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German Pages 930 [925] Year 1829
C. ®. Wi-land« sämmtliche Werke Zweiundfunfzigster Band.
Wielands Leben, mit Einschluß vieler noch ungcdruckter Briefe Wielands,
III. a ft eil.
Herausgegcbin von
2.
G.
Gruber.
Leipzig, bei G. I. Göschen. 1828.
Fünftes
Miel.,
kehrst z. LH.
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r Um die Zeit, in welcher Wieland nach Weimar be rufen wurde, hegten die teutschen Schriftsteller die Meinung, der teutsche Kaiserhof wolle sich den Ruhm erwerben, die vorzüglichsten Geister der Nazion in der Hauptstadt des teutschen Reiches zu vereinigen. Seitdem Winkelmann an dem Wiener Hofe mit Auszeichnung empfangen und mit Geschenken — leider der unschuldigen Ursache seines Tode- — entlassen worden, war die Hoffnung dazu so groß geworden, daß Klop stock in seiner Zueignung-schrift »An den Kaiser" vor der HermannS-Schlacht sagte: »Diese Zuschrift soll zu denen seltenen gehören, wel chen man ihr Lob glaubt. Was sage ich ihr Lob? Wenn der Geschichtschreiber redet; so lobt nicht er, sondern die That. Und ich darf That nennen, was beschtossen ist, und bald geschehen wird. Der Kai ser liebt sein Vaterland, und daS will Er, auch durch Unterstützung der Wissenschaften, zeigen. Rur dies darf ich sagen.------- Ich wünsche meinem Daterlande und Cw. Majestät selbst zu dem, was Sie
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für die Wissenschaften thun wollen. Glück. Niemals bin ich stolzer auf mein Vaterland gewesen, als bei dieser Vorstellung. Und mich däucht, ich höre schon mit dem frohen Beifalle Aller, welche von Werthe urtheilen können, die unentweihte Leier der Dicht kunst erschallen; und sehe die Geschichte aufstehn, -e den goldnen Griffel nehmen, und sich dem dauern den Marmor nahen. Dieser ganze Erfolg wird desto gewisser seyn, je gerechter eS ist, die, welche sich -«drangen, zu entfernen, und je edler, die aufzu suchen, die unbekannt zu seyn glauben. Diese wird die schönste der Blumen in dem Kranze Ew. Kaiser lichen Majestät seyn.* Die Geschichte kann indeß nur rühmen, daß Joseph wollte. Mit seiner Ge nehmigung hatte ein Großer deS Hofe- den Plan entworfen, eine Akademie der Wissenschaften in Wien zu errichten, und Deutschland- vorzüglichste Geister an derselben zu vereinigen. Dieser Plan indeß zer schlug sich ganz, weil man unumgänglich Protestan ten mit dazu einladen mußte, diese aber, ihrer Re ligion wegen, um so mehr Bedenken trugen, der Einladung zu folgen, da man nicht ohne Grund glaubte, daß Joseph selbst nicht schützen könne wie er wolle. Vielleicht war auch bei Manchem die Ein ladung so unbestimmt erfolgt wie bei Lessing, so daß niemand ihr füglich folgen konnte. Als nun aber die Zeitungen bekannt machten, Riedel sey mit einer sehr ansehnlichen Besoldung nach Wien zu der
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Stelle eines K. K. Rathes berufen, die freie Uebung der protestantischen Religion ihm gestattet worden, und er werde in solchen Geschäften gebraucht werden, die für die Litteratur unsers Vaterlandes von der größten Wichtigkeit seyn würden, da dachten ohne Zweifel die Meisten wie Lessing: »Wenn Riedel seinen ganzen Anhang nach sich zieht, wie er ohne Zweifel zu thun suchen wird, so soll es mir lieb seyn, wenn man mich laßt, wo ich bin. * Riedel blieb indeß der Einzige, welcher berufen wurde, und war weit entfernt, irgend jemand nach sich ziehen zu können; denn seine eigne Lage wurde nur allzu schwankend. Ob sie bester geworden seyn würde, wenn er die wiederholten freundschaftlichen Warnun gen Wielands benutzt hatte, ist die Frage; wenig stens verlor er seine Stelle als Professor an der Aka demie der Künste nicht, in Folge seines Benehmens, sondern in Folge der Derlaumdungcn des Erfurter Augustinermönchs, Jordan Simon, welche der Kaiserin von ihrem Beichtvater getreulich hinterbracht worden waren. Da nun Wieland bei den Anschwär zungen des Mönchs und den Relazionen des Beicht vaters nicht war vergcffen worden, so hatte Er wol die wenigste Hoffnung gehabt, nach Wien berufen zu werden, und er selbst schrieb auch Riedeln, noch ehe dessen'Unglück begann: »Wien sollte in Deutsch land seyn, was Paris in Frankreich ist, und wir alle sollten zu Wien seyn. Das wäre eine'herrliche
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Sache. Aber vor Ende de- neunzehnten Jahrhun dert- wird wol nichts daraus werden, und 'dann so» habebic Humus. Wenn e- Ihrer Augusta Ernst wäre .... aber die- ist nicht und kann nicht seyn. Und wäre es auch, waS hälfe e- mir? Man muledig seyn, um in Wien sein Glück zu machen z oder reich, um mit Familie da zu leben. Die- ist der Hauytmnstand, qui me ferme la pofte.® Indeß hatte er doch den Gedanken an Wien nicht ganz auf gegeben ; denn al- er bereit- die Stelle in Weimar angenommen hatte, schrieb er: »Ich werde stet- -um Befehl Joseph- II., meine- angebornen Souverain-, seyn, sobald e- ihm in den Kopf kommen sollte, mich haben zu wollen. Er ist mein Tifar, oder richtiger
gesagt, mein Held; ich liebe ihn, und diese- mein Gefühl theilt er mit sehr wenigen Potentaten in der Christenheit.® Es war ihm deshalb auch nicht gleich gültig, daß er bei Maria Theresia war verläumdet worden, und er schrieb darüber an den Fürsten Kaunitz, von dem er wußte, daß er beifällig sich über ihn geäußert hatte; und nicht unwahrscheinlich ist e-, daß diese- Schreiben jenen ausgezeichneten
Minister mit bewog, nach dem Tode der Kaiserin
Riedeln al- Vorleser anzunehmen und ihn zu un terstützen, bis der Unglückliche im Wahnsinn Unter ging. Die Ursache nun aber, warum Wieland auch dann noch, als er die Stelle in Weimar angenom men , zuweilen einen flüchtigen Gedanken an Wien
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hatte, war die noch unbestimmte Aussicht ans feine Zukunft. »Ich bin nun, schrieb er, in meinem vier zigsten Jahre, und wenn die Göttin Fortuna etwas für mich thun will, so hat sie hohe Zeit; en attendant und weit ich dieser Humoristin nicht sonderlich traue, bemühe ich mich, ne ipie desim mihi.» Seine bisherigen Einkünfte verbesserten sich ja nur für wenige Jahre, denn ihm war ein jährlicher Ge halt von tausend Thalern bestimmt, so lange er In struktor des Erbprinzen seyn würde, dann aber — und dies war vom 3. September 1775. an — nur eine le-enSlangliche Pension von jährlich 600 Thalern, bei
der Freiheit, zu leben wo er wolle. Für Weib und Kinder hatte er, im Fall der Tod sie seiner Fürsorge beraubte, bis dahin nur erst Versprechungen erhalten. Unter solchen Umstanden mußte er wol an Plane für die Zukunft denken, und selbst an einen andern dereinstigen Aufenthalt, wenn er vielleicht in Weimar nicht würde bleiben können. Hatte er die- aber auch nicht gekonnt, so würde er dann gewiß an Wien nicht weiter gedacht haben, wiewohl sich die gewohntAnhänglichkeit des Bürgers einer freien Reichsstadt an die Kaiserstadt nie bei ihm verlor. Zwei Wünsche, die er früher gehabt hatte, soll ten ihm setzt auf einmal erfüllt werden. Schon während seines Leben- in der Schweiz hatte er sich mit Vergnügen in die Lage eines Prinzenerziehers hinein geträumt, und nachmals sich eine Anstellung
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am Kollegium Karolinum ersehnt; zu welches Sehn sucht die Erinnerung an die Bremischen Beitrüge und der Gedanke an den Dichterverein in Braun
schweig, der sich der Anerkennung eine- sehr populä ren Hofe- erfreute, nicht wenig beitrug. Jetzt ging
er-einer Fürstin auS dem Hause Braunschweig entge gen, ging nach Weimar al- Prinzenerzieher, und sollte da Schönere- aufblühen sehen, al-Don einer Akademie in Wien, die nun einmal nicht in Klopstock- Sinne darzustellen war, pch erwarten ließ. Mit welchen Gesinnungen Wieland sein neueAmt antrat, bezeugt am besten sein Brief an Frau von Laroche. »Ich denke, schrieb er, daß ich meiner Freundin, die mein Herz so gut kennt, nicht zu sagen nöthig habe, daß die wenige Verbesserung de- Ein kommen- der Beweggrund nicht gewesen ist, der mich vermögen konnte, einen Entschluß zu fassen, wobei ich in mehr al- einer Betrachtung so viel ri-kire. Ich sehe nur gar zu wohl, daß in der Bestrebung, immer so viel Gute- zu thun, al- wir Gelegenheit haben, etwas ist, das die Leute, die nur sich selbst lieben, Don Quixotterie nennen. Ich Hütte hier in Erfurt, zumal fcet dem neuen Herrn Statthalter (Dalberg), sehr ruhige Tage dahin leben können; eS wäre nur bei mir gestanden, mir einzubilden, daß ich als Lehrer und Schriftsteller der Welt wer weiß wie groß- Dienste t$uct Aber da NB. wider mein ehemalige- Vermuthen, und ohne daß ich den klein-
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sten Schritt gethan hatte, die Sache zu befördern, der Antrag an mich kam, den Verstand und daHerz eine- jungen Fürsten ausbilden zu helfen, der in wenigen Jahren regieren soll, so konnt' ich un möglich anders, alS denken, dies sey eine Gelegen« heit mehr Gutes zu bewirken, als ich in meinem ganzen bisherigen Leben zu thun im Stande gewesen bin. Ich habe um so mehr Ursache zu glauben, daß ich mich hierin nicht betrogen habe, weil die Herzo gin sowohl als der Erbprinz selbst sehr gut für mich denken, und der letzte insonderheit so glückliche Disposizionen hat, und so viel Neigung zu mir zeigt, daß ich das Beste hoffen darf. Der Himmel gebe nun seinen Segen zu meinen Abfichten; Fleiß und Mühe will ich mich nicht dauern lassen. Das Uebrige sey dem Schicksal anheim gestellt. Die Hofluft soll mich, wie ich hoffe, nicht anstecken, und meine Feinde und Mißgönner sollen das Vergnügen nicht erleben, mich den Grundsätzen meines Danischmends und Dschengis ungetreu werden zu sehen. Ich halte eö nicht für wahrscheinlich, daß ich jemals ein Günst ling werden, und für noch unwahrscheinlicher, daß ich mich an einem so schlüpfrigen Platz langer sollte erhalten können, als Danischmende bei der Würde eines Itimadulet. Aber was ich gewiß weiß, ist, daß Sie, meine theuerste Sophie, die Freude haben werden zu sehen, daß ich keine andere Ambizion kenne, al- im Stillen, und mit so wenigem Geräusche
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sls möglich, daS Gute zu befördern, und keinen an dern Eigennutz, alS auf die rechtmäßigste Art für die unentbehrlichsten Bedürfnisse meiner Familie -«
sorgen. Mit einem Wort, daS Glück mag mich an lächeln oder angrinsen, so werde ich nach meinen Grundsätzen leben; und damit Punctum!" An keinem Hofe hätte dies Wielanden weniger schwer werden können. Die verwittwete Herzogin, Anna Amalia, war in jeder Hinficht eine Zierde ihres Geschlecht- und des Thrones, auf welchem pe fich als Regentin-Vormünderin, unter sehr schwieri gen Umständen, um ihr neue- Vaterland wesentliche Verdienste erwarb. Wenn aber die dankbare Anerkennung derselben ihr die allgemeine Verehrung.sichern mußte, so gewann ihre Persönlichkeit ihr allgemeine Liebe. Die ihr gleichsam angestammte Popularität stellte sich in ihr unter dem höheren Charakter der Humanität dar. Ihr reger lebendiger Geist umfaßte mit Liebe das Gute und Schöne, und sie schützte Wissenschaften und Künste, so weit sie eS nur ver mochte, weil sie dieselben schätzte, und ihr die reichste Quelle des edelsten Vergnügens aus ihnen zusioß. Gern sah fie daher um sich einen KreiS von solchen, die durch Geist und Herz, durch Wissenschaft und Kunst, zu intereffiren fähig waren, und diese ver sammelten sich gern um fie, deren Nähe nicht drückend, sondern so erfreulich belebend war, daß auch Witz und Scherz nicht verstummten. "Ihr Geschmack war
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sondern für da- Schöne jeder Art
empfänglich, und darum tonnte fich in ihrer Nahe jede- Talent freudig entfalten. Wieland charakteriflrte ste damal- durch die Worte au- dem Munde des Götte- der Liebe:
Sie würd* als Schäferin Die Flur entzücken, Sie würd' als Königin Die Welt beglücken; Doch immer würd' in Ihr Sie Selbst geliebt! Die Söhne waren einer solches Mutter würdig
durch vortreffliche Anlagen und liebenswürdige Eigen schaften. Wenn es insbesondere von dem Erbprinzen eines Zeugnisses bedürfte, so ließe sich sagen, daß sein Großoheim, Friedrich der Große, schon von dem fünfjährigen Knaben, als er ihn zu Weimar sah, eine sehr vortheilhafte Meinung gefaßt hatte, und diese nach acht Jahren so bestätigt fand, daß er gegen dessen Großvater, Herzog Karl von Braun schweig, erklärte, nie einen Prinzen von diesem Atter gesehen zu haben, der so viele Hoffnungen er regte. Für einen Beweis mehr würde man gewiß auch annchmen, daß dieser Prinz in seinem fünf zehnten Jahre zur Vollendung seines Unterricht- sich selbstden Verfasser des goldenen Spiegels als Lehrer wählte.
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Das Verdienst der bisherigen Entwickelung so vortrefflicher Anlagen gebührte deiy Obersthofmeister Grafen von Gör-, welchen, als er selbst kaum L2 Jahre alt war, die Herzogin Mutter -um Erzie her ihrer Prinzen erwählt hatte. Wie weise diese Wahl gewesen, erkennt man daraus, daß auch Graf Görz die besondre Aufmerksamkeit Friedrichs auf fich zog, der ein so großes Vertrauen in seine Talente und seinen Charakter setzte, daß er fich seiner nachmals zur Ausführung eines Auftrags von großer Wichtigkeit bediente. Dieser Graf Görz ist nämlich derselbe, welchen Friedrich i. I. 1778 mit den bedenklichen Verhandlungen, in dem Streite über die baierische Erbfolge beauftragte, und der fich dieses Auftrages mit so vollkommener Zufriedenheit des großen Königs erledigte, daß dieser ihn -um Staats minister ernannte. Don 1779 an war er dann Preußi scher Gesandter in Petersburg, und zuletzt Churbran denburgischer Komizialgesandter in Regensburg, und in allen diesen Verhältnissen erwarb er fich die allge meine Achtung. Als politischer Schriftsteller ist er bekannt genug; allein es muß hier noch in Erinne rung gebracht werden, daß er auch Verfasser ist der Briefe eines Prinzen - Hofmeisters über B a s e d 0 w' s PrinzenerzLehung und hauptsächlich über dessen Agathokrator (Heilbronn 1771.), und der französische Aebersetzer von Dalbergs Schrift von dem Ver hältniß -wischen Moral und Staatskunst.
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Dieses waren die Personen, mit welchen Wieland jetzt in die naheste Berührung kam, und dieses Verhältniß war ihm sehr erfreulich. Mit Vergnügen spricht er oft von der Liebe des Erbprinzen, den auch er, ein geborner Antichrist der Sultane und Weffire, zärtlich liebe. »Sein Mentor, der Graf v. Görz, — schrieb er an Zimmermann — ist mein Freund. Schütteln Sie den Kopf nicht bei einer so vermessen tönenden Assertion. Er ist mein Freund; und damit ich es Ihnen nicht weitläufig beweisen müsse, will ich Ihnen in sehr ivenigen Worten begreiflich machen, warum e- nicht ander seyn kann. Wir find beide so einsam hier, als wie es auf dem Berge Nitria oder mitten in der Wüst» Sara seyn könnten. Unsern Prinzen ausgenommen, hat er keinen Freund, alS mich; ich keinen, als Ihn brauchen Sie nun noch weiter Zeugniß? *
Da- Hofleben machte Wielanden keine besondre Freude, denn er fand fich wenigstens anfangs, wenn er einen ganzen Tag an Hofe hatte.zubringen müssen, träg und müde, und seinen Genius wie erloschen. Dann fühlte er von den Ketten, die er trug, so leicht fie nach seinem eignen Eingeständniß waren, fich zu Boden gezogen. Wie oft er fich aber auch muthlos, und die Flügel seiner Seele gelahmt fühlte, so war es immer Eins, was ihn wieder aufrichtete, und ihn standhaft alle Störungen ertragen ließ; die
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wechselseitige Neigung zwischen dem erlauchten Schüler und dem Lehrer, und die erfteuliche Hoffnung, welche dieser von jenem, je länger desto mehr, fassen mußte. Am 4.December 1772 schrieb er an Iaeobir »Diese vergangenen zehn Tage mußte ich Lag und Nachtbei meinem Prinzen seyn, weil Graf G örz abwesend war. Ich habe da- Vergnügen gehabt in der Hoffnung bestätigt zu werden, welche ich mir von unserm jungen Fürsten mache. Wenn der Himmel ihn, und ein Paar gute Freunde, die er hat, lebe» laßt, so sollen Sie in sechs Jahren a dato einen kleinen Hof sehen, der verdienen soll, daß man von den Enden der $k(t komme, ihn zu sehen.* Mir wahrer Herzensfreude versprach er sich von dem Morgen eine- solchen Leben- den schönsten Tag, und dachte sich gerne da- Gute voraus, wa- dieser
herbeiführen -würde. Auf welche Weise nun aber Wieland
dazu mit
gewirkt habe, daß dieser schöne Tag wirklich er schien, dieS genauer zu erfahren, würde gewiß Dielen erwünscht und zur Beurtheilung Wielands selbst nicht
unwichtig seyn. Obschon nun aber hierüber jede Nach richt fehlt, so-kann man doch nicht zweifeln, daß Wieland, der von gelehrter Pedanterie eben so weit entfernt, als der bloßen Tünche der Kultur feind war, nichts werde verabsäumt haben, um das schon vorgefundene Interesse für da- Wahre, Güte und
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Schöne immer mehr zu beleben und zu befestigen. Daß der Geist des SokrateS auch am Hofe nicht von
ihm gewichen war, und daß er denselben auf jede mögliche Weise geltend -u machen gesucht habe, davon gibt auch das Thema zu einem damals von ihm ver fertigten Gelegenheitsgedichte Zeugniß. Jur Feier
deS -weiten Geburtstages deS Erbprinzen, welcher er beiwohnte, schuf er die von Lenophon aufbewahrte schöne Dichtung des Sophisten Prodikos von Herkules am Scheidewege zu einem kleinen lyrischen Drama umr die Wahl des Herkules. Um die Erzäh lung dramatisch zu machen, erhob er Herkules zur Hauptfigur und zum Helden der Handlung, und begann mit einem Monolog desselben, der seine gegen wärtige Gemürhsrerfassung, den inneren Streit, worin seine Seele arbeitet, offenbart, und dichtete eine Liebe als Veranlassung zu dieser Situazion hinzu. Ueber das Weitere erklärt er selbst sich so: »Die Natur des Drama, so einfach eS immer sey» mag, erfodert, daß alles darin Bewegung und Hand lung sey. Die Bemühungen der Wollust, den jungen Helden zu bestricken, konnten und durften nicht ohne alle Wirkung bleiben. Wir müssen ihn in Gefahr sehen zu unterliegen; er muß schwach werden, aber ohne die Hochachtung ganz zu verlieren, die er uns in seinem Monologen eingesiößt hat. Die Erschei nung der Tugend wird dadurch dramatisch, daß wir sie nicht eher als in dem Augenblicke, da ihr junger
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freund in Gefahr ist, dazwischen kommen lassen. Dieser erblickt in ihr keine Unbekannte; seine-Erzie hung, der Unterricht eine- Linus, eine-Amphion, hatte ihn mit ihrem Bilde vertraut gemacht;, sein Herz war für sie gebildet, und er fühlt die unmittel baren Einflüsse ihrer Gegenwart in seiner Seele. Dieser Umstand giebt dem Wettstreit der beiden Göt tinnen und dem Kampf des jungen Helden dramati sches Interesse, ohne welches die schönsten Reden, die man sie hatte halten lassen mögen, eine sehr Schwache Wirkung gethan hatten." 'Wie der Dichter elbst aber es jedem überlassen wollte, die Gründe au-zufinden, warum der Plan gerade so angelegt, die Umstände so bestimmt, die Theile so zusammen gesetzt, und Licht und Schatten im Ganzen so ver teilt, und wie die Schwierigkeiten, »die Bestrebung, den moralischen Endzweck, welcher diesem Gedichte das Daseyn gegeben hat, mit den Gesetzen der drama tischen Ausführung in einem musikalischen Stücke zu vereinbaren," besiegt worden, so wollen auch wir diese- thun; dagegen aber seinen moralischen Endzweck hervorheben. Diesem suchte er bei der damaligen Aufführung durch einen Epilog noch Nach druck zu geben, der, weil er nachher nicht wieder gedruckt worden ist, hier eine Stelle finden mag. Die Tugend wendete sich nach dem Schluffe des Stücks an Ihn, dessen Geburtstag man feierte, mit folgenden Wortenr
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Pkin-, den des Himmels Gunst an diesem sel'gen Tage Den Wünschen Dejzres Volke- gab, Erhabner Karl August! Sie, der Du in des Leben- Morgenröthe Dich weihtest, die Du liebst, die Deine- HaufeFreundin Don jeher war,. — die Tugend, theurer Prinz, Weissagt der Welt und sich in Dir Die Stütze ihres Thron-, den Mehrer ihreReiches. Dein großes Fürstenherz Umfasset, fühlt die ganze Würde des Berufs, Zürn Wohlthun bloß auf diese Unterwelt Herabgesandt zu seyn; Der Vater eines Volks zu werden, Das einst durch Dich AstraenS goldne Zeiten Zurückgebracht zu sehen hofft. Dir hat die Vorsicht einen Ruhm bestimmt, Der selten — ach! zu selten für daS Glück der Welt! — DaS Loos der Fürsten ist: Du bist dazu geboren Lin Held — kein Held, der allzutheure Lorbern Mit Thränen seine- Volks, mit Bürgerblure tränkt! — O Prinz, Du bist dazu geboren Ein Beispiel jeder Fürstentugend Und Deines Volke- Lust zu seyn I Wlel. Leben 3. rh.
Fünftes Buch. Ergieb Dich ^anz dem göttlichen Gedanken! Verschmäh den Reiz der lockenden Sirenen, An deren Klippen oft der Ruhm der Fürsten strandet! Die Weisheit Friederichs, die Tugend feineNeffen *) Sey Deine Führerin! Alsdann, o Fürstensohn, Wird glorreich Deine Laufbahn seyn, und herrlich Der Preis, der Dich am Ziel erwartet! Es ist ein seliges Geschäfte, Es ist das schönste Loos auf Erden, Der Schutzgeist eines Volks zu werden, Der Gottheit Ebenbild zu seyn! O Prinz, dies grobe Loos ist Dein! O weih' ihm alle Deine Kräfte! Daß dergleichen Ermunterungen in Karl Augusts Herzen einen fruchtbaren Boden fanden, bedarf zwar keine- Beweises: als charakteristisch aber für Ihn und Wielapd mag doch Folgendes wol noch angeführt werden. Im Jahre zuvor (1772) hatte man zur Feier des Geburtstages des Erbprinzen ein Schauspiel des Kaiserlichen Staatsraths Freiherrn -v. Gebler: der Minister, zur ersten Auffüh rung im Theater gewählt. In dem Grafen Hohen-
*) Friedrich der Weise und Johann Friedrich der Standhafte, Churfürsten der Sachsen.
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bürg stellt dieses Stück gewissermaßen das Ideal eine- Ministers dar. In den mannichfaltigsten Situazionen entwickelt er alles, was man von Geist und Herz, an einem vollkommenen Minister verlangen mag Seine Tugend hat die. schwersten Prüfungen zu be stehen, bevor sie in ihrer Reinheit anerkannt wird, und über die feindliche Arglist siegt. Wieland, welcher mit dem Hofe dieser Vorstellung beiwohnte, sagt: „Niemalen in meinem Leben habe ich in einem Schau spiele eine so ununterbrochene Aufmerksamkeit und eine so durchgängige Zufriedenheit gesehen. Insbeson dere hat mich unser Erbprinz zu wiederholten Malen ersucht, dem Herrn v. Gebler seine besondre Hoch schatzung und seinen lebhaften Dank für ein so interessantes und lehrreiches Stück zu bezeugen, und in seinem Namen zu bitten, daß er die Nazion mit noch mehr Stücken von dieser Gattung sich verbindlich machen möchte. Sie können es dem Herrn v. Gebler nicht stark genug ausdrücken, sagte der Prinz, wie sehr ich ihm für dieses Stück verbunden bin. In der That habe ich diesen jungen Fürsten, der sonst nichts weniger als reizbar und leicht aus seiner Fassung zu setzen, dabei aber voll Verstand ist, noch von keinem Stücke nur halb so intereffirt und gerührt gesehen, als von diesem. Wieland nun von seiner Seite war gewiß bemüht, so edle Keime sorgsam zu. pflegen; und da er zum Höfling — nicht zum Hofmann — verdorben
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war, so läßt sich vermuthen, daß er seinem Dänisch inende an Eifer für das Gute und aq Freimüthigkeit nichts werde nachgegeben haben, zumal da er so gewisse Hoffnung hatte, schönere Früchte davon zu sehen, als jener. In dieser Vermuthung muß man sehr bestärkt werden, wenn man gewisse Dorsatze, die er damals faßte, und seine Aeußerungen dabei zu bedenken geneigt ist. »Schon lange, — so sagte er — haben Personen, denen, in den höheren Krei sen des thätigen Lebens, die Falle häufig vorkommen, wo es unendlich schwer ist einen befriedigenden CntfcheidungSgrund für unsre Entschließungen zu finden, den Wunsch, geäußert: daß die Sittenlehrer, statt allgemeiner Theorien (die uns in der Ausübung fast immer ungewiß lassen) sich häufiger mit genauer Erörterung dessen,-was in besondern Fällen moralisch recht ist, beschäftigen möchten.* Dies habe ihn auf die Idee von Akademischen Fragen gebracht. In Dialogen zwischen Philosophen aus der jüngeren Akademie, welche alles, was nicht durch das allgemeine Gefühl entschieden wird, für zweifelhaft erklärte, sollten zweifelhafte moralische Aufgaben untersucht und so zergliedert werden, daß ein denken der Leser sich im Stande sehe, entweder den Aus spruch zu thun, oder die Gründe anzugeben , warum er es nicht thun könne. Der Dialog über die Frage r ob ein Staat unter einem schwachen oder unter einem bösen Regenten in größerer Gefahr sep, übel regiert
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zu werden? sollte die Reihe eröffnen. Diese Dialo gen sind nicht erschienen; allein Wiegand schrieb
damals manche Aeußerungen -ei Gelegenheit jener Frage nieder, die eß verdienen aufbewahrt zu wer den. »Jene Frage gleicht so ziemlich der Frager ob Feufr- oder Waffersnoth, Pestilenz oder theure Zeit da- größere Uebel sep's Es ist geradezu unmöglich, eine solche Aufgabe ander- als in einzelnen Fällen zu lösen, und dann kommt e- auf die genaue Bestimmung und Auszahlung aller Umstande an. Indessen könnte man sich doch in Staaten, wo der Regent erwählt wird, zuweilen in dem un glücklichen Falle befinden, zwischen einem Schwachen und einem Schlimmen wählen zu müssen; und da würde einem Wähler, der nur einiges Gefühl für das Glück oder Unglück seiner Mitgeschöpfe; oder ein Fünkchen von dem, was unsre ehrlichen Voreltern Gewissen nannten, hätte, allerdings unendlich viel daran gelegen seyn, einen beruhigenden Bestim
mungsgrund seiner Entschließung zu haben.---------Bet dieser Gelegenheit entwarf er folgende- Schil derung von Deutschland. „Es giebt auf einem gewissen Planeten unsers Sonnensystems eineNazion, welche, unter andern wunderbaren Besonderheiten, auch diese hat, daß noch kein Sterblicher einen Namen für ihre Verfassung hat ausfindig machen können.
Sw enthält in einem Bezirke von ungefähr 12,000
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Quabratmeifen eine unglaubliche Menge größerer und kleinerer Staaten, welche, ihrer allgemeinen Verbin dung unbeschadet, einzelnen Regenten von unter schiedlicher Benennung unterworfen sind, auf deren guten Willen es meistens ankommt, wie viele oder wenige von ihren Untergebnen sich täglich satt effen sollen. Einige dieser Selbstherrscher sind mächtig genug, größere Kriegsheere ins Feld zu stellen als Scipio und Casar jemals angeführt oder bestritten haben: Andere können den ganzen Umfang ihrer Monarchie von der Spitze eines Maulwurfshügels übersehen. Verschiedene, und unstreitig die Glück lichsten, sind gerade mächtig genug, um viel Gutethun zu können, wenn sie wollen; aber doch nicht so mächtig, daß sie, bei einem nur mäßigen Antheil von Menschenverstände, ,dcr Versuchung BöseS zu thun, so leicht unterliegen sollten. Ein sehr beträcht licher Theil dieser Regenten wird erwählt; und da die Nazion nicht für gut gefunden hat, der Klaffe, aus welcher sie genommen werden, eine besondere politische Erziehung zu geben, so sott sich wol eher zugetragen haben, daß der Zufall den Abgang dieser Vorsicht nicht völlig so gut ersetzt, als man es ihm zugetraut hatte. Außerdem befinden sich unter besagter Nazion noch vier bis fünf Dutzend kleine Republiken, deren Regiment ebenfalls durch freie Wahl bestellt wird, und zu welchen, wie man un versichert hat, bie Ernennung eines Rathmanns oder
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eine-Spitalvorstehers oft größere Bewegungen macht, und schwerer zu Stande kommt, al- die Wahl eines Doge von Venedig oder eines Großmeisters des Hospitals vom hell. Johann zu Jerusalem. Unter einer Nazion, wo das ganze Jahr durch so viel zu wählen ist, möchte wol der erwähnte leidige Fall häufiger vorkommen, als für das Beste derselben zu wünschen wäre; und man könnte sich also schmeicheln, ihr einen kleinen Dienst erwiesen zu haben, wenn man ihr eine sichere Theorie vorgelegt hatte, nach welcher sich in jedem vorkommenden Falle die größeste Wahrscheinlichkeit bestimmen ließe, ob der Staat bei einem Klotze oder bei einem Drachen am wenigsten übel fahren werde; wenn uns erlaubt ist, auf eine bekannte Fabel anzuspielen." ------- — »Ein unumschränkter Fürst, der bei großen Eigenschaften des Verstandes einige brutale Temperamentsfchler und schlimme Gewohnheiten an sich hat, z. E. wenn er sehr jähzornig, oder dem Trunk ergeben, oder beides zugleich ist, ein solcher Fürst verdient darum noch nicht den Namen eines Tyrannen. Alexander und Peter der Große haben sich in Anstößen von Brutalität einiger grausamen Handlungen schuldig gemacht, und sie gehören gleich wohl unter die Helden des menschlichen Geschlechtes. Der Himmel verhüte, daß irgend ein junger Fürst durch solche Beispiele, deren die Geschichte nur zu viele aufweiset, sich verleiten lasse, wilde Ausbrüche
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in Zorn und Vergnügungen für kleine Lastrr anzu sehen ! Was den gemeinsten Menschen zum Vieh herabwürdigt, kann an demjenigen nichts Erträgliches seyn, der ein sichtbares Bild einer weisen und wohl thätigen Gottheit seyn soll; und es ist ein wahres Unglück für die Menschheit, daß nicht in jedem Staate durch die Grundgesetze dafür gesorgt ist, dak der Regent, von dem Augenblick an, da er eine brutale Handlung -um zweitenmal begangen hat, unter Administrazion gesetzt werdet »Wenn die Staatsversaffung und die Gesetzgebung einer Nazion der ganzen Summe der besondern un veränderlichen Bestimmungen derselben so angemessen, und in jeder Betrachtung so vollkommen wäre, almöglich, so würde jede Abänderung in den Grund gesetzen den Nazionalzustand verschlimmern. Aber so lange die Grundverfassung noch mit wesentlichen Mängeln behaftet ist, d. i. so längs die Rechte deDolkS, der Stände und des Oberhaupts nicht aus genaueste bestimmt, gegen einander abgewogen und in völlige Sicherheit gesetzt sind r so lange muß noch an ihr gearbeitet werden, und vorher kann sie auch zu keiner dauerhaften Festigkeit gelangen.- Die Ehr furcht des Volke- gegen die Gesetze gründet sich aller dings auf ihre Unverletzlichkeit, und ein unfehlbareMittel, wie sich eine Regierung verächtlich machen kann, ist, wenn sie Verordnungen macht, über welchen nicht scharf und unparteiisch gehalten wird, oder
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welche mit so wenig Ueberlegung gemacht worden, daß man erst durch die unvorhergesehenen schlimme« Folgen belehrt wird, waS man gethan habe. Aber die Unverletzlichkeit eines Gesetzes kann fich vernünf tiger Weise auf nichts ander- gründen, al- auf cht von der Natur selbst festgesetztes unveränderlicheVerhältniß -wischen der Art -u handeln, welche daGesetz vorschreibt, und dem allgemeinen Besten de» Gesellschaft und der Menschheit überhaupt. Gesetze, welche sich auf veränderliche Umstände und Verhält nisse be-iehen, müssen abgeändert werden, sobald sich ihre Beziehung verändert: denn da- erste aller Gesetze, da- allgemeine Beste, fodert es alsdann.-------- — Eo wie die Welt bisher gegangen ist, und vermuth lich noch lange gehen wird, hangt das Glück der Menschen viel weniger von der Festigkeit der Gesetze alS von der weisen Dertheilung und Verwaltung der gesetzgebenden Macht ab. Die Willkührlichkeit der Gesetze und ihrer Anwendung ist da- groke Uebel, welchem abgehvlfen werden muß, ehe eine Razion sich rühmen kann, persönliche Sicherheit, Eigenthum und Freiheit zu haben. So lang es auf meinen Richter ankommt, ob er mich nach dem Römi schen Rechte vertieren oder nach dem Teutschen gewin nen machen will, so lang ist mein und meiner Mit bürger Zustand nicht viel besser, oder vielleicht gar ein wenig schlimmer, als er damals war, da man sei« Recht mit der Faust bewirk.*
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Qb man aus dem, was Wieland über seine Aka demischen Fragen äußerte, einen Schluß auf seine Methode und deren Annäherung an die Sokratische ziehen könne, lasten wir dahin gestellt: zweifeln aber kann wol Keiner, daß Karl August, da er einen Dani sch men de für fich verlangte, in Wieland den rechten Mann gefunden hatte. Es kam ihm schwer an, „zu schweigen, wo er hatte reden, und zu lächeln, wo er hätte donnern mögen; • er trieb es aber mit der Urbanitat, auf die er sich sonst recht gut verstand, nur bis auf einen gewissen Punkt. Die Humanität stand ihm höher; und wo es die Pflicht und das Wohl der Menschheit galt, da strömte ihm das Herz über, und er sprach seine Gesinnung mit unumwundenem Freimuth aus. 2. Wieland-Dani sch men de, wie ihn seine Freunde gern und, wie man sieht, nicht ohne Grund nannten, würde diesemnach zu nichts weniger ge taugt haben als zu einem Hofpoeten in dem gewöhn lichsten Sinne. Glücklicher Weise verlangte und er wartete man dies auch nicht von ihm, obgleich meh rere vereinigte Umstände seiner neuen Verhältnisse den poetischen Genius in ihm zuerst wieder geweckt hatten, und er durch das, was dieser ihm zum Vergnügen
des Hofes eingab, die ersten Erwartungen von dem, was die Kunst in Weimar leisten werde, erregte. Seit dem Oktober 1771 hatte Seyler daö Theater -ü Weimar übernommen, und schon die damalige Weimarische Bühne war eine Pflanz schute der befferen mimischen Kunst in Teutschland. Roch gab es selbst an Fürstenhöfen wenige stehend« Theater, und in Wien sollte eben erst eine Razionalbühne entstehen, als die Herzogin Amalia, um mit Wieland zu reden, »überzeugt, daß ein wohlgeord netes Theater nicht wenig beitrage, den Geschmack und die Sitten eines Volkes unvermerkt zu verbessern und zu verschönern, flch nicht begnügte, ihrem Hof« durch dasselbe die anständigste Unterhaltung, den Personen von Geschäften die edelste Erholung von ihren Amtsarbeiten, und der müßigsten Klasse von Einwohnern den unschädlichsten Zeitvertreib zu ver schaffen, sondern auch wollte, daß die untern Klaffen von einer öffentlichen Gemüthsergötzung, die zugleich für sie eine Schule guter Sitten und tugendhafter Empfindungen ist, nicht ausgeschlossen seyn sollte. Und so genoß Weimar eines Vorzugs, dessen keine andre Stadt in Teutschland sich zu rühmen hatte, ein teutsches Schauspiel zu haben, welches jedermann dreimal in der Woche unentgeldlich besuchen durfte." Wieland hatte ganz Recht zu sagen, daß hieran gewissermaßen die ganze Razion Antheil nahm, und was er davon voraus sagte, ist genau
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««getroffen. ,Die Talente der Schauspieler vervoll kommnen sich bei einem solchen Institute eben so un vermerkt als der Geschmack der Zuschauer; nach und nach wird die Gesellschaft um so auserlesener, je mehr jeder vorzügliche Schauspieler sich daS Glück wünschen muß, derselben einverleibt zu werden; die Dichter werden aufgemuntert, für ein Theater zu arbeiten, welches ihnen für eine vortreffliche Auffüh rung ihrer Stücke Bürge ist; der Gedanke begeistert sie, zum Vergnügen einer Fürstin zu arbeiten, deren Beifall ihnen mehr ist, al- der Ehrenkranz, der den Sieger in den griechischen Dichterspielen krönte; sie wetteifern mit einander und übertreffen sich selbst; die teutsche Litteratur, der Geschmack und der Ruhm der Nazion gewinnt dabei auf allen Seiten, und Amaliens Name wird in den Jahrbüchern der Mosen dereinst unter den Namen derjenigen glanzen, welche durch Liebe und Beschützung der Wissenschaften und Künste verdient haben, den Wohlthätern des Menschengeschlechtes beigezahlt zu werden.* S ey ler s Gesellschaft war unstreitig damals eine der besten, wenn nicht die beste, in Teutschland. Scyler selbst, ein gebildeter Mann, besaß alle die Kenntnisse, die zur Direktion einer Buhne gehören, im ganzen Umfang, und war mit großem Eifer be müht, die theatralische Kunst zu erheben. Wem hatte das aber auch mehr gelingen können, als dem, der auf so ausgezeichnete Talente rechnen konnte wie
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Eckho fs und der Hensel (SeylerS nachmaliger Gattin), die sich bei seiner Gesellschaft befanden. »Die Güte einer Schauspielergesellschaft aber, — so schrieb Wieland mit Recht, — besteht nicht darin, daß jede Aktrice eine Clairon, und jeder Akteur ein Garrik sey, sondern darin, daß alle Mitglieder der selben jede- eine ihm eigne Gabe oder Geschicklichkeit besitze, durch deren Zusammensetzung ein harmoni sche- Ganzes herauskomme; so wie ost Züge, welche einzeln genommen fehlerhaft sind, zusammen das an genehmste Gesicht ausmachen.« Zur bloßen Entschul digung sollte dies nicht gesagt seyn, denn außer jenen ausgezeichneten Künstlern befanden sich bei Seylers Gesellschaft noch viele gute, die nachher zum Theil auf andern Bühnen geglanzt haben. Böck, Brandes, Hellmuth, Günther, und die Frauen Mecour, Böck, Brandes sind noch jetzt in geachteter Erinnerung. Dazu kamen Mad. Koch und Hellmuth (früher Heise) als zwei Sängerinnen, die durch die Schönheit ihrer Stimmen und rühmlichen Fleiß, den sie auf Ausbildung ihrer Talente verwendeten, für das lyrische Drama Vor zügliches erwarten ließen. Zur Beförderung dieses Drama war Seyler so glücklich gewesen, auch einen vorzüglichen Tonkünstler zu gewinnen, dessen Verdienst es war, daß auch die Opern eine ungewöhnliche Befriedigung gewahrten. Dieser Tonkünstler war Schweizer, welcher
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fbüherhin Hofkapellmeister des Herzog- von Hild burghausen gewesen, auf dessen Kosten nach Italien gereißt, dann aber, weil der Herzog Beschränkung des Hofhalts nöthig fand, mit dem Personale der Bühne entlassen, und von Seyter, ehe er noch nach Weimar kam, als Musikdirektor engagirt worden war. Da dieser Künstler den großen Abstand der italieni schen Bühne von der damaligen teutschen nltr zu sehr fühlte, so war sein Erstes gewesen, sich Sängerbund Sängerinnen zu bilden. Als er nun nach Weimar kam, konnte es ihm nicht fehlen, die Aufmerksamkeit der Herzogin zu erregen, die ihre Schule der Musik bei Fleischer, einem wackeren Meister, gemacht hatte, und nicht bloße Freundin der Musik, sondern selbst Meisterin und eine Kennerin derselben war. Zhr schwebte daher etwa- Höheres vor, als didamalige teutsche Bühne im Fache deS musikalischen Drama geleistet hatte; denn seitdem Weiße i. I. »752 seine Operette: de.r Teufel ist loS, zum erstenmal auf die Bühne gebracht, halte auch diOperette allem, als komische und rührende, sich auf ihr behauptet, und unter den Dichtern behielt Weiße, welcher flch Favart zum Muster genommen, ziem lich vor allen seinen Nachfolgern den Preis. Die meisten kleinen Lieder aus seinen Operetten waren zu wirklichen Volksliedern geworden, wozu Weiße's Glück, in Hiller einess Komponisten gefunden zu haben, der sich so trefflich auf den Volkston verstand,
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nicht wenig beitrug. Man würde jedoch ungerecht gegen den Dichter seyn, wenn man ihm seinen An theil an dieser Ehre absprcchcn wollte; die Leichtig keit, anspruchlose Einfachheit und Naivetät seiner Lieder, selbst wenn diese zuweilen in eine neckische Naseweisheit überging, empfahlen sie auch an sich, und es war für die Bildung des Geschmacks gewiß nicht übel, daß man hiebei mit dem Natürlichen anfing. Wieland war aber der Meinung, die ganze Gattung der Operette tauge nichts, wiewohl es in derselben gute Stücke geben könne, und er Hatte schon in Erfurt oft daran gedacht, der ganz vernachlaßigten ernsten O p er aufzuhetfen. Elysium, ein Vorspiel mit Arien von seinem Freunde Jacobi und dessen Kantaten hatten ihn zu manchen Erklä rungen .über diesen Gegenstand veranlaßt. «Ich wünschte, schrieb ^er diesem, 1769, Sie möchten Lust bekommen, unser Favart zu werden. Weiße'komische Opern find artig; aber ich kann mir noch eine andre Art davon denken, welche ein schönereIdeal hätte, und die Niemand so gut ausführea könnte, als wie Sie. Selbst in der griechischen Mythologie, was für vortreffliche Sujets für klein lyrische Dramata! Etliche Stücke von St. Foix würden deliciös seyn, wenn sie für das lyrische Theater umgeschmelzt würden.« Wieder und wieder muntert er seinen Freund zu solchen Versuchen auf, und wünscht ihm ein gutes lyrisches Theater ia der
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Nuhe^ »Den üvinault und die komischm Opern, ruft er ihm -u (1770), um ihnen allenfalls gewisse mechanische Kunstvortheile abzulernen, um deren willen Sie eben die Gegenwart eine-Theaters nöthig haben könnten." — »Ihre Kantate, schrieb er ihm 1771, erneuert meinen Wunsch, daß Sie für ein lyrisches Lheater — welche- zwar noch nicht tri flirt, aber durch Sie veranlaßt werden könnte, — arbeiten möchten. Wenn Sie noch lange zaudern, so stehe ich Ihnen nicht dafür, daß ich Ihnen nicht zuvor komme. Ich habe schon lange die Idee von einem kleinen lyrischen Schauspiel, Pygmalion/ im Kopfe, eine Idee, aus welcher etwas Schöne-, sehr Schönes werden mußte, wenn ich sie so aus führen könnte, wie sie in meiner Einbildung liegt." — »Ich wünschte, daß es möglich wäre, die Kunst der Arien meinem Liebling Metastasio abzulernen; ich fühle und kenne die Schwierig keiten, die unsre Sprache dagegen macht, nur gar. zu wohl; aber ganz unüberwindlich sind sie nicht." Er spricht daher öfters zu ihm von dem Kantabile der schönen Dersifikazion, der Wirkung der Versarten, dem Ausdruck als höchster Regel aller Melodie, und tragt ausführlich manche »Spitzfin digkeit in versifikatorischen Kleinigkeiten, welche man ihm wol nicht zugctraut hatte," vor. Am Ende aber kommt er immer darauf zurück: »Nichts als Euripi des und Metastasio gelesen, und dann lyrische
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Dramaka gemacht, — aber immer wieder zur Muse des göttlichen M e t a st a s i o zurückgekehrt." Jacobi hatte alle diese Winke und Äufnrunterungen noch unbenutzt gelassen. Jetzt, da Wieland selbst ein musikalisches Drama in der Rahe hatte und, ein Kenner der Musik, in Schweizer, dek bereits Iacobi'S Elysium und Apollo unter dest Hirten komponirt hatte, ganz den Mann erkannt^ mit dessen Hülfe das, was noch nicht da war, ge schaffen werden könnte, zauderte er nicht langer mit einem eig ien Versuche. Er verfertigte zuerst ein Singspiel? Aurora, ein nur den Hof interessirendeS Gelegenheitsstück; dieses aber wurde die DeratrL lassung zu einer größeren Arbeit. »Schweizer, schrieh er an Jacobi, ist der Mann, der mich in deü Taumel des Enthusiasmus für das lyrische Theater hingezerrt hat. Man kann sich nichts Schöneres vor stellen, als seine Komposizion von der Aurora." In diesem Enthusiasmus folgte er freudig einem Winke der Herzogin, und so entstand seine — Älteste, ein Stuck, welches in unserer musikalisch-dramati schen Literatur eine neue Epoche bezeichnet. Wieland selbst war darüber voll Entzücken. »In der That, schrieb er, mein Versuch hat so viele Dorurtheile wider sich, daß er, wenigstens in der Meisten Augen, Verwegenheit scheinen muß. Eine Oper in teutscher Junge, — in der Sprache, worin Kaiser Karl V nur mit seinem Pferde sprechen Wiel, leben 3. Th. 3
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wollte, — von einem Teutschen gesetzt,
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schen gesungen, — was kann man Gutes davon erwarten X Bei allem dem kann man wol nicht in Abrede seyn, daß diese Sprache, seitdem sie Karl mit seinem Pferde sprach, einige Veränderungen erlitten hat. Der Abstand der Sprache, worin Hans Sachs, deS Kaisers Zeitgenosse, seine kurzweilig erbaulichen Trauer-und Freudenspiele schrieb, von der Sprache unsrer Alceste, ist wol nicht kleiner, als der von der Elektra des ehrlichen LazaruS Baif zur Elektra deS Crebillon, oder als die Kluft zwi schen dem Styl Philipps von Commines und des Lobredners Ludwigs XIV. Die Vorzüge der welschen Sprache vor der unsrigen, in Absicht der Singharkeit, sind bekannt und unleugbar: allein Hage dorn, Utz, Rammler, Gerstenberg, Jacobi, haben vnS Beweise gegeben, daß auch die teutsche Unter den Hände« eines Meister- musikalisch wird. Die welsche Sprache hat eben so wohl ihre Hurtigkeiten, alwenig es der unsrigen an Biegsamkeit und Sanftheit fehlt, wenn es nur dem Dichter nicht an Talent und Geschmack, und an dem, wa- mit dem Genie so selten gepaart ist, an Geduld im Ausarbeiten man gelt. — — Daß Alceste von einem Teutschen komponirt worden, ist, ein Umstand, der in der Ge schichte unsrer Musik immer merkwürdig bleiben wird. Denn, glauben Sie mir, die Pergolesi, die Galuppi, die Sacchini, würden diesen Teutschen mit
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Freuden für ihren Bruder erkennen. Nur noch etliche solche Meisterstücke wie unsre Alceste, so wird sein Name gewiß der Nachwelt so ehrwürdig feynf alS gewiß mir seine Alceste für die Unsterblichkeit der meinigen Bürge ist. Erstaunen werden Sie, wie ich, wenn Sie mit eignem Ohre hören, tief in Ihrer eignen Seele fühlen, und durch die mit wollüstigem Schmerz über Ihre Wangen rollenden Thränen be
kennen werden, wie grob die Gewalt dieses LonkünstlerS über unser Herz ist! Wie sehr er Mater und Dichter ist! Wie meisterlich er pch des eignen Charak ters der Personen bemächtigt, mit welchem Feuer er ihre Leidenschaften, mit welcher Wahrheit, Feinheit
und Zärtlichkeit er ihre Empfindungen ausdrückt ! Nichts übertrifft die Kunst, womit er jede wichtige Stelle vorbereitet, oder unterstützt, oder vollendet. Aber was ich am meisten an ihm schätze, ist die Weisheit, womit er die Begierde zu schimmern und den Ohren zu schmeicheln, ja, wo eS seyn muß, die mechanischen Kunstregeln selbst der höheren Absicht, auf die Seele zu wirken, aufzuopfern weiß. Andere sehen den Dichter blos als ihren Handlanger an; Er als seinen Gebieter. Er weiß zu schweigen, wo der Dichter allein reden muß; aber wo jener an den Grenzen seiner Kunst ist, da eilt er ihm mit der ganzen Macht der seinigen zu Hülfe. Man kann nicht von ihm sagen, (wiewol dies ein großes Lob für einen schwacher» Komponisten wäre,) daß er mit
seinem Dichter ringe. Was Er thut, ist ganz was anders, und eS ist ohne Zweifel unendlichmal mehr. Er verliert sich in seinem Dichter, er wird mit ihm zu Einer Person; Ein GeniuS, Ein Herz scheint beide zu beseelen. Wie ost, wenn er mir eine Stelle, womit er so eben fertig geworden , vorsang, rief ich aus: welche Muse offenbart Ihnen die eigensten Gedanken meiner Seele, und gibt Ihnen den einzigen Ausdruck, den angemessensten unter allen möglichen, ein? Wie machen Sie es, daß mehr thun, alich selbst? daß Sie sich des Ideals bemächtigen, welches im Arbeiten meinem Geiste vorschwebte, und welches ich unvermögend war mit Worten völlig zu erreichen?* Einer der genußreichsten Abende für Wieland war der, an welchem zu Ende Mais 1773 Atceste zum ersten Male in Weimar auf die Bühne kam, und zu der hfrrlichen Musik auch eine meisterhafte Vorstel lung sich gesellte, in welcher Madame Koch als Alceste, wie durch ihre schöne Gestalt das Auge, so durch rührenden Ausdruck alle Herzen bezauberte. Der Dichter in seinem Entzücken konnte nicht umhin, allen seinen Freunden zuzurufen: Kommt nur, und hört, und seht? Bald aber rauschte der Atceste der laute Beifall der Nazion von allen Seiten zu. — Schweizers Atceste, — freilich! — und Wieland selbst lud seine Freunde auf keine andre ein, wiewohl er sich recht
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4. Juni 1789 über die öffentlichen Begebenheiten in Frankreich geschrieben habe, ein ge wisser Geist von Unparteilichkeit, Billigkeit und Mäßigung athmet, der nicht alle, welche sich diesseits des Rheins über diese Gegenstände haben vernehmen lassen, angeweht zu haben scheint. Da ich (meines Wissens) nicht die Ehre habe, mit dem Hause Cap et verwandt zu seyn, da kch weder ein Prälat noch ein Edelmann bin, und über haupt bei Wiederherstellung des alten Regime in Frankreich eben so wenig zu gewinnen, als bei einer neuen Aonstituzion zu verlieren habe; so sehe ich nicht ein, waS in der Welt mich verhindern
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sollte, entweder bei Beurtheilung der Gegenstände, wovon hier die Rede ist, ganz unparteiisch zu seyn, oder — falls eine gänzliche Gleichgiltigkeit und stoische Apathie entweder nicht in der menschlichen Natur, oder wenigstens nicht in der meinigen wäre, — doch eine so gemäßigte Partei zu nehmen, daß weder Monarchisten noch Jakobiner, weder Ari stokraten noch Demokraten, weder Schwerer noch Nichtschwirer, gerechte Ursache hätte» mir Unbillig keit Schuld zu geben. Woher es kommt, daß nicht Alle, welche völlig eben so viele Ursache zur Unpar teilichkeit und Mäßigung haben, als ich, sich in glei chen Schranken mit mir gehalten, verlange ich nicht zu untersuchen. Persönliche Umstände, Verhältnisse, Verbindungen und Rücksichten influiren in solchen Fällen meistens stärker auf die Dorstellungsart und Urtheile der Leute, als sie sich's bewußt sind. — — Fplgende ganz einfältige Marimen sind eS, von wel chen ich mich in meinen Urtheile» über die mensch lichen Dinge leiten zu lassen pflege.------ 1) Ich vergesse nie, daß Menschen in allen Umständen und Zeiten weder mehr noch weniger als Menschen sind. Daher kommt es, daß nicht leicht etwaso gut oder schlimm, so vernünftig oder so albern, so edel oder so schlecht ist, daß ich eS ihnen nicht, unter gewisse» Umständen, zutranen sollte. Daher kommt eS, daß ich nichts Vollkommenes von ihnen erwarte, und mich (Momente von übler Laune oder
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Ausbraufuug abgerechnet, hanc veuiam pelimusijue damusque vicieiini) nie darüber formalisire, wenn sie — zumal in außerordentlichen Lagen und im Ge dränge großer Schwierigkeiten — nicht wie Götter, reine Geister, oder stoische Weise, sonder» nur wie arme Crdenklisse, weder weiser noch konsequeuter «och uneigennütziger handeln, als man eS seit so vielen Jahrtausenden von den Adamskindern gewohnt ist, oder doch billig gewohnt seyn sollte- — — a) Ich erwarte nie, baß irgend etwas Großes, das nur durch vereinigte Kräfte und hartnäckige» Fleiß einer großen Anzahl der geschicktesten und besten Männer eines Volks zu Stande kommen kann, sich so auf Einen Guß, wie mau eine metallene Bildsäule gießt, machen lasse.----- 3) Ich finde nichts simpleres, als wenn Menschen nicht vermögen, was -ein Gott selbst — ohne Wunderwerke — nicht möglich machen könnte.------ Cs kann in einem, Hause, woran noch gebaut wird, nicht so ordentlich auSsehen, alS wen» eS fertig ttnb ausmöblirt ist. Aber man kann auch nicht alles auf einmal machen. Sobald die Nazlon und die neue Staatsverfassung von der königlichen Autorität nichts mehr zu befürch ten haben werden, wird der König gerade so viel Gewalt und Ansehen wieder erhalten, als das Haupt einer freien Nazion, in einer durch Gruudverfaffung und Gesetze auf blos wohlthätige Wirksam keit eingeschränkten Monarchie, haben soll und
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43i muß.------ Alle Volksercesse werden aufhvren; die Freiheit und Konstitnzion hingegen wird bestehen: tmb eine ihrer unfehlbarsten Folgen wird seyn, daß richtige und zusammenhängende Begriffe von Rechten und Pflichten, von dem gegenseitigen Verhältniß des Bürgers und des Staats, und von den Grundmarkmen einer wohleingerichteten Staats-Oekonomie nach und nach bis zu dem gemeinen Mann, ja bis zu den niedrigsten Volksklassen durchdringen, und, verbun den mit einer künftigen bessern Erziehung derJugend, aus der nächsten Generazion, die nun aus der neuen Konstitnzion aufwächßt, gerade die Menschen machen werden, die sich für diese Konstitnzion schicken, die sich mit ihr und durch sie glücklich finde«, und denen, — wenn sie nach zwanzig Jahren in den Jahrbüchern, Memoires, Romanen und Schauspielen aus den Zei ten der unmittelbaren Vorgänger Ludwigs XVI. und den ersten fünfzehn Jahren seiner eigenen Regierung, lesen werden, wie es ehemals in Frankreich stand und herging — zu Muthe seyn wird, als ob man ihnen Cooles de ina mftre d’oye oder Geschichten aus einem andern Planeten erzählte." Diesen Maximen durchaus getreu schrieb Wieland seine auf die Zeitereignisse bezüglichen Göttergespräche, von dem neunten an bis zum letzten*), *) Aus Versehen in der Druckerei waren das nennte und zehnte in den Listen Band gekomWielandS Leben. Z.Tb.
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deren keinem nwn absprechen wird, daß sie in meister hafter Charakteristik, Lebendigkeit und Frische der Darstellung, feiner Satire und Laune, den schönsten Luziauischeu nicht nachstehen, während sie vielleicht durch die Wichtigkeit ihres Inhalts und den Geist, der sich darin ausspricht, über ihnen stehen. Der Dialog gewährte Wielanden nicht blos den Vortheil einer größeren Belebung seiner Untersuchungen, sondern auch einer Beleuchtung der Gegenstände von verschie denen Seiten und aus verschiedenen Gesichtspunkten. Wie bei seinen Göttergcsprächen, so bei seiner Un terredung zwischen Walther und Adelstan (Bd.4i.) und seinen zwölf Gesprächen unter vier Augen (Bd. 42.), mit denen es ihm doch saft so schlimm erging, als nut seinem Anfsatz über das göttliche Recht.der Obrigkeit, weil es Leute gab, die nicht darauf achteten, weder welcher Person und mit welchem Charakter gewisse Grundsätze und Meinun gen in den Mund gelegt waren, noch ob nicht manche dieser Dialogen nur überhaupt eine skeptische Ten denz gehabt haben möchten. Hatte z. B. der Verfas ser der Bemerkungen über diese Gespräche in recht licher und politischer Hiusicht **) hierauf geachtet; so men, und von den übrigen, zu den politischen Schriften gehörigen im 4osten Bande getrennt worden. *) S. darüber Dd. 42. S. 474.
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würde del der ominösen Frage »ach dem Ader, wo mit das Gespräch del feinem ersten Erscheinen addrach,—wenn er auch gar nicht bedacht hätte, daß der Dlalogist hier gewissermaßen alte Zeit und neue Zeit in Kontrast gestellt hat, — ihm nie der Ver dacht haben entstehen können, als ob Wieland im vollen Ernste die Absicht gehabt habe, eine Apolo gie der Vor urtheile ru schreiben. Vie würde ihm eingefallen seyn, den Aeußerungen der sich unter redenden Personen Stellen aus Wielands Schriften entgegen zu setzen, in denen Wieland In eigner Per son gesprochen hatte, und seine sämmtlichen Bemer kungen hätte er sich erspart. Sein Eifer für Wahr heit und Recht ist gewiß löblich; in diesem Eifer aber that er Wielanden.großes Unrecht, denn eS war nickt Wielands Schuld, wenn der Bemerke» „bei der Lektüre diestr Gespräche, Sophismen, Widersprüche, unhaltbare, zuweilen auch wol gar schädliche Grund sätze., Parteigeist und dergleichen Dinge mehr" ent deckte. Der Bemerket sagt: „Recht und Religion sind Dinge, über welche durchaus kelne-Dorurtheile statt finden dürfen. Denn sobald damit dumme Dor» urtheile, Irrthümer und Aberglaube vermischt wer den, dann ist cs leicht, die Menschheit bis zur Thlerheik zu erniedrigen; leicht, die Edlen nud Welsen der Nazion zu verfolgen; leickt, daS Volk in die verächtlichste Sklaverei zn stürzen."— Wieland aber? — Er schließt dasselbe Gespräch mit diesen
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Worte» seines Sinibald: „Wenn wir die Zeit der DorurtHelle auch zurück wünschen wollten, — es wäre vergebens; sie wird nicht wiederkommeo, sie kann nicht wieder komme». Selbst eine allge meine Verschwörung aller Machthaber auf Erden könnte sie nicht wieder bringen. Denn dies war» nur durch Agslöschung aller Lichter, durch eine per manente Guillotine, die alle denkende Köpfe abhackte, und durch die gänzliche Verrilgüng der Schreib« und Lesekunst, möglich zu machen- Bevor es aber dazu kommt, Geron, — erfolgt gewiß das kleinere Wunder, — dasjenige, das ich,x>on der vereinigte» Ueberzeugungskre.fr unserer Aufklä rung und unserer Erfahrungen erwarte. Sollteich mich, wider alles Vcriuutben, in dieser Erwartung betrogen finden — Aber ncinl ick Ma den. kleinmüthigen Gedanken nicht ausdenkenl Es muß vorwärts gehen, alter Geron, es muß!" Geron: Meine Apologie der Vorurtheile könnte also wol ungeschrieben bleiben, meinst Du? — Sinibald: Es wäre denn, daß Du sie in ein Märchen einkkeiden wolltest. Momente von übler Laune oder Anfbrausung ge stand er selbst zu mitunter gehabt zn haben, und also Momente von nicht ruhiger Prüfung, befangener Ansicht» wodurch auch er in Lob und Tadel zu einsei tigen und parteilichen Urtheilen hingerissen wurde. Weun ihm aber hier — mehr in seine» politischen
Abhandlungen als den Dialogen — etwas MenschUM begegnete; so wird man doch gestehen müssen, drß der Grund davon dem Menschen Wieland -nr Ehre gereicht. Jene Momente kamen ihm nickt eher, aV5 da die Greuel der Nevoluzion ihn empörten, imb dc, wie er sich ausdrückt, „die anmaßlicken Weltbe^ freier die Maske abwarfen, um auch die Blinden mit Hniden greifen zu lassen, wessen wir uns zu ihnen zr. versehen haben." Der Kosmopolit Wieland war ein sehr echter teutscher Patriot, wenn er gleich kein Freund jener poetischen Leutsckhclt war, die uns die Urwälder Germaniens als das selige Paradies unsers Volkes anprlesen. Wie wenig er auch die Mangel unserer Verfassung verkannte, die er vielmehr oft sehr stark hervorhob, so wußte er doch auch das Gute an derselben zu schätzen, und sein reiche bürgerlicher Sinn hat sich durch mehr als eine Vertheidigung unserer alten Konstituzion bewiesen, welcher er den Vorzug vor neueren um so mehr gab, je öfter erlin kurzen Zeiträumen diese wechseln sah. ES sprach seine innigste Ueberzeugung aus, als er sagte: „WaS kann teutscher Patriotismus anders seyn, als Liebe per gegenwärtigen Verfassung des gemeinen Wesens, und aufrichtiges Bestrebe«, zu Erhaltung und Vervollkommnung derselben alles beizutragen, was jeder, nach seinem Stande, Ver mögen und Verhältnisse zum Ganzen, dazu beizutragen fähig ist? Mit wir vielem Rechte kann man
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von nttd Teutschen sagen, wad der römische Dichter von den Landleuten sagt! Echces sua si bona nurint! Glücklich, wenn der Schlummer der Gervohnheit uns nicht gleichgiltig, blind und undankbar gegen die größten Wohlthaten unsrer Verfassung gemacht batte; wenn wir ihrer nicht genössen, wie ter Gesundheit, deren hohen Werth man erst fühlt, wenn man sie verloren hat!" Diese Momente einer getrübten Ansicht und mislauniger Aeußerungen waren es indeß nicht, die ihm das Schicksal bereiteten, als politischer Schriftsteller fast alle Parteien gegen sich zu haben; vielmehr waren es die Grundsätze, in denen er sich stets gleich blieb/ welche dies verursachten« Die Demokraten eiferten gegen ihn, weil er die Monarchie der Demokratie vorzog; die Monarchischen, weil er nicht Absolutismus predigte, sondern bei jeder Gelegenheit, als einzigem Heil- und Nettungsmittel, zu konstituzioneller Mon archie neth. Die Aristokraten mochten es wol leiden, daß er gegen die demagogische Freiheit und Gleichheit sich erklärte und Adel und Geistlichkeit gegen unge rechte Angriffe in Schutz nahm, erbitterten sich aber fthr, wenn er die Aufklärung vertheidigte und Kasten wesen und Vorrechte verwarf. Einige Beispiele mögen zeigen, wie man gegen ihn verfuhr, und wie Er sich dabei benahm. Auf eine zwar nicht unerhörte, aber doch unge wöhnlichere, Art war er einst dazu gekommen, sechs
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Antworten auf sechs Fragen zu geben (Bd. 4o.). Ein Makulaturbogen hatte ihn dazu veranlaßt, den, wie er sagte, das Schicksal bestimmt hakte, zu einem weit über seine eigentliche Bestimmung erhadenen Gebrauch veredelt zu werden. Auf S. 2i4des besagten Bogens fand er nämlich die Fragen: WaS ist Aufklärung? Ueber welche Gegenstände kann und muß sie sich verbreiten? Wo sind ihre Grenzen? Durch welche sicheren Mittel wird sie befördert? Wer ist berechtigt die Menschheit aufzuklaren? An wel chen Folgen erkennt man ihre Wahrheit? Diese Fra gen, meinte der Verfasser, seyen noch lange nicht so berichtiget, als sie es seyn müßten, um über den Begriff von Aufklärung und über ihren Gang unter uns ruhtg zu seyn, und sie müßten rein und gerade und einstimmig beantwortet werden, wenn wir uns nicht in einem ewigen Chaos von Anmaßungen, Irr thümern und Dunkelheiten herumtreiben wollten. Da nun nach Wielands Meinung diese Fragen schon seit einigen tausend Jahren für alle verständigen Men schen keine Fragen mehr waren; so erklärte er, daß, wenn wir uns dem ungeachtet in einem solchen Chaos Umtrieben, dies wol eine andere Ursache haben müsse. Ohne sich nun aber auf diese weiter einzulassen, gab l»r seine Antworten auf jene- Fragen unter dem Namen Limirlethes (Wahrheits-Ehrer). Es fand sich hierauf, daß jene Fragen in der anonymen Schrift: Vertheidigung der Enthüllung des Systems der Welt-
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bürger-Republik, enthalten gewesen waren, deren Verfasser eS sehr übel nahmf daß Limal ethes, den er „an.der ganzen ihm bekannten Manier seines Vortrags und an dem cynischen Eingänge" sogleich erkannt haben wollte, so schnöde mit ihm verfahren sey. Er zergliederte daher nicht nur jene Antworten auf seine Weise in einer andern Schrift: Ein Büch lein zur Beförderung einfältiger Lebensweisheit (von S. 5* bis 68), sondern kam auch in einer dritten Schrift, betitelt: Meines Vaters Hanschronika, darauf zurück, worin er erklärte, „Tim al ethes überliefere die Göttin Aufklärung obskuren Schustern und Schneidern, die er berechtige, Sodomiterei mit dem reinen Göttermädchen zu treiben, so gut sie es könnten." Erst durch eine Streitigkeit eines andern Schriftstellers mit dem Verfasser jener Schriften wurde Wieland damit bekannt, daß dieser ihn zu recht gewiesen, und bei dieser Gelegenheit konnte ihm kein Zweifel bleiben, daß der Verfasser jener Schriften der Herr v. Göchhansen sey, ein Mann von Geist und Gemüth, nur allzubesangen in manchen Dorurtheilen. Wieland antwortete diesem: „Was den TlmaletheS betrifft, mit welchem Hr- v. G. so weidlich umspringt, so ist alles, waS besagter TimaletheS von der Entstehung seiner sechs Antworten berichtet hat, bis auf den geringsten Umstand in facto die lautere Wahrheit, wie ich hlemit, mit dem Her zen in der Hand, und bei dem Wort eines ehrlichen
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Mannes, versichere. Die Ursache, warum ich hierüber so positiv seyn kann, ist — weil ich selbst dieser Limaleche- bin. Ich gestehe offenherjig, hätte ich damals gemußt, oder nur geahnet, daß der unglückliche Makmlaturbogen den Hrn. v. G- so nahe angienge; so wmrde LiinalctheS, auS sehr vielen Rücksichten, sich en tweder gar nicht, oder doch in einem andern, un sern Verhältnissen angemeßnereu, Tone haben ver nehmen lassen." In Betreff der vorgeworsenea Schuster - und Schnei te r-Ausklärung entgegnete Wieland: „Meiner we nigen Meinung nach ist das Beste für den Schuster — Schuhe zu machen; sollte aber (waS denn am Emde doch keine Unmöglichkeit ist) ein Schuster glau be!», daß er auch ultra crepidam etwas gemeiuuütz» licches oder ein Wort zu rechter Zeit zu sagen habe, wmnnn sollte es ihm nicht erlaubt seyn? Einer von Siokrates bravsten Jüngern war zwar kein Schuster, abier doch einer, der sür die Schuster arbeitet, ein Gccrber, und die Atbenienser konnten eS wohl leiden, in mehr als dreißig Svkratischen Dialogen, biiv er schrieb, die Wahrheit zu hören. Und sagte niccht der wackere Schuster HanS Sachs seinen Niürnbergern und der ganzen Welt in seinen naiven Reeimen, manche heilsame, mitunter auch manche derrbe Wahrheit unter die Nase, ohne daß ein Mensch etiwaS dagegen eiuzuweuden hatte? -7- Aber sreilich trmg man -uch vor zweihundert Jahren kn Teutschland
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«och etwa- meßt Respekt vor einem Mensche« rnd vor einem Bürger, als hent zu Tage!" Ungeachtet nun aber Wieland diese seine Gesin nung stets offen bekannte, so wurde er doch von Man chem ganz und gar verkannt. Einst erhielt er eiten Brief, dessen Schreiber ibn so anrcdete: „ $err Hofrath! Je mehr ich seit zwanzig Jabren in Ihnen den Mann verehrte, dem ich so unendlich viel ver dankte, dessen Schriften mir zuerst die Decke von den Augen zogen,, welche mir den freien Blick in die sitt liche Welt »erwehrte: desto weher thut es mir, seit einiger Zeit mit Ihnen nicht mehr über Angelegen heiten gleich denken zu können, die, wie mich dünkt, de» Menschen so nahe am Herze» liegen, und die Sie — in mehrer» Ihrer Schriften von einer ganz ander» Seite betrachteten. Sie errathen, daß ich von dar französischen Revolnzion spreche — worüber Eie seit 1792 so manche aristokratische Grund sätze zu verbreiten gesucht haben; Grundsätze, die Ihnen sogar das erwarben, daß der große Aloysius Hofmann in Wien Sie in ein Schutz- und Lrutzbündniß aufnahm, und die Sie wahrscheinlichst nicht bekennen würden, falls der Schonplatz tausend Jahre oder tausend geographische Melle» von nnS entfernt läge.— DaS mag der.Politik gemäß seyn; aber ich glaube nicht, daß der Freund ber.Wahrheit, da «0 eS auf mehr ankommt als bloße Dor-
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irrt Seile, selbst die Schrecknisse einer Basti Ile scheuen müsse." Der Professor Aloysius Hofmann wurde sür das Harrpt der Ultra-Absolutisten, den entschiedenste« Gegner jeder freiere« Ansicht, und de« servilste« Ver theidiger des Gewaltrechtes gehalten, auf dessen Seite zu stehe» bei jetem greilinnigen für Schmach galt. Wieland versicherte nicht blos, daß weder Herr Al. Hofmann, noch das, was er schreibe und thue, inner halb seines Gesichtskreises liege, sondern gab auch bei einer merkwürdigen Gelegenheit öffentlich den Be weis, daß er r« einer Clique nicht gehören könne, die in einem wenigsten- sehr zweideutigen Licht er scheine« - mußte. Als nämlich der gefangene Lafapette nach Preußen- Friedensschluß mit Frankreich 1.3.1795 (en Oesterrelchern übergeben und von Mag deburg nach Olmütz gebracht worden war, erschollen bald mehrere Zeitschriften von der.abscheulichen PehaudluuK, welche Lafayette und seine Familie er» dulden, müßten.. Namentlich rastete A rch eu b »lg, nicht, diyse Sache ßw seiner Minerva zur Oeffentlichkeil zu bringen, und hatte sie selbst nach England vor da- Parlament zu bringen,gewußt. Da wurde Wlelandeq unter dem Insiegel des St. 9- Landprastdiuml- , in Miederifter^eich eine von dem Dichter H a: sch k a verfertigte^Broschüre zugesendet, Mik dem ^sinnen, chiese in.dem MersuI addruckeq zu lasse», wenn es ihm anders feine Gesinnungen oder ander-
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weitige Rücksichten verstatteten. Wieland, der mit Nrchenholg schon von Biberach an» im Briefwech sel gestanden hatte, und diesen zu gut kannte, als Um ko dem Verdacht «orsetzttcher Verfälschung nnd damischer verleumderischer Absichten zu habe», erklärte» daß ihm allerdings feind Gesinnungen dies nicht gestattete«. In Hinsicht ans den eingedruckten offIcieilen Bericht deS St. St. FeldzeugmeisterS und FestnngS - Kommandanten, Freiherrn v. Schröder, der den Ungrund der verbreitete« Nachrichten darzuthun bestimmt war, sagte er: „daß allen, die bisher an dem Schicksal der Verhafteten aus Menschlichkeit Theil genommen, nicht» übrig bleibe, als zu wün schen, daß diese edle und unglückliche Familie bald in den Stand geseht werden möge, selbst als Zeuge ge gen die grundlosen Erzählungen, womit da< Publi kum bisher in Ansicht ihrer getäuscht worden sey, auf treten zu können." Nachdem der Wunsch zur Be freiung dieser Unglückliche» durch Buouaxart«, beim Vordringen desselben gegen Oesterreich i. 1.1797# in Erfüllung gegangen war, erschien denn auch im Jour nal de Paris sofort die merkwürdige Declaration der selben an den Marquis de Chasteller. Wieland aber erhielt von Altona ans folgendes von Lafayette, La Tour Maubourg und Bureaux - Püsey gemeinschaftlich unterzeichnetes Schreiben t „Uns ist nach unfbrm Abgang von Olmütz ei« angeblicher umständlicher Mricht über unsre Behänd»
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luitfl In die Hände gefallen, der auf Befehl der Lesterreichischen Regirung dffentlich und unter dem Namen eine- Herrn Haschka bekannt gemacht worden. Cs Ist fern vpn unsrer Absicht und gar sehr unter unserm Charakter, uns über da-, was wir daselbst während einer vierzlgmonatlkchen Gefangenschaft er fahren haben, zu beklagen; aber diese Schriftgrrift die Redlichkeit der illüstersten Senatoren von Eng land, angesehener teutscher Schriftsteller, und na mentlich der Herren v. Archenholz und Hen nings an, und setzt un- folglich in die Nothwendig keit, die Unwahrheit dieser Beschuldigung zu bezeu gen, da sie, wie wir auS Ihrem Journal ersehen, die respektabelsten und bestgesinntesten Personen täu schen können. Wir begnügen uns, Sie zu versichern, daß beinahe alle wesentlichen Angaben in dieser Schrift entweder falsch oder entstellt sind; daß, wie groß auch die Gefälligkeit des Kommandanten von Llmütz gegen seine Obern gewesen seyn könnte, es uns doch unmöglich scheint, daß sein officieller Bericht nicht sollte verändert oder verstümmelt worden seyn, kurz, daß alle von den Herren v. Archenholz und Hennings angegebenen Thatsachen auf Details gegründet sind, aus Briefen genommen, welche Frau Lafapette an ihre Verwandten geschrieben und durch Vermitteknug der Otsterreichischeu Regierung an selbige gelangen lassen, und daß sie überdies den Erklärungen gemäß siwd, die wir dem Herrn Marquis de Chasteller zu-
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S k^ch st « < Doch.
gestellt habe», her den besondern Auftrag von Sr. Kaiserliche» Majestät hatte , ünS alle auf diesen Ge genstand sich beziehende'» ErlaüteruNge» abzusodernSie, mein Herr, haben den Wunsch geäußert, un bald frei und im Stande'zu sehen, als Zeugen in dieser Sache zu erscheknen; dies war so viel als unzur Pflicht,'die Wahrheit an den Tag zu legen, aufzufodern; wir sagen sie Ihnen, und wir können den Kredit, den Sie ihr gebe« sinnen, zü gut, um Sie nicht inständig zu bitten, solche öffentlich bekannt zu machen." Wieland that die-, und zwar, wie er ausdrück lich sagte, „um wenigstens die Möglichkeit zu ver suchen , -ob dieses merkwürdige Aktenstück vor die Augen eines Monarchen kommen könnte, dessen Welt tz priesene TerechtigkeitSliebe und Güte des Herzens keinen Augenblick zu zweifeln erlaubt, daß Ihm jeder Lichtstrahl angenehm seyn werde, den die Wahrheit in das sichtbare Dunkel Lieser fatalen Geschichte fallen läßt." — Jede Anmerkung «der Betrachtung, erklärt er übrigens, die er beifügen wollte, würde ein Mistrauen in den Verstand oder das Herz der Leser verrathen, dessen er keinen würdig halten möge. So zeigte Wieland, daß er unfähig war, auf der einen Seite zu billigen, was er auf der andern ver warf, und daß er von keiner Partei seyn konnte, welcher Wahrheit, Recht und Menschlichkeit nicht heiüg war. WaS die ihm v»rgew»rfene Veränderung
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seiner Grundsätze betrifft, so ist diese völlig -rundlos; im Wesentlichen ist er sich durchaus treu ge-lie» Leu, und konnte mit voller Wa-rheit'vo« sich sagen, daß von seinen Grundsätzen und Gesinnungen schon im Agathon alles enthalten ftp, was jeden ««befangenen Leser verständigen könne, wie er über die damaligen großen.Weltbegebenheike» denken müsse, so lange er nicht in eine» andern Menschen verwan» delt werde. Auch als politischer Schriftsteller zeigt Wieland in gleichem Grade Enthusiasmus fund Kaltblütigkeit, wovon aber jener nicht in blinde Schwärmerei oder gar Fanatismus, diese nicht in Härte ausarten konnte; deun sein Enthusiasmus war auf einen wohl überdach ten echt guten Aweck gerichtet, und seine au- Men schenkenntniß und Erfahrung entsprungene Kaltblü tigkeit machte ihn auch birr geneigter zu Milde alzu Strenge. Wenn er aber auksagte, was diese iha sprechen hieß, so mußte er sich öfters die heftigste» Invektiven gefallen lassen. Die Folgezeit hat ludest bewiesen, daß er viel richtiger gesehen hatte als seine Gegner, und daß er manches in prophetischem Geiste vorauSgclagt. So z. B. als er sagte, daß bei einem Wolke, welches so leicht von einem Aeußersten zum andern überspringe, wie das französische, der Haß deS Königthums sich am Ende wol gar wieder in'eine Liebe verwandeln könne, deren AuSbruch de« Stif ter« der Republik eben so gefährlich werde» könnte.
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als es der vierzehnte August dem Königthum war. So als er vorschlug, das demokratisch« Frankreich solle zu seiner Rettung — Buonaparte zum Diktator ernennen. (S. das merkwürdige zweite Gespräch unter vier Augen, Dd. 4-). Wie sehr man sich über dieses «nd Aehnliches auch ereifert hat, so behielt doch Wieland Recht. So wird man auch bk Schilderung, die er von der Zeit entwarf, die jenseit der Grenzen seines Lebens lag, für eine sehr gelun gene erklären müssen; aber eben deshalb auch wün schen, daß die jetzigen drei Bände seiner politischen Schriften, die so trefliche Veranlaßung gebe«, über viele Hauptpunkte der Politik nachzudenkem, und die Vergangenheit sich zur Warnung dienen zu lassen, von allen Kron - und Erbprinzen fleißig mochten gele sen werden. Auch durch diese Schriften hat er be wiesen, wie höchst'angelegen eS ihm war, als Schrift steller zu Beförderung alles dessen mit zu wirken, was er für das allgemeine Beste der Menschheit hielt, wofür der Enthusiasmus in seinem Herzewnie erlosch-
C. M. Wielands
sämmtliche Werke Dreiundfunfzigstrr Band.
Wielands Leben, mit Einschluß vieler noch ungedruckter Briefe Wielands. IV. Theil.
Herausgegeben t> o n
I.
G.
Gruber.
Leipzig, bet G. I. GSschen. 1828.
Siebentes B u ch< i. Unverkennbar ist esdaß das Leben in der Nahe des Hofes in Wielands GesinrMngen nichts geändert nn- die freimüthigen Aeußerungen derselben nicht gehemmt hat- Ware der Fall eingetreten, daß man .dies von ihm verlcmgt oder erwartet hatte, so würde er sich zurückgezogen haben; denn mit Wahrheit sagte Göthe von ihm: „Der geistreiche Mann spielte gern mit seinen Meinungen, aber, ich kann alle Mit lebenden als Zeugen anffordern, niemals mit seinen Gesinnungen." Es war aber unmöglich, daß er an diesem Hofe in diesen Fall hatte kommen können. Weder Karl Augusts vielseitige Bildung und kräf tiger Wille für das Gute, noch seiner erhabnen Ge mahlin reiner und ernster Wahrheitssinn, noch der genialen Herzogin Mutter Helle Ansicht des Lebens und seiner Verhältnisse konnten dies befürchten las sen. So wurde für Wielands Wirksamkeit diese Nahe Wielands Leben. 4. Th. I
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eifert foldien «fe hinderlich, sonder» ihr Mel« wehr vielfach förderlich-» N'nchdeo» Satt August seins/- gewiss unvergeßliche, oreglranr «ng»hrte»x würd« der.Hof seiner Mutter, deren Geist nun keine Rrgenteasergen mehr beschäf tigten,. ein VereluigongSpunkt für dir Musenküuste, deren Priester unb Derehrer seht freieren Zutritt bei Ihr fanden» Was- irgeud Bedeutendes in Poesie und Musik erschien, ward tnAmaliaV Zirkel gelesen, ge spielt, gesungen» und- Gegenstand der Unterhaltung, wo» weicher jedoch überhaupt nichts ausgeschlossen war, was auf Wissenschaften- und Künste der-Huma nität Degtrbuag-. hatte,, de» Geist, würdig zu beschäf tigen und das Herr !»■ vergnügen fähig war. WaS wahr und- gut, was schön und edel , aas geistreich «ndwihsg, was zart und fein war, hie- hier, wo Schers und Ernst wie Anmuth und Würde wechsel te», gleich wlllkommeu- Durchaus auf den Ton der echten- Urbanität gstimmt,, «ad dieser Hof vielleicht das erste Beispiel-eines nicht leere» Anstandes, und das Genie-, welches in solchem Kreise Achtung,. Nei gung, Vertrauen fand» konnte sich nie gehemmt, son dern nur gefördert fühlen. In der schönere» Jahres zeit folgte dieser Kreis seiner Beschützerin auf das Land,, wo- die Muse» den Aufenthalt durch ländliche Feste verschönerte». Dies geschah zuerst in dem, auf einem, Bergrücken hr der Nähe Weimars angelegten,
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GtterSborg, ntr Jaeobi'K Abruf In eine Stein« Vlette eiugehauenr
O laßt, leim- Klange süsser Lieder kn- lächelnd bl»ich die- Leben gehn, Hob, sinkt der letzte Lag hernieder, Mit diesem Lächeln stille stehn! genau-aussprach, in welchem Seist nnd zu welchem Zwecke man flch hier versammelt Wieland in seinen Gedichten an Olympia, mit welchem N-men er seine fürstliche Gönnerin im Gedicht begrüßte,, sagte davon:
Was ist'-, das nns OlhmplenF hehren Wald Zum- Aanbergarten macht, zum Tempel schöner Freuden^ gl« dem man eilt", nm zögernd dran- 1« scheiden? Sieselbstl — v, würde Sie-zu Ihrem Aufenthalt Der rauhsten Alpe Gipfel wählen^ Der rauhsten Alpe würde bald: jfrin Reiz der schönsten Berge fehlen; Ja zöge. Sie bis an de» Auadir, Wohin Sie gehe« mag, die Musen folgen Ihr, Ihr einen PinduS z« bereitenSie, von Olympien stet- geliebt) gepflegt, geschützt, Belohnen Sie durch ihre Gaben itzt.. Sie schweben Ihr In Ihren CiUsamkeiteu, Wenn Sie im Mergenthau die Pfade der Natur
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Siebente« D « ch. Besuchet, «»gesehn zur Seite», Und leiten Sie auf ihre schönste Spur. Und wenn Sie, in begeisterndem Entzücken, An einen1 Stamm gelehnt, mit liebender Begier, WaS Sie etblickt und fühlt, Sich sehnet abzu drücken , C» reichen Sie den Bleistift Ihr. Sie sind'«, die am harmonischen Klavier Der leichten Finger Flug beleben; Und wer als sie vermöchte Ihr Die Melodieen einzugeben, Won denen da- Gefühl bet lautre Urquell ist» Die tief im Herzen wiederkllogen, Die man beim erstenmal erhascht und «le vergißt, Und niemals müde wird zu hören und zu singen? O Fürstin, fahre fort ans Deinem schönen Hain Dir ein Elysium zu schaffen 1 Was hold den Musen ist, soll da willkommen seyn. Doch allen, die In Deine Wildniß gaffen, Und nichts darin al- — Bäume sehn, Dem ganzen MidaSstamm der frost'gen laugen Weile Mit ihrem Troß, dem Uhu und der Eule, Und ihrer Schwesterschaft von Gänschen und von Kräh'n, Sey Deine Lust zu rein! Das traurge Wölkchen weile Stets au des Berges Fuß; und führt da< böse Glück
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Es ja hinauf, so kehr' eS bald zurück, llud banne selber sich auS Deiner Republik!
Die schattenreichen Gänge dieser Wald««- waren die'Seene z« einer Menge von interessanten Vergnü gungen, in der^n Erfindung der damallge Kammer herr v. Einsiedel, welcher späterhin den PlautuS und Terenz auf unsre Bühne brachte, und Fräulein v- GöchHausen, ein Hoffräülein der Herzogin, un erschöpflich waren, damit nach, ernsteren Beschäftigun gen auch dem fröhlichen Scherz und der genialen Laune ihr Recht wiederführe. Zum Ersatz der jetzt in Weimar mangelnden Bühne war, hauptsächlich auf Githe's Veranlassung, ein Liebhabertheater errichtet worden, zu dessen männ lichem Personale Göthe selbst, v. Einsiedel, v. Kneh.el, v. Seckendorf, MusäuS, Bertuch, Krau« gehörte», und zu dem weibliche« Corona Schröter, Frckul. v. Gichhgnsen, und eine Schwester Kotzebue.'«, dessen, damals Gymnasiasten zu Weimar, Neigung für das Bühnenwesen dadurch ungemein belebt wurde. Richt, -leicht dürste wieder eine Bühne entstehen wie diese, wo der poetische Genius so frei und kühn schalte« und sich in allen seinen wechselnden Gestalte» zeigen konnte, in seiner ganz'en Würde auf dem erhabne» Kotburrt und in der kecksten Ungebundenhrlt des Humors; der auch in ertemporirter Posse und Schattenspiele» seinem Witz
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unb satirischer traue ben Zügel -schieße» Neß. Meh rere der Mitfplelenden dichtete» eigne Stücke für diese Bühn«. WielaudS Beitrag «ar seine Pandora- Göthe erhielt hiedurch Veranlassung zu mehrere» seiner -kleine» Dramen. Während des Som mers folgte bet Herzog!» auch diese ausgezeichnete Bühne »ach ihrem StterSburg, unb man gab ble Vorstellungen halb la dem Schlosse, halb im freie» Walbe, wo, unweit her Hütte noa Baumrlnbe, ein großer Platz dazu bereitet war. Unter anderem wurde hier auch her Jahrmarkt -von -Plunderswellern von dieser geistreichen Dilettanten gesell schäft aufgeführt. WaS früher StterSburg gewesen, baS -wurde seit bem Jahre 178S Lieffurt, alS Amalla dieses stille, liebliche Thal zu ihre« Sommeraufenthalte «äblte. Um nicht bloS dem Zufall die Unterhaltung zu über lassen, faßte ma» hier hie Idee, -ein eignes rieffurter Journal zu »erfertigen, »ojn jeder, bet hier Zutritt chatte, freiWilUge Beiträge lieferte. Ma» braucht nur zu höre», baß eS solche Delttäge von Göthe, Herder,Dalberg, Sinsiebel, -Kne bel, enthielt, -nm daraus gn schließen, nicht nur baß eS überhaupt sehr sntereffant, sondern auch nicht bloS für eine -flüchtige Belustigung berechnet gewesen seyn müsse. Dem Scherz war allerdings freier Spiel» -raum gelassen, »bet auch Gegenstände aus bet prak tischen Philosophie und bet Aesthetik waren hier, alS Stoff zu.ransten Betrachtungen, abgehandelt, unb
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7 Herder hat mehrere solcher Abhandlungen «achmälIn seine zerstreuten Blätter und seine Adrastea aus genommen. Um manchen solcher -Gegenstände von mehr alS einer Seite zu beleuchten, -stellte man zu weilen die Fragen darüber sogar -al- eine Art von Preisaufgaben auf. Eben eine- solchen Kreise- aber und solcher Ver hältnisse bedurfte eS auch, wenn Wieland nicht mit ten in der Residenz als Einsiedler leben sollte. WaS so manchen sonst an dem Hofleben erfreuen mag, äußerer Glanz, Repräsentation, und -eine gewisse Festlichkeit, das ällcS «ar nicht für ihn. Mit unge mein komischer Laune und einem immer neuen Zufluss drolliger Einfälle schilderte er, «le -er in früherer Zeit, wo die Herzogin Mutter «och ein strenge-Hof ceremoniel beobachten mußte, diesem so groß« und schwere Opfer gebracht, und nicht blos erduldet Lan geweile im Vorzimmer, lästiges Stehen im Saale, peinliches Sitzen an der Tafel, Unverdaulichkeiten, Erkältungen durch Zugluft, sondern auch das Aller schlimmste, die fatale Beutelperuqne -auf dem Kopfe. Späterhin war er alles Hofzwanges entladen, un wußte das Glück, einem so auSerwähkten Kreise anzu gehören , so wie den geistigen Gewinn, den er davon zog, — da auch sür den geistreichsten Mann Austausch der Ideen nöthig ist, —ganz zn schätzen: aller« die meiste Zeit lebte er doch in stiller Zurückgezogen heit in dem «infachen Kreise seiner Häuslichkeit, an
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S i e b ent es Doch,
welchen Neigung unb Pflicht ihn mit gleich starken Banden fesselte«. „Ich lebe, schrieb er t. I- 1782, in einer erwünschten Freiheit von ■ öffentlichen Ge schäften, beu Musen unb mir selbst, ei« unscheinbares «der glückliches Leben, begünstigt mit der Gnade mei ner guten Fürsten unb ber Liede vieler Rechtschaffe nen, umgebe« von einer zahlreiche«, um mich her theils aufblühenden,' theils noch aufkeimenden Fami lie, di« meine Sristenz auf die interessanteste Art vervielfältigt, unb durch die fußen Sorgen und ange nehmen Pflichte« des Hausvaters mein sonst sehr ein förmiges Leben vor Stockung bewahrt. Kurz, ich bin vergnügt mit meinem L00S, und ohne andre Wünsche für die Zukunft, als jene bescheidenen, die ich mit meinem Horaj gsmei« habe: Laßt mir nur was ich hab', unb wär'S auch minder, Und waS ihr etwa noch von Lebenszeit Mir zngebacht, laßt mich nur selber leben ! Laßt mir'S an Büchern nicht, auch nicht an Vorrath, WaS auf ein Jahr vonnöthen ist, gebrechen, Damit bie ungewisse Zukunft im Genuß Des Gegenwärfgen mich nicht störe.« müsse."
Um aber diesen bescheidenen Wunsch erfüllt zu sehe», bedurfte eS seines Fleißes immer mehr, da seine Familie bedeutend, angewachsen war. Von i.4 Kindern, die ihm geboren worden, lebten ihm da mals noch eilf, für welche, außer der Mutter und
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Sattln, ihm die Gorge »klag. Mit'Frendkgkelt er» füllte er -lese Pflicht: bei aller Anstrengliüg aber «ab aller« hau-väterliche» Sparsamkeit kotinte ct ti wenig weiter bringen, als ebert zur Erfüllun's feneS Hvrazischen Wunsche-, da er — um1 mit Sbths zu rede« — Da rt sich auf den Erwerb schlecht, wie em Dich ter, verstau
Der Ertrag' von dem Merkur war sei« Hiwptgewliin; außerdem hatte er von seinen Werken nie einen lehr bedeutenden Vortheil gezogen. Für seine früheste», poetischen Schriften trug ihm der Böge« Nicht mehr als ungefähr einen Dukaten ein, und als ,r eine neue verbesserte Auflage davon besorgte, so „hoffte er, die Verleger würden nicht unbillig-finden, wenn er diese seine Arbeit, um sie nicht gar umsonst z»i machen, auf eine» großen Thaler für de» Bogen tarire." Wo« seinen Komischen', Erzählungen sagt er selbst: „Jedermann, welcher weiß, daß i« Frankreich dein mittelmäßige» Reimer und Romänchenschrriber wenigsten- a Louis d'or für den Böge» bezahlt weis de«, lacht mich au-, daß die komische» Erzählungen mir nicht mehr «och weniger als». 5 Gulden für de» Dogen eingetragen haben." Da «ahm er'sich n«n vor, besser auf seine» Nutze« bedacht zu seyn, und wollte von dem Jdris, „der ihm, ungeachtet des Vergnügen-, das er bei der Kompvsizlv« gehabt.
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doch unendliche Mühe und -Erschöpfung gekostet, so viel als möglich Vortheil zu ziehen suchen.-'" Nach einer langen Vorrede hiezu sodrrte er für Ibris, Mnsarion und die neu zu druckenden komischen Er zählungen, ao LouiS d'or. Diese Ausgabe kam jedoch nicht zu Stande, und Wieland war späterhin erstaunt und erfreut, «16 ihm der Buchhändler Reich in Leip zig für die Musarion ein Honorar von 3o und für den Diogenes von 5o Dukaten sendete. Für seine Uebersetzung deS Shakespeare erhielt er für den Bogen 4 Gulden 4o Kreuzer, und die Derlagshandlung konnte so viele Auflagen davon machen, als sie wollt«. Agathen hatte kein besseres kaufmännisches Glück für ihn- Ein Buchhändler hatte ihm für den Bogen einen halben Louis d'or geboten. Dieser Unverschämt heithalber schalt er ihn einen petit fripon, und rühmte dagegen den Verleger, der ihm einen ganzen LouiSd'vr zahlte, als einen libraire assez honuele. Nicht lange darauf, als er mit -Reich bekannt geworden, schrieb i e bentes Buch.
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Ausgabe erscheinen sollte, frntrfe ihm die Weidmän nische Handlung unrz. SÄck Dukaten, „und zwar -- wie sie ihm meldete: — So Stück für die zweite 8lufinge der Horazischen Satyreu, zu welchen sich unser ehemaliger Associe, der sel< Reich, seiner Zeit erboten hat; 4ez für die neue Auflage Ihrer kleinern prosaischen Schriften, - Theile; und iKStück für eine neue Auflage des 7. Theils Ihrer aus erlesene« Gedichte." Wieland ließ das erhaltene Päckchen «neröfnet, und schrieb ai Göschen: „Sa gen Sie mir aufrichtig und unverhohlen, was ich thun soll? — Das Geld gerade wieder zurück zn schicken, wäre unstreitig daS edelste und großher zigste, was ich thun könnte. Aber auf der andern Seite kommt der Versuchen, und flüstert mir zn: Die W- H. hat nun einmal diese zweite Auflage der Horazischen Satiren gemacht, wiewohl Ich Ihr, auf ihr vor einem halben Jahre geschehenes Anstiche«, die Revision dieses Werkes: zu.einer zweiten Auflage rund abgeschlagen habe. Ich kam» sie nicht verhin dern, diese zweite Auflage eines Buchs, zu dessen erster Auflage sie von mir berechtigt wnrde, zn ver kaufen, — ist es also nicht billig, daß sie für diese Auf lage die sich selbst auferlegte Schatzung ä 5o Dukaten bezahle? Was die übrigen 6-j Dukaten betrifft, so ist richtig (wie ich Ihnen schon mehrmahl gestanden habe), daß ein «ub auspiciie Herrn LegationsrathBertuch errichteter förmlicher Vertrag -wischen WeidWielaudi Lebe» 4. Th.
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Siebentes B-u ch.
manns @tbeu ttnb Reich und mir Mfiftlrt, vermöge dessen diese Handlung bet leder Unrftt' Auflage im kleinen Format meiner auserlesenen prosai schen und poetischen Schriften so viel Duka ten als das Buch Doge« hat bezahle« soll, und sie erfülle« also dadurch bloß ihre Schuldigkeit, so «le ich sie nicht verhindern kau«, so viele Auflage« za mache«, als sie Lust haben. Judeffe« bitte ich Sie doch zu bemerken, baß ich dieser neuen Aussage der kleine« prosaische«- Schriften' uud des vii. Theils der auserlesene« Gedichte wegen, nicht vorher gefragt worden bi«, auch nicht ei« Jota an diese« Schriften verändert »der verbes sert «ad als» zu dieser Auflage nichts bei getragen habe. — Nu«, lieber Freund, sage« Sie mir, was ich thu« kan«, darf und seil'." Gische« hatte gar nicht Zett feine« Rath z« ertheile», den« gleich die nächste Post brachte ihm von Wieland diese Zeilenr „Liebster Gische«! Ohne Ihre Erklärung abzuwarten, habe ich der W. H. henk« ihre 5o Dukaten für den oeuabgebruckten Horaz mit einer der Sache gemäße« Beschwerde über ihr unbefugtes Unternehmen zurück geschickt." Wäre Wielands Entschluß zn der neue« Ausgabe feiner Werke bei Gischen nicht durch dessen Er klärungen bestimmt geworden, so würbe« die immer wiederholte« Reizungen des Direktors der Weid männische« Haodluug, der sich ihm am Ende gar ver-
Skebe » tr - Buch. haßt Machte ^), ihn bestimmt haben» Nach sidCH« ttger Erwägung dieser ihn nur zu oft störenden An gelegenheit gelangte er endlich zu dem Resultate, welches er Tischen in folgendem Briese vom »L.Mai >7-4 mittheklt». „Die W- H. kann sich kn nächster Messe ein Attestat von der gangen Hochliblichen Buchhändlerzunft des H> R. Reichs für die Richtigkeit'ihrer ausgestell ten Sätze geben lasse«, ohne damit ->»r dem Richter stuhl der gesunden Vernunft und der Gerechrigkeit das Geringste zu beweisen» Gewohnheit und Herkom•) Wodurch hauptsächlich, sann ma« aus folgender Stelle eines Briefes von Wieland ersrtenr „Ueber den Tod der M sl l e. W e i d m a a n werde» wir uns beide vermuthlich leicht zu triste« wissen« Wenigstens sollte ich denken, Hr. Gräf werd« Mühe haben, dem Herr» Junius der Grad von Hage zu iuspiriren, der ihm den Vorsatz eiugab, wenn es seyn müßte, zehntausend und mehr Lausend Thaler aufznopfern, nw Ih nen wenigstens so viel Verdruß und Schaden »n» znfügen, als er könnte— Oder sollte etwa Hr» Gräf einen Käufer zur Weidmännische» Handlung abgedeo, und dann doch noch Mittet und Wege finden, seine schadenfrohe Bosheit an «ns aasznlaffen? — So bald es aus seinem eignen Deutel Stenge, würde er wol nicht so leicht entschlossen seyn, sich das Vergnügen der Schadenfreude und Rache mit Verlust einiger tausend Thaler zu verschaffe«."
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men kann la Sachen dieser Art, worin verändert» Zeiten und Umstände auch die ganz« Gestalt der Sache ändern, keine beweisende Kraft Haden, eben so wenig als da- parteiische Urtheil eine- oder mehrerer oder auch der großen Majorität der Buchhändler in einer Sache, welche im gewissem Sinn jeder für seine eigne ansehen kann, von dem geringsten Gewicht ist. Denn die Rede ist ja nicht von einer re» facti, sondern von dem, «a- Recht ist. Die Anmaßungen der W. H. und aller es mit ihr haltenden Buchhändler sind an sich selbst «ngereckr, indem sie sich auf die Vorau-, setzung der Gültigkeit eine- unbilligen Kontrakt- gründen, wobei der «ine Theil so enorm lädkrt wird, daß er vollkommen berechtigt ist, denselben aufzuheben, ohne dem. andern Theil, der sich dabei nicht über Beschädigung, sondern nur über lucrum c«m*m (da- Unterbleiben eine- unbil ligen Gewinn-) beklagen kann, den mindesten Ersatz schuldig ju seyn. „Die verlangten Briefe zu schicken ist mir unmög, lich, weil ich auf die Anträge, welche sie enthielten, gar keine Reflexion machte, diese Briefe also nichtachtete, folglich auch nicht weiß, ob sie noch verhau, den, oder bei Gelegenheit meine- letzten Auszug« in eine neue Wohnung mit 10,000 andern unnützen Briefen dem Vulkan geopfert worden sind. »Indessen sende ich Ihnen hiebei die verlangten Attestate, f» gut al- ich sie mit einem sehr adneh-
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Menden Gedächtniß, welche- ohnehin für Sachen die ser Art niemals, eine lange dauernde Receptivltät hatte, auszustelle» im Stande bin. Gut wäre es gewesen, wenn Sie selbst sich in Zelte« dafür »er« wendet batten, einige bedeutende Buchhändler von Ihrer Denkart la dieser Sache ja überzeugen; aber vermuthlich werden Eie, wenn- »um Treffen kommt, der einzige Ihres Ordens seyn, der edel und billlg genug denkt, sich für das Recht der Schriftsteller ge» gen die gewinnsüchtigen Anmaßungen der Buchhänd ler zu erklären. „Sie schrieben mir: übrigens werde ich schon sage») daß die Meiuuug der Buchhändler eine Meinung sey, welche von jenen Zelten herrührt, wo die Schrift steller sich nicht- für ihre Arbeit bezahlen ließen." — Ich glaube nicht, daß je eine solche Zeit war; wenigsten- ist sie schon längst vorbei. Bor 5o,. 6» und ckehr Jahre» ließ sich ein berühmter Schriftstel ler kn Teutschlaud freilich für ein Werk seine- Kopfes kaum so viel bezahlen, als jetzt ei» leidlicher Tag lohns-Uebersetzer für selue bloße Hau-arbeit bekommt; V. Franz Buddeus bekam i Dukaten, und der Kanz ler Wolf in Halle i Loui- d'or, pr. iSojrn (der letz ter- machte von seluem großen lateinische» Werk (n 4. , das au- einer ungeheuern Menge von Theileo besteht, gewöhnlich alle Morgen vor dem Dejeun» eist-* Bogen fertig); aber dabei muß in Anschlag gebracht werde» >) daß damahls mit einem Dukaten
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wenigsten- so viel an-zurkcht,n war, al- jetzt mit zweien, 2) daß da- lesende Publikum in Tentschlanff bei weitem nicht 1» groß war alt jetzt, folglich auch der Absatz desto kleiner, 3) daß es in jenen Zeiten roch wenig oder keine Schriftsteller von der Art in Deutschland gab, «le dl« Leute sagen, daß derjenige sey, nm dessen Werke Vermahlen proeessirt wird, 4) daß die meisten Schriftsteller neu jeher arme Ldufel wa ren, die das Honorar, da- ihnen der Verleger so karg als möglich jumaß, ost so nöthig hatte«, daß sie sich jede Bedingung gefallen ließen, uw ent baareEeld' zu kriegen. Wenn ein Beuöthigter und ein Geiziger zusammen treffen, so kommt der erste immer zu kurz; (welche- mit -rn. Reich fast immer mein Fall war) zumahl wenn der aecewitenie Autor überhaupt ei« edelmüthkger und, bescheidener Mensch ist, der sich (ebeufall- wie ich) immer fürch tete zu viel zu fodern, immer für seine« Verleger Angst war, er möchte Schaden an seine« Werke« Laben, kurz keinen Begriff weder von dem kaufmün«Ischen Werth seiner Schriften, noch vom Buchhan del überhaupt hatte, bis er endlich nach langer Zelt mit Schaden klüger wurde. „Wa- Musarivu, Oberon, und alle übrigen in der Sammlung der au-erlesenen Gedichte befindliche« Werke betrifft, so habe ich Ihnen schon ehemals nicht verhalten, daß wegen dieser Sammlung ein schrlftliter Akkord zwischen der W. H. und mir subsistirt,
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der-lbr da» Reiht giebt, besagte Gedichte, nicht ei«» zcla, aber alt Sammlung so oft zu drucken, als et ihr gefällt, mit Dediaguug eine» mäßige» Honorar», wofern ich etwa» daran ändere oder verbessere„Daß ich mit dieser Handlung nicht» mehr $a schaffe» habe» will, ist bei mir eben so ausgemacht M daß keine Wacht im Himmel «och aus Erde» mich zniägea kann, wider meinen Wille» auch »ur-eine» Buchstabe» für die W. H- 16 schreiben. Hierüber brauche ich mich wol weder gegen die Ltbl. Dnchhänd« ler» Innung »och gegen sonst Jemand io der Welt zn rechtfertigen. So viel für diesmahl. Lebe« Sie wohl, lieber Gischen, und waffne» Sie sich mit dem Panzer, der Geduld und dem Schilde det ©kitten», mm dir, feurige» Pfeile de» — abzutreibea.^ Der Gang de» Prozesse» in dieser Angelegenheit wat mm aber dieser. Die Weidmännische Handlung, welche von Wieland» sämmtliche» Werken »7 im Der» lag batte, kam zunächst bei der Bücherkommissiou in Leipzig ein mit dem Anträge, diesen neuen Druck ,»« Werke», worauf sie eia Recht habe, zu »erbie te«, -den Verleger derselbe» aber zu So Thaler Strafe zu verurtheile». Gische« »endete dagegen ein, daß. mau wohl zu unterscheide» habe, Hb elazslne Werke au» einem Verlag, in einen ««der» gege ben, »der oh diese einzelne» Werke eine» Schriftstel ler» in eine Sammlung seiner säinmtlichen Werke atlfsrnomme» würde«. Da» Urtheil det Leipziger
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Schöppenstuhls fiel dahin aus, daß dem Kläger kein Klagrecht zustehe, und die Leipziger Juristen-Fakultät bestätigte dieses Urtheil« Die Streitsache wurde nun an das Sächsische Ober-Appellations-Gericht ge bracht, wo es zu Erörterungen über -de« Unterschied zwischen einer neu en Auflage und Mer neuen Ausgabe kam. Der. hier erhaltene Bescheid war dieser: „Klagern baden den Ktagegrund darauf ge setzt, baß die vom Beklagten veranstaltete Heraus gabe einer Sammlung der sämmtlichen Wielaudischen Werke als ein Nachdruck der einzelnen Wielandischen Werke, deren rechtmäßige, Verleger sie tvärßn, zu be trachten, sey. Dieses ist aber, zvemMnS än gSKeNs wärtigen Falle,, da Beklagter die Herausgabe dieser Sammlung zufolge eines mit dem Schriftsteller abge schlossenen Eoutraets veranstaltet, offtirbar unrichtig. Denn in einem solchen Falle ist die Herausgabe einer Sammlung sämmtlicher Werke, selbst wen» der erste Verleger alle diese Werke ohne einige Ausnahme vorher einzeln in seinen rechtmäßigen Deilag über kommen, doch immer nur mit einer neuen Ausgabe in Vergleichung zu stellen, wie Klager auchlsseldst zu gehen. Eine neue Ausgabe aber, die der zweite Verleger mit Genehmigung des Schriftstellers vcranstaltet, gewahret in der Regel dem ersten Verleger kein Klagerecht gegen den zweiten Verleger, da. das Verlagsrecht kn der Regel, und wenn nicht zwischen dem Schriftsteller und dem ersten Verleger etwas
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anderes bedungen ist, nur auf : die erste Ausgabe,,-des Werkes sich, erstrecket. Der erste Verleger hat zwar einen Schaden-Anspruch an den Schriftsteller, wen« dieser eine neue Ausgabe veranstaltet, und jener dke von ihm rechtmäßig veranstalteten Auflagen derbsten Ausgabe noch nicht abgesetzt hat; allein gegen fra zweiten Verleger bat er in der Siegel kein Klage recht. Dieses alles ist in der Natur des VerlagsContracts gegründet- und nach derselben in de« Königlich Preuß. Landrechte P. L Tit. XI. §. 996 oe
) Was ich von AristofaneS bereits übersetzt habe, und c) Alles, was ich etwa noch künftig aus alte« Griechischen Schriftstellern. übersetzen werde. Aus hinlänglichen Ursachen soll hingegen mein« Uebersctzung der Briefe unh Satiren des Horaz in die Sammlnng der Sämmtlichen Werke kommen, jedoch ohne daß der lateinisch« Tert beigedruckt werde. 9756 publizirte«, besitzen wollen? Auf alle Fäll« ist wahrscheinlich, daß, wofern ich selbige zu abandon«Iren scheine» würde, sich gar bald Leute finden wür den, die sich derselben bemächtigten. ES ist als» klar, daß ich mich nicht entbrechen kann, auch die sämmt liche» an- der große« Ausgabe ausge schlossenen Stücke (worunter sich gleichwohl viel GuteS, Unterhaltendes und Interessantes befindet) als A » - a n g oder unter welchem allgemeine»-Titel eS am schicklichsten seyn wird» der Hauptsammlung beizufügen; und e- versteht sich von selbst, daß ich bereit bin Ihne« auch hievon de» Verlag zu über lassen, wenn "Sie sich damit beladen wolle«. Nur müßte Ich auf alle Fäll^ darauf bestehen, diese« An hang, der aufä wenigste 3 Alphabet auSfüllen wird, nur in Allein Oktav drucke« z» lasse«, und die Inte ressenten der Quart- und'Groß Oktav-AuSgabe nicht zu einer beträchtlichen Dcpense gleichsam zu nöthigen, die mit dein inner« Werth dieser Schriften l» keinem Verhältniß stünde." Am io. Juli schrieb tti „Wiewohl meine Metri sche llebersetznng der Horazische« Satire« und Epistel» aus dem Grunde, weil zwei Drittel dieser Werke gänzlich a«S Abhandlungen, kleinen Diffettazione» und Note» bestehen, mit bestem Fnge eine» Plah unter meine» vorzüglicher« Werke« einnehme» tömite«, s» diu ich es doch sehr wohl zufrieden, daß sie davon ausgeschlossen werde»; nicht a«S Rücksicht auf
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Geßnern, — denn weil die Weidmännische Handlung ein unla'ugbares Vorrecht ans den Lucian hat; so könnte Geßner doch niemals eine Spekulazivn auf meine Sämmtlichen Uehersetzungen machen, — sondern um besagter Weidmännischen Handlung einen Beweis zu geben, daß ich billiger gegen sie zu verfahren geneigt bin, als sie eS durch ihr Betragen gegen Mick, seit den nächsten Jahren, verdient hat." So befand., sich Wieland über die Anordnung seiner Werke stets im Schwanken, nnd sie machte ihM bis zum Ende der Ausgabe Mühe und S»rHe, «eil er, kein Princip streng befolgend, dem Infall Einfluß verstattet hatte, durch «eiche« er zu verschiedene« Rücksichten genöthigt wurde. So kam es de««, daß Mehreres für die Supplemente bestimmt Gewesene iu die sämmtlichen Werke überging, Einiges aber, was in diese hatte anfgenvmmeu werden sollen, in den Supplementen nackgcliefert werden mußte, und Anderes ganz übersehen und vergessen wurde. Der spätere Herausgeber von Wielands Werken konnte sich daher nicht an-essen „aufs feierlichste" gegebene Erklärung binden, daß Wieland nichts für sein erkennen, was keinen Platz in der Sasnmiung seiner sämmtlichen Werke gefunden habe. Dcun, hätte der Herausgeber auch nickt bestimmt gewußt, daß jene Erklärung auf einem Irrthum beruhe, so würde er dennoch nicht bedenklich gewesen seyn, man ches Vergessene in die MiScellaueen aufzunehmen,
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theils aus demselben Grunde, aus welchem Wieland sich überhaupt zu seinen Supplementen entschloß, theils aber auch weil manches des Weggelassenen in Beziehung auf die Schriften anderer Autoren, nament lich Göthe'S und Herders steht, was ei« künf tiger Litteratvr nur mit Mühe «»fünden würde. UebrigenS braucht wo! Niemand erst darauf auf merksam gemacht zu werden, wie achtnngs- und lie benswürdig Wieland bei den Bedenklichkeiten, die er sich oft machte, erscheint. Wie besorgt ist er für das Publikum und für den Verleger! Wie bescheiden denkt er von sich selbst! Wie billig selbst gegen die jenigen, die ihm Jahre lang nur Verdruß gemacht hatten! ES darf hier nicht verschwiegen werde», was ihm vornehmlich von dem Vorsatze zurückbrachte, seine Uebersetzungen in die Sammlung seiner sämmt lichen Werke ^ufzunehmen. Familienverhältnisse hat ten ihn bestimmt, seinem Schwiegersöhne Geßner seine Uebersetzungen vorzubchalten, allein doch keine vollständige Sammlung; denn er schloß den Lucian davon aus, weil die Weidmännische Handlung ihm für den Bogen der Uebersetzung desselben 3 Karo lins gezahlt, und, wie er erfahren, keinen allzustar ken Absatz davou gehabt habe. Hatte nun aber Wieland hinsichtlich der Anord nung keineswegs die strengsten Anfoderungcn erfüllt, so konnte er sich dagegen allerdings „mit reinem Be wußtseyn das Zeugniß gebe», daß er bei der letzten
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Durchsicht und Wertesserung seiner Schriften mit un verdrossenem Fleiß und strenger Gewissenhaftigkeit r» Werke gegangen ftp;" und zwar nicht blot in Hin sicht auf Reinheit der Sprach«, Schicklichkeit det Ausdrucks und Harmonie des Stylt, sonder» auch in Hinsicht auf die Richtigkeit der Gedanken unb de» Inhalt überhaupt. Agathou, mit welchem er die Reihe, seiner sämmtliche» Werke erisnete, hatte, wie wir gesehen haben, zufälliger Umstände halber, auch in der zwei ten Bearbeitung der Idee dazu, wie sie ursprünglich in der Seele des Dichters empfange« war, «och nicht entspreche« können. Jetzt hlelt er et für heilige Pflicht, allem an demselben abzubelfe», waS Andere, und er selbst vielleicht noch mehr, alt Mängel a» demselben erkannt hatten. „Ich habe, schrieb er am 2Z. Sept 1793, an tlgatho» fleißig gearbeitet, und bin mit der Revision aller vier Theile fertig. Dem» ruigeachtet werde ich dat Ganze «och zum letzten mal die Revue passi're» lassen < und da»« die beide« ersten Bände vollständig revidirt Jh«e» übersende». Nur eine kleine Vorrede, die ich noch z» dieser «tuen Ausgabe machen möchte, bleibt einiger Ursache« we gen noch zurück. Der letzte Band von Agathen er hält einen für dat ganze Werk wichtigen neue« Zu satz in einem Dialog zwischen Archptat und Agathen." — Am 3o. Januar 179* schrieb er: »Ich bl» k« voller Arbeit am letzten Theil det Agathou. Außer
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dem ganz neuen Dialog und Diskurs -es Archytas, wovon ich Ihnen schon ehemals schrieb, habe ich aber noch eine beträchtliche Umarbeitung einer ganzen Suite von Kapiteln vorzunehmen, welche, außerdem, daß die Komposizion des Ganzen dadurch merklich gewinnt, durch einen Besuch, den ich den Hippias dem Agathon während seines Verhalts zu Syrakus abstatten lasse, unumgänglich nothwendig gemacht, wurde. Durch diese beiden resp. Veränderungen und Zusätze erhalt unsre neue Ausgabe einen wesent lichen Vorzug." Wieland hatte aber eigentlich sagen müssen, daß sein Agathon hiedurch erst gewor den sey, was er seiner Bestimmung nach werden sollte, aber nicht wurde. Wenn Wielands Agathon der Vorwurf je hat treffen können, den ein berühm ter Schriftsteller ihm gemacht hat, baß das darin aufgestellte Ideal -er Menschheit das Ideal -er kunst mäßig ausgebildeten Wollüstigkeit gewesen sey, so kann er doch unmöglich -em Agathon nach diesen mit ihm getroffenen Veränderungen gemacht werden, nachdem Archytas den ganz einfachen Weg vorge zeichnet hat, auf welchem er zu seinem Frieden mit sich selbst und der ganzen Natur, zu seiner, mitten im Getümmel der Welt sich immer erhaltenden, nur selten durch vorübergehende Wolken leicht beschatteten Heiterkeit der Seele, und zu dieser Ruhe, womit er dem Ende eines langen, immer beschäftigten Lebenentgegen sah, gelangt war. Es ist früher gezeigt
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worden, daß Wieland der- Hauptsache «ach la Aga then- Geschichte seine eigne Seelengeschkchte bärge» stellt habe, «nd e- «ar nicht zu »erkennen, daß er sie nur bi- zu dem Punkte fortgeführt batte, wo er, au- Mangel schon errungener Selbstelnigkeit, stehen bleiben mußte. Bet der zweite» Au-gabe würde er schon mehr habe« leisten können, wenn er nicht wär« unterbrochen worden; in dieser von letzter Hand findet man die völlige Ausgleichung zwischen Schwär» merel «nd Unglauben, Aweifeksucht und Vernunft glaube«. Di« mit edler Würde hier ausgedrückte Selbstelnigkeit eine- Welsen ist der Gewinn einelangen Leben-die Frucht vielfacher, sorgfältig anae» steüter Prüfungen, unter manchem inneren Kampfe gezeitigt. Wie im Agathon der Jüngling Wieland, so stellt sich Wieland der gereifte Mann im Arckytadar. Wer aber, «en« er dessen System kennen ge» lernt hat, wird noch behaupten wolle», daß Wieland uur ein solche- Ideal der Menschheit habe darstellen wollen, als der angeführte berühmte Schriftsteller ihm nachsagte ? Es war überhaupt seine Absicht nicht, In Agathon ein Ideal der-Menschheit , einen Helden der Tugend, ei» sittliche- Muster aufzustellen, son dern nur eine enthusiastische Natur, schwärmerisch für Tugend und ein System, welche- dieselbe unge mein begünstigt «nd befördert, wenn e- in seiner Reinheit aufgefaßt ist, außerdem aber vor Verirrn»« gen, die um so gefährlicher seyn können, je feiner sie
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sind, so wenig sichert, als jede andre Schwärmerei. In diese Verirrungen ließ der Dichter seinen Heiden so tief gerathen al- nithig war, um zu zeigen, wie weit und wohin auch diese Schwärmerei eine von Natur und durch Erziehung reine Seele führen könne« Durch jOe Labyrinthe der Svphkstik und der Schwär merei hindurch führt «r seinen Helden zu Selbstprüfung und Selbsterkenntuiß, und so zur Huldigung eine- System-, welches da- Resultat der sorgfältig sten Prüfung eines Sokratiker- ist, welchem Wei-beit und Tugend -eilig sind. — Rur durch die Aufstel lung dieses System- konnte Wieland jetzo sich selbst befriedigt fühlen. Er schrieb darüber an Göschen den i. Febt. 179t: „Ich schicke Ihnen, lieber Göschen, hier ein Stück Manuskript vom Agathen, welches ganz neu ht, und mir mehr Mühe gekostet hat, al- ich Ihnen sagen möchte. Aber der moraUsche Werth des ganzen Agathen hieng davon ab, und nun erst bi» ich mit mir selbst und meinem Werke zufrieden Diese- Räthsel »Ihnen recht begreifiich zu machen» müßte ich Ihnen eine ganze Differtazion. schreiben; e- bleibe also auf unsre erste mündliche Unterredung aufgespart!" „Hier — so schrieb er den i4. April — erhalte» Sie, bester Göschen, endlich da- versprochene Man« ftripk — da- i6te Buch vom Agatho», .«»mit das ganze Werk beschlossen ist. Was in der Weidniannk«
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schen Ausgabe da- >rte und letzte Kapitel de- arten Buch- au-machte, ist hier (mit den nöthige« SBttdn« derungen, Zusätzen «ud Weglassung einer Stelle, deren Inhalt in da- dritte Kapitel verwebt werden mußte- da- 4te Kapitel de- i6ten BuchS. Wenn Ihiren die ganz neuen drel erste« Kapitel de>6ten Buchs gefallen, u/ld wen« Sie,'wie ich, der Meinung sind, daß sie dem ganzen Wette die Krone aufsetzen, und daß der moralische Plan desselben ohne sie unvollständig gewesen wäre, so werde ich mich für die Zeit «nd Arbeit, so mir diese wenigen Bogen gekostet haben, reichlich belohnt halten. Sie thun ft viel für mich, daß ich gar zu gern auch für Sie recht viel möchte thun können." Dem Agathon ließ er-den Amadk-folgen. Da, nach seinem eigenen Urtheil, die frühere Der- - und Reimart desselben weniger den Namen einer freien, al- einer licenzkösen DerSart verdiente, und ihn wirklich nur zu oft zu Nachlässigkeiten verleitet hatte, die,wenn auch Andere siezn vergeben geneigt waren, niemand sich selbst verzeihen solle, so „hielt ereS für eine Pflicht, die er der Kunst schuldig sey, da- Aergerniß, da- eine solche poetische Sanseulotterle künftigen an gehende« Dersemachern geben könnte, wegzuschaffe», «nd sich weder die Zeit noch die Mühe dauern zu lassen, die dazu erfodert wurde, siebzehn Gesänge diese- Gedicht- üt zehnzeilige Stanzen umzuschmelzen; eine Lperazion, die ihm zugleich "Gelegenheit
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gab/ Jn der Sprache und Derffflkation, und «tot selten in andern noch wichtigeren Erfodernissen.elue« gute» Gedichts, eine Menge Verbesserungen -u ms, cheu; die aber auch «m so viel schwerer war, da da« Mühselige der Arbeit de« Leser gänzlich verborge« werden mußte, und der ursprünglichen Laune, welche de« wesentlichen Charakter dieses komisch -satprischen Ge dichts ausmacht, nickt der geringste Abbruch geschebe» durfte. Seine aufmerksamste Bemühung ging dahin, demselben, ohne Nachtheil der ungezwungensten an scheinenden (aber auch nur anscheinenden) Leichtigkeit, Korrektheit de« Stil« und der Sprache zu geben." Nach aller dieser aufgeweudeten Mühe schrieb er Gische«: „Ich bin nun mit dem Manuskript de« Neuen AmadiS und des Verklagte« Amor völlig fertig; und doch macht mir der Gedanke, daß, wenn das Manuskript einmal in Ihren Händen ist, jedes Wort und jeder Buchstabe alSdaua ewig so wie eS-ist bleiben muß, so bange, daß ich mir nicht'getraue, Ihnen da- Manuskript zum Amadis znzusenden, biS ich eS noch einmal lwelchee vielleicht da- zchütemal'ist) wieder ganz durchgegangen babe. Ich bitte Sie also noch um acht Tage Geduld. Dia Nachwelt ist ein furchtbare- Gericht, mein lieber Freuüd, und ich zittre von Zeit zu Zeit, kn eint« fe «Msudeu und triumphmäßigen.Auszug vor einem sostMSf» Ritter zu erscheine«.^ :>,i4 . " CS würde »»nöthige Muhe seyn, zu zeigen, was
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Wieland bei jedem feiner Werke gethan bat, um es dem ibm vorfchwebenden Ideal von Vollkommenheit auzunäber«, da er selbst bet seinen Poetische» Der» ken durch die beigefügten Lesarten jedem die Ver gleichung de- Neuen mit dem Alten leicht genug ge macht bat. Ein Freund der Kritik, der diese, sich belohnende, Vergleichung anstellt, wird sich bald über zeugen, mit welcher Strenge Wieland verfahre» ist; wie wenig es ihm kostete, selbst schöne Stelle», um der Vollendung de- Ganzen willen, aufzuopfer»; mit welcher Sorgfalt er das Verworfene durch Derbrffer» teS zu ersetzen suchte; und daß er überhaupt alle- dal« sich vereinigte, waS er, »ach dem Geuiusstrahl, der da- Kunstwerk beseelt, von dem Dichter federte, daß er nämlich Verbinden soll mit einem scharfen Blick Die Linie deS Schöne» nie z« fehle», Da- leiseste Gefühl im Prüfen »nd im Wähle», Und mit der Kunst, durch rhythmische Musik Sich in die Herze» eiojustehlen. Die Leichtigkeit, der Grazien letzte Gunst; Und — wen» sie spröde sind zum wenigsten die Konst Den strenge» Fleiß der Feile z« verhehlen. Eine besondere Anerkennung verdient es, baß er einer »och »»gleich mühevolleren Arbeit sich «Uterzog,
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indem er denselben Fleiß auch an da- möglichste Bes serung seiner Jugendwerke wendete. Bei seinen pro saische« Schriften sind die vorgenommenen Verbesserun gen nicht so in die Augen fallend: aber wer eine Ver gleichung anstellt, wird sich überzeugen, daß Wieland auch auf sie dieselbe Sorgfalt verwendet hat, und zwar auch nicht blos in Hinsicht auf Form und Aus druck, sondern ebenfalls auch, und zum Theil noch weit mehr, in Hinsicht auf Inhalt und Gedanke». Anstatt aber hiebet länger zu verweilen, mögen hier nur noch die hierauf bezüglichen Stellen aufeiueu Briefen an Göschen ihren Platz finden. Den 18. Mat 1794. „Hier schicke ich Ihnen die allgemeine Vorrede zu den Sämmtlichen Werken» Nedme» Sie damit vorlieb. Ich trage die Sache schon lange mit mir herum, habe in mancher Nacht, wo ich wenig schlief, darüber gedacht, entwerfe», ge wählt, verworfen, verändert u. s. w-, und am Ende gefunden, daß diese Vorrede nicht kurz genug sey« könne, und weder mehr sage», noch in einem anher» Tone sprechen dürfe, als in der gegenwär tige« geschehen ist- — Die Frage ist nur bloß, vd Sie nicht als Verleger auch noch eine Periode hiuzue setze» sollen. Ich hatte diese Periode schon ange» fan-en, als mir auf einmal einfiel, daß Sie allein sie pellenden könnten; den« nur Sie ktuneü wksi/ sen, ob Sie Ursache habe», dem Publik» für feinens
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guten Wille» zu danken. Meine an-efan-ene Periode lautete fo4 „,Wa- der Verleger dieser Ausgabe — einer Unternehmung, die in Rücksicht auf die dabei abgezielte typographische Vollkommenheit in Teutschland ohne Beispiel ist — aus Freund schaft für dea Verfasser und au- patriotischem Gefühl für den Ruhm der Nazion und ihrer Litteratur geleistet hat, liegt nun ter Welt vor Augen ic. — aber wa- hat da- Publikum dagegen gethan? Aönnen Sie, lieber Freund, dem Pudlik» mit gutem Gewissen etwas Schönes darüber sagen, so thu» sie rS nach Willkühr. Wo nicht, sokst wohl am besten, gar nichts zu sagen, und die Periode bleibt weg." Den 23. Mai. ,, Ihre Zufriedenheit mit der All gemeinen Vorrede, mein grliebtester Freund, ist mir um so angenehmer, je größer meine Meinung von der Feinheit und Richtigkeit Ihres Gefühls in allen Dingen ist, die vor den Michterstuhl des Moralischen Takt- gehören. „WaS ich Ihnen hier vom Goldnen Spiegel schicke, ist, meinem Ueberschlag nach, gerade so viel, al- Eie zum erste» Theil desselben nöthig haben. Cs hat eine dreifache scharfe Revision passirt, «nd ich weiß nun mchtS mehr daran zu andern, davon noch dazu zu thun, den» der Ggfdene Spiegel'war bereits in der ersten Ausgabe eines meiner vollendet-
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ste» Verke in Rücklicht «uf Form vnd StU. — Det jveite Theil ist auch schon ganz fertig; nur kommt «och ei» kleiner Zusatz hinzu.'' Lea -7.'3«lk. „3* misii Ihre Verzeihung erHtfek. Ich habe ein paar nöthige kleine'Verände rungen bemerkt,------ «eßwegen eS schlechterdings nöthig ist, daß Sie dieses Blatt Umdrucken lassen. Die Emendaston dieser Stelle ist auf beiliegendem Blatte." Dev 28. August. „Hier, lieber Freund, die erste Hälfte beS zweiten Theils des Goldenen Spiegels, — Sie wünsche», daß auch der Goldene Spiegel etwas enthalte, daS die alten Ausgaben nicht haben. Auch dleserMunsch soll erfüllt werden. In den drek erste» Bändchen dieses Werkes (welches eben so gewiß das wichtigste und beste unter meinen Prosaischen, als Oberon unterdenPortischenWerken ist) war nichts erhebliches zu verbessern und gar nichts hinzuzuthn»; aber zu dem letzten (welches ich zn diesem Ende'«och zurückbehalte) bin ich im Begriff einen nicht unbeträchtlichen Schluß zu machen, der einen kurzen Auszug der Scheschianischen Geschichte, vom Lode Tisaus bis zur gänzlichen Zerstörung Dieses Reichs, enthalten, und dadurch die in der Erzählung DanischmendS gelaßne Lücke ergänzen wird. Ueber, baupt habe ich an die mehrmalige Durchsicht und Anspolirung dieses DuchS beinahe so1 viel Zeit und Aufmerksamkeit verwandt, als zu einem ganz neuen fLßitfantv x'U'cn Tl' 5
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Werke nöthig gewesen wäre; denn es liegt mit sehr am Herzen , an den Kinder« meine» Geistes und Herzens, da sie nun gänzlich und auf ewig aus der Väterlichen Gewalt kommen, nichts zu verabsäume». Darauf, mein lieber Freund, verlassen, «ud dabei berubige» Sie Sich." Den 15. September. „Hier, mein liebster Gi schen, der Pest des Goldenen Spiegels nebst dem i6tru Abschnitt, welchen ich, um dem Werke die ge« hörige Vollständigkeit und Rundung zu geben, noch beizufüze« für nithig erachtet batte. Wenn Sie diese nicht unbeträchtliche Vermehrung zu der ^durch gängigen AuSpolirung der Sprache und des Stils und eine Menge kleiuer, aber doch dem Tanzen vortheklhaster, Verbesserungen re. htnzufügen» so werden Eie finden, daß Ihre Ausgabe einen ganz ansehn lichen Vorzug vor ter erste» hat. Wenigstens ist dies Alles, was ich an diesem mir selbst sehr am Herzen liegenden Werke thun konnte. „Danlschmend passirt nun bereit- seit 8 Mo naten tie dritte Feile, und nächsten- «erde ich mich' auch, will'- Götti mit tolerabler Laune, a» die Ergänzung diese- unvollendete« Werklrios machen, welche-, wie Sie pisse»- nicht unter deue« begriffe« ist, auf welche die Weidmännische Handlung ein aus schließliche- Eigenthum-recht präteudiret. Ich kann nicht verspreche», am Ende des Oktober- mit dieser Ergänzung fertig zu werden."
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De« - Januar 1795. „Diesmal, lieber Göschen, ist die grihe aa mir, mich zu Ihren Füßen zu lege«, nd Sie zu bitten, einen Irrthum wi'eber gut "
*) Der um Leipzig hochverdiente Bürgermeister, geh, KriegSrakh Müller hatte Gischen dleBe-
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Den 2. Febr. 179?» „Ich bin nun, herzlicher Dank sey dem Himmel dafür! mit der wirklich müh samen Arbeit der Revision der 3o Bande meiner sämmtlichen Werke zn Ende- Der 2g(lc und 3oste enthalten, meines Bedünkens, noch vorzüglich inte ressante Stücke, werden aber um einige Bogen star ker werden als der stärkste Band unter den 28 vor hergehenden- Es ließ sich nicht anders thun, wenn ich nicht verschiedene Aufsatze weglassen sollte, dle ich unter meine Besten rechne- Es finden sich aber auch in der Ausgabe aller Voltairischen Werke mehrere Bande, die um den Vierten Theil, ja sogar um ein Drittel starker sind, als dle schwächsten. Im nächsten Sommer, wills Gott, soll der Anfang an meinen Memorabilibns, d. L an den Nachrichten von mir selbst und meinen Schriften, gemacht werden. Zur Abwechslung werde ich an Agathobämon fort arbeiten, und, wenn ich selbst bestimmt bin daS -9te Jahrhundert zu begrüßen, so ist kein Zwei fel, daß Sie beide Werke noch vor dem Ablauf des iBten zum Drucke werden befördern können. Wie Sie eS denn mit den Supplementen halten wollen, davon wird sich nach der heurigen Ostermesse mit einiger Connoisauce de Gause sprechen lassen. Ich für meinen Theil wäre auf alle Fälle der Meinung, richtrgung eines Citatö in einer Wielandischen Schrift zugesendet.
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daß nur zwei gute Ausgaben davon gemacht werden sollten, eine in gr.8. und eine in Taschenformat."
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Sergen von mancherlei Art machten Wielanden, bei dieser neuen Ausgabe seiner Werke t anch die Kupfer, welche Göschen dazu bestimmt batte- Man höre auch hierüber Ihn selbst, denn wenn auch die anzusührenden Stellen wenig neue Aufschlüsse über seine Gesinnung geben sollten, so zeigen sie ihn desto mehr von der noch ungekannten Seite seiner Kurchkenntniß. Indessen dürften doch auch einige Stellen nicht unwichtig für die genauere Kenntniß seines Charakters seyn. Die erste Stelle bezieht sich auf ein Kupfer, welches nicht zu der neuen Ausgabe sei ner Werke, sondern -um zweiten Bande der ersten Auflage von Peregrinus Proteus kommen sollte, Gö schen aber verwerfen wollte. Da schrieb Wieland: Den 7. April 1791. „ Ueber Lipsens beide Kupfer zum Peregrin kann ich nicht Ihrer Meinung seyn; ich bin (ungeachtet ich sehr wohl weiß, was daran anders und besser seyn sollte), Lanz wohl damit zu frieden, und möchte nicht, daß Sie diesen eben so braven Mann als braven Künstler so schmerzlich beleidigte?, als cs durch Weglassung des Kupferzum 2ten Theile geschehen würde. Dieses nämliche
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Kupfer ist »ach einet Zeichnung gemacht, die ich vor her gesehen habe, ehe ffe gestochen wurde, und die meinen völligen Beifall halte. Bloß eine gar za ängstliche Begierde, mir durch eine lebhafte Zeich nung fressen, was die beiden Personen charakterisier, und des Ausdrucks ihrer gegenwärtigen Gemüths» Verfassung, genug zu thun, ist Schuld daran, daß er darüber die feine Schönheltslinle verfehlt hat, deren Vermissung Ihne», wie es scheint, anstößiger gewe sen Ist» als mir billig bäucht; denn wie selten wird diese Linie getroffen! Mir sollte sehr leid seyn, wen« Sie Herrn Lips hierüber etwas geschrieben hätte», das ihm hätte wehe thun müssen, ich möchte nicht, daß Sie etwas zu dem Gallcnfieber beigetrazen hät ten , das ihn vor -4 Tagen ganz nahe an de» Rand des Grabes brachte, und wovon er sich nur langsam wieder erholt. Der arme Mann war diesen Winter durch zu sehr mit Arbeiten überhäuft, «iS daß er etwas sehr Gutes hätte liefern können, und wahr scheinlich ist diele übermäßige Anstrengung die wahre Ursache seiner Krankheit gewesen." Das Gegenstück von diesem Briefe ist nun freilich der folgende, in welchem sich Wielands Zorn, über einen Künstler gar heftig ergießt, dessen, wie ihm schien, übergroße Anmaßung ihn aber allerdings auch aus Gründen, welche der Brief selbst enthält, tief verletzen mußte. Die Namen der Künstler, von denen hlerldie Rebe ist, können füglich ungenannt bleiben.
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da tl nicht ttm ihre, sonder» «in Wielands Charak« teristik zu thun ist- Unterscheide» wir die delden Künstler durch die Buchstaben A. und B. Den 16. Dee. 1792. „Wie gern, mein liebster Göschen, möchte ich Ihre große Freude an Hrn. A. ganz rein mit Ihnen theilen können! Ader, wenn er auf seinem egoistischen Entschluß, entweder allein für. Ihre-Ansgade meiner Werke oder gar nicht zu arbeiten, beharrt, so verdirbt er mir das Vergnüge«, das ich an dieser Ausgabe gehabt hätte, weaigstcnS zur Hälfte. Syt, b. hat so sehr cou amor« au den Zeichnungen zum — gearbeitet, hat sich so'erüstllch damit beschäftigt, — so willig das nämliche Stück mehrmal umgearbeltek, hat in dem, was (meineErachtens) bei Zeichnungen zum — die Hauptsache ist, in der treffendsten Charakteristrung der Personen so sehr reusstret; kurj, seine Zeichnungen sind so wahrhaft im Styl der alten Kunst gearbeitet, daß es «m die Sache selbst Schade wäre, wenn kein Gebrauch davon gemacht würde. Aber nun vollends da- unbeschreiblich Beleidigende für ihn, wenn seine Arbeit um A’s. wllle» verworfen würde! Das unsäg liche Mißvergnügen, da» auf mich davon zurück fallen würde! Die schmähliche Verlegenheit, In welche ich bet------ gesetzt würde! Ich schwöre Ihnen, daß ich nicht eine große Summe um die desto wesentlicheres Verdienst; und je we niger jfc durch Aeußeres glänzte oder durch Talente schimmern konnte, desto gewisser war der, der, wie Wielandö Leben 4. Th.
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Göschen, ihren verborgnere« Werth erkannte, de« Weg -u seinem Herzen -u finden. In dieser glücklichen Che waren ihm r4 Kinder geboren worden, die seine größte Herzensfreude von ihrer Geburt an waren. Mit großem Entzücken be richtet er jederzeit den neuen Zuwachs von häuslicher Glückseligkeit, den ihm die Geburt eines Kindes brachte, und dieses Entzücken wurde noch erhöbt, als die Herzogin Mutter, der Herzog, dessen Gemahlin, Prinz Konstantin, Göthe, Gleim bei der Laufe Pathenstellen übernahmen, oder als ihm ein Sohn gerade am AgathonStage geboren wurde. „Meine süßesten Augenblicke, schrieb er seiner Freundin Sophie, find, wenn ich daS ganze Häufchen der kleinen krabblichten Mitteldinge von Aeffchen und Engelchen um mich herum Me-" Mit dem inniasten Entzücken einer zärtiichen Vaterseele betrachtete er die Ent wickelung der geliebten Kleinen, freute sich, daß die Natur sie mit Liebe gebildet habe, uib daß alle so schön gediehen» Mehrmals lud er seinen Gleim auf diesen herzerfreuenden Anblick ein. „Sehen Sie, schrieb er ihm da- eine Mal, was für ein holdes Geschöpf der Liebe Ihre Patbe Lotte-Miene worden ist, und wie die andern Mädchen beranwachsen, und alle, sammt Vater, Mutter und Kindern eine Fami lie der Liebe auSmacheu, und in und mit und durch einauder leben, weben und sind." Wol durfte er dies rühme»; denn da er, aus Neigung und Grund-
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satz fern strenger Hausdespot, sondern ein liebreicher Vater war, so waltete in seiner Familie, ohne daß es geboten zu werden brauchte, das schöne Gesetz der Liebe nm Liebe. Wie viel er selbst dadurch gewann, erzählt er seiner Freundin. „Ich habe nun eine ganz artige Nachkommenschaft um mich her, alke so gesund und munter, gutartig und hoffnungsvoll, jeheS in seiner Art, daß ich meine Lust und Freude daran habe, und mich gerade wegen dessen, was die Meißen für eine große Last halten würden, für einen der glücklichsten Sterblichen auf Gottes Erdboden halte. Das Alter überschleicht mich ganz unmerklich mitten unter dieser um mich aufsprossenden und aufblüheudeu jungen Welt! Ich erfahre je langer je-mehr, daß alle wahre menschliche Seligkeit innerhalb der Reize des ehelichen häuslichen Lebens liegt. Ich werde im mer mehr Mensch, und in eben der Proporzidn immer glücklicher und besser. Arbeiten wird mir Lust, weil ich für meine Kinder arbeite, und auch davon bin ich im Innersten überzeugt, daß mein ruhiges Vertrauen auf die Hand, welche das Gewebe unserer Schickungen webt, weder mich noch die Meinigen be trügen wird." Dieses häusliche Glück wurde mehrmals nur durch den Tod gestarr. Hören wir den Vater auch hierü ber in seinen Aeußerungen gegen seinen Freund. , Ich möchte Ihnen, mein liebster Göschen, so gern nur von dem, was mir Angenehmes begegnet,
loo S i e de Utes B u d> Ihren Antheil seien — aber, da Sie es doch erführen würden, warum soll ich Ihnen länger verschweigen, t-ß ich, wider alle-Lermutben, meinen dritten Sohn, Philipp, den sogenannten Dicken, schon vor 3 Wochen nach einer nur ntägigen, aber leider alle medicinrsche Kunst zu Schanden machenden, Krankheit verloren Haie. Der gute Junge hatte sich wenige Tage, ehe er sich legen mußte, entschlossen, ein — Buchhändler zu werden, und ich war schönem Begriff, Ihnen vorläufig darüber zu schreiben. Wie wenig Ahndung hatten wir davon, daß er wenig Lage vor seinem >4ten Geburtstag eine Leiche seyn würde! ES war ein guter Junge, voller Fähigkeiten, und von allen meinen Söhnen derjenige, der sich bei den Leuten am beliebtesten zu machen wußte. Auch an Gesundheit schien er dem ersten Anblick nach vor seinen Brüdern etwas voraus zu haben; und dock war es sein und mein Schicksal, daß das süße Licht der Sonne so frühzeitig auf immer für ihn untergehen sollte! — Nichts mehr davon, mein Lieber l Die «eir heilt wel Wunden dieser Art, aber die Narbe, die sie zurück^ lassen, bleibt so lange wir leben." Einige Jahre später schrieb er Demselben: „Lieb ster Freuüd, ich überlasse es unserm Bot tiger Ih nen eine Nachricht zu geben, die Ihrem an uns Theil nehmenden Herzen nicht gleichgiltig ftvn wird, wenn Eie sich anders meiner zweiten noch ledigen Tochter Wilhelmine erinnern, weiche Sie im vorigen
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Jahre bei Ihrem kurzen Besuch gesehen haben, da sie sich durch die heilsamen Einflüsse der schöne» Iah» reSzeit, der Landluft und der tägliche« Bewegung km Garten von einer schleichende« Krankheit, durch welche i!>r zarter Körperbau schon sehr weit'herunter gekom men war, wieder zu erhohle« schien. Sie war eines der reinste» und liebenswürdigste» Geschöpfe; mein Herz hing vorzüglich an ihr, und" ich versprach mir r»ii ihrer ungemeine» Anhänglichkeit an Mich viel Trost und Freude für meine künftigen Jahre. — Sie ist nun in einer besseren Welt, und ich werde ihr folgen. In diesem Gedanken allein ist heilender Balsam für eine solche Wunde. Indessen werden Sir nicht zweifeln, mein theurer Freund, daß ich alle meine Kräfte zusammen nehme, um zu ertrage« was nicht zu ändern ist, und mich, so viel au wir liegt, für meine, auch nach einem fünffache» Verlust dieser Art, immer noch zahlreiche Familie «och länger z» erhalten. Beschäftigung des Geistes und stiller G« nuß bet Natur ist das, was wir itzt am zuträglich» sie» ist." Von feinen 14 Kindern blieben ihm 6 Töchter und 3 Sohne am Leben, und gewährte« ihm die schönsten Baterfreuden. Ueber die -eine derselben schrieb er: An Gleim den >5.Mai 1785. „Morgen de» >6ten Mai mache ick ein Paar mir sehr liebe anim» »„»morale glücklich, indem ich meine Sophie, die
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Ihnen vor zehn Zabren als ein Mädchen von sechs dls sieben Jahren so licb war, mtt einem der besten Menschen, die jemals von einem Weibe geboren wor den, verheiratbe. Die Geschichte, wie und ans waS Art dieser junge Mann aus den Wolken, oder viel mehr auS den Armen Irgend eines Gottes, in meinen SchooS gefallen und mir und meiner Frau (für deren Werth ich keinen Namen weiß) so iie- geworden, daß wir ihn mit einstimmigem Beifall unsers Kopf.S und Herzens zu unserm Sohne angenommen haben, — es ist eine wunderbare Geschichte — aber sie muß mündlich erzählt werden. Kommen Sie, bester Bru der Gleim, und hören Sie und sehen Sie. Sie wer den eine durch Liebe, Harmonie und Einfalt des Herzens glückliche Familie finden, wie vielleicht keine andere in der Welt ist. Unsre Herder»'« kann Ihnen sagen, wie sehr meine Wahl ihren, ihres Mannes und Gktdens Beifall hat." Allerdings hatte Wieland Grund, diese Derheirathung seiner ältesten Tochter eine wunderbare Ge schichte zu nennen. Der Bräutigam war ein geborner Wiener, in einem Jesuiten-Kollegium erzogen, seit seinem iLten Jahre in daS Barnablten- Kollegium ausgenommen, seit seinem aasten Jahre als Novizienmeister und Lehrer der Philosophie kn demselben augestellt, aber den Fesseln seines Standes entflohen, um in einem protestantischen Lande den Genuß der natürlichen Freiheit und eine seiner Denkart ange-
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messens 8»gr sich zn verschaffeir- D-r Leipziger Profeffor Pctzold, damals in Wie« anwesend, war ibm zu Ausführung diese» Vorhaben» tebilflich gewesen. Als «der Jesuiten seinen, Ausrntbalt in Leipzig nach Wien gemeldet batten, rielben ihm seine Wiener Freunde, sich nach Weimar zu begehen, wo sie ihm Wielands Stutz und Umgang zu verschaffen verspra chen, in dessen Genuß er so lange leben sollte, hi er gefahrlos «ach Wien zurückkehreu könne. Gem mingen und Blumauer hatten ihn Wlelanden empfoh len, bei welchem er im Anfänge des Mai i?84 ein traf. Daß er dessen ganze Liebe sogleich gewinne» mußte, bezeugt brr bloße Name des jungen Mannes, — Karl Leonhard Reinhold, weichen Jacobi mit Recht al» den Reinen und Holden begrüßte. Der würdige Sohn diese» Vater», Hr. Prof. Ernst Reinhold in Jena, berichtet in der trefflichen Dio» graxbie seine» Vater» (Jena i8i5) da» Weitere. „Die Aufnahme, sagt, er,'welche Reinhold bei Wie land fand, rechtfertigte, nicht nur, sonder» übertraf die Erwartungen seiner Freunde. Wieland ward gleich bei dem ersten Besuche seine» Schntzempfohlenen in hohem Grade für ihn eingenommen, zeigte sich ihm in dem Glanze seiner liebens würdigste» Laune und entließ ih» mit so herzliche» Aeußerungen" setne» Wohlwollen», daß Reinbold überan« beglückt u»d mit der heitersten Aussicht auf seine» fernere» Aufenthält in Weimar »ach seiner Wohnung zurückkehrte. Wie-
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lend hatte damals sein eln und fünfzigstes Jade er reicht, ein Alter, welches bei lbm, dem et bestimmt war, bis zum Ende veS achten DecenniumS mit einer «overwedklichen Frische der geistigen wie der körperlicken Kräfte auszudauern die eigentliche Mittags« Höhe feines Lebens genannt «erden kann. Ju einer sorgenfreien und bequemen äußern Lage, an der Seite einer vortrefflichen Gattin, umgeben von zahlreichen und hoffnungsvoll ausblühenden Kindern, genoß er daS häusliche Glück ungetrübt, für welches er die volle Empfänglichkeit und ganz die erfoderllchen Eigen schaften besaß, die an einem so genialischen Dichter und produktiven Schriftsteller doppelt bemerkenSwerth und achtungSwürdlg sind. Die Fortsetzung seines Um gangs mit Reinhold entsprach dem Beginne, und nur einige Monate waren verflossen, als dieser schon Haus- und Tischgenosse seines väterliche» Freundes ward. Hiedurch ward die Ausführung eines Vorsatzes sehr erschwert, den Reinhold seiner damaligen äußern Lage schuldig zu seyn glaubte, seine bei der ersten Bekanntschaft empfundene Neigung für WielandS älteste Tochter, die sech-zehnjährige Sophie, zu bekämpfenEr befand sich nun in dem unrühvollsteu, und doch a» Freude» reiche», romantische» Zeitpunkte seineLeben-, da die Ungewißheit über sei» künftige- Schick sal, die treue und thätige Lbtikuahme der Wiener Verbündeten-an seinem Wohle, und sei» Verhältniß zu der Wielandscheu Familie sein Gemüth .auf man«
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nichfache und lebhafte Weise bewegten."-— Nach einiger Zeit gab Wieland Rein-olden Antheil-an der Redaktion des Merkur- — „ Nun erfolgte sogar auf die Abschließung dieser litterarischen Verbindung, von Seiten Wielands und seiner Gattin, denen Reinholds Gefühle für ihre Tochter, und daß sie erwiedert wur den, nicht unbemerkt geblieben, die Erklärung ihrer innigen Zufriedenheit mit einer Verbindung, welche mehr der Gegenstand M höchsten Wunsches, als der Hoffnung Reinholds »gewesen war." — „Das Ver mahlungsfest wurde durch mannichfaltlge Beweise der Theilnahme von Seiten der Wiener Freunde, durch herzliche und innige Hochzeitgedichte eines Blumauer> Alringer und der übrigen Poeten unter jenen, und durch die Gegenwart der Weimarischen nächsten Freunde und Geistesverwandten Wielands verherrlicht, so daß wol nicht leicht unter freundschaftlicheren Vorbedeu tungen, unter geist- und gemüthvollere» Wünschen und Verheißungen des Glückes ein eheliches BünduiK geschlossen worden ist, welches ihnen entsprechend in einer langen Dauer sich erwies, musterhaft durch treue gegenseitige Liebe und Achtung." „Unverändert — so berichtet WietandS Enkel weh terhin — bestand meines Vaters schineS Verhältniß zu Wieland, den er unter allen Menschen am innig sten zugleich verehrt und geliebt bat, so rote auch er dem Herzen meines Großvaters der erwählte Lieblingssohn war. Bei der geringen Entfernung Wei-
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ttioT# von Jena saben ilr fi* oft, und eine «roße Menge noch vorhandener Briefe, in 'diese» Zähren von Wieland au Reinbold geschrieben, beweiset, wie lebhaft und herzlich auch in den -eiten der Trruuuug ihr gegenseitiger Verkehr gewesen." Auch al» Reinhold im Zahre 1794 einem.Ruse nach Kiel gesollt war, dauerte dieser Verkehr fort, und einige.Stelle« au» dem ersten Briese,'den Wie land an Reinbold nach Kiel schrieb, mögen von diesem Verhältniß Zeugniß geben. ,,Meia theurer, innigst geliebter Gobnl Ich kaun diesen erste« Tag de» erste« Feste» der Cbristenhekt nicht besser anwende«, al» indem ich mich nach einer so lange», auf beiden Selten durch die Um stände verursachten, Stillstand unser» Briefwechsel», einmal wieder schriftlich mit meinem Reinhold unter halte. - „ Dor allen Dingen empfangen Sie meinen herz lichste« Dank für da» ungemeine Vergnügen, so mir Ihre Zuschrift vom 7. December (die ich heute vor 6 Lage« durch die Post erhielt) in gar mancherlei Rücksichten gemacht hat. Sie werde» ein wahrer Wohlthäter an mir, indem Sie mich durch eine ge naue Abschilderung Ihrer ganzen Lage in Kiel und Ihrer dermaligea Beschäftigungen immer lebendiger davon überzeugen, daß Ihre Versetzung kn» Holstei nische nicht nur für Sie und Ihre Familie, sondern
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selbst für da« Tanze glücklich aosgkfallen nnb eon sehr wichngen Vortheilen ist, — eine Ueberzeugung, dir der einzige (aber für mich ein dickst wichtiger) Ersatz de« Verluste« ist, den ich für meine Person durch die Trennung von dem Sohne meine« Herzen« und von einer zärtlichst geliebten Tochter in einer Epoche meine« Leben« erleide, wo ihre Nähe und öftere Gegenwart mir mit jrt«a Jahre weniger ent behrlich wird. Doch die Gewißheit, daß Sie ohne alle Vergleichung glücklicher find, al« Sie e« in Jena jemals hätten »erden können, nnd daß e« auch für Ihre Sophie und Ihre Kinder in jeder Rücksicht bes ser ist, In Ihre gegenwärtige Lage und Verhältnisse gekommen zu sey«, ist für meine Gemüth-ruhe so wesentlich, und verbreitet, so »st mein Herz mich an Sie erinnert oder Ihr Name von Andern vor mir ausgesprochen wird, einen so «armen Strahl von Freude über meine Seele, daß ich allen andern mich allein betreffenden Verlust gern'ertrage; zumal wenn Sie, so «le Sie Veranlassung und Muße dazu haben, fortfahreu «erden, mich von Zeit zu Zeit durch eine umständliche Mittheilung aller für Sie selbst vorzügliche«' Interesse' habender' Begebenheiten Ihre« Leben«, so zu sagen, unmittelbar.zu. sich »u »ersehen, und (so wie e« in Ihrem letzten, mir un endlich schätzbaren , Briefe durch die au-fübrliche Be schreibung Ihrer Erkursion «ach Lübeck und Hamburg
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geschehe» ist) mich zu einem geistigen Augenzeugen uud Mitgenvssen derselben machen. '
„Alles, was Sie mir von Jbren Freunde« io Hamburg schreiben, vermehrt und belebt mein Ver langen, so vortreffliche Mensche« persönlich zu ken nen und meine Seele unmittelbar au den» schönen Lichte und Feuer der ibrigen zu erheitern und zu warmen, Natürlicherweise muß dies, wenn eS je Leschehen soll, je bälder je lieber geschehen; denn ich bin nun in meinem Kasten Jahre, uud also eigentlich zu reden, schon zu alt, große Reise« zu thun uyd neue Bekanntschaften zu machen, oder denen, die sich auS den Werken meines"Geistes oder meiner &iune eine gewisse Idee ron mir gemacht haben, nur die Ueberbleibsel dessen, was ich etwa war, zu zeigen. Ich habe also noa» einen oder zwei Beweggründe mehr, Ihren und Sophiens Wunsch zu erfüllen, und meinen Besuch bei Ihne« nicht weiter als in den Sommer de« bevorstehende» Jahres hinaus zu schie ben. Nur sind, wenn mir die Ausführung möglich seyn soll, doch verschiedene Schwierigkeiten und Hin dernisse auf die Seite ;u schaffen; uud das soll den» auch meine angelegenste Sorge sep«.
„Mich freuet, mein liebster Sohn, ans Ihrem Briefe, zu sehen, daß doch wenigstens die erste Liefe rung der kleinen Ausgabe meiner Qmniiun bei Ihnen
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angekommen ist- Mich verlangt zu wissen, wie Cie mit meinen im Aoarhon vorgenomm nen Ausmerzun gen und neuen Zusätzen zufrieden sind, nnd lme Ih nen Amadis in seiner jetzigen Gestalt gewallt- — Ich bin in diesem Jahre sehr fleißig gewesen. Den gol denen Spiegel habe trf) durch einige neue Kapitel vollendet, und die Geschichte drs Filolofen Danischmend fgst um die Halste vermehrt. Auch hab ich zum Pervonte, einem meiner besten Mahrchendas aber mit dem 2ten Theil noch nickt vollendet war, den dritten Theil hinzugefügt, wodurch es uun ein Ganzes, und (wenn ich selbst eine Stimme dabei batte) eines meiner besten Machwerke geworden ist. Ich habe bei dieser Gelegenheit die Entdeckung ge macht, daß ich noch Verse macken kaun, und ich (t&e rücht dafür, daß mich dieser, wenigstens eingebildete, Succeß nicht noch zu einigen Thorheiten in diesem Genre verleiten könnte.
„Nun sollte ich Ihnen billig crach etwas von mei nen sämmtlichen Hausgenossen, und von dem, was unsern äußerlichen Menschen angeht, melden. Ich will mich aber so kurz fassen, als möglich- Ich und die Mama befinden uns, Kleinigkeiten abgerechnet, im Ganzen ziemlich wohl, und könnten wohl zufrie den seyn, wenn es noch ein Decennium so fort gmge. Alle übrigen, Kinder und Kiudeekinder, gedeihen wohl. Unser Karl hat sich endlich für Erlernung
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der Landwlrthschaft entschieden «ad befindet sich seit 4 Monate» zu diesem Ende del dem Amtsverwalter Focke zu Heindvrf «»weit Allstädt, wo man ihn gern hat, «nd wo er gern zu seyn und sich gut anzustellea scheint. Er ist wirklich bei »n- zum Besuch und em pfiehlt sich Ihnen und seiner Fra« Schwester de ineNori. Er ist sehr groß und stark worden, und rin Beweis des letzter» ist, daß er an dem kältesten Tage, den wir unter einigen sehr kalten seither ge habt haben, binnen 8 Stunden von Heindors hieher geritten ist, ohne (außer einem halberfrorenen Obr) irgend eine Uagemachllchkeit davon zu verspüren. Dieses «nd seine gute Anlage zu einem gesetzten, verständigen und rechtschaffenen Charakter gibt mir die beste Hoffnung, daß ei« braver Mann aus ihm werden, «nd daß eS ihm »och dereinst wohl gehen werde. „Wenn meine Reife zu Ihnen im Jahr 1795 noch zu Staude kommt, so bringe ich Ihnen meinen älte sten Sohn Ludwig mit und gebe ihn unter Ihre Leitung und Ihre« Schutz. Auch er verspricht in seiner Art und auf eine andere Manier, als Kari, viel Gutes. Nur was aus dem leichtsiauigeu, gut herzigen, aber omoimodo unbestimmten Wilhelm werde» soll. setzt mich »och in Verlegenheit, da sich bis jetzt noch kein Fach,, worein er paßt, zeige» will. Sr ist freilich »och sehr jung, und wir lebe» also der Hoffnung, eS »erde sich auch für ihn «och eia Plätz-
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chen in der Welt finden, wo er sich und Andern zu etwa- Nutz wird seyn können. ' „Meine äußere Lage wissen Sie. ©fc Ist erträg lich, weil ich sie ertragen kann, und ich kann fie er tragen a) weil ich eines von den Wesen bin, die bei nahe in allen Klimaten fortkommcn, und b) weil ich in Meinem Hause glücklich bik Das ist alles, was sich von der Sache sagen laßt. „Unserer liedeu Sophie bin ich nun zwei Briefe schuldig, einen für mich selbst und einen für die Mama, welcher der letzthin erhaltene Brief große- Vergnü gen gemacht hat. Ich muß aber um Geduld bitten. Ich bin der ganzen Welt Briefe schuldig.---------„Nun ist's Zeit zu schließen. Empfangen Sie nochmals, lieber Reinhold, meinen innigste« Dank für Ihren kostbaren, herrlichen Brief — über den ich noch so viel mit Ihnen schwatzen möchte — aber von dem ich jede Zeile in meinem Herzen bewahre. „Die Mama umarmt und segnet Sie, unsre lieb ste Sophie und üvsre lieben Enkel aus der Fülle ihre- mütrerlichen HerzenS- Besonders nehmen wir innigsten Antheil an Ihrer Freude über deo guten Fortgang, welchen Ka^oltuchkn unter den Äugen ihrer vortrefflichen Pflegemutter in Hamburg macht. WaS müßte unser LniSchen unter der Leitung einer Rudolphi werden! Aber es ist mir in meinem Alter nicht zuzumuthen, daß ich mich der täglichen Freude beraube, die mir dieses gutartige Kind, das
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völlige Nachbild ihrer Mutter, macht. — Und mut, liebster Sohn, liebste Tochter, lebet wohll Mein mib Eurer Mutter bester Segen begleitet Euch in das Jahr g5. Immer Ihr zärtlichst ergebener Vater Wieland."
Auch seine übrigen erwachsenen Töchter hatte er die Freude an würdige Manner glücklich verhelrathet zu sehen; seine K a r o l i n e an den Prediger Schorcht; seine Amalie an den Prediger LiebeSkind, den Verfasser der Palmblatter und Mitarbeiter an den von Wieland heransgegebenen Dschinnistan; seine Julie an den Kammerrath Stichling in Weimar. Seine Tochter Charlotte war im Jahre 1794 mir Baggeseü und dessen Gattin in die Schweiz -ereilet. Mit welchem Entzücken empfing er die Nachricht von ihrer Rückkehr! Wie voller Zärtlichkeit ist seine Antwort darauf! „Die Freude und den Jubel — so schrieb er — hattest Du sebl« sollen, welche Dein beute Morgen um acht Uhr angekomme ner Brief vom 29. Oktober verursacht hat. Kaum batte ich, indem ich den Brief der Mama vorlas, worin Du mir Deine noch in diesem Jahre erfolgende Anrückkunft meldest, ausgesprochen, so flog Julcden vor Freude zur Stube hinaus, und rannte in das Hinterhaus, um ihren altern Schwestern die so un verhoffte und eben darum doppelt erfreuliche Nachricht
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zu verkündigen. Die gute Mama, die sonst nicht so leicht außer Fassung zu bringen ist, zitterte vor Freude, und ich selbst bin so bewegt, daß ich noch keiüerr ruhigen Buchstaben aufs Papier setzen kann- Heil und Dank dem guten Prinzen von Augustenburg, der uns durch die Aurückberufuug unsers lieben Baggeseu diese Wonne bereitet hat. — Ich kann Dir, mein trautes liebes Töchterchen jetzt nicht weiter schreiben, als daß wir von diesem ?♦ November an die Lage, die Dich noch von uns trennen, einen nach dem ändern zählen, und uns jede Nacht desto vergnügter schlafen legen werden , weil wir um einen Tag weniger zu zahlen haben. Alles, warum ich Dich jetzt inständig bitte, ist, mir, wenn die Reise wirklich angetreten seyn wird, von Nürnberg aus zu schreiben, welchen Lag ihr ungefähr bei uns eintressen werdet, damit wir uns gegen die Folgen einer Ueberraschung Taka viren können, die weder die Mama noch meine schwa chen Nerven ertragen könnten. O! gewiß, liebstes' Lottchen, wirst Du glücklich bei uns seyn, wenn die Liebe Deiner Eltern und Geschwister hinlänglich ist, Dir die Trennung von so äußerst liebenswürdigen und gütigen Freunden und das Scheiden aus einem so schönen Lande erträglich zu machen- Gewiß werden wir eS an nichts fehlen lassen, Deine guten Vorsätze, die Du in Deinem schönen Brief an die Mama so herzlich und so rührend ansgedrückt hast, aufzumun tern und zu unterstützen! Auch wirst Du- doch in Wieland- Leben. 4. Tb.
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Weimar das Eine und Ändere wieder finden, das Du in.Bern- nicht hattest, und womit Du als mit einem etwelche» Ersatz für da-, waS Du verlierst, vorlieb nehme» wirst. Ich habe keine Worte, Dir zu sage«, wie gerührt ich und Deine liebe Mutter über die Starke der Ausdrücke find, womit Du uns Deine Freude über unser baldige- Wiedersehen zu rrkennen gibst, und wie innig wir diese Freude mit Dir theilen." Die Zeit diese- Wiedersehen- aber verzigcrte sich durch Baggesens Anordnungen, und die- wurde die Veranlassung zu einer neue» große» Vaterfreude für Wieland. Man hire, wie er selbst seinem Freunde Göschen diese Ueberraschung des Schicksal-berichtete. Den 17.April 1795. „Mein Glaube andieMvrsehnng ist durch die höchst unerwartete Begebenheit, welche dem Auffcnthalt meiner guten Tochter Char lotte, iu der Schweiz gleichsam die Krone aufgesetzt hat, außerordentlich gestärkt worden. Wer halt« sich vorstellen solle», daß sich so zu sage» 'n dem Augen blick, da sie au- der ihr so lieb gewordenen Schweiz auf ewig zu scheide» glaubte, ein Band knüpfen wür de , welche- das liebe Kind in kurzer Zeit wieder nach diesem Zürich, wo e- ihm so wohl gefiel, zurückzieben und lebenslänglich daselbst festhalteu würde? Lieber Freund Gösche», liebe Freundin.,Henriette! Freue» Sie Sich mit mir. Sie die so vielen warmen liebevolle» Antheil an un- nehmen! Meine gute Charlotte, die ich «ft mit stillem verhaltene» Kummer
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ansah', wenn ick dachte, was «uS ihr unter den kal ten Menschen, unter denen wir leben, dereinst wer»: den sollte; — sie, die nur durch ihr Herz glücklich werden kann — wird nach ihren Herzen glücklich seyn, denn sie wird in einen kleine« Areis höchst gntir Menschen, in die biederste, Liebe und Eintracht vclleste Familie versetzt. Wen» [c eine Ebe im Him mel geschlossen war, so ist es gewiß diese, die sich auf eine beinahe wunderbare Art, und doch wieder sonatürlich, durch die entschiedenste Sympathie der Herzen, Gemüthsart, Neigungen, Sitten------zwischen dem Sohne Salomon Geßners, meines liebsten und einzigen Jugendfreunde-, und einer Toch ter seines Freundes Wieland geschloffen hat,— eine Verbindung, die in jedem Betracht so ganz nach den innersien Wünschen meines Herzens ist, daß ich nicht erwehren kann, dem schönen Wahn der vortreff lichen Salomon Geßuerschen Wittwe Raum zu geben, und mit ihr z« glauben, daß der Geist meines verewigten Freundes selbst sie geknüpft habe, — Mehr und umständlicher mit Ihnen von diesem mir so «>igeiiehmcn.Cr.eigniß.zu reden, gestattet.mir dies mal die Zeit nicht, aber künftig, und wenn Hein rich Gexner (wie wir erwarten) gegen Anfang des Junius zu «ns kommt, vielleicht mündlich rin Mehreres. Für itzt erlauben Sir mir nur noch, daß Sie mir für meinen künftigen Schwiegersohn, dem Sie (wie ick weiß) ohnehin schon gewogen sind, auch
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um me inetwillen einen Play in Ihrem freund, schaftlichen Herren erbitte,, dessen er durch daS (einige gewiß würdig ist, und welchen er immer mehr und mehr zu verdienen sich gewiß bestreben wird. — Ich umarme Ete von ganzem Herzen!" Den io. Jul. i?gS. „Ich kann Ihnen nicht aus» drücken, wie sehr mich das reine Verhältniß freut, daS, ich rwifchen Ihnen und meinem lieben Geßner befestigt sehe. -Sie stud beide edle und gute Men schen. ES konnte Llso auch nicht wohl fehlen, daß Sie sich als solche wechselSweiie erkennen mußten, unb dieS bürgt mir, für ih^e immer fortdauernde Freundschaft. Der Schluß Ihres fetzten Briefs hat mich nicht wenig gerührt. Ich rechne-Ihre Liebe zu mit unter daS Beste, daS mir der Himmel hat zu Theil werden lassen, und erwiedere sie gewiß von ganzem Herren." Bei allen Vaterfreuden fehlte eS jedoch Wielanden auch nicht an Vatersorgen, ja nicht an Schmerz und Lummer- Nur wenige Stellen aus feinen Briefen mögen hierüber angeführt werden. An Göschen. Den -».Jan. 179Z. „Meine Tochter Amalie ist nun, Gott Lob! gerettet, und befindet sich diesen Augenblick, um sich wieder zu erbo ten, im Schooße meiner Familie, die eine Familie der Liebe ist. Unser D. Huschte hat ein Wunder
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seiner Kunst an ihr gethan; doch kommt ei« großer Theil des Verdienstes, sie mir erhalte« zu habe«, auf die Rechnung ihrer gute» Schwester Karoline Schvrcht, die mit der freiwilligsten Aufopferung sich entschloß, drei Wochen lang ihre Krankenwärtcriu z« seyn, und durch die äußerst sorgfältige, herzhafte und liebevolle Art/wie sie sich det Pflichten dieses be» schiverlichen Amte- entledigte, nach dem Zeugniß des Arztes, sehr viel zu ihrer Genesuug bekgetragen bat, Ter Himmel erhalte Ihne«, mein Freund, und mir alle die wir so sehr lieben, daß mit ihrem Lob eia L-heil von uns Selbst ins Grab gelegt wird." An Denselben. Den 3». Dec. >)g3. — Auch trübe Tage kommen. — Einige Monate nach S cb o r ch t s Tode erkrankte auch mein dritter Schwie« gersobn, der Pastor Liebeskiud. — Seine Wie« derberstellnng Ist kaum zn hoffen, —und nun liegt auch sine Frau, meine gute liebe Amalie tödtlich krank. Für einen Man» von 6-> ist dies fast zu viel!" Dies war die einzige Klage, die hierüber aus seinem Munde ging. Die verwittwete» Töchter wur den. nebst den Enkeln im Vaterhaus» mit effenen men empfangen, und brr zärtliche Großvater rechnete den Zuwachs von Liebe sich als Gew!»« an. Wer einige Idyllische Scenen aus Wielands häus lichem Leben lesen möchte, der wirb Genüge finde« in den Schilderungen, die Lütkemüller von eini» gen Spaziergängen der Wielandische» Familie teile«
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fett fort •) Hier mögt» nur die herzliche« Zeilen noch eine Stelle finde», die Wieland an Herders schrieb am Tage nach der Konfirmazion seines ältesten EvhneS. »Nur «aS dg< Herz «nmitlelbar znm Her zen reden kann, — schrieb er — kann Ihnen, theure verehrteste Freunde, dir liebevollen, mir unschätzbaren Zeilen beantworte», die ich da, wo meine teste Habe ist, aufbewahre« werde, so wie ihr Inhalt ewig in meinem Herzen bewahrt bleiben soll. Möge der Ein druck, den Ihr Wort und Geist, bester Herder, gestern ans meinen Ludwig gemacht, unauslöschlich sevn, und der Segen, den Sie auf ihn gelegt haben, wir sein guter Engel immer umschweben! Seine gute Mutter wird Ihnen selbst für den seligen Genuß und die innigste Befriedigung danken, so Sie bei der gestrigen feierlichen Handlung ihrem Herzes gemacht haben. Ihre unverfälschte Seele bat jebes Wort so rein und lebendig aufgefaßt, und auch mir so viel als sie konnte davon mitgetheilt. Mein Herz ist zu voll zum Schreiben; nehme« Sie von neuem auf ewig den Schwur der heiligen unverbrüchlich treue« Freund schaft an von Ihrem Wieland," s) Im Gesellschafter von Gubitz, worin vom Stück i?5 an bis zum i86sten des Iabres 1826 eine treffliche Schilderung von Wielands Privatleben gegeben ist.
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8. Dem Haupte einer solchen Familie konnte e- nir gend ander- so wohl sey«, al- im Schovße derselben. Wen« er aber hier ganj glücklich war, so verdiente dies Glück auch keiner mehr, al- er, der so fest an dem hielt, waS er auch i« -dieser Hinsicht als wahr erkannt hatte. Bereit- im Jahre 1777 hatte er sei» nem Freunde geschrieben: „ES würde gar bald keine Eben mehr geben, wenn wir in diesen unsern heillo sen Tagen so weit hinan- denken wollten. Nur muß Herr George, wenn er häusliche- Glück kosten will, auf die kleinen Freudchrn der Eitelkeit und aufs ewige Meisen und Herumstreichen Verzicht thun, und statt dessen den HauSvaterflnn anzieheu. Weltsinn und HauSvatersinn können nicht beisammen stehen." Die ser Ueberzeugung gemäß war sein ganzes Hau-wesen, siin ganzes Leben eingerichtetVon jeher waren seine Anforderungen an daGlück nur mäßig gewesen; aber weil er von den Ga ben desselben einen weisen Gebrauch machte, so reich ten sie bin zu seiner Befriedigung. In keiner Hin sicht war bei ihm etwas auf den Schein angelegt. Das Schrinenwollen erklärte er für die Thorheit der Thorheiten und für die reichste Quelle der Unzu friedenheit und des MißmutbeS von der einen, so wie des Reideö und vieler Ränke von der andern
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Seite; diesem sey es hauptsächlich zuzuschreiben, baß so wenige Menschen ------ wohl gelebt rn haben Versichern, und vergnügt mit ihrem Antheil, Dom Leben, wie ein Gast von einem Mahle, Gesättigt aufstehen. " , Nach Natur zu leben, war ibin Weisheit. Um diese zu beweisen, müsseman im Leben den Schein vom Wabren wohl zu unterscheiden wissen; wer dies gelernt habe, dem bewähre sich der Aristippische Grund, sah: das, wa- wir suchen, ist immer in unsrer Ge walt, es ist hier oder nirgend! Diesem Grundsätze gemäß war Wieland- Lebens weise eingerichtet, angemessen seiner Lage und seinen Umständen. Nie sand man del ihm in Wohnung und Kleidung kostbaren Prunk, und nichts von allem, was den Schein von Reichthum oder Vornehmheit geben sollte; alle- war bei ihm einfach und schlicht, aber auf mäßige Bequemlichkeit berechnet, und in allem die höchste Sauberkeit und Ordnung beobachtet. Eben so wenig war seine Tafel mit ausgesuchten Leckereien oder auch nur sehr reichlich besetzt, denn Ueppigkeit war ihm auch in dieser Hinsicht durchaus fremd, und die Genüglichkeit des mäßigen Genießers erstreckte sich auch aus die kleinen sokratischen thauen den Becher, die er so oft anprleß. Lurusartikel fand man bei ihm wenige, und selbst diese wenigen
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waren großentheilS Geschenke; sogar in Büchern und Kunstwerken liebte er keinen Lurus; kurz, ^erlaubte sich keine Verschwendung in irgend einer Art, weil sein Hausstand und seine eigne und der Seinigen Ruhe darunter hätte leiden müssenSeine Beschränkung artete aber nie in Kargheit aus, die ihn zu. Lieblosigkeit hätte verführen können, wie man vielleicht zu Folge einer Anekdote argwöhnen möchte, die Herr Fischer dem Publikum aufgetischt hat, womit wir aber hier unS nicht unterbrechen wol len. Hätte er irgend eine Anlage zum Geize gehabt, so hatte eine besondere Liebhaberei ihn dazu verleiten können. Er hatte nämlich ein eignes Wohlgefallen an sehr reinen, blanken Münzen, und vorzüglich Gold stücken, und seine Freunde, die dieß wußten, machten sich das Vergnügen, ihm solche zuzüsiellen, die er denn gern ihnen umtauschte. Sein Wohlgefallen daran erstreckte sich aber nur darauf, daß er die-schönen Stücke in seine Schatulle verschloß und bei Gelegen heit besah. Behalten konnte er sie doch nicht, und — er besah sie nur noch einmal mit Wohlgefallen, ehe er sie ausgab; etwas schwerer als andre Münze, aber doch ausgab. Wie hätte et sonst die So Dukaten an Gräf so leichten Muthes zurückgeschickt! — Er konnte sehr verdrüßlich werden, wenn mau ihm eine Zahlung In Golde -ugesagt hatte, und sie ihm in Silber lei stete; aber nicht, weil er Gold gesammelt hätte, son dern weil ihm eine gehoffte Freude verloren ging.
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Wie auch uicht die mindeste Spur von Habsucht oder Eigennutz in seiner Seele war, davon werden folgende Züge sprechen, die gewiß keine- Zusatzes be dürfe«, weil sie keine« Zweifel gestatten. Mehrere Jahre waren bereit- verstrichen, während deren er an der Neuen Ausgabe seiner Werke gearLeitet hatte, ohne mit Göschen, von welchem er inzwischen manche Summe bezogen, einen Kontrakt abgeschlossen zu haben. Erst am 17. April 1794 schrieb er diesem: „Nun, liebster Freund, noch eine Bitte an Sie. Wollte« Sie wol die Gefälligkeit für mich haben, und mir einen mit Bemerkung de- Datlstn- in forma probante gestellten Auszug der auf Abschlag de- Hono rars für die. Sämmtlichen Werke feit einigen Jahren bereit- an mich gezahlten Summe« überschicken, damit ich gewiß sey, daß wir in unsrer Rechnung hierüber vollkommen zusammen stimmen- Ich muß gestehen, daß ich sonst, wie fast alle Meinesgleichen, im Buch halten über Einnahme nnd Au-gabe nicht so erakt ge wesen bin, als ich e- sey» sollte. Nun aber, da ich Go Jahre auf meinem Rücken habe und dem Zeitpunkt entgegen gehe, wo ein ehrlicher Mann sein Han- gerne bestellt haben mag und soll, habc ich beim Styr und bei der Wage der'großen Nemesis geschworen, mich hierin gründlich zn bessern und alle meine Sacken in möglichster Ordnung zu führen: und bitte Sie also nochmal-, in dieser Rücksicht mein« obige Ditte statt
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finden z« lassen. ------ Aus dieser Ursache wäre eS nun rovl auch Zeit, daß unser vor etwa a Jahren schriftlich entworfener Akkord über meine S. w. vollends ins Reine und in die gehörige Form gebracht würde. Die Schuld, daß eS nicht geschehen, liegt freilich bloß an mir; aber , nicht ay meinem Willen; sondern an Mangel an Muse und, aufrichtig gegen mich selbst zu seyn, auch q« dem Umstand, daß ich nichts unwider ruflich zwischen nnSfestgestelld wissen wollte, bis ich erst hinlänglich gewiß wäre, daß Sie bei dieser großen Un ternehmung vor Schaden gesichert seyen." D-8- $«n. 1796. „Sie sind zu gut, L Göschen, da Sie Sich erbieten, mir, wosern ich es wüusche, noch ein Eremplar von der kostbaren Ausgabe zu ge ben. Das kann ich nicht aunehmen, mein Bester! Aber wenn Sie meinem Reinhold ein Eremplar von der groß 8- Ausgabe in Meinem und Ihrem Namen zusammen lassen wollten, dadurch würden Sie mich sehr verbinden*)." Als ihm, seiner Gesundheit wegen, der Genuß von Portwein war angerathen worden, erhielt er eine Sendung von Bremen, von welcher er erst späterhin erführt daß'sie'von Göschen'gekommen sey. Da schrieb er diesemr „Ich hatte einige Zeis vorher, ebe die' Kiste mit Wein von Bremen auS an mich spedirt •) Göschen sendete Reinholden die QuartauSgabe, deren Annahme Wieland verweigert hatte.
124 Siebentes D u ch. wurde, meiner Freundin, der Frau Höftäthln Scho penhauer, auf ihr Anerbieten, aufgetragen, mir von einem Bremischen Weinhändler, den sie mir an» rühmte, Proben von Portwein und Madera zu »erschreiben. Wie nun die Liste anlangte, wunderte ich mich zwar nicht wenig, daß sie weder mit einem Avisbriefe versehen, noch auf dem Frachtzettel der Name de» Einsenders bemerkt'war, zweifelte aber nicht, Vaß eine vielleicht zufällig aufgebaitene oder verspätete Benachrichtigung mir 1« Kurzem Licht über die Sache geben würde. Da aber in mehreren Post tagen kein Avis^ankam, und sRad. Schopenhauer den ganzen Sommer über abwesend war: ließ ich end lich die Kiste anfmachen, und sand darin 20 Flaschen Portwein und 4 kleinere, mit einem Nektar angefüllt, dessen unbeschreiblich angenehmer und alle Nerven be lebender Wohlgeruch mich, nach kurzen Zweifeln, noch vor dem Kosten überzeugte, daß es kein anderer als ein höchst vortrefflicher, uralter, und nirgend- als in dem berühmten Natbskeller der Stadt Bremen eristirender Rheinwein seyn könne. Inzwischen war mir meine erste vorbesagte Vermuthn»-, je mehr ich sie überlegte, immer unwahrscheinlicher geworden. Na türlich entstand also die Frage, wer denn der anonyme DonifaciuS seyn könne, der mir durch eine so ver bindliche Ueberraschung habe Freude machen wollen? Nun fiel, eben so natürlich, meine erste Vermuthung auf meinen Freund Gischen, mit welchem ich mich
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erinnerte, davon gesprochen zu haben, wie wohlthätig ein guter ächter Portwein meiner Gesundheit sey------Es ist doch wirklich eine sonderbare Eigenheit io mei ner Leben-geschichte, daß alle Ueber rasch«» gen, womit meine Freunde mir Vergnügen zu machen ge dachten , immer diesen Zweck verfehlter,. Dies kaun und soll indessen nicht so ausgelegt werden, al- ob ich die Freundschaft, so Sie mir dadurch bewiesen, nicht mit dem wärmsten Dank erkenne: nur werden Sie mir erlauben, daß ich den übersandten sehr guten Portwein nicht als ein Geschenk — was mit unsern Verhältnissen nicht vereinbar ist — sondern dloß als eine mit, erwiesene Gefälligkeit annehche, und in die ser Hinsicht für dle zwei bewußten Werkchen zusammengenommeu nicht mehr als 200 Thaler Honorar begedre, noch annehmeu werde: und was hie Zahlung derselben betrifft, so ist nicht mehr als billig, daß die Bewerkstelligung derselben in einer so fatalen Zeit wie die gegenwärtige vielmehr.von Ihrer Aonvenienz alS von der meinigen abhängen müsse." Noch mancher Zug dieser Art könnte angeführt werden , wenn nicht diese schon hinlänglich bewiesen, wie von Eigennutz, Habsucht oder Geiz auch nicht die kleinste Spur bei ihm zu finde» war. Dieß ließ sich ohnehin schon von dem erwarten, der, wie gesagt, auf den Erwerb sich nur wie ein Dichter, d- i. schlecht verstand. Dagegen hatte er aber nicht jene poetisch, Sorglosigkeit, welche, der Zukunft gänzlich uneinge-
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denk, den Genuß des Lebens nur auf die Gegenwart beschränkt. So schlecht wie auf das Erwerben, verstand er sich nicht auf das Erhalten deS Erworbenen; er war sparsam, um seine hausvätertichen Pflichten desto gewisser zu erfüllen, und zu rechter Zeit theils wohl thätig seyn, theils auf die liberalste Welse Gast freundschaft üben zu könne». Was man ein HaoS mache» zu nennen pflegt, baS machte er nke — aus Häuslichkeit; aber stets wurden seine Freundr mit of fenen Armen und der freudigsten Gastlichkeit in dem selben empfangen; und wie in seiner Jugend Bod mer Wohnung und Lisch mitsshin getheilt hatte, so theilte er sie gern wiedet mit! mehr als Einem junge» Manne- Da, wo Geist und Herr dazu aufforderten, nicht helfen zu können, theils weil seine Umstände eS ihm nicht gestattete», theils weil auch manchem, wie achtungSwerth er immer seyn mochte, doch nicht zu helfen war, weil seine eigne Individualität entgegenstand, war ihm allereit peinlich. Won diesem Letzteren mag folgender Brief zeugen, den er an Amand Berghofer, diesem^«»Gesin nung und Schicksal Rousseau so ähulicheü Mann, schrieb •).
♦) S. Hofscheu und ländliches Heimweh. Eine Bio graphie. Hamb. 1818. In der Worrede S. X. wird von Derghofer gesagt; „Wielands Briefe wurden nebst mehreren ihn gerichtlich ipeggenom menen Schriften — mit Absicht vielleicht — im
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„Die einzige Stunde, die' ich i» meinem Lede» mit Ihnen zugebracht habe, mein bester Derghoser t hat mir eine Erinnerung von Ihne» zurückgelaffen, die »ur mit meinem Leben erlöschen wirb. Sie habe» meine ganje Hochachtung. Sie würdigen mich IhreVertrauens. Ihr Schicksal ist noch immer, rote es war — und ich kann nichts für Sie, als was ich schon gethan habe, und was allem Ansehen nach zu nicht- geholfen hat, — der Welt sagen, wa- ich vo» dem Manne denke, den sie verkennt, der aber freilich auch, zu seinem Unglück, so wenig für sie paßt, alS sie für ibn- Mein Herz ist so zusammengedrückt, so oft ich an Sie denke. — Können Sie sich an gemal tem Feuer warmen? Was hilft Ihnen meine Liebe, die nur schreiben, . nur reden kann? — Ich soll Sie von der großen Welt, von der unseligen Glückmacherek wieder weazieben, verlangen Sie? Wie kann ich das, lieber Berghofer? — Hätte ich nur den -5oste« Theil der Einkünfte des Fürste» von Lichtenstein, dann konnte ich es/ und wahrlich! dann hätte ich nicht bis jetzt gewartet, Ihnen mit meiner Bitte zuvorznkommen- Und doch —wer weiß es, vb'Slie Kanzleiwust begraben." Zur näheren Kenntniß BerghoferS dient: Amaud Bergboiers literarisches Vermächtnis: an seinen Eodn Ludwig. Ja drei ^kleinen) Bänden. Hamb. i8>». — Wielands Er klärung über ihn kann ich nicht Nachweise».
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diese Art von Unabhängigkeit selbst von rlnem Freunde aunehme» würden. „In meinen Umständen ist das einziae Sort, das ich Ihne» anbiete» kinute — Ihres' Herzens viel leicht nicht unwürdig, aber gleichwohl in jeder ande ren Betrachtung eben so wenig für Sie schicklich, als ich mich entschließen kann, es Ihnen anzubieten. — Oder sollte ich es wagen dürfen, einem Manne wie Sie, mit dieser Ihnen zur Natur gewordenen Stim mung, mit dieser tiefen Abneigung vor jedem Zwange, diesem melancholischen Ernst der Sele, dieser Ungefchmeidigkeit, dieser mit einem Worte so ganz Rrus« seauischrn von Individualität, sollt' ich es wagen können, einem solchen Manne anzubieten, ein Mit glied einer zahlreichen Familie ziz werden, unk in einem Hause, wo schon erwachsene Lichter dem Her zen eines Mannes von Gefühl bel täglichem Umgänge nicht gleichgültig bleiben könnten, die Aufsicht über vier Knaben, wovon der älteste kaum 6 Jahre hat, und einen Theil ihrer Erziehung auf sich zu neh men? — So glücklich ich meine Kinder halten würde, von Ihnen geleitet und entwickelt zu werden, so sehr fühle und erkenne ich, daß ein Engagement dieser Art (zumal da es doch nicht in meiner Gewalt stände, Ihnen ein festes und glückliches Sort für Ihr ganzes Leben zu versichern,) keine Sache für Sie ist. „Also, liebster Derghofer! nehmen Sie, ich be schwöre Sie, die Welt, wie sie ist, und entschließen
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Sie sit ein für allemal zu so viel Geschmeidigkeit, als vonnttben ist, nicht um Ihr Glü» zu mache», (denn ich denke nicht, daß Sie die Anlage dar» -ade»,) sondern nur nm gegen Wind und Wetter irgend nn« ter ein kleine-, sichres Dach zu kommen. Wen» Sie das in Wien nicht finden können, so weiß ich kein Land in der Welt, wo Sie e- suchen könnte», eS müßte nnr in Nordamerika sey». — Ztann ich indessen irgend etwas zu Ihrer Ruhe oder Ihren Absichten beitragen, so sage» Eie mirs »»verhole». Immer »erde ich mirs zur Ehre schätze», Eie vor der ganze« Welt als meinen Freund, und als einen der besten Mensche», die ich kenne, auzuerkenne», und als der Ihrige von Ihnen anerkannt zu werden. Weimar d. 2g. Eept. 178Z. Wieland. R- S. Ihre» Trief, der vom i3. Juni datirt ist, hab' ich, nebst de» Bücher», erst zu Anfang die ses Monats erhalte». Ich danke Ihne» sehr für Ihr freundschaftliches Geschenk. Ater, aber — waS für eine Captatio benevoieniia. ist der To» Ihrer meiste» Aufsätze für die große Wienerwelt l Wie soll diese einen .Drogen - Gpkktet -.Rousseau .verstehe»; und wenn sie ihn nicht verstehe» kann, ertragen können?" Für Derzhofer war e« freilich nicht möglich, Wie lands wohlgemeinte» Rath zu befolgen; er fand aber auch nie, waS er sachter und der Verfasser eines Auf satzes im Wiener Mode-Journal: der österreichische WiflanL» Leben. 4. Tb. 9
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Ronssea« überschrlebe», nrngte »och km Jahre isoS von ihm erklären: „Solche Mensche» finde» selten eine rnhige Stätte, wenn ße sich- gleich manchmal träumen." ~ Eben so willig al» sein Hau- öffnete Wieland auch seine Lasse, um ju helfen, wein ihm nicht selten der Merkur Gelegenheit gab, der auch anü diesem Grunde fit ihn keine solche Goldgrube werden konnte, wie er rS für «inen engherzigen Hilz hatte werden können. Wieland gad vielmehr öfter-, um ein aufkelmendeS Talent zu unterstützen, eln größere- Honorar für manche Beiträge, al- er selbst erhielt, ja er bezahlte sogar manche- Manuskript, welche- er «le abdruckeu ließ. Ein Beispiel hievon liefert folgender Brief. D. iS. März 1796. „Werden Eie nicht ungehal ten, liebster Gische», daß ich Idneu sch«» wieder mit Aufträgen und Bitte« lästig falle. Ich habe ge stern von einem sonderbare« und fich mlr nie recht zu erkennen gebenden Mensche»', der da- Talent hat ziemlich schöne Verse zu mache« und sich ts ff» von Wildtngeu nennt, eine» etwa- kläglichen Brief, vom 5. März datier, erhalten, worin er sehr dringend ansucht, daß ich ihm da- Honorar, so ich ihm für 1 bi- 5 Dogen Verse, (die ich schon ziemlich lange von ihm für den Merkur erhalten habe) zugedacht hätte, so bald al- möglich zukowmen lassen möchte. Ich sehe au- seinem Briefchen, daß ihm dieser Schritt mächtig auer aukam; ich gestehe aber, daß ich ihm diese De»
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müthkgunz mit allem Fleiß nicht erspart» wosske, wett die albernstolze Art, womit er sich meiner schot vor mehreren Monaten an thn ergangenen Ditte, sich mir offenherzig zu entdecke», entzöge» hatte, eine kleine Züchtigung verdiente. Ader ann ist er hinlänglich ge» straft, und ich kann ihn Nicht Unger schmachte» lasse»« Ich bitte Sie also die Güte z« habe», und ihm gegen eine Anweisung, die er Ihne» präsentiren wird, 15 Rthlr. auszuzahke«, und mir^ solche von de« 800 Rrhlr., die ich ans aächstküuftige Pfingsten »0» Ihnen zu gewarten habe, adznziehe». Da die Summe unerheblich ist, so glaubte ich Ihre Gefälligkeit durch diese Art den Hr». von Wildiugen zu bestiedtge», wodurch ich mir oder ihm das Porto erspare, nicht zu sehr zu mißbrauche». Sie sollen aber gleichwohl von nun an mit keiner solchen Dorauszahlung vor dem bestimmten Termin helmgesucht werden." Unmittelbar darauf schrieb Wieland: „Dor allem, tanke ich Ihne» für Ihre Bereitwilligkeit, meine Bitte wegen des s»ge»ao»te» Uff» von Wildinge» Statt finden zu lassen. Mich ahuete, daß es mit die sem Mensche« nicht richtig ftp'),—aber wozu.brauchte er sich vor mir zu verbergen? Ich nehme mir vor, •) Der unter dem Name» Uff» ». Wildinzen bei Wieland sich einführende Dichter war der älteste Swhn eines Leipziger Advokaten J. — Garve's Briefe an ein« Freundin waren an die Mutter des junge« A. geschrieben.
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er soll der Letzte seiner Gattung gewesen sey», von dem ick mick anfübren ließ: od ich diese» Vorsatz «erd« -alten können, ist «ine ankere Frage." Die Sparsamkeit, welche sich Wieland an- Hauslatersion »nm Gesetz gemacht hatte, «ar auch ein Hauptgrund ihn non Reise« abjuhalten, wiewohl hierauf eine gewisse hau-bäterliche Gemächlichkeit auch einige» Einfluß Haden konnte. Mit Recht sagte er von sich, daß für «fne» Menschen, der so selten auseinem Schneekeuhäu-chen herau-krieche, «ine Reise von ao Melle» eine Epoche sey. Indeß machte et doch während seine- Lebe«- in Weimar einige Reise», die wir nicht gang mit Stillschweigen übergehen dür fe», well auch sie nus manche» Aug iu seinem Ge mälde liefern.
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Von Weimar an- «ar die erste Reise, welche Wie land machte, im Frühjahr 177S zu seinem Gleim nack Halberstadt, die er »irr Jahre lang sich vorge setzt, aber nie 1« Stande gebracht hatte. Als es end lich zur Ausführung kam, schrieb er seinem Freund«: „Der bloße Gedanke an diese Reise macht mich und weine Frau wie neugeboren. Unser Herz, unser Kopf, unser Blut und unsre Rerve« haben aller der
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mannichfaltigen Arten von Erschütterung vonnitden, die uns diese Reise geben wird. Andre inst, tausend neue Gegenstände, da- Schauspiel der ne» auflebenden Natur um uns her, und — «a- für uns wahres Eipsium seyn wird, die offenen Arme unser- Gleims, unsrer lieben, seelen- und anmuthvollen Glemtnde, — sein Haus, sein Musentempel, sein kleine- Eanssouei, and die inertes Lome im Schooße der Freundschaft and der Musen, — wie wohl, wie wohl wird uns dies alle- zu Leib und Seele bekommen!" Gegen Ende deMal war er zurückgekehrt, und schriebt „Da sind wir nun wieder zu Weimar, haben pnser gute-, Müt terchen, bakxn unsre Kinder wieder gefunden and das ganze Hans mit Besen gekehrt, und alle- z» unserm Empfang bereitet, und große Freude auf beiden Sei» ten, — und nun sitzen wir da, und erzählen einander unsern langen zwilftägigen Wonnrtraunr von Gleim und Glemiude, von Freundschaft und Sekigkeik, t>on Halladat und Sapphischeu Liedern, von Spiegelbergen und Nonuenparadiesen, und von dem kleinen Sans souci , wo e- unserm Glenn so selten so gut wird, sich aller soucis, die ihn plagen, z« entfchütten, — and wundern «nS, wie aus diesen zwdlf seitgen Ta gen ein einziger Augenblick worden ist." Einige sehr kleine Ausflüge, zum Theil mit Gitbe, abgerechnet, machte er seine nächste Reise' erst im Jahre 1777 nach Mannheim, «in daselbst der Auffüh rung sein.» Rosamunde beizuwohneü, die maawit
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Buch.
fürstlicher Pracht vorbereitet batte, Cr batte die V«»flcherung erhalte«, sei«« Freundin Eophle Laroche und seinen Freund Fritz Jacobi dort zu finden, und war über alles dies in großer Freude. „Ich glaube, schrieb er seiner Freundi«, Rosamunde wird Ihnen großes Vergnügen machen, — nicht als ob ich glaubte, was td) dabei gethan habe, sey ein großes Werk; sonder« weil ich glaube, Sie werde« in Ihrem Lebe» nie in solchem Grad erfahre« haben, was die Magie der Musik ist, als l« diestr Oper. Mein ganzes Ver dienst bei dieser Sache ist, baß ich einige schöne Arien ge macht und Schweizer« Gelegenheit gegeben habe, sei« ganzes Genie zu dftstoyire«. Sie werde« all« ihre Ner« ven vonnvthen habe«, «m bi« Scene, wo die Königin mit Gift und Dolch zu Rosamunde« kommt, auszubalten, Und in zwei oder drei ander» Scenen wer te« Sie Im Clystumzu sey« glauben.. — Kurz, ich freue mich selbst auf meine Reise «ach Mannheim, wie meine Kinder auf de« beiligeu Christ, — der Himmel gebe nur, baß nichts Fatales dazwischen komme! ES ist mir nun wieder so lauge wohl und «ach Herzenswunsch gegangen, daß ich mich ein Biß chen vor der Waage fürchte, worin «nS Freuden und Leiden zugewogeu werden." — — „ Unsre Austwmenkunft in Mannheim, aus Gelegenheit einer teutschen Oper, von meiner und Schweizers Fa.on, auf dem Kurfürstlichen Operutheater, unter der Direktion eines Italieners (S»vioü) aufgeführt
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ist mit «och immer wie ein Feenm^brchen. Indessen soll sse doch eine von de» Wirklichkeiten seyn, die kein Dichter zu dichte» wagen dürfte." Sv reifete er, der schönsten Erwartungen voll, am ri. December von Weimar ab, «nd gelangte, nach einem viertägigen Aufenthalt im Hause von Göthe'S Eltern zu Frankfurt, am 21. December in Mannheim an. „Ich bin, schrieb er, nm so lieber da, well das Ganze mit allen seinen Theilen eine Art von Neut beit sür mich hat, und gleichwohl 3 bis 4 Wochen hinlänglich scheinen, damit fertig zn «erden. Die Bekanntschaft mit Madame Wendling, die meine Ro» samund seyn wird, und die Stunde, worin sse mir ihre Rolle zum erstenmal vorstmg und vvragirte, ge hört unter das Angenehmste meines Lebens. Ihre Art zu singen übertrifft alles, was ich jemals, selbst von der debühmte« Mara, gehört habe. Die- allein ist wahrer Gesang — Sprache der Seele und des Herzens, jeder Ton lebendiger Ausdruck beS reinsten innigsten Gefühls; der ganz« Gesang eine fvrtwal» lende Schönheit-linie." Den 26. Dec. „Mein hiesiger Aufenthalt wirb immer interessanter. Der Kurfürst hat mich Mit seiner ihm eigenen reulseligkeit empfangen. Ma» emprassirt sich mich zu haben, und jeder Tag ist mit etwa- bezeichnet, das mir die Wiedererinneruug des selben angenehm macht. — Mit Rosamund wirdallem Anschein nach sehr gut gehen,, weuu uuS nur
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die Krankheit des Kurfürsten von Dalern die Freude nicht zerulchtet. Diese Ungewißheit ist itzt das Einzige, wa< einen Schatten aus meine Zufriedenheit wirst." Seine früher geäußerte Desorgul-, daß dem bis« her zu Glücklichen mm bald etwa- Fatale- begegnen möchte, sollte nicht -ruudlv- gewesen seyn, denn am 3o. December starb der Kurfürst von Baier» MariMiliao Joseph, dessen Nachfolger der Kurfürst von der Pfalz Karl Theodor wurde. Diese- veränderte zu Mannheim dl« ganze Gestalt der Dinge, und Wieland schrieb darüber a« 5. Januar 1773: „Dem hiesigen Publik» und mir selbst hat der Lod Marl» m'lian,Josephs einen große» Spa-verdorben. Meine Rosamunde sollte de» c»ten diese- zum erstenmal gegeben, und da- Karnaval durch achtmal wiederholt werden. Alle Auscheinungrw versprachen mir einen so großen Sncceß^ als vielleicht jemals ei» Singspiel gehabt hat, als der Tod de-Kurfürstea von Baiern auf einmal eine Beränderungdes Schauplatzes hervorbrachte, deren lugübre Dekorazlone» die meiusgeu verdrängen maßte«. Ich reis« nun, übrigens mit meinem hiesi gen Aufenthalt höchst vergnügt, de» Sten diese- wie der »ach meinem lieben Weimar. Ich habe hier vlel Merkwürdige- gesehen vnd gehört, und besonder unter den Tonkünstler» und 'Malern verschiedene Subjekte kennen gelernt, die ich für eiuzig 1»
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ihrer Art hatte, und um derentwillen Mannheim mir immer interessant bleiben wird." Unter die fehlgeschlagenen Hoffnungen 'gebieten auch die auf die Ankunft seiner Freundin und seines Freunde#. Dagegen erhielt er einen reichen Ersah durch seinen Aufenthalt im Götheschen Hause zu Frankfurt. „3» Göthe# Hanse, schrieb er, war ich «ter Tage lang glücklicher, al# ich Ihnen sagen' kann. •' Er befand sich daselbst nm-eben von Göthe'# ganzer ehemaliger Gesellschaft, Merk nicht ausgenommen, and Frauen und Mädchen versammelten sich hier um seinetwillen. Del weitem am interessantesten war ihm Göthe'# Mutter selbst, hie ihm das Haus so hei misch gemacht hatte, dah er seiner Freundin Laroche schrieb: „Sägen Sie mir nur, wenn Sie einmal wieder nach Frankfurt gehen, «ud wofern ich'# nur irgend möglich mache» kann, s» komm' ich auch bin. Denn zwischen der Mutter Göthe nnd mir hat sich eine solche Freundschaft ««gesetzt, daß ich mit ekndilde« kann ich habe ein Hau# in Frankfurt. Auch habe ich den Freund Bölling gar herzlich lieb gewonnen." Ziemlich, ein Jähr, nach felufm.Aufenthalte in Frank furt war Merk wieder dort gewesen, nnd hatte einen Brief an Wieland mit den Erinnetnngen an da# »orige Jahr unvollendet zurück gelassen. ■ Diesen sen dete Mutter Göthe an ihn ad, und hatte selbst fol gende Zeilen hlnzn-efügt: „Lieder Sohn! Merk war 3 Tage bey uns, da Er fort ist suche ich im
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Stattet «ach, tdtmte Kus, wie das bey Poettn dn sehr nöthiges Wert ist, «le Ihr aus'vorher-ehen-en Briefe r« gütige ersehe« sinnt. Denn der arme Brief hätte gewiß gelegen und wäre nie an Ort und Stelle gekommen hätte "gntn Ala weniger Einsicht in das Poeten Wesen. Uder He ist Sott sey Dank noch nicht ans der Uednng obgleich Herr Wolfgang Götbo schon 3 Jahre Ihr Hans nicht mehrerfrrnt, sondern seyn Licht in Weimar leuchten läßt. Lieder Sohu! Habt die Güte n«d • bestellt Inlkginte Briefe anss beste — bey dem Antl»1poye ist auch alles besorgt, jeder hat so seine Akt «ud Kunst. Bald wünsche ich gute.neue Mähr von Eurem lieben Weib und Euch zu hören. Ich diu wiewohl in -roßet Sil Cure wahr» Frenndkuu GGtbe.*' Don nun an sah sich aber Wieland mehr und mehr an sein Haus gefesselt, und schrieb im-Jahre 1782 an Gleim: „®le gern möchte ich die so freund« llche Einladung meines Gleims mit beiden Händen annehmen, zu Ihm fließen, und an seiner Seit» mich in die bessern Zelten meiner Jugend, in die schöne Aurora unserer Litteratur versehen könnenUber tausend seidene Baude fesselm.mich an Weimar; ich bin in den Boden eingewurzelt, und, «m nur Sins zu sagen, wie kann ich, oder wie könnte meine Frau mit mir, sich von neun Kindern trennen, wo« von sechse zusammengenommen kaum 20 Jahre zäh-
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Jen's Uifsct Hau- ist eine siebte. Welt sät ««< 2o Minuten hätten, so würde doch mehr al- die Hälfte meine- Leben- mit Beschäftigungen und Zerstreuungen hingehen , die ich so ungerne trage als ein illiqiiae mentis asellm. Darüber wird nur all zuoft versäumt, wa- ich gerne thun möchte; und indem ich sosehr als jemand in der Welt wünschte, einem Jeden genug zu thun, geschieht es nur zu oft, daß ich lauter MiSvergnügte mache, ohne etwas für mein eigen Vergnügen dadurch gewonnen zu haben»" — „Wie war — so klagte er einem jüngeren Freunde —mein Leben auch in der glücklichstenPeriodebeschaffen! Cs war und blieb ein vielfältig zerrissenes Ding. Stu dien unb Lesereien, eigne Arbeiten, Abschreibung der selben, Korrekturen, Geschäftsbriefe, Besuche, Gesell schaft-pflichten, Natur- und Kunstgenüsse, IMißbefin-
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den and Mißlauue, habe» mein Lebe» so vielfach zertheilt!" Zu dem, was Ihm am lästigste» fiel, gehörte» be sonders die Unterbrechungen, die ihm fast täglich, oft stündlich, durch willkommene und unwillkommene Besuche von Einheimischen und Fremden aus allerlei Volk gemacht wurden. Seit eS dahin gekommen war, daß man Weimar das teutsche Athen nannte, und jeder, der, wie Jean Paul sagte, l» seinem Leben nur acht Zellen geschrieben hatte, einen Flog nach Weimar machte, kam de» dortige« große» Geistern ihre Berühmtheit theuer z» stehe», weil jeder dieser Zugvögel, wie sie Wieland nannte, wenigste»- einen Anspruch auf ihre Zeit j» haben glaubte. Wie man ches Wisbehageo diese- aber auch Wielanden verur sachte, so waren ihm doch gewisse lleberraschuuge« noch weit ärgerlicher. Au- der Quelle seine- feine» Gefühl- für das Schickliche war seine Eigenheit ent sprungen, sich vor jedem, der nicht al- seiner Familie angesehen wurde oder sehr vertraut mit ihm war, nur höchst ungern im Schlafrock und Nachtmütze oder einem um den Aopf gewundenen Tuche sehen zu las se», denn schon dies dünkte ihm eine Art von Cynis mus , der ihm ei» Greuel war. Traf es sich nun, daß er des Vormittags, «ährend seiner besten Arbeit stunde», nicht vermelde» konnte, in dieser häuslichen Bequemlichkeit überrascht zu werde», so gab ihm daeine MiSsti'mmuug, deren er nicht so bald Herr wer-
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e, oder wenigstens eine» beträchtliche« Tbell dctseiten, bis zu besagtem Termin, alS ei« etliche
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Jahre lang verzinsliches und nach und nach abzutra gendes Kapital um 3, höchstens pr. Cent verschaf fe«, ohne daß ich eine gerichtliche Obligation dafür auszustellen hätte? — Sie seben leicht, warum ich diese letztere Bedingung mache. Sobald ^ooo Tha ler an meinem Gute wirklich bezahlt sind, kann ich, wenn absolut darauf bestanden würde, eine selche gerichtliche Obligazkon (wozu nämlich der Her zog seinen Konsens iu forma geben muß) ebne sonder lichen Nachtheil au-stellen; doch würde es immer ein sebr saurer Apfel sey«, in de« ich beißen müßte, und sch wünsche, natürlicher Weise, so viel Kredit bei Ihnen, und durch Ihre allenfalstge Bürgschaft bei einem Ihrer goldnen Freunde zu haben, daß ich das verlangte Kapital auf eine bloße handschriftliche Obligazion erhalten könnte. „So sehr ich die6 wünsche, lieber Freund, so ist doch der Himmel mein. Zeuge, daß ich nicht ruhig dabei, seyn könnte, wenn Sie mir eine solche Unter stützung nicht anders als zum Nachtheil Ihres eignen Kredits verschaffen könnten. Ich stehe lieber von allem ab, als daß ich Ihnen etwas -umutheu wollte, wofern sich nicht alles 797 ausgcpflanzt durch die Verfasser der Leuten — Göthe und Schiller. Wie die Xenion, diese, vielleicht in feder Hkstcht, «18 prelswürdig und als verwerflich^ einzige.Samm lung von Epigrammen dir Leidenschaftlichkeit aller Parteien gegen einander auf das heftigste «ufreg»e, IßitUnM Leden, 4k Th. 14
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wag, wer Lust dazu bat, aus der Menge von Gezen ge scheuten, welche den Gastgebern von Weimar nnd Jena gemacht wurde», au- der Menge von Nachah mungen, und 685 den Sottisen, die mau sich gegen seitig säst in allen Blattern mit steigender Derbheit sagte, ersehen; ua- ist es 'hier nur um den Eindruck zu thun, den sie auf Wieland machten, und um die Folge», die sie sür ihn hatte». Beide 'Verfasser der Xenien waren Wielands Freunde. Sein Verhältniß zu Göthe kennen wir; nur von dem zu Schiller ist also nöthig, vorher ein Wort zu sagen.
3. Wieland konnte in Schiller, da dieser, gleich sam als Universalerbe der früheren Sturm- und Drangprricde, mit den Räuber», Flesko, Aadale und Liebe, auftrat, und seiner Zeit sich be mächtigte, weil er mit Kühnheit ohne Gleichen gegen die Schranke» ankämpfte, die zu durchbrechen man kmmer allgemeiner und sehnlicher wünschte, Wieland kovnte in ihm nicht den außerordentlichen Genius verkennen, war aber doch weit entfernt, ihm gleich anfangs so huldigen, wie er Göthe gehuldigt hatte. Selbst als in der Rheinischen Thalia die erste Bear-
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beitnng de- Do« Karlo- erschien, änderte sich Wieland- Urtheil nicht, wie die folgende, Wfelanden abgefoderte, und In der Handschrift aufgefuudcue Kritik über dieselbe bezeugt. Weimar de« S. Mai 1785. Sie -ade« burchben Wunsch, Ihnen von dem Probestücke de- Gchillerschen Don Karlo- im 1. Heftender Rheinischen Thalia meine Gedanken schriftlich vorznle-e«, ein größere- Der» traue« in meine kunstrichterliche Geschicklichkeit t» setzen geruht als ich verdiene« zu könne« befürchte. Da- dramatische Fach ist «iemals weder mein inne rer Beruf noch mein besonderes Studium gewesen; ich besitze wenig von alle dem, wa- man unter dem vielsagenden Worte Theaterkenotniß begrrift; und endlich scheint auch die wenige Rücksicht, welche von unsern neuesten Schauspielmachern auf meine vielmals öffentlich geäußerte Grundsätze über diese« wichtige« §weig der Musenkunst genommen worden, ei« bil lige- Borurtheil gegen meiuen Geschmack in drama tische« Dingen zu erwecke«. Wie dem aber auch seyn mag, kch unterziehe mich der. kleinen Arbeit,. so .Sie »yn mir. verlange«, puh ich werde in Eröffnung meiner Meinung von diesem neuesten Versuche des Hrn. Rath- Schiller am so freimüthiger seyn, da ich solche einem Richter »orlege, dessen letztem und entscheidendem Urtheil ich sie mit gänzlicher Ergebung unterwerfe. E- würde verwegen seyn, über da-Ganze eines
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Ächt«- B « ch.
so große» Werke- als ein» Tragvdip ist, «ach tem rtitf» Akt schon urtheilen gu «ollen. Indessen findet doch hier da- dclanvte ex uugue komm statte und Hr. Schiller hat in diesen acht Crenen schon so viel von der Anlage seine- Stücke-, von den Grnudzügen seiner handelnde» Personen, von seiner Darstellung-» art, Sprache, Dersification u. s. w. sehen lassen, daß man wenigste- über diese Theile einigermaßen zu nr» theilen Im Stande ist. Ueterhaupt scheint mir die Wahl de- Snjek- sei. «em poetische» Muthe Ehre zu machen. Gewiß wür de es, in der gehörige» Vollkommenheit ausgeführt» eine« der deste» Stücke werden, die jemals auf bi» Schautühne gebracht worden. Aber die Schwierigkei« ten, die er dabei zu überwinden hat, find, meines Erachten-, groß genug, nm den ersten Meister der Kunst« abjnschreckea. Diese Echwieritzkeite» würden ungleich geringer seyn, wenn die Geschichte, woraus er den Gross se»e< Stücke- genommen, etliche tausend Jahre älter wäre: aber, so nahe wie sie uns liegt, machen Zeit und Ort die Bearbeitung desselben fürs Tbeater, und iusonderheit die tragische Behandlung einer in» cestnvsen Liebe um so schwerer, weil der Dichter, durch viel bestimmtere Formen, durch weit strengere Gesetze des Wahrscheinlichen, Schicklichen und An» ständigen gebunden, sich Imme» zwischen der vefg?»
Achteff Luch»
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zu viel ober zu wenig zu thun, wie zwischen Sylt« uüb C-arpddi- forttreiben muß. Wie groß aber auch immer die Schwierigkeiten seyn mögen, aus dem Don Carlo» oder vielmehr an# dss» Adds.de St- Real kleinem Roman diese» Namens eine gute Tragödie zu machen: so bleibt doch gewiß» baff dem Genie alle« möglich ist. Aber freilich wa chen selbst die größten Geisteskräfte sür sich allein so wenig einen vortrefflichen Lragodienschreiber al« irgend einen andern Künstler, und die reichste, lebe» digste und feurigste Einbildungskraft kann den Man« gel an Welt und Menschenkenntniß, und a« richtiger Beurtheilung des Wahren und Schicklichen, welche den Dichter selbst in den Stunden der höchsten Be geisterung nie verlassen darf, nicht ersetzen. Ich hege keine geringe Meinung von den Fähig keiten de» Hrn. S. und ich habe auch in diesen er sten Scenen seine» Don Carlo» viele Stellen und einzelne Züge gefunden, die mich darin bestärkt ho ben. Soll ich aber aufrichtig gestehen, was da« Resultat einer aufmerksamen Prüfung seiner Arbeit bei mir gewesen ist- so glaube ich, daß er seine noch immer zu feurige und zum Auöschweifeu genekte Ein bildung noch durch leichtere Vorübungen, z. B. durch Bearbeitung eine# ober mehrerer Sujet» an» Den alten heroischen Zeiten, noch mehr zu bändige«, su chen, die Kunst der Tragödie noch «ehr an« den Werken der Griechischen.und Frgnzöslo
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sche« Meister studieren, sich um eine nicht bloß dich terische, sondern fräste philosophische Theorie der menschlichen Natur bewerten, und mit einem Worte, die Zeit der Reife seine- Geiste- erwarten sollte, ehe er eia Werk unternähme, wo ter Verfasser der Räuber alle Augenblicke Gefahr läuft, gegen Wahr scheinlichkeit, Schicklichkeit und Anständigkeit zu ver stoßen. Richt- al- da- Wahre ist schön; nicht- alda- Wahre thut Wirkung auf Leser oder Zuhörer,' denen ein Mann von Geschmack zu gefallen wünschen kann. Ein Dichter kann seinen Persoren die fd?im* merndsten Gedanken, die gewaltigsten Ausdrücke eiuer heroischen Sinnr-art, die schönsten Bilder, u. s. w. in den Mund legen — wenn e- nicht am rechten Orte geschieht, wenn er sie eine Sprache rede» läßt, die sich für ihren Stand nicht schickt und die kein Mensch ihrer Classe jemals gesprochen hat, wenn sie alle Augenblicke wie Poeten, und sogar wie lyri sche und dithyrambische Poeten reden ♦), wenn sie, nm sich recht stark und ne« au-zudrücken, bald ins Schwülstige nud-Affectlrte fallen «. s. w., so ist e- unmöglich, daß er die Täuschung hervorbringe, in welcher die Magie der Dichtkunst besteht, und wovon ihre ganze Wirkung abhängt.
•) ©. die Nattern seine- Sohne-, wel che König Philipp zu Gaste ruft, in der ersten Scene zwischen Don.Carlo- und dem P. Domingo.
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Ich michte daher angehende» Tragödien schreibe!» eine» Geniu« wünschen, der ihnen da« Horazische Voe exemplaria graeca etc. Tag UNd Nacht k» die Oh re» flüsterte. Wer mit dem Geiste eine« .Sophokles vertraut, worden ist, wer de» hohe» Werth seiner Simplicität, und den großen Verstand, der ihn nie etwa« unrichtige-, spielende-, übertriebene-, ««schickllche- noch ««zeitige- sagen läßt, recht z« schätze» gelernt hat, wir- gewiß darin da- beste Derwahrung-mlttel vor diesen Fehlern finden, wovon oft ein einzi ger hinreichend ist, die schinste Scene zu verunziere«. E- würde eine eben so weitläuflige als undankbare Arbeit seyn, wenn ich den vorliegenden 1. Act de« Don Carlo- nach meinen Begriffen von dem, wa< eine Tragödie seyn soll, oder nach irgend einem anerkannten Meisterwerk der Griechen «ud Franzo sen, im Detail beurtheilen sollte. Ich empfehle diese Arbeit kein Hrn. S. selbst, und müßte mich sehr an ihm irren, wen» er den Unterschied nicht fühlen, oder ihn zu.seinem Vortheile auslegen sollte. Ich kann mich irren; aber wenigsten- spreche ich «ach mei ner innlgste» Ueberzeugung, wenn ich sage, daß ich weder die Charaktere richtig gezeichnet, noch die Lei denschaften mit Wahrheit bargestellt finde; daß ich, auch dann, wenn ich zugeben könnte, daß e-einem Tragödienschreiber, der seine Personen au- dem sech zehnten Jahrhunderte «nd dem Hofe König« Phi lipp H. nimmt, erlaubtsey, stelln idealischePhan,
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tasiegeschöpfe zu verwandeln, doch die psycho logische Wahrheit nicht selten an thuen vermisse, ohne welche sie allenfalls, wenn man will, schöne Karikaturen seyn mögen, ader doch immer uur-Karikaturen sind> daß ich ziemlich häufig auf Ge danken und Ausdrücke gestoßen bin, die, meinem Ger fühl nach, bald schwülstig, bald zur Unzeit witzig, bald sonst unschicklich und der redenden Person nicht anständig smp; mrd daß überhaupt die Sprache in diesem Stücke sehr weit vow dem entfernt ist, was nach meinem von Sophokles und Racine abgezogenen Ideal die schöpe Smache der Ltag-die seyn soll. Herr S. verlangt mit Strenge beurtheilt Or werden. Dies ist, was ich mir nicht anmaßen kann noch will. Ich rede bloß nach meinem Gefühl. Es würde, wie gesagt, viel zu weitläufig seyn, die Gründe desselben mit einer gewissen Genauigkeit guzugeben, und vom ersten Verse bis zum letzten zu zeigen, was mir gefallt oder nicht gefällt, und war um ich so vieles nicht gut heißen kann. Aber einige Andeutungen, einige Beispiele bin -ich doch zu Men schuldig. Der Abbe Raynal scheint mir in einer Stelle sei ner Histoire du Siadhuudeiut den Charakter des Prin zen Don Carlos mit wenig Zügen sehr gut gezeichnet, zu haben. Le Jeune priuce (sagt er) etoit ne avec celte grandenr d’aine, cette passion pour la gloire, cctte e'Jevsüon de courage, cette compassion pour le#
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ai?
malhnlreux qni fönt lei H^ro s: mail il avefit na gout decide pour le» choses exlraordinaire» et singuliS» res, qui fönt «ouvent les aventuriers. gewi$
ist dies gerade ein Charakter für die Tragödie, aber die Kunst ist, ihn nun mit Wahrheit darzustellem Ich sehe, was Hr. S- thun wollte — ich sehe auch» daß et ihm hie und da gelungen ist: aber km Gan» zen sehe ich doch ln der Arbeit, wie er die Gesin nungen und Leidenschaften dieses Prinzen ausdrückt, mehr einen Giganten als einen Helden, mehr einen Wilden, der nie ein anderes Gesetz kannt» als die rohe Natur, als einen Prinzen der von einem Carl v. seine erste Bildung erhalten batte. Ich halte es, z. B- für unmöglich, daß ein Prinz wie Don Carlos in so unerträgliche Rodomontaden ausbreche, wie auf S. i46. Wer zum König geboren, und nur halbweg von Natur großherzig ist, prahlt nicht so im Ton der Könige unsrer alten Haupt - und Staats • Actionen mit den Vorzügen seiner Geburt — und wer kurz zuvor gesagt hat, et habe eine viehische Erziehung gehabt, (®. i3o) er habe knechtisch» Begegnung erdulden müssen, sey im Angesicht des ganzen Hofes gegeißelt worden, daß er sich wie ein Wurm gewunden habe, habe drei Stunden auf einem Scheit Holz Inken müssen u. s. w-, dem steht es wahrlich übel an, eine Viertelstunde darauf zn sagen:
was müssen sey, erfuhr der Knabe nie —
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Ich halte eS für unmöglich, baß eia Spanischer Kronprinz einem General-Inquisitor nud Beichtvater des Königs, in Zeiten, wo auch der König vor einem General-Inquisitor zittern mußte, so begegne, wie Do« Carlos S. n4 that; auch scheint es mir, es bade diesem Prinzen, --« einer Zeit, da die Ewigkeit der Hilleustrafe del allen christlichen ReligionSparteie» für die an-gemachteste Wahrheit -alt, gar nicht ein falle» könne», dem besagte» General-Inquisitor z« sage» r — die Kette» des Berdammniß zerbreche» endlich —
Meinem Gefühs «ach kan» Do» Carlos, so unsin nig ihn auch seine Leidenschaft kn diesem Augenblicke mache» mag, nicht zur Kinigia sage»; (®, i5i.) Do» der Bettlerhütte BiS zu dem Thron ist für den Glücklichen, Der Sie gesehen hat, brr Sprung nicht schwer.
Er kann, soll mid darf solchen Kon-Sens eben so we nig sage», als er zum Rodrigo sage» darf:
» Rodrigo, schenke mir uur wenige Augenblicke al lein mit ihr und ul mm dafür die ganze Unsterblichkeit des Carlo- zur Verschreibung.
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oder, als rt sagen sann: S. >4;. daß Carlos nicht gesonnen ist, der Unglücklichste in seinem Reich zu bleiben, wenn eS ihn nichts als den Umsturz der Gesetze tostet, der Glücklichste zu seyn.
Aber freilich kann auch eine Königin von Spanien, und Henri iv. Tochter nicht wie eine Parisische. Grisette sagen: So schnell vergessen Pariser Mädchen ihreHel■ marh nicht.
Auch nennt sich dieseKönigin nicht Philipp- Fra« — sagt nicht: weil ich ein kindische- Verlangen trug mich mit der kleinen Clara zu vergnügen. Dergleichen Au-drücke, die nur in der bürger lichsten Art von Lustspielen passend seyn können, kom men nicht selten vor, und stechen von der schwülsti gen Sprache , die im Ganzen die Oberhand hat, selt sam ab. Ueber den Charakter -e- Rodrigo, und die Schluß», seene diese- Act- zwischen ihm und dem Prinzen wä re viele- zu sagen, wa- Hr. S., wenn er seine Ar beit nur ein einzige- Jahr liegen läßt, und sie dann wieder mit kälterm Blute ansieht und durchmnstert, sich vermuthlich selbst sagen wird. Ich erinnere hier nur dieß einzige: wenn die Anekdote, an die ihn der
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Prinz S. 126 wieder erinnert, wabr ist; wenn Ro drigo zugeben, und zusehen konnte, daß Don Carlos um seinetwillen unschuldiger Weise so schimpf lich und unmenschlich mißhandelt wurde, so war Ro drigo der elendeste unter allen Nichtswürdigen, dis jemals unverdienter Weise Athem geholt haben; und es braucht nichts als diesen einzigen Charakterzug, um ihn den Zuschauern durch das gavze Stück uner träglich zu machen. Im Vorbeigehen bemerke ich noch, daß der spani sche Name Rodrigo die mittlere Sylbe schlechterdings laug baden muß, und daß man eben so wenig
(wie Hr. Schiller durchgehends thut) Rodrigo als Henricus oder Polonus sagen kann. Eben so sagt man In Spanien nicht Dom Karlos, oder Dom Phi lipp, sondern Don. Das Dom ist nur bei den Bene diktiner-Mönchen von der Congregation de St. Mgnr üblich, wo es eine Abkürzung des bei andern Katho lischen Geistlichen und Religiösen gewöhnlichen Dom nus statt Dominus ist. Auch in Kleinigkeiten muß man beim Kostüm bleibenIch fange zu spat an zu merken, daß ich die Ge duld zu ermüden Gefahr laufe, und lasse es also um so lieber bei dem bisher gesagten bewenden, da mir selbst nichts nnangenehmers ist als zu tadeln, was ich vielleicht nicht besser oder wohl gar schlechter ma-
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Leu würde. Hrn. Schillers größter Fidler ist — ein Fehler, um den ihn mancher teutscher Schriltsteller zu beneiden Ursache hat, — ist wirklich nur, daß er noch zu reich ist, zu viel sagt, zu vollaoGeda» keu und Bildern ist, und sich noch nicht genug g«m Herrn über seine Einbildungskraft und seine» Wttz gemacht hat. Sein allzvgroßer Ueberfluß zeigt st auch in der Länge der Scenen» ich erschrecke. Wenn ich überrechne, wie groß sein ganze- Stück werde«, und wie lang es spielen auf, da der erste All schm sünfthalb Bogen ausfüllt. Fühle», wann es genug ist, und aufhöreu rinnen, auch das ist sch»« eine große Lunst. Da- größte Stück de- Sophokles hat kaum so viel Verse als Hrm Schillers erster Akt. Voltaire sagt von gewissen Lragödienmachern sei ner Nation: enivres (Fun succtfs passager Hs se croyent Kn dessus des plus grands maitres et des aricicns qi^ils
ne conuoissent pas. Da dies hoffentlich nicht der des Hrn Raths Schiller seyn wird, so überlasse ich mich mit Vergnügen der Hoffnung, daß er durch ge» hörige Ausbildung seiner glücklichen Anlagen sich der Aufmunterungen des Publikums immer würdiger er» weisen werde. Wiel an b» Hierauf kam Schiller i. I. 1787 nach Weimar Göthe war damals in Italien. Wieland kam Schil lern mit väterlicher Zuneigung entgegen, und Schil ler schrieb von ihm: „Wir werden schöne Stunden hadm. Wielanss ist jung, wenn er liebt." Später«
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bl«: „Mit Wieland bk« ich ziemlich genau verbuuden, und ihm gebührt ei» großer Antheil am mei ner jetzige« Behaglichkeit, «eil ich ih» liebe, und Ursache bade zu glauben, daß er mlch wieder liebt." Die Einwendungen, welche Wieland ibm zu weilen machte, konnte« Schillern, der eben damals mit.großem Eifer die Grieche« studirte, um, wie er sagte, „seinen eigene«-Geschmack zu reinigen, der sich durch Spitzfindigkeit, Künstlichkeit und Witzelei sehr von der wahrer» Simplicität zu entferne» an fing," ihm nicht entfremde«, und so verband sich Schiller mit Wieland zu einer fortgesetzte» Theil nahme an dem Merkur. Diese verkündigte Wieland am Schluffe des Jähret 1787 mit den Worten, „daß Schiller mit dem bevorstehenden Jahrgange vielleicht jedes Monattstück mit einem Aufsatz von seiner Hand zieren werde, die schon in ihren ersten Versuchen den künftigen Meister verrieth, und nun, da sei» Geist den Punkt der Reife erreicht bat, die Erwartung rechtfertigt, die fich das Publikum von dem Verfasser det Fiesko von Genua und des Don Kar lot zu machen Ursache hatte. Da ich selbst vom Mittagopunkt det Lebent schon einige Jahre heradffeige, und täglich mehr Gelegenheit habe, an mir selbst zu erfahren, wie wahr dat Birgilische Faciii« destenm« Avemi in mehr alt. einem Sinne ist: so gereiht et mir zu nicht geringer Ermunterung, diesen vo treff lichen jungen Man« an meinee Seite ju sehe«: und
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mlk solcher Unterstützung darf Ich sicher hoffelr, den Teutsche» Merkur ftfnhit ersten gemeinnützigen Zwecke In kurzem auf eine sehr merkliche Art «über dringen zu können.'" Die Nächst^»"Jahrgänge des Merkur zelchüeteu sich auch durch Schillers Del» träge vorzüglich aus, die «der bereit* im Jähr 1789 seltener werde» mußten, well Schiller da seine Professur in Jena angetretea, und; nrt*n manche» andern Arbeiten, für seinen Freund Göschen die Bearbeitung der Geschichte des dreißigjährigen Krie ges übernommen hatte. Wie nun auch itf dieser Zeit Wieland gegen Schiller gesinnt blieb, mögen - einige Stellen aus Wielands Briefen beweisen. An Göschen. De» r6. Febr. #790. „Wiewohl ich an dem zweite» Jahrgange des historischen D'Nmenkaleuders pro 1791 keinen Antheil nehmen werde, so interessire ich mich darum nicht weniger für dessen glücklichen Fortgang- Sie werden mich daher verbin den, liebster Freund, wenn Sie mir bei Gelegenheit melden, ob unser Schiller Ihnen - wegen der Ge schichte des Zojährigen Krieges Wort gehalten hat, — woran mich die Umstände zweifeln machen; oder ob Sie sich auf alle Fälle so prospieirt haben, daß Sie uicht zu Schaden kommen können, falls er Ihne» auch nicht Wort halten könnte. @r ist nun seit ein Paar Tagen (wie Sie vermuthlich wisseu) mit einer sehr liebenswürdige» Fräulein von Lengefeld verheirathet, und gebe der Himmel, daß dieser neue
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Stand recht viel dazu beitrage, ihn von der Ueber» spannung zv heilen, die ihm bisher in manchem Be tracht nachtheilk-, wiewohl der Grund seines großen Rufs und der seltsamen favenr populahe seiner fotO» matischen Werk« #ewtfrn ist. Sobald er nur erst eine feste Richt«»- hat, und ia sich selbst zu einer gewisse« Ruh« gekommen sey« wird, wird er unfehl bar einer her erste» Männer «uferer Zeit seyn, so wie er filier der beste« Menschen ist, die ich kenne?' A« Df»s«lbe«. De« 5. April. „Ich brauch« einem Rsaue wie Sie, und der mich kennt und mein Freund ist, «ncht viele Nethevrunge« darüber zu ma che«, daß mb nichts ««genehmer seyn wird, als wen« Schiller ldea ich gewiß herzlich liebe und schätze, ,wiewohl ich mich mit seinen Schauspielen schwerlich jemals werde aussöhnen können) im Stand« ist, Ihre Erwartung zu erfüllen. Ich würde Ihnen gar nichts von dieser Sache gesagt haben, wenn ich nicht auf der einen Seite gewußt hätte, wie viel Ib«en daran liegt, daß eine doch immer (in Rücksicht auf die große Konkurrenz) mit ziemlichen Erfolg aw gefangene Entreprise nicht ins Stocken gerathe, und auf der ander«, wie sehr der gute Schiller, mit Arbeit überladen ist, wie sehr er von seinen eignen Ledens, geistern und Laune« sowohl als vsn äußerlichen Um» stäuben «bhängt, und wie leicht eS ihm begegnen kann, sich zu mehr anheischig zu machen, als er dal. tr« feto. Ich, msines Ortes) bin zwar, durch glü*
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liche Zufälle, In den Stand gesetzt worden, ihn von allem Antheil, den er an dem Dkerkuk^zu nehmen mir so oft und positiv 'versprochen" hFsoLnzlich frei zu sprechen, indessen kann ich mkk d'oH'tzM^er-krgeu, in was für einer Übeln Lage ich"lNich^befnüden hätte, wenn ich,Nm Vertrauen auf se'k^e WtivirMg,,ver säumt hätte, mir auch auf den FÜl^Vo er Wh qllem seinem guten Willen nicht WöN^MtÜk'' rin ptr, zu prospiciren." . **. ' ~\ An Denselben. Den -3. J'unk'iHi-! t,ES ist zur Erhaltung unsers Schillers ^schlächterd^'s^ noth wendig, daß er wenigstens ein hält ÄÄ-'dMMer Arbeit und Anstrengung des' GeistSS" sich,.süthalte. In dieser Ueberzeugung hatte ich' miivvoAsetzr, 'Ih nen mit ehestem über diese Sache jtf fchkeib'en, ^ud Ihnen vorzuschlagen, daß Sie den Menderpro 179a vom irgend einem oder mehkekeü'älleztit fertigen Beaux-Esprits von Ihrer Bekanntschaft, es fty womit es wolle, ausfüllen lassen, ynb dem Publikllm, wel chem gewiß an Schillers Leben unendlich mehr gele gen ist als an der bäldcrn oder spätern Vollendung des Sojährigen Krieges, die wahre Ursache, warum Schiller diesmal nicht Wort halten kokinte, sagen möchten. Aber daß Madame Schiller oder Sie daraus fallen würden, daß i ch der Heilige seyn könnte, der Ihnen aus dieser Noth helfen sollte, das fiel mir nicht ein. Bedürfte es indessen nichts dazu als des guten Willens, so sollten Sie demungeachtet Wi-lanvs LcbtN. 4. Th. " I-
sa6 Achte- Buch. Mae Fehlbitte thun. Aber, mein Neber Freund, wa- Eie von mir »Mangen, ist mit äuS mehreren »iLttgeu vrsacheu ganz «nmiglich. Ich kann mich jetzt üichk darüber erplizlren; genug, ich würde Ih nen versprechen, ans ich nicht halten könnte, wenn ich Ihren Auftrag übernehmen wollte. — — — Mir thut eS herzlich leid, daß ich die Meinung, welche Eie und (wie ei scheint) auch Schiller von mir ge faßt haben, nicht besser rechtfertigen kann. Aber ich kann nicht- dafür, daß meine Kräfte und mein Talent «eit engere Schranken haben, als Sie sich »orstellen. Und nun kein Wort «etter Über diese Sache, die mir mehr als Einen Tag verbttteru wird. Denn gewiß kann es Ihnen selbst nicht unangenehmer seyn, als mlr, in einem Freund, von welchem Sie Hilfe er warten zu rinnen glaubten, nut einen leidigen Tri ster zu finden." An Denselben. Den 4. Juli. „Ich begreife nur zu wohl, wie sehr Sie., mein liebenswürdiger Freund, nach so vielen harten und schnell auf einan der folgenden Erschütterungen, Bekümmernissen und Beängstigungen de- empfindlichsten Theils IhreHerrens der Erholung und der Wiederherstellung Ihrer Gesundheit bedürfen, die Eie sich von einer Reise ins^ Karlsbad versprechen. Möge doch der Himmel seinen besten Segen dazu geben! Sie glauben mir gewiß ohne Betheurungen, daß ich den herzlichsten Antheil an Ihne» und allem, was zu Ihnen gehört,
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nehme, — it thut mir nur wehe, und mehr al- ich Ihne» ausdrücke» kau» uud mag, daß' Ich es Ihne» nicht auf eine reellere Art als durch Worte zeige» kann, uud daß ich mich so .sehr unvermögeyd fühle, Ihne» gerade bei der dringende» Gelegenheit z« die nen, wo Eie auf mich zähle» zu könne» glaubten. Doch sind Sie ja selbst so billig und gütige mich' hierüber nicht nur zu entschuldige»^ sonder« sogar zu rechtfertige». Sie sagen sich selbst alle-, was ich zum Theil nicht sagen kann, uud sind von mir überzeugt^ daß meine Entschuldigungen bei diesem Vorfälle keine' leere Ausflüchte und Beschönigungen meiner Trägheit' sind. Ich hoffe und wünsche sehnlich, daß Sie Mit» tel finden mögen, die Lücke » welche durch die leider! mißlichen GesuudheitSumstände unserstheuer» und' unersetzliche» Schillers in Ihrem Historischen Dame»-" kalender entstehen muß, auf eine schickliche Art au Jahren in Teutschland gemacht, würdig, daß wir Werke unter nehmen und gelingen sehen, deren glückliche Aus führung noch kurz vor der Hälfte dieses Zeitraums Niemand zu erleben hoffen durste." So hatte gewiß auch Bürger die Vollkommenheit Schlegelscher Sonette nicht mehr anerkannt, als von Wieland geschah, wenn er gleich auf das Sonett überhaupt nicht denü bcrmäßlg höhen Werth legen konnte, den man damals darauf legte. Genug, er erkannte da wahrhaft Gute und Schöne an, wo er es auch fand, unff dachte von den beiden Brüdern besser als manche ihrer vermeintliche» Freunde, z. B. Fichte-*). Nur dann, als diese Brüder, um als die Häupter einer neuen Schule sich desto schneller geltend zu machen, im Tone der damaligen Polemik, Xenienar« tig auftraten, welches mit dem Erscheinen ihrer Zeit schrift Athenäum (1798) geschah, da erneuerten sie fortwährend seinen Verdruß über die Lenien, deren Verfasser und Nachahmer. Unglücklicher Weise hatte Wieland in der, ihm fast abgedrungenen Vorrede zu der Neuen Ausgabe
*) Man sehe dessen Urtheil über sie in der schon angeführten Biographie Reinhold- S. -rofgg.
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seiner Werke sich entfalle« lassen, daß seine, beinahe rin halbes Jahrhundert umfassende, Laufbahn begon nen habe, da eben die Morgenröthe unsrer Litteratur vor der aufgehenden Sonne tu schwinde« ««gefangen, und „er beschließe sie — wie eS scheint-, mit ihrem Untergange." Welch ein Wort für die Stifter und Häupter eine: neuen Schule, die nun eben erst die Morgenröthe eines neuen poetischen Tages über Deutschland hcrauffübren wollten! Das^ — nachher von Wieland selbst für voreilig erklärte, — Wort war zwar ausgesprochen, .ehe die beiden Brüder ihr Streben begonnen hatten, und eS konnte sich also nicht auf sie beziehen: allein es zeigte doch, daß man, um sich Bahn zu schaffen, gegen das biss dahin öfters sogenannte goldene Zeitalter unserer Litteratur den Stnrm beginnen müsse. Was die Lenken ja 'noch verschont hatten, das griff das Athenäum schonungs los an, «nd auch Wieland entging diesem Schicksal nicht. Don ihm hieß es (Bd. 2. S. 331.) „Wieland wird Supplemente zu den Supplementen seiner sämmtlichen Werke herausgeben, unter dem Titel: Werke, die ich sogar für die Supplemente zu schlecht halte, und völlig verwerfe. Diese Bände werden aber nnbedruckte Blätter enthalten, welches sich be sonders bei dem geglätteten Velin schön ansnehmen wird." — S. 34o aber fand sich folgende Ciutio edictala: „ Nachdem über die Poesie des Hvfrath NNd Comee Palatinu« Caesareiu Wiklünd jn Weimar,
Achtes V u ch. 254 auf Ansuchen der Herren Lucian, Fielding, Sterne, Bayle, Voltaire, Crebillon, Hamilton und vieler an dern Autoren Concursus creditorum eröffnet, auch in ter Masse mehreres verdächtige und dem Anschein nach d.mHvratius,Ariosto, Cervantes und Shakespeare zustehendes Eigenthum sich vorgefunden, als wird jeder, der ähnliche Ansprüche tituio leghhno machen kann, hiedurch vorgeladen, sich binnen Sächsischer Frist zu melden, hernachmals aber zu schweigen." — Es versteht sich, daß von da an jeder, der zur neuere Schule, wenn auch nur als Schulknabe, gehörte, eine Anerkennung Welands sich zür UMre gerechnet haben würde;-wie siel mehr denn dke'Kdlkabor'atoren und gar Kdnrektoren! Wer ein Sonett zusammen leimen konnte, hielt sich für größer als den Dichter des Oberon, der es sich nun bald mußte gefallen las sen, zu hören, daß zu seinen bedeutendsten Verdien sten 41m die litterarische Welt insonderheit die Aner kennung des Hans Sachs gehöre. Wer ihm dieses Verdienst zugestand, gehörte sogar noch zu den Bil ligen; man suchte sich in wegwerfenden Urtheilen über ihn zu überbieten, und trieb den Uebermuth endlich bis zu der Behauptung, ein Paar gelegentlich hingeworfene Scherze hätten schon hingereicht, Wie lands Ruhm zu vernichten, wie etwa der alte Priamus vor dem bloßen Schatten von des Neoptolemus Schwerte geflohen sey. x Wer kann es dem verdienstvollen Greise verargen,
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daß er -er so hartem Tribut, den er seinem Ruhm entrichten mußte, entrüstet ausries: Hab' ich um meine Zeit und meine Nazäon dies verdient? — Und doch war eben dies noch nicht das Allerschmcrzlichste für ihn, sondern dies war der Verdacht, dessen er sich nm diese Zeit gc>»cn einen Freund rrje ganz erwehren konnte- D'eser Verdacht war gewiß unge gründet, ward aber bei Wieland durch Herder, wenn auch unabsichtlich, genährt. Herd er rüstete sich um eben jene Zeit zum Kam pfe gegen die Kantische Philosophie, mit großer Lei denschaftlichkeit, weil nicht ohne persönliche Veran lassung- Das philosophische Unwesen, das er in seiner Nahe zu beobachten damals häufige Gelegen heit hatte, schärfte seinen Unwillen mehr und mehr-*). Wahrend dessen hatte Göthe, zufolge seiner- ge wohnten objektiven Ansicht der Dinge, und seiner größeren eben hieraus entspringenden, epischen Ruhe sein besonderes Interesse daran, vornehmlich in Be ziehung auf Naturwissenschaft und Kunst, und er klärte: ,,Wir sehen diese Philosophie als ein Phavomenon an, dem man auch seine Zeit lassen muß, weU Alles seine Zeit hat-" Herder,. der ihr eben keine Zeit lassen wollte, ward dadurch nur erbitter*) Man sehe in den Erinnerungen aus Herders Leben von seiner Gattin Bd. 2. S. 224
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kek, so daß das Band der Harmonie, daS ihn und Göthe bis dabin umschlungen hatte, immer lockerer wurde, und endlich gar zerriß. Da schloß sich G ■> t h t enger an Schiller, Herder an Wieland an, der für jene« schon seit langer Zeit eine edeu so große Verehrung als Zuneigung gefühlt hatte, die ihm in gleichem Grade nie erwiedert wurde. Kein Wunder, wenn unter solche» Verhältnissen jetzt auch zwischen Wieland und Göthe eine Spannung entstand, die aber der Letztere bald hob, da er durch einen schönen Zug Wielanden innigst erfreute. Eben um jene Zeit war nämlich dieser mit Ausfeiluug sei nes Oberon beschäftigt. Da nun Göthe urtheilte, daß Wieland bei der neuesten Ausgabe seiner Werkr sich der Feile bisweilen ein wenig über die Gebühr bedient habe, so kam er zu ihm, und bat, daß nicht auch dem Oberon also geschehen möchte. Er erbot sich, seine Be merkungen und Ansichten Wielanden mitzutheilcn, und zu diesem Behuf den Oberon gemeinschaftlich mit ihm zu lesen. Endlich kommen beide darin überein, daß Wieland seine Umänderungen jedesmal Göthen mit theilen solle, und daß sie dann darüber sich berathen wollten. So geschah es dann auch, und Wieland be folgte G ö t h e' s Rath an mehreren Stellen unbe dingt; nur an einer wollte er nicht nachgeben. „Nachher, sagte er, habe ich wohl gesehen, daß Göthe aych da Recht hatte, und eigentlich in alle«
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Stücken; allein ich wollte doch auch einmal Recht Haben." So stand ei aber nicht mehr, als zu de» Xeniea das Athenäum hinzugekommen war, in welchem der Ausspruch stand: „Die Französische Revoluzion, Fichte's Wissenschaftslehre, und Göthe's Meister sind die größten Ten denzen des Zeitalters." Wieland sah, haß eben die, welche Gothen über alles erhoben, ihn in den Staub zu treten suchten. Göthe's volleste und lauteste Anerkennung konnte ihn Ächt schmerze», denn er selbst gehörte zu Göthe'S ßrißte«, selbst enthusiastischen, Bewunderern, und erklärte stets ger« und neidlos ihn sich überlegen. Was ihn schmerzte, war, daß eben die, die ihn nicht tief genug Herab setzen zu können glaubten, unter Göthe's Aegid» zu handeln schiene». Zwar löschte Göthe's persön liche Gegenwart, welcher er nie widerstehen konnte, jedesmal alles rein in seinem Herzen aus, was etwa gegen diesen, wie er sagte, holden Unhold darin seyn mochte; allein das hinderte doch nicht, daß er damals sich nicht von ihm abgezogener hätte fühlen sollen. Da trat nun Herder mit der ganzen Energie seines Unwillens hervor. Nicht mehr jener Zeit ge denkend, wo er selbst auf eine Weise, der jetzigen nicht ganz unähnlich, ausgetreten, nicht mehr sich er« tunernd, wie viel Heilsames in der Folge daraus er wachsen war, ja nicht ahnend einmal, daß er im BeWielandS Leben. 4. Th.
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griff fr», zum Theil sein eigene« Werk zu jerslören, braug «r etfernb In die Zelt und grgen alle, dir ihrem Streben bfe Richtung gäbe». Gegen Kant ludest richtet« er hauptsächlich feine Waffe», al« -egen den Urheber de« trau-sceobentale» Idealismus und alle- dessen, va- dieser ihm Anstößige« hervorgebracht hatte. In der gegen die Kritik bet reine« Vernunft nach einer Ide« »on Hamann ausgeführ te» Metakritik -ost er die ganze Schale seine« Jörne- au- über „die Verführung der jugendlichen Phantasie zu unnütze» Künsten de« Wortkram-, der Ditpvtirsucht, der Rechthaberei, de- stolz-blinde» C»thusia-mu- für fremde Wortlarven, über diese Der» ödun- der Seele», dl« ignorante Verleidung alle reelle« Wissen« und Thuns» die unerträgliche Ver acht«»- aller Gute» und Troße», bie vor uu« gelebt leben.'* Wie wenig Herster srüherhlu gemeint gewesen, alle diese Schulst Kaut«» selbst aufzubürbe», und wie richtig er da die Sache ausah, erhellet au- einem seiner Brief«, worin er schrieb: „Upb nuu.depken Sie leicht, daß es Kant« Schuld nicht sey, «penn man sein« Philosophie mißbraucht« und ihr zumiTbeil «ine andere, ihrem Urheber ganz unähnlich«. Gestalt gegeben. Ich weiß, in welchem Geist und zu welchem Zweck er seine erste» kleinern Schrift«» schrie»; dieser .Geist hat ihn bei seine», letzter« größer« Werke» Nicht verlasse«; davon sind diese Werk« selbst Zeuge».
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Falsch ist er, ganz unb gar falsch, daß seine Philo sophie von der Erfahrung ablieh«, da sie vielmehr auf Erfahrung, wo diese lrgend'Uur statt finde« kann, endlich und sträflich hinweiset. Falsch ist es, daß.er eine Phllostphi« liebe, die ohne Kenntniß anderer Wissenschaften immer und ewig leeres Etroff drischt, die das thun, sind nicht seiner Art unff Gattung. Seine Kritik der reinen Dernunfg sollte eia Katarktikon, eine Priisung ihrer Kräfte, eine Bestimmung ihrer Grenzen, eine Reinigung der Metaphysischen Lenne, nicht aber zugleich der In halt alle- menschlichen Wissen» uafr Den ken- seyn, worüber de- Verfassers deutlichste Er klärungen dastehn ♦)." Man kann nicht richtiger urtheilen, al» von dem vortrefflichen Manne hier ge schah, und er würde die Mißstimmung der letzten Jahre seine- Leben- großentheil- sich erspart haben, wenn die Leidenschaft sein Urtheil nicht verfäludt, und er in dieser Verblendung Nicht sein metakritisches verzogene- Aaubergrmälde aufgestellt hätten Wieland, von gleichem Uamath erfüllt und ohne hin auch zu Herder hingezogen, wurde durch diescs Zauvergemaldc um so leichter verblendet, und in die ser Verblendung bei der Anzeige jener Metakritik zu einer Philippika hingerissen, die nur zu deutlich
*) Man lese ds- Weitere a. a4r fgg.
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zeigte, baß er in Beziehung auf Kant selbst den richtigen Gesichtspunkt, penn et ihn anders je ge habt, gänzlich verloren hatte, und Kauten alles das büßen ließ, wozu er höchstens als veranlassend» Ursache, aber als unschuldige, hatte geoaunk werden können. "Ware — sagte er — die Rete bloß von einem jener metaphysischen Hppothesengebäudc (Kartenhäuser), deren wir, nur in diesem Jahrhun dert, so manches, das auch wol stattlich geuug io bte Augen fiel, aufführen und nach einer kurzen Dauer iu aller Stille wieder in sich selbst zusammenfalle« sahen, so würde e» eines solche» Arms («le Herders) nicht bedurft haben. Aber der philosophische Zauber palast, den der große Magus aus Nordea «* pn q>aivo(itvtov hervorgehen hieß, ist seiner inner» Bo» schaffenheit und seinem Zwecke nach, von ganz ande rer Jmportanz. Es ist da nicht etwa nur darum za thun, einer kleinen Zahl von müßigen Liebhabera metaphysischer Taschenspielereien einen am Ende um schuldigen Zeitvertreib zu verschaffen; es gilt Ernst. Das magische Schloß, das der neue mehr als Ario» stische Atlante, durch die Allgewalt seines syntheti schen ZauderstabeS aus Pseudoplatonischen R o o u m «noos in das überempirische Leere hingewebt hat, wird für nichts geringeres als für das einzige, ewig lunrerstörbare Pantheon der Wahrheit ausgegcben, außer welchem kein Heil ist, und in wel» ckes alle Adamskinder, die nicht in ihrer angeboruen
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Radikalblindhelt ewig dahin tappen und verloren ge ben wollen, einzugehen genöthigt werden müs sen. Die Projekte der Apostel dieses neuen Svange« liums sind zu weitgreifend, der Eifer ihrer Anhänge« den Andersgkaubende« zu lästig, und die Gefahr de» Austeckuag (wenigstens für die nächste Geuerazion) zu dringend, als daß es nicht der Mühe werth gewesen wäre, das anscheinende wundervolle Riesen werk mit dem golbnen Speer der wahren Kritik zu berühren, und indem es sofort vor alle», nicht ««» heilbar fascinirten, 'Augen Stück vor Stück zerstiebt und verschwindet, eben dadurch den kürzeste« mrd überzeugendsten Beweis zu führen, daß «S ei» bloßes Lust-und Duftgebilde war." Trotz des Eifers aber, in welchen Wieland hiebet gerteth, wurde er doch stutzig, als er auf Herders Invektive gegen die Anhänger Kants stieß. „Denbiete dem Raben, der den Imperativ mit Mühe ge lernt hat, sein Saiyc, und er hat nicht« mehr zu sagen. " Hierauf entgegnete Wieland: „.Ich gestehe, dies bäucht mich etwas hart. Oder sollte es nicht auch in dieser Schule (wie in allen Schule», Gelten und Elftesten) Subjekte geben, denen es ernstlich und redlich um Wahrheit, nm reine Wahrheit, um nichts als Wahrheit zu thun ist? — Die, indem sie (vielleicht in einem Alter, wo Witz und Jmaginazion einen subtilen dialektische« Kopf im Spckulircn über die Dinge über u»S
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nur zu leicht irre führen können), fum die Bedürf» msse ihres nach Gewißheit und völliger Be ruhigung sehnlich und wol gqr ängstlich verlangen den Geistes zu befriedigen, auf diesen Weg gerietben, und nachdem ste alle seine dunkeln und laby rinthischen Kreuz- und Schlangengange mühsam durch krochen, endlich dahin kamen, wo sie — nicht weiter konnten, sollten sie sich, nachdem ihnen ein Ariadnischer Faden zugeworfen worden, nickt eben so gut aus diesem System wieder herausstudiren können, als sie sich hineiustudirt stöben? War unter allen, die von dep schönen Ar ml da. bezaubert wurden, nicht auch w Rinaldo? Warum wäre eS un möglich, daß auch die so große Wunder versprechende und dem Anschein nach haltende Taschenspielerin Hagsa mehr als Einen Liebhaber dieser ediern Art gewon nen haben könnte? — Ich selbst glaube wenigsteys Einen zu kennen, der durchaus gegen sich selbst und Andre redlich, und sobald er überzeugt wäre, der Währheit ein großes Opfer zu bringen fähig ist. Und hier wär' es nicht einmal um ein solches Opfer, son dern blos darum, zu thun, aus den hyperplatonischen Hyperuraniscken Räumen zur ecktenSokratischen Philosophie herabzusteigen. Und wem stände das be rühmte und so oft temere nackgeplapperte Geständ nis der Sokratischen Unwissenheit besser an, wer könnt" es mit grdßerm Recht und mehr Würde ablegen, als einer, der, nachdem er sich durch alle
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Höhen und Tiefen der transscendentale» Ideenwelt durchgearbeitet, sich am Ende überzeugt hätte , daß Hirugespenster — Hirngespenster sind?" Niemand wird zweifeln, daß der Rinaldo, des sen Wieland hier gedachte, kein anderer als sein ge liebter Reinhold war, der sich unstreitig diesmal um Wieland dasselbe Verdienst, wie Falk um Her der, erwarb. Falk war es, der Herder» be stimmte, nach Erscheinung der, gege« die Kritik der Urtheilskraft gerichteten, vorzüglichere» Kalligo«e, keinen weiteren metakritischen Feldzug zu unterneh men ; Reinhold aber, geübt in Berichtigung philo sophischer Mißverständnisse, mochte wol dem verehr ten Schwiegervater gezeigt baden, daß er diesmal i» einem argen Mißverständniß befangen gewesen sey, und so wurde der zweite Theil dieser Pbilippkka, welcher bereits angekündigt war, unterdrückt. Was nun aber geschrieben war, war geschrieben, und Wie land gerieth mit Herder in gleiche Verdammniß. So befand sich Wieland am Ende des Jahrhun derts in einer vielleicht einzigen Lage. Fast mit allen den Dichtern, welche zur Zeit seines aufblühenden Ruhmes feindselig oder doch mnthwillig neckend gegen ihn ausgetreten, war er lnicht nur ausgesöhnt, son dern befreundet, selbst mit Voß; aber die neue Generazion brach über sie und ihn — mit Ausnahme des einzigen Göthe — den Stab. In der Philoso phie hckte er alle Anhänger der Vor- Kantischen
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Metaphysik und die Kantische und Nach-Kantische Schule gegen sich, während selbst sein Freund Jacobi, um dessen Gunst die Häupter aller yeuen philosophi schen Schulen zu buhlen schienen, seiner nur noch bei Gelegenheit erwähnte, und vermuthlich über den Agathen jetzt urtheilte wie Fichte, welcher an Reinhold schrieb: „Daß der Agarhon ein Zeit alter fand, für welches er zu früh kam, und Leßing sich bewogen fand, dies dem Zeitalter derb aufzu rücken, beweißt nicht, daß der Verfasser desselben ein klassischer Schriftsteller für alle Zeiten und Völ ker sey." — Nur der blieb ihm, de»früher am ent» ferntesten von ihm geschienen — Herder. Man bot alles auf, um der Welt glauben zu machen, Wieland habe sich überlebt. Zwar blieb er nicht ohne Vertheidiger, denn die Partei, welche ge gen die neue Schule austrat, namentlich Kotzebue und Merkel, ließen keine Gelegenheit vorüber, sowohl.in den; Freimüthigen als in de» Briefen über die wichtigsten,Produkte der schönen Litteratur Wieland an seinen Gegnern zu rächen: Da aber dieses meist geschah, um Göthe tadeln zu können, so diente es wenigstens nicht, sein Verhält niß zu diesem erfreulicher zu gestalten. Daß auch Göthe bei den damals so ost wiederholten Angrif fen der Gegenpartei auf ihn nicht ganz gleichgiltig geblieben, bezeugen seineAnmerkungeuzn Nam eau's
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Neffe«, die nicht ohne Beziehung auf die dama ligen litterarischen Verhältnisse geschrieben find. Ueber Wielands Urtheil in Hinsicht auf diese Der» hältnisse werden folgende Mitteilungen keine» Zwei» fei lassen. An einen Freund, der ihm km I- 1799 ei» Bruch stück einer Satire auf die Brüder Schlegel mktze» theilt hatte, schrieb er: „Daß Sie mit der kkelne« Stachelschrift gegen die beiden übermüthigen Gebrü der zurückhalten, billige ich gar sehr; denn es ist z« hoffen, 'daß mit Golt und der Zeit noch treffliche Manner aus diesen noch mit dem ersten Spies lan senden Göthe» und Schillerscheir Schildknappen wet den können." Einige Monate darauf schrieb er Demselben r „Ndch Eins, warum ich Sie sehr bitten möchte, wäre, sich mit den Herrn Gebrüder Schlegel und Comp. nicht abzugebeo; eS sind grobe, aber witz- und sinnreiche Patrone, die sich alles erlauben, nichts zu verlieren haben, nicht wissen was erröthen ist, und mit denen man sich beschmutzen würde, wen» man auch den Sieg über sie erhielte, welches doch beinahe unmög lich ist, da sie, auch geschlagen und niedergeworfen, gleich wieder anfstehen und es nur desto ärger machen würden. Können Sie es aber ja nicht lassen, den Wuthwilligeu (die durch ein in Deutschland noch neues gerne , nämlich französisches persifflage, ihr Glück zu mache» hoffe», aber bei einer Razion
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rote die unsrige nur sich selbst dadurch'rninteeu roerdeo) etwas abzngeben, so beschwöre ich Sie bei allen Göt tern, lassen Sie wenigsten« Göthe und Schiller ans dem Spiel — war' es auch nur mir zu lieb, und um allem Argwohn auStuweichen, als ob ich ir» gend einen direkten oder indirekten Antheil an der Sache hätte- Ich stebe mit diesen beiden Matadoren In einem guten, mit Göthe sogar in einem beinahe freundschaftlichen Verhältniß—wie ich mir eindilde— wenigsten- vor der Welt (denn de occuitis uoir judioat praetor) j aber die Herren sind empfindlich und ein wenig argwöhnisch, ich kann mich als» nicht nut selbst, sondern auch meine Freunde können sich, mir zu lieb, nicht genug in Acht nehmen, daß ich tnlt Ihnen nicht kompromittier werde." An Göschen. Den 3i. Okt. 179g. „Ist et wahr, lieber Göschen, daß Kotzebue»- Hyperboreischer Esel so große Sensation in Leipzig gemacht hat, wie man sagt? Da- Poffenspielchen bat gleich wohl einen Hauptfehler; und der ist, baß man in dieser Manier, und durch Herausheben auffallen der Sätze au- ihrem Zusammenhang, jeden andern Schriftsteller eben so gut lächerlich machen könnte. Dl» Herren Schlegel haben eine tüchtige Aristo phanische Lange verdient: aber Hr. v. Kotzebue nimmt sich zu wenig Zelt zur Arbeit, und sein Salz, unter uns gesagt, ist ein wenig dumm." An Denselben. Den >§. Febr. i3oi. „Der
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2 bnrchein, arbeitvolles Lebe« reichlkch »erdkeSt Mtk'' Am Zo. Juli 1798 schrieb erGöschent „Mei« Ban und die Ameliorazlonen in'meinem weitläufige:« nnb sehr nützlicher Verbesserungen fähigen Garte« geben» anS Mangel an genügsamer Arbeitern, lang* fam von stattest: indessen rückt doch alles vorwärts, und ich habe 'gute Hoffnung, Freude" an - meiner Schöpfung zu erleben, nnb' wen« ich Lach.Vollendung meines, sechsten großen Lag V- «. Jahr) Werts alles was ich gemacht habe, ansehen werde, mit Elnstim» mung aller Verständigen sagen zu können: Siehe, es ist gut! milH sechr gut, d i. auf- Beste zu machen, scheint ein Geheimniß zu sehn, da- sich unser lieber Herr Gott Vorbehalten hat. Wir arme Menschlein müssen und wollen «u- an dein Positiv»genügen lassen.— Döttiger wird Ihnen sagen, daß ich mich nebst denen, die mir der Himmel diS^tzt «och gelassen hat, so wohl befinde, al- (wenigstenwaS mich betrifft) nur in dieser ländlichen Reu-ait«, worin ich lebe, möglich war. Tollte ich an Dauer unsern bermaligen litterarischen Patriarchen, Gleim «nd Älopsto», nahe kommen» so werde ich eS meinem liehe« OSmantino großeutheilS zu da»fe« haben." , An denselben.' Den 34. Dee. „Die gute Meinung^ mein theurer Freund, die Sie een mei ner Lasterhaftigkeit'gefaßt habeni bestätigt sich bis
304 Achtes Buch. jetzt durch mein Wohlbefinden in tiefem ungewöhnlich harten Winter; aber ihre darauf gegründete Hoffnung, daß ich ein ziemlich betagter Patriarch werden dürste, würde mir noch zehnmal mehr Freude machen, wenn ich Kredit genug bei Ihnen hatte, die hypochondrische Grille vertreiben zu können, die Sie sich in den Kopf gesetzt haben, daß Sie mein Mer nicht errei chen würden. Vor zwanzig Jahren dachte und glaubte ich über diesen Punkt von meinen Gesundheitsum standen gerade so wie Sie von den Ihrigen; ich hatte gar keinen Begriff davon 9 wie ich 60 Jahre sollte alt werben können, und hatte zu diesem Mißtrauen in meine Leibeebeschaffenheit eben so viele und vielleicht noch mehr Ursachen, als Sie. Nach dem Lösten Jahre wurde meine Gesundheit unvermerkt immer fester, und ich befinde mich nun im Lösten so, daß ich ohne Absurdität mein rotes Stufenjahr zu überleben hoffen kann. Warum sollte es mit Ihnen nicht eben so ge hen? Ich hoffe und glaube es, und ein großer Theil meiner Glückseligkeit beruht auf diesem Glauben; beim Sie sollen und müssen mich überleben, wäre es auch nur um meine Confessions vder Nachrichten von mir selbst und meinen Schriften oder wie Sie meine Selbstrecension betiteln wollen, verlegen zu kön nen, die nicht eher als nach meinem Hingang aus dieser Welt gedruckt werden soll." Andensel-en. „ Herzlich erfreut eö mich, daß Ihnen Ihr Hohenslaeltimim wenigstens eben so wohl
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zu sch lägt, als mir mein Osmantinnm, — und wie» wohl ich Ihnen keinen Augenblick verdenken kann, dirß Gie den bänder des reinen NaturlrbetiS antet ländlichen Beschäftigungen und Genüssen stark genüg fühlen, um von Zeit zu beit mit Macht an den Fest fein zu schütteln und zu reißen, die Tie an Ihren mühvollen Beruf binden, so freue ich mich doch nicht weniger, daß Sie sich daS Selbst sagen, «aS Sie mich, wofern ich mit Ihnen unter Jh ren Degetabilien und Animalien Hand in Hand herumwandeln Hunte, Ihnen so wahr und schön sagen lassen. Wohl Ihnen, lieber Göschen, baß weder der Kaufmannsgeist noch die Künstlerisch« Vluhmgier diese schönen und rein menschlichen Ge fühle in Ihnen geschwächt haben, die Ihnen und mir daS Leben erst zum Leben machen. Bedenken Sie aber auch, daß Ihr Freund Wieland 64 Iahte alt wurde, bis er dazu kam, den Lielstingswunsch seines Leben- (wiewohl unter ziemlich lastenden Bedingun
gen) erfüllt zu sehen- Sie, mein theurer Freund, werden viel früher zum ruhigen Genuß der Früchte Ihrer Arbeiten kommen- Es ist noch um 10 Iahrr höchstens zu thun, so können Ihre Söhne da^ Lästig ste der letztem aus ihre jüngere Schultern nehmen, und Sie legen sich dann in den Schatten Ihrer selbst gepflanzten Bäume, und Ihre Seele freut sich einer schönen Natur, die gewissermaßen Ihre eigne Schöxfnng ist, und schaut mit heiterm Blicke und frohem «le'andi Lebe». 4. $6. 20
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Bewußtseyn irr ejn Segen- und. Arbeitvolles, aber mit edelm Strebe^ r^ach einem schonen ,Zweck wohlgeführtes Leben zurück. Daß dies, liebster Freund, in den Armen Ihrer "gutemKürette, Ihr Loos sey» .möge, und dereinst ein ruhiges f< glückliches und Nestorisches Alter die Krone darauf setze / ist. einer der wärmsten und herzlichsten Wünsche Ihres ewig treu ergebenen und verbundenen Wieland." Wieland,. der auch eines solchen Rückblicks auf fein vergangenes Leben sich erfreuen konnte, fühlte sein Alter höchst beglückt,, wenn auch er sHiue neuen Schöpfungen vor sich sah , wenn er in, seiner. 3po Schritte lange» doppelten^ Linden - Allee a^f und nicdergeheu, in seinem Hölzchen umherirren, nach sei nen Spalierbäumen und sonstigen Pflanzungen sehen, und die Hoffnung des Herbstes an seinen Traubengelaudern schon voraus genießen konnte; und er fühlte sich dann wirklich — wie er seinem Gleim schrieb — in einer Art von Elysium/ wenn er .erwogt „daß ihm zu der Glückseligkeit, ungestört mit den Geistern der Weisen und Dichter, der Vorwelt, Umgang zu pflegen, auch daS Vergnügen gegöunet war, seinen guten Genius, in Gestalt eines Weibes, an sei ner Seite, und einen Kreis iwn Kindern und En keln um sich zu haben, unter welchem ihm seine Tage ebe^ so leicht und schnell entschlüpften ,, als jenen. .Bewohnern des. dichterischen Elysiums. — Das Einzige,: was allenfalls (wenigstens zur voll-
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ständigen Aehnlkchkelt mit dem Elysium, das uuS Lucian so genialisch geschildert hat,) abgeht, sind die Buttersemmeln und Bratwürstcheu, die auf den Bäumen wachsen , die gebratenen Rebhühner, die pon selbst auf den Tisch gessogen kommen, und die schö nen krystallenen Kelchgläser,, die man von den Hecken abbricht, um sie aus Quellen und Bächen-mit-köstli chem Wein zu füllen, die eben so freiwillig als uner schöpflich aus allen Felsen hervorsprudeln u. f- w. So bequem und wohlfeil hab' ich es nun freilich nicht, lieber Bruder; aber, die reine Wahrheit ,zu.sagen, ich möcht' es nicht einmal so bequem und. wohlfeil haben; denn ich halte das Gesetz , daß uns die Göt ter nichts Gutes ohne Arbeit geben , für ein sehr weises Gesetz, und betrachte eine gewisse Pörzion Mühe und Sorge, quantum satis , die unentbehr lichste Würze zum wahren Lebensgenüsse."—„Wie wohl — schrieb er Geßnern — nun die Tage, wo man die Stube hüten muß , gekommen sind , so^ freue ich mich doch auf die in fünfMonaten wiederkehrende schöne Jahrszeit schon so lebhaft im voraus-,- daß ich sie wirklich im Geist schon genieße, und den dazivischen liegenden Winter um so weniger lang finden werde, da die litterarischen Arbeiten, womit ich ihn auszufüllen gedenke, mehr als hinlänglich waren, eine doppelt so lange Zeit zu beschäftigen.- Ich werde abrr fleißig fei)»;: denn es ist nicht mehr als billig, dck'
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ick das Neckt, den Sommer bloß mit Genießen zirzubrkngen, im Winter durch Arbeiten erfasse.*' Was ihm den harmlosen Genuß dieser stillen Glück seligkeit um vieles erhöhte, war der Umstand, daß die Gemeine, deren Mitglied er jetzt war, iHv als eine Art von Agathodämon betrachtete, und Grund dazu hatte, da durch seinen Kauf und dl« übernommene Zahlung diese Gemeine Befreiung von den Frohndlensteu und die freie Trift.als reinen Ge winn erhieltBesuche, die ihm in der Stabt so oft lästig gewesen, erdielteü jetzt, bei ihrer größeren Seltenheit, etwas Er freuliches für ibn, vorzüglich jedochvon denen seinerWei marischen Freunde, mit denen er seine Ideen austauschen, sein Herz eröffnend sich in die vergangenen Tage zurück versetzen konnte, und von denen rer überzeugt war, daß sie wirklich seiner Gegenwart in Weimar ungern sich beraubt sahen. Zu den Weimarischen Freunden ge hörte damals auch Jean Paul, der ihn zwar eben so oft abstieß als anzog, dessen interressante OrigiuaUtät ibn jedoch allezeit kräftig anregte- „Ich war. sagte er einst zu Lütkemüller, nahe daran, mich über Jean Paul zu ärgern, besann mich jedoch nock zu rechter Zeit, daß er das Neckt hatte Er selbst zu seyn, und daß das, waS ich an ihm vermisse und was mich zuweilen toll machen möchte, »von viel Hohem und Vortrefflichem mehr als ersetzt wird. Er hat in der That eine göttliche Beglaubigung, zu seyn, was
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er ist." Ein Fest für seky Herz war es, wenn er auch seinen Fürsten, seine Fürstin, die Herzogin Mntter, unter denen sah, die ihn nicht entbehren moch ten, und ihn freundlich unter dem Schatten seiner Baume begrüßten. Hatte er früher in Weimar in seinem engeren Hause seine Freunde, Georg Jaeobt, Gleim, Voß, Baggeseu u. A. mit freudigem Herzen empfangen, so würden sie ihn jetzt gar in Entzücken versetzt haben. Diese älteren entfernteren Freunde noch unter sein wirthliches Dach auszunehmen, war ihm freilich versagt, aber mancher der jüngeren, an die er sich inniger anschließen konnte, weilte auf längere Zeit beglückend und beglückt Hei ihm. Einen schönen Nachgenuß gewährte ihm auf lange Zeit der Besuch seines lieben Landsmannes G ech ter, dem er nach seiner-Abreise schrieb: „Ihre Freunde zu Oßmannstädt können mit allem guten Willen, Ihnen, lieber-Gräter, recht dankbar zu seyn^ sich doch des Gedankens nicht erwehren, Ihren söge» nannten Besuch für eine bloße Er scheinung im Traum zu halten, die dadurch, daß diese Erschöi* uung eine Wirkung Ihres Willens war, zwar eine Art von unreifer und unvollständiger Realität erhalten hat, dem Effekt aber nach doch kaum um den neun Hundert neun und ueunzigsten Theil eines Million-Theilchens besser ist, als jeder andere etwas lebhafte und zusammenhängende Morgentraum. Und was könnte nun das Resultat dieses Resultats anders
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seyn als dieses: daß wir Arkadier, Selbsthalter und Eremiten von Oßmannstädt, den von dem Hrn- Pros, ©ratet von Schwäbisch-Hall bei uns abgelegten SpätHerbst -Besuch für keinen wahren, ächten, wohlkonditionirten Besuch, den ein Freund seinen Freunden auf Ihrer Villa abstattet, oder »ielniedr schenkt und zu Gute kommen läßt, ansehen und gelten lassen kön nen ; und uns daher, nicht nur überhaupt, nach Reichs städtischer Art und Weise, quaevis competenlia pro fuiuro ausdrücklich Vorbehalten haben wollen, sondern au», alles gebührenden Ernstes darauf bestehe«, daß sothaner angeblicher Besuch ganz und gar nicht in Anschlag gebracht werden könne, sondern die wichtige und vollständige Realissrung desselben auf eines der nächsten Jahre, und spätestens auf das letzte deS achtzehnte», oder das erste des neunzehnten Jahrhun derts uns cnm omni causa et effectu Vorbehalten bleibe, und das von Rechtswegen." Unter mehreren anderen lebte auch einige Zeit lang Heinrich v. Kleist bei ihm, den er in Wei mar kennen gelernt hatte. „Ich lernte, schrieb Wie land an Göschen, ihn näher kennen, fand an ihm einen jungen Mann von seltnem Genie, von Kennt nissen und von schätzbarem Charakter, gewann ihn lieb, und ließ Mich daher leicht bewegen, ihm, da er mir einige Zeit näher zu seyn wünschte, ein Zimmer in Einem Hanse zu Oßmannstädt einzuräumen. So ist er denn sechs Wochen lang mein HauSgeuvffe
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und Commensal gewesen, undlch Habe mich nicht an der- als ungern und mit 'Schmerz wieder von ihm getrennt." Im Jahre 1799 aber ward er non dem seltensten aller Besuche erfreut. Er schrieb Gischen darüber zu Anfänge de- August: „Sie haben vielleicht'be reits aus einem der tausend Mundstücke der Füma vernommen, daß meine 68jährige Freundin und erste Liebe, Mad. la Roche, sich mit einer ihker lie benswürdigen Enkelinnen, Sophie Brent««», »z seit 3 Wochen bei mir in Oßmannstädt befindet Ei?, mein theurer Freund , werde« dies gern aiS eine vollgiltige Entschuldigung des Verzugs meiner Antwort auf Ihre beiden letzten Briefe gelten lassen." Die Stelle ans dem Lagebuche der verehr«»--würdige» Frau, welche die Zeit, die sie in Oßmannstädt verlebte, schilderf, wird zugleich am beste« Wie land In Oßmannstädt schildern»
„Den i5. Juli, schreibt sie, nach beinahe 3o Jah re gedauerter Trennung, sah ich ihn wieder, den guten würdigen Freund meiner Jugend. Ich um armte ihn, seine unschätzbare Gattin, und vier seiner »» ■ i” •—
*) Nicht die Gattin von Clemens Brentano l ehe malige Sophie Merean)/sondcr» dessen Schwester.
Achtes Buchsechs Töchter, und Er serptze Eine meiner sechs lSnke« linnen kennen; — ich war in seinem Hause! O wer wollte diese Gefühle und die Bilder der Erinnerung beschreiben, welche da meine Seele überwältigten! Was war seit i?5o, da wir uns zum erstenmal sahen, in uns, in unserm Schicksal, und auch bei unsern Freunden vorgegangen! Wie weit waren wir von unserm ersten Wollen und Denken in einem großen Stets umher geführt, bis wir als gute Freunde und Verwandte uns 1799 wieder fanden! Schöne Stunde, in welcher ich nach so langer Trennung; zwischen Wies» land und seiner Mir so werthen Fxau saß, und »von jedem eine Hand hielt! w Wiche alles Süße dieser wahren edlen Freude meines Herzens sich als Wieder» schein in ihnen erneuen, so oft sie an einem stillen Abend auf diesem Sopha ausruhen, und bei den letz ten Strahlen der Sonne ihr verdienstvolles Tagewerk überdenken!— Ich schlief spat ein, den»-meine» Seele war zu sehr bewegt, und ich hörte noch Wie lands ungekünsteltes, aber seekenvolles Klavierspiel, mit welchem er ulle Abende seine. Ideen und Gefüble, unter dem Einfluß seines sympathetischen Freundes Horaz, in sanften Einklang bringt. Vor 4g Jahren belauschte ich ihn das Erstemal bei der Ausflcht nach dem weiten einsamen St- Martinskirchhof in Bibe rach, — heute tönte jede Saite aus Sabinums Gegeuden zu meinem stillen Zimmer; denn Wielandö Piano steht mitten unter diesen reizenden Bildern,
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und es entzückte mich, de« schönen Wunsch -es Horaz bei ihm erfüllt zu sehen: Ein Landgut,, welches, ihn ernährt, ein gesundes Alter, Stärke der Seele, JUnS jeden Tag die Musik, die er liebt! — Mein Erwa chen war heitere Freude bei dem Gedanken, daß die Lage in Wielands -H.:use mich für Jahre voll Kum mer schadlos halten würden. Die Ansicht a«S de« Fenster war mir feierlich. Zwei große symmetrisch« Wohngebäude, welche auf einer Seite durch ein« dichte Reibe hoher schlanker Bäume verbunden sind, auf der andern an die Mauer des Vorhofes Ach an schließen , der ein schönes Wasserbecken in der Mitt« hat, welches unter dem Schutz einer Sirene den Ab lauf eine- doppelten Springbrunnens erhält; di« tiefe Ruhe und auch die einsame Lage dieses Wohn sitzes rührte mich, als ick dachte: Diese» Ganze ist Sinnbild von Wielands Geist, alles groß, und sein« Thätigkeit, wie diese Quelle, von dem frühen Mor gen seines Lebens bis an de« Abend seiner Tage, unerschöpflich fortströmend! — Mit wie vielem Ver gnügen und Theilnahme lernte ich das ganze Inner« -er Gebäude und den weite» Umfang hes Gartens kennen, welcher sich an den Ufern der Ilm mit einem Birkenwäldchen schließt, unter dessen Laube« die edelsten Schatten Griechenlands ihren Freund anbelauscht und ungestört besuchen' können. Ich speißte täglich mit 7 Kindern von Wieland, sah 4 seiner Enkel, und sein zweiter Sohn wurde mir vva
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lhm als Verwalter seiner Landwirthschaft vorgestellt. Dieses patriarchalische Leben hatte für mich unend lichen Werth. Wie schön wurde mir eine Morgen stunde, in welcher ich neben Wieland, aus dem Fen ster seiner Bibliothek, den Theil des Gartens über sehen wollte, welcher auf dieser Seite des Hauptgobaudes liegt, und da seinen zweiten Sohn erblickte, welcher, als junger rüstiger Landmann, mit aller Gewandtheit einen mit Rosenhecken umfaßten Gras platz abmähte. Ein Blick auf die Büchersammlnng sagte mir: Nun bist du mitten in Wielands Be sitzungen, siehst in dem Aitnmer alles, was die Seele zu reicher Kenntniß wünschen, in dem Garten dies, was die Erde an Ertrag für Nahrung und Vergnü gen geben kann! Wie einzig mußte die Betrachtung werden, als ich Wieland von dem Plan des höchst nutzbaren Anpflanzens seiner Felder, Wiesen und Garten sprechen hörte, die Rückerinnerung aber mir zuflüsterte: Vor 4y Jahren legte er den Entwurf für den Anbau in dem Gebiet der Wissenschaften eben so lebhaft und deutlich vor mein Ange! Innig wünschte ich, daß er in seinem Oßmannstadt ausfüh ren und darstellen möge, was er in der Welt der Genien, der Philosophie, der Grazien und Götter bewirkte; aber Wieland neben mir stehend, war doch weit entfernt, in meinen Blicken auf seinen Garten, die Bitte zu lesen: Boden, den er betritt und liebt,
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mögest du für ihn tausendfältig tragen, wie die An lage seiner Geisteskräfte für unser Tentschkand trug! „Der Wechsel von Büchern und ländlichen Auf tritten war äußerst angenehm. Wieland und fei» ältester Sohn legten bald dieses bald jenes neue Werk auf meinen Lisch, worüber gesprochen wurde; dann kam eine Tochter mit Glasern voll köstlicher Buttermilch, ebne andere den Tag nachher mit einem Teller voll Kirschen, die gute Julie mit einem Kord voll Rosen. Dann sah ich sie auch unter-der Leitung der besten Mutter, mit Sorge für die Wasche, für die Küche und den Keller, mit Bereitung des Flach ses, mit der Milchkammer und Leinwandbleiche be schäftigt. Es würde jeden klugen Mann gefreut haben, uns zu begleiten, als Wieland mich in dea Wirthschafshof führte, mir Scheunen und Stallun gen zeigte, und wir mit ihm seinen Schafen entge gen gingen; ich aber bei jedem Schritte seine Liebe zum Feldbau und seine Einsichten darin bewunderte. „Bald folgte ein Tag mit Wieland und Gö the auf dem Landhanse der verwittweten Frau Herzo gin, in Tiefurt.------ Wenige Tage nachher kam Göthe, freundlich die Mittagsuppe mit uns zu theilen. Mir war äußerst schatzbar, ihn und Wie land wie zwei verbündete Genres, ohne Prunk oder Erwartung, mit dem traulichen Du der großen Al ten sprechen zu hören, und der Zufall gab heute wie der meiner Phantasie den eignen, gewiß nie wieder
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D. von Oßmannsiädt au« seiner färillichen Gönnerin ge schrieben : „Ich höre so viel Große- und Außeror dentliche- von der Braut von Messina, daß ich vor Ungeduld brenne, ihre Bekanntschaft tu machen. Jemand hat «- al- etwa- Sonderbare- und Auffal lende- bemerkt, daß unser dramatlfcher Herkule-, von den Reiten de- schönen Geschlecht- betwungen, gäiniich in dleDIenste desselben zu treten scheint, und uni hinter einander mit einer Wittwe Maria von Schottland, einer Jungfrau von Orlean-, und einer Braut von Messina beschenkt. Dor tiger hat mir versprochen, mich lu benachrichtigen, wenn diese- Stück wieder vorgelesen werde, und ich komme dann in die Stadt, wenn hie Luft auch um einen Reaumärschen Grad kälter wäre alt der Ro ma« der Frau von Stael" (Delphine).
Jetzt bedurfte e- nun solcher Opfer nicht, um sich ähnliche Genüsse tu verschaffen; und deren bot Weimar damal- viele dar, welche Göthe theil- in Derbiuduikg mit Meier, unter der Firma der Wei-
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««rischen Kunst-Freunde (W. S. F.), theils la Verbindung mit Schiller bereitete.
Es war Wielanden sehr unangenehm gewesen, daß die Propyläen nicht waren fortgesetzt worben, setzt aber konnte er sich der durch dieselben veran laßten, gewiß in ihrer Brr einzigen, Kunstausstellun gen erfreuen. Oie neue Kunstschule der Bühne, auf welcher sich Wolfs ausgezeichnetes Talent damalzu entfalten begann, nahm nicht weniger seine Theil nahme in Anspruch, wen» ihm gleich nicht alles zu sagte, ja manches ihn sogar ärgerte, womit Aötbe und Schiller damals — experime'ntlrten, bisweilen selbst nicht ohne geheime, aber verheim lichte, Bangigkeit über den Erfolg. Herders Andrastea hielt Ihn dann wol für solchen Aerger schadlos. Alle diese Umstande vereinigten sich, ihm vor der Hand seinen Gleichmuth wenigstens wieder zu geben, der in diesem Jahre nur durch den Tod Herders gestört wurde. Seine schriftstellerische Thätigkeit be gann er noch nicht wieder, und schrieb vielmehr zu Ende des Jahres seiner Freundin Laroche, die ihm thre Liebe-Hütten zugesendet hatte: „Ich bewun dere die unerschöpfliche Wärme Und Lebendigkeit Ih res Geistes und Herzens, und preise sie darum glück lich; aber dennoch kann ich mich nicht enthalten, zu wünschen, daß es Ihnen und mir selbst endlich
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vergönnt werden möchte, auf unsern torbern und Mvrtheu au«»«ruhen,"
LS bedurfte einer besonder« aufregenden Veran lassung, ihn »u schriftstellerischer Thätigkeit wieder »u wecke». Diese Veranlassung erhielt er durch die da mal« vielbesprochene Schrift eilte« v. Wötjel: Meiner Gattin wirkliche Erscheinung nach ihrem Tode; welche Schrift um so gröbere« Aufsehen er* regte, da ihr Verfasser sein Aushängeschild al« Phi losoph sehr klug benutzt hatte. Da fie dem Herzog von Weimar gewidmet war, so wurde fie auch an dessen Hofe a!« eine seltene Neuigkeit besprochen, und an einem schönen Sominerrage im gesellschaftli chen Kreise voraelesen. Die mancherlei Bemerkun gen, welche dabei von allen Seilen gemacht wurden, die Erwägung de« Umstande«, daß von einer solchen Schrift solchen Inhalt« in kur»er Zeit drei Aussagen auf einander folgten, und eigne Erinnerungen wirk ten bei Wieland »usamiiie», ihn »u einer Schrift über diesen Gegenstand, der von jeher ein große« Interesse für ihn gehabt hatte, »u bestimmen. Am 30. Oktober 1804 schrieb «Göschen darüber: „Ich arbeite feit etlichen Monaten an einem kleinen Werke, wovon ich au« wesentlichen Ursachen wünsche, und e« daher »u einer Bedingung machen muß, daß e« besonder-, und al« ein Buch für sich, im Buchhan del erscheine. Der Titel istr Euthanasia, oder Gespräche über das Leben nach dem Tode,
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