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German Pages 376 Year 2001
ATHANASIUS VON ALEXANDRIEN EPISTULA AD AFROS
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PATRISTISCHE TEXTE U N D STUDIEN IM AUFTRAG DER
PATRISTISCHEN KOMMISSION DER AKADEMIEN DER WISSENSCHAFTEN IN DER BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND
HERAUSGEGEBEN VON
H. C. BRENNECKE UND E. MÜHLENBERG
BAND 56
WALTER DE GRUYTER · BERLIN · NEW YORK 2002
ATHANASIUS VON ALEXANDRIEN EPISTULA AD AFROS EINLEITUNG, KOMMENTAR UND ÜBERSETZUNG VON
ANNETTE VON STOCKHAUSEN
WALTER D E GRUYTER · BERLIN · N E W Y O R K 2002
® Gedruckt auf säurefreiem Papier, das die US-ANSI-Norm über Haltbarkeit erfüllt.
Die Deutsche Bibliothek — CIP-Einheitsaufnabme Athanasius : Epistula ad Afros / Athanasius von Alexandrien. Einl., Kommentar und Übers, von Annette von Stockhausen. — Berlin ;New York : de Gruyter, 2002 (Patristische Texte und Studien ; Bd. 56) Zugl.: Erlangen, Nürnberg, Univ., veränd. Diss. Α. von Stockhausen, 2000 ISBN 3-11-017159-7
ISSN 0553-4003 © Copyright 2001 by Walter de Gruyter GmbH & Co. KG, 10785 Berlin Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere fur Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Printed in Germany Umschlaggestaltung: Christopher Schneider, Berlin Druck und buchbinderische Verarbeitung: Hubert & Co., Göttingen
Meinen Eltern
Vorwort
Der vorliegende Kommentar wurde im Wintersemester 2000/2001 unter dem Titel »Untersuchungen zur Spätzeit des Athanasius von Alexandrien. Vorläufige Edition, Einleitung, Übersetzung und Kommentar der Epistula ad Afros« von der Theologischen Fakultät der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg als Dissertation angenommen. Für den Druck ist sie geringfügig überarbeitet worden; um unnötige Doppelungen zu vermeiden habe ich die vorläufige Edition, das Kapitel zur Textüberlieferung des Briefes und die Bemerkungen zur Textkritik herausgenommen, da sie in die Praefatio und den textkritischen Kommentar des zweiten Bandes der »Athanasius Werke« eingehen werden, der von der Erlanger Athanasius-Arbeitsstelle vorbereitet wird. Das an der Friedrich-Schiller-Universität Jena seit April 1998 eingerichtete Graduiertenkolleg "Leitbilder der Spätantike" hat mir durch die damit verbundene finanzielle und institutionelle Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft und des Freistaates Thüringen den nötigen Freiraum nicht nur in finanzieller Hinsicht eingeräumt, diese Arbeit zu erstellen. Dafür, wie auch für die ein oder andere Diskussion sei herzlich gedankt. An dieser Stelle möchte ich auch der Studienstiftung des deutschen Volkes für die vielfaltige Förderung während meines Studiums in den Jahren 1991-1998 danken. Mein besonderer Dank gilt Herrn Prof. Dr. Hanns Christof Brennecke, der diese Arbeit begleitet, durch Rat und Tat gefördert und nicht zuletzt das Erstgutachten erstellt hat. Ich danke daneben Herrn Prof. Dr. Jürgen Dummer und Herrn Prof. Dr. Christof Markschies, die als Sprecher bzw. Mitträger des Graduiertenkollegs das Zweit- und Drittgutachten angefertigt haben. Herr Prof. Dr. Jürgen Hammerstaedt hat sich der Mühe unterzogen, ein viertes, auswärtiges Gutachten für die Patristische Kommission zu erstellen. Seiner Auseinandersetzung mit meinem Text verdanke ich viel. Meiner Mutter und Herrn StR Wolfram Schröttel danke ich für die mühevolle und zeitraubende Tätigkeit des Korrekturlesens. Herrn Prof. Dr. Brennecke und Herrn. Prof. Ekkehard Mühlenberg schließlich gilt stellvertretend für die Patristische Kommission der Akademien der Wissenschaften in der Bundesrepublik Deutschland mein Dank für die Aufnahme in die Reihe »Patristische Texte und Studien«.
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Vorwort
Ich widme dieses Buch meinen Eltern Heidemarie und Siegbert von Stockhausen als Dank für alles, was sie mir gegeben und wozu sie mich ermutigt haben. Erlangen, den 1. September 2001
Annette von Stockhausen
Inhaltsverzeichnis
Vorwort Inhaltsverzeichnis
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Einführung
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I. Teil: Einleitung
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1. Die Adressaten 2. Die Abfassungszeit 3. Die Echtheit 4. Die Form und Gattung 5. Das Verhältnis zu anderen Schriften des Athanasius 6. Die Sprache, der Stil und Formen der Argumentation 7. Der Aufbau II. Teil: Kommentar Der Titel Kapitell Kapitel 2 Exkurs I: Die Nachrichten über die Synode von Rimini Kapitel 3,1-3 Kapitel 3,4-4,1 Kapitel 4,2-5,1 Kapitel 5,2-6,4 Exkurs II: Eine Exegese des Nizänums Kapitel 7-8 Kapitel 9 Kapitel 10-11 Literaturverzeichnis
7 11 27 33 37 55 65 69 71 75 101 131 137 153 163 185 219 239 267 279 307
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Vorwort
Register Wortregister Register der Bibelstellen Stellenregister Athanasius Stellenregister der übrigen antiken Autoren Register der antiken Personen Register der Synoden und Synodaldokumente Register der modernen Autoren
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Einführung
Im Mittelpunkt des Interesses der vorliegenden Untersuchungen steht mit der Epistula ad Afros ein wichtiger Text der in der bisherigen Forschung nur wenig beachteten Spätzeit1 des Athanasius von Alexandrien. Im Zentrum des Schreibens an die afrikanischen Bischöfe steht das Bekenntnis der ersten ökumenischen Synode von Nizäa, das bis heute als »das« Glaubensbekenntnis der gesamten Kirche gilt2. Athanasius und seinem Brief kommt in der Entwicklung des im Jahre 325 in Nizäa formulierten Bekenntnistextes, der ja nach der Synode von Nizäa zunächst für über 30 Jahre quasi in der Versenkung verschwand, zum Synonym für das christliche Glaubensbekenntnis schlechthin eine herausragende Rolle zu. Denn die Bedeutung des Nizänums als das einzige orthodoxe und katholische Glaubensbekenntnis wird mit solchem Nachdruck für uns greifbar erstmals von Athanasius und in der Epistula ad Afros vertreten, auch wenn eine Nachwirkung des Brief nur wenig literarisch nachweisbar ist3. Athanasius propagiert in der Epistula ad Afros das Bekenntnis von Nizäa als ein Leitbild4 für die Kirche und die diese konstituierende glaubende Gemeinde5. Das Nizänum hat eine identitätstiftende Funktion: Es soll positiv dem Glaubenden einen Text an die Hand geben, in dem zentrale Inhalte des christlichen Glaubens zusammengefasst sind. Zugleich dient es negativ der Scheidung von Orthodoxie und Häresie; deutlich wird dies in der Epistula ad Afros nicht zuletzt durch die strikt durchgeführte antithetische Gegenüberstellung der Synode von Nizäa, als Repräsentation des Leitbildes Orthodoxie, und der Synode von Rimini, als Repräsentation des Anti-Leitbildes Häresie.
1 Unter diesem Oberbegriff soll die Zeit nach der Rückkehr des Athanasius aus seinem letzten Exil bis zu seinem Tod zusammengefasst werden. Wegen der in der Einleitung: 2. Abfassungszeit, unten ab S. 11, vorgeschlagenen Datierung der Epistula ad Afros in die Jahre 366 oder 367 konnte die Korrespondenz des Basilius von Caesarea mit Athanasius entgegen der ursprünglichen Konzeption keinen Eingang in diese Arbeit finden. 2 Diese Bedeutung wird auch dadurch nicht gemindert, dass unter »Nizänum« immer das Bekenntnis der Synode von Konstantinopel (NC) verstanden wird. 3 Allerdings zitiert bereits Timotheos Ailuros nicht ganz einhundert Jahre nach Abfassung Teile des Briefes in diesem Sinne. 4 Vgl. BRACHFELD, Art. Leitbild. 5 Vgl. RITTER, Art. Glaubenskenntnis(se), 411 f.
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Einführung
Die Propagierung des Nizänums als Leitbild und die damit einhergehende Herausbildung einer Orthodoxie hat aber auch eine reduzierende Wirkung6, da die Fülle des biblischen Glaubens und der biblischen Aussagen in gewissen Sinne auf einen knappen Bekenntnistext beschränkt wird, der eigentlich keinen Interpretationsspielraum mehr läßt. Allerdings betont gerade Athanasius in der Epistula ad Afros immer wieder, dass das Nizänum (nur) eine in der Auseinandersetzung mit den Arianern nötige Explikation der biblischen Aussagen über das Verhältnis des Sohnes zum Vater ist. In der Epistula ad Afros wird das Nizänum als Norm für die Kirche propagiert. Zugleich kommt in einem weiteren Entwicklungsschritt nun aber auch dem Schreiben selbst und v.a. seinem Verfasser Athanasius in der kirchlichen Tradition ein normativer Charakter zu7. In dieser doppelten Leitbildfiinktion liegt auch ein Ansatzpunkt für die in den vorliegenden Untersuchungen gewählte Darstellungsform des Kommentars. Denn die Kommentierung eines Textes setzt voraus, dass der Kommentierende ihm zubilligt, in gewissem Sinne normativ oder doch zumindest wichtig zu sein8. Die Form des Kommentars ist darüber hinaus aber auch darin begründet, dass für den heutigen Leser eine erklärende und interpretierende Deutung zum Verständnis dieses als wichtig erachteten Textes notwendig geworden ist9. Die hier vorgelegten Untersuchungen zur Epistula ad Afros stellen sich in die antike Tradition des historisch-grammatischen Kommentars10. Im Vordergrund der Erklärung stehen daher Wort- und Sacherklärungen (έξηγτγηκόν) zu den einzelnen Lemmata". Die zugrundeliegende Interpretationsebene ist hierbei v.a. 6
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Gleichzeitig wird aber durch die Reduktion in der Bekenntnisbildung der biblische Glaube wiederum auch transformiert für die jeweilige Gegenwart und ihre Sprache. Das Nizänum ist dann die exemplarische Ausprägung des "einen" Glaubens. Hierin liegt letztlich auch seine Bedeutung für unsere Gegenwart. Vgl. auch die Distinktion zwischen der norma normans und der norma normata in der protestantischen Tradition und SCHWARTZ, Art. Glaubensbekenntnisse). Typisch ist die Bezeichnung des Athanasius als στύλος της έκκλησίας durch Gregor von Nazianz (or. 21,26). Vgl. GLADIGOW, Kommentar als Hypothek des Textes. Dies schließt auch ein, dass dem Text der einzelnen Kapitel und Paragraphen jeweils eine Übersetzung beigegeben ist. Die Übersetzung gibt den griechischen Text möglichst nahe wieder; sie erhebt keinerlei literarischen Anspruch, sondern will zum Verständnis des griechischen Wortlautes beitragen. Auch bei Zitaten, die im Haupttext immer im griechischen Original wiedergegeben werden, wird zur Erleichterung des Verständnisses in den Anmerkungen meist eine deutsche Übersetzung beigegeben. Vgl. FUHRER, Art. Kommentar. Der I. Teil: Einleitung in die Epistula ad Afros erfüllt gleichzeitig die Funktion einer Zusammenfassung aller mit der Epistula ad Afros verbundenen Probleme. Die in der ursprünglichen Fassung auch behandelten Fragen der Textkritik werden in den als Ergänzung zur Edition in Band II der »Athanasius Werke« beigefügten textkritischen
Einführung
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das Corpus Athanasianum selbst; es wird eine werkimmanente Interpretation des Briefes angestrebt, mit deren Hilfe in Zukunft hoffentlich ein besseres Verständnis der Arbeitsweise des Athanasius12, aber auch seiner theologischen Grundüberzeugungen möglich wird13. Neben der detaillierten Anfuhrung von Parallelen aus dem Corpus Athanasianum behandelt der Kommentar lexikologische, syntaktische und stilkritische14 ebenso wie historische Fragen15. Die im Kommentar gegebenen Beobachtungen und Darlegungen verdanken sich v.a. der Arbeit an den Quellen. Eine vollständige Aufarbeitung aller Literatur, die es zu den einzelnen im Verlauf der Kommentierung besprochenen Punkten gibt, wurde von mir aus diesem Grund von vornherein nicht angestrebt. Wenngleich der vorliegende Kommentar versucht, den behandelten Text (unter Berücksichtigung der oben angegebenen Schwerpunkte) möglichst vollständig zu erklären, bleiben dennoch offene Fragen. Dies hat seine Ursache nicht zuletzt auch darin, dass bei der bisherigen Beschäftigung mit Athanasius literarische Fragen keine sonderlich große Rolle gespielt haben. Das mit diesem Kommentar verfolgte Ziel ist aus diesem Grund auch eher niedrig gesteckt: Ich will mit ihm in erster Linie Anregungen für die weitere Beschäftigung mit diesem bisher viel zu wenig beachteten Schreiben geben. Die vorliegende Arbeit besteht aus zwei Hauptteilen: I. Der Einleitung, die besonders demjenigen empfohlen sei, der sich grundsätzlich über die Epistula ad Afros informieren möchte, und II. dem Kommentar (mit Übersetzung), der dem in der Einleitung ab S. 65 vorgestellten Aufbau des Briefes folgt und der durch zwei größere Exkurse unterbrochen ist. Wegen des Charakters des Kommentars, der auch dem Leser Auskunft geben möchte, der nur zu einer einzelnen Stelle der Epistula ad Afros Auskunft bekommen möchte16, konnten dabei leider manche Doppelungen, die unter
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Kommentar eingehen. Die Lemmata werden im Kommentar jeweils kursiv wiedergegeben. Querverweise beziehen sich auf diese Lemmata und nennen immer das Kapitel, den Paragraphen und die ersten zwei bis drei Worte des entsprechenden Lemmas. Da noch keine endgültige kritische Edition vorliegt, wurde bei Stellenangaben jeweils nur auf Kapitel und Paragraph des Briefes verwiesen. Vgl. dazu v.a. in der Einleitung Kapitel 5. Das Verhältnis zu anderen Schriften des Athana sius, unten ab S. 37. Nur in sehr wenigen Fällen konnten darüber hinaus auch Einordnungen in den größeren philosophie- bzw. theologiegeschichtlichen Rahmen vorgenommen werden. Vgl. dazu v.a. in der Einleitung Kapitel 6. Sprache, Stil, unten abS. 55. Vgl. z.B. Exkurs I: Die Nachrichten über die Synode von Rimini, unten abS. 131. Beigefügt ist ein Wortindex zur Epistula ad Afros, Stellenregister zur Bibel, zum Corpus Athanasianum und zu den anderen antiken Autoren, ein Register der genannten antiken
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Einführung
Umständen denjenigen stören, der den gesamten Kommentar liest, nicht vermieden werden.
Personen und der erwähnten Synoden und Synodaldokumente, darüberhinaus ein Register der modernen Autoren.
I. Teil Einleitung
1. Die Adressaten
Im Textkorpus des Briefes bleiben die Adressaten mehr oder weniger gänzlich im Dunkeln. Sie werden an keiner Stelle namentlich genannt, sondern nur mit allgemeinen Bezeichnungen wie αγαπητοί oder αδελφοί angesprochen1. Darüber, dass Bischöfe in Afrika die Adressaten des Schreibens sind, sind wir einzig durch den Titel der Schrift unterrichtet2. Durch die Ortsangabe έν 'Αφρική werden, wie u.a. die liste der afrikanischen Bischöfe auf der Synode von Serdika nahelegt3, mit großer Wahrscheinlichkeit nicht nur die (katholischen) Bischöfe der Provinz Africaproconsularis, sondern die der gesamten politischen Diözese Africa bezeichnet4. Mit der Eptstula ad Afrros richtet sich Athanasius damit an die Bischöfe der an die Diözese Ägypten im Westen angrenzenden Diözese, d.h. an den gesamten afrikanischen Episkopat5. Die Frage, warum die Epistula ad Afros an die afrikanischen Bischöfe gerichtet ist, muss nicht mit OPITZ beantwortet werden: »Warum sie gerade an die afrikanischen Bischöfe schrieb, muss unerklärt bleiben«6, auch wenn der genaue Anlass abgesehen von der Bemerkung des Athanasius in EpAfr. 1,3, die (neuerliche) homöische Aktivitäten in Afrika vermuten läßt, nicht näher aufzuhellen ist.
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Anrede als αγαπητοί in EpAfr. 2,2; 3,3, als αδελφοί in EpAfr. 4,3. Aus diesen in christlichen Briefen allgemein gebräuchlichen Bezeichnungen ließe sich nicht einmal ersehen, dass die Adressaten Bischöfe sind; vgl. ZILLLACUS, Art. Anredeformen, 484: αγαπητός wird unterschiedslos benutzt. (...) irpös του; εν 'Αφρική έτπσκόπους. Zum Text des Titels vgl. unten S. 71. ApoLsec. 49,2. Diese Liste nennt 36 Namen (allerdings leider ohne Ortsangabe), von denen sich zumindest Gratus von Carthago (Nr. 114 bei O P I T Z ) und mit einiger Wahrscheinlichkeit Muzonius aus der Provinz Byzacena (Nr. 126, zu diesem vgl. unten) identifizieren lassen. Vgl. außerdem die Bischofslisten afrikanischer Synoden in den Concilia Africae. Diese bestand von West nach Ost aus Mauretania Tingitana, Mauretania Caesariensis, Mauretania Sitifensis, Numidia, Africa proconsularis, Byzacena, Tripolitana (zur ersten Nennung dieser kirchlichen Provinzen vgl. SCHINDLER, Art. Afrika I, 642). Zu Abgrenzung und Umfang allgemein vgl. MAIER, L'Episcopat, 246-248; SCHNEIDER, Art. Africa, 173 und SCHINDLER, Art. Afrika 1,641 f. und 672f. Vgl. SCHINDLER, Art. Afrika I, 671. Zu früheren Identifizierungen der Afrikaner, an die die EpAfr. gerichtet ist, mit den Bischöfen der Cyrenaica bzw. nur auf die Provinz Africa proconsularis vgl. MANSI III, 453f. und In epistokm ad Afros episcopos monitum (PG 26,1027f.). O P I T Z , Athanasius Werke II, 309 Anm. z.St.
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I. Einleitung
Jedenfalls war die Kirche Afrikas durchaus in die theologischen und das heißt im 4. Jahrhundert v.a. in die arianischen Auseinandersetzungen einbezogen und nicht nur mit dem donatistischen Schisma beschäftigt. Allerdings ist über die Ausbreitung des Arianismus in Afrika wie über den Verlauf des arianischen Streites dort nur sehr wenig bekannt7. Ob es zwischen östlichen Arianern und den Donatisten Afrikas nach der Synode von Serdika8 Berührungspunkte gab, muss offenbleiben9. Nach dem Bericht des Sozomenos haben die afrikanischen Bischöfe Athanasius10, Alexander11, Severianus12 und Crescens13 die dritte sirmische Formel (358) unterschrieben14. Für die Epistula ad Afros besonders aussagekräftig erscheinen die Nachrichten über die Teilnahme und fuhrende Rolle afrikanischer Bischöfe an der Synode von Rimini 35915. Namentlich bekannt sind Restitutus von Carthago16 und Muzonius17 aus der Provinz Byzacena. Auch nach der Synode von Rimini tauchen immer wieder Bischöfe Afrikas in den Auseinandersetzungen (v.a. zwischen Homöern und Homöusianern) auf. So berichten Sokrates und Sozomenus, dass bei der Verurteilung des Basilius von Vgl. an Literatur neben PINCHERLE, L'Arianesimo; FOLLIET, L'Episcopat; SIMONETTI, Arianesimo latino und SCHINDLER, Art. Afrika I , 677f. Zur nur in geringem Umpfang erhaltenen abendländischen homöischen Literatur vgl. CChr.SL 67 GRYSON. Sekundärliteratur vgl. SIΜΟΝΕΓΠ, Crisi, 684-744; MESLIN, Ariens, 103-250. Die für die EpA.fr. und die Auseinandersetzung von »Nizänern« und »Arianern« relevant erscheinenden Ereignisse werden im folgenden genannt. 8 Zur afrikanischen Beteiligung vgl. FOLLIET, L'lipiscopat, 2 0 0 - 2 0 4 . 9 Vgl. Aug., ep. 44,3.6 und Cresc. III 34; 38; IV 44; 52 und das bei Hil., Collect.antiar. A I V 1 überlieferte und dem Titel zufolge nach Afrika gesandte Synodalschreiben der Orientalen; vgl. dazu FOLLIET, L'Episcopat, 204-211; SCHINDLER, Art. Afrika 1,661. 10 Vgl. MANDOUZE, Prosopographie 1,98. 11 Vgl. MANDOUZE, Prosopographie I, 51. 1 2 Vgl. MANDOUZE, Prosopographie 1, 1 0 6 8 (Severianus 1); eventuell ist er mit dem Severianus, der auf der Bischofsliste der Synode von Serdika erscheint (vgl. ApoLsec. 49,2; Nr. 143 bei 7
OPITZ), identisch.
Vgl. MANDOUZE, Prosopographie 1 , 2 2 2 (Crescens 2 ) . 14 Soz., h.e. IV 15,2 (158,10-14 BIDEZ/HANSEN): ... έτηχειρούντων τινών ISlqc συνιστάν τήν αϊρεσιν, τταρασκευάζουσι συναινέσαι ταύτη Λιβέριον, Άθανάσιόν τ£ Kcd 'Αλέξανδρου «cd Σει/ηριανόν κοί ΚρΙσκεντα, οΤ έν 'Αφρική Ιέρωντο. όμοΙω; δέ συνήνουν Kcd Οϋρσάκιος καΐ Γερμάνιο* ό Σιρμίου καΐ Ούάλτβ ό Μουρσών έττίσκοητοξ κοί δσοι έκ τ η ; ?ω τταρήσαυ. Vgl. dazu FOLLIET, L'lipiscopat, 212f.; zur 3. sirmischen Synode vgl. HANSON, Search, 357362, zur Frage der Unterschrift des Liberius unter die 3. sirmische Formel vgl. ablehnend BRENNECKE, Hilarius, 274-276 und 288-292. 15 Vgl. neben Sulp.Sev., chron. II 41, CTh XVI 2,15 und v.a. unten S. 145 zu Epu·ψ. 3,3 μαθόντεζ Kai ύμεΐ; κτλ. 16 Vgl. MANDOUZE, Prosopographie I, 968 (Restitutus 1). 1 7 Vgl. MANDOUZE, Prosopographie I , 7 6 8 . Zu seiner Anwesenheit auf der Synode von Serdika vgl. oben Anm. 12. 13
1. Die Adressaten
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Ankyra im Anschluss an die Synode von Konstantinopel diesem unter anderem auch vorgeworfen wurde, dass er die afrikanische Kirche mit Briefen in Unruhe gestürzt habe, d.h. wohl für die homöusianische Position zu gewinnen suchte18. Dass die afrikanische Kirche trotz der Ereignisse auf der Synode von Rimini nizänisch ausgerichtet war, zeigen die antiarianischen bzw. pronizänischen Synodalentscheidungen, von denen Hilarius von Poitiers und Marius Victorinus berichten, ohne dass sich genau bestimmen ließe, wann diese Synoden abgehalten wurden19. Im Jahr 366 wird schließlich die homöusianische Delegation des Eustathios von Sebaste, des Silvanos von Tarsos und des Theophilos von Kastabala bei ihrer Rückkehr von Italien nach Kleinasien durch eine Synode in Afrika in die Kirchengemeinschaft aufgenommen, da sie mit dem nizänischen Bekenntnis übereinstimmten20. Die afrikanische Kirche war damit Teil der homöusianisch-homousianischen Vermittlungsbemühungen. Auch wenn der genaue Anlass der Epistula ad Afros also nicht klar ist, so ist dennoch erkennbar, in welche kirchliche Situation Athanasius seinen Brief schickt: Die afrikanische Kirche ist grundsätzlich im Sinne des Nizänum geprägt und sie steht in Verbindung mit den Homöusianern. Deswegen wird sie auch immer wieder von Homöern angefeindet, und Versuche der Homöer, in Afrika Land zu gewinnen, wie es die Epistula ad Afros impliziert, erscheinen so alles andere als außergewöhnlich.
18 Sokr., h.e. I I 42,5 (179,22 HANSEN): ?τι μήν Kcd δτι δι' έτπστολών τάς έν 'Αφρική έκκλησΐα? έτάραξεν und Soz., h.e. I V 24,6 (179,17-22 BIDEZ/HANSEN): προσέθεσαν 5έ δη Kcrt Γερμανίω τόν έν Σιρμίω κλήρον έπανέστησε καΐ, κοινωνών ούτω καΐ Ούάλεντι καΐ Ούρσακί Tim.), und Ep-Aeg.LJb 18,4. 15 LAUSBERG, Elemente, § 256-258; LAUSBERG, Handbuch, § 623f.; MARTIN, Rhetorik, 303. 16 LAUSBERG, Elemente, § 265-267; LAUSBERG, Handbuch, § 629f.; MARTIN, Rhetorik, 3 0 3 . 1 7 LAUSBERG, Elemente, § 2 5 0 ; LAUSBERG, Handbuch, § 6 1 9 - 6 2 2 ; MARTIN, Rhetorik, 3 0 2 . 1 8 LAUSBERG, Elemente, § 2 7 7 ; LAUSBERG, Handbuch, § 6 3 7 ; MARTIN, Rhetorik, 304f. 1 9 LAUSBERG, Elemente, § 2 8 0 ; LAUSBERG, Handbuch, § 6 4 0 - 6 4 8 ; MARTIN, Rhetorik, 3 0 5 . 12
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6. Die Sprache, der Stil und Formen der Argumentation
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χοντα ... τοϋ μετεχομένου; Ep-Afr. 7,6 ιτοιοΰντα - ποιώ - ποιούμενα - ποιούνται - εποίησαν - ποιεί - έποίησε - ποιεΐν - ποιεί - ποιεΐν; Ep-Ajr. 8,3 σύνθετος - σνντεθεικώς; ΕρΛβ. 10,2 τά αυτά αϋτοΐς. β HomoioteleutorP und Homoioptotort* Ep-Afr. 10,2 διδάσκοντες - ύττομιμνήσκοντες. g) Asyndeton12 ΕρΛ/r. 2,3 γράφοντες έξαλείφοντες βιαζόμενοι ούκ είδότες; Ep^Afr. 10,1 »τό αύτό λέγειν«, »τό αυτό φρονεΐν«. - Ansyndetischer Satzanschluß: Ep^Afr. 6,2 έξ άγράφων άσεβήσαντες. h) PoljsyndetorP Verbindung von Worten in Zweier- (Ep-Afi·. 3,3 ώς Οώρσάκιος και Οϋάλης Εύδόξιος τε και Αυξέντιος; Verbindung von Poly- und Asyndeton) oder Dreier-/Vierergruppen ( E p y l f r . 1,2 die Liste der Provinzen). i) Hyperbaton Ep-Ajr. 1,1 τοσαύτη ... σπουδή; Ep^Afr. 3,1 u.ö. ταΐς εαυτών δέκα που καΐ πλέον, καθά προείπομεν, συνόδοις; Ep-Afr. 3,3 άλλην όνομαζόντων σύνοδον; Ep^Afr. 3,4 Κωνσταντίω δεδηλώκασι τώ και την σύνοδον κελεύσαντι γενέσθαι. j ) Ellipse1'' Ep-Afr. 3,1; 4,1; 4,2; 7,1.6; 9,1 ή Άρίμηνος; ΕρΛ}τ. 1,3.4; 2,4; 3,4; 4,3.5; 9,1 ή έν Νικαία sc. σύνοδος. k) Enumeratia26 Ep-Afr. 1,2 die Provinzenliste; Ep^Afr. 3,4 ζητεΐν ή φρονεΐν (+ Homoioptoton); Ep-Ajr. 4,5 κτίσμα ή ποίημα; ΕρΛ/r. 4,5 δημιουργός καΐ ποιητής; Ep^4fr. 7,1 κληρόνομοι ή διάδοχοι; Ep~Afr. 8,1 τό κτίζειν, τό δημιουργεΐν, τό άίδιον, τό είναι παντοκράτωρ, τό άτρεπτον; ΕρΛ/r. 9,2 μετά τοσαύτα, μετά την μαρτυρίαν τών άρχαίων επισκόπων καΐ μετά την ΰιτογραφήν τών Ιδίων πατέρων; Ep-Afr. 10,3 την έν Άριμήνω, την έν Σιρμίω, την έν τη Ίσαυρία, την έν τη Θράκη, τάς έν Κωνσταντινουπόλει, τάς έν Άντιοχείςτ. I) Parallelismus
Vgl. Ep-Afr. 4,1 und 4,2.
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Elemente, § 3 6 0 ; LAUSBERG, Handbuch, § 7 2 5 - 7 2 8 ; M A R T I N , Rhetorik, 3 1 2 . Elemente, § 3 6 1 ; LAUSBERG, Handbuch, § 7 2 9 - 7 3 1 ; M A R T I N , Rhetorik, 3 1 1 . LAUSBERG, Elemente, § 328; LAUSBERG, Handbuch, § 709-711; M A R T I N , Rhetorik, 299f. LAUSBERG, Elemente, § 267; LAUSBERG, Handbuch, § 686f.; M A R T I N , Rhetorik, 308. LAUSBERG, Elemente, § 331; LAUSBERG, Handbuch, § 716-718; M A R T I N , Rhetorik, 308f. Vgl. auch M E T Z L E R / S I M O N , Quaestiones, 86. LAUSBERG, Elemente, § 317f. LAUSBERG, Elemente, § 298-305; LAUSBERG, Handbuch, § 669-674. LAUSBERG,
LAUSBERG,
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I. Einleitung
IsokobtP Ep-Afr. 1,1 ίνα oi μεν πετττωκότες eis αυτήν άνασπασθώσιν, οί δέ έφευρόντες έκδηλοι γένωνται; Ep-Afr. 4,5 και πώς δύναται τό κτιζόμενον κτίζειν ή πώς ό κτίζων κτίζεται; Ep-Afr. 7,1 τί ..., έν ή ...; τί ..., έν ή ...; Ep-Ajr. 8,1 τά δέ γενητά ού δύναται εχειν τό δημιουργεΐν, κτιστά γάρ εστίν, ούδέ τό άίδιον, άρχήν yap εχει τοΰ είναι, ούδέ τό παντοκράτωρ και άτρεπτον, κρατούμενα γάρ και τρεπτης φύσεως εστίν; Ep-Afr. 10,1 καϊ ούχ cos διδάσκοντες, άλλά ώς ύπομιμνήσκοντές έσμεν. TrikolotP Ep~Afr. 1,1 (...), ήν ό μέν κύριος έχαρίσατο, οί δέ άπόστολοι έκήρυξαν καϊ οί πατέρες παραδεδώκασιν οί έν τη Νικαία συνελθόντες όατό πάσης της καθ' ήμας οικουμένης. m) Veränderung der Wortstellung Inversion beim direkten Fragesat^ Ep^Ajr. 1,4 oi γάρ την κατ' αύτης σύνοδον γενομένην παραιτούμενοι (...) τί ετερον βούλονται ή τά 'Αρείου κρατεΐν; Ep-Afr. 3,1 τούτων δέ ούτω δεικνυμένων, τίς άποδέξεται ...; Ep-Afr. 4,4 ούτοι δέ οί δοκοϋντες είδέναι ... πώς ού ...; Ep~Afr. 8,2 τό δέ της τοΰ πατρός ούσίας ίδιον ..., τί άν είη ή πώς άν τις ...; Ep-Ajr. 8,4 τό δέ ίδιον ..., τί άν είη ...; Inversion beim Konditionalsatz Ep~Afr. 4,2 καϊ αύτήν δέ την μεγάλην σύνοδον καί τάς παρ' εκείνων άν τις έξετάζειν έκ παραλλήλου θέλοι, .... Invertierte Wortstellung' mitprägnanter Stellung des Subjektes am Schluss Ep^Ajr. 2,5 ... συμφωνία; Ep^AJr. 3,3 μάλλον αύτης ήθελον είναι προστάται. Prägnante Stellung des Prädikats an den Anfang Ep-Afr. 3,4 μη άνακάμψειν ... τους κατ' αύτών αποφηναμένους. 2. Gedankenfiguren a) Chiasmus'2 Ep~Ajr. 3,1 τούς άθετούντας μέν τά τών πατέρων, τά δέ νεώτερα έν τη Άριμήνω κατά φιλονεικίαν και βίαν συντεθέντα προκρίνοντας; Ep^Afr. 4,1 της μέν άρειανης αίρέσεως δντες ύποκριταί, άλλότριοι δέ της ύγιαινούσης
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LAUSBERG, E l e m e n t e , § 3 3 6 ; LAUSBERG, H a n d b u c h , § 7 1 9 - 7 5 4 ; MARTIN, R h e t o r i k , 3 1 0 .
28
LAUSBERG, E l e m e n t e , § 3 4 1 . 2 ; LAUSBERG, H a n d b u c h , § 7 3 3 .
29 Vgl. KÜHNER/GERTH, Grammatik II, § 606.5 u. 6 Invertierte Stellung. Derartige Voranstellung des Subjekts zur besonderen Betonung auch schon bei Piaton. 30 Vgl. KOHNER/GERTH, Grammatik II, § 606.5 u. 6 Invertierte Stellung. 31
KÜHNER/GERTH, G r a m m a t i k II, § 6 0 6 . 2 .
32
LAUSBERG, E l e m e n t e , § 3 9 2 ; LAUSBERG, H a n d b u c h , § 7 2 3 .
6. Die Sprache, der Stil und Formen der Argumentation
61
πίστεως. EpAfr. 5,2 περιβομβοΰσιν cos κώνωπες πανταχού περί της λέξεως ή ώς άγνοοΰντες προσκόπτουσιν εις αυτό. b) Antithese* EpA.fr. 1,2 νΰν - πάλαι; EpAfr. 6,4 πρότερον μεν - ύστερον δέ. Durch die Korrelation μεν — δέ ausgedrückte antithetische Isokola finden sich in EpAfr. 3,1; 3,4; 4,1 (2x); 5,4; 5,5. c) SermoänatioM EpAfr. 5,4; 5,6; 7,2; 7,3. d) Apostroph*?5 EpAfr. 8,4 καΐ τοϋτο πάντως όμολογήσετε, εί μή τέλεον τό νοεΐν άπώλετο έν ύμΐν. Anrede des Adressaten: EpAfr. 2,2; 3,3; 4,3. e) Rhetorische Frage16 EpAfr. 1,4 (τί ...; τίνος ...;); EpAfr. 3,1 (τίς ...; τίς ...; τίς ...;); EpAfr. 7,1 (τί ....; τί ...; τί...; τίνων ...; πώς ...;). β ExcIamatiτταράδοσιςδιδασκαλ!αthereforesubstantiae< quoque nomen et rem, a multis sanetis scripturis intinuatum mentibus nostris, optinere debere suifirmitatem)und den Vorwurf des dauernden Anderns des Bekenntnisses im Urteil der Synode in Syn. 11,1: άπόφασις της συνόδου. (...) Ούρσάκιον Kcd Ούάλην (!) κοί Γάιον καΐ Γερμίνιον κοί Αϋξένπον, οίτινες άλλοτε άλλα φρονούντες πάσας τάς έκκλησίας συνετάραξαν, (...) (Lat. bei Hil., Coll.antiar. A I X 3).
120
II. Kommentar
überlieferten Glaubensbekenntnis, und d.h. am Nizänum, festhielten, kein neues Bekenntnis formuliert117. Dies wird von Athanasius hier noch weiter gefuhrt: Ein Bekenntnis ist, da es von Gott inspiriert ist, nicht veränderbar118. Daher gilt Athanasius wegen der dauernden Änderung des Bekenntnisses ihre Häresie als erwiesen119. Leute wie diese dürfen eigentlich gar nicht mehr als Christen bezeichnet werden120. Der Hintergrund dieses Vorbehaltes gegen die dauernde Veränderung des Glaubensbekenntnisses liegt letztlich in der Gotteslehre und wird von Athanasius in der Epistula ad Afros deutlich artikuliert: Denn im Gegensatz zu den dauernden Veränderungen ist das Wort Gottes, wie Athanasius durch ein Zitat aus Jes 40,8 darlegt, feststehend und unveränderlich; und dieses Wort Gottes hat sich im Nizänum wieder ereignet. Das Nizänum ist damit selbst Wort Gottes, und schon allein aus diesem Grund verbietet sich eigentlich jede Änderung an ihm. βιαζόμενοι Auch der Vorwurf der Gewaltanwendung gegen die Rechtgläubigen zur Durchsetzung der arianischen Position ist ein Topos der antiarianischen Polemik des Athanasius. So unterstellt er seinen Gegnern auch in De Synodis, unter Anwendung von Gewalt die Beschlüsse der Synode von Nizäa aus der Welt schaffen zu wollen121: διά τοϋτο καΐ νϋν πάντα κιυοΰσι καΐ θορυβοϋσι νομίζοντες δτι, καν πλείονας άποκτείνωσι και συνόδου? κατά μήνα σνγκροτήσωσι, παύσεταί ποτέ ή κατά τηξ άρειανης αίρέσεως άπόφασίξ.
117 Sjn. 13,1 (240,19-22 OPITZ): τούς 5έ των πατέρων δρους άκεραΐους φνλάξωσιν όσίως ΚΟΊ κανονικώς τοϋτο βουλευσάμενοι. ήγεΐτο γάρ Ικαστος αύτών, el λύσαιεν τα των πρό αύτών, πρόφασιν διδόνοα τοις μετά ταϋτα, ώστε λϋσαι τά τταρ' αύτών vöv γινόμενα. 118 Vgl. dazu oben S. 80 zu EpVifr. 1,1 περί της ύ/ιαινούση; κτλ. 119 Vgl. Deer. 5,6 (5,16f. OPITZ): ώστε τό μεταβάλλεσθαι της είς άσέβειαν φιλονειώας Ιλεγχός έση; Sjn. 32,4 (260,24f. OPITZ): κοί τοϋτο μάλλον ήμών αύτοί διελέγχουσιν έν τώ πάσα? έναλλάττειν καΐ μετοπτοιεΤν; vgl. auch Sjn. 6,1 und Deer. 9,4. 120 Vgl. Sjn. 38,1 (264,21-23 OPITZ): Tis o0v im τούς τοιούτου; Χριστιανούς ήγήσεταα; ή ποία πίστις παρά τούτοις, παρ' οΤς οΰ λόγος, ού γράμμα βέβαιον, άλλα πάντα κατά καιρόν άλλάσσεται καΐ μεταβάλλεται; 121 Sjn. 20,2 (247,7-9 OPITZ): »Deswegen bringen sie auch jetzt alles in Unordnung und lärmen, weil sie meinen, dass, falls sie mehrere töten und monatliche Synoden zusammenbringen, einmal die Absage an die arianische Häresie aufhören wird.« Der topische Vorwurf, dass die »Arianer« andauernd Synoden abhalten, und das Stilmittel der Hyperbel (κ&ν πλείονας άποκτείνωσι; κατά μήνα) zeigen nur allzu deutlich, dass wir es hier mit topischer Polemik zu tun haben.
Kapitel 2
121
Aber auch in der Historia Arianorum wirft Athanasius mehrmals seinen Gegnern Gewaltanwendung vor122. Nur auf der Basis dieses Topos dürfen jedenfalls nicht etwa einfach in Nachfolge der Kirchenhistoriker des 4. und 5. Jahrhunderts dauernde, auf Grund der Epistula ad Afros als bis in die Gegenwart reichende (μέχρι νυν) Verfolgungen der Orthodoxen, hier dann durch den Kaiser Valens, interpoliert werden123. ούκ είδότες ... μένει ε!ς τον αιώνα Abschließend gibt Athanasius noch den Grund dafür an, warum sich die Arianer in der vorher beschriebenen Weise verhalten: Sie kennen nicht die Schriftworte und wissen v.a. nicht, dass zwischen ihnen und der Synode von Nizäa eine direkte Beziehung besteht. Es werden zwei Schriftworte miteinander verbunden124: Mt 15,13 und Jes 40,8=lPetr 1,25125. Der Kontext, aus dem Athanasius die Schriftworte nimmt, ist IPetr 1,25, wie sich anhand mehrerer Hinweise zeigen läßt: Der in der Epistula ad Afros gegebene Wortlaut τό δέ ρήμα του κυρίου muss IPetr 1,25 entnommen sein, da der zitierte Text in Jes 40,8 τό δέ £>ήμα του θεοΰ lautet. Wie in EpAfr. (τό δια της οικουμενικής συνόδου έν τή Νικαίς* γενομένου) wird auch in IPetr 1,25 das Schriftwort durch eine Glosse erklärt; dort heißt es: τοϋτο δέ έστιν τό £>ήμα τό εύα/γελισθέν είς Ομάς. Aus der Verbindung von verkündigtem Wort Gottes und dem nizänischen Bekenntnis in EpAfr. 1,1126 läßt sich außerdem die für Athanasius offensichtlich bestehende Identität127 der beiden Glossierungen zeigen. Damit, durch die Gleichsetzung mit dem Wort Gottes, bekommt aber das Bekenntnis von Nizäa ein ungeheures Gewicht128. 122 Histylr. 25,3; 45,1; 77,1. 123 Dagegen wendet sich auch BRENNECKE, Homöer, 222-224. Gegen eine Zeit der Verfolgungen spricht schon die Tatsache, dass anscheinend Ägypten durchgehend nizänisch geprägt
ist, vgl. Epu4fr. 10,2.
124 Vgl. METZLER, Bibeltext, 21 mit Anm. 53. 125 Vgl. METZLER, Bibeltext, 22f. mit Anm. 56 und 57. 126 πίστεως, ήν ό μέυ κύριος έχαρίσατο, oi δέ απόστολοι έκήρυξαν κοί οΐ πατέρες παραδεδώκασιν οί έν τη ΝικαΙα συνελθόντες άπό πάσης της καθ' ήμδς οίκουμένης. Vgl. oben S. 80 zu Ep-Afr. 1,1 περί της ύγιαινούσης κτλ. 127 Vgl. METZLER, Bibeltext, 24: »Bereits die Handhabung der biblischen Sprache bekräftigt den Anspruch, dass Nizäische Orthodoxie und legitimer christlicher Glaube ununterschieden seien, dass es keinen grundsätzlichen Perspektivwechsel zwischen kanonischer und antiarianischer Schrift gebe.« 128 Auch SIEBEN, Konzilsidee, 61, sieht das Gewicht dieser Verbindung: »Kennzeichnend für den Stand der Konzilsidee des Athanasius ist nun vor allem die Tatsache, dass er - zum erstenmal - Schriftworte auf das Nizänum anwendet, und zwar nicht nur Jes 40,8, (...)«; allerdings darf seiner Ansicht nach (S.59) »die Kennzeichnung Nicaeas als >Wort Gottes* (...)
122
II. Kommentat
Schließlich wird in I P e t r l , 2 4 f . aber nicht nur J e s 40,8, s o n d e r n der J e s a j a T e x t bereits a b V e r s 6 1 2 9 zitiert. D a b e i ist nun auffallig, d a s s wie in J e s 40,6f. d e m ewig gültigen W o r t G o t t e s ein Vergleich aus der Pflanzenwelt gegenübergestellt ist. G e n a u dies tut an unserer Stelle auch A t h a n a s i u s , nur d a s s er den eher »neutralen« V e r s J e s 40,6f. durch einen anderen V e r s ersetzt, nämlich M t 15,13, einem g e g e n die Pharisäer gerichteteten D r o h w o r t J e s u . D a m i t u n d durch die damit einhergehende implizite G l e i c h s e t z u n g der G e g n e r d e s A t h a n a s i u s mit den Pharisäern wird der G e g e n s a t z u n d zugleich die g e s a m t e A r g u m e n t a t i o n verschärft' 3 0 . φυτεία Vgl. o b e n S. 8 8 zu Ep~Ajr. τό διά της οΙκουμενικής
1,2 εΐ καί τ ι κ τ λ .
συνόδου
Vgl. o b e n S. 80 z u Ep-Afr.
εν τη Νικαίψ
γενόμενον
1,1 περί τ η ς ύγιαινούσης κ τ λ .
nicht, aus dem Zusammenhang herausgerissen, in einem eigentlichen und wörtlichen Sinn » verstanden werden. Denn: »Man muss zunächst beachten, dass der Satz in Kontrast steht zum unmittelbar vorausgehenden Zitat (Mt 15,13), ferner, dass er das paraphrasierte Zitat von Jes 40,8 (>Das Wort Gottes bleibt in Ewigkeits Ούρσάκιος Kcd Ούάλης κτλ. Zur Problematik dieses polemischen Vorwurfes vgl. unten S. 149 zu Ep-Afr. 3,3 καθιρέθησαν κτλ. Vgl. S. 154 zu Ep-Afr. 3,4 έγραψαν άρκεΐσβαι κτλ. Vgl. dazu unten S. 155 zu Ep-Afr. 3,4 ταΟτα Kcd ΚωνσταντΙω κτλ. Dagegen nimmt Athanasius in Syn. 12,7 jedoch auf den Befehl Bezug. Zu dieser sehr polemischen Darstellungen der Ereignisse im Anschluss an die erste sessio der Synode bis zur Formel von Nike vgl. unten S. 157-159 zu Ep^Afr. 3,4 άλλ' ol έν τη Άριμήνω κτλ., άττειλάς δέ γενέσθαι κτλ. und ßfav τε ιταθεΐυ κτλ.
Exkurs I: Die Nachrichten über die Synode von Rimini
133
nisse im Anschluss an die mit der Verurteilung der Homöer Valens, Ursacius etc. endende erste sessio bis hin zur Formel von Nike, erwähnt aber die im Anschluss daran tagende zweite sessio der Synode, auf der sich schließlich alle Bischöfe der Formel von Nike anschlossen, nicht mehr16. Ihren Grund hat diese Leerstelle bzw. vereinfachte Darstellung wohl darin, dass mit dem Nachgeben der Mehrheitsdelegation praktisch auch die Mehrheit der Synode selbst bereits den von ihr vorher Verurteilten nachgegeben hat17. Vielmehr kritisiert Athanasius nur, dass die durch die erste sessio der Synode von Rimini Verurteilten (aus deren Perspektive ja zu Recht) immer nur die Ergebnisse der 2. sessio der Synode, nämlich das Bekenntnis von Nike, anfuhren, ihre eigene Verurteilung auf der 1. sessio aber nicht erwähnen18. Der Inhalt dieses Bekenntnisses wird von Athanasius auf die für ihn ausschlaggebenden Punkte reduziert, nämlich das Verbot, in Zukunft von ουσία oder ΰπόστασις zu reden19. Die zweite sessio der Synode v o n Rimini blieb, wie nicht nur der gerade dargestellte Umgang der Epistula ad Afros mit ihr bezeugt, für die Nizäner auch sonst immer ein wunder Punkt20. Er wurde entweder wie in der Epistula ad Afros einfach mehr oder weniger totgeschwiegen bzw. verschleiert oder durch folgende Kompensationsstrategien bewältigt21: Die Synodalen hätten schlichtweg dem vom Kaiser ausgeübten Druck nachgeben müssen22. Behauptet hat sich aber vor allem das Erklärungsmodell vom »Betrug von Ri-
16
17
18 19 20 21
22
Vgl. zur zweiten sessio der Synode BRENNECKE, Homöer, 35f. (zu den Anathematismen ebd., 35-40) und mit ausführlicher Behandlung der Quellen LÖHR, Entstehung, 1 1 7 - 1 2 6 , vgl. die Rekonstruktion des Ablaufs ebd., 1 2 7 - 1 2 9 . Diese Leerstelle liegt auch in De synodis vor. Dort werden nicht einmal die Vorgänge im thrakischen Nike erwähnt; die Formel von Nike gehört nicht zu den in Syn. 15-30 als Beweistexte angeführten Urkunden. Selbst das »Umfallen« der orthodoxen Mehrheit der Synode wird nicht thematisiert. (Kann dies unter der Voraussetzung, dass die Kapitel 30-31 spätere Zusätze sind, ein Hinweis darauf sein, dass Athanasius zum Zeitpunkt der Abfassung von Sytt. von den Ereignissen im November/Dezember 359 in Nike und auf der 2. sessio der Synode von Rimini noch gar nichts wusste? Oder ist die Formel von Nike, da sie mit der von Konstantinopel fast identisch ist, aus diesem Grund zur Vereinfachung weggelassen worden?) VgL S. 160 zu EpAßr. 4,1 είπερ oOv τηνε? κτλ. EpAfr. 4,2.4. Vgl. unten S. 167 zu EpAfr. 4,2 μή χρήναι λέγειν κτλ. Vgl. Faust, et Marceil., lib.precum 19 (365,176-178 GÜNTHER): Aduertit sapitntia utstra Atiminensem synodum piissime coeptam sed impiissime terminatam. Sozomenos referiert zwei verschiedene umlaufende Thesen (Soz., h.e. IV 19,5-8 und 9-12), Sulpicius Severus kombiniert alle miteinander. Zu den apologetischen Strategien des Hieronymus und des Sulpicius Severus vgl. LÖHR, Entstehung, 123-126. Vgl. Hü., Coll.antiar. A V 2; Sulp.Sev., chron. II 43,1.3 (96,14f.23-26 HALM): Interna legates Ariminensis conälii ex parte nostrorum compellit imperator uniri baereticorum communioni: (....). ita d missis kgatis praefecto mandatum, ut synodum non ante laxant, quam conscriptaefideiconsentire se omn subscriptionibus pnfiterentur. ac si qui pertinactus obsisterent, dummodo is numerus intra quindeäm esse
134
II. Kommentar
mini«23. Ergänzt wird dieses Modell durch den Hinweis auf die Unerfahrenheit bzw. intellektuelle Schwäche der Bischöfe24. Von den Luciferianern schließlich wurde die Unterschrift der Bischöfe unter das Bekenntnis von Nike auf der 2. sessio als unentschuldbarer Abfall vom Glauben angesehen, weshalb ihnen die Bischöfe als exkommuniziert und ihrer Bischofssitze auf Dauer verlustig galten25. Wie ist nun die von Athanasius in der Epistula ad Afros gegebene Schilderung über die Vorgänge auf der Synode von Rimini zu beurteilen? Athanasius geht folgendermaßen vor: Er nennt die für ihn und seine Argumentation wichtigen Punkte und läßt alles andere, was er über die Synode sicherlich wusste, weg. Aus diesem Grund sind die in der Epistula ad Afros aufzufindenden Nachrichten als durchaus zutreffende Informationen zu werten. Allerdings geben sie eben nur einen Teilaspekt wieder. Für die Wertung bei weitem noch gewichtiger als der nur ausschnitthafte Charakter der Darstellung ist der polemische Kontext, in dem diese zu stehen kommt. Ziel des Athanasius war es ja nicht, eine die Fakten objektiv darstellende Geschichte der Synode von Rimini zu verfassen26. Er befindet sich vielmehr in der Auseinandersetzung mit eben den Bischöfen, die die Durchsetzung der für ihn arianischen 4. sirmischen Formel (bzw. der Formel von Nike/Konstantinopel) zu verantworten haben und argumentiert daher fast ausschließlich polemisch. Die lückenhafte und vom eigenen Interesse geprägte Darstellung ist allerdings auch kein besonderes Charakteristikum der Vorgehensweise des Athanasius, sondern trifft ebenso wie für ihn für alle anderen Autoren zu, die über die
23
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in exitium pellerentur, vgl. auch Faust, et Marcell., lib.precum 16. Dieses Modell liegt letztlich auch der Epistula ad Afros zugrunde (vgl. oben) und zeigt sich außerdem in der Epistula ad Rufinianum. Vgl. Sulp.Sev., chron. II 43,2 (96,21f. H A L M ) : sed interim aderatfrausparata, ut esset similis, non esset aequalis. und II 44,7 (97,29f. H A L M ) : fefellitque audientes frausprofessionis. Dazu ausfuhrlich D U V A L , Manoeuvre und L Ö H R , Entstehung, 130-135. Vgl. Sulp.Sev., chron. II 41,7 (95,11-14 H A L M ) : sed ex parte nostrorum leguntur homines adulescentes, purum docti etparum cauti: ab Arrianis autem misst senes, callidi et ingenio ualentes, uetemo pttfidiae imbuti, qui apud regem fädle superiores extitemnt und II 43,4 (93,30 H A L M ) : imbecilUtate ingenii und Thdt., h.e. II 21,1 f. und Ruf., h.e. X 22. Vgl. Faust, et Marcell., lib.precum 17-18 (365,165-167.174-176 G Ü N T H E R ) : episcopi plus iram regis terreni timuerunt quam Christum uerum Deum et sempiternum regem; (...) Qui et ipsi mala ilto exemplo legatorum suorum piam fidem patrum, quam uindicauerant, reprobant subscribentes in ilia fide Arrianorum, quam integro et üben iudicio damnauerant.·, Eus.Verc., ep. 3,1 (110,3-6 BULHART): et cadentibus plurimis Arimino in communication Valentis, Vrsacii et ceterorum, quos ipsi agnito blasphemiae crimine ante damnauerunt, tuum adsensum denegasse, fidem scilicet seruans, quam patres Nicheani scripserunt. und dazu die gegenteiligen Anweisungen des Athanasius in Ep.Rufin. (78,6-18 JoANNOU). Zum Verhalten der Luciferianer vgl. L Ö H R , Entstehung, 138f. Leider wird Athanasius in diesem Sinne nicht nur in Hinblick auf die Synode von Rimini immer wieder benutzt.
Exkurs I: Die Nachrichten über die Synode von Rimini
135
Synode von Rimini berichten27. Dieser Umstand wird letztlich auch daran erkennbar, dass sämtliche Berichte über die Synode sich einzig auf die dogmatischen Auseinandersetzungen und Diskussionen konzentrieren. Dass in Rimini aber nicht nur über das Glaubensbekenntnis verhandelt wurde, zeigt neben dem »Einladungsschreiben« des Kaisers28 auch das im Codex Theodosianus überlieferte und im Zusammenhang mit der Synode von Rimini gegebene Gesetz29 über die Privilegien der Kirche und der Kleriker deutlich30.
2 7 Vgl. LÖHR, Entstehung, 1 2 7 . 28 Hil., Coll.antiar. A VIII1. 29 CTh XVI 2,15, datiert auf den 30. Juni 359 (?): In Arimimnsi syttodo super ecclesiarum et ctericorumprivileges tractatu babito... (839 MOMMSEN). 3 0 Das Gesetz wird kurz erwähnt bei DUVAL, Manoeuvre, 7 0 mit Anm. 9 9 und LÖHR, Entstehung, 111.
Kapitel 3,1-3
In diesem Kapitel attackiert Athanasius nun, unter Rückgriff auf die bisherige Argumentation, seine Gegner durch Anwendung des Stilmittels der rhetorischen Frage1 zunächst direkt (Ep-Afr. 3,1). Durch den Hinweis auf das Schicksal der Juden will er seine Adressaten warnen (Ep~Afr.; 3,2) und fordert sie auf, den vorher bereits beschriebenen Angriffen gegen die Synode von Nizäa nicht nachzugeben (Ep-Ajr.: 3,3).
Kapitel 3,1 Τούτων δέ ούτω δεικνυμένων, T(S άποδέ- Wer wird, da dies so aufgezeigt ist, die in die ξεται TOÜS τήν ΆρΙμηνον ή άλλην σύνοδον Gemeinschaft aufnehmen, die Rimini oder eine παρά τήν έν NiKcdqt όνομάζοντας; ή τΐζ andere neben der in Nizäa als Synode anfuhren? οΟκ αν μισήσειε TOOS άθετοϋντας μέν τά Oder wer dürfte die nicht hassen, die die Beτών πατέρων, τά
δέ νεώτερα έν τη schlüsse der Väter aufheben, in Rimini aber
'Αριμήνω κατά φιλονεικίαν κοί ßfav συν- Neuerungen den Vorzug gaben, obwohl sie aus τεθέντα προκρίνοντας; τίς δέ τούτοι? ow- Streitsucht und mit Gewalt beschlossen wurden? ελθεΐν έθελήσει τοις άνθρωπος μηδέ τά Wer aber wird mit diesen Menschen zusammenέ αυτών άττοδεχομένοις; ol γάρ έν Tcä? kommen wollen, wenn sie nicht einmal ihre eigeέαυτών
δέκα
προείπομΕν, γράφοντες
που
καΐ
συνόδοις δήλοί
κατήγοροι γινόμενοι.
είσιν
πλέον,
καθά nen Beschlüsse anerkennen? Denn diejenigen, die
άλλοτε
άλλα bei ihren eigenen ungefähr zehn und mehr Syno-
εκάστης
αυτοί den, wie wir schon vorher gesagt haben, jedesmal etwas anderes schriftlich niederlegen, sind offensichtlich selbst Ankläger gegen eine jede (von diesen).
Nach einem Genetivus absolutus, der auf die bisherige Argumentation zusammenfassend zurückgreift2, folgen drei mit dem Interogativpronomen lis
1 2
Vgl. oben S. 61. Der ganze Satz greift in den Formulierungen auf die bisherige Argumentation zurück: άλλην σΟνοδον παρά τήν έν Νικαίς* όνομάζονται, vgl. Ep^Afr. 1,4; τους άθετοϋντας μέν τά των πατέρων, τά δέ νεώτερα (vgl. Ep-Afr. 2,2) έν τη Άριμήνω κατά φιλονεικίαν (vgl.
138
II. Kommentar
eingeleitete Fragesätze. Athanasius gebraucht hier das von ihm v.a. in der Polemik verwendete Stilmittel der rhetorischen Frage. Der Polemik dient auch der damit verbundene Gebrauch des potentialen Optativs in Kombination mit dem Futur3. Auf Ep.Afr. 3,2 weist schließlich auch der letzte Satz durch die Formulierung καθά ττροεπτομεν nochmals zurück. Zu dem gesamten Abschnitt EpAfr. 3,1 ist Tom. 8,2 zu vergleichen4. τούτων δέ ούτω δεικνυμένων
Athanasius verwendet die Formulierung in der Epistula ad Afros außer an dieser Stelle noch in Kap. 9,1. Daneben wird sie von ihm nur in den Serapionbriefen und in den Arianerreden gebraucht. Mit ihr fasst Athanasius zu Beginn5 oder gegen Ende6 des Hauptteiles der jeweiligen Schrift seine bisherige Argumentation zusammen. Zugleich leitet er mit ihr einen neuen Schritt in seiner Argumentation ein7. So fasst Athanasius seine Erörterung der Homousie von Gottvater und Logos (ohne dass allerdings der Begriff όμοούσιος fallt) in Ep.Serap. II 3 folgendermaßen zusammen: τούτων δέ ούτω δεικνυμένων, άσεβη; εστίν ό λέγων κτίσμα είναι τον υίόν8. Danach wird von ihm die Argumentation so weitergeführt, dass die Richtigkeit dieser Aussage auch dadurch deutlich wird, dass zwischen dem Logos und den Geschöpfen diese Gleichheit gerade nicht besteht. In Ar. 114 schließt Athanasius seinen in Kapitel 12 begonnenen Beweisgang gegen das arianische Stichwort ήν ποτε δτε ουκ ήν ab und beginnt direkt anschließend
3
4
5 6 7
8
EpAfr. 1,3) καΐ ßfav συντεθέντα προκρίνοντας, vgl. EpAfr. 2,3. άποδέξεται - άν μισήσειε - έθελήσει. Zur parallelen Verwendung von Futur und Optativ, vgl. KÜHNER/GERTH, Satzlehre I, 235. Zum Gebrauch des Optativs in der Polemik des Athanasius vgl. oben S. 63. τούτων τε μή άνεχόμενοι συμβουλεύετε κάκείνοις τοις όρθώς έρμηνεύουσΐ τε KCD φρονοϋσι μηδέν πλέον αλλήλους άνακρίνειν μηδέ »λογομαχεΐν έπ' ούδέν χρήσιμον«, μήτε τοπ? τοιαύταις λέξεσι διαμάχεσθαι, άλλά τω φρονήμαπ της εύσεβεΐας συμφωνεΐν. οΐ γάρ μή ούτω διανοούμενοι, άλλά μόνον έττί τοις τοιούτοις λεξειδίοις φιλονεικοΰντες, καΐ παρά τά έν Νικαία γραφέντα ζητοϋντες, ούδέν ετερον ποιοΰσιν, ή »ττστίζουσιν άνατρσττήν θολεράν τόν πλησίον« ώς φθονοΰντες τήν είρήνην καΐ άγαπώντες τά σχίσματα (326,16-22 OPITZ). Vgl. auch Tom. 9,1 (327,1 f. OPITZ): εΐ καΐ μηδέν πλέον εδει ζητεΤν τη? έν Νικαία συνόδου μηδέ άνέχεσθαι των έκ φιλονεικίας βημάτων, (...). Vgl. EpAfr. 3,1; Ar. 114; Ep.Serap. II 3. Vgl. EpAfr. 9,1; Ar. II 58,2; Ep.Serap. IV 5. Vgl. außer den besprochenen Stellen auch Ep.Serap. IV 5 (PG 26.644B): τούτων ούτω δεικνυμένων μαίνοιτ' άν τις ερωτών, υίός ουν έστι Kod τό πνεύμα; Ar. II 58,2 (234f. METZLER/SA WIDIS): τούτων δέ ούτω δεικνυμένων, πώς, ώ ΆρειανοΙ, μή νοήσαντες τά έν τω Δευτερονομίω £>ητά Kai έν τούτω πάλιν άσεβεΐν είς τόν κύριον έτολμήσατε λέγοντες (.„). Vgl. auch die ähnliche Formulierung τούτων ούτως δντων z.B. in Ar. III 42. Ep.Serap. II 3 (PG 26, 612A).
Kapitel 3,1-3
139
sofort einen neuen Beweisgang, nämlich dass der Sohn, auch wenn er wie der Vater άίδιος ist, deswegen dennoch nicht als »Bruder« anzusprechen ist9. Auch in der Epistula ad Afros geht er auf diese Weise vor. In EpAfr. 3,1 wird die in Kapitel 2 erfolgte Gegenüberstellung der Synode von Nizäa und der neuerlichen, gegen sie gerichteten Synoden, allen voran die von Rimini, abgeschlossen und ihr Ergebnis darin zusammengefasst, dass allein die Synode von Nizäa Gültigkeit hat und die Orthodoxie der Kirche repräsentiert. Zugleich wird ein neuer Durchgang in der Argumentation eingeleitet, der bis Kap. 4,1 reicht und in dem die »Rimini-Fraktion« direkt angegriffen wird. Ganz parallel ist die Vorgehensweise in EpA.fr. 9,1: Auch dort wird auf die argumentative Darlegung über die Synode von Nizäa und ihren Kernbegriff ομοούσιος zurückgeblickt und auf dem Hintergrund der Suffizienz des Nizänums die absolute Überflüssigkeit der Doppelsynode von Rimini und Seleukia abschließend festgestellt. Zugleich -wird damit der Übergang zur Schlussparänese an die Gegner bewerkstelligt. άποδέξεται αποδέχομαι ist hier terminus technicus für die Aufnahme in die Kirchengemeinschaft10, wie sich anhand von Parallelstellen zeigen läßt11. Durch die rhetorische Frage Τούτων δέ ούτω δεικνυμένων, lis άποδέξεται τού$ τήν Άρίμηνον ή άλλην σύνοδον παρά την έν Νικαία όνομάζοντας; wird den Homöern, die sich auf die Synode von Rimini beziehen, die Kirchengemeinschaft kategorisch verweigert. Dies wird von Athanasius nur wenig später durch eine weitere rhetorische Frage verdeutlicht: lis δέ τούτοις συνελθεΐν έθελήσει τοις άνθρώποις μηδέ τά εαυτών άποδεχομένοις; Das συνελθεΐν, das Zusammenkommen zu einer gemeinsamen Bischofsversammlung ist sozusagen das komplementäre Gegenstück zur Kirchengemeinschaft; beides gehört zusammen. Ar.
I 14,1 ( 1 2 3 METZLER/SAWIDIS): τούτων ούτω δεικνυμένων, έτι πλέον άναιδεύονται λέγοντες' εΐ μή ήν ττοτε δτε οϋκ ήν, άλλ' άίδιός έστιν ό υιός, κοί συνυπάρχει τω πατρί, ούκέτι uiöv, άλλ' άδελφόν είναι τοΟ πατρός λέγετε αύτόν. 1 0 Zu den übrigen Bedeutungen vgl. MÜLLER, Lexicon, 1 2 7 : »άποδέχομαι = excipio comprobans, 2. = comprobo, laudo, a) abs, b) pers.; c) rem.« 11 Vgl. ApoLsec. 29,1; 36,6; 40,1; 57,1; HtiMr. 15,1 (190, 5-8 OPITZ): ... έν δέ τή 'Ρώμη συνελθόντες επίσκοποι που πεντήκοντα τούς μέν περί Εύσέβιον ώς υπόπτους καΐ φοβηθέντας έλθεΐν ούκ άπεδέξαντο, άλλά καΐ τά γραφέντα παρ' αυτών ήκύρωσαν, ήμδς δέ άπεδέξαντο κοί την προς ήμδς κοινωνίαν ήγάπησαν; 17,1; 36,1; Tom. 3,1 (322,4-7 OPITZ): πάντα; τοΙνυν τους βουλομένους είρηνεύειν πρός ήμας καϊ μάλιστα τους έν τη Παλαιή νϋν συναγομένους κοί τούς άποτρέχοντας δέ άπό των 'Αρειανών προσκαλέσασθε παρ' έαυτοΐς, κοί ώς μέν πατέρες υΐοϋς προσλάβεσθε, ώς δέ διδάσκαλοι καϊ κηδεμόνες άποδέξασθε, καϊ συνάψαντες αϋτοϋς τοις άγαιιηιοΐς ήμών τοις περί Παυλΐνον, ...; Sjn. 13,1.
9
140
II. Kommentar
Ebenso wie hier verwendet Athanasius in De morte Arii 4,3 den zugrundeliegenden Sachverhalt im Rahmen einer interrogatio polemisch, dort aber gegen Arius selbst12: ήν γάρ ό κύριος κατέκρινε, τίς άποδέξεται; καΐ ήν άκοινώνητον αύτός πεττοίηκε, πώς ό προσλαμβανόμενος ού μεγάλως άσεβεΐ καΐ φανερώς έση χριστομάχος; Auf Grund der vorliegenden Parallelität der Formulierung, die sowohl auf Arius als auch auf die Homöer angewandt wird, kann darüber hinaus bereits geschlossen werden, daß die Homöer für Athanasius genuine Nachfahren des Arius sind. Demgegenüber wird αποδέχομαι an der Stelle τοις άνθρώποις μηδέ τά έαυτών άποδεχομένοις unspezifisch im Sinne von »billigen, annehmen« verwendet. τούς την 'Αρ/μηνον ή άλλην σύνοδον παρά την έν Νικαίψ όνομάζοντας Vgl. oben S. 94 zu EpAfr. 1,3 όνομάζειν έπιχειροϋσι κτλ. τούς άθετοϋντας μεν τά τών -πατέρων Athanasius wirft seinen Gegnern vor, mit der Synode von Rimini die Beschlüsse der Väter, d.h. das Nizänum, aufzuheben. Auch dieser Vorwurf wurde von ihm schon bei anderen Gelegenheiten angewendet und zählt ebenfalls zu den Standardargumenten gegen alles, was die Alleingültigkeit der Beschlüsse der Synode von Nizäa irgendwie angreifen könnte. In der Apologia secunda bezeichnet er die Synode von Tyros als σύνοδος τών άθετούντων13. Allerdings bezieht sich Athanasius hier auf den Vers Jer 9,2 zurück und spricht im Blick auf die Synode von Tyros von der dort genannten σύνοδος άθετούντων nur im Rahmen eines Vergleiches (ώς). Hier könnte aber jedenfalls der Ansatzpunkt für den in der Epistula ad Afros ausgesprochenen Vorwurf liegen. Auch in der Epistula ad Jovianum aus dem Jahr 363 greift Athanasius auf diesen Vorwurf an zwei Stellen der Einleitung zurück. An der ersten Stelle, Ep.Jov. 1,3, polemisiert er eher allgemein gegen die Arianer, die ihn immer wieder verfolgt hätten, und wirft ihnen vor, die Beschlüsse von Nizäa aufgehoben zu haben und Ursache für viele Häresien und Schismata geworden zu sein14. An der zweiten Stelle, Ep.Jov. 1,6, an der er den Anlass des Schreibens angibt und die dem Hauptteil des Briefes mit der Zitation des Nizänums direkt vo-
12
1 8 0 , 9 - 1 1 OPITZ.
13 Apolsec. 82,1 (161,17f. Orre). 14 Ep.Jov. 1,3 (331,6-8 OPITZ): ταύτην (sc. den Glauben von Nizäa) γαρ άθετήσαντέζ TIVES ήμΐν μέν ποικίλω; έπεβούλευσαν, ότι μή έπειθόμεθα τη άρειανη αίρέσει, αίτιοι δέ γεγόνασιν αίρέσεως Kort σχισμάτων τή καθολική έκκλησίς«.
Kapitel 3,1-3
141
rausgeht, wendet sich Athanasius zum einen gegen die »Neuarianer«, die die arianische Häresie wieder aufleben lassen wollen und die Beschlüsse von Nizäa aufgehoben haben. Daneben wendet er sich gegen die Pneumatomachen, die zwar das Nizänum anerkennen, das όμοούσιοξ aber auf falsche Weise interpretieren und die Homousie des Geistes leugnen.15 τά δέ νεώτερα... προκρίνοντας Vgl. oben S. 128 zu EpA.fr. 2,4-5 τάς δέ άλλαξ κτλ. οί γαρ εν ταΐς εαυτών... άλλα γράφοντες Vgl. oben S. 117 zu EpAfr. 2,3 δέκα και πλέον κτλ. und S. 119 zu καθ" έκάστην μεταβαλλόμενοι κτλ. καθά προείπομεν Der Rückverweis καθά προείπομεν findet sich in der Epistula ad Afros noch an vier weiteren Stellen {EpAfr. 1,3; 9,1; 10,3; 10,4). Er soll bereits Gesagtes wieder in Erinnerung rufen und die so gekennzeichnete Aussage damit besonders betonen. Diese Art der Betonung der dem Autor besonders wichtigen Gesichtspunkte ist eine typische Gepflogenheit der Schriftsteller des 4. und 5. Jahrhunderts und unter ihnen ganz besonders des Athanasius16. Beim Rückverweis wird die ursprüngliche Formulierung mehr oder weniger wörtlich wieder aufgenommen17 und die Wortstellung durch die Setzung des καθά προείπομεν so aufgesprengt, dass ein Hyperbaton entsteht18. So verweist EpAfr. 3,1 mit den Worten δέκα που και πλέον, καθά προείπομεν, συνόδοις auf EpA.fr. 2,3 ήδη γάρ ot τοιούτοι δέκα καΐ πλέον ττου συνόδους πεποιήκασι19. 15 Ερ.]ον. 1,6 (vgl. oben S. 92 zu Ep-Afr. 1,3 έπειδή δέ ήκούσαμεν κτλ.). Zur Auseinandersetzung mit Pneumatomachen vgl. auch Tom. 3,2 (s. unten S. 301 zu Ep^Afir. 11,1). 16 Vom Thesaurus linguae graecae werden fur die gesamte in diesem gesammelte Gräzität 46 Belege ausgewiesen. Diese stammen ausschließlich von Autoren des 4. und 5. Jahrhunderts: Eusebius (1), Sozomenos (1), Horapollo Gramm. (1), Sokrates Scholasticus (2), Didymus Caecus (2), Proclus (1), Scholia in Aristophanem (1). Demgegenüber finden sich allein 36 Belege (78 % der Gesamtsumme) bei Athanasius. 17 Einen Problemfall stellt in dieser Hinsicht Ep^4/r. 1,3 dar, wo sich die Stelle, auf die αυτάρκη, κα6ά προείπομεν, πρόξ τε άνατρσπήν πάση; άσεβους αίρέσεως verweist, nicht so eindeutig bestimmen läßt. 18 Anders ist dies in ΕρΛ/τ. 9,1. Dort verwendet Athanasius die verwandte Formulierung καθ όπερ εϊπομεν, die am Ende der Aussage steht: άττό των πρό αύτών πατέρων μάθοντες, καθάπερ εΤπομεν. 19 Vgl. auch Ep^Afr. 9,1 άπό των πρό αύτών πατέρων μάθοντε;, καθάπερ εϊπομεν und 6,3 άλλ' έκ πατέρων ίχοντες τήν μαρτυρίαν; Ep^Afr. 10,3 παρακαλοΟμεν μή άνέχεσθαι, καβά
142
II. Kommentar
Die Entfernung, in der ein solcher Rückverweis zur ursprünglichen Aussage steht, kann dabei unterschiedlich groß sein. Bei EpVtfr. 1,3 mit Verweis auf 1,1 und bei Ep-Afr. 3,1 mit Verweis auf 2,3 liegen beide Stellen sehr nahe beieinander, der Verweis folgt fast unmittelbar der verwiesenen Stelle. Demgegenüber stellen die Verweise in Ep-Afr. 9,1 (auf 6,3), in Ep~Afr. 10,3 (auf 3,3) und in Ep-Afr. 10,4 (auf 7,1) über mehrere Kapitel reichende Bezüge her. δήλοι είσιν εκάστης αυτοί κατήγοροι γινόμενοι Eine Parallele liegt vor in Ep~Aeg.Lib. 6,3: εαυτών άεΐ κατήγοροι γίνονται, και δικαίως γε20.
Kapitel 3,2 πάσχουσι δέ -π τοιούτον, οίον κοί ol τότε των Ιουδαίων προδόται πεπόνθασιν ώς γάρ έκεΐνοι »καταλείψαντες τήν μόνην ττηγήν τοΰ ζώντος ύδατος ώρυξαν έαυτοΐς λάκκους συντετριμμένους, οΐ oü δυνήσονται ΰδωρ σννέχειν« (γέγραπται δέ τοϋτο παρά τφ ττροφήτη Ίερεμίςϊ), ούτως ούτοι μαχόμενοι πρός τήν οίκουμενικήν σύνοδον ώρυξαν έαυτοις συνόδους πολλάς· Kcd πασαι κεναί παρ' αύτοΐς ώς »δράγμα μή εχων Ισχύν« έφάνησοίν.
Es widerfahrt ihnen aber so etwas, was auch den damaligen Verrätern unter den Juden widerfahren ist; denn wie jene sich, nachdem sie »die alleinige Quelle des lebendigen Wassers« verlassen hatten, »zertrümmerte Zisternen« gegraben haben, die kein Wasser werden zusammenhalten können - dies ist aber beim Propheten Jeremia geschrieben - , so gruben auch diese im Kampf gegen die ökumenische Synode sich selbst viele Synoden; und alle erwiesen sich bei ihnen wie eine »Ährengarbe, die keine Kraft hat«, als nichtig.
Athanasius führt in diesem Abschnitt nun zur weiteren Verdeutlichung seines Anliegens einen Vergleich ein. Dieser wird in zwei Durchgängen ausgeführt: Zuerst werden die Gegner des Athanasius in einem mit den beiden korrelativen Pronomina τοιούτον, οίον gebildeten Satz allgemein mit den Juden verglichen. Der zweite Satz erläutert seine konkrete Durchführung, die mit ώς — ούτως gebildet und wieder direkt auf die Situation der vielen Synoden bezogen ist. Die Parallelität der beiden Seiten des Vergleiches wird dabei durch die Wiederauf-
προείπομεν, των προβαλλομένων όχλον συνόδων προφάσει πίστεως und 3,3 μή τοίνυν άνεχώμεθα των τήν Άρίμηνον ή άλλην όνομαζόντων σύνοδον; Epylfr. 10,4 παρήσαν πατέρες, καθά προείπομεν, καΐ υπέγραψαν und 7,1 έν ή Kcd ol πατέρες αύτων ύπέγραψαν κοί ώμολόγησαν. 20
45
METZLER/SAWIDIS/HANSEN.
Kapitel 3,1-3
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nähme der zentralen Worte aus dem Vordersatz im Nachsatz verdeutlicht. Den Kern des Vergleiches bildet das Bibelwort Jer 2,13. πάσχουσι... προδόται πεπόνθασιν Zur Polemik des Athanasius gegen die »Arianer« gehören auch antijudaistische Vorwürfe, die biblische anti- bzw. innerjüdische Polemik auf die »Arianer« als die »neuen Juden« anwendet21. Die Rede von den »verräterischen Juden« findet sich dabei außer an dieser Stelle auch Ar. III 15 und 1622, die Warnung, nicht dasselbe Schicksal wie die Juden zu erleiden, auch in Sjn. 33,4^. ώς γάρ εκείνοι... συνόδους παλλάς· Im Vordersatz des Vergleichs liegt ein wörtliches Zitat aus Jer 2,1324 vor, das für die Polemik instrumentalisiert wird25. Es handelt sich um eine antijudaistische und aktualisierende Ausdeutung des prophetischen Scheltwortes auf die Nichtanerkennung Christi durch die Juden. Ihren Ansatzpunkt hat diese Deutung in den Worten καταλείψαντες τήν μονήν ττηγήν τοΰ ζώντος ύδατος, wobei die πηγή τού ζώντος ύδατος Christus ist26. Ebenso wie die Juden verweigern die Arianer durch ihre vielen Synoden dem Bekenntnis von Nizäa und damit dem in diesem bekannten Christus ihre Anerkennung und werden daher als Konsequenz auch dasselbe Schicksal wie die Juden erleiden.
21 Vgl. da2u ausfuhrlicher HEIL, D e Sententia, 104f.l07-109; SCHMITZ, Schimpfwörter, 312 und MEIJERING, Dritte Rede 1,148f. 22 Ar. III 15,1 (323 METZLER/SAWIDIS): ..., έξ ών καΐ TÖOS προδότες 'Ιουδαίου? δυσωπεΐν δυνάμεθα. Ar. III 16,6 (325 METZLER/SAWIDIS): ... τήν μέν 'Ιουδαίων ττροδοσίαν. 23 καΐ μή ττροφασίζεσθε τους σκανδαλιζομένους, !να μή ταϋτόν πάθητε τοις τότε Φαρισαίοι? (261,12f. OPITZ). Direkt im Anschluss daran wird Mt 15,13 zitiert, vgl. oben S. 121 zu EpAfr. 2,3 ουκ είδότες ότι κτλ. 24 Der Text der L X X lautet: έμέ έγκαττέλιπον ττηγήν ύδατος ζωής (ζώντος AS C ) καΐ ώρυξαν έαυτοΐς λάκκους συντετριμμένους, οΤ ού δυνήσονται ύδωρ συνέχειν. Athanasius folgt hier wie auch beim Zitat von E x 21,16 in EpAjr. 1,4 der Lesart, die auch vom Codex Alexandrinus geboten wird. Gekürzt wird dieser Vers von ihm auch in Ar. I 19,1, Decr. 12,2, Ep.Serap 1 1 9 und in ep.fest. (kopt.) 39 zitiert. 25 Zur Verwendung von Bibelzitaten in der Polemik vgl. OPELT, Lucifer, 202 und unten EpAfr. 5,2. Der Vers Jer 2,13 wird auch von Markell, fr.89 (KLOSTERMANN) gegen Asterios und von Evagr.Pont., ep. 2 angeführt. 26 Dies zeigt neben dem christologischen Kontext der oben (Anm. 24) angeführten Stellen, an denen Jer 2,13 zitiert wird, besonders Ar. I 19, wo die Bezeichnung Christi als π η γ ή ausfuhrlich erläutert wird. Vgl. außerdem MÜLLER, Lexicon, s.v. ττηγή; MEIJERING, Dritte Rede I, 41 und KANNENGIESSER, Recours, 318f. (Dort wird aber die Stelle aus EpAfr. nicht genannt.)
144
II. Kommentar
μαχόμενοι προς τήν οίκουμενικήν σύνοδον Vgl. oben S. 93 zu EpuAfr. 1,3.
και ττάσαι κεναί παρ' αύτοϊς ώς »δράγμαμή εχων Ισχύν« έφάνησαν. Abschließend weist Athanasius nochmals grundsätzlich die Synoden als nichtig zurück. Er bleibt zunächst weiterhin im von Jer 2,14 evozierten Bild der Zisternen, und spielt mit der Doppeldeutigkeit der Bedeutung von κενός in der Bild- und der Sachhälfte seines Vergleiches: Die Zisternen sind leer, die Synoden sind nichtig. Daran fugt er aber noch ein weiteres, nun aus dem völlig anderen Bereich der Landwirtschaft stammendes Bild an: Sie sind wie ein Getreide, das keine Kraft hat, Ähren hervorzubringen. Dieses Bild ist Hos 8,727 entnommen.
Kapitel 3,3 μή τοίνυν άνεχώμεθα των τήν 'Αρίμηνον ή Lasst uns also nicht diejenigen dulden, die die άλλην όνομαζόντων σύνοδον παρά τήν έν Synode in Rimini oder eine andere neben der in Νικαία γενομένην. Kai γάρ καΐ aürol οί τήν Nizäa abgehaltenen als Synode anfuhren! Denn 'Αρίμηνον όνομάζοντες έοίκασι μή εΐδέναι τά sogar die, die Rimini als Synode bezeichnen, έν αύτη πραχθέντα· ή γάρ αν έσιώπησαν. scheinen das, was auf dieser verhandelt wurde, οίδατε γάρ, αγαπητοί, μαθόντες καΐ ύμεΐζ nicht zu kennen, sonst hätten sie nämlich geπαρά
των
έλθόντων
έξ ύμών
είς τήν schwiegen. Denn ihr, meine Lieben, wisst es und
'Αρίμηνον, cos Ούρσάκιος καΐ ΟΟάληζ, Εύ- habt es auch selbst von denen, die von euch δόξιοζ τε καί Αυξέντιο? (έκεΐ δέ ήν σύν αύ- nach Rimini gingen, erfahren, dass Ursacius, VaTOTS
καί Δημόφιλοξ) καθιρεθησαν
θελή- lens, Eudoxius und Auxentius - dort war mit
σαντεζ Ιτερα παρά τά έν Νικαίςι γράφειν, ihnen auch Demophilus - abgesetzt wurden, δτε
Kcd άπαιτηθέντεξ
άναθεματίσαι τήν weil sie etwas anderes als das in Nizäa Be-
άρειανήν οάρεσιν τταρτ^τήσαντο καί μάλλον schlossene beschließen wollten, als sie, nachdem αύτης ήθελον είναι προστάται.
sie aufgefordert worden waren, die arianische Häresie zu verurteilen, sich entzogen und mehr noch die Patrone dieser (Häresie) sein wollten.
Im ersten Satz des Abschnittes wird der bisherige Gang der Argumentation zusammengefasst und eine Schlussfolgerung gezogen. Dies wird zum einen durch die Konjunktion τοίνυν deutlich gemacht, zum anderen durch den Adhortativ μή άνεχώμεθα. Der zusammenfassende Charakter dieses Satzes wird auch dadurch verdeutlicht, dass wichtige Begriffe der bisherigen Argumentation 27 Der Text der L X X lautet: δράγμα ούκ ϊχον Ισχύν τοϋ ποιήσαι άλευρον.
145
Kapitel 3,1-3
wieder aufgenommen werden, nämlich die Formulierungen ίνα μή άνέχησθε aus Ep-Afr. 1,3 und TOÜS την Άρίμηνον ή άλλην σύνοδον παρά την εν Νίκαια όνομάζοντας aus ΕρΛ/r. 3,1. Mit καΐ γάρ καΐ wird der folgende Satz eingeleitet, der bereits den nächsten Gedanken- und Argumentationsgang28 eröffnet: Hatte Athanasius bisher ganz generell und ohne zwischen den beiden sessiones der Synode zu differenzieren gegen die Synode von Rimini (nämlich eigentlich nur gegen deren zweite sessio) argumentiert und polemisiert, so fuhrt er nun diese Differenzierung ein und wendet sie sogleich gegen seine Gegner. Er wirft ihnen nun vor, einseitig die zweite sessio heranzuziehen und dabei die eigene Verurteilung auf der ersten sessio zu unterschlagen25. Der Vorwurf ist von Athanasius durch die Verwendung des Verbum εοικα und den Gebrauch des Irrealis έσιώττησαν άν sehr unterschwellig, aber dadurch in seiner Wirkung umso polemischer formuliert30. Im darauffolgenden Satz kehrt Athanasius dann wieder zu seinen Adressaten zurück und spricht sie mit οίδατε γάρ direkt an. Durch den Rekurs auf ihr Wissen zieht er dabei seine Adressaten in Aufnahme paulinischer Diktion auf seine Seite: »Ihr -wisst doch ...«. Angegeben wird sodann durch eine Partizipialkonstruktion der Ursprung (μαθόντες ...) und durch einen mit ώς eingeleiteten Behauptungssatz der Inhalt dieses Wissens. μή τοίνυν άνεχώμεθα...
παρά την εν Νίκαια
γενομένην
Vgl. oben S. 94 zu Ep-Afr. 1,3 όνομάζειν έπιχειροΰσι κτλ. αγαπητοί
Vgl. oben S. 7 in der Einleitung Kapitel 1. Die Adressaten. μαθόντες
και ύμεϊς παρά των έλθόντων
έξ ύμών εις την
'Αρίμηνον
Nach dem der Vorbereitung der Reichssynode dienenden Treffen in Sirmium, dessen Ergebnis, die am 22. Mai 359 beschlossene sog. 4. sirmische Formel31, als Diskussionsbasis dienen sollte, berief Kaiser Constantius eine Reichssynode ein32. Nach der Teilung der Synode in die zwei Teilsynoden von Rimini und Seleukia wurden die westlichen Bischöfe, und damit auch die Bi-
28 Datauf deutet auch der Wechsel des Subjektes hin. 29 Vgl. dazu oben S. 131-135 den Exkurs I. 30 Vgl. zur polemischen Verwendung der Modi oben S. 63. 31 Vgl. dazu SIMONETTI, Crisi, 245-249; BRENNECKE, Homöer, 13-23; LÖHR, Entstehung, 99-102; HANSON, Search, 362-371.
32 Zu den genaueren Vorgängen, v.a. zur Teilung der Synode, vgl. die Schilderungen bei Sokr., h.e. II 37, Soz., h.e. IV 16f. und Thdt., h.e. II 18; BRENNECKE, Homöer, 10-12 und LOHR,
Entstehung, 93-98.
146
II. Kommentar
schöfe aus Afrika 33 , nach Rimini einberufen 34 . E i n e Liste der in Rimini versammelten Bischöfe ist nicht überliefert 35 , nur einzelne Beteiligte, darunter auch zwei Afrikaner, sind bekannt. E i n e wichtige Rolle auf der Synode spielte allem Anschein nach der B i s c h o f Restitutus v o n Carthago 3 6 . O b er der Vorsitzende der Synode v o n Rimini war 37 , muss angesichts unserer Quellen unsicher bleiben; auf jeden Fall führte er, nachdem auf der ersten sessio
der Synode die H o m ö e r Ursacius, Valens etc. ver-
urteilt worden waren 38 , offensichtlich die Delegation der nizänisch gesinnten Mehrheitsfraktion zu Kaiser Constantius an 39 . Dies geht aus dem bei Hilarius
33
Vgl. neben Sulp.Sev., chron. II 4 1 , 2 ( 9 4 , 1 4 - 1 6 HELM): ita missis per Ulyricum, Italiam, Africam, Hispanias Galliasque magistri officialibus (...) Ariminum conuenire. auch CTh XVI 2 , 1 5 ( 8 4 0 , 1 3 - 1 5 MOMMSEN): (...) alii episcopi, qui de Italiae partibus venerunt, et ilü quoque, qui ex Hispania atque Africa commearunt, (...). Vgl. auch oben S. 8.
34 Vgl. das Schreiben der Synode an Kaiser Constantius bei Hil., Coll.antiar. A V I (78,15-79,1 FEDER; die griechische Version in Syn. 10,1): Iubente deo etpraecepto pietatis tuae cndimus fuisse dispositum, ut ad Ariminensium locum ex diuems prouinciis Ocädentalium episcopi ueniremus, ut fides claresceret omnibus eccksiis cathoticis et baeretici noscerentur. Vgl. außerdem Sulp.Sev., chron. II 41 (94,llf.l4-17 HALM): igitur apud Ariminum, urbem Italiae, synodum congregari iubet. (...) ita missis per lltyricum, Italiam, Africam, Hispanias Galliasque magislri officialibus, acciti aut coacti quadringenti et aliquante amplius occidentales episcopi Ariminum conuenire: (...)•, Syn. 1,2 (231,9f. OPITZ): πρόσταγμα πεφοίτηκεν, ώστε τοϋζ μέν έν τοις δυτικοί; μέρεσιν έπισκόπου? έν 'Αριμίνω τη; 'Ιταλίας συνελθεΐν, (...). Vgl. Sokr., h.e. II 37,1; Soz., h.e. IV 16,21; Thdt., h.e. II 18,1. 35 Zu den Akten der Synode vgl. DUVAL, Une Traduction. 36 Der Codex Parisinus Armamentarii 483 überliefert den Namen als »Restutus«, vgl. Hil., ColLantiar. A V 3 (86,1.4 FEDER) und FEDER, Studien II, 106 Anm. 1. Zu Restitutus von Carthago vgl. SIMONETTI, Crisi Ariana, 314-321; MANDOUZE, Prosopographie, s.v. Restitutus 1,968; F E D E R , Studien II, 106; MORCELLI, Africa Christiana II, 256-280. 37 So HEFELE, Conciliengeschichte, I 702 mit der Begründung: »Den Vorsitz führte wahrscheinlich Restitutus von Carthago, dessen Name bei allen Urkunden der Synode obenan steht«; vgl. FEDER, Studien II, 106. 38 Das Schreiben der Synode, das den Kaiser über die Verurteilungen unterrichten sollte, hatten die Delegierten bei sich, vgl. Sokr., h.e. II 37,51f.; Soz., h.e. IV 17,11-18,1; Thdt, h.e. II 19,14. Das originale lateinische Schreiben selbst ist bei Hil., ColLantiar. A V I überliefert, eine stark abweichende griechische Version findet sich in Syn. 10 (und danach bei Sokr., h.e. II 37, Soz., h.e. IV 18; Thdt., h.e. II 19). 3 9 Vgl. Hil., Coll.antiar. A V 2 ( 8 5 , 1 1 - 1 3 FEDER): Cum hac epistula integralfideisuscribentes episcopi cathotici miserunt decern legatos ad imperatortm. nihilominus et pars haereticorum misit ex suo corpore decern legatos. Zu den beiden Delegationen der Synode vgl. auch die entsprechenden Berichte bei Sokrates, Sozomenos und Theodoret. Bereits im Vorfeld der beiden Synoden war vom Kaiser festgelegt worden, dass nach Abschluss der jeweiligen Beratungen Delegationen der beiden Synoden zu ihm nach Konstantinopel kommen sollten. Vgl. den Brief Kaiser Constantius< an die Synode in Rimini vom 27. Mai 3 5 9 bei Hil., ColLantiar. A VIII ( 9 4 , 1 1 - 1 4 F E D E R ) : proinde super his tantum, quae ad uospertinere cognoscit grauitas uestra, tractare debebitis et conpletis celeriter uniuersis consentiente consensu decern mitten ad comitatum meum, utprudentiae uestrae prioribus litteris intimauimus.
Kapitel 3,1-3
147
überlieferten Text aus den Gesta der Synode v o n Nike hervor, denn Restitutus erscheint dort als der Sprecher der Gesandten 40 . Damit gehörte er auch zu den Bischöfen, die Ursacius und Valens in Nike nachgaben 41 und das Bekenntnis v o n Nike mitunterzeichneten 42 . Als zweiter afrikanischer Bischof ist uns als Teilnehmer der Synode v o n Rimini Muzonius 43 bekannt, der laut Hieronymus Bischof in der afrikanischen Provinz Byzacena war44 und auf der zweiten sessio der Synode eine herausragende Rolle spielte 45 . ώς Ούρσάκιος
και Οΰάλης
...
καθηρέθησαν
Listen der bei der ersten sessio der Synode v o n Rimini verurteilten H o m ö e r werden v o n Athanasius, Hilarius und den Kirchenhistorikern Sokrates und Sozomenos an mehreren Stellen gegeben 44 . Allerdings unterscheiden sich diese Listen hinsichtlich der enthaltenen N a m e n und deren Reihenfolge erheblich 47 . D i e einzige Konstante bilden Valens v o n Mursa und Ursacius v o n Singidunum 48 . D i e Unterschiede und Gemeinsamkeiten sollen durch nachstehende tabellarische Übersicht verdeutlicht werden:
40
HÜ., Coll.antiar. A V 3 (85,20-86,23 FEDER).
41 Vgl. Hil., Coll.antiar. A V 2 (85,15-17 FEDER): atque longa dilatione fatigati et minis imperatoris pertemti damnauerunt integrantfidem,quam antea defendebant, et susceperunt petfidiam, quam ante damnauemnt. 42 Vgl. Thdt., h.e. II 21,3-7. Nachwirkungen dieses »Umfallens« zeigen sich noch in dem luciferianischen Brief Ps.-Hier., ep. ad Damasum (vgl. MEIER, Dossier, Apendice IV, S. 198203) bis hin in die moderne Literatur, vgl. nur FOLLIET, L'Episcopat, 214: »mais au concile de Rimini, nous allons voir Tun de ses chefs, Restutus de Carthage, adherer deliberement ä l'arianisme«, der auch sonst unkritisch den zeitgenössischen Berichten, v.a. Sulpicius Severus, folgt 43 Vgl. MANDOUZE, Prosopographie, s.v. Muzonius. 44 Hier., c.Lucif. 18. Sein genauer Bischofssitz ist nicht bekannt. 45 Hier., c.Lucif. 18 (PL 23,171B): Itaque alia die in ecclesia, quae est apud Ariminum, et episcoporum simul et laieorum turbis concumntibus, Muzonius, episcopus provinäae hyqacenae, cui propter aetatem primae ab omnibus deferebantur, ita locutus est: Ea quae suntjactata in publicum, et ad nos usque perlata, aliquem e nobis sanctitati vestrae legere praecipimus, ut quae sunt mala, et ab auribus et a corde nostro abhomre debent, omnium una voce damnentur. Zur zweiten sessio der Synode von Rimini, an deren Ende schließlich alle Bischöfe die Formel von Nike unterschrieben, und zu den Anathematismen dieser sessio vgl. oben S. 133 in Exkurs I. 46 Vgl. unter den späteren Faust, et Marcell., lib.precum 14 (365,146 GÜNTHER): Vrsacio, Valente, Germinio et Gaio. 47 Dieses Problem wird in der Literatur größtenteils überhaupt nicht wahrgenommen, vgl. LÖHR, Entstehung, 103-113; HANSON, Search, 376f.; BARNES, Athanasius, 145 mit Anm. 10; aber BRENNECKE, Homöer, 27 Anm. 24. 48 Vgl. unten S. 165 zu Ep-Afr. 4,2 άπαξ κοί δεύτερον κτλ.
148
I Syn. 9,?*' Ursacius Valens Germinius
II. Kommentar
II Syn. 11,1s0 Ursacius Valens
Gaius Auxentius Germinius Gaius Auxentius Demophilos
III ΕρΛ/r. },}
IV Hilarius F
Ursacius
Ursacius Valens
Valens Eudoxius
Germinius Gaius Auxentius Demophilos
V VI Hilarius IP2 Sokrates'1 Valens Valens Ursacius Auxentius Germinius Gaius
VII So^omenof*
Ursacius Valens Germinius Germanius Auxentius Gaius Demophilos Demophilos Gaius Ursacius Auxentius
Die Namenslisten bei Sokrates (VI) und bei Sozomenos (VII) sind De synodis entnommen und entfallen daher als eigenständige Quellen55. Beim Vergleich der übrigen Listen fallt vor allem auf, dass schon das sowohl bei Hilarius im lateinischen Original (TV) als auch bei Athanasius in griechischer Übersetzung (II) überlieferte Dekret Unterschiede aufweist. Bei Hilarius wird nämlich Auxentius von Mailand56 nicht unter den Verurteilten genannt. Demgegenüber führt Athanasius an allen drei Stellen, an denen er die Verurteilten aufzählt, Auxentius mit an. Aber auch Hilarius selbst nennt in c.Aux. (V) Auxentius unter den Verurteilten. Die Synode von Paris bezieht sich in ihrem Schreiben an die östlichen (homöusianischen Bischöfe) auf eine Verurteilung nun auch des Auxentius durch die Homöusianer57. Ob allerdings die Nachrichten über eine Verurteilung 49 Syn. 9,3 (236,32-34 OPITZ): του; δέ προειρημένους Ούρσάκιον ΚΟΛ Ούάλεντα Γερμίνιον Αύξένπον Γάιον Δημόφιλον αιρετικού; άπέφηναν καΐ καθελόντε; αύτούς cos μή δντας άληθώξ Χριστιανού?, άλλ' 'Αρειανού; (...). 50 Syn. 11,1 (238,33.35-37 OPITZ): Άπόφασι; της συνόδου- (...) Ούρσάκιον κα) Ούάλην (I) καΐ Γάιον κα) Γερμίνιον Kai Αύξένπον, οΐτινες άλλοτε άλλα φρονοΟντε; ττάσα; τα; έκκλησία; συνετάραξαν, (...). 51 Hil., Coll.antiar. A IX 3 (97,1-4 FEDER): Ursacium et Ualentem, Germinium, Gaium, qui totiens mutando, quod crediderant, omnes ecclesias turbauerunt et nunc conantur hereticum animum suum inserert animis Christianis. Vgl. auch Hil., Coll.antiar. A V 3,2. 52 Hil., c.Aux. 5 (PL 10.612A): cuius haereditas omnis ad Vakntem, Ursacium, Auxentium, Germinium, Gaium successit atque defluxit. 53 Sokr., h.e. II 37,51 (157,26-28 HANSEN): ίστεον δέ, δ-n ή σύνοδος καθεΐλε τούξ περί Ούάλεντα καΐ Ούρσάκιον, Αύξέντιόν τε κοΛ Γερμάνιον καΐ Γάιον καΐ Δημόφιλον, δ η τήν 'Αρειανόν δόξαν άναθεματίσαι ού κατεδέξαντο. 54 Soz., h.e. IV 17,7 (164,1-4 BIDEZ/HANSEN): άττοφυγόντων δέ τήν πρότασιν Ούρσακίου κα) Ούάλεντος, Γερμηνίου τε κοί Αυξεντίου καΐ Δημοφίλου Kod ΓαΙου έκέλευσεν ή σύνοδο; άνα/νωσθήναι τήν εκθεσιν των άλλων αιρέσεων κοί των έν Νικαΐςτ συνεληλυθότων, (...). Vgl. Soz., h.e. IV 17,3. 55 Vgl. HANSEN, Sokrates, 157 z.St.; BRENNECKE, Homöer, 26 Anm. 21 56 Zu Auxentius vgl. unten S. 288 zu Ep-Ajr. 10,3 ττερί Αύξέντιον κτλ. 57 Hil., Coll.antiar. A I 4 (45,15-17 FEDER): Auxentium et Ursacium ac Ualentem, Gaium, Megasium etlustimm excommunicatos habemus secundum litteras uestras (...).
Kapitel 3,1-3
149
des Auxentius bereits in Rimini von dieser späteren Verurteilung aus bei Athanasius und Hilarius eingedrungen sind58, muss dennoch zweifelhaft bleiben. Denn da Auxentius als Bischof von Mailand sicherlich auf der Synode von Rimini anwesend war, ist es nur sehr schwer vorzustellen, warum er in Rimini nicht, aber kurze Zeit später zusammen mit den anderen in Rimini bereits Verurteilten dann doch verurteilt wurde5'. Es ist daher zwar wahrscheinlich, dass Auxentius tatsächlich in Rimini verurteilt wurde, angesichts der Quellenlage ist eine endgültige Entscheidung in dieser Frage aber nicht möglich. Viel problematischer als die Nennung bzw. des Fehlen des Auxentius ist die Anfuhrung des Namens von Demophilos von Beröa60 (I und III) und des Eudoxios61 (III) (ausschließlich) bei Athanasius. Beide sind zwar als herausragende Exponenten der Gruppe der Homöer zu betrachten, haben aber als Inhaber östlicher Bischofssitze sicherlich nicht an der Synode von Rimini, sondern an der von Seleukia teilgenommen. Hier liegt daher eine Einfügung auf Grund ihrer theologischen Position und auf Grund späterer Verurteilungen viel näher. In der Epistula ad Afros (III) fehlen schließlich zusätzlich noch Gaius von Sabaria62 und Germinius von Sirmium63; beide waren ihm offensichtlich für sein hier verfolgtes Ziel nicht wichtig. καθιρέθησαν...
ήθελον
είναι
προστάτοα
Als Gründe für die Verurteilung der eben genannten Personen gibt Athanasius hier zweierlei an64: 1. Die Aufstellung eines neuen, gegen Nizäa gerichteten Bekenntnisses, d.h. der 4. sirmischen Formel65. 2. Die Weigerung, die arianische Häresie zu verurteilen.
VgL BRENNECKE, Homöer, 27 Anm. 2 4 in Anschluss an OPITZ, Athanasius Werke I I , 236 Anm. zu Z. 32. 59 Außerdem ist mit der Möglichkeit zu rechnen, dass der Name des Auxentius bei Hilarius im Laufe der Überlieferung ausgefallen ist. 6 0 Vgl. DE RIEDMATTEN, Art. Demophil, 213f.; BRENNECKE, Homöer, 188f. mit Anm. 5 4 . 6 1 Vgl. BRENNECKE, Art. Eudoxius; SPANNEUT, Art. Eudoxe. 62 Vgl. MESLIN, Art. Gaius. 6 3 Vgl. MESLIN, Art. Germinius; WILLIAMS, Another Exception. 64 Dabei ist allerdings der zweite Grund dem ersten syntaktisch (δτε) untergeordnet, d.h. der zweite Grund erklärt den ersten. 6 5 Deren Text findet sich in Syn. 8 , 3 - 7 (danach bei Sokr., h.e. I I 3 7 , 1 8 - 2 4 ) . Zur 4 . sirmischen Formel vgl. BRENNECKE, Homöer, 5 - 2 3 . 58
150
II. Kommentar
Nur diesen zweiten Grund, jedoch direkt an das Zitat der 4. sirmischen Formel anschließend66, nennt Athanasius bereits in Syn. 9,167: Των yap επισκόπων προτεινόντων άναθεματισθήναι τήν άρειανήν οάρεσιν μετά και τ ω ν άλλων αιρέσεων πάντων τε επί τούτω συνθεμένων Ούρσάκιος και Ούάλης καϊ οί σύν αύτοΐς άνένευον. καϊ λοιπόν κατεγνώσθησαν ώς ού γνησίως, άλλ' έπ' αναιρέσει τ ω ν εν Νικαία πραχθέντων γράψαντες ταΟτα, ίνα τήν δυσώνυμον αϊρεσιν άντεισάξωσι. Allerdings läßt sich aus der Disposition der Schilderung der Ereignisse auf der Synode von Rimini in De Synodis erkennen, dass Athanasius auch in De Synodis beide Gründe für die Verurteilung anfuhrt. Denn im direkten Anschluss an sein Referat über die Vorgänge nach der Verlesung des 4. sirmischen Bekenntnisses in Syn. 9 gibt er zuerst das Schreiben der Synode an Kaiser Constantius in Syn. 10 und danach das Dekret der Synode mit der Verurteilung der Gruppe um Valens und Ursacius in Syn. 11 wider. In diesem Dekret wird als Grund für die Verurteilung der Gruppe um Valens und Ursacius deren Neuerungs sucht und der Versuch der Auflösung des Nizänischen Bekenntnisses durch die Abfassung eines neuen Bekenntnisses angegeben68. Für Athanasius stehen diese beiden Gründe in einem komplementären Verhältnis zueinander, sie sind die zwei Seiten ein und derselben Medaille. So ist für ihn zunächst auch die Synode von Nizäa v.a. durch die Verurteilung der arianischen Häresie charakterisiert und nicht durch ihr Bekenntnis69. Auch in der Epistula ad Afras gibt er als Zweck der Synode von Nizäa die Verurteilung der arianischen Häresie an70, wie sich der Zusammenhang Synode von Nizäa und Verurteilung der Arianer eben auch aus der grammatikalischen Konstruktion im vorliegenden Abschnitt erkennen läßt. Letztlich sind beide Gründe für Athana66 Der Zusammenhang zwischen der Verlesung der 4. sirmischen Formel und der daran anschließenden Verurteilung wird durch den überleitenden Satz τούτων άναγνωσθέντων ού μακράν έγνώσβη τ ω ν γραψάντων ή πανουργία (Sjn. 9,1 [236,16 OPITZ]) deutlich. 67 236,17-20 OPITZ: »Denn als die Bischöfe forderten, dass die arianische Häresie mit den anderen Häresien verurteilt werde und alle dem zustimmten, weigerten sich Ursacius, Valens und die mit ihnen. Und sie wurden schließlich verurteilt, weil sie nicht wahrhaftig, sondern zur Vernichtung der Beschlüsse in Nizäa dies geschrieben haben, damit sie die verfluchte Häresie an deren Stelle einführten.« 68 Syn. 11,1 (238,36-239,2 OPITZ): otnves άλλοτε άλλα φρονοϋντες πάσας τάς έκκλησίας σννετάραξαν, οΐ καϊ νΰν έτπχειρήσαι τετολμήκασι τόν αιρετικών λογισμών τη τ ώ ν ώρθοδόξων ττίστει συνάψαι καϊ διαλΰσαι τήν έν Νικαία σύνοδον, ήτις αντίμαχο; υπάρχει ττ) τ ώ ν 'Αρειανών αίρέσει, Ιξωθεν Ιδίαν π ν ά καϊ άλλατριωτάτην -rfjs άγιωτάτης έκκλησίαξ συγγραφεΐσαν πίστιν ττροσφέροντες, ήντινα ήμας δέξασθαι άθέμιτον ήγησάμεθα. Zu diesem Dekret allgemein vgl. unten. 6 9 Dies zeigt sich zum Beispiel im Brief der Synode von Alexandrien 338 in ApoLsec. 7,3 (93,23-25 OPITZ), vgl. dazu SIEBEN, Konzilsidee, 27 mit A n m . 13.
70 Vgl. Ep-Afr. 2,1 (s.o. S. 101f.).
Kapitel 3,1-3
151
sius identisch, wobei auch die für Athanasius kanonische und ausschließliche Gültigkeit der Synode von Nizäa einbezogen werden muss. Daher darf es dann eigentlich auch nicht verwundern71, wenn nur Athanasius (und die ihm nachfolgenden Kirchenhistoriker72) von der durch Ursacius, Valens und ihren Genossen verweigerten Verurteilung der arianischen Häresie als Grund für ihre Verurteilung sprechen. Denn in den Dokumenten der Synode selbst wird als Grund für die Verurteilung angegeben73, dass Valens, Ursacius und ihre Genossen ein neues, gegen das Nizänum gerichtetes Glaubensbekenntnis aufstellen wollten74, nämlich die 4. sirmische Formel. Daneben wird außerdem auch daran erinnert, dass Valens und Ursacius bereits mehrmals wegen ihres Arianismus verurteilt worden waren75. Der Vorwurf, die verurteilten Homöer hätten sich geweigert, den Arianismus zu verurteilen, muss als Polemik gewertet werden. Als Vertreter einer Mehrhypostasentheologie nahmen sie wahrscheinlich vielmehr an der in den Anathematismen der ersten sessio der Synode vertretenen serdicensischen Einhypostasentheologie Anstoß und weigerten sich, diese Anathematismen und nicht die nizänischen anzunehmen76. προστάται
Athanasius verwendet den Begriff προστάτης, der auf Inschriften und in Papyri auch als griechischer terminus technicus für das lateinische patronui7 dient, ohne Ausnahme78 mit negativer Konnotation. Typische Verbindungen sind
71
S o BRENNECKE, H o m ö e r , 27.
72
Vgl. Sokr., h.e. I I 37,51; Soz., h.e. I V 17,7.
73
Vgl. z u m G a n z e n BRENNECKE, H o m ö e r , 27-31.
74
Hil., Coll.antiar. A I X 3 (97,4-7 FEDER): subuertere enim uolunt tractatum habitum apud Nicbeam, quipositus est contra Amanam heresim et ceteras. adtukrunt nobis praeterea consmptamfidema se, quam recipere nos non licebat. Vgl. die griechische Version in Sjn. 11,1 (238,36-239,2 OPITZ; vgl. Anm. 68): ot κοί vüv έτηχειρήσαι τετολμήκασι τόν αίρετικόν λογισμών τη των όρθοδόξων ττίστΕί συνάψαι KCD διαλϋσαι τήν Ιν Νικαία σύνοδον, ήτις αντίμαχος υπάρχει τή των Άρειανών αίρέσει, Ιξωθευ Ιδίαν τινά και άλλοτριωτάτην της άγιωτάτης έκκλησίας συγγραφεΐσαν ττίσηυ προσφέροντες, ήνηνα ήμα$ δέξασθαι άθέμντον ήγησάμεθα. Hil., Coll.antiar. A I X 3 (97,7f. FEDER): tarn quidem herttiä antehac nobispromntiati sunt et multis diebus est conprobatum bzw. Sjn. 11,2 (239,2f. OPITZ): Ικπαλαι γάρ ούτοι αίρεπκοί δντες κοί τάναντία φρονοϋντες κοΛ νϋν άττίδείχθησαν. So zu Recht BRENNECKE, Homöer, 28ff. Vgl. LSJ, s.v. προστάτης; LAMPE, S.V. προστάτης; PREISIGKE, Wörterbuch, 414. Nur in den zwei in ApoLsec. 54 und 55 überlieferten Briefen des Constantius spricht dieser ohne irgendeine Wertung von Athanasius als προστάτης der alexandrinischen Kirche.
75
76 77 78
152
II. Kommentar
προστάται της άσεβεΐας79 oder oi της δυσωνύμου των Άρειανών αίρέσεως Ίτροστάται80. Durch diese Verbindung wird der Begriff zu einem Teil des polemischen Vokabulars des Athanasius. Für ihn stellen sich die Arianer unter den Schutz wichtiger Persönlichkeiten, vor allem des Kaisers, aber auch einflussreicher Bischöfe, die damit quasi als Patrone ihrer Sache fungieren und die für sie gegen die Orthodoxen eingreifen und handeln81. Allein wegen dieses Schutzes ihrer Patrone kann sich für Athanasius die Häresie offenbar überhaupt nur noch halten. Daher überrascht es auch nicht, dass Athanasius in seiner Historia Arianorum vor allem Kaiser Constantius vorwirft, er habe sich der arianischen Häresie gegenüber als Patton verhalten82. Auch den Praefectus praetorio per Orientem Philippus83 bezeichnet Athanasius als Patron des Arianismus84. Daneben können aber auch einzelne bei Hofe einflussreiche Bischöfe wie Euseb85, Eudoxios, Euzoios86 und Leontios87 oder kirchenpolitische Gruppen wie die Eusebianer88 von Athanasius als Patrone der Arianer apostrophiert werden.
79 Vgl. z.B. Dion. 24,1. 80 Vgl. z.B. ApoLsec. 37,2. 81
Als nicht auf eine spezielle Personengruppe angewandt findet sich der Vorwurf in
55,4·, ApoLsec. 5,5; 17,4; 37,2; Ep.mon. 3,2 und Hist^ir. 66,3.
82 So in Hist^Ar. 9,2; 15,5; 32,4; 45,4; 53,3 und 66,2, aber auch in Syn. 31,3. 83 84
PPO von 344-351, vgl. P L R E 1 6 9 6 s.v. Flavius Philippus 7.
Fug. 3,32. 85 Vgl. Hist-Ar. 66,2. 86 Vgl. Ep.Rußn. (PG 26,1181B). 87 Vgl. H i l t e r . 20,5.
88 Vgl. Dion. 24,2; ApoLSee. 11,4; Ep.encycL 2,3; 3,2; Sjn. 5,1.
Deer.
Kapitel 3,4-4,1
Athanasius schließt in diesem Abschnitt an seinen in Ep^Afr. 3,3 ausgesprochenen Vorwurf an, seine Gegner wüssten selbst nicht, was auf der Synode von Rimini eigentlich geschehen sei, und geht nun kurz auf die Vorgänge auf der ersten sessio der Synode von Rimini, die Entsendung der missglückten Delegation zu Kaiser Constantius und die Synode von Nike ein, ehe er in Ep-Afr. 4,1 wieder die Vorwürfe aus Epy[fr. 3,3 aufgreift und erneuert. Gleichzeitig kehrt Athanasius mit diesem und dem folgenden Abschnitt (Ep~Ajr. 4,2-5,1) nach dem in Ep~Afr. 3,1-3 erfolgten direkten Angriff seiner Gegner, die für die Geltung der Beschlüsse der Synode von Rimini eintreten, zur bereits in Ep-Afr. 2,1-5 erfolgten Gegenüberstellung der Synode von Nizäa und den neuerlichen Synoden, v.a. der von Rimini, zurück, wenn er nun die Ereignisse bei und um die Synode von Rimini schildert.
Kapitel 3,4 ol δέ ye έπίσκσποι ot άληθώς γνήσιοι δούλοι Die Bischöfe aber, die wahrhaft echte Diener του κυρίου καΐ όρθώς τπστεύοντες (ήσαν δέ des Herren waren und recht glaubten - es waέγγύς διακόσιοι) Ιγραψαν άρκεΐσθαι τη έν ren beinahe 200 - schrieben, dass sie mit der Νικαίςι μόνη καΐ μηδέν πλέον ή Ιλαττον παρ' (Synode) in Nizäa allein zufrieden seien und έκεΐνην ζητεΐν ή φρονεΤν. ταΟτα καΐ nichts mehr oder weniger neben jener suchten Κωνστάντιο δεδηλώκασι τφ καΐ τήν σΟνοδον beziehungsweise dachten. Dies haben sie auch κελεύσαντι γενέσθαι, άλλ' ol έν τή 'Αριμήνω Constantius deutlich gemacht, der auch angeκαθαιρεθέντες απελθόντες πρός Κωνστάνηον ordnet hatte, dass die Synode stattfände. Doch πεποιήκαστν ύβρισθήναι μέν αύτούς, όπτειλάς die in Rimini Abgesetzten gingen zu Constanδέ γενέσθαι μή άνακάμψειν eis τάς Ιδίας παρ- tius und bewirkten, dass diese frevelhaft beοικίας τούς κατ' αϋτών οατοφηναμένους βίαν handelt und mit Drohungen dazu bewegt τε παθείν έν τή Θράκη έν αύτφ τφ χειμώνι, wurden, die, die sich gegen sie geäußert hatten, ώστε των παρ' αΟτών καινοτομουμένων nicht in ihre eigenen Gemeinden zurückkehren όινέχεσθαι. und in Thrakien mitten im Winter gewaltsam dazu gezwungen würden, die von ihnen eingeführten Neuerungen zu erdulden.
154
II. Kommentar
In Ep~Ajr. 3,4 setzt ein weiterer Gedankengang ein; sprachlich wird dies durch die Adversativpartikel δέ deutlich gemacht. Die nun angeführten Bischöfe, die der homousianischen Mehrheitsfraktion der Synode von Rimini angehörten, stehen im Gegensat2 zu den im vorangehenden Paragraphen namentlich genannten homöischen Bischöfen. Sie werden zunächst als άληθώς γνήσιοι δοΰλοι του θεοϋ und als όρθώς πιστεύοντες qualifiziert, ehe der Inhalt ihrer Beschlüsse wiedergegeben wird; in einem parataktischen Einschub wird auch ihre Anzahl angegeben. In einem zweiten, kurzen Satz wird daraufhin angefugt, dass diese Beschlüsse (ταΰτα) auch dem Kaiser mitgeteilt wurden, ehe durch ein starkes adversatives άλλά das Vorgehen der Minderheitsfraktion der Synode, d.h. der Abgesetzten, geschildert wird. Der Paragraph endet mit dem bereits mehrmals gefallenen zentralen Stichwort des Nachgebens (άνέχεσθαι). ήσαν δέ εγγύς διακόσιοι Die Gesamtzahl der in Rimini versammelten Bischöfe gibt Athanasius selbst in Syn. 8,1 mit mehr als 400 an1. Hier nennt er nun die Anzahl der orthodoxen Bischöfe und beziffert sie mit beinahe2 200. Diese Zahlenangaben sind jedoch problematisch. Sulpicius Severus gibt ebenfalls eine Gesamtzahl von über 400 in Rimini versammelten Bischöfen3 an, allerdings seien nur 804 arianisch gesinnt gewesen. Ohne genaue Zahlen zu nennen, spricht auch der Kirchenhistoriker Sozomenos von einer Mehrzahl der rechtgläubigen, d.h. Nizäa-treuen Bischöfe5. Den Berichten über die Synode von Rimini ist sonst leider nichts über die Mehrheitsverhältnisse auf der Synode zu entnehmen. έγραψαν άρκεΐσθαι... ζτγτέϊν ή ψρονεϊν Aus den uns erhaltenen Dokumenten der ersten sessio der Synode von Rimini, dem Schreiben der homousianisch gesinnten Bischöfe an Kaiser Constantius und ihrer definitio, läßt sich erheben, dass diese Bischöfe das zentrale Anliegen hatten, am bestehenden Bekenntnis, d.h. dem Nizänum, keine Änderungen vorzunehmen und neben dem Nizänum kein neues Bekenntnis zu dulden6. Nach Auskunft des Fragmentes der Akten der Synode von Rimini wurden von 1 2 3 4
5
Vgl. außerdem die Bemerkungen oben S. 124 zu Ep-Afr. 2,4 άν τε γάρ άριθμόν κτλ. έγγus; vgl. zur Gewohnheit des Athanasius, Zahlenangaben häufig nur approximativ anzugeben oben S. 118 zu Epyifr. 2,3 TTOU. Sulp.Sev., chron. I I 41,2 (94,16f. HALM): quadringenü et aliquante amplius ocädentales episcopi
Ariminum conuenire.
Sulp.Sev., chron. I I 41,5 (95,4£. HALM): sei hi (sc. MeArianer) non amplius quam LXXX, retiqui
nostrarum partium erant.
Soz., h.e. IV 17,6 (163,23 BIDEZ/HANSEN): ol μέν πλείουζ (...).
Kapitel 3,4-4,1
155
der ersten sessio neben antiarianischen Anathematismen, die ganz in der Nachfolge der serdicensischen Einhypostasentheologie stehen, auch das N i z ä n u m als Bekenntnis ausdrücklich aufgenommen 7 . Athanasius gibt hier also einen Grundgedanken der in Rimini versammelten Bischöfe wieder; allerdings zitiert er diesen nicht wörtlich — es finden sich nur inhaltliche, keine sprachlichen Anklänge - , sondern formuliert ihn in einer für ihn typischen F o r m um, denn άρκεΐσθαι ist eine v o n Athanasius in Bezug auf die Synode v o n Nizäa sehr häufig verwendete Vokabel 8 . ταύτα
και Κωνσταντίω
δεδηλώκασι
N a c h der Verurteilung der Gruppe um Valens und Ursacius auf der ersten sessio der Synode v o n Rimini und der offensichtlichen Spaltung der Synode begaben sich, wie v o n vornherein geplant 9 , zehn Delegierte der Synode 1 0 an den
6
Dies wird sowohl im Schreiben der Synode an Kaiser Constantius, das den Delegierten nach Konstantinopel mitgegeben wurde, als auch in der Definitio der Synode deutlich artikuliert. Im Synodalschreiben heißt es: nefas enim duximus sanctorum aliquid mutilare et eorum, qui in Nicheno tractatu consederant una cum gloriosae memoriae Constantino patre pietatis tuae (Hfl., Coll.antiar. A V 1(79,6-80,1 FEDER]; vgl. die griechische Version dieses Briefes in Syn. 10,3 [237,11-13 OPITZ]: άτοπον γάρ KCD άβέμπον έφάνη των όρθώς καΐ δικαίως ώρισμένων τι μετ-αλλάσσειν κοί τών ίν Νικαίς* κοινή μετά του Ινδοξοτάτου Κωνσταντίνου του σου πατρός καΐ βασιλέως έσκεμμένων, ...). Ähnlich auch in der Definitio der Homousianer bei Hil., Coll.antiar. A IX 1 (95,6f.l3-97,l FEDER): Sic credimuS placere omnibus posse catholiäs a symbol accepto recedert nos non oportere, (...). (...) quibus omnibus nec addendum aliquid credimus nec minui posse manifestum est. Athanasius gibt außerdem in Syn. 9,2 (236,27-29 OPITZ) als Zitat der Synodalen von Rimini folgende Aussage wieder: τά δέ τών πατέρων φυλάξωμεν ΰπέρ τοΰ μηκέτι διατρέχειν προφάσεις συνόδων άπαξ προλαβόντων τών έν Νικαίς< συνελθόντων κοί πάντα πραξάντων ύπέρ της καθολικής έκκλησίας. 7 Die in zwei Pariser Handschriften B.N. lat. 2341 und 2076 überlieferten Fragmente der Akten der Synode von Rimini sind von DUVAL, Une traduction, 10-12 ediert. Den elf antiarianischen Anathematismen steht das Nizänum voran. Zur Einordnung der Anathematismen in die Nachfolge der serdicensischen Einhypostasentheologie vgl. BRENNECKE, Homöer, 28ff. Zur Zugehörigkeit des Nizänums zu diesen Akten vgl. DUVAL, Une traduction, 20-22; die Bedenken von BRENNECKE, Homöer, 29 Anm. 36 dagegen erscheinen angesichts der durch soviel Nachrichten bestätigten nachhaltigen Betonung der Synode von Nizäa, wenngleich es sich natürlich auch hier wieder um eine Deutung dieses Bekenntnisses im Sinne der serdicensischen Einhypostasentheologie handelt, als nicht ausreichend. 8 Vgl. oben S. 89 zu Ep^Afr. 1,3 Ικανά μέν ούν κτλ. Vgl. an Stellen außerdem exemplarisch Epyifr. 9,1; Syn. 8,2; 9,3; Tom. 5,1; 6,3. 9 Vgl. das Schreiben des Kaisers an die Synode bei Hil., Coll.antiar. A VIII ( 9 4 , 1 2 - 1 4 FEDER): cekriter uniuersis consentiente consensu decern mittere ad comitatum meum, ut prudentiae uestrae prioribus litteris intimauimus. 10 Vgl. Sulp.Sev., chron II 41,6f. Neben den nizänisch gesinnten Bischöfen entsandten auch die von diesen verurteilten Bischöfe eine ebenfalls aus zehn Bischöfen bestehende Delegation zu Constantius, wie aus Hil., Coll.antiar. A V 2 (vgl. auch Sulp.Sev., chron. II 41,6f.
156
II. Kommentat
Hof des Constantius in Konstantinopel, um dort gemeinsam mit den Delegierten der östlichen Synode von Seleukia zu einer Übereinkunft und damit zur Wiederherstellung der Einheit der Kirche zu gelangen11. In Konstantinopel angelangt, wollten sie das an Constantius gerichtete Schreiben der Synode12, in dem die Vorgänge bei den Verhandlungen und die Beschlüsse der Synode mitgeteilt wurden, diesem übergeben; diese Übergabe scheiterte aber. Auf dieses Schreiben, dessen Grundgedanken: kein neues Bekenntnis neben dem Nizänum, Athanasius im direkt vorangehenden Satz wiedergegeben hatte, nimmt er nun noch einmal direkt und unter Nennung des Kaisers Constantius Bezug. τω και την σύνοδον κελεύσανπ γενέσθαι Die Doppelsynode von Rimini und Seleukia wurde von Kaiser Constantius mit dem Ziel einberufen13, die seit der Synode von Serdika verlorene Einheit der Kirche wiederherzustellen14. Um dieses Ziel auch zu erreichen, bestellte er den Präfekten Taurus zur Überwachung der Synode und gab genaue Anweisungen über den Ablauf und das Vorgehen der Synode. Diese Anweisungen werden von Constantius in seinem Brief an die in Rimini versammelten Bischöfe deutlich15: Es wird ihnen mehrfach und nachdrücklich eingeschärft, dass sich die Synode vor allem nicht
und Faust., conf. 15f. [365,152-156 SIMONETTI]) hervorgeht. Davon ausgehend kam es bei Sokrates (h.e. II 37,53) und bei Sozomenos (h.e. IV 18,1) zu der falschen Angabe über die Delegation von 20 Bischöfen. Jedoch spricht auch Constantius in seinem Brief an die Bischöfe in Rimini (Syn. 55,2 [278,1 O P I T Z ] ) von 20 Bischöfen. Hil., Coll.antiar. A V 3 (86,1-3 FEDER) nennt die Namen von 14 Bischöfen, die als nizänisch gesinnte Delegierte der Synode von Rimini in Nike anwesend waren, und Β VIII 1 (174,5f. F E D E R ) die Namen von 9 (+x) homöisch gesinnten Delegierten der Synode von Rimini. Zum Ganzen vgl. B R E N N ECKE, Homöer, 31. 11 Vgl. zum gesamten Kontext der Synode von Rimini oben Exkurs I und die dort angeführte Literatur. 1 2 Text bei Hil., Coll.antiar. A V I ( 7 8 , 1 3 - 8 5 , 5 F E D E R ) ; die griechische, vom Lateinischen mehrfach abweichende Version Syn. 1 0 ( 2 3 7 , 1 - 2 3 8 , 3 2 O P I T Z ) . 13 Syn. 1,1 (231,3-5 O P I T Z ) : Kai γάρ βασιλέως καΐ τών έπάρχων έφοίτησε ττανταχή γράμματα καλοΰντα TOÜS els ταύτην συνερχομέυους. Sulp.Sev., chron. II 41,1: igitur apud Ariminum, urbem Italiae, synodum congregari iubet. Vgl. auch Sokr., h.e. II 37,1-3; Soz., h.e. IV 17,2. Vgl. SIMONETTI, Crisi, 315; BRENNECKE, Homöer, 23f. 14 Vgl. Sulp.Sev., chron. II 41,1 (94,12f. H A L M ) : idque Tauro praeferto imperat, ut colkctos in unum non ante dimittertt, quam in unamfidem consentinnt. Hil., ColLantdar. A VIII,1 (94,4 F E D E R ) : defide atque unitate tradari debert. 1 5 Hil., ColLantdar. A V I I I ; vgl. dazu auch BRENNECKE, Homöer, 2 3 - 2 5 .
Kapitel 3,4-4,1
157
mit den Angelegenheiten der östlichen Bischöfe beschäftigen und über diese irgendetwas beschließen soll16. αλλ'
ol...
ύβρισθήναι
μέν
αύτούς
Auch die von den nizänisch gesinnten Bischöfen Verurteilten entsandten, wie es der Kaiser in seinem Schreiben an die Synode ja angeordnet hatte, eine Delegation zu Constantius. Dadurch wird deutlich, dass sich die Synode spaltete und beide Parteien sich als rechtmäßige Vertreter der Synode begriffen17. Athanasius unterstellt diesen Bischöfen nun, zum einen als Abgesetzte (καθαιρεθέντες) widerrechtlich zum Kaiser gegangen zu sein und zum anderen die orthodoxe Partei beim Kaiser verleumdet und ihn gegen sie aufgebracht zu haben. Diese Sicht ist von Sokrates aufgenommen, der in seiner Schilderung über die Vorgänge im Anschluss an die erste sessto der Synode ebenfalls berichtet, dass die Gruppe um Ursacius und Valens vor der eigentlichen Delegation der Synode beim Kaiser eingetroffen seien und diese dort verleumdet hätten. Dabei hätten sie ihr von den anderen abgelehntes Bekenntnis, d.h. die 4. sirmische Formel, vorgelegt. Wegen dessen Ablehnung sei der Kaiser wegen seiner Neigung zum Arianismus über die Synode verärgert gewesen, habe Ursacius und seine Gesinnungsgenossen aber aufgenommen18. άπειλάς
δέ γενέσθαι...
τούς κατ'
αύτών
άποφηναμένους
In ihrem den Delegierten mitgegebenen Schreiben an Kaiser Constantius haben die in Rimini versammelten Bischöfe den Kaiser um die Erlaubnis zur Heimkehr gebeten19. Durch die lange Verzögerung der Rückkehr der Delegierten ungeduldig geworden, wandten sich die Bischöfe offensichtlich ein weiteres Mal mit der Bitte um die Erlaubnis zur Heimkehr an den Kaiser20. Dieser schrieb daraufhin einen Brief an die Synodalen21 und forderte sie darin nochmals nachdrücklich dazu auf, die Rückkehr der Gesandten und damit die Entschei16 HiL, Coll.antiar. A VIII,2 (94,9-11.17f. FEDER): non enim de Orientalibus episcopis in conälio uestro patitur ratio aliquid definiri. (...) quae cum ita ant, aduersus Orientales nihilstatuere uos oportet. 17 Zu den Mehrheitsverhältnissen und den beiden Parteien der Synode vgl. oben. 18 Sokr., h.e. II 37,75f. (160,25-161,2 HANSEN): OI μέντα περί Ούρσάκιου KOD ΟΟάλεντα φθάσεντες τήν τούτων άφιξιυ προδιαβάλλουσι μέν τήν σύνοδου, έπιδείξαντες ήν έπεκομίζοντο πίστεως Ικδοσιν, ό βασιλεύς δέ έκ προλήψεως τη άρειανική δόξη προσκείμενο; ήγανάκτει μέν κατά της συνόδου, τους δέ ττερί ΟΟάλεντα κοί Ούρσάκιον διά τιμής ήγεν πολλής. Vgl. Soz., h.e. IV 19,1. 19 HiL, ColLantiar. A V I (84,2-5 FEDER): oramus etiam, utpraecipias tot episcopos, quiArimino detinentur, inter quos plurimi, qui aetate et paupertate defecti sunt, ad suam pnminciam remeare, ne destituti sine episcopis hborent populi eccksiarum. Vgl. die griechische Version in Sjn. 10,11 (238,21-24 OPITZ).
20 Vgl. Syn. 55f,2f. und 55,4-7, dazu BRENNECKE, Homöer, 32.
158
II. Kommentar
dung des Kaisers in der Glaubensfrage 22 abzuwarten23. Darauf wollten sich die Bischöfe in Rimini unter deutlichem Verweis auf den unumstößlichen Beschluss der Synode 24 und den nahenden Winter25 allerdings nicht einlassen und baten ein weiteres Mal um die Erlaubnis zur Heimkehr26. Bei Athanasius wird diese Verzögerung der Erlaubnis zur Heimkehr und der Zwang zum Verbleib in Rimini trotz des nahenden Winters auch als v o n der Gruppe um Ursacius und Valens beim Kaiser durchgesetztes Terrorinstrument polemisch ausgewertet, da sie dadurch das (nachher dann auch erfolgte) Nachgeben und die Rücknahme der Verurteilungen erzwingen hätten wollen. βίαν τε 7ταθεΐν έν τη Θράκη ... καινστομουμένων άνέχεσθω Athanasius bezieht sich hier polemisch auf die Ereignisse im thrakischen Ort Nike 27 , an dem die nizänische Delegation der Synode von Rimini sich schließlich von den Homöern überzeugen ließ, dass sie gar keine Arianer seien, und infolgedessen die (leicht abgeänderte) 4. sirmische Formel unterschrieben. Die genauen Vorgänge, die dazu geführt haben, liegen allerdings im Dunkeln 28 .
21 Von OPITZ, Werke 11,1 277 App., vor den 10.10. 359, das Datum des Nachgebens der ursprünglich ni2änisch Gesinnten in Nike, datiert. 22 Anders ist wohl die Formulierung τας ήμετέρας άποκρίσεις (vgl. nächste Anm.) nicht zu verstehen. 23 D e r Brief ist in Syn. 55,1-3 überliefert. Vgl. v.a. Syn. 55,3 (278,6-9 OPITZ): τ ή μέντοι στερ-
ρότητι ύμών μή βαρύ φοανέσθω, ώστε έκδέξασβαι τήν αύτών (sc. der Gesandten) έπάνοδον, Ινα, έπειδάν έπανέλθωσι κομίζοντες ύμΐν τάς ήμετέρας αποκρίσεις, δυνηθήτε el ς πέρας άγαγεΤν τά πρός τήν λυσπΐλειαν άνήκοντα τη καθολική έκκλησίφ· 24 Syn. 55,5 (278,15-17 OPITZ): άλλά καί νύυ δια τούτων των γραμμάτων όμολογοΰμεν καί διαβεβαιούμεθα μηδαμώς ήμάς άναχωρεΐν της ήμετέρας προθέσεως· τούτο γάρ καί τοΤς πρέσβεσιν ήμών ένετειλάμεθα. 25 πρό της τραχύτητος των χειμώνων (vgl. folgende Anm.). 26 Syn. 55,7 (278,21-24 OPITZ): καί διά τοΟτο KCD πάλιν τήν σήν φιλανθρωπίσν άξιοϋμεν, κύριε θεοσεβέατατε βασιλεϋ, δπως πρό της τραχύτητος των χειμώνων, είπερ άρέσειε τη ση εΟσεβεΙα, κελεύσης ήμδς είς τάς ήμετέρας έκκλησίας έπανελθεΐν (...). Vgl. eine andere Übersetzung des lateinischen Originals bei Thdt., h.e. II 20,3. 27
Z u r Synode v o n Nike allgemein vgl. BRENNECKE, H o m ö e r , 32-35; LÖHR, Entstehung, 113116 u n d DUVAL, Manoeuvre.
28 Vgl. dazu nur die beiden bei Soz., h.e. IV 19,5-8 und IV 19,9-12 angeführten, sich widersprechenden Versionen über die Vorgänge nach der Entsendung der Gesandten der Synode. Während Soz., h.e. IV 19,5-8 sich bei der Angabe für das Nachgeben der Bischöfe, die sich auf der ersten sessio der Synode von Rimini noch deutlich fur das Nizänum als alleinigem Bekenntnis ausgesprochen hatten, an den von Athanasius vertretenen Vorwurf der Anwendung von Gewalt anschließt, fuhrt er in h.e. IV 19,9-12 eine Version an, der zufolge die Delegierten unter Vorspiegelung falscher Tatsachen zum Umschwenken bewogen worden seien. Vgl. oben S. 133f. Exkurs I.
Kapitel 3,4-4,1
159
Athanasius (wie auch einige andere) jedenfalls führt sie auf die Anwendung und Androhung roher Gewalt zurück29.
Kapitel 4,1 Είπερ ouv τίνες τήν Άρίμηνον όνομάζουσι, δεικνύτωσαν πρώτον τήν καθαίρεσιν των προειρημένων καΐ όπερ έγραψαν ol έπίσκσποι λέγοντες μηδέν πλέον ζητεΐν τών έν Νικαίςι παρά τών πατέρων όμολογηθέντων μηδέ όνομάζειν άλλην σύνοδον παρ' έκεΐνην.
Wenn also einige die Synode von Rimini (so) nennen, dann sollen sie zuerst die Absetzung der vorher Genannten mitteilen und das, was die Bischöfe schrieben, nämlich dass sie nichts mehr suchten als das in Nizäa von den Vätern Bekannte und keine andere als Synode be-
άλλά ταΰτα μέν κρύπτουσι, τά δέ έν τη nennten neben jener. Θράκη κατά βίαν πραχθέντα προβάλλονται· έξ ών δείκνυνται της μέν άρειανης αίρέσεως όντες ύποκριταΙ, άλλότριοι δέ τη? Cryiaiνούσης πίστεως.
Doch dies verbergen sie, das in Thrakien mit Gewalt Erpresste aber schieben sie vor, woraus deutlich wird, dass sie Heuchler sind, die der arianischen Häresie angehören, und dass sie dem gesunden Glauben fremd sind.
Der erste Satz greift auf die beiden vorangehenden Paragraphen EpVifr. 3,3 und 3,4 unter Aufnahme der grundlegenden Begriffe zurück. Einzig das letzte Kolon des Satzes hat keine direkte Parallele im Vorangehenden: ΕρΛβτ. 4,1
Ep-Afr. 3,3-4
είπερ oöv τίνες τήν Άρίμηνον όνομάζουσι οί τήν ΆρΙμηνον όνομάζοντες δεικνύτωσαν πρώτον τήν καθαίρεσιν τών ώς Ούρσάκιος καΐ Ούάλης Εύδόξιός τε καΐ προειρημένων Αυξέντιος (...) καθηρέθησαν d δέ γε έπίσκοποι (...) έγραψαν κοί όπερ έγραψαν d έπίσκοποι λέγοντες μηδέν πλέον ζητεΐν τών έν Νικαίςι παρά τών μηδέν πλέον ή Ιλαττον παρ' έκεΐνην ζητεΐν πατέρων όμολογηθέντων μηδέ όνομάζειν άλλην σύνοδον παρ' έκεΐνην
Auch der zweite Satz des Paragraphen ist in seinem Hauptsatz nur eine Rekapitulation des bereits in Ep~Afr. 3,4 Gesagten, wenn Athanasius seinen Gegnern vorwirft: άλλα ταΰτα μέν κρύπτουσι, τά δέ έν -rfj Θράκη κατά βίαν πραχθέντα προβάλλονται. Der folgende Relativsatz zieht eine den Gedankengang vorläufig abschließende Schlussfolgerung aus dem gesamten in Ep-Afr. 3 vorgetragenen Argumentationsgang: έξ ών δείκνυνται. 29 Vgl. oben S. 133 Exkurs I.
160
II. Kommentar
Seine Gegner werden in dieser Schlussfolgerung von Athanasius als Arianer und Heuchler und damit dem wahren Glauben fremd Gegenüberstehende verleumdet. 5/7τερ οδν τίνες την Άρίμηνον όνομάζουσι δεικν&τωσαν πρώτον Hier liegt eine für die Polemik des Athanasius sehr typische Formulierungsart vor, eine konditionale Periode, deren Apodosis von einem Imperativ gebildet wird30. αλλά ταϋτα μεν κρύτττουσι Athanasius bezieht sich auf die Verurteilung der Gruppe um Valens und Ursacius auf der ersten sessio der Synode von Rimini, die er in Ep-Afr. 3,331 angeführt hatte, zurück und wirft den Verurteilten nun unlauteres Vorgehen vor. Darauf nimmt Athanasius auch in Ep-Afr. 5,3 nochmals Bezug. Hinzu kommt, dass das Verschleiern (κρύπτειν) der eigenen Ansichten der Polemik in Ar. I und Ep~Aeg.Lib. zufolge eine charakteristische Eigenschaft und Vorgehensweise der Arianer ist32. τά δέ έν τη Θράκτ) κατά βίαν πραχθέντα Vgl. oben S. 158 zu Epu4.fr. 3,4 βίαν τε παθεΐν κτλ. ύττοκριταί Der Begriff υποκριτής33 hat im Gegensatz zum allgemein-griechischen Gebrauch in der Sprache der Bibel pejorativen Sinn. So ist in der Septuaginta υποκριτής die Übersetzung des Adjektives «pn und bezeichnet damit »den Frevler, der sich durch sein Tun von Gott entfremdet hat«34. In den Evangelien wird der Begriff fast ausschließlich auf die jüdischen Gegner Jesu angewendet, die den Anspruch Jesu nicht anerkennen35; der Begriff behält damit die Bedeutung, die er in der Septuaginta hat, bei. In diesem Kontext kann er dann in den Pastoralbriefen zu einem Terminus der Ketzerpolemik werden36. Diese Linie wird auch
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Vgl. als Beispiel nur Ar. I 14,6 (124 METZLER/SAWIDIS): ε! μέν ojv ... δεικνύτωσαν ττρότεpov und oben S. 63. Vgl. oben S. 147f. Vgl. Ar. I 10,3 (119 METZLER/SAWIDIS): KCD TOÖTO ίσασι καΐ αύτοί KCD ώζ πανούργοι κρύπτουσι, μή Θαρρούντες λαλεΐν αΟτά, άλλ' ϋτερα φθεγγόμενοι παρά ταΟτα und Ep-Aeg.Ub. 10,2 (50 M E T Z L E R / H A N S E N / S A W I D I S ) : νϋν δέ κάκεΐνα κρύτττουσι, κοΛ περί άλλων προσποιούμενοι γράφουσι; vgl. auch 9,6; ll,1.5f; 17,4. Vgl. im Folgenden WILCKENS, Art. ίπτοκρίνομαι κτλ. WILCKENS, Art. υποκρίνομαι κτλ., 563. Vgl. Mt 23,13.15f.23.25.27.29. Vgl. lTim4,2.
Kapitel 3,4-4,1
161
bei den Apostolischen Vätern und in der Folgezeit - oft unter direkter Bezugnahme auf die matthäischen Weheworte37 - weiterverfolgt. Es liegt nahe, dass der Begriff bei vielen Autoren dann auch zum Repertorium der antijüdischen Polemik gehört38. Gleichzeitig taucht er nun aber auch in Lasterkatalogen im Sinne von »Heuchler« auf39. Daher kann es dann auch nicht verwundern, dass Athanasius ebenfalls den Begriff in polemischem Sinn an mehreren Stellen auf die Arianer anwendet. Dabei scheint die Bedeutung »Heuchler« den Vorrang zu haben40, allerdings schwingt wohl auch immer die im biblischen Sprachgebrauch vorherrschende Bedeutung »Gottloser« mit, da die Arianer für Athanasius ja geradezu die Inkarnation der Gottlosigkeit sind. Es scheint so, dass Athanasius den Arianern in der Epistula ad Afros deswegen Heuchelei vorwirft, weil sie seiner Ansicht nach die Berichte über die Ereignisse auf der Synode von Rimini verfalschen41. Denn ebenso greift er in der Ep~Aeg.Lib. seine Gegner in Verbindung mit dem Begriff ύποκριταί an und wirft ihnen vor, etwas zu verbergen42. Athanasius verbindet aber den Begriff υποκριτής, wie er es auch sonst häufig mit polemischen Begriffen tut, sowohl in der zweiten Arianerrede (1,1) als auch hier mit dem Genitivobjekt της 'Αρείου μανίας oder της άρειανής αίρέσεως43, wodurch auch diesem Vorwurf über den konkreten Anlass hinaus durchaus ein stereotyper Charakter zukommt.
37 Vgl. u.a. Just.Mart., Dial. 17,4; Hippol., in Dan. 4,33,3; Clem.Alex., Paed. III 9,47,4; Eus., eccl.th. II 25,2. 38 Vgl. u.a. Epiph., haei. 20,1,1; Joh.Chrys., hom. in Gen. (PG 53.284B). 39 Vgl. u.a. Past., sim. IX 18,3; Did. 2,6; Ps.clementinische Rekognitionen 9,24. 40 Nur an einer Stelle, in ApoLsec. 17,3 (99,34-36 OPITZ), hat das Wort die Bedeutung »Schauspieler«, aber ebenfalls in pejorativem Sinn: ... άλλά ζητοΰντα; άλλοις χρήσΟαι πρόσωπα;, έαυτόν ΰττοβέβληκεν ώσττερ τών £ξω θεάτρων Οποκριτήν. 41 Vgl. άλλά ταϋτα μέν κρύπτουσι, τά δέ έν τη θρςτκη κατά βίαν πραχθέντα προβάλλονται, auch Hil., Coll.antiar. Β VIII 2 (175,8f. FEDER): et tantus detectaefraudukntiaesuae hypoaitas furor subüt, utptricukm depontionis in eo consiituerunt (vgl. dazu auch OPELT, Hilarius, 214). 42 Deutlicher wird die Begründung des Vorwurfs z.B. in Ep^Aeg.Lib. 19,7 (60 METZLER/ SAVVIDIS/HANSEN): καί SL μέν ετέρα; παρά τά; προειρημένα; 'Αρείου λέξει; γράφουσιν, έντεϋθεν ώ; ίπτοκριτών τούτων κατάγνωτε κρυτττόντων μέν τόν Ιόν τοϋ φρονήματο;, σαινόντων δέ κατά τόν δφιν τοΐ; διά χειλέων βήμασι. 43 Vgl. Ar. II 1,1 (177 METZLER/SAWIDIS): 'Εγώ μέν ωμην τοΟ; τη; 'Αρείου μανία; ύποκριτά; έπί τοΐ; προειρημένοι; πρό τούτου κατ' αϋτών έλέγχοι; κοί ταΐ; περί τη; άληθεία; οτποδείξεσιν άρκεΐσβαι (...).
162
II. Kommentar
αλλότριοι της... πίστεως Diese Formulierung findet sich vor allem in Synodalschreiben, die über die Absetzung von Häretikern unterrichten und die Trennung von diesen manifestieren. Es seien nur einige Belege aus den Schriften des Athanasius angeführt: Decr. 35,19 (aus Urk. 4b): άνεθεματίσαμεν, καθά προείπομεν, τούς τοιούτους άττοδείξαντές τε αυτούς άλλοτρίους της καθολικής εκκλησίας τε και πίστεως. Syn. 28,8 (aus der Formula makrostichos)·. άσεβες γάρ και της εκκλησιαστικής πίστεως άλλότριον. ApoLsec. 47,4 (aus dem Schreiben der Synode von Serdika): ... γνωρίζεσθαι της καθολικής εκκλησίας προσήκει καΐ άλλοτρίους είναι τοΰ χριστιανού όνόματος. Ep.Serap. IV 5: διά τοΰτο Σαβέλλιος αλλότριος της εκκλησίας εκρίθη. της ύγιαινούσης πίστεως Vgl. oben S. 80 zu Ep~Afr. 1,1 περί τής ύ/ιαινούσης κτλ.
Kapitel 4,2 - 5,1
In ΕρΛβ·. 2,1-5 hatte Athanasius damit begonnen, die Synoden von Nizäa und Rimini einander gegenüberzustellen. In Epu4.fr. 3,1-4,1 hatte er dann die Synode von Rimini und die mit ihr zusammenhängenden Ereignisse (durchaus polemisch) dargestellt und diesen Argumentationsgang mit der Bezeichnung seiner Gegner als Arianer, ΰττοκριταί und αλλότριοι της Ογιαινούσης πίστεως abgeschlossen. An das letzte Stichwort ύγιαινοΰσα πίστις schließt Athanasius im Folgenden nun an und kommt damit zum zweiten Teil seiner Gegenüberstellung der beiden Synoden, nämlich zur Synode von Nizäa. Diese wird antithetisch unter Zugrundelegung des Stichwortes θεοσέβεια in zwei Durchgängen dargestellt, zuerst in ΕρΛ/r. 4,2-4 positiv anhand der Begrifflichkeit οΰσία und υπόστασις und daran anschließend in Ep-Afr. 4,5 negativ anhand der Ablehnung der Begriffe κτίσμα und ποίημα. Damit geht Athanasius nun von der bisher in Ep^Afr. 2 und 3 vorwiegend historischen Darlegung zur dogmatischen über, die die Kapitel 4 bis 8 bestimmt.
Kapitel 4,2 Kcd αύτήν δέ την μεγάλην σύνοδον xcd Und wenn einer eben die große Synode und die τάς παρ' εκείνων άν Tis έξετάζειν έκ παρ- Beschlüsse von jenen durch einen gegenseitigen αλλήλου θέλοι, εύροι αν των μέν τήν Vergleich prüfen wollte, dürfte er die Frömmigkeit θεοσέβειαν, τών δέ τήν άλογίαν. οί der einen und die Unvernunft der anderen entdeέν Νικα(ς< συνελθόντες oO καθαιρεθέντες cken: Die in Nizäa Versammelten kamen nicht als συνηλθον, άλλα καΐ ώμολόγησαν της Abgesetzte zusammen, sondern bekannten auch, ουσία; τοΰ πατρός είναι τόν υίόν οΰτοι dass der Sohn aus dem Wesen des Vaters sei. δέ καΐ άπαξ καΐ δεύτερον καθαιρεθέντε? Diese aber haben, nachdem sie sowohl einmal als Kcd τρίτον έν αύτη τ η Άριμήνω γράφειν auch ein zweites Mal abgesetzt worden waren und έτόλμησαν, μή χρήναι λέγειν ούσΙαν ή ein drittes Mal in Rimini selbst, zu schreiben geΟπόστασιν εχειν τόν 6εόν.
wagt, dass man nicht sagen dürfe, dass Gott eine »Usia« oder eine »Hypostasis« habe.
164
II. Kommentar
τήν μεχάλην σύνοδον Vgl. oben S. 102 zu Ep^A/r. 2,1 οίκουμενική σύνοδο?. έξετάζειν έκ παραλλήλου Die Erklärung einer Sache durch Parallelen ist eine Vorgehensweise, die vor allem von Grammatikern und bei der Exegese von Texten angewendet wird1. Athanasius verfolgt hier einen polemischen Zweck und verwendet sie in einer übertragenen Weise2: Durch den Vergleich der Synoden wird der Adressat die θεοσέβεια der Synode von Nizäa und die ccAoyfa der anderen Synoden erkennen. Die anderen Synoden sollen damit diffamiert werden. Dieselbe Formulierung verwendet Athanasius in einem vergleichbaren argumentativen Zusammenhang noch an zwei weiteren Stellen. Dort dient der Vergleich ebenso wie in der Epistula ad Afros zunächst polemischem Zweck: In der Schrift In illud: Qui dixeritfilium"werden die Arianer (= χριστομάχοι) mit den Pharisäern und in der dritten Oratio contra Arianes* wiederum die Arianer (= άρειομαυϊται) mit den Juden generell verglichen. Diesen Vergleichen kommt zusätzlich ein häresiologischer Charakter5 zu, indem die arianische Häresie aus dem Judentum hergeleitet wird6. άλογίαν άλογία, Unverstand, ist ein Begriff aus dem polemischen Wortschatz des Athanasius7. Unverstand ist für ihn ein Charakteristikum, das generell auf alle seine Gegner (Heiden, Juden und Häretiker) zutrifft. 1
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Vgl. in diesem Sinne Decr. 22,4 (19,1-3 OPITZ): λευκότερου κοί ώς έκ παραλλήλου τοΟ (conieci) έκ του 8εο0 γράψαντας τό έκ της ουσίας. ταύτό[ν] (delevi) γάρ ήγήσαντο τό λέγειν έκ τοϋ θεοΟ και τό λέγειν έκ τη; ουσίας τοΟ θεοΰ είναι τόν λόγου, (...). Diese Formulierung findet sich in exegetischem Kontext bei den Kirchenvätern außerdem z.B. in Clem.Alex., Paed. I 9,76,4; Greg.Nyss., Ecd. (hom. 8) GNO V 372; vgl. auch Alex.Aphr., in Metaph. 331,1; 367,29 HAYDUCK; in Top. 83,7f.; 220,14 WALLIES U.Ö. und die Glosse zu Porph., ad II. 10,6. Vgl. auch unten ab S. 219 Exkurs II zu den Formulierungen λευκότερου und έπήγαγον εύθύς, die eine hermeneutisch ähnliche Funktion erfüllen wie έκ παραλλήλου. Vgl. dazu auch Greg.Nyss., c.Eun. III 6,23; 7,50. In illud: Qui dixerit 22 (PG 26,673 C): Kcrt όλως άυ τις έξετάζειν έκ παραλλήλου βούλοιτο τάς άμφοτέρων κακονοΐας, εύρήσει, καθά προεΐπον, είς τήν κοιλάδα της άλυκής (vgl. Gen 14,8.10) παροινίας συμπίπτουτας αύτούζ άλλήλοίζ. Ar. III 27,3 (338 METZLER/SAWIDIS) : άν τι; oöv έκ παραλλήλου τά τούτων κάκείυωυ έξετάζοι βήματα, εύρήσει πάντω$ ε(ς τήν αύτήυ αυτούς συναντώντας άπιστίαν καΐ ίσην αΰτώυ τήν τη; ασεβείας τόλμαν καΐ κοινήν αΟτών οΟσαν τήν πρός ήμας μάχην. Vgl. dazu die ähnliche Anwendung bei Epiph., haer. 31,3. Vgl. oben S. 62f. Vgl. OPELT, Hilarius, 216; OPELT, Lucifer, 223; HEIL, De Sententia, 106. Vgl. auch in Epyifr. 4,4 den Vorwurf, die Arianer seien άφρονες.
Kapitel 4,2 - 5,1
165
So wirft er den Heiden in Gent. 8 άλογία vor, weil sie geschaffene Dinge für Götter halten, und den Juden in Dion. 3,2, weil sie Christus trotz der Wunder nicht anerkennen. Hauptsächlich wendet Athanasius den Vorwurf der άλογία aber auf seine arianischen Gegner an, wobei auch dort der Vorwurf oft mit Vergleichen mit dem Verhalten der Juden Christus gegenüber8 verbunden ist: In De decntis wird das starre Festhalten an ihrer ασέβεια und der standhafte Widerstand gegen das Nizänum den Arianern als Zeichen ihres Unverstandes ausgelegt9. In der zweiten Oratio contra Arianes wird den Arianern von Athanasius Unverstand bei der Bibelexegese vorgeworfen 10 und in der Epistula ad Episcopos Aegypti et Libyae die
Trinitätslehre der Arianer als άλογία disqualifiziert11. Oft wird die άλογία aber auch schon ohne jeweilige Begründung, beinahe als »Epitheton ornans« bei der Nennung der Arianer mit angeführt12. οί έν Νικαίςτ συνελθόντες ού καθαιρεθέντες
συνηλθον
Vgl. unten άπαξ και δεύτερον κτλ. αλλά και ώμολόγησαν
της ουσίας τοϋ πατρός είναι τόν υίόν
Athanasius bezieht sich hier auf einen der beiden antiarianischen Kernsätze des Bekenntnisses der Synode von Nizäa13, wo es heißt: γεννηθέντα έκ τοϋ πατρός μονογενή τουτέστιν έκ της ουσίας τοϋ πατρός14. άπαξ κα! δεύτερον καθαιρεθέντες και τρίτον έν αύτη τη 'Αριμήνω
Athanasius wendet sich mit dieser Aussage polemisch gegen die Gruppe um Valens und Ursacius. Beide waren von der westlichen Synode von Serdika we-
8
Vgl. Dicr. 1,3; Fug. 2,4.
9
Dar. 1,3 (l,17f. OPITZ): τό δέ τοιούτον έτπχείρημα οΟδέν Ιτερόν έστι Ή γνώρισμα μέν άντικρυς της άλογία? αυτών, (...). 10 Ar. II 7,2 (183 METZLER/SA WIDIS): έττειδή δέ κα) ή διάνοια των γεγραμμένων έστίν όρδή δεικνύουσα τήν »έποίησε« λέξιν πότε καί πρός τί λεγομένη σημαίνεται, άνα/κάϊον καΐ έξ αύτη; δεΐξαι των αίρετικών τήν άλογίαν. 11 Ep~Aeg.Uk 16,2 (56 METZLER/HANSEN/SA WIDIS): εΐ μή άρα σύνθετον τόν θεόν ώς άνθρωπον λαλοΟντα καί άμείβοντα τού; προτέρους λόγου; καΐ πάλιν ούτω νοοΰντα καΐ σοφιζόμενον ύπονοοϋντες μυβολογοϋσιν οΟ νοοϋντε? els δσην άλογίαν ταύτα λέγοντες έκττεπτώκασιν. Vgl Ar. II 24,5 und III 67.
12 Vgl. Dion. 1,1.
13 Vgl. BRENNECKE, Art. Nicäa I, 433; KELLY, Glaubensbekenntnisse, 233f.; zur Bedeutung des έκ της ουσίας τοϋ πατρός vgl. STEAD, Divine Substance, 223-233. 14 Urk. 24; vgl. auch den Brief Eusebs von Caesarea an seine Gemeinde (Urk. 22,9-10).
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II. Kommentar
gen ihres Arianismus abgesetzt worden15. Sie taten Buße16 und baten daraufhin 345 auf der Synode von Mailand17 darum, wieder aufgenommen zu werden18. Dies geschah wahrscheinlich erst durch die sirmische Synode von 347 1 '. Auf die schon einmal wegen Arianismus vorgenommene Verurteilung und die nachfolgende Buße nimmt dann auch das Schreiben der Synode von Rimini Bezug, in dem Kaiser Constantius die erneute Verurteilung mitgeteilt wird20. Indem Athanasius der Gruppe um Valens und Ursacius ihre Absetzung durch mehrere Konzilien vorhält21, entzieht er ihrer Position jede Grundlage: Als Abgesetzte haben sie kein Recht, ein von einer Synode als orthodox angesehenes Bekenntnis in Frage zu stellen. Schon die alexandrinische Synode von 338 -wies in ihrem Schreiben die Anklage der Eusebianer gegen Athanasius grundsätzlich mit dem Argument zurück, Euseb selbst sei von einer Synode,
15 Vgl. das Synodalschreiben bei Hil., ColLantiar. Β II 1,8 (griechischer Text in ApoLsec. 47,3) und Β II 2,3; vgl. auch ApoLsec. 2,3; 36,6. 16 Vgl. die beiden nach der Synode von Mailand verfassten Schreiben an Julius von Rom und an Athanasius (Hil., Coll.antiar. Β II 5,6.8; griechische Übersetzung in ApoLsec. 58); vgl. auch die Kommentare bei Hil., Coll.antiar. Β II 5,3-4 und in ApoLsec. 1,3; 58,1.6 und HistAr. 26,1.
17 Sulp.Sev., chron. II 39,3-9; HU., ad Const. I (CSEL 65,187 FEDER); vgl. auch HistAr. 34,34. 18 Vgl. das Schreiben der Synode von Rimini bei Hil., ColLantiar. A V 1,2 (80,6-81,1 FEDER) und dessen griechische Übersetzung in Syn. 10,4 (237,17-26 OPITZ): δθεν Ούρσάκιός τε καΐ Ούάλης, έπειδή Ιιαταλαι μέτοχο! τε καΐ σύμφωνοι του άρειανοΰ δόγματος ήσαν καβεστηκότες καΐ της ήμετέρας κοινωνίας χωρισθέντες άπεφάνθησαν, ής ίνα μετάσχωσιν έφ' οΐς έαυτοΐς συνεγνώκεισαν πλημμελήσαντες μετανοίας τε κοί συγγνώμης ήξίουν τυχεΐν, ώς καΐ τά ϋγγραφα τά 0π' εκείνων γεγενημένα μαρτυρεί, δι' ών Απάντων φειδώ γεγένηται καΐ των έγκλημάτων συγγνώμη - ήν δέ ό καιρός καθ' δν ταϋτα έπράττετο, δτε έν Μεδιολάνω τό συνέδριον της συνόδου συνεκροτεΐτο, συμπαρόντων δέ και των πρεσβυτέρων της των 'Ρωμαίων εκκλησίας - , έγνωκότες δέ άμα κοί τόν μετά τελευτήν άξιον μνήμης Κωνσταντΐνον μετά πάσης ακριβείας κοί έξετάσεως τήν συγγραφεΐσαν πίστιν έκτεθεικότα. 19 Vgl. BRENNECKE, Hilarius, 62. 20 Die Verurteilung wird nur in der griechischen Version des Schreibens in Syn. 10,4 (und bei den von ihm abhängigen Überlieferungen bei Sokr., h.e. II 37,66; Soz., h.e. IV 18,10; Thdt., h.e. II 19,9) mitgeteilt, fehlt hingegen bei Hilarius, ColLantiar. A V 1,2. Vgl. BRENNECKE, Homöer, 26 Anm. 21, der vermutet, Hilarius habe den Text aus der homöisch redigierten Aktensammlung der Synode. 21 Allerdings ist nicht mehr festzumachen, auf welche Synode sich die andere (angesichts der Tatsache, dass Valens und Ursacius für uns zuerst auf der Synode von Serdika in Erscheinung treten, wohl zweite) Verurteilung bezieht. In ähnlicher Formulierung disqualifiziert Athanasius auch Euzoios, vgl. Syn. 31,3 (260,5f. OPITZ): (...) Οπό Εύζωίου τοΰ διά τήν άρειανήν αίρεσιν ούχ άπαξ άλλά Kcd πολλάκις καθαιρεθέντος (...).
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Kapitel 4,2-5,1
nämlich der in Nizäa22, abgesetzt und an seiner Stelle sei Amphion in Nikomedien eingesetzt worden23. Wie wichtig Athanasius dieses Argument ist, zeigt sich schließlich auch daran, dass in unmittelbarer Nähe die Nizäner als ού καθαιρεθέντες und seine Gegner dreimal als καθαιρεθέντες24 bezeichnet werden. έτόλμησαν
Athanasius verwendet das Verbum τολμδν sehr häufig bei der Kritik des Verhaltens seiner Gegner25: Jede Kritik am Bekenntnis von Nizäa und damit an der orthodoxen Lehre von Seiten der »Arianer« ist für Athanasius ein unerhörtes Vorgehen, ein »sich Erdreisten«26. Bei seiner Kritik geht Athanasius dann jeweils so vor, dass er dem Verbum τολμδν zumeist das Zitat einer arianischen Aussage folgen läßt27 und damit seinen Angriffspunkt deutlich macht28. μή χρήναι λέγειν ούσίαν ή ύπόσταων
εχειν τον
θεόν
Sowohl die als Verhandlungsgrundlage für die Synode von Rimini gedachte sog. 4. sirmische Formel29 als auch das Synodalschreiben der homöischen Bischöfe an Kaiser Constantius30 berichten über den Beschluss, den Begriff ούσία nicht auf Gott anzuwenden31. Zu beachten ist hierbei, dass Athanasius behaup-
22 Euseb von Nikomedien wurde nicht von der Synode von Nizäa verurteilt, da er das Nizänum unterschrieb, sondern erst danach von Kaiser Constantin abgesetzt, vgl. den Brief Constantins an die Kirche von Nikomedien (Urk. 27 OPITZ), der von OPITZ, Athanasius Werke III 58, auf November - Dezember 325 datiert wurde. 23 ApoLsec. 7,1 (93,14-16 OPITZ): άλλα καΐ τοιαϋτα έαυτω συνειδώζ τετόλμηκε την κατάσταση; 'Αθανασίου τήν ύττό πάντων έττί καλοί; μαρτυρουμένην διαβάλλειν κα) καΘαίρεσιν όνειδίζειν οώτω τολμφ καθαιρεθεί αύτός καΐ μάρτυρα της καθαιρέσεων ϊχων τήν άντ' αύτοϋ κατάστασιν. 24 EpA.fr. 3,4; 4,2; 5,1. 25 Vgl. MEIJERING, Dritte Rede II, 17f.: »Die unter frühchristlichen Autoren geläufige Beschuldigung an die Adresse der Ketzer, sie seien übermütig und vermessen, weil sie sich über Gottes Offenbarung hinwegsetzen wollen, und eine der kirchlichen Tradition gegenüber neue und deshalb verwerfliche Lehre vorbringen, wird auch von Athanasius immer wieder (mit den Worten τόλμα, τολμδν, τολμηρό?) erhoben ...«. 26 Vgl. z.B. Ar. III 10,3 (317 METZLER/SAWIDIS): ταύτα γάρ ού μόνον είπεΐν, άλλά καΐ γράψαι τίνες έξ αύτών τετολμήκασι. Vgl. dieselbe Formulierung in Ar. I 37,4. 27 τολμαν ist dabei meist mit einem Verbum dicendi (im weitesten Sinne, also Schreiben mitinbegriffen) verbunden; das Zitat wird entweder durch δτι eingeleitet oder infinitivisch formuliert. 28 Vgl. nur Decr. 12,1; 15,4; 24,2; 24,4; Syn. 14,1; 17,4; 52,4; Ar. I 6,1; 20,6; 63,2; II 58,2 etc. 29 Text in Syn. 8,3-7. 30 Text bei HiL, ColLantiar. A VI 2. 31 Syn. 8,7 (236,10-13 OPITZ): τό δέ δνομα TT)S ούσίας (...) ήρεσε τοϋτο ττεριαιρεθήναι καΐ παντελώ; μηδεμίαν μνήμην ούσία? έτΗ θεοϋ είναι τοΟ λοιπού (...). Hil., Coll.antiar. Α VI 2
168
II. Kommentar
tet, seine Gegner hätten verboten, von Gott zu sagen, dass er eine ούσία oder ΰττόστασις habe (εχειν)32, während in den entsprechenden Bekenntnistexten und Briefen die Rede von ούσία oder ύπόστασίξ generell untersagt wird. Diese Ablehnung des Begriffes ούσία wird zweifach begründet: Der Begriff werde von den Laien nicht verstanden und errege bei ihnen Anstoß33, da er nicht in der Hl. Schrift enthalten ist34. Dem Synodalschreiben der homöischen Bischöfe an den Kaiser zufolge erfolgte dieses ausdrückliche Verbot, den Begriff zu verwenden, auf eine Initiative des Kaisers hin35. Die ούσία-Terminologie war vorher bereits in der sog. 2. sirmischen Formel von 35736 unter Anfuhrung ähnlicher Gründe (ούσία stehe nicht in der Hl. Schrift, diese Terminologie überfordere den menschlichen Verstand und überhaupt könne niemand über die Herkunft des Sohnes eine Aussage machen) verboten worden37.
32 33 34
35
36
(88,1 f.5f. FEDER): qui suscripsimus sanae doctrinae recedentes ab »usiae« nomine (...). (...) ut apparente dictionis sacrilego tarn »usiae« et »omousii« nomina recedant, (...). Vgl. auch das Bekenntnis der Akakianer auf der Synode von Seleukia (Sjn. 29,3 [257,35-258,2 OPITZ]): έπειδή δέ πολλοίς έθορύβησε τό όμοούσιον κα) τό όμοιοούσιον έν τοις παρεληλυθόσι χρόνοις Kcrt μέχρι νϋν, άλλα καΐ άρτίως λέγεται καινοτομεϊσθαι ύπό τίνων τό άνόμοισν ιΛοΟ πρός πατέρα, τούτου χάριν τό μέν όμοούσιον κοί τό όμοιοούσιον έκβάλλομεν ώς άλλότριον των γραφών, (...). Vgl. im folgenden außerdem die entsprechenden Passagen in der Formel von Nike (Thdt., h.e. II 21,7) und der Formel von Konstantinopel (Sjn. 30,8-9). Zum Unterschied zwischen »eine ούσία haben« und »ούσ(α sein« vgl. STEAD, Divine Substance, 162. Sjn. 8,7 (236,11 OPITZ): άγνοούμενον δέ ύττό των λαών σκάνδαλον φέρειν; vgl. HiL, Coll.anüar. Α VI 2 (88,5 FEDER): apparente dictionis sacrikgo. Sjn. 8,7 (236,llf.l3 OPITZ): διά τό μήττε τάς γραφάς τοΟτο περιέχειν (...) διά τό τάς θείας γραφάς μηδαμοϋ περί πατρός κοί uloü ούσία; μεμνησβαι; HiL, ColLantiar. Α VI 2 (88,6f. FEDER): quae in diuinis scripturis de deo et dei filio non inueniuntur scripta. Diesem Argument kommt offensichtlich besonderes Gewicht zu, da es in der 4. sirmischen Formel sogar zweimal angeführt wird. Zum »Biblizismus« der Homöer vgl. BRENNECKE, Homöer, 204 Anm. 158; LOHR, Entstehung, 101. HiL, Coll.antiar. A VI 2 (88,lf.4-7 FEDER): ... qui suscripsimus sanae doctrinae recedentes ab »usiae« nomine te imperante, (...) imperio tuae uirtutis etgloriae, cui tantum diuinitas contulit, ut apparente dictionis sacrikgo iam »usiae« et »omousii« nomina recedant, quae in diuinis scripturis de deo et deifilionon inueniuntur scripta. Z u r I n t e r p r e t a t i o n vgl. MESLIN, Ariens, 282-285; SIMONETTI, Crisi, 227-233; BRENNECKE, H i larius, 312-319; LÖHR, E n t s t e h u n g , 45-52; ULRICH, R e z e p t i o n , 161-165.
37 Sjn. 28,6 (257,2-8 ΟΡΠΖ): επειδή δέ πολλούς τίνα? κινεί περί της λεγομένης 'ΡωμαιστΙ μέν »σουβσταντίας«, 'Ελληνιστί δέ λεγομένης »ούσΙας«, τουτέστιν ίνα άκριβέστερον γνωσθή τό όμοούσιον ή τό λεγόμενον όμοιοούσιον, ού χρή τίνα τούτων παντελώς μνήμην γίνεσθαι ούδέ περί τούτων έξηγεΐσθαι έν τη έκκλησίςχ διά ταύτην τήν ahiav Kcd διά τούτον τόν λογισμόν, δτι έν Tons θείαις γραφάϊς ού γέγραπται περί τούτων, καΐ δτι ταϋτα ύπέρ τήν ανθρώπων γνώσιν κοί τόν άνθρώπων νουν έστι, κοί δ η ουδείς δύναται τήν γενεάν
Kapitel 4,2 - 5,1
169
In diesen Texten war nun aber zunächst nur von einem Verbot des Begriffes οϋσία die Rede. Die Formulierung, die auch die Anwendung des Begriffes ύττόστασις38 in Bezug auf Gott untersagt, findet sich erst in den Formeln von Nike und Konstantinopel39, in denen der 4. sirmischen Formel noch ein Satz mit diesem Verbot hinzugefügt ist40.
Kapitel 4,3 έκ δή τούτων σκοπεΐν Ιξεστιν, Αδελφοί, ώς ol Daran kann man beobachten, Brüder, dass die μέν έν ΝικαΙςι των γραφών πνέουσι, λέγοντος in Nizäa (Versammelten) nach den Schriften αύτοΰ TOÖ θεοϋ έν μέν τη έξόδω' »έγώ είμι ό duften, da Gott selbst im Buch Exodus sagt: ών«( διά δέ TOÖ 'Ιερεμίου- »τίς ίστη έν »Ich bin der Seiende«, durch Jeremia aber: Οττοστήμοπι αύτοΟ, κοί είδε τόν λόγον αύ- »Wer stand auf seinem Posten und sah sein τοϋ;« καΐ μετ' όλίγον » K a i Εστησαν έν TT) Wort?« und kurz danach: »Und sie standen auf ύποστάσει μου, Kcd ήκουσαν των λόγων meinem Posten und hörten meine Worte«, μου«, ή δέ ϋπόστασις οΟσία έστί κοί ούδέν »Hypostasis« bedeutet aber »Usia« und hat άλλο σημαινόμενον έχει ή αύτό τό δν, δττερ keine andere Bedeutung als das Sein selbst, Ίερε-μίας ύπαρξιν όνομάζει λέγων κοί »ούκ was Jeremia »Hyparxis« nennt, wenn er sagt: ήκουσαν φωνήν ίπτάρξεως«. »Und sie hörten nicht die Stimme des Vorή γάρ ύπόστασις καΐ ή οϋσία Οπαρξίς έστιν ?στι γάρ κοί υπάρχει. τοΟτο νοών Kai ό Παΰλος ϋγραψεν Έβραίοις · »δς ών άποώγασμα της δόξης, κοί χαρακτήρ της υποστάσεως αύτοΟ«.
handenen.« Denn die »Hypostasis« und die »Usia« sind »Hyparxis«; denn sie existiert und ist vorhanden. Dies meinte auch Paulus und schrieb deshalb den Hebräern: »Der ist ein Abglanz der Herrlichkeit und ein Abbild seines Wesens.«
TOÖ uioü διηγήσασθαι, καθώς γέγρατττατ (...). Vgl. auch unten S. 212 zu EpVifr. 6,2 Kai ό γογγυσμός κτλ. 38 Zur Bedeutung dieses Begriffes vgl. HAMMERSTAEDT, Art. Hypostasis. 39 Der Text dieser beiden Formeln findet sich bei Thdt., h.e. II 21 (Formel von Nike) und in Sjn. 30 (Formel von Konstantinopel). Zu den Unterschieden zwischen den einzelnen Texten vgl. BRENNECKE, Homöer, 52f.
40 Formel von Nike (Thdt., h.e. II 21,7 [146,2-8 PARMENTIER/HANSEN]): μήττε μήν δεΐν έττί προσώπου πατρός κοί uioü κοί άγίου πνεύματος μίαν ΰπόστασιν όνομάζεσθαι. Formel von Konstanrinopel (Sjn. 30,8-9 [259,12-17 OPITZ]): κοί γάρ οϋδέ όφείλει ύπόστασις περί πατρός κοί uioü καί άγίου πνεύματος όνομάζεσθαι. Zu beachten ist, dass die Formel von Nike die Rede von einer Hypostase verbietet, während die Formel von Konstantinopel die Rede von ϋπόστασις generell verbietet.
170
II. Kommentar
Athanasius spricht nun seine Adressaten mit άδελφοί wieder direkt an. Es folgt ein Schriftbeweis, der aus einer Kette von Bibelstellen (Ex 3,14; Jer 23,18; 23,22; Jer 9,9 und Hebr. 1,3) zusammengesetzt ist und durch den die Begriffe ό ών - αύτό τό δν - ούσία, λόγος und ΰπόστημα - ϋττόστασις - ύπαρξε miteinander in Beziehung gesetzt werden. Ziel dieses Schriftbeweises ist es zu zeigen, dass die Begriffe ύπόστασις und ούσία sehr wohl in der Heiligen Schrift zu finden sind und dass damit der Vorwurf seiner Gegner, diese Begriffe seien nicht schriftgemäß, zurückgewiesen ist41. Dabei wählt Athanasius die einzelnen Schriftstellen allein nach dem Vorkommen der Begriffe aus, ohne auf die jeweilige Bedeutung an der entsprechenden Stelle Rücksicht zu nehmen. Dieses Vorgehen findet sich in der Zeit nach der 2. sirmischen Synode auch bei mehreren anderen, v.a. lateinischen Autoren: Marius Victorinus, Phoebadius von Agen, Potamius von Lissabon42. άδελφοί
Vgl. oben S. 7 in der Einleitung Kapitel 1. Die Adressaten. ώς ol μεν εν Νίκαια
των γραφών
πνέουσι
Athanasius verwendet hier das Verbum πνέω τινός in übertragenem Sinn »nach etwas duften«43, um die Übereinstimmung der Väter von Nizäa mit der Heiligen Schrift auszudrücken. Die Schriftgemäßheit des Bekenntnisses der Synode von Nizäa führt dazu, dass die Konzilsväter gleichsam von einer wohlriechenden Sphäre umgeben sind. Eine ähnliche, im Sinn entsprechende Formulierung verwendet Athanasius in der Epistula ad Palladium, wenn er ihm seine Freude darüber mitteilt, dass er »nach der orthodoxen Lehre duftet«44. λέγοντος
αύτοϋ τού θεοϋ
Athanasius fuhrt an insgesamt drei Stellen Bibelworte mit dieser Formel ein. Es handelt sich neben der Epistula ad Afros um Syrt. 50,2 (Jes 42,8)45 und Ar. II 71,3 (Jes 66,2)4i. An allen drei Stellen handelt es sich um alttestamentliche 41 Zum gesamten Abschnitt vgl. DINSEN, Homoousios, 132f.; vgl. auch HANSON, Search, 846f. 42 Mar.Victorin., adv.Arium II 5; Phoebad., c.Arian. 7; Potam., epist. ad Äthan. (157,50-159,71 CONTI). Der Brief des Potamius ist sicherlich nach der sirmischen Synode von 357 abgefaßt; vgl. CONTI, Introduction, CChr.SL 69A, 60-62 gegen WILMART, Lettre. Vgl. auch Bas., ep. 361,1 (III 221,8-24 COURTQNNE).
43 Es liegt bei Athanasius eine singulare Verwendung vor, die sich sonst im 4. Jahrhundert nicht belegen läßt. Vgl. LSJ, s.v. II.3 und LAMPE, S.V. 44 Ep.Pall. (PG 26,1168 Β): ότι συνήθως £TTVEES όρθοδοξία?. 45 ϋττ' αύτοϋ TOÖ OSOÖ λέγοντος· τήν δόξαν μου έτέρω ού δώσω(274,16 OPITZ). 46 λέγοντος μέν αύτοϋ τοΟ θίοΰ· ή χείρ μου έττοίησΕ ταΟτα πάντα (248 METZLER/SAWIDIS).
Kapitel 4,2 - 5,1
171
Schriftworte in der 1. Person Singular, die als direkte Gottesreden verstanden werden. »εγώ
είμι ό
ών«
Ex 3,14 wird von Athanasius noch an zwei weiteren Stellen zitiert47. Dort steht die Bibelstelle allerdings in einem etwas anderen Argumentationszusammenhang und ist daher auch mit anderen Bibelstellen als hier kombiniert. In Decr. 22,3 (und die Argumentation von Decr. bereits voraussetzend auch in Sjti. 35,2) argumentiert Athanasius, dass έκ τοΰ πατρός mit έκ της ουσίας τοϋ πατρός gleichbedeutend sei, da wegen der οστλότης Gottes48 immer die ούσία Gottes gemeint sei, wenn in der Bibel von Gott oder dem Vater die Rede sei49. Ex 3,14 dient insofern zur Untermauerung seines Argumentes, als auf Grund des etymologischen Zusammenhanges von ό ών und ούσία beide Begriffe auf sehr leicht nachzuvollziehende Weise miteinander identifiziert werden50. Um die Gleichsetzung von έκ τοϋ πατρός mit έκ της ουσίας τοΰ πατρός geht es aber in der Epistula ad Afros an dieser Stelle nicht51, auch wenn sie natürlich im Hintergrund steht52. Athanasius geht es hier zunächst allein um die Schriftgemäßheit der οΰσία-Terminologie im Nizänum generell, die er durch Ex 3,14 als grundsätzlich schriftgemäß darlegt.
47 Daneben findet sich Ex 3,14 auch in der pseud-athanasianischen Ar. IV 1. Dort dient der Vers aber der Argumentation gegen die den Arianern zugeschriebene Annahme von zwei Seienden; vgL dazu VINZENT, Contra Arianos IV, S. 141-160. Im gleichen Kontext steht sie auch bei Markeil, frg. 61-64; vgl. SEIBT, Theologie, 390-392. 48 Vgl. Decr. 22,2 (18,28 OPITZ): ei δέ άπλοϋν τί εστίν ό θεό?, ώσπερ ουν καΐ Ιση, (...).Vgl. auch unten S. 261 zu EpAJr. 8,3. 49 Decr. 22,3 (18,32-35 OPITZ): ÖTCXV γούν λέγη· >>έγώ είμι ό ών«, κοί τό »έγώ είμι κύριος ό θεό?«, Kcd όπου ποτέ λέγει ή γραφή »ό θεό?«, ήμεΐ? άναγινώσκοντε? ουδέν Ιτερον ή οώτήν τήν άκατάλητπον αΟτοΰ ούσίαν σημαινομένην νοοϋμεν καί δτι εστίν δνπερ λέγουσιν. Vgl. Sjn. 35,2-3. 50 Vgl. dazu unten den Satz ή δέ ϋπόστασι? ούσία έστϊ καί ούδέν άλλο σημαινόμενον έχει ή αύτό τό δν, in dem ούσία und αύτό τό öv eindeutig miteinander identifiziert werden. 51 Diese Frage wird erst in EpAfr. 5,5 insofern behandelt, als dort die Gleichsetzung als selbstverständlich vorausgesetzt wird. Vgl. unten S. 200f. zu EpAfr. 5,5. 52 Grundlage der gesamten Diskussion ist ja die Formulierung des Nizänums γεννηθέντα έκ ΤΟΟ πατρός μονογενή, τουτέστιν έκ τη? ούσία? τοϋ πατρό? (Urk. 2 4 [ 5 1 , 6 f . OPITZ]).
172
II. Kommentar
διά δε τοϋ Ιερεμίου·...
των λόγων
μου
Athanasius fuhrt als nächstes zwei Schriftbelege für den Begriff ύπόστασις 53 an, nämlich J e r 2 3 , 1 8 und 22 s 4 . In diesen Versen wird das im masoretischen T e x t stehende n o durch die beiden gleichbedeutenden Substantiva ύττόστημα und ύττόστασις wiedergegeben 55 . Beide
Verse
werden
auch
von
Marius
Victorinus 56
in
seiner
Schrift
Adv.Arium II 3 als Belege dafür herangezogen, dass die Hypostasis-Terminologie schriftgemäß ist 57 . Dabei betont Marius Victorinus, dass der Begriff ϋττόστασις bzw. substantia nicht nur schriftgemäß sei, sondern auch von der Schrift bereits auf Vater und Sohn 5 8 bezogen werde 59 . I m folgenden Kapitel, Adv.Arium II 5, wird der Vers J e r 23,22 s 0 dann ausführlich zum Beweis dafür herangezogen, dass Crrrocrraois und ούσία gleichbedeutend seien 61 . Wenngleich Athanasius dies nicht ausfuhrt, ist dennoch vorauszusetzen, dass bei ihm dieselbe Überlegung zugrundeliegt, da auch er im nächsten Satz die beiden Begriffe ausdrücklich miteinander identifiziert 62 .
53 Zur Begriffsgeschichte, die hier nicht dargelegt werden kann, vgl. STEAD, Divine Substance; HAMMERSTAEDT, Art. Hypostasis; HANSON, Search, 181-190; und die Beiträge in RoMANO/TAORMINA (edd.), Hyparxis e Hypostasis. 54 Zur Rezeption des Jeremia-Buches durch Athanasius vgl. KANNENGIESSER, Recours, der jedoch diese Stellen nicht behandelt. 5 5 Zur Auswechselbarkeit der beiden Nominalsuffixe -μα und -ois in der Koine vgl. SCHWYZER, Griechische Grammatik I, 522 Anm. 13. 56 Vgl. BEIERWALTES, Substantia und subsistentia, 56f. mit Anm. 52. Zur Rolle des Marius Victorinus in den dogmatischen Auseinandersetzungen allgemein vgl. ULRICH, Anfange, 244-261. 57 Beide Verse werden von Marius Victorinus auch in Adv.Arium I 30 angeführt. Phoebadius fuhrt c.Arian. 7,4 nur Jer 23,22 an. 58 Athanasius selbst spricht allerdings nie von der ούσία bzw. der ύττόστασις des Sohnes, sondern immer nur von der des Vaters. 59 Mar.Victorin., Adv.Arium II 3 (48.52-61 H E N R Y / H A D O T ) : An non est tectum in scriptum divinis? (...) Verum quid tectum negant? Substantiam? An de dto et Christo substantiam? An όμοούσιον ipsum? De deo et Christo substantia lecta est. De deo lecta in propheta Hiertmia: qui stetit in substantia domini, et vidit verbum eius? qui praebuit aurem et audivit? Item pauto post. Et si stetissent in substantia et audissent verba mea. Item lecta substantia apud prophetam David: Et substantia mea in inferioribus terrae. Ltctum apud Paulum ad Hebraeos de Christo: Qui est character substantial eius. Sunt alia exempla, verum haec sufßcere arbitror. 60 Nur im Vers Jer 23,22 findet sich ja im Text der LXX der Terminus ύττόστασις, während die Vulgata den hebräischen Text in beiden Versen mit substantia wiedergibt. 61 Mar.Victorin., Adv.Arium II 5 (1-6.17-19 H E N R Y / H A D O T ) : Nunc videamus utrum ibi, ubi legmus, aliud significet ύπόστασις quam ούσίαν. Multi enim aestimant copias atque fortunas significari hoc verbo, ύποστάσει scilicet. Sed sic dixit: si stetissent in ύττοστάσει domini, vidissent verbum eius. Quid hie intellegmus ύπόστασιν domini, nisi id quod est deus? (...) Quid deinde? Cum alibi vel in Davide vel in evangelio posita est et lecta ύπόστασις, numquid aliud quam ούσία intellegtur?
Kapitel 4,2 - 5,1
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ή δέ ύπόστασις ούσία icrri καΐ ουδέν άλλο σημαινόμενου εχει ή αύτό τό δν Athanasius bezeichnet hier zum einen die beiden Begriffe ύπόστασις und ουσία als Synonyme63, zum anderen setzt er das Wesen Gottes mit seinem Sein selbst in eins. Die Gleichsetzung von ύπόστασις und ούσία läßt sich aus den nizänischen Anathematismen (ή εξ ετέρας υποστάσεως ή ουσίας φάσκοντας είναι64) ableiten65 und findet sich nach der Synode von Nizäa und im Anschluss an das Nizänum immer wieder bei Einhypostasentheologen. Wegen der zeitlichen Nähe zur Epistula ad Afros soll hier nur die theologische Erklärung der Eustathianer angeführt werden, die im Tomus ad Antiochenos von Athanasius zitiert wird66: ΰττόστασιν μέν λέγομεν ήγούμενοι ταϋτόν είναι είπεΐν ύπόστασιν καΐ ούσίαν, μίαν δέ φρσνοΰμεν δια τό έκ της ουσίας τοΰ πατρός εΤναι τον υίόν Kcd διά τήν ταυτότητα της φύσεως· μίαν γαρ θεότητα και μίαν εΤναι την ταύτης φύσιν πιστεύομεν καΐ ούκ άλλην μέν τήν του πατρός, ξένην δέ τούτου τήν του υίοϋ και τήν τοΰ άγιου πνεύματος. Athanasius ist dieser theologischen Richtung zuzurechnen, da er auch sonst in Anlehnung an biblischen Sprachgebrauch nur von einer Hypostase Gottes spricht und den Begriff auf den Sohn nicht anwendet67; allerdings findet sich bei ihm keine Reflexion über die Unterschiede zwischen Ein- und Dreihypostasenlehre68. Von Seiten der Vertreter einer Mehrhypostasentheologie wird aber immer wieder Widerspruch gegen diese Ineinssetzung von ούσία und ύπόστασις ein-
62 Beide Verse werden daneben auch bei (Ps.-?)Euseb.Verc., Trin. V, lin. 334; Ambr., fid. III 14 und Greg.Ilib., fid. 54 zitiert. 63 Vgl. STEAD, Divine Substance, 161. 64 Utk. 24 (52,3 O m ) . Vgl. die Stellungnahme des Paulinos in Tom. 11,2 (329,3-4 Orrz): διό καΐ άττοδέχομαι τήν προγεγραμμένην έρμηνείαν ττερί των τριών υποστάσεων κοΛ τη;
μιας ύποστάσεως ήτα ούσίας κοί τοΟ? φρονοϋντας ούτως.
65 Diese Identifizierung findet sich aber bereits bei Origenes, vgl. HAMMERSTAEDT, Art. Hypostasis, 1005. 66 Tom. 6,2 (324,17-21 OPITZ): »Wir reden zwar von einer >HypostasisHypostasis< und >Usia< zu sagen, denken aber, dass es eine ist, weil der Sohn aus der >Usia< des Vaters ist und wegen der Identität der Natur; denn wir glauben, dass es eine Gottheit und eine Natur dieser (Gottheit) ist und nicht eine die des Vaters, eine von diesem fremde aber die des Sohnes und die des Heiligen Geistes.« Vgl. dazu auch den Bericht über die Synode von Alexandrien bei Sokr., h.e. III 7; vgl. TETZ, Nikäische Orthodoxie, 120; ABRAMOWSKI, Hypostasenformeln, 43f.; HAMMERSTAEDT, Art. Hypostasis, 1017-1020. Vgl. auch Eugen., exp.fid. 2,4 und dazu TETZ, Markellianer, 88f. 67 Vgl. DINSEN, Homoousios, 118f.; ABRAMOWSKI, Dritte Arianerrede, 401-403. 68 Vgl. ABRAMOWSKI, Hypostasenformeln, 41: »Athanasius vertritt eine sekundäre Ein-Hypostasen-Theologie, einen gekappten Origenismus sozusagen. (...); das Nizänum impliziert eine Ein-Hypostasen-Trinität, und daran hat sich Athanasius gehalten.«
174
II. Kommentar
gelegt69. In den von der Synode von Ankyra 358 ausgesprochenen Anathematismen heißt es70: και εί τις εξουσία και ούσίψ λέγων τον πατέρα πατέρα τοϋ υίοϋ όμ00ύOT0V δέ ή ταΰτοούσιον λέγοι τόν υίόν τ ω πατρί, ανάθεμα εστω. Ebenso wehrt sich Basilios von Caesarea in mehreren Briefen gegen diese Gleichsetzung, die für ihn des Sabellianismus verdächtig ist71: καί τίνες των άπό της δυσσεβείας τοϋ Λίβυος Σαβελλίου ύπόστασιν Kai οϋσίαν ταΰτόν είναι ύπολαμβάνοντες εκείθεν ελκουσι τάς άφορμάς προς τήν κατασκευήν της εαυτών βλασφημίας, έκ τοϋ έγγεγράφθαι τ η ττίστει ότι· εάν δέ τις λέγη έξ ετέρας ουσίας ή υποστάσεως τόν υίόν, άναθεματίζει ή καθολική καί άττοστο λική εκκλησία. Der zweite an der Aussage des Athanasius beachtenswerte Aspekt ist die Gleichsetzung von ουσία und Gott selbst (αυτό τ ό όν). Zu vergleichen ist Decr. 22, wo sich Athanasius über die Bedeutung von ό Θεός äußert72: (...) έπεί καί τ ό θεός, καθά προεΐπον, ουδέν ετερον ή τήν οϋσίαν αΰτοϋ τοϋ δντος σημαίνει. Der Begriff ούσία erklärt sich für ihn v.a. von Bibelstellen wie E x 3,14 her. Im Hintergrund steht, dass sämtliche Begriffe ούσία - ών - όν derselben Wurzel »sein« zugehören73. Philologisch-philosophische Reflexionen darüber, was ούσία bedeutet, wie dies z.B. bei Origenes der Fall ist74, finden sich bei ihm nicht.
69
KELLY, Altchristliche Glaubensbekenntnisse, 239; DINSEN, Homoousios, 132f.; STEAD, Art. Homoousios, 422f.; HAMMERSTAEDT, Art. Hypostasis, 1017-1020; STEAD, Concept, 3.
70
Epiph., haer. 73,11,10 (III 284,4f. HOLL/DUMMER): »Und wenn jemand behauptet, der Vater sei durch >Exusia< und >Usia< Vater des Sohnes, und sagt, dass der Sohn mit dem Vater das gleiche oder identische >Usia< habe, sei er verflucht.« Zur Synode von Ankyra vgl. BRENNECKE, Hilarius, 338ff.; LÖHR, Entstehung, 63-68.
71
Bas., ep. 125,1 (II 31,26-31 COURTONNE): »Und einige von denen, die der Gottlosigkeit des Libyers Sabellius angehören, meinen, dass Hypostasis und Usia dasselbe seien, und nehmen die Gelegenheiten zur Errichtung ihrer eigenen Gottlosigkeit von daher, dass in dem Glaubensbekenntnis steht: >Wenn einer sagt aus einer anderen Usia oder einer anderen Hypostase, den verurteilt die katholische und apostolische KircheHypostasis< reden wollen - denn dies haben sie in Rimini und bei anderen ihrer Synoden geschrieben - , wie wurden sie nicht zu Recht abgesetzt, da auch sie sagten »wie ein Unverständiger in seinem Herz: Es gibt keinen Gott«?
Mit ούτοι δέ bezieht sich Athanasius anaphorisch auf Ep^Afr. 4,2 ούτοι δέ άπαξ Kod δεύτερον καθαιρεθέντες και τρίτον έν αύτη τη Άριμήνω zurück. Zugleich nimmt er polemisch die Verwerfung der Begriffe ουσία und ύπόστασις durch seine Gegner auf der zweiten sessio der Synode von Rimini (vgl. den als Parenthese formulierten Satz τοϋτο γάρ έγραψαν έν τη Άριμήνω καΐ έν άλλοις εαυτών συνόδοις) als unbiblisch wieder auf, wenn er ihnen nun vorhält, nur scheinbar die Schriften zu kennen und sich für weise zu halten (δοκούντες είδέναι τάς γραφάς καΐ όνομάζοντες εαυτούς είναι σοφούς). Der Gedanke wird — wie so oft — durch eine rhetorische Frage abgeschlossen, durch die die auf der ersten sessio der Synode von Rimini erfolgte Absetzung der Gruppe um Valens und Ursacius als δικαίως bezeichnet wird. Am Ende wird allerdings durch das Zitat von Ps 13,1 insofern noch ein neuer Gedanke eingebracht, als dadurch die dort bezeichneten Leugner Gottes mit den Arianern gleichgesetzt werden.
ol δοκοϋντες είδέναι τός γραφάς και όνομάζοντες εαυτούς είναι σοφούς Athanasius kritisiert hier (und in Ep-Afr. 5,6: τους δοκοϋντας λογίους) den gegnerischen Erkenntnisanspruch, der sich auf zweifache Weise ausdrückt: Seine Gegner meinen (fälschlicherweise80), die Heilige Schrift zu kennen, und sie bezeichnen sich selbst als Weise.
80 Vgl. auch unten Epyifr. 6,2.
Kapitel 4,2-5,1
177
Diese Polemik wird von ihm mehrfach und gegen verschiedene Gruppen (Heiden, Juden, Häretiker) angewendet, denen jedoch gemeinsam ist, dass sie Christus nicht anerkennen. 1. Gegen Heiden: In seiner Schrift De incarnationund in der Vita AntoniP ist dieser Vorwurf gegen heidnische Philosophen gerichtet. 2. Gegen Juden: In der EpAeg.Ub. stellt er die λέξεις der Heiligen Schrift und ihre διάνοια einander gegenüber und greift die jüdischen Schriftgelehrten mit folgenden Worten an83: και δέδεικται πάσιν, ότι καΐ ot δοκούντες τόν νόμον λαλεΐν ήλέγχθησαν τήν διάνοιαν όντες αιρετικοί καί θεομάχοι. In ähnlicher Weise wendet er sich in In illud: Qui dixerit verbum in filium gegen die Pharisäer84: έπειδάν δέ την άμφοτέραν τούτων άγνοιαν καΐ πήρωσιν ύπερβάντες ol δοκούντες εχειν τού νόμου την γνώσιν (οίοι ήσαν οί τότε Φαρισαΐοι) είς μανίαν τραττώσι, (...). 3. Gegen Häretiker: In De synodis kritisiert er (wie hier in EpAfr.) die Verfasser der sog. 4. sirmischen Formel ironisch als: ούτοι δέ οί vüv σοφοί (...)85. Explizit und namentlich als angeblich »Weiser, Kundiger« wird von Athanasius aber immer wieder Asterios angegriffen. In seinem Fall macht sich Athanasius die Berufsbezeichnung, σοφιστής86, zu Nutzen, indem er dieser ein ό λεγόμενος oder ό καλούμενος anfugt und so den mit dieser Bezeichnung verbundenen Anspruch (vgl. die zugrundeliegende Wurzel σοφ-) in Zweifel zieht. Dies zeigen folgende Stellen87: επειδή δέ ό καλούμενος σοφιστής καΐ πάντα γινώσκειν έτταγγελλόμενος εστίν ό γράψας, πόσης άξιος καταγνώσεως ό τοιούτος;88 und Άστέριος ό λεγόμενος σοφιστής89. μή θέλοντες
... άλλως
εαυτών
συνόδοις
Mit den anderen Synoden sind neben der zweiten sessio der Synode von Rimini (359; einschließlich der Verhandlungen der beiden Delegationen in Nike) die 2. sirmische Synode (357), das Treffen, das 359 die Synode von Rimini und 81 Vgl. inc. 47,5 (438,28f. KANNENGIESSER): δτι τοσαΟτα γραψάντων των παρ' "Ελλησι σοφών και μή δυνηθέντων πεΐσαι καν όλίγου; (...). 82 Vgl. vitAnt. 74,1 (324,If. BARTEUNK): άμέλει μετά ταϋτα πάλιν έλθόντων ετέρων τινών ήσαν δέ ούτοι των παρ' "Ελλησι δοκούν των εΐνοα σοφών - (...). 8 3 Epu4.eg.Lib. 9 , 4 ( 4 9 METZLER/HANSEN/SAWIDIS). 84 PG26.660A. 85
Syn 3 , 6 ( 2 3 3 , 1 0 OPITZ).
Vgl. KINZIG, Search, 1 5 . 87 Vgl. aber auch Stellen wie Syn. 18,2 καΐ Άστέριος δέ πς άπό Καππαδοκία?, πολυκέφαλος σοφιστή?, Syn. 20,1 oder oft in den Arianerreden, in denen σοφιστής als Berufsbezeichnung zur Identifizierung des Asterios, ohne offensichtlich polemischen Hintergrund, verwendet ist. 86
88
Ar.
I I I 2 , 2 ( 3 0 8 METZLER/SAWIDIS).
89 Decr. 20,2 (17,3f.
OPITZ).
178
II. Kommentar
Seleukia vorbereiten sollte und die 4. sirmische Formel als gemeinsame Diskussionsgrundlage verabschiedete, und wohl auch die Synode von Konstantinopel (359/360) gemeint. Zum Verbot der Rede von υπόσταση vgl. oben S. 167 zu Ep-Afr. 4,2 μή χρήναι λέγειν κτλ. πώς ού δικαίως
καθηρέθησαν...;
Zur Funktion rhetorischer Fragen in der Argumentation des Athanasius vgl. oben S. 63. λέγοντες
και αύτοί
ώς »άφρων
έν καρδίψ·
ουκ εστί
θεός«;
Unter Verwendung von Ps 13,l90 wird den Gegnern des Athanasius vorgeworfen, Gott gänzlich zu leugnen, also Atheisten zu sein91. In diesem Sinn ist Ps 13,1 von Athanasius auch schon in den Serapionsbriefen an zwei Stellen verwendet, wenn er dort fragt: Tis ουυ των τοιούτων αφρόνων άνέξεται, λεγόντων και αύτών εν καρδία μή είναι θεόν;92 und feststellt: λέξει γάρ κατ' όλίγον ό τοιούτος, ώς ό άφρων ούκ εστι θεός93. Durch das Zitat von Ps 13,1 ist dieser Vorwurf mit dem auch sonst häufig ausgesprochenen verbunden, dass die Arianer unvernünftig seien94.
Kapitel 4,5 ιτάλιν TE ol πατέρες έδίδαξαυ ΈΝ τη Νικαία μή εΤναι κτίσμα ή ποίημα τόν τοΟ θεού λόγον άναγνόντες · »πάντα δι' αύτοΰ έγένετο« καΐ »έν αυτω τά πάντα έκτΚσθη« καΐ »συνέστηκεν«. ούτοι δέ ol μάλλον ΆρειανοΙ ή Χριστιανοί άντε; εν ταΐξ άλλαι; έαυτών συνόδοι; κτίσμα τετολμήκασιν είπεϊν αΟτόν καΐ ίνα των ποιημάτων, ών αΰτός έσπν ό λόγο; δημιουργό; καΐ ποιητήξ.
90 91 92 93 94
Die Väter haben aber wiederum in Nizäa gelehrt, dass der Logos Gottes kein Geschöpf oder ein geschaffenes Ding ist, als sie vorlasen: »Alles wurde durch ihn« und »in ihm wurde das All gegründet und besteht es«. Diese aber, die mehr Arianer als Christen sind, haben auch bei ihren übrigen Synoden zu sagen gewagt, er sei ein Geschöpf und einer aus der Gruppe der geschaffenen Dinge, deren Schöpfer und Erschaffer der Logos selbst ist.
Vgl. oben S. 62. Vgl. δθεος von Arius Ar. 14,5, der Arianer als άσεβεΐς u.a. Ar. II 64,1; 71,1 u.ö.. EpSerap. I 22 (PG 26.581B). EpSerap. III 2 (PG 26,628A). Bezeichnung der Arianer als άφρων vgl. Ar. I 29,1, u.ö.; vgl. auch oben S. 164 zu EpA.fr. 4,2 άλογίαν.
Kapitel 4,2-5,1
179
εΐ γάρ δι' αύτού τά πάντα γέγονε, κτίσμα Denn wenn durch ihn das All entstanden ist, er δε εστί καΐ αύτός, εϊη αν κοΛ εαυτόν κτίζων. selbst aber ein Geschöpf ist, dann würde er auch και πώς δύναται τό κτιζόμενον κτίζειν ή sich selbst schaffen. Und wie kann das Geschafπώς ό κτίζων κτίζεται;
fene schaffen? Oder wie wird der Schöpfer geschaffen?
In diesem Abschnitt weist Athanasius nun, nachdem er die Termini ούσία und ύπόστασις bereits als schriftgemäß dargelegt hatte, wiederum unter explizitem Rückbezug auf die Synode von Nizäa die von seinen Gegnern im Blick auf den Logos verwendeten Begriffe κτίσμα und ποίημα zurück. Er geht dabei so vor, dass er zunächst die beiden Bibelstellen Joh 1,3 und Kol 1,16f. mit der Entscheidung der Synode von Nizäa in einen Zusammenhang bringt und dieser Entscheidung dann die Synoden der Arianer gegenüberstellt. Diesen wird ein Widerspruch zu den eben angeführten biblischen Zeugnissen vorgeworfen, wenn sie behaupten, der Logos sei geschaffen. Die Existenz dieses Widerspruchs wird seinen Adressaten durch die den Abschnitt abschließenden beiden rhetorischen Fragen unmissverständlich deutlich gemacht. πάλιν τε ol πατέρες ... τόν τοΟ θεού λόγον
Diese Aussage findet sich so nicht im Nizänum. In diesem heißt es vom Sohn γεννηθέντα ού ττοιηθέυτα; in den Anathematismen wird u.a. auch κτιστόν verurteilt95. Aber schon das Schreiben der Synode von Nizäa an die Ägypter zählt die Begriffe ποίημα und κτίσμα zu den in Nizäa verurteilten Positionen'6. Explizit verurteilt werden beide Begriffe in den Anathematismen der ersten sessio der Synode von Rimini: Si quis filium Dei creaturam uelfacturam dixerit anathema sif.
Die beiden Begriffe ποίημα und κτίσμα gehören jedenfalls zu den Kernbegriffen der athanasianischen Umschreibung der arianischen Position98. Es ist 95 Urk. 24 (51,8; 52,4 OPITZ). Vgl. die Interpretation des γεννηθέντα ού ποιηθέντα im Schreiben des Euseb (Urk. 22,11). Ob κτιστόν zum ursprünglichen Textbestand des Nizänums gehört, wurde von WILES, Textual Variant in Zweifel gezogen. 96 Urk. 23,3 (48,3f. OPITZ): ... Kai αύτεξουσιότητι κακία? καΐ άρετης δεκτικών τόν υΐόν τοϋ θεοϋ λέγοντος καί κτίσμα όνομάζοντος κοί ποίημα. Allerdings könnte dieser Satz eine spätere Interpolation sein, da zum einen das Textstück λέγοντος - ποίημα von Theodoret nicht überliefert wird und zum anderen der Genetivus absolutus λέγοντος die Konstruktion sprengt (vorher war von Arius im Nominativ die Rede, vgl. οΐς έκέχρητο βλάσφημων τόν υίόυ TOÖ θεοϋ, λέγων [48,2 OPITZ]). 97 DUVAL, Traduction, 11,16. Zu den Anathematismen der ersten sessio der Synode von Rimini vgl. DUVAL, Traduction, 20-22 und BRENNECKE, Homöer, 29f. 98 Vgl. Decr. 3,2; 6,1 (= Arius, Thalia frg. X BARDY); 19,1; 20,6; Dion. 13,2.3; 20,3; 21,3; Syn. 40,3; Ep-Aeg.IJb. 12,2 (= Arius, Thalia frg. III BARDY); Ar. I 53,2; II 1,2 (Thema der Schrift!); 61,2; 71,1; III 16; 18; Ep.Iov. 1,4; vgl. auch Urk. 4b,7; Marcell., ep. 2,5; Eugen.,
180
II. Kommentar
aber davon auszugehen, dass Arius selbst beide Begriffe nicht in dem ihm von Athanasius unterstellten Sinn gebraucht hat99, sondern ihre griffige, formelhafte Zusammenstellung auf Athanasius zurückgeht, der aus Aussagen des Arius wie in Urk. 6,2100 seine Konsequenzen gezogen hat101. άναγνόντες·...
και
»συνέστηκεν«
Die beiden Bibelstellen Joh 1,3 und Kol 1,16f. sind von Athanasius häufig zitierte loa classiä als Belegtexte für die zuvor vertretene These, dass der Sohn weder ein κτίσμα noch ein ποίημα ist102. Denn wenn durch den Sohn bzw. in ihm alle Geschöpfe geschaffen wurden und ihre Existenz haben, dann kann der Sohn unmöglich selbst eines dieser Geschöpfe sein. oi μάλλον
Άρειανοΐ
ή
Χριστιανοί
Vgl. unten S. 270 zu Ep^Afr. 9,1 ίνα μή πάντα κτλ. έν ταϊς άλλως
εαυτών
συνόδοις
... ε να των
ποιημάτων
Athanasius behauptet hier, dass die »Arianer« auf ihren anderen vielen Synoden103 den Logos als Geschöpf (κτίσμα) und eines der geschaffenen Dinge (Ινα των ποιημάτων) bezeichnet hätten104. Diese Behauptung ist falsch105; in den überlieferten Synodaldokumenten wird diese Aussage vielmehr mehrmals
exp.fid. 2,1. Vgl. HEIL, De Sententia, 96f. 99 Daher ist die Anfuhrung von Decr. 6,1 und Epyieg.Lib. 12,2 unter den Thalia-Fragmenten des Arius m.E. falsch. Bei den von BARDY, Luden, 261-274 und LORENZ, Arius judaizans, 38-47 angeführten Thalia-Fragmenten bzw. Arius-Gedanken stellt sich meiner Meinung die grundsätzliche Frage, ob sie authentisch bzw. in welchem Umfang sie vielmehr Referate des Athanasius sind bzw. inwieweit es sich um nur von ihm gezogene Konsequenzen handelt; vgl. dazu u.a. auch HANSON, Search, 10-15. 100 κτίσμα ΤΟΫ 0εοΰ τέλειον, άλλ' ούχ cos εν των κτισμάτων (12,9f. OPITZ); vgl. auch Urk. 7,2 und Urk. 8,4. 101 Vgl. WILLIAMS, Arius, 104; VAGGIONE, ούχ ώ? εν των κτισμάτων; WILES, Textual Variant, 431. 102 Beide Stellen zusammen Ar. I 71,1; Deer. 17,7f. und v.a. Dion. 2,2f.; vgl. dazu HEIL, De sententia, 97f., die auch die mangelnde Überzeugungskraft dieser Bibelstellen aus dem Blickwinkel einer »arianischen« Position betont. 103 Dabei bezieht er sich offensichtlich wiederum auf die Synoden, die er bereits in Kap. 2 angesprochen hatte, vgl. oben S. 117 ΕρΛ/r. 2,3 δέκα Kai πλέον κτλ. 104 Vgl. den ähnlichen Vorwurf, dass die »Eusebianer« es dauernd behaupten würden, in Decr. 13,2 (11,17-21 OPITZ): ΚΟΛ γάρ Kcd OL περί Εύσέβιον τοϋτο λέγειν έδόκουν, κοΛ σϋ δέ γράφων έδήλωσα?, δτι διά πολλών μέυ άποδείξεων ανατρεπόμενοι κοΛ ούτοι κατεγινώσκοντο, τοΟτο δέ όμως οώτοί τό βηττόν άνω και κάτω περιφέροντε; εν των κτισμάτων τόν ιΑόν είναι ίλεγον και τοις γενητοις αώτόν συνηρίθμουν. 105 Vgl. aber unten Anm. 121.
Kapitel 4,2 - 5,1
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ausdrücklich verurteilt 106 . S o heißt es in den Anathematismen der von der antiochenischen Synode des Jahres 341 verabschiedeten Ekthesis 1 0 7 : καΐ εί τις λέγει τόν υίόυ κτίσμα ώς εν τ ω ν κτισμάτων ή γέννημα ώς εν τ ω ν γεννημάτων ή ποίημα ώ$ εν των ποιημάτων καΐ μη d>s αί θεΐαι γραφαΐ παραδέδωκαν (...) άνάθεμα έστω. E b e n s o wird diese Position im 24. Anathematismus der 1. sirmischen Formel von 351 verurteilt 108 : εί τις βουλήσει τοϋ θεοϋ ώζ εν τ ω ν ποιημάτων γεγονέναι λέγοι τόν υϊόν τοϋ Θεοϋ, άνάθεμα έστω. Sogar unter den auf der 2. sessio der Synode von Rimini formulierten Anathematismen findet sich eine entsprechende Verurteilung 109 : Si quis dtxerit cnaturam Filium Dei, ut sunt caeterae creaturae, anathema ist. Vergleicht man nun das Urteil des Hieronymus über diesen Anathematismus 1 1 0 und den gesamten Zusammenhang des »Betrugs von Rimini« 111 läßt sich nachvollziehen, dass trotz des gegenteiligen Befundes in den Synodalschreiben auch für Athanasius die »Arianer« letztlich gelehrt haben, dass der Sohn ein κτίσμα und eis 112 τ ω ν ποιημάτων sei. So verwundert es auch nicht, dass der Vorwurf, die Arianer bezeichneten den Sohn als εΤς τ ω ν κτισμάτων oder ποιημάτων in den Schriften des Athanasius auch sonst immer wiederkehrt 113 , und diese Position von ihm (ziemlich sophis-
106 Vgl. dazu auch BRENNECKE, Homöet, 38 Anm. 87 mit weiteren Belegen. Vgl. außerdem Ar. II 23,1 (199 METZLER/SAWIDIS), von VINZENT als Asterios, £rg. 35 gezählt: άλλ' εϊπερ κατά TOOS αίρετικούξ κτίσμα μέν ή ποίημα fjv, αύχ ώς §ν 5έ των κτισμάτων δια τό έν δόξη διαφέρειν αΟτών, (...) und das Bekenntnis des Eunomios (Eun., Apol. 28 [74,20-22 VAGGIONE]): γέννημα τοϋ άγεννήτου (σύχ ώ$ iv των γεννημάτων), κτίσμα του ακτίστου (ούχ εν των κτισμάτων), ποίημα τοϋ ποιήτου (ούχ ώς iv των ποιημάτων). Vgl. dazu VAGGIONE, ούχ ώ$ εν των γεννημάτων, 185. 1 0 7 Syn. 2 3 , 9 ( 2 4 9 , 3 7 - 2 5 0 , 2 OPITZ).
108 Syn. 27,3 (256,9f. OPITZ). Anath. 4 bei Hier., c.Lucif. 1 8 (PL 2 3 . 1 7 1 Q . Vgl. BRENNECKE, Homöer, 3 6 - 3 9 . 110 Vgl. Hier., c.Lucif. 19 (PL 23,181 B): Coeperuntpostea Valens er Ursaäus, caeterique mqmtiat eorum socii, tgrtgi videlicet Christi sacerdotes palmas suas jactitart, dicentes se filium non creaturam negasse, sed similem caeteris creaturis. Tunc usiae nomen abolitum est: tune Nicaertaefideidamnatio conclamata est. Ingemuit totus orbis, etArianum se esse miratus est. 111 Vgl. dazu oben S. 133f. Exkurs I und LÖHR, Entstehung, 130 mit Anm. 277. 112 Es fallt auf, dass Athanasius immer von εTs των κτισμάτων/ποιημάτων spricht, also das Maskulinum benutzt und so den Bezug zu υίός herstellt, während in den überlieferten Zitaten und Aussagen von »Arianern« immer das Neutrum Iv mit dem Bezugswort κτίσμα/ποίημα verwendet wird. Einzige Ausnahme ist Urk. 13, der Brief Georgs von Laodizäa, der wie Athanasius von εΤς των ποιημάτων spricht. Vgl. dazu unten. 113 Vgl. Ar. I I I 16,1 (324 METZLER/SAWIDIS): εί γάρ μή οΰτως Ιχει, άλλ' »έξ οίικ δντων« ποίημα καΐ κτίσμα έστίν ό λόγο? ή οΟκ Ιστι θεός άληθινός δια τό είναι αύτόν Ινα των κτισμάτων (...). Denselben Vorwurf erhebt Athanasius gegen Asterios in Ar. III 60,5 (vgl. auch die Deutung Syn. 19,1), der geschrieben habe: καΐ εΤ; έκ πάντων των όντων γεννημάτων έσ-riv ό υΐόξ, wie auch gegen »Eusebianer« und »Arianer« in Syn. 45,7 (270,26109
182
II. Kommentar
tisch) widerlegt wird114, insofern er jegliche Anwendung des Terminus κτίσμα auf den Sohn, mit welcher Erklärung auch immer115, ablehnt. Daher ist für Athanasius auch die gegenteilige Aussage des Arius in Urk. 6,2 116 : κτίσμα τοϋ θεοΰ τέλειον, άλλ' ούχ cos εν των κτισμάτων, γέννημα, άλλ' οΰχ ώς εν των γεγεννημένων ein Beweis dafür, dass Arius im Grunde doch genau das meint, was er dem Wort nach ablehnt. Die Behauptung, Arius bzw. die »Arianer« sagten, der Sohn sei wie eines der übrigen Geschöpfe, ist aus diesem Grund zunächst der Polemik zuzurechnen. Allerdings zitiert Athanasius in seinem Brief De synodis aus zwei Briefen des Athanasius von Anarzaba und des Georg von Laodizäa117, in denen nun wirklich ausdrücklich behauptet wird, dass der Sohn unter die übrigen Geschöpfe zu zählen ist. So schreibt dem Zitat zufolge Athanasios von Anarzaba an Alexander von Thassaloniki118: τι μέμφη τοις περί "Αρειον, εί λέγουσιν έξ οΰκ όντων κτίσμα πεποίτρ-αι ό υιός τοΰ θεοΰ και εν των πάντων εστίν; έν εκατόν γάρ προβάτοις παραβαλλομένων πάντων των πεποιημένων εΤς έστι καΐ ό uios έξ αυτών. Wichtiger als dieses Zitat ist aber der Brief Georgs von Laodizäa, zu diesem Zeitpunkt noch alexandrinischer Presbyter, an die »Arianer«115: καΐ εστι
28 OPITZ): επειδή δέ κοί ol περί Εϋσέβιον Kcd "Αρειον πρό χρόνων μέν είναι τόν υίόν ϊλεγσν, πεποιήσθαι μέντοι καΐ Ινα των κτισμάτων αυτόν έδΙδασκον, (...). Vgl. auch das (angebliche) Ariuszitat in Urk. 4b,7 (7,23 OPITZ): άλλ' εΤ; μέν των ποιημάτων καΐ γενηττών εστι und Syn. 15,1. 114 Vgl. Ar. II 19,2-4; s. auch Epiph., haer. 69,16. 1 1 5 Vgl. Ep.Georg. in Epiph., haer. 7 3 , 1 3 ( I I I 2 8 6 HOLL/DUMMER) in der Auseinandersetzung mit den Anhomöern: έττειδή διαβεβαιοΰνται μή είναι έκ τοΰ θεοΰ γεγεννημένον τόν υίόν, άλλά μόνον κτίσμα είναι αύτόν καΐ έν τούτω διαφέρειν τών λοιπών κτισμάτων, δπ τε ίπτερέχει μεγέθει καΐ δτι πρώτο? τών άπάντων ύπέστη καΐ δτι ύπουργώ ούτω έχρήσατο εΙ; τήν τών λοιπών δημιουργίαν ό θεό$. 116 12,9f. OPITZ. Vgl. auch das angebliche Zitat aus Urk. 6 (so schon Ath. an der Stelle [195 METZLER/SAWIDIS]: καΐ πρώτά γε Τδωμεν όπερ έτπδεδώκασιν κατά τήν άρχήν, ήνίκα ή αϊρεσν; έπλάττετο παρ' αύτών, τω μακαρίτη 'Αλεξάνδρω Ιγραψαν τοΙνυν λέγοντεζ [...].) in Ar. I I 19,1 (195 METZLER/SAWIDIS): κτίσμα έστίν, άλλ' ούχ ώί εν τών κτισμάτων ποίημά έστιν, άλλ' ούχ ώς εν τώυ ποιημάτων, γέννημά έστιν, άλλ' ούχ cos ϊ=ν τών γεννημάτων. Ein Vergleich macht deutlich, dass hier kein Zitat des Arius vorliegt, sondern dieses von Athanasius ausgeschrieben ist, wobei die 2. antiochenische Formel, wenn nicht sogar das eunomianische Bekenntnis (in Eun., Apol. 28), bereits vorausgesetzt ist. 117 Syn. 17,4 und 17,6. 1 1 8 Urk. 1 1 , 1 ( 1 8 , 1 - 3 OPITZ): »Warum beschwerst du dich über die Leute um Arius, wenn sie sagen: Aus nicht Seiendem als Geschöpf ist der Sohn Gottes gemacht worden, und eines von allen (Geschöpfen) ist er? Denn wenn alle geschaffenen Dinge unter den einhundert Schafen (vgl. Lk 15,4) verglichen werden, ist auch der Sohn einer von ihnen.« 119 Urk. 13 (19,4f. OPITZ): »Offensichtlich ist alles aus dem nicht Seienden geschaffen worden, und auch der Sohn ist ein Geschöpf und einer der geschaffenen Dinge.«
Kapitel 4,2 - 5,1
183
δήλον εξ ούκ δντων πεποιήσθοα τά πάντα, εστί δέ καΐ ό utos κτίσμα και των πεποιημένων εΤς. Da Georg als einziger wie Athanasius von εΤς (τών ποιημάτων) spricht und für Athanasius auch dafür verantwortlich ist, dass die »Arianer« sich die Doppeldeutigkeit des έκ τοϋ θεοΟ in ihrem Sinne zu Nutzen gemacht haben120, liegt der Schluss nahe, dass Athanasius in seiner Polemik, die Arianer zählten den Sohn unter die übrigen geschaffenen Dinge, nicht an Arius oder irgendwelche Synodalschreiben, sondern an die Aussagen Georgs von Laodizäa anknüpft121. κτίσμα τετολμήκασιν
ειπείν...
ό κτίζων
κτίζεται
Athanasius zieht aus der den Arianern zugeschriebenen Aussage, dass der Sohn ein κτίσμα und den übrigen geschaffenen Dingen zuzurechnen ist, den Schluss, dass dann der Sohn sich selbst geschaffen haben müsste. Diese Konsequenz der arianischen Grundannahme ist widersinnig122 und erweist bereits die Grundannahme der Arianer als falsch. Athanasius bedient sich somit hier wie an vielen weiteren Stellen der sogenannten nductio ad absurdum^.
Kapitel 5,1 'Αλλ' ούδέ ούτω; αίσχύνονται τασϋτα λέγοντΕζ, έφ' οΤξ μισητοί καΐ παρά πδσΊν είσιν, όνομάζοντεξ μέν άττλώς την ΆρΙμηνον, δεικνύμενοι δέ κα) έν αύτη καθαιρεθέντες.
Aber nicht einmal so schämen sie sich, derartiges zu sagen, weswegen sie auch bei allen Menschen verhasst sind, indem sie einfach Rimini als Synode benennen und sich als auf ihr abgesetzt erweisen.
Dieser Abschnitt schließt den in Ep^Afr. 4,2-4,5 vorliegenden Argumentationsgang, die antithetische Gegenüberstellung der Synoden von Rimini und Ni-
120 Syn. 17,7, vgl. unten S. 198 zu Ερνψ. 5,4 διελάλουν άλλήλοις κτλ. 121 Natürlich ist zu beachten, dass Athanasius den Brief Georgs in De synodis im Rahmen seiner Beweisführung zitiert, dass die Arianer fortwährend andere theologische Positionen verträten und immer neue Synodalbekenntnisse verabschiedet hätten. Diese Beweisführung leitet er in Syn. 14,4 (241,33f. OPITZ) folgendermaßen ein und zählt damit den Brief also letzten Endes unter die Synodalschreiben: Οττέταξα τοίνυν άναγκαίω; άττό μέρου; τά τε παρά 'Αρείου γραφέντα κα) δσα συναγοτ/εΤυ ήδυνήθην ών έν διαφόροΐζ οΟτοι σννόδοις έξέθεντο, (...). 122 Dies wird durch die rhetorische Frage und deren ironischen Unterton noch zusätzlich betont. 123 Vgl. STEAD, Rhetorical Method, 131f.; vgl. nur Ar. II 63 und S. 260 zu EpJijr. 8,3 εΙ έξ άρετη; κτλ.
184
II. Kommentar
zäa, ab, indem er zum einen die wichtigsten Stichworte, die zu Beginn des Durchganges genannt wurden, noch einmal rekapitulierend aufnimmt (όνομάζοντες ... τήν Άρίμηνον vgl. Ep^Afr. 4,1; δεικνύμενοι vgl. Ep~Afr. 4,1; έν αύτη καθαιρεθέντες vgl. Ep-Afr. 4,2), zum anderen die durchgehende Ausgrenzung der Arianer wegen ihrer Theologie anspricht. αλλ' ουδέ ούτως ... παρά πάσίν είσιν Hier liegt wiederum Polemik vor. Athanasius wirft seinen Gegnern unmoralisches Verhalten vor: ούδέ ούτως οασχύνοντοα. Sich ihrer eigenen unmoralischen Taten nicht zu schämen, ist Charakteristikum der Heiden und der Arianer124. Das Verbaladjektiv μισητός wird von Athanasius eher selten verwendet; an den beiden mit Ep-Afr. vergleichbaren Stellen wird es auf den Teufel angewendet125. όνομάζοντες μεν απλώς την Άρίμηνον, δεικνύμενοι δε και έν αύτη καθαιρεθέντες Als besonders schimpflich erscheint für Athanasius die Berufung allein auf die Synode von Rimini (σττλώς) deswegen, weil die »Arianer« auf der ersten sessio dieser Synode ja abgesetzt worden waren.126
124 Vgl. Gent. 12 u. 22 (Heiden); ApoLsec. 2,1; 11,2; Fug. 26; Ar. III 58; in illud: qui dixerit (PG 26,669) (Arianer). 125 Vgl. Ep-Aeg.Lib. 1,4; 3,5. Vgl. HEIL, De sententia, 106f. 126 Vgl. auch oben S. 160 zu Epyifr. 4,1 είπΕρ oOv TIVES κτλ.
Kapitel 5,2-6,4
Nachdem Athanasius in Ep-Afr. 4,2-5,1 unter Rückbezug auf die Synode von Nizäa zum einen die Begriffe ουσία und ύπόστασις erklärt und zum anderen die (arianische) Verwendung der Begriffe κτίσμα und ποίημα abgelehnt hatte, kommt er im nun folgenden Abschnitt Epytfr. 5,2-6,4 ausführlich auf das nizänische Stichwort par excellence zu sprechen: όμοούσιος. Damit verbunden ist eine Schilderung der Diskussionen und des Ablaufes der Synode von Nizäa aus der Sicht des Athanasius1, die er mit teilweise wörtlich übereinstimmenden Formulierungen auch schon in seiner Schrift De decretis abgegeben hat2. Athanasius polemisiert dabei zunächst {Ep-Afr. 5,2-3) gegen seine Gegner, indem er ihnen vorwirft, allein deswegen gegen die Synode von Nizäa, und d.h. gegen den Begriff όμοούσιος, zu kämpfen, weil sie durch diese verurteilt worden sind. Daraufhin interpretiert er in den folgenden Abschnitten (Epu4fr. 5,4-6,1) das Nizänum und die hinter dem Text stehenden Intentionen, nämlich die Verurteilung der arianischen Häresie und die Formulierung einer orthodoxen Terminologie, die in zweifacher Hinsicht eine Präzisierung erfahren habe, zum einen hinsichtlich der Formulierung έκ της ουσίας του θεοϋ, zum anderen hinsichtlich des Begriffes ομοούσιος3. Der Argumentationsgang wird schließlich abgeschlossen durch die Zurückweisung des Vorwurfes, diese Begriffe seien άγραφοι (Ep-Afr: 6,2), die unter Aufnahme eines Traditionsbeweises durchgeführt wird (Ep^Afr,: 6,3-4).
1
2 3
Vgl. LUIBHSID, Council, 136-143.
Vgl. Decr. 19-21 und den folgenden Kommentar. Vgl. hiemi den Exkurs II auf S. 219-238.
186
II. Kommentar
Kapitel 5,2 Kcd αύτό δέ τό έν Νίκαια γεγραμμένον, Und was das in Nizäa Niedergeschriebene beόμοούσιον εΤναι τόν υίόν τώ πατρί, ού χάριν trifft, dass der Sohn dem Vater wesenseins ist, προσποιούνται μάχεσθαι ττρός τήυ σύνοδον um dessentwillen sie sich anmaßen, gegen die Kai περιβομβοΰσιν cos κώνωπες πανταχοΰ Synode zu kämpfen, und überall wie Stechmüπερί TT)S λέξεως Ή ώς άγνοοΰντες προσ- cken um das Wort herumsummen, so nehmen κόπτουσιν εΙς αύτό ώς ol προσκόπτοντες sie entweder als Unwissende an ihm Anstoß, wie eis τόν τεθέντα λίθον έν Σιών ττροσκόμμα- diejenigen, die »an dem auf Zion gesetzten Stein TOS ή γινώσκουσι μέν διά τοϋτο δέ μάχον- des Anstoßes anstoßen«, oder sie erkennen ται Kcd συνεχώς γογγύζουσιν, δη κατά της zwar, kämpfen aber deswegen und murren αίρέσεώς icmv αΟτών άληθώς αύτη Kai fortwährend, weil dies wahrhaftig und exakt eine ακριβώς άττόφασ^. Absage ihrer Häresie ist. Hier fallt nun zum ersten Mal der für Athanasius im Zentrum des Nizänums stehende Begriff όμοούσιον είναι τόν υίόν τ φ ττατρί. Unter Rückgriff auf typische Formen der Polemik greift Athanasius seine Gegner an und diskriminiert ihre Handlungsweisen grundsätzlich. καί αύτό δέ τό έν Νίκαια γεγραμμένον, όμοούσιον είναι τόν υίόν τω ττατρϊ Die Formulierung des Nizänums lautet: όμοούσιον τ φ πατρί 4 . Der vielbehandelte Terminus ομοούσιος kann und muss hier in seiner Bedeutung nicht näher diskutiert werden5. Für Athanasius macht er neben έκ της ουσίας τοΰ πατρός 6 den Kern des nizänischen Bekenntnisses aus. In der Ep^Afr. findet sich allerdings keine ausführlichere Diskussion über die Bedeutung beider Begriffe, vielmehr dienen sie nur als Schlagworte, durch die sich Orthodoxe von Häretikern unterscheiden lassen7. oö χάριν προσποιούνται μάχεσθαι πρός την σύνοδον Der Kampf gegen die Synode von Nizäa (μάχεσθαι προς τήν σύνοδον) gehört zu den Grundverhaltensweisen der Gegner des Athanasius; allein in diesem Abschnitt wirft er ihnen dies zweimal vor 8 . Hier gibt er nun auch den Anlass für 4
Urk. 24 ( 5 1 , 8 OPITC).
5
Hierfür sei auf die Literatur verwiesen, vgl. v.a. STEAD, »Homoousios«; DERS., Divine Sub-
6 7 8
moousios; DINSEN, Homoousios. Vgl. oben S. 165 zu Ep^Afr. 4,2 άλλά καϊ ώμολόγησαν κτλ. Vgl. unten S. 241 zu Ep-Afr. 7,1 ώμολόγησαν έκ της ούσίας κτλ. Vgl. Epylfr. 1,3; 3;2; 10,4; Syn. 20,1; 32,4; 39,5; 41,1 und oben S. 93 zu Ep-Afr. 1,3 δτι τινές βουλόμενοι κτλ.
stance, 190-222.242-266 (260-266 zu Athanasius); DERS., Art. Homousios; HERON, Ho-
Kapitel 5,2-6,4
187
ihren Kampf gegen die Synode von Nizäa an, nämlich den nizänischen Terminus όμοούσιος. περιβομβοΰσιν ώς κώνωπες πανταχού περί της λέξεως
Dass die »Arianer« sich wie dauernd umherschwirrende Stechmücken verhalten, ist eine Metapher, die Athanasius immer wieder verwendet9. Mit περιβομβοΰσιν ... πανταχού bezieht er sich wohl auf die von ihm schon kritisierten häufig stattfindenden Synoden10. Durch die Metapher der Stechmücken wird dieses Vorgehen seiner Gegner als äußerst lästig und überflüssig charakterisiert11; denn Stechmücken sind, noch dazu in dem vom Nil bestimmten Klima Ägyptens, vor allem sehr lästig und unangenehm und zugleich außerdem völlig unnütz12. προσκότΓτουσιν εις αυτό ... προσκόμματος
Athanasius macht hier wiederum wie schon an anderen Stellen13 biblische, in diesem Fall neutestamentliche Kritik am jüdischen Gesetzesverständnis für die Polemik gegen die Arianer fruchtbar: So wie die Juden nach Paulus (Rom 9,32 [vgl. Jes 28,16]) wegen ihres falschen Gesetzesverständnisses gestrauchelt sind, so ergeht es jetzt den Arianern mit dem nizänischen όμοούσιοξ. ή ώς άγνοοϋντες ...ή γινώσκουσι μεν
Unkenntnis gehört zu den zentralen Vorwürfen, die Athanasius seinen Gegnern in der Epistula ad Afros macht: Sie sind schlichtweg unwissend (vgl. auch Ep-Afr. 9,2), sie kennen nicht die Beschlüsse der Synode von Nizäa, sie wissen
9
Vgl. Decr. 14,1 (12,4f. OPITZ): τοΰτο γάρ πάλιν έκεΐνοι περιβομβοΰσιν ώς (fryέλη κωνώπων; Dion. 19,2 (60,22f. OPITZ): ώς κώνωπες περιβομβοΟντες, cos ούκ όρθώς γραψάσης της συνόδου τό όμοούσιον; Ar. III 59,1 sogar wie hier in EpAJr. 5,2 in Verbindung mit γογγύζειν (371 METZLER/SAWIDIS): πάλιν ώς άπό »στρεβλής της καρδίας« αύτών έιπνοοΟντες γογγύζουσι κοί τοις μέν ψιθυρίζουσι, τοις δέ ώς κώνωπες περιβομβοϋσι λέγοντες- (...); Fug. 2,31; Horn, in Mt. 11,27 (PG 25,528C). 10 Demgegenüber verwenden z.B. Bas., in Gordium Märtyrern 1 (PG 31.489Q; Greg.Nyss., bapt. Chr. (GNO 9, 221,8ff.) und Thdt., epp. Paul, proem. (PG 82.37A) das Verbum περιβομβέω, allerdings auch in Verbindung mit Bienen, positiv. 1 1 Vgl. ABRAMOWSKI, Dritte Arianerrede, 395; VINZENT, Asterius, 189; HERRMANN, Art. Fliege, 1121; MEIJERING, Dritte Rede 1,180. 12 Zur Lästigkeit von Fliegen vgl. nur den Auszug aus der Schrift »Über das Rote Meer« des Agatharchides bei Photius, Bibl. 250 (452a.3): ύττό δέ τήν έπιτολήν του κυνός γίνεταΙ τι κωνώπων πλήθος άπλετον, τηλικαύτην Ιχον δύναμιν ώστε τόν λαόν είς τάς λιμνώδεις υγρασίας έπελθόντα έκεΐ μένειν άφανη. 13 Ar. III 28,6 (340 METZLER/SAWIDIS): ol γάρ χριστομάχοι τούτον άγνοήσαντες έπλανήθησαν άττό της όδοϋ της αληθείας καΐ προσέκαψαν τω λίθω τοϋ προσκόμματος φρονοϋντες παρ' δ δει φρονεΐν und Decr. 17,9.
188
II. Kommentar
nicht, was auf der Synode von Rimini, die sie fortwährend selbst anfuhren, geschehen ist (ßp^Afr. 3,3), ja sie kennen nicht einmal die Heilige Schrift (Ep~Ajr. 4,4). γογγύζουσιν Athanasius -wirft seinen Gegner sehr häufig vor, dass sie »murren«14. Er greift mit diesem Vorwurf auf eine biblische Ausdrucksweise und auf biblische innerjüdische Kritik zurück15 und wendet sie auf die »neuen Juden«, die Arianer, an16. δη κατά της αΐρέσεώς ... ακριβώς άπόφασις Das Nizänum wird von Athanasius hauptsächlich in seiner antiarianischen Ausrichtung gesehen17, wie auch im folgenden noch dadurch deutlich wird, dass er die beiden nizänischen Termini έκ της ουσίας τοΰ πατρός und όμοούσιος von den nizänischen Anathematismen her interpretiert18. Die Bezeichnung des Nizänums als Absage an die arianische Häresie ist eine Formulierung, die von Athanasius in ähnlichem Kontext bereits in seinem Brief De synodts gebraucht wird19: διά τοΟτο καΐ vüv πάντα κινοϋσι καΐ θορυβοΰσι νομίζοντες ότι, καν πλείονας άποκτεΐνωσι καΐ συνόδους κατά μήνα συγκροτήσωσι, παύσεταί ποτέ ή κατά της άρειανής αίρέσεως άπόφασις. ακριβώς Vgl. unten S. 190 zu Ep-Afr. 5,3 άκρίβεια.
14 Vgl. Ep^Afr. 6,2; Deer. 1,6; 5,3; 21,2; Apol.sec. 1,1; Syn. 34,2; 36,6; 49,5; Fug. 8,6; Ar. I 33,2; II 38,3; III 59,1; Ep.Strap. II 9. 15 Vgl. u.a. E x 16 passim; N u m 11,1; 14,27; 17,20.25; Lk 5,30 von Pharisäern und Schriftgelehrten; I K o r 10,10 Aufnahme von E x 15,24 und 16,7; Apg 6,1 vom γογγυσμόζ der Hellenisten. Vgl. dazu auch RENGSTORF, Art. γογγύζω. 16 Vgl. dazu auch oben S. 62f. 17 Vgl. auch schon oben S. 89 zu Ep-Afir. 1,3 Ικανά μέν ούν κτλ.
18 Vgl. EpAjr. 9,3 und unten S. 229f. Exkurs II und S. 275 zu ΕρΛβτ. 9,2 άναθεματισάτωσαν κτλ. 19 Syn. 20,2 (247,7-9 OPITZ): »Deswegen bringen sie auch jetzt alles in Unruhe und lärmen herum, weil sie meinen, dass, falls sie mehrere töten und jeden Monat Synoden einberufen, einmal die Absage an die arianische Häresie ein Ende haben wird.«
Kapitel 5,2-6,4
189
Kapitel 5,3 oO γαρ οί λέξεις αυτούς λυποΟσιν, άλλ' ή Denn nicht die Begriffe betrüben sie, sondern die έν αύταΐς γενομένη κατάκρισις αύτών. καΐ in ihnen sich vollziehende Verurteilung von ihnen, τούτων δέ ττάλιν αίτιοι γεγόνασιν αύτοί· Und schuld daran sind sie wiederum selbst geκαΐ et τοΟτο κρι/πτειν αύτοί θέλουσι καίτοι worden. Und wenn sie selbst dies verbergen wolγινώσκοντες, άλλ' ήμας άκόλουβον εΗτεΐν, len, obwohl sie es erkennen, ist es hingegen für ίνα
καΐ
έκ τούτων
ή
μετά
άληθείας uns folgerichtig, es zu sagen, damit auch daraus
άκρίβεια της μεγάλης συνόδου δειχθή.
die mit der Wahrheit verbundene Genauigkeit der großen Synode gezeigt werde.
ού γάρ αί λέξεις ... κατάκρισις αύτών Athanasius wirft seinen Gegnern vor, dass hinter ihrer Kritik an den nizänischen Termini gar keine theologischen Gründe stehen, sondern die wahre Ursache für ihre Kritik in der u.a. auch mit Hilfe dieser Begriffe gegen sie durchgesetzten Verurteilung ihrer Position liege20. Auch hier steht die grundsätzliche antiarianische Intention des Nizänums im Vordergrund 21 . Athanasius greift ein weiteres Mal auf bereits einmal von ihm gemachte Formulierungen zurück; zu vergleichen ist v.a. Decr. 27,δ22: oü γάρ cd λέξεις αυτούς λυποΰσιν, άλλ' ότι έν αύταΐς απεδείχθησαν αίρετικοί καΐ των άλλων αιρέσεων τολμηρότεροι. αί λέξεις Mit ai λέξεις bezieht sich Athanasius auf die beiden nizänischen Termini ομοούσιος und έκ της ούσίας23.
20 Das Nizänum wird auch auch in Ar. I 7,5 und Syn. 32,3 als κρίσις der arianischen Häresie bezeichnet. Das hier verwendete Substantiv κατάκρισις ist jedoch viel stärker als das an anderen Stellen von Athanasius gebrauchte Wort κρίσις, da es für das jüngsten Gericht verwendet wird und damit einen eschatologischen Aspekt hat; vgl. MÜLLER, Lexicon, 741 s.v. κατακρίνω 2. und κααάκρισις. 21 Vgl. oben S. 188 zu EpAfr. 5,2 δτι κατά της αίρέσεως κτλ. 22 24,13-15 OPITZ: »Denn nicht die Begriffe betrüben sie, sondern dass durch sie erwiesen wurde, dass sie Häretiker und frecher als die anderen Häresien sind.« Vgl. auch Syn. 39,5 (265,27f. OPITZ): ότι δι' ουδέν Ιτερον μάχονται πρός τήν σύνοδον έκείνην τήν μεγάλην ή δτι τήν άρειανήν αϊρεσιν κατέκρινε. 23 Vgl. EpAJr. 5,4; 6,2 und 9,1; Decr. 1,2; 10,6; 11,1; 18,4; 19,1; 21,1.2; 25,1; 27,5; 32,1; Dion. 10,3; 11,1; 14,1.3; 19,3; 20,1; Syn. 13,3; 29,1; 37,1; 39,2; 39,3; 40,2.4.5; 42,1.
190
II. Kommentar
και ei -mho κρύτττειν αύτοϊ θέλουσι καίτοι γινώσκοντες Die Behauptung, die Arianer wollten wider eigentlich besseren Wissens etwas, und d.h. v.a. ihre wirkliche Meinung, verbergen, gehört zu den Standardvorwürfen, die Athanasius gegen seine Gegner vorbringt. Zu vergleichen ist z.B. Ar. I 10,324: και τοϋτο ϊαασι καΐ αύτοϊ και ώς iravoüpyoi κρύπτουσι, μή θαρρούντες λαλεΐν αύτά, άλλ' ετερα φθεγγόμενοι παρά ταύτα. αλλ' ήμας άκόλουθον... της μεγάλης συνόδου δειχθη Weil die nizänischen Termini όμοούσιος und έκ της ουσίας die Verurteilung der arianischen Häresie gewährleisten, ist es für Athanasius nur folgerichtig25, ihre Einfuhrung im folgenden noch näher zu begründen26 und dadurch die Vollkommenheit der nizänischen Synode aufzuzeigen. Diese Vollkommenheit drückt sich in der Wahrheit (άληθεία) und in der präzisen Ausdrucksweise (ακρίβεια) des Nizänums aus27. ακρίβεια Der Terminus technicus ακρίβεια meint in der rhetorischen Exegese von Texten die qualitative Exaktheit28. Diese Eigenschaft ist nach Athanasius auch den nizänischen Termini ομοούσιος und έκ της ουσίας zuzusprechen, wie er z.B. in De synodis deutlich macht29:
24 119 METZLER/SAWIDIS: »Und dies wissen auch sie und verbergen es wie Verbrecher, indem sie es nicht auszusprechen wagen, sondern anderes als dieses von sich geben.« Er wiederholt diesen Vorwurf v.a. an folgenden weiteren Stellen: ApoLsec. 8,5; Ep.mortAr. 2,1; Sjn. 22,1; EpAeg.Lib.
11,1.4.5.6; 17,4; 18,5; 19,7-,Ar. 110,4.5; 13,8; II 3,4; 19,2.
25 Die Formulierung, dass etwas folgerichtig zu sagen ist, findet sich auch schon in den Arianerreden; vgl. Ar. II 65,1; 77,4. 26 Vgl. EpAfr. 5,4-6,1 und unten Exkurs II. 27 Vgl. auch folgende Stellen bei Athanasius: Deer. 32,5 (28,21-23 OPITZ): άνάγνωθι KCD TOIS τότε παροϋσιν αδελφοί?, ϊνα καΐ οώτοί τσΟτα μαθόντε? άποδέξωνται μέν της συνόδου τόν ζήλον της αληθείας κσί τήν της διανοίας σκρίβειαν, (...) und Ep.Jov. 1,6 (332,8-10 OPITZ): έπιδοϋναι τη ση εϋλαβείςι τήν έν Νικαία όμολογηθεΐσαν πίστιν έσπουδάσαμεν, ίνα γνφ σου ή θεοσέβεια ά μετά πάσης ακριβείας γέγραπτω, κοί όσον πλανώνται ol παρά ταΟτην διδάσκοντεξ. 28 NEUSCHÄFER, Origenes, 238: »... den Exegeten Ausdruck für die Detailtreue eines Textes«. Vgl. auch SCHÄUBLIN, Untersuchungen zu Methode, 112 mit Anm. 108; ERNESTI, Lexicon, 11; LAUSBERG, Rhetorik, § 1072, außerdem § 539. 29 Sjin. 45,6 u n d 45,8 (270,21 f.; 271,8-10 OPITZ): »Indem sie über die Gottheit des Sohnes ein-
facher schrieben, haben sie sich nicht mit der Exaktheit des >wesenseins< beschäftigt, (...). Denn die Exaktheit dieses Begriffes widerlegt ihre Betrügerei, wenn sie das Wort >aus Gott< sagen, und vertreibt alle ihre Überredungskünste, mit denen sie die Einfaltigen unversehens mit sich reißen.« Vgl. auch Ar. II 33,1 (210 METZLER/SAWIDIS): δμως Kcd τούτων των £>ητών ή ακρίβεια, καί των παραδειγμάτων ή διάνοια διελέγχει τήν σκια/ραφίαν τοΟ μιαροΰ δόγματα? αΟτών.
191
Kapitel 5,2-6,4
περί δέ της τοΰ υίοϋ θεότητος άπλούστερον γράφοντες ού κατεγένοντο περί την τοΰ ομοουσίου άκρίβειαν, (...). ή γάρ της λέξεως ταύτης ακρίβεια την τε ύπόκρισιν αυτών εάν λέγωσι τό εκ τοΰ Θεοϋ βητόν, διελέγχει καϊ πάσας αυτών τάς πιθανότητας, εν αΤς ΰφαρπάζουσι τους άκεραίους, έκβάλλει.
Kapitel 5,4 των γάρ συνελθόντωυ έπισκόπων βου- Denn als die versammelten Bischöfe die von den λομένων τάς μέν παρά τών Άρειανών Arianern
erfundenen
Worte
der
Gottlosigkeit
έφευρεθεΐσας της άσεβείας λέξεις άνελεΐν, (nämlich »aus Nichts Seiend«, und »Geschöpf« und τό έξ ούκ δντων και τό λέγειν κτίσμα καϊ »geschaffenes Ding« vom Sohn zu sagen und »Es ποίημα τόν νίόν καϊ ήν πστε δτε ούκ ήν war einmal, als er nicht war« und dass er eine wanκαϊ δτι τρεπτης έστι φύσεως, τάς δέ delbare Natur habe) vernichten wollten, die allgeτών γραφών όμολογουμέυας γράψαι, δ-π mein
akzeptierten
(Worte)
der
Schrift
aber
τε έκ τοΰ θεού ό υιός φύσει μονογενής schreiben wollten, nämlich dass der Sohn von Naέστιν, λόγος, δύναμις, σοφία μόνη τοΰ tur aus einziggeboren aus Gott ist, Wort, Kraft, πατρός, »6εός άληθινός« ώς είπεν ό einzige Weisheit des Vaters, »wahrhaftiger Gott«, 'Ιωάννης
καϊ
ώς
ϊγραψεν
λος »απαύγασμα της
ό
ΠαΟ- wie Johannes sagte und wie Paulus geschrieben hat:
δόξης καί χα- »Ein Abglanz der Herrlichkeit und ein Abbild der
ρακτήρ της τοΰ πατρός ύποστάσεως«, Existenz des Vaters«, da sprachen die Eusebianer ol περί Εύσέβιον ύπό της !δ(ας κακο- unter dem Einfluss ihrer eigenen falschen Ansicht δοξίας
έλκόμενοι
διελάλουν
άλλήλοις· miteinander: >Lasst uns zustimmen; denn auch wir
συνθώμεθα. καϊ γάρ καϊ ήμεΐς έκ τοΰ sind aus Gott, »denn es ist ein einziger Gott, aus θεοϋ έσμεν· »εΤς γάρ θεός, έξ ού τά dem das All ist« und »das Alte ist vergangen, siehe πάντα« καϊ »τά άρχαΐα παρήλθεν, ίδού Neues ist geworden, das All aber ist aus Gott«.< Sie γέγουε καινά, τά δέ πάντα έκ τοΟ θεοϋ.« zogen aber auch das in Betracht, was im »Hirten« έλογίζοντο δέ καϊ τό έν τώ Ποιμένι geschrieben ist: »Als erstes von allem glaube, dass γραφέν· »πρώτον πάντων πίστευσον, ein einziger Gott existiert, der das All gegründet, ότι εις έστιν ό θεός ό τά πάντα κτίσας gehörig eingerichtet und aus dem Nicht-Sein ins καϊ κοπαρτίσας και ποιήσας έκ τοΰ μή Sein gebracht hat.« δντος είς τό είναι«.
Zum gesamten Abschnitt Ep~Afr. 5,4-6,1 und seinem Verhältnis zu Decr. 19,1-20,3 vgl. S. 39-44 und S. 219-238 Exkurs II.
192
II. Kommentar
των γαρ συνελθόντων έττισκόπων βουλομένων
Athanasius unterstellt hier und an mehreren weiteren Stellen indirekt, die leitende Intention der Väter von Nizäa zu kennen30. των γάρ συνελθόντων επισκόπων...
τρεπτης εστί φύσεως
Diese Reihung von den Arianern zugeschriebenen Aussagen (έξ ούκ όντων, κτίσμα καΐ ποίημα, ήν ποτε δτε ούκ ήυ, τρετττης έστι φύσεως31) findet sich in dieser Zusammenstellung nur hier32. Generell sind als Grundlage solcher stichwortartiger Zusammenfassungen der arianischen Lehre weniger Aussagen des Arius selbst als die nizänischen Anathematismen zu vergleichen, auf die sich Athanasius durchgehend, aber jeweils unter Anführung anderer Begriffe bezieht33. ras μεν παρά των 'Αραανών έφευρεθείσας της ασεβείας λέξεις
Athanasius kommt hier indirekt einem Vorwurf seiner Gegner zuvor, indem er an diesen nun seinerseits kritisiert, dass sie selbst ihre Terminologie nicht der Heiligen Schrift entnahmen34, sondern sie sich ausdachten. Zusätzlich stellt er auch im folgenden nochmals betont heraus, dass die Termini όμοούσιος und εκ
30 Vgl. auch Ep~Afr. 5,5 άλλ' ol έπίσκσττοι θεωρήσαντες; Ep^4fr. 5,6 πάλιν 6έ των έπισκόπων κτλ. und Ep^A/r. 6,1 άλλά καΐ ένταΰθα κτλ. 31 Zu έξ ούκ δντωυ vgl. Urk. 1,5; Urk. 4b,7 und Urk. 14,11.15 u.ö., vgl außerdem LORENZ, Arius judaizans?, 54f.; HANSON, Who taught; BÖHM, Arius, 139-150; HEIL, D e sententia 95. Zu κτίσμα Kod ποίημα vgl. oben S. 179 zu Ep~Afr. 4,5 πάλιν τε ol πατέρες κτλ. Zu ήν ποτε δτε ούκ ήν vgl. Urk. 4b,7; Urk. 14,15 und Urk. 1,5; Urk. 6,4; außerdem MEIJERING, ήν ποτε δτε; LORENZ, Arius judaizans?, 54-56.64f. Zu τρεπτής ί σ η φύσεως vgl. Urk. 4b,8.10; Urk. 14,11.13 und Ar. I 5,8, dagegen aber Urk. 1,4 (άυαλλο(ωτος) und Urk. 6,2 (άτρεπτον κοΑ αναλλοίωτου). 32 Vgl. aber die sehr ähnliche Zusammenstellung in Ep.Jov. 4,1 (333,17-19 OPITZ): ol 'Αρειομανΐται, έξ ούκ όντων τόν υΐόν τοΟ θεοΰ λέγοντες xcd δ η ήν ποτε δτε ούκ ήν καΐ κηστός καΐ ποιητός καΐ τρεπτός έση. 33 Vgl. dazu unten S. 275 zu Ep-Afr. 9,2 άναθεμαησάτωσαν. Zu anderen Zusammenfassungen des Arianismus bei Athanasius vgl. die synoptischen Zusammenstellungen bei LORENZ, Arius judaizans?, 38- 47 und HEIL, D e sententia, 88-96. Die Frage, ob Arius wirklich die ihm unterstellten Lehren vertrat und wie die Unterschiede zwischen den (postulierten) Thalia-Fragmenten, die zumindest teilweise eher Schlussfolgerungen des Athanasius als Aussagen des Arius sind, und seinen Briefen (Urk. 1 und 6) zu erklären und wie die bei Athanasius überlieferten Aussagen überhaupt zu bewerten sind, kann hier nicht näher erörtert werden. Zum Stand der Diskussion, besonders hinsichtlich d e r T h a l i a , v g l . STEAD, T h a l i a ; LORENZ, C h r i s t u s s e e l e , v . a . 1 9 - 3 5 ; HALL, T h a l i a ; WILLIAMS,
Quest; KANNENGIESSER, Blasphemies und DERS., Blasphemes; HANSON, Search, 5-15 und 1618; BÖHM, Arius, 67-81 und METZLER, Rekonstruktion.
34 Vgl. auch unten EpAjr. 6,2.
Kapitel 5,2-6,4
193
της ουσίας schriftgemäß sind und die Väter von Nizäa sie von ihren Vorgängern übernommen haben35. Dieser Vorwurf findet sich in demselben argumentativen Zusammenhang auch in Ar. III 59,336: πόθεν γ ά ρ τό »βουλήσει καΐ θελήσει«; έκ ποίας γραφής τά τοιαΰτα πάλιν προφέρουσιν, είπάτωσαν οί τοις φήμασιν ύποπτοι καϊ της άσεβείας έφευρεταί und Deer. 18,437: διατί τοίνυν άγράφους αύτοί λέξεις πρός άσέβειαν έφευρόντες, αίτιώνται τους άγράφοις λέξεσιν εύσεβοΰντας;
τάς δέ των γραφών όμολογουμένας ... της τοΟ πατρός υποστάσεως Die biblisch38 belegbaren Termini έκ τοϋ Θεοϋ, φύσει39 μονογενής, λόγος, δύναμις, σοφία μόνη τοϋ πατρός'10, θεός αληθινός41 und απαύγασμα της δόξης καϊ χαρακτήρ της τοϋ πατρός υποστάσεως 42 gehören zu den Lieblingsbegriffen des Athanasius zur Bezeichnung des Verhältnisses des Sohnes zum Vater43. Diese werden von ihm in jeweils anderer Zusammenstellung angeführt. Zu vergleichen ist in erster Linie die Darlegung in Ar. I 9,1-2; dort gibt Athanasius folgende Zusammenfassung seines Glaubens44: Ιδού γ ά ρ ήμεΐς μέν έκ 35 Vgl. oben EpAfr. 4,3 und unten EpAfr. 6,3. 3 7 2 METZLER/SAWIDIS: »Woher stammt denn das »durch Willen und Wollen«? Aus welcher Schrift sie derartiges wiederum vorbringen, sollen die, die den Begriffen argwöhnisch gegenüberstehen, die Erfinder der Gotdosigkeit, sagen!« 3 7 15,25f. OPITZ: »Weswegen beschuldigen sie also, obwohl sie selbst Begriffe, die sich nicht in der Heiligen Schrift finden lassen, zur Gotdosigkeit erfunden haben, diejenigen, die mit Begriffen, die sich nicht in der Heiligen Schriftfindenlassen, fromm sind?« Vgl. EpAfr. 6,2. 38 έκ τοΟ ΘεοΟ bzw. πατρός, μονογενής und θεός άληθινός werden auch im Nizänum als Prädikate des Sohnes genannt. 39 Dass der Sohn φύση Sohn ist, ist so natürlich nicht in der Schrift zu finden; vgl. dazu Ar. III 59-67, v.a. 62f. und unten S. 266 zu EpAfr. 8,4 κοί ό μή κτλ. 40 Vgl. IKor 1,24; vgl. auch Ep.Serap. 119. 41 Vgl. ljoh 5,20. 42 Hebr 1,3, vgl. oben S. 175f. zu EpAfr. 4,3. 43 Vgl. zu diesen Bildern SIMONETTI, Crisi, 271; HANSON, Search, 427; HANSON, Transformation, 255-265; STEAD, Art Homousios, 419-422. Vgl. auch unten S. 266 zu EpAfr. 8,4 κοί ό μή κτλ. 4 4 117f. METZLER/SAWIDIS: »Denn siehe, wir sprechen freimütig aus den Heiligen Schriften über den frommen Glauben und setzen gleichsam ein Licht auf den Leuchter, indem wir sagen: >Von Natur aus ist er wahrer und echter Sohn des Vaters, zu seinem Wesen gehörig, eingeborene Weisheit und wahrhaftiger und einziger Logos Gottes ist dieser; er ist nicht Geschaffenes und nicht Geschöpf, sondern eigener Sprössling des Wesens des Vaters; deswegen ist er wahrhaftiger Gott, wobei er wesenseins mit dem wahrhaftigen Vater ist. Im Hinblick auf das andere, wodurch er sagte: »Ich sagte: Götter seid ihr«, haben sie nur anteilhaftig am Logos durch den Geist diese Gnade vom Vater; er ist Abdruck der Hypostase des Vaters und Licht vom Licht und Kraft und wahrhaftiges Abbild des Wesens des Vaters. Denn dies sagte wiederum der Herr: Der, der mich gesehen hat, hat den Vater gesehen. 36
194
II. Kommentar
των θείων γραφών παρρησιαζόμεθα περί της ευσεβούς πίστεως καΐ ώς λύχνον έπΐ της λυχνίας τίθεμεν λέγοντες- >υίός άληθινός φύσει και γνήσιος έστι τοϋ πατρός, ίδιος της ουσίας αύτοϋ, σοφία μονογενής, καΐ λόγος άληθινός και μόνος τοϋ θεοϋ ουτός έσην· ουκ εστί κτίσμα ούτε ποίημα, άλλ' ίδιον της τοϋ πατρός ούσίας γέννημα, διό θεός εστίν άληθινός άληθινοΰ πατρός »όμοούσιος« υπάρχων, τά δ' άλλα, οίς είπεν- » ε γ ώ είπα· θεοί έστε«, μόνον μετοχή τοϋ λόγου διά τοϋ πνεύματος ταύτην εχουσι τήν χάριν παρά τοϋ πατρός, »χαρακτήρα έση της τοϋ πατρός »ύποστάσεως« καΐ »φως έκ φωτός« και »δύναμις« και »είκών« άληθινή της τοϋ πατρός ούσίας. τοϋτο γάρ πάλιν εΤπεν ό κύριος· » ό έμέ έωρακώς έώρακε τόν πατέρα«, άεί δέ ήν και εστί και ούδέποτε ούκ ήν. άιδίου γάρ δντος τοϋ πατρός, άίδιος άν είη και ό τούτου λόγος και ή σοφία.< οί περί Εύσέβιον ύπό της Ιδίας κακοδοξίας έλκόμενοι Eine (fast) wörtliche Parallele liegt vor in Decr. 19,145. Mit der Formulierung οί περί Εύσέβιον bezeichnet Athanasius seine Gegner in der Epistula encyclica, der Apologia secunda, dem Brief De Morte Arii, der Historia Arianorum, der Apologia ad Constantium, dem Brief De decretis, der Epistula ad episcopos Aegypti et Ubyae, dem Brief De synodis und schließlich der Epistula ad Afros. Dies sind abgesehen von der Epistula encyclica*' alles Schriften, die sowohl lange nach dem T o d der beiden in Frage kommenden Namensgeber Euseb von Caesarea 47 als auch Euseb von Nikomedien/Konstantinopel 48 entstanden sind49. D a οί περί Εύσέβιον im normalen Sprachgebrauch fast generell Euseb und seine Anhänger bedeutet 50 , ist diese Gruppenbezeichnung daher größtenteils eine völlig anachronistische pauschalierende Benennung, die hauptsächlich polemischen Zielen dient51. Dass es sich hier um eine pauschalierende Bezeichnung handelt, die gar nicht unbedingt eine konkrete Person in ihr Blickfeld nimmt, zeigt sich auch
49
Immer war er und existiert er und niemals war er nicht; denn da der Vater ewig ist, ist wohl auch sein Logos ewig und seine Weisheit.« Vgl. oben S. 39-44. Vgl. zu dieser Schrift SCHNEEMELCHER, Epistula encyclica. Gestorben wohl 339/340, vgl. Sokr., h.e. II 4,1. Zur Rolle Eusebs von Caesarea im arianischen Streit vgl. MOREAU, Art. Eusebe; MOREAU, Art. Euseb; HANSON, Search, 46-59.159-161. Gestorben um 342, vgl. ApoUec. 36,2. Zur Rolle Eusebs von Nikomedien im arianischen Streit vgl. BARDY, Recherches, 296-315; SPANNEUT, Art. Eusebe; LUIBHEID, Arianism of Eusebius; HANSON, Search, 27-32. Eine weitere Ausnahme ist die Nennung in Urk. 4b,ll. Vgl. KANNENGIESSER, OÜ et quand,
50
Vgl. L S J , s.v. Trcpl C 1.2.
45 46 47 48
347.
51 Da sich die Sekundärliteratur zu diesem Problem praktisch nicht äußert (vgl. z.B. SIMONETTI, Crisi, 124 Anm. 78), muss es hier etwas breiter als für den Kommentar eigentlich nötig behandelt werden.
Kapitel 5,2-6,4
195
dadurch, dass nie recht deutlich wird, wer von den beiden Eusebii als Anführer dieser Gruppe eigentlich gemeint ist52. Es deuten zwar mehr Hinweise darauf, dass sich die Benennung auf Euseb von Nikomedien bezieht53, allerdings werden in ApoLsec. 77,10 Euseb von Caesarea und die Eusebianer zusammengebracht54. Schließlich werden in Syn. 17,1 f. in unmittelbarer Nähe zueinander die Eusebianer (getrennt von den Arianern), Euseb von Nikomedien und Euseb von Caesarea genannt, wobei nicht deutlich wird, ob und in welchem Verhältnis die drei Namen bzw. Personengruppen zueinanderstehen. Athanasius schwankt außerdem in seinen Angaben darin, wen er der Gruppe οί περί Εύσέβιον überhaupt zurechnet. Namentlich als Eusebianer werden von ihm in ApoLsec. 21,1 Dianios von Caesarea, Flakillos von Antiochien, Narkissos von Neronias, Eusebios von Konstantinopel, Maris von Chalkedon, Makedonios von Mopsuestia und Theodoros von Heraclea55 genannt, in ApoLsec. 46,1 werden als μετά τούς περί Εύσέβιον neben Theodoros von Heraclea und Narcissos von Neronias auch Stephans von Antiochia, Georg von Laodizäa, Akakios von Caesarea, Menophantes von Ephesus, Ursacius von Singidunum und Valens von Mursa56 gerechnet, in Syn. 18,2 schließlich auch Asterios. In der oben bereits angeführten Stelle Syn. 17,1 allerdings richten die Eusebianer einen Brief an Narkissos von Neronias, Patrophilos von Skythopolis, Maris von Chalkedon, Paulinos von Tyros, Theodotos von Laodizäa und Athanasios von Anazarba; die Angeschriebenen gehören demnach der Gruppe, der sie sonst zugerechnet werden, offensichtlich nicht an. In HistAr. 28,1 werden Leontios von Antiocheia, Georg von Alexandrien, Akakios von Caesarea, Theodoros von 52 Auch im Falle des Berichtes von Eustathios von Antiochien bei Thdt., h.e. I 8,1-3 über die Synode von Nizäa besteht das Problem, von welchem Euseb die Rede ist; vgl. dazu STEAD, >Eusebiusκα1 ταϋτα φθάνει κοί eis ήμας· καΐ γάρ καΐ ήμεΐς κοί »εΐκών κοί δόξα 0εοϋ« λεγόμεθα κοί περί ήμών εΤρηται· »άεΐ γάρ ήμεΐς ol ζώντες« κοΛ δυνάμεις πολλαί είσι· »Kcd έξηλθε μέν πάσα ή δύναμις κυρίου έκ γης ΑΙγύπτου«. ή δέ κάμπη« κα) »ή άκρίς« λέγεται δύναμις μεγάλη, καΐ »κύριος των δυνάμεων μεθ' ήμών, άντιλήπτωρ ήμών ό θεός Ίακώβ«.
Und dies war die Absicht, aus welcher geschrieben worden ist »aus dem Wesen«. Und als die Bischöfe wiederum die, die klug zu sein meinten, fragten, ob sie denn den Sohn nicht Geschöpf, sondern »Kraft«, einzige »Weisheit« des Vaters und ewiges, in allem durchaus dem Vater gleiches »Abbild«, und »wahrhaftigen Gott« nennten, wurden die Eusebianer dabei ertappt, wie sie einander zunickten: >Auch dies trifft auch auf uns (Menschen) zu; denn auch wir werden »Abbild« und »Herrlichkeit Gottes« genannt, und über uns ist gesagt: »Denn wir sind immer die Lebenden« und es gibt viele Mächte: »Und alle Macht des Herrn ging aus Ägypten hinaus«. Die »Raupe« aber und die »Heuschrecke« werden eine große Macht genannt, und »der Herr der Mächte ist mit uns, unser Beistand ist der Gott Jakobs«,
83 Vgl. dazu DINSEN, Homoousios, 122.132. 84 Vgl. v.a. Ar. I 19,10 (129 METZLER/SAWIDIS): αύτός δέ ό υίός τοιοΰτός έστιν, οΤός έστιν ό πατήρ, ου και ?στι της οΟσίας ίδιον γέννημα, λόγος καί σοφία, τοΰτο γάρ ίδιον τοΰ uioü πρός τόν πατέρα (...) und Ar. I 9,1; II 32,3; II 34,2; II 82,1; III 6,2; 12,1; Dion. 12,1; vgl. STEAD, Art. Homoousios, 414; ABRAMOWSKI, Dritte Arianerrede, 403f.; DINSEN, Homoousios, 134; AMBRAMOWSKI, Dionys, 260; WIIXIAMS, Logic, 58-62 zu den arianischen Einwänden. 85 Vgl. dazu MÜLLER, Lexicon, 662ff. s.v. ίδιος.
202
II. Kommentat
άλλά γαρ και τό Ιδίου; ήμας είναι τοϋ θεοϋ εχομεν ούχ άττλώ;, άλλ' δτπ και αδελφού; ήμά; έκάλεσεν. ε! δέ κα) θεόν άληθινόν λέγουσι τόν υΐόν, ού λυπεί ήμας- γενόμενο; γάρ αληθινό; εστίν.
μεγάλη< ττροσαγορεύεται· αϊ δ' άλλαι πολλοί κοί δμοιαΐ είσι τ ω υίώ, περί ών κοί Δαβίδ ψάλλει λέγων- > κύριος των δυνάμεωνwurde er ein barmherziger und treuer Oberpriesterin allem seinen Brüdern gleich gemacht worden war< (Hebr 2,17)? Er war aber gleich gemacht, als er ein Mensch geworden ist, bekleidet mit unserem Fleisch. (...) Damals aber hatte er Brüder, als er das gleiche Fleisch wie wir angezogen hatte.« Dion. 10,5 (53,21f. OPITZ): ήμεΐζ γάρ TOÖ κυρίου κατά τό σώμα συ/γενεϊς έσμεν κα) αύτός διά τοΰτο εΤπεν· »άπα/γελώ τό δνομά σου τοις αδελφοί; μου« (Ps 21.23LXX)«. Vgl. dazu HEIL, De sententia, 165f.
208
II. Kommentar
εί δε και υίόν όληθινόν... γενόμενος γαρ αληθινός εστίν Dieser Aussage zufolge haben die »Eusebianer« behauptet, dass der Sohn zwar nicht präexistent, nach der Inkarnation aber durchaus als wahrer Gott zu bezeichnen ist108. Gegen eine solche Aussage wendet sich offensichtlich Markell in De incarnatione et contra Arianos, wenn er sagt109: ώστε αληθινό? θεόξ έστιυ ό υίός καΐ προ τοϋ γενέσθαι αΟτόν άνθρωπον (...). Abgesehen davon, läßt sich dieses Theologumenon allerdings bei keinem anderen Autor festmachen. Zu vergleichen ist — falls der hier zitierte Text als ursprünglich anzusehen ist - am ehesten noch die Aussage des Auxentius in seinem bei Hilarius überlieferten Bekenntnis110: et in filium ejus unigenitum Dominum nostrum Jesum Christum, ante omnia saecula et ante omne principium natum ex Patre Deum verum Filium ex vero Deo patre, secundum quod scriptum est in Evangelio: Haec est autem vita aeterno, ut cognoscant te solum verum Deum, et quem misisti Jesum Christum (Joh 17,3) m . Hilarius unterstellt in seiner Schrift gegen Auxentius diesem, dass er in seinem Bekenntnis absichtlich zweideutig formuliert und als Arianer das Adjektiv verum selbstverständlich nur auffilium und nicht auf deum bezogen habe112. Demnach läge bei Auxentius zwar nicht dieselbe, aber eine strukturell ähnlich zweideutige Aussage vor wie die, von der Athanasius in Ep-Afr. spricht113. Athanasius zitiert im Gegensatz dazu sonst jedoch ausschließlich arianische Aussagen, in denen vollständig geleugnet wird, dass der Sohn wahrhaftiger Gott
108 Zur Nähe dieses Gedankens zu der von Athanasius den Arianern an anderer Stelle unterstellten adoptianischen Christologie vgl. unten S. 246 zu Epyifr. 7,3 άλλ' έάν πάλιν κτλ. 1 0 9 Ps.-Ath. (=Marc.Anc.), inc. et c. Ar. 2 2 (PG 2 6 . 1 0 2 4 B ) . Vgl. aber auch Formula makrostichos IV 2 - 3 ( 2 5 2 , 2 6 - 3 2 OPITZ): ού μήν (...) δια τούτο άρνούμεθα καΐ τόν Χριστόυ θεόν είναι πρό αΙώνων, όπόϊοΙ είσιν ol άπό Παύλου τοϋ Σαμοσατέως ύστερον αύτόν μετά τήν ένανθρώπησιν έκ προκοπής τεθεσποιήσθαι λέγοντες τω την φύσιν ψιλόν άνθρωπον γεγονέναι. οΐδαμεν γάρ καΐ αϋτόν, εΐ Kcd ύποτέτακται τφ πατρί καΐ τώ θεφ, άλλ' δμω? πρό αΙώνων γεννηθέντα έκ τού θεού θεόν κατά φύσιν τέλειον εΤναι καΐ άληθή κοί μή έξ άνθρώπων μετά ταΟτα θεόν, (...). Vgl. zur Schrift und Markell von Ankyra als ihren wahrscheinlichen Verfasser TETZ, Theologie des Markell I. 110 Hil., c.Aux. 13 (PL 10.617C-618A). Zur problematischen Überlieferungslage des Textes deum verumfiliumex vero deo patre vgl. MARKSCHIES, Ambrosius, 63, der vermutet, verum filium sei eine in den Text eingedrungene Glosse. 111 Vgl. zum Bekenntnis des Auxentius MESLIN, Ariens, 293; SIMONETTI, Crisi, 382f.; MAKKSCHIES, Ambrosius, 60-67. 112 Hil., c.Aux. 8 (PL 10,614B-615A): ponitur talis ab eo, ut a callidisHmo diabolo, sententia, quae significant Christum ante omnia tempora natum Deum verumfilium:ut secundum Arianos Veritas ad filium, non ad Deum referretur. Et ut lange major differentia hujus significationis existent, subficitur, Ex vero Deo Patre: ut in Patre Veritas Dei esset, in Christo Veritas tantum filii scriberetur. Vgl. MARKSCHIES, Ambrosius, 63. 113 Dabei ist zu beachten, dass es sich (auch) in der Epistula ad Afros wahrscheinlich um eine verzerrte Darstellung handelt.
Kapitel 5,2-6,4
209
sei114: ειπείν δέ πάλιν έτόλμησεν, ότι οϋδέ θεός άληθινός εστίν ό λόγος, εΐ γάρ Kod λέγεται Θεός, άλλ' οΰκ άληθινός έστιν άλλά μετοχή χάριτος, ώσπερ Kcd ol άλλοι πάντες, ούτως και αύτός λέγεται όνόματι μόνον θεός. Während diese dem Arius bzw. den Arianern unterstellte Aussage durch die athanasianische Polemik wahrscheinlich sehr verkürzt ist, findet sich bei Euseb von Caesarea eine differenzierte Äußerung, inwiefern auch der Sohn »Gott« ist und wie sein Verhältnis zum »wahren Gott« auszudrücken ist115: τόν αύτόν δέ καΐ μόνον άληθινόν είναι διδάσκει δι' ών φησιν- ίνα γινώσκωσί σε τόν μόνον άληθινόν θεόν, οΰχΐ ώς ένός όντος μόνου τοϋ ΘεοΟ, άλλ' ώς ενός όντος μόνου άληθινοΰ θεοϋ μετά προσθήκης άναγκοαοτάτης του άληθινοϋ. έπεί καϊ αύτός θεός μέν ό υίός, άλλ' ούκ άληθινός θεός. εΤς γ ά ρ Ι σ η καϊ μόνος άληθινός θεός διά τ ό μή εχειν πρό αύτοϋ τινα. εΐ δέ καϊ αύτός ό υίός άληθινός, άλλ' ώς εΐκών τού άληθινοϋ θεοϋ είη άν και θεός, έττεί καϊ θεός ήν ό λόγος, ού μήν ώς ό μόνος άληθινός θεός. Hier bleibt allerdings in der Schwebe, ob der Sohn, wenn er auch eigentlich nicht als wahrhaftiger Gott bezeichnet werden darf, als Abbild Gottes dann nicht doch so genannt werden kann116.
Arius,frg.X BARDY = Asterios,feg.63 VINZENT. Das Zitat folgt Ar. I 6 , 1 ; die Parallelüberlieferungfindetsich in EpAeg.Lib. 12,4 ( 5 2 METZLER/HANSEN/SAWIDIS): λέγουσι γοϋν, δτι »ούδέ θεό? άληθινόζ έστιν ό Χριστό;, άλλά μετοχή καϊ αύτόξ ώσττερ καϊ οΐ άλλοι πάντεζ, λέγεται θεό;«. Vgl. auch Ar. I 9,5 und Deer. 6,1. 115 Urk. 3,3 (5,5-10 OPITZ): »Dass derselbe auch alleinig wahrhaftig ist, lehrt er durch folgende Worte: Damit sie dich, den alleinigen wahrhaftigen Gott (Joh 17,3) erkennen, nicht so, als ob nur ein einziger Gott existiere, sondern nur ein einziger wahrhaftiger Gott mit der absolut notwendigen Hinzufugung des >wahrhaftig εϊρηκευ έκ της ουσίας αύτόν εΤναι τοΰ πατρός, ... Deer. 20,3 (17,8f. OPITZ): ταύτα πάλιν λευκότερου ειπείν και γράψω, όμοούσιον εΤναι τω πατρί τόν υίόν, ... Deer. 22,4 (19,If. OPITZ): και λευκότερου και ώς έκ παραλλήλου τό έκ τοΰ Θεοϋ γράφοντας τό έκ της ουσίας. Deer. 32,1 (28,6f. OPITZ): ήνάγκασε, καθά προεΐπον, τους έπισκόπους λευκότερου έκθέσθαι τά την άσέβειαν αυτών άνατρέποντα βήματα. Sjn. 36,1 (263,2f. OPITZ): καΐ τόν υίόν έκ τοΰ θεοϋ λευκότερου εγραψαυ έκ της ουσίας τόν υίόν. Syti. 45,7 (271,6 OPITZ): συναγαγόντες έκ των γραφών την διάνοιαν λευκότερου γράφουτες είρήκασι τό όμοούσιον, ... Ep^Afr. 5,5: λευκότερου είρήκασι τό έκ τοΰ θεοϋ και εγραψαυ έκ της ουσίας τοΰ θεοϋ εΤναι τόν υίόν. Ep-Ajr. 6,1: και λευκότερον λοιπόν καΐ συντόμως έγραψαν όμοούσιον τω πατρί τόν υίόν. Athanasius verwendet hier den Terminus λευκότερον είπεΐν bzw. γράψοα41. Dieser Sprachgebrauch von λευκότερον mit der Bedeutung »deutlicher, klarer« und in Verbindung mit einem Verbum des Sagens, Darlegens, Begründens ist für uns überhaupt erst im 3./4. Jahrhundert greifbar, und zwar in den Aithiopika des Heliodor von Emesa42. Die spezifische Anwendung in der Exegese von Texten findet sich neben Athanasius aber nur noch bei einem Autor43: Euseb von Caesarea44. Euseb spricht an insgesamt 27 Stellen seines Werkes davon, dass jemand etwas λευκότερον gesagt oder geschrieben habe. Alle Belege finden sich im Kontext von Kommentar und Exegese. Sie sollen im folgenden kurz und exemplarisch vorgestellt werden: Der Großteil der Belege entstammt dem Kontext der Beurteilung der verschiedenen griechischen Übersetzungen des Alten Testamentes45. Euseb schätzt an diesen Stellen die griechischen Ubersetzungen 41 An einigen Stellen {Decr. 22,4; Ep^Afr. 6,1) ist dieser Terminus durch jeweils einen anderen, nämlich ώζ έκ παραλλήλου bzw. συντόμως, ergänzt. 42 Hid., Aith. 7,20. 43 Eventuell ebenfalls anzuführen ist Greg.Nyss., bapt.Chr. (235,20 GEBHARDT): 'Ιεζεκιήλ δέ των δύο σαφέστερου και λευκότερον γράφων ύπισχνεΐται τήν καλήν έπα/γελίαν 4 4 Zum Einfluss des Euseb auf Athanasius vgl. RONDEAU, Une nouvelle preuve. 45 Der Begriff kommt hier im weiteren Sinne im exegetischen Schritt des διορθωτικών, der Textkritik, zur Anwendung; zu den Schritten der grammatischen Exegese vgl. knapp SCHÄUBLIN, Pagane Prägung, 171f. Zum Schritt des διορθωτικών vgl. NEUSCHAFER, Origenes, 85-138.
Exkurs II: Eine Exegese des Nizänums
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des Symmachos, des Aquila und des Theodotion so ein, dass sie den Sinn46 des hebräischen Textes besser und genauer wiedergeben als die Übersetzung der Septuaginta. So schreibt er z.B. in der Auslegung zum 65. Psalm47: Άντϊ 5έ τοΰ- »πδσα ή γ ή « ό Σύμμαχος σαφέστερου ήρμήνευσεν ειπών »πάντες ol επί γης« λευκότερον δηλώσας, δτι μή Ίουδαίοις το παράγγελμα δέδοτο, άλλά πδσι τοις επί γης άνθρώποις. Neben der Beurteilung der Qualität von Übersetzungen verwendet Euseb den Terminus jedoch auch bei der Interpretation von Texten im eigentlichen Sinne, also beim Schritt des έξηγηηκόν48. Im Jesaja-Kommentar wird der Vers Jes l,25f. auf folgende Weise erklärt49: διό κατά τόν Σύμμαχον είρηται- και πυρώσω εις καθαρόν τήν σκωρίαν σου, κατά δε τον Θεοδοτίωνα4 καΐ πυρώσω είς καθαρόν το γιγαρτώδές σουώσπερ γαρ οί καθαίροντες διά πυρός χαλκόν ή σίδηρον τήν σκωρίαν άποβάλλουσιν, καΐ οί τους βότρυας της άμπέλου πιέζοντες έν τάϊς ληνοϊς τό γιγαρτώδες καΐ τά περιττά των έκπατηθέντων βοτρύων οατορρίπτουσιν, τόν αυτόν τρόπον κάγώ φησι πυρώσω είς καθαρόν τό γιγαρτώδές σου. και κατά τόν Άκύλαν ομοίως είρηται· καΐ πυρώσω είς καθαρόν στέμφυλά σου. τίς δέ ήν ή σκωρία καί τί τό έν αύτόΐς γιγαρτώδες, διασαφεί λευκώτερον (sic!) έπιφέρων καί άφελώ πάντας άνόμους άπό σοϋ καί πάντας ΰττερηφάνους.
An allen diesen Stellen steht in Verbindung mit λευκότερον das Verbum ερμηνεύω. Vgl. Eus., d.e. IV 15,58; I X 1 , 1 9 ; X 1,33; Is. 71 (110,12f. ZIEGLER); P S . ZU P S 18,6-7; 55,7-8; 58,13; 61; 65; 67,7; 67,23; 86; 107. 46 τό σημαινόμενον bzw. ή διάνοια. Zu διάνοια vgl. unten S. 237. 47 PG 23,649: »Anstelle von >die ganze Erde< hat Symmachos genauer übersetzt und gesagt: >Alle auf der ErdeUnd ich werde deine Schlacke durch Feuer reinigenUnd ich werde das, was von dir Traubenkernen gleich ist, durch Feuer reinigendas, was an dir Traubenkernen gleicht, durch Feuer reinigen.< Und Aquila zufolge ist gleichermaßen gesagt: >Und ich werde durch Feuer deine Schlacke reinigenUnd ich werde alle Gesetzlosen von dir wegnehmen und alle Überheblichem.«
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II. Kommentar
In der Praeparatio Evangelica interpretiert Euseb den Vers Ex 3,14 durch Piaton, Tim. 27d- 28a50: δρ' ού σαφώς πέφηνεν ό θαυμάσιος τό μεν παρά Μωσεΐ φ ήσαν λόγιον εγώ είμι ό ών μεταποιήσας διά τοϋ τί τό δν άεί, γένεσιν δέ ούκ έχον, και τοϋτό γε λευκότερον διασαφήσας έν τω φάναι μηδ' άλλο είναι τό δν ή τό ού σαρκός όφθαλμοΐς όρώμενον, νω δέ καταλαμβανόμενον; έρωτήσας yoüv τί τό δν, αύτός έαυτω άποκρίνεται, λέγων τό μεν δή νοήσει μετά λόγου περιληπτόυ δν. Bei allen diesen Beispielen werden zwei Texte so in Beziehung gesetzt und miteinander verbunden, dass der eine Text durch den anderen ausgelegt werden kann, genauer: der als zweites zitierte Text so verstanden wird, dass er den Sinn des ersten exakter wiedergibt51. Die Möglichkeit dazu ergibt sich aus der Grundannahme, dass beiden Texten jeweils ein und dieselbe διάνοια zugrunde liegt. In genau derselben Weise geht Athanasius bei der Erklärung des Nizänums vor: έκ της ουσίας τοϋ πατρός und έκ του πατρός sind inhaltlich identische Formulierungen. Denn wenn in der Bibel von Gott oder vom Vater die Rede ist, ist dabei immer von seiner ούσία die Rede. Dies erörtert Athanasius an folgender Stelle ausführlicher52:
50 Eus., p.e. XI 9,5 (24,23-25,4 MRAS): »Hat also der Bewundernswerte nicht genau das bei Mose gesprochene Wort >Ich bin der Seiende< zum Vorschein gebracht, nachdem er es umformuliert hat durch den Satz: »Was ist das, das immer ist, aber keine Entstehung hatDas, was durch Denken mit Verstand begreifbar istEr erniedrigte sich selbst bis zum Tod< fugte er sofort hinzu: >Deswegen erhöhte erDenn der, der hinabstieg, ist derselbe wie der, der hinaufstiege Denn er stieg auf leibliche Weise hinab; er stand aber auf, weil Gott selbst im Leib war. Und dies ist wiederum der Grund dafür, dass er auch in diesem Sinn die Konjunktion >deswegen< hinzufügt, dass es nicht >Lohn für Leistung< oder für >Fortschreiten< ist, sondern die Ursache anzeigt, um derentwillen die Auferstehung sich ereignete.« Vgl. auch Ar. II 60,1-2. 60 Decr. 19,4 (16,17-21 Opitz): »Ganz gewiss hat Paulus, als er >alles ist aus Gott< sagte, sofort hinzugefügt: >Und ein Herr Jesus Christus, durch den allesMan muss abschließen^ und was das >abschließen< bedeutet, erklärt er durch die Hinzufügung: >das Wesentüche< oder die Hauptsache >zusammenstellen< und >zum Abschluss bringenDer Abstammung nach ist Achilleus vornehmen meint nicht, dass er dich durch seine Abstammung überragt, damit er älter sei, wie manche der Tragiker verstanden haben; denn wie hätte er dann hinzugefügt: >Du aber bist älter