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German Pages 193 Year 1995
156: Belitz / Edler / Fleischer / Hornschild / Scherzinger / Straßberger · Aufbau des industriellen Mittelstands in den neuen Bundesländern
DEUTSCHES INSTITUT FÜR WIRTSCHAFTSFORSCHUNG
BEITRÄGE ZUR STRUKTURFORSCHUNG HEFT 156 · 1995
Heike Belitz, Dietmar Edler, Frank Fleischer, Kurt Hornschild, Angela Scherzinger, Florian Straßberger
Aufbau des industriellen Mittelstands in den neuen Bundesländern
DUNCKER & HUMBLOT · BERLIN
D E U T S C H E S I N S T I T U T FÜR
WIRTSCHAFTSFORSCHUNG
gegründet 1925 als INSTITUT FÜR KONJUNKTURFORSCHUNG von Prof. Dr. Ernst Wagemann Königin-Luise-Straße 5 • D-14195 Berlin (Dahlem)
VORSTAND Präsident Prof. Dr. Lutz Hoffmann Sir Leon Brittan • Prof. Dr. Johann Eekhoff • Dr. Norbert Meisner • Wolfgang Roth • Dr. Ludolf-Georg von Wartenberg Kollegium der Abteilungsleiter* Dr. Heiner Flassbeck • Dr. Fritz Franzmeyer • Dr. Kurt Hornschild • Prof. Dr. Wolfgang Kirner • Prof. Dr. Eckhard Kutter Dr. Rolf-Dieter Postlep • Dr. Wolfram Schrettl • Dr. Bernhard Seidel • Dr. Hans-Joachim Ziesing KURATORIUM Vorsitzender: Dr. Alexander von Tippeiskirch Stellvertretender Vorsitzender: Dr. Thomas Hertz Mitglieder Der Bundespräsident Bundesrepublik Deutschland Bundesministerium der Finanzen Bundesministerium für Wirtschaft Bundesministerium für Verkehr Bundesministerium für Post und Telekommunikation Bundesministerium für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Bundesministerium für Arbeit und Sozialordnung Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Bundesministerium für Forschung und Technologie Land Berlin Senatsverwaltung für Wissenschaft und Forschung Senatsverwaltung für Wirtschaft und Technologie Senatsverwaltung für Verkehr und Betriebe Senatsverwaltung für Bundes- und Europaangelegenheiten Freistaat Bayern, vertreten durch das Bayerische Staatsministerium für Wirtschaft und Verkehr Freie und Hansestadt Hamburg, vertreten durch die Behörde für Wirtschaft Land Niedersachsen, vertreten durch das Niedersächsische Ministerium für Wirtschaft, Technologie und Verkehr Land Nordrhein-Westfalen, vertreten durch das Ministerium für Wirtschaft, Mittelstand und Technologie Land Baden-Württemberg, vertreten durch das Wirtschaftsministerium Deutsche Bundesbank Bahn AG Postbank Deutsche Bundespost Postdienst Deutsche Bundespost Telekom Bundesanstalt für Arbeit Wirtschaftsvereinigung Bergbau Christlich-Demokratische Union Deutschlands Sozialdemokratische Partei Deutschlands Freie Demokratische Partei Deutscher Gewerkschaftsbund Industriegewerkschaft Metall Bankgesellschaft Berlin AG Berlin Hyp Berliner Hypotheken- und Pfandbriefbank AG IKB Deutsche Industriebank AG Berliner Kraft- und Licht (Bewag)-Aktiengesellschaft Vereinigung der Freunde des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung Persönliche Mitglieder Dr. Günter Braun Dr. Dieter Hiss Dr. Karl-Heinz Narjes * Präsident und Abteilungsleiter sind gemeinsam für die wissenschaftliche Leitung verantwortlich.
DEUTSCHES INSTITUT
FÜR WI RTS C H A FTS F O R S C H U N G
BEITRÄGE ZUR STRUKTURFORSCHUNG
HEFT 156
1995
Heike Belitz, Dietmar Edler, Frank Fleischer, Kurt Hornschild, Angela Scherzinger, Florian Straßberger
Aufbau des industriellen Mittelstands in den neuen Bundesländern
iiVmtit) WriUuL
DUNCKER & HUMBLOT
BERLIN
Die Deutsche Bibliothek — CIP-Einheitsaufnahme Aufbau des industriellen Mittelstands in den neuen Bundesländern / Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung. Heike Belitz ... - Berlin : Duncker & Humblot, 1995 (Beiträge zur Strukturforschung ; H. 156) ISBN 3-428-08372-5 NE: Belitz, Heike; Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung < Berlin >; GT
Verzeichnis der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Wissenschaftliche
Mitarbeiter
Heike Belitz, Dietmar Edler, Frank Fischer, Kurt Hornschild, Angela Scherzinger und Florian Straßberger
EDV/Statistik Alexander Ganzer, Alfred Gutzier, Wolfgang Härle und Hella Steinke
Textverarbeitung Uta Kouassi, Carla Panoutsos
Herausgeber: Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung, Königin-Luise-Str. 5, D-14195 Berlin Telefon (0 30) 8 97 89-0 - Telefax (0 30) 8 97 89 200 Schriftleitung: Dr. Bernhard Seidel Alle Rechte vorbehalten © 1995 Duncker & Humblot GmbH, Carl-Heinrich Becker-Weg 9, D-12165 Berlin Druck: 1995 bei ZIPPEL-Druck, Oranienburger Str. 170, D-13437 Berlin Printed in Germany ISSN 0171-1407 ISBN 3-428-08372-5 Gedruckt auf alterungsbeständigem (säurefreiem) Papier entsprechend ISO 9706 @
INHALTSVERZEICHNIS
Seite 1
2 2.1 2.2 2.3
Industrieller Mittelstand - eine operationale Begriffsbestimmung . Funktion und Chancen des industriellen Mittelstands in den neuen Bundesländern Ausgangspunkt des industriellen Mittelstands in Ostdeutschland Hypothesen über die Rolle von kleinen und mittleren Unternehmen in der Industrie Determinanten für die Entwicklung des industriellen Mittelstands in Ostdeutschland
9
11 12 12 15
3 3.1 3.1.1 3.1.1.1 3.1.1.2 3.1.2 3.1.3 3.2 3.2.1 3.2.2 3.2.2.1 3.2.2.2 3.2.2.3 3.2.2.4 3.2.2.5
Rahmenbedingungen Gesamtwirtschaftliche Rahmenbedingungen Konjunkturelle Entwicklung Konjunkturelle Situation in der westdeutschen Industrie Die Lage in der ostdeutschen Industrie Privatisierungspolitik der Treuhandanstalt Förderprogramme des Bundes Die Rahmenbedingungen in den ostdeutschen Ländern Industriestruktur in Ost- und Westdeutschland im Vergleich Die Situation der Industrie in einzelnen Ländern Brandenburg Mecklenburg-Vorpommern Sachsen Sachsen-Anhalt . . Thüringen
4 4.1. 4.2 4.2.1
Quantitative Entwicklung des industriellen Mittelstands Schätzung zum bisherigen Stand Weitere Förderstatistiken Gemeinschaftsaufgabe "Verbesserung der regionalen
100 100 117
Wirtschaftsstruktur" . Förderung von Forschung und Entwicklung in industriellen kleinen und mittleren Unternehmen in Ostdeutschland Quellen des weiteren Aufbauprozesses Verbliebenes Privatisierungspotential der Treuhandanstalt Die Bedeutung von Industrie-und Gewerbeparks Der Chemie-Park Bitterfeld Die Stahl-! und Walzwerke Riesa AG (SWR)
117
4.2.2 4.3 4.3.1 4.3.2 4.3.2.1 4.3.2.2
20 20 20 21 23 31 48 53 53 56 56 63 71 81 88
120 128 128 130 131 134
3
4.3.3 4.3.3.1 4.3.3.2
Technologie- und Gründerzentren (TGZ) Allgemeine Bedeutung von TGZ für den ostdeutschen Mittelstand Daten zu den TGZ in den neuen Bundesländern
5
Problemlagen des industriellen Mittelstands - eine qualitative Einschätzung auf der Basis von Fallstudien Ausgangsbedingungen für die Herausbildung mittelständischer Industriestrukturen in Ostdeutschland Auswahl und Charakterisierung der befragten Unternehmen Wettbewerbsbedingungen, die sich aus der Privatisierung der Unternehmen ergeben Wirtschaftliche Situation und Konzepte für die künftige Entwicklung in unterschiedlichen Unternehmenstypen Umsatz und Beschäftigung Regionale Verteilung des Umsatzes, Bezug von Material und Vorleistungen Forschung und Entwicklung Nutzung der Wirtschaftsförderung und Vorschläge für ihre Verbesserung Begünstigende und hemmende Faktoren für die Entwicklung des industriellen Mittelstands in Ostdeutschland Begünstigende Faktoren Hemmende Faktoren Resümee
5.1 5.2 5.3 5.4 5.5 5.6 5.7 5.8 5.9 5.9.1 5.9.2 5.10 6 6.1 6.2 6.3
4
Schlußfolgerungen und Empfehlungen für wirtschaftspolitisches Handeln Zusammenfassende Schlußfolgerungen . . . Wirtschaftspolitische Empfehlungen Schwachstellenorientiertes Förderprogramm, das zu keiner Dauerförderung wird
135 135 137
143 143 148 151 158 161 165 167 168 173 173 175 177
179 180 184 189
TABELLENVERZEICHNIS Seite 3-1 3-2 3-3 3-4 3-5
3-6
3-7 3-8
3-9
3-10 3-11
3-12 3-13 3-14 3-15 3-16 3-17
Die Entwicklung der Produktion im verarbeitenden Gewerbe der alten Bundesländer nach Branchen .. Die Entwicklung der Produktion im verarbeitenden Gewerbe
22
der neuen Bundesländer nach Branchen Anteil der MBO/MBI an den Privatisierungserlösen, Arbeitsplatzund Investitionszusagen aus der Privatisierung bis Juni 1993 Durch MBO/MBI privatisierte Unternehmen im verarbeitenden
27
Gewerbes Ostdeutschlands Schätzung der Struktur der privatisierten und unter Treuhandverwaltung stehenden Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes nach Größenklassen bezogen auf Beschäftigte bzw. Arbeitsplatzzusagen im Jilini 1993 Struktur der Beschäftigten/Arbeitsplatzzusagen in privatisierten und Treuhand-Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes der neuen Bundesländer nach Beschäftigtengrößenklassen im Juni 1993 Branchenstruktur der vollständig privatisierten und noch zu privatisierenden Treuhand-Unternehmen Branchenstruktur der durch Teilprivatisierung entstandenen Unternehmen im verarbeitenden Gewerbe mit weniger als 500 zugesagten Arbeitsplätzen Schätzung der Zahl mittelständischer Industrieunternehmen aus der Privatisierung und Reprivatisierung durch die Treuhandanstalt bis Juni 1993 Bestandsabbau der Treuhand-Unternehmen nach Branchen des verarbeitenden Gewerbes Rangfolgen der Branchen nach Zahl der Unternehmen bei verschiedenen Privatisierungswegen im verarbeitenden Gewerbe in Ostdeutschland bis Juni 1993 Entwicklung der Beschäftigung im Bergbau und verarbeitenden Gewerbe in Ostdeutschland Zahl der Betriebe und Umsatz im Bergbau verarbeitenden Gewerbe in Ostdeutschland Zahl der Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes nach Beschäftigtengrößenklassen in Brandenburg Zahl der Beschäftigten des verarbeitenden Gewerbes nach Beschäftigtengrößenklassen in Brandenburg GRW-Förderung von kleinen und mittleren Unternehmen der gewerblichen Wirtschaft in Brandenburg Entwicklung der Beschäftigung im Bergbau und verarbeitenden Gewerbe in Brandenburg
38
37
39
40 42
43
45 46
47 54 55 57 57 60 61
5
3-18 3-19 3-20 3-21 3-22 3-23 3-24 3-25 3-26 3-27 3-28 3-29 3-30 3-31 3-32 3-33 3-34 3-35 3-36 3-37 3-38
Zahl der Betriebe und Umsatz im Bergbau und verarbeitenden Gewerbe in Brandenburg Entwicklung der Beschäftigung im Bergbau und verarbeitenden Gewerbe in Mecklenburg-Vorpommern Zahl der Betriebe und Umsatz im Bergbau und verarbeitenden Gewerbe in Mecklenburg-Vorpommern Zahl der Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes und nach Beschäftigtengrößenklassen in Mecklenburg-Vorpommern Zahl der Beschäftigten des verarbeitenden Gewerbes nach Größenklassen in Mecklenburg-Vorpommern Bewilligungen und Investitionsvolumen in der GRW in Mecklenburg-Vorpommern mit Förderhöhe je Projekt Zahl der Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes nach Beschäftigtengrößenklassen in Sachsen Zahl der Beschäftigten des verarbeitenden Gewerbes nach Beschäftigtengrößenklassen in Sachsen GRW-Förderung von Unternehmen im verarbeitenden Gewerbe in Sachsen und Beschäftigungsgrößenklassen Entwicklung der Beschäftigung im Bergbau und verarbeitenden Gewerbe in Sachsen Zahl der Betriebe und Umsatz im Bergbau und verarbeitenden Gewerbe in Sachsen Zahl der Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes nach Beschäftigtengrößenklassen in Sachsen-Anhalt Zahl der Beschäftigten des verarbeitenden Gewerbes nach Beschäftigtengrößenklassen in Sachsen-Anhalt Größenklassen der GRW-geförderten Investitionen in Sachsen-Anhalt im Jahr 1992 Entwicklung der Beschäftigung im Bergbau und verarbeitenden Gewerbe in Sachsen-Anhalt Zahl der Betriebe und Umsatz im Bergbau und verarbeitenden Gewerbe in Sachsen-Anhalt Bestand der Treuhandunternehmen in Thüringen nach Beschäftigtengrößenklassen im verarbeitenden Gewerbe Zahl der Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes nach Beschäftigtengrößenklassen in Thüringen GRW-Förderung für die gewerbliche Wirtschaft in Thüringen von Oktober 1990 bis Dezember 1993 Entwicklung der Beschäftigung im Bergbau und verarbeitenden Gewerbe in Thüringen Zahl der Betriebe und Umsatz im Bergbau und verarbeitenden Gewerbe in Thüringen
62 64 65 67 67 69 72 72 78 79 80 82 82 84 86 87 88 90 96 98 99
4-1
4-2
4-3
4-4 4-5 4-6
4-7
4-8
4-9 4-10 4-11 4-12 4-13
Beschäftigte in Betrieben nach Branchen und Größenklassen in den neuen Bundesländern - September 1991 Beschäftigte in Betrieben des verarbeitenden Gewerbes nach Branchen und Größenklassen in den neuen Bundesländern -September 1992 Zusagen der KfW bis 1993 an die Industrie in den neuen Bundesländern nach Branchen und Beschäftigtengrößenklassen Zusagen der KfW an die Industrie in den neuen Bundesländern nach Jahren und Beschäftigtengrößenklassen Zusagen der KfW an das Handwerk in den neuen Bundesländern nach Jahren und Beschäftigtengrößenklassen Zusagen der KfW und der Berliner Industriebank an die Industrie und das Handwerk in den neuen Bundesländern nach Jahren und Beschäftigtengrößenklassen Förderung der ostdeutschen Industrie im Rahmen der Gemeinschaftsaufgabe "Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur" 1991 Förderung der ostdeutschen Industrie im Rahmen der Gemeinschaftsaufgabe "Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur" 1992 Unternehmen mit Anträgen auf Förderung durch das PFO-Programm nach Wirtschaftszweigen - November 1993 Zahl der Anträge und Bewilligungen nach Größenklassen des PFO-Programms Anträge für das Innovationsförderprogramm nach Unternehmensgrößenklassen Anträge und Bewilligungen AFO, AWO und ZFO nach Ländern seit jeweiligem Laufzeitbeginn Anzahl in den einzelnen Technologiebereichen vertretenen Unternehmen der Innovationszentren
102
103
106 107 108
109
118
119 123 124 125 127 140
7
VERZEICHNIS DER ÜBERSICHTEN
3-1 3-2 3-3 3-4 4-1 4-2
4-3
4-4 5-1 5-2 5-3 5-4 5-5 5-6 5-7
8
Konjunkturelle Kennziffern für das verarbeitende Gewerbe in den neuen Bundesländern Beschäftigung im Straßenfahrzeugbau im Vergleich zum verarbeitenden Gewerbe Die wichtigste Maßnahmen und Programme des Bundes zur Förderung der Industrie in den neuen Bundesländern Entwicklung von industriellen Zentren in Thüringen KfW-Förderung in den neuen Bundesländern Bestand von Unternehmen im industriellen Mittelstand der neuen Bundesländer - Schätzungen des IFM zum Stand Anfang 1993 Bestand von Unternehmen im industriellen Mittelstand der neuen Bundesländer - Schätzungen des DIW zum Stand Ende 1992 Informationen zum Modellversuch technologieorientierte Unternehmensgründungen Auswahlmatrix der Fallstudien Herausbildung von industriellen KMU in Ostdeutschland Umsatz je Beschäftigten in den Fallstudien nach Firmentyp Umsatz je Beschäftigen der Branchen Maschinenbau und Elektrotechnik in den Fallstudien Struktur der Beschäftigten in den Fallstudien nach Firmentyp Struktur der Beschäftigten der Branchen Maschinenbau und Elektrotechnik in den Fallstudien Beanspruchung von Förderprogrammen durch die befragten Unternehmen
25 29 50/51 91 105
112
115 126 149 152 164 164 166 166 169
1
Industrieller Mittelstand - eine operationale Begriffsbestimmung
Der Begriff Mittelstand wird in der wirtschaftspolitischen Diskussion in Deutschland äußerst facettenreich benutzt.1 Mit ihm werden sehr heterogene Begriffsinhalte in Verbindung gebracht, die über das hinausgehen, was in der internationalen Diskussion mit dem Begriff kleine und mittlere Unternehmen verbunden wird. "Der Begriff 'wirtschaftlicher Mittelstand' umfaßt sowohl quantitative als auch qualitative Merkmale, die für das Verständnis der Motive, Bedingungen und Besonderheiten selbständiger wirtschaftlicher Tätigkeit in Deutschland von hoher Bedeutung sind."2 Ehe im nächsten Kapitel auf die Funktion und Besonderheiten des industriellen Mittelstands eingegangen wird, ist zunächst eine operationale Begriffsbestimmung notwendig. In Abstimmung mit dem Auftraggeber werden die Unternehmen in Ostdeutschland, die weniger als 500 Beschäftigte haben, sich nicht im Eigentum von Konzernen befinden, mit ihrem Produktionsschwerpunkt dem verarbeitenden Gewerbe (ohne Baugewerbe) zuzurechnen sind als industrieller Mittelstand definiert. Diese Begriffsabgrenzung bezieht quantitative und qualitative Merkmale ein. Für eine quantitative Abgrenzung wird eine Vielzahl von Größenindikatoren diskutiert, aus denen je nach Fragestellung einzelne ausgewählt werden. Gebräuchliche Indikatoren sind die Zahl der Beschäftigten, der Umsatz, die Bilanzsumme, das Anlagevermögen sowie Wertschöpfungs- und Gewinngrößen. Jede dieser Variablen zieltauf bestimmte Merkmale, die Situation und Einbettung des Unternehmens in seine Umwelt unter bestimmten Gesichtspunkten beleuchten.3 Es besteht Einigkeit darüber, daß es keinen einzelnen "besten" Größenindikator gibt. Dies kommt auch darin zum Ausdruck, daß in den verschiedenen Förderprogrammen auf nationaler und internationaler Ebene, die auf den Mittelstand abzielen, sowohl unterschiedliche Indikatoren wie auch für jeweilige Indikatoren unterschiedliche Abschneidegrenzen benutzt werden. 4 Der hier benutzte Indikator "weniger als 500 Beschäftigte" ist vorwiegend unter pragmatischen
1
Vgl. zum folgenden Bundesministerium für Wirtschaft, Unternehmensgrößenstatistik 1992/93 - Daten und Fakten, Studienreihe Nr. 80, Bonn 1993. 2
Vgl. Bundesministerium für Wirtschaft, Unternehmensgrößenstatistika.a.O., S.1.
3
Vgl. Pfohl, H.-Chr., Kellerwessel, P., Abgrenzung der Klein- und Mittelbetriebe von Großbetrieben. In: Pfohl, H.-Chr. u.a., Betriebswirtschaftslehre der Klein- und Mittelbetriebe^, neubearbeitete Auflage, Berlin 1990, S. 5f.
4
Vgl. Übersichten des Bundesministeriums für Wirtschaft, Unternehmensgrößenstatistik..., a.a.O., S. 3-13.
9
Gesichtspunkten gewählt worden. 5 In zahlreichen empirischen Untersuchungen, u.a. zum Innovationsverhalten und zum Größenwachstum kleiner und mittlerer Unternehmen, hat sich eine derartige Definition als praktikabel erwiesen. Bei der qualitativen Abgrenzung des industriellen Mittelstands wird vornehmlich auf die Eigenständigkeit des Unternehmens abgestellt. Kleine und mittlere Unternehmen, die in ihren Entscheidungsbefugnissen eingeschränkt sind, weil sie in Unternehmensverflechtungen eingebunden sind, sollen hier nicht zum Mittelstand gerechnet werden, auch wenn sie nach der quantitativen Abgrenzung zu diesem Unternehmenstyp gehören. Denn das Verhalten und die Funktion von Unternehmen, die in Unternehmensverflechtungen 6 eingebunden sind, können sich von unabhängigen mittelständischen Unternehmen deutlich unterscheiden. Die Frage ist freilich, welche Art der Verflechtung dabei zu Grunde zu legen ist. In der Praxis sind unterschiedliche Formen der Unternehmensverflechtung zu beobachten. Anzutreffen sind kapitalmäßige, vertragliche, personelle, institutionelle und finanzielle Verflechtungen von Unternehmen. Darüber hinaus kann es durch bestimmte Ausprägungen von Absatz- und Bezugsstrukturen zu einer faktischen Unternehmensverflechtung kommen, ohne daß diese eine der oben genannten Formen annimmt. Die Beurteilung des Grades von Unternehmensverflechtung wird dadurch noch erschwert, daß vielfach zwar die Möglichkeit gegeben ist, die Entscheidungen der einzelnen Unternehmen zu beinflussen, es aber offen bleiben muß, ob diese Möglichkeit auch genutzt wird (Kontrollmöglichkeit vs. Kontrolle). Deshalb wurde hier bei der qualitativen Abgrenzung - wiederum pragmatisch - auf die kapitalmäßige Verflechtung abgestellt. Zum industriellen Mittelstand werden also nur jene Unternehmen gezählt, die sich nicht im Konzernbesitz befinden. Selbst diese pragmatische Abgrenzung läßt sich nicht in jedem Fall einhalten, da z.B. die amtliche Statistik keine
5
Vernachlässigt wird bei einer einheitlichen Abschneidegrenze die Tatsache, daß die durchschnittliche Unternehmensgröße sektoral erheblich streut. Allerdings scheint eine sektoral unterschiedliche Abschneidegrenze in Ostdeutschland besonders problematisch, weil die Branchenzugehörigkeit der Unternehmen dort noch einer erheblichen Fluktuation unterworfen ist. Vgl. hierzu Görzig, B., Noack., G., Kennziffern für das verarbeitenden Gewerbe Ostdeutschlands, DIW, Berlin 1993, S.8. 6
Eine Ausnahme bilden vielleicht jene Unternehmensverflechtungen, die sich allein aus mittelständischen Unternehmen zusammensetzen.
10
Differenzierungzwischen konzerngebundenen und konzernungebundenen Unternehmen erlaubt. So konnte diese qualitative Abgrenzung des Mittelstands stringent nur bei den Fallstudien angewendet werden. Bei der vorgeschlagenen Abgrenzung des industriellen Mittelstands handelt es sich allerdings lediglich um eine erste Begriffsbestimmung. Innerhalb dieser so abgegrenzten Unternehmen lassen sich je nach Einbettung in die Unternehmensumwelt noch unterschiedliche Typologien von Unternehmen ausmachen. Ein Unternehmen mit weniger als 500 Beschäftigten kann in seinem Marktsegment ein bedeutendes Unternehmen sein, das unter Umständen sogar dieses Segment nicht nur national, sondern auch international dominiert. Gerade in Branchen mit hoher Spezialisierung, wie z.B. im Maschinenbau, ist ein solcher Tatbestand nicht selten zu beobachten. Andererseits kann ein Unternehmen mit mehr als 500 Beschäftigten, obwohl rechtlich vollkommen selbständig, als Zulieferer für ein Großunternehmen in seiner wirtschaftlichen und technischen Entwicklung weitgehend von diesem abhängig sein. Üblich sind jedoch auch Marktsituationen, in denen große und kleine Unternehmen mit vergleichbaren Produkten konkurrieren. Nicht nur in bezug auf Marktsituation und technisches Potential können mittelständische Unternehmen sich unterscheiden, auch die Eigentümer- und Managementstrukturen können unterschiedlich ausgebildet sein. Der mit dem Begriff Mittelstand oft identifizierte dynamische Eigentümerunternehmer, der sein Unternehmen prägt und führt, stellt nur eine von mehreren möglichen Formen dar. Ausgehend von der hier gewählten Definition des industriellen Mittelstands ist es deshalb wichtig, im weiteren Untersuchungsverlauf die Gruppe der betrachteten Unternehmen weiter zu differenzieren. Dies geschieht vor allem in Kapitel 5, in dem die durchgeführten Fallstudien auch in bezug auf typische Unternehmenssituationen ausgewertet werden.
2
Funktion und Chancen des industriellen Mittelstands in den neuen Bundesländern
In den westlichen Industrieländern hat sich in den letzten Jahrzehnten im industriellen Bereich eine vielfältige Unternehmenslandschaft herausgebildet - mit Unternehmen unterschiedlicher Größe, Organisation und Funktion. In den einzelnen Volkswirtschaften finden sich durchaus unterschiedliche Unternehmensstrukturen; das Zusammenspiel von großen und kleinen Unternehmen ist international keineswegs einheitlich, sondern das Resultat spezifischer Entwicklungen. Neben den institutionellen Gegebenheiten spielt auch der Entwicklungsstand einer Volkswirtschaft eine Rolle. Denn beim Zusammenspiel von großen und kleinen Unternehmen handelt es sich um keine statische Situation, sondern um einen evolutorischen Prozeß, der von vielen Randbedingungen beeinflußt wird. Dies macht es auch unmöglich, die Erwartungen über den Aufbau des industriellen Mittelstands in Ostdeutschland an bestimmten
11
Situationen in anderen Räumen auszurichten. Wichtiger scheint es, die Determinanten des Prozesses zu beleuchten. Über die Bestimmungsgründe für die Herausbildung von Unternehmenslandschaften gibt es bisher keine umfassenden, allgemein akzeptierten Theorien. Neben den spezifischen nationalen Besonderheiten und dem Entwicklungsstand der Volkswirtschaft sind als wichtige Einflußfaktoren zu nennen: Veränderungen der Nachfragestruktur, Standortqualitäten, sich wandelnde Marktbedingungen (Regionalisierung, Globalisierung), Strategien von Unternehmen, technische Entwicklungen und wirtschaftspolitische Eingriffe. 2.1
Ausgangspunkt des industriellen Mittelstands in Ostdeutschland
Kennzeichnend für die Ausgangslage in Ostdeutschland ist, daß der mittelständische Bereich des verarbeitenden Gewerbes zu DDR-Zeiten kaum Gewicht hatte. Es gab zwar vor der "Wende" durchaus private Unternehmen, insbesondere im Handwerk; sie hatten aber eine viel geringere wirtschaftliche Bedeutung als der Mittelstand im Westen. Hauptsächlich hatten sie die Funktion eines "Lückenfüllers". Ihr Betätigungsfeld war stark eingeengt; sie produzierten im wesentlichen für Nischen (insbesondere auf dem Markt für Konsumgüter), die staatliche Betriebe nicht ausfüllen wollten oder konnten. Viele der privaten Betriebe waren vor 1990 auch nicht eigenständig, sondern in Genossenschaften (den sogenannten Produktionsgenossenschaften des Handwerks) zusammengeschlossen. Nach 1989 mußte sich der Mittelstand weitgehend neu bilden. Infolge des Unternehmensgesetzes der Volkskammer vom 7. März 1990 wurden auch im industriellen Bereich Betriebsgründungen möglich. Daneben gab es eine erste Welle von Reprivatisierungen durch die Treuhandanstalt ("Modrow-Reprivatisierungen"). Seitdem wird die Herausbildung des industriellen Mittelstands durch das Neugründungsgeschehen vor allem durch die Privatisierungsaktivitäten der Treuhandanstalt geprägt. Wegen der alles in allem noch dürftigen Informationsgrundlage ist es ein Anliegen der Untersuchung, über die "Herkunftsbereiche" des industriellen Mittelstands zu informieren. Auf jeden Fall kann festgestellt werden, daß sich der ostdeutsche Mittelstand zwar im Aufbau befindet, seine künftige Bedeutung aber nicht zuletzt wegen des manifest gewordenen Niedergangs der Industrie noch schwer einzuschätzen ist. Eine Diskussion dieser Frage setzt Hypothesen über die Funktion von mittelständischen Unternehmen im industriellen Bereich voraus. 2.2
Hypothesen über die Rolle von kleinen und mittleren Unternehmen in der Industrie
In Marktwirtschaften ist der industrielle Bereich durch die Wechselbeziehungen von kleinen und mittleren sowie großen Unternehmen gekennzeichnet. Die Bedeutung von KMU kann über verschiedene Indikatoren bestimmt werden. Herangezogen werden üblicherweise die Anteile
12
am Umsatz, an den Investitionen bzw. am Kapitalstock, an der Beschäftigung oder an den Innovationsaktivitäten. Diese Relationen sind in den Branchen unterschiedlich und verändern sich im Zeitablauf. Verschiedene Einflußfaktoren beeinflussen die Arbeitsteilung der Unternehmen untereinander. Bei geeigneten Rahmenbedingungen und funktionierendem Wettbewerb müßte sich eine wirtschaftlich effiziente Mischung von Unternehmenstypen herausbilden. Die unterschiedlichen Unternehmenstypen müßten in den Bereichen der Industrie ihren Platz finden, in denen sie aufgrund ihrer Charakteristika am effektivsten arbeiten können. Dies gilt jedoch nur dann, wenn die Unternehmenslandschaft sich organisch entwickeln kann. Angesichts des abrupten System wechseis und der tiefen Strukturkrise in Ostdeutschland kann sich eine solche Arbeitsteilung erst langfristig einstellen. Es gibt Thesen, daß die Leistungsfähigkeit und die internationale Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie wesentlich von der Vielfalt des industriellen Mittelstands profitiert. Als besondere Stärken des Mittelstands werden die Markt- und Kundennähe gesehen, die sich aus einer genauen Kenntnis der Situation in bestimmten Marktsegmenten und aus dem Eingehen auf Kundenwünsche ergeben. Gleichzeitig erlaubt die höhere Flexibilität oft eine kürzere Reaktionszeit auf Marktveränderungen, als sie in größeren Unternehmen zu erreichen ist. Hinzu kommt bei vielen mittelständischen Unternehmen eine große technische Kompetenz, die oft mit einer Spezialisierung einhergeht, so daß diese Unternehmen für Spezialprodukte führend auf dem Weltmarkt sind. Diesen Vorteilen, die sich teilweise aus der Organisationsstruktur ergeben, stehen jedoch auch Nachteile gegenüber. So müssen Defizite, die sich aus dem Fehlen bestimmter Unternehmensstäbe ergeben, durch Inanspruchnahme externer Dienstleistungen ausgeglichen werden. Ein häufiges Problem stellt die begrenzte Eigenkapitalbasis dar, die auch im eingeschränkten Zugang zum Kapitalmarkt zum Ausdruck kommt. Die Diskussion um die Bedeutung des industriellen Mittelstands ist in den letzten Jahren vor allem im Hinblick darauf geführt worden, welche Rolle KMU bei der Schaffung von Arbeitsplätzen und bei der Entwicklung und Umsetzung von Innovationen spielen. Die Mitte der achtziger Jahre in der Bundesrepublik geführte Diskussion um die Schaffung von neuen Arbeitsplätzen in kleinen und großen Unternehmen knüpfte an Debatten im Ausland, vornehmlich in den USA, an. Dort hatten vielbeachtete Untersuchungen, vor allem von Birch 7, die These zu untermauern versucht, daß neue Arbeitsplätze vor allem in kleinen und mittleren Unternehmen geschaffen werden, während die Beschäftigung in Großunternehmen per Saldo
7
Vgl. z.B. Birch, D., The Job Generation Process - M.l.T. Programme on Neighbourhood and Regional Change, Cambridge 1979 (unpublished manuscript); Birch, D., Who Creates Jobs. In: The Public Interest, No. 65, 1981, S. 3ff.
13
rückläufig sei. Die Untersuchungen von Birch sind in der weiteren Diskussion methodisch umstritten geblieben, ihre Aussagekraft in bezug auf die spezielle Fragestellung für industrielle KMU wird dadurch geschmälert, daß sie auch den Dienstleistungsbereich einbeziehen, der gerade in den USA die Schaffung neuer Arbeitsplätze dominiert hat. Zwar gibt es mittlerweile auch für die Bundesrepublik Deutschland eine Vielzahl von Untersuchungen8, doch wird in diesen Beiträgen durchaus kritisch festgestellt, daß sowohl eine theoretisch befriedigende wie eine empirisch hinreichende Klärung dieser Frage noch aussteht. Die Beschäftigungsentwicklung von KMU ist wohl - vor allem in Phasen des konjunkturellen Abschwungs - günstiger als in Großunternehmen, gleichzeitig wird aber darauf hingewiesen, daß KMU sowohl an der Umsatzentwicklung wie auch an den Investitionen unterdurchschnittlich partizipieren. 9 In theoretischer mikroökonomischer Sicht gibt es eine Reihe von konkurrierenden Erklärungsansätzen für die unterschiedlichen Entwicklungschancen von Unternehmen bestimmter Größenordnungen, die Fritsch10 zusammenfaßt als: Theorien des optimalen Unternehmenswachstums, Management-orientierte Erklärungsansätze, Lebenszyklus-Ansätze und Theorien kritischer Wachstumsschwellen. Jeder dieser Erklärungsansätze stellt dabei auf bestimmte Aspekte einer einzelwirtschaftlichen Erklärung des Wachstums von kleinen und mittleren Unternehmen ab; im Moment zeichnet sich nicht die Möglichkeit einer Integration dieser Erklärungsansätze ab. Eine wichtige Debatte über die Rolle des industriellen Mittelstands wurde auch im Rahmen von Erörterungen über die Forschungs - und Technologiepolitik geführt. Mit Beginn der achtziger Jahre wurde zunehmend die Bedeutung von KMU für die Innovationsfähigkeit der Volkswirtschaft betont. Dies stand auch im Zusammenhang mit einer Diskussion über die Instrumente der Forschungspolitik, in der die direkte Projektförderung, die vornehmlich Großunternehmen zugute kam, problematisiert und andere Instrumente, wie die indirekt-spezifische und die indirekte Förderung, positiver beurteilt wurden. Eine Hypothese lautete, daß der industrielle Mittelstand durch seine Markt- und Kundennähe schneller und flexibler mit Innovation auf sich ändernde
8
Für einen Überblick vgl. Fritsch, M., Holl, C., Empirische Befunde zur Arbeitsplatzdynamik in großen und kleinen Unternehmen in der Bundesrepublik Deutschland - eine Zwischenbilanz. In: Fritsch, M., Hull, C., (Hrsg.), Arbeitsplatzdynamik und Regionalentwicklung, Berlin 1987. 9
Vgl. Bade, F.-J., Die wachstumspolitische Bedeutung kleiner und mittlerer Unternehmen. In: Fritsch, M., Hull, C., (Hrsg.), Arbeitsplatzdynamik und Regionalentwicklung, Berlin 1987.
10
Fritsch, M., EinzelwirtschaftlicheAnalyse der Arbeitsplatzdynamik- Theoretische Ansätze und empirische Befunde. Vortrag auf der Sitzung des Ausschusses "Industrieökonomik" beim Verein für Sozialpolitik am 17./18.3.1988 in Nürnberg, Berlin 1988.
14
Marktanforderungen reagieren könne. Aber auch echte Produktinnovationen würden - ausgehend von der Produktidee einer innovativen Unternehmerpersönlichkeit - oftmals von KMU realisiert. Es gibt aber auch die gegenläufige Hypothese, daß Großunternehmen die zentrale Rolle im Innovationsprozeß einer Volkswirtschaft spielen. Nur sie seien in der Lage, aufwendige Forschungsvorhaben zu finanzieren. Die Rolle der KMU beschränke sich indes im wesentlichen auf die Weiterentwicklung von Produkten. Großunternehmen hätten bessere Möglichkeiten, die Economies of scale zu nutzen, und könnten überdies durch Produktvielfalt und größere Stückzahlen eine bessere Risikostreuung bei Innovationsprozessen erzielen. Mit zunehmender Globalisierung der Märkte hätten Großunternehmen zudem Vorteile in der Produktdistribution und Markterschließung. Es wurden bestimmte Engpaßfaktoren im Innovationsverhalten der KMU festgestellt, auf die die Wirtschaftspolitik mit Fördermaßnahmen reagiert hat. So wurde das FuE-Personal durch Zuschüsse gefördert, die Neueinstellung von FuE-Personal zusätzlich subventioniert und das Informations- und Kooperationsverhalten von KMU unterstützt. Es geht freilich nicht nur darum, ob große oder kleine Unternehmen jeweils für sich genommen von großer Bedeutung sind, sondern auch darum, wie sich ein effizientes Zusammenwirken von großen und kleinen Unternehmen herausbilden kann.11 Ohne die Existenz auch großer Unternehmen fällt nach allen Erfahrungen die Entwicklung differenzierter mittelständischer Strukturen sehr schwer. 2.3
Determinanten für die Entwicklung des industriellen Mittelstands in Ostdeutschland
Als wichtige Faktoren für den Aufbau des industriellen Mittelstands in Ostdeutschland lassen sich benennen: •
Niveau und Struktur
der Nachfrage
Die Chancen des industriellen Mittelstands hängen zweifellos sehr stark von der makroökonomischen Entwicklung ab. Die unbefriedigende Wirtschaftsentwicklung in Ostdeutschland und die konjunkturelle Schwächephase in Westdeutschland sind eine schwere Hypothek für den weiteren Aufbau des industriellen Mittelstands in Ostdeutschland. Dies gilt sowohl für die Entstehung neuer Unternehmen wie auch für das Überleben und das weitere Wachstum schon bestehender mittelständischer Unternehmen. Ein ganz wichtiger Impuls für den Aufbau des industriellen Mittelstands muß also von einer verbesserten gesamtwirtschaftlichen Nachfrageentwicklung ausgehen.
11
Vgl. Hornschild, K., The Role of Small and Medium-Sized Enterprises in the Framework of Technology Conditioned Structural Changes. In: Clauser, O., u.a. (Eds.), Technology Innovation, Competitiveness and Economic Growth, Volkswirtschaftliche Schriften, Heft Nr. 427, Duncker & Humblot, Berlin 1992.
15
Darüber hinaus ist auch die Struktur der Nachfrage von Bedeutung. Für einen Teil der industriellen KMU ist die Entwicklung der Nachfrage vor Ort wichtig. Neben der Einkommensentwicklung in der Region können von der staatlichen Nachfrage wichtige Impulse ausgehen. Angesichts der bestehenden Defizite kann der forcierte Ausbau der Infrastruktur erhebliche Anstoßeffekte für den Ausbau des industriellen Mittelstands auslösen. Das Ausmaß der Effekte ist neben der Höhe der getätigten Investitionen auch von der Praxis der Vergabe öffentlicher Aufträge abhängig. Es ist also anzunehmen, daß Unternehmen, die transportintensive Güter herstellen, und solche, die sehr rasch auf die Nachfrage in der Region reagieren, günstige Entwicklungschancen haben. Dazu zählen die baunahen Bereiche, Produktionen des Nahrungs- und Genußmittelgewerbes, Druckereien etc. Fernabsatzorientierte Branchen müssen sich indes auf den westlichen Märkten bewähren - und sind generell der Konkurrenz westdeutscher und ausländischer Firmen stärker ausgesetzt. Standortqualität Art und Umfang der Entwicklung mittelständischer Unternehmen hängt in entscheidendem Maße von den in den jeweiligen Regionen Ostdeutschlands vorherrschenden Standortbedingungen ab. Dazu zählen u.a. die Qualität der Infrastruktur, das Angebot an qualifizierten Arbeitskräften sowie die staatliche Förderpolitik, die Standortbedingungen noch über Jahre stark beeinflussen wird. Die Struktur und Qualität der vorhandenen Arbeitskräfte haben einen maßgeblichen Einfluß etwa auf FuE-Aktivitäten oder die Möglichkeit, Produktionsabläufe anzusiedeln, die besondere Fertigkeiten auf Facharbeiterebene verlangen. Gerade angesichts der noch immer großen Mängel im Infrastrukturnetz der neuen Bundesländer werden sich unternehmerische Entscheidungen auch stark an der Qualität der Infrastruktur vor Ort, etwa der Verkehrsanbindung, orientieren. Wichtig sind auch die Leistungsfähigkeit der Verwaltung (schnelle Entscheidungsprozesse, Planungssicherheit) sowie die Verfügbarkeit von Gewerbeflächen. Das ostdeutsche Lohnniveau liegt noch gut 20 vH unter dem westdeutschen und wirkt damit - zumal angesichts der zahlreichen Finanzierungshilfen - als zusätzlicher Anreiz für Investoren, die mit den neuesten Produktionsanlagen die Produktivität sogar über das westdeutsche Durchschnittsniveau heben können. Dies trifft jedoch hauptsächlich für die Investitionen von kapitalkräftigen Großkonzernen zu. Daneben muß die Standortqualität Ostdeutschlands auch vor dem Hintergrund der ökonomischen Transformationsprozesse in Mittel- und Osteuropa gesehen werden. Zum einen erwächst dort eine Standortkonkurrenz, denn angesichts der derzeitigen Lohnkosten und Wechselkurse stellen diese Länder für bestimmte Produktionen eine attraktive Alternative dar. Zum anderen kann ein wirtschaftlicher Erholungsprozeß in den Reformstaaten positive Impulse für den industriellen Mittelstand in Ostdeutschland geben, da die räumliche Nähe und die traditionelle Vertrautheit mit diesem Wirtschaftsraum
16
diesen Unternehmen einen Vorsprung bei der Erschließung dieser Märkte sowie bei der Ausnutzung kostenseitiger Vorteile auf der Bezugsseite geben könnte. Privatisierungspolitik
der Treuhand
Die Privatisierungspolitik der Treuhand war und ist zum Teil weiterhin für die Entstehung des industriellen Mittelstands von großer Bedeutung. Zum einen wurde durch sie die Ausgangsposition entscheidend festgelegt, da die aus dem Treuhandbestand privatisierten Unternehmen im industriellen Bereich bis zum jetzigen Zeitpunkt ein deutlich höheres Gewicht haben als die unabhängig hiervon entstehenden Neugründungen. Die Treuhandentscheidungen im Privatisierungsprozeß beeinflussen also ganz entscheidend das Ausgangsbild der Unternehmenslandschaft in Ostdeutschland. Dies betrifft die Ausgangsverteilung zwischen großen und kleinen Unternehmen, zwischen selbständigen und konzerngebundenen Unternehmen, also das gesamte Netzwerk von Liefer- und Absatzbeziehungen, in das sich der ostdeutsche industrielle Mittelstand einpassen muß. Zum anderen werden durch die Bedingungen bei der Privatisierung die Entwicklungschancen der neuentstandenen Unternehmen des industriellen Mittelstands auf längere Sicht geprägt. Wichtig sind neben dem Kaufpreis selbst z.B. die Ausstattung mit Immobilien, die Regelung des Altschuldenproblems sowie die mit der Privatisierung verbundenen Auflagen. Insgesamt hat die Treuhandanstalt also eine große Verantwortung für und einen großen Einfluß auf die weitere Entwicklung des industriellen Mittelstands in Ostdeutschland. Ansiedlung von Großunternehmen Eine wichtige Funktion haben Unternehmen des industriellen Mittelstands als Zulieferer. Ihre Kunden sind häufig Großunternehmen. Die Diskussion um rationelle Fertigung, wie sie unter den Stichworten "just in time" und "lean production" geführt wird, zeigt, daß eine effiziente Produktion das Vorhandensein von Groß- und Kleinunternehmen erfordert, die miteinander in wechselseitiger Abhängigkeit stehen. Die Möglichkeit zu einer solchen Arbeitsteilung auf hohem Niveau ist einer der Gründe für die industrielle Wettbewerbsfähigkeit der westdeutschen Industrie.12 Von der Ansiedlung größerer Unternehmen in Ostdeutschland werden Sogwirkungen erwartet, die KMU begünstigen. Etwa 75 vH befragter innovierender Unternehmen in Westdeutschland gaben an, daß sie bei der Entwicklung ihrer Produkte von Vorgaben ihrer Abnehmer abhängig seien.13 Die Ansiedlung von Großunternehmen muß deshalb als eine wichtige Voraussetzung angesehen werden, wenn sich in Ostdeutschland ein differenzierter Mittelstand
12
Vgl. Hornschild, K., The Role of Medium-Sized Enterprises
a.a.O.
13
Vgl. Hornschild, K., u.a., Wirkungsanalyse der Forschungspersonal-Zuwachsförderung, Beiträge zur Strukturforschung des DIW, Heft 115, Berlin 1990.
17
herausbilden soll. Dadurch entstehen nicht nur Einkommen vor Ort, sondern es können oft stabile Lieferbeziehungen der KMU vor Ort zu den Großunternehmen zum Vorteil beider Seiten entstehen. Solche positiven Verflechtungs- bzw. Vernetzungseffekte lassen sich in Regionen Westdeutschlands beobachten. Es wird zu prüfen sein, ob sich solche Verflechtungs- und Verhetzungseffekte auch in Regionen Ostdeutschlands im Ansatz erkennen lassen. Dieser Einflußfaktor ist vorrangig für KMU von Bedeutung, die in typischen Zulieferbranchen tätig sind. Die Relevanz dieses Faktors wird mittelfristig von technologischen und unternehmensorganisatorischen Trends beeinflußt.
Technologische Trends Die Entwicklung des industriellen Mittelstands wird - nicht nur in Ostdeutschland, dort aber vielleicht wegen des notwendigen Neuaufbaus besonders - auch von technischen Trends beeinflußt. Zu nennen sind hier besonders die Änderungen in der Automatisierungs- und Informationstechnik. Eine Hypothese lautet, daß die zunehmende Flexibilisierung der Produktionstechnik die Bedeutung der standardisierten Massenfertigung schmälert - zugunsten einer flexiblen Produktion in kleinen Losgrößen. Wenn solche Effekte wirksam werden, könnte dies die Marktchancen von kleinen und mittleren Unternehmen erhöhen. Im Zusammenhang mit Fortschritten in der Informationstechnik könnte dies allerdings auch zu einer Veränderung der Arbeitsteilung zwischen Groß- und Kleinunternehmen bzw. zwischen Systemführern und Zulieferbetrieben führen ("überbetriebliche CIMEffekte"). Von manchen Forschern wird dies als Gefahr für zuliefernde KMU gesehen, da deren Autonomie und technologische Selbständigkeit gegenüber Großunternehmen sich verringern kann (Stichwort: Optimierung der Wertschöpfung entlang der Produktionskette). Aber auch eine Zunahme der technologischen Kompetenz (Auslagerung von FuE in Zulieferbetriebe) und eine engere Bindung von Groß- und Kleinunternehmen (Stichwort: Single Sourcing) ist denkbar. In welchem Umfang ostdeutsche KMU in diesen Umgestaltungsprozessen zum Zuge kommen, hängt zunächst davon ab, wie sich für solche Produktionen der Weltmarkt entwickelt und welche Rolle die Bundesrepublik Deutschland, und hier insbesondere Ostdeutschland, in Zukunft als Produktionsstandort spielt. Insgesamt ist zu vermuten, daß diese technologischen Trends für industrielle kleine und mittlere Unternehmen in Ostdeutschland schneller von Bedeutung sind als in Westdeutschland, weil beim notwendigen Neuaufbau des Kapitalstocks vorwiegend moderne Produktionstechnologien zur Anwendung kommen.
Als wesentliche Einflußfaktoren für den Aufbauprozeß des industriellen Mittelstands in Ostdeutschland sind im Sinne von Arbeitshypothesen • • • • •
das Niveau und die Struktur der Nachfrage die Standortqualität (Facharbeiterpotential, Infrastruktur, staatliche Förderpolitik, Kostenentwicklung, Standortkonkurrenz) die Privatisierungspolitik der Treuhandanstalt die Ansiedlung von Großunternehmen sowie technologische Trends
formuliert worden. Die Prüfung der Bedeutung dieser Faktoren sowie die Identifizierung anderer als bedeutsam erkannter Faktoren ist ein Schwerpunkt der weiteren Ausführungen.
19
3
Rahmenbedingungen
3.1
Gesamtwirtschaftliche Rahmenbedingungen
3.1.1
Konjunkturelle Entwicklung
Die konjunkturellen Signale innerhalb der deutschen Wirtschaft sind zum Ende 1993 nach wie vor uneinheitlich. Die westdeutsche Industrie befindet sich in einer Rezession. Ob jedoch die Talsohle in der zweiten Hälfte des Jahres 1993 erreicht oder durchschritten wurde, kann nicht mit Bestimmtheit festgestellt werden. Unter den Aggregaten des Bruttoinlandsproduktes weisen die Investitionen gewöhnlich nicht nur die größten Ausschläge auf, sondern signalisieren im Konjunkturverlauf auch am ehesten sowohl Abschwung- wie Aufschwungphasen. Eine Wiederbelebung der Investitionstätigkeit wird in diesem Konjunkturzyklus jedoch voraussichtlich hinausgezögert: Zum einen hat die Vereinigung zu einem Investitionsboom in der deutschen Wirtschaft geführt. Die darauf folgende Konjunkturschwäche führte zu einer ungewöhnlich großen Unterauslastung der Kapazitäten. Das Erweiterungsmotiv ist bei der Investitionsentscheidung dadurch in den Hintergrund getreten. Das geschrumpfte Investitionsvolumen setzt sich vorwiegend aus Ersatz- sowie Rationalisierungsinvestitionen zusammen. Erst ein spürbares Anwachsen der Kapazitätsauslastung wird zu einer breit angelegten Wiederbelebung der Investitionstätigkeit in Deutschland führen. Aufgrund der steigenden Arbeitslosigkeit und des gemäßigten Wachstums der Tariflöhne sinkt der private Verbrauch real sowohl 1993 als auch 1994. Die Steuer- und Abgabenerhöhungen, die Anfang 1994 in Kraft getreten sind, werden zusätzlich dämpfend auf die private Nachfrage wirken. Mit einem antizyklischen Gegensteuern der Finanzpolitik ist angesichts der hohen laufenden Defizite des Staates nicht zu rechnen. Die Kürzungen im Sozialbereich schränken ohnehin die rezessionsmildernde Wirkung der eingebauten Stabilisatoren ein. Durch die Vereinigung sind erhebliche Sonderbelastungen für den Staatshaushalt und die Sondervermögen entstanden, die den Druck auf eine rasche Konsolidierung der staatlichen Finanzen erhöht haben. Die Entwicklung der ausländischen Nachfrage nach deutschen Gütern folgt momentan keinem einheitlichen Muster. Insgesamt gestaltet sich die Nachfrage aus dem europäischen Ausland infolge des engen Konjunkturzusammenhangs eher schwach. Zudem hat sich infolge der Abwertung einiger europäischer Währungen gegenüber der D-Mark die preisliche Wettbewerbssituation der deutschen Industrie verschlechtert. In einigen Regionen der Welt gestaltet sich das wirtschaftliche Wachstum weitaus günstiger als in Europa. Neben den USA, die ähnlich wie Großbritannien die Rezession bereits hinter sich lassen konnten, steigt in Südamerika und dem fernen Osten die Nachfrage nach deutschen Produkten derzeit an. Auch 1994 wird sich diese Entwicklung voraussichtlich fortsetzen. Eine Sonderentwicklung stellt China dar, wo sich aufgrund der wirtschaftlichen Öffnung des Landes sowie der Kontakte auf höchster politischer Ebene für 1993 wichtige Nachfrageimpulse ergeben
20
haben, die teilweise in die nächsten Jahre hineinwirken werden. Diese Nachfrage konzentriert sich allerdings auf einzelne Branchen des verarbeitenden Gewerbes. Zudem ist zu bedenken, daß die Anteile der Lieferungen in diese Länder am deutschen Warenexport insgesamt nur gering sind. Insgesamt könnten im späteren Verlauf des Jahres 1994 vom Export allmählich wieder Impulse für die gesamtwirtschaftliche Entwicklung ausgehen. 3.1.1.1
Konjunkturelle Situation in der westdeutschen Industrie
Die Industrieproduktion hat sich im Jahr 1993 auf dem niedrigen Niveau des Jahresanfangs stabilisiert. Im Durchschnitt des Jahres 1993 lag die reale Produktion im verarbeitenden Gewerbe um knapp 8 vH unter dem Niveau des Vorjahres. Für das Jahr 1994 wird aufgrund der voraussichtlich schwachen Inlandsnachfrage sowie der unverändert rezessiven Tendenz im größten Teil Westeuropas lediglich mit einem moderaten Aufschwung gerechnet. Allerdings bedeutet schon eine Stabilisierung der Produktion auf dem Niveau des dritten Quartals 1993 eine leicht positive Wachstumsrate der Industrieproduktion für 1994. In der chemischen Industrie verteilt sich der Absatz etwa je zur Hälfte auf Inland und Ausland. Während die Inlandsnachfrage im Lauf der nächsten Monate keine deutliche Verbesserung erwjarten läßt, wird bei den Exporten mit einem leichten Anstieg vor allem aus überseeischen Ländern (USA, Südostasien) gerechnet. Bei pharmazeutischen Erzeugnissen scheint der durch das Gesundheitsstrukturgesetz ausgelöste Einbruch der Produktion überwunden zu sein. Auch im Falle einer Stabilisierung der Produktion dürften in der chemischen Industrie weiterhin Arbeitsplätze abgebaut werden. 1994 wird die Zahl der Beschäftigten in dieser Branche in Westdeutschland um etwa 3-4 vH zurückgehen, nachdem sie schon 1993 um etwa 5 vH unter dem Vorjahresniveau gelegen hatte. Der westdeutsche Straßenfahrzeugbau hat im Sog einer weltweiten Rezession der wichtigsten Abnehmermärkte wohl seine tiefste Rezession der Nachkriegsgeschichte durchschritten. Neben dem konjunkturellen Einbruch - zum guten Teil auch als Reaktion darauf - befindet sich die Automobilindustrie in einem Prozeß der Umstrukturierung, die eine Neugestaltung der Beziehungen zwischen Fahrzeugherstellern und Zulieferern nach sich zieht. Im Rahmen dieser Umstrukturierung hat sich der Anteil der aus dem Ausland bezogenen Zulieferteile weiter erhöht. Produktionsverlagerungen vor allem in ost- und südeuropäische Länder werden zunehmen. Der (west-)deutsche Maschinenbau hatte zwar wie alle Branchen eine deutliche wechselkursbedingte Verschlechterung der preislichen Wettbewerbsposition in Europa zu verzeichnen. Aufgrund der relativ niedrigen Preiselastizität der Nachfrage nach maschinenbaulichen Erzeugnissen wird die weitere Entwicklung der Auslandsnachfrage allerdings weniger von der Wechselkursrelation als vielmehr von der Wiederbelebung der Nachfrage in einzelnen Abnehmerländern bestimmt werden. So zeigt sich, daß etwa in Großbritannien trotz der Abwertung des britischen Pfundes und damit der Verteuerung deutscher Waren die Marktanteile deutscher Hersteller weitgehend stabil geblieben sind.
21
TABELLE 3-1
Die Entwicklung der Produktion im verarbeitenden Gewerbe der alten Bundesländer nach Branchen1
1992
1993
I
II
III
IV
I
II
III
Verarbeitendes Gewerbe
101,0
100,0
96,0
97,7
90,0
91,1
88,6
Grundstoff- u. Produktionsgütergewerbe Mineralölverarbeitung Gew. u. Verarb. v. Steinen u. Erden Eisenschaffende Industrie NE-Metallerzeugung, -halbzeugwerke Giesserei Chemische Industrie Holzbearbeitung Zellstoff- u. Papiererzeugung Gummiverarbeitung
104,9 109,0 86,3 101,7 106,6 104,5 106,0 107,8 107,3 106,9
104,1 105,3 111,5 97,6 101,9 97,6 98,6 105,1 108,0 99,6
102,4 113,1 113,6 95,7 102,5 86,3 89,3 101,3 100,1 100,4
97,0 109,8 102,6 79,8 93,2 82,2 82,3 98,5 102,6 96,3
96,6 107,6 79,6 86,0 95,3 81,9 81,2 101,2 99,4 101,3
99,8 111,5 109,4 89,0 91,6 78,6 77,6 101,5 101,8 96,7
99,3 120,2 111,8 88,9 91,5 70,7 70,5 98,9 97,3 101,8
Investitionsgüter prod. Gewerbe Stahlverformung Stahl- u. Leichtmetallbau Maschinenbau Straßenfahrzeugbau Schiffbau Elektrotechnik Feinmechanik, Optik, Uhren Herst, v. EBM-Waren Herst, v. Büromasch., ADV-Geräten
107,4 99,9 111,8 91,2 84,7 116,1 86,2 99,0 103,1 105,4
99,7 100,0 108,1 95,8 92,2 112,7 86,6 95,3 101,4 102,7
92,6 92,4 100,3 98,4 85,1 95,8 77,8 89,0 97,1 96,3
88,9 97,2 90,7 110,2 92,0 101,2 86,5 92,7 102,5 100,9
90,1 85,0 91,1 80,2 74,3 87,9 86,1 92,9 94,0 92,4
86,7 86,5 87,3 86,1 80,2 89,5 78,3 88,2 92,4 90,8
79,8 81,4 84,2 90,6 73,3 78,6 74,3 81,5 91,0 86,3
Verbrauchsgüter prod. Gewerbe Herst, v. Musikinstrumenten, Spielware Feinkeramik Herst, u. Verarb. von Glas Holzverarbeitung Papier- u. Pappeverarbeitung Druckerei, Vervielfältigung Herst, v. Kunststoffwaren Ledererzeugung Lederverarbeitung Textilgewerbe Bekleidungsgewerbe
111,0 76,3 103,8 77,3 95,1 106,6 110,3 102,8 96,5 111,4 101,7 93,2
106,0 70,9 98,1 83,6 85,6 104,4 107,0 93,7 95,7 109,6 94,4 76,0
101,0 71,2 96,1 93,6 81,0 103,3 96,3 97,7 96,3 104,4 84,3 77,6
99,1 71,4 98,4 95,5 85,5 102,1 112,2 94,6 105,0 103,2 84,4 76,2
96,3 61,6 95,8 74,8 87,3 96,0 106,1 95,6 92,9 102,1 78,0 77,8
94,9 62,5 92,0 79,7 84,6 97,9 103,0 89,2 92,2 102,8 74,4 69,2
91,2 64,1 90,4 NV 73,4 97,4 93,3 97,0 NV NV 66,5 71,0
Nahrungs- und Genußmittelgewerbe Ernährungsgewerbe Tabakverarbeitung
104,7 102,1 93,8
97,9 73,9 92,8
85,3 90,8 97,8
89,2 78,6 100,5
91,0 91,9 90,5
84,6 68,1 91,5
75,1 81,3 95,4
1) Gemessen am Nettoproduktionsindex fachlicher Unternehmensteile, arbeitstäglicb bereinigt, 2. Halbjahr 1990 = 100. Quellen: Statistisches Bundesamt Wiesbaden; Berechnungen des DIW.
22
Die westdeutsche Elektroindustrie wird in erheblichem Maße von den Neuinvestitionen in den neuen Bundesländern bei der Energieverteilung profitieren. Insgesamt hat sich die Inlandsnachfrage stabilisiert. Die Auslandsumsätze sind 1993 deutlich gestiegen. Aufgrund der hohen Exportquote konnte dadurch ein beträchtlicher Teil des inländischen Umsatzrückgangs kompensiert werden. Auch innerhalb der Elektrotechnik sind positive Impulse vorwiegend von der außereuropäischen Nachfrage nach elektrotechnischen Investitionsgütern zu erwarten, die durch den Ausbau der Infrastruktur in Entwicklungs- und Schwellenländern beflügelt wird. Die westdeutsche Industrie hat in den letzten Jahren eine Sonderentwicklung durchgemacht, die hauptsächlich auf die Effekte der Vereinigung beider deutscher Staaten 1990 zurückzuführen ist. Die aufgestaute private Nachfrage ostdeutscher Haushalte verhinderte, daß Deutschland anderen großen Industrienationen, vornehmlich den USA und Großbritannien, unmittelbar in die Rezession folgte, die sich in einigen westdeutschen Branchen 1989 bereits anzudeuten schien. In den Jahren 1990 bis 1992 diente Deutschland dem westeuropäischen Wirtschaftsraum sogar als konjunkturelle Lokomotive. Der inländische Nachfrageboom führte zu einem starken Anwachsen der Produktion. Die Rückkehr zu normalen Nachfrageverhältnissen führte Ende 1992 bzw. Anfang 1993 zu einem jähen Einbruch. Dies liegt zum einen daran, daß die aufgestaute Nachfrage aus den neuen Bundesländern zum größten Teil befriedigt ist, zum anderen aber auch daran, daß sich eine deutliche Rückbesinnung der ostdeutschen Konsumenten auf ostdeutsche Waren eingestellt hat. Im Trend scheinen die Produktionskurven der meisten Branchen nach der Konsolidierung Mitte des Jahres 1993 dort wieder anzuknüpfen, wo sie 1989 standen. 3.1.1.2
Die Lage in der ostdeutschen Industrie
Die ungünstige konjunkturelle Situation mit unterausgelasteten Kapazitäten in der westdeutschen Industrie stellt ein denkbar ungünstiges Umfeld für die Entwicklung der ostdeutschen Industrie dar. Die Rezession trifft die ostdeutschen Unternehmen in einer Situation, in der sich die Mehrheit von ihnen nach wie vor in strukturellen Schwierigkeiten befindet. Die Umorientierung im Absatz, die Erneuerung der Produktionsprogramme und der technischen Basis der Fertigung sind nicht abgeschlossen. Die Unterauslastung vorhandener Kapazitäten infolge der Rezession erlaubt weder eine zügige Konsolidierung der Unternehmen noch das Schließen von nach wie vor vorhandenen Produktivitätsrückständen, was viele Unternehmen auch in Zukunft zu weiterem Beschäftigungsabbau zwingen wird. Besonderes Gewicht haben nach wie vor die Absatzschwierigkeiten der Unternehmen. Mangelnde Erfahrung im Marketing ist, gerade in mittelständischen Unternehmen der ostdeutschen Industrie, eine der wichtigsten Ursachen für diese Absatzprobleme. Darüber hinaus leidet die ostdeutsche Industrie genau wie die westlichen Konkurrenten an der momentanen generellen Nachfrageschwäche. Für viele ostdeutsche Unternehmen, die in den vergangenen Jahren relativ erfolgreich umstrukturiert wurden, kommt diese konjunkturelle Schwächephase zum denkbar schlechtesten Zeitpunkt: Die wenigsten mittel ständischen Industrieunternehmen haben bereits die Gewinnzone erreicht. Unternehmen mit guter Auftragslage produzieren trotz moderner Maschinen oft noch nicht kostendeckend. Um am Leben zu bleiben, müssen sie in Zeiten
23
knapper Aufträge die Preise der Konkurrenten unterbieten, auch wenn damit Verluste erwirtschaftet werden. Aufgrund einer ohnehin schwachen Eigenkapitalbasis kann eine solche Strategie nur für eine sehr begrenzte Zeitdauer verfolgt werden, ^wieweit einzelne Unternehmen stärker von strukturellen oder konjunkturellen Problemen belastet sind, hängt allerdings stark von der jeweiligen Branche und anderen Faktoren wie der Unternehmensgröße und den Eigentumsverhältnissen ab. Nahabsatzorientierte Unternehmen befinden sich in der Regel in einer günstigeren Situation als solche Unternehmen, die westlicher Konkurrenz in stärkerem Maße ausgesetzt sind. In einigen zentralen Branchen ist die Entwicklung von Produktion und Beschäftigung deutlich vom Engagement einzelner westdeutscher Großunternehmen abhängig. In der Automobilindustrie Ostdeutschlands etwa bestimmen die Investitionen der großen westdeutschen Unternehmen das Schicksal der ganzen Branche. Auch in anderen Bereichen ist die Bindung mittelständischer Unternehmen an Großunternehmen beträchtlich. Mittelständische Unternehmen scheinen in der Regel vor größeren Problemen zu stehen als solche Unternehmen, die von westdeutschen Unternehmen gekauft wurden. Ostdeutsche Tochtergesellschaften wurden oft mit dem Ziel erworben, bestimmte Teile der herkömmlichen Produktpalette des Investors zu übernehmen. Die Produkte werden dann über die herkömmlichen Vertriebswege der westlichen Muttergesellschaft abgesetzt. Das ostdeutsche Tochterunternehmen profitiert zudem in der überwiegenden Zahl der Fälle vom produktionstechnischen und organisatorischen Know-how der Mutter. Das Investitionsvolumen sowie die Ausgaben für Forschung und Entwicklung werden im Rahmen des strategischen Gesamtkonzeptes der Muttergesellschaft geplant, die in der Regel guten Zugang zu Kapitalmärkten hat. Auch im Umgang mit der Verwaltung und bei rechtlichen Fragen können die ostdeutschen Töchter von den Erfahrungen der Muttergesellschaft profitieren. Durch die Bindung an westdeutsche Großunternehmen können strukturelle Probleme leichter überwunden werden. Allerdings geraten die ostdeutschen Tochterunternehmen durch die starke Abhängigkeit leicht in den rezessiven Sog, dem die westlichen Investoren ausgesetzt sind. Investitionsvorhaben werden zeitlich gestreckt oder stark gekürzt. Eigenständige Unternehmen der ostdeutschen Industrie haben in der Regel größere Schwierigkeiten, Management-Probleme oder Finanzierungsschwierigkeiten zu lösen. Allerdings zeigt sich, daß zahlreiche eigenständige Unternehmen der ostdeutschen Industrie aktiv den Kontakt zu westdeutschen Unternehmen suchen, um genau solche Defizite auszugleichen. In Fällen, in denen westdeutsche Unternehmen in Form von Lohnproduktion Teile ihrer Produktion ohne eigene Investitionen in die neuen Bundesländer verlagern, profitieren die ostdeutschen Partner in der Regel vom dabei transferierten produktionstechnischen Wissen auch für die eigene Produktion. Nicht selten werden ostdeutsche Arbeitnehmer auch in westdeutsche Partnerunternehmen geschickt, um dort on the ¡ob weitergebildet zu werden.
24
ÜBERSICHT 3-1
Konjunkturelle Kennziffern für das verarbeitende Gewerbe in den neuen Bundesländern
Quellen: Statistisches Bundesamt; Berechnungen des DIW.
Die Situation ostdeutscher mittelständischer Unternehmen ist auch dadurch geprägt, in welchem Ausmaß sie dem Wettbewerb mit überregional agierenden Unternehmen ausgesetzt sind. Konkurrenz erwächst den Unternehmen nicht nur aus dem Westen, sondern in zunehmenden Maße auch aus Polen und der tschechischen Republik. Am kritischsten ist die Lage derjenigen Unternehmen, die aufgrund geringen Bekanntheitsgrades, mangelnden Marketings oder ungenügender Produktqualität ihre Produkte nicht absetzen können. Daneben gibt es Unternehmen, die ihre Produkte zwar absetzen können, deren Produktivität aber so gering ist, daß sie dabei Verluste machen. Anderen Unternehmen gelingt es, profitable Großaufträge zu bekommen. Sie kommen aber sofort in Schwierigkeiten, wenn einer der Aufträge ausfällt. Von der konjunkturellen Situation weitgehend unberührt sind diejenigen mittelständischen Unternehmen aus nah-
25
absatzorientierten Branchen, die eine Vielzahl von Firmen beliefern oder deren Absatz direkt in den privaten Verbrauch der Region fließt. Insgesamt hat sich die industrielle Entwicklung in den neuen Bundesländern in den letzten Quartalen etwas günstiger gestaltet (siehe Übersicht 3-1). Die Produktion hat sich auf niedrigem Niveau stabilisiert und weist im Verlauf des Jahres 1993 eine leicht positive Tendenz auf. Der Beschäftigtenabbau setzte sich aber fort, und es kam - auch im Durchschnitt der Industrie - zu großen Produktivitätsfortschritten. Auch wenn das Ende des Arbeitsplatzabbaus noch nicht erreicht zu sein scheint, so hat sich dessen Ausmaß deutlich verlangsamt. Der Beschäftigtenabbau hat auf der Kostenseite die Effekte der Tariflohnerhöhungen überkompensiert: Der Anteil der Lohn- und Gehaltssumme am Umsatz ist seit Mitte 1991 kontinuierlich zurückgegangen. Mit etwa 25 vH liegt dieser Anteil in Ostdeutschland allerdings noch immer über demjenigen der westdeutschen Industrie. Solange die Produktivität noch deutlich unter der vergleichbaren in Westdeutschland liegt, ist der Anpassungsprozeß noch nicht abgeschlossen. Wenn der notwendige Produktivitätsfortschritt weiterhin fast ausschließlich über einen Abbau des Beschäftigungsvolumens und nicht - wie erhofft und notwendig - über den Gewinn neuer Absatzmärkte und besser ausgelasteter Kapazitäten erreicht wird, ist dies gleichzusetzen mit einem noch anhaltenden Deindustrialisierungsprozeß in Ostdeutschland. Eine Wende zum Besseren ist erst dann erreicht, wenn Produktivitätsund Beschäftigungsentwicklung nach oben gerichtet sind. Die chemische Industrie weist alle typischen Merkmale einer Problembranche innerhalb der ostdeutschen Industrie auf: Die Produktion ist deutlich stärker gesunken als im Durchschnitt des verarbeitenden Gewerbes und scheint sich erst im 2. Halbjahr 1993 stabilisiert zu haben; der Anteil der Beschäftigten in noch im Besitz der Treuhandanstalt befindlichen Unternehmen erreicht mit gut zwei Fünfteln einen Spitzenwert im branchenmäßigen Vergleich; die Produktivitätsfortschritte bleiben trotz eines rasanten Beschäftigtenabbaus in den letzten Jahren deutlich hinter den meisten anderen Branchen zurück. Belastend wirkte nicht nur der ursprünglich hohe Anteil von Exporten nach Osteuropa und in die GUS-Staaten. Hinzu kommt, daß die traditionellen Hauptprodukte der ostdeutschen Chemie, Grundstoffe und Pharmazeutika, in besonderem Maße ausländischer Konkurrenz und - angesichts des weltweiten Preisverfalls bei Grundstoffen einem enormen Kostendruck ausgesetzt sind. Lediglich die Herstellung von Wasch- und Körperpflegemitteln weist einen deutlichen Aufwärtstrend auf. Hier profitieren die Hersteller auch von der Rückbesinnung der ostdeutschen Kunden auf traditionelle Marken. Ein weiteres Problem ist die Größe der zur Privatisierung anstehenden Betriebseinheiten. In Anbetracht der unausgelasteten Kapazitäten für vergleichbare Produkte bei westlichen Konkurrenten erscheint eine Privatisierung besonders schwer erreichbar zu sein.14
14
Vgl. Perspektiven der Forschung in der chemischen Industrie im Raum Halle. Bearb. Belitz, H., Fleischer, F., Hornschild, K., Scherzinger, A. In: Wochenbericht des DIW 15/93.
26
TABELLE 3-2
Die Entwicklung der Produktion im verarbeitenden Gewerbe der neuen Bundesländer nach Branchen1
1992
1993
I
II
III
IV
I
II
III
63,2
61,8
63,3
70,0
62,5
67,7
72,7
Grundstoff- u. Produktionsgütergewerbe Mineralölverarbeitung Gew. u. Verarb. v. Steinen u. Erden Eisenschaffende Industrie NE-Metallerzeugung, -halbzeugwerke Giesserei Chemische Industrie Holzbearbeitung Zellstoff- u. Papiererzeugung Gummiverarbeitung
78,9 126,0 67,4 53,4 91,0 51,5 86,7 46,0 98,4 45,7
79,1 132,7 95,1 66,7 92,1 46,4 65,5 46,6 82,0. 47,6
77,2 132,5 112,3 60,6 89,5 37,2 53,1 39,8 93,2 40,3
78,7 136,5 111,5 60,0 87,1 35,5 58,0 36,2 81,3 39,8
73,2 125,3 85,5 58,9 95,3 38,0 56,7 30,0 89,6 49,6
85,7 133,3 142,7 50,5 92,0 36,0 56,3 41,6 81,4 47,1
93,1 141,2 166,0 67,3 92,4 35,9 57,0 42,1 80,1 42,5
Investitionsgüter prod. Gewerbe Stahlverformung Stahl- u. Leichtmetallbau Maschinenbau Straßenfahrzeugbau Schiffbau Elektrotechnik Feinmechanik, Optik, Uhren Herst, v. EBM-Waren Herst, v. Büromasch., ADV-Geräten
48,6 69,9 119,1 37,1 43,5 29,7 44,2 13,9 123,8 25,0
46,4 71,3 129,9 29,9 49,5 35,1 42,5 19,3 120,2 23,4
49,6 83,6 154,3 29,0 50,2 36,6 47,0 30,4 118,9 13,5
58,3 99,2 157,7 34,3 76,5 38,4 57,4 52,9 121,4 19,1
48,7 102,1 133,5 26,8 74,0 43,1 46,7 19,3 123,4 20,0
51,0 97,2 139,4 29,3 82,0 34,4 46,4 16,9 131,0 19,0
56,2 101,6 177,4 32,5 82,3 39,5 46,8 20,9 131,8 14,7
74,5 Verbrauchsgüter prod. Gewerbe Herst, v. Musikinstrumenten, Spielware 29,7 48,6 Feinkeramik 90,1 Herst, u. Verarb. von Glas 88,1 Holzverarbeitung 84,4 Papier- u. Pappeverarbeitung 132,7 Druckerei, Vervielfältigung 93,9 Herst, v. Kunststoffwaren 31,0 Ledererzeugung 23,1 Lederverarbeitung 36,7 Textilgewerbe 29,9 Bekleidungsgewerbe
72,4 32,0 58,9 76,1 71,5 73,8 143,0 109,9 20,7 20,5 33,5 25,8
70,1 37,8 57,1 75,1 67,4 77,4 143,0 111,5 20,8 20,4 28,0 22,2
78,7 42,4 53,7 79,7 89,1 81,6 150,6 126,8 16,0 23,0 30,4 25,2
78,0 29,3 56,3 78,4 93,1 92,4 142,8 141,0 18,2 17,1 30,0 26,5
82,3 36,5 56,8 86,4 88,0 87,2 154,2 175,5 12,2 14,8 29,6 26,8
83,9 42,0 45,3 94,4 89,2 93,3 146,3 209,2 8.1 15,5 30,4 27,6
91,9 95,0 78,2
94,7 93,5 100,2
99,2 99,4 98,4
90,9 92,9 82,5
98,4 103,9 74,1
102,4 104,3 93,5
Verarbeitendes Gewerbe
Nahrungs- und Genußmittelgewerbe Ernährungsgewerbe Tabakverarbeitung
91,6 92,8 86,3
1) Gemessen am Nettoproduktionsindex fachlicher Unternehmensteile, arbeitstäglich bereinigt, 2. Halbjahr 1990 = 100. Quellen: Statistisches Bundesamt Wiesbaden; Berechnungen des DIW.
Ähnlich problematisch gestaltet sich die Lage im ostdeutschen Maschinenbau. Wie weite Teile der chemischen Industrie ist auch der Maschinenbau von überregionalem Absatz geprägt. Ostdeutsche Unternehmen müssen versuchen, auf den Märkten Fuß zu fassen, auf denen sich westdeutsche Unternehmen schon etabliert haben. Häufig verfügen die noch zu privatisierenden Unternehmen über größere Kapazitätspotentiale als ihre westdeutschen Konkurrenten, was eine Privatisierung nicht gerade erleichtert. Deshalb und angesichts des Produktivitätsrückstandes engagierten sich trotz des im Vergleich zum Westen niedrigen Lohnniveaus vergleichsweise wenig westliche Investoren. Insbesondere zahlreiche Großunternehmen konnten bisher nicht privatisiert werden. Einige kleinere und mittlere Unternehmen im Maschinenbau wurden von eigenen oder westdeutschen Managern übernommen, oft lediglich um den Fortbestand der Unternehmen zu sichern. In vielen dieser Management-Buy-Outs/Management-Buy-lns (MBO/MBI) ist die Lage angesichts der schlechten Ausgangsbasis und der konjunkturellen Nachfrageschwäche äußerst prekär. Der hohe Anteil an Beschäftigten in Maschinenbauunternehmen, die noch der Treuhandanstalt unterstehen, sowie die in dieser Branche gegen den Trend gestiegenen Lohnstückkosten machen deutlich, daß ein weiterer Beschäftigungsabbau unausweichlich ist. Dabei ist auch mit einem Kapazitätsabbau durch Betriebsstillegungen zu rechnen. Der ostdeutsche Straßenfahrzeugbau hat von zwei Großinvestitionen westdeutscher Konzerne deutlich profitiert. Andere Vorhaben wurden zeitlich gestreckt oder sogar abgesagt. Seit Mitte 1992 hat sich die Produktion im ostdeutschen Straßenfahrzeugbau deutlich erholt und entwickelte sich gegen den Trend der international extrem schwierigen Absatzlage bei Automobilen. Dabei läßt sich beobachten, daß die in den neuen Bundesländern aufgebauten Kapazitäten mit Kapazitätsreduktionen in den alten Ländern einhergehen. Dies ist in keiner anderen Branche so deutlich geschehen wie im Straßenfahrzeugbau (siehe Übersicht 3-2), wo zumindest ein Teil des Beschäftigtenabbaus in den alten Bundesländern auf die Großinvestitionen sowie die dadurch gesicherten Arbeitsplätze in den neuen Bundesländern zurückzuführen sein dürfte. Innerhalb der elektrotechnischen Industrie steigt die Produktion von Gütern für den Ausbau der Infrastruktur und von baunahen Produktgruppen, während bei elektrotechnischen Gebrauchsgütern nach dem gewaltigen Produktionseinbruch erst allmählich eine Konsolidierung zu verzeichnen ist. Obwohl sich die Produktivität seit Anfang 1991 verdoppelt hat, ist der Abstand zum Westen noch beträchtlich. Die Branche profitiert von den Investitionen der Telekom, die bis 1997 noch forciert werden sollen. Nach Beilegung des Stromstreites zwischen den ostdeutschen Kommunen und den Energieversorgungsunternehmen können endlich Investitionen getätigt werden, die der deutschen Elektroindustrie nach Schätzungen des Zentralverbandes der elektrotechnischen Industrie ein Auftragsvolumen von etwa 5-8 Mrd. DM bescheren werden. 15Trotz dieser Sondereffekte wird die Zahl der Beschäftigten weiterhin zurückgehen, wenn auch in vermindertem Ausmaß.
15
Vgl. Elektroindustrie: Branchenprognose kräftig nach unten revidiert. In: Handelsblatt vom 14.7.1993.
28
ÜBERSICHT 3-2
Beschäftigung im Straßenfahrzeugbau im Vergleich zum verarbeitenden Gewerbe insgesamt Indizes, 1. Quartal 1991 = 100
1991
1992
— Verarbeitendes Gewerbe
1993 — Straßenfahrzeugbau
Differenz der Indizes in Prozentpunkten
1991
1992
Quellen: Statistisches Bundesamt; Berechnungen des DIW.
1993 D I W '93
Ähnliche Sondereinflüsse verhalfen auch dem Stahl- und Leichtmetallbau sowie der Herstellung von Schienenfahrzeugen zu einem ansehnlichen Aufschwung. Positive Impulse auf die Produktion der ostdeutschen Industrie kommen in der Regel nicht aus dem Ausland, sondern von der inländischen Nachfrage, insbesondere dem Aufschwung der Bauwirtschaft. 16 Dies gilt naheliegenderweise vor allem für Branchen, bei denen die Nähe zum Absatzgebiet ein wichtiger Standortvorteil ist. Die Steine-und-Erden-lndustrie, einzelne baunahe Sparten der Herstellung von EBM-Waren sowie der Kunststoffherstellung und der Holzverarbeitung weisen infolge der regen Bautätigkeit hohe Wachstumsraten bei Produktion und Produktivität auf. Auch der Stahl- und Leichtmetall bau ist in den neuen Bundesländern in seiner Produktionspalette deutlich auf baunahe Erzeugnisse ausgerichtet. Nach wie vor wird ein erheblicher Teil baunaher Produktion aus den alten Bundesländern bezogen. Der Anteil ostdeutscher Produktion nimmt jedoch seit einiger Zeit zu. Die Herstellung von Schienenfahrzeugen, statistisch zusammen mit dem Stahl-und Leichtmetallbau erfaßt, ist einer der wenigen Industriebereiche, dem es gelang, nicht nur alte Kunden aus dem osteuropäischen Ausland zu halten, sondern in den Nachfolgestaaten der Sowjetunion auch neue Abnehmer zu gewinnen. Dies war in vielen Fällen jedoch nur mit staatlichen Kreditbürgschaften möglich. Auch die staatliche Nachfrage aus dem Inland kommt der Branche, die im wesentlichen aus wenigen, teilweise noch nicht privatisierten Großunternehmen besteht, sehr zugute. Die hohe Zahl der Kurzarbeiter auch im Schienenfahrzeugbau deutet darauf hin, daß selbst in dieser Branche mit vergleichsweise günstiger Produktivitätsentwicklung nicht alle vorhandenen Arbeitsplätze gehalten werden können. i
Aufgrund hoher Transferzahlungen des Bundes in die neuen Länder weist der private Verbrauch dort eine günstigere konjunkturelle Entwicklung auf als in den alten Ländern. In Branchen, die ohnehin wenig konjunkturreagibel sind wie der Nahrungs- und Genußmittelindustrie und dem Druckereigewerbe, entwickelt sich daher die Produktion vergleichsweise positiv. Das Engagement westdeutscher Konzerne hat, insbesondere in der erstgenannten Branche, wesentlich zu den Produktionssteigerungen beigetragen. Bei den Druckereien spielen kleine Anbieter eine zunehmende Rolle. Da im monatlichen Produktionsbericht der amtlichen Statistik kleine Unternehmen mit weniger als 20 Beschäftigten nicht erfaßt sind, dürfte der tatsächliche Produktionsanstieg in dieser Branche tatsächlich sogar höher liegen als amtlich ausgewiesen. Besonders ungünstig hat sich die Produktion hingegen in einigen kleineren Branchen entwickelt, die auch im Westen verstärkt der ausländischen Konkurrenz unterworfen sind. Die Produktion innerhalb der Textilindustrie und dem Ledergewerbe hat sich erst im 2. Halbjahr 1993 auf extrem niedrigem Niveau stabilisiert. Auch in Westdeutschland gehören diese Branchen seit Jahren zu den Krisenbereichen der deutschen Industrie.
16
Vgl. Lebhafte Bautätigkeit in Deutschland. Bearb. Hübener, J.A., Bartholmai, B. In: Wochenbericht des DIW Nr. 47/93.
30
Wie die kurzen Branchenbeschreibungen zeigen, bleibt die Lage der ostdeutschen Industrie nach wie vor sehr heterogen. Der leichte Aufwärtstrend, der sich für die Industrieproduktion insgesamt beobachten läßt, wird getragen von einer relativ kleinen Zahl von Branchen, die von Sondereinflüssen wie staatlicher Nachfrage und Bautätigkeit profitieren. Die ostdeutsche Industrie bleibt in hohem Maße von staatlichen Subventionen abhängig. Von einer eigenständigen Erholung der ostdeutschen Industrie kann generell nicht gesprochen werden. Bislang ist es nur wenigen Unternehmen der ostdeutschen Industrie gelungen, Abnehmer im westlichen Ausland zu finden. Mit Ausnahme des Stahlbaus und der Mineralölverarbeitung lagen in allen Branchen des verarbeitenden Gewerbes der neuen Länder die Exportquoten deutlich unter denjenigen der westdeutschen Konkurrenz. Dabei muß berücksichtigt werden, daß die ostdeutschen Exportquoten in manchen Branchen im Jahr 1992 aufgrund der Exportförderung über Hermes-Kredite noch politisch gewollt "künstlich" hochgehalten werden. Der Beschäftigtenabbau in der ostdeutschen Industrie hat sich verlangsamt. Dennoch muß mit einer weiteren Reduktion gerechnet werden. Im August 1993 waren in der ostdeutschen Industrie (in Unternehmen mit 20 und mehr Beschäftigten) insgesamt 680 000 Personen beschäftigt, also weniger als ein Zehntel der bundesdeutschen Industrie. Gemessen am Umsatz liegt die ostdeutsche Industrie lediglich noch bei einem Anteil von knapp 4 1/2 vH. Dies entspricht etwa dem Anteil der westdeutschen EBM-Warenindustrie oder der Herstellung von Kunststoffwaren am verarbeitenden Gewerbe insgesamt. Die Diskrepanz zwischen Beschäftigtenanteil und Umsatzanteil der ostdeutschen Industrie legt eines ihrer nach wie vor gewichtigsten Probleme offen: den Produktivitätsrückstand. Wenn der Produktivitätsrückstand jedoch - wie in der Vergangenheit vorwiegend durch einen weiteren Beschäftigungsabbau verringert wird, führt dies zu einer Fortsetzung des Deindustrialisierungsprozesses in Ostdeutschland. Deshalb ist es wichtig, daß der Rückstand durch Absatzsteigerung und bessere Kapazitätsauslastung beseitigt wird. 3.1.2
Privatisierungspolitik der Treuhandanstalt
Die Treuhandanstalt ist die wichtigste strukturpolitische Instanz in der Gestaltung des Transformationsprozesses von der zentralen Planwirtschaft zur sozialen Marktwirtschaft in Ostdeutschland. Sie soll u.a. das volkseigene Vermögen nach den Grundsätzen der sozialen Marktwirtschaft privatisieren und verwerten, die Wettbewerbsfähigkeit möglichst vieler Unternehmen herstellen und somit Arbeitsplätze sichern und neue schaffen; sie soll auf die Entwicklung sanierungsfähiger Betriebe zu wettbewerbsfähigen Unternehmen und deren Privatisierung Einfluß nehmen, Unternehmensstrukturen entflechten, marktfähige Unternehmen herausbilden und zur Entstehung einer effizienten Wirtschaftsstruktur beitragen, Grund und Boden für wirtschaftliche Zwecke bereitstellen. 17
17
Vgl. Zur Politik der Treuhandanstalt - Eine Zwischenbilanz. Bearb. Stille, F. In: DIW-Wochenbericht Nr. 7/92.
31
Damit hat sie auch entscheidenden Einfluß auf die Herausbildung des industriellen Mittelstands in den neuen Bundesländern. Im April 1991 waren in den 8 790 THA-Unternehmen noch gut 2,8 Mill. Beschäftigte tätig, darunter 750 000 (26 vH) in kleinen und mittleren Unternehmen mit bis zu 5p0 Beschäftigten. Nach mehr als zwei Jahren war die Zahl der Beschäftigten in THA-Unternehmen im Juni 1993 mit 296 000 auf gut ein Zehntel gesunken, die Zahl der bereits privatisierten Unternehmen jedoch im Zuge der Entflechtung auf 12 581 gestiegen. Der Anteil der Beschäftigten in kleinen und mittleren Unternehmen des Nettobestandes der THA lag im Juni 1993 bei 33 vH. Die durchschnittliche Beschäftigtenzahl in den KMU unter Treuhand-Verwaltung sank von 99 im April 1991 auf 62 im Juni 1993. In THA-Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes waren zu diesem Zeitpunkt noch 177 429 Personen beschäftigt, davon 42 vH in kleinen und mittleren Unternehmen. Die durchschnittliche Beschäftigtengröße dieser Unternehmen im verarbeitenden Gewerbe lag mit 98 relativ hoch. Der gewachsene Anteil der Beschäftigten in kleinen und mittleren Unternehmen bei gesunkenen durchschnittlichen Beschäftigtenzahlen je Unternehmen ist ein Ausdruck der Entflechtung der ehemals großen Unternehmen durch die Treuhandanstalt zur Vorbereitung der Privatisierung. Die Zerlegung ist ein Kernbestandteil der Privatisierungspolitik der THA und trug ihr viel Kritik ein. So wurde von Kritikern gefordert, die Treuhandunternehmen unter Beachtung betriebswirtschaftlicher Synergieeffekte und strukturpolitischer Ziele zu größeren Einheiten zusammenzufassen, um eine mittelfristige Sanierungsstrategie zu verfolgen. 18 Die Treuhandanstalt faßt ihre Aktivitäten zur Herausbildung mittelständischer Unternehmen unter dem Begriff der Treuhand-Initiative Mittelstand zusammen. Mit besonderen Maßnahmen soll vor allem den ostdeutschen Bürgern im Rahmen der Privatisierung und Reprivatisierung der Weg in eine unternehmerische Selbständigkeit ermöglicht werden, da Bürger der DDR nur in sehr geringem Umfang Kapital bilden konnten und keine wirkliche Chancengleichheit zwischen ostdeutschen Existenzgründern und westdeutschen Mittelständlern besteht.19 Die wichtigsten Wege der Entstehung mittelständischer Industrieunternehmen in den neuen Bundesländern unter Mitwirkung der Treuhandanstalt sind: Reprivatisierung, insbesondere Rückgabe der 1972 in der DDR enteigneten Unternehmen an deren frühere Eigentümer oder deren Nachkommen, Privatisierung auf dem Wege des Management-Buy-Out (MBO) oder Management-Buy-ln (MBI). Dabei erwerben überwiegend ostdeutsche Führungskräfte, teilweise in Verbindung mit Mitarbeiterkapitalbeteiligung, ihren Betrieb oder Teile davon.
32
18
Vgl. Lichtblau, K., Privatisierungs- und Sanierungsarbeit der Treuhandanstalt, Köln 1993.
19
Vgl. Treuhand-Initiative Mittelstand. Treuhandanstalt, Berlin September 1993.
Privatisierung über den Kauf von Unternehmen und Unternehmensteilen durch überwiegend westdeutsche mittelständische Investoren, Privatisierungen aus Abwicklungen von THA-Unternehmen. Außerdem hat die Liegenschaftsgesellschaft der Treuhandanstalt mbH im Rahmen eines Sonderprogramms für Unternehmen mit bis zu 50 Mitarbeitern Immobilien zu günstigen Bedingungen angeboten und verkauft. Bis Ende Juli 1993 wurden so 2 374 mittelstands-geeignete Immobilien mit einem Kaufpreis unter 1 Mill. DM und 584 Immobilien im Wert von über 1 Mill. ÖM verkauft, die bis dahin durch Gewerbe und Industrie genutzt wurden und vermutlich zum großen Teil auch so weitergenutzt werden. 20 Reprivatisierung Die Reprivatisierung von Unternehmen begann bereits im März 1990 nach dem von der DDRRegierung unter Ministerpräsident Modrow verabschiedeten Unternehmensgesetz. Bis Oktober 1990 erfolgten nach diesem Gesetz über 3 000 Rückgaben von Unternehmen, die 1972 enteignet worden waren. Mit dem Einigungsvertrag wurde das Vermögensgesetz im Oktober 1990 die rechtliche Grundlage der Unternehmensrückgabe. Damit wurden auch die von 1933 bis 1945 und nach 1949 rechtswidrig enteigneten Unternehmen einbezogen. Nach beiden Gesetzesgrundlagen waren und sind die Verbindlichkeiten der alten Unternehmen zunächst von den restituierten Eigentümern zu übernehmen. Das Vermögensgesetz sieht jedoch Ausgleichszahlungen für verschlechterte Vermögenslage und bei sanierungsfähigen Unternehmen für verschlechterte Ertragslage vor. Zum Teil sind bei Rückübertragungen nach dem Unternehmensgesetz Verbindlichkeiten nicht oder nicht im gesetzlich geregelten Umfang mit zurückübertragen worden. Damit waren einige dieser Rückgaben nicht rechtskräftig und müssen geheilt werden. Das Vermögensgesetz sieht auch vor, daß Berechtigte, die das Unternehmen nach dem Unternehmensgesetz zurückerhalten haben, eine Überprüfung und Anpassung der Rückgabe nach dem Vermögensgesetz verlangen können. Von der THA wurden bis Ende Juli 1993 insgesamt 13 530 vermögensrechtliche Ansprüche erfaßt, davon waren 3 990 erledigte Fälle, darunter 885 geheilte Modrow-Reprivatisierungen, 2 382 Fälle ohne Handlungsbedarf der Treuhandanstalt, darunter 1 479 rechtskräftige Modrow-Wandlungen ohne Antrag auf Anpassung und 7 158 Fälle, die die THA noch bearbeiten muß, darunter 737 Modrow-Fälle. 21
20
Treuhand-Initiative Mittelstand ..., a.a.O.
21
Vgl. Reprivatisierung von Unternehmen. Treuhandanstalt, Berlin September 1993.
33
Bis Ende Juni 1993 wurden von der THA 4 072 Unternehmen oder Unternehmensteile und 1 380 Vermögensgegenstände zurückgegeben.22 Aus Informationen der THA über die Zahl der vollständig reprivatisierten Unternehmen im verarbeitenden Gewerbe ergibt sich ein Anteil der Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes an den durch Reprivatisierung entstandenen Unternehmen von gut 60 vH. Die Zahl der mittelständischen Industrieunternehmen, die aus der Reprivatisierung von Unternehmen und Unternehmensteilen hervorgegangen sind, läßt sich somit auf rund 2 400 schätzen. Aus den zurückgegebenen Vermögensgegenständen sind in schätzungsweise der Hälfte der Fälle Unternehmen entstanden, die wiederum mit einem Anteil von etwa 60 vH zur Industrie gehören. Demnach können gut 400 weitere mittelständische Industrieunternehmen aus der Rückgabe von Vermögensgegenständen entstanden sein. Insgesamt läßt sich die Zahl der aus der Reprivatisierung hervorgegangenen mittelständischen Unternehmen im verarbeitenden Gewerbe auf gut 2 800 schätzen. Das Institut für Mittelstandsforschung (IFM), Bonn, hat Ende 1991 eine schriftliche Befragung von insgesamt 648 reprivatisierten und zur Reprivatisierung anstehenden Unternehmen durchgeführt, wobei 70 vH der Stichprobe zur Industrie gehörten. Die befragten reprivatisierten Unternehmen hatten ihre durchschnittliche Beschäftigtenzahl bereits damals nach der erfolgten Reprivatisierung um 18 vH auf 52 Beschäftigte vermindert. 23 Nach den Ergebnissen der Fallstudien des DIW ist zu erwarten, daß sich die durchschnittliche Beschäftigtenzahl inzwischen weiter verringert hat. Branchenschwerpunkte der durch die Treuhandanstalt nach dem Vermögensgesetz reprivatisierten Unternehmen sind der Maschinenbau, das Ernährungsgewerbe, die Holzverarbeitung, die Herstellung von EBM-Waren und die Elektrotechnik (vgl. Tabelle 3-7). Einen besonders hohen Anteil an den privatisierten Unternehmen haben die Rückgaben in den Branchen Holzbearbeitung, NE-Metallgießerei, Holzverarbeitung, Stahl- und Leichtmetallbau sowie Herstellung von EBM-Waren, also in eher traditionellen Branchen. Privatisierung durch MBO/MBI Durch Management-Buy-Out (MBO) können Manager, leitende Angestellte und Mitarbeiter ihr Unternehmen oder einen Teil davon erwerben. Bei einem Management-Buy-ln (MBI) kaufen Fachleute Anteile an einem Unternehmen, in dem sie künftig Verantwortung als Miteigentümer oder Mitgeschäftsführer tragen wollen. MBO ist der Hauptzugang zu privatisierten Unternehmen für ostdeutsche Führungskräfte und Mitarbeiter.
22 23
Vgl. Monatsinformation der Treuhandanstalt, Berlin, Stand 30.06.1993.
Vgl. Schmidt, A., Kaufmann, F., Mittelstand und Mittelstandspolitik in den neuen Bundesländern: Rückgabe enteigneter Unternehmen. In: Schriften zur Mittelstandsforschung Nr. 47 NF, Bonn 1992.
34
Der Erwerb von Unternehmen durch Ostdeutsche auf dem Wege des MBO kann von der THA unterstützt werden, indem bis zu 50 vH des Kaufpreises für einen Zeitraum bis zu drei Jahren gestundet werden, bestehende Bürgschaften verlängert bzw. übernommene Altkredite in diesem Rahmen verbürgt werden. Außerdem kann der Kaufpreis des Unternehmens durch die Ausgliederung nicht betriebsnotwendigen Anlagevermögens und den Verzicht auf Bestandteile des Unternehmens, die für den geplanten Betrieb nicht notwendig sind, verringert werden. Auf die Kritik an der Herauslösung nicht betriebsnotwendiger Grundstücke und Gebäude aus dem verkauften Unternehmen mit der Folge, daß viele MBO nicht über eigene Immobilien verfügen, entgegnet die Treuhandanstalt, daß sich der Verkaufspreis des Unternehmens ansonsten erhöhen würde, was für viele Erwerber zu unüberbrückbaren Finanzierungshürden geführt hätte. Auch bei der Privatisierung über MBO ist die Übernahme von Altschulden Verhandlungsgegenstand zwischen THA und Erwerbern. Die Treuhandanstalt stellt nach eigener Darstellung die MBO/MBI-Erwerber nicht schlechter als bei anderen Privatisierungsformen und übernimmt in der Regel weitgehend die Altkredite. Bis September 1993 wurden im Bereich der Industrie 1 205 Unternehmen als MBO/MBI privatisiert, wobei insgesamt 55 929 Arbeitsplätze und Investitionen in Höhe von 2,5 Mrd. DM zugesagt wurden. 24 Für diese MBO/MBI erlöste die Treuhandanstalt nach eigenen Angaben Kaufpreise von insgesamt etwa 850 Mill. DM. Die von der Treuhandanstalt erzielten Privatisierungserlöse je zugesagtem Arbeitsplatz liegen für MBO/MBI bei etwa der Hälfte der in allen Unternehmensverkäufen durchschnittlich erzielten Erlöse (Tabelle 3-3). In MBO werden in Relation zu den Verkaufspreisen der Unternehmen relativ viele Arbeitsplätze geschaffen. Die zugesagten Investitionen je Arbeitsplatz liegen bei den MBO im verarbeitenden Gewerbe mit 45 000 DM bei gut einem Drittel des Durchschnitts aller Unternehmensverkäufe. Die Relation der zugesagten Investitionen zu den Verkaufserlösen erreicht in MBO des verarbeitenden Gewerbes drei Viertel des durchschnittlichen Wertes. Relativ geringe Kaufpreise wurden von den MBO/MBI mit relativ hohen Arbeitsplatz- und in geringerem Maße auch mit Investitionszusagen erkauft. Sie stehen aber wohl auch damit im Zusammenhang, daß oft keine Immobilien mit erworben worden sind. Die meisten MBO entfallen auf die Branchen Maschinenbau, Ernährungsgewerbe, Straßenfahrzeugbau, Elektrotechnik und Holzverarbeitung. Relativ viele Arbeitsplätze werden auch im Stahlund Leichtmetall bau durch MBO gesichert (Tabelle 3-4). Die Durchschnittsgröße eines MBO im verarbeitenden Gewerbe liegt bei 46 Beschäftigten.
24
Treuhand-Initiative Mittelstand ..., a.a.O.
35
Die Überprüfung von etwa 1 500 MBO/MBI-Verträgen durch die THA ergab, daß die Zusagen für die Schaffung von Arbeitsplätzen und für Investitionen bisher insgesamt in der Realität übertroffen wurden. Im Herbst 1992 kam das Institut für Sozialforschung und Gesellschaftspolitik (ISG), Köln, in einem Gutachten für das BMWi zu dem Ergebnis, daß etwa 75 vH der untersuchten MBO wirtschaftlich überlebensfähig sind. In einer schriftlichen Befragung dieser Unternehmen durch das ISG im Sommer 1992 wurde festgestellt: 5 vH der Unternehmen waren bereits gescheitert, d.h. befanden sich in Konkurs oder Liquidation, 10 vH der Unternehmen befanden sich in einer sehr ungünstigen Lage, bei weiteren 11 vH wird ebenfalls von einer angespannten Situation gesprochen, die Chancen dieser Unternehmen, aus der Talsohle herauszukommen, sind aber besser als bei der vorher genannten Gruppe, insbesondere da die Auftragslage sich gebessert hatte. Allerdings waren unter den Unternehmen, die sich in einer kritischen wirtschaftlichen Lage befanden, überproportional häufig Industrieunternehmen anzutreffen. Etwa 35 vH dieser Unternehmen waren stark gefährdet oder bereits gescheitert.25 Privatisierung durch Kauf von Unternehmen und Unternehmensteilen Bis Ende Juni 1993 wurden von der THA insgesamt 12 195 Unternehmen und Unternehmensteile privatisiert, wobei wahrscheinlich in fast allen Fällen zunächst ein neues Unternehmen entstanden ist. Etwa 11 800 Unternehmen (97 vH) hatten bei ihrer Privatisierung weniger als 500 Beschäftigte. Nach Daten der THA über die vollständig privatisierten Unternehmen gehörten knapp die Hälfte der vollständig privatisierten Unternehmen nach ihrer Herkunft zum verarbeitenden Gewerbe. Die privatisierten Unternehmensteile waren nach ihrer Herkunft zu über 70 vH dem verarbeitenden Gewerbe zuzuordnen. Ausgründungen aus Industrieunternehmen haben aber relativ häufig ihren Tätigkeitsschwerpunkt nach der Privatisierung nicht mehr im verarbeitenden Gewerbe. Einer Auswertung des DIW von über 5 000 Teilverträgen der THA über den Verkauf von Unternehmensteilen ist zu entnehmen, daß 99 vH der neuen Unternehmen im verarbeitenden Gewerbe jeweils weniger als 500 Arbeitsplätze zugesagt haben und somit zu den kleinen und mittleren Unternehmen zählen. Der Anteil der Unternehmen mit bis zu 500 Beschäftigten an den durch die THA vollständig privatisierten Unternehmen liegt bei gut 92 vH. Insgesamt sind durch vollständige oder teilweise Privatisierung von Unternehmen durch die THA in mehr als 96 vH der Fälle kleine und mittlere Unternehmen entstanden (Tabelle 3-5). Unter diesen Unternehmen ist aber ein relativ großer Anteil konzernabhängig, gehört also nicht zum Mittelstand. In einer Unternehmensbefragung im Herbst 1992 hat das DIW den Anteil der nicht konzerngebundenen kleinen und mittleren Unternehmen in Ostdeutschland, die privatisiert
25
Vgl. Friedrich, W., Management-Buy-Out und Management-Buy-In in den neuen Bundesländern. Untersuchung im Auftrag des Bundesministers für Wirtschaft. ISG Sozialforschung und Gesellschaftspolitik GmbH, Köln April 1993.
36
TABELLE 3-3 Anteil der MBO/MBI an den Privatisierungserlösen, Arbeitsplatz- und Investitionszusagen aus der Privatisierung bis Juni 1993
Privatisierungs Arbeitsplatzerlöse zusagen in Mill. DM
Investitionszusagen in Mill.DM
Erlöse je Arbeitsplatz in DM
zugesagte zugesagte Investitionen je Investitionen je Erlös Arbeitsplatz in DM in DM
1. Insgesamt
43 532
1 468 193
180 100
29 650
122 668
4,14
2. ohne TLG.BWG 1 *, Land- und Forstwirtschaft
32 032
1 029 515
122 666
31114
119 149
3,83
1989
123 665
4 342
16 084
35 111
2,18
852
55 929
2493
15 234
44 574
2,93
3. MBO/MBI insgesamt
4. MBO/MBI in der Industrie
- Anteile in vH 5. Anteil MBO an 2. in vH
6,2
12,0
3,5
51,7
29,5
57,0
6. Anteil ind. MBO an 2. in vH
2,7
5,4
2,0
49,0
37,4
76,4
1) Liegenschaftsgesellschaft der Treuhandanstalt mbH (TLG), Bodenverwertungs- und -verwaltungs GmbH (BWG). Quellen: Treuhandanstalt; Berechnungen des DIW.
37
TABELLE 3-4 Durch MBO/MBI privatisierte Unternehmen im verarbeitenden Gewerbe Ostdeutschlands - Stand: Juni 1993 -
Firmen Branchen nach SYPRO
Verarbeitendes Gewerbe Grundstoff- u. Produktionsgütergewerbe Mineralölverarbeitung Gew. u. Verarb. v. Steine u. Erden Eisenschaffende Industrie NE-Metallerzeugung, -halbzeugwerke Gießerei Eisen-, Stahl- und Tempergießerei NE-Metallgießerei Chemische Industrie Holzbearbeitung Zellstoff- u. Papiererzeugung Gummiverarbeitung Investitionsgüter prod. Gewerbe Stahlverformung, Oberflächenbearb. Ziehereien, Kaltwalzwerke Stahl- u. Leichtmetallbau, Schienenfzgb. Maschinenbau Straßenfahrzeugbau Schiffbau Luit- u. Raumfahrzeugbau Elektrotechnik Feinmechanik, Optik, Uhren Herst, v. EBM-Waren Herst, v. Büromasch., ADV-Geräten Verbrauchsgüter prod. Gewerbe Herst, v. Musikinstrumenten, Spielw. Feinkeramik Herst, u. Verarb. von Glas Holzverarbeitung Papier- u. Pappeverarbeitung Druckerei, Vervielfältigung Herst, v. Kunststoffwaren Ledererzeugung Lederverarbeitung Textilgewerbe Bekleidungsgewerbe Nahrungs- und Genußmittelgewerbe Ernährungsgewerbe Tabakverarbeitung
Beschäftigte
Summe der Invest.zusagen (TDM)
1 205 132
55 879 5 450
54 6 4 16 10 6 19 26 3 3 629 61
2 038 298 508 1265 615 650 643 563 63 22 32 180 1 250
42 243 117 5 0 103 12 45 0 255 18 7 9 62 15 30 18
4 123 12 628 4 574 455 0 5 796 662 2 522 0 9 889 763 338 668 2 454 367 549 1 123
18 42 34 189 187
571 1 739 1252 8 360 8 307
Quellen: Treuhandanstalt; Berechnungen des DIW.
.
.
.
Summe der Kaufpreise (TDM)
2 492 606 519 307
852 514 131 672
263 215 35 700 65 600 68 360 36 110 32 250 46 786 27 321 2 275 550 909 810 46 671
53 670 6 057 29 477 6 878 4 198 2 680 23 500 10 902 410 678 412 267 15 436
64 276 385 151 126 498 8 680 0 136152 14515 122 541 0 452 187 13 236 19 450 113 950 71 389 24 004 20 817 84 402
48 143 83 2
10 369 56 325 35 945 611 302 607 452
6 366 24 816 6 687 184 254 183 374
740 375 715 873 0 73 440 2 782 37 457 0 124 321 9 808 1 677 8 263 27 478 7 477 9 585 18 894
•
TABELLE 3-5
Schätzung der Struktur der privatisierten und unter Treuhandverwaltung stehenden Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes nach Größenklassen bezogen auf Beschäftigte bzw. Arbeitsplatzzusagen im Juni 1993
Zahl der Unternehmen
0 bis 20
Unternehmen mit... Beschäftigten 21 bis 100 über 500 101 bis 500 - Anteile in vH -
1. Privatisierte Unternehmen vollständig privatisierte Unternehmen darunter: mit Angaben zur Größenklasse vor Privat
2 252
17,0
41,7
33,9
privatisierte Unternehmensteile (zugesagte Arbeitsplätze)
5 028
50,2
35,0
13,8
2. Aus der Privatisierung entstandene Unternehmen
ca. 6 100
39
37
21
1677
76,7
15,7
4,5
0,4
824
23,1
31,9
31,7
8,7
466
16,3
33,9
34,3
8,4
2 589 7,4
3. Unternehmen der THA Unternehmen in Liquidation Nettobestand darunter: Unternehmen im Angebot
Quellen: Treuhandanstalt; Berechnungen des DIW.
oder reprivatisiert wurden, an allen Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes unter Einschluß von Handwerksbetrieben mit 71 vH ermittelt. 26 Unter der Annahme des Anteils der Unternehmen im verarbeitenden Gewerbe an allen privatisierten Unternehmen von 50 vH und eines Anteils der nicht konzerngebundenen, mittel ständischen Unternehmen von 70 vH sind durch die Privatisierung durch die THA bis zum Juni 1993 insgesamt 4 100 mittel ständische Unternehmen im verarbeitenden Gewerbe entstanden. Darin enthalten sind die 1 205 MBO/MBI. Einige dieser mittel ständischen Unternehmen mit Herkunft aus dem verarbeitenden Gewerbe gehören
26
Vgl. Industrieller Mittelstand in Ostdeutschland. Bearb. Brenke, K., Eickelpasch, A. In: DIWWochenbericht Nr. 11/93. 39
TABELLE 3-6
Struktur der Beschäftigten/Arbeitsplatzzusagen in privatisierten und Treuhand-Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes der neuen Bundesländer nach Beschäftigtengrößenklassen im Juni 1993 Anteil der Beschäftigten bzw. zugesagten Beschäftigten in Unternehmen mit... Beschäftigten in vH
nacbrichtl.: Westdeutschland 1990 Ostdeutschland Juni 1993 THA-Verkäufe von Unternehmensteilen an Partner in NBL Partner außerhalb NBL insgesamt Nettobestand der THA darunter: Angebot der THA
20 bis 100
20 bis 500
15,8
41,0
59,0
60,0
40,0
41,3 26,7 31,9
81,5 83,5 84,1
18,5 16,4 15,9
8,5
40,6
59.3
7,7
38,6
61.4
-
über 500
Quellen: Treuhandanstalt; Statistisches Bundesamt; Berechnungen des DIW.
wahrscheinlich nach der Privatisierung zum Handwerk. Über den Anteil des Handwerks liegen jedoch keine zuverlässigen Angaben oder Schätzungen vor. Für die Teilprivatisierungen - nicht jedoch für die vollständig privatisierten Unternehmen - stellte die THA Daten zur Verfügung, die eine Zuordnung der entstehenden Arbeitsplätze auf die Unternehmen nach Beschäftigtengrößenklassen ermöglicht (Tabelle 3-6). Über 80 vH der Arbeitsplätze aus Teilprivatisierungen werden in kleinen und mittleren Unternehmen mit maximal 500 Beschäftigten geschaffen. Aus den vorliegenden Industriestatistiken der Bundesländer Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen und Sachsen-Anhalt für Juni bzw. August 1993 27 läßt sich der Anteil der Beschäftigten in Großunternehmen in den neuen Bundesländern an allen Beschäftigten in Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes mit mehr als 20 Beschäftigten auf etwa 40 vH schätzen. Dieser Wert liegt deutlich unter dem Anteil von fast 60 vH in den alten Bundesländern. In der Auswertung der Privatisierungs-Teilverträge der THA durch das DIW ergibt sich ein Anteil der Erwerber, die nicht aus Ostdeutschland stammen, von 48 vH. Knapp 6 vH der Vertrags-
27
40
Vgl. Abschnitt 3.2.2.
partner waren Partnerschaften aus ostdeutschen und westdeutschen oder ausländischen Erwerbern. 46 vH der Käufer stammten aus den neuen Bundesländern, darunter der überwiegende Teil der Erwerber der MBO/MBI. Beim Erwerb vollständig privatisierter Unternehmen sind wohl zum weit überwiegenden Teil westdeutsche und ausländische Erwerber zum Zuge gekommen. Die durchschnittliche Zahl der zugesagten Arbeitsplätze liegt in den durch Teilprivatisierungen entstandenen kleinen und mittleren Industrieunternehmen ostdeutscher Erwerber bei 33 und ist in den Unternehmen westdeutscher und ausländischer Erwerber mit 64 zugesagten Arbeitsplätzen doppelt so hoch. Von den im Zuge dieser Teilprivatisierungen insgesamt für das verarbeitende Gewerbe zugesagten Arbeitsplätzen entfallen 31 vH auf Unternehmen ostdeutscher Erwerber. Bei den kleinen und mittleren Unternehmen liegt ihr Anteil bei knapp 40 vH. Die Branchenschwerpunkte der vollständigen und der Teilprivatisierungen unterscheiden sich nicht (Tabellen 3-7, 3-8). Die Branchen mit den meisten vollständig oder teilweise privatisierten Unternehmen sind in der Rangfolge Maschinenbau, Ernährungsgewerbe, Steine und Erden, Straßenfahrzeugbau und Elektrotechnik. Diese Privatisierungsschwerpunkte ergeben sich zum einen aus dem Potential an DDR-Betrieben (Maschinenbau, Elektrotechnik) und zum anderen aus der regionalen Nachfragebindung (Ernährungsgewerbe, Steine und Erden, Straßenfahrzeugbau). Von den der Treuhand bis Juni 1993 noch verbliebenen 824 Industrieunternehmen im Nettobestand, darunter 466 Industrieunternehmen im Angebot, entfielen jeweils über 8 vH auf Unternehmen mit mehr als 500 Beschäftigten, in denen sich noch etwa 60 vH der Arbeitsplätze der THA-Unternehmen befanden (Tabellen 3-5, 3-6). Nach wie vor ist es also besonders schwierig, große Unternehmen zu privatisieren. Privatisierung aus Abwicklungen Auch bei der Abwicklung von Unternehmen durch die Treuhandanstalt entstehen meist mehrere kleine und mittlere Unternehmen. Hierbei wird auch das Instrument MBO häufig angewandt. Bis zur Jahresmitte 1993 wurden aus der Abwicklung heraus 650 Betriebsteile privatisiert, darunter 164 Industrieunternehmen mit weniger als 300 Mitarbeitern. Über 100 Unternehmensteile wurden als MBO privatisiert. 28
28
Vgl. Treuhand-Initiative Mittelstand ..., a.a.O. 41
TABELLE 3-7 Branchenstruktur der vollständig privatisierten und noch zu privatisierenden THA-Firmen im verarbeitenden Gewerbe mit weniger als 500 Beschäftigten - Stand: Juni 1993 -
Branchen nach SYPRO
Zahl der Unternehmen (1)
Insgesamt 5 701
Privatisierte 2 424
Repriva- Liquidationen tisierte 854
1 671
dar. Nettobestand Angebot 752
427
- Anteile in vH Grundstoff- u. Produktionsgütergewerbe Mineralölverarbeitung Gew. u. Verarb. v. Steine u. Erden Eisenschaffende Industrie NE-Metallerzeugung, -halbzeugwerke Gießerei Eisen-, Stahl- und Tempergießerei NE-Metallgießerei Chemische Industrie Holzbearbeitung Zellstoff- u. Papiererzeugung Gummiverarbeitung Investitionsgüter prod. Gewerbe Stahlverformung, Oberflächenbearb. Ziehereien, Kaltwalzwerke Stahl- u. Leichtmetallbau, Schienenfzgb. Maschinenbau Straßenfahrzeugbau Schiffbau Luft- u. Raumfahrzeugbau Elektrotechnik Feinmechanik, Optik, Uhren Herst, v. EBM-Waren Herst, v. Büromasch., ADV-Geräten Verbrauchsgüter prod. Gewerbe Herst, v. Musikinstrumenten, Spielw. Feinkeramik Herst, u. Verarb. von Glas Holzverarbeitung Papier- u. Pappeverarbeitung Druckerei, Vervielfältigung Herst, v. Kunststoffwaren Ledererzeugung Lederverarbeitung Textilgewerbe Bekleidungsgewerbe Nahrungs- und Genußmittelgewerbe Ernährungsgewerbe Tabakverarbeitung Verarbeitendes Gewerbe
14,7 0,1 5,6 0,3 0,2 1,5 1,1 0,5 3,7 2,1 0,4 0,7 43,1 1,8 0,2 3,3 17,9 5,6 0,4 0,0 8,0 1,4 4,5 0,1 27,7 1,1 1,0 1,1 6,6 2,2 1,6 2,4 0,4 2,5 4,7 4,3 14,4 14,4 0,1
16,6 0,2 7,6 0,4 0,1 1,4 0,9 0,5 4,0 1,8 0,4 0,6 45,4 2,0 0,1 3,2 19,8 7,5 0,5 0,0 7,3 1,3 3,6 0,0 20,5 0,5 1,3 1,3 4,9 1,9 2,8 2,4 0,3 1,0 2,1 2,1 17,5 17,5 0,1
15,3 0,1 6,0 0,0 0,1 1,6 0,8 0,8 2,8 3,9 0,1 0,7 39,1 0,9 0,1 5,2 13,1 3,7 0,6 0,0 6,9 1,6 6,9 0,0 33,0 1,2 0,7 0,6 11,0 2,3 0,9 3,4 0,1 2,6 5,5 4,7 12,5 12,5 0,0
11,5 0,1 2,8 0,3 0,2 1,0 0,7 0,3 3,7 2,2 0,6 0,7 39,5 1,3 0,2 1,8 14,7 4,1 0,2 0,0 10,4 1,6 5,2 0,1 35,2 1,6 0,7 0,9 7,3 2,6 0,6 2,5 0,7 4,7 6,5 7,1 13,8 13,8 0,0
14,9 0,3 4,8 0,3 0,4 2,8 2,4 0,4 3,9 1,1 0,4 1,1 48,5 3,1 0,1 5,2 24,3 4,7 0,7 0,1 6,1 1,1 3,1 0,1 28,5 1,7 0,8 1,6 5,3 1,6 0,7 0,8 0,7 2,5 8,0 4,8 8,1 7,8 0,3
14,1 0,2 2,8 0,0 0,5 3,3 2,8 0,5 4,2 1,2 0,7 1,2 51,1 2,6 0,2 5,9 26,0 6,1 0,5 0,2 5,2 0,7 3,7 0,0 28,8 1,2 0,9 0,7 5,6 2,1 0,2 0,5 0,7 3,0 8,7 5,2 6,1 6,1 0,0
100
100
100
100
100
100
1) Nicht erfaßt sind privatisierte oder reprivatisierte Untcrnehmensteile. Quellen: Treuhandanstalt; Berechnungen des DIW.
42
100,0
Quellen: Treuhandanstalt; Berechnungen des DIW.
Verarbeitendes Gewerbe insgesamt
100,0
5,9 5,3 7,4 9,7 5,5 3,8 8,7 8,8 1,8 3,2 8,0 9,2 7,5 6,3 2,0 1,3 2,4 1,3 20,4 19,3 19,1 13,0 13,0 15,0 3,4 2,7 3,4 3,8 9,1 8,8
1,1
2,7
1,3
1,7
19 525
0,4
2,0
- Anteile in vH -
2 425 181 381 291
5 028
100,0
100,0
100,0
4,1 4,3 5,2 4,4 5,0 4,6 8,2 8,1 5,2 8,3 7,6 8,6 3,8 1,8 4,5 2,4 4,6 2,4 6,9 5,6 10,3 12,8 7,9 7,2 1,6 1,3 1,7 0,9 1,7 1,9 9,7 10,2 5,2 7,1 8,7 9,6 7,0 5,5 6,9 5,6 7,2 5,7 2,8 2,6 3,4 2,0 2,5 2,2 1,7 1,0 0,7 1,6 1,9 1,1 19,4 27,1 24,4 20,1 15,2 14,4 14,5 14,0 14,5 4,2 4,2 2,4 1,3 3,7 3,5 2,4 3,0 3,4 5,4 2,9 3,5 8,7 8,9 5,8 4,1 8,7 8,5
91 470
Gießerei und Stahlverformung Elektrotechnik, Elektronik EBM-Waren, Musikinstrumente, etc. Fahrzeugbau Feinmechanik, Optik, Uhren Steine und Erden, Feinkeramik, Glas Holzindustrie Kunststoff-, Gummi-und Asbestverarbeitung Leder-und Schuhindustrie Maschinenbau Nahrungs-und Genußmittelgewerbe Papier-und Druckgewerbe Stahl- und Leichtmetallbau Textil- und Bekleidungsindustrie
2 312
19,8
100,0
1,2
292 376
100,0
Ostdeutsche zugesagte Andere als zugesagte Erwerberge- zugesagte Erwerber Arbeitsplätze ostdeutsche Arbeitsplätze meinschaften Arbeitsplätze insgesamt Arbeitsplätze Erwerber Ost und West
1,3
Erwerber
Chemische Industrie, Mineralöl Verarbeitung Eisen- und NE-Metallerzeugung
Zahl der Teilverträge bzw. zugesagte Arbeitsplätze
Branchenklassifikation der Treuhandanstalt
100,0
zugesagte
TABELLE 3-8 Branchenstruktur der durch Teilprivatisierung entstandenen Unternehmen im verarbeitenden Gewerbe mit weniger als 500 zugesagten Arbeitsplätzen - Stand Juni 1993 -
43
Entstehung von mittelständischen Unternehmen im verarbeitenden Gewerbe im Zuge der Privatisierung/Reprivatisierung durch die Treuhandanstalt Unter Mitwirkung der Treuhandanstalt sind durch diese Privatisierungs- und Reprivatisierungsaktivitäten bis zum Juni 1993 insgesamt etwa 6 900 mittelständische Unternehmen im verarbeitenden Gewerbe entstanden. Davon entfielen etwa 4 100 auf die Privatisierung von Unternehmen und Unternehmensteilen, darunter 1 200 auf dem Wege des MBO/MBI, und etwa 2 800 Unternehmen bildeten sich durch Reprivatisierungen neu. Einige dieser Unternehmen wurden inzwischen liquidiert. Das IfM verwendet in diesem Zusammenhang eine durchschnittliche Abgangsquote von 12,5 vH für alle mittelständischen Unternehmenstypen in der Industrie. 29 Unter dieser Annahme gab es im Sommer 1993 in den neuen Bundesländern gut 6 000 mittelständische Industrieunternehmen, die aus der Privatisierung und Reprivatisierung hervorgegangen sind (Tabelle 3-9). Anhaltspunkte für den Privatisierungsfortschritt in den Branchen des verarbeitenden Gewerbes gibt der Bestandsabbau der Treuhand-Unternehmen mit weniger als 500 Beschäftigten durch Privatisierung und Reprivatisierung vollständiger Unternehmen (Tabelle 3-10). Zu den Branchen, in denen die Privatisierung von kleinen und mittleren THA-Unternehmen am weitesten vorangeschritten ist, zählen Druckerei und Vervielfältigung, Steine und Erden, NE-Metallgießerei, Feinkeramik, Schiffbau, Straßenfahrzeugbau und Ernährungsgewerbe. Die Tabelle 3-11 gibt einen Überblick über die Branchen mit den meisten privatisierten Unternehmen bis Juni 1993 nach verschiedenen Wegen der Privatisierung. Demnach konzentrieren sich die privatisierten kleinen und mittleren Unternehmen in den Branchen Maschinenbau, Ernährungsgewerbe, Straßenfahrzeugbau, Steine und Erden, Elektrotechnik sowie Holzverarbeitung. Mit Ausnahme der Holzverarbeitung sind dies auch die Branchen, in denen die meisten Großunternehmen privatisiert wurden und in denen sich ausländische Erwerber vorrangig engagieren. In den bis Sommer 1993 unter Mitwirkung der Treuhandanstalt entstandenen mittelständischen privaten Unternehmen befanden sich nach einer groben Schätzung des DIW etwa 35 vH der Arbeitsplätze des verarbeitenden Gewerbes.30 In mittelständischen Neugründungen und weitergeführten Privatbetrieben aus der Zeit der DDR bestanden rund 10 vH der Arbeitsplätze in der Industrie. Somit befanden sich im Sommer 1993 etwa 45 vH der Industriearbeitsplätze in mittelständischen Unternehmen. Etwa 25 vH der Arbeitsplätze entfielen zu diesem Zeitpunkt noch auf Unternehmen unter Treuhandverwaltung, davon 5 vH der Arbeitsplätze auf Unternehmen in Liquidation. Rund 30 vH der Arbeitsplätze im verarbeitenden Gewerbe stellten
29
30
Vgl. Bundesministerium für Wirtschaft, Unternehmensgrößenstatistik 1992/1993 ..., a.a.O.
Darin eingeschlossen sind Kleinbetriebe mit weniger als 20 Beschäftigten und Handwerksbetriebe, die aus der Privatisierung und Reprivatisierung von Unternehmen(-steilen) mit Herkunft im verarbeitenden Gewerbe hervorgegangen sind.
44
TABELLE 3-9 Schätzung der Zahl mittelständischer Industrieunternehmen aus der Privatisierung und Reprivatisierung durch die Treuhandanstalt bis Juni 1993
Unternehmen (-steile) mit weniger als 500 Beschäftigten
Privatisierung darunter: aus Abwicklung MBO/MBI Reprivatisierung davon: Unternehmen(steile) Vermögenswerte
11 800
4 050 1380
Anteil Industrie in vH
50
60 30
Mittelstands- Entstandene Anteil der Anteil der quote mittelständische Unternehmen Arbeitsplätze in vH Unternehmen (1) in vH in vH
70
100 100
insgesamt abzüglich Abgang (Abg.quote: 12,5 vH)
4 100
60
65
164 1205
17
17
2 800
40
35
100 100
100 100
2 400 400 6 900 6 000
1) Gerundet. Quellen: Treuhandanstalt; Berechnungen und Schätzungen des DIW.
45
TABELLE 3 - 1 0
Bestandsabbau der THA-Firmen nach Branchen des verarbeitenden Gewerbes - Stand: Juni 1993 -
Branchen nach SYPRO
Insgesamt
(Repri- Liquidavatisierte tionen
Nettodar. bestand Angebot
- Anteile in vH Verarbeitendes Gewerbe Grundstoff- u. Produktionsgütergewerbe Mineralölverarbeitung Gew. u. Verarb. v. Steine u. Erden Eisenschaffende Industrie NE-Metallerzeugung, -halbzeugwerke Gießerei Eisen-, Stahl- und Tempergießerei NE-Metallgießerei Chemische Industrie Holzbearbeitung Zellstoff- u. Papiererzeugung Gummiverarbeitung Investitionsgüter prod. Gewerbe Stahl Verformung, Oberfl ächenbearb. Ziehereien, Kaltwalzwerke Stahl- u. Leichtmetallbau, Schienenfzgb. Maschinenbau Straßenfahrzeugbau Schiffbau Luft- u. Raumfahrzeugbau Elektrotechnik Feinmechanik, Optik, Uhren Herst, v. EBM-Waren Herst, v. Büromasch., ADV-Geräten Verbrauchsgüter prod. Gewerbe Herst, v. Musikinstrumenten, Spielw. Feinkeramik Herst, u. Verarb. von Glas Holzverarbei tung Papier- u. Pappeverarbeitung Druckerei, Vervielfältigung Herst, v. Kunststoffwaren Ledererzeugung Lederverarbeitung Textilgewerbe Bekleidungsgewerbe Nahrungs- und Genußmittelgewerbe Ernährungsgewerbe Tabakverarbeitung
100 100 100 100 100 100 100 100 100 100 100 100 100 100 100 100 100 100 100 100 100 100 100 100 100 100 100 100 100 100 100 100 100 100 100 100 100 100 100 100
57,5 63,6 62,5 74,0 56,3 36,4 56,3 50,0 70,4 57,5 63,1 43.5 52,5 58,3 55,9 44,4 63,7 58,0 67,5 68,0 50,0 51.9 57,0 57,2 25,0 49,3 35,0 69,1 57,1 56,8 54.5 83,3 64,2 32,0 32,2 36,7 37,0 64,6 64,7 50,0
29,3 23,0 12,5 14,7 31,3 36,4 19,5 20,0 18,5 28,8 30,3 43.5 27.5 26.8 21,6 44.4 15.8 24,0 21,5 12,0 0,0 38,0 32,9 33,9 50,0 37,2 43,3 20,0 23,8 32.5 35,8 11.1 31,3 48,0 54,5 40,8 48.4 27,9 28,1 0,0
13,2 13,4 25,0 11,3 12,5 27,3 24,1 30,0 11,1 13,7 6,6 13,0 20,0 14,8 22,5 11,1 20,5 18,0 11,0 20,0 50,0 10,1 10,1 8,9 25,0 13,5 21,7 10,9 19,0 10.7 9.8 5.6 4.5 20,0 13,3 22,5 14,6 7,4 7,2 50,0
7,5 7,2 12,5 3,8 0,0 18,2 16,1 20,0 7,4 8.5 4.1 13.0 12.5 8.9 10,8 11,1 13,2 10,9 8,2 8,0 50,0 4,8 3.8 6,2 0,0 7,8 8,3 7,3 4,8 6,4 7,3 1,1 1,5 12,0 9,1 13,9 8,9 3,2 3,2 0,0
Gemessen in vollständigen Unternehmen des THA-Bestandes mit weniger als 500 Beschäftigten; Stand: Juni 1993. Nicht erfaßt sind privatisierte oder reprivatisierte Unternehmensteile. Quellen: Treuhandanstalt; Berechnungen des DIW.
Ernähningsgewerbe Maschinenbau Elektrotechnik Steine und Erden Straßenfahrzeugbau Stahl- und Leichtmetallbau, Schienenfahrzeugbau Holzverarbeitung Herstellung von EBM-Waren Herstellung von Kunststoffwaren Textilgewerbe Chemische Industrie Bekleidungsgewerbe Stahlverformung, Oberflächenbearbeitung
5
3 1 2 4 6
2 3 4 1
5
6
3
2
7
4
1 5
6
5
5
2
4
7 3
1 4
6
7
2
5
3
1 4
1) Rang 1: Branche mit den meisten auf diesem Weg privatisierten, liquidierten oder noch zu privatisierenden Unternehmen. Quellen: Statistisches Bundesamt; Treuhandanstalt; HWWA; Berechnungen des DIW.
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14
2
6
3
6
4
1 5
4
2
7 6
1 3
5
5
3
3
Anteil der Betriebe von Privatisierung Zusammenschlüsse Privatisierung Reprivatisierung Privatisierung TeilLiquidationen Unternehmen mit großer mit ausländischen von KMU von KMU durch MBO Privatisierung von KMU von KMU mehr als 20 Beschäftigten Unternehmen Erwerbern vollständig vollständig von KMU durch Treuhand an allen Betrieben vollständig (bis Ende 1992)
2
4
1 6
Angebot
Rangfolgen der Branchen nach Zahl der Unternehmen bei verschiedenen Privatisierungswegen (1) im verarb. Gewerbe Ostdeutschlands
bis Juni 1993
TABELLE 3-11
Rangfolgen der Branchen nach Zahl der Unternehmen bei verschiedenen Privatisierungswegen (1) im verarbeitenden Gewerbe Ostdeutschlands - bis Juni 1993
47
Großunternehmen sowie kleine und mittlere Tochterunternehmen von Konzernen. Die im Sommer 1993 etwa 270 000 bestehenden und zugesagten Arbeitsplätze der auf dem Wege der Privatisierung und Reprivatisierung entstandenen mittelständischen Industrieunternehmen entfallen zu etwa 35 vH auf reprivatisierte und zu 65 vH auf privatisierte Unternehmen, darunter zu etwa 17 vH auf MBO/MBI (Tabelle 3-9). 3.1.3
Förderprogramme des Bundes
Die Industrie in den neuen Bundesländern ist nach wie vor in erheblichem Maße von den Fördermaßnahmen des Bundes und der Länder abhängig. Auch auf mittlere Sicht wird in den neuen Ländern ohne staatliche Fördermaßnahmen eine weitere Deindustrialisierung nicht aufgehalten und der Neuaufbau nicht stimuliert werden können. Hier sollen die wichtigsten Förderprogramme des Bundes kurz dargestellt werden. Auf die Fördermaßnahmen der einzelnen Länder wird in den entsprechenden Länderkapiteln eingegangen. Die Subventionierung der ostdeutschen Wirtschaft konzentrierte sich bisher in beträchtlichem Ausmaß auf die Förderung von Investitionen. Wichtiger Bestandteil ist die Investitionszulage, die in einem relativ unkomplizierten Verfahren dezentral durch die Finanzämter vergeben wird. Auf die Investitionszulage besteht Rechtsanspruch. Gleichzeitig können die erhaltenen Mittel mit anderen Fördermitteln kumuliert werden. Zusammen mit den Mitteln der Gemeinschaftsaufgabe "Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur" (GRW) lassen sich so bis zu 35 vH des Investitionsvolumens durch staatliche Subventionen abdecken. Der Investitionszuschuß ist im Gegensatz zur Investitionszulage von den Unternehmern als Erhöhung des steuerpflichtigen Gewinnes zu versteuern. Angesichts der generellen Ertragsschwäche ostdeutscher Unternehmen spielt dieser Punkt allerdings momentan noch keine große Rolle. Auf den Investitionszuschuß besteht kein Rechtsanspruch. Eine Reihe von Fördermaßnahmen bezieht sich darüber hinaus auf die Gewährung zinsverbilligter Kredite zur Gründung oder Modernisierung von Unternehmen. Während die ERPDarlehen kleine und mittlere Unternehmen mit einem Umsatz bis zu 50 Mio. DM begünstigen, sind die Programme der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) auch für größere Unternehmen offen. Angesichts der weitverbreiteten Eigenkapitalschwäche der ostdeutschen Industrie kommt dem Eigenkapital hi Ifeprogramm eine wichtige Rolle zu. Eigenmittel, die mindestens 15 vH der Investitionssumme betragen sollen, können um bis zu 40 vH durch zinsverbilligte Darlehen ergänzt werden. Um vorhandene Kapitalengpässe auszugleichen, wurden die bisherigen absoluten Höchstbeträge der Förderung verdoppelt. Eine neue Komponente der Förderung beinhaltet die Partnerschaftskapital-Variante der Eigenkapitalhilfe, die eine besondere Förderung von westlichen Unternehmensbeteiligungen vorsieht. Die Anreize für Minderheitsbeteiligungen und damit den Transfer von Management-Know-how sollen durch diese Regelung verstärkt werden. Die Partnerschaftsvariante der Eigenkapitalhilfe trägt dem Problem mangelnder Kennt-
48
nisse und Erfahrung gerade mittelständischer Unternehmer in Bereichen der Unternehmensorganisation und im Marketing Rechnung. Neben den Programmen zur Förderung von Investitionen gibt es eine Reihe von Fördermöglichkeiten für unternehmerische FuE-Aktivitäten. Im Rahmen der FuE-Personalzuwachsförderung 31 (ZFO) werden Neueinstellungen von FuE-Personal in der mittelständischen Wirtschaft für 15 Monate durch eine Bezuschussung der Gehälter unterstützt. Damit soll primär der Know-howTransfer durch Neueinstellungen von Personal unterstützt werden, und zwar im Unterschied zur FuE-Personalzuwachsförderung Ost (PFO) nur bezogen auf Wissenschaftler und Ingenieure mit Hoch- und Fachschulabschluß. Mit der FuE-Personalzuwachsförderung sollen ehemaligen Forschern der Akademien, der Hochschulen und aufgelöster FuE-Einrichtungen aus Betrieben vorübergehend Arbeitsplätze geboten und damit Qualifikationen für die ostdeutsche Wirtschaft erhalten bleiben. Ziel des Programms PFO ist im Unterschied zur FuE-Personalzuwachsförderung (ZFO) der Erhalt und die Stärkung des bestehenden FuE-Personals in kleinen und mittleren Unternehmen in Form von nicht rückzahlbaren Zuschüssen zu den Bruttolöhnen und -gehältern. Im Rahmen des Förderprogramms Auftragsforschung und -entwicklung Ost (AFO) werden FuEAufträge von ostdeutschen Betrieben an externe Auftragnehmer ohne regionale Beschränkungen gefördert. Bei diesem Programm erhalten also die Auftraggeber die Zuwendung, den Antrag stellen die ostdeutschen Betriebe. Damit soll ihre Innovationskraft gestärkt und der Zugang zu externen FuE-Leistungen und modernem Know-how erleichtert werden (Wissens- und Technologietransfer). Außerdem sollen Forschungseinrichtungen in Ostdeutschland mit zum Teil erheblichem Auftragsmangel unterstützt werden. 32 Etwa 80 vH der Aufträge wurden an Einrichtungen der neuen Bundesländer vergeben. Eine andere Zielrichtung verfolgt die Fördermaßnahme "Auftragsforschung und -entwicklung West-Ost (AWO)". Antragsberechtigt sind hier Auftragnehmer 33 von FuE-Entwicklungsaufträgen mit Sitz und Geschäftsbetrieb in den neuen Bundesländern. Damit sollen FuE-Einrichtungen und Unternehmen in den neuen Bundesländern und Ostberlin beim Anwerben von Aufträgen von Firmen (auch aus den alten Bundesländern oder dem Ausland) unterstützt werden, um preisgünstigere Angebote machen zu können. Gleichzeitig soll auch ein Beitrag zur marktgerechten Ausrichtung ostdeutscher FuE-Kapazitäten geleistet werden. Im August 1993 wurde vom BMFT ein neues Programm aufgelegt: "Förderung der Forschungskooperationen in der mittelständischen Wirtschaft" (Laufzeit bis 30.6.1998), das im Unterschied zu AWO/AFO bundesweit gilt und generell Kooperationen zwischen Unternehmen und den Personalaustausch etc. fördern soll.
31
Vgl. Wirkungsanalyse der FuE-Personal-Zuwachs-Förderung und Förderung der Auftragsforschung und -entwicklung in den neuen Bundesländern. Gutachten der Prognos AG, Basel u.a. März 1993. 32
Forschungs-GmbH, Ingenieurbüros, aber auch andere Unternehmen, Hochschulen und außeruniversitäre FuE-Einrichtungen. ^Antragsteller können sein: außeruniversitäre Forschungs- und Entwicklungsinstitute und Einrichtungen, Universitäten und Hochschulen sowie Unternehmen, die externen Dritten FuE-Leistungen anbieten. 49
50
Investitionszulage
Darlehen
wenn Unternehmer am 9.11.1989 seinen
Abschreibung)
gebunden sein
* Voraussetzung: überregionaler Absatz
erwerb und Anschaffung von Fahrzeugen)
gewerblichen Wirtschaft (ohne Grundstücks-
* Förderung von Investitionsvorhaben der
strukturschwachen Regionen möglich
(Rationalisierung); höhere Fördersätze in
20 vH (Erweiterung) und bis zu 15 vH
* zinsverbilligte Darlehen mit bis zu 5 Jahren
DM (bei Umweltvorhaben)
* Förderung von FuE-Aufträgen, die kleine und
* Zuschuß in Höhe von 50 vH des Auftragswertes * Beschäftigtenobergrenze: 1000 Mitarbeiter
(maximal 300 000 DM)
* Umsatzhöchstgrenze: 50 Mill. DM bzw. 500 Mill.
Zinsfreiheit
Auftragsforschung- und Entwicklung Ost
nehmern geben
* Förderung von Existenzgründungen, Investitionen und Umweltschutzvorhaben
' Zuwendung in Höhe von 40 vH der Brutto-
mittlere Unternehmen zur Lösung eigener
Zuschuß zu den Rücktransportkosten, Werbungs-
Auslandshandelskammern etc. vorgeschlagen
(wird fortgesetzt)
• Unternehmen werden von Verbänden oder
kosten sowie Reisekosten (maximal 13 000 DM)
* Förderung von Personalaufwendungen für FuE-
fAFO)
im Ausland
|| * Förderung der Beteiligung an Messen
Auslandsmesseförderung
* Beschäftigtenobergrenze: 1000 Mitarbeiter
Bundesländern müssen sieb gemeinschaftlich beteiligen
• Ermäßigung des Beteiligungsbeitrages um 50 vH,
und einem Umsatz unter 40 Mill. DM erhöht sich der Fördersatz um 5 vH-Punkte)
technologischer Probleme externen Auftrag-
* Zuschüsse von bis zu 23 vH (Errichtung), bis zu
[ERP-Progamme
Beschäftigtenobergrenze: 1000 Mitarbeiter
löhne und -gehälter (höchstens 240 000 DM)
Personal
Gemeinschaftsaufgabe "Verbesserung der
und Gewerbekapitalsteuer bis zum 31.111995
(Investitionszuschuß)
>
baukosten bis zu 270 000 DM
* Übernahme der Standmiete und der Stand-
Unternehmen an Messen im Inland
" Förderung der Beteiligung von mittelständischen
* mindestens 5 Unternehmen aus den neuen
(bei Unternehmen mit weniger als 250 Besch.
* Beschäftigtenobergrenze: 1000 Mitarbeiter
* Verzicht auf die Erhebung von Vermögens-
Vermögenssteuer
regionalen Wirtschaftsstruktur"
100 000 DM muß für mindestens 5 Jahre
* Voraussetzung: Mindestbeteiligung in Höhe von
2,5-faches der Partnereinlage)
Wirtschaftsgüter
* umfaßt bewegliche und unbewegliche
* Laufzeit: 1.L 1991 bis 31.111994
Kosten für Patentrecherchen, Zulassungsgebühren etc. (bis maximal 800 000 DM)
[FuE-Personalförderung Ost (PFO)
Anschaffungskosten (neben der linearen
* Sonderabschreibung in Höbe von 50 vH der
Sonderabschreibungen
* umfaßt neue bewegliche Wirtschaftsgüter
abgeschlossen sein
* Investitionen müssen bis zum LI.1997
Entlastung bei Geweite- und
Tilgungsfreiheit (maximal 5. Mill. DM und
* zinsverbiligte Darlehen mit 10 Jahren
mittelständischen Unternehmen
unternehmerisch kompetenter Investoren an
* Förderung von Minderheitsbeteiligungen
Eigenkapitalhilfe mit Partnerschaftskapital
mindestens 15 vH
* Voraussetzung: Eigenmittel in Höhe von
* keine Sicherheiten erforderlich
Privatisierungen))
(Höchstbeträge: 0,7 bzw. 2 Mill. DM (bei
zu 40 vH der Investitionssumme ergänzen
Tilgungsfreiheit, die die Eigenmittel um bis
* zinsverbilligte Darlehen mit 10 Jahren
* Zuwendungen in Höhe von 35 vH der Kosten
deutlicher technologischer Ausrichtung
innovativen Produkten und Verfahren mit
* Förderung von Vorhaben zur Entwicklung von
[nlandsmesseförderprogramm
Absatzförderung
für Entwicklungsvorhaben und 20 vH der
* 20 vH bei Investitionen bis zu 1 Mill. DM,
• 5 vH bei Investitionen nach dem 30.6.1994
* 8 vH bei Investitionen zw. 31.12.1992 und 1.7.1994
[nnovationsförderung
Förderung von FuE
Investitionszulage und -Zuschuß,
Investitionen und Erwerb von Unternehmen Wohnsitz in der ehem. DDR hatte
grundlegenden Neu- bzw. Modemisierungs-
* Förderung von Unternehmensgründungen und
Unternehmen (bis 2S0 Beschäftigte)
» Stärkung der Eigenkapitalbasis mittelständischer
Eigenkapitalhilfe
Eigenkapitalhilfe
Die wichtigsten Maßnahmen und Programme des Bundes zur Förderung der Industrie in den neuen Bundesländern
ÜBERSICHT 3-3
51
die Auftrage von Unternehmen außerhalb der
* Förderung von FuE-betreibenden Unternehmen,
West-Ost (AWO)
Auftragsforschung- und -entwicklung
(auch Umweltvorhaben)
[Programme mit spezieller Mittelstandsförderung
j
» Bürgschaften bis zu 1 Mill. DM oder Darlehen
Mitarbeitern, die wirtschaftlich unabhängig sind
orientierter Unternehmen mit weniger als 10
* Förderung von Innovationsvorhaben technologie-
Phase HI (Markteinführungsphase)
fähigen Aufwendungen (maximal 800 000 DM)
* Zuwendung in Höhe von bis zu 80 vH der förder-
Mitarbeitern, die wirtschaftlich unabhängig sind
orientierter Unternehmen mit weniger als 10
* Förderung von Innovationsvorhaben technologie-
Phase II (FuE-Phase)
fähigen Aufwendungen (maximal 45 000 DM)
* Zuwendung in Höhe von bis zu 75 vH der förder-
Unternehmen
* Förderung der Gründung technologieorientierter
Phase I (Planungsphase)
grflndungen (TOU)
» Umsatzhöchstgrenze: 500 Mi». DM
rechnologieorientierte Unternehmens-
* Zuwendungsdauer. 15 Monate ab Neueinstellung
(Höchstbetrag 250 000 DM)
der dem Anteil der FuE-Tätigkeit entspricht
zu 50 vH bzw. 75 vH mit 2 Jahren Tilgunsfreiheit
""
der Bruttogehälter (bis zu 60 000 DM),
• Zuwendung in Höbe von 50 vH des Teiles
von Wissenschaftlern und Ingenieuren
* Förderung von zusätzlichen Neueinstellungen
zinsverbilligte Kredite in einer Höhe von bis
Umweltvorhaben
8 Jahren nach Geschäftseröffnung) und
¥ Förderung von Existenzgründungen (bis zu
tProgramme=3er^^Sa=E==C=
-
(Gruppenumsatz)
* Umsatzhöchstgrenze: 1 Mrd. DM
* zinsverbilligte Kredite mit 2 Jahren Zinsfreiheit
FuE-Personalzuwachsförderung (ZFO)
sich der Fördersatz um 5 vH-Punkte
* Förderung von Investitionen zur Errichtung, Sicherung und Erweiterung von Unternehmen
und einem Umsatz unter 40 Mill. DM erhöht
* bei Unternehmen mit weniger als 250 Besch.
* Zuschuß in Höhe von 35 vH der Gesamtkosten
neuen Bundesländer erhielten
I
Absatzförderung
KfW-Programme
jedoch niedriger als das vorhandene Eigenkapital
* Höchstbetrag der Beteiligung: 2 Mill. DM,
mittleren Unternehmen
beteiligungsgesellscbaften an kleinen und
* Förderung der Beteiligung privater Kapital-
ERP-Beteiligungsprogramm
Forderung von FuE
Investitionszulage und -Zuschuß,
jMaftnahmen^auf die Rechteanspruch besteht
Darlehen
Quelle: Bundesministerum für Wirtschaft; Kreditanstalt für Wiederaufbau; Deutsche Ausgleichsbank.
Eigenkapilalhilfe
ÜBERSICHT 3-3 (Fortsetzung)
Der Modellversuch "Technologieorientierte Unternehmensgründungen in den neuen Bundesländern" (TOU) ist auf kleine Existenzgründer mit bis zu 10 Beschäftigten gerichtet. Er wendet sich an besonders innovative Unternehmensgründer und ist durch einen restriktiven Prüfungsprozeß (Kostenrechnung, Buchführung) gekennzeichnet. Ziel ist es dabei auch, die Betriebe hinsichtlich ihrer tatsächlichen Marktchancen zu beraten (vgl. dazu ausführlich das Kapitel 4.2.2). Durch das Innovationsförderprogramm (Projektförderung) 34sollen kleine und mittlere Unternehmen (250 bis 1000 Beschäftigte) des produzierenden Gewerbes gerade für die Startphase innovativer Entwicklungen unterstützt werden. Gefördert werden Entwicklungsvorhaben von der Detailkonzeption bis zur Fertigungsreife; Verfahren, die dem internationalen Stand der Technik entsprechen und den Stand der Technik im Unternehmen übertreffen. Die Vorhaben müssen deutliche Marktchancen erkennen lassen. Im Prinzip ist das Programm stärker auf vorhandene Betriebe als auf Existenzgründer zugeschnitten. Kennzeichnend ist ein relativ ausführlicher Nachweis der technischen Innovationshöhe und der Nachweis eines Eigenanteils von 60 vH. 35 Das seit Ende 1990 angelaufene Strukturanpassungsprogramm unterschied sich ursprünglich von den anderen Förderprogrammen vor allem durch die Möglichkeit der Inanspruchnahme durch Großbetriebe. Dies galt allerdings nur bis Ende 1992. Ab 1993 werden der neuen Richtlinie36 zufolge nur noch FuE-Einrichtungen und Ingenieurbüros der Industrie mit Sitz in den neuen Bundesländern oder in Ostberlin mit bis zu 250 Beschäftigten gefördert, die einen hohen Anteil an FuE und Technologie-Dienstleistungen haben.37 Voraussetzung ist, daß die Wertschöpfung aus Produktionstätigkeit 20 vH der Gesamtwertschöpfung nicht übersteigen darf. Damit ist dieses Programm weniger auf die KMU der Industrie zugeschnitten als auf forschungsintensive Dienstleistungs- und Ingenieurbüros sowie auf die Forschungs-GmbH, gleichwohl mit der Möglichkeit einer auszudehnenden Produktionstätigkeit. Es soll sich somit abgrenzen vom Programm "Innovationsförderung" des BMWi.
34
Förderung der Entwicklung neuer Produkte und Verfahren (Innovationsförderung) in kleinen und mittleren Unternehmen in den neuen Bundesländern durch den Bundesminister für Wirtschaft. 35
Erschwerend wirkt sich die dazu notwendige ausführliche Darstellung der Finanzierung (ggf. eine Kreditzusage der Hausbank) aus. Das Antragsverfahren ist also verglichen mit den Programmen PFO/ZFO komplizierter (Darstellung der Vermarktungskonzeption, Produktkalkulation, Umsatzplanung). Die intensive Beratung der Unternehmen wird durch den Projektträger VDI aber positiv bewertet im Hinblick auf eine realistische Einschätzung der Marktchancen. Die Innovationshöhe dürfte allerdings im Durchschnitt noch etwas unter TOU liegen. 36
Titel: "Förderung von Forschungs- und Entwicklungsprojekten zum Aufbau einer marktvorbereitenden Industrieforschung und zur Erleichterung des wirtschaftlichen Strukturwandels". 37
Bedingung ist der Nachweis, daß mit dem vorgesehenen FuE-Projekt der internationale Stand der Technik erreicht oder das technische Niveau im Unternehmen deutlich verbessert wird. Die Laufzeit der nichtrückzahlbaren Zuschüsse für die Vorhaben wird als Projektförderung in Form einer Anteilsfinanzierung von 50 vH der Kosten des FuE-Vorhabens gewährt, für gemeinnützige Forschungseinrichtungen der Industrie bis zu 100 vH.
52
Die Entwicklung der Investitionstätigkeit in den neuen Bundesländern hat das Produktivitätsniveau der ostdeutschen Industrie deutlich ansteigen lassen. In zahlreichen Unternehmen befindet sich die Produktionstechnik bereits auf dem neuesten Stand. Es hat sich aber gezeigt, daß eine hohe Produktivität allein nicht immer ausreicht, um überregional erfolgreich zu sein. Das derzeitige Förderspektrum setzt seine Schwerpunkte überwiegend bei der Investitionsförderung. Absatzförderung findet außerhalb der Messeförderung des Bundes höchstens in einzelnen Landesprogrammen Berücksichtigung. Die jüngste Diskussion um eine Wertschöpfungspräferenz belegt, wie groß aus Sicht vieler Unternehmen der Bedarf an Absatzförderung ist. 3.2 3.2.1
Die Rahmenbedingungen in den ostdeutschen Ländern Industriestruktur in Ost- und Westdeutschland im Vergleich
Der derzeitige Stand der amtlichen Statistik für Ostdeutschland erlaubt noch keinen zusammenhängenden Überblick über die Situation der mittelständischen Industrie für den Gesamtraum. Für die Unternehmen des Bergbaus und des verarbeitenden Gewerbes insgesamt - also unter Vernachlässigung der Größenstruktur - lassen sich jedoch einige Informationen zu Stand und Entwicklung in Ostdeutschland darstellen. In Tabelle 3-12 sind die Beschäftigungsentwicklung und die sektoralen Beschäftigungsstrukturen für den Zeitraum von Januar 1991 bis Juli 1993 zusammengefaßt. Allerdings sind in diesen Zahlen nur Angaben von Unternehmen mit 20 und mehr Beschäftigten enthalten. Deutlich wird der drastische Beschäftigungsabbau der Industriebeschäftigung, die im Juli 1993 nur noch rund ein Drittel der Beschäftigung von Anfang 1991 ausmacht. Der Beschäftigungsabbau hat durchgängig alle Industriebereiche betroffen, wenn auch einige besondere Entwicklungen zu beobachten sind. Deutlich besser als alle anderen Bereiche hat der Stahl- und Leichtmetallbau einschließlich Schienenfahrzeugbau abgeschnitten. Ausschlaggebend hierfür dürfte zum einen die enge Verflechtung dieses Bereichs mit der Bauwirtschaft sein. Auch im Bereich Schienenfahrzeuge konnte bisher anscheinend ein drastischer Abbau der Beschäftigung vermieden werden. Daneben hat sich der Bereich Druckerei und Vervielfältigung deutlich besser als die anderen Branchen entwickelt; hier betrug der Abbau nur rund 28 vH. Den größten Beschäftigungsabbau gab es bei Büromaschinen und ADV-Geräten (93 vH) sowie in einigen Branchen des Verbrauchsgüter produzierenden Gewerbes, die auch in Westdeutschland mit Strukturproblemen zu kämpfen haben. Dazu zählen die Ledererzeugung, die Lederverarbeitung und das Textil- und Bekleidungsgewerbe, in denen die Beschäftigung innerhalb von zweieinhalb Jahren jeweils auf weniger als ein Fünftel abgebaut wurde. Im Zuge dieses Anpassungsprozesses haben sich die sektoralen Beschäftigungsstrukturen verändert. Während das Nahrungs- und Genußmittelgewerbe und das Investitionsgüter produzierende Gewerbe ihre Anteile ausbauen konnten, sind die Anteile des Grundstoff- und Produktionsgütergewerbes und des Verbrauchsgütergewerbes zurückgegangen. Der leichte Anstieg im Investitionsgütergewerbe ist vorrangig auf die Sonderentwicklung im Stahl- und Leichtmetallbau zurückzuführen.
53
TABELLE 3 - 1 2
Entwicklung der Beschäftigung im Bergbau und verarbeitenden Gewerbe in Ostdeutschland
Beschäftigte Januar 91
Juli 93
Veränderung 1993/91
Januar 91
Juli 93
Abweichung der Struktur gegenüber Westdeutschi. Juli 93 vH-Punkte
in vH
absolut Bergbau
139135
47866
-65,6
6,7
6,6
4,4
Grundstoff- und Produktionsgütergewerbe Gew. u. Verarb. v. Steinen und Erden Eisenschaffende Industrie NE-Metallerzeugung, -halbzeugwerke Gießerei Stab- und Drahtzieherei Chemische Industrie Holzbearbeitung Zellstoff-, Holzschliff-, Papierund Pappeerzeugung Gummiverarbeitung
417 969 64570 62000 22940 34 392
-66,6 -44,1 -77,9 -79,2 -69,8
20,1 3,1 3,0 1,1 1,7
148 925 12161
139712 36087 13719 4 766 10 402 3 624 51 464 3 381
-65,4 -72,2
7,2 0,6
19,1 4,9 1,9 0,7 1,4 0,5 7,1 0,5
0,6 2,6 -0,2 -0,3 0,2 -0,2 -1,1 -0,1
17 770 21 018
4 468 5 005
-74,9 -76,2
0,9 1,0
0,6 0,7
-0,1 -0,5
Investitionsgüter produzierendes Gewerbe Stahlverformung, Oberflächenveredlung, Härtung Stahl- und Leichtmetallbau, Schienenfahrzeugbau Maschinenbau Straßenfahrzeugbau, Rep. v. Kfz Schiffbau Luft- und Raumfahrzeugbau Elektrotechnik, Rep. v. Haushaltsgeräten Feinmechanik, Optik, Herst, v. Uhren Herst, v. EBM-Waren Herst, v. Büromaschinen, ADV-Geräten
985 444
356153
-63,9
47,5
48,8
-4,5
11,0 14,6 5,2 1,9
8,2 0,5 -6,5 1,4
. 80 245 106 297 38091 13 664
-8,3 -71,1 -61,2 -57,8
4,2 17,7 4,7 1,6
256 387 52160 44 984 32140
75 286 13103 18 239 2182
-70,6 -74,9 -59,5 -93,2
12,4 2,5 2,2 1,5
10,3 1,8 2,5 0,3
-3,6 -0,1 -2,2 -0,5
Verbrauchsgüter produzierendes Gewerbe Herst, v. Musikinstrumenten, Spiel- und Sportwaren Feinkeramik Herst, u. Verarb. von Glas Holzverarbeitung Papier- und Pappeverarbeitung Druckerei, Vervielfältigung Herst, v. Kunststoffwaren Ledererzeugung Lederverarbeitung Textilgewerbe Bekleidungsgewerbe
381 936
114 308
-70,1
18,4
15,7
-3,2
20 419 21 210 24 543 54 384 13 786 20313 19430 4 568 30 679 110 813 61 421
4 987 8266 8 836 23919 5176 14 687 13392 707 3810 18 748 11396
-75,6 -61,0 -64,0 -56,0 -62,5 -27,7 -31,1 -84,5 -87,6 -83,1 -81,4
1,0 1,0 1,2 2,6 0,7 1,0 0,9 0,2 1,5 5,3 3,0
0,7 1,1 1,2 3,3 0,7 2,0 1,8 0,1 0,5 2,6 1,6
-0,1 0,5 0,3 0,2 -0,9 -0,7 -2,4 0,0 0,0 0,1 -0,3
Nahrungs- und Genußmittelgewerbe Ernährungsgewerbe Tabakverarbeitung
151 374 147 565 3 809
71 777 70 275 1502
-52,6 -52,4 -60,6
7,3 7,1 0,2
9,8 9,6 0,2
2,6 2,6 -0,0
2075 858
729 816
-64,8
100,0
100,0
0,0
Ostdeutschland insgesamt Quelle: Statistisches Bundesamt.
54
Struktur
87 544 367 686 98 250 32 397 -
-
TABELLE 3 - 1 3
Zahl der Betriebe und Umsatz im Bergbau und verarbeitenden Gewerbe in Ostdeutschland
Zahl der Betriebe Juli 93
Anzahl der Struktur Beschäftigten Juli 93 je Betrieb in vH
Gesamtumsatz 1992 Mill. DM
Struktur Umsatz je 1992 Beschäftigten in vH
1000 DM
29
0,5
1651
6987
7,5
146,0
Grundstoff- und Produktionsgütergewerbe Gew. u. Verarb. v. Steinen und Erden Eisenschaffende Industrie NE-Metallerzeugung, -halbzeugwerke Gießerei Stab- und Drahtzieherei Chemische Industrie Holzbearbeitung Zellstoff-, Holzschliff-, Papierund Pappeerzeugung Gummiverarbeitung
1085 540 18 13 94 48 195 87
16,9 8,4 0,3 0,2 1,5 0,7 3,0 1,4
129 67 762 367 111 76 264 39
21298 4 558 1532 689
22,9 4,9 2,9 1,6 0,7
152,4 126,3 194,2 321,5 66,3
7 833 355
8,4 0,4
152,2 104,9
39 41
0,6 0,6
115 122
722 491
0,8 0,5
161,6 98,1
Investitionsgüter produzierendes Gewerbe Stahlverformung, Oberflächenveredlung, Härtung Stahl- und Leichtmetallbau, Schienenfahrzeugbau Maschinenbau Straßenfahrzeugbau, Rep. v. Kfz Schiffbau Luft- und Raumfahrzeugbau Elektrotechnik, Rep. v. Haushaltsgeräten Fcinmcchanik, Optik, Herst, v. Uhren Herst, v. EBM-Waren Herst, v. Büromaschinen, ADV-Geräten
2 848
44,5
125
35 957
38,7
101,0
103
1,6
460 831 478 28 1 558 103 271 15
7,2 13,0 7,5 0,4 0,0 8,7 1,6 4,2 0,2
174 128 80 488
6746 10905 5 779 1609
7,3 11,7 6,2 1,7
84,1 102,6 151,7 117,8
135 127 67 145
7629 722 1525 362
8,2 0,8 1,6 0,4
101,3 55,1 83,6 165,7
Verbrauchsgüter produzierendes Gewerbe Herst, v. Musikinstrumenten, Spiel- und Sportwaren Feinkeramik Herst, u. Verarb. von Glas Holzverarbeitung Papier- und Pappeverarbeitung Druckerei, Vervielfältigung Herst, v. Kunststoffwaren Ledererzeugung Lederverarbeitung Textilgewerbe Bekleidungsgewerbe
1586
24,8
72
9994
10,7
87,4
86 47 78 444 101 109 218 10 92 204 178
1,3 0,7 1,2 6,9 1,6 1,7 3,4 0,2 1,4 3,2 2,8
58 176 113 54 51 135 61 71 41 92 64
284 423 786 2 256 490 1938 1186 108 365 1459 674
0,3 0,5 0,8 2,4 0,5 2,1 1,3 0,1 0,4 1,6 0,7
57,0 51,2 88,9 94,3 94,7 131,9 88,6 152,8 95,9 77,8 59,2
859 852 7
13,4 13,3 0,1
84 82 215
18732 16 959 1773
20,1 18,2 1,9
261,0 241,3 1180,3
6 407
100,0
114
92969
100,0
127,4
Bergbau
Nahrungs- und Genußmittelgewerbe Ernährungsgewerbe Tabakverarbeitung Ostdeutschland insgesamt
2664
.
Quelle: Statistisches Bundesamt.
55
Vergleicht man, wie die derzeitigen Strukturen sich im Vergleich zur Situation in Westdeutschland darstellen - ohne daß damit die Hypothese einer engen Strukturangleichung verbunden ist fallen die deutlich höheren Beschäftigungsanteile der ostdeutschen Industrie im Bergbau, bei der Gewinnung und Verarbeitung von Steinen und Erden, bei Stahl- und Leichtmetallbau einschließlich Schienenfahrzeugbau sowie im Ernährungsgewerbe ins Auge. Dem stehen merklich geringere Anteile Ostdeutschlands im Investitionsgütergewerbe, besonders in den wichtigen Branchen Straßenfahrzeugbau und Elektrotechnik/sowie in der in Westdeutschland expandierenden Herstellung von Kunststoffwaren gegenüber. 3.2.2
Die Situation der Industrie in einzelnen Ländern
Vergleichbare Entwicklungstendenzen lassen sich für die mittelständische Industrie nicht aus der amtlichen Statistik nachzeichnen, da Angaben über die Größenklassenstrukturen der Unternehmen in den neuen Bundesländern noch weitgehend fehlen. Deshalb wurde versucht, durch vielfältige Kontakte zu verschiedenen Institutionen sowie insbesondere durch Gespräche in den Wirtschaftsministerien in den einzelnen Bundesländern weitergehende Informationen über die Situation des industriellen Mittelstands zu sammeln. Diese Informationen bilden einen Baustein für das Gesamtbild des Aufbaus des industriellen Mittelstands in Ostdeutschland, ohne daß damit "Regionalberichte" beabsichtigt sind. Die folgenden Abschnitte enthalten Informationen über die mittelständischen Industrieunternehmen vor dem Hintergrund der Industriestruktur des jeweiligen Bundeslandes, die Schwerpunkte der Landespolitik im Bereich der Industrie, die GRW-Förderung und die landesspezifischen Förderprogramme für den industriellen Mittelstand. 3.2.2.1
Brandenburg
Industriestruktur Als größter Flächenstaat hatte Brandenburg Mitte dieses Jahres einen Anteil von rund 16 vH an der Beschäftigung im Bergbau und verarbeitenden Gewerbe in Ostdeutschland. Der Rückgang gegenüber dem Januar 1991 war mit 60 vH wie in allen neuen Bundesländern drastisch, lag jedoch unter dem Durchschnitt (65 vH). Die Struktur ist stark durch den Bergbau und das Grundstoff- und Produktionsgütergewerbe geprägt: Rund 45 vH der Beschäftigten arbeiten in diesen Bereichen, unter denen der Bergbau (21 vH), die Eisenschaffende Industrie (7 vH) und die Chemische Industrie (6 vH) herausragen. Durch den noch stärkeren Beschäftigungsabbau in anderen Bereichen hat der Beschäftigungsanteil des Bergbaus gegenüber 1991 nochmals deutlich zugenommen. Vor allem das Investitionsgütergewerbe mit einen Anteil 36 vH (gegenüber 49 vH im Durchschnitt der neuen Bundesländer) und das Verbrauchsgütergewerbe mit 10 vH sind unterdurchschnittlich vertreten.
56
TABELLE 3 - 1 4
Zahl der Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes nach Beschäftigtengrößenklassen in Brandenburg - Stand: August 1993 davon mit... Beschäftigten unter 100 J 100 -199 200 - 499 500 - 999 1000 u. m. 1 Insgesamt Zahl der Unternehmen
.
Bergbau Grundstoff- und Produktionsgütergewerbe Investitionsgüter produzierendes Gewerbe Verbrauchsgüter produzierendes Gewerbe Nahrungs- und Genußmittelgewerbe
90 240 125 66
22 45 19 25
8 25 10 12
7 7 4 1
8 7 0 1
4 135 324 158 105
Insgesamt
521
111
55
19
16
726
Anteile der Größenklassen in den Hauptgruppen in vH Bergbau Grundstoff- und Produktionsgütergewerbe Investitionsgüter produzierendes Gewerbe Verbrauchsgüter produzierendes Gewerbe Nahrungs- und Genußmittelgewerbe
66,7 74,1 79,1 62,9
16,3 13,9 12,0 23,8
5,9 7,7 6,3 11,4
5,2 2,2 2,5 1,0
5,9 2,2 0,0 1,0
100,0 100,0 100,0 100,0 100,0
Insgesamt
71,8
15,3
7,6
2,6
2,2
100,0
Quelle: Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik Brandenburg.
TABELLE 3 - 1 5
Zahl der Beschäftigten des verarbeitenden Gewerbes nach Beschäftigtengrößenklassen in Brandenburg - Stand: August 1993
Beschäftigte in Unternehmen unter 100 II 100 -199 I 200 - 499 I 500 - 999 11000 u. m.Insgesamt I Zahl der Beschäftigten Bergbau Grundstoff- und Produktionsgütergewerbe Investitionsgüter produzierendes Gewerbe Verbrauchsgütcr produzierendes Gewerbe Nahrungs- und Genußmittelgewcrbe Insgesamt
3 714 9 814 4 838 2712
2 627 5 367 2 227 3 272
21 078
13 493
1556 5 600 1 905 2 858 11919
3 847
15 126
1407
0
9 828
23 639
29 246 26 870 32 601 10 377 10 109 109 203
Anteile der Größenklassen in den Hauptgruppen in vH Bergbau Grundstoff- und Produktionsgütergewerbe Investitionsgüter produzierendes Gewerbe Verbrauchsgüter produzierendes Gewerbe Nahrungs- und Genußmittelgewerbe
13,8 30,1 46,6 26,8
9,8 16,5 21,5 32,4
5,8 17,2 18,4 28,3
14,3
56,3
13,6
0,0
.
100,0 100,0 100,0 100,0 100,0
Insgesamt
19,3
12,4
10,9
9,0
21,6
100,0
Quelle: Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik Brandenburg.
57
Die Informationen über die Größenstruktur der Unternehmen sind immer noch unzureichend. Nach einer Aufstellung des Statistischen Landesamtes haben in Brandenburg 35 Unternehmen mehr als 500 Beschäftigte, während 691 Unternehmen im Bergbau und verarbeitenden Gewerbe kleine und mittlere Unternehmen mit bis zu 500 Beschäftigten sind. Inwieweit es sich hierbei um mittelständische, konzernungebundene Unternehmen handelt, ist ungewiß. Ein großer Teil der Unternehmen dürfte durch Beschäftigungsabbau und durch die Aufgliederung ehemaliger Kombinatsstrukturen in die für KMU typischen Beschäftigungsgrößenklassen gelangt sein. Das Land ist durch große regionale Disparitäten geprägt: Industrielle Zentren (Bergbau- und Industrieregionen Cottbus, große Teile des Berliner Umlands) sowie industrielle Inseln (Rathenow, Brandenburg/Stadt, Luckenwalde, Eisenhüttenstadt, Frankfurt/Oder, Schwedt, Eberswalde, Wittenberge, Premnitz) stehen neben ausgesprochen agrarischen Regionen (Prignitz, Uckermark, Fläming, Oderbruch). Besonders problematisch ist, daß die hochindustrialisierten Regionen in der Regel monostrukturiert sind. Nur ein Viertel dieser Regionen haben ihren industriellen Schwerpunkt nicht im Bergbau oder Grundstoff- und Produktionsgütergewerbe. Schwerpunkte der Landespolitik im Bereich der Industrie Die Wirtschaftspolitik des Landes hat die Defizite im Bereich des industriellen Mittelstands erkannt und betont gleichzeitig die Bedeutung, die die Herausbildung eines leistungsfähigen Mittelstands für die Wirtschaftsentwicklung hat. Der Standort Brandenburg wird in erster Linie nicht in Konkurrenz zu den neuen Bundesländern gesehen, sondern im Zusammenhang mit dem Großraum Berlin als Standort in Konkurrenz zu anderen Wirtschaftsräumen in Europa. Naturgemäß spielt die Nähe zum mittel- und osteuropäischen Wirtschaftsraum sowohl als Standortvorteil wie aber auch als Standortkonkurrenz eine wichtige Rolle. Die Landespolitik setzt nicht vorrangig auf den Erhalt von Industrieunternehmen, sondern sieht die Entwicklung von Industriestandorten als vorrangig an. Entsprechend diesem Konzept sollen vor allem Standorte, in denen Menschen überwiegend in der Industrie arbeiten oder gearbeitet haben, gefördert werden. Dabei wird nicht als zwingend angesehen, daß alte Unternehmen oder sektorale Schwerpunkte erhalten bleiben, sondern es soll der Standort insgesamt gestärkt werden - der als Summe aus bestehenden Unternehmen, qualifizierten Arbeitskräften, der verkehrlichen, kulturellen und sozialen Infrastruktur sowie dem Flächenangebot gilt. Dieser Ansatz wird als übergreifender als eine vorwiegend einzelbetriebliche Betrachtungsweise oder die Diskussion über "industrielle Kerne" gesehen. Entsprechend werden die Entwicklungsansätze in anderen Ländern, z.B. das ATLAS-Modell in Sachsen, kritisch bewertet. Das Konzept zur Entwicklung der Industriestandorte wurde im März 1993 vorgestellt und inzwischen weiterentwickelt. 38
38
Vgl. Standortentwicklung statt Standortsicherung, Brandenburger Wirtschaftsbrief 1/93 "Entwicklung der industriellen Standorte". Zwischenbericht des Ministeriums für Wirtschaft, Mittelstand und Technologie vom Juli 1993; Zweites Industriesymposium Brandenburg. Eine Veranstaltung des Ministeriums für
58
Es gibt einen Gesprächskreis "Industrielle Entwicklung", der 6 Problemregionen mit Schwerpunktstandorten (Kreise) definiert hat, in denen im wesentlichen auch die Treuhandbetriebe liegen.39 An diesen Standorten befanden sich im Juli 1993 etwa 43 vH der Industriebeschäftigten des Landes. Die Liste der Kreise ist noch offen. Für jede der 6 Problemregionen sind "Standortarbeitskreise" installiert worden, die bereits einige Analysen vorgelegt haben. Diese Arbeitskreise sollen als "konzertierte Aktion" wirken unter Einbeziehung des Ministeriums, der Gewerkschaften, der Kammern, Arbeitgeberverbände, der Kommunen und anderer regionaler Akteure. Dabei sollen auch Standortkonzeptionen in Abstimmung mit den Kommunen erstellt werden. Bislang ist eine GRW-Förderung des Landes für bestimmte sanierungsfähige TH-Unternehmen zugesagt. Ansonsten erwartet das Land von der THA, alle sanierungsfähigen Unternehmen mit ausreichenden Finanzmitteln für Investitionen auszustatten. Als "strukturbestimmend" zählen für Brandenburg grundsätzlich alle Unternehmen mit mehr als 200 Beschäftigten. GRW-Förderung und ergänzende Förderaktivitäten des Landes für den Mittelstand Nach Angaben aus dem Mittelstandsbericht 1991 und 1992 sind im Land Brandenburg aus Mitteln der GRW 1110 Vorhaben bezuschußt worden (Stand: Dezember 1992). Dabei wurden 2,6 Mrd. DM Fördermittel eingesetzt, um ein Investitionsvolumen von 12,5 Mrd. DM zu fördern. Sektorale Schwerpunkte der Förderung waren der Stahl-, Maschinen- und Fahrzeugbau, die Chemische Industrie und Mineralölverarbeitung sowie das Holz-, Papier- und Druckgewerbe. Ein erheblicher Teil der GRW-Mittel floß in Branchen, in denen mittelständische Unternehmen kaum anzutreffen sind. Wie Tabelle 3-16 belegt, hat es jedoch eine deutliche Verschiebung der Förderstruktur gegeben. Flossen 1991 noch 60 vH der Fördermittel an Unternehmen mit über 500 Beschäftigten, waren es 1992 - bei deutlichem Rückgang des gesamten Fördervolumens nur noch 8 vH. Die Konzernzugehörigkeit wird bei dieser Statistik nicht berücksichtigt. Die Neugestaltung der Förderrichtlinien im April 1993 zeichnet sich zum einen durch eine kleinräumige Differenzierung der Fördersätze (Ämter und amtsfreie Gemeinden statt wie vorher Kreise) aus. Auf die Regionen mit dem höchsten Fördersatz von 23 vH sollen auch die Mittel zur Förderung der wirtschaftsnahen Infrastruktur konzentriert werden. Zum anderen erhalten die Förderrichtlinien eine deutliche mittelstandsorientierte Komponente, weil kleinere Investoren (bis zu 1 Mill. DM Investitionssumme und bis zu 50 Beschäftigten) überall im Land die Höchstförderung erhalten.
Wirtschaft, Mittelstand und Technologie Brandenburg sowie des DIW am 2. Juni 1993. 39
Zum 30.4.1993 waren für Brandenburg 28 Unternehmen mit rund 63 000 Beschäftigten im "Frühwarnsystem" der THA ausgewiesen (51 vH der Gesamtbeschäftigten der Industrie des Landes).
59
TABELLE 3-16
GRW-Förderung von kleinen und mittleren Unternehmen der gewerblichen Wirtschaft in Brandenburg
Größenklasse Unternehmen 1991
Geförd. Investitionsvol Bewilligte Fördermittel in Mill. DM in Mill. DM 1992 1991 1992 1992 1991
Anteile in vH 1991 1992
0-50
525
419
992
803
201
161
9,6
24,5
50-250
132
71
1756
1378
359
287
17,1
43,6
250 - 500
16
8
1301
748
294
158
14,0
24,1
über 500
19
3
5 712
238
1240
51
59,2
7.8
Gesamt
692
501
9 761
3 167
2 094
657
100,0
100,0
Quellen: Ministerium für Wirtschaft, Mittelstand und Technologie Brandenburg; Berechnungen des DIW.
Zur Förderung des Mittelstands existieren einige landesspezifische Fördermaßnahmen: •
Mittelstandskreditprogramm (MKP) Zinsgünstige Kredite an Existenzgründer und mittelständische Unternehmen, Jahresumsatz < 40 MilI. DM, Beschäftigte < 250, Kredit bis zu 50 vH der förderbaren Kosten,bewilligt 20 Mill. DM Darlehensvolumen, beantragt 77 Mili. DM Darlehensvolumen (Stand 12/1992).
•
ERP-Zinszuschußprogramm Nur im Jahr 1991 gültiges Programm zur weiteren Verbilligung von ERP-Krediten.
•
Mittelständische Beteiligungsgesellschaft Ende 1992 wurde diese Gesellschaft gemeinsam von den Ländern Brandenburg und Berlin gegründet. Sie bietet stille Beteiligungen für Existenzgründer und mittelständische Unternehmen mit einem aussichtsreichen Unternehmens- und Beschäftigungskonzept. Da die Beteiligungshöhe im Einzelfall bis zu 2 Mill. DM betragen kann, ist dieses Förderinstrument vor allem für den industriellen Mittelstand - mit einem vergleichsweise hohen Kapitalbedarf - geeignet. Die Beteiligungsgesellschaft soll auch die THA bei der Privatisierung von mittelständischen Unternehmen - vor allem bei MBO/MBI-Privatisierungen - unterstützen.
Im Rahmen der Technologieförderung werden mittelständische Unternehmen mit höchstens 150 Beschäftigten und einem Umsatz von höchstens 30 Mill. DM vor allem durch die "Technologieinitiative Brandenburg" gefördert. Wichtige Programmpunkte umfassen
60
TABELLE 3 - 1 7
Entwicklung der Beschäftigung im Bergbau und verarbeitenden Gewerbe in Brandenburg
Beschäftigte Januar 91
Veränderung
Juli 93
1993/91
absolut
Abweichung der Struktur gegenüber Juli 93 Ostdeutschl. Juli 93
Struktur Januar 91
vH-Punkte
in vH
Bergbau
49 791
24 225
-51,3
17,1
21,0
14,4
Grundstoff- und Produktionsgütergewerbe Gew. u. Verarb. v. Steinen und Erden Eisenschaffende Industrie NE-Metallerzeugung, -halbzeugwerke Gießerei Stab- und Drahtzieherei Chemische Industrie Holzbearbeitung Zellstoff-, Holzschliff-, Papierund Pappeerzeugung Gummiverarbeitung
70900 9 069 22043
27 319 5113 7 745
-61,5 -43,6 -64,9
24,4 3,1 7,6
23,7 4,4 6,7
4,5 -0,5 4,8
0,7
-0,7
6,0 0,7
-1,1 0,3
Investitionsgüter produzierendes Gewerbe Stahlverformung, Oberflächenveredlung, Härtung Stahl- und Leichtmetallbau, Schienenfahrzeugbau Maschinenbau Straßenfahrzeugbau, Rep. v. Kfz Schiffbau Luft- und Raumfahrzeugbau Elektrotechnik, Rep. v. Haushaltsgeräten Feinmechanik, Optik, Herst, v. Uhren Herst, v. EBM-Waren Herst, v. Büromaschinen, ADV-Geräten
-
2180 4 072 17776 1802
781
-64,2
6 897 858
-61,2 -52,4
0,8 1,4 6,1 0,6
2231 4 042
1139
-71,8
0,8 1,4
1,0
0,3
41 944
-61,8
37,9
36,3
-12,5
12,4 6,0 5,6 0,3
1,4 -8,6 0,4 -1,5
7,6 0,6 2,1 -
-2,7 -1,2 -0,4 -0,3
109 920 1315 11656 31 497 13 014 -
40335 4085 4 397 -
0,5 14 306 6891 6 480 390
.
8754 720 2423 -
22,7 -78,1 -50,2 -
-78,3 -82,4 -44,9 -
4,0 10,8 4,5 -
13,9 1,4 1,5 -
Verbrauchsgüter produzierendes Gewerbe Herst, v. Musikinstrumenten, Spiel- und Sportwaren Feinkeramik Herst, u. Verarb. von Glas Holzverarbeitung Papier- und Pappeverarbeitung Druckerei, Vervielfältigung Herst, v. Kunststoffwaren Ledererzeugung Lederverarbeitung Textilgewerbe Bekleidungsgewerbe
35 517
11091
-68,8
12,2
9,6
-6,1
1280 945 3 788 8 982 573 933 1549
273
-78,7
0,2
-0,4
1212 4 349 660 896 1541
-68,0 -51,6 15,2 -4,0 -0,5
0,4 0,3 1,3 3,1 0,2 0,3 0,5
1,0 3,8 0,6 0,8 1,3
2939 4 890 9 418
486 254 1243
-83,5
Nahrungs- und Genußmittelgewerbe Ernährungsgewerbe Tabakverarbeitung
24 280 24 279
10 862 10862
Brandenburg insgesamt
-
-
-
-
290408
115 441
-
-
0,4
-86,8
1,0 1,7 3,2
-0,2 0,5 -0,1 -1,2 -0,5 -0,1 -0,1
1.1
-0,5
-55,3 -55,3
8,4 8,4
9,4 9,4
-
-
-0,4 -0,2 -0,2
100,0
100,0
0,0
-
-
-60,2
Quellen: Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik, Brandenburg.
61
TABELLE 3 - 1 8
Zahl der Betriebe und Umsatz im Bergbau und verarbeitenden Gewerbe in Brandenburg
Zahl der Betriebe Juli 93
Anzahl der Struktur Beschäftigten Juli 93 je Betrieb in vH
Gesamtumsatz 1992 Mill. DM
Struktur Umsatz je 1992 Beschäftigten in vH
1000 DM
11
1,3
2 202
3 550
22,1
146,5
Grundstoff- und Produktionsgütergewerbe Gew. u. Verarb. v. Steinen und Erden Eisenschaffende Industrie NE-Metallerzeugung, -halbzeugwerke Gießerei Stab- und Drahtzieherei Chemische Industrie Holzbearbeitung Zellstoff-, Holzschliff-, Papierund Pappeerzeugung Gummiverarbeitung
172 82 4 1 11 11 25 26
20,0 9,6 0,5 0,1 1,3 1,3 2,9 3,0
159 62 1936
4 541 828 1614
28,2 5,1 10,0
166,2 162,0 208,4
71
0,4 0,4 4,9 0,6
75,0
276 33
59 69 782 96
113,4 111,6
3 8
0,3 0,9
142
125
0,8
109,4
Investitionsgüter produzierendes Gewerbe Stahlverformung, Oberflächenveredlung, Härtung Stahl- und Leichtmetallbau, Schienenfahrzeugbau Maschinenbau Straßenfahrzeugbau, Rep. v. Kfz Schiffbau Luft- und Raumfahrzeugbau Elektrotechnik, Rep. v. Haushaltsgeräten Feinmechanik, Optik, Herst, v. Uhren Herst, v. EBM-Waren Herst, v. Büromaschinen, ADV-Geräten
373
43,5
112
4111
25,6
98,0
11
1,3
36
0,2
73 76 76 5 1 92 9 30
8,5 8,9 8,9 0,6 0,1 10,7 1,0 3,5
196 91 85 78
853 1170 840 32
5,3 7,3 5,2 0,2
59,6 169,8 129,6 81,4
80 81
786 91 205
4,9 0,6 1,3
89,7 126,1 84,4
-
-
Verbrauchsgüter produzierendes Gewerbe Herst, v. Musikinstrumenten, Spiel- und Sportwaren Feinkeramik Herst, u. Verarb. von Glas Holzverarbeitung Papier- und Pappeverarbeitung Druckerei, Vervielfältigung Herst, v. Kunststoffwaren Ledererzeugung Lederverarbeitung Textilgewerbe Bekleidungsgewerbe
173
20,2
64
962
6,0
86,8
7 2 8 81 10 11 22
0,8 0,2 0,9 9,4 1,2 1,3 2,6
39
17 8 86 378 96 107 129
0,1 0,0 0,5 2,4 0,6 0,7 0,8
63,4
8 4 18
0,9 0,5 2,1
61 64 69
34 39 63
0,2 0,2 0,4
69,5 154,6 50,5
Nahrungs- und Genußmittelgewerbe Ernährungsgewerbe Tabakverarbeitung
129 129
15,0 15,0
84 84
2921 2921
18,2 18,2
268,9 268,9
Brandenburg insgesamt
858
Bergbau
-
-
-
-
-
-
100,0
Quelle: Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik Brandenburg.
62
.95
-
152 54 66 81 70 -
-
-
135
-
-
16 085
-
71,1 87,0 145,3 119,9 83,8 -
-
-
100,0
139,3
• • • • • •
die Förderung von Produkt- und Verfahrensinnovationen Technologie- und Gründerzentren Technologietransferstellen Beschäftigung von Innovationsassistenten Zuschüsse zur Förderung der Medienwirtschaft Technologieorientierte Unternehmensgründungen (TOU).
Abgerundet werden die finanziellen Fördermaßnahmen durch die Unterstützung von Messeaktivitäten, die Technologie- und Innovationsberatung und die Außenwirtschaftsberatung. Im ordnungspolitischen Bereich ist durch die Verabschiedung eines Mittelstandsfördergesetzes im Frühjahr 1992 unter anderem die bevorzugte Beteiligung von mittelständischen Unternehmen bei der Vergabe von öffentlichen Aufträgen geregelt. Neben verschiedenen Verwaltungsvorschriften ist dort auch die Verpflichtung der Beteiligung der Auftragsberatungsstelle Brandenburg bei allen freihändigen Vergaben und beschränkten Ausschreibungen geregelt. 3.2.2.2
Mecklenburg-Vorpommern
Industriestruktur Das Land Mecklenburg-Vorpommern ist traditionell relativ gering industrialisiert. Zu Beginn Jahres 1991 lag der Anteil der Beschäftigten im verarbeitenden Gewerbe an den Erwerbstätigen bei nur 13 vH. Der Rückgang der Beschäftigung im Bergbau und verarbeitenden Gewerbe von Januar 1991 bis Juni 1993 fiel mit etwa 54 vH geringer aus als in Ostdeutschland insgesamt mit 65 vH. Im verarbeitenden Gewerbe Mecklenburg-Vorpommerns waren im Juni 1993 knapp 54 000 Menschen beschäftigt, im Baugewerbe waren es etwa 42 000. Industrielle Schwerpunkte des Landes sind der Schiffbau und das Nahrungsmittelgewerbe mit jeweils mehr als 20 vH Anteil an den Beschäftigten im verarbeitenden Gewerbe, gefolgt von der Elektrotechnik und dem Maschinenbau mit jeweils etwa 10 vH. In der Branche Stahl- und Leichtmetallbau, Schienenfahrzeugbau wuchs die Zahl der Beschäftigten im betrachteten Zeitraum von gut 1000 auf 3300 um mehr als 200 vH. Dies ist vor allem auf die Entwicklung des Stahlbaus in Folge der Bautätigkeit in den neuen Bundesländern zurückzuführen. Unterdurchschnittlich war der Beschäftigungsrückgang in Branchen wie Steine und Erden, Herstellung von EBM-Waren und Holzverarbeitung. Mit der Auslieferung von 27 Handels-, Fischerei- und Spezialschiffen haben die sechs Werften des Landes 1992 einen Auftragswert von rund einer Milliarde realisiert. Diese Schiffslieferungen
63
TABELLE 3 - 1 9
Entwicklung der Beschäftigung im Bergbau und verarbeitenden Gewerbe in Mecklenburg-Vorpommern
Beschäftigte Januar 91
Veränderung
Juni 93
1993/91
Abweichung der Struktur gegenüber Juni 93 Ostdeutschl. Juni 93
Struktur Januar 91
vH-Punkte
in vH
absolut Bergbau
2 580
624
-75,8
2,2
1,2
-10,9 -0,6 -1,9 -0,6 -0,3
1535 3 380
897
-73,5
1,3 2,9
1,7
1,2
-
-
9,4 2,7
8,2 4,0
11000 3158
Investitionsgüter produzierendes Gewerbe Stahlverformung, Oberflächenveredlung, Härtung Stahl- und Leichtmetallbau, Schienenfahrzeugbau Maschinenbau Straßenfahrzeugbau, Rep. v. Kfz Schiffbau Luft- und Raumfahrzeugbau Elektrotechnik, Rep. v. Haushaltsgeräten Feinmechanik, Optik, Herst, v. Uhren Herst, v. EBM-Warcn Herst, v. Büromaschinen, ADV-Geräten
65 000
30 509
-53,1
55,6
56,5
7,7
1026 16 208 5 058 29 879
3 312 5233 2596 12355
222,8 -67,7 -48,7 -58,6
0,9 13,9 4,3 25,5
6,1 9,7 4,8 22,9
-4,6 -5,0 -0,3 21,0
Verbrauchsgüter produzierendes Gewerbe Herst, v. Musikinstrumenten, Spiel- und Sportwaren Feinkeramik Herst, u. Verarb. von Glas Holzvcrarbeitung Papier- und Pappeverarbeitung Druckerei, Vervielfältigung Herst, v. Kunststoffwaren Ledererzeugung Lederverarbeitung Textilgewerbe Bekleidungsgewerbe
15 000
4 413 2157
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
11499
-
6150
-
-46,5
-
1041 -
4 714
-
9,8 -
790 -
6918
-24,1 -
-53,9
.
-0,6 -0,7
-
11,4
.
0,9
1,5
-
-
0,9 -1,8 -1,0 -0,4
12,8
-2,7
.
5,0 0,6 2,5 1,7
1,7 -0,1 0,5 -0,1
12,8
.
2 675 337 1348 898
-43,3
1096 1102 2884
142 242 462
-87,0 -78,0 -84,0
0,9 0,9 2,5
0,3 0,4 0,9
-0,3 -2,1 -0,7
Nahrungs- und Genußmittelgewerbe Ernährungsgewerbe Tabakverarbeitung
26000 25 096
12154
-53,3
22,2 21,4
22,5
12,8
Mecklenburg-Vorpommern insgesamt
117 000
100,0
0,0
•
1) Einschl. Bergbau. Quelle: Statistisches Landesamt Mecklenburg-Vorpommern.
64
-59,9 -31,7
Grundstoff- und Produktionsgütergewerbe 1) Gew. u. Verarb. v. Steinen und Erden Eisenschaffende Industrie NE-Metallerzeugung, -halbzeugwerke Gießerei Stab- und Drahtzieherei Chemische Industrie Holzbearbeitung Zellstoff-, Holzschliff-, Papierund Pappeerzeugung Gummiverarbeitung
53994
4,0
•
T53,9
100,0
TABELLE 3 - 2 0
Zahl der Betriebe und Umsatz im Bergbau und verarbeitenden Gewerbe in Mecklenburg-Vorpommern
Zahl der Anzahl der GesamtBetriebe Struktur Beschäftigten umsatz Juni 93 Juni 93 je Betrieb 1992 in vH 3
0,6
67 45
12,8 8,6
Bergbau Grundstoff- und Produktionsgütergewerbe Gew. u. Verarb. v. Steinen und Erden Eisenschaffende Industrie NE-Metallerzeugung, -halbzeugwerke Gießerei Stab- und Drahtzieherei Chemische Industrie Holzbearbeitung Zellstoff-, Holzschliff-, Papierund Pappeerzeugung Gummiverarbeitung Investitionsgüter produzierendes Gewerbe Stahlverformung, Oberflächenveredlung, Härtung Stahl- und Leichtmetallbau, Schienenfahrzeugbau Maschinenbau Straßenfahrzeugbau, Rep. v. Kfz Schiffbau Luft- und Raumfahrzeugbau Elektrotechnik, Rep. v. Haushaltsgeräten Feinmechanik, Optik, Herst, v. Uhren Herst, v. EBM-Waren Herst, v. Büromaschinen, ADV-Geräten
Mill. DM
66 48
586 262
Struktur Umsatz je 1992 Beschäftigten in vH
7,9 3,5
1000 DM
132,8 121,6
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
3
0,6
5 13
1,0 2,5
-
-
-
-
.
226
43,2
.
.
52 53 51 12
9,9 10,1 9,8 2,3
-
-
40 2 15
7,6 0,4 2,9
-
-
. 69
-
72
-
1,0
-
80,3
-
135
3 280
44,1
107,5
64 99 51 1030
128 547 456 1426
1,7 7,4 6,1 19,2
38,6 104,6 175,7 115,4
-
154
-
-
643
8,6
104,5
59
0,8
74,9
53 -
-
-
-
-
82
15,7
84
599
8,1
86,6
1 1 3 43 3 4 10 1 5 4 5
0,2 0,2 0,6 8,2 0,6 0,8 1,9 0,2 1,0 0,8 1,0
62 112 337 90
240
3,2
89,6
28 61 92
5 18 19
0,1 0,2 0,3
37,6 74,0 42,0
Nahrungs- und Genußmittelgewerbe Ernährungsgewerbe Tabakverarbeitung
145
27,7
84
2 968
39,9
244,2
Mecklenburg-Vorpommern insgesamt
523
100,0
103
7434
100,0
137,7
Verbrauchsgüter produzierendes Gewerbe Herst, v. Musikinstrumenten, Spiel- und Sportwaren Feinkeramik Herst, u. Verarb. von Glas Holzverarbeitung Papier- und Pappeverarbeitung Druckerei, Vervielfältigung Herst, v. Kunststoffwaren Ledererzeugung Lederverarbeitung Textilgewerbe Bekleidungsgewerbe
.
.
Quelle: Statistisches Landesamt Mecklenburg-Vorpommern.
65
stellen einen Anteil von 23 Prozent an der gesamten Schiffbauproduktion in der Bundesrepublik Deutschland dar. 40 Von insgesamt 455 Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes hatten im Juni 1993 nur 26 Unternehmen 500 und mehr Beschäftigte. Allerdings waren in diesen großen Unternehmen 42 vH der Beschäftigten tätig. Das Land Mecklenburg-Vorpommern ist durch regionale Disparitäten gekennzeichnet. Etwa die Hälfte der Erwerbstätigen im produzierenden Gewerbe wohnt in den kreisfreien Städten Rostock, Schwerin, Neubrandenburg, Stralsund, Wismar und Greifswald. Standorte großer Unternehmen des Schiff- und Maschinenbaus sind auch Wolgast, Güstrow, Torgelow, Eggesin und Parchim. Strukturschwache Regionen befinden sich vor allem in den östlichen Landesteilen. In den Landkreisen Pasewalk, Ueckermünde, Anklam, Altentreptow, Demmin und Malchin, aber auch in Güstrow und Stralsund lag die Arbeitslosenquote im August 1993 über 22 vH. Schwerpunkte der Landespolitik im Bereich der Industrie Ein Schwerpunktbereich der Landespolitik in Mecklenburg-Vorpommern ist der Schiffbau. Mit Beschluß des EG-Industrieministerrates vom 17. Juni 1992 wurden Ausnahmeregelungen zur Gewährung hoher Schiffbaubeihilfen für die Werften des Landes erlassen. Auch das Land trägt einen Anteil an den finanziellen Lasten der Neuinvestitionen. Die Landesregierung bekennt sich zu einer gezielten regional- und strukturpolitisch orientierten Industrie- und Mittelstandspolitik zur Stärkung der innovativen Kräfte und der wirtschaftlichen Potentiale. Aus ihrer Sicht erfordert die wirtschaftliche Situation eine aktive Industriestandortpolitik des Bundes und der Treuhandanstalt, um der Gefahr einer industriellen Verödung in Ostdeutschland entgegenzuwirken. Die Erhaltung von sogenannten "industriellen Kernen" sei für die wirtschaftliche Erholung unverzichtbar. Für Mecklenburg-Vorpommern wird festgestellt, daß hier auch ein Unternehmen mit 50 Beschäftigten strukturbestimmend sein kann. Die Landesunterstützung von Industrieunternehmen unter Treuhandverwaltung wird an ihre grundsätzliche Sanierungsfähigkeit gebunden, Privatisierung ist das oberste Ziel. 41 Die Landesregierung hat zur Unterstützung regional bedeutsamer Treuhandunternehmen Ende November 1992 das sogenannte "Anker-Projekt" ins Leben gerufen, das in Ziel und Aufgaben mit dem "ATLAS-Programm" im Land Sachsen vergleichbar ist.42 In der ersten Phase wurden von einem Beirat über 30 Unternehmen ausgewählt, die damals nicht über Privatisierungsoptionen verfügten. Das Land stellt für diese Unternehmen Berater und gewährt Investitions-
40
Wirtschaftsministeriumdes Landes Mecklenburg-VorpommernJahreswirtschaftsberichtMecklenburgVorpommern, Schwerin Mai 1993.
66
41
Vgl. Jahreswirtschaftsbericht Wirtschaftsministerium Mecklenburg-Vorpommern.... a.a.O.
42
Vgl. Abschnitt 3.2.2.3 zum Land Sachsen.
TABELLE 3-21 Zahl der Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes nach Beschäftigtengrößenklassen in Mecklenburg-Vorpommern - Stand Juni 1993 davon mit... Beschäftigten unter 100 |J 100-199| 200-499 | 500-999 |l000u.m. |Insgesamt Zahl der Unternehmen Bergbau Grundstoff- und Produktionsgütergewerbe 1) Investitionsgüter produzierendes Gewerbe Verbrauchsgüter produzierendes Gewerbe Nahrungs- und Genußmittelgewerbe
49 154 53 70
3 20 14 30
11 4 17
Insgesamt
326
67
36
#
58 199 76 122 16
10
455
1
Anteile der Größenklassen in den Hauptgruppen in vH Bergbau Grundstoff- und Produktionsgütergewerbe Investitionsgüter produzierendes Gewerbe Verbrauchsgüter produzierendes Gewerbe Nahrungs- und Genußnüttelgewerbe
84,5 77,4 69,7 57,4
5,2 10,1 18,4 24,6
5,5 5,3 13,9
Insgesamt
71,6
14,7
7,9
100,0 100,0 100,0 100,0 3,5
100,0
2,2
1) Einschl. Bergbau. Quelle: Statistisches Landesamt Mecklenburg-Voipommem.
TABELLE 3-22 Zahl der Beschäftigten des verarbeitenden Gewerbes nach Größenklassen in Mecklenburg-Vorpommern - Stand Juni 1993 -
Beschäftigte in Unternehmen unter 100 I 100 -199 |< 200 - 499 | 500 - 999 11000 u. m. J Insgesamt Zahl der Beschäftigten Bergbau Grundstoff- und Produktionsgütergewerbe 1) Investitionsgüter produzierendes Gewerbe Verbrauchsgüter produzierendes Gewerbe Nahrungs- und Genußmittelgewerbe Insgesamt
1712 7 071 2154 3 164
306 2 281 1628 3 300
2000 801 3 570
14 101
7 515
7 459
4 062 27 445 6 941 11793 6 498
14 668
50 241
Anteile der Größenklassen in den Hauptgruppen in vH Bergbau Grundstoff- und Produktionsgütergewerbe Investitionsgüter produzierendes Gewerbe Verbrauchsgüter produzierendes Gewerbe Nahrungs- und Genußmittelgewerbe
42,1 25,8 31,0 26,8
7,5 8,3 23,5 28,0
30,3
Insgesamt
28,1
15,0
14,8
100,0 100,0 100,0 100,0
7,3
IIS
12,9
29,2
100,0
1) Einschl. Bergbau. Quelle: Statistisches Landesamt Mecklenburg-Vorpommern.
67
Zuschüsse. Das gesamte Förderinstrumentarium des Landes einschließlich der Gemeinschaftsaufgabe zur "Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur 11 (GRW) steht ihnen zur Verfügung. Für die Beratergruppe sollten rund 3 Mill. DM bereitgestellt werden. 43 In der Ende 1993 begonnenen zweiten Phase des Anker-Projektes werden auch bereits privatisierte Unternehmen mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten einbezogen, darunter mittelständische Investoren aus den alten Bundesländern und MBO, weil sich herausgestellt hat, daß die Probleme der Unternehmen oft mit der Privatisierung nicht gelöst sind. GRW-Förderung und ergänzende Förderaktivitäten des Landes für den Mittelstand Nach Angaben des Wirtschaftsministeriums des Landes Mecklenburg-Vorpommern wurden bis zum September 1993 im Rahmen der GRW-Förderung für die gewerbliche Wirtschaft Mittel in Höhe von über 1,36 Mrd. DM bewilligt, mit denen ein Investitionsvolumen von über 8,44 Mrd. DM gefördert wird (Tabelle 3-23). Auf Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes entfallen GRW-Mittel in Höhe von über 1 Mrd. DM für ein Investitionsvolumen von über 6,25 Mrd. DM. Mit dem bis zum Juni 1993 bewilligten Fördervolumen von 1,23 Mrd. DM werden nach Angaben des BMWi über 71 000 Arbeitsplätze gesichert oder geschaffen. Gut 92 vH der bewilligten Zuschüsse liegen unter 2 Mill. DM und damit im Bereich der Investitionsvorhaben mittelständischer Unternehmen. Jedoch entfallen auf diese Vorhaben nur etwa 35 vH der gesamten für den Zeitraum bis 1996 bewilligten Mittel und der damit geförderten Investitionen (Tabelle 3-23). Um die Entwicklung der gewerblichen Wirtschaft in den relativ benachteiligten Regionen zu unterstützen, erhalten die östlichen Landesteile Mecklenburg-Vorpommerns in der Regel einen höheren Fördersatz, der durch Kombination mit anderen öffentlichen Fördermitteln maximal 35 vH der jeweiligen Investition erreichen kann. In Ergänzung der Förderung im Rahmen der Gemeinschaftsaufgabe hat der Wirtschaftsminister weitere landesspezifische Mittelstandsprogramme aufgelegt, die auch mittelständische Unternehmen erreichen, die die Fördervoraussetzungen der GRW, wie den überregionalen Absatz, nicht erfüllen. Landesinvestitionsprogramm
- Investitionszuschüsse
Das im Sommer 1993 aufgelegte Landesinvestitionsprogramm unterstützt mittelständische Unternehmen mit bis zu 250 Arbeitsplätzen und bis zu 40 Mill. DM Jahresumsatz oder bis zu 20 Mill. DM Bilanzsumme mit Investitionszuschüssen bei Errichtung, Erweiterung und Umstellung oder grundlegender Rationalisierung eines Unternehmens. Fördervoraussetzung ist die Schaffung von mindestens einem zusätzlichen Ausbildungsplatz bzw. von einem zusätzlichen Dauerarbeitsplatz oder die Sicherung von bestehenden Arbeitsplätzen bei grundlegender
43
68
Vgl. Handelsblatt Nr. 32 vom 16. 2. 1993, S.19.
TABELLE 3 - 2 3
Bewilligungen und Investitionsvolumen in der GRW in Mecklenburg-Vorpommern nach Förderhöhe je Projekt
Förderhöhe je Projekt
1991
1992
1993
- Zuschuß - Investitionsvol.
- Zuschuß - Investitionsvol.
1994 -1996
- Zuschuß - Investitionsvol.
- Zuschuß - Investitionsvol.
Insgesamt -Anzahl - Zuschuß - Investitionsvol.
1
- in Mill. DM bis 100 TDM
100 bis 500 TDM
500 TDM bis 2 Mill. DM
mehr als 2 Mill. DM
5,8 113,7
20,3 269,7
21,1 98,4
0,4 3,1
805 47,6 484,8
27,0 181,5
50,4 418,2
56,0 200,3
5,7 24,0
554 139,1 823,9
47,6 275,9
95,0 671,5
116,1 488,2
21,8 98,5
284 280,5 1 534,1
168,3 974,6
262,8 2 032,4
303,6 1 496,9
163,5 1 097,1
129 898,2 5 601,1
248,7 1 545,6
428,4 3 391,8
496,8 2 283,7
191,4 1 222,8
1772 1 365,4 8 444,0
Insgesamt
- Struktur in vH bis 100 TDM
100 bis 500 TDM
500 TDM bis 2 Mill. DM
mehr als 2 Mill. DM
2,3 7,4
4,7 8,0
4,2 4,3
0,2 0,3
45,4 3,5 5,7
10,9 11,7
11,8 12,3
11,3 8,8
3,0 2,0
31,3 10,2 9,8
19,1 17,9
22,2 19,8
23,4 21,4
11,4 8,1
16,0 20,5 18,2
67,7 63,1
61,3 59,9
61,1 65,5
85,4 89,7
7,3 65,8 66,3
100,0 100,0
100,0 100,0
100,0 100,0
100,0 100,0
100,0 100,0 100,0
Insgesamt
Quelle: Wirtschaftsministerium des Landes Mecklenburg-Vorpommern.
69
Rationalisierung oder Umstellung eines Unternehmens. Der Investitionszuschuß kann bis zu 20 vH der förderfähigen Investitionskosten erreichen, jedoch nicht mehr als 100 TDM. Mittelständische
Beteiligungsgesellschaft
Mecklenburg-Vorpommern
mbH
Die Mittelständische Beteiligungsgesellschaft Mecklenburg-Vorpommern mbH wurde als Kapitalbeteiligungsgesellschaft des Landes im Mai 1993 gegründet, um eigenkapitalschwache Unternehmen zu unterstützen. Der Empfängerkreis sind kleine und mittlere Unternehmen der gewerblichen Wirtschaft mit weniger als 500 Beschäftigten. Die Dauer der Beteiligung ist zunächst auf 15 Jahre angelegt. Während der Laufzeit muß das Unternehmen ein Beteiligungsentgelt entrichten, das sich zusammensetzt aus dem festen Entgelt von zur Zeit 7,5 vH jährlich und dem gewinnabhängigen Engelt von 2 vH jährlich bezogen auf den Beteiligungsbetrag. Die Beteiligungshöhe beträgt mindestens 100 TDM und höchstens 2 Mill. DM. Im September 1993 waren zwei Beteiligungen genehmigt und eine weitere in Vorbereitung. Image- und Absatzförderprogramm Im Herbst 1993 wurde vom Wirtschaftsministerium das Programm "Imageförderung einheimischer Produkte und Leistungen" für kleine und mittlere Unternehmen aufgelegt. Ziel ist die Erschließung bzw. Wiedergewinnung von insbesondere überregionalen und Export-Märkten. Der Kreis der Zuwendungsempfänger deckt sich mit dem des Landesinvestitionsprogramms. Gefördert werden Maßnahmen, die der Verbesserung des Absatzes und des Images von Produkten und Leistungen aus Mecklenburg-Vorpommern dienen wie Bildung von Absatz-, Bieter-, Werbe-, Entwicklungsgemeinschaften, die Erstellung von Absatzkonzeptionen, die Produktgestaltung, die Entwicklung von Werbestrategien oder Vertriebsvorschlägen durch Dritte. Gezahlt werden zweckgebundene Zuschüsse bis zu 80 vH des Auftragswertes, jedoch maximal 60 TDM pro Antragsteller. Außerdem wird das Landesdesignzentrum Mecklenburg e.V. Schwerin mit Landesmitteln gefördert. Technologie- und Innovationsförderung Im Technologieförderprogramm werden mittelständische Unternehmen mit bis zu 1000 Mitarbeitern bei der Entwicklung und Verbreitung von neuen Produkten, Produktionsverfahren und Dienstleistungen unterstützt. Die Gewährung eines Zuschusses von bis zu 40 vH der förderfähigen Ausgaben erfolgt als Projektförderung. Zu den förderfähigen Kosten gehören Personalausgaben, Material- und Sachausgaben, Fremdleistungen in Höhe von bis zu 50 vH der Gesamtprojektausgaben, Kosten für projektbezogene Qualifizierung und Projektstrukturierung sowie Gemeinkosten in Höhe von 10 vH der Personal kosten. Im Rahmen des Innovationsförderprogramms werden an mittelständische Unternehmen Zuschüsse für Innovationsberatung, die Beschäftigung von Innovationsassistenten, Erfindungen und Maßnahmen in einer Innovationskooperation gezahlt.
70
Weitere Förderangebote des Landes für den Mittelstand sind Bürgschaften des Landes zur Besicherung von Krediten, Förderung der betriebswirtschaftlichen Unternehmensberatung, der Teilnahme an Messen und Ausstellungen sowie der Berufsausbildung. 3.2.2.3
Sachsen
Industriestruktur Auf das Land Sachsen sind rund ein Drittel der Beschäftigten im Bergbau und verarbeitenden Gewerbe der neuen Bundesländer konzentriert. Insgesamt sind von März 1991 bis 1993 die Beschäftigten in der Industrie auf gut ein Drittel geschrumpft - mit erheblichen Abweichungen in den einzelnen Branchen. Lediglich der Stahl- und Leichtmetallbau einschließlich Schienenfahrzeugbau hat einen Zuwachs zu verzeichnen. Dies ist vor allem eine Folge der engen Verknüpfung dieses Bereichs mit der Bau Wirtschaft. Auch heute noch - trotz des Abbaus der Arbeitskräfte in diesen Branchen - prägen der Maschinenbau44 (mit 19 vH der Industriebeschäftigten) und die Elektrotechnik45 (mit 11 vH) die Industriestruktur des Landes. Hingegen hat sich die Bedeutung der Textilindustrie von ursprünglich 11 vH auf gut 6 vH Beschäftigtenanteil erheblich reduziert. Insgesamt weist Sachsen eine relativ stark diversifizierte Industriestruktur auf, auch innerhalb der einzelnen Branchen. Gleichwohl gibt es regional besondere Problemzonen mit einseitiger Ausrichtung und hohem Industrieanteil, z.B. die Industriekonzentrationen der Textilindustrie. 46 Außerhalb der industriellen Agglomerationen mit relativ guten Entwicklungschancen (Dresden, Leipzig, Chemnitz) bereitet in bestimmten Teilen des Südens und des Nordens mit nur geringen Chancen für Neuansiedlungen der Abbau der Arbeitsplätze besondere Probleme. Hier kommt
neuen wettbewerbsfähigen mittelständischen Unternehmen eine besondere Bedeutung zu. Das Land sieht in der Industriepolitik die derzeit wichtigste Aufgabe, da nur die Industrie - abgesehen vom Fremdenverkehr - überregionale Absatzbereiche erschließen kann. Bereits heute haben 94 vH der sächsischen Industriebetriebe weniger als 500 Beschäftigte; nach dem Stand von August 1993 gab es nur noch 111 Unternehmen im verarbeitenden Gewerbe mit
44
Der Textil- und Werkzeugmaschinenbau ist im Raum um Chemnitz konzentriert, der Schwermaschinen- und Druckmaschinenbau im Raum Leipzig und Dresden; außerdem gibt es im Süden und Westen noch einige breiter gestreute Betriebe. 45
Im Raum Dresden und Chemnitz konzentriert.
46
Im Vogtland, in Ostsachsen - beides besonders strukturschwache Regionen - sowie im Raum um Chemnitz. Nach der Wende waren 70 vH der Beschäftigten der ostdeutschen Textilindustrie im Land Sachsen konzentriert. Dieser Industriezweig hat in Ostdeutschland besonders große Beschäftigungseinbußen zu verzeichnen.
71
TABELLE 3 - 2 4
Zahl der Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes nach Beschäftigtengrößenklassen in Sachsen - Stand: August 1993 davon mit...Beschäftigten unter 100 100 -199 200-499 J 500 - 999 1000 J u. m. Insgesamt J Zahl der Unternehmen Bergbau Grundstoff- und Produktionsgütergewerbe Investitionsgüter produzierendes Gewerbe Verbrauchsgüter produzierendes Gewerbe Nahrungs- und Genußmittelgewerbe Insgesamt
0 197 477 461 127
1 48 120 99 36
1 38 106 50 21
0 7 43 14 5
0 12 24 6 0
2 302 770 630 189
1262
304
216
69
42
1893
Anteile der Größenklassen in den Hauptgruppen in vH Bergbau Grundstoff- und Produktionsgütergewerbe Investitionsgüter produzierendes Gewerbe Verbrauchsgüter produzierendes Gewerbe Nahrungs- und Genußmittelgewerbe
0,0 65,2 61,9 73,2 67,2
50,0 15,9 15,6 15,7 19,0
50,0 12,6 13,8 7,9 11,1
0,0 2,3 5,6 2,2 2,6
0,0 4,0 3,1 1,0 0,0
100,0 100,0 100,0 100,0 100,0
Insgesamt
66,7
16,1
11,4
3,6
2,2
100,0
Quelle: Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen.
TABELLE 3 - 2 5
Zahl der Beschäftigten des verarbeitenden Gewerbes nach Beschäftigtengrößenklassen in Sachsen - Stand: August 1993 1
Beschäftigte in Unternehmen unter 100 100-199 200 - 499 500 - 999 1000 u. m.I Insgesamt Zahl der Beschäftigten Bergbau Grundstoff- und Produktionsgütergewerbe Investitionsgüter produzierendes Gewerbe Verbrauchsgüter produzierendes Gewerbe Nahrungs- und Genußmittelgewerbe
0 7 936 22738 19169 5 866
5 245 13 817 10 158
8410 22 681 9 310
0 2478 20 359 4 649 2 243
0 11743 32 393 6 376 0
35 812 111988 49 662
Insgesamt
55 709
33 715
45 714
29 729
50 512
215 379
Anteile der Größenklassen in den Hauptgruppen in vH Bergbau Grundstoff- und Produktionsgütergewerbe Investitionsgüter produzierendes Gewerbe Verbrauchsgüter produzierendes Gewerbe Nahrungs- und Genußmittelgewerbe
0,0 22,2 20,3 38,6
Insgesamt
25,9
23,5 20,3 18,7
0,0 6,9 18,2 9,4
0,0 32,8 28,9 12,8 0,0
100,0 100,0 100,0
15,7
21,2
13,8
23,5
100,0
•
Quelle: Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen.
72
14,6 12,3 20,5
1
über 500 Beschäftigten. Diese Zahl dürfte noch weiter zurückgehen. Die strukturellen Anpassungsprobleme (Privatisierungen von Treuhandbetrieben, Liquidierungen, Sanierungen bereits privatisierter Unternehmen) verbunden mit konjunkturellen Problemen sind auch in Sachsen noch nicht gelöst. Somit ist auch für den industriellen Mittelstand die Lage noch instabil: Die Eroberung neuer Absatzmärkte benötigt Zeit, die Eigenkapitaldecke reicht in vielen Fällen nicht aus, um diesen Zeitraum zu überbrücken. Als überlebensnotwendige Unterstützung dienen hier die GRW und die verschiedenen Mittelstandsprogramme des Landes zur Ergänzung der Bundesprogramme sowie - als Privatisierungshilfe des Landes - das ATLAS-Modell. Schwerpunkte der Landespolitik im Bereich der Industrie Das Land Sachsen versucht den weiteren Prozeß der Deindustrialisierung durch eine aktive Industriepolitik auf Landesebene aufzuhalten. Ein Schwerpunkt dieser Aktivitäten bildet das sogenannte "ATLAS47"-Projekt. Es soll hier deshalb etwas ausführlicher vorgestellt werden. Das Projekt "ATLAS 46" zielt auf die schwierige Lage der noch nicht privatisierten Treuhandbetriebe ab, für die das Land einen größeren zeitlichen und finanziellen Spielraum zur Sanierung gewinnen will. Nach einer Absprache zwischen Land und THA im April 1992 sollen vom Land ausgewählte Treuhandbetriebe - sofern die THA das jeweilige Sanierungskonzept akzeptiert von der THA für die Sanierung ausreichend mit Finanzmitteln49 ausgestattet werden, auch wenn das bestätigte Konzept einen mehrjährigen Modernisierungsprozeß erfordert. Gleichzeitig bleibt die frühstmögliche Privatisierung das Ziel. Im Gegenzug erhalten die TH-Unternehmen vom Land - abweichend von der bisherigen Praxis - insbesondere Mittel aus der "Gemeinschaftsaufgabe" (GRW), Unterstützung durch Infrastrukturmaßnahmen, arbeitsmarktpolitische Hilfen und andere Landesfördermittel sowie Managementberatung. Kriterien für die Auswahl sind die "regionale Bedeutsamkeit", die Bestätigung der Unternehmenskonzepte durch die THA, die erkennbare mittelfristige Sanierungs- und Wettbewerbsfähigkeit und der damit verbundene Erhalt von Dauerarbeitsplätzen. Wichtige Faktoren für die Kategorie "regionale Bedeutsamkeit" von Unternehmen sind deren Rolle für den Erhalt der industriellen Basis einer Region, als Auftraggeber für Zulieferindustrien
47
ATLAS - Ausgewählte Treuhand-Unternehmen, vom Land angemeldet zur Sanierung.
48
Mit der Geschäftsführung von "ATLAS" sowie mit dem für das Projekt zuständigen Industriereferat des Ministeriums für Wirtschaft und Arbeit in Dresden wurden Gespräche geführt. 49
D.h. die Finanzierung von für die Sanierung erforderlich Investitionen und den Liquiditätsbedarf zur Überbrückung von Verlustsituationen (Bürgschaften). Im April 1993 hat die THA außerdem ihre Bereitschaft bekundet, die Eigenkapitalausstattung und damit die Ertragsrechnung dieser Betriebe zu verbessern, indem die bisherigen TH-Bürgschaften für Fremdmittel durch zu verzinsende oder unverzinsliche Gesellschafterdarlehen ersetzt werden mit der Möglichkeit, diese Darlehen in nominelles Eigenkapital umzuwandeln.
73
oder als einzig noch vorhandener Industriebetrieb in einem strukturschwachen Landkreis.50 Nur 6 ATLAS-Unternehmen liegen in der Größengruppe von über 500 Beschäftigten, 51 insofern handelt es sich hier auch um ein auf den Mittelstand bezogenes Instrument. Es gibt auch Fälle, in denen sich die Treuhandanstalt entgegen der ursprünglichen Bewertung den Gutachten von ATLAS angeschlossen hat. Damit ist in diesem Modell der Einfluß des Landes gegenüber der Treuhandanstalt gestärkt worden. Das Land geht dabei von der Annahme aus, daß die Alternativen Liquidieren oder Privatisieren zu kurz greifen, da es einige Unternehmen mit guten Sanierungs- und Marktchancen gibt, obwohl für diese kurzfristig noch keine Käufer existieren. Das ATLAS-Projektteam ist im November 1992 als eigenständige Organisation außerhalb des Ministeriums für Wirtschaft und Arbeit installiert worden und verfügt über 25 "Unternehmensbeauftragte" für die Beratung der Unternehmen sowie zusätzliche Fachberater. Die Managementberatung erstreckt sich auf Hilfestellungen in bezug auf die Suche nach Marktnischen, auf Marktkontakte, Auftragsaquisitionen, Finanz-, Personalfragen und die Entwicklung neuer Produkte. Hauptaufgabe ist die Erarbeitung von aktuellen Sanierungskonzepten. Symptomatisch war, daß fast alle Unternehmen nur über ältere Konzepte und Förderanträge, die bis in das Jahr 1991 zurückgehen, verfügten. Dies ist eine Folge des Schwebezustands, in dem sich viele Treuhandbetriebe befanden: Die Unsicherheit über mögliche Liquidierungen oder Privatisierungen wirkten bei den Geschäftsführungen demotivierend. Durch die Deklarierung als ATLAS-Unternehmen gab es hier einen besonderen Druck, und vielfach nur mit Hilfe der Unternehmensbeauftragten wurden GRW-Förderanträge und damit neue Unternehmenskonzepte vorbereitet. 52 Insgesamt wurden vom Land 200 Unternehmen mit rund 56 500 Beschäftigten zu ATLASUnternehmen 53 gemacht, das entspricht etwa einem Viertel aller in der Industrie Tätigen und 85 vH der Beschäftigten in den sächsischen TH-Unternehmen. Im Frühjahr 1993 gab es insgesamt noch rund 480 TH-Unternehmen in der Industrie mit knapp 66 600 Beschäftigten. Die Liste der ATLAS-Unternehmen gilt als offen. Bei der Auswahl wurden auch Gewerkschaften und Unternehmerverbände miteinbezogen. Die Unternehmen sind verschiedenen Kategorien entsprechend der folgenden Aufstellung zuzuordnen.
50
So können auch holzverarbeitende oder auch Textilunternehmen mit 40-50 Beschäftigten durchaus für zahlreiche Kleinstunternehmen als Auftraggeber (z.B. Drechslereien) von Bedeutung sein. 51
Z.B. die "Heckert-ChemnitzerWerkzeugmaschinenbau GmbH1', dieses Unternehmen gilt als Symbol für die Überlebensfähigkeit auch anderer ostdeutscher Werkzeugmaschinenunternehmen. 52 53
Für circa 49 ATLAS-Unternehmen liegen inzwischen positive GRW-Förderentscheidungen vor.
Einschließlich der bereits privatisierten Unternehmen. Schwerpunkte sind mit 75 vH der Beschäftigten Unternehmen des Maschinen- und Fahrzeugbaus sowie der Elektrotechnik, gefolgt von der Textil- und Bekleidungsindustrie (8 vH). Die Zahlen ändern sich je nach Erfassung laufend (hier: Stand der ATLASDokumentation vom 1. Dezember 1993).
74
Von diesen 200 ATLAS-Unternehmen sind bisher (Stand: 1. Dezember 1993) a) b) c)
d)
e)
101 Unternehmen privatisiert worden - etwa die Hälfte mit Unterstützung von ATLAS; 42 Unternehmen in Verhandlungen mit der Treuhandanstalt als sanierungsfähig eingestuft worden (mit rund 15 550 Beschäftigten); 26 Unternehmen in Liquidation: ATLAS kümmert sich auch um Unternehmen, die bereits in Liquidation sind, in denen sich aber neue Möglichkeiten der Privatisierung und Modernisierung ergeben (mit rund 5 000 Beschäftigten). 19 Unternehmen, bei denen die Treuhandanstalt derzeit die Entscheidung vorbereitet hinsichtlich Sanierungsfähigkeit oder Abwicklung: ATLAS überprüft in diesen strittigen Fällen die Unternehmenskonzepte und entwickelt gegebenenfalls Alternativen zur Treuhand-Planung. 12 Unternehmen mit rund 7 900 Beschäftigten in Management-KG umgewandelt worden.
Die Fördertätigkeit des Landes (GRW) und von ATLAS konzentrieren sich auf die Kategorien b, c und d. Abzuwarten bleibt die weitere Entwicklung des ATLAS-Projekts. Ebenso schwierig ist eine "wissenschaftliche" Beurteilung des Auswahlkriteriums "regional bedeutsam" aus gesamt- und regionalwirtschaftlicher Sicht. Fest steht die positive Wirkung der Institution einer nicht-kommerziellen Managementberatung mit klaren Vorgaben (Akzeptanz der Sanierungsfähigkeit aus der Sicht der Treuhandanstalt und GRW-Förderfähigkeit). Dies hat zweifellos die Entwicklung unternehmerischer Konzepte in vielen TH-Unternehmen beschleunigt. Die Privatisierung von Treuhand-Unternehmen und das Entstehen mittelständischer Strukturen - die Mehrzahl der ATLAS-Unternehmen liegt unter der Grenze von 500 Beschäftigten - kann damit durch das ATLAS-Team gefördert werden. Die Unternehmensbeauftragten unterstützen außerdem Privatisierungsverhandlungen mit der Treuhandanstalt auch im Rahmen von MBO/MBI (insbesondere im Bereich von Maschinenbau und Textilindustrie), wo es kaum externe Investoren gibt. 54 Schließlich bemüht sich ATLAS um Sanierungslösungen im regionalen oder sektoralen Verbund mehrerer Unternehmen. 55
54
Derzeit unterstützt ATLAS in 75 Fällen Privatisierungsverhandlungen mit der THA (sowohl in sanierungsfähigen Unternehmen als auch bereits liquidierten Unternehmensteilbereichen), darunter 38 MBO/MBI. Ziel ist es, bei MBO-Verhandlungen Nachteile heimischer Bewerber beim Kauf durch die Beratung der Unternehmensbeauftragten auszuschließen. 55
Dies betrifft: 1. Sogenannte sächsische "strategische Allianzen" mit komplementären Unternehmen zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit (süd-und westsächsischer Maschinenbau). 2. Branchenbezogene Lösungen (Waggonbau/Gießereien). 3. Länderübergreifende Verbundlösungen (Landmaschinenbau).
75
GRW-Förderung und ergänzende Förderaktivitäten des Landes für den Mittelstand Die landesspezifische Ausgestaltung der GRW ist durch folgende Merkmale geprägt: •
die Anträge der GRW-Förderung laufen über die Hausbank zur Sächsischen Aufbaubank (Zweigstelle der Landeskreditanstalt Baden-Württemberg)
•
die Prioritätenliste für Investitionen mit Höchstfördersatz gilt für folgende 3 Kategorien 1) als strukturschwach definierte Gebiete 2) Unternehmen mit bis zu 20 Beschäftigten (Existenzgründer, Reprivatisierer, MBO) 3) Investitionen mit besonderer volkswirtschaftlicher Bedeutung (und dazu zählen generell alle ATLAS-Unternehmen), Unternehmen im High-Tech-Bereich56 und in örtlich traditionellen Branchen. Der Höchstförderansatz von 23 vH der GRW bezieht sich laut GRW auf Errichtung oder Erwerb stillgelegter oder von der Stillegung bedrohter Unternehmen. In diesem Sinne gelten alle ATLAS-Unternehmen als von einer Stillegung bedroht.
Eine zweite Priorität 57 haben die übrigen Regionen. Keine GRW-Förderung erhalten bestimmte Ballungsgebiete wie Dresden, Leipzig, Chemnitz. •
Über die Ausschlußliste des GRW-Rahmenplanes hinaus werden weitere Branchen in Sachsen bis auf weiteres nicht gefördert (z.B. Baumaterialienproduktion, Versandhandel).
Für den Zeitraum Oktober 1990 bis November 1993 erhielten nach Angaben des Ministeriums für Wirtschaft und Arbeit rund 5 540 Vorhaben der gewerblichen Wirtschaft GRW-Zuschüsse in Höhe von 5,1 Mrd. DM. Damit wurde ein Investitionsvolumen in Höhe von 29,9 Mrd. gefördert (für die Schaffung von rund 137 350 neuen und zur Sicherung von rund 104 680 vorhandenen Arbeitsplätzen). 58 Von den GRW-Zuschüssen für die gewerbliche Wirtschaft (Bewilligungen) in diesem Zeitraum entfallen knapp 70 vH auf das verarbeitende Gewerbe, der Rest auf das Handwerk, den Handel und das Hotel- und Gaststättengewerbe sowie andere Dienstleistungen. Tendenziell haben sich die Zuschüsse 1993 im Vergleich zu 1991/1992 stärker auf kleinere Unternehmen verlagert. Schwerpunkte waren anfangs Großprojekte wie VW-Zwickau, aber auch Versandhäuser, die inzwischen nicht mehr gefördert werden wie z.B. das Großversandhaus Quelle in Leipzig mit einem Investitionsvolumen von 1 Mrd. DM. Das verarbeitende Gewerbe
56
D.h. z.B. Mikroelektronikbetriebe können auch in ansonsten nicht als strukturschwach definierten Regionen wie Dresden den Höchstfördersatz erhalten. 57
Während der Höchstförderansatz 23 vH für Neugründungen, 20 vH für Erweiterungsinvestitionen und 15 vH für Rationalisierungsinvestitionen beträgt, belaufen sich die Sätze für die "zweite Priorität" bei 15 vH, 12 vH und 8 vH. 58
Über die bewilligten Anträge hinaus liegen weitere 880 mit einem Investitionsvolumen von 3,1 Mrd. DM zur Förderung vor.
76
hat somit seit 1992/1993 ein größeres Gewicht bekommen. Auch innerhalb der Industrie hat sich das Gewicht auf die kleinen Unternehmen verschoben (vgl. Tabelle 3-26)59 Für die vier wichtigsten Mittelstandsprogramme des Landes wurden allein im Haushaltsjahr 1993 rund 70 Mill. DM vom Land bereitgestellt. Hiervon entfallen schätzungsweise zwei Drittel auf das verarbeitende Gewerbe. Die Programme sollen überwiegend dazu dienen, nicht-GRWförderfähige Unternehmen zu stützen; es sind •
das Mittelstandsprogramm der Sächsischen Aufbaubank; es gewährt ein zinsgünstiges, längerfristiges Darlehen mit einem Zinssatz von 5,5 %. Antragsberechtigt sind Unternehmen bis 100 Beschäftigte mit einem Jahresumsatz von maximal 20 Mill. DM (alle Bereiche der gewerblichen Wirtschaft). Januar-Oktober 1993: Darlehen in Höhe von 56,3 Mill. DM.
•
das "Darlehens-Sonderprogramm für besonders benachteiligte Randgebiete*' (längerfristige Darlehen mit einem Zinssatz von 4 %, Unternehmensgrenze 20 Mitarbeiter, Höchstbetrag 500 000 DM). Januar-Oktober 1993: Darlehen in Höhe von 93,4 Mill. DM.
•
Neu aufgelegt wurde 1993 ein "Konsolierungsdarlehen" (6,4 % Festzinssatz), um Liquiditätsprobleme aufgrund einer überhöhten kurzfristigen Fremdfinanzierung abzumildern und mit diesem Darlehen die Erhaltung von Arbeitsplätzen und die Aufrechterhaltung des Unternehmens zu sichern (für die gewerbliche Wirtschaft und Angehörige der in der Wirtschaft tätigen freien Berufe).
•
Bürgschaftsprogramme für die gewerbliche Wirtschaft, z.B. Bürgschaftsprogramme der Bürgschaftsbank Sachsen GmbH und des Landes (Bürgschaftsbetrag bis 5 Mill. DM, bis zu 15 Jahren Laufzeit).
Von Bedeutung sind außerdem landesspezifische FuE-Förderprogramme, insbesondere die einzelbetriebliche FuE-Projektförderung sowie die Förderung von Verbundvorhaben. Hinzu kommen Förderungen von Technologietransfereinrichtungen und wirtschaftsnahen Forschungseinrichtungen. Zu den weiteren "überbetrieblichen" Programmen zählen: Unternehmensberatung und -Schulungen, berufliche Bildung, Information und Dokumentation, Designförderung, Messeförderung, Erschließung ausländischer Märkte. Neben den finanziellen Förderprogrammen hat das Land Sachsen eine Reihe von unterstützenden Organisationen geschaffen. Wie in den anderen neuen Bundesländern gibt es auch in Sachsen eine Wirtschaftsfördergesellschaft Sachsen mbH - WFS - (zur Unterstützung der Wirt-
59
Im Unterschied zu Tabellen zur GRW in anderen Ländern, in denen die gesamte gewerbliche Wirtschaft dokumentiert wird, bezieht sich die Tabelle für Sachsen nur auf das verarbeitende Gewerbe.
77
78
100,0
1) Stand 31.10.1993. Quelle: Sächsische Aufbaubank.
Insgesamt
82,3 14,9 1,5 1,2
1 -50 51 - 250 251 -500 mehr als 500
100,0
70,6 24,5 3,L 1,8
Insgesamt
100,0
79,1 19,3 1,3 2,1 0,3 1,1
3108
100,0
76,0 20,7 1,9
l) 1992 1993
Insgesamt
1991 in Mill. DM
Bewilligte Zuschüsse l)
80,9
7,5 9,6 19,7 100,0
25,7
18,6 36,0
100,0
19,7 6,9
1 111,5
1 602,6
801,4
3 515,6
269,4 382,4
1992
100,0
100,0
100,0
18,0 7,4 17,7 33,6 29,5 8,6 36,0 47,7 1,6 24,2 9,8 13,8 82,4 22,1 8,9 38,1 100,0
31,1 42,4 17,1 35,3
- Struktur in vH -
5 113,8 22 798,1
520,1 2 003,6 1 588,6 4 112,3 81,8 283,9 664,1 3 888,4 2 167,7 6 720,2 95,6 577,4 1 006,3 3 906,6 18,3 387,6 78,3 484,3 351,2 8 059,0 915,8 353,7 71,3 1 340,8
in Mill. DM
I 1991
Investitionsvolumen
6 896,8 10 787,5
935 2 363 228 644 131,2 2 769,0 5 581,3 2 126,4
1) 1993
1 182
583 1 343
Insgesamt
Anzahl
1992
480 948 87 329 9 42 15 66 7 24 4 35
1991
Bewilligungen
1 -50 51-250 251-500 mehr als 500
Größenklasse (Beschäftigte)
GRW-Förderung von Unternehmen im verarbeitenden Gewerbe in Sachsen nach Beschäftigtengrößenklassen
TABELLE 3-26
18,1 30,0
100
Insgesamt
100,0
635,1 1 055,3
1993
TABELLE 3 - 2 7
Entwicklung der Beschäftigung im Bergbau und verarbeitenden Gewerbe in Sachsen
Beschäftigte März 91
Veränderung
Juli 93
7.93/3.91
Abweichung der Struktur gegenüber Juli 93 Ostdeutschl. Juli 93
Struktur März 91
vH-Punkte
in vH
absolut 37 222
9 983
-73,2
5,3
4,2
-2,4
Grundstoff- und Produktionsgütergewerbe Gew. u. Verarb. v. Steinen und Erden Eisenschaffende Industrie NE-Metallerzeugung, -halbzeugwerke Gießerei Stab- und Drahtzieherei Chemische Industrie Holzbearbeitung Zellstoff-, Holzschliff-, Papicrund Pappeerzeugung Gummiverarbeitung
101020 19611 20020 8322 16583 1269 17946 1737
37 716 12034 3594 1743 4 759
-62,7 -38,6 -82,0 -79,1 -71,3
15,8 5,0 1,5 0,7 2,0
-3,3 0,1 -0,4 0,1 0,6
10 282 343
-42,7 -80,3
14,4 2,8 2,9 1,2 2,4 0,2 2,6 0,2
4,3 0,1
-2,7 -0,3
11148 4 384
2843 992
-74,5 -77,4
1,6 0,6
1,2 0,4
0,6 -0,3
Investitionsgüter produzierendes Gewerbe Stahlverformung, Oberflächenveredlung, Härtung Stahl- und Leichtmetallbau, Schienenfahrzeugbau Maschinenbau Straßenfahrzeugbau, Rep. v. Kfz Schiffbau Luft- und Raumfahrzeugbau Elektrotechnik, Rep. v. Haushaltsgeräten Feinmechanik, Optik, Herst, v. Uhren Herst, v. EBM-Waren Herst, v. Büromaschinen, ADV-Geräten
336 343
122504
-63,6
48,0
51,3
2,5
7 217
2 781
-61,5
1,0
1,2
24 009 150 252 40181
26 050 45 270 13 643
8,5 -69,9 -66,0
3,4 21,4 5,7
10,9 19,0 5,7
82276 9671 10333 12404
25999 2062 5 760 857
-100,0 -68,4 -78,7 -44,3 -93,1
11,7 1,4 1,5 1,8
10,9 0,9 2,4 0,4
Verbrauchsgüter produzierendes Gewerbe Herst, v. Musikinstrumenten, Spiel- und Sportwaren Feinkeramik Herst, u. Verarb. von Glas Holzverarbeitung Papier- und Pappeverarbeitung Druckerei, Vervielfältigung Herst, v. Kunststoffwaren Ledererzeugung Lederverarbeitung Textilgewerbe Bekleidungsgewerbe
182798
50 227
-72,5
26,1
21,0
5,4
7 534 5 424 9 791 15 837 7 005 8135 6877 1120 11774 77 963 31338
2126 2868 2815 6 711 1958 6 307 4 401
-71,8 -47,1 -71,2 -57,6 -72,0 -22,5 -36,0
0,9 1,2 1,2 2,8 0,8 2,6 1,8
0,2 0,1 -0,0 -0,5 0,1 0,6 0,0
1542 15143 6118
-86,9 -80,6 -80,5
1,1 0,8 1,4 2,3 1,0 1,2 1,0 0,2 1,7 11,1 4,5
0,6 6,3 2,6
0,1 3,8 1,0
36366
18 363
-49,5
5,2
7,7
-2,1
701195
238793
-65,9
100,0
100,0
0,0
Bergbau
Nahrungs- und Genußmittelgewerbe Ernährungsgewerbe Tabakverarbeitung Sachsen insgesamt
-
-0,1 4,4 0,5
-
0,6 -0,9
-0,1 0,1
Quellen: Sächsisches Staatsministerium für Wirtschaft und Verkehr; Wirtschaftsfördcrung Sachsen GmbH; Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen.
79
TABELLE 3 - 2 8
Zahl der Betriebe und Umsatz im Bergbau und verarbeitenden Gewerbe in Sachsen
Zahl der Betriebe Juli 93
Anzahl der Struktur Beschäftigten Juli 93 je Betrieb
Gesamtumsatz 1992 Mill. DM
in vH
Struktur Umsatz je 1992 Beschäftigten in vH
1000 DM
4
0,2
2496
1501
5,4
150,4
Grundstoff- und Produktionsgütergewerbe Gew. u. Verarb. v. Steinen und Erden Eisenschaffende Industrie NE-Metallerzeugung, -halbzeugwerke Gießerei Stab- und Drahtzieherei Chemische Industrie Holzbearbeitung Zellstoff-, Holzschliff-, Papierund Pappeerzeugung Gummiverarbeitung
367 163 7 6 41 17 77 13
17,3 7,7 0,3 0,3 1,9 0,8 3,6 0,6
103 74 513 291 116
4 595 1 216 401 304 292
16,5 4,4 1,4 1,1 1,0
121,8 101,0 111,6 174,3 61,3
134 26
1322 44
4,7 0,2
128,6 127,3
28 12
1,3 0,6
102 83
339 101
1,2 0,4
119,1 102,2
Investitionsgüter produzierendes Gewerbe Stahlverformung, Oberflächenveredlung, Härtung Stahl- und Leichtmetallbau, Schienenfahrzeugbau Maschinenbau Straßenfahrzeugbau, Rep. v. Kfz Schiffbau Luft- und Raumfahrzeugbau Elektrotechnik, Rep. v. Haushaltsgeräten Feinmechanik, Optik, Herst, v. Uhren Herst, v. EBM-Waren Herst, v. Büromaschinen, ADV-Geräten
876
41,3
140
12269
44,0
100,1
35
1,7
79
185
0,7
66,5
116 329 95 1
5,5 15,5 4,5 0,0
225 138 144
2026 4 357 2 249
7,3 15,6 8,1
77,8 96,2 164,9
174 33 88 5
8,2 1,6 4,2 0,2
149 62 65 171
2765 209 368 89
9,9 0,7 1,3 0,3
106,3 101,4 63,8 103,9
Verbrauchsgüter produzierendes Gewerbe Herst, v. Musikinstrumenten, Spiel- und Sportwaren Feinkeramik Herst, u. Verarb. von Glas Holzverarbeitung Papier- und Pappeverarbeitung Druckerei, Vervielfältigung Herst, v. Kunststoffwaren Ledererzeugung Lederverarbeitung Textilgewerbe Bekleidungsgewerbe
664
31,3
76
4 261
15,3
84,8
35 14 25 139 47 40 69 5 37 157 93
1,7 0,7 1,2 6,6 2,2 1,9 3,3 0,2 1,7 7,4 4,4
61 205 113 48 42 158 64
109 152 340 575 160 876 352
0,4 0,5 1,2 2,1 0,6 3,1 1,3
51,4 53,0 120,8 85,7 81,8 138,9 79,9
42 96 66
154 1113 407
0,6 4,0 1,5
100,1 73,5 66,6
Nahrungs- und Genußmittelgewerbe Ernährungsgewerbe Tabakverarbeitung
208 207 1
9,8 9,8 0,0
¡ 88
5 285
18,9
287,8
.
.
2119
100,0
113
27911
100,0
Bergbau
Sachsen insgesamt
-
-
-
-
116,9
Quellen: Sächsisches Staatsministerium für Wirtschaft und Verkehr, Wirtschaftsförderung Sachsen GmbH; Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen.
80
schaftsförderung für die Kommunen, Standortwerbung), außerdem eine Sächsische Entwicklungsgesellschaft mbH - SEG - (für den Wohnungs-, Städte-, Infrastrukturausbau). Die Sächsische Aufbaubank ist hauptsächlich für die Abwicklung von Förderanträgen zuständig (GRW, Sächsische Darlehens- und Mittelstandsprogramme). Eine Besonderheit des Institutionengefüges ist die Tatsache, daß das Ministerium für Wirtschaft und Arbeit einige Funktionen als quasi selbständig agierende Projektgruppen mit eigenem Gestaltungsspielraum außerhalb der Ministerialbürokratie installiert hat. Dazu zählen •
• •
•
das Aufbauwerk Sachsen GmbH60 Schwerpunkt ist die Betreuung und Interessenvertretung der Beschäftigungsgesellschaften (ABS)61, Hilfestellungen für Unternehmens-(Existenz-)gründungen aus den ABS-Gesellschaften heraus, insbesondere auch verbunden mit den dazu erforderlichen Verhandlungen mit der Treuhandanstalt sowie der Abwicklung des Antragsverfahrens nach § 249h des Arbeitsförderungsgesetzes. Solche Trägergesellschaften für ABS gibt es zwar in allen neuen Ländern, das Aufbauwerk entwickelt aber darüber hinaus zahlreiche weitere Initiativen, z.B. Strukturförderprojekte im regionalen Verbund (insbesondere für Ostsachsen). Die ATLAS-Projektgruppe. Das Projekt Herkules62, ein Expertenteam - nach 12 Regionen gegliedert - berät die Kommunen bei der Investoren Werbung und der Erarbeitung der dazu notwendigen Standortprofile sowie bei der Bereitstellung von Gewerbeflächen. Dabei gibt es Querverbindungen zum Aufbauwerk (die Erschließung von Gewerbegebieten kann im Rahmen von Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen erfolgen). Das Projekt Zeus63 soll die sächsischen Unternehmen bei der Erschließung von Auslandsmärkten unterstützen, insbesondere durch Marktinformationen über mögliche Exportländer, ausländische Kontaktstellen und die Herstellung von Kontakten von und nach Sachsen.
3.2.2.4
Sachsen-Anhalt
Industriestruktur Mitte des Jahres 1993 waren im Bergbau und verarbeitenden Gewerbe in Sachsen-Anhalt noch rund 160 000 Personen beschäftigt. Das Land hat damit einen Anteil von 22 vH an der Industriebeschäftigung in Ostdeutschland. Gegenüber dem Januar 1991 beträgt der Rückgang
60
Gesellschafter sind das Land Sachsen, die Treuhandanstalt, Gewerkschaften und Verbände sowie die Dresdner Bank. 61
Gesellschaften zur Arbeitsförderung, Beschäftigungs- und Strukturentwicklung.
62
Abkürzung für Hilfe durch Experten für die Regionen durch kreative und unkonventionelle Lösungen zur wirtschaftlichen Entwicklung Sachsens. 63
Abkürzung für Zielgerichtete Exportunterstützung Sachsens.
81
TABELLE 3 - 2 9
Zahl der Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes nach Besch^ftigtengrößenklassen in Sachsen-Anhalt - Stand August 1993 davon mit... Beschäftigten unter 100 II 100 -199 I 200 - 499 I 500-999 I 1000 u. m. Insgesamt 1 Zahl der Unternehmen Bergbau Grundstoff- und Produktionsgütergewerbe Investitionsgüter produzierendes Gewerbe Verbrauchsgüter produzierendes Gewerbe Nahrungs- und Genußmittelgewerbe
0 121 423 163 120
0 27 60 25 33
0 24 40 4 14
2 12 13 0 0
2 9 8 2 0
4 193 544 194 167
Insgesamt
827
145
82
27
21
1 102
Anteile der Größenklassen in den Hauptgruppen in vH Bergbau Grundstoff- und Produktionsgütergewerbe Investitionsgüter produzierendes Gewerbe Verbrauchsgüter produzierendes Gewerbe Nahrungs- und Genußmittelgewerbe
0,0 62,7 77,8 84,0 71,9
0,0 14,0 11,0 12,9 19,8
0,0 12,4 7,4 2,1 8,4
50,0 6,2 2,4 0,0 0,0
50,0 4,7 1,5 1,0 0,0
100,0 100,0 100,0 100,0 100,0
Insgesamt
75,0
13,2
7,4
2,5
1,9
100,0
Quelle: Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt.
TABELLE 3 - 3 0
Zahl der Beschäftigten des verarbeitenden Gewerbes nach Beschäftigtengrößenklassen in Sachsen-Anhalt - Stand August 1993 Beschäftigte in Unternehmen unter 100 I1 100 -199 1 200 - 499 | 500 - 999 11000 u. m. Insgesamt | Zahl der Beschäftigten Bergbau Grundstoff- und Produktionsgütergewerbe Investitionsgüter produzierendes Gewerbe Verbrauchsgüter produzierendes Gewerbe Nahrungs- und Genußmittelgewerbe
0 5 184 17 805 6 048 5 479
0 3 756 7 705 3 235 4 230
10 076 3 553
8 180 0 0
Insgesamt
34 516
18 926
21 210
15 904
0
0
14 761 48 024 58 100 12 649 13 262
56 240
146 796
25 660 14 334
Anteile der Größenklassen in den Hauptgruppen in vH Bergbau Grundstoff- und Produktionsgütergewerbe Investitionsgüter produzierendes Gewerbe Verbrauchsgüter produzierendes Gewerbe Nahrungs- und Genußmittelgewerbe
0,0 10,8 30,6 47,8 41,3
0,0 7,8 13,3 25,6 31,9
26,8
14,1 0,0 0,0
Insgesamt
23,5
12,9
14,4
10,8
Quelle: Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt.
82
0,0 17,3
0,0
100,0 100,0 100,0 100,0 100,0
38,3
100,0
53,4 24,7
rund 63 vH und liegt damit etwas günstiger als der Durchschnittswert für Ostdeutschland insgesamt. Auffallend ist, daß in der Eisenschaffenden Industrie, die Anfang 1991 noch 45 000 Beschäftigte hatte (10 vH der damaligen Industriebeschäftigung), zwei Jahre später nur noch 1 800 Personen beschäftigt waren; dies entspricht einem Rückgang von 96 vH. Die Industriestruktur des Landes Sachsen-Anhalt wird von der Chemischen Industrie und dem Maschinenbau, hier besonders dem Schwermaschinen- und Anlagenbau geprägt. Die beiden Branchen machen zusammen rund ein Drittel der Industriebeschäftigung aus (Chemische Industrie 18 vH, Maschinenbau 17 vH). Hinzu kommt als dritte bedeutende Branche der Stahlund Leichtmetallbau einschließlich Schienenfahrzeugbau mit 15 vH der Industriebeschäftigung. Problematisch ist, daß sich bedeutende Teile der Chemischen Industrie und des Maschinenbaus noch in Treuhandbesitz befinden. Im Dezember 1992 gehörten von den 197 Unternehmen aus dem Treuhandportfolio des verarbeitenden Gewerbes in Sachsen-Anhalt 56 Unternehmen zum Maschinenbau und 16 zur Chemischen Industrie. i Die räumliche Wirtschaftsstruktur des Landes ist durch ein Süd-Nord-Gefälle gekennzeichnet.64 Industriell geprägt sind der Südosten mit der Region Halle-Dessau (geprägt durch das ChemieDreieck), der Raum Magdeburg sowie das Harzvorland, während der Norden des Landes agrarwirtschaftlich strukturiert ist. Schwerpunkte der Landespolitik im Bereich der Industrie Als positive Standortfaktoren für die Entwicklung der Industrie in Sachsen-Anhalt werden - neben dem Potential an qualifizierten Fachkräften - die zentrale Lage des Landes in Deutschland und damit verbunden auch die verkehrsgünstige Anbindung der industriellen Zentren gesehen. Die Verkehrsanbindung wird davon profitieren, daß zehn von siebzehn Verkehrsprojekten Deutsche Einheit das Land betreffen. Als wichtig für die Industrieentwicklung wird ein Nebeneinander von industriellen Kernen auf der einen Seite und mittelständischen Unternehmen auf der anderen Seite gesehen. Unter Federführung des Ministeriums für Wirtschaft, Technologie und Verkehr wurde ein "Arbeitskreis Industriepolitik" installiert. Er setzt sich aus Vertretern der Landesregierung, der Gewerkschaften, der Wirtschaftsverbände, der Kommunen sowie Mitarbeitern der THA zusammen. Der Arbeitskreis befaßt sich mit den Unternehmen des produzierenden Gewerbes mit mehr als 250 Beschäftigen, die im September 1992 noch im Besitz der THA waren. Nach ursprünglich 130 Unternehmen sind es zur Zeit noch rund 70 Unternehmen, die vom Arbeitskreis begleitet werden. Unternehmens- und Sanierungskonzepte werden nicht im Arbeitskreis selbst erarbeitet, sondern dort erörtert und überprüft. Ziel ist es, den Privatisierungsprozeß der Unternehmen unterstützend zu begleiten.
64
Vgl. Landesregierung Sachsen-Anhalt, Landesentwicklungsbericht 1993, Magdeburg 1993.
83
GRW-Förderung und ergänzende Förderaktivitäten des Landes für den Mittelstand Im Jahr 1992 wurden an Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes in Sachsen-Anhalt GRWZuschüsse in Höhe von 1,5 Mrd. DM ausgezahlt. Dadurch wurden Investitionen in Höhe von 7,5 Mrd. DM und rund 45 000 Arbeitsplätze gefördert. Nach Berechnungen des ISW65 flössen rund 35 vH dieser Mittel in die Chemische Industrie und die Mineralölverarbeitung. Auf diese Bereiche entfielen rund 13 vH der geförderten Arbeitsplätze. Mit 16 vH der Fördermittel wurde der Stahl-, Maschinen- und Fahrzeugbau bedacht; damit wurden 38 vH der geförderten Arbeitsplätze erreicht. Tabelle 3-31 belegt, daß im Jahr 1992 rund 45 vH der Fördermittel auf Großprojekte mit einem Investitionsvolumen von mehr als 100 Mill. DM entfielen. Damit wurden kapitalintensive Arbeitsplätze mit einem durchschnittlichen Investitionsvolumen von 435 000 DM pro Arbeitsplatz gefördert. TABELLE 3 - 3 1
Größenklassen der GRW-geforderten Investitionen in Sachsen-Anhalt im Jahr 1992
Größenklasse
Förderfälle
Geförd. Invest.volumen Mill. DM
GRWZuschüsse
Geförd. Arbeitsplätze
Mill. DM
Invest. Zuschuß je Arbeits- je Arbeitsplatz platz DM DM
100 Mill.
38 232 180 440 30 11 16
2 63 127 2121 1012 686 3 453
0,4 12 22 407 199 142 716
149 2 860 3 738 22171 5 189 3 042 7 929
14 465 22 032 34 067 95 659 195 081 225 356 435 718
2557 4 197 5 998 18 341 38 370 46 724 90 367
Insgesamt
947
7 464
1498
45 077
165 605
33 243
Quelle: Berechnungen des isw auf Basis von Daten des Ministeriums für Wirtschaft, Technologie und Verkehr des Landes Sachsen-Anhalt.
65
Vgl. ISW, Regionale Wirtschaftsförderung in Sachsen-Anhalt. Bestandsaufnahme und Handlungsbedarf zum effizienten Einsatz von Fördermitteln im Rahmen der Gemeinschaftsaufgabe "Verbesserung der regionalen Wirtschaftstruktur", Halle 1993, Anhang.
84
Im Unterschied zu anderen Bundesländern erfolgt in Sachsen-Anhalt weder eine regionale noch eine sektorale Konzentration der gewerblichen GRW-Förderung. Hinter dieser Förderphilosophie steht die Überlegung, daß die Fördermittel nicht zu den ausschlaggebenden Standortfaktoren zählen, sondern nur der besseren Ausnutzung vorhandener Standortvorteile dienen können. Eine regionale Differenzierung der Fördersätze ist lediglich bei den Mitteln für die wirtschaftliche Infrastruktur vorgesehen. Zur Förderung des Mittelstands existiert ein Mittelstandsförderungsgesetz mit einem Mittelvolumen von 43,5 Mill. DM (1992). Die wichtigsten Programmteile sind: •
Zinszuschußprogramm (Zuschüsse zu Zinszahlungen bei Hausbankkrediten) - Förderung von freien Berufen und KMU der gewerblichen Wirtschaft mit bis zu 250 Dauerarbeitsplätzen und maximal 40 Mill. DM Umsatz. Nur 1 vH der Anträge stammen aus der Industrie, ein Drittel aus dem Handwerk (Angaben für 1991/1992).
•
Zuschuß zur Beteiligung an Messen und Ausstellungen - Förderung von freien Berufen und KMU der gewerblichen Wirtschaft mit bis zu 250 Dauerarbeitsplätzen und maximal 40 Mill. DM Umsatz, die nicht im Besitz eines Großunternehmens sind. - Aus der Industrie stammen 10 vH der Anträge; 14 vH der bewilligten Mittel kamen der Industrie zugute (Angaben für 1991/1992).
•
Förderung des Absatzes heimischer Produkte - Unterstützung bei der Erstellung von Absatzstrategien, Werbestrategien und Konzeptionen für den Vertrieb; Erarbeitung von Marktanalysen und Vorschlägen zur Produktgestaltung. - Maximal 50 000 DM oder 70 vH der Auftragssumme für die Erstellung des Absatzkonzeptes. - Mit nur 13 Anträgen und einer Fördersumme von 381 000 DM im Jahr 1992 ist das Programm nur unbefriedigend angenommen worden.
• • •
Förderung von Unternehmensberatungen für KMU Auftragsvergabe an einheimische KMU Förderung der beruflichen Qualifizierung
Als weitere landesspezifische Programme existieren: •
Bürgschaften des Landes Sachsen-Anhalt - Bürgschaften im Falle einer Unternehmensgründung, Unternehmensübernahme oder -beteiligung sowie bei Investitionen zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit. - Bürgschaftsvolumen: bis zu 1 Mill. DM (supplementär zu Bundesbürgschaften (über 20 Mill. DM) und Bürgschaften der Deutschen Ausgleichsbank (1-20 Mill. DM)).
85
TABELLE 3 - 3 2
Entwicklung der Beschäftigung im Bergbau und verarbeitenden Gewerbe in Sachsen-Anhalt
Beschäftigte Januar 91
Veränderung
Juli 93
1993/91
absolut Bergbau
Januar 91
Juli 93
in vH
Abweichung der Struktur gegenüber Ostdeutschl. Juli 93 vH-Punkte
33 515
10 591
-68,4
7,8
6,6
0,0
Grundstoff- und Produktionsgütergewerbe Gew. u. Verarb. v. Steinen und Erden Eisenschaffende Industrie NE-Metallerzeugung, -halbzeugwerke Gießerei Stab- und Drahtzieherei Chemische Industrie Holzbearbeitung Zellstoff-, Holzschliff-, Papierund Pappeerzeugung Gummiverarbeitung
155 073 16778 45 751 10 731 8126 3639 90 270 2402
49 513 8 359 1780 2952 2294
-68,1 -50,2 -96,1 -72,5 -71,8
30,8 5,2 1,1 1,8 1,4
11,7 0,3 -0,8 1,2 0,0
28465 194
-68,5 -91,9
36,0 3,9 10,6 2,5 1,9 0,8 21,0 0,6
17,7 0,1
10,7 -0,3
Investitionsgüter produzierendes Gewerbe Stahlverformung, Oberflächenveredlung, Härtung Stahl- und Leichtmetallbau, Schienenfahrzeugbau Maschinenbau Straßenfahrzeugbau, Rep. v. Kfz Schiffbau Luft- und Raumfahrzeugbau Elektrotechnik, Rep. v. Haushaltsgeräten Feinmechanik, Optik, Herst, v. Uhren Herst, v. EBM-Warcn Herst, v. Büromaschinen, ADV-Geräten
169 932
45,2
-3,6
1,1 72649
-57,2
39,5
2473
-
20843 1723 7 344 -
.
.
-
4 916
33 148 96 157 8 203
.
24 363 26499 5 448 645 -
8 741 588 3892 -
1,5 -26,5 -72,4 -33,6 -
-58,1 -65,9 -47,0 -
7,7 22,3 1,9
15,2 16,5 3,4 0,4
4,2 1,9 -1,8 -1,5
-
-
4,8 0,4 1,7
5,4 0,4 2,4
-
-
-4,9 -1,4 -0,1 -0,3
Verbrauchsgüter produzierendes Gewerbe Herst, v. Musikinstrumenten, Spiel- und Sportwaren Feinkeramik Herst, u. Verarb. von Glas Holzverarbeitung Papier- und Pappeverarbeitung Druckerei, Vervielfältigung Herst, v. Kunststoffwaren Ledererzeugung Lederverarbeitung Textilgewerbe Bekleidungsgewerbe
39 972
13 257
-66,8
9,3
8,3
-7,4
1119 2060 491 9 353 1816 3 513 5 095
357 791 298 3 710 600 3 310 2 752
-68,1 -61,6 -39,3 -60,3 -67,0 -5,8 -46,0
0,3 0,5 0,1 2,2 0,4 0,8 1,2
0,2 0,5 0,2 2,3 0,4 2,1 1,7
-0,5 -0,6 -1,0 -1,0 -0,3 0,0 -0,1
6 760 1247 8 356
609
-91,0
0,4
-0,1
701
-91,6
1,6 0,3 1,9
0,4
-1,1
Nahrungs- und Genußmittelgewerbe Ernährungsgewerbe Tabakverarbeitung
31 953
14 563
-54,4
7,4
9,1
-0,8
430 445
160573
-62,7
100,0
100,0
0,0
Sachsen-Anhalt insgesamt Quelle: Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt.
86
Struktur
.
.
. .
TABELLE 3 - 3 3
Zahl der Betriebe und Umsatz im Bergbau und verarbeitenden Gewerbe in Sachsen-Anhalt
Zahl der Betriebe Juli 93
Anzahl der Struktur Beschäftigten Juli 93 je Betrieb in vH
Gesamtumsatz 1992 Mill. DM
Struktur Umsatz je 1992 Beschäftigten in vH
1000 DM
5
0,4
2118
1630
6,9
153,9
Grundstoff- und Produktionsgütergewerbe Gew. u. Verarb. v. Steinen und Erden Eisenschaffende Industrie NE-Metallerzeugung, -halbzeugwerke Gießerei Stab- und Drahtzieherei Chemische Industrie Holzbearbeitung Zellstoff-, Holzschliff-, Papierund Pappeerzeugung Gummiverarbeitung
243 129 6 6 21 9 55 5
19,5 10,3 0,5 0,5 1,7 0,7 4,4 0,4
204 65 297 492 109
8 792 1341 416 1215 176
37,5 5,7 1,8 5,2 0,8
177,6 160,5 233,7 411,4 76,9
518 39
4 591 32
19,6 0,1
161,3 165,9
7
0,6
Investitionsgüter produzierendes Gewerbe Stahlverformung, Oberflächenveredlung, Härtung Stahl- und Leichtmetallbau, Schienenfahrzeugbau Maschinenbau Straßenfahrzeugbau, Rep. v. Kfz Schiffbau Luft- und Raumfahrzeugbau Elektrotechnik, Rep. v. Haushaltsgeräten Feinmechanik, Optik, Herst, v. Uhren Herst, v. EBM-Waren Herst, v. Büromaschinen, ADV-Geräten
616
49,4
118
25
2,0
99
132 179 117 5
10,6 14,3 9,4 0,4
185 148 47 129
Verbrauchsgüter produzierendes Gewerbe Herst, v. Musikinstrumenten, Spiel- und Sportwaren Feinkeramik Herst, u. Verarb. von Glas Holzverarbeitung Papier- und Pappeverarbeitung Druckerei, Vervielfältigung Herst, v. Kunststoffwaren Ledererzeugung Lederverarbeitung Textilgewerbe Bekleidungsgewerbe
206
16,5
64
1480
6,3
111,6
8 7 6 69 12 23 50 1 14 1 14
0,6 0,6 0,5 5,5 1,0 1,8 4,0 0,1 1,1 0,1 1,1
45 113 50 54 50 144 55
17 50
0,1 0,2
48,5 62,8
418 59 382 377
1,8 0,3 1,6 1,6
112,7 99,0 115,4 137,0
44
66
0,3
107,7
50
71
0,3
100,9
Nahrungs- und Genußmittelgewerbe Ernährungsgewerbe Tabakverarbeitung
178 177 1
14,3 14,2 0,1
82
3 665
15,6
251,7
1248
100,0
Bergbau
Sachsen-Anhalt insgesamt
-
-
-
-
82 15 61
6,6 1,2 4,9
-
-
-
-
-
107 39 64 -
7 900
33,7
108,7
2824 2789 890
12,0 11,9 3,8
115,9 105,3 163,3
-
-
685 49 458
2,9 0,2 2.0
-
-
•
129
-
78,4 83,8 117,7 -
•
23 467
100,0
146,1
Quelle: Statistisches Landesamt Sachscn-Anhalt.
87
•
Mittelständische Kapitalbeteiligung -
3.2.2.5
Mittelständische Beteiligungsgesellschaft (gegründet Mitte 1992) übernimmt stille Beteiligungen ohne Sicherheiten in einer maximalen Höhe von 25 Mill. DM zur Eigenkapitalaufstockung eines Unternehmens. Umsatzobergrenze der geförderten Unternehmen: 100 Mill. DM. Thüringen
Industriestruktur Das flächenmäßig kleinste der neuen Bundesländer mit 2,6 Mill. Einwohnern beschäftigt 16 vH der im ostdeutschen Bergbau und verarbeitendem Gewerbe Tätigen. Die Industrie ist auf der Achse Eisenach, Erfurt, Jena und Gera konzentriert. Tabelle 3-34 Bestand der Treuhandunternehmen in Thüringen nach Beschäftigtengrößenklassen im verarbeitenden Gewerbe Beschäftigtengrößenklasse
20 50 100 250 500 1 000 1 500 1 500
Zahl der Unternehmen 49 36 35 42 20 6 0 1
Stand: März 1993 Quelle: Spezielle Auswertung des Thüringer Ministeriums für Wirtschaft und Verkehr für das DIW.
Der Abbau der Beschäftigten auf 29-vH (Juli 1993 gegenüber Januar 1991) ist höher als in allen anderen ostdeutschen Ländern. Die traditionell schon vor der Wende dominierenden Branchen haben weiterhin das größte Gewicht (gemessen an der Zahl der Beschäftigten): der Maschinenbau (mit 14 vH), die Elektrotechnik und das Nahrungs- und Genußmittelgewerbe (mit jeweils 11 vH), gefolgt von der Feinmechanik/Optik (8 vH) und dem Straßenfahrzeugbau (7 vH). Relativ hohe Einbußen verzeichnen die Büromaschinenhersteller und verschiedene Verbrauchsgüterbereiche (so das Textil-, Leder- und Bekleidungsgewerbe), obgleich Thüringen mit 24,4 vH der Beschäftigten immer noch den höchsten Anteil des Verbrauchsgüter produzierenden Gewerbes in Ostdeutschland hat (Bedeutung der Holzverarbeitung!).
88
Insgesamt zeichnet sich Thüringen durch ein ähnlich breites Branchenprofil wie Sachsen aus, gleichwohl ist auch in Thüringen der strukturelle Anpassungsprozeß noph nicht abgeschlossen. Es ist mit weiteren Arbeitsplatzverlusten zu rechnen, insbesondere in den Branchen mit noch relativ hohen Beständen an schwer zu privatisierenden Treuhandbetrieben: Die insgesamt 24 700 Beschäftigten (Stand März 1993) in knapp 200 Treuhandbetrieben (ca. 20 vH aller Industriebeschäftigten) konzentrierten sich auf den Maschinenbau (7 800 Beschäftigte), das Glasgewerbe und die Feinkeramik (3 100), den Fahrzeugbau (2 200), die Textil- und Bekleidungsindustrie (2 500), die Eisen-, Metallerzeugung, Stahlverformung (1 500) und das Papierund Druckgewerbe (1 300). Die Statistik der TH-Unternehmen nach Beschäftigtengrößenklassen gibt einen Anhaltspunkt für Entwicklungsmöglichkeiten mittelständischer Strukturen (vgl. Tabelle 3-34). Lediglich ein Unternehmen, die Umformtechnik Erfurt GmbH, gehört noch zur Größenklasse über 1 000 (mit rund 1 700 Beschäftigten). Tabelle 3-35 zeigt die Größenstruktur der Unternehmen im Land Thüringen: Danach gab es zum 30.9.1993 nur noch wenige mit über 500 Beschäftigten. Die Zahl ist gegenüber 1992 noch weiter zurückgegangen. Über die Konzerngebundenheit, d.h. den Status "mittelständisch", kann diese Statistik keine Informationen liefern. Es bleibt abzuwarten, wie stark die Impulse sein werden, die von High-Tech-Standorten wie Jena (Mikrosystemtechnik, Feinmechanik, Optik) oder aus anderen Initiativen wie dem Süd-Thüringer Forschungsverbund 66 auf vorhandene oder neue innovative technologieorientierte Unternehmensgründungen ausgehen werden. Das Beispiel der Opel-Werke in Eisenach eignet sich dazu, Interdependenzen zwischen Großbetrieben und mittelständischen Unternehmen im Umkreis zu analysieren. Leider liegen über die Lieferstrukturen nur wenige Daten vor. Bis zum Jahresende 1993 sollen im Werk 2 000 Beschäftigte tätig sein und durch Zulieferer aus der Region noch zusätzlich ca. 3 000 gebunden werden, davon rund 1 000 in der Stadt Eisenach und im näheren Umfeld. Bislang werden noch viele Baugruppen aus Spanien oder den alten Bundesländern bezogen. Nur 1 vH (d.h. 30 Teile von 3 000) stammen aus Thüringen - so die offizielle Verlautbarung der Opel-Werke; keine Informationen gibt es über die wertmäßigen Proportionen. Von Opel werden für den geringen Anteil Preis- und Qualitätsprobleme bei potentiellen ostdeutschen Unternehmen angeführt. Sicherlich spielen aber auch eingespielte Kooperationsbeziehungen eine Rolle. In Thüringen hofft man, daß einige Produktionen wegen der hohen Transportkosten auf Thüringen verlagert werden können. Opel plant einen Zuwachs ostdeutscher Zulieferungen auf 230 vH (auf der Basis eines sehr niedrigen Ausgangsniveaus). Bislang zählen zu den Zulieferbetrieben im Umfeld bereits einige ostdeutsche MBO, insbesondere die Fahrzeugelektrik GmbH Eisenach FER, mit 570 Beschäftigten eines der größten ostdeutschen MBO, das auch VW, BMW und Ford beliefert. Andere Zulieferer gehören allerdings zu westdeutschen Konzernen (z.B. BMW Eisenach, Robert Bosch Fahrzeugelektrik GmbH Eisenach). Weitere inzwischen mittelständische Unternehmen, die
66
Bestehend aus der TU Ilmenau, dem CIM Technologie-Transferzentrum Suhl und der Fachhochschule Schmalkalden.
89
TABELLE 3 - 3 5
Zahl der Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes nach Beschäftigtengrößenklassen in Thüringen - Stand September 1992 -
unter 100
100-199
davon mit... Beschäftigten 200-499 500 - 999
1000 u. m. Insgesamt
Zahl der Unternehmen Bergbau Grundstoff- und Produktionsgütergewerbe Investitionsgüter produzierendes Gewerbe Verbrauchsgüter produzierendes Gewerbe Nahrungs- und Genußmittelgewerbe
3 149 329 315 120
4 20 78 70 29
1 11 60 19 15
3 6 22 7 1
1 2 6 1 0
12 188 495 412 165
Insgesamt
916
201
106
39
10
1 272
1 008
175
88
23
10
1 304
nachrichtlich: Stand 30. 9. 1993
Anteile der Größenklassen in den Hauptgruppen in vH Bergbau Grundstoff- und Produktionsgütergewerbe Investitionsgüter produzierendes Gewerbe Verbrauchsgüter produzierendes Gewerbe Nahrungs- und Genußmittelgewerbe
25,0 79,3 66,5 76,5 72,7
33,3 10,6 15,8 17,0 17,6
8,3 5,9 12,1 4,6 9,1
25,0 3,2 4,4 1,7 0,6
8,3 1,1 1,2 0,2 0,0
100,0 100,0 100,0 100,0 100,0
Insgesamt
72,0
15,8
8,3
3,1
0,8
100,0
nachrichtlich: Stand 30. 9.1993
77,3
13,4
6,7
1,8
0,8
100,0
Quelle: Thüringer Landesamt für Statistik.
90
ÜBERSICHT 3-4
Entwicklung von industriellen Zentren in Thüringen
Quelle: Entwicklung von industriellen Zentren. Konzept des Thüringer Ministeriums für Wirtschaft und
früher Wartburg-Zulieferanten waren, hoffen auf neue oder höhere Aufträge (z.B. Produzenten von Autositzen, Stoßstangen, Schall isolationsmatten, Gelenkwellen). Bemerkenswert ist aber auch, daß einige mittelständische Unternehmen ihre Produktpalette ganz im Hinblick auf Opel mit Erfolg umgestellt haben; so ein bisheriger Bürsten- und Besenhersteller (mit derzeit 75 Beschäftigten), der inzwischen Schall isolationsmatten für den Opel-Corsa herstellt. Schwerpunkte der Landespolitik im Bereich der Industrie Es gibt ein übergreifendes Konzept zur "Entwicklung industrieller Zentren" (vgl. Übersicht 3-4). Man arbeitet daran, das Modell inhaltlich auszugestalten, d.h. in einigen Regionen (Kreisen) mit den Landratsämtern und Kommunen Konzepte für die industriellen Zentren auszuarbeiten. Dieses Modell kann auch die Entwicklungsmöglichkeiten für mittelständische Unternehmen verbessern. 67 Die industriellen Zentren sollen auf den vorhandenen Industriezweigen aufbauen; als Beispiele hierfür werden angeführt:
67
Inzwischen wurden in Thüringen Projekte zur Sicherung von mehr als 7 200 Arbeitsplätzen im Rahmen des § 249h des Arbeitsförderungsgesetzes bestätigt (Stand Ende November 1993). Dazu hat das Land 56,5 Mill. DM an Landeszuschüssen bereitgestellt. § 249h regelt die Beschäftigung von speziellen ABM-Projekten (z.B. für Umweltaufgaben, Betriebsflächensanierung), bei denen die Bundesanstalt für Arbeit nur noch die Lohnkostenzuschüsse in Höhe des Arbeitslosengeldes zahlt und andere Träger (in der Regel das Land und die Treuhandanstalt) den Rest finanzieren.
91
der Fahrzeugbau im Raum Eisenach, die Optische/Elektronik-/Glas-Industrie im Raum Jena/Ilmenau, die Mikroelektronik-Industrie im Raum Erfurt, die Keramische Industrie im Raum Hermsdorf/Sonneberg, die Chemische Industrie im Raum Rudolstadt. Ein wichtiger Baustein dieses Konzepts ist das Thüringer Privatisierungsmodell ("Sanierung regional- und strukturpolitisch bedeutsamer Unternehmen"). Es geht von folgender Konstruktion aus: Vom "Thüringer Wirtschaftsgipfel" 68 ausgewählte "bedeutsame" Thüringer Industriebetriebe (überwiegend Treuhandbetriebe) sollen als Holdings in Form der Kapitalbeteiligungsgesellschaften von Banken übernommen werden, primär nach dem Modell der Finanz-/Managementholdings. Die Banken sollen Kredite für Modernisierungsinvestitionen bereitstellen. Vorteile für diese ausgewählten Unternehmen: 1. Entschuldung durch die THA, Liquiditätsmittel für Sanierungs-Investitionsaufwendungen (als Einzelfallösung durch die THA am 25.6.1993 bestätigt), 2. seitens des Landes: GRW-Mittel, Ausfallbürgschaften und Eigenkapitalhilfe.
•
•
Ausgangspunkt war das Versprechen der westdeutschen Banken, 1 Mrd. DM für solche Kapitalbeteiligungen zur Verfügung zu stellen ("Solidarpakt"). Dabei war die Grundidee, daß nachdem von den Banken bereits einige Unternehmen gewinnbringend verkauft sind, andere nachrücken können. Dabei gibt es in Thüringen keine endgültigen Listen für die ausgewählten Unternehmen: Die Bankenbeteiligung reicht nicht für alle vom Land ausgewählten Unternehmen, man begann zunächst mit 11 - weitere 18 folgten. 69 Die Liste der 29 Unternehmen ist inzwischen veröffentlicht. Neben der "dünnen Managementdecke" ist der finanzielle Engpaß das Hauptproblem für dieses Modell: 70 Das Land Thüringen hatte ursprünglich proportional zur Bevölkerung bezogen auf die angekündigte 1 Mrd. DM einen Anteil von 16 vH eingeplant (d.h. 165 Mill. DM). Inzwischen wurden in einem Nachtragshaushalt zur GRW zusätzlich 114 Mill. DM vorgesehen, vor allem auch für diese Unternehmen. Das Prozedere läuft bisher wie folgt: 1)
Die Banken verlangen von der THA eine Erklärung zur Sanierungswürdigkeit des Unternehmens (innerhalb von 3-5 Jahren) anhand einer betriebswirtschaftlichen Kriterienliste;
68
Ein Beratungsgremium, dem unter Leitung des Thüringer Ministeriums für Wirtschaft und Verkehr der Arbeitgeberverband, die Industrie- und Handelskammern sowie die Gewerkschaften angehören. 69
Beginnend mit Unternehmen des Maschinenbaus, der Elektrotechnik, danach Unternehmen anderer Branchen (Textil/Bekleidung, Glas/Keramik, Fahrzeugbau). 70
Ein Zusage liegt bislang vor von der Landesbank Hessen-Thüringen mit einer Beteiligung in Höhe von 40 Mill. DM.
92
2)
die Bank bestimmt den Wirtschaftsprüfer, der in ihrem Auftrag ein Gutachten erstellt, und entscheidet somit letztlich über die Kapitalbeteiligung;
3)
das Land ist nun nicht mehr aktiv, kann also nur am Anfang beim Vorschlag auf Grund der regionalpolitischen Bedeutung Einfluß auf die Auswahl der Unternehmen nehmen.
Die Liste der bisher ausgewählten 29 Unternehmen wurde auf dem "4. Wirtschaftsgipfel 11 (Mitte Juli 1993) festgelegt, um einen Konsens zwischen dem Land, den Wirtschaftsverbänden (Arbeitgeber), den Kammern und den Gewerkschaften herzustellen. "Ordnungspolitisch" setzt man sich vom ATLAS-Modell ab, indem man betont, daß Unternehmen, die von Banken-Holdings akzeptiert werden, als privatisiert gelten und somit GRWZuschüsse erhalten dürfen. Das Modell soll möglicherweise später auch auf private Beteiligungsgesellschaften ausgedehnt werden (auch Beteiligungsgesellschaften für Mitarbeiter sind möglich). Das Privatisierungsmodell mit den Kapitalbeteiligungsgesellschaften der Banken zielt vorrangig auf ausgewählte Treuhandbetriebe. Davon zu unterscheiden ist eine im November 1993 vollzogene Gründung eines Thüringer Industriebeteiligungs-Fonds (TIF) für existenzgefährdete mittelständische (d.h. überwiegend bereits privatisierte) Industrieunternehmen. Ziel ist es, diesen Unternehmen eine ausreichende Eigenkapitalausstattung zu verschaffen. Zwar handelt es sich hier im Kern um Venture-CapitalGesellSchäften nach anglo-amerikanischem Vorbild; allerdings soll nicht die Erzielung einer überdurchschnittlichen Beteiligungsrendite im Vordergrund stehen, sondern vielmehr die Versorgung mittelständischer Unternehmen mit Risikokapital. Das Land bringt als "Startkapital" 200 Mili. DM in eine Stiftung ein. 71 Dieser Beteiligungsgesellschaft liegen folgende Absichten zugrunde: Das Land erwirbt nur Minderheitsanteile. Die 200 Mill. DM Haushaltsmittel, die nicht als verlorene Zuschüsse, sondern als Beteiligung, also Kapital, eingesetzt werden (wodurch auch Einfluß auf Management, Produkt und Marketing genommen wird), sollen durch Bankenkapital aufgestockt werden. Eventuell soll als Anreiz für die Banken eine Haftungsgarantie geleistet werden. Bei nicht ausreichender Beteiligung der Banken sollen eine Art "Aktienfonds" oder "Genußscheine" (verzinsliche Wertpapiere) geschaffen werden mit einer Landessicherheit, die aufgrund der vorteilhafteren Zinssätze gegenüber anderen Wertpapieren gegen fällig werdende Festgelder von privaten Anlegern eingetauscht werden können.
71
Die Stiftung ist wiederum als Kommanditist an einer GmbH & Co. KG sowie als Gesellschafter an der Komplementär-GmbH beteiligt. Als Vorstand der Stiftung wird die Thüringer Aufbaubank bestellt. Angestrebt werden befristete Kapitalbeteiligungen. Sollten sich die Unternehmen also zukünftig am Markt behaupten können, wäre eine Veräußerung der Beteiligungsanteile anzustreben. (Quelle: Informationen des Ministeriums für Wirtschaft und Verkehr vom Dezember 1993).
93
GRW-Förderung und ergänzende Förderaktivitäten des Landes für den Mittelstand Die Differenzierung der Fördersätze der GRW erfolgt in Thüringen nach folgendem Schema: Förderhöchstsätze erhalten alle Unternehmen bis 150 Beschäftige, unabhängig davon, ob diese zu den Kategorien a), b) oder c) gehören. Erst bei den Unternehmen mit über 150 Beschäftigten setzt eine gestufte Differenzierung ein: a) b) c)
Strukturschwache Kreise (definiert) erhalten Höchstsätze; normale Fördergebiete erhalten mittlere Fördersätze; Gebiete mit günstiger Verkehrsanbindung 72 erhalten den geringsten Fördersatz.
Arbeitsmarktgesichtspunkte sollen besonders berücksichtigt werden: Das förderungsfähige Investitionsvolumen beträgt je neu geschaffenem Dauerarbeitsplatz höchstens 600 000 DM (a) bzw. 400 000 DM (b,c). Thüringen kann inzwischen einen hundertprozentigen Mittelabfluß bei der GRW aufweisen (bis Ende 1992: 90 vH). Als ausschlaggebend für diesen Erfolg und die schnelle Bearbeitung der Anträge gilt folgendes Prozedere: Antragstellung bei der Thüringer Landes-Wirtschaftsfördergesell schaft 73 Entscheidung und Mittelplanung im Thüringer Ministerium für Wirtschaft und Verkehr Abruf der Mittel über die Thüringer Aufbaubank. Im Prinzip reichten die GRW-Mittel für 1992/1993 nicht aus, um alle Anträge zu bedienen. Aus diesem Grunde schrieb man alle Unternehmen an, die Anträge eingereicht haben, mit dem Hinweis der Möglichkeit der Übertragung beantragter Mittel auf das Jahr 1993 bzw. 1994. Damit sollten sie bis zum 15. September veranlaßt werden, bewilligte Mittel freizugeben, die sie fristgemäß noch nicht einsetzen können.74 Dadurch ist es gelungen, 1992 z.B. 290 Mill. DM Barmittel freizubekommen und zu 100 Prozent für andere Anträge einzusetzen. Für den Zeitraum Oktober 1990 bis zum Dezember 1993 wurde die gewerbliche Wirtschaft insgesamt
72
Eisenach, Gotha, Weimar und an der A9 gelegene Städte. Die Landeshauptstadt Erfurt wurde ausgenommen, d.h. gehört zum normalen Fördergebiet. 73
Die Anträge werden von der Thüringer Landes-Wirtschaftsfördergesellschaft (TLW) bearbeitet, und zwar mit dafür ausreichendem Personal, das gleichzeitig auch die Investoren bei den Förderanträgen berät. Über Anträge kann im allgemeinen dadurch nach spätestens 6 Wochen im Förderausschuß entschieden werden. Man beginnt in jedem Falle mit der Bearbeitung von Anträgen, auch wenn diese noch nicht komplett sind (z.B. in Bezug auf ungeklärte Eigentumsverhältnisse). Gleichwohl gibt es auch einige Anträge, die am Ende doch noch wegen mangelnder Vollständigkeit längere Zeit liegen bleiben, bis über diese abschließend entschieden werden kann. 74
Z.B. wegen Verzögerungen bei der Bereitstellung oder infrastrukturellen Ausstattung von Gewerbegebieten oder auf Grund sonstiger stockender Planungs- und Genehmigungsverfahren für Industrieproduktionen.
94
aus Haushaltsmitteln der GRW in Höhe von 3,5 Mrd. DM gefördert, 75 davon entfielen mehr als 80 vH auf das verarbeitende Gewerbe. Außerdem ist festzustellen: •
• •
Im Vergleich zu 1991 (eher Förderung von Großvorhaben wie Opel, Bosch, BMW, CocaCola, Zeiss) verlagert sich die GRW-Förderung seit 1992 überwiegend auf kleine und mittlere Unternehmen. Es dominieren beim geförderten Investitionsvolumen Neuerrichtungsinvestitionen mit 94 vH (Erweiterung: 5 vH, Rationalisierung: 1,0 vH). Nur 0,6 vH der geförderten Vorhaben entfallen auf Unternehmen in der Größenklasse über 500 Beschäftigte (bezogen auf den gesamten Zeitraum 31.10.1990 - 30.11.1993) mit einem Investitionsvolumen von 16 vH.
50 vH des geförderten Investitionsvolumens entfallen auf 8 Wirtschaftszweige. An der Spitze liegen mit jeweils etwa 9 vH das Ernährungsgewerbe, der Fahrzeugbau, die Metallindustrie sowie die Glas- und Keramikindustrie, gefolgt von der Gummi- und Kunststoffindustrie (mit 7 vH). Zu den anderen Branchen mit noch relativ hohen Anteilen von jeweils ca. 5 vH zählen Steine/Erden, der Maschinenbau und die Elektrotechnik. Die GRW gilt vom Umfang her als die wichtigste Fördermaßnahme für die mittelständische Industrie. Neben der GRW und den speziellen Technologieförderprogrammen gibt es ein breites Spektrum von Landesprogrammen; ein Teil der Programme dient als Ergänzung zur GRW, d.h. betrifft Wirtschaftsbereiche, die nicht GRW-fähig sind, ein Teil ist mit der GRW-Förderung zu kombinieren und soll eine Ergänzung zu den Bundesprogrammen darstellen und vor allem das Eigenkapitalproblem mindern. Für alle Mittelstandsprogramme sind 1993 etwa 85 Mill. DM aus dem Thüringer Haushalt bereitgestellt worden. Schwerpunkte sind hier mit 22,5 Mill. DM das Zinszuschußprogramm sowie das Umlaufmittel- und Konsolierungsprogramm mit zusammen 32,5 Mill. DM. •
Thüringer Zinszuschußprogramm Zuwendungsempfänger: Unternehmen bis 150 Beschäftigte mit weniger als 30 Mill. DM Umsatz. Zinszuschuß von 3,5 vH für den Hausbankkredit bis zu 10 Jahren. Antragsweg über Hausbank zum Thüringer Wirtschaftsministerium. Ausgeschlossen sind GRW-fähige Vorhaben. Dieses Programm (seit 1991 in Kraft) bezieht sich somit weniger auf das verarbeitende Gewerbe als auf Handel, Transport, Handwerk. Das Programm wurde im Herbst 1993 ersetzt von einem anderen Programm, dem Thüringer Mittelstandskreditprogramm. Dies sieht keinen Zinszuschuß vor, sondern Darlehen zu günstigen Zinssätzen (5,0 % - 4 %, Laufzeit 10 Jahre, Darlehenshöchstbetrag 750 000 DM). Zuwendungsempfänger: Unternehmen bis 250 Beschäftigte, bis 40 Mill. DM Umsatz. Diese Vorschrift gilt auch für alle folgenden Programme.
•
Thüringer Umlaufmittelprogramm Gewährt zinsgünstige Darlehen zur Finanzierung von Umlaufmitteln insbesondere für Existenzgründungen, MBO/MBI, Reprivatisierungen für die gewerbliche Wirtschaft ein-
75
Nach Aussagen der Unternehmer konnten dadurch rund 137 000 neue Arbeitsplätze geschaffen und 12 500 vorhandene gesichert werden. (Vgl. "Ergebnisse der GRW im Zeitraum Oktober 1990 bis 31.12.1992" (interner Bericht des Ministeriums für Wirtschaft und Verkehr Thüringen).
95
TABELLE 3-36
GRW-Förderung für die gewerbliche Wirtschaft in Thüringen von Oktober 1990 bis Dezember 1993 nach Beschäftigtengrößenklassen
Vorhaben Größenklasse
Investitionsvolumen
Zuschuß
Arbeitsplätze insgesamt in den GRWgeförderten - in Mill. DM- - in Mill. DM - Unternehmen
1-50 51 -100 101 - 500 mehr als 500
3461 370 262 25
5 611,4 2432,1 6 531,9 2 866,9
1 082,4 473,2 1 327,8 583,4
52 695 25 542 49 132 22168
Insgesamt
4 118
17 442,3
3 466,7
149 537
- Struktur in vH 1-50 51 - 250 251-500 mehr als 500 Insgesamt
84,0 9,0 6,4 0,6
32,2 13,9 37,4 16,4
31,2 13,6 38,3 16,8
35,2 17,1 32,9 14,8
100,0
100,0
100,0
100,0
Quelle: Thüringer Ministerium für Wirtschaft und Verkehr.
schließlich Ernährungsgüterindustrie und wirtschaftsnahe freie Berufe. •
Thüringer Konsolidierungsprogramm Gewährt langfristige, zinsgünstige Darlehen zur Umschuldung kurzfristiger Verbindlichkeiten für die gewerbliche Wirtschaft einschließlich Ernährungsgüterindustrie.
•
Bürgschaftsprogramme für Investitions- und Unternehmensmittelkredite des Landes, wenn bankmäßige Sicherheiten nicht in ausreichendem Maße vorhanden sind.
•
Programm zur Ansiedlung auf Altstandorten Förderung von Investitionen kleinerer und mittlerer Unternehmen auf Altstandorten sowie von Erschließungs-, Umbau- und Ausbauinvestitionen auf Altstandorten für die Industrie und handwerkliche Produktionsunternehmen. Förderung: projektbezogener, nicht rückzahlbarer Investitionszuschuß.
•
Beihilfen zur Sicherung von Investitionen in kleinen und mittleren Unternehmen ("KMUInvestitionssicherungsprogramm") für Industrieunternehmen und handwerkliche Produk-
96
tionsunternehmen, d.h. spezifisch für Unternehmen, "deren Unterstützung im gesamtwirtschaftlichen Interesse des Landes Thüringen liegt und die für die regionale Struktur von besonderer Bedeutung sind". Voraussetzung ist das Vorliegen eines tragfähigen Unternehmenskonzeptes. •
"KMU-Programm" (Zuwendung an kleine und mittlere Unternehmen) Zuwendung in Form von Zuschüssen (projektbezogene Beihilfe für Investitionen außer FuE und sonstige Ausgaben) jeweils höchstens 100 000 DM. Zielgruppe und Voraussetzungen wie zuvor.
•
Managementberatung (vor allem in den Bereichen Betriebswirtschaft, Marketing und Vertrieb) für die gewerbliche Wirtschaft, Handwerk, Handel, Industrie, Fremdenverkehr; als projektbezogene Anteilsfinanzierung, und zwar als Zuschuß. (50 vH der Beratungskosten, maximal 45 000 DM pro Halbjahr, 100 000 DM in drei Jahren.)
•
Messeförderungsprogramm (von fast allen Branchen in Anspruch genommen, besonders stark von den Branchen Glas, Porzellan, Spielwaren). Messeförderung 1992: 175 bewilligte Anträge; 1993 per 30.06. 225 bewilligte Anträge.
•
Exportberatungsprogramm Zuwendung beträgt maximal 1 000 DM für ein Tageshonorar für den Berater, maximal 5 Tage pro Jahr.
97
TABELLE 3 - 3 7
Entwicklung der Beschäftigung im Bergbau und verarbeitenden Gewerbe in Thüringen
Beschäftigte Januar 91
Veränderung
Juli 93
1993/91
absolut
Struktur Januar 91
vH-Punkte
in vH
Bergbau
16 459
2 948
-82,1
3,9
2,4
-4,1
Grundstoff- und Produktionsgütergewerbe Gew. u. Verarb. v. Steinen und Erden Eisenschaffende Industrie NE-Metallerzeugung, -halbzeugwerke Gießerei Stab- und Drahtzieherei Chemische Industrie Holzbearbeitung Zellstoff-, Holzschliff-, Papierund Pappeerzeugung Gummiverarbeitung
43101 9165
15 997 5 572
-62,9 -39,2
10,3 2,2
13,2 4,6
-
-
-
-
-
-
-
-
-
1,4
-6,0 -0,4 -1,9 -0,7 -0,0
3,2 0,9
-3,8 0,5
-
3 849 771 12009 2554
1709
-55,6
3928 1112
-67,3 -56,5
0,9 0,2 2,9 0,6
2 291 4 934
980 1710
-57,2 -65,3
0,5 1,2
0,8 1,4
0,2 0,7
Investitionsgüter produzierendes Gewerbe Stahlverformung, Oberflächenveredlung, Härtung Stahl- und Leichtmetallbau, Schienenfahrzeugbau Maschinenbau Straßenfahrzeugbau, Rep. v. Kfz Schiffbau Luft- und Raumfahrzeugbau Elektrotechnik, Rep. v. Haushaltsgeräten Feinmechanik, Optik, Herst, v. Uhren Herst, v. EBM-Waren Herst, v. Büromaschinen, ADV-Geräten
227 821
59 875
-73,7
54,6
49,3
0,5
2136
1616
-24,3
0,5
1,3
4 788 57199 31 255
4 574 17124 8 407
-4,5 -70,1 -73,1
1,1 13,7 7,5
3,8 14,1 6,9
55 604 36 912 18036 19769
13155 9177 4 738 1084
-76,3 -75,1 -73,7 -94,5
13,3 8,8 4,3 4,7
10,8 7,6 3,9 0,9
0,5 5,8 1,4 0,6
Verbrauchsgüter produzierendes Gewerbe Herst, v. Musikinstrumenten, Spiel- und Sportwaren Feinkeramik Herst, u. Verarb. von Glas Holzverarbeitung Papier- und Pappeverarbeitung Druckerei, Vervielfältigung Herst, v. Kunststoffwaren Ledererzeugung Lederverarbeitung Textilgewerbe Bekleidungsgewerbe
103784
29570
-71,5
24,9
24,4
8,7
9 011 11690 11417 15 066 2 219 3 478 5 320 1521 7 324 25 540 10443
1886 4151 4174 5 811 1416 1833 3565
-79,1 -64,5 -63,4 -61,4 -36,2 -47,3 -33,0
1,6 3,4 3,4 4,8 1,2 1,5 2,9
0,9 2,3 2,2 1,5 0,5 -0,5 1,1
933 2 958 2432
-87,3 -88,4 -76,7
2,2 2,8 2,7 3,6 0,5 0,8 1,3 0,4 1,8 6,1 2,5
0,8 2,4 2,0
0,2 -0,1 0,4
26133 23 809
13023
-50,2
6,3 5,7
10,7
0,9
417 298
121 413
-70,9
100,0
100,0
0,0
Nahrungs- und Genußmittelgewerbe Ernährungsgewerbe Tabakverarbeitung Thüringen insgesamt
.
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
Quellen: Thüringer Ministerium für Wirtschaft und Verkehr; Thüringer Landesamt für Statistik.
98
Juli 93
Abweichung der Struktur gegenüber Ostdeutschl. Juli 93
-7,2 -0,5 1,7 -1,9
TABELLE 3 - 3 8
Zahl der Betriebe und Umsatz im Bergbau und verarbeitenden Gewerbe in Thüringen
Zahl der Betriebe Juli 93
Anzahl der Struktur Beschäftigten Juli 93 je Betrieb in vH
Gesamtumsatz 1992 Mill. DM
Struktur Umsatz je 1992 Beschäftigten in vH
1000 DM
6
0,5
491
312
2,4
105,8
Grundstoff- und Produktionsgütergewerbe Gew. u. Verarb. v. Steinen und Erden Eisenschaffende Industrie NE-Metallerzeugung, -halbzeugwerke Gießerei Stab- und Drahtzieherei Chemische Industrie Holzbearbeitung Zellstoff-, Holzschliff-, Papierund Pappeerzeugung Gummiverarbeitung
198 105
15,3 8,1
81 53
2180 783
16,9 6,1
136,3 140,5
Bergbau
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
11 2 25 30
0,9 0,2 1,9 2,3
155
99
0,8
58,0
157 37
566 111
4,4 0,9
144,1 99,9
8 10
0,6 0,8
123 171
195 155
1,5 1,2
199,4 90,8
Investitionsgüter produzierendes Gewerbe Stahlverformung, Oberflächenveredlung, Härtung Stahl- und Leichtmetallbau, Schienenfahrzeugbau Maschinenbau Straßenfahrzeugbau, Rep. v. Kfz Schiffbau Luft- und Raumfahrzeugbau Elektrotechnik, Rep. v. Haushaltsgeräten Feinmechanik, Optik, Herst, v. Uhren Herst, v. EBM-Waren Herst, v. Büromaschinen, ADV-Geräten
535
41,4
112
4 982
38,6
83,2
26
2,0
62
157
1,2
97,0
47 148 103
3,6 11,4 8,0
97 116 82
258 1494 1046
2,0 11,6 8,1
56,4 87,3 124,5
107 32 65 7
8,3 2,5 5,0 0,5
123 287 73 155
1117 327 341 241
8,6 2,5 2,6 1,9
84,9 35,7 72,0 222,5
Verbrauchsgüter produzierendes Gewerbe Herst, v. Musikinstrumenten, Spiel- und Sportwaren Feinkeramik Herst, u. Verarb. von Glas Holzverarbeitung Papier- und Pappeverarbeitung Druckerei, Vervielfältigung 1 Herst, v. Kunststoffwaren Ledererzeugung Lederverarbeitung Textilgewerbe Bekleidungsgewerbe
388
30,0
76
2325
18,0
78,6
30 23 33 90 25 18 63 3 24 35 40
2,3 1,8 2,6 7,0 1,9 1,4 4,9 0,2 1,9 2,7 3,1
63 180 126 65 57 102 57
125 172 307 584 142 268 229 56 88 262 88
1,0 1,3 2,4 4,5 1,1 2,1 1,8 0,4 0,7 2,0 0,7
66,1 41,4 73,7 100,4 100,2 146,4 64,3
Nahrungs- und Genußmittelgewerbe Ernährungsgewerbe Tabakverarbeitung
166
12,8
78
3124
24,2
239,9
1293
100,0
94
12923
100,0
106,4
Thüringen insgesamt
-
-
-
-
-
-
-
-
-
39 85 61 ;
-
93,9 88,6 36,3
Quellen: Thüringer Ministerium für Wirtschaft und Verkehr, Thüringer Landesamt für Statistik.
99
4
Quantitative Entwicklung des industriellen Mittelstands
Die Abschätzung der Anzahl mittelständischer Unternehmen und ihrer Beschäftigten in den neuen Bundesländern gestaltet sich äußerst schwierig. Ein ungefähres Bild kann nur aus einem Mosaik von Statistiken und Schätzungen zusammengesetzt werden. Einzelne Ansatzpunkte bieten neben der amtlichen Statistik die statistischen Auswertungen der Förderinstitutionen, Forschungsberichte sowie eigene Unternehmensbefragungen des DIW. Statistische Aussagen zum industriellen Mittelstand in den neuen Bundesländern weisen grundsätzlich zwei Probleme auf: Zum einen sind Statistiken aufgrund des raschen Strukturwandels in den neuen Bundesländern schnell überholt. Gleichzeitig liegen Ergebnisse oft erst mit großer zeitlicher Verzögerung vor. Die Aussagefähigkeit des vorhandenen Materials muß deshalb von Fall zu Fall genau geprüft werden. Zum anderen sind Angaben über die Eigentumsverhältnisse in Unternehmen kaum vorhanden. Während der Anteil kleiner und mittlerer Unternehmen (KMU)76 relativ zuverlässig ermittelt werden kann, läßt sich der Anteil eigenständiger mittelständischer Unternehmen lediglich durch gezielte Unternehmensbefragungen ermitteln. Wo diese Informationen nicht vorliegen, muß eine Annäherung an den Mittelstand über die Betrachtung von KMU vorgenommen werden. Aufgrund der Besonderheiten bei der Entflechtung der ostdeutschen Industrie dürfte der Anteil von KMU im Konzernbesitz allerdings höher sein als in Westdeutschland. Der folgende Abschnitt stellt einige statistische Quellen vor, die Aussagen über die Industrie in den neuen Bundesländern ermöglichen. Dabei wurden auch von wichtigen Förderinstitutionen sowie der Treuhandanstalt spezielle Auswertungen für die vorliegende Studie vorgenommen. Aus dem vorhandenen Material wird zusammen mit den Ergebnissen der DIW-Befragung vom Sommer 1992 eine Abschätzung des Bestandes mittelständischer Industrieunternehmen vorgenommen. Dabei kann es sich angesichts der statistischen Lücken lediglich um eine grobe Annäherung handeln. 4.1
Schätzung zum bisherigen Stand
Amtliche Statistik Die amtliche Statistik ist die umfassendste Informationsgrundlage für die Beschreibung der ostdeutschen Industrie. Die Monatsberichte für das verarbeitende Gewerbe liefern, momentan noch mit einem Monat Verzögerung gegenüber Westdeutschland, Daten zur konjunkturellen Entwicklung der Industrie in den neuen Bundesländern. Darüber hinaus werden in meist jährlichen Sonderauswertungen Statistiken etwa zur Betriebsgrößenstruktur zur Verfügung gestellt.
76
100
Unternehmen mit weniger als 500 Beschäftigten.
Hauptnachteil der Monatsberichte für das verarbeitende Gewerbe ist die Tatsache, daß die Erhebungen lediglich Betriebe von Unternehmen mit 20 und mehr Beschäftigten erfassen. 77 Die kurzfristige Entwicklung der Kleinbetriebe kann daher aus dieser Statistik nicht nachvollzogen werden. Gerade in dieser Gruppe von Betrieben hat sich aber eine Dynamik entfaltet, die für einen Aufbau des industriellen Mittelstands "von unten" von großer Bedeutung ist, auch wenn der Anteil der Beschäftigten in Kleinbetrieben an der gesamten Industriebeschäftigung gering ist (etwa 3 vH). Da die amtliche Statistik keine Angaben über Eigentumsverhältnisse enthält, erfolgt die Abgrenzung des Mittelstands annäherungsweise allein über die Beschäftigtengrößenklassen. Dieses Vorgehen scheint gerechtfertigt, weil Unternehmen mit weniger als 500 Beschäftigten (KMU) von ihrer Größe her potentiell mittelständisch einzustufen sind. Die Vernachlässigung des Merkmals der Konzerngebundenheit führt tendenziell zu einer Überschätzung des Anteils mittelständischer Unternehmen. Der Anteil der Beschäftigten in KMU ist in fast allen Branchen gestiegen. Im Privatisierungsprozeß wurden zahlreiche Großunternehmen in kleinere Unternehmen aufgespaltet oder gingen ganz oder teilweise in Liquidation. Auch durch Beschäftigungsabbau sind viele ehemalige Großunternehmen zu KMU geworden. In der Industrie insgesamt (ohne Unternehmen mit weniger als 20 Beschäftigten) waren im September 1992 etwa 44 vH der Arbeitsplätze im Vergleich zum Vorjahr abgebaut worden. Umso bemerkenswerter ist, daß im gleichen Zeitraum Betriebe mit weniger als 100 Beschäftigten einen Beschäftigtenzuwachs von 2 vH verzeichnen konnten. Bereits bis September 1991 hatte sich die Betriebsgrößenstruktur in den neuen Bundesländern im Vergleich zu den späten achtziger Jahren deutlich verändert. Durch die Aufspaltung der Kombinate sowie die Liquidation einiger Großbetriebe war der Anteil der Beschäftigten in KMU bereits auf gut zwei Fünftel gestiegen.78 Auch nimmt mit der Betriebsgröße der prozentuale Arbeitsplatzabbau zu. 79 Dieser Trend hat sich auch in den Jahren 1992 und 1993 fortgesetzt. Der Anteil der in industriellen Großunternehmen der neuen Bundesländer Beschäftigten liegt damit mittlerweile deutlich unter dem entsprechenden Anteil in Westdeutschland. Unter den Großunternehmen der ostdeutschen Industrie ist der Anteil der Beschäftigten, die der Treuhand
77
Eine Erhebung der Kleinbetriebe mit bis zu 20 Beschäftigten findet lediglich einmal pro Jahr statt. Während in der Monatserhebung das Handwerk mit berücksichtigt wird, schließt die jährliche Berichterstattung über die Kleinbetriebe das Handwerk aus. 7a
Dem letzten statistischen Jahrbuch der DDR von 1990 zufolge arbeiteten 1989 mehr als vier Fünftel der Industriebeschäftigten in "Betrieben" mit über 500 Mitarbeitern. Das dort verwendete Betriebskonzept schließt jedoch unterschiedliche Produktionsstätten zu einem "Betrieb" zusammen und ist deshalb nicht direkt kompatibel zu den Angaben der bundesdeutschen Statistik. 79
Diese Angabe gilt zumindest für Ex-Treuhandfirmen, vgl. Wahse, J., Dahms, V., Schaefer, R., Beschäftigungsperspektiven von Treuhandunternehmen und Ex-Treuhandfirmen. Umfrage 10/1992, Beiträge zur Arbeitsmarkt- und Berufsforschung 160.3, Nürnberg 1993. 101
TABELLE 4 - 1
Beschäftigte in Betrieben des verarbeitenden Gewerbes nach Branchen und Größenklassen in den neuen Bundesländern - Stand: September 1991 -
Betriebe insgesamt | KMU Zahl
Beschäftigte in den Größenklassen von... bis... Personen: 1-19 | 20-99 1100-499 |500 u. mehr
Beschäftigte insgesamt Struktur in vH
Zahl
in vH
Verarbeitendes Gewerbe
6912
6332
1440 178 100,0
0,7
11,9
30,3
57,2
Grundstoff- und Produktionsgüter produzierendes Gewerbe Mineralölverarbeitung Spalt- und Brutstoffe Gew. u. Verarb. v. Steinen und Erden Eisenschaffende Industrie NE-Metallerzeugung, -halbzeugwerke Gießerei Chemische Industrie Holzbearbeitung Papier- und Pappeerzeugung Gummiverarbeitung
1108 11 1 413 32 13 97 231 151 65 48
1003 6 1 393 17 6 86 201 150 61 41
300 414 20,9 13 571 0,9
0,7
8,1 0,0
22,3 0,0
68,8 100,0
3,3 3,2 0,2 1,7 7,8 0,4 0,5 0,9
1,9 0,0 0,0 0,2 0,3 9,7 1,4 0,8
22,7 0,0 0,0 9,4 3,8 63,1 11,4 6,4
40,0 6,4 0,0 40,8 14,9 27,2 87,2 27,0
35,3 93,6 100,0 49,7 81,0 0,0 0,0 65,8
Investitionsgüter prod. Gewerbe Stahl- und Leichtmetallbau Maschinenbau Straßenfahrzeugbau Luft- und Raumfahrzeugbau Elektrotechnik Feinmechanik, Optik, H. v. Uhren H.v. EBM Waren H. v. Büromaschinen, ADV-Geräten
2700 295 991 406 1 555 62 271 18
2352 250 857 378 1 466 48 261 9
739604 51,4 86 783 6,0 265 695 18,4 69852 4,9
0,4 0,3 0,4 0,7
8,9 8,9 8,5 16,7
23,1 15,9 28,4 24,1
67,7 74,9 62,8 58,5
12,5 2,7 1,5 1,5
0,2 0,0 1,8 0,0
7,0 1,2 35,5 0,0
21,4 14,0 62,8 0,0
71,4 84,7 0,0 100,0
Verbrauchsgüter prod. Gewerbe Herst, v. Musikinstrumenten Feinkeramik Herst, u. Verarb. v. Glas Holzverarbeitung Papier- und Pappeverarbeitung Druckerei Kunststoffwaren Ledererzeugung Lederverarbeitung Textilgewerbe Bekleidungsgewerbe
2006 117 57 80 542 125 139 118 23 147 354 287
1905 116 48 70 537 123 126 114 22 138 326 268
276 979 19,2 10193 0,7 14451 1,0 17 777 1,2 40891 2,8 8014 0,6 19 748 1,4 9 886 0,7 1101 0,1 17 227 1,2 71509 5,0 46 271 3,2
1,0 1,3 0,0 0,3 2,1 3,3 1,6 1,8 0,0 1,0 0,5 0,9
18,6 27,7 9,5 9,1 38,0 45,5 16,8 38,8 19,4 22,3 10,7 14,5
45,7 71,0 32,4 37,5 54,4 51,1 17,4 59,4 80,6 49,3 47,2 46,0
34,7 0,0 58,1 53,0 5,5 0,0 64,2 0,0 0,0 27,4 41,6 38,6
Nahrungs- und Genußmittelgewerbe
1098
1072
123 181
1,4
23,8
58,5
16,3
- = nichts vorhanden. Quellen: Statistisches Bundesamt; Berechnungen des DIW.
102
-
47 006 46 054 2684 24 082 112508 5 462 6 581 13 346
-
179539 39397 21125 21194
-
-
8,6
0,0 -
-
-
-
-
-
-
-
TABELLE 4 - 2
Beschäftigte in Betrieben des verarbeitenden Gewerbes nach Branchen und Größenklassen in den neuen Bundesländern - Stand: September 1992 -
Betriebe insgesamt I KMU Zahl Verarbeitendes Gewerbe
6 324
Grundstoff- und Produktionsgüter produzierendes Gewerbe 1060 Mineralölverarbeitung 9 Spalt- und Brutstoffe 450 Gew. u. Verarb. v. Steinen und Erden Eisenschaffende Industrie 22 13 NE-Metallerzeugung, -halbzeugwerke Gießerei 96 206 Chemische Industrie 131 Holzbearbeitung Papier- und Pappeerzeugung 43 Gummiverarbeitung 40
Beschäftigte in den Größenklassen von... bis... Personen: 1-19 | 20-99 | 100-499 |500 u. mehr
Beschäftigte insgesamt Struktur invH
Zahl
invH
6 042
805 627 100,0
1,3
21,5
36,2
41,0
1002 5
169123 9364
1,5
15,3
27,1
56,1 94,8
-
442 12 8 93 186 130 41 36
-
33 298 20 955 6218 12827 63 932 4 465 6 394 6 587
21,0 1,2 -
-
3,6
-
-
41,0
4,1 2,6 0,8 1,6 7,9 0,6 0,8 0,8
0,8 0,6 13,0 0,5 1,2
20,2 7,9 62,5 13,8 18,8
63,1 15,6
15,9 75,9
59,6
26,1
17,6 13,6 16,2 34,2
33,4 23,4 40,4 36,7
48,2 62,6 42,7 37,5
.
Investitionsgüter prod. Gewerbe Stahl- und Leichtmetallbau Maschinenbau Straßenfahrzeugbau Luft- und Raumfahrzeugbau Elektrotechnik Feinmechanik, Optik, H. v. Uhren Herst, v. EBM Waren H. v. Büromaschinen, ADV-Geräten
2704 371 904 440 2 615 95 254 14
2522 333 838 426 2 573 92 252 8
420 326 52,2 77 243 9,6 150397 18,7 39 086 4,9
0,8 0,5 0,7 1,8
87 447 10,9 16501 2,0 17 142 2,1 5 726 0,7
0,6 0,9 3,4
Verbrauchsgüter prod. Gewerbe Herst, v. Musikinstrumenten Feinkeramik Herst, u. Verarb. v. Glas Halzverarbeitung Papier- und Pappeverarbeitung Druckerei Kunststoffwaren Ledererzeugung Lederverarbeitung Textilgewerbe Bekleidungsgewerbe
1656 86 51 66 484 106 119 163 20 104 229 196
1626 86 47 61 484 106 108 161 20 104 222 193
135 500 16,8 6199 0,8 9 937 1,2 10504 1,3 26 980 3,3 5 384 0,7 16 078 2,0 11536 1,4 1441 0,2 6 321 0,8 24 250 3,0 16488 2,0
2,1 1,0 0,5
904
894
80 678 10,0
Nahrungs- und Genußmittelgewerbe
.
-
-
-
-
15,2 13,7 44,8 •
2,2 2,4
35,7 50,1 13,7 17,1 54,3 60,5 14,5 46,4
3,2 1,9 2,2
48,0 27,2 37,2
1,9
30,9
3,1
91,1
-
33,4
-
50,8
•
48,9
.
42,6
-
-
19,1
64,2 -
48,6 •
12,1 •
- = nichts vorhanden;. = aus Gründen der Geheimhaltung nicht veröffentlicht. Quellen: Statistisches Bundesamt; Berechnungen des DIW.
103
unterstehen, nach wie vor besonders groß. Da viele dieser Unternehmen von Liquidation bedroht sind oder noch aufgespalten werden, wird der Anteil der Beschäftigten in KMU weiter zunehmen. Nach der Abgrenzung der amtlichen Statistik gab es im September 1992 etwa 6 000 Industriebetriebe mit weniger als 500 Beschäftigten, in denen ca. 475 000 Personen beschäftigt waren. Von den statistischen Landesämtern liegen aktuellere Zahlen der Beschäftigtengrößenklassenstatistik vor. Sie bestätigen, daß der Anteil der Beschäftigten in KMU an der Gesamtbeschäftigung der Industrie 1993 weiter zugenommen hat. Gleichzeitig lag nach der amtlichen Statistik die Zahl der ostdeutschen Industriebetriebe mit 20 bis 499 Beschäftigten 1992 deutlich unter dem Vorjahresniveau. Diese Tendenz hat sich, wie aus den Angaben für einige Bundesländer hervorgeht, auch im Jahr 1993 fortgesetzt. Lediglich in den unteren Größenklassen von Betrieben bis 50 Beschäftigten ist ein ansehnlicher Zuwachs zu verzeichnen. Da die amtliche Statistik die Betriebe mit bis zu 19 Beschäftigten nur in Ausnahmefällen erfaßt, ist davon auszugehen, daß die Zunahme bei der Zahl der Kleinbetriebe um ein Vielfaches höher liegt. Die Statistik der industriellen Kleinbetriebe (1-19 Beschäftigte) weist für den Zeitraum September 1991 bis September 1992 tatsächlich einen Zuwachs von 750 Betrieben auf. Wegen der Dynamik bei der Entstehung von industriellen Kleinbetrieben hat sich die Zahl der KMU vermutlich auch 1993 auf einem stabilen Niveau gehalten. Zuverlässige Angaben können jedoch erst aus aktuelleren Unternehmensbefragungen gewonnen werden. Förderstatistik der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) Die Kreditanstalt für Wiederaufbau fördert seit 1990 kleine und mittlere Unternehmen in den neuen Bundesländern durch die Vergabe zinsverbilligter Kredite. Auf die Kredite der KfW besteht kein Rechtsanspruch. Die zur Verfügung stehenden Mittel verteilen sich auf eine Vielzahl von Programmen. Eine Übersicht über die für das ostdeutsche verarbeitende Gewerbe wichtigsten Programme gibt Übersicht 4-1. Das Hauptgewicht der Förderung der Industrie entfällt auf das Investitionskreditprogramm. Antragsberechtigt für dieses Programm wie auch für das KfW-Mittelstandsprogramm sind Unternehmen mit einem Gruppenumsatz von bis zu 1 Mrd. DM. Damit haben auch Unternehmen mit mehr als 500 Beschäftigten in erheblichem Maße Zugang zu diesen KfW-Mitteln. Speziell auf kleinere und mittlere Unternehmen beschränkt sich das ERP-Modernisierungs- und -Aufbauprogramm, 80 welches eine Umsatzhöchstgrenze von 50 Mill. DM vorsieht. Wegen seines geringen Finanzvolumens fällt es allerdings nicht sonderlich ins Gewicht. Auch Unternehmen, die mehrheitlich im Besitz der Treuhandanstalt sind, werden von der KfW im Rahmen der
80
Von Januar bis September 1992 wurde das ERP-Aufbauprogramm, welches das Modernisierungsprogramm ablöste, von der Berliner Industriebank verwaltet. 104
470,6
6984,3
3354,5
4,2
219,4
62,3
129,1
60,0
Finanziert werden:
Förderungswürdig sind:
_________________
29,3 Investitionen zur allg. Modernisierung, Erweiterung merheitlich in privatem oder genossenschaftlichem und Produktivitätssteigerung Besitz befindliche unter selbstständiger Verantwortung geführte gewerbliche Unternehmen, deren 76,6 0,7 Errichtung u. Erw. von Abwasserreinigungsanlagen Umsatz 50 MilL DM (ERP-Umweltprogramme: 50 Mill. DM) nicht übersteigt; Angehörige freier Berufe 111,8 1,1 Errichtung u. Erw. von Anlagen zur Reinhaltung der Luft
Anteil (1)
Quelle: Kreditanstalt für Wiederaufbau, Berliner Industriebank
1) Anteil an der Gesamtsumme der aufgelisteten Programme
355,1 3,4 Investitionen zur Sicherung u. Erweiterung von merheitlich im Privatbesitz befindliche UnterUnternehmen nehmen, deren Umsatz 1 Mrd. DM nicht überschreitet (Konzernbetrachtung); freie Berufe; (einschl. THA-Unternehmen) 462,4 4,4 Umweltschutzvorhaben (Luft-u. Wasserreinh.,AbUnternehmen der gewerblichen Wirtschaft; fallbeseitigung u. -Verwertung, Schutz vor Lärm u. freie Berufe ' Erschütterungen) _
2,0
6482,4 61,2 Investitionen zur Sicherung u. Erweiterung von Unternehmen mit einem Jahresumsatz von weniger Unternehmen als 1 Mrd. DM (einschl. THA-Unternehmen)
1,2
0,5
3096,5
invH
Zusagen 1992
in Mill. DM
Anteil (1)
in vH
29,9
in Mill. DM
Zusagen 1991
—_——— __________________
c) Umwelt
b) Mittelstand
a) Investition»kreditprogramm
2. KfW-Programme
c) Luftreinhaltung
b) Abwasserreinigung
a) Modernisierungs-, Aufbauprogramm
1. ERP-Programme
Programme
KfW-Förderung in den neuen Bundesländern
ÜBERSICHT 4-1
TABELLE 4 - 3
Zusagen der KfW 1990 bis 1993 an die Industrie in den neuen Bundesländern nach Branchen und Beschäftigtengrößenklassen
Wirtschaftszweige
Zahl der geförderten Unternehmen insgesamt davon KMU
Beschäfitigte absolut Struktur Zahl in vH
Beschäftigte in den Größenklassen von... bis... Personen: 1-19 I 20-99 1Q0-499 jüber500 in vH
Verarbeitendes Gewerbe Grundstoff- und Produktionsgütergewerbe Gew. u. Verarb. v. Steinen u. Erden Eisenschaffende Industrie, NE-Metallerzeugung Gießereien Chemie, Mineralöl Holzbearbeitung Gummiverarbeitung Investitionsgüter produzierendes Gewerbe Stahlbau Maschinenbau Straßenfahrzeug-, Schiffbau Elektrotechnik Feinmechanik, Optik, H. v. Uhren Herst, v. EBM-Waren Verbrauchsgüter produzierendes Gewerbe H. u. Verarb. v. Glas, Feinkeramik Holzverarbeitung Druckerei, Papierverarbeitung Herst, v. Kunststoffwaren Leder-, Textil-, Bekleidungsgewerbe Nahrungs- und Genußmittel produzierendes Gewerbe Quelle: Kreditanstalt für Wiederaufbau.
106
6129
4067
1216 704
797 437
249 30 125 57 51
632 156 100,0
2,1
9,7
27,0
61,2
131110 40494
20,7 6,4
2,0 3,7
9,6 17,2
28,7 46,0
59,7 ' 33,1
176 23 85 40 36
16055 15 223 21107 7 716 30515
2,5 2,4 3,3 1,2 4,8
3,3 0,3
15,7 1,9 7,2 11,6 1,1
43,8 26,6 29,6 15,3 1,8
37,2 71,3 62,1 71,2 96,6
2116 233 542 166 544 199 432
1388 152 361 111 369 116 279
229 744 32 236 69 250 13 902 47677 6133 60546
36,3
2,0
28,6
5,1 11,0 2,2 7,5 1,0 9,6
1,3 1,4 3,0
1,4
9,7 11,4 9,6 8,7 11,3 13,8 7,7
14,1 27,4 45,2 24,3
59,6 66,2 50,9 74,2 58,3 33,1 66,5
1414 120 349 277 340
909 77 240 171 200
166777 17 689 21721 52478 28 448
26,4 2,8 3,4 8,3 4,5
1,5 1,2 3,0 1,2 1,9
9,7 7,0 20,2 4,6 13,7
22,4 27,6 40,8 10,2 28,2
66,5 64,2 36,0 84,1 56,1
328
221
46 441
7,3
1,0
9,1
22,0
67,9
1383
973
104 525
16,5
3,5
9,8
28,8
58,0
1,1 1,9 0,5
3,1 7,9
21,1 38,2
TABELLE 4 - 4
Zusagen der KfW an die Industrie in den neuen Bundesländern nach Jahren und Beschäftigtengrößenklassen
o. Angabe
Beschäftigtengrößenklassen von... bis... Personen: 1-19 J 20-99 100-499 500 u. mehr Jinsgesamt Unternehmen
Anzahl 1991 1992 1993
1049 872 555
988 582 592
674 706 558
443 402 215
137 107 34
3 291 2 669 1954
13,5 15,1 11,0
4,2 4,0 1,7
100,0 100,0 100,0
93 152 83 437 43 049
261 475 160 366 33 362
393 263 283 394 107 803
23,7 29,4 39,9
66,5 56,6 30,9
100,0 100,0 100,0
3 058 3 143 1495
4 242 1765 463
14981 10 666 5 249
28,3 16,5 8,8
100,0 100,0 100,0
16,2 11,0 13,9
38,1 37,6 48,7
Struktur in vH 1991 1992 1993
31,9 32,7 28,4
30,0 21,8 30,3
20,5 26,5 28,6 Beschäftigte
Anzahl 1991 1992 1993
0 0 0
6 534 4 794 5 041
32 066 34 797 26 351
Struktur in vH 1991 1992 1993
-
-
1,7 1,7 4,7
8,2 12,3 24,4 Investitionen
Mill. DM 1991 1992 1993
4 460 3 093 1488
760 725 564
2 461 1 940 1 239
Struktur in vH 1991 1992 1993
29,8 29,0 28,3
5,1 6,8 10,7
16,4 18,2 23,6
20,4 29,5 28,5
Investitionen pro Beschäftigten
1000 DM 1991 1992 1993
-
-
116,3 151,2 111,9
76,7 55,8 47,0
32,8 37,7 34,7
1993: Januar bis einschließlich Oktober. Quelle: Kreditanstalt für Wiederaufbau.
107
TABELLE 4 - 5
Zusagen der KfW an das Handwerk in den neuen Bundesländern nach Jahren und Beschäftigtengrößenklassen
Beschäftigtengrößenklassen von ... bis... Personen: o. Angabe 1-191 20-99 100-499 500 u. mehr| insgesamt Unternehmen
Anzahl 1991 1992 1993
1 213
3 880
544
172
646 529
1 138 1 164
480 428
127 95
18 15 10
5 827 2 406 2 226
3,0 5,3 4,3
0,3 0,6 0,4
100,0 100,0 100,0
30 047 22 508 16 152
37 003 21337 12 179
112 179 73 038 55 333
26,8 30,8 29,2
33,0 29,2 22,0
100,0 100,0 100,0
494 371 160
413 102 55
3 079 2 117 1439
13,4 4,8 3,8
100,0 100,0 100,0
11,2 4,8 4,5
27,4 29,0 26,0
Struktur in vH 1991 1992 1993
20,8 26,8 23,8
66,6 47,3 52,3
9,3 20,0 19,2 Beschäftigte
Anzahl 1991 1992 1993
0 0 0
24 233 20 829 18 200
20 896 8 364 8 802
Struktur in vH 1991 1992 1993
-
18,6 11,5 15,9
21,6 28,5 32,9 Investitionen
Mill DM 1991 1992 1993
919 590 390
744 481 364
509 573 470
Struktur in vH 1991 1992 1993
29,8 27,9 27,1
24,2 22,7 25,3
16,5 27,1 32,7
16,0 17,5 11,1
Investitionen pro Beschäftigten
1000 DM 1991 1992 1993
-
35,6 57,5 41,4
1993: Januar bis einschließlich Oktober. Quelle: Kreditanstalt für Wiederaufbau.
21,0 27,5 25,8
16,4 16,5 9,9
TABELLE 4 - 6
Zusagen der KfW und der Berliner Industriebank an die Industrie und das Handwerk in den neuen Bundesländern nach Jahren und Beschäftigtengrößenklassen
o. Angabe |
Beschäftigtengrößenklassen von...bis... 1 Personen: 50-199 1 200-499 | über 1000 insgesamt 1-19 1 20-49 1 Unternehmen Anzahl
1991 1992 1993
2262 1518 1084
4868 3485 1756
731 998 632
229 224 106
155 132 44
9118 7 348 4180
2,5 3,0 2,5
1,7 1,8 1,1
100,0 100,0 100,0
69 700 65 937 31339
298 478 182 233 45 541
505 442 394 655 163 136
13,8 16,7 19,2
59,1 46,2 27,9
100,0 100,0 100,0
1924 2129 813
4 655 1875 518
18 060 15 289 6 688
25,8 12,3 7,7
100,0 100,0 100,0
15,6 10,3 11,4
35,7 38,7 41,0
873 1000 558 Struktur in vH
1991 1992 1993
24,8 20,7 25,9
53,4 47,4 42,0
8,0 13,6 15,1
9,6 13,6 13,3 Beschäftigte Anzahl
1991 1992 1993
0 0 0
27 430 20 852 13 843
22737 31505 19720
87 061 94128 52693
Struktur in vH 1991 1992 1993
-
-
5,4 5,3 8,5
4,5 8,0 12,1
17,2 23,9 32,3 Investitionen MilL DM
1991 1992 1993
5 379 3 683 1878
1504 2624 928
1115 1649 882
3483 3 330 1669
Struktur in vH 1991 1992 1993
29,8 24,1 28,1
8,3 17,2 13,9
6,2 10,8 13,2
19,3 21,8 25,0
10,7 13,9 12,2
Investitionen pro Beschäftigten 1000 DM 1991 1992 1993
-
54,8 125,8 67,0
49,0 52,3 44,7
40,0 35,4 31,7
Quellen: Kreditanstalt für Wiederaufbau; Berliner Industriebank.
27,6 32,3 25,9
aufgelisteten Programme vereinzelt 81 gefördert. Ihr Anteil ist aber von etwa 12 vH des zugesagten Kreditvolumens 1991 auf 5 vH im Jahr 1992 zurückgegangen.82 Die folgenden Auswertungen beziehen sich auf die Gesamtheit der in Übersicht 4-1 aufgelisteten Programme. Von 1990 bis Oktober 1993 förderte die Kreditanstalt für Wiederaufbau mehr als 6 000 ostdeutsche Industrieunternehmen, von denen gut 4 000 zum Zeitpunkt ihrer Förderung durch die KfW weniger als 500 Mitarbeiter hatten.83 Der Beschäftigtenanteil der kleinen und mittleren Unternehmen wuchs auf mehr als das Doppelte von einem Drittel (1991) auf fast 70 vH (1993). Mit knapp 9 vH lag der Anteil der Großunternehmen am geförderten Investitionsvolumen 1993 sogar unter dem entsprechenden Anteil der Kleinbetriebe (bis 19 Beschäftigte). Die KfW fördert in erheblichem Ausmaß auch Unternehmen des produzierenden Handwerks. Die etwa 2 200 geförderten Betriebe des produzierenden Handwerks beschäftigten 1993 etwa halb so viele Mitarbeiter wie die geförderten Industrieunternehmen. Auffallend ist, daß zahlreiche Handswerksbetriebe in den oberen Beschäftigtengrößenklassen zu finden sind. Diese Handwerksbetriebe, die aus den PGH der ehemaligen DDR hervorgegangen sind, weisen Mitarbeiterzahlen auf, die weit über der normalen Größe von westdeutschen Handwerksbetrieben liegen. Die größeren Handwerksbetriebe, die auch im Monatsbericht der amtlichen Statistik (nicht aber bei den Kleinbetrieben) mitgezählt werden, müssen als ein Bestandteil des industriellen Mittelstands berücksichtigt werden. Lediglich die kleineren Handwerksbetriebe sind in der Regel dem nach westlichem Verständnis klassischen Handwerk zuzurechnen und vom industriellen Mittelstand abzugrenzen. DIW-Unternehmensbefragung vom Sommer 1992 Das DIW führte im Sommer 1992 in den neuen Bundesländern eine Befragung von Industrieunternehmen (einschließlich Handwerk) 84 durch, an der sich etwa viereinhalbtausend Unternehmen beteiligten. Anders als in den meisten anderen statistischen Quellen konnten in dieser Befragung die Eigentumsverhältnisse berücksichtigt werden. Da keine zuverlässigen Angaben über die Grundgesamtheit der Industrieunternehmen vorliegen, kann aus dieser Erhebung zwar keine absolute Zahl der mittelständischen Industrieunternehmen abgeleitet werden. Allerdings läßt sich die Mittelstandsstruktur der ostdeutschen Industrie zum Stand Sommer 1992 beschrei-
81
Das KfW/THA-lndustrieprogramm, welches der langfristigen Sanierung von THA-Unternehmen dient, wird hier nicht miteinbezogen. 82
Vgl. Kreditanstalt für Wiederaufbau, Bericht über das Geschäftsjahr 1991, Frankfurt 1992.
83
Unsicherheiten entstehen durch die große Zahl von Unternehmen, die keine Angaben zu den Beschäftigten machten und deshalb keiner Größenklasse zugeordnet werden können. Angaben der Berliner Industriebank zur Förderung im Rahmen des ERP-Aufbauprogramms zwischen Januar und September 1992 sind nur für die Gesamtheit von Industrie und Handwerk verfügbar und fehlen deshalb in den Tabellen, die Industrie und Handwerk getrennt ausweisen. 84
110
Vgl. dazu die Wochenberichte des DIW Nr. 39/1992, 52/1992 und 11/1993.
ben. Aktuellere Ergebnisse einer vergleichbaren DIW-Befragung vom Herbst 1993 konnten nicht mehr in die Untersuchung einbezogen werden. Gut zwei Drittel der ostdeutschen Industrieunternehmen gehörten im Sommer 1992 dem Mittelstand85 an. Diese mittelständischen Unternehmen vereinten knapp ein Fünftel der Industriebeschäftigten auf sich. Der Anteil der Beschäftigten in mittel ständischen Unternehmen an den Beschäftigten insgesamt lag dabei zwischen lediglich 4 vH in der chemischen Industrie und knapp 50 vH in der Holzverarbeitung. Unter den mittelständischen Unternehmen entfiel ein Beschäftigtenanteil von knapp einem Fünftel auf Kleinbetriebe mit weniger als 20 Mitarbeitern. Dieser hohe Anteil ist zum großen Teil auf die Einbeziehung des Handwerks in die Erhebung zurückzuführen, das mit einem Beschäftigtenanteil von 28 vH unter den befragten Unternehmen kräftig zu Buche schlägt. Ein Drittel der mittel ständischen Industrieunternehmen entstand aus Reprivatisierungen oder Privatisierungen. Der Beschäftigtenanteil dieser Gruppe an der mittelständischen Industrie insgesamt betrug etwa zwei Drittel. Neugegründete Unternehmen stellten der Zahl nach die größte Gruppe des industriellen Mittelstands dar (43 vH), vereinten aber einen Beschäftigtenanteil von lediglich einem Sechstel auf sich. Die dritte Quelle mittelständischer Industrie stellen Unternehmen dar, die bereits vor 1989 in privater Hand waren. Ihr Anteil betrug sowohl der Anzahl als auch der Beschäftigung nach etwa ein Fünftel. Die Ergebnisse der Befragung können in Verknüpfung mit anderen statistischen Quellen zu einer Abschätzung des absoluten Bestandes an mittelständischen Unternehmen herangezogen werden. Abschätzungen des Instituts für Mittelstandsforschung Das Institut für Mittelstandsforschung (IFM) in Bonn schätzte den Bestand mittelständischer Industrieunternehmen in den neuen Bundesländern zum Jahreswechsel 1992/1993 auf etwa 8 500 Unternehmen. 86 Diese Schätzung baut auf Überlegungen zu den einzelnen Quellen mittelständischer Unternehmen im Umstrukturierungsprozeß der ostdeutschen Industrie auf (siehe Übersicht 4-2). Im Februar dieses Jahres hatte die Treuhand etwa 11 500 Unternehmensprivatisierungen 07 abgeschlossen. Das IFM schätzt den Anteil der Industrieunternehmen auf etwa 50 vH, ein Anteil
85
Als mittelständisch gelten eigenständige Unternehmen (Selbsteinschätzung) mit weniger als 500 Beschäftigten. 86
Vgl. Bundesministerium für Wirtschaft, Unternehmensgrößenstatistik..., a.a.O.
87
Vgl. Monatsinformation der THA, Stand 28.2.1993. 111
ÜBERSICHT 4 - 2
Bestand von Unternehmen im industriellen Mittelstand der neuen Bundesländer - Schätzungen des IFM zum Stand Anfang 1993 -
Art der Entstehung
Privatisierungen (Stand Februar 1993)
Reprivatisierungen (Stand Februar 1993)
Existenzgründungen (1990-1992)
Insgesamt
11547 davon
4 150 davon
Industrieller Mittelstand
Industrie
50 vH
75 vH
=
5 752 davon
75 vH
= 3 1 1 3
342 000 davon 1,5 vH (Industrie) und 41 vH (Bereinigung von Doppelerfassungen) 2337
abzüglich 12,5 vH
=
4 313
=
3113
=
2 337
Summe
9 763
Abgang
1220
Bestand
8 543
Quellen: BMWi (1993), Unternehmensgrößenstatistik 1992/93. März 1993; Schätzungen des Instituts für Mittelstandsforschung, Bonn
112
der in den Erhebungen von Wahse88 und auch durch vorliegende Sonderauswertungen von Angaben der Treuhandanstalt bestätigt wird. Die Gesamtzahl der aus Privatisierung hervorgegangenen Industrieunternehmen betrug demnach Anfang 1993 etwa 5 700. Das IFM schätzt, daß etwa drei Viertel dieser Industrieunternehmen dem Mittelstand zuzurechnen sind.89 Im Rahmen der Reprivatisierung wurden bis Februar 1993 etwa 4 150 Unternehmen an ihre ursprünglichen Eigentümer zurückgegeben.90 Etwa drei Viertel davon sind der Industrie zuzurechnen. Dieser Anteil leitet sich aus einer Befragung des IFM von 648 Reprivatisierungsberechtigten ab. 91 Aus derselben Untersuchung geht hervor, daß praktisch alle Unternehmen, die von Reprivatisierern beansprucht werden, weniger als 500 Beschäftigte haben, also dem Mittelstand zuzurechnen sind. Lediglich 1,5 vH der in den neuen Ländern neugegründeten Unternehmen entfallen auf die Industrie. 92 Allerdings müssen Doppelzählungen berücksichtigt werden: Auch reprivatisierte und privatisierte Firmen tauchen neben den echten Neugründungen in der Statistik der Gewerbeanmeldungen auf. Nach Angaben des IFM beläuft sich diese Überschneidung auf etwa drei Fünftel der in der Gründungsstatistik erfaßten Industrieunternehmen, so daß die Quote der "echten" Neugründer an den ausgewiesenen Werten etwa 40 vH beträgt. Die Abschätzungen des IFM enthalten keine gesonderten Angaben über Unternehmen, die bereits vor 1990 in privatem Besitz waren. Solche Unternehmen sind in der Gesamtschätzung enthalten, da sie in der Regel nach 1989 neu konstituiert wurden und somit über die Gründungsstatistik in die Bestandsrechnung miteinfließen. Die Unternehmensbefragung des DIW weist dieser Gruppe ein beträchtliches Gewicht zu, das sicherlich zum Großteil den in der Erhebung des DIW enthaltenen Handwerksbetrieben zuzuschreiben ist.
88
Vgl. Wahse, J., Dahms, V., Schaefer, R., Beschäftigungsperspektiven von Treuhandunternehmen ...,
a.a.O. 89
In einer 1991 durchgeführten Befragung ermittelte das IFM einen Mittelstandsanteil von 65 vH. Vgl. Kokalj, L., Richter, W., Mittelstand und Mittelstandspolitik in den neuen Bundesländern: Privatisierungen, Schriften zur Mittelstandsforschung 46 NF, Stuttgart 1992. 90
Vgl. Monatsinformation der THA, Stand 28.2.1993. Unter den 4 150 Rückübertragungen von Unternehmen sind auch 2 915 Rückgaben von Betriebsteilen mitgezählt. Das IFM nimmt an, daß aus jedem zurückgegebenen Betriebsteil auch wieder ein eigener Betrieb wurde. 91
Vgl. Schmidt, A., Kaufmann, F., Mittelstand und Mittelstandspolitik in den neuen Bundesländern: Rückgabe enteigneter Unternehmen, Schriften zur Mittelstandsforschung47 NF, Stuttgart 1992, S. 55f. Die entsprechenden Zahlen aus der uns vorliegenden Sonderauswertung der Treuhandanstalt liegen mit 62 vH etwas niedriger. 92
Dieser Anteil basiert auf einer Auswertung der Gewerbeanmeldungen durch das IFM. Vgl. auch Hüfner, P., May-Strobl, E., Paulini, M., Mittelstand und Mittelstandspolitik in den neuen Bundesländern: Unternehmensgründungen, Schriften zur Mittelstandsforschung 45 NF, Stuttgart 1992.
113
Zusammenfassung der Ergebnisse und quantitative Abschätzung Eine Abschätzung des aktuellen Bestandes mittelständischer Industrieunternehmen (und ihrer Beschäftigten) kann grundsätzlich von zwei Seiten vorgenommen werden. Einmal kann versucht werden, die Gesamtzahl der Unternehmen nach ihrer Entstehung abzuschätzen. Die Summe der einzelnen Ergebnisse der unterschiedlichen Quellen gibt dann die Gesamtzahl an. Dies ist das Vorgehen, dem das IFM in seiner Abschätzung folgte. Überschneidungen, die sich aus einer Doppelerfassung von (re-)privatisierten Unternehmen in der Gründungsstatistik ergeben, sind nur durch relativ ungesicherte Annahmen zu beseitigen. Deshalb ist auf diesem Wege nur der Teil der Unternehmen relativ zuverlässig zu schätzen, der aus der Privatisierung der Treuhandanstalt hervorgegangen ist. Neben der Schätzung "von unten" kann eine Aussage über den Bestand mittelständischer Unternehmen auch aus höher aggregierten Daten gewonnen werden, wie sie in der amtlichen Statistik und den einzelnen Förderstatistiken zugänglich sind. Beide Verfahren führen auf eine ähnliche Größenordnung der Anzahl mittelständischer Industrieunternehmen. Aus der Privatisierung und Reprivatisierung durch die Treuhandanstalt sind bis Ende Juni 1993 etwa 6 900 Unternehmen im verarbeitenden Gewerbe hervorgegangen. 93 Einige dieser Unternehmen sind nach der Privatisierung dem Handwerk zuzuordnen, ihr Anteil läßt sich jedoch nicht bestimmen. Ein nicht unbeträchtlicher Anteil der entstandenen mittelständischen Industrieunternehmen dürfte allerdings inzwischen nicht mehr existieren. Die vom IFM angenommene Abgangsquote von 12,5 vH 9 4 muß angesichts der in den Fallstudien des DIW festgestellten wirtschaftlichen Probleme insbesondere der reprivatisierten Unternehmen und der MBO sowie angesichts des Untersuchungsergebnisses des ISG, daß 1992 etwa 35 vH der industriellen MBO stark gefährdet oder bereits gescheitert waren, 95 eher als Minimum angesehen werden. Somit bestanden im Juni 1993 höchstens 6 000 mittelständische Industrieunternehmen, die aus der Privatisierung und Reprivatisierung hervorgegangen sind. Diese Zahl entspricht der Schätzung der Treuhandanstalt für den von ihr beeinflußten Anteil am gesamten industriellen Mittelstand in den neuen Bundesländern, dem nach ihrer Einschätzung rund 7 000 Unternehmen zuzurechnen sind.96 Unter Berücksichtigung der Zusagen gegenüber der Treuhand können in diesen 6 000 mittelständischen Industrieunternehmen mittelfristig etwa 270 000 Arbeitsplätze entstehen.
93
Vgl. Abschnitt 3.1.2.
94
Vgl. Bundesministerium für Wirtschaft, Unternehmensgrößenstatistik..., a.a.O.
95
Friedrich, W., Management-Buy-Out und Management-Buy-In in den neuen Bundesländern, a.a.O.
96
Treuhandanstalt, Reprivatisierung von Unternehmen, Berlin 1993, und Treuhandanstalt, TreuhandInitiative Mittelstand, Berlin 1993.
114
ÜBERSICHT 4 - 3
Bestand von Unternehmen im industriellen Mittelstand der neuen Bundesländer - Schätzungen des DIW zum Stand Ende 1992 -
Größenklassen 20-499 über 500 insgesamt
1-19 Amtliche Statistik (September 1992) Anzahl der Betriebe, absolut Anzahl der Betriebe, Struktur Beschäftigte, absolut Beschäftigte, Struktur
928 14,7
5114 80,9
282 4,5
6324 100,0
10 473 1,3
464847 57,7
330307 41,0
805627 100,0
464847 55,5
330 307 39,5
837 004 100,0
4924 47,7
5114 49,6
282 2,7
10 320 100,0
4924
5114
90
52
unterschätzt Anteil der Kleinbetriebe
Abgeleitete Beschäftigtenzahlen Beschäftigtenanteil der Kleinbetriebe nach KfW-Angaben
|
Beschäftigte, absolut Beschäftigte, Struktur
L 41850 5,0
Durchschnittliche Beschäftigtenzahl pro industriellem Kleinbetrieb (KfW)
1
5,0
|
8,5
Abgeleitete Betriebszahlen Anzahl der Betriebe, absolut Anzahl der Betriebe, Struktur
Anzahl von KMU Anteil des eigenständigen Mittelstandes (DIW) in vH Bestand mittelständischer Industrieunternehmen (gerundet)
I
4400
10038
-
|1
2 600
Quellen: Statistisches Bundesamt, Kreditanstalt für Wiederaufbau, Schätzungen und Berechnungen des DIW
•
1|
71 7 000
Zur Abschätzung des Bestandes an mittelständischen Unternehmen "von oben" kann als Ausgangspunkt die amtliche Statistik herangezogen werden. Die amtliche Größenklassenstatistik unterschätzt den Anteil der industriellen Kleinbetriebe, da nur solche Betriebe erfaßt sind, die zu Unternehmen mit mehr als 20 Beschäftigten gehören. Dieser Anteil kann aber unter Benutzung anderer Quellen dazugeschätzt werden. Unter der Annahme, das Spektrum der von der KfW geförderten Unternehmen spiegele von der Größenklassenstruktur her gesehen die tatsächliche Struktur der ostdeutschen Industriebetriebe angemessen wider, kann der Anteil der von der KfW geförderten Kleinbetriebe als Ausgangspunkt genommen werden. Die Bestimmung dieses Anteils ist ganz entscheidend von der Behandlung des Handwerks abhängig. Berücksichtigt man lediglich die Industrie (ohne Handwerk), so beträgt der Beschäftigtenanteil der Kleinbetriebe bis 19 Beschäftigte für das Jahr 1993 4,7 vH. 9 7 Unter Einbeziehung des Handwerks lag dieser Anteil 1992 bei 5,3 vH und 1993 bei 8,5 vH. Dabei sind aber gerade in den unteren Beschäftigtengrößenklassen Betriebe enthalten, die zum eigentlichen Handwerk zählen, während die "Handwerksbetriebe" der oberen Beschäftigtenklassen als Bestandteil des industriellen Mittelstands veranschlagt werden können. Unter der Annahme, daß Handwerksbetriebe bis zu 19 Beschäftigte nicht zum industriellen Mittelstand im engeren Sinne gezählt werden sollten, beträgt der Anteil der Beschäftigung in Kleinbetrieben 3,3 vH. Wählt man 49 Beschäftigte als Abschneidegrenze, so erhöht sich der Anteil nur geringfügig auf 3,5 vH. Einige Faktoren deuten darauf hin, daß auf der Basis der KfW-Statistikdas Gewicht der Kleinbetriebe eher unterschätzt wird: Kleinbetriebe sind in der Regel mit den verschiedenen Fördermöglichkeiten weniger vertraut und haben oft Schwierigkeiten, qualifizierte Anträge zu stellen. Sie haben meist nicht genügend Verwaltungspersonal und Verwaltungserfahrung, um komplexe Antragsverfahren zu bewältigen. Deshalb ist zu vermuten, daß Kleinbetriebe bei der Förderung unterrepräsentiert sind. Für die vorliegende Abschätzung wurde der Beschäftigtenanteil der Kleinbetriebe daher mit 5 vH veranschlagt. Damit erhöht sich die absolute Beschäftigtenzahl für Kleinbetriebe von 10 500, die die amtliche Statistik ausweist, auf etwa 42 000. Da die durchschnittliche Größe eines industriellen Kleinbetriebes mit 8,5 Beschäftigten veranschlagt werden kann,98 beträgt die geschätzte Anzahl der Kleinbetriebe knapp 3 200.99 Aus dieser bereinigten Zahl der Kleinbetriebe sowie den Angaben
97
Angaben für das Jahr 1992, die hier eigentlich für eine Verknüpfung mit den Daten der amtlichen Statistik für September 1992 geeigneter wären, sind unzuverlässig, da sie die Angaben der Berliner Industriebank für die im Rahmen des ERP-Modernisierungsprogramms geförderten Industrieunternehmen nicht enthalten. Die uns vorliegenden Daten der Industriebank weisen Industrie und Handwerk zusammen aus. 98
Die amtliche Statistik weist zum September 1992 etwa 3 000 industrielle Kleinbetriebe aus. Angesichts der bekannten Schwierigkeiten bei der Erhebung zuverlässiger Industriedaten in den neuen Bundesländern ist diese Zahl wohl erheblich zu niedrig. 99
Dies entspricht etwa der Zahl der industriellen Kleinbetriebe, wie sie die amtliche Statistik für September 1992 ausweist. 116
der amtlichen Statistik zu den übrigen Beschäftigtengrößenklassen läßt sich der Bestand an KMU ableiten, aus dem wiederum unter Benutzung der Mittelstandsquote aus der DIW-Befragung die Anzahl eigenständiger mittelständischer Industrieunternehmen ermittelt werden kann. 100 Aus diesen Überlegungen ergibt sich eine Gesamtzahl von 7 120 mittelständischen Industrieunternehmen zum Jahresende 1992. Diese Zahl enthält nur Unternehmen mit weniger als 500 Beschäftigten. Betriebe des verarbeitenden Handwerks mit weniger als 20 Beschäftigten sind nicht enthalten.101 Es ist anzunehmen, daß die im Vergleich zur vorliegenden Schätzung hohe Zahl von 8 500 mittelständischen Industrieunternehmen des IFM Teile der kleinen Handwerksbetriebe enthält. Da die Anzahl der kleinen Handwerksbetriebe im Vergleich zu den kleinen Industriebetrieben sehr groß ist, entsteht durch die ungenaue Trennung zwischen beiden Bereichen ein großer Unsicherheitsfaktor. Die vorliegende Schätzung ist in starkem Maße abhängig vom Beschäftigtenanteil der industriellen Kleinbetriebe. Ändert sich dieser Anteil um einen vH-Punkt, so variiert die Zahl der mittelständischen Unternehmen um etwa 1 000. Die Schätzung sollte deshalb nicht als punktgenau betrachtet werden. Aus unserer Abschätzung von unten ergibt sich, daß Ende 1992 etwa 6 500 bis 7 500 Unternehmen der ostdeutschen Industrie dem Mittelstand zuzurechnen waren (ohne kleine Handwerksbetriebe). 4.2 4.2.1
Weitere Förderstatistiken Gemeinschaftsaufgabe "Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur"
Die neuen Bundesländer einschließlich Ost-Berlin sind in ihrer Gesamtheit Fördergebiet der Gemeinschaftsaufgabe "Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur" (GRW). Die von deutscher Seite in die GRW einfließenden Mittel werden je zur Hälfte von Bund und Ländern getragen. Zudem beteiligte sich in den Jahren 1991 bis 1993 die Europäische Gemeinschaft mit jährlich 1 Mrd. DM aus den Mitteln des EG-Regionalfonds (EFRE). Den neuen Bundesländern (einschließlich Ost-Berlins) wurde damit faktisch der Status der höchsten Förderberechtigung eingeräumt, wenn auch eine formale Anerkennung als Ziel-1-Gebiet erst mit Beginn des neuen Förderplanes ab dem 1.1.1994 erfolgt. Von 1994 bis 1999 kommt der GRW ein Volumen von 14 Mrd. DM aus dem Europäischen Regionalfonds zugute. Im Rahmen der GRW-Förderung werden Investitionsvorhaben mit einem Zuschuß unterstützt, dessen Höchstsätze nach Investitionsart gestaffelt sind. Errichtungen werden mit bis zu 23 vH begünstigt, Erweiterungen mit höchstens 20 vH und Umstellungen sowie grundlegende Rationa-
100
Die Quoten betragen: 1 bis 19 Beschäftigte 20 bis 49 Beschäftigte 50 bis 99 Beschäftigte 100 bis 199 Beschäftigte 200 bis 499 Beschäftigte
90 vH 71 vH 52 vH 33 vH 10 vH
101
Die Ergebnisse ändern sich nur geringfügig, wenn als Abschneidegrenze 49 Beschäftigte zugrundegelegt werden. 117
TABELLE 4 - 7
Förderung der ostdeutschen Industrie im Rahmen der Gemeinschaftsaufgabe "Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur 11 1991
Unternehmen insgesamt
Investitionen
KMU
absolut
absolut Mill. DM
Struktur
Investitionen in den Beschäftigtengrößenklassen von... bis... Personen: 1-19 20-499 500 und mehr
vH
vH
2697
2622
25 316
100,0
4,2
65,8
30,0
339 1 2 26 27 27 135 54 48 19
326 1 1 25 26 26 133 50 47 17
4 569 5 1312 296 144 138 383 1945 146 201
18,1 0,0 5,2 1,2 0,6 0,5 1,5 7,7 0,6 0,8
3,7 100,0 0,0 5,8 7,2 7,0 19,1 1,0 13,2 6,0
45,7 0,0 0,9 78,5 37,2 89,3 55,6 66,3 84,8 22,4
50,5 0,0 99,1 15,6 55,6 3,7 25,3 32,7 2,1 71,5
1150 160 360 77 10 3 264 49 213 14
1099 154 344 72 7 3 246 46 213 14
9 556 949 2 902 1772 55 127 2341 559 820 30
37,7 3,7 11,5 7,0 0,2 0,5 9,2 2,2 3,2 0,1
3,9 7,8 3,9 1,1 5,0 0,8 2,2 2,0 12,6 4,6
51,1 68,4 48,1 25,0 33,4 99,2 53,4 45,7 87,4 95,4
44,9 23,8 48,1 73,9 61,6 0,0 44,4 52,2 0,0 0,0
Verbrauchsgüter prod. Gewerbe Herst, v. Musikinstrumenten Herst, v. Glas, Feinkeramik Holzverarbeitung Erzeugung und Verarb. von Papier Druckerei, Vervielfältigung Kunststoffwaren Lederverarbeitung Textilgewerbe Bekleidungsgewerbe
948 48 60 280 64 175 207 12 63 39
940 48 57 279 62 174 207 12 62 39
5 556 124 506 1035 1524 878 1211 19 211 49
21,9 0,5 2,0 4,1 5,7 3,5 4,8 0,1 0,8 0,2
7,1 10,1 5,7 10,6 1,9 9,6 7,2 21,5 14,8 23,7
78,7 89,9 62,4 70,6 72,8 86,7 92,8 78,5 79,3 76,3
14,2 0,0 31,9 18,9 25,3 3,7 0,0 0,0 6,0 0,0
Ernährungsgewerbe
260
257
5 635
22,3
2,3
94,2
3,5
Verarbeitendes Gewerbe Grundstoff- und Produktionsgütergewerbe Mineralölverarbeitung Spalt- und Brutstoffe Eisenschaffende Industrie NE-Metallerzeugung Gießerei Ziehereien, Kaltwalzwerke Chemische Industrie Holzbearbeitung Gummiverarbeitung Investitionsgüter prod. Gewerbe Stahl- und Leichtmetallbau Maschinenbau Straßenfahrzeugbau, Rep. v. Kfz. Schiffbau Luft- u. Raumfahrzeugbau Elektrotechnik Feinmechanik, Optik, H. v. Uhren Herst, v. EBM-Waren Büromaschinen, ADV
Quellen: Bundesamt für Wirtschaft; Berechnungen des DIW.
118
TABELLE 4 - 8
Förderung der ostdeutschen Industrie im Rahmen der Gemeinschaftsaufgabe "Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur 1' 1992
Unternehmen
Investitionen
insgesamt KMU
absolut
absolut
Mill. DM
Struktur
Investitionen in den Beschäftigtengrößenklassen von... bis... Personen: 1-19 20-499 500 und mehr
vH
vH
2 750
2723
20 052
100,0
71,1
16,5
12,4
206 2 3 19 19 32 97 46 20
201 2 3 18 18 32 94 46 20
4 967 11 120 364 155 137 3 458 806 52
24,8 0,1 0,6 1,8 0,8 0,7 17,2 4,0 0,3
80,0 100,0 98,0 64,7 24,3 96,5 78,8 99,2 86,5
16,2 0,0 2,0 18,6 17,7 3,5 20,1 0,8 13,5
3,8
Investitionsgüter prod. Gewerbe Stahl- und Leichtmetallbau Maschinenbau Straßenfahrzeugbau, Rep. v. Kfz. Schiffbau Luft- u. Raumfahrzeugbau Elektrotechnik Feinmechanik, Optik, H. v. Uhren Herst, v. EBM-Waren Büromaschinen, ADV
1183 30 379 83 7 1 225 107 300 21
1169 30 375 80 5 1 220 107 300 21
6 788 438 2013 600 1247 102 1038 287 902 42
33,9 2,2 10,0 3,0 6,2 0,5 5,2 1,4 4,5 0,2
58,6 83,5 67,1 63,2 0,0 100,0 62,4 86,5 80,4 59,6
16,9 16,5 25,1 27,5 0,1 0,0 17,4 13,5 19,6 40,4
24,6 0,0 7,8 9,2 99,8 0,0 20,2
Verbrauchsgüter prod. Gewerbe Herst, v. Musikinstrumenten Herst, v. Glas, Feinkeramik Holzverarbeitung Erzeugung und Verarb. von Papier Druckerei, Vervielfältigung Kunststoffwaren Lederverarbeitung Textilgewerbe Bekleidungsgewerbe
1163 7 100 332 61 239 245 22 111 46
1155 7 99 332 60 237 245 22 109 44
6720 17 873 933 1817 1049 1217 47 688 78
33,5 0,1 4,4 4,7 9,1 5,2 6,1 0,2 3,4 0,4
75,8 3,7 70,0 85,8 90,8 52,6 84,9 80,5 55,8 31,2
14,8 96,2 24,6 14,2 7,0 13,1 15,1 19,5 18,3 58,2
9,4 0,0 5,4 0,0 2,2 34,3 0,0 0,0 25,9 10,7
198
198
1576
7,9
77,0
23,0
0,0
Verarbeitendes Gewerbe Grundstoff- und Produktionsgüter prod. Gewerbe Mineralölverarbeitung Eisenschaffende Industrie NE-Metallerzeugung Gießerei Ziehereien, Kaltwalzwerke Chemische Industrie Holzbearbeitung Gummiverarbeitung
Ernährungsgewerbe
0,0
0,0 16,7 58,0 0,0 1,1 0,0
0,0
0,0 0,0 0,0
Quellen: Bundesamt für Wirtschaft; Berechnungen des DIW.
119
lisierungsinvestitionen mit bis zu 15 vH des gesamten Investitionsvolumens. Regionale und sektorale Schwerpunkte für jedes Bundesland werden in einem Rahmenplan von Bund und Ländern gemeinsam verabschiedet.102 Die letztendliche Vergabe der Mittel wird durch die Landesregierungen vorgenommen. Der Rahmenplan der GRW sieht keine gezielte Förderung mittelständischer Unternehmen vor. Auch Treuhandunternehmen werden in Einzelfällen bezuschußt. Während ihr Gewicht 1991 vernachlässigbar war, ist es nach Auskunft des Bundesamtes für Wirtschaft seitdem gestiegen. Seit 1992 wurden verstärkt auch regionale und sektorale Schwerpunkte gesetzt. Auch in der Förderstatistik der GRW wird die wachsende Bedeutung kleinerer Unternehmen deutlich. Auffallend ist das überaus starke Anwachsen der geförderten Investitionen von Kleinbetrieben mit bis 19 Beschäftigten. 103 Die geförderten Investitionen von Großunternehmen des verarbeitenden Gewerbes machten 1992 lediglich einen Anteil von 12,5 vH an den insgesamt geförderten Investitionen aus, während dieser Anteil 1991 noch bei 30 vH lag. Lediglich in einigen Branchen wie bei den Gießereien, im Schiffbau und dem Druckereigewerbe wurden einzelne Großunternehmen unterstützt, so daß der Anteil geförderter Investitionen in der Beschäftigtengrößenklasse über 499 Mitarbeiter dominiert oder weit über dem Durchschnitt lag. 4.2.2
Förderung von Forschung und Entwicklung in industriellen kleinen und mittleren Unternehmen in Ostdeutschland
In Westdeutschland gibt es im verarbeitenden Gewerbe schätzungsweise 25 000 mittelständische Unternehmen, die Forschung und Entwicklung (FuE) betreiben. Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten sind auch ein wichtiges Element beim Aufbau des Mittelstands in den neuen Bundesländern. Bekanntlich sind die FuE-Kapazitäten in den ostdeutschen Unternehmen seit Mitte 1990 stark geschrumpft: Nach verschiedenen Erhebungen ist das FuE-Personal insgesamt stärker abgebaut worden als die Gesamtbeschäftigung. Die Gründe für den drastischen Zerfall der FuE-Kapazitäten
102
Vgl. Zweiundzwanzigster Rahmenplan der Gemeinschaftsaufgabe "Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur" für den Zeitraum 1993 bis 1996 (1997), Bundestagsdrucksache 12/4850 vom 19.5.1993. 103
Eine Auswertung für Beschäftigte konnte nicht vorgenommen werden. Die Zahlen für 1991 und 1992 sind bezüglich ihrer Zuordnung zu den Größenklassen nicht direkt vergleichbar: Während 1991 die Investitionsart "Errichtung" gemäß der angegeben geplanten zusätzlichen Arbeitsplätze auf die Beschäftigtengrößenklassen verteilt wurde, sind sämtliche Angaben für Errichtungsinvestitionen 1992 in der untersten Beschäftigtengrößenklasse enthalten. Dies führt zu einem Aufblähen des Gewichts dieser Größenklasse. Bereinigt man diese unterschiedliche Auswertungsweise, so zeigt sich dennoch ein kräftiger Anstieg des Gewichtes der Kleinbetriebe 1992 im Vergleich zu 1991. 120
in den ostdeutschen Großbetrieben sind bekannt und sollen hier nicht weiter erörtert werden. 104 Gegenstand dieses Abschnitts sind Schätzungen zu den Forschungskapazitäten in ostdeutschen KMU auf der Basis verschiedener Förderstatistiken. Seit Mitte 1990, überwiegend aber erst seit 1991/1992 wurden zahlreiche FuE-Förderprogramme des Bundes und der Länder für die neuen Bundesländer aufgelegt, um Forschung und Entwicklung in KMU zu unterstüzten (vgl. Abschnitt 3.1.3). Im Zuge der Auswertung von verschiedenen Förderstatistiken und Gesprächen mit den Projektträgern 105 wurde für eine Abschätzung ein besonders geeignetes Programm identifiziert, und zwar das Programm Personalförderung Ost (PFO).106 Es ist das Programm mit der größten Reichweite (bezogen auf die Zahl der erfaßten Betriebe mit FuE-Personal in Ostdeutschland). Gründe hierfür sind: die Fördervoraussetzungen sind so gestaltet, daß praktisch alle FuE-treibenden mittelständischen Unternehmen grundsätzlich antragsberechtigt sind; der hohe Bekanntheitsgrad des Programms; der Projektträger, die Arbeitsgemeinschaft industrieller Forschungsvereinigungen (AiF), hat über die Kammern, die Agenturen für Technologietransfer und Innovationsförderung sowie andere Veranstaltungen eine umfangreiche Öffentlichkeitsarbeit betrieben; das Antragsverfahren erfordert nur einen vergleichsweise geringen Aufwand, die Bearbeitungszeiten sind relativ kurz (durchschnittlich 6 - 8 Wochen), so daß eine hohe Akzeptanz zu verzeichnen ist. Die Förderstatistik der AiF zeigt, daß bislang rund 1 400 Unternehmen durch das PFO-Programm gefördert wurden. Aufgrund von Analysen der Antragsunterlagen sind durch die AiF weitere Daten über die geförderten Unternehmen bekannt (Stand: 31. Dezember 1993):
104
1989: in der Abgrenzung nach OECD-Kriterien: FuE-Personal (Vollzeitäquivalente) 86 000 in der DDR-Wirtschaft (74 000 im verarbeitenden Gewerbe). Nach den jüngsten Erhebungen des Stifterverbandes - Gemeinnützige Gesellschaft für Wissenschaftsstatistik: 1992 (Jahresdurchschnittswerte): 22 440 FuEPersonal/Vollzeitäquivalente (verarbeitendes Gewerbe: 18 930). Für 1993 schätzt der Stifterverband einen Durchschnittswert von 18 400 für die Wirtschaft, das verarbeitende Gewerbe dürfte entsprechend um ca. 15 vH niedriger liegen (bei ca. 15 640). Dabei stellt der Stifterverband fest, daß erst nach Vorliegen der Ergebnisse für 1993 Ende 1994 beurteilt werden kann "inwieweit diese Zahl sich als zu optimistisch erweist". Vgl. Forschung und Entwicklung in der Wirtschaft. Hrsg. vom Stifterverband im Dezember 1993. Vgl. ausführlich: Zur Situation der außeruniversitären und industriellen Forschung in den neuen Bundesländern. Bearb. Hornschild, K. In: Wochenbericht des DIW, Nr. 44/93. 105
Außer der Arbeitsgemeinschaft industrieller Forschungsvereinigungen (AiF) zählen dazu vor allem noch der VDIA/DE, die Außenstelle des BMWi in Berlin sowie das BMFT. 106
Die Laufzeit des Programms beträgt 5 Jahre (1992 bis 1996). Antragsberechtigt sind rechtlich selbständige Unternehmen mit Sitz und Geschäftsbetrieb in den neuen Ländern mit maximal 1 000 Beschäftigten (einschließlich Unternehmen in Treuhandbesitz und Forschungs-GmbH mit eigener Produktion) des Bergbaus, der Energiewirtschaft, des verarbeitenden Gewerbes und der Bauwirtschaft. Die Förderung beinhaltet 40 vH der Bruttolöhne und -gehälter des FuE-Personals (maximal 240 000 DM).
121
-
Gesamtzahl der geförderten Unternehmen: Beschäftigte in den geförderten Unternehmen: FuE-Personal in den geförderten Unternehmen: gefördertes FuE-Personal: Vollzeitäquivalente des geförderten Personals (nach Informationen der AiF schätzungsweise 50 vH): 107
1 420 169 250 19 000 14 990 7 495
Die Ergebnisse dieser Statistiken zeigen, daß ein großer Teil (schätzungsweise die Hälfte 108) des noch vorhandenen FuE-Potentials des verarbeitenden Gewerbes in KMU angesiedelt ist. Das finanzielle Fördervolumen beträgt bis Ende Dezember 1993 ca. 135 Mill. DM. Tabelle 4-9 dokumentiert die Verteilung nach Wirtschaftszweigen (von der AiF nicht nach SYPRO-Abgrenzungen erfaßt). Bemerkenswert ist z.B. der geringe Anteil der chemischen Industrie, Folge der noch überdurchschnittlichen Verbreitung von Betrieben mit über 1 000 Beschäftigten, die nicht die Fördervoraussetzungen erfüllen. Eine weitere AiF-Statistik gibt Aufschluß über die Verteilung der antragstellenden Unternehmen nach Größenklassen: Zwei Drittel der Antragsteller haben bis zu 100 Beschäftigte, 45 vH sogar nur bis zu 50, 22 vH verteilen sich auf die Größenklasse 101 - 250 Beschäftigte, 8 vH auf die Größenklasse 251 - 500 Beschäftigte. Lediglich 3,5 vH der Unternehmen haben mehr als 500 Beschäftigte. Insgesamt zählt der weitaus größte Teil - 96,5 vH - der Antragstellenden zu industriellen KMU. Die großen Unternehmen lassen sich aber durchschnittlich mehr FuE-Personal subventionieren als die kleinen (vgl. Tabelle 4-10). Andere Förderstatistiken sollen hier nur kurz präsentiert werden, sie haben eine andere Zielrichtung und Innovationshöhe im Vergleich zum Programm PFO, können aber qualitative Aussagen zum Innovationspotential der mittelständischen Industrie bieten. Verschiedene Programme sind unternehmensseitig kumulierbar (sofern z.B. nicht die gleichen Forscher/Projekte gefördert werden), andere Programme nicht. Die Daten dürfen daher nicht zur PFO-Statistik addiert werden. Ohnehin sind verschiedene Programme personal bezogen wie PFO und FuE-Personalzuwachsförderung (ZFO) oder projektbezogen (so das Innovationsförderprogramm des BMWi), andere wiederum wie "Auftragsforschung und -entwicklung Ost (AFO)" oder "Auftragsforschung
107
Dies ergibt sich laut AiF daraus, daß für FuE-Tätigkeiten auch Beschäftigte mit geringem Zeitaufwand aus Produktionsbereichen teilweise für Entwicklungstätigkeiten eingesetzt werden: Facharbeiter aus der Produktion, die z.B. nur zeitweise am Bau von Prototypen und deren Erprobung arbeiten. 108
Diese Schätzung geht von folgenden Annahmen aus: Die Zahl der FuE-Personalvollzeitäquivalente sind auf das noch vorhandene FuE-Personal in der Wirtschaft zu beziehen. 90 vH der PFO-geförderten Unternehmen gehören zur Industrie. Eine weitere AiF-Statistik zeigt, daß 96 vH der geförderten Unternehmen zur Beschäftigtengrößenklasse bis 500 zählt (bezogen auf die gezahlten Zuschüsse (Finanzvolumen) beträgt der Anteil 85 vH). Die AiF schätzt, daß höchstens 10 vH der in Frage kommenden Unternehmen das PFO-Programm nicht in Anspruch nehmen.
122
TABELLE 4 - 9
Unternehmen mit Anträgen auf Förderung durch das PFO-Programm nach Wirtschaftszweigen - Stand: November 1993 -
Wirtschaftszweig
Zahl der Unternehmen
Struktur in vH
Elektrizitäts-, Gas-, Fernwärmeu. Wasserversorgung
22
1,1
Bergbau
8
0,4
Chem. Ind., Mineralölverarb., Herst, u. Verarb. v. Spaltmat.
108
5,4
Herstellung v. Kunststoffu. Gummiwaren
55
2,7
Gewinnung u. Verarb. v. Steinen u. Erden, Glas- u. Keramikind.
80
4,0
Metallerz. u. -verarb.
118
5,9
Stahl-, Masch.- u. Fahrzeugbau, Herstellg. v. EDV- u. Bürotechnik
619
30,8
E-Technik, Feinmechanik, Optik, Eisen-, Blee u. Metallwaren, Musikinstr., Sportgeräte, Schmuck, Foto- u. Filmtechnik
516
25,6
Holz-, Papier- u. Druckgewerbe
151
7,5
Textil-, Bekleidungs- u. Lederind.
154
7,7
Ernährungswirtsch., Tabakverarb.
91
4,5
1922
95,5
Bauhauptgewerbe
48
2,4
Ausbaugewerbe
11
0,5
Sonstige
31
1,5
2012
100
Verarbeitendes Gewerbe gesamt
Gesamt
Quellen: AiF; Berechnungen des DIW
TABELLE 4-10
Zahl der Anträge und Bewilligungen nach Beschäftigtengrößenklassen des PFO-Programms - Stand: November 1993 -
Beschäftigtengrößenklasse
Anzahl d. Unternehmen Anzahl d. Unternehmen Antragsvolumen beantragt vH gefördert vH beantragt vH
Antragsvolumen gezahlt vH
1-5
69
3,4
38
2,7
0,9
0,5
0,5
0,4
6-20
390
19,4
236
16,8
11,1
6,5
6,9
5,1
21 - 50
450
22,4
290
20,7
21
12,4
12,8
9,5
51 -100
418
20,8
266
19,0
25,6
15,1
16,2
12,0
101 - 250
447
22,2
365
26,0
54,4
32,1
54,4
40,3
251 - 500
162
8.1
140
10,0
33,2
19,6
26,8
19,9
501 - 1000
70
3,5
68
4,8
22,6
13,3
17,4
12,9
> 1000
3
0,1
0
0,0
0,8
0,5
0
0,0
2009
100
1403
100
169,6
100
135
100
Summe
Quelle: AiF.
und -entwicklung West-Ost (AWO)" sind auf Forschungsaufträge/-Kooperationen bezogen (vgl. ausführlich die Zielrichtung der Programme unter Abschnitt 3.1.3). Von der Innovationshöhe her liegt das PFO-Programm am unteren Ende der Skala,109 in der Mitte liegt das Innovationsförderprogramm des BMWi.
109
Obgleich auch durch das PFO-Programm einzelne Forschergruppen für Projekte im High-TechBereich subventioniert werden. 124
TABELLE 4 - 1 1
Anträge für das Innovationsförderprogramm nach Unternehmensgrößenklassen - Stand 25.11.1993 -
Beschäftigtengrößenklassen
1 11 26 51 101 251 501
bis bis bis bis bis bis bis
10 25 50 100 250 500 1 000
Alle Unternehmen
Anzahl der Anträge
Anteile in vH
181 134 133 116 130 40 25
24 18 18 15 17 5 3
759
100
Quelle: VDI/VDE.
Das Antragsvolumen beträgt insgesamt 232,3 : Mill. DM. Die höchsten innovativen Maßstäbe stellt das Programm TOU an kleine Existenzgründer. Die über den TOU-Modellversuch für Ostdeutschland vorliegenden Daten sind in Übersicht 4-4 zusammengestellt. Das Programm "Auftragsforschung und -entwicklung Ost (AFO)" wurde seit dem Beginn von rund 810 Unternehmen, das Programm "Auftragsforschung und -entwicklung West-Ost (AWO)" von rund 480 Unternehmen genutzt (vgl. Tabelle 4-12), das Programm "FuE-Personalzuwachsförderung" (ZFO) von rund 850 Unternehmen. Bei den Programmen AFO und ZFO ist der Anteil der Unternehmen mit über 500 Beschäftigten nur gering: Bei ZFO liegt er bei ca. 4 vH, bei AFO bei ca. 18 vH. 1 1 0
110
Vgl. Wirkungsanalyse des ZFO/AFO Programms ..., a.a.O. 125
ÜBERSICHT 4-4
Informationen zum Modellversuch technologieorientierte Unternehmensgründungen
Geförderte Unternehmen der Gründer(teams): insgesamt 169 davon nur Förderung Phase I: nur Förderung Phase II: Förderung Phase I und II:
Festgelegte Zuwendungen:
15 127 27
116,4 Mill. DM
davon Förderung Phase I: Förderung Phase II:
1,3 Mill. DM 115,1 Mill. DM
Durchschnittliche Zuwendungen: Förderung Phase I: Förderung Phase II:
30 000 DM 752 000 DM
Verteilung der 127 Unternehmen der Phase II auf Technologiefelder: Meßtechnik Medizintechnik Verfahrenstechnik Mikroelektronik Fertigungstechnik Software-Tools Umwelttechnik Optik Sensorik Sonstige Technologiefelder
126
14,0 vH 12,7 vH 10,7 vH 10,7 vH 10,0 vH 9,3 vH 6,7 vH 6,0 vH 4,7 vH 15,2 vH
TABELLE 4-12 Anträge und Bewilligungen AFO, AWO und ZFO nach Ländern seit jeweiligem Laufzeitbeginn - Stand: 1.11.1993 -
FuE-Personalzuwachsfördening (ZFO)
Anträge Land
Gesamt
Bewilligte Anträge
Erstanträge Fortsetzung
Gesamt
Neueinstellungen
Bewilligte Fördermittel
Erstanträge Fortsetzung [Mül. DM]
Berlin Brandenburg Mecklenburg Sachsen Sachsen-Anhalt Thüringen Gesamt
298 280 96 920 229 611
115 123 47 378 108 252
183 157 49 542 121 359
281 256 78 806 201 546
106 107 34 304 85 215
175 149 44 502 116 331
410 262 96 958 181 653
7,2 43 1,5 14,8 2,8 10,2
2434
1023
1411
2168
851
1317
2560
40,8
Auftragsforschung und -entwicklung Ost (AFO)
Anträge Land
Berlin Brandenburg Mecklenburg Sachsen Sachsen-Anhalt Thüringen ( Gesamt
Bewilligte
Auftragsforschung und -entwicklung West-Ost (AWO)
Geförderte
Fördermittel Einrichtungen [Mill. DM]
Anträge
Bewilligte
Geförderte
Gesamt
Bewilligt
125 169 51 586 155 290
116 147 42 503 139 237
8,1 15.0 4.8 42,0 13,4 18,0
71 107 32 344 88 162
170 60 34 524 98 223
147 50 28 465 86 186
13,4 3,8 2,7 33,4 7,0 15,2
84 28 22 200 42 101
1376
1184
101,3
804
1109
962
75,5
477
Gesamt
Bewilligt Fördermitt Einrichtungen [Mül. DM]
Die Anzahl der Erstantrage entspricht der Unternehmenszahl Quellen: AiF; Berechnungen des DIW.
127
4.3
Quellen des weiteren Aufbauprozesses
Die zukünftige Bedeutung des industriellen Mittelstands in Ostdeutschland wird in seiner quantitativen Dimension durch zwei Entwicklungen beeinflußt. Zum einen werden die schon existierenden mittelständischen Unternehmen sich weiter im Markt entwickeln. Ein Teil der Unternehmen wird ein kräftiges internes Wachstum entfalten, andere werden stagnieren oder schrumpfen, andere wiederum werden vom Markt verschwinden. Die Entwicklungschancen der existierenden Unternehmen werden an anderen Stellen des Gutachtens ausführlich beleuchtet. Zum anderen wird die zukünftige Bedeutung des Mittelstands davon beeinflußt, in welchem Umfang in der Zukunft neue Unternehmen in der Industrie entstehen. Der bisherige Aufbau des industriellen Mittelstands wurde zu einem ganz erheblichen Teil aus den Privatisierungsaktivitäten der Treuhand gespeist. Insofern war der Transformatiönsprozeß der ostdeutschen Industrie, trotz des damit verbundenen dramatischen Niedergangs, eine in bezug auf die Entstehungsprozesse neuer Unternehmen besonders dynamische Phase. Mit dem Fortschreiten des Transformationsprozesses und mit dem zu erwartenden Ende der Privatisierungsaktivitäten der Treuhandanstalt ist eine Verlangsamung des Entstehungsprozesses neuer Unternehmen zu erwarten. In Zukunft wird also eine 'Normalisierung' des Gründungsgeschehens eintreten. Unter 'Normalisierung' wird aber bewußt keine Annäherung an das Gründungsgeschehen in anderen Räumen, etwa in Westdeutschland, verstanden. Nach unserer Auffassung weichen die Rahmenbedingungen in Ostdeutschland auch für die nähere Zukunft so erheblich von den Rahmenbedingungen in Westdeutschland ab, daß die Hypothese einer Übertragbarkeit von westdeutschen Gründungsraten auf Ostdeutschland unplausibel erscheint. Infolgedessen wird auch darauf verzichtet, eine quantitative Abschätzung des zukünftigen Gründungsgeschehens in der Industrie Ostdeutschlands vorzunehmen. Stattdessen soll kurz auf das bei der Treuhand noch vorhandene Potential an Unternehmen eingegangen werden. In diesem Kontext sind auch auf den Mittelstand gerichtete Aktivitäten wie das Konzept der Management-KG und länderspezifische Aktivitäten wie ATLAS und Anker zu behandeln. Sodann werden zwei staatlich geförderte Aktivitäten diskutiert, die die Bedingungen des weiteren Aufbauprozesses von mittelständischen Unternehmen positiv beeinflussen können. Zum einen werden anhand von Beispielen die Rolle und Bedeutung von Industrie- und Gewerbeparks, zum anderen wird die Entwicklung von Technologie- und Gründerzentren in ihrem Bezug zu technologieorientierten Unternehmensgründungen dargestellt. 4.3.1
Verbliebenes Privatisierungspotential der Treuhandanstalt
Der Privatisierungsprozeß der Treuhand ist mittlerweile weit fortgeschritten (vgl. Abschnitt 3.1.2). Von ehemals knapp 9 000 Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes befinden sich (Stichtag: 30.6.1993) noch gut 800 Unternehmen im Nettobestand der THA. Sie haben rund 170 000 Beschäftigte, von denen rund 100 000 in den 70 Unternehmen arbeiten, die zurZeit noch mehr als 500 Beschäftigte haben. Dieser Bestand ist ein Potential, aus dem im Prinzip mittelständische Industrieunternehmen entstehen können. Es ist jedoch unwahrscheinlich, daß der gesamte Bestand in mittelständische Strukturen überwechseln wird.
128
Zunächst einmal ist offen, für wieviele Firmen aus dem jetzigen Nettobestand überhaupt eine Privatisierung gelingt. Es ist zu vermuten, daß es sich bei den verbliebenen Unternehmen gemessen am ursprünglichen Bestand - eher um eine negative Auslese von Unternehmen handelt. Zumindest sind für diese Unternehmen Faktoren wirksam, die eine schnelle Privatisierung verhindert haben. Dies können firmenspezifische, größenspezifische, aber auch branchentypische Faktoren sein. So ist auffällig, daß die Unternehmen aus dem Maschinenbau allein rund ein Viertel des Nettobestandes ausmachen. Die bisherige Produktionsentwicklung im ostdeutschen Maschinenbau sowie die konjunkturelle Situation im westdeutschen Maschinenbau lassen einen raschen Privatisierungserfolg für diese Unternehmensgruppe unwahrscheinlich erscheinen. Erschwerend kommt hinzu, daß trotz des Beschäftigungsabbaus die Unternehmenseinheiten immer noch groß sind (gut 70 Unternehmen aus der Größenklasse 101-500 Beschäftigte sowie knapp 30 Unternehmen mit durchschnittlich jeweils 1000 Beschäftigten). Eine weitere Problembranche stellt nach wie vor die Chemische Industrie dar; dies gilt weniger für die Zahl der Unternehmen als für die Zahl der Beschäftigten. So sind in 7 großen Unternehmen noch durchschnittlich 4 000 Personen beschäftigt. Diese Unternehmen werden sicher nicht in mittelständische Strukturen übergehen, sondern entweder eigenständige oder konzerngebundene Großunternehmen werden. Ein Modell, mit dem die Treuhandanstalt auf die Probleme im Privatisierungsprozeß reagiert, sind die Management-Kommanditgesellschaften. Sie sind für die Fortführung von Unternehmen gedacht, die noch nicht privatisiert sind, wenn die Treuhandanstalt ihr operatives Geschäft aufgibt. Außerdem sind sie ein Instrument zur Dezentralisierung der Treuhandarbeit und zur Gewinnung von Managementwissen. In diesen Gesellschaften sind kurzfristig nicht privatisierungsfähige Unternehmen zusammengeschlossen, die aber grundsätzlich aus der Sicht der Treuhandanstalt als sanierungsfähig gelten (Mindestgröße 200-250 Beschäftigte, Portfolio von 0,5-1 Mrd.DM). In seiner betriebswirtschaftlichen Struktur und rechtlichen Gestaltung gilt das Modell als mittelstandsorientiert. Die Manager der KG sind am Ende der Laufzeit - befristet zunächst auf 3 Jahre - über ein Bonus-System am Ergebnis der Privatisierung beteiligt (gemessen an Investitionen/Arbeitsplätzen). Gleichwohl hat die Treuhandanstalt die Unternehmen mit ausreichendem Eigenkapital auszustatten und übt einige Kontrollrechte aus (Budgetprüfung für die laufende Finanzierung). Die Management-KG sollen somit privatwirtschaftliche Anreizelemente mit staatlichem Einfluß verbinden und außerdem ein Element der Flexibilität dadurch enthalten, daß neue Unternehmen in bestehende KG eingebracht werden können. Die Idee der Management-KG ähnelt somit in ihren operativen Funktionen privaten Holdings. Die Manager besitzen kein Eigentum an den Firmen, die Treuhandanstalt fungiert als Kommanditist und sichert vorübergehend die Finanzierung. Im Frühjahr 1993 gab es in den bereits 5 vorhandenen Management-KG 69 TH-Unternehmen mit rund 32 000 Beschäftigten. Wegen der Konzernproblematik sollen bewußt keine branchenbezogenen KG gegründet werden, allerdings ist man bei der letzten KG (im Bereich Textil/BekleidungA/erbrauchsgüter) von diesem Prinzip etwas abgerückt.
129
Die Struktur der 5 Gesellschaften ist recht unterschiedlich (überwiegend gemischte Branchen, Anzahl der Betriebe je Management-KG zwischen 9 und 21). Somit ist fraglich, in welchem Umfang die angestrebten Synergieeffekte zum Tragen kommen. Feststehen dürften zweifellos die Vorteile der Managementberatung, gewisser Einsparungsmöglichkeiten durch gemeinsamen Einkauf und im Marketing. Auch durch die zentrale Wahrnehmung betriebswirtschaftlicher Aufgaben (Buchführung, Steuern) entstehen Vorteile. Gleichwohl bleibt die Ausarbeitung von Unternehmenskonzepten zur Sanierung zu einem großen Teil in den Händen der Unternehmen selbst.111 Nur ein Teil der 800 im Nettobestand verbliebenen Unternehmen stellt eine Quelle des industriellen Mittelstands dar. Eine quantitative Abschätzung der Größenordnung erscheint gegenwärtig aber unmöglich. Neben den Anhaltspunkten, die auf eine Zahl deutlich unter dem Nettobestand hindeuten, gibt es auch Faktoren, die in die entgegengesetzte Richtung weisen. So kann es noch zu weiteren Aufspaltungen von Unternehmenseinheiten kommen. Auch ist nach bisherigen Erfahrungen davon auszugehen, daß aus den Unternehmen in Liquidation (1 677 Unternehmen mit 35 000 Beschäftigten) noch neue mittelständische Unternehmen entstehen können. Wie unsicher eine quantitative Abschätzung des verbliebenen Privatisierungspotentials bei der Treuhand auch ist, so ist doch ohne Zweifel das Restpotential - gemessen am Anfangsbestand - nur noch gering. Die THA dürfte als "Quelle" des Entwicklungsprozesses neuer Unternehmen bald versiegen. 4.3.2
Die Bedeutung von Industrie- und Gewerbeparks
Die Bedeutung kommunaler Industrie- und Gewerbeparks für die Ansiedlung von Unternehmen ist unumstritten. Mit diesen Parks treten viele ostdeutsche Kommunen in den Ansiedlungswettbewerb: Angesprochen werden ostdeutsche Existenzgründer, in erster Linie aber westliche Investoren. Von vielen Kreisen liegt darüber Informationsmaterial mit relevanten Angebotsdaten zu den Industrie- und Gewerbeparks vor (zum Erschließungsgrad der Parks, zu Bevölkerungsund Qualifikationsstrukturen, zu den "weichen Standortfaktoren" etc.). In einigen neuen Ländern liegen solche Dokumentationen nach Kreisen bereits für das jeweilige Bundesland gesammelt in umfangreichen Atlanten/Dokumentationen/Registern vor. 112 Fundierte Aussagen, in welchem Umfang sich in diesen Parks mittelständische Industrieunternehmen befinden, sind im Rahmen dieser Untersuchung allerdings nicht möglich. Diesbezügliche Anfragen bei einigen Wirtschaftsministerien in den neuen Ländern haben ergeben, daß dort bislang noch keine Erfassung der Ansiedlerstrukturen vorliegt, d.h. weder nach dem Kriterium "Mittelstand" noch nach "Industrie und anderen Bereichen".
111
Dieses Ergebnis hat auch die Fallstudie in einem Behälter- und Apparatebaubetrieb einer KG erbracht, wo die eigentliche neue Produktidee, mit einer inzwischen guten Absatzlage, auf der Basis des technologischen Wissens aus dem Betrieb selber entwickelt wurde. Gleichzeitig wurde dort die Managementberatungsfunktion als Hauptvorzug der KG hervorgehoben. 112
130
Vgl. z.B. Standortatlas Thüringen, Hrsg. Thüringer Landeswirtschaftsförderungsgesellschaft.
Zu vermuten ist, daß viele Gemeinden versuchen, in der Planungsphase "formal" mindestens einen Anteil von 50 vH von Betrieben des verarbeitenden Gewerbes für ihre Gewerbeparks zu registrieren, da dies eine Voraussetzung für die Inanspruchnahme der GRW-Investitionszuschüsse 113 für ihre Gewerbeparks ist. Allerdings ist die Realisierung dieser Planungsvorhaben im einzelnen schwer zu überprüfen, da zum Zeitpunkt der GRW-Antragsstellung häufig nur Absichtserklärungen von Unternehmen vorliegen, die teilweise im Laufe des Aufbaus der Gewerbeparks nicht realisiert werden. Außerdem siedeln westdeutsche Industrieunternehmen bzw. Konzerne auf ihren beantragten Flächen häufig keine produzierenden, sondern andere Funktionseinheiten an (z.B. Logistik, Verpackung, Transport etc.). Informationen zum tatsächlichen Anteil des produzierenden Gewerbes in den Parks sind somit nicht verfügbar. Schließlich ist unbekannt, ob und in welchem Umfang die ostdeutschen Gewerbeparks abgesehen von günstigen Preisen für Pacht oder Grundstückkauf - bereits über attraktive Zentraleinrichtungen und andere Maßnahmen verfügen, die positive Synergieeffekte bewirken und damit die Entwicklungschancen mittelständischer Unternehmen begünstigen. Inzwischen gibt es - angesichts eines in vielen Kommunen vorhandenen Überangebots an verfügbaren Gewerbeflächen auf der "grünen Wiese" - die Forderung nach mehr Flächenrecycling. 114 Ein Beispiel für Flächenrecycling im Großmaßstab und gleichzeitig für gewerblichen Neuaufbau stellt der Chemie-Park Bitterfeld dar. Ein anderes Beispiel ist der Standort der Stahl- und Walzwerke Riesa AG. 4.3.2.1
Der Chemie-Park Bitterfeld
Der Chemie-Park Bitterfeld unterscheidet sich grundlegend von anderen ostdeutschen Industrieparks und soll hier als wichtiger Sonderfall näher vorgestellt werden, 115 insbesondere unter dem Aspekt der Förderung mittelständischer Betriebe.
113
Investitionszuschüsse im Rahmen der Gemeinschaftsaufgabe "Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur". 114
Damit sollen Industriebrachen vermieden, Naturschutz und Erholungsbedürfnisse beachtet werden, d.h. der Erhalt von Wald- und Grünflächen als Pufferzonen zwischen Industrieansiedlungen und Erholungsgebieten gesichert werden. 115
Im Rahmen eines im Februar 1993 abgeschlossenen Projektes hat das DIW hierzu einen Abschnitt publiziert und für diese Untersuchung erneut im November 1993 in Bitterfeld hierzu Recherchen über die Ansiedlerstruktur durchgeführt. (Vgl. Stand und Entwicklungsperspektiven des Forschungspotentials der chemischen Industrie im Raum Halle, Merseburg, Bitterfeld. Cutachten im Auftrage des Bundesministers für Wirtschaft, Berlin, Februar 1993, als Manuskript vervielfältigt). Bearb.: H. Belitz, F. Fleischer, A. Holicki, K. Hornschild, A. Scherzinger, C. Trepte). 131
Das Chemie-Park-Konzept wurde im Zusammenhang mit der Umstrukturierung der Chemie-AG Bitterfeld-Wolfen entwickelt (1989 mit rund 16 700 Beschäftigten) und ist in dieser Form für Ostdeutschland beispielhaft: Große Teile des Unternehmens sind bereits stillgelegt worden, ein Teil privatisiert, für weitere Kerngeschäfte (mit nur noch rund 900 Beschäftigten) werden noch Käufer gesucht. Grundidee war, durch Abriß nicht mehr benötigter Gebäude, Sanierung und Beräumung umweltbelasteter Flächen116 auf einem Chemie-Park bis 1994 rund 5 500 Arbeitsplätze für die Region zu erhalten. Parallel wurden dabei folgende Wege beschritten: Sanierung von Flächen und deren Erschließung für Neuansiedler, Privatisierungen und Ausgründungen Entwicklung eines infrastrukturellen Standortservices Privatisierungsversuche für noch vorhandene Kerngeschäfte der Chemie-AG, die demnächst in GmbH umgewandelt werden sollen. Die Betriebsstruktur der 160 Firmen mit insgesamt rund 5 500 Beschäftigten (einschließlich der noch 900 in der Chemie-AG befindlichen) und Neuinvestitionen in Höhe von 2 Mrd. DM wird in folgender - wenn auch nicht ganz trennscharfer - Übersicht der Chemie-AG deutlich: 18 17 10 80 35
Firmen: Firmen: Firmen: Firmen: Firmen:
in der Chemieproduktion chemieverwandte Unternehmen Ver- und Entsorgungsdienstleister Gewerbebetriebe und -dienstleister (Handwerksbetriebe) sonstige Betriebe.
Auf die 18 Firmen in der Chemieproduktion (zuzüglich der noch in den Kerngeschäften der Chemie-AG befindlichen 900 Beschäftigten) entfallen etwa ein Viertel der Gesamtbeschäftigten. Dies zeigt die Relation zwischen verarbeitendem Gewerbe im engeren Sinne und Infrastruktur/Dienstleistern im Park. Nach der Herkunft sind zu unterscheiden: noch nicht privatisierte Bereiche der Chemie-AG (im produzierenden Sektor rund 900 Beschäftigte und im Chemieparkservice-/Ver- und Entsorgungsbereich 410), ausgegliederte Handwerks-/Dienstleistungs-/Service-Funktionen der Chemie-AG (rund 820 Beschäftigte), 10 Neuansiedler (überwiegend industriell produzierende mit insgesamt rund 1 120 Beschäftigten),
116
Überwiegend durch ABM-Personal der Bitterfelder Qualifizierungs-und Projektierungsgesellschaft mbh (BQP), die inzwischen zu einer ökologischen Sanierungsgesellschaft umgewandelt worden ist.
132
Ausgründungen aus dem FuE-Bereich der Chemie-AG (etwa 15 mit etwa 100 Beschäftigten), Kleinansiedler (z.B. Säureschutz, Gerüstbau und andere Handwerksbetriebe) mit etwa 510 Beschäftigten. Für die Neuansiedler gelten als positive Standortfaktoren vor allem das Angebot von Grundchemikalien (Chlor, Sauerstoff, Wasserstoff, Stickstoff), vorhandene Produktionsgenehmigungen für Problemproduktionen und vor allem das inzwischen errichtete Gemeinschaftsklärwerk von Chemiepark und Kommune sowie die geplante Sondermüllentsorgungsanlage. Auf dem Park mit einer verfügbaren Industriefläche von rund 590 ha sind nur noch etwa ein Viertel frei für Investoren (Neuansiedlungen). Die Struktur der industriellen Neuansiedler ist überwiegend durch Konzerne wie Bayer (Planung: 550 Beschäftigte 1994) oder Heraeus Quarzglas (75 Beschäftigte) geprägt, in geringerem Umfang auch durch verschiedene nicht konzerngebundene westdeutsche oder europäische Ansiedler. Auch bei den privatisierten Unternehmensteilen der Chemie-AG dominieren westdeutsche Käufer. Lediglich bei den innovativen Ausgründungen aus den Forschungsbereichen ging die Initiative vorwiegend von den in Bitterfeld ansässigen Forschern aus, die ihre Unternehmensgründungen allerdings zumeist auch als GmbH zusammen mit einem westdeutschen Partner vollzogen. Merkmale des Chemie-Parks sind der produzierende Bereich mit etwa 25 vH der Beschäftigen insgesamt ist durch Chemiebetriebe geprägt. Die schrittweise Sanierung und Dekontaminierung des Geländes und der Aufbau der Infrastruktur bieten vielen nicht-industriellen mittelständischen Unternehmen der Region Chancen. Auch nach erfolgter Sanierung werden hier noch in relativ hohem Maße mittelständische Betriebe zur Aufrechterhaltung von Services und Infrastruktur ihren Platz haben (Verkehr, Energie, Abwasser- und Müllentsorgung), außerdem Unternehmen in Bereichen wie Projektierung, Instandhaltung, Anlagenbau usw. Die Entscheidung zur Ansiedlung eines Bayer-Zweigwerkes in Bitterfeld hat zweifellos das Image der Region und auch die Investorenwerbung für den Industriepark verbessert, auch wenn es sich dabei eher um eine "verlängerte Werkbank" handelt (Herstellung von Lackharzen und Selbstmedikationspräparaten wie Aspirin). Im Gefolge von Bayer dürften sich auch mittelständische Industrieunternehmen ansiedeln, wie ein konkretes Beispiel bereits belegt.117 Das Fallbeispiel eines ostdeut-
117
Die Braun Druckerei GmbH und Co. KG, Karlsruhe (Herstellung von Verpackungsmaterial). 133
sehen Ans/ed/ers 118 auf dem Bayer-Optionsgelände zeigt, daß die starke Stellung eines Konzerns bei den Entscheidungen der Chemie-AG und der Kommune für mittelständische Existenzgründer auch negative Auswirkungen haben kann. Dies ist dann der Fall, wenn potentielle Ausgründungen der Chemie-AG in Konkurrenz mit dem Großkonzern Bayer stehen. 4.3.2.2
Die Stahl- und Walzwerke Riesa AG (SWR) i
Die Stahl- und Walzwerke Riesa haben in einem Modellprojekt die gestaltende Stillegung eines für die Region dominierenden Werkes mit ursprünglich 11 500 Beschäftigten praktiziert. Entscheidend für den Erfolg war die frühe Erkenntnis, daß der Stahlstandort nicht haltbar ist und über eine Revitalisierung des Geländes am alten Standort neue Arbeitsplätze zu schaffen sind. Mit dem Abriß alter Stahlanlagen durch ABM gingen die Entflechtung, die Neustrukturierung der Infrastruktur und Erschließungsarbeiten einher, die während der flächendeckenden Neubesiedlung durchgeführt wurden. Der sozialverträgliche Personalabbau durch Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen in einer Beschäftigungsgesellschaft sowie durch Fortbildungs- und Umschulungsmaßnahmen verlief parallel zum Neuaufbau von Arbeitsplätzen: durch die Ansiedlung von Produktionsstätten überwiegend westlicher Investoren (darunter das Mannesmann-Röhrenwerk mit der Übernahme von 1 500 Arbeitnehmern, die Arbonia-Forster GmbH, das italienische Mini-Stahlwerk Feralpi). durch erfolgreiche Privatisierung als MBO-Existenzgründungen oder Ausgründungen. Besonders erfolgreich sind bislang Ausgründungen in Form von MBO/MBI unter der unternehmerischen Obhut westdeutscher Firmen; ein Beispiel ist die Firma WerfelAutomation Essen. Möglich wurde dieses "Riesa-Modell" durch besondere Finanzhilfen des Gemeinschaftswerks "Aufschwung Ost", des Bundesministeriums für Arbeit und Sozialordnung, der Treuhandanstalt und des Landes Sachsen sowie durch eine enge Kooperation mit der Landesregierung und der Kommune. Allerdings ist dies ein Modell, das sich zumindest in dieser Größenordnung nicht auf andere Betriebe übertragen läßt, da sich die Treuhandanstalt nicht mehr an den Kosten beteiligen will - so jedenfalls die aktuelle Auskunft des Brandenburgischen Wirtschaftsministeriums.
118
Dieser Neuansiedler kann sein Gelände nur bis zu 10 Jahren pachten, obgleich es derzeit noch völlig unsicher ist, ob Bayer das Gelände wirklich zur Expansion nutzen wird. Durch die fehlenden Möglichkeiten zum Kauf des Geländes durch den Ansiedler sind die Möglichkeiten des Unternehmens zur Kreditsicherung bei den Banken eingeschränkt. 134
4.3.3 4.3.3.1
Technologie- und Gründerzentren (TGZ) Allgemeine Bedeutung von TGZ für den ostdeutschen Mittelstand
Die Bedeutung kleiner innovativer Betriebe im wirtschaftlichen Gefüge ist unumstritten. 119 Diese sind in der Regel besonders wachstumsdynamisch und schaffen dabei qualitativ anspruchsvolle Arbeitsplätze, sobald sie ihre Technologien erfolgreich vermarkten können. Außerdem zeichnen sie sich im allgemeinen durch ein höheres Maß an Flexibilität in der Organisation und Produktion aus. Mit der Globalisierung der Märkte durch eine wachsende Anzahl ausländischer Konkurrenten, der Unbeständigkeit der Nachfrage und angesichts der gegenwärtigen Rezession gewinnen diese Vorteile eine wachsende Bedeutung, zumal die technologische Entwicklung die Vorteile der Produktion hoher Stückzahlen zunehmend relativiert. Mit der Deindustrialisierung in Ostdeutschland und dem Vorherrschen von "verlängerten Werkbänken" westdeutscher Investoren kommt KMU, die selbst Forschung und Entwicklung betreiben, ein besonderer Stellenwert für den Wiederaufbau der Industrie zu: Die Entwicklung neuer Produkte und Verfahren, die kundenspezifische Ausrichtung der Technologieentwicklung und Produktion sowie die höhere Flexibilität, auf kurzfristige Nachfrageänderungen in kleinen Serien reagieren zu können, bieten besondere unternehmerische Chancen. In Umbruchphasen wie gegenwärtig in Ostdeutschland - dürften sich für innovative Unternehmen viele Betätigungsfelder auftun. Darum soll hier die Rolle der Technologie- und Gründerzentren (TGZ) für den Aufbau des industriellen Mittelstands in Ostdeutschland erörtert werden. Dabei ist festzustellen, daß es in den alten Bundesländern sowohl TGZ in strukturschwachen Regionen (Ruhrgebiet, Niedersachsen) als auch in strukturstarken wie Baden-Württemberg gibt, d.h. die Funktionen von TGZ sind je nach räumlicher Einbindung unterschiedlich (Bayern: 4 TGZ; Nordrhein-Westfalen: 49 TGZ). Eine umfassende Bewertung für die TGZ liegt bislang selbst für die Zentren der alten Bundesländer nicht vor und gilt als problematisch - nicht zuletzt aufgrund der Heterogenität dieser Zentren. 120 Um so weniger können - angesichts der noch unzulänglichen Datenlage - für die ostdeutschen Zentren hier generelle Aussagen zu den Entwicklungsmöglichkeiten der Zentren und der dort ansässigen Unternehmen getroffen werden. Stattdessen sollen im folgenden erste Überlegungen und Informationen zusammengestellt werden. Berichtet wird über Erfahrungen auf
119
Vgl. dazu u.a. Acs, Z.J., Audretsch, D.B., Innovation durch kleine Unternehmen, Berlin 1992.
120
So fehlen Analysen zu den Mitnahmeeffekten, Analysen zur Ansiedlerstruktur, zur Vermarktung von FuE-Ergebnissen u.a., vgl. Sternberg, L. R., Methoden und Ergebnisse der Erfolgskontrolle in Technologieund Gründerzentren. In: NlW-Workshop 1992: Erfolgskontrollen in der Technologiepolitik, Hannover 1992. 135
der Basis von Fallstudien, die das DIW über 5 Unternehmen in drei TGZ durchgeführt hat. Davon wurden 4 Unternehmen nach dem TOU-Programm gefördert. 121 Mit dem Begriff der TGZ werden Zentren mit unterschiedlichen Schwerpunkten bezeichnet: Das Spektrum reicht von Gründerzentren, Technologiezentren, Technologieparks, Forschungsparks bis hin zu Zentren, bei denen der Anteil innovativer Unternehmen gering ist und die eher dem Begriff von Gewerbeparks nahekommen. Im engeren Sinne gelten TGZ als Standortgemeinschaft von kleinen Existenzgründern, die hauptsächlich Entwicklung, Produktion und Vermarktung von Produkten, Verfahren oder Dienstleistungen betreiben. 1983 setzte die erste Gründungswelle von TGZ in den alten Bundesländern ein - später als in anderen westlichen Industrieländern. Die TGZ gelten als Instrumente der regionalen Wirtschaftsförderung und sollen Gründungsdefizite bei technologieorientierten Unternehmen beheben sowie kleinen Betrieben die raschere Umsetzung von FuE in marktfähige Produkte erleichtern. Sowohl vom BMFT als auch von den Ländern und Kommunen wird der Aufbau von TGZ in den neuen Ländern gefördert. Die Förderung äußert sich in der relativ preisgünstigen Bereitstellung von Gewerbeflächen (für Büros, Lagerhallen, Entwicklung/Projektierung/Konstruktion, z.T. auch Produktion), dem Vorhalten von "Infrastruktur"; dazu zählt die Nutzung zentraler Sekretariate, "Büro-Hardware" (Kopiergeräte, Telefax), Postdienst etc., Gemeinschaftseinrichtungen (zentraler Empfang, Beratungsräume etc.), Vermittlung von Datenbanken, z.T. Patentrecherchen, Bibliotheken. Gewerbeflächen und "Infrastruktur" dürften für viele Existenzgründer in den neuen Ländern einen vergleichsweise hohen Stellenwert haben. Andere "qualitative" Angebote sind wichtige Unterscheidungsmerkmale zu den TGZ in den alten Bundesländern: Beratungsangebote durch das Management der Zentren im Hinblick auf Buchführung, Steuerrecht und insbesondere auf das Förderinstrumentarium, Kurse zur Weiterbildung und Qualifizierung. Die Anbahnung von Geschäftskontakten zum Umfeld, zu den Kommunen und anderen relevanten regionalen Instanzen, aber auch den Banken (auch im Hinblick auf das Prozedere administrativer Abläufe, z.B. öffentliche Aufträge, Genehmigungsverfahren etc.).
121
136
Vgl. zum Begriff der TOU Kapitel 3.1.3.
Wegen der geringeren Management- und Marketingerfahrungen und der Unerfahrenheit in der Finanzierung kommt solchen Beratungen eine besondere Bedeutung zu. 122 In welchem Umfang und in welcher Qualität diese beiden Felder wirklich ausgefüllt werden, hängt zweifellos auch von den individuellen Fähigkeiten der Geschäftsführung der Zentren ab. Weitere Unterscheidungsmerkmale zu den westdeutschen TGZ sind 123 •
die räumliche Kombination von Gründerzentren und größeren Technologieparks auf gemeinsamen Arealen; vorab festgelegte quantative Zielvorgaben im Hinblick auf die Zahl von Arbeitsplätzen und Unternehmen (durch die Förderrichtlinien des BMFT, der Länder oder Kommunen).
•
Das bereits erreichte Maß von Netzwerkfunktionen der TGZ in den neuen Ländern läßt sich allerding ebenfalls schwer einschätzen. 4.3.3.2
Daten zu den TGZ in den neuen Bundesländern
Das BMFT fördert den Auf- und Ausbau von insgesamt 15 TGZ in den neuen Bundesländern und mit geringerem finanziellen Umfang die Planungsphasen für weitere 10 Zentren mit insgesamt 39,4 Mill. DM (Stand Ende 1993). Die Finanzierung ist als Anschubhilfe gedacht, darüber hinaus bedürfen die Zentren einer Unterstützung durch die Länder und Kommunen.124 Angestrebt wird, durch die Einbeziehung der Kommunen, Landkreise, der Industrie- und Handelskammern, der Hochschulen sowie anderen Einrichtungen der Regionen regionale Netzwerke zu entwickeln. Außerdem sollen durch die Kooperationen/Partnerschaften von ostund westdeutschen Technologie-und Gründerzentren Erfahrungen der alten Länder im Hinblick auf optimale Strategiekonzepte übertragen werden. Neben diesen 25 Zentren gibt es noch etwa ebensoviele larjdes- oder kommunalfinanzierte Zentren. Die folgenden Informationen geben einen groben Überblick über die TGZ in den neuen Bundesländern:125
122
Einige Zentren, z.B. das von uns untersuchte in Berlin-Wuhlheide, haben hierfür ein Steuerberaterbüro angesiedelt, das Zentrum in Berlin-Adlershof hat eine Management-, Marketing-Finanzierungsberatung als GmbH auf dem Gelände eingerichtet. Analoge Beispiele gibt es für andere Zentren, sofern die Geschäftsführung diese Beratungen nicht selber durchführen kann. 123
Vgl. Sternberg, L. R., Methoden und Ergebnisse ..., a.a.O.
124
Dabei können Mittel aus der GRW, ERP-Kredite und z.T. weitere EG-Mittel eingesetzt werden.
125
Die folgenden Daten wurden von der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Technologie- und Gründerzentren (ADT) erhoben.
137
In den 51 TGZ der neuen Bundesländer sind ca. 720 Unternehmen mit insgesamt 4 170 Beschäftigten tätig. (Zum Vergleich dazu: in den alten Bundesländern 110 TGZ mit 1 950 Unternehmen und 17 980 Beschäftigten). Die durchschnittliche Zahl der Beschäftigten in den jeweiligen Firmen beträgt in den neuen Bundesländern etwa 6 (gegenüber 9 in den alten Bundesländern). Die Verteilung der Zentren nach Ländern dokumentiert die Affinität zu den industriellen Agglomerationen bzw. zur Bevölkerungs-/Industriedichte der Länder, obgleich es auch einige wenige TGZ in dünn besiedelten und agrarisch geprägten Regionen gibt.
Anzahl der Zentren 126 Berlin (Ost) Brandenburg MecklenburgVorpommern Sachsen Sachsen-Anhalt Thüringen
Anzahl der Beschäftigten
4 7
711 626
7 15 11 7
695 944 598 593
Verteilung von Industrie und Dienstleistungen Das Handbuch der Arbeitsgemeinschaft deutscher Technologiezentren (ADT) über die Firmen in den TGZ, 127 Stand Mitte 1992, ist heute zwar nicht mehr aktuell, doch gibt es zumindest einen Überblick über hier relevante Strukturen. Einige Zentren fehlen ganz, und auch bei den TGZ-Firmen haben seitdem teilweise erhebliche Veränderungen (Auszüge oder Neueintritte in das Zentrum) stattgefunden. Vom DIW wurde auf der Basis dieses Handbuches ein Vergleich nach Branchen/Technologiebereichen zwischen den TGZ-Firmen in den alten und neuen Ländern durchgeführt (vgl. Tabelle 4-13). Es dominieren in beiden Räumen eher technologieorientierte Dienstleistungen vor den produzierenden Betrieben. Immerhin dürften schätzungsweise doch noch ein Drittel der Betriebe dem produzierenden Gewerbe zuzuordnen sein, auch wenn es sich hierbei oft um die Produktion von sehr kleinen Serien handelt. Nach Auffassung der ADT ist eine solche Zuordnung nach verarbeitendem Gewerbe und Dienstleistungen aber problematisch.
Merkmale von "Technologieorientierten Unternehmensgründungen" (TOU) Drei Viertel aller TOU-Unternehmen arbeiten an Entwicklungen im Bereich der Informations-, Kommunikationstechnologien sowie des Maschinen- und Gerätebaus.
126
Guido Baranowski (Vorsitzender der ADT) anläßlich einer Tagung der Friedrich-Ebert Stiftung am 2. November 1993 in Magdeburg. 127
Fiedler, H.: Innovationszentren in Deutschland, Österreich und der Schweiz mit Firmenbeschreibungen, Berlin 1993. 138
TGZ sind wichtige erste Anlaufpunkte von potentiellen Unternehmensgründern; etwa ein Drittel aller TOU-geförderten Unternehmen werden von TGZ betreut. Der Gesamtanteil der TOU an den Firmen in den BMFT-geförderten TGZ beträgt etwa 11 vH, 128 d.h. der Rest der Unternehmensgründungen in TGZ nimmt andere Förderprogramme in Anspruch (bis August 1993: 42 Unternehmen für die Phase I und 154 für die Phase II). Inzwischen liegt, auf der Basis eines Zwischenberichtes des ISI, vom BMFT eine Zwischenbilanz zum Modellversuch "TOU" vor. Hieraus lassen sich einige allgemeine Schlußfolgerungen für andere nicht durch das Programm geförderte technologieintensive kleine Existenzgründer ableiten. Der TOU-Modellversuch 129 wird bis zum 31.12.1995 verlängert. Bis dahin sollen schätzungsweise insgesamt 350 bis 400 Unternehmen eine Unterstützung durch das BMFT erhalten. Das entspräche dann dem Umfang des TOU-Programms in den alten Bundesländern. Merkmale für das Förderprogramm sind die Begrenzung auf 10 Beschäftigte und ein Unternehmensanteil von mindestens 51 vH durch die Gründer mit Sitz in Ostdeutschland. In der Zwischenbilanz des BMFT werden folgende Merkmale von TOU in den neuen Bundesländern herausgestellt:130 eine im Vergleich zu den alten Bundesländern höhere Anzahl von Teamgründungen (von drei Vierteln 131 aller in der Realisierungsphase geförderten Unternehmen); geringere Erfahrungen im Bereich Fertigung und Vertrieb bei den TOU-Gründern;
128
Vgl. Raetz, G., Rolle der Gründer- und Technologiezentren im Modellversuch. Beitrag zum ersten Statusseminar zum Modellversuch "Technologieorientierte Unternehmensgründungen in den neuen Bundesländern" am 15.9.1993 in Berlin. 129
Unterschieden wird bei TOU für Ostdeutschland die Phase I (Planungsphase), II (FuE-Phase), III (Markteinführungsphase) mit unterschiedlichen Konditionen. Phase I: 75 % der zuwendungsfähigen Ausgaben für die Erstellung eines Konzeptes (max. 45 000 DM) Phasell: 80 % der zuwendungsfähigen Ausgaben (max. 800 000 DM) Phase III: Bürgschaft bis zu einer Gesamthöhe von 1 Mill. DM für Bankkredite zur Finanzierung von Produktionseinrichtungen und Betriebsmitteln. Inzwischen gibt es seit August 1993 eine Modifizierung zu TOU III: Statt Risikobeteiligungen (Bürgschaften) können den Gesellschaftern persönlich TOU-Darlehen gewährt werden, die als Eigenkapital eingebracht werden können und damit die Eigenkapitalbasis erhöhen. Diese Darlehen können mit weiteren Programmen der Investitionsfinanzierung kombiniert werden (insbesondere Existenzgründungsdarlehen der Deutschen Ausgleichsbank sowie mit dem Eigenkapitalhilfeprogramm). 130
Vgl. Zwischenbilanz zum Modellversuch TOU in den neuen Bundesländern. Hrsg. BMFT vom 15. September 1993. 131
Beim Beginn des Modellversuches vier Fünftel und im Laufe der Zeit auf etwa zwei Drittel fallend. Gründe: 1) Die berufliche Lage von Arbeitsgruppen aus aufgelösten betrieblichen oder Akademie-Forschungseinheiten, d.h. Diskussionen und Entscheidungen zur Existenzgründung liefen intern in den jeweiligen Teams. 2) Fachliche betriebliche oder managementmäßige Defizite von Teammitgliedern können besser ausgeglichen werden. 3) Das Aufbringen von notwendigen Eigenmitteln durch die Existenzgründer. 139
TABELLE 4-13
Anzahl der in den einzelnen Technologiebereichen vertretenen Unternehmen der Innovationszentren
Technologiebereich
Anzahl der Unternehmen in Deutschland(l) Insgesamt
Allg. Dienstleistungen Anlagenbau Ausbildung Automatisierungstechnik Bautechnik Biotechnologie CAD/CAM/CIM Chemie Elektrotechnik, Elektronik Energietechnik Fertigungstechnik Handhabungstechnik Kommunikation Kommunikationstechnik Lasertechnik Maschinenbau Medizintechnik Meßtechnik Mikroelektronik Hardware Mikroelektronik Software Optik Prüftechnik Regeltechnik Schulung Steuerungstechnik Technologische Dienstl. Umwelttechnik Verfahrenstechnik Verkehrstechnik Werkstofftechnik Insgesamt
Alte Bundes- Neue Bundesländer länder
Anteile in vH Insgesamt
Alte Bundes- Neue Bundesländer länder
266 45 22 70 55 33 73 39 79 39 19 22 45 68 17 67 67 84 97 209 16 26 11 64 19 220 175 43 20 35
196 38 18 53 36 31 58 33 63 27 15 18 38 54 11 55 58 57 79 165 12 19 10 53 15 178 124 31 15 21
70 7 4 17 19 2 15 6 16 12 4 4 7 14 6 12 9 27 18 44 4 7 1 11 4 42 51 12 5 14
13,0 2,2 1,1 3,4 2,7 1,6 3,6 1,9 3,9 1,9 0,9 1,1 2,2 3,3 0,8 3,3 3,3 4,1 4,7 10,2 0,8 1,3 0,5 3,1 0,9 10,8 8,6 2,1 1,0 1,7
12,4 2,4 1,1 3,4 2,3 2,0 3,7 2,1 4,0 1,7 0,9 1,1 2,4 3,4 0,7 3,5 3,7 3,6 5,0 10,4 0,8 1,2 0,6 3,4 0,9 11,3 7,8 2,0 0,9 1,3
15,1 1,5 0,9 3,7 4,1 0,4 3,2 1,3 3,4 2,6 0,9 0,9 1,5 3,0 1,3 2,6 1,9 5,8 3,9 9,5 0,9 1,5 0,2 2,4 0,9 9,1 11,0 2,6 1,1 3,0
2 045
1581
464
100,0
100,0
100,0
1) Doppelnennungen sind möglich, da einige Unternehmen mehreren Technologiebereichen zuzuordnen sind. Methodische Anmerkungen: Somit ist die Zahl der Unternehmen mit 2045 überhöht. Die Zahl der im Handbuch ausgewiesenen Finnen beträgt 1843. Die tatsächliche Zahl der gegenwärtig vorhandenen TGZ-Unternehmen weicht von der im Handbuch erfaßten ab: Sie beträgt etwa 1950 für die alten Bundesländer und 720 für die neuen Bundesländer. Das DIW hat auf der Basis des vorliegenden Handbuches eine Unternehmenszuordnung vorgenommen, die nur grobe Größenordnungen wiedergeben soll. Quelle: Heinz Fiedler: Innovationszentren in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Handbuch mit Firmenbeschreibungen, Berlin 1993, sowie Berechnungen des DIW.
140
hoher Anteil von Mitarbeitern der Akademie-, Forschungs - und Hochschulinstitute einem Anteil von 40 vH der geförderten Gründer;
mit
hohes Qualifikationsniveau (90 vH der Gründer mit Hoch- oder Fachschulabschluß als Ingenieure oder Naturwissenschaftler). Bei etwa zwei Dritteln der Unternehmen war die in Aussicht gestellte Förderung ausschlaggebender Faktor für die Gründung.
ein
Der Gesellschafterkreis umfaßt bei 40 vH aller der in der Realisierungsphase geförderten Unternehmen nicht nur die Gründer, sondern weitere Partner (westliche Unternehmen oder Privatinvestoren in vier Fünfteln aller Fälle), die für die Absicherung des Markteinstiegs (rund die Hälfte der Fälle) und die Entwicklungsarbeiten (in einem Viertel aller Fälle) einen hohen Stellenwert haben. Die Finanzierung der Unternehmensexpansion spielt in diesem Stadium noch eine relativ untergeordnete Rolle. Über 80 vH der Unternehmen haben daneben noch weitere Produkte oder Dienstleistungen in ihrem Programm, um die Finanzierung zu erleichtern, Synergien in der Fertigung und beim Vertrieb zu erschließen oder einen Kundenstamm zu gewinnen. Ein Drittel der geförderten Unternehmen konnte bei Antragstellung bereits auf vorhandene Patente verweisen. Primär der deutsche Markt wurde als Einstiegsmarkt gewählt. Für viele Investitionsgüter ist der osteuropäische Markt zusammengebrochen. Die geförderten Unternehmen sind durchweg in den ersten maximal drei Jahren ihrer Existenz überwiegend noch in der TOU-Phase II, die mit i.d.R. 80 vH der Kosten relativ hoch gefördert wird. Finanzierungsprobleme traten somit überwiegend am Beginn auf, als der Nachweis der Finanzierung des Eigenanteils zu führen war. Einige Erfahrungen aus der TOU-Begleitforschung lassen sich zweifellos auch auf andere technologieintensive kleine Existenzgründungen übertragen und sollen deshalb hier zusammengefaßt werden: Zu den Erfolgsfaktoren für viele Gründungen in den neuen Ländern zählen nach Analysen des ISI/BMFT vor allem das zweite unternehmerische "Standbein" der Durchführung von FuE-Dienstleistungen, Team-Gründungen (d.h. mehrere Gesellschafter), die Beteiligung von unternehmerisch erfahrenen West-Partnern. 132 Für eine Prognose der Überlebenschancen der ostdeutschen TOU ist es nach Ansicht des BMFT noch zu früh, 133 dies gilt um so mehr für die nicht durch das TOU-Programm geförderten Firmen.
132
Vgl. Referat von R. Bachelier/D. Abendroth auf dem 1. Statusseminar des ISI am 15./16. September
1993. 133
In den alten Ländern waren 70 vH der TOU-Gründungen erfolgreich, 15 vH sind gescheitert, weitere 15 vH bestehen noch als sogenannte "Kümmerexistenzen". Dies gilt bereits als Erfolg der TOUFördermaßnahmen. 141
Als Hauptproblem bei den Gründern hebt das ISI hervor: 134 Veränderungen der Marktbedingungen nach zwei- bis dreijährigen Entwicklungen, und unerwartet hohe Markteintrittsbarrieren für Neuentwicklungen (z.B. lange Pilotphasen zum Nachweis der Produktvorteile/Zuverlässigkeit etc., "Abwehrmaßnahmen" von großen Wettbewerbern). Folge ist ein Überschreiten des verfügbaren Zeit- und Finanzvolumens. Die Fallstudien des DIW bestätigen die Ergebnisse des BMFT und des ISI in vielen Punkten (vgl. Kapitel 5).
134
142
Vgl. 1. Statusseminar des ISI a.a.O.: Referat von U. Wupperfeld und H. Säbisch.
5
Problemlagen des industriellen Mittelstands - eine qualitative Einschätzung auf der Basis von Fallstudien
Um einen differenzierten und vertieften Einblick in die Problemlagen des industriellen Mittelstands in Ostdeutschland zu gewinnen, wurden rund 30 Fallstudien in ausgewählten mittelständischen Industrieunternehmen durchgeführt. Die Fallstudien wurden schwerpunktmäßig im 2. Halbjahr 1993 realisiert. 5.1
Ausgangsbedingungen für die Herausbildung mittelständischer Industriestrukturen in Ostdeutschland
In der DDR konnte sich ein industrieller Mittelstand aufgrund der Wirtschaftsordnung nicht entwickeln. Deshalb war die Herausbildung kleiner und mittlerer Unternehmen als wichtige Bestandteile einer neuen ostdeutschen Industriestruktur als Ergebnis der Privatisierung/Reprivatisierung von (Teil-)Unternehmen ehemaliger Kombinate und von Neugründungen in einem bestimmten regionalen und Branchen-Umfeld zu untersuchen. Die speziellen Bedingungen des Übergangs zur Marktwirtschaft in Ostdeutschland, die mit der noch nicht abgeschlossenen Privatisierung der ostdeutschen Großunternehmen und dem Konjunkturverlauf zusammenhängen, müssen bei der Ausarbeitung von Entwicklungsstrategien für die Restrukturierung industrieller Standorte in Ostdeutschland berücksichtigt werden. Sie beeinflussen auch, ob sich mittelständische industrielle Unternehmen etablieren und entwickeln können. Zu den grundsätzlichen Bedingungen für die Etablierung mittelständischer Unternehmen gehört, daß privates Kapital dazu verwendet werden kann, für typische überschaubare Märkte zu produzieren und wichtige wettbewerbsfähige Teilleistungen in die Arbeitsteilung der Unternehmen bestimmter Branchen einzubringen. Kapital in privater Hand konnte sich in Ostdeutschland nur in Ausnahmefällen ansammeln. Trotz der massiven Unterstützung des Staates bei der Aufbringung der Eigenkapitalanteile liegt hierin eine grundsätzliche Schwäche ostdeutscher Unternehmenserwerber bei der Privatisierung der Unternehmen. Mit der Eigenkapitalförderung konnte aber erreicht werden, daß sich ostdeutsche Unternehmer überhaupt und in erheblichem Umfang an der Privatisierung und Gründung von Unternehmen beteiligen konnten. Zu den traditionellen Märkten des Mittelstands gehören der Bedarf der Großindustrie an Vorleistungen sowie produktionsnahen Dienstleistungen, der Beschaffungsbedarf der öffentlichen Hand auf allen Ebenen, aber vor allem in den Regionen, der regionale Bedarf privater Haushalte.
143
Hier haben in der jüngeren Vergangenheit wesentliche Veränderungen stattgefunden: Die Entwicklungstendenzen in modernen Technologien, die verbreitet auch eine Flexibilisierung industrieller Großproduktionen erlauben und die neue Maßstäbe für kostenminimale Kapazitätseinheiten schaffen, definieren auch die Rolle des Mittelstands in der industriellen Arbeitsteilung neu. Bekannt sind die Tendenzen zur Entflechtung in der Großindustrie (lean production, profit centers). Sich wandelnde arbeitsteilige Beziehungen zur Großindustrie bleiben eine wichtige Basis der Entwicklung des Mittelstands bei von Branche zu Branche unterschiedlichen Relationen zwischen den Anteilen von KMU und der Großindustrie an der Industrieproduktion. Dabei werden auch Trends zu einer Verschlechterung der Bedingungen für mittelständische Strukturen und den Wettbewerb sichtbar. 135 Im Zuge der weiteren Internationalisierung von Produktionen und Märkten in heute noch mittelständisch geprägten Branchen werden spezielle innovative Potenzen der KMU im Wettbewerb mit großen Unternehmen und die speziellen Standortbedingungen eine zunehmende Rolle spielen. Vor allem die Großindustrie verlagert Teilproduktionen in das Ausland, um Kosten zu sparen. Es erhebt sich die Frage, ob konzerngebundene oder mittelständische Unternehmen solche Möglichkeiten besser nutzen können, um sich am ostdeutschen Standort (oder anderswo in Europa) zu etablieren und zu behaupten. Sich neu etablierende Unternehmen - und dazu gehören alle ostdeutschen Unternehmen, die sich neu gründen oder aus der Privatisierung hervorgehen - sind dabei gegenüber etablierten Unternehmen im Nachteil, da sie den generellen Markteintritt erst erreichen müssen. In Kooperationsnetzwerke einzutreten bedeutet vor allem, Vorteile bei Produktqualität und Preis anzubieten, Vertrauen in die mittelfristig stabile Lieferfähigkeit zu erzeugen und bereits eingeführte Wettbewerber zu verdrängen. Das ist in einer wirtschaftlichen Umbruchsituation besonders schwer.
135
Der sich verschärfende Wettbewerb in der Großindustrie kann für Zulieferer zu klaren Konzernabhängigkeiten führen, auch ohne daß es zunächst zur Kapitalverflechtung kommt. KMU können als Konzernverbund funktionieren, ohne formell dazuzugehören. Das beweisen die jüngsten Prozesse in der deutschen Automobilindustrie. Für die Orientierung mittelständischer KMU ist die weitere Entwicklung in der Großindustrie als Abnehmer der Produkte (einschließlich der Internationalisierungstendenzen) ein wichtiger Faktor. Die Größe der errungenen und behaupteten Marktsegmente im internationalen Wettbewerb wird letztlich auch die Rolle von KMU in der Industriestruktur von Regionen und in Deutschland insgesamt beeinflussen. Die Untersuchung konnte entsprechend ihrer Aufgabenstellung nicht die Entwicklung der Arbeitsteilung in den einbezogenen Branchen untersuchen. Da sich die westdeutsche Industriestruktur ebenfalls wandelt, ist nicht gesagt, daß sich in Ostdeutschland analoge Strukturen herausbilden werden, wie sie sich in der Vergangenheit in Westdeutschland herausgebildet und bewährt haben. Dies wird jedoch oft - z.T. unausgesprochen - bei der Beurteilung der ostdeutschen Entwicklung unterstellt. 144
Belastend wirkt die spezielle ostdeutsche Situation: Mit dem Rückgang der Großindustrie in Ostdeutschland infolge der Privatisierungsergebnisse136 und der zunehmenden Rezession verschlechterten sich die Entwicklungsbedingungen für den industriellen Mittelstand in Ostdeutschland rapide - gleich ob er in ost- oder westdeutscher Hand ist; denn die Vorteile der Arbeitsteilung mit der Großindustrie entfallen weitgehend. Immerhin gibt es z.B. an den Standorten der Automobilindustrie Ansätze für mittelständisches Unternehmertum, das sich mit der Überwindung der gegenwärtigen Rezession und bei veränderten Zulieferbeziehungen entwickeln könnte.137 Im Rahmen dieser Untersuchungen war nicht Raum für eine spezielle Befragung der von großen Konzernen übernommenen großen Unternehmen und ihrem regionalen Umfeld (Zulieferer). Gleichzeitig gab es seit 1990 gerade wegen der schrumpfenden TH-Unternehmen aber auch einen sehr breiten "sozialen Druck", eine selbständige Existenz aufzubauen, der auch zu Unternehmensgründungen bzw. -teilübernahmen, die teilweise überdurchschnittlich riskant sind, führte: • In der Industrie wurden FuE-Abteilungen und "Hilfsbereiche 11 in großem Umfang ausgegliedert oder aufgelöst. Einige befragte Unternehmen sind auf diese Weise gegründet worden. Auch die Institute der ehemaligen Akademie der Wissenschaften setzten ihre handwerklichen Hilfsbereiche und Gerätebaukapazitäten frei. Einzelne Wissenschaftler mußten Verwertungsmöglichkeiten für frühere Forschungsergebnisse suchen oder die bisherige Arbeitsrichtung aufgeben. •
Einige TH-Unternehmen haben sich - schon vor den Privatisierungen - aus Kostengründen auf ein Minimum an Geschäftsfeldern zurückgezogen, die Produktionskapazitäten für aufgegebene Geschäftsfelder ausgegliedert oder liquidiert und manchmal dennoch die FuE-Kapazitäten für ausgegliederte Geschäftsfelder noch in ABM-Gruppen gehalten. Heute gibt es FuE-Ergebnisse aus solchen Gruppen,
136
Die Privatisierung definierte einen bedeutenden Teil der arbeitsteiligen Beziehungen in der ostdeutschen Industrie neu. Neue Firmeneigner erwarben Vertriebswege und brachten ihre Zulieferer mit. Marktmechanismen begannen, vormals autarke Strukturen aufzulösen. So verloren die meisten ostdeutschen Unternehmen schon vor der Privatisierung große Teile ihres Binnenmarktes - den sie zum Teil als Monopolisten mehr schlecht als recht bedient hatten -, bevor der Wettbewerb begann. Auch die aufwendige Fertigungstiefe wurde durch Gewinnung neuer Lieferanten abgebaut. Als TH-Unternehmen zwar weiterhin liquide, verfügten sie bis zu ihrer Privatisierung nur über eine eingeschränkte unternehmerische Kompetenz zur Neuorientierung, ganz zu schweigen von der marktwirtschaftlichen Unerfahrenheit. Stark kapazitiv und personell reduziert, etablierte sich ein großer Teil der ehemaligen VEB bzw. daraus entflochtener Firmen als private KMU neu. Aus großen Betrieben und Kombinaten wurden in der Regel mittelgroße Unternehmen. Relativ wenige Firmen konnten als Großunternehmen privatisiert werden. Einige große Unternehmen sind noch im Privatisierungsangebot der THA. Sie werden wegen des regional und sozial gebotenen Erhalts industrieller Standorte nach verschiedenen industriepolitischen Konzepten der Länder stabilisiert. Vgl. Abschnitt 3.2.2. 137
Einige Thüringer Firmen, die sich im Automobilbau Marktchancen ausrechneten, sind derzeit noch gezwungen, Ersatz-oder Ergänzungsproduktionen anstelle der Automobil-Zulieferungenaufzunehmen. Vgl. DIW, Standortanalyse für den Wirtschaftsstandort Thüringen im Auftrag der Thüringer Landesregierung, Zwischenbericht vom August 1993, S. 45. 145
•
•
•
die vor der Produktions- und Markteinführung stehen (könnten). Die befragten Unternehmen, die solche ausgelagerten Projekte weitergefördert hatten, verfügen nicht über die Mittel, den Kostenvorlauf zu finanzieren. Für potentielle Ausgründer auf der Grundlage von ABM-Projekten fehlen finanzkräftige Partner, damit selbständige Unternehmensgründungen eingeleitet werden. Vielen Forschern fehlen zudem die grundlegenden Voraussetzungen, um als Unternehmer das Gründungsrisiko meistern zu können. In Beschäftigungsgesellschaften versuchten und versuchen nach wie vor eine Reihe von früheren FuE-Teams, Geschäftsideen und Unternehmenskonzepte für eine Gründung vorzubereiten und westdeutsche Partner zu gewinnen.138 Dabei hat es sich allerdings gezeigt, daß Dienstleistungskonzepte oder wenigstens gemischte Konzepte mit Produktionsanteil erfolgreicher zur Unternehmensgründung führten und nach Gründung leichter stabilisiert werden konnten. Befragte technologieorientierte Neugründungen leben zum Teil noch vom Verkauf von FuE-Dienstleistungen, während sie gleichzeitig versuchen, ihre innovative Produktion auf dem Markt einzuführen. Eine Reihe von Unternehmensausgründungen kamen dadurch zustande, daß die Käufer hofften, das Mutterunternehmen als Hauptkunden zu behalten. Das Mutterunternehmen wurde aber inzwischen oft zerlegt, privatisiert oder abgewikkelt und fällt als Abnehmer aus. In TH-Unternehmen vor der Liquidation versuchten Belegschaften selbständiger Teilbereiche, ihre Arbeitsplätze durch MBO und Belegschaftsbeteiligungen zu erhalten. Mit fortschreitender regionaler Deindustrialisierung verloren solche Unternehmen in nicht wenigen Fällen den Markt für ihr angestammtes Produktionsprogramm. Die Chancen für Alternativen sind unsicher.
Die ostdeutschen Unternehmen hatten einen "verspäteten Start"; viele "fehlten auf dem Markt", als 1990/91 der ostdeutsche Markt infolge der Öffnung nach Westen neu verteilt wurde. Die Anforderungen für eine Aufnahme neuer Anbieter in die Lieferanten-Listen der Handelsketten und des Großhandels (Produkt- und Preisvorteile, stabile Lieferfähigkeit, Verdrängungswettbewerb) sind ähnlich wie beim Eintritt in Kooperationsnetzwerke. Zusätzlich müssen die Newcomer erhebliche spezielle "Gebühren" wie Auditierungskosten, Listungskosten und "Regalgeld" aufbringen. Lokale Märkte verlieren an Bedeutung. In Ostdeutschland besteht der "lokale Markt" im wesentlichen aus den Bereichen: • Bedarf der ortsansässigen Handwerker und Gewerbetreibenden an Verbrauchsmaterial (als Direktbezug der Handwerker beim Produzenten), wobei auf diesem
138
Ein Beispiel dafür ist die Bitterfelder Projektierungs-und Qualifizierungsgesellschaft(BQP) mit ihren zumeist umwelttechnologisch ausgerichteten Projekten und Existenzgründungen. Vgl. dazu DIW, Stand und Entwicklungsperspektivendes Forschungspotentials der chemischen Industrie im Raum Halle, Merseburg, Bitterfeld. Gutachten im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft, Berlin Februar 1993. 146
• •
Feld der Großhandel überwiegend von westdeutschen Unternehmen dominiert wird, die in großem Umfang Westprodukte im Angebot haben, bei Nahrungsmitteln (Frische, natürlicher Anbau, regionale (Geschmacks)Spezial ¡täten), gehobener Bedarf (individuelle Lösungen) in Bevölkerungs-Ballungsgebieten.
Der Einzelhandel wird von Handelsketten dominiert. Unabhängige Einzelhändler verlieren an Bedeutung, so daß mittelständische Produzenten Schwierigkeiten haben, mit ihrer Produktpalette Marktnischen zu besetzen, wenn sie auf regional begrenzten Märkten ihr Absatzfeld suchen. Demzufolge hat der industrielle Mittelstand nur noch sehr eingeschränkt einen direkten Zugang zur Deckung des regionalen Bedarfs der Bevölkerung. Er steht auf vielen Märkten im Wettbewerb mit dem Fernabsatz anderer Unternehmen. Marktnischen auszufüllen bedeutet unter diesen Bedingungen vor allem, ein Produkt anzubieten, mit dem man überall überlegen ist, oder Bedarfsfälle abzufangen, die sich als Geschäftsfeld großer Unternehmen nicht tragen. So fand sich unter den untersuchten Unternehmen auch keines, das sich mit seiner Produktion auf den regionalen Bedarf beschränkt. Trotz dieser eher schwierigen Ausgangsbedingungen sind im Ergebnis der Privatisierung der THUnternehmen und des Gründungsgeschehens in Ostdeutschland eine beachtliche Anzahl industrieller KMU mit mittelständischem Charakter entstanden, die alle Anstrengungen unternehmen, sich im Wettbewerb zu bewähren. Der Restrukturierungsprozeß in der ostdeutschen Wirtschaft verläuft allerdings schwieriger und auf einem niedrigeren Pfad in Produktion und Beschäftigung als erwartet. Selbst wenn alle heute in Ostdeutschland existierenden Unternehmen ihre Produktion verdoppeln könnten, läge der ostdeutsche Anteil an der Industrieproduktion Deutschlands noch unter 10 vH. Erst eine Vervierfachung der heutigen Produktion bzw. eine Verdopplung der Kapazitäten bedeutete für die heute existierenden ostdeutschen Unternehmen einen dem ostdeutschen Bevölkerungsanteil (gut 20 vH) entsprechenden Produktionsanteil. Der Beschäftigungsrückgang in der Industrie seit 1990 wäre damit freilich nicht auszugleichen. Eine Reindustrialisierung würde nicht nur ein wesentliches Wachstum der sich am Markt befindenden Unternehmen voraussetzen. Gebraucht werden in Ostdeutschland auch Großunternehmen mit ihren Impulsen für eine mittelständische Industrie. Abzuwarten bleibt, ob über die Privatisierungspolitik der Treuhand und über Förderungsmaßnahmen solche Voraussetzungen geschaffen werden können. In jedem Fall würde eine ausschließlich auf den Mittelstand setzende Politik zu kurz greifen.
147
5.2
Auswahl und Charakterisierung der befragten Unternehmen
Insgesamt wurden 31 kleine und mittlere Unternehmen, die sich nicht in Konzernbesitz befinden 139, nach ihrer wirtschaftlichen Situation und nach ihren Problemen bei der Zukunftssicherung befragt. Mit diesen Fallstudien wurde das Ziel verfolgt, ein differenziertes Bild der wirtschaftlichen Situation mittelständischer Unternehmen in ausgewählten Branchen der Industrie zu erhalten. Die Auswahl der besuchten Unternehmen orientierte sich an der Erfassung von Unternehmenssituationen, die für die Beurteilung des Entwicklungsstandes des industriellen Mittelstands als bedeutsam angesehen werden. Branchentypische Bedingungen sollten von allgemeinen Bedingungen für den Mittelstand unterschieden werden. Es wurden Unternehmen vor allem aus jenen Branchen ausgesucht, für die bisherige Untersuchungen einen hohen Anteil der KMU an den Unternehmen insgesamt gezeigt haben, um ein breites Spektrum der Problemlagen von KMU zu erfassen. Unternehmen aller typischen Arten der Herausbildung/Entstehung mittelständischer Unternehmen unter ostdeutschen Bedingungen wurden befragt, um die Spannweite der unterschiedlichen wirtschaftlichen und regionalen Bedingungen einzufangen. Die aus der Art der Entstehung resultierenden Startbedingungen beeinflussen stark die Stabilisierung und den wirtschaftlichen Erfolg der neuetablierten Unternehmen. Aus ihnen erwachsen je nach Art der Entstehung typische Problemlagen. Untersucht wurden Unternehmen aller Beschäftigungsgrößenklassen unter 500 Beschäftigte. Der Schwerpunkt lag auf den größeren mittelständischen Unternehmen mit mehr als 20 Beschäftigten. Ausgewählt wurden sowohl Unternehmen in industriellen Ballungsräumen (z.B. Umland von Berlin, Leipziger und Dresdener Raum) wie auch Unternehmen in strukturschwachen Regionen (z.B. in der Priegnitz). Besondere Situationen weisen Unternehmen in Industrieparks, in Technologie- und Gründerzentren (darunter insbesondere Technologie-Unternehmen als GründerUnternehmen mit 5 bis 10 Beschäftigten) sowie Unternehmen, die im Rahmen der Industriepolitik der Länder durch besondere Programme gefördert werden, auf. Mit diesem Vorgehen sollte im einzelnen Fall die Problem-Repräsentanz, in der Gesamtheit der untersuchten Fälle die Erfassung der wichtigsten grundsätzlichen Problemfelder angestrebt werden. Das Grundraster der verschiedenen Unternehmenstypen des industriellen Mittelstands, aus denen die Unternehmen für die Fallstudien ausgewählt wurden, zeigt die folgende Übersicht 5-1.
139
Mit der Befragung wurden auch einige durch westdeutsche Investoren erworbene Firmen erfaßt, die dadurch heute zu Unternehmensverbünden gehören, die in den alten Bundesländern als mittelständisch angesehen werden (z.B. Brauereien, Bekleidungsfirmen, mittlere Elektrotechnik-Produzenten), oder Unternehmen, die einem kleinen "Konglomerat" von verschiedenartigen Firmen einschließlich nichtindustrieller Unternehmen angegliedert wurden. 148
149
KMU als IndustrieparkNeuansiedler
KMU auf Industriepark
Neugründung In TGZ
Gründung als Tochter (Neu- oder Umgründung)
^ Verkauf an°"Investoren"
TH-Unternehmen vor Privatisierung darunter: in Management-KG
Maschinenbau
^^^^^^^^^
Feinmechanik,
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Chemie
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