Apulien- Der archäologische Führer 3805344589, 9783805344586

Archäologie, Geschichte, Kultur in Italiens »Absatz« Die südostitalienische Region Apulien ist heute ein wahrer Geheimti

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German Pages 168 [185] Year 2012

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Table of contents :
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Titel
Impressum
Inhalt
Auftakt
Die geographischen und topographischen Besonderheiten Apuliens
Eine kurze Geschichte Apuliens
Die Besiedlung Apuliens vom Neolithikum bis in die Eisenzeit
Die Bewohner Apuliens: Illyrer, Daunier, Peuketier und Messapier
Die Griechen an der Küste des ionischen Golfs
Apulien in römischer Zeit
Katalog der antiken Stätten und Monumente Apuliens
Einführung: Hinweise zur Benutzung
Unterwegs nach und in Apulien
Tourvorschläge und -themen
Ortskatalog
Zusatzinformationen
„Wer zählt die Völker, nennt die Namen … ?“ – Drei antike Stimmen zu den Bewohnern Apuliens
Ein Steinmal für die Ewigkeit – antike Tumulusgräber
Das Ende des Spartacus (Brindisi)
Ein blutiger Augusttag – die Schlacht bei Cannae
Der Tempel der Minerva (Castro)
Vor den Mauern Mandurias
Reich verziert und bunt bemalt – die daunischen Stelen
Das Ei im Grab
Ein Tisch für die Götter? – Die apulischen Dolmen
Die geheimnisvollen Menhire
Der Rudiner Quintus Ennius
Verzeichnis der archäologischen Stätten und Museen
Glossar
Literatur in Auswahl
Bildnachweis
Index (Orts- & Personenregister)
Informationen Zum Buch
Informationen Zur Autorin
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Apulien- Der archäologische Führer
 3805344589, 9783805344586

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Nadin Burkhardt

APULIEN

Der archäologische Führer

Herausgegeben von Holger Sonnabend und Christian Winkle

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über abrufbar.

© 2012 Verlag Philipp von Zabern, Darmstadt/Mainz ISBN: 978-3-8053-4458-6 Gestaltung und Umschlaggestaltung: Jutta Schneider, Frankfurt am Main Satz: Vollnhals Fotosatz, Neustadt a. d. Donau Druck: Beltz Druckpartner GmbH Co. KG, Hemsbach Alle Rechte, insbesondere das der Übersetzung in fremde Sprachen, vorbehalten. Ohne ausdrückliche Genehmigung des Verlages ist es nicht gestattet, dieses Buch oder Teile daraus auf foto­mechanischem Wege (Fotokopie, Mikrokopie) zu vervielfältigen oder unter Verwendung elektronischer Systeme zu verarbeiten und zu verbreiten. Printed on fade resistant and archival quality paper (PH 7 neutral) · tcf Weitere Publikationen aus unserem Programm finden Sie unter: www.zabern.de Elektronisch sind folgende Ausgaben erhältlich: eBook (PDF): 978-3-8053-4516-3 eBook (epub): 978-3-8053-4517-0

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Inhalt

Auftakt

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Die geographischen und topographischen Besonderheiten Apuliens 8 Eine kurze Geschichte Apuliens Die Besiedlung Apuliens vom Neolithikum bis in die Eisenzeit Die Bewohner Apuliens: Illyrer, Daunier, Peuketier und Messapier Die Griechen an der Küste des ionischen Golfs Apulien in römischer Zeit

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Katalog der antiken Stätten und Monumente Apuliens Einführung: Hinweise zur Benutzung Unterwegs nach und in Apulien Tourvorschläge und -themen

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Ortskatalog

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Zusatzinformationen • „Wer zählt die Völker, nennt die Namen … ?“ – Drei antike Stimmen zu den Bewohnern Apuliens • Ein Steinmal für die Ewigkeit – antike Tumulusgräber • Das Ende des Spartacus (Brindisi) • Ein blutiger Augusttag – die Schlacht bei Cannae • Der Tempel der Minerva (Castro) • Vor den Mauern Mandurias • Reich verziert und bunt bemalt – die daunischen Stelen • Das Ei im Grab • Ein Tisch für die Götter? – Die apulischen Dolmen • Die geheimnisvollen Menhire • Der Rudiner Quintus Ennius

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Verzeichnis der archäologischen Stätten und Museen Glossar Literatur in Auswahl Bildnachweis Index (Orts- & Personenregister)

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Auftakt

Auftakt Die archäologischen Schätze Apuliens – eingebettet in eine abwechslungsreiche Landschaft, die allein schon einen Besuch wert ist – sind bisher nicht so bekannt wie die Roms oder Etruriens, obwohl man auch hier auf Schritt und Tritt sehenswerte Spuren der Vergangenheit antrifft. Diese Ecke Italiens, zwischen der adriatischen und der ionischen Küste, von den flachen Ebenen der Salento-Halbinsel bis in die kargen Berge der Murge und entlang der gewundenen Flußtäler des Ofanto und des Bradano, war bereits von neolithischer Zeit an und bis weit in die spätrömische Zeit ein beliebtes Siedlungsgebiet, und so finden sich hier allerorts archäologische Spuren verschiedenster Zeiten und Völker. Die italienische Tourismusbehörde und die Soprintendenza, das ita­ lienische Landesdenkmalamt, haben in den letzten Jahren Beachtliches geleistet, um dem interessierten Laien wie dem kundigen Altertumsforscher etwas zu bieten. Große Museen wie die in Tarent und in Brindisi wurden vollständig restauriert und neu eingerichtet, andernorts entstanden archäologische Parks wie jene bei Gioia del Colle, Cavallino und Manduria und neue Museen oder Dauerausstellungen wie die in Manduria. Die apulischen Museen sind meist keine Neubauten am Rande der Stadt, wie sie auf Sizilien häufig vorkommen, sondern wurden oft in historischen Gemäuern wie im Normannen­ kastell von Gioia del Colle, in der Stauferburg von Manfredonia und in alten Palazzi wie in Brindisi, Ruvo di Puglia oder in Mesagne eingerichtet, die schon für sich einen Besuch lohnen. Schon früh beginnt das Interesse europäischer Altertumsforscher und Kunstbegeisterter. Erste Funde und Spuren der Antike werden ab dem 17. und 18. Jh. aus Apulien vermeldet. Wie in anderen Gebieten auch, interessiert man sich zu Beginn vor allem für die antiken Vasen, Bronzegeräte, Schmuckstücke und Skulpturen, mit denen sich die privaten Sammlungen des späten 18. und 19. Jh. ausstatten ließen. Deshalb wurden auch in Apulien besonders die Gräberfelder mit ihrem reichen Grabinventar ge- und untersucht und ausgeräumt. Der Kunsthandel blühte; nur wenige Stücke wurden in staatliche Museen nach Neapel und ab 1887 und 1890 nach Tarent und Brindisi gebracht. Erste, ­weniger auf die Fundstücke, sondern auf die wissenschaftliche Untersuchung der Siedlungen und Gräberfelder ausgerichtete Grabungen begannen in den 1920er und 1930er Jahren, aber erst mit dem Bau-

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boom und den damit in Zusammenhang stehenden Entdeckungen begannen systematische archäologische Forschungen in Apulien. Den Grabungen und Konservierungsmaßnahmen treten im 21. Jh. die Unterwasserarchäologie und die archäologischen Surveys zur Seite. Erstere widmet sich der Untersuchung der antiken Häfen und Schiffswracks vor der Küste und den versunkenen Ruinen antiker Städte, denn durch die fortschreitende Küstenerosion und den Anstieg des Meeresspiegels liegen einst oberirdische Siedlungsareale heute wie in Egnathia teils unter Wasser. Mit den ausgedehnten Surveys, den archäologischen Geländebegehungen, lassen sich größere zusammenhängende Gebietsabschnitte untersuchen. Den ersten Funden und Grabungsnotizen treten die entsprechenden Reiseberichte zur Seite. Die europäischen Bildungsbürger sind auf ihren Fahrten in Italien nicht immer bei den Ruinen Roms und den griechischen Tempelbauten der Magna Graecia umgekehrt. Einige setzen ihre Reise in den Süden Italiens fort. Reiseberichte des 18. und 19. Jahrhunderts von Deutschen, Franzosen und Russen schildern neben den damals schwierigen Verhältnissen für ausländische Reisende auf der italienischen Halbinsel auch ihre Eindrücke von Land und Leuten. Antiken wurden jedoch nur am Rande erwähnt, da sie sich hier nicht wie in anderen Gegenden Italiens repräsentativ dicht an dicht reihen. Für das 18. Jahrhundert seien hier der Gelehrte Johann Heinrich Bartels aus Hamburg (J. F. Bartels, Briefe über Calabrien und Sicilien, 3 Bände, 1787-1792), der historisch interessierte Graf zu Stolberg (Friedrich Leopold Graf zu Stolberg, Reise in Deutschland, der Schweiz, Italien und Sicilien in den Jahren 1791 und 1792, 1794) und der Diplomat und Reiseschriftsteller Johann Hermann von Riedesel (Reise durch Sicilien und Großgriechenland, 1771) genannt; für das 19. Jahrhundert werden im folgenden Justus Tommasini, Geograph und Mathematiker aus Schwerin (Spatziergang durch Kalabrien und Apulien, 1828), und der preußische Historiker Ferdinand Gregorovius (Wanderjahre in Italien, Band 5: Apulische Landschaften, 1882) zitiert. Apulien ist heute wesentlich leichter und schneller zu erreichen, als uns die geschilderten Mühen der ersten Reiseschriftsteller befürchten lassen. Mit der Erschließung der Flughäfen in Bari und Brindisi durch deutsche Luftfahrtlinien ist eine schnelle und problemlose Anreise möglich; lange Bahnfahrten oder Bus- und Pkw-Touren über die im Norden gebührenpflichtigen Autobahnen lassen sich vermeiden, so daß diese Region selbst für einen Kurzurlaub gut geeignet ist.

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Auftakt

Mit dem archäologischen Führer zu Apulien möchten Autorin, Herausgeber und Verlag dieser Reihe den Besuch der entdeckenswerten Orte und Monumente dieser Region anregen und erleichtern und auch die schon bekannteren darunter neu ins Gedächtnis rufen sowie Veränderungen vor Ort vorstellen. Auf Grund der Fülle an archäologischen Stätten vor Ort kann nicht jede in aller Ausführlichkeit vorgestellt werden. Besonders Sehenswertes und Interessantes steht im Vordergrund, doch natürlich gibt die Autorin auch den einen oder anderen Hinweis auf lohnende Abstecher. Innerhalb des Bandes gibt es, begleitend zum Text, kursiv gesetzte Zusatzinformationen. Dabei handelt es sich um Zitate aus antiken Quellen, Erläuterungen zu Fachbegriffen oder Exkurse zu wichtigen historischen Ereignissen. Mein Dank gilt dem Verlag Philipp von Zabern und seinen Mitarbeitern, speziell Constanze Holler, die den Band betreut und mich in vielen Fragen beraten hat, und besonders den Herausgebern, die mir mit dem Auftrag für diesen Band eine weitere Vertiefung in die Geschichte dieser schönen und interessanten Region Italiens ermöglichten. Frank Daubner (Stuttgart) bin ich für viele Anregungen, die kritische Durchsicht des Manuskripts und seine Unterstützung in verschiedenster Weise sehr dankbar. Für hilfreiche Hinweise und Informationen danke ich Christian Winkle (Stuttgart), Andrea Salcuni (Frankfurt a. M.) und Richard Neudecker (Rom). Außerdem möchte ich den italienischen Antikenbehörden vor Ort, dem jeweiligen Museums- und Aufsichtspersonal für die Erlaubnis zu photographieren und die Abbildungen zu veröffentlichen, danken. Frankfurt am Main, 10. 02. 2012 Nadin Burkhardt

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Die geographischen und topographischen Besonderheiten Apuliens Die Landschaft Apuliens ist vielfältig und farbenreich: Die leuchtend grünblaue Adria vor den weißen Felsküsten, die grünen, gelben und braunen ausgedehnten Felder der Ebenen, die dunkelgrünen Wälder des Gargano, die lehmigbraunen Höhen der Murge, die weißen und rosafarbenen Blütenmeere der Obstplantagen und die silbrigen Olivenhaine auf der Halbinsel, durchsetzt von den kleinen und größeren Gehöften und Ortschaften, bilden ein beeindruckendes Mosaik. Die Region Puglia/Apulien umfaßt inklusive der Gargano-Halbinsel 19.347 km2. Abgesehen von der Po-Ebene ist es die ebenste Region Italiens. Die 836 km Küstenlinie dieses ansonsten schmalen Landstrichs bedeuten, daß keine Stadt weiter als 75 km vom Meer entfernt liegt. Apulien unterteilt sich landschaftlich in das Garganogebirge, in die ausgedehnte Ebene des Tavoliere, in das sich daran anschließende Hügelland der Murge, das die Normannen als Terra di Bari bezeichneten, und die Halbinsel Salento im Süden, die auch Terra di Otranto genannt wird. Der Tavoliere, eine ausgedehnte Kalksteinplatte von ca. 500 km2 rings um Foggia, durchzogen von zahlreichen Wasserläufen, bietet mit seinen fruchtbaren Böden ideale Siedlungsbedingungen. Seine weiten Felder bilden die Kornkammer Apuliens. Die segensreichen Flußläufe inspirierten auch Dichtern wie Horaz: „Dem Stiere gleich wälzt so in des Daunus Reich der Aufidus (der heutige Ofanto) sich über sein Bette hin, und seine Fluten, brausend, schäumend, sinnen nur Leid für der Fluren Fruchtland.“ (Horaz carm. 4, 14, 25-28). Die Bezeichnung ‚Tavoliere‘ leitet sich von einem antiken Begriff ab, von den tabulae censuariae, den Aufzeichnungen der römischen Bodenverwaltung, in die das nach der Machtübernahme Roms okkupierte Land eingetragen wurde. Die heißen Sommer können besonders in Nordwestapulien zu starker Trockenheit mit Waldbrandgefahr führen. Deshalb sind auf geeigneten Aussichtspunkten wie kleinen Kapellenhügeln oder alten Burgen im Hochsommer oft ehrenamtliche Feuerwarnmelder positioniert, so daß man auch an abgelegener Stelle überraschend auf Einheimische treffen kann. Die lange Küste Apuliens bietet an vielen Stellen Badebuchten für eine Abkühlung, und auch die engen verwinkelten Altstadtgassen vieler Orte bewahren lange die morgendliche Kühle. Der Seewind entlang der

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Apulische Landschaften

Felsküstenabschnitte und das waldreiche Garganomassiv sorgen ebenfalls für unbeschwerte Besichtigungen selbst im Hochsommer. Den nördlichen Abschnitt Apuliens bildet der Sporn des italienischen Stiefels: das Promontorio del Gargano an der adriatischen Ostküste (Abb. 25). Es steigt bis etwas über 1000 m an, dehnt sich über 2000 m2 aus und ist reich an dichten Wäldern, der Foresta Umbra, im Inneren und steilen Felsküsten mit kleinen Buchten und vielen Grotten am äußeren Rand. Die höchste Erhebung bildet neben Monte Calvo und Monte Crispiano der Monte Cornacchia mit 1161 m. Die Küste ist durch viele Buchten mit schönen Sandstränden gegliedert. An der nördlichen Küste enden die Steilabbrüche; hier liegen an der nun flachen Küstenebene die zwei Seen Lago di Lésina und Lago di Varano. Ihnen sind die Isole Tremiti, eine kleine Inselgruppe, vorgelagert. Eine besonders ungewöhnliche und dennoch reizvolle Landschaft bildet die zerklüftete Hoch-Murge, die von der Basilikata bis nach Apulien reicht. Murgia oder Le Murge wird der felsige karge Hügelrücken genannt, der sich westlich des Tavoliere vom Fluß Ofanto bis auf den Süden der Halbinsel über 4290 m2 ausbreitet. Die Murgia ist durch karge graubraune Berge und tief eingeschnittene Flußtäler geprägt. Starke Regenfälle und die Frühjahrsflüsse haben die oberste Humusschicht weggespült und die Lehmschichten freigelegt. Dieser Karstboden nimmt plötzliche Wassermassen nicht schnell genug auf, so daß es zu kurzzeitigen Straßenüberschwemmungen und Geröll auf der Fahrbahn kommen kann. Carlo Levi, der während des faschistischen Regimes einige Jahre in den lukanischen westlichen Teil der Murge verbannt worden war, regte die Eigentümlichkeit dieser Landschaft wiederholt zu Beschreibungen an: „… Hügelchen, Erdlöcher, Ero­ sionskegel, die vom Wasser durchfurcht waren, natürliche Höhlen, ebene Flächen, Gräben und kleine Kuppen aus gleichmäßig weißem Lehm, so als sei die ganze Erde gestorben und ihr gebleichtes und von den Wassern gewaschenes Skelett sei unter der Sonne liegengeblieben.“ Und wenn der Regen kam, fing „…der Lehm […] an zu schmelzen, langsam die Abhänge hinterzufließen, hinabzurutschen, so daß sich graue Gießbäche aus Erde bildeten, in dieser sich auflösenden Welt.“ (C. Levi, Christus kam nur bis Eboli, 1945, Übers. M. Hammerl). Die Hoch-Murge ist von Schluchten und canyonartigen Erosionstälern, den Gravine, durchsetzt, wie sie bei Gravina di Puglia die Landschaft prägen. Diese Höhlen und Schluchten waren bereits in der Vorgeschichte bewohnt.

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Im Dreieck zwischen Bari, Brindisi und Tarent liegt das schöne ItriaTal. Flache Hügelkuppen, überzogen mit Obst- und Mandelbaumplantagen, Olivenbäumen und Weinreben, prägen die Landschaft. Zwischen den Hügeln erstrecken sich kleinere Felder, an deren Rändern man fast immer einen Trullo aufragen sieht. Neben einigen größeren Orten gibt es hier vor allem viele Gehöfte und das Trullidorf Alberobello. Diese Trulli, die kegelförmigen, trocken aufgeschichteten Steinhütten, sind keine antiken Bauten: Sie sollen ihre Entstehung dem Umstand zu verdanken haben, daß der Graf Giangirolamo II. Acquaviva d’Aragona nicht die fällige Steuer für neugegründete Siedlungen zahlen wollte und daher die Bauern aufforderte, ihre Häuser ohne Zement und Mörtel ganz aus Stein zu bauen. So könnten sie diese im Falle einer königlichen Inspektion einfach abbauen und später leicht wiedererrichten, weshalb sie kaum als vollwertige steuerpflichtige Hausbauten anzusehen seien. Zwischen dem Trulli-Tal und der nördlichen Meeresküste erstreckt sich der bewaldete Höhenzug Selva di Fasano; nach Süden folgt das Tarentiner Umland mit der ausgedehnten dichtbesiedelten Küstenzone. Die südliche Hälfte der Salento-Halbinsel wird durch flache Ausläufer der Murge und des Tavoliere um Lecce geprägt. Jeweils von Tarent und Brindisi her führt die teils schroffe und hafenarme Küste bis zur Südspitze. Dort treffen die beiden Meere aufeinander – die Adria und das ionische Meer. Von hier blickt man nur über uferloses Blau. Das Cap S. Maria di Léuca wird deswegen auch Finis terrae – das Ende der Welt – genannt. Die Ebenen um Foggia und im Süden um Lecce sind die Grundlage der intensiven Landwirtschaft in Apulien. Neben Getreide- und Obstanbau ist es vor allem die Olivenproduktion. 40% des in Italien produzierten Olivenöls kommen aus Apulien. Die Olivenbäume sind jedoch keine ‚Einheimischen‘; sie kamen im 6. Jh. v. Chr. nach Süditalien.

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Geschichte Apuliens

Eine kurze Geschichte Apuliens Die Besiedlung Apuliens vom Neolithikum bis in die Eisenzeit Heute ist die Adriaküste nahezu flächendeckend bebaut; hier reiht sich Ort an Ort, und auch auf der flachen Halbinsel Salento liegen die Städte und Dörfer dicht beieinander. Lockerer gestreut sind die Ortschaften auf dem Gargano-Sporn, in der Murge und um Tarent. Auch in der Antike waren die unterschiedlichen Landstriche verschieden dicht besiedelt. Voreisenzeitliche Siedlungen wie die eher als Gehöft anzusprechende neolithische Anlage Passo di Corvo bei Arpi (Abb. 4) sind nur wenige bekannt. Sie besteht aus zwei, drei Hütten und Ställen, einem Brunnen und einem halbrunden Abwassergraben in flachem Gelände. Entlang der Adriaküste befinden sich mehrere Grotten mit prähistorischer Ausmalung, die als Kult-, Wohn- und Bestattungsort dienten. Sie sind jedoch nur selten zu besichtigen. Manche, wie die ausgedehnte Grotte Pulo di Molfetta, 6 km hinter Ruvo di Puglia an der Straße nach Molfetta, wurden zeitgleich mit einem Hüttendorf oberhalb der Grotte genutzt. In der Bronzezeit werden Siedlungsplätze auf Anhöhen und Halbinseln bevorzugt, die einen guten Überblick über das umgebende Gelände oder die Küstenareale bieten. Der natürliche Schutz solcher Anhöhen wurde nun durch künstliche Befestigungen erhöht, wie beispielsweise in Torre Castiglione, 6 km nordwestlich des modernen Ortes Porto Cesareo. Das Hüttendorf des 13.–12. Jh. v. Chr. wurde durch einen breiten vorgelagerten Agger (Erdwall) mit einer Front aus trocken aufgemauerten großen Steinblöcken geschützt. Ganz ähnlich sind die zeitgleichen Küstensiedlungen bei Torre dell’Alto, Punta Aspide zwischen S. Caterina und S. Maria al Borgo, Roca Vecchia und Punta Meliso nahe dem Kap Léuca organisiert. Und auch die bronzezeitlichen Siedlungen im Binnenland, vor allem im Territorium von Lecce, haben 4 bis 5 m breite Rundwälle aus großen Kalksteinbrocken um ihre Hüttengruppen errichtet. Die bronze- und eisenzeitliche Kultur Apuliens kennen wir vor allem über die Gräber und deren Verteilung. Aus der Bronzezeit sind es Gruben-, Höhlen- und Dolmengräber. Die Höhlengräber wie jene in Altamura bestanden aus unregelmäßigen Kammern im Erdreich oder

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im Fels, in denen wiederholt in mehreren Schichten übereinander bestattet wurde. Sie kommen vor allem dort vor, wo wir bis in hellenistische Zeit auf Kammergräber treffen werden: in der Murge, südlich des Ofanto und in Zentralapulien. Die bronzezeitlichen Dolmengräber (siehe: Minervino di Lecce, Abb. 43), deren Kammern aus großen Steinplatten gefügt wurden, erheben sich noch heute in den Olivenhainen, zwischen Feldern und an den Landstraßen. Die eisenzeitlichen Tumulusgräber (siehe: Arpi) mit einem aus Steinen aufgeschichten Hügel über dem Grubengrab verteilen sich vor allem im Norden Apuliens und auf der Salento-Halbinsel. Auf letzterer können sie eine beachtliche Größe erreichen und werden specchie genannt. Die Grabfunktion ist bei den specchie ob der Steinmassen oft nicht gesichert – auch eine Funktion als Wehranlage oder Wachturm wurde erwogen (siehe: Ceglie Messapica, Abb. 24).

Die Bewohner Apuliens: Illyrer, Daunier, Peuketier und Messapier „Dieses Land ist in drei Teile verschiedenen Namens geteilt, von denen der erste Daunien, der zweite (Peuketien, der dritte) Messapien heißt.“ (Polybios 3, 88, 2. Jh. v. Chr., Übersetz. H. Drexler) Wer waren nun die antiken Bewohner Apuliens in vorchristlicher Zeit? Wir kennen vor allem die durch die Griechen und Römer überlieferten Namen. Die Griechen nannten die Italiker dieser Gegend Iapyger und unterteilten sie weiter in Messapier, Peuketier, Salentinier und Daunier. Sie selbst hätten sich Iapygia und ihr Land Iapudia genannt. Aus dieser Bezeichnung entstand ‚Apudia‘ und durch spätere Lautverschiebung ‚Apulia‘. Im Deutschen wurde daraus ‚Apulien‘; im Mittelhochdeutschen leitete man die Bezeichnung jedoch aus dem im Italienischen verkürzten ‚Puglia‘ ab und nannte die Gegend ‚Pulle‘. Die Römer bezeichneten das Gesamtvolk Südostitaliens als Messapier. Die Daunier würden die südliche Hälfte der Garganohalbinsel und einen Teil des Tavoliere bewohnen, die Peuketier den ab dem Fluß Ofanto südlich angrenzenden Bereich zwischen Adriaküste und dem Fluß Bradano und die Messapier den Stiefelhacken Italiens. Die Einheimischen selbst hätten sich im südlichen Bereich der Halbinsel Salentiner und Calabrer genannt und in Zentral- und

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Bewohner Apuliens

Nordapulien Apuler. Die Bezeichnung der südlichen Halbinsel als Kalabrien kann verwirren, denn das heutige Kalabrien befindet sich auf der Stiefelspitze. Die Abstammung der Einwohner wurde von Griechen und Römern unterschiedlich beurteilt. Während beispielsweise Plinius (nat. hist. 3, 16, 102) in den Japygern ein illyrisches Volk sieht, überliefert Herodot (1, 170), daß die Japyger und Messapier ursprünglich Kreter waren. Diese und andere Griechen seien unter Führung verschiedener Heroen eingewandert oder es habe sie unter verschiedenen Umständen an die Küsten verschlagen. Die Überlieferungen reichen von einem arkadischen Peuketios bis zum Athener Theseus, von dem Kreter Iapyx, einem Sohn des Daidalos und Idomeneus, einem Neffen des Minos, zu Diomedes von Argos mit einer Gruppe Aitoler bis zu dem böotischem Messapos. Mythen, die kretische oder anderweitig griechische Ursprünge betonen, könnten anfangs den Anspruch der Griechen auf dieses Land begründen und später den vor allem für die Römer wichtigen verwandtschaftlichen Anschluß an griechische Wurzeln liefern. Archäologisch gesehen haben die Einwohner Apuliens ägäisch-balkanische Ursprünge mit engen Beziehungen zur illyrischen eisenzeitlichen Kultur des albanisch-bosnisch-kroatischen Raums. Für die späte Bronze- und Eisenzeit zeigen sich unterschiedliche Siedlergruppen ­ durch verschiedene Keramikformen und ‑varianten, durch ihre Grabsitten und -typen und ihre Trachten. Daneben gibt es verbreitete Gemeinsamkeiten wie die Siedlungsweise in kleinen Orten mit großen Frei­flächen zwischen locker angeordneten Hütten, die hellgrundigen mattbemalten Gefäße und die bevorzugte Körperbestattung.

„Wer zählt die Völker, nennt die Namen … ?“ – Drei antike Stimmen zu den Bewohnern Apuliens Dionysios von Halikarnassos (1. Jh. v. Chr.), Römische Altertümer 1, 11: Zuerst hätten Griechen aus Arkadien Italien besiedelt, geführt von den Brüdern Oinotrios und Peuketios: „Peuketios setze hierauf da, wo sie zuerst in Italien landeten, oben am iapygischen Vorgebirge, die Seinigen aus, und ließ sich daselbst nieder. Die Bewohner dieser Gegenden wurden von ihm Peuketier genannt.“  (Übersetzung: G. Tafel u. a., Metzler-Verlag Stuttgart)

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Athenaios von Naukratis (Ende 2. Jh. n. Chr.), Gelehrtenmahl 12, 522F-523B: „Der Stamm der Iapygen ist kretischer Herkunft. Sie kamen auf der Suche nach Glaukos vorbei und haben sich dort angesiedelt. Ihre Nachfahren ließen die maßvolle Lebensweise der Kreter in Vergessenheit geraten und gaben sich dem Luxus, später dann der Willkür hin, …“  (Übersetzung: C. Friedrich, Hiersemann-Verlag Stuttgart) Strabon von Amaseia (1. Jh. v. Chr.), Geographika 6, 3, 1: „Nachdem wir das alte Italien bis Metapontium durchwandert haben, sind (nun noch) die zunächst folgenden Teile zu beschreiben. Es folgt nämlich zunächst Japygien, welches die Hellenen Messapien nennen; die Eingeborenen aber nennen den einen Teil, um das Japygische Vorgebirge her, Salentiner, den anderen Kalabrer. Über diesen wohnen gegen Norden die Peuketier und die Daunier, wie sie in hellenischer Sprache heißen; die Eingeborenen dagegen nennen das ganze Land über den Kalabrern Apulien. Einigen davon heißen auch Phödikler, vorzüglich die Peuketier. Es bildet aber Messapien gewissermaßen eine Halbinsel, indem es durch eine 310 Stadien (57,37 km) haltende Landenge von Brundisium bis Tarentum abgeschnitten wird. Die Fahrt dahin um das Japygische Vorgebirge herum beträgt ungefähr 1400 Stadien (259 km).“  (Übersetzung: St. Radt, Vandenhoeck & Ruprecht Göttingen) Strabon 6, 3, 2: „Diese (die Kreter in Japygien) sollen aber jene Kreter sein, welche mit Minos nach Sizilien schifften und nach dessen zu Kamiki beim Kokalos erfolgten Tode aus Sizilien fortgingen, auf der Rückfahrt aber hierher verschlagen wurden und von welchen später einige zu Lande um das Adriatische Meer herum bis nach Makedonien wanderten, wo sie Bottiäer genannt wurden. Japyger aber sollen alle bis nach Daunien hin Wohnende von Japyx geheißen haben, von dem es heißt, er sei dem Dädalus von einer kretischen Frau geboren worden und habe jene Kreter angeführt.“  (Übersetzung: St. Radt, Vandenhoeck & Ruprecht Göttingen)

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Griechen in Apulien

Die Griechen an der Küste des ionischen Golfs Ab dem 8. Jh. v. Chr., mit dem Beginn der griechischen Kolonisierung in Kampanien und auf Sizilien und spätestens mit der Gründung von Taras, dem heutigen Tarent, an der ionischen Küste Italiens, können wir deutlich griechische Einflüsse auf die italischen Kulturen beobachten. Daß Griechen und Einheimische nicht erst während der Kolonisation ab dem 8. Jh. v. Chr. in Kontakt kamen, zeigen Funde wie jene bronzezeitlichen Tongefäße und Scherben mit charakteristischem mykenischem Dekor in einigen Küstenorten entlang des ionischen Golfes und der adriatischen Küste. Die Schiffahrt entlang der Südküste Italiens stellte innerhalb der Handelswege die wichtige Verbindung zwischen dem Osten, Griechenland und, über die Westküste Italiens, dem Norden sowie, über die Süd­küste Siziliens, dem Westen dar. Die griechischen Ansiedlungen verbreiten sich entlang des langgezogenen Stiefelristes. Die ersten Griechen vor Ort sind der Überlieferung nach die Achäer; sie gründen Ende des 8. Jh. v. Chr. die Kolonie Kaulonia nahe der Stiefelspitze, die zu dieser Zeit nur durch Rhegion/Reggio di Calabria an der Meerenge, die Sizilien von Italien trennt, griechisch besiedelt ist. Im Norden Kaulonias folgen Sybaris am Südwestende des ionischen Golfes und zwischen diesen wenig später Kroton. In diesem Zeitraum entsteht am tarentinischen Golf im Nordosten das spartanische Taras/Tarent. In der breiten Küstenebene zwischen Taras und Sybaris gründen Anfang des 7. Jh. v. Chr. die kleinasiatischen Kolophonier Siris. Im Zuge der weiteren Ausdehnung Taras’ wird in einem zweiten Schritt wenige Jahrzehnte später durch Siedler aus Sybaris und Kroton Metapont zwischen Siris und Taras ins Leben gerufen. Apulien wird besonders durch die wachsende Kolonie Taras beeinflußt. Spätestens im 6. Jh. v. Chr. beginnen Veränderungen im Hausbau; ein- bis dreiräumige Rechteckbauten, meist mit Bruchsteinsockel und Lehmziegelwänden, prägen nun das Siedlungsbild wie z. B. in Altamura, Monte Sannace und Cavallino. Im 5. Jh. v. Chr. verdichtet sich in den größeren Orten die Bebauungsstruktur, planmäßig angelegte Straßen organisieren den Siedlungsraum. Im 4. Jh. v. Chr. setzt an vielen Orten ein umfassender Stadtmauerbau ein. Überreste dieser charakteristischen Kalksteinquadermauern prägen die ­archäologischen Stätten vieler apulischer Siedlungsplätze. Auch andere Veränderungen werden auf die sich zunehmend festigende italisch-griechische Nachbarschaft zurückgehen: Zum einen scheint

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es, daß einige Bestattungen jetzt in der Art der Waffenbeigaben, der Kombination lokaler und importierter Servier- und Trinkgefäße und erster Bronzegefäße eine „Oberschicht“ führender Familienverbände widerspiegeln, die aktiv Produktion und Handel lenken und fördern. Zum anderen zeigen sich verstärkt Mittelmeerimporte und Differenzierungen im Siedlungswesen. So treffen wir in Salapia auf nun unterschiedlich große und ausgestattete Hütten und in Cavallino und Vaste auf die Verwendung importierter Gefäße wie korinthischer Amphoren im Wohnbereich. Vorratsgruben und Silos wie in Cavallino, ­Gravina di Puglia und Porto Saturo bezeugen Vorratshaltung und Lebensmittelakkumulation. Die Menschen lebten in kleinen Siedlungen mit ovalen und apsidialen Hütten mit Lehmwänden auf einem Bruchsteinsockel von 30–60 m2 mit Herdstelle, Vorratsgrube und Werkplatz. In der 2. Hälfte des 8. Jh. v. Chr. deutet die ansteigende Siedlungsanzahl auf ein starkes Bevölkerungswachstum oder entsprechenden Zuzug. In bezug auf die Siedlungsstruktur, -größe und Haustypen scheint sich auch im Laufe des 7. Jh. v. Chr. nichts zu verändern. Erst im 6. Jh. v. Chr. entwickeln sich einige Siedlungen zu regionalen Zentren und werden entsprechend ausgebaut. Arpi und Cavallino erhalten eine Umwehrung: Arpi einen Wall mit aufgesetzter Mauer und Cavallino einen dreifachen Wall- und Mauerring. In Cavallino verbinden innerhalb der Umwehrung gerade Straßen größere Hausgruppen mit rechteckigen Mehrraumhäusern. Die Funde und Entwicklungen belegen den Austausch mit griechischen Händlern und Kolonisten, der auch auf wirtschaftlichen Interessen beruhen wird. Ge­fragte Produkte Apuliens werden Nutztiere wie Rinder, Pferde und Schafe und Schafswolle gewesen sein, außerdem Holz und landwirtschaftliche Erzeugnisse wie Getreide. Bei küstennahen Orten wird noch die Funktion als Hafen- und somit als Handels- und Verkehrsort hinzukommen. Ab dem 4. Jh. v. Chr. können wir an mehreren Orten Apuliens wie in Arpi oder Canosa einen noch deutlicheren Einfluß griechischer Hausund Grabarchitekturformen beobachten. Dieser starke griechische Einfluß wird nicht nur auf intensivierte Kontakte zu den Griechen an der Küste des ionischen Golfes oder eine zunehmende Vermischung Einheimischer und Zugewanderter in den Städten zurückzuführen sein, sondern auch auf die politischen Ereignisse, die mit Alexander dem Molosser, König von Epiros, und später mit seinem Neffen Pyrrhos im 4. und 3. Jh. v. Chr. eine hohe Zahl Söldner ins Land brachten. 334 v. Chr. kam Alexander der Molosser nach Apulien, da ihn die Tarentiner gegen

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Römisches Apulien

die Samniten zu Hilfe gerufen hatten, und anfangs führte er erfolgreiche Schlachten bei Sipontum, in Kalabrien und in der Basilicata, doch 331 v. Chr. wurde er nahe Pandosia vernichtend geschlagen und getötet. Das griechische Heeresgefolge und die Söldnern des Alexander und später seines Neffen Pyrrhos brachten neue Sitten und Bräuche mit. Seit hellenistischer Zeit können wir in der apulischen Sakralarchitektur eine Monumentalisierung beobachten, wie sie beispielsweise an dem Tempel unter S. Leucio bei Canosa zu beobachten ist. Mit dem 4. Jh. v. Chr. verbreiten sich mancherorts wie in Canosa, Arpi, Ginosa, Lavello, Mesagne und Tiati die Kammergräber. Die gebauten Varianten wie die Tomba della Medusa in Arpi mit Tonnengewölbe haben trotz lokaler Variation ihre Vorbilder in den makedonischen Kammergräbern Nordgriechenlands.

Apulien in römischer Zeit Mit dem 3. Jh. v. Chr. beginnt die Zeit der römischen Einflußnahme: Nach den Auseinandersetzungen im Norden und Osten und den Samnitischen Kriegen wandte sich Rom den Italioten zu, den griechischen Bewohnern Süditaliens. 282 v. Chr. bedrohte es eine ihrer größten Städte – Taras/Tarent, das sich an Pyrrhos, den epirotischen König, um Hilfe wandte. Er kam über die Adria und errang gemeinsam mit seinen italiotischen Verbündeten schnell einige Siege gegen Rom, unter anderem bei Ausculum/Ascoli Satriano. Zwischenzeitlich stand er auch den Syrakusanern auf Sizilien gegen die Karthager zur Seite. Dann jedoch erlitt er bei seiner Rückkehr nach Italien 276/75 v. Chr. eine Niederlage bei Beneventum. Nach dieser und wegen fehlender Finanzierung und der gänzlichen Verhandlungsunwilligkeit Roms zog er wieder ab. Die zurückbleibenden Romgegner hatten nun kaum noch Chancen; zuerst wurden die Tarentiner und nur wenig später die Samniten, Lukaner und Bruttier unterworfen. Als im späten 3. Jh. v. Chr. der Karthager Hannibal mit seinen Truppen die Alpen überquert, die Römer in mehreren Schlachten erfolgreich geschlagen hatte und daraufhin an Rom vorbeigezogen war, traf er in Apulien ein. Polybios (3,88, 2. Jh. v. Chr., Übersetzung H. Drexler) berichtet davon: „Nachdem er (Hannibal) das Gebiet der Praetutier und von Hadria sowie das der Marruciner und Frentaner durchzogen und verwüstet hatte, nahm er seinen Weg nach Iapygien. [… ] In den

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ersten dieser Teile (Iapygiens), nach Daunien, brach er ein und verwüstete, mit Luceria, einer römischen Kolonie, beginnend, das Land.“ Er verwickelte die Römer im folgenden zunehmend in einen glücklosen Stellungskrieg. Anfangs unterstützten ihn einige süditalische Städte, wie zuvor die lukanischen, denen er Eigenständigkeit und Freiheit versprach. Einige wie Arpi und Taras/Tarent wurden bald durch die Römer zurückerobert, und Hannibal zog seine Truppen in die Gegend um Brundisium/Brindisi zurück, während er sich zugleich bemühte, seine Stellung in Kampanien zu halten. Die sich hier wieder zeigende, erfolgreiche röm­ische Bündnispolitik, die Möglichkeit, die römischen Truppen schnell und zahlreich aufzustocken sowie die Ablehnung jeglicher Verhandlungen durch den Senat in Rom gestalteten die Lage für Hannibal und seine Gefolgschaft zunehmend schwieriger. Nachdem er vor Ort politisch keinen weiteren Erfolg hatte, verließ er Italien. Unter der erneuten ­römischen Vorherrschaft in Apulien waren die ehemaligen Pro-Hannibal-Städte die Verlierer: Arpi wurde gegenüber seinem Hafen Sipontum herabgestuft, Herdonia/Ordona und Aecae/Troia verloren Teile ihres Gebietes, und Areale der Tarentiner wurden dem ager publicus zugeschlagen. Diese Landnahme für römische Bürger führte auch in Süditalien zu steigender Zuwanderung, zu der Gründung zahlreicher Gutshöfe, den villae rusticae, nebst intensiver Landbewirtschaftung und einem raschen Bevölkerungsanstieg. Ein schönes Beispiel aus dieser Zeit ist die große Villa bei Adelfia in der contrada Tesoro (Provinz Bari) mit Wirtschaftsräumen, einem Columbarium, einer großen Privattherme mit Schwimmbecken und Fußbodenheizung. Außerdem wurden im ersten Drittel des 2. Jh. v. Chr., in Apulien mehrere römische Kolonien wie Sipontum, Venusia und Brundisium/Brindisi gegründet. Später wurde neben der griechischen Gemeinschaft Tarents noch eine latinische Kolonie namens Neptunia angelegt. Es folgte jedoch keine derartige Gründungswelle wie in Kampanien, Lukanien und Bruttium. Die Landnahme bedeutet für die Bewohner und Betreiber lokaler Gehöfte und Weiler dennoch einen herben Einschnitt – sie wurden ihrer Lebensgrundlage beraubt. Die einsetzende Verarmung und die Vertiefung sozialer Gegensätze führten 185 v. Chr. zu Aufständen, die in der römischen Geschichtsschreibung wie in anderen ähnlichen Fällen traditionell als „Hirten- oder Sklavenaufstände“ verunglimpft wurden, bei denen in diesem Fall am Ende 7000 Gegner Roms verurteilt wurden und diejenigen, die sich nicht durch Flucht entziehen konnten, den Tod fanden­

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(Livius 39, 29, 8-9). Nach diesen Ereignissen hört man nichts mehr vom Volk der Messapier. Im Laufe des 2. Jh. v. Chr. wurden die Beziehungen zu Rom über Schlichtungsaktionen, über das Klientelwesen und die Kontakte zwischen den nobiles, den jeweiligen lokalen und römischen Oberschichten, enger und der Einfluß und die Ansprüche des römischen Senates immer höher. Die stetige Benachteiligung und Herabsetzung der NichtRömer gegenüber den Römern und die schwankende Bürgerrechtspolitik Roms bargen nicht zu vernachlässigenden Konfliktstoff. Als die Römer nun zur besseren Überwachung Gesandte mit Befehlsgewalt in die Städte schickten, eskalierte die Situation: Die Einwohner Ausculums/Ascoli Satrianos töteten einen römischen Prätor und dessen Gefolge und gaben damit den Anstoß zu einem Aufbegehren in Apulien und vielen weiteren Regionen Italiens am Beginn des 1. Jh. v. Chr. Dies geschah keineswegs unorganisiert: Die italischen Völker verbündeten sich und zogen gemeinsam zu Felde. Stadtgemeinschaften wie Arpi und Salapia legten ihre Differenzen mit Canusium/Canosa bei und übten in der Zeit des Bundesgenossenkrieges Loyalität. Die Aufstände endeten mit einigen Siegen Roms in Süditalien und der Zulassung der Neubürger zu allen römischen Tribus im Jahr 87 v. Chr., um Frieden in dieser Frage herbeizuführen. Nur 14 Jahre später trugen sich in Apulien erneut blutige Gefechte zu, denn 73 v. Chr. hatte sich nach einem bereits drei Jahre währenden Kampf der Thraker Spartacus mit seinen Anhängern in die Gegend von Brundisium/Brindisi zurückgezogen und wurde hier von den Legionen des Licinius Crassus und des Pompeius vernichtend geschlagen und getötet. Die römischen Truppen setzten dem am Ende in die Berge fliehenden Gegner nach, bis alle Aufständischen getötet oder gefaßt worden waren. Die nun folgende Zeit erlaubte eine Stabilisierung Apuliens. Als unter Augustus Italien in elf Regionen unterteilt wurde, ordnete man Apulien wie die Gebiete der Salentiner, Calabrier und Hirpinier der 2. Region zu. In den weiten fruchtbaren Landstrichen des Tavoliere und der süd­ lichen Salento-Halbinsel spielte die Viehwirtschaft eine bedeutende Rolle. Neben den normalen Gehöften besaßen Römer hier größere Latifundien, und durch die staatliche Landnahme war auch der Viehtrieb geregelt. So drückt es auch Marcus Terentius Varro im 1. Jh. v. Chr. in seinem Werk „Über die Landwirtschaft“ (2, 9) aus: „Ich ließ Herden in Apulien überwintern, die in den reatinischen Bergen übersommerten; verklammern doch zwischen diesen beiden Gegenden

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staatliche Triftpfade die auseinanderliegenden Weidegebiete so miteinander, wie ein Tragjoch die Binsenkörbe an seinen Enden verbindet.“ Diese Form der Weidewirtschaft wird Transhumanz genannt. Die Herde wird auf einer meist längeren, Tage bis Wochen dauernden Wanderung in die Sommerweidegebiete getrieben. Neben den römischen Straßen sind es auch solche Viehtriebstrecken, die die Entwicklung von Siedlungen und die Anlage von Heiligtümern beeinflußten. Varro berichtet außerdem von den Eselskarawanen der Händler, die Öl, Wein und Getreide zu den Häfen brachten (rust. 2, 6, 5). Außer gesundem Vieh, guten Fleisch- und Milchprodukten und fruchtigem Wein war Apulien auch für andere Köstlichkeiten wie das heute noch überall zu findende frische Meeresgetier eine gute Adresse: „Wie doch das Clipae-Wiesel vor allen andern hervorragt! / Muscheln gibt es bei Aenus, in Abydus viel schuppige Austern. / Kammmuscheln hat Mytilene; auch der Sund von Ambrakia hat sie. / Brindisi hat gute Brachsen, und ist eine groß, so kauf sie! / Wisse daß in Tarent der Eberfisch erstklassig mundet.“ (Ennius, 3./2. Jh. v. Chr., Frg. var. 34-38 V.) Einige Orte Apuliens, die in römischer Zeit florierten, verdankten dies ihrer Lage an den römischen Überlandstraßen. Der intensive römische Straßenbau erschloß und verband die verschiedenen Ecken Italiens miteinander und mit Rom. Diese gut und dauerhaft gebauten Trassen ermöglichten nicht nur schnelle Truppenbewegungen, sondern auch bessere Verkehrverbindungen und einen leichteren Überlandhandel. Die Orte entlang der Ostküste Apuliens waren durch die Via Marittima verbunden. Von Benevent führt die berühmte Via Appia gen Süden, durch die Murge bis an die ionische Küste nach Tarent und von dort gen Osten nach Brindisi. Im 2. Jh. wurde von Benevent ausgehend eine weitere Überlandstraße ausgebaut, die Via Trajana (Abb. 5). Sie wurde zwischen 109 und 114 n. Chr. auf einer bereits seit republikanischer Zeit bestehenden Trasse neu angelegt und verbindet Beneventum/ Benevent über eine weiter nördlich verlaufende Trasse mit Brindisi. So sparte man zwei Tage gegenüber einer Reise auf der Via Appia. Dabei durchquert die Via Trajana Aecae/Troia, Herdoniae/Ordona, Canusium/ Canosa di Puglia, Rubi/Ruvo di Puglia, Butuntum/Bitonto und folgt der Küste von Barium/Bari über Egnathia (nahe Fasano) bis Brundisium/Brindisi. Am Weg lagen in regelmäßigen Abständen Pferdewechselstationen wie zwischen Bari und Egnathia die mutatio Turres Iulianae nahe der heutigen Masseria Vito Luigi, die mutatio Turres Au-

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relianae bei Torre Ripagnola und die mutatio Vertum oder Diriam bei Torre d’Orta. Entlang der Via Trajana standen wie an anderen römischen Straßen Meilensteine, zylindrische Steinsäulen, deren Inschrift mit der Titulatur des Kaisers die Zugehörigkeit der Straße zum römischen Reich und die Leistung des Kaisers vor Augen führte. Die Meilenangabe bezieht sich auf die Entfernung zu der nächstgelegenen größeren Stadt. Von den ursprünglich 200 Meilensteinen entlang der Via Trajana haben sich zwei Drittel erhalten; einige sind in Canne di Battaglia, Trani, Cerignola und Giovinazzo sowie in den Museen zu sehen (Abb. 23). In Herdonia und Egnathia kann man noch heute über das antike Pflaster der Via Trajana laufen und bei Canosa eine der zugehörigen Brücken überqueren. Kaiser Trajan machte den Ausbau der Straße mit allen Trassen und zugehörigen Brücken zu einem Teil seines Verkehrsprogramms. Auch an anderen Orten finden sich Stücke römischer Trassenführung: Bei Martano in der località Masseria San Cosimo wurden, wie in felsigem ansteigendem Gelände üblich, Karrengleise in den Kalkstein getieft. Die gut ausgebauten römischen Straßen ermöglichten eine schnellere Reise und so eine stärkere Vernetzung der Städte, denn laut Livius (36, 21, 5) konnte ein guter Reiter in fünf Tagen von Otranto nach Rom gelangen. Mit dem Straßenausbau erfolgte auch der Hafenausbau in Orten wie Sipontum, Brundisium, Salapia (San Cataldo bei Lecce) und Otranto, um die Verbindung entlang der adriatischen Küste und nach Osten, nach Illyrien und Griechenland zu erleichtern. Brundisiums Häfen hatten schon während des 4. und 3. Jh. v. Chr. eine strategische Rolle gespielt; der Hafen von Sipontum wurde während der Pannonischen Kriege zu augusteischen Zeiten ein wichtiger Kriegsversorgungshafen. Für die römische Zeit sind uns 67 apulische Städte überliefert, davon gehören Tarent, Brindisi, Canosa und Lucera mit je ca. 15.000 Einwohnern zu den größten. Die meisten besaßen den Rang eines Municipiums. Nur in wenigen sind archäologische Hinterlassenschaften des ersten vor- und nachchristlichen Jahrhunderts zu fassen: Privatportraits dieser Zeit stammen aus Lucera, Canosa und Tarent. Ein Bildnis des Augustus wird an seinem Fundort – in Tarent – gezeigt. Ihm waren auch gemäß zweier Inschriften je ein Tempel in Bari und Lucera geweiht worden, ebenso das Amphitheater in Lucera (Abb. 34), das wie dasjenige in Lecce (Abb. 33) in augusteischer Zeit errichtet wurde. Lucera, Herdonia/ Ordona und Sipontum erfuhren in dieser Zeit eine deutliche Urbanisierung. Auch unter den späteren Kaisern spielten die Hafenstädte eine

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wichtige Rolle. Nero siedelte bei Tarent Veteranen an und ließ hier wie in Canosa Land für seine Getreuen zu- und aufteilen. Veteranenansiedlungen im großen Stil und die Erhebung mehrerer apulischer Orte zu Coloniae mit römischem Bürgerrecht werden für Vespasian überliefert. An einigen Stellen Apuliens entstehen seit dem 1. Jh. v. Chr. römische Villen wie jene bei Merino und nahe Mattinata auf der Gargano-Halbinsel (Abb. 26–27) sowie bei Porto Saturo (Abb. 52) an der Küste des ionischen Golfes. Im ruhigen 2. Jh. erfolgt einigenorts eine stärkere Urbanisierung und die Ausstattung der Städte mit neuen öffentlichen Bauten wie den Theatern und Amphitheatern und eine Verbesserungen der Infrastruktur durch Straßen- und Aquäduktbau. Im frühen 3. Jh. haben die Bewohner Apuliens zwei Jahre lang mit einer umtriebigen 600 Mann starken Bande Ärger, die unter ihrem Anführer Felix Bulla, einer Art antikem Robin Hood, auf der Via Trajana zwischen Beneventum und Brundisium Reisende ausraubte und die großen Einfluß besaß. Sie wurde durchaus auch von der lokalen Elite gestützt. Legenden rankten sich um diese Schar von Gesetzlosen, wie etwa die Geschichte, daß Felix Bulla einem Centurio, der ihn vergeblich zu fangen suchte, zurief: „Sag deinen Herren, sie sollen ihren Sklaven zu essen geben, dann werden sie keine Räuber!“ (Cassius Dio, 2.–3. Jh. n. Chr.). Erst durch Verrat konnte der Bulla gefaßt und im Amphitheater wilden Tieren vorgeworfen und somit die Bande zerschlagen werden. Ende des 3. Jh. erfuhr Apulien wie andere Orte verschiedene Umstrukturierungen im Verwaltungs- und Provinzialwesen – es gehört nun zu Italia suburbicaria –, aber die Meilensteine dieser Zeit, die spätantike Villa bei Faragola-Ascoli Satriano (Abb. Plan 2) und die reich ausgestatteten Häuser mit Mosaikböden wie in Egnathia und Tarent zeigen, daß die Straßen weiter gepflegt und genutzt werden und eine Lage in ihrer Nähe von Vorteil ist. Während Apulien zuvor wirtschaftlich auf Viehzucht, Ölproduktion und Leinenherstellung setzte, begann mit dem neuen Status und dem Versorgungsauftrag ein verstärkter Getreideanbau. Die Zahl der wiederbewohnten und erneuerten Gehöfte steigt merklich. Ab dem 2. Jh. und v. a. für das 4. Jh. sind uns die Namen apulischer Bischöfe überliefert, die von der Existenz christlicher Gemeinden zeugen. So kennen wir beispielsweise S. Marcus für Aecae/Troia, Stercorius für Canosa und Pardo für Salpi, womit möglicherweise Arpi gemeint ist. Zuerst treten uns die Christen auf Grabsteinen und in speziellen Bestattungsorten entgegen, doch ab dem 5. Jh. beginnt der Kirchenbau in Apulien, wie die ältesten Befunde in Egnathia und Canosa zeigen.

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Einführung in den Katalog

Katalog der antiken Stätten und Monumente Apuliens Einführung: Hinweise zur Benutzung Im folgenden werden die einzelnen Orte unter ihrem modernen Namen alphabetisch aufgeführt, nur bei lediglich am Rande erwähnten Lokalitäten können diese einem anderen Eintrag untergeordnet sein. Alle besprochenen Orte sind jedoch leicht auffindbar im Register eingetragen. Zu den Orten werden im Anhang soweit vorhanden jeweils Adresse, Kontaktdaten und Öffnungszeiten des Museums und des archäologischen Parks aufgeführt und wenn notwendig eine kurze Anfahrtsbeschreibung gegeben. Die Öffnungszeiten sind oft starken Schwankungen unterworfen; die Gründe dafür sind vielfältig wie lokale Feste, geschlossene Veranstaltungen, laufende Restaurierungsarbeiten und Personalmangel. Eine vorherige Erkundigung in einer Touristeninformation oder ein kurzer Anruf sind gerade bei kleineren Orten sinnvoll. Ist man schon vor Ort, kann man in kleinen Städtchen auch am Hauptplatz nach einem Zuständigen fragen; meist findet sich jemand, der gegebenenfalls aufschließt. Auf die Angabe von Eintrittspreisen wurde verzichtet, da diese erfahrungsgemäß nur selten über längere Zeit Bestand haben. Schüler, Studenten bis 25 Jahre und Rentner über 65 Jahre erhalten im allgemeinen Ermässigung. Ebenso Studenten im Auslandssemester, die ein entsprechendes Schreiben einer kunst-, sprach- oder altertumswissenschaftlichen Fakultät vorweisen können. Ebenfalls hilfreich ist die Mitgliedskarte des Deutschen Archäologenverbandes e. V.

Unterwegs nach und in Apulien Für Ausflüge oder eine Rundreise vor Ort ist ein eigener oder ein Mietwagen dringend zu empfehlen; er spart lange Wartezeiten auf öffentliche Verkehrsmittel, schützt vor den häufigen Streiks derselben und ermöglicht Flexibilität und eine schnelle Planänderung bei überraschend geschlossenen Museen oder archäologischen Parks. Zudem werden nur wenige der archäologischen Stätten direkt von öffentlichen

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Verkehrsmitteln angefahren. Ebenfalls ratsam sind eine gute Versicherung und eine Wegfahrsperre. Man sollte keine wertvollen Objekte wie Photoapparat oder Rucksack sichtbar im Auto liegen lassen; ein offenes und so einsehbares Handschuhfach und ein ebensolcher ­Kofferraum ersparen die „Nachkontrolle“ interessierter Kleinkrimineller. Fahrzeugpapiere, Führerschein und die grüne Versicherungskarte führt man besser mit sich. Eurokennzeichen oder Nationalitätenkennzeichen sind Pflicht. Ausreichend Bargeldvoräte sind ebenfalls ratsam, denn an vielen Tankstellen jenseits der großen Straßen werden keine Kreditkarten angenommen. Eine Besonderheit Apuliens sind die verbreiteten Geschwindigkeitsbegrenzungen auf 50 Stundenkilometer selbst auf normalen Landstraßen, die oft elektronisch und durch mobile Radarkontrollen überwacht werden. Gute Straßenkarten erleichtern die Reise. Für Apulien empfehlen sich die beiden Karten von Mairs Geographischem Verlag ‚Die Generalkarte Italien‘ Nr. 8 für Neapel-Kampanien-Gargano und Nr. 12 für Basilicata-Bari-Lecce im Maßstab 1:200.000. Auf der Adriatica, der Inlandroute A 14, erreicht man Apulien über Termoli; auf der Südroute durch die Basilicata über die Küstenstraße S 106 über Taranto. Benutzungsgebühren fallen für die Straßen in Apulien nicht an. Die Beschilderung ist besonders im Binnenland sehr spärlich. Die Abschnitte östlich von Bari (S 16) und südwestlich von Taranto (S 106) sind durch Schnellfahrer und dichten LKW-Verkehr als Unfallstrecken bekannt. Bei der Anreise mit der Bahn führt die schnellste Verbindung von Bologna aus über Ancona, Pescara, Foggia bis Bari. Es gibt das staatliche Streckennetz, die Ferrovie dello Stato (FS), und private Linien. Fahrkarten müssen meist vor Antritt der Fahrt erworben und entwertet werden. Gepäckaufbewahrungen befinden sich im Bahnhof; Schließfächer sind sehr selten. Die Anreise mit dem Reisebus kann z. B. mit der Deutschen Touring GmbH (www.deutsche-touring.com) nach San Severo, Foggia, Bari, Brindisi, Lecce, Taranto und Termoli erfolgen; eine Fahrradmitnahme ist nicht möglich. Flughäfen befinden sich in Bari und Brindisi; von dort kann man mit dem Mitwagen, der Bahn oder dem Bus weiterreisen.

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Tourenvorschläge

Tourvorschläge und -themen Man kann von einem Ort zum anderen die Küste der Salento-Halb­ insel entlang reisen und die archäologischen Stätten erkunden oder von einer Station aus durch Tagesausflüge die Umgebung kennenlernen. Außerdem läßt sich die antike Geschichte Apuliens auch über ausgewählte Stationen für bestimmte Themenbereiche erforschen. Praktikabel wären aus logistischer Sicht je nach Standort oder Rundreise folgende Touren: 1.) Tarent-Brindisi-Lecce-Cavallino-Rudiae-Manduria-Tarent (220 km) 2.) Brindisi-Mesagne-Tarent (74 km) 3.) Tarent-Manduria-Mesagne-Egnathia/Fasano-Tarent (195 km) 4.) Bari-Egnathia/Fasano-Monte Sannace/Gioia del Colle-AltamuraGravina di Puglia-Bari (230 km) 5.) Bari-Ruvo di Puglia-Canosa-Herdonia/Ordona-Foggia (160 km) (mit Abstecher nach Bisceglie und Barletta kombinierbar) Für Tagestouren von Brindisi aus wäre zum einen die Strecke LecceCavallino-Roca Vecchia zu empfehlen und zum anderen die Strecke Lecce-Cavallino-Ugento. Tarent ist wegen seiner vielen Straßenverbindungen nach Norden, Osten und Süden ein günstiger Ausgangspunkt. Von hier lassen sich gen Nordnordwest Monte Sannace/Gioia del Colle, Altamura und Gravina di Puglia, gen Norden Egnathia/Fasano, gen Osten Mesagne und Brindisi und gen Südosten Manduria und Gallipoli gut erreichen. Für speziell Interessierte seien außerdem folgende thematische Rundfahrten empfohlen: Tourthema A „Kammergräber“: Tarent-Mesagne-Egnathia/Fasano-Monte Sannace/Gioia del ColleAltamura-Canosa-Foggia (Museo civico)-Arpi (380 km) Tourthema B „Die Ureinwohner Apuliens: Daunier, Peuketier und Messapier“: Rundfahrt: Bari-Monte Sannace/Gioia del Colle-Altamura-GravinaRuvo di Puglia-Bisceglie-Bari (185 km)

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Vieste Vieste Lago Lago di di b rbar a Varano Varano F oF roersetsat aU U mm

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Monte Monte Monte Saraceno Monte Saraceno Sant’Angelo Sant’Angelo Manfredònia Manfredònia Sipontum Sipontum

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Borgo San Giusto Borgo San Giusto

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Barletta Barletta Canne di di Canne Battaglia Battaglia

Ordona Ordona

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Cerignola Cerignola

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Ascoli Satriano Ascoli Satriano

Canosa Canosa

Bisceglie Bisceglie

Molfetta Molfetta

Giovinazzo Giovinazzo

Andria Andria

Ruvo di di Puglia Ruvo Puglia

Bari Bari

Bitonto Bitonto

Adelfia Adelfia

Minervino Murge Minervino Murge

Rutigliano Rutigliano

Lavello Lavello Casamassima Casamassima

Conversano Conversano

Venosa Venosa Palazzo S. S. Gervàsio Palazzo Gervàsio

Putignano Putignano Altamura Altamura Gioia deldel Colle Gioia Colle

Gravina di di Puglia Gravina Puglia

Brà Brà dadnaono

I t Ir ti rai-aT-aTla

Mottola Mottola

Matera Matera Laterza Laterza

Potenza Potenza

Massafra Massafra

Ginosa Ginosa

Metapont Metapont

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Plan 1 Tourenvorschläge

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Tourenvorschläge

Tourthema A „Kammergräber“ (Tarent – Foggia)

Tourthema B „Ureinwohner“ (Bari – Bari)

Tourthema C „Via Trajana“ (Troia – Brindisi)

Tourthema D „Römisches Apulien“ (Lecce – Lucera)

A d r i a Monopoli Egnatia Fasano Alberobello

Torre Santa Sabina

Montalbano

Locorotondo Martina Franca

Ostuni Carovigno

Brindisi

Ceglie Messapica L’Amastuola Grottaglie

Mesagne Tochiarolo/Valesio

Oria Scoglio del Tonno

Táranto Leporano

Porto Saturo/ Porto Cesareo/ Porto Perone

San Cataldo

Rudiae

Manduria

Lecce

Torre Castiglione San Pietro in Bevagna

Cavallino

Galatina Santa Catarina

Gallipoli

Nardo

Alezio

Giuggianello

Maglie

Muro Leccese

Paràbita

Otranto

Minervino di Lecce Porto Badisco

Poggiardo/ Vaste

Casarano

Ionischer Golf

Roca Vecchia

Copertino

Santa Cesarea Castro

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Ugento

Punta Ristola Torre San Gregorio

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Santa Maria di Leuca

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Tourthema C „Apulien entlang der Via Trajana“: Aecae/Troia-Herdonia/Ordona-Canosa-Ruvo di Puglia-(Bitonto)(Bari)-Egnathia/Fasano-Brindisi (270 km) Tourthema D „Römisches Apulien“: Lecce-Brindisi-Egnathia/Fasano-(Barletta)-Herdonia/Ordona-Lucera (320 km)

Tourthema A „Kammergräber“ Etwas wirklich Besonderes und für die Besichtigung Lohnenswertes sind die vielen individuell ausgestalteten Kammergräber in Apulien. Sie haben sich in Tarent, Gravina di Puglia, Manfredonia, Arpi bei Foggia, Tiati, Salapia, Monte Sannace bei Gioia del Colle, Canosa, Egnathia/Fasano, Mesagne, Rudiae und Cavallino bei Lecce erhalten und sind glücklicherweise an einigen Orten zu besichtigen. Steigt man in diese Grabkammern hinab oder besichtigt im Museum ihre Rekonstruktion, besonders ihre Malereien und ihre reiche Ausstattung, bekommt man einen besonderen Einblick in die Gesellschaftsstruktur jener Zeit und in die antiken Vorstellungen von Luxus. Es handelt sich nicht um einfache Bestattungsorte, sondern um große unterirdische Kammergrabanlagen, ausgeschmückt mit Wandmale­ reien, Mosaiken, Reliefen, Stuckdekorationen und Bauskulpturen. Sie dienten jeweils größeren Gruppen oder Familien über einen längeren Zeitraum als Grablege. Die Toten wurden darin auf aufgemauerten Steinbetten (Klinen) gebettet und mit zahlreichen Beigaben für ihre Reise ins und den Aufenthalt im Jenseits ausgestattet. Auffällig ist die Individualität der Anlagen, keine gleicht der anderen. Einige besitzen säulengeschmückte Fassaden, andere entfalten erst im Inneren ihre Pracht. In Canosa kann man eine Führung zu den im modernen Stadtraum verteilten Anlagen bestellen, in Egnathia (Abb. 22), Gravina di Puglia und in Monte Sannace sind sie am ursprünglichen Ort zu besichtigen, und die besonders prächtigen Gräber aus Arpi wurden im Museum von Foggia teilweise wiederaufgebaut. Auch die prachtvoll ausgemalten Halbkammergräber aus Mesagne wurden im dortigen Museum für den Besucher rekonstruiert. Die meisten besitzen einen langen Zugang (Dromos) mit oder ohne Treppenstufen. Er wurde nach jeder Bestattung zugeschüttet und mußte für Nachbelegungen erneut geöffnet werden. Die Umbauten und unterschiedlichen Aufmauerungen der seitlichen Stützwände sowie die verschiedenen Putzschichten

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Tourenvorschläge

wie z. B. bei der Tomba della Medusa in Arpi belegen diese Praxis. Nicht alle dieser Gräber waren zugänglich. Die sogenannten Halbkammergräber wie in Monte Sannace und Mesagne konnten ebenso dekorativ ausgemalt und ausgestattet werden, besaßen jedoch keinen Dromos und waren meist nur für eine Bestattung vorgesehen. Die wenigen spätarchaischen Kammergräber in der griechischen ­Kolonie Taras/Tarent aus dem späten 6./frühen 5. Jh. v. Chr. sind die ältesten Apuliens. Sie bestehen aus solidem Quadermauerwerk. Die Decke größerer Kammern wird von Säulen getragen. Entlang der Wände wurden steinerne Sarkophage aufgestellt. Die Beigaben für die Verstorbenen werden in Inneren und in den Dromoi plaziert. Die im Kammergrab entlang der Wände aufgestellten Särge erinnern an die ebenso aufgestellten Klinen (Speisesofas) im Andron, dem Speiseraum eines griechischen Hauses und somit an das Symposion, das gemeinsame Mahl. Die Kammergräber dieser Zeit scheinen keine Familiengräber zu sein, sondern die einer politisch-gesellschaftlich zusammengehörigen Schicht, möglicherweise einer aristokratischen Oberschicht. Die Anlage der Kammergräber in Apulien beginnt also mit den besondern Exemplaren in Taras im späten 6. Jh. v. Chr. Im Hinterland finden wir sie erst ab dem 4. Jh. v. Chr. als noch relativ unregelmäßige Anlagen mit meist ovalen Kammern wie in Gravina di Puglia. Im späten 4. und vor allem im 3. Jh. v. Chr. ist dies dann ein verbreiteter Grabtyp in Apulien und erfährt verschiedenste Ausschmückungen. Er wird bis ins 2. Jh. v. Chr. verwendet.

Tourthema B „Die Ureinwohner Apuliens: Daunier, Peuketier und Messapier“ Die eisenzeitlichen Bewohner Italiens (siehe „Eine kurze Geschichte Apuliens“) haben viele Namen: Iapyger, Messapier, Peuketier, Salentinier und Daunier. Archäologisch kennen wir sie vor allem über ihre variantenreichen Gräber und Grabbeigaben. Nur wenige Siedlungsspuren konnten nach der archäologischen Untersuchung erhalten und restauriert werden. Die vorgeschlagene Route ist daher vor allem eine Museentour. In Bari wurden die Objekte aus dem weiteren Umfeld zusammengetragen; in Gioia del Colle werden im Kastellmuseum vor allem Funde aus dem nahebei gelegenen Monte Sannace gezeigt – hier kann man sich vor Ort aufgrund der guten Erhaltungsbedingungen auch ein Bild von der Siedlung machen. In Altamura sind die Funde aus dem Ort selbst und

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aus dem nahen Gravina ausgestellt. Die beiden kleinen Museen in Ruvo di Puglia und Bisceglie präsentieren ebenfalls vor allem Grabbefunde und Beigaben, allerdings solche bis ins 4. Jh. v. Chr. hinein und mit starken griechischen Einflüssen. Aus dem 8. bis 4. Jh. v. Chr. haben wir eine Vielzahl einheimischer Grabbefunde, Bestattungen in Gruben unter Steinhaufen und Stein­ stelen sowie in Kammergräbern. Während letztere teilweise gut erhalten sind, blieben von den ersteren vor allem die Funde, die Gefäße, Geräte, Waffen, Tracht- und Schmuckbestandteile. Dabei können wir ­besondere regionale Gruppen fassen wie die schöne sog. daunische Ware: hellgrundige Keramik mit matter schwarzer, brauner und roter Bemalung. Neben geometrischen Mustern kommen ab dem 5. Jh. v. Chr. auch figürliche Szenen hinzu. Typische Gefäßformen sind die schlauchartigen Askoi, die bauchigen Olle mit Trichtermündung und die flachen Trinkschalen mit hochgezogenen Henkeln. Ab dem 6. Jh. v. Chr. kommen auch Bronzegefäße und griechische Gefäße wie die ionischen Trinkschalen in den Gräbern vor. Der griechische Einfluß führt zu Mischformen wie den auf der südlichen Halbinsel verbreiteten messapischen Trozzelle, bauchigen Gefäßen auf schmalem Fuß mit hochgezogenen Knickhenkeln mit Scheibchenverzierung. Sie tragen später griechische Dekore und Motive. Die Toten wurden offenbar bekleidet bestattet, denn in vielen Gräbern fanden sich bronzene, eiserne und seltener silberne Fibeln zum Heften der Kleidung sowie Applikationen, die auf die Stoffe und Gürtel aufgenäht waren. Sie zeugen wie die vielen Schmuckstücke, die bronzenen Arm- und Fingerringe, Ketten, Anhänger, Perlen, figürliche Bronzeanhänger, Ohrringe und der Haarschmuck von der Tracht der Einheimischen. Hier überliefern uns für das 7.–6. Jh. v. Chr. vor allem die daunischen Stelen (siehe ‚Daunische Stelen‘ & Abb. 41) ein Bild, wie diese ausgesehen ­haben kann. Auf letzteren sehen wir auch jene Bewaffnungselemente, die zu den Grabbeigaben hören: Lanzen bzw. Lanzenspitzen, Schwerter und bronzene Helme. Die Helme können sehr variantenreich ausfallen: Mit verzierten Wangenklappen oder aufgesetzten Halterungen für einen Helmbusch bzw. Hörner oder Tüllen für Federn. Im 5. Jh. v. Chr. kommen auch mehrschnallige Bronzegürtel hinzu, wie sie schon zuvor in Kampanien verbreitet waren. Die Waffen konnten in reicher ausgestatteten Gräbern auch mit Bankettzubehör wie Bratrost mit Bratspießen, Bronzebecken und großen Gefäßen kombiniert sein. In Kinder- und Frauengräbern fanden sich oft mehr Schmuckstücke und

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Tourenvorschläge

vereinzelt Tonfiguren. All diese Beigaben liefern uns zusammen mit dem Grabbefund: der Grabform, dem Grabtyp, der Grabmarkierung, der Kombination und der Art und Weise der Platzierung der Beigaben, der Bestattungsart sowie Geschlecht und Alter der Toten eine Vielzahl von Informationen über die Bewohner Apuliens, von denen wir sonst nicht viel mehr als ihre Namen wüßten.

Tourthema C „Apulien entlang der Via Trajana“ Im Jahre 109 n. Chr. wird auf bereits älterer Trasse die Via Trajana (Abb. 5) ausgebaut, die in Rom beginnend bei Benevent von der ­älteren Via Appia abzweigt und bis Brindisi führt. Noch heute kann man einigenorts über ihr antikes Pflaster laufen oder auf Meilen­steine (Abb. 23) derselben treffen. Der Ausbau dieser Straße mit allen Trassen und zugehörigen Brücken gehörte zum umfangreichen Verkehrsprogramm des Kaisers, der die Personifikation der Via Trajana auch auf seine Münzen prägen ließ. In Troia, dem antiken Aecae, verläuft die Trasse der Via Trajana noch heute schnurgerade durch den Ort. An einigen Stellen ist das antike Straßenpflaster sichtbar, und am Wegesrand und im örtlichen Museum sind römische Meilensteine ausgestellt. Von Troia führt sie gen Ordona, dem antiken Herdonia. Hier ist direkt am Forum noch ein langer gepflasterter Abschnitt der Via Trajana zu sehen, gesäumt von typisch römischen Bauten wie einer Therme, einer Basilika, großen Wohnbauten und dem Amphitheater. Sie führt weiter nach Canosa, dem antiken Canusium, wo sie mit der heutigen Via Cerignola übereingeht. Noch vor der Stadt überquert sie auf einer fünfbogigen römischen Steinbrücke den Ofanto. Vor den antiken Stadttoren wird sie von teils zwei­stöckigen Grabbauten und Gräberfeldern gesäumt. Dort steht vor dem Westtor auch noch ein römischer Ehrenbogen, der Arco Trajano. Nachdem sie Canosa passiert hat, führt sie nach Ruvo di Puglia, wo sich nur w ­ enige römischen Bauten erhalten haben. Die Via Trajana verläuft direkt südlich der Stadt und ist teils noch oberirdisch sichtbar. Einer ihrer Meilensteine wurde ebenfalls hier gefunden. Nach Süden verläuft sie nun an der Küste, zuerst durch Bari, in dem zwar kaum Römisches zu besichtigen ist, das jedoch einst ein wichtiger römischer Hafenort war. Danach passiert sie den Küstenort Egnathia nahe dem heutigen Fasano. Hier führt sie direkt durchs Stadtgebiet und wurde zusammen mit großen Teilen desselben freigelegt. In das weiße Kalksteinpflaster des Straßenbelages haben die metallbeschlagenen Räder der Karren

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damals tiefe Gleise eingefahren. Sie passiert einen größeren Platz – vielleicht das Forum – und wird am Stadtausgang von Gräbern gesäumt. Nun führt die Via Trajana gen Südosten zum wichtigen Hafen Brindisi. Hier trifft sie wieder mit der aus Tarent kommenden Via Appia zusammen.

Tourthema D „Römisches Apulien“ Die Römer bzw. die römische Zeit haben in Apulien vor allem in der Kaiserzeit ihre Spuren hinterlassen. Zum einen typisch römische Bauten wie Basiliken, Thermen, Theater, Amphitheater und Platzanlagen wie die städtischen Foren, zum anderen charakteristische römische Denkmäler wie Ehrenbögen und Säulenmonumente und eine Anzahl marmorner Bildwerke, Gefäße sowie Grab- und Weihinschriften. In römischer Zeit prosperierten vor allem jene Städte, die an wichtigen Häfen und frequentierten Überlandstraßen lagen oder die aus den römischen Kolonien Apuliens hervorgingen. Mit den sechs hier vorgeschlagenen apulischen Orten läßt sich das römische Apulien von seinen südlichen Ausläufern bis zu seiner Grenze im Norden erfassen. In Lecce prägen zwei der römischen Bauten das heutige Stadtzentrum: Dicht beieinander liegen hier Theater und Amphitheater (Abb. 32–33). Beide sind teilweise freigelegt, restauriert und zugänglich gehalten. In letzterem sind interessante Balustradenreliefs erhalten. Die Skulpturengruppe großer Marmorstatuen aus dem Theater in Lecce ist heute im örtlichen Museum zu sehen. Die nächste Station, Brindisi, war ein wichtiger Hafen Roms. Von hier schiffte man sich gen Osten nach Illyrien, Griechenland oder Kleinasien ein; hier betraten römische Feldherren nach ihren Schlachtzügen im Osten wieder heimatlichen Boden. Am Hafen fiel dem Ankommenden sofort das weiße Säulenpaar vom Endpunkt der Via Appia ins Auge (Abb. 1). Die Via Appia und die Via Trajana verbanden Brindisi mit Rom und dem übrigen Italien. Folgt man von Brindisi dem Küstenverlauf und der Via Trajana, kann man in Egnathia bei Fasano eine gut erhaltene Stadt sehen, die bereits ältere Wurzeln besitzt. Reste eines römischen Hafens, eine ummauerte Akropolis und ein dicht bebauter Stadtkern sind zu besichtigen. Römische Häuser, Läden, ein Heiligtum ägyptischer Götter und frühchristliche Basiliken flankieren die gepflasterten Straßen. Danach geht es entlang der Via Trajana gen Ordona, dem antiken Herdonia, zuerst entlang der adriatischen Küste und dann durch die Ebene des Tavoliere. Bevor man die Küsten verläßt, lohnt sich ein Abstecher nach

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Tourenvorschläge

­ arletta. Hier blieben zwar von der einstigen römischen Hafenstadt B keine antiken Bauten bestehen, doch vor den Toren der hübschen Altstadt steht eine sehenswerte kolossale Bronzestatue eines römischen Kaisers der Spätantike, die hier aus dem Meer gefischt wurde (Abb. 8–9). Danach kann man seinen Weg nach Herdonia fortsetzen, wo inmitten der Felder das Herz einer römischen Stadt, das Forum mit Portikus, augusteischer Basilika, Podiumstempel und einem interessanten Marktgebäude freigelegt wurde (Abb. 47). An dieser Platzanlage lassen sich über die verschiedenen Ausrichtungen und Umbauten gut die Veränderungen von republikanischer Zeit bis ins 2. Jh. n. Chr. beobachten. Die letzte Station ist Lucera, eine frühe lateinische Kolonie im Norden Apuliens . Der inschriftlich überlieferte Augusttempel wurde zwar noch nicht entdeckt, aber unter der modernen Stadt fand man an vielen Stellen die Mauern und Bodenmosaike republikanischer Häuser. Und vor den Toren der Stadt steht ein großes frühes Amphitheater mit Stifterinschrift über beiden Hauptzugängen (Abb. 34–35). Außerdem stammen aus Lucera ungewöhnlich viele römische Skulpturen. Sie sind im Museum vor Ort zu besichtigen.

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Ortskatalog Aecae siehe Troia

Alezio Im südlichen Bereich der Salento-Halbinsel, nahe der ionischen Küste im Hinterland der Bucht bei Kap Kallipolis, nahe dem Dorf Casale Villapicciotti, liegt Alezio (Provinz Lecce), das antike Aletia, Baletium oder Aletium. Im Palazzo Tafuri in der Via Kennedy befindet sich das Museo Civico Messapico. Im angrenzenden Museumsgarten sind Plattengräber und Sarkophage ausgestellt, während im Museum die Beigaben aus der örtlichen Nekropole und messapische Inschriftenfunde gezeigt werden. Letztere gibt es hier in größerer Zahl, denn 9,6% aller apulischen messapischen Inschriften stammen aus Alezio. Am südlichen Stadtrand (ausgeschildert) am Monte d’Elia in der Via di Monte d’Elia liegt das ehemals zu besichtigende, nun meist verschlossene archäologische Gelände. Unter einem Schutzdach sind hier die Überreste der Nekropole zu besichtigen. Die Anfänge der Stadt liegen im Dunkeln; sie erlebte offenbar erst ab dem 5. oder 4. Jh. v. Chr. einen faßbaren Aufschwung. Die frühesten Keramikfunde stammen aus dem 6. Jh. v. Chr. Ab dem Hellenismus sind griechische Einflüsse zu beobachten. Soweit bisher untersucht, besaß die ca. 64 ha große Stadt eine Akropolis mit einem Heiligtum, eine Agora oder ein Forum und ein Amphitheater sowie eine Stadtmauer. In der località Monte d’Elia am südöstlichen Ortsrand wurde eine Nekropole mit ca. 40 Bestattungen in Plattengräbern, Sarkophagen und Grubengräbern des 6.−2. Jh. v. Chr. aufgedeckt. Die Gräber sind an einer Straße, eventuell der Via Sallentina, ausgerichtet. Die teils sehr großen Plattengräber wurden in den Boden eingesenkt und blieben unzugänglich. An der Grabinnenwand oder an der Deckelunterseite wurde oft der Namen des hier Bestatteten eingeritzt. Der Verstorbene wurde auf dem Boden oder auch einem in das Grab gestellten Totenbett (Kline) umgeben von seinen Beigaben beigesetzt. Bei einer Nachbestattung konnten die Überreste des Vorgängers unterhalb der Kline oder außerhalb des Grabes nahe der Grabwand deponiert werden. Weitere Plattengräber lagen in der Via Cavour, Via Carducci, Via

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Alezio & Altamura

Kennedy, Via Roma, Via Parabita, Via Dante und der contrada ­Tafuri. Nahe der Anhöhe von Lizza in der Via R. Perrella wurden zwei hellenistische Gräber des späten 4.−3. Jh. v. Chr. untersucht, deren Wände aus Lehmziegeln errichtet, verputzt und bemalt worden waren, einer in Apulien sonst kaum eingesetzten Technik. Eines der beiden Gräber wurde im Museum aufgebaut. Die messapische Siedlung befand sich in der località Lizza. In römischer Zeit profitierte Alezio von der Via Trajana, die es mit anderen Zentren des Salento verband; es erhielt ein regelmäßiges rechtwinkliges Straßennetz. In der località Raggi und der Via Racci Perrella konnten Siedlungsreste untersucht werden, unter anderem in der Via Pancrazio eine Straßenpflasterung mit Karrenspuren und zwei Öfen in der Via Parabita. Den römischen Inschriftenfunden nach lebten viele ehemalige Sklaven in der Stadt. Im Nordwesten Alezios kann man in Santa Caterina (Comune Nardò) an der felsigen Küste die Überreste einer hellenistischen Hafenanlage besichtigen. Auf einer dem modernen Hafen vorgelagerten Felszunge in Richtung Santa Maria al Bagno führt ein in den Fels geschnittener Graben ins Wasser, flankiert von einer Reihe mächtiger Quader. Weitere Fundamente sind im flachen Küstenwasser sichtbar. Der Hafen könnte zu Alezio oder zum nahegelegenen Nardò, dem römischen Municipium Neretum, gehört haben.

Altamura Im Norden Materas im nördlichen Hinterland der griechischen Kolonien Metapont und Taras auf den südlichen Ausläufern der Murge befindet sich die Höhensiedlung Altamura (Provinz Bari). Die antike Siedlung liegt unter dem modernen Ort auf 468 m ü. d. M. Die ersten Siedlungsspuren und ein Höhlengrab gehören in die Bronzezeit. In der località Parco La Mena im Nordosten der Stadt und in der località Pisciulo wurden eisenzeitliche Tumulusgräber der Nachfolgesiedlung gefunden. Die Überreste einer Hüttengruppe in der Via Vecchia Buoncammino stammen aus dem 8.−7. Jh. v. Chr. Unter der späteren Stadtmauer wurde in der contrada La Croce ein eisenzeitlicher Befestigungswall angeschnitten; offenbar war auch die frühe Siedlung geschützt. Erst im 6. Jh. v. Chr. lassen sich annähernd rechteckige Einraumhäuser und griechische Gefäßimporte beobachten. Die Akropolis wurde durch eine 1,5−1,8 km lange Mauer aus groben Kalksteinen umwehrt. Eine weitere 3,5−3,7 km lange Mauer mit einem vorgesetzten Turm umgab die Stadt. Die Datierung der Mauer konnte nicht

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genauer ermittelt werden; sie wird wie die meisten apulischen Stadtmauern ins 4. Jh. v. Chr. gesetzt. In dieser Zeit entstehen in Altamura auch Mehrraumhäuser mit offenem Hof und Ziegeldächern, darunter Pastas-Häuser nach griechischem Vorbild, bei denen zwei oder mehr Räume durch einen vorgelagerten Querraum, die Pastas, erschlossen werden. Im Bereich der Via Buoncammino, auf Höhe der Via Trebbia wurden mehrere Siedlungsschichten übereinander registriert; Gräber und Hausfußböden wechseln sich ab. Offenbar diente das gleiche Areal abwechselnd als Bestattungs- und Wohnort. Ein Großteil der bisher gefunden Gräber des 6.–2. Jh. v. Chr. liegen direkt im Norden, Nordosten und Osten der Altstadt Altamuras und demnach um die bei Via Buoncammino/Via Trebbia und La Croce (Via Santeramo/Via Genova) erfaßten archaischen und hellenistischen Siedlungsbereiche. Die reicher ausgestatteten Halbkammergräber des 4.–2. Jh. v. Chr. befinden sich im Areal von der Via Bainsizza, über die Via Buoncammino, Via Bari, Via Calore, Via Reno bis zur contrada Chiancone auf einer Strecke von einem knappen Kilometer. Sie werden entlang der durch Altamura verlaufenden Verbindungsstraße an die adriatische Küste nach Bari plaziert worden sein. Das Museo Archeologico Statale ist ein moderner Bau außerhalb der Altstadt in der Via Santeramo 88. Es besitzt eine urgeschichtliche ­Abteilung (Uomo di Altamura) und eine archäologische Abteilung im Erdgeschoß mit Funden aus Altamura und Gravina di Puglia; es sind vor allem Grabfunde des 10.−2. Jh. v. Chr. Im Museumsvorhof stehen große Steinsarkophage. Aus römischer Zeit stammen einige Grab­ steine von einem Gräberfeld in der località Castigliolo.

Arpi Direkt östlich des Flusses Celone 10 km entfernt von Foggia befand sich das antike Arpi, von dem sich nur wenige Reste erhalten haben. Die antiken Bezeichnungen lauteten Arpoi, Arpi und Argos Hippion (Strabon 6, 283 f.). Mythischer Gründer ist wie bei Aecae/Troia Diomedes, ein griechischer Heros aus Argos, der mit Euippe, der Tochter des Königs Daunos, verheiratet war. Die Stelle ist seit neolithischer Zeit bewohnt; aus dem 8.–6. Jh. v. Chr. haben sich Gräber und Überreste von Hüttengruppen erhalten. Im Verlauf des 6. Jh. v. Chr. sind Im­porte wie griechische und etruskische Gefäße vor Ort zu finden, aber erst im 4. Jh. v. Chr. läßt sich eine gewisse Urbanisierung beobachten. In der 2. H. 4. Jh. v. Chr. ist Arpi in den zweiten samnitischen Krieg verwickelt

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Arpi

und geht 336 v. Chr. eine Allianz mit Rom ein. Mit der Ankunft Alexanders des Molossers ergeben sich weitere Veränderungen: So werden beispielsweise die Anbauflächen für Getreide neu aufgeteilt. Ab 315/314 v. Chr. gehört Arpi zu dem Gebiet der latinischen Kolonie Lucera. Ende des 3. Jh. v. Chr. ist der Ort möglicherweise in die Unternehmungen Hannibals verwickelt: Der Überlieferung nach gab es einen Arpaner Princeps Dasius Altinus, der nach einer römischen Niederlage 216 v. Chr. zu Hannibal übergelaufen sei. An der Schlacht der Truppen des Pyrrhos’ gegen die Römer bei Ascoli Satriano 279 v. Chr. war ein arpisches Kontingent von 4000 Fußsoldaten und 400 Reitern beteiligt, das den Konsuln und ihren Truppen zu Hilfe eilte (Dionysios von Halikarnassos, Römische ­Altertümer 20, 3, 2). Auf der Landstraße nach Siponto von Foggia kommend erhebt sich nordwestlich der Straße in den Feldern der 13 km lange sichelförmige Wall. Die Siedlung war Richtung Norden durch den Fluß Celone und ab dem 6. Jh. v. Chr. Richtung Südosten durch einen Graben und den dahinter aufgeschütteten Erdwall mit aufgesetzter Lehmziegelmauer geschützt. Etwas älter sind die aus dem 7. Jh. v. Chr. stammenden Wohnhütten, die über die Pfostenlöcher ihrer Balkenkonstruktion nahe dem östlichen Wallabschnitt nachgewiesen werden konnten. Zeitgleiche Besiedlungsschichten sind auch aus den località Montarozzi und San Nicola d’Arpi bekannt. Innerhalb des wallgeschützten Areals wurden mehrere Gräberfelder und Wohnhäuser freigelegt; die teils dichte horizontale Abfolge zeigt, daß ein Gelände erst zur Bestattung, dann als Wohnareal und nur wenig später wieder der Bestattung dienen konnte. So wurden beispielsweise in der località Montarozzi neben einer großen Anzahl Gräbern die Grundmauern eines Peristylhauses des 4. Jh. v. Chr. mit säulenumstandenem Hof (Peristyl) und Räumen mit Kieselmosaikböden in Fischgrätenmuster und Tesseraemosaiken freigelegt. Wie weitere Wohnbauten mit Ziegel- und Kieselmosaikböden aus der 2. H. 4. Jh. v. Chr. zeigen, ist es Teil einer Häusergruppe, möglicherweise eines Quartiers, das bereits im 2. Jh. v. Chr. wieder aufgegeben wurde. Im 3. Jh. v. Chr. allerdings muß es sich um ein Stadtviertel der Oberschicht gehandelt haben, denn die Casa a Peristilo und die Casa del Mosaico dei Grifi e delle Pantere werden den zu Wohlstand gelangten Gentilizgruppen, einflußreichen Familienverbänden, gehört haben. Etwa im Zentrum des umwehrten Areals konnte in der località Masseria Menga ein kaiserzeitliches Haus aus dem 1. Jh. n. Chr. mit Cocciopesto-Boden und verputzten und bemalten Wänden freigelegt

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werden. In diese Zeit gehören auch Öfen, Vorratsgruben und ein neu angelegtes Straßennetz. Auch im benachbarten Areal Arpetta wurde durch Münzfunde römerzeitliche Nutzung nachgewiesen. Nach seiner Aufgabe in der Spätantike wurden die Ruinen bald überdeckt; die Versumpfung wurde durch den hier fließenden Celone begünstigt. In dem und um das durch den Wall geschützte Gebiet wurden meh­ rere Bestattungen von einfachen Grubengräbern bis hellenistischen Kammergräbern gefunden. Die Grabbeigaben werden im Museum in Foggia ausgestellt.

Ein Steinmal für die Ewigkeit – antike Tumulusgräber Zu den Gräbern des 8. Jh. v. Chr. in Arpi gehören Tumulusgräber. Ein Tumulusgrab wurde zumeist über einer einzelnen Körperbestattung errichtet. Der Verstorbene wird in Hockerlage in einer steinplattenumstellten Grube gebettet, um diese wird ein äußerer Steinring gesetzt und mit Erde und trockengeschichteten Bruchsteinplatten überdeckt. Es sind freistehende Grabhügel; nur selten wurden sie aneinandergesetzt. Sie können einzeln oder in Gruppen im Gelände liegen. Sie müssen in der Eisenzeit charakteristische Geländemerkmale gewesen sein und schon vom weiten die Position einer Siedlung angezeigt haben. Eine solche Grabhügelgruppe kann außerdem die lokale Verbundenheit einer Gemeinschaft zum Ausdruck bringen und einen Teil ihrer Geschichte vor Augen führen. Ein Gräberfeld hellenistischer Zeit mit großen Kammer- und Halbkammergräbern des späten 4. bis 2. Jh. v. Chr. liegt auf freiem Feld nahe der Autobahn. Es wird wegen der reichen Beigaben bis heute von Raubgräbern teils mit schwerem Gerät heimgesucht. Bekannt sind die Tomba della Medusa, das Ipogeo del Vaso dei Niobidi, das Ipogeo delle Anfore, die Tomba della Nike und die Tomba dei Cavalieri und die Tomba di Ganimede (siehe Foggia, Museum). Diese Mehrkammergräber mit langem Dromos, Wandmalereien und Mosaikböden enthielten eine oder mehrere Körperbestattungen, teils auf aufgemauerten Totenbetten, und zahlreiche Grabbeigaben. Über der Tomba della Medusa in der località San Nicola d’Arpi, deren Ausstattung im Museo Civico in Foggia gezeigt wird, wurde jüngst ein gigantischer Glas-Beton-Bau als „Schutzbau“ (Abb. 6) errichtet, des-

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Ascoli Satriano

sen schwere Betonmauer das Grab derart zerdrückt hat, daß es nicht länger zugänglich ist. Von außen erkennbar sind der lange, in unterschiedlichen Techniken aufgemauerte Dromos und die tonnengewölbte Grabkammer. Direkt daneben liegt die ältere, ebenfalls nicht zugängliche, Tomba di Ganimede. Zur Anfahrtsbeschreibung siehe: Verzeichnis der Archäologischen Stätten und Museen. Ebenfalls im freien Gelände, etwas nördlich von Arpi, neben einem gelbverputztem Bau liegt die größte steinzeitliche Siedlung Europas: Passo di Corvo aus dem 5.−4. Jt. v. Chr. (Abb. 4). Auf dem Dach des Kustodenhauses wurde eine lebensnahe Rekonstruktion mit Hütte, Stall, Ziehbrunnen und Puppen aufgebaut, die wegen starker Vernachlässigung und den Einwirkungen von Wind und Wetter einen grotesk zerzausten Anblick bietet.

Ascoli Satriano Auf einem Hügel auf den südlichen Ausläufern des Apennins, nur 10 km von Herdonia/Ordona entfernt, liegt Ascoli Satrinao (Provinz Foggia). Dieser Ort ist nicht nur wegen seiner vielfältigen archäologischen Befunde, dem gepflegten archäologischen Park und der beeindruckenden römischen Villenanlage unbedingt einen Besuch wert, sondern auch wegen seiner Lage hoch über dem Carapelle-Flußtal mit weitem Blick über die nordapulische Landschaft. Der moderne Ort geht auf das römische Ausculum zurück. Identifiziert wurde er über die Namensnennung auf Bronzemünzen und den hier gefundenen römischen Grabsteinen und Ehreninschriften. Vor Ort gibt es ein Museo Civico „P. Rosario“ in der Altstadt und eine archäologische Zone, den Parco Archeologico dei Dauni „Pasquale Rosario“ auf der Collina del Serpente am Rande des modernen Städtchens. Der antike Ortsname Ascoli Satrianos ist in mehreren Schreibweisen überliefert: als Asklos (Dionysios von Hallikarnassos 20, 3, 7; Stephan von Byzanz s.v. Asklos), als Asculum (Plutarch, Pyrrhus 21), und die Einwohner als Ausculani (Plinius nat. hist. 3, 16, 105). Es ist durch die Schlacht bekannt, in der der epirotische König Pyrrhos im Jahr 279 v. Chr. seinen sprichwörtlichen Pyrrhossieg errungenen hat, bei dem er so viele eigene Leute verloren hatte, daß er bei Wiederholung einer solchen Schlacht besiegt gewesen wäre. Nach dem Sieg der Römer stand Ascoli unter römischem Recht und römischer Verwaltung, die lateinische Sprache wurde eingeführt, die Stadt erlebte einen ökonomischen Aufschwung bis ins 3. Jh.

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Plan 2 Ascoli Satriano, Faragola, Römische Villa, Plan nach Andrea Fratta

Ascoli Satriano

Doch im Verlauf des zweiten punischen Krieges und der verheerenden Kriegsführung der Römer und Karthager unter Hannibal wurden Ort und Umgebung geradezu entvölkert. Des weiteren sorgten die Folgeerscheinung der großen Latifundien und die Landflucht der verarmten Bauern für zunehmenden ökonomischen Niedergang. Die Ermordung eines römischen Gesandten mit Befehlsgewalt, des Quintus Servilius, und seines Gefolges löste den Aufstand italischer Städte gegen die römische Vorherrschaft aus. 89 v. Chr. wurde Ausculum durch die Legaten Gaius Coscinus eingenommen und das Territorium der Stadt neu geordnet. Nach der Restabilisierung wurde die Stadt Municipium. Veteranen wurden im Umland angesiedelt, Gracchus und Caesar gründeten Kolonien. Während des Bürgerkrieges wurde nahe dem Stadtkern in der località Giardino eine römische Legion stationiert, die die Romanisierung Ascolis wesentlich beförderte. Im Laufe des 2. Jh. bildete sich eine christliche Gemeinde. Ein gewisser Potitus wurde nach seinem Märtyrertod der erste für Daunien überlieferte lokale Heilige. Ebenfalls bereits aus dem 2. Jh. ist mit dem Heiligen Leo (105–174 n. Chr.) ein Bischof aus der Stadt bekannt; ab 313 n. Chr. beginnt mit Teofilo eine fast durchgehend überlieferte ­Bischofsfolge. Auf der Collina Serpente und in der località Faragola wurden Spuren der ersten Ansiedlung aus dem 8.−7. Jh. v. Chr. entdeckt. Ab archaischer Zeit lag der Siedlungsbereich im Areal des heutigen archäologischen Parks, während er sich in republikanischer Zeit auf den heute bewohnten und bebauten Hügelbereich verlagerte. Mit der Ansiedlung der Griechen an der ionischen Küste begann ein zunehmender Einfluß der griechischen Kultur, der sich im 4. Jh. v. Chr. verstärkt in Befund und Funden spiegelt; Münzen werden geprägt und griechische Keramikformen und -dekore imitiert. Im archäologischen Park im Westen der modernen Stadt wurden Gräber des 6.−5. Jh. v. Chr. entdeckt. Über diesen liegen Hofhäuser des 4. Jh. v. Chr. mit Kieselmosaiken wie jenen aus Arpi. Da sie über der und angrenzend an die Nekropole errichtet wurden, sieht man in ihnen auch Banketthäuser für regelmäßige Speisungen zu Ehren der Verstorbenen. Im gleichen Gelände wurde Ende des 5. Jh. v. Chr. ein Tempel von 6,40 x 16,10 m errichtete, von dem sich die Grundmauern und Dachterrakotten des 4. Jh. v. Chr. erhalten haben. Die langgestreckte rechteckige Hauptkammer besaß einen ­kurzen Vorraum und war von einem Kieselmosaikboden umgeben

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(Abb. 7). Im Umfeld sind Votivgruben mit Weihegaben gefunden worden. Die Grundmauern der Häuser und des Tempels und die Mosaikböden werden durch weitgespannte Schutzdächer geschützt und auf Tafeln mit Informationen und Plänen anschaulich präsentiert. Zwischen ihnen wurde ein Hofhaus nachgebaut, in dem sich der Besucher einen Einblick in die antiken Wohnverhältnisse verschaffen kann. Im Lapidarium neben dem Eingangshäuschen sind römische Mühlsteine, Tonrohre, Weihesteine, Basen und zwei Grabsteine der Form, wie sie in Benevent auftreten, zu sehen. Nahe dem Parkeingang befinden sich in einem umzäunten Gelände Überreste einer Nekropole; auf Nachfrage schließt der Parkwächter Interessierten gern auf. Dort wurden drei reich ausgestattete hellenistische Kammergräber aufgedeckt; darunter die sog. Tomba della Principessa. Eine Treppe führt in die Kammer; in den verputzten Wänden stecken Nägel, an denen einst Grabbeigaben aufgehängt waren. Oberirdisch ist hier auch ein späterer römischer Grabbau des 2. Jh. n. Chr. mit UrnenNischen in der Grabkammer erhalten. Der Eingang wurde bei Errichtung einer benachbarten kaiserzeitlichen Grabanlage verschlossen. Die Grabbauten säumten wie in römischer Zeit üblich die Straße nach Venusium/Venosa. Am Ortsrand, an der Hauptstraße bei S. Potito auf der Piazza Plebiscito, erkennbar durch die wiederaufgestellten antiken Säulen, befindet sich ein umfangreicher Komplex von spätrepublikanischen Opus-­Si­ gninum-Böden unter Plexiglasabdeckung; die Mosaiken gehörten vermutlich zu einem Heiligtum. Am östlichen Ortsrand, in der località Collina Pompei, sind in einer Spolienmauer Inschriftensteine und Basen sichtbar sowie nahebei ein römischer Grenzstein. An der Piazza S. Maria del Populo am Altstadttor stehen zwei der vier in Ascoli gefundenen Meilensteine aus trajanischer Zeit am Straßenrand; sie zeigten die Meilen LXVI und LXVII an der Via Salaria an. Die anderen beiden standen an der Via Appia. Im kleinen Museo Civico vor Ort werden zwei Fragmente daunischer Stelen aus dem Ort und weitere aus Tiati, Herdonia, Arpi und der Area Melfese gezeigt (siehe ‚Daunische Stelen‘). Des weiteren daunische, ionische und attische Keramik und Gefäße der Gnathia-Ware mit schwarzem, glänzendem Überzug und bunter Bemalung (Mitte 4. Jh.Mitte 3. Jh. v. Chr.) sowie ein hellenistischer Tischfuß, römische Grabsteine dreier Freigelassener und Bronzeobjekte des 9.−8. Jh. v. Chr. aus der Sammlung Pasquale Rosarios.

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Ascoli Satriano

Außerhalb des modernen Ortes führen Archäologen von der Universität Foggia wie Guiliano Volpe und Maria Turchiano seit 2003 Grabungen durch: Sie haben 5 km südwestlich der Stadt im Valle del Caparelle in der località Faragola Überreste einer Siedlung des 6.−3. Jh. v. Chr. mit Kieselmosaiken wie im Parco Dauni „Pasquale Rosario“, eines Handwerkbetriebes des 1.−2. Jh. und einer großen Villa des 3.−6. Jh. freigelegt (Abb. Plan 2). Hier führte eine wichtige Straße, die Via Aurelia Aeclanensis oder Via Herdonitana vorbei, die die Via Appia mit der Via Trajana verband. Neben der Villa liegt ein mehrfach umgebautes Bad, bestehend aus einer kleineren älteren und einer späteren größeren Therme auf 1000 m2, mit Kalt- und Warmbaderäumen, einem Schwimmbecken, einem Toilettenraum (Latrine) und Fußbodenheizung. Die Marmorplattenböden bestehen teils aus wiederverwendeten Grabsteinen. Daneben gab es auch zwei große Räume mit geometrischen farbigen Mosaikböden. An einigen Stellen erkennt man noch ziegelumstellte Grabgruben und Pfostenlöcher mittelalterlicher Hütten, die in den Ruinen angelegt worden waren. Nahebei wurde die Lochtenne eines spätantiken Ziegelbrennofens aufgedeckt; die durchlöcherte Trennschicht zwischen Feuerungsanlage und Ofenkammer, auf der die ungebrannten Gefäße aufgestapelt werden. Um den VillenThermen-Komplex wurden ein Schutzbau und der Parco Archeolo­gico di Faragola angelegt. Er ist ausgeschildert. Mit vorheriger Anmeldung führen Archäologen der Universität Foggia gern durch Villa und Gelände. Zu der aufwendigen Villenanlage, durchaus vergleichbar der Villa von Piazza Armerina auf Sizilien, gehören ein großer Hauptraum, Nebenräume, Magazinräume und eine Latrine. Eine Treppe im Süden verweist auf ein ehemals vorhandenes Obergeschoß. Den Hauptraum schmückte ein detailreiches vielfarbiges Bodenmosaik. In einer späten Phase, wohl nach einem Erdbeben im 4. Jh., war im Kopfbereich ein Stibadium, ein halbrundes Speisesofa, um einen Marmortisch aufgemauert worden. Die Stirn des Podestes schmücken wiederverwendete augusteische Marmorreliefs, gerahmt von Opus-sectile-Arbeiten. Über den Mosaikboden wurde nun ein Belag aus Marmorplatten und Paneelen aus farbigen Opus-sectile-Arbeiten ausgelegt. Die Mitte des Fußbodens liegt etwas tiefer und konnte mit Wasser überspült werden, so daß über Bodenmuster, Lichtreflexe und Wasserbewegung vielfältige Effekte erzielt wurden. Die östliche Langwand der Villa ist nicht geschlossen, sondern in Form einer Pergola ausgeführt. In der Brüstung

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erkennt man noch deutlich die Standspuren der einst hier eingelassenen Blumentöpfe oder Marmorgefäße. Im Museum in Ascoli Satriano werden einige der marmornen Ausstattungsstücke der Villa präsentiert, darunter ein ungewöhnlicher Tischfuß in Form eines Greifen, der ein Huftier erlegt. Die Ausgräber der Villa haben für die Besucher Tafeln mit Rekonstruktionszeichnungen und Informationen zu den Bauphasen erstellt. Großformatige farbige Abbildungen visualisieren auch jene Bereiche, die aus konservatorischen Gründen abgedeckt werden mußten. Teil des Projektes sind anschauliche 3-D-Graphiken (Laboratorio di Archeologia Digitale, www.archeologiadigitale.it). Nahe Ascoli Satriano führt in drei steingemauerten Bögen die heute noch genutzte sog. Ponte Romano über den Fluß Carapelle. Von zwei weiteren Brücken über dem Carapelle und dem Ofanto sowie von dem großen Bogen im Ort selbst sind nur noch Ruinen zu besichtigen.

Bari Bari liegt an der adriatischen Küste und wird mit dem antiken Barion und Barium identifiziert. Bari war und ist ein wichtiger Hafenplatz. Nach Plinius (nat. hist. 3, 16, 101-102) war Bari Teil des ager Poedicolorum; die Pödikuler seien eines der zwölf ursprünglich illyrischen Völker. Zu seinem Territorium gehöre der Fluß Japyx, der nach dem Sohn des Königs Daidalos benannt sei. Japyx hätte auch die Stadt gegründet. In römischer Zeit lag die Stadt ein wenig abseits der großen Straßen, war jedoch trotzdem ein Tor in den Südosten. Nach Livius (40, 18, 8) gehörte es zum 181 v. Chr. ausgebauten römischen Hafensystem; die Küstenbewohner Apuliens hatten sich über räuberische Übergriffe von der gegenüberliegenden Küste beschwert. Tacitus (ann. 16, 8-9) überliefert uns Bari als Exilort für Lucius Iunius Silanus Torquatus während der Regierungszeit des Kaiser Nero. Wegen angeblich umstürzlerischer Aktivitäten und Mißbrauch seines Priesteramtes wurde er 65 n. Chr. von Nero angeklagt, vom Senat nach Bari verbannt und dort noch im gleichen Jahr ermordet. Bari ist reich an byzantinischen und normannischen Bauten, weist jedoch kaum ältere Befunde auf. Die antike Stadt liegt unter der heutigen Altstadt auf der Spitze der Halbinsel. Grabungen im Bereich der Piazza S. Pietro belegten eine spätbronzezeitliche Ansiedlung sowie durch einen archaischen Grabfund auch eine spätere Siedlung. Im Norden und Süden der Stadt wurden vorrömische Gräberfelder auf-

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Bari & Barletta

gedeckt sowie an der Straße nach Tarent und an anderen Straßen Bestattungen des 5.–4. Jh. v. Chr. Die Beigaben dieser vielen Grabfunde bildeten den Grundstock für das Museum. Aus den schriftlichen Quellen ist uns eine Stadtmauer überliefert (Horaz, sat. 1, 5, 96 f.) und aus den zwei Dutzend lateinischen Inschriften ein Tempel für Apollon und ein weiterer für Augustus. Sonst sind uns auch für die römische Zeit vor allem Grabfunde erhalten. Der Bestand des einst in der Neustadt Baris befindlichen Museo archeologico wurde 2000 in die Altstadt in den Komplex Santa Scolastica und die Biblioteca Santa Teresa dei Maschi – de Gemmis überführt, wo eine umfassende Planung zur Wiedereröffnung und Umstrukturierung begann. Man sollte sich zuvor telephonisch erkundigen, ob es geöffnet hat. Es enthält vor allem messapische, daunische und peuketische Fundstücke, einige vorgeschichtliche Objekte, eine kleine Münzsammlung und Funde aus den Grabungen in Arpi, Ordona, Monte Sannace, Acquaviva delle Fonti, Canosa, Rutigliano, Conversano und Turi.

Barletta Barletta liegt einige Kilometer nördlich von Bari an der Küste und ist neben Bari eine der wichtigsten Hafenstädte der Region. Identifiziert werden konnte der antike Ort Bardulos über seinen Eintrag in die antike Straßenkarte Tabula Peutingeriana. Stephan von Byzanz (s. v. Baretion) überliefert uns außerdem den Ortsnamen Baretion mit dem Ethnikon Baretinos. Möglicherweise handelt es sich um einen der Flußhäfen Canosas. Aus dem 4.–3. Jh. v. Chr. haben wir lediglich Grabbefunde, die auf eine zugehörige Siedlung verweisen. Es sind kleine Grabhöhlen, Gruben- und Kammergräber sowie Kinderbestattungen in Gefäßen. Sie konzentrieren sich im Zentrum der Altstadt; die Wohnbauten werden östlich derselben gelegen haben. Die Grabbeigaben wurden in die Magazine und in das kleine Museo Civico im Castello di Barletta gebracht. Die Gräber enthielten als Grabbeigaben Lanzenspitzen und lokale Gefäße, aber auch Imitationen griechischer Keramik und entsprechende Importe wie rotfigurige Gefäße und Lampen. Bei einem Grab in der Via Muro S. Agostino handelt es sich um ein Kammergrab des 4. Jh. v. Chr. mit Treppendromos und zwei benachbarten Grabkammern. Darin waren ein Kind und ein Erwachsener bestattet worden, umgeben von zahlreichen Gefäßen und mit einem Bronzegürtel. In der gleichen

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Straße, nahe der Eisenbahnstation und zwischen der Via Brindisi und Via Indipendenza, wurden noch drei weitere, etwas jüngere Kammergräber untersucht. Eines aus dem 3. Jh. v. Chr. enthielt mit mindestens 40 Individuen ungewöhnlich viele Bestattungen. Die unterschiedlichen Grabformen, die teils reich ausgestatteten Gräber und der hohe Anteil an griechischen Gefäßformen werden auf eine differenzierte Gemeinschaft mit einer gut situierten Oberschicht mit engen Kontakten zu den griechischen Kolonien zurückgehen. Antike Überreste sind vor Ort leider kaum zu besichtigen. Nur einige wenige Streufunde der republikanischen bis spätantiken Zeit belegen eine weitere Existenz des Ortes; er scheint aber von geringer Größe gewesen zu sein. Am östlichen Stadtrand haben sich späte Mauerreste einer Umwehrung und unter der Kirche S. Cataldo Reste eine alten Hafenmole erhalten. Wirklich sehenswert ist jedoch eine kolossale, über 5 m hohe spätantike Bronzestatue, die nahe der Kirche San Sepolcro am Corso Garibaldi im Freien steht und als „Eraclio“ gut ausgeschildert ist (Abb. 8). Sie wurde Anfang des 14. Jh. im Hafenbecken Barlettas gefunden und 1492 an obengenannte Stelle überführt. Sie stellt einen Kaiser in militärischer Tracht dar, der in der Rechten einen Globus und in der erhobenen Linken ein Kreuz trägt. Dieses Kaiserbildnis aus dem späten 4. oder 5. Jh. wird bereits seit dem 15. Jahrhundert mit Kaiser Heraclius (575–641 n. Chr.) in Verbindung gebracht. Deshalb wurde diesem Kaiser auch die Errichtung der Mole oder die (Neu-)Gründung der Stadt zugeschrieben. Weitere Vorschläge, vor allem im Vergleich mit Münzbildern, reichen von ­Valentinian I. (364–375 n. Chr.) über Honorius (395–423 n. Chr.) und Marcian (450–457 n. Chr.) bis Leo I. (457–474 n. Chr.). Die Statue wird nicht für oder in Barletta oder, wie auch angedacht, in Canusium gefertigt und herübertransportiert worden sein; sie wäre sonst kaum erhalten geblieben. Ein durch Tarquinio Lonzo überliefertes Epigramm des 15. Jh., das man vielleicht bei der Neuaufstellung an der Statue anbrachte, besagt, daß sie ursprünglich in Konstantinopel (Istanbul) gegossen und aufgestellt worden war und später von venezianischen Kreuzfahrern übers Meer verschleppt wurde, die dann vor der apulischen Küste Schiffbruch erlitten. Der gute Erhaltungszustand suggeriert auch, daß sie nicht lange in der Hafenbucht von Barletta gelegen haben kann. Eine einst erhöhte Aufstellung ist wahrscheinlich; möglicherweise kann sie sogar mit einem Säulenmonument in Konstanti-

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Barletta

nopel verbunden werden: Hier sind im Hof des Topkapı Sarayı eine Säulentrommel, ein korinthisches Kapitell, ein Kämpfer und eine Statuenbasis aus prokonessischem Marmor gefunden worden, die in den Maßen zusammengehören, eine 15 m hohe Säule bilden und stilistisch ins 5. Jh. datiert werden können (Abb. 9). Diese späten Säulenmonumente sind Herrschafts- und Siegeszeichen der jeweiligen Kaiser und bezeugen zugleich, da sie in der Tradition der stadtrömischen Säulenmonumente stehen, den Vorherrschaftsanspruch Konstantinopels und des oströmischen Kaisertums. Die Statue ist sehr gut erhalten; es fehlen jedoch die Kalotte (der Oberkopf), die Schnüre des Diadems, die Fibel auf der rechten Schulter und ein Stück aus dem Gewand. Die Oberfläche weist einige kleine Löcher und Flickungen auf. Die unregelmäßigen Meißelschläge könnten von der Entfernung einer ursprünglichen Vergoldung herrühren. Die ­Bronze wurde in mindestens sieben Stücken gegossen und der Körper aus drei Teilen zusammengesetzt. Die Nähte wurden durch Einlagen überdeckt. Kopf und Hals sind aus einem Stück. Die Bronze ist im Vergleich zur Größe der Statue recht dünn: 1 bis 2 cm am Kopf und 0,5 cm an den Stoffenden. Im hohlen Rumpf sind Versteifungen mittels dreier genagelter Bronzeringe angebracht. Die kurzen stämmigen Beine und die faltenreichen Stiefel sind wie die Unterarme und Attribute eine Restauration für die Neuaufstellung in nachantiker Zeit. Der Restaurator könnte Albanus Fabius gewesen sein. Die Statue ist heute 5,11 m hoch; der antike Teil vom Gewandsaum bis zum oberen Rand des Diadems mißt 3,55 m. Der Kaiser trägt zwei Untergewänder: ein dünnes gefältetes Ärmelgewand und darüber eine links geschlitzte Tunika mit ungesäumten kurzen Ärmeln. Darüber einen anatomisch geformten Brustpanzer aus Metall mit Ärmeln und einen Rock aus doppelt gelegten Leder- oder Leinenstreifen, den Pteryges. Auf den Lederschuppen am Panzerrand sind im Relief Gorgonenhäupter angebracht. Um den Panzer ist in Hüfthöhe eine Schärpe, das cingulum, geschlungen. Auf der rechten Seite sind die Scharniere des zweischaligen Panzers sichtbar. Um die Schultern trägt der Kaiser das Paludamentum (Soldatenmantel), das ursprünglich auf der rechten Schulter mit einer Fibel (Gewandspange) geheftet war. Auf dem leicht erhobenen Haupt mit dichtem Haarkranz trägt er ein breites juwelenbesetztes Diadem mit Perlenrand. Das ausdrucksstarke Gesicht mit kantigen Formen und kurzgeschorenem Bart und Schnurrbart zeigt hochgezogene Brauen und tief eingeschnittene Nasolabial-

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falten. Die Rückseite ist sorgfältig bearbeitet, die Statue war also einst rundum ansichtig. Statt des Kreuzes könnte der Kaiser ursprünglich eine Standarte oder Lanze gehalten haben; der Globus in der Linken wird etwas größer und wohl mit einer Victoria bekrönt gewesen sein. Gemäß dem bewegten Panzerrock ist das linke Bein leicht angehoben zu denken, wohl aufgestützt auf einen niedergetretenen Barbaren, eine Schlange oder einen Drachen.

Bisceglie siehe ‚Ein Tisch für die Götter?‘ bei Minervino di Lecce

Bitonto Bitonto (Provinz Bari) liegt nahe der adriatischen Küste 20 km südwestlich von Bari in der Küstenebene, umgeben von ausgedehnten Olivenbaumpflanzungen. Nur wenig ist archäologisch und schriftlich über den antiken Ort überliefert. Die bisherigen Funde der archaischen bis römischen Zeit konzentrieren sich im Bereich der Altstadt, östlich derselben entlang der Ausfallstraße SP 88 und vor allem westlich der Altstadt entlang der Via Ammiraglio Vacca, Via Trajana und der Via Palombaio. Vor Ort sind keine antiken Befunde zu besichtigen. Dafür ist das lokale Museum ‚Fondazione De Palo-Ungaro‘ reich ausgestattet mit den vielen Grabfunden des 8.–4. Jh. v. Chr. Bitonto war, wie ein frühes Tumulusgrab zeigt, seit der Eisenzeit bewohnt. Reste einer peuketischen Siedlung wurden unter der Kirche S. Caterina d’Alessandria lokalisiert. Das 6. bis 4. Jh. v. Chr. ist vor allem durch Grabfunde mit geometrisch verzierter lokaler Ware, Bronzegefäßen, attischen und apulisch-rotfigurigen Vasen und Gefäßen der Gnathia-Ware belegt. Aus einem Grab des 6. Jh. v. Chr. stammen auch zwei korinthische Bronzehelme und aus späteren Kistengräbern Lanzenspitzen, Bronzegürtel, Bratspieße und Strigiles. Die eisernen Bratspieße stehen für die Mahlzubereitung, die zum einen auf das Totenmahl und zum anderen auf die Position des Verstorbenen in der Gesellschaft beziehen können – als jemand, der ein entsprechendes Mahl ausrichten und dazu einladen konnte. Die Strigiles dienten der Körperpflege; man kann sich damit das Öl vom Körper abziehen. Sie verweisen auf die gesellschaftliche Stellung des Verstorbenen, da sie verdeutlichen, daß er Zeit und Mittel für die Körperertüchtigung besaß. Diese Pflege ist Teil des bürgerlichen Lebens- und Erziehungsideals.

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Bitonto & Bovino

Ein Mauerabschnitt in der contrada Malnome wird als antikes Befestigungswerk gedeutet. Aus römischer Zeit haben wir eine Weihinschrift an Minerva, einige wenige Grabsteine, Lampen, Webgewichte und Amphoren. Zu dieser Zeit tangiert die Via Trajana den Ort. Von ­Bitonto, dem antiken Butuntum, Butunti oder Budruntus, waren es 11 römische Meilen nach Rubi (Ruvo di Puglia) und 12 nach Barium (Bari). Inmitten der verwinkelten Altstadt erhebt sich die Kathedrale San Valentino aus dem 13. Jh. Unterhalb derselben in der Krypta haben sich byzantinische Fresken und beeindruckende Überreste der Vorgängerbauten erhalten, darunter ein Fußbodenmosaik aus dem 5./6. Jh.

Bovino Diese hochgelegene Kleinstadt an der Grenze nach Kampanien, 35 km südwestlich von Foggia, die mit dem antiken Vibinum verbunden wird (Plinius nat. hist. 3, 16, 105), ist geprägt durch byzantinische, normannische und spätere Bauten und hat bis auf die prähistorischen bis römischen Funde aus Bovino und Umgebung im Museo Civico nur wenig antike Überreste zu bieten. Bovino liegt auf den Ausläufern des Appenin auf 647 m ü. d. M., hoch über dem Fluß Caparelle, durch dessen Tal noch heute die Verbindungsstraße zwischen dem Tavoliere im Osten und dem Bergland der Murge im Westen verläuft (Abb. 10). Im Süden liegen das Tal des Flüßchen Cervaro und eine landwirtschaftlich nutzbare Ebene. Die frühesten Besiedlungsspuren sind Steinwerkzeuge und Scherben neolithischer Tongefäße; eine Siedlung lag in den Zone di Casale e Casalene, in den località Catenazzo und Radogna. Im Museum von Bovino sind ein Dutzend seltene anthropomorphe Kalksteinstelen aus dem 3. Jt. v. Chr. ausgestellt. Sie sind bis zu 0,60 m hoch und 0,10 m breit, kopf- und gliederlos. Eine Gruppe besitzt plastisch ausgebildete Brüste und aufgeritzte Kleidungs- oder Schmuckelemente und Waffen und Tiere. Etwa 30 Stück sind bei einem Steinkreis nahe einer zeitgleichen Siedlung mit kleinräumigen Wohnbauten in der località Sterparo Nuovo gefunden worden. Möglicherweise erinnerten die Stelen an angesehene Mitglieder der Gemeinde, an die Gruppe der verstorbenen Ahnen oder dienten der Ausschmückung eines Kultortes. Aus späteren Zeiten stammen bronzezeitliche Keramikfunde, daunische Keramik, hellenistische Dachterrakotten und griechische Importgefäße oder deren Imitationen.

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Das Aussehen des römischen Vibinum läßt sich besser rekonstruieren, obwohl die meisten Befunde heute unterirdisch in den Kellern der Häuser liegen. In der Via Lastene Nr. 20 wurde ein kaiserzeitliches Haus mit Bodenmosaik aufgedeckt, das jedoch nicht zu besichtigen ist, ebenso wie das römische Abwassersystem in der Via Maraschielo, der Via Portella und unter der Piazza Cesare Augusto. Bodenmosaiken aus Wohnhäusern kamen auch in der Via Alfieri und der Via San Domenico ans Licht. Besiedlungsreste wurden außerdem in der località Cantine di Cerrato und auf der Piazza M. Boffa lokalisiert. Auch einige der Säulen, Basen und Kapitelle in der Kathedrale stammen aus römischer Zeit. Das Forum wird im Bereich der Piazza Duomo und der Piazza Marino Boffa vermutet; ein Kalksteinpflaster wurde in der Via Alfieri 9 aufgedeckt. Teile der Stadtmauer wurden in der Via Alfredi Nr. 17, in der località Buco di San Marco, in der Via Dante, der Via Fontana Nr. 12, der Via Lastene Nr. 12, die Via Carlo Rocco Nr. 38, in der Zona del Castello und unter dem Ex-Palazzo de Paulis angetroffen und sind teils noch sichtbar. Man hat sie direkt auf dem Fels errichtet, in opus reticulatum mit verstärkten Ecken in opus quadratum und mit abwechselnd rechteckigen und runden Türmen. Stadttore scheinen bei der Porta Maggiore, Porta delle Vigne und der località Portella gelegen zu haben. Brandbestattungen des 1.–4. Jh. wurden 1969 in der località Montecastro südwestlich von Bovino gefunden. Wenige Kilometer vor der Stadt, in der località Nocelleto, stehen noch zwei Pfeiler eines Aquäduktes, auch Mura d’arco oder Mura delle Acque genannt. 4 km nordöstlich der Stadt, in der località Casalene, liegt eine römische Villa, von der oberirdisch noch die Mauerzüge von elf Räumen und Anbauten sichtbar sind. Auch andere Funde aus der landwirtschaftlichen Produktion im Caparelle-Tal und in der Ebene nördlich von Bovino zeugen von römischen Gehöften mit entsprechender Bewirtschaftung in dieser Zeit. Die lokalen Stücke im Museo Civico im Palazzo Pisani stammen hauptsächlich aus der Sammlung des Arztes C. G. Nicastro. Das Museum ist restauriert, hält auf entsprechenden Tafeln Informationen zu den Stücken bereit und bietet Postkarten mit Motiven der Ausstellungsstücke zum Verkauf an. Neben neolithischen Stelen, Scherben und Steinwerkzeuge werden im Museum daunische und kampanische ­Keramik, Imitationen griechischer Gefäße, Fibeln, Schnallen und Teile sog. samnitischer Bronzegürtel, eine Sonnenuhr, Webgewichte, Lampen, Waffen, Kleinbronzen, darunter ein Hercules des 5./4. Jh. v. Chr.,

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Brindisi

mehrere lateinische Grabinschriften, Ehreninschriften des 1. Jh. v. Chr., die Basis einer Marsyas-Statue, ein Grabrelief, eine marmorne Theatermaske, die Sphinx eines Grabaufsatzes (1. Jh.), ein Beneventer Grabstein, Mühlensteine, große korinthische Kapitelle und Torsen römischer Marmorskulpturen ausgestellt.

Brindisi Der Küstenort bot mit seinem natürlich abgeschirmten Naturhafen und seiner Lage an der Meerenge ideale Bedingungen für eine Stadt. Von hier konnte man sich in die Adria einschiffen oder auch schnell das gegenüberliegende illyrische Ufer erreichen und so seine Reise nach Osten fortsetzen. Nach Plinius (nat. hist. 3, 16, 102) und Lukian (2, 615-627) gehörte der Hafen zu den besten Italiens, und die Überfahrt zum 225 römische Meilen entfernten Dyrrhachium in Illyrien sei ­sicherer als an der engsten Stelle weiter südlich. Gründungsgeschichten gibt es verschiedene, z. B. die des Justin, der uns Ende des 2. Jh. in den Epitomen der Weltgeschichte des Pompeius Trogus 12, 2, 5-12 überliefert, Brindisi sei durch Aitoler unter Führung des Diomedes gegründet worden und sei die Hauptstadt Apuliens: „Außerdem also war der Epirotenkönig Alexander von den Tarentinern, die von ihm Hilfe gegen die Bruttier erbaten, nach Italien geholt worden (…). In Italien angekommen, hatte er den ersten Kampf mit den Apuliern, schloß jedoch bald, nachdem ihm die Schicksalsbestimmung ihrer Stadt zur Kenntnis gelangt war, Frieden mit ihrem König. In jener Zeit hatten nämlich die Apulier die Stadt Brundisium inne, welche die Ätoler als Gefolgsleute des durch seine Taten vor Troja hochberühmten und edlen Feldherrn Diomedes gegründet hatten.“ Nach Strabon hat eine kretische Siedlergruppe Brindisi von den Iapygiern übernommen (6, 282). Stephan von Byzanz schreibt im 6. Jh. nieder, daß der Heros Brento, ein Sohn des Herakles, die Stadt gegründet habe oder das sie so heiße, weil sie die Form eines Hirschkopfes habe und ‚Hirsch‘ auf messapisch brention heiße (s. v. Brentesion). Herakles, der beispielsweise auf Sizilien große Verehrung genoß, spielt in Apulien nur eine untergeordnete Rolle, obwohl zumindest eine Quelle bei Brindisi einen mythischen Kampf des Halbgottes ansiedelt: „Nahe dem Promontorium Iapygiens befindet sich den Legenden nach der Ort, an dem Herakles mit den Giganten kämpfte. Genau dort entspringt eine Quelle von solchem Gestank, daß keine Schiffe sie wegen des Geruchs passieren könne“. Man sage, daß man an vielen

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Plan 3 Brindisi, Stadtplan, Kartierung archäologischer Befunde und des Museums Brindisi Nr. 1 Archäologisches Museum Nr. 2 San Pietro degli Schiavoni Nr. 3 Via Casimiro Nr. 4 Via Pergola

Nr. 5 Nr. 6 Nr. 7 Nr. 8

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Becken (Vasce limarie) Corte Capoziello Via Montenegro Säulenpaar an der Via Appia

Brindisi

Orten Italiens entlang den Straßen, denen Herakles gefolgt war, Erinnerungen und Spuren des Helden fand und bewahrte. So seien „in Pandosia in Iapygien Fußspuren des Gottes zu sehen, welche man nicht betreten kann.“ (Pseudo-Aristoteles, De mirab. ausc. 97). Der Ortsname Pandosia ist für verschiedene Orte erwähnt. Ob sich diese Überlieferung auf das Pandosia zwischen Kroton und Thurioi bezieht (eventuell das heutige Anglona) oder ob es auch ein japygisches Pandosia gab, ist nicht bekannt. Die Besiedlung dieser Stelle begann bereits in der Bronzezeit, wie Funde auf der südlichen Seite der Bucht bei Punta delle Terrare zeigen. Auf diesem kleinen Vorgebirge, 3 km südöstlich der Stadt, wurde eine Gruppe Rundhütten erfaßt, die durch einen Wall geschützt war. Daß in Brindisi auch im 7. und 6. Jh. v. Chr. Menschen lebten, ist bisher nur über Grabfunde bei Tor Pisana und auf dem südlichen Teil der Halbinsel zwischen den Buchten Levante und Ponente belegt. Die Grabbeigaben aus den 20 Bestattungen bei Tor Pisana sind etwas Besonderes: Nicht nur, daß hier Brandbestattungen vorkommen, wie sie für die Einheimischen ungewöhnlich sind, sondern auch die griechischen Gefäßbeigaben des 7. Jh. v. Chr. wie korinthische Aryballoi finden sich im Umfeld nicht. Deshalb wurde über eine kleine Ansiedlung griechischer Kolonisten vor Ort nachgedacht. Befunde und ­Funde aus dem 4. Jh. v. Chr. stammen aus der Gegend um das moderne Theater an der S. Pietro degli Schiavoni (Plan 3, Nr. 2). 224 v. Chr. wurde die Stadt als Brundisium römische Kolonie und zu einem der wichtigsten Häfen gen Osten, v. a. nach Griechenland. Auf italischem Boden war hier der Endpunkt der aus Rom kommenden Via Appia – von hier konnte man per Schiff von der adriatischen an die illyrische Küste in das nur 72 km entfernte Orikos übersetzen. 89 v. Chr. erhielt Brundisium den Status eines Municipiums, und seine Einwohner gehörten ab 83 v. Chr. zur Tribus Maecia. Hinter die Mauern dieser Stadt zog sich auch Pompeius mit seinen Mannen vor Caesar zurück, und entfloh, als dieser nachsetzte, mit seiner Flotte über die Adria (Lukian 2, 605-703a). Brindisi ist auch die letzte Station für den berühmten Dichter Vergil: Er starb hier am 21. September 19 v. Chr. auf seinem Rückweg von Griechenland nach Rom. In römische Zeit gehören auch zwei mäßig qualitätvolle Marmorlöwen eines Grabmonumentes der Marcia aus dem 1. Jh., welches zu den Grabbauten entlang der Via Appia im Nordwesten der Stadt gehört. Sie wurden ins Museo Archeologico gebracht (Plan 3, Nr. 1).

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Am Endpunkt der berühmten Via Appia am Hafen erhoben sich zwei 19 m hohe Marmorsäulen, die von Land und Meer kommend einen markanten Blickfang gebildet haben werden (Plan 3, Nr. 8 und Abb. 1). Die korinthischen Kapitelle aus afrikanischem Marmor zeigen statt Voluten und Abakusblüten Büsten verschiedener Götter und Fabel­ wesen: Jupiter, Juno, Amphritrite und acht Tritonen. Über den Kapitellen saß ein zylindrischer Drei-Fascien-Architrav, verziert mit Perlstab, Zahnschnitt und Kyma (Schmuckleiste), der ursprünglich eine Skulptur trug, wie uns Münzdarstellungen überliefern. Während von einer Säule nur Basis und Stumpf erhalten sind, da sie bei einem Erdbeben umstürzte und der Säulenschaft auf die Piazza S. Oronzo in Lecce überführt wurde, wurde die andere einschließlich des Architravs restauriert. Auch andernorts wurden in Brindisi antike Bauten unter der modernen Stadt aufgedeckt. Nicht alle diese Funde sind zugänglich, doch an einigen Stellen bemüht sich die Stadt, die Befunde für die Besucher sichtbar zu machen. Reste der Stadtmauer aus Carparo-Kalksteinquadern sind nahe dem Hafen bei Corte Capozziello entlang der Via Pasquale Camassa zu sehen und in der Via Montenegro lokalisiert worden (Plan 3, Nr. 6–7). Im Areal von San Pietro degli Schiavoni unter dem Theater am Ende der Via Santi wurden die Räume eines Bades mit Fußbodenheizung konserviert (Plan 3, Nr. 2). Hier sind auch ein Stück einer basaltgepflasterten Straße von 4,75 m Breite und teils verputzte und bemalte Mauern und Bodenmosaiken republikanischer und kaiserzeitlicher Wohnhäuser zu sehen. Weitere, heute jedoch nicht mehr zugängliche Reste römischer Fußbodenheizungen wurden unter der Piazza Duomo, der Via Santa Chiara Nr. 16, unter der Piazza Crispi und bei S. Apollinare angeschnitten. Bodenmosaike und Mauern anderer Wohnhäuser wurden bei S. Giovanni al Sepolcro, unter der Piazza Santa Teresa, in der Via San Benedetto, der Via Carmine, im Vico Glianes und im Corso Umberto entdeckt sowie eine Beckenanlage an der Via C. Colombo/Ecke Via Carmine (Plan 3, Nr. 5). Desweiteren in der Via Casimero heute noch sichtbare Hausmauern (Plan 3, Nr. 3): Das Haus gehörte durchaus nicht zu den schlichten: Es besaß verputzte und bemalte Wände, kannelierte Marmorsäulen auf Marmorbasen und Mosaik- und Cocciopesto-Fuß­ böden. Letzterer ist ein Belag aus zerstoßenen Ziegeln und Scherben, in den zur Zierde einzelne bunte Steine oder Tesseraereihen eingesetzt sein konnten. In der Via Pergola (Plan 3, Nr. 4) südlich des Corso

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Brindisi

Garibaldi, Ecke Via De’Tarallo wurde ein Stück römischer Straße konserviert, das jedoch nur mit Genehmigung der örtlichen Antikenbehörde zu besichtigen ist. Diesmal ist das Straßenpflaster aus Carparo-Kalkstein. Entlang der Straße stehen republikanische Wohnbauten. Die Wasserkanäle nahe Porta Mesagne werden mit den Aquäduktresten bei Pozzo San Vito in der Umgebung von San Vito dei Normanni in Verbindung stehen. Im Bereich der Via Cappuccini befand sich ein römisches Gräberfeld.

Das Ende des Spartacus Vor den Toren Brindisis endete auch ein für Rom höchst unrühmlicher Abschnitt seiner Geschichte: Hierhin hatte sich 73 v. Chr. Spartacus mit seinem Gefolge zurückgezogen. Der Thraker war, nachdem er als Soldat gedient hatte, durch Versklavung zum Gladiator geworden, brach jedoch mit einigen Gefährten aus dem Ausbildungslager in Capua aus und sammelte schnell viele Anhänger um sich, die er bewaffnete und mit denen er Rom trotzte und mehrere für ihn anfangs siegreiche Schlachten lieferte. Am Ende hatte Licinius Crassus mit einem gewaltigen Truppenaufgebot die über 100.000 Kampfgefährten auf der Stiefelspitze eingekesselt und Heerteile bereits vernichtend geschlagen. Sie durchbrachen die Belagerung und zogen sich nach Brindisi zurück. Doch im Hafen wurde gerade ein weiterer Feldherr, Lucullus, aus dem Osten zurück erwartet, und auch Pompeius näherte sich mit seinen Truppen. Also stellten sich Spartacus und seine Anhänger den Römern bei Brindisi und unterlagen in einer langen und zähen Schlacht, in der auch Spartacus selbst fiel. Sogar die letztlich in die picenischen Berge geflohenen Überlebenden wurden von den römischen Soldaten verfolgt und getötet. (Appian 1, 539-560; Plutarch, Crassus 8-11; Florus 2, 8, 1ff.) In dem kürzlich restaurierten Museum im Palazzo della Prefettura am Domplatz (Plan 3, Nr. 1) mit hilfsbereitem Personal und Photoerlaubnis ist auf drei Ebenen eine beeindruckende Skulpturen-, Kleinfund-, Bronzen- und Inschriftensammlung zu sehen. Die Funde stammen aus Brindisi und Orten der Umgebung. Im Eingangsbereich, in der Portico dei Cavalieri Templari, werden marmorne Kapitelle und Skulpturen und ein Sarkophag mit mittelalterlichen Ornamenten präsentiert (Abb. 11). In Hof und Treppenhaus verteilt stehen römische Weihal-

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täre, Grabsteine und ein Meilenstein konstantinischer Zeit. Im 1. OG werden Grabbeigaben aus Brindisi der archaischen bis römischen Zeit präsentiert und Funde des 6.−3. Jh. v. Chr. ausgestellt wie zwei dorische Kalksteinkapitelle aus Carovigno, Grabbeigaben und Grabinschriften aus Valesio, Muro Maurizio, Ceglie und Cavallino. Ein Skulpturensaal beherbergt Statuen der Athena, des Dionysos, einer Artemis, der Kybele, einen Hekatepfeiler und römische Privatportraits. Außerdem ein römisches Bodenmosaik mit Labyrinth-Darstellung, augusteische Oscillae, Stuckornamente, Wandmalereien sowie zwei Räume mit Funden aus dem Meer und aus dem Hafenbereich. Zu letzteren gehören Köpfe, Arme, Füße oder Gewandteile von Bronzestatuen, die bei Punta del Serrone im Meer gefunden wurden, Bleigewichte von Fischernetzen, Anker und der Nachbau eines Schiffsbugs mit eingelagerten Amphoren. Außerdem gibt es eine kleine Münzsammlung, in der auch Bronzemünzen mit der Legende BRUN aufbewahrt werden, die für die lokale Prägestätte Brundisium (Brindisi) des 3.−2. Jh. v. Chr. steht.

Cagnano Varano siehe Gargano

Canne della Battaglia/Cannae Diese Ebene wurde mit dem Austragungsort des Kampfes zwischen den Truppen Hannibals und jenen der Römer am 2. April 216 v. Chr. während des zweiten punischen Krieges in Verbindung gebracht. Waffen und Waffenteile fanden sich vor Ort kaum, und das ausgedehnte Gräberfeld, das mit den Gefallenen der Schlacht verbunden wurde, stammt aus dem Mittelalter. Daher wird für den Ort dieser Schlacht unter anderen auch ein Feld bei Castelluccio Valmaggiore, westlich von Aecae/Troia, vorgeschlagen, da dort zahlreiche verstreute Waffenfunde und Kriegergräber gefunden wurden.

Ein blutiger Augusttag – die Schlacht bei Cannae Die Schlacht bei Cannae gehört in den zweiten der drei punischen Kriege. Rom und Karthago kämpften um die Vorherrschaft im Mittelmeer, um die Beherrschung der Seerouten und strategisch bedeutsamen Orte. Hannibal und seine Truppen ­taten sich anfangs hervor, zogen dann jedoch an Rom vorbei und mußten sich bei Cannae 216 v. Chr. den Römern erneut

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Canne di Battaglia

Plan 4 Canne di Battaglia, Axiometrische Ansicht des Kastellhügels nach F. Corni

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stellen. Die Konsuln Aemilius Paulus und Terentius Varro standen den Puniern am Morgen des 2. August mit 86.000 Mann gegenüber. Trotz der römischen Übermacht wird berichtet, daß die Aufstellung ungünstig gewählt war, die verschiedenen Taktiken der Söldner Hannibals, unter denen Gallier, Numidier und Afrer waren, nicht vorhersehbar und zudem die Natur ihr übriges tat, indem die Sonne die römischen Reihen blendete und der Wind ihnen Staub entgegenblies. So erlitten die römischen Legionen hier am Fluß Aufidus eine vernichtende Niederlage, die zudem 4500 Gefangene und einen ungeheuerlichen Verlust von 45.500 Fußsoldaten und 2700 Reitern, darunter viele Bundesgenossen, Senatoren, Quästoren, Kriegstribunen und der Konsul Aemilius Paulus, mit sich brachte. Auch die Karthager verloren 8000 Mann. Erst Ende des 3. Jh. v. Chr. konnte sich Rom in ­Sizilien und auf nordafrikanischem Boden durchsetzen und ­Karthago vertraglich binden, bevor es die Stadt im dritten punischen Krieg 146 v. Chr. einnahm und zerstörte. Livius (22, 45-50) und Polybios (3, 107) berichten uns ausführlich vom Kampfgeschehen; letzterer soll hier zu Wort kommen: „Den Winter und den Frühling über blieben sie (Römer und Karthager) einander gegenüber im Lager stehen. Als aber die Jahreszeit ihnen schon die Verproviantierung aus den Früchten des neuen Jahres erlaubte, setzte Hannibal sein Heer aus dem Lager bei Gerunium in Marsch. Da er der Ansicht war, es liege in seinem Interesse, den Gegner unter allen Umständen zur Schlacht zu zwingen, besetzte er die Burg einer Stadt mit Namen Cannae. (…) Denn nicht nur der Zufuhr wegen gerieten sie (die Römer) durch die Eroberung jenes Platzes in Schwierigkeiten, sondern wegen seiner beherrschenden Lage gegenüber der Umgebung. (…) Hierauf beschloß der Senat zu kämpfen und den Feinden eine Schlacht zu liefern.“(Übersetzung nach H. Drexler) Vor Ort wurden eine prähistorische, eine daunische und eine mittelalterliche Siedlung freigelegt. Aus der frühen Siedlung im Süden des Antiquariums auf dem Areal der Masseria Canne auf dem Hügel Pezza la Fontanella haben sich die in den Fels getiefte Grube und die Pfostenlöcher einer Rundhütte von 9 m2 mit zentraler Feuerstelle erhalten sowie weitere bronzezeitliche Hüttenböden und Kinderbestattungen in großen Gefäßen. Auf diesem Hügel in der Nachbarschaft

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Canne di Battaglia

von Pezza La Forbice und bei Canosa-Toppicelli wurden Siedlungs­ bereiche des 6. bis 3. Jh. v. Chr. entdeckt. Im 4. Jh. v. Chr. wuchs die Gemeinschaft deutlich. Im Bereich Canne Fontanella, zwischen der Masseria Canne und dem Museum konnten die Grundmauern einer daunischen Siedlung freigelegt werden, die auch hier eine kleine bronzezeitliche Hüttengruppe überdecken. Zu den zwei- und mehrräumigen Wohnhäusern gehören jeweils ein eingefaßter Hofbereich und zumeist ein Ofen. Die Wände der etwa 25−29 m2 großen Wohnräume wurden auf Bruchsteinsockel gesetzt. Ab dem 4. Jh. v. Chr. wurden Lagerräume gebaut, die Häuser durch Anbauten erweitert oder größere errichtet und die Straßen mit einem Kalksteinpflaster versehen. In Haus B wurden Dachterrakotten wie palmettenverzierte Antefixe verbaut. Es war demnach schon von gehobenem Standard. Gräber wurden direkt östlich der Häuser und 200 m südlich derselben bei Canne Atenisi entdeckt. Es sind Grubengräber des 6.−5. Jh. v. Chr. und hellenistische Kammergräber mit reicher Ausstattung. In römischer Zeit entstand auf der benachbarten Anhöhe San Mercurio in etwa 200 m Entfernung eine Villa. Auf dem anderen Hügel neben dem Museum, Pezza la Fontanella, wurde im 9. und 10. Jh. eine Siedlung angelegt (Abb. Plan 4). Diese 63 m ü. d. M. gelegene Anhöhe bot einen guten Überblick über die Region und das Flußtal des Ofanto und besaß nach Süden und Westen natürlichen Schutz durch die steilen Hänge. Lediglich der nordöstliche Zugang mußte geschützt werden. Wenn man heute hinter dem Antiquarium mit den Funden aus den Grabungen mit dem Aufstieg auf den Hügel beginnt, erreicht man zuerst das normannische Kastell, dessen Mauern teils auf älteren byzantinischen sitzen. Es nimmt etwa 900 m2 der Ostecke des Plateaus ein. Auch die Nordhänge waren in späteren Zeiten durch bastionsverstärkte Mauern geschützt worden. Neben der Festung überziehen Straßen und Häuser die Hügelkuppe. Von West nach Ost durchläuft die Hauptstraße gerade die Siedlung. Im Zentrum führt eine weitere in gerader Linie nach Norden. Die übrigen Gassen sind unregelmäßig zwischen den Häusern angelegt. In dem mittelalterlichen Mauern waren viele Spolien – Bauteile und Steine älterer Zeit − verbaut, darunter marmorne Kapitelle, Gebälke, Säulen, Altäre und Meilensteine römischer Zeit (Abb. 12). Am Siedlungsrand liegt eine große Kirche. Hier wurden Fragmente römischer Marmorsarkophage und Skulpturen gefunden. Aus den byzantinischen Gräbern im Umkreis stammen Gold- und Silberschmuckstücke,

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Gürtelschnallen, ein Schwert, ein Kreuz und buntglasierte Keramik. Die Siedlung wurde im 13. Jahrhundert verlassen.

Canosa Canosa in der Provinz Barletta-Andria-Trani, das antike Canusium, liegt oberhalb des Ofanto, einer wichtigen Flußverbindung ins Landesinnere. Die Besiedlung beginnt früh; eisenzeitliche und protogeometrische Spuren stammen aus der Via Mameli. Bestattungen des 7./6. Jh. v. Chr. wurden in der località Toppicelli im Norden Canosas und solche vom Ende des 5. und 4. Jh. v. Chr. in der Via Goldoni und der Via Molise gefunden. Die vorrömische Zeit ist wie in vielen apulischen Orten vor allem durch Gräber präsent. Im Norden in der Via De Gasperi liegen Gräber des 4.–3. Jh. v. Chr. Ab dem 2. H. 4. Jh. bis 1. H. 2. Jh. v. Chr. entstehen um Canosa große Kammergräber. Sie besitzen eine oder mehrere Kammern, die direkt vom Dromos oder durch ein Vestibül zugänglich waren. Die aufwendigeren Anlagen konnten verputzt und bemalt sein; in anderen wurde ein Relief aus der Felswand geschlagen. Die Fassade zum Dromos zeigt meist einen Stuckgiebel mit Akroteren (Dachreiter), Pilastern und einer Scheintür. Sie dienten als Familiengrablege, wobei der Dromos wohl nach jeder Bestattung zugeschüttet wurde. Da die Kammergräber verstreut in der modernen Stadt auf Höfen, in Kellern und Garagen liegen, benötigt man einen Führer, der die Anlagen aufschließen kann. Nach Voranmeldung ist eine kurzfristige erneute Rückversicherung notwendig. Ein empfehlenswerter Führer der örtlichen Behörde ist z. B. Renato Tango. Vor Ort kann man im Pro-Loco-Büro in der Via Kennedy 49 (Plan 5, Nr. 1) und in der Niederlassung der Fondazione Archeologica Canosina im Palazzo Sinesi in der Via J. F. Kennedy 18 (Plan 5, Nr. 2) Informationen einholen. Zu den zu besichtigenden Kammergräbern gehören das Ipogeo di Cerbero unterhalb des Istituto di Sviluppo am südlichen Ende der Via Luigi Settembrini (Plan 5, Nr. 3), ein ausgemaltes Vierkammergrab aus dem 3. Jh. v. Chr. mit Vestibül in der Via I Maggio. Die Türen im Vestibül erhielten je einen gemalten rot-blauen Rahmen mit Giebelfeld. Darüber sind verschiedene Figuren einer Prozession zu sehen: ein Hoplit (Fußsoldat), ein Pferdeführer und der dem Grab seinen Namen gebende Cerberus, der dreiköpfige Höllenhund des Hades. Ein weiteres Kammergrab ist das Ipogeo dell’Oplita am südlichen

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Canosa

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Plan 5 Canosa, Lageplan der Antiken: 1.) Via J. F. Kennedy 49, Pro Loco-Büro, 2.) Via J. F. Kennedy 18, ­Niederlassung der Fondazione Archeologica Canosina im Palazzo Sinesi, 3.) Via Luigi Set­ tembrini 4, Ipogeo di Cerbero, 4.) Umgehungsstraße Foggia-Bari 231, Ipogeo dell’Oplita, 5.) Via di Cerignola, Tomba degli Ori, 6.) Via Piano San Giovanni, Tomba Monterisi-Rossignoli, 7.) Via Matarese, Ipogeo Scocchera, 8.) Via Lavello, Tomba Varrese, 9.) Via Achille Grandi, Tomba di Forno, 10.) Via Cadorna, Ipogeo Lagrasta, 11.) contrada Toppicelli zwischen Via Molise und Via XX. Settembre, Gräber, hellenistische Straße und Wohnbauten, 12.) Via Cerignola, Ehren­ bogen, sog. Arco Varrense, 13.) Via Cerignola, Mausoleo Torre Casieri, 14.) Via Cerignola, Mausoleo Bagnoli, 15.) nahe Via Cerignola, Brücke den Ofanto, 16.) Via Giove Torso, Zeus-Tempel, 17.) Piazza Terme, Thermenanlage „Ferrara“, 18.) zwischen Vico Ottaviano und Via Manara, „Terme Lo­muscio“, 19.) Bahntrasse, Amphitheater, 20.) Via Alcide dei Gaspari, Stadtmauer, 21.) Strada ­Vicinale Santa Lucia, Tetrakonchon S. Léucio, 22.) Via Piano San Giovanni, Kirche Santa Maria, 23.) Via Piano San Giovanni, Kirche San Giovanni, 24.) nahe S. Léucio, Kirche San Pietro

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Stadtrand an der Umgehungsstraße Foggia-Bari 231 (Plan 5, Nr. 4). Es ist Einkammerfelsgrab des 4. Jh. v. Chr. mit Tonnengewölbe und einem farbig gefaßten Hoplitenrelief in der Kammerrückwand. Das ungewöhnliche Relief mit einer Gruppe bewaffneter Fußsoldaten wurde leider beim Versuch, es zu entfernen, schwer beschädigt. Noch erkennbar ist ein Krieger mit Helm und Schild, der in Begleitung nach rechts schreitet. Das Grab ist über die Via XX. Settembre und die Strada Provinciale Stazione zu erreichen. Die Tomba degli Ori, ein Dreikammergrab mit überwölbten annähernd quadratischen Kammern, Vestibül und Treppendromos, liegt in der Via di Cerignola (Plan 5, Nr. 5). Auch die Tomba Monterisi-Rossignoli am nördlichen Stadtrand nahe der Via Piano San Giovanni (Plan 5, Nr. 6) besitzt eine große Grabkammer mit steinerner Balkendecke; ein Treppendromos führt über ein Vestibül in selbige. Entlang der Kammerwände wurden Tierfiguren aus dem Tuff gemeißelt. Ein weiteres Kammergrab mit Haupt- und Nebenkammer am nördlichen Stadtrand, bei der Via Matarese (Plan 5, Nr. 7), das Ipogeo Scocchera A-B, enthielt viele prunkvolle Grabbeigaben wie Goldschmuck, Glasgefäße, rotfigurige Vasen, bunte apulische Gefäße mit figürlichen Aufsätzen und einen bronzenen Brustharnisch sowie einen keltischen Helm. In der Via Lavello am südlichen Stadtrand wurde die Tomba Varrese entdeckt (Plan 5, Nr. 8), deren reiche Grabausstattung des 4.−3. Jh. v. Chr. im Palazzo Sinesi ausgestellt wird. Die Tomba di Forno, ein Dreikammergrab mit Dromos, einer Fassade mit ionischen Säulen, Stuckgiebel und Akroteren (Dachreitern) und einem Vestibül mit aufgemalter Balkendecke liegt in der Via Achille Grandi (Plan 5, Nr. 9). Das Ipogeo Lagrasta I–III in der Via Cardona, zwischen Via degli Abruzzi und Via Tito Livio (Plan 5, Nr. 10), besteht aus drei Kammern des 4.−1. Jh. v. Chr. Ein langer in den Tuff getiefter Dromos führt zur Hauptkammer mit Vestibül. Die Türen der Kammern werden mit verputzten kannelierten ionischen Halbsäulen und Stuckgiebel gerahmt. Die Fassade der Hauptkammer war ursprünglich aufgestockt und so auch überirdisch sichtbar. Leider ist das Grab wegen Bauarbeiten vorübergehend nicht zugänglich. Ein Gebäudekomplex des 6.–4. Jh. v. Chr. liegt in der contrada Toppicelli am rechten Flußufer des Ofanto. Im Eck zwischen Via Molise und Via XX. Settembre wurden außer Gräbern auch ein Teil einer hellenistischen Straße und Wohnbauten aufgedeckt (Plan 5, Nr. 11); weitere Häuser des 4.–2.  Jh.  v. Chr. befinden sich in der area della

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Canosa

Palestra Polivalente (Largo Constaninopoli) zwischen Via I Maggio und Via prov. Canosa Montecarafa. In römischer Zeit liegt Canusium an einer wichtigen Küstenstraße nach Brindisi, die nach dem Ausbau im 2. Jh. Via Trajana genannt wird. Im 2. Jh. wird die Stadt unter Antoninus Pius zur Colonia erhoben und erhält den Namen Colonia Aurelia Augusta Pia Canusium. Einer der Fürsprecher der Stadt war der Sophist Herodes Atticus, dessen Frau Anna Regilla mit ihrer Familie, den Annii, aus Canosa stammte. An der Via Trajana, der heutigen Via Cerignola, kurz vor dem Ort liegen nicht nur die römischen Gräberfelder des Ortes, sondern inmitten einer Baumschule auch ein Ehrenbogen des 2. Jh., der sog. Arco Varrense oder Arco Trajano (Plan 5, Nr. 12 und Abb. 13). Nur sein Ziegelkern steht heute aufrecht, denn die Marmorverkleidung und einstige Ausstattung sind verloren. Im 18. Jh. beschrieb Riedesel auf seiner Reise durch Apulien den Bogen: „Weiter gegen die Stadt zu ist ein Triumphbogen ebenfalls von Backsteinen; derselbe hat auf jeder Seite des Thors zwey Pilaster, und oben auf demselben liegen grosse Steine; er scheint von guter Architektur gewesen zu seyn. Auf der anderen Seite des Städtgens ist ein anderer Bogen von gleicher Bauart, aber etwas grösser als dieser, durch welchen die Via Appia nach Rubbiä, jetzo Ruvo, gieng. Man siehet auch in der That hie und da Merkmaale des alten Weges von Ponte di Canosa nach Canosa, Ruvo und Bari. Es ist wahrscheinlich, daß diese Triumphbogen, so der wohlerhaltene von Benevent, dem Trajan zu Ehren, nach seinem Siege über die Dacia und Zurückkunft in Italien, erbauet worden.“ (A. Schulz, Johann Hermann von Riedesels Reise durch Sizilien und Großgriechenland, Berlin 1965, 96). Neben dem Bogen erhebt sich der Kern eines mindestens zweistöckigen Grabbaus, das Mausoleo Torre Casieri (Plan 5, Nr. 13). Über einem quadratischen Sockel, der die Grabkammer enthält, sitzt ein zylindrischer Aufbau. In der Nähe liegt auch das Mausoleo Barbarossa aus dem 1. Jh. v.–1. Jh. n. Chr.: Auf einem rechteckigen Sockel steht ein kleiner Rundbau. An der Südseite führt ein Korridor in opus reticulatum in eine kreuzförmige Grabkammer. Diese wurde offenbar in ein älteres Kammergrab des 4. Jh. v. Chr. eingezogen. Weiter südlich des Bogens hat sich noch ein zweistöckiger römischer Grabbau, das Mausoleo Bagnoli, erhalten (Plan 5, Nr. 14). Über eine Inschrift wird er der Gens Mummia zugeordnet. Um ihn liegen und stehen römische Sarkophage und Basen verlorener Grabstelen. Die um diese Befunde

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angelegten Besucherwege sind leider längst überwuchert und verfallen. Nahebei kann man auf einer fünfbogigen römischen Brücke den Ofanto überqueren (Plan 5, Nr. 15 und Abb. 16). Römische Überreste sind auch im Bereich des heutigen Stadtzentrums zu finden. In der Via Giove Torso (Plan 5, Nr. 16), südlich des Palazzo Sinesi, liegt ein Podium, das einst einen großen römischen Tempel trug, aus dem eine große Zeusstatue des 2. Jh. stammt, die der Straße ihren Namen gab. Der Tempel besaß wohl einst einen Säulenumgang mit tiefer Vorhalle und großer Freitreppe an der Front im Osten. Geblieben ist nur das Gußmauerwerk seines Podiums von 27,77 x 16,54 m. Die korinthischen Marmorkapitelle in der Kirche San Sabino könnten zu ihm gehört haben. Zu seinen Seiten erstreckten sich zwei Hallen auf 46 m Länge mit Granitsäulen zum Tempelvorplatz und je einer großen rückwärtigen Nische. Außer Zeus wurden wohl auch orientalische Gottheiten in Canosa geehrt, da nahe dem Tempel zwei Sphingen aus Granit und in einem der Wohnhäuser ein Isisköpfchen und eine Bronzelampe in Form einer ägyptisch gekleideten Person gefunden wurden. Östlich des Tempels, südlich an die Piazza Terme angrenzend, wurde die Thermenanlage „Ferrara“ des 2. Jh. in Teilen freigelegt und ist heute über eine Tiefgarage zugänglich. Säulen aus Cipollino-Marmor, Mosaikböden, ein marmorner Sessel mit Löwenprankenfüßen und Fragmente diverser Marmorpaneele zeigen, daß der Ziegelbau einst prächtig ausgestattet war. Ein schönes schwarzweißes Bodenmosaik aus dem Bad mit Meerwesen ist heute in einem Glasschutzbau auf der Piazza Terme zu sehen (Plan 5, Nr. 17). Im Süden der Therme, zwischen Vico Ottaviano und Via Manara, liegt eine weitere römische Badeanlage, die „Terme Lomuscio“ (Plan 5, Nr. 18). Dieses Privatbad mit Heizanlage und rundem Toilettenraum (Latrine) war an einen unter Herodes Atticus errichteten Aquädukt angeschlossen. Die vermüllte Anlage lädt jedoch wenig zur Besichtigung ein. Auch einige römische Wohnhäuser kamen an verschiedenen Stellen der Stadt ans Licht. In der Via Colletta wurde ein römisches Wohnhaus, die sog. Domus dell’ex Cinema Cristallo freigelegt. Einer der um einen Hof liegenden Räume war mit einem schwarzweißen Fußbodenmosaik mit einem geometrischen Mittelemblem geschmückt. Im Westen der modernen Stadt nahe der Bahntrasse, zwischen Strada Vicinale Costantinopoli und Via Anfiteatro, lag das römische Amphitheater (Plan 5, Nr. 19), von dem jedoch heute kaum Überreste sicht-

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Canosa

bar sind. Am nördlichen Stadtrand entlang der Via Alcide dei Gas­pari verlief einst die Stadtmauer, von der ebenfalls nur noch wenig zu sehen ist (Plan 5, Nr. 20). In der Bischofskirche in Canosa wurden neben frühromanischen Neuanfertigungen auch mehrere römische korinthische Kapitelle wiederverwendet. Im Süden Canosas, etwa 2 km außerhalb der Stadt, an der Strada Vicinale Santa Lucia, die man über die Via Santa Lucia in Richtung Andria erreicht, auf dem Hügel S. Lucia linker Hand an der Straße, befindet sich in umzäunten Areal die Überreste eines Tetrakonchenbaus, genannt S. Léucio, dessen Fundament ein späthellenistischer italischer Tempel bildet (Plan 5, Nr. 21). Ein kleines Modell und einige Bauteile sind im benachbarten Antiquarium zu sehen. Ein erster Bau entstand im 6. Jh. v. Chr., wie die hier gefundenen archaischen Dachterrakotten zeigen. Es kann sich bereits um ein Heiligtum oder um ein Haus der Oberschicht gehandelt haben. Im späten 4. oder frühen 3. Jh. v. Chr., zeitgleich zu den ersten Weihungen vor Ort, entsteht der erste sichere Sakralbau, wohl ein kleiner Naiskos, von dem sich ebenfalls die Dachterrakotten erhalten haben. Die Votive, Miniaturgefäße, Tonfrüchte und Terrakotten weiblicher Figuren weisen auf die Verehrung einer weiblichen Gottheit. Erst in der 1. Hälfte des 2. Jh. v. Chr. wird der Tempel errichtet. Auf einem Podium trägt ein rechteckiger Stylobat die quadratische Cella. Für eine vordere und hintere innere Säulenstellung wurde dem ­Stylobat je ein weiterer Fundamentstreifen an den Schmalseiten vorgelagert. Auf beiden Seiten führten Treppen auf das Podium. An den Schmalseiten standen vor der Cella wohl je vier ionische oder korinthische Säulen. Auf dem äußersten umlaufenden Fundament könnte der äußere Säulenkranz gestanden haben, der an den Schmalseiten Architrav, Metopen-Triglypen-Fries, Gebälk mit der Sima mit Löwenkopfwasserspeiern sowie einen flachen Giebel trug. Die Metopenfelder sind reliefiert und zeigen beispielsweise einen Brustpanzer. Die großen ionischen und die figürlich verzierten Kalksteinkapitelle stehen heute im Basilikainneren. Zur Ausstattung des Tempels gehörten auch Stützfiguren, Telamone. Es haben sich jedoch nur Einzelteile, ein Fußpaar, eine Bauchpartie und ein Kopf (heute vermißt) erhalten, so daß die genaue Position der Telamone am Bau nicht bestimmt werden konnte. Auch das an verschiedenen Stellen unter den späteren Kirchenböden sichtbare Kieselmosaik wird dem Tempel

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zugeordnet; es könnte aus einer spätkaiserzeitlichen Renovierungsaktion stammen. In offenen Grabungsschnitten sind außer frühchristlichen Steinsärgen und Plattengräbern der Stylobat und der profilierte Sockel des Tempels zu sehen. Die Rekonstruktion des Tempels mit einfachem oder doppeltem Säulenkranz oder lediglich an den Schmalseiten vorgestellten Säulen wird durch die spätere Überbauung sehr erschwert. Wem er geweiht war, eventuell der Minerva, ist nicht gesichert. Im 6. Jh. wird über dem Tempel ein Tetrakonchon errichtet (Abb. 14– 15). S. Léucio besteht aus einem quadratischen Apsidenbau mit ursprünglich überkuppelter Vierung, um den ein Umgang mit vier Apsiden gelegt wurde, wobei die östliche Apsis den Eingang bildet. Zwei Phasen lassen sich feststellen: In der 1. Phase baut man mit großen Tuffquadern das Tetrakonchon; Pfeiler trugen das Dach, Mosaikböden schmückten das Innere. Nach dem Bodenmosaik in der östlichen Apsis könnte die 1. Phase ins späte 4./frühe 5. Jh. datieren. In der 2. Phase im 6. Jh. wird der Bau verkleinert; man baut nun mit kleineren Tuffquadern unter Einsatz von Ziegeln und Mörtel. Außerdem werden die Pfeiler und Ecken verstärkt, das Laufniveau erhöht und neue Mosaikböden verlegt. In den äußeren Apsiden wird nun bestattet, wie die Plattengräber und kleinen Sarkophage belegen. Bautypologisch ist das Tetrakonchon nicht einfach einzuordnen. Die Ursprünge dieses im Westen und Osten auftretenden Bautypes finden sich in römischen Profanbauten. In römischen Häusern, Palästen, Grabbezirken und Mausoleen sind Tri- und Tetrakonchen zu finden. Als die früheste Kirche dieser Art gilt San Lorenzo in Mailand, die wohl im späten 4. oder frühen 5. Jh. errichtet wurde. Sie könnten auch als Bischofsresidenzen gedient haben. Vergleicht man die Grundrisse der bekannten Tetrakonchen miteinander, zeigt sich die Individualität dieser Bauten, da jeder eine andere Lösung in Hinblick auf das Zusammenspiel von Baukörper, Apsiden und Säulenstellung bietet. Im benachbarten Antiquarium sind Funde aus der Anlage zu sehen: Kapitelle, polychrom gefaßte Architekturterrakotten, hellenistische Tonfigurinen, Webgewichte, Gefäße, kleine Marmorstatuetten, Fragmente von Kieselmosaiken und Wandmalereien aus dem Tempel, gestempelte Ziegel und byzantinische Grabbeigaben. Zu den späteren Bauten Canosas gehören außerdem die Kathedrale Santa Maria (Plan 5, Nr. 22) aus dem 4. Jh. mit späteren Restaurierungen und ihr benachbart San Giovanni (Plan 5, Nr. 23) mit einem

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Castro

oktogonalen Baptisterium des 6. Jh., dem eine normannische Kirche vorgelagert wurde. Sie liegen an der Via Pianno San Giovanni am nördlichen Stadtrand nahe dem Krankenhaus an der Zufahrtsstraße zum Gewerbegebiet. Unter dem Baptisterium von San Giovanni wurden eine frühchristliche Basilika und ein schönes polychromes Bodenmosaik mit zwei Hirschen zu seiten eines Kelches entdeckt. 2001 begann die Freilegung und Untersuchung der Kirche San Pietro (Plan 5, Nr. 24), einer dreischiffigen Basilika mit Narthex am südlichen Stadtrand Canosas, nahe dem Tetrakonchon. Sie gehört zur bischöflichen Residenz der Stadt und wurde in der 1. Hälfte des 6. Jh. errichtet. Benachbart liegt eine kleine Kapelle, die wohl der ersten Bestattung des Bischofs diente. Man erreicht sie über die Via Matteo Renato Imbriani und die Via S. Pietro. Nach den neuesten Grabungsergebnissen scheint die erste Kirche bei Santa Maria und San Giovanni und nicht im Areal der späteren Bischofskriche entstanden zu sein. Verläßt man die Stadt Richtung Norden über die Via Barletta, trifft man 1 km stadtauswärts auf ein spätrömisches Gräberfeld mit Hypogäen, ziegelumstellten und -abgedeckten Grabgruben, Sarkophagen und einer kleinen Katakombenanlage des 3. Jh., über der im 6. oder erst im 8. Jh. die kleine Kirche S. Sofia errichtet wurde. Canusium war in der Spätantike ein wichtiges Zentrum, wie die Kirchenbauten belegen.

Castro Der Ort Castro auf dem Pizzo Mucurune in der heutigen Provinz Lecce nahe dem Küstenabschnitt zwischen Castro und Santa Caesarea wird mit dem antiken Ort Castrum Minervae verbunden, der uns nur literarisch überliefert ist (Vergil, Aeneis 3, 523-531). Er liegt oberhalb einer kleinen sandigen Bucht auf einer Anhöhe, 98 m über dem Meer mit weitem Blick über die Küste. Zu Füßen der Anhöhe befindet sich ein kleiner felsiger Hafen. Durch die Via Sallentina war Castrum über Land mit den anderen Orten verbunden. In der 2. Hälfte des 4. Jh. v. Chr. umgab man 3 ha Fläche mit einer Quadermauer, von der sich ein 700 m langes Teilstück in der località Muraglie (Abb. 19) im Bereich des Osttors (Abb. 18) und der anschließenden località Capanne entlang der Westseite des späteren Kastells erhalten hat. Die unteren Lagen und ein Teil der Torpfeiler sind noch in den späteren Kastellmauern sichtbar. Im Mauerwerk wurden zwei Blöcke mit einer messapischen Bauinschrift des 4.−3. Jh. v. Chr. gefunden, die wohl Namen

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wiedergibt. Im Areal des Kastells fand man auch ein Altar mit einer messapischen Inschrift. Während der Untersuchungen kam neben Keramikscherben, Lanzenspitzen und Nägeln auch eine ca. 13 cm hohe bronzene Athenastatuette ans Licht, die heute im Depot der Università di Salento aufbewahrt wird. Die Keramikscherben von japygisch-geometrischen, korinthischen, attisch schwarz- und rotfigurigen Gefäßen und korinthischen Amphoren belegen die frühe Nutzung des Ortes und den Kontakt der Bewohner zu Griechen, griechischen Händlern oder Seehändlern mit griechischen Waren. Schwarzgefirnißte und achrome Gefäße und bemalte lokale Ware gehören zur Zeit der befestigten Siedlung und italische und afrikanische Scherben und Lampen in die römische Zeit. Außer den Spuren der messapischen Befestigung bezeugt ein Bauteil, ein Giebelblock mit Triglyphe, der zu einem Giebel von mindestens 5,20 m Länge zu ergänzen ist, daß auch ein kleiner tempelartiger Bau in dorischer Ordnung in Castro gestanden haben könnte.

Der Tempel der Minerva Gleich mehrere antike Quellen überliefern ein Heiligtum der Minerva auf dem japygischem Promontorium. Die Angaben dreier Autoren des 1. Jh. v. Chr. seien hier stellvertretend wiedergegeben: Nach Marcus Terentius Varro kam Idomeneus, König von Kreta und Neffe des Minos, ein Akteur im trojanischen Krieg, aus der Gegend Salenti, wo sein Volk zwischen Uria (Oria?) und Castrum Minervae (Castro?) leben würde. Dort sei auf dem Hügel ein Tempel der Minerva. (Varro, Altertümer 3, fr.6 Mirsch). Auch Dionysios von Halikarnassos nennt am Kap Iapygii, das auch Kap Salentini heiße, einen Ort namens Atheneio, wo Aeneas an Land gegangen sei. Das Heiligtum liege auf einem Promontorium am Hafen der Aphrodite. (Dion. Hal., Römische Altertümer 1, 51, 3). Des weiteren gibt uns Strabon Nachricht von jenem Tempel: „Hier (bei den Salentinern) ist auch der einst reiche Tempel der Minerva und jener Felsen, welcher das Japygische Vorgebirge heißt, der weit gegen Südosten ins Meer hinausragt und sich auch etwas gegen das Lacinium hinwendet, …“ (Strab. 6, 3, 5).

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Plan 6 Cavallino, Stadtplan

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Cavallino

Cavallino 6 km von Lecce in einer ausgedehnten Ebene auf einem auf 40 m ü. M. ansteigenden Kalksteinplateau liegt Cavallino (Provinz Lecce), in dem man in dem sehr sehenswerten Parco archeologico am nördlichen Ortsrand Teile der antiken Stadt und Nekropole besichtigen kann. Die Siedlungsreste reichen von der Bronzezeit bis ins 3. Jh. v. Chr., danach wurde der Ort anscheinend verlassen. Aus der frühen Zeit stammt neben Funden von Steinwerkzeugen auch ein Menhir, eine 2,60 hohe Steinstele, die in der località Ussano 5 km vor Cavallino aufrecht steht. Die bronzezeitlichen, eher kleinen Hüttengruppen lagen in der località Pere und 350 m nördlich derselben. Übrig blieben die kreisrunden Hüttenböden, Pfostenlöcher, steinerne Pfeilspitzen und Scherben von Impastogefäßen, einer handgetöpferten, eher dickwandigen braunen Tonware. Im fondo Pelli wurde eine ovale Einraumhütte des 8. Jh. v. Chr. von 6 x 11 m aufgedeckt, die im Inneren eine Herdstelle, einen in den Boden eingelassenen Pithos zur Vorratshaltung und einen Mahlstein aufwies. Im 6. Jh. v. Chr. wurde ein Gebiet von 69 ha mit einer 3,1 km langen und bis 4,00 breiten Stadtmauer mit einem vorgelagerten 4 m breiten Graben umzogen, der auf Höhe des Tores unterbrochen ist (Plan 6). Das niedrige Plateau der Akropolis und ein derselben vorgelagerter Teil wurden extra umwehrt. Dieser Teil der Siedlung wird heute in dem 30 ha großen archäologischen Park präsentiert, der von einem eigens errichteten Aussichtsturm gut zu überblicken ist (Abb. 17). Im Stadtinneren verliefen 3,50−4,00 m breite Straßen und ein in den Fels getiefter Abwasserkanal. Außer diesem Kanal von 1,13 m Tiefe mit Kalksteinabdeckplatten wurden noch zwei weitere im Stadtgebiet gefunden, die teils auf 160 m Länge verliefen. Locker im Stadtgebiet verteilt liegen Wohnhäuser, die sich teilweise am Straßenverlauf ausrichten (fondo Pero; Sektor B). Es sind rechteckige Mehrraumhäuser von 25–160 m2 mit Bruchsteinsockel aus lokalem Kalkstein, deren zwei bis drei Räume um größere Höfe gruppiert sind. Auch große Hauskomplexe von 240 und 415 m2 entstanden. In einem solchen großen Gebäude von 415 m2 in der località Ajera wurden Dachterrakotten nach griechischem Vorbild und ein qualitätvolles Antenkapitell gefunden. Archaische Dachterrakotten, Gefäße und Grabbeigaben aus Cavallino sind im Museo Provinciale di Lecce zu sehen. Im genannten Haus in der località Ajera wurden Anfang des 5. Jh. v. Chr. weitere Räume teils angebaut, teils in den Hof gesetzt, offenbar gehen die Umbauten auf stärkere Funktionsteilung zurück. Möglicherweise

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Cavallino

stand im Bereich fondo Sentina einst ein archaisches Heiligtum, denn hier wurde aus dem Zubehör eines Webstuhls ein Webgewicht mit der eingeritzten Weihinschrift an eine weibliche Gottheit namens Arzeria (tai arzeriai), ein dorisches Kapitell mit rosettenverzierter Deckplatte und ein Teil eines Kalksteingesims mit Zahnschnitt und Rosettenverzierung geborgen. In der ersten Hälfte des 5. Jh. v. Chr. veränderte sich die Stadt und einige Häuser wurden aufgegeben; offenbar wurde die Gemeinschaft kleiner. Einige Straßen blieben jedoch in Benutzung und die Gräber des 4. bis 3. Jh. v. Chr. sprechen für eine fortgesetzte Besiedlung. Wie auch in anderen apulischen Städten liegen im Stadtgebiet verteilt auch nach dem Mauerbau Bestattungen des 7. bis 3. Jh. v. Chr. (Plan 6). Im südwestlichen Stadtareal im fondo Sentina ist ein Kammergrab (T 2) des 4.–3. Jh. v. Chr. mit kurzer Vorhalle, Treppenzugang und Steinflügeltür zu besichtigen, das in den anstehenden Kalkstein getieft wurde. Im Inneren der Kammer von 2,56 x 1,36 m wurde ein grobes Steinpodest stehen gelassen, das als Totenbett diente. Die Überreste von sieben Individuen – Männer, Frauen und ein Jugendlicher – und einige wenige Tongefäße wie ein schwarzgefirnißter Becher wurden im Grab gefunden. Die Abdeckung des Grabes fehlt heute, doch neben der Kammer ist noch die Ausbruchsgrube der Deckelplatten sichtbar. Aus Cavallino stammen auch Fragmente von vier flachen archaischen Kalksteinstelen im sog. daunischen Stil, die im Süden der Halbinsel sonst selten sind (siehe: Mesagne & Manfredonia). Der Kalkstein kommt aus dem Umfeld von Lecce. Sie sind aus einer Trockenmauer nahe dem Nordosttor, aus einer Specchie im fondo Pero und aus dem Umfeld des Felskammergrabes im fondo Sentina geborgen worden. Eines ist Teil einer Schulterpartie mit geometrischer Randverzierung aus Dreieckbändern und zwei einander gegenüberstehenden Reihen bewaffneter Krieger in flachem Relief. Eine andere zeigt eine Gespannszene mit Wagenlenker. In die langrechteckige Stele aus dem fondo Maratunde wurden drei parallele Felder im unteren Bereich eingetieft und in die obere Hälfte ordentlich mit grichischen Buchstaben vertikal ΒΑΛΑΧΙΗΙΝΟ eingeritzt; die genaue Bedeutung ist ungeklärt.

Ceglie Messapica Dieser Ort in der Provinz Brindisi wird mit dem antiken Caelia gleichgesetzt, von dem Plinius uns überliefert (nat. hist. 3, 16, 101), es läge zwischen Valesio und Brindisi. Während sich die erste Ansiedlung den

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Keramikfunden nach im 8.−7. Jh. v. Chr. in der località Masseria S. Pietro befand, bewohnten die späteren Messapier einen benachbarten Hügel. Im 4.−3. Jh. v. Chr. umschloß eine etwa 5 km lange Mauer aus großen Kalksteinblöcken in regelmäßigen Lagen, die teils noch im Gelände sichtbar ist, den Siedlungshügel. Eventuell ging ihr eine ältere Befestigung voraus, wie ein Mauerabschnitt entlang der Via Murri anzeigt. Innerhalb der jüngeren Mauer befindet sich in der località Paretone die Akropolis. Das ausgedehnte Siedlungsareal umfaßte bald 118 ha, war aber nicht dicht bebaut, sondern Hausgruppen mit zugehörigen Gräberarealen wechselten einander ab. Vor der Stadtmauer liegen auch zahlreiche Gräber des 4.−3. Jh. v. Chr. Aus späthellenistischer Zeit stammt ein Fragment eines kleinen Grabmonumentes, vielleicht eines Naiskos: ein Gebälkstück mit Metope und Reliefszene. In der località Monte Vicoli muß ein kleines Heiligtum gelegen haben, wie Weihungen an Aphrodite belegen. Leider wurde der Ort bisher nur wenig erforscht und noch weniger über die Ergebnisse publiziert. Im Umkreis der Stadt befinden sich zahlreiche Grotten und Höhlen. In der 1 km südwestlich von Ceglie Messapica gelegenen Grotte Montevicoli im gleichnamigen Hügel konnte eine Kultstätte untersucht werden, die Votive an Aphrodite und eine andere weibliche Gottheit enthielt. In einem ausgedehnten Olivenhain nahe Ceglie an der Straße nach Francavilla (siehe Anhang) liegt eine der größeren Specchie Apuliens (Abb. 24). Ob ein Grabzusammenhang besteht, ist nicht bekannt. Der flache große Geröllhaufen aus weißen Kalksteinen läßt sich erklettern und bietet einen in dieser flachen Gegend ungewöhnlichen weiten guten Überblick über das Gelände. Dies könnte also durchaus die einstige Funktion dieser Specchie gewesen sein. Richtung Norden ist am Horizont deutlich die Stadtsilhouette des 6,5 km entfernten Ceglie Messapica zu sehen. Diese Specchie ist eine von etwa zwanzig so bezeichneten Steinhaufen in Apulien, doch nur fünf wie die Specchia Sentina bei Cavallino und die Specchia dei Mori bei Martano erreichen diese Größe. Weitere befinden sich bei Spacuseddu, Ficazzano I/II, in der località La Rinedda, Campisano, Cisterna, in den vier località Lenze, Furcedde, Petruse, Lanzicedde und bei den Orten De Giorgi I/ II, Maliano bei Manduria, Conversano sowie zwei kleinere bei Lecce bei Vanze und Acquarica di Lecce. Da für einige ein Grabzusammenhang festgestellt wurde, sind diese strenggenommen keine Specchie, sondern Tumulusgräber.

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Conversano

Conversano Die kleine Landstadt Conversano in der Provinz Barletta-AndriaTrani hat außer einem Normannenkastell, einer romanischen Kathedrale und einem Benediktinerkloster nur wenig alte Bausubstanz zu bieten. Auf dem 219 m ü. d. M. gelegenen Hügel bei Torre Castiglione, 5 km südöstlich des modernen Stadtzentrums, befinden sich die Reste einer peuketischen Stadtbefestigung in Form einer Quadermauer aus großen Kalksteinblöcken. In der Via Torino und Via Rutigliano wurden runde und hufeisenförmige Steinsetzungen aufgedeckt, die Gruben mit Keramikscherben, Tierknochen und kleineren Metallobjekten umschlossen. Es handelt sich wohl um Weihegaben, die bei einer kultischen Handlung deponiert wurden. Im Bereich des Largo G Falconieri befand sich wohl ein Kultgebäude des 5.−4. Jh. v. Chr., da in dem zweiräumigen Bauwerk der Kopf einer größeren Terrakotte geborgen wurde. Im Areal Castinglione, in der proprietà Notarangelo, 5 km südöstlich des modernen Zentrums, konnte ein Teil eines mehrräumigen Wohnhauses mit vorgelagertem Hof aus dem 5. Jh. v. Chr. freigelegt werden. Außerdem stammen aus dem Stadtgebiet zwei große Schatzfunde mit antiken Münzen; der eine barg 30 Silbermünzen aus verschiedenen westgriechischen Kolonien und der andere über 1000 silberne und bronzene römische Münzen. Wie üblich liegen vor dem antiken Stadtgebiet Gräber, die hier vom 8. Jh. v. Chr. bis in römische Zeit datieren. Einige des 4. Jh. v. Chr. enthielten Bronzewaffen wie sog. samnitische Gürtel, Beinschienen, Körperpanzer und die charakteristischen apulischen Helme mit Befestigungsmöglichkeiten für Federn oder andere ins Auge fallende Aufsätze. Nahe Conversano an der Straße nach Putignano, bei Torre Castiglione in der località Madonna dei Tetti, sieht man ein beeindruckendes Kriegergrab, die „Specchia Accolti“. Hier wurde über einem Grab des 6. Jh. v. Chr. ein zweistufiger Tumulus (Grabhügel) von 32 m Durchmesser aufgeschichtet, der heute noch 5 m hoch ansteht. Im Grubengrab fanden sich zahlreiche Bronzewaffen, Pferdegeschirrzubehör und eine Bronzeschale. Die meisten Funde aus Conversano wurden nach Bari verbracht, doch im Klostermuseum des Klosters San Benedetto sind ebenfalls einige neolithische bis hellenistische Funde ausgestellt.

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Egnathia Bei Fasano (Provinz Brindisi & Bari) zwischen Bari und Brindisi an der westlichen Adriaküste liegt das antike Gnathia und römische Egnathia. Identifiziert wurden die antiken Überreste über Inschriften und Münzfunde. Grabungen begannen bereits im 16. Jh. Seit der Zerstörung durch die Goten im 6. Jh. lag der Ort brach und diente bis ins 20. Jh. als Steinbruch für umliegende Ortschaften. Erst mit der Eröffnung des archäologischen Parks und mit der Einrichtung eines kleinen Museum 1971 wurde die Anlage geschützt. Im Museum neben dem Parkzugang sind vorgeschichtliche Funde, Grabinventare der griechischen bis ­römischen Zeit, römische Bodenmosaiken, spätantike Funde aus dem Stadtgebiet, römische Amphoren aus dem Meer und ein kleines Geländemodell ausgestellt. Die antike Siedlung befand sich direkt an der erodierten Kalksteinfelsküste auf einem leicht erhöhten Plateau (Akropolis) und dem nach Westen abfallenden Gelände (Abb. 20). Die Stelle war bereits in der Bronzezeit und vom 9.–7.  Jh.  v. Chr. besiedelt. Die bronzezeitliche Ansiedlung von etwa 3 ha auf der durch zwei Buchten gerahmten Halbinsel (Akropolis) war mit einer trocken aufgeschichteten Mauer von etwa 2,90 m Breite und 2,20 m Höhe geschützt. Reste der Hüttensiedlung zeichnen sich im Uferbereich nordöstlich der westlichen Stadtmauer ab. Von den frühen Bewohnern stammen auch die im Museum ausgestellten Webgewichte für die Stoffproduktion und die dunkelbraunen handgetöpferten Impastogefäße wie die Schöpfkellen mit hochgezogenem Henkel. An einigen Stellen, besonders im Küstenbereich, sind noch Abschnitte der Stadtmauer aus dem 3. Jh. v. Chr. zu sehen. Sie ist bis zu 7 m hoch erhalten. Die Quader wurden direkt davor aus dem Fels gebrochen. Abarbeitungen im Küstenbereich, Pfeilerfundamente und eine Art ­schmaler Graben könnten bedeuten, daß ursprünglich auch die Seeseite mit einer Mauer geschützt war. Dieser Stadtmauer ging im 4. Jh. v. Chr. ein Agger (Erdwall) mit steinverstärkter Front und vorgelagertem Graben voraus, die etwa 40 ha umschloß. Auf der Akropolis am Meer liegt ein kleiner Tempel des 4. Jh. v. Chr., der in der römischen Kaiserzeit eine umfassende Neugestaltung erfuhr. Der erste Bau bestand gemäß den erhaltenen Fundamenten und Architekturfragmenten aus einer Cella mit tiefer Vorhalle, umlaufender dorischer Säulenstellung und Metopen-Triglyphenfries.

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Egnathia

In römischer Zeit durchläuft die Via Trajana die Stadt (Abb. 21, Nr. 1); tiefe Radspuren sind im antiken Pflaster eingegraben. Heute trennt die SS 379 Akropolis und Stadtgebiet, in dem sich die Reste eines Heiligtums für orientalische Gottheiten, Abschnitte des Forums und eine Basilika erhalten haben. Die Straßenführungen sind unregelmäßig – offenbar nehmen die römischen Straßen Rücksicht auf ältere Wegeführungen. Entlang der Wege läßt sich an einigen Stellen das Wasserund Abwassersystem aus Rinnen, Zisternen und Sammelbecken studieren. Ein gepflasterter Platz nahe der Hauptstraße, der auf drei Seiten mit Portiken eingefaßt ist, wird als Forum angesprochen (Abb. 21, Nr. 2). Südlich schließen sich Läden an. Am Platzrand liegt ein Podium, möglicherweise eine Rednertribüne. Weiter südlich, von den öffentlichen Bauten durch die Hauptstraße getrennt, befinden sich Wohnhäuser und drei frühchristliche Basiliken (Abb.  21, Nr.  7–9). Eine war über einem Haus mit einem bunten Fußbodenmosaik errichtet worden, dessen Zentrum eine Gruppe nackter junger Frauen schmückt, eine Darstellung der drei Grazien. Die Basilika mit Dreikonchenchor und Baptisterium wird mit dem Bischofskirche des Bischofs Rufenzio des 5. Jh. n. Chr. in Verbindung gebracht wird, der aus den Synoden-Akten des frühen 6. Jh. als Egnatinus bekannt ist. In die Strukturen zwischen Forum und Heiligtum der östlichen Gottheiten wurde eine unregelmäßige ovale Struktur eingezogen, deren Grundriß an ein Amphitheater erinnert (Abb. 21, Nr. 3). Da jedoch Zuschauerränge, Umgänge und andere Theaterstrukturen fehlen, wird es sich um eine spätere Anlage, vielleicht eine Art Viehgehege, handeln. Im Quartier südöstlich des sogenannten Amphitheaters liegt ein Heiligtum orientalischer Gottheiten aus dem 2. Jh. (Abb. 21, Nr. 4). Inmitten des rechteckigen Platzes erhebt sich der Altar, auf dessen umlaufenden Reliefs Musikinstrumente, die zur Kultausübung gehören, abgebildet wurden. Außerdem trägt er eine Inschrift, eine Widmung der Priesterin Flavia an die Göttermutter Kybele und die Dea Syria. Im Heiligtum sind auch der marmorne Kopf und ein Arm des Gottes Attis gefunden worden, ein Begleiter der Kybele. Direkt daneben befindet sich eine römische Basilika des 1. Jh. (Abb. 21, Nr. 5) mit einer U-förmigen Kryptoportikus, einem unterirdischen kühlen Gang, der oft zur Warenlagerung dient. In römischer Zeit wurde auch der Hafen ausgebaut; er war eine gute Zwischenstation auf dem Weg von Brindisi nach Bari. Reste der Kanäle und Becken sind im Küstenbereich sichtbar; ein ursprünglich abgedeckter Kanal leitete am Beckenrand

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das Regenwasser aus der Stadt ab, um eine Verlandung des Hafen­ beckens zu verhindern. Mit dem Ausbau des Hafens wurden die hier angelegten Zisternen und Brunnen aufgegeben. Zwei Molen schützten die Bucht nördlich der Akropolis für den Hafenbetrieb. Durch den Anstieg des Meeresspiegels und die Erosion entlang der Küste zeichnet sich ihr Verlauf nur noch unter Wasser ab. Im rauhen Fels an der Küste liegen zahlreiche langrechteckige Grabgruben, halb überspült vom Meer, da der Meeresspiegel bis heute um ca. 4,60 m angestiegen ist. Die antike Küstenlinie muß ursprünglich gut 200 m weiter nordöstlich verlaufen sein, denn auch hier, 4 bis 5 m unter der Wasseroberfläche, sind Grabgruben im Boden. Heute machen es sich im Hochsommer Badende in diesen „Badewannen“ an der Küste bequem. Direkt vor der Stadtmauer in der Südnekropole, neben dem Museum, liegen große Halbkammer- und Grubengräber sowie aufwendige Kammergräber im Tuff, die betreten werden können. Ein kurzer Treppendromos führt seitlich oder direkt auf die steinerne Hauptgrabtür der Einraum- und Mehrraumkammergräber zu. Die zumeist rechteckigen Kammern des späten 4. Jh. v. Chr. wurden mit der Zeit oft erweitert und um neue Kammerräume bereichert. Im Inneren waren sie verputzt und ausgemalt (Abb.  22), teils geometrisch schlicht, teils vegetabil und figürlich. In mehreren wurden messapische Inschriften bzw. Namen entdeckt. Auch in römischer Zeit wurden sie noch genutzt; man brachte loculi, kleinere Nischen für Urnenbestattungen, in die Wände ein.

Foggia Bei der Stadt Foggia befand sich das antike Arpi; mitten im Herzen des Tavoliere, um dessen Rand sich Salapia, Siponto, Lucera, Aecae/ Troia und Herdonia/Ordona reihen. Dies sind alles Städte, die in römischer Zeit besonders von der Lage an dieser für die Landwirtschaft so wichtigen fruchtbaren Ebene profitierten. In Foggia selbst sind lediglich Bauten der Stauferzeit, des Barock und des Neoklassizismus zu finden. Antike Überreste gibt es keine, doch die schöne Altstadt und das Museo Civico in selbiger, nahe dem Dom, sind einen Besuch wert. Das Museum befindet sich im Palazzo Arpi nahe dem Altstadttor und beherbergt u. a. ein Lapidarium und eine archäologische Sammlung mit Funden aus Arpi und Herdonia. Die Sammlung ist der jüngst verstorbenen Archäologin Marina Mazzei

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Foggia

gewidmet, die sich um die Erforschung und Erhaltung der Kulturschätze der Region sehr verdient machte. Im Museum befinden sich im Eingangsbereich ein Kieselbodenmosaik des 4. Jh. v. Chr. aus Ausculum/Ascoli Satriano, ein Mosaik des 3. Jh. v. Chr. aus einem Peristylhaus in Arpi, ein korinthisches Kapitell und die Statuen einer Sitzenden und eines Herkules. In zweien der neun Säle wurden unter Integration verschiedener Funde und Wandmalereien Kammergräber rekonstruiert: die Tomba della Medusa und die Tomba dei Cavalieri. Die Tomba della Medusa ist ein Dreikammergrab mit Dromos, Vestibül und kleiner Nebenkammer. Die drei Kammern sind mit je einer Tonne überwölbt und innen verputzt und ausgemalt. Die mittlere und zentrale Kammer von 2,46 x 2,50 x 2,80 besitzt einen Cocciopesto-Boden mit einem Mittelemblem eines vielfarbigen Bodenmosaiks mit Delphinen. Dieses Grab ist das einzige apulische Kammergrab mit einem Mosaikboden. Vergleicht man Technik und Mo­tive mit den Mosaiken in den Wohnhäusern Arpis (località Montarozzi), ist die Übereinstimmung auffällig. Offenbar war hier eine lokale Werkstatt tätig. Die Wände sind farbig verputzt: Über einem dunkelblauen Sockel folgt ein helles Band, das ihn gegen die rote Hauptzone absetzt, die durch einen Zahnfries in Stuck und ein blaues Friesband mit weiß aufgetragenem Rankenmotiv abgeschlossen wird. Die beiden seitlichen Kammern von (2,70 x 2,50 x 2,90−3,10 m) enthalten je eine an die äußere Wand gerückte Kline für die Bestattung. Auf den Klinen liegt am Kopf- und Fußende je ein steinernes Kissen, vor den Klinen steht je eine niedrige steinerne Fußbank. Die zentrale Kammer öffnete sich zum Vestibül (3,28 x 1,16 x 2,80 m) und war mit einer zweiflügligen bemalten Steintür verschlossen. Auch die Wände des Vestibüls waren bemalt: Auf der einen Seite der Tür war der Höllenhund Cerberus zu sehen, auf der anderen eine Szene mit einem Mann in Toga (Togatus), einem Pferd und dem Pferdeführer; oberhalb des Bildes hinterließ der Künstler Artos seine Signatur. Der 9,30 m lange Zugang fällt steil zu der Fassade des Grabes hin ab. Vier Säulen von 2,60 m Höhe bilden den Zugang zum Vestibül und tragen den Architrav, den dorischen Fries mit blau gefaßten Triglyphen und den Giebel. Der Giebel wird durch ebenfalls farbig bemalte Dachreiter (Akrotere) bekrönt. Die Säulen auf attischen Basen tragen figürlich verzierte Kalksteinkapitelle: Jeweils zwischen zwei Voluten sitzen Köpfe von Frauen und jungen unbärtigen und bärtigen Männern. Solche Figuralkapitelle wurden auch in Cavallino (Museum Lecce) und Taras (Museum

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Tarent) gefunden. Diese eher kleinformatigen Kapitelle aus dichtem hellem Kalkstein konnten die Fassade von Kammergräbern oder auch oberirdische Naiskoi zieren. Das Giebelfeld schmückt ein nahezu vollplastisches Relief eines Medusenhauptes auf rotem Grund, das dem Grab seinen Namen gab. Das Grab wurde mehrfach belegt und vom 3. bis Mitte 2. Jh. v. Chr. genutzt. Leider wurde es ausgeraubt; nur einige wenige Beigaben blieben vor Ort: Fragmente von Tongefäßen wie Volutenkrateren (Weinmischgefäße), von Bronze- und Silberge­ fäßen, Miniaturgefäße, Bronzegeräte, Marmorgefäße wie eine Pyxis (rundes Deckelgefäß), Glasgefäße wie ein Skyphos (Trinkbecher), vier Lanzenspitzen, Reste eines Bronzegürtels, ein Strigilis, Bronzespiegel, Nägel und Silber- und Goldschmuck sowie eine Bronzemünze. Die Tomba dei Cavalieri ist ein niedriges Halbkammergrab, dessen Inneres an drei Seiten figürliche aufgemalte Szenen zeigt: Reiter, eine Jagd und einen Karren. Trotz der geringen Höhe besitzt es einen kleinen Vorraum. Vor dessen Anten, den Stirnseiten der Längswände, wurde je eine schlichte halbe Basis gefunden; es müssen demnach zwei Halbsäulen den Zugang geschmückt haben. Im 1. Stock des Museum sind Grabmalereien des 3. Jh. v. Chr. wie jene aus der Tomba della Nike aus Arpi, Funde aus der Tomba di Ganimede und große mehrfarbige bemalte Grabgefäße ausgestellt. Die Tomba di Ganimede aus der ersten Hälfte des 3. Jh. v. Chr. lag direkt neben dem Dromos der Tomba della Medusa in Arpi. Über einen 1,80 m langen Dromos mit farbig verputzten Lehmziegelwänden gelangte man in eine langrechteckige Kammer von 3,10 x 5,30 x 2,40 m mit dachförmiger Abdeckung; aufgemauert aus Tuffblöcken. Auch dieses Grab war teils ausgeraubt, doch unter dem Deckenversturz lagen noch zahlreiche Beigaben, z. B. Lanzenspitzen, Bronzemünzen, Tongefäße und zahlreiche figürliche Terrakotten, darunter zwei Darstellungen des namengebenden Ganymeds in den Klauen des Adlers. Diese buntbemalten Terrakotten hatten Löcher und Ösen zum Aufhängen oder zur Befestigung. Das Ipogeo delle Anfore ist ein langrechteckiges Kammergrab mit kurzem Dromos, schmalem Vestibül und zwei die Steintür flankierenden dorischen Säulen vom Ende des 4./Anfang des 3. Jh. v. Chr. Die Decke des Vestibüls wurde durch Stuckdekoration einer Balkenabdeckung nachempfunden. In der rotausgemalten Hauptkammer wurden an der südwestlichen und nordwestlichen Wand je zwei Bestattungskammern oder Totenbetten aufgemauert. Den Verstorbenen waren

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Gallipoli

zahlreiche Gaben mitgegeben worden, von denen sich 132 erhielten, darunter viele Gefäße aus Ton und Bronze, auch Doppelaskoi und ein Dreifachgefäß (Kernos), Tränenfläschchen (Unguentariaen), Lanzenspitzen, Strigiles, Webgewichte, Schmuckstücke wie einen Goldring und mehrere figürliche Terrakotten wie Reiter, Frauen und Eroten. Ein besonders reich ausgestattetes Kammergrab war auch die 1972 in der località Arpinova entdeckte Tomba del Vaso dei Niobidi aus dem letzten Viertel des 4. Jh. und Anfang des 3. Jh. v. Chr. Das Innere der langrechteckigen Kammer war sorgfältig verputzt und mit roten und gelben Streifen bemalt. Die Kammer enthielt die Skelettreste eines Erwachsenen, der man hier einst mit über 162 Gefäßen beisetzte. Außer diesen hatte man auch Räucherständer (Thymiaterien) hinzugestellt. Bei den Amphoren und den vielen Trink-, Ausschank und Serviergefäßen handelt es sich um ein Set für ein umfangreiches Mahl mit Weingenuß, wie es zwar nicht mit so hoher Stückzahl, aber in ähnlicher Zusammensetzung auch in anderen Kammergräbern gefunden wurden. Des weiteren sind im 1. OG neolithische Funde, die vorrangig aus Passo di Corvo stammen, und eine Sammlung kontextloser Funde sowie mehrere Vitrinen zu einzelnen Fundorten aus der Umgebung zu sehen, die vor allem Grabbeigaben aus Arpi, Salapia, Siponto, Herdonia/Ordona und einige wenige Stücke aus Lucera und Ausculum/­Ascoli Satriano enthalten. Dazwischen auch ein qualitätvolles ionisches Kalksteinkapitell mit einer delphinreitenden Nereide aus Arpi. Römische Funde, Alltagsgegenstände und Skulpturen stammen vor allem aus Herdonia/Ordona und Lucera.

Gallipoli An der Westküste der Salento-Halbinsel liegt in der Provinz Lecce Gallipoli, das seine Gründung dem trotz der eher schroffen Küste hier vorhandenen kleinen natürlichen Hafen verdankt. Es wird mit dem antiken Kallipolis übereingebracht, das der Überlieferung nach durch den Spartaner Leukippos den Tarentinern abgeluchst wurde (Dionysios von Halikarnassos, Römische Altertümer, 19, 3, 3). Archäologisch ist der sehenswerte Ort weitgehend unerforscht; lediglich frühe neolithische Funde und einige lateinische Inschriften aus der römischen Kaiserzeit sind bekannt. Der sogenannte hellenistische Brunnen auf der Piazza Aldo Moro vor der Brücke zur Altstadt mit einer Schaufassade mit mythologischen Reliefs wird eher aus dem 16. Jh. stammen. Inmitten der Altstadt liegt in einem Palazzo das kleine Museo Civico

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„Emanuele Barba“. In einem großen überdachten Arkadenhof stehen ohne weitere Dokumentation Fundstücke aus der Antike bis in die Neuzeit. Nur ein sehr kleiner Teil der Sammlung wurde ausgestellt (Abb. 31). Um ein großes Walskelett ordnen sich Pithoi (große Vorratsgefäße), zwei kleine Marmorsäulen, zwei Bleianker sowie aus ­Alezio ein monolithischer Sandsteinsarg, ein vollständiges Plattengrab, die Deckplatte und die Längswand eines weiteren und eine Stein­platte – alle mit messapischen Namensinschriften.

Gargano Das Promontorio del Gargano schiebt sich aus der Ostküste Italiens vorspringend in die Adria und wird daher auch als des Stiefels Sporn bezeichnet (Abb. 25). Dieses auf über 1000 m ansteigende Gebirge, das seit 1995 Nationalparkstatus besitzt, war schon in der Antike wie bei späteren Reisenden für seine dichten Wälder und seine Naturschönheit bekannt. So beschreibt Ferdinand Gregorovius in ‚Apulische Landschaften‘ (Leipzig 21880, 41 & 64) von Benevent kommend den Anblick des Promotoriums: „Schon stundenlang hat man eine lang hingestreckte azurblaue Gebirgsmasse vor sich, die sich nordostwärts wie eine riesige Felsmauer hinzieht. Dies ist der Garganus, das vorläufige Ziel unserer Reise … Der Horizont rings umher ist wundervoll. Nordwärts steht die purpurne Gebirgskette des Garganus: das Meer schimmert links von ihm aus der Ferne, und die Eilande Tremiti tauchen aus feinem silbernem Spiegel auf. Ostwärts über Foggia hinweg dehnt sich Apulia Plana bis zum Golf von Manfredonia hin, in weiten sonnigen Flächen ausgebreitet.“ Östlich von Manfredonia am südlichen Fuß des Garganogebirges erhebt sich der Monte Sant’Angelo auf 830 m, zu dessen Kuppe sich eine Fahrstraße mit vielen Windungen und schönen Ausblicken hinaufschlängelt. In die Felshänge sind an mehreren Stellen frühchristliche Hypogäen in den Tuff gegraben worden. Sie enthalten Grabgruben unter überwölbten Nischen, und in manchen zieren Felsreliefs oder Graffiti die Wände wie das Relief des Heiligen Michael im Ipogeo Gravaglione. Die Pilgerstätte Basilica di San Michele ist vor allem durch ihre mittelalterlichen Galerien und Grabkammern geprägt, doch die Verehrung reicht bis ins 5. Jh. zurück. Die Höhle der Grottenkirche wurde auch zu früheren Zeiten schon als Kultstätte genutzt. Östlich von Manfredonia und dem Monte Sant’Angelo liegt Mattinata an einem langen Kiesstrand. Diese Stelle war bereits in der Antike

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Gargano

bewohnt: Daunische, griechische und römische Funde zeugen davon. Direkt am kleinen Hafen, in der località Agnuli, liegt verteilt in zwei eingezäunten, aber zugänglichen Arealen (Abb. 26) eine römische Fulonica, ein Betrieb, 27 in den Boden eingelassene Dolia (Vorratsgefäße), Becken und Kanälen, der vom 1.−4. Jh. n. Chr. und dann erneut bis in 7. Jh. genutzt und mehrfach umgebaut wurde (Abb. 27). Die Anlage diente der Weinverarbeitung durch Pressen und Weiterbehandeln des Weins; bis zu 1000 Liter konnte ein Dolio fassen. Später wurde hier auch Öl gepreßt. Möglicherweise gehörte sie zur pars rustica, zum Wirtschaftsteil einer römischen Villa, da im Umkreis weitere römische Mauern bemerkt wurden. In späterer Zeit wurde eine Küchenvorrichtung in die Anlage eingebaut, und in der Spätantike diente sie drei Erwachsenen und einem Kind als Bestattungsort. Im Umfeld des Ortes gibt es mehrere Hypogäen mit Nebenkammern und Nischen, Pfeilern oder Arcosolien (überwölbten Nischengräbern) und Kreuzgraffiti an den Wänden, die zumeist über Felsöffnungen an Abbruchkanten zugänglich sind: Bucicchia, Coppa del Principe und Iumitite. Das örtliche Museum, dessen Grundbestand auf 2695 meist daunische Objekte aus einer Privatsammlung zurückgeht, in der Via Vittorio in Mattinata am westlichen Stadtrand (ausgeschildert), wirkte vernachlässigt und war ohne Aushang näherer Informationen 2010 geschlossen. Man kann jedoch in der örtlichen Apotheke, in der Farmacia Sansone am Corso Matino 144 bei Antonio Sansone nachfragen und sich die kleine schöne Sammlung daunischer bis römischer Antiken aus der Gegend in der Apotheke selbst anschauen. Zwei Kilometer vor Mattinata, auf dem Küstenhügel Monte Saraceno (Abb. 28), erstreckt sich ein Gräberfeld mit ca. 400 in den Fels getieften Kammer- und Grubengräbern des 10.−5. Jh. v. Chr. Die kleinen Felsgruben enthielten Hockerbestattungen; die Verstorbenen hatten Bronzeschmuckstücke, handgetöpferte Impastogefäße und geometrisch bemalte Ware bei sich. Eine ungewöhnliche Grabbeigabe ist ein bemaltes Tonpferdchen aus dem frühen 5. Jh. v. Chr. Die Gräber des 9.−7. Jh. v. Chr. waren ursprünglich mit einem Bruchsteinhaufen überdeckt, darunter lagen in Hockerstellung die Toten einzeln in einer Felsgrube. Nahe den Gräbern hat man pilz- und kopfförmige Aufsätze gefunden. Möglicherweise bekrönten sie die Steinhaufen als Grabmarkierung. Ein schöner Spazierweg führt von der Straße über den Hügel bis zur Ausgrabungsstelle (siehe Anfahrtsbeschreibung); Ort und Ausblick sind einen Abstecher wert. Die

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Funde sollen zum Teil im Museo Archeologico in der Via di Vittorio in Mattinata ausgestellt sein. Am südlichen Fuße des Garganogebirges liegt Vieste (Provinz Foggia), ein Hafenort mit verwinkelten steilen Treppengassen um ein Stauferkastell an der zerklüften Küste. Er beherbergte in der Via Celestino ein kleines Museo Civico Archeologico mit Funden aus der Umgebung, das jedoch 2010 noch wegen Umzugs in die Neustadt geschlossen war. Der antike Ort wurde auf einer vorspringenden Halbinsel oberhalb einer schroffen Felsküste angelegt. Ob er einem der uns schriftlich überlieferten Orte, etwa dem antiken Uria (Strabon 6, 3–9), entspricht, ist bisher unbekannt. Die Wege ins Binnenland waren eher beschwerlich, doch die Kontrolle der Küstenschiffahrtswege war von dieser strategisch günstigen Position gut möglich. Die Besiedlungszeit des 6.−5. Jh. v. Chr. kennen wir nur über Münz- und Inschriftenfunde in den località Pantanello und Carmine im Bereich der heutigen Altstadt. Im 4. Jh. v. Chr. wurde der antike Ort wie so viele in Apulien mit einer Wehrmauer aus großen Kalksteinquadern befestigt, die nahe der Kirche del Carmine zwischen der Via De Gasperi, Via Matteotti und Via dell’Erba mit wenigen Steinlagen sichtbar ist. Auch ein Heiligtum für Demeter, Zeus und Aphrodite muß es in Vieste gegeben haben, von dem sich ein Weihestein mit messapischer Inschrift erhalt hat. Aphrodite mit dem Beinamen Sosandra wurde seit hellenistischer Zeit auch in einer Felsgrotte auf der kleinen Isola di Sant’Eufemia vor der Küste bei Vieste verehrt. Die Besucher ließen in die Felswand geritzte Symbole und lateinische und griechische Anrufungen der Göttin zurück. Später wurde im Hypogäum eine christliche Kultstätte eingerichtet. Aus römischer Zeit stammt eine Thermenanlage, deren Mauern, Öfen, Zisternen und Mosaikreste in der località Carmine entlang der Via XXIV Maggio aufgedeckt wurde. Sowohl auf der äußersten Spitze des Promontoriums, als auch rings um den westlichen Teil der Anhöhe und des mittelalterlichen Kastells wurden Gräber entdeckt. Im Hof des Palazzo Comunale zwischen der Via Spina und der Via Muraglione wurde ein Halbkammergrab mit einer ungewöhnlich hohen Zahl an Beigesetzten und reicher Grabausstattung aufgedeckt. Vom 4. bis zum 2. Jh. v. Chr. ware darin 26 Männern, Frauen und Kindern mit vielen Beigaben bestattet worden. Außer Gefäßen, Waffen und Geräten enthielt das Grab 17 Bronzemünzen. Die unterschiedlichen Prägedaten von 335 bis 132 v. Chr., die Streuung im Grab und die Nähe zu den Schädeln zeigen, daß es sich nicht um eine Einzelbeigabe handelt,

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Gargano

sondern jeweils ein Verstorbener eine Münze im Mund als Fährgeld für den Fährmann Charon erhielt, der sie über den Fluß Styx in den Hades, die Unterwelt, übersetzte. Die Münzen stammen nicht nur aus nahegelegenen Orten wie Arpi, sondern auch aus Syrakus, Rom und aus Oiniadai in Akarnanien, was in einem auf die See und den Handel ausgerichteten Hafenort wie Vieste nicht überrascht. Die Grabform, das kleine Gefäßdepot außerhalb des Grabes, die Mehrfachbelegung und der sorgsame Umgang mit den jeweils älteren Bestattungen und die daunischen Askoi (lokal beliebte, schlauchartige Gefäße) implizieren, daß es sich um eine einheimische, wohl daunische Familie handelt. Die Auswahl und Kombination der Beigaben mit vielen Importen oder Objekten aus der griechischen Kultur könnten ein Hinweis darauf sein, daß die Familie intensive Handelskontakte unterhielt. Von Vieste kann man, wie von den Häfen in Manfredonia, Rodi Garganico, Peschici, Termoli, Vasto, Ortona und Pescara, eine Fähre auf die Isola San Nicola, eine der Tremiti-Inseln, nehmen. Diese weißen Kalksteinmassive erheben sich in Sichtweite aus der tiefblaugrünen Adria. Auf San Nicola liegt auf dem Plateau der Renaissance-Kirche Santa Maria a Mare ein antikes Gräberfeld mit in den Fels getieften Gruben- und Kammergräbern. Zwei der größeren werden rein hypothetisch mit bekannten Personen wie Diomedes, König von Argos (Tomba di Diomede), und Julia, der verbannten Tochter des Augustus (Tomba di Giulia), verbunden. Nach ersterem wird der Archipel auch Diomedes-Inseln genannt; letztere wurde von Kaiser Tiberius zu lebenslangem Exil auf den Inseln verurteilt und lebte 20 Jahre auf dem Eiland. Ein römischer Komplex um eine große Zisterne könnte mit der Villa Julias in Verbindung gebracht werden, aber ebensogut kann es sich um einen römischen Handwerksbetrieb handeln. 7,5 km nordwestlich liegt das Santuario di S. Maria di Merino, das möglicherweise an der Stelle des antiken Merinum errichtet wurde. Aus römischer Zeit stammen Überreste einer Zisterne und einer römischen Villa. Die Villa wurde im 1. Jh. v. Chr. angelegt, im 1. Jh. n. Chr. erweitert und, wie spätere, heute nicht mehr sichtbare Bodenmosaiken zeigten, auch danach noch genutzt. Neben der Kirche St. Merino direkt an der Küstenstraße liegen die wenig anschaulichen Überreste einer römischen Fulonica (Werkstatt) und einer Wasserleitung aus dem 1. Jh. n. Chr. Im Küstenfels gegenüber der kleinen vorgelagerten Insel Chianca sind noch rechteckigen Grabgruben zu sehen, während die Abdeckungen verloren gingen. Römische Villen mit Produktionsbetrieb,

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der sogenannten pars rustica, wurden auch bei Fioravanti und südlich von Vieste an der Ebene von Marinata (s. o.) lokalisiert. Die gewählten Plätze ermöglichten sowohl landwirtschaftliche Bewirtschaftung, als auch über die Küstenlage und die kleinen Häfen die Ausrichtung auf den Fischfang und die Küstenschiffahrt. 7,5 km nördlich von Vieste wurde in der località La Salata nordwestlich der Scialmarino-Bucht auf einem Küstenhügel ein weitläufiges frühchristliches Gräberfeld des 4.–6. Jh. freigelegt (Abb. 29). Es enthält in zwei miteinander verbundenen Höhlen auf 6000 m2 in den Fels getiefte Kammergräber, Grabnischen und sehenswerte Arcosolien (überwölbte Nischengräber). Folgt man der nun gewundenen Küstenstraße weiter gen Westen, trifft man an der Westseite des Hafenstädtchens Peschici am Monte Pucci auf eine ähnliche spätantike Grabanlage. Mehrere Kammern mit Nebennischen wurden hier für christliche Bestattungen in den Fels gehöhlt. Wegen des zunehmenden Platzmangels waren ähnlich wie in römischen Katakomben auch zahlreiche Nischen, sog. loculi, übereinander in die Felswände geschnitten worden. Zu den Funden gehören römisch-afrikanische Tonlampen des 4.–6. Jh. v. Chr. Weiter westlich, ebenfalls an der Nordostküste des Gargano, befindet sich auf einem Felsplateau zwischen zwei kilometerlangen Strandbuchten der kleine Ort Rodi Garganico. Hier sind außer einer wohl mittelalterlichen Stadtmauer in der località Sotto il Castello Ruinen des antiken Hafens zu besichtigen. Daunische Keramik und römische Inschriften zeigen, daß die Gründungsgeschichte des Ortes weit zurückreicht. Nahe dem Ufer des Romandato wurden auch eine neolithische Siedlung und paläolithische Steinfunde entdeckt, darunter der sog. Homo di Romandato, ein Fragment eines Kopfes mit geöffnetem Mund. Südlich des Ortes nahe Ischitella wurde in der Grotta dei Pagani ein christliches Hypogäum mit mehreren Grabgruben in den Fels geschnitten. Auf der Nordseite der Garganohalbinsel endet die Felsküste im weiteren Verlauf, und die beiden Seen Lago di Varano und Lago di Lésina flankieren einen schmalen Küstenstreifen. Die ganze Gegend ist reich an archäologischen Funden: vorgeschichtlich genutzte Grotten, eisenzeitliche Gräber und Hütten, verstreute kleine römische Gehöfte und Weiler und frühchristliche Hypogäen. Südöstlich der Seen am Fuße des Parco Nazionale di Gargano befindet sich der Ort Cagnano ­Varano. Hier wurde in der località Avicenna bei Bauarbeiten eine römische

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Abb. 1: Brindisi, Säulenpaar am Ende der Via Appia

Abb. 2: Tarent, Poseidontempel am Rande der ­Altstadt, Piazza Municipio

Abb. 3: Ruvo di Puglia, Palazzo Jatta, Ansicht der Sammlungsräume

Abb. 4: Passo di Corvo bei Arpi, neolithisches Gehöft

Abb. 5: Via Trajana, Stationen in Apulien

Abb. 6: Arpi, Tomba di Medusa, Schutzbau

Abb. 7: Ascoli Satriano, Parco Archeologico, Ansicht des Mosaikbodens vor dem Tempel

Abb. 8: Barletta, Spätantike Bronzestatue eines Kaisers

Abb. 10: Bovino, Aussicht vom Stadtberg in den Tavoliere

Abb. 9: Barletta, Rekonstruktion der Statue mit der Markianssäule (rechts) und dem Säulenmonument im Topkapı Sarayı (links) nach M. Jordan-Ruwe

Abb. 11: Brindisi, Loggia des Museums

Abb. 12: Canne di Battaglia, Ansicht der mittelalter­ lichen Siedlung mit römischen Spolien

Abb. 13: Canosa, Römischer Ehrenbogen

Abb. 14: Canosa, San Leucio, Ansicht

Abb. 15: Canosa, San Leucio, Gesamtplan der Anlage (nach O. Dally)

Abb. 16: Canosa, Brücke über den Ofanto, römische Grundpfeiler mit mittelalterlichem Aufbau

Abb. 17: Cavallino, Aussichtsturm am Parco Archeologico

Abb. 18: Castro, Località Muraglie, Rekonstruktion des Osttores mit dem Tempel (Zeichnung: Inklink-Fierenze)

Abb. 19: Castro, Località Muraglie, Stadtmauerecke

Abb. 20: Egnathia, Luftbild

Abb. 21: Egnathia, Stadtgrabung, Plan

Abb. 23: 81. Meilenstein der Via Trajana aus Cerignola, CIL IX 6022 Abb. 22: Egnathia, Kammergrab Tomba del Pilastro, Innenansicht

Abb. 24: Ceglie, Specchie, Ausblick von der Kuppe

Abb. 25: Gargano-Plateau, Ansicht aus der Tavoliere von Südwest

Abb. 26: Gargano, Mattinata, Handwerksbetrieb der römischen Villa di Agnuli

Abb. 27: Gargano, Mattinata, Phasenplan des Handwerksbetriebes

Abb. 28: Gargano, Monte Saraceno, Ansicht des Siedlungshügels

Abb. 29: Gargano, La Salata, Gräbergrotten

Abb. 30: Gioia del Colle/Monte Sannace, Ansicht des Hauses mit den großen Sarkophagen

Abb. 31: Gallipoli, Museo Civico, Sammelsurium durch alle Zeiten

Abb. 32: Lecce, Theater, Ansicht

Abb. 33: Lecce, Amphitheater, Ansicht

Abb. 35: Lucera, Amphitheater, Bauinschrift oberhalb des Eingangs

Abb. 34: Lucera, Amphitheater, Ansicht

Abb. 36: Lucera, San Giusto, Doppelbasilika, Ansicht

Abb. 37: Lucera, San Giusto, Rekonstruktion der Kirche A der Doppelkirchenanlage (L. Tedeschi – F. Taccogna)

Abb. 39: Manduria, Ansicht der Stadtmauer mit davorliegenden Gräbern im archäologischen Park

Abb. 38: Manduria, Lageplan der archäologischen Stätten und Museen

Abb. 43: Minervino di Lecce, Dolmen Li Scusi, Ansicht

Abb. 40: Manduria, Plinius’ Quelle, Ansicht

Abb. 42: Mesagne: Darstellung eines Theaterstücks mit der Geburt der Helena aus dem Ei, Pelike, 4. Jh. v. Chr., Museo Archeologico di Bari, Inv. 3899

Abb. 41: Daunische Stele, Museo Nazionale di Manfredonia Inv.-Nr. 0235

Abb. 44: Muro Leccese, località Sitrie

Abb. 46: Ordona/Herdonia, Ehrung des Collegium Cannophorum, AE 1967,95

Abb. 45: Ordona/Herdonia, Ansicht des Forums

Abb. 47: Ordona/Herdonia, Phasenplan des Forums: rot = republikanisch, schwarz = Kaiserzeit

Abb. 48: Oria, Areal an der Via Erodoto

Abb. 49: Otranto, Kirche, Personifikation des Monats März im Bodenmosaik

Abb. 51: Roca Vecchia, Gräber im Fels der Küste ­ egenüber der Siedlung g

Abb. 50: Roca Vecchia, Luftbild

Abb. 53: Porto Saturo, Plan B der Therme

Abb. 52: Porto Saturo, Ansicht der Therme

Abb. 54: Porto Saturo, Bild der Statue aus dem Quellheiligtum

Abb. 55: San Cataldo, Römische Hafenmole, (Photo: Archiv LabTAF)

Abb. 56: Kap Santa Maria di Léuca, Grotta Porcinara, Weihinschrift für Aphrodite (Photo: C. Bevilacqua)

Abb. 57: Siponto, Ansicht des archäologischen Areals

Abb. 58: Taranto, Kammergräber im Schutzbau an der Via Umbria/Via de Carolis

Abb. 59: Taranto, Masseria L’Amastuola, Ansicht der Gräber und der antiken Straße

Abb. 60: Taranto, Masseria L’Amastuola, Blick vom ­Siedlungshügel Richtung Südwesten nach Metapont

Abb. 61: Ugento, Rekonstruktion einer Opferung vor der Zeusstatuette aus Ugento (INKLINK)

Abb. 62: Vaste, Ansicht des Walls mit rekonstruiertem Belagerungsturm und Kriegersilhouette

Gargano & Ginosa

Thermenanlage gefunden. Im Zentrum liegt ein großer langrechteckiger Raum mit beheizbarem Fußboden. Nahe dem Fundort wurde die Grabinschrift des C(aius) Avi(u)s Rufus, IIIvir Quinq(uennalis) entdeckt (AE 1972,134); Beamte wie er haben üblicherweise eine Renovierung solcher Thermen bezahlt oder Utensilien wie Brennholz oder Öl für den Thermenbetrieb finanziert. Später wurden in die Ruinen des Badegebäudes Gräber eingetieft, die heute noch zwischen den Hypokaustenpfeilern des Fußbodens sichtbar sind. Auch etwas nordwestlich von Cagnano in der località Bagni am Ufer des Sees, haben die Toten ihre Spuren im Fels hinterlassen. Hier waren zwanzig Gräber untersucht worden; sie enthielten Impastokeramik, bronzene Armreifen und Ringe, Spiralfibeln und eiserne Dolchklingen des 7.–6. Jh. v. Chr. Nahebei wurden die Überreste eine Hütte und eine kleine römische Mole am Seeufer entdeckt. Unterhalb des kleinen Bergdorfes Rignano Garganico, das wegen seiner herrlichen Aussicht auf das Garganogebirge und den Tavoliere auch Balkon des Gargano genannt wird, liegt die Grotta Paglicci, die zum einen gut erhaltene neolithische Felsmalereien enthält und zum anderen eine prähistorische Bestattung enthielt. Die Höhle ist zu besichtigen. In Rignano Garganico wurde im Gemeindehaus ein kleines Museo Paleolitico eingerichtet, das Funde, Rekonstruktionen und Photographien der Höhlenmalereien zeigt. Nahebei, im Konvent San Matteo bei San Marco in Lamis, schön gelegen inmitten der Berge, wurde in den Gewölben der christlichen Stätte auch ein Museum mit antiken Funden aus dem Garganogebiet eingerichtet.

Ginosa Ginosa liegt ca. 18 km entfernt von der ionischen Küste nördlich der Küstenebene auf den Ausläufern der Murge, in der Provinz Taranto. Die Funde der Umgebung sind im Museo Nazionale „Domenico Ridola“ im benachbarten Matera ausgestellt. Möglicherweise geht das heutige Ginosa auf das antike Genusia zurück, das Plinius (nat. hist. 3, 16, 105) unter den Städten um Tarent aufzählt. Im 8. Jh. v. Chr. entstand hier in der contrada Piantata-Pozzilo nahe der Via della Pace und der Via San Francesco ein kleines Dorf mit ovalen Hütten. Im 6. Jh. v. Chr. wurde die kleine Siedlung befestigt. Gräber des 6.–3. Jh. v. Chr. liegen nahe dem modernen Friedhof und in der contrada Cappuccino. Aus jenen in der località Stornara Pantano, in der Via Ionio und an der Straße Richtung Bradano-Tal stam-

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men rotfigurige Vasen, Metallobjekte, einzelne Goldschmuckstücke und sogar Silbergefäße. Ein Kriegergrab des 4. Jh. v. Chr. aus der Via Vittorio Emanuele barg ein reiches Bronzewaffenset mit Schutzpanzerung für Mensch und Tier. Aus dem 4. bis 3. Jh. v. Chr. stammen auch monolithische Sarkophage. Die Grabgruben und ein ausgemaltes Kammergrab des 5.–4. Jh. v. Chr. sowie eine Zisterne, die im Zentrum der Stadt, an der Via Allori auf der Piazza Guglielmo Marconi ergraben wurden, sind mit Informationstafeln für die Besucher zu besichtigen. Spätere Funde sind spärlich; im Süden der Stadt, hinter dem Gewerbegebiet an der Straße nach Marina di Ginosa (SP 10) wurde vor der Kirche Santa Maria d’Attoli ein Nymphaeum des 1.–3. Jh. freigelegt und unter der kleinen Kirche die Überreste eines älteren Heiligtums des 3.–5. Jh. entdeckt. Für die spätrömische Zeit läßt sich eine kleine Ansiedlung im Bereich der Piazza IV Novembre fassen. Der Ort erlebte demnach vor allem im 4. und 3. Jh. v. Chr. seine Blüte, in einer Zeit, als das Umland zwischen und um Metapont und Taras am dichtesten mit Dörfern und Gehöften besiedelt war.

Gioia del Colle/Monte Sannace Bei Gioia del Colle in der Provinz Bari liegt eine unbedingt sehenswerte antike Siedlung ca. 5 km nordöstlich der Stadt in einem hochumzäunten weitläufigen archäologischen Park auf dem Monte Sannace. Das Archäologische Nationalmuseum wurde im Ort selbst in einem normannisch-staufischen Kastell an der Piazza Plebiscito eingerichtet. Der Monte Sannace gehört zu den südlichen Ausläufern der Murge; er liegt ungefähr in der Mitte zwischen der adriatischen und der ionischen Küste, an einer Landverbindung zwischen der Region Bari und den griechischen Kolonien Taras und Metapont. Leider ist uns der antike Ortsname nicht bekannt. Seit dem Beginn der Grabungen um 1900 wurden die Mauern der Häuser, die öffentlichen Bauten und die Stadtmauer sorgfältig konserviert (Plan 7). Auf der Akropolis, einem langgestreckten Hügelrücken von 382 m Höhe, wurden eisenzeitliche Fundschichten mit Hütten des 9.–8. Jh. v. Chr. beobachtet, die von Bauten des 6. Jh. v. Chr. überlagert werden. In spätarchaischer Zeit wurde wohl auf der Akropolis ein Sakralbau errichtet, denn hier fanden sich Miniaturkeramik, figürliche Terrakotten und Teile tönerner (Kult)-Statuetten sowie Architekturterrakotten eines Daches nach griechischem Vorbild. Kultgebäude sind in der Peuketia in archaischer Zeit eher die Ausnahme; häufiger blieben uns Opfergruben erhalten. Ab

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Gioia del Colle/Monte Sannace

Plan 7 Gioia del Colle/Monte Sannace, Gesamtplan des archäologischen Parks

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der Mitte des 6. Jh. v. Chr. wurden annähernd und regelmäßig rechteckige Wohnbauten und größere öffentliche Bauten errichtet. Auf der unteren Terrasse der Akropolis entstand ein heute 19,00 x 15,20 m großes Zweiraumhaus mit einem im Osten vorgelagerten Hof. Im größeren Raum wurde ein monolithischer Steinsarkophag des 6. Jh. v. Chr. gefunden, der heute noch dort steht (Abb. 30). Offenbar wurde das ebenfalls archaische Haus kurz nach der Bestattung hier errichtet. Ende des 5. Jh. v. Chr. wurden in einigen Wohnbereichen die Raumeinheiten verkleinert, so z. B. auf der Akropolis (Area D). Ab dem 4. Jh. v. Chr. entstehen wieder neue große Bauten. Auf der Ostseite der Akropolis errichtete man ein großes Gebäude mit einer Portikus, deren Säulenfront sich zu einem Platz hin öffnet. Im 4. Jh. v. Chr. wurden Akropolis und Wohnsiedlung, ein Gebiet von 847.000 m2, von einer soliden Tuffsteinmauer umgeben, wenig später erfolgten Erweiterungen, deren Teilstücke teils noch bis zu 5 m Höhe anstehen. Die Stadtmauer bestand nun aus vier Mauerringen von 1400 m (Akropolis), 1700 m (Unterstadt), 1300 m (östliche Stadthälfte) und 3900 m (um Stadt und Akropolis). Den inneren Treppenläufen nach war die Stadtmauerkrone begehbar; das bisher einzige aufgedeckte Tor verläuft schräg durch die Mauer und konnte mit zwei Fallgittern verschlossen werden. Die Wohneinheiten klassischer Zeit waren im Westviertel in Insulae (Wohnblöcke) zwischen Straßen zusammengefaßt, gruppierten sich um offene Höfe und besaßen Zisternen für die Wasserversorgung. Es sind Ein- und Zweiraum-, Pastas- und Peristylhäuser von 25–400 m2, deren Grundmauern noch bis zu 1 m hoch erhalten blieben. Interessanter Weise wurde hier kein isoliertes Gräberfeld gefunden, sondern die Gräber des 6.–3. Jh. v. Chr. sind über die Akropolis, die Hänge und den Hügelfuß innerhalb der Siedlung verteilt. Auf der Akropolis entdeckte man in späteren, hellenistischen Mehrraumhäusern zwei Gruppen extraordinärer monumentaler Gräber: zwei monolithische große Särge und drei aus großen Tuffblöcken zusammengesetzte, verputzte und bemalte Halbkammergräber, die alle vor Ort zu besichtigen sind. Erstere waren bereits antik ausgeräumt worden, Funde im Umfeld datieren sie ins 6. Jh. v. Chr. Letztere liegen im Flur eines zeitgleich genutzten Peristylhauses und stellen so wohl eine besondere Art der Totenehrung dar. Die Wände wurden sorgfältig bemalt: Grab 7 zeigt über einer hohen Sockelzone die Imitation eines Quadermauerwerks mit verschiedenfarbigen Quadern. In Grab 8 läuft über der hohen Sockelzone mit der Imitation aufgespannter Tü-

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Gravina di Puglia

cher ein schmaler Fries mit geschmückten Bukranien (Stierschädeln) und Opferschalen herum. Die letzten Besiedlungsspuren stammen aus dem 2. Jh., danach scheint der Hügel bis zum Bau der Kirche S. Angelo im 11. Jh. verlassen zu sein.

Gravina di Puglia In den südöstlichen Ausläufern des Apennin-Gebirges, 12 km westlich von Altamura, befand sich auf der Collina Petramagna oder Botromagno eine Siedlung, die mit dem über Schriftquellen und Münzen überlieferten Sidion oder Sidis und dem römischen Silvium verbunden wird. Die archäologischen Zonen liegen auf dem Hügel gegenüber dem modernen Ort Gravina, von dem es durch eine tiefe Senke mit dem Fluß Gravina getrennt ist. Über den Fluß spannt sich ein beeindruckender Aquädukt, die Ponte Romana, die jedoch nicht aus römischer Zeit, sondern aus dem 16. Jh. stammt. Schon allein wegen des Ausblicks auf das Flußtal, der an die schroffen Felsabbrüche gehefteten weißen Häuser der Stadt und der vielen Höhlen in der Felswand sollte man den Ort aufsuchen. Die antike Ortschaft liegt an der östlichen Ecke einer tiefen Boden­senke der die Gegend bestimmenden Depression, die sich hier durch die Murge zieht. Während das Gelände nach Nordnordwest zu den Höhen der Murge hin ansteigt, fällt es nach Süden zum Bradano-Tal hin ab. Hier führte eine der Inlandrouten nach Süden Richtung der griechischen Kolonie Taras/Tarent vorbei. In römischer Zeit verläuft die Via Appia auf ihrem Weg nach Brindisi durch Gravina. Die Siedlung bestand von der Eisenzeit bis in das 2. Jh. v. Chr., bevor sie sich in das Tal an die Stelle des heutigen Gravina verlagerte. Zu den wenigen schriftlichen Überlieferungen gehört die des Diodor (20, 80), nach welchem es eine samnitische Stadt war, die jedoch während des dritten Samnitenkrieges (305 oder 306 v. Chr.) durch die Römer erobert wurde. Der Siedlungshügel ist von Westen her gut zugänglich, zu den anderen drei Seiten fällt er steil ab. In der località Parco S. Stefano (Abb. Plan 8) am östlichen Hügelfuß der Collina Botromagno am Ufer des Gravina wurde die frühe Siedlung mit ovalen Hütten vom Ende  9. – Mitte 8. Jh. v. Chr. und ein Gräberfeld des 7. Jh. v. Chr. lokalisiert. Zu den Funden gehören Gerätschaften, dunkle handgetöpferte Impastokeramik, geometrisch bemalte Gefäße und eine Gußform eines Radanhängers für die Bronzeschmuckproduktion (Museo Naz. Lecce). Auf der Collina Botromagno liegen weitere Wohnbauten, deren Grundmauern

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Plan 8 Gravina di Puglia, Lageplan der archäologischen Stätten

Gravina di Puglia

teils noch sichtbar sind. Ab dem späten 6.–5. Jh. v. Chr. wurden auch bemalte Dachterrakotten verwendet. Häuser des 4.–3. Jh. v. Chr. befinden sich nahe dem Westtor. Der Hügel war mit einer Tuffsteinmauer befestigt worden; sie wird ins 4. Jh. v. Chr. gesetzt. Ringsum und auf dem Hügel in den località Padre Eterno, San Vito, S. Stefano und Botromagno liegen mehrere teils archäologisch untersuchte Gräberfelder. Sichtbar sind die verschiedenen Grabformen in der località Padre Eterno, wo auch eine Felshöhlenkirche und ein antiker Töpferofen zu besichtigen sind. Die ältesten Bestattungen, zeitgleich zu den Hütten, sind Körperbestattungen in Hockerlage in rechteckigen Gruben, über denen ein Bruchsteinhügel (Tumulus) aufgeschüttet wurde. Den Tumulusgräbern folgen schlichte Hockerbestattungen in Gruben unter Steinpackungen. Im 6. Jh. v. Chr. können wir griechische Einflüsse beobachten, denn nun treffen wir auch griechische Gefäße im Grab, und zu den Grubengräbern kommen Stein­ sarkophage hinzu. Im 5. Jh. v. Chr. werden dann weitere griechisch beeinflußte Grabtypen verwendet wie ziegelverkleidete Grubengräber und aus Tuffsteinen gefügte kleine Grabkammern. Letztere können innen verputzt und bemalt sein. Sie enthielten teils reiche Grabbeigaben wie rotfigurige Gefäße, Bronzegefäße, Bratspieße, Feuerböcke, Strigiles, einzelne Waffen oder ab dem 4. Jh. v. Chr. ganze Waffensets aus Lanzenspitzen, Beinschienen und Bronzehelmen. In dieser Zeit werden auch die ersten Kammergräber vor Ort errichtet, in denen jeweils mehrere Personen bestattet werden konnten. Sie werden wohl die aufwendigen Familiengräber der Oberschicht darstellen. Auf der Collina Botromagno und an dessen Südhang befinden sich mehrere dieser halb in den Fels getieften, halb gebauten Grabkammern. Die Funde aus den Gräbern und aus der Siedlung werden zum Teil im Museo Civico Archeologico von Gravina gezeigt, das sich in der Stadt im Palazzo Ex Seminario Vescovile an der Piazza Benedetto XIII befindet.

Grotta Paglicci siehe Gargano

Isola San Nicola (Tremiti-Inseln): siehe Gargano

La Salata siehe Gargano

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Lecce Das heutige Lecce geht auf das römische Lupiae zurück, von dem uns bei Strabon (6, 3, 6) und Plinius (nat. hist. 3, 16, 101) je eine kurze Notiz überliefert ist. Auch Ferdinand Gregorovius hat sich in seinen ‚Apulische Landschaften‘ (Leipzig 21880) 215-218 ausgiebig mit dem Namen auseinandergesetzt: „Lecce ist die Hauptstadt der Provinz Terra d’Otranto; und diese ist ein durch das Alter seiner Cultur und seine Geschichte höchst merkwürdiges Land. Es umfaßt die südliche Halbinsel Süditaliens am ionischen Meer. Noch heutigentags liegt es wie am Ende der Welt und wird nicht häufig von Reisenden besucht. […] Der ursprüngliche Name der Stadt war Syrbar oder Sybaris, wie jener der berühmten Stadt am Golf von Tarent. Sie vertauschte denselben später mit Lupia oder Lupiä, unter welchem sie in der Römerzeit bestand. In Lupiä war es, wo der junge Octavian von Apollonia her landete, nachdem er die Ermordung Cäsars erfahren hatte. Noch heute schreibt sich von diesem Namen das Stadtwappen Lecces her: ein Wolf, der unter einer Steineiche steht. Der Name Lupia verwandelte sich sodann in Lycium, wie die Stadt zur Normannenzeit hieß, und endlich in Lecce.“ Vor dem 4. Jh. v. Chr. bestand hier eine kleine Ortschaft, die sich erst in hellenistischer Zeit zur Stadt entwickelte und im 2. Jh. n. Chr. richtig aufblühte. Hütten des 8.–7. Jh. v. Chr. wurden bisher an mehreren Stellen der Altstadt entdeckt. Im 4. Jh. v. Chr. wurde sie wie viele andere Städte der Region mit einer Befestigungsmauer umgeben. Abschnitte dieser ca. 50 ha umfassenden Kalksteinmauer wurden nahe der Porta Napoli, in der Via Adua, der Viale Lo Re und der Via Manifattura Tabacchi lokalisiert. Zeitgleiche Gräber liegen sowohl innerhalb als auch außerhalb der Umwehrung. Aus dem 4.–3. Jh. v. Chr. stammen mehrere messapische Inschriften. In römischer Zeit – nun Lupiae genannt – wurde die Stadt municipium und colonia und durchlief bis ins 2. Jh. eine rasche Urbanisierungsphase. Sichtbarer Überreste römischer Zeit sind Wohnbauten, ein Straßenabschnitt, das Podium eines Tempels, das Theater und das Amphitheater. In der Via Rubichi ist ein Abschnitt einer nordost-südwest-verlaufenden Straße mit Basaltpflasterung zu besichtigen. Im Vico dei Sotteranei wurden Räume eines spätantiken Hauses des 5. Jh. erfaßt, die polychrome Mosaikfußböden mit geometrischen Mustern aufwiesen. Das 1938 und 1995 restaurierte Amphitheater liegt heute auf dem zentralen Platz im modernen Ort (Abb. 33). Es maß 102 x 83 m, ­wurde

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Lecce

teils in den Felsboden getieft, teils in opus reticulatum, quadratum und caementitium aufgemauert und faßte 12.000–14.000 Zuschauer. Erschlossen wird es durch tonnenüberwölbte unterirdische Gänge (ambulacro). Im Inneren wurden zahlreiche Fragmente marmorner Wandverkleidungen gefunden. Die elliptische Arena von 54 x 34 m besitzt eine Brüstung mit marmornen reliefverzierten Abdecksteinen, die Jagd- bzw. Tierhatz- und Gladiatorenszenen zeigen. Wegen der unterschiedlichen Mauertechniken wird es wohl bereits in augusteischer Zeit begonnen und erst in der zweiten Hälfte des 2. Jh. fertig gestellt worden sein. Umbauten und Verkleinerungen der Anlage stammen aus dem späten 3. oder 4. Jh. n. Chr. Die Marmorsäule auf der Piazza S. Oronzo stammt ursprünglich aus Brindisi; sie war eine der beiden Säulen, die hier am Hafen Beginn und Ende der Via Appia kennzeichneten. In unmittelbarer Nachbarschaft zwischen Palazzo Romano und Palazzo d’Arpe im Vico dei Marescallo, im Bereich der Via del Teatro Romano und der Via Arte della Cartapesta, befindet sich das römische Theater. Abschnitte der Cavea, der Orchestra und der Bühne blieben erhalten (Abb. 32). 5.000 Besucher konnten darin Platz finden. Es ist teils in den Fels getieft, teils in opus reticulatum und Marmor errichtet worden. Fünf Treppen unterteilten den unteren Cavea-Abschnitt in sechs Keile, zwölf Treppenläufe die obere Cavea von 75 m Durchmesser. Den oberen Abschluß bildete wohl eine Galerie mit Marmorsäulen. Die scaenae frons des 30 m langen Bühnengebäudes wird einst mit drei Stockwerken über 20 m hoch gewesen sein. In den Nischen standen mehrer Marmorskulpturen – römische Kopien nach griechischen Vorbildern wie Artemis, Athena und Amazonen, die sich heute im Museum befinden. Der Zugang zum Theater erfolgt über die Piazzetta Raimondello Orsini durch das kleine Privatmuseum ‚Museo del Teatro Romano‘, das eine übersichtliche, aus Kopien und Nachbildungen bestehende Ausstellung zum antiken Theater und einen kleinen Bücherverkauf beherbergt. Gräber des 6.–3. Jh. v. Chr. wurden an vielen Stellen der Stadt in großer Zahl gefunden. In der Via Palmieri 42, unterhalb des Gartens des Palazzo Guarini, ist 1912 ein Kammergrab des 3. Jh. v. Chr. entdeckt und seither offengehalten worden: Eine moderne Treppe führt zum Zugang des antiken Treppendromos, dieser führt in einen Verteilerraum, das Vestibül, von welchem nach Südost, Südwest und Nordost je eine ausgemalte Grabkammer abgeht. Die Zugänge zu den Kammern werden

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von je zwei Pilastern flankiert, die ionisch-korinthische Pfeilerkapitelle tragen. Zwischen den Voluten ragt jeweils eine Büste aus einem Blätterkelch oder ein Adler. In die Stützmauern des Dromos sind auf beiden Seiten schmale Reliefbänder eingelassen. An den seitlichen Enden bilden stehende Karyatiden den äußeren Abschluß. Auf der einen Dromosseite sind zwischen diesen blütenreiche Rankenbänder, auf der anderen Kampfszenen zwischen Fußsoldaten und Berittenen zu sehen. Die verschiedenen Vorder-, Rück- und Seitenansichten der bewegten Kämpfer, ihre ausholenden Bewegungen, die sparsamen Überschneidungen und die Drapierung ihrer wehenden Mäntel erlauben über vergleichbare Motive eine Datierung an den Anfang des 3. Jh. v. Chr. Der Boden des Grabes war zu einem späteren Zeitpunkt weiter abgetieft worden, so daß das Laufniveau nun über einen Meter tiefer liegt als bei Anlage des Grabes. Die Kammern waren weitgehend fundleer. Den vielen Graffiti aus dem 17. Jh. im Bereich des Dromos nach könnte es in dieser Zeit wiederentdeckt und ausgeräumt worden sein. Das Museo Provinciale „Sigismondo Castromediano“ ist in einem ehemaligen Jesuitenkolleg aus dem 19. Jh. untergebracht. Wegen starker Vernachlässigung und durch zwei Raubzüge in der ersten Hälfte der 20. Jh. und 1978 verlor es einen Teil seiner Kleinfund-, Schmuckund Münzsammlung. Nach einer umfassenden Restaurierung und Erweiterung öffnete es sich 1980 wieder dem Besucher. Zwei Säle präsentieren eine Vasen- und eine Bronzegerät- und Bronzewaffensammlung. Zwei weitere Räume zeigen eine Zusammenstellung verschiedener Grabfundkomplexe, darunter bemalte Kammergrabtüren und schöne Kalksteinkapitelle. Des weiteren werden messapische, griechische und lateinische Grab- und Weihinschriften ausgestellt sowie im Erdgeschoß römische Marmorskulpturen aus dem Theater.

L’Amastuola siehe Taranto, località L’Amastuola

Lucera Lucera gehört zur Provinz Foggia und ist über die Autobahn A 14, Abfahrt Foggia auf die Landstraße Nr. 1, zu erreichen. Es liegt 18 km nordwestlich von Foggia auf 257 m Höhe über der flußreichen Ebene. Besiedlungsspuren gibt es seit dem Neolithikum; sie reichen durch die Bronzezeit in die daunische und samnitische Kultur bis in römische Zeit. Auf der Akropolis, in der Südostecke des schwäbisch-angioini-

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Lucera

schen Kastells, sind Hausmauern der daunischen Siedlung zu sehen. Lucera wird in der Überlieferung oft erwähnt. Nach den Schriftzeugnissen (Strabon 6, 1, 14; 6, 3, 9) brachte Diomedes das Palladion der Athena – ein altes Kultbild – nach der Eroberung Trojas hierher; er gilt auch als mythischer Stadtgründer. Die Römer hatten laut Livius (9, 26, 1–5) einige Schwierigkeiten mit Lucera. Hierhin hatten sie sich 321 v. Chr. nach ihrer Niederlage gegen die Samniten bei den caudinischen Pässen zurückgezogen. Sie hielten es während der Samnitenkriege erst besetzt und wurden dann jedoch vertrieben, so daß die Samniten die Stadt übernahmen. Doch das nun heranziehende römische Streitheer war übermächtig, und die Römer eroberten Lucera erneut und töteten und vertrieben die Bewohner. Nun gründeten sie an Ort und Stelle 314 v. Chr. mit 2.500 Familien eine der ältesten latinischen Kolonien, genannt Luceria und Luceria Apula. Gemäß Diodor (19, 72, 8) diente Lucera den Römern auch bei künftigen kriegerischen Auseinandersetzungen als zweckdienliche Operationsbasis. Im 4. Jh. v. Chr. erfolgte die Gründung eines Heiligtums, dessen Votivgruben zahlreiche Terrakotten und Weihungen an Aphrodite enthielten. Aus dieser Zeit kennen wir außerdem eine Kalksteinmauer, die wohl die Ansiedlung umschloß, und Gräber in der Viale della Pace und der località Piano dei Puledri. Während der punischen Kriege lag Lucera unglücklicherweise auf dem Weg von Hannibals Truppen: „Nachdem er (Hannibal) das Gebiet der Praetutier und von Hadria sowie das der Marruciner und Frentaner durchzogen und verwüstet hatte, nahm er seinen Weg nach Iapygien. Dieses Land ist in drei Teile verschiedenen Namens geteilt, (…) in den ersten dieser Teile, nach Daunien, brach er ein und verwüstete, mit Luceria, einer römischen Kolonie, beginnend, das Land.“ (Polybios 3, 88, 2. Jh. v. Chr.) Unter Augustus erfolgte eine Neugründung der Kolonie. Sowohl der römische Straßenplan als auch die Fluraufteilung sind heute in der mittelalterlichen Stadt und im Umland noch ablesbar. Unterhalb der Altstadt Luceras wurden an mehreren Stellen schöne polychrome und schwarzweiße Bodenmosaiken ehemaliger Wohnhäuser gefunden. Einige wie jene von der Piazzetta Nocelli, der Piazza Duomo und dem Vico Granata sind im lokalen Museum, andere im Museum Neapel zu sehen. Im Bereich der Piazza S. Matteo Quagliati muß sich den Befunden nach eine römische Therme befunden haben, ebenso auf der Piazza Nocelli, wo ein Bodenmosaik einen gehörnten

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Tritonen, der durch die Wellen pflügt, zeigt. Und auch die Kirche S. Matteo steht auf antiken Fundamenten. Im Bereich der Therme wurde unter anderem eine Marmorstatue des Kaisers Commodus gefunden, der man den Kopf abgeschlagen hatte, nachdem der Kaiser beseitigt und der damnatio memoriae, der staatlich verordneten Austilgung seines Gedächtnisses, anheimfiel. Die Statue steht heute im ­Museum vor Ort. Vom Domplatz stammen die Inschrift eines Augustustempels und aus dem Stadtareal römische Statuen wie ein Herkules und eine Venus. Ein Teil der römischen Stadtmauer wurde nahe der Porta Troia und im Bereich der Collina del Belvedere identifiziert. In der località Madonna della Spiga wurde 1934 eine Kalksteinsäule mit einem figürlichen hellenistischen Kapitell mit der Darstellung eines Seethiasos, eines enthusiastischen Gefolgszuges des Meergottes, gefunden, das sich heute im Museum vor Ort befindet. Entlang der Straße nach Biccari wird ein Gräberfeld gelegen haben, denn von hier stammen mehrere Grabstelen. Ebenso an der Straße nach Teanum Apulum, da 12 km vor Lucera in der località Carignano ein republikanisches Kastengrabrelief geborgen wurde. Näher an der Stadt, in der località Piano dei Puledri, wurden neben ziegelabgedeckten Grubengräbern auch vier Sarkophage entdeckt. Auf dem Hügel Belvedere nahe dem Konvent S. Salvatore lag ein wichtiges Heiligtum, wie reiche Votivfunde belegen. Es sind Tonstatuetten und größere Statuen sowie Gliederweihungen aus Terrakotta. Möglicherweise wurde Minerva hier verehrt. Die Funde sind in einer neu gestalteten Ausstellung im Museo Civico präsentiert. An anderer Stelle, im Palazzo della Città, stehen in der Einfahrt ein Kalksteinsarkophag mit Girlandenrelief, ein Altar und im Hof ein großer Grablöwe mit einer Tatze auf einem Widderkopf. Am östlichen Stadtrand in der Viale Augusto befindet sich ein großes gut erhaltenes, aber auch stark restauriertes Amphitheater des 1. Jh. v. Chr. (Abb. 34), das gemäß den beiden Inschriften über den Zugängen zur Cavea von Marcus Vecilius Campus zu Ehren des Augustus gebaut wurde (Abb. 35). M(arcus) Vecilius M(arci) f(ilius) L(uci) n(epos) Campus praef(ectus) fabr(um) tr(ibunus) mil(itum) IIv[ir i(ure)] dic(undo) pontifex / amphitheatrum loco privato suo et maceriam circum it sua pec(unia) in honor(em) Imp(eratoris) Caesaris August[i] / coloniaeque Luceriae f(acienda) c(uravit) Marcus Vecilius Campus, Sohn des Marcus, Enkel des Lucius, Offizier

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Lucera

der Pioniereinheit, Militärtribun, Mitglied des Zweimännerkollegiums zur Rechtssprechung, Pontifex (Priester), hat für die Errichtung dieses Amphitheater und seiner Umfassungsmauer auf seinem privaten Grund aus seinen eigenen Mitteln zu Ehren des Imperator Caesar Augustus und der Kolonie Luceria Sorge getragen. (AE 1939 Nr. 171) Das Amphitheater wurde 9 m in den anstehenden Boden getieft und weist unter der Arena ein Gang- und Käfigsystem für die Spiele auf. Rings um die Außenmauer stehen heute hier gefundene korinthische Marmorkapitelle, Säulen, Rankenfriesblöcke und Kalksteinkapitelle. Nachdem es 663 n. Chr. durch die Truppen Constans’ II. zerstört wurde, lag es brach und diente dann bei der Erbauung des nahen Palastes Friedrichs II. im 13. Jh. als Steinbruch; ab 1931 erfolgten Freilegung und Ausgrabung und in den 50er Jahren seine Restaurierung. Nahe dem Amphitheater befinden sich eine Übungsarena und Räumlichkeiten der Gladiatoren sowie ein kleiner Friedhof derselben. Daß die Gladiatorenspiele bei den Einwohnern beliebt waren, zeigen vielleicht auch die kleinen Gladiatorstatuetten, die in den römischen Gräbern im Areal Camposanto gefunden wurden. Aus Lucera stammen zahlreiche, wenn nicht die meisten in Apulien gefunden römischen Skulpturen: spätrepublikanische und frühaugusteische Grabporträts, augusteische Togati und ein großer Löwe (Palazzo Municipale), ebenfalls aus sepulkralem Kontext, Grabreliefs mit Alltagsszenen oder Büsten in Clipiae, ein Rundaltar mit BukranionGirlanden-Fries, zwei Girlandensarkophage des 2. Jh. (Palazzo Municipale, Museo Civico) und mehrere marmorne Götter- und Heroendarstellungen wie eine Aphrodite im Kapitolinischen Typus. Fast alle sind im Museo Civico „Giuseppe Fiorelli“ in der Altstadt ausgestellt. Schon Ferdinand Gregorovius ließ sich bei seiner Einreise in Apulien vom Ruinencharme Luceras bezaubern (Apulische Landschaften (Leipzig 21880) 45-46): „Lucera selbst liegt auf einer Anhöhe […]. Dieser den Tavoliere Apuliens abschließende und beherrschende Höhenzug forderte durch seine Natur zur Erbauung einer festen Stadt auf; so entstand im Altertum das samnitische Lucera Apulorum. […] Drinnen empfing uns jene Stille historischer Landstädte Italiens, deren Zauber so wunderbar anmutet und nirgends in der Welt seines gleichen hat. Die warme sonnige Luft weht und wittert vom Hauche der Vergangenheit; die Zeiten und Culturen, welche nicht mehr sind, strömen aus ihren Monumen-

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ten eine elektrische Kraft aus: es ist Magnetismus der Geschichte.“ Im Südosten Luceras, im Borgo San Giusto, wurden eine große Doppelkirchenanlage und eine römische Villa in ihren Grundmauern freigelegt (Abb. 36). Von der Villa haben sich ein Teil des Wohnbereichs mit Mosaikboden, ein mehrräumiger Wirtschaftstrakt und Produktionsräume mit einer Weinpresse und großen Vorratsbehältnissen erhalten. Die Villa entstand im Laufe des 1. Jh. an einer Wegeverbindung zwischen Aecae/Troia und Arpi, wurde im 4. und 5. Jh. erweitert und umgestaltet und bis ins 7. Jh. hinein genutzt. Im Westen, in unmittelbarer Nachbarschaft, errichtete man Ende des 5. Jh. eine dreischiffige Kirche (A) mit Narthex und vielfarbigen Mosaikböden (Abb. 37) und einem angrenzenden kreisrunden Baptisterium. Mitte 6. Jh./Anfang 7. Jh. entstand direkt westlich neben der ersten eine zweite dreischiffige Kirche (B); hier wurden zahlreiche Grabgruben im Boden eingelassen. Im 7. Jh. endete die Nutzung aller Bauten.

Manduria Ca. 34 km südöstlich von Taras, im Hinterland der ionischen Küsten­ ebene, liegt Manduria. Dieses schöne Städtchen ist ein Muß auf jeder Apulienreise; nicht nur wegen der interessanten archäologischen Befunde und Funde, sondern auch wegen der verwinkelten Altstadt mit ihrem leicht morbiden Charme, die erst am Abend so richtig zum Leben erwacht. Während sich die archäologischen Sammlungen im Stadtzentrum befinden, liegt entlang des nordöstlichen Stadtrandes eine ausgedehnte archäologische Zone.

Vor den Mauern Mandurias Der Ort und seine antiken Reichtümer fielen schon den Reisenden des 19. Jh. ins Auge: So beschreibt Justus Tommasini in seinem ‚Spatziergang durch Kalabrien und Apulien‘ (Konstanz 1828) 249: „… vorzüglich bei Manduria, einem kleinen, aber recht hübschen Orte, der schon im Alterthume denselben Namen führte, und noch Überreste alter Mauern aus grossen Quadern zeigt, mit einem dieselben einschliessenden und in den Felsboden geschnittenen Graben; … .“ Und Ferdinand Gregorovius gibt in seinen ‚Apulische Landschaften‘ (Leipzig 21880) 256-257 noch detaillierter Auskunft: „Manduria wird mehrmals in der Geschichte genannt. Vor ihren Mauern fiel Archidamus von Sparta, der Sohn des Königs Agesilaos, im Kampfe mit den

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Manduria

Messapiern als General der Tarentiner. Hannibal eroberte die Stadt, Fabius Maximus entriß sie den Karthagern; so wurde sie römisch. Sie muß im Altertum ein ansehnlicher Ort gewesen sein; das zeigen noch die Reste der antiken Stadtmauern, welche man draußen auf dem Felde, wie neben dem Marktplatze wolerhalten sieht, Bauwerke aus kolossalen Quadersteinen, hie und da noch in der ursprünglichen Höhe aufrechtstehend. Man trifft auch antike Cisternen und eine berühmte Quelle in einer Grotte, von deren immer sich gleich bleibender Fülle schon Plinius [Plin. II, 103] geredet hat.“ Andere Reisende wie der Graf von Stolberg haben sich außer den Ruinen auch Funde des Ortes angesehen: „Diese Merkwürdigkeiten zeigte uns ein alter Edelmann, dessen Eidam viel Freude daran fand, uns seine Sammlung von geschnittenen Steinen zu zeigen. Einige waren schön. In der ganzen Provinz Terra d’Otranto findet man oft Gemmen, Cammeen und Vasen, fast täglich Münzen. […] Bei einem Canonicus Camerario sahen wir eine artige Sammlung griechischer Vasen.“ (Friedrich Leopold Graf zu Stolberg, Reise in Deutschland, der Schweiz, Italien und Sizilien, Dritter Band (Hamburg 1822) 237 f.) Über die Geschichte Mandurias wissen wir verhältnismäßig wenig. Archäologisch beginnt die Besiedlung im 5. Jh. v. Chr., in den Schriftquellen taucht sie erstmals in Zusammenhang mit den griechischen Kolonisten auf (s. u.). Kämpfe spielten sich vor ihren Mauern ab, erst mit ihren Nachbarn, den Tarentinern, und erneut während der Aus­ einandersetzung zwischen den Karthagern und den Römern. In der Kaiserzeit wird es still um die Stadt; römische Befunde und Funde gibt es nur sehr wenige. Zu ihren Anfängen befand sich diese messapische Siedlung direkt im Choragrenzgebiet der griechischen Kolonie Taras/Tarent. Drei Wehrmauerringe umgaben den Ort auf dem Hügel Li Castelli. Der erste von etwa 2 km Länge stammt aus dem 5. Jh. v. Chr., der zweite des 4. Jh. v. Chr. verläuft auf 5 km Länge in etwa im Bereich des Außengrabens des Vorgängers. Die dritte Ausbauphase zieht quer durch die Ost­ nekropole (Abb. 39); ihr breiter tiefer Graben schneidet hunderte Grubengräber. Die Mauer des 4. Jh. v. Chr. könnte eben jene sein, an der der spartanische König Archidamos III. fiel, den die Tarentiner zur Unterstützung gerufen hatten: „Dieses Agesilaos Sohn war nämlich

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Archidamos, der bei Mandurium in Italien im Kampf mit den Messapiern fiel.“ (Plutarch von Chaironeia Agis 3; Übersetzung: K. Ziegler, Artemis-Verlag Stuttgart). Athenaios liefert uns noch Details zu diesem Gefecht; er zitiert aus Theopompos: „Und im zweiundfünfzigsten Buch bemerkt er, wie der Lakoner Archidamos seine zu Hause übliche Lebensweise abgelegt und sich an eine fremde und verweichlichte Lebensform gewöhnt hat. […] Als sich aus Taras Gesandte wegen eines Bündnisvertrages eingefunden hatten, beeilte er sich, mit ihnen zusammen zu deren Unterstützung das Land zu verlassen. Als er dort angekommen war, ist er im Krieg gefallen und nicht einmal eines Grabes für würdig befunden worden, obwohl die Bewohner von Taras den Feinden viel Geld für die Bergung seines Leichnams geboten hatten.“ (Athenaios, Gelehrtemahl 12, 536; Übersetzung: C. Friedrich, Anton Hiersemann-Verlag Stuttgart). Ein Mauerabschnitt, Wall und Nekropole sind am Stadtrand nahe der Kirche S. Antonio neben dem Gebäude des ehemaligen Kapuzinerordens in einem hoch eingezäunten archäologischen Park erhalten (Abb. 38). Im Park von beachtlichen 150.000 m2 Grundfläche wurde ein Rundweg angelegt und über einigen Befunden Schutzdächer errichtet; die Informationstafeln waren 2010 noch in Vorbereitung. Im Bereich der spätarchaisch-klassischen Stadt wurden keine älteren Besiedlungsschichten gefunden. Auch spätere Bauten wie Wohnhäuser sind wegen der dichten modernen Bebauung nur wenige bekannt; Grabfunde sind dagegen häufiger. Die Ostnekropole im archälogischen Park an der Kirche S. Antonio wurde im 6.–3. Jh. v. Chr. belegt. Die rechteckigen Gruben liegen dicht an dicht im Felsboden. Zwischen den Gräbern führen mehrere Wege, teils mit Karrengleisen, parallel zur und auf die Stadtmauer zu. Die ursprünglich mit Steinplatten abgedeckten Gräber liegen heute alle offen. Einige enthalten im Boden kleine Löcher, wohl für die Einlassung eines Totenbetts oder eines Ossuariums, eines Behältnisses für die aufgelesenen Knochen. Andere besitzen im Kopfbereich ein kissenartiges Steinpodest, und wieder andere tragen noch Bemalungsreste mit horizontalen roten und blauen Streifen oder eine messapische Namensinschrift an einer der Innenwände. Im Bereich des Parkzugangs wird ein altes mehrfach umgebautes Quellhaus, die Fonte Pliniano, gezeigt (Abb. 40). Die Brunneneinfassung liegt in einer künstlich erweiterten Höhle. Benannt wurde die Anlage nach Plinius, weil dieser in seiner Schrift „Naturalis Historia“ für

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Manfredonia

Manduria einen See beschreibt, dessen Wasserspiegel sich immer auf gleicher Höhe befände: „Im salentinischen Gebiete bei der Stadt Manduria (Mandula) befindet sich ein See, der stets bis an den Rand voll ist, und weder, wenn man Wasser herausschöpft, fällt, noch, wenn man welches hineingießt, steigt.“ (Plin. nat. hist. 2, 106, 4; Übersetzung nach Ph. H. Külb, Metzler-Verlag 1848). Bei einer unterirdischen Verbindung zu Flüssen oder offenen Gewässern ist dies durchaus möglich. Am entgegengesetzten Parkrand steht eine kleine byzantinische Kapelle des San Pietro Mandurio oberhalb einer zugänglichen freskenverzierten Krypta des 8.–10. Jh., die möglicherweise in ein antikes Kammergrab eingebaut wurde. Eine andere in den Felsboden getiefte kleine Kirche gleicher Zeit, das Ipogeo Poverella, liegt am westlichen Stadtrand in der contrada Poverella an der Via Passeggio nach Tarent, direkt an der Bahnlinie im freien Feld. In der Biblioteca „Marco Gatti“ im Rathaus direkt im Stadtzentrum sind zwischen einer Sammlung alter Bücher des 16.–18. Jh. einige wenige mittelalterlicher und antiker Funde aus Manduria zu sehen; einiges wurde unglücklicherweise gestohlen und ein Großteil in den neuen Sitz der Soprintendenza verbracht (s. u.). Vor der Bibliothek sind zwei messapisch beschriftete Weihesteine, davon einer an Aphrodite, und ein messapischer Grabstein ausgestellt. Eine sehenswerte Sammlung von Stadt- und Grabfunden bietet der 2007 neu eröffnete Sitz der Soprintendenza nahe dem Rathaus in der Via Settembri XX. Das freundliche Personal führt gern durch die Räume. Hier sind Objekte aus den bei Bauarbeiten entdeckten Häusern zu sehen. An der Küste, nur 10 km südlich von Manduria, bei dem modernen Örtchen S. Pietro in Bevagna, liegen nahe dem Ufer unter Wasser eine größere Anzahl Steinsarkophage. Es sind schlichte rechteckige und ovale Steinkisten, die offenbar von einer verlorengegangenen Schiffsladung stammen.

Manfredonia Manfredonia liegt an der Südküste des Promontorio del Gargano, am Fuß des aufragenden Kalksteinmassivs. Nicht weit nordöstlich von Manfredonia beginnt die malerisch zerklüftete Küste des Promontoriums – eine der schönsten Regionen Apuliens. Manfredonia ist die Nachfolgesiedlung des versumpften Sipontum; es wurde 1256 durch Manfred, den Sohn des Staufers Friedrich II. gegründet. Die Stadt ist heute ein von Industrie und Gewerbe etwas mitgenommener Ort, in

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dem jedoch auch noch Spuren einstiger Schönheit zu finden sind. Wenige Kilometer westlich der Stadt, auf einer Anhöhe oberhalb der Mündung des Candelaro, konnte die Befestigung einer bronzezeitlichen Siedlung untersucht werden: Die Hügelkuppe umgibt im Norden ein Bruchsteinwall mit einer Toranlage. Der Torweg wurde durch zwei mächtige vorspringende Pylone (Pfeiler) geschützt. Im Osten des Tores führt noch eine schmale Ausfallpforte durch den Wall, die zusätzlich durch einen schmalen vorgelegten Turm geschützt wurde. Funde im Inneren bezeugen Metall- und Töpferwarenproduktion und eine Besiedlung bis ins 1. Jahrtausend v. Chr. Im Staufer-Kastell Manfredonias wurde das Museo Archeologico Nazionale del Gargano untergebracht. Hier werden zehn von Hunderten daunischen Stelen (siehe ‚Daunische Stelen‘; Abb. 41) ausgestellt. Im benachbarten Kastellhof befindet sich ein Lapidarium mit kaiserzeitlichen Augustaleninschriften, korinthischen Kapitellen, monolithischen Säulen, einem schlichten Kalksteinsarkophag und mehreren mittelalterlichen Bauteilen. Ein kleiner Raum im Obergeschoß beherbergt Unterwasserfunde aus dem Küstengebiet. Die Sammlung ist angesichts der vielen aus dieser Gegend bekannten Stücke in Zahl und Präsentation enttäuschend.

Reich verziert und bunt bemalt – die daunischen Stelen Diese Stelen, von denen sich ca. 2000 Fragmente erhalten haben, wurden im südlichen Bereich des Gargano-Promontoriums bis in die Area Melfese und im südlichen Teil der Salento-Halbinsel gefunden. Sie sind flach, langrechteckig und bis zu 1,30 m hoch. Diese Kalksteinstelen können auf Vorder-, Rück- und Nebenseiten verziert sein. Mehrere besitzen einen konischen oder runden Kopfaufsatz mit und ohne rudimentäre Gesichtszüge. Manche tragen einen konischen oder pinienzapfenförmigen Helm, andere einen flachen Kopfputz. Arme und Hände erscheinen wie die Kleidung und Bewaffnung lediglich aufgeritzt. Unterschiedlich verwitterte Oberflächen und Farbspuren bezeugen die einstige Bemalung, und auch Hinweise auf Metallapplikationen sind zu finden. Die dargestellten Figuren tragen reich verzierte Kleidung, die bestickt, geprägt oder anderweitig gemustert erscheint. Am Gürtel hängen Schurz und Anhänger, am Oberkörper sind zahlreiche Fibeln mit Anhängseln wiedergegeben

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Mesagne

und um den Hals können sie ein Pektoral oder Ketten tragen. Zahlreiche Stelen stellen Bewaffnete dar, die aufgeritzte Brustpanzerplatten, Rundschilde und Schwerter tragen. Für die meisten Schmuckstücke und Waffen gibt es vergleichbare Funde aus den Gräbern dieses Gebietes – es ist demnach keine erfundene Ausrüstung. Zwischen den Gewandmustern, Schmuckstücken und Waffen können außerdem figürliche Szenen der verschiedenster Art eingefügt sein. Es sind Szenen der Jagd, des Kampfes, der Schiffahrt, der Reiterei, des Musizierens, des Abschieds und aus dem Alltag. Die Stelen stammen aus dem 7.–6. Jh. v. Chr. Ihr ursprünglicher Aufstellungskontext ist nicht bekannt, da sie alle in Zweit- oder Drittverwendung gefunden wurden; eventuell dienten sie als Grabaufsätze. Auffälligerweise sind alle Stelen trotz möglicher Typenbildung Einzelanfertigungen.

Mattinata siehe Gargano

Merinum/S. Maria di Merino siehe Gargano

Mesagne Im oberen Bereich der Salento-Halbinsel, 13 km südwestlich von Brindisi, an der gleichen Küstenverbindungsstraße wie Oria, liegt Mesagne (Provinz Brindisi). Wir wissen nur wenig über den antiken Ort an gleicher Stelle: In der Altstadt im Bereich der Via Quercia, Via Castello und Via Cantelmo wurden eisenzeitliche Siedlungsschichten und eine Art trockenaufgemauerter Verteidigungswall ergraben. Entlang des Walls führt in hellenistischer Zeit eine gepflasterte Straße, an der mehrere große Gräber angelegt wurden. In der Via Quercia kann man zwischen den Häusern einen Teil der archäologischen Ausgrabungen besichtigen. Hier sind die Fußböden und Grundmauern einer römischen Therme zu sehen. Übrig blieben die charakteristischen Ziegelsäulchen der Fußboden­ heizung, die einst den Boden trugen. Ebenfalls in der Altstadt, im Castello di Mesagne, birgt das Museum überraschend reiche Funde. Im ersten Raum wurde ein Kammergrab

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wiederaufgebaut, dessen Malereien in leuchtend roten und blauen Farben sehr gut erhalten sind. In den umliegenden Vitrinen sind die Funde des Grabes, Bronzegefäße, rotfigurige Vasen, Gnathia-Ware, Pferdegeschirr, Fibeln und ein Goldblechkranz ausgestellt. Das Grab gehört zu einer Gruppe Kammergräber des 3.–2. Jh. v. Chr., die 1988 in der Via Pancrazio geborgen wurde. Im benachbarten Raum sind eine Rekonstruktion und die Funde eines doppelt belegten Kammergrabes des 2.–1. Jh. v. Chr. aus der Via Quercia zu sehen. Es war rot ausgemalt und an der Innenwand steht eingeritzt Platoras, der Name eines der Verstorbenen. In den anderen Räumen werden Grabbeigaben des 8.–7. Jh. v. Chr. mit japygischen, geometrisch bemalten Tongefäßen und des 6.–2. Jh. v. Chr. mit Bergkristallschmuckstücken, Bronze-, Silber- und Goldschmuck, griechischen Trinkgefäßen und sieben echten Hühnereiern aus Grab Nr. 91/1 gezeigt, außerdem drei in dieser Gegend seltene Steinstelen, von denen zwei Pferdegespanne und Waffen in flachem Relief aufweisen.

Das Ei im Grab: In mehreren Gräbern Apuliens werden ab dem 5. Jh. v. Chr. Eier in Form echter Hühnereier oder aus Ton geformter Exemplare beigelegt. So in Alezio, Mesagne und Oria. In der im Westen angrenzenden griechischen Kolonie Metapont sind es sogar bronzene Eier, deren zwei Hälften sich aufklappen lassen. Auch in etruskischen Gräbern, in römischen Bestattungen und in keltischen wurden Hühner- und Gänseeier gefunden. Bunte Eier wurden auch in römisch-germanischen Gräbern deponiert. ­Natürlich können die echten zu den Speisebeigaben gehören, die in der Antike weit verbreitet waren, aber dem Ei kam auch noch eine besondere Bedeutung zu. Deutlich zeigt dies ein kleines Steinei aus einem metapontinischen Grab, aus dem eine winzige Frau herausschaut: die schöne Helena. Diese Tochter des Zeus, die später den Trojanischen Krieg auslösen wird, wurde aus einem Ei geboren. Diese Darstellung ist oft auf apulisch-rotfigurigen Vasen des 4. Jh. v. Chr. zu finden (Abb. 42). Je nach Mythosvariante war Leda, die Zeus in Gestalt eines Schwans verführte, oder Nemesis, die Schicksalsgöttin, ihre Mutter. Das Ei war nicht nur ein Fruchtbarkeitssymbol und Zeichen des Lebens, sondern auch ein Symbol der Wiedergeburt, der Auferstehung und somit auch des Todes, der beidem vorausgehen muß.

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Minervino di Lecce

Das Ei konnte so für den ewig währenden Zyklus von Werden und Vergehen ­stehen, ein Schicksal, dem keiner entgehen kann.

Minervino di Lecce Zu seiten der Landstraße zwischen Uggiano und Minervino di Lecce liegt im Olivenhain eine große bronzezeitliche Dolmenanlage, der Dolmen Li Scusi (Abb. 43). Er wurde bereits 1879 untersucht und ist daher wohl die älteste erfaßte Dolmenanlage Apuliens. Während die Platten der Kammer (3,8 x 2,5 x 1,00 m) noch aufrecht stehen, sind der Korridor und der die Anlage einst überdeckende Erdhügel verschwunden. Daß sie einst als Grab diente, ist sehr wahrscheinlich. Die Gemeinde Minervinos ließ zum Schutz 2009 einen Parco culturale um Li Scusi anlegen. Eine ähnliche, jedoch deutlich größere Dolmenanlage – Dolmen di Chianca – wurde bei dem kleinen Küstenort Bisceglie entdeckt. Die Anlage besteht aus einer 1,80 m hohen Grabkammer, abgedeckt von einer einzigen großen Steinplatte von 2,40 x 3,80 m. Zur Kammer führt ein langer Dromos; auch hier fehlt heute der alles überdeckende Erdhügel. Unter der Anlage wurden mehrere Bestattungen in Hockerlage mit bronzezeitlichen Gefäße und einem Beil gefunden; die Grabbeigaben sind im Museum in Bari. Ähnliche Dolmenanlagen wurden in der Umgebung in Frisari, Albarosa und Paladini zugänglich gemacht.

Ein Tisch für die Götter? – Die apulischen Dolmen Das Wort „Dolmen“ wird von den bretonischen Begriffen „tol“ oder „tuol“ (Tisch) und „men“ (Stein) abgeleitet und bedeutet demnach Steintisch. Dolmengräber bestehen aus einem Korridor, gesetzt aus großen flachen Steinplatten, der zu einer Kammer führt, deren Wände aus weiteren Orthostaten, überdeckt von einer mächtigen Steinplatte, bestehen. Beide waren ursprünglich von einem großen Erdhügel überdeckt. Einige Anlagen wurden in einen Hang oder halb in den anstehenden Felsboden getieft. Eine mächtige, teils verzierte Steinstele kann die Stelle markieren. Bestattungen wurden nur selten angetroffen. Eine mittelbronzezeitliche Körperbestattung mit Gefäßen konnte für die Dolmenanlage Cosi (Salve) belegt werden. Die apulischen Dolmenanlagen sind meist korridorlose Anlagen, deren rechteckige oder polygonale Kammer nur ca. 1 m Höhe aufweist.

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21 solcher Dolmen haben sich in Apulien erhalten, so z. B. Bisceglie, Chiara; Corigliano d’Otranto, Caroppo; Giovinazzo, San Silvestro; Giuggianello, fondo Stabile und località Ore; Melendugno, Placa; Minervino di Lecce, Scusi; Montalbano, Tavola dei paladini; Spongano, Piedidritti und mehrere in der Comune Giurdignano im fondo Grassi, contrada Chiancuse, fondo Peschio, fondo Orfine und fondo Gravasce.

Monte Saraceno siehe Gargano

Muro Leccese Die beschauliche Kleinstadt Muro Leccese liegt 4 km östlich von Maglie an der Landstraße nach Poggiardo und Vaste in fruchtbarer Ebene. Hier befand sich vom 8. bis ins 4. Jh. v. Chr. eine Siedlung, die zur Zeit der römischen Einflußnahme aufgegeben wurde. Ab byzantinischer Zeit wird der Ort erneut bewohnt. Am nordöstlichen Stadtrand des modernen Ortes in der località Palombara, zwischen der Via San Francesco d’Assisi und der Via San Domenico Savio, ist ein Teil der einst 3.750 m langen messapischen Ortsbefestigung sichtbar, die ab dem 4. Jh. v. Chr. ein Gelände von ca. 107 Hektar sicherte. Der 840 m lange Abschnitt mit dem Nordtor in der località Sitrie nahe der Masseria Sartina (Abb. 44) gehört zum dritten und ausgedehntesten Stadtmauerring; ihm gingen zwei ältere voraus. Die ca. 3,80 m breite und bis zu 3 m hoch erhaltene Mauer wurde aus großen Kalksteinen in gleichmäßigen Lagen errichtet. Der noch im Fundament vorhandene Turm wurde wohl später vorgesetzt. In anderen Stadtbereichen sind noch ein 500 m und ein 40 m langes Teilstück sichtbar. In der località Cunella in der Via Messapia ist ein Abschnitt einer acht Meter breiten geschotterten Straße mit daran anschließenden Wohnbauten der 2. Hälfte des 4. Jh. v. Chr. untersucht worden. Direkt an der Straße lag eine Reihe rechteckiger Räume, die sich rückwärtig auf einen großen Hof mit einer Zisterne öffnen. In einem der östlichen Räume stellte man im Zentrum einen altarähnlichen Kalksteinblock mit Ritzverzierung auf. Auf dem östlich benachbarten Grundstück wurde auf einer Terrassierung ein freistehender Bau, eventuell ein Kultbau, errichtet. Nahe diesen Gebäuden befand sich ein Paar Halbkammergräber der 1. Hälfte des 3. Jh. v. Chr. Zu den Beigaben der darin Bestatteten gehören Strigiles, Bronzesporen, ein Schildkrötenpanzer, der einst den

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Muro Leccese

Klangkörper eines Zupfinstrumentes (Lyra) bildete, Bronzefibeln und vergoldete Silber- und Goldperlen. An der Piazza del Popolo liegt das 2004 eröffnete Museo di Borgo Terra, das eine Ausstellung zur Stadtgeschichte vom Mittelalter bis in die Neuzeit beinhaltet. Im benachbarten Maglie gibt es im Palazzo Sticchi an der Via Vittorio Emanuele I. das Museo Civico di Paleontologia e Paletnologia mit einer Ausstellung von den Anfängen menschlichen Lebens im Salento bis zur Bronzezeit. Die Grotten-Funde und -befunde des Salento werden hier ebenfalls thematisiert. In der Umgebung von Muro Leccese haben sich außerdem fünf frühgeschichtliche Menhire erhalten: Der Menhir Crocefisso nahe der Kirche Crocefisso ist auf 1,40 m Höhe erhalten und steht in einer monolithischen Basis. Auf seiner Nordseite wurden zwei Kreuzgraffiti angebracht. Auch der Menhir Giallini ist nur etwa 1,30 m hoch und trägt ein Kreuzgraffito auf der Nordseite. Nahe der Kirche Santa Maria di Miggiano steht der 2,0 m hohe Menhir Miggiano. Einer der größeren, der 4,30 m hohe Menhir Trice steht auf dem gleichnamigen Platz nahe der Kirche Santa Marina, die auch wegen der schönen mittelalterliche Malereien einen Besuch lohnt. Im benachbarten Ort Sanarica steht ein weiterer 4,20 m hoher Menhir bei der Kirche Croce di Sant’Antonio.

Die geheimnisvollen Menhire In Apulien haben sich mehrere hochaufragende schlanke Stein­ stelen erhalten, teils in Kombination mit Dolmen und Specchie, größtenteils jedoch isoliert, eingezapft in einen Sockel oder eine Basis. Es sind unregelmäßige und regelmäßige Vierkantpfeiler bis zu 5 m Höhe, die in seltenen Fällen im unteren Bereich mit einem Graffito oder Relief (meist ein Kreuz) verziert sind. Sie können kultische Bedeutung gehabt haben oder sie dienten der Orientierung im Gelände oder der Markierung bestimmter Punkte. Die genaue Bedeutung bzw. Bedeutungen und Funktion der Steinstelen lassen sich wie die Datierung heute nicht mehr sicher bestimmen. In der älteren Literatur werden sie größtenteils als neolithische bis bronzezeitliche Steinmäler angesehen; ihre Verzierung und der enge Zusammenhang zur Kirchenbauten läßt jedoch auch eine Einordnung in das Mittelalter zu. Zu Besichtigen sind außer den fünf Stück in  Muro Leccese zahlreiche weitere auf der Salento-Halbinsel. Genaue Fundortanga-

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Plan 9 Ordona/Herdonia, Stadtplan nach J. Mertens

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Ordona

ben und Abbildungen von 60 weiteren bietet der Band von A. Pranzo (Hrsg.), Salento. Architetture antiche e siti archeo­ logici (Lecce 2008).

Ordona/Herdonia Ordona am westlichen Rand der daunischen Küstenebene auf den Ausläufern des Apennin (Provinz Foggia) wird mit dem antiken Herdonia gleich gesetzt (Plinius nat. hist. 3, 105; Ptolemaios 3, 1, 72). Die Ruinen der antiken Stadt liegen heute inmitten bewirtschafteter Felder. Der Ausgrabungsbereich umfaßt das römische Ortszentrum von spätrepublikanischer bis in trajanische Zeit. Herdonia lag in dieser Zeit an einer der wichtigsten Überlandstraßen, der Via Trajana, die die Stadt von West nach Ost durchquert. Nach Süden gingen die Via Herdonitana in Richtung Ausculum, dem heutigen Ascoli Satriano, und die Straße nach Venusia ab. Von den Anfängen der Stadt ist wenig bekannt, da sich die seit 1872 erfolgenden Ausgrabungen der Italiener und Belgier vor allem auf die römische Stadtanlage konzentrierten. Siedlungsspuren finden sich ab dem 8. Jh. v. Chr., denn da die Siedlung nicht verlagert wird, liegen mehrere Schichten bis ins Mittelalter übereinander. Eisenzeitliche Hütten und zugehörige Gräber befinden sich unter der späteren Siedlung. Auf einem kleinen Hügel am Fluß Carapelle wurden weitere eisenzeitliche Tumulusgräber gefunden. Neben den üblichen Grabbeigaben, die nur wenige Importe aufweisen, stammen aus Ordona auch Fragmente sogenannter daunischer Stelen, darunter drei Stelenkopfaufsätze aus Kalkstein (siehe ‚Daunische Stelen‘). Im südlichen Hügelbereich lagen steinabgedeckte Gruben- und kleine Höhlengräber mit Körperbestattungen und daunischen Beigaben. Die reicheren des 4. Jh. v. Chr. enthielten auch Silberperlen, rotfigurige Vasen, Bronzegefäße, Bratspieße und Bronzegürtel. Erst im späten 5. Jh. v. Chr. beginnt eine ausgedehnte Bebauung mit rechteckigen Häusern mit Bruchsteinmauersockeln, Lehmziegelwänden und ziegelgedeckten Dächern. Auch ein paar schöne Dachterrakotten, Palmetten und Gorgonenantefixe des 4. Jh. v. Chr. stammen aus diesen Schichten. Von den Häusern des späten 4. und 3. Jh. v. Chr., zwischen späterem Forum und römischer Stadtmauer, besaßen einige der für diese Gegend charakteristischen Kieselmosaikböden mit Rhombenmustern, wie sie auch in Arpi und Ascoli Satriano gefunden wurden. Ende des 4. Jh. v. Chr. werden 20 ha der Siedlung mit einer

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ca. 2 km langen Stadtmauer umgeben. Die Ausdehnung entspricht dem Siedlungsareal in römischer Zeit. Trotzdem wird auch innerhalb der Umwehrung weiter bestattet: Ende des 3. Jh. v. Chr. werden unregelmäßige Kammergräber mit einem Treppendromos in den Boden getieft. Die Toten lagerten auf Klinen, steinernen Totenbetten, umstellt von Tongefäßen, figürlichen Terrakotten und großen buntbemalten Volutenkrateren (Weinmischgefäße), wie wir sie aus den Kammer­ gräbern Arpis kennen. 210 v. Chr. wird Herdonia durch die Truppen Hannibals zerstört; die Bewohner werden nach Metapont und Thurioi umgesiedelt. Nach ihrer Rückkehr reparierten sie die Stadtmauer, errichteten eine Forumsanlage, einen italischen Podientempel und Thermen (Abb. Plan 9). Die erste Forumsanlage ist ein unregelmäßiges Trapez von 96 x 34,5–46 m mit Ladenzeilen im Nordosten und Südwesten. In der zweiten Phase erhält die Platzanlage einen regelmäßigen Umriß; an der Ostseite wird ein großer unterirdischer Speicher eingebaut, und an der Westseite entsteht ein Podientempel tuskanischer Ordnung (Abb. 45, 47). Auch ein Ehrenbogen an der Nordwestecke und ein als Mausoleum gedeuteter Bau an der Südseite stammen aus der spätrepublikanischen Zeit. In augusteischer Zeit kamen ein Gymnasium, eine Basilika und eine weitere Neugestaltung des Forums mit Läden, Portiken und einem Macellum hinzu. Außerdem entstanden das Amphitheater, ein Nymphäum und neue Wasserver- und -entsorgungsanlagen. Das Forum war ein wichtiger Repräsentationsort; 130 Inschriften verschiedener Denkmäler und Ehrungen wurden hier gefunden (Abb. 46). Die rechteckige augusteische Basilika von 42 x 26,75 m besitzt zum Forum eine Portikus und im Inneren eine umlaufende Säulenstellung, deren schöne Kalksteinkapitelle vor Ort zu sehen sind. Die nordöstliche Längswand wird durch eine zentrale Nische unterbrochen; im Nordosten schließt sich eine Raumreihe an. Sie ist schräg zu den Bauten ausgerichtet, die später nach 109 n. Chr. entstanden (Abb. 47). Das in der Südwestecke liegende Macellum, ein Marktgebäude, mit quadratischer Umfassungsmauer besteht aus radial um einen runden Hof angelegten Läden. Den Wandstirnen sind gemauerte, verputzte Dreiviertelsäulen vorlegt. Die Räume wurden verputzt und zeigen auf den weißen Wandfeldern Tiere und Tänzerinnen, gerahmt von grazilen Architekturen in roter Farbe. Zum Forum sind dem Macellum vier Räume, wahrscheinlich weitere Läden, vorgelagert. Nach Osten schließt der wohl republikanische Tempel an. Sein Podium und die Zugangstreppe waren in einer

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Ordona

Umbauphase in die Portikus zum Forum hin vorgezogen worden, so daß nun der Umgang durch einen überwölbten Tunnelgang im Podium führte. In der Portikus der Basilika und im Bereich des Tempels sind spätere Um- und Einbauten zu beobachten. Außerdem sind mehrere kleine christliche Kapellen errichtet worden. Die Via Trajana, die die Stadt durchs Nordwesttor kommend im östlichen Bereich durchläuft, wurde direkt am Forum freigelegt. Sie f­ ührte bis in das Herz der Stadt, knickt hier nach Nordosten um und verläßt die Stadt durch das Nordosttor. In Form eines „U“ verläuft ein heute nicht zugänglicher Gang, eine sog. Kryptoportikus, unter den Forumsportiken im Westen, Süden und Osten, der möglicherweise als Lagerraum diente. Hinter den Läden im Osten liegen Wohnbauten und ein Bau mit Umgang und Exedra. Nahebei, im Bereich der Stadtmauer, ist die überwucherte Mulde eines Amphitheaters sichtbar. Wenn man das Gelände nach Westen über die scherbenübersäten Felder durchquert, erreicht man die westlichen Stadtmauerabschnitte mit dem turmflankierten Nordwesttor. Die Mauer zeigt noch zwei Phasen einer Aggermauer (Erdwall), zuerst mit Lehmziegelfront auf einem Bruchsteinsockel, danach mit einer Fassade aus opus incertum. In der anderen Richtung, auf der nördlichen Anhöhe, liegen ein Thermengebäude und eine dreischiffige christliche Basilika des 5.–6. Jh. Luftaufnahmen zeigten, daß vor allem das Stadtareal südwestlich des Forum mit einem regelmäßigen rechtwinkligen Straßennetz überzogen wurde, wie man es von anderen römischen Neugründungen kennt. Neben Kleinfunden gehören zu den Funden Herdonias im Museo ­Civico in Foggia das Porträt eines Mannes des 1. Jh. v. Chr. aus lokalem Tuff, Fragmente zweier Herkulesskulpturen, ein Teil einer Neptun­ statue (aus dem Macellum), ein Frauenkopf mit Diadem nach einem griechischen Vorbild des 5. Jh. v. Chr., der Kopf einer Muse (aus den Thermen), die Porphyrbüste eines Togatus und ein Harpokratesköpfchen (aus der Basilika). Harpokrates ist die Darstellung und der Name des ägyptischen Fruchtbarkeitsgottes Horus als Kind. Nicht alle Reisenden der letzten Jahrhunderte hatten ihre Freude an römischen Ruinen: Riedesel, der 1768 Apulien bereiste, notierte nach seinen Erkundungen vor Ort: „Man siehet wol an der Bauart der ­Ueberblaibsel dieser Stadt, daß solche gar nicht in griechischem Geschmacke gebaut gewesen; denn man findet nichts als Mauern von kleinen Steinen, Kalk und Ziegel, die mit opus reticulatum von Steinen

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und Mattoni überkleidet sind; und die herrliche Arbeit der Griechen, welche von grossen Steinen ohne Kalk ungeheure Gebäude aufführten, ist da gar nicht anzutrefen.“ A. Schulz, Johann Hermann von Riedesels Reise durch Sizilien und Großgriechenland (Berlin 1965) 100.

Oria Oria in der Provinz Brindisi liegt auf halben Weg zwischen Tarent und Brindisi auf einem 83 m hohen Hügel und wird mit dem durch Herodot (7, 170, 5. Jh. v. Chr.) überlieferten Hyria gleichgesetzt, das Kreter nach einen Heereszug nach Sizilien gegründet haben sollen: „Auf der Höhe von Iapygien habe sie ein gewaltiger Sturm überrascht und ans Land geworfen. Da ihre Fahrzeuge zerschmettert waren und sie keine Möglichkeit sahen, nach Kreta zurückzukehren, gründeten sie die Stadt Hyria und blieben dort. Sie änderten ihren Namen und wurden aus Kretern iapygische Messapier und aus dem Inselvolk Festlandsbewohner.“ (Übersetz. J. Feix, Artemis-Verlag 1988). Auch Strabon (6, 3, 6) nennt einen Ort namens Ouria an der Enge zwischen Brindisi und Taras, der der Sitz eines lokalen Dynasten gewesen sei. Funde und Informationen zu Oria und Umgebung präsentiert das Centro di Documentazione Messapica im Palazzo Martini. In dieser sehr gut beschilderten Ausstellung werden Stadt-, Heiligtums- und Grabfunde gezeigt. Zu den frühen Funden gehören vor allem Grabbeigaben aus dem Bereich der Altstadt wie weißüberzogene und vergoldete tönerne Kantharoi, Bronzegürtel oder Hühnereier (siehe ‚Das Ei im Grab?‘). Vor der Kathedrale in Oria wurde außer archaischen Gräbern auch ein Stück einer Stadtmauer aus Kalksteinblöcken aus dem 4. Jh. v. Chr. aufgedeckt. Zu den späteren Funden gehören ein Grabstein des Gerellanus Agapetus des 2./3. Jh., der in einer frühchristlichen Kirche, der Madonna di Gallano, im Nordosten der Stadt, verbaut worden war. Die durch die Grabinschrift bezeugte römische Familie Gerellana kennt man sowohl aus anderen Inschriften aus Oria als auch aus der römischen Handelsniederlassung auf der griechischen Insel Delos. Im Palazzo Vescovile, der im 16. Jh. auf der messapischen Akropolis errichtet wurde, sind im Hof Architekturelemente römischer Zeit zu besichtigen: Säulen aus Granit und afrikanischem Marmor, Marmorkapitelle, ein lateinisch beschrifteter Weihestein eines Clodius und mittelalterliche Gebälkteile. Im Bischofspalast in Oria wurden mehrere römische korinthische Kapitelle und Kompositkapitelle als Spolien verbaut.

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Oria & Otranto

In und um Oria gibt es zwei archäologische Zonen: einen Parco archeologico im Osten am Monte Papalucio und ein Areal zwischen der Via Petraca und der Via Erodoto im Nordwesten. Ersteres befindet sich am Fuße des Monte Papalucio hinter einer Häuserreihe. Zu sehen sind in einer relativ kleinen Grube wenig ansehnliche unkommen­ tierte Mauerreste und oberhalb im Fels Abarbeitungen. Hier befand sich ein Demeterheiligtum, das auf künstlichen Terrassen vom 6. bis Anfang des 5. Jh. und von der Mitte des 4. bis ins 3. Jh. v. Chr. genutzt wurde. Der Name der Göttin war in messapischer und griechischer Sprache auf viele hier gefundene Gefäße geschrieben worden. Andere Funde sind Miniaturgefäße, figürliche Terrakotten, lokale Keramik und importierte korinthische und attische Vasen. Aus der località Campo Adriano stammt ein Architrav mit einer Weihinschrift an Aphrodite, demnach könnte sich hier oder nahebei ein Heiligtum der Göttin befunden haben. In dem anderen zugänglichen, aber unbeschilderten Grabungsbereich an der Via Erodoto wurde ein antiker Straßenabschnitt freigelegt, der von (Wohn-)bauten und Plattengräbern gesäumt wird (Abb. 48). Die 4 m breite antike Straße besaß in republikanischer Zeit einen Kieselbelag und später ein kleinsteiniges Tuffpflaster. Die fünf sichtbaren Räume stammen von einem spätarchaischen/frühklassischen Wohnhaus mit Küchenareal und Vorratsräumen, in denen große töneren Gefäße in die Erde eingelassen waren. Es wurde im 2. Jh. v. Chr. überbaut; die kleinsteinigen unregelmäßigen Mauerzüge darüber stammen von kaiserzeitlichen Wohnbauten.

Otranto Otranto (Provinz Lecce) liegt 35 km südöstlich von Lecce direkt an der adriatischen Küste. Die Stadt wurde in der Antike ‚die Wasser­ reiche‘ genannt, daher auch ihr Name: Hydria und später zu römischen Zeit Hydrus (Strabon 6, 3, 5; Prokopios Bellum Gothicum 3, 9, 9) und Hydruntum (Ptolemaios Geogr. 3, 1, 1; 3, 1, 14). Nach Stephan von Byzanz (s. v. Biennos) habe eine Gruppe Kreter unter Führung des Biennos gemäß einem Orakelspruch diesen Ort besiedelt. Nach Diodor (16, 5, 3) gründete der sizilische Tyrann Dionysios II. in Apulien zwei Orte an der Küste, um die Ionische Straße für die Seefahrer zu sichern; eine der beiden Gründungen könnte Otranto gewesen sein. Während die Küste sonst durch schroffe Felsabfälle und Grotten geprägt ist, besteht hier am südlichen Ende einer schönen Bucht eine natürliche Ankermöglichkeit. Dieser Ort ist der erste

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Anlaufhafen für die Schiffspassagen aus dem Osten. Er liegt an der engsten Stelle zwischen der italischen und der illyrischen Küste, denn von hier sind es nur 80 km bis zum albanischen Ort Vliona. Bei ­klarem Wetter zeichnen sich am gegenüberliegenden Ufer deutlich die Albanischen Berge ab. Laut Plinius (Naturalis Historia, 1. m., 3, 16, 101) hatte der Feldherr Pyrrhos sogar erwogen, die Meerenge mit einer Schiffs­brücke zu überwinden. Zur Zeit der Gotenkriege war Hydrus über lange Zeit belagert worden, hatte aber, über seinen Hafen mit Lebensmitteln und neuen Soldaten versorgt, standgehalten (Prokopios von Caeserea, 6. Jh., Bellum Gothicum 3, 9, 10). Otranto ist heute weniger für seine spärlichen antiken Überreste, als für seine aragonischen Burgmauern aus dem 15. Jahrhundert und die sehr sehenswerte normannische Kathedrale mit einem kuriosen bildreichen Bodenmosaik aus dem 12. Jahrhundert bekannt. Auf über 800 m2 ließ Erzbischof Jonathan durch den Presbyter Pantaleone Bilder aus der Bibel, aus den Schriften der Kirchenväter, aus der Mythologie, aus der Geschichte des Menschen vom Sündenfall bis zum Jüngsten Gericht in den drei Schiffen und der Apsis auslegen, verbunden durch die Äste und Zweige dreier Lebensbäume. Unter den teils kurios anmutenden Figuren sind auch solche mit deutlich antikem Vorbild wie die Personifikation des Monats März, die dem Dornauszieher nachempfunden ist (Abb. 49). Er versinnbildlicht neben der prosaischen Deutung als Bauern nach der Feldbestellung im Frühjahr mit dem im Fleische steckenden Dorn und seiner sich die Blöße gebenden Haltung beim Dornausziehen die Unzucht, die Gefahr der unkontrollierbaren Leidenschaften und Triebe im Menschen. Als das Mo­saik Ende des 20. Jahrhunderts restauriert wurde, entdeckte man darunter messapische Gräber des 4.–3. Jh. v. Chr., römische Gräber, römische Bodenmosaiken mit schwarz-weißen geometrischen Mustern und die Mauern einer älteren Kirche. Die frühesten Funde stammen aus dem Umkreis Otrantos: Aus den teils ausgedehnten Höhlen im Küstenfels kennt man neolithische Wandmalereien wie beispielsweise die verschlungenen Ornamente, Handabdrücke und Jagdszenen in der verzweigten Grotta dei Cervi (Grotte der Hirsche) nahe dem malerischen Fischerdorf Porto Badisco. Der kleine Hafenort an einer sehr schönen Bucht, umrahmt von zerklüfteten Felsen, liegt 11 km südlich von Otranto. In der Grotta dei Cervi zeigen drei der vier Höhlenkammern Wandmalereien, die zwischen 3500 und 3000 v. Chr. entstanden. Zum Schutz der Male-

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Otranto

reien ist das Gelände eingezäunt und ein Besuch der Grotte nicht möglich. Die wenigen frühen Siedlungsspuren Otrantos wurden in der Via Madonna del Passo und der Via 800 Martiri (proprietà Mitello) aufgedeckt (Cantiere 2 & 3). Die Löcher und Rinnen im Boden lassen sich zu recht großen Apsidenhütten des 9. Jh. v. Chr. ähnlich jenen in Salapia ergänzen. Sie werden überdeckt von Wohnbauten des 4.–3. Jh. v. Chr. und mittelalterlichen Mauern. Mehr archäologische Spuren haben die Bewohner römischer Zeit hinterlassen. Im Umkreis des Corso Garibaldi, der Via Antonio Primaldo, der Zoa Fanghi und der Via Faccoli wurden Überreste römischer Wohnbauten angetroffen. Vor der Porta Alfonsina im Westen des Kastells wurde ein römisches Gräberfeld des 1.-2. Jh. entlang einer Kiesstraße untersucht: Die jüngeren Grabeinfriedungen liegen aufgereiht direkt an der ­Straße, die späteren werden zwischen diese gesetzt. Einige Gräber sind oberirdisch mit einem schlichten Grabstein markiert. Im 4. Jh. werden sie von schlichten Bauten eines handwerklichen Betriebs und eines Ladenquartiers überlagert. Da es sich um einen Notgrabung handelte, blieb von den Befunden nichts zur Besichtigung zurück. Von dieser Fundstelle stammt auch älteres Material, das die regen Kontakte dieses Hafenstädtchens mit der Mittelmeerwelt belegt: ­Außer der einheimischen japygischen Keramik fanden sich auch griechische Gefäße aus dem Mutterland und aus Apulien. Befunde dieser Zeit fehlen größtenteils, lediglich zwei Grabgruben des 4.–3. Jh. v. Chr. wurden direkt nördlich des römischen Bestattungsfeldes gefunden. Aus römischer Zeit stammen norditalische und östliche ­Sigillaten, hartgebrannte rote Tongefäße, oft mit Reliefdekor, Glasgefäße, Tonlampen und Amphoren. Später kommen afrikanische Reliefsigillaten hinzu. In der Spätantike war Otranto als Einschiffungshafen Richtung Osten und als Brückenkopf zwischen Ost- und Westreich nochmal von einiger Bedeutung. Verläßt man Otranto Richtung Süden, um auf der Küstenstraße nach Porto Badisco zu gelangen, passiert man den sogenannten Minervahügel. Man erreicht ihn von den Hafenanlagen über die Via Madonna del Passo. Der Name wird mit der Überlieferung eines Minervatempels verbunden, den Aenaeas nach seiner Flucht aus Troja oberhalb der Stelle, an der er zuerst italischen Boden betrat, gesehen habe: „Schon sind die Sterne geflohn vor Auroras rötlichem Glänze, da von fern mit

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dämmernden Höhn ganz niedrig erblicken wir Italien. ,Ha, Italien!‘ jubelt Achates, und Italien grüßt laut jauchzend die Schar der Genossen. […] Frisch springt auf die erbetene Luft, und der Hafen eröffnet näher sich schon; es erscheint auf Minervas Höhe der Tempel; rasch sind die Segel gerefft und die Steven zum Ufer gewendet. Weit im Bogen gekrümmt ist die Bucht von der östlichen Flut her, salzige Gischt umschäumt ein Wehr vorragender Riffe; selbst ist versteckt sie. Geklipp, turmartig, in doppeltem Walle, senkt zwei Arme zum Meer. Weit flieht vom Gestade der Tempel.“ (Vergil, Aeneis, 3, 520-540; Übersetzung nach W. Hertzberg und E. Gottwein). Heute befinden sich auf dem Minervahügel ein Kloster aus dem 16. Jahrhundert und die Kapelle S. Maria dei Martiri aus dem 17. Jahrhundert. Nahebei auf dem Gelände des Agriturismo Masseria di Torre Pinta, nahe der Kirche S. Nicola in der Via delle Memorie, wurde in frühchristlicher Zeit ein Hypogäum in den Fels geschnitten. Sollte der Zugang verschlossen sein, kann man im benachbarten Restaurant ‚Torre Pinta‘ den Schlüssel ausleihen. Diese ungewöhnliche und sehenswerte Anlage hat die Grundform eines lateinischen Kreuzes; sie besteht aus einem 33 m langen Zugang, der in eine runde Grotte führt, auf die sich drei rechteckige überwölbte Kammern öffnen. Die Wände des Ganges und der Kammern sind mit hunderten kleinen ­ eute Nischen für Bestattungen überzogen. Die zentrale Grotte besitzt h kein Gewölbe mehr und ist nach oben offen; sie mündet an der Oberfläche in einen später an dieser Stelle aufgemauerten Turm. Eine spätere Nutzung als Taubenhaus wäre denkbar. In der gleichen Zeit oder etwas später wurden wohl auch die frühgeschichtlichen Wohnhöhlen, die Grotta dell’Angelo und Grotta di S. Giovanni, am südlichen Stadtrand im Valle delle Memorie an den Hängen des Monte Lauro Vecchio und des Monte S. Angelo erneut genutzt.

Peschici siehe Gargano

Porto Saturo Porto Saturo in der Comune di Leporano (Provinz Taranto) liegt auf einem Promontorium auf einer kurzen Halbinsel direkt an der Küste nahe einem Flußtal, zwischen den Buchten Porto Saturo und Porto Perone. Kleinfunde reichen von neolithischer bis mittelalterlicher Zeit. In Porto Saturo sind eine bronze- und eisenzeitliche Siedlung, ein

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Porto Saturo

Plan 10 Porto Saturo, Plan A der Halbinsel mit Rundgang Rundgang 1 Heiligtum auf der Akropolis 2 Eisenzeitliche Hütten 3 Bronzezeitlicher Wall 4 Römische Villa

5 Römische Therme 6 Turm des 15. Jh. 7 Zisterne

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­ ellenistisches Heiligtum und eine römische Villa ergraben worden h (Abb. Plan 10). Saturo wird auch mit dem antiken Satyrion gleichgesetzt, das in einem Orakelspruch an die künftigen Tarentiner, welcher der Gründung von Taras/Tarent voranging, genannt wird: Strabon schreibt, daß das delphische Orakel Phalantos, dem Anführer der Kolonisten, folgendes gesagt habe: „Taras’ üppige Flur und Satyrion geb’ ich zum Wohnsitze Dir, doch Verderben und Tod magst Du Japygen bereiten.“ (6, 3, 2 nach Antiochos fr.13 Jac.) Von hier aus sollte also das versprochene Siedlungsgebiet in Besitz genommen werden. Eine solche Erhebung direkt an die Küste, mit einem gutem natürlichen Hafen und weitem Blick über Küste und Hinterland, war dafür strategisch sehr gut geeignet. Das Kap war jedoch schon wesentlich eher bewohnt. Eine frühe Siedlung entwickelte sich im Laufe des 13. und 12. Jh. v. Chr. zu einer größeren Hüttenansammlung auf künstlichen Terrassierungen mit ­einer Wehrmauer aus trockenaufgeschichteten Lesesteinen (Plan 10, Nr. 3). Die Wohnbauten waren kleine Rundhütten mit Stampflehmboden und einem durch zwei vorgestellte Pfosten markierten Eingang. Zugehörige Gräber mit Körperbestattung in tombe a grotticella (unregelmäßigen Erdhöhlen) wurden nahebei aufgedeckt. Im Laufe des 11. Jh. v. Chr. wurde sie jedoch zerstört. Es entstand eine neue Ansiedlung mit ovalen, teils recht geräumigen Hütten (Plan 10, Nr. 1). Im Bereich des Walls war eine halb über-, halb unterirdische eisenzeitliche Küche (grotticella-cucina) aufgedeckt worden (Plan 10, Nr. 2): In der kleinen Grotte waren auf einem Podest mehrere kleine Feuerstellen installiert worden; zwei benachbarte Felsnischen enthielten Abfälle und Tongefäße. Im Laufe des 7. und 6. Jh. v. Chr., nach Ansiedlung der Griechen im nahegelegenen Taras (Tarent), war im Bereich der älteren Hütten und Gräber ein kleines Heiligtum mit einem Votivdepot eingerichtet worden, während die Siedlung und ein zweites Heiligtum, das ‚Santuario di Sorgente‘ nun 200 m nördlich im Bereich einer Flußmündung angelegt wurde. Das erste Heiligtum (Scalo di Furno) ist ein kleiner rechteckiger, gepflasterter Bezirk, dessen eine Schmalseite in Form einer Quaderreihe erhalten blieb. Er überdeckt die kleine eisenzeitliche Grotte. Im Umkreis wurden Votivgruben mit Terrakotten und Keramik des 6.–5. Jh. v. Chr., Opferbrandplätze (escharai) und kleinere anikonische Steinstelen gefunden. Wegen eines entsprechenden Graffito auf einer Gefäßscherbe wird es mit der Gottheit Thana, die

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Porto Saturo

wohl der griechischen Artemis entspricht, in Verbindung gebracht. Weihungen an die Göttin Thana oder Athana sind auch aus dem illyrischen Bereich bekannt. Auch Aphrodite Basilis, Persephone und Athena kommen als hier im Heiligtum verehrte Göttinnen in Frage. Im Bereich der Masseria Galiota wurde ein Stück Straße mit eingeschnittenen Karrengleisen, flankiert von den Grubengräbern eines archaischen Gräberfeldes, gefunden. Für die klassische und hellenistische Zeit gibt es nur wenig Befunde. Ein kleines Gräberfeld dieser Zeit im Osten des Promontoriums in der Senke zur Bucht Porto Perone, darunter auch ein Kammergrab mit steinernem Totenbett (Kline), belegt das Fortbestehen der Siedlung. Die Importfunde, vor allem griechische Trinkgefäße, bezeugen die Einbeziehung in die normalen Küstenhandelsrouten. In dem etwa zehn Jahre alten Park sind vor allem die Überreste der römischen Villa des 2.–4. Jh. zu besichtigen (Abb. Plan 10, Nr. 4). Ein betretbarer Küstenwachturm des 15. Jh. erlaubt einen guten Überblick über die antiken Befunde (Nr. A6). Östlich des Wachturms liegt der wirtschaftliche Teil der Villa, die pars rustica (Plan 10, Nr. 4). Neben einem quadratischen Wasserbecken befinden sich eine überwölbte Zisterne und Kanäle, östlich derselben eine kleine Badeanlage und westlich der Zisterne ein Wohnkomplex mit mehreren Räumen um einen offenen Bereich mit dem Impluvium, einem flachen Auffangbecken für das Regenwasser. In den zwei südlichen Räumen wurde je ein bunter Mosaikboden ausgelegt, die jedoch heute abgedeckt sind. Auf der anderen Seite der Halbinsel, nordwestlich des Wachturms, sieht man eine große kaiserzeitliche Thermenanlage (Plan 10, Nr. 5 und Abb. 53). Um einen Hof angeordnet liegen hier die Baderäume mit den beheizbaren Fußböden (Hypokausten und Präfurnium/Ofen( Abb. 53, Nr. B12) wie das Tepidarium (Nr. 53, B11), die Apodyteria (Nr. 53, B14), das Caldarium (Nr. 53, B15 mit Badebecken (Nr. 53, B16) und unbeheizte Räume wie Nr. B17, ein großes Schwimmbecken (natatio oder piscina) (Nr. 53, B9) und ein großer Apsidensaal (Nr. 53, B18), der als Speiseraum angesehen wird. Am Hang der Akropolis ist eine Kryptoportikus, ein langgestreckter halbunterirdischer Gang mit Tonnengewölbe von 36,50 m Länge, zu besichtigen, in die später Räume eingezogen worden sind (Plan 10, Nr. 7). Offenbar diente sie als umfangreicher Wasserspeicher, was angesichts der Villa und Bäder sehr nützlich wäre. Außerhalb des Parks an der Straße nach Norden Richtung Tarent liegt direkt neben der Straße in einer tiefen Geländemulde ein sehenswertes

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archaisches Quellheiligtum einer weiblichen Gottheit, das „Santuario di Sorgente“. Es wurde unter einem älteren, heute beseitigten Gebäude aufgedeckt; angrenzend sind noch Anbauten republikanischer Zeit erkennbar. In hellenistischer Zeit erfolgte ein Ausbau der Anlage, es entstand eine quadratische Einfassung aus sauber gearbeiteten Quaderblöcken. Innerhalb derselben stand eine marmorne Kultstatue, eine reichgewandete Frau (Abb. 54). Sie fiel leider den Raubgräbern zum Opfer. Im Umkreis bezeugen attisch-schwarzfigurige und hellenistische schwarzgefirnißte Gefäßscherben das Alter der Anlage. Es wurden mehrere Votivdepots gefunden, unter anderem eine Gruppe figürlicher Terrakotten, die Demeter und Kore darstellen. Die hier verehrte Gottheit ist nicht bekannt, jedoch wird das Heiligtum wegen der Terrakotten Demeter und Kore oder auch der der Nymphe Satyria zugeordnet. Nahebei befindet sich nördlich ein Gräberfeld des 4.–3. Jh. v. Chr. mit Grabgruben und Kammergräbern im Fels, die sich jedoch nur noch als überwucherte, zugemüllte Mulden im Gelände abzeichnen. Das Heiligtum wurde im Laufe der republikanischen Zeit aufgegeben, während eine kleine küstennahe Ansiedlung mit Hafenmole weiter­ bestand. Unter anderem wurde direkt am Wasser ein kleiner Handwerksbetrieb eingerichtet, von dem zwei Räume sichtbar sind. Im Laufe des 1. Jh. wurde eine Wasserleitung gebaut, die das Hinterland, vor allem die landwirtschaftlichen Betriebe versorgte.

Roca Vecchia Bei dem kleinen Küstenort Roca Vecchia (Provinz Lecce), ca. 26 km südöstlich von Lecce an der SS 611 zwischen Otranto und San Cataldo, erhebt sich ein mittelalterliches Kastell (um 1350) des Conte di Lecce, Gualtiero di Brienne (Abb. 50). Die Anfahrt ist wegen der vielen Urlauber auf der schmalen Küstenstraße etwas zeitraubend, lohnt sich jedoch schon wegen der malerischen schroffen Felsküste. Direkt neben der Straße liegt der 2010 leider völlig verwahrloste Parco Archeologico. Inmitten der zugewachsenen Wege stehen die relativ ­neuen Informationstafeln zu den kaum noch sichtbaren Befunden. Unter den mittelalterlichen Kastellmauern liegen mehrere f­ rühe Siedlungsschichten. Die bronzezeitliche Ansiedlung war durch eine bis zu 20 m breite Aggermauer aus Kalk- und Tuffbrocken mit Balkenverstärkungen geschützt, die die Halbinsel vom Festland abtrennt. Ihr wurde ein in den Fels getieften Graben vorgelagert, über den ein gut geschützter Tordurchgang führte. Direkt hinter dem Wall im Westen wurden die

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Roca Vecchia & Rudiae

Pfostenlöcher der einst dicht an dicht hier stehenden Hütten aufgedeckt. Die frühen Befunde werden durch eine messapische Siedlung und Gräber des 4.–3. Jh. v. Chr. überlagert. Die Halbinsel und das sich südlich anschließende Küstenareal wurden durch eine ordentliche Quadermauer aus Kalksteinblöcken gesichert. Die unterste Lage der 1400 m langen Wehrmauer ist noch im Gelände erkennbar. Auf dem Promontorium fanden großflächig Ausgrabungen der Università de­gli studi di Lecce statt. Im Fels der südlich gelegenen Bucht nahe der Siedlung sind eingeschnittene rechteckige Grabgruben, Fischbecken mit Treppenzugang und Zisternen zu sehen (Abb. 51). Die anderen, eher unregelmäßigen Ausbrüche stammen vom Steinabbau, der hier direkt neben dem Ort erfolgen konnte. Unterhalb dieses Felsabschnitts, unter einer Statue der Madonna, liegt der Zugang zur einer Karstgrotte, der Grotta della Poesia, einem Kultplatz von neolithischer Zeit bis ins 2. Jh. n. Chr. Die Höhlenwände sind mit Inschriften in messapischer und lateinischer Sprache überzogen, die beispielsweise die Gottheit Taotor Andirabas nennen. Für Besucher wurden Stege in die Höhlen eingezogen, die über eine kleine Treppe erreichbar sind. Wegen Baufälligkeiten war der Zugang 2010 geschlossen; Restaurierungen waren nicht im Gange.

Rodi Garganico siehe Gargano

Rudiae 2 km südwestlich von Lecce erstreckt sich über 4 km entlang der Straße das Gebiet des antiken Rudiae. Das umzäunte Areal liegt direkt neben der Straße (siehe Anfahrtsbeschreibung); hüfthohes Umkraut und Brombeerbüsche erschweren die Orientierung. Leider wurde diese Stätte gänzlich vernachlässigt. Rudiae war einst umgeben von zwei Mauerringen von 1400 m und 3600 m Länge, deren große Tuffblöcke im Gelände verstreut liegen. Diese zweischalige Mauer von 3,50 m Breite aus lokalem Stein sichert gut 100 ha Stadtgebiet. Besiedlungsspuren reichen von der 2. Hälfte des 7. Jh. v. Chr. bis in die römische Kaiserzeit. Auch messapische Gräber und Kammergräber wurden hier aufgedeckt, deren reiches Keramikinventar heute im Museo Provinciale di Lecce und im Museo Nazionale in Tarent ausgestellt wird. Die einfachen Grubengräber des 6.–4. Jh. v. Chr. liegen außerhalb der Mauer im westlichen Bereich im

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fondo Babbuine. Zu den Grabbeigaben gehörte bereits attische Importkeramik. Ein Hypogäum mit drei Kammern ist über eine schmale Treppe noch heute halbwegs zugänglich; im Kammerinneren lief oben entlang der Wände ein nun durch Graffiti zerstörter Fries, der zur Decke hin mit einem gelbgefaßten Zahnschnitt und einem Kyma (Schmuckleiste) zwischen zwei roten Leisten hin abschließt. Der Zugang ist durch das Gerüst des inzwischen weggewehten Schutzdaches im Gelände erkennbar. Aus einem solchen Hypogäum des späten 4./ frühen 3. Jh. v. Chr. stammt eine bemalte Steinflügeltür. Zwei figürlich verzierte Kalksteinkapitelle des 4./3. Jh. v. Chr. können auch zu einem öffentlichem Gebäude, vielleicht einem kleinen Sakralbau, gehört haben. Im Stadtgebiet wurden kleine Altäre mit dem Namen der messapischen Gottheit Taotor, die bereits aus Vaste und der Grotta della Poesia bekannt ist, gefunden. Sie wurde offenbar auch hier verehrt. Das römische Rudiae an gleicher Stelle, aus dem sich einige Inschriften erhalten haben, war wohl Heimat des Dichters Quintus Ennius (2. Jh. v. Chr.) und wurde unter Kaiser Hadrian Municipium. Nach Strabon (6, 3, 5) lag Rudiae an dem Landweg, der den Hafen in Hydrus mit dem Norden verbindet. Aus römischer Zeit stammen auch das Theater, ein Nymphaeum (fondo Acchiatura) mit zwei Wasserbecken, Mauern anderer Gebäude und ein Straßenabschnitt. Der Straßenbelag besteht aus großen weißen polygonalen Kalksteinblöcken; der Straßenrand wurde durch Bordsteine befestigt. Im Norden zeichnet sich die Mulde eines Amphitheaters von ca. 83 x 66 m ab; aus dessen überwachsenen Wällen ragen die weißen Kalksteinstützmauern, die einst die Cavea und die Eingangsbauten trugen.

Der Rudiner Quintus Ennius Der Dichter Quintus Ennius wurde im letzten Drittel des 3. Jh. v. Chr. geboren, wie laut Aulus Gellius (17, 21, 43) Varro berichtet, und starb Ende des 1. Drittels des 2. Jh. v. Chr. Seine Werke waren vor allem durch die griechische Literatur geprägt, die er so den lateinischen Schriftstellern näher brachte. Er kann als der Vater der römischen Poesie bezeichnet werden. Nur wenig ist von seinem Opus erhalten, darunter die Titel von 25 Tragödien und Fragmente der Annales, eines Versepos in 18 Büchern. Ennius stammt nach eigenen Worten aus Rudiae „Ich, vordem Rudiner, bin nun ein römischer Bürger.“ (Enn. ann. 377), und auch Horaz verbindet den Dichter und Apulien (von den Römern

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Ruvo di Puglia

­ alabrien genannt): „Der Afrikas Sturz Namen und Glanz K sich lieh, als der Musen Gesang, der aus Kalabrien tönt.“ (Hor. carm. 4, 8, 20) Er wuchs dreisprachig auf: „Quintus Ennius pflegte zu behaupten, dank seiner Fähigkeit, sich griechisch, oskisch und lateinisch auszudrücken, verfüge er über drei Herzen, sei er gleichsam dreimal Mensch!“ (Aulus Gellius 17, 17, 1). Nachdem er als Söldner gedient hatte, ging er Ende des 3. Jh. v. Chr. nach Rom, wo er eventuell als Hauslehrer arbeitete. Er fand Einlaß und ­Anerkennung in den römischen Adelskreisen und bekam das ­begehrte römische Bürgerrecht verliehen.

Ruvo di Puglia Nahe der italienschen Adriaküste, ca. 40 km westlich von Bari und 20 km westlich von Bitonto, liegt Ruvo di Puglia in der Provinz Bari. Ruvo wurde bereits seit neolithischer Zeit bewohnt, wie Siedlungsspuren unter der Kirche S. Michele und in der contrada Cortogiglio belegen. Im 9. und 8. Jh. v. Chr. existierte hier ein Hüttendorf, dessen Bewohner von Land- und Viehwirtschaft leben. Aus den Gräbern kennen wir die dunklen Impastogefäße und den Bronzeschmuck dieser Zeit. Im Laufe des 7.–6. Jh. v. Chr. wuchs die apulische Siedlung. Um Ruvo verstreut gab es Ansiedlungen in Weilern. Korinthische und schwarzfigurige attische Keramik zeugt vom Güteraustausch mit den Griechen. In den folgenden Jahrzehnten prosperiert die Ortschaft weiter. Aus den Gräbern am Fuße des Hügels stammen zahlreiche qualitätvolle rotfigurige Gefäße. Die großen Kratere mit Szenen aus der griechischen Mythologie können auch ein Zeichen für die Sitte des Weintrinkens und das Abhalten eines Symposions nach griechischem Vorbild sein. Schon die teils reiche Grabausstattung spiegelt wohl eine differenzierte Gemeinschaft mit einer ‚Oberschicht‘, ab dem 5. Jh. v. Chr. tut dies auch die Grabform, wie ein 1833 aufgedecktes beeindruckendes Kammergrab (Nr. 11) nahe der Stadtmauer an der Straße zum ehemaligen Kapuzinerorden, die Tomba delle Danzatrici, zeigt: Die Bemalung der Innenwände hat sich gut erhalten; in leuchtenden Farben umzieht ein Reigen tanzender Frauen in bunten Gewändern und mit ernsten Gesichtern, begleitet von zwei jungen Männern und einem Kitharaspieler, die im Grab Gebetteten. Die Grabwände wurden ins Nationalmuseum in Neapel überführt. Auch viele der großen Gefäße, ein Teil des Goldschmucks und der Waffen wie ein apulischer

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Brustpanzer mit Athenakopf im Relief sind ins Nationalmuseum in Neapel verbracht worden. Weitere Kammergräber stammen aus dem 3. Jh. v. Chr. Von den Bronze- und Silbermünzen der hellenistischen Zeit kennen wir den Namen der Stadt ΡΥΒΑ und ΡΥΨ und der Einwohner ΡΥΒΑΣΤΕΙΝΩΝ. In römischer Zeit gehörten die Einwohner zur Tribus Claudia, die Stadt wurde Municipium und die antiken Straßenkarten verzeichnen es unter dem Namen Rubi. Direkt südlich der Stadt verläuft, wie heute noch teils oberirdisch sichtbar, die Via Trajana, eine der wichtigsten Überlandstraßen; im Bereich der Kirche S. Lucia südlich von Corato steht einer der Meilensteine (CIV). Die Stadt wurde neu strukturiert und erhielt ein regelmäßiges Straßennetz. Außerdem wurde sie gemäß einer Bauinschrift der Quattuorviri im 1. Jh. v. Chr. befestigt, indem man eine turmbewehrte Stadtmauer errichtete. Eine der 21 erhaltenen lateinischen Inschriften ist in der Treppe am Palazzo Giovene in Molfetta eingemauert, eine weitere in einer Wand des Palazzo Communale. Die anderen wurden nach Molfetta und ins Museo Jatta verbracht oder sind inzwischen verschollen. Aus dem 2. Jh. stammt ein Badegebäude mit überwölbten Zisternen von 20,50 x 4,40 x 3,30 m. Letztere wurden später durch die christliche Gemeinde genutzt und als Grotta di S. Cleto dem gleichnamigen Bischof geweiht. Sie fungieren als Krypta unter der Kirche del Purgatorio. Im Turm in der Altstadt, im Torre dell’Orologio auf de Piazza Menotti Garibaldi, ist ein Weihestein an den Kaiser Gordian III. (239 n. Chr.) vermauert (über einer Inschriftentafel von 1783), den ihm das Kollegium der Dekurionen und Augustalen gesetzt haben. Unter der sehenswerten romanischen Kathedrale Ruvos wurde ein spätrömisches Stadthaus (Domus) mit Abwasserkanälen und einem Mosaikfußboden aufgedeckt. Im Museo Jatta, im alten Palazzo Jatta aus dem 18. Jh., mit einladendem Innenhof und verwunschenem Garten, wird in zwei Räumen die Sammlung des Giovanni Jatta junior präsentiert, der sich besonders für die italischen Kulturen interessierte. Hier hat man die seltene Gelegenheit, eine Privatsammlung des 18. Jh. zu besuchen, die ohne moderne Ausstellungsideen, ‚Beleuchtungskonzepte‘ oder aufdringliche Didaktik auskommt (Abb. 3). In den ersten Jahrzehnten des 18. Jh. fanden in Ruvo und Umgebung zahlreiche Amateurgrabungen in den antiken Gräberfeldern statt, die zu einer reichen Ausbeute an Grabbeigaben, besonders an Gefäßen führte. Diese bilden den Hauptanteil der Samm-

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San Cataldo

lung. Der Kontext ist für die meisten Objekte nicht bekannt oder gesichert; sie wurden daher weitgehend in ihrer ursprünglichen Aufstellung belassen. Zwischen den vollgestopften Räumen und Vitrinen werden jedoch auch kleine Sonderausstellung um besondere Museumstücke wie bspw. um die bronzenen Waffen der apulischen Krieger des 4.–3. Jh. v. Chr. präsentiert. Im ersten Saal der vier Ausstellungsräume werden Terrakotten, geometrisch bemalte, sog. daunische und peuketische Tongefäße, schwarzfigurige attische Vasen, rotfigurige apulische Vasen, teils aus canosinischer Produktion mit polychromer Bemalung, ein großes Vorratsgefäß (Dolium) und ein Tuffsarkophag mit einer hellenistischen Bestattung präsentiert. Im zweiten und dritten Saal stehen große rotfigurige attische, apulische und lakonische Vasen mit Szenen aus der Mythologie und dem Alltag, darunter einige schöne Rhytha: trinkhornähnliche Becher mit figürlich gestalteten Fuß in Form eines Hunde-, Kuh-, Löwen-, Greifen- oder Hirschkopfes. Auch einige der Kantharoi (zweihenklige Trinkbecher) und Olpen (Krüge) zeigen eigenwillige Formen: Frauen- und Sartyrköpfe, Köpfe Farbiger oder den Kampf zwischen einem dunkelhäutigen Pygmäen und einem Krokodil. Auch finden sich einige qualitätvolle attisch-rotfigurige Kratere (Weinmisch­ gefäße) wie der Volutenkrater des Talos-Malers (Inv. Nr. 1501) aus dem letzten Viertel des 5. Jh. v. Chr. mit einer Szene aus dem Argonautenmythos: Die Dioskuren Kastor und Polydeukes halten den durch Medas Hilfe kraftlos gewordenen ehernen Giganten Talos, der die Anlandung der Argonauten auf Kreta unter Jasons Führung nach der Entwendung des Goldenen Vlieses aus Kolchis verhindern wollte. Die Vitrinen entlang der Wände enthalten weitere Gefäße, einige Münzen aus den griechischen Kolonien der Magna Grecia, apulisch-griechische Bronzehelme, Bronzegürtel und -schnallen und ein Sammelsurium verschiedener bronzener Anhänger, Fibeln, Knöpfe und anderer Schmuckteile aus Gräbern der Region.

San Cataldo San Cataldo nahe Lecce an der adriatischen Küste war in römischer Zeit ein wichtiger Hafen. Pausanias (6, 19, 9) berichtet uns, daß einer der Häfen Lupias’ künstlich ausgebaut wurde und ein Werk Hadrians sei. Möglicherweise handelt es sich wegen des im folgenden beschriebenen Befundes um San Cataldo. An der Küste nahe dem Leuchtturm hat sich ein Teilstück einer aus großen Quadern aufgemauerten Mole hadrianischer Zeit erhalten (Abb. 55). Die Mole, von der noch 50 m

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­erhalten sind, besteht aus zwei 3–4 m auseinanderstehenden Kurtinen aus Lecceser Kalkstein. Der Zwischenraum wurde mit Steinen und wasserdichtem Mörtel aufgefüllt. Quer- und Längsverstrebungen verstärken die Struktur. Zwei Säulenfragmente von 0,60 m Durchmesser aus grünem Cipollino-Marmor wurden ebenfalls vor Ort gefunden. Die L-förmige, tief ins Wasser reichende größere Mole war ein Bauprojekt vom Anfang des 19. Jh. Im Süden des Küstenabschnitts, in der località S. Giovanni, wurde im flachen Wasser die Felsabarbeitung für einen Bau von 33 x 15 m mit drei parallelen Kammern beobachtet. Die ursprüngliche Funktion bleibt unbekannt. 300 m weiter südlich in ca. 100 m Abstand zur heutigen Küste wurden in 3 m Tiefe große Kalksteinquaderreihen entdeckt, die ein Areal von 24 x 30 m umfassen. Nahebei zeigen sich im Fels der Küste regelmäßig nord-süd ausgerichtete Eintiefungen von ca. 1,60–2,00 x 0,50–0,60 m – möglicherweise Bettungen für eine weitere Küstenbefestigung. Noch etwas weiter südlich im Bereich Torre Ovo wurden weitere Kalksteinquadermauern im Wasser entdeckt. Offenbar war dieser Küstenbereich in römischer Zeit umfassend befestigt und ausgebaut worden.

San Giusto siehe Lucera

Santa Maria di Léuca Das Kap Santa Maria di Léuca liegt am Endpunkt des Stiefelhackens der italienischen Halbinsel. Zur Antike ist für diesen Ort wenig bekannt; Petrus soll hier an Land gegangen sein, weshalb sehr früh eine christliche Gemeinde entstand. In den Felsklippen des Steilufers gibt es zahlreiche Höhlen. Eine der größten und bekanntesten ist die ­Grotta Porcinara östlich der Punta Ristola. Die Höhle liegt ca. 20 m über dem Meer, besitzt drei miteinander verbundene Kammern und zwei Zugänge zu Land. Eine Treppe führt die Felskante hinab, flankiert von zwei kleinen Nischen und einem steingefaßten Opferplatz, einer Eschara. Die größte und östlichste Kammer wurde modern von den anderen abgetrennt und am stärksten verändert. Die Wände der zweiten Kammer (ca. 7 x 10 m) zeigen zahlreiche Einlaßlöcher, vielleicht für Votivreliefs. Außerdem sind in ihr und der dritten Höhle die Wände mit Inschriften überzogen. Die griechischen und lateinischen Namen sind die von Seefahrern (Erotimon, Cordius Aquillinus), von Schiffen (Rhedon, Medaurus) und von Gottheiten (Zis Batas/Zeus, Fortuna,

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Santa Maria di Léuca & Siponto

Aphrodite) (Abb. 56). Außerdem wurde in der dritten Kammer eine Eschara, ein Opferplatz, mit messapisch beschriebenen Keramikscherben gefunden. Den Funden nach begann die kultische Verehrung in der Grotte im 7. Jh. v. Chr. und reichte bis ins 2. Jh. Es muß sich, wie die Inschriften zeigen, um ein hauptsächlich von italischen und illyrischen Seefahrern frequentiertes Heiligtum gehandelt haben. Die anderen Grotten im Umfeld sind wegen der paläolithischen und neolithischen Funde sowie geologisch interessant, wurden aber offenbar nicht antik genutzt. Im Nordwesten des Kaps, an der Küste beim Torre San Gregorio sind am Strand zwei Mauerzungen, auf 10 m und auf 70 m Länge, sichtbar. Der Keramik nach gehören sie in späthelleinistische-republikanische Zeit. Weitere Überreste von Zisternen und Magazinräumen und Transportamphorenscherben belegen einen kleinen Hafen an dieser Stelle. Er könnte zum 3,5 km landeinwärts gelegenen Patù (Pattu) gehören, wo in der Via Uschia Pagliare eine messapische Stadtmauer in Teilen freigelegt wurde. Es wird mit dem antiken Veretum gleichgesetzt.

S. Maria di Merino/Merinum siehe Gargano

San Matteo bei San Marco in Lamis siehe Gargano

Siponto Siponto, heute ein Stadtteil Manfredonias, liegt etwas südwestlich an der Südküste der Garganohalbinsel am Rand des Tavoliere. Um die Kirche Santa Maria di Siponto in der località Cupola direkt an der Landstraße an der Zufahrt nach Siponto ist in umzäuntem Gelände ein archäologischer Park angelegt worden (Abb. 57). Nach Livius (34, 45) wurde der schon länger besiedelte Ort 194 v. Chr. als römische Kolonie erneut gegründet und diente als Hafen. Offenbar stand die Gründung unter keinem guten Stern, denn als der Konsul Spurius Postumius Albinus 186 v. Chr. im Auftrag des Senats in Italien reiste und auch in Sipontum vorbeikam, entdeckte er, daß die acht Jahre zuvor angesiedelten 300 römischen Kolonistenfamilien verschwunden waren. Weder die Senatoren, noch die Gründungskommission hatten von der Aufgabe der Kolonie gehört (Livius 39, 23, 3). Der Ort wurde dann im 13. Jh. nach einem schweren Erdbeben

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Plan 11 Siponto, Plan, Stadtmauerverlauf

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Siponto

z­ ugunsten Manfredonias verlassen. Ferdinand Gregorovius beschreibt in seinen ‚Apulische Landschaften‘ (Leipzig 21880) 79 den Kontrast zwischen einstiger Bedeutung und dem Zustand im 18. Jh.: „Eine halbe Stunde vor Manfredonia steht, hart an der Fahrstraße, und nicht weit vom Meer, eine kleine altertümliche Kirche mit Vorhalle und romanischem Bogenstil. […] Auf dem verödeten mit Gras bewachsenen Platz vor dem Portal steht melancholisch eine einzelne antike Säule ohne Capitäl, und liegen einige Bruchstücke eines antiken Tempels am Boden. Das ist alles, was von der alten Hafenstadt Sipontum übrig blieb […]. Die Gründung des ursprünglichen Sipontum (Sipus beim Strabo) verliert sich in der Mythe, denn von Diomedes soll die Stadt erbaut worden sein. Sie lag an der Einbiegung des großen Golfs, und war noch als römische Colonie ein belebter Hafenplatz.“ Neben der genannten romanischen Kirche, Santa Maria Maggiore di Siponto, liegen eine frühchristliche Basilika mit Überresten ihrer Mosaikböden sowie Mauern römischer Häuser und Brunnen (Plan 11 und Abb. 57). 1875 war hier beim Ausheben einer Zisterne ein Weihestein für Diana gefunden worden. Bei den ersten Ausgrabungen stieß man ebendort auf die Grundmauern der dreischiffigen frühchristlichen Kirche, die anfangs als Tempel der Diana gedeutet wurden. In der benachbarten romanischen Kirche sind spätantike Bodenmosaiken aus der frühchristlichen Basilika ausgestellt: Polychrome mit geometrischem Muster und schwarzweiße des 4.–6. Jh. Als Altartisch dient ein wohl kleinasiatischer spätantiker Sarkophag aus blaugrauem Marmor, in dessen Langseite später drei Kreuze eingemeißelt wurden. Unter der Kirche befindet sich eine sonntags zugängliche Krypta mit wiederverwendeten Säulen aus der frühchristlichen Basilika, die frühromanische Kapitelle tragen. In den Ecken stehen ein Weihestein und ein großes korinthisches Kapitell. Den Altartisch bildet ein ebensolches Kapitell; der Größe wegen könnten sie von einem Tempel stammen. Wenig außerhalb des Parks im Feld in Richtung Siponto sind am Hang die Quader der Stadtmauer aus augusteischer Zeit zu erkennen. Sie ist hier an einer Geländekante auf 34 m Länge erfaßt worden und besteht aus regelmäßigen Kalksteinquadern. Weitere Teilstücke im Südosten, Nordwesten und Norden ermöglichten eine Rekonstruktion auf ca. 3 km Länge, wodurch ein Gelände von etwa 50 ha eingefaßt werden konnte (Plan 11). Im Südosten konnte ein Teil eines Stadttores aus der Mitte des 1. Jh. v. Chr. bis zur Mitte des 1. Jh. n. Chr. freigelegt werden. Eine mächtige Stützmauer bei der Masseria Grazia könnte zu einem

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römischen Amphitheater gehört haben; die Zuschreibung ist jedoch unsicher. Im Bereich des ehemaligen Hafens haben sich kaum Funde erhalten, lediglich die Überreste einer runden Zisterne. Im Nordwesten des Parks, in der località Capparelli, auf der Nordwestseite der Strada Statale 89 wurden nahe einem modernen Gehöft ausgedehnte Hypogäen des 5.–6. Jh. n. Chr. entdeckt. Die neun Felshöhlen enthalten Nischen, kleine Kapellen, Arcosolien (überwölbte Nischengräber) und Grubengräber. Etwas weiter südwestlich am unteren Rand der Salzseen wurde bei der Masseria Cúpola in der Area Cupola-Beccarini eine ältere Ansiedlung erfaßt, in der man die Vorgängersiedlung Sipontos erkennen möchte. Warum die Siedlung durch die Römer verlagert wurde, ist unbekannt. Möglicherweise bestanden landwirtschaftliche oder logistische Vor­ teile. Die ältesten Spuren, Rundhütten und Keramikscherben, stammen aus der Bronze- und Eisenzeit. Auch für das 6. bis 3. Jh. v. Chr. sind hier über Hausmauern, Böden und ziegelabgedeckte Abwasserkanäle Wohnstrukturen belegt. Nahebei liegen Grubengräber und Kinder­bestattungen in Gefäßen. Die Grubengräber des 7.-6. Jh. v. Chr. sind mit einem etwa rechteckigen Haufen Lesesteine und Flußkieseln abgedeckt, die auch der Verkleidung der Wände dienen. Sie können einen oder mehrere Verstorbene aufnehmen, zu deren Füßen bemalte daunische Gefäße und Bronzebecken deponiert wurden. Gold- und Silberperlen und Applikationen blieben von der Tracht und dem Schmuck der Bestatteten zurück. Einige dieser Gräber waren mit Fragmenten daunischer Stelen abgedeckt (siehe „Daunische Stelen“).

Taranto/Tarent Am ionischen Golf, auf einer Halbinsel, erstreckt sich das noch heute schöne Taranto, eine ursprünglich griechische Kolonie. Die Gründungsmythen Tarents sind vielfältig. So haben nach Antiochos bei Strabon (6, 3, 2) die sog. Parthenier die Stadt gegründet. Sie seien die unehelichen Söhne der Spartanerinnen mit den Heloten, die während der langjährigen Abwesenheit ihrer Männer im Messenischen Krieg gezeugt wurden. Als es unter diesen wegen ihrer Nichtanerkennung zu Unruhen gegen die Spartaner kam, entsandte man sie unter Leitung ihres Anführers Phalantos zur Koloniegründung. Nach Strabon (6, 3, 2) benannte man Taras nach einem gleichnamigen Heroen. Die Fortgeschickten befragten zuvor das Orakel in Delphi, das ihnen Satyrion als Ziel nannte. Der Name Satyrion wurde bereits in der Antike durch

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Tarent

Taranto (Tarent)

Mare Piccolo

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MARTA . Archäologisches Nationalmuseum Isthmos Poseidontempel (Piazza Municipio) Bischofskirche Kirche San Domenico Maggiore Römisches Haus und Architekturteile Tomba degli Atleti

Plan 12 Taranto, Lageplan der archäologischen Stätten

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Pisa

12 Stadtmauer

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Mare Grande

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Ädikula-Grab Kammergräber (Schutzbau) Römischer Aquädukt Stadtmauer Stadtmauer Stadtmauer

eine Vorgängersiedlung dieses Namens (siehe: Porto Saturo), durch die Tochter Poseidons namens Satyria und durch eine erste ältere Namensgebung der Kolonie Taras erklärt. In der modernen Forschung gibt es ebenfalls unterschiedliche Auslegungen des Orakelspruchs: Satyrion sei wirklich eine Vorgängersiedlung an gleicher Stelle oder bei Scoglio del Tonno am Mare Piccola oder bei Porto Saturo an der Küste. Die ältesten Funde vor Ort zeigen, daß die Halbinsel wohl schon vor den Griechen bewohnt wurde. Iapygisch-geometrische Keramik und Überreste früher Hütten kamen an mehreren Stellen wie unter der Piazza Castello zu Tage. Die griechische Kernsiedlung umfaßte dann ungefähr 13 ha und dehnte sich schnell über die Halbinsel aus. In der ersten Hälfte des 6. Jh. v. Chr. erhielt das städtische Hauptheiligtum einen Sakralbau: Auf der östlichen Spitze der Halbinsel, am Zugang zur heutigen Altstadt, wurde der Poseidontempel errichtet (Abb. 2); zwei noch aufrechtstehende Säulen und Teile des flachen zweistufigen Unterbaus sind auf der Piazza Municipio zu besichtigen (Plan 12, Nr. 3). Der Tempel wird ca. 50 m lang gewesen sein und je 13 Säulen auf den Langseiten besessen haben. Die Kalksteinsäulen der dorischen Ordnung stammen von der Nordperistase, dem nördlichen Teil der Säulenhalle, sie sind je 8,47 m hoch und 1,90 m breit, und ihre Schäfte aus flachen Trommeln wurden mit 24 flachen Kanneluren verziert. Das innerurbane Wohngebiet entwickelt sich vor allem östlich des Isthmos (Plan 12, Nr. 2), der Landenge zwischen Halbinsel und Hinterland. Die Vorteile der Lage beschreibt uns Strabon (6, 3, 1): „Obgleich der Tarentinische Meerbusen größtenteils hafenlos ist, so findet sich doch daselbst ein sehr großer und schöner und durch eine lange Brücke abgeschlossener Hafen, der einen Umfang von 100 Stadien (18,50 km) hat. Auf der Seite am Winkel bildet er gegen das äußere Meer hin eine Landenge, so daß die Stadt auf einer Halbinsel liegt und die Schiffe von beiden Seiten her leicht hinübergezogen werden können, weil der Hals (der Landenge) niedrig ist.“ Im 5. Jh. v. Chr. erhielt die Stadt ein regelmäßiges Straßensystem, Bauten aus großformatigen Quadermauerwerk entstanden und im Heiligtum an der Kirche San Domenico Maggiore (Nr. 5) errichtete man einen Peripteraltempel. Mit der Koloniegründung nahmen die Tarentiner jedoch nicht nur die Halbinsel, sondern schrittweise ein weites Umland, die Chora, in Besitz. Rings um die Stadt auf der Halbinsel entstanden am Rand der

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Tarent

Küstenebenen, auf den umliegenden Hügeln und um das Mare Piccolo griechische Gehöfte und Dörfer. Einige strategisch oder wirtschaftlich vorteilhafte Plätze waren bereits besiedelt; ihre Bewohner mußten sie wie beispielsweise in Satyrion, dem heutigen Porto Saturo, und in L’Amastuola für die Griechen räumen. Daß das Verhältnis zu den Italikern von Auseinandersetzungen geprägt war, überliefert uns auch Diodor von Sizilien (56, 9, 52, 1–5), der von einem Krieg zwischen Tarentinern und Iapygern berichtet, der nach seinen Angaben um 473/72 v. Chr. stattgefunden haben müßte. Und auch, als sie sich mit den Lukanern im Krieg befanden, erinnerten sie sich gemäß Diodor (16, 62. 88) ihrer Wurzeln und baten die Spartaner um Hilfe, die sie ihnen gewährten. Von weiteren Auseinandersetzungen wissen wir auch durch zwei Weihgeschenke der Tarentiner in Delphi: Gemäß Pausanias sind es Weihungen nach ihren Siegen über die Messapier (10, 10, 6) und die Peuketier (10, 13, 10). Auf eine vernichtende Niederlage gegen die Iapyger 473 v. Chr. wird die schriftlich überlieferte Einrichtung der Demokratie zurückgeführt. Das darauffolgende Jahrhundert stellt eine Blütezeit Tarents dar. Eine einflußreiche Person dieser Zeit, des 2. Viertels des 4. Jh. v. Chr., war der pythagoreische Philosoph Archytas, der sieben Mal zum bevollmächtigten Strategen, dem Strategos autokrator, gewählt wurde. In der zweiten Hälfte des 4. Jh. v. Chr. begannen erneut die Auseinandersetzungen mit den italischen Stämmen. Tarent setzte auf Hilfe von außen, auf angeworbene Söldner. Zu der griechischen Kolonie gehört auch ein ausgedehntes Gräberfeld, das im Südosten an die Stadt angrenzt. Stadt und Nekropole werden von drei Seiten durch die Küste und nach Südosten durch eine Stadtmauer begrenzt. Normalerweise bestatten Griechen nicht innerhalb des ummauerten Stadtgebietes. Dieser seltene Fall wird bei Polybios (8, 28) auf ein Orakel zurückgeführt, das den Tarentiern geraten hatte, mit denen, die mehr seien, zusammenzuleben und diese daraufhin die Gräber der ihren miteinbezogen. Die bisher nachgewiesene Stadtmauer stammt aus dem 5. Jh. und schließt ein Gebiet von ca. 510 ha ein. Sie verläuft auf 1200 m mit stumpfem Winkel parallel zu einer künstlichen Wall-Graben-Anlage entlang eines sumpfigen Gebietes (Salina piccola) zwischen dem Mar Grande und dem Mare Piccolo. In der Via Galilei, der Via Rondinelli (Plan 12, Nr. 13), am Corso Italia (Plan 12, Nr. 11), der Via Emilia sind Teile der Stadtmauer erhalten, und an der Via Pisa (Plan 12, Nr. 12) nahe der Concattedrale ist ein

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längerer Abschnitt zu sehen. Es handelt sich um eine 4,20 m breite Schalenmauer aus Kalksteinquadern mit regelmäßigen Querverbindungen alle 10 m zur Versteifung. Tore konnten bisher nicht aufgedeckt werden. Etwa 10 m vor der Mauer verlief der 11–19 m breite und 2,00–3,50 m tiefe Graben. Zur Zeit des Stadtmauerbaus wurde auch das Stadtgelände neu organisiert. Es bekam in orthogonales Straßennetz, dessen Haupt-Nord-SüdAchse der heutigen Via Duca degli Abruzzi entspricht. Zwischen den rechtwinkligen Straßen lagen regelmäßige Häuserblocks, jeweils 4 x 6 Reihen auf 54 x 30 m. Schriftlich sind zwei Agorai, eine für merkan­tile Zwecke, überliefert. Am Ufer des Mare Piccolo nahe dem Ospedale Militare wurde wohl ein Theater errichtet, von dem sich bis auf eine im Halbrund geführte Retikulatmauer kaum Spuren erhalten haben. Daß die Tarentiner Pyrrhos und seine Söldner gegen die Römer zu Hilfe riefen, brachte ihnen kein Glück. Nach dessen Abzug fiel die Stadt kampflos 272 v. Chr. an die Römer und wurde Teil des römischen Bundesgenossensystems. Die politischen und sozialen Einrichtungen dieser Stadt scheinen aber weitgehend fortzubestehen, denn anders ließen sich die spätere schwache Unterstützung Roms und der schnell wieder aufkochende Widerstand kaum erklären. Durch die Porta Temenidi zog 213 v. Chr. der Karthager und Romgegner Hannibal mit seinen Truppen in die Stadt ein. Tarent wurde ein wichtiger Stützpunkt und Hafen für ihn. Die kleine Gruppe romfreundlicher Tarentiner und in der Stadt stationierter Römer verbarrikadierte sich im Kastell. Bereits 209 v. Chr. eroberten die Römer unter Führung des Quintus Fabius Maximus Tarent zurück. Zu dieser Zeit hatte Hannibal bereits Arpi, Salapia und Herdonia an die Römer verloren, und seine Position in Apulien war geschwächt. Anfangs konnten die römischen Truppen der Stadt fern und in der besetzten Zitadelle festgehalten werden, doch Rom mobilisierte seine Bündnispartner, schickte Truppen und Ge­ treide, fing Versorgungsschiffe ab und terrorisierte die Bewohner der tarentinischen Chora. Unter diesem andauernden Druck wurde Tarent während Hannibals Abwesenheit im Winterquartier durch die Römer unter erheblichen Verlusten für Einheimische und Verbündete erobert. In der Folge wurden die Abgabeverpflichtungen der Tarentiner erhöht, häufiger Prätoren, römische Beamte, hier installiert und Teile des Tarentiner Gebietes dem römischen ager publicus zugeschlagen – Land, das der 123/122 v. Chr. als Neptunia mit dem Status einer Colonia neugegründeten Stadt zufiel. Die Ansiedlung auswärtiger Bevölke-

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Tarent

rungselemente trug zu einer wesentlichen Veränderung der Stadtstruktur bei. Um 60 n. Chr. ist es nach den Grabinschriften erneut zur Ansiedlung römischer Veteranen gekommen, denen ebenfalls Besitz der Stadt zugeteilt wurde. Unter den archäologischen Befunden hat vor allem die frühe Kaiserzeit ihre Spuren hinterlassen: Nahe den Stadtmauerresten, auf dem Mittelstreifen des Corso Italia, ist die Stützmauer eines römischen Aquäduktes in Retikulatmauerwerktechnik sichtbar (Plan 12, Nr. 10). Dieser Aquädukt, die Aqua Nymphalis, ging von Satyrion aus. Die römischen Wasserbauer und ihre hervorragenden technischen Anlagen wie Aquädukte, Druckwasserleitungen, Wasserverteiler, Zisternen und Abwasserleitungen haben fast in jeder in römischer Zeit bewohnten Stadt entsprechende Bauten hinterlassen. Sie ermöglichten nicht nur die Versorgung der Bevölkerung mit ausreichendem Trinkwasser, sondern auch den Betrieb der Brunnenhäuser und Nymphäen und der beliebten Thermenanlagen. Aus dem 1. Jh. v. Chr. bis ins 5. Jh. haben sich auch mehrere Wohnhäuser und vor allem deren Mosaikfußböden erhalten, die die Existenz einer lokalen Mosaikwerkstatt nahelegen. Die Gräber wurden entlang der aus der Stadt führenden Straßen angelegt, die im Süden an der Küste entlang und im Nordosten an der Bucht des Mare Piccolo in Richtung Salento-Halbinsel und adriatischer Küste verlaufen. Während wir im 7. und 6. Jh. v. Chr. vor allem Körper- und Brandbestattung in Gruben und Steinplattengräbern antreffen, kommen im 6. Jh. v. Chr. große Kammergräber hinzu, denen im 4. Jh. weitere kleinere, aber aufwendig ausgestattete Kammergrabanlagen folgen, die heute zum Teil zu besichtigen sind. Auf dem Gelände der Scuola Media „G. Mazzini“ zwischen den Straßen Via Pitagora und Via F. Crispi Nr. 2 liegt die Tomba degli Atleti (Plan 12, Nr. 7), ein Kammergrab des späten 6./frühen 5. Jh. v. Chr. Die fast quadratische Kammer, errichtet aus Tuffquadern, war innen verputzt und bemalt worden. An den Wänden stehen sieben Sarkophage. Ursprünglich standen auf diesen und in der Kammer Gefäße und andere Beigaben. Im heutigen Stadtpark (Plan 12, Nr. 6) an der Via Pitagora nahe dem Museum sind einige Architekturfragmente zusammengetragen worden: ein Giebel, ein dorischer Friesblock, Teile eines Rundbaus und einer Ädikula. Hier ist bei der Villa Peripato der Teil eines römischen Hauses, einer Domus und eines kleinen Gräberfeldes zu sehen. Zwischen Via Umbria und Via Marche (Plan 12, Nr. 9), südlich des Corso Italia, wurde eine Nekropole des 4.–3. Jh. v. Chr. mit abgedeckten

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Grubengräbern, Plattengräbern, Kammergräbern und Gräbern mit einer Steinkline im Inneren freigelegt, über denen ein großer grüner Schutzbau mit großen Schaufenstern errichtet wurde, so daß man sich auch ohne Begehung einen guten Überblick verschaffen kann (Abb. 58). An der Ecke der Via G. De Cesare/Lungomare Vittorio Emanuelle III (Plan 11, Nr. 8), an der südlichen Uferpromenade, wurde der obere Bereich eines Ädikulagrabes rekonstruiert. Ab der 2. Hälfte des 4. Jh. v. Chr. werden über einigen Gräbern entlang der Ausfallstraßen Ädikulen und Naiskoi errichtet, in denen Statuen und Reliefs mit dem Abbild des Verstorbenen aufgestellt waren. Von diesen Naiskoi haben sich kannelierte Säulen, von Tympanoi bekrönte Pfeiler, Basen, Gebälkteile und Kassettendecken erhalten. Einige Bauteile waren mit feinem Stuck überzogen und farbig bemalt, die Naiskosinnenwände konnten rot gefaßt sein. Im Museum MARTA sind einige der qualitätvollen Reliefs, der Hochreliefs mit Vasen auf Podesten, der vollplastische Vasen, der Aufbauten in Form gestapelter (Grab-)Kisten und der Skulpturen ausgestellt. Nicht nur im Museum und im Stadtgebiet sind Überreste des antiken Tarents zu finden, auch in der Bischofskirche auf der Piazza Duomo (Plan 11, Nr. 4) wurden im Hauptschiff antike Säulen und römische korinthische Kapitelle als Spolien verbaut. In Kombination mit den oft figürlich verzierten romanischen und späteren Werkstücken entsteht der Eindruck eines bunten Sammelsuriums. Die beachtenswerte Sammlung des Museums MARTA (Plan 11, Nr. 1) enthält in seinen auf zwei Etagen verteilten 20 Abteilungen viele s­ chöne Stücke. So zum Beispiel im 1. OG die zierlichen Kalkstein- und Tuffkapitelle in ionischer und korinthischer Ordnung mit teils figürlicher Verzierung durch Sphingen und Sirenen, die einst kleine Sakral- und Grabbauten geschmückt haben, sowie die Karyatiden aus dem Kammergrab „Ipogeo delle Cariatidi“ in Vaste, figürliche Metopen der hellenistischen Tarentiner Grabnaiskoi, weitere teils rot und blau bemalte Architekturteile dieser Grabbauten, sowie Grabreliefs und -aufsätze, Bronzewaffen, Keramik, Terrakotten und reichen Goldschmuck aus Gräbern. Aus späterer Zeit stammen zwei bekannte Bronzetafeln mit einer Lex de repetundis und der Lex municipii Tarentini, beide aus dem 1. Jh. v. Chr., sowie vier Säle mit Funden aus römischer Zeit wie Skulpturen, figürlichen Tischfüßen, Marmorschalen, Mosaiken und Grabinschriften. Die vielfarbigen Bodenmosaiken stammen aus Wohnhäusern, die im heutigen Stadtareal aufgedeckt wurden.

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L’Amastuola

Taranto, Località L’Amastuola 14 km nordwestlich von Tarent wurde auf einem Hügel 213 m ü.d.M. in der località L’Amastuola eine Siedlung der tarentinischen Chora lokalisiert. Seit 2003 haben niederländische Archäologen mittels Survey und Grabung Teile der Siedlung und einer Nekropole untersucht. Häuser und Gräber befanden sich südlich des Gehöftes, das heute die gesamt Hügelkuppe einnimmt. Der Ort war bereits seit dem späten 8. Jh. v. Chr. bewohnt und wurde Ende des 1. Drittels des 7. Jh. v. Chr. mit einer doppelten Wehranlage befestigt – wohl auf die griechischen Koloniegründungen an der Küste reagierend. Der äußere Ring besteht aus einer 3 m breiten, trocken aufgeschichteten Aggermauer. Von hier oben hat man einen weiten Blick in Richtung der Küstenebenen und der griechischen Kolonien Metapont und Taras (Abb. 59). Iapygische Keramik und Reste einer Rundhütte unter späteren Hausmauern zeugen von der vorgriechischen Besiedlung dieser Stelle. Die Keramik und die rechteckigen Einräumhäuser archaischer Zeit bezeugen zunehmend griechischen Einfluß. Über den Hütten entstehen rechteckige Einraumhäuser von 10 m2 Grundfläche mit einem ummauerten kleinen Hof. Sie erinnern an die ersten griechischen Wohnbauten in Megara Hyblaia an der Ostküste Siziliens. Die Befunde sind wieder abgedeckt worden. In der 1. Hälfte des 5. Jh. v. Chr. ist ein Ende dieser und ein Übergang zu einer neuen Siedlung zu fassen. Offenbar wurde diese strategisch gut gelegene Siedlung im Laufe des 5. Jh. v. Chr. in die Chora der Kolonie Taras integriert. Am Nord- und Südhang der Anhöhe befinden sich die ausgedehnten Gräberfelder, deren rechteckige Gruben noch heute dicht an dicht im Fels liegen. Erwachsene und Kinder wurden hier seit dem 2. Viertel des 7. Jh. v. Chr. beigesetzt. Einem Grab diente eine ältere Stele lokaler Machart als Abdeckung. Die Seiten der flachen, ordentlich geglätteten Stele sind eingezogen, die oberen Ecken jeweils hochgezogen und der untere Abschnitt ist in Form eines Einlaßzapfens zur Aufstellung präpariert. Entlang des Randes läuft ein eingeritztes Zickzackmuster. Sie erinnert an die Stelen aus Daunien, Cavallino und Mesagne, besitzt aber keinen Kopfaufsatz, aufgeritzte Gliedmaßen, Kleidung, Schmuckstücke, Waffen oder figürliche Szenen wie diese. Am Südhang kann man auf 600 m Länge direkt neben der Straße, halbverdeckt von der Macchie, noch einige der 250 hier gefundenen Gräber und Abschnitte zweier Straßen mit Karrenspuren besichtigen (Abb. 60). Einer der Wege wurde 3 m breit teils in den Fels eingetieft.

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Troia/Aecae Das im frühen 11. Jh. neu gegründete Troia liegt auf einer Anhöhe an den ausgedehnten Tavoliere Apuliens, wenige Kilometer westlich von Foggia. Die Stadt thront auf 439 m Höhe über der Ebene und bietet einen beeindruckender Anblick. Sie wird mit dem antiken Siedlungsgebiet Aecaes verbunden, das uns aus verschiedenen antiken Quellen bekannt ist: Es sei eine der Gründungen des griechischen Helden Diomedes gewesen, als er nach der Schlacht von Troja, eingeladen durch den König Daunos, nach Italien kam, des Königs Tochter Euippe ehelichte und sich dort niederließ. Nach der Schlacht bei Cannae (216 v. Chr.) gingen die Bewohner zu Hannibal über, doch Aecae wurde 214 n. Chr. durch die Römer unter Fabius Maximus zurückerobert, wie uns Polybios (3, 88) und Livius (24, 20, 6) überliefern. Nach dem Bürgerkrieg erhielt es den Status eines Municipiums und im späten 2. Jh. n. Chr. als Augusta Apula den einer Colonia. Auf römischen Straßenkarten findet man die Bezeichnung Aecas. Da das gesamte antike Gelände modern überbaut ist, waren nur wenige Grabungen möglich. Am Osthang des Hügels wurden Mauern und Gräber des 5.–4. Jh. v. Chr. gefunden, ebenso zeitgleiche Gefäßscherben an verschiedenen Stellen des Hügels. Von der römischen Stadt blieben mehr Spuren erhalten, da verschiedene Mauern, Bauteile und Inschriften in die späteren Häuser und Kirchen integriert wurden. In der Kirche San Basilio Magno wurden gleich mehrere antike Spolien integriert: Pfeilerkapitelle in der Außenfassade, Rundkapitelle und ein Rundaltar mit Bukranien und Girlanden im Innenraum und ein ornamentierter Türsturz über einem Seiteneingang. Ebenso in der Kathedrale der Stadt, wo an den Arkaden und um die äußere Apsis römische Säulen, Basen und Kapitelle zum Einsatz kamen und in den Wänden an mehreren Stellen lateinische Grabinschriften sichtbar sind. Die Via Trajana führte in römischer Zeit wie in Herdonia mitten durch die Stadt. 1956 wurde ein Teil der Straßenpflasterung unterhalb der Via Regina Margherita aufgedeckt und ins Museo Civico gebracht. Ein Teil des Basaltpflasters blieb vor Ort. Nahe den Kirchen Sant’Anna und San Giovanni di Dio wurde je ein Meilenstein mit der Titulatur Trajans gefunden; ein weiterer, severischer beim Bau der Schule „Virgilio“. Römisches Straßenpflaster, diesmal aus Kalkstein, ist auch an der Kreuzung Via Matteotti/Via Sassi sichtbar. Nahe der Piazza della Vittoria in der Altstadt im Palazzo d’Avalos an der Via Regina Margherita 72 liegt das kleine Museo Civico. Es be-

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Troia & Ugento

herbergt Funde aus Aecae selbst und aus der Umgebung, darunter daunische Keramikgefäße und Fragmente daunischer Stelen, Terrakottaantefixe, korinthische Kapitelle und Ehren- und Grabinschriften aus römischer Zeit, die drei Meilensteine aus dem Stadtgebiet und ein Sarkophag mit der Darstellung einer säugenden Sau, die vielleicht mit dem Stadtnamen in Verbindung zu bringen ist (troia ital. = Sau dt.).

Ugento An der Spitze der Salento-Halbinsel in geringer Entfernung zur hier schroffen ionischen Küste liegt Ugento (Provinz Lecce), das antike Uzentum/Ouxenton. In Ugento gibt es zwei archäologische Sammlungen: Das Nuovo Archeologico Museo di Ugento, dessen Grundstock größtenteils Grabbeigaben des 6. Jh. v. Chr. bis 2. Jh. bilden, und am Rande der Altstadt im Palazzo Colosso die archäologische Sammlung „Adolfo Colosso“, in der u. a. ein Apollonkopf, ein Relieffragment mit Krieger und Pferd, der Torso eines Mannes und ein Teil einer kolossalen Herkulesskulptur gezeigt werden. An der Piazza San Vicenzo neben dem Palazzo Communale und dem Pro Loco befindet sich relativ neu das Büro der Assessorato al Turismo, wo man aktuelle Informationen zu den Museen und der Stadt erhalten kann. Durch einen schmalen NW-SO verlaufenden Höhenzug ist der Ort gegen Norden und Osten vor Wetterwidrigkeiten geschützt und die Bewohner konnten die Küstenebene zwischen (Kap) Anxa und (Kap) Leuterna nutzen. Nahe Torre San Giovanni besteht eine Ankermöglichkeit in einer kleinen Bucht. Hier wurde in der zweiten Hälfte des 4. Jh. v. Chr. ein Hafengelände von 58 ha mit einer 3,5 km langen Mauer gesichert, von der sich ein 25 m langes und 3,50 m hohes Teilstück erhalten haben. Die Funde und Befunde aus Ugento reichen bis in das 6. Jh. v. Chr. zurück. Zu den bekanntesten gehört eine 74 cm hohe Bronzestatue des Zeus, die wohl zwischen 530–500 v. Chr. von einem griechischen Künstler gefertigt wurde und sich heute im Archäologischen Museum in Tarent befindet. Vor Ort wird eine Kopie gezeigt. Sie wurde 1962 in der Via Fabio Pittore in einer Grube, abgedeckt mit einem dorischen Kapitell des 6. Jh. v. Chr. mit rosettenverzierter Deckplatte (Abakus) und Dachterrakotten, gefunden. Kapitell und Dachterrakotten setzen ein entsprechendes Bauwerk voraus. Im 4. Jh. v. Chr. wurde ein Gebiet von ca. 145 ha mit einer 4,9 km langen und bis zu 7 m breiten Scha-

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lenmauer aus lokalem Stein umwehrt. Zur Rekonstruktion der Anlage siehe: Abb. 61. Die Stadtmauer wurde südlich der Via Cap Ugo Giannuzzi, an der Via Edison und in der località Aquarelli ergraben und ist in der località Porchiano mehrere Lagen bis 2,50 m hoch erhalten. Bisher wurden vier unterschiedliche Bestattungsbereiche lokalisiert. ­Neben einfachen Grubengräbern gibt es auch Halbkammergräber wie die Tomba dell’Atleta, die 1969 in der Via Salentina aufgedeckt wurde. Boden und Wände der 2,95 x 1,10 x 0,80 m großen Kammer wurden aus mehreren großen Kalksteinblöcken zusammengesetzt und mit einer mehrteiligen giebelförmigen Abdeckung verschlossen. Das Innere war verputzt und rot und blau bemalt; eine Sockelzone und horizontale Bänder gliedern die Wände, und ein Aryballos – ein kugliges Salbölgefäß – sowie ein Hahn und eine Taube schmücken die Giebelfelder. Wie die Gräber in Cavallino gehören sie am Anfang 5. Jh. v. Chr. zu den ersten ausgemalten Kammergräbern in der Gegend. Zu den Grabbeigaben gehören rotfigurige Gefäße, Bronzebecken und Bronzegefäße und lokale bemalte Ware. Zwei Belegungen sind festzustellen: eine des späten 6./frühen 5. Jh. und eine weitere des späten 5./frühen 4. Jh. v. Chr. In der località S. Antonio, entlang der Straße nach Casarano, innerhalb und nahe der Stadtmauer, befindet sich eines der größeren Gräber­ felder; es besteht aus ca. 25 dichtgedrängten rechteckigen Gruben im Fels mit schlichten Grabbeigaben des 4.-3. Jh. v. Chr. Das Areal kann besichtigt werden. Spätere Gräber mit Brandbestattungen in Gruben liegen vor der Stadtmauer in der Via Edison.

Valesio Valesio liegt neben dem modernen Ort Torchiarolo an der adriatischen Küste, 15 km südlich von Brindisi. Der vorrömische Name des Ortes ist uns unbekannt; erst aus der Kaiserzeit stammen die ersten Erwähnungen. So spricht Strabon von Amaseia und Pomponius Mela und Plinius von Valetium/Balesium (Plin. nat. hist. 3, 16, 101). Neben der Straße SP 84, nordwestlich von Torchiarolo, wurde in der località San Stefano eine kleine archäologische Zone angelegt. Unter freiem Himmel sind hier, umgeben von einer niedrigen Schutzmauer, vor allem römische und mittelalterliche Ruinen zu sehen. Die früheste Ansiedlung in Form eines Hüttendorfes stammt nach Aussage des Keramikmaterials aus dem 8. Jh. v. Chr., umfaßte nicht mehr als 7 ha und wird für 125–250 Bewohner Platz geboten haben. Aus den Siedlungsanfängen hat sich ein Apsidenhaus im Areal Santo

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Valesio

Plan 13 Valesio, Plan der frührömischen Mauern und der Thermenanlage nach Boersma u. a. 1991

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Stefano erhalten: Die Hütte bestand aus Holzpfosten auf einem Bruchsteinsockel, deren Zwischenräume mit Flechtwerk-Lehm-Wänden zugesetzt wurden. Unmittelbar angrenzend gab es eine Umzäunung zur Kleintierhaltung. Neben der einheimischen ritzverzierten oder bemalten Impastokeramik bezeugen Scherben früher griechischer Gefäße den Kontakt mit oder zumindest erste Einflüsse der Griechen in dieser Gegend. Die Entstehung an dieser Stelle verdankt Valesio wohl den fruchtbaren sumpfigen Wiesen im Umkreis. Die Anhöhe selbst bot Schutz vor Überschwemmung und einen ausreichenden Überblick über die Gegend. Ein nahegelegener Fluß, der heutige Infocaciucci, diente der Wasserversorgung. Über Valesio im 6. und 5. Jh. v. Chr. ist wenig bekannt. Der Ort bleibt bewohnt, und die weiter erfolgten Importe griechischer Tongefäße wie der attisch-rotfigurigen Kratere (Weinmischgefäße) verweisen auf fortgesetzten Kontakt. Erst mit dem 4. Jh. v. Chr. beginnt auch für Valesio eine stärkere urbane Entwicklung. Bereits von der Straße zwischen Brindisi und Lecce ist im Gelände die Erhebung des westlichen Abschnitts der einstigen Umwehrung aus dem späten 4. Jh. v. Chr. sichtbar, die 40 ha umgab. Im nordöstlichen Bereich ist noch ein 5 m breiter und 3 m hoch erhaltener Abschnitt erkennbar. Es war eine Mauer mit zwei Schalen aus relativ regelmäßigen lokalen Kalksteinen mit Erd- und Geröllfüllung. Das umwehrte Areal war nicht dicht bebaut; zwischen den Wohnbereichen lagen Freiflächen und Gräber. Im Zentrum der Siedlung, im Areal Santo Stefano, wurden auf 1000 m2 ein Straßenabschnitt und mehrere Wohnhäuser freigelegt. Es sind mehrräumige schlichte Bauten, mit Steinsockel und Lehm­ ziegelaufbau, teils mit verputzten rot bemalten Wänden, mit gepflasterten Bereichen und Brunnen oder Zisternen. Dazwischen gab es jedoch auch aufwendigere Bauten, wie ein Säulenfragment, ein Teil eines dorischen Kapitells und ein Friesfragment zeigen. Von den Gräbern und Grabdeckeln aus dem Stadtareal kennen wir dank der messapischen Sitte, den Namen des Toten an die Grabinnenwand und auf Grabgefäße zu ritzen, einige vorrömische Bewohner wie Malohias, Kantorres oder Poxas beim Namen, und einige weitere Inschriften geben uns Auskunft über die Verehrung der Demeter. Die Bronze­ statuette eines Mantelträgers mit Spendeschale aus dem 3. Jh. v. Chr. könnte einen Priester darstellen; sie ist heute im Museum in Lecce. Im Laufe des 2. Jh. v. Chr. mit dem Einfluß der Römer und dem Bedeutungsgewinn Brindisis verkam Valesio zur unbedeuteten kleinen Landstadt und war wohl vorübergehend fast ganz entvölkert. Dennoch

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Vaste

lebte hier bis ins 5. Jh. eine Gruppe Menschen. Valesio wurde als Mutatio Valentia im 4. Jh. Teil des cursus publicus, der kaiserlichen Post, indem hier eine Straßenstation für den Pferdewechsel, die Übernachtung und die Erfrischung Reisender eingerichtet wurde. Valesio lag günstig an der Straße von Brindisi über Lecce nach Otranto. Aus dieser letzten Phase stammt ein Thermengebäude, das die älteren Befunde im Areal Santo Stefano überlagert (Abb. Plan 13). Über 620 m2 erstrecken sich die Bade- und Funktionsräume 30 m in nordsüdlicher und 34 m in ostwestlicher Richtung. Im Süden liegen die Baderäume mit Fußbodenheizung (Hypokausten), im Norden der große Eingangsaal mit einem schwarzweißen Bodenmosaik, das im Zentrum einen Kantharos, einen Weinkelch zeigt. Flankiert werden diese durch Serviceräume und die Befeuerungsanlagen der Hypokausten. Putz- und Marmorfragmente zeigen, daß die Räume einst farbig verputzt und zum Teil mit weißen und farbigen Marmorplatten verkleidet waren. Außerdem waren Hohlziegel in die Wände der Hypokaustenräume eingelassen, damit die heiße Luft von den Befeuerungsanlagen unter dem auf Ziegelpfeilern stehenden Fußboden hinweg durch die Wände nach oben geleitet werden kann. Der Zugang folgt dem Badebetrieb kleinerer Bäder: Durch einen Korridor kommt man in den Eingangsaal, zu dem sich der Umkleideraum öffnet, außerdem gelangt man von hier in den Kaltbaderaum mit Kaltwasserbecken und durch diesen in die gemäßigt warmen Räume, die in den im Südwesteck gelegenen Heißbaderaum mit zwei Wasserbecken führen. Hier beendet man seinen Baderundgang und kehrt zurück in die Umkleideräume. Im 5. Jh. wird die Anlage aufgegeben, im 13. Jh. durch eine Kirche mit umliegenden Gräbern überbaut und später in einen Bauernhof integriert. Nahe den antiken Befunden entsteht im 12. Jh. die noch heute existierende Stadt Torchiarolo. Einen Teil der Funde aus Valesio sind im Museum in Brindisi zu sehen, ein anderer Teil wurde in die Bibliothek des benachbarten Torchiarolo verbracht.

Vaste Das antike Vaste oder Baste sowie Bausta wird in der Comune Poggiardo lokalisiert. Nur wenig ist über diesen Ort überliefert. Plinius (nat. hist. 3, 16, 101) und Ptolemaios (Geogr. 3, 1, 76) erwähnen ihn lediglich kurz. An der Piazza Dante im Stadtzentrum befindet sich im gut ausgeschilderten Palazzo Baronale ein kleines Museum mit den Funden aus der

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Umgebung. An allen Fundorten stehen Schilder mit Rekonstruktionen, Abbildungen und Informationen zu den archäologischen Funden. Am nordöstlichen Stadtrand liegt ein ausgedehnter archäologischer „Parco dei Guerrieri“, in dem ein Teil der Stadtmauer mit Nordost- und Nordtor gefunden wurde. An dieser Stelle wurde für die Besucher eine Wallanlage aufgeschüttet, auf deren Krone die Silhouetten von messapischen Kriegern erscheinen (Abb. 62). Am Wallfuß steht ein nachgebauter hölzerner Belagerungsturm. Etwas weiter nordöstlich, Richtung Felskirche S. Stefano (ausgeschildert), liegt im fondo Giuliano ein sehenswertes archäologisches Gelände mit einem Steinbruch, einem Gräberfeld im Fels und in einer Grotte und den Grundmauern einer mehrfach umgebauten Kirche. Um diese Kirche, die vom 5. bis ins 10. Jh. genutzt wurde, lagen Gräber und kleine Weiler, in denen die Menschen lebten. Die eisenzeitliche Besiedlung ist durch die zahlreichen Scherben der Impastokeramik, einer handgetöpferten, eher dickwandigen Tonware, belegt. Aus dem 9.–8. Jh. v. Chr. stammen auch Hüttengrundmauern im Bereich Piazza Dante. Eine solche Hütte mit Spitzdach wurde nahe der Felskirche S. Stefano nachgebaut. Ab dem 6. Jh. v. Chr. sind in der Architektur griechische Einflüsse faßbar. Davon zeugen ein schönes dorisches Kalksteinkapitell mit Rosetten auf der Deckplatte (Abakus), das bei der Felskirche S. Stefano geborgen wurde und ein Friesfragment mit Lotus-Palmetten-Abfolge und Zahnschnitt aus dem fondo Giuliani. Ein Wall aus Steinbrocken und Erde schützte nun die Siedlung. Ab dem 5. Jh. v. Chr. findet sich griechische rotfigurige Keramik in den Gräbern. Im 4. Jh. v. Chr. wird der Ort umstrukturiert, denn die ältere Straßenführung wird verändert. Dem Wall folgte eine Steinmauer, hinterfangen von einem Agger (Erdaufschüttung), die mit 3,35 km Länge ca. 78 ha Wohn- und Anbaugebiet umfaßte. Sie wird im 3. Jh. erneuert. In ihr war eine der ältesten messapischen Inschriften aus der Zeit um 500 v. Chr. verbaut. Unter der Piazza Dante, die mit 107 m ü. d. M. die höchste Erhebung und offenbar das antike Siedlungszentrum bildet, wurde eine Kultstätte des 4.–3. Jh. v. Chr. mit mehreren Räumen, einigen Gruben mit Votiven, einer Terrakotta-Maske einer weiblichen Gottheit und Tongefäßen und schlichten Weihesteinen aufgedeckt. Eine zeitgleiche und teilweise ältere kleine Kultanlage liegt im fondo Melliche: Neben einer Straße wurde der Bereich um eine Basis, die wohl einen Altar oder Weihstein trug, eingefriedet, benachbart liegen eine Zisterne, kleine Feuerstellen und ein kleiner Altar und westlich davon ein Votivdepot mit Gefäßscherben, Miniaturgefäßen, drei Tierschädeln, drei Sil-

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Vaste

bermünzen und vier Webgewichten. Im fondo Lucernara außerhalb der Stadtmauern wurde eine Werkstattanlage des 4. Jh. v. Chr. freigelegt; vier benachbarten Räumen auf 130 m2 wurden in einer zweiten Phase zwei Vorbauten vorgesetzt. Solche hellenistischen suburbanen Hausund Werkstattbauten wurden auch vor den Mauern Brindisis beobachtet. Ein Abschnitt einer mit Tuffgeröll gepflasterten Straße und ein Gehöft des 4.–3. Jh. v. Chr. wurden im fondo S. Antonio untersucht; hier standen um einen großen Hof Wohn-, Arbeits- und Lagerräume. Gräber des 4.-3. Jh. v. Chr. liegen vor allem im Norden der Stadt und an der Straße nach Otranto vor dem Nordosttor der Stadt. 1869 wurde nördlich der Piazza Dante eine Kammergrabanlage des 3. Jh. v. Chr. aufgedeckt. Die Türen der beiden parallelen Hauptkammern wurden jeweils von zwei Karyatiden, weiblichen Stützfiguren, flankiert. Oberhalb der Karyatiden verlief ein Fries, der geflügelte Wagenlenker, wohl Eroten, auf von je drei Löwen gezogenen Wagen zeigt. Eines der Karyatidenpaare und eine Reliefplatte sind heute im Museo Provinciale di Lecce, das anderen beiden im Museo Nazionale in Tarent zu sehen. Das Grab wurde im folgenden nicht gepflegt und seiner Steine beraubt, so daß es sich heute nur als Erdloch präsentiert. Mit der römischen Einflußnahme verkleinert sich das Siedlungsareal; aus dieser Zeit stammen einige lateinisch beschriftete beinerne Spielsteine. In Saal A und B des Museums sind in Vitrinen die Grabbeigaben der Gräber im fondo Melliche aus dem Norden der Stadt ausgestellt: lokale und griechische Ton- und Bronzegefäße, Lampen und Bronzefibeln. In Saal C mit den archaischen bis klassischen Funden wurde die Front des Kammergrabes mit den Karyatiden in Holz rekonstruiert, da sich die Figuren und die Friesplatten in den Museen in Taranto und Lecce befinden. Saal D stellt die der Auffindung nachempfundene Tomba dell’Atleta und die Tomba del Cavaliere aus. Ersteres enthält neben zwei Strigiles zur Körperpflege nach der sportlichen Betätigung auch eine kleine Lekythos (Ölspendegefäß), eine Schale und einen großen rotfigurigen Glockenkrater sowie ein Bronzesieb – Zubehör zur Weinzubereitung. In Saal E werden Grabbeigaben späterer Zeit gezeigt sowie Funde aus dem Wohnarealen. In Saal F folgen die frühchristlichen Objekte aus dem Gräberfeld im fondo Giuliano und die mittelalterlichen aus der Via F. Toti.

Vieste siehe Gargano

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Verzeichnis der archäologischen Stätten und Museen Allgemeine Auskünfte und Informationen

gen. Es ist eher ein kleineres archäologisches Areal als ein wirklicher Park. Parco Archeologico di Parabita Contrada Raggi zwischen den Straßen Via S. Pancrazio, Via D. Alighieri, Via Parabita und Via Raggi (Richtung Parabita/Landstraße SP 361) Tel.: (0)349 3608169 & 0039 346 0239235

Region Apulien:

www.regione.puglia.it Direzione Generale per i Beni Archeologici: www.archeologia.beniculturali.it Soprintendenza per i Beni Archeologici per la Puglia Via Duomo 33 74100 Taranto Tel.: 099 4713511 Fax: 099 4600126 E-Mail: archeologica.taranto@ libero.it Website: www.archeorm.arti. beniculturali.it

Öffnungszeiten: Mi, Do, Sa, So 10:00-13:00 & 15:00-17:00 Im 2003 eröffneten, hoch eingezäunten Park zwischen Olivenhainen am südöstlichen Stadtrand sind die Grundmauern einer Hausgrabung, ein Ofen und einige Gräber zu sehen. Der Park ist meist geschlossen; eine vorherige Anmeldung ist ratsam.

Alezio

Museo Civico Messapico Palazzo Tafuri Via Kennedy 73011 Alezio Tel.: 0833 281806 & -020

Altamura

Museo Archeologico Statale Via Santeramo 88 (Altstadt) Tel.: 080 3146409 Führungen: Tel.: 080 3117679 E-mail: [email protected] Website: www.altamura.cchnet.it

Öffnungszeiten: Mo-Sa 9:30-12:30 u. Mo, Do, Fr 15:30-18:00, So geschlossen. Im Museum werden zusammen mit informativen Schautafeln vor allem Beigaben aus der örtlichen Nekropole und messapische Inschriftenfunde gezeigt. Im vorgelagerten kleinen Museumsgarten sind Plattengräber und Sarkophage ausgestellt. Parco Archeologico e la Necropoli di Monte d’Elia Monte d’Elia (südlicher Stadtrand) Via di Monte d’Elia (von der Via Rocci Perrella abgehend) Unter einem Schutzdach sind hier die Überreste der Nekropole zu besichti-

Öffnungszeiten: Mo-Sa 8:30-19:30, So 8:30-13:30 Im OG befindet sich eine urgeschichtliche Abteilung mit Themenschwerpunkt auf dem ‚Uomo di Altamura‘ und im EG die archäologische Abteilung mit Funden aus Altamura und Gravina di Puglia. Im Eingangsbereich befindet sich ein nützlicher kleiner Buchverkaufstand.

Ascoli Satriano

Parco Archeologico dei Dauni „Pasquale Rosario“

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Stätten und Museen

Collina del Serpente (Ortsrand) Largo Maria Teresa di Lascia 1 71022 Ascoli Satriano Tel.: 0885 662186 Website: www.ascolisatrianofg.it

Website: www.iias.it/passo_di_ corvo-1.html

Öffnungszeiten: Di-Fr 8:00-13:30 und 14:00-15:30, So 8:00-14:00, Sa und Mo geschlossen Museo Civico „P. Rosario“ Via Santa Maria del Popolo 68 (Altstadt) 71022 Ascoli Satriano Tel.: 0885651-756 & -499 Website: www.comune.ascolisatriano. fg.it E-Mail: [email protected] Öffnungszeiten: Di-So 9:00-12:00 und 16:00-18:00, Mo geschlossen

Anfahrt: Foggia Richtung Ost/Südost verlassen, unter der Schnellstraße A 14 hindurch auf der SS 544/SP 75 Richtung Borgo Mezzanone, kurz vor Borgo Mezzanone Richtung Passo di Corvo abbiegen

Bari

Museo Archeologico Komplex Santa Scolastica, Via Venezia (Altstadt) Biblioteca Santa Teresa dei Maschi – de Gemmis Strada Lamberti 3 (Altstadt) Tel.: 080 5210484; 080 5249738; 080 5235786 E-Mail: info@bibliotecaprovinciale. bari.it.

Parco Archeologico di Faragola Ortsrand Tel.: 0881 588529; 347 3176098; 366 4498568 E-Mail: [email protected] Website: www.archeologicasrl.com Anmeldung notwendig

Arpi

Areal der antiken Stadt und Schutzbau der Tomba della Medusa Località San Nicola d’Arpi Keine regulären Öffnungszeiten, Anmeldung notwendig: siehe Foggia, Museum

Öffnungszeiten: Mo-Di und Do-So 9:00-19:00, Mi geschlossen.

Anfahrt: Von Foggia Richtung Manfredonia, unter der Schnellstraße A 14 hinweg, direkt an dem hochaufragenden rot-weiß-gestreiften (Wach-)Turm links in die asphaltierte Straße, dort nach dem 3. Gehöft die erste Möglichkeit links in einen Schotterweg (Ausschilderung: ‚Covatoio Daunia‘), rechter Hand nahe der Autobahn am Ende des Weges. Passo di Corvo Località Passo di Corvo 71100 Foggia Tel.: 0881 700693

Neben den Resten eines neolithischen Gehöfts wurde auf dem Dach einer modernen Masseria eine Rekonstruktion des Gehöfts aufgebaut. Obwohl die Figuren durch die Einwirkungen von Wind und Wetter und ihre Schutzkäfige einen eher skurrilen Anblick bieten, geben die Schautafeln und die Aussicht auf die archäologische Stätte einen guten Überblick.

Im normannischen Kastell am südwestlichen Altstadtrand ist unter anderem eine kleine Gipsoteca mit Abgüssen von Skulpturen und mehreren Architekturmodellen normannischer Bauten untergebracht. Ausstellungen mit archäologischen Themen werden auch im Palazzo Simi in der Via Lamberta gezeigt.

Barletta

Museo Civico e Pinacoteca „G. Nittis“ di Barletta Castello Svevo di Barletta Piazza Castello 70051 Barletta Tel.: 0883 578613 Fax: 0883 578614

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Öffnungszeiten: Di-So 9:00-13:00 und 15:00-19:00, Mo geschlossen.

„Donne e Guerrieri da Ruvo a Bitonto“ mit Funden des 6.–3. Jh. v. Chr.

Es enthält archäologische Funde der Umgebung, die Bestände kleinerer Privatsammlungen und eine Gemäldesammlung „G. Nittis“ und wurde 2003 aus dem ehemaligen Konvent San Domenico in einen Saal des Castello di Barletta überführt.

Bovino/Vibinum

Bisceglie

Öffnungszeiten: Di & Do 9:00-13:00 & 15:00-18:30

Museo Civico „Carlo Gaetano Nicastro“ Palazzo Pisani, Villa Comunale Piazza Marino Boffa 1 (Altstadt) 71023 Bovino Tel.: 0881 966700

Monastero di Santa Croce Via Giulio Frisari 3 (Altstadt) 70052 Bisceglie Tel.: 080 3957576

Kleine archäologische Sammlung mit vor allem frühgeschichtlichen Funden und eine Gemäldesammlung.

Fußweg: Vom Altstadttor aus über die Via di Roma. Vor dem Altstadttor bestehen gute Parkmöglichkeiten; hier befindet sich auch der Pro Loco (gegenüber dem Stadtpark), wo man sich an Maria Rosario wenden muß, damit das Museum geöffnet wird. Sollte der Pro Loco geschlossen sein, lohnt es sich, im benachbarten Café zu fragen.

Dolmen di Chianca

Brindisi

Öffnungszeiten: Di-Fr 9:00-13:00 und Di, Do 16:00-18:00, Sa 10:30-12:30

Anfahrt: 4 km vor dem Ort an der Straße Corato-Ruvo. Man folgt der Ausschilderung „Dolmen“ an der Ortsdurchgangsstraße landeinwärts und biegt kurz vor der Autobahn links auf eine Asphaltpiste durch die Olivenhaine, der man ein gutes Stück bis zum Dolmen folgt.

Bitonto

Museo Archeologico De Palo Ungaro Via Mazzini 44 (Altstadt) Tel.: 080 3715402 E-Mail: [email protected] Website: http://fondazionedepaloungaro.jimdo.com Öffnungszeiten: Di-Sa 9:00-13:00 und 17:00-19:00, So 9:00-12:00 In der ersten Etage eines Palazzo aus dem 19. Jh. wurde 2000 eine archäologische Ausstellung mit Funden aus den Gräberfeldern um Bitonto und Ruvo di Puglia eröffnet. Sie beherbergt auch zwei Dauerausstellungen „Gli antichi Peucezi a Bitonto“ und

Museo Archeologico Provinciale Francesco Ribezzo Palazzo della Prefettura Piazza Duomo 7 72100 Brindisi Tel.: 0831 565501 & 565508 Öffnungszeiten: Di-Sa 9:30-13:30 und im Sommer Di, Do, Sa auch 15:30-18:30, Mo u. So geschlossen. Areal von San Pietro degli Schiavoni (unter dem Theater am Ende der Via Santi) Räume eines Bades mit Fußboden­ heizung Öffnungszeiten: wochentags 8:30-13:30

Canne della Battaglia/Cannae

Antiquarium di Canne della Battaglia und Parco archeologio Contrada Canne della Battaglia 70051 Barletta Barletta-Andria-Trani Tel.: 0883 510992

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Stätten und Museen

Website: www.comitatoprocanne.com Für Führungen kann man sich im Buchladen im Antiquarium anmelden.

Öffnungszeiten: Di-Sa 9:00-13:00 und 16:00-18:00, So 8:00-14:00, Mo geschlossen

Öffnungszeiten: März-Oktober MoSo 8:30-19:30, November-Februar Mo-So 8:30-16:30

Das Museum präsentiert frühgeschichtliche bis mittelalterliche Funde aus Canosa und Umgebung. 2007 wurde es jedoch wegen Restaurierung geschlossen und ein Teil der Ausstellung vorübergehend in den Palazzo Iliceto (18. Jh.) überführt.

Im Antiquarium sind Funde der Umgebung, Tongefäße, Metallfunde und Münzen der prähistorischen bis mittelalterlichen Zeit ausgestellt. Es sind daunische Grabbeigaben, hellenistische Dachterrakotten, römische Marmorkapitelle und mittelalterliche Architekturornamentik. Anfahrt: Man erreicht Canne della Battaglia mit dem Wagen, in dem man auf der Straße von Canosa nach Cerignola ca. 1 km hinter einer Bahnüberführung dem rechten Ufer des Ofanto folgt. Nach der A-14-Unterführung sind es noch ca. 10 km geradeaus. Oder zu Fuß vom Bahnhof Canne della Battaglia der Zugstrecke Treno dell’Archeologia e dell’ambiente zwischen Spinazolla und Barletta.

Canosa

Mostre Archeologiche/Archäologische Ausstellungen Palazzo Sinesi Via J. F. Kennedy 18 70053 Canosa di Puglia Tel.: 0883 664716 Öffnungszeiten: Di-Do 9:00-13:00, Fr-Sa 9:00-13:00 und 15:00-18:00, Mo geschlossen Im Palazzo Sinesi werden vor allem Beigaben aus den reicher ausgestatteten Gräbern des 4.-3. Jh. v. Chr. gezeigt. Museo Civico Archeologico Palazzo Casieri Via Varrone 63 (nördlich der Piazza della Repubblica) 70053 Canosa di Puglia

Provisorisches Museo Civico Archeologico Palazzo Iliceto Via Trieste e Trento 20 70053 Canosa di Puglia Tel.: 0883 664729 Website: www.canosa.cchnet.it Öffnungszeiten: Di-So 8:30-13:30, Di u. Fr auch 15:30-18:30, Mo geschlossen Im ersten Stock sind in sieben Räumen daunische und lokale Funde, vor allem bemalte Tongefäße und Bronzewaffen der vorrömischen Zeit, ausgestellt; im Erdgeschoß römische Funde und Inschriften, darunter eine Gruppe kaiserzeitlicher Grabinschriften, ein Togatus, einige Porträts des 1. Jh. v. Ch. bis 2. Jh. n. Chr. und römische Reliefs und Statuen aus den Gräbern des 1. bis 2. Jh. Lapidarium Villa Comunale, Stadtpark nahe Via Puglia und Via Fabrizio Rosso und im Park des Hypogaeum Lagrasta durchgehend tagsüber geöffnet Hier werden verschiedene römische Architekturteile, teils von Grabbauten, und antike Inschriften sowie einige wenige Skulpturenfunde ausgestellt. Darunter ein Grablöwe oder eine Sphinx aus dunklem Granit nach ägyptischem Vorbild. Antiquarium und S. Leucia (Tempel & Tetraconchon)

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Via de S. Lucia (am südlichen Stadtrand) 70053 Canosa di Puglia Öffnungszeiten des Antiquariums: 9:00-13:00 und 15:00-19:00 Öffnungszeiten der Freilichtanlage: Mai-September Mo-So 9:00-13:00 und 17:00-19:00, Oktober-April Mo-So 9:00-14:00 Anfahrt: Richtung Andria etwa 2 km außerhalb der Stadt an der Via J. F. Kennedy; auf dem umzäunten Hügel S. Lucia. In dem 2008 eröffneten Antiquarium sind gut beschildert die Funde der aktuellen Ausgrabungen in und um Canosa und Funde und Bauteile des Tempels und der Kirche S. Leucia ausgestellt, deren Befunde im angrenzenden Park zu besichtigen sind. Besichtigung der Kammergräber nur per Führung möglich, Voranmeldung notwendig Pro Loco Via Kennedy 49 70053 Canosa di Puglia Tel.: 0883 611619 werktags geöffnet & Fondazione Archeologica Canosina Palazzo Sinesi Via J. F. Kennedy 18 70053 Canosa di Puglia Tel.: 0883 664043 Website: www.canusium.it

Der Park liegt gut ausgeschildert am nördlichen Stadtrand 6 km von Lecce entfernt. 2003 wurde auf Initiative der Cantiere Scuola di Archeologia durch die Università di Lecce dieses Besucherareal mit einem gut beschilderter Rundgang angelegt, über den man alle interessanten Bereiche erreicht. Am Rande des Parks wurde ein hoher Besichtigungsturm errichtet, von dem man einen schönen Überblick über das Gelände und die aktuellen Ausgrabungen erhält. Ex Convento Dei Domenicani Corso Umberto I 73020 Cavallino Lecce Tel.: 0832 617111 ‎ Wechselnde Öffnungszeiten In dem schönen ehemaligen Dominikanerkloster aus dem 17. Jh., das erst vor wenigen Jahren restauriert wurde, werden temporäre Ausstellungen präsentiert, darunter zumeist eine archäologische, in deren Mittelpunkt die Funde aus Cavallino und von der Salento-Halbinsel stehen. Menhir Ussano Anfahrt: Über die Strada statale 16 Richtung Maglie, 5 km vor Cavallino, rechter Hand über den Weg zur Masseria Ussano.

Führungen über die Società cooperativa Dromos.it Tel.: 0883 661910 Website: http://www.canusium.it/ dromos

Cavallino

Öffnungszeiten: 1. Mai bis 30. September Di-So 9:00-20:00, 1. Oktober bis 30. April Di-So 9:00-15:00, Mo geschlossen

Ceglie Messapica

(südöstlich der Stadt) Specchie

Parco Archeologico „Museo Diffuso“ Piazza Fratelli Cervi 73020 Cavallino (Lecce) Tel.: (0)333 1224424

Anfahrt: Über die Straße (SP 26) von Francavilla Fontana nach Ceglie, nach ca. vier km biegt man an einer kleinen Kirche rechts ab, überquert einen Bahnübergang, folgt nach links der Straße durch den Olivenhain und nach 900 m wieder links und hält nach weiteren 800 m an. Das einst

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Stätten und Museen

hier aufgestellte Hinweisschild fehlt heute, aber durch die Bäume ist der Geröllhaufen gut sichtbar.

griechischen bis römischen Zeit, römische Bodenmosaiken, spätantike Funde aus dem Stadtgebiet, römische Amphoren aus dem Meer und ein kleines Geländemodell. Funde und Befunde werden über Informationstafeln mit Plänen und Photos erklärt.

Conversano

Klostermuseum Kloster San Benedetto Via Benedetto Croce (nahe dem Stadtzentrum) 70014 Conversano Tel.: 080 995 1975

Foggia

Öffnungszeiten: Di-Sa 9:00-12:00 und 16:30-19:30, So 9:00-12:00, Mo geschlossen

Cutrofiano

Museo Comunale della Ceramica Via Umberto I. Nr. 64 (Stadtzentrum) 73020 Cutrofiano Tel.: 0836 512461 Öffnungszeiten: Mo-Sa 9.00-12.30 und 16.30-20.00, Mi vormittags und So geschlossen Im Töpfereizentrum Cutrofiano, 6 km südöstlich von Galatina, werden in einem Keramikmuseum mit 500 ausgestellten Exponaten neben örtlicher Kunst- und Gebrauchskeramik, auch archäologische Keramikfunde aus der Umgebung Cutrofianos gezeigt.

Egnathia

Parco Archeologico a Fasano Museo Archeologico Strada Communale delle Carceri 72015 Fasano Tel.: 0804827895 & 080 4829056

Museo Civico Palazzo Arpi Piazza Vincenzo Nigri 71121 Foggia Tel.: 0881 726245 E-Mail: museocivico@ comunefoggia.it Website: www.comune.foggia.it Öffnungszeiten Mo-So 9:00-13:00, Di u. Do 16:00-19:00 Das Museum beherbergt ein Lapidarium, eine archäologische Sammlung mit Funden aus Arpi und Herdonia, eine didaktische Sektion für Volkskunst und eine Pinakothek. Es liegt am nordöstlichen Rand der Altstadt (von der Autobahn kommend), direkt hinter dem Tor zur Altstadt.

Gallipoli

Museo Civico „Emanuele Barba“ Palazzo (Altstadt) Via Antonietta De Pace Nr. 118 73014 Gallipoli Tel.: 0833 264224 & 0833 275540 Website: www.museocivicogallipoli.it Öffnungszeiten: 7. Januar bis 22. Dezember: Mo-So 10:00-13:00 u. 17:00-20:00

Öffnungszeiten: Park: 8:30-19:30; Museum: März: 8:30-17:30, April-September 8:30-19:15; Oktober 8:30-18:00, NovemberFebruar 8:30-15:30 Der Ticketschalter schließt jeweils eine Stunde vor Schließung. Das Museum enthält neben einem kleinen Buchverkauf, in dem auch günstig mehrsprachige Führer zur antiken Stadt zu erwerben sind, vorgeschichtliche Funde, Grabinventare der

In einem großen überdachten Arkadenhof werden weitgehend undokumentiert antike bis neuzeitliche Funde aus Gallipoli und Umgebung präsentiert. Außerdem befinden sich im Palazzo eine Gemälde-, Waffen-, Kleider-, Medaillen-, Münz-, Fossilienund Mineraliensammlung.

Gioia del Colle

Castello e Museo archeologico nazionale

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Piazza dei Martiri 70023 Gioia del Colle Tel.: 080 3481305 E-Mail: museoarch.gioiadelcolle@ beniculturali.it

dem weitläufigen Grabungshügel und an dessen Hängen sind in den Fels geschnittene Grabgruben und Kammergräber und einige wenige Hausmauern zu besichtigen.

Öffnungszeiten: 8:30-19:00

Grotta Paglicci

Parco archeologico Monte Sannace Strada provinciale km 2.882/b Tel.: 0803483158 Öffnungszeiten: Mi-So 8:30-14:30, Mo-Di geschlossen, 1. Januar, 1. Mai, 25. Dezember geschlossen Anfahrt zum Park: Die antike Siedlung befindet sich ca. 5 km nordöstlich von Gioia del Colle in einem archäologischen Park mit Zugang von der Landstraße Nr. 61 von Gioia del Colle nach Turi auf Kilometer 4,5. Wächter und Hund wohnen im Gehöft „Masseria Montanaro“ im Park; hier ist auch ein Katalog erhältlich. Das Archäologische Nationalmuseum mit wenigen Ausstellungsräumen liegt im Ort selbst, in einem normannischstaufischen Kastell; ein Teil der Funde befindet sich im Museum in Bari.

Gravina di Puglia

Parco Archeologico Botromagno (auf dem Hügel gegenüber und westlich des modernen Ortes) Museo Civico Archeologico Palazzo Ex Seminario Vescovile (nahe der Kathedrale) Piazza Benedetto XIII 70024 Gravina di Puglia Tel.: 080 3221040 Öffnungszeiten des Museums: Di-So 9:00-13:00 und 16:0020:00, Mo geschlossen Öffnungszeiten des Parks: frei zugängliches Gelände Das Museum präsentiert vor allem Funde aus der Umgebung, vor allem Grabbeigaben sowie einige Rekonstruktion von Grabbefunden. Auf

(bei Rignano Garganico) Museo Paleolitico Corso Giannone al Civico 10 71010 Rignano Garganico Tel.: (0)340 3364762 & (0)3339 7538424 E-Mail: [email protected] & [email protected] (Enzo Pazienza – Präsident des Centro studi Paglicci) Öffnungszeiten und Besuch des Museums und der Höhle auf Anfrage: Di, Do und Sa 15:30-18:30 In der Höhle nahe dem Ort sind zum einen gut erhaltene neolithische Felsmalereien und zum anderen der Fundort einer prähistorischen Bestattung zu besichtigen. Im Museum werden Funde, Rekonstruktionen und Photographien der Höhlenmalereien gezeigt.

La Necropoli ‚La Salata‘

Località La Salata 7,5 km nördlich von Vieste (nordwestlich der Scialmarino-Bucht) Zugang neben dem Hotel & Campingareal Gabbiano Beach Öffnungszeiten: Juni-September 16:00-18:00 Besichtigung mit Führung: Kontakt z. B. über SINERGIE – Turismo – Cultura – Ambiente Via Saragat 3 71019 Vieste Tel.: 0884 706635 E-mail: [email protected] Website: www.agenziasinergie.it

Lecce

Museo Provinciale „Sigismondo Castromediano“ Viale Gallipoli 28

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Stätten und Museen

73100 Lecce Tel.: 0832 307415 /-683503 Öffnungszeiten: Mo-Sa 9:00-13:30 u. 14:30-18:30, So 9:00-13:30 Das Museum umfaßt eine archäologische Sammlung, eine Pinakothek, eine Bibliothek und eine didaktische Abteilung. Die umfangreiche archäologische Abteilung enthält zum größten Teil Grabbeigaben, Grabinschriften und Grabbauzubehör aus Lecce, Rudiae, Roca Vecchia, Cavallino u. a. Orten von der Südspitze der SalentoHalbinsel, Inschriften und Skulpturen aus Lecce und weitgehend kontextlose Gefäße und Waffen aus älteren Sammlungen. Die Stücke stammen aus neolithischer bis byzantinischer Zeit; ein Schwerpunkt liegt im 6.–3. Jh. v. Chr. Museo del Teatro Romano Piazzetta Raimondello Orsini (neben dem antiken Theater) 73100 Lecce Tel.: 0832 279196 Öffnungszeiten: nur im Sommer 9:30-13:30

Lucera

Museo Civico „Giuseppe Fiorelli“ Palazzo Nicastri (in der Altstadt) Piazzetta Ricardo del Giudice Via De Nicastri 74 (ehemals Nr. 36) 71036 Lucera Tel.: 0881 547041 Öffnungszeiten Di-So 10:00-13:00, Mo geschlossen Amphitheater Lucera Viale Augusto 71036 Lucera Stadtrand, außerhalb der Altstadt Eingezäuntes Areal mit Lapidarium, Kassenhäuschen und Buchshop Öffnungszeiten: Mo-So 9:00-14:00 kostenlose Führungen

Anfahrt: Von Foggia auf der Landstraße kommend rechts an der letzten Ampel vor dem Altstadttor in die Via Pasquale Fiorelli, dieser folgen bis zur Ecke Via Augusto/Via Diomede, rechter Hand am Stadtrand. Borgo San Giusto (Lucera) Anfahrt: Lucera nach Südosten auf der Via San Giusto verlassen, nach 11 km im Borgo San Giusto nach Osten zu dem künstlichen Stausee des Torrente Celone abbiegen. Die Kirchen und die römische Villa liegen nebeneinander auf einer Halbinsel am nördlichen Rand des Stausees.

Manduria

Biblioteca Civica „Marco Gatti“ Palazzo Communale Piazza Garibaldi 21 (ehemals Nr. 35) 74024 Manduria Ansprechpartnerin: Dr. Michele Greco Öffnungszeiten: Mo-Do 16:00–18:00 Nuova Sede delle Soprintendenza Manduria Ausstellung „Storie dei Messapi“ Via Stettembre XX, 110 74024 Manduria Tel.: 0999795516 Öffnungszeiten: Di-So 10:00-13:30 u. 15:30-18:00, Mo geschlossen Zona Archeologica und Fonte Pliniano am Stadtrand nahe der Kirche S. Antonio Zugang in der Viale Scegno (ausgeschildert) Führungen werden angeboten, Auskunft vor Ort Öffnungszeiten: Di-So 9:00-12:30 u. 14:30-17:00, Mo geschlossen Pro Loco Maduria Via Pietro Maggi (nahe der Piazza Garibaldi im Stadtzentrum) 74024 Manduria Tel.: 0999796600

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Öffnungszeiten: Mo-Fr 8:30-13:30 u. 5:30-20:30, Sa 8:30-13:30

bracht, daneben sind zehn daunische Stelen ausgestellt. Im benachbarten Kastellhof befindet sich ein Lapidarium. Ein kleiner Raum im OG beherbergt Unterwasserfunde aus dem Küstengebiet.

Außer an den Pro Loco kann man sich mit organisatorischen Fragen an den Besitzer der auch sonst sehr zu empfehlenden Osteria Dei Mercanti in der Altstadt wenden: Osteria Dei Mercanti Via Senatore Giacomo Lacaita 7 74024 Manduria Tel.: 099 9713673

Matera

Südlich der Altstadt, am südlichen Rand der Piazza San Francesco, im Vico del Calvario 1 befindet sich die Buchhandlung ‚Agora‘ (Tel.: 099 973 8923) mit einer gut sortierten historischen und archäologischen Abteilung.

Maglie

Museo Civico di Paleontologia e Paletnologia ‚Decio de Laurentis‘ Palazzo Sticchi Via Vittorio Emanuele I. 13 73024 Maglie Lecce Tel.: 036 423198

Museo Archeologico del Gargano c/o il Castello (Zugang an der der See abgewandten Seite) Corso Manfredi 71043 Manfredonia Tel.: 0884 27 838

Im Foyer ist ein gut bestückter archäologischer Buchladen unterge-

Im Museum in Matera sind neben den Funden aus Matera und Umgebung auch diejenigen aus Ginosa ausgestellt. Der Ort ist aber nicht nur wegen seines Museums unbedingt sehenswert. Via Vittorio Veneto am nördlichen Stadtrand (ausgeschildert) 71030 Mattinata Tel.: 0884551001 Man kann in der örtlichen Apotheke, in der Farmacia Sansone am Corso Matino 144 (Tel. 0884 559537) nach Antonio Sansone fragen, der die Sammlung betreut.

Ausstellung von den Anfängen menschlichen Lebens im Salento bis zur Bronzezeit; Schwerpunkt auf den Funden aus der Grotte San Sidero.

Öffnungszeiten: Mo-So 8:30-19:30, ersten und letzten Mo im Monat geschlossen

Öffnungszeiten: Di-So 9:00-20:00, Mo 14:00-20:00, Mo Vormittag geschlossen

Mattinata

Öffnungszeiten: Oktober-Mai: Di, Mi, Fr 9-13; Do, Sa 9-13 und 16-18, So 10-12; Juni-September Di, Mi, Fr 9-13, Do, Sa 9-13 un 17-19, So 17-19, Mo geschlossen

Manfredonia

Museo Nazionale „Domenico Ridola“ Via D. Ridola, 24 75100 Matera Tel.: 0835 310058

Öffnungszeiten: im Sommer: Di-So 10:00-12:00 und 17:0023:00 (2009 geschlossen) Der Grundbestand des Museum besteht aus 2695 meist daunischen Objekten aus einer Privatsammlung. Desweiteren Grabfunde wie Bronzeschmuck und Gefäße aus der Nekropole auf dem Monte Saraceno.

Mesagne

Museo Archeologico Civico ‚Ugo Granafei‘ di Mesagne Via di Castello (Altstadt) c/o Piano del Castello Comunale 5 72023 Mesagne

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Stätten und Museen

Tel.: 0831 776065 & 328 6655300 E-Mail: [email protected]. br.it

73036 Muro Leccese Tel.: 0836 343824; 0836 444607; (0)329 3175249 E-Mail: [email protected] Website: www.museomuro.it

Öffnungszeiten: Di-So 9:30-12:00 u. 17:30-21:00, Mo geschlossen Das 1975 gegündete Museum ist seit 1996 in einem normannischen Kastell rechter Hand vor dem Altstadttor untergebracht. Hier werden vor allem Grabbeigaben aus den Gräbern der Region und die Stücke aus der Sammlung ‚Ugo Granafei‘ in vier Ausstellungsräumen präsentiert. Neben den besucherfreundlichen Öffnungszeiten bietet das Museum aktuelle Informationstafeln und eine kleine Broschüre zu den Funden.

Minervino di Lecce Dolmen Li Scusi Parco Culturale (offenes Gelände)

Bronzezeitliche Dolmenanlage im Osten der Stadt, neben der Landstraße zwischen Uggiano und Minervino di Lecce. Der Parco culturale ist ab der Ortschaft gut ausgeschildert; ein Fußweg führt durch einen Olivenhain zur Anlage.

Monte Saraceno

Prähistorische Siedlung am Meer Freiluftanlage, ohne Umzäunung Anfahrt: Von der Küstenstraße SS 89 von Manfredonia kommend, der Ausschilderung nach Monte Sant’Angelo folgen; einige Windungen die Asphaltstraße bergauf und an selbiger parken (nicht den Zugang bzw. die Schotterrampe zustellen). Von hier führt ein Schotterweg in 15 Gehminuten am ins Meer vorspringenden Hügel entlang in die Siedlung. Mit einem geländegängigen Wagen kann man bis zur Kap-Spitze vorfahren.

Muro Leccese

Museo di Borgo Terra Piazza del Popolo 6

Öffnungszeiten: Mo-Sa 9:30-12:30 & 15:30-18:30 (eine Voranmeldung ist empfehlenswert) Das 2004 eröffnete Museum enthält eine Ausstellung zur Stadtgeschichte vom Mittelalter bis in die Neuzeit. Im Umfeld der Ortschaft haben sich fünf frühgeschichtliche Menhire erhalten: Menhir Giallini auf dem Gelände des Sportplatzes an der Via Martiri d’Otranto Menhir Crocefisso di Brongo oder auch Menhir Pietrafitta del Crocefisso nahe dem Parco del Crocefisso an der Via Isonzo (die alte Via Brongo) Menhir Miggiano nahe der Kirche Santa Maria di Miggiano Menhir Trice auf dem gleichnamigen Platz nahe der Kirche Santa Marina an der Via Corsica Menhir im benachbarten Ort Sanarica bei der Kirche Croce di Sant’Antonio an der alten Straße nach Giuggianello Archäologische Areale am nordöstlichen Stadtrand des modernen Ortes offen zugänglich Stadtmauer: Località Palombara zwischen der Via San Francesco d’Assisi und der Via San Domenico Savio Wohnbauten: Località Cunella Via Messapia

Ordona

Parco Archeologico Masseria Cacciaguerra außerhalb von Ordona bei genanntem Gehöft Tel.: 0885 796221 (Kommune)

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E-Mail: [email protected] Website: www.herdonia.it; www.archeologia.unifg.it/ricerca/scavi/herdonia Anfahrt: Oberhalb von Ordona führt eine Landstraße zur Ausgrabung. Von der Ortsumgehung weist ein Schild mit der Aufschrift „logici“ den Weg. Der Zugang erfolgt von einem bewohnten alten Bauernhof, der Masseria Cacciaguerra, an dem ein weiteres Hinweisschild angebracht ist. Davor kann man parken. Der Hof ist trotz bellender Hunde gefahrlos zu durchqueren. Ein kurzer Gruß und die Äußerung des Besichtigungswunsches sowie eventuell die Frage nach dem Weg sind angebracht. Der Grabungsbereich umfaßt das römische Ortszentrum von spätrepublikanischer bis in trajanische Zeit, einen Thermenbereich, eine Basilika und einen Stadtmauerabschnitt. Die Funde aus Herdonia/Ordona sind im Museo Civico in Foggia.

Oria

Museo Diocesano Palazzo Vescovile Piazza Cattedrale 6 (Altstadt, ausgeschildert) 72024 Oria Tel.: 0831 840093 ‎ Es war 2010 wegen Renovierung geschlossen; die Sammlung römischer Architekturteile im Hof ist jedoch zugänglich. Museo Archeologico ‚F. Milizia‘ Palazzo Comunale Via Epitaffio 1 (nahe der Bibliotheca communale De Pace) 72024 Oria Tel.: 0831 845044 Öffnungszeiten: Mo u. Di 15:0019:30, Mi u. Fr 8:30-13:00 (2010 geschlossen)

Centro di Documentazione Messapica Palazzo Martini (1. OG) Piazza Domenico Albanese Nr. 6 (nicht der alten Ausschilderung folgen) 7224 Oria Tel.: 0831 845703 Öffnungszeiten: Mo-Fr 9:30-13:30 Der Pförtner in der Pförtnerloge unterhalb der Treppe schließt auf Anfrage die fünf Ausstellungsräume im 1. OG auf. In der hier gezeigten, sehr gut präsentierten und beschilderten Ausstellung werden Stadt-, Heiligtums- und Grabfunde gezeigt. Parco Archeologico d’Oria Monte Papalucio (im Osten der Stadt) am Fuße des Monte Papalucio hinter einer Häuserreihe Mauer- bzw. Hausreste und Felsabarbeitungen eines Heiligtums Archäologisches Areal zwischen der Via Petraca und der Via Erodoto im Nordwesten der Stadt, eingezäunt, unbeschildert Gelände mit Plattengräbern und Mauer-, eventuell Stadtmauerresten Porto Saturo (auch Porto Perone) Parco Archeologico, ausgeschildert als „Villa Romana“ Saturo (Comune di Leporano; 12 km südöstlich von Tarent) Viale Saturo 74020 Leporano frei zugänglich Kontakt: Dr. Gianluca und Dr. Patrizia Guastella Tel.: (0)3409247013 & (0)3333716581 Website: www.parcosaturo.it.

Roca Vecchia

Parco Archeologico Grotta della Poesia an der SS 611 zwischen Otranto und San Cataldo Tel.: (0)3881686286 E-Mail: [email protected]

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Stätten und Museen

Öffnungszeiten: Sa-So 16:00-19:00 Auf dem Promontorium befinden sich in niedriger Einfassungsmauer die antike Siedlung und ein mittelalterliches Kastell; südlich desselben liegt im Küstenfels der Zugang zu einer Karstgrotte, der Grotta della Poesia.

Rudiae

Parco Archeologico (geschlossen) Anfahrt: Man erreicht das archäologische Gelände von Gallipoli kommend über die Ringstraße bei Lecce Richtung Westen, indem man an der ersten Möglichkeit nach der Kreuzung mit der SS 101 nach links in Richtung der Kirche S. Pietro in Lama abbiegt. Das verschlossene Areal liegt direkt neben der Straße (Via Provinciale Lecce-San Pietro). Von dem einst geplanten Archäologischen Park inklusive Besucherzentrum gelangte nur eine Mauer mit hohem Metallzaun zur Ausführung.

Ruvo di Puglia

Museo Jatta Palazzo Jatta Piazza Bovio 35 70037 Ruvo di Puglia Tel.: 080 3612848 Website: www.palazzojatta.org/ museo.asp

Öffnungszeiten: wochentags 9:0017:00 Siponto (Manfredonia) Parco Archeologico (an der Kirche Santa Maria di Siponto) Strada Statale 89 71043 Siponto Tel.: 0884 541 470 und (0)333 914 6060 Kontakt: P. Mario (Rettore della Basilica) Öffnungszeiten: Mo-So 9:30-12:00 und 15:30-17:30 Anfahrt: Von Westen kommend, Richtung Manfredonia, direkt an der Landstraße an der Zufahrt nach Siponto werden in umzäuntem Gelände direkt neben der Kirche Santa Maria di Siponto die Ausgrabungen mit Informationsschildern präsentiert. Außerhalb des Parkes, am Zaunrand, ist ein Abschnitt der Stadtmauer zu sehen. In der Kirche und der Krypta sind römische Bauteile, Mosaike und ein Sarkophag zu besichtigen.

Taranto/Tarent

Öffnungszeiten: Mo-Do, So 8:30– 13:30, Fr–Sa 8:30–19:30, 1. Januar, 1. Mai, 19. September und 25. Dezember geschlossen Vier aneinandergereihte Ausstellungsräume im EG eines Stadtpalastes; mit gut sortiertem Buchshop & kleinem Museumscafe im Hof. San Matteo (San Marco in Lamis) Santuario di San Matteo sul Gargano dei Frati Minori 71014 San Marco in Lamis Tel.: 0882 831151 Fax: 0882 831101 Website: www.santuariosanmatteo.it

MARTA – Museo Nazionale Archeologico di Taranto Via Camillo Benso Conte di Cavour 10 (parallel zum Corso Umberto I.) 74100 Taranto Tel.: 099 4532112 Fax: 099 4594946 E-Mail: museoarch.taranto@ beniculturali.it Website: www.museotaranto.org Öffnungszeiten: Mo-So 8:30–19:30, geschlossen am 01.01., 01.03. und 25.12. (keine Photoerlaubnis) Stadtpark (Zentrum) Im Stadtpark wurden einige Architekturfragmente zusammengetragen: ein Giebel, ein dorischer Fries, Teile eines Rundbaus und einer Ädikula.

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Via Pitagora bei der Villa Peripato Teil eines römischen Hauses und ein kleines Gräberfeld Via Umbria / Ecke Via de Carolis Schutzbau mit Schaufenstern Nekropole des 4.–3. Jh. v. Chr. mit abgedeckten Grubengräbern, Plattengräbern, Kammergräbern und Gräbern mit einer Steinkline im Inneren

Troia

Museo Civico Archeologico Palazzo D’Avalos Via Regina Margherita 72 (nahe Piazza della Vittoria in der Altstadt) 71029 Troia Tel.: 0881 978245

Sie enthält 794 Stücke des 4. Jh. v. Chr. bis ins Mittelalter aus der Sammlung des Baron Adolfo Colosso aus dem späten 19. Jh.; darunter mehrere antike Skulpturen.

Es beherbergt Funde aus Aecae selbst und aus der Umgebung; darunter daunische Keramikgefäße und Fragmente daunischer Stelen, Terrakottaantefixe, ein Sarkophag, Säulen, korinthische Kapitell und Ehren- und Grabinschriften aus römischer Zeit und drei Meilensteine der Via Trajana aus dem Stadtgebiet.

Assessorato al Turismo Piazza Adolfo Colosso 73059 Ugento Tel.: 0833 555476 E-Mail: [email protected] & [email protected] (Assessore Antonio Mauro) Auskunft zu aktuelle Informationen zu den Museen und der Stadt.

Valesio

Grabungsareal nahe Tochiarolo Località S. Stefano (frei zugänglich)

Ufficio Turistico Comunale Piazza Giovanni XXIII Nr. 1 71029 Troia (Altstadt) Tel.: 0881 97 00 20 Website: www.comune.troia.fg.it Nuovo Archeologico Museo di Ugento (ehemals Museo civico di archeologia „S. Zecca“) Via della Zecca Nr. 1 (ausgeschildert) 73059 Ugento Tel.: 0833 55819 Website: www.visitaugento.it Öffnungszeiten: Di-Sa 8:30-12:30, Di auch 16:00-18:30

Archäologische Sammlung „Adolfo Colosso“ Palazzo Colosso (am Altstadtrand) Via Messapia 28 (im Hof) 73059 Ugento Tel.: 0833554843; (0)3293915527. Website: www.visitaugento.it Öffnungszeiten: Di-Fr 9:00-13:00, Sa 10:00-12:00, So 18:00-20:00

Öffnungszeiten: Mo-Do 10:30-12:30 u. 16:00-18:00, Fr 16:00-18:00, Sa & So auf Voranmeldung im Ufficio Turistico

Ugento

Grundstock des Bestandes bilden 233 Stücke aus der Privatsammlung des Salvatore Zecca, größtenteils Grabbeigaben des 6. Jh. v. Chr. bis 2. Jh. n. Chr.

Bei Valesio, ca. 5 km nordöstlich von San Pietro Vernotico, neben der Straße SP 84, nordwestlich von Torchiarolo, wurde in der località San Stefano eine kleine archäologische Zone angelegt.

Vaste

Museo della Civiltà Messapica Palazzo Baronale Piazza Dante Nr. 1 73037 Vaste di Poggiardo Tel.: (0)3288171238; 0836904350 Numero verde: 800551155 E-Mail: [email protected]

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Stätten und Museen

Öffnungszeiten: Winter: Di-So 9:0012:00 & 14:00-16:00, Sommer (15.06.-15.10.): Di-So 9:00-12:00 & 17:00-20:00, Mo geschlossen (2010 war es jedoch wegen Renovierung und Umstrukturierung geschlossen)

Vieste

Das kleine Museum mit Buchshop präsentiert Kleinfunde aus den Gräbern und der Stadtgrabung, dazu Informationstafeln und Photographien der Fundorte und ein kleines Münzkabinett.

Öffnungszeiten: nur im Sommer: Mo-Sa 17:30-23:30, So geschlossen

Museo Civico Archeologico ‚Michele Petrone‘ Via Celestino V67 (an der Kathedrale) 71019 Vieste Tel.: 0884708578 /-708005

„Parco dei Guerrieri“ am nordöstlichen Stadtrand und im Areal S. Stefano Ein ausgedehnter archäologischer Park in dem mit Rekonstruktionen Stadtmauer, Tore und Wallanlage anschaulich präsentiert werden. Etwas weiter nordöstlich, Richtung der Felskirche S. Stefano (ausgeschildert), liegt im fondo Giuliano ein sehenswertes archäologisches Gelände mit einem Steinbruch, einem Gräberfeld und den Grundmauern einer Kirche.

Das Museum beherbergt Funde aus der Umgebung; 2010 war es wegen Umzugsvorbereitungen in die Neustadt geschlossen. Vor Besuch kann man sich in der örtlichen Touristeninformation nach dem aktuellen Stand erkundigen: Informazioni ed Accoglienza Turistica di Vieste Piazza Kennedy 71019 Vieste Tel.: 0884 708806 /-707495

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Glossar Chronologie Neolithikum Bronzezeit Eisenzeit Mykenische Kultur Griechische Kolonisation im Westen Römische Eroberung vor Ort Römische Republik Römische Kaiserzeit

7. bis 3. Jahrtausend v. Chr. 3. bis Anf. 1. Jahrtausend v. Chr. Ende 9. Jh. v. Chr. bis ca. 2. Jh. v. Chr. Anf. 16. bis Mitte 11. Jh. v. Chr. 8. Jh. bis 4. Jh. v. Chr. ab 3. Jh. v. Chr. 509 bis 27 v. Chr. 27 v. Chr. bis 5. Jh. n. Chr. (Westreich)

Fachbegriffe (ohne Erklärung im Text): Cocciopesto: Bodenbelag aus einem Gemisch aus Mörtel, Kalkstein und zerstoßenen Ziegeln, der besonders hart und wasserabweisend wird Dromos: kurzer oder längerer Zugang, mit und ohne Treppe zu einem Kammergrab Hypogaeum: unterirdisches Kammergrab mit Zugang, im Inneren an den Wänden Eintiefungen für die Bestattung in Urnen oder mit überwölbten Nischen für Körperbestattungen Hypokausten: Fußbodenheizung: der Boden liegt auf kurzen aufgemauerten Säulchen oder Pfeilern, durch die die im Feuerungsofen erzeugte heiße Luft strömt und Boden und Raum erwärmt Kolonisierung: Neugründung einer eigenständigen Stadt durch eine Siedlergruppe, ausgehend von einer oder mehreren Mutterstädten, im römischen stärker zentralisiert: ausgehend von Rom Tomba: Grab; Tomba a semicamera: Halbkammergrab; Tomba a camera: Kammergrab Konche: halbrunde Nische (Apsis), den oberen Abschluß bildet meist eine Kalotte Latrine: Römische Toilettenanlage in Form eines an der Wand entlanglaufenden Wassergrabens, über dem die Sitzpodeste errichtet wurden. Vor den Füßen der Sitzenden verläuft eine flache Rinne; der Boden ist meist gepflastert. Meilenstein: zylinderförmige Steinsäule am Straßenrand mit der Titulatur des Kaisers und Meilen- oder Leugenangabe der Entfernung zur nächstgelegenen größeren Stadt Naiskos: Schrein oder Nische mit und ohne architektonische Rahmung an der Front Nekropole: ausgedehntes Gräberfeld, Friedhof Nymphäum: aufwendige Brunnenanlage oder eine Quellfassung, ursprünglich zur Verehrung der Nymphen Opus caementitium: römischer dauerhafter Beton aus einem Gemisch aus Sand, Wasser und gebranntem Kalkstein Opus incertum: Mauertechnik mit Gußmauerkern und Außenschalen aus unregelmäßigen kleineren, weniger bearbeiteten Steinen im Mörtelbett Opus quadratum: Mauertechnik mit Quadersteinen in regelmäßigen Lagen

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Glossar

Opus reticulatum: Mauertechnik mit Gußmauerkern mit Außenschalen aus konischen an der Front annähernd quadratischen Steinen in Mörtelbettung; die regelmäßige Setzung der Steine erinnert optisch an ein Gitternetz Opus-Sectile-Arbeit: Verkleidung oder ein Belag in Form flacher vielfarbiger Stein- und Marmorplättchen, die, angeordnet zu einem geometrischen Muster oder figürlichen Bild, in Mörtel eingelegt werden. Opus-Signinum-Boden: Bodenbelag aus zerstoßenem Ziegel- und Mörtelgemisch mit einzelnen dekorativ eingelegten Tesserrae, annähernd viereckigen Mosaiksteine Strigilis: Instrument mit gebogenem und gekehltem Vorderteil und Griff, mit dem man sich nach dem Sport oder dem Schwitzbad, Öl und Schweiß von der Haut abstreifen konnte Therme: römisches Badegebäude mit Hypokausten und mehreren Funktionsräumen: Caldarium-Warmbaderaum, Frigidarium-Kaltbaderaum, Tepidarium-mäßig warmer Raum Villa: römisches stadtnahes Landgut mit Wohntrakt (pars urbana) und Wirtschaftsteil (pars rustica); zu einer Villa können ausgedehnte Ländereien, Fischbecken und ein kleines Gräberfeld gehören

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Literatur in Auswahl J. Boersma – D. Yntema, Valesio. Storia di un insediamento apulo (Fasano di Puglia 1987). G.-J. Burgers, Constructing Messapian Lanscapes (Amsterdam 1998). L. Capone, Puglia archeologica (Lecce 2006). O. Dally, Canosa, Località San Leucio. Untersuchungen zu Akkulturationsprozessen (Heidelberg 2000). F. D’Andria (Hrsg.), Cavallino. Pietre, case e città della Messapia arcaica (Ceglie Messapica 2005). E. M. De Juliis, Taranto (Bari 2000). U. Gelli, Dolmen e menhir in terra d’Otranto (Galatina 2000). A. Giancio, Monte Sannace. Città dei Peuceti (Bari 2001). M. Mazzei – A. M. Tunzi, Gargano antico (Foggia 2005). M. Mazzei (Hrsg.), Siponto antica (Foggia 1999). M. L. Nava, Stele Daunie, I Testo. II Tavola (Florenz 1980). Ordona 1-11. Institut historique belge de Rome. Etudes de philologie, d’archéologie et d’histoire anciennes (Brüssel, Turnhout, Bari 1965-2008). A. Pranzo (Hrsg.), Salento. Architetture antiche e siti archeologici (Lecce 2008). M. Silvestrini, Un itinerario epigrafico lungo la Via Traiana. Aecae, Herdonia, Canusium (Bari 1999). V. a. Sirago, Puglia Romana con una bibliografia orientativa a cura di Giuliano Volpe (Bari 1993). St. Steingräber, Arpi – Apulien – Makedonien. Studien zum unteritalischen Grabwesen in hellenistischer Zeit (Mainz 2000). L. Todisco (Hrsg.), Scultura antica e reimpiego in Italia meridionale, II Puglia Basilicata (Bari 2002). G. Volpe – M. Turchiano, Faragola 1. Un insediamento rurale (Bari 2009).

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Bildnachweis

Bildnachweis Abb. 1, 2, 7, 8, 10–14, 16, 17, 24, 25, 31, 28–29, 32, 34–35, 39–40, 43–44, 46, 48, 51–52, 57–60, 62: Foto 2010 Frank Daubner Abb. 3: nach F. Di Palo, Museo Nazionale Jatta. (Ruvo di Puglia 2001) 31. Abb. 4, 6, 30, 45: Foto 2007 Nadin Burkhardt Abb. 5: nach G. Ceraudo, Sulle Tracce della Via Traiana. Indagini aerotopo­ grafiche da Aecae a Herdonia (Foggia 2008) 9 Abb. 2. Abb. 9: nach M. Jordan-Ruwe, Das Säulenmonument. Asia minor studies 19 (Bonn 1995) 167 Abb. 41. Abb. 15: nach O. Dally, Canosa, Località San Leucio. (Heidelberg 2000) Faltbeilage. Abb. 18: nach F. D’Andria, L’Athenaion di Castro, in: F. D’Andria (Hrsg.), C ­ astrum Minervae (Galatina 2009) 22 Abb. 9. Abb. 19: nach F. Ghio, Le fortificazioni dei centri messapici, in: A. Pranzo (Hrsg.), Salento. (Lecce 2008) 27: Photo von C. Bevilacque. Abb. 20: nach G. Ceraudo, Sulle Tracce della Via Traiana (Foggia 2008) 19 Abb. 11. Abb. 21: nach A. Cinquepalmi – A. Cocchiaro, Egnazia (Bari 2003) 20. Abb. 22: nach A. Cocchiaro, Egnazia. Le tombe a camera (Bari 2002) 8. Abb. 23: nach G. Ceraudo, Sulle Tracce della Via Traiana (Foggia 2008) 54 Abb.42. Abb. 26: Foto 2010 Frank Daubner. Abb. 27: Nadin Burkhardt nach G. Volpe, Scavi nella Villa romana di Agnuli, Profili della Daunia Antica 3, 1987, 72 Abb. 6 Abb. 33: nach Puglia dal Cielo. Il Mondo in una regione. Assessorato al ­Turismo e Industria Alberghiera (Bari 2006) 55. Photo Luca de Napoli. Abb. 36, 37 : nach G. Volpe, San Giusto. La villa, le ecclesiae (Bari 1998) 18 Abb. 26/280 Abb. 327. Abb. 38: Nadin Burkhardt Abb. 41: nach M. L. Nava, Le stele Daunie (Foggia 2001) 17 Abb. 7.

Abb. 42: nach G. Pugliese Carratelli (Hrsg.), The Western Greeks. Classical ­Civilization in the Western Mediterranean. Ausstellungskatalog Venedig, ­Palazzo Grassi (London 1996) 499. Abb. 47, Plan 9: nach J. Mertens, Herdonia. Scoperta di una città (Brüssel, Rom 1995) 187 Abb. 171/152 Abb. 131. Abb. 49: nach G. Gianfreda, Il Mosaico di Otranto (Lecce 1998) 72. Abb. 50: nach A. Pranzo (Hrsg.), Salento (Lecce 2008) 20. Abb. 53, 54, Plan 10: nach A. dell’Aglio, Il parco archeologico di Saturo Porto Perone (Tarent 1999) 29, 39, 49. Abb. 55, 56: nach R. Aurimma, Architetture sommerse: San Cataldo, in: A. Pranzo (Hrsg.), Salento. Architetture antiche e siti archeologici (Lecce 2008) 80/224. Abb. 61: nach F. D´Andria u. a. (Hrsg.), Klaohi Zis. Il culto di Zeus a Ugento (Cavallino 2002) Cover. Plan 1, 5, 12: Peter Palm, Berlin Plan 2: nach G. Volpe – M. Turchiano (Hrsg.), Faragola. Area archeologica ­Ascoli Satriano (Bari 2009) Faltblatt. Plan 3: nach A. Marinazzo, The Museum in the town. Provincial Archaeological Museum „Francesco Ribezzo“ (Brindisi 1993) 63 Abb. 49. Plan 4: nach R. Russo, Canne e la Memoria. Storia di un sito archeologico (Barletta 2000) 318 Abb. 270. Plan 6: nach F. D’Andria, Cavallino, pietre, case e città della Messapia arcaica (Ceglie Messapica 2005) 14 f. Plan 7: nach A. Ciancio – E- M. De Juliis – A. Riccardi – F. Rossi, Monte ­Sannace. Gli Scavi dell’Acropoli (1978-1983) (Galatina 1989) Taf. 399. Plan 8: nach A. M. Small, An Iron Age and Roman republican settlement on Botromagno, Gravina di Puglia 1. The site (1992) 167 Abb. 3. Plan 11: A. Danti, Le mura urbiche, in: M. Mazzei (Hrsg.), Siponto antica (Foggia 1999) 127 Abb. 5. Plan 13: nach J. Boersma – G.-J. Burgers – D. Yntema, The Valesio Project: Final Interim Report, BABesch 66, 1991, S. 116 Abb. 1.

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Index Orte:

(fettgedruckt mit Artikel im Führer) Adelfia 18 Aecae (Troia) Albarosa 105 Alberobello 10 Aletium (Alezio) Alezio  34–35, 80, 104, 146 Altamura  11, 15, 25, 29, 35–36, 146 Anxa  34, 139 Argos Hippion (Arpi) Arpi  11–12, 16–19, 22, 25, 28, 36– 39, 41–42, 45, 76–79, 83, 98, 109—110, 133, 147, 151, Abb. 6 Ascoli Satriano  17, 19, 22, 37–44, 77, 79, 109, 146–147, Plan 2, Abb. 7 Ausculum (Ascoli Satriano) Barletta  25, 28, 33, 45–48,147–148, Abb. 8–9 Bari  6, 10, 20–21, 24–25, 28–29, 31, 36, 44–45, 6, 73, 75,105, 147, 152 Barium (Bari) Benevent  17, 20, 22, 31, 42, 51, 63, 80 Biccari 96 Bisceglie (bei Minervino di Lecce)  25, 30, 105–106, 148 Bitonto  20, 28, 48–49, 148 Borgo San Giusto (bei Lucera)  98, 152, Abb. 36–37 Botromagno (Gravina di Puglia) Bovino  49–51, 148, Abb. 10 Bradano (Fluß)  5, 1, 85, 89 Brindisi  5–6, 10, 18–21, 24–25, 28, 31–32, 51–56, 63, 75, 89, 93, 112, 142–143, 145, 148, Plan 3, Abb. 1 & 11 Brundisium (Brindisi) Bruttium 18 Butuntum (Bitonto) Caelia (Ceglie Messapica) Cagnano Varano  84–85 Campisano 72 Cannae (Canne di Battaglia) Canne di Battaglia  21, 56–60, 138, 148–149, Plan 4, Abb. 12

Canosa  16–17, 19–22, 25, 28, 31, 45, 60–67, 149–150, Plan 5, Abb. 13–16 Canusium (Canosa) Carapelle (Fluß)  39, 44, 109 Carovigno 56 Castelluccio Valmaggiore  56 Castro  67–68, Abb. 18–19 Castrum Minervae (Castro) Cavallino  5, 15–16, 25, 28, 56, 70– 71, 77, 137, 140, 150, 153, Plan 6, Abb. 17 Ceglie Messapica  71–73, 150–151 Candelaro (Fluß)  102 Celone (Fluß)  36–38, 153 Cerignola  21, 149, Abb. 23 Cisterna 72 Conversano  45, 72, 73, 151 Corigliano d’Otranto  106 Dolmen Di Chianca  105, 148 Dolmen Li Scusi  105–106, 155, Abb. 43 Dyrrhachium 51 Egnathia  6, 20–22, 25, 28, 31–32, 74–76, 151, Abb. 20–22 Fasano (Egnathia) Ficazzano 72 Foggia  8, 10, 24–25, 28, 36–38, 43, 76–79, 111, 147, 151, 156 Frisari 105 Gallipoli  25, 34, 79–80, 151, Abb. 31 Gargano  8–9, 11–12, 24, 80–85, 101–102, 157, 160, Abb. 25–29 Ginosa 17, 85–86, 154 Gioia del Colle  15, 25, 28–29, 45, 86–89, 151–152, Plan 7, Abb. 30 Giorgi 72 Giovinazzo  21, 106 Giuggianello  106, 155 Gravina di Puglia  9, 16, 25, 28–30, 36, 89–91, 146, 152, Plan 8 Grotta dei Cervi  114 Grotta Montevicoli  72

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Index

Grotta dei Pagani  84 Grotta della Poesia  121–122, 156–157 Grotta Porcinara  126 Abb. 56 Grotta Pulo di Molfetta  11

Molfetta  11, 124 Montalbano 106 Monte Sannace (Gioia del Colle) Monte Sant’Angelo  80, 155 Monte Saraceno  81–82, 154, 154, Abb. 28 Murge  5, 8–12, 20, 35, 49, 85–86, 89 Muro Leccese  106–107, 154, Abb. 44 Muro Maurizio  56

Herdonia (Ordona) Hydrus (Otranto) Hydria (Otranto) Illyrien  21, 32, 51 Infocaciucci (Fluß)  142 Ischitella 84 Isola San Nicola  83 Isole Tremiti  9, 80, 83 Itria-Tal 10

Nardó 35 Neapel  5, 95, 123–124 Neptunia (Taranto)

Kalabrien  13, 17, 123 Kampanien  15, 18, 30, 49 Kaulonia 15 Kroton  15, 53 L’Amastuola (Taranto, località L’Amastuola) La Salata  84, 152, Abb. 29 Lago di Lésina  9, 84 Lago di Varano  9, 84 Lavello 17 Lecce  10–11, 21, 24–25, 28, 32, 54, 71–72, 77, 89, 92–94, 121, 126, 142–143, 145, 152–153, 157, Abb. 32–33 Lucera  21, 28, 33, 37, 76, 79, 94–98, 153, Abb. 34–35 Lukanien 18 Lupiae (Lecce) Maglie  106–107, 154 Maliano 72 Manduria  5, 25, 72, 98–101, 153– 154, Abb. 38–40 Manfredonia  5, 28, 71, 80, 83, 101– 103, 129, 154, 157, Abb. 41 Martano  21, 72 Matera 85, 154 Mattinata 22, 80–81, 82, 154, Abb. 26–27 Melendugno 106 Merinum (S. Maria di Merino)  Mesagne  5, 17, 25, 28–29, 71, 103– 105, 137, 154–155, Abb. 42 Metapont  14–15, 35, 86, 104, 110 Minervino di Lecce 12, 105–106, 155, Abb. 43

Oiniadai 83 Ofanto (Fluß)  5, 8–9, 12, 31, 44, 59, 60–62, 64, Abb. 16 Oria  18, 104, 112–113, 156, Abb. 48 Orikos 53 Ordona  18, 20–21, 25, 28, 31–32, 45, 76, 79, 108–112, 155–156, Plan 10, Abb. 45–47 Ortona 83 Otranto 21, 113–116, 143, Abb. 49 Paladini  105–106 Pandosia  17, 53 Parabita 145 Passo di Corvo  11, 39, 79, 145, Abb. 4 Pescara  24, 83 Peschici  83–84 Porto Badisco  114–115 Porto Cesareo  11 Porto Perone  116, 119, 156 Porto Saturo  16, 21, 116–120, 132– 133, 156 Plan 10, Abb. 52–54 Punta Aspide  11 Punta Meliso  11 Reggio di Calabria (Rhegion)  15 Rignano Garganico  85, 152 Roca Vecchia  11, 25, 120–121, 153, 156, 157, Abb. 50–51 Rodi Garganico 83, 84 Rom  5–6, 8, 17–21, 31–32, 37, 53, 55–56, 58, 83, 123, 134 Romandato (Fluß)  84 Rubi (Ruvo di Puglia) Rudiae  25, 28, 121–123, 153, 157 Rutigliano 45 Ruvo di Puglia  5, 20, 25, 28, 30–31, 49, 63, 123–125, 157, Abb. 3

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Salapia  16, 19, 21, 28, 76, 79, 115, 134 Santa Caesarea  67 San Cataldo  21, 46, 125–126, Abb. 55 San Giusto (Borgo San Giusto) San Leucio  17, 61, 65–66, Abb. 14–15 Santa Maria al Bagno  35 Santa Maria al Borgo  11 Santa Maria di Léuca  10, 126–127 Santa Maria di Merino 22, 83 San Matteo  85, 96, 157 San Pietro in Bevagna  101 San Severo  24 Satyrion 118, 131–135 Scoglio del Tonno  132 Siponto  37, 76, 79, 127–130, 157, Plan 11, Abb. 57 Siris 15 Sizilien  5, 14–15, 17, 43, 51, 58, 63, 112, 137 Spacuseddu 72 Spongano 106 Sybaris  15, 92 Syrakus  17, 38 Tavoliere  8–10, 12–19, 32, 49, 76, 85, 97, 127, 136, Abb. 10 & 25 Taranto/Taras/Tarent  24, 118, 130– 137, 146, 158–159, Plan Abb. 2

Taranto, località L’Amastuola 133, 137, Abb. 59–60 Teanum 96 Termoli  24, 83 Thurioi  53, 110 Tiati  17, 28, 42 Torre Castiglione  11, 73 Torre dell’Alto  11 Torre San Gregorio  127 Trani 21 Troia  18, 20, 22, 28, 31, 36, 56, 76, 98, 138–139, 158, Abb. 61 Turi 45 Ugento 25, 139–140, 158, Abb. 61 Vaste  16, 122, 136, 143–145, 158– 159 Vasto 83 Vanze   72 Venusia (Venosa)  18, 42 Via Appia  20, 31–32, 42–43, 53–54, 63, 89, 93, Abb. 1 Via Marittima  20 Via Trajana  20–22, 31–32, 35, 43, 48–49, 63, 73, 109, 111, 124, 138, 158, Abb. 5 & 23 Vibinum (Bovino) Vieste  82–83, 159 Vliona 114

Personen: Alexander der Molosser  16–17, 37, 51 Anna Regilla  63 Antoninus Pius  63 Appian von Alexandria  55 Archidamos von Sparta  99–100 Athenaios von Naukratis  14, 100 Augustus  19, 21, 45, 83, 95–97 Bartels, Heinrich  6 Caesar  41, 53 Campus, Marcus Vecilius  96 Cassius Dio  22 Coscinus, Gaius  41 Crassus, Marcus Licinius  19, 55

D’Aragona, Graf Giangirolamo II. Aquaviva 10 Dasius Altinus  37 Diodor aus Sizilien  89, 95, 113, 133 Diomedes aus Argos  13, 36, 51, 83, 95, 129, 138 Dionysios von Halikarnassos  13, 37, 39, 68 Ennius, Quintus  20, 122–123 Fabius, Albanus  47 Felix Bulla  22 Gellius, Aulus  122–123

Gracchus, Gaius Sempronius  41 Gregorovius, Ferdinand  6, 80, 92, 97–98, 129 Hadrian  122, 125 Hannibal  17–18, 37, 41, 56, 58, 95, 99, 110, 134, 138 Heraclius 46 Herodes Atticus  63–64 Herodot  13, 112 Honorius 46 Horaz  8, 45, 122–123 Julia, Tochter der Scribonia und des Augustus 83 Justin, Marcus Iunianus  51 Leo I.  41, 46 Leukippos 79 Levi, Carlo  9 Livius  19, 21, 44, 58, 95, 127, 138 Lukian  51, 53 Marcian 46 Maximus, Quintus Fabius  99, 133, 138 Nero  22, 44 Octavian 92 Paulus, Aemilius  58 Pausanias  125, 133 Plinius  13, 39, 44, 49, 51, 71, 85, 92, 99, 100–101, 109, 114, 140, 143

Plutarch  39, 55, 100 Polybios  12, 17, 58, 95, 138 Pompeius, Gnaeus  19, 53, 55 Pompeius Trogus  51 Pomponius Mela  140 Potitus 41 Prokopius von Caesarea  113–114 Pyrrhos  16–17, 37, 39, 114, 134 Riedesel, Johann Hermann von  6, 63, 111–112 Servilius, Quintus  41 Silanus Torquatus, Lucius Iunius  44 Spartacus 19, 55 Stephan von Byzanz  39, 45, 51, 113 Stolberg, Friedrich Leopold, Graf von  6, 99 Strabon aus Amaseia  14, 36, 51, 68, 82, 92, 95, 112–113, 118, 122, 130–132, 140 Tacitus 44 Tiberius 83 Tommasini, Justus  6, 98 Trajan  21, 63, 138 Valentinian I.  46 Varro, Marcus Terentius  19–20, 58, 68, 122 Vergil  53, 67, 116 Vespasian 22

Informationen Zum Buch - Einführung in das antike Apulien - Historische Hintergründe - 56 Archäologische Stätten - 21 Archäologische Parks - 44 Museen und Sammlungen - Tourenvorschläge - Nützliche Hinweise zu Lage, Anfahrt und Öffnungszeiten - Mit zahlreichen Bildern, Plänen und anschaulichen Rekonstruktionszeichnungen

Informationen Zur Autorin Dr. Nadin Burkhardt ist Klassische Archäologin und zurzeit Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Archäologische Wissenschaften der Goethe-Universität in Frankfurt a. M. Sie hat sich bereits während ihrer Dissertation zu den Kulturkontakten zwischen Griechen und Italikern mit den antiken Bewohnern Apuliens befasst und besuchte auch später auf mehreren Studienfahrten die antiken Stätten und Museen Süditaliens.