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German Pages 68 [69] Year 1953
ARCHIV FÜR TIERERNÄHRUNG UNTER MITWIRKUNG VON Prof. Dr. Dr. W. L e n h e i t , Göttingen.
Prof. Dr. K. N e h r i n g , Rostock
Prof. Dr. Dr. Dr. h. c. Dr. h. c. A. S c h e u n e r t , Potsdam-Rehbrücke Prof. Dr. Dr. W. W o h l b i e r , Stuttgart-Hohenheim
HERAUSGEGEBEN
VON
ERNST MANGOLD Prof. Dr. med. Dr. phil. Dr. med. vet. h. c. Dr. agr. h. c. D i r e k t o r des Instituts für
Tierernährungslehre
der H u m b o l d t - U n i v e r s i t ä t
Berlin
3. B A N D JULI-AUGUST
1952
HEFT
1
AKADEMIE-VERLAG-BERLIN A R C H . T I E R E R N Ä H R U N G • 3. B A N D N R . i
• S. 1 - 6 4 • B E R L I N
• JULI-AUGUST
1951
I N H A L T
HEINRICH BRUNE Zur Beeinflussung der Resorption von Wirkstoffen durch Adsorbentien
1
A. O R T H und F. M O H R Fütterungsversudie an Jungrindern mit stark Blausäure abspaltenden Leinrüdjständen
31
P. v o n P O L H E I M und H. K U M M E R Die künstlich ermittelte Verdaulichkeit des Rohproteins von nordbadischem Wiesenheu im Vergleich zu den Verdauungskoeffizienten der Futterwerttabellen
40
K.NICKISCH Uber die Verdaulichkeit von Sonnenblumensamen und Sonnenblumenextraktionsschrot beim Kanindien und Wiederkäuer
48
D a s A r o h i v f ü r T i e r e r n ä h r u n g erscheint zweimonatlich in Heften zu 64 S e i t e n im F o r m a t 17,5 X 25 cm. D e r P r e i s des Heftes b e t r ä g t DM 8,50. 6 Hefte werden zu einem B a n d vereinigt. D e r B e s t e l l e r muß sich zur Abnahme eines B a n d e s verpflichten. Die Hefte werden jeweils einzeln ber e c h n e t . I m J a h r e erscheint n i c h t mehr als 1 B a n d . Bestellungen werden direkt an den AkademieVerlag GmbH., Berlin N W 7, Schiffbauerdamm 19 oder über eine wissenschaftliche Buchhandlung erbeten. M a n u s k r i p t s e n d u n g e n — zugelassen sind die v i e r Kongreßsprachen — sind an den Herausgeber, Herrn Prof. Dr. E r n s t Mangold, Berlin N 4, Invalidenstr. 42, zu richten. Mit der Veröffentlichung geht das alleinige Verlagsrecht an das Archiv für Tierernährung über. Daher müssen Arbeiten, die bereits an anderer S t e l l e veröffentlicht worden sind, zurückgewiesen werden. Die Verfasser verpflichten sich, Manuskripte, die vom Archiv für Tierernährung angenommen worden sind, nicht an anderer Stelle zu veröffentlichen. Die V e r f a s s e r erhalten von größeren wissenschaftlichen Arbeiten 50 S o n d e r d r u c k e unentgeltlich. Den Manuskripten beiliegende Z e i c h n u n g e n müssen sauber, in zweifacher Größe ausgeführt sein. W e n n sie n i c h t voll reproduktionsfähig nach den Vorschriften des Normblattes DIN 474 eingereicht werden, ist die Beschriftung nur m i t Bleistift einzutragen. Zur Herstellung von Netzätzungen sind nur einwandfreie Photographien b r a u c h b a r . Für alle L i t e r a t u r z i t a t e sind die Vorschriften des Normblattes DIN 1502 und 1S02 B e i b l a t t I maßgebend. Die Zitate müssen den Verfasser (mit den Anfangsbuchstaben der Vornamen), den vollständigen T i t e l der Arbeit und die Quelle mit Band, Seitenzahl und Erscheinungsjahr e n t h a l t e n . D a s L i t e r a t u r v e r zeichnis soll alphabetisch geordnet sein.
Herausgeber und verantwortlich für den Inhalt: Prof. Dr. med. Dr. phil. Dr. med. vet h. c. Ernst Mangold, Berlin N 4, Invalidenstraße 42 (Fernruf 439664). Verlag: Akademie-Verlag GmbH., Berlin NW 7, Schiftbauerdamm Nr. 19 (Fernruf: 4 2 5 5 7 1 ) ; Postscheckkonto: 350 21. Bestell- und Verlagsnummer dieses Heftes: lolo/III/l. Das Archiv für Tierernährung erscheint vorläufig jährlich in 1 Band zu 6 Heften. Bezugspreis j e Einzelheft DM 8.50, ausschließlich Porto und Verpackung. Satz und Druck: Robert Noske, Borna (Bez. Leipzig). Veröffentlicht unter der Lizenz-Nr. 1 2 1 3 des Amtes für Literatur und Verlagswesen der Deutschen Demokratischen Republik. Printed in Germany.
Aus
dem Institut für Tierphysiologie und Tierernährung der Universität (Direktor: P r o f . D r . D r . w . LENKEIT)
HEINRICH
Göttingen
BRUNE
Z u r Beeinflussung der Resorption von Wirkstoffen durch Adsorbentien II.
Teil
In der Tierernährung werden als Futterzusätze Adsorbentien wie Kohlen mit mehr oder minder hoher Aktivität, verschiedene Kaoline u. dgl. verwendet. Wenn auch in einer früheren A r b e i t 2 kein wesentlicher Einfluß der A d sorbentien auf die Verdaulichkeit der Grundnährstoffe unter normalen Ernährungsbedingungen festgestellt werden konnte, so ist doch allgemein nicht zu erwarten, daß eine Dauerapplikation von Adsorbentien unter gewissen Bedingungen f ü r den Tierkörper ohne Einfluß sein könnte. Aus der Literatur ist bekannt, daß einige Vitamine bei Fütterung mit starken Adsorbentien (Aktivkohle) in vermindertem Maße zur Resorption kommen S 3 . Es gibt Präparate, die als Trägersubstanz für Vitamine und andere W i r k s t o f f e Adsorptionsmittel enthalten, oftmals um die betreffenden Wirks t o f f e nach adsorptiver Anlagerung vor zersetzenden Einflüssen zu schützen oder um eine mit der Adsorbenswirkung kombinierte Vitamintherapie zu betreiben. D i e Deklaration des Wirkstoffgehaltes gibt diejenige W i r k s t o f f menge an, die in das P r ä p a r a t eingearbeitet wurde, nicht aber diejenige, die dem Tierkörper bei Passage durch den Magendarmkanal tatsächlich zu/ Verf ü g u n g steht. M a n könnte daher diese Präparate für das Tier als positiv oder negativ wirksam ansehen, wenn man herausstellt, daß sie durch Veränderung der Korrelation der W i r k s t o f f e in der N a h r u n g , sei es durch eine unbekannte zur Resorption gelangende W i r k s t o f f menge oder durch selektive Adsorptionswirkung auf andere Nahrungsbestandteile hervorgerufene Ernährungsänderungen aktiv wirksam sind. D i e vorliegende Arbeit enthält einige Tierversuche mit Adsorbentien * , die als Vorstudien für Versuche an Großtieren dienen. Sie zielen darauf hin, einige Mechanismen der Adsorbentienwirkung im Verdauungsablauf besonders bei der Wirkstoffresorption zu studieren und zu erfassen. * ) Aktivkohle, Bolus alba D A B V I . Analysendaten
4
siehe Teil I dieser Arbeit (2).
2
HEINRICH BRUNE
Versuche I. K ü k e n v e r s u c h
mit
Diäthyldioxystilben
Grundsätzlich interessiert die Frage, ob Adsorbentien in vivo in der Lage sind, Stoffe derartig fest zu binden, daß während der Magen-Darm-Passage keine oder nur eine sehr geringe Resorption dieser Stoffe möglich ist. Natürlich läßt sich diese Frage nicht mit einem einzigen Versuch beantworten, was sich schon allein aus dem differenten Verhalten Adsorbens gegen Adsorbendum verschiedener stofflicher Natur ergibt. Immerhin sollte versucht werden, eine in vitro mögliche weitestgehend quantitative Adsorption von Wirkstoff mit therapeutisch üblichen Dosen von Adsorbens in vivo zu überprüfen. Es wurde ein Hahnen-Küken-Versuch mit Diäthyldioxystilben und Aktivkohle angesetzt. Die Tiere erhielten dabei handelsübliches Futter, das unter anderem im Grützfutter noch i % Holzkohle, vermutlich zur Bekämpfung toxischer Einflüsse, enthielt. 36 männliche Eintagsküken der rebhuhnfarbigen Italiener dienten als Versuchstiere. Die Auswahl der Versuchstiere erfolgte durch ständige Kontrolle der Gewichtsentwicklung während einer 7 tägigen Vorfütterung mit den in Tabelle 1 angegebenen Futtermitteln aus einer größeren Tierzahl. Die Küken wurden in Volieren mit H i l f e des Infrarot-Strahlers als Wärmequelle aufgezogen. Tabelle
1.
Futterzusammensetzung
Aufzucktmehl 15% 15°/o 17% 15°/o 8°/o 6% 5% 3% 4% 7% 3% 2°io
Grützfutter
Haferflocken Futterweizen Mais Weizenvollkleie Dorschmehl Futterhefe Biskuit-Bruch Trockenmolke „revex Weizenkeime Luzernegrünmehl Futterkalkmischung gewürzt, mit Spurenelementen
Analyse : in % der
20% 15% 15% 15% 12% 10% 8% 3% l'Io
Trockensubstanz
Aufzuchtmehl 91 82 23,12 4,40 8.83 8,31 55,34 2.183 0,182 0,481
Hafergrütze Futterweizengrütze Dari/Milo, geschält Maisgrütze Gerstengrütze Hirse, geschält Bruchreis Futterknochenschrot, unentleimt Holzkohle
Grützfutter Trockensubstanz Rohprotein Rohfett Rohasche Rohfaser N-freie Extraktstoffe Kalzium Magnesium Phosphor
90,69 11,46 4,22 4.38 6,54 73,40 1,229 0.089 0,558
3
Zur Beeinflussung der Resorption von Wirkstoffen durch Adsorbentien
Das Versuchsfutter wurde mit Beginn der zweiten Lebenswoche der Küken so verabreicht, daß die erste Mahlzeit aus Aufzuchtmehl bestand, dem die in Tabelle 2 angegebene Menge Diäthyldioxystilben beigemengt war. Für die Versucjisgruppen richtete sich die täglich angebotene Futtermenge nach der Gruppe mit der geringsten Futteraufnahme. Bei Beobachtung der Versuchsgruppen ergab sich, daß der Futterbedarf annähernd gleich war. Für die 6 wöchentliche Versuchsfütterung wurden pro Küken 790 g Aufzuchtmehl und 600 g Grützfucter verbraucht. Die Einteilung der Versuchstiere erfolgte in Gruppen zu je 18 Küken. Die Gruppe A erhielt das Grundfutter mit Diäthyldioxystilben, die Gruppe B zusätzlich Aktivkohle. Die Dosierung dieser Stoffe ist in Tabelle 2 aufgeführt. Die Hormonbeifütterung wurde in der 6. Versuchswoche verringert, da die Kammfärbung der Küken der Gruppe A stark gelblich zu Beginn dieser Woche war und stärkere toxische Schäden vermieden werden sollten. Die Kontrolle der Gewichtszunahme erfolgte wöchentlich. Versuchsverlauf Die Gewichtsentwicklung verlief während des Versuches für alle Versuchsgruppen annähernd gleichmäßig, jedoch ließen sich ab der dritten Versuchswoche bereits deutliche Unterschiede im Habitus der Gruppen feststellen. Das Federkleid der Gruppe A (ohne Aktivkohle) erschien verglichen mit dem der Gruppe B (mit Aktivkohle) im Gesamteindruck bedeutend heller. In Gruppe A entwickelten sich die Kämme spärlicher und erschienen gelblich blaß, während in Gruppe B (mit Aktivkohle) die Kämme rot gefärbt waren und in voller Entwicklung standen. Diese Unterschiede wurden als äußere Kriterien für das Reaktionsvermögen der beiden Versuchsgruppen festgehalten und weiter verfolgt. Versuchsergebnis Tabelle 2.
Kükenversuch mit Diäthyldioxystilben jede Gruppe 18 ö" Küken
Mittelwert der °lo Zuwachsrate pro Versuchsnioche Versuchsgruppe
Woche:
A : ohne Aktivkohle B : mit Aktivkohle . . . ' mg Diäthyldioxystilben pro Tier und Tag g Aktivkohle pro Tier und Tag, Gruppe B
. . . . . . .
1
2
3
4
5
6
41,1 41,6
39,8 36,7
31,2 31,7
22,8 26,1
16.8 18,8
21,4 19,4
9,2 0,92
10,8 1,08
10,1 1,01
1,4 0,14
25 0,25
4,9 0,49
In Tabelle 2 und Abbildung 1 sind die Mittelwerte des %-Zuwachses pro Versuchswoche zusammengestellt. Die statistische Berechnung der Gewichtsentwicklung ließ keine signifikanten Unterschiede zwischen den beiden Versuchsgruppen erkennen, so daß für diese Versuchsdauer angenommen werden kann, daß der für das "Wachstum unter diesen Versuchsbedingungen gegebene Nahrungsüberschuß zu einer quantitativ gleichen Substanzeinlagerung führte. 2«
HEINRICH BRUNE
4
Die Kammentwicklung bietet eine leicht zugängliche Testmöglichkeit für die Adsorptionswirkung der A k t i v k o h l e in v i v o unter diesen Versuchsbedingungen. Die durchschnittliche Kammhöhe ist in Tabelle 3 für die Zeitpunkte
Wochen Abb. 1 Kükenversuch mit
Diäthyldioxystilben
Ende der vierten und sechsten Versuchswoche angeführt. Die unterschiedliche Kammentwicklung zwischen den Versuchsgruppen ist statistisch gesichert.
Tabelle
0
3.
Kükenversuch mit jede Gruppe 18 c f
Diäthyldioxystilben Küken
mm Kammhöhe am Ende der 4. und 6. Versuchswoche Versuchsgruppe
A (ohne Aktivkohle) B (mit Aktivkohle)
4. Woche
6. Woche
5,5 10,28
9,8 19,5
Das Ergebnis dieser Berechnung ist so eindeutig wie das visuelle Bild der beiden Versuchsgruppen. Die an Aktivkohle angelagerte. Dosis Diäthyldioxystilben konnte nicht in vollem Umfange zur Resorption gelangen, vielmehr vermutlich nur zu einem unter diesen Versuchsbedingungen nicht faßbaren winzigen Bruchteil, wie Vergleichsmessungen an gleichaltrigen Küken, die ohne Stilbenkost aufgezogen wurden, ergaben. Die Abbildung 2 zeigt die Aufnahme zweier Küken mit annähernd gleichem Körpergewicht aus den Versuchsgruppen A und B am A n f a n g der 5. Versuchswoche, deren Kammaße dem Gruppendurchschnitt entsprachen. Die Bestimmung der Größe und des Gewichtes der Hoden am Ende der 6. Versuchswoche (Tabelle 4) unterstreichen das bisherige Versuchsergebnis.
Zur Beeinflussung der Resorption von Wirkstoffen durch Adsorbentien
5
Tabelle 4. Kükenversuch mit Diäthyldioxystilben jede Gruppe 18 c? Küken 0 Gewicht und Länge der Hoden am Ende der 6. Woche Versuchsgruppe A : ohne Aktivkohle B : mit Aktivkohle
Gewicht in g pro Paar
Länge in mm
0,121 0,738
10,25 14,80
Zurückgreifend auf die Tatsache, daß die Federfärbung 1 1 des Huhnes weitgehend hormonal bedingt ist, wurde auch eine Analyse des Federkleides der
Abb.
2
Siehe Text, S. 4
Tiere vorgenommen. Bekanntlich sind Federn in diesem Entwicklungsstadium der rebhuhnfarbigen Italienerküken für beide Geschlechter nur wenig different und ist auch ein Vergleich mit Federn ausgewachsener älterer Tiere nur bedingt möglich. In Abbildung 3 und 4 sind zwei Folgereihen von Federn zusammengestellt, die von der gleichen Körperpartie stammen (unterer Teil der Brust). Die Abbildung 3 vermittelt einen laufenden Ubergang in der Zeichnung der Brustfedern vom männlichen zum weiblichen T y p . Bei den Nummern 2 bis 5, die altersmäßig vergleichbar sind, zeigt sich eine deutliche Zunahme der Pfefferung unter dem Einfluß des Diäthyldioxystilben. Ohne Zweifel ähnelt die Feder N r . 4 der Versuchsgruppe A (ohne Aktivkohle) in der Zeichnung dem Typus der Feder N r . 5 des weiblichen Kükens ohne Stilbenzufütterung, während die Feder N r . 3 der Gruppe B (mit Aktivkohle) der Feder N r . 2 des männlichen Küken ohne Stilbenzufütterung weitestgehend gleich ist. Die Federn 1 und 6 von ausgewachsenen Tieren wurden hier nur als typengebend herangezogen.
6
HEINRICH
BRUNE
Noch deutlicher wirkt der farbige Ubergang in dieser Entwicklungsreihe, der in der Abb. 3 und 4 nicht erkennbar, jedoch in Tabelle j festgehalten ist.
i
2