ? haben die ebemals waſſer reidie nördliche Hälfte von Afrika teilweiſe in Wüſte ver wandelt : beiße Winde haben die Quellen , Flüſſe und Seen
verzehrt und durd Mangel an Feudytigkeit ſind Pflanzen und Tiere bis auf einen kleinen Brudteil, welcher ſich den neuen Eriſtenzbedingungen anzupaſjen wußte, veridmachtet .
Wargla und im Wadi Mija entdecten Nuinen von Städten
aus berberiſcher, vorarabilder Zeit nod feineswegs un trügliche Beweije für ein früheres günſtigeres Klima bilden ; denn was für glänzende Erfolge durd) Anlage zahlreicher Brunnen mitten in der Wüſte crzielt werden fönnen, haben die Franzoſen in dieſem Jahrhundert zur Genüge crticen .
529
Die Viehwirtſchaft der Herero . III .
Brunnen und Tränken .
Im Damaraland gibt es nur eine kleine Anzahl be ſtändig fließender Quellen und die wenigſten derſelben deinen von der Regenmenge jedes einzelnen Jabres un abhängig zu ſein. Dies ſind vor allem die beißen Duellen bei Dtyinduu, Stjifango, Sindhoek, Rehoboth u. 1. w . Alle dieſe heißen Duellen ſcheinen einen gemeinſamen Cha rakter zu haben ; das Waſſer derſelben ſmeđt überall gleich diefelbaltig, riedit ſtark nad Sdwefelwaſſerſtoff und iſt überall etwa 50 Grad Keaumur heiß, wo es aus dem
Geſtein hervorkommt; alle dieje Duellen ſcheinen aud der
ſelben geologiſchen Formation anzugehören .
Außerdem
ſind einige kalte beſtändig laufende Quellen , die dem Waſſer beiteten Feuerſteinſplittern , ausgegraben wurden . Die Knochen haben ihre Leimbeſtandteile verloren und haben ein foſſiles Aus jehell. Wenn alſo nicht irgend ein Irrtum vorliegt , ſo wäre die Anweſenheit des Kamels während der Steinzeit durch dieſen Fund erwieſen .
1 In erſtammlicher Menge befinden ſich ſolche behauene Feier ſteinſplitter in der Einſenkung zwiſchen dem Atlas und Shaggar gebirge , aber auch tief im Jmmern der Libyſchen Wiiſte, zwiſchen Dachel und Regenfeld habe ich ſolche gefunden . 2 Theobald Fiſcher. Studien iiber das Klima der Mittelmeer -
länder. Ergänzungsheft Nr. 58 zu Petermann's Geographiſchen Mitteilungen. Gotha 1879 und Petermam's Mitteilungen Vd. XXIX 1883, S. 1 .
3 Herr Dr. Moof hat dem Münchener paläontologiſchen Mil
1 O. Fraas. Aus dem Orient. I. S. 213—216 . 2 Whitney betrachtet die Austrocnung der Kontinente als eine Phaſe der Eiszeit , welche mit dem Abſchmerzen der großen Gletſcher zuſammenfällt. Die Entſtehung der nordafrikaniſchen Wiiſte , wie der Wiiſtengebiete iiberhaupt , wäre darnach nur das Ergebnis einer, über die ganze Erdoberfläche mehr oder weniger bemerkbaren Abnahme der Niederſchläge in der zweiten välfte der Diluvialzeit. Letztere fönnte ſomit als die Periode der Steppen: und Wilſtenbildung bezeichnet werden .
Näheres über die inter
ſeum eine Anzahl Schädelfragmente , Kiefer und Hochen vom
eſſanten Ausführungen Whitney's in deſſen Wert : The Climatic
Kamel, Pferd oder Ejel gejchenkt , welche angeblich bei Helian in einer aſchenhaltigen Kulturſchichte, vermiſcht mit zahlreichen bear:
Comparative Zoology, Vol . VII, Chapt. II und III . 1882.
Ausland 1883 Nr . 27.
Changes of later Geological Times . Mem . of the Museum of 81
Die Viehwirtſchaft der Herero.
530
berge entſtrömen ( Dmuvero umue , Otiyozondyupa u . 1. w .), und einige jalzhaltige Duellen in der Wüſte in der Nähe des Meeres. Aber aud) die ſtärkſten dieſer Quellen laufen
betten iſt ſehr bejdyränft. An den allermeiſten Stellen ver (dwindet bald nad, dem Regen das Waſſer von der Ober:
höchſtens anderthalb Stunden und bei den allermeiſten fließt
zu graben , um Trinkwaſſer für ſid) und für ihr Vieh zu
das Waſſer nur wenige hundert Sdritte weit. Alles übrige Waſſer im Lande iſt völlig von dem Regen des jeweiligen Jahres abhängig. Da die Regen immer Ge: witterregen ſind und immer nur ſtridyweiſe fallen , jo kann es aud, in dem regenreichſten Jahre vorkommen , daſ mitten im Lande einige Quadratmeilen faſt völlig dürr bleiben , dann verſagen dort auch die gewöhnlichen Waſſerſtellen
bekommen .
fläche und die Eingeborenen ſind gezwungen , immer tiefer
Die Brunnengräberei geht in der primitivſten Weije vor fidy. Das Grabinſtrument der Herero (otyihupuro) iſt ein Brettchen oder eine flache Holzſdjuſel, etwa 30 cm .
lang und halb ſo breit , an den langen Seiten abge:
rundet und an beiden Enden zugeſpitzt. Man faßt nun mit
jo daß aud) auf den fläden das Waſſer bald einige Zenti
beiden Händen die ſpißen Enden und fragt mit der lange Seite die Erde weg . Solange das Grundwaſſer noch der Oberfläde nabe iſt, werden dieſe Brunnenvertiefungen jo
meter hodh ſteht umd in den Sdluchten und Feljenſpalten
eingerichtet, daß das Vieh ſelbſt bis an das Waſſer heran
Gießbädye fidunverjebens bilden . Dann bededen ſich audy die Sandmaſſen der für gewöhnlid, trockenen Fluß
gehen und ſelbſt aus der Grube trinken kann. Sdion dann iſt die Arbeit des Tränkens beſdywerlich genug. Die Grube, auf deren Boden ſidy die kleine Pfüße mit Waſſer befindet, wird nie größer, als unbedingt notwendig iſt, ge macht; wenn nun das Vieh in großen Haufen und haſtig binzudrängen würde, ſo wäre im Augenblicke der Sand wieder in das Waſſer von den Kindern hineingetreten und alle Mühe umſonſt. So muß denn nun die Herde in der Nähe der Brunnen falten , wird dort bewadyt und nur
völlig. Freilid ), wenn es regnet, ſind es oft Wolkenbrüde,
betten mit brauſenden Fluten.
Aber ſo gedwind das
Waſſer gekommen , iſt es auch dahin. Da die Neigung
des Landes zum Meerezll eine redyt bedeutende iſt, ſo führen dann dieſe Regenflüſſe unglaubliche Maſſen Erde und Sdlamm mit ſidy, ſo daß man das Waſſer der dahineilen den Flüſie durchaus nidit als Trinkwaſſer gebrauden kann. Wenn die Fluten einen längeren Weg über vorher völlig
trođenen Sand zu laufen haben, ſo konzentrieren ſid, die
immer zivei oder drei Tiere werden an das Waſſer heran
Sd lamm -Majien immer mehr, da die Feudytigkeit von dem
gelaſſen ; aud , dann müſſen andere immer wieder den Boden des Naſerloches reinigen und wenigſtens immer ſo viel
Sande aufgelogen wird, zum Teil aud verdunſtet. Asenn is alſo oſtlid) von Dtyojazu jo ſtark geregnet hat, daß der Sdivad aub etwa bis Ujab oder Heikanudab fließt, ſo iſt
oft zuletzt das Waſſer zu einem ſolden Sd lammbrei fona zentriert, daß man beinahe Ziegel daraus formen könnte
und daß es ſdyledyterdings unmöglid) iſt, dem „ fließenden " Flužje irgend eine trinkbare Feudytigkeit zu entnehmen , ob
Cand herausfraten, daß das Vieh das Maul bequem in's
Najjer ſteden kann . Wenn dann aber das Grundwaſſer aud) in dem Sande der Fußbetten in Folge der Dürre immer tiefer ſinkt, jo muß aud) der Brunnen immer tiefer gegraben werden ; immer böber müſſen die in der Tiefe des Brunnens Arbei
wohl in Damaraland Menſdien und Vich nicht ſo ver
tenden die Erde mit ihren kleinen hölzernen Spuſſein
wöhnt ſind, daß ſie an etlidien Prozenten im Waſſer
werfen , ſo daß ſid, um den Rand des Brunnens bald ein Wall bildet. Da weder Damaraland Zimmerholz darbietet,
idwebender organiſdyer und unorganiſder Stoffe Anſtoß nehmen .
In dem weſtliden Teile von Damaraland liegt faſt
überall der Felſen ziemlid, didit unter der Oberflädie und tritt jogar an vielen Stellen offen zu Tage. Und das Urgeſtein hat durchaus keine Neigung, fid in Riten und Spalten zu öffnen , damit die meteoriſchen Waſſer eindrin gen fönnen . Von irgendwelder Gumusſchidyt iſt faſt nir Jends etivas zu bemerken ; ſo fließt denn alles Regenivaſſer ſchnell ab und wenige Tage nach dem Gewitterregen dheint nur noch der Sand der Fußbetten einige Feudytigkeit zu halten. An manden Stellen, wo eine das Flußbett quer wie eine Schleuſe abidließende Felsbank bas Ysaſjer hin
dert, unterirdiſd im Sande abzufließen, bleibt der Sand faſt das ganze Jahr über feudyt, ja an beſonders günſtig gelegenen Pläten tritt in guten Jahren in dem ſonſt trodenen Flußbett eine laufende Quelle zu Tage, ſo z. B. in Otyim bingue, Dkozondye, Okahandya, Otyizeva 1. i. w . Solde
Quellen liefern dann ein ſehr gutes und reidlidyes Trink ivaſſer.
Aber auch die Zahl dieſer Quellen in den Fluß
nod) aud die Herero irgend etwas von Zimmerei ver ſtehen, jo bleiben die Wände des Brunnens aud) bei der
größten Tiefe ſo, wie der Sand von ſelbſt ſteht. Somit müſſen ſie denn die Grube gleid) von Anfang an tridter formig anlegen, bei größerer Tiefe wird aud die obere
Deffnung immer größer und es läßt ſidy leidyt vorſtellen, was für cine Menge Arbeit bei dem kleinen Grabeinſtru:
ment und dem Mangel jeglidyen Windeapparates auf einen einigermaßen tiefen Brunnen aufgewendet werden muß. leberdies hat das in der Tiefe zuſtrömende Grundwaſſer
immer die Neigung die Wände des Brunnens zu unter: ſpülen, folglid fällt aud der Sand immer wieder nad und wenn der Brunnen erſt über 3 m . tief iſt, ſo haben
die virten immer wieder neue Arbeit, wvenn ſie, zum Trän fen kommend, die Hälfte der Grube von neuem mit Sand zugefallen finden. Daber juden jie gerne, wenn nur irgend
eine Möglid)feit ſid, bietet, ihre Brunnen an den feſten Felen anzulehnen . In der Grube läßt man hie und da Vorſprünge ſtehen,
Die Viehwirtſchaft der Herero.
damit man wie auf einer Art Treppe hinabſteigen fam . Wo dergleiden nicht angänglid, iſt, wird eine Leiter im proviſiert ; es wird ein Baumſtamm in den Brunnen hinein geſtellt, von deſſen Aeſten man beim Abholzen nod die Stümpfe am Stamme ſtehen gelaſſen hat, ſo daß die Leute an ihnen einigermaßen bequem in den Brunnen hinab ſteigen können. Die tiefſten Brunnen der Herero, die ich geſehen habe,
waren etwa 8-10 m . tief.
Das Heraufbefördern des
531
gewöhnlid, mit ciner Dornenbecke umgehen , damit die Kinder jid nidyt hineindrängen fonnen . Beim Tränken werden meiſt die größten und ſtärkſten
Ninder am erſten zugelaſſen ; insbeſondere geben allen übrigen diejenigen voran , auf denen das Wohlgefallen des Herrn am meiſten ruht, die dann aud) von den übrigen Herero fort und fort beſungen ( ozo -hivirikua ), nie verkauft wer den und die nur bei dem Tode des Herrn geſdıladtet werden dürfen, um mit ihren gewaltigen Hörnern ſein
Waſſers geſdieht ebenfalls in der primitivſten Art. Es
Grab zu zieren .
müſſen ſoviel Leute in den Brunnen hineinſteigen, als genug
Dieſe Brunnen in den Fußbetten bieten meiſt, wenn ſie tief genug gegraben werden , ziemlich reidylid Waſſer,
ſind, daß ſie die gefüllten Eimer einander zureiden fönnen ; oft müſſen alſo 5-6 Mann in den Brunnen hinein. Es wird aber auch von folden Brunnen erzählt, wo 9-10 Mann zum Tränken nötig ſind ; der unterſte ſdöpft das Waſſer und reidyt es weiter, der oberſte gießt es in den
obwohl man ſich leidyt ein Bild davon madyen kann, wie troden das Land ſelbſt ſein muß, wenn man an den günſtig ſten Stellen in den Flußbetten bis zu der angegebenen
Tiefe graben muß, um das Grundwaſſer zu erreidhen. Aus
Tränktrog und wirft dann meiſt den hölzernen Eimer dem
dem jandigen Untergrunde ſtrömt das Waſſer immer wie
unterſten direkt wieder zu. Die Leute ordnen ſid, im Bruna nen meiſt ſo, daß der am Range niedrigſte aud) am tiefſten im Brunnen ſteht, während der vornehmſte direkt die Herde
der raſd) zu . Die volkstümliche Etymologie der Herero
bedient.
leitet den Namen ſoldier Brunnen (ozo -ndyombo) von der Wurzel yomba, warten , bleiben , ab, weil in folden Brunnen immer Waſſer bleibt und nidyt jo geſdivinde zu
Die Herero, die ſonſt nidyt viele Luft zu ſdhwerer Ar beit haben , ſind bei dieſer immerbin redyt mühevollen Ar
Ende gebt.
beit des Brunnengrabens und Waſſerídyöpfens mit Leib
Cand: und Vebmfladen der Omabefe.
und Seele, und während ſie ſonſt alles immer möglidſt langſam verridten, ſo fliegt bier der Eimer rajd) von Hand
cine ziemlid, fladye Godhebene iſt, ſo bilden ſid, nur ſehr wenige eigentlidye Flußbetten ; die Regenwaſſer fließen nicht
zu Hand und ſie ermuntern einander mit Singen und
ſowohl ab, ſondern ziehen ſich direkt in die Erde und nur an den tiefſten Stellen der fladyliegenden Mulden bleibt
Späßen , damit das Vieh möglid )ſt raſdy getränkt werde.
Anderer Art ſind die ozo-mbu , die Brunnen in den >
Da die Omahefe
Freilid haben die hölzernen Eimer, obwohl aus einem
ein wenig Feudytigkeit mehr, als anderswo. Wenn man
Stück Holz geſd nitt, meiſt Nilic, aus denen das Waſſer beſtändig auf die Köpfe der im Brunnen Befindlichen berab
an folden Stellen Brunnen gräbt, jo jammelt ſid, einiges Waſſer, aber nur ſehr langſam und aud) in größeren Gruben findet ſid, in 24 Stunden nicht mehr, als für nur
rieſelt und wenn es nid)t (dynell ginge, ſo würde evenig Waſſer mehr im Eimer ſein , wenn es dem oberſten Manno zugereidyt wird. Da das Brunnenlody nie tiefer als in umgänglid, nötig gemadt wird und daher immer nur einige Zentimeter Waſſer auf dem Boden ſind, ſo wird jedesmal mit
dem Waſſer aud) einiger Sand im Eimer mitgeſdyöpft und t's gehört mit zu den Vergnügungen der Herero, die lan
dige Neige im Eimer den Kindern , welche ſid) am Tränk: troge drängen, auf den Kopf zu gießen. Getränkt wird
wenige Kinder ausreidyt. Die Herero helfen ſich dann dadurdy, daß ſie in einer ſolden Thalmulde viele Brunnen
gruben madıen , um mit der Herde immer weiter ziehen zu fönnen, wenn die erſten leer geſdöpft ſind. So gibt es einzelne größere Werften in der Omahefe, zu denen 50 und mehr folder Brunnen gehören. Freilich haben hier die Leute den Vorteil, daß ſie dieſelbe Grube von Jahr zu Jahr mit nur geringen Nachbeſſerungen benußen können , während jene ozo-ndyombo in den Flußbetten immer wieder
gewöhnlicy aus einem hölzernen Tränftroge (etemba), aud) aus einem Stüde Holz, meiſt Ahnaholz, gejdhnitt, mulden förmig mit zwei Griffen am Ende, meiſt zirka 1 m . lang
zugeſpült werden, wenn der Fluß in der Regenzeit ſtärker läuft, und jedes Jahr von neuem aufgegraben iverden
und ebenſo breit und tief. Ein Eremplar ſolden Tränk: troges habe id) an das Berliner Ethnologiſde Muſeum ab
müſſen . Uebrigens gibt es in der faſt ebenen Omabeke Stellen genug, wo ſidy das Regenwaſſer zu Teiden jammelt
gegeben. Aus einem ſold)en Troge können dann immer 4-5 Rinder auf einmal trinken. Der Trog wird am
(omarindi ) ; denn nur der geringſte Teil des auf die
Rande des Brunnens zwiſden große Steine, zuweilen aud)
Omabefe fallenden Regenwaſſers fließt durch die Omuramba uomataku wirklid, vſtwärts nad , dem Innern Afrika's ab.
zwiſden Pflöde feſtgelegt. Wenn er nidyt gebraudyt wird, wird er meiſt irgendwo in der Nähe des Brunnens zwiſdien die Felſen verſtedt.
Liegt die Werft nahe beim Brunnen ,
Die meiſten dieſer Teidye, weldje alle ſehr flady ſind, ver trodnen bald, aber in den größeren hält ſid das Waſſer Natürlid lagern ſich dann die
ſo wird er auch wohl jedesmal nad, dem Tränken bis zu
aud wohl einige Monate.
den Häuſern gebrad)t und dient in der Zwiſdienzeit oft
Werfte der Herero in der Nähe und nußen dieſes Waſſer aus. An vielen Stellen des Landes lagert ſid, auf dem
als Sit des Hausherrn. Der Rand des Brunnens wird
Die Viehwirtſchaft der Herero.
532
Boden dieſer Pfannen Kalk ab ; dann zieht ſich auch wohl cine bedeutende Menge Waſjer durch dieſe Ralfformation
bindurch und es bilden ſich unter ihr, wie unter einer Dece, unterirdiſde Reſervoire, weldie redit lange Waſſer
bebalten. Wenn dann die e -rindi ſelbſt auſgetrodnet iſt, wird auch das unterirdiſche Waſſer benußt; die Herero graben mit ihren Stöcken tiefe Yöder durch die Kaltidridit
bindurch und zuweilen , wenn geſdiditeter ( limmer -Sdviefer unter dem Kalke liegt, bis tief in denſelben binein und dopfen aus dem unter der Oberflüde ſid Waſier für ihr Vieb .
nur für wenige Wochen Waſſer bietet. Von hier muß man bald fortzieben , wenn das Waſſer aufgetrocknet iſt; bier wird alſo auch das Gras nicht völlig zertreten , hier werden Die Büſde nicht ſo völlig abgenagt, überhaupt verteilt ſich in der Negenzeit das Vich ebenſo, wie es ſich in der dürren Zeit auf die wenigen Stellen zuſammendrängt. Die Folge davon iſt, daß, ſobald das Land beregnet iſt, alles was irgendwie ziehen kann, die bedeutend beſjere Weide an den
kleinen Waſſerſtellen aufſudyt, ſo daſs wenigſtens für einige
ſammelnden
Monate ſich die in der Sürren Zeit devaſtierten größeren Pläße etwas erholen fönnen. Später muß ſid, dann trop der
Außerdem bleibt auch wohl einiges Regenwaſſer für etliche Tage oder Wodien in Felſenlöchern (oma-o ) ſtehen , ebenſo bie und da in Bertiefungen der naden Granit und Gneißfläden (otu -uua, holländiſch platklippen ), welde ſo oft im weſtliden Damaraland ſid, finden. Die Hirten und Jäger kennen dieſe Stellen genau und wenn es ge regnet hat, werden ſie ſofort aufgeſucht. Aber niemand fällt es ein , dieſe Felſenlöcher zu wirflichen Ziſternen zu1 erweitern oder and nur ſie von dem hineingefallenen ( rus und Sand zu reinigen ; es würde auch bei dem unter den
ídlechten Weide alles hier wieder zuſammendrängen, zu
Herero herrſdenden Kommunismus demjenigen , der eine jolde Ziſterne ausarbeiten ließe, id wer werden , lid im alleinigen Beſitz derſelben zu behaupten. Senn man dieſes alles über die Waſſerſtellen Geſagte zuſammennimmt, jo jieht man leicht, wie die Anzahl der ſelben gleid nad dem Regen am größten iſt. Dann ſind die Pfannen und die Felslöder gefüllt und in den Fluß
betten rinnt, auch wenn die eigentliche Waſſerflut verfluſjen iſt, hier und dort ein Bächlein. . Je weiter es aber ins Jahr hinein geht, deſto mehr trodnet cine Pfanne nadı der anderen ein, die veljenlöcher und die Platflippen ſind idon längſt ausgeſchöpft, in den Fußbetten muß immer ticfer und tiefer gegraben werden . Immer weniger werden dann die Stellen, an denen die Brunnenmaderkunſt der
Herero noch das Grundwaſſer erreidyt, und im November und Dezember müſſen ſich dann alle Herden nad den dau ernden Duellen und Brunnen zuſammendrängen . Daraus ergibt ſich, daß die Herden jabraus jabrein auf der Sander ſchaft ſein müſſen. Freilid, beſuden die meiſten periodijd immer wieder dieſelben Stellen.
Da , wie ich in meinem erſten Aufſaß über die Herero dargeſtellt habe, ' das Weidefeld völlig allgemeines Cigentum iſt, audy niemand irgendwie auf den allgemeinen Nußen Rüdjicht nimmt, jo geſchieht es, daß um die größeren und bleibenden Waſſerſtellen das Weidefeld immer ziem lich devaſtiert iſt. Das Vich wird ja nirgends auf einem Wege zuſammengebalten , wenn es zur Weide oder zum Sajjer getrieben wird, jondern es breitet ſich beim Geben immer nach Möglid feit aus und meiſt zertreten die Kinder viel mehr, als ſie abfrejien . Anders iſt es, wo eine Nelien
kluft oder eine Pfanne nur für wenige Monate oder gar
mal, wie oben geſchildert, zum Tränken aus den tiefen Brunnen viele Hände zuſammenarbeiten müſjen. Die Waſſerſtellen baben übrigens, mögen ſie nur tem
poräre oder perennierende ſein , für die Geographie der Herero cine ſolche Bedeutung, daß ſie nur dieſen Namen geben. Sonſt erhält weder Fluß , nod Berg, noch Landidaft einen
Namen von den Herero, während doch die benachbarten Hottentotten auch den Bergen und den Flüſſen Viamen geben . Die Namen , welche auf den Karten in Damara land den Fußläufen und den Bergen gegeben ſind, ſind aljo entweder die bottentottijden , wie z. B. Sdwadaub, Ragn , oder es ſind dieſelben mißbräudylidh nach einzelnen , für die Europäer bedeutenden Waſſerſtellen benannt wor den . Die engliſden Neijenden baben öfters Berge mit rei nen Genitivformen benannt. So iſt z. B. auf den Karten im Norden von Damaraland oft ein Berg Djafavafa ge
nannt, er ſoll hier eigentlich beißen otya - kavaka, d. h. der Platz von Ckavafa . Cfavafa iſt eine Waſſerſtelle am Fuße dieſes Berges und man fönnte den Berg ebenſogut aud nad anderen Waſſerſtellen , die jid an ibm befinden , benennen .
Entgegen der Art der Gottentotten haben die Herero die Praris, möglichſt weit ab vom Waſſer zu wohnen , um die beſjere, nood) nid)t abgenüßte Weide möglichſt in der Nähe zu baben. Wo die Herero nod) ganz ihre alten Sitten bewahrt baben , babe id jie bis 3 , aud 4 Stunden
vom Sajjer wobnend getroffen. Sie ſelbſt brauchen für
ihren perſönlichen Bedarf hödöſt wenig Waſſer. Ihre Häuſer itreiden ſie, wenn ſie eines neuen Aufpuges im Innern oder Neußern zu bedürfen deinen , mit friſchem Ninder
miſt an ; die Fellkleider werden nur mit Fett und Butter eingerieben und können Waſſer überhaupt nicht vertragen. Sie ſelbſt waſden ſid, nur, wenn ſie etwa beim Tränken mit Sand und Sdlamm ſid) beſchmußt haben und dann natürlid) am reip. im Brunnen jelbſt, baden auch wohl, wenn gerade in den Flüſſen oder Quellen einigermaßen
reines Waſſer vorbanden iſt ; ſonſt iſt es genug, wenn ſie ſich die Hände mit Sand oder mit hartgetrockneten Kub
fladen abreiben . Da nun überdies ibre Nahrung baupt jädlid aus Milch beſteht, ſo brauchen ſie auch nur wenig Waſſer zum
1 Siehe „ Ausland“. 1882, Nr. 42.
Trinken und eine Familie fommt mit ein
paar Vitern pro Tag reid lid) aus.
Rumänien ein Juduſtrieſtaat ?
Das Vieh wird dann des Morgens auf die Weide getrieben und weidet im Bogen, ſid, immer mehr der Waſſer ſtelle nähernd. Dort finden ſich zur Mittagszeit die Her den zuſamen , die Hirten helfen ſich wedjeljcitig beim Tränken ; dort finden ſid, aud die Herren ein, um das Tränfen zu beaufſidytigen und um ſid) ihrer Herden zu erfreuen. Da werden dann die Neuigkeiten ausgetauſdyt, die Angelegen
533
Tag über mit ſid) zu nehmen , ſondern bleiben vom Morgen bis zum Abend nüchtern, wenn ſie nidyt etwa Ziegen bei der Herde haben , wvelde ſie ſid, audy im Weidefelde nad Bea lieben in den Mund melfen . Pferde übrigens, die vollige Freiheit haben , pflegen aud ) nur jeden ziveiten Tag zum Waſſer zu kommen, wenn ſie nur entfernt vom Brunnen gute Seide finden . Außer dieſem periodijden Gerumziehen von den Fleia
heiten des Volkes und der Familie und die Stammbäume und die Gewohnheiten des lieben Biches nod) einmal gründ lich durdgeſprodyen. Auch Reijende ſtellen ſid) cin, welde
neren Waſſern zu den größeren und umgekehrt madyen ſid,
dort mittags am
ſicherſten Leute treffen , die ſie um
fie Salz leden oder brades Waſſer trinken zu laſjen. Denn
Nadtquartier und Lebensunterhalt anſprechen können . So entwickelt ſid, dann ein reges Leben in der Wüſte. Wenn man in der dürren Zeit zu einer Stelle kommt, wo der
obgleid, fie ganz wohl bradiges Weidefeld von völlig ſüßem zu
waſſerreidie Untergrund erlaubt hat, weitere Brunnen nabe
bei einander zu graben , wie ich das in Otviyamongombe erlebte, ſo iſt man verwundert über die Herden, die gar
auch viele Herero mit ihren Gerden auf den Weg, um
unterſdeiden und die Vorteile des erſteren für ihr Vieh zu däßen wiſſen , ſo fällt es doc) feinem ein, auf andere Weiſe dafür zu ſorgen , daß ſein Vieh Salz bekommt, als daß er ſich aufmadt und Tagcreiſen weit ſein Vieh dort hin treibt, wo das Salz natürlidherweiſe vorkommt.
kein Ende nehmen wollen . Es lag damals ſo viel Vieh in der Nähe, daß die erſten Herden idyon ziemlich früh am Morgen ſid, cinſtellten, bald waren alle Brunnen be jetzt und die Hirten in vollſter Thätigkeit am Tränken ; kaum war eine Herde abgefertigt, dann hörte man audy
Rumänien ein Induftrieftaat ? Von Dr. Mar Folticineano.
(dyon wieder das eigentümlidie Pfeifen der Hererohirten , womit ſie ihre Herden antreiben 1 und neue Hunderte
von Sdyafen, Ziegen und Rindern kamen aus den Gebüjden hervor, um getränkt zu werden . Und ſo ging es an allen
Brunnen bis zum ſpäten Nachmittage fort. asenn die Herde getrunken hat, trinken aud; die Hir
ten ſidy nad, der ſdyweren, anſtrengenden Arbeit am Waſſer ſatt , wie die Herero meiſt, wenn ſie zum Waſſer kommen, erſt das Vieh ſelbſt trinken laſſen, ehe ſie ſich zum Trinken niederlegen . Dann ruht alles im Sdyatten der Bäume oder der Felſen bis die größte Hiße vorüber iſt; etwa um 1/23 Uhr nadymittags maden ſid) die Hirten mit ihren
Herden auf den Weg, jeder nach ſeiner Werft, die taga über den Frauen überlaſſen war und das Vieh frißt auf dem weiten Wege beimwärts ſich vollends jatt. Wenn die Dürre übrigens größer wird, alſo ziemlid; regelmäßig von Ende September an, halten es die Herero
für vorteilhafter, wenn ſie ihr Vieh nur jeden zweiten Tag tränken ; es weidet dann einen Tag von der Werft nad
dem Waſſer zu, den anderen nad der entgegengeſeßten Seite, ſo daß man um dieſe Zeit bis 6 und 7 Stunden vom Waſſer weidendem Vieh begegnen kann. Die Tiere bekommen dann nur alle 48 Stunden etwas Feuchtes, da ja das Futter völlig ausgedörrt iſt und man begreift nidit, wie die dweren Körper dabei beſtehen können ; freilicy kann ein Odyſe, der in folder Weiſe ſeine 48 Stunden ge durſtet hat, auch eine ziemliche Quantiät Waſſer jaufen .
Und auch die Hirten denken meiſt nicht daran, Waſſer für den
Anknüpfend an meine Behauptung : ,, Rumäniens Wohlfahrt fann nie in einer Induſtrie liegen , weil die Vorbedingungen dazu fehlen " , wurde mir der Vorwurf
gemacyt , daß ich einer Anſidit huldige , „ der man merk würdigerweiſe in allen jenen Ländern begegnet, wvelde ibre induſtriellen Produkte nady Numänien importieren ; mit an deren Worten, meine Behauptung, Rumänien müſſe ſeine Kräfte vor allem der Landwirtſchaft zuwenden und ſeine
Finanzen nidyt zerſplittern – ſei eine Anſicyt, welche den patriotiſden Wünſchen eines Rumänen zuwiderläuft. Wenn Wünſche entideidend wären , ſo wünſdhte ich , daß
Rumänien der engliſchen Induſtrie nid )t bloß in den Län dern des Mittelländiſchen Meeres , ſondern ſogar in Oſt indien und Auſtralien Konkurrenz machen fönnte. Die glühende, blinde Begeiſterung des narbenbedeckten Veteranen Nikolas Chauvin hat ja etwas Rührendes an ſich; aber in Dingen , wo ,,gewogen und gemeſſen wird " , deren End reſultate nidyt von Wünſchen, ſondern von den obwalten den Umſtänden und der weiſen Benußung derſelben ab: hängen, kann zuweilen die blinde Begeiſterung ſid, in ver derbliche Blindheit verwandeln und ſelbſt die Zukunft eines Staates ſchädigen.
Bei der Gründung einer nationalen Induſtrie iſt wohl die Abſidit, daß Arbeits- und Unternehmerlohn
den Angehörigen Rumäniens zukommen , in erſter Linie maßgebend. Ein großer Teil des hungernden rumäni iden ſchen Proletariates würde ſein tägliches Brot finden und ein enormes Kapital , das jeßt alljährlid ins Ausland wandert , im 1
Lande bleiben.
Der Nußen der
1 Die Herero pfeifen nicht mit den Lippen , ſondern durch die zwiſchen den beiden mittelſten oberen Schneidezähnen ausgefeilte Lide, welche überhaupt das Stammabzeichen ihres Volfes bildet .
1 Siche „ Ausland " 1882, Nr. 28, S. 557 ,
Rumänien ein Induſtrieſtaat ?
534
rumäniſchen Induſtrie, die, nebenbei geſagt, bei der großen Konkurrenz das Leben einer Treibhauspflanze friſten würde, käme aber nur dem ſtädtiſchen Proletariat zugute. Das
Bauernproletariat, das ſo ziemlich den geſamten Bauern ſtand einſchließt , ginge dabei ganz leer aus. Von der Gje ſamtbevölferung Rumäniens entfallen über 66 % auf die
geweſenen Klakaſdi , ungefähr 14 % auf die fremde, nicht rumänijde ſtädtiſche Bevölkerung ; es bleiben fomit kaum 20 % ſtädtiſche Bevölferung, von welder ſid ein Teil der
Induſtrie zuwenden könnte. Der Bauer würde um keinen Preis der landwirtſdyaftlichen Beſchäftigung entſagen. Lieber verhungerte er beim Pfluge, bei der Arbeit, die er von ſeinen Vätern überkommen , als daß er im Ueberfluſſe in
Heutzutage hängt der Ertrag der Landwirtſchaft weniger von der Menge der aderbauenden Individuen , als von der Ver vollkommnung des landwirtſdaftlichen Syſtems und des auf gewandten Kapitals ab. Es könnten ſelbſt die unbenüşt liegen den 3,000,000 Ha ., jage drei Millionen Hektar , die ſich nody
in jungfräulidem Zuſtande befinden , teilweiſe angebaut werden . Es gibt zivar große Strecken, wahre Savannen, die wegen der Dürre eine Ausſaat von Zerealien nicht lohnen würden, wie z. B. das Lâmpul baraganului (Ba raganfeld ). Auf ſolchen Ebenen würde ſich aber Forſt kultur mit einem großen Erfolge betreiben laſſen. Da müßte man nicht alljährlich adern , jäen und ſchneiden
Der rumäniſche Bauernſtand iſt der
und das angelegte Kapital würde ſich doch verzinſen. Dem Bauern muß vorerſt gebolfen werden . Sein jährlider Er:
konſervativſte Stand , der mir je vorgekommen iſt. Man chelte dieſen Konſervatismus nidit , orientaliſche Trägbeit" ;
werb beziffert ſid) auf zirka 100 Fros. ? pro Kopf und die Staatsabgaben , obne Diſtrikts- und Kommunalſteuern,
der Werkſtätte lebte.
denn nur durd) ihn hat ſich rumäniſche Sprade und Sitte
auf 22,50 Fros. 3 Nedinet man eine Bauernfamilie zu je
inmitten der ſlawiſchen Bedrängnis Jahrhunderte lang nicht nur erhalten, ſondern wurden die fremden Elemente
5 Perſonen , ſo beſteht deren Einkommen aus 500 Fres., von welcher Summe ſie --- alle Abgaben zuſammengerech
jogar von den Rumänen vollſtändig abſorbiert.
net
Daß
eine plößlid ins Leben gerufene Induſtrie die Konkurrenz des Auslandes nidt aushalten würde, braucht wohl keiner ausführlichen Beweiſe, wenn man bedenkt, daß die Ma
ſchinen , ſelbſt die Arbeiter aus dem Auslande bezogen werden müſsten , und daß die ausländiſchen Produzenten
die Preiſe ihrer Produkte um 15 % noch herabſeben können .
Den beſten Beweis für meine Behauptung liefern die beiden
an 150 Fres. abzahlen muß. Kann eine Familie
mit 350 Fres. leben ? Kaum , ſelbſt wenn die kommunalen und militärijden Beamten unbeſtedlid und - das Eigentum ge fidert wäre. Die Viendiebſtäble auf dem Lande, welche bejona ders die Bauern treffen , gehen ſo ins Ungeheuere, daß ſelbſt die offizioſe Preſſe energiſche Maßregeln von der Regierung
fordert, aber -- vergebens. Und das Vieh, das nicht ge ſtohlen wird, wie wird es gepflegt? Was wird gethan,
Zuderfabrifen in Sascut bei Bacau und Chitila bei Bu
um die Raſſe verbeſſern zu helfen und den Beſtand der:
fareſt, die mit einem enormen Kapitale von der „ Société sucrière in Paris gegründet wurden und nun franzöſijde und italieniſche Arbeiter beſchäftigen. Welchen Nußen hat die umwohnende Bevölkerung von dieſen induſtriellen Unter
ſelben zu vergrößern ?
542,768 Pferde und 1,351,403 Ochſen ; 1873 dagegen fand man kaum 346,685 Pferde und 835,735 Odhjen . 4 Nun fam nod , 1877-78 die Kinderpeſt und raffte über ein Drittel
nehmungen ?
des Viehſtandes weg.
Soll der Staat als ſolcher der Produktionsfähigkeit des Volfes beiſpringen, ſo muß er entidvieden zuerſt jenen
66 % der Bevölkerung helfen. Rumänien beſikt ungefähr
8,400,000 Ha angebauten Boden und welden geſegneten Boden !
Dieſes Areal wird mit einem
burddnittlichen
Bruttoertrag , bei guter Ernte, von 680,000,000 Fros. , alſo faum 81 Fres. per Heftar ,? bebaut. Der Hektar trägt bei guter Mittelernte 7 Hl . Weizen ,3 faum die Hälfte der Menge, die eine gleiche Fläche bayeriſcher , der vierte
Teil derjenigen, die württembergiſcher Boden ergibt. Hier fönnte der Staat ſeine organiſatoriſche Kraft entfalten.
Jin Jahre 1860 zählte man
Im Jahre 1882 grajſierte ebenfalls
eine verheerende Rinderſeuche. Tüdytige, erprobte Veterinär ärzte hätten gar mandes Opfer dem Verderben entreißen fönnen . 1860 fanden ſich in Rumänien 2,751,168 Stück Hornvieh , groß und klein ; 1873 dagegen nur 1,886,990, eine Differenz alio von 864,178 Stück. Während der
Viehitand Belgiens in 20 Jahren um ein Drittel zuge: nommen hat , verlor derjenige Numäniens ein Drittel bei ziemlid normalen 13 Jahren. Iſt es unter ſolchen Um ſtänden zu verwundern , daß der rumäniſdye Import den Erport fo ungeheuer überflügelt ? Darf Rumänien, frage ich nun , ſeine finanziellen Kräfte induſtriellen Unterneh mungen , deren Erfolg nod) unbeſtimmt iſt, zuwenden , wäh
1 Ueber die ſchnelle Rumaniſierung der Slawen , beſonders der
I Dieſe Ebenie beſitzt eine klaftertiefe, mit vegetabiliſchen Silb
Šerben , vergl. E. Picot , Les Serbes de Hongrie, Paris, 1874 ,
ſtanzen durdyjetzte Erdſchichte. Wiirde ein Teil dieſer Ebene mit
p . 358. Ebenſo ſind die ſerbiſchen Kolonien in Siebenbiirgen
Waldungen bebaut werden , ſo müßten ſpäter die Bewohner der
vollſtändig rumaniſiert.
2 In Rumänien befinden ſich über 11,750,000 Ha . Fuiltur
fähigen Bodens. Rechnen wir in zn 680,000,000 Fros. , dem Werte der vegetabiliſchen Produkte , denjenigen der animaliſchen mit 150,000,000 Fres. , jo ergibt ſich im Durchſchnitt pro Hektar 1680,000,000 + 150,000,000) : 11,750,000 = 70,64 Fros. 3 Vgl . Ghica, Convorbiri economice p. 350.
Diſtrikte Jalomita und Braila nicht mehr mit getrodnetem Vieh miſt heizen und die Dürre wiirde auch aufhören . 2 Jon Ghica, ibid . p . 359 sq.
3 G. J. Lahovary, Regatul României facia cu cele- lalte regate europeene, Bucuresci 1881 , p. 19.
4 Aurelianu , Terra nostra, Bucuresci 1880, p. 124 ud Obédénare, La Roumanie économique, Paris 1876, p. 147.
535
Die Delagoa - Bai .
rend die Landwirtſchaft, die nährende Mutter des Landes, dabinſiedit , ihre Kräfte nach und nach verſchwinden und
der Bauer von der Laſt der Abgaben erdrückt wird ? Von einer Induſtrie in modernem Sinne müſſen wir
Im Intereſſe Rumäniens iſt alſo zu wünſchen : Hilfe und möglichſt weitgehende Unterſtüßung des Acerbanes, Förderung des Handwerks! Dann wird ſich auch eine Induſtrie entwideln können .
vorläufig ganz abſehen. Dafür aber iſt nod nicht aus: geſchloſſen , daß wir dem Gewerbe und dem Handwerk Vor jchub leiſten müſſen . Hier handelt es ſich nicht um ein Erſdaffen aus dem Nidts , ſondern um ein Erlöſen aus
Die Delagoa-Bai.
der Erſtarrung , welche das Gewerbe feſſelt. Ehe die Eiſen babnen gebaut wurden , blübte Numäniens Gewerbe. Im Jabre 1860 batte Rumänien 12,867 gewerbliche Anſtalten mit 25,736 Arbeitern , 1348 Arbeiterinnen und 1198 be:
Unter dem Titel : La Hollande et la Baie Delagoa par M. L. van Deventer bat ,, Het Aardrijksk . Genootschap
idäftigten Kindern. Dieſelben verarbeiteten ein Material
die Redaktion, wie ſie mitteilt, den Grundſaß angenommen
99
eine intereſjante Abhandlung berausgegeben .
Wenn icon
von 62,720,176 ,frcs. zu einem Werte von 90,277,350 Fros.
bat, in der Zeitſchrift und den Ergänzungsblättern nur
6771 Mühlen gaben 9170 Arbeitern Brot; 1687 Brannt weinbrennereien beſdäftigten 5465 Männer, 13 Frauen und 166 Kinder ; 233 Lobgerbereien mit 506 Männern ,
ausnahmsweiſe Aufſäße in fremden Sprachen aufzunehmen ,
glaubt ſie dieſen Fall zu den Ausnahmen redinen zu dürfen , ,,da die durch den Verfaſſer gewählte franzöſiſche Sprache
3 Frauen und 13 Kindern verarbeiteten für 705,596 Fres.
wirklid) die am meiſten geeignete iſt für einen Aufjak, von
Felle zu Leder im Werte von 923,402 Fros. 57 verſchie dene Fabriken von Filzhüten , Striden , Stärke u . 1. w . verwandelten Rohmaterial für 1,394,853 Fres, in Fabrikate für 2,453,308 Fros.; 4 Tuchfabriken und 417 Walkmühlen balfen einem großen Teil der Bedürfniſſe an Tudy ab. Als aber die Eiſenbahnen fertig waren , war auch das
Unparteilidh feit fordern , daß er durch Fremde geleſen werde." Es ſind nicht dieſe, wobl zunächſt für die Manje der niederländiſchen Lejer beſtimmten Worte, die uns veran
rumäniſche Gewerbe ſo ziemlid) --- fertig .
Der erſte (dyrille
Briff der Lofomotive war das Zeichen zum allmählichen Ab
ſterben des rumäniſchen Gewerbes. Zudem fam noch die Ronſtitution mit ihrem
komplizierten Mechanismus und
dem Beamtenbeer, raſd wurden viele Arbeitgeber und Ar beiter Beamte und manche Werkſtatt idloß ihre Thüre für immer. Von den 4 Tudyfabriken mit 268 Arbeitern
eriſtiert nur noch die des Staatsmannes Cogalniceano, die auch nur dadurdy ſid, erhält, daß ſie für das Militär 8000 St.
dem wir nicht nur wünſchen, ſondern aud ) im Namen der 1/
laßt haben, unſeren Leſern einen kurzen Auszug aus dieſer Abhandlung vorzulegen , ſondern vielmehr iſt es die Be deutung des Aufſakes ſelbſt, der eigentlich zwei von ein ander ganz unabhängige Fragen behandelt. Die erſte derſelben iſt rein geſchichtlider Art; die zweite weiſt die Bedeutung der Bai für Transvaal nach und ſucht das Intereſſe der Niederlande zu erregen , um mit ihren Kapi talien Portugal die hilfreide Hand zur Entwidlung ſeiner
Kolonie zu bieten und ſo indirekt im Intereſſe der ſtamm verwandten Republik wirkſam zu ſein . Es iſt bekannt, daß über den Beſitz der Bai zwiſden
Pferdedecken und 50,000 m. Tud jährlich herſtellt.
England und Portugal ſeit Jahren Streitigkeiten beſtanden,
Nicht alle Werkſtätten ſind verödet , aber was hilft es , wenn ſie mit ihren Manipulationen auf demſelben
welde dem diedsrichterlichen Spruch des Marſchalls Mac Mabon unterworfen und durch dieſen am 24. Juli 1875
traurigen Standpunkte ſtehen geblieben ſind, den ſie 1860
zu Gunſten des zuleşt genannten Staates entſchieden wur
und früher eingenommen haben ? Damit ſich der Hand
den. Großen Einfluß hatte auch auf dieſe Entſcheidung cine durd Portugal cingereidyte Denfſchrift ; gegen die
werker die in ſeinem Gewerbe gemachten Fortſdritte zu eigen machen könne, muß er vorerſt leſen und ſdyreiben
in derſelben vorkommende Darlegung der Thatſaden , richtet
gelernt haben .
In Rumänien betragen aber die Wolfs:
fid die Abhandlung des Herrn van Deventer. Seine Aus :
idüler kaum 2,2 % der Geſamtbevölkerung , 3 % der Städter und 1,4 % der Landbevölkerung wenn die offizielle Statiſtik die Wahrheit ſpridt , was man eigent lich bezweifeln darf. Darauf muß man vor allem ſeben , daß man zu dem vom Ausland bezogenen Hufe zum min : deſten den Nagel ſoll ſchmieden fönnen. Keine Induſtrie,
führungen leiten ihn zu folgenden Schlüſſen, die wir in der Kürze hier zuſammenfaſſen .
Dieſelben wenden ſid) zunädyſt gegen die Angaben der portugieſiſchen Dentidyrift, daß ſchon im 16. und 17. Jahr bundert portugieſiſche Niederlaſſungen in der Delagoa - Bai beſtanden haben ſollen . Die für dieſe Behauptung angeführ: ten Beweiſe ſind zu ſchwach, da alle diejenigen, welche von
ſondern Handwerk! Um aber einen tüchtigen Handwerker ſtand zu erziehen , wäre der Vorſchlag , auf eine längece oder fürzere Zeit - oder auch für immer - jämtlidye
ung, ſondern nur vom Hörenjagen berichten .
Kommunal- und Staatsſtipendien für Juriſten einzuziehen
beweiſt folgender Umſtand die Unzuverläſſigkeit der portu
und dafür hundert Abſolventen der Handwerkerſchulen in
gieſiſchen Dentidyrift : Sie erwähnt, daß gegen Ende des
die Werkſtätten des Auslandes zu ichiden , der Beachtung ſicherlich wert.
derartigen Verſuchen ſprechen, nidt aus eigener Anſchau
1 Bijbladen Nr. 11 ,
Mehr nod)
Ein Rohnephritfund in Steiermarf.
536
17. Jahrhunderts ein Umſtand eintrat, „ welcher Portugal
veranlaßte, ſein Syſtem in bezug auf die Befeßung der Delagoa-Bai zu ändern .“ Dieſer Umſtand war aber ganz einfad der, daß ein kleines holländiſdes Schiff im Jahre 1688 dort einlief und neunzehn Männer an's Land ſepte ; gleichzeitig war auch ein engliſches Sdiff da gean
kert, mit deſſen Mannſchaft die Holländer auf gutem Fuß verkehrten. Beide Nationen handelten mit den Eingeborenen ; von einer portugieſiſchen Niederlaſſung war keine Spur ſichtbar. Ein portugieſiſches Schiff, welches dort lag, pro
teſtierte durchaus nidyt gegen die Handlungen der Fremden ; es iſt dies jedenfalls ein Beweis, daß , wenn die Portu gieſen je vorher Niederlaſſungen dort beſeſſen haben, ſie dieſelben aufgegeben hatten, ebe die Holländer kamen und
jedenfalls ſich nicht wegen der Ankunft der leyteren zurück zogen ; leştere fann alſo audy nicht die Veranlaſſung der
eben erwähnten Syſtemsveränderung geweſen ſein.
Das Endreſultat der Unterſuchungen iſt folgendes : Die Portugieſen mögen die Delagoa -Bai entdedt haben , ſie haben ſie aber nicht in Beſiß genommen. Die Beſeks
ung der Bai durdy Portugal während dreier Jahrhunderte iſt eine überflüſſige Behauptung, welche durch die That jachen Lügen geſtraft wird und in dieſer Beziehung beruht der Ausſprudy des Sdviedsrichters auf unrichtigen Voraus ſeßungen.
Wir müſſen offen bekennen, daß , möge dies auch ſo ſein, wir den eigentliden Zweck der Beweisführung nicht redyt einzuſehen vermögen , wiewohl es ganz erklärlich iſt, daß
der Teil , welcher dem Nationalitätsgefühl ſchmeichelt, mit Vergnügen in Holland geleſen worden iſt. Möge man ſid an dem Gedanken freuen ! Jekt aud nod jadilice Rechte zu beſipen , ſie geltend zu machen, wird wohl niemand 111 ເ lt in den Sinn kommen und wenn dies geſchähe dann würde eben wohl auch nichts dadurdy verändert
Ferner iſt ungegründet, daß , wie die portugieſiſche Denfſchrift angibt, niederländiſche und portugieſiſde Nieder laſſungen nebeneinander beſtanden haben ſollen. Dieſelbe
werden .
jagt darüber :
eſſanter. Beide , dies iſt ungefähr der Gedankengang, ſind be : rufen, ſich beizuſtehen, ſidy zu ergänzen . Ta Portugal mit ſeinen Sympathien für England, feinen geringen Hilfs
In unſeren Augen iſt der zweite Teil, welcher die Dela goa Bai in Verbindung mit Transvaal beſpridit, viel inter :
Die Holländer ſudyten neben der portugieſiſchen eine cigene Niederlaſſung zu gründen und zwar mit Erlaubnis des portugieſiſchen Gouverneurs ; ihre Bemühungen waren erfolglos. Die kleine Faktorei, welche ſie gegründet hatten, wurde ſpäter durch die Raffern zerſtört, nachher erneiierten
mitteln , ſeiner kraftlojen Kolonialpolitik wohl kaum im
ſie ihren Verſud), doch wurde er ſpäter aufgegeben.
wandte Nationalität von der Natur angewieſen zu ſein,
Dieſen Angaben werden folgende Thatſadyen entgegen geſtellt : Nach den holländiſchen Ardiven hatte man ſich in Amſterdam zur Beſitergreifung der Delagoa-Bai entidyloſſen ; Meinungsverſchiedenheit zwiſdyen den Herren XVII und
mit ihren großen Neidytümern Portugal zu helfen , audy in ſeiner Kolonie die nötigen Verbindungswege herzuſtellen und dadurch zu ihrer Entwidlung beizutragen . Es ſei dies eine nationale Pilidt für ganz Holland , aber auch
der Regierung am Kap führte Verzögerungen herbei , ſo
im beſonderen für die Regierung des Landes .
ſtande iſt, dieſe Intereſſen zu begreifen und zu unterſtüken, To ſdeinen die Niederlande durd) ihre den Transvaalern ver
M.
daß erſt im Jahre 1721 cine Erpedition nach der Bai abgeſchickt wurde; der Befehlshaber derſelben , Cloppen burg, berichtet ausdrücklich, daß er die Stelle beſucht hat,
wo die Portugieſen ein Fort gehabt haben ſollen , es iſt ihm jedoch nicht geglüdt , irgendwelche Spuren von dem = ſelben zu finden - nur ein Neger ſagte aus , daß die Portugieſen ſich in dieſer Gegend niedergelaſſen bätten ; es ſei aber ſdon lange, beinahe ein halbes Jahrhundert her . ' Herr van Deventer meint, daß dieſe Ausſage mit Vorſicht aufgenommen werden muß, jedenfalls habe man ſich nicht neben der portugieſiſden Niederlaſſung feſt
Ein Rohnephriffund in Steiermark. Von A. V. Meyer.
In Nr. 23 dieſer Zeitſdyrift vom 4. Juni d. J. konnte id (S. 456 ) über einen Rohjadeitfund in Luiſiana be ridyten , durc weldien die Löſung der Nepbrit , rectius Jadeit
frage für Amerika um einen weſentlidien Schritt gefördert
geſett , am wenigſten mit Erlaubnis des Gouverneurs ;
worden war.
tas Nadyſuden der leßteren ſei ſchon aus inneren Gründen
Lage , einige vorläufige Mitteilungen über ein Nephritgeröll
unmöglid ). Die Thatjacie ſteht feſt, daß , wenn ſelbſt die Portu :
gieſen früher dort geweſen ſind, ſie doch nicht einmal gegen die Niederlaſſung der Holländer proteſtiert haben . Erſt als der Gewinn nicht im Verhältnis zu den Koſten der Bejebung zu ſtehen dien , hat man die Bai freiwillig vers
laſſen und haben die Portugieſen die Bai in Beſik genommen . 1 Alo doch Niederlaſſungen der Portugiejen !
Heute befinde id) mid in der angenehmen
ſtück aus Steiermark maden zu fönnen , welches geeig net ſein dürfte , bezüglid Europa's die Löjung der Frage
um einen guten Schritt zu fördern. Das Auffinden von Nobnephrit in Europa, ſpeziell in den Alpen, iſt von ver dviedenen Seiten lebbaft urgiert worden , und zwar ſpeziell gegenüber der Fiſcher'den Hypotheſe , nad welder alle Nephrit- und Jadeitſtücke aus Aſien, erſtere ſogar eventuell aus Neuſeeland ( ! ) , ſtammten , wober robe wandernde Völfer oder der Handel jie angeblich gebracht hätten. Der
Ein Rohnephritfund in Steiermark.
Hauptgrund , durdy welchen dieſe ſchon an und für ſich ſehr unwahrſcheinliche Hypotheſe geſtüßt werden ſollte, ivar der , daß man in dem vermeintlich ſdon genügend (! ) durdyforſditen Europa nod) kein Rohmaterial, ſondern nur verarbeitete Objekte gefunden hatte ; aber die Hypotheſe
von der lokalen Herkunft des jadeit und Nephrit , bei
537
Unterſuchung von Seiten des Herrn Arzruni die wichtige Thatſache, daß ein Nephrit vorliegt von der Struktur der
Schweizer Pfahlbau -Nephrite, „ nur daß die Faſern nody regelmäßiger parallel angeordnet, noch länger und kaum gebogen, ſondern zum Teil vollkommen gerade verlaufend ſind.“ Auch in der Farbe findet Herr Arzruni Analogien
welcher Handelsbeziehungen innerhalb beſchränkter Grenzen nicht ausgeſchloſſen ſind , mußte oder muß ſolange Hypo
mit den Schweizer Nephriten , und zwar mit den tiefgrünen
theſe , wenn auch ſehr wahrſcheinliche Hypotheſe bleiben ,
in der „ Zeitſchrift für Ethnologie“, Novemberſiķung 1882,
bis das Rohmaterial in Europa entdeckt iſt.
zuerſt erwähnte.
Einen guten und widytigen Sdyritt weiter zur Löſung
der Frage im lekteren Sinne erlaubt nun das Stück Steiermärker Nephrit. Mit dieſem hat es die folgende Beivandnis :
Jm Muſeum Johanneum zu Graz liegt ſeit dem Jahre 1880 ein Stück ,,Nephrit" , welches angeblid, aus dem Schotter des Flußbettes der Sann bei Cilli ſtammt und von einem dort bekannten Händler gekauft iſt. Id ver danke die Mitteilung dieſes Stüdes Herrn Heger in Wien, welcher es wiederum Herrn Pichler in Graz verdankt. Es
durdyſcheinenden Stellen derſelben , welche dieſer Forſder
Es unterliegt füglich keinem Zweifel, daß der Roh: nephrit in den Alpen nunmehr entdeckt iſt, und ich wage es vorherzuſagen , wie andere es ſchon vor mir thaten ,
daß derſelbe noch vieler Orten in den Alpen entdeckt werden wird. Die nächſte Aufgabe dürfte ſein, das anſtehende Mineral im oberen Sannthal und in den Nebenthälern desſelben aufzuſuchen. Sollte man in Zweifel ziehen wollen , daß das Stück aus der Sann ſtammt , ſo bliebe nur die von
Herrn Fiſcher ſchon oft angezogene, äußerſt gewagte Hy
potheſe des zufälligen Verlorengehens auf Wanderungen
war mir geſtattet, eine nähere Unterſuchung damit vor nehmen zu laſſen , und die Herren Frenzel in Freiberg
oder dergleichen übrig ; allein es liegt gar kein guter Grund vor , die Provenienz des Stückes zu bezweifeln, wenn audy
und Arzruni in Breslau waren ſo gütig, dieſe Unterſuch ungen auszuführen. Das Stück iſt 80 mm . lang , 48 breit , etwa 9 dick und ungefähr geſtaltet wie ein unregelmäßig geformtes, flaches, an einem Ende ſpißes Beil , aber ohne (djarfe Schneide. Daß es ein natürliches Geſdiebe und kein künſtlich bearbeitetes Objekt iſt, kann, meiner Ueberzeugung nach , nicht in Frage geſtellt werden und iſt bis jetzt von niemand, welcher ' es geſehen hat , ſoviel ich weiß , in Frage geſtellt worden . Die Farbe iſt laudygrün ( grasgrün
bislang weiter kein Fundbericht als der gegebene vor handen iſt und füglid, aud; kein Grund vorliegt, jene Hypo
15 o der Radde'den Skala , jedoch etwas matter grau ), ſtark durdſcheinend an den Rändern und erinnert an ge
wiſſe Nephrite von Neu -Seeland und andersivoher. An einigen Stellen ſieht man ſplitterigen Brud) und Geröll dyarakter , abgeſehen von der Geröllform des Ganzen . Sprady nun ſchon bei oberflächlider Prüfung die Härte zuſammen mit dem äußeren Anſehen des Stückes ſehr für ſeine Nephritnatur, wie audy Herr v. Hodyſtetter fidyer ver
meinte, ſo beſtätigte die nähere Unterſuchung dieſe Voraus
55,14 p. c.
13,12
Kalferde
11
4,81 2,88
Roveredo ( in einem Grabe) und in Spalato ( Dalmatien ).
Zur Erklärung dieſer Jadeitbeile trägt das Nephritgeroll der Sann direkt nid)ts bei, ſo wenig wie die norddeutſchen Rohnephrite zur Erflärung der großen Jadeitflachbeile Deutidlands, es iſt nur deshalb bedeutſam , weil es das
natürliche Vorkommen von Nephrit in den Alpen belegt. Derſelbe Beweis wird eben noch für den Jadeit geführt werden müſſen und ſicherlich auch geführt werden ; id) be: tradyte dieſen Fund nur als den erſten einer Reihe weiterer. Rohnephrite Norddeutſchlands bemerke idy, daß ſich neuer dings im Berliner Prähiſtoriſden Muſeum ein Stück Roh material (?) vorgefunden hat , welches don ſeit Jahren dort
liegt und wahrſcheinlich als Nephrit oder Jadeit anzu : ſprechen iſt. Fundort: Suckow in der Uckermark, in der Gegend des bekannten Sdılackenwalles. Es iſt dringend zu wünſchen , daß dieſes wichtige Stück baldigſt näher unter
geringen Menge Man
ganorydul
beile wurden von dort bekannt. Id habe dieſelben in meiner Arbeit : „ Jadeit- und Nephrit-Objekte des Dres dener Muſeums“ , 1882,83, Seite 26 , alle aufgeführt. Man fand je ein Beil in Laibach (Krain ) in einem Pfahl bau , in Döllady ( Kärnten ), in Komorns bei Trieſt, bei
11
22,92 ,, Magneſia Eiſenorydul, inkluſive einer
Waſſer
Aus Deſterreich iſt meines Wiſſens bis jetzt kein Ne phritartefakt konſtatiert worden , und nur wenige Jadeit
Gelegentlich der eben geſchehenen Erwähnung der
ſidyt aufs glänzendſte. Herr Frenzel fand : Spezifiſches Gewicht 2,93 ; Kieſelſäure
theſe nochmals zu beſprechen.
ſucht werde, denn die Herkunft der großen deutſchen Jadeit Il
fladybeile, welche bis jeßt nur weſtlid der Elbe gefunden Summe
98,87 p. c.
Wenn hienady jdon kein Zweifel an der Nephritnatur
ſind , iſt noch dunkel, und jedes Stück Rohmaterial muß mit Hinblick auf dieſe geprüft werden. Hr. Fiſdier meint
des Stüdes aufkommen konnte, ſo ergab die mikroſkopiſdhe
neuerdings (Korreſp .-Blatt 8. Anthrop. Geſ. Nr. 5, S. 36),
Kleinere Mitteilmugen .
538
ich hielte alle deutſchen Beile für Jadeitbeile , allein icy konnte an der von ihm angezogenen Stelle ( 1. c. S. 30) nur die erwähnten großen Flachbeile Norddeutſchlands im Auge gehabt haben , von denen ich behauptete, daß ſie durdy
Angaben Klödens zum Teil eine zu geringe, zum Teil eine zu
die Rohnephritfunde in Norddeutſchland ihre Erklärung nicht
große Länge. Da Herr v. Thillot bei ſeiner Arbeit aber mit
fänden .
ſcharfer Kritik und großer Gewiſſenhaftigkeit zu Werke gegangen
verglichen . Die Ergebniſſe dieſer Vergleichung find nicht minder auffallend als intereſſant. Es erweiſt ſich nämlich, daß Strelbizky für die ruſſiſchen Flüſſe durchweg eine zu geringe länge angibt, für die ausländiſchen Flüſſe dagegen in Vergleichung mit den
Die jüddeutſchen Nephritbeile in Baden und Bayern
iſt, ſo dürften die Meſjungen Strelbizky's wohl auf keine ebenſo große
fommen biebei gar nidyt in Frage, fie jdließen ſid natur:
Zuverläſſigkeit Anſpruch machen können . Wie groß das Intereſſe
gemäß den Schweizerfunden an , und ich hatte ſie bereits Seite 25 und 26 meines oben zitierten Werkes alle nament lich und ausführlich aufgezählt. Die Herkunft des Rob
materials zu denſelben iſt in den Alpen oder von dieſen herrührenden Geſchieben zu ſuchen , und ſo intereſſant der Sannnephrit und die norddeutſchen Nephritgeſchiebe audy ſind : die in den gerade in Beziehung zu denſelben ſtehenden Gegenden gefundenen Jadeitbeile werden nidit durd fie
erklärt ; für ſie iſt das natürliche Vorkommen des Jadeit noch zu ſuchen.
der Anweſenden in der Geſellſchaft für den Gegenſtand war, be wieſen die lebhaften Debatten , welche ſich nach dem Vortrage er hoben . Der Vortrag des Herrn v. Thillot, ſowie die Reſultate !
ſeiner Meſſungen über die länge der Fliiſie werden in den Nach :
richten der Geographiſchen Gejellſchaft ( Jsweſtija) veröffentlicht werden . Wir geben hier nur einige Daten alis dem intereſſanten Vortrag wieder. Länge nach Strelbizky nach Thillot 3180 Werſt 2983 Werſt Wolga
Ural
2182
Dnieper
1605
Don
1497
Petſchora Dnieſter
1380
Kama
1485 1065 900
2232
.
17
1910 1693
Man findet eben audy Nephrit in Gegen :
den , wo er nicht bearbeitet wurde , oder aber ſolche Bear beitungen ſind noch zu entdecken. So gut man aber Roh nephrit inter welchen Umſtänden oder in welcher Form immer in Europa gefunden hat , ſo gut wird man aud)
den Rohjadeit finden , wenn das Monteviſoſtück nicht zählen dürfte und alle vermeintlichen Rätſel werden gelöſt ſein. Danach hat es auch kaum ein Intereſſe mehr,
viel über dieſe Frage als eine eminent ethnologiſche zu debattieren und jede Möglichkeit pro und kontra zu be ſprechen , denn hier reden bereits die Thatſachen und ſie werden mit lauteren Stimmen als alle nod; ſo künſtlichen und gewundenen Argumente weiter reden .
Dla Wiatka
1545 1258 1685
975
1025 PI
Donez
1201
Wytſchegda Weichſel Meſen Nördliche Dinna
750
977 763
900
748
1
871
710 660
808
,647
717
!
610
769
!!
Nördliche Düna
540
674
Teret
450 52
546
Niemen
Südlicher Bug Kuban
68
Donau
2695 Werſt
Rhein
1050 1127 980
Elbe
In der Sitzung der Sektion für phyſikaliſche und mathe matiſche Geographie der K. Ruſſ. Geographiſchen Geſellſchaft am 13./25. Mai hielt der General Herr v. Thillot (nach dem Ruſſiſchen häufig Tillo geſchrieben) , eines der thätigſten Mitglieder der Ge jellſchaft, der durch ſeine topographiſchen Leiſtungen namentlich im
Orenburgiſchen und durch ſeine weitumfaſſenden hypjometriſchen Arbeiten über Rußland allen Geographen bekannt ſein wird, einen intereſſanten Vortrag über die länge der Flüſſe. Herr v . Thillot hob zuerſt ſowohl die wiſſenſchaftliche als auch die praktiſche Be
1
781 1036
Nach Klöden
Ueber die Länge der Flüſſe.
1
1380
855 775
Vjelaja
Newa
Kleinere Mitteilungen.
I!
Rhone Tajo Loire
840 910
Seine
728 728 595
Oder
810
Duero Ebro
!!
I
nach Strelbizky 2485 Werft 1070 924
11
675 I/
855 820
732
1
710 642 640
!!
Die Charaktertiere der größten Meerestiefen .
deutung dieſes Gegenſtandes hervor und machte ſodann auf die
Der Vortragende mies mit Recht darauf hin , wie die auffallen
Unter den vielen neuartigen Tierformen , welche durch die modernen Tiefſeeunterſuchungen ans Tageslicht gefördert wurden, nehmen die ſogenannten Elaſipoden wohl den erſten Rang ein.
den Unterſchiede in den Daten zum Teil auf der Methode des
Es ſind dies Holothurien , welche jedoch in ihrem Aenßeren ſo ſehr
Meſjens beruhen, häufig aber nicht immer ein und dieſelbe Quelle als der Urſprung eines Fluſſes angenommen wird und wo mög lich weit häufiger Ungenauigkeiten bei dem Meſſen ſelbſt vor kommen u. a. m. Alle dieſe Umſtände erwägend, hat Herr v. Thillot, deſjen Arbeiten ſich alle durch eine bewunderungswürdige Gewiſſen haftigkeit, Genauigkeit und Fleiß auszeichnen , ſich der großen
von allen bekannten Formen dieſer Gruppe abweichen , daß fie eher Nacktſchnecken gleichen und dabei in ihrer inneren Organiſation ſo weſentliche Eigentümlichkeiten zeigen , daß ſie eine ganz eigene
Miihe unterzogen und nach Spezialfarten allein 155 ruſſiſche Fliiſje
gemeſſen , dazu noch eine ſehr beträchtliche Anzahl ausländiſcher
1 Théel, Report on the Holothurioidea dredged by the Challenger during the years 1873–1876. (Wiſſenſchaftliche
Fliiſſe und ſeine Reſultate mit denen der Meſjungen Strelbizky's
Reſultate der Challenger -Erpedition , Zoologie , Nr. 4 , 1882. )
ſich widerſprechenden Daten hinſichtlich der Länge der Flüſſe, wie man ſie in den geographiſchen Handbüchern findet , aufmerkſam . .
Unterordnung bilden miiſſen . Während nämlich die bisher bekannt
geweſenen Holothurien meiſt walzenförmig ſind und keinen Unter
Notizen.
539
ſchied von Riiden- und Bauchfläche erkennen laſſen , ſind die
Wojeifow referierte in der Sigung der 1. Ruſſiſchen
Elaſipoden meiſt flachgedriickt und kann man an ihnen ſtets deutlich
geſtalteten lappen- und fadenförmigen Anhängen bedeďt iſt, welche große Aehnlichkeit mit den Riemen der Nacktſchnecken zeigen. Die meiſten Arten ſind grau oder purpurfarben , weich und außer : ordentlich ſchleimig, eine Gruppe jedoch, welche die phantaſtiſchſten Formen umfaßt, iſt gelb und beſitzt einen diden Panzer von Kalf platten . Einige Arten erreichen eine Länge von 0,30 m . Nicht minder merkwürdig als ihre Organiſation erſcheint ihre bathy metriſche Verbreitung. Während nämlich faſt alle größeren Gruppen
Geographiſchen Geſellſchaft vom 13:25. Mai über eine Arbeit von Herrn liſtow : Ueber die Eishöhlen in dem Gypsgebirge bei der Stadt flezk. Dieſe Höhlen ſind 65 Werſt von der Stadt Orenburg entfernt gelegen . Herr Liſtow erforſchte ſowol die Temperatur in denſelben während des größten Teiles des Jahres, als auch die Richtung der Spalten und das l'uftzuges in den ver ſchiedenen Jahreszeiten . Bei dieſer Gelegenheit iiberzeugte er ſich, daß die Ausſagen der örtlichen Bewohner über die enorme Diffe renz zwiſchen der äußeren Temperatur und der in den Höhlen in hohem Grade übertrieben ſind und die Annahme, daß die Tem peratur in dieſen Höhlen im Sommer niedriger ſei als im Winter,
von Tiefſeetieren das Marimum ihrer Entwickelung oberhalb der Tauſend- Fadenlinie zeigen , wurden bisher bis zu dieſer Tiefe bloß
ſich als volkommen unrichtig erweiſe. Im Laufe des ganzen Winters hält ſich dieſelbe dort inter Nul , und im September
8 Arten von Elaſipoden gefunden . Alle übrigen , und zwar nicht
und Oktober beträgt ſie + 30 bis + 90 C.
eine Rücken- und Bauchfläche unterſcheiden . Die Bauchfläche trägt
2 Reihen von Saugfüißen , während der Riiden mit mannigfadh
weniger als 44 Arten, treten erſt unterhalb dieſer Linie auf. Den
Höhepunkt ihrer Entwicelung nach Arten und Individuen ſcheinen ſie in einer Tiefe von zirka 2000 Faden zu erreichen , in welcher
Die Zeitung „ Nowoſti“ berichtet daſ mit dem Eintritt der beſſeren Jahreszeit die Erdarbeiten auf der projektierten Bahnlinie
Tiefe nicht ſelten mit einem einzigen Schleppzuge 5—10 verſchiedene
von Jekaterinburg nach Tjumen begonnen werden ſollen, wozu der
Arten in zahlreichen Individuen erbeutet wurden . Die Elaſipoden
Reichsrat bereits die Summe von 21/2 Millionen Rubel bewilligt
fönnen daher als die eigentlichen Charaktertiere der großen Meeres tiefen angeieben werden, wo ſie namentlich auf Globigerinenſchlamm ,
hat. Da den Bau diejer Eiſenbahn die Regierung ſelbſt über
der ihre Hauptuahrung bildet, in zahlreichen Arten und großer
ſterium der Wege- und Waſſerkommunikation ernannt werden .
nimmt, ſo werden die Erbauer und die Beamten von dein Mini
Individuenmenge leben .
Erſchließung von Zentralaſien durch den Aaruit . T. F.
fluß. Um den in ſteter Abnahme begriffenen engliſchen Handel in Perſien zu heben , das Land dem britiſchen Unternehmungsgeiſt beſſer zu erſchließen und den Handel von den ruſſiſchen Zoll ſchranken unabhängig zu machen , hat 3. U. Bateman - Champain
Notizen. Afient.
Angara Erpedition. Die finländiſche Zeitung „ Helſing fors Dagblad" berichtet, daß Herr A. Sibirjakow die Abſicht hat , eine Erpedition zur Erforſchung der Schiffbarkeit des Fluſſes Angara auszurüſten. Die Leitung derſelben wird der Ingenieur R. Runeberg übernehmen, welcher ſich jetzt in Helſingfors aufhält, um ſich einen Gehilfen unter den dortigen Ingenieuren anzuwerben . Nach dem Plane des Herrn Sibiriakow ſollen die Arbeiten fobald als möglich onen und innerhalb drei bis vier Monaten be endet werden . Herr Sibirjakow ſtellt den Reiſenden einen kleinen Dampfer zur Verfiigung.
In der Situng der t. Ruſſiſchen Geographiſchen Geſellſchaft vom 1325. Mai verlas Herr Andria now den Bericht über ſeine im Jahre 1881 ausgeführte Reiſe in den Altai und das Sajan gebirge. Nachdem der Berichterſtatter Tomsk verlaſſen hatte, nahm
er auf der Weiterreiſe die Kohlenbergwerke in den Umgebungen des Kirchdorfes Bogatskoje und des Dorfes Afonina in Augenſchein , wobei ſich die Kohle in der Umgegend des erſtgenannten Ortes
als ſehr maſſiv erwies. Bei dem Dorfe Martinowo gelang es dem Reiſenden, Foſſilien eines Stieres, Hirſches und eines Mam muts zu entdeđen . Die Gußeiſenfabriť in Tomsk fand der Rei jende in völlig verwahrloſtem Zuſtande, ungeachtet der in der Um
in der Londoner Geograpiſchen Geſellſchaft vorgeſchlagen , die freie Schiffahrt auf dem Harunfluß anzuſtreben , deſſen Befahrung bis heute fremden Dampfern verboten iſt. Die Erſchließung dieſes Waſſerweges wäre um ſo mehr von Bedeutung, als dadurch Mo ahmerah mit ſeinem tiirfiſchen Nachbarhafen Bajjorah in erfolg reiche Konkurrenz treten könnte. Euphrat Thalbabn. Herr Cazalet entwarf ein Projekt ,
niach mit foll , und
welchem eine Verbindung der Oſtküſte des Mittelmeeres dem Perſiſchen Golf durch eine Linie hergeſtellt werden die ihren Ausgangspunkt in der Nähe von Tripoli nimmt ſich über Aleppo zum Euphrat hinzieht. Von hier aus würde
ſie dem rechten Ufer des letteren bis jet folgen. Dort ſoll eine
Teilung ſtattfinden ; ein Zweig hätte den Euphrat zu kreuzen und ſich bis Bagdad fortzuſetzen , der andere würde ſeinen Endpunkt im Hafen von Grane am Perſiſchen Golf finden . Zugleich hat Cazalet die fruchtbaren , längs der Trace gelegenen Gebiete zur Koloniſation in Ausſicht genommen und die Pforte um Ueber laſſung eines 2 MI . breiten Striches längs jeder Seite der Linie gebeten.
Ehrung. Die Geographiſche Geſellſchaft in St. Petersburg hat ihrem Ehrenmitgliede , dem Akademiker Dr. Herm . Abich für ſein Wert „Geologiſche Forſchungen in den kaukaſiſchen Ländern “ die Konſtantin -Medaille , den höchſten Ehrenpreis, zuerkannt. Honneur aux dames ! In Bombay iſt eine Dame Pundita
gebung derſelben in Weberfülle befindlichen ausgezeichneten Berg
( Doktor ?) Kombai, welche ſich die Entwickelung des weiblichen
Die Flußthäler Kondoma und Mrasſu ,
Erziehungsweſens unter ihren Landsleuten , den Hindus, zur Lebens aufgabe geſtellt hat , vor einem größeren Publikum mit einem Vortrage aufgetreten, in welchem ſie die Vorteile einer guten Er ziehung bervorhob . Sie iſt die erſte Hinduidame, die in dieſer Weiſe öffentlich auftrat.
werke und dichten Wälder .
deren Gebiet der Reiſende betreten hatte , erwieſen ſich als ſehr reich an Granit und anderen Gebirgsarten . Im Altai-Gebiete fand Andrianow ausgedehnte und öde Ebenen vor, die zahlreiche Teen aufwieſen. Die nördliche Abdachung des Altai war von tiefem Schnee bedeckt und der Reiſende war gezwungen , mit großer An: ſtrengung durch eine wilde Schlucht, in welcher ſich übrigens einige Filzzelte der Sojoten befanden , vom Gebirge herabzuſteigen. An drianow ſchloß ſeinen Bericht mit der Beſchreibung ſeiner Reije den Jeniſſei abwärts.
Polarregionen .
Von der Nordenſkiöldſchen Erpeditio i wird durch den britiſchen Konjul in Reykiavik ( Island) unterm 8. d. M. gemeldet
Litteratur . Korreſpondenz.
540
Der Dampfer „ Sofia" iſt vorgeſtern auf der Fahrt nach Grön land, mit Baron Nordenſkiöld und einem Stabe von Gelehrten an Bord , hier angelangt. Der Dampfer bleibt zwei Tage
geben und werden alle mediziniſch oder techniſch verwendeten, intereſ
hier vor Anker und in der Zwiſchenzeit iſt Baron Nordenſkiöld mit einigen ſeiner Begleiter in ſeiner Dampfſchaluppe nach Borgar fjord gefahren , um die Kohlenlager in der Nähe des Hvitafluſjes
Anwendung bemerkt. Durch dieſe Reichhaltigkeit und die Kürze der
.
zu unterſuchen. Dr. Arvi, ein ſchwediſder Philologe , hat ſich angeſchloſſen ; er iſt bereits früher wiederholt auf der Inſel geweſen , um Sprachſtudien zu machen und wird mit zwei anderen Gelehrten hier zurückbleiben , während Nordenſkiöld mit den übrigen Herren nach Grönland weiterreiſt. Treibeis zeigte ſich den ganzen Mai iiber an der Nordküſte der Inſel, ohne jedoch den Verkehr zu unter brechen , wie dies im vorigen Jahre der Fall war und nach den Berichten des Walfiſchfängers „ Nova Zembla“ zu ſchließen , wird Das Eis dem Vordringen der „ Sofia “ keine Hinderniſſe bereiten . I
Die Zeitung „ Nya Preſſen “ berichtet, daß der finnländiſche Senat beſchloſſen hat, mit einer Vorſtellung im Aſſignierung von 37,000 Mark fiir den Profeſſor Lemſtröm und den Staatsrat Moberg einzukommen , mit dem Zwecke, es dieſen Gelehrten zu ermöglichen , wiſſenſchaftliche Unterſuchungen an elet triſchen Strömen anzuſtellen , die das Nordlicht erzeugen . Wie bekannt, hat Herr Lemſtröm in dieſem Jahre in Helſingfors ſehr erfolgreidic Verſuche behufs Erzeugung des Nordlidhtes auf !
fiinſtlichem Wege gemacht.
Vom „ Willem Barents “ ſind am 25. Juni Nadyichten in Amſterdam angelangt, welche bejagen , daß das Schiff wohl behalten in der Soloin - Bai angekommen iſt und daß man noch keine Nachrichten über „ Varna “ oder „ Dymphna “ erhalten hatte.
fanten Pflanzen aufgeführt, die Droguen kurz beſchrieben, die wirf ſamen Beſtandteile hervorgehoben und auch die ſpezielle mediziniſche Familiencharaktere eignet ſich das vorliegende Buch auch ganz vor = ziiglich als Handbuch bei pflanzengeographiſchen Studien, worauf wir ganz beſonders aufmerkſam machen . H. B.
Die erratiſchen Blöde und die Eiszeit nach Pro r feſſo Otto Torell's Theorie von Julius Quaglio. Mit einer Karte der nördlichen Eisſlut in Europa und Amerika . Wiesbaden , J. F. Bergmann. 1881. Eine klar geſchriebene Darlegung der
Verhältniſſe des norddeutſchen und nordamerifaniſchen Glazial ſchuttes . Ju den einleitenden Bemerkungen wird die Entwide lungsgeſchichte der Drifttheorie bis zu Torell's Gletſchertheorie vorgeführt. Mit ſachkundigem Blick zitiert der Autor die hervor, ragendſten Vertreter der Gletſchertheorie in Nord -Amerika und Nord
Europa und geht auf Torell's Beweisführungen im einzelnen ein .
Die Verbreitung und Richtungsbewegungen dieſer gewaltigen Eis ſtröme ſind durch eine Karte veranſchaulicht . Da auch auf die neueſten Publikationen , namentlich auf die über die norddeutſchen
Gletſcherſchliffe Bedacht genommen iſt, ſo mag die Schrift zur größeren Popularität der Theorie Torells um ſo mehr beitragen , als gerade in einer z11 gleicher Zeit erſchienenen Schrift: „ Die Eisperiode in Europa. Drift und Gletſchertheorie als nene geo :
logiſche Streitſätze behandelt von “ Freiherrn v. Düder , die ältere Drifttheorie nachdriidlichſt wieder hervorgehoben wird. F. B.
Die Kara -See war noch voll Eis und konnte nicht in diejelbe ein gedringen i doch bat Kapitän Dalen um die Erlaubnis,
ſeine Fahrt in dieſelbe nädyſtens fortjetzen 311 diirfen , die ihm
Korreſpondenz.
denn auch gewährt ward .
Ueber den Namen „ Didyoliba .“ In bezug auf die G. A. K. unterzeichnete Norreſpondenz in Nr. 24 des „ Ausland " iſt 311 bemerken : Der Name Djdholiba dürfte kaum aus Dido
Litteratur. Deutſche Flora , Pharmazeutiſch-medizinijde Botanif. Ein Grundriß der ſyſtematiſchen Botanik von H. K'a rſte 11, Dr. phil. et med ., Profeſſor der Botanik, Berlin, 1880. I. M. Späth's Berlag . Auf dieſes bedeutende Wert des durch ſeine großen Reiſen in Siid -Ainerifa auch in geographiſchen Kreiſen rühmlichſt befam ten Verfaſſers, des Autors der Flora Columbiae, hat das „ Aus land“ bereits beim Erſcheinen der erſten Lieferung (im April 1881 )
und liba 31jammengeſetzt ſein, ſondern aus Dicholi und ba. Ba bedeutet in den Sprachen Senegainbiens fließendes Waſſer und kommt in zahlreichen Namen vor , z. B. Ba - Fula -be (ein Fort oberhalb Medine , wo zwei Flüſſe ſich vereinigen) 26. Liba , bei den Negern des äquatorialen Weſtafrika Eliba , Eliwa, Liwa, be deutet eine ſeeartige Erweiterung eines Fluſſes, z. B. Eliva Jonanga, Elive Aiſingo (am Ogowe). Wien . Osfar lenz. *
verwieſen . Jetzt, wo mit der ſoeben ausgelegten 12. lieferung das eigentliche Wert vollendet iſt, halten wir es für angezeigt, demſelben noch einige Worte zu widmen , es unſeren Leſern zul
Zum Rohnephritfund in Nordamerika ſchreibt uns
faſſen und nur 20 M €. koſten. Druck, Papier und Abbildungen ſind ganz vorziiglich. Was den iiberaus reichhaltigen und ſehr
Herr Hofrat Dr. A. B. Meyer in Dresden am 25. Juni: In bezug auf meine in Nr. 23 d. I. enthaltene Notiz über Roh jadeit aus Amerika (S. 457) muß ich , infolge eines inzwiſchen von Herrn Profeſſor Baird erhaltenen Briefes , berichtigend be merken, daß der Rohjadeit nicht in Cuiſiana gefunden iſt, ſondern daß die betreffende Sammlung der Smithſonian- Inſtitution wohl nur von dorther zugeſandt wurde. Herr Profeſſor Baird ſchreibt
fonſequent nach demn natürlichen Syſtem geordieten Juhalt des
neuerdings : „ Die Rohſtide, welche wir erhalten , ſind zum größten
empfehlen. Lieferung 13, enthaltend Vorrede, Ueberſicht der Gat tungen nach Linné und genauen Inder, wird in einigen Monaten erſcheinen , das ganze Werk iiber 85 Druckbogen (Lexikonforinat) mit 621 Holzſchnitten (worauf iiber 1000 Arten beriicſid )tigt) inn
Werkes betrifft, ſo umfaßt derſelbe nicht nur alle Phanerogamen
Teil in Geröllform ,“ er läßt unerwähnt, wo dieſelben gefunden
der deutſchen Flora , ſondern auch die wichtigſten Kryptogameni.
worden ſind, ſtellt aber weitere Mitteilungen in Ausſicht und ſagt,
Von der Zelle aufſteigend, werden vor jeder Abteilung des Pflanzen
daß die Abſidht beſtehe, eine „ jehr ſorgfältige Unterſuchung der ganzen Nephrit- Frage in Amerika durch einen eigens hiemit beauj : tragten mineralogiſchen Experten vornehmen zu laſſen .“
reiches die dieſelben charakteriſierenden Organe geſchildert. Bei jeder Familie und Gattung wird die geographiſche Verbreitung ange
Druđ und Verlag der F. G. Totta'ſchen Buchhandlung in München und Stuttgart.
Das Tuslaud. Wohenſchrift für länder- und Völkerkunde, unter Mitwirkung von Profeſſor Dr. Friedrich Kabel und anderen Fachmännern herausgegeben von der
3. G. Gottaſdhen Budhandlung in Stuttgart und Mündjen . Sechsundfünfzigſter Jahrgang.
München, 9. Juli
Nr. 28.
1883 .
Jährlich 52 Nummern à 20 Seiten in Duart. Preis pro Quartal M. 7 . Zu beziehen durch alle Bubhandlungen des In- und Auslands und die Poſts ämter. – Rezenſions-Eremplare von Werten der 'einſdlägigen Litteratur ſind dirett an Herrn Profeſſor Dr. Friedrich Mabel in München, Atademieſtraße Nr. 5, j !! ſenden. Inſertionspreis 20 Pf. für die geſpaltene Zeile in Petit.
Juhalt: 1. Deutſche Arbeit im Battalande. S. 541 . 2. Die Farbenbezeichnung der Samojeden und Queensland - Auſtralier nebſt vergleichendem Hinblick auf diejenige der Nubier und Ainos. Bon Mifred Nirdihofi. Š.516. — 3. Die Viehwirtſchaft der verero . Von C. G. Biittner. IV . Auf der Weide und in der Werft. (Schluß .) S. 550 . - 4. Zum Unterricht in der mathematiſchen Geographie in den unteren und mittleren Klaſſen höherer Schulen . S. 556. 5. Genji Monogatari. S. 557. 6. Kleinere Mitteilungen : S. 558. Geodätiſche Arbeiten in Norwegen. Ueber das geſellige Auftreten der Meerestiere im Sibiriſchen Eismeer ind in größeren Meeres tiefen .
7. Notizen : S. 559. Amerika.
8. Litteratur: S. 560. --- 9. Korreſpondenz: S.560. Ueber die Bezeichnung „ Djula ."
Deutſche Arbeit im Batta-Lande. Als ich den intereſſanten Aufſat des Herrn Dr. B. Hagen ,, Zu den Wanderungen der Battas" in Nr. 1 dieſes Jahrgangs des „ Ausland" las , mit ſeiner Schilderung der doc) in der Hauptſade verderblichen Einflüſſe, welche die lo idnell aufblühende Rolonie Deli auf die Battas von Toba ausübt und mit dem für die Zukunft des Toba volkes ſo trüben Schluß , daß nämlich der Reſt desſelben ,
Sumatra vordrang , wußten wir von derſelben ledig lich aus den Bataviſchen Zeitungen . So hat uns auch Herr Dr. Hagen nur den Einfluß der Kultur auf die Battas von Diten, reſp. Norden her gezeigt und ich mödyte
nun hier als Ergänzung dazu denjenigen von Weſten, reſp . Süden her ſchildern. Daß dieſer leştere ſo viel heilſamer
und jegensreicher geweſen iſt als jener, liegt einmal daran , daß hier nur die bolländijde Regierung ihren Frieden, Drdnung und Verdienſt ſchaffenden Einfluß hat zur Gel
ſoweit er bis jeßt nod intakt jei , (dwerlid dem rieſen tung bringen können , ohne daß hier ſolche für das Wohl dinellen Anſturm der Rultur werde Widerſtand leiſten
fönnen, da ſagte ich mir ſofort, daß es doch jeßt angezeigt jei , auch die Kehrſeite der Verhältniſſe den Leſern des
„ Ausland" zu zeigen , damit ſie nämlich nicht eine ver kehrte und allzu düſtere Idee von den dortigen Zuſtänden bekommen . Denn die Sache hat auch hier gar ſehr ihre zwei Seiten und die andere Seite iſt diesmal glüdlicher weiſe ganz entſchieden heller und hoffnungsvoller. Es iſt
der Eingeborenen immer ſehr zweifelhafte private Kultur Unternehmungen mit eingriffen und ſodann an der von bedeutendem Erfolg gekrönten Arbeit deutſder Miſſionare.' Wenn jemand die Battaländer nur aus der bekannten Be
ſdyreibung unſeres Landsmanns Dr. Junghuhn kennen würde, ſo müßte er bei einem Beſuch derſelben überraſdit jein über
die ſebr bedeutenden Veränderungen und über die Fortſchritte, welche ihm ſo zu ſagen auf Scyritt und Tritt begegnen würden.
für Sumatra charakteriſtiſd), wie das , was auf der Oſt und das , was auf der Weſtküſte geſchieht, ganz außer
1 Es iſt intereſſant zu beobadyten , wie bei ims in Deutſch -
allem Zuſammenhang unter einander ſteht, ſo daß man hüben und drüben immer nur via Batavia vder jekt neuer
land alle diejenigen Blätter und Schriftſteller, welche der Miſſion
dings allerdings auch via Atjeh von einander hört . Als 3. B. im Jahre 1869 auf der Oſtküſte eine kleine Erpe dition gegen einen Batta -Stamm ſtattfand , die bis auf
wenige Meilen von meinem damaligen Wohnort auf Ausland 1883 Nr. 28 .
nicht gewogen ſind, Miſſion är ſchreiben , ſtatt Miſſionar. Da ſich un aber miter den hunderten von deutſchen Miſſionaren ganz
gewiß feiner findet, der ſich Miſſionär nennt und es doch überau jouſt der Brauch iſt, in ſolchen Dingen der Sprachweise der be treffenden Fadımänner zu folgeil , ſo wäre es doch wohl an der
Zeit, daß der Miſſionär ganz aus mjerer Litteratur verſchwände. 81
Deutſche Arbeit im Batta lande.
542
Nehmen wir an, daß er in Siboga ans Land geſtiegen ſei und junädſt den damals aud) von Jungbuhn und ſo manchem anderen Neijenden nadı ihm gemachten Weg am Lubuk Naja vorbei nach der Haupſtadt Angkolas, Padang Sidem puan eindlüge, ſo würde er jofort jdon angenehm über :
deutſchen Miſſionare. Zwar ſind auch hier früher ein paar holländiſche Miſſionare thätig geweſen und haben
die erſte Vorarbeit gethan. Eine recht gedeihliche Ent widelung bat die Sache aber erſt genommen , ſeitdem im Jabre 1862 die Miſſionare der Rheiniſchen Geſellſchaft,
raſdit ſein über die außerordentliche Verbeſſerung des da: mals jo beidwerliden Weges, über die neue bequeme
der ſich dann audy jene Holländer anſchluſſen , in die Ar
Brüde über den Batangtoru, über das veränderte , reins
mit dem Jalam jo ziemlich zugleid auf den Rampfplat ge
lidere und wohlhabendere Ausjeben der Dörfer am Wege, die audy an Zahl bedeutend zugenommen haben. In
treten und ohne Zweifel hat die Arbeit der dyriſtliden Miſſionare auch die Mobamedaner zu beſonderen Anſtreng
Angfola ſelbſt würde er wenigſtens in der nördliden Hälfte
ungen in Sipirof angefeuert.
ſtatt der damaligen weiten wüſten Flächen , den traurigen Zeugen der von den Padries angerichteten Verheerungen , jest wieder wogende Reisfelder und eine dicht geſäte Be völkerung antreffen. In den inzwiſdien verfloſſenen vierzig
die Scheidung ziviſchen Chriſtentum und Jslam idon voll ſtändig vollzogen, daß dieſelbe aber hier für die Sache des Chriſtentums beſſer ausgefallen iſt, als in Angkola , das beweiſen uns die kleinen Kirchen und Kapellen in den meiſten bedeutenden Dörfern, die teilweiſe von den Leuten ſelbſt errichtet und alleſamt gut bejudit ſind. Aber freilid aud) in dieſer Landſdaft iſt dem Jslam noch bei weitem die Majorität zugejallen, was zum guten Teil dem bedeu tenden Einfluß , welchen Angkola namentlich früher auf Sipirok ausübte, zuzuſchreiben iſt; von den 6000-7000 Ein wohnern ſind nur zirfa 1500 Chriſten geworden , die anderen
Jabren bat fid die Sahl der Bewohner Angkola's und
ebenſo die der Vadybarlandſchaft Sipirof ganz außer ordentlid gehoben infolge des während der ganzen Zeit ununterbrodenen Friedens und ebenſo iſt der Wohlſtand
jehr bedeutend gewadijen. Denn Aderbau , Viehzucht und 1
Handel fönnen ungeſtört betrieben werden und der kleine Mann hat wenigſtens längſt nidt mehr ſo viel wie früher von
ſeinem Häuptling zu leiden , kann auch leidyter und zwar ohne Beſtechung, ſein Recht finden , wenn einmal ein Mächtigerer ſich an ſeinem Büffel oder an ſeinem Reis felde vergreifen will. Vor allem iſt aber noch der erſt vom
1
beit eingetreten ſind. Hier in Sipirof iſt das Chriſtentum
Auch hier hat ſich inzwiſchen
ſind alle Mobamedaner, doch finden noch immer ziemlich
zahlreidie Uebertritte von Mohamedanern zum Chriſtentum ſtatt, freilich auch einzelne Uebertritte von Chriſten zum Islam .
bolländiſden Gouvernement eingeführte Kaffeebau als eine
Bis vor wenig Jahren bildete dieſe Landſdiaft bier
der weſentliditen llrjadien des vermehrten Sohlſtandes zu nennen . Denn wenn aud ) allerdings der von der Ne gierung den Leuten gezabite Preis für den Kaffee nur
die Grenze der bolländiſchen Rolonie. Denn wenn aud das
ſehr niedrig iſt, ſo daß dieſelben , ohne es zu wiſſen , dadurdy
indirekt eine ganz gewaltige Steuer zahlen , ſo iſt die Sache dank des für den Kaffeebau beſonders geeigneten Bodens dod immerhin nod febr lohnend und faftiſd) ziehen die Battas, wenigſtens in manden Strichen, bedeutend mehr
Kaffee, als man von ihnen verlangt. So würde alſo Junghubn, wenn er jeßt noch einmal dieſe Gegenden beſuchen fönnte, mit Freuden wahrnehmen , daß ſeine guten Erwartungen von den heilſamen Wirkungen
des holländiſchen Regiments für die Batta -Länder ſid, voll ſtändig erfüllt haben. Nur in einem Punkt würde er ſidy enttäuſcht ſehen , daß nämlich troß ſeiner Warnung vor der Propaganda des Islam derſelbe dody inzwiſchen Ang kola bis auf ſehr geringe Ausnahmen ganz erobert hat. Es haben zwar auch hier ein paar holländiſche Miſſionare dem Jólam das Feld ſtreitig zu machen geſucht, indes nur
mit ſehr wenig Erfolg, da derſelbe ſchon vor ihrem Rommen
darüber hinaus liegende Land bis Silindung bin nody nominell unter bolländider Herrīd aft ſtand , ſo war es
dod thatjädlich ſchon ,,freies Batta - Land" , in welchen die Leute ſich blutwenig um die Holländer kümmerten , ſondern ibre Streitjacen nadı alt gewohnter Weiſe mit den Waffen ausmachten , auch noch gelegentlich einmal einen Menſdzen auffraßen. Es war ein etwas geivagter, aber, wie die weitere Entwidelung gezeigt hat, jebr bedeutſamer und folgenreicher Schritt, daß die deutſchen Miſſionare gleid damals nicht an der Grenze der Kolonie Halt madyten , ſon
dern ſofort mit ihrer Arbeit auch unter den unabhängigen Battas begannen. Zwar in den nädyſtgelegenen Landſchaften Bangaloan -Sigompulan im Batangtoru - Thal hatten die Bemühungen der beiden erſten Miſſionare, von denen der eine ein Holländer war, zunächſt unter den noch ſehr rohen Battas nur ſehr geringen Erfolg ; deſto beſſer gelang es aber in Silindung, wohin im Jahre 1864 Miſſionar
Nommenſen vordrang. Zwar koſtete es ihm ganz unend lidhye Mühe, ſehr viel Geduld und viele gute Worte, bis
in den leitenden Kreiſen, d. h. unter den Häuptlingen und
er erſt nur einmal die Erlaubnis erhalten hatte, ſid) unter
inländijden Gouvernementsbeamten, den Sieg davonge tragen batte. Dieſen ſeinen Führern iſt dann bernadı das ganze Wolf von Angkola nadygefolgt. Anders liegen die Dinge ſchon in dem nur eine kleine Tagreiſe weiter nördlid gelegenen Sipirot. Mit dieſer
dieſem ganz wilden und dabei für ſeine Unabhängigkeit ängſtlich beſorgten Volk nieder zu laſſen und auch nadidem er das dod durdigejeßt hatte , ſdwebte ſein Leben mehr als einmal in der größten Gefahr und nur wie durch ein Wunder iſt er den mannigfadyſten Nachſtellungen entgangen.
Landidaft betreten wir den Anfang des Arbeitsfeldes der
Aber trop alledem , ja teilweiſe gewiß gerade dadurch war hier
Deutſche Arbeit im Patta lande .
der Erfolg der Arbeit des Miſſionars deſto größer. Schon nady kurzer Zeit ſchlugen ſich einzelne Leute zu ihm , obwohl der Uebertritt zum Chriſtentum dazumal in Silindung nichts geringeres bedeutete als den Verluſt ſo ziemlich der ganzen
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ganz aufgab und ſtatt deſſen jelbſt einmal nady Silindung fam , um ſich ſeinen Hauptgegner, den Miſſionar Nommenſen , einmal perſonlid anzuſehen .
Bei dieſer Gelegenheit ent
lich des Sabas (naſſen Reisfeldes) und außerdem Ausídluß
führte er eine verbeiratete Frau und hatten die Silindunger ſchon vorher nicht mehr viel von ibm wiſſen wollen , ſo durfte er ſich von nun an gar nidyt mehr dort ſehen laſſen
aus dem Dorf und aus der Familienverband. Und der Miſſionar, der ſelbſt in einer elenben Hütte auf einem
und die Chriſten hatten von ihm nichts mehr zu fürdyten. Mehr und mehr zeigte es ſid , daß das Chriſtentum in
ſandigen , unfruchtbaren Stück Land am Fluſſe wohnte, fonnte ihnen auch nicht viel bieten . Dennoch aber mehrte
Silindung ſdon den Sieg über das Heidentum davon getragen hatte, denn die Heiden wurden immer gleichgültiger
Habe mit Einſchluß der faſt einzigen Erwerbsquelle, näm
ſidy die Zahl derer, die ſich dort neben dem Miſſionar ibre
und träger in der Befolgung ihrer religiöſen - Gebräuche
elenden Nothütten aufjdılugen , zuſehends und allmählich gelang es ihm , nicht nur feſten Fuß zu faſſen und ſich
und auch im Außeren kam dieſer Sieg dadurd) zum Aus: drud, daß man die alte Marktordnung, nach der jedesmal
namentlich auch durch die nad allen Seiten bereitwilligſt
am vierten Tage auf einem der 7 Marktplätze bes Thales
bewieſene ärztliche Hilfe in weiten Kreiſen Freunde zu machen, ſondern auch den Chriſten Anerkennung und Be rechtigung zu verſchaffen. Nach wenig Jahren ſdon gab
der Markt abgehalten wurde, eine Einrichtung, die natür lich mit der Feier des dyriſtliden Sonntags follidieren mußte, den Chriſten zu lieb ju änderte, daß der Sonntag
es chriſtliche Häuptlinge und chriſtliche Dörfer, in denen man
nie mehr Markttag ſein konnte, $. h. alſo, man nahi in
auch indes einzelnen Seiden zu wohnen geſtattete und to wurde das Chriſtentum allmählich eine Macht in Silindung. Gerade dieſe Landſchaft war aber ſchon an ſid, für uns zunädiſt bei weitem das wichtigſte Arbeitsgebiet, nicht allein wegen ihrer ſehr bedeutenden lebhaften Beivohnerſchaft
dieſem wichtigen Stück dyriſtliche Zeitredynung an .
(zirka 25,000 Seelen in etwa 200 Dörfern ), ſondern auch
und noc des erſten Angriffes von Seiten der Miſſionare gewärtig da in dem dicht bevölferten Toba - Pand, der
wegen ihrer Lage , wovon weiter unten noch eingehender
So erfreulid dieſe Erfolge in Silindung aber auch waren, ſo mußte man ſid, dody ſagen, daß alles dies doch nur erſt Vorarbeit, gleichſam die Eroberung eines Außenwerfes der Feſtung ſei, dieſe ſelbſt aber lag nod) ganz unberührt
zu reden ſein wird .
Wiege und dem Zentrum des Batta -Volfes.
Natürlich hatte man den mutigen Miſſionar auf dieſem widtigen und, wie ſich ja ſchon bald gezeigt hatte, viel ver ſprechenden Arbeitsfelde nicht lange allein gelaſſen, ſondern
Weſten kommenden Miſſionare mußte der Weg nad Toba über Silindung gehen und nachdem man nun in Silindung einen feſten Halt gewonnen hatte, konnte man auch daran
hatte ihm
idon bald erſt einen und ſpäter noch mehrere
denken , den Angriff auf Toba ſelbſt zu verſuchen. Es
Gehilfen geſandt. So wurden nach und nach 4 Stationen in Silindung angelegt. Miſſionar Nommenſen war längſt mit ſeinem Hauſe und ſeiner inzwiſchen erbauten ſtattliden Kirche aus dem feuciten ungeſunden Thalgrund auf einen
batte derſelbe aber ſeine ganz beſonderen Schwierigkeiten. Nicht als ob der Weg von Silindung dahin beſonders weit oder beidywerlid geweſen wäre, im Gegenteil, man fann bequem in einem Tag bis an den Mittelpunkt von Toba, an den Tao (See) gelangen , um deſſen Ufer herum
beſſeren Platz am
Fuße des Berges umgezogen und die
Zahl der Chriſten hatte das erſte Tauſend ſchon über: ſdritten. Aber alles das war nicht ganz glatt ver
laufen , ſondern es hat auch an Verwicklungen und an Reaktionen des Heidentums nicht gefehlt, weldoe teils von der heidniſchen Partei in Silindung ſelbſt, teils von einem Fürſten im benachbarten Toba -Lande, Singa Ma ngaradja mit Namen, ausgingen. Dieſer Mann, der ſeinen Sit in der Landſdiaft Vakkara am Toba -See hat und ſeinen Namen als erblichen Titel führt, übte neben ſeiner welt lidhen beſchränkten Herrſchaft, gleidhjam als ein heidniſcher Papſt, eine ziemlich ausgedehnte, eigentümliche geiſtliche Herrſchaft über ganz Toba und auch über Silindung aus. Natürlich mußte ihm das Auftreten des Chriſtentums in Silindung, welches ſeinem Anſehen alsbald anfing, Abbruch zu thun , ſehr fatal ſein und ſo verſuchte er auf allerlei Weiſe, zuerſt durch Drobungen, ſpäter durch einen Kriegs zug, die Miſſionare ſamt ihren Anhängern aus Silindung zu vertreiben. Jedesmal aber wurden ſeine Pläne auf die eine oder andere Weiſe vereitelt , ſo daß er ſie doließlich
Für die von
die zahlreidien, vielleicht 1000 kleinen Dörfer der Tobaer liegen. Aber von alters her und namentlich ſeit den Padriekriegen, die mit ihren Vecheerungen bis an den Tao vorgedrungen waren , hatten die Tobaer unter ſich den Bund gemadyt, keinem Fremden den Zutritt in ihr Land zu geſtatten . Einigen der Miſſionare , die es dennod
gewagt hatten , eine ſchnelle Unterſuchungsreiſe an den /
Toba - See zu madyen , hätte dieſe Kühnheit beinahe das Leben gekoſtet. Nur der Standhaftigkeit und Treue ihres batta'ſchen, heidniſchen Gaſtherrn verdankten ſie es, daß ſic noch eben mit heiler Haut davonkamen.
Unter dieſen
Umſtänden war natürlich nicht daran zu denken , nur ſo ohne weiteres eine Miſſionsſtation am Toba - See anzu legen , ſondern man mußte ichon froh ſein , als man im
Jahre 1876 in Bahalbatu , etiva 5 Stunden über Silin dung hinaus, auf dem Wege an den See eine Station anlegen konnte. Und ſogar dieſer erſte weitere Sdyritt auf Toba zu führte bald zu Berwicklungen . Zwar das iſt unrichtig, was ſeiner Zeit in holländi
Deutſche Arbeit im Batta - Cande.
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ichen Zeitungen zu leſen ſtand , daß die Anlage dieſer Station, als ein Einbruch in das Gebiet des Singa Mia
ngaradja, die Veranlaſſung zu dem bald darauf entſtehen den Kriege geweſen wäre. Wie man ſid auf älteren Karten , z. B. der von Beverink, überzeugen kann , wird Bahal Batu noch gerade ſo gut wie Silindung in
das Gebiet der holländiſchen Kolonie eingeſchloſſen, oba wohl freilich dort ſo wenig wie in Silindung bis zum Jahre 1878 eine Ausübung des holländiſchen Regiments ſtatt fand. Aber das iſt freilid ridytig, daß durd, diefen neuen Fortſdyritt der in Silindung arbeitenden Miſſionare eine
erneute Reaktion von Seiten Singa Mangaradjas hervor gerufen worden ſein kann. Die Haupturjadje lag aber auch darin nod nidyt, ſondern es war eben an Stelle des alten verſtorbenen gerade jetzt ein junger Singa Mangarajda cin geſebt und dieſer wollte verſuchen , ob denn nicht das verlorene Gebiet im Süden wieder zu gewinnen ſei .
Zu
Partei, die den erſten Toten hat, jid, alsbald als geſchla gen anſicht und alſo den Rückzug antritt. Aber aud) die Miſſionare und die Chriſten von Silindung hatten den Holländern weſentlich geholfen. Schon der Umſtand, daß die Holländer an Silindung für ihre Erpedition gegen Toba eine ſidere zuverläſſige Baſis hatten , war von der größten Bedeutung und war doch lediglid der dort durch die Arbeit der Miſſionare geſchaf fenen neuen Situation zu danken. Außerdem zog eine anſehnlide Menge von eingeborenen Chriſten als Hilfs truppe mit den Holländern und an den Miſſionaren hatten dicjelben des Landes und des Volkes kundige Führer und Dolmetſdier. Aber die Miſſionare, ihres eigentlidhen Be rufes aud jeßt eingedent, thaten noch mehr und etwas viel Gefährlideres. Sie zogen bei dem Marſd) gegen Toba ſtets vor den Truppen her, begaben ſich getroſt allein zu den Feinden und ſudyten dieſelben von der Nußloſigkeit
dem Ende verfiel er auf ein Mittel, das allerdings nadı ſeiner Kalkulation ſehr geeignet deinen nußte. Es iſt nämlid batta'idye Weiſe der Kriegsführung, ſid, für den bevorſtehenden Kampf ,,Vorkämpfer" , Ulubalangs, zu ver: daffen und je weiter her fie geholt werden, deſtomehr guten Erfolg erwartet man von ihnen. Nun war ja ge
weiteren Widerſtandes und von den wohlmeinenden Ab
rade in den vorhergehenden Jahren die Zeit des Krieges
ſuden , wurden dann hernad) zur Strafe die Dörfer
in Atjeh geweſen und die Kunde von dem erfolgreichen Widerſtand der Atjineſen gegen die Holländer war überall
verbrannt.
hindurdygedrungen , vor allen Dingen aud nad Tuba,
ſidsten der Holländer gegen ſie zu überzeugen . Wirklid gelang ihnen das gar oft und ſo unterivarfen ſid, ganze
Candidyaſten freiwillig, huldigten dem holländijden Gou vernement und blieben ſo unverſehrt. Jenen, weldie thoridht genug waren , den ingleiden Kampf noch einmal zu ver
Dieſe Vorgänge alle nun haben auf das Volk von Toba einen tiefen Eindruck gemadyt. Vor den Holländern
das dod) von alters her über Land Beziehungen mit Atjeh gehabt haben muß. So lag es für den Singa Manga radja allerdings nahe genug, daß er ſid, für den beab ſichtigten Kampf gegen die Halak Bolanda ( Holländer,
haben ſie einen heillojen und doch ſehr heilſamen Reſpekt bekommen und außerdem haben ſie großes Vertrauen zu
denn als ſoldie gelten die Deutiden aud ) atjinefide
[deuten und daß alle diejenigen, die ihren Rat annahmen ,
Vorkämpfer kommen ließ.
mit völlig heiler Haut davonkamen , während die , welche
den Miſſionaren gewonnen , weil ſie geſehen hatten , daß dieſelben aus Liebe zu ihnen ſelbſt offenbare Gefahr nicht
Gerade dieſer Umſtand veranlaßte nun aber die hol:
nicht hören wollten , alsbald fühlen mußten , wie thöricht
ländiſche Regierung, ein idarfes Auge auch auf dieſe Vorgänge in Toba zu haben, um ſo mehr, da die Miſſionare
ſie gehandelt. So war durch dieſen Eroberungszug gegen Toba nidyt nur das Land den Millionaren geöffnet, ſondern aud teilweiſe jdon das Herz der Bewohner, ſo daß audy alsbald aus Toba Stimmen laut wurden , die auch um das kommen von Miſſionaren baten . Indes
ihr Anzeige madyten , wie der Singa Mangaradja aud) mit anderen malaiiſden Häuptlingen im Oſten der Inſel
Verbindungen anknüpfte zum gemeinſamen Vorgehen gegen die Holländer. Das holländiſche Gouvernement verlor
keine Zeit , um durdy einen ſchnellen Marſch einer kleinen .
Kolonne nad Toba hin dieſes angeſponnene Neß der Feindidaft zu zerreißen . Die Tobaer , die mit ihren Kriegsrüſtungen offenbar don weit gebiehen ſein mußten, waren im Anfang ſogar ſo fühn, die holländiſden Truppen in Bahal Batu wiederholt anzugreifen , mußten aber alsbald
ſoweit war die Sache dody nody nicht.
Die Hollän
der beabſidytigten nicht , ſogleid, das ganze neue Gebiet unter thatſächliches Regiment zu nehmen , wohl aber Silindung. So war für Silindung die Wirkung dieſer Erpedition zunächſt nody bedeutſamer als für Toba . Bis
dahin hatten die Miſſionare eigentlich kaum gewußt, was
Schaden empfinden. Gleich darauf gingen die Holländer
fie ſidy wüniden ſollten. Daß das Inkrafttreten des hol ländiſchen Gouvernements für ſie Aufhören der Beun ruhigungen von Seiten heidniſcher Fürſten und völlige
ihrerſeits zur Offenſive über und erroberten in febr kurzer
Sidherheit bedeute , das wußten ſie freilich, aber anderer:
Zeit und mit außerordentlich geringem Verluſt das ganze Toba - Land bis an den See. Daß dieſe Kämpfe ſo äußerſt wenig Blut koſteten, das hatte man übrigens ſehr weſent
ſeits mußten ſie fürdyten, daß in Silindung ſo gut wie
das Uebergewicht des holländiſden Militärs zu ihrem
lidh mit der naiven Sitte der Battas im Kriegführen zu
danken, daß nämlich in der offenen Feldſdyladit ſtets die
überall im Batta-Lande der Islam dem Gouvernement auf dem Fuß nachfolgen würde. Nun war das Gouvernement ganz unerwartet ſchnell nadı Silindung gekoinmen , aber unter ſo eigentümlidien
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Deutide Arbeit im Batta -Lande.
Werbältniſjen , veranlaßt durch den gegen die Miſſionare
Es verſteht ſich von ſelbſt, daß man aud
für Her
gemünzten Krieg, beraten und geleitet von den Miſſionaren ,
ſtellung einer entſprechenden Litteratur geſorgt hat. Außer
daß ſein Einfluß zunächſt wenigſtens ganz entſchieden dem
dem Neuen Teſtament, der Bibliſchen Geſchidyte, Katechismus und Geſangbuch gibt es auch eine Anzahl Sdulbüder,
Chriſtentum zugut kommen musste. Und ſo fam denn jest in Silindung der con vorher innerlid entidiedene Sieg des Chriſtentums auch äußerlid) zum völligen Durchbruch.
Von nun an sing das Madstum der vier Gemeinden in Silindung nod ) viel ſchneller vor fid als bisher , ſo daß
die größte von ihnen ſdon über 3000 Chriſten zählt und
im ganzen Thal von Silindung don über 5000 Getaufte fid finden , ungeredynet die bedeutenden Sdaren , die noch im Unterricht ſtehen , um demnädiſt getauft zu werden. Und in ähnlicher Weiſe, wenn auch nidt ganz ſo bedeutend, bat fid aud in den ſüdlicher gelegenen Candidaften Tangaloan , Sigompulan und auch in den nach Siboga zu im Gebirge zerſtreut liegenden Dörfern ein folder Um dwung und Zufebr des Volkes zum Chriſtentum vollzogen , daß idon jept an 10,000 Battas zi1 den verſdiedenen Stationen der deutſchen Millionare geboren , gewiß doch fein unbedeutendes Reſultat einer zwanzigjährigen Arbeit
sibeln, Lejebücher, auch Rechenbücher und andere zur all
gemeinen Belehrung. Daß man alle dieſe Büder in zwei Dialekten, dem von Toba und dem von Angkola berſtellen , mußte, war allerdings eine bedeutende Erſdwerung. Da gegen bot der Umſtand , daß ein großer Teil des Wolfes ichon von Hauſe aus leſen konnte, nämlich in ſeiner eigenen , jebr einfachen , aber ziedentipredenden Batta - drift, fur
die Verbreitung der gedructen Büder eine ſehr weſentliche Erleidyterung. Inzwiſden iſt denn nun auch die Zeit ge kommen , um in Toba ſelbſt die Miſſionsarbeit beginnen zu fönnen. Das holländiſdie Gouvernement hatte, in weiſer Fürſorge, unſeren Millionaren zunächſt die Erlaubnis vers weigert, ſofort am Toba - See Stationen anzulegen. Erſt
nadidem einige Däuptlinge von dort ausdrüdlid , audi driftlid , ibre Bitte im Miſſionare ausgeſprochen und außerdem . ſich für das Leben der Miſſionare verbürgt batten ,
unter dieſen ehemaligen Sannibalen ! Natürlid, fönnten
gab die bolländiſche Regierung endlid ihre Zuſtimmung,
die Milionare allein , es ſind ibrer jetzt 15 , Sieje große Arbeit unmöglich gebörig beſorgen , zumal da die Leute
und ſo ſind denn im Laufe der lezten zwei Jahre 4 Sta
in bunderten von meiſt kleinen Dörfern zerſtreut wohnen , fönnten vor allen Dingen auch die großen Sparen derer, die getauft werden wollen , nicht gründlid unterrichten ,
wenn ſie nicht gute eingeborene Mitarbeiter bätten. Auf die Heranbildung von eingeborenen Lehrern und Evange:
liſten bat man ſchon faſt von Anfang an beſondere Sorg falt verivandt und daſs die darauf verwandte Müve nidyt vergeblich geweſen , das beweiſen die zirka 40 tüdytigen jungen Battas, die den Miſſionaren zur Seite ſtehen und als Spullebrer, Stundenbalter, Katecheten vortrefflidye
Dienſte thun.
Dieſe Leute zuſammen mit den von den
Chriſten ſelbſt gewählten Aelteſten leiten und lebren in den kleinen Filialgemeinden, von denen ſich nach und nady um jede der Miſſionsſtationen berum ein Kranz bildet,
tionen über Babal Batu hinaus gegründet worden , davon
zwei am See. Auch dort hat es nicht an Feindſdiaft wider die Millionare gefehlt, nämlid ) von Seiten der noch an den alten Zuſtänden hängenden Partei, man hat ihnen
z. B. in Balige am Toba-See nachts das Haus über dem Ropf angezündet , ſo daß die zwei Miſſionare nur das nackte Leben retten fonnten . Trotzdem aber muß man
ſagen, daß der bis jetzt gemadite Anfang ſehr ermutigend iſt, ja in Balige alle unſere Erwartungen weit übertroffen bat durch die außerordentliche Bereitwilligkeit der Leute, Gottes Wort anzunehmen . Miſſionar Nommenſen , der inzividen in Deutſchland geweſen war und jett, zurüd
gefehrt, als Leiter an die Spiße der ganzen Miſſionsarbeit
geſtellt iſt, hatte aus Deutſchland für den Toba- See ein
unter Aufſidyt des Miſſionars die Batta Chriſten und geben
zerlegbares Segelboot mitgebradt. Es gludte , dasſelbe auf einer Inſel im See zuſammenzuſeben und die erſten
audy denen , die in die Gemeinde aufgenommen werden
Probefahrten mit ihm zum Staunen der Battas, die nod)
wollen, den erſten Unterricht. Sehr wichtig und bei dem ſdnellen Wachstum des ganzen Werkes doppelt nötig iſt es auch , daß die Gemeinden angehalten werden , für den Unterhalt ihrer eingeborenen Lebrer ſelbſt Sorge zu tragen . Die größeren Filialgemeinden thun das jetzt jdon voll ſtändig, bei den anderen muß von der Miſſion einſtweilen nod; ein Zuſduß geleiſtet werden . Dieſe Lehrer und Ael teſten eines jeden Bezirkes kommen dann regelmäßig bei dem Miſſionar zuſammen , um noch immer mehr unterwiejen
nie ein Segelfahrzeug gejeben hatten , 311 maden , indes merfte Nommenjen doch bald, daß noch die Zeit nidyt ge
z11 werden und auch um alle Gemeinde-Angelegenheiten zu beſprechen. Wie dieſe Gemeinden fid konſtituieren und
wie ſie ſich zu einem firdlichen Verband zuſammenſchließen, das iſt in einer gerade jeßt fürzlich von der erſten all
gemeinen Synode im Batta -Lande angenommenen Kirchen ordnung feſtgeſtellt. Ausland 1883 Nr . 28 .
kommen ſei , um mit Hilfe diejes Bootes alle die vielen Dorfer am Ufer des See's zu beſuden ; die Zahl der Feinde
und Gegner war nod) zu groß. Wenn aber erſt, wie jekt beſchloſſen, das holländiſdie Gouvernement aud) am Toba See thatſächlich ſeine Herrſchaft auszuüben anfängt, es wird gerade jest dort ein kleines Fort gebaut, dann können auch die Miſſionare und ihre eingeborenen Gehilfen fidy frei in ganz Toba bewegen und man kann überall da, wo man ſchon um Lehrer gebeten hat, einen ſolden pla :
zieren. Es trifft ſich ſehr gut, daß auf unſerem Seminar in Bantjur na pitu , in Silindung, gerade jetzt eine ganze Sdar junger chriſtlicher Battas nady vierjährigem Kurſus fertig wird. So darf man ja wohl hoffen, daß auc am 83
Die Farbenbezeichung der Samojeden ind Queensland Auſtralier 2c.
546
Toba-See , in dieſem am didyteſten bevölkerten Teile des
ſtaunen bei Samojeden wie Tunguſen die kaum glaubliche
Tobalandes, das Chriſtentum bald feſten Fuß faſſen wird. Es iſt nur gut, daß zwiſchen dem See und Deli fold eine weite, dünn bevölkerte Gegend liegt , ſo daß zu hoffen ſteht,
Unfähigkeit derſelben feſtſtellte, gewiſſe Farben von ein
die übeln Einflüſſe von Deli aus, von denen Herr Dr. Hagen
ander zu unterſcheiden. Nidyt nur bei den Samojeden haben gelb, grün und blau oft einerlei Bezeichnung, ſon
rühren , nämlich die Ausſidyten des Islam in Silindung
dern auch bei den ſüdliden Tunguſen fand id) dasſelbe Unvermögen , nahverwandte Farben zu unterſcheiden . Jd kann Akademiker Schiefner darin nicht beiſtimmen , daß foldes Mangeln des Farbenſinnes dem Mangel an Uebung im Unterſcheiden der Farben zuzujdyreiben ſei. Der Tunguje
und Toba . Daß die Befürdytungen , der Islam mödte
iſt mit Glasperlen verdriedener jarbe, die das Weib ge
aud) bier dem bolländiſden Gouvernement auf dem Fuße folgen , nicht ungegründet waren , das hat ſich idon
idymadvoll aneinander gereiht hat , überdeckt. Woher dieſer mangelnde Farbenſinn , der in Europa bei einzelnen Indi viduen oft genug beobachtet worden iſt, bei den Primitiv Völkern uns ganz allgemein begegnet , bedarf näherer Un terſuchung und dürfte die Urſache bei der außerordentliden Sejidtsidärfe dieſer Menſchen in einer Unvollkommenheit der Achromaſie des Auges zu ſuchen ſein. Nur die grell ſten Töne der genannten Farben vermögen ſie nad langem Abwägen zu unterſcheiden. Alle dunkleren Farben fallen bei ibnen mit „ ſchwarz" zuſammen . Anfänglich hatte id
beridtet hat, werden ſich bis bieber noch nicht ſobald fühl bar maden .
Nur noch ein Punkt bleibt zum Schluß kurz zu be
deutlich genug gezeigt. In allen dieſen kaum erſt unter bolländiſches Regiment gekommenen Gegenden haben ale bald aud) die Mohamedaner, namentlid) einzelne dort ge borene Leute , die im Ausland Mohamedaner geworden waren , Verſuche gemacht, den Islam einzubürgern.
Ganz
beſonders war es ein in Silindung geborener Mann , Si Adji Baſir, der lange Jahre in Arabien gelebt hat und nun, als ein der arabiſchen Sprache kundiger, auf ganz Sumatra als eine Art Heiliger in großem Anſehen ſteht,
der ſich alle erdentliche Mühe in bezug auf Silindung gegeben hat, dod, bis jetzt zum Glück vergeblichy. Freilid das iſt kaum anders zu erwarten , es werden auch in Si
lindung etliche dem Jslam zufallen , aber es ſieht bis jeßt ganz danach aus, als ob das nicht ſehr viele ſein werden .
Soviel iſt aber wohl mit Sicherheit zu erwarten, daß ſowohl dort, als in Toba das Heidentum ſehr ſchnell verſchwin den und die Scheidung zwiſchen Chriſtentum und Jslam
im Laufe einiger Jahre ſid , vollziehen wird. Wie dieſelbe in Toba ausfallen mag, das läßt ſich noch nidyt ſagen, denn es wäre gar nidt unmöglid), daß dort unter den Häuptlingen vielleicht jeßt ſdon geheime Anhänger Mo bameds jid befänden. Das iſt die Arbeit der deutſchen Miſſionare auf Sut
matra, die , wie id) meine , aud) ein allgemeines Intereſſe in Deutidland wohl beanſpruchen kann.
tauſend Spaß mit den Leutchen , wenn ſie in der Ibat beim Beſdauen meiner Farbentabelle ausgeſprodenes gelb
nicht von blau , nody von grün , geſchweige denn die beiden letztgenannten Farben von einander zu unterſdeiden ver moditen . “ Als eine Gruppe von Samojeden im vorigen Jabr Budapeſt, Wien , Prag , Leipzig, Halle, Frankfurt und Berlin
beſuchte , ergriff id die günſtige Gelegenbeit, dieſe audi anderweitig intereſſanten Fremdlinge (als deren ſpezielle Heimat die kleine Rüſteninſel Sarandei im Nordoſten der
Petſcoramündung angegeben wurde) auf die vermeintliche Farbenblindheit zu unterſuchen . Das Ergebnis war durd
ichlagend: nidt die mindeſte Spur von Unſicherheit im Zuſammenlegen gleichfarbiger, im Unterſcheiden verſchieden farbiger Gegenſtände trat zu Tage , mithin keine Spur von Farbenblindheit, deren Annahme für jeden unbe
fangenen Beſdhauer auch ſchon dadurch ausgeſdyloſſen war, daß namentlich die jungvermählte Piriptija ibr Kenntier: wams mit einer Vielzahl bunter Tucläppchen
Die Farbenbezeihuung der Samojedru und Qurrus land · Auftralier nebft vergleidendem Hinblick auf .
verziert
hatte, in denen ſo ziemlich alle Regenbogenfarben vertreten waren , desgleichen beim Feſttagsſtaat ihre Zöpfe mit vor ſorglich nach ihren verſchiedenen Farben geordneten Glas: oder Porzellanperlen an langen Sdynüren zu verlängern
diejenige der Nubier und dinos. liebte . Von Alfred Kirchhoff.
Alerander v. Middendorff erwähnt in ſeinem großen ſibiriſchen Reiſewerk die Vorliebe einzelner oſtſibirijdver Völker für Perlen beſtimmter Färbung; ſo bätten ſid
don im vorigen Jahrhundert die Tauſchbändler für die Jakuten mit weißen , blauen und ſchwarzen Glasperlen verſehen müſſen , für die Buräten mit roten , für die Tun :
Middendorffs obiges Urteil bezieht ſich nun zwar nicht auf europäiſde, ſondern auf aſiatiſche Samojeden ; indeſjen , mögen auch die zweifellos vorhandenen Dialekt-Unterſdiede zwiſchen Betidora: und Taimyr-Samojeden ſid ebenfalls auf die Farbenbezeidnungen erſtreden , der große Er forider Nordoſt -Sibiriens iſt offenbar im Unrecht, wenn
er wie ſo viele Völkerkundige in jüngſter Vergangenbeit)
gujen mit grünen. Hieran ſchließt Middendorff folgende Betradtung : „ Es iſt das um ſo auffallender , als ich zu meinem Er
1 v . Middendorfi, Reiſe in den äußerſten Norden und Oſten Bd . 4 . St. Petersburg, 1875 , S. 1426.
Sibiriens.
Die Farbenbezeichnung der Samojeden und Queensland Auſtralier ac .
Tunguſen ſamt Samojeden trok ihrer im Puts bezeugten
Farbenfreude der Schwäche des ſinnlichen Unterſcheidungs
Vermögens für Farben zeiht, „ Invollkommenheit der Adro mafie des Auges" bei ihnen vermutet, weil ſie nabver wandte Farben nidyt zu unterſcheiden vermochten " ( gemeint
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ruſſiſchen Händlern ( die ihnen allerdings die buntfarbigen Tuche verkaufen ) blau von grün unterſcheiden lernen , wäh rend ſie eben offenbar nur wünſchenswerter Klarheit bei ſoldem andelsverkehr zuliebe das ruſſiſche Wort für
blau annabmen , wäre gerade ſo verkehrt, als von uns
iſt jedenfalls : „ prachlidy“ ) und weil „ bei ihnen alle dunk
Deutſden behaupten zu wollen , wir ſeien nod jest teil:
leren Farben mit „ dwarz " zuſammenfallen ."
weiſe farbenblind, weil wir für violett und braun noch vielfad) bloß die gemeinſdaftliche Bezeichnung „ braun "
Gerade der Umſtand, daß beides aud) bei unſeren
Warandei Samojeden der Fall war, obgleid, ſie, wie vor: her bemerkt, nicht im geringſten an Farbenblindheit litten , begründet zur Genüge unſer Urteil, daß Middendorff aus an fidy nidyt unrichtigen Wahrnehmungen falide Schlüſſe zog. Es mögen deshalb hier die ſamojediſchen Farben namen aufgeführt werden , wie id, ſie beim Vorlegen ſehr verſchiedenartig gefärbter Papierbogen (und, was idy bei jolden Unterſuchungen ſtets beſonders zweddienlich fand,
auch wiederholt desſelben gefärbten Bogens in verſdjie dener Reihenfolge der Proben ) genau nach der Auss prade der Samojeden und zwar nad dem deutjden Laut wert der Buchſtaben niederſchrieb :
anwenden .
Leßteres iſt allerdings noch ſehr häufig in Dorfſchaften unſerer Gebirge wie unſerer Ebenen der Fall; man hört dort „ veildenbraun " ſtatt „ veildenblau " und lekteres iſt
fogar (genau genommen ) ſpradylidy unpaſſender als erſteres. Wir Städter bilden uns nämlid) völlig grundlos ein , das
deutſche Wort „ braun " jei urſprünglich don ein Spezial name für die uns unter dieſem Namen bekannte Farbe geweſen ; es war aber das ganze Mittelalter hindurdy der Gruppenname für violett und braun (im beutigen
engeren Sinne ). Die violetten Blumen waren den mittel hochdeutſden Didytern brûn , ganz wie nod) gegenwärtig der altmärkiſche Bauer, wenn er die Halliſden Studenten
ſdiwarz weiß
parîdïe sérko (sörko )
mit violetten Müßen in die Ferien ziehen ſieht , zu ſagen pflegt : ,,Da kommen die Braunen wieder. "
rot
Wie wir alſo
gelb
njâria tâsihai ( tâsihäi )
flarerer Ausdrucksweiſe zuliebe den Romanen das ,,violett"
blau
padíraha oder ( rujiiid)) sjìdioi
abborgten und ſeitdem „ braun " aus einem generellen zu
grün
padiraha sjelurtá
einem ſpeziellen Farbennamen werden ließen , genau ſo beginnt bei den mit Ruſſen näher verkehrenden Samojeden das fremdländiſche sjînioi das heimiſdye padíraha auf die engere Begriffsſphäre zu beſchränken. Bei unſerer eigenen Unfähigkeit , violett mit einem
braun
braun oder grau halankó (haljenko). Wie man ſieht, iſt alſo aud) der Vokabelídat für den ſprachlichen Ausdruck der Farbeneindrücke bei dieſem Polar
einfachen deutſchen Wort iviederzugeben, darf es uns nicht
volk ein ziemlich reider. Die nad Middendorff bei den
überraſden , auch in der Liſte jamojediſcher Farbennamen
Samojeden wenigſtens „oft“ begegnende Gleid bezeichnung von gelb mit anderen Farben fam nicht ein einzigesmal zum Vorſchein ; ohne Ausnahme wurde jeder gelbe Gegen ſtand, aber auch nur ein ſoldier, tâsihai genannt. Allein blau und grün haben den gemeinſamen Namen padíraba ( ſeltener hörte ich ſtatt deſſen sínje oder tasinje ). · Gern
kein „ violett"
zu
finden .
Gewöhnlid nannten unſere
Samojeden violette Dinge njâria (rot) , indem ſie, gleich
ſo vielen anderen in ihrer Farbenterminologie minder ent wickelten Völkern, überhaupt Miſdfarben gern nach einem
einzelnen der Miſchungselemente benennen , für welches ſie eben einen beſtimmten Ausdruck beſigen. Daher dient
benutten daber unſere Samojeden das aus dem Ruſſiſchen
ihnen njâria ebenſo gut für das reinſte Scharladırot, wie
entlehnte sjînioi (sjînieu) wenn es ihnen darauf ankam ,
für Drangenfarbe und Schokoladebraun, woraus aber nur die vollſte Kritifloſigkeit Farbenblindheit folgern könnte. uch in Beziehung auf die eben erwähnte Manier, ſidy über die Sdywierigkeit in der Benennung von Miſdfarben hinweg zu helfen, iſt die Verwertung des Wortes parîdie
auszudrücken , daß ſie nicht grün , ſondern blau meinten , indem ſie dann alſo den Ausdruck padíraha auf grün bejdyränkten. Hier liegt aber weiter gar nichts vor, als
eine audy ſonſt ganz bekannte Erſcheinung ſprachlicher Farbenunterſcheidung. Die Völker beruhigen ſich oft lange Jahrtauſende mit Gruppennamen von Farben, ehe ſie ſich
veranlaßt finden, die immer ſchon ſinnlich unterſchiedenen Einzelfarben der Gruppe auch in der Sprache zu differen zieren . Noch heute nennt z. B. der Japaner, wie ich be reits anderwärts mitteilte, blau wie grün für gewöhnlicy unterſchiedslos ao, einem blau und grün geſtreiften Plaid „ zweierlei ao " zuſdyreibend ; fühlt er ſich aber veranlaßt, ge
nauer zu reden, ſo nennt er blau aï, grün mojengi. Aus Cbigem etiva zu ſchließen, die Samojeden hätten erſt von den
nody intereſſant. Ganz, wie es ſchon Middendorff erkannte, dient dieſes Wort nicht allein für jdwarz, ſondern auch für düſtere Färbungen überhaupt. Derſelbe Bogen dunfel
blauvioletten Glanzpapieres erhielt die Bezeichnung njâria und pâridïe , jedoch zum Unterſchied davon wurde dann ein grell rotvioletter Bogen neben njâria, auch sáz njâria genannt, d . h . leuchtend rot ( sáz oder sázě drückt bei den
verſdriedenartigſten Farben die Lidytfülle aus, 3. B. sáz padíraha lebhaft hellgrün ). Gleichfalls bekam die Schoko ladefarbe bald den Namen njâria, bald parîdïe oder
548
Die Farbenbezeichung der Samojeden und Queensland Auſtralier u .
vielmehr paridïérka ( o viel als ,,etwas dunkel", ,, dwärz lids" ; rka iſt Berkleinerungsendung ). Selbſtverſtändlich ſind auch bei den Samojeden fur unflar graubraune Nuancen die Namen entſprechend un ficher und wechſelnd. Ein ganz hellgraues Renntier heißt wohl einmal geradezu sörko, für dunkler graue und rein braune Farbentöne war die alte Neja beſonders uner ſchopflid an Austrüden ; aus ihrem Munde notierte ich /
Mit Borunderä (Suſanne) war freilich nicht viel
anzufangen ; ſie zog das Kartenſpiel und den Sport eng lider Werfipiele mit Münzen u. dgl . eintönigerer Bez
ſdhäftigung vor. Jhr zweiundzwanzigjähriger Dheim da : gegen , Júrono ( Alfred), und der achtzehnjährige Bonangera ( Bon ), letzterer angeblich auf Frazer Island (aud Great
Sandy Island genannt) zu Hauſe, waren aufgeweckte
Burjden und gutmütig genug, um ſich gegen kleine Ge
dafür außer der oben angegebenen Variante halankó,
fällig feiten dem
haljenkó nocy chalenkó, chalekó, chalkó, bjalakó, sír wïta , sïélwirta, sjelurtá ( letztere drei mit dem Zuſatz nanoi , von dem ich jedoch nicht ſagen kann, ob er die Farbenangabe limitieren oder am Ende gar (dwierigen Nuancen gegenüber gewiſſermaßen verneinen ſollte, ähnlid) unſerem „ nidit redit braun " ), endlid) aus dem Rujiden entlehnt puró. Zum Edlus jei ned erwähnt, was id ciner gütigen brieflichen Mitteilung von Gerrn Profeſjor Joſef Budenz in Budapeit verdante , daß nämlid das Wort padiraha
jeten .
langwierigſten Farben - Cramen auszu
Die unbegreifliche Behauptung des ungenannten Ver faſſers des Tertes zu den in der „ Illuſtrierten Zeitung " von 1882 von unſeren Schwarzen veröffentlichten (übrigens recht ſchlechten Bild, daß lettere gänzlic) farbenblind ſeien, nur dwarz und weiß zu unterſcheiden vermodyten , erwies
ſich al bald als grundjalid .
Ihr ſinnliches Unterſchei
dungsvermogen für Farben war das dentbar vollkommenſte und die Fülle von Bezeichnungen , welche ſie beim Vor
legen einer allerdings langen Reihe mannigfaltiger Farbe : bogen anzugeben wußten , geradezu erſtaunlid.
nady Caſtrén cigentlid ,gallenähnlidi" bedente, indem es abgeleitet ſei von padea ( Galle ), wie audy im Wojulijden „ grün " oder „ gelb " vošrem -ospe, d. h . ,,der Galle ( vošrem ) ähnlid )" beibe. Das iſt darum ſo mertwürdig, weil jungit
Almquiſt' lehrte , wie ebenfalls die Tiduftiden geſättigtes (Selb jamt minder geſättigtem Grun umd bellblau nach der (Galle (dlilil) nemen .
Dieſe Fährte geleitet uns zlı der
Erkenntnis, daßi cine ims überraſcende Unflarbeit in una
differenzierter Farbenbezeidmung ſtatt in der phyſiologi idien Invollkommenteit des Farbenſinnes mitunter einfach in der unbeſtimmten Närbung des bei dieſer Nomenklatur zum Vergleid, berangezogenen Gegenſtandes begründet fein fann . Stets aber wird es erſt die tägliche Beſchäftigung und die daraus folgende Nidtung des ſprad liden Mit
Von den
Hottentotten behauptet man , ſie hätten 32 Qusdrücke für Farben ; dann werden ſie von dieſen Queensland
Auſtraliern reidlich um das Toppelte übertroffen, denn nadi mehrmals wiederholten , mehrſtündigen Prüfungen ergab der Katalog ibrer Farbennamen an die 70 Nummern ! Der Lejer braucht nicht zu fürdyten, daß ibin dieſer lange Namenkatalog hier vorgeführt werden ſoll. Gewiß iſt die Thatſadye folder Ueberfülle von Namen nur ein Beweis, daß die Auſtralier in ihrer täglichen Beſchäftigung nod) wenig Anlaß zur Feſtigung ihrer Farben Nomenklatur fanden . Für ein und dieſelbe Farbe befommt man von ibnen nicht ſelten mehr als ein Duzend Ausdrüde genannt; lettere wiederholen ſid, aber dod, faſt immer nur inner
halb gewijfer, deutlich zu bezeid nender Gruppen von Farben . teilungsbedürfniſſes ſein , wodurdy ein Velt von der in Der Solub, den man von der Anwendung desſelben
beſtimmteren zur beſtimmteren Farbentaufe fortzu dreiten Tid getrieben fühlt.
Wortes für veridiedene Einzelfarben auf ,,Spracarmut"
der Naturvölker gezogen hat, iſt hier als ein rechter Fehl **
Die Queensland - ! uſtralier, von welden bereits in dieſer Zeitſdrift ( Jahrgang 1882, S. 1037 ff. ) beridytet wurde, zeigten ſich weit willfähriger beim Farben-Eramen als die Samojeden , da ſie auf der Herreiſe ſchon ziemlich gut Engliſch gelernt und ſich an unſere Umgangsformen gewöhnt hatten . Da ſie hoffentlid, von kompetenter Seite zum Gegenſtand einer eingehenderen anthropologiſchen Studie gemacht werden , ſei hier ir dieſer Beziehung nur die irrtümliche Angabe berichtet, daß die Rörper - Farbe
dieſer (aus dem füdöſtlichen Queensland gebürtigen ) Au ſtralſdywarzen „ bellſdyokoladebraun “ geweſen ſei ; ſie war vielmehr ganz dunkelbraun , ohne den geringſten Stich in's Hotlich oder dofoladebraune.
dubs zu erfennen ; es laufen eben die Worte noch jo mangelhaft präziſiert innerhalb gewiſſer Grenzen durdyein
ander, daß zwar öfters derſelbe Name für verſchiedeni Farben vorfemunt, indeſjen noch viel häufiger die verſdie denſten Namen auf die nämlidie Farbe angewendet werden. Aber zunädyit halten auch die Queensland Sdwarzen
die allgemeingultige Regel cin , daß fur idywarz , weiß ,
rot ganz beſtimmte Wortformen gebraucht zu werden pflegen :
dywarz beißt: modló, weiß tuláng modlá.
rot !!
Zu bemerken iſt nur, daß modló außer für Sdwarz aud für dunkle Farbentone itberhaupt Anwendung findet, namentlich für tiefes Dumfelblau , ferner auch für das
1 Nordenſkiold : Die wiſſenſdiaftlichen Ergebniſſe der Vega Expedition . 1. Bd., Leipzig 1883. S. 47.
Sdwarzbraun der eigenen Haut. Noch mebr gilt das Ebengeſagte für mojêr, das offenbar unſerem „ dunkel"
Die Farbenbezeichnung der Samojeden und Queensland Auſtralier ac .
gleichkommt, daher auf dwarz, dunkelviolett, dunkel blutrot und dunkelgrün bezogen wird. Für Rot in den
549
verſchiedenſten Nuancen iſt modlá in Gebrauch , ſelbſt für
betonter Sprechweiſe.1 Daher werden wir in gauán-gauán gewiß dasſelbe Wort zu erkennen haben wie in kauan kauán und wenigſtens dieſes wird ausſchließlich für grüne,
Drangenfarbe; redyt grell leuchtendes Hellrot nennt man
niemals für blaue Farbentöne im
außerdem kake, oder mit einer (aud fonſt beliebten ) Ver
Umgekehrt bedeutet bobendór, ſowie borón niemals , grün " , ſondern innerhalb der Blau -Grün -Gruppe ſtets „ blau ",
doppelung kakê-kake. Indeſſen ſchon unter den anderweitigen Namen für Not
Gebrauch gefunden.
ſogar ausſchließlich dunkles, geſättigtes Blau.
ſtoßen wir auf eine ſehr intereſſante vergleichende Bezeidynung,
Ebenſo wenig fehlt es an Worten , welche ausſchließ
welche kritifloſer Verwertung gleich den Beweis , partieller
lich genannt wurden für gelb ( kakál ) , grau (uná ),
Für bren
braun (padár), violett ( kèlia, gewír, räs). Kurz, man
nendes Ziegelrot nämlich wie für Purpur, Drangenfarbe
überzeugt ſid) , daß mindeſtens dieſen Auſtraliern eine reide
Farbenblindheit" in die Hand ſpielen fönnte.
Dunkelblau hört man bisweilen ein und dasſelbe
Fülle von Farben -Bezeichnungen mögen dieſelben aud
Wort : borón oder bobendor (auc bobondór). Dabei liegt aber nichts weiter vor als ein Vergleich mit den leuchtenden Farben des heimatlichen Himmels , bald in ſeiner tiefen Bläue an heißen , dunſtfreien Tagen , bald in dem pracytvollen, flammenden Farbenſpiel, das er beim
großenteils nur Vergleichsworte ſein wie unſer „ rojarot"
und
oder bimmelblau " ) zu Gebote ſteht, daß es aber, wie gejagt , über die Sdwarz-Weiß Not-Gruppe hinaus nod nicht zur Einſdyränkung beſtimmter Namen auf beſtimmte und nur durdy jene bezeichneten Farben gekommen iſt.
Auf und Untergang der Sonne zeigt, wie überall auf Erden in beſonders trockenen Klimaten.
Eigentümlidierweiſe führt mehrfade Namensſpur ferner
Es ſei geſtattet, aus einer früher von mir veröffent
bin zur Konſtruktion der uns ungewohnten Farbengrup
lichten Arbeit ? die Farbennamen der Bedida Nubier als
pierung gelb - hellgrün bellblau , für welche drei Farben
Parallele zu den ſamojediſchen und auſtralijden bier bei zufügen. Die das Bedjauîe d. h. die echte nubiſche Bedſchajprade
audy auffällig genug unterſchiedslos das engliſche green benußt wurde. So gebraudyt man tâda ( tâde) für gelb und bellgrün (allerdings zu weilen auch für bedytgrau und braun ), tauál oder dauál-dauál 1 gleidfalls für gelb und bellgrün,
bolô-belá für hellgrün , hellblau (und daneben für dunfelgrün, ſowie für dunkelbraun ). Der wunderſamſte Proteus iſt aber wohl galbá-galbá ( oder galuá -galuá, ſeltener kalbá-kalba). Das dywirrt durd die ganze Farbenſkala durdy, man bört es für dotter
gelb , hellblau , dunkelgrün , rotviolett , dunfelſcharladı .
rot , grau und braun .
Drüdt dies Wort vielleicht nur
den Begriff „ farbig" aus ? Neben dieſer anſcheinend höchſten Verwirrung geht jedod eine ſichtlid darfe Sdeidung der Farbennamen einber, ſogar für die zwei ſonſt ſo gewöhnlich zuſammen
gefaßten Farben blau und grün. Abgeſehen von dem ſchon erwähnten bolô-belá, ſowie galbá -galbá und dem außer für dunkelblau gelegentlich audy für dunkelgrün begegnenden modló und mojêr mögen folgende Wort reiben das Geſagte befräftigen :
Hellblau wird genannt tâla, raủseng, tulán (wohl identiſch mit tuláng im Sinne von „ hell“ ), tuon-bé, mi límba , kalá - kalangôr (, klar" ); dunkelblau bobendor, borón, doring -doring ; hellgrün tâda , dauál - dauál, be rem-bé , worọng , gauán-gauán ; Đinfelgrin murumba,
girámba, kauán -kauán, Härtere und weichere Ausſprache ſdien mir mitunter zu wechſeln , je nad läſſigerer oder mehr 1 Leider fehlt es mir (als Thüringer) an der genügend ſicheren Scheidung von mediae und tenues durch das Gehör. Ausland 1883 Nr 28 .
redenden Beni Amr nennen ſchwarz hadál ( dunkel delíf), weiß erâb , rot adarôb. Dazu beſiten ſie das Wort ha másch für braun , hamisch für grau und ſonſtige Miſd farben . Ihr merkwürdigſter Farben Name iſt aber sotài, denn er bedeutet zwar vorzugsweiſe grün , indeſjen (wie außerdem nur noch hamám oder sôt-hamám) auch noch
verſchiedenerlei anderes „ bunt“, ſo daß der Nubier z . B. ſein sotâï ebenfalls auf das Bunt einer verſchiedenfarbigen Berlenkette anwendet. Wie das galbá - galbá unſerer Queensländer wird alſo das nubiſche sotâi für grün und gelb , blau und violett , nur nidyt für rot, in An wendung gebracht (allerdings auch nid)t für braun und
gran , da es entſchiedener als galbá.galbá dem „ bunt“
in unſerem Sinne entſpricht ). Darin , daß er blau und grün , namentlid in lichteren Tönen , ſprachlid nicht zu unterſcheiden neigt, ſteht der Nubier völlig dem Samojeden mit deſſen padíraha gleichy; Nubier, die das Djalin-Arabiſch angenommen haben, beziehen das eigentlich „ grün " bedeu tende áchder ganz gleichmäßig auf grün und blau , nur für dunkelblau haben ſie das arabiſche ásuad (chwarz)
zur Anwendung gebracht, nennen dafür „ jdwarz" ásrek ,3 Ganz analog grenzen die Nubier in ihrer ureigenen Sprache 1 Genau dasſelbe beobachtete Mar Buchner bei den Bantu negeri .
Vgl . „ Ausland“ 1883 , S. 444 .
2 Mitteilungen des Vereins für Erdkunde zu Halle.
1880,
C. 32-- 46 .
3 Demnach ſollte man auch Báchr el ásrek nicht iiberſeben „ blauer Nil ", obwohl ásrek im Schriftarabiſchen „ blau“ heißt , ſondern „ dunkler (chlammiger) Nii “ im Gegenſatz zuim flaren, „ ábiad " , dem „ hellen Nil. “ 84
550
Die Viehwirtſchaft der verero .
mur dunkelblau (nebſt violett) mit dunkusîb von grün
( owie von lid) tblau) ab, falls ihnen etwas auf genauere Angabe gerade ankommt. Desgleid en dient ihnen der Name der Gelb = oder Kurfum -Wurzel, um „ gelb “ (gur kúm oder girkím) aus der Gelb-, Blau , Grün -Gruppe auszuſondern , für deren Zuſammenſdluß ibnen ihr sotâï ganz ähnlich, dient, wie andere Ausdrücke den Queensland :
iſt ein vom Sdjatten hergenontiener Vergleid)sausdruck (kuri = Sdvatten, ba Bindepartifel, uschi = Farbe ). Das Vierkwurdigite an dieſer Aino - Farbentafel iſt -
jedenfalls der Umſtand , daß ſie eine geradezu überraſdende Siderheit dieſes auch in anderer Beziehung ſo hodhinter eijanten Inſel-Voltes in der jpradliden Differenzierung der Farbenbegriffe an den Tag legt.
Da die von mir auf ihren Farbenſinn geprüften Beni Amr durd)aus abgeſd loſſen für ſid, lcbende Binnen -Nubier
*
*
Auſtraliern . 1
Nadidem das Cbige niedergeſchrieben , erhielt id auf
in dieſer Zeitſchrift? ausgeſprodienen Vermutung anzii id lieben , daß die nubiſden Bergſtämme ,, blaut nidt er :
cine bezüglidye Anfrage über „ Braun umd Violett " im „ Rorreſpondenzblatt des Vereines für ſiebenbürgiſde Lan deskunde " folgenden intereſjanten (und erweiternden ) Beleg für das auf S. 547 berührte, noch unter uns zu beobad:
fannt und faſt ſtets mit jdwarz verivedfelt" bätten , die
tende Fortleben des Gruppennamens „ braun " für dunkle
waren, vermag id) mich nicht der fürzlich von F. Birgham
Küſten -Nuvier dagegen ihren (vermeintlid )) beſſeren Farben
Farbentöne. In Kronſtadt (wie wahrſdeinlich im ganzen
jinn ,,im Verkehr mit anderen Völkern erweitert haben .“
Burzenland) bedeutet ,,braun " noch heute aud dunkelblau und dunkelgrün . Der Burzenländer Bauer freut jid , jeines
Reifende fönnen ſid ſelten die genügende Zeit nehmen ,
um die Farbenprüfung fremder Völker zu durdiſchlagenden Ergebniſſen zu fördern ; wenn die nubijden Bergſtämmte,
„ braunen " Feldes, wenn der Weizen darauf im Frühling ſaftig dunkelgrün aufgeiduſſen iſt und der Kronſtädter Seber nennt ſein mit Indigo tiefblau gefärbtes Garn oder
welde der verdienſtvolle Sdweizer Dr. C. Keller darauf bin unterſudyte, blau (nämlid) gewiß dunkelblau ) „ ſdivarz " nannten , ſo meinten ſie eben ,,blau ;" cine Verwedyjelung von
Gewebe ſogar nie anders als brom d. h. braun . Dud iſt lettere Sprad gewohnheit mehr ein zünftiger Braud), der
blau mit divarz liegt dabei , wie in ſo vielen anderen
das Alte treuer bewahrt hat, indem derſelbe Handwerks
Fällen der Gleidybenennung beider lektgenannter Farben
meiſter bei Dingen , die nicht in jein Handwerk ſchlagen,
eindrude, nicht vor. Aud der Japaner nennt, obre fid
blau und braun ſehr ivohl zu unterſdeiden pflegt. Herr Pfarrer Sculler erwähnt in dem genannten ( fiir die
jener Verwechſelung (dyuldig zll machen , den gleic; dem (Golfſtrom dunfelblau das grünliche Meer burdidneidenden
paziliden Meeresſtrom kuro-schio (von kuro = idwarz amb dunfelblau , während ar blau überhaupt, ao , wvic jdon oben bemerkt, gemeinſam blau nebſt grün bedeutet). Zum Sdlus folge hier nod die Reihe der Pino Norte
für Farben , wvelde id) der gütigen Mitteilung des Sermm Profeſſor Dr. David Brauns verdante , der ſie in Seo jammelte :
Sdwarz kunne, weiß retaro, rot furé, gelb pekato, blau schiuni, grün fukina, bram furiambe, grau kurli
Deutiche Volkskunde Siebenburgens ſo rühmlid, thätigen ) Korreſpondenz Blatt" ben altertumliden Begriff des Braun gleichfalls von den Landsleuten in Halvelagen und Trap pold, wo man jederlei bunkelfarbige Kleidung, außer der
rein idwarzen, ,,braun " nennt und ebenſo das tiefgrüne,
ſommerlidye Maisfeld als ganz breong (ganz braun ) be : scidynet. Deshalb ſind dod wabrlid unſere Siebenburger Sadiſen nid )t farbenblind, ſo tvenig als wir Thüringer, wenn wir von einem jagen, ,, er ärgert ſid, kirſchbraun "
bas-uschi.
( d . h . vivlett ) .
Herr Profeſſor Brauns bemerkt hiezil, daß aud die Ainos das untadelhafteſte Unterſcheidungs-Vermogen für
bezeidnung auf den Farbenſinn zu ſchließen und trage
Man bleibe demnad, dem Jrrwveg fern, aus der Farben alle mögliden Farbenabſtufungen beſitzen und alle die er
wähnten Worte eben nur im Sinne der beigefügten deut (dien gemeint ſind. Der Fudis (schimari) 3. B. heißt nady ſeiner Fellfarbe furep = der Note; die Holzfarbe wird allerdings mit retaro bezeidynet, indejjen nur darum , weil das Holz ber Seſo - ridte, weldes von den Ainos baupt
jädlich benutzt wird, in der That weiß ausſieht und fid) , aud) der Luft ausgeſetzt , lange in dieſem hellen Ausſchen crhält. Das an letter Stelle genannte Wort für grau 1 (Sanz analog unterſcheidet der durchaus nid )t farben blinde Pantuneger nach Budyner ſprachlid mu ſchwarz das ihm zugleich für blan gilt ) , weiß das aber überhaupt hell , leuch tend bedeutet) und rot. Þgl . „ Ausland“ 1883, S. 448.
? Č . 97 des laufenden Jahrganges.
auch nicht voreilig phyſiologiſche Entwickelungsmomente in die regelmäßig ganz äußerlid bedingte Entfaltung einer klareren Farben Nomenklatur.
Die Viehwirtſchaft der Herero. IV .
Auf der Weide und in der Werft.
Da die Herero faſt gar keine andere Beſchäftigung als das Hirtenleben kennen , ſo iſt aud ) das ganze Volk an der Arbeit mit dem Vieh beteiligt und die ganze Lebensweiſe iſt auf das Nomadentum eingerichtet.
Feſte Häuſer haben die Herero vor der Ankunft der Europäer nie gebaut und audy jekt thun es die aller
551
Die Viehwirtſchaft der Herero .
wenigſten . Hodyſtens pflegen ſie auf dem Boden rings um ihre Häuſer einen Kranz von Steinen zu legen , um zu verhindern , daß der Regen und die Sturzwajjer den Sand, auf welchem ſie ihre Hütten erridytet haben , hinwegſpülen und direkt in die Häuſer hineindringen. Dieje Häuſer
die Thüröffnung bineingezogen wird. Für die Kinder muß
dauern felten länger als ein paar Jahre und werden meiſt idion früher um des Ungeziefers willen verlaſſen . Bald
von diden Pfählen , weldie wie Paliſaden dicht nebenein
w
iſt dann alles verfault und vom Regen hinweggeſpült und hodiſtens der erwähnte Steinkranz und einige vom Feuer geidywärzte Steine auf der Feuerſtelle , ſowie der Ajden
natürlich die Verzäunung hüber gemadyt werden , als für das Kleinvieh. Wo die Herero länger zu bleiben gedenken , uber wo einem reiden Herrn viele Arbeitskräfte zu ebote ſtehen , machen ſie wobl aud für die Kinder einen Rra al ander eingegraben werden .
Gewöhnlich gehören zur Werft zwei große Kraale, ciner für die Kinder, der andere für das Kleinviel), Sdyafe und Ziegen , welche die Herero ſelten von einander trennen und für die ſie auch ein gemeinſames Wort ozo -vyanda,
haufen legen Zeugnis davon ab , daß früher dort Menſchen gewohnt haben . Selten wird die Wohnung wieder an der
die Springer oder die Fröhlichen , haben.
jelben Stelle angelegt, wenn die Herero auf ihrer periodi
dann noch ein kleinerer Kraal für die Kälber und ein anderer kleinſter für die Lämmer. Für die Leşteren wird
diſchen Wanderung wieder an dieſelbe Quelle zurüdfchren .! Su bedeutet aud, der Name der Werft oder des Dorfes bei den Herero , onganda, nidts anderes, als einen Plaß, wo gemolfen wird , während ſie die Städte der aderbauenden Ovambo ovi-huro , Pläbe , wo etwas verwahrt wird , nennen .
Das Vieh kommt niemals unter Dady, ſondern bleibt im Kraal , otyunda , dem Bergeort .
Die Kraale (Kraal
iſt ein Wort des afrifanijden Holländiſch , verſtümmelt aus dem hottentottijden ! haras) ſind wie aud die Häuſer immer freisrund und beſtehen aus einer Hede von Dornen äſten , am eheſten zu vergleichen mit dem römiſchen Vallum . Man nimmt dazu am liebſten die zähen und didten Büſde der Omusaona (dem Wachyt cen bitje der holländiſdien Roloniſten ), dejjen obwohl kleine, aber ſcharfe ud feſto Dornen von dem Vieh am meiſten gefürchtet werden . Für gewöhnlid) werden die Büſche nicht in die Erde gegraben , ſondern nad Art eines Verhanes immer ſo gelegt , daſ; die Spiten nach innen und die Stammenden nad) außen kommen . Das Ganze hat alſo offenbar nidyt ſowohl den Zweck , etwa Raubtiere abzuhalten , daß ſie von außen nad innen hineindringen , ſondern ſie ſollen das Vieh ab : halten, von innen auszubreden . Dod) verfahren die Herero
bei dem Zurichyten des Kraal ſu medyaniſd), daß ſie audy da, wo es ſid, um einen offenbar entgegengeſetzten Zwed
Dazu gehört
indeien auch öftere ein Häusden gebaut, un die Tierchen
vor den Unbilden der Witterung etwas zu ſchüben. Mitten in den größeren Kraalen werden öfters ein paar Büjde ſtehen gelaſſen , um den Kälbern und Lämmern Mittags cinigen Schatten zu gewähren . Die ganze Niederlaſſung, Häujer amd Kraale , wird dann noch einmal von einer großen Umzäunung, den orumbo, cingeídloſen , einerſeits wohl, um kleineres Raub zeug , Sdakale und ähnlides ferne zu halten, anderers ſeits , um das Vieh, auch wenn es , wie etwa beim Melfen , außerhalb des eigentliden Kraales ſid) befindet, nod) immer
einigermaſſen zuſammenzuhalten . Die Namaqua ürigens, welche dud) unter weſentlid gleichen Verhältniſſen , wie die Herero leben , pjlegen ſid) nicht viel Mühe mit Kraalwerfen zu maden ; ſie haben
gewöhnlid, nur die kleinen für die Lämmer und Kälber und höchſtens für das Kleinvich , aber faſt nie madyen ſie Rraale für die Ninder, wie ſie denn die letzteren mur jela ten auf der Weide beauflidstigen .
Bei den Herero wird grundſäßlich der ganze junge Nachwuchs des Viebes aufgezogen .
Während die alten
Tiere auf die Weide getrieben werden , bleiben die jungen daheim oder dudy in nädyſter Nähe der Werft unter der ufſicht der Frauen und der kleinen Kinder.
Nur ſelten
handelt, alio z. B. wo ein folder Verbau einen Garten
werden die Kälber getränkt , im allgemeinen müſſen ſic
gegen eindringendes Vieh idützen ſoll, immer in bergebrachter Weiſe die Spißen nach innen , die Aſtenden nad ) außen werfen. Es werden dann ſo viel Aeſte aufeinandergelegt,
vom Morgen bis zum Abend warten , bis die Mütter beim
daß der Verhau etwa 1-2 m. hod) wird und oft werden
die Kinder zu hüten iſt Sade der Jünglinge und Männer.
die Spißen nod, beſonders mit einem Knüttel ineinander gedrüdt, reſp. in einander verflodyten , um es unmöglidy zu
Bei dem Kleinvieh und, wenn Mangel an Peuten iſt , auch bei dem Kindvieb müſjen aud die Bergbamara Sklaven eintreten , aber nur böchſt ſelten ſieht man in außer
machen , einen einzelnen Aſt herauszuziehen und ſo eine
Lüde in die Verzäunung zu brechen. Wohin die Thüröff nung kommen ſoll, werden ein paar ſtarfe Pfähle einge graben und die Pforte ſelbſt init einem
großen Buſche
verſchloſſen , der wie ein Keil von innen nady außen in 1 Diejes bezieht ſich natürlich nur auf die urſprünglichen Sitten der Herero und nicht auf dasjenige, was in der neuen Zeit durch das Chriſtentum und das Eindringen europäiſcher Kultur hier und dort verändert worden iſt.
fehren , ehe ſie wieder etwas befommen .. Den großeren Knaben fällt die Beaufſichtigung der Kleinvichherden ill,
ordentlichen Notfällen die Mädchen und Frauen fid am
Geſdhäft des Viehhütens beteiligen ; am erſten helfen nod die Frauen geringen Standes beim Tränken , wenn auf einzeln liegenden kleinen Poſten die Zahl der wenigen vor handenen Männer für die Tiefe des Brunnens nicht aus : reidt. Der Hirtendienſt wird naturgemäß zunädſt von den geringen Leuten ausgerichtet, von den Knedyten , und Sllaven ; dod, deuen ſid, auch die Vornehmen nidit im
Die Viehwirtſchaft der Herero.
552
geringſten , ihr Vieh ſelbſt auf die Weide zu treiben , wenn
ihre Kräfte es geſtatten. Von einzelnen ſehr vornehmen Herero weiß ich, daß ſie es wie eine Liebbaberei betreiben , und dieſe ſind ſtolz darauf, daſs ſie die Sitte der Väter bewahrt und ſich von neumodiſdem Weſen ferne gebalten
haben . Die Jünglinge aller Stände geben meiſt gerne
durd dieſe beſtändige Uebung die männliche Jugend zu beſonderer Sdnellfüßigkeit erzogen wird. So iſt es denn für die Herero nur ein Vergnügen , einem wilden Odyjen jo lange nadzulaufen und ihn zu jagen , bis er völlig marode
iſt und oft genug wurden und werden von den beidnijden Herero Tiere , die bei Feſtlichkeiten geidlachtet werden
rero als etwas ganz ſelbſtverſtändlides und natürlidies,
ſollen , auf dieſe Weiſe erſt mürbe gemacht. Jeder Herr unter den Herero erwartet von ſeinem Diener, daß er mit
ivenn ſie in der bibliſchen Geſdridte bören , daß Saul zum
dem trabenden Pferde , auf dem der Herr reitet , läuft
binter dem Vieh ibrer Väter.
So erſcheint es den He
Könige geſalbt wurde, als er ſeines Vaters Ejelinnen judote,
und dabei padt er ihm wohl noch manches zum Tragen
oder daß David von hinter den Sdyafen her zum Könige
auf. Einzelne balten ſolden Dauerlauf über Stod und Stein und durch tiefen Sand unglaublich lange aus. So iſt mir ein Fall genau bekannt, in welchem ein gewiſſer ka : ſupi aus Otvimbingue in 36 Stunden wenigſtens 18 D. M. gelaufen iſt , freilich war dieſer, übrigens nur ein kleiner unterſekter Mann , aud) unter den Herero als guter Läufer
geworden iſt . Das ſind für ſie Zuſtände, in denen ſie leben . Andererſeits ſteigt ein tüchtiger Hirte geringen Standes in der allgemeinen Aditung, es wird ihm immer mehr anvertraut, zuleßt auch wohl die Beaufſichtigung vieler anderen Herden
übertragen und das Verhältnis, in dem wir den Königs ſobu Telemachus mit dem göttlichen Saubirten Eumaeus finden , kann man auch in den urmenſdliden Verbält niſſen von Damaraland oft genug beobachten . Die Hererohirten gebrauchen beim Hüten keine Hunde. Dian bat daraus , daß bei mehreren prähiſtorijden Fun den im nördliden Europa Hundeknochen nicht nachgewieſen
wurden , geſchloſſen , daß die Menſden jener Zeit aud fein Hausvieb gehabt und nur von der Jagd gelebt bätten.
befannt, ja einzelne Sdnellläufer baben als unſere Post
boten die 25 D. MI. von Otyimbingue bis zur Walfiſch Bai ein paar Mal bei außerordentlichen Gelegenbeiten in ziveimal 24 Stunden zurüdgelegt. Freilid, waren lektere nidyt Herero , ſondern unter den Herero als Sklaven auf gewadiſene Bergdamara. Um lektere Leiſtung völlig zu würdigen , iſt ohne Zweifel einmal die Hiße zu berüdſidh tigen , zum andern , daß die Leute unterwegs keinerlei Unter funft oder Nahrung erhalten konnten .
Aber auch in Süd-Afrika dienen die Hunde nur zum Schut des Viebes gegen die Raubtiere , die ſie durch ihr Kläffen anzeigen und vertreiben . Zwar ſehen es die Häuptlinge ſehr gerne, wenn ſie große Hunde bekommen fömen. Ein großer Hund iſt in Damaraland ein königliches Gedenk
von einem Einzelnen beaufſidytigt werden ; denn wenn der
und ich glaube, daß ein Neijender, der ſich dort die Gunſt
Hirte nur ein wenig nadıläſſig iſt , wenn er ein Stündlein
eines Fürſten erwerben will, weiter kommt, wenn er ibm einen großen Hund überbringt, als wenn er etwa nod ſo
mit einem vorüberziehenden Reiſenden plaudernd ſeine Seerde
foſtbare Waffen oder ähnliches überbrädyte.
Uebrigens
haben die Afrikaner, die wohl nid) t ganz unberechtigte Meinung, daß beim Kampfe mit großen Raubtieren kleine Kläffer nüblicher ſeien , als große , ſtarfe Hunde. Denn wenn die leşteren mutig auf den Löwen losgehen ſo genügt ein bieb mit der Tabe , um aud den größten Hund zu tödten ; die kleinen Kläffer aber , die ſid, nicht
Immerhin fann ein Hirte unter dieſen Umſtänden nidit zu viel Pieb übernehmen. Viel mehr wie 70-80 Stück Rinder oder etwa 120 Stück Kleinvieh fönnen nidit
geſdılafen bat , während das Vich mittags ruhte, wenn er nid ) t genau beobadytete , ſo kommt es doch leidt vor, daß einige Stücke von den übrigen jid abtrennen und ihre Wege geben. Dann gibt es allerdings für den Hirten kein anderes Mittel, als die anderen ihrem Sdidjal zu überlaſſen , die Spur der Verlorenen zu ſuchen und ibr ſo lange nad zugeben , bis ſie gefunden ſind. Es iſt dies fein leidtes Stüd Arbeit, obwobl in dem trodenen Sande
heranwagen , ſondern nur aus reſpektvoller Entfernung
ſid, Spuren gut abdrüden und das Sdwierigſte, für den
immer fort bellen , beunruhigen das große Raubtier, das ſchließlid) aud) von ihnen nicht gebiſſen ſein will ſo, daß der Jäger , der aus weiterer Diſtanz ſein fernhintreffendes Geſchoß id )leudert , völlig von dem Löwen unbeadytet bleibt und in ziemlicher Sicherbeit mehrmals ſcießen kann. Sonſt werden die Hunde nicht im geringſten für die Jagd dreſſiert und der afrikaniſche Jäger läßt , wenn er nußbares Wild beſd)leidhen will , regelmäßig den Hund zu Hauſe, der ihm
Fremden im Anfange faſt unbegreiflid ), iſt, zu finden , wo die Spur der Verlorenen ſich von der des übrigen
die Jagd nur ſtören würde.
Ebenjowenig werden die
Hunde gelebrt, das Vieb beiſammen zu halten , ſondern es iſt ganz allein die Aufgabe des Hirten , die Stüde, welche ſich von der Heerde entfernen wollen , wieder zurüd zutreiben (oku-tyayera ). Der Hirt hat daher beſtändig die Herde zu umfreiſen und es läßt ſich leicht denken , daß
Haufens trennt.
Wenn die Hirten dein ausbredenden Tiere nidyt ſelbſt
nadılaufen wollen , Pflegen ſic es auch wohl durd) einen Wurf
mit dem kurzen Kirri (onguinya) , von welchem jeder se rerobirte ein Paar im Gürtel ſteden bat oder durch einen
Steinwurf zurückzuſchrecken . Dabei werfen ſie mit Vorliebe die Wurffeule oder den Stein dem Ninde an die Hörner und baben meiſt burdy unabläſſige Uebung eine ausgezeidi
nete Geſchidlicykeit, ihr Ziel z11 treffen.
Für gewöhnlich
ſind die Hirten bewaffnet, teils der Sicherheit wegen , teils um auch das Wild , dem ſie zufällig begegnen , nicht vor: bei zu laſjen . Freilich Bogen und Pfeile , reſpektive Lan
Die Vichwirtſd )at der Herero.
553
der Herero ; die meiſten haben jeßt ein Gewehr auf der Sdulter, doch führen viele noch den Bogen , aus dem jic ſich ein Muſikinſtrument gemadyt baben. Es wird näm lich die Sehne des zirka 2 m. langen Bogens in der Mitte nod, einmal durch ein Niemden an das Holz des Bogens
Ziegenmilch zu trinken , höchſtens mögen arme Leute fie genießen .) Eilig laufen ſie mit ihren Holzeimerchen an die für ſie beſtimmten Ziegen heran , um ſid, ihr Luana tum zu verſchaffen . Spekulative irten freilich paſſen aud) bei dein Kleinvich gut auf, daf; nid)t allzuviel abgemolfen wird und daſ vor allem die Lämmer ihre genügende
angeſdınürt, ſo daß ſie möglidiſt ſtraff geſpannt iſt . Der
Mahlzeit erhalten und wenn eine Ziege oder ein Schaf zu
Künſtler hält nun den Bogen an den balbgeöffneten Mund bez. an die Zähne und flopft mit einem dünnen Stäb den an die Sehne. Die Mundhöhlung dient dieſer Art von Maultrommel als Heilonanzboden. Ab und zu bringt einer und der andere es fertig , dadurd , daß er die Wund hohle mehr oder weniger öffnet , wirklich verſchiedene Töne hervorzubringen. Die allermeiſten aber klimpern immerfort denſelben Ton. Wenn derſelbe aud, meiſt to dywach iſt, daß faſt nur der Spieler ſelbſt , der mit den Zähnen das Holz des Bogens berührt, etwas davon vernimmt, ſo
dywach crid eint, um die eigenen Pämmer ernähren zul konnen oder gar deren drei auf einmal zu tränken hat,
muß es ihnen dody ſehr viel Vergnügen machen , denn ein
Bantu's das Vieb cinc Domäne der Männer iſt , indes den Frauen die Gartenarbeit zufällt, während bei den
zen ſieht man heut zu Tage nur ſelten in den Händen
zelne fönnen ſtundenlang in der angegebenen Weije muji
zieren ; für ſehr viele Hirten iſt dieſer zum Muſizieren ein gerichtete Bogen ( otyi-humba ) ein täglider Begleiter. In der kalten Zeit pflegen die virten , die um immer fertig zum Laufen zu ſein, nur mit dem Fellidurz (oruheke) und Gürtel, ſowie mit den ozo -ngondai bekleidet ſind, wohl auch noch einen Feuerbrand bei fid) zu haben , mit welchem ſie dann abwechſelnd die frierenden Stellen des
ſo gewöhnen ſie auch wohl das eine oder andere Lamm
an eine andere ſtärfere Mutter oder an eine ſolche, die ihre eigenen Lämmer verloren bat. Die Frauen und Mädden geben unterschien daran , die Rübe il melten ;
denn dies iſt bei den Verero ausid lichlid der Frauen
Ceſdäft, während bei anderen Bantuvölkern das Melfen den Männern zuzufallen ſcheint. Es wäre meiner Anfidyt nad nidyt unmöglich , daß überhaupt bei den aderbauenden
noma diſden der Mann als Hirte , die Frau als Mel ferin arbeitet. jedenfalls iſt es ſehr auffallend, daß z. B. bei den Zulu's , welche jpradlich den Herero jo jehr verwandt ſind, es den Frauen geradezu durd, die Super: tition unterjagt iſt , mit dem Vieh und dem Kraal in Be
rührung zu kommen . Uud bei den Ovambo melkt mei itens der Hirte ſelbſt .
Bei den Herero helfen die Männer
nadten Körpers erwärmen und ſich ſofort ein Feuer an zunden , wenn die Herde irgendwo länger zit bleiben
beim Melfen nur, wenn es ſich um cine ſehr boſc Kuh handelt , welche ſid, nid)t von der Melkerin beikommen
Puft hat.
laſſen will.
Wenn die Sonne zum Abend ſid neigt, ſo ſuchen die
Mit cinem Kiemen werden den Küben die Hinter
auf der Werft zurücgebliebenen Frauen die Lämmer und Kälber zuſammen , welche nun wieder in ilyre kleinen , engen Hiraale eingeſperrt werden . Bald zeigt dann auch der in
fuße zuſammengebunden , damit ſie beim Wielfen ſtill ſtehen .
der Ferne aufſteigende Staub , daß die erden beran
naben. Vielhundertſtimmig rufen dann die Mütter die Kleinen , welche nach Kräften antworten und es iſt dann auf der ſonſt jo ſtillen Werft ein Gebrülle , wie am Hande des Meeres. Die Scaflämmer , welche den Vorzug baben ,
nicht eingeſperrt zu werden , laufen mit lautem Geblöce wie eine Sdywadron Ravallerie, den Müttern entgegen und
es iſt ein rührendes Bild , wie auch bei den Tieren mitten in allem Tumult ein jedes die Stimme ſeiner Mutter hört. Im Nu baben ſie ſich gefunden und wie mit einem Sdlage bort das Gejdrei auf. Unterocijen haben die auf der Werft gebliebenen Rina der ihre Ziegen in Empfang genommen . ( Nad ) der Mein
ung der Herero ( dyidt es ſid, für Erwachſene nicht mehr,
Die șrau ſebt ſichy hodend unter die Kuh , das Mildheimer den zwiſchen den Knieen feſthaltend. Doch läßt ſich bei den Hererv keine Kub melken , wenn ſie nidyt ihr Kalb bei ſich ſieht. So wird denn , wenn die Frau zum Melken ſidy anſdidt, von dem Hirten das betreffende Kalb aus dem Kälberfraal herausgelaſſen , es darf wohl auch zuerſt einige
Züge aus dem vollen Euter ſaugen ; dann aber wird es auf die Seite geſdoben und die Frau beginnt zulmel fen , hat aber dabei immer wieder das Ralb abzuwehren . Wenn etwas abgemolken iſt , darf das Ralb wieder trinken , um auf's nene bald wieder der Melferin Plat zu madıcı , bis man glaubt, nicht mehr ohne Schaden für das Nalb abmelfen zu dürfen. Denn die Hauptſade bei dem gangen Geſdäft, worüber alle Herero cinig ſind , iſt , daß ja dem Kalbe nidyt allzuviel entzogen werde. Cher mögen die Men
idyen Mangel leiden. Einzelne Kühe haben nad der Meinung der Herero die Kraft, die Milch nad Belieben einbalten
1 ozo-ngonda ſind eine dem Herero eigentümliche, viele Ellen lange , dime Riemenſchnur, welche viele Male loje um die Hiifte gelegt wird und nur vorne und hinten durch ein Band zu -
ſammengehalten wird. Sie werden nur von den Männern ge tragen und ſcheinen den Reichtum anzuzeigen , da gewöhnlid , die Reicheren vielmehr Windungen ſid) um den Leib wideln, als die Niineil.
zu fönnen , ſo daß die Melferin dem vollen Euter nichts entlocken kann. Dffenbar liegen hier krampfartige Zuſtände gereizter, bösartiger Tiere vor , da das Halb, wenn nadı
einiger Zeit die Kuh ſich beruhigt hat , ganz gut die Mild ausjaugen kann .
In dieſem
Falle werden dann allerlei
Zeremonien angewandt, teils um die Kuh zur Freundlidy.
Die Viehrpirtſchaft der Herero .
554
feit zu bringen , teils um aud dem Kalbe nicht zll ge ſtatten , daß es die Mild für ſich allein nehme.
Ein Unglüd iſt es immer , wenn ein Halb ſtirbt, denn
auf „ Poſten " (ozo-hambo). In einem früheren Aufſaße babe id) ſdon über das Lehrsweſen der Herero und die
läßt ſich ohne Kalb dann audy nicht mehr melken und nur jelten gelingt es , die Ruh zu vermögen , daß ſie direkt ein
Poſtenbalter geſprodyen . Der Poſtenhalter hat den Nieß brauc, des Viches, das er in Händen hat. Wenn er alſo weſentlich nur Jungvieh zu beaufſichtigen hat, ſo wird er wenigſtens einige Ziegen angewieſen bekommen , von deren
anderes Kalb annimmt. Erfinderiſdie Naturen ſuchen ſid )
Mild, er ſich nährt; iſt er ſelbſt ein reicherer Mann, ſo
dann auf andere Weiſe zu helfen ; ſic maden aus der Haut des verſtorbenen Ralbes cine Strobpuppe primitivſter Art oder binden die Haut desſelben einem anderen wie eine
hat er aud wohl etwas eigenes Vich und dann kommt
dann geht nicht nur diejes ſelbſt verloren , ſondern die Ruh
Es läßt ſid leicht denken , wie rajd die werden ſich vermehren müſſen , wenn fein Ralb geid ladytet wird und
der Vorteil, denn er redytmäßiger Weiſe von ſeinem Herrn zieht, zunädijt faſt nur darauf hinaus, daß er unter dem Sduße des Häuptlings ſtebt. Für die Herero iſt es frei lidy jdon ein ſehr großer Genuß, ſid) überhaupt von vielem Vieh, mag es nun cigenes oder fremdes ſein , umgeben zu
and ſonſt läſst, wie jdon erwäbut, die Wolfsjitte nidt zu
jeben .
daß außer bei außergewöhnlidyen , feſtlid )en Gelegenheiten
Munition von dem Herrn geliefert , die dann ebenſo zum
etwas geldladytet wird .
Sduke des Viches gegen Haubtiere, wie zur Erlegung von nußbaren Wild gebraucht wird. In letterem Falle ſcheint
Jade über.
Die altherkömmlide Sitte der
Herero iſt, daß Tiere , die zum Cijen getötet werden ſollen, erſtickt werden.
Nadidem
der Odhje eine Weile gejagt
und einigermaßen ermüdet iſt, läuft irgend ein ſtärkerer Jungling im id nellſten Laufe didyt hinter ihm vorbei, era greift ihn bei vollem Rennen am Sdywanze und meiſtens wird dann die Wudyt des einzelnen , von der Seite her: ſtürmenden Menſchen genügen , um aud) ein großes Tier
Außerdem
wird
dem
Poſtenbalter meiſt etwas
es dann wiederum landesüblides Recht zu ſein , daß dem Knedyt das Fleiſd ), dem Herrn aber das wertvollere Fell, die Federn des Straußes und ähnliches zukommt.
In
deſſen wird allgemein von jedem Poſtenhalter vorausgeſeßt,
daß er ſid, auf jede Weiſe zu bereidhern ſudyt und wenn der Herr nidyt jedes Stück Vieh, das er dem Knechyte oder
niederzureißen. Sobald der Ddyje an der Erde liegt, wirft
Vajallen auf Buſten übergeben hat, genau kennt, geht es
ſid, alles auf ihn und hält ihn auf dem Boden feſt ; es wird ihm dann das Maul zugebalten und ſo lange Erde
meiſtens ſo, daß alles, was ſtirbt, dem Herrn gebört bat,
und Sand in die Naſenlöder geſtopft , bis er erſtidt iſt. Das Tier wird dann auf der Erde liegend abgebäutet und
daß dagegen , wo ein Sdyaf oder eine Ziege oder gar eine Kub mehr als ein Junges wirft, der Poſtenhalter auf jede Weiſe das überflüſſige Stück für ſich zu erziehen ſudyt.
auf der Haut ſelbſt zerlegt , indem die Gedärme ausge
Die männlichen Tiere werden jung kaſtriert und nur
nommen werden , nachdem das Bruſtbein von den Rippen
die beſten Eremplare zur Zudyt übrig behalten . Leute, die ſich geſchäftsmäßig mit dem Kaſtrieren abgeben , gibt es nid)t, verſucht hat es wohl jeder Hirt ; dod) nimmt man gerne eine glüdlidye Hand dazu und diejenigen , denen ein
knorpeln losgehauen iſt.
Von dem
Sport der Zulu's,
cinem Odſen , der geſchladitet werden ſoll , erſt im Laufe ein Lody mit der Lanze in das Fell des Baudies zu ſtechen
.
und dann mit der Hand dem noch wild Umherlaufenden
mal ein operiertes Tier geſtorben iſt , legen nicht gerne
in den Leib bineinzugreifen und ihm die großen, längs der Wirbeljäule liegenden Gefäße herauszureißen , kommt
obenerwähnte Weiſe nur nody von den Unziviliſierten unter
wieder ſelbſt Hand an . Zu der Operation wird herkömma lidher Weiſe eine lanzettförmige Pfeilſpiße (cheo ) gebraudyt, da die Herero eigene Meſjer nicht führen . Zuweilen er balten ſolche Meſſer beſondere Berühmtheit, wie denn
ihnen ausgeübt. Es werden jett idon viele Nmder er doſjen .
z. B. das Jahr 1871 von vielen Herero oty oheo ( das
Nur die ozo -hivirikua, die beſungenen Rinder, welche ihrem Herren auch in das Grab zu folgen haben, werden nicht
von der Lanzette) genannt wird.3 In jenem Jahre ſtarb nämlich ein alter Chm des bekannten Häuptlings Zeraua ( des „ alten Wilhelm “ der Europäer ), der eine ſolche be
bei den Herero nichts vor.
Heutzutage wird übrigens die
erwürgt, ſondern getötet , indem ihnen der Hals durchge idynitten wird. Freilich ejjen die Verwandten des Vers ſtorbenen nidyt von dem Fleiſd dieſer Tiere ; es wird jo zu ſagen hinweg geworfen , mag es eſſen , wer es will und
die zum Begräbnis zuſammengeſtromten , armen Peute eſſen es gern ; nur die Schädel mit den langen Hörnern werden aufbewahrt, damit ſie das Grab des Verſtorbenen zieren
und durch ihre Zabl anzeigen , ein wie reider Herr bier begraben liegt.1
Wenn die Kälber und Lämmer entwöhnt ſind, werden
ſonders gute und glüdlidye Lanzette beſeſſen hatte. Natür lid) wvollten ſeine Erben auch über dieſe Lanzette eine Beſtimmung treffen ; aber als man unter den Sadien des Verſtorbenen nachſudyte , war die Lanzette weg und blieb 4 Siche „ Ausland " 1882, Nr. 43, S. 854. zu größeren Geſchäften , wie zum Schlachten , bedienen ſie ſich der Lanzenſpitzen oder der Lanzen ſelbſt. 3 Die Herero zählen die Jahre ( ? ) nicht mit Zahlen, jondern benennen jedes einzelne nach beſonders merkwürdigen Ereigniſſen. 2
jie meiſt von den älteren Tieren getrennt und kommen
Es iſt intereſſant, an dieſen Jahresnamen zu beobachten , was einem jolchen wilden Volke beſonders merkwürdig vorkommt. | Jd habe bis 70 Schädel an einem (Hrabe gezählt .
Sinne iſt obiges Beiſpiel angeführt.
In dieſem
Die Siebwirtſchaft der Herero .
5.5
weg. Dieſe Gedidyte machte ſo viel Rumor im Lande, ſo viel
brauchten ; aber immerhin wäre wohl ein ſolches Reſultat audi
wurde davon geſprochen, ſo viele Leute wurden beduldigt,
bei den idledyteſten in Europa nidt zu erwarten.
daß dieſe Sadie dem ganzen Jahre füglid den Namen
Die Mildgefäße der Herero dürfen aus ſuperſtitiöjen (Gründen nidit gereinigt werden . Ebenſo darf die Mild
geben
konnte.
Die Dperations - Wunde wird dann
mit Alde eingerieben und ihrem heilt audy bei dem
Sdidjal überlaſſen,
trocenen Nlima meiſt bald .
nicht mit Metall in Berührung kommen , wenn das nicht
Dody
böſe Folgen für die Kühe ſelbſt baben ſoll . So weigern
pflegen die Herero die Vorſicht anzuwenden , daß ſie die Operation nur in der kalten Zeit, wenn es nidit ſo viele
ſich die serero oft, wenn man unterwegs im Felde Mild
Fliegen gibt, vornehmen .
gekauft bat , dieſelbe in die Bledigefäße der Europäer bineinzugießen , damit ihre Rübe nidit auftrockenen . Es
Bei der Größe der Herden kommt es natürlich nidit
jetzt ſid, saber an dem Holz der Gefäße ſehr bald eine
ſelten vor, daß einzelne Stücke ſid, verlaufen und verloren geben . Zumal wenn nad, der langen dürren Zeit die Regen fallen , ſo fangen einzelne unternehmungsluſtige
ziemlid fejte Kruſte an und Mild), welche ſüß in dieje alten Eimer hineingegoſſen wird , ſäuert ſehr raſd, zumal bei der Wärme. Wenn ſie es haben können, ſo wird die Mild in eine Kalabaß geſchüttet, einen Flajdenfürbis (0 -ndyupa ), die meiſt zur Zierrat mit Niemdien umwickelt wird. Aud dieje Malabaſſe werden bei den Urberero nie gereinigt. Es iſt alio nd immer ein Neſtden alter Mild) vorhanden und wenn mittelſt eines Tridters ( 0-mbako) friſdie Mild bineinge
Minder an , auf den Gerudy des Negens bin ſich auf eigene
Fauſt beſſere Weide zu ſuchen ; die Spur iſt überdies in Dieſer Zeit bald durd; den Regen verwijdt und oft genug finden ſic) Peute, die foldes verirrte Vieh mit ſich nehmen . Dann müſſen die Hirten oder die Hausjöbne rich auf machen und das verlorene Vieb ihres Vaters aufſuchen . lleberall begegnet man in der Regenzeit folden Leuten ,
die verlorenem Vich nad geben . Im allgemeinen freilich verlangt der, bei dem das Vieh gefunden wird und der oft genug ſein Möglidſtes getban bat, um es dem rechtmäßigen Beſiber vorzuenthalten , noch eine reſpektable Belohnung dafür, daß er ſo lange auf dasjelbe aufgepaßt habe und Europäern gegenüber geniert ſid, niemand, in einem ſoldien jalle auch mehr zu fordern , als das verlorene Tier jelbſt wert iſt.
Da die Herero, wie geſagt , nid)ts ſchlachten und für gewöhnlich nur das eſien , was von ſelbſt ſtirbt, jo baben jie wenig mehr Nußen von ihrem Vieh, als die Mild ).
Indeſjen wird auch die Mild) der Schafe nur ausnahms:
weiſe gebraudyt. Die Ziegenmild) iſt für die Kinder und wird von dieſen meiſt frijd getrunken . Die Hauptnabrung für die Erwachſenen iſt die ſauergewordene Kubmild ,
oma-ere. Süße Kuhmilch zu trinken kommt den Herero ebenfalls als etwas Kindiſches vor. Die Kübe geben , wie man ſich bei der Beſchaffen : heit des Landes und des Klima's wohl denken kann , nur
ſehr wenig Milch , auch wird, wie ich ſchon vorhin er wähnte, bei der Züdytung nicht auf größeren Milchertrag
goſſen wird, jo gerinnt dieſe denn bald ; es wird nun aber die Kalabaß ſo lange geſdyüttelt, bis ſich der Räjeſtoff und die Molke wieder durdeinander gerührt haben . Dies Sdütteln der Mildigefäße iſt Frauenarbeit; meiſt wird die Kalabaſ dabei an einem langen Riemen aufgehängt und nach Art einer Schaufel geſchaufelt.
Zum Gebrauch wird ſie dann
wieder in die offenen Eimer bineingegoſſen und , wenn fie allzu jauer geworden iſt, wobl auch noch etwas Waſſer hinzugetban .
Getrunken wird die Mild aus großen
hölzernen Coffeln, die oft ſo groß ſind, daß es einige Mühe madt, ſie auf einen Zug auszutrinken. Proben dieſer Milchgefäße, Kalabaß, Eimer, Löffel (orn- tuo) babe ich an das Berliner Ethnologiſche Muſeum abgegeben . Die Mild ſcheint bei dieſer Behandlung eine Art von Gährungsprozeß durdịzumachen ; wenn oma-yere in gut
verpfropften Flaſchen lange geſdyüttelt wird , fommt es wohl vor, daß die Pfropfen herausfliegen . Dieje ſauere, durchgeſdüttelte, balbgegohrene Mild ſchmeckt nicht ſo übel, wenn man in der ſtaubigen, heißen Wüſte durſtig geworden und wenn man moraliſchen Mut genug beſitzt, um alles dasjenige, was an den Gefäßen, in denen ſie angeboten wird, drum und dran iſt, ignorieren zu können . Dem Herero geht ſeine oma-yere über alles und mitten in allen Genüſſen und Lederbiſſen Europa's
bingearbeitet. Und nur ſelten kann mehr als ein paar Liter auf einmal von einer Kuh erhalten werden, d. h. neben
würde er ſeine oma -yere vermiſſen . Das Getränk iſt keines
der Portion, die das Kalb ſelbſt ausſaugt. So iſt es nidyts beſonders großes , wenn für eine Familie 50—60 Rübe gemolken werden . Kühe werden an Europäer nur dann
ziemliche Quantität getrunken hat , eine unüberwindlide möglich iſt, die Augen offen zu behalten.
verkauft , wenn einzelne ſehr begehrte Waren auf keine
pflegen übrigens auch beim Schlafen die Rübel mit der
andere Weiſe zu bekommen ſind und dann werden natür:
oma -yere zu Häupten ihres Lagers zu ſtellen , um beim zufälligen Erwachen den geliebten Trank in der Nähe zu haben .
lic aud ) nur feblerhafte oder für verzaubert gebaltene
verkauft. So iſt es denn allerdings nur ein Beweis von dem , was ſchlechte Kühe Milch geben , wenn ich erzähle , daß id) ſelbſt von 20 Küben nie viel mehr Mild) erhalten habe, als wir zum Kaffee und in den Thee und für die Kinder ge
wegs berauſchend, indeſjen pflegt bald , wenn man eine Sdläfrigkeit die Glieder zu lähinen , ſo daß es faum Die Herero
Bei dem Sdyütteln der Kalabaß, bildet ſich natürlidi auc Butter. Für gewöhnlid wird dieſelbe nidyt heraus: genommen , es wird damit meiſt ſo lange gewartet , bis
556
Zum Unterricht in der mathematiſchen Beographie in den imteren und mittleren Klaſſen höherer Schulen .
das Gefäß ziemlid, voll davon iſt und anderes nicht mehr viel hineingeben will. Dann wird die Kalabaß an die Sonne geſtellt und die flüſſig gewordene Butter zu weiterer Aufbewabrung in die Fettborner (ozo -nya ) bineingegoijen . Dieſe Butter wird übrigens nidt zur Speiſe, ſondern nur zum Einſalben des Körpers benußt.
der ſidieren ſinnliden Erfahrung nic unterſchäßt werden. Obwohl ſoldies für alle Zweige der Geographie gilt , iſt Der erneute Hinweis hierauf bei dem Charakter des Unter
richtsſtoffes aus ihrem aſtronomiſden Teil immer doppelt bedeutiam .
Betonte dod Mündı-Münſter auf der 19.
weſtfälijden Direktoren -Konferenz naddrüdlidſt, daß der Unterridyt hierin deswegen ſein Ziel jo häufig verfehle,
weil die Schüler ohne Andauung an die Erfenntnis der abſtrakten Geſete berantreten .
,,Die Beobachtungen nun ,
Zum Unterricht in der mathematiſchen Grographie in den unteren und mittleren Klaſſen höherer Schulen.
welche die erſte Grundlage von jenem bilden : Länge und Nichtung des Sbattens eines ſenkrechten Stabes, Zeit und
Pädagogiſche Asahrheiten, ſo oft ſie auch ausgeſprochen oder begründet ſein mögen , werden dem Intereſſe des Unterridits ſtets nüben , wenn dieſelben als braud bare Koridläge bei Begrenzung und Gliederung des Stoffes und Firierung des Endzieles einer Sduldisziplin gleich:
des Mondes zc. ſind für jüngere Knaben eine anregende
jam in neuer realiſierter Form , bei der Klarlegung metho
diſder Grundſätze für erſtere aber in ihrer ſpeziellen An wendung er deinen . Dies beſtätigt aufs neue eine Ab bandlung Dr. Krumme's ( Pädagogiſches Ardiv ", Band
XXIV, Nr. 8), in welcher dieſer erfahrene Sdulmann weitere Ausführungen zu ſeinem auf dem zweiten Geograpbentag
Ort des Auf- beziehungsweiſe Untergangs der Sonne und und ihrem geiſtigen Standpunkte vollſtändig angemeſiene
Beidhäftigung, während ältere vielleidyt vorziehen , ſid das abzuleitende Ergebnis aus Büchern anzueignen. Und doch fönnen nur die ſelbſtgemachten , über einen längeren Zeitraum verteilten Beobaditungen , ihre Vergleichung und Zujammenfaiſung den Boden bereiten , auf dem der Unter ridit gedeiht." Die Veranſchaulichung des Ganges der Po jug jener Aufgaben , weldie im aſtronomijden Unterridit vorkommen, eridieint als eine aus den eben angedeuteten
Grundjäsen zwanglos ſich ergebende Forderung. Mathematiſche Geograpbie ſoll in der Sdule zwar
in Halle gehaltenen Vortrag über den Gegenſtand unſeres Thema's mitteilt.
Die Annabmen Krumme's ruben nach
unſerer Meinung auf Gründen, deren Würdigung bei ihrer allgemein prinzipiellen Viatur fid ) immer wieder empfiehlt und deren Forderungen ibren Wert für Sie formale wie
materiale Geiſtesbildung des Sdyülers nie verleugnen werden . Gleich einem leitenden Motiv wurde der Satz voran
geſtellt : Aller Unterricht in der aſtronomijden Geographie in den unteren und mittleren Klaſſen höherer Sdyulen !
zunädiſt im ibrer ſelbſt willen betrieben werden . Denn es gebürt genij zur allgemeinen Bildung, zu wiſjen , wie ? fid der Gang der Jahreszeiten erklärt, in welder Art die Naumbeſtimmung oder Orientierung auf unſerem Planeten vollzogen wird, was man unter wahrer und mittlerer Zeit verſteht , warum Orte von verſchiedener Länge ungleiche Zeit haben 2. Sie iſt aber audy das wurde von den Sdul: männern dion frübe betont ein wichtiges Mittel zur Aus
ſtrebendes Ziel iſt dabin beſtimmt worden , den Sdüler zu ſelbſtändiger Beobadytung der widytigſten Himmels
bildung der Naumanſdauung; und die Sdyule bat wahr lidy alle Urſache, von dieſem Mittel einſichtsvollen Gebrauch zu maden. ,, Denn die Ausbildung der Raumanſdauung iſt eine der dwierigſten Aufgaben , welche ſie zu löſen bat, und nur dann , wenn alle Unterrichtsgegenſtände, die zur
erſcheinungen anzuleiten und ibn zu befähigen , dieſelben
Ausbildung der Raumanſdauung beitragen fönnen, dieſem
auf die Kugelgeſtalt der Erde, die Drehung der Erde um
Zwecke auch dienſtbar gemacht werden , darf man eine be friedigende Löſung jener Aufgabe erwarten . So wenig in den deutſchen Stunden allein die Gewandtheit im münd
jei jo einzuridten , dass derſelbe einerſeits in ſich abſchließt,
andererſeits aber die Grundlage für die weitere Behandlung jenes Fadies in höheren Klaſſen bildet. Ein anderes anzu
ihre Adſe und die Bewegung um die Sonne zurückführen zu können . ? Der Wunſd), den Zögling auf die Bedeu tung der Beobachtung in ihrem ganzen Umfang hinzu : weiſen und ihm das Bedürfnis, zu beobachten, anzuerzieben ,
lichen und ſchriftliden Ausdrucke erreicht werden kann , ſo wenig wird der ſtereometrijdve linterricht allein in der
ſchließt ſicher eine Ter vornebmſten Pflichten für den Lehrer
knappen Zeit, die ibm zugemeſſen iſt, die Raumanſchauung
der Erdkunde ein. Liegt ja im Weſen unſerer Wiſjen daft der Wert einer gewiſſenhaften und ſorgfältigen Anſdauung tief begründet. Ihr läuft jede vorzeitige, ſchematiſierte Abſtraktion zuwider. Daher ſollten auch die Ergebniſſe
ausbilden fönnen ."
1 Der Autor hat in erſter Linie die interen und mittleren
Mlaſſen der humaniſtijden Gymnaſien und Healgymnaſien im Auge. 2 Auf der oberſten Stufe wird dann unter Benutzung der bis dahin erworbenen Kenntnijje in Mathematik, Phyſik und Me chanif gezeigt, wie die Aſtronomie durch Meſſen der Zeit und der Winkel 311 ihrem Ergebnis gelangt.
limfang und Gliederung des Lehrſtoffes hat unſer
Gewährsmann mit pädagogiſder Einſicht und nicht aus theoretiſchen Erwägungen allein heraus angedeutet. Die praktiſche Bedeutung der Erſdeinungen und die Häufig feit
ibres Norfommens find bei ſteter Rüdſichtnahme
auf die zur Verfügung ſtehende Zeit in ſoldier Hin
ſidyt allein als zuverläſſiger Maßſtab anzuſehen.
Dem
Nahegelegenen wird ſtets der Vorzug vor allen , von der
Bildungsſtufe des Zöglings ferner abſtehenden Objekten
,
Genji Monogatari.
einzuräumen ſein. Beſonders aber wird jeder Gelegenheit zlt direkter Beobadytung am Firmament und deren Ver wertung ihr Redyt werden müſſen. Aus der vorgeſchla
557
Genji Monogatari. "'
ſeinen einzelnen Teilen ſei nur der Saß hervorgehoben :
In Genji Monogatari (der Roman Genji's ), von deſſen Ueberſeker Suyemak Kendrio als der berühmteſte klaſſide Roman Japan's bezeichnet, liegt uns ein nady mancher Ridh tung merkwürdiges Buch vor. Von einer vornehmen Japanerin
„ Nady einer genauen Betrachtung der ſdyeinbaren Bes
zu Anfang des zehnten Jahrhunderts niedergeſchrieben,
wegungen werden die ihnen zu Grunde liegenden wirk lichen Bewegungen erſd loſſen und endlid werden aus
wirkt der Roman auf den Leſer wie ein ganz modernes
Wert, indem die Verfaſſerin ihre eigene Zeit, deren gejell
dieſen jene wieder abgeleitet." Sdjarfe Begriffsbeſtimmungen, Alter und Faſſungskraft der Schüler angepaßt, will das an Gang und Erfolg des Unterrichts gebundene Intereſſe ;
geſchichten in novelliſtiſchem Stil zur Erſcheinung bringt, einem Stil, der uns, ſo entlegener Zeit entſprungen , ſehr
genen und auch anderwärts ohne Frage ſchon mannigfady in ähnlicher Art geübten Behandlung des Lehrſtoffes in
ſd)aftliche und politiſche Zuſtände , Hof- und Familien
ohne ſie würde erſterer id leppend, doppelt mühevoll, dieſer
auffallend erſcheint, weil er eben ganz natürlic) zu Worte
unſicher, wenig nachhaltig. Zur richtigen Erfaſſung und
kommt. Es geht uns dieſem vor neun Jahrhunderten entſtandenen Budje gegenüber ähnlid wie erwadyſenen
Aneignung ſoldier Begriffsbeſtimmungen aber, zur Stüße des ganzen Unterrichts ſind Apparate und Modelle unent behrliche Hilfsmittel. Ihr Gebraud, joll jedoch die Beos bachtung der Himmelserſcheinungen nid)t zurüddrängen, vielmehr dazu dienen , lettere zu klären , zu beridytigen , zuſammenzufaſſen und neue Beobachtungen vorzubereiten .
Krumme's Ausführungen über braud bare erforderlidye Apparate und ihre Benüßung können bei einer zu tref fenden Auswahl mit Vorteil verwendet werden, womit
allerdings nicht geleugnet iſt, daß mandie Vorrichtungen nicht genannt wurden , mit denen gewiß auch erſtrebens werte Reſultate zu erringen ſind.
Kindern, die ſich gar nidyt recht vorſtellen fönnen , daß ihre
Eltern auch einmal jung geweſen ſind. So trifft man gleid) zu Anfang des Romans auf ein Geſpräd, über Frauen ziviſden vornchmen jungen Leuten , das ganz ebenſo geſtern in einem Pariſer, Wiener, Londoner Klub verlaufen ſein könnte und man wäre verſudyt , auf eine Myſtifikation zu raten, bürgte nidt ſowohl der Name des der Londoner japaneſiſchen Legation attachierten Ueberſeters, als beſonders die entſchieden lokale Färbung des ganzen Budes für deſſen Edytheit. Der beſdränkte Raum geſtattet uns nidyt, die inter
Um dem Zögling das Beobadytete und Gelernte als
eſſante Entſtehungsgeſchichte des in Japan noch gegen
jidheren , ſtets zur Verwendung bereiten Beſit ins Leben
wärtig ſehr populären Romans zu berichten und vergönnt
mitzugeben, muß ſein Wiſſen durdy vielfache, dem Unter :
nur eine flüdytige Skizze von deſſen Inhalt, welder ſich dem
ridyt organiſd einzufügende Uebungen in Können umge
Stoffe nadı kurz zuſammendrängen läßt. Unter den Frauen des regierenden Kaiſers iſt eine, die er über alles liebt , was ſie zum Gegenſtand vieler Intriguen madyt, deren ſtete Aufregungen ihr Leben ab : fürzen . Die heftige Trauer des Kaiſers zieht ihn doppelt zu dem Kinde hin , das ihm die Geliebte geboren ; da er aber bereits einen älteren Sohn beſißt, deſſen Mutter einem mädytigem Hauſe entſtammt und den die Volfsmeinung als Thronfolger betradytet, ſudyt er Genji durd, eine frühe, vorteilhafte Verheiratung Entſchädigung zu verſchaffen . Dieſe Heirat reizt den Verdruß der Kaiſerin , deren arga wöhniſche Beſorgnis, Genji ſchließlich doch ihrem Sohne vorgezogen zu ſehen, als fortlaufende Intrigue durch das Bud geht. Die Vermählung des Knaben mit Aoi, der Todyter eines hochſtehenden Kronbeamten, findet ſtatt und die findliche Braut bleibt im Palaſt ihres Vaters zurück, während ſid Genji am Hofe oder auf Reiſen bewegt. Dieſer junge Held des Romanes könnte , der Anzahl ſeiner Liebesverhältniſſe nady , als japaneſiſcher Don Juan be
jeßt werden .
An Sammlungen hiehergehöriger Aufgaben
von verſchiedenſtem Wert herrſcht nach unſerem Erachten kein Mangel. Was aber Krumme im Anſdyluß an Auf gabenſammlungen, welche das ,,Pädagogiſche Archiv " für 1880 enthält, vorlegt, erſcheint ebenſo der Berückſichtigung wert, als ſeine ſorglid, eingerichteten Lehrpläne und manche der Erörterungen von den Hinderniſſen , welche einem ge : deihliden Unterridit in der aſtronomiſchen Geographie in den unteren und mittleren Klaſſen höherer Scule ent gegenſtehen. Unſer Gewährsmann folgte , das läßt ſich unſchwer erausfühlen , ſowohl bei der Anordnung der ihn leitenden Prinzipien , als bei ſeiner Skizzierung über die Einzel: behandlung des Lehrſtoffes uidit allein logiſchen , ſondern aud, pſychologiſden Motiven. Dadurch gewann er aber auch, gleich ſeinen Vorgängern in dieſer Richtung, ſo ſichere Ausgangspunkte! Mag man in einzelnen Beziehungen von ihm abweichen, im allgemeinen erſcheinen uns ſeine Anſichten giltig und gewiß ſtehen dieſelben durch ihre
zeidynet werden, dod hat ſein Charakter keinerlei Aehnlid
Klarheit und relative Selbſtändigkeit über ſo manchem ,
keit mit jenem dämoniſden Naturell. Genji iſt ungemein
was in der kleineren Litteratur zur mathematiſchen Geo graphie oft geboten wird.
1 Genji Monogatari . The most Celebrated of the Clas sical Japanese Romances . Translated by Suyematz Kenchio. London, Trübner & Co. 1882. XVI, 253 S.
Kleinere Mitteilungen .
558
leicht entflammt, verſchenkt ſich immer ganz und gar, ohne doch wanfelmütig zu ſein ; denn in den Armen der Einen denft er immer der zurückgelaſſenen Anderen, iſt ſtets bereit
ju liebevoller Rüdkehr, vergißt nichts und niemand. Dabei wird er als ein ſo reizender Menſch geſchildert, dem alle Herzen entgegenfliegen, dem das Volf den Beinamen gibt ,,der leuchtende Prinz Gen " , daß man ihm um ſo weniger zürnen kann, als ſeine Gattin Aoi fidy zu einer höchſt un ſympathiſchen Perſonlidyfeit ausgewachſen hat. Der Hang ju Liebesabenteuern ſollte Genji dennoch verhängnisvoll werden, indem ein foldes zur Handhabe dient, feine nad
dem Tode ſeines Vaters ſtark erſdyütterte Stellung bei Hofe jo bedenklich zu maden , daß er einer drohenden Verbannung freiwillig zuvorkommt. Allerwärts vermifit, da ibm die Männer ebenſo zugethan find als die Frauen und ſeine
Herzensgüte ihm viele verpflichtet hat, wird er nach einiger Zeit in Ehren zurücgerufen und gelangt zum höchſten Anjehen .
An den zuweilen etwas lang ausgeſponnenen Faden dieſes Lebensganges früpft ſid: wirklich feſſelnd und beaditenswert eine Fülle von Details ber Sitten , An
(dauungen , bürgerlichen und höfiſden Gebräuche des Candes. Oft begegnet der Leſer Hinweiſungen auf die buddhiſtiſchen Lehren , namentlid, kommt der Sah , daß alle Leiden dieſer Welt für den Einzelnen Buße ſeiner Ver
gehungen im Zuſtande früherer Eriſtenz ſind, wiederholt in praktiſcher Anwendung zur Sprache. Wir erfahren im natürlichen Verlauf der Erzählung ſehr Beſtimmtes über Thronfolge, Familien- und Standesleben , Einrichtungen des Hauſes , Landſchaftlid)cs. Der Sittlidyfeitsbegriff seidhnet ſich zuweilen ganz eigenartig. Die ſchöngeiſtige Litteratur des Landes , meiſt durch Dichterinnen vertreten,
iſt den gebildeten Ständen ſo vertraut, daß Hindeutungen auf bekannte Werke ſich beſtändig in die Geſpräche ein Flechten, während die Uebung in Reimen zu denken ſich durch häufige Vierzeilen äußert, welche in Rede und Gegen rede ſo ſdlagfertig fallen wie die Improviſationen unſerer
Nordkap ausgedehnt werden wird, gemeſſen werden . Jegt werden die Reſultate , welche man bei den Meſſungen zweier Bajen und
deren Verbindung mit dem Dreieđsietz erzielt hat, veröffentlicht. Anfänglich hatte man gehofft , daß die früher ausgeführte Trian gulation geniigen wiirde, doch bei näherer Unterſuchung fand man , daß dies den erhöhten wiſſenſchaftlichen Anforderungen gegenüber
nicht der Fall war. Deshalb jollte eine neue Triangulierung aus. gefiihrt werden , welche von der ſchwediſchen Grenze , wo ſie an eine mit Stocholm in Verbindung ſtehende Kette anſchließt , bis
Levanger geführt iſt, wo ſie wieder mit der ſchwediſchen Dreieds kette zuſammentrifft. Die beiden gemeſſenen Baſen liegen an den Enden der Kette und beide ſind im Sommer 1864 gemeſſen. Der Baſisapparat iſt dem, welcher Struve in einigen Fällen in Ruß land gebraucht hat, ähnlich ; er gehört der ſchwediſchen Regierung imd beſteht aus vier etwa 2 Toijen langen Röhren von Gußeiſen, deren eines Ende mit einein polierten Stahlſtutzen , das andere mit einem Fühlhebel verſehen iſt; der kurze Arm des lepteren
trägt eine Stahlſpitze, welche gegen den Stahlſtutzen des nächſten Stabes angedrückt wird, der lange Arm trägt eine Verteilung. Die Röhren tragen Thermometer , deren Queckſilberfugel in die Röhren eingelaſſen iſt; ſie ſind mit Wolle bekleidet und in einen Holzlaſten eingelegt, aus welchem mr ihre Enden hervortreten.
Die Stäbe werden nicht horizontal gelegt , ſondern die Neigung beſtimmt. Bei der Mejjung müſſen alſo beſtimmt werden : 1 ) dic Größe der Zwiſchenräume durch den Fühlhebel; 2) die Länge der Stangen, die ſich aus der bekannten, bei einer gewiſſen Temperatur beobachteten Länge und der jedesmal durch Ableſung der Tempera tur 311 beſtimmenden Ausdehung ergibt ; 3) die Größe der Neigung. Während der Meſſung hatten die Stangen 0,005 Linie durch Abuntug verloren , was ſich aus den Vergleichungen , welche vor und niad; der Meſſung ſtattgefunden hatten , ergab. Nach
ſorgfältigſter Berechnung ergab ſich die Länge der Egeberg - Baſis zu 2025. 28316 Toiſen mit einem wahrſcheinlichen Fehler von 91-70.000 der länge; die Baſis von Rindenleret mit einer länge von 1806.3177 Toiſen beſaß einen wahrſcheinlichen Fehler von 11.00-000. Wenn dieſe Genauigkeit auch viel größer als nötig iſt, jo iſt die bei der Baſis von Madidejos erreidyte Genauigkeit bei :
nahe viermal ſo groß. Die Winkelmeſſungen waren 1864—1866 ausgefiihrt und 1877 ergänzt worden ; im Durchſchnitt liefen die Meſſungen auf einer Station in Tagen ab ; ſpäteren Meſjumgen dauerten durchſchnittlich zwei Tage. Die Beobachtungen wurden ſtreng nach der Beſſel'ſchen Methode berechnet , was zu M. umfangreichen Arbeiten führte.
jüddeutſchen Alpenbewohner. Als litterariſdes Kunſtwerk betrachtet dürfte dem
Ueber das geſellige Auftreten der Meerestiere im Sibiriſchen Eismeer und in größeren Meerestiefen .
Roman keine günſtige Zenſur ausgeſtellt werden ; wer von joldem Anſpruch abſieht, wird aber neben vielfacher Unter haltung und Anregung intereſſante Einblicke in das der
tiere, welcher von den Mitgliedern der Vega-Expedition in Sibi.
Renntnis überhaupt erſt ſeit kurzer Zeit erſchloſſene Land gewinnen .
Kleinere Mitteilungen. Geodätiſche Arbeiten in Norwegen . 1 Infolge der Beſchlüſſe der europäiſchen Gradmeſſungskommiſſion follte in Norwegen ein Bogen bis Levanger (der wahrſcheinlich bis zum 1 Veröffentlicht 1880 und 1882. Nr. 16, S. 316.
Siehe „ Ausland" 1883
Ein merkwürdiger Charafterzug in dem Auftreten der Wieeres riſchen Eismeer beobachtet wurde, beſteht darin , daß an den ein
zelnen Punkten in der Regel eine oder einige wenige Tier-Arten in ungeheurer Individuenmenge vorkommen und durch ihre Maſjen . haftigkeit gleichjam alle anderen Tiere verdrängen. Dieſe geſelligen Vereinigungen wurden „ Tierformationen “ genannt und Sturberg, der Zoologe der Erpedition, konnte nicht weniger als 20 verſchiedene folcher Formationen imterſcheiden, welche er nach der vorherrſchen den Tierform benannte,. wie z. B. Aktinien - Formation , Aſterias Formation, Netikulipora - Formation, Ibothea - Formation , Alzyoni dium - Formation , Goldia Formation 2c. Es iſt dabei zu bemerken ,
daß dieſe verſchiedenen Formationen nur in ſeltenen Fällen durch die äußeren Verhältniſſe bedingt erſcheinen , indem an verſchiedenen Punkten unter ganz ähnlichen äußeren Bedingungen gänzlich ver
ſchiedene Tierarten als herrſchend angetroffen werden . Mert würdigerweiſe hat nun Verrill kürzlich ein ganz ähnliches Ber halten der Meerestiere in den größeren Meerestiefen an den Küſten
Notizen .
von Neu-England nachgewieſen , indem auch hier die einzelnen Arten ſich gewiſſermaßen an einzelnen Punften konzentrieren , wo ſie dann in unglaublicher Menge angetroffen werden; während ſie rings herum entweder vollſtändig fehlen oder doch nur ſehr ver einzelt vorkommen , obgleich die Bodenbeſchaffenheit, Meerestiefe und die Temperatur ſich gleich bleiben . So erhielt z. B. Verrill
von der ſonſt äußerſt ſeltenen Koralle Anthomastus grandiflorus an einer Stelle mit einem einzigen Zige über 100, von der ſonſt ebenfalls ſehr ſeltenen Comatula aculeata iiber 500 Eremplare.
559
und das durch ſelbſtändige Goldjidher gewonnene Gold beträgt zirka 5000 Oitavas pro Jahr. Im Jahre 1879 betrng der Ertrag au Gold in der ganzen Provinz Minas Geraes .: 508,820 Ditavas Davon gewann : die engliſche Kompagnie Morro Velho Parry
421,514 Oitavas 49,455
n
!!
Sant Anna
!!
11,098
die braſilianiſche Kompagnie Itabira
1,539 25,214
In der Münze wurden verarbeitet
Flabellum Goodii , ſonſt ſehr jelten , wurde an 4 Stationen in
b . P.
I
außerordentlicher Menge angetroffen. Von einigen großen Aftinien und zahlreichen Kruſtazeen wurden an einzelnen Stationen mehrere 1000 Eremplare erbeutet , während dieſelben Arten rings umher unter ganz ähnlichen Verhältniſjen äußerſt ſelten waren oder auch ganz fehlten .
Von dem ſouſt ſo ſeltenen Antedon Sarsii wurden
an einer Stelle mit einem einzigen Zuge iiber 10,000 Eremplare gedredget und in ebenjolcher Maſſenhaftigkeit fand ſich an anderen Punkten Ophieplypha Sarsii . Sieht man die Berichte durch , welche Cars, Jeffreys , Carpenter, Thomſon, Agaſſiz ac. iiber die Dredgungen in großen Meerestiefen gemacht haben , jo ſtößt man nicht ſelten auf ähnliche Fälle ind es ſcheint dieje eigentiimliche Ge : ſelligkeit iiberhaupt ein Charakterzug für die Tierwelt der polaren T. F. Meere und der großen Tiefen 311 ſein .
Die Friedensverhandlungen zwiſchen Chile , Peru und Bolivia . Die Friedensverhandlungen ziviſchen Chile, Peru und Bolivia ſcheinen endlich Ausſicht auf Erfolg zu haben . Garcia
Calderon , der 1881 zilm proviſoriſchen Präſidenten von Beru er wählt, ſpäter aber von den Chilenen abgeſetzt und nach Chile ge bracht wurde, hat ſich mit dem chileniſchen Miniſter Altamirano
über folgende Punkte geeinigt: Die ganze Provinz von Tarapatá (42,000 Einwohner nach dem Zenſus von 1881) wird mit allen ihren Mineral- und Granolageru definitiv an Chile abgetreten . Die Hauptſtädte dieſer Provinz ſind Tarapafá ( 3,932 Einwohner ) und Iquique (11,752 Einwohner ); die Häfen ſind Iquique, Mejil
lones und Pijagua. Die wichtigſten Salpeterlager ſind die von Zapiga , Sal d'Obiepo , Rinkon , Pampanegra, Negreiros, de la Þeña , Arjentina und de la Noria . Auch der früher zu Bolivia
gehörige Landſtrich zwiſchen Peru und Chile mit den Häfen Auto fagaſta , Mejillones , Kobija und Tokopilla fällt an Chile. Die Provinzen Arika und Takna tritt Peru an Bolivia ab und erhält dafür einen Teil des heutigen Bolivia . Die Kriegstoſten , die
Notizen. Amerila.
übrigens angeſichts der troſlojen finanziellen Lage Peru's und Nach dem neueſten Zenſus
Bolivia's immer von dem ſiegreichen Chile mur ſehr niedrig ani
beträgt die Einwohnerzahl des Staates Meriko 767,824 Scelen oder 57,248 mehr als nach der vorigen Zählung. Der Wert des
gerechnet waren , werden hiedurch als bezahlt betrachtet. Obige
Statiſtiſches aus Mierifo .
ländlichen , Abgaben zahlenden Grundbeſitzes beträgt zirka 1812Mil lionen Dollars, der ſtädtiſche über 4 ! 2 Mill. Doll. Die Staats Einnahmen betrugen im lezten Jahre (1882) 500,276 Doll . , die Nusgaben; 362,028 Doll. Handel und Verkehr von Mexiko haben ſeit den letzten Jahren einen
gewaltigen Aufſdwung genommen .
Die Anzahl der im Hafen von Vera-Kruz einlaufenden Schiffe iſt ſo groß , daß der Raum des Hafens nicht geniigt, die Echiffe öfter in neueſter Zeit tagelang warten und freuzen müſſen, ehe ſie einlaufen können .
5. B.
An der Tehuantepet- Bahn wird eifrig gearbeitet. Nach
einem Berichte des Chefingenieurs der atlantiſchen Abteilung, M. Snoop, an den Miniſter der öffentlichen Arbeiten ſind bereits 40 Km . der Bahn jertig. Außer den Mechanikern , Aufſehern a . arbeiten 1000 Mann an der Bahn. Bis Ende April ſollten weitere 10 Km . fertig ſein.
H. P.
Die Geſamtbevölkerung der Provinz Buenos Aires beträgt nach dem Reſultat der jüngſten Volkszählung 528,581
Köpfe. Den dortigen Reichtum an Haustieren illuſtriert eine Zujammenſtellung, nach welcher 4,754,810 Rinder , 2,397,787 Pferde, 57,838,072 Schafe , 455,134 Schweine und 7612 Ziegen gehalten wurden.
Die Goldminen in Minas Geraes. Die „ Rio News " lenfen die Aufmerkſamkeit auf die reichen Goldminen in Minas Geraes, zu deren Abbau nach wiſſenſchaftlicher Methode noch heute das nötige Kapital nicht aufgebracht ſei . 1814 beſtanden allein in der Munizipalität von Ouro Preto 79 Minenetabliſſements, worin 538 Sklaven und 17 freie Männer arbeiteten , außerdem juchten daſelbſt Gold für eigene Rechnung und Gefahr 527 freie Männer und 57 Sklaven . 47 Felſen- (Cuarz-) Minen wurden bearbeitet und im genannten Jahre 30,815 Oitavas Gold gewonnen . Jett iſt in dieſer Munizipalität kein einziges Minenetabliſſement,
I
Bedingungen ſind von den genannten Repräſentanten der zwei Hauptintereſſenten angenommen , es handelt ſich jetzt nur noch um
die Verſtändigung zwiſchen Peru und Bolivia , welche Schwierig .
feiten macht. Durch dieje Bedingungen iſt Eiferſucht an die Stelle der Freundſchaft zwiſchen Peru und Bolivia getreten und Chile iſt von dem immerhin mächtigen Peru durch einen Landſtrich des Chile gegenüber ohnmächtigen Bolivia getrennt. H. B. Das amerikaniſche Auſterngeſchäft geht, obwohl der
Großhandel auch vom Mai bis Auguſt feine Unterbrechung erleidet, am lebhafteſten in den Herbſt- und Wintermonaten und zwar vom September bis Dezember. Dabei gehört das Ausland 311 den beſten Stunden der Auſternhändler. Allerdings ſollen die Auſtern
Amerika's aud) ſowohl in Hinſicht auf ihre Schmadhaftigkeit als ihre Größe denjenigen der alten Welt voranſtehen. Man findet ſie an den Küſten von Maine bis Meriko, aber am maſjenhafteſten
und von beſonderer Güte vom long Jsland- Fund bis zur Cheſapeafe Bai. Am Stillen Meeer erreichen dieſelben lange nid)t die Größe jener , welche am Atlantiſchen Ozean gefunden werden . Schon
ſeit Jahren haben ſich einzelne New -yorker Firmen mit dem Ver andt von friſchen Auſtern , eingemachte Auſtern waren von jeher ein bedeutender Erport-Artifel, nach Europa bejchäftigt. Im laufe der Jahre iſt diejes Geſchäft großartig angewadſeit, beſonders jeitdem man verſteht, ſie richtig zu verpaden . Jetzt werden in Winter von New Yorf und Baltimore aus Millionen jrijder Auſtern über die See verſchickt. Auch nach dem Juland iſt der Verſandt foloſſal und doch war vor ungefähr 20 Jahren die Auſter in den nord: amerikanijchen Julandſtädten noch eine ſeltene Delikateſſe. Allein ſo bedeutend auch der Import wie der Erport ſich geſtaltet, der Verbrauch in New - Yorf und Umgegend übertrijſt in den erſten Auſlerumonaten dennoch denſelben. Dort werden täglich während der Saiſon auf den Därften 8 bis 10 Millionen Auſternum : gejevt. Im Sommer beträgt der Umſaß nur 2,500,000 per Tag , in der heißeſten Zeit jogar noch weniger. Die Ausſichten für die
Litteratur. Korreſpondenz.
560
Saiſon von 1882–1883 gelten als ſehr günſtig, namentlich da die Auſtern gut geraten ſind. Doch werden ſich die Preiſe im
Großhandel auf ungefähr 1 Doll. höher als im vorigen Jahre ſtellen. Im Kleinhandel foſten jetzt große Stiice pro Hundert 1,50 Doll . , kleinere 75 Cents bis 1 Doll . 1
Litteratur. Der Inngletſcher von Stufſtein bis Haag . Von F. Bayberger.
70. Ergänzungsheft der Þetermann'ſchen Mittei
lingen. 1882. 67 Š . Mit einer Narte und 15 Proſilen und Skizzen im Tert . Auf die Ausgeſtaltung der Reliefverhältniſſe und die Ent
vorariſchen Brachykephalen , welche in Höhlen hauſten und das Ken 311 jagen und zu zähmen verſtanden , hinnehmen . jo dürfen wir aus den ſibirijchen Sprachen in Vergleich ziehen tſchuftich. háranja, xóranja, kõron Ren ; ſamoj. hõrie , kora, ſyrj. kór, Männchen des Rens und das im Anlaut abgeſchliffene ting. oron , zahines
Ren ; auch das baskiſche oren könnte trotz der veränderten Be deutung ein ſolches Lehnwort ſein .“ Aber alle ſolche Vermutungen ſind vorderhand höchſt zweifelhafter Natur ; fühlſte Skepſis iſt auf dieſem Gebiete ratſam . Cruel's Etimologien ſind mitunter recht komiſch ; bast. zazpi „ ſieben “ 3. B. ſoll eigentlich bedeutet haben „ leg dich nieder, ruh dich ans, hör auf !“ Prof. Tonajdet.
Graz .
wiđelig der mumehrigen agrikulturellen Zuſtände in den ſiidlichen Gebieten der ſchwäbiſch -bayeriſchen Hochebene iibten die durch die Gla zialzeit hervorgerufenen Erſcheinungen tiefgreifende Einflüſſe aus. Alle aus jener Periode zurückgebliebenen Spuren im einzelnen 311 verfolgen und feſtzuſtellen erſcheint aber als ein um ſo verdienſt volleres Unternehmen, als die wachſende Kultur in ſtets geſteiger tem Grade beſtrebt iſt, die letzteren mehr und mehr zu verwijden.
Für die mächtigen Eisſtröme, welche einſt durch die Pforten des Innthales heraus auf die Hochſchwelle vor den Alpen traten ,
Korreſpondenz. Zur Anmerkung über die „ Djula “ („ Ausland" , 1883, Nr. 26 , S. 519 ).
Diula, Djula imd ſelbſt Djdula heißen im weſt
lidhen Sudan die reiſenden Kaufleute. Einen Stamm der Fulen namens Diallo, Diallo, Djchallo gibt es nicht , dieſer Name fommt nur einem Lande 311 . Mailand.
unternahm Bayberger ſolche Studien mit gewiß anerkennenswer tem Erfolg. Seine Arbeit bietet die Reſultate einer ebenſo ein
A. G. R.
Anzeigen
gehenden als jorgfältigen Pokalforſchung. Wer die wenigen Einzel darſtellungen iiber die oberbayeriſche Glazialformation kennt, welche
Bayberger's Edhrift, die als Manuſfript, wie aus der Vorrede jowohl als aus der Arbeit ſelbſt erſichtlich, ihren Abſchluß vor A. Pend's epochemachendem Werk über die Vergletſcherung der deutſchen Alpen
Geibels Geſammelte Werke eifchienen bis zu 14..Lieferung. Ide Buchhandlung nimmt
die uns vorliegende Arbeit in Hinſicht auf fragliche Forſchungen
Aufträge an . Die Ausgabe wird bis Weihnachten roll jtändig . Treis pro Lieferung 50 8 .
marfiert und zwar um ſo leichter , als der Autor bei ihrer Ab
3. G.Cotta'ſilie Buchhandlung in Stuttgart.
fand, vorangingen , wird ſich inühelos des Fortſchritts bewußt, den
faſſung von dem Gedanken geleitet ward, gevlogiſche Beobachtungen in erſter Linie der Geographie dienſtbar zu machen .
Außerdem
jedoch möchten wir nid)t verjäumen, auf die mannigfaltigen Akten ſtudien hinzuweiſen, welche Bayberger zıım Zwede einer möglichſt richtigen Veſtinimung der durch den Inn zum Abfluß gelangenden
Waſſerquantitäten vornahm .
Im ganzen halten wir dieſe Diono
graphie für einen dankenswerten Beitrag nicht nur zur Kenntnis der Bildungsgeſdichte und Phyſiognomie. der nordalpinen Hoch ebene, ſondern auch zur Litteratur der deutſchen überhaupt.
Allgemeine Zeitung Die (mit wiſſeuſdaftlider Beilage und Handelszeitung) früher in Augsburg erſchienen iſt in Deutidland und Deſterreid) durch die Poſtanſtalten für 9 Mark viertel jährlid (6 M. für die z lekten Monate, 3 m . für den lekten Monal des Quartals) zu beziehen . Preis bei directer Verjendung unter Streifband monatlich 4 Mart (M. 5. 60 für die anderen Länder des Wellpuſtvereino ). Cuar
talpreis bei wöcntl. Verjendung im Weltpoſtverein M. 14. 40, außerhalb des
Landesfunde C. G.
Inter dem vielverſprechenden Titel „ Die Sprachen und Völker Europa’s vor der ariſchen Einwanderung“, ( Detmold, 1883), hat R. Cruel, der Verfaſſer einer „Geſchichte
jelben M. 19. 50
Probenummern nebſt neueſtem Quartal Regiſter gratis. Leitartitel , wiſſenſchaftliche und handeløpolitiſde Auf fäße uc . 26. in Nr. 176 bi 182. Die Kämpfe in Aſ : Ruſſiſches Intriguenſpiel in Bulgarien . Gula štalienijde Wüniche und Hoffnungen . ( 11/ 111.1 banien . Zur Lage in turkampſdebatte im preußiſchen Abgeordrietenhauje.
der deutſchen Predigt im Mittelalter“ , von einer unſerem Wiſſen bisher gänzlich verſchloſſenen Kulturepoche den Schleier 311 lijten
Aegypten .
verſucht und zwar mit Benützung des basfijchen und nordſibirijchen
Fr. v . Vöher .
!
Sprachſchatzes. Ein gänzlid) verfehlter Verſuch! Auf 17+ Seiten läßt ſich ein ſo gewaltiges Problem nicht erledigen ; iiber das Baskiſche ſowohl wie über die einzelnen „ turaniſchen “ Spraden müſjen erſt eingehende Spezialunterſuchungen abgewartet werden . Selbſt das Prinzip, einzelne Worte aus den Sprachen der Gegen wart ſiir die Urzuſtände zu verwerten , von Hädels homo alalns abgeſehen , erſd )eint mms in hohem Grade bedenflid). Son all den
Wortvergleichungen , weldie Cruel bietet , hat nicht eine einzige Gewähr , vielleicht mit Ausnahme der folgenden (S. 31) : bask. oreñ „ yirſch “ und tung. oron „ zahmes Ren “ . Ueber letzteres Wort iſt in der „ Oeſterreichiſchen Gymnaſial- Zeitſchrift“ , 1875),
Die „Schwarzen Flaggen “.
Vo.n Irſprung des deutſchen Mangels an Staatsjinn . Von Die neueſten Heformen der amtlichen Statiſtit in
Deſterreich . Von 3. Platter. Die Reifen derAus deutſchen Kriegs Karlsbad . jlotte im Jahre 1952. (VI. Schlußartikel.) Franzöjijche Künſtler und seunſtrichtungen der Gegenwart. (II/III.) Zu Wiens Ehrentagen . ill . ) Indijches Erziehungsweſen . Vulthaupts . Drama: ZurEntwicklungsgeſchidhte des Eigenthums. Nefrologe Münchener turgie der Klaſſiker .“ Von E. Frite. ill . ) Die internationale Erport- und Colonial . Künſtler. ( XXXII.) ausſtellung zu Amſterdam . ( IV. )
Gas- und cleftriſche Beleuchtung.
Das Feuerverſicherungs
weſen und der Erlaß des preußiſchen Handelsminiſters vom 19. März 189:3. 1. ) Handels-, Bant und Börjenzuſtände in Franfreich. ( Die Weinpflanzımg in Franfreich . )
Aufträge für Streifbaudſendungen an die Expedition in München .
9. 524 eine Vermutung laut geworden : „Wenn wir die germa
biezu ein Proſpectus der Berlagsbuchhandlungen
niſche Benennung des Rens hranja -s (aus kránja) , altuordijch hreinn , angeljächſijd) hran , als Lehngut aus der Sprache jener
Bleyl & Kaemmerer in Dresden, f. Tempsky in Prag
und G. Freytag in Leiprig.
Drud und Verlag der J. G. Totta'ſchen Buchhandlung in München und Stuttgart.
1 Das Juslaud.. Wochenſchrift für Länder- und Völkerkunde, unter Mitwirkung von Profeſſor Dr. Friedrich Rakel und anderen Fachmännern herausgegeben von der
3. G. Gotta’ſhen Buchhandlung in Stuttgart und Mündjen . Sechsundfünfzigſter Jahrgang.
München, 16. Juli
Nr. 29. Fährli
52 Nummern å 20 Seiten in Duart. Preis pro Quartal M. 7.
1883 .
Zu bezieben durd alle Budhandlungen des In- und Auslands und die Poſle
ämter. – Mezenſions-Eſemplare von Werten der einſớlägigen Litteratur ſind direkt an Herrn Profeſſor Dr. Friedrich Rakel in München , Atademieſtraße Nr. 6, zu Inſertionspreis 20 Pf. für die geſpaltene Zeile in Petit.
jenden.
Inhalt : 1. Bericht über die Thätigkeit der Zentral-Rommiſſion fiir wiſſenſchaftliche Landesfunde von Deutſchland. Von Dr. Richard Lehmann. Im Namen der Kommiſſion auf dem dritten Dentſchen Geographentage erſtattet. S. 561. 2. Leigh Smith's Ueberwinterung in Franz Joſephs -Land. S. 571 . 3. Baſtian iiber die Mythologie der Polyneſier. S. 573. 4. Der fürzeſte Weg in das Innere von Afrika. S. 576 . - 5. Kleinere Mitteilungen : S.578. Auſtraliſche Gewächſe im Tertiär bei Halle. Von A. Kirchhoff. Unter den Negritos von Limay . Anzahl der Fruchtbäume in Kalifornien und Oregon. 6. Notizen : S. 579. Aſien . Afrika . 7. Litteratur: S. 580 .
8. Korreſpondenz: S. 580. Ein Brief Spencer F. Baird's in Waſhington iiber den nordamerikaniſchen Jadeitfund.
Bericht über die Thätigkeit der Zentral-kommiſſion für wiſſenſdaftliche Landeskunde von Deutſhland. Von Dr. Richard Lehman 11 .
Im Namen der Kommiſſion auf dem dritten Deutiden Geo
graphentage erſtattet.
wie der verwandten Fächer, beſonders aber die geograpbi: ſchen, naturwiſſenſchaftlichen und hiſtoriſchen Vereiné bat, an dem ebenſo ſehr der Wiſſenſchaft wie den nationalen Beſtrebungen dienenden Werke mitzuhelfen und zunächſt ſidy an einer möglichſt erſchöpfenden Zuſammenſtellung der bereits zur wiſſenſchaftlichen Landeskunde von Deutſch
Es dürfte wohl niemandem unter den Anweſenden
land vorhandenen Litteratur zu beteiligen. Da es ſich
völlig unbekannt ſein, daß der zweite Deutſche Geographen tag zu Halle ſidy unter anderem aud) mit der Frage eines
hier einerſeits um das Gebiet des geſamten deutſchen Volfes handelte, andererſeits die geographiſche Wiſſen
ſorgfältigeren und ſyſtematiſchen wiſſenſchaftlichen Studiums
ſchaft ſtets ihre Arbeiten möglidiſt auf die natürliche
unſeres deutſchen Vaterlandes beſchäftigt und demgemäß einen Ausſchuß eingeſeßt hat , um in dieſem Sinne einen
Gliederung der Erdoberfläche gründen muß und ſich dabei nicht ſo eng an Staats- und Nationalitätsgrenzen binden
allgemeinen Aufruf zu erlaſſen und überhaupt für den weiteren
darf, ſo ſollten außer dem Deutſchen Reiche auch die ehe
Fortgang der landesfundliden Sache Sorge zu tragen. Es iſt mir der Auftrag zu Teil geworden , Ihnen im Namen dieſer aus den Herren Profeſſor Dr. Razel (München ), Profeſſor Dr. Söppriß (Rönigsberg i/ Pr.) und mir be
mals zum Deutſchen Bunde gehörigen Deſterreichiſchen Lande,
ſtehenden Kommiſſion über ihre Wirkſamkeit Bericht zu erſtatten. Ich ſpreche dabei zuerſt von den Publikationen und Verſendungen der Kommiſſion, ſodann von deren Er folg, endlich ganz beſonders von den Anſchauungen, welche dieſelbe über den weiteren Betrieb der Sache hegt. Dem erhaltenen Auftrage gemäß erließ die Kommiſſion zunächſt einen Aufruf, worin ſie alle Forſcher der Erdkunde 1 Siehe „ Ausland" 1882, Nr. 40, Ausland 1883 Nr . 29 .
ferner die Schweiz , die Niederlande mit Luremburg, end lid Belgien mit in das Arbeitsgebiet gezogen, die beträdyt lidheren deutſchen Spradinſeln in Ungarn und Siebenbürgen ſowie in den Ditjeeprovinzen Rußlands aber anbangsa weiſe berückſichtigt werden . Dieſer Aufruf iſt nebſt dem bezüglichen Vortrage des Berichterſtatters nad) und nad in nahezu 1400 Eremplaren nadı allen Teilen des bezeich
neten Gebietes (darunter an etwa 300 Vereine) verſendet worden , womit freilid ), da die Drudlegung ſich etwas ver:
zögerte, erſt im September begonnen werden konnte. Zu Anfang Oktober erſuchte die Rommiſſion ſodann die 85
Bericht über die Thätigfeit der Zentral-Kommiſſion jiir wiſjenſchaftliche Landestunde von Deutſchland.
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machen , und richtete unter dem 22. Oktober ein Anjdreiben an die Vereine mit der Bitte , zunädyſt für die Zuſammen : ſtellung der bezügliden Litteratur, dann aber auch über: baupt für die Förderung der landeskundlichen Sade in ihrem Bereiche Kommiſſionen zu ernennen und die Grenzen
lagen zu deden. Kurz , die Kommiſſion wird fortarbeiten fönnen , ohne irgend jemand um Geld zu bitten – gewiß auch ein für den ſtetigen Fortgang der Sache keineswegs unwichtiges Moment. Was nun die Erfolge der Wirkſamkeit der Kommiſſion anlangt, ſo traten dieſelben anfangs nur ſporadiſch hervor, dann kamen ſie immer reichlider, und ſchließlich waren ſie ſo, daß wir mit lebhafter Befriedigung auf dieſelben bliden
des gewählten Arbeitsgebietes möglichſt genau anzugeben.
können. Es iſt ja nicht ganz leicht, eine ſolche Sache, die
Verlagsbudhändler burd ) wiederholtes Inſerat im budhänd: lerijden Börſenblatt, die einſchlägigen Werke ihres Verlagos
für die bibliographiſche Zuſammenſtellung namhaft zu
Im Januar d. J. veröffentlichte ſie dann im Ausland “
nicht durch materiellen Gewinn anlodt, ſondern an die
(Nr. 2) über die bisherigen Ergebniſſe ihrer Thätigkeit einen erſten Beridit, wveldier ebenfalls in Separatabzügen an
wiſjenjdsaftliche wie nationale Begeiſterung appelliert und nur durdy einen weiten Kreis freudiger und opferwilliger Mitarbeiter beſtehen fann , in frijden und gedeihliden Gang zu bringen. Zuſtimmung zu dem Kern des Unter nehmens gab ſich ja überall zu erkennen ; ſie ſteigerte ſich in zablreichen Zujdriften zur freudigen Begeiſterung. Audy
die Vereine verſendet wurde. Ein zweiter , im Druc etivas verſpäteter Bericht (,, Ausland " 1883 , Nr. 13) iſt erſt in
dieſen Tagen fertig geworden . So hat die Kommiſſion ſich nach Kräften bemüht, den Samen der landesfundliden Sadie
in möglichſt weite Kreiſe auszuſtreuen. Man wird hier vielleicht fragen , woher denn zu alle dem die erforderliden Geldmittel gekommen ſind. Da waren zunächſt 600 Eremplare des als vorläufiges Programm angenommenen Vortrages und des Aufrufes von dem Herrn
Verleger der Verhandlungen der Deutſdien Geographentage laut getroffener kontraktlider Vereinbarung unentgeltlich zu liefern . Für den Druck der weiter nötig gewordenen
800 Eremplare aber wie für die anderen Drucjachen , Porto der zahlreichen Verſendungen u. 1. w. waren glüd licherweiſe als Dedung Ueberſdüſſe des Halle'ſdien Geo graphentages vorhanden , die ja dod in die kaſic des
dortigen Vereins für Erdkunde nicht fließen konnten und
daher für die Zwecke der Kommiſſion zur Verfügung ge
daß die zunädſt geplante Bibliographie eine ebenjo not
wendige Grundlage alles Weiteren als ein gemeinnüßiges Unternehmen ſei , wurde faſt überall durchaus anerkannt. ( Nur ganz vereinzelt wurde die Meinung laut, man folle
ſich nicht erſt mit dieſer allgemeinen Litteraturzuſammen ſtellung aufhalten , ſondern gleich an die weitere Arbeit geben und es den dabei in Thätigkeit tretenden Fad) männern überlaſſen , ſich die betreffende Litteratur ſelbſt zuſammenzuſuden .) Aber von der Zuſtimmung , ja von dem anfänglid, beſten Willen der Mitarbeit zur wirklichen
That und friſchen ausdauernden Arbeit iſt ja nicht ſelten noch ein weiter Schritt ; aud) hielten die unleugbar nad mehreren Seiten vorhandenen Sdywierigkeiten und ſonſtige Bedenken manchen zurück. Während ſo gar mandyer zögerte,
ſtellt wurden . Dieſer Fonds hat bis jeßt ausgereicht, und es iſt davon im Augenblick auch noch ein Reſt von nahezu 60 Mk. vorhanden. Eine ſolche Geldquelle fällt nun freilid)
wurde von anderen die Sache mit Eifer und Energie er: griffen, wohl nirgends mehr - das fühle ich mid, verpflichtet
für die Zukunft weg: unſere liebenswürdigen und auf
der Geographiſchen Geſellſchaft zu Zena , Herrn Dr. jr. Negel daſelbſt, deſſen unermüdlicher Thätigkeit wir es ver danken , daß bereits beut ein erſtes Stück einer landes:
opfernden Frankfurter Wirte werden nicht nur jidher keinen Ueberſdjuß, ſondern aller Wahrſcheinlichkeit nach ein Defizit
haben. Doch gerät die Kommiſſion dadurch keineswegs in Verlegenheit.
Denn erſtlich muß alle Arbeit an der Sache
eine unentgeltliche ſein : es wäre wohl idylimm , wenn für
ein Unternehmen , wie dieſes , ſich nid) t in allen deutſchen Landen Leute fänden , die keine Bezahlung verlangen . Andererſeits ſind auch die unvermeidliden Ausgaben fortan und nicht mehr ſo groß. Die Berichte der Kommiſſion daß ſolde öfters veröffentlicht werden, iſt im Intereſſe der Sache ſehr wünſchenswert – finden jederzeit im ,, Ausland" Aufnahme, und das durch freundliches Entgegenkommen der Redaktion dafür zu gewährende Honorar wird zuſammen mit dem erwähnten Kaſſenbeſtande im allgemeinen wohl
ausreichen, die bei der Verſendung dieſer Berichte wie bei
dankbarſt hier hervorzuheben --- als von dem Schriftführer
kundlichen Bibliographie Thüringens gedruckt vorliegt. Es würde viel zu weit führen , wollte ich ausführlid hier mitteilen, in welder Weiſe und in welchem Maße in jedem einzelnen Falle auf den Aufruf der Kommiſſion reagiert worden iſt. Ich muß mich daher an dieſer Stelle barauf beſchränken , ſummariſd in geographiſcher Ordnung zunädiſt alle die Vereine , Inſtitute u. f. w . aufzuführen, weldie , ſoviel der Kommiſſion bekannt geworden , durdy Cinſekung landeskundlicher Ausſdyüſſe, mehr oder minder umfaſſende Sammlung und teilweiſe Einſendung der ein
jdlägigen Litteraturnotizen und dergleichen in höherem oder geringerem Grade der landeskundliden Sache ſich angenom
den zahlreiden korreſpondenzen entſtehenden Porto - Aus:
men haben. Es ſind dies 1 ) im Deutſchen Reid) : die Geos graphiſchen Geſellſdaften zu Königsberg i./Pr. und Greifs: wald (die zu Stettin dürfte baldigſt nachfolgen ), die Rügiſch
1 Derſelbe iſt gleich nach dem Frankfurter Geographentage gleichfalls in 300 Exemplaren zur Verſendung gelangt.
Pommeriche Abteilung der Geſellſchaft für pommer de Gedichte und Altertumskunde zu Greifsivald, der Natur
2 lleber ihre Verwendung iſt dem Verein für Erdfunde 311 Halle Rechenſchaft abgelegt worden .
wiſſenſchaftliche Verein der Provinz Poſen zu Poſen , die
Bericht über die Thätigkeit der Zentral- Sommiſſion für wiſſenſchaftliche Landeskunde von Deutſchland. geographiſche Sektion der Naturforſchenden Geſellſchaft zu
563
Görliß , die botaniſche Sektion der Schleſiſchen Geſellſchaft
den einzelnen Kapiteln auch die betreffende Litteratur in großer Reichhaltigkeit zuſammengeſtellt iſt. Ebenſo gab
für vaterländiſche Kultur zu Breslau und die Sektion
der Verein für vaterländiſde Naturkunde in Württemberg
Breslau des Rieſengebirgs-Vereins, die Königl. Geologiſche Landesanſtalt zu Berlin. Auch die Geſellſchaft für Erd: funde daſelbſt hat ihr volles Intereſſe für die landeskund lidye Sache zu erkennen gegeben , wenn aud) der zur Be ratung weiterer Schritte eingeſeßte Ausſchuß ſich für eine Beteiligung an der bibliographiſchen Zuſammenſtellung nicht hat entideiden fönnen ; und die Direktion des Märki idhen Provinzialmuſeums zu Berlin hat unter dem Aus
zu Stuttgart eine Reihe von Litteraturnachweiſen. Endlich habe ich noch aufzuführen den Naturwiſſenſchaftlichen Verein
brud lebhafter Sympathie für das Unternehmen im ganzen
Kommiſſion in dankenswerter Weiſe nachgekommen , unter denen ich beſonders die folgenden Herren, ebenfalls in gev graphiſcher Anordnung, hervorzuheben habe : Profeſſor Dr. Heffter in Bromberg, Gymnaſiallehrer Dr. B. Kühnel in Neu :
jüngſt eine Reihe organiſatoriſcher Vorſchläge eingereidit, auf die ich noch ſpäter zurückkomme. Sodann ſind weiter zu nennen : der Verein für Erdkunde, der Gebirgsverein für
,,Pollichia“ zu Dürkheim a. d. Hardt , die Geographiſdie Geſellſchaft und den Naturiviſſenſchaftlichen Verein in Karls: ruhe, den Verein für Geſchichte und Naturgeſchichte zu Donaueſchingen und die Geographiſche Geſellſdaft zu Met. Außerdem iſt eine größere Zahl von Privaten durch
Einſendung bibliographiſcher Beiträge dem Aufruf der
die Sädſiſch -Böhmiſche Schweiz , die Naturwiſſenſchaftliche
Brandenburg, Gymnaſiallehrer Dr. Dehlmann in Norden ,
Geſellſchaft ,, Sfis" und der Verein für Altertumskunde zu
Dresden , der Verein für Erdkunde zu Leipzig , die Geo
Profeſſor Dr. H. Hoffmann in Gießen , Kartograph A. Skobel in Leipzig und vor allem den kartographiſchen Redakteur
graphiſche Geſellſchaft zu Jena, der Thüringerwald-Verein ( Siß des Zentralvorſtandes Eiſenach), der Verein für Erd :
der „ Petermann'ſdien Mitteilungen “, Herrn V. Haſſenſtein in Gotha , der in liberalſter Weiſe die ganzen in dieſer
kunde zu Erfurt, der Verein für Erdkunde und der Natur
Zeitſchrift von Anfang an enthaltenen einſchlägigen Lit teraturzuſammenſtellungen in je zwei Eremplaren zum Zerſchneiden zur Verfügung geſtellt hat. Ueberdies hat auf Anſuchen der Kommiſſion Herr Verlagsbuchhändler
wiſſenſchaftliche Verein zu Halle a. S., der Harzverein für Geſchidyte und Altertumskunde zu Wernigerode, die Vereine für Erdkunde zu Burg und Magdeburg. Dankbar zu er wähnen iſt hier auch, daß das Provinzial - Schulkollegium der Provinz Sachſen zu Magdeburg den höheren Lehr
.
Engelmann in Leipzig ein Eremplar von ſeiner Biblio
anſtalten ſeines Reſorts die landeskundliche Sade durch
theca geographica (Leipzig 1858) und die Nedaktion des ,, Deutſdien Reichs- und Königlich Preußiſden Staats
beſonderes Rundſdreiben warm ans Herz gelegt und daß ganz beſonders die Herzoglic Anhaltiſche Regierung zu Deſſau fich derſelben in freundlichſter und thatkräftigſter
anzeigers " in Berlin zwei Eremplare der von ihr heraus gegebenen ,, Allgemeinen Bücherkunde des Brandenburgiſch Preußiſchen Staates" (Berlin 1871 ) zum Zer dyneiden für
Weiſe angenommen hat.
Ferner ſind aufzuführen : die
Geographiſche Geſellſchaft zu Lübeck, der Naturwiſſenſchaft liche Verein und der Muſeumsverein zu Lüneburg , die
die Zwecke der Bibliographie geſchenkt. 2) Außerhalb des Deutſchen Reiches iſt vor allem
in
Wien Ausſidyt auf das baldige Zuſtandekommen einer
Geographiſche Geſellſchaft und der Naturwiſſenſchaftliche
großen landeskundlichen Bibliographie. Herr Dr. Ferdi
Verein zu Bremen , das Großherzogliche Statiſtiſche Bureau zu Oldenburg, der Naturwiſſenſchaftliche Verein in Osna brück , der Verein für Naturkunde zu Kaſſel, die Abtei lung Paderborn des Vereins für Geſchichte und Altertums: kunde Weſtfalens, der Verein für Orts- und Heimatskunde im Süderlande zu Altena a. Lenne, der Naturwiſſenſchaftliche Verein zu Elberfeld, die Oberheſſiſche Geſellſchaft für Natur:
nand Graſſauer, Kuſtos an der Wiener Univerſitätsbiblio
und Heilkunde und der Oberheſſiſche Verein für Lokal
geſchichte zu Gießen, die Geographiſche Geſellſchaft zu Frank furt a. M., die Phyſikaliſch-Mediziniſdie Geſellſchaft zu Er langen , die Naturhiſtoriſche Geſellſchaft zu Nürnberg , die Geographiſche Geſellſchaft in München , der Hiſtoriſche Verein für das Württembergiſche Franken zu Schwäbiſch-Hall. Das
Königl. Württembergiſdhe Statiſtiſch- Topographiſche Bureau zu Stuttgart hatte die Güte, eine bereits früher gedruckte Zuſammenſtellung der Litteratur zur württembergiſchen Statiſtik ſowie die bisher erſchienenen Hefte des in neuer Bearbeitung von ihm herausgegebenen grundlegenden Wer
kes ,,Das Königreich Württemberg , eine Beſchreibung von Cand, Volf und Staat “ einzuſenden , worin ſtets zu
thef, hat , wie ich den mir durch den Vertreter der Wiener
Geographiſchen Geſellſchaft, Herrn Oberleutnant Kreitner, gütigſt übergebenen ausführlichen Mitteilungen desſelben entnehmen darf, ſeit mehr als 10 Jahren für ein „ Lit terariſches Handbuch der Landeskunde von Deſterreich Ungarn" geſammelt und zu dieſem Zwecke aus ſelbſtän: digen Werken wie aus ungefähr 300 Zeitſchriften und Sammelwerfen , ferner Geſellſd)aftsſdhriften , Programmen und allen möglichen ſonſtigen Publikationen das biblio
graphiſdie Material zuſammengetragen . Wenn nun auch dieſe Sammlungen ſich über ganz Deſterreich-Ungarn er: ſtrecken , alſo uns nur zur Hälfte angeben , und wiewohl ferner die denſelben zu Grunde liegende Auffaſſung von
Landeskunde eine etwas andere, nämlid; eine viel weitere iſt als die der Zentralkommiſſion, ſo daß alſo auch in dem unſer Arbeitsgebiet betreffenden Teile vieles enthalten ſein
wird, was für unſere Zwecke nicht geeignet iſt, ſo kann die Zentralkommiſſion doch natürlich die Herausgabe eines folden Werkes nur mit großer Freude begrüßen und wird
Bericht über die Thätigkeit der Zentral Kommiſſiou fiir wiſſenſchaftliche Landeskunde von Deutſchland.
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die dazu erbetene moraliſche Unterſtüßung ſelbſtverſtändlid
bereitwilligſt gewähren. Eben aus Rüdſicht auf das Vor handenſein dieſer Sammlung hat auch die K. K. Geogra phiſche Geſellſchaft in Wien von der Jnangriffnahme einer eigenen landesfundlichen Bibliographie abgeſehen .
es übernommen , die böhmijde (czedsijde) landesfundliche Litteratur zuſammenzuſtellen . Es iſt zu hoffen, daß es ge lingen wird, das Gleiche von anderer Seite auch für die be treffende deutſch-böhmiſche Litteratur in's Werk zu ſeßen. In Mähren hat vor allem Herr Kreditanſtaltsbeamter A. Wenz
Dagegen hat Herr Gymnaſialprofeſſor und Univerſitäts
litzke zu Brünn mit freudigem Eifer die Sache ergriffen,
Dozent Dr. Paulitſchke daſelbſt, welcher von vornherein mit großem Eifer die ganze landeskundlidie Sache erfaßt hat, nod, ehe ihm von der Eriſtenz der Graſſauer'ſdien Samm lung reſp. deren naher Fertigſtellung etwas befannt war, ſelbſtändig die Litteratur zuſammenzutragen begonnen . Er
und hofft die Kommiſſion , daß auch die dortigen Vereine dieſem Beiſpiele bald nachfolgen werden. Endlich ſind der Kommiſſion aud) aus Deſterreidyiſch-Sdyleſien verſchiedene Lebenszeichen zugegangen, weldie bekunden, daß auch dort
iſt dabei auf das Thatkräftigſte von dem ſtudentiſchen Geo
graphiſden Verein der Wiener Univerſität unterſtüßt wor den , und hat der lektere nody hier auf dem Geographen tage durch ihn ausdrüdlid der Kommiſſion erklären laſſen,
die landeskundlide Sadie Boden gewinnt.
Sít ſo von Deſterreich vielfach Erfreuliches zu berichten, jo muß dafür die Schweiz in dieſer Liſte ganz ausfallen .
Außer ganz vereinzelten Erklärungen der Sympathie iſt
miſſion an der landesfundlichen Sadie arbeiten wolle. Die Zentralkommiſſion , die es als ihre Aufgabe betrachten
der Kommiſſion dort keinerlei poſitiver Erfolg ihres Auf rufes und ihrer ſonſtigen Zuſendungen entgegengetreten. Sie muß dies lebhaft bedauern , und ſollten etwa irgend wie politiſche Rüdſichyten hier ein Hinderungsgrund geweſen
muß, alle derartigen Beſtrebungen nach Möglidykeit zu
ſein , ſo muß ſie mit Naddrud darauf hinweiſen , daß ihr
fördern, gibt ſich der Hoffnung hin, daß es durch Vermit
Unternehmen mit der Politik und den ſtaatlichen Verhält niſien nidyt das Mindeſte zu thun hat. Was ſodann die Niederlande betrifft, ſo hat dort vor allem Herr Profeſſor Dr. Ran in Amſterdam ſich der Sache
daß er fortdauernd treu ausharrend im Sinne der Rom
telung der K. K. Geographiſchen Geſellſdaft gelingen werde, die beiderſeitigen Arbeitsergebniſſe mit einander in Bezie: hung zu ſeßen und zum Nußen der Sache zu verwerten
Außerdem ſind in einzelnen öſterreichiſdyen Kronlän
thätig angenommen und hat auf ſeinen Antrag die Aar
dern , wo zum Teil ja direkt landeskundliche Vereine be ſtehen , Litteraturzuſammenſtellungen für die betreffenden Landſchaften begonnen worden . So vor allem, und zwar gleich nach Ausſendung des Aufrufes, unter der thatkräf tigen Leitung des Herrn Dr. Prinzinger sen. in Salz burg ſeitens der Geſellſchaft für Salzburger Landeskunde, ferner unter Herrn Profeſſor Wieſers eifriger Anregung und Unterſtüßung ſeitens des Naturwiſſenſchaftlichen Ver
drijkskundig Genootſchap daſelbſt die vornehmſten Biblio: thefare und Bibliographen des Landes erſudyt, ſich an der Zuſammenſtellung der landeskundlichen Litteratur zu beteili
eins in Innsbrud; und in Klagenfurt haben der Kärntne
Was endlich die deutſchen Sprach - Inſeln in Rußland
riſche Geſchichtsverein wie das Naturhiſtoriſche Landes: muſeum von Kärnten ſich in werkthätigſter Weiſe der Sache
anlangt, ſo hat auch da die Kommiſſion nicht vergeblich
angenommen .
Ebenſo ſind in Hermannſtadt i die überaus
thätigen Vereine für ſiebenbürgiſche Landeskunde und für Naturwiſſenſchaften ſofort lebhaft an die Arbeit gegangen .
Was aber Böhmen betrifft , ſo iſt zunädiſt der Nordböh
gen . Die Kommiſſion hofft den beſten Erfolg. Für Belgien aber hat der Direktor des Institut national de Géographie,
Herr Th. Falk-Fabian zu Brüſſel, in bereitwilligſter Weiſe die Herſtellung einer landeskundlichen Bibliographie in die Hand genommen .
angeklopft.. Noch ehe einer der deutſchen Vereine daſelbſt auf den Aufruf reagiert hatte , erklärte Herr Dr. med . M. Braun, Dozent an der Univerſität Dorpat, ſich bereit,
die betreffende Litteratur - Zuſammenſtellung nötigenfalls allein übernehmen zu wollen. Bald folgte aber auch die
mijde Erkurſionsklub zu Böhmiſch-Leipa für ſein Vereins gebiet der Sache näher getreten und ſind ſowohl ſeitens des Herrn Dr. M. Urban in Plan als ſeitens des Herrn Profeſſors Dr. Laube und des Vereins für die Geſchichte
Gelehrte Eſtniſche Geſellſchaft daſelbſt, und nun ſind Herr Profeſſor Dr. med. Stieda daſelbſt und Herr Dr. Braun im Auftrage dieſer Geſellſchaft lebhaft daran , für die ganzen
der Deutſchen in Böhmen zu Prag der Kommiſſion
die einſchlägige Litteratur zuſammenzubringen. Auch von
ruſſijden Oſtſee-Provinzen (natürlich ſoweit ſie uns angehen )
mehrere Zuſendungen gemacht worden. Ferner aber hat
dem Präſidenten der Lettiſch - Litteräriſchen Geſellſchaft,
namentlich Herr Profeſſor Dr. Palady daſelbſt ſich in dankenswerteſter Weiſe für die Sache bemüht, und hat in
Herrn Paſtor Bielenſtein in Doblen (Kurland) hat die Kommiſſion eine kleine Zuſendung zu verzeichnen . Nicht übergehen darf ich am Sdyluſſe dieſes Teiles
folge deſſen neuerdings Herr Budyhändler Urbanek in Prag, der Herausgeber der „ Böhmiſchen Buchhändler-Zeitung", 1 Nach dem Aufruf follen „ die beträchtlicheren deutſchen Sprach Inſeln in Europa mit zum Teil hochentwickelter heimats tundlicher Litteratur, vor allem die in Siebenbürgen und Ungarn ,
meines Berichtes, daß eine große Zahl von Buchhandlungs firmen infolge des oben erwähnten Inſerates im budyhänd leriſchen Börſenblatt der Kommiſſion teils ihre Verlags
in den ruſſiſchen Oſtjee- Provinzen und ähnliche, bei der Biblio
kataloge , teils , was noch willkommener war, Verzeichniſſe der für die Zwecke unſerer Bibliographie geeigneten Artikel
graphie in einem Anhange berüdſichtigt werden .“
ihres Verlages eingeſendet hat.
Dieſelben ſind faſt
Bericht über die Thätigfeit der Zentral Nommiſſion jiir wijjenſchaftliche Landeskunde von Deutichland.
jämtlich bereits in dem erſten Bericht der Kommiſſion ( ,,Ausland" , 1883 Nr. 2) aufgeführt worden . Ich muß
hier auf jenes Verzeichnis verweiſen und füge nur die wenigen hinzu , welche dort noch nicht mit erwähnt ſind. Es ſind die folgenden : Meinhold & Söhne in Dresden ,
Schröter in Ilmenau , Lühr & Dircks in Carding und Lang in Meß. Allen , die auf die eine oder die andere Weije die Rommiſſion unterſtüßt haben, Behörden wie Vereinen und
Privaten , ſei auch an dieſer Stelle für ihre Hilfe der
herzlichſte Dank geſagt ! Zugleich, ergeht an ſie die Bitte, nicht müde zu werden , weiter an dem großen Werke zu helfen und dahin zu wirken , daß auch noch recht viele andere Kräfte ſich in den Dienſt unſerer guten Sade .
ſtellen , die ihrer wahrlid, ebenſoſehr bedarf , als ſie ihrer wert iſt.
Soviel über den Erfolg, ſoweit derſelbe zur Kenntnis der Kommiſſion gelangt iſt. Man ſieht, es iſt ſchon eine ganze Menge Leben in der Sache. Erwägt man , daß die Verſendung des Aufrufes erſt vor einem halben Jahre be: ginnen konnte , daß aber nach vielen Seiten hin , da die
geeigneten Adreſſen zum Teil erſt nach und nadı der Kom
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iſt der ſchwierigſte Teil des Ganzen. Ueberdies gab ſich auch mehrfach eine gewiſſe Abneigung zu erkennen , für eine fremde Kommiſſion zeitraubende Arbeiten auszuführen
und für eine zeitlich noch ganz ungewiſſe Publikation Ma: terialien zur Verfügung zu ſtellen . Daher iſt die Kommiſſion mehr und mehr zu der Ueber zeugung gekommen , daß fürs erſte die landidaftliche Or: ganiſation der Sache der einzige , ſicheren und baldigen Erfolg verſprechende Weg iſt. Sie iſt der Anſicht , daß ( in jeder und zwar möglichſt nicht zu klein zu bemeſſenden )
Landſchaft ein Verein -- wo ein geographiſder vorhanden iſt, natürlid, in erſter Linie dieſer - die Sache ſpeziell in die Hand nehmen und ſich zu dieſem Zwede mit den anderen Vereinen des betreffenden Gebietes in Verbindung jeßen ſoll, ſowie daß die ſeitens der leitenden Vereine hierfür zu beſtellenden landſchaftliden Ausſdüſſe die betreffende Lit teratur nicht blos jammeln und ſidten , ſondern ihre Zu ſammenſtellung auch ſelbſtändig (auf Vereinskoſten) ver
öffentlichen ſollen.
Bei einem ſolchen Verfahren kann
niemand durch das Bewußtſein gehemmt werden , für uns
bekannte Fremde und für unabſehbare Ziele zu arbeiten, und wird die landſchaftliche Vereinsthätigkeit mehr anges
iniſſion befannt wurden , die Zuſendungen erſt viel ſpäter geſdeben ſind, ſo darf man wohl mit dem bisherigen Er gebnis zufrieden ſein. Zwar weiſt ja freilich das obige
regt , mehr Luſt zur Sache geſchaffen ; auch iſt es nur ſo möglid), eine gehörige Prüfung des Materials zu erreichen
Verzeidinis nod) große Lüden auf : eine beträchtliche Zahl
zu erzielen. Endlich wird es , was von nicht zu unter: ſchäßender Bedeutung ſein dürfte , erſt ſo auch den Nicht deutſchen unſeres Arbeitsgebietes möglid , ohne irgend: welde Bedenken ebenfalls an dem gemeinnütigen und feines wegs einſeitig nationalen Werke mitzuhelfen.
von Vereinen hat ſich noch nicht gerührt. Aber die Kom miſſion vertraut auf die innere Macht , die jeder großen
und guten Sadie innewohnt; ſie lebt der feſten Zuverſicht, daß auch dieſe Lücken allmählich ſich füllen werden. 3d habe nun ferner von den Anſchauungen und Plänen zu ſprechen, welche die Kommiſſion über den wei teren Betrieb des ganzen Unternehmens begt. Die Biblio graphie ſollte das Erſte, die Grundlage ſein , das Andere dann folgen. Die Kommiſſion hatte anfangs gleich an
eine Zuſammenſtellung der landeskundliden Litteratur für ganz Mittel-Europa -- in dieſem Umfange war ja doch das zu bearbeitende Gebiet von vornherein verſtanden - - denken
zu müſſen geglaubt. Aber bald zeigte ſicy, daß eine ſolche Arbeit, unmittelbar in Angriff genommen , die Kräfte und Mittel der Kommiſſion weit überſtiegen haben würde. Schon die Zuſammenſtellung und Ordnung des weitver: zweigten und maſſenhaften Materials — man denke nur an alle die Aufſäße in den Hunderten von Vereins- und an :
deren wiſſenſchaftlichen Zeitſchriften - würde ſelbſt bei reid) licher Unterſtüßung durd ſammelnde Vereine und Private eine gewaltige Arbeit geweſen ſein. Aber mit der bloßen
und baldige greifbare Reſultate dieſer ganzen Beſtrebungen
Dabin hat die Kommiſſion denn auch ſeit einiger Zeit
ganz entſchieden zu wirken geſucht , wie ſchon vorher in ſolchem Sinne vorzugehen von der Geographiſchen Geſell idhaft in Jena für den Thüringerwald und ſeine Vorlande
ein Anfang gemacht worden war. Und ſo iſt man nun bereits in einer ganzen Reihe deutſcher Landſchaften daran, derartige ſelbſtändig zu veröffentlichende landeskundliche Bibliographieen zu id )affen, wie z. B. in Königsberg i. Pr. für Oſt- und Weſtpreußen, in Greifswald für Vorpommern, in Lübeck für das Lübecker Gebiet , in Dresden für das Königreid, Sachſen, in Halle für die Provinz Sachſen, ein
ſchließlich des ganzen Harzes und des Herzogtums Anhalt, in Mündien für das ganze Königreich Bayern , in Karls rube für Baden , in Meß für Elſaß- Lothringen u . 1. w .
Daß ein erſtes Brudyſtück dazu von Jena heute ſchon ge druckt vorliegt, erwähnte ich bereits. Ich darf hinzufügen,
wenn ſie auch nie bis ins Kleinſte genau durchführbar und
daß in allernächſter Zeit Greifswald nachfolgen wird. Bis Ende dieſes Summers wird auch die Bibliographie der Provinz Sadyſen und des Herzogtums Anhalt gedrudt vor liegen, und gewiß wird bis zum nächſten Geograpbentage idon eine Anzahl jolder ſelbſtändiger landſchaftlicher Litteratur- Zuſammenſtellungen vorhanden ſein. Teilweiſe beſteht, indem man dergeſtalt verhältnis
von aller Subjektivität des Sammlers frei zu halten iſt,
mäßig ſchnell zum Druce ſdreitet , die ausdrückliche Ab
äußeren Zuſammenſtellung und Rubrizierung der Titel hätte die Kommiſſion als eine wiſſenſchaftlide ihre Auf gabe nicht als erfüllt erachten fönnen. Es gilt ja , nur das wiſſenſchaftlid) Brauchbare zuſammenzuſtellen ; da heißt es alſo prüfen, und gerade dieſe Auswahl des Braudbaren ,
Ausland 1883 Nr 29 .
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Bericht iiber die Thätigkeit der Zentral Sommiſſion fiir wiſſenſchaftlid)e Landesfunde von Deutſchland.
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ſicht, ſpäter eine verbeſſerte Ausgabe zu veranſtalten, und es hat ein ſolches Verfahren manches für ſid ). Denn einerſeits iſt es, da die bequeme Ueberſicht über die bereits vorhandene Litteratur nidyt nur eine Erleidyterung weiterer
Forſdungen darbietet, ſondern geradezu eine Anregung dazu in fidy ſchließt, dud für"das ganze Unternehmen in hobem Grade wünſchenswert, dieſe Grundlage aller ferneren Ar beiten bald hergeſtellt zu ſehen ; andererſeits fommt in
kundlichen Bibliographieen dod ſchon weſentlich den all gemeineren Ziveck verſehen. Dazu gehört , daß die leßteren 1. für Jedermann bequem zugänglich gemacht , 2. nad möglichſt gleichartigem Plane angelegt werden. Was das erſtere betrifft, ſo iſt durchaus nötig, daß dieſelben nidyt etwa bloß in den betreffenden Vereinsdriften publiziert wer den und dadurdy einem weiteren Kreiſe von Intereſienten ver
allen ſolchen Dingen erfahrungsgemäß eine ganze Reihe
borgen bleiben , ſondern zugleid, in einer angemeſſenen Zahl von Separatabzügen und zu billigem Preiſe ſelbſtändig in
von Ergänzungen und Verbeſjerungen erſt, wenn bereits
den Buchhandel gegeben werden . Wünſchenswert iſt, daß
eine gedruckte Unterlage vorhanden iſt. Geht man alſo in dieſer Weiſe vor , ſo wird bei der zweiten (definitiven) Ausgabe um ſo eher etwas wirklich Erſchöpfendes geleiſtet werden können . Dod) wird ſich dies Verfahren bei ſehr großen Gebieten mit reider Litteratur wohl aus finan : ziellen Gründen von ſelbſt verbieten, und wird darum dort
auch nicht ſo ſchnell zur Drudlegung geſdıritten werden können.
Da übrigens die Kommiſſion, teils durch ihre eigene Arbeit, teils durch die zahlreich) eingegangenen Zuſendungen, bereits über beträchtliche Vorräte von Litteratur Notizen verfügt, ſo iſt ſie im ſtande , wie aud) bereits vielfad ge
dehen iſt, zu dieſen ſelbſtändigen landſdyaftlichen Biblio graphien nicht unerhebliche Beiträge zu liefern . Und ſie ſtellt ſolde nad allen Seiten zur Verfügung, wo man entſchloſſen iſt, energiſdy in ihrem Sinne vorzugehen . Mit Befriedigung blidt ſie auf das , was in dieſer Veziehung bereits im Werke iſt , und das rüſtige Beiſpiel der Einen ivird , ſo bofft ſie , aud ) die zunädyſt nod Säumigen all mäblid mit fortreißen.
Glaubt alſo die Kommiſſion, zunächſt dieſe Erzielung ſelbſtändiger landesfundlider Bibliographieen für die ein zelnen Landidyaften als einen erſten Punkt des weiteren Programmes beſtimmt aufſtellen zu follen , ſo wird es ferner ihre Aufgabe ſein müſſen , dahin zu wirfen , daß auch die über das ſpeziell Landſchaftliche hinausgebende
außerdem die ſämtlid)en landſdaftlichen Ausſchüſſe für Landeskunde hierin unter einander in einen Tauſdyverkehr
treten . Auf beides hinzuwirken wird die Kommiſſion nad Kräften bemüht ſein . Was aber die gleidyartige Einrich tung der landſdaftlichen Litteratur: Zuſammenſtellungen anlangt, ſo wird die Kommiſſion hierüber demnädiſt Vor ſdläge maden und verſuchen , ein möglidiſt allgemein ver wendbares Normal dyema aufzuſtellen. Daß übrigens idon vor dieſer Aufſtellung einzelne Anfänge foldher Biblio graphieen gedruckt vorliegen , dürfte hierbei mehr von Nußen ſein , als die Sache ſtören : gerade auf Grund ſolcher fe reits vorliegender Beiſpiele läßt ſich über derartige Dinge am beſten diskutieren und wird es um ſo eher möglid, ſein, ein wirklic ) braud bares Muſterſchema zu ſchaffen . Sollte man ſid) indes darauf beſdyränken , dergeſtalt
nur die bis jeßt vorhandene landeskundlidye Litteratur zu: ſammenzuſtellen , ſo würde ſoldie Arbeit mit der Zeit ver: alten und von Jahr zu Jahr mehr aufhören , den dabei beabſichtigten Zweck zu verſehen. Dan wird daber darauf aus ſein müſſen , dieſe Sammlung des eindlägigen Stoffes zu einer permanenten zu maden und von Zeit zu Zeit die entſpredenden Radträge zu veröffentlichen. Die Kom miſſion wird dahin ſtreben , daß aud) dies ganz in derſelben Weiſe ſeitens der niederzuſeßenden reſp. bereits vorhan denen landidaftlichen Ausdüſje gediebt.
Litteratur über größere Gebiete, fowie über ganz Deutſch land, geſammelt wird , um cine ſpätere Sorge wird even tuell die Zuſammenfaſſung zu einer allgemeinen deutliberi
So viel über die bibliographiſche Sade. Bei flüch tigem Blick mag ſie als etwas recht Neußerlides und Untergeordnetes erſdeinen , kaum wert, ſo viele Worte hervorzurufen und ſo viel Kräfte in Bewegung zu ſehen.
landeskundliden Bibliograpbie fein .
Wer ſich indes vergegenwärtigt, daß es ſich dabei keines
Bei der großen Fülle des Stoffes ſind hier und da
Zweifel an der Ausführbarkeit einer ſolchen umfaſſenden Zuſammenſtellung der landeskundlichen Litteratur von ganz Deutſchland reſp. Mitteleuropa aufgetreten , zum mindeſten
Zweifel an der Ausführbarkeit mit den geringen Mitteln der Kommiſſion. Durcy alle ſolche Bedenklidyfeiten glaubt die Kommiſſion ſich nidyt beirren laſſen zu follen . Sie bält
an dem urſprünglichen Gedanken feſt: gerade durd) das vor berige Aufſtellen der beſprochenen landſchaftlichen Biblio graphieen muß ſeine Ausführung weſentlid erleiditert wer ben . Aber damit iſt nicht ausgeſd loſſen , daß nidt dod zweckmäßigerweiſe die ganze Angelegenheit möglidſt ſo zu dirigieren wäre, daß , auch wenn jenes allgemeine Wert etwa nicht zu ftande fommen ſollte , die partiellen landes
wegs bloß um die in den budybändlerijden Katalogen ver zeichneten ſelbſtändigen Sdyriften , ſondern ganz beſonders audy um die in einer wahren Unzahl von Vereins- und
anderen Zeitſdriften , Programmen , Diſſertationen u.ſ.w. zerſtreuten Aufſätze bandelt , der wird wohl zugeben , daß es ohne ſolde Hilfe ſelbſt dem fundigſten Spezialforſder gar oft widerfahren muß , allerlei für ſeinen Gegenſtand
bereits Vorhandenes nicht gekannt zu haben. Wie jdywer wird da vollends alle Arbeit für den , der es noch nicht bis zum wiſſenſdaftlichen Spezialiſten gebracht hat ! Es iſt aber ein Grundgedanfe unſeres ganzen Internehmens, daſ dieſe landeskundlichen Forſdungen und Studien nicht auf einen kleinen Kreis zünftiger Selebrter beſdränkt
bleiben , daß ſie ein Gemeingut ſämtlicher wiſſenſchaftlich
Bericht iiber die Thätigſeit der Zential Scammiſſion jür wiſerſchaftlide l'audiefmde von Deutſchland. Gebildeten , ja möglidſt aller Gebildeten werden ſollen . Und in dem Maße, als die Beteiligung daran in immer weitere Kreije dringt, fönnen aud die tieferen idealen Gedanfen , die dem Werfe zu Grunde liegen , mit verivirk lidt sverden. Zu ſolder möglidiſt allgemeinen Teilnahme an den vaterlands- reſp. heimatstundlichen Studien aber iſt cine derartige Litteratur Zuſammenſtellung nicht bloß eine
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iſt, mit dem vorgehen , was bis zu einem gewiſſen Grade
das Endziel iſt. Es erſcheint der Kommiſſion daher durdy aus als geboten , daß man , che man zu ſolchen Dingen
idyreitet, erſt die gegenwärtige Beivegung ſich noch mehr entfalten laſſe. Nody ſind ja weite Gebiete Deutſchlands gar
nidit dabei beteiligt und in manden anderen iſt die Mita wirkung nod) eine ſpärlid)e oder wenig intenſive. Erſt
gute Hilfe, fie iſt, wie ſchon oben angedeutet, geradezui
müſſen audy jene Kreiſe ſtärker herangezogen iverden ; und
im ſtande , dazu einen mädytigen Antrieb zu geben ! Gar mander iſt im allgemeinen nicht abgeneigt, ſid, an der artigen Forſchungen zu beteiligen , aber er weiß nicht redyt, ivo er anſehen und wie er's anfangen ſoll. Sieht er mu lo zuſammengeſtellt, was bereits da iſt , ſo fühlt er ſid) angeregt, die betreffende Litteratur einzuſehen . Und wie er ſich immer weiter hineinlicſt, ſteigert ſid, nidyt nur ſein
ſie werden ſider fommen : einer Sadie, wie dieſe landes kundlidye, fann man zwar eine Zeit lang fübl und ab ivartend gegenüberſtehen – dauernd entziehen kann ſid, ihr niemand , dem überhaupt ein patriotiſdes Herz im Buſen
(dlägt. Dann wollen wir die Thaten ſehen ; zunädiſt
mehr Klarheit darüber, worauf es ſpeziell ankommt und wie man zu verfahren bat, im ſelbſtforſdiend die Sache weiter zu fördern. Es ſtellen ſid) eigene Gedanken cin , und er madyt ſich an die Arbeit. Endlich ſind jene Litte ratur- Zuſammenſtellungen für das ganze Unternehmen aud inſofern von hödſter Widytigkeit , als nur durd ſie völlig
liegen ja bloß Anfänge reſp . der gute Wille zur Mitarbeit vor. Und wenn dergeſtalt das Ganze ſid, nod; etwas mehr entwickelt und abgeklärt hat, dann wird die Kommiſſion ein mal den Entwurf eines ſpezielleren Planes für das Weitere gedrudt vorlegen , damit derſelbe eingehend und von mög lidſt vieljeitigem Standpunkt aus litterariſch beſprochen und beurteilt werde. Dadurdy wird dann zugleid, am beſten ermöglidt, daß aud) bei der Organiſation der Sadye jene Mitarbeit Vieler ſtattfindet , wie ſie bei derartigen
klar werden kann , was da fehlt und auf weldie Lücken
großen und die Geſamtheit angehenden Unternehmungen
demnad für alle weitere Forīdung die beſondere Auf
ſtets ſehr wunſdenswert iſt. Nadyber wird die Kommiſſion zuſehen , was bei dieſer litterarijden Diskuſſion an wirk lichen Verbeſſerungen ihres Entivurfes herausgefommen iſt; ſie wird den Plan dann auf's neue redigieren und viel
Intereſſe an der Sache , ſondern kommt ihm aud) immer
!
merkſamkeit zu lenken iſt.
Zur Zeit kann darüber nic
mand eine vollige Uleberſidyt haben.
Su jolle man alſo dieſe bibliographijden Beſtrebungen zwar nur als Präliminarien anſehen – denn das ſind ſie
leicht einem fünftigen Geographentage zur Beſchlußfaſſung
nur – aber dod) als recht widtige Präliminarien , als eine
vorlegen . An die Ausführung dürfte man freilid, ohne
kaum entbehrliche Grundlage alles Folgenden . Und darum
Staatshilfe nidit geben können , aber sie wird dann audy
mödyte id) dieſe Sammlungen allen Anweſenden warm an's
ſicher nid)t vergeblid, erbeten werden, und ſie wird es um ſo
Herz legen !
Als ein Hauptziel ſdiebt uns eine ausführliche
weniger , je mehr bereits Thaten als Belege für die Art und die Nachhaltigkeit der Beivegung vorliegen . Wenn ſo die Kommiſſion es durchaus für geraten hält, von der direkten Jnangriffnahme des großen landeskund
Behandlung der deutſchen Landesfunde vor , wie ſie den
lichen Werkes für's erſte nody abzuſehen , ſo findet ſie es
heutigen Anſchauungen und Auffaſſungen der geographi
dudy in hvhem Grade wünſchenswert, daß mit den dazu nud nötigen Vorarbeiten aller Art baldmöglichſt begonnen
Aber wir wollen bei dieſen Präliminarien nicht ſtehen bleiben.
iden Wiſſenſdaſt entſpricht. Man hat hier und da gemeint, es wäre doch das beſte, gleid) friſch auf dieſes Ziel los zu gehen. Die Kommiſſion iſt der Anſicht, daß hiezu die Zeit nody nidyt gekommen iſt. Denn erſtlid) ſind dud teilweiſe die Materialien dazu noc nid)t angethan: erſt die Biblio graphie wird zeigen , was bereits da iſt und was noch fehlt,
alſo ergänzt werden muß. Sodann muß , che an jenes große Werk gegangen werden kann , dod das Maß der hierfür zu Gebote ſtehenden Kräfte ſowie der der ganzen Sache zu teil werdenden Unterſtützung erſt noch beſſer zu überſehen ſein. Endlid will der Plan eines ſo bedeutſamen und weit angelegten Unternehmens auch zuvor nady allen Seiten reiflich erwogen und geprüft ſein ; denn iſt einmal damit begonnen, dann hat jede Abänderung ihre großen Schwierig feiten. Auch hieße es wohl allzuſehr mit der Thüre in's Haus fallen , wollte man gleich jetzt, wo die ganze Be wegung nody ſo jung und erſt in der Entwickelung begriffen
wverde.
Es wird daher ihre ernſte Sorge ſein , dahin zil
wirken , daß die für die einzelnen Landſdaften einzuſetzen den oder bereits vorhandenen Ausſdüſſe dauernd beſtehen bleiben , nicht bloß um audy weiterhin beſtändig die bezüg
liche Litteratur ihres Gebietes zu ſammeln , ſondern um zugleid) die landeskundliden Forīdungen und Studien in
demſelben nach Möglidyfeit anzuregen und zu leiten. In ver (diedenen deutſchen Ländern, wie beſonders in Württemberg, Bayern , Braunſdyweig, Hannover u . a., liegen bereits gedie: gene Werke vor, welche mehr oder minder dem nabeſtehen , was
als Ideal einer wiſſenſchaftlidyen Landeskunde zu betradyten iſt.
Aber zu thun bleibt auch da , nur daß die Arbeit dort
außerordentlid) erleichtert iſt. Jedenfalls wird es überall darauf ankommen , daß vor allem da die Forſchung ein ſete, wo die vorhandenen Materialien und Vorarbeiten
Lücken aufweiſen ; und folde Lüden zu bezeidynen und
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Bericht über die Thätigkeit der Zentral Kommiſſion für wiſſenſchaftliche Landesfunde von Deutſchland.
auf ihre ſachgemäße Ausfüllung hinzuwirken , muß dabei
als eine ganz beſondere Aufgabe jener landſchaftlichen Ausſchüſſe angeſehen werden , welche allein den reiden
Stoff genügend überſehen können , um dieſe Lüden ſtets in gehöriger Klarheit als ſolche zu erkennen . Bei der Publi fation folcher Arbeiten in Vereins- und anderen Zeit
Es iſt innerhalb der Rommiſſion der Gedanke'auf getaudyt , für dieſe geſamten landeskundlichen Einzelfor ſdungen ein förmlidyes Organ zu begründen , das man etwa „Archiv für Deutſdie Landeskunde “ nennen könnte. Man würde da darauf ausgehen , landesfundliche For: (dungen aller Art zu ſammeln und über die einſdlägigen
ſchriften aber wird dann , geradeſu wie dies ſdon oben
ſelbſtändigen Publikationen oder in Vereins- reſp. anderen
von den Bibliographieen bemerkt wurde, von Wichtigkeit
Zeitſchriften erſchienenen Aufſäße durch fritiſdie Inhalts angaben zu unterridyten . Man würde ſid, auch nidyt darauf beſdyränken abzuwarten , was etwa von Auffäßen gerade eingeht, ſondern direkt geeignete Kräfte zur Behandlung
ſein , daß davon ſtets auch eine genügende Anzahl von & allgemeiner Zugänglichkeit in den Bud : Separatabzügen zu
handel gebracht werde.
Audy für ſolche landſchaftliche Organiſation der landes
geeigneter Themata anzuregen trachten. Die Kommiſſion
fundlichen Forſchung liegen bereits erfreuliche Anfänge
im
vor. Allen voran hat der Thüringerwald - Verein unter der unermüdlichen Anregung und nach den Direktiven des Herrn Profeſſor Kirchhoff ( Halle) Anſtalten getroffen, dieſe Studien für den Thüringerwald energiſd) in die Hand zu nehmen , und ein ſehr lehrreidies zu dieſem Zwecke verfaßtes
einigen können . Sie erkennt an , daß ein ſolches Unter nehmen in mancher Beziehung recht nüblid ſein würde ; aber ſie verziditet darauf, um nidyt von den Hauptaufgaben abzulenken , die landſchaftliche Konzentration der For-: (dung zu ſtören und die Vereine, denen dadurch wichtige Beiträge und vielleicht audy manche wertvolle Arbeitskraft
Sdriftchen, das der Kommiſſion auf ihren Wund bereit
willigſt in einer größeren Anzahl von Eremplaren zur Ver : fügung geſtellt und von ihr an zahlreiche Vereine verſendet
ganzen hat ſid, jedod nicht zu dieſem Gedanken ver
entzogen werden wwürde, in ihrer eigenen heimatskundlichen
Thätigkeit zu lähmen. Auch würden die Kräfte der Kom
worden iſt, ſcheint auc, in weiteren Kreiſen mannigfade An
miſſion , welche durdy alle die anderen Obliegenheiten neben
regung gegeben zu haben. So hat, um nur einzelnes zu er:
Winter einen Teil ſeiner Ergebniſſe veröffentliden ju fönnen . Das demnächſt erſcheinende Heft der Geographiſchen
den amtlichen Verpflidytungen ihrer Mitglieder reichlich in Anſpruch genommen ſind , fid durch den Zuwadys einer ſolden redaktionellen Thätigkeit in einer für die Sadie bedenklichen Weiſe zerſplittern . Dagegen iſt die Kommiſſion dem Gedanken näher getreten, eine Sammlung größerer zuſammenfaſſender Mono
Geſellſchaft zu Greifswald wird bereits mehrere Arbeiten
graphieen in's Leben zu rufen , welche da , wo entweder
zur Landeskunde Vorpommerns enthalten, und von der Geographiſchen Geſellſchaft zu Lübeck iſt eine aus 16 Mit
vorliegen oder es ſonſtwie wünſchensivert iſt, einzelne
1
wähnen , nach dieſem Beiſpiel der Naturwiſſenſchaftliche Verein zu Elberfeld die bezüglichen Studien in ſeinem Gebiet mit Eifer in die Hand genommen ; derſelbe hofft, ſchon im nädyſten
gliedern beſtehende Kommiſſion (don an der Herſtellung einer wiſſenſchaftlichen Landeskunde des Lübediſchen Ge bietes, welche ſie binnen Jahr und Tag zuſtande zu bringen hofft.
Gegenüber ſolcher Thätigkeit der landſchaftlichen Aus chüſſe wird es die Aufgabe der Zentral-Rommiſſion ſein , für ſie alle bas bindende Mittelglied zu bilden , ihre Bes
ſtrebungen mit einander in Beziehung zu bringen und überhaupt nad Kräften über den gedeihlidhen Fortgang des Ganzen zu wachen , ganz beſonders audy ſoldie For:
ſchungen in's Leben zu rufen , welche über den engeren landſchaftlidien Rahmen hinausgehen, und für deren Ver öffentlichung Sorge zu tragen . Und dieſe Wirkſamkeit der Zentral - Kommiſſion wie der landidaftlichen Ausſchüſſe wird auch fortzubauern haben , wenn einmal das große
landeskundliche Werk über ganz Deutſchland vorliegt. Denn die Fordung darf natürlich nie ſtehen bleiben , und jedes
beſonders große Lücken oder beſonders wichtige Probleme Gegenſtände der landeskundliden Studien für ganz Deutſch land oder dod) einen größeren Teil desſelben behandeln und dadurch unmittelbare Vorarbeiten für das geplante
große Werk bilden. Die Verhandlungen über dieſen Punkt ſind zur Zeit noch nicht völlig abgeſchloſſen , doch iſt zu hoffen , daß auch dieſer Teil des ganzen Unternehmens in nicht ferner Zeit wird in greifbarer Geſtalt zu Tage treten können .
Vor etwa adht Tagen war die Direktion des Märki den Provinzial- Muſeums zu Berlin fo freundlid ), der Kommiſſion eine Reihe autographierter Vorſdläge unter
dem Titel : ,,Bemerkungen , betreffend die Förderung der Landeskunde von Deutſchland", zu überſenden. Dieſelben ſtimmen zu einem Teil mit den oben dargelegten Anſchau ungen der Kommiſſion überein , zu einem anderen Teile nidyt. Bei der Kürze der Zeit, der weiten Entfernung
derartige Werk , wie ſehr es auch immer ein Bedürfnis ſein und bei ſeinem Erſcheinen auf der Höhe der Wiſſen ichaft ſtehen mag, kann ſtets nur für eine gewiſſe Zeit die Summe des Wiſſens und der wiſſenſchaftlichen Auffaſſungen
Vorſchläge näher zu diskutieren , und hat die Kommiſſion
darſtellen.
nur erſt im allgemeinen dazu Stellung nehmen können .
!
der Kommiſſions -Mitglieder von einander , ſowie da die ſelben nicht vollzählig auf dem Geographentage anweſend ſind, war es noch nicht möglidy, jeden einzelnen Punkt dieſer
Dieſelben verwerfen das von der Kommiſſion als ein Haupt
Peridit iiber die Thätigfeit der Zentral: Kommiſſion jiir wiſien d'afilide { andcofunde roul Deutſchland.
ziel hingeſtellte große landeskundlidye Werk , namentlich weil ſie deſſen Notwendigkeit beſtreiten . Darüber wollen wir bier nidyt redten. Sie verweiſen uns ferner auf die Organi ſation der Deutſdyen Geſellſchaft für Anthropologie, Ethno
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Endlid , habe id) hier nody einem Antrage der Roma miſſion Ausdruck zu geben , welder ihre eigene Zuſammen : febung betrifft. Sie hält eine Erweiterung ihrer Mitglieder zahl für dringend wünſchenswert. Schr groß dürfte dieſelbe
logie und Urgeſdidyte. Sie wünſdien die Ernennung einer
allerdings nidyt werden, da ſonſt der Geſchäftsgang innerhalb
größeren Zahl von Referenten , welde, jeder über den ibm
der Kommiſſion ein zu ſdywerfälliger werden mödite. Sie (dlägt Ihnen alſo vor , dieſe Zahl von drei auf etwa fünf
zugewieſenen Bezirk , auf den Deutſdien Geographentagen über die Fortſchritte berichten ſollen, weldie die fortlaufende
zu vermehren und der neu gewählten Kommiſſion das Nedyt
Pandosfunde von Deutid land ſeit dem letztvorbergegangenen
zu verleihen , fidy, wenn es ja etwa nod nötig ſcheinen
Geographentage gemacht. Aber es darf hierbei nidyt außer Adyt gelaſſen werden , daß das Gebiet der wiſſen
ſollte , durch Kooptation weiter zu ergänzen. Für die Aus: wahl der Mitglieder dürfte außer der Rückſicht auf die ſonſtige perſönlidie Qualifikation von beſonderer Wichtigkeit
ſd aftlichen Landeskunde von Deutſchland ein ungleich größeres und mannigfaltigeres iſt, als das jener Gefell (daft.
Gewiß würden foldie von einer Anzahl von Refe
renten auf jedem Geographentage zu erſtattende Berichte ſadylich mancherlei für ſid, haben , aber ſollten ſie nidyt bloß auf ganz kurze (und dadurdy ziemlich trocene) Ueber: fidyten beſdyränkt ſein , ſollten ſie durch ein gewiſſes Ein gehen auf die Sadie einen größeren Gewinn abwerfen , To würden ſie dadurch notwendig einen Raum beanſpruchen,
ſein , daß 1. in der Kommiſſion bei Uebereinſtimmung über die weſentliden Ziele dody eine gewiſſe Mannigfaltigkeit des Standpunktes reſp. der Ausgangsbaſis vorhanden ſei, wie ſie am beſten die Gewähr gibt , daß alle zu ergreifen den Maßregeln zuvor audy reiflich und nad allen Seiten erwogen werden , und das 2. nad Möglichkeit aud die
verſchiedenen Gegenden des Deutſdien Reiches einigermaßen
den die Geographentage nicht gewillt ſein werden , ihnen
gleidymäßig in ihr vertreten ſeien . Da unſer Arbeitsgebiet über die Grenzen des Deutſchen Reiches beträdtlid, hingus:
zuzugeſtehen . Endlid wird in jenen Vorſdlägen die Be
geht und unſer Unternehmen , wenn auch zu einem guten
gründung eines Korreſpondenzblattes gewünſcht, um ,, in der
Teile von nationalem Geiſte durcieht, dod feineswegs ein einſeitig nationales iſt, jo dheint es nabe zu liegen ,
Zwiſchenzeit die Mitglieder und ſonſtigen Intereſſenten auf
dem Laufenden zu erhalten, wozu u . a. aud; Mitteilungen über die Litteratur, Beſprechungen , Kritiken über neue Publi kationen 2c. gehören würden ." Ich erwähnte bereits , daß
aud) aus jenen anderen Gebieten Vertreter in die Zentral Kommiſſion zu ziehen . Dody glaubt die Kommiſſion, daß man aus praktiſden Gründen wohlthun wird , von einem
die Kommiſſion don zu Anfang dieſes Jahres damit begonnen hat , aud) außerhalb der Geographentage von
ſolchen Sdyritte abzuſehen : die Annahme einer ſolden Wabl möchte , wie die Verhältniſſe einmal liegen , die be
Zeit zu Zeit über den Fortgang der landeskundlidien Sadie
treffenden nid )t zum Deutſchen Reiche gehörigen Mitglieder
im „ Ausland " Beridyt zu erſtatten und Separatabzüge davon an die Vereine wie auch an einzelne der hervorragendſten Einzelvertreter des Faches zu verſenden. Wird hiermit, wie
leicht daheim in eine ſehr miflice Stellung bringen . Als die Kommiſſion fürzlid) die Frage einer Kooptation erwog, faßte ſie unter Berüdſichtigung der ſoeben erwähnten Ge
es die beſtimmte Abſidit der Kommiſſion iſt, regelmäßig
ſidhtspunkte einſtimmig die Herren Profeſſor Dr. Ruge in Dresden und Ingenieur-Hauptmann Rollm in Meß in's Auge, weldie beide bereits mit thatfräftigſtem Cifer ſido der landeskundliden Sache, jener für das Königreid, Sadyſen, dieſer für Elſaß -Lothringen, angenommen haben. Bei der Nähe des Geographentages glaubte ſie dann von einer Kooptation nod abſehen zu follen , aber ſie empfiehlt Ihnen nun aufs wärmſte die beiden Herren zur Wahl.
fortgefahren , ſo iſt dadurch wenigſtens ein Teil des lett erwähnten Wunſches erfüllt. Von der Begründung eines cigenen Korreſpondenzblattes aber , wie es vorgeſdlagen wird , glaubt die Kommiſſion mindeſtens für jeßt durdaus
abſehen zu müſſen . Vielleicht, daß auch dergleichen ſidy ſpäter einmal einrichten läßt. Aber man wolle nicht ver geſſen , daß das große Unternehmen , dem wir dienen, nody recht jung iſt; man verlange nicht in kurzer Friſt gleicy den ganzen Baum , man laſſe ihn gehörig naturgemäß jvadyſen und ſich allmählidy entfalten , wie es die vorhan
denen Lebensbedingungen mit ſich bringen. Wenn indes
So habe idy, ſo viel die zu Gebote ſtehende Zeit ge geſtattete, berichtet, was die Kommiſſion gethan , was ſie
crwogen , weldies bisher der Erfolg ihrer Beſtrebungen
die Kommiſſion dergeſtalt auch nicht mit allem , was to
geweſen und was ſie für weitere Pläne aufſtellen zu ſollen
von wertgeſchäßter Seite vorgeſchlagen wurde , ſich einver ſtanden erklären kann , ſo begrüßt ſie dod) mit lebhafter Freude und aufridytigem Dank die Thatſadye dieſer Vor:
geglaubt hat. Soll id) zum Schluſſe meiner Ausführungen
chläge und das dadurd
der Sache bekundete warme In
tereſſe. Sie zweifelt nicht, daß eine nähere Erörterung der einzelnen Punkte, wie ſie hier aus Zeitmangel nidyt möglich iſt, zu weiterer Verſtändigung führen wird.
nun noch die Sade im ganzen ihrem Intereſſe und ihrer
werkthätigen Teilnahme empfehlen ? Jd glaube, das iſt nidyt nötig: wiſſenſdaftlidie wie nationale Gründe ſpreden gleichmäßig dafür. Somit erkläre id nun im Namen der landeskundliden
Zentral- Rommiſſion das derſelben zu Halle übertragene
Mandat für erlojdien und bitte Sie, für die Zeit bis zum Ausland 1883 Nr. 29 .
87
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Bericht über die Thätigkeit der Zentral commiſſion fiir wiſſenſchaftliche Landesfunde von Deutſchland.
nädyſten Deutſchen Geographentage eine Neuwahl vorzu
in dieſer Beziehung noch keinerlei Lebenszeiden von ſido
nehmen , ſowie, wenn es nötig erſcheint, das hier Dar
gegeben ; und doch handelt es ſich hier um eine Leiſtung, die , wenn ſie einmal fertig iſt, ihnen allen zu gute kommen muſ. Die Arbeit iſt ſehr groß , wenn ſie auf wenigen
gelegte einer Diskuſſion zu unterziehen .
Gar mandes
fonnte nur kurz berührt werden , sody iſt natürlich der
Herr Vorſißende der Kommiſſion , wie ich ſelbſt, zu jeder weiteren Aufklärung reſp. žil näherer Begründung des von uns eingenommenen Standpunktes gern bereit.
laſtet; wenn viele helfen , kann ſie in kurzem und obne irgend jemand zu überbürden ganz zweckentſprechend er ledigt werden . Es iſt gewiß keine große und ſchwere Zumutung, daß jeder Verein mindeſtens alles das, was feine Publikationen die deutide Landeskunde Betreffendes
enthalten , nach dem in unſerem früheren Aufruf enthaltenen Schema nambaft made. Nadidem die unterzeidnete Kommiſſion durd den Geographentag zu Frankfurt a. M. mit der weiteren För:
derung der landeskundlichen Beſtrebungen betraut worden iſt, hat ſie ſich behufs leidyterer und intenſiverer Geſchäfts
Wir bitten daber , daß alle
diejenigen Vereine, welche ſich zu einer Mehrarbeit nidyt in der Lage ſehen , ſidy wenigſtens dieſem Minimum von Unterſtüßung einer durchaus gemeinnüßigen Sache nidit entziehen. Und wenn dabei hier und da Zweifel entſteben,
führung in der Weiſe konſtituiert, daß jedem ihrer Mit
ob dieſe oder jene Arbeit nady ihrem Gegenſtande nod) in
glieder ein beſtimmter Bezirk zugewieſen iſt, in weldiem es alle Korreſpondenz zu übernehmen , alle Zuſendungen zu empfangen , alle Verſendungen zu machen und bis zu einem gewiſſen Grade ſelbſtändig die landeskundliche Sadie zu vertreten hat. Dieſe Einteilung iſt folgende: Profeſſor Dr. Zoppriß , Königsberg i. Pr.: Provinzen
die geplante Litteratur Zuſammenſtellung gehöre oder nicht,
ſo wolle man nur getroſt alles Zweifelhafte mit aufſchreiben und überlaſje es denjenigen , welche die endgültige Zu
ſammenſtellung vornehmen , über die Auswahl zu ent dheiden.
Wie in dem obigen Geographentagsberidyte des Näheren dynellſten und ſicherſten
Dſt- und Weſtpreußen , Pommern und Brandenburg , beide
ausgeführt iſt, iſt als der am
Medlenburg, Lübeck, Hamburg , Provinz Sdyleswig-Hol ſtein ; außerdem die deutſchen Sprachinſeln in den Ditjees
zum Ziele führende Weg die Herſtellung ſelbſtändiger land ſchaftlicher Bibliographieen in Ausſicht genommen und damit bereits in verſchiedenen deutſchen Landen ruſtig vorgegangen worden. Wir bitten , daß man nun aud) in den übrigen fich zu dieſem Zwecke zuſammenthue und daß entweder ein Verein für jede Landſchaft die Sache beſonders in die Hand nehme und ſeinerſeits einen Spezial -Ausſchuß mit dieſer Aufgabe betraue oder auch mehrere Vereine zu ſammen einen gemeinſamen landeskundlichen Ausſchuß er nennen . Nur iſt dabei zu wünſchen , daß man das betreffende
Provinzen Rußlands. Profeſſor Dr. Ruge, Dresden : Provinzen Boſen und
Schleſien , Königreid, Sachſen , Böhmen , Mähren, Deſter reichiſch -Schleſien. Dr. N. Lehmann , Halle a. S.: Thüringen , Provinzen
Sachſen und Hannover, Anhalt, Braunſdyweig , Bremen, Cldenburg , Helgoland, Niederlande und Belgien. Profeſſor Dr. Rakel, München : Bayern, Württemberg, Hohenzollern , Deſterreid ), Salzburg , Steiermark, Kärnten , Krain , Küſtenland, Tirol mit Vorarlberg, Schweiz ; außer
Gebiet räumlich nicht zu klein wähle , damit dieſer land
dem die deutſchen Sprachinſeln in Ungarn und Sieben
ſchaftlichen Bibliographieen nicht allzu viel werden und die landeskundliche Litteratur nicht allzu unüberſichtlid, in eine
bürgen.
Unzahl von Lokal- Zuſammenſtellungen zerſplittert werde.
Hauptmann Kollm , Meß : Baden , Heſſen , Elſaß
Bei der Sammlung des Materials wird die unterzeichnete
Lothringen , Luremburg, Rheinprovinz, Provinzen Heſſen
Kommiſſion den landſchaftlichen Ausſchüſſen nach beſten Kräften ihre Unterſtüßung leihen und ihnen nicht nur aus ihren bereits ziemlich beträchtlichen Vorräten von Littera: turnotizen das Betreffende zur Verfügung ſtellen , ſondern auch durch Aufſtellung eines Normalplanes die Anordnung des Stoffes erleichtern. Was aber die früher gewünſchte
Naſſau und Weſtfalen , nebſt Waldeck und beiden Lippe. Es wird demnad, gebeten , alle Briefe und Sendungen in landeskundlichen Angelegenheiten nun nicht mehr, wie
bisher, an den Vorſißenden, ſondern an das betreffende Mitglied der Kommiſſion richten zu wollen , welches den andere Bezirke betreffenden Teil der Zuſendungen eventuell weiter geben und über etwaige Anfragen , Vorſchläge und
zeitliche Beſchränkung auf die Litteratur des laufenden
miſſion nicht ſelbſtändig erledigen kann , mit den übrigen
Jahrhunderts betrifft, ſo wird davon nach reiflider Er wägung jeßt völlig Abſtand genommen. Sollten dieſe landſchaftlichen Ausſchüſſe was ſich
Mitgliedern derſelben in Verhandlung treten wird.
in vieler Beziehung empfiehlt und mehrfach mit gutem
Wünſche, welche es nach der Geſchäftsordnung der Kom
Was ferner die einzelnen im Intereſſe der landes:
kundlichen Sache vorzunehmenden Arbeiten betrifft, ſo bitten wir zunächſt um allſeitige energiſche Förderung der
Bibliographieen. Eine ganze Reihe von geographiſdien wie naturwiſſenſchaftlichen und geſchichtlichen Geſellſchaften hat
Erfolg geſchehen iſt – beſondere gedruckte Aufrufe für ihre Gebiete erlaſſen , ſo bitten wir jedesmal um Einſen dung von mindeſtens fünf Eremplaren derſelben (je cins für jedes Mitglied der Kommiſſion ). Rann uns, wie be reits von Jena, Halle und München geſchehen iſt, davon
Peigh Smith's lleberuvinterung in Franz Jojephs land.
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eine größere Zahl überwieſen werden , ſo wird dies ſtets
Monats ; nur was bis Ende d. Mts. eingeht, fann nocy
ſehr willkommen ſein und werden die Eremplare dann an die Vereine anderer Gegenden zur Kenntnisnahme und eventuellen Verwertung für ein analoges Vorgehen ver
darin Berückſichtigung finden .
ſendet werden .
Desgleichen bitten wir , von den landſchaftlichen Biblio graphieen , ſobald ſie gedrudt ſind , ſtets mindeſtens fünf Eremplare einſenden zu wollen , überdies aber eine weitere Anzahl zum Tauſdyverkehr mit den übrigen landſdaftlichen Ausſchüſſen bereit zu halten , ſowie eine größere Partie zu billigem Preiſe in den Buchhandel zu geben . Sehr wünſchenswert iſt, daß dies leştere fortan auch bei allen
9. Juni 1883.
Die Zentralkommiſſion für wiſſenſchaftliche Landeskunde von Deutidland.
Ingenieur-Hauptmann G. Rollm , Meb. Dr. Rid. Lehmann , Halle a. S., Sdriftführer. Profeſſor Dr. Rabel, München, Vorſigender. Profeſſor Dr. Ruge, Dresden. Profeſſor Dr. Zöppriß, Königsberg i. Pr., ſtell vertretender Vorſitzender.
die Landeskunde betreffenden Abhandlungen geſchieht, welche
in Vereinsſchriften zur Veröffentlichung gelangen .
Da die bibliographiſche Sammlung nur eine --- wenn
Leigh Smith’s Ueberwinterung in Franz-Joſephs-Land.
auch ſehr widytige, ja unerläßlice ---- Vorarbeit für weitere
Forſchungen bilden kann und auch jene ferneren Studien ,
namentlich wo es ſich um mehr lokale Erſcheinungen han delt , ſid) viel eher landſchaftlich überſehen und organiſieren laſſen als von einem einzigen oder einigen wenigen Zentren aus, ſo ergeht weiter an alle landidaftlichen Ausſchüſſe
die Bitte , ſidy, namentlid nad Fertigſtellung der Biblio graphieen, aud dieſer größeren Aufgabe nad Kräften anzu nehmen. Dazu gehört , daß nicht nur fortlaufend alle landeskundliche Litteratur des betreffenden Gebietes zu ſammengeſtellt , ſondern audy thunlichſt die Gegenſtände, über welche weitere Forſchungen beſonders nötig ſind , be
Unter allen wertvollen Erfahrungen und Ergebniſſen , welche uns die Polar-Erpeditionen der neueren Zeit ge liefert haben, tritt immer von neuem die für die Zukunft jo bedeutungsvolle Thatſache in den Vordergrund , daß
das Menſchenleben in den Polarregionen weit weniger Gefahren ausgejekt iſt, als in irgend einem anderen unbe
fannten Teile unſeres Erdballs. In Beziehung auf die älteren Erpeditionen haben dies im Jahre 1869 Dr. Cope land und Profeſſor Börgen ziffernmäßig in einem recht be
lehrenden Aufſaße nachgewieſen , welchen Dr. Petermann
Kräfte ſowie auf die Veröffentlichung ſolcher Arbeiten hin
in ſeinen ,, Mitteilungen“ veröffentlichte. Die ſeitdem ſtatt gehabten zahlreiden Polarreiſen ſind wohl geeignet , die damals ermittelten Thatjaden zu erhärten. Selbſt der
gewirkt wird. Es iſt dies ein großes und würdiges , zu
unglückliche Ausgang der „ Jeannette “ - Erpedition fann
gleid aber aud) ein dankbares Arbeitsfeld, auf dem überall
kaum dagegen angeführt werden. Denn es war das ſeltene Zuſammentreffen einer ganzen Reihe verhängnisvoller Um ſtände notwendig , um einem Teile der Erpedition ein tragiſches Ende zu bereiten . Zunächſt ſcheinen nach dem was uns ein jachkundiger Freund, der die Verhandlungen
zeidnet werden und auf deren Bearbeitung durch geeignete
noch gar viel zu ſchaffen iſt. Die unterzeichnete Kommiſ fion wird nach Kräften das Zhrige thun , um in gleicher Weiſe für die über das eng Landſchaftliche hinausgehenden
Forſdungs -Aufgaben vorzugehen , auch nicht unterlaſſen , gelegentlich allgemeinere Geſichtspunkte für derartige For :
ſdungen aufzuſtellen. Bezügliche Anregungen aus Vereinen wie von Privaten werden ſtets dankbar entgegengenommen werden .
Wie idon bisher geſchehen , wird aud) in Zukunft von Zeit zu Zeit über den Fortgang der ganzen Sache berichtet werden . Dieſe Berichte ſollen von jeßt ab regel
mäßig alle Vierteljahre erfolgen , zunädiſt im Ausland " veröffentlicht und dann den Vereinen ſogleich in Separat abzügen zugeſchickt werden . Soll aber das darin gegebene Bild von dem Stande der Sache ein einigermaßen klares
und vollſtändiges ſein , ſo bedarf es auch öfterer Mittei lungen der Vereine an die Zentralkommiſſion über die Entwidelung ihrer Arbeiten. Es werden daher alle Vereine, die ſidy werkthätig dem landeskundlichen Unternehmen an
idhließen , um öftere Einſendung ſolcher Mitteilungen er judit , am
beſten im dritten Monat jedes Vierteljahres.
Der nächſte, die Zeit vom 1. April bis 30. Juni d. J. umfaſſende Bericht erſcheint in der zweiten Hälfte des nädyſten
des Unterſuchungskomite's in New - York verfolgte, mitteilt, erhebliche Fehler und Mißgriffe in der Leitung und Füh: rung der Erpedition vorgekommen zu ſein , es fehlte auch nicht an Differenzen und Reibereien unter den Offizieren und Gelehrten. Dennoch konnten ſich jdließlich alle ver hältnismäßig wohlbehalten in der Nähe der nordſibiriſchen Rüſte in den Booten einſchiffen.
Daß nun ein Boot mit
Inſaſſen (wie das Chipp's) im Sturme verloren geht, während die beiden anderen von dem gleichen Unwetter erfaßten wohlbehalten die Küſte erreichen, daß ferner eines dieſer Boote gerade , man fann wohl ſagen , an der un günſtigſten , d. h. völlig menſchenleeren und tierarmen
Stelle landet und nun , bis zum qualvollen Ende, eine Wanderung wie durch einen Jrrgarten, in ungeahnter Nähe 4 Das „ Ausland “ hat in ſeinem letzten Bericht „ Nachträge und Nachſpiel der Jeannette-Erpedition " Nr. 22 ds. Js. aud) dieſe Ver hältniſſe an der Hand der bisher in die Deffentlichkeit gelangten Ergebniſſe amtlicher Erhebungen zu wirdigen gejucht. A. D. R.
572
leigh Smith's lleberwinterung in Franz Joſephs Land.
menſchlicher Wohnungen , ja eines Fleiſdvorrats und einer
ſchen Landes wird beſtätigt: Eisberge und überhängende Glet
Hütte, ſid, vollzieht, das iſt eben der Unſtern, weldier über
ſdier , 300 m . hohe Felſen aus Säulenbajalt, am fladyen
der Erpedition gewaltet hat. Leider muß man , nach dem was mir aus Amerika berichtet wird, fürchten , daß der demnächſt zu veröffentlidende amtliche Bericht über die
nender, zu ihrem Behagen von den anſtrömenden Wellen ab
Verhandlungen vor dem Unterſuchungskomite unvollſtän:
dig fein , gefliſſentlich nicht alle Thatſachen enthalten wird, welche jene Verhandlungen ergeben haben. Aus Rückſidit auf die Perſon des Führers jei , jo dyreibt man uns,
mandies nicht aufgenommen. Ein ſolches Verfahren , als deſſen innerſtes Motiv man wohl die Hüdſichtnahme auf den in Amerika ſo oft ſich unnötig ſpreizenden National ſtolz vermuten darf, wäre im Intereſſe der Wahrheit für die fünftige Forſdjung in hohem Grade zu beklagen. Denn aus einem lücenloſen Beridit würde man vielleicht mande
4
Fehler erkennen , die mit zu dem unglücklichen Ausgang beigetragen haben , und das Sdredbild der ,, Jeannette Erpedition" würde ſeine lähmende Wirkung auf neue Unter: nehmungen zum
guten Teil verlieren .
Daß der Verluſt
des Schiffes, ſelbſt wenn noch andere ungünſtige Umſtände hinzukommen , nidyt notwendig auch zum Verluſt , ja audy nur zur Gefährdung von Menſdenleben führt, dafür haben wir ja die glänzendſten Beweiſe , z. B. in der Geſchichte unſerer Hanſa-Schollenfahrer und in dem Verlauf der amerikaniſchen Polaris -Erpedition. Einen neuen Beleg dafür, daß durch Umſidit und Vorbe badyt Unfälle der ernſteſten Art, wie es der Verluſt des Sdiffes
Strande oder auf glißernden Sdollen die Sdjaren ſich ſon und zu überſpülter Walroſie, zahlloſe Sd ;wärme von Alken, Möven und anderen Polarvögeln , auf den hervorſpringen den Klippen niſtend , endlid bie und da , an geſchüßten Stellen , das kurzlebige arktijde Pflanzenleben in voller Entwickelung, darunter eine bier bis jetzt noch nicht ge fundene Potentille. Das Wetter war wechſelnd , bald
herrlicher Sonnenſdein und ruhige Luft, bald Nebel, Sturm und heftiger Regen. Vorſidytigerweiſe wurde wäh rend dieſer Zeit aus mitgebrachtem Material auf Bell Inſel eine Hütte gebaut und es gab ein Einweihungsfeſt dieſes ,,Cira-Hauſes" mit Konzert und Ball."
Am Sonntag den 21. Auguſt brady unerwartet die Kata ſtrophe herein. Die ,, Cira " lag idon mehrere Tage bei ſchönem Wetter nahe Rap Flora, an dem zungenartig ſidy nach Neſten ausſtreckenden ſüdlichen Teil einer nod nidt benannten Inſel, deren öſtliches Ende Barents -Hoef iſt. Auch am Morgen des 21. war die Luft ziemlich rubig und prächtiger Sonnenſchein. Nichts warnte die Leute der ,, Eira " , daß eine Gefahr, und zwar ſo nabe, be vorſtehe. Das Badeis kam mit der Flut herein und die „ Eira “ geriet zwiſchen dieſes und das am Land gelegene
Eisfeld. (Ob dies durdy Ausweidien des Sdyiffes nidit
ders Leigh Smith nach Franz- Joſephs -Land, welde das April Heft der ,, Proceedings" mit einer Kurskarte veröffentlidit.
zu vermeiden geweſen wäre, ſteht dahin , ein ſehr ſachkun diger, in der Eismeer-Schiffahrt gründlich erfahrener Freund gibt dem Eislootſen die Sduld an dem ganzen Unfall .) In der vorliegenden Darſtellung, welche der Sekretär der Londoner Geographiſden Geſellſchaft, Herr Markham , den
Aus einer bald nach der Rückkehr des Herrn Smith auch in
Tagebüchern des Herrn Smith entnommen hat, wird weiter
dieſer Zeitſchrift veröffentlid ten vorläufigen Mitteilung ?
Semlja und fand das Kara -Meer unzugänglid ). Darauf
bemerkt, daß alles noch gut ging, ſolange die „ Eira “ durch einen am Grund fißenden Eisberg geſchüßt war. Allein dieſer ſetzte ſich in Bewegung, bald darauf fiel das Schiff nach der Badbordſeite über und trieb von dem am Land gelegenen Eisfeld weg , und man vermutet , daß ihm eine Eiszunge in die Seite, nahe den Fodwanten , drang. Die Pumpen erwieſen ſich als unfähig , das Eindringen des Waſſers abzuhalten . So blieb nidits übrig, als Proviant
dampfte es nordwärts und erreichte, zwiſchen 46 und 500
und was man ſonſt vom Vorderdeck, aus dem Raum und
iſt, in ihren Folgen überwunden werden können, liefert die
Darſtellung des Verlaufs der leßten Polarreiſe des Englän
werden die Haupt-Daten und Ereigniſſe den Leſern erinner: lich ſein. Der neue, eigens für die Eismeerfahrt in
Peterhead vor einigen Jahren erbaute Dampfer „ Eira “ verließ mit einer Beſaßung von 25 Mann den eben ge nannten idyottiſchen Fiſcherhafen am 14. Juni 1881. Bis Mitte Juli kreuzte das Schiff in der Nähe von Nowaja
ö. 2. Gr. ſid, haltend, nach einer 10tägigen Fahrt durch
der Kajüte holen konnte, auf das Eis zu bringen. Bald
Treibeis und zwiſchen Eisfeldern die Nähe von Franz Joſephs- Land. Bemerkenswert iſt, daß der Gebraud, von
jank das Schiff.. Auf dem Eis wurde ein Zelt erridytet,
Sdvießbaumwolle ſid, für die Beſeitigung von Eisbinder niſjen nüßlich erwies. Wiederum , wie im vorigen Jahre,
vergeblich, verſudyte man an der Weſtſeite vorzudringen . Kap Lofley blieb der weiteſte Punkt nach Norden.
Da
rauf freuzte das Schiff an der Südküſte des weſtliden Teils des Hauptlandes und ziviſchen den dieſer Küſte vor:
gelagerten Inſeln über einen Monat. Die uns von Payer jo malerijd, geldilderte Großartigkeit der Natur dieſes hodynordi 1 Siehe „ Ausland“ 1882 , Nr. 36 .
darin ein Feuer gemacyt, Thee bereitet, und nadıdem alle ihr Abendbrot verzehrt, legten ſie ſich ruhig ſchlafen. Einer hielt Wache. Am folgenden Tage brachte man alle geborgenen Gegenſtände in Booten an Land nach Rap Flora. 7 m.über dem Meere errichtete man wiederum ein Zelt und bedeckte es mit Erde; die Jagd begann ſchon am 23. , da viele Lummen und zwei Bären geſdoſjen wurden . Anfänglid, wollte man nur das Winterhaus auf Bell- Inſel beziehen, allein die Fahrt dahin bot zu viel Sdywierigkeiten durdy das Eis. So blieb man bei Kap Flora und erridytete
hier aus Torf und Steinen das Winterhaus. Einige Tage
Baſtianı über die Mythologie der Polyneſier.
573
13. März wurde ein Weibchen geſchoſſen. Sdion am 8. Ja
ſpäter konnte man im Boot nach der 12 Miles entfernten Bell Inſel gelangen und brachte von dort Sparrenwerk für eine
muar zeigte ſid , der erſte Vogel : eine Scynee-Eule. Erſt
Bedachung der Hütte, etivas Salz und 6 Säde Roblen mit.
gegen Ende Februar und Anfang März kamen in Sdaren
Im Herbſt lieferte die Jagd 21 Walroſſe, 13 Bären und 1200
Lummen ; ein mitgebradyter Spürhund leiſtete bei der Jagd vortreffliche Dienſte. Ende Oktober war jedes Vogelleben
Lummen und andere arktijdie Zugvögel. Sdnee-Hühner wur : den nicht geſehen , aud ) dic Deſterreidyer ſahen 1873/74 feine. Renntiere müſſen da ſein , Herr Smith fand das
erſtorben.
Stück eines Geweihs .'
Die aus dem Schiff geborgenen Vorräte be
ſtanden aus 1500 Pid. Mehl, 400 Pfd. Brot , 1 Barrel Salzfleiſd ), 1000 Bid. Fleiſd) und 800 Pid . Suppen -Ron : ſerven , ſo viel Tabak , daß jeder 2 Unzen ( 16 llnzen = 453 Gramm ) Wödyentlid) erhalten konnte. Vor allem waren auch Gemüſe-Ronſerven in Menge geborgen , ferner
Die Heimreiſe in Booten ivurde am 21. Juni 1882 angetreten. Eine weiſe Vorſidyt war es , daß man bei Seiten friſdes Fleiſd) für die Reiſe in Büdſen eingemacht hatte.
Mit gutem
Nordweſtrvind konnte man 80 Miles
ſegeln , bis das Padeis Halt gebot. Die mühevolle Reiſe
60 Gallonen Rum , einige Kiſten Brandy , Whisky und
bis in Sidyt der Nowaja Semlja -Küſte bei Matotſdykin
Sherry, endlid 6 Duzend Fladen Champagner. Limonen
Scharr währte 13 Tage und es iſt bemerkenswert, daß
ſaft , das bekannte Schußmittel gegen Storbut, war gar
trot aller Mühen und Beſchwerden des Auf- und Ab
Die Steinfoblen gingen don am 8. Ja
ſdhleppens der Bote über Eisíollen und der Unbilden der
nicht vorhanden .
nuar aus und man heizte von da an mit Walroß- und Seehunds-Spec . Dank der Ergiebig feit der Jagd konnten täglich 0,35 Pid. friſches Fleijd verzehrt werden neben
10 Pfd. Gemüſe. Der Rody und ſein Junge waren den ganzen Tag über in unermüdlider Thätigkeit. Es gab drei Mahlzeiten : früh 8 Uhr ( etwas Thee und Mild),
Witterung doch audy jetzt nod; erfolgreide Jagd betrieben worden war. Con neuem waltete nun ein günſtiges Ge ſdick darin , daß der „ Barents" und der zur Auf ſudyung ausgeſandte Dampfer Hope" gleid zur Stelle waren und ſomit alle Mühſeligkeiten ein Ende hatten. Man darf nach dieſer Erfahrung wohl ſagen , daß
Suppe, Fleiſd) und Gemüſe ), um " 21 Uhr und um 6 Uhr
cine Ueberwinterung an der Süd -Küſte dieſes nördlidhen
abends. Nach dem Abendeſſen erhielt jeder ein Glas Num und Sonnabends etwas mehr. Das Blut der getöteten Tiere wurde ſtets in gefrorenem Zuſtande erhalten , um chemiſche Veränderungen zu vermeiden ; der tägliche Be darf davon zur Speiſe wurde jedesmal über dein Feuer aufgetaut. Die Leute wurden immer in ivedyſelnder Be däftigung erhalten ; ſoweit ſie nidyt draußen auf der Jagd
Candes viele günſtige Chancen hat. Wenn man ſich durd) Mitnahme von Schlitten und Hunden in genügender An jahl , vielleidyt aud Eskimo's für größere Sd littenreiſen an der Weſtküſte hinauf, gehörig vorbereitet , ſo eröffnet
ſich die beſtimmte Ausſicht auf ausgedehnte Entdeckungen.
Muſeſtunden wurde geleſen , geſungen , etivas muſiziert, aud ) wohl einmal Karten geſpielt. Jeden Sonntag Vormit
Das Winterleben in den Polarregionen , das lehrt dieſe ,, Eira "-Reiſe wiederum , hat ſeine Schrecken und Gefahren gegen früher großenteils verloren . So wird es denn nidyt lange währen , bis die durdy Smith mit Erfolg geförderte Aufgabe der Erforſchung von Franz- Joſephs - Land fortgeſett
tag 1/210 Uhr rief die Schiffsglocke zum Gottesdienſt, den
wird.
der Arzt Dr. Wale hielt. Zu Weihnadyten und Neujahr gab's Dinners mit Ronzert. Leider, weil es an Schlitten jehlte , konnte die günſtige Gelegenheit zur Erplorierung des Landes im Winter nicht benußt werden ! Erſt am
geographiſche Polarforſdung nicht ruhe und daß Deutſch
waren , flidten und ſtopften ſie oder fertigten Kleider an ; in
Hoffen wir , daß aud) auf anderen Gebieten die M. L.
land daran tvieder teilnehme.
21. Juni 1882 war das Waſſer ſoweit offen , daß ein
Boot nach dem Eira -Haus geſchickt werden konnte; es brachte einen Sdylitten, einen Kochapparat, Salz und vier unterwegs getötete Walroſſe mit. Was die Witterung be trifft , ſo war dieſelbe bei Südwinden immer mild . Die Durchſchnittstemperatur des Dezember war +40 F., ein mal ſtieg ſie bis auf + 310 F.
Die fälteſten Monate
waren Januar, Februar und März. Das Thermometer fiel unter ſeinen tiefſten Skala- Punkt, nämlich unter -- 13 °, die Durdyjdynittstemperatur von Januar und Februar war -- 26 "° , des April -- 10 25 , im Mai, bei ſtarfen Sdynee
Baftian über die Mythologie der Polyneſier .? Vor mun bald 25 Jahren legte Baſtian im Vorwort zu ſeinem ,,Ein Beſuch in San Salvador. Ein Beitrag zur Mythologie und Pſydyologie" den Grundſab , der ihn bei allen ſpäteren Forſdungsreiſen leitete, in den Worten nieder: ,,Der Horizont des Reiſenden kann immer nur ein relativ bedränkter bleiben und ſeine perſönlichen Erleba
niſſe müſſen ſo ſehr den Stempel des Zufälligen und des durdy äußere Verhältniſſe Bedingten tragen , daß er ſich erſt eine
fällen maß man + 220. Die ſüdlichen Stürme hielten das Waſſer faſt den ganzen Winter über offen und dieſem offenen
Waſſer war es wiederum zu danken , daß ſtets Walroſſe da waren . Bären trieben ſich immer herum , 34 wurden während des Winters getötet , nur Männchen ; erſt am
1 Siehe den Aufſatz : „ Leigh Smiths Mitteilungen über das Tierleben auf Franz Joſephs-land" im „ Ausland" 1882, Nr. 37. 2 Inſelgruppen in Ozeanien. Reiſeergebniſſe und Studien von Adolf Baſtian.
Mit 3 Tafelii .
Berlin , Ferd . Dümmlers
Verlagsbuchhandlung. 1882. XXII. 282 S.
574
Baſtian iiber die Miythologie der Polyneſier.
breitere Baſis der Beobadytung in dem Studium der Ge
ethno -philoſophiſchen Arbeiten Baſtians ſtedt , aud) auf
ſdichte zu ſchaffen hat, wenn nicht die von ihm entworfene Zeichnung gerade in ihren darakteriſtijden Zügen verzerrt und mangelhaft ausfallen ſoll.“ Dieſem Grundjak gemäß hat Baſtian in jenem Werke einen Teil ſeiner weſtafrita
Mit dem lebhaften Wunſde, die Aufmerkſamkeit unſerer Pejer auf den reichen Kern ethnographiſcher und anthropo geographiſcher Erkenntnis hinzulenken , welchen auch dieſes
Seite der Geographie die richtige Würdigung gefunden hat.'
niſchen Reiſen in einer für Darſtellung ethnographijder
neueſte Baſtian'de Nerf bietet , ſtellen ivir aus verſdie
Forſdungsreſultate muſterhaften Weiſe dargeboten. Wir wagen zu behaupten , daß die afrikaniſdie Litteratur, ſo
denen Kapiteln desſelben die auf beſtimmte Vorſtellungs und Sagenfreiſe ſich beziehenden Mitteilungen zuſammen .
reich ſie iſt, wenige Reiſewerfe umídließt, die der Wölfer: forīder mit gleid) intenſivem Nutzen , mit folden ge ſpanntem Intereſſe leſen wird, wie dicjes. Und es that
Ron den großen cinfachen Bildern des Meeres, der
uns immer aufridytig leid , wenn wir die Beobadytung
Inſeln , der albfugel de firmaments, die überall dem
madyten , daß dieſes aud in der Form anziehende Werk Des fenntnis- und erfahrungsreid ſten aller lebenden Ethnos logen nidyt mehr die Beachtung findet , deren es in dem
Micere aufruht, von ihrem Sinausgewieſenſein aufs Meer, ihrem Bedürfnis der Drientierung nady Sonne, Mond
Schwalle der jährlich wadyjenden Afrika - Vitteratur body
ſchärferen Beobachtung der Himmelserſcheinungen und zur
immer in hohem (Grade würdig bleiben wird. In allen ſpäteren Veröffentlichungen über ſeine ausgedehnten Nciſen, deren Sammlungen das Berliner Ethnographiſde Muſeum zum reidſten der Welt maden halfen, iſt Baſtian in der
Sdaffung fosmogoniſder Vorſtellungen , weldie in ihrem Gciſte eine große Stelle einnehmen. Man modyte jagen,
Die Weltvorſtelluugen der Neujecländer.
und Sternen , nahmen die Polyneſier die Anregung zur
der große Raum , den iin tier- und jagdreichen Afrika der Tierglaube cinninunt, wird hier von dem Sagen- und
felben Weiſe verfahren. Er hat uns neben den Neije
Glaubenskreis der Sonne, des Mondes , der Sterne und
ergebniſſen aud immer die Studien dargeboten, weldhe zur Vertiefung der Beobadtungen notwendig ſind und
der Erde ausgefüllt. Baſtian hat eine Fülle von Notizen über die eindlägigen Vorſtellungen in dem Kapitel über die Neuſeeländer zujammengetragen , die feineswegs alle
ohne welde jene erſteren nidt in das ridytige Vidyt zit
leben wären. Wenn er dafür nidyt immer die zugänglidiſte
und praktiſchſte Form fand, ſo bedauern wir es vor allem
der Litteratur entnommen , ſondern zu einem guten Teile neu ſind und uns ein vollſtändigeres Bild des betreffenden
im Intereſſe der Früdyte ſeines Fleiſes, die unter ſo vielen bunten Kollektaneen oft gar nidyt mehr herauszuerkennen waren. Aber es iſt (dyon ſo oft über die bedauernsiverte Thatſache dieſes formellen Mangels Klage geführt und zu Geridyt geſeſſen worden , daß es uns oberflädhlid, vorkommen
Worſtellungsfreiſes der Neuſeeländer gervinnen laſſen, als
würde, von neuem
von Himmel und Erde die vier Kinder Ruaimokus auf ſtellten . Jede der vier Säulen hat ihren eigenen Namen :
gerade hier über dieſelbe zu ſprechen,
ivo wir eine neue Sammlung von ,,Reiſeergebniſſen und
Studien “ vor uns haben, deren hervorragende Bedeutung nidyt durch die Unvollkommenheit der Form aufgehoben werden kann .
Der große Wert der Baſtian'ſden Arbeiten auf völker kundlichem Gebiete entfließt der allen zu Grunde liegenden
Auffaſſung einer fundamentalen Uebereinſtimmung der verſchiedenen Glieder der Menſdheit in den weſentlidyſten von allen jenen Thatſachen, weldie wir in der Ethnographie betrachten. Für ihn iſt die Menſdyheit Eine, die durch die Entfaltung nach verſchiedenen Richtungen und unter wed) felnden Bedingungen nie den tiefen inneren Zuſammen
hang verliert. Das Suchen nach dieſer Einheit im Wechſel iſt Baſtians Streben. Auf allen den verſc »lungenſten Wegen ſeiner Berveisführung werden wir immer wieder
auf einen hochgelegenen Punkt geführt , von weldiem aus wir die Menſdybeit als Einheit ſidy ins Unendliche aus:
breiten ſehen. Dieſe Auffaſſung iſt gerade für den Geo graphen von hohem Wert, und gewiß iſt es nur jenem
erwähnten äußerlichen Umſtande zuzuſchreiben, wenn nicht längſt der gediegene Kern anthropogeographiſcher Forid
ungen und Studien, welder in den ethnographiſden und
aus den bisherigen Darſtellungen möglid) war. Die Erde ſteht ſo feſt, weil ſie auf vier Säulen ruht,
die an einem nur in den Myſterien genannten Ort der Schöpfer Kaibanga, nady anderen aber nad ) der Trennung
rauh, wadelig, haltend, ſtoßend . Da nun Erdbeben in Neuſeeland und aud ) in anderen Gebieten Polyneſiens nicht ſelten ſind, hat ſich ein bievon abweichender Mythus aus : gebildet, der die Erde auf dem Gott Nuaimoko ruhen und,
wenn dieſer ſid, im Sdilafe umdreht, ein Erdbeben ents ſtehen läßt.
Wenn die Erde erzittert , bittet man Ruai
mofo, das Land feſtzuſtalten , damit es nicht ins Meer treibe.
Den Mond denkt man ſich weiblid;.
Wenn er aud)
1 Es freut uns , hier die Gelegenheit zur Siihmung eines
litterariſchen Vergehens ergreifen zu können, deſjen wir uns ſelbſt ini 5. Abſchnitt der „ Anthropogeographie “ ſchuldig machten, wo unter den Fortbildern der Ritter`ichen Anwendung der Erdkunde auf die Geſchichte Baſtian nicht genannt iſt, der dod) neben Ernſt Mapp in erſter Linie zu nennen geweſen wäre. Wir fannten damals
noch nicht ſeine gedankenreiche Arbeit „ lleber afrikaniſche Völfer kreiſe" in der Zeitſchrift für Ethnologie, welche eine Fülle anthropo geographiſcher Ideen in beſonderer Anwending auf Afrifa bietet . Wir geſtehen offen , daß wir uns in umjeren eigenen Studien auf dieſem Gebiete weſentlich gefördert geſehen haben würden , wein wir aud) nur dieſen Aufjat Baſtian's friiher gekannt hätten. F. R.
Baſtian iiber die Mythologie der Polyneſier. jeden Monat ſtirbt, ſo wohnt ihm doch die Fähigkeit der
Erneuerung (ka mate ka ora , ſtirbt und lebt) inne. Darum ſagen auch die Maori, wenn unvermutet ein Ver lorengeglaubter zurückfehrt: Wiedererſchienen iſt der Mond. Es iſt aber einer der merkwürdigſten Fälle von vollberecha
tigtem wiſſenſchaftliden Schließen , das nur nidyt zum rechten Ziele fommt, weil es die rechte Aufeinanderfolge der Thatſachen verkennt, welche hier Urſache und Wirkung bilden , wenn der Mond als aus dem Waſſer geſchaffen betrachtet wird , weil er in ſeiner wechſelnden Größe mit der Größe und Kleinheit der Flut zuſammenfällt.
Eine
575
Ein anderer Mythus läßt ſie geſchaffen ſein , um dem Tawhiri-Matea zu helfen und zu leuchten, als dieſer ſeine aufſtändiſchen Brüder zu bekämpfen in den Himmel ſtieg. Sie ſind mit dem Mond in einem und demſelben Himmel ; dod ſind ſie als Volf des Himmels in zwei Gruppen geteilt,
zwiſchen denen die Milchſtraße, der „ große Hai“ (Mongora ), die Grenze bildet. Die Sternſchnuppen ſind Boten , die zwiſchen den Sternen und ihren Vorfahren gehen. Unter den Konſtellationen erfreuen ſich die Plejaden als „ Bug ſpriet des Rahns" und Arion mit dem Südfreuz und den
Nadybarſternen als „ Rahn des Tamarereti “ beſonderer
andere Sage, an die auſtraliſche und buſdhmänniſche von der Entſtehung des Mondes aus einer zum Himmel hinauf
zur Schiffahrt an , deren Führer ſie vor allen an ::
geſd leuderten roten Schuhſohle erinnernd, ſieht im Mond
deren ſind.
den von dem
Feuerſtehlenden Weibe an was firmament
binaufgeſchleuderten Feuerreſt. Den Mond verfinſtert Mauis Hand, jenes Heroen, der Neuſeeland als Fiſch aus dem Waſſer gezogen . Oder aber , da Mond , Sonne und 1
Beachtung.
Im
Schon ihre Namen zeigen ihre Beziehung
Regenbogen ſieht man den Bogen oder die
flimmernde Sehne. Aber weitergreifend deutet man ihn als die Leiter, auf welcher die Häuptlinge in den Himmel ſteigen.
Erde durch ihre Schöpfung innig zuſammenhängen , ver
finſtert jene beiden vorauswirkend das Unheil, das die Erde
Die Taufe der Neuſeeländer.
betreffen wird. Und darum ſind die Finſterniſſe von übler Vorbedeutung.
Der Mann im Monde iſt Rona , der nächtlich wan delnd ſtrauchelte , und vom Monde mit dem abgeriſſenen Zweig des Baumes , an dem er ſid, halten wollte, hinauf genommen ward.
Sowie die Sonne aud des Nachts zur
Höhle gehend" ſcheint, ſo ſcheint der Mond in Reinga bei Tage. Einige ſagen , die Sonne gehe nadits „ durd, die I
Erde hindurch.“ Der Tag, an welchem der Mond noch am Himmel ſteht, wenn die Sonne aufgeht, trägt den be ſonderen Namen Hepa. Wie die Sonne verjüngt auch der Mond ſich in cinem Quell des Lebenswaſſers, welchen Tanemahuta beiden erſdɔließt. Während Mond und Sterne in einem der Erde näheren Himmel ſid) finden , dem dritten, ſcheint die Sonne erſt aus dem fünften , da ſie alles verbrennen würde, wenn ſie näher ſtünde. Die Sonne iſt jeßt mit dem Mond Auge des Himmels, beide aber wohnten einſt beiſammen und zeugten das beſte Land der Erde. Noch immer ſteben jie, wie wir geſehen , in enger Verbindung. Man nimmt
Die Zeremonie Pure, welche das Kind in den Kreis der Familie einführt, iſt öfter mit der Taufe vergliden worden , weil Waſſerbeſprengung dabei eine Rolle ſpielt und weil bei dieſer Zeremonie die Kinder ihre Namen er : halten . Zunächſt kommt das Abſdyneiden des Nabelſtranges,
dem eine tiefe Bedeutung beigelegt ward. Fand nämlich dieſer Vorgang auf einem Steine ſtatt, ſo war die Bedeutung, daß der fünftige Mann als Kämpfer ein Herz wie Stein haben ſollte ; fand er auf einer Reule ſtatt , ſo bedeutete dies den Mut im Streite ; der des Mädchens aber wurde
in Samoa auf dem Zeugklopfer abgeſchnitten. Bei jener Zeremonie Pure nun hielt der Prieſter den Nabelſtrang in der Hand und ſprach die Anrufung über denſelben . Am adyten Tage folgte die Zeremonie Tohi oder Rohi, bei welder die Neugeborenen mit Waſſer beſprengt und
dadurch gereinigt, die Knaben aber zugleidh dem Kriegs gott geweiht wurden . Dabei wurde in den Geſchlechtsſtab ein einfacher Einſchnitt für einen Knaben und einer mit
gang emporſteigen laſſe. Vorher war die Sonne durdy
Beifügung eines weiblichen Geſchlechtszeichens für ein Mädchen gemacht. Kühn und laut mußte die Weibeformel dem Kriegsgotte Tu von dem Prieſter geſprochen werden, aber ſie endete in Wehklagen über das Feuer aus Kaiaroa,
ihre Strahlen an die Erde gebunden.
z. B. auch an, daß die Sonne an den Mond durch Maui
befeſtigt worden ſei , damit ſie dieſen durch ihren Nieder Dieſem doppelten
das in dunkle Nacyt fortführen werde, wer weiß, wohin ?
Zuſammenbinden entſpringt jene vorhin erwähnte Wirkung der Finſterniſſe auf die Erde. So genau wird die Sonne beobachtet, daß die Maori ein eigenes Wort haben für den Schimmerglanz der Sonne über dem Waſſer nach dem Niederſinfen. Sie nennen es Rehu , was dasſelbe Wort ijt wie ,,Heiben des Feuers." Und ſie haben einen Vers,
,, Ein Feuerbrand wird ſid) erheben aus Kaiaroa und mich, ausgetilgt, fortreißen nadı dem Sand von Nanganui, nady
Rerenga.“ Unter Geſang und Waſſerbegießung erteilte
in dem ſie rufen : „ Laß die Strahlen flimmern , Sonne,
Hausrates, Hine- te -iweiwa , geweiht.
vor dem Niedergeben in die Höble."
Niederſchrift der Taufformel eines Knaben , die er von
Die Sterne ſind von ibren Vorfabren geſchaffen , deren
Namen in den Myſterien der Prieſter bewahrt werden .
der Prieſter dem Kinde einen Namen ,/ wobei ein Mabeu baum gepflanzt wurde, damit das Kind gleich dieſem Baume
wachſe und gedeihe. Das Mädchen wurde der Göttin des
Baſtian teilt die
Judge Manning erbielt , in engliſcher Sprache mit. verſuchen bier ibre Ueberſebung :
Wir
Baſtian iiber die Mythologie der Polyneſier.
576
Mit dem Waſſer des Tu beſprenge ihn , Damit dieſes Kind mutig ſei, Ein Menſdenfänger, Ein Bergerklimmer, Rübn und voll Mut In der Männerſchladit, Im Veſtenerſtürmen ,
In todbringendem Ueberfall Und in offnem Gefecht!
ein Ort Leinaokuanni in der Nähe des Weſtfaps als die Stelle genannt, wo die Seelen ins Meer ſteigen. Aber die Seelen kommen nicht gleid, in das Jenſeits, ſondern werden einige Zeit an den Grenzen desſelben herumgeführt, damit ſie , wenn etwa nur ſcheintot, in die Oberwelt zu: rückehren können. Leben Scheintote wieder auf , ſo ſagt man , Milu habe ihre Seele in die Oberwelt zurücgeſandt. Daher konnte der Wunſd des Häuptlings Elleiu von Maui
erfüllt werden, welcher ſeine verſtorbene Frau zurüdwünſchte und den Gott Lono Kialii zum Führer erhielt, mit deſſen Hilfe er dieſe teuere Seele zurücholte. Daher werden
Männliches Kind! Daß es mutig werde, Zornmutig,
Ein Fäller der Waltbäume
aber auch friſdy abgeſchiedene Seelen mehr gefürchtet, weil ihre halbkörperlidye Erſcheinung bis zum Wahnſinn erſchreckt. Man glaubt, daß ſie oft mehrere Tage nach dem Tode um das Haus oder Grab umberirren. Sie beißen in dieſem Zu ſtand Afua -lapu, ſdyreckender Geiſt. Die Seele wird jdwächer
Auf den Höhen der Weſten ,
und ſdwäder, bis ſie, ganz unſichtbar geworden , einen Führer
Gin Wellendurdydneider ,
in Milu's Reidh findet, von wo keine Wiederkehr. Es fommt aber vor, daß die eines Schußgeiſtes bedürftige
Ein ſtarker Schwinger der Waffen Von Stein ,
Von Holz,
Gin Urbadymader ,
Ein Erbauer von Häuſern , Von Kriegsfähnen , Ein Begrüßer ciner Gäſte,
Familie durd, Gebet die Seele in ihre Nähe bannt , wo
Ein Fiſdygewinner, Gin Land in Beſit Nehmender. 20 .
2c .
Paradies und Hades der Hawaiier.
Milu's Reich der Unterwelt wird fortdauern ohne
Veränderung und Ende und bat wahrſcheinlich von Anfang an beſtanden. Die beſten Nadyrichten darüber brachte ein
ſie bei Reliquien bleibt und zum Zwede der Begeiſtigung gerufen werden kann. In Milu's Reich vergnügen ſich die Seelen mit geräuſdvollen Spielen , in dem Wafeas herrſcht weihevolle Kube. Es prägt ſich ſelbſt hier nod) der Unterſchied der Abſtammung beider aus, denn Milu iſt aus dem Volke, Wakea aus den Fürſten hervorgegangen. Der Ort für die Qual der Böſen ( Pokinikini), der als die Nadt des fortdauernd langen Todes und als die Stelle, wo die Sterne an der Rückſeite des Himmels hängen, als tiefer, dunkler Plas bezeid net wird, dürfte wohl aus einem
Smeintoter zurück, der acht Tage in Milu's Neidie weilte
fremden Gedankenkreiſe hieher verſdlagen ſein, da derſelbe
und dann wieder ins Leben zurüdfebrte , worauf er ſeine
keine unmittelbare Beziehung zu den Neiden Milu's und
Beobachtungen den Seinigen mitteilte. Er trug ſeitdem den
Wafea's hat. Folgender Mythus, den Baſtian auf Hawaii vernahm ,
Namen : Milu's Augen. (S. unt. den Mytbus vom Seelen
herauſholenden Häuptling .) Das Land in dieſem Reide
gibt ein gutes Bild der kontreten, bei dieſem Zweige der
iſt alſo flach und fruchtbar , aud) einigermaßen erhellt.
Polyneſier herrſchenden Vorſtellung vom Jenſeits :
Alles wädyſt da von ſelbſt. In Milu's Palaſthof iſt Gelegenheit zu aller Art Ergößung. Milu ſelbſt wählt die ſchönſten unter den ankommenden Frauen für ſich, die dann für alle anderen Akua Tabú ſind.
Ein zweiter
Herrſcher der Unterwelt iſt Wafea , deſſen Reich indeſſen ſpäter begründet ward als Milu's und welder einen an : deren Teil der Unterwelt beherrſcht, der von jenem Milu's
durd) einen Zaun geſchieden iſt. Beide Teile ſind Tabú,
ſo daß man nicht aus einem in den anderen gelangen kann. Wafea herrſchte auf der Erde, ehe er Gott wurde. Einige ſagen fogar , Wakea herrſche im Himmel der Häuptlings ſeelen , Milu im ſchlammigen Plat , der die Seelen der Gemeinen aufnimmt.
Und Wakea wird wohl auch der
Ein Häuptling, der über den Tod ſeiner Frau tief betrübt war, erhielt von ſeinem Prieſter, an den er wandte, den Kane- i-kon -alii (Gott der Häuptlinge) Führer in Milu's Reich. Beide wanderten bis an Welt Ende, wo ſie auf einen Baum gelangten , der
ſich als der ſidy
ſpaltete , worauf ſie in die Tiefe hinabglitten. Der Gott verbarg ſid dort hinter einem Felſen und ließ den Häupt ling, den er vorber mit einem ſtinkenden Dele eingeſdymiert hatte, allein vorausgehen. Im Palaſte Milu's angelangt, fand er deſſen Hof mit einer großen Menge von Akua angefüllt, die ſo vertieft in ihre Spiele waren, daß er ſich unbemerkt unter ſie miſden konnte.
Als ſie ihn aber be
ben, gehen in der Richtung der untergehenden Sonne und
merkten , hielten ſie ihn für eine neuangekommene Seele (Uhane) und wandten ſid) unwillig und mit höhniſden Bemerkungen über das zu lange Verweilen beim verweſen den Körper dieſes Akua-pilau (ſtinkenden Geiſtes ) ab. Als
ſpringen entweder von einem Fels ins Meer oder ver
nun nady allerlei Spielen ein neues ausgedacht werden
idwinden durch ein Loch in der Erde. In Dabu wird
follte, da dlug der Häuptling vor, daß ſich alle die Augen
gütige Gott (Akua- ola -olu) genannt. Die abgeſchiedenen Seelen, wenn ſie nach dieſen Neiden der Geiſter entſchwe
Der türzeſte Weg in das Juere von Afrika.
577
ausreißen und auf einen Haufen zuſammenwerfen ſollten .
im vergangenen Jahr ein reines Erträgnis von 8000 Pf. St.
Jeder war raſdı dabei , dody der Häuptling merkte wohl,
geliefert. Das iſt ein großes Reſultat im Vergleich mit den anderen Provinzen des ägyptiſden Sudan. Nur ein mal im Jahr in direkter Dampfer-Verbindung mit Khartum, behauptet Emin Bei ſeine hohe Stellung nur durch ſeinen
wohin Milu's Augen fielen , die er im Fluge ergriff und in ſeinem Kokosbecher verbarg . Da nun alle blind waren,
gelang es ihm , nach dem Reiche Wakea's zu gelangen, das Milu's Scharen nicht betreten dürfen. Nach längerem Verhandeln unter Wafea's Sdyuße erlangte Milu ſeine Augen nur dadurdy wieder, daß er die Seele der Häupt
lingsfrau losgab , welche nach der Erde zuückkehrte und mit dem Körper wieder vereinigt ward.
Der kürzefte Weg in das Innere von Afrika. Dr. Schweinfurth ſchreibt aus Kairo, 2. Mai 1883,
Titel und durch die Madit ſeines Charakters . Er hat durch
greifenden Erfolg : Neger und Araber verehren ihn mit gleichmäßiger Hochachtung. Er hat das Unmögliche möglich gemadyt ; er hat Kul
turen in die dortigen Ländereien eingeführt, die bisher unbekannt waren . Durch ſein eigenes Beiſpiel wußte er den Eingeborenen die Luſt an der Arbeit beizubringen , indem er ſie auf den daraus entſpringenden Nußen hin wies. So kam es , daß nur in ſeinen Provinzen Reis gebaut wird und gedeiht , daß Reis und Korn die Ein geborenen reichlich mit Nahrung verſorgen , daß frucht
an ,,L'Impartial d'Alexandries : Unbeſtreitbar wird in nicht ferner Zukunft der Rongo der praktikabelſte Weg nach Zentralafrika werden ; zur Zeit aber iſt er noch durd, tauſend Schwierigkeiten verſperrt. Früher handelte es ſidy nur um die Frage , ob die Route über Sanſibar oder diejenige über den oberen Nil den Vorzug verdiene. 3d für meine Perſon ſpracy mich immer zu Gunſten der lekteren aus und heute kann ich die Beweiſe für die Richtigkeit meiner Ueberzeugung bringen. In den
Man geht nidyt zu weit im Lob, wenn man Emin Bei einen wirklichen Apoſtel der Ziviliſation nennt. Er repräſentiert in Zentralafrifa den Typus jener Männer, deren ſegensreiches Wirken dem Geiſte des Königs Leopold
leßten Tagen erhielt ich von Emin Bei und Dr. Junker
von Belgien bei Gründung der Internationalen Afrikani
Nachrichten,? welche in jeder Beziehung äußerſt wertvoll ſind. Der Dampfer , welcher mir dieſe bradyte , war am 14. April d. 3. von Ladó abgegangen und hatte dem
(dhen Geſellſchaft vor dwebte. Aus dieſen Gründen kann ich nur auf das Wärmſte die Route des Nil befürworten. Emin Bei hat das Ter rain für künftige Forſchungsreiſen geebnet, aber niemand
nach für die Strecke von 3000 Km, nur 45 Tage gebraucht. Vergleicht man damit den Zeitaufwand einer Reiſe von Bagamojo nad udſchidſchi, ſo muß man unbedingt un ſerem alten , ehrwürdigen Nil den Vorrang des kürzeſten
Weges einräumen. Was aber vor allem den Ausſchlag geben muß, iſt die Anweſenheit eines Mannes in Ladó, welcher alle möglichen Vorzüge in ſeiner Perſon vereinigt; er iſt oberſter Ridster, ſchöpferiſcher Reformator, unbeſchränk ter Gouverneur und gaſtfreundlicher Beſdyüßer ! Ich ſpreche von Emin Bei , dem Generalgouverneur der Aequatorialprovinzen, der Tag und Nacht über die Intereſſen der ägyptiſchen Regierung ſowohl, wie über das Wohlergehen und die Sicherheit einer ſonſt ſich ſelbſt über laſſenen Bevölkerung wacht. Emin Bei kennt ſein Gebiet wie niemand, er hat es in ſein Herz geſchloſſen. Ein adit
jähriger Aufenthalt hat ihn mit den Gebräuchen und den
tragende Bäume aus Indien , Bambus aus Birma und
China eine weite Verbreitung gefunden haben.
Eine
Menge nüßlicher Haustiere, wie Enten, Gänſe, Truthühner, Lapins find akklimatiſiert worden .
kümmert ſich darum , troß ſeiner wiederholten Aufforderungen. Die wiſſenſchaftlichen Geſellſchaften geben für die Reiſen
nach Ugogo, Unianjembe zc. enorme Summen aus, welche die Araber allein in die Taſche ſtecken. Emin Bei zur Seite ſteht gegenwärtig der Reiſende Dr. Junker , deſſen Ausdauer und wiſſenſchaftlicher Herois
mus die geſamte geographiſche Welt in Erſtaunen ſeßt. Er hat auf den Welle und deſſen Nebenflüſſe als wichtige Verkehrsmittel hingewieſen. Emin Bei hat ſeine Ratſchläge praktiſch verwertet. Die Waren werden den Uelle hinauf in den Ribali und Ribbi geführt und von da nad Wadalei, am Nil, ſüdlich von Dufilé, transportiert. Wollte man nad) dem Muſter der Belgier zwei oder brei Stationen auf der Linie zwiſchen Ladó und dem oberen
Sprachen dieſes weit ausgedehnten Landſtriches vertraut ge
Kongo errichten , ſo würde das auf keine Schwierigkeiten ſtoßen. Die Verbindung zwiſchen dieſen könnte vollkommen
macht. Er iſt außerdem Arzt und hervorragender Natur
ſicher geſtellt und dieſes Eldorado der Agrikultur dem
forſcher; er hat alle Werke geleſen, welche ſich auf ſeinen Diſtrikt beziehen . Er verſteht, die Bedürfniſſe der Bevöl kerung zu befriedigen und die Produkte des Landes aus : zunüßen. Dieſe Provinz, ſo groß wie ein Königreich, hat
europäiſchen Handel erſchloſſen werden. So bietet denit der Nil die vorteilhafteſte Baſis für
1 Vergleiche den auf dasſelbe Ziel gerichteten Aufſatz von Robert W. Felfin in Edinburgh in Nr. 31 (S. 601) des vorigen Jahrganges des „ Ausland.“ 2 Siehe „ Ausland" 1883, Nr. 24, S. 476.
eine Reihe von Unternehmungen und die Möglichkeit der
Ausführung in einer ſo bequemen und geſicherten Weiſe, wie man ſie zur Zeit in keinem anderen Teile von Afrika findet .
1
Kleinere Mitteilungen.
578
kleiurre Mitteilungen.
der Horde einzunehmen pflegt , machten das ganze Mobiliar dieſer Negrito Hiitte aus. Die Weiber trugen in den Ohren ſtatt wert
voller (Hehänge Blätter , einzelnie von ihnen ſtampften Reis ,
un
Auſtraliſche Gewächſe im Tertiär bei Halle.
„ Neu -Holland in Europa “ populär gemacht hat. Noch Engler hat es in ſeiner klaſſiſchen Entwicelungsgeſchichte der Pflanzen
ihn von der Hülſe zu befreien ; andere ſahen ihnen zu oder ſäugten ihre jüngſten Sprößlinge, während ſchon größere ihnen an dem Riicken hingen. Die Mämmer beſchäftigten ſich mit Tabafrauchen, die einen thaten dies ſtehend, die anderen hodend auf den Ferſen, wie es die Juidier ( d. h. die philippiniſchen Malaien ) zu thun
welt 1i fraglich genannt, ob wirklich auſtraliſche Typen in friihen
pflegen. Einzelnie von ihnen trugen um die Fußknöchel einen
Tertiärſchichten Europa's ſicher nachweisbar ſeien, da die friiheren
Riemen aus der Haut eines Wildſchweines , dies gilt bei ihnen als eine beſondere Auszeichnung. Naum daß wir angelangt waren und uns in der erwähnten Hütte niedergelaſſen hatten, traten zwölf Negritos (Männer und Weiber) auf, um einen bizarren Tanz unter der Begleitung eines mouotonen und feierlichen (Geſanges vor unſeren Augen aufzufiihren. Die Tanzenden traten einer hinter den andern
Kürzlich wurde in dieſer Zeitſchrift wieder erinnert an jenes Thema, welches einſt Unger in ſeiner intereſſanten Abhandlung
Veſtimmungen Ungers und v . Ettingshaujenis auf teilweiſe gar
nicht geniigenden Grundlagen wie zweifelhaften Blattabdriiden be ruhten, obwohl er ausdrüdlich die Möglichkeit einräunte, daß eina mal Proteazeen und andere Auſtraltypen im europäiſchen Tertiär entdeđt würden . Dies iſt un im Halliſchen Tertiär wirklich ge chehen . Der ſehr ſchwunghaft betriebene Braunfohlenbergbau in der Umgebung von Halle (bis nach Weißenfels und Eisleben him) fördert tagtäglich neues Material zur Entſcheidung der ſtrei tigen Frage . Und Herr Dr. Þaul Friedrich, gegenwärtig Lehrer am Katharineum in Lübec, hat ſich das Verdienſt erworben , den bisher aufgehäuften Schat phytopaläontologiſch zllunterſuchen mit Zuhilfenahme des Herbars und des Botaniſchen Gartens der Berliner Univerſität. Viel überraſchend Neues hat ſich bei dieſer
Sichtung unſerer dem lInteroligozän angehörigen Flora ergeben. So das (füirs Tertiär iiberhaupt vorher noch nid)t sachgewieſene) Vorkommen der Mohngattung ist ganz unzweifelhaften Fruchtreſteni, ebenfalls ganz neu fürs Tertiär eine echt tropiſche Paſſionsblume,
Chamaerops helvetica als nördlichſtes Vorkommen tertiärer Palmen , mit merikaniſchen nädſt verwandte. Sequoien, eine neue Urtizee der Gattung Boehmeria , kaum zu unterſcheiden von B. excelsa Wedd . von Juan Fernandez, eine Cunonia, die wieder ſo gut wie identiſch iſt mit der ſiidafrifaniſchen C. capensis L., vor allen aber echt auſtraliſche, auch nieuſeeländiſche Formeni. Mint der ſicher darunter Eucalyptus (in Blattreſten , die auch anderen
Myrtazeen eignen fönnten ), aber, bei Eisleben beſtimmt erwieſen , mehrere Proteazeeni, eine Banksia ( longifolia Ung.), ein Cerato petalum ( lädhiſtverwandt dem auſtraliſchen C. gummiſerum Sm .) und ein Panax, welches ſich faſt gar nicht unterſcheidet von P. ar boreum Forst. Neuſeelands. Ein ausſiihrlicherer Bericht aus der Feder des Herrn Dr. Friedrid) wird über dieſen Gegen : ſtand in den „ Mitteilungen des Vereins für Erdkunde zu Halle" erſcheinen . Halle.
A. Kirchhoff.
und jeder padte den Vordermann bei dem Gürtel. Hierauf be gamen ſie ſich ſo herumzudrehen , als ob ihre Kette die Windungen einer Schlange darſtellen ſollte, wozu ſie nach dem Takt der Muſik mit den Fiißen ſtampften. Je weiter der Tanz ſich ausdehnte, deſto erregter wurden ihre Schwingungen , bis ſich die ganze
„ Schlange" in wirbelnden Drehungen herumſchwang, wobei ſie heftige Schreie ausſtießen. Danach gaben ſie Proben ihrer Ge. wandtheit, mit der ſie ihre Hauptwaſjen , Bogen und Pfeil , zu handhaben verſtehen ; ihre Echiiſje trafen meiſterhaft das Ziel. F. B.
Anzahl der Fruchtbäume in Kalifornien und Oregon. Kalifornien zeichnet ſich beſonders aus durch Weintrauben , Birnell, Pfirſiche, Pflaumen , Zwetſchgen , Aprikoſent , Kirſchen ,
Feigen , Oliven , Orangen , l'imonen ; Oregon durch Depjel und Zwetſchgen. Es gibt in Kalifornien : 2,100,000 Apjelbäume, in Oregon 1,300,000 ; im erſteren 800,000 Pfirſichbäume, im zweiten Lande 44,000 ; im erſteren 350,000 Birnen-, 260,000 Pflaumen : und Zwetſdygen-, 130,000 Kirſchen- , 250,000 Aprikojen-, 50,000 Feigena, 1,000,000 Orangen- und 140,000 Limonenbäume in den
Gärten. Nach dem Zenſus von 1880 hatte der jährliche Ertrag der Bäume Oregons cinen Wert von 2,188,000 Mark, der noch nicht amtlich veröffentlichte von Kalifornien wird mutmaßlich
12,000,000 Marf betragen. Oregons Fruchtbäune tragen jährlich 2,000,000 Scheffel Aepfel, Pfirſiche , Zivetſchgen und Birnen ; es kann alſo durchſchnittlich jeder Einwohner wöchentlich zwei Pfund dieſer Früchte erhalten . Die Aprikojen, welche auf der atlantiſchen
Seite faſt unbekannt ſind , kommen in übergroßen Mengen in Unter den Negritos von Limay . 2
Kalifornien vor und zeichnen ſich ſowohl friſch als getrodnet durch
In den Nummern vom 20. Januar und 3. Februar l . I. des Manila - Journales „ El Comercio“ hat der unter dem Pſeudo
Nähe von Haywards trug auf 12 Ader Land im Jahre 1879 155 Tonnen Früchte. Die ergiebigen Pfirſichgärten am Safra mento River liefern jährlich per Acer 27,600 pd. Der Ertrag der 110,000 engliſchen Walnußbäume wurde im Jahre 1881 auf 500 Tonnen gerechnet, alſo durchſchnittlich von jedem Baume auf
herrliches Aroma und zartes Fleiſch aus. Ein Garten in der nym Siefo befarite Korreſpondent jenes Blattes zwei Artikel unter
dem Titel : „ Seis Dias en Bataan “ veröffentlicht , welchen ich folgende Notizen über die Negritos entnehme:
Gruppen von
Männern, Weibern und Kinderni, alle bis auf einen leichten Schulz
10 Pd .
faſt umbekleidet, drängten ſich um uns , jo daß wir ihre kleine hagere Geſtalt, ihr dichtes, gefrauſtes und durchwirrtes Haar ruhig betrachten konnten ; ihre Haut war zum größten Teile mit einer
wahre Manie, Orangengärten anzulegen. 1000 Stüď foſteten damals 168 Mart und, wenn ſie ſehr billig waren , nie unter 84 Mark. Fiinf Jahre alte Bäume tragen 200 , zehnjährige
Von 1870-1880 herrſchte im ſüdlichen Kalifornien cine
ichuppenartigen Flechte bedeckt. Ein mit Rohr umzäunter, ſcheunen:
1000 Stück.
artiger , mit Blättern des Nipa fructicans überdachter Raun diente ihnen als Zufluchtsort in der größten Tageshitze, ſowie als Verſammlungsort für Beratungen intereinander oder mit
Land ſtehen , hat man von ihnen einen Ertrag von mindeſtens
ſpaniſchen Amtsperſonen . Aus Zweigen roh hergeſtellte Bänke und ein in der Mitte befindlicher erhöhter Platz, den der Häuptling ^ Siehe „ Ausland “ 1883, Nr. 15.
2 Limay iſt ein Dorf, welches mit dem Städtchen Orion der Provinz Bataán ( Juſel Luzón' der Philippinen) eine Gemeinde bildet .
Da im
gewöhnlich 100 Bäume auf einein Ader
1600 Mark und nach Abzug aller Unkoſten nietto 1200 Mark Ger
winn. San Gabriel bildet das Zentrum der Orangenkultur, dort fommen mehr Bäume vor, als im ganzen übrigen Kalifornien. (The Commerce and Industries of the Pacific Coast of North America . S. 819.)
By John S. Hittel .
San Francisco. 1882.
Notizent .
579
zwiſdhen dieſen Städten und dem meteorologiſchen Obſervatorium von Sizeawei gleichfalls eine Telephonverbindung herzuſtellen. - Dieſem aufgeklärten Chineſen Tong- ling - Sing und ſeinem Einfluß
Notizen. Aſien .
auf die Börſe des Si-Hung Chang verdankt der Kaiſer die gegen Neue Karte von Kleinajien . In einer der jüngſten Ver -
jammlungen der Geographiſchen Geſellſchaft fiir den Kaukaſus legte General Strebnitzky eine neue, von ihm entworfene orographiſche Karte Kleinaſiens vor , welcher ungefähr 1500 , an verſchiedenen Orten ausgeführte Höhenmeſſungen zu Grunde liegen . Die Erforſchung Zentralaſiens durch die Ruſſen tommt
and der Zoographie zu Gute. Herr Profeſſor v. Martins hat, wie friiher die Ausbeute Fedtſchenko's , ſo nun auch die von den Herren Regel , Þrſchewalsti und Botanin geſammelten Kondyylien bearbeitet und wir fönnen uns in ein Bild der Fauna machen . Dieſelbe ſchließt ſich eng an die allgemeine europäiſch -nordaſiatiſche an und zeigt einen verhältnismäßig ſtarken Anteil an anch in
Nordamerika vorkommenden zirkumpolaren Arten . Intereſſant iſt, daß ſie der Fama des europäiſchen Diluviums näher ſteht, als der rezenten . Die mit Europa gemeinſamen Arten ſind lauter ſolche, welche auch ſchon im unteren Pleiſtozän vorkommen ; die Intergattungen dagegen , welche im europäiſchen Pleiſtozän jehlen , ſind auch in Zentralaſien nicht vertreten .
Die jetzt ſo all
gemein verbreitete Gattung Unio , die Flußmuſchel, fehlt ganz; jie findet ſich bekanntlich auch im Pleiſtozän mur ſehr ſelten. Die Mollusken liefern alſo einen Beweis mehr, daß Europa zur Dilu vialzeit ſteppenartig war und dem heutigen Zentralaſien glid). Anklänge an die chineſiſche Fauna finden ſich erſt ſüdlich vom Thianſchan ; als indiſch kann nur eine einzige iſoliert in Turkeſtan Ro . lebende Art gedeutet werden . Europäiſche Wiſſenſchaft in China. Der „ North China Herald “ bringt eine Mitteilung , aus der hervorzugehen
ſcheint , daß in China die liebe 311 europäiſcher Wiſjenſchaft im Zunehmen begrifien iſt.
Es wird mit Bedauern mitgeteilt, daß
Herr Yang, ein wohlbekannter Pfandleiher, ſich aus Peting zuriid
wärtige bedeutende Stellung der chineſiſchen Handelsmarine. Die , China Merchant's Steam Navigation Company “ beſikt 30 Dampfer mit 20,000—25,000 Tonnengehalt. Er war die Veranlaſſung, daß Panzerſchiffe an die Stelle der alten Kriegs Dſchunfen traten ; er ſchuf Telegraphen- und Telephonleitungen
und legte bei Kaiping Bergwerfe zur Eijengewinnung an .
Mit
der Geſchichte der Einführung der Eiſenbahnen und Tramways in China werden die Namen des verſtorbenen She Pao-Chen, des
Si- Hung Chang und Ton -King -Sing ſtets eng verbunden bleiben . B. L.
Chinejen nach Indien . Die chineſiſche Regierung beab ſichtigt, 12 Studenten zur Erwerbung mediziniſcher Kenntniſſe nad) Judien zu jenden . Wie ſeltſam mutet dieſe Neuigkeit uns an : Chineſen holen ſich europäiſche Wiſſenſchaft in Indien ! Seit 1877/78 hat die Ausfuhr von Weizen aus Indien von beinahe 317,000 Tonnen bis auf 1 Million zuge nommen . Doch bleiben noch weite Stređen geeigneten Landes, welche in Kultur gebracht werden können ; indes wird infolge der Vollendung der Kanäle in den oberen Provinzen ein großer Teil desſelben eine vorteilhafte Verwendung finden . England iſt durch aus nicht der einzige Markt fiir indiſchen Weizen. 1881/82 ſendete der Bandſchab 6 Millionen Zentner nach Frankreich und etwa zwei Dritteile dieſer Menge nach Antwerpen .
A usbreitung der Eiſenbahnen in Britiſch - Jndien Am Ende des Jahres 1882 83 waren 10,151 Meilen für den Ver
kehr eröffnet. Die Zunahme während des Jahres betrug 290 M1. Im Bau begriffen waren 2332 Mi. , was einer Zunahme vou 1030 M. während des Jahres entſpricht. Die Reineinnahme vom Betrieb, mit Ausnahme der Linien in den eingeborenen
Außer ſeinen eigentlichen Geſchäften betrieb er noch Chemie,
Staaten, ergab im Durchſchnitt 5,070 des Anlagekapitals. Die
mechaniſche Wiſſenſchaften , Franzöſiſch, Medizin, Mineralogie und ähnliche Gegenſtände. Er beſaß Gaswerke, Dampfmaſchinen, eine ganze Apothefe von Materialwaren, photographiſche Apparate und ein geologiſches Kabinet. Yang zieht ſich nach ſeiner Heimat
Länge der dem Verfehr geöffneten Bahnen hat ſich im Laufe der
zieht.
lebten zehn Jahre verdoppelt. Afrita .
Schanſi zuriid , wo er Kohlen- und Eiſenbergwerke betreiben und fremde Maſchinen , auch noch in anderer Weiſe , anwenden will . Wenn ſelbſt ſchlaue und unternehmende dineſiſche Geſchäftsleite einen Geſchmac fiir europäiſche Studien beſitzen, braucht man der Zufunft der Wijjenjdhaften in China nicht mit ängſtlichen Augen
dition. Die Geographiſche Geſellſchaft in Hamburg beehrt uns mit folgender Zuſendung : „ Dem Vorſtand der Geographiſchen
entgegenzuſehen . Der Handel Japan's 1881.
Sanſibar , Herrn Emil Grallert, zugegangen , welches die erſten
.
Nachrichten von Dr. Fiſcher's oſtafrifaniſcher Erpe :
Geſellſchaft in Hamburg iſt mit der geſtern hier eingetroffenen
Sanſibar -Poſt ein Schreiben des Kaiſerlich Deutſchen Konſuls in .
Der Geſamtwert des aus
zuverläſſigen Nachrichten iiber den Fortgang der Hamburgiſchen
wärtigen Handels in den geöffneten Häfen Japans (mit Ausnahme desjenigen von Niigata) repräſentierte in dieſem Jahre eine Summe
Expedition im äquatorialen Oſt-Afrika unter Führung des Herrni Dr. Fiſcher bringt. Dasſelbe lautet : „Ich benutze die heutige
von 61,359,349 Dol . und zwar trafen hievon auf die Einfuhr
Gelegenheit, Ihnen die Mitteilung zu machen, daß indirekte Nach
31,032,742 Dou. , auf die Ausfuhr 30,326,607 Doll. Im Ver gleich zu 1880 zeigt jene eine Abnahme von 5,589,501 Doll . ,
richten über Dr. Fiſcher eingetroffen ſind, wonach er ſich wohl zu befinden und ſeine Reiſe gut von ſtatten zu gehen ſcheint . Der
Auf die einzelnen
engliſche Reiſende Thomſon iſt nämlich nach Mombaſſa zuriidgekehrt,
Häfen war der Geſamthandel in nachſtehender Weiſe verteilt : Einfuhr: Ausfuhr: Gejamtſumme
um Verſtärkungen zu holen , da es ſich herausgeſtellt hat, daß ſeine Karawane von zirka 120 Mann nicht ſtark genug iſt, ſich einen Weg durch das Gebiet der Maſai zu verſchaffen . Er iſt bis Ngaren Erobi (weſtlich von Kilimandjcharo unter zirka 30 S. Br. und 36120 O. L. v . Gr.) gekommen , von wo er am 5. Mai wieder zurückkehrte. In Ngaren Erobi erfuhr Thomſon , daß Fiſcher mir einige Tagreije von ihm war und er ſich an der
dieſe aber eine Zunahme von 2,906,778 Doll .
Dollars
Jokohama (Kanagawa) 21,742,026 viogo und Ohojafa 8,430,622 1,000,822 Nagajati 128,272 Jatobate
Dollars
21,154,614 5,946,710 2,381,695 813,628
Dollars 42,896,670
14,377,332 3,382,517
871,900
Im diesjährigen Januarhefte der „ Annales de l'Extrême
Spitze von zirfa 800 Mann einen Weg durch das Gebiet der Majai
Orient" wird über die fiirzlich eingerichtete Telephonleitung in
erzwungen hatte, wobei mehrere der Maſai getötet worden waren , unter anderen auch einer der Häuptlinge. Dr. Fiſcher , welcher
Sdhangai berichtet und von dem Präſidenten der dortigen Handels fainmer mitgeteilt, daß der um China jo verdiente Tong-King Sing von den Vizekönigen von Tſchili und Nanking autoriſiert ſei ,
.
ſelbſt nur 350 Leute bei ſich hat, hat ſich nach dem Vorſtehenden anſcheinend mit anderen Karawanen vereinigt und dürfte die
Litteratur. Korreſpondenz.
580
Hauptſchwierigkeit , welche ſeine Reiſe erforderte , glüdlich über wunden haben . Thomjon hatte am 15. März Mombaſja ver
riſtiſchſten figuralen Darſtellungen aus dem Volks: und Hofleben Marokfo's, originelle Aufziige, Typenbilder, dramatiſch bewegte
laſſen und ſeinen Marſch über Mifindui (23. März) und Ndoveta
Szenen und geniale Augenblicksbilder, welche beſſer als ſelbſt de
(31. März) auf Ngaren Erobi gerichtet, woſelbſt er am 5. Mai
Amicis ab und zu höchſt lebendig geſchriebener, farbenreicher Tert, jene eigenartige Welt in dem weſtlichſten Bollwert des Islams dem Peſer vorfiihren. Wir haben nur zu bedauern , daß die Bilder
angelangt war.“ Das Weſentliche aus dieſen Mitteilungen iſt unſeren Leſern aus engliſcher Quelle bereits in Nr. 26 des „ Aus land" (S. 519) zugänglich gemacht worden .
Dr. Fiſcher und Dr. Thomſon. Wir ſelbſt erhielten faſt gleichzeitig Mitteilungen aus Sanſibar , denen zufolge Thomſon's Mißerfolg dort vorausgeſehen worden war : „ Er bereitete ſich “, heißt es , „ hier über Hals und Kopf zur Reiſe vor, wahrſcheinlich
um Dr. Fiſcher den Weg abzuſchneiden, und brach am 15. März ſchon von Mombaſſa auf. Thomſon verbreitete hier allerlei Ge riichte, Fiſcher ſei von ſeinen Leuten im Stiche gelaſſen , einmal ſollte er jogar ermordet ſein .“ Die Stärke Thomſon's wird in dieſem Briefe zu 150 , die Fiſcher's zu 850 Gewehren angegeben
und als die Richtung , in welcher Fiſcher iiber Ngaren Erobi
ſich ſo ausſchließlich mit Menſchen , Pferden und Architeftur be ,
ſchäftigen und Landſchaft und Vegetation einigermaßen ſtiefmüitter lich behandelt werden . Trotz alledem
aber fönnen wir das and
typographiſch ſehr hübſch ausgeſtattete Buch unſeren lejern ange legentlichſt empfehlen . Nur in einem Punkte haben wir mit dem Bearbeiter zu rechten , nämlich über die Wichtigkeit, welche er dem Vandalenblut beziiglich der Raſſeneigentümlichkeit der Berber bei legt. Alle deutſchen Völker haben im Siiden ſich ſorgſam bemiiht, ihr Blut rein zu halten , um die Kampfestüchtigkeit zu bewahren. Dasſelbe Geſetz, das wir heute noch in den deutſchen Kolonien in Algerien beobachten können, hat darum auch auf ſie ſeine unheil
hinaus vordringt, wird Norden oder Nordweſten bezeichnet , da
volle Wirkung ausgeiibt; die Kinder ſind weggeſtorben und in
ſein Ziel der Baringojee ſei .
der dritten Generation war das Volf ſchon ſo weit zuſammen -
geſchmolzen , daß ein paar tauſend byzantiniſche Soldaten genügten, um das Reich über den Haufen zu werfen. So erging es den Oſtgothen , ſo erging es auch den Sandalen ; nur in Spanien , wo das kiihlere Klima des Plateaulandes hinzukam und dic
Gothenfönige ſchon friih die Vermiſchung mit den Ureinwohnern
Litteratur. Maroffo. Von Edmondo de Amicis. Deutſch von
beförderten , hat ſich deutſches Blut in genügender Quantität er halten, um einen nennenswerten Einfluß auf die Bevölferung aus
A. v.. Soweiger -Lerchenfeld. Mit 165 Original Illuſtrationen .
zuiiben. Die blaiten Augen und helleren Haare der Berg Berber
Wien, Hartlebeni . 1883. Folio . 388 S.
deuten ſchwerlid) auf Abſtammung von den Vandalen .
No.
Es iſt dieſes Wert nicht
eigentlich eine Ueberſetzung des de Amiciſchen Reiſeberichtes, ſon
dern eine fiir Dentjdıland ſpeziell beſtimmte lebertragung, ans welcher der Bearbeiter alles weggelaſjen hat , was nur für das italieniſche Publikum und nur fiir die Zeit des erſten Erſcheinens von Intereſſe war. Das Buch hat dadurch für uns entſchieden gewonnen , ebenſo wie durch die Einſchaltung eines eigenen Kapitels iiber den marokkaniſch ſpaniſchen Krieg und die Eroberung von Tetuan ; auch das weiterhin zugefügte Kapitel über Süd- Marolfo
wird mancher gerne leſen , obſchon es, weſentlich auf den Berichten von G. Rohlfs baſierend, gerade nichts neues bringt. Das Buch von de Amicis iſt die Chronik der Reiſe der erſten italieniſchen Gejandtſchaft nad Maroffo im Winter 1873,74. Die Geſandtſchaft
bewegte ſich natürlich auf der offiziell vorgeſchriebenen Straße iiber Had el Gharbiaud Alfazar el Kebir zur Reſidenz und
über Fez und Mekinez zuriid ; von geographiſchen Entdedingen konnte dabei keine Rede ſein und auch die ethnologiſchen und
jonſtigen Beobachtungen leiden darunter , daß der Verfaſjer mit dem mauriſden leben und Treiben nicht allzu vertraut Nur ſo wenigſtens läßt es ſid) erflären , daß er ſehr
war .
Korreſpondenz. Ein Brief Spencer F. Baird's in Waſhington über den nordamerikaniſchen Jadeitfund." Der Sekretär der
Smithſonian Inſtitution in Waſhingto D. C. richtete unter dem 26. Juni einen Brief an Hofrat Dr. A. B. Meyer in Dresden , den wir in wörtlicher leberſetzung hier initteilen : „Ich bin beſtiírzt darüber, daß ich Sie ohne Wiſſen zu einem Irrtum in Betreff der in meinem friiheren Briefe erwähnten Jadeitwerkzeuge veranlaßt habe. Ihh hatte zuerſt angenommen , daß Sie den Fehler begangen hätten, ſebe nun aber aus meinem Originalbrief, daß ich ſelbſt Luiſiana ſtatt Alaska geſchrieben habe. Da dies ein ſtarker Fehler iſt, bitte ich Sie, denſelben berichtigen zu wollen . Was aber Alaska be trifft, ſo habe ich in keiner Weiſe zuviel von der Wichtigkeit der Ent deckungen geſagt , welche in dieſem Teile des Kontinentes von den
Korreſpondenten der Smithſonian Inſtitution gemacht worden ſind.
häufig unangenehme Begegnungen mit der Bevölkerung hatte,
Der Fund iſt von ſehr großer Mannigfaltigkeit und umfaßt viele
wie ſie ſonſt den „ Gäſten des Sultans “ ſo leidyt nicht vorkommen ,
Werkzeuge und große Maſſen des Rohmaterials, ähnlich denjenigen , welche Sie in Ihrem großen Werke abgebildet haben . ? Spencer F. Baird. Ihr 2c .
beſonders wenn ſie im Gefolge eines Baſchador (Embajador, Geſandten ) reiſten. Das Buch iſt im übrigen flott geſchrieben und wohl geeignet, einen Begriff von der durchreiſten Gegend und dem marrokaniſchen Volfstreiben zu geben ,. namentlich in Ber
bindung mit den wirklich prächtigen Abbildungen , welche ſich weit liber den Durchſchnitt der Reiſelitteratur erheben . Sie ſind nach den Zeichnungen zweier italieniſcher Maler , der Herren Uſſi ans Florenz und Bisco aus Rom , weldie die Erpedition begleiteten , ausgeführt und zeigen in jedem Strich edites ſüdliches geben,
1 Siehe „ Ausland" 1883, Nr. 23 und 27 .
2. Wir geſtatten is die Bemerfing, daß für den Hern der jetzt brennend gewordenen Jadeit und Nephritfrage es doch eigent lid gleichgiiltig iſt, ob der Fiind in Luiſiana oder Alaska gemacht wurde. Die Hauptſache iſt der Nachweis einer Fundſtätte von
Rohmaterial in einer Gegend, wo man ſolches bisher nicht ver mutete und dieſe hochwichtige Entdeding bleibt beſtehen. A. d. R.
obſchon die Ausſiihrung nicht überall auf der Höhe der deutſchen Xylographie ſteht. Mit Nedit ſagt der Bearbeiter : Dieſen letteren ( den beiden Malern ) verdanken wir denn eine Fiille der charafte
Druđ und Verlag der J. G. Cotta'ſchen Buchhandlung in München und Stuttgart.
!
Das Juslaud . Wodenſhrift für Länder- und Völkerkunde, unter Mitwirkung von Profeſſor Dr. Friedrich Kabel und anderen Fachmännern herausgegeben von der
I. G. Gotta'ſden Budhandlung in Stuttgart und München. Sedeundfünfzigſter Jahrgang.
Nr. 30. ämter.
München , 23. Juli
1883.
Jährlid 62 Nummern à 20 Seiten in Quart. Preis pro Quartal M. 7. Zu beziehen duris alle Vichbandlungen des Jul : and Auslands und die Poſt: Nezenſion8 Gremplare von Werten der einſdlägigen Litteratur ſind dirett an Herrn Profeſſor Dr. Friedrich Makel in Münden , Atademieſtraße Nr. 6, zu
jenden . – .Inſertionspreis 20 Pf. für die geſpaltene Zeile in Petit. Inhalt : 1. Politiſch- und wirtſchaftsgeographiſche Riidblice. VII. Madagaskars Lage und Hilfsquellen. Von F. Audebert S. 581 . 2. Ferdinand v. Richthofens „ China.“ III . Die fößtheoric. S. 585 . 3. Die Wotjäfen . Von Wilhelm Tomaſchef in Graz. S. 591. 4. Die Pogge - Wißmann'ſche Reije quer durd) das ſiidliche Kongo (Gebiet. V. Hogge's Riidmarſd) von Nyangwe nach Mufenge. Mit dem Bildniſje Dr. Pogge's. ) . 594 . 5. Kleinere Mitteilungen : S. 598. Tiefſee Pothungen im nordatlantiſchen Ozean. Floßfahrt auf der Möll. 6. Notizen : 6. 599. Aſien . Afrifa. - 7. Korreſpondenz: S. 600. Noch einmal der Name Djcholiba. Con Gottl. Ad. Krauſe.
in Metz.
Politiſch- und wirtſchaftsgeographiſdie Rückblicke. VII.
Madagaskars Lage und Hilfsquellen.
Wie die Verhältniſſe augenblicklich auf Madagaskar liegen, iſt es klar, daß eine Umgeſtaltung der gegenwärtigen Zuſtände nidit allein wahrſcheinlich iſt, ſondern für eine
gedeibliche Entwidelung jener großen Inſel zur gebieter iſchen Notwendigkeit wird. Die Veränderungen , welche dort möglich wären, ſind folgende: 1 ) die Ausbreitung des Hova - Reiches über ganz Madagaskar; 2) die Regelung der Hovagrenzen und Anerkennung Ranavalona's als Herrſcherin eines beſtimmten , genau feſt zuſtellenden Teiles der Inſel;
3 ) vollſtändige Vernichtung der Hovawirtſchaft und Beſißergreifung des Landes durch eine fremde, ziviliſirte Madt.
Prüfen wir nun dieſe drei möglichen Veränderungen in bezug auf ihre Vorzüge und Nachteile , ſo drängt ſidy uns gleich bei der erſten die Frage auf: Sind die Hova fäbig , eine Inſel von der Bedeutung Madagaskar's zu regieren , deren natürliche Hilfsquellen zu entwickeln und welche Bürgſchaften bieten ſie dafür? Wir brauchen nicht weit zu gehen ; die Unmöglidykeit eines Hovaregiments Ausland 1883 Nr . 30,
über Madagasfar ergibt ſich jelbſt aus der niederen Zivili ſationsſtufe dieſes Bolfes und aus ſeinen dlechten Charakter eigenſdaften . '. Die engliſchen Beridite über die Fortſdyritte in dieſer Beziehung leſen ſich allerdings ganz ſchön und werfen wir einen Blick auf die neulid) in Berlin anweſende
Hovageſandtſchaft, ſo möchten wir denſelben faſt beijtimmen . Aber wir kennen die Hova aus Erfahrung und ſind durd) aus nicht willens, uns ſo leidyt täuſden zu laſſen. Aller dings ſind dieſe mit engliſchen Natgebern reiſenden Ver treter Nanavalona's gewiſſermaßen ziviliſierte und gebildete
Menſchen ; aber , und dieſe Frage iſt hier wichtig , wieviel 1
folche gibt es denn auf ganz Madagaskar ? Dieſe Männer,
die Elite des Hovareidhes, ſind von den Miſſionaren über haupt und ganz insbeſondere für dieſe Miſſion gedult
und vielleicht in Bourbon , Mauritius , wenn nidit gar in England oder Frankreid) , erzogen und gebildet worden . Sie ſind Ausnahmen in ihrem Volke. Iſt es ferner ein Wunder, daß Männer, welche ſeit Monaten die Hauptſtädte Europa's und Amerika's beſuden und nur
mit der beſten Geſellſchaft verkehren , ſich einen gewiſſen
Schliff, eine gewiſſe Gewandtheit der Umgangsformen an 1 Vgl.: Madagaskar und das ĝovareich. Von I. Audebert. ( Ferd. Diimmler. Berlin .)
Madagaskar vom Standpunkt der
Ziviliſation. Heft 4 der „ Deutſchen Kimdidhan fiir Geographic und Statiſtif.“
1883. Von demſelben Verfaſſer. 89
Politiſch. und wirtſchaft&geographiſche Rildbltce.
582
geeignet haben ? Und zur günſtigen Geſtaltung ihres Aeußeren haben die beſten Kleiderkünſtler von London und Paris beigetragen , ein Umſtand, der immerhin für den durd) ihr Auftreten hervorgebrachten günſtigen Eindruc nicht ohne Widytigkeit iſt.
Weit gefehlt wäre es daher , wollte man von dieſen wenigen Männern auf den Bildungsgrad oder gar auf die Intentionen der ganzen Nation ſdyließen ! Denn gerade
Schon vom Standpunkt der Menſchlichkeit betrachtet iſt die Unterwerfung der Inſel unter das Hovajod unmög
lich , denn dadurdy würde unfehlbar der Untergang aller übrigen Stämme bedingt. Den europäiſchen Mächten gegenüber aber würden die einmal ſtark und mächtig ge wordenen Hova nicht die geringſte Bürgſchaft für einge
gangene Verträge und Verpflichtungen bieten. So demütig
dieje Gejandten dürften bei ihrer Rückkehr ihren halb:
friechend, jo boflid) und hündiſch unterthänig die Hova zu bitten wiſſen , wenn ſie in der Klemme ſind ( und das ſind
ziviliſierten Brüdern gegenüber einen idyweren Stand
ſie augenblidlich) und etwas erreiden wollen, ſo gewiſſen
haben. Stehen ſie audy günſtigen Falles nicht ganz ver einzelt da mit ihren Anſichten, ſo dürften ſie doch immer: bin Gefahr laufen , als Prahlhänje oder Lügner vor der großen Maſſe des mißtrauiſchen Volfes zu gelten. Es wäre dies nicht das erſte Mal, daß Aebnlides auf Mada gaskar vorfäme, fehlt dod) zur Wiedergabe europäijdver
los und leicht ſeben ſie ſich über ihre in der Not gegebenen Verſprechungen hinweg, wenn ſie ihren Zweck erreicht haben
1
und fid außer Gefahr fühlen .
von Natur babgierig,
geizig , außerordentlicy beudyleriſch und verlogen , wiſſen ſie ibre Gedanken unter einer verbindlichen Miene meiſterbaft
lid und wenig glaubwürdig erſcheinen. Die ganze Zivili
zu verbergen, andererſeits aber ſind ſie berzlos grauſam obne Gewiſſensbiſſe und beimtüdiſch böſe.. Ein Verſprechen er füllen, ein gegebenes Wort halten , fällt dem Hova nicht ein , wenn ſid, nidt daran für ihn ein perſönlicher Vor:
ſation der Hova iſt eine rein äußerlide, ganz oberflächlidic
teil knüpft.
und nur auf die Hauptverkehrplätze
werden und weidyt nur der Gewalt. Dabei beſißt er eine jo große Zungenfertigkeit und Gewandtheit, das Geſagte
Verhältniſſe und Eindrücke jeder vergleichende Maßſtab, wodurch dieſelben eben für den Eingeborenen ungeheuer
beſdränkte.
Alles ,
was ſie im Laufe der Zeit geworden ſind , verdanken ſie mur dem europäiſden Kontakt. Ohne die in Madagaskar lebenden Europäer würden ſie nidyt allein feinen Sdyritt weiter kommen, ſondern ſidy auch keinen Augenblick auf der erreichten Stufe feſthalten fönnen und ſofort zurückgeben . Nur zur Nachahmung gedvidt, feblt ibnen jede Kraft
Andernfalls muß er ſtets dazu gezwungen
nach Belieben und Bedürfnis zu wenden und zu verdreben ,
daß jede Kleinigkeit endloſe Verhandlungen nad ſidy ziebt. So gelingt es ibm gewöbnlicy, den Gegner zu ermüden , dazu zu bringen , die Sache fallen zu laſſen , da ſie fein Ende nimmt und er hat dann mit dem Sieg aud den
des Sdaffens und des fruchtbaren Gedankens aus jid
Vorteil bei ſolchen Angelegenheiten . Einigermaßen mädytig
ſelbſt heraus. Kurz geſagt , ſie ſtehen nicht auf eigenen
geworden , würden daber die Hova nidyt zaubern, ſich aufs hohe Pferd zu ſeßen und auf Koſten alles Nedits und
Füßen und aus dieſer Unſelbſtändigkeit ergibt ſid, ihre IInfähigkeit zum Herrſchen von ſelbſt. Wir wiſſen ſehr wohl, daß es den Hova nach und nadı gelang , ſich der Herrſchaft über die Hälfte Mada
aller Menſchlichkeit nur ihren eigenen Vorteil zu ſuchen . Madagaskar, ſtatt ſid, dem Handel und Verkehr zu öffnen,
würde fortfahren, demſelben nur in einſeitigſter Weiſe,
Dieſe große Eroberung aber
wie bisher, zugänglid zu ſein, würde nod lange in Glend
baben ſie nicht aus ſid ſelbſt, durch eigene Kraft gemacht, jondern dabei halfen ihnen die Engländer. Soll aber die Hovafönigin als Herrſcherin Madagaskars gelten und an erkannt werden , ſo muß ſie unbedingt das ganze Land unter ihrem Szepter vereinigen und da ſie das nimmer mehr mit eigenen Mitteln vermag, ſo müßte hier abermals eine fremde Macht Hilfe bringen zur Unterjochung ſämt lider unabhängiger Völferſtämme und zur Knedytung der ſelben . Wer wird es aber wagen , die Hand zu dieſer unſaubern
und Barbarei dymadyten, um id ließlid ) als gänzlid ver
gasfars zu bemädytigen.
armtes, ausgeſaugtes und verwirtſchaftetes Land zu Grunde zu gehen , ſtatt den Rang einzunehmen , welcher ihm ſeiner Natur nad zugewieſen iſt.
An dem zweiten Punkte, der partiellen Herrſchaft der Hova , feſthalten , hieße eine Verlängerung der beſtehenden unhaltbaren Verhältniſſe wünſchen. Eine wirkliche Sicher heit wird bei dieſen das Land für den Handel und die
Koloniſation niemals bieten und dadurdy nur der auf der
Aufgabe zu bieten , die übrigens (dywerer iſt, als es auf
Inſel herrſchende und für ſie verderblidye Dualismus auf
den erſten Blick ſcheint und große Opfer an Geld und Blut erheijden würde ? Groß und ſchrecklid würde die Verantwortung ſein , cinem Volke , welches aller edlen
recht erhalten werden .
Eigenſchaften bar iſt und nur von Herrſchſucht, Eigenliebe und ſchmutigſtem Geize geleitet wird , welches alle Laſter der Ziviliſation und ſämtlicher Stämme Madagaskars in
leßteren einem ſteten Wechſel unterworfen bleiben und im
jich vereinigt, eine ſo große und herrliche Inſel anzuver:
den Nachbarn zu wälzen, wie es aud) bisher geſchah. Auf dieſe Weiſe iſt eine Beſtrafung der Frevler ſelten möglich geweſen, da man nie redyt wußte , mit wem man es zu thun hatte und der beſchuldigte Teil ſtets behauptete,
trauen. Denn das bieße, dieſelbe noch auf lange Zeit ihrer Beſtimmung entfremden, ihre Bewohner namenlos unglück lidy machen.
Es wäre bei den beſtändigen
Kämpfen der wilden Stämme unter ſich und mit den
Hova nicht möglich, beſtimmte Grenzen feſtzuſtellen, da die Falle begangener Ungejeklich feiten ſtets beiden Teilen eine willkommene Gelegenheit bieten würden , um die Schuld auf
I
583
Politiſch und wirtſchaftsgeographiſche Rüdblide.
dieſelben ſeien auf Feindesgebiet entwiden und man könnte ihrer nidyt habhaft werden . So lange aber im Lande kein wirklicher Friede herrſdt , iſt es natürlich, daß das: ſelbe ſich zu gedeihlicher Entwickelung nidyt entfalten kann. Außerdem wäre auf dieſe Weiſe den Intriguen europäiſcher Mädyte wie bisher ein zu weites Feld geboten , da dieſe einerſeits für die Hova oder wilden Stämme Partei er greifen würden oder andererſeits ſtets geneigt wären , den einen oder den andern Teil des Landes als herrenlos zu
betrachten und ſich anzueignen, ganz abgeſehen ſdyließlich von den Nachteilen , welche eine Teilung der Herrſdaft überhaupt für das Land im Gefolge hätte. Es bleibt alſo nur der dritte Fall zu erwägen , die
wenn eine ziviliſierte Nation von ihr Beſit ergriffe, vor:
ausgeſetzt , daß ſie den ernſtliden Willen, die Mittel und aud, die Macht hätte, dieſelbe zu ihrer vollen Entwickelung und Blüte zu bringen. Daß damit natürlich die Todes: ſtunde der Hovawirtidyaft gedlagen hätte, iſt ſelbſtredend. Aber die aus der Entfaltung der Inſel und ihrer Hilfs quellen einerſeits für den größten Teil ihrer Bewohner
und andererſeits für das Auslande ntſpringenden unberedyen baren Vorteile wären ſo gewaltig, daß wir das Hovareid ohne Bedauern zum Hades fahren laſſen dürfen. Allein und ohne Unterſtüßung fönnen die Hova dody nidt herrſchen , mithin wird ſtets die ihnen heimlich helfende und ihnen ratende Nation (natürlid England) dort eine
Beſißergreifung Madagaskars durch eine europäiſdc Macyt.
bevorzugte ſein und gewiſſe Vorrechte genießen , weshalb
Daß die gegenwärtigen Zwiſtigkeiten auf Madagaskar cin Werk der Engländer ſind , daß dieſe ſo lange gebetzt und
des Haders kein Ende ſein würde. Denn dieſe Nation wird natürlich ihrerſeits das Land nad Möglichkeit auszubeuten
geſchürt haben, bis den Franzoſen und Hova die Geduld
ſuchen und den Verkehr mit anderen Nationen ſtören oder
ausging, iſt genügend bekannt. Ohne auf etwaige wirk:
hemmen, ohne dafür die Verantwortung zu tragen ; dieſe
liche oder vermeintliche Rechte Frankreichs weiter ein
wird natürlid) , wie gegenwärtig, den Hova allein über
geben zu wollen , muß doch erwähnt werden , daß die
laſſen.
Franzoſen nidyt ganz ohne Urſache Forderungen an die
wert, daß endlid, auf dieſer großen Inſel cinmal Friede
Hova ſtellen .
Es iſt hier ausdrücklid) zu konſtatieren , daß
herrſche, daß eine einzige verantwortliche, ſtarfe, geredyte
ſchon längere Zeit die franzöſiſden Unterthanen idylecht
und milde Hand das Regiment führe nadı den Grundſäten des Fortſchrittes und der Menſdɔlidykeit , daß die Verwal
behandelt und zurückgeſeßt werden , daß namentlich bei Anlaß von Todesfällen ſid Sdwierigkeiten wegen Aus
lieferung der Erbſchaft an die Nadıkommen der Verblidhenen erhoben . Id erlaube mir zu behaupten , daß es wohl ſchwerlich den Franzoſen in den Sinn gekommen wäre,
ihre Anſprüdye auf die Inſel geltend zu machen , wenn die Hova fich etwas gefügiger und weniger hodmütig und idroff gezeigt hätten . Dieſes hätten letztere aber nie ge
tung des ganzen Landes eine einheitlich geregelte fei, daß man endlich einmal wiſſe, wer Madagaskar beherrſd) t, auf daß Siderbeit und Vertrauen wiederfebre und Mut zu
Unternehmungen. Inwiefern lekteren ein Feld geboten iſt, welche Hilfsquellen das Land von Natur aus beſikt, darauf wollen wir, ſoweit es uns der Raum geſtattet, nody einen Blick werfen.
Fürwahr! Madagaskar iſt ein ſchönes und begehrens:
wagt, wenn ſie nid)t die Engländer im Rücken gehabt bätten .
Daß Frankreid) ehedem Anſprüde auf Madagaskar
hatte, ſteht außer jedem Zweifel, aber ſeltſamer Weiſe hat es denſelben durd, Anerkennung Kanavalona's als „Königin von Madagaskar" entjagt. Wohl iſt anzunehmen , daß dieſes auf Mißverſtändniſſen beruhen muß, welche durch den unverantwortliden Leichtſinn , um nicht zu ſagen durdy
teilweiſe Unehrenbaftigkeit der franzöſiſchen Agenten ber vorgerufen wurden. Dieſe machten eine Zeit lang ſo ziem
Aus dieſem Grunde wäre es doppelt wvünidens
wertes Land.
Zu weldoer Fülle von Neidotuin und Kraft
könnte es ſich unter einer tüdytigen Herrſdaſt entwickeln ! Welch' eine ſtarke und abgeſchloſſene Madyt könnte es einſt ſeiner Lage und Größe nach bilden !
Für wie viele
Millionen Menſden würde es Nahrung und Obdach bieten ! Raum zählt es drei Millionen Einwohner und cs fönnte deren 30—40 beherbergen . Selbſtverſtändlid, wird es
große Anſtrengungen koſten , mädytigen , energijden
lich, was ſie wollten und nun die Frage eine brennende
Strebens bedürfen , bis es ſo weit kommen kann ; denn das Land, wie es heute vor, uns liegt, iſt ſeinem größten
wird , trifft man überall Unklarheit und Verwirrung.
Teile nad, cine mangelhaft durdyforſdyte oder ganz unbe
Frankreid , iſt eben ein nie zur Ruhe kommendes Land, in dem ganz abnorme Verhältniſſe herrſchen. Dafür nun haben die Franzoſen natürlich ſelbſt die Verantwortung
kannte Wildnis.
und deren Folgen zu tragen. Wir haben hier in erſter Linie den Standpunkt des
Wohlergehens der Menſchheit im allgemeinen und nidyt den der Nationalitäten insbeſondere zu vertreten . Von dieſem Standpunkt aus und ohne irgend einer Nation eine beſondere oder abſolute Berechtigung einräumen zul wollen , müſſen wir geſtehen , daß es für die Inſel ſelbſt und die Wohlfahrt ihrer Bewohner wünſchenswert wäre,
In Beziehung auf die von der Küſtengeſtaltung be dingten günſtigen Landungsgelegenheiten bietet Madagas far Leichtigkeiten wie ſelten ein Land. Denn mit verhält nismäßig geringer Nachhilfe
und kleinen
Geldmitteln
würde man im ſtande ſein , eine Reihe prächtiger, ſidyerer und ziemlid) gleichmäßig an der Küſte verteilter Hafen her : zuſtellen , cine gewiß in bezug auf den Handel und die Verkehrsverhältniſſe überhaupt nidyt zu unterſdäßende Thatjade.
Welche Ausdehnung der Bergbau einſt dort nehmen
Politiſch und wirtſchaftsgeographiſche Rückblide.
584 1
wird, läßt ſich augenblidlidh jdwer ſagen. Unſere Hennt
niſſe in dieſer Beziehung ſind äußerſt gering, da die Hova ſidy allen Unterſudungen auf dieſem Gebiete hartnäckig widerſeßen und der übrige Teil der Inſel nod für uns in faſt undurdydringlides Dunkel gehüllt iſt. Daher bleibt es eine offene Frage und die Aufgabe eingehender ſpäterer Forſdungen, ob die Inſel Gold, Silber, Kupfer oder Stein fohlen in ihrem Sdrobe birgt. Sie iſt, wie wir beſtimmt verſidern fönnen , ſehr reid an Eiſenerzen und beſitt cine
ziemliche Anzahl eiſen- und įdywefelhaltiger heißer Quellen, wvelde vielleicht dereinſt in geſundheitlider Beziehung einige Aufmerkſamkeit verdienen dürften.
Neidyhaltiger und überſichtlicher geſtalten ſid, die Hilfs
quellen in bezug auf Handel, Ackerbau , Viehzudit und etwa damit in Verbindung zu bringende oder daraus ent
der allgemeinen Aufmerkſamkeit entzogen. Auch die Baum wolle dürfte daſelbſt mit Erfolg in größerem Maßſtabu angepflanzt werden können. Außerdem hat ſid, der Anbau von Zuckerrohr , Kaffee und Vanille als überaus lohnend
erwiejen . In bezug auf die beiden letzteren ſind beſondere
klimatiſche Verhältniſſe jedoch zu berückſidytigen ; ſie gedeihen nidyt überall, aber an gewiſſen Punkten, welche die ihrem
Wachstum nötigen Bedingungen erfüllen, vorzüglich. Das Zuckerrohr dagegen findet im ganzen Lande leidytes und auffallend ſchnelles Fortkommen und daher kann der Zucker bereitung ſowie der Herſtellung von Spirituoſen (zu weldien Zweden, haben wir hier nicht zu unterſuchen eine große und mit Gewinn verknüpfte Zukunft vorausgejagt werden. Alle europäiſden Gewädſe, auch Fruchtbäume, der Wein ſtock nicht ausgeſchloſſen , gedeihen gut auf Madagaskar.
ſpringende induſtrielle Unternehmungen . Der Handel auf Madagaskar befindet ſidy bis heute noch in den Händen einiger großen Geſchäftshäuſer und zwar
Yand findet fid in Ueberfluß und in vorzüglidyſter Be : ſchaffenheit , daher auf dem Felde landwirtſchaftlicher Unter
teilen ſid, in denſelben England, Frankreid ), Amerika und
Eng verknüpft mit dem Acerbau und in einem gewiſſen
Deutſchland im ganzen ziemlich gleidhmäßig und etwa in
Abhängigkeits - Verhältnis zu ihm , welches bis jeßt kaum fühlbar, mit der Zeit aber ein größeres werden dürfte, ſteht die Viehzudyt. Das Kindvieh ſpielt die Hauptrolle, Schafe und Ziegen finden ſich nur an beſtimmten Teilen des Innern und die heute überall verbreiteten Schweine wurden erſt, wenn wir nicht irren , von den Engländern unter Radama I. eingeführt. Alle dieſe Tiere wachſen und vermehren ſich ohne die geringſte Pflege und Unter: ſtüßung von menſdlicher Seite ganz von ſelbſt und ſuchen ſich ihre Nahrung auf den reichen Weidegründen der Inſel. Daß einige Tiere von den Hova fünſtlid) gemäſtet werden , komit hier nicht in Betracht. Die meiſten leben alſo gleidyſam faſt in wildem Zuſtande und ſind höchſtens einer
der gegebenen Reihenfolge. Natürlid iſt England und Frankreidy, ſchon durch die Nähe der Kolonien Bourbon und Mauritius, das Uebergewidyt geſichert, um jo mehr als leştere Inſeln mit bezug auf ihre Verproviantierung gewiſſermaßen auf den Verkehr mit Madagaskar ange wieſen ſind.
Im Verhältnis zur Größe des Landes iſt
jedod der Handel noch ein äußerſt geringer. Es fehlt hauptſädylid) an regelmäßig die ganze Küſte entlang ver teilten Faktoreien , daher an vielen Orten der Boden wegen Mangels an Abſaß für deſſen Produkte nur inſoweit be arbeitet wird , als es die Erhaltung der Einwohner ver
langt. Die hauptſächlidyſten Erzeugniſſe ſind folgende: Reis , Hülſenfrüdyte (Bohnen ), Kaffee, Vanille, Wachs , Honig, Talg und Sdymalz, Häute, Klauen , Hörner, Rind vich, Schafe, Ziegen und Sdyweine, Schildkröten , Gummi harze , Kautſchuk, Matten und Mattenſäcke zum Verpaden von Rohzuder. Da es bis jeßt auf Madagaskar an Ver: kehrswegen und Verkehrsmitteln fehlt und alle Produkte auf Menidenjdultern mühjam nad den Ruſtenpläßen ge id leppt werden müſſen , ſo iſt ſchon hieraus crſidytlid ),
nehmungen der größte Spielraum gelaſſen iſt.
oberflädyliden Kontrole unterworfen . Wären durch ge eignete Vorridhtungen , wenn auch primitivſter Natur, . B.
Schirmdächer zum Schuß gegen Sonnenbrand, Regen und Sturm , beſonders zur Periode der Geburten , die Tiere einigermaßen geſchützt , ſo würde die Viehzucht wenigſtens um die Hälfte größer ſein und auch ſonſt mancher Verluſt ver:
mieden werden. Ebenſo geſdyieht die Auswahl der Zucht
welden Aufidhwung der Handel durd die Herſtellung von
tiere, Bullen, Böde u. . w . entweder gar nidyt oder dody ohne Rückſidyt oder Verſtändnis für die Entwickelung der
Wegen und Kanälen erlangen würde, da ein großer , ja
Raſjen .
iveitaus der größte Teil der Produktion des Landes aus
Bei der Unzahl von Vieh und den billigen Preiſen dafür dürfte auch hier die Anlage induſtrieller Werkſtätten, z. B. von Gerbereien , Konſervefabriken, Einridytungen zur
Mangel an folden demſelben unerreichbar bleibt. Eine reiche Erwerbsquelle würde erſidytlich der Inſel
aus der Entwickelung des Ackerbaues als wirkſamſter Stüße
Gewinnung von Talg , Fett , zum Salzen des Fleiſches
des Handels entſpringen . Dazu rechnen wir natürlich aud die Forſtkultur. Madagaskar iſt überreich an den edelſten Nuthölzern, deren Ausfuhr bis jeħt von den Hova verboten wird. Erwähnt ſeien nur z. B. Roſenholz, Eben bolz, Paliſander u . a . Aus einer rationellen Waldwirt: dhaft ließen ſich daher Millionen ziehen . Es gedeihen ferner daſelbſt eine Menge Farbhölzer und mediziniſche Pflanzen, welche jedenfalls wertvoll ſind, aber bis jeßt ſidy
a . ſ. w., ſid als lohnend empfehlen , zumal die Häute an vielen Orten des Innern als vollſtändig wertlos beim Rindvieh mit dem Fleiſche zeridnitten und bei den Schafen
und Ziegen abgeſengt und dann mitverzehrt werden . End lich ſei erwähnt, daß Madagaskar vorläufig mit Arbeits kräften reichlich verſehen iſt. Natürlich würde mit Auf hebung der von den Hova ſo ſehr geſchäften Sklaverei noch eine Menge Meniden dem Lande dienſtbar gemacht,
585
Ferdinand v. Richthofens „ China .“ 1
anſtatt rein perſönlichen Intereſſen zu dienen . Der Lohn
übrig. Ebenſowenig dürfte es für andere deutſdye Häuſer
eines Mannes ſtellt ſich auf durchſchnittlid) 4-6 Mk. im
-
aufmunternd ſein , nad) Madagaskar zu ziehen , ſo lange
Monat nebſt 60 Pfd . Reis als Nahrung.
ſich die deutide Konſulargeivalt ans dyließlid )in den Händen der Kommis jenes Hauſes , alſo der Konkurrenz befindet.
Wir ſehen alſo, daß es Madagaskar nidyt an Hilfs
quellen fehlt; die Entwickelung der zunächſt liegenden würde die fernerſtehenden oder bis jetzt verborgenen von ſelbſt zu Tage fördern. Vor allen Dingen aber iſt hier auf das Klima der Inſel Bedacht zu nehmen , weldes im großen ganzen ein ſehr ungeſundes und dem Europäer verderb lidhes iſt. Dem könnte aber durd) Regelung der Fluß: läufe und durd, Sdaffung von Abflüſſen für die Sümpfe leicht abgeholfen werden .
Dadurdy würde nicht allein
zweifellos mit der Zeit das Land ein geſundes werden , ſondern es ließen ſid) mit verhältnismäßig geringen Un koſten Waſſerwege herſtellen und Kanäle bauen , welde für den Handel von ungeheurer Widytigkeit ſein würden . So würde es z. B. nid)t ſchwer ſein, faſt längs der ganzen Oſtfüſte Verbindungskanäle zu ſchaffen. Uebrigens gibt es trotzdem auf der Inſel Punkte genug, wo es ſidy, wie
In den betreffenden Kreiſen wird man genügend verſtehen, was ich damit ſagen will. Daß dieſe Zuſtände ſid) mit der Vergrößerung des
deutſchen Handels von ſelbſt ändern werden , feßen wir als ſelbſtredend voraus. Es iſt wirklich viel auf der Inſel zu thun und zu gewinnen und wir fordern daher deutſchen Unternehmungsgeiſt auf das Dringendſte auf, ſid die Ge legenheit zu Nußen zu maden . Geſchiebt dies nidit , 10 iſt der Abſdluſ des Vertrages wertlos für Deutſ()land und hödſtens als eine ungeheuere Bevorzugung eines einzigen Handelshauſes zu betrachten. Wie die Sachen jeßt ſtehen,
kann alſo von einer Notwendigkeit des Hova - Reiches für den deutſchen Handel feine Rede ſein ; denn wo es ſich
um Sein oder Nichtſein , um Glück oder Verderben von über zwei Millionen Menſchen handelt, kann doch die Be
die Erfahrung gelehrt hat , ohne beſondere Lebensgefahr bei der nötigen Vorſidyt aud) jeħt idon leben läßt .
reicherung eines Hamburger Kaufmannes nidyt in Betracyt kommen. Die Ausdehnung der Hova -Herrſchaft aber, wir
So müſſen wir denn abwarten, welches Geſchick über
müſſen es hier wiederholen , iſt gleichbedeutend mit der Vernid)
die ſchöne Inſel hereinbredien wird ; gegenwärtig können ivir darüber nur Vermutungen hegen.. Der größte gemm ſduh für die Entwicelung Madagaskars war bisher das Negiment der Hova. Sie wviderſeßten ſid) prinzipiell der Anlage von Wegen und Brücken, ſie verhinderten den Bes trieb des Bergbaues und die Erforidung des Landes , fie
tung aller übrigen Stämme und das Wohl jo vieler Menſchen, ſo meinen wir wenigſtens , geht denn doch über den zu füllenden Säckel eines einzigen Mannes. Hoc oben ſtehen der Menſchheit Redyte, nad ) ihnen kommen diejenigen der
verboten die Ausfuhr von Holz , weiblidem Rindvich 2.,
gaskar faſt gleich Null, ſie ſind ſo gering, daß wir ihret wegen am allerwenigſten den Vorwurf der Uebertreibung
ſie verhinderten den Verkehr mit den unabhängigen Völker : ſtämmen, ſie verweigerten den Erwerb von Land und Be fitz auf der Inſel und unterhielten die Sklaverei in volljter
Blüte. Wenn wir daher trotzdem den Handelsvertrag Deutidlands mit denſelben mit Vergnügen begrüßen , jo geſchieht es nicht, weil wir dieſem Ereignis für den Augen : blick irgendwelche Bedeutung beimeſſen , ſondern weil wir hoffen , daß es für die Zukunft eine Anregung ſein wird, deutſche Unternehmungsluſt auf Madagaskar wadyzurufen , ſolange ſid, noch Gelegenheit darbietet und nicht wie ander wärts bereits andere Nationen ſich aller Vorteile bemäch tigt haben.
Daß aber die Erhaltung des Hova -Reiches
für den deutſchen Handel nötig ſei, wie neuerlich vielfach von gewiſſer Seite behauptet wurde, das iſt unrichtig, denn dazu muß doch vor allen Dingen einmal Deutſchland nennens werte Intereſſen in Madagaskar zu vertreten haben.
Nationalitäten und ganz zuleßt die des einzelnen Mannes. Vorläufig alſo ſind die Intereſjen Deutidlands in Mada :
und Prahlſudit auf uns zu laden brauchen. Wir haben im Laufe des Winters keine Gelegenheit verſäumt, auf den
Vorteil etwaiger Unternehmungen auf Madagaskar auf merkſam zu maden . Audy heute muntern wir dazu auf und empfehlen ſie auf's wärmſte. Hoffen wir daher, daß
der abgeſchloſſene Vertrag noch ſeine Früchte tragen wird ! Wenn aber , wie zu wünſchen iſt, es einmal auf jener
ſchönen Inſel im Indiſden Dzean wirklid, deutſche Intereſſen zu vertreten gibt, ſo werden wir freudig der Erſte ſein, ihnen und dadurdy dem Vaterlande mit Leib und Seele, mit Wort und That zu dienen ! S. Audebert. Meß.
Bis
jeßt gibt es dort nur ein einziges deutſches Haus und
1
Ferdinand v. Rihthofens „ China.“ 1
dieſes madit in Sanſibar und Noſſi-Bé (alſo dort unter franzöſiſcher Flagge) ebenſo gute Geſchäfte als auf Ma dagaskar ſelbſt.
Für Deutſchland iſt ſein Handel von
Die Lößtheorie.
nur ſehr geringer Bedeutung, da es faſt alle Erportartikel
Unter denjenigen Fortſchritten der Geologie, welche
vom Auslande bezieht , als : Schuhzeug und Flanelle aus
von weſentlider Bedeutung für die Geographie ſind, wird naturgemäß die Einführung neuer Faktoren in die Lehre
Frankreich, Kattun aus England , Baumwollenzeuge aus Amerika, woſelbſt dieſelben auf der Hinreiſe angekauft wer den . Da bleibt denn für die deutſche Fabrikation blutwenig Ausland 1883 Nr. 30.
1 Siehe „ Ausland“ 1883, Nr. 20 und 25. 89
Ferdinand v. Richthofens „ China. "
586
von den Umgeſtaltungen der Erdoberfläche allen anderen
rührt worden wäre. !'
voran ſtehen. Denn wenn auch dieſe Umgeſtaltungen zu erforſchen vollſtändig Sache der Geologie ſein muß , wird dodh die geographiſche Betradytung den weſentlidſten ( e winn von der aus einem ſold'en Forſchritt ſid, ergebenden Berichtigung der Klaſſifikation der Oberflächengebilde, der jachgemäßen Auffaſſung der Wechſelbeziehungen zwiſchen
heit, weldie wir nid) t vorübergehen laſſen mödyten, unſeren Pejern jenen ſehr bemerkensiverten Brief Ridhofens in feinen weſentliden Theilen vorzulegen und wir glauben denſelben feine beſſere Einſidit in den heutigen Stand dieſer widytigen Theorie geben zu können , als indem wir
dem Feſten der Erde und den auf dasſelbe wirkenden flüſ figen Elementen und der Möglichkeit einer präziſeren Dar ſtellung der geographiſchen Verbreitung der aus dieſen Beziehungen reſultierenden Wirkungen erwarten dürfen . Wird aber ſogar das wünſchenswerteſte Ziel geologijder
Forſchung, nämlich die Subſummierung der Einzelthat ſachen unter einen großen Leitgedanken und damit eine entſprechende Vereinfachung des Bildes geboten , das uns
die Geologie von der Erdgeſdichte entwirft, ſo wird keine Disziplin für ſolche Errungenſchaft dankbarer zu ſein baben , als gerade die Erdbeſdyreibung. . Denn leiden nicht die beſchreibenden Wiſſenſchaften am meiſten unter der Laſt
Es ergibt ſid ) baburd ) die Gelegen : dadurch
ſie in der Auffaſſung und Darſtellung ihres Urhebers vorführen .
Als die weſentliden Merkmale des Voß zählt Ridot bojen folgende auf:
1. Seine völlige Verſdiedenheit in petrographiſder und ſtratigraphiſcher Hinſidit umd in bezug auf die Fauna von ſämtlidien übrigen Anhäufungen unvrganiſder Subſtanzen , weldie bis jett Beſtand gehabt haben , mögen dieſelben
ihren Urſprung nun auf Zeiten zurückführen, weldie früher oder ſpäter als die Entſtehung des Loß datieren . 2. Die faſt völlig gleidymäßige Zuſammenſeßung und Struktur des Lob in allen Gegenden Aſien's und Europa's, wo er fid findet. In dieſer Hinſidit bildet er einen be
verworrener, unklaſſifizierbaren Thatjaden ? In dem Falle der Theorie der Loßbildung, weldie wir hier im Auge
merkenswerten Gegenſat zu allen Ablagerungen , welche
haben , kommt noch hinzu, daß die Bodenart, um die es ſidy handelt, von ſehr weiter Verbreitung, von großer Wichtigkeit für das wirtſchaftliche Leben der Völker iſt und
wirkt hat, mit Ausnahme derjenigen der Tiefſee, welche
endlich eine Neigung zur Bildung ſehr eigentümlidier Boden formen beſikt. Es iſt alſo ein Problem von vielſeitigſter
der Erhebung des Bodens über dem Meeresſpiegel.
Wichtigkeit, welches in der Erkenntnis dus wahren Weiens, d. h. der Bildung und Ausdehnung des Loßes fid
das Waſſer innerhalb der letten geologiſden Epochen be hier außer Betradyt bleiben. 3. Die Unabhängigfeit der Verteilung des Loß von
In
China kommt er kaum 1 m . und dann wieder bis zul 2600 m . über dem Meeresſpiegel vor und weiter nady
Man iſt denn auch dion beim Erſdeinen des
Weſten wird er fid wahridheinlich nod in weit höheren Regionen finden . In Europa iſt er bekannt auf allen
erſten Bandes von ,,China" über die Tragweite der be treffenden Ausführungen nicht im Zweifel geweſen. I Von
verſdiedenen Höhen bis zu 1600 m . in den Karpathen . Id) habe , ſetzt Richthofen hinzu , 1870 in China Lob in
aufwirft.
dem ganzen Inhalt des erſten Bandes haben wohl ſie die
einer Höhe von 2000 m , vorgefunden ; 1871 fand id, dice
größte Verbreitung und eindringlidiſte Beſpredung gefun
Ablagerungen von Loß im ſüdlichen Mongolien bei einer Höhe von 2300 m . und auf den Wu-tai-idyan -Bergen der Provinz Scyanſi in einer Höhe von 2600 m . 4. Die eigenartige Form jeder größeren Maſſe von Loß, die man dort betradyten kann, wo infolge von Ver witterung tiefe Spalten in der Ablagerung bis auf den unterliegenden Boden reiden , ohne die urſprüngliche Ge ſtalt derſelben zu verwiſdhen. Dieſe Form der Oberflädye iſt verſchieden, je nachdem die Bodengeſtaltung, auf welcher ſich der Löß abgelagert hat, hügelig oder eben erſcheint. Im erſteren Falle füllt der Loß, wenn er nur zu geringer Dide entwickelt iſt, die Mulde zwiſchen je zwei Erhöhungen
den . Es hat ihnen auch an Gegnern keineswegs gefehlt. Soweit wir aber ſehen können, haben ſie überall die Probe
beſtanden, wo man ſolche gründlich angeſtellt hat. Por
allem dürfte der Hervorhebung wert ſein, daß der beſte Kenner der Geologie Chinas nadı Nidythofen , Pumpelly, ſich rückhaltslos zu denſelben bekannt hat, trokdem er einſt ſelbſt eine ganz andere Theorie der mächtigen dyineſiſdien Loßbildungen gegeben hatte. Nachdem gerade dieſer Abſdynitt des Richthofen'iden
Werkes in dem vorhin angezogenen Bande unſerer Zeit idrift eingehende Beſpredjung gefunden hat , würden wir
glauben, uns mit einem Hinweis auf jene begnügen zu dürfen , wenn nicht fürzlic) Richthofen ſelbſt in einem Brief an den Herausgeber des ,,Geological Magazine ( London ) eine neue lichtvolle Darſtellung der Lößverhältniſſe Nord Chinas und ſeiner eigenen Erklärung der Lobbildung ge geben hätte, und wenn nicht aud im zweiten Bande von
„ China “ dieſe Frage in mehreren Punkten neuerdings be 1 Siehe „ Ausland “ 1877 , S.
1 Der Theorie des jubaerialen Urſprings des loß iſt zum erſten Male kurz Erwähnung geſchehen in Richthofens Brief über
die Provinzen Honan und Schanſi , datiert aus Schanghai 1870 , und in etwas ausgedehnterer Weiſe in einem Brief über die Pro vinzen Tſchili, Scanſi , Schenſi :c . , aus Schanghai 1872. Die im faſſende Behandlung der Materie findet ſich in „ China“ ,1. Band, 9. 56–189 nnd ein furzer Abriß in den ,, Verhandlungen der N. K. Geologiſchen Reichsanſtalt“ 1878 , S. 289-296 . Im 2. Bande von „ China “ ſiehe in bezug auf die Beſchreibung S. 349–351 , 422—427 , 530—533, 550—551 und in bezig auf Unterſuchungen und Erörterungen S. 741–766 .
Ferdinand v. Nichthojens „ China. “
587
aus und bildet in jedem folden Beden eine konkave Ober
11. Die große Zahl von Säugetierknochen, welche im
Gewinnt die Ablagerung an Tiefe , ſo überdeckt
llnebenheiten der urſprüngliden Erdoberfläche. Die konkave
LÖß gefunden wurden und zwar die Reſte folder Säuge tiere, deren Genus und meiſtens auch deren Spezies oder jedenfalls deren nädyſte Verwandten noch jeßt auf Steppen
Oberfläche des Löß debnt ſich in dieſem Falle über das
und Grasebenen vorkommen.
ganze Terrain zwiſchen zwei hohen Bergen aus und nimmt
wie Fleiſchfreſſer, welche von den erſteren ſich nähren , in
im Querdurchſchnitt etwa die Form eines zwiſchen zwei
dieſen Funden vertreten .
Bäumen loſe ausgeſpannten Seiles an. Dieſe Geſtalt der Oberfläche findet ſidy genau in den Salzſteppen Zentral
12. Die Thatſache, daß in ſämtlichen mit Loß aus : gefüllten Lüden die geneigte Oberfläche desſelben an den Seiten mit Bruchſtüden derjenigen Steinart bedeckt iſt, an welche die gelbe Bodenmaſſe ſich anlehnt. Ganze Lager ſolcher Steinſtücke , welche mit einer ſchwachen Neigung beginnen , erſtrecken ſid, dann von den Hügelhängen aus borizontal in den Löb hinein , ſo daß derſelbe in der Nähe der einſchließenden Berge ſeinerſeits aus mehreren Schich ten von größerer oder geringerer Dicke beſteht, während die Mitte größerer Beden von ſolcher Trennung durch
fläche.
der Löß die niedrigeren Erbebungen und verbirgt jo die
Afiens wieder. Dabei iſt indes nicht zu überſehen, daß die Entwickelung des Loß oft nach einer Seite des Thals
ſtärker iſt, ſo daß zuweilen das Vorwiegen der Ablagerung nach derſelben , z. B. der weſtlichen Seite hin , in jedem Beden einer größeren Region beobachtet werden kann. Der am tiefſten liegende Teil der Oberfläche in großen Beden beſteht häufig in einer ſchichtweiſen Anhäufung der feinſten Lößpartifelden , welche mit einer ſtarken Beimiſchung alkaliſcher Salze durcleßt find. Ueber Ebenen und Tief
länder erſtreckt ſich der Löb in gleichmäßig dicken Schichten. 5. Die Zuſammenſetung des reinen Löß iſt allerorten dieſelbe. Als weit überwiegender Hauptbeſtandteil findet man überall beſonders feine Partikeldien von wäſſeriger, fieſeljaurer Thonerde mit einer Beimiſdung kleiner Quarz ſtüde und dünner Plättchen von Glimmer. Gr enthält
ferner immer kohlenſauren Kalk, deſſen Abſonderung zu den bekannten Verbindungen führt, und iſt ſtets mit alkaliſchen Salzen vermengt, wie denn auch eine gelbfärbende Sub ſtanz ( Eiſenverbindung) nie feblt.
6. Das Vorkommen von faſt ausſchließlich digen Stüden in reinem Lob.
7. Die völlige Abweſenheit aller Sdidytenbildung.
Dabei ſind Pflanzenfreſſer
Steine völlig frei iſt und der Loß ſich dort von der Ober fläche bis zur Sohle als eine völlig gleichmäßige Maſſe ſelbſt in ſolden Fällen darſtellt, wo ſeine vertikale Tiefe bis zu 500 m. beträgt.
Es iſt ganz augenſcheinlich, daß eine Theorie, welche die Ablagerung des Loß auf maritime Einflüſſe zu rückführt, weder eine Erklärung für alle dieſe Eigen
tümlichkeiten , noch für einzelne derſelben geben kann. Weder das Meer, nody kleinere Seen oder Flüſſe wären im ſtande, ſolche Ablagerungen an Bergabhängen in der Höhe von 2600 m. zu bewirken . Ebenſowenig iſt in dieſem Falle der Mangel jeglicher Schichtenbildung, die maſſen
hafte Erſcheinung von Haarröhrchen, die Neigung zu ver
Dabei muß auf die beſondere Lage der Glimmerplättchen
tifaler Spaltung, das unterſchiedsloſe Vorkommen von Quarzſtücken , die eckige Form derſelben , die verſchieden
hingewieſen werden . Wo dieſelben durch Waſſer abgelagert wurden , finden ſie ſich durchweg horizontal und in einzelnen
von Landmuſcheln , Sdneden und von Ueberreſten der
verſchiedenen Lagen aufgebäuft , während ſie im Loß gleich
Landjäugetiere zu erklären.
mäßig verteilt ſind und in jeder Stellung angetroffen werden . 8. Die röhrenartige Struktur infolge unzähliger feiner,
im ſtande geweſen ſind , Hunderttauſende von Quadrat
durchweg mit fohlenjaurem Ralf inkruſtierter Haarröhrchen, welche größtenteils vertikal ſtehen und ſich wie Wurzeln von Pflanzeln nach unten veräſteln. Da, wo der Löß mit einer Vegetation bedeckt iſt, kann man beobachten , wie in einer Tiefe von 30 oder 60 cm . die Wurzeln der Pflanzen in die Röhren hinabſtreben . In dieſer röhren förmigen Struktur beſteht , ganz abgeſehen von der Art
des Vorkommens, der Hauptunterſchied zwiſden Löß und gewöhnlichem Lehm . Man könnte den erſteren als eine Art falfhaltigen Lehms mit innerer Struktur bezeichnen . 9. Die Neigung zu vertikaler Spaltung, welche als unmittelbare Folge der beiden lebtgenannten Eigentümlid feiten angejeben werden kann .
10. Die Thatſadje, daß Landſchnecken in ungeheurer
artige Stellung der Glimmerplättchen, wie die Einbettung
Man kann im Gegenteil die treibenden Kräfte, welche meilen in wenig unterbrochener Kontinuität und faſt ohne
Rüdſicht auf die Hohe über dem Meeresſpiegel mit einer
völlig gleichmäßigen Bodenart zu überziehen , nur in den Strömungen des Luftmeeres ſuchen , welche in gleicher Weiſe über Ebenen und Gebirge bahin ſtreichen.
Bislang
baben die Geologen dieſer bewegenden Kraft nur geringes Gewicht beigelegt und doch gibt es keine zweite, welche ſeit der Erhebung des Erdbodens aus der See in ähnlich großem
Maße Einfluß geübt hat auf den Charakter der
Erdoberfläche und damit weite Landſtreden für die Eriſtenz fähigkeit gewiſſer Pflanzen und Tiere, wie für die Art und Weiſe vorher beſtimmt bat , in welcher der Menſch als No made oder Aderbauer auf ihnen zu leben gezwungen iſt . Jedes Körnchen Staub, weldes der Wind von dem
Menge ſich im Löß eingebettet finden und die zartejten Mu ¡deln völlig erbalten ſind. Süßwaſſer-Mudeln kommen ſebr
nadten Erdboden aufhebt und fortführt, wird auf einer mit
ſelten vor.
Negen wäſcht es fort und treibt es im Berglande weiter
Vegetation bededte Stelle wieder abgelagert. Der nächſte
Ferdinand v. Richthofens „ China .“
588
nad) unten , während es ſich in der Ebene und bei ſanft geneigtem Boden dem vorhandenen Erdreid anſchließt. Mit der Wiederholung ſolcher Ablagerung wird ſid) der Boden nach und nach erhöhen. In jener Tiefe unter der heutigen Oberflädje alſo, welche von den äußerſten Wurzel:
ſpißen der Gräſer faum erreidyt wird, kann vor Jahrhun derten ſich die äußere Bodenfläche befunden haben. Ge bäude und ganze Städte fönnen auf dieſe Weije im Staube vergraben ſein , vorausgeſett, daß eine Vegetation vorhanden war , welche ſtets als Nuheplab für alle wei
teren atmosphäriſden Ablagerungen diente. In ſolchen Länderſtrecken, wo der Regenfall ſich ziem lidh gleichmäßig über das ganze Jahr verteilt, bildet ſich wenig Staub und die Erhebung des Bodens beſchränkt ſid deshalb hier auf ein Minimum . Aber dort , wo eine
trocene Jahreszeit mit der Regenzeit abwediſelt, kann die Maſje des durch atmosphäriſdie Einflüſſe in Bewegung geſeßten Staubes ſehr bedeutende Proportionen annehmen . Das wurde bei jenen Sandſtürmen beobadytet, weldie in Zen tralaſien und Nordchina tagelang die Sonne verdunkeln . Nad
jedem derſelben lagert über ausgedehnten Bodenſtreden ein
feiner gelber Niederſchlag von meßbarer Dicke. Soweit dieſer Staub auf nadtem Erdreid fich niederläßt, führt ihn der nächſte Sturm weiter, fällt er aber auf vorhan dene Vegetation nieder, ſo iſt feiner Wanderung ein Ende gemacht.
In regenloſen Wüſten wird der Wind mit der Zeit
jedes feinförnige Erdpartifelchen aufheben und fortführen , während der nächſte Wind derartige Gegenſtände immer
wieder dahin führt. An Neubildungen dazu fehlt es nidit. Die Bodenfläche ausgetrodneter Seeen , das durd, das Zurücktreten des Meeres bloßgelegte Land , die Maſien , welche durd) gelegentliche Unwetter aus den höchſten Gis regionen den wüſten Niederungen zugeführt werden : das alles wird immer nnd immer vom Winde aufgehoben, ge
becken ergießen , in denen das Waſſer verdunſtet. Dies iſt der Fall in dem großen Becken von Nordamerika , in Perſien und in Zentralaſien vom Bamir bis zum Rbingan gebirge und vom Himalaya bis zum Altai. Die vor herridyende Vegetation, unabhängig von der Höhe, iſt die der Salzſteppe.
Gras und Kräuter halten den feinen
Staub feſt, welcher langſam mit den Vegetationsreſten durch den Regen den ſanften Abhang hinabgeſpült wird. Ein größerer Regenfall verteilt ihn über eine weitere Strecke innerhalb der Steppe und ſchafft eine neue Vege tation, welche ihrerſeits wieder dem Staub als Ablagerungs platz dient. Auf dieſe Weiſe wird der Staub ſich lang ſam aber ſtetig in ſolden Gegenden häufen, wo Vegetation
herrſcyt und im Laufe der Zeit eine Dicke von Hunderten
von Metern erreichen. Die Salze , weldie durch die Ver witterung der Felſen entſtehen und teilweiſe mit den Erdpartikelchen durch die Luft herbeigeführt und durch das Waſſer zuſammengeſdhwemmt werden , bleiben im Boden und ſammeln ſich zu Salzladen an der tiefſten Stelle des Baſſins , wo zugleich eine Schidytenbildung ſtattfindet. Wenn die Oberflädie, welche die Vegetation trägt , ſich langſam höher und höher hebt , werden jene kleinen Röhren , welche die Wurzeln früherer Pflanzen
enthielten , in ihrer Form weiter beſtehen. Die auf dem Lande vorkommenden Sqaltiere, welche ihre Nahrung auf der Steppe ſuchen und ſich bei Dürre oder Kälte unter die Erdoberflädie zurüdziehen , werden nadı ihrem Abſterben dort eingebettet und die zarteſten, gebrechlichſten Muſcheln bleiben ſo erhalten . Aehnlich verhält es ſich mit den Skeletten von Säugetieren und Vögeln , welche auf der Steppe leben . Das trodne Klima verhindert den Verfall or
ganiſcher Subſtanzen und ebenſo die Bildung von Pflanzen
erde, welche in feuchten Gegenden durd, die Verweſung ent
ichichtet und durcheinander geworfen , bis nichts übrig bleibt,
ſtehen würde. Auf dieſe Weiſe können die tiefſten Thäler, die weiteſten Schluchten, die größten Niederungen in folchen Gegenden,
als der bewegliche Sand und verwittertes Geſtein.
welche keinen Waſſerabfluß nach dem Meere haben, nach
Entfernungen fortgeführt werden, je konſtanter der Wind
und nad, mit jolden Staubablagerungen ausgefüllt werden. Dabei wird der Niederſchlag in der Nähe der Abhänge
während der trockenen Jahreszeit aus derſelben Richtung
immer mehr oder weniger mit abgebrochenen edigen
bläſt. Ebenſo werden ſidy die atmoſphäriſchen Ablage rungen in dieſer Windrichtung häufen. Wird der Staub auf ſteilen Gebirgen abgeſeßt , welche viel Regen und Flüſſe haben , welde ſid, in das Meer ergießen , ſo wird er ſchließlich dieſem großen Sammelbecken zugeführt.
Steinen und Felsſtücken vermiſcht ſein , und ſich nach der
Der Staub kann auf dieſe Weiſe auf um ſo größere
Im allgemeinen ſind es aber zwei Arten von Pläßen,
an welchen der Staub der Kontinente fich ablagert, liegen bleibt und während der Jahrhunderte mehr und mehr anwädſt.
Die erſte Art folder Ablagerungsorte fann man als die Zentral-Region der Kontinente bezeichnen : jene Länder ſtrecken , deren Regenfall gewöhnlich in eine beſtimmte Jahreszeit fällt und deren Gewäſſer feinen Abfluß nadh dem Ozean haben , ſondern ſich in inländiſche Waſjer
Mitte des Bedens zu fortidyreitend ſowohl gleichartiger nachy
Zuſammenſetung und Struktur, wie mehr und mehr frei von allen fremden Beſtandteilen erweiſen. Die Unebenheiten des Bodens werden verſd)winden , die niedrigen Erhebungen werden eingehüllt und die Oberfläde der Steppe wird
zwiſchen den beiden hervorragenden felſigen Gebirgszügen eine muldenartige Form annehmen . Wenn dann infolge einer dauernden Veränderung des Klimas ein ſoldes
Becken ſid nad, und nad, mit Waſſer füllt und ein Waſſer abfluß nach außen ſich öffnet, ſo wird die zerſtörende Kraft des Waſſers bald tiefe Kanäle in die erdige Ablagerung reißen und deren innere Struktur damit aufdecken ; die
feinen Röhrchen, welche die Lage zahlloſer Pflanzengenera
Ferdinand v . Nidhthofens „ China. “
tionen andeuten, die Sdyaltiere, welche ſidy am Graſe der Steppe genährt, die Knoden der Säugetiere , weldie auf derſelben gelebt haben , werden ſichtbar zu Tage treten : das, was man alsdann erblickt, iſt der Löß. ,
Das find in gedrängter Aufführung die Argu mente , welche ſich auf das Studium des dyineſiſchen Löß
gründen.
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keit für die friſch aufgeſtellte Theorie beſtand zunächſt darin, eine ausreichende Erklärung für die ungeheuren Staub mengen zu finden , auf welche ſie ſich gründete. Dieſe Frage iſt ſeitdem auf ebenjo ingeniøſe, wie meiner Anſicht nad befriedigende Weiſe durch Mr. Raphael Pumpelly gelöſt worden ."
Id ſchloß daraus , daß jene Gegenden , in
Es beſtehen neben jenen Salzſteppen , welche keinen
welchen heutzutage der Reiſende ſid zwiſchen bodyſtreben
Waſſerabfluß nach dem Meere geſtatten , weite Landſtreden
den Mauern von gelber Erde bewegt und täglid in er neutem Staunen die phantaſtiſden Formen der Erdgebilde betrachtet, weldie durch die Eroſion des Waſſers ent
ſtanden ſind ; wo Millionen menjdslider Weſen in Höhlen wohnen , welche in die vertikalen Seiten des Löß einge graben ſind , und auf der ſtufenförmigen Oberfläche des:
etwas anderer Art , welde gleichfalls als fortwährender
Ablagerungsplat für die Staubpartifelchen dienen . Sie ſind hinreichend verſchieden von jenen letzteren Strichen, um als eine zweite Klaſſe ſolcher Ablagerungsplätze bezeidynet werden zu fönnen , obgleid, ſelbſtverſtändlid, eine Reihe von Abſtufungen beide verbindet. Zu dieſer zweiten Klaſſe
ſelben ihr Feld bebauen , welches in naſſen Sommern
geboren die weiten Grasebenen , welde unter dem
reichen Ertrag liefert , aber von erſdređender Dede iſt, wenn es die Feudytigkeit nicht in genügender Menge er:
der Prärien , Savannen , Llanos, Pampas, Steppen des jüdliden Rußlands und Sibiriens u . 1. w . hinlänglid be
hält : daß dieſe ſelben Gegenden , durch welde jeßt der Hoangho (Gelber Strom ) mit ſeinen Nebenflüßen ſtrömt, einſt traurige, öde Steppen bildeten , welche nur ein No:
fannt ſind. Sie ſind gleichfalls dem Wechſel zwiſchen einer trockenen und einer naſſen Jahreszeit unterworfen. Sie unterſcheiden ſid, von jenen Salzſteppen indes durdy
madenleben geſtatteten und aus denen es keinen Abfluß
ibre ebene Oberflädie, wie durch den Umſtand, daß ſie von
nach dem Meere gab. Bei einer Reiſe nad der Mongolei, fährt Nidythofen
meiſtenteils außerball ihrer Grenzen entſpringen. Ein
Namen
Flüſſen durdyſtrömt und teilweiſe entwäſſert werden , weldyo
fort, hatte ich dann Gelegenheit, mich von der Richtigkeit
zelne dieſer Gegenden erhalten während der naſjen Jahres
meiner Theorie zu überzeugen. Id beobadytete dort die
zeit ein bedeutendes Maß von Feuchtigkeit und tragen
gleiche muldenförmige Oberfläche wie beim dineſiſdien Löſ, eine Steppenvegetation, weldie aus ſehr feiner, mit Sand vermiſditer Erde herauswuchs und Anhäufungen von Fels
dann eine reiche Vegetation von Gräſern und blumigen Kräutern , um während des übrigen Teils des Jahres vollſtändig auszutrodnen. Das Maß , nach weldem der Boden ſich hebt, iſt abhängig von dem Charakter der umliegenden Region , von welcher während der trodenen Zeit der Wind den loſen Boden herbeiführt. Es unter liegt feinem Zweifel mehr, daß die „ ſchwarze Erde" des ſüdlichen Rußland auf ſolchem Wege ſich erhöht und id neige mich der Anſicht zu , daß dasſelbe mit dem indiſchen ,,Negur " der Fall iſt. Nur die oberſte Schicht des Bodens trägt die dywarze Farbe, welche lediglich von der Bildung von Pflanzenerde herrührt ; in den tieferen Lagen desſelben herridyt die bräunliche Schattierung des Löß vor , mit deſſen eigenartiger Struktur, welche indes weniger prägnant und ausgebildet erſcheint , als in den vben erwähnten Fällen . Die Skelette von Säugetieren werden ſich wahr
abbrüchen an den Berglehnen .
Nirgends aber trat die
innere Struktur zu Tage, bis ich midy den Grenzen jener
!
abflußloſen Region näherte. Am Rande dieſer Strecke batten einzelne Becken cinen ſolden Abfluß indes bereits
gewonnen und die erſten ſicheren Anzeichen von wirklichem
Löß waren dort bereits an den Seitenwänden jedes natür lichen Einſdynittes in den Boden genau zu erkennen , wu die erodierende Kraft des Waſſers noch nicht einmal tiefe Furden geriſſen hatte. Von dieſen erſten Anfängen der llmwandlung eines Steppenbedens in ein Loßbecken konnten
dann in raſcher Aufeinanderfolge ſämtliche llebergänge bis zu den wildeſten und im hödyſten Maße grotesken Land idhaftsbildern beobachtet werden, in denen der Löß bis zu
einer Dicke von über 300 m . offen zu Tage lag . Es ſcheint mir, daß dieſe Theorie in der That allen Verhältniſſen in bezug auf den chineſiſchen Loß gerecht wird, deſſen Eigenſchaften und jede Verſchiedenheit in der
ſcheinlich in dieſem Boden ſchlecht erhalten finden , denn der bedeutende Regenfall und das langſame Anwadijen des Erdbodens hat dieſelben zum Teil zerfallen laſſen, che ſie ganz bedeckt waren. Dieſe Gründe finden indes
Art ſeines Vorkommens leidit erklärt. Außerdem ver knüpft ſie zwei bislang unerklärte Erſcheinungen, welche, ob gleid) ſie hinſichtlich der äußeren Verhältniſſe und der Bedingungen für die menſchliche Eriſtenz die ſdroffſten
ihrem ganzen Umfange nad) nicht Anwendung auf die
Gegenjäte bilden, dennod in bezug auf ihre geograpbijde
Ein weiterer Unterſchied von den Steppen der erſten Art findet ſeine Erklärung in dem Umſtande, daß das im Voden enthaltene Salz teilweis durd, das in die Erde
Verteilung in engem Zuſammenhange ſtehen , zu einem
einzigen Naturprozeſſe. Es braucht nur darauf hingewieſen zu werden , daß die Salzſteppen Zentralaſiens von allen Seiten mit Löbregionen umgeben ſind. Die größte Schwierig Ausland 1883 Nr. 30 .
Schnecken , deren Bewohner in ihren Schlupfwinkeln unter der Erde ſterben.
1 Amer. Journ . of Science and Arts.
Vol . XVII. 1879 . 90
Ferdinand v . Richthofens „ China. “
590
eindringende Regenwaſſer aufgelöſt und den Flüſſen zuges
päiſche Löß in gleidyer Weiſe wie der auf dem öſtliden
fortſchreitenden Veränderung im Nordweſten auf, während es ſich nad , Südoſten zu nod) fortſekte. Sogar jetzt nody iſt der Boden in der Erhebung begriffen, wo er mit Ve getation bedeckt und vor der zerſekenden Kraft des Waſſers geſdyüßt iſt. Aber der Prozeß vollzieht ſid ſehr langſam und dehnt ſich mit Ausnahme des ſüdlichen Rußland aud nicht über eine größere Region im Zuſammenhange aus, vielmehr liegen einzelne Stellen, wo eine Ablagerung durdy die Luft ſtattfindet, zerſtreut zwiſchen anderen , welde der
Erdteile durdy lang anhaltende , von der Luft herbei
Zerſekung preisgegeben ſind.
geführte Staubablagerungen auf Steppenboden entſtanden jei. Dieſelben Gründe, welche mich in Ajien und Europa geleitet, blieben auch ſtid baltig in ihrer Anwendung auf die Löfbregionen des nördlid)en und jüdliden Amerika. Die mit Löß bedeckten Gegenden Europas erſtreden ſid),
Zu derſelben Zeit, als id, dieſe meine Anſidyten über die Entſtehung des Loß in Europa veröffentlichte, war
führt wird .
Als ich dann bei meiner Rüdfehr nad Europa mid) mit dem Loß dieſes Kontinents eingebender beſchäftigte, als bisher, konnte mir die Aehnlidyfeit desſelben in bezug auf Zuſammenſeßung, Struktur und die Art des Vor kommens mit demjenigen in Aſien nicht entgehen und mußte inich unwiderſtehlid zu dem Schluſſe führen, daß der euro
wie bekannt, von den Pyrenäen , den Alpen und dem Balkan
im Süden bis nad Belgien, der norddeutſchen Ebene und Polen im Norden , vom ſüdlichen Frankreid im Weſten bis über die öſtlichen Grenzen des Erdteils binaus. Jeder
einzelne Teil dieſes ſoumſdyloſſenen Gebietes muß den
Dr. Nehring in Wolfenbüttel im
Verlauf ſeiner bewun
dernswerten Studien an foldyen Tierfnoden , welche in dem Löf Norddeutſchlands gefunden worden, zu der Ueber zeugung gekommen, daß die Säugetiere, welde während der
Bildung dieſer Formation dort eriſtiert hatten, identiſch oder doch ganz nahe verwandt mit den jetzt auf den Steppen der arftiſden Region , in Zentralaſien und Sibirien lebenden
ung in der jeßt beobachteten Dicke zu geſtatten . Dieſe
geweſen ſeien. Er ſchloß daraus , daß Deutſchland eine Steppe geweſen ſein müſſe, deren Klima etwa dem jeßigen des weſtliden Sibirien gegliden habe. So fam Dr. Nehring, weldier zu jener Zeit noch keine
Dide nimmt im allgemeinen von Nordweſten nach Südoſten
Kenntnis von meinen Unterſuchungen hatte, durch das
zu. Es ſcheint, daß, während öſtlich der Alpen die Steppen aera in ältere Zeiten zurüdragt, der Anfang derſelben in Galizien, Deutſchland und Frankreid in die Zeit der
Studium der Foſſilien zu dem gleichen Reſultate in bezug auf einen kleinen Teil von Europa, weldes ich infolge der Beobadytung von Struktur und Art des Vorkommens des poß für einen großen Teil des Kontinents gewonnen
Charakter der Steppe getragen haben , während eines Zeit
abſchnittes, welcher lang genug war, um die Ablager
größten Gletſcherausdehnung oder wenig ſpäter verlegt werden muß und daß einer oder der andere Teil der Steppe ſich aufgebaut hat auf den Grund der Moränen ,
welche nach und nach durch den Rückgang der Tiefland gletſder bloßgelegt wurden .
Als Europa's nordweſtliche
hatte .
Seit dicier Zeit haben die fortgeſetten Studien
Dr. Nehring's und anderer an Tierknochen, welche im Löß enthalten waren, eine überwältigende Maſie von Be weismaterial in dieſer Ridytung zu Tage gefördert und
Grenze ſich nod über die gegenwärtige bathymetriſde
uns in den Stand geſetzt, unſere erſten Sdlüſſe auf ganz
Grenze von 100 Faden hinaus erſtredte und die Gipfel linie der Alpen ſich nod böher erhob als heutzutage, muß
Deutſchland, mit Einſdluß des Rheinthales, die Umgegend von Wien und Ungarn auszudebnen.
ein kontinentales Rlima, dieſe erſte Vorbedingung für eine
Ich glaube nicht zuviel zu ſagen , wenn id) behaupte,
Steppenbildung, vorgeherrſcht haben und wahrſcheinlich
daß die Renner von Lößregionen , welche in den letten
gewann die Steppe ihre größte Ausdehnung in nordweſt lider Richtung. Es würde mich hier zu weit führen, wenn idy auseinanderſeben wollte, woher es kommt, daß die klima
Jahren diesbezügliche Anſdauungen veröffentlicht haben , ſämtlid darin übereinſtimmen , wie lediglich durch die An nahme der Ablagerung von durch die Luft herbeigeführten
tiſchen Verhältniſſe , wie die Vegetation und das tieriſche
Staubpartikelchen alle ſeine Eigentümlichkeiten ihre einfache
Leben nördlid ) der Alpen , nadidem ſie ein Uebergangs ſtadium durdygemacht hatten, weldes etwa dem der jeħigen Tundras ähnlich, ſpäter ein Mittelding bildeten zwiſchen den
und leidyte Erklärung finden.
Neben Mr. Raphael Pum =
pelliy, welcher den Löß von Aſien und Nordamerika kennt,
jeßt beſtehenden Verhältniſſen in Sibirien und dem ſüdliden
erwähne id) hauptſädlich Dr. Emil Tieße aus Wien 1, welcher ihn in Perſien und Galizien ſtudiert hat, und den
Rußland, während verſchiedene Anzeichen darauf hindeuten ,
verſtorbenen Profeſſor Karl Peters aus Graz.
daß weiter nach Südoſten , aus dem ungariſchen und rumäniſchen Becken kein Abfluß nach der See vorhanden
leştere hat wahrſcheinlich die europäiſchen Lößregionen in ausgedehnterem Maße geprüft, als irgend ein anderer Geologe und hatte bis 1870 gerade wie Pumpelly einer
.
war und daß dieſe Gegenden völlig den abflußloſen Re gionen Ajiens glichen . Nadidem drittweiſe mit dem
Entſtehung derſelben
Dieſer
burd) Waſſer ebenſo lebhaft das
erneuten Hereinbrucie
Wort geredet , als er ſpäter den Urſprung derſelben auf
der See das kontinentale Rlima von Zentraleuropa ſid, in ein ozeaniſches Klima verwandelte, hörte das Wachstum des Loß mit dieſer langſam von Nordweſt nad Südoſt
" Jahrbuch der N. R. Geologiſchen Reichsanſtalt in Wien 1877, und eingehender in derſelben Zeitſchrift für 1882.
Die Wotjaken .
591
Luftzufuhr zuüdführte. Der berühmte W. v. Middendorff
phyſiſche Geſtaltung der Regionen , wvelde mit ihm bededt
hat fürzlich ſeine Anſdauungen in gleider Weiſe geändert.'
ſind, müſſen die Sanderung und Veränderung von Tieren und Pflanzen in bohein Orade beeinflußt haben und es iſt keineswegs unwahrſcheinlid), daß die Lebensgewohnheiten und die Wanderzüge der älteſten Völker über einen großen Teil Europas und Aſiens auf ähnlide Urſachen zurückzuführen ſind. Dabei iſt nidyt zu überſehen , daß (don ein geringer Wechſel des Klima’s im ſtande iſt, die Steppe , und namentlich die Salzſteppe, welde feinen
Die Theorie der Zufuhr durd, die Luft, wie ſie in Vorſtehendem auseinandergejekt iſt, erfordert zwei verſchie dene klimatiſche Stadien zur Bildung typiſcher Lößregionen. Während des erſten Stadiums mit ſeinem kontinentalen und durdygängig trockenen Rlima iſt der Boden höher und
höher empor gewadſen ; im zweiten iſt häufigerer und ſtär ferer Regenfall eingetreten , die zerſeßende Kraft des Waja fers hatte Furden in den Boden geriſſen und die Steppen becken verwandelten ſich in Loßbeden. Es liegt auf der
Hand, daß die Vorbedingungen für die Eriſtenz von Pflan zen und Tieren , wie für die Lebensweiſe des Menſdien
Waſſerabfluß bat, in die dürrſte und ödeſte Wüſte zu ver
wandeln und damit den Grund zur Auswanderung von Menſden und Tieren zu legen .
während dieſer beiden klimatiſchen Stadien geradezu ent
gegengeſeßte geweſen ſind. Zeit und Raum ihres Wedy jelns haben mit einander in engem Zuſammenhange ge
Die Wotjäken.
ſtanden , wie dies der Reiſende in der Gegenwart beobachten
Unter den noch nicht ruſſifizierten finniſchen Völker ſtämmen an der mittleren Wolga und an der Kama nehmen
fann , wenn er von den mongolijden Salzſteppen mit ihrer einförmigen Vegetation , den Tieren, welche für ein herumſtreifendes Leben geſchaffen ſind und ihrer nomadi den Bevölkerung zu den chineſiſchen Löfbeden hinunter:
die Wotjäken eine hervorragende Stellung ein. Ethniſd) gehoren ſie zu der Gruppe der permiſchen Finnen , welche
den Uebergang zu den ugrijden Völkern bildet und die
ſteigt. Das charakteriſtiſche Kennzeichen dieſer letteren be
bekanntlich in drei Abteilungen zerfällt : Zyrjänen, Permier,
ſteht in einer labyrinthiſchen Verzweigung jehr enger, tief
Wotjäfen ; räumlid, bilden ſie das ſüdlichſte Glied, indem fidh ihre Hauptwohnjiße unmittelbar an die ſüdlichen Grenzen des permiſchen Landes anſchließen und, wenn auch gegenwärtig mannigfad von ruſſiiden Anſiedelungen durchbrochen , dudy nod bis zur Vereinigung der Kama mit
und mit völlig vertikalen Seitenwänden in den gelben
Boden eingeſdınittener Sdyludyten und dieſe Bodengeſtalt in Verbindung mit der Eriſtenz eines Waſſerabfluſſes, wvelder zugleich die lösbaren Salze dem Erdboden entführt, bildet eben vorzugsweiſe den Unterſdied zwiſchen dem nörd lichen China und der Monglei. Die Vegetation nimmt
eine größere Mannigfaltigkeit der Formen an ; die Tiere, welche gewohnt ſind, über die endloſen Ebenen der Steppe zu ſtreifen , können dort nicht fortkommen , wo die größt möglichſte Unebenheit des Bodens deſſen charakteriſtiſdes Merkmal bildet ; und der Menſch ſieht ſich in dem chine jijchen Löß einfach gezwungen, das Leben des an die Scholle gefeſſelten Acerbauers zu führen. Der Boden des Voß, 1
ſofern er den nötigen Waſſerabfluß hat, iſt wie kein zweiter zum Anbau von Zerealien geeignet und die unzähligen Schluchten und auf natürliche Weiſe befeſtigten Punkte gewähren dem Menſchen Obdach und einen geſchüßten Zufluchtsort. Es erſdeint überflüſſig, beſonders darauf hinzuweiſen , in welch' hohem Grade die Art und Weiſe der Entſtehung des Loß von Wichtigkeit iſt für das Studium der Urſachen , welche die jeßige Verteilung von Pflanzen und Tieren auf der Erdoberfläche herbeigeführt haben. Die beſonderen Verhältniſſe während des Anwachſens des Loß und die 1 Mém . de l'Acad. Imp. de Sc. de St. Petersbourg. 1 . XXIX , 1881. Es ſcheint , daß Mr. W. T. Blanford gleichfalls
die Theorie der Luftzufuhr für die Entſtehung der Ablagerungen
der Wjätka reiden . Gegen Rajan hinab wohnen Tataren ,
die Nachkommen der Wolga - Bulgaren und deshalb nody ießt wotjäkiſch Biger', d. i. Bülgär genannt. Auf der rechten Seite der unteren Wjätfa dagegen bis zu den Sümpfen von Nijdini-Nowgorod erſtrecken ſich die Site der gleid)falls finniſden , aber ſdon entfernter verwandten Ceremiſſen , die bei den Wotjäken den Namen Por, ,,Männer" ,
führen. Auf der Südſeite der mittleren Wolga von Niſchni Nowgorod bis Kaſan finden wir zuerſt die geſchloſſenen An ſiedelungen der Ruwaſden , eines höchſt eigentümlichen und ſtarf differenzierten türkiſchen Volkes , das nach der An ſidyt ruſſiſcher Forſder, z. B. Kunik's, für einen Ueberreſt der alten Hunno-Bulgaren zu gelten hat ; und weiter ſüd: wärts die weit zerſtreuten Wohnſite der Mordwa, eines
uralten finniſchen Volfes , deſſen gänzliche Auflöſung und Ruſſifizierung nahe bevorſteht. Wir fügen noch hinzu, daß die Wotjäken ihr Land Kam-kusyp: „ Waſſer-Mitte", be nennen , weil dasſelbe weſtwärts von dem Fluſſe Wjätka oder Wiätfa -kam , oſtwärts von der Kama oder dem „ großen Fluße", Badzim -kam , begrenzt und eingeſchloſſen wird. Die Wotjäfen treten zum erſten Male in der Ge ſchichte im Jahre 1174 auf ; damals fuhren Bürger von Nowgorod die Wolga abwärts und die Kama aufwärts, drangen über eine ſdymale Waſſerſcheide (Wólok) zu dem
adoptiert hat , welche Inlandbecken ohne Waſſerabfluß ausfüllen (Proceed. R. Geogr. Soc. 1881) und Mr. Clarence King hat mir brieflich mitgeteilt , daß er dieſelbe Entſtehungsweiſe mit bez11g
im Lande der Wotjäfen oder, wie ſie in der Chronik beißen,
auf die Lößregionen des Miſſiſſippibeđens lebhaft befiirwortet.
Otjäken die Stadt Chlynow gründeten , die jeßt Wjätka
Flüßchen Cepfa und dann zur Wjätka vor, wo ſie mitten
Die Wotjäfen .
592
genannt wird. Dieſe ruſſiſche Kolonie der Wjätídanen
geſchmückt; hinten iſt an dem Hut ein viereckiges Sdleier:
hielt ſich 300 Jahre unabhängig und ward erit 1459 von dem Großfürſten Waſilie, welcher Nowgorod's Selbſtändig
tudy (aus weißem , mit Seide oder farbigen Lappen be nähten Leinen ) derart am oberen Rande befeſtigt, daß der eine Zipfel vorn herüberbängt, der übrige Teil aber frei auf die Schultern fällt. Schon Pallas ſagt : ,,Dieſer Kopfpuß iſt der ungeheuerſte unter allen , die bei den Völkern Rußlands im Gebrauch ſind. “ Die Dörfer ſind
feit brach, annektiert. Der Handel mit Pelzwerf und mit dem Holz der nordiſchen Waldregion hatte die ” jätſdianen reid) gemadt. Wiederholt verſuchten die unterworfenen Wotjäken im Verein mit den Ceremiſſen und Kajan'ſchen Tataren ihre Freiheit wieder zu erringen, ſo namentlid, im Jahre 1553;
aber ihre Anſtrengungen waren vergeblich. Endlich ſei bemerkt, daß die Wotjäken ſich ſelbſt als Nation Udy, als Individuum Ud- oder Ut-murt (murt bedeutet „ Menſdy“ ) benennen und bei den Ceremiſſen Oda heißen ; das ruſſiſche Wort Otják, Wotják enthält denſelben Stamm , deſſen Deutung wir zum Sdyluſſe verſuchen wollen .
Ueber dieſe intereſſante Volks - Individualität iſt vor kurzem ein högſt belehrendes Werk erſchienen, das ſo redt als ein Muſter ethnologiſcher Einzelſchilderung aufgeſtellt werden kann : „ Die Wotjäfen , eine ethnologiſde Studie von Dr. med. Mar Budy ; Stuttgart, Cotta 1882 (gr. 4°, 188 S. , 10 Mark)", Separatabdruck aus den Verband
lungen der Finniſchen Geſellſchaft in Helſingfors. Der Verfaſſer war drei Jahre mitten im Wotjäkenlande, im Orte Jžewst, als Arzt thätig und hatte Gelegenheit , das Volf nach allen Seiten zu beobachten und zu ſtudieren. Gegen :
über den zahlreichen und mitunter vortrefflichen ruſſiſchen Abhandlungen, welche ſich mit demſelben Volfe beſchäftigen, wir nennen nur Dſtrowskic's „Wotjaki Kazanskoi gu beroi“ (Rajan Kaſan 1874 ) und Gawrilow's „„ Proizwedenija Qarodnoi slowestnosti“ (Kaſan 1880 , mit einer Fulle von wotjäfiſdyen Liedern , Rätſeln , Märchen u . f. w . ), hat die neue Arbeit den Vorzug, deutſch geſchrieben und allen Gebildeten verſtändlid, zu ſein ; ſie empfiehlt ſich aber auch
durch ihren inneren Wert und durch die Vielſeitigkeit des geſammelten Materials . Wir fühlen uns verpflichtet, die allgimeinſten Reſultate daraus weiteren Kreiſen zugänglid, zu maden ; die Fachgenoſſen werden natürlich nicht unter: laſſen , das Werk ſelbſt zu leſen.
Die Anzahl der Notjäken betrug im Jahre 1872 275,645 Seelen , davon lebten im Gouvernement Wjätka allein 262,073 ; die Zunahme gegenüber früheren Zählungen iſt durchaus normal.
Dem ruſſiſden Einfluß entziehen jidy
die Wotjäfen möglichſt durch Siolierung ; die ruſſiſdien und wotjäfiſchen Häuſergruppen eines Dorfes ſtehen immer
1
jeßt genau nach dem Muſter der ruſſiſchen gebaut; das Haus hat vieles von tatariſcher Bauart und der Ofen (gûr) zeichnet ſich durdy rieſige Dimenſionen aus. Die Wotjäfen haben in ihrem Typus viel Aehnlichkeit mit den Eſten ; einzelne Typen erinnern jedoch auffallend an die ugrijchen Oſtjafen.
Die Haut iſt meiſt hell, glatt,
mit geringem Haarwuchs; das Haupthaar oft rötlich oder gelb , überwiegend jedod) braun , ſebr ſelten ſchwarz ; die Bartfarbe bei 84 (unter 100 ) bärtigen Individuen war entweder braun ( 37) oder rötlidy (47 ). Schon Müller
(Sammlung ruſi. Geſchichte. III . Band, 1758 , S. 315) ſagt : ,,Die Haare faſt aller Wotjäfen ſind von gelber oder rötlider Farbe." Die Augen von 100 Individuen waren ineiſt blau (50) oder braun (31), aud) grau ( 17 )
und grün (2) , niemals jedody ſdwarz. Die Muskulatur iſt mäßig entwidelt, die Spannkraft gering; Fettleibigkeit kommt bei Männern nie vor.
Die Mädchen ſind meiſt
gut gebaut und haben mehr Fleiſd) und Fett als die Männer. Sie genießen die geſd ledytlidhen Freuden ſdon vom Eintritt der Menſtruation oder dem 16. Jahre reid) lid ); ſie verbeiraten ſich erſt im 21. -25. Jabre , ver : febren dann nur mit dem Gatten und erweijen ſid, fruchtbar.
Den Charakter der Wotjäfen weiß idon Nyèfow (Tagebud S. 171) zu rühmen : ,,Wenn der Name arbeit ſamer derleute cinem Bolfe zur Ehre gereid)t, ſo gebührt den Wutjäfen dieſes Lob mit allem Rechte ; ich kann fühn lid jagen , daß ihnen kein Bolt im ganzen ruſſiſchen Heide in der Arbeitſamkeit gleichkommt."
Der Aelteſte in der
Familie genießt unbedingten Gehorjam . Die Familien glieder bleiben , ſo lange es irgend angeht, im Hauſe; Bud) jah einen Hausvater, der auf ſeinem Hofe 5 Familien
ſeines Geſdledytes beherbergte. Ihre privaten Dorfrichter (töre) achten ſie ſehr ; den ruſſiſdien Gerichtsvorſteher fürdyten ſie und beten im Vaterunſer ,,erloje uns von dem Priſtaw .“ Der Wotjäke iſt ſchwerfällig ; ſein Gebahren madyt anfänglich den Eindruck der Stupidität, bei längerem
getrennt von einander, bisweilen in einer Entfernung von
Umgang tritt jedod) Intelligenz und Dorflogik zum Vor
einer halben Werſt. In bezug auf Tradyt haben nur die
(dyein. Die wotjäkiſden Bauern ſind meiſt wohlhabender als die ruſſijden, weil ſie ſich in ihrer Arbeit nicht durd die zahlreichen Feiertage behindern laſſen. Die Wohn zimmer und Höfe ſind ſehr rein gehalten ; jeden Samſtag wird gebadet ; dagegen findet man in der Behandlung des Eb- und Trinkgeſchirres die äußerſte Unreinlichkeit. Der
Weiber das Alte bewahrt ; alle tragen Hoſen aus blau
und weißgeſtreiften Leinenzeug, Beinwidel (bin' älton) und Schuhe aus Lindenbaſt ; beſonders eigentümlid, iſt jedoch der Kopfput der verheirateten Weiber , Aison genannt. Es iſt das ein pyramidenförmig aus zuſammengebogener Birkenrinde verfertigter , etwa 0,4 m. bober Hut, defien
Wotjäke fabriziert alles, was er braucht ſelbſt, aus Holz,
vordere Flädie mit weißem Leinen überzogen iſt, die hintere
Niemen, Vindenbaſt, Birkenmaſern und etwas Eiſen ; Meſjer
dagegen mit jdwarzem Tud), vorn mit Silbermünzen be dedt und die Ränder mit grünen und roten Glasperlen
und Art find feine einzigen Inſtrumente.
Die Weiber
üben das Spinnen und Weben und ſind ſehr geſchickt im
Die Wotjälen.
Buntfärben der Zeuge mit Hilfe einheimiſcher Pflanzen ;
593
gebettet. Die Bruſt wird dem Säugling länger als 2 Jahre
die eingewebten Muſter und die Stickereien im balben
gereidyt; derſelbe wird frühzeitig an Branntwein gewöhnt.
Kreuzſtid ſind hübſch und originell.
Die häufigſte Krankheit iſt die granulierende Augenentzün dung, namentlich bei den Weibern , die faſt ununterbrochen dem Stubenrauch ausgeſeßt ſind. Auch die Poden tvirfen verheerend, da fein Impfzwang berridit; in ſumpfigen Gegenden herrſchen Malariafieber vor. Von der Luſtſeuche
Gejäet wird bauptſäd lid Roggen ; die großen pyra : midenförmigen Schober (kaban) auf dem Felde bilden den Reichtum des Wotjäken , der ſie an ruſſiſche Händler verkauft.
und Hanf.
Gebaut wird auch Hafer, Gerſte, jeltener Weizen
Im Winter jagt der Wotjäke in den großen
Wäldern ; Wölfe und Bären (gondyr) , ebenſo Rotwild,
war idon die Rede. Reid baltiges Material bietet der Verfaſſer über die
ſind ſelten geworden ; dagegen gibt es noch viel Haſen und
geſelligen Spiele und muſijden Rünſte der Wotjäfen ; die
Eichhörnchen (koni). Die Flüſſe bieten reichlich Fiſde ;
einfachen und hübſchen Lieder, Näthjel, Spridwörter, Sagen und Märchen ſind meiſt Gabrilow entnommen . Die Wot
die Viehzucht wird vernachläſſigt , am häufigſten werden
Schweine gehalten. Die Bienenzucht wird mit Vorliebe
jäfen haben eine eigenartige Zither (krödž).
betrieben ; es gibt Bauern , die 200 und mehr Sdwärme beſißen. Die Bienenſtöde, ausgehöblte Baumſtämme, ſind häufig von Pferdeſchädeln umgeben . Der Genuß von Branntwein (kumysna) iſt allgemein ; Roggenbrot, Fleiſdı
vierzeiligen Liedchen , welche genau ben tatarijden ent
ſuppe, Butter und Eier bilden die gewöhnliche Nahrung. Burſche und Mädchen verkehren mit einander durchaus
zwanglos, und es iſt für ein Mädchen ſogar ſchimpflid ), wenige Beſucher zu haben ; Kinder zu bekommen bringt dem Mädchen Reputation ein und der Vater erhält dann
einen höheren Brautpreis bezahlt. Bei dieſem guten Na turvolke iſt Mädchenfeujdheit feine Tugend , Liebe fein Laſter. Doch nun auch die Kehrfeite zu dieſer Idylle ! Bei der ungebundenen Lebensweiſe der Jugend findet die Luſtſeude, dieſes Danaërgeſchenk der europäiſchen Zivilia
ſprechen , iſt Alliteration und aud Endreim üblich . ud die Rätſel gemahnen ganz an die tatariſchen . Als Probe fügen wir 4 Vierzeilen und 3 Rätſel bei : 1 ) Den Felshang dimückt die Steinbeer' rot,
es gibt dort viel Johannisbeeren ſchwarz wie glüht, o Mädchen, dein Geſidyt ſo rot, deine Augen ſind Johannisbeeren ſchwarz. 2 ) Das Hei mäb'n fällt bediverlich oft ;
doch luſtig iſt der geſchliff'nen Senſe Klang.
den Folgen dahin. Einmal verehelicht, iſt das Weib volles Eigentum des Mannes und bewahrt ſtets die Treue; all
Branntwein zu brau'n erfordert Mühe viel ; Dod luſtig iſt der Gläjer und Lieder Rlang. 3 ) Die Sonne ſpendet Sonnenſchein , der Mond uns einen Mondenſchein mit Luſt man nur ſo lange lebt, als Vater uns und Mutter lebt.
gemein wird die Wotjäkin als ſorgſame Hauswirtin , Mutter
4) Ich ſchneide Korn, ich ſchneide fort und fort,
ſation, immer mehr Boden und ganze Familien ſiechen an
und Gattin gelobt. Die Frau iſt faſt immer älter als der Mann ; der alleinſtehende Erbe eines Gehöftes wird
id lebe ſorglos unbewußt dahin,
meiſt nod) vor dem 18. Jahre verheiratet, damit eine Haus:
bis auf mid fällt des Todes Nebeldleier.
frau da ſei. Die Familie des Bräutigams zahlt dem Vater der Braut einen Kaufſchilling (kalym, echt wotjafiſd) Ropfpreis " jir-dun ). Die Zeremonien der Brautwerbung
und die Hochzeitsfeierlichkeiten ſind eigentümlid ); tatariſche Einwirkung iſt dabei unverkennbar.
Die alte Sitte des
In den
bis auf den Strom fällt, ad ), der Nebelſchleier
1 ) Auf dem Dach des Hauſes gleitet ein Schneeſchuh. (Kämmen des Kopfes.) 2) Das Lebloje trägt das Lebendige. ( Ein Menſd) auf Schneeſchuhen . )
Mädchenraubes (kukem) kommt vereinzelt bis auf den
heutigen Tag vor. Nie heiratet ein Wotjäke eine Maid feines Heimatdorfes, ſondern holt ſich die Braut ſtets aus
3) Zwei Brüder. laufen um die Wette ; keiner kann den andern überjagen. (Sdyneeſchuhe .)
einem fremden Dorfe ; der übliche Jammer der Geraubten
Die Wotjäfen haben außer den tatariſchen Eigentums marken (tamgá ), deren Form je nach der Familie wediſelt, eine eigentümlidye Bezeichnung der Zahlen auf Herbſtöden (pös), die zu geringem Teil an die Geſtalt der lateiniſden
und die Geberden der Abwehr erklären ſich aus dem vor
alters geübten Raubſyſtem .
Früher lebten die reichen
Wotjäfen in Polygamie, jetzt kommt nur die Einzelehe
vor.. Das Gebären iſt beim Weibe ein phyſiologiſder Aft,
Ziffern erinnert (z. B. X das, „ zehn “ , dagegen * s'u ,
der es an den gewohnten Arbeiten nicht hindert. Das übliche Eintauchen des Tauffindes in Waſſer von 6-10 ° R .
s'urs ,,tauſend “" ). Buch hat aucy zablreiche „ bundert", * s’urs Eigennamen von Perſonen und Dörfern verzeichnet. Am
ſoll nicht im geringſten ſchädlid ), nur kräftigend wirken .
ausführlichſten behandelt er, zum Teil mit Benüßung der
Die Wiege iſt ein Kaſten aus feſter Lindenrinde, der mit Lindenbaſtſchnüren an eine von der Zimmerdecke berab bängende elaſtiſche Stange befeſtigt iſt; im Sommer wird das Kind in einen einfachen Tragkorb aus Birkenrinde
älteren Beridyte, die Religion und die heidniſchen Gebräudic dieſes Volkes. Jeßt wird nur ein Gott Inmár (vgl. finn . Ilmarinen , von ilma „ Luft"“ = wotj. in, ſyrj. jen, „, Him
mel" ) verehrt ; aber zahlreiche Spuren weiſen darauf hin,
Die Pogge -Wißmann'ſche Reiſe quer durch das ſiidliche Kongo - Gebiet.
594
daß audy die Wotjäfen ein reidyhaltiges Pantheon beſaßen ,
verrichtet; noch immer üben Zauberprieſter (tona , tuno
daß eine Verſchiebung gegen Nordoſten , hervorgerufen durd, die Erpanſion der Großruſſen, angenommen werden darf. Auch die Wotjäfen haben ſich in früheren Jahr hunderten nod, viel weiter gegen Weſten ausgebreitet; ſic
,,der Wiſſende ", vgl. finn. tuntuu erkennen " ) ihre Bräuche
reidten nadweislich bis zur Wetluga und zu den Sümpfen
aus und machen den ruſſiſchen Popen beimlich und erfolg
von Niſchni Nowgorod. Dieſe Sümpfe meint Herodot, wenn er ſagt: ,,Bei den Budinen iſt ein großer waſſer
das alle Naturelemente umfaßt hatte .
Noch immer werden
in Raudhütten (kuala ) and heiligen Hainen (lud ) Opfer
reich Ronkurrenz.
Ein großer Opferplak befindet ſich beim
Dorfe Nyrja im Kreije Mamadyic); dort ſtand einſt die
Hauptſtadt der Kajan'idyen Wotjäken und die daſelbſt be findlichen Gräber dürften reidhliche archäologiſche Ausbeute gewähren. Auf permiſdem Boden werden beſonders häufig, wie ſich aus Rykow's und Aspelin's Beridyten ergibt,
reicher See und ringsum Sümpfe mit Rohr; darin leben Pelztiere in großer Zahl , Biber und Fiſchuttern ." Wir
gedenken über dieſe älteſten Nadiridhten demnächſt eingebend und im Zuſammenhang zu handeln. Graz. Wilhelm Tomaſchef.
Gößenbilder aus Kupfer und Bronze gefunden. Ueber
die Beſtattung berichtet Müller ( III S. 379): „ Die Wot jäfen wideln den Toten mit ſeinen Kleidern in Birkenrinde und verſcharren ihn alſo in einem abgelegenen Walde;
Die Pogge-Wißmann'ſche Reiſe quer durch das ſüd
die Leichenträger werden bei ihrer Rüdkunft mit Aſche be
lige Kongo-Gebiet. '
worfen , damit nicht ſobald wieder jemand beerdigt werde." Nach Ryckow (S. 170 ) wurde dem Verſtorbenen alles was
er im Jenſeits braudt, Beil , Meſſer, Schüſjel, Löffel, Kefjel, Baſtidube u. dgl. mitgegeben. Von den religiojen Feſten ſind die wichtigſten das Winterfeſt (tol-juon ), die
zahlreichen Feſte im Frühling zur Zeit des beginnenden Graswudhjes, der Belaubung, der Ausjaat; das Erntefeſt und Herbſtfeſt ( siz’yl-juon ). Solche dionyſiſche Feſtage feiern alle finniſchen und tatariſchen Stämme und ihre
Feier geht in uralte Zeiten zurück , ſowie alles was ſich auf den Aderbau bezieht. Es wäre durchaus verkehrt, an zunehmen , daß die Wotjäken erſt von den Nuſjen den
1
V.
Bogge's Rücfmaridh von Nyangwe nad Mukenge.2 Am 29. November 1881 von Mukenge aufgebrochen,
batten Bogge und Wißmann Nangwe am Lualaba glüd lid) am 17. April 1882 erreicht. Die Trägheit der Tuſdyi lange während des Marſdes trug die Schuld an der un verhältnismäßig langen Dauer der Reiſe von 41/2 Monaten , ſo daß bei der Ankunft in der arabiſchen Niederlaſſung ſämtliche Warenvorräte aufgebraudit waren .
Pogge jab
ſich gezwungen, bei dem Scheich Abedi den nötigen Reiſe bedarf für den Rücmarid , 320 Yards Baumwollenzeug,
Aderbau kennen gelernt hätten.
um den hohen Preis von 1700 Mark gegen einen Schuld
Hiſtoriſche und linguiſtiſche Unterſuchungen über die Ethnogenie der Wotjäfen hat Buch nidyt gepflogen ; ſeine treffliche Schilderung betrifft die heutigen Zuſtände. Wir wollen die Eingangs begonnene Darlegung 'nody dahin ergänzen , daß wir wenigſtens verſuchen, für das Volkstum der Wotjäken das älteſte hiſtoriſche Zeugnis ausfindig zu maden. Wir ſind überzeugt, daß unter den pontiſden Völfern , die uns der Altvater der Geſchidhte in der vierten ſeiner Muſen aufzählt und dildert, mehrere zu den Finnen gehören und daß namentlich die Bovdivos, ein großes nicht-ſkythiſches Volk, blond und mit blauen Augen, deſſen Wohnſiße 15 Tagreiſen nordöſtlid, vom Ajow'iden Meere lagen, als Vorfahren der Wolga- und Rama- Finnen (Cere miſjen , Wotjäfen, Permier und Zyrjänen) angeſehen wer
ſchein , zahlbar in Sanſibar, einzukaufen . Am 5. Mai nahm Pogge von Wißmann Abſchied und ſeßte ſeine Karawane, beſtehend aus 278 Köpfen (143 Männern und 135 Weibern und Kindern ) zur Heimreiſe wieder in Marſd). Die Ueberſdyreitung des Lomami machte ganz beſondere Schwierigkeiten , da die Kalebue am weſtlichen Ufer durdy den räuberijden Einfall einer Kriegerſdar des bekannten
Sklavenhändlers Tippu Tipp erſt kürzlich auf das bitterſte beimgeſucht worden waren und Tag und Nacht die Grenzen ibres kleinen Gebietes ängſtlich bewachten. Pogge gelang es endlid), 30 Kilometer ſüdlich des früheren Uebergangs punktes mit einem Häuptling ein friedliches Abkommen zu
(dhließen und ſidy den Weg zu den Baſſonges zu eröffnen . Der ganze Nudmarſd) trug überhaupt nicht das friedliche
Vielleicht erklärt ſich aud der einheimiſche
Gepräge wie die Hinreiſe. Daran mag zum guten Teil
Name der Wotjäken Udy oder Ud, der allerdings audy mit „ Gaſtfreund “ (wotj. Udo „idy reidye dar , jeße vor,
das Ausſehen der Karawane iduld geweſen ſein. „ Die
den dürfen . 1
bewirte" ) gedeutet werden könnte , beſſer als Verſtümme lung von Budin : Ud wäre dann abgejdhliffene Form von
Männer waren meiſtens unbewaffnet (an Feuerwaffen hatten wir nur 24 Musketen und 4 Hinterlader), da viele
bud „ Waſſer" = wetj. bu', ſyrj. wa , cerem . wüd, wid,
1 Fiche „ Ausland" 1883, Nr. 2, 6 , 7 and 8.
wit, mordw . wed ។, finn. wesi und bud - in entſpräche fin niſchem wesinen , mordw . weden' , cerem . wüdän „ zum
2 Nach Pogge's Brief anis Wufenge vom 20./27. September
1882 und leutnant Wißmann's Beridit in der Sibung der Be
Waſſer gehörig“, „ Waſſerleute“. Die Wolga - Finnen haben
jelljdhaft für Erdkunde in Berlin am 28. April 1883; beide ver öffentlicht in den „Mitteilungen der Afrikaniſchen Geſellſchaft in Deutſchland“ , Band IV , Heft I , Mai 1883.
ibren Boden ſeit unvordenkliden Seiten inne; hödyſtens,
Die Pogge Asiſzmann'de Reije quer durch das jüdliche Nongo Gebiet.
595
der Tuſdilange ihre Gewehre unterwegs verkauft hatten ; ein großer Teil der Karawane beſtand aus Weibern und
dennoch wieder ab, immer noch hoffend, ohne Blutvergießen das Lager erreiden zu können. Als aber ein neuer Zu
Kindern , von denen womöglid; die Hälfte auf wunden
wadys von Wilden die beiden den 29eg begrenzenden A11 höhen herunter auf uns einſtürmte , ¡dyreiend ibre Aerte,
und müden Füßen nachbumpelte. Andererſeits veranlaßte Nabgier, Raubluſt und der Glaube an die Unidädlidikeit des Gewehrknalles die Leute , uns anzugreifen .“ Der erſte Angriff erfolgte im Lande der Bena Roto und zwar öſtlich des Lubilaſd). „Hunderte von Menſchen
folgten dem Nachtrab der Karawane, warfen die Odiſen mit Knitteln ?c. , ſo daß wir oftmals drohend die Gewehre
die großen Lundameſſer und ihre Speere jdwingend, da kommandierte id) Feuer. Es war nicht anders möglid ); bätten wir uns noch ferner paſſiv verhalten , die Ueber
madit hätte uns erdrüdt. Nach zwei Salven erfolgte all
gemeine Ausreißerei; der Plaß war nady wenigen Minuten
Im nächſten Augenblick ward in dem etwa
geſäubert und wir konnten den Bad , ungeſtört paſſieren. Fünf Ngongo waren getötet und mehrere von ihnen ver wundet worden . Ich kann mid) bei dieſer Gelegenheit nicht genug lubend über das Verhalten der Tuſdilange
100 Sdritt entfernten Dorfe die Kriegstrominel gejdhlagen
äußern. Hätten ſie Furdyt gehabt , wir würden vielleidyt
zur Hand nehmen mußten.
Jm Hafenplaßorte des Lubi
lajd wurde zufälliger Weiſe ein Gewehr in unjerem Lager
abgefeuert.
und eine große Anzahl Bewaffneter ſtürmte aus dem nahen
alle verloren geweſen ſein , denn die Menge der Feinde
Palmenwalde heraus , wütend, ſdyreiend und lärmend,
war zu groß.“
direkt auf das Lager. Es glückte mir hier , allein, mit
Da ein nädytlider leberfall der Ngongo nur zul wahrideinlid war, willigte Pogge in den Vordlag Du fenge's , nod ) am Abend desſelben Tages die Vigongo für ihre Näubereien zu züdytigen. Sidyzehn mit Musketen und fedezig mit Aerten bewaffnete Tuſdilange braden aus dem
dem Gewehr in der Hand, ohne cinen Sdruß zu thun,
etwa 80–100 dieſer wilden, im Sturmlauf herbeieilenden Bena Koto 10–50 Schritt vom Lager zurückzudrängen, bis nach 4-5 Minuten die Träger ud Tuſdilange Zeit
gewannen , ihre Gewehre zu laden und zur Stelle zu ſein . Inzwiſchen gelang es dem Tolmetſcher Bijerra, den Häupt ling und ſeine Leute zu beſänftigen , ſo daß wir am nädyſten Morgen ohne Störungen den Yubilaſd paſſieren und das Dorf Katſditid's erreidien konnten . " Ratiditid), welcher ſid beim Hinmarid lange geſträubt, die Erlaubnis zur Weiterreiſe zll erteilen , zeigte jetzt große
Pager auf; nad ciner Stunde ticgen im Oſten dide Raud :
jäulen auf. Die ganze Einwohner daft , an 1000 bis 2000 Nienden zählend, hatte vor der fleinen Sdar die Flucht in die Wälder ergriffen. Jenſeits des Lubi betrat die Karawane wieder das
Gebiet der freundidaftlid) geſinnten Baſdilange, und da
Freundlichkeit und veranlaßte ſogar die Herausgabe einiger
an den Rüdweg nördlid des Mukamba -Sees cinſdlug, be's rührte man das Territorium verwandter Stämme, der
Effeften, welde Tags vorher ſeine Unterthanen der Kara
Bafua, Tjdilumba und Bena Puutu -Lupula.
wane geſtohlen hatten . Allein die Bena Kotos folgten
Am 21. Juli 1882 erreichte man Mukenge; der Marſd) von Nyangive bis zurück hatte demnadi ungefähr 2142 Monate gedauert , zwei Monate weniger als der Hinmarſd ); die Differenz hat gewiß zum größten Teil ihren Grund in
nicht dem Beiſpiele ihres Gebieters. Raum batte man ſido von der Reſidenz des Negerfürſten eine Stunde weit ent fernt, als in der freien Ebene cin allgemeiner Angriff gegen den Nadytrab der Karawane unternommen wurde. Man
mußte von der Feuerwaffe Gebrauch maden ; eine einzige Salve genügte, um die wilde Sdar nadı allen Himmels : gegenden zu verjagen . Ein gefährlicheres Ausſehen aber hatte das Sdarmützel mit den Ngongos am nädyſten Tage am öſtlichen Ufer
des Lubi. „ Hunderte von Eingeborenen, bewaffnete Männer, Weiber und Kinder, begleiteten uns ſchreiend und tobend und mit jedem Scyritt weiter vergrößerte fidy lawinenartig der Haufe.
d) bemerkte, daß die uns begleitenden Weiber
und Kinder ſich allmählid) zurüdzogen und die widerlidhe
Begleitung nur noch aus bewaffneten Männern beſtand und machte meine beiden Doppelbüchſen ſchußfertig. Wir hatten einige kleine Bäche zu paſſieren ; als die Hälfte der Karawane jenſeits derſelben angekommen war , begannen die Wilden ihre Attafe, nicht in geſchloſſenen Haufen , ſon : dern einzeln . Didyt vor mir warfen ſid, drei Ngongo auf einen Tuſchilange - Häuptling , riſſen ihm das kupferne
Schmudbeil aus der Hand und ergriffen ſchleunigſt die Flucht. Id hatte das Gewehr in Anſchlag, ſette es aber
der mit der Zeit eingetretenen Marſch - Disziplin einer Neger-Karawane. Der Einzug in Mufenge wurde mit großem Pomp vollführt.
,,Die Tuſdilange machten Toilette und zu meiner
großen Verwunderung kam bei dieſer Verpuppung ein Stück Façenda nad dem andern , die ganze Nangweer Rations- Façenda zum Vorſchein. Wovon hatten dieſe Leute unterwegs gelebt ? Allerdings war ihnen in denjenigen Gegenden , wo die Nacht der Araber in Anſehen ſteht, der Umſtand zu Hilfe gekommen , daß die Pflanzungen der Eingeborenen gleidjam als eine res nullius den Reiſenden
zur freien Dispoſition ſtehen. Ein Vergehen iſt es nur, ſich an Haustieren zu vergreifen ; außerdem haben ihnen wohl auch Raupen und andere eßbare Inſekten als Nahrung gedient, überhaupt waren die Preiſe auf der ganzen Strecke billiger als z. B. in Rivko aber ein Wunder bleibt es mir dod ), wie karg dieſe Leute ihre Lebensbedürfniſſe zu bemeſſen wiſſen . "
„ In Mufenge tobte ein nicht endenwollender Jubel der Tuſchilange, ihren Häuptling wieder in ihrer Mitte
596
Die Pogge-Wißmann'ſche Reiſe quer durch das jüdliche Kongo -Gebiet.
zu ſehen , denn man hatte ihn ſchon für verloren gehalten und geglaubt, er ſei mit dem Weißen in dem unendlichen
Waſſer verſchollen .“ Eine unerwartete Freude ward Bogge bei ſeiner Heim fehr bereitet : Der Dolmetſcher Germano, welcher in Mu fenge zurückgelaſſen worden war, hatte die Zeit vortrefflich
benüßt und ein wirkliches Heim für ſeinen Herrn geſchaffen. „ d) fand ", idyreibt Pogge , ,, ein geräumiges , folid ge
bautes Haus vor, auf einem großen , gut geſäuberten Plate mit ſchönen , rein gehackten Wegen , Bananenpflanzungen,
Ziegenherden. Das Wohnhaus , aus Pfählen und Lehm aufgeführt und mit einem Strohdady verſehen , iſt zirka 10 m. lang und 5 m . breit. Ein geräumiger Korridor trennt zwei geräumige Gemächer, die mit Tiſchen, Bänken und einer Bettſtelle möbliert ſind. Maniof, Mais, Hirſe, Erdnüſſe, eine kleine Bohne, rauchbarer Tabak und wenige
2
Dr. Bogge. Bataten iſt ſo ziemlid) alles, was bis jetzt hier zum Lebens
wurde."
Doch ſcheint Mukenge auf die Wünſche Pogge's
unterhalt kultiviert wird. Sehr ſchwer hält es, das nötige
eingegangen zu ſein und jenes Verbot zurückgenommen zu
Fleiſd für die regelmäßigen Mahlzeiten zu erhalten . Mukenge beſißt außer Tauben keine Haustiere; auf ſeinen
haben, nur dauert es in einem Negerlande unverhältnis
mäßig lang, neue Einrichtungen zu ſchaffen.
Befehl wurden 1876 in allen ihm unterthänigen Orten
Im übrigen ſind die Ausſichten für das Gedeihen
jämtliche Haustiere abgeſchafft und Bananen- und Ananas pflanzungen zerſtört. Dieſer gut gemeinte Vandalismus
einer deutſden Station ſehr günſtig. Der Fürſt von
iſt ſoweit gegangen , daß in den hieſigen Bachwäldern die
aber er beſißt wenigſtens einige Tugenden : er iſt empfäng lich für die Ratſchläge eines Weißen und bereit, auf Wunſch
meiſten Palmen abgehauen ſind, weil der Genuß von Palmenwein verboten und nur Hirſebier zu genießen erlaubt
Mukenge iſt zwar kein Engel , ſondern ein echter Neger,
Leute zu größeren Reiſe-Unternehmungen zu ſtellen. Die
Die Pogge-Wißmaim'iche Reiſe quer durch das jüdliche Kongo -Gebiet.
597
Tuſchilange eignen ſich zu Trägern beſſer als ihre Brüder von der Weſtküſte, wegen ihrer Gutmütigkeit und Ehrlich
oft vorgelegten Frage : „ Warum ?" Sie haben ein gewiſſes
keit , noch mehr als kriegeriſche Begleitung wegen ihrer
Pogge fogar religiöſe Fragen , die wirklich eine Spur von
Streben , eine höhere Stellung einzunehmen ; ſie ſtellten an
Tapferkeit. ,,„ Der Geſundheitszuſtand der Karawane iſt
Phantaſie verrieten. Ihre Strafgeſeße find milde; ihr
immer ein guter geweſen. Seit den zivei Monaten nadı der Rüdfehr von Nyangwe iſt fein einziger Krankheitsfall gemeldet worden ." Auch die Reitodiſen hielten fidy vor
Fetiſchglaube gemäßigt ; das bei den übrigen Stämmen übliche Gifttrinken wird durch Hanfrauchen erſeßt. Anderer ſeits haben ſie auch ihre großen Fehler ; ihre Sdyam- und Sittenloſigkeit iſt geradezu empörend und ihre Handelswut
trefflich. Die Temperatur betrug während der Regenzeit bei Sonnenaufgang 19-21 °C., 2 Uhr nachmittags 31-330,
bei Sonnenuntergang 24–27º ; der hödſte Thermometer ſtand war 34 1/2 ", der niedrigſte 18º.
iſt derartig groß, daß der Vater Frau und Kind verkauft, um in den Beſitz einiger Ellen Rattun oder eines Gewehres
Pogge hat Germano mit dem Gros der Träger durdy
zu kommen . Die Handelswaren beſtehen nur in Weibern und Kautſduk; während der Abweſenheit Mukenge's ver
Lunda über Kaſſanſdy nad) Malanſd zurüdgeſchickt. Trifft
kauften deſſen Söhne allein 40 Weiber gegen 12 Gewehre,
er dort eine neue Erpedition der Afrikaniſden Geſellſchaft, ſo ſoll er mit dieſer nach Mukenge zurückkehren ; wenn nicht, ſo ſoll er mit einigen Waren ſid, verſehen und dann vielleicht vereint mit einer größeren Karawane Saturnino's die Rückreiſe antreten. Pogge rechnet 8 Monate im
26 Fäſſer Pulver und
ganzen zur Ausführung dieſer Unternehmung; ſo lange will er jedenfalls bei den Tuſdilange verbleiben . Aus dem leßten Briefe Pogge's und aus den neueſten
Mitteilungen Wißmann's ergibt ſich eine genauere A ufa zählung der neuentdedten Negerſtämme und eine ausführlichere Charakteriſierung derſelben , als wir bisher gekannt. Jd will hier zum Sdiluß die Berichte über dies ſelben zuſammenſtellen und ſie der Reihe nach von Weſt
nady Dít, d. i. vom Kaſſai bis zum Lomami, anführen . Der Geſamtname der zwiſden dein Kaſſai und Lomami wohnenden Völkerſchaften iſt Baluba , wohl zu unter
16 Stück Façenda; im ganzen
wurden aus dem kleinen Diſtrift in der Zeit von nur 10 Monaten gegen 300 Weiber erportiert. Der Lubi ſcheint eine Art von Grenzſcheide zu bilden
zwiſdyen körperlich verſchiedenen Stämmen . Den ſchlanken Geſtalten , den ſchmäleren und freundlich blickenden Ge
fichtern der Tuſchilange folgen jenſeits des Lubi bis zum Lomami die Bajionge und ihre öſtlichen Nachbarn mit ihren robuſten Körpern, der breiten Stirn und den ſtarken Rinn
baden , überhaupt mit den bulldoggähnlichen Phyſiognomien. Alles iſt hier noch eigentümlich und unberührt von äußeren
Einflüſſen ; weder Feuerwaffen noch Perlen ſind bekannt. Die Baſſonge haben ihre eigene Induſtrie ; kunſtvolle Bear
beitung des Eiſens , des Kupfers, Weberei, Korbflechterei, Schnißerei und Töpferarbeit ſtehen bei ihnen auf einer
Süden her eingewandert zu ſein.
hohen Stufe. In erſtaunlidyer Didytigkeit bewohnen ſie die weiten Ebenen zwiſchen Lubi und Lomami; Pogge ſchäßte die Bevölkerung einer Quadratmeile auf 1500 bis 2000 Menſchen . Lange Dörfer auf den zwiſchen den
Zwiſchen Kaſſai und Lubi wohnen die Tuidilange, ein Miſchvolk der Ureinwohner mit den Baluba. Sie zer
Waſſerläufen ſtehen gebliebenen Plateaureſten , kenntlich von weitem als langgeſtreckte Palmenwälder, liegen wie
fallen in die weſtlichen Tuſdhilange, die kleine Republiken bilden und ſchon von den handeltreibenden Kioko und Bangala verdorben ſind ; in die mittleren , welche die Unterthanen Mukenge's und Kingenge's bilden , die Bena Riamba, D. h. Söhne des wilden Hanfes , und in die weſtlichen,
ſchwarze Raupen auf den reinen Grasprärien . Dieſe Balmenhaine, 1-2 D. MI. lang und gegen 800 m. breit, ſind der Länge von mehreren Schneuſen durchnitten, die als Hauptſtraßen der Dörfer dienen ; hier reiht ſich Gehöft
ſcheiden von den nördlich des 5.0 S. B. angeſiedelten Bakuba. Die Baluba ſdeinen ebenſo wie die Kioko von
die ſich Baſdilange nennen . An dieſe ſchließen ſich im
an Gehöft ſtundenlang neben einander. Ein ganz beſon derer Charakterzug der Baſſonge iſt, daß , entgegengeſekt
große Gebiet Mukenge's und Kingenge's, heißt Lubuku.
faſt allen übrigen Negerſtämmen, die Männer die ſchwere Feldarbeit verrichten, während den Frauen nur die leichteren häuslichen Beſorgungen überlaſſen bleiben. Baſſonge iſt ein Sammelnamme für alle unter ſich verwandten Stämme zwiſchen dem Lubi und dem Lomami. Zu ihnen gehören : öſtlich des Lubi und nod eine Strecke
Der nationale Kultus des Hanfrauchens verbietet jede ani maliſche Nahrung und das Palmenweintrinfen, aber auch
Katſchitſch ; an dieſe ſchließen ſich die Benefi an ; endlich
jede Feindſeligkeit unter einander , das Waffentragen im eigenen Lande; er fordert dagegen Gaſtfreundſchaft und
dicht an den Ufern des Lomami die Ralebue. Innerhalb des Territoriums der Baſionge aber , wie
Kameradſchaft. Die Bena Riamba ſind , was Bildungs
es ſcheint , weder in Sprache noch in Sitte verwandt, haben ſich die Ueberreſte von zwei Völkerſtämmen erhalten ,
Norden des Mukamba-Sees, aber nod) weſtlich des Lubi, die ihnen nahe verwandten fleineren Stämme ber Bakua ,
Tſchilumba , Tidiplumba , Bena Putu - Lupula und Bena Kalſongo an . Das Land der Bena Riamba , das 20—30 D.-MI.
fähigkeit betrifft, geiſtig weit mehr begabt als alle anderen im Innern Afrika's bekannten Stämme.
Am beſten kenn :
zeichnet ſich dieſer höhere Standpunkt in der hier einem ſo
öſtlich des Lubilaſdh die Bena Koto unter ihrem Fürſten
die Ngongo und die Batua. Die Ngongo , feßhaft zwiſchen Lubi und Lubilaſd), leben nicht wie die umwohnende
Kleinere Mitteilungen .
5 98
Bevölkerung in größeren Dorfgemeinſchaften , ſondern in jerſtreut liegenden Einzelhöfen.
Ihre Raub- und Mord
ſuchteil Gebiet, wird man wahrſcheinlid) einen jungvulkaniſchen Eruptionsherd vor ſich haben , wie ſolche auch anderwärts vor=
Denn daß hier eine ganz abnorme Bildung auftritt, zeigen außer der felſigen Natur des Meeresbodens die ingewöhn lich ſteilen Böſchungen des ſiidlichen Teiles des „ Faraday-Hügels“ ( 13, 16 , 17 , ia ſogar 270 ). Was die bisher bekannten ſteilſten
fonumen .
luſt wie auch ihre erbärmliche Feigheit hat Pogge auf ſeinem Rückmarſch kennen gelernt. Die Batua, die durch Stanley berühmte ſogenannte Zwergraſſe, bezeichnet Wif
mann als die im Untergehen begriffene , wahrſcheinliche
ozeaniſchen Böſchungen betrifft , ſo wurde am Nordoſtufer Jan
Urbevölkerung des wirkliden Zentral-Afrika. Sie bewohnen
Mayen's ein Winkel von 80, bei Lille Faerder am Eingang des Chriſtiania Fiords ein ſolcher von 40 , ſüdlich vom Chriſtiania
die Länder vom Lubi bis zum Tanganika, vom Lualaba bis zu den Kalundas. Dieſe kleinen , wild und abſtoßend
ausſehenden , nur mit Fellen bekleideten und mit Vogen und Pfeil bewehrten , tief ſtehenden Urbewohner leben in
Fiord ein Winkel von 60 ud ſüdlich von Lindesnaes ein ſolcher von 80 gefunden . Aber hier handelt es ſich immer um die Nei. gungs - Winkel von feſtländiſchen Sockelböſchungeni. Auch in diejem zweiten Falle famn man die Thatſächlichkeit eines ſo über's
aus ſteilen Abhanges nur dann einigermaßen verſtändlich finden , wenn man die gleichzeitige Beobachtung von Fels- und Stein
weit zerſtreuten , elenden Ortſchaften.
Formationen am Meeresboden ſich vorhält. Wenn Krümmel hiebei an einen ſubmariner vulkaniſchen Ausbruch dachte, ſo ſtellte er
kleinere Mitteilungen. Tiefſee-Lothungen im nordatlantiſchen Dzcan. Die durch ihre Kabellegungen bekannte Firma Siemens Bro
ther's ließ durch ihren Dampfer „ Faraday“ an zirei fiir die Neulegung oder Juſtandhaltung ſubmariner Telegraphen beſon
ſich nicht eine Eruption loderer Aſche und lapilli, ſondern ein Ausquellen vou laven vor, etwa wie es im unterſeeiſchen Krater von Santorin neuerdings beobachtet worden iſt. Ob eine Unter ſuchung der vom ,, Faraday -Hügel" etwa erlangten ſteinigen Boden proben durch einen Fachmann ſtattgefunden , wurde uns nicht bekannt. Jedenfalls würde dadurch die erwiinidhte Aufklärung über die auffällige Bodenform wohl am beſten geliefert werden .
ders wichtigen lokalitäten des nördlichen Atlantiſchen Ozeans Tief jee Pothungen vornehmen. Die Leiſtungen jener Erpedition zeichnen
ſich vor denen anderer durch die große Anzahl von Pothungen aus, sie auf verhältnismäßig ſehr beſchränkten Räumen der Tiefjee zil ſtande gebracht wurden . Die eine Lothungsſtelle iſt die im Oſten der großen Neufundlandbank gelegene „ Flämiſche Kappe“, deren Abfall in die anſtoßende Tiefſee ungewöhnlich ſteile Böſchungen zeigt und über deren Boden maſſenhaft große Steine zerſtreut liegen , welche nicht mir das Legen der Kabel crſchweren, ſondern auch verſenkte Kabel dadurch gefährden , daß dieſe bei der relativ geringen Meerestiefe durch die bis zum Boden fortgepflanzte Dünung der Meereswellen geſcheuert werden . Die andere lokalität befindet ſich mitten im offenen Ozean , in der Nähe von 290 W. C. und 49--500 N. B. Hier an der ſüdöſtlichen Verlängerung des
ſogenannten „ Rabel Plateau's “ iſt durch die Pothungen des
fa
raday " ein Terrain aufgedeckt und erforſcht worden , das auch die Geologen intereſſieren dirfte. Der Boden iſt daſelbit jelſig und bart oder ſteinig , dabei ſchroff abfallend; es fehlt meiſt die ſonſt
die Umgegend auszeichnende Dede von Tiefſee Schlamm , überdies nähert ſich der Meeresboden ſtellenweiſe bis nicht ganz 1200 m . der Oberfläche. Krümmel hat in den Annalen der Hydrographic
und Maritimen Meteorologie den großen Fortſchritt herrorgehobent, welcher durch die Faraday Erpedition für die Kenntnis des Boden reliefs im offenen Ozean gewonnen worden iſt. Man kann mehr ſehr detaillierte Profile von einzelnen Teilen des Seeboden Reliefs entwerfen , welche manches Ueberraſchende bicten.
Wäh
rend am Nordoſtabfall der „ Flämiſchen Kappe“ die Böſchungen außerordentlich flache ſind, zeigt dagegen der Oſt und Südoſtab
fall für ozeaniſche Verhältniſſe ungewöhnlich ſteile Neigungswinkel (10, 12, 15, 210). Was die Entſtehung dieſer Abhänge im of fenen Meere anlangt, ſo hat man daran zu erinnern , daß an der Flämiſchen Kappe" die falte , Eisberge mit ſich fiih -
Floßfahrt auf der Möll. Zu den wildeſten Bergſtrömen der Alpen zählt man die Möll.
Von ihrem Urſprung, dem „ ſchwarzen Bach" am Paſterzengletſcher , bis zur Einmündung in die Drau fällt ſie 1150 m . Im Sommer, wo derſelben außer einem Duizend Gletſcher manigſache freinere Waſſerfäden und 20 anſehnlichere Bäche tributär ſind , wird ſie von
feinem anderen Dranzufluß in Kärnten an Waſſerreichtum übertroffen. Dann fördert der ſtarke Sohn des Gebirges 1000 Ztr. ſchwere Säg . bezw . Merkantilſtodflöße in 112 Stunden 2 D. M. weit.
Indes iſt das Flößergeſchäft, bei welchem meiſt Italiener aus der Provinz Treviſo fungieren , ebenſo beſchwerlich , als gefahrvoll. „ Eine abenteuerliche Fahrt“ mußte ein Touriſt das Wagnis nennen , ſich von den Wellen der Möll von Obervellbach nach Drauhofen tragen zu laſſen. Auf dieſer vier Wegſtunden langen Strede be obachtet der Fluß nur an wenigen Stellen einen ruhigen Lauf,
jo unterhalb Obervellbach, oberhalb des Danielberges und Kolbinz, zwiſchen Miihldorf und Möllbruggen . Sonſt wirbeln gewöhnlich Stromſchuellen in ihm und die Flößer haben Ricjenkräfte einzu jepen, um gegen alle Brüden , Windungen und Krümmungen des
Waſſers, ja ſogar gegen vorſpringende Felſen anzufämpfen . Mit am ſchlimmſten fann es unterhalb des Einfluſſes des Teichlbaches
gegenüber von Naplach ergehen. „ Hier“, ſo ſchildert unſer Ge währsmann die Durchfahrt bei dieſer Stelle, „ bäumte ſich trotz übermenſchlicher Anſtrengungen der Floß an ſeiner linken Seite wohl 2 m . in die Höhe , ſtürzte aber , oder rutſchte vielmehr in demſelben Augenblic wieder in das wild aufbrauſende, naſie Ele ment zurück, die beiden Vorfämpfer (Flößer) mit einem fleinen Wolkenbruch iiberſchüttend.“ Auch die vielen ſeichten , häufig mit ineterhohen Steinen überſäeten Stellen im Flußbett werden äußerſt
beſchwerlich und ſo kann es nicht wundern, wenn die „mündliche Chronit “ der Anwohner reich iſt an Unglüdsfällen, mögen ſolche
rende Labradorſtrömung auf den Golfſtrom trifft. Hier ſchmelzen viele der Eisberge in wenigen Wochen und ihr Geſchiebe
Material fällt auf den Grund nieder. Daher iſt der Meeresboden hier mit großen Steinen beſäet . Ohne ein ſolches Geräiſte von Felsblöden wäre infolge der friiher angedeuteten Thätigkeit der Wellen auch bei einer ſehr ergiebigen Aufſchittung ein ſo ſteiler Abfall niemals zu ſtande gekommen . Sonach erſcheint die ,, Flä-.
miſche Kappe “ als eine große erratiſche Aufſchüttung von 2—3000 m . relativer Höhe. In dem zweiten vom Tampfer ,,Faraday" unter
nun durd) „ Aufſitzen " auf eine Sandbank oder durch „ Zerreißen “ der die Floßſtöde zuſammenhaltenden Bünde, oder durch „ Anfahren “ an ein Brüđenjoch oder einen
erfelſen hervorgerufen worden
fein . Aber trotzdem rechnet man , daß alljährlich 20-25,000 Säg ſtöde aus dem Möl Thale allein nach Villach wandern .
Notizen.
599
57,899,751 Pſd . Thee gegen 8,378,936 Pid . im vorhergegangenen Jahre geerntet worden . Die Anſiedlung der Euraſier in Myſore blüht nicht .
Notizen. Afien .
Neue Erpedition unter Brichew alšky . Der Zeitung „ Nowoſti “ wird berichtet, daß im genaue wiſſenſchaftliche Daten über Zentral-Aſien 311 jammeln und die Hochebenie von Tibet auf
einen Raum von 20,000 O.-M. zu erforſchen , mit allerhöchſter
Beinahe das ganze neu erworbene land liegt ungepflügt. Mein Stein iſt auf der Stelle gelegt worden, wo die verſprochenen Wohnungen
ſtehen ſollten. Keine Vorräte irgendwelcher Art waren vorhanden und nichts ſpricht dafür, daß auch nur eine entfernte Ausſicht für das
.
Verrichten von wirklicher Arbeit in der Euraſier-Kolonie beſteht,
Genehmigung die vierte wiſſenſchaftliche Erpedition ausgeriiſtet werden wird imd zwar unter Leitung des Obriſten Prſchewalsky,
während auch die Ausſicht, daß neue Anſiedler in der Zwiſchenzeit
in deljen Begleitung ſich zwei Offiziere, ein Freiwilliger und ein
Ländereien kommen werden , die Geſellſchaft beſigt ſie jegt noch
Dolmetſcher befinden werden , denen an der Grenze ein Konvoi von transbaikaliſchen Rojaken beigegeben werden wird. Allen Mitgliedern der Expedition , welche auf zwei Jahre bered)net iſt, werden Verpflegungsgelder bewilligt und der Gehalt für die Dauer der Reiſe in Gold ausbezahlt werden . Die Koſten der erwähnten wiſſenſchaftlichen Erpedition werden auf 16,080 Rbl . veranſdlagt, welche Summe man beſtrebt iſt, auf dem Wege der
außeretatsmäßigen Aſſignierung zu erlangen. Im Hinblic darauf, daß der Aufbruch der Expedition auf den Auguſt feſtgeſept iſt, wird dieſe Angelegenheit in der Sitzung des Reichsrates noch vor dem Beginn der Sommerferien vorgetragen werden .
Chineſiſch-rufjiſche Grenzregulierung. Die „ Tur feſtaniſche Zeitung “ bringt zu unſerer Kenntnis , ſchreibt die Zei : tung „ Nowoſti“ , daß der chineſiſche Kommiſjär, der Amban
Schentai, in dieſem Jahre zuvörderſt mit der Grenzregulierung des an den Saiſan grenzenden Gebietes und ſodam mit der jenigen des Tarbagatai-Bezirkes, von Habaraju bis Karadoban , betraut worden iſt. Die Abreiſe des ruſſiſchen Kommiſjärs, des
Generallieutenants Babkowy, gemeinſchaftlich mit dem Amban Schen, behufs Grenzregulierung des an Saiſan grenzenden Gebietes, wird am 1. Juni auf dem Fluſje Robi vor ſich geben . Da dein
Amban Schen die Grenzregulierung beider Bezirke übertragen iſt, ſo wird der Beginn der Arbeiten in Habaraſu, im Bezirke Kara doban, mit der Beendignng derſelben Arbeiten im Grenzgebiete des Saiſan zuſammenfallen und die Begegnung des Kommiſjärs General Friede mit dem Amban Schen erfolgt wahrſcheinlich bei dem befeſtigten Orte Bachtinst .
Erziehungsweſen in Indien. Vor kurzem wurden in einer durch Rev. J. Johnſon in der Statiſtiſchen Geſellſchaft ge haltenen Vorleſung folgende Mitteilungen gemacht: Ju Indien beſtehen jetzt 16619 Anſtalten mit 769,074 Schülern unter direkter Verwaltung der Regierung, 50,207 Anſtalten mit 1,111,813
bis zur Bezahlung der Steuern für die in Beſitz genommenen ſteuerfrei , gering iſt.
Die wenigen Anſiedler , welche geneigt
ichienen , ſich in der Kolonie niederzulaſſen , haben vermutlich ihre Abſicht geändert.
Schädliche Tiere in Indien.
Im ganzen Britiſchen
Judien wurden während des Jahres 1880 nach den neueſten ſtatiſti ſchen Nachrichten des engliſchen Blaubuches im ganzen 22,900 Men
idhen getötet und zwar : durch Elephanteni 46 , durch Tiger 872, durch Leoparden 261, durch Bären 108, durch Wölfe 347 , durch Hyänen 11 , durc) andere wilde Tiere 1195, durch Schlangen 19,150 . An Hornvieh ſtarben durch Tiger 15,339 Stiict, durch Leopar den 19,732, durch Bären 482, durch Wölfe 13,507, durch Hyänen 2279 , durch andere wilde Tiere 4511 , durch Schlangen 2536, im ganzen aljo 58,386 Stück. Die engliſche Regierung zahlt für jedes getötete ſchädliche Wild eine Belohnung. In der hier folgen den Aufzählung bedeutet die erſte Zahl wie viele Tiere der be treffenden Art während des Jahres 1880 im Britiſchen Indien erlegt wurden und die zweite hinter dem Gedankenſtriche die Höhe der gezahlten Prämient in Sund Sterling. Es wurden ge tödtet : Tiger : 1689, Þrämien gezahlt 4028 Pf. St. , Leoparden : 2502 , Bären : 1100
3047
401
Wölje : 1243
1403,
235 , aljo 262 , andere wilde Tiere : 3589 Hyänen : 1215 im ganzen getötet 14,886 Tiere ; an Schlangen wurden getötet -212,776 und dafür gezahlt 1166 Pf. Št. Die Prämien in dieſem Jahre betrugeri alſo die anſtändige Summe von 204,279 Mt. B. 1 .
Die China -Anpflanzungen auf Java. Bekanntlich hat die niederländiſche Kolonial - Regierung durch die Einführung der China -Kultur mur den Intereſſen der Menſchheit dienen wollen
und, ſehr im Gegenſat zu der zur Zeit des Urſprungs jener Pflanzungen herrſchenden Politik, mit freigebiger Hand die Mittel
des Erziehungs Departements. Die Totalzifier beträgt 2,195,614 ,
zu den vielen und koſtſpieligen Verſuchen hergegeben, welche nötig waren , die beſten Arten der Chinabäume kennen zu lernen und ſich mit der Behandlungsweiſe der Pflanzen bekannt zu machen. Auf Grund dieſer Erfahrung, hoffte man , ſollten europäijche Pflanzer weiter arbeiten , ja man hegte ſelbſt die Erwartung, die
mit einem täglichen Durchſchnittsbeſuch von etwa 14/2 Millionen Schülern, wobei alſo etwa 30,000,000 Kinder übrig bleiben , für deren Erziehung in keiner Weiſe geſorgt wird. Der Rednier wies nach, daß , wenn die Eingeborenen ſich der Ehrenſtellen und Vor teile, zu deren Erwerbung eine beſſere Erziehung führen kann , er
Jufolge der angedeuteten Grundſätze hat man bis in die neueſte Zeit Pflanzen und Samen aus den Regierungsanpflanzungen gratis verteilt ; jest jedoch - der gegenwärtige General Gouverneur ſcheint einzuſehen , daß man anch in kleinen Dingen ſparjam ſein und
Schülern , welche zum Teil unterſtützt werden und 15,705 An
ſtalten mit 314,697 Schülern unter Aufſicht, jedoch ohne Beihilfe
Eingeborenen zu bewegen , freiwillig Chinabäume anzupflanzen.
freuen wollen, ſie auch lernen müſſen , freigebig zu den Mittelu ,
das Intereſſe des Staatsſchatzes beherzigen muß, wenn er auch in
welche für eine ſolche erfordert werden , beizutragen . Der einzige Weg, dies zu erreichen , ſei nach ſeiner Anſicht der , daß die
größeren Dingen unter Umſtänden nicht immer diejeni Grundſatz werden junge Pflanzen 2c. verkauft. Am 3. März anwendet
Regierung ſich von der direkten Beaufſichtigung ganz zuriidzöge
wurden 2000 auf Succirubra gepfropfte ledgeriana verſteigert,
und dieſelbe den Eingeborenen , ſelbſt unter Bewilligung genigert der Beiträge, überließe. Der Ulınſtand , daß jetzt großenteils die Söhne von Brahmanen der ärmeren Klaſſen zu den höchſten
jedoch nur 1350 Stück fiir den Minimumpreis von fl . 10 verkauft. Afrifa .
Stellen im Regierungsdienſt gelangten , iſt, wie Mr. Johnſton mitteilte , ein Beweis , daß das gegenwärtige Syſtem nicht genug mit den Bedürfniſſen und Neigungen der Eingeborenen im Ein
Mißgeſchick der Erpedition Rogozinsfy.1
Celten
klang ſteht.
wohl hat ein llnternehmen ſo viel ungliidliche Wechjeljälle erlebt ,
Thee - Ernte in Indien. Nach einer von der Indian Tea Association mitgeteilten Angabe ſind im vorigen Jahre
C. 179 .
| Siehe „ Ausland" , 1882 , S. 179 , 358 , 780 und 1883
600
Korreſpondenz.
als dieſe Erpedition. Im März 1882 ſollte ſie in Marſeille
Anzeigen.
vom Stapel laufen ; dazu kam es nicht ; ja im Herbſt desſelben Jahres war ſie, wie es ſcheint, ganz auſgegeben. Doch raffte ſie ſich wieder auf und verließ endlich und wirklich Havre am 13. De : zember 1882. Nachdem ſie wieder halb verſchollen war , trifft
jeßt die Nachricht vom
Kamerun (10. Mai) ein ,
munne MÜNCHEN.
daß das
Schiff derſelben, die „ Lucie Marguerite“, welches in der Amboiſes I
Bai (?) vor Anker lag , von einem plöblichen Sturm ergriffen und an die Kiiſte des Kamerun als Wrack geſchleudert worden ſei. Menſchenleben gingen hiebei nicht verloren ; doch als einige Zeit ſpäter der Arzt der Erpedition bei Viktoria ans land gehen wollte , um den Berg Kamerun zu beſteigen , ſchlug ſein Boot um und er ertrant; mit ihm ſanf eine Menge wertvoller wiſſenſchaftlicher
Grand Hôtel Grünwald
Inſtrumente in die Tiefe. Er ſoll ein Deutſcher geweſen ſein ;
an der linken Aussteighalle des Centralbahnhofs.
aber nach der uns bekannten Perſonenliſte befindet ſich kein Deut ſcher bei dieſer national -polniſchen Unternehmung.
Mit allem Comfort der Neuzeit eingerichtet,
Eine engliſche Niger-Binuë - Tjadjee- Expedition . In England iſt ſoeben ein Stahldampfer fertig geſtellt worden, mit dem die Erforſchung des Flußpaares Niger-Binuë weiter geführt und beſonders der Verſuch gemacht werden ſoll, vom Binuë aus durch den Majo Kebbi , die im Lande der Tuburi gelegenen Sumpfſeen und den Fluß von Logon (Are oder Serbe- Wel ) in
nebst Restaurations-, Billard- und Speisesälen.
Ausgezeichnete Küche und Keller. Prompte Bedienung. Zimmer von Mk. 1. 50 an .
.
den See Tjade einzudringen , ſowie auf der anderen Seite den Niger oberhalb der Stadt Rabba zu erforſchen. Die Maße dieſes Dampfers werden zu 52 m . länge und 9 m . 75 cm . Breite ana gegeben . Bei voller Ladung wird er nur 0,60 m . Tiefgang haben. Das Rad iſt am Hinterteile angebracht. Der Binuë wurde 1879 von dem Dampfer der Church Missionary Society „ Henry Venn “ ungefähr 1500 Km. von der Mündung des Niger flußaufwärts bis Gurua (Ribago ) befahren . Dieſer hatte einen Tiefgang von ungefähr 1 m . Der Niger wurde 1858 von dem Dampfer „ Dayſpring “ der .engliſchen Regierung bis zum Feljen Ketja ober halb Rabba's, ungefähr 800 Km . von der Mündung, bejahren , wo er ſcheiterte.
Á.
Viehtu . Service wird nicht gerechnet.
Jos. Grünwald, Hôtelier .
more mm Die Allgemeine Zeitung (mit wiſſenſchaftlicher Beilage und Handelszeitung)
früher in Augsburg erſchienen ist in Deutſchland und Deſterreich durch die Poſtanſtalten für 9 Mart viertel des Quartals) zu beziehen. Preis bei directer Verjendung unter Streifband jährlich (6 m. für die 2 lekten Monate, 3 M. für den ' leßten Monat
monatlich 4 Mart (M. 5. 60 für die anderen Länder des Weltpoſtvereins). Quar. talpreis bei wöchentl. Verſendung im Weltpoſtverein M. 14. 40 , außerhalb des . jelben M. 19. 50 .
Probenummern uebſt neueſtem Cuartal Regiſter gratis .
Korreſpondenz. Leitartiiel , wifenſchaftliche und handelspolitiſche Uut: .
jätze 20. 10. in Nr. 190 bis 196 .
Noch einmal der Name Dicholiba. Die Erklärung des Namens Dicholiba in Nr. 24 des „ Ausland “ bezieht ſich nicht A
auf den Niger, ſondern auf den See, welchen nach Said Mohamed der Schari durchfließen ſoll und Herr Oskar Lenz beſtätigt ſomit vollſtändig , daß Dicholiba in Dicho und Liba aufgelöſt werden muß . Nur die Bedeutung der beiden Teile erfährt eine Ver änderung. Anders verhält es ſich mit dem Dſcholiba ,. wie der Niger zum Teil in ſeinem oberen Laufe genannt wird. Hier
bedeutet Ba Waſſer, nicht zwar in den Sprachen Senegambiens “ im allgemeinen, ſondern nur in den Mande- oder Wafore Sprachen. Weder bei den Fulen noch bei den Soninka heißt der Niger
Die rumä.niſche Note zur Erledigung des rumäniſch-öſterreichi ichen Zwiſchenfalles. Die italieniſchen Alpentruppen und Alpen forts. Die firchenpolitiſche Geſezgebung Preußens. IV ( .
Die öſterreichiſcheri Slaven und Frankreich.
berathung und Grindeigenthumsreform . banien.
Engliſche Cabineta : Der Äufſtand in Al :
China ala agreſſive Macht .
Ein amerikaniſches Netheil über das neue Deutſche Reich. zum Baccelli'ſchen Gejute. Von D. Schuchardt.
Metternich und die preußiſchen Reichsſtånde. Von A. Stern. Don Giovanni Prato . (Nefrolog.) Von Dr. R. v . Scherzer. Die internationale
Erport- und Colonialausſtellung zu Amſterdam . (V.) - Wilhelm Arnold . Afrikaniſche Heijeſtizzen . Von M. Buchner. ( III. Schlußartifel . ) Das Wesen des Romanes. Von W. Bormann . Neue ſtaatswiſſenſchaftliche Lite Friedrich Auguſt v. Pauli.
Dicholiba. Ba - Fi ( Bafing), Ba-Khoi , Ba- Ule , welche an der Bildung des Senegal teilnehmen , bedenten ſchwarzes Waſſer,
ratur. ( 1. ) - Zum Andenken an Bertha Feuerbach . Von R. Grün. Die Vis : Die Antike in der Renaiſſance. Von W. Lübfe.
weißes Waſſer, rotes Waſſer und werden dem entſprechend von den Fulen als Majo Baleo, Majo Daneo rc. bezeichnet, mit Nameni, die an anderen Punkten auch Armen des Niger imd Zuflüſſen desſelben gegeben werden.
Münchener internationale Kunſtausſtellung. Von Fr. Þecht. (Ill . ) Neue Erzählungen Zur inneren Volkswirthſchaft Rußlands .
Mailand.
G. Ad. Krauſe.
conti und die Sforza 311 Paria. Von Dr. Scartazzini.
Die
von Rudolf Lindau .
Das Feuerverſicherungsweſer und der Erlaß des preußiſchen Handelsminiſters vom 19. März 1883. III : Die Brandjchädent Regulirungen bei den Feuerverjich rungs Actiengeſellſchaften.
Aufträge für Streifbandſendungen an die Expedition in München .
Drud und Verlag der J. G. Totta'ſchen Buchhandlung in München und Stuttgart.
Das Juglauù.. Wohenſchrift für Länder- und Völkerkunde, unter Mitwirkung von Profeſſor Dr. Friedrich Raßel und anderen Fachmännern herausgegeben von der
I. G. Gotta’ſchen Budhandlung in Stuttgart und Münden. Sedysundfünfzigſter Jahrgang.
München , 30. Juli
Nr 31.
jährlich 52 Nummern å 20 Seiten in Duart. Preis pro Quartal M. 7. ämter. jenden .
1883.
Zu begieben durch alle Buchhandlungen des In- und Auslands und die Poſt.
Rezenſions:Eremplare von Werten der einſblägigen Litteratur ſind dirett an Gerrn Profeſſor Dr. Friedrich Maßel in Münden, Atademieſtraße Nr. 5 , zu Inſertionspreis 20 Pf. für die geſpaltene Zeile in Petit.
Inhalt : 1. Geographiſche und ethnographiſche Spitznanen und Sportgeſchichten. Von M. 6. S. 601. – 2. Der Wenden Fiſcherei. Von Dr. A. Berghaus. S. 611. 3. Die Italiener in hijab und den Gallaländern. S. 613. 4. Aus der neueſten litteratur über Kambodſcha. J. Land und Volf. II . Geſchichtriches. (Mit Abbildungen .) S. 614 . 5. Kleinere Mitteilungen : S. 618. Dritte Jahresverſammlung der Vereinigung der Schweizeriſchen Geographiſchen Geſellſchaften . Die (Goldfelder von Lydenburg in Transvaal. 6. Notizen : S. 619 . Europa. Afrika. 7. Korreſpondenz: S. 620 . Eine Nachricht bei Azara über den Barilochi- Paß .
Geographiſdhe und ethnographiſche Spikwamen und Spottgeſchichten.
bobem Alter ſind.
Mit Bezug auf die Schwaben heiß:
es am Soluſje : ,,Somit wären don die Sueven dumm geweſen und man hätte es den Sdwaben des Mittelalters
ichr intereſſanten
nur ibres ritterliden Rampfes und Sanges wegen ver
Kapitels in 6. L. Kriegf's ,,Schrifte kur allgemeinen Erd
geſien und verziehen , eingedenk der Worte jenes Beichtigers,
Es iſt dieſes die Ueberſdrift ci
funde" (S. 85—101). Eingeleitet wird dasſelbe mit den
daß es, wenn auch nicht ſchön , dod feine Sünde ſei,
Worten : ,,Es liegt in der Natur Ses Menſchen , daß er jich in ſeinen individuellen Verhältniſſen gern anderen über legen fühlt und ſo lange er an eiiem gewiſſem Grade von
ein Sdywabe zu heißen ." In einem Buche Wadernagels
Mangelhaftigkeit der Bildung urd des Charakters leidet,
haftigkeit wegen den Fröſchen gleid ,geſtellt werden . Die Schlußworte ſind : ,,Es erſdeint ſonach als ein Verbängnis
wird er nur allzu ſebr geneigt ſein , ſtatt des fahren
( Voces variae animantium “, S. 114 ) werden mehrere
Stellen angeführt, in denen die Schwaben ihrer Schwak
Stolzes ſid, durd; die Herabſeķing anderer über dieſe zu heben .“ Zu den von Kriegł aus den verſchiedenſten
und wie eine Vergeltung, wenn die Stellvertreter aller,
Ländern angeführten Spottnanen liefert A. Fuchs , zu meiſt aus den romanijden Sp.aden , einen reichen Nadı
die unſchuldige Sduld eines ſdyreienden Froſches finden “
trag, aus welchem unter anderem zu erſehen iſt, daß oft
jämmerlich alle im See ertrinken, weil ein Frojd beſtändig
ein und derſelbe Völkername ir verſchiedener, aber immer herabſeßender Nebenbedeutung, ſowie daß verſdviedene
die ſieben Schwaben , zuleßt den gemeinſamen Tod durch ( indem ſie, wie S. 17 erzählt wird, nad ihrer Haſenjagd
Völfernamen in einer und dajelben berabjeßenden Neben
ſdreit : Wat , wat, wat, wat, wat, wat und ſie das miß verſtehen , ſie ſollen waten ). Seite 67 desjelben Buches heißt es unter Hinweiſung auf Sdmeller (I. 562, III, 178
bedeutung gebraucht werden. Gleichen Inhalts iſt ein
der 1. Ausgabe): „ Gin Spottname für die Baiern iſt
Aufſak W. Wadernagel's ,sie Spottnamen der Völker “
Baierfard ), Vaierfark; Anlaß dazu hat der altbairiſche Sdwung der Schweinezucht und des Sdweinehandels
in Haupt's Zeitſdýrift (VI, 34 ff.), in welchem namentlidi nachgewieſen wird , daß marche dieſer Benennungen von | Die romaniſchen Sprachn 11. ſ. w . 5. 212 fi. Ausland 1883 Nr. 31 .
gegeben , um deſſentwillen ſtattlide Säue nody jett in Zürich Baierſäue heißen .“ An einer andern Stelle (S. 11 ) wird als volksmäßiger Wiß die Bezeidnung der Schweine 91
Geographiſche und ethnographiſche Spitznamen und Spottgeſchichten .
602
als Franzoſen erwähnt und als Beleg u. a. die Stelle aus einem Puppenſpiel angeführt, in weldiem Kaſperle bei Ankündigung der Heimkehr des verlorenen Sohnes den Eltern erzählt, ,, ihr Herr Sohn ſei auf der Inſel Sumfus König einer wilden Völkerſchaft geweſen , die in niederen
Hütten gewohnt habe und hödöſt wahrſcheinlich aus Frank reich abſtamme, weil jämtliche Unterthanen , wenn das Horn
des Herrſchers zur Weide rief, ſtets mit oui, oui geantwortet." Das in allen dieſen Schriften behandelte Thema iſt alſo jo ziemlich dasſelbe, wie dasjenige des Aufſates ,, Inter nationale Schimpf- und Ehrennamen" in Nr. 3 und Nr. 5 der Gegenwart" (20. Januar und 3. Februar 1883 ); von „ Chrennamen " iſt freilid nirgends die Rede. Allerdings kommen hier auch Ehrennamen vor , die 1
den ariſden Ländern , iſt nach dem
perſijden Merd , Mann , ſoviel als Männer, Mannbafte, Tüchtige. (Auch der Name der Kurden, cf. 3. f. d. Kunde des Morgenl. III , 7. ) die Franken ſind die Freien und die Aeſtier
die Geehrten ;? den Namen der Slaven leiten Slavijten von Slava , d. i. Ruhm , ab, was indes andere beſtreiten.3 Eine gewiſſe Analogie zu dem hier angeführten , von
perſiſchen Merd gebildeten Volfsnamen bilden die hebrä ijden Namen Seba und Sdjeba. Zu dem erſteren Perſonen und Völkernamen , anderswo Supú genannt, bemerkt Geſenius ( Theſaur. S. 933a ), es jei vielleidit dasſelbe Wort, wie das äthiopiſche Sabe , Menſd ); mit dem mehrs
aber gewiſſermaßen ein Korrelat zu den anderweitigen
fad, vorkommenden Namen Scheba , Sabäa, bei den ara. biſden Autoren ) Sabâu, vergleidyt Geſenius ( S. 1351 a) ebenfalls das Wort Sabe in äthiopijder und in der Tigre
berabſetenden Benennungen bilden, inſofern als ein Volk
ſprade , ſowie das ambariſde Saw , Sab in der Bedeu
ſich ſelbſt mit einem Ehrennamen benennt, wie man z . B.
tung Menſd), Mann. 6. Ebers betradytet den Zuſammen
aud den Namen „Semiten “ in dieſem Sinne erklärt hat .
bang der beiden Ausdrücke als unzweifelhaft, indem er ſagt 6: ,, ... . Ueber die ethnijde Bezeidnung der Aegypter
So ſagt v. Bohlen (Geneſis, S. 113 ) : ,,Sem fann Hoch : land aber auch Nubm bedeuten und das lettere liegt tohl
)
tapfern Volfes in
im Sinne des Verfaſſers , um ſeine Vorfahren mit einem glänzenden Namen einzuführen , wie ja aud die Slaven fid) von Slava , Nuhm , benennen ." In äbnlider Wcije jagt Bott (Wurzelwörterbud der indogermaniſchen Spraden , C. 733 ): ,,Sem , d. i. nomen , gloria , joll die Wölfer des ſeit Eidyhorn ſo geheißenen ſemitiſchen Stammes, gleichwie durch einen idon im Namen rubmvollen Mienſdenſtamm vor den übrigen auszeichnen und chren ... ; und läge os
deshalb aud) nid) t zu fern, in den Slavjanje patronymiſdi Abfömmlinge eines mytbilden Slav (als nomen viri .
durch Lut-u kann ... kein Zweifel herrſchen und Chabas' Ginwände balten nicht Stand gegen die weldie ſich für den Umſtand anführen Volt ,,die Menſchen “ in dem Sinne soziv oder par excellence benennt.
Fülle der Analoga, laſjen , daß ſid, ein von Menſcy rat' Der Name Saba
ijt fein Wolfsname, ſondern bedeutet, wie das ätbiopiſche
Wort Saba beweiſt, die Menſchen. In Pott's Wurzelwörter bud, der indo -germaniſchen Sprachen findet ſich manches bie her gehörige. So nennt ſich der Eſthe: Tallopoig , Sohn der Erde. Der Lithauer nennt ſid ), um ſich von dem Aus länder zi1 unterſcheiden , imonus, cinen Menſchen.
Das
Mikl. Ler. 855, vgl. 3z. B. Cledonius aus zhndav, xhendov,
ſelbe Wort wird er gebrauchen , wenn er etwa Adam den
gute Vorbedeutung, Nuf) in ähnlider Weiſe zu ſudsen , wie die Armenier ſid Haifanen , Abfömmlinge Haïts nennen ."
erſten Menſchen nen
, will.
jid mehrere Wölfer i
chtweg Menſd (Pott , II , 2, S. 816 ).
Knobel (Völkertafel, S. 22) leitet den Namen der Japbe:
Bei den Aegyptern , e ſich die Menſdhen der Menſchen
titen vom hebräijden japba, „ ſdyön ſein ", ab, als Gegen jak zur häßlichen Hautfarbe der Chamiten und jagt mit
34 ſein dünften ( ivir erinnern an den Sdluß des Mäbr diens von dem Scyathauſe des Nampſinit bei Herodot,
Bezug hierauf ( s . 138 ) : Da nun Japhets Name, obwohl
ΙΙ, 121, Αιγυπτίους μεν γαρ των άλλων προκεχρίσ fui, ixtivov de Aiyutriovs und an die Sitte der
Im nördliden Aſien nennen
auf die Hautfarbe gehend, doch ein nomen honorificum iſt, ſo wird man Sdiem ( Sem ) eig. Name in der Bedeus
Aegypter, fremde Nationent ,,elend" 2c. zu nennen ), fann uns
tung Namhaftigkeit, Ruhm , die das Wort oft hat (Gen. 6 , 4. 9 , 27. 11, 4 u . Ö. ), zu nehmen haben . Sie paſt auch
der Name Lut homo itatt Aegyptius nicit auffallen ." Mehrere andere Beiſpiele von der Selbſtbenennung eines
vortrefflid ) zu den Semiten (wofür mehrere Beweiſe ange Unterſtüßt wird unſere Erklärung führt werden ) dadurch, daß Namen ähnlicher Bedeutung bei den Völkern
Volfes mit Menſchen" werden von W. Hert ( Zeitſchrift
jebr bäufig
ſind.
für das deutſche Altertum 1882, S. 15 N.) angeführt. Es liegt in der Natur der Sadie, daß hier neben
Die Mieder und verwandte Bölfer
hießen Arier, d. i. Ausgezeichnete, Ehrwürdige ;' die Perjer
4 Arrian Aler. 3, 24.
Cikrt. Alex. 5 , 6, 17. Juſtin 41 , 5.
2 I. Grimm , Gejch. D. Deutſchen Sprache, Š. 512. 719. nannten ſid) Artäer, was nad Stephanus veroen bezeichnet
und Tapfere , Helden ( Gejen .) oder Geehrte ( Sajj . ) be:
deutet ;? der Name der Marder, eines kriegeriſden und
3 Echafarik, ſlaw . Attert. II, 5. 42 . + Geſenius a. a. O. Knobel , S. 260. II , 439.
Winer 1. v. Žebà.
55 Angeſiihrt von Gejenius dihej. I. 1351a ), von Knobel, | Burnouf Yacna 1 , 462, und T. LXXVIII in den Noten .
Pott, Etym . Forſd ). I , T. LXX fi. Caſjen in der Zeitſchrift f . d. Mimde d. Morgenlandes “, VI , 87 ii. 17
2 Herod . 7, 61. 2. 156.
Steph. Byzu. Apraire. Gejen. Thej. ,
Laſjen a . a . C. C. 162.
T. 180 mmd von Winer 1. v . Edhjebà, II , 405 .
6 Aegypten und die Biicher Wojes, I 97.
7 Kohl, Cſtjee- Provinzen , II
. 92 .
8 Die Aegypter ſtellte er höhler, als alle übrigen Menſchen , jenen aber höher als die Aegypter .
Geographiſche und ethnographiſche Spitamen ild Sportgeſchichten.
603
dem Ehrennamen auf der einen, herabſetzende Benennungen
ohne daß damit ein Vorzug ausgedrückt werden ſoll. Was
auf der andern Seite vorkommen .
In einem Aufſate
nun aber ſpeziell die Bezeid nung mit „ Menſdy“ betrifft,
„ Zigeuneriſdies " in der Zeitſchrift der D. M. 6. (XXIV, 697 ) ſagt Pott : „ Von Volfsbenennungen mittelſt des
ſo kommt es wohl vor , daß Leute von beſchränktem Ge: ſichtsfreije ,, Chriſtenmenjdy " oder audy ,,Chriſt" im Sinne
allgemeinen Ausdrudes für Menſchen, die ſdon Zig. 1, 39
von „,Menſd}" gebrauchen und aljo z. B. beim Anblic
mit Beiſpielen belegt worden , mag hier noch ein neues beigebradyt werden aus Adelung's Mithr. III, 2, 557: ,,.,,Die Chiquitos in Amerika nennen ſich ſelbſt Naquiñoñeis, d. i. Menjdy, Mann ." " Zu der Selbſtbenennung der Zi 3i Jeuner mit Menſd) oder Mann ( Rom ) bildet es jedenfalls
cines Aethiopiers ausrufen : ,,Ady , das iſt ein dywarzer Chriſt !" Ueberhaupt aber iſt es fraglich, ob das Wort
cinen darfen Kontraſt , wenn, wie in mehreren Stellen desſelben Aufjabes nachgewieſen wird, das Wort Zigeuner oder Ziehgauner, jedenfalls ein hübſches Wortſpiel, in den
„ Menſch " immer einen Vorzug ausdrücken ſoll. Das oben erwähnte perſijde Merd bezeidynet ( ähnlich wie das bebräiſche Enoſd), aramäiſd) Enoſch, Nojdho) zunädyſt den Menſdyen als hinfälliges, ſterbliches Weſen , wie denn andere Formen desſelben Wortes die Bedeutung von Tod und Sterben haben ; Merd gehört zu der weitverzweigten Familie, zu
verſchiedenen Sprachen appellativiſch für Betrüger, Baga
welder aud, das indiſche Amrita, das griechiſche Außpooid,
bund, Zigeunerin für lüderlides Weibsbild gebraudyt wird,
uoprós, das lateiniſde mors (mort), das deutſche Mord Schören ; dasſelbe fann nun aud) in anderen Sprachen der Fall ſein. Ferner iſt zu vermuten , daß jenes ,,Menſdy"
wozu man audy die Herleitung von Cham ( S. 693 ) zählen fann .. (Aud) bei Frijd, II, 477, beißt es : Zigeuner, vulg. Zigeunus, Jatro et fur vagabundus, cingarus. ) An ciner andern Stelle (Wurzelwörterbud E. 897) wird der ap pellativiſde Gebraud des Wortes Zigeuner für Lügner, and
„ Nadybar" oder ähnlides bedeute, wie z. B. das indijde Nabus ( Bontlingt = Roth's W. N. B. IV, 87 ).
Eine Analogie zu den oben angeführten Namen tvurde
für Sllave, erivähnt. Das heißt alſo mit anderen Worten , der
nun audy die Benennung der Mannen, Abfömmlinge des
Zigeuner wird in manden Ländern ein ,,Slave" genannt. Der Gegenſatz zwijden dieſer Bedeutung von ,,Slave" und
Wannus, bieten, die von Grimm ' neben Gothen und Vanen erwähnt werden . Wie aber W. Wadernagel nachweiſt ( Haupt's Zeitſchrift VI , 15 ff. ) iſt die von Tacitus er währte Sage von Tuisco und Mannus keine über den Urſprung des germaniſchen Volfes geweſen , ſondern eine über den Urſprung aller Menſchheit und Mannus war der
der ilavijd en rühmlichen Deutung desſelben wird übrigens an
einer anderen Stelle desſelben Budies ( S. 730 ) hervorgehoben . Eben deshalb aber, weil die Zigeuner mit ſo verädyt
liden Namen benannt werden, drängt ſid, cinem unwillkürlid) die Frage auf, ob man bei einem im ganzen unglüdliden Volke , deſſen Phyſiognomie ebenſowohl wie feine Muſik
einen entſdyieden melancholijden Charakter hat, ein ſolches
erſte Miend .
Ohne Vergleid, häufiger als die ehrenvollen Venen nungen ſind nun die berabſetzenden ; im folgenden erlaube
Selbſtgefühl vorausſehen darf und ob man überhaupt bei einem Volfe , das auf einer niedrigen Kulturſtufe ſteht
id) mir, einige derſelben anzuführen, die in den erwähnten
und von deſjen Sprache man nur eine oberflächliche Kennt nis beſißt , bereditigt iſt, aus der Uebereinſtimmung des
ſprochen wverden . Hieber gehört zunächſt das oft beſprodene ,, Barbar " ,
eigenen Namens, den es ſid ſelbſt beilegt, mit dem Worte für Menſd )" weitere Sdlüſſe zu ziehen.. Bei Spradjen, „
Wortes, in welder dasſelbe jeßt in allen modernen Spraden ,
die ſich noch im Kindesalter befinden, kommen vielfadh Ueber
aud im Neugriechiſden , gebraucht wird.
tragungen vom einzelnen auf das allgemeine und umge kehrt vor. Ein Kind, das ž. V. am Ufer des Rheins oder
ſchäßung, die dieſes Béoßuvos ausdrüdt, liegt, wie ſonſt
Ganges oder am Fuße des Montblanc, des Libanon, des
nidyt, daß hinten weit in Indien ein Volk wohnte, deſſen Sprache mit ihrer eigenen ſehr nahe verwandt war und deſien Litteratur eine ebenſo reiche war, wie die griechiſche, wie denn in der That aud Eratoſthenes , den Strabo?
Dawalagiri das Licht der Welt erblickt hat , wird beim Anblide eines anderen Fluſjes oder eines anderen ( id)
bedeckten ) Berges ausrufen : Ad , da iſt ein Rhein , ein Ganges ! oder : Da iſt ein Montblanc u . f. w ., was auch
inſofern ganz richtig iſt, als Rhein und Ganges den
Schriften entweder gar nidyt oder nur ganz flüdytig be
namentlid, in der ſpäteren Bedeutung des griedrijden Der Gering
oft, Unkenntnis zu Grunde; die Grieden ivußten z. B.
anführt, dieſe Einteilung des Menſchengſchlechtes in Hel lenen und Barbaren für eine falſche erklärt.
Aber aud
Ninnenden und Gehenden bezeidynen, wie die anderen drei
Namen „weißer Berg " bedeuten ; das Kind will damit aber keineswegs ſagen , daß der Rhein der Fluß oder daß der Montblanc der Berg par excellence ſci. Aehnlides kommt aber aud) jonſt vor ; die Namen Montegibello in Italien , ſowie Taurus in Ajien bedeuten einfady ,, Berg" ,
Wort (chaldäijd Tur, Turo jyrijd) Turo); im Koran wird um der Sinai, mit dieſem Fremdworte bezeichnet , entweder (wie 95, 2 und
1 Dem „ Monte gibello “ ganz analog iſt die arabiſche Benen
2. Ausgabe). 2 1 , c . 1, S. 67 ed . Caſ . , Š. 55 ed . Müller und Diibuer.
nung des Sinai mit Diebl Túr. Tur fiir Berg iſt ein aramäiſches
öfter ) mit Tur cina (Sinai) oder (wie 19, 51. 52, 2 , mit Tir allein , wie denn z. B. die 52. Cura, in deren zweitem Verje der
Sinai als „ der Berg “ (At- túr) vorkommt, audy At-tùr überſchrieben und genannt wird. 1 Geſchichte der deutſchen Sprache, ĉ . 768 ( . 533 der
Geographiſche und ethnographiſche Spilnamen und Sportgeſchichten .
604
der urſprünglichen Bedeutung des Wortes, wonad) dasſelbe einfach einen Ausländer bezeichnet , liegt, wie es jdcint, Spott zu Grunde. Ohne Zweifel iſt die Anfidit die
rid )tige, der zufolge propupos cin onomatopvetiſdhes Wort iſt;' es iſt das um ſo wahrſdeinlider, als dasſelbe Wort und dieſelbe Bedeutung aud) in anderen , namentlid) in den ſemitiſden , Spraden fid) wieder findet , was bei onomatopoetijden Wörtern auch ſonſt oft vorkomint. Báopagos iſt alſo die ſpottende Nadyahmung deſſen, der die heimiſche (griediſde) Sprade ſtottert oder radebredyt, wie das Stottern und Stammen ſelbſt zuweilen durdy derartige Reduplifationen ausgedrüdt wird und wie ähn liche Benennungen der Ausländer auch ſonſt vorkommen.3 Das Wort púofugog hat übrigens auf ſeinen Wander: ungen audy ſonſt 110d) verſd ,iedene Wandlungen erfahren ,
dieſer und in jener Welt" , und zwar heißt er hier nicht Addam , ſondern Pharis , alſo ausdrudlid) ..Perſer." 3m Türkiſden wird nun adſdem , adidemi ebenfalls für , Perſer" gebraucht, das Wort hat aber aud) die Bedeutung: unge bildet , rob , dumm , unerfahren , Neuling ( wvogegen neu arabiſd Turf, d. h . Türfe , Tatar , aud) im Sinne von
„ roher Menſdy“ gebraucht wird). Die zivei leßteren Be : deutungen hat nun audy das neugriedyijde dtcouis. Nidt vom Stottern , ſondern vom Stummſein her:
genommen iſt die bekannte Benennung des Deutſchen in den ſlaviſchen Spradıen : Niemiec, Njemez, Némec u. ſ. wv. ? Einer, der dieſe Sprade nidyt ſprechen kann , iſt ſprachlus,
ſtumm , weldies Wort dem Begriffe „ dumm “ nicht ſehr ferne ſteht; 3 bas laviſde Wort erinnert fo an jenen
Franzoſen , der trok jahrelangen Aufenthaltes in Deutſch
wie denn in früherer ( oder, mit Bezug auf Brußupos, in ſpäterer) Zeit barbarus, barbaricus für ,,deutſdy" gebraudyt
land fein Wort Deutſd verſtand und der , als er etwas
wird .1+
ärgerlid) ausrief: ,, Dieſe dummen Deutſchen ! Schon ſeit 25 Jahren bin ich im Lande und ſie verſtehen mich noch
Aehnliden Urſprungs iſt das neugriedyiſde utšauís in der Bedeutung Neuling, unerfahren. ' Atbauis iſt das arabijd türlijde adscham , adschami. ( Der leber: gang von dsch in z iſt hier ſchr gewöhnlid), ſowohl bei arabiſdy-türlijden Sörtern als aud ) bei denen italienijden Urſprungs .) Das arabijde Wort bezeichnet den Ausländer, insbeſondere aber den Perſer ; andere Formen des Wortes .
beredytigen zu der Annahme, daß aud, dieſe Benennung von Stottern, Stammeln und Radebreden hergenommen ſei. Sehr bezeichnend iſt nun jedenfalls der Sprud, cines berühmten arabijden Sdyriftſtellers, welcher als Motto auf dem Titelblatte von De Sacy's arabiſcher Chreſto mathie ſteht : „ Der Unterſchied zwiſden cinem Araber und einem Perſer iſt wie der zwiſchen einer Dattel und dem Kern derſelben ." G6 Auch bei einem andern arabiſden Schrift ſteller werden Stellen angeführt, in denen ſich die Ab neigung gegen die Berſer fundgibt, während von dema jelben aber u . a. aud) ein Sprud) Mohamed's angeführt
wird: „ Schimpfet (oder verflucht) keinen Perſer ! Wer einen Berſer idyimpft, den trifft die Strafe Gottes in
faufen ivollte , lid aber nidyt verſtändlid maden konnte,
immer nicht!"
Som waren die Deutſchen Barbarei und
jo jagt aud Ovid ( Trist. 5 , 10 , 37) ſehr hübſch: „ Hier bin ich ein Barbar, weil id) von feinem verſtanden werde, die
dummen Geten laden über die lateiniſchen Worte " (Bar barus hic ego sum quia non intelligor ulli , Et rident
stolidi verba Latina Getae. ) Ovid, der ſpradygewandte Didyter, war jenen Anwohnern des Pontus Eurinus ein Barbar, weil er ſid, ihnen nur durd, Zeidyen verſtändlich madjen konnte (Per gestum res est significanda mihi) - er war für ſie ein Niemez. Das ſlaviſde Wort iſt
übrigens aud) in andere Spradyen übergegangen und findet ſich ſo im neugriechiſchen Néušos, iin türkiſdien Neitſdie und im neuarabijden Nemjeh, Nemſah, tvobei dann natür:
lid, die urſprüngliche Bedeutung verloren ging.
Derartige Benennungen kommen nun überall und zu allen Zeiten vor ; zuweilen aber iſt es ein ganz harm
lojes Wort , das die Verſpottung eines anderen Volkes ausdrüdt. Im Spaniſchen z. B. iſt Hablar das gewöhn liche Wort für ,,Sprechen , Neden " ; dagegen bedeuten
Parlar, Parlerv und viele andere davon abgeleitete Wörter | Aufrecht-suhu's Zeitſchrift, V , 142. 330. Lazar Geiger,
ſoviel wie Sdhwäßen , Schwätzer u. ſ. 1v. (garrire, loquax
Urſprung und Entwicelung der menſchlichen Sprache und Vernunft.
nady dem Diccionario der Akademie ). Das Sprechen der
1 , 300 ff.
? SO Ž. B. auch bei Ritter , Erdkunde, 2. A., 1 , 554 ff.
Franzoſen iſt alſo dem Spanier ein Geſchwäß, leeres Ge
1
Bei Tabari (Annales I, 516) wird der Name der Berberen vom
arabiſden barbara , Schreien (oder Murren) hergeleitet, ähnlich in der Stelle bei Ritter I , 560.
3 Of. Geſen . Theſaurus , S. 211 b , 757b , 758b ; Kenan , Histoire des langues sémitiques, 4. ed ., S. 35, Note 2. J. Grimm , Deutſche Grammatik, 3. A. S. 12 ff. Wilhelm Grimm , Ueber deutſche Runen , S. 64 fi. 5 Im Koran kommt das Wort ausſchließlich in dieſer Be
1 Ibid. Ĉ. 270, Nr. 313, wozu die Anmerkung S. 47. J. Grimm , Geſchichte der deutſchen Sprache, S. 780. Mar
2
Müller, Lectures on the science of language, first series,
Č . 81 N., woſelbſt auch cydworos für Béopagos als Analogie angeführt wird. C. Wurzbach (Spridwörter der Polen , 2. A. 5. 127 , Nr. 39) führt die Redensart an : „ Wie ein Deutſcher
deutung vor : 16, 105 ; 41, 44 ; 26, 198.
(Jak niemiec), er verſteht nicht vernünftiger Leute Wort“ und be merkt hiezu : „ Noch heut zu Tage herrſcht unter dem gemeinen
6 Das Wort adicham bedeutet ſowohl Perſer als auch „ harter Fruchtfern " ; es iſt das alſo ein Wortſpiel, wie ſie bei Zamadiſdari, dem Urheber dieſes Spruches, beſonders oft vorkommen .
Volk in Lithauen der Glaube, als hätte der Deutſche keine Sprache und verſtändige ſich nur durch unartikulierte Gefühlslaute.“ 3 I. Grimm , Ueber den Urſprung der Sprache, Sonder
i Tjalebi , der vertraute Gefährte des Einſamen , ed . Flügel, S. 272, Nr. 315.
abdruck, Š. 30 ; Kleinere Schriften , I 276. Diefenbach , Goth.
.
1
W. B., 11 635, 1. v. dumbs.
Geographiſche und ethnographiſche Spişnamen und Spottgeſchichten.
plauder. Noch deutlicher zeigt ſich der Spott im fran zöſiſchen Hableur , alſo von Hablar gebildet , für Groß ſprecher (was die Engländer, nady einem bei Spencer vor
kommenden Renommiſten Braggadocchio mit Braggadociu ausdrücken ); ein anderes Wort dafür iſt Matamore. Leßteres klingt nun ganz wie ein ſpaniſches Wort, Mata: moros , Maurentöter; man denkt dabei an einen edlen
Ritter , zu deſſen Hazañas oder Großthaten die Erlegung unzähliger Mauren gehört , das Wort eriſtiert aber nicht im Spaniſden. Es iſt das alſo ein Spott auf die ſpaniſche Großſpredjerei, wie das franzöſiſde Château d'Eſpagne,
605
Weiſe entſtand das Volk der Kurden ( Akrad , vom Sing. Kurd ), ſo genannt vom arabiſchen Karada , Vertreiben . Hievon verſchieden, aber in der Hauptſache übereinſtimmend iſt das , was bei Tjalebi (S. 274) und zwar im Namen Mohamed's beridytet wird. Hier iſt es nicht ein Dämon , ſondern viele, dem Meere entſtiegene Dämonen. Die von ihnen mit den auf einer Inſel wohnenden Frauen erzeugten Söhne begehen, nachdem ſie herangewadſen, allerlei Frevel. .
Als Salomon davon hörte , befahl er : „ Jagt ſie (afrad
uhuin ) auf die Berge !" und darum heißen ſie Afrad
das G. L. Kriegt (S. 103) und das italieniſche Spagnolata
(Kurden ). Bei dem appellativiſchen Gebrauch der Völkernamen
für Prahlerei , das A. Fuchs (S. 216) anführt. Audi
kommen natürlich audy viele davon gebildete Adjektiva vor ;
im Schottiſden bedeutet Palaver (vom ſpaniſchen Palabra, Aehnlicy iſt das romaniſche
ein bemerkenswertes Beiſpiel dieſer Art findet ſich in der von Kriegł (S. 93) angeführten Stellen aus Strabo , in
Trincare, Trinquer für „ jechen ;" das deutſche Trinken
weldher er bei der Erwähnung eines unmenſchlichen Ge
iſt dem Italiener und Franzoſen Viel trinken , wie denn audy das von Diez gleichzeitig angeführte neapolita
brands ſagt, derſelbe ſei ffythiſd), viel ffythiſcher aber ſei eine andere Sitte. Eine gewiſſe Analogie hiezu bietet der ſeit einiger Zeit in Deutſchland gebräuchliche Ausdruck
Wort) „ leeres Geldwäß."
niſche Todisco (für Tedesco) einen Zechbruder bedeutet. Dieſelbe Tendenz der Herabſeßung gibt ſidh auch in einzelnen Spridwörtern und Sagen kund. So wird bei Wurzbach (Nr. 159, S. 244) ein polniſdies Spridwort
angeführt: „ Der Teufel hat Eva auf wälſd verführt,
,,Amerikaner, amerikaniſieren ." So 3. B. ſpricht Viktor Hehn in der Vorrede zu ſeinem bekannten Bud) von der
Zeit, „ in der wir alle werden Amerikaner geworden ſein .“ Während man nun in Deutſchland Amerika (wie mit einer
Eva den Adam auf böhmiſd) zur Uebertretung des Gebotes verleitet , der liebe Gott hat beide auf deutid geſcholten
Art Synefbode, pars pro toto, die Vereinigten Staaten
und der Engel ſie auf ungariſch aus dem Paradieſe ver Aehnlich ſind die von Grimm1 erwähnten volks
Ganzes betrachtet, unterſcheidet man in Amerika den Weſterner, den Northerner und den Southerner, wie denn
mäßigen Sdyerze und Sagen über einzelne Stämme und
in der That namentlich der Unterſdied zwiſdien Nord und
Spraden , ſowie die Sagen über den Urſprung der Hunnen , daß ſie von einem Zauberer mit einer Wölfin oder von
Süd ſehr darf hervortritt. Außerdem hat man ganz eigen tümlidye Benennungen der einzelnen Nationalitäten, ſowie der Staaten und Städte , wie das bei der Verſdiedenheit der Raſſen und Nationen , die dort neben einander wohnen , ſowie andererſeits bei der entſchiedenen Anlage des Ameri
trieben .“
jaunen und Waldleuten mit wahrſagenden Weibern oder Alirunen erzeugt wurden und daß ſie, anfangs klein , häß lid) und wild, in Sümpfen gehauſt.? Hieher gehört auch die von einem arabiſden Geſdiditſdireiber: angeführte Meinung über den Urſprung der Kurden. Der unter dem Namen Dichaſad bekannte Dämon,1 wird erzählt, welcher Salomons Geſtalt an : und ſeinen Thron eingenommen hatte , verges waltigte die heidniſdyen Sklavinnen des Königs. Als nun Salomon durd) Gottes Hilfe wieder in den Beſitz der Herrſchaft gekommen war, vertrieb er dieſe Sklavinnen
mitſamt ihren von dem Dämon erzeugten Kindern in die Wälder.
Sie vermehrten ſid, mit der Zeit und auf dieſe
1 Geſchichte der deutſchen Sprache, S. 780, Note. 2 Brüder Grimm , Deutſche Sagen , 2. A. II 11 ff. Aller
dings wird aber das Wort Hüne in der Bedeutung „ Rieſe “ bei Weigand und Grimm vom Namen der Hunnien abgeleitet. 3 Maſudi, Pariſer Ausgabe, III 250. Das Wort Dichaſad kommt nicht als Eigen-, ſondern als Gattungsiame in der hiehergehörigen foranſtelle (38, 33) vor, die gewöhnlich dahin erklärt wird , daß der Sim iſt: „ Und wir priiften Salomon und jetzten auf ſeinen Thron einen Dämon in Menſchengeſtalt ( Dichaad ), hierauf that er Buße." Vielleicht, daß auch bei Maſudi Díchajad in dieſem Sinne zu nehmen iſt. In den Kommentaren zum Koran wird dieſer Dämou Sachr genannt, in der jüdiſchen Sage heißt er Achmedai . Ausland 1883 Nr. 31 .
Nordamerika's genannt werden) als ein gleichförmiges
kaners für Humor, Witz und Satire audy ganz natürlich iſt. So werden die Südſtaaten mit Seceſh (für Seceſſioniſts ), ſowie mit Chivalry benannt, leşteres , iveil ſie ſich dem handeltreibenden Norden gegenüber als Kavaliere und
Edelleute gerieren. Eine andere zuweilen gebräuchliche Bezeichnung der Südſtaaten iſt ,,Dirie", über deſſen Ur
ſprung und Bedeutung Webſter's Dictionary ausführliche Auskunft gibt. Greaſer iſt die Benennung des Merikaners (von to grease, ſchmieren ), der Kanadier wird Jean Baptiſte genannt; Dutdyman wird ſtatt German in herab: feßender Weiſe, gleidyſam als Schimpfwort, gebraudt. Die Jrländer werden oft Greeks genannt, in ſpottender An ſpielung auf ihren angeblich mileſiſchen Urſprung; neuer dings auch Fenier mit Bezug auf ihre dynamitiſden Ge
lüſte Englands gegenüber. Für den Neger ( Negro, Nigger) hat man die Benennungen Sambo, Cuffey , Unbleached Amerikan, Ethiopian. Eine Art euphemiſtiſche Umſchrei
bung iſt „ Colored People " ; vor dem jüngſten Krieg ging 1 Σκυθικόν
Σκυθικώτερον
XI, Kap. 11, S. 517 ed .
Caſ., Š . # 13 ed . Müller- Dübner. 92
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Geographiſche und ethnographiſche Spitznament and Spottgedichten .
( oder lief , wie man in Amerifa ſagt) auf der ſediſten Avenue in New York ein Pferdeeiſenbahnwagen ( ,, Car" ), welcher die Inſchrift trug : „ Colored People allowed in this Car;" in den anderen „ Cars“ durften nämlich keine „,, Nigger"“ Plaß nehmen . Was die einzelnen Staaten be: trifft, ſo iſt Blue Noſe eine volkstümliche Benennung der Bewohner von Nova Skotia , hergenommen , wie's in
Bartletts Dictionary of Americanisms heißt , von einer ſo genannten Art Kartoffel (Potatoe) , der dort beſondere Kultur zugewandt wird. Der Staat Delaware wird The Blue-Hen genannt; der höchſt originelle Urſprung diejer
iſt Gotham ', welcher Name von Waſhington Irving her rührt, der denſelben zuerſt in der von ihm herausgegebenen Zeitſdrift „Salmagundi “ gebrauchte. Es follen damit die „ Gothamiten ", d. h. die Bewohner New -Yorks , als
ſuperkluge Leute (wiseacres) bezeichnet werden , was man in deutſchen Volksſprachen mit G'ſcheiderles und Sieben geſcheide ausdrückt. Das Wort Gotham fommt beſonders oft in New Yorker , engliſden und deutſchen , Zeitungen und Zeitſchriften vor ; es iſt alſo eine Art Selbſtironie,
wie ähnlid; John Bull als Bezeichnung Englands, welcher
Unter Blue Law -State verſteht man Konnektikut mit Bezug auf die Blue Laws, wie die Geſetze der Puritaner genannt wurden . Blue wird nämlich oft im Sinne von ernſt, ſtreng, düſter gebraucht. Eine andere Benennung desſelben Staates
Ausdruck zuerſt von Arbutnoth in ſeiner ,, History of Joho Bull" , gleidyzeitig mit anderen ähnlichen Benennungen für Franzoſen und Holländer, gebraucht ward. In Ame: rika hingegen wird England häufig „ The old Country)" genannt, welche Bezeichnung etwas entſchieden Gemüt
iſt Nutmeg State , weil man den Einwobnern desielben
lidhes hat.
Bezeichnung wird in Webſter's Dictionary angegeben.
>
nadyjagt, daß ſie hölzerne Muskatnüſſe ſtatt wirklider
Eine andere oft gebraudyte Benennung New -Yorks
erportieren. Wolverine State und Wolverines iſt eine Benennung von Michigan und deſſen Bürgern von einer
iſt Empire City ; diefe gehört mehr dem höheren , gewiſſer maßen dem Feiertagsſtile an , wie ähnlich Kolumbia die poetiſche Benennung Amerika's oder der Vereinigten Staa ten iſt. Der Staat von New -York wird Empire State,
Art Vielfraß Wolverine), die dort beſonders häufig ge funden wird. Poetiſcher iſt jedenfalls die Bezeidynung von Teras als Lone Star , mit Bezug auf den einen Stern in deſſen Flagge. Auch einzelne Städte haben beſondere Beinamen . Cincinnati , die Königin des Weſtens , wird Queen City genannt; etwas weniger poetiſch iſt die Benennung mit Porfopolis , mit Bezug auf die daſelbſt in großartigem Maßſtabe betriebene Schweinezucht. Brooklyn bei New York heißt The City of Churches, alſo eine Art Köln ( die Stadt, die viele Kirchen und viele Kapellen hat“ ). Phila delphia heißt the Quaker City oder aud, City of brotherly
Love ;durch dieſe Ueberſebung des griechiſden Namens wird derſelbe unſtreitig parodiert. Boſton wird oft, mit ironijder Färbung , im Gegenſat zum merkantilen New York, das
auch Ercelſior State genannt; das Wort Ercelſior , audi
dic Ueberſchrift eines bekannten Gedichtes von Longfellow , bildet nämlid, die Deviſe im Wappen von New - York. Eine verhältnismäßig alte und bekannte Bezeichnung der Ame: rikaner überhaupt iſt Yankee. lleber Urſprung und Be deutung des Wortes eriſtieren verſchiedene Meinungen , gewiß iſt aber , daß Yankee zunädſt die Bewohner von Neu England bezeichnete , ſowie daß während des lebten Krieges in den Südſtaaten Yankee die Benennung des Northerner war.
Viel gemütlicher iſt die Benennung der Vereinigten Staaten ( oder des Governments) mit Uncle Sam , als
Badeort , nur während der „ Seaſon " , d. h. der Sißung
ſpaßhafte Deutung von U, S. (United States) und ur: ſprünglich mit Bezug auf eine Perſonlichkeit Samuel Wilſon. Ganz ähnlich und wiederum mit Anwendung eines alt teſtamentlichen Namens iſt das gleich bedeutende Brother Jonathan. Der Ausdruck wird auf General Waſhington
des legislatoriſchen Körpers, ein etwas großſtädtiſches An
zurückgeführt, welcher bei einzelnen Gelegenheiten zu ſagen
ſehen hat , wurde nämlich nach einem großartigen Plan angelegt , der aber nie zur Ausführung kam . Sehr charakteriſtiſdy iſt die Benennung Baltimore's als Mobtown ; Baltimore iſt nämlich berühmt wegen der Menge dort
pflegte : We must consult Brother Jonathan on that subject, womit Jonathan Trumbull, der Gouverneur des Staates Konnektikut, gemeint war.
bauſender Rowdies und Loafers , d. h. Strolche, gemein
American fell in love with her or her dollars , or both . The old father forbade him his house , but the daughter
amerikaniſche Athen genannt. Waſhington heißt The Citiy of magnificent Diſtances ; die Stadt , die eigentlich ein Provinzialſtädtchen iſt und , ähnlich wie mander deutſche 1
idädliche Tagediebe und Müßiggänger oder Läufer. 1 | Das ſpezifiſch amerikaniſchi „ loafer“ ſtammt allem Anſcheine nach vom deutſchen Lauferi, loofen her, wie wohl auch Liffreloffre, das bei Rabelais einigemal vorkommt. Bartlett ( 2. A. S. 248 ) führt als vermutliches Etymon das deutſche Laufer , das hollän
diſche landlooper, ſowie das ſpaniſche Gallofo an , gibt aber zu gleich, mit dem Zuſate : Se non è vero , è ben trovato 11och folgenden Urſprung des Wortes an (nach den Notes and Queries): An old Dutchman settled at New York and acquired a con siderable fortune. He had an only daughter, and a young
J
Eine oft vorkommende Benennung der Stadt New -York
encouraged him . Whenever the old merchant saw the lover about the premises , he used to exclaim to his daugther : ,,There is that „ lofer“ , (lover) , of yours , the idle good -for nothing“ ; and so an idle man hanging about, came to be called a „ loafer. Sehr hübſch iſt auch was ferner zur Fluſtra tion der Bedeutung von „ loafer “ angefiihrt wird : „ You're a loafer, a man without a calling“ , said a judge to a person 9
arrested as a vagrant. „ I beg your pardon, your Honor, I have a vocation.“ „ What is it ? : „ Is moke glass for eclipses , but just now it is our dull season.“
Geographiſche und ethnographiſche Spişnamen und Spottgeſchichten.
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Dieſe Benennungen haben etwas Humoriſtiſch -Gemüt liches. Sie ſtammen aus der Zeit , als es noch keine „ Amerikaner “ im jeßigen Sinne des Wortes gab, als Ame rifa ſelbſt noch nicht, amerikaniſiert“ war und als New York
mit Bezug auf das Volk Israel gebraucht (z. B. Exod. 19, 6 , Deut. 4, 6. 26,5. 2 Sam. 7, 23). Im Talmud
noch New -Amſterdam hieß. Ein getreues Spiegelbild jener
zeichnung eines Nichtjuden ; das Feminium iſt Gojah , Nichtjüdin , Heidin oder, je nachdem , Chriſtin, wie Burtorf 1
idylliſchen , holländiſchen Gemütlichkeit, die aber auch jeßt noch vorkommt, ſich aber natürlich nidyt ſo bemerklich macht wie der ,Amerikanismus“ , liefern insbeſondere die reizend ſchönen Erzählungen Waſhington Irving's.
Die meiſten der oben angeführten Benennungen ge hören der Volfs- und Umgangsſprache an. Der Volks ſprache gehören aber auch die anderswo vorkommenden
Spridywörter an, in denen der Spott , nicht gegen fremde Länder, ſondern gegen die benadybarten Provinzen , alſo gegen Stamm- und Sprachgenoſſen, zum Ausdruck kommt.
und in den ſpäteren jüdiſchen Sdhriften wird Goi nicht als Rollektivum , ſondern als Singular gebraudt, zur Be
das Wort richtig erklärt.
Dieſelbe Bedeutung haben Goi
und Gojah (Goje) im Vulgärjüdiſchen, das durchaus dem
talmudiſden , nicht dem bibliſchen Sprachgebrauche folgt. Die von Diez ? gegebene Erklärung des Wortes Goje mit
„ chriſtliche Dienerin “ iſt unrichtig, „ Schabbesgoje “ be deutet Sabbathyriſtin, d. h. die Chriſtin, die am Sabbath ins Haus kommt. Von einer „ Knechtſchaft“ fann ſchon
deshalb keine Rede ſein , weil die Arbeit derſelben einzig und allein im Lichterauslöſchen und im Anmachen und
Viele , zumeiſt deutſche, Sprüche dieſer Art werden von Kriegt (a. a . D. Seite 101-109) unter der Ueberſchrift ,,Geographiſche Sprichwörter und Redeweiſen " angeführt.
Unterhalten des Ofenfeuers im Winter beſteht; andere Ar
Darunter iſt auch die eine und die andere Charakteriſtik
die ,,Scabbesgoje" in der Regel jeden Sabbath ein Stück ,,Schalet“ oder „ Kugel". (Die erſtere Sabbathſpeiſe iſt
fremder Länder , die allerdings ziemlich harmlos ſind , ſo z. B. der Spruch (S. 103): „ Der Deutſdie vertrinkt ſeinen
beiten als dieſe ſtrikt notwendigen darf man durch keinen Nichtjuden verrichten laſſen .
Außer ihrem Lobne erhält
Rummer, der Franzoſe verſingt ihn, der Spanier verweint
auch einem größeren Leſerfreiſe aus Heine's ,,Schalet, ſchöner Götterfunken , Koſcheres Ambroſia " bekannt ; die
ihn , der Engländer verladit ihn , der Staliener verſcläft ihn .“ Derſelbe Spruch findet ſich auch in Giuſti’s „ Pro verbi Toscani" (S. 211 ) ; es ſind das redyt hübſche Anti
ſammelt feurige Rugel auf mein Haupt." ) Cin ,,Schabbes
theſen , ob ſie aber richtig ſind , iſt eine andere Frage; es verhält ſich damit wie mit Karls V. bekannter Klaſſifika:
tion der Sprachen , die rein ſubjektiver Art iſt. Giuſti führt aber auch gleichzeitig viele Spridywörter an, die ſich auf italieniſche Städte beziehen und die feineswegs harm los , vielmehr ſpöttiſch -ſatiriſch ſind. Dasſelbe gilt von der Mehrzahl der von Kriegt angeführten. Alle dieſe Sprichwörter ſind Volfsſprichwörter. Das Volksſpridywort
Kugel kommt in Heine's Briefen an M. Moſer vor : „ er goi" für Aufwärter, wie es in dem Aufſate ferner heißt,
hat nie eriſtiert. Daß , wie weiter bemerkt wird , franzö fidh Gouge und Goujat von Goje herſtamme , jagt aller dings Diez (a. a. D.) , Littré aber (Dict. 8. v. Gouge) bezweifelt die Ridytigkeit dieſer Herleitung; am wahrſchein lichſten iſt die von Francisque-Michel 3 gegebene Ableitung
unterſcheidet ſid, aber von dem ethiſchen Spruche, der Sen
vom gascogniſden Gouie, fille. Uebrigens ſteht das Wort Goi, Plur. Gojim, keines: wegs vereinzelt da. Im Neuen Teſtamente und bei den Kirchenvätern werden die Heiden , im Gegenſaße zu
tenz der höheren Gnomik darin, daß es realiſtiſch -peſſimiſtiſch, ſpott- und krafeelſüchtig iſt. Der Weisheitsſprud) iſt Theorie,
Chriſten und Juden, šitvn, évixoi, gentes, gentiles, na tiones genannt und ſelbſt der Name der Hellenen , "Enves,
das Volksſpridwort iſt ein Erfahrungsjak ſvießbürgerlicher Klugheit; die Sentenz geht auf dem Kothurn einher, beim Volksſpridwort hört man das Klappern der Holzidube. Sehr treffend ſagt Heine (Einleitung zur Pradyt-Ausgabe
wird in dieſem Sinne gebraucht. 4 Wie Pott nachweiſt, 3 nannten die Byzantiner ſid, ſelbſt ſtatt Griechen, Romäer (Römer ), während 'ERYves zur Bezeichnung von Heiden
des Don Quijote) von Sancho Panza : „Durch ſeine ge
Das Wort Goi hat alſo durchaus keine herabfeßende Nebenbedeutung, wohl aber iſt das bei dem Worte Jube
berabjank.
hadte, manchmal unſaubere Spridwörtlichkeit mahnt er an den Narren Salomon's, Markolf, der einem pathetiſchen Idealismus gegenüber das Erfahrungswiſſen des gemeinen Mannes in kurzen Sprüchen vorträgt."
der Fall. Die Juden ſind , wie es in dem ſehr leſens
Eine beſondere Kategorie bilden diejenigen Wörter,
Schickjal eine fortlaufende Kette der ärgſten Unterdrückungen
werten Artikel „ Juden -Emanzipation " von R. H. Scheidler 6 heißt , ein „ auserwähltes Volt “ auc, inſofern , als ihr
welche außer der Verſchiedenheit der Nation auch die Ver
ſchiedenheit der Religion ausdrücken . In gewiſſem Sinne
1 Lexicon, col. 402 : Gentilis mulier, foemina christiana .
gehört hieher das in dem Aufſaße in der Gegenwart"
2 W. B. 1. v. Bonge, 1. A. S. 647, 3. A. II. 326.
(Nr. 3, S. 36) erwähnte „ Schabbesgoje “, nur iſt hiebei
3 Etudes de philologie comparée sur l'argot, S. 191 .
mehreres zu berichtigen . Unrichtig iſt die Behauptung, daß der Name Volk hier ,,den Namen der Knechtidaft"
Die einzelnen Stellen werden bei Schleißner und For : cellini s. v . v. angefiihrt.
angenommen habe. Das Wort Soi bedeutet in der Bibel
und in der jüdiſchen Liturgie ,, Volt“ und wird ſo aucy
ö Anti -Kaulen , S. 28 .
6 Erſch und Gruber's Enzyklopädie, II , Sektion , 27. Teil , S. 263,
Geographiſche und ethnographiſche Spitznamen id Sportgeſchichten .
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und Verfolgungen iſt, die einzig in ihrer Art daſtehen , eine Welttragödie , in welcher der Held nicht ein Indivi duum , ſondern eben ein ganzes Volt iſt, und zwar eben
von Tyrus und Sidon die Rede iſt (Jei. Rap. 23 , Ez. Kap. 27). Das Wort Renaan iſt nun aber bei ſpäteren jüdiſchen
ein jo „ auserwähltes " , daß es keinen fünften Aft burdy
Autoren , wie z. B. in der Reiſebeſchreibung Benjamin's von Tudela ,1 entſprechend der Grundbedeutung des Wortes, ſowie der Stelle Gen. 9, 25 ff., Bezeidnung der ſlawiſchen Länder , in ähnlicher Weiſe wie mittellat. Sclavus , ital. Schiavo , franz. Esclave , neugriechiſdy xhábos vom Namen des Volkes hergenommen iſt ,? und wie übrigens audi arabiſde Autoren das Wort Siklab, Plur. Sakalibe, d. h. Slave, im Sinne von Sklave gebrauchen. 3 Ein Pendant zu dem vulgärtürkiſchen Tichifut bildet
ſeinen völligen Untergang erleben konnte. Dazu gehört denn nun aud), daß das Wort Jude als Schimpfwort ge braucht wird. Es iſt eines der Dinge, die in Berthold
Auerbach's ,, Dichter und Kaufmann “ Ephraim Moſes Kub in den Wahnſinn ſtürzen , daß er fortwäbrend und bei ganz heterogenen Anläſſen das Wort „ Jude “ hören muß. Um nun aber auf dem Gebiete der geo- und ethnographi ſchen Spottnamen zu bleiben, ſo gehört eine geographiſche Benennung hieher, nämlid Tidufut ( oder Tidvifut:) Kale, wie eine oft erwähnte Stadt in der Nrim beijt.
das bekannte türkiſche Giaur; es iſt dieſes eine andere
Ralé
Form des arabiſden Kâfir, türkiſch Kiafir , Ungläubiger.
iſt die türkiſche Form des arabijden Wortes Rali , Sdloß ,
Von dem arabijden Worte ſtammt das franzöſiſde Cafard. Mit Bezug auf leßteres heißt es in dem erwähnten Auf
Burg (wovon das ſpaniſdie Alcala ); Tſduifut bedeutet Jude, Tichifutfale iſt demnach ſoviel wie Judenburg, nur iſt Tſchifut, ſtatt des gewöhnlichen Jehudi, Plural Jebud,
ſaße (S. 37 ), es bedeute ungläubig, demnächſt ſdeinheilig, in Spanien und bei den Arabern habe ſich aus dem Be
Benennung der Juden im verächtliden Sinne, und ſehr merkwürdig iſt, daß auch mit Bezug hierauf ein Ausſprud
griffe des Unglaubens der der Rudyloſigkeit und Undanf
barkeit entwickelt. Bei Diez heißt es s. v. Caffre : „ Spa
Mobammed's angeführt wird , dabin lautend , man jolle
niſd) , portugieſiſdy : roh, grauſam , vom arabiſchen Kafir,
die Juden mit ihrem wahren Namen Jehud , aber nicht mit einem anderen (herabſeßenden ) Namen benennen , denn leşteres ſei eine große Sünde. 1 Die verächtliche Nebenbedeutung des Wortes Jude ſteht in Zuſammenhang mit der Vorſtellung, daß die Ju den das Handelsvolk yat' foxív feien. Im Altertum gebrauchte man in demſelben Sinne das Wort Phönizier
ungläubig, ruchlos , undankbar , Freytag IV , 47a ..
(Poenus , Punicus , poiviš, poivixelixtus bei Suidas und Heſychius). Audy im Alten Teſtament wird das Wort Phönizier ( Kenaan, Kenaani ) appellativijd gebraudyt ( Jeſ. 23, 8. Hiob 40, 30 ); der Phönizier iſt der Jude" der alten Israeliten . So heißt es (Prov. 31, 24) von der 1
Biederfrau : „ und den Gürtel verkauft ſie dem Phönizier" ,
wofür man jeßt ſagen würde: „ dem Juden ". Die Israe liten waren eben ein ackerbautreibendes Volk ; alle Bilder
daher franzöſiſch cafard, ſcheinheilig ." + Das arabiſche Wort entſpridit aber ſo ziemlid, dem Worte Renegat, oder Renegado , wie die Engländer mit einem fremden Aus drud ſagen , und zwar inſofern , als die Grundbedeutung des Wortes , die aud im Aramäiſden 5 und im Spät Hebräiſchen vorkommt, die von Läugnen iſt. Kâfir, welches Wort ebenfalls als geographiſche Benennung in den Na men Haffernland , Kafiriſtan vorkommt, iſt derjentge , der die empfangenen Woblthaten Gottes verleugnet, alſo zus gleich ein Undankbarer und Gottesleugner. Im Neu Arabiſden hat aber Kåfir neben der Bedeutung Apoſtat auch die von Sdeinbeiliger , Hypofrit , und ſo wird in
Bocthor's franzöſiſch -arabiſchem Diktionnär „ Cafard “ mit „ Råfir" wiedergegeben. Dieſer Begriffsübergang iſt übri
der Propheten ſind vom Aderbau und der Weinleſe, vom
Thau und vom Regen (für deſſen verſchiedene Arten es
auch verſchiedene Benennungen gibt) , von der Kelter und der Herbſtfreude bergenommen ; die wenigen auf den
1 Itinerary of Benjamin of Tudela, ed. Asher, II, 226 fi. 2 Captivus iſt nach Du Cange 1. v. Exhoßos und ſ. v. Tilavus die urſprüngliche Bedeutung dieſes Wortes, 'daneben wird Σκλαβία Exaßia
= Captivitas angeführt. 31 der eingeſchobenen c in
Handel bezüglichen Ausdrücke kommen nur da vor , wo
Sclavns führt Weigand unter „ Sklave “ (2. A. II 674 ) als Anar logie das mittellat. Scandalia ſt. Sandalia an.
1 Catalogus 11. mss . in bibl . senator. Lips. S. 427b. Die jiidiſchen Bewohner Tſdrifuit -Kale's gehören übrigens durchaus
3 Reinaud , Invasion des Sarrazins en France , S. 237.
der Softe der Karäer an , die bekanntlich , ebenſo wie die Cama
von Kafir wird von Francisque Michel (Histoire des races mau dites , I 354 ) und Littré (1. v. Cafard) für unrichtig erklärt, weil es alsdann nicht Cafard heißen würde. Allein abgeſehen
ritaner, nur die geſchriebene Lehre , D. h . den Pentateuch, aner kennen, dagegen die mündliche Lehre, d. h. den Talmud mit ſeinen !
Die von Ménage gegebene Herleitung des Wortes Cafard
Catungen verwerfen . Ein Brachtwert, ,,Description géographique de la Russies von Th . v . Pauly , das 1862 als Jubiläumsſdrift,
von anderen Wörtern ähnlichen Urſprungs, 3. B. neugriechiſch)
zur Feier des tauſendjährigen Beſtehens des ruſſiſchen Reiches ,
tadd , Renegat, ſo iſt Cafard cine Aſſimilation an die Wörter mit
Movgrétns , Renegat, Ungläubiger vom arabiſch -türkiſchen Mur.
erſchien, enthält auch eine mit Abbildungen verſchene Schildering
der pejorativen Endung ard - die übrigens deutſchen Urſprungs iſt
der ruſſiſchen Karäer (oder Karaiten ); denſelben wird nun hier beſonders nachgeriihmt, daß ſie in Handel und Wandel ſich von den übrigen (talmudgläubigen ) Juden durch ihre ſtrenge (Bewiſſen haftigkeit und Redlichkeit unterſcheiden. Der Benennung Tjchijut
(Germania, V 305 ) wie Criard , Grognard, Richard u . A. * Ju der ſyriſdhen Verſion des N. T. wird Luc. 6 , 35 das
ſyriſche Wort im Sinne von „ undankbar " gebraucht ; in der Be deutung leugnen , den Glauben verleugnen , komint dasſelbe ſehr
tale merkt man von dieſem Unterſchiede allerdings nichts an .
oft vor.
Geographiſche und ethnographiſche Spitznamen und Spottgeſchichten.
gens ſehr natürlid ); jemand , deſſen religiöſe Anjidit eine andere iſt als die ſeiner Umgebung, kommt oft in die Lage, durd äußerliche Handlungen ſeine innerliche Geſinnung zu masfieren und ſo bezeichnet oft ein Wort fowobl den Andersgläubigen wie auch den Heud ler und Scheinfrom men . So iſt z. B. das arabiſde Zendik Benennung des Anbängers der Zoroaſtiſden Lehre , dann aud des Mas
nicäcrs, Sadduzäers, das Wort hat aber aud die Bedents tung Sdeinbeiliger, religiøjer Heudiler. Derſelbe Begriffs. übergang zeigt ſich in dem Ausdrude ,,der Min ", wie eine
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der früheren Sprache Vulgari, Bugari, bezeidynete urſprüng lid die Bulgaren und zugleich die Manichäer, da die Bul garen dieſer Sefte angehörten, dann auch die Keßer über haupt; 1 das ihnen zugeſdriebene Laſter wird einerſeits durd, das franzöſiſche Bougre ausgedrüdt, hat ſich aber auch andererſeits , nad Du Cange ſ. v. Bulgarus, im Franzöſiſdien bougironner (bougeronner ), im Spaniſchen Bujarron crhalten. Dieſelbe Beſduldigung erhob man aber auch gegen andere Reper, und ſo hat ſich bei dem
deutſchen Worte dieſelbe jdimpfliche Nebenbedeutung er
Grzählung L. Rompert's betitelt iſt. Das bebräiſche Min bedeutet Art, Gattung ; im Talmud iſt Min Benennung
balten, wie beim franzöſijden Bougre.? Keßer oder Räßer, in den ſlawiſchen Sprachen kacér , ſtammt von Cathari,
des Seftierers , Diſſenters, Abtrünnigen ; davon das Ab
Catari , Cazeri ; die beiden lebten Wörter , ſowie Küßer, ſind abſiditliche Entſtellungen des urſprüngliden Wortes mit dem Anklange an Catus, Rater, Kabe und mit Bezug auf das Anbeten oder Küſſen des Raters (Bodes ), was zu den Gebräuden desſelben gehören ſollte.3
ſtraftum Minuth ; im vulgärjüdiſchen Sprad gebraud iſt nun Min ein Dudmäuſer , einer der anders ſpridit als er denkt, wovon das Abſtraktum Mines ( Minus ) für Falid
beit. Der „ Min " in Kompert's Erzählung iſt nun auch ein Menſch, der nidts weniger als offenberzig iſt, der viel mehr das, was er im Sinne bat, niemanden , audi ſeinen Eltern nicht, mitteilt.
in Sicie Klaſſe von Wörtern gehört ferner das cben falls in dem Aufjate ( S. 37 ) eriväbnte franzöſide Cagot,
Der Name der Bulgaren ſowie der Manicäer wurde
audy, wie aus Du Cange ſ. v. 311 erſehen , im Sinne von Wucherer (Ujurarii) gebraudt und in dieſer Neben bedeutung bat ſich der ,,Vanidäer" in der Studentenſpradie erhalten .
Sdeinbeiliger. Diez ! leitet dieſes Wort von Cancs Gothi ber, unter Hinweiſung auf Francisque-Michel's „Histoire des races maudites de la France et de l'Espagne “ 1 , S. 284 (cf. ibid. I , 12. 57. 355 ). In dieſem Buche wird ( 1, 354) die Bedeutung Gofrit samit motiviert, daß
„ Reker “ wird zuweilen als Schimpfwort überhaupt gebraucht , dasſelbe gilt auch von Bougre , das außerdem in der Wulgäríprade als lud dient, und da es ein oft gebürtes Sort iſt , ſo hat ſich aus den Franzoſenzeiten auch Bougre in deutſchen Colfsſprachen erbalten. So iſt
die Cagots, die als Neber galten, äußerlid alle Gebräude des ſtrengſten Matbolizismus beobadyteten . Dieſe idimpflide Benennung der Cagots , die man
1 Du Cange ſ. v. Bilgari, A. Fiic): a . aa . O. S. 213. Diez and Littré 1. v . Bougre.
für Abfömmlinge der Arianer, oder der Albigenſer oder der Araber hielt , iſt nur eine von den vielen , mit denen ſowohl die Cagots als auch die Colliberts ? und andere
? Friſch . V. I 513. Weigand, 2. A. I 786. Grimm's W. V , 1 639 ff. Es iſt alſo wohl nicht nötig, mit Ménage, bei Diez 1. v. Vongre. als Grund der Nebenbedeutung anzich
von Fr. Midel erwähnten „ verfluditen Naſſen “ benannt
men , daß der paedico derſelben Strafe verfiel wie der Retzer. Die
werden , und zwar ſtehen dieſe Benennungen in Verbin dung mit dem Umſtande, dass man dieſen Unglüdlichen alle nur erdenkbaren förperlidyen Gebredien beilegte und ſie der gräulid ſten Laſter beduldigte. Aber aud) bei anderen
jelbe Nebenbedeutung hat das italieniſche Mammalucco (Voca
Seften kommt es bäufig vor , daſs man den Mitgliedern derſelben Sdyandtbaten und Verbredien jeder Art andidtete und zugleich ihre Namen abjidhtlid in Spottnamen um
Bedeutung „ heimtiidfiſcher Menſd)" ( lehrein , Bolfsſprache im
wandelte. 3 Die Erinnerung an eine ſoldie Beſduldigung hat ſich im franzöſijden Bougre erhalten . Bougres , in 1 W. B. 1. A. S. 584 , 3. A. II 243 .
2 Unter den vielen glüdlichen Etymologien, die Ménage gibt , war jedenfalls auch eine imgliidliche, die Fr. Michel gelegentlich der Colliberts ( II 26 ) crwähnt. Ménage hatte in ſeinem Wörter buche das Wort Colbertus fiir eine Abkürzung von Collibertus erklärt ; Colbert, Intendant des Nardinals Mazarin, erfithr dieſes und darin eine Anſpiciimg auf ſeinen Namen erblicfend, bewirkte er, daß Ménage jeine bisher bezogene Penſion verlor.
bulario degli Academici della Crusca s . v . ) , das auch ale
Schimpfwort überhaupt gebrandit wird. Auch das deutſche Ma meluck wird im Sime von Heuchler, Treulojer gebrandit ( Friſch,
Weigand 11. D. W.) und hat in der Volfsſprache ausjdhließlich die Herzogtum Naſjan, Š. 271). Die Bedeutung Trculoſer hat auch das italieniſche Marrano, franzöſiſch Marranne, vom Ipaniſchen Marrano, Convertit. Auch die Mameluden waren inſofern Renie gaten, als ſie von chriſtlichen Eltern geboren , aber im mohame daniſchen Glauben erzogen wurden . Auf diejem Dialismus be ruht es auch wahrſcheinlich, daß in Luiſiana, wie Bartlett ſ. v. Negro , 5. 291, nach Olmſtedt mitteilt, neben dem Mulatto,
Cuarteron, Sang-mêlé und anderen Benenningen, welche die ver ſchiedenen Miſdungsgrade ausdrücken , andh Mamelonc vorkommt.
Aud) in Braſilien wird Mameluco in demſelben Sinne wie anders wo Dulaite gebraucht , wie aus Littré . v. Mameluco zu erſehen . :3 Grimm , Deutſche Mythologie, 4. A. S. 890. Bei Du
Canige ſ. v. Kazeri ( ed. Henſchel , II 260) heißt es , dieſe Bez
mine aliquantulum corrupto petita, quod haeretici ii Bulgari in omni nefaria libidine volutari vulgo crederentur
nennung ſei eine abſichtliche Entſtellung des Wortes Kathari , vom deutſchen „ Katze “ gebildet und mit Bezug darauf, daß die An hänger dieſer Sekte , ähnlich wie die Katzen, des Nachts ihre 311 ſammenfüinſte hielten ; ohngefähr dieſelbe Erflärung gibt Tu Cange
heißt es bei Muratori (ant. It. V. Diss . 60 S. 89 ) .
auch 1. v . Kathari ( Il 240 ).
3 Vocabula inhonesta ac infamia .... ex eodem no
Ausland 1883 Nr. 31 .
93
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Geographiſche und ethnographiiche Spitamen id Spottgeichiditent.
Buger bei Frommann 1 nicht nur Schelte auf Perſonen, ſondern audy auf magere Pferde. Bei Schrein 2 wird bugern , bufern als rheiniſches Wort für Schimpfen , Zan fen angeführt und ſo iſt Buger ſogar Bezeichnung der Franzoſen geworden.
Ein franzöſider Vaubthaler beißt
Buger- oder Buggerthaler bei Schmeller ;3 in einem Ge ſpräche zwijden zwei Sadyſenhäuſerinnen bei Radloff
ſtellte. 1' So wird dieſer Vorwurf wie ein Ball immer von der einen Partei der anderen zugeſd leudert. Es kann nun alſo auch nicht auffallend ſein , daß
man in ſpäterer Zeit die Anklage des Kindermordes auf die Juden wälzte,? es finden ſid, aber außerdem nody mande Analogien . Bekanntlid , waren die Juden von jeher
an allem Unglück ſchuld , jo z . B. am „ Schwarzen Tod ;"
rühmt ſich die eine derſelben , daß ſie mit dem bei ihr ein
daß man aber aud ) den Chriſten den Vorwurf madyte, an
quartierten Franzoſen franzöſiſd, ſpreche; wenn ſie ihm das
allen Kalamitäten die Sdyuld zu tragen , wird beſonders draſtiſd) in einer Stelle Tertullian's dargelegt: „ Wenn der Tiberſtrom ſeine Ufer überſteigt, wenn der Nil nidyt aus
Cijen hinſtelle, pflege ſie zu ſagen : ,, Por did Frei, Buder !" So ſind denn mit den franzöſiſdien Soldaten aud) die
Bulgaren nad Deutidland gekommen. Mit Bezug auf die Reter heißt es nun ferner bei Grimm : 3 ,,Bei ihren Zuſammenfünften follen fie Kinder geldladytet, deren Blut in Mehl oder Adye geknetet und nad, Lofdhung der Vidyter Unzudyt getrieben haben ."
Die
eine wie die andere Beſdyuldigung kommt aud) ſonſt oft vor , ſu z. B. bei den „ Lidytauslöſdhern “, wie im Orient mehrere Sekten , eben mit Bezug hierauf, genannt werden . Tasſelbe wurde im 13. Jahrhundert von der Sekte der
ſeinen Ufern tritt , wenn der Himmel unbeweglid, bleibt, wenn die Erde in Betvegung gerät , wvenn Hungersnot und
Peſt wüten , alsbald heißt es : Werfet die Chriſten den Löwen vor. “ 3 Aud) ſonſt laſſen ſich Parallelen nadweiſen. Es erinnert z. B. an den ſpäteren Gebraud des Wortes jude , daß damals die bloße Benennung als Chriſt dion einen Vorwurf enthielt und ſehr bezcidynend iſt die von Tertullian angeführte Nedeweije : ,, N . iſt zwar ein Chriſt,
aber ſonſt cin redyt braver Mann . " 4
Fratricelli in Italien behauptet, die außerdem nod ) be duldigt wurden , Kinder verbrannt und deren Blut ge
trunken zu haben .
Beide Anklagen wurden aber audy
Mandes tviederum
wurde Chriſten und Juden zum
Vortvurf gemadit, ſo . V. der Haß gegen das Menſdyen gejdledyt, j3 die Verehrung eines Gjels , wie das beſonders
in weit früherer Zeit von Seiten der Römer gegen die Chriſten erhoben, wie aus vielen Stellen der Kirdenväter deutlid) zu erſehen iſt.8 Namentlid aber iſt es Minucius
Felir, der, indem er mit Abidcu und Entrüſtung die An klage des Kindermordes zurüdweiſt , alle Einzelheiten der
Tzſchirnier, der Fall des Heidentums, Č. 230 ; Gibbon, The history etc. with notes by Dean Milman and Guizot, 1854, t. II , c. 16. 8. 228 ft. auch daß ſtatt des traditionellen 2 „ Alles ſchon da geweſeit“
ſelben darlegt, ' da dieſe Darlegung an und für ſidy (don eine Wiederlegung der grauenbaften Beſdyuldigung iſt. Die
Kindermordes nelerdings in Ungarn ein ritueller Jungfrauenmord
263, IX 545, 753, XI 305, 587. Z. D. M. G. XVI 622, 624.
in Czene geſetzt wurde. In dem ſehr leſenswerten Budhe ,, Damascia oder die Judenverfolgung in Tamasfus“ (1841, 2. A.) von .. H. Pöwenſtein wird nämlich ( Č . 315) erzählt , daß im Friihjahr 1811 in Ungarn plöblich eine Nagd „ unwiſſend wo “ verſchwand, was zu dein Gerüchte Anlaß gab , die Juden hätten ſie ermordet. Die Polizei wurde beauftragt, nach der Magd zu forſchen und in der That wurde ſie auch bald darauf gefunden , nur war ſie keine Magd mehr, wenigſtens nicht im friiheren Sim des deutſchen Wortes, da ſie unterdeſſen Mutter geworden war. Auch ſonſt iſt manches in dieſem Buche leſenswert , ſo z. B. der S. 351 ange fiihrte Ausſpruch Luther's mit Bezug auf die gegen die Juden er hobene Anklage des Kindermordes , ferner das Š. 252 mitge teilte ausfiihrliche Gutachten der theologiſchen Fakultät in Leipzig vom 8. 1714 über dieſelbe Auflage. Das Merkwiirdigſte , an dem Buche iſt aber , daß es auch jetzt itoch leſenswert und feineswegs veraltet iſt. 3 Si Tiberis ascendit in moenia, si Nilus non ascendit in arva , si coelum stetit, si terra movit , si fames, si lues statim Christianos ad leonem ! (Apol. c. 40 ); andere ähnliche Stellen werden bei Kortholt (Pagan. obtrectator S. 666 ff.) an
cf. Journal asiat. 1855 Janvier p. 7.
gefiihrt.
Apologetifer ihrerſeits erhoben dieſelben Anklagen gegen die Gnoſtiker und andere Häretifer. 10 So wurde aud) den
Montaniſten nadıgeſagt, daß ſie alljährlid) ein Kind ſdıladı teten oder mit Nadeln durdſtaden und deſſen Blut zum
Abendmahlsbrot verwendeten , 11 wogegen Tertullian, nad) dem er zum Montanismus übergetreten war , das Liebes mahl (Agape) der anderen als etwas Unzüdytiges dar 1 Deutſche Mundarten, IV 212.
2 Volksſprache im Herzogtum Naſjau, ĉ . 100. 3 Bayeriſches WB. 2. A. I, 217. h Muſterſaal aller teutſchen Mund-Arten, I 336 . 5 Deutſche Mythologie , S. 890 ff. Coldai, Geſchichte der Herenprozeſſe, neu bearbeitet von Heppe, I , 162. 6 Marracci Prodrom ., III 9. 86. Gazophylacium linguae Persarum , s . v. Setta, S. 390 ), Ritter , Erdkunde, 2. A. VII
7 Bayle . v. Fratricelli und 1. v. Guillemete ; Soldan peppe I 229, Note.
8 Die einzelnen Stellen werden angefiihrt in Kortholt's Pa
ganus obtrectator, S.546 ff. und in deſſen In Plinii et Trajani de Christ. primaevis epist. commentar., S. 125 ff. 9 Oftavius, Kap. 9 und Kap. 30.
10 Kortholt, Paganus obtrectator, S. 516 ff. 11 Soldan -Heppe, I , 147.
4 Bonus vir Caius Seius , tantum quod Christianus (Apol. c. 3) ; cf. F. Kortholt, In Plinii et Trajani .... epist. comm., 8. 18 ft. 5
J. Fr. Gruner, De odio humani generis Christianis olim a Romanis objecto. Aus demſelben Buche (S. 163. 226 ff.) iſt auch zu erſehen , daß das Volk bei verſchiedenen Gelegenheiten ausrief: „ Christianos ad leonem ! Christianos ad bestias ! « Αιρε τους αθέους!
Der Wenden Fiſcherei.
ausführlich von Bochart nachgewieſen wird , 1' und an deres mehr .
Das hier Erwähnte iſt nur eine fludytige Slizze , e's
611
(b. i. das jetige Städtchen Medlenburg an der Eiſenbahn zwiſden Kleinen und Wismar) iſt an einem Süßwaſſer: See, wie die meiſten Burgen der Slawen , erbaut. Wenn
ließe ſich aber über denſelben Gegenſtand ein ſehr langes
ſie nämlid) eine Burg erridten wollen , fofuchen ſie ein
und ſehr trauriges Kapitel ſdyreiben.
Brudyland aus, das reid, an Waſſer und Sdyilfmoraſt iſt und ſtecken da einen runden oder vieredigen Plaß ab,
Münden .
M. 6 .
nad der Geſtalt und dem Umfange, weldien ſie der Burg
geben wollen . Dann heben ſie darum einen Graben aus und häufen die ausgegrabene Erde auf. Mit Planken
Der Wenden Fiſcherei.
und Balfen wird dieſe Erde ſo feſt geſtampft , bis ſie die Feſtigkeit einer Lehmmauer erhält. Wenn der Wall bis
Die Eiſenzeit fällt in nordöſtliden Deutſdyland mit der Herrſdaft der Slawen , beſonders der Wenden , jll :
zur gervunſditen vobe aufgeführt iſt , wird in den Rand,
ſammen und bildet den Schluß der vorgeſdyichtliden und
gleichzeitig vordyriſtlidyen Periode , die mit der dauernden Eroberung der Hauptſtadt Brandenburg an der Savel durdy Markgraf Albredyt den Bären endet. In dieſer Zeit tritt die Bronze mehr und mehr zurück und eiſerne, ſelbſt ſtählerne Werkzeuge fommen in Gebraud, für die verídvie denſten wirtſdaftlidyen Zwede, lo and für die Fijderci.
Die tvendiſdie Fijderbevölkerung, Sorben in der Ober: und Niederlauſit,
silzen in Brandenburg und Pommern ,
Obotriten in Mecklenburg , lebte in geſchloſſenen Dörfern , ſogenannten Rundlingen , in der Nähe der Fiſdgewäſſer. Zur Sicherung derſelben , außerdem zum Sdute der Be wohner in Kriegsläuften , dienten runde Scanzen, Burg wälle, Bordelte oder Sdyweden dyanzen genannt, zum Teil unter Benubung natürlidyer Bodenerhebungen angelegt,
wo man es begehrt, ein Thor angebracht und von dieſem cinc hölzerne Brüde über das Waſſer gebaut." Als eine förmlide Pfahlbauſtadt wird uns in Her
bord's Leben des Biſdofs Otto von Bamberg die Stadt Julin , das ſagenumſponnene Vineta, das heutige Wollin, im Jahre 1121 geſchildert. Beim Angriff der wütenden
Heiden auf den heiligen Otto fällt der leştere von den hölzernen
Plattformen
in den Moraſt , wird nur mit
Mühe aus demſelben herausgezogen und nur durd, jd leu nige Zerſtörung der hölzernen Brücke, weldie die Pfahlbau ſtadt aud) bier mit dem feſten Vande verband , vor dem Märtyrertote gerettet. Ungeheure Mengen von Fiſdyreſten bajelbſt befunden noch heute die Bedeutſamkeit des alten
Julin an der Dievenviv als Fiſderplatz.
Von den wenigen vorwendiſdien Burgwällen des nord oſtliden Deutidland abgeſehen ſteht die große Maſſe
zum Teil auf Pfahlroſten oder Padiverfen oder durd) eine
derſelben im
einfadye Erdanhäufung erridytet.
und beide, Burgwall und Pfahlbau, in innigſter Weduſel
Von kleinen , nur auf
wenige Familien beredynete Einſdließungen an wechſelten dieſe Erdwälle bis zu großartigen , für Tauſende von Men
(dyen beredzneten Sdyanzen. Alle waren in Sümpfen oder Gewäſſern , mindeſtens von breiten Gräben umgebent, an =
gelegt. Die eigentlichen Pfahlbauten der Mark Branden: burg, weld e noch jetzt zahlreich vorhanden ſind , ideinen jämtlich ihre Entſtehung dieſer letzten ſlawiſd) heidniſden Epoche zu verdanken und idywanken in der Größe ebenfalls
engſten Verhältnis zu dem Pfahlbauweſen
beziehung zu einem den Fiſchfang liebenden, in vieler Be
zichung geradezu auf denſelben angewieſenen Volfsſtamm . Daber die vielen in und bei folden Waſſerbauten, Burg wällen ivie Pfahlbauten gefundenen , auf das Fiſdyweſen bezüglichen Gegenſtände, als Fiſchergeräte aller Art, Fiſch: ipeere , Angelhafen , Schnüre, Netsjenker, Nebflotten, Net
reſte, Hütkaſten , vijdotterfallen , Eisärte , Sd littknochen ,
von vereinzelten Pfahlbauhütten bis zu ganzen Pfahlbau
Fiſchernaden mit Ausrüſtungsgegenſtänden, Rodygerätſchaf ten, Fiſdygräten, Fijdſduppen, Waſſergeflügelknoden , Mu
dörfern .
deln , Sdneden 2c.
Ueber die ſlawiſche Herkunft der Waſſerburgen und ihre Entſtehungsweiſe hat man vor kurzem durch M. J. Goeje ? in Leiden eine neu aufgefundene, intereſjante Notiz erhalten , welche von Abù Obeid al Befri, einem um 1160 lebenden ſpaniſch-arabiſchen Schriftſteller , aus einem Be ridte mitgeteilt wird , den ein jüdiſder Agent Ibrahîm ibn Jaküb, der ſidy um 965 am Hofe Kaiſer Otto's I. in Merſeburg aufhielt, abgefaßt hat. „ Abraham Jacobjohn " ſprid )t vom Lande der Obotriten und ſagt : „ Wili-Grâd * Hierozoicon , Pars. I. I. II , c. 18, ed . Lond. I , S. 220 ff. 2 In ſeiner Schrift; Een belangrijk arabisch bericht
Die ſlawiſchen Einwanderer , aus dem waſſerreichen
Oſten und Nordoſten Europa's ſtammend, ſind ſomit redyt eigentlich als ein Fiſchervolf, wie ihre Vorgänger, die Ger manen , als ein Jägervolk, anzuſpredjen. ,, An den Seen und Flüſſen des Landes,“ ſagt Ludwig Gieſebredit in ſei nen ,,Wendiſden Geſdidyten ", ,,trieben sijder ihr fried james Gewerbe: ganze Dorfſchaften (villae piscatorum ) beſtanden nur aus ihnen ."
Als Beleg für die Ausgiebigkeit des Fiſchfanges und jeine volkswirtſchaftliche Bedeutung fann folgende gejdhidht=
liche Nadıridyt dienen : Sefrid , Kapellan und Begleiter
»
over de slawische volken omstreeks 965 n . Chr. “ in : „ Vers
lagen en Mededeelingen der k. Akad . van Wetensch. Afd . Letterk . “ Amsterdam 1880. S. 187 ff.
des Apoſtels und Befehrers der Pommern , des Biſchofs Otto von Bamberg, im 12. Jahrhundert, erzählt von dem
Fiſdyreichtum daſelbſt unter anderem : „ Es herrſcht dort
612
Der Wenden Fiſcherei.
ein unglaublicher Ueberfluß an rijden , Fowohl aus dem Meere wie aus den Flüſſen , Seen und Teichen , und für einen Denar würdeſt du einen ganzen Wagen friſder Fiſch tunke (did eingefochte Fildpajte) befommen , und wenn icy über den Gerud und die Dicke derſelben erzäblen würde, wie ich denke, ſo würde ich der Gefräßigkeit beduldigt
faſt allen Glauben überſteigt und den man leicht bezwei feln könnte , wenn nidit glaubwürdige Gewährsmänner und urkundlide Belege dafür ſprächen. So gab es z. B. in den Jahren 1693 , 1701 und 1715 bei Wriezen der Hechte ſo viele , daß man ſie mit Händen greifen konnte
und mit Kejdern fing und die Tonne eingeſalzener Hedyte
werden .“
für 2 Thaler verkauft wurde, weshalb denn aud zu
Im Jahre 1783 jagte der gelehrte ridfundige Dr. Bloch in ſeiner ,, Dekonomijden Naturgeſdidite der Fiſdie Deutſd lands" : ,,Es ſind allenthalben in der Mark
Wriezen und Freienwalde cine eigene Zunft der Hedytreißer
Spuren zu finden , daß zu der Wenden - Zeit die mehreſten Brüder in den Heiden und Feldmarfen mittelſt Brabens
in Verbindung geſtanden haben , welde durd die Länge
der Zeit verfallen ſind ; und wahrſdeinlid ſind die mehreſten Brücher und Lüder Karpfen oder andere nu bare Fiſchteidye geweſen. Spuren von aneinander bängen : den Teidyen findet man in der Chorin'ſchen Heide, woſelbſt bas Kloſter Chorin Karpfen und Nijdteide gehabt, wvelde
aber im dreißigjährigen Kriege und nach der Reformation, da es den Beſibern an dem Geldvorlage zur llnterhaltung dieſer Anſtalten gefehlt , oder die Güter bona vacantia geworden , eingegangen ſind. Es gehört alſo zur Landes : kultur, dergleiden verfallene Teide , weldie wegen der Stagnation des Waſſers nadyteilige Ausdünſtungen und eine ungeſunde Weide hervorbringen und daher dadlid ſind, wiederum berzuſtellen. Zur Senden - Zeit iſt das platte Land in der Mark weit beſſer bevölkert und kultiviert ge weſen , als heutzutage, nadidem fidy der Fleiß nad , den in neueren Zeiten erbauten Städten gezogen und das platte Land größtenteils zur imfruchtbaren Wüſteney geworden , wo die chemaligen frudytbaren helder mit Sand überzogen oder mit Heiden bewadvſen ſind, und die chemaligen frudit baren Vicbweiden in ungeſunde , dem Biebe düslide Sümpfe, Moräſte , Lüder und Brücher verwandelt und die zu Teid en dienlichen Derter faum mehr zu erkennent ſind , wenigſtens mit großen Koſten wiederum von neuem umgejdrafft werden müſſen ." Mag dieſe Ausführung aud bezüglid der fünſtliden Teidwirtſdaft der Wenden ctivas übertrieben ſein , jo be
privilegiert war und beſtand. Der Fijdmarkt zu Wriezen war lange Zeit einer der wichtigſten in der Mark Bran denburg, um ſo mehr, als ein großer Teil der Brud dörfer ſeine Fide nur auf dem Markte zu Asriezen verfaufen
durfte. Bedenkt man nun , daß die vielen Faſttage der Kirdıc in früheren Zeiten den Verbraud, der siſdie, welche .
an ſolchen Tagen genoſſen werden mußten , außerordentlich ſteigerten , ſo wird man ſidy nidyt wundern , wenn man bört , daß an den Wochenmärkten Hunderte von Kähnen aus den Brud dörfern anfamen , die ihren Neidytum zum Werfauf austellten , und das oft 12 bis 14 Sagen ,
mit jijden und Krebſen beladen , nach den benadybarten Crtidaften fubren .
Zweimal in der Soche gingen Wagen
damit nad Berlin , und mit eingeſalzenen Hechten und eingeſalzenen und an der Sonne gedörrten Aalen , einer damaligen, gegen jest, wie es deint, ganz veränderten Lieb
lingsſpeiſe, mit geröſteten und eingemachten Yadjen , Zärt dyen und Neunangen ward nad der Lauſit, Sadyſen , Thü ringen, Scleſien , Vöbmen, nad Hamburg, den Rheinlan den und ſelbſt nad ) Italien ein bedeutender und einträg lider Handel getrieben . Kein Wunder, daß Sriezens Be wobner dabei zu Idytbvophagen wurden und daß der rijd fejjel cine ſo große Asichtigfeit erhielt, daß er geſetlid als das wertvollſte Stüd der Ausſtattung betraditet wurde, das bei dem Todesfall der Frau und bei Erbteilungen dem überlebenden Gatten verblieb !
in großer Fulle lieferte die Bruch gegend Krebſe und in manden Jabren in cinem ſolchen Ueberfluß , daß man
zu Cvlerus’ Zeiten , Ausgangs des 17. Jahrhunderts, ſedis
iveiſt doch das Inſtitut der Prigſtapel oder Pritſtabel
Schod, alio 360 Stück döner, großer Krebſe für 6 Pien nige Meiſniſder Währung kaufte. Zu Küſtrin wurde von 100 Sdod durchgeführter Krebſe ein Schod als Zoll
( vom wendiſchen Prijtaw, Vogt), die als Fijderciaufieber
abgegeben, und Colerus verſidyert, daſs dieſer Zoll in einem
jich von der Wenden Zeit ber nod) in Kopenic , Ruppin
Wenden üblidic sijderei-Ausdrüde in das Deutide über gegangen , ſo z. B. hukleja, der klei, karas, die Maraude, bleja , der Blei, piskor, der Pitfer , plosica, die Wobe,
Jahre 325,000 Sdyod cingetragen habe. Sumit wären bloß in dieſer Stadt in einem Jahre 321,2 Millionen Scod oder 1950 Millionen Stück Sirebſe verſteuert worden . Nedı net man die durdy andere Orte gegangenen und die un verſteuert gebliebenen binzu , ſo erwädyſt daraus cine Sdwindel erregende Größe. Noch im Jahre 1701 waren ſo viele vorhanden , daß zwei bis drei Spod für 6 Pien
rapa, der Naap , smarl, die Sdmerle, wada, die Wate.
nige verkauft wurden , und in den Jahren 1717, 1718
Und auch in verbältnismäßig neuerer Zeit lagen die Senden mit Vorliebe der Bijderei ob , inſonderheit im Dieſe Gewäſſer, vor:
und 1719 konnte man ſie an den Ufern mit Händen grei fen ; man hatte ſich daran überſättigt und fütterte die Sdweine damit. Das Waſſer der Oder war bei der
züglid) der lektere vor ſeiner Urbarmachung, hatten aber
großen Dürre des zulett genannten Jabres , 1719, unge
auch einen Heidtuman
möbnlich klein geworden ; pide und Hrebie ſuchten die
und Spandau bis heute erhalten haben , daß das Fiſch wejen bereits in der ſlawijden Vorzeit polizeilich geregelt und überwacht wurde. Audy find viele bei den Spreewald :
Spreewalde und im
Oberbrude.
Safer 1110 Sumpftieren , der
Die Italiener in Aſjab und den Gallaländern.
größten Tiefen auf und dieſe wimmelten davon .
Da das
613
lung des Dolmetſchers Abder- Rhaman ihm erkläre : ,,Mein
Waſſer von der Hitze zu warm wurde, frochen die Krebſe auf's Land in's Gras und wo ſie ſonſt Kühlung erwar
, erhabener Herr, Umberto I., König von Italien, jendet dir dieſe reichen Gaben, damit du dich überzeugeſt, daß
teten , ſelbſt auf die Bäume, um ſid) unter das Laub zu bergen , von denen ſie wie Dbſt berabgeſchüttelt wurden .
die Italiener nicht mit Gewalt, ſondern in Frieden und Freundſchaft dein Gebiet burdisieben ." ,, Id acceptiere von ganzem Herzen “, erwidert er, „ die Ehre, welche mir euer
Dr. A. Berghaus.
mächtiger König erweiſt, ebenſo, wie die Worte, welche du geſprochen haſt und nehme die Geſchenke an ."
Die neue Italieniſdie Afrika-Erpedition, welde, von der
Nach einer Pauſe von einigen Minuten läßt er mich auffordern , über mein Befinden , meine Leute und die Reije etwas zu erzäblen. Id itelle ibm die Abeſſinier vor und drücke ihm mit wenigen Worte meine große Bewunderung
Regierung und der Mailänder Geſellſchaft für Afrikaerfor
und Dankbarkeit für die freundidaftliche Weiſe aus, in
Die Italiener in Afab und den Gallaländern.
ſchung gemeinſam ausgerüſtet, hauptſädylid zum Zwede
der id) von ſeinen Häuptlingen empfangen und geehrt
der Anknüpfung von Handelsverbindungen zur kommer ziellen Verwertung der neugegründeten Kolonie Aſjab am Noten Meere und zur Etablierung der Kommunikationen zwiſchen Aſjab und den oberen Nilländern gegenwärtig die Rüſtenländer des Roten Meeres durchreiſt, hat einen erſten ,
worden bin . Ich unterlaſſe nidyt , dem alten Baſſitò (Sultan von Rabeito bei Ajab ) Lob zu ſpenden , ebenſo dem freigebigen Humed- Rabbi, weldier an cinem einzigen Tage der Karawane fünfzig Hämmel verehrt hatte. „ Jebt", ſagt er , ,, kehrt Bajſitò nad Medgbul zurüc ;
nidit unbedeutenden Erfolg errungen.
id ſtelle dir in Lakoo Ali den neuen Führer der Nara
Während es bisher nod; keinem Europäer gelungen iſt, von der Küſte durch die Gallaländer nad Schoa vor
wane vor.“11
zubringen und durdy den Sultan von Auſſa ſelbſt Mun
wandten betrachte und mich mur mit wahrem Bedauern von ihm trennen werde.“ ,,Du wirſt ſehen ," antwortete
zinger ſamt ſeiner Truppenabteilung in den Hinterhalt gelockt und getötet wurde, iſt es einem römiſden Patrizier,
dem Grafen Pietro Antonelli, gelungen , von dem Beberr ¡der von Danafil freien Durdyzug und den Abſdluß eines Freundidaftsvertrages zu erlangen .
Der an die Geograph. Geſellſchaft zu Rom gelangte intereſſante Bericht, vom 9. März ds. Js. datiert, lautet: ,,Die Reſidenz Mohamed Anfari's , des Sultans von
„ Jd fann nidit umbin " , war meine Er
widerung, „ dir zu ſagen, daß idy Baſſitò wie cinen Ver
er, ,,daß Ali jid noch beſſer zeigen wird als Bajjito ." Hierauf läßt er mir einen großen Seſſel aus rohem Holz bringen und ladet mich ein , midy auf dieſe Art von Thron niederzulaſſen. Er ſelber bleibt auf den Steinen fiben , ohne eine Matte , gleich dem letzten ſeiner Unter
ihanen , aber ſtolz, würdevoll , imerſdütterlich. Er ſpridit ganz leiſe:
vulkaniſchen Geſteins , auf dem fein Grashalm , kein nodi
„ Gib mir Nachrichten von den Königen Europa ' 3." „ Alles wohlauf.“
jo beſcheidenes Geſtrüpp auffommt. Alles iſt dwarz, alles
„ Leben ſie im Krieg oder im Frieden mit einander ? "
idymußig. Rein Stein iſt je von der Stelle gerührt wor den ; alles iſt geblieben , wie die Mutter Natur es gemacht bat. Die Hütten , etwa hundert an der Zahl, ſind recht bübid , entweder aus Strohmatten in konijder Forin oder viereckig aus aufgeſchichteten Steinen hergeſtellt und mit einem Strohdadı verſehen. Das königliche Quartier mit ſeinen Hütten unterſcheidet ſich nicht von dem der Unter
,,Sie ſind alle im Frieden . Alles geht wobl. “ ,,Was weißt du von den Vorgängen in Aegypten ?"
Danakil, iſt ein kleines Dorf auf einem niedrigen Hügel
thanen ; die Gleidheit iſt die allervollkommenſte.
Unter Vorantritt des Sultans Berehan an die Grenze des königlichen Quartiers gelangt, werde idy endlich von Mohamed Anfari vorgelaſſen . Er iſt von einem Hundert Danakil-Männern umgeben und ſitt auf den Steinen an einer Hüttenwand. Vor ihm iſt ein Teppich für ſeinen Gaſt ausgebreitet . Man hat mir ſchon mitgeteilt, daß Mohamed niemand die Hand reicht. Ich nehme den Hut ab und ridyte an ihn das übliche ,,Salaam aleikum . " Er erwidert den Gruß und läßt mich einladen , midy zu bedecken und niederzu ſißen. Ich laſſe die Diener mit den Geſchenken vortreten und präſentiere ihm dieſelben , indem ich durch Vermitt
,,England hat den Nebellen Arabi gedlagen und iſt
jeßt beſchäftigt, das Land zu reorganiſieren , um fünſtigen Kriegen vorzubeugen !"
,,Was thut der Vizekönig ? " ,,Er iſt immer Haupt und Herrder ſeines Landes. " Man bringt den Kaffee und ich bitte meinerſeits den ſein Land, ſein Befinden und gung über die gute Aufnahme ,,Die Ehren , welche wir
in kleinen irdenen Taſien, Sultan um Auskunft über drüde ibm meine Befriedi aus. dir bei deiner Ankunft er:
wieſen haben “ , gibt er zur Antwort, „ und die , welche wir dir heute erweijen , gelten nidyt dir , ſondern deinem König. Heute, da du dich vor mir und dem Sultan Bereban und
ſo vielen Modaito befindeſt , laſſe uns gefälligſt wiſſen, welche Abſidyten die italieniſche Negierung mit ihrer Nieder: laſſung in Aſjab hat. "
Id erwiderte ohne Zögern: „,Deine Frage gibt mir Gelegenbeit, eud) Sultane und alle eure Häuptlinge, das 1
Aus der neneſten litteratur iiber Kambodſcha.
614
wiſſen zu laſſen , was der König von Italien allen Königen Europa's über ſeine Abſidyten in Aſſab mitgeteilt hat. Derſelbe hat geſagt : „ Die Italiener werden weder Bes berrſcher, noch Beſchüßer, nod Neuerer, ſondern Freunde und Helfer für die Danafil ſein ." " Dieſes ſind die ge nauen Worte unſeres Königs. Wer etwas anderes will glauben maden , iſt ein Lügner und ein Feind unſeres und eures Landes ."
Der Sultan Rede aus , die im in Aſſab gethan , freundſchaftlichen und dem Negus
Bereban ſprad ſeine Meinung in einer Grunde dem , was die Staliener bisher günſtig war. Es war dann von den Beziehungen zwiſchen Mohamed Anfari Menelik die Rede , und er ſagte mir :
„ Jd und der Sultan Bereban ſind nur eine Perſon ;
Menelik iſt mein größter Freund und ich verhandle mit
und Schoa herzuſtellen , und zwar durch das Thal von Auſſa. Jeder Sak , jede Periode und der wahre Sinn jedes Wortes wird ihm aus dem Arabiſchen überſeßt und
erklärt. Er zeigt ſid, höchſt aufmerkſam und richtet oft das Wort an Berehan und Georg Neguſſié. Das Projekt beſteht aus folgenden Punkten : Erſtens: Feſtſtellung der Stationen . Zweitens : Erlaubnis für die Untertbanen Sr. Maj. des Königs von Italien , frei und ſicher im Gebiete des Sultans Mohamed Anfari zu reiſen. Drittens : Der Sultan verpflichtet ſich zu ſtrenger Beſtrafung jedes Danafil , der einen italieniſchen Unterthan verleßen
ſollte, wogegen die italieniſchen Behörden jeden der Ihrigen beſtrafen werden , der irgend ein Unrecht gegen die Unter thanen Anfari's verübt. Nad eingebenden Erklärungen wird dies alles anerkannt. Die Beſprechung endet mit
ibm über alle maritimen Angelegenbeiten meines Landes. Eure Freundſchaft nehmen wir nunmehr an . " Auf einen
folgendem Beſchluſſe Mobamed Anfari's , den er mir
Danafil weiſend , der zu ſeiner Linken ſaß , fügte er hinzu : ,,Id ſtelle dir den Chef der Männer vor, welche ſid nadits in Hyänen verwandeln ." Ich verbeuge mid vor dem ſo Bezeidyneten und frage ihn , wann ich ihn als Hyäne kennen lernen kann. Er entgegnet, dies fönne nur unter gewiſſen beſonderen Bedingungen geſchehen ; doch fönne er mich inzwiſchen ſeine Stimme hören laſſen , worauf er das
,,Du ſchreibſt, wie audy id) es thun werde, an die Vertreter der italieniſchen Regierung , daß ich einverſtanden bin , ein nübliches und inniges Freundſchaftsverhältnis einzugehen und deine Vorſchläge anzunehmen . Inzwiſchen
Geheul der Hyäne täuſchend nadhahmt, die Bewunderung und das Gelächter der ganzen Verſammlung erregend. Der Sultan begehrt hierauf das Maultier zu ſehen , wels des König Menelif mir geſdrickt hat , nadober den Ring und viele andere Kleinigkeiten. Er (dließt die Audienz mit einer Reihe von Fragen , Höflidykeitsbezeigungen und
fundtbut:
werde id) einen Vertreter mit eud an den König Menelik,
meinen Freund, ſenden, und wenn er es zufrieden iſt, werde
ich den Vertrag mit ihm abſchließen. Für jeßt und ſo lange der König Menelik nicht unterzeidnet und den Ber
trag mit dem Königreid Italien nicht annimmt, erſucht mid nidyt um Durchzug für andere europäijde Reiſende.
Sobald wir einig ſind, werden alle Italiener, die herkommen wollen , mir willkommen ſein ."
dem Wunde, mich bald wiederzuſehen.
Meinerſeits jete ich ihm furz auseinander , was der Rönig Menelik beabſichtigt und daß er ſicherlidy zuſtimmen
Um 10 Uhr abends haben wir die zweite Audienz. Wir präſentieren uns bei Hofe in tiefem Sdyweigen. Nad
werde. Id ieße hinzu , daß , um der Regierung den Be weis zu liefern , daß Mohamed. Anfari unſer Freund ſei
dem erſten Bezirk paſſieren wir einen zweiten voller ka : mele ,1 Maultiere und Rindvieh. Inmitten dieſes Hofes
und mit der Zeit es noch mehr werde , die Mobaito und
hat der mächtige Mobamed Anfari ſein Sdylafgemad ). Es
ſeine anderen Unterthanen beginnen müßten , Aſjab zu be ſuchen und ihre Waren dahin zu bringen. Er antwortet
iſt nicyt einmal eine Hütte, ſondern ein bloßes Lager,
darauf : ,, Ich werde ſofort verkünden laſſen , daß wer
40 cm . hoc vom Boden , 2 m . lang und 1 m. breit. Die Oberfläche iſt geneigt ; ein robes Holzgerüſt trägt eine Leinwand, welche an den Langſeiten und oben ange ſpannt iſt. Das Kopf- und Fußende ſind ohne Leinwand. Der Sultan war ſo höflich geweſen , mir den Siß an der höheren Seite des Lagers bereiten zu laſſen , wo er ſelber ſich ausgeſtreckt hatte. Wir bringen unſeren Gruß und
Handel treiben will, nad Aſjab gehen ſoll und ihr fönnt darüber beruhigt ſein , daß dies immerfort ge chehen wird. Sbr brecht auf mit einer Karawane von mehr
als tauſend Kamelen. Wohlan - dieſe alle werden ſich zu Handelszwecken nad) Afſab begeben ." Um 3 Uhr Vormittags war ich wieder in meinem Lager.
den Reſt der Geſchenke in barem Gelde dar. Der Sultan dankt uns , ohne nur einen Blid auf das Geld zu werfen,
das er ſogleich durch einen Diener forttragen läßt. Dann
Aus der neuefter litteratur über Kambodſcha.1
richtet er mit großer Zuvorkommenheit das Wort an mid :
,, Nunmehr reden wir von dem , was die Straße von Aſjab nach Ifat (in Schoa) betrifft.“
Wie man ſich in Deutſchland auch zu den Erpanſions: und Koloniſationsgelüſten der Franzoſen ſtellen mag, das
Iď habe eine Laterne bei mir und bei deren Lichte
1 Nach : Le royaume du Cambodge. Par J. Moura, ancien officier de Marine etc. 1882. I. Band und Voyage au Cam bodge. L'architecture Khmer. Par L. Delaporte, lieutenant
und dem des ſternenhellen Himmels laſſe id durch Abder Rhaman ein Reſumé von dem vorleſen , was zu thun ſei, um eine leichte und ſichere Wegverbindung zwiſchen Afiab
de vaisseau etc. 1880 .
Aus der neneſten Litteratur über Kambodſcha .
615
Eine iſt nicht zu leugnen , daß ſie der Wiſſenſchaft hödiſt
Kambodſcha iſt mit einer außerordentlich reichen und
wichtige Dienſte leiſten, indem ſie mit ebenſo bewunderns: wertem Fleiß als Geſchick die Länder, in denen ſie beſon dere politiſche und wirtſdaftliche Intereſſen zu haben glauben,
mannigfaltigen Vegetation vorteilhaft ausgeſtattet, aus
nady allen Richtungen durchforſchen. Nirgends tritt dieſes deutlicher hervor als in Hinterindien, dieſem ſo lange ver geſſenen , noch immer ſo wenig bekannten Lande , deſſen 1
geſchichtliche Wichtigkeit ſelbſt heute erſt von den tiefer blidenden Völkerforſchern geahnt wird. Faſt alle hervor ragenden Beiträge , welche dieſe leßten 20 Jahre zur
Geographie und Geſchichte Hinterindiens gebracht, ſind franzöſiſchen Urſprungs. Die betreffenden Arbeiten, wenn auch von hervorragenden Kennern gewürdigt (vergl. im „ Ausland " 1882 , Nr. 27, S. 540), ſind größtenteils bei
welcher vor allem eine Menge für Bauten und Kunſt erzeugniſſe nußbarer Holzgewädyſe bedeutſam hervortritt. Von Zercalien wird vorzugsweiſe Reis und Mais ange baut.
Wenn die Ueberſdhwemmungsgewäſſer ſid) zurück
ziehen , reißt man mittelſt eines ſehr primitiven Pfluges den für die Kultur auserſehenen Boden oberflächlich auf und jät den Reis zwei Monate vor Ende der Regenzeit. Im Oktober verſeßt man die jungen Pflanzen , welche im Februar reifen. In den höher gelegenen Gebieten gedeiht dieſe Frudyt raſcher; man jät ſie hier im Mai und erntet bereits im Oktober. Außerdem wird Reis auch wild
wachſend angetroffen . Unter den zahlreichen Tertilpflanzen
uns wenig bekannt. Es gereicht uns zur beſonderen
erſcheint die Baumwolle am wichtigſten. Obwohl die in
Freude , einige derſelben in folgendem unſeren Leſern
Kambodſcha einheimiſdie Art derſelben heute größtenteils
vorführen zu fönnen .
verkümmert iſt, haben Verſuche mit fremden Samen keine ungünſtigen Reſultate crgeben. Ferner iſt die Kultur der dyineſiſden Brennneſjel und einer Reihe geſchäßter Färbepflanzen, beſonders des Indigo, von einiger Bedeut ung für das Land. Auch Pfeffer baut man viel an , dody iſt deſſen Kultur vollſtändig in den Händen der Chineſen. Die Ufer der Flüſſe ſäumen häufig Tabakpflanzungen ein.
Um einen allgemeinen Abriß des Landes und Volkes von Kambodſda zu zeidinen , halten wir uns zunächſt an
I. Moura's vortrefflidie Zuſammenfaſſung , deren erſter Band vollendet vor uns liegt und deren zweiter ſoeben er dheint. I.
In jüngſter Zeit wird in Franzöſijd Kodyinchina Kaffee
Land und Boll.
mit Erfolg gezogen . In Hinſicht auf die Prähiſtorie darf für Kam
Den größten Teil Rambodida's nimmt das Thal des
bodída ein Stein- und ein Bronzezeitalter unterſdieden
Mekong ein . Dieſer Fluß iſt indes wegen ſeiner Strom ſchnellen nid)t in ſeinem ganzen Laufe , ſondern erſt von
werden. Die vorgeſdyichtliden Objekte, wvomit das Muſeum zu Toulouſe bereidyert wurde, beſtehen aus Stein-, Muſchel-, Kupfer- und Bronzegeräten , ſowie aus Gegenſtänden ür: alter Töpferei. Aber ſie erlauben nicht , ſichere Sdlüſſe auf die hiſtoriſche Ethnologie zu ziehen . Indem wir nunmehr zu den Bewohnern des Landes,
Sombor an ſchiffbar. Mit ihm ſteht der See von Tale Sap in Verbindung , welcher in der trodenen Jahreszeit vom Dktober bis zum Mai eine ſchwache Waſſerader ſüdlid,
zum Mekong ſendet, während in der Regenzeit große Waſſermaſſen aus dem lekteren nördlich zum See ſtrömen und ſodann eine ungewöhnlich große Ausdehnung desſelben verurſachen. Was in Kambodſda nicht zum Thal des Mekong gehört, wird von mäßig hohen Bergketten, namentlid) gegen Oſten hin erfüllt. Im ganzen laſſen ſich vier Höhenſtufen
ihrer Religion, ihren ſozialen Verhältniſſen Sitten und Ge: bräuden, ihrer Sprache und Litteratur übergehen , fügen wir zuerſt kurz an , daß man dieſelben ſchäßungsweiſe zu rund 946,000 Seelen veranſchlagt, welche auf zirka 83,000 QKm .
zerſtreut ſind. Die Religion der Kambodſchaner iſt offiziell
unterſcheiden : 1 ) eine reichbewaldete , metallreiche Berg und Hügelzone ; 2) die Plateaus, ausgedehnte, mit hohen
der Buddhismus , welcher indes vielfadh durch Aberglaube
Gräſern bewadyfene Ebenen , auf denen ärmliche Dörfer
kultus entnommen tvurde. Buddha wird in zwei Formen verehrt , als wirklicher Buddha und als Buddha- Prea Mittay (Mittreya). Legterer ſtellt die wichtigere Gottheit und zugleich den erwarteten Meſſias dar, unter deffen
zerſtreut liegen , deren Bewohner Trođenreis und Obſt fultivieren ; 3) ein mittelhohes, von den Ueberſdhwemmungen noch erreichtes Terrain, welches das fruchtbarſte und ſtärkſt bewohnte Gebiet im Lande repräſentiert ; 4) die Sumpf ſtreden.
Was die geologiſchen Verhältniſſe Kambodſdha's
anlangt, ſo ſei erwähnt, daß hier faſt alle Formationen nachgewieſen wurden . Im Mekongbecken tritt die Trias in mächtiger Entwicelung auf , während die Berg ketten größtenteils kryſtalliniſche Geſteine zuſammenſeßen. Von Mineralien wird heute nur Eiſen ausgebeutet ; früher ſcheinen indes auch Goldfunde nicht ſelten geweſen zu ſein.
verunreinigt erſcheint, der aus dem entarteten Brahmanen
Regierung eine Art goldenes Zeitalter auf Erden erblühen ſoll. Die Kosmogonie der Khmer iſt jene der Brahmanen
und beruht auf einem Syſtem ewigen Werdens und Ver gehens. Gott Brahma figuriert als erſter Engel in ihrem Paradies. Die Lehre von der Seelenwanderung hat ſidy mit einigen Abweichungen geltend gemacht. Ueber den Begriff Nirwana herrſchen unter den fambodſchaniſchen
Weiſen ſelbſt verſchiedene Auffaſſungen.
Während ein
Teil derſelben Nirwana mit dem Paradies nad chriſtlicher oder mohamedaniſder Anſchauung identifiziert, glauben
Aus der neueſten Litteratur über Kambodſcha.
616
andere, es bedeute die vollſtändige Vernichtung und Auf
fiziert und ändert die Gefeße , legt Abgaben auf, ſtreicht
löſung des Leibes und Geiſtes.
beinahe alle öffentliche Einkünfte ein und verfügt darüber nad) ſeinem Gutdünken . Shn unterſtüßt eine Art Staats: rat von fünf Mandarinen . Bekanntlich iſt durch den Vertrag von 1863 der König unter franzöſiſches Protektorat getreten . Frankreich oder richtiger das Gouvernement von Kochinchina verſpricht ihm in allen gefährlichen Lagen Hilfe und darf ſich hiefür in alle Angelegenheiten des Landes miſchen. Hiedurch ſoll nach Moura ein dauernder Friedens
Außer dem Nirwana
eriſtiert in ihren religiöſen Anſchauungen eine Hölle mit ſieben Abſtufungen und immer ſchmerzlicheren Strafen. Wie alle Indo-Chineſen feiern aud die Khmer zahlreiche
religiöſe Feſte ; viele derſelben gelten ihren Lokalſdußgöttern (Neacta) , welche den indiſchen Bitris entſprechen. Ihre
Verehrung bildet im Grunde die eigentliche Religion. Die ſouveräne Macht in Kambodſcha wird von einem König abſolut und deſpotiſch ausgeübt. Er modi
zuſtand geſchaffen ſein .
Am Hufe berrīdyt für Eingeborene
AMCA
Kambodſchaniſches Buddhabild. Geländerpfeiler von der zerſtörten Briide von Ta-on . natürlid, orientaliſches Zeremoniell, wobei man ſich dem
göttlich verehrten Herrſcher nur knieend und auf dem Boden
des Saßſinnes. Dafür iſt jedody die phonetiſche Schreibung des Kambodſchaniſchen ziemlich kompliziert. Die eigent
wurde dieſelbe durch eine ziemlidie Anzahl mehrſilbiger
liche Litteratur der Khmer beſteht aus philoſophiſchen und religiöſen Werken in der Paliſprache, welche der Tradition nach aus Indien ſtammen. Doch eriſtiert auch ein reicher
Wörter bereichert; dod dieſe kommen aus dem Sanskrit
Schat von Theaterſtücken, Romanen, Legenden, Erzählungen
oder dem Pali und gewiß hat man viele urſprünglid)
mehrſilbige Wörter zu einſilbigen umgeforint. Ein Unter fdhied aber zeichnet das Khmer vor allen anderen Sprachen der
und Liedern, alles mit nationalem Gepräge. - Der Kalender iſt luni-ſolar, das Jahr hat 12 Mondmonate von wechſel weiſe 29 oder 30 Tagen.
umwohnenden Völker aus. Es wird, wie die occidentaliſchen Sprachen, recto tono geſprochen , indes man jene vario
hältniſſe ſei angeführt, daß fünf Bevölkerungsklaſſen
tono ſpridit. Hierin beruht eine Erleichterung für das Er
unterſchieden werden. Die erſte derſelben umſcyließt die
lernen , da kein anderer Accent gefordert wird, als derjenige
Angehörigen des königlichen Hauſes; Mitglieder der zweiten
rutſchend nahen darf. Die Sprache der Kambodſdianer iſt einſilbig. Zwar
Ueber die in Rambodida herrſchenden ſozialen Vers
Aus der neueſten litteratur über Kambodſcha.
617
ſind die Nachfommen der alten Könige des Landes. Als dritte im Nang erſcheinen die Preams, welche den indiſchen Brahmanen entſprechen, und als vierte die Diener Buddhas.
Sap. Schon ein Jahrhundert vorher muß das Land jedoch den Cham unterworfen geweſen ſein und mit dieſen
Die unterſte Stelle nimmt die freie Bevölkerung ein ,
wohl eine Tabelle der Völker Hinterindiens nady ihrer Hautfarbe ſein , welche von den Kambodſchanern ſelbſt auf
Aderbauer, Fijder, Handwerker, Raufleute. Eine Grundplage des Landes bildet aber die Sllaverei ; es gibt Sdyuldflaven , Staatsſflaven und lebenslängliche Sklaven, welche
vermiſchten ſich die neuen Ankömmlinge. Intereſſant mag geſtellt wurde und die bei den dunkelſten beginnt: 1 ) die
Die
Khmer und die Wilden des Nordens und Weſtens (Samroh, Kuvis und Pors) ; 2 ) die Wilden des Oſtens ( Phnong,
Ehe iſt in Kambodſcha ſehr geadytet. Witwer und Witwen
Stieng); 3 ) die Malaien und Cham (Mohamedaner, heute
treten meiſt in die Bonzengeſellſdaften ein .
lobungen gewöhnlich viel früher ſtatt. Die vornehmen
faſt verſchmolzen ); 4 ) die Siameſen ; 5) die wilden Chreais und Rodeh (man hält ſie für gemiſcht mit Chams und Annamiten ); 6) die Laos ; 7) die Annamiten ; 8) die Chineſen. Was die Körpermerkmale der Kambodſchaner
Kambodſchaner leben in Polygamie.
angeht, ſo findet man in der That Individuen mit ariſchen
meiſt aus den wilden Stämmen genommen ſind.
Ehen im erſten
Grad der Verwandtſchaft ſind verboten. Obwohl die jungen Leute nicht vor dem 16. Jahre heiraten, finden die Ver-
II.
Geſchichtliches .
Nach dieſer gedrängten Schilderung Rambodjdha's und der heutigen Kambodſchaner möchte die Frage von
Geſichtszügen . Die Hautfarbe iſt aber meiſt wie alte glän zende Bronze. Ohne Zweifel ſind die Bewohner in den erſten Jahr hunderten ihrer Niederlaſſung auch von mongolijden und tibetaniſchen Horden heimgeſucht worden , welche ebenfalls
Intereſſe fein : Sind ſie die Ureinwohner in dieſem
Spuren ihrer Einbrüdye hinterließen , ſo unter anderem
Lande und wenn nidyt, veldes ſind dieſe dann und ivoher kamen jene?
den hohen mongoliſchen Thron , während die indiſden
Zunächſt iſt wohl von der Hypotheſe auszugehen , daß man in den heutigen Kambodſchanern Nachkommen der alten , hochkultivierten Khmer zu ſehen hat ;
Radidas auf niederen Eſtraben
Teppichen fißen.
Boden auf
welcher behauptet , jeine Familie ſtamme aus Benares, beides an .
denn in den anderen Völker:
Ueberblicken wir die an: deren Völkerſchaften auf dem Gebiet Kambod: idha's und zwar zunächſt
dhaften Hinterindiens ſind
wohl ſdywerlid, die Urenkel jenes kunſtreiden Volkes zu judjen. Dazu weijen die
jene , welche 3. Moura
Wilde nennt, ſo finden
eigenen Ausſagen der heu tigen Bewohner des Lana
wir 9 verſchiedene Stämme, die teils in den Wäldern,
des darauf hin , daß ſie
ſid, nidyt als die Autod) thonen betrachten . Ohne Ziveifel ſind diejes jene
teils in den Berggegenden des Nordens und Oſtens hauſen. Sie unterſcheiden fid untereinander mehr
wilden Stämme, welde rings das Reid der Khmer umwohnen . Die legenden: ähnlichen Annalen laſſen
oder am
In Kambodſcha wendet der König,
oder weniger durch Sprache, Landſchaft in Kambodſcha.
im 5. Jahrhundert v. Chr. Buddha ſelbſt ſeine Lehre in Hinterindien predigen. Im Jahre 443 nun ſei Prea - Thong, Sohn des Königs Indrapraſtha aus Hindoſtan mit vielen
ſeiner Mitbürger nach Hinterindien ausgewandert. Sie hörten bald auf, ſidi der Sanskrit-Buchſtaben zu bedienen und es entſtand eine aus Sanskrit, Pali und Cham gemiſchte neue Schrift. Das von ihnen gegründete Reid) führte den Namen Krung-kampuſchea und ſeine Hauptſtadt hieß Intakpath. Hiſtoriſch iſt, daß ſchon frühe der Buddhismus auf
der indo-chineſiſchen Halbinſel gepredigt wurde und zwar durd) Buddha ſelbſt und daß der König der Nagas ihm
Prom - Pen am Mekong.
Sitte und Lebensweiſe. Let
tere tritt meiſt als Jagd und
Ackerbau entgegen . Dämonenglaube und Fetiſchismus herr ſchen unter ihnen. Die Mehrzahl lebt in der Polygamie, einige dagegen verſchmähen die Vielweiberei, jo die Kuvis, welche überhaupt die Frauen höher ſtellen, als alle benadh barten Völker. Die kräftigſten unter allen ſind die Phnong
am Ufer des Mekong, die roheſten dagegen die Kanchos oder Kandios. Ein ſchönes und ſtarkes Volk bilden die ſehr hellfarbigen Rodeh. Sie ſind daher audy als Sklaven
ſehr geſucht.
Einer eigentümlichen Sitte huldigen die
Chreais. Bei dieſen erbt nämlid in 2 Familien die
Würde eines Königs des Feuers und eines Königs des
Dieſe Nagas aber waren wahrſcheinlich die
Waſſers fort ; in ihrem Beſiß ſind drei berühmte Talis mane , ſo namentlich ein heiliges Schwert. Die früheren
erſten Einwohner, ein Fiſchervolk an den Ufern des Tale
Könige von Kambodſcha huldigten jenen myſtiſchen Königen
huldigte.
618
Kleinere Mitteilungen.
durch Ueberſendung von wertvollen Geſchenken, welche jene erigiderten. Erſt der jebige König Noradon hat ſich von dieſem Gebrauche befreit.
Dritte Jahresverſammlung der Vereinigung der Schweizeriſchen
Halten wir an der Hand von J. Moura's Ausführ: ungen noch eine kurze geſdiditliche Runddau über die Kulturvölker Hinterindiens und beginnen mit den Chineſen . Sie trieben idon ſeit den älteſten Zeiten hier ihren Handel und zwar zur See. Die ganze Weſtküſte ſtand längere Zeit unter ihrer Herrídyaft. Später bemädytigten fid die
Annamiten dieſes Landſtriches und jeßt iſt der Handel ganz in ihren Händen .
Kleinere Mitteilungen.
Die Annamiten hauptſächlid )
waren es , durch deren Eroberungsjudit die Khmer am meiſten zu leiden hatten und erſt die Franzoſen befreiten
leştere von ihren Bedrängern. Nody heute beſteht zwiſdyen den Khmer und den zahlreichen angeſiedelten Annamiten glühender Haß. Im Norden wurden die alten Khmer von den Siameſen gedrängt. Viele Siameſen leben in Ham bodida und dod iſt das Einvernehmen zwijden ihnen und den Khmer anſcheinend gut. Audy die Malaien find idyon lange Zeit im Lande; wanderten aber von ihrer alten Heimat Sumatra erſt aus , als ſie bereits Mobamedaner waren , ſomit erſt nad dem 13. Jahrbundert. Aus religiöſen Gründen haben ſie lid nidit mit den Khmer,
Geographiſchen Geſellſchaften .
Die dritte Jahresverſamlung der Vereinigung der Schweizer iſchen (Geographiſchen Geſellſchaften wird am 6. und 7. Auguſt in Zürich ſtattfinden.
Während derſelben ſollen nachſtehende Vorträge
gehalten werden : Montag den 6. Auguſt, morgens 8 Uhr: 1
1. Eröffingswort des Präſidenten . 2. Herr Kantonbibliothekar Dr. Herm . Brunnhofer (Aarau ): lleber den Urſitz der Fide germanien . 3. Herr Profeſſor Dr. Ed. Þetri (Berii ) : Die Ge meindewirtſchaft und der Bauer in Rußland.
3. Herr Charles
Faure ( Genf): La part de la Suisse dans l'exploration et la civilisation de l'Afrique. 5. Herr Profeſſor Dr. C. Keller (Zürid)): Die tiergeographiſchen Verhältniſſe in Oſtafrika. 6. Herr F. Millhaupt v. Steiger Bern ): lleber Errichtung eines Ver bandes aller geographiſchen Geſellichaften behufs allgemeiner Ver:
breitung der von den internationalen geographiſchen Kongreſſen angenommenen Wiinſche und Beſchlüſſe.
Nachmittags 3 Uhr.
1. Herr Dr. R. HOL ( Baſel): lleber die Seide : Kultur, Induſtrie,
und Handel, mit bejonderer Beriidſidhtigung der ſchweizeriſchen Abjatgebiete .
2. Herr G. Reymond le Brun (Bern ):
Mit
teilungen iiber den Handel in der levante. 3. Herr C. Hod) ( Peri : lebensverhältniſſe und Verkehrsweſen in Grönland.
Dienſtag den 7. Auguſt, morgens 8 llhr : 1. Herr Lehrer Früh
( St. (Sallen ): lleber die Entwidelung der Methode des geo graphiſchen Unterrichts an Volksſchulen . 2. Herr H. Bouthillier
wohl aber mit den Cham vermiſcht. Dieſes Volf findet ſich don feit älteſten Zeiten im Süden Hinterindiens. Es hatte den mächtigen Staat Ifiampa gegründet, wvelder ganz Kochindyina bis Hue umfaßte. Noch Marco Polo
de Beaumont ( enf): Suite de la communication sur l'impor tance des forêts au point de vue hydrologique. ( Eventuell ). 3. Herr Pationalrat Oberſt Meiſter Zürid )): lleber die gegen:
wärtigen {ciſtungen der Nartographie und die l'esbarkeit der Narten .
1. Herr Pfarrer Dr. F. Furrer Zürich ) : Ueber den
traf den Staat in Blüte und erſt die Annamiten madyten gegenwärtigen Kulturziiſtand Paläſtina s. 5. Herr Ingenieur R. L'anterburg (Berni ) : Ueber das fiir 1!njere höheren Schulen zu be folgende Prinzip des fartographiſchen Unterrichts. Eventuelle Vorträge: Herr Profeſſor Amrein (St. Gallen ): Stellung und
ihm im 17. Jahrhundert ein Ende. In den Nämpfen mit dieſen waren die Khmer, die aber ſchon vorher den Siameſen erlegen waren , ihre Verbündeten. Die Cham ſind der Mehrzahl nad Mohamedaner, 3. Moura aber betracytet
Aufgabe der Schweizeriſchen (Geographiſchen Geſellſchaften gegenüber
ſie nicht ohne weiteres als zu derſelben Naſſe gehorig , wie
der Auswanderungsfrage. Herr Ingenieur Künzler ( St. Gallen ):
lleber die Mittel zur Hebung des allgemeinen Intereſjes an der die Malaien , da ihre Sprache und Schrift von jener der lekteren verſchieden iſt . Am Sdluß ſeines Werkes teilt 3. Moura nad ſtehen
jaßen in den Gebieten, weldie das heutige Siam und viel
topographiſchen Kartographie. Nachmittags: Gemeinſchaftlicher Beſuch der fartographiſchen Abteilung in Gruppe XXXVI der Pandesausſtellung. Die Sitzungen ſind öffentlich und bedienen ſich die Redier ihrer Mutterſprache. Auswärtige Gäſte und Ver treter ausländiſcher Geſellſchaften wollen ſich bis zum 20. Juli beim Präſidenten der Oſtſchweiz. Geogr. Kommerziellen Geſellſchaft in öt. Gallen oder an den ģitzungstagen beim Bureau an
leicht auch Birma- Pegu umfaſſen , die Chavas, wahrſchein :
melden .
des Reſumé in Hinſidit auf die Völkerverhältniſſe Hinter indiens mit : Noch im 9. Jahrhundert unſerer Zeitredning
lich eigentliche Malaien. Siameſen und Birmanen trieben ſie, von Norden kommend, ans Meer und auf die Inſeln . Als Mohamedaner kamen ſpäter Teile von ihnen zurück.
Im heutigen Kambodſcha und in Rodyindina berrſchten die
Cham . Auf annamitijdem Gebiete lebte ein ſehr helles Volk , die Hois , von weldşem ſich heute nod beträchtlidye Reſte finden . 3hm ſchreiben die Annamiten die vorges fundenen Bauwerke zu . Endlid veranlaßten die Römer einen Teil der Cham nad Norden bis Bajjal zu ziehen , indem ſie ſelbſt das mittlere Mekongbeden bejetten .
Die Goldfelder von Lydenburg in Transvaal.
Die neueſte poſt , welche die „ Times“ (vom 30. Juni) aus Südafrika erhalten, bringt glänzende Beridite über die Goldfelder Transvaals. Alle Cpezial- Korrejpondenten der größeren Zeitungen, welche dorthin geſchidt wurden, ſtimmen darin überein, daß Gold
in reichlicher Penge vorhanden ſei und nur der Hände harre, die es aus der Erde graben wollen . Oft liegt das koſtbare Metall faſt offen zu Tage und bedarf nur geringer Arbeit ; an manchen Stellen wieder zichen ſich reiche Quarzadern in ununterbrochener Linie zwei oder drei (engl.) Meilei weit entlang. Zwei Grund
ſtüde am Abhang der Spitzkop Farm , weldie mit aller Gemäch 1
lichkeit bearbeitet wurden , gaben innerhalb eines Jahres einen Er
trag von 6000 Pf. St. und überdies ſcheint deren Reichtum mit der Tiefe noch zuzunehmen . Das bröđelige Geſtein iſt nicht ſchwierig zu brecheri. Goldklumpen von 20-30 Unzen werden
Notizen.
im Schutt (rubbish ), oft 4 Unzen Gold im Quarz pro Tonne gejunden .
Natiirlich ſind infolge deſien die Preiſe der Teile von
„ Claims“ ſehr beträchtlich geſtiegen , in einzelnen Fällen von 24 311 50 Pf. St. An einem Flecke ergab die Goldwäſcherei während
619
gezählt , eine Zahl , welche im Vergleich zur Summe aller Todes
1
fälle einem Verhältnis von 1,65 pro Mille entſpricht. Außerdem
Bei
kamen noch 33 Ingliictsfälle infolge von Trunkenheit in diejen Kommunen hinzu , ſo daß ſich das Verhältnis bei Hinzuzählung dieſer letteren um 0,1 pro Mille erhöhen würde. Dieje 304
„ Gwyme Owens “ Claim iſt der Boden jogar noch reicher; dort beſteht das Aluvium faſt zur Hälfte aus purem Golde. ( ?) Auf den längſt vergeſſenen, von der Vegetation iiberwucherten Farmen von
genden und Provinzen verteilt. Aus der Provinz Venedig famen 89 = 3,8 pro Mille der in der Provinz Geſtorbenen, in der Lom
Berlin, liſjabon und Hermannsburg wurde ſchiefriges Geſtein ent
bardei 61 = 2,7 pro Mille , in Ligurien 19 = 3,13 pro Mille,
dect, welches 5—20 linzen Gold per Tonne enthält. Nod) arbeiten die Goldgräber nur mit Schaufel und Picke; auch die Goldwäſcherei iſt noch im höchſten Grade primitiv.
pro Mille, in Sizilien i = 0,32 pro Mille zur Meldung.
eines Monats 420 lligen im
Wert von 1470 Pf. Št.
Todesfälle ſind aber jehr ungleichmäßig in den verſchiedenen Ge
in Piemont 39 = 1,85 pro Mille, in Kalabrien nur 2 = 0,40 Neue Hauptſtadt Montenegros. Auf Vorſchlag des Štaatsrates beſchloß Firſt Nikita, ſeine Reſidenz von Cetinje nach Nitſitid) 311 verlegen .
Franzojentum im Orient. Seit dem frimkrieg haben die Franzoſen cine ausgiebige propaganda dadurch gemacht, daß
Notizen.
ſie überall die bildungsfähige Jugend nach Frankreich zu ziehen
Europa.
ſuchten und die in franzöſiſchen Schulen und Penſionaten franzö. ſierten Zöglinge dann heimkehrten , um inter Freunden und Be
Senkung der Kiſte des weſtliden Europa.
Ein
wichtiger Beitrag z11 dieſer immer noch offenen Frage iſt durch Alfred Chevremont in jeinem Buche ,,Les mouvements du sol וי
sur les côtes occidentales de la France et particulièrement dans le Golle normand - breton . Paris 1882" als Antwort auf eine von
der Afademie ausgeſchriebene Preisfrage gegeben worden . In diejer Abhandlung macht Herr Chevremont darauf aufmerkjam , daß der
Golj, welcher ſich vom Kap la Hague bis an die Stadt Tréguier ans dehnt, jo flach iſt, daß , wenn der Meeresboden 20 , ja teilweiſe nur
10 m . emporgehoben wiirde, er ganz troden jeiimd Jerſen die Niiſte bilden würde. Noch in der Zeit des Julius Cajar ſoll Jerſen mir durch ein ſchmales Waſſer von der Miiſte getrennt gewejen jein , ſo daß man zur Zeit der Ebbe auf einem Brett biniber gehen komte . Der Berg St. Michel war 110d) vor fiinf oder jechs Jahrhunderten mitten im Lande gelegen , jetzt iſt er 311 einer Injel geworden , welche wenigſtens während der Fluit iiberall vom Waſjer umringt iſt. Wenn man alte Karten mit der Wirklichkeit
fannten das Gleiche mit dem Nachwuchſe durchzuſeten . So findet man nach dem „ Temps“ von Sophia und Bukareſt bis Konſtanti stopel über Emyrna nad ) Eyrien und Aegypten unter den Bul garen , Terben , Rumänien , Griechen , Armeniern , Jſraeliten , Syrern , Aegyptern und nicht minder unter den Türfen eine große Anzahl von Gelehrten , Advokaten , Perzien , Ingenieuren , Agro nomen 11. ſ. w ., die aus franzöſiſchen Schulen hervorgingen und die Liebe z11 Frankreich und zur Freiheit heimbraditen. Nament
lich wird das lyzeum von Galata - Cerai mit ſeinen 400 Zöglingen als Ort der Propaganda fiir Franzoſen geriihmt. Auch die zahl reichen Edulen der Iſraelitiſchen Allianz in Stambul und den
iibrigen großen Städten der levante „,tragen zur Verbreitung der franzöſiſchen Sprache bei.“ Das Hauptbollwert des Franzoſen tums im Oſten aber ſieht der „ Temps “ in den religiöjen Kon
gregationen , die fiir die Ausbreitung des franzöſiſchen Einfluſjes am eifrigſten wirken , aber vielmehr leiſten würden , wenn Frank !
reich ſie reichlicher mit Geld unterſtügen wollte.
vergleicht, dann findet man , daß verſchiedene Jijeln verſchwunden
Die Trockenlegung des Kopais Sees iſt neuerdings
ſind, während andere entſtanden, die friiher Stüde des feſten l'andes bildeten . Die allgemeine Senkung diejes Teiles der Nuiſte wird auch durch das Beſtehen unterſeeiſcher Wälder in der Nähe der Kilſte 311 St. Michel , Guernjen 11. ſ. w. bewieſen. Chèvremont iſt der An ſicht, daß dieje Senfing, infolge deren die Kiiſtenlinie ſich zuriid zieht , immer noch ſtattfindet und ſich nördlich und ſiidlich bis
wieder in Angriff genommen worden und hat man einige hundert Arbeiter aus Vorderaſien 311 den mühevollen Entwäſſerungs- und
Dänemark and Spanien hin fortſetzt .
Auch an der holländijchen
Stüiſte ſind verſchiedene Thatjachen beobachtet worden , welche eine derartige allgemeine Bodenſenkung, die im Laufe der Jahrhunderte ſtattgefunden hat, zu beweijen ſcheinen.
Die Wiederbewalding Jrlands macht in der letzten
Entjumpfungsarbeiten beſtellt. Faus dieſe auj rationelle Weije durchgeführt und beendet werden , ſteht eine in flimatiſcher und agrikoler Hinſicht günſtige Umwandlung des böotiſchen Landſtriches bald in Ausſicht .
Der Finniſche Meerbuſen joli in diejem Sommer im Auftrag der Naturforſcher Geſellid)aft in Dorpat einer gründlichen Erforſchung unterworfen werden . Mit der Leitung iſt der Profeſſor der Zoologie Dr. M. Braun beauftragt; die ruſſiſche Regierung ſtellt ihm ein Dampfſchiff auf mehrere Wochen zur Verfügung. No.
Zeit große Fortjdhritte. Die „ Colonies and India “ berichten , daß einige hunderttauſend Bäume teils ſchon gepjlanzt, teils z11 Berfügung geſtellt worden ſind , wie and ſchon ausgedehnte län
Die Naphthaquellen bei Noworojjist haben wegen ihrer Ergiebigkeit und wegen des nahen hajens eine große Zu
dereien 311 dieſem Zweck angeboten wurden. Die portugieſiſche Regierung hat zur Herſtellung einer telegraphiſchen Berbinding lad Št. Miguel , der größten der Azoren , die konzejſion verliehen. Das Mabel muß aud ) an dasjenige nach Amerika anjdhließen und innerhalb eines Jahres vollendet jeii . Alkoholismus in Italien. Der Mißbrauch des Alfohol -
funft. Gegenwärtig ſind daſelbit gegen 51 ) Brunnen gegraben , von denen manche 7000 Pud täglich geben . Die Geſamtproduktion beträgt 25,000 ud Petroleum täglid.
!
Der Handel mit gefrorenem Fleiſch entwidelt ſich in verjdjiedenen Richtungen und and Rußland beanſprucht ſeinen Teil an demſelben. Der Dampfer „ Neptun “ hat libau mit einer Lading Schafe ( für den londoner Viarkt beſtimmt) verlaſſen ; es 1
Genuſjes und die daraus reſultierende Alkoholvergiftung in Jtation iſt viel häufiger, als man im allgemeinen annimmt. Ill dir
iſt dies die erſte Sendung Fleiſch, welche eine ruſſiſche Gejellſchaft
Zeit vom 1. Januar bis Ende November 1882 wurden in den
Mengen Haſelhiihner und andere Arten Wild in gefrorenem Zu
Vorſtänden der Provinzen , Bezirfe und dem venezianijden Diſtritt
ſtand in England gelandet. Die engliſche Firma, welche dieje Unternehmung leitet , hat eine Menge Eiskammern unter dem
304 Todesfälle an chroniſchem Alkoholismus amd Delirium Tremens
nad) England ídhidt. Vor einiger Zeit ſchon wurdeu anjehnliche
Korreſpondenz .
620
Leadenhall-Markt anlegen laſſen , um derartige Produkte da unter zubringen. Es iſt zu erwarten , daß , wenn ſolche Einrichtungen in genügender Menge vorhanden ſind , die Einfuhr von Fleiſch und Gefliigel nach England zunehmen wird. Dänemarts Bevölkerung. Vor kurzer Zeit wurden endlich
die Ergebniſſe der letzten Volkszählung im Jahre 1880 vom ſta tiſtiſchen Amte veröffentlicht. In denſelben werden gleichzeitig die Ergebniſſe der Volkszählungen in den Jahren 1801 , 1840, 1860 und 1870 aufgeführt. Die Geſamt-Bevölkerung des Königreichs ſtelt ſich auf 1,930,259 Köpfe gegen 1,794,738 im Jahre 1870), 1,667,284 pro 1860, 1,263,890 pro 1840 und 934,266 pro 1801. Die Hauptſtadt Kopenhagen hatte danach eine Einwohnerzahl von 1801 : 100,975 , 1840 : 120,819, 1860 : 155,134 , 1870 : 181,291, 1880 : 234,850. Die zweitgrößte Stadt iſt Frederitsborg mit einer Einwohnerzahl von 26,510; dann folgen Aarhus mit 24,831 , Odenſe mit 20,804, Aalborg mit 14,152 , Randers mit 13,457 , ſowie Horſens mit 10,501. Die kleinſten Städte ſind Mariagor
mit 746 und Sandvig mit 322 Einwohnern. Die Bevölkerung der Landdiſtrikte betrug 1,463,517 Seelen .
(Aftonbladet .)
Korreſpondenz. Eine Nachricht bei Azara über den Barilochi-Paß. Ueber den ſiidlichen Andenpaß, deſſen Wiederauffindung wir jüngſt (Nr. 27 S. 521 ) meldeten , ſchreibt uns Herr Chriſtian Nuſſer in Baſel : Der Kurioſität halber füge ich noch bei , was ich in den ,, Voyages dans l'Amerique meridionale“ von Feliz de Azara (1781/1801) dieſer Tage darüber gefunden habe. Ces indiens ( pampas, aucás etc.) ne se trouvaient pas sur la route des
espagnols qui allaient autrefois en charrette de Buenos Ayres au Chili , en passant à côté du volcan de Villarica , ou la Cordillère est ouverte et présente un passage plat et uni de prés d'un mille de largeur. Aujourdhui on a oublié ce
chemin et l'on va au Chili par Mendoza ។, en traversant la Cordillère avec de grandes difficultés ; les neiges en ferment même les passages la plus grande partie de l'année. Mit legterem meint er den Paß von llſpallata , der von Mendoza nach
Santiago fiihrt.
Afrika. Vom Kongo. Der Dampfer „ Portugal", welcher am 15. Juli in Liſſabon eintraf, brachte einige Nenigkeiten vom
Anzeigen илм
Kongo, welche bis zum 18. Juni reichen. Einer der Paſſagiere des „ Portugal“, ein Mr. Johnſon, hatte Stanley am Pool beſucht und fich dort bis zum 31. Mai aufgehalten. Stanley rüſtet ſid ) 311 einer neuen Expedition nach den „ Stanley Falls“ (den erſten Katarakten , ſüdlich von der Mündung des Aruwimi) und zur Gründung einer ſtromaufwärts von Bololo gelegenen Station . Er befindet ſich für ſeine Perſon in beſter Geſundheit, aber von ſeinen europäiſchen Gefährten ſind mehrere geſtorben : ſo der bet : giſche Jugenieur Robinet und Farforny , ferner noch zwei inge
MÜNCHEN
I
nannte ; Mr. Puſſeſic hat ſich ſelbſt entleibt.' Von Brazza er
Grand HôtelGrünwald an der linken Aussteighalle des Centralbahnhofs.
zählten die mit Johnſon angekommenen Franzoſen , daß er die Route nach Franceville auf dem Ogowe eingeſchlagen, das Gros ſeiner Expedition aber in loango und Ponta Negra zuriick
Mit allem Comfort der Neuzeit eingerichtet,
gelaſſen habe.
nebst Restaurations-, Billard- und Speisesälen .
Der engliſche Kapitän fondsdale iſt in die Dienſte der Belgier reſp. Stanley's getreten und zwar in einer etwas
Ausgezeichnete Küche und Keller.
eigentümlichen Weiſe. Er wurde vom engliſchen Kolonialamt ermächtigt, die ihm notwendig dünfende Anzahl Mannſchaft in den Hauſſaſtaaten anzuwerben und zu equipieren. Er iſt von der
Prompte Bedienung. Zimmer von Mk. 1. 50 an. Picht u . Service wird nicht gerechnet.
Mündung des Niger nach dem Kongo aufgebrochen, in Begleitung von einigen hundert Hauſja Negern , wie man vermutet. Aud) Stanley ſoll ſchon iiber 200 dieſer Eingeborenen als Arbeiter ( ? )
Jos. Grünwald, Hôtelier.
eingeſtellt haben .
Der Tod des Königs Mteja von liganda war vor 4 Wochen ſchon vom franzöſiſchen Konſul Ledonly in Sanſibar als iiber Tabora gekommenes Gerücht gemeldet worden , welches wir indeſſen damals als allzu unſicher nicht erwähnen mochten .
Nun liegt die
ſelbe Nachricht auch ans engliſcher Quelle vor, was zu erwähnen wir nicht unterlaſjen wollen. Wir hoffen bald unſeren Leſern Sicheres iiber ein Ereignis mitteilen zu können, das, wenn wahr, nicht ohne Bedeutung für die Zuſtände in der Nilquellenregion
mor mory mom Geibels Geſammelte Werlie cifchienen bis zu : 14. Licferring. Iede Buchhandlung nimmt Aufträge an . Die Ausgabe wird bis Weihnachten rell
ſtändig . Pieis pie Lieferung 50 94.
I.G. Cottaſche Buchhandlung in Stuttgart.
ſein wiirde.
1 In einer Horreſpondenz des Erport " (17. Juli) wird mur
Im Verlage der 3. 6. Cotta'lchen Budhaudlung in Stuttgart erſchien ſo eben und iſt durch alle ſoliden Buchhandlungen des
Leutnant Parforny als geſtorben angegeben . A. D. R.
In- und Auslandes zu beziehen:
Buch , Max, Die Nationalitätenfrage in Finnland. Octav.
74 Seiten .
M. 1. 20 .
Druď und Verlag der I. G. Cotta'ſchen Buchhandlung in München und Stuttgart.
Das Juslaud. Wodenſchrift für Länder- und Völkerkunde, unter Mitwirkung von Profeſſor Dr. Friedrich Razel und anderen Fachmännern herausgegeben von der
I. G. Gotta'ſden Budhandlung in Stuttgart und München. Sedeundfünfzigſter Jahrgang.
München, 6. Auguſt
Nr. 32.
Jährlich 62 Nummern à 20 Seiten in Quart. Preis pro Quartal M. 7.
1883 .
Zu beziehen duro alle Budhandlungen des In- und Auslands und die Poji
ämter. - Rezenſions-Exemplare von Werten der einſchlägigen Litteratur ſind direkt an Gerrn Profeſſor Dr. Friedrich Rakel in München, Atademieſtraße Nr. 6 , zu jenden .
Inſertionspreis 20 Þf. für die geſpaltene Zeile in Petit.
Inhalt : 1. Deutſche Flottenſtation in Koſtarika. Von Dr. H. Polafowsky. S. 621. 2. Die Alpenbewäſſerung im Kanton S. 626 . 3. Land und Leute im oberen Nil- und Hellegebiet. S. 629, 4. Ein Vorſchlag zur Aus füllung der Lücken im geographiſchen Lehrmittel-Apparat. S. 631. 5. Soleillet in Schoa und Kajja. S. 633. 6. Aus der neueſten litteratur iiber Kambodſcha . III . Die alten Bauwerfe der Khmer. (Mit Abbildungen .) S. 634. 7. Kleinere Mitteilungen : Wallis .
Von A. Lüders .
5. 637. Die Afka im oberen Nilgebiet. Nephrit in Hinterindien. Von A. B. Meyer. Hauptnahrungsmittel der Völker in und um den Großen Ozean.
8. Notizen : S. 639. Aſien. Afrifa. Polarregionen .
Deutſche Flotteuſtation in Koſtarika. Von Dr. H. Polałowsfy . 1.
Die Entdeckung der großen Halbinſel Yukatan durch Hernandez de Kordoba im Jahre 1517 vermittelte die Auf findung Meriko's und die Eroberung und Durchforſchung dieſes Landes und Mittelamerika's . So ging das Seber wort des unglüdlichen Kolumbus in Erfüllung, welcher in ſeinen lebten Lebenstagen es ſo bitter beklagt hatte , daß
ihn nicht vergönnt geweſen ſei, die Meere im Weſten von Kuba zu unterſuchen , wo reidye Länder liegen müßten. Dieſe „ reiden Länder ", Kolumbien , die 5 Republiken
der Preußiſchen Seehandlung und der Kaiſerlichen Admira
lität, im Anſcluſſe an meine im Jahrgange 1876 im ,,Aus land “ veröffentlichten Artikel über Mittelamerika ,' geben. Rubig überwuderte und verídloß die üppige Tropen vegetation die von Herrn v. Bülow und Genoſſen ange
legten „ Wege" ,? und die Sociedad del Norte hütete ſid wohl, das Wert des Wegebaues ernſthaft in Angriff zu
nehmen. Erſt 12 Jahre nac, v. Bülow's Tode änderte ſid, die Situation. Am 1. Juli 1866 ſchloß die Regierung von Koſtarifa, als deren Repräſentant der „ Ingenieur" Kurse fungierte , mit einer New Yorker Geſellſchaft, an deren Spiße der General J. C. Frémont ſtand, einen für ,
die Geſellſchaft günſtigen Vertrag ab. Die Geſellſchaft
Mittelmerika's und Merifo find noch heute nicht an
verpfliditete ſid ), eine Eiſenbahn zwiſchen Limon und den
nähernd ausgebeutet. Bisher war es vornehmlid ihre
Hochebenen zu erbauen und dieſelbe bis zur Küſte des
wichtige geographiſche Lage, welche das Intereſſe der euro
Mittelamerika (Koſtarika ) eine Flottenſtation zu erwerben.
Stillen Ozeans, alſo quer durch das Land, weiterzuführen . Sie verpfliditete ſich weiter, den Bau 6 Monate nad Ratifizierung des Kontraktes zu beginnen, im erſten Jahre 50,000 Doll. für denſelben zu verwenden und ihn in 6 Jahren zu vollenden . Eine ganz unmöglidie Forderung ! Heute ſind über 10 Jahre und über 10 Millionen Dollars auf den Bau dieſer Bahn verwendet , und ſie iſt erſt zf.
Die Geſchichte dieſes Verſuches will ich hier, an der Hand eigener Beobachtungen, nach Durchſicht der über den Gegen
bis 52.
päiſchen Staatsmänner erregte.
Um den Beſitz Mittel
amerika's rang früher England mit Spanien , heute mit Nordamerika. Intereſfant iſt es , daß auch Deutſdıland, kurze Zeit nach der durch Bildung des Norddeutſchen Bundes begonnenen Erſtarkung, den Verſuch madyte , in
ſtand publizierten Litteratur und mit Benußung der Aften Ausland 1883 Nr. 32 .
1 Siehe „ Ausland “ 1876, Nr. 30, 31 , 37 , 38, 45, 46 , 48 ? Siehe „ Ausland" 1883, Nr. 6 und 7. 94
Deutſche Flottenſtation in Koſtarifa.
622 zur Hälfte fertiggeſtellt!
Am 16. Januar 1867 ratifizierte
der Rongreß von Mojtarifa den obigen Kontraft.
Jetzt meldete ſich ſofort der Koloniſations- Fanatiker E. Delius aus Bremen , ſdyrieb im Intereſſe der verkrach ten Berliner Koloniſationsgeſellidaft, von welder kein
Menſch mehr ſpracy, da dieſelbe de facto und de jure aufgehört hatte zu eriſtieren, an die neue Gejellidaft (New Yorf-Rojtarifa Nailroad- Company ). Die ſehr intereſjanten Briefe des Sekretärs dieſer Geſellidaft, Hrn . Aufermann , an Herrn Delius liegen mir vor. Im erſten Briefe (vom 19. Juli 1867) geht Herr Aufermann freudigſt auf die Idee der Anknüpfung mit den Mitgliedern der früheren Geſellſdaft ein. Gleich in dieſem Briefe findet ſic fola
gende Stelle, welche die Idee einer Flottenſtation anregt: „ Unſere Geſellſdaft iſt bereit , der preußiſdien oder norddeutſchen Regierung alle Nedite im Hafen von Simon
welche für uns paſjend ſind ." Alſo wir Deutſche jollten Geld und Arbeiter liefern und die biederen Yankees waren Beſiber und Leiter des Unternehmens. Herr Delius idrieb mun frampfbaft an die Seehandlung, die Admiralität, die Miniſter und an den Kanzler Grafen Bismard . Aber man verhielt ſid) taub oder doc) äußerſt fühl gegen die Anträge des Herrn Delius.
Am 16. September 1867 zeigt Herr Aufermann Herrn Delius an , daß der preußiſde Gejandte, Herr v. Gerold in Waſhington, es abgelehnt habe, die famoſen Aktien bei fic deponieren zu laſſen . Herr Delius war, auf ſeinen Wunſd), zum Agenten der New Yorker Geſellſchaft ernannt worden . In einem Sdyrciben vom 20. September 1867 lügt Herr Aufermann den Herrn Delius, deſjen Cifer body keinerlei Aufmunterung bedurfte, furd) tbar an . Er be : bauptet, die , Ingenieure" ſcien mit 50 Arbeitern in Limon
einzuräumen, welche fid) mit den gemein daftliden Inter eſſen vertragen ( Dunkel iſt der Rede Sinn !) und jeder Vorſchlag, welcher uns durch Sie oder Herrn Garfort ge madyt werden ſollte , wird die größte Berücfidtigung er: fahren.“ Und am 24. Juli ( dyreibt bereits der Präſident,
angekommen und hätten daſelbſt hinreidyende Wohnungen vorgefunden. „ Sollten Sie eine Erpedition von Auswande
General Frémont, an Herrn Delius: „ Wir acceptieren Jbre Offerte, von der preußiſden Niegierung alle Forde
als an der Küſte. Wir würden die Arbeiter gut bezahlen .“
rungen und Anſprüche aus früheren Interjudungen zu ſammeln (die Regierung erhob aber feinerlei Anſprüde !) und wir autoriſieren Sie , im Namen unſerer Kompagnie ſo viel Geld im Intereſſe der Kojtarifa - Cijenbahn zu ver wenden , als Ihnen gut und projitabel crident." Je mehr, deſto beſſer natürlid)! Am 12. Auguſt 1867 trafen die Herren Neith und Carriere , als „ Ingenieure" der View Yorker Geſellſchaft, in Puntarenas cin , um die Linie zu unterſuchen und ſo die kontraktliden Verpflidytungen zu erfüllen . Als Herr Keith in San Jojé eingetroffen , ſdreibt er unter dem 21. Auguſt, ohne überhaupt die ſdywierige Hälfte des 31 durdyſdyneidenden Terrains geſehen zu haben , an die Oc fellſdaft in New York: ,,Die Bahn kann in 6 Jahren oder weniger vollendet ſein .“ Dieſer , Ingenieur" war eben ein zweiter Kurbe. Am 11. September desſelben Jahres ſdyreibt
zu erfüllen, da der ganze Sdwindel bald zuſammenbrady.
wieder der Präſident Frémont an Herrn Delius, daß die Geſellſdaft bereit ſei, Aktien zu deponieren , um damit die
Materialien zu bezahlen , welche die preußiſche Regierung zur Förderung der interozeanijden Verbindung zwijden Limon und dem ſtillen Dzean liefern würde ! „ Wir wür den uns," wird wörtlid, weiter gedyrieben , ,, cin Bergnügen daraus madyen , der norddeutſchen Regierung die bejten Plätze im Hafen zur Dispoſition zu ſtellen , ſowohl für Marinezwecfe als zur Errichtung eines Ozeanijden Poſt dienſtes .“ „ Wir wünſchen ein Korps deutſder Arbeiter zu verwenden und wollen wir dieſe wie die anderen Ar beiter bezahlen . (Welche Güte ! ) Wenn Sie die Güte
haben wollen , mit der preußiſchen Regierung zu unter handeln, ſo autoriſieren wir Sie, eine Anleihe zu madren ( Aud ſebr gütig !) und alle Einridytungen treffen zu wollen,
rern nad Koſtarika via Limon bewerkſtelligen fönnen , jo wurde es praktiſch ſein , dieſelben etwa 20–30 Meilen landeinwärts anzuſiedeln , wo das Land höher gelegen iſt Zum Glücke gelang es Herrn Delius nicht, dieſen Wunſd Es gelang weder in den Vereinigten Staaten nod in Deutſchland, Geld für die ,, New Yorfer Koſtarika -Eiſenbahn Ocjelldaft" aufzutreiben . Die ſclauen Koſtarizenjer gaben natürlich feinen Gent.
In einem Briefe vom 25. September 1867 lügt Herr Aufermann weiter. Er behauptet: Zucker, Kakav, Vana nen und andere Früchte wüchſen in der Umgebung von
Limon im Ueberfluſſe , das Klima ſei als „ ganz geſund befunden.“ Faftiſd fehlte es damals gänzlich an Lebene mitteln in Limon . Im Urwald kann man ſehr bequent verhungern und es fommen aud ) Verirrte auf dieſe Weije um .
Als Siapitän H. Huterling im Oftober 1871 nadı
Limon aufbrady, trug jeder der 25 Arbeiter 70 Pid. Lebens
mittel. In 12 Tagen idylug man ſich nach Limon durdy und ſchidte ſofort einen Teil der Mannſchaft nach Lebens: mitteln zurüd. Die kleine Erpedition litt Mangel, bis
ein Sdriff aus New York Proviant bradyte. Kapitän Ho terling ſdyreibt: Wir hätten umkommen müſſen, da es an allen Nahrungsmitteln am Plate fehlte !
Ob nun die
Herren Ingenieure“ Herrn Aufermann falſdy berichtet hatten , oder ob dieſer ſelbſt dieſe Angaben für Herrn Delius aus den Fingern geſogen hatte , kann ich nidyt ſagen . Herr Aufermann ſchreibt weiter: „ Es iſt jeßt noch eine günſtige Gelegenheit für Preußen , reſp. Norddeutſchland vorbanden , um in Simon Fuß zu faſjen ; es wäre ſchade,
wenn dieſelbe verloren ginge.“ Dod) Herr Delius bohrte vergebens bei der preußiſchen Regierung. Die amerika niſche Regierung aber forreſpondierte mit dem Präſidenten General Frémont.
Jeßt wandte jid die New Yorfer Geſellſchaft direkt
Deutſche Flottenſtation in Koſtarifa .
623
der preußiſdien Regierung an , daß der Hafen von Limon
ſchon vor Ankunft des genannten Beridytes beſtimmt, zur Unterſudyung des Hafens von Limon ein Kriegs
als Freibajen eröffnet fei und daß die Geſellſdaft gern
diff auszuſenden. Mit dieſer Miſſion wurde die ,,Au
bereit wäre, alle Vorteile mit der Regierung Sr. Maj. des Königs von Preußen zu teilen. Man bot der preußiſchen ,
guſta" , Kapitän Kinderling , betraut. Ueber das Er gebnis dieſer Unterſuchung will id nun das Wichtigſte
reſp. norddeutſdien Regierung die Anlegung von Flotten
mitteilen .
ſtationen an , wie England dieſelben in Panama beſitzt
Der Beridt des Kapitän Kinderling ( Aspinwall, vom 22. Mai 1868) ſagt , daß der Anblick des Hafens, wenn derſelbe dieſen Namen überhaupt verdiene, ein trauriger ſei. An einer Stelle der Budyt bemerkte man drei elende Strobbütten , das übrige Land war, ſoweit das Auge reichte,
an den Kanzler Grafen Bismard.
Sie zeigte ihm und
und die Vereinigten Staaten dieſelben auf San Thomas zu erridyten beabſidytigten .
Unter drieben war das Sdirift:
ſtück von den Herren Aufermann als Sekretär und Gene
ral Frémont als Präſident; es datierte vom 9. November 1867, New - York. P. D. Bor 3156 . Die preußiſche Regierung zog jetzt durd, ihren Ver
mit Urwald bedeckt.
das Sdhiff rollte bei fortwährend hochgehender See ſehr Man ſudite lange nach einer leidliden Landungs ſtelle und fand dieſelbe endlid an der Nordſeite zwiſden
treter in Waſhington Erkundigungen über dieſe Angelegen :
Ttart.
heit ein . Herr Riotte , ehemaliger Miniſterreſident für Nordamerika in Roſtarifa , jagte dem Herrn v. Gerold ( Beridyt desjelben nach Berlin vom Januar 1868 ),
Korallenriffen.
daß die Herren Fremont und Aufermann in dlechtem
Rufe als Geldipekulanten ſtänden , man möge ſich nicht mit ihnen einlaſſen. Die Koſtarika Railroad Company in New York eriſtiere überhaupt nicht (trotzdem ſchrieb der
Staatsſekretär Steward an dieſelbe ), babe nidit einmal ein Bureau . Die amerikaniſden Geldleute hielten ſich zurück, da ſie nichts von den Herren Fremont und Aufermann willen wollten . Die New -Yorfer Geſellſdaft habe über haupt kein Redyt, den Hafen von Limon als Flottenſtation
an Preußen anzubieten. Sekt. 7 des Vertrages ziviſdzen der Regierung von Koſtarika und der New -Yorker Geſell dhaft ſage ſehr klar : Die Geſellſdaft hat kein Redyt, unter irgend einein Vorwande irgend ein Stück diejes ihr ge ſchenkten Landes an irgend eine Regierung zu übertragen, obne vorherige Genehmigung der Regierung von Roſtarika ! Der Vertrag ſei am 16. Januar 1867 in San Joſé rati
fiziert und verpflidite die Geſellſchaft, wolle ſie nid)t alle Redyte verlieren , im erſten halben Jahr die Route bereiſen und unterſuchen zu laſſen, und im zweiten halben Jahre
mindeſtens 50,000 Doll. für dieſelbe zu verwenden. Erſtere Bedingung hätte man durch die Reiſe zweier Amerikaner, die von der ſogenannten Geſellſdiaft als Ingenieure be: zeichnet worden , verſudyt, für erfüllt zu erklären , lektere aber ſei nidyt erfüllt, die Geſellſchaft habe eben kein Geld !
Deshalb der Brief vom November 1867 an die preußiſche Regierung. Derſelbe bezwecke nur eine Anleihe in Deutid : land zu präparieren. Soweit der Beridyt des preußiſchen
Geſandten an das Auswärtige Amt in Berlin . Auf Grund dieſes Berichtes erteilte der Kanzler des Norddeutſchen Bundes dem Herrn Aufermann den kurzen,
draſtiſchen Beſcheid : Flottenſtationen ſind nicht beabſichtigt. Das kurze Schreiben iſt vom Grafen Bismard eigenhändig
Der Hafen gewährte keinen Scut,
Durd einen indianiſden Läufer,, weldier
vier Tage für den Weg von Kartago bis Limon gebraucht, dickte Herr Dr. Streber cinen Brief an Kapitän Kinder
ling, worin er denſelben bat , im Intereſſe der Deutſchen Regierung ( ! ) und der in Roſtarika lebenden Deutſchen nad der Hauptſtadt, San Joje, zu kommen . Präſident
Caſtro lies zugleich nach Moïn , der einzigen Ortſchaft an der Atlantiſchen Küſte, den Befehl gelangen , Herrn Kinder ling und ſeinen Begleitern Maultiere und Führer für die eventuelle Reiſe zu überlaſſen . Dr. Valentini, auch ein
Deutſcher, „ Ingenieur“, kam ertra nad Limon und an Bord der „ Auguſta“ , um die Einladung zu unterſtüßen. Er erklärte zugleid) , Limon ſei für Flottenſtationen und deutſche Kolonien ſehr paſſend , das Klima ſei vortrefflicy, von den bei der Lidytung der Wälder in Limon beſchäfs tigten Arbeitern ſei niemand am Fieber erkrankt. Es war dies die erſte große Unwahrheit, weldie Heren Kinderling durd, Deutſdie geſagt wurde. Nach allen an deren Berichten erkrankt, mit wenigen Ausnahmen, jeder einige Zeit in Limon ſid) aufhaltende Menſdy, Europäer wie Neger , Meſtize wie Indianer. Viele Fremde und Eingeborene ſterben an den Küſtenfiebern (Febris biliosa
et tertiana) in Limon. Ob das gelbe Fieber ſchon in Limon gevüthet, iſt mir unbekannt, jedenfalls tritt es das ſelbſt aber nicht heftig und nidyt häufig auf. Kapitän Kinderling hält den Hafen von Limon für beſſer, als den von Kolon und glaubt erſteren mit geringen Koſten braudbar machen zu können. Mit Benübung der am Nordoſtrande des Hafens gelegenen Korallenriffe fann derſelbe durch eine Moole gegen die fortwährend herein rollende Dünung geſchübt werden. Kapitän Kinderling unterſuchte zunädiſt den einige Meilen ſüdlich von Limon gelegenen Hafen von Kap Ka
vita ( Punta Kahuita ), fand denſelben aber völlig verſandet,
unterſchrieben , das Datum desſelben kann ich leider nidyt angeben.
durch Korallen eingeengt und hält ihn für wertlus. Die ,, Auguſta" fehrte nad Limon zurück und am 10. April 1868
Aber die verſchiedenen Sdyreiben der Herren Streber, Ellendorf (Konſul für Koſtarika in Wiedenbrück in Weſt falen) und Delius hatten die Regierung und Admiralität
trat Herr Kinderling mit 3 Offizieren und 2 Burſchen die Reiſe nach San Joſé an . Man fuhr von Moïn (nord weſtlich dicht bei Limon ) in Boten bis zur Mündung des
Deutſche Flottenſtation in Koſtarika.
624
Matinaſtromes , blieb hier die erſte Nacht und fuhr dann
4. Die Nähe der zentralen , geſunden Hochebenen mit
auf einem Indianerkanoe den Matinaſtrom bis zu dem
geringer Einwohnerzahl. Hier können ſich noch viele An
Dorfe Matina hinauf. Dieſe Fahrt war anſtrengend und
fiedler ernähren .
gefährlidy, wegen der vielen Untiefen , Steine, Baumſtämme
5. Die Lage geradeüber von dem vorzüglidhen Hafen in der Nikovabai (Stiller Ozean ).
und Stromſdynellen.
Nach Ausſage der Eingeborenen
6. Die Wahrſdeinlidyfeit der Verbindungs - Straße zwiſden beiden . -- Dagegen ſprechen :
ſteigt der Fluß in der Regenzeit oft z. 5—7 m. in einer halben Stunde und zerſtört und über dywemmt dann die Ufer weithin . Dieſe Angaben ſind entſchieden richtig. v. Franßius hat am R. Sarapiqui ein Steigen bis nahe 8 m . innerhalb weniger Stunden beobachtet. Deshalb iſt die Anlage von guten Straßen , Brücken , Kanälen und Eiſenbahnen in dieſen Ländern ſo ungeheuer (dwierig und
durch eine ſtarfe Barre geſperrt , diefe muß fortgeräumt
koſtſpielig , oft unmöglid . Von Matina aus ſchlug man
werden .
den alten , von F. Kurße angegebenen Weg ein . Die Strapazen der Reiſe waren furdytbar. In Angoſtura be grüßte der Gouverneur von Kartago, General S. Garcia, die Geſellſd)aft. Ein nod feſtlid )erer Empfang wartete derſelben in Kartago. Herr Kinderling ſchreibt: ,, Zwijden Angoſtura und Naranjo paſſierten wir Kaffeeplantagen , praditvoll kultiviertes Land und mehrere Dörfer." Dies iſt umrichtig. Der allergrößte Teil dieſes Gebietes iſt nic
Der Bericht vergißt als dritten und wichtigſten Punkt die Sdwierigkeit der Herſtellung einer Verbindung mit Grunde war Limon lange Zeit ganz wertlos und hat aud) bis heute nur geringe Bedeutung. Die Moskitoküſte beſudyte die ,,Auguſta " nicht , da, wie der Bericht angibt, das flache, ſehr ungeſunde und heiße Küſtenland ſich für deutide Koloniſation nicht eigne.
von Menidenband berührt , nur ein Dorf ( Turialba ) iſt
Rinderling hebt den Mangel eines Hafens an der Mos:
vorhanden. Auf Drängen des Herrn Dr. Streber lies ſid) Herr Kapitän Rinderling nach Ankunft in San Joſé be ſtimmen , einen Brief an den deutſchen Konſul Lahmann zu richten , mit der Bitte , denſelben der Regierung von
fitofüſte hervor. Der Hafen von Greytown ſei verſandet.
1. Die vom Dſtpaſſate herrührende, beſtändig herein
rollende Dünung. Die Anlage einer künſtlichen Moole iſt notwendig.
2. Der Mangel an Trinkwaſſer. Der Limonfluß iſt
der bewohnten Hodebene hervorzuheben.
Aus dieſem
,,Die Puſtidiffe müſſen 6 M. weiter als früher ankern ." Der Roloradoarm des San Juan erhalte faſt alles Naſjer.
ſei von der preußiſchen, reſp. norddeutſchen Regierung nad) Limon geſchickt, um den Hafen zu unterſudien und zu
Eine amerikaniſdie Geſellſchaft beabſidytige dieſen Arm bei ſeiner Abzweigung im Delta des San Juan einzuengen und ſo den Hafen zu verbeſſern. Der König von Mos fito hat nur eine adminiſtrative Autorität. England hat
ſehen , ob ſich derſelbe für eine preußiſde Flottenſtation
ſidy das Recht des Protektorates über Nikaragua vorbe
eigne. Dies ſei der Fall. Da er nun erfahren jeden falls durd Herrn Dr. Streber behauptet — daß von anderer Seite Anſtrengungen gemadyt würden , den Hafen zu er:
halten . Die Penſion, welche Nikaragua an den ehemaligen König zu zahlen hat, iſt durch den Vertrag von Managua für die Jahre 1860—70 auf 5000 Pfd. St. pro anno feſtgeſtellt. Der König ſtarb aber 1864 ; die evangelijden Miſſionare wählten nun, nad P. Lévy's Geſdichte von Nikaragua, einen nichtlegitimen , ihnen paſſenden Nach: folger. Nifaragua hat dieſen nidit anerkannt und zahlt die Penſion nidyt weiter. Der hierüber zwiſchen England
Koſtarika zu übermitteln . Kinderling ſdyreibt darin : ,,Er
langen , ſo frage er an , ob die Regierung den Hafen für den eventuellen Abſchluß eines Vertrages mit Preußen nod
für ſechs Monate reſerviert halten wolle." Aus dem Ver halten der Machthaber Koſtarika's erſah Kapitän Kinder ling , wie er nach Berlin beridytet, daß dieſelben mit der preußiſchen Regierung keinen Vertrag wünſchten, wohl aber mit Privatgeſellſchaften . Die deutſche Einwanderung aber ſei angenehmer, als die nordamerikaniſche, da man früher
oder ſpäter eine Annexion durd, die Vereinigten Staaten befürchte.
und Nikaragua entſtandene Streit iſt in neuerer Zeit
Sr. Maj. dem Kaiſer von Deſterreich zur Arreglierung vorgelegt worden . Es gibt in Moskitia mehrere proteſtan
tiſdie Schulen und in Blienfield eine proteſtantiſche Kirdie. Nur die Hälfte der Schulbeſucher iſt getauft. Trot des
wurden mehrere Feſte in San Joſé gefeiert und trat die Geſellſchaft dann die Reiſe nad Puntarenas am ſtillen
Vertrages von Managua gehört aber Moskitia noch heute mehr dem Namen nady als thatſächlich zu Nikaragua. In Beantwortung des Sdyreibens , weldes Herr Kin derling durch den preußiſchen Konſul, Herrn Lahmann, an die Regierung von Koſtarika gerichtet hatte, ſdyrieb der
Ozean an . Für Limon als Flottenſtation ſpricht nad Herrn
Miniſter Julian Volio am 6. Mai 1868: „ Wir leben mit
Kapitän Kinderlings Beridyt:
allen Nationen in Frieden und Freundſchaft, geben des
11 .
Zu Ehren des Herrn Kinderling und ſeiner Begleiter
1. Das geſunde Klima. 2. Die zentrale Lage im Raraibiſchen Meere. 3. Es kommen bei Limon die wütenden Drkane, wie in den weſtindiſden Gewäſſern nicht vor.
halb keiner Regierung irgend welche Vorredyte. Es entſtehen
ſonſt Verwickelungen, die uns und dem Fortſchritte und der Entwickelung unſeres Landes daden müſſen. Wollen
aber die preußiſche Induſtrie und der preußiſche Handel
Deutſche Flottenſtation in Koſtarika.
ihre Thätigkeit aud) auf Koſtarika lenken und bedürfen dies
625
eine europäijde Regierung in Amerika für dieſe Zwede Er rät aber trotzdem die Erwer
ſelben zu ihrer Entwicklung des Hafens von Limon, ſo iſt die Regierung nicht abgeneigt, einer Geſellſchaft, welche
Land erwerben würde.
für Verbeſſerung des Hafens und Anlage eines Weges nad der Hochebene Sorge tragen wurde, Urland an der
Bonaka und Utila ) an , warnt aber vor der Etablierung monarchiſcher Inſtitutionen daſelbſt. Ruatan habe 4000 Einwohner, meiſt Indianer oder Neger, nur wenige Weiße wohnten daſelbſt. Er hebt die Sichtigkeit dieſer Inſel gruppe nach Vollendung der Honduras - Bahn (Puerto
Bai anzuweijen und feine andere Geſellidaft zu bevorzugen. In dieſem Sinne joll die Bai jedis Monate einer deut den Gefelldhaft reſerviert bleiben . Für den Abidlu
cines hierauf bezügliden Vertrages mit der preußiſchen oder irgend einer anderen Regierung bedarf es keiner Friſt von jedhs Monaten , wir werden audy nad dieſer Friſt mit
bung der zu Honduras gehörigen Inſelgruppe ( Nuatan,
Kaballo - Fonſeka -Vai), welche von Squier ſo warm em
feiner Madt derartige Verträge, welde unjerer Politik lo
pfohlen , hervor. Es war dies ein großer Jrrtum ; von dieſer Bahn ſpricht heute kein Menſdy mehr. Die preußide Regierung ging auf dieſen Vorſchlag
jehr widerſpreden würden, abidyließen.
aber zum Glüde nidyt ein und vermied jo Sdwierigkeiten
Soweit Herr Ju
lian Polia .
Herr Kinderling, und durd) dieſen indireft die Regies rung des norddeutſden Bundes, hatte alſo eine kleine di
plomatiſche Niederlage erlitten. Für dicje hat ſich die Regierung zunädyit bei Herrn Dr. Streber zu bedanken. Wie ſehr die foſtarikaniſdie Regierung zu dieſer Zeit die europäiſdie Einwanderung wünfdte und bereit war, dieſelbe zu unterſtützen , beiveiſt ihr Verhalten der Schweizer
Koloniſations -Geſellſchaft gegenüber, weldie die Austvan derung der Schweiz nady Roſtarifa lenken wollte. Jul. Volio forderte im Kongreſſe 1865 20,000 Dollar, um die Koſten der Erpedition und Einridytung der Koloniſten zu beſtreiten. Nadı dem Gefeße vom 3. November 1862 war die Regierung nur ermächtigt, 5000 Dollar pro anno
für dieſen Zived auszugeben. Volio's Forderung wurde vom Kongreſſe genehmigt. Die Sdweizer Geſellſchaft trat aber nicht ins Leben .
mit England. Dieſes hatte nämlid) durdy den Vertrag von Romayagua (28. November 1859) die genannten Inſeln an Honduras unter der Bedingung abgetreten ,
daß die Republik dieſelben nie an eine andere Madyt ab treten dürfe. England tvid) hier dem Drude der Union, würde aber ſider Proteſt gegen die Erwerbung durch Deutidland erhoben haben. Die deutſde Regierung hat
den Plan der Erwerbung einer Flottenſtation in Mittel Amerika nidyt wieder aufgenommen . Daſ Herr Kapitän Kinderling ohne ſpeziellen Auftrag nach der Hauptſtadt
gegangen war und Unterhandlungen mit der Regierung von Koſtarika angeknüpft hatte, zog ihm einen Tadel des Neidskanzlers zu. Der ganz beſtimmte Befehl , nidyt nach der Hauptſtadt zu gehen , der Herrn Kinderling nach geſandt wurde , gelangte wohl zu ſpät in ſeine Hände.
Dieſe in großen Zügen gegebene aftenmäßige Geſchidyte zeigt , daß die Erwerbung von Flottenſtationen , welde
Intereſſante Angaben über die amerikaniſche Geſell
jidherlid) eine Lebensaufgabe für die deutſdye Marine iſt,
idaft , weldie die Eiſenbahn in Kvſtarika erbauen wollte, finden ſid ), auch in einem Beridyte des Herrn Miniſters
nicht ſo leicht zu erreichen ſein dürfte. Uebereifrige Patrioten halten dieſe Erwerbung für leichter als ſie wirklich iſt,
v. Philippsborn an den Marineminiſter v. Noon vom Februar 1868, auf den id) nidyt näher eingehen kann.
zürnen der Regierung , wenn ſie nidyt bei der erſten Ge legenheit gevaltjam zugreift, dyreiben und reden über „, nationale Blödigkeit“ und bereiten ſo der Regierung nur
Der Präſident der Republik Koſtarika, D. Joſé Ma. Caſtro, ſagte bei der Eröffnung des Kongreſſes am 1. Mai 1868 : Der Kontrakt mit der nordamerikaniſden Geſellſdaft iſt verfallen, da dieſelbe ihren Verpflidytungen nicht nadı gekommen iſt.
Er erklärt eine Eiſenbahn für ſpätere Zeit
zwar für notwendig , empfiehlt aber zunächſt die Anlage guter Wege und beſonders die Erbauung eines Weges von Alajuela nad, dem Rio San Rarlos. Die Tiefebene am San Karlos nennt D. Jojo Maria Caſtro fruchtbar und
geſund. Letzteres iſt ſehr ſtarf zu bezweifeln . Gebiet iſt mit didytem Urwalde bedeckt.
Das ganze
Sdywierigkeiten . Die Monroe-Doktrin iſt kein leerer Wahn und tvird
dieſelbe von der amerikaniſdien Regierung ſtrikte und im weiteſten Umfange zur Anvendung gebrad )t, iveshalb es für unſere Koloniſationsfanatiker ſehr nutbringend iſt, einen Moment bei derſelben zu verwvcilen . Der Kern dieſer Doftrin iſt : 3n irgend einer Weiſe
in die Zuſtände der amerikanijden Republiken eingreifen , die Selbſtändigkeit derſelben beeinfluſſen , betrad ten die Vereinigten Staaten als cine ihnen zugefügte Beleidigung.
in
Es wäre alſo für eine europäiſdye Madyt ſehr gefährlid),
Waſhington weiter mitgeteilt, daß er einen preußiſchen Handelshafen in Limon wohl für möglid, halte , einen Kriegshafen aber nid)t, wegen der Eiferſucht der nord amerikaniſchen Regierung, welche nicht dulden vvürde, daß
wenn nidyt unmöglid), mit Gewalt oder Liſt irgend ein
Herr Niotte hatte
dem
preußiſchen Geſandten
1 Siehe meine Arbeit iiber die Pflanzenwelt von Koſtarika mit Karte im XVI . Jahresber. d. Ver. f. Erdkunde z. Dresden . Ausland 1883 Nr. 32 .
Stück Land in Amerika für ſid) zu erwerben oder zu reſer
vieren . Privilegien, weldie eine kleine hiſpano -amerikaniſche Republik einer europäiſden Großmadit gewährt, veran laſſen nur Sdwierigkeiten für die erſtere, da dann die übrigen ,,befreundeten " Mächte dieſelben Rechte fordern und man zu jdwad ſein würde, zu widerſtehen . Dieſelben 95
Die Alpenbewäſſerung im Kanton Wallis.
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oder aber ähnliche Bedenken würden dem Verkauf eines
Landſtudes entgegenſtehen. Daß die Monroe- Doktrin von
Angaben über die auf Zentralamerika bezügliche auswär : tige Politik Deutſchlands verfolgt, beweiſt z. B. die „Ga
der Regierung der Vereinigten Staaten befolgt wird,
zeta oficial" Nr. 20 vom Mai 1879.
bewieſen die mehr als energijden Proteſte gegen die Ein griffe der Franzoſen in die Verhältniſſe Meriko's, gegen die Errichtung eines Kaiſerreichs. Sdion am 4. Dezember 1861 ſchrieb Staatsſekretär Seward an die drei verbündeten Mächte England, Frankreich und Spanien , die Union erwarte mit Beſtimmtheit , daß den Merikanern , gegen welche, als gegen ein benadybartes und republikaniſdy re
zuſammengeſtellt: einen Artikel des., Courier d. Etats Unis vom Januar 1879, worin über die deutſchen Prätentionen,
giertes Volf, die Vereinigten Staaten freundſchaftlidie Ger ſinnungen hegten, in Betreff der Form ihrer Staats Verfaſſung durchaus fein Zwang angethan werde. Je
mehr es der Union gelang, die Rebellion der Südſtaaten niederzuwerfen, um fo energijder wurden die Proteſte und Forderungen des Herrn Seward an die franzöſiſche Re:
gierung. In dieſen Schriftſtüden wurde der Erzherzog Marimilian als ein Mann bezeidynet , ,,welcher vorgibt, Raiſer von Meriko zu ſein ", und von der unglüdlichen Raijerin Charlotte dreibt der amerikaniſche Geſandte in Paris an Herrn Seward als von „ der fraglidhen Dame.“ Man ging ganz rüdſichtslos dem Kaiſertum in Meriko 1
zu Leibe , man wollte dieſe Tragikomödie in Waſhington durdjaus ſdnell beendigt ſehen. Wie beſtimmend die For derungen der Union für die franzöſiſde Regierung waren , idyildert Joh. Scherr in ſeinem berühmten Aufſaße: „ Das Trauerſpiel in Meriko. " Wenn auch die deutſde Flotte in neueſter Zeit be deutend verſtärkt worden iſt, ſo wird doch jeder nüchtern
Man findet darin
in Amerika oder Dzeanien Beſiß zu ergreifen, geſchimpft wird, und einen Artikel der „ Gazeta Internationale de
Bruxelles vom 2. April 1879, worin geſagt wird : Herr v. Bergen ſei als General - Ronſul nach Zentralamerika geſdyidt, um ſich nach Häfen und Terrain für deutſche Kolonien umzuſehen. Deutſchland wolle wie England Handel treiben, einen Hafen fiſchen (pescar), da der Kanal näher rüde. Bismarck wolle die Sozialdemokraten nady Amerika idhaffen ! Die , Correspondence Americaine", New - York, 19. April 1879, welche gleidfalls zitiert wird,
ſdyreibt: Die amerikaniſdie Regierung müſſe die Unab hängigkeit Samoa's und anderer Inſeln Dzeaniens be
wadyen.
,, Ariadne " und „ Auguſta" bedrohten die In
tereſſen der in Dzeanien wohnenden Amerikaner !
Es wird
aud die Behauptung aufgeſtellt , Deutſchland habe die Hände im Kriege zwiſchen Peru und Chile im Spiele. Die ,,Gazeta oficial de Costa -Rica" fordert, anknüpfend an dieſe Stimmen, auf, vorſichtig zu ſein und dieſe War nungen vor deutſchen Prätentionen zu berückſichtigen. ,,Unſere Kuſten umſchwebt der Schatten Maximilians ", wird zur weiteren Warnung hinzugefügt.
1/
urteilende Menſch einſehen , daß dieſelbe den Flotten Eng
lands oder der Vereinigten Staaten nid)t gewadyſen iſt .
Die Alpenbewäſſerung im Kanton Wallis.
Machte alſo die deutſche Regierung wirklich Anſtrengungen,
Einer der ſchönſten Kantone der Schweiz, ausgezeich
in einem Teile Amerikas gewaltſam Fuß zu faſſen , was
net durch ſeine großartige Alpennatur und das milde Klima ſeiner Thäler , iſt der Kanton Wallis. Ein Teil
aber von unſerem Reichskanzler ſicher nicht zu befürdyten
iſt, ſo würde ſie ſich nur eine diplomatiſche Niederlage in
des großen Touriſtenſtroms, welcher alljährlich die Schweiz
Geſtalt eines Sdyreibens von Waſhington oder St. James holen . England und Nordamerika rangen ſchon lange Zeit um den Beſitz Zentral- Amerika's, bewachen nod, heute
überflutet, nimmt ſeinen Weg durch das obere Rhonethal,
einander mit großer Eiferſucht. Nur dieſer Eiferſudyt ver dankt Nikaragua ſeine Unabhängkeit.. Man hielt nämlich; früher, und audy wohl mit Recht, Nikaragua für das Land, wo der interozeaniſde Ranal angelegt werden müſſe. Eine
dritte Großmacht laſſen dieſe beiden Seemädyte ſicherlich nidit in Zentral Amerika Poſto faſien , am allerwenigſten
gegen den Willen des reſp. Freiſtaates. Unter deutſcher Flagge , d . h. unter deutſcher Oberhoheit , kann alſo in Koſtarika keine deutſche Kolonie erridytet werden , da , wie ich feſt überzeugt bin , die Regierung von Koſtarika noch heute die im oben zitierten Schreiben des Miniſters Volio entwickelte Politif befolgt. Es iſt dies aber zum Gedeihen der Kolonie durchaus nicht notwendig und erſpart dem
Mutterlande zugleich Koſten und die Möglichkeit von Verwickelungen mit anderen Ländern . Wie eifrig die koſtarikaniſche Regierungspreſſe alle
vom Genfer-See nad Martigny und Brieg, oder nach dem Rhonegletſcher und dem Furkapaß. Die abgelegeneren Seitenthäler ſind jedoch im ganzen noch wenig vom Fremden verkehr berührt worden , und dod, gibt es viele unter ihnen,
welde ſich mit jedem anderen Teile der Alpen an Schönheit meſſen können. Außerdem finden ſich hier noch manche Eigentümlichkeiten der Bevölkerung in Sitten und Gebräuchen, zu teren intereſſanteſten die Alpenbewäj ſerung gehört.
Für die Bewirtſchaftung der Weiden , Wieſen oder Matten auf den Alpen iſt die Be- und Entwäſſerung von der größten Wichtigkeit. Sie hat dieſelbe Bedeutung wie die Berieſelung der Wieſen im Flachlande. Das Muſter land der Alpenbewäſſerung iſt der Kanton Wallis. Die dortigen Bewohner haben ſeit uralten Zeiten die Bewäs ſerung gekannt und das Waſſer ihrer Gletſcher und Berg quellen auf ihre Alpen , ihre ,, Mayenjäße" oder Voralpen , ihre Aelpli (kleine Weidegüter) und herab auf ihre Thal
Die Alpenbewäſſerung im Kanton Wallis.
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matten, ihre Weinberge und Gärten geleitet. Ohne dieſe Bewäſſerung würde , bei der Natur der dortigen Alpen falfe und Glimmerſchiefer der anliegenden Geröllhalden , owie bei der an Italien erinnernden Sonne, der Boden ſo austrocknen , daß der Ertrag um 50 % und mehr zurüdgehen würde , wie dies einige Ortſchaften oberhalb Brieg im Jahre 1802 bei dem Bau der Simplonſtraße
hat nicht den großen Thon- und Kalkgehalt wie das Gletſcher waſſer und dann kommt noch der Uebelſtand hinzu , daß die Quellwaſſerkanäle meiſtens ſehr kurz, nur etwa 5—15 Mi nuten lang ſind. Die Folge hievon iſt, daß das Waſſer in dieſen Höhen und in den Monaten April, Mai, Juni, in welchen der Walliſer nur wäſſern kann, ſich nicht genügend zu er wärmen vermag, und das falte Waſſer auf dem trockenen,
zu ihrem Schaden erfahren mußten. Durch den Straßen
auf 200 Celſius erhişten Boden nachteilig wirft. Da der
bau wurden einige Kanäle (Waſſerfuhren ) abgeſdynitten und die dadurch der Bewäſſerung beraubten Dörfer be gannen zu verarmen ; infolge des mangelnden Graswudiſes
Sdynee hier lange liegt und mit dem Frühling raſch
ſank der Viehſtand, die einzige Nahrungsquelle dieſer Be genden, auf ein Viertel des bisherigen herab. Erſt als die
Regierung 1810 neue Kanäle bauen ließ, hob ſich der Er trag der Alpenweiden wieder. Ein anderes hieber bezüg liches Beiſpiel bietet uns die zirka 240 Seelen zählende
Gemeinde Zenegger. Dieſelbe hatte vor 1855 einen Vieh ſtand von zirka 200 Stück, da trat das furchtbare Bisp
thaler Erdbeben ein , die Quellen verſiegten und das Vieh mußte auf 50 Stück reduziert werden. Der frühere Vieh ſtand wurde erſt wieder erreicht, als man mit großer Mübe und ' mit vielen Koſten neue Waſſerfuhren gegraben hatte. Die Bewäſſerungs-Anlagen des Kanton Wallis hängen aufs innigſte mit dem Wohlſtande , dem Familien- und Gemeindeleben der Bewohner zuſammen. In hölzernen Kanälen leitet der Walliſer das Waſſer hunderte von
bedeutende Wärme eintritt , ſo kann man dieſes Waſſer
nur mit großer Vorſicht anwenden. Das Gletſcherwaſſer dagegen wird erſt ſtundenlang in kleinen Kanälen an ſon nigen Halden hingeleitet und kann dadurch eine dem zu bewäſſernden Land angemeſſene hohe Temperatur gewinnen. Im Flaclande bält man audy das trüb ausſehende
Waſſer für nachteilig, beſonders dann, wenn die Trübung von Eiſenoryd herrührt. Im Wallis aber ſcadet dies nicht, weil die Beſtandteile des Waſſers der Art ſind , daß ſie nicht verſchlammen , ſondern nur düngen und erfriſchen ; auch feßen ſich bei der Länge der meiſten Kanäle die grö : beren Beſtandteile zu Boden und aus dieſem Grunde haben
Ein Wächter
auch alle Waſſerfuhren inwendig eine Art weißen Ueberzug . Das Waſſer wird hier auch durch ſehr einfache und praktiſche Verbindung der Bewäſſerung mit Stall- und Jauchendüngung als bequemſtes und billigſtes Transport und Verteilungsmittel des Stalldüngers benußt. Die Bewäſſerungs - Anlagen beſtehen in Wallis wie
(Garde) hat dieſelben bei Tage und , wenn Durchbrüche
in anderen Gegenden aus 1 ) Suführungskanälen (Waſſer
Metern hoch über ſenkrechte Abgründe.
eintreten, auch nachts zu paſſieren . Der Lohn des Wäch
fuhren ), 2) Verteilungsgräben , 3 ) Bewäſſerungsrinnen,
ters iſt ſehr gering. Er bekleidet ein Ehrenamt, freilid
4) Ableitungsgräben. Am merkwürdigſten ſind die Zu
ein ſehr gefährliches, denn faſt alljährlic, fordert die Bewäſ
führungskanäle (Waſſerfuhren ) und wir beſchäftigen uns daher vorzugsweiſe hier mit ihnen.
ſerung ihre Totenopfer !
Nad altem Herkommen kann
kein Bürger Gemeinderat oder Beamter werden , wenn er
nicht zuvor einige Zeit „ Garde" geweſen iſt. Einige Ge meinden, deren Kanäle beſonders lebensgefährlich über den
Die Länge dieſer Waſſerfuhren variirt von 1A Stunde bis 6 Stunden. Die fürzeſte derſelben iſt über 1000 m .
Abgründen hängen , ſenden bei vorfallenden Reparaturen ſtets ben Geiſtlichen des Ortes mit, um einem allenfalls
lang , die längſte hat über 55,000 m. (Aur Rouſſes am Serin bei Sitten ). Die Geſamtlänge der Waſſerfuhren im Kanton Wallis beträgt über 1,360,000 m . oder mehr als 250
dabei Verunglücenden ſofort mit den Tröſtungen der Reli
Stunden ! Die Kühnheit der Anlage und ihre tedyniſch
gion beiſtehen zu können . Zur Bewäſſerung benußt der Walliſer: 1) Gletſcher waſſer, 2) See- oder Reſervoirwaſſer , 3) Quellwaſſer, 4) Schneewaſſer. Unter dieſen wird das Gletſcherwaſſer für das beſte gehalten, beſonders dann , wenn es noch mildig
richtige Ausführung muß unſer Staunen und unſere Be
ausſieht.
In dieſem
Zuſtande enthält es eine Menge
Mineralbeſtandteile aufgelöſt , namentlid, Thon, Kalt, Phos phorſäure, Magneſia und Kali. Das See- oder Reſervoirwaſſer, das oft Tage und
Wochen lang ſteht, ehe es angewendet wird , hat weniger Mineralteile. Audy das Sdynee- und Quellwaſſer wird in Wallis zum Bewäſſern nicht für beſonders gut gehalten. Leßteres , welches in den Thälern der Tiefſchweiz und im Flachlande am meiſten geſchäßt wird, benußen die Walliſer
meiſtens nur in den ſogenannten „ Aelpli ", kleinen Grund ſtüden in den Vorbergen , oder in den Thalmatten . Es
wunderung erregen und dieſelbe wird ſich noch ſteigern, wenn wir bedenken , daß die meiſten dieſer Anlagen aus
grauer Vorzeit ſtammen und nur von einfachen Landleuten und Gemeinden angelegt und erhalten wurden. Dieſe Kanäle, welche oft in unmittelbarer Nähe der Gletſcher be ginnen, über lockere Schutthalden und Schlüpfmulden, an 3000 m. hoben ſenkredyten Feljen und ſchauerlichen Ab
gründen ſich hinziehen , durch Tunnels und Verſenkungen oder über eingehauene ſchmale Terraſſen führen , deren Rand mittels Erde und Schieferplatten oft fünſtlicy her:
geſtellt werden muß , ſind die Kulturadern von Wallis und in ihnen liegt ein unſchäßbares Kapital ! Die Zuführungskanäle werden von den Gemeinden 1
bergeſtellt und erhalten. In den meiſten Thalhalden liegen ſie drei- oder vierfad) über einander, die oberſten von ihnen
Die Alpenbewäſſerung im Kanton Wallis.
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find am längſten und greifen oft weit gegen die Gletider: quellen hinauf. . Das Gefälle fann im Durchſchnitt zu
0,5 % angenommert werden. Schlechtunterhaltene Waſſer:
Einige dieſer Fuhren haben 3—4000 m . Länge an Holz kanälen erfordert und ſind an über 600 m . langen Streden in hölzernen oder eiſernen Geſtängen aufgehängt. Bei
fubren ſind eine Ausnahme, die Verteilungsgräben und Bewäſſerungsrinnen ſind jedoch meiſtens ſehr primitiv an gelegt und isod roher ſind die Ableitungskanäle , welde
Reparaturen müſſen ſtellenweiſe die Arbeiter an Seilen
an einigen Orten gleidyzeitig Wege find , über die das Waſſer hinabfließt, ſelbſt in Zeiten , wo man nicht wäſſert. Auch die Einläfie jind ſehr einfach und beſtehen meiſtens
Zeit zurück.
die ſenkredyte Felswand hinunter gelaſſen werden. Die älteſten dieſer Kanäle gehen unſtreitig in die vorrömiſche Der Kanal ,,Noth " verſorgt 4 Gemeinden mit Waſſer, er iſt 19,200 m . lang (4 Stunden 23 Minuten ). nimmt
Zu Verteilungszweden bat man das
ſeinen Urſprung am Gletſder „ la plaine morte" am
gegen ordentlide Holzwehren und alle Vorrichtungen wie
Weißhorn 2673 m. Ü. M., überſchreitet einige Abgründe, iſt durch einen Tunnel von über 300 m. Länge geleitet, auf einer Strede von 9600 m . gedeckt, führt auf 90 m . Länge durch eine Galerie, hat einen durdjdnittliden Queridinitt von 1,3 m. und liefert pr. Sefunde nabe
aus Gerölldämmen . anderwärts.
Die Verteilungsgräben find an den ſteilen Hängen ſehr zweěmäßig gegen Auswaſdung geſchürt, indem die Soblen und auch die Ufer mit Sdsicferſteinen belegt ſind. Die Bewäſſerungszeit beginnt unten im Thale am
früheſten, nämlich mit dem 1. April; je höher die Gründe liegen , deſto ſpäter werden ſie bewäſſert, in den hödiſten Lagen am
15. Juni.
m ganzen fann man die Dauer
der Bewäſſerungszeit auf 2 , bis 3 Monate and lagen . Eine Herbſtbewäſſerung findet nidyt ſtatt, teils weil ſids der Winter auf den Höhen frühzeitig einſtellt und die Kanäle und Matten leidyt ausfrieren fönnen , teils aud),
1 Cm Waſier.
In dieſer Gegend hat man auch fünſtliche Seen (Re ſervoirs) hergeſtellt, welche den Zwed haben , das Waſſer in Zeiten , wo nidyt gewäſſert wird (nämlid von 8 Uhr abends bis 8 Uhr morgens und Sonntags) zurückzuhalten . Das Waſſer aus den fünſtlidien Seen ſoll jedoch bei weitem nicht den Wert zum Bewäſſern haben , wie das direkte Gletſcherwaſſer, weil ſich bei dem Verweilen des Waſſers
weil die Luft im Herbſte feudyter wird und die Notwendig :
in den Seen die größte Menge der feinen Mineralbeſtand
keit einer künſtlichen Erfriſdung wegfällt.
teile zu Boden ſett. Dagegen iſt das von der Sonne erwärmte Waſſer von höherem Wert zur Belebung der Vegetation und Löslichmachung der frudytbaren Bodenteile.
Die Benutzungsweiſe der Bewäſſerungsanlagen iſt
ähnlich wie in der tiefern Sdweiz, die Berechtigten teilen ſich in ſogenannte Ulmgänge oder Nehren, deren es je nady
Die beiden Gemeinden Nied und Bietidh bejiben drei
Anzahl der Beteiligten 4–12 geben kann. Die Bewäſſe
Waſſerſubren (Hebrwaſſer, Bictſderrinne und Niederrinne)
rungszeit der einzelnen Kehren beläuft ſich auf 8 bis 21 Tage oder auch darüber. Zur unparteiiſden Verteilung des Waſſers find von den Gemeinden Peute angeſtellt,
von reſp. 8400 , 2400 und 12,000 m. Länge, wvelde bas mildweiße Waſſer des am großen Aletſch -Oletider
welde dics Seſchäft zu beſorgen haben. Was endlich die Verwendung des Waijers als Trans
weiſe an ſenkredyten Felswänden überſchwindelnde Schluchten hingeleitet ſind. An einer Stelle der Waſſerfuhre „ Rebr
port- und Verteilungsmittel des Stalidüngers anbelangt, ſo iſt dieſelbe von größter Bedeutung in den ,, Maren " . Der Eigentümer bat ſeinen Zuteilungsgraben in gerader
waſſer" haben ſeit 25 Jahren nicht weniger als 3 Männer
Linie nadı dem Stalle gezogen . Wenn nun der Rehr oder
es fommt aus einer (dyaurigen Schluct. Anfangs iſt die linfe Seite des Kanals gegen den Abgrund der Maſſa bin von Bergerſen und Geſtrüpp masfiert, der Abhang iſt auch nicht ſo droff , ſo daß man ſich auf dem äußeren Rande
Umgang fommt, ſo cilt der Eigentümer mit ſeinen Gehilfen nach dem Stalle, verteilt das Waſſer nad, allen Bewälje
rungsrinnen und flüßt Stalldünger und Jaude nad ; allen Nidytungen ſeines Grundſtüdes, während andere mit drei edigen hölzernen Schippen den Dünger gleichmäßig ver
teilen . Weld ein Kontraſt gegen andere Alpengegenden, wo man das beſte Waſſer nicht nur ingenutt vorbeifließen , ſondern auch den angebäuften Dünger in die Abgründe und Tobel hinabídwimmen läßt ! Wie ſehr ließe ſich die
Ertragsfähigkeit eines Gebirgslandes wie der Sdweiz crhoben durch die allgemeine Nachahmung und richtige
Anwendung der Walliſer Bewäſſerungsanlagen ! Zu den merkwürdigſten der oben erwähnten Zuführungs
entſpringenden Flußes Majja aufnehmen und welche ſtrecken
das Leben durcy Sturz in den Abgrund verloren . 1
Das Waſſer der „ Wietſcherrinne" iſt ganz mild weiß ,
der Waſſerfuhre vine Gefahr vorwärts bewegen kann . Der Mand der Waſſerfuhre beſteht aus übereinander ge legten oder in einander gefeilten , mit Raſen verfitteten Steinen und hat eine Breite von 30—60 cm . Bald jedod chwindet der Holzwuchs und es beginnen Holzleitungen , die entweder aus ganzen Holzſtämmen oder aus geſägten siden Brettern beſtehen, welche an Ort und Stelle getragen und eingeſett werden müſſen , eine bödyſt
lebensgefährliche Arbeit! Noch gefährlidyer wird es, wenn man neben dem Kanal gehen muß , dann iſt ein Brett
kanäle gebüren die Waſſerfuhren des Gradetſd Thales.
Das Waſſer der (Gradetſch wird von 11 Waſſerfuhren ab geleitet , deren oberſte 2300 m , ü . M. ibren Anfang nimmt.
„Sdyweizeriſche Landwirtſchaftliche Zeitung“ von Dr. Främer. VIII. Jahrgang, 10. Heft.
Land und Leute im oberen Nil- und Hellegebiet.
parallel
dem
Kanal auf die Unterlagsſchwelle
gelegt,
leştere iſt aus ſtarkem Holz , hie und da an Eiſenſtangen aufgehängt. Dieſe Bretter ſind bäufig naß und idylüpfrig und haben nur eine Breite von 7-10 cm . Beim Gehen erblidt, man unter ſichy, in ſchauerlicher Tiefe, die wilden Waſſer der Maſia, auch hat man oft auf die überhängen
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mit größter Sorgfalt das Waſſer zu benutzen , wodurch dem Boden 8–10-fache Grasernten entlocft werden. Dieſe
italieniſchen Kanäle ſind in Bezug auf Anlage vielleicht rationeller, kunſtreicher, aber großartiger ſind ſie nid)t als die Anlagen im Kanton Wallis. Ganz beſonders aber iſt
es bewundernswert, daß alle dieſe koloſſalen Anlagen ohne
den Felſen zu aditen , um nicht den Kopf anzuſtoßen und
Hilfe der Technik, ohne teure Inſtrumente, ohne Ingenieure
das Gleichgewicht zu verlieren.
durch die Landleute ſelbſt ausgeführt wurden und noch werden , daß ſie nicht nur große Opfer an Geld und Arbeit aufwenden , ſondern auch oft ihr Leben auf das Spiel feßen, um fidy des Waſſers zu verſichern . Freilich handelt
Dieſe Waſſerfuhre ,, Bictſderrinne" iſt auch ſchon als Kanal zum Holzflößen benut worden . An einer Stelle 11
iſt eine beträchtliche Vertiefung von 90 cm , angelegt, um der wegen zu geringem Gefälle drohenden Gefahr der Ver
es ſich dabei um den „ Kampf ums Daſein " , denn ohne
jandung vorzubeugen , an anderen Stellen ſind zu gleichem
Bewäſſerung gäbe es in vielen Gemeinden kein Gras, kein Gemüſe, kein Korn und feinen Wein .
Zwecke Seitenid leußen vorhanden ; zieht man dieſelbe auf, jo dießt in wenigen Minuten alles Waſſer direkt in die
A. Lüders .
Maſſa und ein großes Stüc Kanal rückwärts der Schuleuſe wird dadurch vom Sande gereinigt. Der höchſt gelegene Kanal, ,,die Niederrinne" , hat
den gleichen Charakter wie die „ Bietſcherrinne", nur daß die Felswände noch höher und der Abgrund noch tiefer iſt. Dieſe Wajerfuhre geht bis an den Fuß des Aletid gletiders, hat alſo das milchweiße Gletiderwaſſer aus
Land und Leute im oberen Nil- und Uellegebiet. Durd die ,, St. Petersburger Zeitung" gelangte am
1./13. Juni ein Schreiben Dr. Wilhelm
Junfer's zur
In der Nähe dieſer Anlage ſieht man
Veröffentlichung , welches dieſer Forſder vor faſt zwei
ältere, verlaſſene Kanäle auf dem rechten Ufer der Majja ; der jetzige auf dem linken Ufer dürfte indes ſchwerlich auf
Jahren aus dem Lande der A -Madi (4 ° n . Br. und 270 8. L. Gr.) an ſie gerichtet. Außer einer anſchaulichen
erſter Quelle.
die Länge zu halten zu ſein, da eine großartige Erd- und Steinbewegung gleich unterhalb der merkwürdig gebauten „ Bidenbrüde" ſtattfindet. Am Anfangspunkte dieſer drei Kanäle liegt der dunkel
blaue Marjälen -See zwiſchen dem großen Aletſdygletſcher
Schilderung der Landſchaft auf der Grenze des Nil- und Uelleſyſtems bietet Junker eine Fülle wertvoller ethnogra phiſcher Einzelheiten zur Charakteriſtik der Sudanneger in den von ihm durchzogenen Gebieten , welde mit be ſonderem Danke aufgenommen zu werden verdienen. Er
und dem nördlichen Fuße des Eggiſdyhorns. Seine Ober fläche iſt ſelbſt im Sommer mit ſchwimmenden Eisblöcken bedeckt. Der natürliche Abfluß geht nach dem Vieſcherthale und mündet bei Vieſch in die Roone, in gewiſſen Zeiten aber nimit die Waſſermaſſe außerordentlid zu und ent leert ſid, in entgegengeſekter Richtung, indem das Waſſer unter dem großen Aletſchgletſder durch in die Maſia fließt
führt aus:
und die Einflüſſe ſämtlicher Kanäle zerſtört, wodurd, die
Zuflüſſen des Nil im Weſten durchzogen wird, iſt einerſeits
Bewäſſerung zeitweiſe unmöglid) gemacht wird. Dieſe Ueberſchwemmungen finden nicht, wie in Reiſe:
flades Tiefland, weiter ſüdlich langgewelltes Hodyland, welches nirgend einen weitreichenden lieberblick geſtattet. Wo dieſes ausnahmsweiſe der Fall iſt, entbehrt der Fern blick jedes erſehnten Naturreizes. Auch die Waſſerſcheide
handbüchern irrtümlidierweiſe behauptet wird , alljährlich ſtatt, es läßt ſich vielmehr gar keine Regelmäßigkeit in dieſer rätſelhaften Erſcheinung wahrnehmen . Die Beſeiti gung der üblen Folgen iſt jedoch eine Eriſtenzfrage für die Gemeinden Bietſdy und Ried und es iſt ein alter Gebraud), daß derjenige Hirt der Marjälen -Alp , welcher zuerſt die Nadridt vom Ausbrechen des Sees nad der Majja im ſchnellen Laufe ins Thal bringt , ein Paar Schuhe als Belohnung erhält .
Um das Niveau des Gletſcher - Sees zu erniedrigen , hat man idyon einen Kanal angelegt, aber aud dieſes Mittel iſt nicht genügend , um jede Gefahr zu beſeitigen .
Die Bewäſſerungsanlagen der Lombardei ſind gewiß meiſterhaft ausgeführt, auch die Bewohner von Lucca wiſſen Ausland 1883 Nr. 32 .
Das Land der A - Madi iſt durch ſeine bergige Be ſchaffenheit von den übrigen angrenzenden und entfern teren Negerländern charakteriſiert und in mander Bezieb : ung von der Natur bevorzugt. Denn das weite Länder gebiet, welches vom oberen Nil, reſp. dem Bahr el Gebel,
der aus dem Albert Nyanza entſtrömt und von vielen
zwiſden Nil- und Helleſyſtem tritt nur faum merklich zu Tage, entzieht ſich der ſiditlichen Wahrnehmung und kann nur durch Meßinſtrumente für die Höhe und dadurch er fannt werden , daß die Richtung des Abfluſſes der Gewäſſer ſich ändert. Die Länder endlich des Uelleſyſtems, ſoweit ich ſie kennen gelernt , ſchließen ſich ausnahmslos dieſer Gleichförmigkeit an. Selbſt das A -Madi- Land mit ſeinen einzelnen aufſpringenden Berggruppen gewährt nichts von dem Reize, der uns bei dem Anblide einer bergigen Ge gend in Europa anheimelt. An landſchaftlicher Szenerie iſt dieſer ganze Teil im Vergleich zu vielen Gebieten des ſüdliden Afrifa , wo in der Terrainbildung weit größere 96
land und Leute im oberen Nilz und lellegebiet.
630
Mannigfaltigkeit angetroffen wird und Gebirgszüge die
bedeutend heller gefärbten Niam - Niam
ſichtbare Grenzmarke der Flußſyſteme bilden , ſtiefmütter
lichteſten aller dieſer Volfer, die Monbuttu, aus.
und am Uelle die
Das Auge erreidyt trotz des foupier
Was die ſozialen Verhältniſſe der Subanneger an :
ten Terrains, troß der in einzelnen Gruppen aufſpringen
langt, ſo ſind es vor allem die Zerwürfniſſe derſelben
den, den Blick wenigſtens für Momente feſſelnden Berge,
unter ſid ), veranlaßt durdy das angemaßte Redit des
immer wieder über die gleid förmigen Wellenlinien der Fläche bingleitend, unbefriedigt den gleidymäßigen Horizont.
Stärkeren über den Sdwächeren, welche ungleid) tiefergrei
lid bedacht worden .
Unzählige Waſſeradern , unter der bandförmig in Mäan drinen verlaufenden , zur Umgebung dunkler gefärbten
Stammvegetation , nur geahnt, doch nid)t ſichtbar aus der Entfernung, durchziehen die muldenförmigen Niederungen . Eine ſchwache Raudſäule erinnert daran, daß fid, dort in
fende Nachteile bedingen als die arabiſde Invaſion. Außer
dem aber führt der Frauenraub und die Aufnahme der aus freiem Antrieb geflohenen Sklavinnen in einen frem den Stamm zu beſtändiger Fehde. In allen dieſen Län :
dern herrſd)t die Sitte der unbeſdränkten Polygamie. Je größer die Madyt und das Anſehen des Potentaten , in
der Nähe vielleicht menſchliche Behauſungen finden. Sie
ſo reichhaltiger iſt die Anzahl der Hütten ſeiner Frauen,
verdanken ihr Entſtehen mehr der dyaifenden Natur als Menſdenbänden. Es ſind die Bananenhaine, jtellenweiſe überragt von der herrlichen Elais -Palme, in deren Sd) atten die Hütten der Eingeborenen verteilt liegen . Die Früdyte jener dienen als Baſis der Volksnahrung, dieſe liefert das geſchäßte vegetabiliſche Del. Die durd, wenig Mühe und
die häufig nad Dußenden gezählt werden . Die Stellung derſelben iſt unter ſolchen Verhältniſſen begreiflicherweije zu der einer Sklavin und Dienerin herabgewürdigt, wenn auch einige derſelben als Favoritinnen gelten. Die Mäd: chen und Frauen werden fäuflid erworben .
In den
meiſten Fällen genügen 30 bis 50 Lanzenſpitzen , um ſich
Arbeit erzielten Kulturen finden ſich auf dem den Geivä
mit dem Vater oder früheren Beſißer der Frau abzufinden ;
ſern naheliegenden fruchtbaren Boden, dort, wo die Nähe der üppigen , alles weit hinaus überragenden Stammvege tation mit ihrem didyten und kaum durd )dringliden Unter holze, verſchlungen und verfilzt durch Ranken und Sdyling gewädyſe - der tropiſde Urwald dieſer Zonen — dem aus der
aud wird unter Umſtänden ein kleineres Mädden oder eine Sklavin mit in den Kauf gegeben . Entläuft
Ferne ſpähenden Auge das Einzelne entrüdt. Die Gebiets
die Frau zu ihrem früheren Herrn oder einem anderen , 10 wird im geringſten Falle die erſte Einzahlungsſumme der Lanzenſpißen zurückgefordert. Eine Ausnahmeſtellung des Weibes trifft man bei den Monbuttu - Völkern , jenſeits Während in den nördlichen Negerländern
jumme der Wildnis iſt in allen dieſen Ländern unermeß=
des Uelle, an .
lid, groß und ſteht zu den wenigen verſtedten Kulturfläden
die Frau ein zurüdhaltendes , ſchüd )ternes Weſen verrät, großen Männerfreiſe Sit hat und auf ihre
in faum nennenswertem Verhältnis.
niemals im
In der Darlegung der ſpezifiſchen Eigentümlicykeiten der Sudanneger erſcheinen vorerſt die von Junker geäußer ten Anſchauungen in Hinſicht auf die Nüancierung ihrer gautfarbe von allgemeiner Widytigkeit. Die Farbenſkala
Hütte angewieſen iſt, tritt die Monbuttu - Frau in den ge ſellſchaftlichen Verkehr ein und pflegt bei den Sißungen und Verſammlungen der Männer Teil zu nehmen , wobei jie alle Sdwädyen harmloſer weiblicher Eitelkeit zeigt.
der Negerhaut iſt unendlich variierend. Sie ſpielt von
Wohl kaum iſt im Laufe der lezten Jahrhunderte von
den Farbentönen des hellgebrannten Kaffees hinüber zu den Nuancen der Tafelſchokolade bis zu dem dunkelſten
allen Haarfünſtlern der ziviliſierten Welt eine Friſur er badyt worden , die nicht ein Analogon unter den Haar
Kaffeebraun. Andererſeits nähert ſie ſich dem Aſdygrau
friſuren der Neger finden ließe. Beſtimmte Völkerſdaften, zu denen hauptſädılich die Niam -Niam und Monbuttu ge
bis zu deſſen tiefſten Tönen mit blau-ſdhwärzlichem Unter grunde und erinnert hier an den gewöhnlichen Begriff der ſchwarzen Farbe , erreicht jedoch niemals den Farbenton,
den uns die chineſiſche Tuſche wiedergibt. Die Ausdrucs weiſe „ſchwarz wie Ebenholz“ oder „ lebende Ebenholzware" iſt demzufolge gleid falls inkorrekt. Wenn man für das fragliche Gebiet und die dasſelbe bewohnenden in Spracje,
Sitten und Gebräuden vielfach verſchiedenen Völkerſchaften in Betreff der Hautfarbe ganz allgemeine Geſidytspunkte
aufſtellen wollte, ſo würden dieſe in die wenigen Worte zuſammenzufaſſen ſein , daß die licyteren Töne der Haut, von Norden und Oſten ausgehend, nad Süden und Weſten hin zunehmen . So treffen wir an dem Geſtade des oberen
Nil und ſeiner großen Zuflüſſe , im Bereiche des Sobat und des Bahr el Ghajal, verhältnismäßig die am dunkelſten gefärbten Negervölfer an (Sdyilluk, Dinka , Nuehr, Bor, Bari u. 1. w .). Weiter ſüdlich dagegen breiten ſich die
hören , konzentrieren eine ſtaunenswerte Erfindungsgabe
auf die Haarkünſtelung. In Monbuttu opfern die Favo ritinnen der Häuptlinge der Haarfriſur im Verein mit einer kunſtvollen Bemalung ihres Körpers, Junker glaubt nicht zu übertreiben , die meiſte Beit jener Jahre, in denen ſich
menſdylide Eitelkeit gefällt. Er jah dort Muſter ähnlich unſeren Parquetböden in roter und dywarzer Farbe über den ganzen Körper ausgeführt, in erſtaunlicher Regelmäßig keit und mit Sorgfalt hergeſtellt, die einen hohen Effekt
erzielten. Man bedient ſich hiezu der leichten Waſſerfarben, die nad) wenigen Tagen erneuert werden müſſen.
Bei der Erwähnung von Sitten und Gebräuchen ſei hier einer grauſamen Unſitte gedacht, die unter dem Niam Niam -Volke üblich iſt. Untreue nämlid, wird dort in der Weiſe beſtraft, daß dem Frevler die ſämtlid)en Finger beider Hände abgeſchnitten werden , wenn er nicht, wie in
Ein Vorſchlag zur Ausfiillung der ' iiden im geographiſchen Lehrmittel- Apparat.
einzelnen Fällen , dem Todesurteile verfällt. Die Teil haberin unterliegt häufig einer ähnlichen Strafe unter der imaginären Milderung, daß ihr nur die zwei letten Finger glieder , dody gleichfalls aller Finger beider Hände ampu tiert, reſp. mit der Art abgehadt werden . Auch Diebſtahl wird bei den NiamNiam abnlid beſtraft.
Erfährt man
id ließlidy, auf welde Weiſe in den meiſten Fällen Urteile verhängt werden , und daß die Dpfer gewöhnlidy ſchuldlos der Strafe verfallen , indem Schuld und Unſchuld von einem Drafelausſprudye abhängig gemacht werden , ſo er
wedt die Art der Rechtspflege tiefes Bedauern . Es führt dieſes bei der Beſpredjung der Urſachen von Zwiſt, Hader und Feindſeligkeiten der Negervölker zu einem wei teren Hauptfaktor in dieſer Beziehung, der niemals ſchweigt, täglid, Opfer fordert, verhängnisvoll an beſtehender Freund idyaft zerrt und dieſe häufig in bittere Feindſchaft verwandelt. Es iſt der Aberglaube in den kraſſeſten Formen , doch in tereſſiert hier ſpeziell der feſte Glaube an den Ausſprud)
eines befragten Drakels , von deſſen Deutung jede Hand lung, jedes Unternehmen , die Sdyuld einer Perſon u. 1. w .
abhängig gemacht wird. Was jedod, am verhängnisvoll ſten wirkt, iſt der Umſtand, daß das Drakel grundlos über die Abſichten irgend welder Perſönlicyfeiten befragt wird.
Bei der beſtändigen Furdyt und dem Mißtrauen des Negers gegen einen vielleicht bis dahin feſt befreundeten Stammes .
631
Uebelthäters, wozu das erwähnte Augurium in jedem Falle verhilft. Der Beſchuldigte iſt dem Tode geweiht und ver fällt nad, dortigen Sitten dem Kannibalismus . Die Anthropophagie findet unter den Negerſtämmen des zentralen Afrika eine weite Verbreitung. Die früher er: wähnten nördliden und öſtliden Völker perhorreszieren
den Genuß des Menſchenfleiſdes, und beginnt dieſe Un ſitte erſt mit den Niam -Niam , denen ſich weiter ſüdlich alle Stämme am Uelle anſchließen . Die Völkerſd)aften buldigen jedoch in verſdiedenem Grade dem Rannibalis: mus. Von dem Niam -Niam -Volfe z. B. iſt nur ein Teil dieſer Unſitte verfallen. Meiſt werden dort Individuen feindlicher Stämme und im Kriege Erſchlagene der Sucht nach Fleiſchnahrung geopfert , während die Verſtorbenen und eigenen Angehörigen wie andernorts der Erde über:
geben werden . Viele der Niam -Niam , die im übrigen wohl alles genießbar finden, was da kreucht und fleucht“, verweigern den Genuß des Fleiſches vom Schimpanſe und Junker fand hierin einen leitenden Anhaltepunkt für die Ver breitung der Anthropophagie unter dieſen Stämmen . Die Monbuttu beſtatten hingegen ihre Leidyen nicht und ver
fällt jeder Verſtorbene der Fleiſdygier dieſer Kannibalen . Die einzige menſdlide Regung vielleicht, die ihnen zum Teil geblieben , iſt darin ausgedrückt, daß nicht immer
bruder drängen ſid) Fragen auf, die, dem Orafel vorgelegt,
die Leiche eines Verſtorbenen von den Nädyſtangehörigen verſpeiſt, ſondern häufig an Fernerſtehende verhandelt
bei böſer Deutung zu Feindſeligkeiten führen. Die Arten der Augurien ſind verſdieden , dod iſt das , bänge der
wird. Die A - Madi nähern ſich in Beziehung auf dieſe Sitten den Niam -Niam , ſind aber unſtreitig gleichfalls
Niam - Niam auch unter anderen Völkerſchaften weit ver:
Rannibalen.
breitet. Es beſteht darin, daß einem Huhne ein beſtimm tes vegetabiliſdes Gift eingegeben wird. Von dem Leben bleiben oder dem Sterben des Tieres werden die Antwor ten auf die Fragen abhängig gemacht. In Zu zahlloſen Fällen wird dieſer Deutung ein Menſchenleben geopfert. Obgleich die falſche Deutung des „ bänges in einzelnen Fällen ſpäter erſichtlich wird , ſo bleibt doch der Glaube an das Augurium unerſchütterlid). Die Monbuttu bedie nen ſich außer dem ,, bänges nod) einer anderen Art des
Auguriums, dem eine beſondere Halle geweiht iſt. In dieſer ſind eine Anzahl mit dem Boden horizontal laufender glatter Bananenſtämme auf niedrige Füße geſtellt. Beim Befragen des Schidjals werden dieſe mit Hunderten ſehr glatter fingerlanger Rundhölzchen belaſtet, welche ſenkredyt zum Stamme in der Gleichgewichtslage erhalten werden follen. Die Manipulation leitet ein beſonders dazu ange itellter Augur.
Die Deutung hängt vom Hinabgleiten der
Hölzchen ab, welcher Umſtand in der Willfür des Auguren liegt, der beſtändig in der nächſten Nähe der Hölzchen mit begleitenden Worten und Rufen in die Hände klatſdyt. Durch dieſen Zauberapparat werden Perſönlido feiten und
angebliche Uebelthäter in Erfahrung gebracht. Der Aber
Ein Vorſchlag zur Ausfüllung der Lücken im geographiſchen Lehrmittel- Apparat. Die Ausfüllung der Lücken, welche ſidy mehr oder
minder einſchneidend im geographiſchen Lehrmittel-Apparat heute zeigen , wird in erſter Linie von ihrer Erkenntnis, jodann aber von praktiſc) - brauchbaren Vorſdılägen über die vorteilhafteſte Art, ſie zu beſeitigen , abhängen. Nun
hat Ridhard Lehmann die Eröffnung eines Spredſaales in der „Zeitſchrift für Schulgeographie" (herausgegeben von A. E. Seibert ; ſiehe IV . Jahrgang, 2. Heft) vorgeſdlagen , um eine wirkſame Diskuſſion über die Verbeſſerung hieher
bezüglicher, auffälliger Mängel auf Grund der Erfahrung und einer jacykundigen Theorie zu veranlaſſen . Wer die Bedeutung zu würdigen weiß , welche dem Prinzip einer
richtigen Veranſchaulichung bei Einführung in unſere Wiſſen idhaft zukommt, wird zugleid, den Wert erkennen , der ſidy mit einer zuverläſſigen Ausführung des ausgeſprochenen Planes verknüpft. Und zwar umſomehr, als hiedurdy ſo
glauben der Kannibalen , daß ein natürlich eintretender
wohl die Anforderungen bei Herſtellung gewünſchter Hilfs
Tod durch Krankheit ſtets von einem Ueberlebenden durch
apparate möglichſt allſeitig aufgeſtellt werden können, wie
Zaubermittel bewirkt wird, erfordert das Auffinden dieſes
auch gewiß manche zur methodiſden Vervollkommnung der
Ein Vorſchlag zur Ausfüllung der Liiden im geographiſchen Lehrmittel-Apparat.
632
geographiſchen Disziplin in der Schule nüblidhen , aber wenig bekannte Reſultate langjähriger , gewiſſenhafter
Lehmann ſelbſt hat verſucht , mit der Realiſierung ſeines Vorſchlages zu beginnen, indem er ſich anſdidte, die
entbehrlid ſein. Hat der Zögling auf den Darſtellungen in Wandtafelformat die Dinge einzeln recht ſehen und die Symbole einer Karte allmählich gut erkennen gelernt, dann werden dieſe ihm auch in ihrer Geſamtheit und in ihrer mannigfaltigen Gruppierung, wie ſie in jedem Bild eines Landes auftreten, verſtändlich ſein.
Notwendigkeit einer planmäßigen Anleitung zum Karten
Ein anderes Deſideratum Lehmanns nimmt auf die
verſtändnis wiederholt auszuſprechen und die Anforderungen an eine ,,Schule des Kartenleſens“ nady ſeiner Auffaſſungs weiſe prägnant zu firieren. Unſer Gewährsmann empfiehlt den Gebrauch des jedem Schüler leichtverſtändlichen erſten Blattes vom neuen Habenidit'den ,,Glementar - Atlas " ( Juſtus Perthes), in dem er inſtruktive Darſtellungen für angedeuteten Zwed gefunden. Indes fann die Verwen
geographiſchen Charakterbilder , welche den Unterricht be leben und ein wohlthätiges Intereſſe am Stoff wadrufen und feſthalten ſollen , Bezug. In dieſer Hinſicht geſchieht nunmehr allenthalben viel Danfenswertes. Allein ein allzu: großer Eifer , der Sache zu dienen , nicht ſelten aber auch buchhändleriſche Spefulation überſab bei Herſtellung folder Illuſtrationen die klaren methodiſchen Prinzipien einer
dung leşterer ihren vollen Nußen nur dann ſtiften , wenn
richtigen Stoffauswahl. Auch in dieſem Fall ſollen dem
ihr die ausführlidie Erläuterung von Seite des Lehrers
Sdüler durch eine Anzahl charakteriſtiſcher Wandtafel
vorangegangen. Um dieſer den Charakter eines Stüdwerkes
bilder die geographiſchen Erſd)einungen vorerſt einzelnen
zu nehmen , fordert Lehmann ferner ,,Demonſtrationen an
nach ihren Hauptmerkmalen verſtändlid, gemacht werden ; dann wird von ihm das Weſentliche an anderweitigen typiſden Illuſtrationen (im Lebrbuch 2c.) erfannt. Dabei mödyten wir allerdings die Frage offen laſſen, ob es überall und bedingungslos wünſchenswert ſei, daß die in der Hand des Sdülers befindlichen Abbildungen den vom Lehrer zu
Praris infolge ſolcher Anregungen einem weiteren Kreiſe zugänglich gemacyt werden dürften .
entſprechenden Wandtafeln ", wobei die eigene Zeichnung des Lehrers nur teilweiſe und mehr ſubſidiarijd) einzutreten
haben wird, teils um einzelne Züge der gedructen Tafeln beſonders hervorzuheben , teils um die Erfaſſung gewiſſer
Formen und Verhältniſſe ſeitens der Schüler dadurdy zu ſchärfen , daß man ſie vor ihren Augen entſtehen läßt. Dod wird eine derartige Einführung in das Weſen der fartographiſchen Bilder erdkundlider Objekte in langſam
methodiſchem Stufengang, auf dem Weg ſpezieller Detail lierung, zu erfolgen haben . Dabei liegt es naturgemäß im Intereſſe eines allmähliden , geſicherten Fortſchreitens, daß eine Mehrzahl geographiſder Anſdauungsblätter mit enger Beziehung auf die in den Kartenentwürfen enthaltenen zeidyneriſden Elemente zur Verwendung kommt. Dieſer Vorſchlag, wenn auch nicht zum erſtenmale der Lehrerwelt nahegelegt und nach ſeinen einzelnen Richtungen hin von Schulmännern vielfach ſchon verwirklidyt, hat unbeſtritten einen praktijden Kern , welcher den erſtrebensiverten Erfolg des geographiſchen Unterrichts weſentlich mit herbeizuführen
Grunde gelegten Darſtellungen eines großen Typenatlas Erſt nach Erklärung einer Anzahl ſpezieller Wandtafeln mit den wichtigſten Relief- und Ver getationsformen immer unter Mitberückſichtigung des zu
entſprechen ſollen.
gehörigen Tierlebens (die Behandlung ethnographiſcher
zweckmäßig einzurichten ſei, ideint nad Lehmann zunächſt im allgemeinen auf dem ſchon erwähnten erſten Blatt des Habenidyt'iden Elementar- Atlas angedeutet zu ſein.
Typenbilder ſei für diesmal beiſeite gelaſſen) ſoll die Zu ſammenſtellung einer größeren Menge verſchiedener Formen erfolgen. Einzelne der bisher vorhandenen Tafeln verſchiedener Sammlungen (ſo die von A. Lehmann , Hölzel, die jüngſt erſchienenen erſten 2 Tafeln von Kirdhoff und Supan 2c. ) enthalten manche wohlbrauchbare Typen zur Veranſdau lidung des Inhalts der unabläſſig im Unterridyt vorkom menden phyſiſch -geographiſden Begriffe, deren Klarlegung durchaus in den Vordergrund zu ſtellen iſt und mit Bewußt ſein und Planmäßigkeit verfolgt werden ſoll. Für die Unterſtufe des geographiſden Unterrichts dürfte es ſich ſogar empfehlen , blos folche Typen vorzuführen , damit der Schüler fich erſt gewöhne, mit den ihm entgegen
Vor allem iſt dem Schüler die Verſchiedenheit der
tretenden Benennungen ganz beſtimmte Vorſtellungen zu
Auffaſſung des Plan- oder Kartenzeichnens von jener des
verbinden , ebe er auf einer höheren Stufe etwas mehr in die Mannigfaltigkeit der Erſcheinungen eingeführt wird. Getreue Darſtellungen beſtimmter, wirklich vorhandener Landſdaften wären zum Sdyulgebraud, das Wünſdens werteſte ; allein man darf bei Beſchaffung dieſer Vorlagen nötigenfalls auch eine Kompoſition nicht ſcheuen , wenn
befähigt iſt.
In welder Weiſe eine Anleitung zum Kartenleſen
Landſdaftszeichners vorzuführen .
Dann aber muß die
Entſtehung der einzelnen Signaturen des Kartenbildes nad dem Grundſaß vom einfachen Einzelnen zum zuſammen geſeßten Vielfachen durch eine Reihe von Doppelanſichten - von der Seite (Landſchaftsbild) und jenfrecht von oben ( Plan , Rarte) - an der Hand von Wandtafeldarſtellungen klar gemacht werden . Eine ſpeziellere Einführung in die Skala der Sdyraffenſtärke und in das Verſtändnis der Slobypſen wird für den Schulzwed im allgemeinen, unbe dingt aber während der erſten Anleitung zum Kartenleſen
ſolche der Natur keinen Zwang anthut und als typiſdy zu erachytende Erſcheinungen in naturgemäßer Vereinigung zu: ſammenfügt. Ein beſtimmter, erläuternder Tert zu ſolchen Bilderwerfen darf für die Hand des Lehrers nie fehlen.
Lehmann hat mit ſicherem Blick eine Anzahl der haupt
Sorcillet in Schoa nud Kaffa .
jädlichſten Begriffe aus der phyſiſden Geographie hervor geboben , deren Erläuterung durch twpide Darſtellungen
wohl jeder Chrer der Erdfunde als notwendig cradytet. Daß audy gut eingerichtete Modelle, inſonderheit von Ob jeften, deren widytige Eigentümlichkeiten durch die einſeitige Darſtellung eines Vildes nidyt leidt zur völligen Klarheit gebradit werden können , wertvolle Hilfe leiſten , bat nidit beſonders erwähnt zu werden . Auch hier iſt indes die Anlehnung an einen beſtimmten Pulfan , Paß ac. feincs :
wegs nötig. Bei naturgemäßer, aber generaliſierter Non ſtruktion wird zudem der Preis feineswegs notwendig ein boher ſein . Endlid jei noch dem Muniche Lehmann's nad ciner
Sujammenſtellung der 10 jchr zerſtreuten Sitteratur zur
Methodik des geographiſden Unterrichts in der Art, wie Ludde in ſeiner ,,Gedichte der Methodologie der Grofunden es bis zum Jahre 1848 gethan , mit Vergnügen beigepfliditet. Einer Disziplin , weldie nach dieſer Seite im ganzen nodi
ſo vieler Ergänzungen bedarf , ſoll kein aus reider Er fahrung oder beſonnenem Erperimentieren entnommener
Sat zu Grunde gehen .
Aber wie häufig iſt dies bis
Er wird in Zuſammenhang mit der Erpedition Bremond gebradit ( „ Ausland“ , Nr. 12), bat ſid, aber dann wieder mit dieſer überworfen ; dieie folgt andererſeits ſeinen Spuren und baſiert auf ſeine Pionierarbeit kommerzielle
Erpeditionen . So viel dürfte ſicher ſein : Soleillet ſuchte eine Handelsverbindung zwiſden Dbok und Schua auf Grundlage eines neuen Karawanenweges zu ſchaffen und
das iſt ihm gelungen ; er verſuchyte auch außer Obok in Sagallo cine Schiffsitation in der Tabdurra - Bai zu gründen und das iſt ihm nicht gelungen. Mit Rüdſidit auf dieſe bis jetzt bekannten Umſtände
und Ereigniſſe wird ein Brief Soleillet's aus Schoa vom 3. Februar 1883 gewiß von beſonderem Intereſſe ſein. Soleillet verſtand es , das Vertrauen des König : Menelit von Sdoa zu gewinnen und von ihm einen Ge leitsbrief nad dem ſidweſtlid, gelegenen Kaffa zu erhalten . Gr verlich Anfober, die Hauptſtadt Sdoa's, am 13. No vember 1882, über dritt am 29. November den Gibe, cinen Zuflu des Omo, und betrat das Gebiet von Dichema, das vor ihm noch von keinem (?) Europäer beſudyt worden
ſein ſoll. Der fiaffeebaum wädiſt hier wild und bildet das Unterbolz in den Waldungen . Die Bevölkerung erntet nur
beute noch der Fall ! Wir find überzeugt, daß mandes Trefflide in sicer Hinfidit , treldes cine weitere Nach abmung mehr lohnen würde , als vieles oft nur allzulaut
futrbandel eriſtiert nicht.
Angeprieſene, ſeinen Weg nidyt über den Raum cines Lehr
Kaffa ein, weldies vor ihm nur von Abbadie und Maſſaglia
jaals binaus findet. Mit Mübc bat basicbe vielleidt
betreten worden war. Der König und ſeine Mutter, welde ibren Stammbaum auf Salomon und die Königin von Saba zurüdführen , haben ſich mit einem grotesten Zeremoniell umgeben , um ihre fürſtlide Autorität zu fidern .
eine langjährige Praris aufgefunden und erprobt ; ein Cinzelner oder wenige mur üben dasſelbe mit Erfolg , der
Mehrbeit aber geht es verloren.
ſo viel , als ſie zum eigenen Bedarf gebraucht ; ein Aus Soleillet traf wohlbehalten in
Die Miniſter und Großen des Reidies dürfen nur in
Soleillet in Shoa und Kaffa.
Sklavengewänder gehüllt und rückwärts gebend dem Throne ſid nähern; zuſammengefauert in einer Ede müſſen ſie, das Geſicht von der erhabenen Majeſtät abgewendet, ibre Vorträge halten. Verläßt der König ſeine Palaſthütte,
Soleillet gehört zu jenen nie raſtenden Charakteren ,
ſo verhüllt er ſich mit einem alten ſdymußigen Sack und
welche fridyweg beginnen , um eine planmäßige Durd ) führung ſid) wenig kümmern , Miferfolge von ſich ab :
beſteigt das elendeſte Pferd , das man auffinden kann. Die ihn begleitenden Eunucen treiben die etwa Neugierigen
idütteln , als wäre nichts paſſiert und triumphierend be:
mit Peitſdienbieben zur Seite ; wer ſid) rühmt, den König
richten , wenn nur ein glüdlider Sdiritt vorwärts gethan
geſehen zu baben , iſt des Todes .
worden . Solce Charaktere müſſen im dillerndſten Lidyte erſcheinen und ſich alle möglichen Titulaturen , „ Schwindler, Abenteurer" 2c. gefallen laſjen . Wer im ,, Ausland s. 3. die franzöſiſden Zeitungen entnommenen Notizen in den
Kaffa ſelbſt iſt ein äußerſt fruchtbares Cand. Der
l'affee wird in Ueberfülle kultiviert; er iſt vortrefflid, und
Nummern 12 , 19 und 21 burd lieſt und ſich vergegen
ſehr billig. Täglich fallen Regen. Soleillet kehrte nadı Ankober zurück und gedenkt mit einer Geſandtidaft des Königs Menelik in Balde nad
wärtigt, daß die Idee einer „Sabara -Cijenbalin “ mit dem Namen Soleillet verknüpft iſt, der wird nid ) t umbin
Franfreid) zu kommen . Er hat ſeit dem 28. November 1881 , dem Tag , an welchem er ſich in Havre nad Obok ein
können , den Unternehmungen dieſes Franzoſen die Werf
diffte, viel erreidt : eine Handelsſtraße nach dem Innern,
male mindeſtens des ,,Abenteuerlichen " zu vindizieren. Und doch hat er ſchon Poſitives erreidyt und man bringt von ihm immer neue Naduridten , welche die Möglichkeit unerwarteten Erfolges in Ausjidt ſtellen. Leider kann man aus feinem franzöſiſchen Blatt mit Beſtimmtheit erfahren : was iſt der Plan Soleillets , ſteht ſeine Unternehmung auf eigenen Füſſen oder iſt er der Sendling irgend eines Konſortiums ?
die unumgänglich notwendige Freundidaft des Fürſten von Sdoa und zwar in ſo hohem Grade , daß dieſer fidh jetzt unter das Protektorat Frankreidos ſtellen will ; den Zutritt zu den Ländern von Kaffa , welche nach ſeiner
Schilderung den beſten Kaffce in Ueberfülle produzieren . Nur eines ſcheint er entweder verſcherzt oder nicht gewonnen zu baben – die Einwilligung des Sultans von Sela
Aus der neueſten litteratur über Kambodſcha .
634
die Rüſte der Tadſdurra-Bai und die hier ausmündenden
weniger die fühne und großartige Konzeption dieſer Mo: numente, als die vollfommene Harmonie ihrer Teile. Die
Karawanenwege. Rivoyre (ſiehe ,, Ausland " 1882, S. 319)
khmeriſche Kunſt, entſproſſen aus der Verbindung Indiens
hatte Ende 1880 deſſen Zuſtimmung zur Gründung der
mit China, gereinigt, veredelt von Künſtlern, die man die
zur Durchführung ſeiner Handelsprojekte.
Dieſer beherrſcht
1
franzöſiſchen Kolonie Obok erlangt ; als jedoch offenbar
Athener des äußerſten Drients nennen könnte , iſt in der
wurde, daß Obok nicht nur eine Schiffahrtsſtation , ſondern
That als der ſchönſte Ausdruck menſchlichen Genie's in
aud Erporthafen werden ſollte , daß die Franzoſen den
dieſen weiten Gebieten zu betrachten. Wohl entfernt ſie
Handel nad Schoa und den Gallaländern an ſich reißen würden, da begann Abu Bekr, der Sultan von Sela, die europäiſche Niederlaſſung in jeder Weiſe zu bekämpfen . Allgemein wird er als der moraliſche Urheber der Ermor dung der Franzoſen Lucereau und Arnour in Obok ( An : fang 1882) bezeichnet. Man erkennt, daß Soleillet ſein Unternehmen auf gut Glück gewagt, daß er aber die Baſis desſelben, die
ſid) von den großen klaſſiſden Werken des Mittelmeer
Sicherung des Erportes nach der Meerestüſte, gänzlich der Zukunft überlaſſen hat. Zu ſeiner Entſchuldigung jedoch muß angeführt werden, daß er die feſte Erwartung hegen durfte , der Staat Frankreich werde die Mörder ſeiner
Bürger in Obok züchtigen und dadurch ihm das notivendige
bedens . Da ſind es nidt mehr majeſtätiſche Säulen hallen , nicyt die ruhig großen Flächen Griechenlands oder Aegyptens. Es ſind im Gegenteil mühſame, verwirrte Formen : Ueberlagerungen , vielfache Rückſprünge, Ver ſchlingungen , niedere, durchbrochene Galerien, zadige Türme, Pyramiden mit unzähligen Etagen und Spißen , eine äußerſte Verſchwendung von Ornamenten und Skulpturen, beſtändige Effekte von hell und dunkel, welche den Geſamt eindrud bereichern ohne ſeine Würde zu ſtören und die merkwürdig harmonieren mit dem lebhaften Tageslicht in der üppigen Vegetation der Tropen . Es iſt mit einem Wort eine andere Form des Schönen.
Die Kunſt der Rhmer iſt für uns unter drei Geſichts
Anſehen bei dem Sultan von Sela verſchaffen. Das iſt aber nicht geſchehen. Bevor nidit die franzöſiſche Republik durch einen Gewaltakt in der Tadſchurra -Bai Leben und
punkten von Bedeutung: Dieſe Kunſt , welche Ferguſſon
Eigentum der Koloniſten abſolut ſicher ſtellt, bleibt das
von ſo forgfältiger und gewandter Arbeit ſeien , wie kein
Unternehmen Soleillets allen möglichen Zufällen ausgeſept und infolgedeſſen - ein abenteuerliches.
anderes gleichzeitiges Volk im Drient oder Dccident ſie
B.F.
mit den großen Worten charakteriſiert, daß ihre Erzeugniſſe
leiſten konnte, iſt vor allem ein Zeugnis für die hobe
Rultur, deren zu einer Zeit die Völker des ſüdlichen Hinter: indien fähig waren . Zum anderen führt ſie uns eine merkwürdige Abzweigung und Sonderausbildung der indi
ſchen Kunſt vor. Und endlich lehrt ſie uns das Leben
Aus der neueften ſitteratur über Kambodſcha.
und Denken von langvergeſſenen Völkern unter dem Ein fluß von Kulturſtrömungen kennen , welche wohl weit über
III .
dieſe Länder am unteren Mekong hinausreichten und darum Die alten Bauwerke der Khmer.
Die Vorfahren der Khmer haben in ihren Meiſterwerken
aus Stein ein glänzendes Zeugnis ihrer Größe hinterlaſſen. Ihre Monumente, zahlreich und herrlich, bedecken das ganze
Land. Aber ſie ſcheinen gleich ihren Urhebern in Vergeſſenheit bleiben zu follen , und man hat Mühe, ſie unter der tropi
ſchen Vegetation , welche ſie umwuchert, wiederzufinden.
von großer völkerkundlicher Bedeutung ſind. Unter allen dieſen Geſichtspunkten war es vollkommen gerechtfertigt, wenn Ferguſion in ſeiner ,,History of Architecture in all countries" das Kapitel über die damals neuentdecten Ruinen von Rambodida mit den Worten begann : Seit
der Aufdeckung der aſſyriſchen Ruinen iſt die Entdeckung der verfallenen Städte Kambodſcha's die wichtigſte That ſache in der Runſtgeſchichte des Drients."
Erſt durch dhineſiſche Annalen des 13. Jahrhunderts wurde man auf ſie hingewieſen. Als 1858 der franzöſiſche Natur forſcher Henry Mouhot an die Stelle der alten Metropole
Die Ausdehnung der kambodjdhaniſchen Ruinenſtätten iſt die erſte Thatſache, welche ſich aufdrängt. Der Tempel von
Angkor gelangte, fand er den Inhalt der chineſiſchen Be richte vollſtändig beſtätigt. Er hinterließ ein Werk voll
Angkor-Vaht bedeckt für ſich allein ein ebenſo großes Areal wie der von Karnak. Große Anſammlungen von Ruinen hat
Begeiſterung für jene „ Michel Angelo's des Orients ", deren Genie ſolche Wunder ausſann und erſchuf. Bald
man bis heute mehr als fünfzig, iſolierte Bau- und Bild :
nad Mouhot's Reiſe erfolgte die franzöſiſche Okkupation .
bodſcha. Die zahlreichen Vaureſte des alten Tſiampa und der Laosländer harren erſt noch der Aufdeckung. Wenn
Der Kommandant Doubart de Lagrée unternahm , von
Gelehrten begleitet, 1866 , 1867 und 1868 eine mühſame
Forſchungsreiſe in Hinterindien. Auch Delaporte war da mals dieſer Erpedition zugeteilt und ſchreibt in aufrichti ger Begeiſterung : Der Anblick dieſer fremden Ruinen hat mich mit lebhaftem Staunen erfüllt.
Ich bewunderte nicht
werke zu Hunderten gefunden und zwar allein in Kam
man alle dieſe Bau- und Bildwerke des engeren Kultur freiſes der Khmer mappiert haben wird, werden Duadrat
meilen mit den Ruinen bedeckt erſcheinen. Bei ſolder Maſſenhaftigkeit iſt die Kunſt und die Kunſtfertigkeit, von der ſie Zeugnis geben, eine um ſo bemerkenswertere. Das
Aus der neueſten Litteratur über Kambodſcha.
Material iſt in den meiſten Fällen ein feinkörniger Sand ſtein, der in hobem Grade zu jener reichen, geradezu über: quellenden Skulptur geeignet war, mit welcher wir die Architekturen hier bedeckt, ja überladen ſehen . Delaporte
635
bat in der Pyramide von Ra-Reo Blöde von 4 m. Länge bei 14, m . Höhe und 1 m. Breite gefunden. Noch größere
Blöde ſind in den Bauwerken von Angkor in beträchtlicher Höhe zur Verwendung gekommen . Große Ziegel von
OLD
hudra auf dem dreiföpfigen Elephanten Airawaddi. Thürſims von Melea .
reinem Thon und wundervoller Feſtigkeit kamen ebenfalls
während die zu beiden Seiten nur einen ornamentalen
zur Verwendung. Dieſelben wurden ſpäter kleiner und gröber. Die Feinheit und Sorgfalt der Bearbeitung vergleichen Kenner nur mit der in den ägyptiſchen Reſten -zu findenden. Von Metallen wurde in großer Ausdeh: nung Blei zur Dachdedung (Gerbard v. Wüſthof ſah 1641 in Niederlaos einen Glockentempel, der mit ganz vergoldeten Bleiplatten gededt war) verwandt. Eiſen kommt in Geſtalt
Charakter hatten .
von Klammern und Bolzen vor und letztere wurden in
Blei eingeſeßt. Kupfer verwandte man in großer Menge und es foll Pagoden gegeben haben, die ganz aus Kupfer
beſtanden , d. h. wahrſcheinlich mit Kupfer verkleidet waren . Bauhölzer , an denen bekanntlich Hinterindien , das große
Land des Teakholzes , ſo reich iſt, fanden gleichfalls aus gedehnte Anwendung. Die kirchliche und weltliche Baukunſt waren im Lande der Khmer gleich hoch entwidelt. Aber es iſt ſchwer , die eine ſtreng von der anderen geſondert zu halten , denn
in manchen Palaſtanlagen ſind Tempel miteingefügt und andererſeits dominiert oft ein Tempel eine große Zentral anlage, in welcher Paläſte und andere bürgerliche Gebäude an vorbeſtimmten Punkten ihre Stelle finden. Es gibt
daſelbſt ſogar Tempel, welche als Feſtungen dienten. Beide Arten von Anlagen ſind mit Wällen oder Mauern um geben , deren Kämme kreneliert, in Form von Lanzenſpißen
Die aus ſchmalen Wölbungen aneinander gereihten Brüden wurden ſo feſt konſtruiert , das ſie ſich bis heute gegen die Einwirkungen der Hochwaſſer gehalten haben. Die größte von ihnen iſt die Brüde von Spean - Teuf, welche 145 in . lang und 34 m . breit iſt. Die zu den Feſtungen führenden Brüden haben oft mehr als 40 m . Breite. In dem reichen Skulpturenſchmuck der Brüden ivogen vielföpfige Schlangen, Löwen und Greife vor. Man hat aber auc) Brüden , die von Reihen runder Säulen
begleitet werden , während von anderen wieder Treppen zum Waſſerſpiegel hinabführen. Zu den reidſt ausgeſchmückten Werken der Khmer Architektur gehörten die Terraſſen , auf welchen Tempel und Paläſte ſid, erhoben . Mit Vorliebe wurden ſie ans Waſſer vorgeſchoben. Ja es gab völlig im Waſſer ſtehende
Bauten, weldhe an dienoch heute in Hinterindien in großer Ausdehnung geübte Sitte des Pfahlwohnertums erinnern. 1 Die Waſſerfronten der Teraſſen gewähren mit ihren
Säulenreihen , ihren Löwenwächtern u. 1. w. noch heute einen großartigen und oft ſchönen Anblick. Entſprechend waren die Treppen , welche zu den Teraſſen hinaufführten. Gedeckte Säulengänge, oft dreiſchiffig und mit ge
wölbter Ueberdachung angelegt, gehören ferner zu den
flankiert werden . An ihrer Innenſeite führen oft gedecte
Lieblingsmotiven der fambodſchaniſchen Architekten. Mit Vorliebe läßt man folche Gänge ſidy ſdyneiden und über
Gänge zur Sicherung der Verteidiger , während außen breite Gräben zur Verſtärkung angebracht ſind. Brücken führten über dieſe hinweg nach den Thoren, welche zu den mit dem reichſten ornamentalen Schmuck verſehenen Teilen der Städteanlagen gehören. Auf den Brückenpfeilern wurden Bildwerke aller Art aufgeſtellt und über manche
dieſem Falle ſind ſie ſtreng nad) den Himmelsgegenden orientiert. Oder man führt ſie gleich einer Umwallung um den Tempelfrieden , verdoppelt , verdreifadht ſie und fügt noch die ſich freuzenden Galerien hinzu. Waſſerbecken (heilige Teiche) zu beiden Seiten des Haupteinganges geben
von ihnen ſchritt man wie über Triumphalwege dem Thore
neuen Anlaß , um die zwiſchen beiden durchführende Zu
u. dgl. ausgeſchnitten ſind , oder welche von Türmchen
zu. Die leşteren legte man mit Vorliebe dreifach an, in der Art, daß der mittlere Eingang der eigentliche war,
dem Schneidepunkt einen Tempelbau fich erheben. In
1 Vgl. die Abbildung von Prom -Pen S. 617.
636
Aus der neueſten Litteratur über Kambodſcha.
gangsgalerie vder -Straße in Brückenform anzulegen oder in Terraſſen zu dem heiligen Waffer hinabſteigen zu laſſen .
zentrale Tempel, die drei ihn umfaſſenden Galerien und die Türme und Türmchen über den lebteren ſind Grund
Türme erheben ſich an den Eden der Galerien : Der
züge -jedes größeren fambodidaniſdien Tempelbaues aus
FO
18 Thorbogen in den Ruinen von Preafhan.
der Zeit der Khmer. Ebenſo regelmäßig gehört dazu der
uingebende Park, in deſſen Alleen die Hauptzugänge der Tempelanlage fid verlängern , und durch welchen Kloſter
und prächtige Wohnungen der Fürſten zerſtreut waren . Ihn umgab ferner oft noch eine Mauer mit Graben und dieſes ganze war dann der Kern einer Stadt. In den
Kleinere Mitteilungen .
637
Ecken dieſer Mauer erhoben ſich nicht ſelten weitere Tempel.
wie denn die Wölbung , wiewohl in den Grundzügen ge
Außerhalb der Mauer drängten ſich die aus Holz flüchtig
kannt , in all' dieſen Bauten wenig zur Anwendung kommt. Wenn von den gewöhnlichen Wohnhäuſern der Khmer uns nur die Abbildungen auf den Basreliefs der Kirdyen und Palaſtmauern geblieben ſind , jo dheint andererſeits
aufgebauten Hütten des Volkes, die Kaufhäuſer u. dgl. zuſammen. Eine beſondere Gruppe von Bauten bilden die Stufen Pyramiden , welche vom einfachen Hügel bis zu mäch
die Tradition in denſelben eine ſo lückenloſe geweſen zu ſein,
tigem Bauwerk ſid, erheben. Ihren Urtypus dürfen wir
daß die Häuſer, in denen die heutigen Kambodſchaner leben,
wohl in den künſtlichen Hügeln ſehen , welche die Kambodſchaner noch heute bei ihren religiöſen Feſten aufwerfen ,
Wohnſtätten. Dieſe Häuſer beſtanden aus bloß einem Stod
um auf der Spiße Fahnen aufzupflanzen und Feuer ab-
werk, das gewöhnlid etwa 2 m, über dem Boden lag
zubrennen. Auch die Sitte , ihren Königen Grabdenkmäler auf den Gipfeln von Hügeln zu errichten , knüpft wohl an den alten Pyramidenbau an. Die Plattform , welche immer zum Piedeſtal einer Statue oder ſonſt zu religiöſen Zivecken diente,
nicht weſentlich verſchieden erſdeinen von jenen alten
und auf deſſen Boden ſich die Säulen erhoben , welche das
weit vorſpringende Dach trugen , deſſen Giebel in Form einer Flamme ſich zuſpişte oder deſſen Grat zidzadförmig ausgeſchnitten war. Die Zwiſchenräume dieſer Säulen waren mit aufgehäng
unterſcheidet dieſe Pyramiden ſtär
ten Matten oder
fer als ihr ſtufen
Holzwänden aus
mit geſdynißten gefüllt und in
weiſer Aufbau von denjenigen
ben letteren iva ren Gitterfenſter
Aegyptens. Da her führen auch
angebracht. Der Wohnraum zer:
auf den vier Seiten Treppen zur
fiel in mehrere in
ähnlicher Weiſe
Plattform
von einander ge
und dieſe Trep
trennte Zimmer,
pen ſpringen öf ters in der Weiſe Grabdenkmäler fambodſchaniſcher Könige bei der Ruinenſtadt Lovec. vor ,
daß
der
beren rückwärtige von den Frauen
Grundriß der Pyramide nahezu ein achtſtrahliger Stern wird.
bewohnt waren .
An dieſe Pyramiden ſchließen ſich öfters Tempel an . Die-
ausīķließlich aus Holz. Es iſt wohl ſicher, daß aud) größere Bauwerke aus Holz aufgeführt worden ſind, der Holzreichtum der nördlichen Teile des Landes legte es zu nahe und wir haben audy merkwürdige Beiſpiele dafür,
ſelben ſtehen auch gleid) den Tempeln in der Mitte großer
umwallter Anlagen und haben in der Regel eine erkennbare Hauptfront , welche dem Oſten zugekehrt iſt. Redinet man hinzu , daß den Treppen Terraſſen vorgelegt ſind, welche einen ähnlid, reichen Skulpturenſchmud von Löwen-
Das Material dieſer Bauten beſtand
wiewohl in ſehr geringer Zahl, daß die Kunſt der Holz idynitzerei diejenige der Steinbearbeitung überlebt hat .
wädytern u. 1. w. wie die eigentlichen Tempelterraſſen auf-
Baſtian gibt in „ Die Völker Aſiens" die Beſchreibung eines
weiſen , ſo erkennt man , daß man hier nur eine andere Tempelanlage, nicht aber ein Aequivalent der großartig
mit reidſfulptierten , rotbemalten Holzplatten getäfelten und
einfachen ägyptiſchen Pyramiden vor ſich hat. Zwar ſind audy dieſe Pyramidentempel der Khmer von großartigen Dimenſionen. Delaporte maß die Seite einer quadratiſchen
mit Holzbildern ausgeſtatteten Tempels zu Buribun oder Majang- Bobo, welcher deutlich erkennen läßt , wie hoch der Stand auch dieſer Kunſt eiv it hier geweſen ſein muß.
Anlage dieſer Art zu 130 m.
Aus der Kombination der in der Fläche angelegten
Tempel mit dieſen Stufenpyramiden entſtehen die erſtaun lichſten Werke der kambodſchaniſchen Tempelbaufunſt, nämlid) die aus ſtufenweis übereinander emporſteigenden Stock werken ſid, aufbauenden Tempelanlagen , bei welchen Türme die Eden und Treppen flanfieren und das Prachtgebäude
des Allerheiligſten die Spiße der architektoniſchen Pyramide krönt. Man kann auch die Türme , welche die khmeriſchen Baumeiſter in jo großer Zahl erbauten , häufig als lang
Kleinere Mitteilungen. Die Alfa im oberen Nitgebiet. Dr. Emin Bei gibt in einer Zuſchrift an Petermann's Mit teilungen (Band 29, VII ) gelegentlich einer Rundreiſe in das Ge biet weſtlich von Ladó einige ſehr intereſſante Notizen über das
von Schweinfurth entdecte Pygmäenvolk der Akka. Sie ſind ein
ſam anſteigende Pyramiden von leicht gebogenem Umriß
reines Jägervolk, zerfallen in eine große Anzahl kleiner Stämme, die ſich jedoch nicht unter einander vermiſchen ; ohne feſte Wohn
bezeichnen.. Eigentliche Kuppeltürme kommen nicht vor,
ſitze, ziehen ſie im lande der Monbuttu und Amadi herum. Findet
Kleinere Mitteilungen .
638
ſich eine ihrer Geſellſchaften in der Nähe der Niederlaſſungen eines Häuptlings ein, ſo erbauen ſie ganz kleine Hütten, in welchen die Verheirateten wohnen, während die Unverheirateten ſich mit bloßen
des Rohmaterials in Jünnan ſelbſt liegt oder im benachbarten
Sonnendächern begniigen . Gewöhnlich richten ſie ſich in den Galerienwäldern ein , welche die Ränder der Waſſerläufe einfaſſen
mit einer nenen Nephritquelle in Hinterindien zu thun , welche
und die ihnen gute Jagdbeute, aber auch ſichere Verſtede liefern . Den betreffenden Häuptlingen liegt die Verpflichtung ob, Zerealien,
Birma, vermag ich nicht zu ſagen, und werden dieſes erſt weitere Unterſuchungen entſcheiden müſſen , jedenfalls aber haben wir es !
auch für dieje Gegend der Erde die „ Nephritfrage“ jo löjen dürfte, daß das Rohmaterial nicht fern von den verarbeiteten Objekten zu ſuchen iſt.
A. B. Meyer.
Suollen und was ſonſt zu ihrem Unterhalt nötig iſt, an ſie abzu
geben, wofiir der Ertrag der Jagdbeute, Felle, Federn, Schwänze ac.
Hauptnahrungsmittel der Bölfer in und um den Großen Dzean .
als Gegengabe empfangen wird. Sollte den Akka, was ſie fordern , verſagt werden , ſo ſind ſie äußerſt raciſüchtig und gefährlich), denn
Wein auch bei den Bewohnern der Juijelu des Großen Ozeans
ſie ſind ungewöhnlid, geſchidt im Gebrauche von Pfeil und Bogen .
und ſeiner öſtlichen und weſtlichen Geſtade infolge der verſchiedenen
Die Meſſungen , welche Emin Bei vornahm , ergaben bei einem
geographiſchen Breiten die Nahrung eine ſehr mannigfache iſt, ſo
Burſchen von 24-25 Jahren eine Größe von 1,24 m . , bei einem
geht doch aus einer Erwägung nicht allein der gegenwärtigen,
!
1
von 35 Jahren 1,36 m . und bei einem Mädchen von 14 Jahren,
das einer Kreuzung von Affa und Momvu entſproſſen , 1,40 m . Die Hautfarbe iſt hellgelblich bis rot durchſcheinend. Der ganze Nörper iſt von einem dichten , ſtarren , beinahe filzi :
ſondern auch der früheren Zuſtände, ſoweit bislang Quellen dieſer
oder jener Art Aufſchluß darüber gegeben , das wenigſtens hervor , daß jene zahlreichen Stänime viel eher zu den vegetarianiſchen als
zu den omnivoren gehörten und auch jetzt noch zu zählen ſind. Ju Betreff der Ernährungsweiſe der Juſulaner möchten wir der
gen Haarw 11chs bedeďt , auffällig reich an der Bruſt , der ,
Nabel- und Schaingegend. Bemerkenswert iſt auch die Faltung der Haut, beſonders um die Augenwinkel, welche die Affa bei ihrem weinerlichen Geſichtsausdrud viel älter ausſehen macht, als ſie ſind . Penetrant und äußerſt unangenehm iſt ihr ſehr ſtarker
Schweißgeruch , der übrigens all den ſüdlichen Stämmen , wie den Monbuttu und Niamniam anhaftet; ſelbſt langer Aufenthalt im
Kürze halber nur auf die Werke von Waitz 11. a . verweiſen . Daß aber auch bei den Bewohnern des weſtlichen und öſtlichen Randes
dieſes größten Meeres Pflanzemahrung die hauptſächlidſte war and 311m Teil noch iſt, das ſpricht beſonders in ſeinen Schluß
worten Mar Steffen ( Die Landwirtſchaft bei den altamerikaniſchen Kulturvölkern , leipzig, 1883) deutlich aus. In den vier ſelbſt ſtändigen Kulturſtaaten auf der Oſtjeite, bei den Azteken , Mayas,
fremden Lande und äußerſte Sauberkeit ſchwächt kaum die Intent ſität dieſer Exhalation . Es wäre in hohem Grade intereſjanit,
zu erfahren , inwiefern und inwieweit die hier geſchilderten Affa mit den von Leutnant Wißmann angetroffenen Batua übereilta ſtimmen , ob an eine ethnographiſche Verwandtſchaft dieſer kleinſten Naturvölfer Funerafrika's zu denken iſt.
Chibchas und im Inkareiche (vergi. Journal der Londoner Geo graphiſchen Geſellſchaft 1883, F. 266 ), ward Maisbau überwiegend und häufig mit künſtlicher Bewaſſerung getrieben . Nur auf jenen Hodiflächen , auf welchen dieſe Pflanze nicht mehr gedeiht , treten
rtoffel und Quinoa an deſſen Stelle. Haus- und Zuigtiere fehlen. Bei den alten Japaneſen , deren Landeseinteilung der des Inka reiches ähnlich geregelt war und dem uralten Kulturvolt der
Nephrit in Hinterindien. Die Erpedition des Grafen Széchenyi förderte 11. a. das
Ergebnis zu Tage , daß große Maſſen von Jadeit aus Birma den Jrawaddi hinunter auf dem Seewege nach China geſchafft werden , und da in Kanton ein ganzes Viertel von Jadeſchleife
reien eingenommen wird , ſo muß man erwarten , ſehr viel von dieſem Jadeit dort verarbeitet zu finden.
Wie die Herren Damour
und Fiſcher fanden , hat dieſer birmaniſche Jadeit jedoch ein nie driges ſpezifiſches Gewicht , und zwar dasjenige des Nephrit , jo
daß nur eine chemiſche oder mikroskopiſche Unterſuchung bei jedem Stüde darüber entſcheiden kann , ob echter Nephrit oder Jadeit
mit dem ſpezifiſchen Gewichte des Nephrit vorliegt. Es war mı auf der anderen Seite auffallend, daß , ſoweit bekannt, die Mehr:
zahl der chineſiſchen Objefte aus echtem Nephrit 311 beſtehen ſcheint , und zwar aus anderem
als turfeſtaniſchen , welcher meiſt durch
ſeine Farbe charakteriſiert iſt, und ich ſprach daher die Vermutung aus, daß China noch andere Nephritquellen als die turkeſtaniſchen beſitzen möchte. Eine dieſer anderen Quellen ſcheint numehr
Chineſen bildet eine andere Graminee, der Reis, die Hauptnahrung. Für die nördlichen beiderſeitigen Geſtade fehlte uns bisher cinę genauere Kenntnis ; aber in Nordenſkiölds wiſſenſchaftlichen Ergeb . niſſen der Vega -Erpedition (dritte und vierte Lieferung) teilt F. R. Kjellman über die Nutzpflanzen der Tſchuktſchen mit, daß
dieſer Stamm , der doch ſicher die Speiſeordinung ſeiner Vorväter beibehalten, in ſeiner Verſorgung mit Nahrungsmitteln große Anſprüche an die dortige Pflanzenwelt ( andpflanzen und Algen) ſtellte. Dieſe Vorräte ſind nichts weniger als unbedeutend, ihre
Einbringung erfordert einen für ein Polarvolt außerordentlichen Grad von Ausdauer wid Umſicht und unterſcheidet dieſe ſo weſent lich von anderen Polarvölkeril, daß man ſich verſucht fühlen könnte, hierin einen Beleg dafiir zu finden , daß die Tſchuftſchen jene diiſtern , falten , dirftigen Gegenden am Strande des Eismeeres 11och nicht längere Zeit bewohnt haben , ſondern verhältnismäßig ziemlich ſpät aus ſiidlicheren Himmelsſtrichen dorthin gedrängt worden ſeien . Wein aus dem gegenüberliegenden arktiſchen Amerika während der letzten Dezennien durch Hooper , Whymper u . a. ähnliches be richtet wurde, wie einſt von Wrangell über die Tjduktſchen , ſo wird
entdeďt zu ſein und zwar in Jünnan, nicht ſehr weit von den Fund orten des Jadeit in Birma. Herr Anderſon nämlich hatte von ſeiner bekannten Expedition eine Reihe von Steinbeilen prähiſto
denn ſchon Parry berichtete von den Eingeborenen der Melville
riſchen Charakters aus dein Sandathal in Jünnan mitgebracht und
Juſel, daß ſie „ allerdings bisweilen Vegetabilien “ verzehren,
darunter foldie ans „ Jade" mit dem ſpezifiſchen Gewichte des Nephrit. Ich vermutete, daß es ſich bei dieſen Beilen um Jadeit mit niedrigem ſpezifiſchen Gewichte handeln fönnte und daß das Rohmaterial zu denſelben eben aus der bekannten Jadeitfundorten in Birma ſtamme, und erſuchte daher Herrn Anderſon in Kalfutta ilm eine nähere Auskunft hieriiber. Derſelbe war jo giitig , mir
Beechey erwähnte Gerichte, in welchen Beeren und Ampfer vor kommen und I. Simpſon , daß die Weſteskimo „ Beeren und ver
das vielleicht noch durch neue Forſchungen weſentlich modifiziert;
I
ichiedenie Wurzelarten “ genießen.
Auch Banfroft (The native
races of the Pacific States I , 340 ) ſchreibt: Die Kalifornier ſammeln eine große Menge Wurzeln , Beeren 11. ſ. w. als Winter proviſion . „ Die Thatſache, daß eines der pflanzenärmſten Länder
Stiicke der Beile einzuſenden , und es ergab ſich nach den Unter
wie Grönland unverhältnismäßige Beiträge zu den vegetabiliſchen
ſuchungen der Herren Frenzel und Arzruni, daß echter Nephrit vorliegt. Derſelbe iſt von ſchöner grüner und blaugrüner Farbe
Nahrungsquellen des Menſchen in ſeinen beerenreichen Heidege wächſen und ſeinen ſtärkemehlaufſpeichernden Lichenen leiſtet“ , ſchreibt Profeſſor Rakel in ſeiner Anthropo-Geographie S. 361 ,
und ähnelt daher äußerlich auch dem Jadeit. Ob der Fundor
Notizen .
639
,,deutet auf das nicht zufällige Zujammentreffen einer gewiſſen
2000 fl., die Naturwiſſenſchaftliche Geſellſchaft 1000 fl. beitragen
konſervierenden , ſchizenden Richtung der Natur mit dem Nahrungsbedürfnis des Menſchen .“ Auch die verſchiedenen Stämme auf der nordöſtlichen Seite diejes Ozeans ſind in uns bisher noch mbekannter Zeit aus jüdlicheren Gegenden dorthin eingewandert
will.
B. !.
oder gewaltſam gedrängt.
Die Koſten werden monatlich auf 200 fl . geſchäyt.
Die Java - Ramch - Kultur- Geſellſchaft. Wir haben vor einiger Zeit iiber dieſe Gejellſchaft berichtet; wenn wir heute
die über das Fortbeſtehen derſelben gepflogenen Unterhandlungen erwähnen , ſo gejchieht dies hauptſächlich, um einen Beitrag zur Kultivationsfrage zu liefern und aufs neue zu zeigen , mit welchen !
Schwierigkeiten eine derartige Gejellſchaft, ſelbſt in einem lande
Notizen. Aſien .
Rujic - chineſiſche Grenzregulierung. Man ſchreibt alls aus Reval: Bezüglich der in dieſem Jahre bevorſtehenden endgültigen ruſſiſch-chineſiſchen Grenzregulierung beabſichtigt das Kriegsminiſteriun, binnen kurzem einige Generalſtabsoffiziere und Topographen an die Grenze zu beorderi , behufs genauer Feſt ſtellung derſelben vom ſtrategiſchen Standpunkte aus und eingeh ender Auskundſchaftung günſtiger militäriſcher Poſitionspunkte. Der Artilleriekapitän Tarnowsky reiſt gegenwärtig die öſtliche Mandſchurei, WO er ſeine Aufmerkſamkeit hauptſächlich auf die adminiſtrativen Inſtitutionen China's und ſeine militäriſchen Kräfte richtet, ſowie auch topographiſche Aufnahmen macht. H1118ich a . Von der chineſiſchen Grenze wird der Zeitung „ Woſtojcnoje Obojrenije" ( Deſtliche Rundſchau ) mitgeteilt, daß
am 10.23. März der Termin für diejenigen Bewohner des Kuldịcha -Gebietes abgelaufen iſt, die den Wunſch zii erkennen ge : geben haben, in das ruſſijde Territorium iiberzuſiedeln.1 Die Zahl der Auswanderer läßt ſich erſt daim feſtſtellen, wenn ſich dieſelben angeſiedelt haben und eine genaue Zählung ſtattgefunden hat. Im Kuldidya Gebiete ſind ungefähr 500 Tarantíchen - Familien verblieben , dagegen darf wohl angenommen werden , daß über 10,000 der
ſelben mit ihrem Hab und Gut in das ruſſiſche Gebiet über :
geſiedelt ſind, deren Zahl ſich etwa auf 75,000 Individuen belaufen famn . Ferner ſind 5000 Dunganen und 5140 Sibitfen -Kirgijen in das ruſſiſche Gebiet eingewandert; ſomit beträgt die Geſamtzahl der aus dem Kuldſcha- Gebiete Ausgewanderten über 100,000. Die
Ausgewanderten beſchäftigen ſich eifrig mit der Herſtellung von Bewäſſerungskanälen , die ſie in den Flußgebieten des Tjcharim , Tſchilik , lepu , Horgos und Ujet ziehen. Im Tjcharim - Gebiete werden die Auswanderer genötigt ſein , einen Kanal von 15 Werſt I
wie Holland , welches ſo lange chon Kolonien beſitzt, zu kämpfen hat. Die zur Feſtſtellung der Sachlage beſtellte Kommiſſion hatte
die Auflöſung der Geſellſchaft vorgeſchlagen. Als Gründe waren angefiihrt: 1 ) Das Land (Barif) iſt ungeeignet für den Anbau von Rameh , die Secehöhe darf hiefür nicht über 200 m . betragen und Barik liegt auf 550 m . Höhe; 2) Barif iſt auch ingeeignet für
Kaffeeanpflanzung; 3 ) es iſt unmöglich, in der Nähe ein mehr ge eignetes Land zu finden ; 4 ) man kann für die Rameh , welche man geerntet hat , keine Abnehmer finden und es hat ſich gezeigt , daß das früher eingeſchickte Duſter dort nicht erzielt werden fann ; 5) das Kapital der Geſellſchaft iſt ſehr vermindert (aus der Verhandlung, die ſpäter folgte , ergibt ſich , daß das Kapital von Gd. 300,000 auf Gd. 100,000 fich reduziert hat). Dieſer Vorſd )lag wurde nidit angenommen ; man beſchloß , von dem übrigbleibenden Kapital
noch Gd. 20,000 fiir weitere IInterſuchungen verfügbar zu ſtellen
und den Verwaltungsrat aufzufordern , innerhalb höchſtens eines Jahres einen neuen Bericht vorzulegen ; allerdings war die Majorität nicht ſehr groß , 107 gegen 92 Stimmen . Der Antrag
auf Auflöjung der Geſellſchaft wurde mit 101 gegen 75 Stimmen M.
verworfen . Afrika. Stanley erhält Verſtärkung.
Der engliſche General
Goldſmith iſt am 26. Juli 1883 von Liverpool mit dem Tampjer „ Norisko“ im Auftrage und im Dienſt des Königs der Belgier mit einer größeren Erpedition nach dem Kongo in Sec gegangen . Er bringt Stanley Verſtärkung an Perſonal und Ma terial. Goldſmith hat 35 Jahre in der Oſtindiſchen Armee gedient und ſeit 9 Jahren in das Privatleben ſich zurüdgezogen . Die Boers jiegreich . Die Mafferthäuptlinge Mampoer und Mapoch , jebhaft in Transvaal in der bergigen Gegend naho
der Einmündung des Steelport in den Olifant, hatten ſich gegen die Boers -Regierung empört und wurden ſeit Oktober 1882 be : fämpft und belagert. Sie waren verſchanzt hinter natürlichen
und im Tſchilif-Gebiete einen ſolchen von 40 Werſt länge zu graben,
Bollwerfen von ganz außerordentlicher Stärke. Endlich mit Anfang
um die Taaten geſichert zu ſehen und ſich in dieſem Jahre ernähren
Juli 1883 iſt es den Boers durch ihre ſchlaue und zähausdauernde
zu fömen .
Kriegführung gelungen , Mapod) mit 8000 Mann zur Uebergab: zu zwingen. Selbſt die Engländer ſprechen diesmal den Boere ihre Bewunderung aus . Die Entwidelung der Neger- Republit Liberia
Die Vorräte der Chineſen werden färglidher ; die
lage ihrer Truppen fönnte daher in zwei Monaten eine ſchwierige werden .
Aus Java wird berichtet, daß die Konzeſſion zur A 11 lage einer von Anjer, dem weſtlichſten an der Sundaſtraße ge legenen Orte, über Serang, Batavia, Tſcheribon , Tagal , Pekalongail,
Samarang, alſo längs der Nordküiſte laufenden Eijen .
an der afrikaniſchen Weſtfiiſte. Die Fortſchritte, welche die ſid) ſelbſt überlaſſenen Neger von Liberia in der Ziviliſation machen , ſind , wenn auch langſam und ſtetig , doch wichtig genug, um als
bahn an eine engliſche Geſellſchaft erteilt worden iſt. Man gibt die Hoffnung noch nicht auf, die zoologijde Station zu Batavia doch noch ins Leben zu rufen . Die
Beitrag zur Entwickelungsfähigkeit der ſchwarzen Raſje notiert 311 werden . Drei nene Häfen mit zollfreier Einfuhr ſtud im vorigen Jahre dem Handel eröffnet worden , welcher jetzt von im ganzen
Naturwiſjenſchaftliche Geſellſchaft in Niederländiſch Judien hat ſic )
nein Häfen ſich immer weiter nach dem Innern ausbreitet; eine engliſche Geſellſchaft wurde ermächtigt, eine Telegraphenleitung von Monrovia nach Harper zu legen und unter den Schuy des Staates geſtellt. Ein eingeborener Häuptling , namens Nippy. deſſen fruchtbare Beſitzungen öſtlich vom Fluſje Sanquin ſich bis
an die Akademie der Wiſſenſchaften zi1 Amſterdam mit der Bitte um Unterſtiitung des von Dr. Sluyter entworfenen Planes ge wendet. Da der Afademie ſelbſt feine Geldmittel zur Verfügung ſtehen , hat ſie in der Sitzung vom 24. Februar beſchloſſen 1, den
Plan der Regierung zu empfehlen. Für die erſte Einrichtung
an die Bai von Baffu erſtreden, wendet ſich an die „Amerikanijd)
meint man 7000 fl . nötig zu haben ,1 wovon Dr. Sluyter ſelbſt
Koloniſationsgeſellſchaft“ mit der Bitte, ihm einen Prieſter, einen
1 Siehe Ausland 1883, Nr. 14.
1 Siehe „ Ausland" 1883, Nr. 1 .
Notizen .
640
Eis der Eisbucht und Temperaturmeſſungen. Das Wetter war
Lehrer und möglichſt viele Acerbauer zu ſchicken. Sein ſehnlichſter Wunſch iſt, auf ſeinem Territorium eine Kirche und eine Schule
meiſt mild, die ſtärkſte Kälte war am
für ſeine Kinder zu errichten und die amerikaniſchen Neger als
Tage das Thermometer - 35,50 zeigte. Stürme ſind wenige zu
I
2. Januar, an welchem
ſeine Brüder begriißen zu fönnen ; die 311 grindende Kolonie ſou
verzeichnen. Seit September ſind folgende Gebäude aufgefiihrt
den Namen „ Lincoln “ erhalten. Ja, der ziviliſatoriſche Drang greift in die noch barbariſchen Nadıbarländer hinüber! Ein reicher Liberianer hatte Ulyſſes Parculo , den jungen Thronfolger von
worden : Ein Haus auf einem 270 m . hohen Berge für das Përometer und die Windfahne , welche mit dazu konſtruierten
Peſja , im Norden der Republik gelegen , zur Ausbildung nach Amerika gebracht; jetzt beauftragt das Kollege von Liberia zwei amerikaniſche Geiſtliche, den Prinzen auf einer Bildungsreiſe nach England, Franfreich und Deutſchland zi1 begleiten. Welcher Wohl ſtand und welches Streben muß in dieſem Negerlande vorhanden ſein , wenn ſolche Aufträge erteilt werden !
elektriſchen Regiſtrierapparaten verſehen waren ; zwei aſtronomiſche Obſervatorien , ein zweites Magnethaus, ein Badhaus, Schmiede
und Holzſchuppen; das Wohnhaus und der Arbeitsſaal wurden er: Die Jagd hat 61 Schneehiihner, 9 Renntiere, 18 Gänſe ,
weitert .
20 Füchſe und diverſe Seevögel eingebracht. Bei ſteter Arbeit, reichlicher Nahrung und geiſtiger Unterhaltung war der Geſund heitszuſtand während der ganzen Zeit vorzüglich.
Tromholt's Forſchungen über das Nordlicht. Unter Polarregionen .
Von der Schwediſchen Nordpol -Expedition. Von einem Teilnehmer der Erpedition nach Spitzbergen erhielt „Aſton
dem 18. Mai teilte Herr Sophus Tromholt in einem Brief aus Boſſekop der Redaktion von „ The Nature “ mit , daß er ſeine Arbeiten zu Kautokeino beendet, ſowie der finniſchen Station zu
bladet " folgendes, von Siap Thordjen , 4. Juni, datiertes Tele
Sodankylä und der norwegiſchen zu Boſſekop einen Beſuch ab
gramm : Dieſes Telegramm wird morgen mit dem Boote, welches
geſtattet hat. Herr Tromholt beabſichtigt jetzt nach Bergen zu gehen und verſpricht, in einer Bericht ſeine Unterſuchungen in Be treff des Nordlichts mitzuteilen . Er nahm ſich ferner vor , den
uſere erſte Poſt holen ſoll, nach N'ap Staratſchin geſendet. Die Ueber
winterung der Schwediſchen Polarerpedition verlief gliicflich iind die wiſſenſchaftlichen Arbeiten wurden während der ganzen Zeit in ziemlicher liebereinſtimmung mit den Vorſchriften der inter nationalen Polarfommiſſion ausgeführt; außerdem unternahmen wir hydrographiſche und magnetiſche Rekognoszierungen auf dem
nächſten Winter in Jsland zuzubringen , um dort ſeine Studien über das Nordlicht mit Hilfe der von Profeſſor Lemſtröm ange gebenen Apparate und nach den von dieſem Gelehrten auſgeſtellten Grundſätzen fortzuſetzen .
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München , 13. Auguſt
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fährlid 62 Nummern å 20 Seiten in Quart. Preis pro Quartal M. 7. zu begieben durch alle Bubbandlungen des In- und Auslands und die Poſto ämter. – Rezenſiond-Eremplare von Werlen der einjậlägigen litteratur ſind dirett an Gerrn Profeſſor Dr. Friedrich Makel in München, Atademieſtraße Nr. 6, ju jenden .
Inſertionspreis 20 Pf. für die geſpaltene Zeile in Petit.
Inhalt : 1. Die hundert Sataratte des Iguazu in Miſſiones. S. 641. – 2. Anthropologiſche und ethnologiſche Ditteilungen Von Dr. Karl Hiefiſch. S. 644. 3. Zur Nephrit- und Jadeitfrage. Von H. Fiſcher in Freiburg i. B. S. 649. 4. Aus der neneſten litteratur über Kambodſcha. IV. Die khmeriſche Skulptur. V. Beziehungen und Selbſtändigfeit der khmeriſchen Kunſt. (Mit Abbildungen .) S. 651. 5. Das Erdbeben auf Ischia am Abend des 28. Juli. S. 655. – 6. lieber das Klima von Bosnien und der Herzegowina. Von Profeſſor Dr. Julius Hann. S. 656. 7. Kleinere Mitteilungen : S. 657. Eine neue Forſchungsreiſe nach dem Gebiet des Niger, Binuë und Tjadjee. Von dent Mitgliedern der Deutſchen Expedition in Oſtafrika. Zur Handelsſtatiſtik Madagasfars. 8. Notizen : 5. 658. Afrika . Amerika. Þerſonalnotizen . 9. Litteratur. S. 660. -
nach Dr. N. v. Miklucho - Maclay .
Die hundert katarakte des Yguazu in Miſfiones. Zur Prüfung der Koloniſationsfähigkeit des weitaus:
gedehnten Lezama'ſden Gebietes in Miſſiones wurde vor nehmlich infolge der Bemühungen des um die Erweiterung der geographiſden Kenntnis Argentiniens in jüngſter Zeit verdienten Naturforſchers Guſtav Niederlein von mehreren einflußreichen Freunden der deutſchen Welthandels- und Kolonialpolitik Ende 1882 eine Erpedition nach dem Alto
Paraná geſandt. Nad den eben im ,,Erport" zur Ver: öffentlichung gelangenden Reiſebriefen Niederlein's begann I
ſie nach der Hauptſtadt des Territoriums, welche, obwohl noch nicht 9 Jahre gegründet, bereits an 5000 Einwohner umſchließt. Am 20. Februar begann die Stromfahrt auf dem argentiniſchen Kriegsdampfer ,, Vigilante“ zwiſden dem
argentiniſchen und paraguayiſchen Miſſiones bis an die Mündung des braſilianiſchen Grenzſtromes Iguazu. Schon nach achtſtündiger Fahrt auf dieſem war man mittelſt eines Segelbootes bei ſeinen hundert Kataraften angelangt, welche beſidytigt, ſkizziert und photographiert wurden . Von San
Daniel am Alto Paraná aus nahm mit dem 12. März die Bahnung eines Weges und der Marſch durdy den Urwald nach
die Kommiſſion auf Koſten des Beſibers jener Ländereien ,
den Stromfällen ſeinen Anfang. Dieſe waren am 17. März
Gregorio Lezama's, und unter Mithilfe der argentiniſchen
wieder erreicht und die Erpedition nahm ſie meſſend une zum Teil am Fallrand durdwatend in allen ihren Einzel heiten in Augenſchein . Guſtav Niederlein entwarf in der
Regierung am 13. Januar d. 3. hier ihre Thätigkeit, indem ſie den Paraná hinauf nach Korrientes fuhr, von wo aus
mehrere Erkurſionen in die Provinz auf Eſtanzias und Zuderplantagen, ſowie nach dem Gran Chato bis zur Ros
„, Deutſchen Laplatazeitung“ eine ausführliche Schilderung
dort erfolgte unter anderem auch eine Beſichtigung der
jener Erſcheinungen , welche bisher ſamt ihrer großartigen Sdyönbeit und unſchäßbaren motoriſchen Kraft der Welt verborgen blieben und weldie aus dieſem Grunde allein wohl verdienen, aud hier nad ibren weſentlichſten Zügen
ausgedehnten Apipe-Inſeln.
ſkizziert zu werden .
lonie Reſiſtenzia unternommen wurden . Auf dem Nio Alto Paraná gelangte dieſelbe fodann bis Stuzaingo ; von Während der Fahrt nach
Pojadas konnten ferner die Stromſchnellen von Apipe
Ein und eine halbe Meile vor dem Sturz mißt der
ſowie das Inſelbeer der Yafiretagruppe unterſucht werden . Ein der Erpedition durch den Gouverneur von Miſſiones,
Yguazu ungefähr eine Legua in der Breite. Ohne vorher ſtarf zu ſtrömen, geht er aus dem felſigen König Albert
Oberſt Roca, bis dorthin entgegengeſandter Dampfer brachte
Archipel in einem faſt regelmäßigen Dreiviertel-Kreisbogen
Ausland 1883 Nr. 33.
97
Die hundert Katarakte des Yguazu in Miſſiones .
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als Viktoriafall mehr als 50 m . hoch zu düſteren Ab gründen nieder. Das hundertfältige Donnern und Toben, das bald dwächere, bald gewaltigere Rauſchen des Kata
nicht vollſtändigen Geſamtüberblick über die Kaiſer Dom Pedros, Kaiſer Wilhelm- und die General Rocafälle genießt. Die Kaiſer Wilhelm Fallreihe beginnt ein
rafts vernimmt man meilenweit in der Stille des Urwal
zirka 1 m. breiter, in Schluchten gebetteter ſtarker Doppel
des und unaufhörlich ſteigen Staubregen als Nebeldämpfe aus der Tiefe, um ſich hoch über dem König Albert-Archipel
wand hinabrauſcht.
namentlich während der Nacht in Wolken zu verdichten. Guſtav Niederlein unterſdjied die drei Hauptpartieen der Yguazufälle als braſilianiſche, Inſel- und argentiniſdie Fallgruppe oder, wie er ſie häufiger nennt, als Kaiſer Dom Pedro- , Naiſer Wilhelm- und General Rocafälle. Erſtere ragen durd, beſondere Großartigkeit, lektere durd,
arm, der auf Felsſtufen eine zirka 20-25 m. bobe Feljen
Oben im großen Viktoriabogen repräſentieren ſich die Kaiſer Wilhelmfälle, welche bei der Stromauffahrt zuerſt ſichtbar werden, als ein 125--150 mm . breiter und 15—20 m .
hoher , zum Teil mit einer niedrigen Oberſtufe ſenkredit 1
herabſtürzender Waſſerſtrahl, den zwei oder drei kleine, nur 1 m . breite Nebenſtränge begleiten. Durch hohe,
ihre Schönheit hervor, während die Kaiſer Wilhelmfälle
ſteil abfallende Feljen und durch mit Palmen , niedrigem
weniger ausgedehnt, aber dadurch ausgezeichnet erſcheinen, daß ſie ſid, in der Fallmitte auf die weit hervorſpringende, meiſt anmutig bewaldete Raiſer Wilhelm - Inſel ergießen .
rechts und links befindliden Fällen geſchieden.
Sie und die General Rocafälle ſtürzen über eine Doppel
ſtufe von der Höhe berab ; die bedeutendite Waſſermaſſe des Kaiſer Dom Pedro -Katarafts ſtrömt indes ungebrochen 40-50 m. tief in einen bis zu 30 m , eingeengten Reiſel . Als 100 m . breite Woge fließt hieraus der braſilianiſde Yguazuarm , in welden weiter unten auch die Inſel Katarafte ihre Waſſermaſſen ſchleudern . Die argentiniſche Fallgruppe ſtellt ſich als großer Bogen dar, welder auf der erſten Stufe , durd, die in ſeiner Mitte vorſpringenden , zirka 1/2 Kuadra großen, jenfredyt abſtürzenden Felſenmaſſen des 1
)
Napp -Plateau's in zwei Nebenbogen zerfällt und ſo drei Fallabteilungen verurſacht. Dieſe zuſammen nähren den etwas kleineren argentiniſchen Arm , der in faſt öſtlidyer
Nichtung in den nach NNW fortfließenden braſilianiſchen Yguazu mündet. Wenige Kuadras hievon entfernt nimmt der Strom von argentiniſcher Seite her die zwei faum bundert Schritte auseinander gelegenen Boſettifatarakte auf. Sie kommen aus ſeitlichen Schluchten und werfen, obwohl nur wenige Meter breit, gewaltige Waſſermaſſen über 15
Wald und Buſdwerk dekorierte Inſeln ſind ſie von den Auf der Kaiſer Wilhelm - Inſel ſtrömt dann das berabgefallene Waſſer zwiſden und über Felsblöden in verſchiedenen großen und kleinen Strängen weiter, bis es
auf's Neue und zwar in fünf Fallgruppen zu zwei bis vier Fällen 20-25 m . hod in den Strom ſtürzt. Die erſte und dritte Gruppe erſcheint zwar verhältnismäßig
klein, aber ihre treppenartig abgeſekten Waſſerſtränge von Meterbreite haben etivas Lieblidhes. Von den übrigen ſtärkeren Fallgruppen tritt die zweite als größte hervor, weldie, wohl 15 m . breit, ihr Vett zum Teil geneigt, zum Teile audy ſenkrecht und in Stufen zwiſchen Felsvorſprüngen präſentiert und ihre gewaltigen Waſſermaſſen mit unge wöhnlichem Schäumen und in donnerartigem Toſen zur Tiefe idleudert.
Die Verbindung mit den Kaiſer Wilhelm- und den Raiſer Dom Bedrofällen bilden zunächſt zwei kleine Kas: kaden , welche in zwei Sprüngen anmutig begrünte Fels
wände hinabgleiten. Kaum 100 Sdritte hievon folgen
binab, um dann unmittelbar und ungeſtüm in den Yguazu
drei andere, ſchwache aber anmutig über ein Dußend Stufen fließende Waſſerfäden, hinter denen nod, zwei breitere Stränge in buſchumrahmten Schluchten und Stufen zu Tage fallen. Steile Barranfas und daran gelagerte Steinſchuttwälle
zu gelangen.
engen , wie ſdon erwähnt, bald den Strom auf 30 m .
Stromabwärts verſtärken leßteren nod) 14 kleinere Fälle, insbeſondere der etwa 1–192 Leguas von den Voſetti fällen abgelegene Fürſt Bismardkatarakt, welcher in einer
Breite ein. Nur einige Felſenriffe ragen dann über die anbrandende Waſſerfläche, von welcher aus man die Dom Pedrofälle , „ bei Hochwaſſer ein einziges, wildſchönes Schaumchaos", deutlich überſdaut. Niederlein zeidynet von ihnen folgendes Bild : Id jah unter dem donnernden Stürzen und Rauſden der 18 oder mehr dicht nebeneinander in den dunkeln Felſenfeſſel ver finkenden Fälle durch den unaufhörlich emporſteigenden Schaum und Nebeldampf hindurch die ſehr ſtarke, 12 und mehr Meter breite, hoch oben auf Stufen und weiter unten wie eine weiße Federwolfe etwas ( dyräg ſich ergießende Kaskade. Dahinter, jenſeits einer faſt ebenſo breiten, oben mit Bäumen und Buſcwerk bedeckten Felſenwand und
bis 20 m. hohe, ſteile Baſaltwände auf einen Felsbloc
großen, mit ſubtropiſchem Urwald umrahmten Bucht zwiſchen Palmen und üppig grünen Büſchen in zwei Stufen zirka 40 m . hoch ſilberblickend über die dunklen, ſteilen Felſen wände hinabgleitet. 392 Leguas vor dieſer Stelle ver einigt ſich endlich der Yguazu in einer Breite von 200 m .
mit dem Paraná, welcher defien unruhige Fluten mehrere hundert Kilometer weit zwiſchen oft üppig geſdymückten
Uferſäumen in vielfachen Windungen zum Dzean hinab wälzt.
Von den Boſettifällen hat man nur wenige Kuadras über Felfen und Steinflächen zu klettern und ſteht dann auf niedrigen , abgeſtuften Felsplatten am argentiniſden Arm des Yguazu , von wo aus man einen prächtigen, doch .
.
jenſeits einer bis faſt in die Mitte des Bedens ſich forts
ſeßenden Klippenreihe lagen fünf andere, ſehr ſtarke, gleich:
falls durch ſd male, oben etwas begrünte Felſenmauern
Die hundert Katarafte des Yguazu ili Miſiones.
getrennte, 35 --- 40 m . hohe Fälle mit einzelnen Neben ſträngen. Oben boten ſie einen anderen Anblick. Dort repräſentierten dieſelben nach einem vielleidyt 10 m . hohen Sturze eine in verſchiedenen großen und kleinen Kanälen über eine dyräge Felsblodfläche fic verteilende Waſſer:
maſſe. Sie erſtrecken ſich bis faſt in die Mitte des bra : ſilianiſchen Teils des Viktoriabogens, wo im Süden, an ſcheinend unmittelbar daran, die Hauptfälle fich befinden .
Lektere ſind zwei enorm große, durch eine hübſd, bewaldete Inſel getrennte, mehr als 150—200 m. breite Waſſer maſſen, welche zum größten Teile mit einer 5—10 m . hohen Oberſtufe 40–45 m. und wo lettere fehlt (wie nach Argentinien zu), 45--50 m . hoch jenfrecht mit donner:
ähnlichem Getöſe weißgelb in die Tiefe ſtürzen und zwar in eine Tiefe, in der es unaufhörlid) wirbelnd rauſcht und
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vereinigen und dann mehr gelb als weiß in weiten Bogen wildtoiend in die Tiefe brauſen . Von unten ſteigt fort und fort rechts und links von den Kanälen ein dichter Staubregen wie Nebelflor zum Himmel auf. Die folgen den beiden kleineren Strahlen vereinigen ſich kurz vor der Mitte mit dem geſd ) ilderten Hauptſtrang. 10 m , von ihm entfaltet ſich dann der zweite 10 m . breite, oben geteilte, aber unten ungetrennte Waſſermantel weiß und durchſichtig über die begrünten Hänge. Hinter ihm plätſdyern noch zwei andere, mehrere Meter von einander entfernte, ſdymale und dünne Waſſerſtreifen zum Abgrund. Der lebte, auf (dyrägen Stufen herabkommende über 10 m . breite Waſſer vorhang fällt 6 m. weiterhin in die mit Nebeln erfüllte Tiefe . Die nädyſten Fallgruppen des erſten Bogens mit 30, 2, 35 und 20 m . Vreite werden gleichfalls durch dunkle Felswände und reich mit Palmen , Unterholz und
(chäumt , wo unaufhörlid Wolfen entſtehen und ſich ent laden, worüber auch nach Milliarden die Sonne Regen bogen in den blauen Himmel baut.
niedrigem Baumwudys bewachſene Felſeninſeln begrenzt. Von den argentiniſchen Mittelfällen ſtürzt nach den
Weiterhin im Bogen liegt darin noch eine Reihe anderer,
eben geſchilderten Katarakten eine 12 m . breite und über
wegen des Nebels nidyt deutlid) erkennbarer, 25 m . breiter
Sdnee fenfrecht in den Abgrund zu werfen . Durch eine größere, auch nur mit Gräſern und und Stauden bewach :
20 m . hohe Rasfade, darauf nady 15 Minuten ein etwas niedrigerer, 28 m . breiter Fall, ferner 12 Minuten weiter eine 25 m. breite Waſſermaſſe und ſchließlid nad weiteren 12 Minuten eine folde von 15 m . Breite auf das erwähnte Felsblockbedecte Napp - Plateau. Zwiſden den Abſtürzen
und breiterer Fälle, deren erſter fich oben im dyrägen Felſenbett in Treppen hinabſtürzt, um fid) weiß wie
fene Felſenwand geſchieden, befindet ſid ), den braſilianiſden
lagern kleine, ſdymale, mit Farenkräutern, Stauden , Ge
Hufeiſenbogen abſchließend , noch ein über 20 m, breiter, auch ſchon von weiter Ferne ſidytbarer und beſonders im
ſträudy, Unterholz und Palmen dicht beſtandene Inſelchen, welche einerſeits durch mit einander kommunizierende Kanäle
pojanter Waſſerfall .
geſchieden und andererſeits durdy Klippenreihen verbunden
Die unregelmäßig vorliegenden ,
dunkeln Felſenwände haben audy die gleidhe, zerſtreute,
find und neben dem Grün den erwähnten fremdartigen
üppig grüne Vegetation von Paspalumgräſern , Cuphaea
Liebreiz verleihen. Bom Napp -Plateau aus ſieht man mehr als ein
Bigonia- und Bignoniaceen -Stauden, Mooſen , Algen u. dgl. Unten reichen die maſſigen Baſaltmauern als wild geſtal tete Klippen bis faſt in die Mitte des Fallbedens und ſind bis hoch hinauf, ungefähr 10-15 m . hody, von begrünten
Felſentrümmern dicht umwallt.
Die argentinifd) en General Rocafälle zeichnet,
Dußend Stränge und Nebenſtrahlen in drei Gruppen , verſchieden weit entfernt, die begrünten Hänge und deren Sduttwall in den anmutigſten Formen hinabplätſchern Aud nod dicht an ſeiner Kante fällt ein 1-2 m . breiter
Waſſerſtrahl zirfa 15 m . hoc ſenkrecht, zu Staub zer
wie erwähnt, beſondere Schönheit aus. Steht man auf
ſtiebend, binab.
den Felstrümmern der Marimo Lezamainjel, ſo iſt von
Die lekte Reihe der General Rocafälle glauben wir nicht beſſer als mit Niederleins eigenen Worten kennzeichnen
ihren drei Hauptpartieen jene der Kaiſer Wilhelminſel zu : nächſt gelegene die bedeutendſte. In dem hier von SD nach Nw ſtreichenden Viktoriabogen , wird vor allem unten auf der erſten Stufe an der Inſel, von ihr und dem Napp Plateau begrenzt , ein hufeiſenförmiger Reſſel ſidytbar, in
welchen von oben her fünf Fallgruppen bald mehr, bald weniger dicht hinabtoſen , nadidem ſie zuerſt entweder auf einer geneigten mit Blöden überſäten Felsflädie auf geprallt oder über eine Reihe kleiner Stufen ſchäumend hinabgeſprungen waren . Die untere Partie dieſes Falles liegt an der baſtei förmigen Kaiſer Wilhelminſel, über die aud zum Teil
zu können :
Oben im Hauptbogen waren zuerſt in Zwiſchenräumen von je drei Minuten zwei Arme von 5 und 8 m . Breite zu paſſieren. Dahinter lag dann der zirka 30 m . breite und zirka 40 m . hohe, majeſtätiſdy ausſehende mittlere Fall, der in vier durd) Inſeldien getrennten Armen ſchwer zu durchyvaten ivar.
Zehn Minuten weiterhin fiel ein
42 m . breiter Doppelſtrang ſeitlich in die Tiefe. Darauf
folgte ein 10 m . breiter und zirka 20 m . hoher , in eine wilde jeitliche Felsſchlucht der Marimo Lezamainſel fallen der Strahl. In dieſelbe Schlucht ſtürzte auch der leşte,
ſeine mit Achat, Kalzedon- und Jaspisgeröllen ſpielenden
vier Minuten vom vorgenannten entfernte, 2 m . breite
Gewäſſer fluten .
und 19–20 m , tiefe Ratarakt.
In der Hauptſache beſteht er aus zwei
durch einen Felsblod getrennte und dort einander ſeitlich entgegenlaufende Waſſermaſſen , die im Falle fidh kreuzend
Von unten aus nahm ich zunächſt noch einen ſdmalen Arm wahr, der auf die Napp - Inſel ſenkredyt hinabſtrömt,
Anthropologiſche und ethnologiſche Mitteilungen nach Dr. N. v. Miklucho-Maclay.
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ferner ſah ich von ihr eine zirka 5 m. breite, vielleicht auch breitere Rasfade in 2 Stufen tojend ſich ergießen , bevor die imponierende Bogenzentrumsmaſſe, rechts und links von Palmen beſchattet, mit einer in der Mitte be findlichen , mehrere Meter breiten Stufe 40 m . hody in
ſelbe bleibt , auch noch in fernerer Zeit zum Gegenſtand
Hinter der Mulde ſind nur nocy zwei Fallgruppen
des Studiums gemadyt werden kann. Dieſer Grund ver anlaßte auch unſeren Reiſenden, ſeine Aufmerkſamkeit aus ſchließlidy der Papuabevölkerung zuzuwenden und nur ge legentlich die Naturverhältniſſe der von ihr bewohnten Länder genauer zu berüdſichtigen . Miflucho-Maclay hatte ſich folgendes Programm auf geſtellt: Zunächſt wollte er ſich mit mehreren Papuaſtämmen Neu - Guineas bekannt machen , um dieſelben mit den Be
zu beobachten. Und zwår rieſelten dieſelben zunächſt in
wohnern der Maclayküſte zu vergleichen. Sodann beab
die dampfende Steinmulde rauſdite.
in dieſe Mulde
mündet auch und zwar von oben ſenkredyt und unten in
mehrere ſchräg gebettete Stränge geteilt, der folgende Fall.
fünf weniger anſehnlichen Strängen mit kleinen Nebenſtrah len, anmutig ſdon auf grünen Hängen hinab in den von großen Felsblöcken umrahmten , kurzen Arm . Dann kam , zirka 20 m . davon, der ebenfalls hübſdhe, ungefähr 3 m. breite, in zwei Stufen ſtürzende Rataraft , welder als leßter des argentiniſchen Bogens audy die unabſehbare Waſſerfallreihe der Viktoriafatarakte des Yguazu bejdließt.
Anthropologiſde und ethnologiſche Mitteilungen nach Dr. N. v. Miklucho-Maclay.' 8
Von Dr. Karl Hietiſch.
Der bekannte ruſſiſche Forſcher und Reiſende Dr. N. v. Miklucho - Maclay erkor ſich zum Ziel ſeiner Reiſe im Malaiiſchen Ardipel und den benachbarten Gegenden, welche im ganzen 12 Jahre währte, die Erforſchung der Papua: raſſe und der ihr naheſtehenden Bevölkerung jener Inſel welt. Vor Miklucho -Maclay hat kein europäiſcher Reiſen der in einer ſo umfaſſenden Zeit feine Thätigkeit faſt aus:
ſchließlich dem Studium der fraushaarigen Bewohner der Malaiiſchen Inſeln gewidmet, als dieſer verdienſtvolle Forſcher.
ſidhtigte er, einen Vergleich zwiſchen den Papuas von Neu
Guinea und den Bewohnern der Melaneſiſchen Inſeln anzuſtellen, die Beziehungen der Negritos der Philippinen zu den Papuas zu ermitteln , und ſchließlich das Vorhanden
ſein einer wollhaarigen Raſſe auf der Malaiiſdien Halb inſel, ſowie deren Verwandtſchaft zu der übrigen melaneſiſchen Bevölkerung nadyzuweiſen. Während ſeines vieljährigen Aufenthaltes im Malai ijden Arcipel hat Mifludio - Maclay zu wiederholten Malen Reſultate ſeiner linterſuchungen in wiſſenſchaftlichen Zeitidyriften mitgeteilt und zwar ſowohl in holländiſcher, franzöſider, engliſcher als ruſſiſcher , die meiſten aber in deutſcher Sprade. In ſeinen Vorträgen in der Geo graphiſden Geſellſchaft zu St. Petersburg erwähnte der
Reiſende diejenigen Gegenſtände , über weldie von ihm bereits Veröffentlidungen gemacht worden ſind , nur bei läufig. Er wies auf dieſelben nur hin , inſoferne nicht ſpätere Reſultate eine Modifizierung der früheren Ergebniſſe erforderten. Daher enthalten ſeine Mitteilungen ſo manches Neue und Intereſſante auf dem Gebiete der Völkerkunde. Wir entnehmen aus ihnen , und zwar zunädſt über die Papuas von Neu -Guinea, folgendes : Nach den flüchtigen, meiſt unzuſammenhängenden Beob achtungen verſchiedener Neijenben nahmen die Gelehrten das
Die Reſultate ſeiner Arbeiten ſind um jo tvert:
Vorhandenſein mehrerer von einander abweichender Stämme voller, als er gerade ſolche Gegenden zum Felde ſeiner Thätigkeit erwählte, wo die fdwarze, wollhaarige Bevölker:
unter den Papuas auf Neu -Guinea an, ſo namentlich ſollten fidh die Bewohner der Küſte weſentlich von denjenigen der
ung von malaiiſcher Beimiſdung möglidſt wenig oder gar nidits erhalten hat und zum größeren Teile nod, nicht von
Gebirge im Innern der Inſel unterſcheiden. Nach den vielfältigen Erkurſionen und Unterſuchungen, die Miklucho
der europäiſchen Kultur beeinflußt worden iſt. Ja ſelbſt Gegenden ſind von dem fühnen Reiſenden betreten worden ,
in denen die Eingeborenen nie zuvor das Bild eines weißen Mannes zu Geſidyt bekamen. Mit allem Recht weiſt Miflucho-Maclay darauf hin , wie leidyt ein Natur volk in ſeiner Urſprünglichkeit auch nur durch flüchtige Berührungen mit anderen Völkern dem Einfluß derſelben
unterworfen werden kann, aus welchem Grunde die Forſcher nicht zeitig genug beginnen können , ein ſolches nod im Zuſtande der Primitivität den wiſſen daftlichen Unter ſuchungen zu unterziehen , während doch die Beſchaffenheit der Natur eines Landes, welche im weſentlichen ſtets die 1 Aus vier Vorträgen, welche der berühmte Forſcher während des Oftober 1882 in der Kaiſerlichen Ruſſiſchen Geographiſchen Gejellſchaft zit St. Petersburg gehalten hat .
Maclay ausführte, kam er zur poſitiven Ueberzeugung, daß zwiſchen der Bevölkerung jener Gegenden durchaus kein Raſſenunterſchied vorhanden iſt , daß alle ein und
denſelben anthropologiſchen Habitus tragen und ſich nur in der Sprache und in Einzelheiten der Lebensweiſe unter cheiden.
Ferner herrſchte früher die Meinung, ein charakteriſti ſches Merkmal der Papuas ſei Dolichokephalie. Dieſe Meinung nahm als eine erwieſene Wahrheit ſogar einer der bekannteſten Anthropologen der Gegenwart, Profeſſor
Virchow, an . Er fand es für notwendig, auf Grundlage der Sdjädelform zwei ſelbſtändige Raſſen zu unterſcheiden , nämlid) : dolichofephale Papuas einerſeits und die brachy:
kephalen Negritos der Philippinen andererſeits. Um über die Frage der Dolichokephalie der Papuas ins Reine zu
Anthropologiſche und ethnologiſche Mitteilungen nach Dr. N. v. Miflucho-Maclay.
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fommen, benußte Miklucho-Maclay das zuverläſſigſte Mittel,
druck wurde durch die angeſtellten Meſſungen vollſtändig
nämlid, Schädelmeſſungen , welches Verfahren ihm durch den Umſtand ſehr erleichtert wurde, daß die Bapıtafrauen beim Eintritt in die Ehe ſich den Kopf raſieren. Hunderte von Schädelmeſſungen führte er auf dieſe Weiſe aus und
gerechtfertigt, indem dieſelben nur höchſt geringe Unter ichiede erwieſen. So z. B. variiert der Wuchs der Papuas der Maclayküſte bei den Männern zwiſchen 1 m . 74 cm . (Marimum ) und 1 m . 42 cm . (Minimum ); der Wuchs
fand zu ſeiner größten Verwunderung, daß weit über 10 %
der Frauen, welche ſchon Mütter ſind, beträgt durchſchnitt
derſelben ſich als brachyfephal erwieſen oder zur Brachy fephalie neigten. In Hinblick auf dieſes Reſultat und um etivaigen Zweifeln von Seite der Gelehrten vorzubeugen, verſab ſich Mikludyo -Maclay mit genügendem kraniologiſchen Material, welches vollkommen die Reſultate ſeiner Mei ſungen beſtätigt. Der Breiteninder der Papuas von Neu :
lid) 1 m m.. 32 cm . Die Größe der Eingeborenen von Papua -Rowiai weicht nur unbedeutend von dem ange
mum ; die Frauen zeigten einen Wuchs von 1 m . 31 cm . Während der Breiteninder des Schädels der Papuas der
Guinea ſchwankt im Verhältnis zur Länge zwiſchen 62 und
Maclayküſte ein Marimum von 86,4 und ein Minimum
86, alſo in febr weiten Grenzen.
von 64 aufweiſt, ſchwankt derſelbe durchſchnittlich bei den Papua -Rowiai faſt auch in denſelben Grenzen , nämlich zwiſchen 80 und 62. Nach dieſen Reſultaten der Schädel meſſungen fam Miflucho - Maclay zu der Ueberzeugung,
In vielen Lehrbüchern der Anthropologie und Ethno logie wird als eigentümliches Merkmal der Papuas, welches ſie von anderen dunkeln und wollhaarigen Naſien unter:
ſcheiden ſoll, angeführt, daß bei ihnen die Haare nicht gleichmäßig verbreitet ſind , ſondern in Gruppen oder Büſcheln wachſen , ſo daß zwiſchen dieſen Büſcheln haar loje Flächen lid befinden. Miklucho-Maclay unterſucite
führten Maße ab , nämlich ſie beträgt bei den Männern
1 m . 75 cm. als Marimum und 1 m . 48 cm . als Mini
daß
auf Neu -Guinea
die bradykephale Schädelform
denen Raſſen ( Papua , Negritos, Neger u. a .) auf den
häufig angetroffen wird. Eine eigentümliche Deformation der Sdädel wird auf Neu -Guinea an den Neugeborenen vorgenommen. Das Kind wird nämlich von der Mutter auf den Schoß gelegt und indem dieſe den Kopf des Kindes hält, drückt ſie mit den Händen die Stirn, um demſelben eine zugeſpißte eiför mige Geſtalt zu geben zu dieſer Dperation benußt die Mutter oft ihre ganze freie Zeit. Um auch die Papuas an der Südküſte Neu -Guineas fennen zu lernen , begab ſich Miklucho -Maclay nad Anua pati und zwar hauptſächlich, um einen Papuaſtamm von gelber Hautfarbe aufzuſuchen, der, wie ihm erzählt wurde, dort vorbanden ſein ſollte. Einen ſolchen fand er in den
Durchmeſſer der Spirale der Haarwindung hin und unter:
ihm bezeichneten Dörfern Rarepuno, Kala und Hula frei
ſchieden in Hinſicht auf dieſes Merkmal z. B. die Papuas von den Negritos, verſichernd , daß bei den Negritos das
lidh nicyt, wohl aber zeigten die nicht zahlreichen Bewohner dieſer Orte eine unzweifelhafte Beimiſchung polyneſijden
Haar eine viel ſdymälere Spirale bilde und namentlich der
Blutes.
Durchmeſſer der Haarſpirale oder Windung ſich wie 1 : 2mm .
ſchlichten Haarwuchs und hellere Hautfarbe , welche aber
das Haupthaar wie die Körperbehaarung an Erwachſenen wie auch an Rindern auf das Sorgfältigfte, konnte aber an den Papuas in keinerlei Altersſtufe und an keinem Körper teile irgend ein büſchelförmiges Wachstum der Haare ent
decken und verwirft daher dieſe früher verbreitete Angabe vollfommen .
Schließlich wieſen einige Anthropologen, die ſich nicht in den betreffenden Gegenden aufgehalten haben, als auf ein treffendes Merkmal zur Unterſcheidung der verſchie
verhalte. Jedoch erwies ſich aus den von Miflucio -Maclay ausgeführten Beobachtungen, daß das abgeſchnittene Haar der Papuas als ſpiralförmig gewunden erſcheint und daß
der Durchmeſſer der Spirale in ſehr vielen Fällen 1–112 mm . nicht überſteigt, wobei es ſich noch außerdem herausſtellte, daß der Durdymeſſer der Spirale an verſchiedenen Stellen des Ropfes , wie der Schläfe , des Hinterhauptes und an
verſchiedenen Körperteilen ſehr variiert. Daher kann aud die auf den Durchmeſſer der Haarſpirale gegründete Klaſſi fizierung der Raſſen, welche von einigen Gelehrten ernſtlid verteidigt wurde, vor der Kritik nicht Stand halten. Dieſe Unterſudyungen , welche der Reiſende an den
Sie unterſcheiden ſich von den Papuas durch
nichts weniger als gelb genannt werden kann. Dbgleid die Beimiſchung der polyneſilden Raſje hier verhältnis mäßig nur gering ſein kann, hat ſie doch nicht nur auf den anthropologiſchen Habitus der eingeborenen Papuas, ſondern auch auf ihre Sitten und Gebräuche einen Ein fluß ausgeübt. So beſteht hier z. B. der Gebraud, der Tätowierung, auf welchen Miklucho-Maclay ſeine beſon dere Aufmerkſamkeit lenkte, da durch den Einfluß der
Miſſionare, welche bereits dort ihre Thätigkeit beginnen , derſelbe bald verſchwinden fönnte. Es wird vorwiegend das weibliche Geſdhlecht tätowiert, die Männer erhalten die Tätowierung nur als eine beſondere Auszeichnung, nament:
Bewohnern der Maclay -Küſte vornahm , ſette er mit der:
lid) für Tötung von Feinden. Man kann daher bei einem
ſelben Genauigkeit an der Papua -Kowiaifüſte fort, wo er
Manne an der Anzahl der Figuren und je nach den Körperteilen, an welchen dieſe angebracht ſind, erſehen, wie groß die Zahl der von ihm getöteten Feinde iſt. Das weib liche Geſchledyt wird icon in der Jugend tätowiert. Dieſe Operation vollzieht man bereits im ſechſten Lebensjahre
anfangs glaubte , eine malaiiſche Beimiſdung unter den Einwohnern finden zu müſſen . Doch fand ſich eine ſolde
nur bei einigen Kindern ; alle Erwachſenen glichen auf: fallend den Leuten der Maclayfüſte und dieſer äußere Ein Ausland 1883 Jr. 33 .
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Anthropologiſche ind ethnologiſche Mitteilungen nach Dr. N. v. Miflucho -Maclay .
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an demſelben und ſie wird nach dem Eintritt in die Che
nod weiter fortgeſeßt. Erſt wenn eine Frau zu gebären aufgebört hat , wird ſie nicht mehr der Tätowierung unterzogen . Man findet Frauen und Mädden , die von der Stirn bis zu den Zehen damit bedeckt ſind. Einige tragen
ein Mann geſtorben iſt, bringt man die Leiche in eine fißende Stellung und umhüllt ſie mit Blättern der Kokos: palme. Hierauf unterhält die Frau des Verſtorbenen etwa zwei bis drei Wochen die Leiche im Feuer, bis leştere faſt vollſtändig verweſt oder ausgetrodnet iſt. Die Leichen von
felbſt auf der raſierten Kopfhaut Figuren. Nacy Miflucho
Kindern werden einfad, in einem Korbe unter dem Dache
Maclay's Anſidit dient das Tätowieren bei dem weiblichen Geſchlecht nur als eine Verzierung. So wird alſo nach unſerem Forſder die Südküſte Neu -Guineas ebenfalls wie die Rowiaifüſte im Weſten und die Maclayküſte im Oſten von reinen Papuas bervohnt,
der Hütten aufgehängt. Beiſpiele von Beſtattung der Toten finden ſich nur äußerſt ſelten. Sie treten nur dann ein , wenn ein alter Mann alle ſeine Frauen und Kinder überlebt hat. Bei allen Beſtattungen finden aber immer
ausgenommen die erwähnten Orte mit polyneſi der Bei
Auf Veranlaſſung des Akademikers R. E. von Baer begab ſid. Miklucio Maclay auf die Philippinen, um ſid zu überzeugen , ob die geringen Ueberreſte der Urbevol kerung, die Negritos , bradyykephal ſeien . In der Nähe von Manila , im Marivelesgebirge, fand ſid aud ſebr bald ein Negritoſtamm , bei welchem der Reiſende trot ſeines kurzen Aufenthaltes ſich bald überzeugen konnte, daß die Negritos durchaus bradyykephal ſind. Die anſebn
miſchung. Auch hier an der Südküſte finden ſid, häufig
brachykephale Kopfformen und zugleich eine merkwürdige Deformation an den weiblidyen Schädeln . Lektere wird dadurch hervorgerufen, daß die Frauen idon vom ſechſten oder ſiebenten Jahre an alle Bürden in einem Sack , der durdy Sdynüre oder Niemen an dem Kopf befeſtigt iſt, auf dem Rücken tragen , wodurd) eine Eindrüdung der Sdädel fnochen hervorgebracht wird. Dieje ſenkrechte Eindrüdung,
febr zahlreide Zeremonien ſtatt.
welche ſich gerade auf der Sutura sagittalis befindet und
lice Zabl von Schädelmeſſungen, die dadurch ſehr erleids: tert wurden , daß die Männer ihr Hinterhaupt zu raſieren
die gewiß als ſehr auffallend erſdeinen muß, fand Mitlucho
pflegen , ergab einen Breiteninder, welcher zwiſchen 87,5
Maclay bei den Meſjungen an Lebenden und auch beim
und
Sammeln von Schädeln ſehr oft , daher iſt er geneigt anzunehmen , daß dieſe Abnormität vielfach erblich ge
Phyſiognomien auffallend an die Papuas von Neu -Guinea, ein Umſtand, der von großer Bedeutung zu ſein ſcheint, da man bisher die Negritos als gänzlich verſchieden von den Bapuas anſah. Dieje dywarze Bevölkerung der Phi lippinen zeidunet ſich im allgemeinen durch einen kleinen
worden ſei.
Unſer Reiſender fand die Papuas der Maclayfuſte
in ganz primitivem Zuſtande und auf der niedrigſten Kulturſtufe. Metalle waren ihnen gänzlid unbekannt, ihre Waffen waren aus Stein , Knochen und Holz ver: fertigt. Sie verſtanden nidyt einmal Feuer herzuſtellen, obwohl das Feuer bei ihnen im Gebrauche iſt. Als der Reiſende ſie befragte, auf weldic Art ſie Feuer madyten , begriffen ſie dieſe Frage durchaus nicht , ſondern fanden dieſelbe ſogar lächerlich. Sie erklärten einfady , wenn
90 dywanft.
Viele Negritos erinnern in ihren
Wudis aus. Miklucyo-Maclay ſah eine Frau von nur 1 m. 30 cm. Höhe, welche aber bereits zwei Kinder beſaß . Bei den Negritos gilt die eigentümliche Sitte des
Zuſpißens der Zähne als eine Bedingung der Schönheit . Dieſe qualvolle Operation wird mit Hilfe eines großen eiſernen Meſſers vollzogen. Die Tätowirung wird bei den Negritos nicht wie bei den Papuas durch Einbrennen
einzelnen das Feuer ausgeht, ſo findet und er:
ſondern mittelſt Einſdynitten von ſcharfen Feuerſteinſplittern
bält er ſolches bei einem anderen und falls im ganzen Dorfe fein Feuer anzutreffen ſei, ſo verſchafft er es fid im nädyſten . Einige Eingeborene verſicherten , ihre Väter
ausgeführt, wodurch ſie die Bruſt, einen Teil des Leibes
einem
noch gar nicht fannten und in welcher ſie alle Speiſen roh aßen . Infolge dieſes Umſtandes herrſchte bei ihnen
und die Hände verzieren . Die Frauen tragen Ohrgehänge aus Büſcheln aromatiſcher Kräuter. Ungeachtet Mifludo-Maclay's Aufenthalt unter den Negritos von feiner langen Dauer war, gelang es ihm , einige ſehr intereſſante Beobachtungen in Bezug auf ihre Sitten und Gebräuche zu madyen und fand dabei manches, was er auch auf den Melaneſiſchen Inſeln beobachtete. So
eine Krankheit, Deſen genannt, eine Bezeichnung, die ſich
3. B. warf er einige Speijeüberreſte ins Feuer, worauf die
bis jeßt in der Bevölkerung erhalten bat. Infolge der Unbefanntſchaft der Eingeborenen der Südküſte von Neu Guinea mit Eiſen wird das Raſieren gegenwärtig mit
Negritos ſofort das brennende Holz mit Erde überichütteten , das Feuer auf dieſe Weiſe löſchten und den Neiſenden baten , fernerhin das nicht mehr zu thun . Ein anderesmal ſpie er abſidytlich ins Feuer und in größter Aufregung baten ihn die Wilden , auch das zu unterlaſſen. Aehnlichem
und Großväter hätten ihnen erzählt, fie erinnerten ſidy
felbſt einer Zeit oder hätten von ihren Eltern erfahren,
daß es eine Zeit gegeben habe, in welcher ſie das Feuer
einem Stück Glas ausgeführt; früher benutten ſie dazit
Feuerſteine, welche ſie ſehr kunſtvoll zu ſchärfen verſtehen. Das Raſieren wird mit großer Geſchidlichkeit bewerkſtelligt.
Eigentümlich iſt die Art der Beſtattung der Toten an der Maclayfüſte. Dieſelben werden nur im Ausnahms . falle begraben und müſjen in der Hütte verweſen. Sobald
Aberglauben begegnet man auf Neu -Guinea.
Eine ge
wiß bübiche Sitte beſteht darin, daß jeder Negritos ver pflichtet iſt, vor dem Eſſen mehrmals laut eine Aufforde rung auszurufen , daß jedermann, der ſich zufällig in ſeiner
Anthropologiſche und ethnologiſche Mitteilungen nach Dr. N. v. Miflucho-Maclay. Nähe befindet und möglicherweiſe der Nahrung bedürftig iſt, das Mahl mit ihm teile. Dieſe Sitte foll ſo ſtreng
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duen als Frauen , welde naturlich keine tüchtige Nadykom : menſchaft zu erzeugen im ſtande ſind. Die Kinder aus den
eingehalten werden , daß eine Unterlaſſung derſelben die
Miſdiehen von Malaien und Frauen aus dem Stamme
Todesſtrafe nad) ſid) zieht. Die Negritos bewohnen feine feſten Hutten , ſondern
Wind und Kälte einigen Sdyut gewährt und iſt dabei ſo
der Drang - Utan gleichen phyſiſch ſehr den Malaien , ſo daß ſie von dieſen idywer zu unterſdeiden ſind. In Jo hore kann man den ſtufenweiſen Uebergang von den Drang Utan zu den Malaien deutlid) verfolgen . Die melano malaiiſde Miſdjung muß ſdon vor langer Zeit ſtattgefun
niedrig, daß man unter demſelben nur ſiten oder liegen , aber nicht aufredyt ſtehen kann .
den haben und Mikludio - Maclay vermutet, daß Johore in früherer Zeit eine rein melaneſijde Bevölkerung beſeſſen
Da bisher die Raſſenangehörigkeit ziveier Volksſtämme der Malaiiſchen Halbinſel, die Drang Sakai und Orang
hat. Unter den Malaien beſteht die Ueberlieferung, daß
ſogenannte Pondo. Der Pondo iſt nichts weiter, als ein aus Palmenblättern verfertigtes Laubdad ), weld)es vor
Semong, noch ganz zweifelhaft war, indem einige Ethno logen ſie zu den Malaien redneten , andere ſie wiederum als
negerartige Menſden betraditeten, ſo begab ſid, Mikludio Maclay über Singapur nad) Johore , um von dort aus
an Ort und Stelle unter jenen Stämmen Studien zu machen und womöglid, dieſe ſtrittige Frage zu löſen. Von Johore aus in das Innere vordringend, ſtieß Mikludo Maclay in der waldreiden Quellgegend des Palon auf
als zu ihnen durch die Araber der Islam kam , diejenigen , welde den neuen Glauben nid) t annehmen wollten, in die
Wälder flohen , wo ſie ſich wahrſdeinlich mit der ſchwarzen Bevölkerung miſdhten , was zugleid, die erſte Veranlaſſung zu einer Annäherung zwiſden den Orang - Utan und den Malaien geweſen ſein ſoll.
Auf ſeiner Wanderung von Padyan nad Klantan, in einer Gegend der Malaiiſden Halbinſel, die noch nie
zuvor von einem Europäer betreten worden war, begegnete
einen Volksſtamm , welder von den Malaien Drang -Utan
Mifludio-Maclay , im Quellgebiet des Pahan , zwiſchen
( . 1). Waldbewobner, Waldmenſd )) genannt wird. Es er wies ſich, daß die Drang-Utan ein Gemiſd) von Malaien
Bahan, Tringano und Klantan , endlid, dem erſten Mela neſier von unzweifelhaft reinem Blute. Es war der Stamm
und Melaneſiern repräſentieren , das hier die Wälder und Berge bewohnt. Die Miſdung beider Stämme zeigte ſid)
der Drang-Safai, welchen er traf und obgleidh ſidy dieſe primitiven Wilden ſehr ſchüchtern und zurüdhaltend zeigten, gelang es dem Reijenden durd, ein allmähliches und um ſidytiges Vorgehen dody, nidyt nur mehrere Zeichnungen von ihnen zu erhalten und vielfadye anthropologiſche Mef
aber unter dieſen Bewohnern in verſchiedenen Stufen .
Rein melaneſiſder Abſtammung fand Mikludo Maclay unter den Orang Utan keinen in Johore, alle glid)en ſie mehr den Malaien. Die von ihm geſammelten Sprad)proben konſtatierten nicht nur mehrere Dialekte, ſondern lieferten auch den Beweis , daß die Orang-Utan mehr und mehr
ſungen an ihnen anzuſtellen, ſondern er beſuchte aud) faſt
konnten nidyt unbedeutende linter diede fonſtatiert werden .
alle ihre Niederlaſſungen , die auf ſeinem Wege lagen . Die Orang Sakai unter dyeiden ſich von den Malaien ebenſo : ſehr, wie die Malaien von den Papuas. Sie gleichen den Negritos der Inſel Luzon. Die zahlreid) ausgeführten Meſſungen an den Drang Safai ergaben bei den Männern
Die Malaien unterſdeiden unter dieſen Wilden : die
einen Wuchs, weld er zwiſden 1,620 und 1,460 m . vari
Orang -Utan - Dina (d. h. zahmer Waldmenſd )) und Orang
halten ſid, von dieſen ungemein zurück und erhalten nur durch Vermittlung der Orang-utan - Dina bisweilen Gegen : ſtände von den Malaien . Die Orang - Utan- Liar jind
ierte, bei den Frauen einen ſolchen von 1,480—1,350 m . Die Sdjädelform zeigt eine ſtarke Neigung zur Brady kephalie ; der Breiteninder idywankt bei den Männern zwiſden 74-82, bei den Frauen zwiſchen 75-84, bei Kindern endlid zwiſden 74–81. Es zeigen ſidy alſo die Frauen am meiſten bradyfephal. Die Windungen des
vollkommene Nomaden und hängen an ihrer altgewohnten
Wollhaares der Drang - Sakai haben wie bei den Papuas
Lebensweiſe ſo zähe, daß ſie dieſelbe mit der bequemeren
von Neu -Guinea einen Durdhmeſſer von 2–4 mm. Die Hautfarbe variierte ziviſd)en 28 und 42 und 21 und 46
die malaiiſche Sprache annehmen und ihre eigene Sprade
aufgeben. Audy in Hinſicht auf ihre Lebensgewohnheiten
Utan - Liar.
Die erſteren ſtehen in einem
beſtändigen
Verkehr mit den Malaien, die Orang-Utan -Liar hingegen
der Malaien nid)t vertauſdyen mögen, obgleidy ſie den Malaien geiſtig nadyſtehen. In der behaglidiſten Hütte fühlen ſie ſid, beklommen und gedrückt, wie ein Vogel im Käfig.
Die Miſchlingsraſſe der Orang-Utan ſtirbt allmählid) aus und zwar hauptſädylich durd, den Zudrang der Ma
laien . und Chineſen von der Küſte her, wodurdy ſie ſid) gezwungen ſieht, mehr und mehr in die Berge und Wälder
der Brocaſden Skala. Als eine Eigentümlichkeit an den Orang - Sakai erſcheint die ſtärfere Entwidelung der Plica semilunaris oder ſogenannten Palpebra tertia , als bei anderen Raſſen, bei welden ſie (wie z. B. bei den Kauka fiern) nid)t über 12-2 mm , breit iſt, während ſie bei den Orang Sakai, wenigſtens bei einigen Individuen 5 bis 51/2 mm . Breite erreicht.
ſchönſten Mädden den Einwandernden verkauft, den Orang
Die Kleidung der Orang Sakai iſt ſehr primitiv. Sie beſteht bei den Männern aus einem Gürtel, welder um
Utan dagegen verbleiben meiſt nur divädlide Indivi
die Guften gedlungen iſt und das Perineum bededt ; die
zurückzuweichen.
Außerdem werden die kräftigſten und
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Anthropologiſche und ethnologiſche Mitteilungen nach Dr. X. v. Miflucho Maclay.
Frauen befeſtigen einen Rotanggürtel mehrmals um die Hüften, ein vorn und hinten befeſtigtes, von den Maleien erworbenes Stüd Zeug verdeckt bei ihnen das Perineum. Auf den Geſichtern der Frauen bemerkt man faſt immer
Tätowierung und zwar in der Form von Linien und runden Flecken . Tätowierte Männer ſieht man nid )t. Die Orang Safai durchbohren gleich anderen Melaneſiern die Naſen
ſcheidewand und ſtecken durch dieſe Deffnung den ſogenannten „ Hajanmo", das iſt ein ziemlich langes Bambusſtücden oder ein Stadhel der Hystrix, Sie haben als eine gefährlidye Waffe den Blachan
oder das Blasrohr in Gebrauch , aus welchem vergiftete
Pfeile geſchoſſen werden. Die Pfeile ſind nicht dicker als eine Stridnadel und ſo zugeſpißt , daß das Ende beim Eindringen immer abbridit und in der Haut ſißen bleibt. Eine geringe Schramme von einem ſold)en Pfeile ſoll ge nügen , einem Menſchen in 10-15 Minuten den Tod bei zubringen. So verſicherten wenigſtens die Malaien, von welchen dieſe Waffe überaus gefürchtet wird. Das Blas:
zur Frau , im entgegengeſekten Falle muß er für immer auf ſie verzichten. Wenn daher ein Mädchen den um ſie werbenden Freier nicht will , ſo hat ſie ſtets die Möglich: keit, ihm zu entfliehen und ſich mit Leichtigkeit im Walde derartig zu verbergen, daß der Bräutigam nicht im ſtande iſt, ihrer in der feſtgelegten Friſt habhaft zu werden. In einigen Gegenden der Orang - Sakai beſteht eine Art gemeinſamer Ehe, indem nämlich die Frauen in einer be: ſtimmten Reihenfolge und für beſtimmte Zeiträume von einem Manne zum anderen übergehen, ohne jemals einem beſtimmten Manne anzugehören . Darum bleiben audy die Kinder, die nie ihren Vater kennen , ſtets bei der Mutter. Das Vorkommen dieſer ſeltſamen Form der Ehe wurde Mikludyo -Maclay in der Stadt Malakka durch die dort weilenden katholiſchen Miſſionäre vollkommen beſtätigt.
Bei einigen Orang-Safai ſoll auch der widernatürliche Gebraud, herrſden , daß der Vater der Braut das Jus
primae noctis für ſidy in Anſpruch nimmt, eine Unſitte, dic man aud) auf einigen Inſeln des Stillen Ozeans wieder:
rohr hat eine Länge von 2 m . und iſt im Durdymeſſer
findet.
gewöhnlid, 2—3 cm. breit. Nach den Unterſuchungen Mifludio -Maclay's beſteht das Pfeilgift hauptſächlid) aus dem Safte der Antiaris toxicaria oder Upas, zu weldhem man nody bisweilen den Saft einer Strydinosart und
Ungemein groß iſt die Furdyt der Orang Sakai vor Verſtorbenen. Sobald ein Glied einer Familie erkrankt und die Krankheit einen tödliden Ausgang zu nehmen drobt , ſo wird der Patient in einem Walde ausgeſeßt, nachdem man ihn mit einigen Nahrungsmitteln verſehen hat . Sogar feine Hütten werden abgebrochen und nie läßt man ſich wieder an dem Orte nieder, wo ſie ſtanden.
Schlangengiſt hinzuſeßt.
Nad) den Verſudien, die der
Reiſende mit dieſem Pfeilgifte an Kaßen und Hunden an : ſtellte, erfolgte der Tod infolge ganz geringer Verlegungen ſdhon nad 15-20 Minuten und doch hatte das Gift zwei Monate lang gelegen, war alſo nichts weniger als frijd). Unter den Symptomen zeigte ſid) an den verleşten Tieren bisweilen Tetanus, mitunter jedoch nicht , was con ba rauf hinwies, daß das Gift, welches der Reiſende an ver:
ſchiedenen Orten erſtanden hatte, nid )t immer dieſelben Beſtandteile enthielt. Bei den Orang Sakai ſind auch Bogen und Pfeil im Gebrauche. Die erſteren haben eine Länge von kaum 1 m . und werden Poids genannt, die Pfeile, welche mittels dieſer Bogen geſchoſſen werden , ſind mit eiſernen Spitzen verſehen. Die Drang-Sakai behandeln ihre Frauen und Töchter ungemein freundlich , daher iſt es auch nicht ſehr zu ver: wundern , wenn in gewiſſen Fällen die Würde eines Radja
Daher findet man in den Einöden häufig die Ueberreſte
ſolcher unglüdlichen Verlaſſenen , wie auch Spuren von Hütten und Anſiedelungen , die eines Todesfalles wegen aufgegeben wurden .
Uebrigens führen die Orang-Safai wie die Orang Utan ein herumſtreifendes Leben in den Wäldern und laſſen ſich nur in auserwählten Gegenden auf einige Zeit nieder, um einige Waldprodukte, wie Rampher , Kautſduk, Rotang, Elfenbein u. a. zu ſammeln, die ſie an die Ma: laien gegen Tabak, Salz, Meſſer, Zeugſtücke u. dgl. ver: tauſchen .
Ueber ſeinen Aufenthalt auf den verſchiedenen Inſel gruppen Melaneſiens machte Miflucho Maclay nicht minder intereſſante Mitteilungen , body gibt er weniger detaillierte
(oder in ihrer Sprache Patena) auch auf die Frauen und
Schilderungen .
Todyter übergeht. Es iſt nämlid) zu bemerken , daß die
faſt überall brachyfephale Eingeborene vorfand, die einen Breiteninder von 81–85 aufwieſen. Auch unter den Ein geborenen von Neu -Holland ſtellte Miklucho -Maclay an thropologiſche Unterſuchungen an und zwar unter den
Häuptlingswürde bei ihnen erblich iſt, obgleid, die Macht der Häuptlinge nur eine ſehr geringe genannt werden kann. Intereſſant ſind die Hochzeitsgebräuche bei den Drang Sakai, über welche Miklucho-Maclay mehrere Mitteilungen durch Eingeborene erhielt , die ziemlid fertig malaiiſch ſprachen. An dem Hodizeitstage muß die Braut in Gegen wart ihrer wie des Bräutigams Verwandten und außer dem vieler Zeugen in den nächſten Wald laufen. Nach einer beſtimmten Zwiſchenzeit folgt ihr der Bräutigam
Es ſei hier nur bemerkt , daß er daſelbſt
Stämmen, die ſich in der Nähe der europäiſchen Kolonien an der Oſtküſte aufhalten. Sowohl in Europa als auch ſpäter in Brisbane hatte er von einem Stamm der Ein geborenen gehört, welcher ſidy burch vollkommene Haar loſigkeit auszeichnen und tief im Innern des Landes ſids aufhalten ſollte.
In der That fand er bei der Stadt
laufend nady und ſucht ſie zu erhaſchen. Gelingt es ihm
St. George am Balton - Fluſſe einige Individuen, die außer
die Braut einzuholen und ſie zu fangen , ſo erhält er fie
einigen wenigen Pubes wirklich durchaus keine Behaarung
Zur Nephritud Jadeitfrage .
zeigten. Zugleid, erfuhr er aber aud), daß alle dieſe Per ſonen Glieder einer Familie bilden , die ſich don bis in
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regen der Meeresſpiegel mit einer ſo ſtarken Sdhidit ſüßen Waſſers bededt iſt , daß man dieſelbe bequem abídyöpfen
die dritte Generation durd Haarloſigkeit auszeichnet. Von
kann. Die Sohle des Sees wird wahrſcheinlich von einer
einem haarloſen Stamme konnte hier alſo keine Rede ſein .
weichen , leidyt auflösbaren Sdidyt gebildet , welche in folge des Druces der anwad jenden Waſſermaſſe an einer Stelle einen Durdybrud zuläßt, aus welchem ein Abfluß ſtattfindet, der alſo das Fallen des Niveau's bewirkt. So bald aber die von der Strömung mit fortgeriſſenen Steine
In Brisbane und Sydney hatte er Gelegenheit, ſehr
intereſſante vergleidyend - anatomijde Studien über das Gehirn mehrerer Stämme anzuſtellen. Das Material dazu lieferten die Toten aus den Krankenhäuſern dieſer großen
Handelsſtädte , auch eine Anzahl hingeridyteter Verbreder wurde zu dieſem Zwede benußt. Von den eigentlid, geographiſden Reiſeergebniſſen
Mikludho-Maclay's heben wir hervor, daß er an der Papua Rowiai-Küſte durch die Eingeborenen von einem See im nahen Gebirge erfuhr, weldier die Aufmerkſamkeit der Be wohner dadurch auf ſich gelenkt hatte , daß er in kurzer Zeit ſein Niveau bedeutend geſenkt hatte , und den ſie Kamaka Wallar nannten . Mifludyo-Maclay fand den See, als er eine Höhe von 400 m . überſtiegen hatte. Er ſtellt
ein verhältnismäßig langes und ſdymales Gewäſſer dar, das von den Bewohnern ſeiner Ufer Waauſirau genannt
und Erdmaſſen den Durchbruch verſtopfen , wird der Ab fluß wieder auf eine gewiſſe Zeit unterbrodien und das Niveau des Sees ſteigt abermals.
Vor dem Beſuche Mifludio-Maclay's an der Triton Bai wurde die kleine Inſelgruppe Mawara als Feſtland auf den Karten dargeſtellt. Der Reiſende konſtatiert aber, daß dieſe Feſtlandſtrede durdy eine Meerenge, welche die Triton -Bai bier bildet, von Neu -Guinea getrennt worden. Er benannte ſie nad der Großfürſtin Helena Pawlowna.
Eine andere Meerenge trennt die Inſel Namatote vom Feſtlande , dieſe Meerenge wurde von ihm nad der ver ſtorbenen Königin der Niederlande Sophia benannt.
wird ; ſein Waſſer hatte eine Temperatur von 31 ° C. und beſaß einen idlechten Geidymad . In der Ufergegend ragte aus dem Waſſer eine Menge abgeſtorbener Bäume hervor,
welche in verſchiedenen Tiefen ſtanden, indem von einigen nur die Gipfel hervorragten und an anderen kaum der
Zur Nephrit- und Jadeitfrage.
untere Teil des Stammes bedeckt war.
Von H. Fiſcher in Freiburg i. V.
Das weiſt un
zweifelhaft darauf hin , daß einſtmals das Niveau des See's weit tiefer gelegen haben muß als heute und daß die jeßt im Waſſer ſtehenden Bäume fid , auf dem trockenen
3n Nr. 27 dieſer Zeitſchrift meldet Herr Hofrat A. B. Meyer in Dresden einen angeblid " in dem Sann
Ufer befanden. Das Waſſer iſt alſo geſtiegen und hat die Ufer überſdwemmt, ſo daß die Bäume in verſchiedenen
fluß bei Cilly in Steiermark gemachten Nephritfund und
Tiefen des Sees jid) finden.
Die Eingeborenen verjider:
ten, das Waſſer ſei kurze Zeit vor der Ankunft Miflucho Maclay's nod) höher geſtanden und von den Bäumen
wäre nichts mehr zu ſehen geweſen. Aud, andere An
zeichen für einen früheren, höheren Waſſerſtand waren an den ſteilen Ufern des Sees vorhanden. Nach den Aus jagen der Eingeborenen iſt das Fallen des Waſſers un
gemein raſch eingetreten : eines Morgens fanden ſie das Niveau nod) in ſeiner gewöhnlichen Hohe , aber gegen Mittag fing dasſelbe plötlid, an zu fallen, und am andern Tage jahen ſie zu ihrer größten Verwunderung an den entblößten Ufern eine Menge abgeſtorbener Bäume. Viele
dieſer Bäume hatten einen Durchmeſſer von 25 cm . und das Holzgewebe war nod) ſehr gut erhalten , ſo daß ſie verhältnismäßig nicht lange, vielleicht 30-40 Jahre unter Waſſer geſtanden haben mochten . Miklucho Maclay erklärt dieſe Erſcheinung folgender: maßen : Der See Ramafa Wallar, deſſen Spiegel zirfa 160 m, über dem Niveau des Meeres ſich befindet, bildet
ein abflußloſes Becken, daher kann ſein Spiegel nadı hef tigen Regengüſſen mit der Zeit um einige Meter ſteigen. Die Regengüſſe ſind aber in dieſer Gegend von Neu -Guinea ſo gewaltig, daß in der Triton-Bai nach einem Gewitter Ausland 1883 Nr. 33 .
behauptet von ſeinem Standpunkte als Zoologe, nunmehr ſei der Nephrit in Europa entdedt. Id behaupte dagegen vom Standpunkte des Mineralogen , daß der Nephrit durdy dieſen Fund nach deſſen ganzer Beſchreibung noch nicht entdeckt iſt , vielmehr muß man zuwarten , bis entweder das anſtehende Geſtein dazu aufgefunden iſt ? oder bis man , wenn dies zufällig wegen zu ſchwieriger Zugänglich keit der dortigen Gebirge nicht gelingen ſollte, wenigſtens
eine größere Anzahl zweifelloſer Gerölle im Bach oder ſofern es dort Moränen geben ſollte, erratiſche Stüde davon nadgewieſen hat, mie z. B. der ſchöne Smaragdit
gabbru aus dem Saasthal im Wallis in der Sdyweiz in ſolder Weiſe weithin ausgeſtreut getroffen wird und ver möge ſeiner Zähigkeit aud vielfad, zu prähiſtoriſchen feinen Steinbeilen verarbeitet erſcheint.
Dieſe Vorſicht iſt im vorliegenden Fall um fo bring lidher notwendig , da bei einem Stüd , welches , ungefähr 11
wie ein unregelmäßig geformtes, flaches,
an
einem Ende ſpilles Beil , aber ohne Sdneide" aus 1 Dieſe Anſicht ſcheint auch Herr Profeſſor Pichler in Graz zu vertreten , der , wie mir von befreundeter Seite mitgeteilt wird , in einer Grazer Zeitung einen Preis von 100 Gid. auf die Entdedung des anſtehenden Geſteins ausgeſetzt hat. Das iſt der richtige und geeignete Weg , Gewißheit zu erlangen . 99
650
Zur Nephrit id Jadeitfrage .
ſieht, der Gedanke an ein unfertiges prähiſtoriſdes Beil
der archäologiſchen Mineralogie arbeitenden Forſder nahe
haupt möglid ſei, iſt gar oft einzig der Entſcheidung des mit Kritik ausgerüſteten Forſchers anheimgegeben . Bis zu gewiſſem Grade gilt dies auch bezüglich der Mineralienfomptoirs, deren gedruckte Etiquetten gleichfalls nicht immer als bare Münze aufgenommen werden dürfen , weder was die Diagnoſe der Subſtanz betrifft – Erwer-:
genug liegt, gekannt und verwertet zu haben ſcheint. Sonſt
bungen foſſiler Hölzer und deren nadher vorgenommene
gar zu nahe liegt und da zweitens fein einziger von den genannten Herren das untrügliche Kriterium zwijden einer intakten Gerölloberfläche und einem vom Menſden bearbeiteten Geröll, weldes freilid für einen im Bereid
müßte es in einem Falle zu Gunſten des Herrn Hofrat Meyer aud) ausgebeutet und angeführt worden ſein, wäh rend im anderen Falle von einem Geröll, das zu Gunſten des entſchiedenen Vorkommens von Nephrit im Sannthal ſpreden ſollte, feine Rede mehr bätte ſein fönnen . Die
Angabe dieſes Kriteriums wäre viel widytiger geweſen , als die Ueberzeugung des Herrn Hofrat Meyer, daß das Stüd nicht fünſtlid bearbeitet ſei und der Umſtand , daß auc andere der gleichen Anſicht ſeien. Ein Mineraloge vom Fad macht aud) ſdon , wenn es ſid nur um eine Erwerbung für eine Sammlung, voll ends aber , wenn es ſich wie bier, um eine Streitfrage
handelt, einen großen Unterſchied, ob ein ſoldies Stück durch einen zuverläſſigen Fachmann ſelbſt in einem be ſtimmten Bach) aufgeleſen ſei, oder ob die Fundortsangabe von einem Händler ſtammt. Die Ausſagen der letzteren
ſind für denjenigen , welcher mit wiſſenſchaftlider Kritik vertraut iſt, ſtets mit großer Vorſicht aufzunehmen. Ohne irgend den Räufer täuſden zu wollen, machen ſie ihre Angaben eben aus dem Gedächtnis und fragt es ſich dann
eigene mikroskopiſche Unterſuchungen bewieſen mir dies
noch was den Fundort anbelangt. Bei der Maſſe des dort zuſammenfließenden Materials, ſowie bei der Ver: chiedenartigkeit der Bezugsquellen laſſen ſich audy beim beſten Willen und großer Gewiſſenhaftigkeit der Agenten folder Romptoirs Jrrtümer nicht allezeit vermeiden und bleibt der Kritik des faufenden Fachmannes immer nod
ein gewiſſes Feld offen . So wurde früher , als die Ent: deckung von Nephrit in Neuſeeland durch die Coof'idhe Erpedition befannt wurde, zu manchem Stück Nepbrit in Sammlungen kurzweg Neuſeeland als Fundort, um nur einen folden beige drieben zu beſißen, hinzugefügt, wäh rend die Abkunft beſonders geſchliffener Eremplare, Amu lete u. ſ. w. ſich als eine ganz andere auswies. Da nun , um auf das Stüdf Nephrit aus Cilly zu rüdzukommen , die Erwerbung durch das Grazer Joban neum in das Jahr 1880 fällt , wo Pfahlbau -Nephrite idon längſt nad allen Richtungen kurſieren konnten, ſo iſt, wie jeder einſichtsvolle Fachmann zugeben muß , die
größte Vorſidit (welche bekanntlid) in der Wiſſenſchaft
ſtets, inwiefern man ſidy darauf verlaſſen könne, da die Händler ja vielfad, gar keine Ahnung von der Widytigkeit
immer weniger ſchadet, als Voreiligkeit!) geboten , doppelt im Hinblick auf die beilähnliche Geſtalt des fraglichen
gewiſſenhafter Fundortsangaben haben. Es liegt oft ein Stud Jabre lang bei ihnen auf dem Lager berum , bis es end lid) einen willigen Käufer findet. Langjährige Erfahrungen
Stüdes.
im mineralogijden und archäologiſchen Gebiete haben mid) reichlich in dieſem Betreff gewißiget. Jd, erwarb bei einem
jefte iſt in der Schweiz zu Hauſe. " Dieſer prophetiſde Ausſpruch , denn Wahrheit iſt er bis heute noch nicht, hätte wohl etwas diplomatiſder auf die Alpen überhaupt,
Händler im Elſaß Steinbeile, darunter ein prächtiges Ello
In Herrn Hofrat Meyer's großem Nephrit
werf ſteht im Inhaltsverzeichnis des 2. Heftes S. 36 b.:
,,Das Rohmaterial der in der Sdyweiz gefundenen Ob
gitbeil von 30 cm . Länge, ein Chloromelanitbeil, einen
als gerade nur auf die Schweiz gelautet , da ja der Boden
Jadeitmeißel und auf meine Frage wegen der Abkunft wurde mir der Beſdheid, er wiſje nidyt anders , als daß
ſee , in deſſen Pfahlbauten gerade die größte Fülle von Nephritbeilchen entdeckt wurde, ebenſo gut auch den öſter
dicje ,, Dunderärtli" im Elſaß ſelbſt gefunden ſeien, da ſie
reichiſchen , wie den ſchweizeriſchen Gebieten der Alpen
aus der Sammlung eines Gläſjers ſtammen. Es ſtellte ſidy
nahe liegt !
aber bei näherer Unterſucıung, ganz beſonders des Eflogit beiles, heraus, daß alle Eremplare höchſt wahrſdeinlid) aus den weſtlichen Sdweizerpfahlbauten herrührten . Bei einem Händler in der Schweiz fand und erwarb id) einen ächt babyloniſden Steinzylinder, als deſſen Heimat er Aegypten bezeichnete, da er ibn eben dortber direkt er: halten hatte, ferner ebenda zwei charakteriſtiſche peruaniſche Waſſergefäße aus Thon, als deren Abkunft ibm mit aller
Bezüglich des angeblichen Jadeitfundes aus Lui fiana korrigiert Herr Profeſſor Spencer Baird zufolge
einer Mitteilung des Herrn Hofrat Meyer in Nr. 29 des ,,Ausland" den Fundort Luiſiana nun in Alaska. Es iſt nicht zu leugnen , es liegt ein eigener Unſtern auf dieſer
Angelegenheit, daß hier zuleßt wieder ein Irrtum zwiſchen den Namen Luiſiana und Alaska unterlaufen mußte, die
Beſtimmtheit von dem Verkäufer der Sempacher See be
dod auch nicht die geringſte Aehnlichkeit mit einander baben und Gegenden bezeidynen , welde himmelweit aus:
zeidynet worden war ! Die Händler wiſſen , daß von den Fadıleuten meiſt ſogleid auch nad dem Urſprung der
einander liegen . Nicht genug fann ich aber mein Erſtaunen ausdrücken
Objekte gefragt wird und find froh, von denjenigen Leuten ,
über die Sicherheit, mit welcher , ohne Analyſe oder nur vorläufige diemiſche Prüfung, idon von Jadeit geſprochen wird; denn Herr Dr. Charles Rau am Smithſon. Inſti
welde ihnen die Sachen zutragen, einen Fundort genannt
zu bekommen ; inwiefern dieſer aber zuverläſſig oder über
Aus der neueſten Litteratur liber Kambodſcha.
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tution teilt mir bezüglich jener Stücke von Alaska mit, die unermüdlichkeit in ihrer Ausarbeitung leben uns in daß Herr Profeſſor Bumpelly , welder ſelbſt icon über Erſtaunen , während gleichzeitig die Wahrnehmung nicht Jadeit ſchrieb (vgl. mein Nephritwerk S. 248 ff.) ſich mit zurückzudrängen iſt, daß in all' dieſem Reichtum das höchſte aller Reſerve dahin geäußert habe , daß ſie - ſoweit ſoweit . Ziel aller Bildnerei, die Darſtellung der ſchönen Menſchen man ohne Analyſe einen Schluß ziehen könne - aus geſtalt, wie in tropiſdiem Sdylingwerk vergraben und er Jadeit beſtehen. Der Mineraloge vom Fach drückt ſidy ſtiďt wird. Aber es hatte der reiche Skulpturenſchmuck aljo , angeſidits der verarbeiteten und rohen Stücke, am der ſüdaſiatiſchen Bauten jedenfalls einen ſtarken Grund vorſichtigſten aus ! auch in dem Mangel großer freier Perſpektiven in der In Nr. 23 des ,, Ausland " S. 456 und 457 wirft Geſamtanlage der Bauten , in denen Reiben von kleinen Herr Meyer, der doch den mineralogiſchen Studien , ſoweit Höfen, Galerien, Treppen , Türme und Erfer ſich drängen. die Welt weiß , bisher ſo fern als möglidy ſtand , mir vor, Die „ perspectives resserrées“ ſind mit Recht als ein id) hätte wahrſcheinlich Nephrit und Jadeit verwechſelt! Charakteriſtikum dieſer Bauweiſe bezeid net worden . Sein Wenn er etwa geſagt haben würde, es ſei mir bebuſs ſtärkſter Grund, der fette Boden dieſer üppigen Kunſtblüte, einer ſcharfen Diagnoſe durch Intaftheit verarbeiteter Db: iſt aber die überquellend üppige Mythenwelt des Brah jekte vielleicht ein Hindernis im Wege geſtanden, ſo bätte manismus. In der ſelbſtändigen Verwertung der mythe ſich das etwa hören laſſen. logiſdyen Motive liegt nun gerade das Kennzeidynende der
Id hatte geglaubt , der archäologiſchen Wiſſenſchaft
khmeriſchen Kunſt.
durch genaue Sichtung der mineralogiſd) petrograpbiſden Subſtanz von tauſenden von Objekten aller Erdteile ſo viele Dienſte geleiſtet zu haben , daß es ſogar zu ver-
Von Anbeginn an ſymboliſch , hat der Skulpturen ſdymuck vorzüglid, im Aeußeren der Bauwerke bald eine
ſchmerzen wäre , wenn, was wahrhaftig noch lange nicht
Entwickelung erfahren. Der viergeſichtige Kopf Brahma's mit den weitgeöffneten Augen oder das zylindriſche Sym bol Siwa's blieben im Allerheiligſten , wo noch heute die
der Fall iſt, der Beweis der Nichtigkeit meiner Vermutungen bezüglid, der urſprüngliden Heimat der prähiſtoris den Nepbrit- und Jadeitobjekte erbracht werden fönnte. Wenn ich aber nun täglich ſehen muß, wie mein Beſtreben,
vorwiegend die fünſtleriſche Wirkung im Auge habende
indiſchen wie hinterindiſden Epigonen der großen Künſtler
vergangener Jahrhunderte ſie in derſelben Form , mit dem
der Schärfe mineralogiſcher Diagnoſen auch im
ſelben Ausdruck verehren. Ganz anders wurde aber der
archäologiſchen Gebiete zum Durchbruch zu verhelfen, immer
äußere Schmuck der Bauten umgeſtaltet. Welches ſonſt
vereitelt wird, wenn vollends , wie
auch die Bedeutung des Elephanten ſein modhte, hier erſchien
oben erwähnt, ein Ethnograph, Herr Hofrat Meyer, weldier
er, aus der Baſis der maſſigen Bauten halb heraustretend,
wieder von neuem
wahrſcheinlich in ſeinem Leben noch niemals ein Lötrohr
als Stütze der Mauern.
in Händen gehabt, ſid, erfühnt, mir vorzuwerfen , ich fönne Nephrit und Jadeit nicht unterſdeiden , ſo iſt das Maß meiner Geduld gerade hinreidend eridöpft und ich wüßte nidyt , warum id, meine Zeit , von der ich bebuſs der mineralogiſch-petrographiſchen, möglichſt erakten Diagnoſe der Objekte unzähliger öffentlider und Privatmuſeen viele Jahre geopfert habe , auch fernerhin dieſem Zweige
ſchwerſte Aufgabe. Mehr ſymboliſcy war der Gebraucy,
widmen ſollte, während ich ſie dem rein mineralogiſch
geologiſchen Gebiete zuwenden kann . Ich werde daher von jetzt an alle Determinanden - Sendungen uner : öffnet zurüdſdicken und mögen dieſelben in der Folge denjenigen zugewieſen werden , welde bejjer als ich Nephrit und Jadeit zu unterſcheiden wiſſen .
Aus der neueſten litteratur über Kambodſha. IV .
Die khmeriſche Skulptur.
In dem wudernden Reichtum der bildneriſchen Ausſdymüdung liegt Stärke und Sdywäche der ſüdaſiatiſchen Architektur.
Die Fülle der Bilder, der Motive, der Ideen,
Das ſtärkſte Tier hatte die
auch andere mächtige Geſchöpfe, wie Adler , Löwe, Rieſen ſchlange , ihm zuzugeſellen. Die Schlange Ananta , die
Endloſe, lieferte ein prächtiges Motiv für die Rampen ent ſprechend endloſer Baluſtraden und für Bogeneinfaſſungen. Greife mit ausgebreiteten Flügeln erſcheinen als Karya
tiden, welche leichtere Frieſe oder Kolonnaden tragen. Löwen und feulenbewaffnete Rieſen ſtehen Wache an den Thor eingängen , auf Pyramiden- und Treppenſtujen. An den
Haupthoren geſellt ſich ihnen wohl auch bogenbewaffnet das Heldenpaar Rama und Lakſdmana, oder Wiſchnu, den Degen (dwingend, oder endlich andere Götter oder Heroen mit Speeren und Dreizaden. An den Pfeilern der Kloſter gewölbe ließ man die Steinbilder der betenden Heiligen lehnen, während man die Mauern der Tempel und Schlöſſer mit Kampfſzenen oder den Bildwerken heiliger Frauen ſdmüdte. Der Uebergang von der ſtrengeren Symbolik
zur leichteren künſtleriſchen Behandlung wurde wohl durdy das Eindringen des Buddhismus hauptſächlich hervorge rufen, welcher die Aufmerkſamkeit der frommen Beter auf die Eine Menſdengeſtalt mit Einem Antlit ſtatt auf die
vielartigen und vielföpfigen Götter richtete. Von den vier Thoren des Preaſat wurden drei geſchloſſen , während nur in das öſtliche die Sonnenſtrahlen und die Menſchen ein
652
Aus der neueſten litteratur iiber Kambodſcha.
gehen durften , um das glänzende Antlitz Buddha's zu ſchauen. Was aber die Kunſt der Khmer uns zeigt, läßt ver
muten , daß wenigſtens eine ſtarke Tendenz auf künſtleriſche
Um- und Ausgeſtaltung der indiſchen Symbolik ſdhon frühe im Geiſte dieſer Rünſtler vorhanden ivar, von denen man
mit einigem Recht geſagt hat , daß während ſie die Sym bole beherrſchten, ihre indiſden Genoſſen von den Symbolen beherrſcht waren .
Sie nähern fid gerade in der Skulptur
mehr dem Maßvollen und Einfachen der Aegypter und Griechen als dem Verworrenen , lieberphantaſtiſchen der Inder. Die tyranniſchen Gebote einer monſtruoſen My thologie wiſſen ſie zu Gunſten ihrer menſdylidieren und
künſtleriſcheren Auffaſſung zu beugen. Sie zaudern nidyt,
ſei es die häßlichſten Auswüchſe der Gößenbilder zu be feitigen , ſei es dieſelben in menſchlichere, zugänglichere Form zu bringen .
Um den viergeſidytigen Brahma dar
zuſtellen , nehmen ſie nicht ihre Zuflucht zu einem vier föpfigen Ungeheuer, ſondern ſie ſtellen vier Menſchen , unter einander völlig gleidy, freuzweiſe aneinander. Wo ſie fidy der Darſtellung der Vielarmigkeit Ramayana's nicht ent
ziehen können , laſſen ſie dod) einem Armpaar den Vorrang ; die übrigen ſind ſdhwächer, mehr nur angedeutet und bilden, in Fächerform ausgebreitet, gleichſam den Hintergrund des Bildes. Wie gemildert tritt an dem Siwakopf von Phnom -Bok das Abnorme des Blige verſchießenden dritten Auges hervor , das die indiſchen Bilder dieſes Gottes ſo ( dyredlich anzuſchauen madyt ! Die ſüdaſiatiſche Kunſt, ſo
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11
mm I !
Löwe. Treppenfigur von Prea- Kan. reich an ſorgfältigſt gearbeiteten Buddhabildern, hat nidyts
Höheres an Ausdrud des Buddhafriedens geſchaffen , als in den Buddhaföpfen , von denen Delaporte auf S. 318 ſeines Werkes , Architecture Khmer
W
Deiliger Elephant, der die oberſte Plattform der Stufenpyramide des Preaſat Prea Tomrey frönte.
erſeßt aber dieſen Mangel bis zu einem gewiſſen Grade durd, ein auffallendes Geſchick der Anordnung, das nirgends glänzender hervortritt, als in den weite Flächen überziehenden
ein gutes Bei
Basrelief -Skulpturen , wie wir ſie in Angkor-Vaht eben
ſpiel gibt. Sdwächen in den Verkürzungen und der Perſpet tive teilt die khmeriſche Kunſt mit aller aſiatiſchen , ſie
ſowohl die äußeren Mauern als die Wände der Wohnräume
bedecken ſehen. Oft wollen gerade in dieſen gedrängten figurenreichen Darſtellungen die gewvagten, geſpreizten Stel
Aus der neueſten Litteratur über Kambodſcha.
lungen der Menſchen unnatürlich erſcheinen. Man muß
653
aber bedenken , daß dieſe Völker von einer wunderbaren
eine etwas ſtärkere Oberlippe fehlt, um demjenigen römiſcher Krieger zu gleichen “ (Delaporte), endlid) einen edlen, feinen ,
Gelenkigkeit ſind und daß vor allem in den Darſtellungen
durdy Sanftheit des Ausdruckes ausgezeichneten und oft
der dortigen Schauſpieler , die übrigens heute dieſelben
ſelbſt dem klaſſiſdien ſid nähernden Typus, in welchem vielleicht derjenige des alten Kambodſchaners zu erkennen iſt.
Trachten tragen, wie ſie uns auf dieſen Bildwerken entgegentreten, das Erſtaunlichſte in Verrenkungen geleiſtet wird.
V.
Die meiſten Bildwerke ſind aus Stein gehauen , dod)
kam audy Gold, Silber, Kupfer und Holz zur Verwendung. Die hölzernen Bildwerke waren alle bemalt und die ſteinernen ſcheinen es großenteils geweſen zu ſein. Bei ſo gewaltigem Reichtum der Geſtalten und der Erfindung , ſo viel Geſdımack und Geſchicklichkeit fehlt der
khmeriſchen Skulptur zur Vollendung das Eine , was die ägyptiſche groß und die griechiſche noch größer gemacht
Beziehungen und Selbſtändigkeit der thmeriſchen Kunſt.
Eine Zone des Pyramidenbaues, großer Steinbauten und Steinbilder geht von Aegypten durch Meſopotamien , Zeylon , Hinterindien bis nach Peru und Meriko. Gerade die merifanijden Pyramiden und die Teokalli der Maya
tragen viel Aehnlichkeit mit den entſprechenden Bauten der Kambod daner zur Sdau. Gleid ihnen waren ſie in
hat : das eindringende, faſt möchte man ſagen wiſſenſchaft
Abfäßej geteilt und von einer
liche Studium des menſdyliden Körpers. Es iſt etwas Sde
die Feſtungen der Peruaner mit
Opferſtätte gekrönt. Auch an aufeinandergeſetzten Terraſſen wird man durch ſie erinnert. Wir erörtern hier nicht weitere und vielleidyt tiefergehende Aehn lidyfeiten oder Anklänge. Wir
matiſches in dieſen Geſtalten, was den Fortſdyritt frühzeitig abídließt , ohne eine gewiſſe allgemeine Vervollkommnung auszuſchließen. In den Geſich tern begnügt man ſich damit, die Wirkung des Geſamtaus. druckes hervorzubringen , ohne
betonen nur , daß auch das Land der Khmer in dieſer Reibe jeine Stelle findet. Wo idhließt
es ſid, an ? An Indien.
In
nad dem Spiel der Musfelit
dien gab ihm die doppelte, hier
zu fragen , das denſelben zu Grunde liegt. In den Glied maſſen gibt man die Haupt
ſeltſam ineinander gewadyſene Grundlage ſeines künſtleriſchen Schaffens : den Brahma- und Buddhaglauben . Auf Indien führt ein großer Teil der Fer
muskelpartien wohl an , aber
es fehlt audy hier die Durch bildung. Eine ſchematiſche Weid) heit und Fülle entſpricht bis zu
tigkeiten und Geräte zurück, mit denen dieſe Werke geſchaffen ſind. Der Verkehr Rambod: das mit Indien war zu einer
einem gewiſſen Grade dem hinterindiſchen Typus, aber ſie führt, immer wiederholt , zu flachen ,
inhaltloſen
Formen .
Viel ſorgfältiger iſt der Sdymud
Kämpfender Gott auf einem Zaubervogel (Hanſa ?). Bas-Relief von Angkor-Vaht.
des Körpers als dieſer ſelbſt
nachgebildet. Dieſe Art der Skulptur fand ihre höchſte Aufgabe in der Bildung bunt gruppierter Maſſen und phantaſtiſcher Ungeheuer, welche ihr denn aud vortrefflid) gelang.
Die Hilfe , welche die ethnographiſch - geſchichtlichen Studien von der Betrachtung der kambodſchaniſchen Reliefs zu erwarten haben, iſt daher gewiß, aud) nadh den Erfahrungen, die man in dieſer Beziehung in Aegypten gemadyt hat,
nicht zu überſchäßen , wiewohl eine ſehr große Sorgfalt der Ausprägung der verſchiedenen Raſſentypen zugewandt ward. Man erkennt neben dem wilden Eingeborenen die Annamiten und Laosvölker, indiſche Brahmanen , einen den jüdiſchen ähnlichen Typus , eine unterſekte und kräftige mongoliſche Raſſe, einen Kriegertypus, ,,dem nichts als
Zeit ein ſehr lebhafter. Kurz, Kambodſcha gehört dem indi ſchen Kulturkreis an. Wenn die indiſche Verwandt
ſchaft der khmeriſchen Kunſt über allen Zweifel feſtſteht, ſo iſt dagegen ihre Entfaltung in dieſen ſüdlichen Bezirken Hinterin diens und nicht minder der Weg dunkel , den ſie einſdlug, um von Indien hieher zu wandern . Das natürliche Durchgangs: land ſcheint Birma zu ſein, aber die älteren birmaniſchen
Bauten in den aufeinanderfolgenden Hauptſtädten Birmas : Ta - Tun (5. - 11 . Jahrh. n . Chr.), Alt- Pagan ( 1. Jahrh.), Prome (5. Jahrh. v. Chr.) ſind uns noch nicht hinreichend
bekannt, um dieſer von Weſt nad Oſt ſidy ausbreitenden Bewegung Schritt für Schritt folgen zu können .
Die
Hoffnung, in Kambodſcha ſelbſt ältere Bauten als khmeriſche zu finden , iſt bis heute kaum für erfüllt zu halten. Was an der khmeriſden Kunſt originell iſt: die großartige An lage mit ihrem von Säulen, die den Thürſims tragen , umge
654
Aus der neueſten Litteratur über Kambodſcha.
benen Eingangsthor und den pilaſtergetragenen Giebeln , die Vollendung der Arbeit vor allem in den Skulpturen tritt unmittelbar ohne Taſten und Verſud, uns entgegen. Alles
hundert erſtreckt und daß ſpeziell die ſchönſten Werke zwiſden dem 8. und 13. bis 14. Jahrhundert entſtanden ſind. Dieſes ſtimmt mit dem , was andere Zeugniſſe, auf
weiſt darauf hin, daß, wann und auf welchem Wege auch
die wir zurüdkommen werden ,, uns von der geſchichtlichen
die indiſchen Anregungen nach Rambodida gelangten, die damalige Bevölkerung des Landes raſch bereit war, die ſelben in eigenartiger Weiſe umzuprägen. Der Kern , das Weſen, der Vorwurf der khmeriſchen Kunſt behält indiſden Charakter , die Form aber erfährt Einflüſſe, weldie umge
Entwidelung des
ſtaltend wirken. Gemeinſam mit der indiſden Kunſt iſt und bleibt der fhmeriſchen das den Kern der firdlichen Bauten bildende
jüdliden Hinterindien berichten , in
welcher ja dieſe merkwürdige Kunſtentfaltung nur eine Epi ſode iſt.
Folgendes dürfte der Gang der Entwidelung ſein, weldien zunädiſt die khmeriſdie Architektur genommen : Der
Tempel, der bezeichnenderweiſe in den erſten Anfängen Gotteshaus und Feſtung zugleid geweſen , entwiđelte ſidy
die es umgeben , erinnert an die Grottentempel Indiens.
mit der Zeit mehr und mehr in ornamentaler Richtung, verlor dabei fortſdyreitend von ſeinem Feſtungscharakter, um endlid in der Epoche der hödyſten Entwicelung in ein großes , dekoratives Ganze auszulaufen. Die zuerſt maſſigen Formen wurden immer Idylanker, die Stufentürme mit ihren ausgeſchnittenen Krönungen und den Lotusblumen,
Aber an dieſe klingen auch ganze Anlagen an . Banona, Baion, die Thore von Angkor- Tom , ſind ſie, frägt Dela
Die Zahl der Fenſter und Thüren, der Sdymud der leşteren ,
Allerheiligſte , hier Preaſat genannt: eine kubiſche Cella mit vier Eingängen und einem einfachen oder ſtufenförmig aufgebauten Dach von gebogenem Umriß. Dieſes dunkle
Innerſte zuſammen mit der Dunkelheit und Enge der Gänge,
porte, nicht großartige, didyte Maſſenbauten, wo alle Teile zu ſammendrängen, als wollten ſie ſid, verídımelzen und deren
Oberfläche abgeglichen, überarbeitet und umgebildet iſt wie die der Tempel von Raïlaça und Siwa ? Und dod) ent widelt ſid aus dieſer Berworrenheit eine vielfach andere
welche ſie überragen , wurden immer leidyter und reicher. die Ausdehnung der Säulengänge nahmen zu. Kurz, man be obadytet eine Entwidelung vom Einfacheren und Schwereren zum Reicheren und Leidyteren. Derſelbe Weg wird gemacht, der vom doriſchen zum forinthiſchen oder vom Renaiſſance
zum Varoc-Stil führt. Man erkennt ihn audy in der Weiter
Anlage. Die indiſche Architektur widerſtrebt der klaren regel
bildung der Pyramiden , die, wie wir geſehen haben , aus
mäßigen Anlage. Um zu beweiſen , daß nid )ts Voll kommenes aus menjdylider Hand hervorgehen könne, ver:
reideren ſkulptierten Bauwerken , zuleßt zu hügelförmigen
legen ſie die Adjen ihrer Bauwerke aus der Mittellinie des Grundplanes. Die khmeriſchen Ardyiteften thaten
der khmeriſden Kunſt geworden waren . Ebene und pyra: midale Bauwerke deinen ſidy unabhängig von einander
dieſes aber in ſo maſyvoller Weiſe, daß erſt genaue Meſſungen dieſe Unregelmäßigkeit nachweiſen . Delaporte hebt über haupt als die charakteriſtiſchen Züge der khmeriſdan Kunſt
dann in den lekten großen Erzeugniſſen khmeriſdier Kunſt, wie ź. B. in den Tempeln von Angkor Baht, zuſammen :
den Blick für die Geſamtwirkung und den feinen und
fließend das Großartigſte zu erzeugen , was dieſe Kunſt
einfachen, ſtufenförmigen Uebereinandertürmungen zu immer Anſammlungen der ganzen üppig entfalteten Schmuckmotive
entwickelt zu haben , aber in ähnlichen Ridytungen , um
Selten
blüte hervorgebrad )t. Vielleicht ging eine Aenderung des
ſind die phantaſtiſden Tempel der Inder auch in Bezug
Materials Hand in Hand mit dieſer Entwicelung der
auf Großartigkeit entfernt ähnlid) angelegt. Mit ſo viel Gefühl für die großartige Wirkung gegliedert ſind wenige Bauten Südaſiens. Sogar die Feinheiten der Perſpektive
Motive: Die Badſteinbauten , deren Zementverkleidung die Motive der khmeriſden Skulptur in's Barocke übertreibt, dürften zu den jüngſten Erzeugniſſen kambodſchaniſcher
waren dieſen Künſtlern nicht verſagt. So ließen ſie die
Kunſt gehören.
forreften Gejdymad in der Ausführung hervor.
großen Aufgänge der Pyramiden ſid nad oben zu ver
Unerklärt iſt bis heute das gleidhzeitige Vorkommen
ſchmälern und verkleinerten die Löwenwächter auf deren
buddhiſtiſcher und brahmaniſder Symbole.
Stufen in aufſteigender Linie. Die Mannigfaltigkeit der
das Innere der Tempel Buddhabilder umſchließt, findet
Durchblicke iſt wunderbar.. Feiner Geſchmack tritt in der Anlage der Ornamentierungen hervor , welche nach Lage und Beleuchtung der betreffenden Stelle ſich richten.
man auf den dieſelben verkleidenden Basreliefs brah:
Aus welcher Zeit ſtammen die Bauten ? Dieſe Frage wird, einſtweilen wenigſtens, ſchwerlich mit Beſtimmtheit
inneren Thüre Wijdinu auf einer Sdılange ruhend , ſeine
beantwortet werden können . Eine ſoldie Menge großer,
rigem Lotus — ein Hauptmotiv der Architektur der Khmer
mit Skulpturen bedeckter Monumente, die überdies nod)
ein anderer Gott. In tauſend Ornamenten kehrt der
ſo verſchiedener Art, ſind höchſt wahrſcheinlich das Ergeb: nis einer ſehr langen Zeit. Es iſt im allgemeinen anzu
ſelbe Gott wieder, am häufigſten auf dem Garuda , in
nehmen, daß die Zeit ihrer Entſtehung ſid, von dem An fang unſerer Zeitredinung bis in das 15. und 16. Jahr:
Während
maniſche Dinge dargeſtellt. Am Haupteingang des Tempels von Angkor- Vaht findet man auf dem Deckbalken der Beine von einem Weibe getragen, über ihm in dreiblätte
Geſellſdaft des auf dem Stiere reitenden Siwa. Tritt man aber nun in das Innere des Tempels, welde Menge von Buddhaſtatuen , in deren Ausführung eine vollendete 1
655
Das Erdbeben auf Ischia am Abend des 28. Juli.
Kunſt fich bezeugt, ein großes Abbild ſeines Fußes, eine Art Grab, in welchem Buddha ausgeſtreckt iſt, im Begriffe, in's Nirwana überzugehen ! Aber am ſeltſamſten mutet
ein Bildwerk an , das Buddha's Geburt zeigt : indem er aus dem Buſen ſeiner Mutter hervorſteigt, empfängt ihn ein knieender viergeſichtiger Brahma. Dieſes iſt wie ein Symbol des Miſchglaubens. Die Gleichzeitigkeit
Das Erdbeben auf Ishia am Abend des 28. Juli. Die vulkaniſche Inſel Ischia, aus dem ſeit 1302 ſchweigenden Vulkan Epomeo und ſeinen Abhängen be
ſtehend , iſt am Sonnabend, 28. Juli, um 9 Uhr 30 Min. des Abends von einem äußerſt beftigen Erdbebenſtoße ge troffen worden , welcher eine Kataſtrophe heraufführte, wie
brahmani
ſie feit dem Erdbeben von Liſſabon
ſcher und buddhiſtiſcher Symbole
am 1. November 1755 nicht erhört iſt.
iſt keine auf Kambodſda beſdyränkte
Erſcheinung , überall ,
wo
indiſche
Ein Drittel der Beivobner daft der Inſel liegt unter den Trümmern ihrer Städte und Dörfer , die mit
UUUUU
ſondern findet ſich Kulturein
flüſſe in Thätigkeit waren.
Man
wenigen Ausnahmen zerſtört ſind. Sehr oft ſchon iſt die Inſel 3sdia von Erdbeben beimgeſucht worden, aber von einem ſo verheerenden in geſchichtlicher Zeit nicht. Das dieſes: mal offenbar am meiſten beſchädigte
hat geſchichtliche Zeugniſſe dafür, daß der Buddhismus neben dem Brahmaglauben, d. h. dem Kultus Wiſdynu's und Siwa's , durdy mala bariſche Rönige in Zevlon einge führt wurde und man verehrt dort noch heute Buddha neben dieſen
Kaſamicciola , der bekannte, lieblich gelegene Badeort , hatte idon am
4. März 1881 eine Erſchütterung erfahren , welche gegen 200 Men ſchenleben vernichtete und man be : zeichnet von ſachkundiger Seite das jüngſte Erdbeben einfach als eine
Göttern , ja faſt unter demſelben Dache mit ihnen . Im Tempel von Tidapinyu in Birma fand Phayre Bilder Buddha's neben Bildern des
Verehrungskreiſes. Die Prieſter ſagten ihm , ſie hätten ſie teils als untergeordnete Schuß brahmaniſden
götter aufgeſtellt ,
teils um
Wiederholung jenes älteren in gro :
ßerem Maßſtabe. Die dieſesmal ſo
die
ſehr mitgenommenen Orte Lacco
Brahmanen zur Buddhaverehrung heranzuziehen. Das Volk aber be
und Forio haben 1808 und 1828
zeugte ihnen allen gleiche Ehrfurcht. In Rambodſcha, wo der Tempel von
îdywver durch Erdbeben gelitten. Nur der Stric ), in welchem das Städt
کے
den jedia liegt , hat ſich auffallen
Ankor-Vaht dieſe Miſchung in klaſ
Kopf des Gottes Siwa. Tempel von
fiſcher Ausprägung zeigt , denkt Delaporte an zwei aufeinander:
Phnom - Bok.
folgende Perioden der religiöſen Geſchichte. Doch mögen audy in manchen Fällen Buddhabilder und -ſymbole unfenntlid ), unverſtändlich geworden und ſo in die brahma nijden Tempel aufgenommen worden ſein .
Fällt es ſchwer , den Urſprung der khmeriſchen Kunſt
feſtzuſtellen, ſo ſcheint es leidyter zu ſein, ihre Nachwirkungen wenigſtens teilweiſe zu verfolgen. Man findet ſie vor allem in Siam , wohin beim Sinken der khmeriſchen Macht der
Sdywerpunkt der Kulturentwickelung im ſüdlichen Hinterindien ſich verlegt hatte. Die in der Ausführung keineswegs feinen , aber in Geſamteindrud ebenſo großartigen wie graziöſen Glockenpyramidentürme von Ajutia , der alten ſiameſiſchen Hauptſtadt, knüpfen an die ſpäteren Ent: wickelungen der khmeriſchen Architektur an. In den frene lierten Thürmen von Ajutia glaubt man geradezu die Motive von Angkor- Vabt unverändert wiederauferſtehen zu ſehen.
der Weiſe durch alle Verwüſtungen hindurch faſt intakt erhalten : ein Zeugnis für das Vorhandenſein eines
lokalen Stoßpunktes, in dem ſicherlich auch die diesmalige ſchreckliche Kataſtrophe ihre Urſache findet. Wir gehen heute, wo es dazu wohl noch zu frühe, nicht auf die wahrſchein
liche unmittelbare Urſache ein , als welche Profeſſor Pal mieri in Neapel, ebenſo wie beim Erdbeben von 1881, ſo fort eine Senkung infolge von Auswaſchung angeſprochen hat, ſondern begnügen uns, die für die Natur dieſer grauen haften Erſcheinung wichtigſten Thatſachen ſoweit feſtzuſtellen, wie die nod immer ſehr unvollſtändigen Berichte ſie er kennen laſſen. Leştere ſtimmen darin überein , daß der erſte Stoß der ſtärkſte, der verwüſtendſte geweſen. Seine Dauer wird auf 15 Sekunden angegeben. Nad kurzer Pauſe folgten ihm zwei leichtere. Die ſtärkſte Erſchüt terung hat den Strich von der Mitte Kaſamicciolas und dem
dortigen Gaſthofe Piccola Sentinella " bis
nach Lacco hin getroffen. Das ſcheint der „Fauſtſchlag unter der Tiſdýplatte" geweſen zu ſein. Die Erſchüt terung pflanzte ſich von dieſem
Mittelpunkte aus in
konzentriſchen Ellipſen und mit abnehmender Wirkung
Ueber das Klima von Bosnien und der Herzegowina.
656
ringsum fort , äußerlich bezeugt durch die Riſſe und
Ueber das Klima von Bosuien und der Herzegowina.
Sprünge des Erdbodens, fühlbar bis Jochia und jenſeits der Bucht bis Kaſtellamare und Sorrent. Heftig wurde
Bald nach Vollendung der Okkupation der genannten
ſie in Procida empfunden. Es war wohl derſelbe ver
Länder durch die öſterreichiſchen Truppen wurden vom
Von Profeſjor Dr. Julius Hanil.
hängnisvolle Stoß , der um 9 Uhr 30 Min . abends am 28. Juli in Rom , Velletri und Ceccano geſpürt wurde, aber er zeigte ſich nur in ganz leichten nord ſüdlichen und Oſtweſtlichen Wellen , ſo daß alle jene
K. K. Deſterreichiſchen Kriegsminiſterium und von der Direk
Apparate unberührt blieben , welde die rajden heftigen Bewegungen anzeigen .
Weber die Vorzeichen dieſes Erdbebens entnehmen wir einem Briefe De Roſſis, des Vorſtandes des Osservatorio Geodinamico zu Rom , folgende Daten : Schon mehrere Tage vor dem 25. Juli bezeugten ſehr leichte Erfdütterungen in Rom und in Nocca di Papa eine Zunahme der unter : irdiſchen Bewegungen. Am 25. Juli fanden Erdbeben in Roſenza und Hatanzaro ſtatt, welche eine Konzentration
tion der R. R. Zentralanſtalt für Meteorologie in Wien einige meteorologiſche Stationen in Bosnien und der Her zegowina eingerichtet , weldie allerdings nicht gleichzeitig, ſondern erſt nach und nach in Thätigkeit traten. Die bis zum Mai ds. Js. von dieſen Stationen vorliegenden Beobachtungsreſultate wurden von Direktor Dr. Hann einer Bearbeitung unterzogen , deren Ergebniſſe derſelbe der Kaijerliden Akademie der Wiſſenſdaften in Wien in
ihrer Situng vom 14. Juni ds. Js . mitteilte. Er konnte biebei dieſe auch nody auf die meteorologiſchen Beobach
tungen im öſterreichiſdyen Konſulat zu Suſia in Bulgarien beziehen , welche nicht ganz zwei Jahrgänge zwiſchen 1880
derſelben im ſüdlichen Italien anzeigten. Am 24. foll ein leidyterer Stoß Jsdia ſelbſt erſdyüttert haben. Daß
und 1882 umfaſſen . Es follen hier einige der allgemeinſten Neſultate ber genannten Arbeit kurz mitgeteilt werden ,
bier Zunahmen der Quelltemperaturen und andere gende: rungen der Quellen und Fumarolen dem Erdbeben vom 28. Juli vorbergingen , ſcheint feſtzuſteben . Ob aber in ſoldier Ausdehnung , daß eine Prognoſe der heftigeren
welde eine vorläufige Sfizze der klimatiſchen Verhältniſſe von Bosnien und der Herzegowina zu geben beſtimmt iſt . Die nadyfolgenden Mittelwerte der Temperatur ſind (mit Ausnahme jener von Sofia) als genäherte Normal mittel zu betrachten. Zum Vergleich ſind die langjährigen Mitteltemperaturen einiger anderer benachbarter Stationen ,
Erſchütterung möglich war , die dann folgte , bleibt dabin geſtellt. 1
ſowie jene von Wien beigefügt. Auf die Ermittelung der genauen Seehöhen iſt beſondere Sorgfalt verwendet wor:
den . Nur die Seehöhe von Banjaluka iſt blos aus ein zelnen Barometerableſungen ermittelt. Nördl. Breite.
Seehöhe.
v. Gr.
m.
194
-0,6
9,8
19,7
157
0,9
11,5
20,9
170
0,0
266
11,5 10,4
20,6
0,1
Wien
480 12'
Agram
450 49'
160 22 ' 15 0 50 '
Banjaluka Dolnja Tuzla
440 46 '
170 12'
440 32'
Winter. Frühling. Sommer. Herbſt. Jabr
Deſtl. Länge.
180 42'
Temperatur Celſius.
19,4
9,9 11,5 10,9 9,5
9,7 11,2 10,8
9,8
Travnit
440 13'
170 38'
500
-1,0
9,7
Sarajewo
430 514 420 32 '
180 26'
544
-0,4
230 23 '
520
-2,7
9,0 10,3
19,2 18,6 20,2
10,0 9,4 9,8
9,4
22,0 23,0 25,9
12,8
12,9
14,3
13,8
16,5
24,1
17,4
15,9 16,2
Sofia Knin
440
2
160 11 '
354
Klifia
430 33
160 31'
340
4,0 5,5
Moſtar
430 20
170 49'
51
6,5
12,9 12,3 14,5
Peſina
430 11
160 27
19
9,2
14,3
9,5 9,2
Moſtar dagegen , im Narentathale, hat ſchon ſubtropiſche
Wenn aber auch im bosniſchen Gebirgslande die Mitteltemperaturen jenen von Wien gleichen , ſo ſind da : gegen die mittleren täglichen wie die monatlichen Wärme dywankungen viel ertremer, als in Wien . Die mittlere Differenz der tägliden Wärmeertreme beträgt zu Winter Frühjahr Sommer Herbſt Jahr
Wärmeverhältniſſe ; der Sommer iſt weſentlid , heißer als an der dalmatiniſchen Küſte , der Winter dagegen fübler.
Wien Travnit
Die mittlere Temperatur im bosniſchen Gebirgslande gleicht in einer Seehöhe von zirka 500 m . jener von Wien. Sofia, in gleicher Seehöhe , ſcheint im Winter fälter, im Sommer heißer zu ſein als Wien ; die Jahrestemperatur aber wird jener von Wien ſehr nahe fommen .
Sarajevo
5,2 7,8
8,4
1 Unſere nächſte Nummer wird eine ausführliche Darſtellung und
Beſprechung der Kataſtrophe bringen , welche durch ihre liberwälti: gende Größe auch die Wiſſenſchaft zu neuen Anſtrengungen in der Auf hellung der dunkeln Urſachen der Erdbeben veranlaſjen muß. D. R.
7,7
9,2 13,0
9,9 17,0
7,6
8,0
10,7
12,1
11,7 10,0
15,2 12,6
9,9 9,1
11,3
9,9 Moſtar Temperaturſchwankungen wäh Die durdyſdynittlichen
rend eines Monats betragen zu Wien 21,5 , zu Sarajewo
Kleinere Mitteilungen .
und Moſtar 23,4 (im Winter und Frühling 25 zu Moſtar im Sommer 25,3) zu Leſina nur 13,4.
Die mittlere Jahresſchwankung der Temperatur, b. i.
die Differenz der mittleren Jahresertreme, zeigt gleichfalls den erzeſſiven Charakter des Klima's im Innern der Balkan Halbinſel.
Wien Mittleres Minim . 11
Marim .
- 14,5 33,5
48,0
Differenz
Sarajewo Moſtar Leſina. - 18,9 34,9 53,8
--7,4 41,1 48,5
-1,6 32,9 34,5
Im Sommer beträgt die Regenwahrſcheinlichkeit zu Leſina faum 0,11 (d. h. auf je 10 Tage kommt ein Regen tag) zu Moſtar 0,21, zu Sarajewo 0,28. Umgekehrt nimmt die Häufigkeit der Winterniederſchläge landeinwärts ab. Der Grad der Bededung des Himmels mit Wolfen nimmt in allen Jahreszeiten landeinwärts zu , namentlid) im Sommer. Die mittlere Bewölkung beträgt in Prozenten des ſidytbaren Himmelsgewölbes: Sofia 1 Dolnja Banja: Sara: Moſtar Leſina. Winter
Am 23. Januar 1881 zeigte das Minimum - Thermo
657
62
jewo
Tuzla
lufa
65
61
56
49
52
40
31
19
54
46
39
Sommer
36
44
38
meter zu Sarajewo – 25,2 , im ſelben Monat zu Travnik
Fabr
53
58
53
- 24,8 , zu Dolnja Tuzla -- 22,5, zu Sofia –- 10,0. Schneefälle und Fröſte kommen in der Seehöhe von
Mit dieſen Ausführungen wollen wir die flüchtige Skizze der klimatiſchen Verhältniſſe von Bosnien und der
500 m. noch regelmäßig bis gegen die Mitte des Mai vor und es wird ſo begreiflich, daß die hohen Gebirgs häupter der Balkanbalbinſel noch bis tief in den Sommer hinein mit Sdynee bededt geſehen worden ſind. Im vier jährigen Durdyſdynitt trat der lebte Froſt zu Sarajevo am 18. April ein , der leßte Schneefall am 18. Mai. Im Mai 1882 ſchneite es durch fünf Tage vom 14-18 . Mai.
Der erſte Schneefall tritt idon wieder am 28. Oktober ein. Sarajevo hat 19,4 Sdyneetage , Sofia (zweijähriges Mittel) 17, Moſtar dagegen bloß zwei bis drei Schnee tage im Jahre. Da die Temperatur das wichtigſte flima: tiſche Element iſt, haben wir bei den Verhältniſſen der:
ſelben länger verweilt. In Betreff der übrigen meteoro logiſchen Verhältniſſe müſſen wir uns jeßt kurz faſſen, um
Herzegowina ſdhließen. In einigen Jahren wird man im ſtande ſein , nicht allein die mittleren Werte und die Schwankungen der klimatiſchen Elemente an den genann ten Orten genauer feſtzuſtellen , ſondern auch einen um faſſenderen Blid über das Rlima der Balkanhalbinſel über haupt zu gewinnen . Das R. K. Reidysfriegs - Miniſterium hat im Verein mit der K. K. Zentralſtation für Meteoro logie in jüngſter Zeit noch meteorologiſche Beobadtungs ſtationen in Plevlje und Prejepolje (im Gebiet von Novi
bazar) und außerdem in Avtovac errichtet. In Bulgarien dürften jeßt auch dion fünf meteorologiſche Stationen in Thätigkeit ſein , welche zum Teil mit regiſtrierenden Inſtrumenten ausgerüſtet ſind.. Die Balkanhalbinſel, die
noch vor wenigen Jahren in klimatologiſcher Beziehung
ſo mehr , als die vorliegenden kurzen Beobachtungsperioden
eine völlige Terra incognita war, dürfte ſomit wenigſtens
noch nicht geſtatten, verläßliche Mittelwerte abzuleiten oder
in ihrem nördlichen Teile bald klimatiſd) ziemlich gut er:
die Grenzen der Schwankungen feſtzuſtellen.
forſcht werden , namentlich wenn Serbien und Rumänien aud, das ihrige dazu beitragen wollten.
Bosnien und die Herzegowina liegen in Bezug auf die jährliche Regenverteilung in einem Uebergangsgebiet.
Die dalmatiniſche Küſte hat vorwiegend Herbſtregen und einen trockenen Sommer, der Regenmangel des Sommers nimmt nad Süden hin zu. Im Innern der Balkan-Halb
Kleinere Mitteilungen.
inſel aber gibt es reichlichere Sommerregen und der Winter iſt niederſchlagsärmer.
Die mittlere Jahresſumme der Niederſchläge zu Sara jewo beträgt 80 cm ., jene von Moſtar 110 (Sofia hatte 1881 73 cm . ), auf der Inſel Lefina fallen nad 24-jährigem
Durchſchnitt 80 cm . Die mittlere Zahl der Tage mit Niederſchlägen , welche ſich ſchon ſicherer konſtatieren läßt, geſtattet die Zunahme der Häufigkeit der Niederſchläge
Eine neue Forſchungsreiſe nach dem Gebiet des Niger, Binuë und Tſadſce.
Nach einer uns zugegangenen Mitteilung Profeſſor Dr. G. Schweinfurth's iſt Herr Dr. Emil Riebeck, der geographiſchen Welt bereits durch ſeine Reiſen und großartig angelegten Samm lungen rühmlichſt bekannt, gegenwärtig im Begriffe , ein Unter
nehmen ins Werk zu ſetzen , das für die Erforſchung eines der
landeinwärts während des Sommers ſchon redyt deutlich
wichtigſten Teile von Afrika von höchſter Bedeutung zu werden verſpricht. Die Reiſe ſelbſt wird von Herrn Gottlob Adolf Krauſe,
zu konſtatieren .
zur Zeit in Mailand, ausgeführt werden und der Zweck derſelben
Mittlere Zahl der Regentage : Moſtar Leſina. Sarajewo Winter
13,2
Frühling
28,8
Sommer
25,9 24,5 92,4
Herbſt Jahr
23,1 28,0 19,4
22,4
31,3
24,2 9,8 25,3
101,8
81,7
iſt in erſter Linie die linguiſtiſche und ethnographiſche Erfor ſchung der Gebiete am Niger, Binuë und Tjadjee. Herr Krauſe will den Niger von ſeiner Mündung 600-800 Km . aufwärts verfolgen , ſich daſelbſt an einem geeigneten Punkte vorläufig feſt
ſetzen und nach eingehender Umſchau an Ort und Stelle feine ferneren Entſchliiſſe faſſen, namentlich etwaige günſtige Gelegen
heiten zum weiteren Vorgehen ins Innere ausnutzen. Der Reiſende I Nach bloß 16 jährigen Beobachtungen .
Notizen .
658
beabſichtigt zu ſeinen erſten Standquartier entweder Stipo Hill bei Egga , eine engliſche Miſſionsſtation , oder Schonga bei Rabba zu wählen . Das hier in Betracht kommende Forſchungsfeld um faßt das öſtliche und mittlere Verbreitungsgebiet der Fulen ( fe: lata , Fuiber und das der Hauſſa -Muſuk-Völfer. Herr Krauſe,
durch langjährigen Aufenthalt in den unwirtlichſten Gegenden des nördlichen Afrika mit den Fährlichkeiten und Strapazen eines ſolchen Unternehmens wohl vertraut, bietet für dasſelbe den ſeltenen
Vorzug einer ausgezeichneten Rennerſchaft zentralafrikaniſcher Sprachen dar , von denen er bisher 19 zwiſchen Schari und oberem Senegal geſprochene in den Kreis ſeiner Studien gezogen hat .
Er iſt Kenner des Fuí ( Fulfulde) und Kanuri, namentlich
aber des Hauſja und hat ſid ) als ſolcher der Anerkennung der angeſehenſten Autoritäten in Deutſchland, Oeſterreich und England zu erfreuten gehabt . Den engeren Freunden der Erdkunde iſt ſein Name ſeit langem wert und teuer. Daß die linguiſtiſche und
ethnographiſche Seite des Unternehmens durch die hervorragenden Fähigkeiten des genannten Reiſenden in erfolgverſprechender Weiſe ſicher geſtellt iſt, wird jeden mit Befriedigung erfüllen , der die Bedeutung fennt, welche im Völferleben Zentralafrikas gerade dieſe Gegenden am mittleren Niger beanſpruchen. Liegt doch dort , wenn man ſo will , der Schwerpunkt der Kulturgeſchichte des
Ausſicht auf den rieſengroßen See genießt, als ſehr fomfortabel eingerichtet geſchildert. Nur halte es ſchwer, ein einigermaßen
regenſicheres Dach herzuſtellen , da die Termiten das Holz bald anzunagen und zu zerſtören pflegen . Die Reiſenden rühmen die
überaus gaſtfreie und liebenswürdige Aufnahme bei Leutnant
Storms. Der neu angelegte große Gemüſegarten liefert europäiſches Gemiiſe für die Tafel ; es fehlt nicht an Kiihen, Ziegen, Hühnern , Milch und Butter und ſie haben den Hochgenuß gehabt , ihnen ganz fremd gewordene Gerichte, zu welchen ſogar eine Eisinaſchine verwendet wurde , ſich gönnen zu können. Die Sehnſucht der Reiſenden war aber ſtets nach den blauen Bergen gerichtet, die ſich am jenſeitigen llfen bis 311 einer Höh von zir 2000 m . über den Spiegel des Sees erheben . Dorthin gedenken ſie ihre weiteren Schritte zu lenfen , um in der Richtung nach dem Moëro jee vorzubringen.
Zur Handelsſtatiſtik Madagaskars. Im Jahre 1882 liefen in Tamatave 206 Schiffe ein und im ganzen 201 Schiffe aus. Dieſelben verteilen ſich wie folgt : Dampfer Segelſchiffe Tonnengehalt Frankreich England Deutſchland
Negers.
48
31 15
88
Amerika
Die Mitglieder der Deutſchen Erpedition in Ditafrifa, die Herren Dr. Böhm und Paul Reichard , find den neueſten Nach richten zufolge am 16. Dezember vorigen Jahres mit ihrer Karawanie von Gonda aufgebrochen und, nachdem ſie auf dem Mariche verſchiede Abenteuer überſtanden , am 12. Februar c. in Karema , dem belg gen Stationsorte am Tanganifaſee , ange kommen . Ihre urſprüngliche Abſicht, um die Siidſpitze des Tan ganika herumzugehen , hatten ſie aufgegeben und beſd ) loſſen zi1
Schiff nach den am gegenüberliegenden Iljer befindlichen Orte Makowiri (?) überz: jctzen . Sie glaubten gegen Mitte März mit
den Vorbereitungen fertig zu ſein . Die Mannſchaft ſollte in drei Abteilungen übergeſetzt werden und für jede einzelne Ueberfahrt war ein Zeitraum von zwei bis drei Tagen in Ausſicht genommen . Peutnant Storms beabſichtigte die Reiſenden zu begleiten , weil er
das jenſeitige Terrain rekognoszieren wollte , um dort vielleicht einen anderweitigen, gejiinderen Stationsort ausſindig zu machen, .
da der Aufenthalt in Karema ſich als durchaus lebensgefährlich
herausgeſteứt hat . Die früheren Bewohner ſind jämtlich dem
Norwegen
12
3,056
5
2,779
1
301 3,000
4
Hova
20,090 7,684
85 Fahrzeuge hievon ſind den Engländern oder Franzoſen gehörige Kiiſtenfahrzeuge mit zuſammen 1309 Tonnengehalt. Die auf gezählten Schiffe ſind oft verſchiedene Male aufgeführt , je nach dem ſie eine oder mehrere Reiſen von und nach Madagaskar machen.
Ueber die in den übrigen Häfen der Inſel aus- und
einlaufenden Schiffe iſt es nicht möglich , genaue Zahlen zu erlangen. Dieſelben dürften ausſchließlich Frankreich und England angehören, vielleicht kommt noch ein Amerikaner an der Weſtküſte dazu, wodurch der amerikaniſche Handel den deutſchen um etwas übertreffen dürfte. Die von den Hova geladenen Schiffe müſſen als geſcharterte betrachtet werden ; es waren teils Amerikaner,
teils Engländer, welche hauptſächlid) den Waffen- und Munitions: vorrat fiir die Hovaregierung zu beſorgen hatten. Die Haupt ausfubrartifel waren Häute und Kautſchuť, nebenbei Wachs und Kaffee. Es wurden durchſchnittlich von der Hauptſtadt Antana narivo nach Tamatave monatlich 10,000 Ochſenhäute befördert. A.
klimatiſchen Fieber erlegen . Die Reiſenden , ſowie Leutnant Storms ſind von derſelben Krankheit ergriffen worden und namentlich Dr. Böhm hatte einen ſchweren Fieberanfall durchzımachen , von dem
er ſich eben erſt z11 erholen angefangen hat. Die flimatiſche Unt geſundheit jenes Stationsortes läßt ſich imſchwer aus der Lage desſelben und ſeiner Umgebung erklären . Die als vollſtändige Feſtung erbaute Station liegt auf einem zirka 15 m . iiber dem Seeſpiegel ſich erhebenden iſolierten Hügel, welcher inmitten einer von cinem Höhenzuge im Halbfreiſe umſchloſjenen Ebene emporragt.
Notizen. Afrifa.
Zur l'ofung der vom Mahdi gefangenen Miſſionare Der See hatte bei Griindung der Station den Fuß des Hiigels ſind aus Italien 2000 Franken , zu welchen verſchiedenen Vereine
ſelbſt umſpilt, war aber im Laufe einer kurzen Zeit um mehr als tauſend Schritt von demjelben zurüdgewichen und hatte in dem überaus ſeichteil, ſandigen Ufer lacheni, Sümpfe und Moräſte ge bildet , welche ſich mit einer charakteriſtiſchen Vegetation besedten, unter der afrikaniſchen Some ſchnell austrockneten und die Luft mit den gefährliche ieber erzeugendent Miasinell und Dünſten
erfiillen. Jm iibrigen wird das Stationsgebäude mit ſeinen mit Muſchelkalt geweißten Zimmern , aus denen man eine prachtbolle 1 Siehe den Aufſatz G. A. Krauſe's über dieſelben im „ Aus laud“ 1883 Nr. 10 und die von ihm entworfene Karte ihres
Verbreitungsgebietes in Nr. 23.
und Private beigeſteuert haben , an den apoſtoliſchen Vifar Fran
cesto Sogaro in Nairo goſandt worden . Die italieniſche Station in Bengaji, welche von der Mailänder Società d’Esplorazione gegründet wurde und heute vorwiegend meteorologiſche Beobachtungen auſtellt, hat nach der Riidkehr Mamolis und Gabaglios ihre Arbeiten unter Leitung Roſjone's wieder aufgenommen . Ju Neapel hat ſich ein Comitato Italiano per la Tripolitania
gebildet, welches ſich die Aufgabe jetzt, die italieniſch tripolitaniſchen Beziehungen z11 pſlegen und unter anderem die wiſſenſchaftliche Kenntnis Tripolitaniens zu befördern.
Notizen.
659
Amerika.
Indianer Häuptling Maffatawajhee, im White River, See Diſtrikt,
Erforſchung des oberen Kolumbia . Lentenant Sy mond hat ſeinen Bericht über die vierjährigen Forſchungen am oberen Kolumbia River veröffentlicht und erſchließt damit eines der
in Ermangelung von etwas Beſjerem ſeine Gattin und ſechs
ſeither ain wenigſten befannten Gebiete in Nordamerifa.
Die
Ströme fließen in dieſer Region ſämmtlich in tiefeingeſchnittenen Kanons, aber die Erpedition konnte in dieſen Schlünden iiberall bis zu zirfa 700 m . über dem Waſſerſpiegel alte Terraſſen und
Anſchwemmungen nachweiſen , ein Beweis des friiheren höheren Waſſerſtandes. Die Fälle im Kanon des Guiałe River, liament
lich die Great Shoſhone Faus , die American Falls und die Salmon Falls fönnen ſich an Erhabenheit mit dem Niagara und den Cambeſiſällen meſjen. Die wunderbarſte Szene bietet die Vereinigung des Salmon River mit dem Siiake River. Beide
kommen in wilden Springen durch 350 m . tiefe Schluchten mit faſt ſenkrechten Wänden herab, der Snake mildhweis, der Salmon blau , und ſie ſtrömen faſt eine halbe Meile neben einander hin , ohne ſich zu mijden . Symond iſt iibrigens mit Profeſſor Le Conte der Anſicht, daß die Kannons nicht allein der Eroſion 311 danten
ſind , ſondern vielfach in vulkaniſchen Spalten verlaufen , welche allerdings anſcheinend teilweiſe oder ganz mit Edhutt und lehmi erfiiüt waren . Die Bildung der Spalten ſetzt der Verfaſſer ans Ende der Tertiär- oder an den Anfang der Glazialzeit. U e ber die Thätigkeit der United States Geolo gical Survey berichtet Dall in . Science“ : Die durch irrtiim
Kinder. Man jagt , es ſei etwas ganz gewöhnlides unter den dortigen Indianern, im Falle unbefriedigten Hungers il re leib lichen Kinder zu verſpeiſen. (?) Der Total- Erport Merifo's pro 1882 betrug 29,083,293
Doli., wovon 17,063,767 Doll . auf edle Metalte und 12,019,526 Doll. auf andere Waren kommen . Zirka 5000 des ganzen Er portes und über 6000 vor allem Gold und Silber des landes gingen iiber Vera Kruz. Die nächſtwichtigen Erporthäfen ſind : Mazatlan , Progreſo und Tampiko. Bei den übrigen Häfen betrug der Erport weniger als eine Million Dollars. H. . Die braſilianiſchen Staatstelegraphen haben eine Ausdehnung von 7419 Km . mit 13,230 Km . Drahtlänge. Die Endpunkte der Linien an der Siidgrenze ſind Jaguaras und Uru
gitayana und Fortaleza (in Zeara) im Norden . Der Telegraph von Fortaleza bis Maranhao iſt im Bau . Die Totalausgaben der Telegraphenlinien betrugen fiir das fiskaliſche Jahr 1881-82 1,632,549 Milr., die Einnahmen aber nur 1,241,769 Milr. $. P.
Eine neue ( 14tägige) Dampferverbindung zwiſchen Rio de Janeiro und Paranagua ( Paraná) wurde errichtet. Dampfer laufen bei allen fleinen Niiſtenpläven der Provinz Cað
Paolo an und zahlt die Hegierung der genannten Provinz für 3 Jahre eine Subvention von je 20,000 Mitreis an die Dampfer geſellſchaft.
H. B.
lidie Auslegung des urſprünglichen Geſetzes entſtandenen Schwierig feiten ſind beſeitigt und die Forjdhungserpeditionen brauchen ſich nicht mehr an die Staatengrenzen zu binden . In dieſem Jahre iſt zunächſt eine gründliche Aufnahme der Appalachen im Werf, für welche drei „ Topographic parties“ und eine vierte zur Trianto gulation ausgeſandt werden.
Weiterhin wird in Arkanſas eine
Standlinie behufs genauer Aufnahme des Ozarf - Gebirges gemeſſen . Ferner wird die von Fontaine begonncnie Aufnahme der meſozoi jchen Schichten von Oſtvirginia, Nordkarolina und Maryland fort
geſetzt und das Studium der Orange Sands in den Südſtaaten begonnen. Endlich unterſucht Profeſſor Jiving die kupferführenden Felſen am oberen See und Profeſjor Chamberlain jetzt ſeine Forſd) ungen über die Triftformation der nördlichen Staaten fort. Dem letzteren iſt es gelungen , die große Grenzmoräne der Gletſcher der
zweiten Glazialepoche durch dreizehn Staaten und ein Territorimin zu verfolgen, auf eine länge von ungefähr 3000 Miles. Die Marjon Footprints. Die angeblichen Fuß
ſpuren tertiärer Menſchen ( ſiehe „ Ausland“, 1883, Nr. 2 ) auf dem zur Erbauung des Zuchthauſes in Karſon, Nevada , be ſtimmten Platze ſind von den Herren Ruſſel und Gilbert neuer dings genauer unterſucht worden. Sie ſchreiben ſie dem Moro therium , einem Edentaten 311. Bon beſonderer Wichtigkeit iſt die Beobachtung, daß die Spuren durchaus feine genauen Abdriice von Füßen ſind ; der Boden ſcheint ſo weich geweſen zu ſein, da das betreffende Tier tief einjank und um die Fährte herum den Schlamm 1-2 cm , in die Höhe preßte ; unter dieſen Umſtänden iſt es ganz natiirlich , daß man weder Krallen 110d) Hautfalten , 110d) Haarſpuren entdeckt. ( American Naturaliſt .)
Winnipeg ſcheint in ſchnellem Wachstum mit Chifago
wetteifern zu wollen : im abgelaufenen Jahr iſt die Bevölfering von 12,000 auf 30,000 Seelen geſtiegen ( 25000). Der Ertrag der Einkünfte der Stadt hat ſich von 9 Millionen Dollars auf 30 Millionen Dollars oder um 3300 o vermehrt. Der „ Kanadian Pacific“ allein hat eine halbe Million für Gebäulichkeiten aus gegeben und die Stadt eine gleiche Summe für Verbeſſerungen
bewilligt. Im ganzen ſollen im leyten Jahre . in Wimipeg über 8 Millionen auf Gebäulichkeiten verwendet worden ſein.
Indianiſche kannibalen . Man ſchreibt aus Mont real : Einer Nachricht aus Winnipeg zufolge verzehrte der
Ueber den Aufſchwung der Verkehrs- und inneren Verhältniſse Argentiniens wird berichtet, daß Ende Mai von Eiſenbahnen im Betriebe waren 2600 1 m ., im Bau oder
doch vermeſjen 2777 Km ., projektiert ſind noch außerdem zirka 3000 Km . Die länge der Telegraphenleitungen beträgt 24,500 Km . Im Jahre 1882 ſind in die Häfen der Argentiniſchen Republik 6071 ausländiſdie Schiffe eingelaufen , außerdem beſorgten 46 Dampfer und 2499 Segelſchiffe den Verkehr an den Küſten und auf
den Fliiſſen.
In den erſten 4 Monaten 1883 wurden im Hafen
von Buenos Aires eingeführt: zolpflichtige Waren für 18,200,000 Doll . (à 4 Mf.), und zollfreie Waren für 1,989,000 Doll . Aus geführt wurden in derſelben Zeit für 18,121,000 Doll. Die Ein wohnerzahl der Stadt Buenos Aires wird auf 295,000 , dic Höhe des ſtehenden Heeres auf 7000 angegeben. Auch die Anzahl der Einwanderer nimmt 311 und iſt ein allgemeiner Aufſchwung
des Landes, von Monat zu Monat ſteigend , zu fonſtatieren . Es wanderten ein : 1881 32,817 , 1882 51,503 Perſonen . H. P.
Am Chubut in Patagonien wurden neuerdings reiche Gold und Steinfohlenlager aufgefunden . Landwirtſchaft in Chile. Das ſtatiſtiſche Zentralbureau hat intereſſante Zuſammenſtellungen über die Landwirtſchaft in den Jahren 1880 und 1881 veröffentlid t , denen nachfolgende
Daten entnommen ſind : Die ertragsfähige Oberfläche Chile's wird auf 7,929,078 Hektaren veranſchlagt.
Davon waren im Jahre
1878 613,883 Heft. bepflanzt oder 0,29 Hekt. per Einwohner, im Jahre 1879 613,593 Heft. oder 0,29 Hekt. per Einwohner , im Jahre 1880 652,127 Hekt. oder 0,30 Heft. per Eimvohner. Wenn man die Ziffern der ertragsfähigen Oberfläche und der Einwohner neben einander ſtellt, alſo etwa 212 Millionen Einwohner neben rund 8 Millionen Heftaren, ſo ergibt ſich, daß auf den Kopf etwas über 3 Hektaren entjallen, woraus wiederum hervorgeht, daß nicht einmal der zehnte Teil des ertragsfähigen Bodens benutzt wurd . .
Ueber die neuen
H. P. Diamantwäſdereien am Salotro
( Provinz Bahia ) in Braſilien wird der „ Augemeinen Deutſchen Zeitung für Braſilien “ geſchrieben : Mitten im Urwalde ſtehen 600—1000 Strohhiitten und zwiſchen den umgeſchlagenen Urwald
--
Litteratur.
660
rieſen ſieht man die von nah und fern herbeigeeilten Diamant wäſcher. Unter ihnen wüten die Fieber und die Betten und Härge matten ſind mit Kranken und Toten angefiillt. Die Geſimden aber , bis an die Zähne bewaffnet , graben und wühlen nach den .
koſtbaren Steinen , dabei halten ſie auf gute Preiſe und die
mit Kapital dorthin gekommenen Händler haben einen ſchweren Stand.
Perſonalnotizen .
Leutnant Bove hat ſich von Genua neuerdings nach Argen tinien begeben , um die Ergebniſſe ſeiner vorjährigen Feuerland Erpedition in einigen weſentlichen Punkten zu vervollſtändigen. In ſeiner Begleitung befindet ſich ſeine Gattin , welche als Photo !
Kopfzahl des litauiſchen Volfes in überſichtlicher Anordnung vor : führt. Auch der vom Autor in der dritten Abteilung ſeiner Dif
ſertation gezogene Vergleich zwiſchen ſeinen Forſchungen und ähn lichen, vorziiglich bei den verwandten Letten , Eſten und Liven ge wonnenen Ergebniſſen enthält eine Reihe intereſſanter , für die Anthropologie wertvoller Thatſachen . „ Das Großherzogtum Heſſen in Vergangenheit und Gegenwart. Von Ferdinand Dieffenbach. Mit zahl reichen Jluſtrationen in Holzſchnitt und Stahlſtich. 2. Auflage. Darmſtadt. Verlag von K. Hoffmann. 1883. Durch das in 28 Heften erſcheinende, freundlich ausgeſtattete Werk ſtrebt Dieffenbach an, ein getreues Bild der Entwicklung und gegenwärtigen Kultur ſtufe eines deutſchen Einzelſtaates 311 liefern , welcher aus den
graph und Sekretär fungiert. Zu den Koſten der Erpedition hat außer der Geographiſchen Geſellſchaft zu Rom und den mehreren
Trümmern des Deutſchen Reiches als ein buntes Gemiſch von
Miniſterien umſer Landsmann Ferdinand v . Miller in Adelaide
Skizze über land und Volf des Großherzogtums folgen hiſtoriſch geographiſche Schilderungen der Provinzen Starfenburg, Rhein heſſen und Oberheſſen , dann wird die Regierungsgeſchichte der heffiſchen Landgrafen und Großherzoge vorgeführt werden , zulett aber ſollen die Staatsmänner, Feldherren , Gelehrte, Schriftſteller
1300 Franken beigetragen. Herr Dr. Wilhelm Joeſt aus Köln , deſſen aſiatiſche
Reiſen wir friiher im „ Ausland " 1 mit gebiihrender Anerkennung erwähnten , teilt uns mit , daß er demnächſt eine neue größere Reiſe antreten wird , deren erſtes Ziel die Kapſtadt ſein ſol. Erſt dort will er ſeine weiteren Dispoſitionen treffen , die ihn nach
Länderkompleren hervorgegangen. Einer allgemein orientierenden
und Künſtler des Landes Erwähnung finden.
Da der Autor,
Aden nach Auſtralien führen werden. Längere Zeit denkt er dann
wie in der früheren Auflage, keinerlei Partei Intereſſen , ſondern einzig dem Zweck der hiſtoriſchen Wahrheit dienen will, darf auch durch dieſes Buch eine Bereicherung der Litteratur zur allgemeinen
auf den Juſeln der Südſce zuzubringen. Herr Joeſt bringt eine
deutſchen Landeskunde erwartet werden .
Þort Elizabeth , Mauritius und Madagaskar und über Sanſibar vielſeitige Vorbereitung mit. Er hat aus den Ergebniſſen früherer
Reiſen mehrere unſerer öffentlichen Sammlungen bereichert und
Anzeigen
wird auch auf dieſer neuen Reiſe dem Sammeln beſondere Auf merkſamkeit zuwenden.
Oberleutnant Kreitner in Wien hat eine Stellung im öſterreichiſchen Konſularkorps in China angenommen und wird ſchon in nächſter Zeit dahin abreiſen .
Der bekannte Geograph und Kartograph Chavanne in Wien begibt ſich nächſtens zum Kongo , um eine Stelle im Stab der Internationalen Afrikaniſchen Geſellſchaft einzunehmen. Die Leiche Romolo Gejji's fam am 18. Juli aus Alexandrien I
Geibels Geſammelte Werlie erſchienen bis zu 22. Lieferung. Ide Buchhandlung nimmt Aufträge ani . Die Ausgabe wiid bis Weihnachten voll
ftändig. Sieis pro Lieferung 50 Pf.
I. G. Cotta ſehe Buchhandlung in Stuttgart.
in Neapel an , wo ſie von einer großen Menge Verehrer des be .
rühmten Erforſchers und Regenten des Sudan zum Bahnzug ge leitet wurde , welcher dieſelbe nach Ravena brachte. Hier in
ſeiner Vaterſtadt ruht nun Romolo Geſſi auf dem Friedhof von
MÜNCHEN .
Portaſerrata .
Grand Hotel Grünwald litteratur.
an der linken Aussteighalle des Centralbahnhofs. „ Zur Anthropologie der Litauer. Inaugural- Diſſer
tation zur Erlangung des Grades eines Doktors der Medizin, ver faßt von Ijidor Brennjohn aus Kurland. Dorpat. 1883.
Mit allem Comfort der Neuzeit eingerichtet,
61 Š . imd 3 Tabellen .“ Obichon ſich in der geographiſchen Litte
nebst Restaurations-, Billard- und Speisesälen .
ratur mannichfache Angaben über Lebensweiſe, Sitten , Gebräuche
Ausgezeichnete Küche und Keller.
und Tracht der Litauer zerſtreut findent , mangelten bisher noch eingehendere Unterſuchungen dieſes Volfsſtammes in anthropolo giſcher Hinſicht. Ilm ſo beachtenswerter erſcheinen daher die Re ſultate , welche Brennſohn bezüglich der körperlichen Verhältniſſe des leşteren durch Meſſungen an einer größeren Anzahl von J11
dividuen erhielt und die er nach einigen furzen Mitteilungen über
Prompte Bedienung. Zimmer von Mk. 1. 50 an .
Picht u . Seevice wied nicht gerechnet.
Jos. Grünwald.
den Namen und die Abſtammung , ſowie iiber die Wohnſite und Hôtelier .
1 Siehe „ Ausland" 1883, Nr. 13.
Drud und Verlag der J. G. Cotta'ſchen Buchhandlung in München und Stuttgart.
Das Jusland. Wodenſdrift fiir für Länder- und Völkerkunde, unter Mitwirkung von Profeſſor Dr. Friedrich Rakel und anderen Fachmännern herausgegeben von der
3. G. Gotta’ſden Budhandlung in Stuttgart und Wünchen . Sechsuudfünfzigſter Jahrgang.
München, 20. Auguſt
Nr. 34. ämter. ſenden.
1883.
Jährlich 62 Nummern à 20 Seiten in Quart. Preis pro Quartal M. 7. Zu beziehen duro alle Buchhandlungen des In- und Auslands und die Poſt. Rezenſions Exemplare von Werten der einſchlägigen Litteratur ſind direkt an Herrn Profeſſor Dr. Friedrich Maßel in München, Atademieſtraße Nr. 6, zu Inſertionspreis 20 Pf. für die geſpaltene Zeile in Petit.
Inhalt : 1. Das Erdbeben auf Ischia am 28. Juli. I. Die Inſel. II. Der innere Bau. III . Vorzeichen. IV. Der Stoß. V. Die Verwiiſtung. VI. Suchen und Retten . VII. Die Natur des Erdbebens vom 28. Juli. (Mit Anſicht und Karte
Ischias , ſowie vier Bildern der Zerſtörungen in Kaſamicciola .) S. 661 . 2. Kleinere Mitteilungen : S. 675. Statiſtiſches aus Norwegen. Abergläubiſche Gebräuche der Nuba. Der Preis für die nordöſtliche Durchfahrt. Fiſchfang im nordpazifiſchen Ozean. 3. Notizen : S. -677. Aſien. Amerika. Geographiſche Geſellſchaften , Muſeen 2c. 4. Litteratur : S. 680.
an Schönheit und Fruchtbarkeit ſo reid geſegneten Golf
vulkaniſchen Urſprungs wirft feinen Schatten. Es ſind nur ein paar Jahrhunderte, daß der Epomeo Feuer und Verderben ausſpie und es iſt noch nicht der Lavaſtrom übergrünt, der damals dem Fuß des Feuerberges entquoll. Ein düſteres Felſenmeer zieht der Steinſtrom , in Wahr heit einem erſtarrten , ſehr dunkeln Meere vergleichbar,
von Neapel . Sie bildet die Nord , ſo wie Rapri die Süd:
noch heute einen dunklen Strich , einen ſehr bedeutſamen,
ſpiße dieſes goldenen Hornes , aber ſie iſt nicht nur größer ,
ernſthaften Gedankenſtrid quer durch den fruitbarſten , bewohnteſten Teil der Inſel. Allein dieſe Luft , dieſes Meer, dieſe an Gutem und Schönem freigiebige Natur
Das Erdbeben auf Jshia am 28. Juli . 1.
Die Juſel.
Die Inſel Jechia iſt ein bevorzugter Punkt in dem
ſondern auch fruchtbarer als ihre berühmte Schweſter, und ſie hat in der kühlen Briſe , die von Norden her wehend ihre Flanken dunkeln , vulkaniſchen Geſteins fühlt , ſowie in zahlreichen heißen Quellen von der Natur ein Geſchenk empfangen , das ihr ſeit den älteſten Zeiten Gäſte in
Menge zuführte. Der Vulfangipfel Epomeo gibt ihren Umriſſen eine Rühnheit , ohne welche die ſanfteren Linien der Landſchaftsbilder dieſes Fledes Erbe ermatten würden
und das Dunkel ſeiner vegetationsarmen , oberſten Kuppe
machen gar leidyt vergeſſen .
,,Die Inſel iſt heute der ſchöne Bezirk Flora's und Pomona's und niemand denkt mehr daran , daß ſie ein altes Meiſterwerk Vulkans iſt.“ So ſchrieb vor einigen
Jahren einer unſerer Landsleute , der zu den beſten Ren: nern des Landes und Volkes gehört. Gewiß ſchrieb er gerade dieſen Saß aus der Tiefe ſeines Verſtändniſſes
ſtimmt ernſt zu den tiefblauen Schatten der tieferen Teile
für die gleich ihrem Meere weiche, leichtbewegte, doch
und dem Leuchten des Meeresſpiegels . Aber über der üppigen Schönheit des Pflanzenwuchſes , über der ſorg
vorwiegend heitere Seele des fampaniſchen Volfes. Wollen wir ernſter denkende Nordländer vielleicht einen gewiſſen Leichtſinn hierin finden , ſo wird es doch billig ſein , zu bedenken , daß man dem Lächeln einer ſolden Natur nicht widerſteht , wie auch das Herz von Sorgen und von Bitter: keit gefüllt ſein mag. War dod ſelbſt unmittelbar nach dem Erdbeben dieſer Zauber ſo mächtig ! Ein Korreſpon :
ſamen Kultur des Bodens , über der dichten Bevölkerung , deren weiße Häuſer hoch an den Seiten des Berges hinan flimmen , von wo ſie aus dem Laube der Weinberge und
Kaſtanien weithin gaſtlid , leuchten , vergißt ſich leicht der Ernſt, der dieſem Bilde nie fehlt. Die dunkle Wolke des Ausland 1883 Nr. 34 .
100
Das Erdbeben auf Jschia am 28. Juli.
662
dent ſchrieb am 2. Auguſt: Ich fuhr heute Mittag in einem kleinen Dampfer der , Florio "-Geſellſchaft bei wundervollem
Wetter nad Ischia. Kapri blaute in duftiger Ferne, Procida war von blendendem Sonnenſchein beleuchtet, das Meer glänzte in grünlichem Golde , Heiterkeit und Glück herrſcyte in der Natur, während auf den Geſichtern der
zu ſein.
Von weitem ſaben die Häuſer am Ufer aus, als
ob ſie noch von zufriedenen und heiteren Menſchen bewohnt wären ; aber entſeßlich , entſeklich! Was mein Auge ge
Lehnen und aus lichtem Grün leuchtenden weißen Häuſer
ſehen , iſt ſo furchtbar , daß keine Feder es je vollſtändig wird beſchreiben können . . Ischia's Fruchtbarkeit war ſchon im Altertum ſprich wörtlich. Soweit ſie bewohnbar, iſt ſie ein einziger Garten voll Reben , Delbäumen, Feigen und all den herrlichen Früchten des Südens. Der leichte, ſäuerliche, weiße Wein von Ischia wird in Menge gewonnen und iſt weithin berübmt. Ein großer Teil der Bevölkerung lebt von
vor dem Auge entrollte , da ſdien die Unglüdsnachricht,
ſeinem Anbau.
welche die ganze Welt erſchüttert hatte , einen Augenblic
Küſten ergiebig. Bringen dann die Fremden , welche auf dem Höhepunkt der Saiſon zu Tauſenden hier weilen,
Menſdyen Trauer , Schmerz und Verzweiflung zu leſen waren .
Als Ischia mit ihren auf hohem Vorgebirge
thronenden Feſtungswerken vor uns ſtand und ſich das friedlid idylliſche Bild der mit Rebengeländen behängten
lang nur die Ausgeburt einer erhißten Phantaſie geweſen
Aber auch die Fiſcherei iſt an Ischia's
411
அந்த UT PARTIT
Anſicht von Ischia und Procida von Puzzuoli aus.
Heilung oder Kühlung ſuchend , noch ihr Geld ins Land, ſo mag man es wohl verſtehen , wie eine ſo didte Bevöl
kerung ſich hier zuſammendrängt. Nach ſüdländiſcher Sitte wohnt die Mehrzahl derſelben in engen winkeligen Städtchen und ähnlich beſchaffenen ſtädtchenähnlichen Dörfern.
Ein
guter Teil wohnt aud) zerſtreut an den Bergabhängen hin. Aber von den 25,903 Einwohnern, welche die Inſel Jschia nad dem Zenſus vom 31. Dezember 1881 zählte , kamen auf die Orte Forio 6791 , schia 6574 , Barano 4598, Raſamicciola 4217.
Fleiß gehört freilich dazu und mehr noch die Mäßig feit, welde den Menſchen des Südens ſo leicht wird und
ſoviel leichter ſie ihr Leben ertragen läßt.
Aber die
ischianiſche Bevölkerung iſt auch berühmt durch andere
Tugenden. Ihre Einfachheit , Ehrlichkeit und Höflichkeit wird allgemein geprieſen. Einer unſerer Freunde in Neapel ſagte , als er vor einigen Jahren einen Aufenthalt in Ischia nahm : Ich gebe , um mich vom Ueberdruß der Neapolitaner zu erholen. Nad dem Ereignis vom 28. Juli wird man aber trok alledem eine Schilderung der Inſel Ischia nicht mehr mit den Worten ſchließen fönnen , in die Woldemar Raden ſein ischianiſches Kapitel in der ,, Italia " ausklingen ließ : „ Hier atmet man nichts als Heiterkeit und Glück. " Das
gehört der Vergangenheit an. Mag die Natur bier lächeln und glänzen , der Menſch , der zurück denkt , wird hinfort
Das Erdbeben auf Jschia am 28. Juli.
663
doch immer nur ein trüber Gaſt auf dieſem ſchönen Fleck Erde ſich fühlen und er wird in der Luft 3schia's etwas
traut iſt, braucht nur einen Blick auf eine ſelbſt kleine
ſpüren, als ob ein Moderduft von den verſunkenen Stätten Poinpejis und Herkulanums herüberwehte.
Rarte der Inſel zu werfen , um die Lavaſtröme herauszu finden , die von den Flanken des Epomeo zum Meere
II.
ſtreben , in welches ſie mit klippigem Fuße noch eben hineinragen. Aber dieſe Ströme harten kryſtalliniſchen Felsgeſteins ſind gleichſam nur die ſtärkeren Widerlager
Wem der topographiſche Charakter der Lavabetten ver
Der innere Bau.
Ischia iſt ein ganz vulkaniſcher Boden. Rern oder beſſer, nach ſeiner geſtredten Geſtalt, Rückgrat der Inſel iſt
im Gezimmer dieſer Vulkaninſel, deren größter Teil leider aus loderem Geſtein beſteht. Man darf ſagen leider,
der Epomeo, der mit breiter Baſis auf dem größten Teile der Inſel ruht und nur ſchmale , flache Küſtenſtreifen läßt, auf deren lachendes Grün ſein 836 m . hoher dunkler
denn in dem großen Unterſchied zwiſchem feſtem und lockerem Gebäu ſcheint ein Hauptgrund der Trügeriſchkeit dieſes anſcheinend ſo feſten Bodens zu liegen. Es ſind mächtige Ablagerungen von Tuffen, welche erſt im Meere und zwar wohl aus vulkaniſchem Aſchenauswurf gebildet und
Gipfel drohend herabſchaut, anzuſchauen ,,wie ein Gorgonen haupt auf lieblich geſchmückten jungfräulichen Schultern.“
D'ISCHIA ,
ISOLA o a an Cal ondti M Minta Carisa
Haeco Ameno
lanca della Scrofa Ainto Castigtune Porte d Ischin Guber Lugo tel Bugno
Casanticciola
Borgo Bagno
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Fanta S.Angelo
dann ſpäter gehoben ſind. In dieſe einem lockeren Sand ſtein am eheſten zu vergleichenden Tuffe ſind aber noch weiche mergelige Thone eingelagert, von den Einwohnern Creta genannt und in ausgedehnten Gruben von mehreren
hundert Fuß Tiefe gewonnen. Die weite Verbreitung dieſer Kreta auf Ischia ( jie reidyt bis über 400 m . an den Flanken des Epomeo hinauf und darf in nody mäch tigerer Entwickelung in der Tiefe vorausgeſeßt werden )
gewinnt eine beſondere Bedeutung durch einige Thatſachen, welche mit ihr zuſammenhängen. Die kalfreichen Thone verlieren ſchnell unter dem Einfluß des rinnenden Waſſers
ihren kohlenſauren Kalk und verwittern. Vom Waſſer durchfeuchtet verlieren ſie die Widerſtandskraft gegen ſchwere überlagernde Schichten , drücken ſich zuſammen, quetſchen
ſich ſeitlich aus oder bilden endlich die trefflichſten natür
lichen Gleitflächen. Gewaltige Bergſtürze , wie der von Goldau , ſind durch Abrutſdung ſchwerer Maſſen entſtan den , welche auf dem unſideren Grunde derartiger Thon: lager ruhten. Man muß hinzunehmen , daß gerade über ſolchen ſchwer durchläſſigen Schichten die Wäſſer fich ſam meln und ſtauen. Nun ſind aber auf Ischia die unter irdiſchen Waſſeradern von vulkaniſcher Hiße durchglüht. Eine ganze Anzahl von Thermen tritt hier zu Tage. Bei dem „ Bagno “ von Kaſamicciola kommen die warmen 1
I
Quellen zum Vorſchein , welche in Badeeinrichtungen ver wertet werden (50—60 ° C.) , am weſtlichen Abhange des Tabor ſtrömen heiße Waſſerdämpfe aus Felſenlöchern ; weiter nordöſtlich auf derſelben Linie bei Kaſtiglione fließt
heißes Waſſer im Meere aus , ſo daß man dort warme Seebäder nehmen kann.
Das Erdbeben auf Ischia am 28. Juli.
664
Das unglüdliche Kaſamicciola ward nicht umſonſt die Konigin der Bäder genannt. Das heiße Waſſer aber, welches dieſe Duellen führen , iſt derart mit gelöſten Salzen
einige Zeit aufgehört hatten, kamen die Neapolitaner, um ſich dort niederzulaſſen , wurden indes bald von den Römern mit Waffengewalt verdrängt. Schon Strabo erzählt uns
beladen, daß nach Laſaulr' Berechnung die einzige Duelle
von einem
von Santa Reſtituta in wenig mehr als 4 Tagen 7700 Kilos
deſſen Krater aber dann , als die Meeresfluten über die Inſel gingen ,, ganz erloſchen fei. Wir haben troß der 12 Krater, die aus den Abhängen des Epomeo emporſteigen, feine ſicheren Nadridten über ältere Eruptionen , wie oft
feſte Beſtandteile zu Tage bringt. Rechnet man endlich hinzu, daß dieſer Thon, die Kreta, bis zu mehreren hundert Fuß Tiefe aufgeſucht wird , um bergmänniſch gewonnen zu werden , und das ſeit Jahrhunderten , vielleicht ſeit Jahr tauſenden , ſo mag man ja wohl glauben , gar keines Re furſes an die vulkaniſchen Kräfte , die in nächſter Nach barſchaft arbeiten , zu bedürfen , um eine ausreichende Er klärung der ſchrecklichen Störungen im Gleidigewidyt , in der Ruhe des Erdbodens, gerade auf dieſer Stelle zu finden . Aber wenn man nach den Gründen der Erſchütte rungen im Boden der Inſel gräbt , vergeſſe man nicht, wo und wie dieſelbe gelegen . Nad Lage , Bau und Ge
aud
Erdbeben und dem
feuerſpeienden Epomeo
von verheerenden Erdbeben berichtet wird. Die jüngſte
ereignete ſich nach wiederholten Erdbeben erſt unter Karl II. von Anjou im Jahre 1302, wobei die ganze Bevölkerung fliehen mußte. In der Chronik der Stadt Neapel von
Giovanni Villani findet ſich eine genaue Beſchreibung bie Es war unter der Regierung Karl's II. von Si zilien, heißt es dort , als auf der genannten Inſel fidh die von .
Erde aufthat, und Feuer und Flammen ausſpeiend, den
deren Endpfeiler die Trauerſtätten Pompeji's und Kaſa micciola's find. Derſelbe Tuff , auf dem Neapel ſteht und Bajä ſtand , bildet den Untergrund von Ischia. Die Erdbeben , die Vulkanausbrüche , die heißen Quellen , die Gasquellen oder Solfataren fehren bald auf dieſem, bald
größten Teil der Inſel verſchlang, bis hin zu der Stadt Ischia, damals Gerunda genannt, wo viele Menſchen und Tiere in den Flammen umfamen und worauf eine zwei Monate andauernde Beſt entſtand. Um derſelben zu ent geben verließen viele Einwohner die Inſel , um nach Kapri, Bajä , Puzzuoli und Neapel zu flüdyten . Und bis heute noch ſind die Spuren dieſer Flammenverheerung ſidytbar, denn ſteil und unfruchtbar iſt der Boden und nichts wächſt und gedeiht auf einer Strecke von zwei
auf jenem Fleck dieſes Gefildes wieder , deſſen Boden ebenſo
Meilen in der Länge und einer halben Meile in der Breite.
fruchtbar, wie trügeriſch iſt. Kurz, Ischia iſt Teil eines
Die ganze Fläche wird La Cremata genannt. Die übrig
vulkaniſchen Bodens und ſo iſt ſeine Geſchidyte vulkaniſdy, wir können mehr ſagen : pblegräiſd).
gebliebenen Einwohner weigerten ſich darauf, dem Biſchof
ſchichte gehört Jschia dem phlegräiſchen Gefilde an , durch welches in flachem Bogen die Vulfanreihe zieht , welde durch Veſuv , Mte. Nuovo und Epomeo bezeichnet iſt und
Der Gpomeo war ſchon von der älteſten Zeit her
zeitweilig in eruptiver Thätigkeit und das Terrain von Kaſamice, heute Kaſamicciola genannt, und von Lacco Ameno hatte ſtets durch Erdbeben zu leiden , von welchen
den Zehnten weiter zu zahlen, bis der König Zwang an wendete. Dody blieben ſie auf der Inſel wohnen , troka dem Erdbeben immer und immer wieder Verwüſtungen anriditeten. Die Menſchen waren wieder zahlreicher, die guten Länder, welche frei zur Beſiedelung ſtanden , ſel
die in der Geſchidyte verzeidyneten immer an denſelben Orten ſtattfanden , dieſelben Stätten verwüſtend. Es ſcheint kein Zweifel darüber zu ſein , daß die Erythräer und die
tener , vielleidyt aud) die Gemüter ſtumpfer geworden.
Chalcidier der Inſel Euboa die erſten geſchidytliden Ein :
Und doch ſind allein in dieſem Jahrhunderte durd, Erd
wohner der Inſel geweſen ſind. Nur zu bald merkten ſie
beben , welche große Opfer an Menſchenleben forderten , drei Jahre ( 1828, 1881 und 1883) bezeichnet und dochy
indeſſen , daß ſie eine (dylimme Wahl getroffen und ver ließen saber , von den beſtändigen Erdbeben und Vulkan Eruptionen (man glaubt den erloſchenen Krater Monte
Rotaro in dieſe Zeit verſeßen zu können) in Angſt und Sdyreden verſeßt, bald wieder die Inſel, troß ihrer viel verheißenden Frudytbarkeit und der in ihrem Schoße ent bedten Goldmine.
In der Angſt vergaßen ſie ſogar ihren
dem ägyptiſchen Kultus entlehnten Gott mitzunehmen , welcher erſt kürzlich in Lacco Ameno aufgefunden wurde, und in der dortigen Kirche als Stüße des Weihwaſſerkeſſels diente.
Dieſer erſten Kolonie folgte erſt nach mehreren
Jahrhunderten eine zweite aus Syrakuſanern beſtehende, um 380 v. Chr.
Dieſe, jo beridytet Strabo , flüdytete aber
auch ſchon bald gleid ihren Vorgängern aus Angſt vor den beſtändigen Erdbeben. Nadidem aber Erdbeben und Eruptionen wieder für
Nach und nach drängten fidy To nicht weniger als 26,000
Seelen auf die 13 , D. Q.-M. dieſer Inſel zuſammen .
haben dazwiſden mehrere heftige Erdbeben ſtattgefunden ,
welche nur durch günſtige Zufälle die menſchenreiden Ortſdiaften verſchonten ! III.
Borzeiden.
Die Frage der Vorzeichen wird bei allen Erdbeben aufgeworfen , aber ſo groß iſt noch immer unſere Un= bekanntſchaft mit dieſer Erſcheinung , daß man gerade gegen
über dieſen Zeugniſſen eines nahenden Erdbebens , welche zum Zwecke der Vorherſagung ſo wichtig werden könnten, zweifelnd ſteht. Was kann nicht alles in der weiten Welt der Erſcheinungen während der Stunden und Tage vor einem Erdbeben vorgehen , das auf das Nahen eines Erd bebens gedeutet werden fann oder könnte ! Aber auch
Das Erdbeben auf Jschia am 28. Juli.
welche Irrtümer fönnen begangen werden , wenn man allzu ſorgſam nach Vorläufern ſuchen will ! Das Erdbeben vom 28. Juli war nun von einem entſchieden lokalen Charakter und an Ort und Stelle
dürfen wir daher auch am eheſten ſeine Vorzeichen erwarten. Es iſt merkwürdig, daß vor der Kataſtrophe anſcheinend niemand ein Vorzeichen beobachtet oder wenigſiens nichts über eine ſolche Beobachtung mitgeteilt hat, während nach derſelben verſchiedene von den Ueberlebenden ſich erin
nerten , auffallende Erſcheinungen wahrgenommen zu baben , welche nun natürlich ſofort in Beziehung zu dem Erdbeben gebracht wurden. Der Bürgermeiſter von Raſamicciola, welder mit ſeiner Tochter unter den Trümmern hervor gezogen worden iſt, hat dem Miniſter Genala in einer Unterredung erklärt , daß vier Tage vor dem Ereignis in der ganzen Inſel ein unterirdiſches Dröhnen vernommen worden, aber als etwas ſchon öfter Vorgekommenes unbeadytet geblieben ſei. Man erzählte auch, daß am Freitag, einen Tag vor der Kataſtrophe, ein 70 jähriger Alter zum Bi ſchof von Ischia gefommen ſei , um ihm zu ſagen : „Ich
habe einige leichte Erderſchütterungen wahrgenommen ; die Waſſerdämpfe ſind didter und dunkler als ſonſt. Gebt Acht , es wird etwas paſſieren !" Man überhörte die Warnung , oder ſcheute ſich, ſie bekannt werden zu laſſen . Auch die Zunahme der Temperatur in den Mineralquellen, ſowie die Abnahme ihrer Waſſermenge , wird jeßt als Symptom des bevorſtehenden Erdbebens gedeutet, fand aber ebenſowenig zur rechten Zeit Beadytung.
665
zweden aufgehört habe. Es wird gut ſein , dieſen friti:
ſchen Stimmen gegenüber immerhin an der Meinung feſt zuhalten , daß genaue örtliche Beobachtungen höchſt wahr icheinlich dazu führen würden , warnende Anzeichen einer jo großen Erſdütterung des Bodens kennen zu lehren . Und man wird ſich endlich einmal damit abzufinden haben,
daß die Bewohnung eines ſo unſicheren Bodens viele und dauernde Vorſichtsmaßregeln vorausſekt, mögen dieſelben auch unbequem ſein. Wir wollen nicht viel von den Vorzeichen ſprechen,
die in anderen Teilen Italiens oder ſelbſt in ferneren Ländern beobachtet worden ſind. Seit Monaten iſt in den verſchiedenſten Erdbeben- und Vulfangebieten eine
auffallende Thätigkeit zu beobachten geweſen . Vorzüglich iſt merkwürdig, wie viele ſeit lange ſchon ſchweigende Vulkane beftige Eruptionen gehabt haben . So der Pik
von Teneriffa , der Vulkan Omotepek im Nikaraguaſee, ein Inſelvulfan an der Küſte Javas. Wenn nun auch das Erdbeben vom 28. Juli auf den erſten Blick einen durdi aus lokalen Charakter hat , ſo werden die Gelehrten doch die weitverbreitete unterirdiſche Unruhe in Rechnung zu ziehen haben , welche in dieſen Thatjachen ſid fundgibt.
Noch mehr Beachtung werden ſie den vorausgebenden Er ſchütterungen in näherliegendem Gebiete zu ſchenken haben , als welche der ebengenannte Direktor des Geodynamiſchen Obſervatoriums in Rom , de Roſſi , in einem Bericht vom 29. Juli folgende verzeichnet :
der Thermen in ſolchem Maße zu den ſicherſten Vorboten der Erdbeben , daß er nad) einem Beſuche Kaſamicciola's
Schon mehrere Tage vor dem 25. Juli bezeugten ſehr leichte Erſdütterungen in Rom und in Rocca di Papa eine Zunahme der unterirdiſchen Bewegungen und am 25. fanden Erdbeben in Roſenza und Ratanzaro ſtatt, welche eine Konzentration derſelben im ſüdlichen Italien anzu zeigen ſchienen. Auffallend iſt nur, daß auf dem näheren und mit den feinſten ſeismograpbiſchen Apparaten ausge ſtatteten Veſuv - Obſervatorium keine Spur vorgängiger Erſchütterung wahrgenommen ward. Vergeſſen wir übrigens bei Würdigung der Bedeutung dieſer Erſchütterungen nicht,
Kein geringerer als Stefano de Roſſi , der Vorſtand des Geodynamijden Zentral- Obſervatoriums in Rom , be duldigt die Jschianer der Laubeit in der Anſtellung und
Mitteilung ſeismologiſcher Beobachtungen , weil ſie ſchon dadurch dem Beſuche ihrer Bäder und Sommerfriſchen zu ſchaden fürchteten. Und dieſer ſelbe Forſcher, einer der
erſten Erdbebenkundigen, rechnet die Temperaturerhöhungen
im verfloſſenen September tägliche Beobachtungen der
wie Alerander v. Humboldt's Ausſprud ), daß faſt immer:
Wärme der Thermen , ſowie des Zuſtandes der Fumarolen
dar an irgend einem Punft die Erde bebe , ſich immer
vorſchlug. Jeßt vielleicht wird man dazu ſchreiten, wo es zu ſpät. Aber es wird nicht zu ſpät für die kommen
mehr als vollkommen zutreffend bewährt. In dem Zeit
den Zeiten ſein , Maſſen von Beobachtungen aufzuhäufen, welche vielleicht doch einmal dazu führen könnten , eine ,
raum von 1850—1857 ſind nicht weniger als 4620 Erd erſchütterungen nachgewieſen worden , alſo faſt zwei auf jeden Tag.
Warnung zur rechten Zeit ergehen zu laſſen. Nur eine lange Reihe ſehr genauer Beobachtungen könnte dazu belfen,
IV .
was vor allem von nöten , über den wahren Wert dieſer
Der Stoß.
Vorzeichen aufzuklären. In neapolitaniſchen Blättern, .z. B.
Doppelt bewährt ſich angeſichts dieſes Erdbebens die Erfahrung , daß die gewaltigſten Erſcheinungen der Natur am wenigſten vollſtändig beobachtet werden . Die Ueber raſchung, der Schređen , die Sorge um das eigene Leben laſſen alle Beobachtung vergeſſen. Nichts liegt in dieſem
in der ,, Roma" vom 3. Auguſt, haben wir Zweifel geleſen , ob die Abnahme der Waſſermenge in den warmen Quellen
irgend eine andere Urſache habe , als den großen Konſum von Waſſer in der Höhezeit des Bädergebrauches , welche vom 20. Juli bis 15. Auguſt gerechnet wird. Ebendort wurde auch die Zunahme dieſer Quellen nach der Rata:
ſtrophe damit erklärt , daß alles Ausſchöpfen zu Bade .
Ausland 1883 Nr. 34.
,
Moment ferner als fühle Ueberlegung.
Daher die große
Schwierigkeit, Verläßliches zu erfahren , daher faſt mehr Verlaß auf die ſtumme Sprache der Trümmer als jene der 101
666
Das Erdbeben auf jechia am 28. Juli.
Menſchen zu ſeßen iſt. Welches war die genaue Zeit des erſten Stoßes ? Man findet in den meiſten Berichten 9 Uhr 30 Minuten des Abends angegeben. Dies iſt aber wahr ſcheinlich nur eine abgerundete Zahl. Die große Uhr
Dauer des Stoßes ſagen ? Niemand dürfte auf die Uhr geblickt haben, um die 15 Sekunden abzuleſen, auf weldie die Dauer allgemein angegeben wird. Es handelt ſide hiebei offenbar nur um eine Schäßung , die einer dem
der Bäder Belliazzi iſt genau um die Zeit des Eintrittes
andern nachſpricht. Dieſe fünfzehn Sekunden beſagen, daß
der Kataſtrophe, 9 Uhr 22 Minuten , ſtehen geblieben.
Man wird die Ergebniſſe der genaueren Erhebung über die Geſchichte dieſes Erdbebens abwarten müſſen , welche
der Stoß länger als einen Augenblick und fürzer als fünf Minuten gedauert habe , nichts mehr ! Ob er aber viel länger als einen Augenblick gedauert hat ? Und ob die
aus den Uhren der Telegraphenſtationen die richtige Zeit
beiden ſchwächeren Stöße , welche angeblid folgten , nicht
angabe gewinnen wird. Was ſoll man aber von der
icon Erſchütterungen durch die ſtürzenden Häuſer und
Kirche des Monte della Miſericordia.
Mauern zuzuſdreiben ſind ? Dieſes iſt es , was der alte Vulkaniſt und Erdbebenkenner Palmieri annimmt , deſſen Urteil in dieſen Dingen doch immer unter den erſten ein : zuholen iſt, wenn es auch einen eigentümlichen Eindruc macht, ihn ſo dringend bemüht zu ſeben , den Erdbeben von Raſamicciola, auch dem von 1881 , einen ganz unvulkaniſchen Charakter zuzuweiſen. Er will offenbar dem Vorwurf begegnen, daß das Veſuv-Obſervatorium jo gar nichts babe thun fönnen , um durch Mitteilung von Vorzeichen die Inſulaner und ihre Gäſte zu warnen. Palmieri ſagte am
4. Auguſt dem Korreſpondenten eines Wiener Blattes : In Raſamicciola erfolgte ein Kanonenſchuß und nichts
weiter. Daß die Kataſtrophe derart erfolgte , beweiſt der Umſtand , daß , wenn jeßt in Neapel der Mittagsſduß auf dem Kaſtel San Elmo gelöſt wird, die in dem hieſigen Hoſpital untergebrachten Verwundeten vor Schreden auf: fahren. Daß Flammen bei der Kataſtrophe geſeben wur den , glaube ich nicht ; dergleichen Behauptungen halten vor einer ernſten Unterſuchung nicht Stand. Zudem iſt die Plößlichkeit der Erſchütterung in Raſamicciola aud durch die Lage der gefundenen Leichen dargetban. Im
Jahre 1881 wurde die Leiche eines Schuſters ausgegraben, der ſich in derſelben Haltung befand , in welcher er auf einen zwiſchen den Knieen feſtgehaltenen Schuh geklopft
Das Erdbeben auf Jschia am 28. Juli .
hatte. Eine Erſchütterung durch ein eigentliches Erdbeben bewirkt in den Geſichtern der Verunglückten den bleiben: den Ausdruck des Sdyreckens, wovon hier an den Leiden keine Spur wahrzunehmen war. Der Salon der Piccola Sentinella liegt in gleichem Niveau mit dem Garten ; bei einem Erdbeben hätte ſidy doch jemand aus dem Salon retten können , es blieben aber alle darin und wurden daſelbſt begraben.
667
folgte kein zweiter Stoß. Das Phänomen von Kaſa: micciola iſt ein ſpezielles; es kehrt immer wieder, jedoch mit wachſender Intenſität. Im Jahre 1828 gab es 30, 1881 120, 1883 5000 Tote, und dabei war immer Kaja micciola das Zentrum des Phänomens. In Melfi fand man Tote auf den Straßen , weil man Zeit gehabt hatte, zu fliehen ; auf Ischia aber floh während der Kataſtrophe
Bei dem berühmten Erdbeben , welches
ſelbſt niemand. Die Toten und Verwundeten wurden unter
im Jahre 1851 die Stadt Melfi in der Provinz Potenza
den Häuſern begraben , was der Natur eines Erdbebens
faſt ganz zerſtörte, zitterte die Erde 11 mal; auf Ischia
gar nidyt entſpricht. -
Melaasbach
Verſchüttete.
Was von Augen- und Ohrenzeugen geſagt wurde,
lenbewegung des Bodens , die aber nicht von allen Ueber -
läßt ſchließen , daß ein erſter Stoß direkt von unten das Erdbeben eröffnete, er war der ſtärkſte , der eigentlich zer ſtörende, der wahre Motor des Erdbebens. Menſchen , die ſechs Schritte weit von ihren Stühlen geſchleudert wurden , Tiſche, die ſich hoben , Lampen , die im Bogen von dieſen auf die Erde fielen , Fußböden , die ſich öff
lebenden bezeugt wird. Alles weitere erſtickte der Lärm , Staub und Rauch. Geräuſche in der Erde wollen alle gehört haben, die meiſten ſprechen von unterirdiſchem Donner rollen , andere vom Lärm über Eiſenbrüden rollender Bahnzüge. Einem Bericht in der ,,Nazione" zufolge be ſchreiben die Zeugen des Erdbebens das furchtbare Ge töſe als gleichſam ein Geraſſel von Tauſenden durchein
neten , um Menſden unverſehrt in den darunter liegenden Keller ſtürzen zu laſſen u. dgl. bezeugen denſelben. Mit Redit haben wohl einige Intellegentere unter den Geret
teten ein Gefühl wie von einem elektriſchen Schlage zu em pfinden geglaubt. Erſt dann folgte angeblich eine Art Wel
ander geſchüttelter unterirdiſcher Ketten , verbunden mit
dem Lärm von Hunderten von Geſchüßen . Man kann aus den auseinandergehenden Bildern und Gleichniſſen ſoviel entnehmen , daß der Lärm kein einzelner Knall war.
Das Erdbeben auf Ischia am 28. Juli.
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Das plößlide Erlöſden der Lampen , das Rauſchen in der Luft erklärt die plößliche Drudwelle , die vom Erdbeben der Atmoſphäre ſich mitteilte . V.
Die Verwüſtung. Als am Morgen des 29. Juli der Telegraph die
Nachricht über Europa hintrug : Ischia liegt in Trümmern ! Kaſamicciola , das ebenſo (döne , als unglüdlide , iſt nicht mehr! ahnte man kaum all’ die Greuel der Verwüſtung
Entfaltung brachte. ,,Das Meer lag wie ein Spiegel ; dimeidhelnde Lüfte flüſterten im dichten Laub der Gärten ; aus den geöffneten Fenſtern der lichterſtrahlenden Hotels und Villen ſchallten Muſik und fröhliche Stimmen . Ein Konzert hatte die vornehme Geſellſchaft in einem Salon, eine Theatervorſtellung die Lachluſtigen in einem Sdau ſpielzelt verſammelt . Alles war Duft, Poeſie, Muſik und Heiterkeit . Und einen Augenblick ſpäter alles Verwüſtung , Entfeßen , Tod !"
Dort , wo die reichſten Quellen , die heilfräftigſten der
und die Fülle von Entſeßen , Schmerz und Todesangſt,
3nſel dem vulkaniſdien Geſtein entſprudeln , machte ſich das
welche dieſe Worte umfaßten . Aber auch jekt nod ge lingt es nur ſchwer, die Größe dieſer Kataſtrophe, welde die Italiener als ein Nationalunglück empfinden , welche aber für uns ein die ganze Menſchheit bewegendes,
Beben am gewaltigſten , (daurigſten fühlbar. Kaſamicciola
weil tiefſt elementares Geſchehen iſt, ſich zu vergegen
Hütten des Strandvolkes am ſdymalen Saume der Küſte, mit großen Villen und Gaſthöfen über die untern Hügel und Kuppen hin, und mit der Hauptmaſſe feiner ſteinernen Häuſer , unſichtbar von der See aus , in den aufſteigenden
wärtigen. „Kein Gefühl erfaßt den Eindruck und kein Wort gibt ihn wieder , den wir erlebt !" geſtanden die wenigen Geretteten. Nur eine Anzahl ergreifender Einzel heiten und die Darlegungen perſönlicher Leiden erzählen die Kunde von dem Unglüd , weldies Ischia zu vernichten brohte.
War auch die Erſchütterung nur Eine geweſen , ſo folgte ihr Sturz auf Sturz des gebirgigen Landes, ſeiner Häuſer und Mauern. Nicht ſie ſelbſt , ſondern ihre Folgen waren das Verderbliche. Wie vorauszuſehen , gab der Erdbebenſtoß vielfach Anlaß zu Rutſchungen. Große Maſſen gelockerten Erd: ſich von den Hängen nieder; mächtige reidys wälzten fidy Felsſtücke rollten in die Tiefe.
Unmittelbar nach der
Erſchütterung vernahm man infolgedeſſen ein anhaltendes Donnern und Rauſden über Kaſamicciola im Gebirge.
Es öffneten ſich zahlreiche Erdſpalten. Gleich Abgründen thaten ſie ſidy vor den Fliehenden auf, weldie ſtets be fürchten mußten , wenn nicht von einem Mauer- oder Erd rutid erdrüdt , dann von Klüften unbefannter Tiefe ver
ſchlungen zu werden . Allein wie unanſehnlich erſcheinen dieſe umändernden Wirkungen der Erderſdütterung auf die Bodenplaſtik im Vergleid) zu jener vernichtenden Kraft , welche dieſe an den Werfen der Menſchenband ausübte ! Mag immerhin jenem ſchwankenden Boden die ſonſt dem Antliß der Erde auf: geprägte Stetigkeit mangeln , wie widerſtandsfähig erſcheint er gegen die Schöpfungen der Kultur und des aufgeſpei cherten Fleißes !
Ein einziger Stoß aus der Tiefe und
Jsdyia war ein Trümmerfeld, welches Tauſende deckte, die Grabeskammer für eine Fülle von Hab und Gut, Hoffen und Wünſden , über welche ſich nur dywanke Mauerrefte als hinfällige Denkmäler noch furze Zeit erheben ! Man
iſt nur dann im ſtande die Umkehr, welche die Erſchüt: terung in einigen Sekunden hervorbrachte, vollſtändig zu erfaſſen , wenn man des heitern, herrlichen Sommerabends gedenkt , welcher im Golf von Neapel die ganze Pracht und Poeſie des Südens am Abend des Erdbebens zur
iſt heute in der That nidyt mehr ! Es lag mit etwa 5000 Einwohnern und einem Dußend breiter und ſtattlicher Gebäude , umgeben von niederen
Schlucyten des Fußes der zu den Wolken aufſtrebenden
Pyramide des Epomeo. Bei der Annäherung zur See von Neapel her fällt daher das Schidſal der Stadt nicht ſehr deutlich in das Auge. Ein mitleidiges Geſchic hat einige theatraliſch leere Kuliſſen zurückgelaſſen , um dem vorüber: fahrenden Wandersmann die Stätte zu zeigen , wo einſt Kaſamicciola geſtanden . Die breiten Häuſer am Strande finden ſid noch , aber mit aufflaffenden Wänden . Die
Villen und Gaſthofe auf den Hügeln ſcheinen zum Teil unverſehrt. Einige tragen aber Schutthaufen auf den Plattformen , andere zeigen ihre innere Ausſtattung in lang die Hänge hinab ergoſſenen Sdyutthalden , wieder andere ſind vollkommene Ruinen . Einige vereinzelte Gruppen ärmerer Hütten an den Hängen wurden geradezu zermalmt. An der Marina von Kaſamicciola blieb kein Haus un
verſehrt. Der Weg vom Strand aufwärts war anfangs kein geringes Wagnis. Zuerſt ging es durch einen ge wolbten Tunnel von 30 Schritt Länge. Dann durd, eine ſchmale Straße mit hohen Seitenmauern, über die hod
hinab das paradieſiſche Hügelgelände hineinblicte. Das halb zerſtörte Munizipio war ſtark aus dem Lot, hier ragte noch ein halber Palaſt, dort nur noch ein Stüd der Front mauer empor.
Im oberen Teile der Stadt hat das große
Etabliſſement Manzi, das hauptſächlich von Italienern beſucht wird , ſowie das Grand Hotel , die Villa Sauvet und die Grande Sentinella verhältnismäßig wenig gelitten . Die anderen Hotels und Fremdenpenſionen ſind mit zahl reichen Bewobnern zu Grunde gegangen . Die Piccola Sen tinella , das Rendezvous der vornehmſten neapolitaniſchen Familien, iſt ein Schutthaufen. Die Kirdye von Kaſamicciola, welche als Hauptſammelplaß der Toten benußt wurde, und in deren Schiff die Mauer der Menſchenleiber den aufidid )
tenden Grenadieren bis zur Halshöhe reichte, mußte ſuc: ceffive evakuiert werden , da das Gotteshaus nad dem Ausſprudje der Ingenieur-Offiziere dem Einſturze nahe iſt.
Das Erdbeben auf Ischia am 28. Juli.
Das iſt der Anblick, den heute Kaſamicciola bietet, von welchem als von der am furchtbarſten vernichteten, aber auch zugleich am meiſten beſuchten Stätte – es behergte noch nie ſo zahlreiche Gäſte als in dieſem Sommer , wo die Cholerafurcht viele Bewohner Neapels und Roms hiehertrieb – die eingehendſten Schilderungen vorliegen. Lacco Ameno ſcheint in gleidiem Maße wie Kaſamicciola gelitten zu haben. Die Roſenkranzkirdie dort iſt bis auf den Fenſterrundbogen oberhalb des Portals ein Trümmer haufen . Außerdem ſtehen nur noch wenige, von tiefen Riſſen zerklüftete Häuſerfaçaden . Die Berſaglieri ſuden während der Ruhepauſen den Schatten dieſer gebred lichen Mauern auf und laſſen ſich in ihrein Fatalismus durch die Warnung nicht beirren, daß die geringſte Erſchütterung audy ſie unter die Ruinen begräbt. Von Forio's herrliden Häuſern ſieht man nur noch die Fundamente und von einer früheren Kirche ragt hier blos noch eine zerklüftete Seiten
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Verlöſchen der Lichter und die ſchweren, den Atem hem
1 Zugleich erhöhte ſich damit das Furdytbare der Lage und
menden Staubwolken verſtärkten die Finſternis der Nacht.
die Schwierigkeit der Rettung. Manche wurden , nachdem ſie ſchon die Straße erreicht, von den nachſtürzenden Mauern erſchlagen , viele famen beim Verſuche der Ret
tung um. Man erzählt von den zuerſt nach Neapel Ge retteten, daß manche unter ihnen nicht im ſtande waren , zu
ſprechen , andere mit Mühe in abgebrodienen Sägen ver worrene Thatſachen vorbradyten. Einzelne in den Hoſpitälern Neapels liegende Verwundete ſollen erſt durch den Kanonen : (dhuß, der die Mittagsſtunde des 29. Juli verkündete, aus einer Art betäubenden Traumes geweckt worden und zur Erkenntnis der Kataſtrophe gekommen ſein. Mehrere
Berichterſtatter melden, daß die Panik, welche nach dem
Drtſchaften intakt erhalten und die einzelnen Gebäude,
Stoße auf Ischia herrſchte, überhaupt nicht zu ſchildern geweſen ſei. Einzelnen nahm das Unglück den Verſtand. Viele ſtürzten unter dem Eindruck des erſten Sdyredens ins Meer. Freilich wurden mand andere durch ihn nicht
deren maſſive
und meterdicke Strebe
übermannt und rafften trop des Triebs der Selbſterhaltung,
pfeiler ſie vor dem allgemeinen Schidjal bewahrten ,
welcher für alle die erſte Notwendigkeit war, die unent
mauer empor !
Nur wenige Häuſer ſind in den anderen Quadermauern
auch ſie drohen Einſturz. Man ſucht mit Recht einen
behrlichſten Werkſtücke unter den überhängenden Mauern,
Hauptgrund der ſo gründlichen Arbeit des Stoßes in dem
die bei der geringſten Schwankung einſtürzen konnten, zu
Baumaterial der Wohnungen , den dyweren unförmliden
ſammen .
Bruchſtücken aus dem Kalkgebirge und den flachen , aus dünnen Balken und ſchweren Ziegeln geſpannten Dächern. Jedenfalls würden Ziegelmauern und Giebeldächer nicht
faſt nichts gerettet und nur das vereinte Streben der
in dem Maße auseinandergeriſſen und umhergejd leudert worden ſein.
Und dody, wie leicht wäre dieſer Schaden ohne die ſo erſchredende Zahl von Menſchenopfern zu ver
geſſen, welche er mitgefordert! Su Kaſamicciola erhoben ſich infolge des Stoßes mädytige Staubtromben. Von den Firſten der Häuſer jauſte ein Hagel von Steintrümmern , ſtürzen den Sploten , von Dachziegeln, Mauerſtücken und Balken nieder und tötete alles , was im Bereich jener verderben drohenden Projektile war. In die Mauern ſdien Leben gekommen zu ſein , die Glocken begannen von ſelbſt zu läuten. Ein Krach von der einſtürzenden Stadt durch zitterte die Luft. Und nad, dem Krach die momentane Stille des verſtummenden Sdyredens, die bezeichnender
Weiſe einigen Geretteten nicht weniger als 5 Minuten zu dauern ſdien .
Indes wurde unmittelbar nach der Kataſtrophe
italieniſchen Städte , in größtem Maße zu helfen, hat die
dringende Not in etwas gemildert. Neapel ſtand in dieſer Beziehung allen voran. Und docy hatten ſeine Bewohner für ihr eigenes Leben zu zittern , als das Gerücht ſich ver breitete, daß dem Krater des Veſuv lodernde Funkengarben entſtiegen und ein breiter Lavaſtrom fid feuerſprühend über die nadten Flanken des Vulkans hinabergieße, ſeinen unheilvollen Lauf nach Torre del Greco nehmend. Da
floben auch die am Fuße des wiedererwachten Vulkans lebenden Einwohner nad Neapel, um dort Verwirrung und Entſeßen zu ſteigern. In der Nacht des 2. Auguſt,
in welcher man einen Erdſtoß in Neapel zu verſpüren glaubte , wuchs hier die Aufregung zu einem Grade , der zu den Eruptionen unterirdiſcher Gewalten den faſt mehr
zu befürchtenden Lavaerguß der Leidenſdyaft eines leidyt erglühenden Volkes zu fügen drohte.
Glüdlicherweiſe
war all' dieſer Lärm ohne Grund.
Wer ſich noch am Leben fühlt, ſtrebt halb
bewußtlos ſeine Glieder zu bergen. Sdion der erſtickende Staub trieb zur Flucht. Es war ein grauenerregender Eindruck, meldet ein Augenzeuge, über den man den Verſtand verlieren konnte
und der unbeſchreibliche Jammer, der das Gemüt erfüllte, wurde geradezu zur Verzweiflung geſteigert, als man inne wurde , daß ſich all dieſen um Rettung Rufenden und Flehenden keine Hilfe bieten ließ. Qualvolles Entſeßen lähmte die Glieder der Ueberlebenden . Während dwere Gewölbe und Bogen hinter den Fliebenden einbraden ,
ſuchten dieſe über Geröll und Trümmer ihren Weg. Das Ausland 1883 Nr. 34
VI .
Suden und Retten .
Da der Stoß die Telegraphenleitung mit Neapel
zerſtört hatte , ſollten mädytige Feuerbrände Hilfe herbei rufen. Die meiſten der Unverſehrten eilten mit wilder Haſt, zu welcher der Selbſterhaltungstrieb drängte, bei
manchen aud) der Wunſch, eiligſt Hilfe zu bringen , dem Meeresſtrande zu . Dort ſtürzten ſie ſich auf die bereit liegenden Fahrzeuge und ehe der Dampfer Principeſja Margherita ", welcher die erſten Verwundeten nach Neapel bradyte, in See ging , mußte ſein Verded gewaltſam von 102
Das Erdbeben auf Ischia am 28. Juli.
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den ſtaubbedeckten Flüchtigen geſäubert werden, um Raum für die Verwundeten zu ſchaffen .
Während der ganzen Nacyt leuchteten viele durch das
trümmer und gefallene Mauern und Bäume zu bahnen hatte, kam um elf Uhr in Kaſamicciola an und es waren dieſe Braven , welche von elf bis ſieben Uhr morgens unter
Trümmerfeld mit Strobfadeln und ſuchten nach den ihrigen. Indes nahm das umfaſſende Rettungswerk erſt mit dem Morgen ſeinen Anfang. Von der ſehr wenig beſchädigten Stadt Ischia , die am Oſtufer der Inſel liegt,
Lebensgefahr Hunderte aus dem Schutt hervorzogen. Ein
waren ſchon um halb elf Uhr Hilfeleiſtende, meiſt kranke
ſei nicht ſo groß, da ſonſt doch einige Leute ſich nach Ischia geflüchtet haben würden. Man ahnte nicht, wie wenige überhaupt von den Bewohnern des Nachbarſtädtchens entronnen ſeien ! Nach Neapel wurden die erſten Nach
Offiziere ; Unteroffiziere und Soldaten , welche dort die Bäder gebrauchyten , mit Karabinieren abgegangen. Ihre Spiße die mit Scywierigkeit ſich den Weg über Häuſer:
Privatbrief aus 3sdyia erzählt, daß andere Bewohner des Ortes vergebens auf der Straße gegen Kaſamicciola auf
Flüchtlinge warteten. Man glaubte zuleßt , das Unglück
mit Mechach
Hoſpital des Monte della Miſericordia .
richten von dem Unglück in den erſten Morgenſtunden durch die jungen Parlamentsmitgliedern Fortunato und Marquis Capelli gebracht, die auf der Segelbrigg ,, Leone" hinüber
fuhren. Schon um drei Uhr morgens wurden von Ischia
erpeditionen , fortwährend gingen neue Materialſendungen und friſche Mannſd)aften nady der Inſel. Mit Energie
und Aufopferung erfüllten jene ihre Pflicht, deren Aus übung dem eigenen Leben ſo nahe ging.
drei Boote mit Verbandzeug und anderen Hilfsmitteln abge
Seit dem 28. Juli iſt kein Tag ohne leichtere Erd
fandt und von vier Uhr an konnten die Verwundeten regel
ſtöße in Kajamicciola und Umgebung vorübergegangen.
recht beſorgt werden .
Das Feſtland und zunächſt Neapel ſandte Pompiers,
Am 3. Auguſt des Nachmittags um 1 Uhr 15 Min. machte ſidy wieder ein ſtärkerer fühlbar , der in Forio und Serrara eine
Militärmannſdaften und geworbene Arbeiter. Man ſorgte für den ungeſtörten und ſchleunigen Fortgang der Rettungs
Faſt zur ſelben Stunde des folgenden Tages warf ein
12
Anzahl Häuſer beſdhädigte und mehrere Menſchen verſchüttete.
Das Erdbeben auf Jschia am 28. Juli.
weiterer Stoß einige Mauern in Kaſamicciola ein und begrub zwei Frauen , worauf 150 Arbeiter ſich weigerten, weiter in den Trümmerſtätten zu graben. Bis zum 2. Auguſt follen 12 Soldaten ihr Leben bei den Ausgrabungsarbeiten
671
wankenden Ruinen abzutäufen , um die in Hohlungen vor dem Erdrücken bewahrten Unglüdlichen aus ihrer Lage zu befreien,
nadıdem ſie zwei, drei, ja vielleicht vier Tage zu den Ver
Am 5.
ſdhwundenen gezählt ! Und wie viele mögen trok ihres dumpfen Jammers aus der Tiefe nicht gehört, nichtgerettet worden ſein ! Weldh' ſonderbaren Glücsfällen hingegen
mußten die bisher auf Ischia ſtationierten Truppenkörper
verdanken einzelne ihr Leben und in welcher Weiſe waren
wegen zunehmender Fälle von Typhus und Dyſenterie
ſie durch ihr Unglück niedergedrückt, als ſie wieder freie Luft atmeten !
eingebüßt haben. Stiche giftiger Aasfliegen und Sonnen ſtich machten jeden Tag mehrere arbeitsunfähig.
erſetzt werden.
Vor allem galt es, die zablreich unter den Sdyutthaufen Lebendig Begrabenen dem Tageslicht wiederzugeben. Es war
eine gräßliche, gefährliche Bergmannsarbeit, Schächte in die
Viele von ihnen hatten mehr von den moraliſchen
Erſchütterungen und der Todesangſt als burch phyſijd Beſchädigung gelitten. Sie verloren auf Stunden Be
Merkurbaik
Theater.
wegungsfähigkeit und Sprache.
Manche waren mit Mühe
ſich ſchon ſelbſt helfen. Ein junges Mädchen lag mit
den Trümmern entrungen, nur, um zu verſcheiden. Auch
einem zerquetſchten Bein unter einem Schutthaufen , aus
die ſchmerzliche Komik einer Menge kleiner Züge darf als Beitrag zur Schreckensgeſchichte jener Nacht nicht fehlen. Eine aus dem Einſturz ihrer Wohnung flüchtende Dame
dem man ihre Mutter bereits befreit hatte. Die Soldaten überlegten ratlos, wie dem armen Geſchöpfe zu helfen ſei. Die Alte aber ſcrie: „ Zieht ſie nur heraus ; ich will fie wieder haben, wenn auch ohne Beine !" Zwei kleine Mädchen
hat von allen ihren Koſtbarkeiten nur ein Paket Kerzen retten wollen. Eine alte Frau , die drei Tage unter den Trümmern gelegen, beſtand, als die Retter nahten, darauf, daß dieſelben ein Huhn, das ihr in der Einſamkeit Geſell
ſtiegen mit abgenagten Birnen in der Hand aus dem Sdutt hervor , von welchem ſie faſt zwei Tage bedeckt
ſchaft geleiſtet, zuerſt zu Tag fördern möchten. Sie würde
Ein wahrhaft dämoniſches Bild bot die Geſellſchaft
waren.
Das Erdbeben auf Ischia am 28. Juli.
672
des neapolitaniſchen Komikers Petiti, welche die Kataſtrophe
ſehen gewährten dieſe Raudſäulen einen ſeltſamen Anblid ;
im zweiten Aft einer luſtigen Komödie überraſchte. In ihrer Holzbude war ſie glüdlicherweiſe unbeſdädigt ge blieben . Pulcinell führte den Zug, ihm folgten Männer und Frauen als Briganten und Briganteſſen verkleidet. So retteten ſie ſich zur Marine hinab. Das Theater war eine Bretterhütte mit einem Dad) aus Segeltud ). Es ſteht heute noch , wo hart daneben dicke Mauern gefallen und wer dem Schauſpiele beigewohnt hatte , war „ durdy die Langweile“ gerettet.
der Beſdauer vermeinte, daß die ganze Unglücksinſel die
Die Plößlidykeit des Eintrittes der Erſchütterung ver lieh ihren Wirkungen vielfach etwas Barock- Sdauerlides, das wie Jronie auf die unbeſorgte Sicherheit des Lebens und
Treibens an dieſen glüdliden Geſtaden erſdyeint. Im Salon des Gaſthofes Piccola Sentinella fand man nod) in ſißender Stellung am Klavier den Leidynam eines Eng länders, welcher der Geſellſd;aft vorſpielte, und das auf geſchlagene Notenheft: Nhapſodie Hongroiſe de Liſzt. Im Raudyzimmer lag der Teller, auf den Luigi de Marteau wenige Minuten vor ſeinem Ende die Karrikatar eines als Badegaſt auf der Inſel weilenden Geiſtliden gezeidynet hatte . Eine tiefe Tragik lag in dem Anblick vieler Frauen leichen , welche in die lururivjeſten Koſtüme gefleidet und
am Halje und an den Händen mit glänzenden Juwelen bedeckt waren .
Stätte einer intenſiv vulkaniſden Thätigkeit ſei, daß ſich
Hunderte von Kratern auf ihrer Oberfläche gebildet hätten. Die vorgeſchrittene Putrefaktion , die geringe Zahl der auf gefundenen Kadaver und das Erfordernis überaus zahl
reicher Kräfte zur Ausgrabung der übrigen , die Gefahr, welche aus der fortſchreitenden Verweſung für die geſamte
Umgebung erwudis und endlid, die zahlreichen Verwun dungen der mit den Ausgrabungen betrauten Mannſchaft durch Einſtürze - all' dies bewog den die Arbeiten diri gierenden Miniſter Genala, in einem mit dem Präfekten, den Generalen und Aerzten abgehaltenen Rate die Ver fügung zu treffen, es ſei von weiteren Ausgrabungen Ab ſtand zu nehmen und auf die Radaver bergenden Trümmer maſſenhaft flüſſiger Ralf gießen zu laſſen , alſo an Ort und Stelle zu begraben. Ganze Schiffsladungen von Ralf Kalk und Säuren langten an und wurden an vielen Punkten
reichlich ausgeſchüttet. Man beabſichtigte alsdann , die 1
Trümmerhaufen zu ebnen und mit einer Ralfſchichte zu bedecken. Gegen diejen Beſchluß erhob ſich im Volf und der Preſie eine lebhafte Oppoſition. Schaubernd gedachte man , wie mancher Verſdyüttete, den der erlöſende Tud noch nicht erreicht, hiedurd) dem ſideren qualvollſten Untergang preis: gegeben würde und König Humbert wurde gebeten , die
Die Situation mancher Verſchütteten bot ein ergrei
Maßregel vorläufig zurüdnehmen zu laſſen . Kaſamicciola
Man fand Kinder in den Armen ihrer
glich ohnehin ſchon am 29. Juli einem großen Friedhof,
Mütter, Frauen in den Armen ihrer Männer. Viele zeigten
auf dem Meuten von Hunden und Schweinen ſich umber: trieben, welche fein Lärm , fein Peitſchenbieb, kein Kolben
fendes Bild.
in der Stellung, in welcher der Tod ſie ereilt hatte, die Bemüb ung, ſich gegen die auf ſie herabſtürzende Geſchoſſen zu ſichern, andere trugen die Spuren des ahnungsloſen Ueberraſdit Feins, wieder andere hatte der Tod inmitten ihrer Verſuche, Angehörige zu retten , ereilt. Als Beiſpiel von ſeltenem Heroismus wird hervorge hoben , daß eine Frau, um ihr Kind zu retten , mehrerere Pol jter auf die Straße warf und auf dieſe das Kind fallen lieb ; es erlitt feine Verlegung. Dann ließ ſie ſelbſt ſid, an einem Leintuche berab , brach ſich aber ein Bein . Einem Verſchütteten wurde das Leben durch ſeinen Hund gerettet,
der ihn mit ſeinen Pfoten von cinem Teile des Sduttes, von dem er bedeckt war, befreite und ihm dadurch ſeine vollſtändige Rettung möglich machte. Unter die ſdredlidyſten Nadywirkungen der kata ſtrophe rechnet man den Veichengerud), welder allenthalben
unter den Trümmern hervorrieſelte. Eine hohe Tempera:
tur beſchleunigte die Verweſung der unter den Ruinen zu Hunderten Begrabenen. Nur mit Karbolbinden um Mund und Naſe vermodyten die Rettungsmanndaften zu arbeiten . Um die ſdredlichen Verweſungödünſte ein wenig zu paralyſieren , hatten die Truppen längs der Küſte in ibren Kantonnements große Theer- und Pedfeuer ange:
zündet.
Turmhoch ſtiegen Hunderte von düſteren Rauch
fäulen zum tiefblauen Azur empor und dwärzten den ganzen Horizont mit ihrem Lualm . Vom Schiff aus ge
ſtoß von ihren grauenhaften Leidenmahlen hinweg zu ſdheuchen vermochte. Vielfaderboben fid auch mißbilligende Stimmen darüber , daß Forio , Lacco und die Dörfer im Vergleich
zu Kaſamicciola vernachläſſigt wurden . Allerdings gedadite man des bevölkerſten , die Fremden beherbergenden und
am jdymerzlichſten betroffenen Ortes am meiſten. Aber ſelbſt hier konnten, wie man vielfach glaubt, die Rettungsarbeiten anfänglich nicht raſch genug betrieben werden . In Lacco Ameno hatte, bis die verſpätete Hilfe aus Neapel eintraf, cin Förſter ein Hilfskorps organiſiert und ſich der Eng länder Nesbitt, ſowie ein Deutſcher mit Namen Kaiſer beſondere Verdienſte um die dortigen Bewohner erworben .
Lettere ſagten von den Unglüdliden nicht, ſie ſeien ge ſtorben, ſondern begraben und gaben damit der Hoffnung auf eine mögliche Rettung Ausdruck. Man traf hier zwiſchen den geborſtenen Mauern allerwärts Leute, welche ſidy trotz der augenſcheinliden Gefahr nicht beivegen ließen, die Stelle ibrer früheren Behauſung zu verlaſſen.
Nody länger als im Erdboden zittern in den Gemütern der Menſden die Sdwingungen dieſes Erdbebens nach. Nidt Häuſer und Mauern allein wurden in Trümmer geworfen, auch das Gefüge manches Geiſtes ward von Riſſen und Klüften durchſetzt, die normalen Bahnen ſeines Denkens verſdüttet und wer mag ermeſſen, wie viele Jahre
i Das Erdbeben auf Ischia am 28. Juli.
noch einſame Herzen bei den Namen Jschia, Kaſamicciola, Lacco Ameno erbeben werden , wie lang die Wunden nach : brennen, welche die lebenfreſſende Kataſtrophe des 28. Juli geſchlagen ? Wer aber , der die Menſchen kennt, wird er: ſtaunen , wenn auch die moraliſchen Grundlagen Erſchüt terungen erfuhren ? Wenn die nur mit den loderen Retten
673
Erdbeben von 1881 gethan haben.
Es galt gewiß nur
von einer Minderheit , was am 8. Auguſt telegraphiert
wurde: Die Bewohner 3schias nehmen nach und nady wieder ihre gewohnten Beſchäftigungen auf. Noch ein Wort über die Zahl der zerſtörten Menſchen leben. Ueber die Größe dieſer Hefatombe läßt ſich heute
der Konvenienz gefeſſelten ſchlimmen Leidenſchaften angeſichts
nod, nidyts Beſtimmtes ſagen.
einer die Elementarmädyte gegen Menſchenwerk aller Art und Größe ſiegreid, ins Feld rufenden Kataſtrophe ins
der Toten zuerſt auf mindeſtens 3000 , ſpäter ſprad man aber von 8000. Eine genaue Zahl anzugeben iſt heute
Man berechnete die Zahl
Freie ſtürzten und ungebunden ihren Trieben ſich über
nod, nid t möglid), doch iſt allem Anſcheine nad; die leßtere
ließen ? Scon am erſten Tage nach dem Unglück mußte man vor allem den Arbeiten der Privaten Einhalt thun , welche allerlei Geſindel Gelegenheit zum frechſten Leichen raub boten und unzählige Diebſtähle an dem herrenlos daliegenden Eigentum der Verunglückten zur Folge hatten. Unter den angeblich noch nad fünf Tagen aus dem Sdutte Geretteten waren Vagabunden , die ſich zum Zwede des
Angabe weit übertrieben.
Stehlens in die Ruinen verkrochen hatten.
Verluſt der Fremdenbücher in den zahlreichen Gaſthäuſern und Penſionen machte die Aufiindung fremder Leichname dop pelt ſdywierig. An demſelben Tage hatte man in Kaſamicciola 217 unbekannte Leidyen auf dem Kirdyhof und zirka 400 in den Trümmern begraben. In den Hoſpitälern Neapels
Die Räuber hatten ausgeſprengt, daß die Villa Manzi jeden Augenblid zuſammenſtürzen fonne; niemand wagte ſich infolgedeſſen hinein. Als am 4. Auguſt endlich die Pioniere mit vermeintlicher Todesgefahr eindrangen , fanden ſie dieſelbe verhältnismäßig wenig beſdädigt , aber voll kommen ausgeraubt, ja geradezu von den Räubern ver wüſtet. Die berüchtigte Kamorra Neapels ſelbſt hatte ihre Leute auf der Inſel. Es wurde notwendig , am 3. Auguſt ein eigenes Gericht unter Vorfiß des Generalprokurators Bornini für jene Verbrecher einzuſeßen , welche die Ver wüſtung und den Schrecken ausbeuteten . Tags darauf wurden nidyt weniger als 19 des Diebſtahls und der Leichen: beraubung Verdächtige nad Neapel transportiert. Leider haben ſich auch Fälle gezeigt , daß Ueberlebende ſehr über triebene Angaben über ihre Verluſte madyten. Auch bei der Verteilung von Lebensmitteln hatten ſich Mißbräude herausgeſtellt, indem manche den ihnen zukommenden An teil zum dritten oder vierten Male ſich zu verſd)affen wußten , ſo daß viele Notleidende und Hungernde leer ausgingen. Es iſt deshalb von den Behörden eine ſehr ſtrenge leberwachung eingeridytet worden . Der heimge ſuchte Teil der Inſel wurde in adyt Bezirke eingeteilt, in deren jedem ein geordneter überſidytlider Ambulanzdienſt für die Lebensmittelverteilung beſteht. Es wird mit der Aufräumung des Schuttes und der Tröſtung der Armen
lange nicht genug ſein. Das mögen ſich vor allem jene geſagt ſein laſſen , die da glauben , die Mildthätigkeit dürfe hier nun bald ſidy Sdyranken zichen. Viele Punkte der Inſel ermangeln gänzlid des Trinkwaſſers , da faſt alle
Man wird nie die Reſte aller
Dpfer dieſes Erdbebens zu Tage fördern und noch weniger wird man wiſſen , wem alle dieſe Reſte angeboren. Die Wiedererkennung iſt bei der gräßlichen Verſtummelung, der Fäulnis, dem Mangel der Angehörigen ungemein ſchwer. Erſt am 5. Auguſt veröffentlichten die neapolitaniſchen Blätter eine erſte Liſte von 82 verifizierten Toten.
Der
ſtarben an demſelben nod) 18 durch die Rataſtrophe Ber:
wundete. In Lacco Ameno hatte man bis dahin 128 Leiden identifiziert und außerdem wurden hier 72 Ver wundete aufgezählt.
Um die Zahl der Getoteten feſtzu
ſtellen , werden nun alle zerſtörten Häuſer aufgenommen und nach der Zahl ihrer übrig gebliebenen Bewohner verzeidynet. VII .
Die Natur des Erdbebens vom 28. Juli .
Wir wüniden uns nicht zu jenen Beurteilern der großen isdyianiſden Kataſtrophe zu geſellen , welche die genauen Nachrichten nidyt abwarten können , die zur Sdluß ziehung erforderlich ſind, ſondern von einem ſeltſamen Ehrgeiz getrieben , ſobald wie möglid) mit ihrer fertigen Theorie auf dem Plane erſcheinen . Unſer Streben geht in
dieſem Augenblick nur dahin , derartigen vorzeitigen Theorien , die dody nur verivirrend wirken können, die Thatſadyen zu ſammengefaßt gegenüberzuſtellen. Und das Ziel, das wir
damit zu erreichen wünſchen, iſt einfach die Erweckung des Selbſtdenkens über dieſe Dinge bei allen denjenigen, weldhe
gewohnt ſind , aus ſolchen gewaltigen Ereigniſſen nicht bloß Anregung des Fühlens, ſondern audy des Denkens, der Belehrung zu döpfen . Wir haben alle Thatſadyen
ſich ſeit dem 28. Juli faſt täglich wiederholt haben ? Ohne
vorgelegt , weldie auf das Erdbeben ſich beziehen und es kommt nun darauf an , die weſentlichen von den anweſent lidyen , die der Urjade näher ſtehenden von denen zu ſondern, die ferner von ihr ſind. Daß Ischia vulkaniſcher Boden und zwar Boden von demſelben Charakter iſt wie der , dem der Veſuv, der Monte Nuovo, der Krater des Avernoſees und andere Vulkane entſtiegen ſind, dem zahl
Frage wird ein großer Teil der Bevölkerung die Inſel verlaſſen , wie es beſonders Vorſichtige ſdon nad dem
reide Heißwaſſer- und Gasquellen angehören, daß es nody mehr als das, nämlich ein vulkaniſdier Herd iſt, dem nody
Brunnen verſchüttet ſind. Die Heilquellen ſind halb zu gedect ; die Zukunft der Inſel iſt ganz in Frage geſtellt. Was aus Kaſamicciola werden ſoll, weiß niemand zu
ſagen. Und wie, wenn die Erdbebenſtöße fortdauern, die
.
674
Das Erdbeben auf Ischia am 28. Juli.
1302 nach heftigen , oft wiederholten Erdbeben eine gewal tige Lavamaſſe entquoll, das iſt die Grundthatjache , bei der wir ſtehen zu bleiben haben . Die recythaberiſche Meinung Palmieri's, daß es ſid, bier überhaupt um kein vulfaniſdres Erdbeben handle, madyt uns nicht irre.
Wenn in dieſem
Feuerdurdywühlten phlegräiſden Gebiete irgendwo ein Erd beben ſtattfindet, leitet uns der geſunde Menſdenverſtand immer darauf hin , einen Zuſammenhang mit den vulka : niſchen Kräften anzunehmen. Eine ziveite Thatſadje iſt die häufige Wiederkehr der Erdbeben Ischias an derſelben Stelle, nämlid, gerade bei Kaſamicciola. Sogar das
aus den Thermalwäſſern Mineralwäſſer werden. Dieſe Eroſionen und Höhlungen haben den Boden von Raja
micciola unterwühlt und ſind nach Palmieri die Urſache des entfeßlichen Zuſammenbrudzes geweſen , der ihm zu folge durch eine geringe ſeismiſche Kommotion ganz und gar nidyt erklärt werden könne.
Prüfen wir aber die isdianiſchen Erdbeben ſelbſt auf ihre Natur , in der ja wohl die Urſache ſich wenig
ſtens in Spuren zu erkennen geben muß , ſo iſt einmal ihre örtliche Beſchränktheit höchſt auffallend. Bei dem
Zentrum der Erdbewegung war am 28. Juli genau das: jelbe wie das vorigemal im Jahre 1881. Derſelbe Teil
Erdbeben von 1881 •maß die elliptiſche Linie, mit welcher man das Haupterſchütterungsgebietumgrenzen konnte, nur 1875 m , in der Länge und 550 m. in der Breite.
von Ischia war 1828 ſtark und 1852 und 1867 ſdywvädyer erſchüttert worden . Vereinzelte (dwache Stöße, wie der
Einen Anhaltspunkt gibt der Umſtand, daß die Nach: barinſel Procida ſo gut wie unberührt blieb. Das
am Nachmittag des 24. Juli, ivaren ſo häufig, daß ſie nicht beachtet wurden . Sd on öfter hatte die Gefähr
ſammengeſette Kommiſſion genau wie wenige unterſucht
lichkeit gerade dieſes Punktes fich ſo deutlid gezeigt,
Erdbeben
vom 4. März 1881 iſt durch eine gut zu
worden . Und doch hat man ein Hinauswirken des Stoßes über die Grenzen der Inſel nur in dwachen Spuren ver
daß nach einem früheren Erdbeben fogar die Frage aufgeworfen wurde, ob man Kaſamicciola überhaupt wieder aufbauen laſſen dürfe, und unter Karl III. von Neapel joll dieſelbe ernſthaft verneint worden ſein . Die örtliden Verhältniſſe Raſamicciolas bieten nun nach zwei Seiten Anhaltspunkte für die Erklärung dieſes Erdbebenmittel punktes. Die hier in ſo großer Zahl und mit hohen Wärmegraden hervorbrechenden Heißwaſſerquellen bezeugen, daß das vulfaniſde Feuer, welches vor 580 Jahren am Abhang des Epomeo hervorbrach , nod) in geringer Tiefe nachglüht und nadywirkt. An dem Küſtenſtrid), der Marino dei Maronti genannt wird , braucht man nur ein paar
Erſchütterung den Strid) von der Mitte Kaſamicciola's
Zentimeter in dem feldſpathigen Sand zu graben, um eine
und dem dortigen Gaſthofe Piccola Sentinella bis Lacco
Temperatur von 800 C. zu erhalten und bei San Angelo dei Maronti bricht eine Quelle hervor , deren Waſſer den
Siedepunkt erreicht.
Heißwaſſerquellen und Fumarolen
(Gasquellen ), die Zeugen ſchlummernder vulkaniſcher Kräfte, drängen ſich bei Kaſamicciola mehr als an anderen Punkten der Inſel zuſammen.
Auf der anderen Seite iſt dieſelbe Gegend durd, reid) liches Vorkommen jener vorhin genannten Kreta ausgezeich net, in deren Zerſebung und Wegführung durch das Waſſer,
ſowie in deren Abbau durd) Menſchenhand man eine an dere Erdbebenurſache erfennen will. Raſamicciola ruht auf
Tradiytfelſen , unter denen dieſe mächtige Thonſchichte ſich befindet, die ſeit undenklichen Zeiten ohne irgend eine Ron : trole durch Stollenbohrungen ausgebeutet wird. Wenn der Thongräber in einem Stollen Riſſe entdeckt , ſtopft er
den Schacht zu und gräbt anderswo. Man erzählt, daß im
Jahre 1831 infolge einer plöbliden Bodendepreſſion
folgen fonnen . In Neapel wurde es gar nicht wahr: genommen ; die empfindlidyſten Inſtrumente des Veſuv Obſervatoriums meldeten nidit die geringſte Erſdütterung, die mit dieſem Erdbeben in Verbindung gebracht werden konnte. Nur ganz ſchwad kam es zur Beobachtung zu Bakoli auf der gegenüberliegenden Kuſte, auf der nahen Inſel Vivara bei Procida und auf Ventotene einer, der
Bonzainſeln . In vergrößertem Maßſtabe zeigt das Erdbeben vom 28. Juli denſelben Charakter. Auch hier hat die ſtärkſte
hin getroffen. Das ſcheint der „ Fauſtidylag unter der Tiſdy platte" geweſen zu ſein. Die Erſchütterung pflanzte ſich von dieſem Mittelpunkte aus in fonzentriſchen Ellipſen
und mit abnehmender Wirkung ringsum fort , äußerlich bezeugt durch die Riſſe und Sprünge des Erdbodens, fühl bar bis 3schia und jenſeits der Bucht bis Raſtellamare und Sorrent. Aber ſchon im Städtchen Ischia war ihre Kraft
ſehr gering und auf Procida richtete ſie keine Verwüſtungen an . Derſelbe verhängnisvolle Stoß war es wohl, der um 9 Uhr 30 Min . abends am 28 Juli in Rom, Velletri und Ceccano geſpürt wurde. Aber er zeigte ſich nur in
ganz leichten nordſüdlichen und oſtweſtlichen Wellen, ſo daß alle jene Apparate unberührt blieben , welche die ra ſchen heftigen Bewegungen anzeigen. Dieſe eigentümlidie Beſchränkung des Erdbebengebietes ſpridyt einmal für eine nidyt blos auf die Inſel, ſondern auf dieſen Teil der Inſel beſchränkte Urſache und
der Ingenieur Giordano einige dieſer Stollen unterſudyt und berichtet habe , daß , wenn die Arbeiten nicht unter blieben , Kaſamicciola einſt zuſammenſtürzen werde. Dieſer
weiter läßt ſie dieſe Urſache nicht in großer Tiefe ver
in Vergeſſenheit und erſt jeßt erinnerte
deſto weiter ſein Verbreitungsgebiet ſich erſtreckt. Im
man ſich an denſelben. Hiezu tritt eine durch Kohlenſäure bewirkte Eroſion des vulkaniſchen Geſteins , wodurch eben
allgemeinen und glüdlicherweiſe ſind daher die ſtarken Erdbeben von beſdhränkterer Verbreitung als die ſchwachen.
Beridyt geriet
muten . Denn man kann es als eine allgemeine Regel
bezeichnen , daß je tiefer die Urſache eines Erdbebens liegt,
Kleinere Mitteilungen.
675
Was von der Art, Richtung und Dauer des Stoßes
Sollte es ſich beſtätigen , was von einigen Seiten ,
heute geſagt werden kann , iſt oben mitgeteilt. Es iſt offenbar die richtigſte Bezeichnung für denſelben , welche ihn
doch zunächſt nicht in über alle Zweifel erhabener Weiſe,
.
1
berichtet wird , daß jeßt an dem Punkte , wo 1881 der
als Kanonenſchuß dharakteriſiert. Eine eingehendere Schil
Mittelpunkt der Erſchütterung war , eine Fumarole er:
derung von Seiten des biſchöflichen Sekretärs Dr. F. De martino , welche uns ſeitdem zugekommen iſt, nimmt 12 bis 13 Sekunden als die Dauer der Erſdütterung an und bezeichnet leßtere als vertikal-undulatoriſd). Das will heißen , daß der Stoß ſenkrecht von unten gekommen und
ſchienen , aus der man Getöſe gehört und blaue Flammen bervorbrechen geſehen hat , ſo würde unſere Auffaſſung Be fräftigung finden. Was man von Einſenkung oder Abſturz des Epomeogipfels ſagt , bezieht ſich ſicherlich auf Folgen
die Erde in Wellen geworfen habe. Der oder die weiteren Stöße , wenn es überhaupt ſelbſtändige Stöße und nicht blus Folgebewegungen des Hauptſtoßes waren , ergeben ſich als unbedeutend. Wir haben alſo einen einzigen kurzen, aber äußerſt beftigen , von unten : und nicht aus großer Tiefe kommenden Stoß. Alle dieſe Eigenſchaften paſien beſſer auf eine Erploſion , als auf einen Einſturz. Zu einer Erploſion ſind aber in einem ſo heißen und quellen
des leßten großen Erdbebens, wie ſie in Geſtalt von Erd :
rutſchen und Felsſtürzen nod öfter bervortreten werden .
kleinere Mitteilungen. Statiſtiſches aus Norwegen. Nach dem Annuaire statistique de la Norvége. Troisième année , 1881. Publié par le Bureau Central de Statistique, *
rédigé par Boye Strom , Secretaire an Bureau. Kristiania.
reichen Boden die überbißten Waſſerdämpfe unſchwer vers fügbar. Wir bezeichnen damit die Urſache, die uns am wahr ideinlichſten dünft. Jedenfalls würde es doch kurzſichtig ſein , zu ſchließen , wie es auch in dieſem Fall ſdon ge: ſchehen , daß in den Höhlungen , welche die löſende und nagende Kraft fließenden Waſſers zuſammen mit dem Fleiß gewinnſüchtiger Menſchenbände im Untergrunde der Inſel
ſchuf, die einzige , weil nächſte Urſache des großen Erd bebens zu ſuchen ſei. Der Zujammenbrud) folcher Höh lungen kann die Urſache von Erderſdütterungen werden, aber es iſt nicyt notwendig , daß er es wird ; denn in vie len anderen Ländern der Erde gibt es heiße Luellen und daneben weit in die Tiefe gehende Bergbaue, man denfe an Naſſau, ohne dieſe ſchrecklichen Kataſtrophen. In der That hat die Urſache, auf welche wir die Aufmerkſamkeit unſerer Leſer hinzuführen ſuchen , ſchon für das 1881er Erdbeben von Kaſamicciola der berühmte
1882 ", nahmen die Landgemeinden einen Raum von 318,020,
die Städte einen ſolchen von 175 Q Km . ein . Die Landbevölferung zählte nach dem letzten Zenſus von 1875 1,480,480 Seelen und wurde fiir 1879 veranjdylagt anf 1,508,200 Seelen. Die ſtädt
iſche Bevölferung belief ſich 1875 auf 326,420 Einwohner.
und für 1879 wurden 1,904,600 berechnet . Es gab im Jahre 1879 6376 Volksſchulen auf dem Lande, in denen 3386 Lehrer und 136 Lehrerinnen unterrichteten . 206,320 Kinder beſuchten
dieſe Schulen , 3826 wurden privatim unterrichtet, 2671 blieben ohne Unterricht. Die Ausgaben fiir dieſe Schulen beliefen ſidh auf 2,606,309 Kronen (à 1 Mi. 12 Þf.). Jil den 142 ſtädtiſchen Volfsſchulen gab es 385 Lehrer und 407 Lehrerinnen ; 41,929 Kinder beſuchten dieſe Schulen , 18,166 erhielten Privatunterricht und 573
blieben imunterrichtet. Die Ausgabe für dieſe Schulen betrug 1,021,146 Kronen . Heber die Univerſität in Kriſtiania wird fol. gendes mitgeteilt : Lehrperſonal
von Raſtiglione 75 ° C. zeigt. Es müſſen alſo in geringer Tiefe überhißte Waſſermaſſen vorhanden ſein , welche viel leicht 1200 und mehr haben. Bricht ſolches Waſſer etwa in eine Höhlung durch oder gelangt es auf irgend eine andere Weiſe an eine Stelle mit geringerem Drud , ſo tritt natürlich momentan eine furchtbare Dampfentwice lung ein , welche wohl eine Kataſtrophe, wie die von Kaja
1860 1865
1870
1875 1880 .
4
4
4
4
5
4 7
4
4
4
8
8
8
6 8
8
11
12
15
18
12 12
12
12
15
15
9
9
9
48
49
54
62
1875 180
1880 100
Profeſſoren der Theologie Rechtswiſſenſchaft , Medizin Philoſophie und Geſchichte
Geologe Gerhard vom Rath in den Sißungsberichten der Naturhiſtoriſchen Geſellſchaft für Rheinland und Weſtfalen angeſprochen . Auch er ſucht die Urſache in einer Dampf erploſion , ähnlid den bei Dampfkeſſeln vorkommenden . Er ſprad ): Von den heißen Quellen Ischias haben einige bis 97 ° C. Temperatur. Waſſer von ähnlicher Hiße brechen audy im Meere aus , das an einem Punkte in der Nähe der Quellen
Im
ganzen Königreich gab es alſo 1,806,900 Menſchen im Jahre 1875
Mathematik und Naturwiſjenſchft Adjunkten
Summa 47
Zahl der Studierenden der Theologie
1860 100
1865 100
1870 185
10
der Rechtswiſſenſchaft und
polit. Defonomie der Medizini
100
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der Geſchichte und Philologie 35 der Mathematik, Phyſik, Chemie 25 zur allgemeinen Borbereitung 211 Summe
550
120
240
130
220
139
197
204
170
30
19
80 34
70 147
65 27
293 701
290
1026
202 833
163 745
Privatbrief die Nachricht, daß Eduard Sueß , der mehr als viele
trage vor der Schweizeriſchen Naturforſcher-Verſammlung in Ziirich das Erdbeben von Kaſamicciola als den Vorboten einer ſtärkeren Thätigkeit des ischianiſchen Vulkanheerdes und vielleicht ſogar der Bildung eines neuen Vulkanfraters , vergleichbar etwa dem im 16. Jahrhundert unvermutet bei Neapel entſtandenen Monte Nuovo,
andere berechtigt iſt, in Erdbeben mitzuſprechen , in einem Vor
erfennen wollte.
micciola, hervorrufen konnte. 1 1 Indem wir dieſes niederſchreiben erhalten wir in einem 1
1
t
Kleinere Mitteilungen .
676
Die Einnahmen 1860 1865 1870 1875 880 betrugen 277,070 288,380 277,912 469,284 494,991 Kronen . Die Ausgaben betrugen 286,420 293,465 309,356 442,460 497.006
brechen fiinf, und wenn das erſte Stind ein Mädchen war , vier Aehren ab ; die Unverheirateten brechen ſich ebenfalls vier oder fünf Aehren ab, je nachdem ſie ſich für ſpätere Zeit eine Tochter
Aus den Wäldern , welche Privatperſonen gehören , wurden
ihr Dorf zuriic und legen ihre Nehren auf die Dornenumzäunung
1879 58,448 Cm . Holz, aus den Staats- oder Gemeindewäl dern 5556 Cm . genommen . 1875. gab es auf dem Lande 147,474 , in den Städten 4429 Pferde , Kinder 1,009,894 und
desſelben . Kommt der Häuptling zurück, ſo wird er durch Trom meln und Freudengeſchrei begrüßt und jedermann nimmt ſeine Aehren wieder an ſich, um dem Häuptling voran zu ziehen. Vor dem Eintreten in die Dorfhiitten folgt nun erſt ein Wettrennen, und dann verſammeln ſich die Greiſe beim Häuptling, der Honig
6723, Schafe 1,682,934 und 3372 , Ziegen 322,224 und 637, Schweine 97,977 und 3043, Kenntiere 96,546 und 21. In dem ſelben Jahre wurden vom Aderlande beſtellt 4536 Ha. fiir Weizen ,
14,837 fiir Roggen , 55,897 fiir Gerſte, 90,628 fiir Hafer, 1
34,879 für Kartoffeln und man erhielt 100,336 HI. Weizen,
369,399 Hl . Roggen , 1,538,257 HI. Gerſte, 3,234,928 HI. Hafer , 7,123,786 H ) . Kartoffelii. 1879 beſchäftigten ſich mit Kabljaujang 83,589 Fiſcher auf 19,600 Fahrzeugen , mit dem Fang von Heringen im Sommer 32,476 anf 5316 Fahrzeugen, mit Makrelenjang 3374 Fiſcher. Sie fingen 63,494,000 sabljau, 89,100 HI. Winter , 442,700 Sommer-, 129,900 kleine Heringe, 6,080,000 Makrelen und 1,118,000 Hummer. In den Berg werken wurden 1879 gewonnen 4270 Kg. feines Silber , 418,000 Kg. Kupfer , 46,000 Ky. Nickel, 68,000 Kg. Kobalt , 1,770,000 Kg.
Eiſen. Die Eijenbahnen hatten 1879/80 eine länge von 1064 Km ., auf ihnen fuhren 1,618,083 Perſonen. Der Warentransport beſtand in 641,344 Laſt, die Einnahmen betrugen 4,303,732 Kronen , die Ausgaben 3,289,397, 1880 betrug die Länge der Telegraphen
oder einen Sohn wiinſchen . Darauf gehen die Nuba wieder in
.
bier mit dem Ausruf fredenzt: „ Minder, Gott mehre euer Korn !"
Inzwiſchen haben die iibrigen ihre Aehren in der Grotte des l'aro niedergelegt und alles zieht ſich in die Hiitten zurüc, um Waſſer zu trinken . Erſt wenn dies geſchehen iſt, beginnt das eigentliche
Biertrinken und Wettrennen , bei welch' letterein die übermütige Jugend die Pferde mit Durrafolben wirft , um die Reiter wo möglid ) zu Falle zu bringen . Die Prämie für die nordöſtlide Durchfahrt.
Bekanntlich hat Baron Nordenſfiöld die für die Auſfindung der nordöſtlichen Durchfahrt von den Generalſtaaten ausgeſetzte Belohnung von 25,000 Gulden beanſprucht. Man ſcheint noch da init beſchäftigt zu ſein , die Rechtmäßigkeit dieſes Anſpruchs in Holland zu erörtern, wenigſtens enthält Nr. 133 des „ Staats Cou rant“ einen Bericht des Reichs Archivar über die von ihm ange
ſtellten , mit diejer Angelegenheit in Verbinding ſtehenden Nach forichungen , die and in anderer Beziehung intereſſant genug ſcheinen , um hier in der Ueberſetzung mitgeteilt zu werden . Der Bes richt lautet: „ Mit Bezug auf die Belohnung, weldie um das Jahr 1596 durch die Staaten von Holland und die Generalſtaaten für denjenigen ausgeſetzt worden iſt, der in nördlicher Richtung einen !
B. 1 .
linien 7517 Km .
Abergläubiſche Gebräuche der Nuba.
Unter den Mitteilungen , welche die katholiſchen Miſſionare aus Verona iiber den Aberglauben der Eingeborenen von Dichebel Siiden Hordojan's madyten , heben wir niadiſtehende
nenen Handelsweg nach China und Japan entdecken wird, habe
Beobachtungen über einige mit der Erntezeit verbundenen Gebräuche hervor : Der Ibis gilt den Nuba als Regenbringer. Sobald die erſten Wolfen den Himmel iiberziehen, kommt er geflogen und
ich zumächſt aufzufinden geſucht , was dieſe Maßregel der Staaten veranlaßt hat und weldie Verhandlungen über dieſelbe geführt worden ſind. Ingliidlicherweiſe war das Ergebnis ſehr gering, dą ſowohl die an die Staaten gerichteten Bittſdriften als auch ihre eigene Korreſpondenz verloren gegangen ſind, ſo daß ich mich größtenteils auf die von dieſem Kollegium und von den hollän dijchen Staaten ausgegangenen Reſolutionen beſdränken muß. Aus ihnen erfährt man , daß ein gewiſſer Balthaſar de Mour
Nuba im
jetzt ſich auf einen Baum in der Nähe der Wohnung des Ober
prieſters. Die vornehmſte Frau desſelben nimmt ſogleich eine Sdhale mit Waſſer, gießt dieſelbe am Fuße des Baumes aus,
auf welchem der Jbis ſitzt und wendet ſich mit folgenden Worten an den Vogel : „ O Jbis , Gott möge uns dieſes Jahr reichlich Regen geben , wie es dein kommen uns verheißt , damit wir eine gute Ernte erhalten !“ Wenn bei herannahender Ernte der zur Reife des Kornes nötige Regen eine Woche lang ausſetzt, ſo be ginnt der Moſchiur ( Prieſter) 311 ſchreien und hält die Frauen und jungen Mädchen zu einem gleichen Verfahren an ; auch veranſtaltet er Prozeſſionen . Iſt nach drei Tagen noch fein Regen gefalen , jo opfert er eine Ruh oder einen Stier und verteilt das Fleiſch Der Honig an alle Nuba, welche danach Verlangen tragen . darf nicht vor dem durch den Häuptling 311 beſtimmenden Ter mine eingeſammelt werden . Geſchebe es aber dennoch, ſo wiir
!
cheron , ein bekannter unternehmender Handelsmann, ſeiner Zeit den erſten Anſtoß zu dieſen Reiſen nach dem Norden gegeben und ſidh 311 dieſem Zwed an den Statthalter gewendet hat . Moucheron erbot ſid), ein Viertel der Ausrüſtungskoſten zu tragen , wenn man
jenes zum Beginne der Honigernte beſtimmten Tages bringen
ihm dagegen ein Viertel aller Vorteile zuſichere, die der Staat aus dieſen Unternehmungen ziehen würde. Die Staaten fanden dies Anerbieten zu teuer und beſchloſſen, die ganze Expedition für ihre Rechnung zu nehmen , wobei ſie de Moucheron verſprachen , ihn reichlich 311 bilohnen , im Falle der mehrfach erwähnte Wes ſich brauchbar zeigen würde. In dieſem Geiſte wurde auch ein Geleitbrief für die Führer der Schiffe abgefaßt. Man ſcheint (wahrſcheinlich auf die Autorität des bekannten Geographen Plan . cius hin) in Bezug auf den guten Verlauf der Unternehmung große
Sllaven dem Koſchiur Honig , welchen derſelbe foſtet ; danach legen
Hoffnung gehegt zu haben , denn im folgenden Jahre erhielten die
die alten Leute ihre Hände auf die dem Laro (Gott) geweihte
Haufleute in verſchiedenen holländiſchen Städten eine Aufforderung, deu auszuſendenden Schiffen ſolche Giiter und Waren anzu
den die Aebren eintrodnen und ſchwarz werden , und der ganze Kornvorrat des Landes wiirde zu Grunde gebeu . Am Vorabend .
Steinbank und verkündigen dem Voll, daß von nun an jeder un Wenn das Korn noch) geſtraft ſeinen Honig einſammeln könne . nicht vollſtändig reif iſt, darf es nur roh, nicht in gekochtem oder geröſtetem Zuſtande genoſſen werden . Hat es aber die nötige Reife erlangt , ſo ſchlägt ein Greis die Trommel, der Koſchiur beſteigt ſein Pferd und reitet unter dem Gefolge der älteren 1
vertrauen , die , wie ſie glaubten , in China und Japan Abſatz
finden würden, wobei man anbot, daß die Waren , ebenſo wie die jenigen, welche ſie aus den genannten Ländern zurüdbringen wiirden , von Zöllen und Schifffracht frei ſein ſollten. Kurz darauf wurde durch die Generalſtaaten in dieſem Geiſte eine Inſtruktion für
Männer und Franen hinaus auf ſeine Felder , während von den
Brandt Jsbrants van Enkhuizen als Oberſteuermann des Schiffs
jüngeren Leuten ſich jedes auf ſein eigenes Grundſtiid begibt .
„ Hoop " und Superintendent aller Schiffe , weiter ein Artikel
Die Ehegatten , welche als Erſtling einen Sohn gehabt haben ,
brief für das Schiffsvolf, ſowie eine Inſtruktion für die „ Prinzipale
Notizen.
677
Kommieſen " , denen das Anknüpfen von Handelsbeziehungen auf getragen war , feſtgeſtellt. Im folgenden Jahre ſuchte Holland
wertvollen Fiſcharten , z. B. Stodfiſchen , Schollen , Makrelen, Hes ringen , lachſen , Stinten , Stören 11. a. Im Juni des Jahres
nochmals eine Flotte auszuriiſteit, um die jo erwünſchte Durchfahrt
1880 beteiligten ſich in dieſen Gegenden von Amerikanern 16,745 Männer am Fiſchfang , von denen 11,555 eigentliche Fiſcher waren .
!
zu ſuchen , doch da Amſterdam Bedenken äußerte, unterblieb die
Expedition. Man ſuchte es dagegen durch die Ausſicht auf Be
Bei dem lachsfang waren allein 8,400 Leute beſchäftigt. Das
lohnungen und Verſprechungen dahin zu bringen , daß die Inter nehmung von einzelnen auf eigene Koſten aufgenommen würde, welchen Zwed die Reſolutionen der Staaten vom 19. Februar
Gewicht der eßbaren Fiſche beläuft ſich im Jahre auf 89,000 Tons.
und 11. April 1596 verfolgen.
Dieſe lauten : ( 19. Februar.)
Man hat in Bezug auf die Fahrt in nördlider Richtung nach China genehmigt und beſchloſſen, daß für das laufende Jahr feine Koſten für die Erforſchung der eben erwähnten Durchfahrt durch
den Staat gemacht werden ſollen, außer in dem Fall , daß einige Kaufleute dieſelbe unterſuchen wollen , und iſt eingewilligt, daß diejenigen , welche die Reiſe hin und zuriid (gints ende wede romme) in nördlicher Richtung nach China gemacht haben werden ,
Oregon fängt 20,000 Tous, Kalifornien 12,000 , Alaska 53,000
und Waſhington 2,800. Die gefangenen Lachſe wiegen 26,000 Der Wert des jährlichen Fanges beläuft ſich auf 36,984,000 Mk.; die friſchen Fiſche haben einen Wert von 14,596,000, die Krabben 2c . 264,000 , die Auſtern a . 2,812,000 , Walfiſdtran 320,000 , Fiſchbein 488,000 , Seehundsfelle 6,160,000 , Seeotter felle 712,000 ME. Der jährliche Ertrag der Fiſchereien Britiſch Kolumbia's repräſentiert einen Wert von 5,600,000 Mk., der
Tons.
des pazifiſchen Merifo vielleicht 1,400,000 , der Geſamtwert alſo
aus dieſem Meere an der nordamerikaniſchen Kliſte 14,000,000 Mr.
vom Staate fünfundzwanzigtauſend Pfunde als Belohnung einer
Ausgeſchloſſen ſind hier die bedeutenden Erträge der Judianer
richtig volbrachten Reiſe empfangen und daß außerdem die Waren, die ſie aus China bringen werden , für das Erſtemal von
und Aleuten. Die 3 großen Kod Bänke im nördlichen Atlantiſchen
(11. April .) Zur Unterſtützung den Konvooien frei ſein ſollen . des Geſuchs betreffend die Fahrt in nördlicher Richtung nach
China wurde von neuem über das Gejchenk beraten, welches man der Gesellſchaft verſprechen ſoll , die dieſe Fahrt auf ihre Gefahr und 1
Koſten unternehmen will. Man hat noch als gut gefunden , daß man demjenigen , welcher nördlich um Nowaja Šemlja oder durch
die Waigatſchſtraße die erwähnte Reiſe ſelbſt vollbringt, oder volbringen laſſen wird, wenn dies vollkommen erwieſen iſt, ein Geſchenk im Namen der Vereinigten Lande verſpricht von fiinf
undzwanzigtauſend Pfunden zu vierzig Groten , und daß er aus dieſem Lande nach dem genannten Königreich China mit acht Schiffen nördlich zwei Jahre lang oder zweimal frei von Nonvooien alle die Waren, welche dort verlangt werden , führen dürfe unter
Ozean (Kanada , Neu - Fundland, Lofoten ) beſchäftigen 250,000 Menſchen , der jährliche Fang hat einen Wert von 400,000,000 Mk. und in ihi teilen ſich 12 Nationen mit 200,000,000 Bewohnern . Im (Großen Ozean dagegen nördlich vom 320 Br. gehen nur 2 Nationen auf den Fang aus, die weniger als 1,500,000 Mens ſchen umfaſſen . Genan ſind hier die Kod Bänke noch nicht erforſcht ; vielleicht iſt das ganze Ochotstiſche Meer eine einzige große Vant, eine zweite liegt jüdlich von Alaska. Auf 1 Quadratmeile Roda Bank im Atlantiſchen Ozean würden hier alſo nach der heutigen
Kenntnis 9 Quadratmeilen kommen . Bis jetzt ſind ungefähr ein Duitzend Fiſcharten in Kalifornien eingeführt worden , die mit Aus nahme des Aales vortrefflich gediehen .
Im Sakramento River
ſind gegenwärtig 610,000 Alosa sapidissima durch Scenfung des United States Fijh Commiſſioner. Coregonus albus kam
vollkommener Sicherheit, daß ſie in dem vorgenannten Königreich
zuerſt im Jahre 1872 iach Kalifornien, von ihm hat man in die ver
oder in Japan , aber nicht ſonſt wo , gelöſcht werden und daß er für die Zeit von acht Jahren mit acht Schijjeu frei von dem eina kommenden Konvooi (Eingangszoll) ſolche Artikel und Waren aus den vorgenannten Königreichen China und Japan um die Nord küſte hin in unſer l'and bringen dürfe , wenn er den Beweis liefert , daß dieſelben dort geladen ſind. Aus dieſen Reſolutionen , mit denen ſich die Generalſtaaten in der Reſolution vom 13. April
ſchiedenen Seen und Flüſſe 365,000 St. gebracht. 73 Micropterus
1596 einverſtanden erklärten , ergibt ſich deutlich , daß der Zweck,
den man mit dieſen Reiſen verfolgte, nicht wie in unſeren Tagen , nur das Intereſſe der Wiſjenjchaft war, ſondern hauptſächlich das
Intereſſe des Handels. Die Kaufleute , ſagt Bor, glaubten , daß dieſe Durchfahrt weniger von Räubern gefährdet iſt und daß die
nigricans wurden in den Lake Champlain geſetzt; wahrſcheinlich durch Angler ſind aber alle verſchwunden . Die 22 in das Cryſtal Spring Reſervoir gejezten gedeihen dagegen ganz vortrefflich, des.
gleichen andere, die der Sportsman -klub in den lake of Alameda ſepte. Es gedeihen gleichfals gut 150 Roccus lineatus , die 1879 in die Strait of Carquinez kamen , und die 74 aus dem Raritan River gebrachten Amiurus albidus. Von 300 Carpio communis wurden 70 in den öffentlichen See bei Sakramento, die übrigen in Alameda ausgeſeyt; ihr ſchneller Wuchs verſpricht gutes Gedeihen .
ſpaniſchen und portugieſiſchen Kreuzer diejelbe nicht hindern könnten ; obendrein ſei ſie 2000 Mi. näher oder kürzer als die gewöhnliche Reiſe um's Kap. Daher die Aufforderung an die Kaufmannſchaft,
die ausgeſchidten Schiffe mit den in Japan und China begehrten Waren zu beladen und wiederum Waren von dort kommen 311 laſſen, unter Freiſtellung von Bezahlung der Zölle und ſelbſt der Fracht. Daher auch die Anſtellung von Kommiejen an Bord der
Notizen. Afien .
Schiffe, die ausſchließlich mit Rückſicht auf das Anknüpfen von Handelsbeziehungen ſtattfand , daher auch die Beſtimmungen in den Reſolutionen , daß ſie auf demſelben nördlichen Wege zurid
kehren ſollten, zum Beweiſe, daß hier eine fiir den Handel geeig niete Fahrt beſteht, von der man auf die Dauer Gebrauch machen fann. Demgemäß wären durch die Reiſe der „ Vega “ die an die Erlangung der ausgeſetzten Prämie geknipften Bedingungen nicht erfüllt worden .
Fiſchfang im nördlidhen Teile des Großen Dzeans. Die Gewäſſer des nördlichen Großen Ozeans und beſonders die auf der amerikaniſchen Seite ſind wunderbar reich an vielen
Unterſuchung der Kurgane. Die Zeitung „ Nowoſti“ berichtet, daß die in letzterer Zeit zahlreich ſtattfindenden Unter ſuchungen der Kurgane (alten (Grabhiigel) , welche ſich auf einem umfangreichen Gebiete des Ruſſiſchen Reiches vorfinden und das wachſende Intereſſe, welches die Erforſchung derſelben in hiſtoriſcher und ethnologiſcher Hinſicht hervorruft,' die Ruſſiſche Archäologiſche Geſellſchaft veranlaßt haben , den Vorſchlag D. A. Sabanejew's, die in den Kurganen ſich vorfindenden Gegenſtände von Bronze und anderen Metallen einer chemiſchen Unterſuchung zu unterwerfen , anzunehmen . Zu dieſem Zwede hat die Geſellſchaft eine ſpezielle
1 Siehe „ Ausland“ 1883, Nr. 7. S. 127 ff.
678
Notizen .
Kommiſſion ins Leben gerufen , welche die Aufgabe hat , dieſe lInterſuchungen auszuführen und die Reſultate derſelben in einer beſonderen Beilage der von der Geſellſchaft herausgegebenen Zeit ichrift zu publizieren.
Induſtrie in Bombay. Dem Bericht des holländiſchen Konſuls entnimmt der „ Ind. Gids" folgende Mitteilungen : Unter den vielen Fabriken in der Stadt und der Präſidentſchaft Bombay ſind die Kattunfabriken die wichtigſten. In Bombay gibt es deren mehr als 30 und es befinden ſich außerhalb der Stadt noch 12 der ſelben mit einer Million Spindeln und etwa 30,000 Arbeitern im Betrieb. Alle dieſe Fabriken finden ſo guten Abſatz , daß noch verſchiedene Etabliſſements neu errichtet werden ſollen . Bombay
Staaten Jowa und Kolorado gefunden worden ; auch immer neue Steinkohlenvorräte werden entdeckt, welche ſo unermeßlich zu ſein ſcheinen, daß, wenn es nötig wäre , die neue Welt noch Jahrhun derte lang Europa mit denſelben aushelfen fönnte, wenn die eng. liſchen und deutſchen Kohlenlager erſchöpft ſein ſollten. Pferde als Exportartikel von Nordamerika nach Europa. In Nr. 6 der „ Oeſterreichiſchen Zeitſchrift für Hippo logie und Pferdezucht“, 1883, wird mitgeteilt, daß das Pferd ſeit einiger Zeit einen nelien Erportartikel aus Nordamerika nach Europa bildet. Die londoner Pferdebahn- Geſellſchaften benutzen jetzt mit Vorliebe amerikaniſche Pferde ; aud) für die franzöſiſche Kavallerie ſind fürzlich 5000 Stüc angekauft worden. Als Preiſe wurden
konkurriert nicht nur auf dem indiſchen Markt mit Mancheſter,
80—115 Doll. gezahlt. Die Vereinigten Staaten beſitzen nicht
ſondern führt auch ſchon Manufakturen aus. 1878 79 betrug der Wert ſeiner Ausfuhr im ganzen etwa 144 Million Pjd. Sterl., die hierauf beziiglichen Zahlen der letzten Jahre werden ſicherlid)
nur einen guten , ſondern auch zahlreichen Pferdebeſtand, nächſt Rußland den ſtärkſten von allen ziviliſierten Ländern . In Ruß land kommen auf 1000 Einwohner 275 Pferde , in Nordamerika 220, in Dänemark 177, in Rumänien 110, in Schweden 105, in Oeſterreich-Ilngarn 99, in Großbritannien 85, in Deutſchland 82,
bedeutend höher ſein. Unter den in letzter Zeit neu eröffneten
Fabriken erlangen jene fiir fiinſtliche Eisbereitung große Bedeutung. Infolgedeſjen hat die Zufuhr von Eis aus Amerika ſo ziemlich auf gehört. Im ganzen ſcheinen alle Zweige der Induſtrie in Engliſch Indien ſich in blühendem Zuſtand zu befinden , wie denn iiber haupt das Land in vieler Beziehung als ſehr wohlhabend betrachtet werden farm .
Nach dem neueſten, erſt verfloſſenen Januar beendeten Zenſus hat Japan eine Bevölkerung von 36,700,118 Seelen. Im Pandſchab iſt der Sirhindkanal, die größte Bewäſſe rungsanlage der Welt, vollendet worden . Derſelbe verſorgt eine Oberfläche von etwa 1200 engl. Meilen mit Waſſer. Die Länge der Haupt- und der Nebenkanäle beträgt etwa 2500 Meilen. Der Kanal erhält ſein Waſſer aus dem Satlaifluß; im ganzen gevamı man durch denſelben etwa 300,000 Heftar fruchtbaren Boden .
in Frankreich 80 .
Wollproduktion in den Vereinigten Staaten. Im Jahre 1880 famen etwa 25 % der einheimiſchen Wolle aus zwei Staaten ,! Ohio und Kalifornien : 25 reſp. 17 Millionen Pfund. Im Jahr 1870 betrug die Produktion derſelben 20 rejp. 11 Mill. Pfund. Michigan lieferte 1880 12 Mill. , New - York 9, Pennſyl vanien 8, Miſſouri und Wiskonſin je 7 Millionen, ebenſo Teras, der größte Staat, nur 7 Mil . Pfund. Die ganze Union erzeugte von 35 Mil . Schafen 155 Mill . Pfund Wolle. Eine jüngſt im ſüdweſtlichen Arizo11a entdeckte Gegend mit wildwachſenden Kartoffeln gab dem Botaniker Profeſſor Lemmon nach der „ Köln. Zeitung“ Veranlaſſung, vor der Akademie der Wiſjenſchaften zu San Franzisko iiber ſeinen Fund zu ſprechen. Lemmon hatte 2 Monate hindurch Nachforſchungen in den hohen
Amerika.
Gebirgsketten gehalten und ſeine Angaben entbehren ſomit einer Dr. Cate's Forſchungen. Nach von dem nieder ländiſchen Reiſenden Dr. Cate eingelaufenen Berichten iſt dieſer von der Regierung und von der Holländiſchen Geſellſchaft fiir Wiſſenſchaften unterſtütte Forſcher zuletzt bei den Pueblo - Indianern zu Jsleta del Paſo in Teras thätig geweſen , von wo er dem Ethnographiſchen Muſeum zu leiden verſchiedene Gegenſtände hat zugehen laſſen . Vorher hatte er ſich zulegt bei den Papajos in
thatſächlichen Unterlage nicht. In einer Höhe von 2400 m . ent deďte er in einem üppigen und feuchten Thale eine ausgedehnte Reihe von Pflanzen in zwei deutlich verſchiedenen Arten , die eine mit weißen Blumen und Knollen , die andere mit blauen . Sie ließen ſich fochen wie gewöhnliche Kartoffel , hatten aber einen kräftigeren Geſchmad. Der föſtliche Wohlgeruch und der ſaftige Geſchmack, der denjenigen der gewöhnlichen Kartoffeln weit über
Süd-Arizona aufgehalten und auch dort einige Sammlungen an :
trifft, veranlaßten Lemmon , die Nachforſchungen weiter auszu
gelegt. Mit Mühe hatte er an einigen Papajos Meſſungen vor : nehmen können und einen Schädel erhalten. In Sonora hat er die Yaqui- Indianer kennen gelernt. Triangulation in Nordamerita. Die American Coast Survey gedenkt in dieſem Jahre die Triangulation , welche die Küſte mit den großen Seen verbindet, zu vollenden und außer
dehnen .
dem den Anfang mit einer Triangulation des ganzen Landes zu machen , welche zunächſt in den Staaten New Hampſhire, Vermont, Pennſylvania , New Jerſey , Teneſſee, Kentucky , Ohio , Indiana, Illinois und Wiskonſin zur Ausführung kommen ſoll. New -York läßt eine ſolche Vermeſſung bereits auf eigene Koſten ausſiihren . Die zahlreichen ſeither mehr gelegentlich geſammelten Daten iiber die Vermeſſungen in der Union ſollen nun von der Coast Survey benutzt werden , um eine allgemeine Karte der Vereinigten Staaten im Maßſtab von zehn Miles auf den Zoll in Atlasform herzu ſtellen, deren erſte Blätter noch in dieſem Jahre erſcheinen ſollen. (American Naturaliſt.) !
Neue Mineralfunde in Amerika.
Während die Gold
produktion in Amerika ebenſo wie in anderen Ländern ſtationär bleibt oder abnimmt, werden die Entdeckungen anderer wertvoller Produkte täglich zahlreicher. Petroleum iſt in Miſſouri, Zinn und Eiſen ſind in legter Zeit häufig an verſchiedenen Stellen in den
!
In der That wurden dann in einer Höhe von 3600 m .
zahlreiche ähnliche Flächen gefunden, wo eine zweite weiße Pflanzen art in großer Menge wuchs , mit Knollen in der Größe von Hühnereiern , ebenſo vortrefflich wie die im vorigen Jahre ent dedten und mit außerordentlich reichen Samenballen. Von dieſen lieu entdeckten Kartoffelarten ſind mun bereits in den Gärten der
landwirtſchaftlichen Staatsſchule Kaliforniens verſuchsweiſe Muſter gepflanzt worden und auch einzelne landwirtſchaftliche Geſellſchaften
im öſtlichen Teile der Vereinigten Staaten ſind mit Proben ver ſehen worden . Obwohl es ſich nur um eine neue Kartoffelart handelt, ſo iſt doch nicht zu beſtreiten , daß im Hinblic auf die
mannigfach ausgeartete und entkräftete gewöhnliche Kartoffel die neue Entdeckung, wenn ſie alle Erwartungen erfüllt , von alge meinem Intereſſe ſein mag. Die Kultur der Orange in Florida iſt ſeit der finanziellen
Panik von 1873 augenblidlich viel bedeutender als die aller anderen Früchte. „ Die Orange iſt für Florida das , was das Rind für Teras , Korn und Schweine für Illinois , Weizen für Jowa , Aprikoſen für Delaware.“ Aus dem beſten Buche über die Kultur der Orange von Rev. T. W. Moore : „ Treatise and Handbook on Orange-Culture “, von dem im vorigen Jahre
eine neue Ausgabe von E. R. Kelton erſchien , befindet ſich ein
Notizen .
ſehr guter Auszug in George M. Barbour's ., Florida for Tourists, Invalids and Settlers. New York 1882, S. 239-251. B. 2 .
679
einander getrennt. Peutnant Roncagli zufolge wäre die ſüdlichſte Zoue allein koloniſationsfähig, während die anderen uur längs des Laufes der genannten Fliiſje bewohnbar ſind.
Amerikaniſche Zeitungen im Jahre 1883. Aus der neueſten Ausgabe von „ Geo . P. Rowell und Co. American
Newspaper Directory “ geht hervor, daß die Anzahl der zur Zeit in den Vereinigten Staaten und Territorien herausgegebenen Zeitungen und Zeitſchriften aller Art ſich auf die imponierende Zahl 11,196 beläuft, das iſt eine Zunahme von 585 inner
Geographiſche Geſellſchaften , Muſeen 2c. Die Niederländiſche Geographiſche Geſellſchaft
feierte in ihrer 46. allgemeinen Verſammlung zugleich ihr zehri -
ſonders beträchtlich, ſo ziim Beiſpiel beziffert ſich die Anzahl der
jähriges Beſtehen . Die Zahl der Mitglieder beträgt jetzt 938 , das Einkommen belief ſich im abgelaufenen Jahre auf Fris . 12,590. 13, das Faldo auf Fris. 3016. 46 , in der Naſſe des Afrifafonds befanden ſich Fics. 2782. 33212. Nadidem über den Zuſtand der
zur Zeit im Staate New York herausgegebenen Zeitungen auf
Bibliothek berichtet war, gab der Vorſitzende, Profeſſor B. J. Veth ,
halb zwölf Monaten . In einzelnen Staaten iſt die Zimahme be !
1399, ein Zuwachs im letzten Jahre von 80.
Die Zımahme in
Pennſylvanien beträgt 48 , und zwar erſcheinen jetzt daſelbſt 943 verſchiedene Publikationen . Nebraska's Totalzunahme beläuft ſich von 175 auf 201 und die in Illinois von 890 bis auf 904. Im vorigen Jahre erſchienen in Maſſachuſetts 420 Zeitungen , heute erſcheinen daſelbſt 438. In Teras ſind 8 mehr neu erſchienen
eine Ueberſicht über die Geſchichte der Geſellchaft, in welche er auch
!
als eingingen und in Ohio werden jetzt 738 Zeitungen gegen 692 im vorigen Jahre herausgegeben. Die auffallendſte Vermeh rung zeigt ſich in den Territorien ; dort iſt die Anzahl der Tages blätter von 43 auf 63 geſtiegen, und die der Wochenblätter von 169 auf 243 , und zwar fällt auf Dakota der Löwenanteil dieſer Z11 nahme. Die Anzahl der Monatsſchriften im ganzen Lande iſt von 976 auf 10:34 geſtiegen , während die Tageblätter von 996 auf 1062 zuigenommen haben. In obigen Ziffern iſt Kanada nicht mit eingeſchloſſen , dort erſcheinen im ganzen 606 Zeitungen. In
tereſſant iſt es, daß die neubeſiedelten Regionen des nordweſtlichen Kanada ebenſo produktiv in Zeitungen ſind als in Weizen , denn die Zahl der in Manitoba erſcheinenden Zeitungen hat ſid, im Laufe des leşten Jahres nahezu verdoppelt .
Merikaniſches Telegraphene 13. Außer den für den Spezialgebrauch der Eiſenbahnen beſtimmten Linien eriſtieren in
ganz Merifo zur Zeit Telegraphenlinien von 15,978,769 m . länge. Davon haben erbaut und unterhalten :
Die Zentralregierung Der Staat Zafatefas Hidalgo Morelos
Michoafan
Vera -friz Jalisko Private (Kaufleute)
Die Länge der Kiiſtenkabel beträgt.
10,281,329 m . 1,076,492
ausführlichen Vortrag , in welchem er über die Thätigkeit der Geſellſchaft in der abgelaufenen zehnjährigen Periode berichtete. Sowohl die Verhandlungen in den allgemeinen Verſammlungen als auch der Juhalt der Zeitſchrift, die Maßregeln , welche zur
Ausbreitung der Kenntnis vom Stand der Kolonien , der Polar forſchung, der Erdkunde im allgemeinen genommen worden waren , fanden eingehende Beſprechung und ebenſo wurde erwähnt, was für Verbeſſerung des geographiidhen Studiums in Holland ſowie fiir die Repräſentation der Niederlande auf dem Gebiete der Geo
graphie im Auslande gethan ward .
Zum Schluß ſtellte Herr D.
D. Veth , Sohn des Vorſiyenden und Mitglied der früheren Su
matraerpedition , den Antrag, den Beſchluß zu einer wiſſenſchaft lidhen Erpedition nad Timorlaut 311 faſſen . Hiegegen wurde be : merkt, daß der Plan einer Erpedition nach dein öſtlichen Borneo
110d) nicht auſgegeben ſei. Der Antrag iſt vorläufig nicht beriid, M. ſichtigt worden Die Royal Geographical Society hielt am 28. Mai ihre jähr liche Verſammlung. Jidenn wir die Vorträge , welche dort ge halten wurden , iibergehen , verzeichnen wir folgende ſtatiſtiſche An
gaben , die durch Herrn Clemens Markham vorgeleſen wurden und
314,250 250,400
1
51,500 619,980
11
ſich auf die Geſellſchaft beziehen . 163 Mitglieder traten der Ver einigung bei (dazu famen noch 3 Ehrenmitglieder ), ſo daß die
Zahl aller Mitglieder (mit Ausſchluß der Ehrenmitglieder) 3392 betrug. Die Totaleimahme in dem am 31. Dezember 1882 abge . laufenen Jahre betrug 7937 Pi . St., wovon 5652 auf Eintritts
1,635,685 1,017,500
I
703,133
H. P.
Meteorologiſche Beobachtungen auf 3 amait a. 31 den China-Anpflanzungen der engliſchen Regierung auf Jamaika jollen an dem Wohnſitz des Direktors derſelben in einer Höhe von über 1600 m . regelmäßige meteorologiſche Beobachtungen gemacht werden . Die durchſchnittliche jährliche Regenmenge beträgt zirka 3454 mm . und die mittlere jährliche Temperatur 15 06; C. Expedition nach dem Chafo.
eine Bemerkung über die „ Barents “ :Geſellſchaft und das Wünſchens: werte ihres Zuſammenwirkens mit der Geographiſchen Geſellſchaft 311 verflediten wußte. Hierauf folgten die Glückwünſche der Re gierung und der Schweſtergeſellſchaften . Profeſſor Kan hielt einen
Oberſt Juan
Solan
unternahm eine nelle Forſchungsreiſe nach dem Chato und zwar beſonders in die Region zwiſchen Rio Vermejo und Piltomayo. Außer einer ſchütenden Esforte von Soldaten begleitet ihn ein Vertreter der Argentiniſchen Geographiſchen Geſellſd )aft.
gelder und Beiträge treffen ; darunter ſind das Saldo und 1005 Pf. St. aus dem Verkauf von Schat- Riſtbilleten nicht be griffen. Die Ausgaben betrugen 8779 Pf. St. einſchließlich 1135 Þf. St. fiir Erpeditionen . Der Verkauf von Papieren war nötig, um den Beitrag von 1000 Pf. St. für die zur Aufſuchung der „ Eira “ beſtimmte Erpedition leiſten zu können ; dieſe Summe
iſt jedodh in der Zwiſchenzeit durch Herrn Leigh Smith großmiitig als Geſchenk zuriidgegeben worden . Die Kapitalanlagen und Beſitz tiimer , mit Ausnahme der Kartenſammlung und Bibliothet, be : liefen ſich am 31. Dezember 1882 auf 39,831 Pf . St.
Verein für ſ iidamerikaniſche Geographie. Ju Rio de Janeiro wurde unter der Leitung der Geographiſchen Geſell ſchaft eine ſpeziell amerikaniſche Sektion ins Leben gerufen, welche den Namen „ Centro Sul Americano“ tragen und das Ziel ver folgen ſoll, nicht allein alle Arbeiten und Studien iiber die Staaten
Leutnant Roncagli teilt Siid - Patagonien in drei zonen ein , je nachdem ſie mehr oder weniger von baumartiger und frautartiger Vegetation entblößt ſind (eigentliche Bäume fehlen
gänzlich) und nach dem größeren oder geringeren Waſſermangel. Die Zonen , die im Süden durch die Magellan -Straße begrenzt werden und im Norden durch den Rio Santa Kruz, werden durch
den ſie durchfließenden Rio Gallegos und den Mon-Fiord von
des ſiidlichen Amerika zu ſammeln , ſondern auch eine Darlegung der hiſtoriſchen Geographie und Ethnographie Siidamerika's , der altindianiſchen Sprachen , Mythologien und vorfolumbiſchen Alter : tümer herzuſtellen .
Die Kgl. Akademie der Wiſſenſchaften zu München hat in ihrer Feſtibung Ende März folgendes Preisthema geſtellt:
Litteratur.
680
„ Eine Darſtellung der Topographie und Geſchichte der Landſchaft
und detaillierten Beſchreibungen der Stücke willen und bei ſeinem niedrigen Preis ſich als ein billiges Nachſchlagebuch für Muſeen wohl eignen. Erwünſcht wäre genauere Herkunftsangabe geweſen. Der Verfaſſer begibt ſid) zu neuen Thaten wieder nach Indien und wird hoffentlich als Sammler weiter vorteilhaft von fich
Epirus im klaſſiſchen Altertum bis auf Kaiſer Diokletian . “ Der
Einreichungstermin wurde auf 31. Dezember 1885 feſtgejetzt.
Dr. M. Uhle.
hören laſſen .
Litteratur.
Anzeigen
Die Steinbildwerke von kopan und Quirigua , aufgenommen von Heinrich Meye, hiſtoriſch erläutert und be: ſchrieben von Dr. Julius Schmidt. Berlin , Gerlag von A. Aber und Co. 1883. Wir begriißen in dieſem Werke eine nene treff: liche Publikation auf dem Gebiete der mittelamerikaniſchen Ethno
Die Allgemeine Zeituug (mit wiſſenſchaftlicher Beilage und Handelszeitung)
graphie. Es bietet eine erſte wertvolle Kontrole für die Aufnahmen
iſt in Deutſdıland und Deſterreich durch die Poſtanſtalten für 9 Mart viertel. jährlich ( 6 M. für die 2 lekten Monate, 3 M. für den lekten Monat des Quartals) zu beziehen. Preis bei directer Verjendung unter Streifband monatlich 4 Mart (M. 5. 60 für die anderen Länder des Weltpoſtvereins). Quar: talpreis bei wöchentl. Verſendung im Weltpoſtverein M. 14. 40, außerhalb des
früher in Augsburg erſchienen
Catherwood's in kopan und Quirigua, die in Stephens Zentral Amerika 1841 zur Wiedergabe gelangt ſind . Seit dieſen iſt ver
jelben M. 19. 50 .
ſchiedenes über beide Stätten geſchrieben , keine Aufnahmen aber
Probenummern nebſt neueſtem Quartal-Negiſter gratis. Leitartitel , wiñenſchaftliche und handelspolitiſche Auf
wieder publiziert worden. Die Zeichnungen des Herrn Heinrich Meye aus Eisleben ſind unabhängig entſtanden, in größeren Maß ſtabe ausgeführt und in der Qualität nicht geringer als die ge ſchäşten Catherwood'ſchen. Beide ſind wohl geeignet, einander zlı ergänzen, wie ſich auch in der Zahl der aufgenommenen Anſichten
jäte re. ic. in Nr. 217 bis 223.
Die Wiederaufforſtungen und Wildbachverbauungen im ſüd
8 Objekte geben Catherivood und Mene gemeinſam ,
Ein fürſtliches öſtlichen Frankreich . Von Frhrn . v . Raesfeldt. Der zweite Suez= Canal und der Schiedsgerichts Der Tiſza - Eizlarer Proceß. Zur Convertirung der eſthniſchen Bauern . Der deutſch-öſterreichiſche Bund. - Die bayeri
8 Catherwood allein , 13 Meye allein. Der Freund der Maya
ſche Verfajjung und die Karlsbader Beſchlüſje . ( 1 / III . ) – Der Tiſza Die Stellung Eizlarer Proceß und die Culturzuſtände ungaris.
Schrift wird bei Mene die Berückſichtigung der Schriftflächen von
der Frauen und das Kaſtenwejen in Judien .
fundgibt.
Neijewert. Verein .
Die Amſtbewegung in ll'igarn . (I.) Der montenegriniſche Kaiſer. - Rede des Geh. Kaths Prof. Dr. A.W.Hofmann ( Berlin)
Kopan vermiſſen . Einen wichtigen Vorzug bilder in den Mene'ſchen
zur Enthüllung des Liebig - Denkmals. faniſche Reijeſtizzen, Von M. Buchner. Maria Stuart . Von W. Oncken. ( IV. )
Zeichungen die vortreffliche Wiedergabe der Quirigna-Skulpturen. Da Catherwoods Aufnahmen von diejen an Zahl dürftiger und im
Einzelausdruck noch ſehr unflar waren , ſo wird ims der Skulpturen
Bolingbroke. Afri Gießener Studien über Goethe und ſein Ver
hältniß zu den Naturwiſſenjchaften. Von Dr. O. Köſtlin . Die Münchener internationale Kunſtausſtellung. Von Fr. Pecht. ( VIII . ) – Klimatologie. Rahns Kunſt- und Wanderſtudien aus Martin Luther als deutſcher der Schweiz. Von L. Leug. Olajſifer . Von V. v . Strauß und Torney. Handels-, Bank- und Börjenzuſtände in Frankreich. Eine Liga zur Vertheidigung der Conjumenten - Intereſſen .
charakter von Quirigna durch Meye's Zeichnungen eigentlich erſt er: ſchloſſen . Es wird nunmehr auch die von Stephens aufgeſtellte, von Scherzer wieder verworfene Annahme, Quirigna ſei älter als sopan ,
durch den Vergleich des Charakters beider Orte endgiiltig und in vollem Umfange beſtätigt, eine Erkenntnis, die gerade jetzt bejonders ge
Aufträge für Streifbandſendungen an die
legen kommt, wo die Charney'iche Toltefen -Hypotheſe, die ſicher darin irrt , daß ſie den Werken des Maya - Stils eine zu junge uud kurze Entwickelung zuweiſt, allenthalben noch ſo viel Staub
Expedition in Münden .
anfwirbelt. Die Thatſache von der Verſchiedenalterigkeit von Kopan
MÜNCHEN.
und Quirigua iſt auch in dem begleitenden Tert von Dr. Julius Schmidt gebiihrend hervorgehoben . Jutereſſant iſt, daß der Ver: faſjer die Entwidelung: Quirigia Ropan - Balenque aufſtellt und ſie vergleicht mit der der Romaniſtik, Friihgothik und Renaiſſance. Außerdem iſt an dem Text der ziemlich neue und gelungene Ver : ſuch , amerikaniſche Skulpturen auch im Detail zu erklären , zu loben,
Grand HôtelGrünwald
1
wenn auch wohl eine vollkommene Erklärung auf breiterer Grund
lage anzulegen geweſen wäre. Vermißt wird die eingehende Berückſichtigung der neueren litteratur iiber beide Fundſtätten, auch
an der linken Aussteighalle des Centralbahnhofs.
die nähere Beziehung auf Stephens. Das ethnographiſch wert
Mit allem Comfort der Neuzeit eingerichtet,
volle, auch äußerlich ſtattliche Werk verdient dem Forſcher beſtens empfohlen zu werden und wird ihm jedenfalls für lange die beſten Informationen über beide Stätten gewähren. Dr. M. Uhle.
Katalog mit Erflärungen der ethnographiſchen Privatſammlung des Dr. F. A. I. Czurda in Poſtelberg (Böhmen ). Wien 1883. Die darin beſchriebene Sammlung iſt
nebst Restaurations-, Billard- und Speisesälen . .
Ausgezeichnete Küche und Keller. Prompte Bedienung. Zimmer von Mk. 1. 50 an . Hiebt u . Service wird nicht gerechnet.
eine recht beachtenswerte aus dem Malaiiſden Archipel , beſonders
von Zelebes , mit vielen ſeltenen Stüden und gegenwärtig in den
Beſitz des Wiener Ethnographiſchen Muſeums gelangt.
Jos. Grünwald,
Der
Natalog, von dem verdienten Sammler ſelbſt verfaßt, zählt nahe an 750 Nummern und dürfte um ſeiner eingehenden Erklärungen
Hôtelier .
Druck und Verlag der I. G. Cotta'ſchen Buchhandlung in München uud Stuttgart.
Das Slusland. Wodenſdrift für fiir Länder- und Völkerkunde,
unter Mitwirkung von Profeſſor Dr. Friedrich Rakel und anderen Fachmännern herausgegeben von der
I. G. Gotta'ſchen Budhandlung in Stuttgart und Münden. Sechsundfünfzigſter Jahrgang.
München, 27. Auguſt
Nr. 35.
1883,
Jährlich 52 Nummern å 20 Seiten in Duart. Preis pro Quartal M. 7. Bu beziehen durch alle Buchhandlungen des In- und Auslands und die Boſto ämter. – Rezenſions-Exemplare von Werten der einſchlägigen Litteratur ſind dirett an Gerrn Profeſſor Dr. Friedrich Hafel in München , Atademieſtraße Nr. 6, zu jenden. Inſertionspreis 20 Pf. für die geſpaltene Zeile in Petit.
Inhalt : 1. Reiſeffizzen aus Weſtrußland. 1. Warſchan. (Mit Planſfizze.) S. 681 . 2. Der Möris - See. Von 3. Michielſens Reiſe im ſiidweſtlichen Borneo. S. 691. 4. Kleinere Mitteilungen : S. 695.
Profeſſor Dr. Lauth. S. 687.
Rückfehr der Oeſterreichiſchen Polarerpedition. Unterſuchungen des Waſſers aus dem nördlichen Teile des Indiſchen Ozeans. Zur
Statiſtik von Tasmanien. Der Stand der Sklaverei in Braſilien. Einige weitere Mitteilungen über die Bevölkerung von Nieder ländiſch Oſt-Indien. Ausbruch des Vulkans von Omotepeł im Nifaraguaſee. 5. Notizen : S. 697. Afrika . Polarregionen. Per 6. Litteratur : S. 699 . 7. Korreſpondenz: S. 700. Zum Verbreitungsgebiet der Fulen in Afrika.
jonalnachrichten .
Reiſeſkizzen aus Weftrußland. I.
Warſchau .
Zumeiſt iſt Warſchau diejenige Stadt der ſlawiſchen Welt , welche der Weſteuropäer zuerſt ſieht und die ihm daher den erſten und bleibendſten Eindruck in dieſer ihm neuen Sphäre bereitet. Sie iſt von der deutſchen Grenz ſtadt Thorn aus in ſechs bis ſiebenſtündiger Eiſenbahn
fahrt bequem zu erreichen . Die Reiſe dorthin bietet aller dings keinen Reiz, es lohnt ſich nicht, aus dem Fenſter des Waggons zu blicken , geſchweige denſelben zu verlaſſen . Dafür aber gewährt die polniſche Hauptſtadt ein getreues Spiegelbild des Lebens und Treibens eines ganzen Volfes,
und zwar des geiſtig begabteſten und entwickeltſten Zweiges der ſlawiſchen Völkerfamilie , der von der europäiſchen Ziviliſation am ſtärkſten beeinflußt worden iſt und mit dieſer am nächſten in Berührung ſteht.
neueſter Zeit fogar ſehr ſtarkes Wachstum zunächſt ihrer Lage, ſodann dem günſtigen Zuſammentreffen der verſchie denen Land- und Waſſerverkehrſtraßen , neuerdings beſonders der Eiſenbahnen. Sie liegt am Mittellauf des großen far
matiſden Stromes, der Weichſel, da wo dieſer am weiteſten nach Oſten ausbolt und zwiſchen ſeinen bedeutendſten Zu flüſſen , der Pilifa von links, des Bug -Narew von rechts.
Sie liegt faſt gleichweit von der Stadt der oberen Weichſel, Krafau , wie von dem Emporium der Niederweidſel, Danzig , faſt in gleicher Entfernung von Königsberg , wie von
Breslau, den großen Handelspläßen des deutſchen Dſtens. I So haben ſid, denn in natürlicher Folge die großen Land ſtraßen aus dem Weſten und dem Diten vereinigt, um hier
gemeinſam den Strom zu überſchreiten, der vor den Eiſen fonſtruktionen unſerer Tage dem Brückenbau ſo große Schwierigkeiten entgegenſtellte. Jeßt haben ſich den Straßen
des Landverkehrs noch ſechs Eiſenbahnlinien, zwei auf dem linken, vier auf dem rechten Weichſelufer, hinzugeſellt. Der erſte Eindrud, welchen der Fremde von der Stadt
Warſchau iſt für Polen von gleicher oder noch größerer Bedeutung wie Paris für Frankreich. Es konzentriert das geſamte geiſtige, kommerzielle und finanzielle Leben des
erbält, iſt der der (droffen Gegenſäße, die ihm überall entgegentreten. Der Augenſchein läßt den flüchtigen Be : ſdauer glauben, daß er ſich in einer rein ruſfiſchen Stadt
polniſchen Volfes und Landes, es bildet den Ausgangs und Mittelpunkt jeder Lebensregung, deren das getrennte und unterdrückte Volt überhaupt noch fähig iſt. Die Stadt verdankt dieſe Bedeutung und ihr beſtändiges, in Ausland 1883 Nr. 35.
1 Warſchau bildet das Zentrum eines Kreiſes , in deſſen 1
Peripherie ziemlich genau Krakau , Breslau , Poſen , Danzig und Königsberg liegen. 103
Reiſeſtizzen aus Weſtrußland.
682
befinde , da ihm , wohin er auch die Blicke wendet, nur
dige , der Weichſel eigentümliche, flache Kempebildung,
ruſſiſche Schriftzeichen in die Augen fallen. Wenn er aber
troſtloſe Strecken mit magerem Grün bedeckt oder ganz
I
ein wenig ſid) auf ſlawiſche Laute verſteht, ſo wird er ſehr
vegetationslos, die, von keinem Damm beſchüßt, bei jedem
bald ebenſo erſtaunt darüber ſein, daß er nicht ein Wort
Steigen des Waſſers überflutet werden.
ruſſiſch zu hören befommt, ſondern daß alle Welt, ſelbſt
Das linke Stadtufer ſteigt hart vom Waſſerſpiegel bedeutend an, iſt aber nur an der Stelle des Gartens des Königsſchloſjes einigermaßen durch künſtliche Terraſſenbau ten verſchönert und ſeiner Lage nach ausgenußt. Die
ruſſiſche Offiziere und Beamte, ſidy des geſdmeidigen , durch die weichen, unendlich) nüancierten Ziſchlaute ďarakteriſier
ten polniſchen Idioms bedient.
Ebenſo auffallend find
die Rontraſte in der Bauart der Stadt. Es ſtidyt hier nidyt nur der Prachtbau der Neuzeit in Hotels und einigen
ganze übrige Frontſeite der Stadt nach dem Waſſer zu iſt
eng zuſammengebauten, alten Stadtteil ab, der völlig einer
nur mit einem wüſten Chaos von Kirchen und profanen Bauten , von regellos durcheinandergreifenden Grundſtüden bedeckt, die des grünen Baumſchmuckes faſt gänzlich ent
mittelalterlichen deutſchen Stadt gleicht, ſondern dieſe, der
behren und nid )t gerade wohlthuend auf das Auge wirken .
älteſte Rern der Stadt an der Weid ſelbrüde, iſt wieder
Der Sinn für Naturſchönheit und Naturverſchönerung
grundverſchieden von den ſpäter angelegten Stadtteilen , in welchen große Gartengrundſtücke ſehr bedeutenden Raum einnehmen und das Weichbild der Stadt außerordentlidy erweitern. Und noch mehr weicht jenes altdeutide Stadt viertel (faſt nur von Juden und kleinen Kaufleuten be wohnt) im Aeußern ab von den weit ſich erſtreckenden äußeren Vorſtädten, welde, wie Wola, Solet, Powazfi u . a . faſt nur aus einſtödigen Holzhäuſern echt ſlawijder, nachläſſiger Konſtruktion beſtehen und – da ſie 13 der geſamten Häuſermaſſe ausmachen - der Stadt an ihrer Peripherie das Gepräge des Aermlichen , Heruntergekom
ſcheint eben dem Polen gänzlich abzugeben, denn überall
menen geben.
Polizeiverwaltung hat ſelbſtverſtändlid, weder Sinn noch Neigung, in dieſer Nichtung etwas für den alten Zentralpunkt polniſcher Macht und Herrlichkeit zu thun. Auf den Straßen zeigen ſich dieſelben ſchreienden Gegenſäße: Glänzende Pariſer Magazine mit den Indu ſtrieerzeugniſſen aller Länder, elegant gekleidete Boulevar
großen modernen Spekulationsbauten gegen den winkligen,
Als ob nirgends das Auge durch einen befriedigenden Anblick erfreut, ſondern ſtets durch die Eindrüde des Un geregelten , Wüſten und Unbenußten gefränkt werden
ſollte, bietet auch der mächtige Strom einen entſprechenden Anblick dar. Wenige Großſtädte haben eine ſo maleriſche, impoſante Lage auf der Höhe von zirka 20-30 m, über einem 400 m . breiten Stome.
Der erſte Blid, ſowohl von der
iſt mir dieſelbe Gleichgültigkeit gegen ſchöne Punkte und deren gänzliche Bernadyläſſigung unangenehm aufgefallen. Bei der von der Nation bei jeder Gelegenheit zur Schau getragenen Vaterlandsliebe muß dies doppelt auffallen, wenn andererſeits die geringen und ſeltenen landſchaftlichen Reize, die das Land bietet, auch als Entiduldigung dienen mögen. Bei der zahlreichen gebildeten Klaſſe der war ſdauer Bevölkerung iſt das Fehlen dieſes Sinnes für das Nädyſtliegende zur Verſchönerung der ſo vielgefeierten Stadt
aber geradezu unbegreiflich. Die ruſſiſche Regierung und
diers, reizende Frauengeſtalten nach der neueſten Pariſer Mode koſtümiert, und dabei bewegt ſid, dieſer Verkehr auf
Stadt aus auf denſelben mit ſeinen zwei großartigen Gitter
ungleichem , ſtellenweiſe bösartig ſchlechtem Pflaſter.
brüden, als auch von der Pragaer Seite auf die allerdings ſehr willkürlichen, rein der Natur überlaſſenen Terraſſen ,
langen Avenüen der Vorſtädte, die vom Aleranderplaße nadh Mokotow oder die anderen , welche nach Wola, nady
iſt bedeutend und herzerfreuend. Sobald das Auge aber
Marymont hinausführen, ſind gar nicht gepflaſtert, ſondern
länger auf dem Bilde verweilt, ļo bemerkt man, daß der
beſteben nur aus mangelhaften Chauſſeen , welche bei Regenwetter faum zu paſſieren ſind. Und wiederum der
große Strom uneingedämmt und unreguliert, ohne Quai und ohne Fahrwaſſer dahinrauſdyt, daß er heute noch ebenſo ſeiner wilden Natur überlaſſen iſt, wie vor tauſend Jahren . Man ſieht keinen Schiffverkehr auf demſelben ; denn bei dem ſtarken Triebſande der Weichſel, ihrem flachen , be ſtändig ſich ändernden Bette iſt nur bei Hochwaſſer, im Frühjahre und Herbſt, das Befahren derſelben mit flady: gehenden Dampfern möglich. Im übrigen ſind nur Holz traften auf dem Strom und an deſſen Ufern zu bemerken ,
ein ſeltſam fremdartiges Bild für das Symbol des Verkehrs einer Landeshauptſtadt von faſt 400,000 Einwohnern, wenn man ſich des Maſtenwaldes erinnert, der die heimiſden
Flußſtädte, wie Frankfurt, Magdeburg, Spandau, Berlin, von der Rheinſchiffahrt abgeſehen, umgibt. Die Ufer der Weichſel auf beiden Seiten befinden ſich in roheſtem Naturzuſtande. Das redyte Ufer zeigt die jan
Die
Wagenverkehr auf den Straßendämmen ! Faſhionable Equipagen der adeligen Familien, ruſſiſche Geſpanne und Fuhrwerke von Offizieren gehalten, das Pferd in die Duga eingeſpannt, recht gut gehaltene Droſchken, auf den großen Straßenzügen Tramwaylinien - und daneben das zer lumpte, armſelige Bauernvolk mit ſeinen winzig kleinen Fabr zeugen und kleinen ſtruppigen Pferdchen , ſchreiend und lär mend, die Straße verfahrend; dazu derſdadernde, hauſierende Jude vor den kleinen Läden und Kellern. Das alles zuſammen
gibt ein buntes, lebendiges Bild. Hier gibt es keine lang ſame Bewegung, alles iſt in Haſt und Erregung, und ganz beſonders das Fahren geſchieht hier zu Lande mit einer ganz anderen Geſchwindigkeit, als wir es in den Straßen Wiens oder Berlins zu ſehen gewohnt ſind.
Als Ausgangspunkt für einen Gang durch Warſchau
Reiſeſkizzen aus Weſtrußlaud.
empfiehlt ſich die große Weichſelbrücke. Dort ſteht man
683
jew ihm noch botmäßig und Moskau fogar auf kurze Zeit von ſeinen Truppen befekt war, ſeine größte räumliche
fowohl im Zentrum des Verkehrs, als auch umgeben von den Zeugen hiſtoriſcher Vergangenheit. Zur Rechten (für den von der Brücke Kommenden) liegt das Schloß, von Sigmund Auguſt um 1600 erbaut, deſſen Standbild in ganzer Figur auf hoher Säule den Schloßplaß ſchmüdt. Er verkörpert die Glanzzeit Polens, das damals, als Ki
Ausdehnung hatte. Architektoniſche Schönheiten hat das Königsídloß nicht aufzuweiſen . Abgeſehen von ſeinem ſtilloſen, unſymmetriſchen und ungegliederten Aufbau bietet es auch durch ſein gegenwärtiges verwahrloſtes Aeußeres
einen nichts weniger als ſchönen oder großartigen Anblic,
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Planſkizze von Warſchau .
a. Schloß. b. Sächſiſcher Garten . c. Sächſiſcher Platz. d . Krakauer Vorſtadt. e. Alerandersplay. f. Hraſinski-Platz. g. Lazienfi- Garten .
Wir werfen nur einen kurzen Blick in das Häuſer gewirr der nördlich an das Schloß ſidy eng anſchließenden Altſtadt (stare miasto ), wie gleichzeitig deren Mittelpunkt, ein kleiner Marktplaß, bezeichnet wird : Ringartig ſich um freiſende, enge Gaſſen mit hohen Häuſern , deren Giebel fronten der Straße zugekehrt ſind, mit kleinen Läden und beſonders Kellerhandlungen ausgeſtattet und vom Prole tariat der Warſdauer Handelswelt bewohnt. Didt neben dem
Schloß in der Swieta Janska (Heil. Johannſtraße) erhebt ſich hier, eingefeilt zwiſchen andere Gebäude, die Kathedrale
des heil. Johann. Sie iſt die älteſte der Warſchauer Kirchen, im 14. Jahrhundert erbaut, und die einzige von den in großer Anzahl vorhandenen katholiſchen Kirchen, welche einigermaßen ſtilvolle Formen zeigt. Während alle übrigen ihre jeßige Geſtalt dem Geſchmack der Barodzeit und des echten Jeſuitenſtils verdanken, bietet die Kathedrale wenig
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Reiſeffizzen aus Weftrußland.
ſtens eine ſpätgothiſche Façade, die allerdings audy durdy einige Geſchmadloſigkeiten und einen unfertig gebliebenen , abgeſtumpften Turm beeinträdytigt wird. Durch die lange Straße am Kraſinskiplaß mit ſeinen Gerichts- und fiskaliſchen Gebäuden vorbei, dann durch die Mlodowa zurück gewinnen wir unſern Ausgangspunkt, den Plaß an der Säule Sigmund Auguſts wieder und
heden zu huldigen , das kleine Paradies, das noch heute jeden Einheimiſchen und jeden Fremden entzückt. Vom Hotel de l'Europe kommend betritt man zunächſt den ſächſiſchen Plaß, einen ſauber mit Fließen belegten,
aber ſchattenloſen freien Raum ohne hervorragende archi tektoniſche Umgebung.
Auf ſeinem Mittelpunkt trägt der
ſelbe jeßt einen maſſigen und wenig ſchönen Obelisken,
ſuchen nun die Lebensader des großen Verkehrs , die
bei deſſen Anblic jeder polniſche Patriot täglich einen
Krakowskie Przedmiesze (Krakauer Vorſtadt) auf. Dieſe Straße durchzieht mit ihren geradlinigen Fortſeßungen der Nowy ſwiat (neue Welt) und der Ujazdowska jenſeits des Aleranderplabes die Stadt in ihrer ganzen Ausdehnung von der Weideſelbrücke bis zum Schlage (Thor) von Bel vedere. Sie wird in ihrer ganzen Länge jeßt durch die Pferdebahn nad Mokotow befahren . Hier entfaltet ſich
Stidy im Herzen empfinden muß. Von vier eiſernen, Ketten tragenden Löwen umgeben zeigt er die Inſdrift : „ Kaiſer Nikolaus den 1831 für die Verteidigung des Vaterlandes
das großſtädtiſche Leben in ſeiner bunten Mannigfaltigkeit und Abwechſelung , hier ſind die ſchönſten Magazine mit Pelzen , Lederwaren u . a. Artikeln , Theelager , Wedſel
geſchäfte, hier drängen fich Kirchen und Regierungsgebäude, hier liegen die beiden größten Hotels : der Europäiſche Hof und das Hotel de Sare. Der günſtigſte Punkt, um ein wenig zu verweilen, iſt die Ecke am Europäiſchen Hof , wo die Straße nach dem
ſächſiſchen Plaße abführt. Hier befindet ſich ſelbſtverſtänd lich ein Wiener Rafé, eine Cufiernia (Ronditorei), da dieſes Lokal dem Polen alles das erſeßt, was dem Deutſchen die Bierkneipe, dem Engländer fein Klub, dem Franzoſen das
Billardzimmer iſt. Hier verſammelt ſich die elegante Herren welt, hier ruht der Geſchäftemann von ſeinen Gängen aus,
hier ſudit der Neugierige die in unendlider Zahl aus : liegenden Zeitungen. Es iſt ebenſo amuſant, die Beſucher des Lokales bei ihrem Theegenuß, dem Verzehren unge zählter Süßigkeiten (Cukierfi) und dem daneben unaus
geſeßt vollführten Raudyen ihrer Zigaretten zu beobachten, als das beſtändig außen vorübewziehende Straßenpublikum
ins Auge zu faſſen. Mit den Geſchäftsleuten, welche die Krakowskie Przedmiesze zu allen Stunden des Tages beleben, freuzen ſich hier die Beſucher des fächſiſchen Gartens, des reizenden Stadtparks, weldher dieſen Namen in Wahrheit lowohl durch ſeine Lage im Zentrum der Stadt, als durch
jeine wirklich ſchönen und geſdmadvollen Gartenanlagen und ſeinen Baumſdymuck verdient. Bei der ſchon erwähn ten Gleichgültigkeit der Polen für ihre äußere Umgebung, bei dem Mangel an Naturſinn, der dies Volk dharakteri ſiert, wäre dieſe idylliſche Parkanlage geradezu auffallend, wenn nicht die Bezeichnung „ fädyſiſcher “ Garten darauf hinwieſe, daß die Stadt Warſchau dieſelbe dem Kunſtſinn und der Prachtliebe eines deutſchen Fürſten und dem Ver ſtändniſſe deutſcher Kunſtgärtner verdankt. König Auguſt II., der Starke, war es, der ſeine zweite Hauptſtadt ein wenig nad dem Muſter ſeiner Reſidenz am Elbeſtrom umzuwan
deln ſich bemühte. Er ließ den ſädyſiſchen Palaſt aufführen und ſchuf hinter demſelben , glüdlicherweiſe ohne dem Ge (dmade der Zeit durch Nachahmung der Verſailler Tarus:
gefallenen Ruſſen ." Die Statue des Feldmarſchalls Pas fiewitſch -Warſdawski, des Eroberers von Warſchau und
Unterdrückers der Revolution von 1831, blidt von fernher gerade auf dieſen Plaß hin. Die Hauptfront des leßteren bildet der jädyſiſche Palaſt, ein durch ſeine Dimenſionen
mehr als durch ſeine Façade imponierender Flügelbau, deſſen beide ſymmetriſch angelegten Teile durch einen Por tikus in Verbindung geſeßt ſind , der den Eingang zum ſädyſiſchen Garten bildet. Der Palaſt ſelbſt erinnert in ſeinem Neußern an die audy in Deutſchland ſo zahlreichen fürſtlichen Prachtbauten des vorigen Jahrhunderts, welche
dem ſtolzen Zeitalter der Renaiſſance zwar den äußeren Schmuck entlehnten , das Weſen aber durdy den Schein er: fetten und durch Kalfaufpuß zu erreichen ſuchten , was 200 Jahre früher im Rohſtoff hergeſtellt wurde. So find auch hier ſowohl die Ruſtika des Erdgeſchoſſes , als die flady ausgearbeiteten Säulen, welche den erſten und zweiten Stock verbinden und das Dady zu tragen vorgeben , nur durd) den Puß angedeutet, ohne den Beſdauer über ihr
weſenloſes Daſein täuſchen zu können . Der Eintritt durch die Säulenhalle in den Garten wirkt im heißen Sommer, wenn Straßen und Pläße der Stadt im Sonnenſchein glühen und von Staubwolken er füllt ſind , beruhigend und erquidend. Die ganze Anlage trägt den Charakter des Naturparks, ſchön gehaltene Raſen pläße wedſeln mit Blumenparterres , tiefſchattige Ra ſtanien -Alleen durchkreuzen die Anlagen und vereinigen ſidy hier an einem Baſſin mit Springbrunnen , dort an einem von Grün umrahınten Schwanenteich. Auf einem fünſt lichen , mit feinem Geſchmack dekorierten Hügel erhebt ſich in Form eines antiken Tempels , von einer Säulenhalle umgeben , das Reſervoir, das die Waſſerwerke des Gartens ſpeiſt.
Um
allen Anforderungen des ſtädtiſchen Lebens
zu genügen , iſt in dem großen Gartenareal auch ein Sommer theater erbaut, zwar in Holz, aber leidyt und gefällig auf geführt, ſo daß es dem Ganzen nur zur Zierde gereicht.
Was aber den Fremden jedenfalls mehr als alle die hübſchen Anlagen intereſſiert, iſt das buntgemiſdite Publi kum , das den Garten füllt und das ſid) am Abend in
ſeinen beſten Vertretern zeigt. Denn alsdann iſt die Zeit der Promenade und der Konverſation, wo niemand fehlen darf, wo es keine Entſchuldigung gibt und wo man, un
liebſamem Gerede vorzubeugen , unweigerlich zu erſcheinen
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Reiſejfizzen aus Weſtrußland .
erſcheinen hat. Warſchau iſt zwar eine große Stadt , aber
digt und deren Schauluſt befriedigt. Alle Senſations
alles , was zum high life gehört , kennt ſid, genau und intereſſiert ſich lebhaft für einander; denn die höhere pola niſche Geſellſchaft bildet ſowohl dem ruſſiſchen Offiziers : und Beamtenſtande, wie der durchweg jüdiſchen Finanz und Handelswelt gegenüber eine ſtreng abgeſchloſſene Kaſte.
ſtücke aus Paris und Berlin gehen auch hier über die
Einen der Zahl nach recht bedeutenden Faktor des flanie: renden Publikums dürfen wir nicht mit Stillſchweigen übergeben , da er dem Ausländer zu ſehr in die Augen fällt -- es ſind die ruſſijden Offiziere. Der ruſſiſche Difi
zier , ob alt , ob jung, bildet zunächſt , was das Neußere anbetrifft, die Perſonifizierung des Monotonen und Sdwer fälligen ; denn er betritt die Straße nicht anders, als ein: gehüllt in den grauen ruſſiſchen Mantel, von dywerem ,
Bühne , beſonders aber werden Operetten und Luſtſpiele fultiviert.
Wenden wir unſere Sdwritte den Umgebungen der Stadt zu , ſo iſt die dankbarſte Richtung die ſchon mehr fach genannte, die neue Welt entlang über den Alerander Plaß zum Mofotower Schlage. An der Avenue, die dort hinaus führt, liegt zur Linken das Terrain , auf dem im
Jahre 1881 die Warſdauer Induſtrie - Ausſtellung ſtatt fand. Rechts zieht eine verlodende Inſchrift : „ Swajcarska dolina" (Schweizertbal) incre Aufmerkſamkeit auf ſid ),
um ſo mehr, als alle Erinnerungen an die Schweiz in dieſem Lande ſehr fern zu liegen ſcheinen. Wir finden
Er muß im Winter gegen Kälte, wie im
aber blos einen hübſch angelegten Konzertgarten, in welchem
Hodſommer gegen die brennendſte Hiße düßen und der Fremde wird ſein Erſtaunen faum zurückzuhalten vermögen , wenn er im leichteſten Sommergervande bei 250 Neaumur
heute polniſches National Symphonien -Konzert ſtattfindet,
didem Tud) .
den Schatten des jädyſiſchen Gartens aufſucht und dort
dieſe den vollen Winter repräſentierenden , dictumhüllten Geſtalten luſtipandeln ſiebt. Den ruſſiſchen Offizier da : rakteriſiert ferner ſein ungeſelliges, meiſt iſoliertes Auftreten .
bei dem ausſchließlich polniſche Kompoſitionen auf dem Programme ſtehen. Jener dankt ſeinen Namen indeſſen wohl nur dem geringfügigen Umſtand, daß der Konzertraum tief liegt und hinter demſelben eine kleine Anböbe mit Garten
anlage zum Spazierengehen einladet.
dem Offizierſtande zu Teil werden läßt , noch dazu bier im eroberten , in gewiſſem Sinne noch heute feindlichen
An dem Zeltlager ruſſiſcher Soldaten vorbei, die hier nicht gerade zur Erbauung der Einwohner den ganzen Sommer über innerbalb des Weichbildes hauſen, gelangt man weiter zu dem kleinen Sdloſſe Belvedere. Das ein ſtöckige, ſo beſcheiden und nüchtern dreinſchauende Gebäude an der großen Lubliner Chauſſee hat vor 53 Jahren eine für die Geſchicke Polens verhängnisvolle Stunde erlebt. Hier war es, wo die Verſchworenen am 30. November 1830
Lande.
den Großfürſten- Statthalter Ronſtantin mitten unter ſeinen,
Wir übergehen die ſonſtigen Sehenswürdigfeiten von Warſchau ; nur über die Theater ſei nodi ein Wort ge ſtattet. Die Stadt beſißt ein großes Theater und daneben
in den Raſernen ringsumher ſtationierten Truppen über
Selten ſieht man mehrere zuſammen, nie die verſchiedenen
Truppen und Korps ſic) miſden. Sie nehmen gegenſeitig feine Notiz von einander, das allgemeine Begrüßen jedes Standesgenoſſen iſt bei ihnen nidyt Sitte. Auffallend aber bleibt die geringſdäßende Behandlung, die das Publikum
eine Menge kleinerer Bühnen, von untergeordneter Bedeu
tung. Der Pole liebt das Theater, ganz beſonders aber
fielen und nur durch äußere Zufälle an dem geplanten Vorhaben ſeiner Ermordung gehindert wurden . Wir ſtehen hier alſo auf der Geburtsſtätte jener Militär-Revolution , die ſo großartig, gewiſſermaßen unter dem Schuße Europa's,
Oper und Ballet wie der Franzoſe leidenſchaftlich. Neben
begann und nach elf Monaten ſo kläglich an der preußi
dieſem lebhaften Kunſtintereſie aber lockt den Polen in
ſchen Grenze endete. Die trüben Bilder, die dieſe Erin
gegenwärtiger Zeit der Drang in das Theater, ſeine ibm
nerung in jedem mit der Geſchidyte Polens Vertrauten wedt,
ſo teure und wohlklingende Sprache dort durch die Dich:
werden ſdhnell verwiſcht, ſobald man einige Schritte von
tung verklärt zu hören. Das Theater iſt für ihn der eina zige Ort, wo das polniſche Idiom noch nicht verdrängt
der Straße links abbiegt und die reizenden Parkanlagen von Lazienki ( ſpr. Lajhienki) betritt. Wer ſie zum erſten male ſieht, wird , überraſcht von dem harmoniſchen , lieb: lichen Eindruck, den er hier empfängt, geneigt ſein , dem Genius der polnijden Nation Abbitte zu leiſten für die Vorwürfe, die er bisher über die Vernachläſſigung des Inneren und der Umgebung der Stadt nicht zu unter: drücken vermochte. Das Ganze gruppiert ſich um einen kleinen, langgeſtreckten Landſee, der mit der Weichſel durch einen Kanal verbunden iſt. Derſelbe iſt von einem eng liſchen Park mit ſchönen Bäumen , Raſenparterres und ſauber gehaltenen Wegen umgeben. Plößlich wird man durch den Anblick eines Schlößchens überraſcht, das im Stile italieniſcher Renaiſſance leicht und gefällig fich aus dem Waſſer ſelbſt zu erheben ſcheint. In der That iſt es
iſt, wo es öffentlich geſprochen werden darf und wo es
der That ſchön geſprochen, ja ein gewiſſer Kultus mit ihm getrieben wird. Dieſer Umſtand erklärt das lebhafte In tereſſe der Bevölkerung in Stadt und Land an dem Theater, ſeinen Aufführungen und ſeinen Mitgliedern.
Das War:
ſchauer Theater iſt ſomit für Polen und beſonders für den
gebildeten Teil der Nation eine Lebensfrage. In ſeinen Räumen faſt allein kann ſich der Patriote beimiſch fühlen .
Sehr erklärlich iſt daher auch der Anteil und das Inter eſſe, das die polniſche Preſſe an den dortigen Darſtellungen nimmt.
In den kleineren Theatern der Stadt iſt ein der
artiger tieferer Hintergrund der Mimenkunſt nicht zu ſuchen, dort wird nur dem Tagesbedürfnis der Menge gebu -l Ausland 1883 Nr. 35 .
104
Reiſeſkizzen aus Weſtrußland.
686
quer über den ſchmalen Waſſerarm gebaut und überbrückt mit ſeinen Seitenkolonnaden zwei Kanäle, auf denen man budyſtäblich unter dem Schloß hinweg mittelſt kleiner Rübne ſich bewegen kann . Das ganze zierliche Gebäude iſt blen
dem Wanderer an , ſo erinnert ihn der an der großen nadi Weſten führenden Chauſſee hinter dem Dorfe Wola liegende Kirdybof weiter daran , daß er hier auf friſd) - biſtoriſdem , blutgetränktem Boden , nämlich auf dem Schlachtfelde vom
dend weiß gehalten und hebt ſich von der Terraſſe, die mit
6. September 1831 und zwar auf deſſen entidyeidender
Lorbeerbäumen und immergrünen Gewädyſen geſdymüdt iſt,
Stelle ſteht. Dieſer Kirchof von Wola war der Sdlüſſel punkt der polniſden Stellung, welde dem ruſiiſden Heere
ſowie aus der Parfumgebung bodyſt malerijd ab. Der Name deutet auf Bäder bin und alles ſpridit dafür, daß hier ſolche
geweſen ſind, bis König Jan Sobieski ſidy dieſe Sommer Nejidenz duf. Auf einer Brücke, die öſtlich vom Sdilo je ( über das Waſſer führt, erhebt ſich die Reiterſtatue des Türfenſiegers, leider in barodjtem Geſchmad ausgeführt.
Auf der entgegengeſekten Seite des Schloſſes bietet der Park noch eine andere Originalität.
Eine kleine Inſel,
den Beſitz Warſchau's ſtreitig machen ſollte, von leşterem aber in zweitägigem blutigen Kampfe erſtürmt ward . Wir wollen hier nidit des Verlaufes jener Schladit gedenken ,
um ſo mehr, als die Spuren derſelben nicht nur im Terrain völlig verídwunden ſind, ſondern auch im Andenken der Dorfbewohner verwiſdit zu ſein deinen. Wir betrad ten und betreten nur den Kirchbof von Wola. Ein ſeltſamer
die vom Ufer nur etwa 15 Sdiritt entfernt liegt, iſt durdy ein einfaches, ſteinernes Podium und einige geſdımadvoll poſtierte forinthiſche Säulen zu einer Naturbühne um gewandelt worden, deren Hintergrund und Kuliſſen durch
Anblid !
dichtes Buſdwerk gebildet werden. Der Zuſdauerraum iſt im Halbkreis amphitheatralijd) anſteigend auf dem naben
Gitterthor, das die eine Front des Walles durdybridt und
Ufer in Stein ausgeführt.
Die Schauſpieler von dem Auditorium durch einen Waſſergraben getrennt --- vielleidt ein Unikum in der Theaterwelt.
Ebe wir von Warſchau ſcheiden , wollen wir den
Fremdling noch zu einem Spaziergange in einer andern Richtung, nad Weſten zu , einladen . Der Weg ſelbſt iſt wenig erfreulich , aber er führt uns durch das Arbeiter viertel der Stadt zum Wolaer Sdılage hinaus, ſodann durch die gleichnamige Vorſtadt , die nur aus armſeligen einſtödigen Hütten beſteht und faſt nur von Juden be wohnt iſt, nach dem Dorfe Wola. Wir befinden uns hier auf hiſtoriſchem Boden im doppelten Sinne des Wortes , auf einer Stätte , die in alter und neuer Zeit für das Schidſal des Landes entſcheidend wurde. Wir ſtehen auf dein Wahlfelde, wo in den letten zwei Jahrhunderten des Beſtehens der ,, königlichen Republit" der polniſche bohe Adel und die geſamte Szladyta ſid, verſammelte , um den
Cin Friedhof von Wall und Graben umſchloſſen
und lettere nad allen Regeln der Befeſtigungskunſt mit vorſpringenden Baſtionen an den vier Ecken der Umwallung
verjeben. Wir treten durch die einzige Eingangspforte , ein zu beiden Seiten das ſtarke Profil des Erdwalles erkennen läßt. Raum hat man das Thor paſſiert , ſo erblidt man im Inneren des Kird bofes einen neuen Wall, der die eine Ece des umwallten Naumes wiederum abidhließt. Inner halb dieſes leşteren erhebt ſich ein hübſches Kirchlein aus rotem Badſtein , das hier in der Ecke des ganzen Grund
ſtückes einen angenehmen Abſchluß und Hintergrund bildet. Dies iſt der Punkt , der an jenem 6. September das wütendſte und blutigſte Ringen geſehen hat. Die ruſlijde Regierung hat den Kirchhof zum Garni fonskirchhof gemacyt, die zerſtörte Kirche als griechiſche Kapelle wieder bergeſtellt, die Wälle und Gräben in ibrer urſprünglichen Form aber unangetaſtet belaſſen. Kirchhof zeigt gut gepflegte Gräber mit teilweis ſebr
ſinnigen monumentalen Grabſteinen , die ſämtlid, ruſſiſche Inſchriften tragen. Sein ſchönſter Sdymud aber iſt der pradytvolle Baumſdlag. Es ſind hauptſächlid Kaſtanien , ſtattliche 30—40jährige Bäume , deren Krone tief binab
König zu wählen. Hier ward das berühmte und berüchtigte
reicht, ſo daß ihr dichtes, dunkles Grün ſich ſeitwärts mit
Redyt des Liberum veto geübt , vielleicht der thöridyteſte und
dem üppigen Naſen der Wälle faſt verbindet, nach oben aber gar kein Licht durchläßt. Der tiefen Stille geſellt ſich ſo der tiefſte dunkelſte Schatten, den ſelbſt die Mittags:
verderblichſte Grundſatz, der je in der Konſtitution irgend eines ziviliſierten Staates Plaß gefunden hat. Dasſelbe war nicht nur Veranlaſſung zum Stillſtande oder zielloſen Verlauf des Wahlaftes , ſondern hob in gewiſſem Sinne
ſonne eines Sommertages nicht aufzuhellen vermag. Ein eigenes Gefühl beſdleicht den Einſamen an ſo ernſter
auch die beſtehenden Gefeße auf, da dieje ſtets nad kolla
Stätte. Id batte faſt genau am ſelben Datum ein Jahr
ziehung der Wahl einer neuen Sanktion durd, den Sdywur des Gewählten , reſp. durch einen endgültigen Reichstags abſchied bedurften . Hier auf dieſen weiten Flädien ent ſtanden ferner jene Konföderationen, welde innerhalb des Staates , geſtüßt auf das durd, die Reichsverfaſſung ge
vorber auf der ſonnigen Höhe des Kirdybofes von Clarens
währte Redyt, mit den Waffen in der Hand ihre Anſichten
Gräber wegblickend , von den Schatten des Todes buch
und Intereſſen verfochten und unausbleiblich auf die Dauer den politiſchen Untergang des Staates herbei führen mußten . Regen dieſe Betrachtungen don ernſte Gedanken in
am Genfer-See geſtanden und in jener entzückenden Um
gebung die Schrecken des Todes verladit. Und nun welder Kontraſt zu jenem
dönen Fleck ſüdlider Erde ! Hier im
fernen Nordoſten , unter einem fremden Volfe, einjam über
ſtäblid umgeben , auf einem Gefilde, wo die eiſernen Würfel der Sdladyt das Sdidjal einer Nation beſtimmten .
Wahrlid) genügende Veranlaſſung zu grübelndem Sinnen ! Langſamen Schrittes febrte ich auf der Chauſjee nach
Der Möris - See.
Warſdau zurück , wo die durch den Spaziergang angeregten ernſten Gedanken durch das brauſende Leben der großen Stadt bald wieder verdrängt wurden.
687
Anlage betrifft, mit dem chorographiſden Befunde überein ſtimmen , welcher im Süden des Fayum eine bedeutende, bisher unbeachtete Depreſſion des Bodens aufweiſt.
Wir
haben es hier nid)t mit einem müßigen Einfalle, ſondern
mit der wohlbegründeten Meinung eines Mannes zu thun , der die antiken wie modernen Angaben, ſeine Meßinſtru
Der Möris:Scr.. Von Profeſjor Dr. Lauth .
Nach dem Aegypten aus den kriegeriſchen Sturmen der
jungſten Zeit wieder in das Fahrwaſſer friedlicher Ent wickelung gelangt zu ſein ſcheint , hat vielleicht eine Stimme, welde auf ein uraltes Friedenswerk der Pharaonen bin
weiſen möchte , einige Ausſicht , vom lejenden Publikum gehört zu werden . Es handelt ſich um den Möris -See, jene Abzweigung des befructenden Niles nac, Weſten in
die Libyſche Wüſte, worauf das landwirtſchaftliche Gedeihen
mente in der Hand, an Ort und Stelle geprüft hat. Nach dem er das Terrain zwiſchen Gizeh und Behneſa , Nil und Bah'r bela -ma (waſſerloſer Fluß) , als die Stätte des künſtliden Sees im allgemeinen , wiederholt nach allen Nidytungen durchwandert hatte, ohne irgend einen weſent
lichen Punkt unberüdſidhtigt oder undurchforſcht zu laſſen, gelangte er zu der Ueberzeugung, daß die Angaben der Alten : Herodot, Diodor,Strabo,Mutianus, Plinius, Aelius, Ariſtides, Stephanus von Byzanz und Claudius Ptolemäus, über Umfang und Tiefe des Waſſer-Reſervoirs (leştere im tiefſten Punkte 50 Faden betragend) auf Wahrheit beruben
ſowohl des Favum , als der Haupt-Kornkammer des Landes :
und durch die Entdeckung der ſüdlichen Depreſſion als
des Delta, zum guten Teile Jahrtauſende bindurch berubte.
richtig erwieſen werden . Denn neben dem ehemals von Waſſer bedeckten Wadi Gharaq befindet ſich das Wadi Reian und Wadi Mojeh , lekteres bis 66 m . unter dem Niveau von Beni-Suef (am Nil) gelegen. Indem er nun
Als der Verfaſſer vor acht Jahren dasſelbe Thema
(,, Ausland" 1875, N. 1 ) behandelte, konnte er eine damals gerade in's Muſeum von Bulaq verbradite Urkunde in
hieroglyphiſcher Schriftart zur Beſtimmung des Topogra
von der Südſpitze des Wadi Reian, bis zur (fälſdlich da
phijden verwerten und ſo den Nachweis liefern , daß eine erkledliche Anzahl von Ortsnamen , welche gegenwärtig in
für gehaltenen ) Pyramide ( Haram ) Meruet el Berl und dem Bergſattel oder der Waſſergrenze bei el Gisri die
jener Landſchaft noch aufſtoßen , auf altägyptiſchen Be: nennungen fußt, z. B. Fayum - Phajuma ( das Meer), lla: hun - Lahun ( Deffnung des Kanals), Banchis - Pa - angi
Verbindungslinie zog , ergab ſid; ihm die ſüd-nördliche, (jo aud) bei Herodot ) Ausdehnung ſeines Möris - Sees. Bekanntlich hatten früher Paul Lucas (1707) und
( Tempel der Onfa) 2.
ſudung mußte das eigentlich dorograpbiſche Element: die
Jomard ( 1800) den nod; beſtehenden , ja jährlich ſich meh: renden Horn -See" ( Birget-el-Qerun ) für den Möris -See
Beſtimmung des Umfangs und der Grenzen dieſes be
gehalten , während Wilkinſon annahm , Herodot babe den
Hinter dieſe intereſſante Unter:
rühmteſten Weltwunders , einigermaßen zurüdtreten, um ſo mehr, als die klaſſiſche Ueberlieferung mit der modernen
Anſchauung in unlösbarem Widerſprudie zu ſtehen ſchien. Es war nämlich ſeit 1842, wo Linant de Bellefonds ſeine desfallſige Arbeit veröffentlidyte , zur allgemeinen Ueber
zeugung der Gelehrten und Forſcher geworden , daß der eigentliche Möris - See im öſtlichen Teile des Fayum zu ſuchen ſei , daß er ſich nur bis Medinet (Krokodilopolis :
Arſinoë) erſtreckte und folglich einen Umfang von höchſtens 360 Stadien ( = 45 E. MI.) hatte , während das ein mütige Zeugnis der Alten ſeit Herodot das Zehnfache da: für anzunehmen nötigte. Der franzöſiſche Ingenieur war
vom Nil zum Horn -See führenden Kanal dafür angeſehen; ja , der Kartograph, d'Anville erblidte im Baten ( Bauche ) bei Kocheiche den eigentlichen Möris-See. Man ſieht, daß die Anſichten darüber weit auseinander gehen . Vielleidyt nähern wir uns der Wahrheit, wenn wir die verſchiedenen Hypotheſen kombinieren , d. h. einen Umfang erzielen , wie er dem einſtimmigen Zeugniſſe der Alten entſpricht, ſoweit diefes auf Autopſie gegründet iſt, und wenn wir dieſe neue Theorie durch die oben erwähnte hieroglyphiſche Urkunde zu ſtüßen vermögen .
In der That liefert uns dieſe hödiſt eigentümliche Urkunde , welde außer den Legenden der Lokalitäten auch
übrigens nicht durch willkürliche Annahme auf ſeine Hw potheſe geführt worden , ſondern es leiteten ihn hiebei
die ein- und ausſchwimmenden Fiſche und Waſſervögel
die unverkennbaren Spuren alter , bis zu 10 m . hoher Deiche, welche wenigſtens zwei Seiten des Quadrates in jener Gegend ergaben. Gegen dieſe , wie es dien , unerſdyütterliche Anſicht hat unlängſt ein engliſcher Forſcher, F. Cope Whitehouſe ', jdwer: wiegende Gründe geltend gemacht , welche darauf hinauslau fen , daß die Nachrichten der Rlaſſiker, was den Umfang der
Anhaltspunkte, die wir nidyt vernachläſſigen dürfen.
figurativ aufführt, in Bezug auf unſere Hauptfrage einige Sie
weiß ebenſo wenig als das Altertum irgend etwas vom
„ Horn -See “ neben dem Möris - See. Gleich zu Anfang, unterhalb des Roloſſalbildes der Flutgöttin Mehturt" ſieht man ein länglidhes Rechteck, offenbar ein Waſſerbaſſin 1 So heißt auch die höchſte Stelle der Landenge von Suez,
welche bei der Grabung des intermaritimen Kanales zu durch 1 Proceedings of Soc. Bibl . Archaeology. June 6, 1882.
ſtechen war.
Der Möris -See.
688
darſtellend , worin ein Mann ſchwimmend oder waſſer tretend erſcheint. Die Beiſchrift lautet : ,,Das iſt der Sonnengott, der ſich anſdict, zu ſchwimmen ." Dieſe my: ſtiſche Ausdrucksweiſe wird uns etwas verſtändlicher, wenn
Sonnengotte folgen zwei ſymmetriſch angebrachte Barken mit je einem Thron , auf welchem der krokodilköpfige Gott Sebak ſißt, offenbar der Patron von Krokodilopolis, welche Stadt Sciedt-Sebaf, „ Graben des Sebat“, heißt. Die Be
wir darin das Simile erblicken : So wie der Sonnen :
gleitterte beſagen : ,, Das iſt der Gott Sebat, welcher zu
Gott am Himmelsbogen von Oſt nad Weſt ſich bewegt, zweigende Kanal - die fossa grandis des Plinius
Schiffe einherfährt auf dem ſüdlichen, (reſpektive) nördlichen See . “ Nicht genug mit dieſer ohnehin deutlichen An gabe ſind dieſer Darſtellung je die zwei erſten jener froſch
zur Hauptgottheit den Sol (Ra oder La ) erhalten .
und dlangenköpfigen Genien beigegeben , welche im Terte
willkürlich muß man bei dieſer Legende an die Stelle des Seitentertes erinnert werden , worin der Sonnengott La pu -hur-hunt ,,der Sonnengott inmitten des Kanales " ge nannt iſt. Da wir es hier mit dem Anfange dieſer Abzweigung zu thun haben und Herodot ausdrücklich bezeugt, daß das Labyrinth neben dem Möris-See erbaut war, ſo wird die
als „ Väter “ und „ Mütter “, d. h. kosmogoniſche Geſtalten
ebenſo mochte der in gleicher Richtung vom Nil ſich ab:
eine mehr als beiläufige Behandlung und foll am Schluſſe des Aufſates darüber noch Einiges, wenn auch nidyt Er ſchöpfendes , beigebracht 'verden.
oder Repräſentanten der Urbegriffe ,,Stoff“ und „ Zeit “, bezeidhnet werden , beigefügt , den Weltgegenden Süd und Nord bei der Aufzählung entſprechend. Zum drittenmale begegnet uns die nämliche Unterſcheidung in den zwei weiblidhen Geſtalten , weldie in den Barken vor dem ſiken : den Krokodilgott aufrecht ſtehen , die Hände gegen ihn aus: ſtrecken (Geberde der Anrufung oder Lobpreiſung), auf dem Haupte die ſymboliſche Pflanze für Süd und Nord tragen und außerdem die erklärende Legende vor ſich haben : ,, Die Sängerin des Südens ", ,, die Sängerin des Nordens. " Unterliegt es fonad keinem begründeten Zweifel, daß der Verfaſſer oder Zeidyner dieſes alten Planes vom Möris
Seßen wir , an der Hand der alten Urkunde, unſere
See eine ſüdliche und eine nördliche Hälfte des Baſſins
Reiſe längs des Kanales , der bei Illahun begonnen und
unterſchieden wiſſen wollte , ſo liefert der Schluß der Dar
neben dem Labyrinthe ſich erſtreckt hat, weiter nad Weſten
ſtellung einen vierten Beweis für dieſe Zweiteilung. Es
fort , ſo gelangen wir zum Zentralpunkte des bewohnten Fayum , nämlich der Stadt Krokodilopolis , weldie etwa
wird nämlid, dort einerſeits der ſüdliche Sand (Wüſten
ſeit 277 v. Chr. zu Ehren der Gemahlin des Philadelphue,
aufgeführt und dorthin der Rampf zwiſchen Oſiris und
Arſinoë, umgenannt worden iſt. Es war dies der Sdyei dungspunkt der beiden Gaue Arsinoites anterior und Arsi noites posterior, welche, wie der Augenſchein darthut , von ihrer Lage näher oder ferner vom Nil als der vordere und hintere (ſo auch hieroglypbiſch durch atef chont und atef
Set ( Typhon ) verlegt. Man hat längſt im erſteren den Vertreter des befruchtenden Nilwaſſers , im leşteren den
Gleichſtellung von La- pu -hur-hunt und Labyrinthos keiner Beanſtandung unterliegen. Indes erheiſcht das Labyrinth, bas ja ebenfalls zu den Weltwundern geredynet wurde,
pehu) unterſchieden wurden . Daraus folgt mit einer ge
wiſſen Notwendigkeit, daß die Ridytung der bewohnten Dertlichkeiten des Fayum , entſprechend dem Hauptkanale, eine oſtweſtliche war, aber auch zugleid ), daß die peren
nierenden Waſſerbehälter umgekehrt im Süden und Nor den gelegen ſein mußten, mit einem Worte , daß die Haupt maſſe des Möris Sees ſid, in ſüdnördlicher Richtung erſtreckte,
rand)" und andererſeits der nördliche Sand " ſymmetriſch
Repräſentanten der unfruchtbaren Wüſte erkannt.
Offen :
bar ſollte durch dieſe Gegenüberſtellung die Hauptrichtung des gefüllten Waſſerreſervoirs von Süd nad Nord betont werden , woraus ſich dann zur Genüge erklärt, warum nicht auch der weſtliche Sand (Wüſtenrand) erwähnt iſt. Von der öſtlichen Grenze konnte dieſe Bezeichnung ohnehin nicht gelten , da dort der Kanal durch maſſives Kalfgeſtein ge brochen iſt, wenngleid die trennende Wand keine große Mädytigkeit befißt. Wie hat man ſich jest nach dieſer neuen Theorie die
wie wir oben bereits konſtatiert und durd) Herodot beſtä: tigt gefunden haben.
Landſdiaft des Fayum vorzuſtellen ? Da die Hauptmaſſe
Wenn man nun den von H. Whitehouſe entdeckten
des Hodi-Nils offenbar die ganze innerhalb der Peripherie der 3600 Stadien gelegene Gegend gerade ſo überſchwemmt, wie die benadybarte Ebene zu beiden Seiten des Nils. Nad den hundert Tagen des Hodywaſſers aber mußte die Rüdſtrömung allmählich und zwar ſo weit erfolgen, als die Beſtimmung der ganzen Ableitung als eines Reſervoirs dies geſtattete. Wie man durch Deiche und Sdíleußen dieſe Rückſtrömung regulierte, wäre hier zu erörtern zu weit läufig. Es genüge die Andeutung, daß der größte Teil
Sud-See ( Wadi-Mojeh) mit dem Birget-el-Qerun oder Horn See als Nordgrenze kombiniert, ſo wird man den Be
ſamtumfang erreichen , der für den Moris -See ſtipuliert werden muß , ſoll nicht die Angabe der 3600 Stadien, wie ſie in glaubwürdigſter Weiſe überliefert iſt, gegen alle Grund: fäße der Kritik über Bord geworfen werden . Thatſächlich
bringt uns aber der hieroglyphiſche Plan von Bulaq einen vierfachen Beweis für die Theſis , daß bei dieſem altbe rühmten Gewäſſer ein ſüdlicher und nördlicher Theil unter: ſdieden wurde. Unmittelbar hinter dem Baſſin mit dem ſchwimmenden
derſelben wie eine konkave Muſchel abfällt, ſo war zur Zeit
der Landſchaft einen beträchtlichen Teil des Jahres hin=
durd, nur ſo viel Waſſer behielt, als zur Berieſelung der Felder nötig erſchien und daß alſo das Fayum ſchon in der
Der Möris - See.
früheſten Zeit (der VI . Dynaſtie) reidlichen Spielraum hatte, um der Garten Aegyptens zu werden , wie dies jekt
689
Schichten , nicht aber hat man darunter den allenfalls durch
noch der Fall iſt, troßdem die Sorgfalt der Bewäſſerung
die Ausgrabung entſtandenen Damm zu denken ; denn eine eigentliche Ausgrabung des Felsbodens hat nur in den
in den leßten Jahrhunderten bedeutend nadigelaſſen hat.
Ranälen Plat gegriffen .
Aber ſchon viel früher ergaben ſich beträchtliche Differenzen
Mit dieſer geologiſchen Beſchaffenheit der Umgebung hängt wobl die ſchon von Herodot erwähnte Durchſicherung des eingeleiteten Nilwaſſers, beſonders bei höherem Stande, aufs innigſte zuſammen . Der Bahr' bela-ma , über den Herr Roblfs eigens geſchrieben hat, 1 ſtreicht im Weſten
im Ausjeben der Landſchaft, je nad dem die Zufuhr des Nilwaſſers eine vollfommenere oder unvollſtändigere war.
Nur die tiefſten Depreſſionen hatten die Präſumption für ſid ), ſtets mit Nilwaſſer verſehen zu ſein . Aber ſelbſt dieſes natürliche Geſet erlitt im Laufe
unſeres Möris - Sees und könnte ebenſogut als zeitweilig
der Zeiten Ausnahmen . So iſt z. B. gegenwärtig die ſüd liche Niederung des Wadi Gharaq thatſächlidy ohne Ueber ichwemmung, während ſie noch im 15. Jahrhundert reid licheres Waſſer empfing als das nördlidere Farum , weldies eben ſeiner ſich mehrenden Waſſermenge wegen den Namen Fayum , ,,das Meer ", auf ſidy konzentriert hat. Die nod)
(in der älteren Zeit ) durchgeſichertes und wieder verdunſtetes Waſſer vom Möris - See aufgefaßt werden , wie der noch weiter abliegende, aber aus dem natürlichen Gefälle leicht erklärbare Strich des Wadi Fadhi, der unter dem Parallel des alten Memphis liegt. Dieſer , ebenfalls eine Entdeckung des Herrn Whitehouſe, befindet ſich übrigens zu nahe
tiefere Einſenkung des Wadi Reian und Wadi Mojeh bat
an dem großen Wadi Faregh und dem Wadi Natrun,
längſt keine Ueberſdwemmung mehr , während doch zur
als daß er ohne weiteres vom Möris -See hergeleitet oder
Zeit des Claudius Ptolemäus, nach ſeiner Karte zu jdließen, gerade dieſe Niederung der Hauptteil des Möris -Sees
iſoliert betrachtet werden könnte. Dem Begriffe nach ent hält der Bahr' Juſuf, jener Nil -Arm , welcher bei Illahun mit dem direkten weſtlichen Nil-Kanale zuſammentrifft, eine Art Gegenſat, indem der Name wohl nicht vom Patriarden Joſeph oder irgend einem Herrſder (Scheifb)
bildete , da
dieſer Geograph ibn ſüdlich von Bacdis
(Banchis ? ) unter den Breitegrad von Arjinoë ſette. Ilm gefehrt zeigt der Birget-el-Cerun gegenwärtig ein jährliches Wadistum . Es verhält ſidy dieſes Sdwanken ähnlich wie der wechſelnde Waſſerreichtum der Nil Mündungen am Mittelländiſchen Meer, nur daß dieſe Fluktuation von Weſt nach Dſt gerichtet und vielleicht aus ganz anderen
des Namens Juſuf, ſondern wie dieſer Name von der Wurzel jasaph ,,binzufügen , ſid anſchließen" (increase)
Urſachen erfolgt iſt. Wer durd) Autopſie wahrgenommen hat , wie der Nil hier die įdwarze Humus -Erde wegreißt
zu entſpringen ſcheint. Um noch einmal, hier abidhließend, auf die Größe des Möris . Sees zurückzukommen, ſei des Ausſprudes von Aelius Ariſtides gedacht, wvelder jagte, daß der Möris -See vor dem Marevtis und dem Serbonis
und anderwärts anjetzt, wie die Sandbänke und das Fahr:
rangiere (an der Weſt- und Dſtmündung des Nils ), eine
waſſer beſtändig wechſeln, der wird ſich mit der Bezeichnung Herodot's befreunden , daß der Nil ein ſehr energijder Fluß iſt. Die Nadwirkung dieſer Energie war ſiderlich auch innerhalb des Fayum nod) zu verſpüren und hilft
Ausdehnung , wie wir ſie erhalten , wenn wir außer dem Wadi Mojeh auch noch den Birqet-el - Derun in das Be reid des künſtlichen Möris -Cees einbeziehen. Uebergehend zum hiſtorijden Teil und zu der Frage,
die wedyſelnden Erſcheinungen ſeines Waſſerſtandes zum
welcher ägyptiſche König den Möris -See durch Einleitung
Teil mit erklären .
des Nilwaſſers geſchaffen habe , ſo bin ich natürlich mit
Der Birget-el-Derun hat bradiges Waſſer, in welchem die ſonſt dem Möris-See zugeſchriebenen Fiſche nicht vor kommen. Zur Erklärung dieſer Thatſache muß auf die Geologie oder die Naturgeſchichte refuriert werden , ſei es daß man annimmt, der Salz- oder Natrongehalt rühre von altem Seewaſjer her , als noch das Meer Teile der
Wüſte Sahara und folglich audy dieſe Depreſſion bedeckte und allmählid verdunſtete, oder daß die Auslaugung des Bodens eben durch das einſtrömende Nilwaſſer geſchah. Wenn die Alten redyt haben mit der Bezeichnung des Möris - Sees als eines Meeres ( pa -juma -mare, auch Strabo nennt ihn ,,Meer" ), welches Wellen dlug , jo ſtimmt dieſe Bezeichnung zu dem zerriſjenen Ausſehen ſeiner
Ufer , die ſich wie eine von Wellen gepeitſchte Seeküſte darbieten , zu den injelartig erhobenen Hoben innerhalb desſelben und endlich zu dem Phänomen der Eroſion an
den Wüſtenrändern. Dies iſt ein wenig kompaktes und leicht zerreibliches Geſchiebe von horizontalen Kalkſtein Ausland 1883 Nr. 35,
Herrn Whitehouſe einverſtanden , wenn er beſtreitet, daß
idon in der Zeit des Protomonarden Menes der frudyt bare Nomus Crocodilopolites beſtanden habe. Dieſe Zu jammen -Gruppierung findet ſich nur bei Diodor I, 89 : „ Einige behaupten , daß einer der alten Könige, Menas genannt, als er von ſeinen eigenen Hunden verfolgt worden ,
jid in den ſogenannten Möris - See geflüchtet habe und unverhoffter Weiſe dort, von einem Krokodile aufgenommen , an das jenſeitige Ufer getragen worden ſei ."
Wie ſchon
der Zuſammenhang der Stelle an die Hand gibt , liegt hier die noch öfter aufſtoßende Verſchreibung Menas für Möris vor.
Warum Herr Whitebouſe die Hypotheſe Bunſens, die ich näher begründet habe, daß nämlich Möris der König Merira Pbiops der 6. Dynaſtie fei, nidyt einmal der Er wähnung wert hält, läßt ſich nur aus ſeinem byperkritiſchen 1 Drei Monate in der Libyſchen Wüſte. 1875 . 105
Der Möris -See.
690
Skeptizismus begreifen . Aus der Thatjade, daß bis jeßt nur Altertümer aus der Ptolemäerzeit und weiter herab im Fayum und zwar unter dem erſten Plateau gefunden worden ſind, glaubt er ſchließen zu dürfen , daß in früherer Zeit überhaupt dort keine bewohnten Lokalitäten beſtanden haben , ohne das Mißliche dieſes Sdluſſes zu bedenken .
dieſes natürlichen Regels die Folge von Eroſionen, welche
das Waſſer und der vom Samum darauf gewehte Wüſten ſand verurſacht hat. Sollte in dem Namen ein Nacıflang
an den urſprünglichen Begründer des Möris -See oder an Amenemha III. , den Erbauer des Labyrinths, enthalten ſein, da deſſen Beiname Mares oder Marros öfter wieder
Die wirklich vorhandenen Denkmäler älterer Zeit beſeitigt
kehrt und die halb ſagenhafte Inſdrift ſeiner wirklichen
er in ziemlich kühner Weiſe. So z. B. ſagt er, der Obelisk von Begig (ſüdweſtlich von Krokodilopolis) ſei nicht in situ,
Piyramide bei Horvara el-Kebir : „Verachtet mich nicht im Vergleidie zu den ſteinernen Pyramiden 2c.“ auf eine Ver
wohl nur deshalb , weil derſelbe auf dem Humus des künſtlichen Seebodens und nicht auf dem natürlichen Fels
mengung der beiden Pyramidengruppen , der bei Gizeh und der bei Juahun und Howara ( el-makta und el-Kebir) deut
boden ſteht. Allein dieſe Erſcheinung erklärt ſidy befriedi
lich hinweiſt ? Man erinnert ſidy, daß an die drei großen
gend durd die Annahme, daß dieſer Obelisk nad, der 6. Dynaſtie errichtet wurde und zwar von Veſurteſen I. von der 12. Dynaſtie, von welchem aud) der einzig übrig gebliebene bei Heliopolis herührt. Selbſt die wohlbezeugten Königsringe des Amenemha III. , welche Lepſius auf dem Boden des Labyrinths aufgefunden hat, werden von White houſe nur beiläufig als am Rande liegend erwähnt, aus dem einfadyen Grunde, weil er mit der Anſicht des Herrn Lepſius über die vermeintlich noch vorhandenen Trümmer
Pyramiden von Gizeh ähnliche Geſpenſtergeſchichten während
des Labyrinthbaues nicht einverſtanden iſt. Id ſtimme ihm bei , wenn er dieſe „ Schlammziegelmauern einer wenigſtens ſpätrömiſchen Periode" zuweiſt , weil ich auf Grund der Beobachtung Mariette's längſt dieſe Ueber jeugung gewonnen
und ausgeſprochen habe.
Aehnlid
macht er es mit dem Denkmale von Biahmu. Weil es größtenteils zerſtört iſt und nur die Grundſteine übrig ſind, ſagt er, „ die Steine zu Biahmu ſind keine Pyramiden “, ohne zu berückſichtigen, daß ſie die pyramidale Verjüngung aufweiſen . Seine Vermutung, daß ſie „ römiſchen Datums ſein können " , kann nidit ſdywer ins Gewidyt fallen, da der Reiſende Paul Lucas nody die Bruchſtücke der beiden Statuen geſehen hat, welche einſt auf (ení nicht = against) dieſem pyramidalen Unterbau geſtanden hatten. Das rojena granitne gehörte dem König Möris, das weiße (aus Kalf ſtein oder Marmor) der Königin Merira -andnes. Welde Veranlaſſung konnte jemand in der römiſchen Periode =
haben, dort ein ſolches Denkmal aufzuſtellen ? Kommen wir zur Pyramide von Howara - el-Kebir.
Sie gehörte zum Rieſenbau des Labyrinths und zwar als weſtlicher Abfdluß.
Wer des Verfaſſers hierauf bezügliche
Auffäße in der ,, Allgemeinen Zeitung " geleſen hat , wird kaum bezweifeln , daß ihre Zuweiſung an Amenemha III . Mara von der 12. Dynaſtie ſich richtig verhält. Eine andere Frage iſt, wie der Name Haram Meruet el-Berl ,
der ſicherlich urſprünglich eine von Menſchenhand gebaute
der arabiſden Periode geknüpft wurden, wie an die Haram Meruet-el- Bert.
Auch ſonſt fehlt es im Fayum nid)t an Reminiszenzen des memphitiſchen Gaues. So hat Mariette z. B. den mitten im Fayum auftretenden Namen Sonbat mit der
Legende Sche -aneb-hat des Vulaqer Planes identifiziert, welche ,, See der weißen Umwallung " bedeutet. Aneb -hat iſt aber ſeit Urbeginn der ägyptiſchen Geſchichte der pro fane Name von Memphis, als hevxòv teixos bei den
Klaſſikern öfter erwähnt. So gibt es auch im Fayum ein Haus der memphitiſchen Ptahl- Tanon.
Man darf alſo den Namen Sonbat nicht ſo auffaſſen, als hätte dort, weit hinter Krokodilopolis, eine Umwallung oder Eindeidung beſtanden . Thatſächlich finden ſich auch daſelbſt keinerlei Spuren eines folchen Menſchenwerkes. Nähert man ſich jedoch der Hauptſtadt des Fayum , dem
eben erwähnten Krokodilopolis , ſo ſtößt man auf einen künſtlichen Deid), der ſich ſüdnördlid) erſtreckt, dann im redyten Winkel nach Dſten fid wendet und an dem dortigen
Höhenzug des den Nil weſtlich begleitenden libyſchen Ge birges ſeine natürliche Grenze findet. Es braudyten alſo nicht viel mehr als zwei Seiten eines Quadrats künſtlich
hergeſtellt zu werden. Dies iſt die Umwallung des eigent lidhen Möris -Sees nach Linant-Bei, eine Theorie, die oben bereits beſprochen worden iſt mit dem Beifügen , daß H. Whitehouſe dieſen Deichſpuren eine abweichende Deus tung gibt. Dieſe beſteht darin , daß er annimmt, die Deiche ſeien zu Strabo's Zeit errichtet worden und hätten dazu gedient, das obere Plateau waſſerfrei zu erhalten und dieſe feien audy von Mafriſi erwähnt. Es iſt ſehr ſchwer , die
richtige Entſcheidung zu treffen. Zivar ergibt eine ſorg fältige Beachtung der Worte Herodot's II 149, wo er als Augenzeuge berichtet: ,, Ich ſah nirgends die ausgegrabene Dammerde" , daß zu ſeiner Zeit die Deiche noch nicht be 1
Pyramide bezeichnet, an das Weſtende des Wadi Mojeh verſchlagen worden iſt. Es iſt ein fühn anſteigender und weithin ſichtbarer Hügel, einzeln ſtehend und mit glißern dem Gyps geſtreift, der bei den umwohnenden Beduinen im Geruche der Fürdyterlichkeit ſteht, weshalb ſie ſich dort zu ſchlafen nicht getrauen. Nach Sdyweinfurth's Unter
mauer bedurfte. Wir werden ſo zu der umgekehrten An nahme geführt, daß die Deiche zur zeitweiligen Feſthaltung des einſtrömenden Nilwaſſers gedient, um den befruchten
ſuchung iſt das phantaſtiſche und geiſterhafte Ausſehen
den Nilſdılamm fidy ablagern zu laſſen , und daß dieſe
ſtanden haben. Andererſeits aber iſt Herrn Whitehouſe's Erklärung nicht ſehr wahrſcheinlic) , da ja die fragliche Plateauhöhe vhnehin wegen ihres Niveau's keiner Sdut
1
Michielſens Reiſe im ſüdweſtlichen Borneo.
691
Maßregel erſt in verhältnismäßig ſpäter Zeit getroffen
anzunehmen , daß das aus weißem und hartem Material
worden iſt, nadidem die Zufuhr infolge der Verſchlammung des Hauptkanals eine ſpärlidiere geworden war. Hatten
(Kalkſtein oder Marmor ) erbaute Labyrinth ſich wirklich dort befunden habe, wo Lepſius es hinſekte. Die Bewohn
die Deiche dieſe ihre Sduldigkeit getban , jo konnte das
heit der ſpäteren Bewohner, dieſes monumentale Material
nunmehr entbehrliche Waſſer mittels Deffnung der Schleußen
wie einen Steinbrud) zu benüßen reſp. zu mißbrauchen
beliebig in die Niederungen abgelaſſen werden , da ja, wie
und Ralk daraus zu brennen, erklärt uns hinlänglicy, wie
oben ſchon bemerkt, die dortige Konfiguration des Bodens
ein jo foloſſaler Bau ſpurlos verſdwinden und ein anderer
einer konveren Muſchel gleicht.'
an ſeiner Statt erſtehen mochte, wie es zur Zeit der Dode farchie und noch ſpäter geſchehen iſt.
Zur Zeit der arabiſchen Eroberung erhielt das hiero glyphiſd) ,,Seeland" genannte Baſſin oder Reſervoir wenig mehr als das zur Berieſelung nötige Waſſer und ſo iſt es lo
ziemlich bis auf den heutigen Tag geblieben. Es verdient jedenfalls unſere Beadytung, daß in der geſamten ägyptiſch arabiſden Litteratur, audy in den Urkunden , die vor eini gen Jahren im Favum gefunden und in den Beſitz des
deutſchen Konſulats gelangt ſind, keine Andeutung darüber vorkommt, als ſei jemals das Becken mit Waſſer ausge füllt worden. Ebenſowenig wiſſen die Zeitgenoſſen : der Hof des Rhedive, ſeine Ingenieure, die Mudire oder der koptijde Klerus oder der Scheith der Rechnungsfammer,
von einem ſolden Ereignis. Sie ſtimmen aber überein in der Anſicht , daß bei Durchbredung der Barre von Illahun ſofort das Fayum mit Nilwaſſer gefüllt würde.
Die größte Tiefe des Möris- Sees wird von Herodot zu fünfzig Klaſtern angegeben , bedeutend größer als der gegenwärtige Befund darthut. Läßt ſich auch dieſe An gabe zum Teil dadurc) erklären , daß ſeit mehr als zwei
tauſend Jahren eine Erhöhung des Bodens durch Ver idylammung eingetreten iſt, ſo muß body andererſeits be: rückſichtigt werden , daß Herodot dieſes konkrete Maß nicht als Meſſung, ſondern als Folgerung aus der identiſdi
Es hat das Labyrinth nidyt allein dieſes Sdidjal ge
habt. Selbſt vor den Augen der heutigen Reiſenden voll zieht ſich dieſe Barbarei im geſegneten Lande Aegypten. Das franzöſiſche Hauptwert ,,Déscription de l'Egypte
enthält die Pläne vieler Bauwerke, welche man jeßt ver gebens
judhen würde.
Aehnlid) die ,,Denkmäler aus
Aegypten " . Nad) Plinius waren es hauptſächlich die Hera klevpoliten !, welche das Labyrinth in merkwürdiger Weiſe befehdeten, nadidem es durch Piametid) I, wiederhergeſtellt worden.
Man erſieht hieraus, daß die Zerſtörung don
frühzeitig eingetreten ſein mußte ; nur läßt fid, der Zeit punkt und Anlaß noch nicht ſider beſtimmen . Aber die urſprüngliche Anlage des Labyrinths durch Amenemba III.,
ſeinen Abſchluß in der noch ſtehenden Pyramide findend, als eine architektoniſche Berkörperung des elyſäiſchen Ge fildes der Aegypter , iſt ſo wohl bezeugt, daß begründete
Zweifel dagegen nicht geltend gemacht werden können. Die Lage war audy glücklid, gewählt, da ſie ſowohl die Zufuhr des Nilwaſſers, als eine Siderheit gegen Ueber flutung gewährte.
angenommenen Höhe der zwei pyramidalen Bauwerfe von Biahmu erhalten hat.
Midielſeus Reiſe im ſüdweſtliden Borneo .? Widtiger als dieſer Punkt iſt ſeine beſtimmte Mel dung, daß neben dem Möris-See das Labyrinth erbaut war. Herr Whitehouſe iſt auch in dieſem Punfte mehr als ſfeptiſd , indem er ſagt : ,,Die Ueberbleibfel zu Hau warah , mit fold abſurder Uebertreibung in dem Werfe (von Lepſius) ,, Denkmäler aus Aegypten " abgebildet, ſind nur Sdılammziegelmauern aus einer wenigſtens ſpätrömi ſchen Periode. Herr Vaſalli (Konſervator am Muſeum von Bulaq) glaubte ( 1882) , daß das Labyrinth zerſtört worden ſei.
Herr Mariette hielt dafür, daß es noch unter
dem Schlamm des Fayum verborgen ſtecke. Ich denke, man ſollte ſich anderwärts danady umſchauen ." Gegen die zuletzt geäußerte Anſicht braucht man nicht zu polemiſieren , da ſie mehr als unbeſtimmt gehalten , ja geradezu nichts
Unter den Quellen für die Kenntnis des Malaiiſchen Ardipels nehmen die Werfe der Batav. Genootſchap van
Kunſten en Wetenſchappen mit die erſte Stelle ein und es muß daber dankbar anerkannt werden, daß die Vorſtandſchaft in ihrer Sibung vom 15. November 1881 erklärt hat, wie die genannte Geſellſchaft mit der Veröffentlichung ihrer Werke keinen anderen Zweck verfolgt , als die Verbreitung von wiſſenswerten Mitteilungen und deshalb beſchließt, den Nad)druck deſſen , was in ihren Werken vorkommt, ganz freizuſtellen , da es biedurd möglich ſein wird , das inter: ejanteſte und wichtigſte des Inhaltes in weiteren Kreiſen , als nur unter den Mitgliedern der Geſellſchaft bekannt zu madien . /
ſagend iſt. Nur ſoviel kann man einräumen , daß die Baureſte, ſoweit ſie aus ungebranntem Ziegelwerke beſtehen, der römiſchen Periode angehören . Aber dies hindert nicht
" Auch der Bulager Papyros bringt das „ Seeland “ in be ſtändige Beziehung zu den feindlichen Bewohnern von Chanes, d. h . Herakleopolis .
* Im ganzen und großen iſt mit der künſtlichen Bewäſſerung des Fayum die Waſſerverſorgung der Schwäbiſchen Alb zu ver gleichen , nur daß hier die Pumpwerfe das Waſſer zur erforder. lichen Höhe emporheben.
2 Wir haben bereits einzelne Bruchſtiide aus den Ergebniſjen der Reiſe Michielſen's geboten (1. „ Ausland“ 1883, Nr. 24 , S. 475) , welche zugleich als Ergänzungen des nunmehr folgenden , eingehen , deren Berichts hierüber angeſehen werden ſollen. A. 8. R.
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Michielſens Reiſe im ſiidweſtlichen Borneo.
Wir haben ſchon öfter von den Schriften der genannten
Landung wurde die Umfaſſung an der Waſſerſeite und
gelehrten Geſellſchaft für kürzere Mitteilungen in dieſen
nad dem die Begrüßungsfeierlichkeiten abgelaufen waren , aud) an der Landſeite geöffnet und hiemit der Zugang zu
Blättern Gebrauch gemacht. Heute möchten wir einen
Auszug aus einem im erſten Heft des XXVIII. Teils der ,, Tijdschrift voor Indische Land - Taal-en Volkenkunde erſchienenen Aufſar des Herrn W. J. M. Midyelſen vor
legen . Derſelbe bebandelt ſeine im Jahre 1880 nad den
dem
Inneren des Dorfes freigegeben . Wäbrend dieſer Zeit dlug man auf die Gongs und
ſingende Frauen erhöhten den Lärm durch Schläge auf den Katampan , ſo daß es buchſtäblid unmöglich wurde,
im Innern des jüdweſtlichen Teils der Injel Borneo ge legenen Teilen des Sampit- und Ratinganfluſſes unternom mene Reiſe. Genannter Herr , der an der Spiße der Ab
fid) nur durch lautes Screien verſtändlich machen und durd vieles Winken das Aufhören des Lärms bewirken
teilung für das Sampit ſtand , ' einem Gebiet von etwa 1300 G. D. MI., hat auf dieſer Reiſe, welde 38 Tage dauerte,
konnte. Danach ging es nady einem anderen Dorfe zurück, wo eine Natsverſammlung gehalten werden ſollte; dort
Blide in das Innere getan, wie es vor ihm nur wenigen Per
berridite ziemlider Woblſtand, es wird viel Heis ange baut, weshalb ſic Leute aus den weiter flußabwärts ge
ſonen vergönnt war. Es umfaßt die genante Abteilung das frühere, im Jahre 1787 durch den Sultan von Bandjermajin
das eigene Wort zu verſtehen , weshalb Herr Michielien
legenen Gegenden dortbin ziehen , um bei dem Sdyneiden
an die Oſtindiſche Kompagnie abgetretene Keidy Rotaringin,
desſelben bebililid zu ſein . Dieſelben erhalten einen feſten
welches noch jeßt einen Lehnſtaat bildet und verſdiedene (ſeit 1826 ) ganz unter niederländiſder Herrſchaft ſtehende Diſtrikte; dieſelbe grenzt an die Reſidenz Weſter-Abteilung von Borneo. Die Bevölkerung iſt ſehr ſchwad) und gehört
Geſchnittenen beträgt. Ausſpruch des Europäer's über drei Neditsfälle.
größtenteils den Dajakern an .
Fall betraf eine Sklavenfrage und wurde, da die Sklaverei
Vor Beginn unſerer Mitteilung möchten wir darauf aufmerkjam maden , daß der Bericht des Herrn Midieljen nicht für eine wiſſenſd)aftlide Zeitſdyrift, ſondern für die
bier ſeit 1860 abgeidafft iſt , einfach nad) dem Geſet ent
Regierung gejdyrieben iſt und eigentlid, nur als eine ver fürzte Abſchrift des Tagebudys, welches der Verfaſſer durch feine Stellung zu führen verpfliditet war, betracytet werden
Tagelohn ( in Reis natürlid ), der ungefähr 1-1,7 des In der Natsverſammlung verlangte man aud den Der erſte
ſchieden ; im zweiten und dritten fall gaben Ehebruch und
Eheſcheidung Veranlaſſung zu dem Reditsſtreit. Beide Fälle wurden zu Gunſten des Klägers entidvieden und die Häupt linge mit der Ausführung des Urteils beauftragt, dieſelben überhaupt aufgefordert, ihre Autorität mehr geltend zu
muß. Audy wir haben , um unſerem Auszug ſo viel wie
maden, was nötig war, da fremde , ſdılaue Kaufleute einen
möglid, von der Friſche des Originals zu bewahren, den
überwiegenden Einfluß zu bejißen dienen. Sodann wur
jelben nicht nach Gruppen geordnet, ſondern den Stoff in derſelben Ordnung , in der er dem Verfaſſer erwähnens:
den die gewoonliden Gaſtgeſchenke, Reis , Hübner , Eier und Früdyte gebradt und mit Tabat, Salz und allerlei
wert ſchien , wiedergegeben. Dod) wollen wir Midieljen
Kleinigkeiten , Spiegel , Kämmen u . 5. w . erwidert.
nidyt auf dem ganzen Zuge folgen, ſondern das, was auf ethnographiſchem Gebiete am bemerkenswerteſten ſein durfte, kurz zuſammenſtellen und alles hervorheben , was im ſtande
Am 14. März fam man nad Kiban Sambali, wo die jeßt verlaſſene Wohnung von Demang Djaga beſid
iſt, ein deutliches Bild von dem Einfluß der Europäer in jenem wenig bekannten Teile Borneo's zu geben . Alle geo graphiſchen Notizen, die an und für ſich manches Wertvolle
enthalten, haben wir teils des Naumes wegen, teil: weil es uns unmöglid) war, eine gute Kartenſfizze beizufügen ,
zurüdgehalten .? Die Erpedition (einſdyließlich der Nuderer 46 Perſonen ) begab ſich am 29. Februar 1880 in ſechs Booten auf die Reiſe nady dem Inneren des Landes.
tigt wurde ; das Haus iſt etwa 100 m. lang, 19 m. breit und 7-8 m . über dem Boden erhöht. Außer dem Flur
beſteht es ganz aus Eiſenholz und iſt auch mit Sirappen ! aus Eiſenholz gedeđt. Eine Längenwand mit 22 Thü ren teilt es in zwei gleidye Teile , deren vorderſter cine lange Galerie bildet , welche zu gemeinſchaftlicher Arbeit, zu Berſammlungen und als Sclafraum der Reiſenden gebraudyt wird; die bintere Hälfte enthält 22, durch Holz
wände von einander getrennte Kammern, deren jede einer Familie zum Aufenthalt und als Rüche dient. In manden befanden ſid, jedoc 3-4 Feuerpläße.
Es war prädytiges
Am 5. März erreichte ſie das leßte, nadı ſeinem Oberhaupt Demang Buntui benannte Dorf am Kwajan
Fluß.
Ein feierlicher Empfang wartete ihrer ; der Van
dungsplaß war mit Matten belegt und dieſer Raum mit
Ehrenpforten und Guirlanden abgejdylojjen. Erſt nad der
Holz zu dieſem Gebäude verwendet worden und einer der Begleiter des Herren Midielſen , ein Händler, erklärte, daß dasſelbe zu Sampit einen Wert von etwa 15,000 Gid. baben würde. Bor dem Gebäude befanden ſid) einige hobe
Pfähle, deren zwei Menſchenſchädel trugen ; auf den an Inzwiſchen iſt Michieljen unter Beförderung nach Kutei an
deren befanden ſid in Holz gejdnittene Bilder fliegender
der Oſtkiiſte verjeßt worden .
2 Die geologiſche Karte von v. Gaffrou , Tijdschr. Aardr.
Gen. VII I, kann zur Orientierung dienen .
4 Bretter in Form flacher Dachziegel und ebenſo wie lettere zur Dachbededung verwendet.
Michielſens Reiſe im ſüdweſtlichen Borneo.
Nashornvögel ( eine Buceros -Art), ein in dieſen Gegenden gewöhnlicher Schmuck. Das Ganze war mit einer Paliſſadie rung umgeben und außerhalb derſelben befand ſich eine
Menge Obſtbäume der verſchiedenſten Art. Herr Michielſen hatte kurz vor ſeiner Abreiſe aus Sampit einen Brief des Häuptlings von Booen Katingan ,
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dieſes Geſchöpf geſehen hätte. Das lange, dünne Kopfhaar und weiter die Haare , die er auf dem Körper hat , na mentlich auf Bruſt und Rüden , ſind von derſelben braun
roten Farbe, wie die des genannten Tieres. Seine (Ge ſidytszüge, namentlich der große , vorſtehende Mund und die lange Oberlippe , feine langen Arme, ſein ſcheuer Blick und
Kihai Ali, empfangen , der ihm mitteilte , daſs eine feind
tieriſdes Neußere – in allem iſt er das Ebenbild des
liche Bande von 500 Mann nady ſeinem Wohnort unter
Orang - Utan.
wegs ſei, hatte dies jedoch auf Grund ſeiner langjährigen
ten unter den Dajafern vorkommt, hat er ſeinen Namen
Dem Umſtand, daß das rote Haar ſo fel
Erfahrung für eine gewöhnliche Uebertreibung gehalten . Nun
„ Mangan “, d. i. der Rote, zu danken. Im Anfange fühlte
erfuhr er zu Kwala Nijai, daß 200 Mann gekommen ſeien ,
er ſich nicht ſehr behaglid ), wagte nidyt, mid anzuſehen , ſah ſich fortwährend redits und links um , als ob er auf dem Punkt ſtünde, zu flichen ; nach und nach wurde er ruhiger und wies dem Dolmetſdyer nach, daß derſelbe mit ihm verwandt ſei , da derſelbe früher mit einer Frau gelebt
um Sühne zu fordern für den Tod der vielen Sdyladyt opfer, welche im Auguſt 1879 bei einem Ahangzug der Booen Katinganer gefallen waren ; man hatte damals
von 25 Toten geſprochen. Jetzt kam endlich Nadridit von dem , was wirklich geſdyehen , daß nämlich Raden Pafu, der Häuptling von Booen Melabin , mit einem Gefolge von etwa 60 Perſonen in der Nähe war, doch
ſcheine der Zweck ſeines Zuges friedlicher Natur zu ſein . Er wünſde nämlich die Ankunft des europäiſchen Beamten
abzuwarten , vermutlich , um deſſen Vermittlung zur Bei legung der beſtehenden Streitigkeiten nachzuſuchen , worauf
habe , weldie Mangan unter ſeine Verwandten rechnete. Der Dolmetſcher gab ſich damit zufrieden und nun nannte Mangan ihn einmal über das anderemal ,,Schwager" und wurde zutraulider. Sin allgemeinen fand der Verkehr hier ebenſo, wie früher ſtatt, Träger wurden verſchafft, Geſchenke empfangen und gegeben .
die Uebertreibung auf das richtige Maß zurückgeführt war.
In einem Dorfe bemerkte man einen ſehr unange nehmen Gerudy , der , wie man zuerſt glaubte , von dem
Kihai Ali batte übrigens, wie man von zufällig anweſenden chineſiſchen Händlern vernahm , in ſeinem Gebiet wenig zu
forſchung ergab ſich jedoch, daß im nädyſten Hauſe eine
ſagen. Dieſe Kaufleute hatten einige Tage vorher ein an einem Fluß gelegenes Dorf beſucht , hier aber hatten ihnen die Dajaker eine ziemlich bedeutende Buße, 120 Realen
Sdmuß herrührte, welder alles bedeckte; bei näherer Nach: Leidye lag , die etiva eine Woche alt war. Sie befand ſidy in einem aus einem
Stück von einem
Baumſtamm ge
führten jene zu Rihai Ali , den ſie baten , Redyt zu ſpreden.
machten Sarg , der nicht gut gedichtet war. Als man die Einwohner fragte , ob ſie es bei ſolchem Geſtank aushalten fönnten , meinten ſie lachend , es würde ſchon von ſelbſt nad laſſen. Nun zog man nad dem Dorfe Mangan's, wo ein großes Feſt ſtattfand ; er hatte nämlid) vor einigen
Ihrer energiſchen Weigerung und der herkuliſchen Stärke
Wochen für 800 Gld. eine Blanga ( Thongefäß) gekauft , der
eines ihrer Begleiter, eines gutmütigen Menſchen, aber von teufliſdem Aeußeren , hatten ſie es zu danken , daß die
Hilfe des im Topfe wohnenden Geiſtes zu erlangen.
auferlegt, weil ihr Dorf „ Pali“ oder „ Pamali“ ſei und die Kaufleute dies verlebt hätten. Als leßtere die Bezah lung verweigerten , waffneten ſich die Dorfbewohner und
Dajafer keinen Verſudy machten, die Drohung , weldie ſie ausgeſtoßen hatten , nämlich ſie zu töten , auszuführen. Uebrigens empfing Herr Michielſen hier die Mitteilung, daß in den leßten Tagen wieder viele Kopfjäger ſid, in Booen Katingan herumtrieben und ſchon etwa zehn Per fonen getötet hätten. Im Verkehr mit dem Europäer, dem erſten , den ſie wohl je geſehen , zeigten ſich die Frauen
viel weniger deu und verlegen , als die Männer. Am 15. März wurde die Nadyricht von der Ankunft des
Beamten an drei Häuptlinge der Sahije Dajaker geſchidt, welche ſich in der Zahl von mehreren Hunderten ſeit einigen Jahren hier niedergelaſſen haben , um den Anfällen der fortwährend umherſchweifenden Uts zu entgeben ; dod iſt ihr eigener Ruf namentlich in Bezug auf die Jagd nach +
Köpfen auch nicht ganz rein .
Am 16. kamen dieſelben.
Ueber einen unter ihnen, Demang Mangan, ſagt der Beridit (wörtlich überſeßt) : Ein ſo ſprechender Atavismus vom Orang Utan war mir noch nie vor die Augen gekommen . Darwin würde vor Freude gejaudyzt haben (?) , wenn er
!
zu Ehren jeßt eine große Feierlichkeit ſtattfand, um die Auf dem Plat zwiſchen den Häuſern war an dem
Dpferpfahl ein verziertes Gerüſt errichtet, auf dem die Blanga geſtanden hatte, als zu ihrer Ehre ein großes Sdwein geſchladitet worden . Mit dem Blute hatten die
Dorfbewohner ſich ſelbſt und den heiligen Topf beſtrichen ; dann war leşterer auf ein ähnliches Gerüſt in eine der Hütten gebracht worden, wo man ſid, beſchäftigte, das eben geld ladytete Schwein in kleine Stücke zu zerſchneiden . Um den Topf herum führten vier Frauen einen Tanz aus,
der den ihrer anderen Stammesgenoſſen nod, an Langſam keit übertraf. Auf ſechs Feuern kocyte Schweinefleiſch. Die Wohnung war erſtickend voll von betrunkenen Daja kern , die auf allerlei Weiſe ihrer Freude Luft machten. Daß der Beamte gerade zu dem Blangafeſt gekommen, wurde als ein ſehr glückliches Vorzeichen betrachtet. Als er ſpäter im Fluß ein Bad nahm , vernahm er einen un gebeuren Lärm von neuen Haufen betrunkener Dajaker
und bald nachher erſdyien auch Demang Djaja , ihr Häuptling, am Ufer , der unter vielen Komplimenten und
Michielſens Keiſe im jüdweſilichen Borneo.
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Verbeugungen um Vergebung dafür bat , daß er betrunken jei. Dieſe wurde ihm aud) gewährt und er gleidyzeitig auf
gefordert , am folgenden Tage zurüdzukommen . Er aber ging zu ſeinen Gefährten und erklärte , ihm ſei Verzeihung gewährt und Erlaubnis gegeben , betrunken zu ſein ; man dürfe jedoch den Beamten durch den Lärm nicht ſtören, weshalb die ganze Geſellſdaft ihr Feſt an einem entle genen Orte fortſeşte. Uebrigens iſt Djaja ein Mann , der
bei dem Aufſtande von 1866 ſehr gute Dienſte geleiſtet hat, weshalb er beſonders ausgezeidynet wurde (namentlid) durch eine Garnitur Knöpfe mit dem Kgl. Namenszug.) Darüber war er auch ſehr gerührt und verſprady einen Beſudy zu Sampit zu machen ; dann bat er aber um Er laubnis, auf ſeiner Reiſe einen Kopf abídlagen zu dürfen .
Als ihm unter Androhung der Ungnade der Regierung die nachgeſudyte Erlaubnis verweigert wurde, verſiderte er, es unterlaſſen zu wollen , doch thue es ihm ſehr leid , daß man ihm nicht einmal einen einzigen Kopf gönne. Ein Verſud) , die Stämme zu bewegen , ſidy weiter flußabwärts nieder zu laſſen , mißglückte; ſie befürchteten nämlich, daß die Nachkommen derjenigen Dajafer, weldie früher in den ibnen vorgeid lagenen Gegenden angeſiedelt 1
geweſen waren , ſich melden würden , um von ihnen Tribut zu erheben , wozu ſie nach ihren volkstümlichen Gewohn : heiten (adat) das Redyt hatten .
Die Verhandlungen mit den Häuptlingen , welche großenteils die Veranlaſſung zu der weiten und gefährlichen
nur Köpfe gejagt , um Feindlichkeiten, die durch andere Dajafer begangen worden ſeien , zu erwiedern . Darauf teilte der Beamte ihnen mit, daß auch dies nur erlaubt jei, wenn es die wahren Schuldigen treffe. Herr Michielſen iſt der Anfidit, daß wirklid), wenn dies geſchähe, dem Unfug wohl ein Ende gemacht werden würde. Am 20. März fam man noch nach dem Dorfe Haſan, deſſen Bewohner Mehelet- Dajaker ſind ; dieſer Stamm ſcheint eine Vorliebe für Hundefleiſd) zu beſißen , da aber dieſe Tiere auf der Jagd ſehr nüßlid ſind, ſcheint es , daß man nur franfe oder idywer verwundete Tiere iſt. Eigen : tümlich iſt es, daß ſeine Nachbarn, welche jelbſt Schlangen, Krokodile und Eidedyſen verſpeiſen , jenen wegen der Vor liebe für Hundefleiſd mehr oder weniger verachten. Am 21. März ſprad) Herr Midjielſen mit Demang Sianjapi über dieſelben Angelegenheiten , weldie er mit den 1
anderen Häuptlingen don beſprochen hatte.
Es iſt dies
ein ſehr wohlhabender Mann ; auf ſeinem Grundſtüd liefen jedys Büffel, die bei einem Tiwafeſt gedlachtet werden follten, das er nad der Reisernte zu Ehren eines etwa cin Jahr vorher verſtorbenen Verwandten feiern wollte. 3m
Durdſdynitt koſteten ihn die Tiere 250 Gld. Es wäre daber wohlfeiler geweſen , Sklaven zu ſchlachten , die nur etwa 100 Old. koſten ; auch iſt leşteres mehr dem Gebrauche gemäß. Demang Kanjapi erzählte jedody, daß er, um den Befehlen der Regierung zu folgen , gerne größere Koſten aufwenden wolle; übrigens kam man an veridhiedenen
wurde in dajakiſcher und malaiiſcher Sprache niederge ſdyrieben und durd, beide Parteien und das Gefolge (als
Wohnungen vorbei, die wohlbefannten Kopfjägern gehörten. Auf dem Wege nad) einem befreundeten Dorfe wurde man durch eine Prau mit Gongmuſik und Masken empfangen , die einen ſchrecklichen Lärm madyten . Am Landungsplaş war eine große Geſellſchaft zum Empfang verſammelt. Herr Midyielſen wurde im Hauſe des Häuptlings zu einem erhöhten Sißplat geführt, an den Wänden ſtanden etwa dreißig Blangas, darunter verſd ,iedene von großem Wert ; darüber hingen ungefähr vierzig Gongs , deren größter
Zeugen ) unter dyrieben .
gegen einen Meter Durdymeſſer hatte.
Reiſe gegeben hatten , waren nicht ganz reſultatlos. Man verſprach keine Raubzüge mehr zu unternehmen und nicht mehr auf Köpfe zu jagen , mit Ausnahme jedod) des Falles, wenn es ſich darum handle, für ähnlide Uebelthaten feind lider Stämme Rade zu üben . Herr Midvielſen wollte dies jedod, nur erlauben , wenn die Rache an den ſchuldigen Perſonen genommen würde. Ein dahin lautender Vertrag
Die Töpfe und
Am 18. März wurde der Katingan in etwa anderthalb
Beden hatten wenigſtens einen Wert von 15,000 Old .,
Stunden auf dem Landwege erreicht, wo ſid, aud) Kiahi Ali
doch die koſtbarſten waren in der Wildnis an einer nur
einſtellte, mit dem man am folgenden Tage in ſein Dorf
ihrem Beſißer bekannten Stelle vergraben . Im Dorfe wehte die niederländiſde Flagge neben dem Opferpfahl,
Balei-Baleh kam ; hier wurde aucy mit Raden Paku, dem
den nötigen Pantars ' und Hampatungs.
Väuptling der Boven -Melahui, über die Mittel beraten , um der Kopfjagd ein Ende zu machen. Am 20. fam man in das lekte Dorf Telok Tampang, das gut befeſtigt, auf einem etiva 25 m . hohen , ſteilen Hügel liegt. An dem ſelben Tage wurde die Verſammlung der Häuptlinge in Balei-Baleh gehalten. Herr Michielſen teilte ihnen mit, daß er hiehergekommen ſei , um ſid, perſönlich von der Wahrheit
Auch hier ſudyte Herr Midyielen auf Abſchaffung der beſtehenden böſen Gewohnheiten hinzuwirken. In den leßten acht Tagen waren elf hiehergehörige Perſonen durc, Ropf jäger ermordet worden ; man hielt den Aufenthalt für ſo gefährlid ), daß , als er einen Augenblick die Paliſſadierung
der empfangenen , ungünſtigen Berid te zu überzeugen.
1 Die Bedeutung von Þantar vermag ich nicht mit Sicherheit anzugeben , vielleicht iſt es identiſch mit Pantjar, Wachthäuſer,
Was nun einmal geſchehen ſei, ſei geſchehen und wolle er dieſes nidyt weiter unterſuchen ; doch von dieſem Tage an ſei
Häuſer für unverheiratete Männer. Hampatungs, Ampatungs ſind eine Art Götzenbilder , roh gejdhnitzte Menſchentöpfe mit weit
Köpfejagen und Menſchenſdladyten abgethan, ſo wie es
herausgeſtreckter Zunge auf langen Pfählen . Bei andern Stämmen
ihnen auch nicht länger erlaubt ſein ſolle , fremde Handels
werden dieſelben Bilder, ſehr klein natiirlich, als Talismane am
leute zu beläſtigen . Hierauf wurde geantwortet, man habe
fiörper getragen .
Kleinere Mitteilungen..
verlaſſen wollte, ihn ſofort eine Schaar Bewaffnete be gleitete. In der Nacht wurde Allarm geſchlagen und es
hatten wirklich mehrere Kopfjäger einigen Perſonen aufge
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ichen Aufnahmen , die aſtronomiſchen , magnetiſchen und meteoro logiſchen Beobadytungen ſind von großer Tragweite und wurden programmgemäß ſehr gut durchgeführt. Der Verlauf des Jahres, welches die Erpedition auf Jan Mayen ziigebracht hat , war for : gender geweſen : Ende Auguſt 1882 begannen die Nordſtiirme mit voriibergehendem Schneefalle. Der September war ſchön und warm . Der Oktober bradyte Nordſtiirme , Kälte und herrlide Nordlichter, es wurden deren im ganzen 126 beobachtet, von ſafrangelber, blaßgrüner, bläulicher und jelten roter Farbe, die ſtets beweglich und niemals ruhend wareit und von denen mande !
lauert, ohne jedoch ihren Zweck zu erreichen , da ſie noch zeitig bemerkt worden waren . Am 23. März erreichte man Sepandan, wo Midyielſen zum erſtenmale während dieſer Reiſe mit einer gewiſſen Gleichgültigkeit empfangen wurde. Allerdings fann man ſich bierüber nicht febr verwundern . Einer der Häuptlinge war ein berüchtigter Kopfjäger und einer von Herrn Michielſens Vorgängern hatte den Befehl gegeben, ihn wie ein wildes
über das ganze Firmament reichten. Der Winter war milde,
er ſich zurück. Uebrigens waren einige Menſdyenſchädel
mit wenig Eis , aber viel Schnee. Am 12. November hat die Polarnad;t begonnen ; die Dunkelheit imponierte aber wegen der imgemein häufigen Nordlichter wenig. Schneeſtiirme mit raſen den Böen verhinderten jedoch manchmal jeden Ausgang. Erſt der Dezember brachte Eis an die kiiſten , das die Nordſtiirme oft ganz zermalmten . Die Brandung drang bis auf 200 Schritte landeinwärts , bis gegen die Niederlaſſung, alles mit Salzkryſtal len erfiillend , weshalb das Trinkwaſſer aus einer entfernten la
vor verſdiedenen Häuſern aufgehängt, was Herrn Midia
gune bejchafft werden mußte.
Tier niederzuſchießen. Zögernd kam er denn aud), um den Beamten zu begrüßen und zitternd ſtredte er die Hand gegen ihn aus , die jener nicht annahm ; Kajan ( o hieß er) blieb einen Augenblick mit ausgeſtreďter Hand ſtehen , dann zog
elſen Veranlaſſung zu einigen Bemerkungen über Köpfe jagen und Menſchenſchlachten gab. Die Stimmung war bier ſo fühl , daß nicht einmal Gaſtgedenke angeboten wurden . Man fam nun in ein kleines Dorf , Kangat Beda julut, wo man übernadyten wollte ; nach dem gewöhnlichen
Empfang madyte man Bekanntídyaft mit dem Häuptling, einer unbedeutenden Perſon , und ſeiner Frau , Njai Lumi durch die er ſeine Stellung erlangt hatte. Dieſe bat den Titel Njai und ihren Einfluß hauptſächlich ihrem früheren
Leben zu danken, weldies ſie mit vielen einflußreichen Per
!
Im Jannar war die größte Stälte .
Das Maximum derſelben betrug 320 C. , aber Südwinde brachten manchmal auch eine Temperatur von +20 C. Am 30. Januar war die Polarnacht 311 Ende. Der März war durchidhnittlich der fälteſte Monat. Die Station war kurze Zeit eingejdhneit. Im April und Mai herrſchte meiſt Thauwetter. Anfangs Juni pai ſierte außerhalb der Eisgrenze ein Walfänger- Dampfer, der jedoch die Station nicht bemerkte. Ende Juni gab es fein Eis mehr. Die Lebensmittel und die Häuſer entſprachen vollkommen dem Bedarfe. Den Winter iiber war wenig geheizt worden Bei der Durd )forſchung der Inſel wurde im Süden derſelben ein Grab
mit Gerippen entdect; es diirfte die Reſte der vor 250 Jahren hier verungliidten Holländer bergen. Die Jagdausbeute betrug
berüchtigter Kopfjäger, war dem Beamten aus dem Wege
3 Seehunde, 5 lebende Polarfiichſe, viele Vögel und Seetiere, aber feine Eisbären . Die Mitglieder der Expedition litten nicht an Sforbut. Am 6. Auguſt verließ die Expedition auf der
gegangen.
„ Pola “ Jan Mayen . Die Ankunft in Hamburg iſt für den
fonen in Berührung gebracht hatte. Ein Schwiegerſohn, ein
Am 24. März famen die Reiſenden an verſchiedenen
Dörfern der Ratingan - Dajafer vorbei, nur das Dorf Pandu wurde ausſchließlich von Dubui- Dajafern bewohnt, die ſelbſt hier einen ſehr ſchlechten Ruf haben. Dort zerſtörte Herr Michielſen eine außerhalb des Dorfes gelegene Balei pali ( verbotene Hütte), in welcher ſich ſechs Perſonen eben zur Kopfjagd vorbereiteten. (Schluß folgt.)
Kleinere Mitteilungen. Rüdfehr der Deſterreichiſchen Polarexpedition . Der Transportdampfer „ Pola " iſt mit den Mitgliedern der Deſterreichiſch Ungariſchen Nordpolar- Erpedition am 10. Auguſt von der Inſel Jan Mayen nach glücklicher Fahrt in Drontheim angekommen. An Bord iſt alles wohl. Die „ Pola“ , welche in ſtruktionsmäßig ſchon am 1. Auguſt bei Jan Mayen hätte cina
19. ds. fcſtgeſežt.
Unterſuchungen des Waſſers aus dem nördliden Teile des Indiſchen Ozeans.
Ueber den Salzgehalt des Indiſchen Ozeans waren bisher ,
wie bekannt, mur wenige , über den der nördlichen Teile jenes Meeres gar keine Unterſuchungen vorhanden . Nun ſammelte Dr. G. Liebſcher gelegentlich einer Fahrt von Singapur madı Point de Galle , Bombay und Aden Seewaſſerproben , um durd ; deren Analyſe zur Ausfüllung angedeuteter Lücke beizutragen. Von den gewonnenen Reſultaten heben wir nachſtehende hervor : Ju 50 48 ' 11. B. und unter 910 20 ' ö . l. Gr. war das ſpezifiſche !
Gewicht der geſchöpften Waſſermenge bei 15,50 C. 1,0258 ; 100 Ccm. Waſſer enthielten 3,34 g Salze, 1,9525 g Chlor. In 80 74 11. B. und unter 770 16 ' 0. l. Gr. betrug das gefundene
Gewicht des Seewaſſers bei 15,50 C. 1,0262; in 100 Cem . desſelben aber waren 3,44 g Salze und 1,9880 g Chlor. 120 g . 11. Br. , 740 55 ' ö, L. Gr. hatten die Waſſerproben ſpezifiſches Gewicht von 1,0262 bei 15,50 C. und es fanden in 100 Ccm . derſelben 3,46 g Salze und 1,9880 g Chlor. 180 7 11. Br. , 690 51 ' 0. l. Gr. ergab ſid) ein ſpezifiſches
Ju ein ſid) In Ge
treffen ſollen , hatte infolge der Witterungs- und Eisverhältniſſe erſt in den lezten Julitagen den Hafen von Reikjawif auf Island verlaſſen fönnen und hat am 4. ds., um 11 Uhr vormittags, Jan Mayen erreicht. Man fand die Mitglieder auf der Juſel
widyt des Seewaſſers ebenfalls bei 15,50 C. von 1,0264 und ſein
vollkommen wohl. Dieſelben haben trotz vielfacher Schwierigkeiten
311 1,0276 , den Salzgehalt dagegen unter 100 Ccm . Waſſer 311 3,52 , den Chlorgehalt zu 2,0945 y. Zirka 15 Meilen im N.-O.
ihre Aufgabe volſtändig gelöſt und weſentliche Reſultate fiir die Wiſſenſchaft erzielt. Die Vermeſſung der Jujel, die photographi
Gehalt an Salzen betrug 3,40 g , an Chlor 2.0157 g unter 100 Ccm . Ju 150 7' n . Vr. und 59053' 6. L. Gr. fand man das
ſpezifiſche Gewicht bei der ſchon öfters angegebenen Temperatur von Aden endlich war das ſpezifiſche Gericht des Seewaſjers bei
Kleinere Mitteilungen.
696
15,50 C. 1,0275 ; der Gehalt an Salzen in 100 Ccm . 3,51 , an
Scheffel, Hafer 783,129 Scheffel, Roggen 1132 Scheffel, Erbſen
Chlor 2,0945 g. Aus den von Liebſcher gewonnenen Zahlen tritt
106,345 Scheffel, Bohnen 6385 Scheffel, Widen 3182 Scheffel, Kartoffeli 33,565 Scheffel, Riiben 12,865 Scheffel, Harotten 873 Echeffel, Alepfel 142,217 Scheffel, Birnen 22,371 Stefjel.
:
vor allem eine Zunahme des Salzgehaltes hervor , ſobald man ſich weſtlich von Zeylon dem Arabiſchen Meer nad) Norden zuiwendet
B. ! .
und den 8. Parallelfreis iiberſchreitet . Ju der ganzen Erſtreďung von jenem ſcheint der Salzgehalt das bisher im Indiſchen Ozean gefundene Maximum noch zii iiberſchreiten, außerdem aber in allen Teilen desſelben etwa gleich 311 ſein . Selbſt bis nach Aden , alſo bis in die Nähe des erheblid) jalzreicheren Roten Meeres hin iſt
keine weitere Veränderung bemerkbar. Mit Recht wird angenom
Der Stand der Sklaverei in Braſilien. Das Sklavenemanzipationsgeſetz in Braſilien datiert vom Jahre 1871. Von da bis Ende 1882 ſind durch den Emanzi:
men , daß der größere Reichtum an Satzen im nördlichen Indiſchen
pationsfonds 12,898 Sklaven freigekauft, dagegen ohne Entſchädigung
Ozean von der Verdimſımg herriihre , welche der Waſſer abſor
durch die Beſitzer 56,056 Sklaven in Freiheit geſetzt worden . Für die Befreiung der genannten Sklaven gab der Staat 9,010,795 Milr.
bierende große aſiatiſche Kontinent in dieſem an 3 Seiten einge
ſchloſſenen Meeresteil der offenen See gegeniiber ſehr begiinſtigt .
ans ; rechnet man biezu die fiir Verwaltung und Sammlung der
Außerdem aber wird die Konzentration des Meerwaſſers weſent lich durch die dort herrſchenden hohen Temperaturen unterſtiitzt.
Fonds verwendeten Sumen und die von den Sklaven ſelbſt zu
ihrer Befreiung aufgebrachten Gelder , ſo erhält man die Total
Zur Statiſtik von Tasmanien .
jumme von 10,476,102 Milr., was 812 Milr. für jeden Stlaven beträgt. Auf die einzelnen Provinzen verteilt ſich dieſer Loškauf nach den offiziellen Angaben der braſilianiſchen Regierung in
Aus den in Tasmanien 1882 gedrudten Statistics of the Colony of Tasmania for the year 1881 , einem ſehr umfang: reichen Bande, heben wir folgende Zahlen hervor : Perſonen männlid) 115,705
ſchreiben mr leſen , nicht ſchreiben nicht leſen konnten
die Erziehg . blieb unbekannt bei verheiratet waren nie verheiratet verwitwet
61,162
51,543
Amazonas Pará Marandhao
74,837 9,589
39,401
35,436
4,791
4,798
31,080
16,822
14,258
148
51
34,878
17,744
17,134
Pernambufo
75,393
40,964
34,429
5,352
2,878
2,974
11
5
6
Alagoas Sergipe Bahia Eſpiritu Santo
71
71
12,579 11,163
8,676 7,333
3,903
1,416
1,343
73
199
geſchieden unbekannt blieb die eheliche
Stellung bei eingewandert waren ausgewandert mehr eingewandert als aus
Sllaven :
weiblich
Die Zahl der Bewohner be lief ſich auf von ihnen fonnten lejen und
folgender Weiſe : Provinzen : Anzahl der Tafiir aus dem befreiten Fonds bezahlte
150,290 75,522
8,691
Parahyba
320
161,137 678,296 267,742 172,213
17,280 83,597 34,219 12,820
892,090 160,065
107,552
ausgegeben. Die Zahl der Bände belief ſich 311 Anfang des
Minas Geraes
Goyaz Matto Groſſo
Zahl der
Tonnengehalt
in die Häfen von Tasmanien wurde gebracht Tonnen
Summa
1197 417 310 1584 208 503 1984 970 106
164 851 1933
69 46
12,898
15,228
P1
319,100 1,892,524 910,102 67,693
34,892
I!
21,514 41,425 7,196
82,030
10,987
517,311 1,822,253 37,704
116,355 95,505
45,270
6,930
9,010,795 Milr.
!
11
695,054 Milr.
Außerdem wurden durch richterliches Erkenntnis 18,051 Skaven in Freiheit geſetzt, ſo daß die Geſamtzahl der befreiten Sklaven (jeit 1871 ) 87,005 beträgt. Die Anzahl der Sklaven im ganzen Kaiſer reide betrug am 30. Juni 1882 : 1,356,648 , was nur eine Ver
Wert in Marf
Thran
Schiffe
34,293
201,360
Jahres auf 8390, der Zugang war 135 Bände , exkluſive der Fortſetzungen der Zeitſchriften. Beſucht wurde die Bibliothek von 25,414 Perſonen , d. h. ſo viele trugen ihre Namen in das „ Beſuchs buch " ein . Weber den Walfiſchfang werden hier zi1in erſten Mal
ſeit 10 Jahren genauere Mitteilungen gegeben :
46,056 I!
790 Nio Grande d. Norte 162
Fiir die Public Library wurden in dieſem Jahre 1,057,340 M.
Jahr
190,127 364,230
Summe: Milr.
314
Rio de Janeiro S. Paulo Paraná Santa Katarina S. Pedro do Sul
gewandert
321 613
Summe: 3,728 Mitr. 1
Pianchy Zeara
Norte
3,830
6
Von den Sklaven ſelbſt aufgebradite
Gallonen
1872 1873
19 18
4917 4765
353
18
576
18
880,000
1874 1875 1876
16 13 13
4088 3525 3295
342 139 479
28 26
615,600 219,300 834,800
1877
3156 3156
451 282
126
632,100
1878
12 11
1879 1880
11 10
3156 2780
268 219
126
1881
10
2780
316
548,400
338,400 468,500 280,900 882,400
In den Goldminen arbeiteten 1286 Perſonen ; der Wert des aus
minderung von 194,148 gegen die Zählung (Matrifel) von 1871 bis 1873 ausmadit. Fiir 3 ganze Provinzen und für Teile von 3 anderen Provinzen lagen aber für die Statiſtiť pro 1882 feine Angaben vor , es wurden deshalb die alten Zahlen (von 1871 ø . P. bis 1873) beibehalten .
Einige weitere Mitteilungen über die Bevölferung von Niederländiſch Dſt- Indien . Zu den in Nr. 37 des „ Ausland“ 1882 gebrachten Notizen iiber die Bevölkerung Niederländiſch Indiens im Jahre 1880 tragen wir hier noch einige dem Regierungsbericht über 1882 entnommene Angaben nach . Von den Europäern und denjenigen ,
den Aluvialminen gewonnenen Goldes betrug 838,900 Mk., der
aus den Quarzminen 4,380,020 Mr. An Weizen wurden pro duziert bis 31. März 1882 977,365 Scheffel, Gerſte 102,475
1 Die Zahlen über die Anzahl der Reis unter einem Milreis ſind hiebei unberiidſichtigt gelaſſen.
Notizer.
welche mit ihnen gleiche gejetliche Rechte beſaßen (Miſchlinge, in anderen Erdteilen als Europa geborene Perſonen , denen dieſe
Rechte vorbehalten blieben ), waren auf Java und Madura 4049 Männer, 1914 Frauen in den Niederlanden, 13,696 Männer und
697
möglicherweiſe ſich entwidelnden Kataſtrophe geängſtigt , da um jenie Zeit ſich Rauch um ſeinen Gipfel lagerte. Die Beſtürzung war eine um fo größere , als ſeitdem die Europäer von jenen Gegenden Beſitz ergriffen haben , fein Ausbruch des Ometepef ſtatt 1
F
12,781 Frauen in Niederländiſch Indien. 6 Männer und 5 Frauen in Nord - Amerika , 11 Männer und 8 Frauen in Siid - Amerika, 120 Männer und 11 Frauen in Afrika , 2 Männer und 1 Frau in Auſtralien geboren ; im ganzen waren da 18,754 Männer und 14,954 Frauen. In den Beſitzungen außerhalb Java lebten 4233 Männer und 3701 Frauen, die unter die Europäer oder die den jelben Gleichgeſtellten gerechnet wurden . Davon waren 918 Männer
auch ſchwacher Thätigkeit ſind. Es wurden daher von Rivas und Grariada wiſſenſchaftliche Kommiſſionen abgeordnet, um einen Bericht über die lage zu erſtatten. Diejenige von Rivas unter der Leitung von Ch. Notting (vom Smithſonian Inſtitut in Waſhington ), die andere mit Herrn A. Ronfant an der Spitze,
und 144 Frauen in den Niederlanden , 2932 Männer und 3177
( Escuela de artes y ciencias) vorſteht. Zwei oder dreimal be
Frauen in Niederländiſch Indien , 8 Männer und 2 Frauen in Nord - Amerika , 2 Männer in Süd - Amerika, 4 Männer und 1 Frauen in Afrika geboren. Wir übergehen hier , ebenſo wie bei
ſtiegen die Kommiſjäre den Vulfan , fanden aber jedesmal den
.
3
gefunden hatte, obwohl andere Vulkane Nikaragua's in ſteter, wenn
welcher dem ſeit kurzem in Managua gegriindeten Polytechnikum alten Krater in der gleichen Ruhe und Unbeweglichkeit, in der er ohne Zweifel ſchon ſeit Jahrhunderten verharrte ; aber nicht weit
den Angaben über Java und Madura, diejenigen Nationalitäten,
von ihm ſtießen ſie auf eine trichterförmige Seitenöffnung, etwa
welche nur in ſehr geringer Zahl vertreten waren .
8 m. im Umfang, deren Tiefe ſie nicht zu meſſen im ſtande waren : Die ihr entſtrömenden ſchwefeligen Dämpfe ließen fein lebendes Weſen dort verweilen . Auf eine Entfernung von etwa 25 m . vom neuen Krater erzitterte der Boden unaufhörlich und es hatte
Nach dem
Stande hatte man auf Java und Madura 481 Juduſtrielle, ein dhließlich folcher , welche Handwerte in großen ausiibteit, mit
eingeborenen Arbeitern, 126 Handwerker, 2560 in Landbau -Unter: nehmungen beſchäftigte Perſonen, 1173 Händler und Kaufleute, 3374 bürgerliche Beamte u . ſ. w ., im Regierungsdienſt 267 Aerzte und
Notare, die wohl durch die Regierung zugelaſjen , aber nicht bezahlt ſind , 911 penſionierte u . ſ. w . Beamte ( inkluſive Militärperſonen ) und 325 andere mit nicht näher bezeichneter Beſchäftigung. (Jn den Angaben des Berufs ſind jedoch die Bewohner der Reſidenz
Surabaya nicht begriffen, da die von dort empfangenen Angaben ganz unbrauchbar waren .)
Auf den anderen Beſiķungen befanden
ſich unter den Europäern 110 Induſtrielle, 19 Handwerker, 519 in Landbau - Unternehmungen beſchäftigte Perſonen, 309 Händler, 1139 Perſonen im Zivildienſt der Regierung, 69 Aerzte und
den Anſchein , als ob ſich auch dort die im Innern ſich ſpannenden
Gaje Luft machen wollten . Dieſe Unterſuchung ging Mitte März vor ſich. Ani 1. Mai vernahm man um 10 Uhr morgens ein ſchređenerregendes, unterirdiſches Getöſe , das zwei bis drei Minuten
andauerte . Am folgenden Tag beſtieg eine Anzahl Perſonen den Vulfan und fand , daß der Krater ſich erweitert hatte. Er maß jetzt ungefähr 28 m . in der Länge und 212 m . in der Breite,
gewiſſermaßen eine Spalte , deren Tiefe natürlich nicht zu ergründen war. Ringsum waren große Mengen ſchieferfarbigen Schlammes, untermiſcht mit Steinen und Felsſtücken, ausgeworfen und hatten auf
eine länge von 300 m . in ſüdweſtlicher Richtung ihren Abfluß
Notare (durch die Regierung angeſtellt, aber nicht bezahlt) , 187
geſucht.
penſionierte niedere Beamte und 26 Perſonen , deren Beruf nicht näher angegeben iſt. Unter den Eingeborenen auf Java befanden ſich 30,328 angeſtellte oder zugelaſſene Geiſtliche, 43,379 Hadjis (Metka- Pilger), 405 Groß - Induſtrielle, 47,678 Klein - Induſtrielle, 1409 Großhändler, 338,894 Kleinhändler , 40,311 Hausdiener. Von den anderen Beſitzungen ſind keine brauchbaren Angaben eingegangen. Von anderen Teilen der niederländiſchen Beſitzungen
fand eine Reihe von furchterregenden Ausbriichen ſtatt, welche von lang andauerndem Krachen begleitet waren . Um 2 Uhr nach mittags jah man die neben dem Krater ſtehenden Felſen zuſammen ſtürzen , dann fing die Lava an auszufließen, uuid aus der heißen
kamen 10,136 Chineſen auf Java an , ebenſo 2219 vom aſiatiſchen
Feſtland ; 7802 verzogen nach anderen Teilen des Archipels, 2444 nach Aſien ; bei den Arabern ſtellte ſich die Zahl der Ange kommenen auf 554 und 168, der Abgereiſten auf 215 und 102. Auf
Java und Madura befanden ſich unter den Eingeborenen 7725 ( 3935 Männer und 3790 Frauen ), unter den Chineſen 175 ( 97 Männer und 78 Frauen ), unter den Arabern 1 (Mann) Chriſten. Auf anderen Beſitzungen waren 184,791 Eingeborene (91,913 Männer und 92,878 Frauen , wovon 47,058 Männer und
Der Boden war überall mit Aſche bedect.
Am 4. Mai
Maſje hob ſich eine dicke Säule bleifarbigen Rauches empor, deſſen Ehrfurcht gebietende Pracht die vor Angſt beſinnungsloſei! Injulaner in die Kirchen trieb, um durch ihr Gebet den dem Ei land drohenden Untergang abzuwenden. Glidlicherweiſe verfolgte die Lava einen Weg , auf welchem ſie weder auf menſchliche Wohnungen noch auf angebautes land ſtieß . Ometepel iſt ein von den Reiſenden in Zentralamerika gern aufgeſuchter Ruhepunkt.
Sie haben den Vulfan ,,die Königin des Nikaraguaſees “ genannt. Intereſſant iſt die Inſel noch durch die beſonderen Gebräuche , die Ueberlieferungen und Sprache ihrer Einwohner, ſowie durch die daſelbſt ſich vorfindenden Ruinen . S. 9 .
47,304 Frauen in der Minahaſſa , 26,525 Männer und 26,618 Frauen auf Ambon ), 640 Chineſen (406 Männer und 234 Frauen ), 15 Araber ( 12 Männer und 3 Frauen ) zum Chriſtentum bekehrt. Ausbruch des Vulfans von Omotepel im Nikaraguaſee. Aus den Fluten des Nikaraguaſees bis zu einer Höhe vou zirka 1700 m . in tadelloſer Kegelform emporſteigend, iſt der Omo tepek wahrſcheinlich einer der ſchönſten Vulkane der Welt. Dadurch, daß er ſich dem Auge als ein freiſtehender , ſcharf abſchiiſſiger Berg präſentiert, iſt der indruck , den er hervorruft , viel nach
haltiger , als derjenige, den viele ſeiner Rivalen hinterlaſſen , die ihm an Höhe überlegen ſind, aber durch die in ihrer Nachbarſchaft
aufſtrebenden Gebirgsketten und Gipfel beeinträchtigt werden . Die Bevölkerung des weſtlichen Seeufers , ſowie die an ſeinem Fuße in den Ortſchaften Moyogalpa und Alta Grazia lebenden Juſu .
laner wurden ſchon Mitte Febriar durch drohende Anzeichen einer
Notizen. Afrika.
Die deutſche Niederlajſung Angra Pequena. Durch die Zeitungen läuft die Notiz , daß die Firma Lüderitz in Bremen
durch ihren Bevollmächtigten Vogelſang die Bai von Angra Pequena und das umliegende land in einer Ausdehnung von 10 D. 07. MI. käuflich erworben , mit dem Zweck , die reichhaltigen Kupferlager, welche in den ziemlich nahe an der Küſte heran tretenden Gebirgszigen enthalten ſein ſollen , fachmänniſch aus zubeuten. Angra Pequenna liegt etwas nördlich des 270 jüdi. Br. an der Weſtkiiſte von Afrika, in Groß - Namaqua - Land. Es iſt I
Notizen .
698
eine ſchöne Bai mit drei größeren Inſelni, vortrefflichen Anker: grinden und geſicherten Häfen. Von der etwas ſiidlich gelegenen
Eliſabethbai führt eine Verbindung nach der zirka 27 D. M. ent.
ſich der alten Stadt und den Moſcheen uur barfuß nähern. Ihr Bildungsgrad iſt mit wenigen Ausnahmen ein ſehr niederer und die acht Rabbiner zeichnen ſich durch Orthodorie und entſchiedene
fernten Miſſionsſtation Bethanien . Angra Pequema erſcheint auf
Abneigung gegen alle Neuerungen aus . Nur der Rabbi Abner,
der Karte als engliſche Beſitung Wie nun nach den Zeitungsberich -
der auch bei den Arabern in hohem Anſehen ſteht, iſt einiger maßen aufgeklärter. Die Frauen werden ſehr wenig geachtet ; die
ten die Firma Liiderit dazu gekommen iſt, diejos Stüd land von den Hottentotten in Bethanien 311 erwerben, bedarf noch einer weiteren Erklärung. Dr. Bayol in Beledugu. Dr. Bayol , von dem wir in Nr. 26 des „ Ausland “ berichtet, daß er von Bafulabe in
Bamaku am oberen Niger eingetroffen , befindet ſich nach ſeinem leyten Brief vom 25. April 1883 wohlbehalten in Kumi, nörd
lich von Bamaku, im Lande Beledugu und hofft in der nächſten Zeit die noch wenig erforſchten, weſtlich vom Niger gelegenen Ge biete von Damfa und Murdja erreichen 311 können .
medes ( Weſtfiiſte) nach dem Kunene ( Proc. of the R. Geogr. Soc. Auguſt 1883) , erfahren wir einige intereſſante Einzelheiten über das Schidjal, welches die weitgewanderten und harterprobten „ Tređboers " 1 in der portugieſiſchen Provinz, ihrer neuen Hei : mat, gefunden. Sie haben ſich in der Ilmgegend des portugieſia
ſchen Forts Huilla nicht niedergelaſſen ſondern ſind noch einen Tagemarſch weiter nördlich gezogen , um ſich in den griinen uud gutbewäſſerten Fluren von umpata (San Samtario) endgültig niederzulaſſen . Sie fiihren ein arbeitſames, aber behagliches leben ; ſie ſind ihrem Glauben treu geblieben , welder auch nicht , wie anfangs vermutet wurde, von der in der Nähe befindlichen fatholi ichen Miſſionsſtation durch Bekehrungsverſuche gefährdet worden
Reinlichkeit in den Häuſern , liebenswiirdige Gaſtfreiheit
ſtimmten den engliſchen Lord zu ihrem höchſten l'obe.
!
hann Palacky hat in der Böhmiſchen Geſellſchaft der Wiſſenſchaften
am 9. Februar 1883 eine kritiſche Ueberſicht 1' der Vögel Aegyptens nach Shelley ( Birds of Aegypt) , Heuglin (Ornis Nordoſtafrika's) und Gray ( Handlist of Birds of British Museum) mitgeteilt.
Dieſer Zuſammenſtellung iſt zu entnehmen , daß die Hauptmaſſe
Aus Lord Mayo's Reiſe im Sommer 1882 von Moſja:
iſt.
Verheiratung erfolgt ſchon als Kind, Scheidungen ſind darum ſehr häufig. Die reicheren Juden huldigen , wie die Erzväter, noch der Polygamie und haben vielfach zwei Frauen . Kritiſche Ueberſicht der Ornis Aegyptens. Dr. Jo
Hat die
portugieſiſche Regierung durch Herſtellung eines Karrenweges von Moſſamedes nach Humpata den Erport ihrer Bodenprodukte er leichtert, ſo hat ſie andererſeits durch einen unmäßigen Zoll auf europäiſche Waren den Import derart verſtopft , daß die Händler ſelbſt den weiten Umweg über die Walfiſchbai nid)t ſcheuen und ihre Artifel noch um billigeren Preis bei den Boers abſetzen , als
der Vögel des unteren Nillandes paläarktiſch iſt und zwar herr : ſchen die Zugvögel vor , wie es bei einem ſchattenloſen Küſten : gebiete , in welchem nur ein ſchmaler Streifen Kulturland den Fluß einſäumt, vorauszuſehen iſt. Wenige tropiſche Vögel er:
reichen die Süidgrenze Aegyptens und dies wohl nur im Sommer ( Argya , Nectarinia (?), Estrelda). Eine mit dem Nil herab gekommene Spezies iſt wohl die Nilgans (Chenalopex egyptiaca) , die jouſt das Tote Meer erreicht. Wie im ganzen paläarktiſchen Ge biet herrſcht Mangel an lokalen Spezies, höchſtens Cypselus palli dus und der nicht allgemein anerkannte Turtur Sharpii ſind anzu führen . Eigentümlich iſt, daß die Wiſten im Weſten den Vögeln un
überſteiglich erſcheinen , weſtafrikaniſche Spezies ſcheinen zu fehlen. Dagegen hat das Rote Meer eine tropiſche indiſche Ornis (Anous,
Phaethon , Sula , Dromas), das Mittelmeer behält nordiſche Formen (Colymbus septentrionalis z . B.). Beide Meere ſcheinen hier ebenſo im Gegenſatz zu einander zu ſtehen , wie bei ihrer Fiſdifauna , in welcher das Rote Meer 243 indiſche Formen ( Day) zählt .
Der Weinbau in Algerien nimmt ſehr raſch gewaltige Dimenſionen an .
In 1880 wurden bereits auf 23,734 Ha.
Kairo hat 368,108, Alerandria mit Vor
432,580 H ). Wein geerntet und kamen davon 49,094 Hl . zur Ausfuhr, während in 1879 die Ausfuhr nur 10,850 Kl . betragen hatte. Beſonders auf der erſten Terraſſe in der Gegend von Maskara ſiedeln ſich immer mehr ruinierte Weinbauer aus Süd frankreid ) an ; das Produft gleicht den ſidſpaniſchen Weinen und wird in den franzöſiſdien Weinfabriken meiſtens zur Fabrikation von Bordeaux benutzt. Der Hektar Weinberg koſtet bei Maskara bereits zirka 5000 Frcs. Wald in Algerien Algerien hat nach (Guy ( L'Algerie. 1876 ) 110ch 2,257,272 Ha. Wald , freilich zum größten Teile ertragloſer Buſchwald. Ungefähr die Hälfte entfällt auf die Provinz Kon ſtantine, mit den ausgedehnten Wäldern von La Salle, Beni, Sa lak , Edough , Batna, Truduf und Djidjeli. Die Provinz Oran hat 681,000 , die Provinz Algier 451,000 Ha. Nach den Bäu
ſtädten 208,775, Port Said 16,560, Suez 10,913, Tantah 38,725, Damiette 34,046 , Roſette 16,671 , Manſurah 26,784 , Zagazig
men geordnet verteilt ſich die Fläche folgendermaßen : Pinus halepensis, Strandkiefer, 695,000 Ha. Cedrus Libanotica var.
es auf der direkten Linie inöglich wäre. Bevölkerungszahlen aus Algier 1111d Tunis. Nach
den offiziellen Angaben beträgt die Geſamtbevölkerung Algiers 3,310,412 Köpfe. Darunter befinden ſich 2,812,497 cingeborene Mohamedaner, 195,418 Franzoſen und 181,354 Fremde. Tunis zählt nach den neueren ſtatiſtiſchen Erhebungen 1,500,000 Ein :
wohner ; hievon treffen auf die dortige Fremdenfolonie außer 11,770 Schutzbefohlenen nur 24,217 Seelen . Bevölkerung Aegyptens. Die im letzten Jahre auf Empfehlung Sir Audland Colvin's vorgenommene Volfszählung in
Aegypten iſt vor kurzem beendet worden . Die ganze Bevölkerung wird zu 6,798,230 Seelen angegeben ; darurter ſind 3,393,918 Männer iind 3,404,312 Frauen .
19,046 Einwohner . Ueber die Juden in Fez berichtet Benolui, der Direktor
der Schule in El Ariſch an die „ Alliance universelle : Die Juden wohnen faſt ausſchließlich in Neu - Fez, in der Mellah 311 jammengedrängt. 3hre Zahl beläuft fid) auf wenigſtens 15,000 ; in Ait Fez wohnen mir wenige, meiſtens Händler. Nur wenige
atlantica 31,650 , Quercus ilex 554,000 , Quercus suber,
Korfeidhe, 483,000, Quercus Mirbecki 96,000 Ha. Die Pflege läßt leider noch ſehr viel z11 wünſchen übrig und Waldbrände vermindern das Areal ſehr raſch. Aufforſtungen haben bis jett faſt nur im Oran ſtattgefunden .
jiidiſche Familien , Vertreter europäiſcher Häuſer, ſind einigermaßen
reich , oder genießen als Zwiſchenhändler mit den Eingeborenen wenigſtens eines gewiſſen Wohlſtandes ; bei weitem die größte Zahl währt ſid) kümmerlich durch ein Handwerk. Sie leben unter
Polarregionen.
.
Von der ruſſiſchen Polarſtation auf Karmakuli.
Wie Herr Volt in „ Nieuws von dem Dag “ unter dem 7. Auguſt /
großem Drud, müſſen eine beſondere Tracht tragen und diirfen
| Als Separatabdruck aus den Sibungsberichten der Böh miſchen Geſellſchaft der Wiſſenſchaften in Verlag genannter Vereinis
4 Siehe „Ausland" 1882, S. 541.
giug.
12 S.
Litteratur.
mitteilt, meldet ein Telegramm auch Archangel, daß jetzt die Kommunikation mit Nowaja Semlia eröffnet iſt, wodurch es mög lich wurde, Nachricht von der ruſſiſchen Erpedition auf Karmakuli
699
glieder ſofort auf und ſchickte ihn am 31. Okt. 1816 nach der Kapſtadt. Vom Jahre 1816-1870 blieb Moffat mit wenigen Unterbrechungen im Lande der Betſchuanen ; ſeinen feſten Wohnſit hatte er ſeit
unter Leutnant Andrajew zu erhalten. Man glaubt allen Grund
1820 in Kuruman . Eine ſeiner Töchter verheiratete ſich mit Living
zu haben, die Art und Weiſe , in welcher der Winter auf dieſer
ſtone. Nach England zuriidgekehrt wurde ihm 1872 von der lIniverſität Edinburgh der Doktortitel verliehen und 1873 von ſeinen Freunden ein Ehrengeſchenk im Betrage vou 5800 Pf. St. iiberreicht. Er hat ſich wiſſenſchaftlich um die Kenntnis der Betſchuanenſprache ſehr verdient gemacht. Dr. Ketzer verniglüđt. Die Lejer des „ Ausland “ werden ſich erinnern , daß bei der Mitteilung über das Mißgeſchick der Erpedition Rogozinsty am Kamerun ( Nr. 30 S. 599) eines deutſchen Arztes Erwähnung geſchah, welcher einige Tage nach dem Scheitern der „ Marguerite “ ertrunken ſein ſollte; auch daß hiebei
Station durchlebt und ausgenutzt wurde, günſtig zu nennen . Gleichzeitig erhält man aus Archangel wieder Mitteilung von
Gerichten, die bei den Samojeden über ein an der Kliſte der Waigatſch Inſel überwintertes Schiff umlaufen , unter welchem man die „ Dymph na “ vermutet.
Ueber die Bazillariazeen des Weißen Meeres ver öffentlichte Herr Mereſchkowsky 1878 in den Abhandlungen der St. Petersburger Naturwiſſenſchaftlichen Geſellſchaft eine Arbeit, worin er 38 Arten hiehergehöriger Algen , unter 29 Gattungen verteilt , aufzählt. Dieſe Formen gehören teils zu den fiir die arktiſchen Meere eigentiimlichen (Grammatophora arctica Ceve ..
bemerkt wurde , der Arzt der polniſchen Expedition fönne tein
I
Rhoiconeis Bolleana Grun .), meiſtens ſind es aber ſolche von
kosmopolitiſchem Charakter. Eine als neu beſchriebene Fusotheca polaris erwies ſich nachmals als Rhizosolenia sp. Herr L. Rein :
Deutſcher geweſen ſein. Nach den neueſten Berichten erklärt ſich der Sachverhalt einfach , aber ebenſo traurig. Herr Paiſavait !
als Baſel hatte in dieſem Jahre eine Forſchungsreiſe nach dem
Kamerun unternommen ; in ſeiner Begleitung befand ſich jener
hard durchſuchte um einen Teil des ihm von Mereſchkowsky iiber
Dr. Retzer, ein Þjätzer von Geburt, 27 Jahre alt, welcher 1877
laſſenen Materials nochmals ſorgfältigſt umd fand 63 Bazillarieri .
uud 1878 in Tübingen und Freiburg Zoologie ſtudierte und zuletzt Aſſiſtent am Eimer'ichen Zoologiſchen Inſtitut an der erſteren
Er entdeckte ferner ein neues Genus aus der Familie der Navi
culaceen, gewiſſermaßen ein Verbindingsglied zwiſchen letzteren
und den Achnantheen und nannte die Form Achnanthosigma
Univerſität geweſen war. Beide machten in Geſellſchaft eines þamburgers und mehrerer Neger eine kleine Seefahrt in der Nähe
Mereschkowskii. Sie kam unter anderen Bazillariazeen in ziem
von Viktoria (Kamerim ) am 17. Mai 1883 in einem größeren
lich bedeutender Anzahl vor und ſcheint zu den gewöhnlichen
Kande; ſie wurden von einem Sturme überraſcht , das Boot ſchlug
Formen des Weißen Meeres z11 gehören. Die von Greville unter
um und während Herr Paſſavant und der Hamburger durch
dem Nameni Melosira costata bejchriebene und bis jetzt nur aus
im Weißen Meer vor und Reinhard fand ſie auch im Schwarzen
Schwimmen ſich retteten , fämpfte der noch Fieber von geſchwächte Dr. Reyer vergebens gegen die Wellen und verſant. Die Wiſſen ſchaft verliert in ihm einen ſehr hoffnungsvollen und tüchtigen
Meere bei Odeſſa.
Arbeiter.
der Nordſee und aus Hongkong befannte Form fommt gleichfalls
Perſonalnachrichten. Robert Flegel , deſſen im Auftrage unſerer Afrikaniſchen
Litteratur .
Geſellſchaft unternommene Bimëreiſe von einem ſo ſchönen Er
folge begleitet war , iſt am 25. Juni zur Wiederaufnahme ſeiner Arbeiten im Binuëgebiet von l'agos abgereiſt. „Ich gehe wieder “, ſchreibt er is, „ an meine Arbeit. Dank einigen hochherzigen Freunden , die mir in anbetracht des guten Zwedes einen Kredit eröffneten , nachdem ich von der Afrikaniſchen Geſelljchaft, ſeitdem
Neue volkswirtſchaftliche Studien über Konſtan tinopel und das anliegende Gebiet. Herausgegeben vom Orientaliſchen Mujenm in Wien . Wien . Verlag des Orientali ſchen Muſeums.
1882.
IXL . und 116 S.
Vor mehr als zehn
Jahren wurde aus Anlaß der Wiener Weltausſtellung und auf
Dr. Nachtigal die Präſidentſchaft abgegeben , keine Zeile erhalten . “ Tod des Afrikareijenden Schaumann. Nach einem
Anregung Schwegels, des damaligen Generalfonjuls in Konſtanti nopel, eine Serie volkswirtſchaftlicher Studien über die wichtigſten
Bericht des Präſidenten des Comité International du Haut
der Levantehäfen veröffentlicht. Seit dieſer Zeit haben ſich be famtlich mächtige Umwälzungen auf wirtſchaftlichem Gebiete in den Ländern des „ näheren Oſtens“ vollzogen . Daher beſchloß der Direktionsrat des Orientaliſchen Muſeums in Wien eine Neu: bearbeitung jener Studien . Mit Unterſtiitzung der Mitglieder der Oeſterreichiſch Ungariſchen Botſchaft und des General Honſulates in
Congo ſtarb der friihere öſterreichiſche Oberleutnant Auguſt Schau mann auf der Rückreiſe nach Europa zwijden Sierra Leone und
Madeira an Bord des Dampfers „ Bonny “. Er reiſte im No vember 1882 mit Stanley nach Afrika und unternahm mit
dieſen eine Expedition in das Junere des Kontinents, nach einem Gebiete am Kongo , welches bisher noch von keinem Euro päer erforſcht wurde. Das dortige ungeſunde Klima, welches ſo viele Menſchenopfer fordert , hat aud Oberleutnant Schaumam auf's Kranfenlager gebracht. Er wurde vom Simpſfieber ereilt, 311 dem ſid) ſpäter eine hartnädige Dysenterie gejellte. Mit der Hoffnungsloſigkeit ſeines Zuſtandes ſteigerte ſich auch ſeine Sehn ſucht nach der Heimat und nach den Seinen . Todkrant unter nahm er die Heimreiſe, erlag aber während derſelben am 28. Juni ſeinem ſchweren Leiden. Dr. Robert Moffat , der Apoſtel Siidafrikas , iſt am I
Konſtantinopel, ſowie mehrerer geachteter Perſönlichkeiten aus kauf männiſchen Preiſen konnte eine im allgemeinen als völlig neu zu bezeichnende Darſtellung der merkantilen Verhältniſſe der Levante fertig geſtellt werden . Man findet nach einer allgemeinen, geo graphiſch-ethnographiſchen lieberſicht kompetente Mitteilungen iiber die Konſulate und ihre Gerichtsbarkeit, die türkiſchen Handels traftate und Tarif -Konventionen , die Schiffahrtsvorſchriften, da Sanitätswejeni, Seeleuchten und die Hafenbauten , die türkiſche Staatsſchuld und das türkiſche Münzweſen, die Dampferlinien und Fraditfäße , ſowie zuverläſſige Angaben zur tiirkiſchen Handels 1
9. Auguſt 1883 in Leigh bei Turnbridge geſtorben . A13 der
ſtatiſtik und endlich zahlreiche Einzeldarſtellungen über die Handels
Sohn eines Zollbeamten am 21. Dezember 1795 in Ormiſton geboren, ward er in ſeiner Jugend zuerſt Seemann und dann Gärtner . In ſeinem 20. Jahre erfaßte ihn bei Gelegenheit einer Miſſionsverſammlung in Warrington die Luſt, auch Miſſionar 311 werden . Die London Missionary Society nahm ihn unter ihre Mit
bewegung in Hinſicht auf die wichtigſten Artikel der Ein- und
Ausfuhr. Es iſt ein ungemein mannichfaltiges und wohlgeſichtetes Material, welches hier vorgeführt wird und jeder , der in die Handelsverhältniſſe der Levante tiefere Blide thun will, wird dieſes
Quellenwert faum entbehrlich finden.
Korreſpondenz.
700
Ergänzungen zu Th. Krautwein's Wegweiſer durch Südbayern , die Alpenländer Oeſterreichs und das angrenzende Oberitalien , 7. Auflage. 6 S. und 10 Karten . Augsburg.
ſchreibung einer Reiſe, welche Herr A. Brun, franzöſiſcher Konſular agent an der Goldküſte, 1882 nach Kumaſſi , der Hauptſtadt von Aſante ( Aſchanti)ausgeführt hat. „Ich hatte“ , ſagt er, „ einen faſt
Lampart's alpiner Verlag. 1883. Mit welcher Sorgfalt Th. Trant wein beſtrebt iſt, ſein allſeitig als vortrefflich anerkanntes , im Verein mit dem bekannten Topographen A. Waltenberger bear
weißen Dolmetſcher holländiſcher Abkunft mit blondem Haar, welcher
beitetes Reiſehandbuch „ Die deutſchen und öſterreichiſchen Alpen “ 1 zu vervollkommnen und in demſelben die jüngſten Reiſeerfahrungen vieler einem weiteren Kreiſe darzubieten , bezeugen vorliegende Ergänzungen nach verſchiedener Richtung. Sie enthalten nicht mur zahlreiche Hinweiſe auf die Neuerungen , welche in den lezten Jahren an verſchiedenen Orten der alpinen Gebirgswelt ſich vollzogen und die für die Zwecke des dieſen Wegweiſer mit
ſich führenden Touriſten bei Ausführung einzelner Routen von Jntereſſe ſeir. können, jondern zugleich auch kleinere Erweiterungen und Richtigſtellungen des urſpritnglichen Tertes. Was fie indes von beſonderem Wert erſcheinen läßt, ſind eine Reihe der Anlage des ganzen Werkes wohl entſprechender und zweckmäßig einge richteter Spezialkarten von Salzburg , Reichenhall und Berchtes gaden ; den Chiemſeealpen ; der Umgebung des Tegern- und Schlier ſees, ſowie des Innthals, ferner des Achen-, Rochel- und Walchen : jees ; von Reutte , Partenkirchen , Ammergau ; der Glodners, Stubaier-, zentralen Detthaler- und Ortler - Gruppe.
von den Aſchanti immer Filamu genannt wurde , obwohl er Van Boven heißt. Dieſer Name mißfiel ihm und auf Befragen erhielt
ich zur Antwort, daß man ihn für einen jener Weißen hielt, welche als Wilde in den unzugänglichſten Orten der Kongo -Berge leben. Durch fernere Erkundigungen erfuhr ich , daß in dieſen Bergen
ſeit ſehr langer Zeit weiße Menſchen 4 ſind , die mit niemand ver 1
kehren, uinter ſich leben und deren Urſprung unbekannt iſt. Herr Bonnat hatte ſie ſchon erwähnt. Dieſe Filanu ſind vielleicht hts anderes als Berber, die durch den Einfal der Araber aus Nord afrika zurüdgedrängt worden ſind.“ Ob dieſe Filanu identiſch ſind mit den Fulen wird ſich erſt entſcheiden laſſen , wenn man Wir erinnern aber daran,
Proben ihrer Sprache haben wird .
daß die Fulen von den Gurma Folani und von den Hauſjanern Fillani („ Ausland" 1883, S. 182) genannt werden . Die Endungen anu und ani im Hauſjaniſchen und an, en im Berberiſchen bezeichnen den Plural. Mailand.
3. A. A.
1 In den Augen der Schwarzen.
Nenausgabe Bidler'iner Werfe. Die Deutſche Ver lagsanſtalt (vormals Hallberger) in Stuttgart iſt im Begriff, eine Neuausgabe der Werke des Fürſten Pickler-Muskau zu veran
Anzeigen
ſtalten. Iſt unſere Zeit auch nicht gerade arm an Reiſeſchilderungen , ſo behalten doch Werke , welche wie die Semilaſſos von einer
für Beobachtung und Darſtellung gleich reichbegabten Individualität getragen werden , ihren hohen Wert. Außerdem haben die be rühmten Schilderungen aus Nordafrika noch den beſonderen Vor zug, aus einer Zeit zu ſtammen, welche für dieſe länder eine der merkwürdigſten und folgenreichſten war. Die Kraft und Materie im Raum . Von A. Turner. 2. Auflage. Mit 10 Tafeln. Frankfurt a./M . Chriſtian Winter. 1882.
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In dieſem Werke wird eine Reihe
naturphiloſophiſcher Abhandlungen über die Erkenntnis der Materie dargeboten, „ inſofern dieſe in der Definition von Kraft und Stoff im Raum ausgedrückt erſcheint.“
Auf geiſtvolle und
purchaus
objektive Weiſe ſucht Turner zuerſt die Natur des Stoffes und ſeine Relationsverhältniſſe darzulegen , verbreitet ſich ſodann liber die Atomverbindungen und behandelt ſchließlich die Natur der
Moleküle und ihre Verbindungen (Prinzipien der Kriſtalliſation). Seine geſamte Darſtellung erteilt eine Fiille der mannichfaltigſten Anregungen. Für den Geographen aber dürften inſonderheit die Einzelbetrachtungen : Theorie des Weltäthers, leuchtungsvermögen der Weltkörper , die Veränderungen im Leuchtungsvermögen der Weltkörper, Bildung kosmiſcher Nebel im Raum von Intereſſe ſein.
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Korreſpondenz. Zum Verbreitungsgebiet der Fulen in Afrifa.2 Im neueſten Hefte des „ Bulletin de la Société de Géographie Commerciale de Paris" V, 2, S. 136-143 befindet ſich die Be 1 Siehe „ Ausland" 1882, Nr. 41 , S. 820. 2 Siehe „ Ausland " 1883, Nr. 10 und 23. 1
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Jährlich 52 Nummern à 20 Seiten in Quart . ämter. jenden .
Inhalt: 1. Ethnologiſch -linguiſtiſche Forſchungen über den Oſten Europa's. Bon Profeſſor Wilhelm Tomajchef in Graz. 2. Die Fortſchritte Stanley's und Brazza's am Kongo. Von Brir Förſter. (Mit Karte.) S. 706. 3. Reiſeffizzen aus Weſtrußland. II. Wilna. S. 709. 4. Michielſens Reiſe im ſiidweſtlichen Borneo. (Schluß .) S. 712. 5. Angra Pequena. Von 6. G. Biittner. S. 714. 6. Zur Rebellion im Sudan . S. 716. 7. Kleinere Mitteilungen : S. 717. Ueber die wirt S. 701.
ſchaftlichen Verhältniſſe in Uruguay. Auſtraliſche Erpeditionen zur Erforſchung Neu - Guineas. Die Verhältniſſe im Stellaland. Die
ſchweizeriſchen Erdbeben im Jahre 1881. – 8. Notizen : S. 718. Auſtralien . Afrika. Polarregionen.
anderen Forſchern ausgeſprochene Hypotheſe , wonach die
con acerbautreibenden Ariern das jüdlich von dem einſt wälderreichen Wolgagürtel jich ausbreitende Acker- und Steppengebiet im europäiſchen Rußland als Urheimat zu: gewieſen werden müſſe. Dieſen fühnen Gedanken bat Th. Poeſche („ Die Arier.“ Jena 1878) zu erweitern ver ſucht. Boeſche verfidit die Meinung, daß die Arier eine eigene Raſſe gebildet haben , die ſich durch hohe Rörper: ſtatur, weiſt Haut, blonde Haare , üppigen Bartwuchs und durch Dolichokephalie gekennzeichnet habe. Die Ur heimat derſelben ſucht er in den Rofitnoſümpfen am Pripet,
älteſte Heimat der Arier im Stromgebiet des Drus und
wo alle Organismen die ausgeſprochenſte Neigung zum
Jayartes gelegen habe. Wir unſererſeits halten es für
Albinismus (?) zeigen ; er iſt zugleich der Anſicht, daß, wo immer Blonde nadweisbar ſind, ſei es in Europa oder im Altai oder in der Sahara, die Eriſtenz der ariſchen Rafie angenommen werden müſſe. Dieſer lekte, auf ge wagten phyſiologiſchen Vorausſeßungen beruhende Gedanke hat mit Recht keinen Anklang gefunden ; doch verdient die
Ethnologiſdh -linguiſtiſche Forſchungen über den Often Europa's. Von Profeſſor Wilhelm Tomaſchel in Graz.
Der ,, Arierfrage" widmet die gelehrte Forſchung in jüngſter Zeit erneute Aufmerkſamkeit. So verfidyt u. a. van den Gheyn („ Le berceau des Arias“ , „ :Les migra dions des Arias.“ Antwerpen 1882) die auch ſchon von
unwahrſcheinlich, daß der Ausgangspunkt aller Wande: rungen nicht in der geographiſchen Mitte des ariſchen Ver breitungsgebietes, ſondern einſeitig im fernen Oſten gelegen und daß ſich der Strom der Wanderung von da ausſchließlid) nach Weſten ergoſſen haben ſollte. Auch möchten wir Kleinaſien und die Regionen ſüdlich vom Kaukaſus vom älteſten Durchgangsgebiet der Arier gänzlich ausſchließen, weil hier urſprünglich die autocythonen, allophylen Volfs maſſen überwiegen und weil Phrygier und Armenier wahr
ſcheinlich aus einer europäiſchen Heimat in ihre hiſtoriſchen Siße eingedrungen ſind. Bekanntlich hat der Sprachforſcher Th. Benfey die Hypotheſe aufgeſtellt, daß den nomadiſchen und doch auch Ausland 1883 Nr. 36 .
Anſicht vom europäiſchen Urſprung der Arier eingebende
Würdigung. Die archäologiſche Durchforſchung des ruſ jijden Bodens hat ergeben, daß derſelbe von alten Völker ſtämmen bewohnt war , welche verſchiedenen (dolidos,
meſo- und bradyvfephalen ) Raſſen angehörten und die einen gewiſſen Grad der Kultur beſaßen, wie die Waffen und Geräte aller Art bezeugen, die in den prähiſtoriſchen Grab ſtätten gefunden wurden. Die Erledigung der phyſiologia 106
702
Ethnologiſch- linguiſtiſche Forſchungen über den Oſten Europa's.
ichen und archäologiſchen Fragen überlaſſen wir jedoch anderen ; wir beſchränken uns auf hiſtoriſche und lingu iſtiſche Thatſachen und wollen zumal die älteſten Berüh rungen der ariſchen und finnijden Völker unterſuchen.
Unſere hiſtoriſche Kunde über den Dſten Europa's reidyt nidyt weiter als bis auf Herodot, den einzigen Ethno logen des Altertums. In ſeinen Slythen , welche ſidy ſelbſt Skoloten nannten , lernen wir ein eranijdves Nos madenvolk kennen , das die Steppen an der pontiſden Küſte von der Donaumündung an bis zum Don bewohnte, landeinwärts, aber nidyt gar weit hinauf reidyte. Unter
ihnen lebten allophyle Stämme zerſtreut, z. B. die Rali piden oder Karpiden, welde thrakiſcher, und die Alazonen, welche vielleidyt ſlawiſder Abkunft waren ; bedädytige For idher redynen zu den Slawen audy jene aderbauenden Slythen , welche die heutige Wolynja bewohnt haben . Der Verſuch
Cuno's aber, allen Skythen ſlawiſdie Abkunft zu vindi zieren, iſt kläglich geſcheitert. Auch von einer türkiſdien oder mongolijden Nomenklatur iſt im Slythenlande keine Spur vorhanden. Ebenſo finden wir in der Sdilderung des phyſijden Habitus kein Merkmal mongoliſcher Abkunft. Aus den ffytbijden Bräuchen und Sitten lernen wir die
Lebensweiſe einer ariſden Horde kennen , welche infolge beſtändiger Rämpfe mit inneraſiatiſchen Völfern verwil dert war.
Es wäre durdjaus verfehlt, aus der Eriſtenz dieſer eraniſden Nomadenhorde im ſüdliden Rußland für Ben
fey's Anſicht einen direkten Beweisgrund herzuholen. Daß die Skoloten nicht für Autochthonen
auf europäijdem
Boden zu gelten haben, daß ſie vielmehr um das Jahr 1500 v. Chr. aus öſtlideren Sißen dabin eingewandert ſind, ergibt ſich aus ihren Stammſagen , ſowie aus der Notiz, daß Abteilungen ihres Stammes jenſeits des Ural hauſten. Im ſkolotiſchen Religionsſyſteme zeigt ſich nicht
Hunnobulgaren und Chazaren.
Mit Recht hat Klaproth
die heutigen Dſeten im Kaukaſus für einen Ueberreſt der alten Alanen und Sauromaten erklärt; die jarmatiſde Nomenklatur findet aus der oſijden Sprache ihre beſte
Erklärung. Puovayos z. B. entſpridit ganz dem oſiſdien Farnug , von farn , Fülle , Segen , Friede ; "ABouyos iſt ofiſch Abrag ; der alaniſche Ort Sughdagh in Taurien iſt ofiſch sughdag, heilig ; Theodoſia (j. Kaffa) hieß ala niſch ' Abduodu, der Ort der ſieben Götter oder Amešão spenta, vrgl . ojijd awd ſieben, ard göttlid ), hehr , Eid ſdwur. Sarmatiſchen Stämmen , z.. B. den Satarchen, war Blondheit eigen ; die Djeten oder Iron zeichnen ſid nod, jeßt durch lichte Haarfärbung, durch lichte Augen aus. Skoloten und Sarmaten ſtanden zur Zeit der Blüte der mileſiſchen Kolonien im Pontos in innigem Verkehr
mit den inneraſiatiſchen Ländern. Karawanen zogen über die Wolga und den mittleren Ural in das Land des Jäger: volkes der ’ Iūpxai (d. i. mit ſkolotiſdyer Metatheſe Jukra, Jugra) oder llgrier und von da durch die in der alten Heimat verbliebenen ſkythiſchen Nomadenborden in das Land der fablfopfigen und offenbar zur türfiſchen Najje
gehörigen ' 17Qinnaio am Südfuß des Thianſdan ; im Skolotiſchen mag Argip -paya Land der Adler bedeutet haben. Selbſt die Hunnen, die Urtürken der Steppe Gobi,
waren den pontiſdyen Skythen unter dem Namen 'Aoua onoi d. i. Aryamaçpo, Beſißer gezähmter Roſſe, bekannt; noch ſüdlicher , an den Abhängen des Küenlün bis zum Rukunor , ſaßen die zur tibetiſchen Raſie gehörigen Jiles donen . Schon der Mileſier Ariſteas (600 v. Chr.) hatte in einem abenteuerlichen Epos von allen dieſen Völkern
ſagenhafte Kunde verbreitet ; er hatte in bezeichnender Weiſe die Einwanderung der Slythen in die pontiſche Nie
derung einem Drucke der Arimaſpen auf die Siſedonen und der Jiſedonen auf die Skythen zugeſchrieben . Vgl. über die
die geringſte Spur des Zoroaſtrismus, ein Beweis für die
Ridhtung dieſer Migration Napel's ,, Anthropogeographie"
alte Abtrennung von der Hauptmaſſe der Eranier ; ebenſo zeigt der ſkolotiſche Dialekt, wie ſich aus den Gloſſen und Eigennamen ergibt , den Charakter ſehr ſtarker Depra vation und Degeneration. Er deint 3z. B. ſtarke Abid lei fungen , auf träger Sprechweiſe beruhende Vokalzerdehn ungen (3. . 3. Σκόλοτοι = Σκόρδοι ,, Skudra ;; Καλεπίδαι
8. 211 ft.
Kaonidae), endlich Eintritt des I für eraniſdyes r und
Auf dieſem Wege ſind inneraſiatiſche Produkte, z. B. Gold und ſeriſches Cijen , Nepbrit aus dem Lande der Kúriot, und Türkiſe frühzeitig nad Europa gebracht worden .
Ueber die Völker, welche auf europäiſchem Boden
nördlich von den Skoloten und Sauromaten ſaßen, bietet
d geliebt zu haben.
Herodot nur dunkle und entſtellte Nachrichten. Slawen und
Dſtwärts von den Skoloten, vom Don und der unteren Wolga abwärts bis zu den autochthonen Kaukaſiern hinab, bauſten die Sauromaten, ein jüngeres Brudervolk, dem jedody in Phyſis und Sprache ein weit reinerer eraniſcher Charakter
Litauer haben damals noch einen beſdyränkten Raum ein genommen . Von den ſlawiſchen Ackerbauern Wolynien's
eigen war. Allem Anſcheine nach ſind dieſe Sauromaten erſt lange nach den Skoloten nadygewandert; ihr Ein
bar im Munde der Skoloten irgendwie zuredyt gelegte Name gemahnt an die lettiſche Bezeidynung für Sumpf, See, Haff, Meer jūrja , jūra, finn. järwi. In Herodot's
drängen hängt wohl mit den Zügen der Rimerier oder Gimirrai (700-600 v. Chr.) zuſammen . Den Weg durch
die kaukaſiſden Pforten nach Vorderaſien ſind nachmals auch die Alanen , die Nachkommen der Sarmaten , oft ge zogen und ihren Fährten folgten nod) ſpäter die türkiſchen
war durch ausgedehnte Sümpfe (die Rokitnoſümpfe am Pripet) getrennt das große Volk der Neupor. Der offen
Neuren haben wir jedenfalls die älteſte Nachridit über den pruſo -lettiſchen Volfsſtamm , deſſen Wohnſiße vom Pripet bis zur Baltiſchen See reichten. Herodot deutet an, daß einſtens die Neuren, von Schlangen (d. i . von einfallenden
Ethnologiſchlinguiſtiche Forſchungen iiber den Oſten Europa's.
703
Feinden ?) bedrängt, zu den Budinen an der mittleren
gegangen : vgl. Tyrj. mort, wotj. murt (daher Komi-murt
Wolga gezogen waren ; doch war dieſe Wanderung nur
,,Syrjäne" und Ud-murt ,,Wotjäke " ), tidherem , mara, mari (daher Mara ,, Ticheremiſje " und das Volk der Merja ), mordw .
eine partielle, die Auswanderer ſind jedenfalls in den
Wolgafinnen aufgegangen. Die eigentlichen Finnen am Baltiſchen Meere werden bei Herodot ſelbſt nicht genannt; der Mileſier Hekataios jedoch ſcheint von ihnen Kunde erhalten zu haben und zwar auf dem Wege über die Wolga, weshalb er den be treffenden Namen über den Tanais nad) Aſien verſett.
Wir meinen den Namen ’ láuci (bei Steph. Byz. ), den wir
finniſchem Hämä, ruſſiſdem Jam gleichſtellen. Der jämiſche Zweig der Finnen war ſeit alters ſüdöſtlich vom Ladoga konzentriert und lieferte den Handelsleuten Pelzwaren . Die Gouvernements, welche jeßt das Herz Rußlands
bilden , nämlicy Twer, Jaroſlaw , Koſtroma, Mostwa, Wladimir, Rjäſan und Tambow , waren vor alters nicht
etwa von Slawen bewohnt, ſondern von finniſden Stämmen . Eine Reihe oſtfinniſcher Völkerſchaften zählt Jornandes auf, aus der Zeit , da ſie der Gotenfürſt Airmanareiks beherrſchte, ž, B. Vasina, Merens, Mordens, Remniscans, Rovans , Tadzans , Coldas. Die ruſſiſden Chroniken
nennen die Wesi, Merja, Mordwa, Muroma , Ceremis , Permỹ u . a .
Die Merens oder Merja ſaßen an dein See
mirdä ,,Menſd), Mann .“ Die Mordwinen wohnen jeßt weſt lid von der Oka, ſie fönnen aber im 5. Jahrhundert v. Chr. ſamt den Merja recht wohl nod) die Moskauer Mittelzone
eingenommen haben. Aus dem Skolotiſden dürfen wir noch folgende Mordwawörter herleiten : аza „ ſagen “, er. az ; st'a, stea „ aufſtehen, ſich erheben ", er. stā ; tr'a, trea „ ernähren " (tr’ama „ Unterhalt, Fraß “ ), er. thrā ; är, er'wa „ jeder, all“, er. harva, nperſ. har, her, oſ. alü ; wadr’a „ gut, ſchön “, er. badra ; sirä „ alt, morſch “, er.
zara ; s'ada „ hundert“, er. çata ; er'de ,, Eidjdhwur“ , of. ard, ärd ; pušta „ Haferbrei", er. pišta ; stim „ Heuhauſe", ar. stima „ gehäuft“ ; kär’at „ Pflugmeſſer“, er. kareta ; rewe, weri ,,Schaf", vſ. warik ; riwes „ Fudis", of. ruwas ; säja „ Ziege“ , oſ. saghe u.ſ. w .
Südöſtlich von den Androphagen bis zur Donbiegung etwa in der Region von Tula, Tambow , Kursk und Woro neich , wobnte ein anderes „ nidyt ſkythiſches" Volk, die
„ Schwarzmäntler .“ Sie trugen Felle von ſchwarzen Schafen ; idwarzwollig waren nämlich alle Schafe im Wolgagebiet
von Roſtow zwiſchen Jaroſlaw und Pereſlaw ; weiter ſüd
( Ariſtoteles bei Aelian 16 , 33 ). Es ſind wohl die heutigen Mokša , der ſüdlide Zweig der Mordia. Wilhelm de
wärts bis zur Dka die Muroma.
Noch jetzt, trok der
Rubruk (1253) ſdildert dieſes Volk und ſein Gebiet kurz
tauſendjährigen Ausbreitung des Großruſjentums, bewahren
herodoteiſchen Nachridyten über die Wolga - Finnen verfolgen,
und plaſtiſdy: „ Ultra Tanain ad aquilonem sunt silvae maximae, quas inhabitant Moxae et Merdae. Moxae sund sine lege, puri pagani ; civitates non habent , sed casulas in silvis. Habundant apud eos porci, mel et
müſſen wir noch die Frage beantworten : Wie bieß die Wolga im Altertum ? Herodot überliefert die ffytbilde
blütenreiden Waldlichtungen an der Wolga waren für die
die Weſjen, Permier, Ticheremiſſen und Mordwa ihre ange
ſtammte Sprache und Nationalität. Bevor wir nun die
Benennung "Oapos, d. i. eran . Vara „ großes Waſſer. " In der Mordwaſprache, welche ſtarke Methatheſen liebt, (z. B. rewe ,,Schaf" aus were) heißt der Strom Rawa, Rau, in der beſtimmten Form Rawa-s' ; aud, dieſe Form
cera , pelles pretiosae et falcones.“ Die gras und Bienenzucht wie geſchaffen; hier konnte ſich das ariſde Wort für „ Honig, Meth" madhu (oſ. müd) entwickelt haben und dann einerſeits in den Spracyjdaß der finniſchen
geht auf Vara zurück. Bei Ptolemaios führt die Wolga
Nadybarn : finn. mesi, mezi , mordw . med , ticherem , mü, wotj. mu, ſyri. ma, ugr. mau, magy. méz, andererſeits in den
den Namen ' Păs, 'Pă , d. i. mordw . Rawa ( s ) ; er kennt
der ſüdlichen kaukaſiſchen Stämme: tſchetſchen . muoz, thuſdy.
auch am Mittellauf ein Volk 'Póbaoxoi, d. i. mordw . Rawakš „ zur Wolga gehörig“. Vgl. auch die fonfuſe
mots „ Honig ", matsri , ſüß " , übergehen . Die Griechen bezogen aus dem Pontos Honig und Wachs in großen Mengen ; von den Moskowiten ſagt P. Jovius: Massas
Nachricht bei Oroſius ! 2,2 : Europa incipit a flumine Tapai , qui praeteriens aras ac terminos Alexandri M. in Rovascorum finibus sitos Maeotidas auget palu des. Der tſcheremijſijde Name der Wolga Jul (vgl. jur, „ Regen " ) weicht ſchon ſehr ab von der älteſten Namensform . Deſtlich von den Neuren erſcheinen bei Herodot zunächſt ។
die Androphagen, ,,ein eigenes, kein ſkythiſches Volt", mit rohen und wilden Sitten ; ſie ſtanden jedod, im lebhaften Verkehr mit den Skoloten und haben von dieſen vielleidyt ſogar den Namen angenommen , welchen noch jetzt die
Mordwá führen. 'Avdoopázoi, ins Skythiſche überſeßt, mochte etwa Mard-zwar oder, mit Abfall des r , wie in kurdiſchen Dialekten , Mard-hwa lauten ; jedenfalls iſt das
eraniſche Wort marta „ Menſch , Mann “ durch ſkolotiſche .
Vermittlung in den Sprachidaß der Wolgafinnen über
cerae ingentes in Europae partes mittunt, certissima messis in melle consistit ; reperiuntur saepe favorum iogentes massae arboribus conditae. Die Mordwa, Permier, Wotjäken und Baſdfiren ſind noch jeßt ausge zeichnete Bienenväter. Das Schwein wurde in den an Eichbäumen reidhen Gefilden an der Wolga frühzeitig ge
züchtet ; mordw . tuwa ,,Sau " (aus suwa) geht wohl ebenſo auf su ,,werfen, zeugen " zurück, wie griech. oys, lakedämon .
oixa, vgl. finn. sika, eſtn. siga „ Sau “, v. sugema „ſich mehren “, sugu „ Zucht“, sigiw „trächtig, fruchtbar.“ Angrenzend an die Androphagen und Schwarzmäntler, 15 Tagreiſen nördlich vom Afow'ſchen Meere , an der mittleren Wolga und an der Kama hauſten die Budinen , ein großes , nidyt flythiſches Volk , blond und mit blauen
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Ethnologiſch - linguiſtiſche Forſchungen über den Oſten Europa's.
Augen , wie noch jeßt alle Permier und zum Teil auch die Tſdieremiſſen ; namentlich den Wotjäfen werden von allen
Berichterſtattern ,, flachsgelbe oder fuchsrote Haare " und über wiegend „ blaue, graue und grünliche Augen “ beigelegt. Man hat das Auftreten des lichten Typus bei den Wolga - Finnen auf Miſchung mit ariſchen Raſſen zurückführen wollen und
auch die baltiſchen Finnen ſollen ihre vorwiegende Blond heit der Kreuzung mit Germanen verdanken . Man vergißt dabei, daß einzelnen Gliedern der uraliſd-altaiſ(yen Raſſe dieſer Typus feit alters inhäriert hat. Die Vorfahren der Mandídu ſollen den finiſchen Annalen zufolge grün blaue Augen und gelbe Haare gehabt haben. Dieſelben Berichte melden von den alten Kirgiſen am oberen Jeniſſei (W. Scott, Abh. d. Berliner Akad. d. W. 1864 S. 432): „ Sie waren groß und ſtark, mit rötlichem Kopf haar, glänzend weißem Geſidit und grünem Augapfel idwarzes Haar galt bei ihnen für ein böſes Omen ." Die
ſamojediſchen Sojonen im Altai zerfallen nad Radloff in eine ſchwarze und eine blonde Abteilung. Nach einem indiſchen Augenzeugen beſdireibt Plinius die alten Serer nördlich v