Über die großen Fragen des Lebens sprechen 9783748605911

Aktivierungsangebote gibt es viele. Aber häufig bleiben alte Menschen mit ihrem Bedürfnis, über philosophische Themen zu

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German Pages 108 [106] Year 2022

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Über die großen Fragen des Lebens sprechen
 9783748605911

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Marie Krüerke

Über die großen Fragen des Lebens sprechen Achtsamkeit und Spiritualität in der Sozialen Betreuung

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Sämtliche Angaben und Darstellungen in diesem Buch entsprechen dem aktuellen Stand des Wissens und sind bestmöglich aufbereitet. Der Verlag und der Autor können jedoch trotzdem keine Haftung für Schäden übernehmen, die im Zusammenhang mit Inhalten dieses Buches entstehen. © VINCENTZ NETWORK, Hannover 2022 Besuchen Sie uns im Internet: https://www.aktivieren.net Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwendung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Dies gilt insbesondere für die Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Warenbezeichnungen und Handelsnamen in diesem Buch berechtigt nicht zu der Annahme, dass solche Namen ohne Weiteres von jedermann benutzt werden dürfen. Vielmehr handelt es sich häufig um geschützte, eingetragene Warenzeichen. Titelfoto: AdobeStock,GordonGrand Illustration (Herz, Sonne, Sprechblase): AdobeStock, Michaela Steininger Druck: sourc-e GmbH, Köln

Marie Krüerke

Über die großen Fragen des Lebens sprechen Achtsamkeit und Spiritualität in der Sozialen Betreuung

Inhalt

35

Grundprinzipien gelingenden Lebens

36

Einleitung6

Wahrheit36

Teil I Achtsamkeit mitten im Alltag: Damit die Stimmung stimmt

Freude37 7

Miteinander37

Die Gestaltung der Atmosphäre

8

Schönheit38

8

Lieder regen an und beruhigen

39

Mut zum Gesang a capella

39

Die passende Liedauswahl

40

Einsatz von Instrumenten

40

Der Liedtext als Kraftquelle

41

Beten: Verbindung zu Gott aufnehmen

44

Wie beten wir gemeinsam?

44

Gemeinsame Fürbitte

45

Wie sprechen wir miteinander? Wer übernimmt welche Aufgabe?

Frieden37

10

Wie unruhig ist es eigentlich bei uns?

12

Welche Aktivität bieten wir welcher Person an und warum?

14

Sind wir offen für Wünsche und Impulse der Seniorinnen und Senioren?

16

Rituale schenken Geborgenheit

18

Rituale zum Ankommen und Verabschieden18

4

Teil II Spiritualität für Kopf und Herz

„Ein-Satz-Gebet“45 Gebetsgemeinschaft46

Rituale im Tagesverlauf (Mahlzeiten, Hygiene, Schlafenszeit)

19

Gebetsstille46

Rituale zum Einzug und Auszug

20

Körpergebete bringen Schwung

47

Mitten drin statt nur dabei: Ich bin wertvoll!

Bibeltexte verwenden

52

22

Die Botschaft der Bibel entdecken

52

Vom Glück des Selbermachens

22

Die Psalmen lesen: Schmerz und Freude ausdrücken

52

Die Psalmen miteinander erleben

53

Psalm 23: Der Herr ist mein Hirte

53 55

Wie Eigenverantwortung das Wohlbefinden steigert

23

Gruppenzusammenhalt entsteht durch gemeinsame Aktionen

25

Achtsamkeit als Gruppenangebot

27

Psalm 139: Herr, du kennst mich durch und durch

Meine Stimmung ist hier wichtig

27

Psalm 40: Gottes Hilfe und Fürsorge

57

Die Jahreszeiten erleben

28

Psalm 16: Ich kann mein Glück nicht fassen!

59

Atmen, entspannen, auftanken

29

Übungen zur Atemwahrnehmung

30

Biblische Geschichten als Traumreise verwenden60 Das gerettete Schaf

61

Der Schatz im Feld

64

Zachäus wird endlich beachtet

66

Alle Sinne berühren

70

Zwiegespräche am Lebensende

97

Geborgenheit schenken

70

Raum geben für Fragen

97

Ikonen, Skulpturen und Bilder einsetzen

72

Unklares aushalten

99

Abendmahl feiern

74

Zu Aktivitäten ermutigen

100

Gemeinsame Aktivitäten

76

Lebensthemen in Ordner heften

100

Steine beschriften oder wegwerfen

76

Taschentuch beschriften

101

Schirm aufspannen

77

Gedanklicher Spaziergang am Meer

102

Eine Form aus Papier beschriften

77

Kresse säen

77

Steine ins Wasser werfen, um Belastendes loszuwerden

103

78

Gedanken des Lichts

103

Die letzte Zeit vor dem Tod ausnutzen

104 106

Armband aus Wolle flechten Brief an mich/Brief an Gott/Brief an eine Wunschperson schreiben

78

Buntes Kästchen für Hoffnungen und Wünsche

Ideenfundus: Achtsamkeitsübungen für meinen Alltag/Downloads 

79

Autorin107

Segnen79

Teil III Die großen Fragen des Lebens erörtern  83 Die Grundhaltung der Einzelnen

84

Fragen und Zweifel sind Chancen!

85

Ehrlich und offen Fragen Raum geben

86

Vom Mut, nichts zu wissen

86

Vom Mut, ich selbst zu sein – auch im Beruf 87 Vom Mut, einen partnerschaftlichen Spielraum zu eröffnen

88

Einen philosophischen Nachmittag anbieten

90

Worüber wir noch nie gesprochen haben: Tabus niedrigschwellig abbauen

90

Austausch ist wichtiger als Wissen

92

Einen abwechslungsreichen Ablauf gestalten

94

Bildbetrachtung94 Interviewpartner94 Musikstücke, Lieder

95

Raum zur Reflexion

95

5

Einleitung In vielen Senioreneinrichtungen haben die Gruppenangebote drei Ziele: • Allgemeine Unterhaltung, • körperliche Aktivierung und • kognitive Anregung. Kaum eine Einrichtung bietet den Senior:innen die Möglichkeit, die großen Fragen des Lebens anzusprechen und in einem wertschätzenden, entspannten Rahmen zu erörtern. Dabei taucht jetzt, nach der Verrentung, dem Abschied aus dem eigenen Zuhause, für viele auch nach dem Tod des Lebenspartners, die Sehnsucht nach Antworten auf: • War das alles? • Kommt da noch was? • Wie gestalte ich mein Leben ohne Partner:in in der neuen Umgebung? Werde ich noch einmal neue Freundschaften knüpfen? Wer aus meinem Bekanntenkreis lebt noch und begleitet mich bis heute? Wenn ich oft Einsamkeit erlebe: Suche ich nach einem höheren Wesen, das mir Sinn und Hoffnung gibt? Könnte das Gott sein, oder wie stille ich den spirituellen Durst? In der letzten Etappe der eigenen Biografie bleiben viele hochaltrige Menschen mit ihrem Bedürfnis, philosophische Themen zu besprechen, allein. Nach Jahrzehnten im Beruf, parallel beschäftigt mit Familie, Haushalt und Hobbys, treten Leerstellen auf. Sollte je ein Bezug zu Glauben oder Kirche bestanden haben, ist er für viele schon lange abgebrochen. Wo also suchen nach Zuversicht und innerer Stärke für den oft beschwerlichen Alltag, der immer wieder durch Alleinsein und körperliche Begrenzungen geprägt wird? Dieses Praxisbuch lädt ein, alltagsnah und lustvoll Achtsamkeit und Spiritualität mit den Senior:innen zu entdecken. Dabei biete ich viel Raum für eine eigenen Position, die vielleicht auch auf der Seite der Seniorenbetreuer:innen erst gefunden werden möchte. Es möchte ein Reisebegleiter sein, weder rein spirituell noch rein philosophisch, sondern offen, abwechslungsreich und handfest. Mit viel Platz für eigene Experimente, verlässliche Tipps und die ganz unterschiedlichen Bedürfnisse und Reaktionen der Senior:innen. Ich wünsche viel Freude auf dem Weg und unterwegs gute Entdeckungen, die neue Möglichkeiten und alte Bekannte miteinander vereinen.  Marie Krüerke, Januar 2022

6

Teil I Achtsamkeit mitten im Alltag: Damit die Stimmung stimmt

7

Die Gestaltung der Atmosphäre Die Atmosphäre in der Betreuung und Pflege ist eine Grundvoraussetzung, damit sich sowohl die Seniorinnen und Senioren als auch die Angestellten wohlfühlen. In vielen Teams prägen Gewohnheiten das Miteinander: Wie ist unser Umgangston im Kollege:innenkreis? Arbeiten alle ihre eigene Agenda ab oder sind wir als Team in engem Austausch unterwegs? Können wir uns aufeinander verlassen oder machen wir lieber alles selbst? Vertrauen wir uns Sorgen um einzelne Betreute an oder zerbricht sich jede:r allein den Kopf, wenn das Verhalten bestimmter Seniorinnen oder Senioren verändert scheint? Stehen wir in Engpässen und Krisen zusammen oder schieben wir uns gegenseitig die Verantwortung und unangenehme Pflichten zu? Wer eine neue Arbeitsstelle antritt, versucht, sich möglichst zügig in das bestehende Team einzugliedern – mit allen Gewohnheiten im Miteinander, die dazu gehören. Nur selten nehmen sich Abteilungsleitende die Zeit, zu beobachten und nachzufragen, wie der Umgang untereinander die Stimmung der Senior:innen beeinflusst. Achtsamkeit ist nach einer Phase als Modewort in vielen Unternehmen als feste Größe im Leitbild eingezogen. Aber kaum jemand kann klar benennen, was Achtsamkeit bedeutet und wie sie sich praktisch im Arbeitsalltag erkennen und fördern lässt. Ich bin mir sicher, dass Achtsamkeit keine Aktivität ist, die wir als Baustein in den Wochenplan integrieren, sondern dass Achtsamkeit eine Grundhaltung ist: uns selbst, unseren Kolleginnen, Kollegen und den betreuten Menschen gegenüber. Je bewusster und wertschätzender wir uns begegnen, desto achtsamer und erfüllender sind wir miteinander unterwegs. Und desto mehr fühlen sich alle Anwesenden wohl.

Wie sprechen wir miteinander? Der Umgangston im Team bestimmt die Art und Weise, wie wir mit den Seniorinnen und Senioren sprechen. Niemand kann nach rechts seine vorbeilaufende Kollegin anblaffen und nach links von Herzen freundlich und geduldig auf eine demenziell veränderte Dame eingehen. Wer Konflikte mit der Vorgesetzten hat, wird die morgendliche Gymnastik nicht so schwungvoll und unbeschwert anleiten wie sonst. Alles, was sich hinter verschlossener Tür unter Kolleginnen und Kollegen abspielt, wird durch die Mimik, Gestik und den Sprachgebrauch nach draußen an die Seniorinnen und Senioren getragen.

8

Daher möchte ich einige Fragen zum eigenen Reflektieren stellen, um der Dynamik im Team auf die Spur zu kommen. Denn nur das, was wir durchschauen, können wir auch verändern. Spontan aus dem Bauch heraus: Wie wohl fühle ich mich in der letzten Zeit bei der Arbeit? • Wie sprechen wir miteinander? Sind wir grundsätzlich anerkennend oder neigen wir dazu, viel zu kritisieren und Verantwortung an andere abzuschieben? • Wenn wir zusammen lachen: Lachen wir dann wirklich miteinander oder häufiger übereinander? • Wenn wir Pause haben: Lästern wir über diejenigen, die gerade krank oder im Urlaub sind, oder sprechen wir wertschätzend miteinander und übereinander? • Wird es bei uns regelmäßig laut? Oder behalten wir auch in anstrengenden Phasen einen freundlichen, geduldigen Ton? Gibt es bestimmte Personen im Team, die mit ihrer explosiven Art die Stimmung regelmäßig zum Kippen bringen?

Meine Gedanken zu diesen Fragen:

9

PRAXISTIPP: Meine Werte, deine Werte Wenn wir voneinander wissen, was den anderen Teammitgliedern wichtig ist, können wir gelassen miteinander umgehen und in Konflikten besser verstehen, warum bestimmte Standpunkte aufeinanderprallen. Was sind meine Werte? Freiheit, Gemeinschaft, Frieden, Spaß, Toleranz, Bescheidenheit, Gesundheit, Leidenschaft, Mitgefühl, Respekt, Authentizität, Vertrauen, Zuverlässigkeit, Fröhlichkeit, Wahrheit, Verbindlichkeit, Fortschritt, Tradition, Natur, Spiritualität, Geduld, Verantwortung, Leidenschaft, Nähe … Was sind die Werte der anderen? Wo entstehen ganz eindeutig erlebbare Spannungen, weil die Werte einzelner Teammitglieder offensichtlich sehr verschieden sind? Wie können wir uns respektvoll begegnen?

Wer übernimmt welche Aufgabe? Alle Angestellten profitieren davon, wenn sie sich entsprechend ihren Begabungen und Interessen einbringen können. Daher ist es sinnvoll, die Aufgaben im Team bewusst zu verteilen und regelmäßig darüber zu sprechen, ob alle mit ihren Schwerpunktthemen zufrieden sind. • Wer bietet lieber ruhige Gruppen an? • Wer ist glücklich, wenn es richtig turbulent wird? • Wer mag Routineaufgaben? • Und wer blüht auf, wenn neue Ideen umgesetzt werden können? Gibt es Aktivitäten, die sich eigentlich totgelaufen haben, aber aus Gewohnheit aufrechterhalten werden? Solche Aufgaben erfordern überproportional Kraft, ein bewusster Abschied und ein gemeinsamer Austausch über neue Ideen können das Team zusammenwachsen lassen und eine frische Dynamik schenken. Auch zwischen den einzelnen Abteilungen ist ein Abstimmen der Tätigkeiten sinnvoll. Manche pflegerische Aufgabe wird von einzelnen Vorgesetzten aus Zeitmangel den Betreuenden aufgezwungen. An anderer Stelle könnte die Pflege die Betreuung sehr sinnvoll entlasten, wenn die Tätigkeiten nicht nach Abteilung, sondern nach dem inneren Zusammenhang verteilt werden würden.

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Achtsamkeit im Alltag bedeutet, eingeschliffene Abläufe zu hinterfragen, wenn sie sich sperrig und unnötig anstrengend anfühlen. Achtsamkeit bedeutet auch, die Talente Einzelner höher zu bewerten, als ein starres Organigramm es scheinbar zulässt. Ein Thema, das mich persönlich interessiert und mit dem ich mich identifiziere, kann die Grundlage eines Gruppenangebots sein – selbst wenn mir offiziell die Ausbildung dafür fehlt. Oder wenn der Platz scheinbar bereits durch eine Kollegin besetzt wurde.

Meine Gedanken zu diesen Fragen:

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PRAXISTIPP: Outside the Box Male einen großen Kasten und schreibe hinein, was du derzeit alles tust, weil du dazu ausgebildet wurdest. Schreibe ebenfalls hinein, welche Aufgaben du übernommen hast, weil du dich entweder dafür eingesetzt hast oder niemand anderes daran Interesse hat. Schreibe rund um die Box, auf welche Tätigkeiten du so richtig Lust hättest – völlig egal, ob sie deinem Tätigkeitsprofil in der Einrichtung oder deiner Ausbildung entsprechen. Wenn du dich für ein Thema begeisterst, ist es sehr wahrscheinlich, dass du auch andere dafür begeistern kannst. Und dass diese Begabung sich für alle sinnbringend einsetzen lässt. Damit das auch die Vorgesetzten erkennen, kannst du einen Bildungsurlaub zu dem Thema buchen (in fast allen Bundesländern stehen den Angestellten 5 Tage zusätzlicher Sonderurlaub als fest definierter „Bildungsurlaub“ rechtlich zu) oder eine passende Fortbildung besuchen. Danach weißt du einerseits sicher, wie sehr dein Feuer für das Thema brennt, und du kannst andererseits deine Kompetenz klar herausstellen.

Wie unruhig ist es eigentlich bei uns? In vielen Einrichtungen werden zwischen den Mahlzeiten Gruppenaktivitäten oder Einzelbetreuung angeboten. Diejenigen, die nicht daran teilnehmen (können), sitzen währenddessen im Gruppenraum oder Speisesaal und werden mit Radio oder Fernsehen beschallt. Häufig ist das Anschalten der Geräte eine reine Routine der Pflege- oder Betreuungskraft, keine bewusste Entscheidung für ein bestimmtes Konzert im Klassikradio oder eine ausgewählte Sendung im Regionalprogramm des Fernsehsenders. Entsprechend willkürlich und bedeutungslos ist die Musik oder das Geplapper, das vom Bildschirm ausgeht. Dadurch wird eine Stille im öffentlichen Raum der Einrichtung vermieden, eine tatsächliche Aktivierung oder Beschäftigung der zufällig anwesenden hochaltrigen Menschen wird damit aber nicht erreicht. Häufig entsteht einfach nur ein Klangteppich, der durch die Geräusche des Putzteams und der Küche verstärkt wird. Mit den Rufen von Kolleginnen, Kollegen und den teils unartikulierten Äußerungen kognitiv schwer betroffener Seniorinnen und Senioren summiert sich eine Geräuschkulisse, die primär unruhig und anstrengend ist. Da die Hörgeräte oft den Störschall genauso verstärken wie den gewollten Nutzschall (sprachliche Äußerungen in der Umgebung, Musik), verdoppelt sich häufig die akustische Unruhe in der Wahrnehmung der Bewohner:innen.

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Viele hochaltrige Menschen reagieren dadurch nervös, gereizt, unkonzentriert und fahrig. Statt Radio und Fernseher lauter zu stellen, damit sie abgelenkt sind, wäre eine konsequente Reduktion der Unruhe viel zielführender. • Wann darf es bewusst ruhig auf der Station sein? • Wann bemüht sich das Team gemeinsam, die Bewohner:innen zu animieren und zu einem gemeinsamen Erlebnis mitzureißen? • Wann ist im zeitlichen Ablauf von Pflege und Mahlzeiten der passende Zeitraum für Gemeinschaft? • Wann kann die Zeit der Betreuung für einzelne Seniorinnen und Senioren genutzt werden? • Wann schalte ich das Radio oder den Fernseher ein? Für welche Person und warum? • Entspricht die Dauerbeschallung dem Wunsch der betroffenen Person tatsächlich oder möchte ich eine scheinbar drückende Stille vermeiden? • Welche Person mag die Stille lieber als Radio und Fernsehen?

Meine Gedanken zu diesen Fragen:

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PRAXISTIPP: Die Seelen-Haltestelle Schaffen Sie an einer ruhigen, aber gut einsehbaren Ecke einen Platz als „Seelen-Haltestelle“. Ähnlich einer Bushaltestelle, nur dass hier nicht auf den öffentlichen Nahverkehr gewartet wird, sondern Raum zum Innehalten entsteht. Hier kann ein Schaukelstuhl, ein Strandkorb oder ein Ohrensessel platziert werden. Der Ort sollte unbedingt einen schönen, freien Blick nach draußen bieten. Gleichzeitig sollte er mit Pflanzen so weit abgeschirmt werden, dass tatsächlich ein Ort der Ruhe inmitten der Gemeinschaft möglich wird. Besonders schön ist es, einen solchen Ort sowohl drinnen als auch draußen einzurichten. Er sollte auf der Terrasse oder einem öffentlichen Balkon für alle gut und ohne Hilfe erreichbar sein. Mit einem kleinen Beistelltisch für eine Tasse Kaffee und einer Wolldecke für ein Gefühl von Geborgenheit entsteht so ein friedlicher Ort, der zum Auftanken einlädt. Wer mag, platziert ein Körbchen mit Bonbons und Seifenblasen für den maximalen Spaßfaktor dazu. Besonders in Pflegestationen ist es wichtig, dass dieser Platz nicht zu abgelegen ist, damit vorbeilaufende Angestellte jederzeit schnell erkennen und reagieren können, wenn es der dort sitzenden Person nicht gut geht. Ebenso sollte regelmäßig jemand nachsehen, ob die Seelen-Haltestelle sauber und einladend aussieht oder ob eine Reinigung notwendig ist.

Welche Aktivität bieten wir welcher Person an und warum? Offiziell werden in jeder Einrichtung zu Beginn ausführliche Gespräche mit den neuen Seniorinnen und Senioren geführt, um biografische Informationen zu sammeln. Diese sollen das Kennenlernen erleichtern und garantieren, dass passende Aktivitäten angeboten werden. In der Realität des Betreuungsalltags wird häufig nur wenig auf die erhobenen Daten eingegangen. Welche Person an einer bestimmten Gruppe teilnimmt, hat oft mehr mit praktischen Gründen zu tun, als mit den Wünschen der Einzelnen. Da viele Beschäftigte in der sozialen Betreuung fachfremde Tätigkeiten mit übernehmen müssen und die Zeit für eine fundierte Vor- und Nachbereitung des Angebots oft fehlt, bestimmt die Problemvermeidung die Gruppenzusammensetzung: Bestimmte Personen werden ausgeschlossen, weil sie Unruhe in die Gruppe bringen oder Konflikte provozieren. Angenehme Zeitgenossen werden aus taktischen Gründen in der Gruppe aufgenommen, auch wenn

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sie eher wenig Interesse am Thema haben. Manche Personen werden einfach spontan dazugesetzt, weil sie einer anderen Kollegin im Weg sind, ohne die Gruppenleitung vorab zu fragen. Dass die Teilnehmenden tatsächlich bewusst und überlegt zu einer Gruppe zusammengeführt werden, passiert nur bruchstückhaft. • Welche Interessen haben die Seniorinnen und Senioren wirklich? • Wie oft werden sie zu einer Gruppe zusammengefasst und gemeinsam betreut, ohne dass nach den Wünschen der Einzelnen gefragt wird? • Welche Kleingruppe könnte zusätzlich angeboten werden, die bisher thematisch fehlt und für die es motivierte Teilnehmende gäbe? • Manchmal hilft es, eine Gruppe zu verkleinern und stattdessen ein weiteres Angebot für diejenigen zu starten, die gelangweilt oder störend wirken.

Meine Gedanken zu diesen Fragen:

15

PRAXISTIPP: Utopische Träume Wir sammeln als Team die Wünsche der Senior:innen, über welche Angebote sie sich freuen würden – völlig egal, ob sie realistisch umsetzbar wären oder nicht. Anschließend stellen wir zusammen, welche Aktivitäten uns Angestellten gemeinsam mit den Bewohnerinnen und Bewohnern Spaß machen würden. Egal, wie modern, teuer oder unkonventionell diese Ideen wirken mögen – wir ermutigen einander, wirklich jede noch so ausgeflippte Idee festzuhalten. Danach überlegen wir, was der Mittelpunkt der jeweiligen Aktivität ist: Vielleicht lässt sich der Einfall nicht komplett realisieren, aber zumindest ein entscheidendes Kernelement. Für alle Ideen, die so gut sind, dass sie unbedingt am Stück umgesetzt werden sollen: Wie können wir Spenden sammeln, Fördergelder beantragen oder Sponsoren dafür anwerben? Für viele Projekte, wie Gartentherapie, Musiktherapie oder tiergestützte Begleitung, gibt es Fördergelder!

Sind wir offen für Wünsche und Impulse der Seniorinnen und Senioren? Wenn sich viele Seniorinnen und Senioren für Schlager begeistern, aber keiner aus dem Team der Betreuungskräfte: Vielleicht haben wir eine Köchin, die begeistert Schlager singt und alle auswendig kann? Wenn nur pädagogische Angestellte offiziell berechtigt sind, Gruppen und Kurse zu leiten, schränken wir den Kreis der Angebote unnötig ein. Statt davon auszugehen, welche Kompetenzen die Teammitglieder haben, ist es oft zielführender, die Wünsche und Interessen der Seniorinnen und Senioren zu erfragen. Um anschließend gemeinsam zu überlegen, wie die Bedürfnisse erfüllt werden können: mit Mitarbeitenden aus anderen Abteilungen, mit Minijobbern, Ehrenamtlichen oder Studentinnen und Studenten. Auch ein zeitlich begrenzter Rahmen als Projekt kann eine Möglichkeit sein, die Sehnsüchte der Seniorinnen und Senioren zu stillen. • • • • • •

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Wie festgelegt sind wir auf unser Programm? Werden alle Bedürfnisse abgedeckt: Aktivität und Entspannung? Körperliche und geistige Beschäftigungen? Gruppen und Einzelbetreuung? Gibt es auch Anregungen für die Seele und die Beziehungspflege? Wie viel sitzen wir drinnen, wie oft bieten wir Outdoor-Aktivitäten an?

• Welche Wünsche werden immer wieder geäußert, wurden aber bisher nie beachtet? • Welches Hobby einer Angestellten könnte zur Grundlage eines Betreuungsangebots werden oder als Projekt den passenden Rahmen erhalten? • Welches Thema kann nicht langfristig als Gruppenangebot durchgeführt werden, aber eignet sich ideal für eine Projektwoche?

Meine Gedanken zu diesen Fragen:

17

Rituale schenken Geborgenheit Uns allen ist die Wichtigkeit von Ritualen bewusst, beispielsweise das Vorlesen der Gutenachtgeschichte oder ein Lied im Morgenkreis in der Kindererziehung. Wenn die Zeit ihre Bedeutung verliert und ein Tag übergangslos in den nächsten überzugehen scheint, weil kaum noch etwas Spannendes passiert, sind Rituale umso wichtiger: Sie markieren den Wechsel der Tages- und Jahreszeiten, das Begrüßen und Verabschieden. Rituale geben Halt und Struktur, sie schaffen einen geschützten Rahmen und damit Sicherheit. Daher sind sie nicht nur für Kinder bedeutungsvoll, mindestens genauso sehr berühren sie hochaltrige Menschen mit kognitiven Veränderungen. Wenn das Lesen des Kalenderblatts kein Verständnis mehr erzeugt und alles irgendwie sinnlos erscheint, geben Rituale einen Raum für Begegnung und Relevanz.

Rituale zum Ankommen und Verabschieden Haben wir ein Ritual am Morgen? Begrüßen wir einander als Kolleg:innen einerseits und als Gemeinschaft mit den Senior:innen andererseits? Oder stürzen wir an den Arbeitsplatz und legen direkt los? Nehmen wir uns bewusst die Zeit, in einem Pflegeheim die Runde durch den Flur zu machen und in allen Zimmern einmal „Hallo!“ zu sagen? Oder gehen wir davon aus, dass wir im Laufe des Tages „alle irgendwann mal treffen“? Könnte ein bewusst gestalteter Start in den Tag als Ritual auch mir als Betreuender guttun? Vielleicht reagieren die Seniorinnen und Senioren anders auf mich, wenn ich sie bereits vorab einmal begrüßt habe, bevor ich sie zu einem Gruppenangebot abhole? Haben sie dann vielleicht den inneren Vorlauf, sich auf mich einzustellen, bevor wir im Miteinander näher miteinander zu tun haben? Besonders im Schichtdienst, wenn alle Mitarbeitenden zu unterschiedlichen Zeiten kommen und gehen, kann ein bewusstes Begrüßen und Verabschieden einen großen Unterschied machen. Wie könnte ein passendes Ritual bei uns aussehen? Sollte es eher einzeln oder in der Gruppe passieren? Vielleicht morgens durch die Pflege einerseits und dann beim gemeinsamen Frühstück als bewusste Gemeinschaft andererseits? Können dadurch demenziell veränderte Personen vielleicht bewusster und friedlicher in den Tag starten, sodass der „Mehraufwand“ des Rituals sich durch eine entspanntere Tagesverfassung auszahlt?

18

Meine Gedanken zu diesen Fragen:

Auch der Dienstschluss oder ein bewusster Abschied nach dem Abendessen aus der Gemeinschaft hinein in die Ruhe des Zimmers können ritualisiert und damit wohltuend gestaltet werden.

Rituale im Tagesverlauf (Mahlzeiten, Hygiene, Schlafenszeit) In vielen Kindergärten gibt es ein Ritual, um Mahlzeiten zusammen zu beginnen und zu beenden. Klare Anfangs- und Endzeiten geben Struktur und damit Sicherheit, die in der unruhigen Atmosphäre eines Speisesaals für manche Person einen großen Unterschied macht. Es muss kein künstliches Tischgebet sein, keine Mitarbeiterin und kein Mitarbeiter soll sich zu einem Ritual genötigt fühlen, das sie oder er sinnlos oder blöd findet. Aber ein gemeinsamer Spruch oder das Singen einer kurzen Strophe, die mit Essen und Trinken zu tun hat, schenkt einen klaren Rahmen. Das Ausschalten eines Radios und Fernsehers hilft, die Essenssituation ruhig zu gestalten – ganz besonders, wenn viele Betroffene mit Demenz anwesend sind. Auch im Tagesverlauf können Rituale helfen, unruhige Settings klarer zu strukturieren oder angespannte Aufgaben zu entschärfen.

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Nach dem Mittagessen die Seniorinnen und Senioren zu einem ruhigen Plätzchen oder ins Bett zum Mittagsschlaf zu begleiten, kann als „Bummelbahn“ gestaltet werden, die durch die Pflegeabteilung schnauft und einen Passagier nach dem anderen absetzt. Manche Bezugsbetreuerin legt abends mit bestimmten Damen ganz in Ruhe die Kleidung für den morgigen Tag heraus. Dabei kann locker über den Tag geplaudert oder überlegt werden, dass der Sohn mal wieder einige Paare neuer Strümpfe vorbeibringen sollte. So ist die Person nicht aus dem wuseligen Gruppenraum plötzlich ganz allein im eigenen Zimmer, sondern kann mit der Betreuerin durch den Plausch langsam innerlich zur Ruhe kommen und sich auf die Nacht einstellen. Die Zahnpasta selbst auf die bereitgehaltene Zahnbürste zu quetschen, kann morgens und abends ein Ritual sein, das völlig bedeutungslos erscheint, aber die Eigenständigkeit aufrechterhält und der Person Orientierung schenkt. Auch das Singen eines Abendlieds wäre möglich, dabei reicht eine Strophe mit Refrain. Ich bin mir sicher, dass jedes Team passend zu den eigenen Bewohnerinnen und Bewohnern Ideen für Rituale entwickeln kann, die für Betreuende und Seniorinnen gleichermaßen sinnvoll sind.

Rituale zum Einzug und Auszug Der Schritt in eine Tagespflegeeinrichtung, betreutes Wohnen oder die Pflegestation ist eine immense Umstellung. Viele Seniorinnen und Senioren erscheinen zu Beginn besonders zerstreut und anfällig, bis sie sich nach einigen Wochen oder Monaten wieder gefangen haben und sich auf das eigentliche Eingewöhnen einlassen können. Eine bewusste und fürsorgliche Begleitung des Akklimatisierens braucht Zeit und einen sinnvollen Ablauf. Auch für die Gemeinschaft ist es wichtig, die Neuzugänge in Ruhe kennenzulernen. Daher bietet es sich an, bei Zuzügen immer wieder Kennlernspiele anzubieten, die die neuen Anwesenden gut integrieren. Viele Aufwärmspiele, die zu Beginn einer Gruppenstunde angewendet werden, lassen sich mit dem eigenen Namen verbinden. Auch das laute und langsame Nennen der Namen oder das bewusste Ansprechen mit Namen hilft sowohl den Zugezogenen als auch den demenziell veränderten Personen, den Überblick zu behalten. Dabei unterstützt eine offene Atmosphäre in der Gruppe die freundliche Grundlage, um neue Gesichter wohlwollend aufzunehmen. In vielen Einrichtungen gibt es sehr schnell feste Cliquen, die alle nachfolgend eingezogenen Personen ablehnen und harte Fronten bilden. Je flexibler die Einzelnen sind, in kleinen Grüppchen mit unterschiedli-

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chen Nachbarinnen und Nachbarn zusammen zu sitzen und zu turnen oder zu rätseln, desto entspannter heißen sie neue Gesichter willkommen. Durch wechselnde Sitzordnungen und Spiele, die das Gemeinschaftsgefühl stärken und die Kooperation untereinander fördern, entsteht eine offene Atmosphäre, die einladend wirkt. Eine zentrale Infotafel, an der aktuelle Informationen hängen, kann mit einem Foto und dem Namen des Neuankömmlings ganz praktisch helfen, dass aus Fremden bald Bekannte werden. Das gilt natürlich ebenso für neue Angestellte! Aber auch Abschiede wollen zelebriert werden: Ob ein Tagesgast ausscheidet, um in ein Pflegeheim zu ziehen, eine Person aus dem betreuten Wohnen in eine Demenzabteilung wechselt oder jemand verstirbt, jedes Mal endet eine Beziehung. Ein bewusst erlebter Abschied erleichtert es beiden Seiten, den Wechsel der Situation zu verarbeiten und innerlich anzunehmen. Je nach Temperament der Person, die die Gruppe verlässt, kann das ein lautes Fest sein oder eine Sammlung von Briefen, die sie später allein liest. Ein Album mit Fotos ist deutlich mehr Arbeit, kann aber als Gemeinschaftsaktion gleichzeitig der Gruppe Raum geben, die scheidende Person gehen zu lassen. Ganz besonders, wenn sie ein prägender Teil der Wohngruppe war. Ebenso ist ein sinnstiftender Umgang mit dem Tod für alle Anwesenden existenziell: Denn diejenigen, die weiterleben, werden durch den endgültigen Abschied eines Nachbarn an den eigenen Tod erinnert. So ist es in vielen Häusern eine wichtige Tradition, eine (elektrische) Kerze mit einem Bild der verstorbenen Person an einem ganz bestimmten Platz aufzustellen. Dieser Platz sollte gut einsehbar, aber relativ ruhig sein, damit man davor einen Moment verweilen kann. In manchen Häusern fährt eine kleine Delegation relativ fitter Bewohner:innen mit auf die Trauerfeier oder Beerdigung, soweit sie daran interessiert sind. Auch an die Tür des Zimmers können wir ein Symbol anbringen, dass die Nachbarn an die bisherige Bewohnerin erinnert: einen Blumenkranz mit einem Spruch, ein paar winkende Hände oder ein anderes Bild, das eine eindeutige Botschaft transportiert, aber kein nacktes, schwarzes Kreuz darstellt. Eine ganz kurze Andacht kann der Gemeinschaft die Möglichkeit geben, von dem Sterbefall zu erfahren und ihn innerlich zu verarbeiten. Dazu reichen die Erklärung, warum wir uns versammeln, zwei thematisch passende Lieder, wie zum Beispiel „Von guten Mächten treu und still umgeben“, und ein Gebet oder das Lesen eines tröstlichen Psalms aus der Bibel.

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Mitten drin statt nur dabei: Ich bin wertvoll! Wer sich aktiv einbringen kann, ist zufriedener und empfindet die eigene Existenz als sinnvoll. Viele alte Menschen haben sich stark mit ihrer Rolle als Berufstätige, Mutter oder Vater, Vereinsmitglied oder Ehrenamtliche identifiziert. Im hohen Alter fallen diese Rollen zunehmend weg, die eigene Identität zerfasert: Wer bin ich, wenn meine Kinder und Enkelkinder selbstständig sind und ohne mich scheinbar besser zurechtkommen? Wer bin ich, wenn ich keine geschäftlichen Entscheidungen mehr treffe? Wer bin ich, wenn ich kein Amt im Verein mehr ausfülle? Eine Aufgabe kann eine Belastung sein, meist ist sie eine Bestätigung meines Könnens, auch in der letzten Lebensspanne noch. Achtsamkeit bedeutet, die Seniorinnen und Senioren nicht komplett zu verwöhnen und damit zu entmündigen, sondern sie auf positive Weise einzubeziehen und ernst zu nehmen.

Vom Glück des Selbermachens Das Leben in einer Seniorenresidenz oder einem Pflegeheim ähnelt einem endlosen Hotelaufenthalt: Ich bekomme das Essen serviert und die Wäsche frisch gewaschen und gebügelt in den Schrank gelegt. Alles passiert von allein, ich habe keine Aufgabe. Das mag luxuriös erscheinen, viele Seniorinnen und Senioren wissen allerdings gar nicht, was sie mit all der freien Zeit anfangen sollen. Eine kleine Aufgabe zu haben oder eine begrenzte Verantwortung für die Gemeinschaft zu tragen, kann sehr erfüllend sein. Welche der Hauswirtschaftskräfte hat Freude daran, einzelne Bewohner:innen in die täglichen Aufgaben einzubeziehen? Und welche Bewohner:innen haben Lust, Handtücher zu falten oder Kartoffeln zu schälen? • Können manche alten Herren den Hausmeister oder Gärtner unterstützen? • Oder hat die Ehrenamtliche, die zum Kuchenbacken kommt, Lust, vorher mit einer Person gemeinsam einzukaufen? • Wenn Alltagstätigkeiten bewusst erlebt werden, trägt die Achtsamkeit den Aufgaben gegenüber dazu bei, stolz auf den eigenen Beitrag zu sein. Egal, wie groß oder klein er sein mag.

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Meine Gedanken zu diesen Fragen:

Wie Eigenverantwortung das Wohlbefinden steigert Kleine Patenschaften oder Ehrenämter stärken das Selbstbewusstsein der Seniorinnen und Senioren. In der Residenz, in der ich arbeite, betreut eine Bewohnerin die Bibliothek: Sie stellt zurückgegebene Bücher an die passende Stelle im Regal, sortiert Spenden ein oder tauscht gelegentlich Romane und Sachbücher aus einem extra Fundus aus, um das Angebot spannend zu halten. Sie liebt meine Treffen des „Bücher-Clubs“ sehr und setzt sich dafür ein, dass die dafür angeschafften Bände besonders pfleglich behandelt werden. Eine andere Dame kümmert sich um die Blumen im gläsernen Gang zwischen zwei Gebäuden, regt bei der Neuanlage der Terrasse den Gärtner zur Pflanzung besonderer Bäume an und spendet Nistkästen. Eine weitere Dame leitet einen privaten „Club“, der sich regelmäßig trifft und enge Beziehungen untereinander pflegt. Ein Herr besucht andere alleinstehende Bewohner, um Männerfreundschaften zu stärken. Ursprünglich hatte er, noch aus seinem Haus im Stadtteil heraus, einzelne Damen ehrenamtlich betreut. Seit er in der Residenz lebt und verwitwet ist, „dirigiere“ ich ihn vorrangig zu einsamen Herren, was wunderbar klappt.

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Diese Aufgaben geben den Seniorinnen und Senioren das Gefühl, einen wichtigen Beitrag zu leisten und wertgeschätzt zu werden. Manche Häuser haben Patenschaften, bei denen Alteingesessene sich speziell um Neuankömmlinge kümmern. In Häusern, in denen Haustiere erlaubt sind, kann sich auch die Nachbarschaft mit dem Gassigehen abwechseln. Dadurch entsteht Achtsamkeit den Bedürfnissen der Mitmenschen gegenüber, und die Bewohner:innen sind stolz, etwas zum Gemeinwohl beitragen zu können. Auch das eigene Bedürfnis, gesehen und anerkannt zu werden, wird befriedigt. • Welche fitten Bewohner:innen/Tagesgäste fallen mir ein, die gern ein kleines Amt oder eine Patenschaft übernehmen würden? • Wer hat schon öfter den Wunsch geäußert, sich aktiv zu beteiligen, wurde dabei aber ausgebremst? Wie können wir diese Person neu motivieren und ihrem Wunsch entsprechen?

Meine Gedanken zu diesen Fragen:

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Können wir eine Infotafel als Kontaktbörse benutzen? Hier können die Senior:innen Inserate aufhängen, die dazu einladen, einander näher kennenzulernen: Frau Parschau hat eine große Sammlung Krimis und freut sich, wenn jemand einen ausleihen möchte. Herr Röbbelen sucht zwei Mitspieler für Skat. Frau Henning möchte Strickmuster tauschen. So können die Bewohner:innen selbst bestimmen, welche Interessen und Aktivitäten sie teilen.

Gruppenzusammenhalt entsteht durch gemeinsame Aktionen Für ein gelingendes Miteinander ist der Gruppenzusammenhalt elementar wichtig und sollte bewusst gestaltet werden. Es macht einen großen Unterschied, ob die Bewohner:innen nebeneinander in Wohnungen oder Zimmern leben oder ob sie dies bewusst miteinander tun. Auch die Stimmung in Gruppen kann von „Hauptsache, mein Geschmack wird bedient und mir gefällt das Programm!“ bis „Schön, wenn wir etwas gemeinsam erleben“ reichen. Die Zufriedenheit ist deutlich höher, wenn sich die einzelnen Bewohner:innen als Gemeinschaft statt als zufällige Wohngenossen erleben. Dazu müssen keine extra Angebote eröffnet werden, es genügt, in den vorhandenen Gruppen mehr auf die Kooperation untereinander zu achten: In Sportgruppen eignen sich Partnerübungen und Spiele in Dreier-Teams, um die Bewohner:innen daran zu erinnern, dass sie keine Einzelkämpfer sind. Mag sein, dass Kleingruppen durch interne Diskussionen erst einmal zusammenfinden müssen („Sie bewegen sich zu schnell!“ „Sie sind eine Schlafmütze!“ „Ihr Ball fliegt immer daneben!“), aber auch das trainiert die sozialen Kompetenzen. Achtsamkeit ist schließlich kein Nebenprodukt von Egoismus und „Ich konzentriere mich nur auf mich selbst“, sondern entsteht in der Balance zwischen eigenen Bedürfnissen und denen der Mitmenschen. Wunderbar geeignet sind auch Aktivitäten in der Küche: Beim Kuchenbacken erledigen verschiedene Personen unterschiedliche Arbeitsschritte, müssen sich dabei aber absprechen und einander vertrauen, dass die anderen sorgfältig abmessen und die korrekte Reihenfolge einhalten. Eine Herrenrunde kann Fleisch marinieren, einen bunten Salat schneiden und einen Kräuterquark zusammenrühren: So entsteht ein gemeinsamer Grillabend, an dem sich alle beteiligen und zum Gelingen beitragen. Die gesellige Mahlzeit ist anschließend viel befriedigender, als wenn alle pünktlich zum Servieren aus ihren Zimmern geschlichen kommen.

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Ebenso kann ein gemeinsamer Frühlingsputz den Zusammenhalt stärken und die Wertschätzung den Räumlichkeiten gegenüber steigern. Dafür sollen die Seniorinnen und Senioren natürlich nicht auf die Leiter steigen, aber Fensterputzen (vom Boden aus) kann ein kraftvolles Work-out sein, ebenso wie das Schrubben der öffentlichen Terrasse. Ein gründliches Aufräumen der Gruppenräume macht peniblen Damen Spaß und wirkt sich positiv auf alle folgenden Treffen in den hellen, sauberen Räumen aus. Oft freuen sich die hochaltrigen Menschen, dass sie mehr schaffen, als sie sich selbst zugetraut hätten. Wozu könnte ich die Seniorinnen und Senioren animieren, was würde mir selbst Spaß machen?

Meine Gedanken zu diesen Fragen:

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Achtsamkeit als Gruppenangebot Meine Stimmung ist hier wichtig Mir begegnet häufig eine „Diktatur der Fröhlichkeit“, wenn ich die Internetseiten und Programmangebote von Senioreneinrichtungen lese. So dankbar die Tagesgäste oder Bewohner:innen über schwungvolle Aktivitäten sind: Niemand möchte gezwungen werden, immer eine möglichst freundliche und kooperierende Maske zu tragen. Die Senior:innen fühlen sich deutlich geborgener, wenn sie allen Gefühlen Ausdruck verleihen können und nicht befürchten müssen, mit scheinbar liebevollem Tonfall für ihr griesgrämiges Gesicht „geneckt“ zu werden. Schließlich haben wir Angestellten auch keine Lust, uns wiederum von den Bewohnerinnen und Bewohnern gute Laune vorschreiben zu lassen … Achtsamkeit im Alltag bedeutet, dass für alle Stimmungen Raum ist und alle gleichermaßen wertschätzend behandelt werden. Es bedeutet auch, Frust, Traurigkeit und Sorgen benennen zu dürfen und damit begleitet zu werden. Ein ehrlicher Umgang mit Stimmungstiefs hilft deutlich mehr als krampfhaftes „positives Denken“, das zur künstlichen Grimasse wird, wenn es um die letzten großen Fragen des Lebens geht. Bewusst und liebevoll mit schwankenden Launen umzugehen, können wir ritualisiert am Beginn und Ende einer Gruppenstunde anbieten: Als kurzes „Blitzlicht“ können zu Beginn alle sagen, wie es ihnen geht – authentisch und ungeschminkt. Am Ende der gemeinsamen Stunde tragen alle ein weiteres Mal ihr Stimmungsbarometer bei, häufig fällt es deutlich positiver aus. Dabei bleiben die Statements unkommentiert und werden vor allem nicht bewertet. Dieses Ritual sollte dosiert eingesetzt werden, damit es nicht seinen Sinn verliert und automatisiert und gelangweilt heruntergerattert wird.

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PRAXISTIPP Infotafel: Eine bunte Informationstafel hängt in fast jeder Einrichtung, doch nur selten wird sie liebevoll gepflegt und gestaltet. Häufig hängen hier diverse Zettel, die oft auf längst vergangene Angebote hinweisen, und der erste Eindruck wirkt chaotisch. Sie sollten nach Thema und Datum sortiert und übersichtlich arrangiert werden. Um die Seniorinnen und Senioren einzuladen, die Tafel mitzugestalten und ihre Zufriedenheit auszudrücken, können entsprechende Elemente eingefügt werden: • Smileys, denen der Mund fehlt, der mit einem abwaschbaren Stift am Band eingesetzt werden kann. • Oder ein Stimmungsbarometer, bei dem ein Pfeil eingesetzt wird. • Oder einzelne Begriffe, neben die ein Magnet gesetzt wird, um sie zu markieren: „Heute habe ich Lust auf ...“ oder „Ich freue mich über…das Essen/die Morgenrunde/das Wetter/den Besuch/...“

Die Jahreszeiten erleben Der Alltag hochaltriger Menschen verläuft häufig sehr gleichförmig. Dagegen hilft ein abwechslungsreicher Wochenplan, der einerseits Rituale als Sicherheit und andererseits neue Einblicke in das „echte Leben“ außerhalb der Einrichtung ermöglicht. Wir können beispielsweise kleine Traditionen, wie das gemeinsame Waffelbacken an einem bestimmten Wochentag, den „Tiertag“ mit dem Hund einer Ehrenamtlichen oder das Musizieren mit einer Kindergartengruppe, etablieren. Bereits ein zehnminütiger Impuls durch eine Betreuungskraft kann die Aufmerksamkeit auf den aktuellen Tag lenken: Wir erzählen, welche berühmte Person heute geboren ist und welchen Gedenktag wir haben (Jeder Tag ist ein Gedenktag! Überraschende Impulse sind im Internet zu finden). Auch auf eine bestimmte Tradition, die in unserer Region gepflegt wurde, können wir passend zur Jahreszeit verweisen: landwirtschaftliche Arbeiten oder Highlights wie Viehmärkte an bestimmten Tagen im Jahr, religiöse Bräuche, Rituale und Feste in der Nachbarschaft … Damit die Zeit nicht unbemerkt vorbeifliegt, können wir den Bewohnerinnen und Bewohnern helfen, die Jahreszeiten bewusst zu verfolgen. Wichtig ist dabei, nicht nur hinter verschlossenen Türen und Fenstern Aktivitäten durchzuführen, sondern immer wieder bewusst nach draußen zu gehen.

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Viele hochaltrige Menschen sitzen vorrangig in Innenräumen, daher lohnt es sich, als Team zu überlegen, wie wir immer wieder ein kurzes „Luftschnappen“ ermöglichen können: durch eine regelmäßige Einladung zu einem kurzen begleiteten Spaziergang, eine kleine Aktivität auf der Terrasse oder eine „Blumen-Sprechstunde“ auf dem Balkon. Es muss kein großer Ausflug sein, schon zwanzig Minuten im Freien reichen, um ein Gefühl für die aktuelle Jahreszeit zu bekommen. Indem wir darauf achten, wie sich heute die Luft auf der Haut anfühlt, wie die Lichtverhältnisse sind, was wir hören und sehen, entsteht Achtsamkeit für den Moment und für die Jahreszeit. Auch für die Bildung des wichtigen Vitamin D ist es essenziell, sich regelmäßig mit den Seniorinnen und Senioren draußen aufzuhalten.

Atmen, entspannen, auftanken Im Team versuchen wir, ein möglichst abwechslungsreiches Programm zu gestalten. Wir geben der Volkstanzgruppe genauso eine feste Zeit im Wochenplan wie dem Yoga oder den Entspannungsübungen. Natürlich ist es wichtig, zu Bewegung anzuregen oder Kommunikation zu gestalten. Da die hochaltrigen Menschen relativ eng zusammenleben und immer wieder Konflikte entstehen, ist auch das bewusste Loslassen und Entspannen notwendig. Dabei muss niemand eine Fortbildung im Gong-Schlagen absolvieren oder Entspannungsmusik mit Panflöte und Wasserrauschen abspielen. Achtsamkeit bedeutet nicht, bestimmte Elemente zwangsweise einzubauen, damit auf den ersten Blick erkennbar ist, dass die Bewohner:innen hier und jetzt auf Kommando entspannen sollen. Achtsamkeit bedeutet vielmehr, einen Raum für die Bedürfnisse der Einzelnen zu schaffen. Das kann bedeuten, dass ein Praktikant mit Herrn Petersen bei voller Lautstärke Formel 1 anschaut. Oder dass eine Auszubildende Frau Böhnke die Fingernägel im neusten Trend-Farbton lackiert. Oder dass Herr Haseborg im Rollstuhl mit Wolldecke draußen neben der Gärtnerin sitzt, um ihr dabei zu helfen, die neuen Sommerstauden aus den Plastiktöpfen zu lösen, damit sie eingepflanzt werden können. Ebenso können klassische Entspannungsübungen in einem kleinen Kreis von Personen, die einander mögen, zu Wohlgefühl verhelfen. Wichtig ist, die Teilnehmenden so zusammenzufassen, dass sich ihre Vorlieben und Bedürfnisse ähneln. Personen, die zuverlässig für Unruhe und Konflikte sorgen, sollten entweder einzeln betreut oder sehr behutsam mit ausgewählten Nachbarn kombiniert werden.

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Beim Abspielen von Entspannungsmusik ist es wichtig, darauf zu achten, wie sie sich durch das Hörgerät anhört: Meeresrauschen kann zu unangenehmem Zischen werden, der Gesang von Vögeln zu nervtötendem Piepen. Auch der Einsatz von Atemübungen zwischen gymnastischen Aufgaben kann die Bewohner:innen dabei unterstützen, ihren Körper wahrzunehmen. Dabei hilft es oft, die Übungen heimlich einfließen zu lassen – gerade bei Atemübungen tendieren die Seniorinnen und Senioren dazu, in einen künstlichen, angestrengten Atemrhythmus zu verfallen, um ein möglichst gutes Ergebnis abzuliefern. Auch der Begriff „Achtsamkeit“ wirft oft eher Fragen auf, als hilfreich zu wirken, sodass es sich anbietet, entsprechende Elemente unkommentiert anzuleiten.

Übungen zur Atemwahrnehmung Wer bewusst atmet, kann sich mehr auf das Fühlen einlassen. Wir laufen weniger Gefahr, dass unsere Gedanken auf Abwege geraten oder wir ins Grübeln abdriften. Wer den Moment aufmerksam erleben möchte, besinnt sich auf die Atembewegungen des Körpers. Entsprechend hilft es uns, lockerzulassen, wenn wir es innerlich ruhig in uns werden lassen und dabei vom unendlichen Atemrhythmus unterstützt werden. Wir lenken die Aufmerksamkeit auf den Atem und beobachten ihn einfach nur. Wir tun dabei tatsächlich nichts. Damit sich die Seniorinnen und Senioren auf die Atemwahrnehmung einlassen können, ist es wichtig, als Gruppenleitung ein Teil der Gruppe zu werden. Wir sitzen ebenfalls auf unserem Stuhl und tun nichts, wir atmen bloß. Auf gar keinen Fall gehen wir herum und erwecken den Eindruck, bewerten und kontrollieren zu wollen. Ganz bewusst reihen wir uns in die Runde der Anwesenden ein, schließen die Augen, und betrachten innerlich den Atemfluss. Natürlich blinzeln wir gelegentlich und werfen einen Blick in die Gruppe, ob sich alle wohlfühlen. Ich habe über die Jahre festgestellt, dass die Bewohner:innen sich umso mehr auf Atemübungen einlassen, je mehr ich selbst die Augen geschlossen halte und einen Schritt von meiner Pflicht als Stundenleitung zurücktrete. Weitere Hinweise zur Durchführung einer angeleiteten Atemwahrnehmung sind im Kapitel „Körpergebete bringen Schwung“ auf Seite 47 zu finden. Im Folgenden stelle ich Atemübungen vor, die alle im Sitzen und von weitgehend Ungeübten durchgeführt werden können. Lediglich die Arme sollten halbwegs beweglich sein. Ein Stuhlkreis mit viel Raum zwischen den Plätzen bietet sich am besten an, um die Bewegungsaufgaben durchzuführen.

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Halbmondübung: Wir strecken den rechten Arm mit dem Einatem ganz lang und heben ihn über den Kopf, sodass er wie ein Halbmond nach links zieht. Damit öffnen wir die rechte Seite des Brustkorbs. Die Rippen dehnen sich. Wir atmen in die gedehnten Rippen ein und lassen den Arm zum Ausatmen wieder sinken. Dann strecken wir den linken Arm einatmend weit nach oben und über den Kopf nach rechts, und lassen ihn ausatmend sinken. Mehrfach wiederholen. Die Aufgabe weitet den Brustkorb jeweils auf einer Seite, durch das koordinierte Ein- und Ausatmen wird bewusst der gedehnte Rippenbereich mit Luft gefüllt. Wir halten Ausschau: Die Arme öffnen wir auf Schulterhöhe weit zu den Seiten und drehen uns in dieser Haltung erst nach links, dann nach rechts. Mit dieser offenen, empfangenden Geste sind wir gespannt, was uns (gedanklich) begegnen mag. Den ganzen Oberkörper drehen wir mit der Hüfte um die eigene Achse. Dabei schmiegen wir uns, soweit es möglich ist, in die Drehung und damit in die Dehnung hinein! Wer stehen kann, sollte die Aufgabe im Stehen durchführen, da die Rotation der Hüfte so besser gelingt. Alle anderen bleiben sitzen und drehen sich auf dem Stuhl weit um die eigene Achse. Wer mag, legt zusätzlich eine Hand an die Stirn, um „die Sonne“ abzuschirmen. Diese Haltung verstärkt die Dehnung der Rippen. Die Übung dient der Öffnung des Brustkorbs, der Dehnung der Rippen und der Flexibilisierung der Wirbelsäule. Wir lassen den Kopf sinken mit Stöhnen: Alle sitzen breitbeinig auf dem Stuhl. Wir schauen zur Decke und lassen den Kopf langsam loslassend sinken, dabei stöhnen oder summen wir entspannt. Die Bewegung endet mit dem Kinn nah am Hals, wir legen das Kinn quasi auf dem Brustkorb ab. Es folgt eine minimale Pause. Nun heben wir den Kopf langsam und einatmend, kippen ihn nach hinten in den Nacken, schauen erneut an die Decke, und gehen dann wieder ausatmend in das Stöhnen und Kopf-sinken-lassen über. Wer summt und stöhnt, muss automatisch Druck abgeben und über den Ausatem Anspannung fließend loslassen. Wer absolut nicht stöhnen oder summen möchte, soll langsam und anhaltend ausatmen. Ganz ohne eigene Kraft wird die Halswirbelsäule gelockert: Das Gewicht des Kopfes reicht aus, um die Nackenmuskulatur zu dehnen. Langsam vorgehen, besonders mit Personen, die Kreislaufprobleme und eine Tendenz zu Schwindelgefühlen haben! Übung aus „Atme richtig” von Hiltrud Lodes.

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Pause auf einer Bank: Wir stellen uns vor, dass wir auf einer Bank sitzen: im Park, auf dem Gipfel, an der Strandpromenade. Nun verschränken wir im Sitzen die Arme hinter dem Kopf. Abwechselnd dehnen wir erst den einen Ellenbogen nach hinten, dann den anderen. Dabei schauen wir die ganze Zeit nach vorn! Der Brustkorb bleibt ruhig, nur ein Ellenbogen zieht abwechselnd mit dem anderen nach hinten. Besonders der obere Bereich des Brustkorbs entlang des Schlüsselbeins vorn und des Schulterblatts hinten wird gedehnt. Einen (imaginären) Luftballon aufblasen: Zuerst überlegen wir uns eine schöne Farbe, die unser Luftballon haben soll. Mit den Fingern halten wir uns pantomimisch das Mundstück vor die Lippen. Mit den Händen formen wir vor dem Oberkörper einen kleinen Ball, der den wachsenden Ballon darstellt. Je mehr und kräftiger wir pusten, desto mehr rundet sich der Ballon in unseren Händen. Besonders lustig und überraschend ist es, wenn der Ballon plötzlich mit einem lauten Knall und dem Klatschen der Hände „platzt”. Das klappt am Besten, wenn die Kursleitung ihren Ballon aus heiterem Himmel platzen lässt, bevor die Senior:innen ihre Ballons komplett aufgeblasen haben. Meine Senior:innen haben sich dabei tatsächlich sehr erschrocken – und mussten dann kräftig lachen, auch sehr gut für die Lunge! Dann müssen wir von vorn anfangen, den Ballon aufzublasen. Durch diesen „miesen Trick” werden gleich zwei Luftballons aufgeblasen, was nach einem Missgeschick mehr Spaß macht, als wenn die Leitung ansagt: „Jetzt blasen wir noch einen Ballon auf.” Das wirkt oft sinnlos und hemmt eher den spielerischen Charakter der Aufgabe. Mit dem kräftigen Aufpusten trainieren wir direkt die Ausatmung. Wer kräftig pustet, spannt dabei unwillkürlich auch den Bauch mit an. Durch Schnuppern Duftöle erkennen und zuordnen: Von der Mitte des Stuhlkreises aus werden rechts und links herum gleichzeitig Duftöle von einer zur nächsten gereicht. Alle schnuppern und raten, um welche Blume oder welches Kraut es sich handeln könnte. Dabei achten wir darauf, dass alle die Duftöle zeitnah weitergeben, damit niemand lange warten muss. Durch das Schnüffeln wird die Einatmung unbewusst vertieft. Einatmen und in Etappen ausatmen: Wir atmen durch die Nase ein und lassen die Luft in drei Etappen durch den Mund ausströmen, dabei verengen wir die Lippen, sodass der Luftstrom einen Widerstand hat und der Ausatem zischend entweicht. Je nach

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Fitness der Teilnehmenden pausieren wir zwischenzeitig und lassen einige Atemzüge auf natürliche Weise geschehen. Spätestens nach vier, fünf Atemzügen sollten alle eine kurze Pause einlegen, um nach drei entspannten Atemzügen die Aufgabe fortzusetzen. Das Zwerchfell behält bei dieser Aufgabe die ganze Zeit seine Spannung bei: Sonst rutscht es mit der Ausatmung relativ passiv an seinen Platz. Jetzt muss es die Ausatmung in mehreren Etappen fließen lassen und zwischenzeitig durch Anspannung immer wieder „bremsen”. Die kleinen Bewegungen trainieren das Zwerchfell und seine „Feineinstellung”. Wir lachen auf viele verschiedene Arten: tief wie der Schlachter, hoch wie die Blumenfrau, kichernd wie die Kinder. Dabei legen wir eine Hand auf den oberen Bauch, um die Zwerchfellbewegungen beim Lachen zu spüren. Wir fragen in die Runde, wem noch eine Art zu lachen einfällt. • Wer lacht so? • Und wie klingt das? Beim Lachen zuckt das Zwerchfell rhythmisch und wird damit elastisch und anstrengungsfrei trainiert. Eine Vielzahl seniorengerechter Atemübungen stelle ich im Praxisbuch „Atemfreude. Schwungvolle und fröhliche Atemübungen mit Senioren anleiten“ vor.

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Teil II Spiritualität für Kopf und Herz

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Grundprinzipien gelingenden Lebens Ich glaube, dass unsere Seele Grundbedürfnisse hat. Es reicht nicht, gesättigt zu sein, Kleidung zu tragen und ein Zuhause zu haben. Mit dieser Grundvoraussetzung geht es uns besser als den meisten anderen Menschen auf der Welt, und dass wir in jeder Hinsicht reich sind, verlieren wir oft aus den Augen. Dennoch lässt sich in vielen Industrienationen eine innere Leere des Einzelnen und der Gesellschaft feststellen. Materiell gut versorgt zu sein bedeutet nicht, dass die seelischen Wünsche befriedigt werden. Im Gegenteil: Je besser unsere Grundsituation ist, desto mehr jagen wir Ansehen, Karriere, Geld, Einfluss, Gesundheit und Schönheit nach. Nur um am Ende festzustellen, dass „Glück“ etwas ist, das sich nicht willentlich produzieren lässt. Egal, wie fit, schlank, gebildet und beliebt wir sind: Unser Herz bleibt dabei oft leer. Meiner Einschätzung nach haben wir alle die folgenden seelischen Bedürfnisse: Wahrheit (im Sinne von bedeutungsvollem und sinnerfülltem Leben), Freude, Frieden, Miteinander, Schönheit (in der Natur, der Kunst, der Musik …). Die Bereiche „Freude“ und „Miteinander“ stehen in vielen Senioreneinrichtungen im Fokus, und das ist wunderbar. Die anderen Punkte werden oft untergeordnet behandelt oder übergangen. Daher möchte ich mit praktischen Fragen und Tipps näher darauf eingehen, um uns für das Thema „Spiritualität“ aufzuwärmen.

Wahrheit: Viele Seniorinnen und Senioren fokussieren sich im Ruhestand darauf, das zu genießen, was vorher zu kurz kam. Doch über das Genießen und Sich-Verwöhnen hinaus ist es für die persönliche Zufriedenheit wichtig, einen Sinn in der eigenen Existenz zu finden. Das kann bedeuten, den längst abgelegten Glauben der Kindheit neu zu entdecken. Es kann auch heißen, sich in philosophischen Runden mit anderen Interessierten auszutauschen. Oder die eigenen Nachfahren einzuladen und ehrlich Ereignisse aus der Biografie zu erzählen, die bisher (bewusst oder unbewusst) verschwiegen wurden. Viel Gutes entsteht, wenn sich die Generationen jenseits ihrer Rolle in der Familie als gleichwertige Persönlichkeiten auf Augenhöhe begegnen – manchmal hilft dabei eine sanfte Begleitung durch uns als Mediator:innen. Dabei gilt: Alle haben ihre eigene Wahrheit erlebt, jedes Familienmitglied wird ganz unterschiedliche Blickwinkel auf die gleiche Geschichte mitteilen.

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Freude: Freude ist mehr als oberflächliche Heiterkeit und das obligatorische „Mir geht es gut“ auf die Frage nach dem eigenen Befinden. Freude bedeutet: Ich bin hier und heute zufrieden mit dem, wer ich bin und was ich erlebe. Ich kann dankbar sein und Gutes erkennen, auch wenn es nur Kleinigkeiten sind. Glück hebt unsere Seele, öffnet unser Herz für unsere Mitmenschen und für spirituelle Erlebnisse. Dabei kann Freude nicht produziert, wohl aber angelockt werden: Wenn wir in Gruppenangeboten alle Sinne ansprechen, wenn wir die Schönheit der Natur erleben, wenn wir intime Momente teilen. Wer bewusst Dankbarkeit übt, ebnet der Freude den Weg. Es lohnt sich, passende Rituale mit den Damen und Herren zu entwickeln, die Zufriedenheit und Erfüllung einladen.

Frieden: Im hohen Alter schauen viele Menschen zurück und bewerten ihre eigene Biografie: Welche Konflikte haben sie bewältigt, welche Meilensteine erreicht, welche Verluste betrauern sie und welche Fehler geben sie zu? Wie niedrigschwellig und handfest laden wir dazu ein, kritisch mit dem eigenen Lebenslauf umzugehen und hoffnungsvolle Perspektiven für die letzte Zeit auf der Erde zu entwickeln? Denn die Seniorinnen und Senioren brauchen beides: Raum zum Bewältigen von dem, was schwierig war, und Frieden zu finden mit den eigenen Schwächen, die sich im Nachhinein deutlich erkennen lassen. Aber auch ein bewusstes Anpacken dessen, was heute noch möglich ist: das Versöhnen mit der eigenen Geschichte, das Auflösen von familiären Spannungen mit Kindern und Enkel:innen und das Anstreben von Momenten, die im Jetzt Frieden und Freude schenken. Als soziale Betreuung können wir sowohl beim Aufarbeiten als auch beim Gestalten der letzten Lebensetappe wertvolle Impulse setzen. Denn: Wenn wir nicht dazu anregen, tut es wahrscheinlich niemand.

Miteinander: Menschen sind keine Einzelgänger – ob wir eher introvertiert sind und regelmäßig Zeit zum Rückzug brauchen oder als extrovertierte Personen häufig die Gesellschaft anderer suchen: Langfristig gesund an Körper und Geist bleiben wir nur, wenn wir erfüllende Beziehungen leben. Die Gemeinschaft gibt uns gleichermaßen Schutz und Rückhalt, aber auch liebevolle Korrektur, wenn wir seltsame Gewohnheiten ausbilden, sich unser Verhalten dramatisch ändert oder wir über längere Zeit unglücklich wirken.

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Für unsere Bewohner:innen bedeutet das, Kontaktmöglichkeiten zu bieten und das Anbahnen neuer Bekanntschaften zu erleichtern. Wir können bewusst drei Damen in einer Kleingruppensituation zusammenbringen, von denen wir denken, dass sie sich sympathisch sein könnten. Wer sich in einem Gesprächskreis emotional öffnet und in der Gartengruppe praktisch anpackt, bildet auf mehreren Ebenen Anknüpfungspunkte für zukünftige Begegnungen. Manchmal ist es nötig, zwei Personen wieder miteinander ins Gespräch zu bringen, die sich zerstritten haben und unglücklich in ihrem Groll feststecken.

Schönheit: Musik, Kunst, weise Geschichten und das Erleben der majestätischen Natur sind Beispiele für Schönheit, wie die Menschheit sie von Beginn an genossen und geformt hat. Das Bedürfnis nach Ästhetik bleibt bis zum Lebensende erhalten und kann ein Transportmittel zu spirituellen Momenten sein. Jenseits von seichter Schlagermusik und oberflächlichen Illustrierten ist Schönheit eine Macht, die unser Herz über den Verstand hinaus berührt. Doch kommen unsere Senior:innen damit noch in Kontakt? Oder erleben sie primär verflachtes Vergnügen? Wie können wir den Zugang zu hochwertigen Gemälden, niveauvoller Musik, spannendem Theater und Naturgenuss ermöglichen? Wo brauchen wir selbst Mut, mit den Bewohnerinnen und Bewohnern einen Genuss für Körper, Geist und Seele zu gestalten? Wir können Künstler:innen einladen, die ihre Motive und Techniken vorstellen oder ihre Werke auf unseren Fluren aufhängen. Auch können wir Student:innen als Publikum für eine Generalprobe dienen oder die Zirkusschule für einen Einblick in ihre artistische Arbeit einladen. Mit Kräutertöpfen auf dem Balkon und Insektenhotels an der Hausmauer können wir die Natur zumindest etwas zu uns hereinholen.

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Lieder regen an und beruhigen Lieder sind ideal für Gruppenstunden, weil sie beide Hemisphären des Gehirns stimulieren: Auch Personen, die stark demenziell verändert sind, können über die Melodie manchmal wieder den Text erinnern. Klänge wirken jenseits des bewussten Verstehens, sodass die Inhalte der Strophen effektiver verarbeitet werden können, als wenn sie vorgelesen würden. Somit lassen sich Gesänge gut einsetzen, um ein Thema der Gruppenstunde inhaltlich anklingen zu lassen oder zu vertiefen. Durch das Mitsingen fühlen sich alle beteiligt, statt nur der Gruppenleitung zuzuhören. Wenn sich die eigene Stimme mit dem Gesang der Umsitzenden mischt, erleben viele hochaltrige Menschen sich als geborgenen Teil einer Gruppe. Dazu reichen bereits einfache Kanons oder eine Auswahl inhaltlich passender Strophen aus einem Kirchenlied.

Mut zum Gesang a capella Wer ein Instrument spielen kann: Fantastisch, Livemusik wertet jede Gruppenstunde auf und kann wunderbar zum Begleiten von Gesang benutzt werden! Ich persönlich singe mit den Senior:innen a capella (also ohne Instrumente) und fühle mich wohl damit. Die einzige Bedingung dafür ist, halbwegs die Töne treffen und das Tempo halten zu können. Wer dann noch mutig genug ist, auch für schwerhörige Personen laut genug den Gesang anzuleiten, hat bereits alle Kompetenzen, die benötigt werden! Selbstverständlich singe ich nur Lieder, die ich selbst kenne und sicher singen kann. Es bedeutet unnötigen Stress, die Gruppe zu leiten, die Uhr im Blick zu behalten, die Seniorinnen und Senioren vom Streiten und Einschlafen abzuhalten und dann auch noch laut, klar und deutlich Lieder vorzusingen, die ich nicht sicher beherrsche. Wer merkt, dass das eigene Repertoire zu begrenzt ist, kann wunderbar über Youtube online passende Lieder zu einzelnen Themen suchen, abspielen und oft genug hören, bis die Melodie sitzt. Viele Kanons oder Lieder aus dem französischen Kloster Taizé klingen als reiner Chor sogar am schönsten. Dabei erspare ich mir die Aufregung, Kanons tatsächlich in zwei Gruppen zu singen, und singe sie einfach zwei- oder dreimal hintereinander. Nur bei wirklich großen Gruppen lohnt es sich, die Anwesenden in zwei Abteilungen zu trennen und versetzt den Kanon anzustimmen.

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Die passende Liedauswahl Bei Kirchenliedern denken wir oft an getragene Stücke mit wehleidigem Unterton. Das hat einen guten Grund, denn viele Choräle werden tatsächlich langsam gesungen und klingen dezent oder stark melancholisch. Damit keine „Volkstrauertagsstimmung“ aufkommt, empfehle ich eine bunte Mischung aus Tonarten, Geschwindigkeiten und Liedtexten. Wenn zu viele feierliche Stücke von einer CD gespielt oder gemeinsam gesungen werden, wird die Atmosphäre oft bleiern und depressiv. Daher lohnt es sich, sich die Lieder einmal vor zu summen, statt nur nach dem Inhalt aus dem Gesangbuch auszuwählen. Viele Liederbücher sind thematisch eingeteilt, sodass sich zügig die passenden Gesänge heraussuchen lassen. Sonst hilft auch eine Suchmaschine im Internet, angemessene Lieder zu finden – schließlich steht nicht jeder Choral in jedem Gesangbuch, und modernere Songs sind online oft schneller aufgetrieben. Zu Beginn eignet sich ein einstimmendes Lied, indem das Motto zwar anklingt, das aber primär bekannt und einladend sein soll: nicht zu schnell, nicht zu hohe Töne, sodass es alle zum Warmwerden gut anstimmen können. Ein Text, der allen vertraut ist, sorgt für eine gute Grundstimmung: viel besser als ein sehr dynamisches Lied mit anstrengenden Tonfolgen und einem Text, den niemand kennt – das verunsichert alle, selbst wenn damit das Thema perfekt getroffen wird. Damit ich wirklich sicher bin, dass die Senior:innen die Lieder kennen (schließlich trennen uns vierzig bis sechzig Jahre Altersunterschied), benutze ich ein paar fröhliche und lockere Damen aus der Residenz als Telefonjoker: Sobald ich meine Liedauswahl plus ein paar Ersatzlieder zusammen gestellt habe, rufe ich eine der Damen an und frage sie, ob sie mal kurz Lust hat, mich zu unterstützen. Dann singe ich ihr jeweils die ersten Zeilen der Lieder vor, und sie sagt „Kenne ich“ oder „Kommt mir nicht bekannt vor“. Das dauert im Schnitt fünf Minuten, anschließend habe ich meine Auswahl abgesichert und die Dame ist stolz und froh, mir geholfen zu haben: ein Gewinn für beide Seiten.

Einsatz von Instrumenten Instrumente sind ideal, um alle zum Mitsingen und Mitmachen zu motivieren. Hierfür reichen kleine Instrumente wie Triangel, Glöckchen, Schellen, Rasseln und Tamburine oder kleine Handtrommeln. Dabei lasse ich den Teilnehmenden weitgehend freie Hand, die Instrumente einzusetzen. Meine einzige Grundregel ist: In den Strophen spielen wir dezent, beim Refrain darf es lebhafter werden! Sonst geht der Gesang in einem einzigen Geräuschteppich unter, dabei sollen die Instrumente kleine Highlights setzen und den

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Gesang unterstützen, statt ihn zu übertönen. Bei Liedern, die besonders ehrfürchtig sind, eignet sich das Begleiten durch fröhliche Glöckchen und dynamische Trommeln natürlich nicht.

Der Liedtext als Kraftquelle Viele Liedtexte entstanden in Zeiten, die besonders herausfordernd waren. So können die Verfasser der bekanntesten deutschen Kirchenlieder und Choräle auf turbulente Erfahrungen zurückblicken, die ihr Leben prägten: Ob es Luther war, der auf der Suche nach einem freien Zugang zu Gott plötzlich eine Revolution in der Kirche losgetreten hat, oder Paul Gerhardt, der während des Dreißigjährigen Kriegs lebte und die Pest miterlebte. Oder Jochen Klepper, der in der Nazizeit mit einer jüdischen Frau verheiratet war und unter vielen Ängsten litt. Oder Dietrich Bonhoeffer, der freiwillig aus London zurückkehrte, um die „bekennende Kirche“ zu unterstützen, und nach zweijähriger Gefangenschaft von den Nazis hingerichtet wurde. Oder Matt Redman, der moderne Songs schreibt und auf eine zerbrochene Kindheit mit sexuellem Missbrauch zurückblickt: Sie alle vereint, dass sie aus Zweifeln, Niederlagen und Sorgen in der Beziehung zu Gott eine neue Kraft fanden. Ihre Texte klingen oft hoffnungsvoll-trotzig und sie alle vertrauen darauf, letztlich gehalten und geborgen zu sein. Mit den Seniorinnen und Senioren können wir gemeinsam nach „Liederschätzen“ forschen: • Welche Lieder kennen Sie auswendig? Warum? Weil sie regelmäßig gesungen wurden und Teil des Alltags waren oder weil sich damit prägende Lebenserfahrungen verbinden? Welche? Haben Sie Lust, davon zu berichten? • Welche Begriffe oder Sätze aus den Liedtexten sprechen Sie besonders an? Welche Bedeutung oder Erlebnisse verbinden Sie damit? • Erkennen Sie sich in Wortwahl und emotionalem Ausdruck der Liederdichter wieder? • Welche Lieder finden Sie tröstlich und kehren vielleicht in Gedanken vor dem Schlafengehen dorthin zurück? Viele Bewohner:innen freuen sich sehr, wenn sie nach langer Zeit wieder einen Choral hören und mitsingen können, der in einer früheren Phase ihres Lebens prägend war. Es lohnt sich, gemeinsam auf die Suche nach „Liederschätzen“ zu gehen: Meist reicht es,

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wenn die Bewohner:innen eine Zeile aus dem vergessenen Lied erinnern, um über eine Suchmaschine im Internet den Text aufzustöbern. Wer ein Tablet hat, kann sogar mit den Seniorinnen und Senioren zusammen auf dem Sofa sitzen und gemeinsam die Suche gestalten. Auf diese Weise kann auch das gefundene Lied direkt bei youtube abgespielt werden, um zu kontrollieren, dass Text und Melodie zusammenpassen und das richtige Musikstück entdeckt wurde. So können die hochaltrigen Menschen ein echtes Highlight erleben, ohne dass wir als Betreuung den Choral kennen müssen. Wer mag, gestaltet eine gemeinsame Gruppenstunde zum Thema „Liederschätze“. Vorab können interessierte Bewohner:innen ihre Wünsche auf Zettelchen abgeben oder erhalten Hilfestellung auf der Suche nach lang vermissten Chorälen. Anhand dessen stellen wir eine Playlist zusammen und laden die Gruppe ein, sie mit Leben zu füllen: Wir spielen die Lieder nacheinander ab und geben dazu bekannt, wer sich dieses Musikstück gewünscht hat. Die Person kann dazu erklären, woher sie das Lied kennt oder warum sie es mag oder welche Erfahrungen sie damit verbindet. Ebenso ist es natürlich möglich, dass Einzelne anonym bleiben und ihr persönlicher „Liederschatz“ kommentarlos vorgespielt wird. Sehr wahrscheinlich werden anderen Anwesenden die gewählten Lieblingslieder ebenfalls bekannt sein, sodass ein bunter Austausch darüber entsteht. Wer eine Gruppe leitet, die sich gut kennt und in der man einander vertraut, kann sogar die Frage in den Raum stellen, welche Lieder sie sich für die eigene Beerdigung wünschen. In einer offenen, mutigen Gemeinschaft kann aus dieser zunächst heiklen Frage eine kraftvolle Aussprache entstehen, die alle bereichert. Die Entscheidung, eine solche Frage zu stellen, kann auch ganz spontan während der Versammlung getroffen werden. Für jede Andacht gestalte ich ein Heftchen, das die Texte und Lieder enthält und Platz zum Schreiben bietet. So müssen sich die Teilnehmenden nicht mit klein gedruckten Liederbüchern herumquälen und können alle Inhalte im Anschluss kompakt mit in die Wohnung nehmen. Viele berichten mir, dass sie noch Wochen und Monate später gern hineinschauen. Damit bieten die gehefteten Kopien einen Nutzen, der weit über die Stunde hinaus geht. Ich gestalte sie bewusst einladend mit thematisch passenden Bildern (fix aus dem Internet heruntergeladen) und ansprechenden Elementen. Die Anwesenden fühlen sich durch das liebevolle Layout wertgeschätzt, was die Motivation und Konzentration auch bei Menschen mit demenziellen Veränderungen fördert. Alle behalten gut den Überblick über das Programm, was sowohl den neugierigen als auch den nicht fokussierten Personen hilft.

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PRAXISTIPP: Unser eigenes Liederbuch Wenn der Liederschatz der Seniorinnen und Senioren sich aus diversen Quellen zusammensetzt und es sich nicht lohnt, dafür Liederbücher anzuschaffen, kann ein eigenes Gesangbuch erstellt werden: entweder aus getackerten Kopien oder als Schnellhefter, in den Kopien (evtl. in Klarsichtfolie) einsortiert werden. Ein Schnellhefter oder Ringbuchordner hat den Vorteil, dass die darin enthaltenen Blätter ausgetauscht und erweitert werden können. Damit alle den Text gut lesen können, bietet es sich an, ihn extra groß zu drucken, mindestens in Schriftgröße 14. Auch das „Vater unser“ oder beliebte Psalmen können eingefügt werden. Mit ein paar thematisch passenden Bildern oder einem wiederkehrenden Symbol wird das Liederheft zu einem Gegenstand, der wertgeschätzt und positiv mit den Andachten verknüpft wird. Wenn einzelne Damen es lieben, ordentlich Zettel zu sortieren, freuen sie sich über die ehrenvolle Aufgabe, aus unseren losen Kopien die Hefter zusammenzustellen. Ein Gewinn für beide Seiten!

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Beten: Verbindung zu Gott aufnehmen Beten kann auf ganze unterschiedliche Weise passieren: Es kann einfach ein stiller Moment der Besinnung sein, in dem ich für einen Moment meine Ambitionen und den Fokus auf mich selbst aufgebe und mich in Gottes Gegenwart fallen lasse. Es kann ein Stoßgebet mitten in der Hetze des Alltags sein, wenn ich den Eindruck habe, dass mir gerade alles entgleitet. Es kann ein vertrauensvolles Gespräch zwischen meinem inneren Kind und dem allmächtigen Vater sein. Es kann eine Einladung sein, dass der Heilige Geist mein Leben mit seiner friedlichen und heilenden Kraft durchströmt. Gebet hat drei Grundprinzipien: Es geht davon aus, dass Gott hier und jetzt anwesend ist, er erfüllt den Raum um mich. Gebet ist persönlich, ich bringe meine Gedanken, Gefühle und Anliegen vor meinen Schöpfer. Gebet ist kraftvoll, weil sich darin Gottes Gegenwart in unserem Alltag ausbreitet und wir plötzlich jenseits unserer menschlichen Wahrnehmung eine viel größere Dimension erleben. Dabei benötigt Gebet keinen bestimmten äußeren Rahmen, keine besondere Rhetorik, keine elegante Ausdrucksweise. Ich vergleiche Gebet gern mit „Nach-Hause-Kommen“: Wir lassen die Wohnungstür hinter uns einrasten, die schwere Tasche rutscht von unseren Schultern, wir ziehen die Schuhe aus, lassen die Jacke fallen. Wir werfen alles ab, was unsere Aufgaben und Pflichten sind, und kommen in einen „gemütlichen Urzustand“: auf Socken, mit buntem Schlabberpulli und wilden Haaren. Gott wünscht sich von uns kein effektives Funktionieren und keine makellose Fassade, im Gebet können wir echt und ehrlich sein. Wir danken, bitten, fragen um Rat. Wir dürfen auch maulen und Gottes Antwort auf unser Gebet infrage stellen. Hauptsache, wir bleiben mit unseren Zweifeln, Ängsten und Sorgen nicht allein, sondern geben sie bei ihm ab.

Wie beten wir gemeinsam? Diese persönlichen Gebetsanliegen lassen sich auch auf die Bewohner:innen übertragen: Nach ein paar Sätzen zur Einleitung („Danke, dass wir hier zusammensitzen und Andacht feiern können, bitte hilf uns, uns auf dich zu konzentrieren“) können wir die Themen anschließen, die für die Gruppe wichtig sind.

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Jedes Gebet beenden wir mit einem „Amen“, das Wort kommt aus dem Hebräischen und drückt Zustimmung aus: Alle, die das Gebet gehört haben, bestätigen und bekräftigen es mündlich.

Gemeinsame Fürbitte Alle Seniorinnen und Senioren erhalten einen kleinen Zettel, beispielsweise in Herzform, und notieren darauf eine Bitte, eine Hoffnung, einen Wunsch, die in das gemeinsame Gebet einfließen sollen. Dabei betonen wir, dass niemand seinen Namen dazu schreiben muss. Einzelne erleben es als entlastend, wenn alle Bescheid wissen, warum sie aktuell so niedergeschlagen sind. Andere zeigen ungern Schwäche und bleiben mit ihrem Anliegen lieber anonym. Nach einigen Minuten, die durch klassische Musik im Hintergrund begleitet werden können, sammeln wir die Zettelchen wieder ein. Wenn wir während des Notierens merken, dass einzelne Anwesende stark unter Schmerzen oder motorischen Einschränkungen beim Schreiben leiden, bieten wir Hilfe an. Anschließend nehmen wir die Zettelchen mit an unseren Platz. Wenn bisher keine Kerze brannte, zünden wir eine große, gut sichtbare Kerze an. Dann beginnen wir das Gebet, indem wir dafür danken, dass Gott da ist, uns liebt und uns hört. Nacheinander lesen wir jede Bitte vor und lassen uns Zeit dabei, damit alle innerlich folgen können. Anschließend beenden wir das Gebet beispielsweise damit, dass wir Gott dafür danken, dass er sich als liebender Vater um uns kümmert und unsere Anliegen gut bei ihm aufgehoben sind. Ebenso gut können die Zettelchen auch in einer Schale gesammelt und vor ein Kreuz oder eine Kerze gestellt werden, und jede:r betet still für sich.

„Ein-Satz-Gebet“ Auch das „Ein-Satz-Gebet“ ist eine schöne Möglichkeit, dass sich alle nacheinander am Gebet beteiligen: Ich beginne das Gebet mit einem Satz. Die Person neben mir betet ebenfalls einen Satz, und so setzt sich die Kette fort, bis alle, die sich beteiligen wollten, einmal an der Reihe waren. Wer mag, gibt dabei ein Kreuz als Handschmeichler herum: Es gibt wunderschöne Holzkreuze, die so geformt sind, dass sie perfekt in der Hand liegen, und ganz weich geschmirgelt sind. Dieses Kreuz ist das Redesymbol: Wer es in der Hand hält, darf sprechen. Wer es einfach nur kommentarlos weitergibt, zeigt damit an, nichts sagen zu wol-

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len. Das Kreuz zum Umfassen gibt manchen schüchternen Anwesenden den Mut, sich laut zu äußern. Wenn das Kreuz wieder bei mir ankommt, beende ich die Gebetskette mit einem Satz. Beispielsweise: „Danke für deine Liebe und Treue, Gott, bitte begleite uns mit deinem Frieden.“ Okay, das war geschummelt, eigentlich wären es zwei Sätze – aber die Kursleitung darf auch mal einen Bandwurmsatz als Joker benutzen!

Gebetsgemeinschaft In einer „Gebetsgemeinschaft“ können sich alle gleichermaßen zu Wort melden: Es beginnt mit einem einleitenden Gebet, an das alle ihre eigenen Anliegen anfügen können. Dabei beginne ich laut mit einigen Sätzen von meinem Platz aus, indem ich Bezug nehme auf den Text, den wir vorher gemeinsam gelesen haben, oder den Austausch in der Gruppe. Dann schweige ich und gebe die Möglichkeit, entweder lautlos für sich oder laut hörbar für alle zu beten. Alle dürfen sich querbeet äußern, es gibt keine Reihenfolge, keine Regeln. Der einzige Grundsatz lautet: Es betet nur eine Person zur Zeit, alle bilden nacheinander eine spontan entstehende Schlange. Thematisch ist alles möglich: Sie können in Worte fassen, wie sie sich gerade fühlen. Sie können für sich selbst beten. Sie können für die Gruppe oder Einzelne beten, denen es gerade nicht gut geht. Sie können um Frieden in der Welt bitten oder endlich für einen fähigen Koch in der hauseigenen Küche ... Wenn die Gebete weniger werden und niemand mehr etwas beiträgt, fasse ich sie entweder kurz zusammen oder verbalisiere die Stimmung in der Gruppe. Abschließend danke ich Gott dafür, dass er jeden Gedanken und jedes Gebet hört.

Gebetsstille Manchmal tut auch „ein Moment Garnichts“ gut: Wir schwiegen gemeinsam, wer mag, betet lautlos, andere schauen vielleicht aus dem Fenster oder hängen mit geschlossenen Augen eigenen Gedanken nach. Besonders schön ist es, dabei etwas in den Händen halten zu können, das Halt gibt: beispielsweise ein Kreuz aus Holz mit weich geschmirgelten Kanten und organischen Formen, ein sogenannter „Handschmeichler“. Manche Anwesende, die von innerer oder äußerer Unruhe geplagt werden, können sich damit gut zentrieren. Diese Kreuze sind für wenige Euro erhältlich und können immer wieder in unterschiedlichen Kontexten verwendet werden.

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Ebenso eignen sich runde Steine, im Naturzustand oder bemalt, oder ein Duftsäckchen mit getrockneten Lavendelblüten, das beim Reiben und Schnuppern Entspannung schenkt.

PRAXIS-TIPP: Eine Mini-Kapelle einrichten Wenn die Bewohner:innen ihr Bedürfnis nach einem Ort der Stille und des Gebets ausdrücken, wäre eine Möglichkeit, einen wenig genutzten Raum dafür zu verwenden. Er sollte frei zugänglich und barrierefrei erreichbar sein. Hier kann ein Bereich eingerichtet werden, der durch eine Stellwand vom Rest abgetrennt wird. Der Paravent kann wiederum stimmungsvoll gestaltet werden, beispielsweise, indem wir ein großes Tuch darüber drapieren und daran Postkarten von Engeln befestigen. Eine elektrische Kerze kann zeitweise eingeschaltet werden und entspricht den Sicherheitsstandards. Ein Tisch mit einem Kreuz bietet außerdem Platz für Farbstifte und einen Stapel hübscher Notizzettel. Hier können Gedanken, Bitten und Dank festgehalten werden. Eine Bibel und ein Gesangbuch sollten ebenfalls ausgelegt werden, ebenso wie das ausgedruckte „Vater unser“ in großer Schrift. Dazu präsentieren wir ein paar schöne Karten mit Segenssprüchen und ein Buch mit kurzen Texten zur Besinnung. Wer mag, stellt einen CD-Player daneben, der sonst nicht benötigt wird, um klassische Musik oder Lieder abzuspielen.

Körpergebete bringen Schwung Die bisherigen Anregungen zum Gebet waren eher still und andächtig. Als Variante, die Körper, Geist und Seele verbindet, eignen sich Körpergebete: Dabei wird gemeinsam ein Gebet laut gesprochen und mit Bewegungen verbunden. Die Gesten sollen dabei die Bedeutung der Verse vertiefen, sodass die Worte ganzheitlich erfasst werden. Einerseits bringen Körpergebete die ganze Gruppe in Schwung. Andererseits trainieren sie sehr effektiv das Kurzzeitgedächtnis, indem sich die Bewohner:innen Inhalt und Bewegung zusammen merken sollen und parallel zur Koordination dem Tempo der Gruppe folgen. Damit sind Körpergebete eine ganzheitliche kognitive Aktivierung, die in meinen Gruppen immer zu sehr konzentrierten Momenten mit begeisterten Gesichtern führt. Um den Körper bewusst wahrzunehmen, beginnen wir mit einer kurzen Atemwahrnehmung: Dazu legen die Bewohner:innen die Hände geöffnet in den Schoß oder auf den Armlehnen ab. Diese Haltung erscheint nebensächlich, tatsächlich weitet bereits das leichte Aufdrehen der Arme, wie es beim Öffnen der Hände geschieht, den Brustkorb. Auch im

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übertragenen Sinn richten wir unsere Aufmerksamkeit durch die geöffnete Haltung weg vom Tun, hin zum Spüren und Empfangen. Wir tun nichts mehr, wir lassen nur geschehen. Wir bekommen den Atem täglich geschenkt, und alles, was in unserer Gruppe passiert, ist ebenfalls ein Geschenk: mag es beabsichtigt oder ein Zufall sein. Wir bitten die Seniorinnen und Senioren, den Atem ganz normal fließen zu lassen und zu beobachten. Nach ein, zwei Minuten laden wir dazu ein, den Ausatem bewusst zu verlängern. Dabei können die Teilnehmenden durch die Nase lautlos ausatmen oder leicht zischend durch den Mund. Zur Vertiefung des Atems ist es sinnvoll, kräftig auszuatmen: Je größer das Vakuum, das durch das Ausströmen der Luft in der Lunge entsteht, desto kräftiger ist unbewusst ganz von allein der Einatem. Auch das Auflegen der Hände auf Brustkorb und Bauchraum kann die Wahrnehmung der Atembewegung unterstützen. Dabei betonen wir in der Anleitung, dass dies freiwillig passiert, niemand muss den Ausatem verlängern oder das Heben und Senken von Brust und Bauch unter den Händen erspüren. Wir können den Atem mit guten Gedanken begleiten: Mit dem Ausatmen denken wir „Entlaste mich“, „Befreie mich“ oder „Erfrische mich“. Mit dem Einatem denken wir „Berühre mich“ oder „(Er-)Fülle mich“. Dabei wählen wir die Sätze, die uns in diesem Moment ansprechen, egal, aus welchem Grund. Wir sitzen aufrecht und schmiegen unseren Rücken an die Lehne. Unser Gewicht geben wir an den Stuhl nach unten ab. Die Hände liegen geöffnet im Schoß, die Füße rutschen auf eine angenehme Position. Wir tun nichts, außer unseren Atem zu beobachten. Mit dem Ausatmen denken wir „Entlaste mich“, „Befreie mich“ oder „Erfrische mich“. Mit dem Einatem denken wir „Berühre mich“ oder „(Er-)Fülle mich“. Wer mag, probiert die Atemwahrnehmung mit guten Gedanken vorab im Privaten aus. Sie ist ideal, um für einige Momente aus dem Alltag zurückzutreten und einen inneren Ort der Ruhe aufzusuchen. Wenn wir den Eindruck haben, dass uns die Übung guttut, können wir sie der Gruppe vorstellen. Nur das, was wir selbst mögen und teilen möchten, leiten wir auch an. Für die Körpergebete sollten alle aufrecht auf der Stuhlkante sitzen oder, wenn möglich, im Stehen mitmachen. Wer sich dabei dicht an der Stuhllehne hält, kann sie notfalls festhalten, um das Gleichgewicht zu wahren. Als Einstieg in die Stunde entwickelte ich dieses Körpergebet, das so einfach und konkret ist, dass es sich auch sehr gut für Menschen mit demenziellen Veränderungen eignet:

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Wir sind zusammen unterwegs

Sitzend oder stehend auf der Stelle marschieren

und wünschen uns deine Begleitung.

Arme ausstrecken, die Hände der Nachbarinnen oder der Nachbarn fassen

So viele Dinge lenken uns ab,

Mit den Fingern vor dem Gesicht zappeln

doch wir wollen still werden vor dir.

Zeigefinger an den Mund legen

Berühre uns

Arme um den Oberkörper schlingen

und segne uns.

Arme sinken lassen, offen und angewinkelt vor dem Oberkörper halten, als wollten wir etwas empfangen

Amen

Die geöffneten Hände zusammenführen

Ein Lob der Schöpfung, das gleichzeitig unser Herz auf Gott ausrichtet: Dazu lade ich mit diesem Gebet ein. So hoch wie der Himmel ist meine Hoffnung auf dich,

Arme weit nach oben strecken

so tief wie das Meer ist meine Sehnsucht nach dir.

Im Sitzen oder Stehen so weit wie möglich zum Boden bücken

So weit wie der Horizont reichen meine Fragen,

Arme weit öffnen und zu beiden Seiten strecken

so geborgen wie im Nest bin ich dennoch bei dir.

Hände wie eine Schale (ein kleines Vogelnest) zusammenlegen

So klar wie das Lied eines Vogels klingt mein Lob für dich,

Mit der Hand eine schwungvolle Melodie andeuten, die den Mund verlässt

du bist der Schöpfer des Universums

Mit beiden Händen einen riesigen Kreis formen (wie die Erde oder das All)

und der Schatz meines Herzens. Amen

Hände auf den Brustkorb legen

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Das folgende Körpergebet lässt sich universell einsetzen: als Einstieg in die Stunde zum Warmwerden, als eine Art „Bewegungspause“ zwischendurch, als Schlusspunkt vor dem „Vater unser“ und dem Segen am Ende der Andacht. Gott, ich beuge mich vor dir, du bist mein allmächtiger Schöpfer.

Hände vor der Brust in einer bittenden Geste zusammenlegen, den ganzen Oberkörper nach vorn beugen

Gott, ich strecke mich aus nach dir, du bist mein himmlischer Vater.

Arme weit nach oben strecken, nach oben schauen

Gott, ich tanze vor dir, du bist mein liebender Freund.

Mit Armen und Beinen frei tanzen (ggf. im Sitzen)

Gott, ich halte still vor dir, du bist mein Heiland und Arzt.

Arme vor der Brust überkreuzen, sich selbst umarmen

Danke für deine Liebe und Gegenwart. Amen

Hände vor der Brust zusammenlegen, nach oben schauen

Sehr beliebt bei meinen Seniorinnen und Senioren ist die folgende Liedstrophe von Georg Schmid, die ich mit Bewegungen kombiniert habe:

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Geborgen,

Hände auf die Ellenbogen legen, Arme gerundet vor der Brust halten, wir umarmen uns selbst

geliebt

Hände auf das Herz (den Brustkorb) legen

und gesegnet,

Hände offen und segnend vor dem Brustkorb halten

gehalten,

Arme vor dem Brustkorb umfassen, als ob wir ein Baby wiegen

getragen,

Arme im 90° Winkel angewinkelt halten, als ob wir ein Brett auf den Unterarmen tragen

geführt

Hände nach rechts und links nach unten strecken und zu leichten Fäusten ballen, als ob wir auf jeder Seite ein Kind an der Hand halten (oder in einem Stuhlkreis die Hände der Nachbarinnen rechts und links umfassen)

besingen wir Gott.

Mit den Händen vom Mund nach vorn „einen Ruf“ andeuten

Er begegnet im Wort,

Hände wie ein geöffnetes Buch halten

das uns heute berührt.

Hände auf den Brustkorb/das Herz legen © ref. Theologe Georg Schmid, aus: Evangelisch-reformiertes Gesangbuch

Bei allen Körpergebeten ist es wichtig, sie mehrfach zu wiederholen: Zu Beginn ist es für viele Teilnehmende schwierig, den Bewegungen zu folgen und den Ablauf koordiniert umzusetzen. Daher lenkt in den ersten drei Durchgängen bei vielen die Bewegung vom Inhalt ab. Ich führe die Körpergebete gern langsam, aber dynamisch durch: So haben alle genug Zeit, um innerlich und äußerlich mitzukommen, bleiben aber flüssig in der Bewegungsfolge. Erst ab dem vierten Mal schafft die Gruppe es, zu wissen, welche Bewegung als nächste kommt und die Konzentration mehr auf die Aussage des Texts zu richten. Da der Körper die Bedeutung sichtbar machen soll, ist das Ziel, dass Bewegung und Aussage gleichermaßen bewusst verarbeitet werden. Nach einigen Durchläufen frage ich gern ein bisschen frech: „Na, können Sie΄s schon auswendig? Ich glaube, ich brauche noch ein paar Wiederholungen!“ Wenn ich versehentlich in der Zeile verrutsche und einen Teil überspringe, feixen alle Anwesenden und freuen sich, dass ich auch mal ins Tüddeln komme und nicht alles perfekt mache. Das gehört im Gruppenprozess dazu ... Durch die Vielzahl der Wiederholungen veranschlage ich tatsächlich zehn Minuten für ein Körpergebet. Die Senior:innen und Senioren sind zunehmend stolz, die Bewegungsfolge immer fließender durchführen zu können und sich die Verse annähernd auswendig merken zu können. Daher erleben sie die stetigen Wiederholungen nicht als öde, sondern als sehr positiv und bestärkend.

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Bibeltexte verwenden Die Botschaft der Bibel entdecken Auch, wenn nur wenige von uns täglich im Kontakt mit der Bibel sind: Wir alle kennen Sprichwörter, Verse oder Lieder, die ihren Ursprung in der Bibel haben – auch, wenn uns das oft nicht bewusst ist. Viele Seniorinnen und Senioren schätzen Bibelübersetzungen wie die evangelische „Lutherbibel“ oder die katholische „Einheitsübersetzung“, weil sie ihnen vertraut sind. Damit wir als Gruppenleitung Freude an der Vorbereitung haben, finde ich es wichtig, eine Bibelübersetzung zu wählen, die leicht lesbar ist und deren Klang uns gefällt. Es gibt Bibelübersetzungen, die sehr nah am griechischen und hebräischen Urtext sind, und moderne Fassungen, die einfach verständlich sind und sich zügig lesen lassen. Im Internet hilft die Website „Bibleserver“, die verschiedenen Übersetzungen zu vergleichen und eine passende für den eigenen Gebrauch zu finden. Bei manchen Bibelstellen finden die Senior:innen es sehr wichtig, sie im klassischen Stil zu lesen oder zu hören. Wenn es um längere Passagen geht, die wir gemeinsam lesen und davon innerlich berührt werden wollen, hilft es dagegen, eine Bibelübersetzung zu nehmen, die in modernem Deutsch geschrieben und gut verständlich ist. Ich verwende in diesem Buch die Übersetzung „Hoffnung für alle“, da sie einerseits weit verbreitet ist und ich sie andererseits leicht lesbar finde.

Die Psalmen lesen: Schmerz und Freude ausdrücken Die Psalmen stehen im Alten Testament der Bibel. Sie wurden einige Jahrhunderte vor Jesu Geburt verfasst, die Lieder, Gedichte und Gebete entstanden über einen langen Zeitraum. Die Psalmen sind ein wichtiger Teil der jüdischen Kultur und zeigen eine enge Verbindung zur Geschichte des Volkes Israel. Teilweise schrieben sie Könige, Priester und Dichter nieder, als die Israeliten in Babylon (dem heutigen Irak) im Exil lebten und ihrer Sehnsucht nach der Heimat Ausdruck gaben. Zu jeder Emotion gibt es mindestens einen Psalm: Von überschwänglicher Freude über Erschöpfung und Depression bis Wut und Hass – alle menschlichen Gefühle und Gedanken werden plastisch dargestellt. Daher laden die Psalmen dazu ein, passend zur

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eigenen Stimmung gelesen oder als „Medizin“ wie ein Gegenmittel zu Hoffnungslosigkeit und Frust eingesetzt zu werden. Wenn eigene Worte fehlen oder schwer zu formulieren sind, können die Psalmen und ihre Aussage einfach „ausgeliehen“ werden. Aus diesem Grund werden sie in der jüdischen und christlichen Tradition in Gottesdiensten gemeinsam gelesen: Alle, die sie miteinander laut sprechen, vereinen sich in der Botschaft und treten als Gemeinschaft vor Gott. Da viele Seniorinnen und Senioren den Wunsch haben, in Verbindung mit Gott zu kommen, aber nicht wissen, wie das gelingen kann, sind Psalmen der ideale „Spickzettel“: Wir brauchen uns nicht den Kopf zerbrechen, wie wir die emotionalen Bedürfnisse der hochaltrigen Menschen stillen können – wir können einfach den passenden Psalm aus der Schublade ziehen. Da früher im Konfirmandenunterricht oder zur Firmung noch viel auswendig gelernt wurde, erinnern sich die Seniorinnen und Senioren oft an Fragmente der Texte oder können sie sogar mitsprechen. Auch Taufverse oder Trauverse zur Hochzeit wurden gern aus den Psalmen genommen, daher vermitteln sie vielen Hochaltrigen eine besondere Bedeutung und schenken Geborgenheit.

Die Psalmen miteinander erleben Im Folgenden stelle ich ausgewählte Psalmen vor, die direkt in der Gruppe eingesetzt oder zu einem Gespräch mitgebracht werden können. Sie stammen alle aus der Übersetzung „Hoffnung für alle“, manche habe ich gekürzt, um die Konzentration auf die Grundaussage zu lenken.

Psalm 23: Der Herr ist mein Hirte Zu Beginn laden wir die Seniorinnen und Senioren ein, es sich mit Kissen und Decken gemütlich zu machen, damit sie sich ganz entspannt auf den Text fokussieren können. Dazu teilen wir kuschelige Materialien aus und hüllen die Anwesenden locker in Tücher und Decken. Wir regen dazu an, die Augen zu schließen, um sich beim Zuhören den Inhalt plastisch vorzustellen. Wir lesen den Psalm langsam und mit sicherer Stimme vor. Durch das Setzen von Pausen beim Sprechen sorgen wir dafür, dass jede:r in der Gruppe Zeit hat, die Szene vor dem inneren Auge entstehen zu lassen: Gott als Hirte, der uns schützt und leitet. Die frische, grüne Wiese. Die sprudelnde Quelle, die unendlich fließt. Die Kraft, die wir „als Schaf “ durch Gras und Wasser aufnehmen. Die klare Wegweisung, mit der der Hirte uns um Hindernisse herumführt. Der Schutz, den er uns im dunklen Tal schenkt. Der üppig

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gedeckte Tisch, der vor den Augen der besiegten Feinde aufgebaut wird. Mein Ankommen im ewigen Frieden Gottes als Ehrengast. Die Begrüßung mit edlen Getränken, die großzügig ausgeschenkt werden. Die Güte und Liebe Gottes, mit der er mich bei sich für immer aufnimmt. All diese wertvollen Bilder und Botschaften kommen am besten an, wenn wir uns beim Vorlesen wirklich Zeit lassen und anschließend einen Moment Ruhe wirken lassen. Der HERR ist mein Hirte, nichts wird mir fehlen. Er weidet mich auf saftigen Wiesen und führt mich zu frischen Quellen. Er gibt mir neue Kraft. Er leitet mich auf sicheren Wegen und macht seinem Namen damit alle Ehre. Auch wenn es durch dunkle Täler geht, fürchte ich kein Unglück, denn du, HERR, bist bei mir. Dein Hirtenstab gibt mir Schutz und Trost. Du lädst mich ein und deckst mir den Tisch vor den Augen meiner Feinde. Du begrüßt mich wie ein Hausherr seinen Gast und füllst meinen Becher bis zum Rand. Deine Güte und Liebe begleiten mich Tag für Tag; in deinem Haus darf ich bleiben mein Leben lang. Viele Seniorinnen und Senioren kennen den Psalm in der Formulierung der Lutherbibel, daher rate ich dazu, vorher abzuwägen, ob eine moderne Übersetzung mehr dem Verständnis dient oder der bekannte Text von Luther Geborgenheit schafft. Anschließend verteilen wir große Papierbögen, zum Beispiel im Format DIN A3. Oben drucken wir in Schriftgröße 15 den Psalm ab, darunter lassen wir viel Platz für das eigene Gestalten der Teilnehmenden. Nach dem Vorlesen und einem Moment Stille, in dem der Text nachklingen kann, laden wir die Seniorinnen und Senioren ein, den Text leise für sich zu lesen. Wer mag, unterstreicht oder umkringelt dabei Begriffe, die bedeutungsvoll oder besonders schön erscheinen. Im nächsten Schritt können die Anwesenden den leeren Raum auf dem Blatt für Zeichnungen, Notizen, Kritzeleien nutzen: Wie im Comic können sie die Wiese mit der Quelle zeichnen, den gruseligen Weg durch den finsteren Wald oder den riesigen Tisch mit dem Buffet zur Willkommensparty.

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Ebenso können sie in Schönschrift bedeutungsvolle Begriffe aus dem Text abschreiben und verzieren. Oder die Gefühle, die während des Zuhörens entstanden, durch passende Farben ganz abstrakt darstellen. Kurz: Alle nutzen die Buntstifte und das große Blatt nach eigenen Wünschen. Bei dieser Aufgabe ist es tatsächlich von Vorteil, wenn alle mit etwas Abstand zueinander sitzen, um sich genug zu enthemmen, dass sie ihre inneren Seelenzustände sichtbar auf das Papier übertragen. Wir geben allen die Zeit und den Raum, die sie für das Angebot benötigen. Während es bei anderen Aufgaben sehr sinnvoll ist, leise durch den Raum zu gehen, um ansprechbar zu sein, vermeide ich es bei solchen kreativen Übungen: Oft befürchten die Bewohner:innen, dass ihnen jemand über die Schulter schaut und ihre bildnerischen Versuche bewertet oder ihre privaten Notizen liest. Daher reicht es völlig, allen den privaten Spielraum zu geben, den sie brauchen. Am Ende fragen wir, ob es Einzelne gibt, die das Bedürfnis haben, zu erzählen, wie es ihnen mit der Aktivität ergangen ist. Manchmal tauscht sich die Gruppe dann sehr lebhaft aus, manchmal wollen alle die Gedanken und Gefühle primär für sich behalten: Beides hat seinen guten Grund, und wir lassen sowohl die Statements als auch das Schweigen wertschätzend stehen. Zum Schluss lesen wir den Psalm erneut, diesmal gemeinsam laut im Chor. Durch die versammelte Kraft der Stimmen entwickelt der Inhalt noch einmal eine ganz neue Dynamik und Bedeutung, und alle Senior:innen sind stolz, mit ihrer Stimme etwas dazu beizutragen.

Psalm 139: Herr, du kennst mich durch und durch Dieser Psalm bietet tatsächlich für alle Lebenslagen eine Botschaft: die Gewissheit, dass Gott mich kennt und sieht, dass er sich über mich keine Illusionen macht und mich dennoch liebt. Das Vertrauen darin, dass es keinen Ort im Universum gibt, an dem ich von Gott getrennt bin. Das Wissen, dass Gott mich liebevoll geschaffen hat und mich schon vor meiner Geburt kannte. Die Zuversicht, dass mein Leben einen Sinn hat und Gott einen guten Plan für mich weiß, auch wenn ich ihn nicht immer erkennen kann. Die Bestätigung, dass Gott größer ist als alles, was wir Menschen erfassen können, und dass seine Weisheit unendlich ist.

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HERR, du durchschaust mich, du kennst mich durch und durch. Ob ich sitze oder stehe – du weißt es, aus der Ferne erkennst du, was ich denke. Ob ich gehe oder liege – du siehst mich, mein ganzes Leben ist dir vertraut. Schon bevor ich anfange zu reden, weißt du, was ich sagen will. Von allen Seiten umgibst du mich und hältst deine schützende Hand über mir. Dass du mich so genau kennst, übersteigt meinen Verstand; es ist mir zu hoch, ich kann es nicht begreifen! Wie könnte ich mich dir entziehen; wohin könnte ich fliehen, ohne dass du mich siehst? Stiege ich in den Himmel hinauf – du bist da! Wollte ich mich im Totenreich verbergen – auch dort bist du! Eilte ich dorthin, wo die Sonne aufgeht, oder versteckte ich mich im äußersten Westen, wo sie untergeht, dann würdest du auch dort mich führen und nicht mehr loslassen. Wünschte ich mir: »Völlige Dunkelheit soll mich umhüllen, das Licht um mich her soll zur Nacht werden!« – für dich ist auch das Dunkel nicht finster; die Nacht scheint so hell wie der Tag und die Finsternis so strahlend wie das Licht. Du hast mich mit meinem Innersten geschaffen, im Leib meiner Mutter hast du mich gebildet. Herr, ich danke dir dafür, dass du mich so wunderbar und einzigartig gemacht hast! Großartig ist alles, was du geschaffen hast – das erkenne ich! Schon als ich im Verborgenen Gestalt annahm, unsichtbar noch, kunstvoll gebildet im Leib meiner Mutter, da war ich dir dennoch nicht verborgen. Als ich gerade erst entstand, hast du mich schon gesehen. Alle Tage meines Lebens hast du in dein Buch geschrieben – noch bevor einer von ihnen begann! Wie überwältigend sind deine Gedanken für mich, o Gott, es sind so unfassbar viele! Sie sind zahlreicher als der Sand am Meer; wollte ich sie alle zählen, ich käme nie zum Ende!

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Durchforsche mich, o Gott, und sieh mir ins Herz, prüfe meine Gedanken und Gefühle! Sieh, ob ich in Gefahr bin, dir untreu zu werden, und wenn ja: Hol mich zurück auf den Weg, den du uns für immer gewiesen hast! 

(Psalm 139, die Verse 1-18 und 23-24)

Die Teilnehmenden bekommen auch hier den Text zu Beginn sehr langsam und mit vielen Pausen vorgelesen, um ihn in Ruhe aufnehmen zu können. Anschließend verteilen wir einen DIN-A-4 Bogen, auf dem der Psalm in Schriftgröße 15 mit großem Zeilenabstand abgedruckt wurde. Alle bekommen vier verschiedene Farben, mit denen sie sich den Text anhand von Fragen aufschließen können: 1. Farbe: Was begeistert mich? 2. Farbe: Was erschreckt mich? Was stört mich? 3. Farbe: Was verwundert mich? 4. Farbe: Was möchte ich mir ins Herz schließen? Was möchte ich mir merken? Wir stellen jeweils eine Frage und geben dann Zeit, damit alle zu einer Farbe greifen und die passenden Textstellen unterstreichen oder einrahmen können. Dabei kann es sein, dass manche einen Vers großartig finden, den die Sitznachbarin als ganz schrecklich wahrnimmt. Wir kommentieren weiterhin nicht. Sobald die Seniorinnen und Senioren zum Ende kommen, bitten wir sie, eine neue Farbe zu wählen und stellen die nächste Frage. Wer eine Gruppe hat, die sich nur für kurze Zeit konzentrieren kann, nutzt statt der vier Fragen nur zwei ausgewählte. Ebenso können wir die Bewohner:innen anregen, eine „Ich-bin-großartig-Liste“ zu schreiben, frei nach dem Vers „Herr, ich danke dir dafür, dass du mich so wunderbar und einzigartig gemacht hast! Großartig ist alles, was du geschaffen hast – das erkenne ich!“ Dazu kann hübsches Briefpapier ausgeteilt werden, das dazu anregt, Gott dafür zu danken, wie wunderbar er mich geschaffen hat. Auch hier lesen wir zum Abschluss langsam und deutlich den Psalm mit allen im Chor, um die Beschäftigung mit dem Text gemeinsam abzuschließen.

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Psalm 40: Gottes Hilfe und Fürsorge Wer mit Seniorinnen und Senioren arbeitet, die demenzielle Veränderungen haben oder allgemein unruhig sind, kann in Psalm 40 den passenden Inhalt finden: Hier breitet König David sein emotionales Chaos vor Gott aus. Einerseits setzt er seine Hoffnung auf Gott, andererseits steckt er in Schwierigkeiten und sehnt sich nach Mut und Klarheit. Da der Text im Original noch deutlich länger ist und viele negative Emotionen beinhaltet, habe ich ihn gekürzt, um einen Schwerpunkt auf das Thema „Zuversicht“ zu setzen. Wir beginnen wieder damit, den Text laut und langsam vorzulesen. Voll Zuversicht hoffte ich auf den HERRN, und er wandte sich mir zu und hörte meinen Hilfeschrei. Ich war in eine verzweifelte Lage geraten – wie jemand, der bis zum Hals in einer Grube voll Schlamm und Kot steckt! Aber er hat mich herausgezogen und auf festen Boden gestellt. Jetzt haben meine Füße wieder sicheren Halt. Er gab mir ein neues Lied in meinen Mund, einen Lobgesang für unseren Gott. Das werden viele Leute hören, sie werden den HERRN wieder achten und ihm ganz neu vertrauen. Glücklich ist, wer sein Vertrauen auf den HERRN setzt und sich nicht mit den Überheblichen und den Lügnern einlässt! HERR, mein Gott, du bist einzigartig! Du hast so viele Wunder getan, alles hast du sorgfältig geplant! Wollte ich das schildern und beschreiben – niemals käme ich zum Ende! HERR, du wirst mir niemals dein Erbarmen versagen, deine Liebe und Treue werden mich stets bewahren. Unlösbare Schwierigkeiten türmen sich vor mir auf. Meine Verfehlungen haben mich eingeholt, und die Folgen sind nicht mehr zu überblicken. Jeder Mut hat mich verlassen. HERR, ich bitte dich: Rette mich, komm mir schnell zu Hilfe! Aber alle, die nach dir fragen, sollen vor Freude jubeln! Wer dich als Retter kennt und liebt, soll immer wieder rufen: »Groß ist der HERR!« Ich bin hilflos und ganz auf dich angewiesen; Herr, sorge für mich, denn du bist mein Helfer und Befreier! Mein Gott, zögere nicht länger! 

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(Psalm 40, die Verse 1-6, 12-14, 17-18)

Anschließend teilen wir eine Kopie des Texts in großer Schrift und mit vergrößerten Zeilenabständen aus. Alle Senior:innen erhalten einen Stift und werden gebeten, sämtliche positiven Begriffe durch Unterstreichen oder Anmalen zu kennzeichnen. Währenddessen sitzen wir mit im Stuhlkreis oder am Rand und umkringeln selbst alle Worte, die kraftvoll Hoffnung schenken. Nun dürfen die Senior:innen eine Hitliste aufstellen, welche der markierten Begriffe sie am liebsten mögen. Ziel beider Aufgaben ist es, den Blick auf das Positive zu lenken und sich damit wiederholt zu beschäftigen. Als Nächstes laden wir die Anwesenden dazu ein, in der Gruppe zu teilen, welche „Schatzwörter“ sie besonders wertvoll finden. Dabei können sich auch diejenigen beteiligen, die sonst eher ruhig bleiben, da lediglich bereits vorhandene Begriffe abgelesen werden müssen. Sprunghafte und leicht ablenkbare Personen, denen das Konzentrieren auf den Text schwerfällt, bekommen auf diese Weise die Kernthemen ganz leichtgängig von der Gruppe serviert. Alle anderen werden ein drittes Mal auf das Gute, das Gott uns schenken möchte, hingewiesen. Zum Schluss lesen wir auch diesen Psalm mit allen gemeinsam langsam und deutlich im Chor.

Psalm 16: Ich kann mein Glück nicht fassen! Dieser Psalm ist einfach nur schön: Er feiert die Dankbarkeit und das Vertrauen darin, dass Gott uns mit allem versorgt, was wir zum Leben brauchen. Dynamisch und voller Hoffnung, wie er ist, passt dieser Text immer dann, wenn wir eine Gruppenstunde positiv abrunden wollen. Um die Aussage klar zu präsentieren, überspringe ich die ersten vier Verse und steige beim fünften Vers ein: „Du, HERR, bist alles, was ich habe; du gibst mir, was ich zum Leben brauche. In deiner Hand liegt meine Zukunft. Ich darf ein wunderbares Erbe von dir empfangen, ja, was du mir zuteilst, gefällt mir. Ich preise den HERRN, denn er gibt mir guten Rat. Selbst nachts erinnert mich mein Gewissen an das, was er sagt. Ich sehe immer auf den HERRN. Er steht mir zur Seite, damit ich nicht falle. Darüber freue ich mich von ganzem Herzen, alles in mir bricht in Jubel aus. Bei dir, HERR, bin ich in Sicherheit. Denn du wirst mich nicht dem Totenreich überlassen und mich nicht der Verwesung preisgeben, ich gehöre ja zu dir. Du zeigst mir den Weg, der zum Leben führt. Du beschenkst mich mit Freude, denn du bist bei mir; aus deiner Hand empfange ich unendliches Glück.“ 

(Psalm 16, Verse 5 - 11) 59

Diese Worte gehen sehr sanft mit der Angst vor dem Tod um. Das Thema wird nicht explizit ausgebreitet, klingt aber in Vers 10 an. In Vers 11 wird die Hoffnung auf einen immerwährenden Frieden unseres Herzens in Gott formuliert, sodass sich der Text auch in der Einzelbetreuung als Trost eignet. Dieses Mal teilen wir kleine Instrumente aus, um in der jüdischen Tradition das Vortragen des Psalms mit Musik zu begleiten. Passende Instrumente sind Triangel, Glöckchen, Rasseln, Schellen und kleine Trommeln oder Tamburine: alles, was sich ohne Übung spontan und lustvoll einsetzen lässt. Nun lesen wir gemeinsam laut den Text und markieren besonders schöne Begriffe durch ein Rasseln, Klingeln und Bimmeln. Wer mag, kann auch ein „Juhu!“ in das Vorlesen einwerfen. Besonders Vers 9 eignet sich für einen lauten Tusch aller Instrumente: „Darüber freue ich mich so sehr, dass ich es nicht für mich behalten kann.“ Ebenso der abschließende Vers 11, der förmlich nach einem wilden, triumphalen Höhepunkt und Ende schreit: „Du beschenkst mich mit Freude, denn du bist bei mir. Ich kann mein Glück nicht fassen, nie hört es auf.“ Möglicherweise ist zwischenzeitig vor lauter Trommeln und Läuten kaum noch zu verstehen, wie der Text vorgetragen wird. Solange dadurch keine Rückkopplungen in Hörgeräten passieren oder Personen mit demenziellen Veränderungen sichtbar erregt und ärgerlich durch den Tumult werden, gilt: Genießen wir es! Im Sinne der Überlieferung von Tänzen und Jubel im Alten Testament der Bibel können wir mit den Seniorinnen und Senioren an diese Tradition anknüpfen.

Biblische Geschichten als Traumreise verwenden Biblische Geschichten sind vielen alten Menschen bekannt, auch wenn sie sich spontan nicht daran erinnern können. Sobald sie die Inhalte vorgelesen oder neu erzählt bekommen, klingen viele Geschichten vertraut. Daher sind sie ideal, um einen geborgenen Rahmen zu schaffen und auch Personen mit demenziellen Veränderungen in die Gruppe zu integrieren. Damit das Zuhören Freude macht, gestalten wir bewusst eine gemütliche Atmosphäre mit Decken, in die sich alle einkuscheln können. Die biblischen Geschichten sollen nicht mit einer Predigt in der Kirche in Verbindung gebracht werden, sondern mit einer entspannten Vorleserunde: Einem Abend am Lagerfeuer, einer Gutenachtgeschichte im Zelt oder am Kamin. Je bewusster die Seniorinnen und Senioren loslassen, desto tiefer können die Geschichten emotional wirken und die Seele stärken.

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Dabei enthalten alle Geschichten eine gewisse Spannung, die dazu einlädt, dem Inhalt konzentriert zu folgen und sich mit der handelnden Person zu identifizieren. Sie steuern auf einen kritischen Punkt zu und gehen am Ende gut aus. Durch die Handlung regen sie existenzielle Themen an, ohne eine konkrete Auseinandersetzung zu erzwingen. Im Anschluss an die Bibeltexte, die ich als Erzählung wiedergebe, stelle ich beispielhafte Fragen vor, mit denen wir die Gruppe zum Nachdenken und Erzählen anregen können. Ebenso gut können andere Fragen gestellt werden, die besser zu den Anwesenden passen. Danach biete ich eine Interpretation an. Sie soll der besseren Verständlichkeit des Texts für die Gruppenleitung dienen. Daher kann sie mit den Seniorinnen und Senioren geteilt werden, kann aber auch einfach nur für den eigenen Umgang mit der Geschichte gelesen werden, um den Austausch in der Gruppe gegebenenfalls zu ergänzen. Ebenso ist es möglich, die Fragen weitgehend stehen zu lassen und nach Erlebnissen aus der eigenen Biografie zu fragen, die in den Erinnerungen der Anwesenden auftauchten, während sie lauschten. Durchführung: Zu Beginn laden wir die Senior:innen ein, es sich gemütlich zu machen. Wir schenken Getränke nach und fordern zum Trinken auf, damit alle einen starken Kreislauf haben und sich gut konzentrieren können. Außerdem lüften wir noch einmal kurz, damit der Sauerstoffanteil in der Raumluft steigt und niemand bei der anschließenden Geschichte einschläft. Dann verteilen wir Decken, Kissen oder Tücher, in die sich die Anwesenden einhüllen und mit denen sie den Sitzplatz wie ein Nest auspolstern können. Wer mag, geht dabei herum und hilft allen, sich gemütlich einzuhüllen, die Decke wie eine Kapuze über den Kopf zu legen oder ein Kissen zwischen Rücken und Stuhllehne zu schieben. Bereits das Erlebnis, von der Betreuerin liebevoll umsorgt und „eingemuckelt“ zu werden, bedeutet vielen hochaltrigen Menschen sehr viel und bestimmt die Wahrnehmung der folgenden Aktivitäten. Zum Schluss fragen wir, ob alle sich wohlfühlen und alles haben, was sie benötigen. Wer mag, kann bei der folgenden Geschichte die Augen schließen, um sich mehr in das Erlebnis zu versenken.

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Das gerettete Schaf Geschichte nach Lukas 15, die Verse 4-7 Ich bin ein Schaf, keins aus dem Bilderbuch, sondern ein sehr reales. Ich habe ein kuscheliges Fell, das schon, aber es ist durch die langen Wege quer durch das Gelände ziemlich zerzaust und dreckig. Aber meine Augen blicken fröhlich, und in der Schafherde haben mich alle gern. Heute ist die Luft ganz schön drückend. Das Gras rundherum ist kurz gefressen, der Sand zwischen den Grasbüscheln staubt. Ich habe Hunger und entferne mich von der Herde, auf der Suche nach frischen Kräutern. Die Stimme des Hirten verklingt hinter mir, während ich durch die Büsche zockle, deren Zweige an meinem Fell hängen bleiben. Ich sehne mich so nach saftigem Grün, und ich glaube nicht, dass der Hirte uns heute dorthin führen wird. Er scheint zu beschäftigt mit den Lämmern, ich muss mich wohl selbst um etwas Sättigendes kümmern. Nun wird die Landschaft steiniger, die Pflanzen noch vertrockneter und weniger. Naja, wenn ich hier erst mal einen Weg durch das Geröll gefunden habe, wird es bald besser werden! Es ist doch bloß eine frische Wiese, die ich suche, das kann doch nicht so schwer sein. Also kraxle ich über die Steine, und irgendwie werden es immer mehr. Sie werden noch dazu stetig größer, inzwischen kämpfe ich mich von einem Fels zum nächsten. Meine Hufe finden wenig Halt, wäre ich doch eine Ziege, die hat die richtige Fitness dafür! Ich schwitze unter meinem wolligen Fell, es ist immer noch so drückend. Als ich versuche, mich aufzurichten und einen weiten Blick über die Landschaft schweifen zu lassen, rutsche ich ab. Aua! Völlig verdreht hängt mein wuschliger Bauch zwischen zwei kantigen Felsbrocken. Ich zapple, bis ich mich umdrehen kann und mich aus dem Engpass befreie. Mein rechter Vorderfuß ist ganz schief, ich mag gar nicht auftreten. Vorsichtig ziehe ich mich mit den anderen drei Beinen vorwärts, aber das geht nur quälend langsam. Überall nur Steine, Geröll, Felsen. Das wird ja immer schlimmer hier! Und ich habe so Hunger … Jetzt donnert es auch noch in der Ferne, kein Wunder, so schwül, wie es heute ist. Hoffentlich schaffe ich es unter einen Baum, bevor mich das Gewitter erreicht und nass regnet. Aber vor lauter Felsen weiß ich gar nicht, wohin ich gehen kann. Ach, wie schön wäre es, jetzt die Stimme meines Hirten zu hören! Aber dort bin ich ja weg gelaufen … Inzwischen glaube ich nicht mehr, dass es hier besser wird. Aber jetzt umdrehen ist auch schwierig: Mein Vorderfuß tut so weh, und weit und breit ist kein Trampelpfad. Vor-

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wärts kann ich nicht, aber zurück weiß ich gar nicht, wohin ich humpeln soll. Und es wäre auch ganz schön peinlich, verletzt und hungrig zurückzukehren, während alle anderen einen völlig entspannten Tag hatten. Ich habe ja noch nicht mal bessere Kräuter gefunden als die, die vor meiner Nase wuchsen. Jetzt grollt der Donner deutlich lauter, erste Tropfen beginnen zu fallen. Ich versuche, Schutz hinter einem Felsen zu finden, aber das hilft gar nichts: Nur meine Füße bleiben in engen Spalten stecken. Ich gebe auf. Jetzt weiß ich auch nicht mehr weiter. Vielleicht erfrischt mich ja der Regen, und dann schaffe ich den Heimweg, wenn das Gröbste vorüber ist. Plötzlich pladdert ein heftiger Schauer los, er dringt durch meine Wolle bis auf die Haut. Mein Fell wird schwer, sehr schwer, und fühlt sich eiskalt an. Ich öffne mein kleines Maul, um zumindest etwas zu trinken, aber ich kann keine Tropfen auffangen: Sie fallen zu schnell und zu hart. Jetzt vergeht mir alles, ich lasse den Kopf hängen und gebe auf. Keine Ahnung, wie ich hier lebend rauskommen soll. Noch dazu, wenn niemand weiß, wo ich stecke! Der Regen rauscht, ich zittre und schließe ergeben die Augen. Plötzlich höre ich, wie in meiner Nähe die Steine knirschen. Wer kommt da? Etwa ein Wolf, der mich gerochen hat und nun verschlingen will? Ich zittere noch heftiger. Aber dann höre ich sie: die Stimme meines Hirten. Er ruft mich! Gegen das Rauschen des Unwetters ruft er meinen Namen! Ich blöke kläglich, das hört er bestimmt nicht: zu schwach, zu spät. Aber dann steht er nur wenige Momente später vor mir. Seine Augen strahlen, er kniet sich in den Schlamm und umarmt mich ganz fest. Ich höre seine Stimme an meinem wuschligen Ohr: „Ich habe dich so vermisst! Solche Sorgen habe ich mir gemacht! Alle anderen Schafe habe ich unbeaufsichtigt auf der Wiese stehen lassen, weil ich immer an dich denken musste! Überall habe ich dich gesucht! Endlich konnte ich dich finden!“ Obwohl ich nass bin und meine verfilzte Wolle unangenehm müffelt, hebt er mich hoch. Er legt mich über seine Schultern, wo ich das ganze Land überblicken kann. Ich sehe nicht aus wie ein Ausreißer, sondern wie eine Trophäe, die er gut sichtbar nach Hause trägt. Obwohl der Regen weiter pladdert, bin ich geborgen. Jetzt sehe ich, dass ich ganz blöd im Kreis gelaufen bin. Auf diese Weise wäre ich niemals irgendwo angekommen. Zum Glück hat der Hirte mich gefunden! Den Hügel hinab trägt mich der Hirte durch das Dorf. Seine Schritte sind ruhig und sicher. Jetzt, wo der Regen nachlässt, schauen die Dorfbewohner aus ihren Häusern. Er

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ruft allen zu: „Ich habe mein Schaf wiedergefunden! Kommt, und freut euch mit mir!“ Sie winken und lachen mir zu. Der Hirte trägt mich bis in den Stall. Dort setzt er mich auf das frische Stroh, direkt vor eine Heuraufe, wo ich mich stärken kann. Jetzt möchte ich immer beim Hirten bleiben, ich bin ihm so dankbar! Fragen an die ganze Gruppe zum Nachdenken, wer mag, kann die eigenen Gedanken mit allen teilen: • Wann habe ich mich so verlassen wie dieses Schaf gefühlt? • Wer hat mich in dieser Zeit getröstet? • Wo habe ich erlebt, dass menschlicher Trost nicht ausreicht? • Habe ich schon einmal versucht, bei Gott Trost zu finden? • Bin ich selbst vor Gott weggelaufen, so wie dieses Schaf? Interpretation der Erzählung: Jesus nimmt in dieser Geschichte das Bild des guten Hirten, um Gott darzustellen. Gott bleibt nicht bei den Schafen, die sicher sind – er sucht das eine Schaf, das bockig weggelaufen ist und sich in Gefahr gebracht hat. Er riskiert das Leben aller „artigen“ Schafe und sein eigenes dazu, um diesem dickköpfigen Schaf hinterher zu gehen. Und als er es findet, schimpft er es nicht aus, sondern trägt es wie einen Siegespreis nach Hause. Er zeigt Geduld mit dem Schaf, mit uns. Wenn wir selbst uns schon aufgegeben haben: Gott gibt uns niemals auf. Bei ihm haben wir jeden Tag eine neue Chance, seine Liebe übersteigt all unser Scheitern. Im Himmel ist das Fest für einen Dickkopf wie mich hundertmal fröhlicher als das Fest über eine besonders anständige Person, die keine Rettung nötig hat.

Der Schatz im Feld Geschichte nach Matthäus Kapitel 13, Vers 44 Es ist Frühling, endlich sind die Tage warm genug, dass ich die Kartoffeln pflanzen kann. Ich habe den Winter satt, das ist eine schlechte Zeit für die Landwirtschaft. Heute hole ich die Kartoffeln aus dem Keller, die ich letzten Herbst für die neue Ernte beiseite gelegt habe. Ich werde sie einsetzen, damit sie neu austreiben und mir im Spätsommer eine neue Ernte bescheren. Mit dem Kartoffelkorb und einem Spaten gehe ich auf das Feld. Es ist nichts Besonderes, ich habe es von meinem Nachbarn gepachtet, aber es reicht, um meine Familie zu ernähren. So grabe ich ein Loch nach dem anderen, lege eine Kartoffel hinein und häufe einen kleinen Berg um sie auf. Ich arbeite mich von

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Reihe zu Reihe und merke, wie es nach der Winterzeit von der ungewohnten Arbeit in meinem Rücken zieht. „Diese Reihe mache ich noch zu Ende“, denke ich, „dann gönne ich mir eine Mittagspause.“ Fünf Kartoffeln später passiert es: Mit dem Spaten stoße ich in der Erde auf etwas Hartes. Erst denke ich, dass nur ein dicker Stein im Acker steckt. Doch je mehr ich grabe, desto größer scheint das zu sein, was bisher noch verborgen im Erdreich liegt. Ich wische mir mit dem Ärmel über die verschwitzte Stirn und buddle weiter. Langsam frage ich mich, ob ein hölzerner Kasten in meinem Feld versenkt wurde. Doch wozu? Und von wem? Ich wühle weiter, tatsächlich scheint es ein Behältnis aus Holz zu sein. Endlich habe ich die Truhe so weit freigelegt, dass ich an einer Ecke den Spaten hinunterschieben und die Ecke hochstemmen kann. Was mag das sein? Plötzlich bekomme ich Angst und schaue mich verstohlen um. Wenn hier nun etwas Verbotenes auftaucht, das aus gutem Grund verborgen wurde? Und wenn ich dafür verantwortlich gemacht werde? Ich hebe die Kiste lieber nicht aus der Erde, sondern versuche besser, sie vor Ort zu öffnen. Ich hole einen Schraubenzieher aus dem Haus und versuche damit, ein Brett aufzustemmen. Nach viel Schnaufen und Schwitzen gelingt es: Ein Stück Holz splittert ab, endlich kann ich hinein luschern. Ich muss mehrfach blinzeln, denn es scheint, als wäre die Kiste voller … (kurz schweigen, alle denken sich selbst aus, was ihr Schatz wäre). Zwar kann ich von hier aus nicht viel erkennen, aber ganz bestimmt sind das …! Selbst, wenn darin noch etwas anderes verborgen sein mag: Ich muss diese Kiste besitzen! Also muss ich den gepachteten Acker von meinem Nachbarn kaufen, mit der Hoffnung, dass dieser Schatz mich danach reich macht. Dazu werde ich zuallererst alles verkaufen, was wir besitzen, um den Kaufpreis aufzubringen. Ich mag kaum mit meiner Frau darüber reden: Sie kann bestimmt den Mund nicht halten und verplappert sich, sobald ich ihr verrate, warum ich das Feld plötzlich selbst besitzen will. Dann kommt in der Nacht jemand und stiehlt den Schatz, während ich den ganzen Hausstand veräußere und am Ende mit einem leeren Acker und riesigen Schulden blöd dastehe! Aber es nützt nichts, ich muss es riskieren. Zum Glück schaffe ich es, meine Frau zu überreden, unsere Möbel, die wenigen Bücher und meine Arbeitsgeräte für das Feld zu verkaufen. Wenn ich mich umschaue, merke ich, dass unsere bescheidene Bauernkate jetzt klein und leer aussieht. Nur unsere Kleidung und einige Töpfe haben wir behalten, alles andere habe ich verkauft, um das nötige Geld aufzubringen.

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Die ganze Nachbarschaft redet über uns. Sie tuscheln untereinander, dass ich wohl den Verstand verloren habe. Was will ich denn mit diesem lächerlichen Feld, das recht klein und mager ist? Niemand kann seinen Wert erkennen, und das ist gut so. Aber umso mehr lästern alle hinter meinem Rücken. Meine Frau leidet ganz schrecklich darunter, im Dorf schaut sie keiner mehr freundlich an, stattdessen erntet sie viele schiefe Blicke. Ich verkaufe noch die letzten Vorräte, die uns über die ersten Frühlingsmonate helfen sollten, dann habe ich endlich das Geld für meinen Nachbarn zusammen. Er hat ein gutes Geschäft gemacht, das ist ihm viel wichtiger als die Frage, ob ich auf einmal plemplem bin. Ich warte die Nacht ab, damit mich niemand beobachtet und mir meinen Schatz streitig macht. Endlich darf ich die Kiste ausgraben, ich buddle wie verrückt und schleppe sie in den Schuppen. Dort säge ich sie bei Kerzenschein auseinander: Tatsächlich, sie ist komplett voller …! Hier ist nichts Schreckliches verborgen, so ein Glück! Nun kann nichts mehr schiefgehen! Ich freue mich so! Fragen an die ganze Gruppe zum Nachdenken, wer mag, kann die eigenen Gedanken mit allen teilen: • Was haben Sie Schwieriges getan, um etwas Bedeutungsvolles zu erreichen? • Wann war es in Ihrem Leben wichtiger, etwas zu riskieren, statt etwas zu verpassen? • Wovon spricht diese Geschichte, was meinen Sie? • Was ist der Schatz für Sie? • Gibt es heute noch etwas, das Sie gern schaffen würden, aber Sie wissen nicht, ob es Ihnen möglich ist? Interpretation der Erzählung: Jesus erzählt diese Geschichte, um zu verdeutlichen, dass der Glaube an Gott waghalsig, sinnlos oder albern scheinen kann. In der Beziehung zu Gott werden uns manchmal Gedanken oder Taten wichtig, die andere nicht nachvollziehen können. Der Schatz in dieser Geschichte ist das Himmelreich Gottes. Die Ewigkeit, in der er auf uns wartet. Wir können uns nur hier auf der Erde für ein Leben mit Jesus entscheiden, um später die Ewigkeit mit ihm zu verbringen. Nutzen wir die Zeit, unseren himmlischen Vater besser kennenzulernen, solange wir können? Brauchen wir vielleicht einen letzten Anstoß, um ihm unser Vertrauen zu schenken, auch wenn es völlig verrückt wirken mag?

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Zachäus wird endlich beachtet Geschichte nach Lukas Kapitel 19, die Verse 1 – 10 Ich bin so aufgeregt! Dieser seltsame Wanderprediger, dieser Jesus, ist in der Nähe meiner Stadt! Vielleicht kommt er heute zu uns, nach Jericho! Da ich als oberster Zolleinnehmer ein einflussreicher Unternehmer bin, bekomme ich alle wichtigen Nachrichten und Gerüchte mit. Also sollte es doch möglich sein, ihn zu treffen? Aber was ist, wenn er irgendwo privat bei Menschen zu Gast ist, statt auf dem Marktplatz zu lehren oder die Synagoge zu besuchen? Dann komme ich nicht an ihn heran! Ich könnte ja meine Freunde und Nachbarn bitten, mir Bescheid zu geben, wo Jesus unterwegs ist, aber leider meiden mich alle: Als Zollchef arbeite ich mit den Römern, der Besatzungsmacht, zusammen, und bin trotz meiner einflussreichen Position unbeliebt. Erst recht, weil ich weiteren Zöllnern Arbeit gebe und alle Überschüsse einsammele. Auf diese Weise bin ich zwar reich geworden, aber richtig glücklich gemacht hat es mich nicht. Vielleicht sollte ich ihm einfach auf der Landstraße außerhalb der Stadt entgegenlaufen? Das klingt nach einer guten Idee! Und meine untergebenen Zolleintreiber werden solange die Stellung halten. Also gehe ich hinaus auf die Landstraße. Durch den Staub, der durch die vielen Füße und Wagen aufgewirbelt wird, kann ich eine große Gruppe erkennen, die sich meiner Stadt nähert. Das muss er sein! Ich habe gehört, dass er sehr viele Neugierige anlockt, und viele Menschen ihn ein Stück seines Wegs begleiten. Ich laufe schneller, um ihn zu erwischen, bevor die anderen aus Jericho mitbekommen, dass er bald bei uns ist. Aber ich bin so klein, und das Gedränge um ihn ist so groß! Der wird mich nie entdecken! Und dabei möchte ich ihn doch direkt treffen, ganz persönlich mit ihm reden. Von ihm beachtet werden. Das klappt doch nie, ich werde bestimmt übersehen, wie so oft! Bedrückt bleibe ich stehen. Lohnt es sich überhaupt, dass ich mich so beeile, ihm entgegenzulaufen? Er wird doch sowieso an mir vorbeigehen, ohne mich wahrzunehmen. Mein Mut sinkt. Bis ich einen Maulbeerbaum sehe, der am Straßenrand steht. Er hat einen breiten, gefurchten Stamm, an ihm werde ich gut hochklettern können und es bis in die untersten Äste schaffen. Von dort habe ich mehr Überblick und kann über die Köpfe all der Menschen hinweg vielleicht Jesus sehen. Schnell streife ich die Sandalen ab, halte mich an den tieferen Ästen fest und krabble den Stamm nach oben. Als ich eine gute Position gefunden habe, ist die große Gruppe schon dicht herangekommen.

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Hoffentlich entdecke ich Jesus! Und vielleicht kann er mich hier oben auch sehen? Ich bin so gespannt, dass ich am ganzen Körper zittere. Fast würden meine Füße von der Rinde abrutschen, wenn ich mich nicht so mit den Armen festklammern würde. Oh, hoffentlich, hoffentlich beachtet er mich! Es wird laut und unruhig unter mir, Staub steigt von den vielen Füßen hoch. Da, dieser Mann, ist das Jesus? Alle wenden sich ihm zu, und er hat eine ganz besondere Ausstrahlung. Von der Aufregung und dem Staub wird mein Mund ganz trocken. Noch bevor ich mich räuspern und Mut fassen kann, höre ich eine Stimme: „Zachäus, komm schnell herunter! Ich möchte heute dein Gast sein!“ Wie, was? Ruft Jesus mir etwas zu? Oder bilde ich es mir nur ein? Egal, so schnell wie möglich hangle ich mich den Baum hinunter. Dort steht er wirklich, Jesus: Er schaut mir mit leuchtenden Augen entgegen. Aus ihnen strahlt so viel Liebe. Alle anderen treten aus dem Weg, sodass ich ihn direkt sehen und zu ihm hinlaufen kann. Meine Stimme überschlägt sich fast: „Natürlich lade ich dich zu mir ein! Es ist mir eine Ehre! Ich werde dir ein stärkendes Mittagessen zubereiten!“ Dass mich die Umstehenden mit bösen Blicken verfolgen, weil ich so eng mit den verhassten Römern zusammenarbeite, beachte ich nicht. Zusammen mit den anderen betrete ich Jericho durch das Stadttor. Als ich Jesus zu mir nach Hause führe, gebe ich mir die größte Mühe, dass er es bequem hat und ihm das beste Essen serviert wird. Doch die Nachbarn schimpfen darüber, dass sich Jesus mit mir abgibt: „Jeder weiß doch, dass Zachäus nur durch Betrug reich geworden ist! Wie kann Jesus nur dieses Haus betreten?!“ Mir wird ganz anders und ich sage sehr ernst zu ihm: „Ich werde die Hälfte meines Vermögens den Armen geben, und wem ich am Zoll zu viel abkassiert habe, dem gebe ich es vierfach zurück.“ Da schaut er mich mit seinen durchdringenden Augen an, die bis auf den Grund meiner Seele zu blicken scheinen. Voller Weisheit und Liebe betrachtet er mich und antwortet: „Heute hat Gott dir und allen, die in deinem Haus leben, Rettung gebracht. Denn auch du bist ein Nachkomme von Abraham. Der Menschensohn ist gekommen, Verlorene zu suchen und zu retten.“ Fragen an die ganze Gruppe zum Nachdenken, wer mag, kann die eigenen Gedanken mit allen teilen: • Wann haben Sie sich unbeachtet gefühlt? • Wann haben Sie Ablehnung erlebt und sich gewünscht, in Frieden mit Ihren Mitmenschen zu leben?

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• Wann haben Sie sich nach Aufmerksamkeit und Wertschätzung gesehnt? Wo haben Sie danach gesucht? Hat es Sie erfüllt? • Fühlen Sie sich von Gott wertgeschätzt und beachtet? Interpretation der Erzählung: Diese Geschichte beschreibt, dass Jesus unsere Bedürfnisse kennt – die ausgesprochenen und die geheimen. Er übersieht die scheinbar kleinen, unwichtigen, unattraktiven Menschen nicht, sondern wendet sich ihnen explizit zu. Die Lauten und Fordernden verschwimmen für diesen einen Moment mit dem Hintergrund, indem er uns ganz direkt begegnet. Der Bericht stellt dar, dass für ihn das Image einer Person nicht zählt und sein Umgang mit uns nicht den gesellschaftlichen Kriterien entspricht: So besucht Jesus absichtlich und vor den Augen aller einen reichen, aber extrem unbeliebten Mann. Unsere Bewertungen haben auf Gottes Handeln keinen Einfluss. Er wendet sich uns in Liebe zu, auch wenn wir selbst uns vielleicht unwürdig fühlen. Gleichzeitig ist es in Gottes liebender Gegenwart möglich, Lebensentscheidungen zu verändern und neu zu treffen. Einfach, weil seine Freiheit und Weite uns den nötigen Spielraum und Mut schenken, einengende Routinen abzulegen oder eine neue Richtung einzuschlagen.

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Alle Sinne berühren Geborgenheit schenken Ich liebe alte Kirchen auf Inseln oder in Skandinavien: Die meterdicken Wände, die weiß gestrichenen Steine, das klare Licht, das durch die hoch liegenden Fenster fällt. Die Segelschiffe, die von der Decke hängen, und die ausgetretenen roten Steine auf dem Boden. Im Winter das Geschrei von Möwen draußen oder die Rufe der Schwalben während eines abendlichen Sommerkonzerts. Wie Räume die eigene Stimmung beeinflussen, wird in Kirchen ganz besonders spürbar. • Welche Gotteshäuser berühren dich? • Was schenkt dir ein Gefühl von Geborgenheit? Damit die Seniorinnen und Senioren sich wohlfühlen und auch bei kreativen Aktivitäten den Mut haben, sich zu beteiligen, ist eine geborgene, entspannte Grundstimmung eine gute Basis. Auch, wenn eine schöne Gestaltung des Gruppenraums etwas Zeit erfordert, lohnt sie sich: Dadurch schaffen wir eine Atmosphäre, die nicht nur das Befinden, sondern auch das Miteinander beeinflusst. Ich lade dazu ein, einen optischen Mittelpunkt zu gestalten: Wenn alle um einen großen Gruppentisch sitzen, bietet sich dafür die Tischmitte an. Wenn die Seniorinnen und Senioren an Einzelplätzen oder in Reihen platziert werden, eignet sich ein extra Tisch als eine Art Altar, der für alle gut sichtbar ist. Er wird mit einer Tischdecke oder einem großen Tuch bedeckt und mit bekannten Elementen aus der Kirche ausgestattet: einer großen Kerze, einem Blumenstrauß oder frischen Zweigen, die ausgebreitet werden, einem Kreuz, einer Figur oder einem Bild. Aus hygienischen Gründen wird der Traubensaft zum Abendmahl in kleinen Medizinbechern oder Schnapsgläsern ausgeteilt, sie sollten gesondert am Rand platziert werden, da sie eher unruhig wirken. Es empfiehlt sich auch, vorab gut zu lüften, damit der Sauerstoffgehalt im Raum ausreichend hoch ist und sich alle gut konzentrieren können. Die Plätze der Teilnehmenden werden so eingerichtet, dass sie Sicherheit und Halt geben, aber dennoch Freiheit zum Bewegen und Mitmachen bieten. Ich lege auf jedem Stuhl mit

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Armlehnen eine Fleecedecke aus. Die Seniorinnen und Senioren setzen sich ganz normal, und im passenden Moment kann ich die Decke einfach um die Schultern klappen und von der Rückenlehne in den Nacken oder über den Kopf ziehen. So sind alle schnell in Decken gehüllt, ohne dafür groß herumturnen zu müssen. Meiner Erfahrung nach macht es einen relevanten Unterschied, ob das Bedürfnis nach Geborgenheit konkret angesprochen wird oder nicht. Emotional lassen sich die Senior:innen viel tiefer auf meine Angebote ein, wenn ich lustvoll und körperbetont arbeite. Auch angenehmes Licht ist wichtig: Nicht so grell, dass die Stimmung wie im OP wirkt, aber auch nicht so schummerig, dass Gefahr besteht, dass es bald vielstimmig aus den Decken schnarcht … Viele Teilnehmende lieben es sehr, wenn sie eine eigene Kerze an ihrem Platz haben: Es leuchtet wie ein persönlicher Willkommensgruß an die Einzelnen. Coronabedingt musste ich meine Gottesdienste mit Einzelplätzen an Einzeltischen feiern, und damit sich die Gruppe nicht völlig zerrissen fühlte, richtete ich allen ein schönes Setting ein: mit Lied- und Textblättern, Buntstiften, einer Kerze im Teelicht, einem Schnapsglas (Medikamentenbecherchen) voll Traubensaft und einem Stück Milchbrötchen in der Serviette für das Abendmahl. Was den Auflagen der Pandemie geschuldet war, entwickelte sich zu einem Highlight: Alle freuten sich über ihren „Privatplatz“, sodass die fehlende Gemeinschaft im Stuhlkreis oder am Gruppentisch kaum bemerkt wurde. Die Bewohner:innen fühlten sich sehr geliebt, einzeln an einen Tisch geführt zu werden, wo alles für sie vorbereitet stand. Daher lade ich dazu ein, den Raum bewusst zu nutzen, statt einfach die Tische und Stühle so zu verwenden, wie sie sowieso schon stehen. Wer sehr fitte und aufgeschlossene Senior:innen hat, kann auch Stationen anbieten. Sie werden jeweils mit einem Tisch und zwei, drei Stühlen in unterschiedlichen Bereichen des Gruppenraums aufgebaut: eine Station, um zu beten und Kerzen anzuzünden. Eine Ecke, um Gebetsanliegen aufzuschreiben, zu falten und an ein Kreuz zu pinnen. Einen Platz, wo schöne Postkarten mit Bibelsprüchen bereitliegen, um mitgenommen oder beschriftet zu werden. Eine Station mit einer Wasserschale und kleinen Gästetüchern, um bewusst alles Belastende abzuwaschen und vor Gott hinzulegen. Nach einem gemeinsamen Auftakt können die Stationen nach eigenem Interesse besucht werden, bis es als gesamte Gruppe zusammen weitergeht.

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In einer Andacht verteilte ich kleine Kissen, in die die Senior:innen ihr Gesicht kuschelten, während ich ihnen einen Psalm über die Liebe und den Frieden Gottes vorlas. Natürlich hatte ich vorher Hemmungen, ob die Damen und Herren die „Kuschelaufgabe“ nicht völlig kindisch finden würden. Aber nein: Alle kuschelten so versunken mit ihrem Kissen, das sie sich zuvor selbst auswählen durften, dass ich den Moment erst nach längerem Schweigen beendete. Auch Tücher lassen sich gut verteilen, locker um den Kopf drapieren und als spürbare Geborgenheit einsetzen. Aus hygienischen Gründen sollte dabei auf Materialien geachtet werden, die sich gut waschen lassen: Die ausgeteilten Decken sind aus Fleece, das nach dem Waschen schnell trocknet, und die Kissen nähte ich aus weichen Baumwollstoffen wie Nicki (Samt). Als Tücher lassen sich klassische Mullbinden verwenden, das sind große, weiche Baumwolltücher, die früher zum Wickeln von Babies eingesetzt wurden. Sie können sogar bei 90°C in die Kochwäsche gegeben werden. Eine ganz besondere Geste ist das Beten oder Segnen mit ätherischem Öl. Dazu wird etwas hochwertiges, naturreines Öl mit dem eigenen Zeigefinger aufgenommen und die Stirn oder der Handrücken der Seniorinnen und Senioren als wohltuende, lebensspendende Geste mit Öl berührt. Wer mag, zeichnet auf den Handrücken oder die Stirn ein Kreuzzeichen. Der Duft und das Gefühl des Öls auf der Haut wirken psychisch kraftvoll und wohltuend. Dazu wird ein Gebet gesprochen, das den Segen Gottes weitergibt.

Ikonen, Skulpturen und Bilder einsetzen Ikonen, Bilder und Skulpturen locken den Blick und schaffen durch das Berühren vielfältige Eindrücke. Wer sich nur schwer konzentrieren, schlecht sehen oder hören kann, freut sich darüber, eine Holzfigur von Maria oder ein ausdrucksvolles Kreuz betasten zu können. Ich empfehle, sich auf Flohmärkten, in den Kleinanzeigen oder bei Haushaltsauflösungen umzuschauen, um kleine Skulpturen oder ein Holzkreuz aufzustöbern. Dabei ist nicht das Ziel, große Kunst zu entdecken, sondern eine Figur oder ein Bild zu finden, womit eine Botschaft transportiert wird: Jesus mit ausgebreiteten Armen, ein lebendig wirkender Engel, Maria mit dem Jesusbaby oder ein Kind, das in Gottes Händen gehalten wird. Auch ein Kreuz, das handwerklich spannend gestaltet wurde oder vielleicht den Glauben einer weitentfernten Kultur transportiert, kann inspirierend sein. Vielen Bewohner:innen bekannt ist die Figur „Bleib sein Kind“ von Dorothea Steigerwald: Eine Tonplastik, in der sich ein Mädchen in Gottes starke Hand schmiegt.

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Das Schöne an Skulpturen ist, dass sie sowohl von kognitiv fitten als auch von stark beeinträchtigten Senior:innen als spannend wahrgenommen werden. Über das Schauen und Verstehen hinaus trägt jedes Kunstwerk eine Botschaft, die ganz intuitiv verarbeitet wird. Dabei ermutige ich dazu, dass alle nacheinander die Figur in den Händen halten, betasten und aus der Nähe betrachten können. In Ruhe und weitgehend ohne Kommentar. Wer eine Sammlung von Kreuzen aus unterschiedlichen Materialien in diversen Formen oder mit Aufschrift hat, kann sie in der Gruppe herumgeben und danach zum Austausch einladen: Welches Kreuz gefällt Ihnen besonders? Warum? Welche Botschaft trägt das Kreuz ganz persönlich für Sie? Ebenso geeignet sind eine Sammlung von Postkarten mit Szenen aus dem Leben Jesu, diverse Krippenbilder aus aller Welt oder Abbildungen des Abendmahls in verschiedenen Kulturen. Sie alle regen dazu an, sich inspirieren zu lassen, wecken Assoziationen und geben allen Anwesenden die Möglichkeit, sich zu beteiligen und individuell auszudrücken. Einleitende Fragen in der Moderation können sein: • Was fällt Ihnen sofort ins Auge? • Wo verweilt der Blick länger? • Was meinen Sie: Welche Botschaft hat dieses Bild? Sehr berührend sind auch hochwertig illustrierte Kinderbibeln: So zum Beispiel die Kinderbibel von Kees de Kort mit ihren erdigen Farben und den sehr klaren, ausdrucksstarken Gesichtern. Die kraftvollen Illustrationen wirken so authentisch, als würden sie tatsächlich den Alltag in Palästina abbilden. Der Text ist auf das Nötigste beschränkt und lässt die Bilder intensiv wirken. Einzelne Bilder können farbig kopiert und zu einer Bildbetrachtung verteilt werden. Gut geeignet sind auch die heiteren Bilder der Kinderbibeln von Nick Butterworth und Mick Inkpen, die luftig und dynamisch wirken. Beide bieten sich besonders an, um sie in einer Einzelbetreuung mit Menschen mit demenziellen Veränderungen anzuschauen und gemeinsam zu erzählen, was auf den Bildern los ist. Orthodoxe Christen kennen Ikonen, das sind Gemälde von Jesus oder Maria mit einem goldenen Hintergrund, die auf Holz produziert werden. Meist wirken die Bilder sehr flächig und auf den ersten Blick unspektakulär (vom Gold einmal abgesehen). Doch der konzentrierte, friedliche Ausdruck auf Jesus Gesicht kann beim genaueren Betrachten sehr anziehend wirken. Ein Bild von Jesus, der ein Schaf auf den Schultern trägt, lässt sich für die Geschichte über das verlorene Schaf verwenden (Seite 62).

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Genauso gut sind Bilder aus der Kunstgeschichte geeignet, um biblische Szenen zu präsentieren und zum gemeinsamen Betrachten einzuladen. Auch hochwertige Gemälde von Engeln eignen sich, um Trost zu schenken, wenn demenziell veränderten Personen die Worte zum Beten fehlen. Dabei rate ich dazu, sehr bewusst die Motive auszuwählen und Kitsch zu vermeiden, damit das Bild tatsächlich eine ausdrucksstarke Botschaft transportiert.

Abendmahl feiern In Senioreneinrichtungen, die keine regelmäßigen Gottesdienste mit einer Pastorin oder einem Priester feiern, kommt manchmal die Frage auf: „Dürfen wir selbst das Abendmahl/ die Eucharistie feiern, obwohl wir keine Theologinnen oder Theologen sind?“ Mich persönlich berührt der Wunsch der Senior:innen, Teil der christlichen Rituale zu sein und sie im vertrauten Rahmen erleben zu können. Daher schätze ich dieses Bedürfnis als höher ein, als die verschiedenen kirchlichen Standpunkte dafür Spielraum lassen. Wenn ich den Bewohnerinnen und Bewohnern, die die Einrichtung nicht mehr verlassen können, mit einem Abendmahl eine Freude machen kann, so halte ich es für verantwortungsvoll und vertretbar, diesem Wunsch nachzukommen. Um das Abendmahl seniorengerecht zu gestalten, empfehle ich Traubensaft statt Wein, weil manche Anwesende eine Vergangenheit als Alkoholiker:innen haben können, von der wir als Betreuer:innen nichts wissen. Auch um mit Medikamenten auf der sicheren Seite zu sein, wähle ich lieber roten Saft. Meiner Erfahrung nach wird dieses Angebot sehr gut angenommen, bisher hat sich niemand beschwert, dass kein echter Rotwein ausgeschenkt wurde. Aus hygienischen Gründen rate ich dazu, den Saft in Schnapsgläsern oder kleinen Medikamentenbechern auszuschenken, statt einen klassischen Kelch zu wählen, an dem alle nippen. Dazu stelle ich mir vorab auf einem Tablett die Gläschen auf und fülle sie, damit sie bereitstehen und nur noch ausgeteilt werden brauchen. Statt Oblaten, die mit Prothesen häufig weder gut gebissen noch befriedigend gekaut werden können, kaufe ich Milchbrötchen, halbiere sie und schneide die beiden Brötchenhälften in jeweils vier bis sechs Stücke (je nach Größe des Brötchens). Unabhängig vom Zahnstatus lassen sich die Brötchen gut kauen und schlucken, und der Geschmack ist so mild und süß, dass er allen Anwesenden zusagt. Dass das Brötchen als Bissen gut in der Hand gehalten werden kann, während die Liturgie des Abendmahls vollzogen wird, ist auch ein wichtiges Detail.

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So schwungvoll und abwechslungsreich die Andacht gestaltet wird: Beim Abendmahl darf es ruhig, besinnlich und ehrwürdig zugehen. Für viele Bewohner:innen ist es ein wichtiges Kriterium, dass das Ritual von Brot und Wein (Saft) klassisch vollzogen wird. Daher rate ich dazu, Mitmachaktionen im Ablauf vor und nach dem Abendmahl zu platzieren und rund um die Feier bewusst eine ruhige Stimmung zu gestalten. Ein einleitendes Gebet erinnert an den Hintergrund des Abendmahls: Jesus feierte es gemeinsam mit seinen Jüngern an dem Abend, bevor er gefoltert und am Kreuz hingerichtet wurde. Wir können ihm dafür danken, dass er durch seinen Tod die Trennung von Gott und Mensch aufgehoben hat. Und dass er stellvertretend für alles, was wir unseren Mitmenschen und uns selbst angetan haben, am Kreuz für uns gestorben ist. Auch für die Versöhnung, die dadurch zwischen uns Menschen und zwischen uns und Gott möglich geworden ist, können wir danken. Durch seine Auferstehung haben wir die Hoffnung, eines Tages mit ihm die Ewigkeit zu verbringen. Dann beginnen wir mit dem eigentlichen Ritual des Abendmahls: Wir heben ein Stück Brötchen hoch und warten, bis alle ihr eigenes Brötchen in der Hand halten. Nun sprechen wir die traditionellen Worte aus der Bibel, die den Ablauf begleiten und vielen Seniorinnen und Senioren auswendig bekannt sind: „Denn ich habe von dem Herrn empfangen, was ich euch weitergegeben habe: Der Herr Jesus, in der Nacht, da er verraten wurde, nahm er das Brot, dankte und brach es und sprach: Das ist mein Leib für euch; das tut zu meinem Gedächtnis.“ Anschließend essen wir das Brötchen. Es folgt ein Moment des Schweigens und der inneren Einkehr. Danach heben wir, für alle gut sichtbar, unser eigenes Medizinbecherchen mit Traubensaft hoch und sagen: „Desgleichen nahm er auch den Kelch nach dem Mahl und sprach: Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blut; das tut, sooft ihr daraus trinkt, zu meinem Gedächtnis.“ Wieder schweigen alle, während sie den Saft trinken und danach für eine Weile ihren Gedanken nachhängen können. Mit einem Gebet oder einem Danklied schließen wir das Abendmahl ab. Die meisten Gesangbücher haben sogar ein eigenes Kapitel für das Abendmahl/die Eucharistie, wer mag, wählt daraus ein bekanntes Lied. In vielen Kirchen wird vor dem Abendmahl ein Ritual oder ein Gebet zur Buße vollzogen. Da dies ein schwieriges Thema ist, klammere ich es meist aus, weil die Atmosphäre dadurch kippen kann und manche Anwesende an sehr Belastendes denken müssen.

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Einzige Ausnahme: Wenn ich weiß, dass die Themen „Schuld und Vergebung“ gerade wichtig für die Senior:innen sind und sie sich selbst damit aktiv beschäftigen, kann ein gemeinsames Bußgebet sehr erleichternd und seelisch reinigend wirken. Oder es wird in einem Einzelgespräch angeboten, sodass nicht die ganze Gemeinschaft beteiligt ist. Grundsätzlich rate ich, an dieser Stelle vorsichtig mit der Gruppe und ihren Bedürfnissen umzugehen.

Gemeinsame Aktivitäten Mitmach-Aktionen sind jedes Mal ein Highlight. Neben dem Illustrieren von Bibeltexten, das sich zum Warmwerden vor ausgefalleneren Aktivitäten eignet, freuen sich die Senior:innen über Möglichkeiten, sich zu beteiligen.

Steine beschriften oder wegwerfen Um seelischen Ballast loszuwerden, eignen sich kleine Ziegelsteine: Zu Beginn erhalten alle einen Stein, den sie bewusst in der Hand wiegen sollen. Sie bekommen Zeit, gedanklich alles aufzulisten, was sie loswerden wollen. Wer mag, spielt währenddessen im Hintergrund ein ruhiges Musikstück, damit sich alle beim Überlegen wohlfühlen und wissen: Ich habe Zeit, jetzt passiert nichts anderes. Nach einigen Minuten gehen wir mit einem stabilen Putzeimer herum und alle dürfen ihren Stein mit Schmackes hineinwerfen. Ein Metalleimer scheppert kräftig, manche Gruppen mögen es, die Befreiung von Ballast deutlich zu hören. Manche beschweren sich, dass es zu Rückkopplung in den Hörgeräten kommt – bei der Eimerwahl ist Feingefühl gefragt ... Anschließend ist Raum für ein Gebet, in dem wir Jesus danken, dass wir unsere Sorgen an seinem Kreuz abladen können und er sich darum kümmert. Wer nicht gerne betet, kann an dieser Stelle ein Zitat über das Loswerden von Ängsten und Grübeleien vorlesen. Ebenso ist es möglich, glatte Feldsteine bei einem Spaziergang zu sammeln und sie mit wasserfesten Filzstiften bemalen und beschriften zu lassen. Daraus werden „Mut-Steine“, die alle anschließend mitnehmen können. Ein passender Bibelvers dazu könnte sein: „Gott zog mich herauf aus der Grube des Grauens, aus Schlamm und Morast. Er stellte meine Füße auf Fels, machte fest meine Schritte.“ 

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Psalm 40, Vers 3

oder auch: „Den Feinden hast du mich nicht ausgeliefert, du stellst meine Füße auf weiten Raum.“ 

Psalm 31, Vers 9

Wer Steine als Symbol nicht mag, kann Belastendes auf ein Blatt Papier schreiben, zum Flieger falten und quer durch den Raum werfen – auch sehr befreiend! Ebenso können die Fenster weit geöffnet werden und die Flieger aus dem Raum segeln und damit das Blickfeld verlassen. Die Flieger sollten draußen zeitnah eingesammelt und entsorgt werden, damit sie nicht im Regen aufweichen und als Umweltverschmutzung enden.

Schirm aufspannen „Wer unter dem Schutz des Höchsten wohnt, der kann bei ihm, dem Allmächtigen, Ruhe finden.“ 

Psalm 91, Vers 1

Unter einem aufgespannten Schirm zu sitzen, fühlt sich gleich bewahrt und sicher an. Wer mag, liest einen passenden Psalm dazu vor (beispielsweise Psalm 91) oder teilt mit den Bewohner:innen eine andere Geschichte zum Thema „Geborgenheit“. Freiwillige aus der Gruppe können auch erzählen, in welchen Situationen sie Bewahrung und Schutz erlebt haben.

Eine Form aus Papier beschriften Passend zum Thema können Formen aus Papier ausgeschnitten und mit eigenen Gedanken beschriftet werden. Das kann eine Taube als Symbol des Heiligen Geistes und des Friedens sein, ein Engel als Begleiter, ein Stern als Hoffnungsschimmer, ein Herz als Zeichen der Liebe, ein Regenschirm als Symbol für Schutz oder eine Blüte, damit etwas Neues, Heilsames aufblüht. Die einfachen Formen werden auf festes, farbiges Papier kopiert, sodass sie alle ausschneiden und ihre Ideen darauf festhalten können.

Kresse säen In Plastikdeckeln von Joghurtbechern können ganz einfach Samen ausgesät werden. Kresse benötigt nur feuchtes Küchenpapier und einen hellen Ort, um zu keimen. Besonders in

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den ersten Monaten des Jahres, wenn Licht und Energie fehlen, macht es viel Freude, frisches Grün aufkeimen zu sehen. Die Botschaft dahinter ist die Hoffnung, dass in jedem Alter etwas Gutes, Neues wachsen kann. Sobald die Stängelchen groß genug sind, können sie abgeschnitten und mit Quark auf Brot gegessen werden.

Armband aus Wolle flechten Früher haben Mädchen gern einfache Zöpfe aus drei Wollsträngen geflochten, manche alten Damen können das noch heute im Schlaf. Zuvor werden Wollfäden mehrfach zusammengefasst und gebündelt in die passende Länge geschnitten. Um ein Armband zu flechten, sollte die Wolle deutlich länger sein als das Endprodukt, da sie sich durch das Verweben der Fäden verkürzt. Alle dürfen sich drei Wollstränge in ihren Lieblingsfarben nehmen und sie an einem Ende mit einem Knoten fixieren. Eine Person hält die Wolle am Knoten fest, während die andere flicht. Dann wird gewechselt, am Ende helfen sich beide, das geflochtene Band um das Handgelenk zu knoten. Die Wolle kann auch mit einer Sicherheitsnadel, die durch den Knoten geführt wird, an einem Kissen befestigt werden, das auf dem Tisch oder im Schoß liegt. Dann können alle ohne Hilfe arbeiten. Das Symbol dahinter ist die unendliche Treue Gottes zu den Menschen, die so eng mit unserem Leben verwoben ist, dass wir nie allein sind. Ein Kreis ist außerdem ein Zeichen für die Unendlichkeit, daher eignet sich die Aktivität auch für eine Stunde über das Thema „Ewigkeit“ oder zum Volkstrauertag/Ewigkeitssonntag.

Brief an mich/Brief an Gott/Brief an eine Wunschperson schreiben Oft ist es hilfreich, kluge Gedanken schriftlich festzuhalten. Oder Dinge, die im Kopf noch ungeordnet unterwegs sind, mithilfe des Stifts auf dem Papier zu durchdenken. Daher bieten wir den Teilnehmenden an, einen Brief an sich selbst zu schreiben. Darin dürfen sie sich für alle überstandenen Krisen loben. Oder sich selbst Mut zusprechen. Oder Wünsche und Sehnsüchte festhalten, um sie hoffentlich bald praktisch zu erfahren. Ebenso ist es möglich, ungeklärte Fragen in einem Brief an Gott zu formulieren. Oder ihm für Schutz und Segen in all den Jahrzehnten zu danken. Auch ein familiärer Konflikt kann in einem Brief thematisiert werden, unter der Voraussetzung, dass er niemals abgeschickt wird, sondern nur der eigenen Bewältigung dient. Sogar an Verstorbene kann sich die Botschaft richten.

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Dazu erhalten alle einen hübschen Bogen Papier mit einem schnörkeligen Rand oder in einem feinen Pastellton, um zum Schreiben zu motivieren. Wer mag, spielt im Hintergrund leise Musik ab, während sich alle in ihre Aufgabe vertiefen. Die Briefe werden am Ende gefaltet und gut in der eigenen Hand- oder Hosentasche untergebracht. Als Gruppenleitung fragen wir, ob Einzelne erzählen mögen, welche Gefühle sie während des Schreibens erlebt haben. Der Inhalt der Briefe bleibt privat und wird nicht besprochen. Zum Schluss können wir dazu einladen, dass wir bei Bedarf gern für Einzelgespräche zur Verfügung stehen, um das innere Erleben und Konflikte zu begleiten, die vielleicht hochgekommen sind.

Buntes Kästchen für Hoffnungen und Wünsche Im Bastelladen werden Sets aus kleinen Pappschachteln mit Deckel angeboten, häufig in Recyclingqualität. Dazu besorgen wir Pailletten und bunte Schmucksteine, wer eine Knopfsammlung hat, kann auch diese plündern. Die Schachteln werden entweder vorab mit Farbe grundiert oder ganz pur ausgeteilt. Mit flüssigem Klebstoff aus der Tube oder Heißkleber (wenn die Person eine sichere Handmotorik hat) werden die Schmuckelemente auf den Kistchen befestigt. Dabei ist es wichtig, darauf zu achten, dass der Rand frei bleibt, damit später noch der Deckel aufgesetzt werden kann. Wir ermutigen die Teilnehmenden, nur nach dem eigenen Geschmack zu werkeln: Sie dürfen aussuchen, ob die Schachteln Ton in Ton gestaltet oder quietschbunt werden. Ob der Eindruck ein eleganter oder ein fröhlicher sein soll. Ob die Fläche so richtig vollgeknallt oder sehr bewusst mit einzelnen Elementen dekoriert wird. Am Ende der Gruppenstunde dürfen alle ihre (vielleicht noch nicht ganz durchgetrockneten) Kästchen mitnehmen und werden dazu eingeladen, diese Schachteln mit Gutem zu füllen: mit kleinen Zettelchen, auf denen sie Wünsche und Hoffnungen notieren (wer mag, teilt direkt kleine, bunte Papierstücke an die Gruppe aus). Oder mit Fundstücken von Spaziergängen. Oder mit besonderen Erinnerungen an früher, wie Theaterkarten oder schicke Ohrringe.

Segnen Gott hat unsere Existenz schon vor der Geburt gesegnet, das heißt mit guten Wünschen umhüllt und seitdem begleitet. Täglich neu dürfen wir uns auf sein Wohlwollen uns gegenüber verlassen.

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Wenn wir einander segnen, bedeutet das, dass wir einander an den Segen erinnern, der uns täglich wie die Luft umgibt. Da wir den sowieso vorhandenen Segen einfach nur laut proklamieren, kann dies jede Person für eine andere tun. Der Herr segne dich und behüte dich; der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig; der Herr hebe sein Angesicht über dich und gebe dir Frieden. 

4. Buch Mose Kapitel 6, Verse 24-26 Macht euch keine Sorgen! Ihr dürft Gott um alles bitten! Sagt ihm, was euch fehlt, und dankt ihm! Gott wird euch seinen Frieden schenken, den Frieden, der all unser Verstehen, all unsere Vernunft übersteigt, der unsere Herzen und Gedanken im Glauben an Jesus Christus bewahrt.



Brief an die Philipper Kapitel 4, die Verse 6-7 Ja, ich sage es noch einmal: Sei mutig und entschlossen! Lass dich nicht einschüchtern und hab keine Angst! Denn ich, der Herr, dein Gott, bin bei dir, wohin du auch gehst.



Josua Kapitel 1, Vers 9 Der Herr ist mein Licht, er rettet mich. Vor wem sollte ich mich noch fürchten? Bei ihm bin ich geborgen wie in einer Burg. Vor wem sollte ich noch zittern und zagen?



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Psalm 27, Vers 1

Der Herr segne dich. Er erfülle deine Füße mit Tanz und deine Arme mit Kraft. Er erfülle dein Herz mit Zärtlichkeit und deine Augen mit Lachen. Er erfülle deine Ohren mit Musik und deine Nase mit Wohlgerüchen. Er erfülle deinen Mund mit Jubel und dein Herz mit Freude. Er schenke dir immer neu die Gnade der Wüste: Stille, frisches Wasser und neue Hoffnung. Er gebe uns allen immer neu die Kraft, der Hoffnung ein Gesicht zu geben. Es segne dich der Herr. 

(Aus Ägypten) Friedenswunsch Den tiefen Frieden im Rauschen der Wellen, den wünsche ich dir. Den tiefen Frieden im schmeichelnden Wind, den wünsche ich dir. Den tiefen Frieden über dem stillen Land, den wünsche ich dir. Den tiefen Frieden unter den leuchtenden Sternen, den wünsche ich dir. Den tiefen Frieden vom Sohne des Friedens, den wünsche ich dir.

Segen der Dreieinigkeit Es segne dich der Herr, der dich erschaffen hat; Es behüte dich der Sohn, der für dich am Kreuz gelitten hat; Es erleuchte dich der Heilige Geist, der in dir lebt und wirkt.

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Teil 3 Die großen Fragen des Lebens erörtern

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Die Grundhaltung der Einzelnen In vielen Senioreneinrichtungen wird in der Betreuung ein Schwerpunkt auf Spaß und Lebensfreude gesetzt: Zur Gymnastik wird dynamische Musik angeschaltet, im Chor werden heitere Lieder gesungen, und auch die Kurzgeschichte, die am Ende des Gedächtnistrainings als Ritual vorgelesen wird, hat eine fröhliche Pointe. Dieser Schwerpunkt ist wunderbar und wertvoll, aber unbewusst entsteht dadurch oft ein Tabu, über schwierige Themen zu sprechen. Wenn Seniorinnen oder Senioren Fragen über ihren Abschied stellen oder äußern, wie sehr sie sich vor einem Erbstreit nach ihrem Tod fürchten, lenken viele Betreuer:innen ganz automatisch ab und führen das Gesprächsthema übergangslos auf Alltägliches zurück. Bei Personen mit starken Grübelzwängen, die sich in ihren Gedanken verlieren, kann das sinnvoll sein. Hochaltrige Menschen, die sich einen respektvollen Umgang mit ihren Sorgen und Fragen wünschen, fühlen sich von solchem Verhalten oft abgewiesen und alleingelassen. Manche fragen sich sogar innerlich, ob ihnen nicht mehr zugetraut wird, Konflikte zu lösen und die letzte Wegstrecke auf der Erde selbstbestimmt zu gestalten. Dabei möchte die Betreuerin ihr Gegenüber weder bevormunden noch entmachten, sie weiß nur selbst oft nicht, wie sie mit den großen Fragen des Lebens umgehen soll. Eine Kehrtwende und damit Flucht in seichte Themen scheint nicht nur naheliegend, sondern oft auch die einzige Möglichkeit, die Situation zu überstehen. Schade! Damit verschenken wir die Möglichkeit, einerseits eine ehrliche, authentische Begegnung zu erleben und andererseits vom Erfahrungsschatz der Senior:innen selbst etwas zu lernen. Kaum eine Bewohnerin einer Pflegestation erwartet, dass die Angestellte ihr mit drei Sätzen die komplette Erleuchtung schenkt. Meist herrscht der Wunsch vor, offen und vertrauensvoll als Individuum wahrgenommen zu werden, das einzigartig ist. Mit allen Zweifeln und Fragen, die in jedem Lebensalter dazugehören. Es wird meist gar nicht gewünscht, dass eine deutlich jüngere Person ihrem Gegenüber die Welt erklärt – wie sollte sie auch? Daher halte ich es mit Rainer Maria Rilke: „Sie sind so jung, so vor allem Anfang, und ich möchte Sie, so gut ich es kann, bitten, Geduld zu haben gegen alles Ungelöste in Ihrem Herzen und zu versuchen, die Fragen selbst lieb zu haben wie verschlossene Stuben und wie Bücher, die in einer sehr fremden Sprache geschrieben sind. Forschen Sie jetzt nicht nach den Antworten, die Ihnen nicht gegeben werden können, weil Sie sie nicht leben könnten. Und es handelt sich darum, alles zu leben. Leben Sie jetzt die

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Fragen. Vielleicht leben Sie dann allmählich, ohne es zu merken, eines fernen Tages in die Antwort hinein.“

Fragen und Zweifel sind Chancen! Ich weiß, dass ich nichts weiß. Und dass, je mehr ich erlebe, desto mehr Fragen in mir wachsen. Ich weiß auch, dass Menschen, die scheinbar auf alles eine Antwort haben, nur oberflächlich über die Themen huschen und sich auf diese Weise vor einer tief gehenden Begegnung zweier suchender Herzen schützen wollen. Daher lade ich dazu ein, die Fragen wie Bücher in einer sehr fremden Sprache wertzuschätzen, wie Rilke es in einem Brief vorschlug. Selbstverständlich gibt es Fragen, die uns im Innersten erschüttern und die Begleitung durch eine psychologische Therapie benötigen. Sollten wir diesen Eindruck bei einer betreuten Person haben, sollten wir uns umgehend um eine adäquate therapeutische Versorgung kümmern. Viel häufiger jedoch begegnen uns Menschen, die genauso gut wissen, dass sie nichts wissen, wie wir. Und die sich bis ins hohe Alter eine gesunde Neugier bewahrt haben, den Geheimnissen unserer Existenz auf die Spur zu kommen. Die Senior:innen brauchen und wünschen gar keinen philosophischen Profi – sie freuen sich, wenn wir nahbar und ehrlich auf ihre Fragen reagieren. Und sei es, dass wir zugeben, dass wir diese Gedanken kennen, aber selbst bisher zu keiner Lösung gekommen sind. Der große Segen eines authentischen Austauschs liegt darin, dass beide Seiten die Masken fallen lassen und sich gegenseitig ihre Verletzlichkeit eingestehen. Wenn Frau Bendixen seufzt: „Ich habe Angst vor dem Tod ...“ und die Betreuerin zugibt „Mir fällt der Gedanke, eines Tages einfach weg zu sein und nie wiederzukommen, auch sehr schwer“, dann liegt allein in dieser Offenheit ein großer Trost. Würde die Betreuerin sagen: „Aber Frau Bendixen, Sie sprechen abends doch immer ein Gebet, meinen Sie nicht, dass das reicht, um in den Himmel zu kommen? Da müssen Sie sich doch keine Sorgen machen!“, fühlt sich die Dame wahrscheinlich burschikos abgewiesen und in ihrem Bedürfnis nach Trost und liebevoller Annahme ihrer Ängste alleingelassen. Kurz: Wir alle wissen, dass wir letztlich nichts wissen – zumindest nicht das Entscheidende. Sich gegenseitig diese Wahrheit einzugestehen und dann den Spielraum zu nutzen, der darin möglich wird, kann ein großer Gewinn für alle Beteiligten sein.

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Ehrlich und offen Fragen Raum geben Vom Mut, nichts zu wissen Herzlichen Glückwunsch: Du brauchst kein Fachbuch, keine Fortbildung, kein Philosophiestudium und keinen Telefon-Joker, um eine wertvolle Gesprächspartnerin zu sein. Im Gegenteil: Ich bitte dich, alle oberflächlichen Antworten und alle Halbwahrheiten bewusst abzulegen, statt sie wie eine Rüstung vor dir herzutragen. Irgendetwas zu sagen ist nicht automatisch besser, als zuzugeben, dass du keine Antwort hast. Es gibt den Spruch „Wenn das die Lösung ist, möchte ich mein Problem zurück!“ Deshalb bitte ich, vorsichtig mit den Zweifeln und Sorgen der Senior:innen umzugehen, statt etwas zu erwidern, was scheinbar immer passt. Sogenannte Passe-partout-Sätze wirken auf das Gegenüber oft respektlos, weil wir dem eigentlichen Bedürfnis hinter der Frage keine Aufmerksamkeit schenken, sondern die Bitte um Begegnung vorschnell abweisen. Daher kann es helfen, ein Gespräch, das schon lange gewünscht wurde, mit folgenden Sätzen einzuleiten: „Ich freue mich, dass Sie mit mir über … sprechen wollen. Damit schenken Sie mir Ihr Vertrauen, und dafür danke ich Ihnen. Allerdings weiß ich auch, dass mein Wissen nur sehr begrenzt ist und ich vielleicht nicht die passende Antwort habe, die Sie sich wünschen. Deshalb ist mir, ehrlich gesagt, auch gerade etwas unwohl, weil ich befürchte, Ihnen vielleicht nicht helfen zu können. Aber ich bin mir sicher, dass wir beide zusammen eine Lösung finden werden oder dass uns jemand einfällt, der uns weiterhilft.“ Auf diese Weise bleiben wir mit unseren Gedanken und Befürchtungen nicht allein. Sobald wir sie aussprechen, verlieren sie den Schrecken – sowohl für uns wie auch für unser Gegenüber, das wahrscheinlich ähnliche Ängste erlebt. Zu sagen, dass wir gerne helfen möchten, aber nur über begrenzte Weisheit verfügen, entlastet uns von den Erwartungen anderer und erweist ihnen gleichzeitig Respekt: Wir zeigen, dass wir die Themen absolut ernst nehmen, und uns gerade deshalb zu einfachen Antworten und oberflächlichen Lösungen verweigern. Daraus entsteht eine vertrauensvolle Gesprächsgrundlage, die eine Beziehung zwischen dem alten Menschen und den Mitarbeitenden bereichern und vertiefen kann.

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Vom Mut, ich selbst zu sein – auch im Beruf Das erste Jahr in einer großen Hamburger Seniorenresidenz voller fitter, anspruchsvoller Senior:innen verbrachte ich mit einer Maske. Bevor ich die elegante Eingangshalle betrat, setzte ich mir schnell meine unsichtbare Maske auf, um allen Ansprüchen gerecht zu werden. Ich versuchte, genau herauszufinden, was die Bewohner:innen erwarteten, und ihnen exakt das zu geben. Meine Gruppen und Kurse waren schnell beliebt, und es gab keine einzige gesellige Stunde, die ich als Misserfolg abstempeln musste. Was daran lag, dass ich versuchte, stets und ständig mein Bestes zu geben. Das gelang, aber dafür war ich permanent angespannt, stand unter Strom und hatte Kopfschmerzen. Tatsächlich fiel mir erst nach einem Jahr auf, dass ich die ganze Zeit eine äußere Fassade perfektionierte, die enorm viel Kraft kostete. Daraufhin beschloss ich entsetzt, hier und jetzt einfach nur noch ich zu sein. Im ersten Moment schien das für die Seniorinnen und Senioren keinen Unterschied zu machen, nur ich selbst spürte den Unterschied. Immer mehr ließ ich sie die „echte Marie“ erleben und es passierte: nichts. Meine Beliebtheit stieg, und wenn ich in der Wortwahl lockerer wurde, mal einen blöden Witz machte oder klarere Grenzen setzte, schien das niemandem aufzufallen. Bis einige Jahre später die Coronapandemie kam und ich nach einem halben Jahr, in dem die Besuche und Gottesdienste der Pastorin ausfielen, beschloss: So kann es nicht weitergehen. Einsamkeit und Depression nahmen stetig zu, und was blieb uns außer Einzelgesprächen im Appartement und am Telefon, um die Seniorinnen und Senioren aufzumuntern? Also gestaltete ich im ganz kleinen Rahmen Andachten. Die sehr begrenzten Plätze waren sofort so begehrt, dass ich gleich mehrere Durchgänge hintereinander anbot, um zumindest einen Teil des Andrangs auffangen zu können. In diesen Andachten wurde ich für die Bewohner:innen als Persönlichkeit noch einmal deutlich greifbarer: Sie sahen und hörten mich völlig spontan und unzensiert beten. Sie erlebten, wie ich von Gott wie von einem guten Freund sprach. Sie folgten meiner Stimme im Gesang, auch wenn ich manchmal einen Ton nicht traf. Ich wickelte sie in Decken ein und erzählte ihnen Geschichten von der Allmacht und Liebe Gottes. Wir teilten das Abendmahl und immer wieder Momente der Tränen. Wir skandierten Körpergebete wie kämpferische Parolen des Durchhaltewillens, während sich alle ihren Möglichkeiten gemäß mit bewegten. Es geschahen in unserem Raum Ereignisse, die keine von uns jemals für möglich gehalten hätte und die uns nachhaltig verwandelten. Das erzähle ich dir nicht, weil ich so großartig wäre. Oder weil ich damit ein Beispiel geben wollte, dem anderen folgen sollten. Nein, ich gebe dir diesen Einblick in mein sehr bruchstückhaftes, begrenztes Leben, weil ich dich damit ermutigen möchte.

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Es gibt einen Grund, warum du hier und heute auf der Welt bist, nicht hundert Jahre früher oder später. Es gibt einen Grund, warum du mit alten Menschen arbeitest, und damit meine ich nicht, weil das Arbeitsamt die Umschulung bezahlt hat. Ich bin mir sicher, dass du ein Geschenk für alle Menschen in deinem Umfeld bist. Ich bin mir sicher, dass du Licht schenkst, wo Dunkelheit herrscht. Dass du Hoffnung weitergibst, auch wenn dir selbst der Glaube fehlt. Dass du vermisst wirst, wenn du im Urlaub bist. Dass du einen Unterschied in deinem Team machst – einen positiven Unterschied. Und deshalb bitte ich dich, wenn du merkst, dass du eine Maske trägst, so wie ich es auch getan habe: Nimm diese Maske ab. Sie mag oberflächlich schöner und fehlerloser wirken als dein echtes Inneres. Aber sie ist tot und sie hindert dich daran, dein Licht in diese Welt scheinen zu lassen. Ja, manchmal tut es weh, echt und ehrlich zu sein, statt eine perfekte Fassade zu präsentieren. Aber glaub mir, dein Einfluss auf deine Umgebung verkümmert unter der Maske, dort fehlen Luft und Licht und Leben. Trau dich, du selbst zu sein. Dann trauen sich auch deine Mitmenschen, offen und ehrlich zu werden. Und mancher Konflikt verschwindet auf diese Weise ganz von allein. Du bist einzigartig, wir haben nur eine Person wie dich auf der ganzen Welt. Du bist ein Geschenk. Verstecke dich nicht länger! Und du wirst erleben, wie sich Fragen und Zweifel plötzlich auflösen und du eine Fülle erlebst, wie du sie nie vorher gekannt hast. Manche Gespräche werden dir mehr zu Herzen gehen als früher, aber alle Gespräche werden wertvoller sein. Und plötzlich hast du den nötigen Mut, Themen wie Achtsamkeit oder Philosophie anzupacken und im Alltag konkret umzusetzen.

Vom Mut, einen partnerschaftlichen Spielraum zu eröffnen Ganz genau spüren die Seniorinnen und Senioren den Unterschied, ob wir sie mit Programmpunkten beschäftigen oder ob wir am Thema innerlich voll beteiligt sind. Daher lade ich ein, die Anwesenden nicht als homogene Masse zu betrachten, die unterhalten werden soll, sondern als lauter Individuen, die einen ganz unterschiedlichen Zugang zu den großen Fragen des Lebens haben: Manche vermeiden lieber jedes klare Wort, um einerseits niemanden zu verletzen und andererseits die eigene Position nicht formulieren zu müssen. Andere haben viel Leid erfahren und zeigen diese Prägung täglich. Wieder andere können auch in den dunkelsten oder eintönigsten Momenten das Gute sehen und benennen. Auch wir selbst haben eine

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Biografie, die die Wahrnehmung des Alltags prägt und unsere kleinen und großen Entscheidungen beeinflusst. Daher sehe ich die Grundlage eines philosophischen Dialogs darin, sich auf Augenhöhe zu begegnen und davon auszugehen, dass sich eine spannende Dynamik entwickelt – ganz von allein. Unsere Aufgabe ist nur, festgefahrene Diskussionen zurück zu lenken und Personen, die sich nur schwer in die Gruppe integrieren lassen, wiederholt freundlich anzusprechen oder notfalls aus dem Raum zu begleiten. Wir müssen den Bewohner:innen nichts beibringen, wir müssen keine perfekte Argumentationskette präsentieren und wir müssen an diesem Nachmittag nicht die Geheimnisse des Universums klären. Es reicht völlig, einen Spielraum zu eröffnen, der von allen partnerschaftlich genutzt werden kann. Dabei ist es wichtig, keine festgelegten Ziele zu kultivieren, wie die gemeinsame Stunde ablaufen soll. Je fokussierter wir das Gruppengespräch angehen, desto schneller werden wir auf Widerstände treffen: Wenn es um Lebenserfahrungen geht, werden sich die hochaltrigen Menschen nicht von uns die Welt erklären lassen wollen – völlig zu Recht. Daher sollte unser Ziel sein, als wertschätzende Moderatorinnen und Moderatoren aufzutreten, die das Gespräch liebevoll und notfalls ordnend begleiten. Diese innere Haltung braucht Mut, weil wir auf diese Weise selbst völlig ahnungslos sind, wohin uns die Diskussion tragen wird und mit welchen Eindrücken die Teilnehmenden nachher den Gruppenraum verlassen werden. Dieser Mut lohnt sich, da viele Bewohner:innen und Gäste sonst sehr eng von außen geleitet werden: Wann welche Mahlzeit eingenommen wird und was serviert wird, wann Zeit für die Mittagspause ist, wann welche Gruppe beginnt und wer daran teilnimmt. Insofern ist es ein großes Glück für die Damen und Herren, selbst die Richtung vorgeben zu können. Und wenn es bedeutet, statt über Versöhnung und Frieden über Geld und Vererben zu sprechen, dann ist die Zeit genau für diese Entscheidung reif. Unsere Aufgabe liegt darin, zu erkennen, was die Gruppe sich wünscht, und dafür zu sorgen, dass sich im Gespräch alle äußern können und darin wertschätzend begleitet werden.

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Einen philosophischen Nachmittag anbieten Worüber wir noch nie gesprochen haben: Tabus niedrigschwellig abbauen „Über Religion, Geld und Krankheiten sprechen wir nicht!“, ist eine Grundregel der deutschen Kommunikation. Da viele ältere Menschen ausgesprochen oft über ihre körperlichen Beschwerden sprechen, ist die Frage, wie wir diese Auflösung des Tabus auf andere Themen ausweiten. Ich rate dazu, metaphorisch gesprochen, erst einmal den großen Zeh ins Wasser zu halten, bevor wir mit einem Kopfsprung ins tiefe Ende des Schwimmbeckens eintauchen. Kurz: Gesprächsrunden über relativ harmlose Inhalte wie „Glück, Frieden, Freiheit, Dankbarkeit, Mut ...“ geben den hochaltrigen Menschen die Möglichkeit, mit dem äußeren Rahmen warm zu werden und sich an tiefgehende Themen heranzuwagen. Eine Möglichkeit ist auch, vorab eine „Wunschliste“ am Informationsbrett aufzuhängen: Hier können die Senior:innen Themen vorschlagen, die ihnen am Herzen liegen. Wer bereits die Erfahrung gemacht hat, dass solche Umfragen grundsätzlich leer bleiben, kann auch Themen zur Auswahl stellen, und die Senior:innen abstimmen lassen. Dabei sollte unbedingt Raum für eigene Ideen bleiben: Wenn bereits einige Vorschläge auf dem Aushang stehen, notieren die Senior:innen oft viel bereitwilliger eigene Ideen dazu, als wenn ein leeres Blatt auf die ersten Mutigen wartet. Ein schöner Auftakt ist das Aufbrühen eines Tees aus Gartenkräutern zu Beginn der Gruppenstunde: Wer in der Einrichtung einen Kräutergarten hat, kann vorab mit ein, zwei Damen ernten gehen. Oder wir bringen vom Markt einen Topf mit Pfefferminze oder Melisse mit, der in der Runde herumgegeben wird, sodass alle sich bedienen können. Aus einer Thermoskanne mit heißem Wasser wird die Tasse aufgefüllt, nach gefühlten fünf Minuten können die Senior:innen ihre Kräuter mit einem Teelöffel heraus fischen. Das gemeinsame Teebrühen hat zwei Vorteile: Zum einen lockert es die Stimmung, alle werden gleich zu Beginn auf harmlose Weise aktiv, reichen den Kräutertopf herum, helfen sich mit der schweren Thermoskanne usw. Wer noch Bedenken hatte, was sie oder ihn heute erwarten mag, verliert die eigenen Ängste und Befürchtungen über möglicherweise schwierige Themen ganz schnell.

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Zum Zweiten können wir die Kräuter nach ihrer Wirkung auswählen und damit ein ganz gezieltes Stimmungsmanagement betreiben: Pfefferminze erfrischt, klärt und hilft der Konzentration. Zitronenmelisse und Lavendel (sehr vorsichtig dosieren, Lavendel schmeckt schnell seifig!) entspannen. Rosmarin, frisch unter der Nase zerrieben, stärkt das Gedächtnis und die Konzentration. Entsprechend der Gruppenzusammensetzung und dem Thema kann durch die ätherischen Öle eine gute Basis für die gemeinsame Zeit geschaffen werden. Zum Ankommen und Aufwärmen verteile ich vorab auf einem zentralen Gruppentisch diverse Zitate zum Motto des Nachmittags, die ich in großer Schrift auf buntem Papier ausdrucke. So können zu Beginn alle einen ersten Blick riskieren oder schon mit der Nachbarin über einen Spruch plaudern, bis alle angekommen sind und die Stunde offiziell beginnt. Nach einer kurzen Einleitung, in der ich das Thema vorstelle und einen Überblick über den Ablauf gebe, bitte ich alle, das Zitat zu greifen, das ihnen am nächsten liegt. Nacheinander oder querbeet dürfen alle ihren Spruch vorlesen. So können sich alle mit einem eigenen Wortbeitrag beteiligen, ohne selbst eine private Meinung äußern zu müssen. Anschließend können die Anwesenden vergleichen, welche Zitate ähnlich klingen oder einander inhaltlich ergänzen und beantworten. Wer mag, kann den zufällig gezogenen Spruch auch bewerten und die eigene Position dazu in Beziehung setzen: Schließe ich mich der Aussage an, würde ich sie abwandeln oder lehne ich sie ab? Auch thematisch passende Volkslieder, Schlager oder Kirchenlieder können zu Beginn den Einstieg erleichtern, indem sie abgespielt werden, während alle den Text ausgedruckt vor sich liegen haben und mitlesen können. Wer durch Sehbehinderungen nicht gut lesen kann und bei der Zitat-Aufgabe im Nachteil war, kann dem Inhalt des Lieds hörend gut folgen. Anschließend erhalten alle Teilnehmer:innen Papier und Stifte und dürfen den Satz „Zufriedenheit ist für mich ...“ ergänzen, hierbei steht „Zufriedenheit“ als Platzhalter für jedes mögliche Thema. So nähern wir uns langsam den eigenen Ansichten an, während alle ausreichend Zeit bekommen, sich innerlich zu sortieren und die Gedanken in Worte zu fassen. Bevor wir einander die eigene Haltung vorstellen, bitten wir explizit alle, die Meinungen der anderen wohlwollend zu betrachten. Das Motto in der Diskussion lautet „Wenn ich nichts Freundliches sagen kann, sage ich gar nichts“, damit sich auch ruhigere Anwe-

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sende trauen zu melden. Wenn die Gruppe insgesamt wertschätzende Kommunikation pflegt oder bereits mehrere Gruppenstunden zu philosophischen Themen stattfanden, kann auf diese Regel natürlich verzichtet werden. Wer mag, sammelt die Gesprächsbeiträge an einer Tafel oder einem Flipchart. Das hilft, bei Mehrfachnennungen den Überblick zu behalten: Bereits formulierte und notierte Statements können einfach unterstrichen werden. Viele Bewohner:innen fühlen sich sehr wertgeschätzt und ernst genommen, wenn ihre Aussagen für alle sichtbar schriftlich festgehalten werden. Damit sich niemand wie in der Schule vorkommt, ist es wichtig, den Wert der persönlichen Äußerungen anzuerkennen: „Sie haben bestimmt alle gute Gedanken notiert. Ich bin sehr gespannt darauf, was wir als Gruppe alles sammeln können. Damit Sie und ich die vielen Ideen im Blick behalten, werde ich sie einfach mal mitschreiben. Mal gucken, was sich daraus für unser weiteres Gespräch ergibt!“ So läuft niemand Gefahr, gedanklich in eine Prüfungssituation abzurutschen und sich selbst Druck zu machen, eine möglichst beeindruckende Meldung abzuliefern.

Austausch ist wichtiger als Wissen Ziel des Treffens ist, offen für neue Blickwinkel zu sein und die ausgetretenen Pfade der täglichen Gedanken zu verlassen. Daher geben wir gleich zu Beginn bekannt, dass wir kein Weisheitselixir getrunken haben und nun allen davon einen Schluck abgegeben können. Wir betonen, dass wir alle gleichermaßen klug sind und von den Meinungen anderer profitieren können. Vielleicht haben wir sogar den Mut, zu sagen, dass wir allen Damen und Herren am Ende der Stunde wünschen, dass sie mehr Fragen als Antworten haben, und wir gemeinsam damit unterwegs sind. Ein Großteil dessen, was uns heute durch den Kopf spukt, haben wir gestern bereits gedacht und werden morgen darauf zurückkommen. So wie wir den Weg zum Arbeitsplatz im Tiefschlaf hinter uns bringen können, bewegt sich unser Denken auf immer gleichen Datenautobahnen: Alltag, Alltag und noch mehr Alltag, wir leben bestimmt durch Routinen. Daher ist ein philosophischer Nachmittag genauso effektiv für die kognitive Fitness wie ein klassisches Gedächtnistraining. Wir lassen uns auf neue Gedanken ein, formulieren innerlich unsere eigene Haltung dazu und drücken Ansichten aus, die wir sonst nie äußern. Es erfordert von den Teilnehmenden viel Konzentration, der Diskussion zu folgen und den Überblick zu behalten.

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Wichtig für uns als Moderator:in und die Anwesenden ist eine ergebnisoffene Grundhaltung: Wir werden heute kein Geheimnis lüften und kein Thema zufriedenstellend klären. Wenn alle diese Einstellung aus ganzem Herzen bejahen können, wird das Gespräch zum Gewinn. Dann ist das Ziel nicht, andere mit der eigenen Meinung zu überzeugen oder den eigenen Standpunkt zu verteidigen, sondern eine abwechslungsreiche Begegnung zu erleben. Wenn Einzelne darauf drängen, eine bestimmte Frage beantwortet zu bekommen, bleiben zwei Möglichkeiten: einerseits die persönliche Auffassung darzustellen und andererseits die Frage in die Runde zurückzuspielen: „Was meinen Sie als Gruppe, wie könnte eine Erklärung noch lauten?“ Mit einem gesunden „Ich weiß, dass ich nichts weiß“ in den Austausch zu gehen, entlastet uns als Gruppenleitung erheblich. Dabei ist es natürlich sinnvoll, innerlich eine Richtung zu fokussieren, in die die Diskussion am Ende laufen sollte. Beim Thema „Dankbarkeit“ wurde inzwischen mehrfach in Studien bewiesen, dass dankbare Menschen zufriedener sind und in Krisen besser durchhalten. Wenn die Gruppe sich an dem Punkt „Dankbarkeit ist sinnlos“ festbeißt, wäre es angebracht, die Blickrichtung freundlich neu zu justieren. Oft können wir uns auf die Gruppe verlassen, dass sie sich miteinander selbst in einem gesunden Gleichgewicht hält. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass in einem meiner philosophischen Nachmittage jemals die Situation eskaliert oder ins Negative abgedriftet wäre. Mich hat beim Abschied auch noch nie jemand angriffslustig gefragt: „Und, was sollte das Ganze jetzt?“, obwohl ich durchaus einige sehr streitlustige Mitmenschen begrüßen darf. In allen Kulturen gibt es überlieferte Weisheitsgeschichten. Um dem Austausch neue Impulse zu geben und das Thema zu vertiefen, lassen sie sich wunderbar vorlesen. Anschließend sollten immer ein paar Minuten Ruhe herrschen, damit alle einen Moment nachsinnen können, und nicht die besonders lautstarken Anwesenden sofort ihre Meinung dazu präsentieren. Wie sich eine passende Geschichte aufstöbern lässt: Häufig werde ich im Internet fündig, wenn ich zentrale Begriffe des Mottos durch die Suchmaschine jage. Wer mag, kann nach dem Vorlesen auch Zeit geben, damit alle mit Buntstiften ihre Eindrücke, Notizen und inneren Bilder festhalten können. Erst danach setzt das Gespräch in der Gruppe wieder ein, was zu deutlich tief gehenden Gedanken führt.

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Einen abwechslungsreichen Ablauf gestalten Damit der philosophische Nachmittag weder einer Vorlesung noch einem Selbsthilfetreffen ähnelt, empfiehlt sich ein möglichst variantenreiches Programm: Input und Austausch sollten sich abwechseln, da die Konzentrationsspannen sehr unterschiedlich sind. Wie bereits beschrieben, starte ich gern mit diversen Zitaten kluger Denker:innen, die ausgebreitet auf der Tischmitte liegen und bei denen sich alle bedienen dürfen. Statt eines langatmigen Vortrags als Einleitung können sich die Teilnehmenden gegenseitig die Sprüche vorlesen und nähern sich langsam dem Thema an. Durch spontane Reaktionen wie „Nee, das finde ich aber nicht“ oder „Ach, den Spruch kenne ich, der ist schön“ ergibt sich der erste Austausch ganz von allein. Zur Vertiefung kann eine Weisheitsgeschichte vorgelesen oder ein thematisch passendes Lied abgespielt werden.

Bildbetrachtung Um die Runde mit Leben zu füllen, eignet sich auch eine Bildbetrachtung: Ein passendes Motiv wird für alle farbig ausgedruckt und ausgeteilt, zusätzlich kann das Bild einmal in großer Ausführung vorn aufgehängt oder per Beamer projiziert werden. So können sich sehbehinderte Personen den Druck ganz dicht vor Augen halten, während wir an dem Poster vorn einzelne Details erklären. Die erste Frage lautet ganz offen: „Was sehen Sie hier?“ Je nachdem, was und wie viel die Gruppe beiträgt, können wir auf die einzelnen Antworten eingehen und in die Tiefe führen. Als Nächstes fragen wir: „Was fühlen Sie, wenn Sie das Bild anschauen?“ oder „Wie geht es den Menschen, die hier gezeigt werden?“ Dabei verrät die Antwort viel über die Einstellungen und Stimmungen derjenigen, die sich zu Wort melden. So schleichen wir uns langsam an die Hauptaussage heran, bis wir die Gruppe sammeln lassen, was ihrer Meinung nach das Bild ausdrücken möchte und welche Botschaft es hat.

Interviewpartner Wunderbare Highlights sind auch „Profis in Fachfragen“, die sich dem Wissensdurst der Bewohner:innen stellen. Das können Lehrer:innen einer benachbarten Schule sein, Mitarbeitende im Hospiz, Autorinnen und Autoren, Künstler:innen und alle anderen Personen, die sich stark für ein Thema interessieren und einsetzen.

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Da die Seniorinnen und Senioren zu Beginn etwas schüchtern sein können, rate ich dazu, ein paar grundlegende Fragen vorzubereiten: „Wer sind Sie? Was machen Sie in Ihrem Alltag? Warum sind Sie der Einladung in unsere Runde gefolgt?“ Meist tauen die Seniorinnen und Senioren zügig auf und stellen selbst Fragen, oder ein Dialog entwickelt sich. Dabei achte ich auf zwei Dinge: Einerseits darauf, dass die Fachperson keine endlosen Vorträge hält, sondern wirklich ein Gespräch in Gang kommt. Und andererseits darauf, dass sich nicht immer dieselbe Person aus der Gruppe meldet, sondern alle sich frei fühlen, sich zu beteiligen. Wer mag, schreibt einzelne Punkte an einer Tafel mit, damit alle den Überblick behalten. Es lohnt sich, am Ende die angesprochenen Themen noch einmal kurz zusammenzuführen und besonders kniffelige Standpunkte oder Konflikte abschließend zusammenzufassen. Auch diejenigen, die inhaltlich nicht ganz folgen konnten oder zwischenzeitig die Konzentration verloren haben, können durch das Fazit vom Austausch profitieren.

Musikstücke, Lieder Auch klassische Musik, die zu einem bestimmten Anlass komponiert wurde, lässt sich als auflockerndes Element abspielen. Dabei können die Bewohner:innen einen Moment gedanklich abschalten und sich ganz auf das Hören und Fühlen der Komposition fokussieren. Wer mag, fragt anschließend, was die Anwesenden während des Musikstücks erlebt haben. Es können auch Lieder mit passendem Text verwendet werden, deren Strophen wir in großer Schrift ausgedruckt an alle verteilen. So können auch hörgeschädigte Personen dem Inhalt folgen, und anschließend kommen wir gemeinsam dem Inhalt des Lieds auf die Spur. Welchen Aussagen stimmen die Senior:innen zu? Was sehen sie kritisch?

Raum zur Reflexion Mindestens eine Phase der Ruhe sollte eingebaut werden, in der die hochaltrigen Menschen ihre Gedanken und Fragen festhalten können. Manche nutzen die Zeit, um kurz abzuschalten, was ich völlig legitim finde. Andere schreiben sehr eifrig und stellen danach diverse Fragen, die sie genauer erläutert haben möchten.

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Ich persönlich finde es schön, dazu nicht einfach nur leere Blätter auszuteilen, sondern dem Papier einen einladenden Rahmen zu geben: mit einer Überschrift und ein, zwei Sätzen, die das Thema der Stunde darstellen. Ein passendes Bildchen am Rand oder eine hübsche Umrandung machen Lust, die eigenen Ideen festzuhalten und wertzuschätzen. So werden die Notizen viel lieber mitgenommen und später noch einmal hervorgeholt, als wenn alle nur blankes Kopierpapier erhalten. Auch bunte Stifte, die leicht und flüssig schreiben, erhöhen die Freude am Mitmachen.

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Zwiegespräche am Lebensende Raum geben für Fragen Im Alltag einer Senioreneinrichtung bleibt die Frage nach dem persönlichen Befinden oft auf beiden Seiten oberflächlich: Die Senior:innen behaupten, es ginge ihnen gut, und wir beteuern dasselbe. Wie es uns wirklich geht, vertraut weder die eine Seite noch die andere einander an. Umso wichtiger ist es, den Seniorinnen und Senioren immer wieder bewusst zu zeigen, dass ihre Bedürfnisse und Gefühle wichtig sind. Viele haben Mitleid mit den gestressten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die ständig unter Zeitdruck stehen, und versuchen, ihre Sorgen allein zu bewältigen und niemanden zu behelligen. Dabei entsteht im Alltag nicht plötzlich „von allein“ die nötige Zeit und der Freiraum, um Fragen und Zweifeln gerecht zu werden. Eine Möglichkeit, dafür einen Rahmen zu schaffen, ist die interne Aufteilung der Bewohner:innen oder Tagesgäste: Jede:r Mitarbeiter:in ist für eine bestimmte Anzahl Personen zuständig, die sie/er immer wieder aktiv anspricht und der sie/er Zeit zum Gespräch anbietet. Das gelingt in einem Team natürlich besser, als wenn nur eine einzige Angestellte die gesamte soziale Betreuung stemmen muss. Aber auch als Alleinverantwortliche lohnt es sich, auf einer Namensliste festzuhalten, wann ich mit wem gesprochen habe: So vermeide ich, Einzelne zu übersehen und „Lieblinge“ besonders oft zu betreuen. Im Einzelgespräch sind oft gezielte Fragen wertvoll, die zum Erzählen und Nachdenken anregen: • Was waren besonders schöne, heitere Zeiten in Ihrem Leben? • An welche schweren Phasen erinnern Sie sich? Wie haben Sie sie bewältigen können? • Woran erinnern Sie sich heute noch gern? • An welcher Stelle sind Sie froh, dass diese Zeiten lange hinter Ihnen liegen? Aber auch in einem Gespräch, das vermeintlich vor sich hinplätschert und die immer gleichen Geschichten hervorzubringen scheint, lohnt sich ein bewusstes Einhaken und Nachfragen:

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• Welche Lehre haben Sie daraus gezogen, wie hat sich das Erlebte auf Ihre Persönlichkeit ausgewirkt? • Welche Gefühle von damals spüren Sie heute noch oder sind bis jetzt präsent? • Welche Wendung konnten Sie selbst den Ereignissen geben? So kann die Darstellung von Schwerem behutsam betrachtet und neu interpretiert werden. Die Blickrichtung auf das Überstandene, Bewältigte führt den Seniorinnen und Senioren vor Augen, wie sie ihr Leben selbst in der Hand haben: auch heute noch. Das fördert die Selbstwirksamkeit und die Überzeugung, das Schicksal (zumindest zu einem großen Teil) selbst lenken zu können. Und das, was außerhalb des eigenen Einflusses liegt, durch einen bewussten Umgang positiv beeinflussen zu können. Manche Betreuerin fühlt sich bereits bei dem Gedanken, welche traumatischen Erinnerungen seitens der Seniorinnen und Senioren im Gespräch thematisiert werden könnten, bedrückt und überfordert. Viele haben die Befürchtung, mit Erinnerungen und Erlebnissen konfrontiert zu werden, die ihre Kompetenz übersteigen und emotional belasten: Wir alle kennen den Rat, die Geschichten der hochaltrigen Menschen „nicht mit nach Hause nehmen“ zu sollen, aber kann das wirklich immer gelingen? Aus meiner Erfahrung kann ich berichten, dass es bisher keinen Moment gab, in dem ich mich von den Lebensberichten überrollt gefühlt habe. Tatsächlich hatten alle Senior:innen, mit denen ich arbeite, ein sehr gutes Gespür dafür, was sie mir anvertrauen und was nicht. Natürlich kommen immer wieder schlimme Episoden zur Sprache, mehrere Damen erzählten mir, wie sie am Ende des zweiten Weltkriegs nur knapp der Vergewaltigung entgingen. Selbstverständlich habe ich an solchen Erzählungen zu knabbern, aber ich fühlte mich noch nie überfordert oder in einen Prozess hineingenommen, der meine Kompetenz überstieg. Die alten Menschen geben immer nur bruchstückhaft Einblick in ihre Biografie, niemand erzählt sein ganzes Leben in einem Rutsch oder überflutet mich mit sämtlichen Traumata aus 97 Jahren gelebtem Alltag. Selbst wenn es eines Tages dazu kommen sollte, dass wir uns als Zuhörer:in klar überfordert fühlen: In jedem Team gibt es eine Person, die eine:n Pastor:in, eine Therapeutin oder einen Therapeuten, einen Coach kennt und kurzfristig vermitteln kann. Es gibt bundesweite kostenlose Hotlines für psychologische Beratung, die zumindest für einen Moment einspringen und Tipps vermitteln können. Und oft habe ich erlebt, dass eine Person, die gestern noch in Tränen aufgelöst war, heute munter in die Welt blinzelt und gar nicht weiter über ihre Lebensbeichte reden möchte.

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Unklares aushalten Häufig gibt es im Team verschiedene Sichtweisen, wie die einzelnen Mitarbeitenden die Seniorinnen und Senioren erleben: Frau Friedrich wird von Tanja als klar demenziell erkrankt wahrgenommen, von Caro dagegen als leicht unkonzentriert, aber voll orientiert. Herrn Hagners Trauer um seine Frau hält Jannika für angemessen, Tobias hat aber den Eindruck, dass er verwirrt bis aggressiv wirkt. Der einen Kollegin erzählt Frau Demant lang und breit davon, wie sie damals nur knapp der Vergewaltigung durch russische Soldaten entkam und wirkt bis heute traumatisiert, die andere Kollegin findet Frau Demants freundliche Fassade echt und glaubt nicht, dass eine Aufarbeitung mit einer psychologischen Fachperson nötig wäre. So unterschiedlich die Sichtweisen auf die einzelnen Menschen sind und die Bewertungen der Situation voneinander abweichen, so unterschiedlich erleben wir selbst die Bewohner:innen oder Tagesgäste: Der fröhliche Herr Heitmann verhält sich plötzlich auf eine Weise unhöflich, dass wir unseren Ohren nicht trauen. Die leidvolle Lebensgeschichte von Frau Zukowski wirkt mehr und mehr wie ein Bad in Selbstmitleid, sodass wir anfangen, ihren Erzählungen zu misstrauen, und überlegen, ob die Dame vielleicht stark übertreibt. Oder Teile des Berichts einer Situation werden jedes mal anders dargestellt, sodass wir am Ende gar nicht mehr wissen, was wir glauben sollen. So hilft es nur, Unklares auszuhalten, da manchmal Rückfragen nur zu zusätzlicher Verwirrung führen oder einfach eine weitere Variante der bekannten Geschichte präsentiert wird. Besonders im Zusammenhang mit der Beziehung zu Angehörigen fällt es schwer, keine Bewertungen vorzunehmen und weitgehend neutral zu bleiben: Ob Frau Kepplers Tochter nun „mein liebster Schatz“ oder „dieses verantwortungslose Biest“ ist, wird sich letztlich nicht aufklären lassen. Auch wenn es nahe liegt, an bestimmten Stellen Partei zu ergreifen, stellen wir im Nachhinein manchmal fest, dass die Situation auch ganz anders hätte interpretiert werden können. Auch im Gespräch um die großen Fragen des Lebens bleibt vieles in der Schwebe und lässt sich weder von den hochaltrigen Menschen noch von uns beantworten. An manchen Stellen ist es sinnvoll, ein thematisch passendes Buch mitzubringen oder den Kontakt zu einer Therapeutin herzustellen. An anderen Stellen ist abzuwägen, ob die ungeklärten Themen die Seniorinnen und Senioren belasten und daher angegangen werden sollten oder ob es reicht, der Problematik Raum zu geben, ohne sie final lösen zu müssen. Auch hier hilft das empathische Nachfragen: „Habe ich Sie richtig verstanden, dass...

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Möchten Sie, dass wir darauf zusammen eine Antwort finden? Soll ich dazu mit jemandem aus Ihrer Familie Kontakt aufnehmen? Oder sind Sie ganz zufrieden damit, wenn wir beide hier einfach zusammen darüber nachdenken?“ Das entlastet uns und wertschätzt die Kompetenz der Seniorinnen und Senioren, selbst entscheiden zu können, wie das Gespräch fortgesetzt wird oder endet.

Zu Aktivitäten ermutigen So wertvoll Gespräche sind: Sie ersetzen keine Aktivitäten, die das Besprochene spürbar real werden lassen. Daher möchte ich Ideen teilen, wie in der Einzelbetreuung der Schritt vom Nachdenken und Austauschen ins Tun gelingen kann. Dabei sind meine spielerischen Übungen wie eine Skizze, die ich weitergeben möchte, damit du selbst daraus ein Bild entwirfst, das sich für die jeweilige hochaltrige Person eignet. Wenn dich die Grundidee anspricht, du aber eine andere Idee zur Umsetzung hast, möchte ich dich ermutigen, deiner Intuition zu folgen und ein eigenes Setting zu gestalten.

Lebensthemen in Ordner heften Damit der intensive Austausch nicht versandet, ist diese Übung ideal zum Abschließen von Gedankengängen und Lebensthemen. Zusammen mit dem Gegenüber überlegen wir, welche großen Lebensthemen im Gespräch anklangen oder welche „Überschriften“ wir den Zusammenhängen geben können. Hier hilft ein Klemmbrett mit einigen Blankozetteln, auf denen wir gemeinsam die Ideen festhalten können. Schriftlich sortiert sich vieles leichter, und was wir notieren wollen, müssen wir zuvor in passende Worte fassen. Allein die Suche nach dem angemessenen Ausdruck klärt viele Unsicherheiten, sodass beide Seiten gut einschätzen können, ob der Zusammenhang ausreichend klar formuliert wurde. Sobald wir die Überschriften für einzelne Lebensphasen oder -themen zusammengestellt haben, fragen wir die Person, ob sie zufrieden ist: Fehlt noch etwas? Haben wir alles Wesentliche richtig verstanden und notiert? Dann malen wir frei Hand ein paar Kästen: Unsere Aktenordner. In diese Aktenordner stecken wir die dargestellten Themenblöcke, um sie sinnvoll zu gruppieren und zusammenzufassen. In jedem Alter tut es gut, die Gefühle und Erinnerungen an Ereignisse klar benannt vor sich zu sehen, statt sie als emotionales Kuddelmuddel mitzuschleppen. Dieses Ordnen auf dem Papier schafft besonders im hohen Alter einen wohltuenden Überblick. Schwierige Lebensphasen verlieren dadurch nicht ihren Schmerz, aber durch

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das Festhalten und Sortieren einen Teil des Schreckens, den sie unbenannt in der Erinnerung oft haben. Nach dieser umfassenden Vorarbeit folgt die eigentliche Frage an die alte Dame, den alten Herren: „Was können oder wollen Sie tun, um diesen Aktenordner friedlich wegstellen zu können?“ Die Idee ist, dass die Senior:innen durch das Erzählen, Notieren und Aufräumen wichtiger Lebensabschnitte nicht nur einen Überblick erhalten, der zu einer entspannten Akzeptanz des Gewesenen führt. Darüber hinaus bekommen sie die Chance, das Erlebte „abzuheften“ und in ein Archiv der eigenen Biografie „wegzustellen“. Damit sind tragische Erfahrungen nicht getilgt, aber bewusst beendet und verabschiedet. Bisher war das vielleicht so absichtsvoll nicht möglich. Daher stellen wir heute, nach einem gemeinsamen Gesprächsverlauf, die Frage: „Wie können Sie dieses Erlebnis friedlich abheften, zuklappen und wegsortieren?“ Die Antwort darauf braucht nicht im Gespräch gegeben zu werden, sie kann noch länger nachklingen und einen inneren Prozess des Abschließens einläuten. Manchmal ist plötzlich klar, was den Seniorinnen und Senioren fehlt, um zu einer tiefen Seelenruhe zu finden. Dann ist es wichtig, diesen Impuls umzusetzen, um dem inneren Prozess ein gutes Ende zu geben. Das muss nicht am selben Tag sein oder durch uns persönlich geschehen, manchmal reicht es, Angehörige zum Besuch zu bitten und vorher kurz den Hintergrund zu erklären. In vielen Fällen ist die Person, mit der eine Klärung nötig wäre, längst verstorben – dann kann ein ehrlicher Brief helfen, um zu einer inneren Seelenruhe zu finden. Oder ein Besuch in der ehemaligen Heimat, ein Gang zum Friedhof, ein gemeinsames Blättern im Fotoalbum …

Taschentuch beschriften Eine kreative Idee zum Thema „Trauer und Abschied“ kann das Beschriften eines Taschentuchs sein. Die aktuelle Generation hochaltriger Menschen ist die letzte, die noch Stofftaschentücher besitzt oder verwendet. Ein solches erbitten wir von der betreffenden Person, um mit ihr gemeinsam Momente darauf zu schreiben, über die sie nicht mehr weinen möchte. Immer wieder treffe ich Damen, die sich sehr schwer damit tun, verstorbene Familienangehörige oder Freundinnen innerlich gehen zu lassen. Manch eine gibt ehrlich zu, dass sie täglich weint, auch wenn der Ehemann schon viele Jahre verstorben ist. Trauer hat keine festgelegte Dauer, und wir wollen niemanden dazu drängen, einen Prozess abzuschließen, der nicht abgeschlossen werden möchte. Aber manch eine Dame ist froh, in ihrer Niedergeschlagenheit beachtet und wertgeschätzt zu werden.

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Viele haben sogar ihre eigenen Kinder verloren, manche als Frühgeburt oder im Wochenbett, manche durch tragische Unglücke oder Krankheiten wie Krebs. Darüber wird selten gesprochen, und mit dem Stofftaschentuch möchten wir diese Lebenslinien einerseits sichtbar machen und andererseits emotional in einen (vielleicht noch wackligen) inneren Frieden führen. Mit einem Fineliner oder einem alten Füllfederhalter beschriften wir zusammen das Taschentuch mit den Namen derer, von denen sich die hochaltrige Person verabschieden musste. Oder mit tragischen Erlebnissen, über die sie nie wieder weinen möchte. Je nachdem, wie sicher die Motorik ist, schreibt das Gegenüber selbst oder diktiert und lässt uns schreiben. Tatsächlich ist es gar nicht so leicht, auf einem Stück Baumwolle klare Buchstaben zu notieren! Dabei lassen wir uns von der alten Dame oder dem alten Herrn leiten: Sie entscheiden, was am Ende auf dem Taschentuch steht, wir brauchen es nicht unbedingt logisch oder vollständig zu finden.

Gedanklicher Spaziergang am Meer Manchmal erlebe ich, dass eine Person Gesprächsbedarf hat, aber nicht damit herausrücken kann. Sie würde sich gern öffnen, sie würde gern die seelische Unruhe ordnen oder Trost empfangen, aber sie schafft es nicht, mir ihr Vertrauen zu schenken. Oder den passenden Anfang zu finden – wobei es nach Jahrzehnten des gelebten Lebens oft gar keinen passenden Anfang gibt. Dann kann es helfen, mithilfe der eigenen Emotionen einzusteigen. Wir schildern dem Gegenüber in ein paar Sätzen, dass wir sie oder ihn zu einem Spaziergang am Meer einladen. Wir beschreiben den Strand, den Wind und die Wellen, damit ein thematischer Rahmen entsteht. Nun fragen wir: „Was soll die Flut anschwemmen?“ Damit möchten wir Wünsche, Sehnsüchte und Hoffnungen aufspüren, die sich vielleicht umsetzen lassen und zu mehr Wohlbefinden und Seelenruhe führen können. Anschließend fragen wir: „Was sollen die Wellen mitnehmen, wenn sie sich vom Strand wieder zurückziehen?“ Auf diese Weise wollen wir erahnen, was die Person belastet, aber vielleicht nicht konkret benennen oder in einen Wunsch umsetzen kann. Wer mag, zeichnet dazu ein sehr einfaches Bild völlig unspektakulär mit einem Kugelschreiber auf ein weißes Blatt: oben den Himmel, in der Mitte schwungvolle Wellen, unten einen Streifen Sand. Hier können wir mit Notizen einerseits festhalten, welche schweren Themen von den Wellen ins Meer mitgenommen werden sollen und welche Wünsche angespült an den Strand gut sichtbar liegen bleiben. So erleben die Seniorinnen und Senio-

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ren, dass wir ihre Antwort ernst nehmen und sie über den Augenblick des Gesprächs hinaus festhalten wollen. Die einfache Zeichnung überlassen wir den Seniorinnen und Senioren. Gemeinsam können wir als Gesprächsabschluss überlegen, wie sich die Hoffnungen am Strand in die Realität bringen lassen. Wirkt das Gegenüber emotional erschöpft, kann dies auch nach einigen Tagen in einem zweiten Gespräch passieren.

Steine ins Wasser werfen, um Belastendes loszuwerden Um bedrückende Lebensthemen zu benennen und zu entmachten, eignet sich das „Steine-Schmeißen“ ganz hervorragend. Dazu wählen wir ein Gewässer in der Nähe, das sich mit einem kleinen Spaziergang leicht erreichen lässt: einen Fluss oder Bach, einen See oder Ententeich. Vorab sammeln wir ein paar Steine, um uns nicht darauf verlassen zu müssen, dass sich am Wegesrand genug finden lassen. Auf dem Weg zum Wasser heben wir gemeinsam weitere Steine auf, um die Person am Geschehen zu beteiligen. Wenn sie relativ fit ist und nur einen Rollator benötigt, kann sie einzelne Steine selbst aufheben. Schieben wir sie im Rollstuhl, soll sie Ausschau nach Steinen halten, die wir dann auflesen können. So ist bereits der Weg Teil des Geschehens und bereitet auf die eigentliche Aktivität vor. Am Gewässer angekommen, richten wir der Dame oder dem Herrn einen standfesten, sicheren Platz ein. Er sollte möglichst dicht am Wasser sein, da viele ihre Steine nur eine sehr kurze Distanz werfen können. Gleichzeitig sollte sichergestellt werden, dass niemand versehentlich ins Wasser fällt ... Nun werfen wir einen Stein nach dem anderen. Dabei bekommt jeder Stein einen Namen, ein Motto oder ein Ereignis, das verabschiedet werden soll. Die Person soll den Stein in Ruhe und bewusst in der Hand halten und kann kurz darüber sprechen, was sie oder ihn belastet. Dann wird der Stein so kräftig wie möglich ins Wasser gepfeffert, um den Abschluss von bedrückenden Zusammenhängen möglichst deutlich zu vollziehen. Wenn die Handlung abgeschlossen ist, überlegen wir uns gemeinsam, wie ein Gedanke des Friedens zum Schluss möglich ist, oder sprechen ein kurzes Gebet zusammen.

Gedanken des Lichts Auch in dieser Übung geht es darum, einerseits Schönes, Helles wahrzunehmen und zu benennen und andererseits Dunkles, Bedrückendes zu erkennen und in Frieden zu verwandeln. Zusammen mit der hochaltrigen Person zünden wir eine Kerze an. In vielen Einrichtungen sind nur elektrische Kerzen (LEDs) erlaubt. In dieser Situation wäre es sinn-

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voll, wenn ausnahmsweise unter unserer Aufsicht eine echte Kerze brennen kann, da sie einfach eine andere Strahlkraft und Wirkung hat als ein LED-Teelicht. Mit dem Gegenüber überlegen wir, wo wir selbst ein Licht sein können oder wem wir Licht bringen können. Das fördert das Selbstbewusstsein und die Selbstwirksamkeit, denn selbst im hohen Alter macht die persönliche Ausstrahlung oder ein freundlicher Gruß an die Tischnachbarin noch einen großen Unterschied. „Wo kann ich Licht sein? Wem kann ich Licht bringen?“ Anschließend denken wir zusammen darüber nach, welche Bereiche des Lebens im Dunkeln liegen, weil sie zu schmerzhaft sind, bewusst beachtet zu werden. Oder weil sie schon lange innerlich abgespalten wurden. „Wo sind meine dunklen Ecken, wo wünsche ich mir Licht?“ Wer mag, zeichnet eine große Kerze auf ein Papier und hält die Antworten schriftlich fest, damit die Person sie später erneut lesen und ergänzen kann. In die Kerze und ihren Schein notieren wir alles, was das Gegenüber als Freundlichkeit und Licht im Umfeld sein und tun kann. Rund um die Kerze schreiben wir, welche dunklen Bereiche es in der Seele gibt und wie wir gemeinsam Abhilfe schaffen können. Dabei betonen wir, dass wir die alte Dame oder den alten Herrn gern mit Personen zusammenbringen, die ihnen bei der Lösung von Konflikten oder Problemen helfen können: Psychologin/Psychologe, Pastorin/Pastor, Rechtsanwältin/Rechtsanwalt ...

Die letzte Zeit vor dem Tod ausnutzen Oft liegt ein schmaler Grat zwischen dem Zuhören und der Ermutigung zu eigenen Aktivitäten einerseits und dem Einmischen in private Konflikte andererseits. Ich persönlich finde es immer sehr schwierig, abzuwägen, ob jemand einen freundlichen Anstoß braucht, um Frieden in der eigenen Familie zu schaffen, oder ob die betroffene Person damit komplett überfordert wäre. Mir ist es dabei oft ein Anliegen, die letzte Zeit vor dem Tod zu nutzen. Denn dass die Lebenszeit abläuft, wissen alle Beteiligten. Ob noch Wochen oder Jahre vor ihnen liegen, mag unklar sein – dass es eines Tages für Klärungen oder Versöhnungen zu spät sein könnte, ist klar ersichtlich. Daher stupse ich Themen wie „inneres Aufräumen“ oder „Frieden finden“ sowohl in den Gruppen als auch in den Einzelgesprächen immer wieder an. Dabei bleibt mir meist verborgen, ob meine Anregungen tatsächlich zu einer Reaktion führen. Viele festgefahrenen familiären Konstellationen können nicht durch wenige Gespräche aufgelockert werden. Manches bleibt für immer ungeklärt. Dann kann es ausreichen, wenn die hochaltrige Person ihren inneren Standpunkt ändert: beispiels-

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weise, indem sie sich aus der Verantwortung zurückzieht und ihren Kindern und Enkeln die Aufgabe überträgt, sich selbstständig untereinander auszusöhnen. Wenn die eigenen Anstrengungen seit Jahren ins Leere laufen oder den Konflikt am Leben halten, kann es tatsächlich sinnvoll sein, innerlich auf Abstand zu gehen, statt als Familienoberhaupt die Leitungsposition besetzen zu wollen. Im Austausch ist immer wieder abzuwägen, ob das Gegenüber tatkräftige Unterstützung benötigt oder mit einem bewussten Abschied von seelischen Belastungen diese absichtlich unverändert lässt. Gemäß dem Motto: „Love it, change it, or leave it“, auf Deutsch „Liebe es, verändere es oder verlasse es“. Manches ist zu bedrückend, um geliebt und weiterhin mit Leben gefüllt zu werden, und gleichzeitig zu festgefahren, um aus eigener Kraft verändert zu werden. Dann hilft es manchmal nur, Erinnerungen oder Beziehungen bewusst zu verabschieden und ruhen zu lassen. Auch unsere Biografie und familiäre Dynamik spielt eine Rolle, wenn wir beratende Gespräche führen: Verstehen wir die Äußerungen der Senior:innen so, wie sie gemeint sind, oder identifizieren wir uns innerlich mit ihnen und bewerten sie nach unseren eigenen Hoffnungen, Verletzungen und Familiendynamiken? Häufig reicht es aus, gemeinsam kleine Schritte zu tun: einzelne Wünsche praktisch zu erfüllen, um Lebensfreude zu schenken. Gemeinsam Orte in der Umgebung zu besuchen, die biografisch wichtig waren, kann ungeahnte Reserven aktivieren, die vielleicht auch zu inneren Veränderungen führen. Einfach, weil Freude Energie schenkt, die plötzlich für Themen eingesetzt wird, die neulich noch undenkbar waren. Schon einzelne Veränderungen in der Routine oder kleine Highlights wie ein Besuch im botanischen Garten, eine Kanalfahrt oder eine Kaffeezeit in einem besonderen Café können Kraft und neuen Schwung freisetzen. Dabei ist es wichtig, die körperlichen Grenzen zu beachten, um Überforderung zu vermeiden. Sehr häufig ist ein bewusstes Verlassen der Komfortzone und ein Balancieren am Rand der Leistungsgrenze möglich und gibt eine neue Zuversicht in die eigene Leistungsfähigkeit. Auch, wenn die hochaltrige Person am nächsten Tag vielleicht erschöpft ist und sich von der ungewohnten Aktivität erst mal erholen möchte: Das Erlebnis wird sie noch lange innerlich begleiten und kann zu einem wichtigen Meilenstein der persönlichen Lebensreise werden, wenn es um das Verabschieden und Friedenfinden geht.

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Ideenfundus: Achtsamkeitsübungen für meinen Alltag Damit du Anregungen für eigene Übungen und Spiele zur Achtsamkeit erhältst, präsentiere ich dir im Download einen bunten Regenbogen aus Impulsen: Von Aktivitäten bis Entspannungsübungen ist alles dabei, damit du als Seniorenbetreuer:in immer wieder Kraft tanken kannst. Nutze sie für dich selbst und variiere sie so, dass sie zu deinen persönlichen Bedürfnissen und Vorlieben passen. Es sind nur Vorschläge, du selbst entscheidest, wie du sie umsetzen möchtest. Natürlich kannst du daraus auch Inspirationen für gemeinsame Stunden mit den Seniorinnen und Senioren ziehen. Aber achte darauf, dass das erst der zweite Schritt ist – primär bist du jetzt mit deinen Wünschen an der Reihe! Einen möglichen Einsatz in Gruppenstunden thematisiere ich direkt bei den Aufgaben, die sich dafür anbieten. Du findest die Praxistipps in folgendem Downloadbereich der „Aktivieren“-Website von Vincentz Network und kannst sie einfach ausdrucken: https://www.aktivieren.net/downloads_buecher/downloads Auch auf der Website der Autorin Marie Krüerke kannst du den Ideenfundus herunterladen: www.schatzkiste-seniorenbetreuung.de Hier findest du viele kostenlose Impulse für die Soziale Betreuung: Weitere Materialien zu den Themen Achtsamkeit und Spiritualität sowie zusätzlich Anleitungen im Bereich Kreativität und Naturerleben, Atemübungen für hochaltrige Menschen, Übungen für kognitives Training, Lieder und Spiele. Dort bist du herzlich eingeladen, Rückmeldungen und Fragen zu teilen.

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