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German, Latin, Greek Pages 875 [888] Year 1987
ARISTOTELIS OPERA
W G DE
ARISTOTELI S OPERA EX RECENSIONE
IMMANUELIS BEKKERI EDIDIT
ACADEMIA REGIA BORUSSICA ACCEDUNT
FRAGMENTA SCHOLIA INDEX ARISTOTELICUS
EDITIO ALTERA ADDENDIS INSTRUXIT FRAGMENTORUM COLLECTIONEM RETRACTAVIT
OLOF GIGON
WALTER DE GRUYTER · BEROLINI ET NOVI EBORACI MCMLXXXVII
ARISTOTELI S OPERA VOLUMEN TERTIUM LIBRORUM DEPERDITORUM FRAGMENTA COLLEGIT ET ANNOTATIONIBUS INSTRUXIT
OLOF GIGON
WALTER DE GRUYTER · BEROLINI ET NOVI EBORACI MCMLXXXVII
CIP-Kurztitelaufnahme
der Deutschen Bibliothek
Aristoteles: [Opera] Aristotelis Opera / ex ree. Immanuelis Bekkeri ed. Acad. Regia Borussica. — Ed. 2. Acc. Fragmenta, Scholia, Index Aristotelicus / addendis instruxit fragm. coli, retractavit Olof Gigon. — Berolini ; Novi Eboraci : de Gruyter. NE: Gigon, Olof [Hrsg.]; Aristoteles: [Sammlung] Vol. 3. Librorum deperditorum fragmenta / coll. et annotationibus instruxit Olof Gigon. — 1987 ISBN 3-11-002332-6
Gedruckt auf alterungsbeständigem Papier (säurefrei — pH 7, neutral)
© Copyright 1987 by Walter de Gruyter & Co., Berlin 30 Printed in Germany Alle Rechte des Nachdrucks, einschließlich des Rechtes der Herstellung von Photokopien und Mikrofilmen, vorbehalten. Satz und Druck: Arthur Collignon GmbH, Berlin 30 Bindearbeiten: Lüderitz & Bauer, Berlin 61
VORBEMERKUNG
Vor ziemlich genau hundert Jahren, im Jahre 1886, hat Valentin Rose die dritte und endgültige Ausgabe seiner „Aristotelis qui ferebantur librorum fragmenta" veröffentlicht. Das Vorwort hat seine letzte Fassung in Stockholm erhalten und ist auf den 31. Juli 1886 datiert. Der Titel soll die These Roses andeuten, der zufolge kein einziges der Fragmente auf eine Schrift des Aristoteles selber zurückgeht, sondern alle ausnahmslos peripatetischen Texten des 3. und 2. Jhd. v. Chr., wenn nicht gar späteren entnommen sind. Diese These hat sich als falsch erwiesen und darf heute als widerlegt gelten. Doch der innere Aufbau der Sammlung ist so sorgfältig geplant und durchdacht, daß die Sammlung als solche einen geradezu kanonischen Rang erhielt. Auch die Leistungen der großen Philosophiehistoriker der letzten hundert Jahre (ich nenne unter ihnen nur Werner Jaeger, Sir David Ross und Ingemar Düring), haben auf das Ganze gesehen nur sehr wenig geändert.
den ganzen riesigen Komplex neu in Gang zu bringen. So wurde fürs erste der Versuch gewagt, die Masse der Fragmente soweit als irgendmöglich auf die im hellenistischen Schriftenverzeichnis des Aristoteles überlieferten Titel zu verteilen. Zweitens geht die Sammlung von der Überzeugung aus, daß das philosophische Œuvre des Aristoteles ein Ganzes ist, — zwar ununterbrochen in Bewegung, aber doch so, daß man als Interpret mit dem goetheschen Begriff der Entwicklung nicht vorsichtig genug umgehen kann; ich halte es für ein unfruchtbares Spiel vom jungen den reifen und vom reifen den alternden Aristoteles abtrennen zu wollen. Dann aber haben wir das Recht und die Pflicht, das reiche Material der erhaltenen Pragmatien für die Interpretation der hellenistischen Titel wiederum so weit als möglich nutzbar zu machen. Was hier vorliegt, ist ein Versuch in dieser Richtung. Daß man noch erheblich weiter kommen könnte, ist mir klar.
Die Absicht der vorliegenden Sammlung ist es, die Probleme neu in Bewegung zu bringen und die Fragen, die Rose endgültig beantwortet zu haben glaubte, neu zur Diskussion zu stellen. Denn heute, gegen Ende des 20. Jahrhunderts besteht die Gefahr einer gewissen Stagnation der Forschung. Sie muß überwunden werden, und dazu sucht diese Sammlung zu verhelfen. Man mag mir vorhalten, daß ich in einzelnen Abschnitten eine allzu große Zurückhaltung geübt, in anderen dagegen allzu kühnen Kombinationen Raum gelassen habe. Daraufhin ich gefaßt. Denn das Ziel dieser Sammlung ist nicht eine unerreichbare Endgültigkeit, sondern die Diskussion über
Auf Fragen der Textüberlieferung bin ich nur dort eingetreten, wo evidente, von früheren Herausgebern nicht beachtete Fehler korrigiert werden konnten oder wo das Textverständnis entscheidend von der Textgestaltung abhängt. Ein Kommentar zu den Fragmenten ist in Arbeit und sollte, wie ich hoffe, in den nächsten Jahren abgeschlossen werden können. Zu danken habe ich denen, die mir bei dem schwer überschaubaren Unternehmen Hilfe geleistet haben: Laila Straume, Andreas Graeser, Walter Stricker, Paola Calanchini. Bern, im Herbst 1987
Olof Gigon
EDITORIS PRAEMONITUM Lectorem benevolum praemoneo mihi non propositum esse vitarum Aristotelis et locorum ad vitam scriptaque eius pertinentium novam editionem criticam ex ipsis libris manu scriptis conficere, praesertim cum haud raro editiones perutiles iam existant. Placuit igitur tali modo procedere. I. Vitarum gravissimarum, Diogenis Laertii dico et Hesychii, eas tantum lectiones varias vel virorum doctorum coniecturas e notis, quae Ingemar Düring (Aristotle in the ancient biographical tradition, Göteborg 1957) summa diligentia congessit, attuli, quae ad sensum intelligendum alicuius momenti esse mihi quidem videntur. II. Vitam Marcianam e mea editione anno 1962 publici iuris facta repetivi. III. Vitae Graecae vulgatae nec non Vitae Latinae formam paucissimis rebus immutatis ex editione Düringiana hausi. IV. E vitis Syriacis et Arabicis nihil recepì nisi vitam quam Ibn Abi Usaibia, veteres quosdaru auctores secutus, conscripsit, et indicem illum librorum ab indice Ptolemaei Platonici derivatum; cum versione Latina iam pridem a M. Steinschneider tum versione Anglica ab I. Düring confecta nisus sum. Unicuique indici autem numéros Diogenianos (D.) Hesychianos
(H.) Arábicos (A.) ita adiunxi, ut indices tres facilius inter se conferri possent. Qui ceteros textus Syriacos et Arábicos inspicere vult, librum I. Düring» supra laudatum et commentarios, quibus editionem meam Vitae Marcianae instruxi, adeat. Textus ipsos in hanc syllogen recipere non placuit praesertim cum ñeque libros ipsos Syriacos et Arábicos edere ñeque versiones a summis viris factas cum illis libris conferre liceret. V. Ceteros locos ita edidi, ut óptimas editiones secutus — hic illic etiam codicibus ipsis inspectis — textum constituerem, qualis mihi quidem verissimus esse videretur. Lectorem diligentem non fugiet mihi saepius alias vias atque Valentinum Rose et Ingemarum Düring ingrediendum fuisse. Testimoniis et fragmentis prolegomena praemisi, singulis libris etiam annotationes addidi. Nam testimoniorum vim et fidem bene aestimare non possis nisi cognoveris unde oriantur et quo spectent; ut autem ipsa fragmenta recte intelligamus, prius percipiendum est quales quaestiones unusquisque librorum Aristotelis deperditorum tractare debuit, potuit, voluit. Diutissime haesitans variis e causis in prolegomenis et annotationibus componendis lingua Germanica uti constituí.
CONSPECTUS OPERIS Vorbemerkung
V
Editoris praemonitum
VII
Erster Teil: Testimonia Prolegomena zu den Testimonia Testimonia vitae Prolegomena commentatorum antiquorum Testimonia doctrinae Testimonia ad vocem έξωτερικοί λόγοι pertinentia Prolegomena zu den Fragmenten Prolegomena zu den Fragmenten der Dialoge Zweiter Teil: Fragmente I. Texte, die best. Titeln bei Diog. Laert. zugeordnet werden können Dialoge Περί τάγαθοΰ Uebriges Fragmente der zoologischen Schriften Fragmente der Politeiai II. Titel, die bei Diog. Laert. fehlen
3 19 61 91 154 200 218 255 257 257 333 350 420 — 492 561—722 723
III. Ohne Buchtitel überlieferte Fragmente
780
Nachträge zu den Fragmenten
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Verzeichnis der Fundstellen
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Konkordanz I
Sammlung Rose — Sammlung Gigon
859
Konkordanz II Sammlung Gigon — Sammlung Rose
865
Konkordanz III Sammlung Ross — Sammlung Gigon
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ERSTER TEIL: TESTIMONIA
PROLEGOMENA ZU DEN TESTIMONIA Als Testimonia Nr. 1 - 2 3 sind Texte zusammengestellt, die allgemein über Leben, Werk und Lehre des Aristoteles informieren. Bei den biographischen Mitteilungen ist immer wieder damit zu rechnen, daß sie in letzter Instanz auf Dialoge des Aristoteles selber oder auf Dialoge anderer, die ihn als Gesprächspartner auftreten ließen, zurückgehen. Nach dem Zeugnis Ciceros hat Aristoteles in seinen Dialogen sich selbst die Rolle des Gesprächsführers zugeteilt. Weiterhin wird Klearchos von Soloi (Frg. 5 - 7 W . ) nicht der einzige gewesen sein, bei dem Aristoteles in einem Dialog figurierte; da wird auch über den Charakter und die Lebensumstände etwas gesagt worden sein, was sich die späteren Biographen zunutze machen konnten. Was die Werklisten betrifft, so ist methodisch nur daran zu erinnern, wie verletzlich solche Listen immer gewesen sind. Titel können verlorengehen, andere als Nachträge an einer passenden oder weniger passenden Stelle eingefügt werden. Soweit ursprünglich eine systematische Ordnung der Titel intendiert war (zuerst die Dialoge, dann die Masse der Hypomnemata in der Abfolge Logik, Physik, Ethik), ist von vorneherein kaum zu erwarten, daß in den erhaltenen Listen diese Ordnung rein erhalten geblieben wäre. Partikulare Fehler wie falsche Trennung oder Zusammenziehung von Titeln kommen dazu. Generell halte ich es für unvorsichtig, gleich oder ähnlich lautende Titel miteinander zu identifizieren, es sei denn, daß vom Inhalt her gewichtige Gründe für eine solche Identifikation sprechen. Gerade bei Aristoteles ist es wahrscheinlich, daß sich im Nachlaß verschiedene Fassungen einer und derselben Untersuchung fanden, die dann denselben Titel erhielten. Endlich ist im Auge zu behalten, daß die antiken Kriterien für Echtheit oder Unechtheit eines Textes nur begrenzt für uns verbindlich sind. Das Urteil der Antike ist zuweilen von dem systematischen Interesse
beeinflußt, den Philosophen bestimmte Dinge sagen, andere Dinge nicht sagen zu lassen. Von diesem Interesse haben wir soweit als möglich abzusehen. Grundsätzlich ist es also sowohl möglich, daß die antiken Listen Texte als echt aufführen, die wir für unecht halten werden, wie auch umgekehrt, daß sie zuweilen Texte als unecht abgeschoben haben, die faktisch echt sind. Was die Berichte über die Lehre betrifft, so ist all das aufgenommen, was mit Sicherheit oder Wahrscheinlichkeit nicht einfach aus dem uns erhaltenen, seit dem Ende des 2. Jhd. n. Chr. fixierten Corpus Aristotelicum abgeleitet ist, sondern auf älteren Fassungen der aristotelischen Lehre beruht. Nicht aufgenommen wurden hier die Reste der beiden Briefsammlungen des Aristoteles, von denen die eine auf Apellikon von Teos (Anf. des 1. Jhd. v.Chr.), die zweite auf den wohl wenig späteren, uns anderweitig nicht bekannten Artemon zurückgeht. Ich habe diese Texte ausgeschlossen. Einmal, weil sie nun in der guten neuen Sammlung von M. Plezia BT 1977 übersichtlich vereinigt sind; sodann, weil ich überzeugt bin, daß keiner der Briefe authentisch ist, sowenig wie die Sammlungen der Briefe des Sokrates, der Sokratiker, Piatons oder des Chion von Herakleia. Allesamt dürften sie, dem Interesse des damaligen gebildeten Publikums entsprechend, in den zwei letzten Jahrhunderten des Hellenismus entstanden sein, alle freilich gestützt auf gutes, z. T. erstklassiges älteres biographisches Material. Was Aristoteles betrifft, mag wohl die umfangreiche Biographie des Hermippos (Frg. 4 4 - 4 9 W . ) dem Verfasser oder den Verfassern der Briefe die meisten Angaben geliefert haben. Echte Äußerungen des Aristoteles — etwa wiederum aus Dialogen — können mit dabei sein, obschon wir uns eingestehen werden, daß der größte Teil der Brieffragmente mit dem Bilde des Aristoteles, das wir den echten Frag-
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Prolegomena zu den Testimonia
meriten und den Pragmatien entnehmen können, wenig zu tun hat. Grundsätzlich nicht aufgenommen wurden auch die Apophthegmata, aus denen Diog.Laert. 5, 17— 21 eine Auswahl bietet. Nur in besonderen Fällen wurde auf einzelne Stücke hingewiesen. Hier wäre die Aufarbeitung des gesamten, in zahlreichen, teilweise noch unedierten Sammlungen verstreuten Materials eine riesige und zuguter Letzt nicht sehr dankbare Aufgabe geworden. Die großartigen Leistungen vor allem von L. Sternbach und A. Elter haben keine Fortsetzung gefunden. So wurde auch hier darauf verzichtet, an diese Aufgabe heranzutreten in der Hoffung, daß es späteren Philologen am nötigen Mute nicht fehlen werde. Der Hellenismus hat Apophthegmata-Sammlungen ebenso geschätzt wie Briefsammlungen; und auch bei den Apophthegmata bleibt die Frage offen, wie weit wir es mit authenischen Äußerungen des Aristoteles zu tun haben, die sekundär auf eine einfache und eingängige Form reduziert worden sind. Im übrigen bin ich mir bewußt, daß ich an Texten sowohl mehr hätte geben als auch einiges hätte weglassen können. Die Zusammenstellung hat den Charakter eines Experimentes, immerhin keines willkürlichen, da sämtliche hier vereinigten Texte unterirdisch miteinander in Verbindung stehen und einander gegenseitig ergänzen und korrigieren. Dies gilt nun zunächst und vor allem für die fünf Biographien, die die Reihe eröffnen. Nr. 1 ist die wichtigste, einmal weil sie als einzige ein in vier Teile (Bios, Apophthegmata, Werkliste, Abriß der Lehre) gegliedertes Gesamtbild bietet, sodann, weil sie in großem Umfang ihre Quellen nennt (daß sie nirgends Briefe des Aristoteles zitiert, ist beachtlich), endlich weil sie, wenn auch primitiv genug, ein Bemühen zeigt, unparteiisch zu bleiben; das anerkennende Urteil überwiegt, doch zögert der Verfasser nicht, auch scharf abfällige Äußerungen wiederzugeben. Er berücksichtigt nicht nur die enkomiastische Haltung des Hermippos, sondern auch die bösartig polemischen Bemerkungen eines Timaios von Tauromenion. Davon abgesehen ist die eigentliche Biographie überaus flüchtig gearbeitet. Bezeichnend ist, daß er zwar das Testament des Aristoteles im vollen Wortlaut aufführt, aber es nicht für nötig hält, den Leser auch nur über die
wichtigsten der dort genannten Personen (Antipater, Proxenos, Nikanor und die zwei Kinder) näher zu informieren; aus Timaios erhalten wir eine unfreundlich gemeinte Äußerung über Herpyllis, doch wer die im Testament genannte erste Gattin Pythias ist, erfährt der Leser nirgends. Das zweite neben dem Testament grundlegend wichtige Dokument ist das chronologische Schema Apollodors (FGrHist 244 F 38); mit ihm soll die Behauptung des Aristoxenos von Tarent (Frg. 64,65 W.), aber auch des Timaios (auf den unser Text Nr. 8 zurückgeht), Aristoteles sei schon zu Lebzeiten Piatons von diesem abgefallen, widerlegt werden. Doch darüber hinaus erhalten wir nicht die geringste Information etwa in der Frage, was Aristoteles veranlaßt hat, mit 17 Jahren nach Athen zu gehen, dann von Athen zu Hermeias von Atarneus, dann von diesem nach Mytilene überzusiedeln und schließlich einen nicht näher umschriebenen Auftrag des Königs Philipp von Makedonien zu übernehmen. Bezeichnend sind zwei Kleinigkeiten: Diog. Laert. zitiert in 5,3 die Parodie eines Verses des Euripides als Polemik gegen Xenokrates. Parallelzitate nennen statt Xenokrates vielmehr Isokrates. Welche Version die richtige ist, läßt sich nicht entscheiden. Sicher ist nur, daß der Vers in jedem der beiden Fälle an einer falschen Stelle eingerückt ist. Bezieht er sich auf Xenokrates, so ist sein Platz nach έ ν Λυκείψ, bezieht er sich auf Isokrates, so gehört er hinter ρητορικώς έπασκών. Als ein eigentliches Rätsel muß endlich die Behauptung des Diog. Laert. (und anderer) gelten, der in extenso wiedergegebene Hymnos auf Hermeias sei in der Asebie-Klage des Eurymedon das Corpus delicti gewesen; was an diesem in traditionellstem Stile abgefaßten Gedichte anstößig sein könnte, ist nicht zu erkennen. Da hat Diog. Laert. ein für unser Verständnis unentbehrliches Stück Information einfach fallen gelassen. Über Apophthegmata und Werkliste (angemerkt ist überall, wie weit eine Ubereinstimmung mit H(esych) und zum A(raber) besteht; wo sie nur approximativ ist, ist ein * angezeichnet) ist hier nichts weiter zu sagen, doch auf einige Eigentümlichkeiten des Exposés über die Lehre muß noch eingegangen werden.
Prolegomena zu den Testimonia Der Text beginnt mit einer straffen Aufgliederung der philosophischen Disziplinen, wobei allerdings die Unterabteilungen des φυσικόν vergessen worden sind. Genannt werden sodann die Teile der Logik und im Stichwort ihre drei Hauptaufgaben, jede mit dem Hinweis auf die einschlägigen Werktitel. Es folgen die drei Instanzen der Wahrheitsfindung: grundlegend die Wahrnehmung, für die Praxis die φρόνησις, für die Theoria der νοϋς. Zur Ethik werden neun verschiedene Thesen mitgeteilt. Werktitel werden keine genannt, und nur die Bestimmung des Telos entspricht ziemlich genau Nik.Eth. 1098al6-20. Die übrigen sind schulmäßige Ausformulierungen von Doktrinen, die nicht unaristotelisch sind, aber aus den erhaltenen Pragmatien nur deduziert, nicht belegt werden können. Manche verraten deutlich ihre Herkunft aus doxographischen Zusammenstellungen, in denen die Lehre vor allem Piatons, des Aristoteles, der Stoa (zuweilen auch des Antisthenes und des Aristippos) und der Epikureer voneinander abgegrenzt werden. Wiederum anders ist der Abschnitt über die Physik, beginnend mit der allgemeinen Charakterisierung als αίτιολογώτατος, der selbst die geringsten Probleme nicht verachtet. Berichtet wird nur über zwei Punkte. Das erste ist die Theologie und das fünfte Element; da ist die Distanz von den erhaltenen Pragmatien am größten, und die ausdrückliche Nennung Piatons verrät die wohl von Poseidonios an für einige Generationen herrschende Tendenz, Piaton und Aristoteles möglichst nahe aneinander zu rücken. Das zweite ist die Psychologie, die nun umgekehrt die uns aus De an. 412 a 27/8 plus 412 b 5 bekannte Definition der Seele zugrunde legt und sie Punkt für Punkt kommentiert. Von dem Gesamtkomplex der kosmologischen, meteorologischen und biologischen Untersuchung ist überhaupt nicht die Rede. Nr. 2 enthält nur die Biographie und die Werkliste. Die Biographie geht auf dasselbe Substrat zurück wie Diog. Laert., bietet aber teils weniger, teils mehr als dieser, vor allem eine Liste der Nachfolger in der Schulleitung bis auf Kritolaos (bei Diog. Laert. ist Lykon der letzte in der Liste). Das Werkverzeichnis entspricht bis Nr. 139 ungefähr demjenigen des Diog. Laert., es folgt eine zweite
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Liste 140-187, die teilweise Titel aus unserm Corpus Aristotelicum enthält; was hinter den übrigen Titeln steht, bleibt offen; eine letzte Abteilung 188-197 sind ψευδεπίγραφα. Ob Diog. Laert. diese beiden Abteilungen als verdächtig beurteilt und darum weggelassen hat, wie es nach seinem § 34 den Anschein hat, ist nicht sicher auszumachen. Ganz anderer Art sind Nr. 3 und 4, zwei Varianten einer und derselben Biographie, die in großem Umfang auf Werktitel und Briefe Bezug nimmt, zwar keinen eigentlichen Abriß der Lehre bietet, aber doch ausführlich auf das philosophische Verhältnis zu Piaton einerseits, auf die besonderen Leistungen in der Philosophie andererseits eingeht und im übrigen betont enkomiastisch angelegt ist; symptomatisch ist, daß weder von den Beziehungen des Aristoteles zu Hermeias noch von der Katastrophe des Kallisthenes und der daraus resultierenden Verstimmung König Alexanders gegen Aristoteles die Rede ist. Stark betont wird seine Zusammenarbeit mit Xenokrates, und auch seine Übersiedlung von Athen nach Chalkis kurz vor seinem Tode wird nur äußerst unbestimmt mit Angriffen der Athener begründet. Drei charakterisierende Einzelheiten seien hervorgehoben. Berichtet wird, daß er mit 17 Jahren vom Orakel in Delphi die Anweisung erhielt zu philosophieren, darauf nach Athen ging und dort drei Jahre lang mit Sokrates bis zu dessen Tod zusammen war; danach habe er sich an Piaton angeschlossen und 20 Jahre bei diesem verweilt, wie er selber in einem Brief an König Philipp mitteilte. Merkwürdig ist daran zunächst die chronologisch völlig unmögliche Angabe, er sei noch persönlich Schüler des Sokrates gewesen; sie ist derart unmöglich, daß man geneigt sein wird, sie nicht dem falschen Kalkül eines Biographen, sondern dem Erfinder eines philosophischen Dialoges zuzuschreiben. Ein bekanntes Beispiel (Aischines bei Cie. De inv. 1,51/ 52) zeigt, daß man sich da zuweilen solche Anachronismen erlauben konnte. Aristoteles mit Sokrates diskutieren zu lassen, war keine ganz fernliegende Vorstellung. Von seinem zwanzigjährigen Aufenthalt bei Piaton soll Aristoteles in einem Brief an Philipp gesprochen haben, doch wohl in
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Prolegomena zu den Testimonia
der Absicht, sich damit als Lehrer Alexanders zu empfehlen. Ich halte dies für eine Erfindung von geringem Niveau und vermute, daß nicht etwa Apollodor, der auch die 20 Jahre hat, aus dem Brief geschöpft hat, sondern umgekehrt. Woher Apollodor diese Zahl entnommen hat, der man die Tendenz, Aristoteles zu einem ungewöhnlich ausdauernden Schüler Piatons zu machen, nicht ganz wird absprechen können, wissen wir nicht. Eine zweite Notiz betrifft die entgegengesetzte Behauptung des Aristoxenos, Aristoteles sei schon zu Lebzeiten Piatons von diesem abgefallen. Da zitiert die Biographie sehr verständig den Aristoteles zeitlich noch nahestehenden Atthidographen Philochoros (FGrHist 328 F 223) mit der Feststellung, der Ausländer aus Stageira hätte einen Streit mit dem sehr einflußreichen und mit angesehenen Politikern verschwägerten Athener Piaton gar nicht riskieren können. Eine dritte, nur in der lateinischen Version ganz erhaltene Mitteilung besagt, Aristoteles habe Alexander auf seinem Feldzug nach Asien begleitet (der griechische Text scheint beizufügen, daß er ihn, gestützt auf ungünstige Vorzeichen vor dem Vorstoß ins eigentliche Persien gewarnt habe) und habe die Expedition dazu benützt, seine Sammlung von 250 Politien anzulegen. Dies ist wiederum doppelt unhistorisch. Der Auftrag des Aristoteles in Makedonien war mit der Thronbesteigung Alexanders erledigt, und Aristoteles begab sich nun endgültig nach Athen, um dort seine Lehrtätigkeit aufzunehmen. Die Annahme, er habe bei der Expedition die große Sammlung der Politien verfaßt, ist insofern nicht abwegig, als sich wie im Falle der zoologischen Pragmatien die Frage stellen mußte, wie er sich das umfangreiche Tatsachenmaterial überhaupt beschafft hat. Die Schlußfolgerung ist jedoch schon darum verkehrt, weil die Sammlung zwar in ansehnlichem Umfang nichtgriechische Staaten berücksichtigt haben muß, zur Hauptsache aber doch griechische Poleis umfaßte, von denen nur wenige auf dem Alexanderzug überhaupt berührt wurden. Immerhin bleibt die Frage berechtigt, wie alt die Erfindung ist, die Aristoteles zum Forschungsreisenden macht, ebenbürtig mit Pythagoras, Demokrit und Piaton, von denen Theophrast in seinem Π. εύδαιμονίας gesprochen haben muß
(vgl. Cie. De fin. 5,50 und 87 und Ael.var.hist. 4,20). Nr. 5 steht Nr. 3 und 4 nahe, dasselbe Material z.T. nicht ungewandt zusammenfassend; die Teilnahme am Alexanderzug steigert sich bis zu einer Begegnung mit den Brahmanen, die Leistungen in der Philosophie werden straff und klar charakterisiert. Nr. 6 hat ein besonderes Schicksal gehabt. Es ist die arabische Übersetzung eines genau bezeichneten Textes: Biographie und Werkverzeichnis zusammengestellt im späten 3. Jhdt. n.Chr. vom Platoniker Ptolemaios in einem seinem Freunde Gallus gewidmeten Buche. Ptolemaios seinerseits hat das fünfte Buch jenes Werkes benutzt, das im 1. Jhd. v. Chr. Andronikos von Rhodos seiner neuen Edition der wichtigsten Werke des Aristoteles vorausgeschickt hatte. Überlieferungsgeschichtlich haben wir insofern eine ungewöhnlich klare Situation. Aufgewogen wird dieser Umstand durch die doppelte Tatsache, daß wir nicht wissen, wie dieser Text zu den arabischen Gelehrten des 10.-13. Jhd. gelangt ist, und daß die arabische Ubersetzung nicht ohne tiefgreifende Umformungen, Mißverständnisse und Verstümmelungen zustande kommen konnte. Das erstaunliche ist, daß sich nicht nur das Werkverzeichnis in leidlicher Zuverlässigkeit und Vollständigkeit erhalten hat, sondern daß sich auch in der Biographie einige Informationen finden, die anderswo nicht erhalten sind und die zu verwerfen wir keinen hinreichenden Grund haben. Ich greife einiges heraus: § 3 stellt als Grund des Eintritts des Aristoteles in Piatons Akademie zwei Versionen zur Wahl: entweder den Orakelbefehl Apollons oder die Empfehlung seines Vormundes Proxenos, der mit Piaton befreundet war. In § 4 wird die Tatsache, daß Aristoteles 368 v.Chr. während Piatons Abwesenheit in Sizilien in die Akademie eintrat, so gedeutet, daß er in Piatons Abwesenheit die Leitung der Akademie übernahm. Dies ist biographisch unsinnig, konnte aber bei einem unbedenklichen Gegner sehr wohl zur Folgerung führen, daß Aristoteles nach Piatons Rückkehr den leitenden Posten nicht mehr abgeben wollte und in das Lykeion auszog, was in die Nähe der schon erwähnten These des Aristoxenos führt. § 13 teilt mit, daß Aristoteles
Prolegomena zu den Testimonia sein Grab als οικιστής auf der Agora von Stageira (dessen Wiederaufbau er veranlaßt hatte) gefunden hat. Am interessantesten sind § 17-21, die berichten, wie die Athener auf der Akropolis eine Inschrift zu Ehren des Aristoteles anbrachten, diese Inschrift dann von Himeraios beseitigt wurde (den deshalb später Antipater hinrichten ließ), später Stephanos diese Inschrift erneuern ließ mit einer ausdrücklichen Verurteilung dessen, was Himeraios getan hatte. Daß ein später Autor diese Einzelheiten, die sich in die politische Lage der letzten Lebensjahre des Aristoteles mühelos einzeichnen lassen, erfunden hätte, ist ausgeschlossen; da tauchen über tausend Jahre hinweg unerwartet Informationen auf, die in der Biographie des Hermippos gestanden haben mögen. Derartige Fälle sind selten, aber zuweilen faßbar. Nr. 7. Der Peripatetiker Aristokles von Messene (Mitte 2. Jhd. n.Chr.) hat in seinem 7. Buch Περί φιλοσοφίας in einem uns nicht mehr rekonstruierbaren Kontext eine Verteidigung des Aristoteles gegen verschiedene Vorwürfe vorgetragen. Die Vorwürfe betreffen ausschließlich den Charakter und die Lebensführung des Aristoteles. Die Liste nennt acht Gegner, an der Spitze die berühmtesten Epikur, Timaios, Aristoxenos, dann weniger bedeutende, von denen immerhin der letzte Lykon, der Pythagoriker, auch bei Diog. Laert. berücksichtigt ist. Mit Ausnahme Epikurs scheinen alle Autoren Zeitgenossen des Aristoteles gewesen zu sein. Daß Aristokles fünfhundert Jahre später die gelehrten Zitate selber zusammengestellt hätte, ist höchst unwahrscheinlich. Sie wird letzten Endes aus Hermippos stammen. Der Schluß greift die zwei ernsthaftesten Anklagen heraus: die Beziehung zu Hermeias von Atarneus und die Ehe mit Pythias sowie den Undank des Aristoteles gegen Piaton. Zum zweiten Punkt wird auf eine Verteidigungsschrift des Apellikon verwiesen (96 a 40) muß statt Έρμείου viel mehr Πλάτωνος gelesen werden), zur Ehe mit Pythias auf einen Brief, in welchem Aristoteles diese Ehe gegenüber Antipater sozusagen entschuldigt hat, er habe nach dem Tode des Hermeias die schutzlose Frau aus Mitleid geheiratet (mit ähnlicher Motivierung soll Sokrates die Tochter des Aristeides geheiratet haben). Mit dem Ton, in dem Aristoteles im Testament von der verstorbenen Gattin spricht,
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stimmt das kaum überein, und man sieht auch nicht, was ihn hätte veranlassen können, nun gerade Antipater gegenüber (in welchem Zeitpunkt?) sich über die Ehe mit der inzwischen sicherlich schon seit mehreren Jahren toten Pythias zu äußern. Angemerkt sei nur noch, daß der boshafte Ausfall des Megarikers Alexinos (vgl. Diog. Laert. 2, 108) der einzige nahezu zeitgenössische Beleg dafür ist, daß Aristoteles in irgendeiner Form Lehrer Alexanders gewesen sein muß. Nr. 8 ist eine sehr lebendige Erzählung, die mit all ihren präzisen Einzelheiten auf einen zeitgenössischen Gegner zurückgehen muß. Die Nennung des Mnason aus Phokis als Kumpan des Aristoteles läßt mit hoher Wahrscheinlichkeit Timaios vermuten (vgl. FGrHist 566 F i l a ) . Nr. 9. An der Notiz Strabons (die mit Nr. 13 keinen Zusammenhang hat) ist nur zu beachten, daß sie von Hermeias alle negativen Züge fernhält (und insofern den historischen Hintergrund zum Hymnos und Epigramm des Aristoteles liefert) und daß sie auch schon der, wie ich vermute, von Poseidonios an sich durchsetzenden Version folgt, nach der zwischen Aristoteles und Xenokrates eine ungetrübte Freundschaft bestanden hätte. Nr. 10 ist das Werk eines Literaten, der über vielseitige Informationen verfügt und sie geschickt, aber auch flüchtig aneinander bindet. Ich habe einige Ergänzungen beigefügt mit dem Risiko, nicht die Überlieferung, sondern Plutarch selber zu korrigieren. Die ersten, nicht genannten Erzieher Alexanders werden (7,2) zugunsten des ενδοξότατος καί λογιώτατος Aristoteles abgeschoben, was die Frage provoziert, durch welche Leistungen dieser schon etwa um 345 König Philipp bekannt geworden sein kann. 7,4 Anf. wird man mit Diog. Laert. § 2 Ende verknüpfen. Daß es einen Dialog gab, in dem das Zusammensein des Aristoteles und Alexander ausgemalt war, ist nicht ausgeschlossen (vgl. Dion Chrys. or. 2). Eigentümlicherweise hat sodann Plutarch unter dem Einfluß des Briefwechsels Aristoteles—Alexander die anerkannte Aufteilung der Werke des Aristoteles in εξωτερικά für das gebildete Publikum und Forschungsmanuskripte für die Spezialisten ersetzt durch den Gegensatz zwischen Ethik und Politik einerseits und esoterischen
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Prolegomena zu den Testimonia
Lehren andererseits, die die Peripatetiker άκροαματικά und έποπτικά (term, techn. der Mysterien) nannten und zu denen hier die Metaphysik gerechnet wird. Auch aus der Korrespondenz abgeleitet wird das Interesse Alexanders an der Medizin; für sich steht die aristotelische Edition der Ilias, die diesem Text nach noch in Plutarchs Zeit vorhanden gewesen sein muß; wir besitzen nur noch relativ zahlreiche Anmerkungen zu Homer. 8,4 spielt auf ein viel zitiertes Apophthegma an. Die spätere Verstimmung zwischen Aristoteles und Alexander wird nur diskret angedeutet, die Katastrophe des Kallisthenes nicht erwähnt. Nr. 11 ist vielleicht etwas zu ausführlich wiedergegeben. Was da interessiert, ist teils das Problem selber, teils die Methodik seiner Bewältigung. Das Problem ist der Anspruch des Peripatos, daß der unbestritten größte attische Redner seine Kunst bei Aristoteles gelernt habe. Dies ist wohl nicht nur ein Stück Aristoteles-Enkomiastik, sondern auch eine Demonstration gegen alle andern Philosophenschulen, daß der Peripatos allein fähig sei, Redner und Politiker für das praktische Leben heranzubilden (vgl. Cie. De fin. 5,7). Der Gegner will nicht gegen Aristoteles polemisieren, sondern einfach die Originalität des Demosthenes behaupten durch den Nachweis, daß eine solche Schülerschaft chronologisch unmöglich sei. Methodisch ist der Beweis sauber durchgeführt. Für Aristoteles gibt er teils die Chronologie Apollodors, aus der jedenfalls der antike Leser folgerte, daß Aristoteles frühestens nach Piatons Tod mit der eigenen Lehr- und Publikationstätigkeit hervorgetreten war; zum anderen Teil fanden sich Stellen in der Rhet. mit Anspielungen, die zwingend ein sehr spätes Abfassungsdatum zu fordern schienen. Beim Politiker Demosthenes war es nicht schwierig, jede seiner Reden genau zu datieren. Nr. 12 ist ein singuläres Stück. An sich ist es nicht unerwartet, daß ein Schüler den Tod des Aristoteles in Chalkis schilderte, wie Piaton denjenigen des Sokrates, Speusippos denjenigen Piatons. Auch der sonderbare Titel (Aristoteles erhält sich am Leben, solange er den Duft eines Apfels, den er in der Hand hält, einzieht) legitimiert sich durch die Parallele Demokrits, den der Duft frischen Brotes am Leben erhielt (Diog. Laert. 9,43). End-
lich werden Namen von Schülern genannt: Symam, Melion, Cariton, Arastratus; nichts hindert die Vermutung, daß sich hinter den unheilbar verstümmelten Namen dieselben verstecken, die Τ 4, p. 34 a 21—23 als seine Schüler aufzählt: Theophrast, Phanias, Eudemos, Kleitos, Aristoxenos, Dikaiarchos. Was die Schwierigkeit ausmacht, ist, daß der griechische Grundtext, den wir ansetzen müssen, durch die Übersetzungen ins Arabische dann Hebräische, dann Lateinische weit gründlicher übermalt worden ist als etwa Nr. 6. Nur in seltenen Fällen glaubt man ahnen zu können, was ursprünglich gesagt worden sein mag. Dabei ist es wiederum nicht verwunderlich, daß die Atmosphäre ebenso wie einzelne Äußerungen an den Phaidon Piatons wie an den Eudemos des Aristoteles selbst erinnert; es wäre eher befremdlich, wenn dies nicht so wäre. Nr. 13 bildet zusammen mit Nr. 14 einen berühmten Komplex. Beide Texte entstammen derselben Quelle und berichten von dem bösen Schicksal der Manuskripte des Aristoteles und Theophrast, die nach zweihundertjährigem Vergrabensein in einem Keller in Skepsis schließlich am Anfang des 1. Jhd. v.Chr. wieder ans Licht kamen und dann von Apellikon schlecht, von Tyrannion etwas besser und endlich von Andronikos von Rhodos vorzüglich ediert wurden. Damit hatte man das ganze Œuvre des Aristoteles und Theophrast wieder, das nach der Meinung dieser Texte allen Peripatetikern vom Tode Theophrasts an bis auf Andronikos entweder gar nicht oder nur in schlechten Fassungen zugänglich gewesen war (damit hängt auch das von Cicero De fin. 5,13—14 übernommene abfällige Urteil über die späteren Peripatetiker zusammen). Wir werden heute nicht mehr bezweifeln, daß dies alles letztlich aus der Vorrede des Andronikos zu seiner Edition stammt und den doppelten Zweck verfolgt, einmal diese Edition als die allein zuverlässige zu empfehlen und sodann in einer Haltung, die man klassizistisch nennen mag, Aristoteles und Theophrast als die einzig maßgebenden Philosophen des Peripatos zu bezeichnen. Es ist diese Haltung, die den fast vollständigen Verlust der Werke Stratons und der späteren Peripatetiker verschuldet hat, ohne daß wir verpflichtet wären, uns mit dem bei Cicero und Plutarch vorgetragenen Urteil zu identifizieren. Die Geschichte vom Keller
Prolegomena zu den Testimonia in Skepsis wird nicht gerade Erfindung sein, soll aber dem Leser den falschen Eindruck suggerieren, als habe der Peripatos in Athen vom Tode Theophrasts an so gut wie keine Exemplare der Werke der beiden ersten Scholaren mehr besessen. Nr. 15 ist ebenfalls berühmt und beunruhigend vieldeutig. Porphyrios wird wiederum aus dem Buche des Andronikos selber die Mitteilung entnommen haben, er habe die Schriftenmasse des Aristoteles und Theophrast systematisch geordnet und in große Pragmatien zusammengefaßt. Wir werden vermuten, daß es sich nicht bloß um das Zusammenrücken stofflich verwandter Texte handelte, sondern auch um die Herstellung eines Gesamtsystems, das mit der Logik begonnen und mit den an die Politik angegliederten „sozialtechnischen" Untersuchungen über Rhetorik und Poetik geschlossen haben wird. Vor- und Rückverweise des Aristoteles selber mögen zuweilen hilfreich gewesen sein, doch die Frage, wieviel an redaktionellen Eingriffen Andronikos sich letzten Endes erlaubt hat, bleibt offen. Beachtenswert ist jedenfalls, daß sich in den erhaltenen Texten keinerlei Spuren späthellenistischer Schulterminologie nachweisen lassen. Nr. 16. Ursprünglich auf Andronikos zurückgehen kann auch die Gesamteinleitung in das Œuvre des Aristoteles, die wir in fünf einander gegenseitig ergänzenden Varianten besitzen. Alle Varianten stammen aus dem 5. und 6. Jhd. n.Chr., gehören als solche also dem späten und spätesten Neuplatonismus an (wie die mit ihnen vielfach zusammenhängenden Biographien Nr. 2,3,4), gehen aber auf einen gemeinsamen viel älteren Grundtext zurück. Dies zeigt die Nähe des ersten Kapitels zu Diog.Laert. 1,17, aber wohl auch die Erwähnung des Königs Iuba von Mauretanien, von dem schon der Leser des 3. Jhd. n.Chr. kaum mehr etwas gewußt haben wird. Als ein Zwischenglied wird eine von Elias ausdrücklich zitierte Schrift des Proklos zu gelten haben. In der Abfolge der Kapitel weichen die Texte nur unwesentlich voneinander ab; wird Ammonios zugrunde gelegt, so ergibt sich für die 10 Kapitel: Ammonios 1.2.3.4.5.6.7.8.9.10; Simplicius 1.2.3.4.5.7.8.10.6.9; Olympiodoros 1.2.3.4.5.6.10. 7.8.9; Philoponos 1.2.3.4.5.7.8.6.10.9; Elias 1.2.3. 4.5.6.10.7.8.9. Betont werden darf, daß zwar vor
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allem Olympiodor und Elias übermäßig weitschweifig sind, daß aber jede der Varianten neben z.T. absonderlichen Mißverständnissen beachtenswerte Informationen und Gesichtspunkte beizubringen vermag. Der moderne Leser wird etwa neben der Diskussion der Frage, mit welchem Teil der Philosophie man das Studium des Aristoteles beginnen solle, vor allem die Anforderungen an den Dozenten beachten (der den Text nicht nur kennen, sondern ihm auch kritisch gegenüberstehen soll und sich nicht durch die Autorität des Klassikers blenden lassen darf), ferner die Antwort auf die Frage, weshalb neben den anerkannt echten Texten des Aristoteles so viele Fälschungen im Umlauf sind. Im Gesamtoeuvre des Aristoteles werden unterschieden: Schriften, die sich auf ein καθέκαστον beziehen, andere, die ein καθόλου zum Gegenstand haben, wieder andere, die zwischen beiden Gruppen stehen (zu diesen gehören die Politien und Hist.anim.). Philosophisch relevant ist nur das καθόλου. Dieses ist aufgeteilt in Notizensammlungen (ύπομνηματικά) und verfaßte Schriften (συνταγματικά), die ihrerseits aus zwei Gruppen bestehen, Werke für den Spezialisten (άκροαματικά) und solche für den Laien (διαλογικά bzw. εξωτερικά). Bemerkenswert ist die Diskussion über das philosophische Gewicht dieser letzten Gruppe bei Olympiodor 7 1 a l l — 3 7 und ausführlicher und präziser bei Elias 83 a 31—630. Nicht entscheidbar ist, ob der bei diesen beiden unternommene Nachweis, es könnten grundsätzlich nicht mehr und nicht weniger als zehn Fragen an das Œuvre des Aristoteles gestellt und nicht mehr und nicht weniger als sieben Ableitungen von Namen von Philosophenschulen vorgenommen werden, bloß ein epigonales Raisonnement oder älter ist (vgl. Karneades bei Cie. De fin. 5,16). In der Liste der Philosophenschulen werden auffallenderweise die Kyniker und die 'Εφεκτικοί besonders ausführlich behandelt, und über die Ηδονικοί wird ein bemerkenswert maßvolles Urteil gefällt. Christliche Elemente fehlen ganz. In der Bestimmung des Telos der aristotelischen Philosophie finden sich insofern Nuancen, als Ammonios (63 a 29—40) rücksichtslos Aristoteles und Piaton zusammenzwingt, Elias dagegen (86 a 2 0 - 6 3 4 ) am Unterschied zwischen beiden festhält; auch Simplicius (66 a 2 7 - 4 2 ) , Olympiodor (72 a 4 4 - 6 2 1 ) und
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Philoponos (77 b 4 4 - 7 8 a 2) bringen je eigene Akzente mit. Nr. 17 berührt sich vielfach mit Nr. 18; dabei ist (wie zu erwarten) Areios Didymos reichhaltiger und nuancierter, Ciceros Darstellung wesentlich straffer aufgebaut und übersichtlicher. Beide Texte stehen unter der Voraussetzung, daß die ursprüngliche und reine peripatetische Lehre nur bei Aristoteles und Theophrast zu finden sei. Dies schließt spätere Einwirkungen (bei Cicero diejenige des Antiochos) nicht aus; doch sie bleiben begrenzt. Daß ein gänzlich unbedeutender Mann wie Antiochos sich starke Umformungen der Doktrin der Archegeten (deren Werke ja zur Verfügung standen) erlaubt hätte, ist von vorneherein kaum anzunehmen. Wichtiger sind zwei Probleme: wie weit ist der Anteil des Aristoteles von demjenigen Theophrasts abtrennbar? Und wie steht es mit den gelegentlichen Einschlägen stoischer Terminologie und Lehre? Lassen sie sich als sekundäre Ergänzungen von interessierter Seite entfernen oder soll vermutet werden, daß, wenn nicht Aristoteles, so doch Theophrast in bestimmten Punkten stoische Theoreme schon vorweggenommen hat? Ein erster Hauptteil (91 a 1 5 - 9 4 a 3) läßt sich folgendermaßen aufgliedern: (1) 9 1 a l 5 - b 3 9 allgemeine Grundlegung der Ethik, (2) 9 1 b 4 0 92 a 42 die Beobachtung des alltäglichen Verhaltens erweist den Menschen als ώον κοινωνικόν in der selbstzwecklichen Liebe zu Verwandten, Freunden, Mitbürgern und Mitmenschen überhaupt. (3) 92 a 4 3 - 9 3 a 9. Eben daraus folgt die Schätzung von Lob und Ruhm und dann der eigenen körperlichen und seelischen άγαθά. (4) 93 a 10— b 12 gibt eine durchlaufende Parallelisierung der seelischen, körperlichen und äußeren Güter. (5) 93 b 14—23. Eine erste Polemik scheint sich gegen die These von Piatons Phaidon zu richten, wonach der Weise das Leben im Körper zu verlassen strebt. (6) 93 b 25—41 gibt zusammen mit einer zweiten Polemik eine Definition des Telos. (7) beschreibt die άρετή, dann die κακία und hebt zum Abschluß die beherrschende Rolle der φρόνησις hervor (93 b 4 3 - 9 4 a 33). Ein zweiter Hauptteil (94 a 3 5 - 9 9 a 18) geht in insgesamt 11 Kapiteln die wichtigsten Fragen der Ethik durch. Einige der Kapitelüberschriften
sind untergegangen, lassen sich indessen mühelos ergänzen. Es sind im einzelnen: 1. περί ά ρ ε τ ή ς 2. περί αιρετών καί φευκτών 3. περί των άγαθών (hier ist der zweite Teil der gerade für Aristoteles und den Peripatos fundamentalen Dichotomie: gegen die άγαθά für den Einzelnen als Einzelnen stehen die άγαθά, die sich in der κοινωνία realisieren, verlorengegangen) 4. έκ τίνων ή εύδαιμονία 5. Hier ist der Titel unvollständig, da der im ganzen Abschnitt zentrale Begriff der εύδαιμονία nicht fehlen kann, also: πόσα μέρη τοϋ άγαθοϋ καί περί σκοπού καί ποσαχώς λέγεται ή εύδαιμονία 6. ποσαχώς λέγεται το άγαθόν (Liste von 9 verschiedenen Begriffen von άγαθόν) 7. περί τ ή ς ήθικής ά ρ ε τ ή ς ότι μεσότ η τ ε ς 8. περί παθών ψ υ χ ή ς 9. περί φιλίας 10. περί χάριτος 11. Titel ausgefallen, aber sicher ergänzbar περί βίων. Einen dritten Hauptteil kann man von 9 9 a 2 0 - b 3 5 rechnen. Er setzt ein mit einem textlich verwirrten Abschnitt (99 a 2 0 - 3 2 ) , der zuerst Definitionen der ήθική und der διανοητική άρετή bringen will, dann die komplementären Definitionen von σοφία und φρόνησις. Es folgt (99 a 3 2 - 4 7 ) eine Liste von 123 Tugenden, allesamt als μεσότητες bestimmt, dann 99 b 1 - 3 1 eine zweite Liste von 10 Tugenden, ebenfalls als μεσότητες bestimmt und den Haupttugenden subordiniert. Die erste Liste berührt sich vielfach mit Nik.Eth., die zweite überhaupt nicht. Auch die Conclusio 99 b 3 2 - 3 5 hat in Nik.Eth. kein Gegenstück. Der vierte Hauptteil hat es mit Ökonomik und Politik zu tun 99 b 3 8 - 1 0 1 a 28. Der Text zeigt eine allgemeine Verwandtschaft, aber keine unmittelbar evidenten Beziehungen zu Pol. Wir müssen uns mit der naheliegenden Vermutung begnügen, daß es sich um eine Zusammenfassung aristotelischer und theophrastischer Thesen aus nicht näher bestimmbaren Schriften handelt. Nr. 18 bietet die drei wichtigsten Texte Ciceros über die geschichtliche Stellung und den Inhalt der aristotelischen Philosophie bsd. der Ethik. Alle drei Texte dürften durch Antiochos vermittelt sein. Doch zeigt jede genauere Prüfung, daß der denaturierende Einfluß seiner These (Aristoteles nicht nur mit Xenokrates, sondern letztlich auch mit der Stoa in Übereinstimmung, so daß schließlich ein
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universaler Consensus der drei sokratischen Schulen herausspringt) durchweg sehr begrenzt bleibt. Die Berichte über Aristoteles primär, Theophrast sekundär dürfen im ganzen als zuverlässig gelten. Der erste Text zeigt dies kraß darin, daß der Abriß der philosophiegeschichtlichen Entwicklung im einzelnen den grundlegenden Voraussetzungen des Antiochos offen widerspricht: Weder ist Piaton der getreue Schüler des Sokrates, noch bleiben Aristoteles und Theophrast bei der Lehre Piatons (sie treten vielmehr zu Piaton wie zu Xenokrates in einen Gegensatz) noch läßt, sich endlich Zenons Lehre mit derjenigen der alten Akademie und des Peripatos vereinigen. Wie das System der platonischen Lehre (für das in der Physik die Antithese ποιούν-πάσχον und der Begriff der αποιος ϋλη, in der Ethik die DreiGüter-Lehre in Anspruch genommen wird) zustande kam, haben wir hier nicht zu fragen. Als Besonderheit wird § 26 die Doktrin des Aristoteles vom Fünften Element ausgeführt; daß es die Substanz sowohl der Gestirne wie auch des (menschlichen) Geistes ausmache, kann nur einem Dialog, dem Eudemos oder dem Dialog über die Philosophie entnommen sein. In den erhaltenen Pragmatien ist dies zwar in der These von der Korrespondenz zwischen dem menschlichen und dem kosmischen ν ο υ ς angelegt, aber nirgends expliziert. Die Gesamtlehre des Peripatos wird in § 33/34 in brutaler Vereinfachung auf drei Abweichungen von Piaton reduziert: Aristoteles verwirft die Ideenlehre,Theophrast den Satz, daß die Tugend allein die Eudaimonia konstituiere, während von Straton nur unbestimmt mitgeteilt wird, er habe sich in der Naturphilosophie völlig von der Tradition entfernt. Diesen dreien gegenüber bleiben sämtliche Vertreter der alten Akademie dem System Piatons treu; von einer Übereinstimmung des Aristoteles mit Xenokrates kann also gar nicht die Rede sein. Dann wird Zenons Lehre vorgeführt. Zur Ethik zeigt ein erster Abschnitt § 35/37, daß er faktisch über Theophrast hinweg zur radikalen Tugendethik Piatons zurückkehrt; ein zweiter § 38/39 hebt in fünf Punkten Zenon von den superiores überhaupt ab: die drei ersten Punkte zielen nachweisbar auf Aristoteles selber, für die zwei letzten, die sich mit
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der Stellung der πάθη befassen, hat man wohl vorzugsweise an Theophrast zu denken. Zur Naturphilosophie wird lediglich die aristotelische Lehre vom Fünften Körper einerseits, diejenige des Xenokrates und der superiores, daß die Seele unkörperlich sei, andererseits, zurückgewiesen. Da wird (gegen Antiochos) der Dissensus sowohl zwischen Aristoteles und Xenokrates wie auch zwischen den Früheren und Zenon evident. Erst recht wird man beachten, daß die Logik mit der Bemerkung eingeführt wird, Zenon habe gegenüber den Früheren sehr viel geändert. Anvisiert wird einesteils die im Begriff der κατάληψις gipfelnde Erkenntnistheorie, andernteils die Lehre von den εννοιαι, die die platonische Ideenlehre zu ersetzen bestimmt war. Zweimal wird betont, daß es sich um neue Einsichten handle. Um so überraschter wird der Leser sein, wenn daraufhin Cicero im Sinne des Antiochos die Folgerung zieht, Zenons Lehre sei nicht neu, sondern bloß eine Verbesserung der alten akademischen, also platonischen Doktrin. Der Bericht gibt dies nicht her, weder im Falle der Ethik noch in demjenigen der Logik, nicht einmal in demjenigen der Physik, obschon da die Absicht, Stoisches schon bei Piaton angelegt zu sehen, besonders deutlich ist. Für den gegenwärtigen Zusammenhang ist wichtig die Möglichkeit, aus den Positionen Zenons zurückzuschließen auf die Gegenpositionen vor allem des Aristoteles, die er zu überwinden sucht. Der zweite Text will eine Gesamtübersicht über die Lehre der veteres geben; dabei steht Aristoteles, sekundär Theophrast, offensichtlich im Vordergrunde. Es fehlt allerdings nicht an Sonderbarkeiten und Verwirrungen, teils Cicero, teils der Überlieferung zuzuschreiben. Ich notiere hier nur Weniges. § 4 will die Aufgliederung der Philosophie in drei Teile begründen. Die Ableitung der Logik scheint zu fehlen; wenn sie existierte, dürfte sie am ehesten in der Form geschehen sein, daß gesagt war, wir strebten magnificentius . . . et ardentius nach der Tugend, wenn die Logik uns gelehrt hat, wie die Tugenden zu definieren und einzuteilen seien (man wird dazu aus Nr. 16 die Diskussion der Frage, ob das Philosophieren mit der Ethik oder der Logik zu beginnen habe, vergleichen). Der erste Teil besteht aus ήθικόν und πολιτικόν.
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Nur über dieses soll hier gesprochen werden. Bemerkenswert sind (a) die zahlreichen Anspielungen auf Buchtitel. Man erkennt in einer ersten Gruppe περί πολιτείας und περί νόμων, in einer zweiten περί δικαιοσύνης, dann περί σωφροσύνης καί άνδρείας (die auch in Nik.Eth. 3 , 6 - 1 2 eine Sonderstellung einnehmen), περί φιλίας, περί βίων, περί φιλοσοφίας, περί τοϋ πολιτεύεσθαι (= πολιτικός?) in einer dritten Gruppe die παραμυθητικοί (Theophrast, Krantor) und προτρεπτικοί (vor allem Aristoteles), sowie die συχμβουλευτικοί an Alexander (Aristoteles), Kassander (Theophrast DL 5,47), Ptolemaios Philadelphos (Straton DL 5,58/59). Auffallend ist (b) das Gewicht, das auf den Gegensatz zwischen dem gepflegten kunstvollen Stil dieser peripatetischen Schriften und der pedantischen Sprödigkeit der stoischen Texte gelegt wird; das kann sich auf keine der aristotelischen Pragmatien beziehen, sondern nur auf anspruchsvolle, für die Publikation bestimmte Werke - , also zur Hauptsache wohl auf die Dialoge. Dies scheint endlich (c) Cicero veranlaßt zu haben, in dieses Kapitel Hinweise auf die peripatetische Rhetorik und Dialektik einzuarbeiten, dies wiederum mit scharf abfälligem Urteil über die stoische Rhetorik. In § 7 kommt man über die Annahme einer schweren Textstörung oder Ungeschicklichkeit Ciceros nicht hinweg. Schon der Einsatz „itaque vides . . . " ist insofern schief, als er mit dem Vorangehenden nichts zu tun hat, und der stoische Einwand (die ganze Welt als ein einziges oppidum bzw. municipium) ist mit einer an dieser Stelle unpassenden Ironie formuliert. Erst mit „ista ipsa quae tu breviter . . ." geht es glatt weiter. Der zweite Teil ist die Logik, ihrerseits aufgegliedert in Dialektik und Rhetorik. Im Felde der Dialektik scheinen wiederum Buchtitel faßbar zu sein (περί ορισμών, διαιρέσεις, περί έναντίων), und in der Sache beachtlich ist sowohl die Bedeutung, die dem Begriff der ενάργεια beigemessen wird (dazu Text Nr. 3 und 4), wie auch die Formulierung der gegenseitigen Abhängigkeit von λ ό γ ο ς und αϊσθησις, beides in den uns erhaltenen Pragmatien nicht belegt. Der dritte Teil beginnt mit einer leicht ciceronisch übermalten Rechtfertigung der Naturphiloso-
phie (ursprünglich gewiß nicht gegen Epikur, sondern gegen bestimmte Sokratiker gerichtet), von der man wissen möchte, ob sie im Kern auf Aristoteles selbst zurückgehen kann. Es folgen einige Sätze über die Kosmologie selber mit dem Hinweis auf das Fünfte Element des Aristoteles, hier allerdings seltsamerweise nicht auf die supralunare Welt, sondern nur auf den menschlichen ν ο υ ς bezogen. Endlich kommen Zoologie und Botanik zur Sprache, auch mit Buchtiteln im Hintergrund (Hist, an., Gen.an., Part.an, περί μακροβιότητος?). Man erhält den Eindruck, daß der Hellenismus die Leistung der Archegeten des Peripatos vor allem in der realistischen Staatstheorie auf der einen, in der in Zoologie und Botanik sich entfaltenden theoretischen Biologie auf der andern Seite gesehen hat. Der dritte Text endlich bietet eine Gesamtdarstellung der altperipatetischen Lehre vom ethischen Telos. Hier gilt vor allem, daß in De fin. 5 , 2 4 - 9 5 Aristoteles und Theophrast das Substrat geliefert haben (Theophrast wird man vor allem die Beiträge aus der Botanik zu geben haben). Die Überarbeitung durch Antiochos ist leicht als solche erkennbar (flagranter Gegensatz zwischen der aufwendigen Begründung der Drei-Güter-Lehre und dem dürftigen Bemühen des Antiochos, die σωματικά καί έκτος άγαθά auf ein Minimum zu reduzieren). Nur wenige, für unsere Fragestellung relevante Einzelheiten sind hervorzuheben. § 9 - 1 1 ist abermals eine Gesamtübersicht über die peripatetische Philosophie. Zur Naturphilosophie wichtig die an den Pragmatien nur begrenzt verifizierbare methodische Feststellung, man habe nicht nur mit dem εϋλογον, sondern auch mit der άνάγκη mathematischer Beweise argumentiert. Dann folgt, abermals auf Buchtiteln aufgebaut, der Hinweis auf die Zoologie des Aristoteles, die Botanik Theophrasts. Die Logik wird nochmals in Dialektik und Rhetorik aufgeteilt, dem Aristoteles die Einführung des είς έκάτερον έπιχειρειν zugeschrieben. Zur Ethik werden die Politien des Aristoteles erwähnt (bemerkenswert „non solum Graeciae, sed etiam barbariae . . ."), von Theophrast περί νόμων. Beide schreiben über den πολιτικός, Theophrast überdies πολιτικά π ρ ο ς τ ο υ ς καιρούς (DL 5,45). Wichtig endlich die Erwähnung des
Prolegomena zu den Testimonia σχολαστικός καί θεωρητικός βίος mit einem Hinweis, der sachlich Nik.Eth. 117867-23 entspricht, doch, wie die Schlußwendung zeigt, nicht von dorther stammt. Berühmt ist § 12, wo nicht ohne Schuld des Antiochos zwei Dinge durcheinander geworfen sind: der Gegensatz zwischen zwei Arten von Texten, deren eine als ύπομνηματικά gekennzeichnet wird, deren andere von Aristoteles und Theophrast selber εξωτερικά genannt wurde, als Schriften, die für das breite Publikum bestimmt waren; dem steht gegenüber der Gegensatz zwischen Aristoteles und Theophrast. Der ursprünglich zugrunde liegende hellenistische Text war nur am ersten Gegensatz interessiert und hat Widersprüche zwischen den beiden Arten von Texten zu erkennen geglaubt. Man darf wohl hier schon an das später von Alexander v. Aphrodisias groß herausgestellte Paradebeispiel erinnern: die Behauptung der Unsterblichkeit der Seele im Dialog Eudemos, die Bestreitung der Unsterblichkeit in der Pragmatie περί ψυχής. Antiochos dürfte sich schwerlich um dieses Problem gekümmert haben. Ihm lag daran, die Ethik des Peripatos so nahe als irgendmöglich an diejenige der Stoa heranzurücken. Er versuchte es auf dem Wege, die Nik. Ethik (die Hilflosigkeit, mit der Cicero den Titel der Pragmatie erklärt, hat ihr Gegenstück bei DL. 8,88) des Aristoteles gegen Theophrasts περί ευδαιμονίας auszuspielen mit der These, Aristoteles räume der Tyche einen wesentlich geringeren Einfluß auf die Eudaimonia ein als Theophrast, eine These, die man im Blick auf Eth.Nik. 1,10—11 bezweifeln könnte. Jedenfalls läßt die von § 24 an aufgebaute Drei-Güter-Lehre implicite der Tyche einen sehr großen Spielraum. Es folgt ein Überblick über die spätere Geschichte des Peripatos, die mit den Texten Nr. 13, 14 kombiniert werden muß. Die Pointe ist, daß der authentische Peripatos ausschließlich durch Aristoteles und Theophrast repräsentiert wird. Spürbar sind die Eingriffe des Antiochos auch in § 16-23, die die divisio Carneadea vorführen. Wenn einesteils der methodische Grundgedanke (nicht Bestandsaufnahme der Lehren, die historisch registrierbar sind, sondern systematische Übersicht über die Thesen, die überhaupt möglich sind) bis
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auf Aristoteles zurückgeführt werden kann (nächstes Beispiel EE 1214a30—b6), so wird man andernteils kaum annehmen, Karneades habe einfach die Synthese von Stoa und (Akademie-)Peripatos als die allein vertretbare und menschenwürdige (§21 „ad maiora nati sumus" ist mit dem Aristoteles-Zitat 2,40 zu verbinden) Doktrin erweisen wollen. Was Karneades eigentlich wollte, ist nicht leicht zu sagen, zumal da es sich um eine historisch wie systematisch äußerst gewalttätige Konstruktion handelt; Antiochos hat sie für seine Zwecke umakzentuiert. In § 2 4 - 4 5 ist expliziert und durchsystematisiert, was die erhaltenen Pragmatien nur in zahlreichen diffusen Ansätzen bieten. Hier stellt sich das Problem, wie die Dinge in den Dialogen vorgetragen wurden und wie sich dazu bsd. die Nik.Eth. verhält, in aller Schärfe. § 2 4 - 2 7 setzt als Ausgangspunkt die φιλαυτία (vgl. Nik.Eth. 9,4 u. 8), skizziert den Prozeß, der vom φιλειν έαυτόν zum γιγνώσκειν έαυτόν führt und zum allmählichen Begreifen dessen, was für jedes Lebewesen die eigentümliche Natur ist und was die optimale Entfaltung dieser Natur in sich schließt. § 2 7 - 3 3 begründet die φιλαυτία als Willen zum eigenen Leben, § 3 4 - 3 8 zeigt die aus Körper und Seele aufgebaute besondere Natur des Menschen; § 3 9 40 spricht vom allgemeinen, § 4 1 - 4 3 von dem für den Menschen besonderen Begriff der Entwicklung. Das zentrale Problem, warum der Mensch bloß δεκτικός άρετής ist (Nik. Eth 2,1) wird gestreift. §§ 4 4 - 4 5 ist ein Finale (mit Anhang), Hinweis auf das fundamentale delphische Gebot des γνώθι σαύτόν (dazu Frg. 709). Ein nächster Block ist § 4 6 - 5 8 . Die φιλαυτία wird verknüpft mit den naturgemäßen Strebungen des Menschen, zunächst des Körpers, wo die klassische Dreiheit Gesundheit, Kraft, Schönheit im Vordergrund steht (§ 46-47), dann der Seele, bei der der Wille zur Theoria ( § 4 8 - 5 4 a) und zur Praxis (§ 54 b - 5 7 ) zur Sprache kommen. Hier wie dort wird ausdrücklich auf das Verhalten des Kindes zurückgegriffen; zu Nik.Eth. paßt dies wenig, so daß die Frage bleibt, ob Aristoteles in den Dialogen anders akzentuiert hat oder ob diese Perspektive (trotz der Globalversicherung § 55) ganz Theophrast gehört. § 58 darf man abermals ein
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Finale nennen: allmähliche Entwicklung zu vollkommener philosophischer Theoria und politischer Praxis, auslaufend in das den Entwicklungsbegriff konsekrierende Zitat aus Plat.Legg. 653 A. § 5 9 - 6 7 sind zwei Abschnitte, bei denen man den Einfluß der Laeliusrede aus De rep. 3 glaubt spüren zu können. §59—64 beginnt damit, besonders stark auf dem Paradoxon zu insistieren, daß die Natur ausgerechnet die Entfaltung der άρετή vollständig dem Menschen überlassen hat (vgl. von der andern Seite Nik.Eth. 1099b 1 1 - 1 8 ) ; dann wird die Selbstzwecklichkeit des Strebens nach άρετή bewiesen, zuerst am Kinde, dann am Erwachsenen. § 6 5 - 6 7 geht zum πολιτικό ν über und zur Begründung der κοινωνία zunächst auf der Gerechtigkeit, dann aber auch auf allen übrigen Tugenden. Dies führt § 6 8 - 7 0 zu einem merkwürdigen Schlußkapitel, mit dem Cicero selber einige Mühe gehabt hat. Scharf gesagt haben sowohl das ήθικόν wie auch das πολιτικόν je ihr Telos und ihre eigene Selbstzwecklichkeit. Wie sich die beiden Selbstzwecklichkeiten zueinander verhalten, wird nicht recht klar. Zum Abschluß (abermals als eine Art von Finale) werden der Weise, der die Tugend im Rahmen der κοινωνία aus Einsicht und spontan verwirklicht, den anderen gegenübergestellt, die sich durch den Ruhm zur Tugend leiten lassen. Damit ist die Legitimität des Ruhmes als eines der äußeren Güter begründet. Um so virulenter ist der Gegensatz zum Epilog § 71—74, der nun ganz auf die Linie des Antiochos einschwenkt. War in § 34/5 und 46/7 die Naturgemäßheit und Werthaftigkeit der körperlichen Vorzüge betont worden, so hören wir hier, daß sie den άρεταί gegenüber verschwinden wie die Sterne im Licht der Sonne. Die nachfolgende Abgrenzung von der Stoa bleibt schwach. Ciceros Gegenangriff § 76—86 hält sich insofern im Rahmen seiner akademischen Observanz, als er selber nicht Stellung bezieht, sondern nur die innere Widersprüchlichkeit der Position des Gegners herausarbeiten will. Zwei Probleme werden anvisiert: dürfen die körperlichen und äußeren Vorzüge ebenso als άγαθόν bezeichnet werden wie die seelischen (daß Aristoteles vom platonischen Begriff des άγαθόν ebenso abrückt, wie die Stoa ihn umgekehrt radikalisiert, ist bekannt)? und darf zwischen
einer vita beata und einer vita beatissima unterschieden werden oder nicht? Hier liefert die Nik. Eth. charakteristischerweise Ansätze in beiden Richtungen: 1 1 0 0 b 2 2 - 1 1 0 1 a 8 unterscheidet zwischen μακάριος und εύδαίμων und gesteht dem Priamos zu, daß man ihn im Blick auf die άρετή zwar εύδαίμων nennen konnte, keinesfalls aber μοκάριος. Umgekehrt heißt es 1097b 1 4 - 2 0 , daß die Eudaimonia kein Mehr oder Weniger zuläßt, sondern ein für alle Male ist, was sie ist (dazu Cicero § 83). Die letzte Rede des Peripatetikers beruft sich ausdrücklich auf Theophrasts Περί εύδαιμονίας, mit einigen leicht auszuscheidenden Ergänzungen des Antiochos. Diesem gehört sowohl die These, daß die Stoa mit anderer Terminologie dasselbe sage wie der Peripatos, wie auch die Minimisierung des Ranges der körperlichen Vorzüge. Es bleibt die Bestimmung der Eudaimonie als Theoria, dann vor allem §91—93 der möglicherweise schon aristotelische Gedanke, daß nicht eine schlechthin vollkommene Eudaimonie gesucht werden darf, sondern nur eine solche, in der die wichtigsten und größten Dinge wohlgeraten sind; daß dazu Epikur KD 16 (z.T. auf Demokrit beruhend) zitiert wird, ist beachtlich. Ein Einfluß des Aristoteles auf Epikurs eigene Formel ist nicht ausgeschlossen. Nr. 19 und 20 berichten über die Naturphilosophie des Aristoteles (und Theophrast). Nr. 19 ist konstituiert aus Auszügen aus einem späthellenistischen doxographischen Handbuch, dessen Grundstock die φυσικών δόξαι Theophrasts gebildet hatten. Verkürzungen, Verstümmelungen und Zusätze fehlen nicht. Im ganzen dürfte die Anlage des Werkes Theophrasts beibehalten sein: Gesamtanordnung der Doxai in 5 Kapitel Kosmologie, Astronomie (in unserem Text von 2,11,3 an), Meteorologie (von 3,1,7 an), Psychologie (von 4,2,6 an), Biologie (von 5,3,1 an); innerhalb der Kapitel Anordnung teils chronologisch, teils systematisch. Bestimmte Schriften werden selten (in Zusätzen) zitiert, so die Physik in 1,11,6; 2,11,3; 2, 29,4. Die einzelnen Doxai stehen in der Regel mit den erhaltenen Pragmatien in Beziehung, sind aber fast nie unmittelbar aus ihnen ableitbar. Von Interesse sind die gelegentlichen Zusammenstellungen des Aristoteles mit anderen Philosophen.
Prolegomena zu den Testimonia
Ich greife hier nur 2,10,1; 2,23,6; 4,20,1; 5,4,2 heraus, wo neben Aristoteles Pythagoras und Piaton erscheinen; da ist eine bestimmte,wenn auch nicht eindeutig lokalisierbare Tendenz wahrzunehmen. Anspruchsvoller und, soweit vorhanden, ergiebiger sind in Nr. 20 die Exzerpte aus der Gesamtdarstellung der aristotelischen Naturphilosophie des Areios Didymos (also ein Gegenstück zum Text Nr. 17). Für sie gilt im Prinzip dasselbe wie für Nr. 19. Die Nähe zu den erhaltenen Pragmatien ist unbestreitbar, doch sind immer wieder genügend zahlreiche Abweichungen zu beobachten, die zur Frage zwingen, ob der letzlich zugrunde liegende Text des Aristoteles nicht doch ein anderer war als derjenige, der uns heute zur Verfügung steht. Eine erste Gruppe von Exzerpten ( 1 - 6 ) hat es mit den Grundbegriffen der Naturphilosophie zu tun; es folgen (7—9) Kosmologie und Astronomie. Verhältnismäßig ausführlich sind die Exzerpte aus Meteorologie und Erdbebenlehre (10-13). Hier ist wie in der erhaltenen Meteor, (und den Resten der Meteorologie Theophrasts) spürbar, daß eine große Menge ausdifferenzierter Beobachtungen zur Verfügung stand, die vermutlich zu einem überwiegenden Teil ursprünglich ihren Platz in einer religiöskultischen Prodigienlehre gehabt haben. Was in Rom noch bis in das 1. Jhd. v.Chr. als ein System von Prodigien wirksam war (es genügt auf Liv. und lui. Obsequens zu verweisen), ist bei den Griechen im Zuge der philosophischen Aufklärung schon im 6. Jhd. v.Chr. Stück um Stück aus dem religiöskultischen Kontext verschwunden und zu einem Problem profaner Naturphilosophie geworden. Dürftig ist schließlich die vierte Gruppe der Exzerpte (14-16), die die Psychologie betreffen. Nicht fehlen durfte schließlich das singuläre Stück Nr. 21. Es sind Auszüge aus einem Werke des Platonikers Attikos (2. Jhd. n.Chr.), die die heftigste Polemik gegen Aristoteles enthalten, die wir aus der Antike besitzen; außerdem liegt hier, im Unterschied zu fast allen vorangehenden Texten, ein literarisch anspruchsvolles Werk vor, das weder mit Dichterzitaten noch mit rhetorischen Anklagen spart. Der Verfasser zögert nicht, Aristoteles neben Epikur zu stellen und dabei diesem noch mehr philosophische Konsequenz zuzubilligen als jenem. Die Schrift ist eine Reaktion auf die vom späteren
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Hellenismus an sich ausbreitende Tendenz, nicht nur eine vollständige Harmonie zwischen den beiden Piatonschülern Aristoteles und Xenokrates zu statuieren, sondern auch Aristoteles selber als den „echtesten Schüler Piatons" (Diog. Laert. 5,1) zu präsentieren. Was die Grundlagen der Polemik angehen, so schreibt Attikos in einer Zeit, in der sowohl die von Andronikos veranstaltete Ausgabe der Pragmatien zur Verfügung stand (Attikos ist der erste, der alle drei Ethiken mit den uns geläufigen Titeln anführt), wie auch umgekehrt die Dialoge noch nicht untergegangen sein dürften. Attikos wird auch sie benutzt haben, wo es seinen Zwecken diente. Die einzelnen Kapitel betreffen: I. die DreiGüter-Lehre, II. die Frage der göttlichen πρόνοια, III. die Ewigkeit der Welt, IV. den fünften Körper und V. im Blick darauf die Astronomie, VI. die Unsterblichkeit der menschlichen Seele, VII. die Weltseele, VIII. die Ideenlehre, wobei (durch die Schuld des Exzerptors?) die Einwände des Aristoteles merkwürdig flüchtig abgetan werden. Generell ist zu beachten, daß Attikos in der, summarisch gesagt, mit Poseidonios beginnenden Epoche schreibt, in der die Probleme der philosophischen Theologie wieder wichtig geworden sind; ferner daß das aristotelische Organon von der Kritik völlig verschont zu werden scheint. Es ist denn auch dieser Teil des Œuvres des Aristoteles, der als eine in sich neutrale Methodik am vollständigsten in den Neuplatonismus integriert wurde und in gewisser Weise das Bild des Aristoteles bis zum Ende des Mittelalters entscheidend bestimmt hat. Die anschließende letzte Textgruppe kann als eine Überleitung zur Sammlung der Fragmente der aristotelischen Dialoge (Frg. 1 - 8 3 ) gelten. Die erhaltenen Pragmatien verweisen niemals auf διάλογοι als solche, wohl aber zuweilen auf Untersuchungen und Texte, die offensichtlich außerhalb des Systems der Pragmatien stehen, von denen aber auch vorausgesetzt wird, daß der Leser sie kennt. Es gibt 14 derartige Verweise. Sie bilden zusammen mit den einschlägigen spätantiken und byzantinischen Kommentaren den ersten Teil dieser Gruppe. Sie seien hier angeführt, lediglich mit stichwortartiger Angabe der jeweils verhandelten Sache und dem Wortlaut des Verweises selbst.
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Prolegomena zu den Testimonia
1. Uber die Eudaimonia: έν τοις έγκυκλίοις 2. Über die Struktur der menschlichen Seele: έν τοις έξωτερικοϊς λόγοις 3. Über den Unterschied von ποίησις und πράξις: τοις έξωτερικοίς λόγοις 4. Uber den Begriff des άγαθόν: καί έν τοις έξωτερικοις λόγοις καί έν τοις κατά φιλοσοφία ν 5. Über die Drei-Güter-Lehre: έν τοις έξωτερικοϊς λόγοις 6Α. Über die Selbstliebe: έν τοϊς λόγοις έπισκοπείν είώθαμεν 6Β. Über die Autarkie des vollkommenen Menschen: έν τψ λόγψ γέγραπται 7. Über άρχειν und αρχεσθαι: έξωτερικωτέρας έστί σκέψεως 8. Uber die Arten von άρχή: έν τοις έξωτερικοίς λόγοις 9. Über das vollkommene Leben: έν τοις έξωτερικοις λόγοις 10. Über den Begriff der Zeit: δια των έξωτερικών λόγων 11. Uber den Begriff des Kosmos und den Ort der Gottheit jenseits des Kosmos: έν τοις έγκυκλίοις φιλοσοφήμασι 12. Über die Bestimmung der Seele als Harmonie: έν τοις έκ κοινφ γινομένοις λόγοις 13. Kritik der Ideenlehre: ύπό των έξωτερικών λόγων 14. Wirkung der Dichtung: έν τοις έκδεδομένοις λόγοις Man sieht, daß die Verweise in Nr. 2,3,4 (mit Abgrenzung von den τα κατά φιλοσοφίαν), 5,8,9, 10,13 über belanglose Varianten hinweg miteinander übereinstimmen. Man wird wohl auch Nr. 7 dazuzählen dürfen. Ferner gehören zusammen Nr. 1 und 11, obwohl seltsamerweise schon die Antike nicht mehr gewußt hat, wie έγκύκλιος zu erklären sei; gemeint sind jedenfalls Gegenstände, die zur „Allgemeinbildung" gehören. Dasselbe muß in Nr. 12 gemeint sein, trotz der vagen Ausdrucksweise die einzige Stelle, bei der sich die antiken Kommentare darüber einig sind, daß der Dialog „Eudemos" gemeint ist. Eigentümlich ist Nr. 14, das die Unterscheidung von publizierten und nichtpublizierten λόγοι impliziert; vorausgesetzt ist, daß
auch die μή έκδειδομένοι λόγοι einem bestimmten Kreis von Interessenten zugänglich waren. Schwierigkeiten macht nur Nr. 6, bei dem man fragen wird, ob eine sonderbar elliptische Ausdrucksweise des Aristoteles selbst oder eine Textverderbnis vorliegt. Nicht stören darf unser Eindruck, daß es sich zwar in den meisten Fällen um Gegenstände handelt, die auch „ein weiteres Publikum" interessieren mußten (etwa Nr. 2,3,5,8,9), Während es sich in einigen anderen Fällen um anspruchsvolle und voraussetzungsreiche Untersuchungen handelt (Nr. 4 und bsd. 10). Wir haben keine Möglichkeit, darüber zu entscheiden, was Aristoteles einem Publikum außerhalb des in der Schule vereinigten Kreises von Spezialisten zumuten konnte und wollte. Daß es sich in jedem einzelnen Punkte um Lehrgegenstände und Positionen handelt, mit denen sich Aristoteles selber identifiziert und für die er auf Texte verweist, in denen er schon gut gesagt hatte, was er in der Pragmatie nicht wiederholen will, ist ernsthaft nicht zu bestreiten. Der zweite Teil dieser Gruppe bietet Zeugnisse anderer Autoren für den Begriff der έξωτερικά und seine Identifikation mit den Dialogen. Freilich haben hier zwei ursprünglich sachfremde Motive störend eingewirkt. Das erste ist die Interpretation der άκροαμαακά als Geheimlehren, die im Gegensatz zu den έξωτερικά nur einem zuverlässigen Jüngerkreis hätten anvertraut werden dürfen. Zur Verdeutlichung dieser Antithese taucht seit der frühen Kaiserzeit das Wort έσωτερικός auf (s. Nr. 6,7,8). Das zweite Motiv ist die Umsetzung des schon bei Aristoteles greifbaren Unterschieds der zwei Schriftengruppen ins Organisatorische und Biographische. Die άκροαματικά werden am Vormittag vor einem ausgewählten Schülerkreis, die έξωτερικά am Abend vor einem beliebigen Publikum vorgetragen (s.Nr. 6 und 10); Quelle unbestimmbar; die Sache schon bei Diog.Laert. (Text 1) § 2 - 3 vorausgesetzt. Einen gemeinsamen Ursprung haben Nr. 3 und 12; Nr. 4 entwickelt aus der Auffassung der άκροαματικά als Geheimlehre einen Briefwechsel zwischen Alexander und Aristoteles. Wichtig ist Nr. 2. Die Bemerkung Ciceros, der selber einige Dialoge des Aristoteles in der Hand
Prolegomena zu den Testimonia gehabt hat, kann nur so verstanden werden, daß Aristoteles selbst seinen Dialogen Autorenprooemien vorausgeschickt und in diesen die Dialoge ausdrücklich, als εξωτερικοί (λόγοι) charakterisiert hat. Sich auf die „Unzuverlässigkeit" Ciceros zu berufen, nur um dieser zwingenden Folgerung zu entgehen, ist nicht erlaubt.
Die moderne Literatur zu den Texten ist prinzipiell nicht erwähnt. Es hätten sich zu den meisten Texten umfangreiche Bibliographien ergeben, die bei der gegenwärtigen Lage der Forschung schon in wenigen Jahren überholt gewesen wären. Nur wo es unvermeidlich schien, wurde in den Prolegomena zu einigen Problemen Stellung bezogen.
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Für zweckmäßig hielt ich es, an Texten im Zweifelsfalle eher zu viel als zu wenig zu geben. Das Gewicht mancher Passagen Iäßt sich oft nur im Blick auf den engeren oder weiteren Kontext richtig abschätzen. Der Text wird nach den neuesten verfügbaren Editionen gegeben, doch habe ich nicht gezögert, mit einen Konjekturen einzugreifen, wo es nötig zu sein schien. Bei Nr. 6 schien es verantwortbar, die Übersetzung von I. Düring zu übernehmen. Dagegen habe ich mich nur widerwillig dazu entschlossen, in den Nr. 4 und 12 die verwilderte Orthographie der mittelalterlichen Hss nicht anzutasten, die den Leser in eine Atmosphäre barbarischer Primitivität hineinführt, die sicherlich nicht die Atmosphäre der ursprünglichen Verfasser dieser Texte war.
TESTIMONIA A) Testimonia vitae librorum indicibus additis: 1-6
B) Testimonia ad vitam et opera pertinentia: 7—15 C) Prolegomena commentatorum saec. V et VI p. Chr. η. ad opera et doctrinam Aristotelis pertinentia: 16, 1, 2, 3, 4, 5, (6). D) Testimonia totum doctrinae corpus respicientia: 17-21 E) Testimonia ad vocis εξωτερικών λόγων explanationem pertinentia: 22,23.
1. DIOGENES LAERTIUS 5, 1 - 3 5 Codices praestantissimi : Β = Neapolitanus Borbonicus III Β 29 s. XII Ρ = Parisinus Graecus 1769 s. XIII F = Laurentianus 69.13 s. XIII
1 'Αριστοτέλης Νικομάχου καί Φαιστίδος Σταγειρίτης. ó δέ Νικόμαχος ή ν άττό Νικομάχου τοϋ Μαχάονος του 'Ασκληπιού, καθά φησιν "Ερμιππος έν τ ω Περί 'Αριστοτέλους· καί συυεβίου 'Αμύντα τ ω Μακεδόνων βασιλεϊ (έν) icrrpoö καί φίλου χρείςτ. Ούτος γυησιώτατος των Πλάτωνος μαθητών, τραυλός τήν φωνή ν, ώς φησι Τιμόθεος ό Αθηναίος έν τ ω Περί βίων · άλλά καί ίσχνοσκελής, φασίν, ή ν καί μικρόμματος έσθητί τ ' έτπσήμω χρώμενος καί δακτυλίοις καί Koupçt. Έσχε δέ καί υίόν Νικόμαχον έξ Έρπυλλίδος της τταλλακής, ώς φησι Τίμαιος. 2 Άπέστη δέ Πλάτωνος ?τι περιόντος· ώστε φασίν έκεΐνον είπείν, ,,'Αριστοτέλης ή μας άπελάκτισε, καθαπερεί τα πωλάρια γεννηθέντα τήν μητέρα." Φησί δ ' °Ερμιππος έν τοΤς Βίοις δτι πρεσβεύοντος αύτοΰ πρός Φίλιππον ύπέρ 'Αθηναίων σχολάρχης έγένετο της έν Άκαδημεία σχολής Ξενοκράτης- έλθόντα δή αύτόν καί θεασάμενον ύ π '
δλλω τήν σχολήν, έλέσθαι περίπατον τόν έν Λυκείω. Καί μέχρι μέν άλείμματος άνακάμπτοντα τοις s μαθηταΐς συμφιλοσοφειν, όθεν Περνττατητικόν προσαγορευθήναι (οί δ ' δτι έκ νόσου περιπατοΰντι Άλεξάνδρω συμπεριπατών διελέγετο άττα) · 3 έπειδή δέ ποίους έγίυοντο ήδη, καί έκάθισεν είπών ίο «Αίσχρόν σιωπδν, Ξενοκράτη δ ' έδν λέγειν» καί πρός θέσιν συνεγύμναζε τούς μαθητάς, άμα καί (5ητορικώς έπασκών. "Επειτα μέντοι άπήρε πρός Έρμίαν τόν εύνοί/χον, Άταρνέως δντα τύραννον δν οί μέν φασι ΐ5 παιδικά γενέσθαι αύτοϋ, οί δέ καί κηδεΟσαι αύτω δόντα τήν θυγατέρα ή άδελφιδήν, ώς φησι Δημήτριος δ Μάγνης έν τοϊς Περί δμωνύμων ποιητών τε καί συγγραφέων · δς καί δουλον Εύβούλου φησί γενέσθαι τόν Έρμίαν, γένει Βιθυνόν δντα καί τόν 2ο δεσπότη ν άνελόντα. 'Αρίστιππος δ' έν τω τετάρτω Περί παλαιάς τρυφής φησιν έρασθήναι τόν 'Αριστοτέλην παλλακίδος του Έρμίου. 4 του δέ συγχωρήσαντος 2γημέ τ ' αύτήν καί εθυε ύπερχαίρων τω γυναίω, ώς 'Αθηναίοι τή Έλευσινίοι 25 ΔήμητρΓ τ ω τε Έρμία παιδνα εγραψεν, δς Ινδον γέγροπτται. 'Εντεύθεν τε γενέσθαι έν Μακεδονία παρά Φιλίππω καί λαβείν μαθητήν παρ' αύτοϋ τόν
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Diogenes Laertius
υΐόν Άλέξανδρον, καί αίτήσαι άναστήσαι αυτού την πατρίδα κατασκαφεϊσαν υπό Φιλίππου καί τνχεϊν · οϊς καί νόμους θεΐναι (άλλά καί έν τη σχολή νομοθετεϊν μιμούμενον Ιενοκρστην, ώστε κατά δέκα ημέρας άρχοντα ποιεϊν). 5 ' Επειδή δ ' έδόκει έπιεικώς [αύτω] σνγγεγενήσθαι Άλεξάνδρω, άπήρεν είς 'Αθήνας, σνστήσας αύτω τόν συγγενή Καλλισθένη ν τον Όλύνθιον· 5 δν καί παρρησιαστικώτερον λαλούντα τω βασιλεΐ καί μή πειθόμενον αύτω φασιν έπιπλήξαντα είπεϊν· ίο «ώκύμορος δή μοι, τέκος, έσσεαι, οΓ άγορεύεις» καί δή καί έγένετο. δόξας γάρ Έρμολάω συμμετεσχηκέναι της είς Άλέξανδρον επιβουλής έν σιδηρά περιήγετο γαλεάγρα, φθειριών καί άκόμιστος· καί τέλος λέοντι παραβληθείς ούτω κατ- is έστρεψεν. Ό δ ' guv 'Αριστοτέλης έλθω ν ε!ς τάς 'Αθήνας καί τρία προς τοις δέκα της σχολής άφηγησάμενος §τη ύπεξήλθεν είς Χαλκίδα, Εύρυμέδοντος αύτόν του ίεροφάντου δίκη ν ασεβείας γραψαμένου (ή Δη- 2ο μοφίλου, ώς φησι ΦαβωρΤνος εν Παυτοδαπή Ιστορία), έπειδήπερ τόν ύμνο ν έποίησεν είς τον προειρημένον Έρμίαν, 6 άλλά καί έπίγραμμα έπϊ του έν Δελφοΐς άνδριάντος τοιούτον · τόνδε π ο τ ' ούχ όσίως παραβάς μακάρων θέμιν 25 άγνήν Ικτεινεν Περσών τοξοφόρων βασιλεύς, ου φανερώς λόγχη φονίοις έν άγώσι κρατήσας, άλλ' άνδρός πίστει χρησάμενος δολίου. 30
'Ενταύθα δή πιών άκόνιτον έτελεύτησεν, ώς φησι ν Ευμηλος έν τή πέμπτη των 'Ιστοριών, βιούς έτη έβδομήκοντα. ό δ' αυτός φησι ν αύτόν καί Πλάτωνι τριακοντούτην συστήναι, διαπίπτων βεβίωκε γαρ τρία μέν πρός τοις έξήκοντα, Πλά- 35 τω vi δέ έπτακαιδεκέτης συνέστη. Ό δέ ύμνος έχει τούτον τόν τ ρ ό π ο ν 7 Άρετά πολύμοχθε γένει βροτείω, θήραμα κάλλιστον βίω, σας πέρι, παρθένε, μορφδς 4ο καί θανείν ζηλωτός έν Ελλάδι πότμος καί πόνους τλήναι μαλερούς άκάμαντας· τοΐον έπϊ φρένα βάλλεις καρπόν ίσαθάνατον χρυσού τε κρείσσω καί γονέων μαλακαυγήτοιό θ' ύπνου· 45 σεύ δ' ενεχ' ούκ Διός, Ήρακλέης Λήδας τε κούροι,
πόλλ' άνέτλασαν έργοις σάν άγρεύοντες δύναμιν· σοϊς τε πόθοις 'Αχιλεύς Αίας τ ' Άίδα δόμο ν ήλθον, 8 σας δ ' ενεκεν φιλίου μορφδς Άταρνέος εντροφος άελίου χήρωσεν αύγάς. Τοιγάρ άοίδιμον έργοις άθάνατόν τέ μιν αύδήσουσι Μούσαι, Μναμοσύνας θύγατρες, Διός ξενίου σέβας αυξουσαι φιλίας τε γέρας βεβαίου.
"Εστί δ'ούν καί είς τούτον ήμών ούτως έχον Εύρυμέδων π ο τ ' έμελλεν 'Αριστοτέλην άσεβείας γράψασθαι Δηους μύστιδος ών πρόπολος, άλλά πιών άκόνιτον ύπέκφυγε· τούτ' άκονιτί ήν άρα νικήσαι συκοφάσεις αδίκους. 9 Τούτον πρώτον ΦαβωρΤνος έν Παντοδαπή ίστορία λόγον φησι δικανικόν ύπέρ έαυτού συγγράψαι έπ' αύτη τή δίκη καί λέγειν ώς 'Αθήνησιν «δγχυη έπ' όγχνη γηράσκει, σύκον δ ' έπί σύκω». Φησι δ ' 'Απολλόδωρος έν Χρονικοίς γεννηθήναι μέν αύτόν τω πρώτω έτει της ένάτης καί ένενηκοστής 'Ολυμπιάδος, παραβαλεϊν δέ Πλάτωνι καί διατρϊψαι παρ' αύτω είκοσι ν ετη, έπτακαιδεκέτη συστάντα. Πλάτωνος δέ τελευτήσαντος τω πρώτω Ιτει (της όγδοης καί έκατοστής 'Ολυμπιάδος) έπϊ Θεοφίλου; προς Έρμίαν άπδραι καί μεϊναι έτη τρία· είς τε Μυτιλήνη ν έλθεϊν έπ' άρχοντος Εύβούλου τω τετάρτω έτει της όγδοης καί έκατοστης 'Ολυμπιάδος. 10 έπί Πυθοδότου δ' έλθεϊν προς Φίλιππον τω δευτέρω ετει της ένάτης καί έκατοστής 'Ολυμπιάδος, 'Αλεξάνδρου πεντεκαίδεκ' έτη ήδη γεγονότος. ε!ς δ' 'Αθήνας άφικέσθαι τω δευτέρω Ιτει της ένδεκάτης καί έκατοστής 'Ολυμπιάδος καί έν Λυκείω σχολάσαι έτη τρία πρός τοΤς δέκα. είτ' άπαραι εις Χαλκίδα τω τρίτω Ιτει τής τετάρτης καί δεκάτης καί έκατοστής 'Ολυμπιάδος, καί τελευτήσαι έτών τριών που καί έξήκοντα νόσω, δτε καί Δημοσθένην καταστρέψαι έν Καλαυρία, έπί Φιλοκλέους. Λέγεται δέ δια τήν Καλλισθένους πρός 'Αλέξανδρον σύστασιν προσκρούσαι τ ω βασιλεϊ · κάκεϊνον έπί τω τούτον λυπήσαι "Αναξιμένην μέν αύξήσαι, πέμψαι δέ καί Ιενοκράτει δώρα. 11 'Απέσκωψε δ ' είς αύτόν έπίγραμμα καί
Diogenes Laertius Θεόκριτος ό Χίος, ούτωσι ποιήσας, ώς φησι Βρύων έν τω Περί Θεοκρίτου· Έρμίου ευνούχου ήδ' Εύβούλου άμα δούλου σημα κενόν κενόφρων τεϋξεν 'Αριστοτέλης, άλλά κσΐ Τίμων αύτοΰ καθήψατο είπών · οϋδ*άρ' 'Αριστοτέλους είκαιοσύνηςάλεγεινης. Καί ούτος μέν ό βίος τού φιλοσόφου, ημείς δέ καί διαθήκαις αύτοϋ περιετύχομεν, ούτω πως έχούσαις · Έσται μέν εύ· έάν δέ τι συμβαίνη, τάδε διέθετο 'Αριστοτέλης. Έιτίτροπον μέν είναι πάντων καί διά παντός Άντίπατρον 12 εως δ' αν Νικάνωρ καταλάβη, έπιμελεΐσθαι 'Αριστομένην, Τίμαρχον, Ίππαρχον, Διοτέλη ν, Θεόφραστον, έάν βούληται καί ένδέχηται αύτω, των τε παιδίων καί Έριτυλλίδος καί των καταλελειμμένων. Καί όταν ώρα ή τη παιδί, έκδόσθαι αύτήν Νικάνορι· έάν δέ τη παιδί συμβή τι (δ μη γένοιτο ούδέ εσται) πρό του γήμασθαι ή έπειδάν γήμηται, μήπω παιδιών όντων, Νικάνωρ κύριος έστω καί περί του παιδίου καί περί των άλλων διοικεϊν άξίως καί αύτοϋ καί ημών. έπιμελείσθω δέ Νικάνωρ καί της παιδός καί του παιδός Νικομάχου, όπως αν άξιοι τά περί αύτών, ώς καί πατήρ ών καί άδελφός. Έάν δέ τι πρότερον συμβή Νικάνορι (ό μή γένοιτο) ή πρό τού λαβείν τήν παϊδα ή έπειδάν λάβη, μήπω παιδίων όντων, έάν μέν τι έκεΐνος τάξη, ταύτα κύρια Ιστω. 13 Έάν δέ βούληται Θεόφραστος είναι μετά της παιδός, καθάπερ προς Νικάνορα· εΐ δέ μή, τούς έπιτρόπους βουλευομένους μετ' 'Αντιπάτρου καί περί της παιδός καί περί του παιδίου διοικεϊν όπως αν αύτοΐς δοκή άριστα είναι. Έπιμελεΐσθαι δέ τούς έπιτρόπους καί Νικάνορα μνησθέντας έμού καί Έρπυλλίδος, ότι σπουδαία περί έμέ έγένετο, τών τε άλλων καί έάν βούληται άνδρα λαμβάνειν, όπως μή άναξίως ήμών δοθή. δούναι δ ' αύτη πρός τοις πρότερον δεδομένοις καί άργυρίου τάλαντο ν έκ τών καταλελειμμένων καί Θεραπαίνας τρεις (ας) αν βούληται, καί τήν παιδίσκην ην έχει καί παΐδα τόν ΠυρραΤον. 14 καί έάν μέν έν Χαλκίδι βούληται οίκεϊν, τόν ξενώνα τόν πρός τω κήπω· έάν δέ έν Σταγείροις, τήν πατρφαν οΐκίαν όποτέραν δ ' αν τούτων βούληται, κατασκευάσαι τούς έπιτρόπους σκεύεσιν οίς
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αν δοκή κάκείνοις καλώς Ιχειν καί Έρπυλλίδι ίκανώς. Έπιμελείσθω δέ Νικάνωρ καί Μύρμηκος του παιδίου, όπως άξίως ήμών τοις Ιδίοις έπικομισθή, σύν τοις ύπάρχουσιν ά είλήφαμεν αύτοϋ · είναι δέ καί Άμβρακίδα έλευθέραν, και δούναι αύτή όταν ή παις έκδοθή, πεντακόσιας δραχμάς καί τήν παιδίσκην ην εχειδούναι δέ καί Θαλή πρός τή παιδίσκη ή ν έχει, τή ώνηθείση (νεωστί), χιλίας δραχμάς καί παιδίσκην 15 καί Σίμφ χωρίς του πρότερον άργυρίου αύτω είς παϊδ' άλλον (δοθέντος) ή παϊδα πρίασθαι ή άργύριον έπιδούναι. Τάχωνα δ ' έλεύθερον είναι, όταν ή παις έκδοθή, καί Φίλωνα καί 'Ολύμπιον καί τό παιδίον αύτοϋ· μή πωλεΐν δέ τών παίδων μηδένα τών έμέ θεραπευόντων, άλλά χρήσθαι αύτοϊς· όταν δ ' έν ήλικία γένωνται, έλευθέρους άφεΐναι κατ' άξίαν. Έπιμελεΐσθαι δέ καί τών έκδεδομένων είκόνων παρά Γρυλίωνα, όπως έπιτελεσθεϊσαι άνατεθώσιν, ή τε Νικάνορος καί ή Προξένου, ην διενοούμην έκδούναι, καί ή της μητρός της Νικάνορος. καί τήν Άριμνήστου τήν πεποιημένην άναθεϊναι, όπως μνημεΐον αύτοϋ ή, έπειδή άπαις έτελεύτησε· 16 καί
)
Πλάτωυα.
έπιγράφει
άυελέ(ξατο
)
τό
τήυ
εύ-
δαιμουίαυ μήτε έυ τοις έκτος άποτί(θε)σθαι ώς ό πολύς μήτε έυ τ ή ψ υ χ ή μόυου ώς ό Π ( λ ά τ ) ω υ ά λ λ '
(ειου). εϊπερ γ ά ρ τις άλλος φαίυεται ( (
) ό (φ)ιλόσοφος.
προσέθηκε δέ τ η φιλοσοφία π λ ε ί ω ( ώ ν ) π α ρ '
ρου Πλάτωυος ζώ(υτος καί ευ Ά κ ) α δ η μ ί α παιδεύ-
άπο
) ο ύ χ ά π α ξ ούδέ δις ά λ λ ' γευ)έσθαι τοις άυθρώποις δό-
ξας, ΐυα μή μέγα φρουώμευ έφ' οϊς εύρίσκειυ δοκοΟ-
έυ Ά κ α δ η μ - )
ία ευθα καί Π λ ά τ ω υ (
. .)
(άπειράκις
έχειυ γε τ ό κύρος έυ ψ υ χ ή , ρυπαίνεσθαι δέ καί γάρ
θλίβεσθαι μόυου αύτά ύ π ό τ ώ υ έκτος μή εύ έχόυτωυ, οίκείως ταϊς λέξεσι χρησάμευος. καί γ ά ρ τ ά
«βωμόυ Α ρ ι σ τ ο τ έ λ η ς ΐδρύσατο τόυδε Π λ ά τ ω (νι . . , .)» καί ά λ λ α χ ( ο ύ π ε ρ ί ) αύτοΰ φησί «(ανδρός ου) ο ύ δ ' αίυ(εϊυ) τοίσι κακοϊσι θέμις» καί φαίυεται ( έπι)στολαϊς Θαυμάζωυ Πλάτ ω υ α και συνιστάς τοις βασιλεϋσι τους Πλάτωυι
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κατά γέυος κοιυ( > καί ( άυτι)λέγει Πλάτωυι πλατωυίζειυ αύτόυ φή(σο)μευ. Πλάτωυ
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ρυπούμευα ευδου αύτό τ ό κάλλος εχει, κρύπτεται δέ κατά μόυηυ τήυ έπιφάυειαυ. καί τ ά θλιβόμευα τ ό αύτό μέγεθος έχουτα κ α τ ' άλήθειαυ έ λ ά τ τ ω φαίυεται μόυου. τ η δέ φυσιολογία προσέθηκε τ ή υ π έ μ π τ η υ ούσίαυ καί τ ό κ α τ ' είσδοχήυ όρδυ, τ ή δέ μαθηματική τ ό όξύγωυου είυαι τόυ κώυου τ ώ υ όψεωυ διά τ ό έπί πλέου προιέυαι τ ή υ δψιυ ο ύ όρα
Vita Marciana - Vita Latina
μεγέθους· και κατά τούτο γάρ ουδέν των όρωμένων δλου άμα όρδται και ταύτη μείζονα γίνεσθαι τον άξονα της εκ τούτου της βάσεως και όξυγώνιον τον κώνον άττοτελεϊσθαι. τη δέ Θεολογία τό μή τά πάντα εγκόσμια είναι, ώς τό εικός, άλλ' είναί τι και 5 ύπερκόσμιον. έν γάρ τω πέμπτω της φυσιολογικής τό πρώτον μηδέ κατά συμβεβηκός φησι κινεΐσθαι, του έγκοσμίου διά τό φ συντέτακται κατά συμβεβηκός κινουμένου· και έν τω όγδόω της φυσικής τό πρώτως κινούν ά(κί)νητον είναι βούλεται. ίο αύτοΰ δέ εύρεμά έστι ή λογική τάς συλλογιστικός μεθόδους των πραγμάτων άποσυλήσαντος. έπαναστάντων δέ αύτω των 'Αθηναίων ΰπεχώρησεν είς Χαλκίδα τοσούτον ΰπειπών ώς «ού συγχωρήσω 'Αθηναίους δις άμαρτεϊνείς φιλο(σοφίαν)» is έπεί δέ (ού) τά αυτά καθήκοντα ή ν πολίτη και ξένω περί τήν των Ά(θη)ναίων πόλιν έπιστέλλων Άντιπάτρω γράφει τό«Άθήνησι διατρίβεινέργώδες· όγχνη γάρ έπ' όγχνη γηράσκει, σϋκον δέ έπί σύκφ», τήν διαδοχήν των [Aristotelis sunt scripta nota (vel famosa) quae memoravit Ptolemaeus 0.] 1 liber in quo exhortatus est ad philosophiam, tractatus III . 2 1. sufsts, tr. tr. IV. 5 1. de institutione et morum elegantia, quae corrigunt conditiones hominis in anima sua (vel in se ipso)