Anthropologie in pragmatischer Hinsicht: Herausgegeben:Brandt, Reinhard 9783787316540, 378731654X

Kants Anthropologie (1798) galt lange als eine bloß popularphilosophische Schrift von allenfalls propädeutischem Wert. D

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German Pages [352] Year 2003

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Anthropologie in pragmatischer Hinsicht: Herausgegeben:Brandt, Reinhard
 9783787316540, 378731654X

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IMMANUEL KANT

Anthropologie in pragmatischer Hinsicht Herausgegeben von REINHARD BRANDT

FELIX MEINER VERLAG HAMBURG

PHILOSOPHISCHE BIBLIOTHEK BAND 490

Bibliographische Information Der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliographie; detaillierte bibliographische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar. ISBN 978-3-7873-1654-0




 Felix Meiner Verlag 2000. Alle Rechte vorbehalten. Dies betrifft auch die Vervielfältigung und Übertragung einzelner Textabschnitte durch alle Verfahren wie Speicherung und Übertragung auf Papier Transparente, Filme, Bänder, Platten und andere Medien, soweit es nicht §§ 53 und 54 URG ausdrücklich gestatten. Satz: Satz-Offizin Hümmer, Waldbüttelbrunn. Druck und Bindung: Hubert & Co., Göttingen. Werkdruckpapier: alterungsbeständig nach ANSI-Norm resp. DIN-ISO 9706, hergestellt aus 100% chlorfrei gebleichtem Zellstoff. Printed in Germany.

INHALT

Einleitung. Reinhard Brandt ................................

XIII

Immanuel Kant Anthropologie in pragmatischer Hinsicht Vorrede ...........................................................

3

Erster Teil. A n t h r o p o l o g i s c h e D i d a k t i k . Von der Art, das Innere sowohl als das ¾uûere des Menschen zu erkennen .................................

7

Er st e s B uch . Vom Erkenntnisvermögen ............. Vom Bewuûtsein seiner selbst ........................ § 1

9

Vom Egoism ............................................... § 2

10

Anmerkung. Über die Förmlichkeit der egoistischen Sprache ...........................

13

Von dem willkürlichen Bewuûtsein seiner Vorstellungen ............................................. § 3

14

Von dem Beobachten seiner selbst................... § 4

15

Von den Vorstellungen, die wir haben, ohne uns ihrer bewuût zu sein .................................... § 5

19

Von der Deutlichkeit und Undeutlichkeit im Bewuûtsein seiner Vorstellungen ................ § 6

23

Von der Sinnlichkeit im Gegensatz mit dem Verstande ................................................... § 7

26

Apologie für die Sinnlichkeit ......................... § 8

29

Rechtfertigung der Sinnlichkeit gegen die Erste Anklage ............................................. § 9

31

VI

Inhalt

Rechtfertigung der Sinnlichkeit gegen die Zweite Anklage .......................................... § 10

32

Rechtfertigung der Sinnlichkeit wider die Dritte Anklage ............................................ § 11

33

Vom Können in Ansehung des Erkenntnisvermögens überhaupt ................................... § 12

34

Von dem künstlichen Spiel mit dem Sinnenschein ....................................................... § 13

37

Von dem erlaubten moralischen Schein ............ § 14

40

Von den fünf Sinnen .................................... § 15

42

................................................................. § 16

43

Vom Sinne der Betastung............................... § 17

44

Vom Gehör................................................. § 18

45

Von dem Sinn des Sehens .............................. § 19

46

Von den Sinnen des Geschmacks und des Riechens .................................................... § 20

47

Allgemeine Anmerkung über die äuûeren Sinne § 21

48

Fragen ...................................................... § 22

49

................................................................. § 23

51

Vom inneren Sinn ........................................ § 24

52

Von den Ursachen der Vermehrung oder Verminderung der Sinnenempfindungen dem Grade nach ................................................ § 25

54

1. Der Kontrast ......................................

54

2. Die Neuigkeit .....................................

55

3. Der Wechsel .......................................

56

4. Die Steigerung bis zur Vollendung ..........

57

Von der Hemmung, Schwächung und dem gänzlichen Verlust des Sinnenvermögens ......... § 26

58

................................................................. § 27

60

Inhalt

VII

Von der Einbildungskraft .............................. § 28

61

................................................................. § 29

63

................................................................. § 30

67

Von dem sinnlichen Dichtungsvermögen nach seinen verschiedenen Arten ........................... § 31

70

A. Von dem sinnlichen Dichtungsvermögen der Bildung .......................................

70

B. Von dem sinnlichen Dichtungsvermögen der Beigesellung .................................

72

C. Das sinnliche Dichtungsvermögen der Verwandtschaft ..................................

73

................................................................. § 32

75

................................................................. § 33

77

Von dem Vermögen der Vergegenwärtigung des Vergangenen und Künftigen durch die Einbildungskraft .............................................. § 34

80

A. Vom Gedächtnis ................................

81

B. Von dem Vorhersehungsvermögen (Praevisio ) ........................................ § 35

85

C. Von der Wahrsagergabe (Facultas divinatrix ) ............................ § 36

87

Von der unwillkürlichen Dichtung im gesunden Zustande, d. i. vom Traume ........................... § 37

89

Von dem Bezeichnungsvermögen (Facultas signatrix ) ...................................... § 38

91

................................................................. § 39

93

Anhang .................................................

96

Vom Erkenntnisvermögen, sofern es auf Verstand gegründet wird ...............................

98

Einteilung ............................................. § 40

98

VIII

Inhalt

Anthropologische Vergleichung der drei oberen Erkenntnisvermögen miteinander ................... § 41

99

................................................................. § 42 100 ................................................................. § 43 102 ................................................................. § 44 104 Von den Schwächen und Krankheiten der Seele in Ansehung ihres Erkenntnisvermögens .........

105

A. Allgemeine Einteilung ......................... § 45 105 B. Von den Gemütsschwächen im Erkenntnisvermögen ...................................... § 46 108 ............................................................ § 47 111 ............................................................ § 48 114 ............................................................ § 49 116 C. Von den Gemütskrankheiten ................ § 50 118 ............................................................. § 51 120 ............................................................. § 52 122 Zerstreute Anmerkungen ..................... § 53 125 Von den Talenten im Erkenntnisvermögen ....... § 54 129 Von dem spezifischen Unterschiede des vergleichenden und des vernünftelnden Witzes .

130

A. Von dem produktiven Witze ................. § 55 130 B. Von der Sagazität oder der Nachforschungsgabe....................................... § 56 133 C. Von der Originalität des Erkenntnisvermögens oder dem Genie .................. § 57 134 ............................................................ § 58 136 ............................................................ § 59 137 Zwe it es Bu ch. Das Gefühl der Lust und Unlust ..

141

Einteilung ..................................................

141

Von der sinnlichen Lust ................................

141

Inhalt

IX

A. Vom Gefühl für das Angenehme oder der sinnlichen Lust in der Empfindung eines Gegenstandes ........................................ § 60 141 Erläuterung durch Beispiele ......................

143

Von der Langeweile und dem Kurzweil ...... § 61 145 ............................................................ § 62 148 ............................................................ § 63 149 ............................................................ § 64 150 ............................................................ § 65 151 ............................................................ § 66 151 B. Vom Gefühl für das Schöne, d. i. der teils sinnlichen teils intellektuellen Lust in der reflektierten Anschauung, oder dem Geschmack ............................................ § 67 153 ............................................................ § 68 157 Der Geschmack enthält eine Tendenz zur äuûeren Beförderung der Moralität ............ § 69 158 ............................................................ § 70 159 Anthropologische Bemerkungen über den Geschmack ............................................

160

A. Vom Modegeschmack ......................... § 71 160 B. Vom Kunstgeschmack .........................

161

Von der Üppigkeit .................................. § 72 166 Dr it te s Buc h. Vom Begehrungsvermögen ........... § 73 169 Von den Affekten in Gegeneinanderstellung derselben mit der Leidenschaft ...................... § 74 170 Von den Affekten insbesondere ......................

172

A. Von der Regierung des Gemüts in Ansehen der Affekten ......................... § 75 172 B. Von den verschiedenen Affekten selbst ... § 76 173

X

Inhalt

Von der Furchtsamkeit und der Tapferkeit ....... § 77 175 Von Affekten, die sich selbst in Ansehung ihres Zwecks schwächen (Impotentes animi motus ) ... § 78 180 Von den Affekten, durch welche die Natur die Gesundheit mechanisch befördert .................. § 79 182 Allgemeine Anmerkung ...............................

185

Von den Leidenschaften ................................ § 80 187 ................................................................. § 81 188 Einteilung der Leidenschaften .......................

190

A. Von der Freiheitsneigung als Leidenschaft § 82 191 B. Von der Rachbegierde als Leidenschaft ... § 83 193 C. Von der Neigung zum Vermögen, Einfluû überhaupt auf andere Menschen zu haben § 84 195 a. Ehrsucht ........................................ § 85 196 b. Herrschsucht .................................. 197 c. Habsucht ....................................... 198 Von der Neigung des Wahnes als Leidenschaft .. § 86 199 Von dem höchsten physischen Gut ................. § 87 200 Von dem höchsten moralisch-physischen Gut ... § 88 202 Zweiter Teil. Die anthropologische Charakteristik. Von der Art, das Innere des Menschen aus dem ¾uûeren zu erkennen ...................................

209

Einteilung ..................................................

211

A. Der Charakter der Person ...............................

211

I. Von dem Naturell ...................................

211

II. Vom Temperament ..................................

212

I. Temperamente des Gefühls .................. A. Das Sanguinische Temperament des Leichtblütigen ..........................

214 214

Inhalt

XI

B. Das melancholische Temperament des Schwerblütigen .........................

215

II. Temperamente der Tätigkeit ................. C. Das cholerische Temperament des Warmblütigen .......................... D. Das phlegmatische Temperament des Kaltblütigen .............................

215

216

III. Vom Charakter als der Denkungsart ......

219

Von den Eigenschaften, die bloû daraus folgen, daû der Mensch einen Charakter hat oder ohne Charakter ist ...........................

220

Von der Physiognomik ............................

223

Von der Leitung der Natur zur Physiognomik .................................................

224

215

Einteilung der Physiognomik .................... A. Von der Gesichtsbildung .................. B. Von dem Charakteristischen in den Gesichtszügen ................................ C. Von dem Charakteristischen der Mienen .....................................

226 226

230

Zerstreute Anmerkungen .........................

231

B. Der Charakter des Geschlechts ......................

233

Zerstreute Anmerkungen ..............................

238

Pragmatische Folgerungen ............................

240

C. Der Charakter des Volks ...............................

243

D. Der Charakter der Rasse ...............................

256

E. Der Charakter der Gattung ...........................

257

Grundzüge der Schilderung des Charakters der Menschengattung ...................................

268

229

XII

Inhalt

Anhang 1. Karl Vorländer: Ergänzungen aus Kants Handschrift ...........................................

273

2. Entstehung und Eigenart der Anthropologievorlesung ..........................

303

3. Gedruckt vorliegende Nachschriften der Anthropologie-Vorlesung und zu ihr gehörige Materialien ................................

305

4. Bisherige Ausgaben der Anthropologie .......

307

Personenregister ...............................................

311

Sachregister ......................................................

315

EINLEITUNG Reinhard Brandt

1. Kants Anthropologie in pragmatischer Hinsicht Kant nimmt mit seinen Vorlesungen erst zur Anthropologie, dann zur pragmatischen Anthropologie (1772±1773 bis 1795± 1796) und der abschlieûenden Buchpublikation (1798) drei Tendenzen seiner Zeit auf. Zum einen gibt es die Losung, die scholastische Metaphysik endlich durch eine neue empirische Psychologie abzulösen. Die deutsche akademische, aber auch freie Publizistik folgt hiermit den Innovationen aus England und später auch aus Frankreich. Deren philosophische Autoren haben keine Lehrstühle für Logik und Metaphysik mit lateinischen Pflichtritualen, sondern leben auûerhalb der Universitäten, zum Teil schon als freie Schriftsteller. John Locke und David Hume, Voltaire und Rousseau bestimmen das geistige Leben, Christian Wolff und seine Schüler dagegen werden in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts unmodern. Locke und Hume sind mit ihren Schriften über den menschlichen Verstand (1690) und über die menschliche Natur (1739±1740) die eigentlichen Leitautoren, über deren Themen viele französische und danach auch deutsche Autoren ihre Variationen schreiben. Die Kantische Anthropologie löst die »psychologia empirica« von Alexander Baumgarten aus ihrem metaphysischen Verbund innerhalb der Metaphysica und öffnet sie den empirischen Erkenntnissen aus Literatur und Geschichte. Daû diese Privatvorlesung des neuen Ordinarius nur noch auf deutsch verhandelt wird, versteht sich von selbst. Kant läût tausendfache Beobachtungen aus der Literatur der Antike und Neuzeit einflieûen, um den Menschen zu charakterisieren. Er nimmt die Impulse der Aufmerksamkeitskultur der Griechen und Römer, Montaignes und des Spectator, der neuesten Reiseberichte und der Romane und Schauspiele auf und führt das Publikum ein in das menschliche Treiben und dessen Motive. Anfänglich sind sie alle präsent, die Zeitge-

XIV

Reinhard Brandt

nossen: Hume und Rousseau, Lichtenberg und Voltaire, Lavater und Home, Richardson, Gellert; die Vorlesung wird zum literarischen Spiegel der laufenden Publikationen. Von dieser groûen Zeit der siebziger Jahre zehrt noch die Veröffentlichung von 1798, aber die Zeitgenossen haben die Interessen gewechselt, sie stürzen hinauf zu den umwehten Gipfelbauten des Idealismus und kümmern sich nicht um das bathos der Erfahrung, das der Philosoph vor ihnen ausbreitet ± die Anthropologie wurde gut verkauft, führte jedoch zu keinem namhaften Echo und zu keiner Auseinandersetzung unter den Gebildeten. Die zweite Tendenz hängt eng mit der ersten zusammen. Es ist die Ausrichtung der Schule und Universität auf das künftige Leben in der bürgerlichen Gesellschaft, der Theorie auf die Praxis. Der Mensch ist nicht zur Spekulation erschaffen, sondern für ein tätiges Leben, für die Praxis in der Gesellschaft. Kant modelt die empirische Psychologie, mit der seine Anthropologie-Vorlesung 1772±1773 beginnt, noch in der ersten Hälfte des Jahrzehnts zu einer pragmatischen Disziplin um, die den Studierenden eine Grundorientierung im künftigen Umgang mit den Menschen vermitteln soll. Kant lieferte so einen fundierten Knigge, und er fand ein dankbares Auditorium für die witzigen, umschweifigen und abgründigen, verspielten und seriösen Vorwegbelehrungen über die bevorstehende Welterfahrung. Im Buch ist zu lesen: »Junger Mann! Versage dir die Befriedigung (der Lustbarkeit, der Schwelgerei, der Liebe u. d. g.) [H: die Befriedigung der Sinne], wenn auch nicht in der stoischen Absicht, ihrer gar entbehren zu wollen, sondern in der feinen epikurischen, um einen immer noch wachsenden Genuû im Prospect zu haben.« (§ 25) Und dann noch einmal: »Junger Mensch! Gewinne die Arbeit lieb; versage dir Vergnügen, nicht um ihrer zu entsagen, sondern soviel als möglich immer nur im Prospekt zu behalten!« (§ 63) Kant ist entschieden Neostoiker, aber er wirbt in der Not auch mit Epikur für den höchsten Genuû, den Genuû zu verschieben und vorerst zu arbeiten. Zu diesen beiden Tendenzen der Zeit, nämlich Psychologie und Praxis, tritt eine dritte. Es ist die Frage nach der Bestimmung des Menschen, nach dem Woher und dem Wohin des Menschen-

Einleitung

XV

geschlechts im ganzen. Die Kantische Frage zielt weder auf die Vollkommenheit oder Vervollkommnung, die perfectio, der Schöpfung im ganzen (Christian Wolff) noch auf die Frage nach der Bestimmung des einzelnen Menschen (Spalding)1, sondern auf das Geschick des Menschengeschlechts. Rousseau hatte im 2. Discours Über die Ungleichheit unter den Menschen (1755) auf die »perfectibilitØ« des »genre humain« gesetzt, und diese Heraushebung der menschlichen Gattung aus dem übrigen Reich der Natur oder der Welt im ganzen hatte ein gröûtes Echo gefunden. Worauf zielt die menschliche Geschichte? Gibt es einen Fortschritt der menschlichen Gattung zum Besseren in moralischer und rechtlicher Hinsicht? Und wie bin ich integriert in diese Geschichte und Bestimmung des Menschengeschlechts? Diesem Thema ist das letzte Kapitel der Anthropologie, »E. Der Charakter der Gattung«, gewidmet. Kant ist Neostoiker und teilt die Vorstellung, daû die Welt durchherrscht ist von einer lückenlosen Gesetzlichkeit der causa efficiens und der Zweckursachen. Hierüber wird innerhalb der pragmatischen Anthropologie nicht räsonniert, es wird jedoch diese Überzeugung ± abgestützt durch die drei »Kritiken« ± vorausgesetzt. Alles in der Natur und alles in der menschlichen Kulturgeschichte ist letztlich, so müssen wir annehmen, von der Vorsehung gewollt als Mittel zur Erreichung des Endzwecks der menschlichen Geschichte, der Moralität. Alles zielt auf diese am Ende zu gewinnende Autonomie hin. Im Vorfeld der einzelnen Zweckbeziehungen zeichnet sich der ingeniöse Philosoph dadurch vor den anderen Menschen aus, daû er die Vernunft und Vorsehung auch dort entdeckt, wo jene schier verzweifeln. Der Leser lernt mit Bewunderung kennen, wozu alles gut ist, die Verstellung der Menschen, der Lebens-Schmerz und vor allem das Böse selbst, das ein unentbehrliches Werkzeug der Vorsehung zur Erzeugung des Endzwecks ist. Der Preis, den Kant für diese alles durchdringende Zweckmäûigkeit zahlt, ist hoch. Einmal wird ein Wissen vorgegeben, dem der Pessimist (und nicht nur er) mit guten Gründen nicht traut. Zum anderen richtet 1

Johann Joachim Spalding, Die Bestimmung des Menschen (1748).

XVI

Reinhard Brandt

sich der stoische Finalismus implizit gegen den platonisch-aristotelischen Telos-Begriff, gemäû dem etwas gut in sich ist, in seinem Wesen, das wir häufig annähernd erkennen können. Bei Kant dagegen gibt es nichts in der Welt, ja auch auûerhalb derselben, was für gut gehalten werden könnte, als allein den menschlichen Willen. Der gute Wille wiederum ist dadurch gut, daû er sich herkulisch bemüht, gut zu werden ± es zu sein, ist dem menschlichen Willen versagt. So zweckt alles ab auf etwas, was es selbst nicht ist oder noch nicht ist. Auch die Organismen der Kritik der Urteilskraft sind Dienstleistungsbetriebe, und das Gespräch bei der heiteren Tafel, die sich am Ende des »Begehrungsvermögens« (§ 88) im Kantischen Hause oder sonstwo trifft (nur nicht beim höheren Adel und den Arbeitern), dient der unsichtbaren Hand der Natur, ohne daû die Tischgenossen es wissen, für ihre eigenen Zwecke, wenigstens nicht den propositionalen Inhalten, wie die scherzenden und lachenden Redner naiverweise glauben. Die Anthropologie gipfelt in der Bestimmung der menschlichen Gattung ± ein Finale, das dem der anderen groûen Kantischen Schriften gleicht: Es ist die Vernunftidee, auf die schlieûlich alles hinausläuft. Die Bestimmung des Menschen durchwirkt seine Natur und seine Geschichte und überschreitet sie ± hierin liegt das nüchterne und zugleich änigmatische Ende der Schrift. Editorische Notiz Die Anthropologie in pragmatischer Hinsicht erschien in erster Auflage 1798 (A1), in zweiter 1800 (A2). Der Druck der Zweitauflage wurde wie vermutlich der der Erstauflage von Christian Gottfried Schütz in Jena besorgt; wir können mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ausschlieûen, daû Kant in irgendeiner Form an den Ergänzungen und Korrekturen von A2 gegenüber A1 beteiligt war (vgl. Schütz' Brief vom 22. Mai 1800, XII 307,24±26).2 Im groûen ganzen handelt es sich um harmlose EinUnbegründet ist daher die Annahme Friedrich Wilhelm Schuberts, Kant habe den Text selbst korrigiert. Schubert schreibt: »[Kant] be2

Einleitung

XVII

griffe in den Textbestand mit dem Ziel, die Schrift leserfreundlicher zu gestalten. Ein Beispiel: Unter dem Titel »Die Neuigkeit« bringt Kant überraschend Gegenstände des Altertums, die zu sehen oder gar zu berühren unsere Aufmerksamkeit weckt; es wird eine Sache vergegenwärtigt, »von der man nach dem natürlichen Lauf der Dinge hätte vermuten sollen, daû die Gewalt der Zeit sie längst vernichtet hätte.« (§ 25) In der Handschrift H und, orthographisch modernisiert, in A1 heiût es dagegen ohne Eleganz: »[. . .] wird welche nach dem natürlichen Lauf der Dinge vom Zahn der Zeit längst aufgezehrt zu seyn vermuthet wird.« Krude Ausdrücke werden in A2 beseitigt, dem Leser wird durch Vorund Rückverweise geholfen. Wie steht es mit A1? Wie bei A2 ist auszuschlieûen, daû Kant die Korrekturfahnen las. Für das Korrekturlesen galt, was Ludwig Ernst Borowski in seiner »Darstellung des Lebens und Charakters Immanuel Kants« schrieb: »Mit der so mühsamen und zeitfressenden Korrektur seiner Druckschriften durfte er sich auch nicht beschäftigen, da in seinen jüngern Jahren seine ihm ergebenen Schüler diese Bemühung gerne auf sich nahmen, die späteren und gröûeren Werke aber alle ohne Ausnahme im Auslande gedruckt wurden.«3 Die Druckfahnen wurden also nicht nach Königsberg geschickt, sondern am Druckort selbst korrigiert. Welches Manuskript ging jedoch an den Druckort »im Ausland«? Das Problem für die Beurteilung des Erstdrucks stellt sich des näheren folgendermaûen dar: Wir besitzen eine Reinschrift Kants,4 die auf dem Umweg einer redigierten Kopie die Vorlage der Erstauflage bildete. A1 nun weicht in vielen Details von der Kantischen Handschrift ab, wobei diese Abweichungen sich in drei Klassen rubrizieren lassen. Erstens ergänzt A1 die Reinschrift an den Stellen, die eben hierfür in H schon vorgeseschränkte sich in dieser Zeit auf die Revision einiger seiner Werke, die einer neuen Auflage bedurften, wie dies selbst der Fall schon bei der Anthropologie war, die trotz der 2000 Exemplare (in so starker Auflage war kein früheres Werk von Kant erschienen) bereits zur Ostermesse 1800 neu gedruckt werden musste.« (Kant 1838, XI 2, 154) 3 Borowski 1912, 80. 4 Universitätsbibliothek Rostock, Mss. Var. 32.

XVIII

Reinhard Brandt

hen waren, etwa fehlende Paragraphenziffern. Sodann gibt es sinnvolle Richtigstellungen von Flüchtigkeiten, die jeder Redaktor stillschweigend vollziehen muûte: Die Paragraphenzählung in H enthält z. B. folgende Zählung: »§ 20, § 21, § 20, § 21«. Hier muûte der Abschreiber und Redaktor von H eingreifen und eine konsistente Ordnung herstellen. Das I. Buch schlieût in H mit einem Absatz, der mit »1.) Die wichtigste Revolution [. . .]« beginnt, aber es folgen keine weiteren Ziffern. Der Hinweis »1.)« war zu streichen. Es ist also ohne weiteres ersichtlich, daû Kants Manuskript vor der Drucklegung einer redaktionellen Bearbeitung in diesen beiden Bereichen bedurfte. Drittens jedoch gibt es auch Eingriffe, die schwerlich das placet des Autors gefunden hätten. Zwei Beispiele: Kant legt unter dem Titel »Von der Freiheitsneigung als Leidenschaft« den Freiheitsdrang von Jagdvölkern dar. »So erweckt nicht allein der Freiheitsbegriff unter moralischen Gesetzen einen Affect, der Enthusiasm genannt wird [man vergleiche VII 85±86 zur Französischen Revolution], sondern die blos sinnliche Vorstellung der äuûeren Freiheit erhebt die Neigung darin zu beharren oder sie zu erweitern durch die Gewohnheit bis zur heftigen Leidenschaft.« (S. 192) Die Gewohnheit gehört zum psychologischen Mechanismus der bloû sinnlichen, äuûeren Freiheit. Der gebildete Redaktor ersetzt jedoch »Gewohnheit« durch »Analogie mit dem Rechtsbegriffe« und zerstört damit die Logik des Gedankens. Wie kann eine Analogie psychologisch wirksam werden? Oder: Kant schildert den steifen Sinn der Engländer, die vorgeben, über Grundsätze zu verfügen (S. 248); dieses pseudo-stoische Prinzip des »tenax propositi«, wie auch immer der Grundsatz aussieht, gibt einem Mann die »Wichtigkeit«, »daû man sicher weiû, wessen man sich von ihm zu gewärtigen hat.« Der Redaktor hat den einfachen Sachverhalt irgendwie nicht begriffen und schreibt: »wessen man sich von Ihm und er sich von anderen zu gewärtigen hat« ± aber wieso ist seine Fixierung auf einen Grundsatz ein Garant des Verhaltens anderer? Alle Ausgaben sind blind dem Redaktor, der den Autor zu verbessern glaubt, gefolgt. ± Es gibt viele Ergänzungen, die auch vom Autor hätten stammen können, etwa in folgendem Textstück: Die Natur, heiût es, gehe beim Menschen von der Kul-

Einleitung

XIX

tur zur Moralität, nicht, wie die Vernunft vorschreibe, von der Moralität zur Kultur ± »welches unvermeidlich eine verkehrte, zweckwidrige Tendenz abgiebt.« In A1 folgt darauf: »z. B. wenn Religionsunterricht, der notwendig eine moralische Kultur sein sollte, mit der historischen, die bloû Gedächtniskultur ist, anhebt und daraus Moralität zu folgern vergeblich sucht.« (»E. Charakter der Gattung«) Die Ergänzung ist im Sinne des Autors (vgl. z. B. VII 66±67), sie klingt jedoch hier deplaziert und stammt nicht von Kant. Die Art der Texteingriffe schlieût es aus, daû sie entweder vom Drucker oder vom Korrektor der Druckfahnen stammen; sie wurden in Königsberg vom Redaktor der Handschrift H vorgenommen. Alle Indizien führen zu der Annahme, daû Kant die redigierte Kopie seiner Reinschrift, die dem Verlag zugesandt wurde, nur flüchtig ergänzte und korrigierte. Nur während eines Vormittags am 1. Juni 1798? Johann Friedrich Abegg vermerkt in seinem Reisetagebuch von 1798 am 1. Juni über Kant: »Seine Anthropologie hat er heute früh corrigirt, weil diese nun auch abgedruckt wird.«5 »Heute früh« ± der Abschnitt, in dem Abegg dies berichtet, beginnt mit den Sätzen: »Den 1. Juni. Heute früh um 10 Uhr führte mich der Ober-Stadt-Inspector Brahl, ein vertrauter Gesellschafter Kant's, zu demselben [. . .].«6 Die Formulierung Abeggs lädt zur Annahme ein, daû Kant sich an eben diesem Vormittag bis kurz nach zehn Uhr mit der Korrektur befaût hat, nicht vorher und nicht nachher. Wir wissen jedoch nicht, welche Information (durch Kant?) dem Abeggschen »Seine Anthropologie hat er heute früh corrigirt« nun genau zugrunde liegt. In Textpassagen, die in die dritte Rubrik gehören: Verschlimmbesserungen in A1 gegenüber H, ist der Herausgeber der Anthropologie genötigt, die ¾nderungen rückgängig zu machen und möglichst den ursprünglichen Kantischen Text zurückzugewinnen. Diese Aufgabe hat sich schon Schöndörffer in der Cassirer-Edition gestellt. Auch Karl Vorländer sah, daû H häufig 5 6

Abegg 1977, 146. Abegg 1977, 143.

XX

Reinhard Brandt

einen besseren Text als A1 enthält: »Diese Originalhandschrift (in unserer Ausgabe mit H bezeichnet) bietet nun in einer ganzen Reihe von Fällen gegenüber dem Druck die bessere Fassung. Wo dies nach unserem Urteil entschieden der Fall ist, haben wir, zumal da ja doch die letzte Korrektur auch vor dem Erstdruck durch einen Schüler Kants oder gar einen Korrektor (nicht von ihm selbst) besorgt worden ist, kein Bedenken getragen, abweichend von dem konservativeren Verfahren der Akademie-Ausgabe, auch an einer Reihe weiterer Stellen den Text von H einzusetzen. Auch hier ist natürlich die abweichende Lesart des Drucks vermerkt worden, so daû sich der Leser selbst entscheiden kann.« In der vorliegenden Bearbeitung der Vorländer-Ausgabe ist dieses Prinzip beibehalten worden. Der Rückgang von A auf H wurde verstärkt, ohne dies bei geringfügigen ¾nderungen jeweils anzumerken, um den Apparat nicht zu sehr zu belasten. Weiterhin werden alle den Sinn berührenden, in vielen Fällen, namentlich da, wo sie mit der ersten Auflage übereinstimmen, auch die stilistischen Varianten dieser Handschrift angeführt: die kleineren analog zu der Akademie-Ausgabe, unter dem Text, während die zahlreichen längeren durchstrichenen, also nicht in den Druck aufgenommenen Stellen, sowie sämtliche Randbemerkungen in den Anhang (S. 273 ff.) verwiesen wurden. Mit Asterisken gekennzeichnete Stellen verweisen auf Textergänzungen im Anhang aus H. Auf durchstrichene Stellen innerhalb der Varianten unter dem Text wird durch hingewiesen, auf nach Zusatz gestrichenen Text durch . Verweise mit bloûer Band- und Seitenangabe beziehen sich auf die Akademie-Ausgabe von Kants Gesammelten Schriften, Berlin 1900 ff. Die in der Marginalienspalte mitgeführte Seitenzählung in eckigen Klammern bezieht sich ebenfalls auf die Akademieausgabe und bezeichnet den Seitenbeginn. Das Seitenende wird im Text durch einen senkrechten Strich angegeben. Nicht in den Text aufgenommen wurde das Inhaltsverzeichnis (AA S. 123-124). Der Verweis »Külpe« besagt, daû Vorländer den betreffenden Verweis von Oswald Külpe aus Band VII der Akademie-Ausgabe übernommen hat. Die philologischen Anmerkungen und die Sacherläuterungen sind im Stil

>

Einleitung

XXI

Vorländers sehr kurz gehalten. Nähere Auskünfte finden sich im Band XXV der Akademie-Ausgabe und in meinem Kritischen Kommentar zu Kants Anthropologie in pragmatischer Hinsicht; philologische Präzisierungen lassen sich im Lesarten-Apparat von Külpe (VII 369±393 der 1. Auflage von 1907, 370±395 der 2. Auflage von 1917) einholen, sodann in der Cassirer-Schöndörffer (1923)- und in der Weischedel-Hinske (1964)-Ausgabe. Es ist geplant, die Handschrift (H) der Universitätsbibliothek Rostock (Mss. Var. 32) in Facsimile (Microfiche) zu edieren; wenn dieser Plan realisiert wird, kann der Leser eine Überprüfung der Lesarten an der Kopie des Originals vornehmen. Die Neuauflage bemüht sich, eine möglichst groûe Kontinuität mit den vorhergehenden Auflagen zu wahren, auch, um die Stabilität beim Zitieren zu gewährleisten. Grundlage der Bearbeitung war ein Film der Kantischen Handschrift in der UB Rostock. Die Handschrift selbst wurde nur kurz nach Abschluû der Arbeiten in Rostock eingesehen. Die Bibliographie der Sekundärliteratur von Rudolf Malter wird in dieser Ausgabe nicht mehr gegeben, das Verzeichnis der Ausgaben der Anthropologie wurde ergänzt.

IMMANUEL KANT ANTHROPOLOGIE IN PRAGMATISCHER HINSICHT

VORREDE

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Alle Fortschritte in der Kultur, wodurch der Mensch seine Schule macht, haben das Ziel, diese erworbenen Kenntnisse und Geschicklichkeiten zum Gebrauch für die Welt anzuwenden; aber der wichtigste Gegenstand in derselben, auf den er jene verwenden kann, ist der M ens c h : weil er sein eigener letzter Zweck ist. ± Ihn also seiner Spezies nach als mit Vernunft begabtes Erdwesen zu erkennen, verdient besonders Welt ke nntn is genannt zu werden, ob er gleich nur einen Teil der Erdgeschöpfe ausmacht. Eine Lehre von der Kenntnis des Menschen, systematisch abgefaût (Anthropologie), kann es entweder in physiologi scher oder in p ra g ma t is che r Hinsicht sein. ± Die physiologische Menschenkenntnis geht auf die Erforschung dessen, was die N a t ur aus dem Menschen macht, die pragmatische auf das, was er als freihandelndes Wesen aus sich selber macht oder machen kann und soll. ± Wer den Naturursachen nachgrübelt, worauf z. B. das Erinnerungsvermögen beruhen möge, kann über die im Gehirn zurückbleibenden Spuren von Eindrücken, welche die erlittenen Empfindungen hinterlassen, hin und her (nach dem Cartesius) vernünfteln; muû aber dabei gestehen: daû er in diesem Spiel seiner Vorstellungen bloûer Zuschauer sei und die Natur machen lassen muû, indem er die Gehirnnerven und Fasern nicht kennt, noch sich auf die Handhabung derselben zu seiner Absicht versteht, mithin alles theoretische Vernünfteln hierüber reiner Verlust ist. ± ± Wenn er aber die Wahrnehmungen über das, was dem Gedächtnis hinderlich oder beförderlich befunden worden, dazu benutzt, um es zu erweitern oder gewandt zu machen, und hiezu die Kenntnis des Menschen braucht, so würde dieses einen Teil der Anthropologie in pr ag m a tis c he r 1 Die Vorrede fehlt in H. 20 Z. B. in den Passions de l'âme, Art. 42 (PhB. Bd. 345, 2. Aufl., S. 68 f.). Beim späten Kant vgl. auch XIII 400; 402; 406.

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Vorrede

Absicht ausmachen, und das ist eben die, mit welcher wir uns hier beschäftigen. | Eine solche Anthropologie als Wel tke nnt nis , welche auf die S c hule folgen muû, betrachtet, wird eigentlich alsdann noch nicht p ra g ma t is ch genannt, wenn sie ein ausgebreitetes Erkenntnis der S a c hen in der Welt, z. B. der Tiere, Pflanzen und Mineralien in verschiedenen Ländern und Klimaten, sondern wenn sie Erkenntnis des Menschen als We lt bür g er s enthält. ± Daher wird selbst die Kenntnis der Menschenrassen als zum Spiel der Natur gehörender Produkte noch nicht zur pragmatischen, sondern nur zur theoretischen Weltkenntnis gezählt. Noch sind die Ausdrücke: die Welt ke nne n und Welt ha ben in ihrer Bedeutung ziemlich weit auseinander: indem der eine nur das Spiel v e rs t eht , dem er zugesehen hat, der andere aber m it g e s pie lt hat. ± Die sogenannte g ro ûe Welt aber, den Stand der Vornehmen, zu beurteilen, befindet sich der Anthropologe in einem sehr ungünstigen Standpunkte, weil diese sich untereinander zu nahe, von anderen aber zu weit befinden. Zu den Mitteln der Erweiterung der Anthropologie im Umfange gehört das R ei se n, sei es auch nur das Lesen der Reisebeschreibungen. Man muû aber doch vorher zu Hause durch Umgang mit seinen Stadt- oder Landesgenossen1 sich Menschenkenntnis erworben haben, wenn man wissen will, wonach man auswärts suchen solle, um sie in gröûerem Umfange zu erweitern. Ohne einen solchen Plan (der schon Menschenkenntnis voraussetzt) bleibt der Weltbürger in Ansehung seiner Anthropologie immer sehr eingeschränkt. Die Ge ne ra lke nnt nis geht hierin immer vor der L oka lke nntni s voraus, wenn jene durch Philo-

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Eine groûe Stadt, der Mittelpunkt eines Reichs, in welchem sich die Landeskollegia der Regierung desselben befinden, die eine Universität 30 (zur Kultur der Wissenschaften) und dabei noch die Lage zum Seehandel hat, welche durch Flüsse aus dem Inneren des Landes sowohl als auch mit angrenzenden entlegenen Ländern von verschiedenen Sprachen und Sitten einen Verkehr begünstigt, ± eine solche Stadt, wie etwa Kö ni gsbe rg am Pregelflusse, kann schon für einen schicklichen Platz zu Erweiterung 35 sowohl der Menschenkenntnis als auch der Weltkenntnis genommen werden, wo diese, auch ohne zu reisen, erworben werden kann. 1

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sophie geordnet und geleitet werden soll: ohne welche alles erworbene Erkenntnis nichts als fragmentarisches Herumtappen und keine Wissenschaft abgeben kann.

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Allen Versuchen aber, zu einer solchen Wissenschaft mit Gründlichkeit zu gelangen, stehen erhebliche, der menschlichen Natur selber anhängende Schwierigkeiten entgegen. | 1. Der Mensch, der es bemerkt, daû man ihn beobachtet und zu erforschen sucht, wird entweder verlegen (geniert) erscheinen, und da ka nn er sich nicht zeigen, wie er ist; oder er v e rs t el lt sich, und da wil l er nicht gekannt sein, wie er ist. 2. Will er auch nur sich selbst erforschen, so kommt er, vornehmlich was seinen Zustand im Affekt betrifft, der alsdann gewöhnlich keine Ve r s te llun g zuläût, in eine kritische Lage: nämlich daû, wenn die Triebfedern in Aktion sind, er sich nicht beobachtet, und wenn er sich beobachtet, die Triebfedern ruhen. 3. Ort und Zeitumstände bewirken, wenn sie anhaltend sind, A n g e w ö h n un g e n , die, wie man sagt, eine andere Natur sind und dem Menschen das Urteil über sich selbst erschweren, wofür er sich halten, vielmehr aber noch, was er aus dem anderen, mit dem er im Verkehr ist, sich für einen Begriff machen soll; denn die Veränderung der Lage, worein der Mensch durch sein Schicksal gesetzt ist, oder in die er sich auch als Abenteurer selbst setzt, erschweren es der Anthropologie sehr, sie zum Rang einer förmlichen Wissenschaft zu erheben. Endlich sind zwar eben nicht Quellen, aber doch Hilfsmittel zur Anthropologie: Weltgeschichte, Biographien, ja Schauspiele und Romane. Denn obzwar beiden letzteren eigentlich nicht Erfahrung und Wahrheit, sondern nur Erdichtung untergelegt wird, und Übertreibung der Charaktere und Situationen, worein Menschen gesetzt werden, gleich als im Traumbilde aufzustellen, hier erlaubt ist, jene also nichts für die Menschenkenntnis zu lehren scheinen, so haben doch jene Charaktere, so wie sie etwa ein Richardson oder MolieÁre entwarf, ihren G ru ndz üg en nach aus der Beobachtung des wirklichen Tun und Lassens der Menschen 27 beiden] bei den? den? bei beiden?

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genommen werden müssen: weil sie zwar im Grade übertrieben, der Qualität nach aber doch mit der menschlichen Natur übereinstimmend sein müssen. Eine systematisch entworfene und doch populär (durch Beziehung auf Beispiele, die sich dazu von jedem Leser auffinden lassen) in pragmatischer Hinsicht abgefaûte Anthropologie führt den Vorteil für das lesende Publikum bei sich: daû durch die Vollständigkeit der Titel, unter welche diese oder jene menschliche, ins Praktische einschlagende beobachtete Eigen | schaft gebracht werden kann, so viel Veranlassungen und Aufforderungen demselben hiermit gegeben werden, jede besondere zu einem eigenen Thema zu machen, um sie in das ihr zugehörende Fach zu stellen; wodurch die Arbeiten in derselben sich von selbst unter die Liebhaber dieses Studiums verteilen und durch die Einheit des Plans nachgerade zu einem Ganzen vereinigt werden; wodurch dann der Wachstum der gemeinnützigen Wissenschaft befördert und beschleunigt wird.1 |

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In meinem anfänglich frei übernommenen, späterhin mir als Lehramt aufgetragenen Geschäfte der re in en Ph ilo sop hi e habe ich einige dreiûig Jahre hindurch zwei auf We lt k en nt n is abzweckende Vorlesun- 20 gen, nämlich (im Winter-) A nt h rop olo gi e und (im Sommerhalbenjahre) p hy sisc h e Ge ogra p hi e gehalten, welchen als populären Vorträgen beizuwohnen, auch andere Stände geraten fanden; von deren ersterer dies das gegenwärtige Handbuch ist, von der zweiten aber ein solches aus meiner zum Text gebrauchten, wohl keinem anderen als mir leserli- 25 chen Handschrift zu liefern mir jetzt für mein Alter kaum noch möglich sein dürfte. 1

20 hindurch] Nämlich Vorlesungen über Ph ysi sc he Ge og rap hi e sicher seit Sommersemester 1757, wahrscheinlich aber auch schon Sommer 1756 (vgl. E. Arnoldt, Kritische Exkurse im Gebiete der Kantforschung, 1894, S. 283 ff., dazu O. Schöndörffer in E. Arnoldts Gesammelte Schriften Bd. V, S. 338 Anm.) bis 1796, während die Vorlesung über An th ropo log ie erst Winter 1772/73 hinzukamen und bis Winter 1795/96 gehalten worden sind (vgl. Arnoldt, Krit. Exkurse S. 269 ff.). Vor 1772 ist das Kolleg über physische Geographie von Kant übrigens öfters auch im Wintersemester gelesen worden.

Der Anthropologie Erster Teil Anthropologische Didaktik Von der Art, das Innere sowohl als das ¾uûere des Menschen zu erkennen

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ERSTES BUCH Vom E r k e n n t n i s v e r m ö g e n

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§ 1 Daû der Mensch in seiner Vorstellung das Ich haben kann, erhebt ihn unendlich über alle andere auf Erden lebende Wesen. Dadurch ist er eine P e r so n und, vermöge der Einheit des Bewuûtseins bei allen Veränderungen, die ihm zustoûen mögen, eine und dieselbe Person, d. i. ein von S a che n, dergleichen die vernunftlosen Tiere sind, mit denen man nach Belieben schalten und walten kann, durch Rang und Würde ganz unterschiedenes Wesen, selbst wenn er das Ich noch nicht sprechen kann, weil er es doch in Gedanken hat: wie es alle Sprachen, wenn sie in der ersten Person reden, doch den ken müssen, ob sie zwar diese Ichheit nicht durch ein besonderes Wort ausdrücken. Denn dieses Vermögen (nämlich zu denken) ist der Ver s ta nd. Es ist aber merkwürdig: daû das Kind, was schon ziemlich fertig sprechen kann, doch ziemlich spät (vielleicht wohl ein Jahr nachher) allererst anfängt durch I ch zu reden, so lange aber von sich in der dritten Person sprach (Karl will essen, gehen usw.), und daû ihm gleichsam ein Licht aufgegangen zu sein scheint, wenn es den Anfang macht, durch Ich zu sprechen: von welchem Tage an es niemals mehr in jene Sprechart zurückkehrt. ± Vorher f ühlt e es bloû sich selbst, jetzt den kt es sich selbst. ± Die Erklärung dieses Phänomens möchte dem Anthropologen ziemlich schwer fallen. Die Bemerkung, daû ein Kind vor dem ersten Vierteljahr nach seiner Geburt weder Weinen noch Lächeln äuûert, scheint gleichfalls auf Entwicklung gewisser Vorstellungen von Beleidigung und Unrechttun, welche gar zur Vernunft hindeuten, zu beruhen. ± Daû es den in diesem Zeitraum ihm vorgehaltenen glänzenden 13 d en ke n ] Sperrung nur in H. 23 es1] A1, A2; er H. es2] A1, A2; er H. 29 Unrechtthun] A1, A2; Wohlthun H.

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1. Teil. Anthropologische Didaktik

Gegenständen mit Augen zu folgen anhebt, | ist der rohe Anfang des Fortschreitens von Wa hr nehm ung e n (Apprehension der Empfindungsvorstellung), um sie zum Er ke nntni s der Gegenstände der Sinne, d. i. der E rf a hr ung , zu erweitern. Daû ferner, wenn es nun zu sprechen versucht, das Radbrechen der Wörter es für Mütter und Ammen so liebenswürdig und diese geneigt macht, es beständig zu herzen und zu küssen, es auch wohl durch Erfüllung jedes Wunsches und Willens zum kleinen Befehlshaber zu verziehen: diese Liebenswürdigkeit des Geschöpfs im Zeitraum seiner Entwicklung zur Menschheit muû wohl auf Rechnung seiner Unschuld und Offenheit aller seiner noch fehlerhaften ¾uûerungen, wobei noch kein Hehl und nichts Arges ist, einerseits, anderseits aber auf den natürlichen Hang der Ammen zum Wohltun an einem Geschöpf, welches sich einschmeichelnd des andern Willkür gänzlich überläût, geschrieben werden, da ihm eine Spielzeit eingewilligt wird, die glücklichste unter allen, wobei der Erzieher dadurch, daû er sich selber gleichsam zum Kinde macht, diese Annehmlichkeit nochmals genieût. Die Er i nner ung seiner Kinderjahre reicht aber bei weitem nicht bis an jene Zeit, weil sie nicht die Zeit der Erfahrungen, sondern bloû zerstreuter, unter keinen Begriff des Objekts vereinigter Wahrnehmungen war.

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Vom Egoism § 2 Von dem Tage an, da der Mensch anfängt, durch Ich zu sprechen, bringt er sein geliebtes Selbst, wo er nur darf, zum Vorschein, und der Egoism schreitet unaufhaltsam fort; wenn nicht offenbar (denn da widersteht ihm der Egoism anderer), doch verdeckt, um mit scheinbarer Selbstverleugnung und vorgeblicher 2 des Fortschreitens] fehlt in H. 3 um sie] fehlt in H. 5 ferner] fehlt in H. 8 zum kleinen] A1, A2; zum eingebildeten kleinen H. 13±14 der Ammen] fehlt in H. 14 sich] H; einschmeichelnd sich A1, A2. 21±22 unter . . . vereinigter] H; unter Begriff des Objekts noch nicht vereinigter A1.




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Bescheidenheit sich desto sicherer im Urteil anderer einen vorzüglichen Wert zu geben. Der Egoism kann dreierlei Anmaûungen enthalten: die des Verstandes, des Geschmacks und des praktischen Interesse, d. i. 5 er kann logisch oder ästhetisch oder praktisch sein. Der l og is che Eg ois t hält es für unnötig, sein Urteil auch am Verstande anderer zu prüfen; gleich als ob er dieses Probiersteins (criterium veritatis externum ) gar nicht bedürfe. Es ist aber so gewiû, daû wir dieses Mittel, uns der Wahrheit unseres Urteils zu 10 versichern, nicht entbehren können, daû es vielleicht der wichtigste Grund ist, warum das gelehrte Volk so dringend nach der F r e ihe it de r F ede r schreit; weil, wenn diese ver | weigert wird, uns zugleich ein groûes Mittel entzogen wird, die Richtigkeit unserer eigenen Urteile zu prüfen, und wir dem Irrtum preis15 gegeben werden. Man sage ja nicht, daû wenigstens die M at he m a tik privilegiert sei, aus eigener Machtvollkommenheit abzusprechen; denn wäre nicht die wahrgenommene durchgängige Übereinstimmung der Urteile des Meûkünstlers mit dem Urteile aller anderen, die sich diesem Fache mit Talent und Fleiû widme20 ten, vorhergegangen, so würde sie selbst der Besorgnis, irgendwo in Irrtum zu fallen, nicht entnommen sein. ± Gibt es doch auch manche Fälle, wo wir sogar dem Urteil unserer eigenen Sinne allein nicht trauen, z. B. ob ein Geklingel bloû in unseren Ohren, oder ob es das Hören wirklich gezogener Glocken sei, sondern 25 noch andere zu befragen nötig finden, ob es sie nicht auch so dünke. Und ob wir gleich im Philosophieren wohl eben nicht, wie die Juristen sich auf Urteile der Rechtserfahrenen, uns auf anderer Urteile zu Bestätigung unserer eigenen berufen dürfen, so * würde doch ein jeder Schriftsteller, der keinen Anhang findet 30 und mit seiner öffentlich erklärten Meinung, die sonst von Wichtigkeit ist, allein steht, beim Publikum bloû darum in Verdacht des Irrtums kommen. Eben darum ist es ein Wagestück: eine der allgemeinen Meinung, selbst der Verständigen, widerstreitende Behauptung ins 28 dürfen] A1, A2; dürfen, ja nicht sollen H. 30 und] nur H. 31 allein . . . darum] nur H. 33 Wagestück] H; in A1, A2 gesperrt.

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Publikum zu spielen. Dieser Anschein des Egoismus heiût die P a r ado xi e. Es ist nicht eine Kühnheit, etwas auf die Gefahr, daû es unwahr sei, sondern nur daû es bei wenigen Eingang finden möchte, zu wagen. ± Vorliebe fürs Paradoxe ist zwar lo g is c he r Eig e ns inn, nicht Nachahmer von anderen sein zu wollen, sondern als ein s e lt ene r Mensch zu erscheinen, statt dessen ein solcher oft nur den S e lt sa m en macht. Weil aber doch ein jeder seinen ei ge ne n Sinn haben und behaupten muû (Si omnes patres sic, at ego non sic. Aba e l a rd ) : so ist der Vorwurf der Paradoxie, wenn sie nicht auf Eitelkeit, sich bloû unterscheiden zu wollen, gegründet ist, von keiner schlimmen Bedeutung. ± Dem Paradoxen ist das Al ltä g ig e entgegengesetzt, was die gemeine Meinung auf seiner Seite hat. Aber bei diesem ist ebensowenig Sicherheit, wo nicht noch weniger, weil es einschläfert; statt dessen das Paradoxon das Gemüt zur Aufmerksamkeit und Nachforschung erweckt, die oft zu Entdeckungen führt. Der ä st he tis c he Egoist ist derjenige, dem sein eigener G es c hma c k schon genügt; es mögen nun andere seine Verse, Malereien, Musik u. dgl. noch so schlecht finden, tadeln oder gar verlachen. Er beraubt sich selbst des Fortschritts zum Besseren, wenn er sich mit seinem Urteil isoliert, sich | selbst Beifall klatscht und den Probierstein des Schönen der Kunst nur in sich allein sucht. Endlich ist der mor a lis c he Egoist der, welcher alle Zwecke auf sich selbst einschränkt, der keinen Nutzen worin sieht, als in dem, was ihm nützt, auch wohl als Eudämonist bloû im Nutzen und der eigenen Glückseligkeit, nicht in der Pflichtvorstellung den obersten Bestimmungsgrund seines Willens setzt. Denn weil jeder andere Mensch sich auch andere Begriffe von dem macht, was er zur Glückseligkeit rechnet, so ist's gerade 6 se lt e n er] H; in A1, A2 nicht gesperrt. 9 Abaelards bekannteste Schrift führt den Titel: Sic et non. Zu Abaelard (1079±1142) s. XXV 1660 s.v. »Abelard«. 11±12 schlimmen] fehlt in H. 15 einschläfert] A2; einschlummert H, A1. 27 Eudämonist] A1, A2; Eudämonist in seinem Prinzip sehr irrig belehrt H.




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der Egoism, der es so weit bringt, gar keinen Probierstein des echten Pflichtbegriffs zu haben, als welcher durchaus ein allgemein geltendes Prinzip sein muû. ± Alle Eudämonisten sind daher praktische Egoisten. Dem Egoism kann nur der P l ur al is m entgegengesetzt werden, d. i. die Denkungsart: sich nicht als die ganze Welt in seinem Selbst befassend, sondern als einen bloûen Weltbürger zu betrachten und zu verhalten. ± So viel gehört davon zur Anthropologie. Denn was diesen Unterschied nach metaphysischen Begriffen betrifft, so liegt er ganz auûer dem Felde der hier abzuhandelnden Wissenschaft. Wenn nämlich bloû die Frage wäre, ob ich als denkendes Wesen auûer meinem Dasein noch das Dasein eines Ganzen anderer, mit mir in Gemeinschaft stehender Wesen (Welt genannt) anzunehmen Ursache habe, so ist sie nicht anthropologisch, sondern bloû metaphysisch. Anmerkung Über die Förmlichkeit der egoistischen Sprache

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Die Sprache des Staatsoberhaupts zum Volk ist in unseren Zeiten gewöhnlich pluralistisch (Wir N. von Gottes Gnaden usw.). Es frägt sich, ob der Sinn hiebei nicht vielmehr egoistisch, d. i. eigene Machtvollkommenheit anzeigend, und eben dasselbe bedeuten solle, was der König von Spanien mit seinem Io, el Rey (Ich, der König) sagt. Es scheint aber doch: daû jene Förmlichkeit der höchsten Autorität ursprünglich habe H er a bla s sun g (Wir, der König und sein Rat oder die Stände) andeuten sollen. ± Wie ist es aber zugegangen, daû die wechselseitige Anrede, welche in den alten, klassischen Sprachen durch D u, mithin unit a r is c h ausgedrückt wurde, von verschiedenen, vornehmlich ger-




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manischen Völkern plur a lis t is ch durch I hr bezeichnet worden? wozu die Deutschen noch zwei, eine gröûere Auszeichnung der Person, mit der man spricht, | andeutende Ausdrücke, nämlich den des Er und des S ie (gleich als wenn es gar keine Anrede, sondern Erzählung von Abwesenden und zwar entweder einem oder mehreren wäre), erfunden haben; worauf endlich, zu Vollendung aller Ungereimtheiten der vorgeblichen Demütigung unter dem Angeredeten und Erhebung des anderen über sich, statt der Person das Abstraktum der Qualität des Standes des Angeredeten (Ew. Gnaden, Hochgeb., Hoch- und Wohledl. u. dgl.) in Gebrauch gekommen. ± Alles vermutlich durch das Feudalwesen, nach welchem dafür gesorgt wurde, daû von der königlichen Würde an durch alle Abstufungen bis dahin, wo die Menschenwürde gar aufhört, und bloû der Mensch bleibt, d. i. bis zu dem Stande des Leibeigenen, der allein von seinem Oberen durch D u angeredet werden, oder eines Kindes, was noch nicht einen eigenen Willen haben darf, ± der G r ad der Achtung, der dem Vornehmeren gebührt, ja nicht verfehlt würde.

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Von dem willkürlichen Bewuûtsein seiner Vorstellungen § 3 Das Bestreben, sich seiner Vorstellungen bewuût zu werden, ist entweder das A ufm e rke n (attentio ), oder das Abs e hen von einer Vorstellung, deren ich mir bewuût bin (abstractio ). ± Das letztere ist nicht etwa bloûe Unterlassung und Verabsäumung des ersteren (denn das wäre Zerstreuung, distractio ), sondern ein wirklicher Akt des Erkenntnisvermögens, eine Vorstellung, deren ich mir bewuût bin, von der Verbindung mit anderen in ein em Bewuûtsein abzuhalten. ± Man sagt daher nicht, e tw as abstrahieren (absondern), sondern v on et wa s , d. i. einer 1±4 Ihr . . . E r ] A2; I hr und Si e umgewandelt worden wozu die letztern noch einen mittleren, zur Mäûigung der Herabsetzung des angeredeten ausgedachten Ausdruck, nämlich den des E r H, A1. 17±18 der Grad . . . würde.] fehlt in H. 20 Das Bestreben . . . zu werden] A2; Dieses Verfahren mit sich selbst H, A1.

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Bestimmung des Gegenstandes meiner Vorstellung, abstrahieren, wodurch diese die Allgemeinheit eines Begriffs erhält und so in den Verstand aufgenommen wird. Von einer Vorstellung abstrahieren zu können, selbst wenn sie sich dem Menschen durch den Sinn aufdringt, ist ein weit gröûeres Vermögen als das, zu attendieren: weil es eine Freiheit des Denkungsvermögens und die Eigenmacht des Gemüts beweist, den Z u s ta n d se i n e r Vo rs t el l u n g e n i n se i n e r G ew al t z u h a b e n (animus sui compos ). ± In dieser Rücksicht ist nun das A bs tr ak tio nsv e r mög e n viel schwerer, aber auch wichtiger als das der Attention, wenn es Vorstellungen der Sinne betrifft. Viele Menschen sind unglücklich, weil sie nicht abstrahieren können. Der Freier könnte eine gute Heirat machen, wenn er nur über eine Warze | im Gesicht oder eine Zahnlücke seiner Geliebten wegsehen könnte. Es ist aber eine besondere Unart unseres Attentionsvermögens, gerade darauf, was fehlerhaft an anderen ist, auch unwillkürlich seine Aufmerksamkeit zu heften: seine Augen auf einen dem Gesicht gerade gegenüber am Rock fehlenden Knopf oder die Zahnlücke oder einen angewohnten Sprachfehler zu richten und den anderen dadurch zu verwirren, sich selbst aber auch im Umgange das Spiel zu verderben. ± Wenn das Hauptsächliche gut ist, so ist es nicht allein billig, sondern auch klüglich gehandelt, über das Üble an anderen, ja selbst unseres eigenen Glückszustandes w eg z us eh en ; aber dieses Vermögen zu abstrahieren ist eine Seelenstärke, welche nur durch Übung erworben werden kann. Von dem Beobachten seiner selbst

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§ 4 Das Bemerken (animadvertere ) ist noch nicht ein B eoba c h te n (observare ) seiner selbst. Das letztere ist eine methodische Zusammenstellung der an uns selbst gemachten Wahrnehmungen, welche den Stoff zum Ta g ebuc h e ine s Be oba ch 14±15 seiner Geliebten] fehlt in H. stärke A1, A2.

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t er s s ein er s elb st abgibt und leichtlich zu Schwärmerei und Wahnsinn hinführt. Das Aufmerken (attentio ) auf sich selbst, wenn man mit Menschen zu tun hat, ist zwar notwendig, muû aber im Umgange nicht sichtbar werden; denn da macht es entweder g en ier t (verlegen) oder a f fe kti er t (geschroben). Das Gegenteil von beiden ist die Un ge z wun ge nhe it (das air dØgagØ ): ein Vertrauen zu sich selbst, von anderen in seinem Anstande nicht nachteilig beurteilt zu werden. Der, welcher sich so stellt, als ob er sich vor dem Spiegel beurteilen wolle, wie es ihm lasse, oder so spricht, als ob er sich (nicht bloû als ob ein anderer ihn) sprechen höre, ist eine Art von Schauspieler. Er will re pr ä se nt ie re n und erkünstelt einen Schein von seiner eigenen Person; wodurch, wenn man diese Bemühung an ihm wahrnimmt, er im Urteil anderer einbüût, weil sie den Verdacht einer Absicht zu betrügen erregt. ± Man nennt die Freimütigkeit in der Manier, sich äuûerlich zu zeigen, die zu keinem solchen Verdacht Anlaû gibt, das na t ür lic he Betragen (welches darum doch nicht alle schöne Kunst und Geschmacks-Bildung ausschlieût), und es gefällt durch die bloûe Wahr ha f tig ke it in ¾uûerungen. Wo aber zugleich Offenherzigkeit aus E inf alt , d. i. aus Mangel einer schon zur Regel gewordenen Verstellungskunst, aus der Sprache hervorblickt, da heiût sie N a iv e tä t. | Die offene Art, sich zu erklären, an einem der Mannbarkeit sich nähernden Mädchen oder einem mit der städtischen Manier unbekannten Landmann, erweckt durch die Unschuld und Einfalt (die Unwissenheit in der Kunst zu Scheinen) ein fröhliches Lachen bei denen, die in dieser Kunst schon geübt und gewitzigt sind. Nicht ein Aus l ac he n mit Verachtung; denn man ehrt doch hiebei im Herzen die Lauterkeit und Aufrichtigkeit; sondern ein gutmütiges, liebevolles Belachen der Unerfahrenheit in der bösen, obgleich auf unsere schon verdorbene Menschennatur gegründeten,




10 beurteilen] A1, A2; bewundern H. 12 repr äsentieren] A1, A2; repräsentieren d. i. vorzügliche Aufmerksamkeit auf sich ziehen und wird zeigt sich läppisch (auf törichte Art eitel) H. 18±19 Kunst und Geschmacks-Bildung] A1, A2; Kunst der Bildung H.







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K uns t z u S c hei nen , die man eher beseufzen als belachen sollte: wenn man sie mit der Idee einer noch unverdorbenen Natur vergleicht1. Es ist eine augenblickliche Fröhlichkeit, wie von einem bewölkten Himmel, der sich an einer Stelle einmal öffnet, den Sonnenstrahl durchzulassen, aber sich sofort wieder zuschlieût, um der blöden Maulwurfsaugen der Selbstsucht zu schonen. Was aber die eigentliche Absicht dieses Paragraphs betrifft, nämlich die obige Wa r nung, sich mit der Ausspähung und gleichsam studierten Abfassung einer inneren Geschichte des un will kür lic he n Laufs seiner Gedanken und Gefühle durchaus nicht zu befassen, so geschieht sie darum, weil es der gerade Weg ist, in Kopfverwirrung vermeinter höherer Eingebungen und ohne unser Zutun, wer weiû woher, auf uns einflieûenden Kräfte, in Illuminatism oder Terrorism zu geraten. Denn unvermerkt machen wir hier vermeinte Entdeckungen von dem, was wir selbst in uns hineingetragen haben; wie eine B our ig non mit schmeichelhaften, oder ein P as c al mit schreckenden und ängstlichen Vorstellungen, in welchen Fall selbst ein sonst vortrefflicher Kopf, Albr e ch t H a lle r, geriet, der bei seinem lange geführten, oft auch unterbrochenen Diarium seines Seelenzustandes zuletzt dahin gelangte, einen berühmten Theologen, seinen vormaligen akademischen Kollegen, den D . Le û, zu befraIn Rücksicht auf diese könnte man den bekannten Vers des Pe rs ius so parodieren: Naturam videant ingemiscantque relicta . 1

9 studierten] fehlt in H. inneren] fehlt in H. 13 wer weiû woher] fehlt in H. 16 Antoinette Bourignon (1616±1680), eine Schwärmerin und Sektenstifterin aus Lille, die namentlich in den Niederlanden wirkte und deren mystisch-theosophische Schriften nicht weniger als 21 Bände füllen. 17±18 mit schreckenden . . . Fall] A1, A2; mit schreckhaften und H. 19±21 Albrecht von Haller, Tagebuch seiner Beobachtungen über Schriftsteller und sich selbst, 1787. 22 den D. Le û ] fehlt in H. Leû, D[oktor] und Prof. der Theologie in Göttingen (1736 bis 1797), an den Haller wenige Tage vor seinem Tod (Dez. 1777) durch einen Brief an Heyne die Anfrage gelangen lieû: was für ein Buch (es muû nicht lang sein) in meinen Umständen und wider die Schrecken des Todes, hingegen für die Festergreifung des Verdienstes des Heilandes, ich fruchtbar lesen könnte. (Külpe) 24 Naturam . . . relicta ] »Mögen sie die Natur

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gen: ob er nicht in seinem weitläuftigen Schatz der Gottesgelahrtheit Trost für seine beängstigte Seele antreffen könne. Die verschiedenen Akte der Vorstellungskraft in mir zu beobachten, we nn ic h s ie he r bei ru fe , ist des Nachdenkens wohl wert, für Logik und Metaphysik nötig und nützlich. ± Aber 5 sich belauschen zu wollen, so wie sie a uc h ung e ru fe n von selbst ins Gemüt kommen (das geschieht durch | das Spiel der unabsichtlich dichtenden Einbildungskraft), ist, weil alsdann die Prinzipien des Denkens nicht (wie sie sollen) vorangehen, sondern hintennach folgen, eine Verkehrung der natürlichen Ord- 10 nung im Erkenntnisvermögen und ist entweder schon eine Krankheit des Gemüts (Grillenfängerei) oder führt zu derselben und zum Irrhause. Wer von i nner e n E rf a hru ng en (von der Gnade, von Anfechtungen) viel zu erzählen weiû, mag bei seiner Entdeckungsreise zur Erforschung seiner selbst immer nur in 15 Anticyra vorher anlanden. Denn es ist mit jenen inneren Erfahrungen nicht so bewandt, wie mit den ä uûer e n von Gegenständen im Raum, worin die Gegenstände nebeneinander und als * bl ei ben d festgehalten Erfahrungen abgeben. Der innere Sinn sieht die Verhältnisse seiner Bestimmungen nur in der Zeit, mit- 20 hin im Flieûen, wo keine Dauerhaftigkeit der Betrachtung, die doch zur Erfahrung notwendig ist, stattfindet1. | Wenn wir uns die innere Handlung (Spontaneität), wodurch ein B e grif f (ein Gedanke) möglich wird, die Re f le xi on , die Empfänglich1

bemerken und über ihren Verlust seufzen.« Der Vers in den Satiren des Persius (III 38) heiût dort: Virtutem videant intabescantque relicta Ð Mögen sie die Tugend bemerken und über ihren Verlust sich (vor Neid) verzehren. 7±8 unabsichtlich dichtenden] fehlt in H. 12 Grillenfängerei] fehlt in H. 16 Anticyra, Küstenstadt in Phokis, deren Einwohner die auf ihren Bergen in Mengen wachsende Nieswurz zu einem gut wirkenden Heilmittel gestaltet hatten, weshalb Anticyra bei Horaz mehrfach (Sat. II 3, 83, ebd. 166, De arte poetica 300) als Kurort angeraten wird. Kant lag die Anspielung auûerdem wohl auch durch einen Aufsatz des Teutschen Merkur 1784 (II, S. 151) nahe: Über das Reisen und jemand, der nach Anticyra reisen sollte. (Külpe) vorher] fehlt in H. inneren] fehlt in H. 16±17 Erfahrungen] Zusatz von A2. 19 Erfahrungen abgeben] A1; werden H; erscheinen A2.

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§ 5 Vor s t e l lu n g e n z u h a b e n und s i c h i h r e r d o c h ni c h t be wu ût z u se in, darin scheint ein Widerspruch zu liegen; denn wie können wir wissen, daû wir sie haben, wenn wir uns ihrer nicht bewuût sind? Diesen Einwurf machte schon Loc ke , der darum auch das Dasein solcher Art Vorstellungen verwarf. ± Allein wir können uns doch mittelbar bewuût sein, eine Vorstellung zu haben, ob wir gleich unmittelbar uns ihrer nicht bewuût sind. ± Dergleichen Vorstellungen heiûen dann dunk ele ; die übrigen sind k lar und, wenn ihre Klarheit sich auch auf keit (Rezeptivität), wodurch e in e Wa hrn e hmun g (perceptio) , d. i. empirische A nsc h a uun g, möglich wird, die A pp re he nsi on , beide Akte aber mit Bewuûtsein vorstellen, so kann das Bewuûtsein seiner selbst (apperceptio) in das der Reflexion und das der Apprehension eingeteilt werden. Das erstere ist ein Bewuûtsein des Verstandes, das zweite der innere Sinn; jenes die re in e , dieses die e mp iri sc he Apperzeption, da dann jene fälschlich der innere S inn genannt wird. ± In der Psychologie erforschen wir uns selbst nach unseren Vorstellungen des inneren Sinnes; in der Logik aber nach dem, was das intellektuelle Bewuûtsein an die Hand gibt. ± Hier scheint uns nun das Ich doppelt zu sein (welches widersprechend wäre): 1. das Ich als Su bj e kt des Denkens (in der Logik), welches die reine Apperzeption bedeutet (das bloû reflektierende Ich), und von welchem gar nichts weiter zu sagen, sondern das eine ganz einfache Vorstellung ist; 2. das Ich als das Obj e kt der Wahrnehmung, mithin des inneren Sinnes, was eine Mannigfaltigkeit von Bestimmungen enthält, die eine innere E rf ah run g möglich machen. Die Frage, ob bei den verschiedenen inneren Veränderungen des Gemüts (seines Gedächtnisses oder der von ihm angenommenen Grundsätze) der Mensch, wenn er sich dieser Veränderung bewuût ist, noch sagen könne, er sei eb e nd er sel be (der Seele nach), ist eine ungereimte Frage; denn er kann sich dieser Veränderungen nur dadurch bewuût sein, daû er sich in den verschiedenen Zuständen als ein und dasselbe Sub je kt vorstellt, und das Ich des Menschen ist zwar der Form (der Vorstellungsart) nach, aber nicht der Materie (dem Inhalte) nach zwiefach. 3±4 Vo rst e ll un ge n . . . scheint] A2; Es scheint hierin H, A1. seinem Essay concerning human understanding, II, 1, § 9 ff.

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1. Teil. Anthropologische Didaktik

die Teilvorstellungen eines Ganzen derselben und ihre Verbindung erstreckt, de utl ic he Vor st el lung e n, es sei des Denkens oder der Anschauung. Wenn ich weit von mir auf einer Wiese einen Menschen zu sehen mir bewuût bin, ob ich gleich seine Augen, Nase, Mund usw. zu sehen mir nicht bewuût bin, so sc hli eûe ich eigentlich nur, daû dies Ding ein Mensch sei; denn wollte ich darum, weil ich mir nicht bewuût bin, diese Teile des Kopfs (und so auch die übrigen Teile dieses Menschen) wahrzunehmen, die Vorstellung derselben in meiner Anschauung gar nicht z u hab en behaupten, so würde ich auch nicht sagen können, daû ich einen Menschen sehe; denn aus diesen Teilvorstellungen ist die ganze (des Kopfs oder des Menschen) zusammengesetzt. Daû das Feld unserer Sinnenanschauungen und Empfindungen, deren wir uns nicht bewuût sind, ob wir gleich unbezweifelt schlieûen können, daû wir sie haben, d. i. d u n k e l e r Vorstellungen im Menschen (und so auch in Tieren), unermeûlich sei, die klaren dagegen nur unendlich wenige Punkte derselben enthalten, die dem Bewuûtsein offen liegen; daû gleichsam auf der groûen K ar t e unseres Gemüts nur wenig Stellen il lum inie r t sind: kann uns Bewunderung über unser eigenes Wesen einflöûen; denn eine höhere Macht dürfte nur rufen: es werde Licht!, so würde auch ohne Zutun des Mindesten (z. B. wenn wir einen Literator mit allem dem nehmen, was er in seinem Gedächtnis hat) gleichsam eine halbe Welt ihm vor Augen liegen. Alles, was das bewaffnete Auge durchs Teleskop (etwa am Monde) oder durchs Mikroskop (an Infusionstierchen) entdeckt, wird durch unsere bloûen Augen gesehen; denn diese optischen Mittel bringen ja nicht mehr Lichtstrahlen und dadurch erzeugte Bilder | ins Auge, als auch ohne jene künstliche Werkzeuge sich auf der Netzhaut gemalt haben würden, sondern breiten sie nur mehr aus, um uns ihrer bewuût zu werden. ± Eben das gilt von den Empfindungen des Gehörs, wenn der Musiker mit zehn Fingern und beiden Füûen eine Phantasie auf der Orgel spielt und wohl auch noch mit einem ne1±2 derselben und ihre Verbindung] fehlt in H. schen] fehlt in H.

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ben ihm Stehenden spricht, wo so eine Menge Vorstellungen in wenig Augenblicken in der Seele erweckt werden, deren jede zu ihrer Wahl überdem noch ein besonderes Urteil über die Schicklichkeit bedurfte, weil ein einziger der Harmonie nicht gemäûer Fingerschlag sofort als Miûlaut vernommen werden würde, und doch das Ganze so ausfällt, daû der frei phantasierende Musiker oft wünschen möchte, manches von ihm glücklich ausgeführte Stück, dergleichen er vielleicht sonst mit allem Fleiû nicht so gut zustande zu bringen hofft, in Noten aufbehalten zu haben. So ist das Feld dunkl er Vorstellungen das gröûte im Menschen. ± Weil es aber diesen nur in seinem passiven Teile, als Spiel der Empfindungen wahrnehmen läût, so gehört die Theorie derselben doch nur zur physiologischen Anthropologie, nicht zur pragmatischen, worauf es hier eigentlich abgesehen ist. Wir spielen nämlich oft mit dunkelen Vorstellungen und haben ein Interesse dabei, beliebte oder unbeliebte Gegenstände vor der Einbildungskraft in Schatten zu stellen; öfter aber noch sind wir selbst ein Spiel dunkeler Vorstellungen, und unser Verstand vermag nicht sich wider die Ungereimtheiten zu retten, in die ihn der Einfluû derselben versetzt, ob er sie gleich als Täuschung anerkennt. So ist es mit der Geschlechtsliebe bewandt, sofern sie eigentlich nicht das Wohlwollen, sondern vielmehr den Genuû ihres Gegenstandes beabsichtigt. Wieviel Witz ist nicht von jeher verschwendet worden, einen dünnen Flor über das zu werfen, was zwar beliebt ist, aber doch den Menschen mit der gemeinen Tiergattung in so naher Verwandtschaft sehen läût, daû die Schamhaftigkeit dadurch aufgefordert wird, und die Ausdrücke in feiner Gesellschaft nicht unverblümt, wenn gleich zum Belächeln durchscheinend genug, hervortreten dürfen. ± Die Einbildungskraft mag hier gern im Dunkeln spazieren, und es gehört immer nicht gemeine Kunst dazu, wenn, um den Cynis m zu vermeiden, man nicht in den lächerlichen P ur is m zu verfallen Gefahr laufen will. Anderseits sind wir auch oft genug das Spiel dunkeler Vorstellungen, welche nicht verschwinden wollen, wenn sie gleich der 16 dabei] nur in H.

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1. Teil. Anthropologische Didaktik

Ve r st a nd | beleuchtet. Sich das Grab in seinem Garten oder unter einem schattichten Baum, im Felde oder im trockenen Boden zu bestellen, ist oft eine wichtige Angelegenheit für einen Sterbenden: obzwar er im ersteren Fall keine schöne Aussicht zu hoffen, im letzteren aber von der Feuchtigkeit den Schnupfen zu besorgen nicht Ursache hat. Daû das Kleid den Mann mache, gilt in gewisser Maûe auch für den Verständigen. Das russische Sprichwort sagt zwar: »Man empfängt den Gast nach seinem Kleide und begleitet ihn nach seinem Verstande«; aber der Verstand kann doch den Eindruck dunkler Vorstellungen von einer gewissen Wichtigkeit, den eine wohlgekleidete Person macht, nicht verhüten, sondern allenfalls nur das vorläufig über sie gefällte Urteil hintennach zu berichtigen den Vorsatz haben. Sogar wird studierte Dunkelheit oft mit gewünschtem Erfolg gebraucht, um Tiefsinn und Gründlichkeit vorzuspiegeln; wie etwa in der D ä mm er ung oder durch einen Nebel gesehene Gegenstände immer gröûer gesehen werden, als sie sind1. Das Skotison (mach's dunkel!) ist der Machtspruch aller Mystiker, um durch gekünstelte Dunkelheit Schatzgräber der Weisheit anzulocken. ± Aber überhaupt ist auch ein gewisser Grad des Rätsel-

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Dagegen beim Ta ge sl ic h t besehen, scheint das, was heller ist als die umgebenden Gegenstände, auch gröûer zu sein, z. B. weiûe Strümpfe stellen vollere Waden vor als schwarze; ein Feuer, in der Nacht auf einem hohen Berge angelegt, scheint gröûer zu sein, als man es beim Ausmessen be- 25 findet. ± Vielleicht läût sich daraus auch die scheinbar gröûere Gestalt des Mondes und ebenso die dem Anschein nach gröûere Weite der Sterne voneinander nahe am Horizont erklären; denn in beiden Fällen erscheinen uns leuchtende Gegenstände, die nahe am Horizont durch eine mehr verdunkelnde Luftschicht gesehen werden als hoch am Himmel, 30 und, was dunkel ist, wird durch das umgebende Licht auch als kleiner beurteilt. Beim Scheibenschieûen würde also eine schwarze Scheibe mit einem weiûen Zirkel in der Mitte zum Treffen günstiger sein als umgekehrt. 1

13±14 hintennach . . . haben] A1, A2; hintennach nur berichtigen H. 19 Machtspruch] A1, A2; Wahlspruch H. 19±21 um . . . anzulocken] fehlt in H. 26 scheinbar gröûere Gestalt] H; (scheinbare) Gröûe A1, A2. Vgl auch § 11.

1. Buch. Vom Erkenntnisvermögen

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haften in einer Schrift dem Leser nicht unwillkommen: weil ihm dadurch seine eigene Scharfsinnigkeit fühlbar wird, das Dunkele in klare Begriffe aufzulösen.

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Von der Deutlichkeit und Undeutlichkeit im Bewuûtsein seiner Vorstellungen

§ 6 Das Bewuûtsein seiner Vorstellungen, welches zur Unterscheidung eines Gegenstandes von anderen zureicht, ist Klarheit Das | jenige aber, wodurch auch die Zus am m ens e tz ung der Vorstellungen klar wird heiût Deutlichkeit. Die letztere 10 macht es allein, daû eine Summe von Vorstellungen Er ke nnt ni s wird; worin dann, weil eine jede Zusammensetzung mit Bewuûtsein Einheit desselben, folglich eine Regel für jene voraussetzt, O r dnung in diesem Mannigfaltigen gedacht wird. ± Der deutlichen Vorstellung kann man nicht die ve r wor r en e (per15 ceptio confusa ), sondern muû ihr bloû die u n de utl ic h e (mere clara ) entgegensetzen. Was verworren ist, muû zusammengesetzt sein; denn im Einfachen gibt es weder Ordnung noch Ver wi rr ung . Die letztere ist also die U rs a che der Undeutlichkeit, nicht die D ef ini tio n derselben. ± In jeder viel20 haltigen Vorstellung (perceptio complexa ), dergleichen ein jedes E rke nnt nis ist (weil dazu immer Anschauung und Begriff erfordert wird), beruht die Deutlichkeit auf der O rdn ung , nach der die Teilvorstellungen zusammengesetzt werden, die dann entweder (die bloûe Form betreffend) eine bloû logische 25 Einteilung in obere und untergeordnete (perceptio primaria et secundaria ), oder eine r e al e Einteilung in Haupt- und Nebenvorstellungen (perceptio principalis et adhaerens ) veranlassen; durch welche Ordnung das Erkenntnis deutlich wird. ± Man * sieht wohl, daû, wenn das Vermögen der Er ken ntni s über30 haupt Ver s ta nd (in der allgemeinsten Bedeutung des Worts) heiûen soll, dieser das A uff a ss ung s v er m ög en (attentio ) gegebener Vorstellungen, um A nsc ha uung, das Abso nder ung s v er m ög en dessen, was mehreren gemein ist (abstractio ), um Be g ri ff , und das Ü ber l eg ung s v er m ög en (refle-

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1. Teil. Anthropologische Didaktik

xio ), um Er ken ntni s des Gegenstandes hervorzubringen, ent-

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halten müsse. Man nennt den, welcher diese Vermögen im vorzüglichen Grade besitzt, einen K opf ; den, dem sie in sehr kleinem Maûe beschert sind, einen P i ns el (weil er immer von anderen geführt zu werden bedarf); den aber, der sogar Originalität im Gebrauch desselben bei sich führt (kraft deren er, was gewöhnlicherweise unter fremder Leitung gelernt werden muû, aus sich selbst hervorbringt), ein G e nie . Der nichts von dem gelernt hat, was man doch gelehrt werden muû, um es zu wissen, heiût ein I g nor ant , wenn er es hätte wissen s oll en, sofern er einen Gelehrten vorstellen will; denn ohne diesen Anspruch kann er ein groûes Genie sein. Der, welcher nicht s el bs t de nke n, wenn gleich viel lernen kann, wird ein be s ch rä nkt er K opf (borniert) genannt. ± Man kann ein v as t er Gelehrter (Maschine zur Unterweisung anderer, wie man selbst unterwiesen worden) und in Ansehung des vernünftigen Ge | brauchs seines historischen Wissens dabei doch sehr borni er t sein. ± Der, dessen Verfahren mit dem, was er gelernt hat, in der öffentlichen Mitteilung den Zwang der Schule (also Mangel der Freiheit im Selbstdenken) verrät, ist der P ed ant ; er mag übrigens Gelehrter oder Soldat oder gar Hofmann sein. Unter diesen ist der gelehrte Pedant im Grunde noch der erträglichste, weil man doch von ihm lernen kann: da hingegen die Peinlichkeit in Formalien (die Pedanterie) bei den letzteren nicht allein nutzlos, sondern auch wegen des Stolzes der dem Pedanten unvermeidlich anhängt, obenein lächerlich wird, da es der Stolz eines Ig no ra nt en ist. Die Kunst aber oder vielmehr die Gewandtheit, im gesellschaftlichen Tone zu sprechen und sich überhaupt modisch zu zeigen, welche, vornehmlich wenn es Wissenschaft betrifft, fälschlich P o pula r itä t genannt wird, da sie vielmehr geputzte Seichtigkeit heiûen sollte, deckt manche Armseligkeit des einge10 von dem] nur in H. 15±16 va st e r] A1, A2; groûer H. 17±18 in Ansehung . . . dabei] fehlt in H. 20 in der öffentlichen Mitteilung] fehlt in H. 23 im Grunde] fehlt in H.

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schränkten Kopfs. Aber nur Kinder lassen sich dadurch irre leiten. »Deine Trommel (sagte der Quäker beim Addison zu dem in der Kutsche neben ihm schwatzenden Offizier) ist ein Sinnbild von dir: sie klingt, weil sie leer ist.« Um die Menschen nach ihrem Erkenntnisvermögen (dem Verstande überhaupt) zu beurteilen, teilt man sie in diejenigen ein, denen Ge me ins i nn (sensus communis ), der freilich nicht g e m e i n (sensus vulgaris ) ist, zugestanden werden muû, und in Leute von Wis s en sc ha ft . Die ersteren sind der Regeln Kundige in Fällen der Anwendung (in concreto ), die anderen für sich selbst und vor ihrer Anwendung (in abstracto ). ± Man nennt den Verstand, der zu dem ersteren Erkenntnisvermögen gehört, den g e sun den Menschenverstand (bon sens ), den zum zweiten den hel len Kopf (ingenium perspicax ). ± Es ist merkwürdig, daû man sich den ersteren, welcher gewöhnlich nur als praktisches Erkenntnisvermögen betrachtet wird, nicht allein als einen, welcher der Kultur entbehren kann, sondern als einen solchen, dem sie wohl gar nachteilig ist, wenn sie nicht weit genug getrieben wird, vorstellig macht, ihn daher bis zur Schwärmerei hochpreiset und ihn als eine Fundgrube in den Tiefen des Gemüts verborgen liegender Schätze vorstellt, auch bisweilen seinen Ausspruch als Orakel (den Genius des Sokrates) für zuverlässiger erklärt als alles, was studierte Wissenschaft immer zu Markte bringen würde. ± Soviel ist gewiû, daû, wenn die Auflösung einer Frage auf den allgemeinen und angeborenen Regeln des Verstandes (deren Besitz Mutterwitz genannt wird) beruht, es unsicherer ist, sich nach studierten und künstlich aufgestellten Prinzipien | (dem Schulwitz) umzusehen und seinen Beschluû darnach abzufassen, als wenn man es auf den Ausschlag der im Dunkeln des Gemüts liegenden Bestimmungsgründe des Urteils in Masse ankommen läût, welches man den logischen Takt nennen könnte: wo die Überlegung 2 Joseph Addison (1672±1719), bekannter englischer Satiriker und Moralist. Der oben erwähnte Ausspruch befindet sich in der von ihm 1711± 12 herausgegebenen Wochenschrift The Spectator, Nr. 132. (Külpe) 14 h el le n ] A1, A2; klaren H. 14 perspicax ] fehlt in H. 22 Vgl. auch weiter unten § 10 und § 45.

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den Gegenstand sich auf vielerlei Seiten vorstellig macht und ein richtiges Resultat herausbringt, ohne sich der Akte, die hiebei im Inneren des Gemüts vorgehen, bewuût zu werden. Der gesunde Verstand aber kann diese seine Vorzüglichkeit nur in Ansehung eines Gegenstandes der Erfahrung beweisen: nicht allein d urc h diese an Erkenntnis zu wachsen, sondern sie (die Erfahrung) selbst zu erweitern, aber nicht in spekulativer, sondern bloû in empirisch-praktischer Rücksicht. Denn in jener bedarf es wissenschaftlicher Prinzipien a priori ; in dieser aber können es auch Erfahrungen, d. i. Urteile sein, die durch Versuch und Erfolg kontinuierlich bewährt werden.

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Von der Sinnlichkeit im Gegensatz mit dem Verstande

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§ 7 In Ansehung des Zustandes der Vorstellungen ist mein Gemüt entweder h ande lnd und zeigt Ve rm ög e n (facultas ), oder es ist le ide nd und besteht in Em pfä ng lic hke it (receptivitas ). Ein E rke nnt nis enthält beides verbunden in sich, und die Möglichkeit eine solche zu haben führt den Namen des Erke nnt nis v e rm ög e ns von dem vornehmsten Teil derselben, nämlich der Tätigkeit des Gemüts, Vorstellungen zu verbinden oder voneinander zu sondern. Vorstellungen, in Ansehung deren sich das Gemüt leidend verhält, durch welche also das Subjekt af fi z ie rt wird (dieses mag sich nun selbst affizieren oder von einem Objekt affiziert werden), gehören zum s innli ch en, diejenigen aber, welche ein bloûes Tun (das Denken) enthalten, zum int e lle ktue ll en Erkenntnisvermögen. Jenes wird auch das un te r e, dieses aber das ob er e Erkenntnisvermögen genannt1. Jenes hat den | Charakter

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Die Sin nl ic hk e it bloû in der Undeutlichkeit der Vorstellungen, die In te l le kt u al it ä t dagegen in der Deutlichkeit zu setzen und hiemit einen bloû fo rma le n (logischen) Unterschied des Bewuûtseins statt des re al e n (psychologischen), der nicht bloû die Form, sondern auch den In- 30 1

8 empirisch-praktischer] A1, A2; praktischer H.

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der P as s iv it ä t des inneren Sinnes der Empfindungen, dieses der Spontaneität der Apperzeption, d. i. des reinen Bewuûtseins der Handlung, welche das Denken ausmacht und zur Logik (einem System der Regeln des Verstandes), so wie jener zur P s yc holo 5 g i e (einem Inbegriff aller inneren Wahrnehmungen unter Natur* gesetzen) gehört und innere Erfahrung begründet. * A n m e r k u n g . Der Gegenstand der Vorstellung, der nur die Art enthält, wie ich von ihm affiziert werde, kann von mir nur erkannt werden, wie er mir erscheint, und alle Erfahrung (empiri10 sche Erkenntnis), die innere nicht minder als die äuûere, ist nur Erkenntnis der Gegenstände, wie sie uns e rs c hei nen , nicht wie sie (für sich allein betrachtet) s ind. Denn es kommt alsdann nicht bloû auf die Beschaffenheit des Objekts der Vorstellung, sondern auf die des Subjekts und dessen Empfänglichkeit an, 15 welcher Art die sinnliche Anschauung sein werde, darauf das Denken desselben (der Begriff vom Objekt) folgt. ± Die formale Beschaffenheit dieser Rezeptivität kann nun nicht wiederum noch von den Sinnen abgeborgt werden, sondern muû (als Anschauung) a priori gegeben sein, d. i. es muû eine sinnliche An20 schauung sein, welche übrig bleibt, wenn gleich alles Empirische (S inne ne mp find ung Enthaltende) weggelassen wird, und dieses Förmliche der Anschauung ist bei inneren Erfahrungen die Ze it . Weil Erfahrung empirisches Erkenntnis ist, zum Erkenntnis 25 aber (da es auf Urteilen beruht) Überlegung (reflexio ), mithin Behalt des Denkens betrifft, zu setzen, war ein groûer Fehler der LeibnizWolffischen Schule, nämlich die Sinnlichkeit bloû in einem Man ge l (der Klarheit der Teilvorstellungen), folglich der Undeutlichkeit zu setzen, die Beschaffenheit aber der Verstandesvorstellung in der Deutlich30 keit; | da jene doch etwas sehr Positives und ein unentbehrlicher Zusatz [141] zu der letzteren ist, um ein Erkenntnis hervorzubringen. ± L ei bn iz aber war eigentlich schuld daran. Denn er, der platonischen Schule anhängig, nahm angeborne reine Verstandesanschauungen, Ideen genannt, an, welche im menschlichen Gemüt, jetzt nur verdunkelt, angetroffen wür35 den und deren Zergliederung und Beleuchtung durch Aufmerksamkeit wir allein die Erkenntnis der Objekte, wie sie an sich selbst sind, zu verdanken hätten.

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1. Teil. Anthropologische Didaktik

wuûtsein der Tätigkeit in Zusammenstellung des Mannigfaltigen der Vorstellung nach einer Regel der Einheit desselben, d. i. Be g r if f und (vom Anschauen unterschiedenes) Denken überhaupt, erfordert wird: so wird das Bewuûtsein in das dis kur s iv e (welches als logisch, weil es die Regel gibt, voran gehen muû) und das i ntui tiv e Bewuûtsein eingeteilt werden; das erstere (die reine Apperzeption seiner Gemütshandlung) ist einfach. Das Ich der Reflexion hält kein Mannigfaltiges in sich und ist in allen Urteilen immer ein und dasselbe, weil es bloû dies Förmliche des Bewuûtseins, dagegen die inne r e E rf a hr ung das Materielle desselben und ein Mannigfaltiges | der empirischen inneren Anschauung, das Ich der Appr e he ns ion, (folglich eine empirische Apperzeption) enthält. Ich als denkendes Wesen bin zwar mit Mir als Sinnenwesen ein und dasselbe Subjekt; aber als Objekt der inneren empirischen Anschauung, d. i. sofern ich innerlich von Empfindungen in der Zeit, sowie sie zugleich oder nacheinander sind, affiziert werde, erkenne ich mich doch nur, wie ich mir selbst erscheine, nicht als Ding an sich selbst. Denn es hängt doch von der Zeitbedingung, welche kein Verstandesbegriff (mithin nicht bloûe Spontaneität) ist, folglich von einer Bedingung ab, in Ansehung deren mein Vorstellungsvermögen leidend ist (und gehört zur Rezeptivität). ± Daher erkenne ich mich durch innere Erfahrung immer nur, wie ich mir e rs c he ine ; welcher Satz dann oft böslicherweise so verdreht wird, daû er so viel sagen wolle: es s c hei ne mir nur (mihi videri ), daû ich gewisse Vorstellungen und Empfindungen habe, ja überhaupt daû ich existiere. ± Der Schein ist der Grund zu einem irrigen Urteil aus subjektiven Ursachen, die fälschlich für objektiv gehalten werden; Erscheinung ist aber gar kein Urteil, sondern bloû empirische Anschauung, die durch Reflexion und den daraus entspringenden Verstandesbegriff zur inneren Erfahrung und hiemit Wahrheit wird. Daû die Wörter inne re r S i nn und Appe r z ept ion von den Seelenforschern gemeinhin für gleichbedeutend genommen werden unerachtet der erstere allein ein psychologisches (angewandtes), die zweite aber bloû ein logisches (reines) Bewuûtsein anzeigen soll, ist die Ursache dieser Irrungen. Daû wir aber durch den

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ersteren uns nur erkennen können, wi e wir uns e rs c he ine n, erhellt daraus, weil Auffassung (apprehensio ) der Eindrücke des ersteren eine formale Bedingung der inneren Anschauung des Subjekts, nämlich die Zeit voraussetzt, welche kein Verstandesbegriff ist und also bloû als subjektive Bedingung gilt, wie nach der Beschaffenheit der menschlichen Seele uns innere Empfindungen gegeben werden, also diese uns nicht, wie das Objekt an sich ist, zu erkennen gibt. Diese Anmerkung gehört eigentlich nicht zur Anthropologie. In dieser sind nach Verstandesgesetzen vereinigte Erscheinungen Erfahrungen, und da wird nach der Vorstellungsart der Dinge, wie sie auch ohne ihr Verhältnis zu den S i nnen in Betrachtung zu ziehen (mithin an sich selbst) | sind, gar nicht gefragt; denn diese Untersuchung gehört zur Metaphysik, welche es mit der Möglichkeit der Erkenntnis a priori zu tun hat. Aber es war doch nötig, so weit zurückzugehen, um auch nur die Verstöûe des spekulativen Kopfs in Ansehung dieser Frage abzuhalten. Da übrigens die Kenntnis des Menschen durch innere Erfahrung, weil er darnach groûenteils auch andere beurteilt, von groûer Wichtigkeit, aber doch zugleich von vielleicht gröûerer Schwierigkeit ist, als die richtige Beurteilung anderer, indem der Forscher seines Inneren leichtlich, statt bloû zu beobachten, manches in das Selbstbewuûtsein hinein t r äg t , so ist es ratsam und sogar notwendig, von beobachteten E rs c h e i n u n g e n in sich selbst anzufangen und dann allererst zu Behauptung gewisser Sätze, die die Natur des Menschen angehen, d. i. zur inne r e n E rf a hru ng , fortzuschreiten. Apologie für die Sinnlichkeit

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§ 8 Dem Ve r s ta nde bezeigt jedermann alle Achtung, wie auch die Benennung desselben als obe r en Erkenntnisvermögens es schon anzeigt; wer ihn lobpreisen wollte, würde mit dem Spott 5 gilt] Zusatz von A2.

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1. Teil. Anthropologische Didaktik

jenes das Lob der Tu ge nd erhebenden Redners (stulte, quis unquam vituperavit! ) abgefertigt werden. Aber die Sinnlichkeit ist in üblem Ruf. Man sagt ihr viel Schlimmes nach: z. B. 1. daû sie die Vorstellungskraft v er wi rr e ; 2. daû sie das groûe Wort führe und als He r r sc he ri n, da sie doch nur die D ie ner in des Verstandes sein sollte, halsstarrig und schwer zu bändigen sei; 3. daû sie sogar bet r üg e und man in Ansehung ihrer nicht genug auf seiner Hut sein könne. ± Anderseits fehlt es ihr aber auch nicht an Lobrednern, vornehmlich unter Dichtern und Leuten von Geschmack, welche die Ve r s innli chu ng der Verstandesbegriffe nicht allein als Verdienst hochpreisen, sondern auch gerade hierin und daû die Begriffe nicht so mit peinlicher Sorgfalt in ihre Bestandteile zerlegt werden müûten, das P r äg na nt e (die Gedankenfülle) oder das Em pha tis c he (den Nachdruck) der Sprache und das Ei nle uch te nde (die Helligkeit im Bewuûtsein) der Vorstellungen setzen, die Nacktheit des Verstandes aber geradezu für Dürftigkeit erklären1. Wir brauchen hier keinen Panegyristen, sondern nur einen Advokaten wider den Ankläger. | Das P as s iv e in der Sinnlichkeit, was wir doch nicht ablegen können, ist eigentlich die Ursache alles des Übels, was man ihr nachsagt. Die innere Vollkommenheit des Menschen besteht darin: daû er den Gebrauch aller seiner Vermögen in seiner Gewalt habe, um ihn seiner f re ie n Wil lkür zu unterwerfen. Dazu aber wird erfordert, daû der Ver s ta nd herrsche, ohne doch die Sinnlichkeit (die an sich Pöbel ist, weil sie nicht denkt) zu schwächen: weil ohne sie es keinen Stoff geben würde, der zum Gebrauch des gesetzgebenden Verstandes verarbeitet werden könnte.

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Da hier nur vom Erkenntnisvermögen und also von Vorstellung (nicht dem Gefühl der Lust oder Unlust) die Rede ist, so wird Emp f in- 30 [144] du ng nichts weiter als | Sinnenvorstellung (empirische Anschauung) zum Unterschiede sowohl von Begriffen (dem Denken), als auch von der reinen Anschauung (des Raums und der Zeitvorstellung) bedeuten. 1

29 Vorstellung] A1, A2; Vorstellung der Gegenstände H.

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Rechtfertigung der Sinnlichkeit gegen die Erste Anklage

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§ 9 Di e S in ne v e rw ir r en ni cht . Dem, der ein gegebenes Mannigfaltige zwar a ufg e fa ût , aber no ch nic ht ge or dne t hat, kann man nicht nachsagen, daû er es v er wi rr e . Die Wahrnehmungen der Sinne (empirische Vorstellungen mit Bewuûtsein) können nur innere Ers c he in u n g e n heiûen. Der Verstand, der hinzukommt und sie unter einer Regel des Denkens verbindet (Ordnun g in das Mannigfaltige hineinbringt), macht allererst daraus empirisches Erkenntnis, d. i. Er f ahr ung . Es liegt also an dem seine Obliegenheit vernachlässigenden Ver s ta nde , wenn er keck urteilt, ohne zuvor die Sinnenvorstellungen nach Begriffen geordnet zu haben, und dann nachher über die Verworrenheit derselben klagt, die der sinnlich gearteten Natur des Menschen zuschulden kommen müsse. Dieser Vorwurf trifft sowohl die ungegründete Klage über die Verwirrung der äuûeren als der inneren Vorstellungen durch die Sinnlichkeit. Die sinnlichen Vorstellungen kommen freilich denen des Verstandes zuvor und stellen sich in Masse dar. Aber desto reichhaltiger ist der Ertrag, wenn der Verstand mit seiner Anordnung und intellektuellen Form hinzukommt und z. B. prä g na nte Ausdrücke für den Begriff, em pha ti sc he für das Gefühl und int er e s sa nt e Vorstellungen für die Willensbestimmung ins Bewuûtsein bringt. ± Der R ei cht um , den die Geistesprodukte in der Redekunst und Dichtkunst dem Verstande auf einmal (in | Masse) darstellen, bringt diesen zwar oft in Verlegenheit wegen seines vernünftigen Gebrauchs, und der Verstand gerät oft in Verwirrung, wenn er sich alle Akte der Reflexion, die er hiebei wirklich, obzwar im Dunkelen anstellt, deutlich machen und auseinandersetzen soll. Aber die Sinnlichkeit ist hiebei in keiner Schuld, sondern es ist vielmehr Verdienst von ihr, dem Verstande reichhaltigen Stoff, wogegen die abstrakten Begriffe desselben oft nur schimmernde Armseligkeiten sind, dargeboten zu haben.

26±27 in Verlegenheit . . . oft] nur in H.

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1. Teil. Anthropologische Didaktik

Rechtfertigung der Sinnlichkeit gegen die Zweite Anklage § 10 D ie S inne g eb iet e n nic ht über den Verstand. Sie bieten sich vielmehr nur dem Verstande an, um über ihren Dienst zu disponieren. Daû sie ihre Wichtigkeit nicht verkannt wissen wollen, die ihnen vornehmlich in dem zukommt, was man den gemeinen Menschensinn (sensus communis ) nennt, kann ihnen nicht für Anmaûung über den Verstand herrschen zu wollen angerechnet werden. Zwar gibt es Urteile, die man eben nicht f ör mli ch vor den Richterstuhl des Verstandes zieht, um von ihm abgeurteilt zu werden; die daher unmittelbar durch den Sinn diktiert zu sein scheinen. Dergleichen enthalten die sogenannten Sinnsprüche oder orakelmäûigen Anwandlungen (wie diejenigen, deren Ausspruch Sokrates seinem Genius zuschrieb). Es wird nämlich dabei vorausgesetzt, daû das e r st e Urteil über das, was in einem vorkommenden Falle zu tun recht und weise ist, gemeiniglich auch das r i cht ig e sei und durch Nachgrübeln nur verkünstelt werde. Aber sie kommen in der Tat nicht aus den Sinnen, sondern aus (obzwar dunkelen) Überlegungen des Verstandes. ± Die Sinne machen darauf keinen Anspruch und sind wie das gemeine Volk, welches, wenn es nicht Pöbel ist (ignobile vulgus ), seinem Obern, dem Verstande, sich zwar gern unterwirft, aber doch gehört werden will. Wenn aber gewisse Urteile und Einsichten als unmittelbar aus dem innern Sinn (nicht vermittelst des Verstandes) hervorgehend, sondern dieser als für sich gebietend und Empfindungen für Urteile geltend angenommen werden, so ist das bare Sc hw är m er e i, welche mit der Sinnenverrückung in naher Verwandtschaft steht. |

13±14 (wie diejenigen . . . zuschrieb)] die Klammern fehlen in H. 14±15 Es wird nämlich dabei vorausgesetzt] Zusatz von A2. 19 (obzwar dunkelen)] H, A1; wirklichen, obzwar dunkelen A2.

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Rechtfertigung der Sinnlichkeit wider die Dritte Anklage

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§ 11 D ie S inne bet r üg en nic ht . Dieser Satz ist die Ablehnung des wichtigsten, aber auch genau erwogen nichtigsten Vorwurfs, den man den Sinnen macht; und dieses darum, nicht weil sie immer richtig urteilen, sondern weil sie gar nicht urteilen; weshalb der Irrtum immer nur dem Verstande zu Last fällt. ± Doch gereicht diesem der S i nnen sc he in (species, apparentia ), wenngleich nicht zur Rechtfertigung, doch zur Entschuldigung; wonach der Mensch öfters in den Fall kommt, das Subjektive seiner Vorstellungsart für das Objektive (den entfernten Turm, an dem er keine Ecken sieht, für rund, das Meer, dessen entfernter Teil ihm durch höhere Lichtstrahlen ins Auge fällt, für h ö h e r als das Ufer [altum mare ], den Vollmond, den er in seinem Aufgange am Horizont durch eine dunstige Luft sieht, obzwar er ihn durch denselben Sehewinkel ins Auge faût, für entfernter, also auch für g röû er, als wie er hoch am Himmel erscheint) und so Er sch ei nu n g für E rfa h r u ng zu halten; dadurch aber in Irrtum, als einen Fehler des Verstandes, nicht den der Sinne, zu geraten. Ein Tadel, den die Logik der Sinnlichkeit macht, ist der: daû man dem Erkenntnis, so wie es durch sie befördert wird, S e ich tig ke it (Individualität, Einschränkung aufs Einzelne) vorwirft, dahingegen den Verstand, der aufs Allgemeine geht, eben darum aber zu Abstraktionen sich bequemen muû, der Vorwurf der Tr oc ke nhe it trifft. Die ästhetische Behandlung, deren erste Forderung Popularität ist, schlägt aber einen Weg ein, auf dem beiden Fehlern ausgebeugt werden kann.

21 macht] H; entgegen wirft A1, A2.

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Vom Können in Ansehung des Erkenntnisvermögens überhaupt

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§ 12 Der vorhergehende Paragraph, der vom Scheinvermögen handelte in dem, was kein Mensch ka nn, führt uns zur Erörterung der Begriffe vom Lei ch te n und S c hwe r en (leve et grave ), welche dem Buchstaben nach im Deutschen zwar nur körperliche Beschaffenheiten und Kräfte bedeuten, dann aber, wie im Lateinischen, nach einer gewissen Analogie das | Tunli c h e (facile ) und K o m p a r a t i v - U n t u n l i c h e (difficile ) bedeuten sollen; denn das Kaum-Tunliche wird doch von einem Subjekt, das an dem Grade seines dazu erforderlichen Vermögens zweifelt, in gewissen Lagen und Verhältnissen desselben für s ubj ekt iv - unt unlic h gehalten. Die Le ic hti gk eit etwas zu tun (promptitudo ) muû mit der F e r ti gk eit in solchen Handlungen (habitus ) nicht verwechselt werden. Die erstere bedeutet einen gewissen Grad des mechanischen Vermögens: »ich kann, wenn ich will«, und bezeichnet subjektive M ög lic hke it ; die zweite die subjektiv-praktische N o t w e n d i g k e i t , d . i . G e w o h n h e i t , mithin einen gewissen Grad des Willens, der durch den oft wiederholten Gebrauch seines Vermögens erworben wird: »ich will, weil es die Pflicht gebietet.« Daher kann man die Tug end nicht so erklären: sie sei die F e rt ig ke it in freien rechtmäûigen Handlungen; denn da wäre sie bloû Mechanism der Kraftanwendung; sondern Tugend ist die mor a lis c he S t är ke in Befolgung seiner Pflicht, die niemals zur Gewohnheit werden, sondern immer ganz neu und ursprünglich aus der Denkungsart hervorgehen soll. Das Leichte wird dem S c hwe r en , aber oft auch dem Lä s ti g e n entgegengesetzt. Le ic ht ist einem Subjekt dasjenige, wozu ein groûer Überschuû seines Vermögens über die zu einer Tat erforderliche Kraftanwendung in ihm anzutreffen ist. Was ist leichter, als die Förmlichkeiten der Visiten, Gratulationen und Kondolenzen zu begehen? Was ist aber auch einem beschäftigten Mann beschwerlicher? Es sind freundschaftliche Ve x at ione n 6 grave ] A2; ponderosum H, A1.

8 wie] Zusatz von A2.

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(Plackereien), die ein jeder herzlich wünscht loszuwerden, indes er doch auch Bedenken trägt, wider den Gebrauch zu verstoûen. Welche Vexationen gibt es nicht in äuûeren, zur Religion gezählten, eigentlich aber zur kirchlichen Form gezogenen Gebräuchen: wo gerade darin, daû sie zu nichts nutzen, und in der bloûen Unterwerfung der Gläubigen, sich durch Zeremonien und Observanzen, Büûungen und Kasteiungen (je mehr desto besser) geduldig hudeln zu lassen, das Verdienstliche der Frömmigkeit gesetzt wird; indessen daû diese Frondienste zwar m ec ha nis c h le ic ht (weil keine lasterhafte Neigung dabei aufgeopfert werden darf), aber dem Vernünftigen mor a lis c h sehr be s ch we rl ic h und lästig fallen müssen. ± Wenn daher der groûe moralische Volkslehrer sagte: »Meine Gebote sind nicht schwer«, so wollte er dadurch nicht sagen, sie bedürften nur geringen Aufwand von Kräften, um sie zu erfüllen; denn in der Tat sind sie als solche, welche reine Herzensgesinnungen fordern, das schwerste unter allem, was geboten werden mag; aber sie sind für | einen Vernünftigen doch unendlich leichter als Gebote einer geschäftigen Nichtstuerei (gratis anhelare, multa agendo nihil agere ), dergleichen die waren, welche das Judentum begründete; denn das Mechanisch-Leichte fühlt der vernünftige Mann zentnerschwer, wenn er sieht, daû die darauf verwandte Mühe doch zu nichts nützt. Etwas Schweres leicht zu m ac he n, ist Ve r die ns t ; es als leicht v orz um a le n, ob man gleich es selbst zu leisten nicht vermag, ist B et r ug . Das, was leicht ist, zu tun, ist v e rdi ens t los . Methoden und Maschinen und unter diesen die Verteilung der Arbeiten unter verschiedene Künstler (fabrikenmäûige Arbeit) machen vieles leicht, was mit eigenen Händen ohne andere Werkzeuge zu tun schwer sein würde. Schwierigkeiten zu ze ig e n, ehe man die Vorschrift zur Unternehmung gibt (wie z. B. in Nachforschungen der Metaphysik), 14±15 1. Brief des Joh. 5,3; vgl. auch Die Religion innerhalb der Grenzen der bloûen Vernunft VI 179,28. 20±21 gratis . . . agere ] für nichts keuchen, mit vielem Tun doch nichts tun. Phaedrus, Fabulae II 5.

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mag zwar abschrecken, aber das ist doch besser, als sie zu v e rhe hle n. Der alles, was er sich vornimmt, für leicht hält, ist l ei cht s innig . Dem alles, was er tut, leicht läût, ist g ew and t ; so wie der, dessen Tun Mühe verrät, s c hwe rf ä llig. ± Die gesellige Unterhaltung (Konversation) ist ein bloûes Spiel, worin alles leicht sein und leicht lassen muû. Daher die Zeremonie (das Steife) in derselben, z. B. das feierliche Abschiednehmen nach einem Gelage, als altväterisch abgeschafft ist. Die Gemütsstimmung der Menschen bei Unternehmung eines Geschäfts ist nach Verschiedenheit der Temperamente verschieden. Einige fangen von Schwierigkeiten und Besorgnissen an (Melancholische), bei anderen ist die Hoffnung und vermeinte Leichtigkeit der Ausführung das erste, was ihnen in die Gedanken kommt (Sanguinische). Was ist aber von dem ruhmredigen Ausspruche der Kraftmänner, der nicht auf bloûem Temperament gegründet ist, zu halten: »Was der Mensch w ill, das kann er«? Er ist nichts weiter als eine hochtönende Tautologie: was er nämlich a uf de n G ehe iû s e i n e r m o r a l i s c h - g e b i e t e n d e n Ve r n u n f t will, das soll er, folglich kann er es auch tun (denn das Unmögliche wird ihm die Vernunft nicht gebieten). Es gab aber vor einigen Jahren solche Gecken, die das auch im physischen Sinn von sich priesen und sich so als Weltbestürmer ankündigten, deren Rasse aber vorlängst ausgegangen ist. Endlich macht das G ew o h n t w e r d e n (consuetudo ), da nämlich Empfindungen von eben derselben Art durch ihre lange Dauer ohne Abwechslung die Aufmerksamkeit von den Sinnen abziehen, und man sich | ihrer kaum mehr bewuût ist, zwar die Ertragung der Übel le ic ht (die man alsdann fälschlich mit dem Namen einer Tugend, nämlich der Geduld, beehrt), aber auch das Bewuûtsein und die Erinnerung des empfangenen Guten s c hwe r er, welches dann gemeiniglich zum Undank (einer wirklichen Untugend) führt. Aber die Ang e wohnh eit (assuetudo ) ist eine physische innere Nötigung, nach derselben Weise ferner zu verfahren, wie man bis dahin verfahren hat. Sie benimmt selbst den guten Handlungen eben dadurch ihren moralischen Wert, weil sie der Frei-

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heit des Gemüts Abbruch tut und überdem zu gedankenlosen Wiederholungen ebendesselben Akts (Monotonie) führt und dadurch lächerlich wird. ± Angewöhnte Flickwörter (P hr a se n zu bloûer Ausfüllung der Leere an Gedanken) machen den Zuhörer unaufhörlich besorgt, das Sprüchelchen wiederum hören zu müssen, und den Redner zur Sprachmaschine. Die Ursache der Erregung des Ekels, den die Angewohnheit eines anderen in uns erregt, ist, weil das Tier hier gar zu sehr aus dem Menschen hervorspringt, das ins t inkt mäûig nach der Regel der Angewöhnung gleich als eine andere (nichtmenschliche) Natur geleitet wird und so Gefahr läuft, mit dem Vieh in eine und dieselbe Klasse zu geraten. ± Doch können gewisse Angewöhnungen absichtlich geschehen und eingeräumt werden, wenn nämlich die Natur der freien Willkür ihre Hilfe versagt, z. B. im Alter sich an die Zeit des Essens und Trinkens, die Qualität und Quantität desselben, oder auch des Schlafs zu gewöhnen und so allmählich mechanisch zu werden; aber das gilt nur als Ausnahme und im Notfall. In der Regel ist alle Angewohnheit verwerflich. Von dem künstlichen Spiel mit dem Sinnenschein

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§ 13 Das Ble ndw er k, welches durch Sinnenvorstellungen dem Verstande gemacht wird (praestigiae ), kann natürlich oder auch künstlich sein und ist entweder Tä us chun g (illusio ), oder Be t r u g (fraus ). ± Dasjenige Blendwerk, wodurch man genötigt wird, etwas auf das Zeugnis der Sinne für wirklich zu halten, ob es zwar von eben demselben Subjekt durch seinen Verstand für unmöglich erklärt wird, heiût A ug env e r ble ndnis (fascinatio ). I l lus ion ist dasjenige Blendwerk, welches bleibt, ob man gleich weiû, daû der vermeinte Gegenstand nicht wirklich ist. ± Dieses Spiel | des Gemüts mit dem Sinnenschein ist sehr angenehm und unterhaltend, wie z. B. die perspektivische Zeichnung 2 Akts] Zusatz von A2. 24 der Sinne] H; seiner Sinne A1; Augen A2. 26±27 fascinatio ] H, A1; praestigiae A2.

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des Inneren eines Tempels oder, wie Raphael Me ng s von dem Gemälde der Schule der Peripatetiker (mich deucht, von Correggio ) sagt: »daû, wenn man sie lange ansieht, sie zu gehen scheinen«; oder wie eine im Stadthaus von Amsterdam gemalte Treppe mit halbgeöffneter Tür jeden verleitet, sie hinaufzusteigen, und dergleichen. B et r ug aber der Sinne ist: wenn, sobald man weiû, wie es mit dem Gegenstande beschaffen ist, auch der Schein sogleich aufhört. Dergleichen sind die Taschenspielerkünste von allerlei Art. ± Kleidung, deren Farbe zum Gesicht vorteilhaft absticht, ist Illusion; Schminke aber Betrug. Durch die erstere wird man verleitet, durch die zweite geäfft. ± Daher kommt es auch, daû man mit Farben nach der Natur bemalte S ta tue n menschlicher oder tierischer Gestalten nicht leiden mag: indem man einen Augenblick betrogen wird, sie für lebend zu halten, so oft sie unversehens zu Gesichte kommen. B ezauberu ng (fascinatio ) in einem sonst gesunden Gemütszustande ist ein Blendwerk der Sinne, von dem man sagt, daû es nicht mit natürlichen Dingen zugehe: weil das Urteil, daû ein Gegenstand (oder eine Beschaffenheit desselben) s ei, bei darauf verwandter Attention mit dem Urteil, da û er nic ht (oder anders gestaltet) se i, unwiderstehlich wechselt, ± der Sinn also sich selbst zu widersprechen scheint; wie ein Vogel, der gegen den Spiegel, in dem er sich selbst sieht, flattert und ihn bald für einen wirklichen Vogel, bald nicht dafür hält. Dieses Spiel mit Menschen, daû sie ihr en e ig e ne n S inne n nic ht tr a uen, findet vornehmlich bei solchen statt, die durch Leidenschaft stark angegriffen werden. Dem Verliebten, der (nach H e lv e tiu s) seine Geliebte in den Armen eines anderen sah, konnte diese, die es ihm schlechthin ableugnete, sagen: »Treuloser, du liebst mich





1 Tempels] A1, A2; Tempels auf einem als ein Wandgemälde H. 2±3 Mit dem Gemälde kann doch wohl nur die sogenannte Schule von Athen von Raffael (nicht Correggio!) gemeint sein. Die von Kant herangezogene Stelle konnte in den Schriften von Raphael Mengs nicht aufgefunden werden. 14 einen] H; jeden A1, A2. 28 Helvetius, De l'esprit I, cap. 2.

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nicht mehr, du glaubst mehr, was du siehst, als was ich dir sage.« ± Gröber, wenigstens schädlicher war der Betrug, den die Ba uch r e dne r, die Gaûnere, die M es m er ia ne r u. dgl. vermeinte Schwarzkünstler verübten. Man nannte vor alters die armen, unwissenden Weiber, die so etwas Übernatürliches tun zu können vermeinten, Hexen, und noch in diesem Jahrhundert war der Glaube daran nicht völlig ausgerottet1. Es scheint, das Gefühl der Verwunderung über | etwas Unerhörtes habe an sich selbst viel Anlockendes für den Schwachen: nicht bloû, weil ihm auf einmal neue Aussichten eröffnet werden, sondern weil er dadurch von dem ihm lästigen Gebrauch der Vernunft losgesprochen zu sein und andere in der Unwissenheit sich gleich zu machen verleitet wird.

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Ein protestantischer Geistlicher in Schottland sagte noch in diesem 15 Jahrhundert in dem Verhör über einen solchen Fall als Zeuge zum Richter: »Mein Herr, | ich versichere Euch auf meine priesterliche Ehre, daû [151] dieses Weib eine He xe ist«; worauf der letztere erwiderte: »Und ich versichere Euch auf meine richterliche Ehre, daû Ihr kein Hexenmeister seid.« Das jetzt deutsch gewordene Wort H ex e kommt von den An20 fangsworten der Meûformel bei Einweihung der Hostie her, welche der Gläubige mit le ib li c he n Augen als eine kleine Scheibe Brot sieht, nach Aussprechung derselben aber mit ge i sti ge n Augen als den Leib eines Menschen zu sehen verbunden wird. Denn die Wörter hoc est haben zuerst das Wort corpus hinzugetan, wo hoc est corpus sprechen in 25 hocuspocus machen verändert wurde, vermutlich aus frommer Scheu, den rechten Namen zu nennen und zu profanieren; wie es Abergläubische bei unnatürlichen Gegenständen zu tun pflegen, um sich daran nicht zu vergreifen. 1

3 Joh. Joseph Gaûner (1727±1779), katholischer Pfarrer in der Ostschweiz, berühmt als Teufelsaustreiber auch in Süddeutschland, bis ein kaiserlicher Befehl dem Unwesen ein Ende machte. Fr. Mesmer (1733± 1815), anfangs ebenfalls katholischer Theologe, machte sich bekannt als Erfinder des sogenannten tierischen Magnetismus (1775), der durch ihn 1778±84 in Paris zur Modesache wurde und zahlreiche Anhänger, selbst unter den ¾rzten fand. Er wird u. a. bei Wieland oft erwähnt. 24 zuerst das Wort] A1, A2; zuerst das hocsten, woraus nachher hexen als der Anfang der Zauberformel geworden ist, veranlaût, dann aber auch das Wort H. Kants Etymologie gilt heute als irrig.

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Von dem erlaubten moralischen Schein

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§ 14 Die Menschen sind insgesamt, je zivilisierter, desto mehr Schauspieler; sie nehmen den Schein der Zuneigung, der Achtung vor anderen, der Sittsamkeit, der Uneigennützigkeit an, ohne irgend jemand dadurch zu betrügen, weil ein jeder andere, daû es hiemit eben nicht herzlich gemeint sei, dabei einverständigt ist, und es ist auch sehr gut, daû es so in der Welt zugeht. Denn dadurch, daû Menschen diese Rolle spielen, werden zuletzt die Tugenden, deren Schein sie eine geraume Zeit hindurch nur gekünstelt haben, nach und nach wohl wirklich erweckt und gehen in die Gesinnung über. ± Aber den Betrüger in uns selbst, die Neigungen, zu betrügen, ist wiederum Rückkehr zum Gehorsam unter dem Gesetz der Tugend und nicht Betrug, sondern schuldlose Täuschung unserer selbst. So ist die Ane ke lung seiner eigenen Existenz aus der Leerheit des Gemüts an Empfindungen, zu denen es unaufhörlich strebt, di e la ng e Weil e, wobei man doch zugleich ein Gewicht der Trägheit fühlt, d. i. des Überdrusses an aller Beschäftigung, die Arbeit heiûen und jenen Ekel vertreiben könnte, weil sie mit Beschwerden verbunden ist, ein höchst widriges Gefühl, dessen Ursache keine andere ist als die natürliche Neigung zur G e mä ch l ic hkei t (einer Ruhe, vor der keine Ermüdung vorhergeht). ± Diese Neigung ist aber betrügerisch, selbst in Ansehung der Zwecke, welche | die Vernunft dem Menschen zum Gesetz macht, mit sich selbst zufrieden zu sein, we nn er g ar nic ht s t ut (zwecklos vegetiert), weil er da doch nichts Böses tut. Sie also wieder zu betrügen (welches durch das Spiel mit schönen Künsten, am meisten aber durch gesellige Unterhaltung geschehen kann), heiût die Zei t v e rt r ei ben (tempus fallere ); wo der Ausdruck schon die Absicht andeutet, die Neigung zur geschäftlosen Ruhe selbst 11±12 Neigungen] H; Neigung A1, A2. 13 schuldlose] A1, A2; rühmliche H. 17 di e la ng e We i l e ] H, A1; d er la ng en We i l e A2. 18±19 die Arbeit] A1, A2; die einen Zweck hat und Arbeit H. 20 Gefühl, dessen] A1, A2; Gefühl seiner eigenen Nichtswürdigkeit, deren H.




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zu betrügen, wenn durch schöne Künste das Gemüt spielend unterhalten, ja auch nur durch ein bloûes, an sich zweckloses Spiel in einem friedlichen Kampfe wenigstens Kultur des Gemüts bewirkt wird; widrigenfalls es heiûen würde, die Zeit töt e n. ± ± Mit Gewalt ist wider die Sinnlichkeit in den Neigungen nichts ausgerichtet; man muû sie überlisten und, wie Swift sagt, dem Walfisch eine Tonne zum Spiel hingeben, um das Schiff zu retten. Die Natur hat den Hang, sich gerne täuschen zu lassen, dem Menschen weislich eingepflanzt selbst um die Tugend zu retten, oder doch zu ihr hinzuleiten. Der gute ehrbare Ans t and ist ein äuûerer Schein, der anderen Ac ht ung einflöût (sich nicht gemein zu machen). Zwar würde das Frauenzimmer damit schlecht zufrieden sein, wenn das männliche Geschlecht ihren Reizen nicht zu huldigen schiene. Aber S it ts a mke it (pudicitia ), ein Selbstzwang, der die Leidenschaft versteckt, ist doch als Illusion sehr heilsam, um zwischen einem und dem anderen Geschlecht den Abstand zu bewirken, der nötig ist, um nicht das eine zum bloûen Werkzeuge des Genusses des anderen abzuwürdigen. ± Überhaupt ist alles, was man Wohla ns tä ndig ke it (decorum ) nennt, von derselben Art, nämlich nichts als s chön er S c hei n. H öf lic hke it (Politesse) ist ein Schein der Herablassung, der Liebe einflöût. Die Ve r be ug ung en (Komplimente) und die ganze höfi sc he Galanterie samt den heiûesten Freundschaftsversicherungen mit Worten sind zwar nicht eben immer Wa hrhe it (Meine lieben Freunde: es gibt keinen Freund! Aristoteles ), aber sie be t rüg e n darum doch auch nicht, weil ein jeder weiû, wofür er sie nehmen soll, und dann vornehmlich darum, weil diese anfänglich leeren Zeichen des Wohlwollens und der Achtung nach und nach zu wirklichen Gesinnungen dieser Art hinleiten. Alle menschliche Tugend im Verkehr ist Scheidemünze; ein Kind ist der, welcher sie für echtes Gold nimmt. ± Es ist doch 6 Jonathan Swift (1667±1745) in seinem Märchen von der Tonne. 25 In der Eudemischen Ethik VII c. 12, 1245 b11: oyédeiÁw ûiÂlow, ª Š polloiÁ ûiÂloi. Genauer stimmt mit Kants vermeintlichem Zitat die Stelle des Diogenes Laertius V 1,21: ª Š (Kant liest mit anderen vå) ûiÂloi, oyédeiÁw ûiÂlow. Dasselbe ± entstellte ± Zitat bringt Kant häufig.

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aber besser, Scheidemünze, als gar kein solches Mittel im Umlauf zu haben, und endlich kann es doch, wenngleich mit ansehnlichem Verlust, in bares Gold umgesetzt | werden. Sie für lauter S pi el ma r ken, die gar keinen Wert haben, auszugeben, mit dem sarkastischen Swift zu sagen: »Die Ehrlichkeit ist ein Paar Schuhe, die im Kote ausgetreten worden« usw. oder mit dem Prediger H ofs t ede , in seinem Angriff auf Marmontels Be lis a r selbst einen Sokrates zu verleumden, um ja zu verhindern, daû irgend jemand an die Tugend glaube, ist ein an der Menschheit verübter Hochverrat. Selbst der Schein des Guten an anderen muû uns wert sein: weil aus diesem Spiel mit Vorstellungen, welche Achtung verdienen, endlich wohl Ernst werden kann. ± Nur der Schein des Guten in uns s el bst muû ohne Verschonen weggewischt und der Schleier, womit die Eigenliebe unsere moralischen Gebrechen verdeckt, abgerissen werden: weil der Schein da b et rü gt , wo man durch das, was ohne allen moralischen Gehalt ist, die Tilgung seiner Schuld oder gar in Wegwerfung desselben die Überredung, nichts schuldig zu sein, sich vorspiegelt, z. B. wenn die Bereuung der Übeltaten am Ende des Lebens für wirkliche Besserung, oder vorsätzliche Übertretungen als menschliche Schwachheiten vorgemalt wird.

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Von den fünf Sinnen § 15 Die S innl ic hkei t im Erkenntnisvermögen (das Vermögen der Vorstellungen in der Anschauung) enthält zwei Stücke: den Sinn und die E inbil dungskraft. ± Das erstere ist das Vermögen der Anschauung in der Gegenwart des Gegenstandes, das




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zweite auch ohne die Gegenwart desselben. ± Die Sinne aber werden wiederum in die ä uûe r en und den inne r en Sinn (sensus internus ) eingeteilt; der erstere ist der, wo der menschliche Körper durch körperliche Dinge, der zweite, wo er durchs Ge5 müt affiziert wird; wobei zu merken ist, daû der letztere als bloûes Wahrnehmungsvermögen (der empirischen Anschauung) vom G ef ühl der Lust und Unlust, d. i. der Empfänglichkeit des Subjekts, durch gewisse Vorstellungen zur Erhaltung oder Abwehrung des Zustandes dieser Vorstellungen bestimmt zu werden, 10 verschieden gedacht wird, den man den inw end ig en Sinn (sensus interior ) nennen könnte. ± Eine Vorstellung durch den Sinn, deren man sich als einer solchen bewuût ist, heiût besonders S e ns at ion, wenn die Empfindung zugleich Aufmerksamkeit auf den Zustand des Subjekts erregt. 15 § 16 Man kann zuerst die Sinne der Körperempfindung in den der | Vit al empf in du n g (sensus vagus ) und die der O r g anempfin dung (sensus fixus ) und, da sie insgesamt nur da, wo Nerven sind, angetroffen werden, in diejenigen einteilen, welche das ganze System der Nerven, oder nur den zu einem gewissen 20 Gliede des Körpers gehörenden Nerven affizieren. ± Die Empfindung der W är m e und Kä lt e , selbst die, welche durchs Gemüt erregt wird (z. B. durch schnell wachsende Hoffnung oder Furcht), gehört zum Vi ta ls inn. Der S c ha uer, der den Menschen selbst bei der Vorstellung des Erhabenen überläuft, und 25 das G rä us e ln, womit Ammenmärchen in später Abendzeit die Kinder zu Bette jagen, sind von der letzteren Art; sie durchdringen den Körper, so weit als in ihm Leben ist. Der Organsinne aber können füglich nicht mehr oder weniger als fünf aufgezählt werden, sofern sie sich auf auûere Empfin30 dung beziehen. D r ei derselben aber sind mehr objektiv als subjektiv, d. i. sie tragen als empirische Ans c ha uung mehr zur Er ken ntni s des äuûeren Gegenstandes bei, als sie das Bewuûtsein des affizierten Organs rege machen; ± zwei aber sind mehr subjektiv als ob35 * jektiv; d. i. die Vorstellung durch dieselbe ist mehr die des G enu ss e s, als der Erkenntnis des äuûeren Gegenstandes; daher über die erstere man sich mit anderen leicht einverständigen

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kann, in Ansehung der letzteren aber bei einerlei äuûerer empirischer Anschauung und Benennung des Gegenstandes die Art, wie das Subjekt sich von ihm affiziert fühlt, ganz verschieden sein kann. Die Sinne von der ersteren Klasse sind 1. der der Be ta s tun g (tactus ), 2. des G es ic hts (visus ), 3. des Ge hör s (auditus ). ± Von der zweiten a) des G es c hma c ks (gustus ), b) des G er u c h s (olfactus ); insgesamt lauter Sinne der Organempfindung, gleichsam so vieler äuûerer, von der Natur für das Tier zum Unterscheiden der Gegenstände zubereiteten Eingänge.

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Vom Sinne der Betastung

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§ 17 Der Sinn der Betastung liegt in den Fingerspitzen und den Nervenwärzchen (papillae ) derselben, um durch die Berührung der Oberfläche eines festen Körpers die Gestalt desselben zu erkundigen. ± Die Natur scheint allein dem Menschen dieses Organ angewiesen zu haben, damit er durch Betastung von allen Seiten sich einen Begriff von der Gestalt eines Körpers machen könne; denn die Fühlhörner der Insekten | scheinen nur die Gegenwart desselben, nicht die Erkundigung der Gestalt zur Absicht zu haben. ± Dieser Sinn ist auch der einzige der unm it te lba r en äuûeren Wahrnehmung; eben darum auch der wichtigste und am sichersten belehrende, dennoch aber der gröbste: weil die Materie fest sein muû, von deren Oberfläche wir durch Berührung belehrt werden sollen. (Von der Vitalempfindung, ob die Oberfläche sanft oder unsanft, viel weniger noch, ob sie warm oder kalt anzufühlen sei, ist hier nicht die Rede.) ± Ohne diesen Organsinn würden wir uns von einer körperlichen Gestalt gar keinen Begriff machen können, auf dessen Wahrnehmung also die beiden anderen Sinne der ersteren Klasse ursprünglich bezogen werden müssen, um Erfahrungskenntnis zu verschaffen.

29 Sinne der ersteren Klasse] Zusatz von A2.

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§ 18 Der Sinn des Gehörs ist einer der Sinne von bloû mit te lba r er Wahrnehmung. ± Durch die Luft, die uns umgibt, und vermittelst derselben wird ein entfernter Gegenstand in groûem Umfange erkannt, und durch eben dieses Mittel; welches durch das Stimmorgan, den Mund, in Bewegung gesetzt wird, können sich Menschen am leichtesten und vollständigsten mit anderen in Gemeinschaft der Gedanken und Empfindungen bringen, vornehmlich wenn die Laute, die jeder den anderen hören läût, artikuliert sind und in ihrer gesetzlichen Verbindung durch den Verstand eine Sprache ausmachen. ± Die Gestalt des Gegenstandes wird durchs Gehör nicht gegeben, und die Sprachlaute führen nicht unmittelbar zur Vorstellung desselben, sind aber eben darum, und weil sie an sich nichts, wenigstens keine Objekte, sondern allenfalls nur innere Gefühle bedeuten, die geschicktesten Mittel der Bezeichnung der Begriffe, und Taubgeborene, die eben darum auch stumm (ohne Sprache) bleiben müssen, können nie zu etwas mehrerem als einem An al og on der Vernunft gelangen. Was aber den Vitalsinn betrifft, so wird dieser durch Musik, als ein regelmäûiges Spiel von Empfindungen des Gehörs, unbeschreiblich lebhaft und mannigfaltig nicht bloû bewegt, sondern auch gestärkt, welche also gleichsam eine Sprache bloûer Empfindungen (ohne alle Begriffe) ist. Die Laute sind hier Tön e und dasjenige fürs Gehör, was die Farben fürs Gesicht sind; eine Mitteilung der Gefühle in die Ferne in einem Raume umher an alle, die sich darin befinden, und ein gesellschaftlicher Genuû, der dadurch nicht vermindert wird, daû viele an ihm teilnehmen. |

2±3 einer . . . Wahrnehmung] A2; einer von den bloû mittelbaren Wahrnehmungen H, A1. 5±6 welches . . . gesetzt wird] A2; dessen Gebrauch durch den Mund geschieht H und zum Teil A1.

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Von dem Sinn des Sehens § 19 Auch das Gesicht ist ein Sinn der mi tt el bar e n Empfindung durch eine nur für ein gewisses Organ (die Aug e n) empfindbare bewegte Materie, durch Li cht , welches nicht wie der Schall bloû eine wellenartige Bewegung eines flüssigen Elements ist, die sich im Raume umher nach allen Seiten verbreitet, sondern eine Ausströmung, durch welche ein Punkt für das Objekt im Raume bestimmt wird, und vermittelst dessen uns das Weltgebäude in einem so unermeûlichen Umfange bekannt wird, daû, vornehmlich bei selbstleuchtenden Himmelskörpern, wenn wir ihre Entfernung mit unseren Maûstäben hier auf Erden vergleichen, wir über der Zahlenreihe ermüden und dabei fast mehr Ursache haben, über die zarte Empfindsamkeit dieses Organs in Ansehung der Wahrnehmung so geschwächter Eindrücke zu erstaunen, als über die Gröûe des Gegenstandes (des Weltgebäudes), vornehmlich wenn man die Welt im kleinen, so wie sie uns vermittelst der Mikroskopien vor Augen gestellt wird, z. B. bei den Infusionstierchen, dazu nimmt. ± Der Sinn des Gesichts ist, wenngleich nicht unentbehrlicher als der des Gehörs, doch der edelste: weil er sich unter allen am meisten von dem der Betastung, als der eingeschränktesten Bedingung der Wahrnehmungen, entfernt und nicht allein die gröûte Sphäre derselben im Raume enthält, sondern auch sein Organ am wenigsten affiziert fühlt (weil es sonst nicht bloûes Sehen sein würde), hiemit also einer reinen Anschauung (der unmittelbaren Vorstellung des gegebenen Objekts ohne beigemischte merkliche Empfindung) näher kommt. Diese drei äuûeren Sinne leiten durch Reflexion das Subjekt zum Erkenntnis des Gegenstandes als eines Dinges auûer uns. ± Wenn 8 und vermittelst] A1, A2; und welches eine Ausströmung nicht wie der Schall blos eine wellenartige Bewegung des unendlich gröberen Flüssigen (der Luft) zu sein vermittelst H. 22 und] A1, A2; und so damit unendlich mehr Stoff zum De nk en hergibt H.

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immer aufs neue untergelegt werden können, um eine Er f ahru ng zu begründen, sondern die innern Wahrnehmungen deren , die nach ihrem dem Verhältnis i n d er Ze it einander beygeordnet werden, stellen ihren Gegenstand gleichsam sind selbst im F lie ûe n begriffen vor mit und in continuirlicher Veränderung dem Vergehen einiger und dem Entstehen Anderer vor , wodurch es leicht geschieht, daû Einbildungen statt Wahrnehmungen eingeschoben werden und, was wir unversehens selbst hinzu dic hte n, fälschlich für innere Erfahrung genommen wird und uns von uns selbst angedichtet] R 18 Mitte Von dem anschauenden und re fl ec t ir end en Bewuûtsein. Das erstere kann empirisch oder a priori seyn. Das andere ist nie empirisch, sondern jederzeit intellektuel. Das letztere ist entweder attendiren oder abstrahiren . Wichtigkeit im pragmatischen Gebrauch. Reflexion ist die Vergleichung der Vorstellung mit Bewuûtseyn, wodurch ein Begriff (des Objects) möglich wird. Sie geht also vor dem Begriff vorher, setzt aber Vorstellung überhaupt voraus Das Bewuûtseyn seiner selbst (appercept:) ist nicht empirisch Aber das Bewuûtsein der Apprehension einer (a posteriori) gegebenen Vorstellung ist empirisch Doppelt Ich. R 19 unten Vom willkührlichen ignoriren und keine Notiz nehmen R 22 Anm. Klarheit der Begriffe (Verstandesklarheit) und der Darstellung der Begriffe. Diese ist Helligkeit des Kopfs 23,29 wenn [dieses Erkentnis Er fa hr ung sein soll 1.) A uffa s sun g de[s]r gebenen Objects (apprehensio) Vorstellung. 2.) Be wuû ts ey n des Mannigfaltigen in ihr enthaltenen (apperceptio) . 3.) Üb er le g ung der Art der Verbindung dieses letzteren in Einem Bewuûtsein (reflexio) zu einem solchen Erkentnis gehören] R 26±27 Anm. [Sinnlichkeit ist das Vorstellungsvermögen eines Subjects, so fern es afficirt wird. Als Mangel und als Ergänzungszustand zum Erkenntnis. Eine Vorstellung entsinnen oder entsinnlichen]







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Ergänzungen aus Kants Handschrift

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27,6 begründet [Da nun bey der ersteren es im Erkentnis der Gegenstände blos auf die subjective Beschaffenheit ankommt mit Eindrücken, welche vom Object herkommen, (zu einer gewissen Art es sich vorzustellen) afficirt zu werden, welche nicht bey allen Subjecten gerade eben dieselbe seyn darf, so kann man sagt man: diese stellen uns die Gegenstände der S i nne nur vor, wie sie uns er s c hei nen, nicht nach dem, was sie an sich selbst si nd. (Weil aber diese Erscheinungen mit dem Verstandesgesetze innigst verbunden sind, so ist das Erkentnis (von Gegenständen der Sinne), welches Erfahrung heiût, darum nicht minder gewiû, als ob es die Gegenstände an sich selbst beträfe, und da es für uns keine Kenntnisse geben kann als von Dingen, die unseren Sinnen vorgelegt werden können, so mag es immer in der Vernunftidee Begriffe geben, welche über jene ihre Grentze hinaus, aber nur in practischer Absicht (der Freiheitsidee) objective Realität haben; uns gehen hier nur diejenige an, welche unseren Sinnen gegeben werden können) 27,7 Anmerkung [Zweiter Abschnitt.




Von der Sinnlichkeit

Daû dieser Satz sogar vom inneren Selbst gelte und daû der Mensch, wenn er sich innerlich nach den Eindrücken, die gewisse Vorstellungen, aus welchen Ursachen sie auch entspringen mögen, beobachtet er sich auch dadurch, doch nur erkennen könne, wie er sich selbst erscheint, nicht wie er schlechthin ist, das ist ein kühner me t ap h y s i sc h e r Satz (paradoxon) , der in einer Anthropologie gar nicht zur Frage kommen kann. ± Daû er aber, wenn er innere Erfahrungen von an sich selbst mache anstellt, daû wenn er durch diese Nachforschung auch noch so weit verfolgt, als er kann, er doch gestehen müsse, das Selbsterkentnis führe zu unergründlicher Tiefe zum Abgrunde in der Erforschung seiner Natur,1 gehört zur Anthropologie. 1 Mensch, der du dir ein schwer Probleme in Deinen eigenen Augen bist, Nein, ich vermag dich nicht zu fassen. P ope nach Brocks Übersetzung [Das Zitat stammt aus B. H. Brockes, Versuch vom Menschen des







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Herrn Alexander Pope, Hamburg 1740, genauer aus einem französischen, in diesem Buch enthaltenen Gedicht: Les contradictions de l'homme [Külpe].] Alles Erkentnis setzt Verstand voraus. Das Verstandeslose Vieh hat wohl vielleicht etwas dem ¾hnliches, was wir Vorstellungen nennen (weil es den Wirkungen nach mit dem, was Vorstellungen im Menschen sind, sehr übereinkommt), was aber vielleicht gantz davon unterschieden seyn mag ± aber kein Erkenntnis von Dingen; denn dazu gehört Ve r s ta nd, ein Vorstellungsvermögen mit Bewuûtsein der Handlung, wodurch die Vorstellungen auf einen gegebenen Gegenstand bezogen und dieses Verhältnis gedacht wird. ± Wir verstehen aber der Form nach nichts recht als das, was wir zugleich machen können, wenn uns der Stoff dazu gegeben würde, und so ist der Verstand ein Vermögen der Spontaneität in unserem Erkentnis, ein oberes Erkentnisvermögen, weil es die Vorstellungen gewissen Regeln a priori unterwirft und selbst die Erfahrung möglich macht. In dem Selbsterkentnis des Menschen durch innere Erfahrung ma c ht nicht das in ihm selbst wahrgenommene, denn das hängt vom Eindrucke (der Materie der Vorstellung) ab, den er e mpfä ng t. Also ist er so fern leidend, d. i. er hat eine Vorstellung von sich selbst, wie er von sich selbst afficirt wird, die also ihrer Form nach blos von der subjektiven Beschaffenheit seiner Natur abhängt, mithin die nicht als dem Object angehörig gedeutet werden darf, obgleich er doch auch Recht hat, sie dem Object (hier seiner eigenen Person) beyzulegen; aber mit der Einschränkung, daû er sich selbst als Gegenstand durch diese Vorstellung in der Erfahrung nur erkennen kann, wie er ihm e r sc he ine , nicht wie er der Beobachtete an sich selbst is t . ± Wollte er sich auf die letztere Art erkennen, so müûte er ein Bewuûtsein der reinen Spontaneität (den Freyheitsbegriff) zum Grunde legen (welches auch angeht), aber alsdann würde es nicht Wahrnehmung des inneren Sinnes und darauf gegründetes empirisches Erkenntnis seiner selbst (innere Erfahrung) sein können, sondern nur Bewuûtseyn der Regel seines Thuns und Lassen, ohne dadurch ein theoretisches (physiologisches) Erkentnis seiner Natur erworben zu







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sen nur Er selbst sogar durch diesen nur zur Erkentnis unserer selbst nicht, wie wir sind, sondern wie wir uns (innerlich) erscheinen, gelangen können, so ist in diesem Satze etwas Empörendes, was wir näher betrachten müssen. ± Dergleichen Urteil lassen wir zwar für Gegenstände auûer uns gelten, aber es sieht ganz wiedersinnisch aus, es, auf das wir in uns selbst warnehmen, anzuwenden. ± Daû einige Wortverdreher Erscheinung en und S che in für einerley nehmen und wohl sagen, jener Satz bedeute so viel als: es scheint mir nur, daû ich existire oder und diese oder jene Vorstellung habe, ist eine Verfälschung, die keiner Wiederlegung werth ist. Diese Schwierigkeit beruht gäntzlich auf der Verwechslung des inne r e n S inne s (und des empirischen Selbstbewuûtseins) mit der A pper c ep tio n (dem intellectuellen), welche gewöhnlich für einerlei behauptet genommen werden. Das Ich in jedem Urtheile ist weder eine Anschauung noch ein Begriff sondern und gar keine auf irgend ein Object bezogene Bestimmung irgend eines Objects, sondern der ein Verstandesact des bestimmenden Subjects überhaupt und das Bewuûtsein seiner selbst die reine Apperception selbst mithin blos logisch zur Logik (ohne alle Materie und Inhalt) gehörig. Das Ich dagegen des inneren Sinnes, d. i. der Wahrnehmung und Beobachtung seiner selbst, ist nicht das Subject des Urtheils, sondern ein Object. Das Bewuûtsein des sich selbst Be obac ht end en ist eine ganz einfache Vorstellung des Subjects im Urtheil überhaupt, wovon man alles weis, wenn man es blos denkt; aber das von sich selbst beobachtete Ich ist ein Inbegriff von so viel Gegenständen der inneren Warnehmung, daû die Psychologie vollauf zu tun hat, um alles darinn im Verborgenen liegende auszuspühren und nicht hoffen darf, damit jemals zu Ende zu kommen und die Frage hinreichend zu beantworten: Was ist der Mensch? Man muû also die reine Apperception (des Verstandes) von der empirischen (der Sinnlichkeit) unterscheiden, bey welcher letzteren, wenn das Subject auf sich attendirt, es sich dadurch auch zugleich afficirt und so Erscheinungen Empfindungen in sich aufruft, d. i. Vorstellungen zum Bewuûtsein bringt, die der Form




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ihres Verhältnisses nach untereinander der subjectiven formalen Bedingungen Beschaffenheit der Sinnlichkeit, nämlich der Anschauung in Raum und der Zeit (zugleich oder nacheinander zu sein), nicht blos den Regeln des Verstandes gemäs sind. Da nun diese letzteren Bedingungen jene Formen nicht als für jedes Wesen überhaupt, das sich seiner bewuût ist, geltend angenommen werden kann, so wird das Erkentnis, was den inneren Sinn des Menschen zum Grunde hat, diesen bey der inneren Erfahrung nicht vorstellen, wie er an sich selbst ist (weil die Bedingung nicht für alle denkende Wesen gültig ist, denn sonst wäre eine Vorstellung des Verstandes), sondern ist blos ein Bewuûtseyn der Art, wie der Mensch sich selber in der inneren Beobachtung sich ihm selbst erscheint. Das Erkentnis seiner selbst nach derjenigen Beschaffenheit die , was er an sich selbst ist, kann durch keine innere Er f ahru ng erworben werden und entspringt nicht aus der Naturkunde vom Menschen, sondern ist einzig und allein das Bewuûtseyn seiner Freyheit, welche ihm durch den categorischen Pflichtimperativ, also nur durch den höchsten practischen Vernunft kund wird. Von dem Felde der Sinnlichkeit im Verhältnis zum Felde des Verstandes.








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§8 E i ntheilu ng




Das Gemüth (animus) des Menschen als der als I nbe g ri ff aller Vorstellungen, die in demselben Platz haben, hat einen Umfang (sphaera) , der die drey Abtheilungen Grundstücke: Erkentnisvermögen, Gefühl der Lust und Unlust und Begehrungsvermögens befaût, deren jedes in zwey Abtheilungen dem Felde der S innli chk eit und der I nte lle c uta li tä t zerfällt. (dem der sinnlichen oder intellectuellen Erkenntnis, Lust oder Unlust, und des Begehrens oder Verabscheuens). Die Sinnlichkeit kann als Schwäche oder auch als Stärke betrachtet werden.] R 29 Anm. Das Bewuûtseyn seiner selbst ist entweder discursiv im Begriff, oder intuitiv in der inneren Anschauung der Zeit. ± Das Ich der Apperception ist einfach und verbindend; das aber




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der Apprehension zusammengesetzt aus Wahrnehmungen und geht auf ein Mannigfaltiges mit einander Verbundener in dem Ich als Gegenstand der Anschauung. Dieses Mannigfaltige in seiner Anschauung ist g e ge be n . . . . [verwischt] eine Form a priori , in der es geordnet werden kann . . . . R 31 (§ 9) Die Wahrnehmung (empirische Anschauung mit Bewuûtseyn) könne nur Erscheinung des inneren Sinnes genannt werden. Damit sie aber innere Erfahrung werde, muû das Gesetz bekannt sein, welches die Form der Verbindung in einem Bewuûtseyn des Objects bestimmt. Der Mensch kann sich selbst innerlich nicht beobachten, wenn er nicht durch eine Regel geleitet wird, unter der allein die Warnehmung verbunden seyn müsse, wenn sie ihm eine Erfahrung liefern soll. Daher sind jene insgesamt nur Erscheinung von sich selbst; daraus sich selbst zu erkennen, muû er das Princip der Erscheinung (in Raum und Zeit) zum Grunde legen, um zu wissen: was ist der Mensch? Die Sinnlichkeit als Stärke oder Schwäche R 41 2. Absatz Von einem Paar, das Gäste bekam, die sich vorher nicht angemeldet hatten. Einschränkung der Ansprüche der Sinnlichkeit des Erkenntnisvermögens. ± NB. es muû zuletzt vor den Titel des Verstandes kommen. R 42 unten, inhaltlich zu § 12 gehörig Nicht bey Sinnen seyn, unbesonnen verfahren. Von der Le ic hti g kei t, etwas zu thun (promtitudo) . Von der subjektiven N ot hwe ndig ke it , etwas zu thun (habitus) F e rti gk eit . Die mechanische Leichtigkeit, die von der Übung abhängt, ist von der dynamischen, welche objectiv ist, unterschieden. Die Tugend ist nicht Fertigkeit, sondern Stärke. 43,35 d. i. [sie bewegen mehr die bloûe Lebensempfindung des Subjects (ein Organ afficirt zu wissen), als daû sie zum Erkentnis des afficirenden Gegenstandes und seiner Beschaffenheit etwas beytrügen. Daher können sich in Ansehung der ersteren Menschen sehr wohl einverständigen und als , statt dessen über die Sinnesempfindung der letzteren man gemeiniglich weit auseinander ist sie]




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R 44, 2. Absatz Von dem Sinn des Gesichts ohne Farbe und des Gehörs ohne Musik R 45 unten Vom Gefühl der Muskeln des Mundes bey Stimme. R 47 hinter § 19 Leichtsinnig, der ohne zu untersuchen etwas statuirt. Leichtgläubig, der auf anderer Zeugnis ohne Untersuchung trauet. Ungläubisch, der auf kein Zeugnis Glaube setzt. Gläubiger (creditor) , der auf das Versprechen eines anderen Vertrauen setzt. Die Gläubigen sind die, so ein wirkliches oder vermeyntes Versprechen eines Wesens, was nicht betrügen kann, vertraut. Abergläubisch (superstitios.) der, was er sich selbst verspricht, für das Geschenk [?] eines anderen hält R 50 oben Der Geruch läût sich nicht beschreiben, sondern nur durch ¾hnlichkeit mit einem andern Sinn (wie Musik mit Farbenspiel), z. B. des Geschmacks, vergleichen z. B. das riecht sauer, süû, fäulig ± Anhauch des Thonschiefers. R 50 Mitte Eintheilung ± Anthropologische Elementarlehre. Exposition und Methodenlehre. Charakteristik. Element. Lehre. Vom Erkentnisvermögen, dem Gefühl der Lust und Unl. und Begehrungsvermögen. ± Alles dieses sinnlich oder intellectuell. Vom sinnlichen Erk. Verm. 1. Von den Sinnen 2. der Einbild.kraft. Annehmlichkeit die sich aufdrängt a ± Musik b. Geruch. Curiosus ist, der begierig ist, Seltenheiten zu erfahren oder auch zu besitzen, für Curiose. Zu starkes Licht oder Geschrey macht blind und taub, d. i. man kann nicht Begriffe vom Objecte bekommen. Ob nicht wirklich noch ein 6ter Sinn, nämlich in Ansehung des Geschlechts, anzunehmen (papagey) ; der Kuû ist ein Genuû zwischen beyden Geschlechtern, Die Umarmung derer von demselben Geschlecht oder der kleinen noch stammelnden Kinder bloser Liebeserguû. Analogie 51,2 Wohlhabenden [sehr wohl ersetzlich. ziemlich zu ersetzen. Ein Blind gebohrener oder in der Folge dazu gewordener vermiût nach gerade seinen Verlust nicht sonderlich,]

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R 53 hinter § 24 NB. Oben vom animus sui compos , der alle Gemüthsveränderungen in seiner Gewalt hat. Von stumpfen, schwachen, blöden Sinnen ± Gefühl der Mattigkeit und Stärke sagacitaet , der Hunde Spähen. ± Der Alte glaubt sich wohl zu befinden, indem die vital empfindung schwach wird. ± Blinde unterscheiden Farben des Gefühls. Scharfe Sinne zum Warnehmen, zarte zum Unterscheiden. 55,13 verstehen, [denn die kann neu genug seyn und der Seltenheit wegen, imgleichen der Verborgenheit wegen, darin sie liegen. Die Attention] R 55 Monotonie, Disharmonie und Atonie des Empfindungsvermögens. Steigen mit der Dosis. Die Angewohnheit macht sie nothwendig 55,22 Aufmerksamkeit. [Man nennt die Neigung, solche Seltenheiten zu sehen, die Cur i osi tä t; wiewohl auch diejenige, das Geheimgehaltene, blos darum weil es geheim gehalten wird, auszuforschen mit diesem Nahmen benennt wird, aber alsdann eine unächte genannt zu werden verdient.] 58,28 mögen. [Wenn man ohne irgend eine bekannte Ursache sich beym zubette gehen schläfrig aber doch schlaflos findet, so wird man bey ruhiger Aufmerksamkeit auf seine körperliche Empfindung etwas spastisches sowohl in Muskeln der Füûe als auch sogar im Gehirn warnehmen und im Augenblicke des Einschlafens eine Abspannung fühlen, welche eine sehr angenehme Empfindung ist. ± Daû das Wachen ein Zustand der Anspannung und Zusammenziehung aller Fasern sey, ist auch an dem Phänomen zu ersehen, daû Rekruten, welche, nachdem sie eben aus dem Schlafe geweckt worden und aufstehend gemessen werden, etwa um einen halben Zoll länger befunden werden, um welches Maas sie doch kürtzer befunden werden, wenn sie in ihrem Bette liegend eine Zeitlang wachend gelegen haben. Der Schlaf ist nicht blos ein Be dür f nis der Abspannung erschöpfter Kräfte, sondern auch ein Genuû der Behaglichkeit, im Anfange sowohl (der Einschläferung) als auch beym Ende desselben (dem Erwachen). Mit diesem aber, sowie mit allem Genusse, ist es nothwendig sparsam zu seyn, weil er die Empfin-




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dungsfähigkeit mit ihr, aber auch die Lebenskraft schwächt erschöpft. ± Es ist hiemit wie mit dem Maas der Speisen in der Vorstellungsart des Mohammedaners bewandt, wo es heiût, daû einem jeden Menschen schon bey seiner Geburt zugewogen worden, wie viel er essen soll. Iût er viel, so hat er seine Portion bald aufgezehrt und stirbt frühe: speiset er mäûig, so hat er lange zu essen, also auch zu leben. ± Eben das könnte man auch vom Schlaf sagen: wer in jüngeren, aber doch männlichen Jahren viel schläft, wird im Alter wenig Schlaf haben, welches ein trauriges Schicksal ist. ± Die Kalmüken geben es für schändlich aus, im Tage zu schlafen, und die Si es t a der Spanier giebt keinen sonderlichen Begriff von ihrer Rüstigkeit.] 61,23 träumen [d. i. bey der Unempfindlichkeit aller äuûeren Sinnenwerkzeuge ein analogisch mit den Erfahrungsgesetzen unwillkührliches Spiel der Einbildungen erleiden, wiewohl auch derjenige, welcher im Wachen dem Hange unterworfen ist, Phantasieen unter die Erfahrungen zu mengen und sie damit zu verschmeltzen, ein Träumer genannt wird.] R 66 2. Absatz Die Einbildungskraft ist entweder schöpferisch (productiv) oder wiedererzeugend (reproductiv) . Die letztere bedarf des Gesetzes der association der Vorstellungen. Die bezeichnende ist willkührlich zur Absicht der reproduction associi rende. ± In Ansehung der Zeit ist sie die zurücksehende, die apprehendirende und die vorhersehende Einbildungskraft 71,9 species) . [Wir können uns daher kein vernünftiges Wesen unter keiner anderen Gestalt schicklich denken, als der eines Menschen] R 71 Mitte Das Abspringen von der Materie des Discurses R 73 Anm. facultas signatrix gehört zur beygesellenden Einbildungskraft. Wenn wir aber wirkliche Sinnvorstellungen (nicht einbildungen), deren Verknüpfung nach einer Regel Erfahrung heiût, unsere Vorstellungen als von selbst an einander geknüpft warnehmen, so geschieht das in der Zeit und ist Assoziat. Von der nothwendigkeit zweyer Geschlechter zur Fortpflanzung R 75 Anm. 1. Bildung durch kalte oder warme Crystallisation,

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indem ein Auflösungsmittel (Wärme oder Wasser) entweicht, e. g. im Kalkspat a) die mechanische Bildung der Gestalt: wo der See [?] b) die Zusammenfügung. Die Synthesis der Aggregation (mathematisch) und der Coalition (dynamisch). Verstand Urteilskr. Vernunft. R 77 hinter § 32 Lüge der Kinder R 83 hinter § 33 nicht Tollhäuser besuchen (inhaltlich vgl. S. 77) R 88 2. Absatz Astronomie Unnützlichkeit der Weissagung 91,12 als Anmerkung zu § 37, Schluss Nach Sonnerat haben die Indier auf der Malabarküste groûenteils einen sehr geheim gehaltenen Orden, dessen Zeichen (in Gestalt einer runden Blechmüntze) an einem Bande am Halse unmittelbar an der Haut hängt, welches sie ihr Tali nennen, was bey ihrer Einweyhung mit einem mystischen Worte, das einer dem Andern nur beim Sterben ins Ohr sagt, begleitet wird. Die Tibetaner aber haben gewisse geweihete Dinge, z. B. mit gewissen heiligen Worten beschriebene Fahnen oder auch geweihete Steine, womit ein Hügel besteckt oder belegt wird, die sie ihr M a ni nennen, im Gebrauch. Aus der Zusammensetzung beyder ist vermutlich das Wort Ta lis m an n entsprungen, welches mit dem M ani tou der amerikanischen Wilden in Wort und Sinn übereinzustimmen scheint. [Vgl. Sonnerat, Reise nach Ostindien und China (aus d. Französischen) 1. Bd., Zürich 1783, S. 60. 69 [Külpe].] R 92 letzter Absatz Vom Aberglauben. Nominal und real zeichen. Mittelbar ± unmittelbar. 93,8 würde. [ Für die Zur Bezeichnung der Gedanken, nicht der bloszen Empfindung bedient sich der Mensch anfänglich mi mis c he r, dann der La ut z eic he n der Sprache und endlich der a ll eg or is c hen Zeichen der sichtbaren Abbildungen von Bilder, welche eine Analogie mit nicht sichtbaren Din blos denkbaren Gegenständen enthalten sollen] R 93 Mitte A. Zeichen Willkührliche 1. der Gebehrdung (mi-







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misch) 2. Schriftzeichen (Buchstaben) 3. Tonzeichen (Noten) 4. Geheime Zunftzeichen (Chiffern) 5. Standeszeichen (Wappen) 6. Dienstzeichen (Uniform oder Liverey) 7. Ehrenzeichen (Ordensbänder) 8. Schandzeichen (Brandmark) 9. Kennzeichen (nota) 10. Merkzeichen (Interpunktion) 11. Denkzeichen (signum rememorativum)

B Natürliche Zeichen Zeichen für Sachen an sich C Wunderzeichen halten. Zodiae. Wirkungen sind Zeichen von ihren Ursachen. Zeichen des Thierkreises ± Sternbilder. Sterndeutkunst (astrol. ind) Zeichen am Himmel, Cometen, Finsternisse, Nordlicht. Ob die heil. Zahl den Weltlauf anzeige [?]. Der Sonne und Mond verfolgende Drache apocalipt. Zeichendeuterei, mystische Zeichen, heil. 7 ± x. x. Planeten, Metalle. Wochentage und Weltepochen. Aberglaube der Fischer. R 98 hinter § 39 Der 13te Tischgast. Mancher kargt, betrügt, um 100 000 voll zu hinterlassen. R 100 hinter § 41 1. was will ich? 2. worauf kommts an? 3. was gewinne ich? (was kommt heraus? Richtiger Verstand, geübte Urtheilskraft und gründliche Vernunft. R 103 3. Absatz Vorläufige Urtheile R 104 Von der natürlichen und bürgerlichen Unmündigkeit. Wie viel räumt nicht die Vernunft in Ansehung der sein sollenden Geschichte auf! Sie ist nicht blos Fabel, sondern groûe Lüge. Spitzfindigkeit und Mikrologie, Mutmaûung, Vorbegriffe zum Erfinden, Sagacitäts vermög. Wahrscheinlichkeit für die Urteilskraft. Einsicht für die Vernunft. Begreifung dessen, was man selbst machen kann, mathematic . Man wundert sich doch darüber, daû es so erfolgt. R 108 Mitte Schatzgraben, Goldmachen und Lotteriespielen ± Aberglauben, den alle haben, die aufs Glück rechnen. Fischer, Jäger. R 112 unten absentia ± lange Weile. Romanles. Zerstreuung Glauben, Credit R 114 Mitte fragmentarisch, nicht zurück und vorwärts

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R 118 Mitte Gemüthskrankheiten sind 1. Schwächung 2. Stöhrung und ein Mittel zwischen beyden (Raptus oder Hypochondire) Grillenkrankheit. R 120 unten Was will ich? x x ± Selbst denken ± An der Stelle des Die erste ist, daû über sich selbst keine Regierung [?] in Ansehung der Aufmerksamkeit auf seine Gefühle hat, sie also aus lauter Launen besteht R 124 Mitte Im Wahnwitz ist ein System. Arouet hatte 2 Narren zu Söhnen. 2) nicht rasende. Gestöhrt. mente captus 126,29 verlieren [Aber das ist nur ein Aberglaube Spruch des in der Erdkunde ganz unkundigen Pöbels; denn die welche sich , wovon der der Seefahrt als Geschäftsmann gewidmete nichts weiû. Allein daû mancher sich auf ein Schiff nach Indien begeben haben mag, weil er glaubte den Wurm hatte, dort würde es ihm an Mitteln reich zu werden nicht fehlen, ist die Ursache dieses , weil es einmal einem damit gelang, Die Ursache von manchem. Aber der Keim der Narrheit, auf Gut Glück das Abentheuer des Reichwerdens ohne Arbeit zu bestehen, wuchs in der Zeit und kam bei der Rückkehr zur Vollendung.] R 127 Mitte Natur und Kunst in Produkten des Erkentnisvermögens Witz, schlauer Kopf, Sagacität und Originalität 1) den Stoff (gleichartigen) fertig zu schaffen 2) zu wissen, wie man ihn suchen und erfinden soll 3) Wie man ohne Nachahmung ihn verbinden solle ± Vo n de r Brühe 128,32 kann.







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[Von den Talenten des Erkenntnisvermögens, die dem Verstande zu Gebote stehen § 39




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Sie sind der Witz die Sagacität Forschergabe und die Originalität Eigenthümlichkeit des Talents (ein witziger schlauer nachdenkender und eigenthümlicher Kopf oder , ein G eni e) . Es sind Naturgaben, welche die A us übung dessen, was in den Begriffen des Verstandes liegt, zu befördern dienen. Die Tauglichkeit dazu (habilitas) läût sich nicht erwerben: Die Natur muû den Menschen hiemit ausgestattet haben. Man kann sie aber cultiviren und man versteht hierunter nicht blos das Vermögen, sondern auch ein Hang (Instinkt) dazu, sich derselben zu bedienen so daû gleichsam unwillkührlich dahin streben den Verstand hinreichend mit Stoff zum Denken zu versorgen . Wenn unter dem Wort Ingenium , wie es nach dem Buchstaben genommen werden möchte, das angebohrne Talent überhaupt verstanden wird, so würde das erstere die F e r tig ke it (promtitudo) , das zweite die S a g a cit ä t, das dritte die Or i gi nal it ät des Kopfs in Anordnung seiner Gedanken bedeuten. ± Die Einbildungskraft liefert den Stoff den der Verstand , und dieser mag in verschiedenen Köpfen einerley seyn; aber das Talent, ihn für den Gebrauch des Verstandes zu bearbeiten, kann hiebei doch groûe Verschiedenheit. Das Vermögen der Association Vereinbarung fremdartiger Vorstellungen der Begriffe durch den Verstand ist der schöpferische Witz (perspicacia) .] 129,27 ei ns chr ä nkt . [ Di e S ag a ci tä t oder E rf ors c h u n g s g a b e ist auch ein Naturgeschenk: zu wissen es zu er sich darauf zu verstehen, wie man gut (mit Glück) suchen (die Natur oder andere Menschen befragen) soll. Ein Talent, v orl äuf ig z u ur the il en, wo die Wahrheit wohl möchte zu finden sein, und ihr auf die Spuhr zu kommen. Baco von Verulam hat an seiner eigenen Person von dieser Kunst vorläufig zu urtheilen (iudicii praevii) ein glänzendes Beispiel in seinem Organon gegeben, wodurch die Methode der Naturwissenschaft in ihr wahres eigentliches Gleis gebracht wurde. Das G en ie aber ist die Originalität in Erzeugung der Pro-

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dukte des Erkentnisvermögens; das Vermögen, unabhängig von einem anderen Muster und selbst doch musterhaft zu denken und zu handeln.] R 131 Mitte inanes argutationes. Krasse Begriffe des vernünftelnden Witzes, die doch fein sind in Ansehung des Vergleichenden. Alle diese Talente haben jedes seinen Gegner. ± Auch Neigung dazu zu haben, wird hier erfordert Vom Geschmack im Umgange in Schriften, nicht in Predigten. R 133 Mitte Von der nothwendigen Bescheidenheit in unserer Behandlung der Ideen und durch dieselbe. Einsicht (perspicacia) ist ein Vermögen der Vernunft, wo es auf den Witz nicht ankommt, sondern dessen Einflus lieber da zurückzuhalten ist. Von Erfindung, Entdeckung.

R 135 unten Das Geniewesen und die Einbildungskr. R 144 hinter § 60 Von der Zeitkürzung als einer reinen continuirten Aufhebung eines Schmerzens. ± Von dem der langen Weile, die keine Caraibe fühlt. Wie wird uns jede Zeit lang und das Leben kurz, oder umgekehrt. Sich die Zeit zu passiren (nicht bestellte Arbeit) 144,31 fühlt. [Von der langen Weile. § 46




Daû der Stachel der Tätigkeit, der den auf den Abscheu am empfindungsleeren Dasein (horror vacui) zur Folge hat, den Menschen, je mehr seine Lebenskraft rege ist, von dem Kindesalter an bis zu Ende des Lebens begleitet, der immer antreibt, den gegenwärtigen Zustande heraus zu gehen, zwar eine weise Einrichtung der Natur und ihrer Zwecke sei, ist nicht zu streiten. Aber wo bleibt denn da die Zufr ie de nhe it (die Lust an der Beharrlichkeit seines Zustandes), und wie hoch kann unter diesen Umständen den Wert seines blosen Lebens überhaupt anschlagen? ± Das Phänomen ist wunderlich, aber doch gewöhnlich, daû dem nicht mit Zwangsgeschäften belasteten




Ergänzungen aus Kants Handschrift




Menschen jeder Tag lang wird, das Leben aber das zurückgelegte Leben aber kurz zu sein scheint. ± Die Ursache dieser Erscheinung ist eben dieselbe mit der einerlei: daû die deutsche, aber nicht gemessene Meilen, je weiter von der Hauptstadt (z. B. in Pommern) gröûer sind, als näher zu derselben (z. B. Berlin). Wo Dorf auf Dorf oder ein Meyerhof auf den anderen bald folgt, glaubt der Reisende eine groûe Streck Land zurück gelegt zu haben, wozu er sich natürlich auch , weil er sich dazu eine erforderliche lange Zeit denkt die dazu erfordert wird weil sie , die eine groûe Menge auf einander folgender Wahrnehmungen enthält, und nun nach der vermeinten Zeitlänge den zurückgelegten Weg schätzt, der ihm groû lang zu sein dünkt. In einem öden Lande dagegen, weil die Menge der aufeinandergefolgten Gegenstände Wahrnehmungen im ersten Falle, folglich auch der Weg nach zurückgelegter Reise eine lange Zeit dazu bedurft zu h , der Mangel an denselben aber nur eine kurze Zeit bedurft zu haben hinter her , folglich jener auch als kurz hinten nach geurteilt wird. Daher die Schätzung der Länge seines Lebens am Ende desselben, um auf dasselbe im Zurücksehen mit Zufriedenheit zurücksehen zu können, d. i. desselben satt geworden zu sein, auf der Menge und Mann der Beschäftigungen beruht, welche die Zeit ausgefüllet haben (vilam extendere factis) . Je mehr Du gedacht, je mehr Du getan hast, desto länger hast Du selbst nach Deiner blos eigenen Einbildung Zeitschätzung gelebt. Was aber am meisten den obigen Satz beweist bestätigt, daû alles Vergnügen in der Überwindung des Aufhebung eines Schmerzes bestehe und so nur durch continuirlichen Ausgang aus dem gegenwärtigen Zustand erworben werde, ist aus der Behaglichkeit ersehen, mit der eine Gesellschaft nach einem unterhaltenden Spiel oder einer lebhaften Unterredung, wenn nach der Uhr gesehen wird, sagt: wo ist die Zeit geblieben!] R 145 oben Von Affecten Geschmack ist das Vermögen, für das Spiel der Einbildungskraft allgemein gültig zu wählen ± also der Bewirkung einer Lust in Allen, deren Einbildungskraft . . hender . . stelter Gefühle fähig ist










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Ob auch schreckliche Vorstellungen dazu gehören. Ja. ± aber nicht daû das Objekt, sondern die Vorstellung schön ist Warum freut man sich über die kurz gewordene Zeit? Der Geschmack ist entweder der Unterscheidungs- oder Wohlgeschmack. ± Der 1ste gehört blos zum Sinnanschauung als Vorstellungsvermögen, der 2te zu demselben als Gefühl d. L. und Unl. Wodurch und ob es gut oder schlecht schmeckt. ± Sapere ± Gustare. R 149 hinter § 62 Unsere Zufriedenheit setzen wir immer in Vergleichung mit Anderen. Die absolute findet nicht statt als beim Lebensende. R 153 hinter § 66 Warum sterben für freude. Affect 154,6 wird. [Denn sonst würde die Lust Appetit nach einem Gegenstande sein, den man nicht jedermann ansinnen kann und , sondern den ein jeder für sich durch Erfahrung für sich erproben muû, nicht Geschmack sein, den man a priori als eine Lust notwendig und als eine Lust, die man jedermann daran haben muû ansinnen kann, vor stellig machen stellt. Diese Lust kann aber nun eben deswegen keine Sinnenlust, aber auch keine intellektuelle, also muû sie zwar sinnlich. Das Vermögen der Vorstellungen aber, die sinnlich sind, ohne doch Vorstellungen der Sinne zu seyn. Also ist der Wohlgeschmack, welcher für jeden zur Regel dient, für die Einbildungskraft. Hieraus folgt die Erklärung: Geschmack ist das Vermögen, für das Spiel der Einbildungskraft allgemeingültig zu wählen.] R 154 1. Hälfte Nicht Mittel, sondern den Gegenstand der Anschauung selbst unmittelbar! Natürlich muû dieses Spiel alsdann frei und doch gesetzmäûig sein, wenn es eine Lust am Objekt hervorbringen soll. Geschmack bezieht sich auf Gesellschaft und Mitteilung mit Anderen, ohne dieses wäre es blos Wahl für den Appetit ± Für sich allein wird Keiner seine Wahl der Form wegen einschränken. ± Die gesellschaftliche feierliche Mahlzeit fordert Mannigfaltigkeit, der Freiheit der Wahl wegen aber doch auch Ordnung und Einheit.

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Ergänzungen aus Kants Handschrift

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sogar, wenn man ihm Platz läût, erheitert und liebt den, der ihn beleidigte. Der Haû nicht (Leidenschaft). Lieben kann durch einen augenblicklichen Eindruck eines freundlichen Lächelns bewirkt werden, aber schnell verschwinden. Aber sich verlieben ist eine Leidenschaft, die man nicht los wird. R 176 1. Hälfte Von rüstigen und schmeltzenden Affecten (die Thränen, jene lachen erregen) ± Von der Scham und der Dreustigkeit. Das Gefühl, durch welches die Natur sich in eben demselben Zustande zu erhalten strebt, ist angenehm; das aber, welches antreibt, aus ihr hinauszugehen, ist unangenehm. Was zu keinem von beyden, ist gleichgültig Zorn gehört zum Begehrungsvermögen Zorn bei der Hallucinatio. Affecte reitzen die Blutbewegung. R 178 Das Groteske, der gout baroc , das a la Grec , die arabesque sind alle ein falscher Geschmack. In allen Affecten wird das Gemüt bewegt durch futura consequentia. Furcht ist also in allen. Die Affecte aber Zorn oder Scham. Der Muth, welcher zur Tugend (der Tapferkeit) gehört, findet nicht blos in leiblichen Gefahren oder auch denen, so für die äuûere Ehre starben, auch darin statt, auf die Verspottung anderer etwas zu wagen, und dieses ist der reine moralische Muth. Ritter Bayard Murcus . R 179 Rachgier (Begehrungsvermögen) ist eine Schwäche Wer vor Zorn blaû wird oder erröthet, ist gefährlicher? Man kann auch eine moralische Liebe des Genusses sowie des Wohlwollens haben. Die erstere kann aber schwärmerisch werden. (Liebe des Wohlgefallens.) Affect der Moralität. Von der Gröûe des Enthusiasmus in der Rel., die desto höher steigt, je mehr sie vom Sinnlichen gereinigt . . . im Moralischen. 181,25 allmählich [im Umgange mit denen, deren Urtheil bedeutender ist, und so ferner bis zu dem der wichtigsten Person der freimüthigeren Darstellung seiner selbst fortzuschreiten, welches zur vollendeten Erziehung gehört. zur]

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R 181 unten ob futura consequentia R 183 2. Hälfte Ich enthalte mich hier der Beispiele, aber xx. Stoûseufzer. Sagramoso

3. das hieroglyphische, geheimnisvolle, hindeutende (a la Grecque)

4. das im Traum gesehene (arabesque) , beides zu Einfassungen. R 185 Mitte Frappant, das Auffallende, was stutzig macht, was als unerwartet die Aufmerksamkeit erregt und worin man sich nicht sogleich finden kann, ist eine Hemmung mit darauf folgender Ergieûung. 190,17 Sie [sind der Obereinteilung nach A.) die der äuûeren F re ihe it , mithin eine Leidenschaft des negativen Genusses, B.) die des Ve r mög e ns , mithin Leidenschaft des positiven Genusses entweder a.) des physischen realen der Sinne oder b.), des idealen im blosen Besitz der Mittel zu jedem beliebigen Genusse.] 192,13±14 Leidenschaft. B Die Neigung zum Besitz des Vermögens überhaupt ist auch ohne den Gebrauch desselben Leidenschaft. [Man kann etwas leidenschaftlich lieben oder hassen, aber blos durch Instinkt, wo der Verstand nichts hinzuthut, wie bei der physischen Liebe des Geschlechts; aber alsdann ist die Neigung nicht auf die Gattung des Objekts, sondern blos auf Individuen gerichtet und kann nicht Leidenschaft der Art nach sondern und objektiv als eine solche betrachtet heiûen, sondern ist blos subjektive Neigung. ± Dagegen wenn die Neigung blos auf die Mittel und den Besitz derselben zur Befriedigung aller Neigungen überhaupt gerichtet , mithin aufs blose Vermögen gerichtet ist, sie nur eine Leidenschaft heiûen kann.] 193,5 sind [und nur das Gefühl der Lust und Unlust unmittelbar angehen, dahingegen unter Leidenschaft, wo die Nöthig] R 194 Das Vermögen, die Kraft anderer zu seinen Absichten zu brauchen 193,25 gleich zu schätzen.










Ergänzungen aus Kants Handschrift

Eintheilung der Leidenschaften § 30

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Leidenschaften [werden] sind von Menschen nur auf Menschen, nicht auf Sachen gerichtete Neigungen und, selbst wenn die Neigung auf Menschen, aber nicht sofern sie Personen, sondern blos als thierische Wesen von der nämlichen Species betrachtet werden, verfällt, in der Neigung zum Geschlecht, kann die Liebe zwar leidenschaftlich, aber eigentlich nicht eine Leidenschaft genannt werden, weil die letztere Maximen (nicht blose Instincte) in dem Verfahren mit anderen Menschen voraussetzt. F r ei hei t, Ge s et z (des Rechts) und Ve r mög e n (zur Ausführung) sind nicht blos Bedingungen, sondern auch Gegenstände eines bis zur Leidenschaft gespannten Begehrungsvermögens des Menschen, wobei die practische Vernunft der Neigung unterliegt, indem sie zwar nach Maximen verfährt R 194 2. Absatz Leidenschaft ist die Empfänglichkeit des innern Zwangs eines Menschen durch seine eigene Neigung Befolgung in seiner Zwecke. Leidenschaften setzen also zwar ein sinnliches, aber doch auch ein diesem entgegenwirkendes vernünftiges Begehrungsvermögen voraus (sind also nicht auf blose Thiere anwendbar), nur daû die Neigung in dem ersteren der reinen praktischen Vernunft, in dem letzteren die Herrschaft benimmt, in Nehmung der Maximen entweder in Ansehung seines Zwecks oder des Gebrauchs der Mittel dazu zu gelangen. Leidenschaftlich lieben oder hassen. Unnatürlichkeit und Rachgier. Alle Leidenschaften sind vom Menschen nur auf Menschen gerichtet, sie zu seinen Absichten zu benutzen oder sie auch in den . . . R 196 oben Das Vermögen an sich selbst, der Besitz der Mittel steigert mehr die Leidenschaft als der Gebrauch derselben: ist für sich selbst angenehm. R 196 Anm. Hochmuth ist niederträchtig Schmiegeln. Wakkere Leidenschaft.

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198,24 macht1 [Abtheilung Von den formalen natürlichen Neigungen (des Hanges) in Vergleichung mit der materialen (des Antriebs sich zugezogen (der Angewöhnung und Nachahmung)]





Abtheilung




Von der formalen Neigung im Gebrauch Spiele der Lebenskraft überhaupt. Sie sind 1. Neigung des Genieûens überhaupt, 2. der Beschäftigung überhaupt, 3. der Gemächlichkeit. a) Weil ich hier vom Gegenstande des Begehrens (der Materie) abstrahire, so ist der Abscheu der Natur vor dem Le er e n im Gefühl seines Daseyns d. i. die la ng e Wei le, für jeden cultivirten Menschen für sich allein schon ein Antrieb zur Ausfüllung desselben. ± Das immer genieûen Wollen, es geschehe physisch oder auch ästhetisch (wo es Üppigkeit genannt wird), ist ein Wohlleben, welches zugleich Abnutzung des Lebens ist, und wo man desto hungriger wird, je mehr man genieût1 b) die B es c häf ti g ung in de r M uûe, welche darum nicht Geschäfte, sondern S pi el heiût und auf den Sieg im Streit mit Anderen angelegt ist, enthält eine Triebfeder der gröûten Belebung der Neigungen, wenn diese gleich auf keine Erwerbung (ohne interessirte Absicht) angelegt wäre, aber im G eld spi el oft bis zur heftigsten Leidenschaft gesteigert wird; indessen daû [die Verfeinerung in Umgangseigenschaften scheinbare Kaltblütigkeit und sogar höfisches Benehmen, die innerlich tobende Wuth geschickt zu verbergen weiû, und der zu Grunde gerichtete zu einem schlimmen Spiel eine gute Miene zu machen versucht. Es ist nicht so leicht zu erklären, warum das Glücksspiel bei gesitteten und ungesitteten Völkern (Chinesen und amerikanischen Wilden), einen so heftigen Reitz bei sich führt, noch mehr aber, daû es als Unterhaltung des geselligen Umgangs noch wohl gar dafürgepriesenwird,derHumanitätbeförderlichzusein scheint . ± Leute von nicht hellen Begriffen: Jäger, Fischer, auch wohl Seefahrer, vornehmlich gemeine Lotteriespieler, sind insgesamt abergläubisch.]




Ergänzungen aus Kants Handschrift

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R 201 Mitte Zwar nicht eine höhere Stufe der Menschheit, so wie die Amerikaner, auch nicht zu einer spezifisch verschiedenen ± sondern einer gröûeren Vermenschlichung humanisatio. Ist die Menschheit im immerwährenden Fortschritt zur Vollkommenheit begriffen? Wird das menschliche Geschlecht immer besser oder schlechter, oder bleibt es von demselben moralischen Gehalt? Von dem Kinde in den Armen der Amme bis zum Greisesalter ist immer das Verhältnis der List des Betrugs zur Bosheit dasselbe. Die Antwort auf die Frage, ob Krieg sein solle oder nicht, bestimmen weiter [?] die obersten Gewalthaber. Die höchste Stufe der Cultur ist der Kriegszustand der Völker im Gleichgewicht, und das Mittel ist die Frage, wer von ihnen fragen soll, ob Krieg sein soll oder nicht. 203,19 müsse.1 [und nicht weder (wie an einer Table d'hote ) die Freymüthigkeit der Conversation ängstlich einschränken noch, wie bei einem Lordmaireschmaus (weil jede übergroûe Gesellschaft Pöbel ist), ins Gelag hinein ohne Auswahl und Zusammenhang geredet werde.] R 203 ebd. Soviel zur Critik des physischen Geschmacks. R 205 Mitte Für sich allein zu essen Refectorium R 209 Anthropologie 1ster Teil Anthropologische D ida c tik Was ist der Mensch? 2ter Teil Anthropologische Cha r a ct er is t ik Woran ist die Eigenthümlichkeit jedes Menschen zu erkennen? Die erstere ist gleichsam die Elementarlehre, die zweite die Methodenlehre der Menschenkunde. R 213 unten (inhaltlich vgl. S. 218 f.) Wenn ein Temperament die Beymischung des andern sein soll, so wiederstreben beide einander, sie neutralisieren sich ± soll aber eins mit dem andern zu Zeiten wechseln, so ist es bloûe Laune und kein bestimmtes Temperament. Man weiû nicht, was man aus den Menschen machen soll. Der Frohsinn und Leichtsinn, der Tiefsinn und Wahnsinn, der Hochsinn und Starrsinn, der Kaltsinn und die Beharrlichkeit. R 223 Geschnittene Steine Camee und intaglio




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R 228 Mitte Hume im Gedanken und Rousseau Von den Schädeln nach Camper und Blumenbach. Kuglicher Kopf, nicht flache Stirn. Heydegger. R 235 2. Absatz Warum eine Frau (Venus) auch den häûlichsten Mann (Vulcan) heurathet und darüber nicht verlacht wird Bei rohen Völkerschaften ist das Weib ein Lasttier. Hearne v. der Hudsonbay. ± Von der letzten Gunst der Czicisbeen . [Hearne, Samuel (1751±92) machte im Dienst der Hudson's Bay Company 1768±70 drei Reisen zur Erforschung des Landes. Der Bericht darüber erschien erst nach seinem Tode (1795).] Den Schlägen der Russen aus Liebe und Eifersucht. R 236±237 Das Weib such allen Männern zu gefallen, weil, wenn einer ihm stirbt, sie auf einen andern, dem sie gefiel, Hoffnung hat. R 239 Mitte Es wird dazu keine von allen weiblichen Tugenden erfordert als blos, daû sie wider die Versuche auf ihre weibliche Ehre (sich nicht ohne Ehe wegzugeben) fest bestehe. 245,6 werden, [welches durch die Ungleichartigkeit ihrer Naturanlagen schwerlich zu vermeiden] 245,26 klassifizieren2. [A Der Franzose charakterisirt sich zu seinem Vortheil durch sein vorzügliches Talent Geschicklichkeit und den Hang zum angenehmen geschlossenen und menschenfreundlichen Umgange. Der Etranger ist, unter diesem Titel, schon unter seinem Schutz. Seine Lebhaftigkeit macht ihn zur Verwunderung geneigt, die oft heilsam, aber öfterer doch auch halsbrechend sein kann, und er nimmt an Nationalvergnügungen oder Interesse Antheil] R 249±250 Russen und Polen sind keiner Autonomie fähig. Die 1sten, weil sie ohne absolute Herren, die 2., weil sie alle Herren seyn wollen. Französischer Witz ist oberflächlich Gondoliers und Lazzaroni 252,30 nicht [Genie erfordert wird als ein Talent zu Produktionen dessen, was man nicht durch Lernen von Anderer erwerben kann erfordert wird , sondern nur durch selbst eigene Erfin-







Ergänzungen aus Kants Handschrift

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dung erworben werden kann, dergleichen die Werke ächter Dichter xx sind] R 253 2. Absatz Deutsche keine Originalität in Sachen des Geistes, sondern Nachahmung R 257 1ste Stufe Der Mensch ist ein nicht blos für die Natur und den Instinkt, sondern auch für die freie Kunst geschaffenes Tier. 2te Stufe

Urtheil der Spanier in Mexiko 257,21±22 darbietet. [Der Mensch ist sich aber seiner selbst nicht blos als vernünftiges Tier (animal rationabile) , was räsonnieren kann, sondern auch seiner Thierheit ungeachtet als Vernunftwesen (animal rationale) bewuût, und in dieser Qualität erkennt er sich nicht durch Erfahrung, denn die würde kann ihm nie die objektive unbedingte Nothwendigkeit seiner Willensbestimmung dessen, was er sein soll, sondern nur empirisch, was er ist oder unter empirischen Bedingungen sein soll, lehren, sondern er erkennt an sich selbst aus reiner Vernunft (a priori) die Menschheit auch als ein , nämlich das Ideal der Menschheit, welches mit ihm womit er sich als einen Menschen vergleichen und so den reinen Charakter seiner Gattung angeben kann durch die Gebrechlichkeiten seiner Natur als Einschränkungen jedes Urbildes den Character seiner Gattung kann erkennen und zeichnen lassen. Diesen aber zu würdigen, ist die Vergleichung mit einem Maûstabe nöthig, der nicht nirgend anderswo als in der vollkommenen Menschheit angetroffen werden kann.] 260,28 kann. [Weil nun der Übergang aus dem rohen in den civilisirten Zustand unaufhaltsam dabei aber auch kein Sprung, sondern ein unmerklich fortschreitendes Werk der Gesittung ist so kann man allenfalls zwar Epochen angeben welche , ist es erstlich sowohl vergeblich, dawider zu warnen als in den Strom aufzuhalten, unter dem Vorwande, daû natürliche Übel und Le und sowohl als durch Ungerechtigkeit mit Gewalt gleich aus der Büchse der Pandora auf die unglückliche Welt sich stürzen werde dagegen , wovon die ruhige[n] Einfalt und Genüg-




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samkeit (des Hirtenlebens), wozu nicht viel Kunst und oder gewandte Klugheit erfordert wird, frei bleibt, sondern diese Berechnung des Vortheils mit dem Nachtheil ist unrichtig. Denn der Anwachs der Menschenmenge im gesitteten Zustande, welche einerseits den Menschen den Spielraum ihrer Absichten durch Kriege verengt, ist giebt bei fortschreitender Cultur des menschlichen Geschlechts ein so reichen Überschus über den Verlust, daû die Summe der Tugenden sowohl als der Lebensfreuden ihre Gegentheile im Ganzen doch immer mehr überwiegen und einen in der Reihe der Jahrhunderte immer wachsenden Gewinn versprechen müssen, weil die durch Erfahrung gewitzigte Klugheit sie natürlicherweise immer in ein besseres Gleis zu lenken wissen wird.] 261,6 geschehe. [Daher man auch die Frage aufwerfen kann, ob de r M ens c h v on N a tu r (d. i. ehe er noch die Bestimmungsgründe seines freyen Thuns und Lasens, mithin ein Gesetz deutlich vorstellen denken kann), g ut o der bös e genannt werden könne, welches so viel sagen will als Ob der Mensch nach Grundsätzen geneigt sei, den Antrieben des Sinnenreitzes zuwieder gegen den Bewegursachen des Sittengesetzes den Vorzug zu geben, und ob dazu ein angebohrner Hang in ihm liege, wo er dann für von Natur böse erklärt werden müûte; wodurch aber der zum Bösen vorzüglich geneigte Mensch darum nicht sofort zum für einen bös e n M en sc he n gemacht erklärt wird, weil eben dieselbe Freiheit der Willkühr es auch der Vernunft es möglich macht, diesen Hang durch ihre Maximen habituell, aber freilich nur durch einen für jeden Akt neue besonders genommenen Vorsatz zu überwiegen nicht aber , ohne doch einen fortdauernden Hang zum Guten gleichsam einwurtzeln zu machen. mit anderen Worten, ob er in der Rohigkeit seines Zustandes einen gröûeren Hang zu dem habe, wovon er sich bewuût ist, daû es böse sei, als der sein Hang zu dem ist, was er als gut und darum auch, weil es gut ist, erkennt: mithin welches auch , was hierinn der Character der Menschengattung sei. Die Stufen aus dieser Rohigkeit hinauszugehen sind: daû er cultivirt, civilisirt und endlich auch moralisirt wird.]

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Entstehung und Eigenart der Anthropologievorlesung

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2. Entstehung und Eigenart der Anthropologievorlesung Kants »Anthropologie in pragmatischer Hinsicht« ist aus der Vorlesung über Anthropologie hervorgegangen. Als eigenständiges Kolleg hielt Kant die Anthropologievorlesung zum ersten Mal im WS 1772/73, also nicht, wie Benno Erdmann behauptet hatte, erst im folgenden Wintersemester 1773/74. Emil Arnoldt verweist zur Begründung seiner Korrektur der Datierung Erdmanns auf eine Eintragung in den Senatsakten, Vol. IV, Vol. 836 und 837, aus der hervorgeht, daû Kant die Anthropologie im Lektionskatalog für das WS 1772/73 zwar nicht angezeigt, aber dann doch unter dieser Bezeichnung gelesen hat. Die von Arnold angeführte Eintragung lautet: »Tabelle von denen im Wintersemester 1772/73 von der hiesigen Philos. Fakult. gehaltenen Vorlesungen aufgenommen in dem d. 26. Febr. wegen derer Vorlesungen angestellten Consess der Fakultät. Metaphysica publice von Prof. Kant ist von 7±8 gelesen worden und wird absolviret werden. Physica theoretica privatim von Prof. Kant ist ob defectum auditorum nicht zu Stande gekommen; es ist aber statt dessen die Anthropologie von 9±10 gelesen worden. Jus naturae privatim von Prof. Kant ist von 8±9 gelesen worden, und wird absolviret werden. Examinatorium et Disputatorium publice von Prof. Kant ist von 7±8 Mittwochs und Sonnabends gehalten worden.« (Emil Arnoldt: Kants Vorlesungen über Anthropologie, in: ders.: Gesammelte Schriften. Hrsg. v. Otto Schöndörffer, Bd. IV. Berlin 1908, 323/ 324.) Es ist das Verdienst Emil Arnoldts, eine exakte Aufstellung aller Vorlesungen Kants gegeben zu haben. Seine vollständige Chronologie der Anthropologievorlesungen (ebd., 329 ff.) verzeichnet alle 24 von Kant regelmäûig vom WS 1772/73 bis zum WS 1795/96 gehaltenen Vorlesungen über Anthropologie zusamt den Angaben über Stunden- und Hörerzahl. Der Sache nach stellt die Anthropologievorlesung eine Verselbständigung der Vorlesung über empirische Psychologie dar, die selbst wiederum Teil der Metaphysikvorlesung gewesen ist. Eine wichtige Station auf dem Weg dieser Verselbständigung bezeichnet die »Nachricht von der Einrichtung seiner Vorlesungen in dem Winterhalbenjahre von 1765±1766«: in ihr spricht Kant davon, daû er die empiri-

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sche Psychologie (anders als Baumgarten) vor den übrigen Teilen der Metaphysik (Kosmologie etc.) abhandeln werde (vgl. AA II, 309 f.). Diese vorgezogene Behandlung der empirischen Psychologie bildet das Anfangsstadium der Entwicklung einer eigenständigen Vorlesung über Baumgartens »Psychologia empirica«, betitelt »Anthropologie« (vgl. zur Entwicklungsgeschichte der Anthropologievorlesung die Einleitung zur Edition der Nachschriften der Anthropologie-Vorlesungen im Band XXV der Akademie-Ausgabe, Berlin 1997. Über die Absicht seiner Vorlesung über Anthropologie schreibt Kant im Spätherbst 1773 an Marcus Herz: »Ich habe die Rezension der Platnerschen Anthropologie gelesen. Ich hätte zwar nicht von selbst auf den Rezensenten geraten, jetzt aber vergnügt mich der darin hervorblickende Fortgang seiner Geschicklichkeit. Ich lese in diesem Winter zum zweitenmal ein collegium privatum der Anthropologie, welches ich jetzt zu einer ordentlichen akademischen Disziplin zu machen gedenke. Allein mein Plan ist ganz anders. Die Absicht, die ich habe, ist, durch dieselbe die Quellen aller Wissenschaften, die der Sitten, der Geschicklichkeit, des Umgangs, der Methode Menschen zu bilden und zu regieren, mithin alles Praktischen zu eröffnen. Da suche ich alsdenn mehr Phänomena und ihre Gesetze als die erste Gründe der Möglichkeit der Modifikation der menschlichen Natur überhaupt. Daher die subtile und in meinen Augen auf ewig vergebliche Untersuchung über die Art, wie die Organe des Körpers mit den Gedanken in Verbindung stehen, ganz wegfällt. Ich bin unablässig so bei der Beobachtung, selbst im gemeinen Leben, daû meine Zuhörer vom ersten Anfange bis zu Ende niemals eine trockene, sondern durch den Anlaû, den sie haben, unaufhörlich ihre gewöhnliche Erfahrung mit meinen Bemerkungen zu vergleichen, jederzeit eine unterhaltende Beschäftigung haben. Ich arbeite in Zwischenzeiten daran, aus dieser in meinen Augen sehr angenehmen Beobachtungslehre eine Vorübung der Geschicklichkeit, der Klugheit und selbst der Weisheit vor die akademische Jugend zu machen, welche nebst der physischen Geographie von aller andern Unterweisung unterschieden ist und die Kenntnis der Welt heiûen kann.« (Zit. nach: Immanuel Kant: Briefwechsel. Auswahl und Anmerkungen von Otto Schöndörffer. Mit einer Einleitung von Rudolf Malter und Joachim Kopper und einem Nachtrag. Hamburg 31986, 115). Dieser Versuch Kants, die Akademische Jugend in der »Kenntnis

Gedruckt vorliegende Nachschriften

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der Welt« zu unterweisen, war, wie die Zeitgenossen übereinstimmend berichten, von groûem Erfolg gekrönt. 3. Gedruckt vorliegende Nachschriften der AnthropologieVorlesung und zu ihr gehörige Materialien Immanuel Kant's Anweisung zur Menschen- und Weltkenntniû. Nach dessen Vorlesungen im Winterhalbjahre von 1790±1791. Hrsg. v. Fr. Ch. Starke. Leipzig 1831 (Warda Nr. 224) (Nachdr. Hildesheim 1977). Immanuel Kant's Anweisung zur Menschen- und Weltkenntniû. Hrsg. v. Fr. Ch. Starke. Neue Ausgabe. Quedlinburg und Leipzig 1838 (Warda Nr. 225). Immanuel Kant's Menschenkunde oder philosophische Anthropologie. Nach handschriftlichen Vorlesungen hrsg. v. Fr. Ch. Starke. Leipzig 1831 (Warda Nr. 226) (Nachdr. Hildesheim 1977). Immanuel Kant's Menschenkunde oder philosophische Anthropologie. Hrsg. v. Fr. Ch. Starke. Neue Ausgabe Quedlinburg und Leipzig 1838 (Warda Nr. 227). Anthropologia docente Profeû. Kant, in: Die philosophischen Hauptvorlesungen Immanuel Kants. Nach den neu aufgefundenen Kollegheften des Grafen Heinrich zu Dohna-Wundlacken. Hrsg. v. Arnold Kowalewski. München und Leipzig 1924 (Nachdr. Hildesheim 1965). Taschenbuch für Menschenkenntniû und Menschenbesserung. Auch zum Gebrauche für Stammbücher. Mit einer Abhandlung über Menschenkenntniû. Hrsg. v. D. Heinichen. Leipzig 1827. Aus Kants Vorlesungen über Anthropologie nach einem ungedruckten Kollegheft vom Wintersemester 1791/92, in: Philosophischer Kalender für 1925. Im Zeichen Immanuel Kants. Hrsg. v. Arnold und Elisabeth Kowalewski. Berlin 1925, 61±93. Otto Schlapp: Kants Lehre vom Genie und die Entstehung der »Kritik der Urteilskraft«. Göttingen 1901 (Auszüge aus: Anthropologie Nicolai, Brauer, Puttlich, Gotthold, Reicke, Reichel). H. Chn. Andre (Hrsg.): Der Mensch, oder compendiöse Bibliothek des Wissenswürdigsten von der Natur und Bestimmung des Menschen, und von der Geschichte der Menschheit, hrsg. von K. Chn. Andre. (Auch unter dem Titel: Compendiöse Bibliothek der gemeinnützigsten Kenntnisse für alle Stände, Teil I: Körperlehre,

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Teil II: Seelenlehre.) Eisenach und Halle (Teil I, 1794; Teil II, 1796) (Adickes 1660). Es dürfte sich, nach den Angaben von Adickes zu schlieûen, um eines der ältesten Zeugnisse gedruckter Stücke aus einer Nachschrift von Kants Anthropologie-Vorlesung handeln; allerdings müûte noch geklärt werden, aus welcher Vorlesung die Texte stammen. Vgl. Adickes S. 316: »In this psychology, which remains from first to last within the limits of experience, use is made, among other things, of an unpublished anthropological Heft of Kants's.«). Theodor Gottlieb von Hippel: Lebensläufe nach aufsteigender Linie. Leipzig 1778±81 (3 Bde). (Vgl. hierzu Kants »Erklärung wegen der von Hippel'schen Autorschaft, AA 12, 360 f. und AA 13, 536 ff.) [Schubert, Friedrich Wilhelm] Einige Blätter I. Kant's aus seinen Vorarbeiten zur Anthropologie. Aus den Autographen mitgetheilt von Geh.-Rat Prof. Dr. F. W. Schubert, in: Neue Preuûische Provinzial-Blätter, andere Folge, Bd. XII, Königsberg 1857 (Juli-Dezember), 51±61. Reflexionen Kants zur Anthropologie. Aus Kants handschriftlichen Aufzeichnungen hrsg. v. Benno Erdmann (= Reflexionen Kants zur kritischen Philosophie. Aus Kants handschriftlichen Aufzeichnungen hrsg. v. Benno Erdmann. Erster Band, erstes Heft. Reflexionen zur Anthropologie. Leipzig 1882). Kant's gesammelte Schriften. Hrsg. v. d. Königlich Preuûischen Akademie der Wissenschaften. Bd. XV: Kant's handschriftlicher Nachlaû. Bd. II. Erste Hälfte: Anthropologie. Erste Hälfte. Berlin 1913 (Neudruck 1923; 1. fotomechanischer Nachdruck 1961, 2. Fotomechan. Nachdruck 1969); Zweite Hälfte ebd. Kant's gesammelte Schriften. Hrsg. v. d. Preuûischen Akademie der Wissenschaften. Bd. XX: Kant's handschriftlicher Nachlaû. Bd. VII. Berlin 1942 (Fotomechan. Nachdruck 1958, 1962, 1971) (für Anthropologie vor allem wichtig: Vorarbeiten zu den »Beobachtungen«). (Zur Kontrolle der zitierten Titel wurde eine Aufstellung des gedruckt vorliegenden Anthropologiematerials benutzt, die Herr Dr. phil. habil. G. Lehmann dem Verlag zur Verfügung gestellt hat).

Bisherige Ausgaben der Anthropologie

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4. Bisherige Ausgaben der Anthropologie Anthropologie in pragmatischer Hinsicht abgefaût von Immanuel Kant. Königsberg bey Friedrich Nicolovius 1798 (Warda 195). Anthropologie in pragmatischer Hinsicht abgefaût von Immanuel Kant. Mit einem zu diesem Buche nöthigen Register versehen. Frankfurt u. Leipzig 1799 (Warda 196). Anthropologie in pragmatischer Hinsicht abgefaût von Immanuel Kant. Zweyte verbesserte Auflage. Königsberg bey Friedrich Nicolovius 1800 (Warda 197, vgl. auch 198, 199). Anthropologie in pragmatischer Hinsicht abgefaût von Immanuel Kant. Dritte verbesserte Auflage. Königsberg, in der Universitäts-Buchhandlung, 1820 (Warda 200). Immanuel Kant's Anthropologie in pragmatischer Hinsicht. Vierte Original-Ausgabe mit einem Vorwort von J. F. Herbart. Leipzig, Verlag von Immanuel Müller. 1833 (Warda 201). Immanuel Kant's Sämmtliche Werke. Hrsg. v. Karl Rosenkranz und Friedr. Wilh. Schubert. Siebenten Theils Zweite Abtheilung: Immanuel Kant's Anthropologie in pragmatischer Hinsicht. Hrsg. v. Friedr. Wilh. Schubert. Leipzig 1838. Immanuel Kant's Werke, sorgfältig revidirte Gesammtausgabe in zehn Bänden. 10. Bd.: Schriften zur Anthropologie und Pädagogik. Nebst einer Sammlung von Briefen und öffentlichen Erklärungen und einem chronologischen Verzeichnisse sämmtlicher Schriften Kant's. Leipzig 1839, 113±377. Immanuel Kant's Sämmtliche Werke. In chronologischer Reihenfolge. Hrsg. v. G. Hartenstein. Bd. 7. Nr. VI. Leipzig 1868, 429± 658. Philosophische Bibliothek Bd. 44 (früher 14): a) Hrsg. v. J. H. von Kirchmann. Berlin 1869, 21872, 31880; 4. Aufl. Leipzig 1899. b) Hrsg. v. Karl Vorländer (Neuausgabe, 5. Aufl. Leipzig 1912, 61922, 71980). Kant's gesammelte Schriften. Hrsg. v. d. Königlich Preuûischen Akademie der Wissenschaften. Erste Abteilung: Kant's Werke. Bd. VII. Berlin 1907 (Neudruck 1917), 117±333 (Herausgeber: Oswald Külpe) (Einleitung, Sachliche Erläuterungen, Lesarten, Ergänzungen aus H, Orthographie, Interpunction und Sprache 354±417). ± 1968 erschien eine Paperbackausgabe des Textes: Kants Werke. Akademie-Textausgabe. Unveränderter photomechanischer Abdruck des Textes der von der Preuûischen Akade-

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mie der Wissenschaften 1902 begonnenen Ausgabe von Kants gesammelten Schriften. Bd VII: Der Streit der Fakultäten. Anthropologie in pragmatischer Hinsicht. Berlin 1968 (seitenidentisch mit der Ausg. 1907/1917). Die hierzugehörenden Anmerkungen erschienen (seitenidentisch) Berlin-New York 1977. Immanuel Kant's sämtliche Werke in sechs Bänden. GroûherzogWilhelm-Ernst-Augabe. Erster Bd.: Vermischte Schriften. Nr. X. Leipzig 1921, 289±537 (Herausgeber: Felix Groû). Immanuel Kants Werke. In Gemeinschaft mit Hermann Cohen, Arthur Buchenau, Otto Buek, Albert Görland, B. Kellermann hrsg. v. Ernst Cassirer. Bd. VII: Anthropologie hrsg. v. Otto Schöndörffer. Berlin 1923. Reclams Universalbibliothek: Hrsg. v. Raymund Schmidt. Leipzig 1943 (UB Nr. 7541±44). Immanuel Kant. Werke in 6 Bänden. Hrsg. v. Wilhelm Weischedel. Bd. 6. Schriften zur Anthropologie. Geschichtsphilosophie, Politik und Pädagogik. Wiesbaden (Insel-Ausgabe) 1964, 395±690 (dieselbe Ausgabe erschien in der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft Darmstadt 1964, 21966, 3., nochmals überprüfter reprografischer Nachdruck 1975). Kant. Werke in zwölf Bänden. Hrsg. v. Wilhelm Weischedel. Bd. 12: Schriften zur Anthropologie, Politik und Pädagogik 2. Frankfurt (Theorie-Werkausgabe Suhrkamp) 1968, 395±690 (Paperbackausgabe, text- und seitengleich mit der Edition Wiesbaden 1964, abweichende Bandaufteilung). Immanuel Kant. Werke in zehn Bänden. Hrsg. v. Wilhelm Weischedel. Bd. 10: Schriften zur Anthropologie, Geschichtsphilosophie, Politik und Pädagogik. Zweiter Teil. Darmstadt (Wissenschaftliche Buchgesellschaft) 1968 (Paperbackausgabe = 2. überprüfter reprograf. Nachdr. der Ausgabe Darmstadt 1964; 1975 erschien ein 4., erneut überprüfter reprograf. Nachdr. derselben Ausgabe). Immanuel Kant. Werke in zwölf Bänden. Hrsg. v. Wilhelm Weischedel. Bd. 12: Schriften zur Anthropologie, Politik und Pädagogik 2. Frankfurt (stw-Werkausgabe) 1977, 395±690 (Taschenbuchausgabe, text- und seitengleich mit der Theorie-Werkausgabe 1968). Reclams Universal-Bibliothek. Hrsg. u. eingel. von Wolfgang Becker. Mit e. Nachw. von Hans Ebeling. Stuttgart 1983. UB Nr. 7541.

Bisherige Ausgaben der Anthropologie

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Kant's Gesammelte Schriften. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. Band 25 (in zwei Halbbänden). 4. Abteilung: Vorlesungen. Herausgegeben von der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen. Zweiter Band: Vorlesungen über Anthropologie. 2 Teilbände. Teilband 1: CLI, 728 Seiten. Teilband 2: Seiten 729 ± 1691. 1997. Bearb. v. Reinhard Brandt und Werner Stark. Berlin u. a. 1997.

PERSONENREGISTER

Stellenangaben in Klammern zeigen an, dass die jeweilige Person hier zwar gemeint, aber nicht namentlich genannt ist. Kursiv gesetzte Ziffern verweisen auf den Anhang (Ergänzungen aus Kants Handschrift). Abaelard 12,9 Abraham 96,21 Addison 25,2 Arcesilas 99,28 Archenholz 225,19 Archimed 262,31 Ariosto 79,32 Aristoteles 41,25 Arouet 117,18; 286 Baco von Verulam 133,18±19 Beratier 138,9 Baretti 132,26 Bayard 180,18 Blair 164,18 Blumauer 55,2 Blumenbach 228,22; 298 Boswell 132,11 f.; 253,10 Bourignon 17,16; 53,22 Brockes 275 Brown 174,25 Buffon 130,21 Bull 232,28 Büsch 247,32 Butler 131,11; 148,17 Camper 228,21; 258,25 Cartesius 3,20; 72,21 Cato 66,7 Cervantes (291)

Chesterfield 203,18 Christina von Schweden 101,16±17 Clavius 108,11 Cook 235,26 Correggio 38,2±3 Cromwell 240,10 Demetrius 201,8 Diogenes 220,22 Epikur 148,6 Fielding 55,1; 56,31; 144,6 Friedrich II. von Preuûen (178,24±25); 271,19 Gaûner (39,3) Girtanner 256,4 Haller 17,19 Harrington 128,17 Hausen 120,25 Hearne 298 Heidegger (Heydegger) 229,26; 298 Heinecke 138,8 Helmont 124,29 Helvetius 38,28; 76,23; (190,2) Hiob 240,16

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Personenregister

Hofstede 42,7 Homer 92,18 Horaz 162,31 (224,16) Hume 66,20; 68,24; 109,20; 181,20; 241,13; 244,8; 298 Jacob I. von England 220, 18±19

Jesus (35,14) (96,21) Johnson 132,4±5; 133,8 Juvenal 99,27 Kästner, A. G. (118,8±9) Kant als Knabe 90,16±20; Sehfahrt von Pillau nach Königberg 64,24; an einer Tafel 97,24 Karl II. von England 101,23 f. Karl XII. von Schweden 176,5; 221,13 Kayserling, Gräfin 183,28±29 Kolumbus 134,8 Lavater 225,15; 231,22 Lavoisier 262,31 Leibniz 27,31; 137,23 Leonardo da Vinci 135,7 Leopold von Dessau (78,8) Leû 17,22 LinnØ 259,23; Linnäus 82,21; Linneus 258,25 Locke 19,6 Lucretius 78,16; 152,28; Lukrez 269,25 Magliabecchi 83,16 Marmontel 42,7 Mengs 38,1 Mesmer (39,3) Michaelis 76,31

Milton, John 156,9; 240,9 Milton, Mary (240,9) Moli›re 5,33 Montaigne 60,21 Mordaunt, Lord 145,13 Moscati 258,22 Nero 179,29 Newton 137,34; 262,31 Nicolai 232,26±27 Orpheus 92,18 Ossian 92,18 Palagonia, Prinz 71,6 Pascal 17,17; 53,23 Pellisson 227,32±228,1 Persius 17,23 Picus von Mirandola 83,15±16 Plato 204,31 Plautus 244,26 Politianus, Angelus 83,16 Pope 116,32; 190,9; 198,29; 275 f. Porta Babtista 25,12 Quin 233,9 Richardson 5,32±33 Robertson 253,4 Roland (Minister) 179,20 Rousseau 251,22; 260,16; 263,14; 264,5; 271,21 Sagramoso 183,30; 294 Scaliger 83,16; 137,20 Schwarz, Berthold 134,20 Shakespeare 77,33 Sharp 249,4 Smith, Adam 115,17

Personenregister

Sokrates 25,22; 32,14; 42,8; 107,20; 171,23; 240,16 Solon 99,28 Sonnerat 284 Sterne 108,4; 147,18 Sylla 221,5 Sulzer 27,18 Swedenborg 92,22 Swift 41,6; 42,5; 131,10 Terrasson 186,28 Timon 270,17

Trublet 130,26 Ver[r]i, Graf 143,18 Virgil 55,2±3 Voltaire 117,18; 131,14; 242,30 Waller 132,5 Xanthippe (240,17) Young 131,16

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SACHREGISTER

Aberglaube 106,28; (jüdischer) 110,19; abergläubisch 139,28; Abergläubische 39,26 Aberwitz 106,6±7; 123,21 f. abstractio 23,33±34; abstrahieren 15,1 f.; Abstraktion, 33,25; 119,7; -svermögen 15,10 Affektation 150,30; 238,25; Affekte 147,28±29.; 169,22 ff.; affektieren 248,12; affektiert 16,6; Affektlosigkeit 170,7 Ahndungen 86,19 f. Albernheit 108,19 Alpdrücken 90,26 Altertum 55,13; Altertümer, römische 251,16±17 Anachoreten 208,15 Anarchie 269,3 angenehm 173,20±21; Angenehme, das 141,12; 155,18 Angewohnheit 36,34; 72,16 Anlage (des Menschen) moralische 258,15; 260,29 f.; pragmatische 258,13; 260,9 f.; technische 258,12; 258,21 f. Anschauung 23,32; a priori 27,18±19; empirische 19,12± 13; 43,6; 61,13±14; (innere) 53,16 Anstand 181,24; 237,28 Anthropologie, pragmatische 90,1; 161,23±24; in prag-

matischer Hinsicht 3,12 ff.; 245,15; indirekt pr. 122,8±9; (physiologische und pragmatische) 3,11 ff.; 21,13±14; (im Unterschied zur physischen Geographie) 228,23± 24; Summe der 261,20; anthropologisch (im Unterschied zu psychologisch) 52,24 Apathie 172,29 Apperzeption 27,2; reine 28,6± 7 ff.; 52,16; (r. und empirische) 19,17 Appetit 50,5; 185,18; 206,14; vgl. Begierde Apprehension 10,2; 19,13; 28,12 ff. Araber 79,22; 96,8; 192,1±2; 205,14 Arbeit (beste Art, d. Leben zu genieûen) 144,13 Archäologie der Natur 94,26; 259,23 Arglist 100,34; 103,28 Armenier 255,13 Arzneikunde, gerichtliche 121,15±16 Arzneimittel 119,22±23 Assoziation, Gesetz der 72,15; 129,11; der Vorstellungen 73,13; 80,20 ästhetische Behandlung 33,26 Astrologia iudiciaria 95,9; Astrologen 87,28 f.

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Sachregister

Astronomie 89,18 Aufklärung 92,29 Aufmerksamkeit 15,17; 52,7; (dreifache des Redners) 113,32 Aufwand 166,13 f. auslegen (symbolisch und buchstäblich) 92,34±93,1 Autodidacti 138,1±2 Bälle 166,19 Bangigkeit 86,25; 174,14 Barbarei 263,6; 269;5 Bauchredner 39,2±3 Bauernkalender 85,20 Bayern 232,27 Begehrungsvermögen 169,2 ff. Begierde 169,3; 187,27 ff.; vgl. Appetit Begriff 18,23±24; 23,34; 28,2±3; 61,16±17; 91,23 ff.; 100,29 Beredtheit (der Frauen) 237,23 Beredsamkeit 161,20 ff. Bergschotten 87,6 Bestimmung (des Menschen) 260,21; 264,24; 267,29 berauscht 64,9 Betrug der Sinne 38,7; vgl. Sinnenschein, Täuschungen (innere) Bewusstsein, 28,4 f.; Einheit d. 9,6±7; 23,11±12; (reines und angewandtes) 28,35±36 Bezauberung (der Sinne) 38,17± 18

Bezeichnungsvermögen 91,13 ff. Bibliothek 83,8 Bilderbibel (und -fibel) 82,24 Bildhauerkunst 163,19

Blindgeborene 51,5; 62,3 Blödigkeit 177,29; 181,29; -sinnigkeit 118,18 Blutrache 194,25 borniert 24,15; 109,24 Bösartigkeit 221,1 Bosheit 201,11; 270,20±21 Bücher (der Frauen) 239,24; -gelehrsamkeit 139,21; Verbot der 127,28±29 Bürgerliche Gesetzgebung 268,26±27; Verfassung 264,22; 266,3±4 Charakter 211,1 ff.; der Denkungsart 219,1 ff.; der Gattung 257,2 ff.; des (männlichen und weiblichen) Geschlechts 233,18 ff.; der Person 211,1 ff.; der Rasse 256,2 f.; des Volkes 243,27 ff.; Gründung eines Charakters 222,27; intelligibeler 261,6±7; sensibeler 261,14±15 Chemie 74,15; Chemiker 94,13 Chinesen 171,6 f.; 228,16 f. cholerisch 213,4±5; cholerisches Temperament 215,25 f.; 217,30 Chronologie 89,25; jüdischchristliche 96,19 f. Cicisbeat 238,27 Cosmopolitismus 269,30±170,1 Cynism 21,32, vgl. Zyniker Dame, Damen 54,21; 135,28; 161,2; 203,24; -sprache 247,5; vgl. Frau, Weib

Sachregister

Demiurgus 270,10 Denken 27,3 f.; 63,17; 93,25 f.; 206,3; (Form und Inhalt) 26,30±27,26; (drei Arten des D.) 140,8 f. Denksprüche 83,12 f. Despotism 269,4 f. Deutsche 252,1 ff. Deutschland 246,26 Devote 232,22 Diarium 17,20; vgl. Tagebuch Dichter 88,10 f.; 162,16 ff.; (als Lobredner der Sinnlichkeit) 30,9; Dichtkunst 31;25; 161,21 f.; Dichtungsvermögen 72,13 ff.; Ding an sich selbst 28,19 Dreieinigkeit 123,27 Dreistigkeit 177,29 f.; 181,29; Dreustigkeit 178,26; Dummdreustigkeit 227,21 Dreizehn (als Unglückszahl) 97,3 Duell 177,20; 180,4 Dumm 116,25; -heit 108,18 f. Dunkelheit, studierte (des Stils) 22,15 Dutzend 97,16 Egoism 10,23 ff. Egoist, logischer 11,6 f.; ästhetischer 12,18 f.; moralischer 12,25 f. Ehe 78,15; 125,16 f.; 235,15; 238,2 f.; 241,9 ff.; (heilt von der Verliebung) 78,15; -frau 240,24 f.; -leute 77,12; ± mann, -männer 217,14; 229,18; 235,23; 240,24; 242,13; natürlicher Kurator des

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Weibes 114,22±23; -paar 125,11 Ehrbegierde 189,4 ehrlich 109,8; Ehrlichkeit 252,2 Ehrliebe 177,23 Ehrsucht 195,17 ff. Eigensinn, logischer 127,19 Eifersucht 144,8; 235,20; 239,3 f. Einbildungskraft 18,8; 42,25; 61,7 ff.; 75,1 ff.; 81,5 f.; 111,7 f.; 135,8±9; 155,1; 161,30; 253,29 Einfalt 16,26; 16,19; 131,6; schalkhafte 148,20; 183,18± 20; einfältig 109,6; 116,14 Einflüsse, mechanische und chemische 48,3 Eingebungen 53,6; 107,20; 127,10; 163,31±164,1; 253,22 Eintracht 258,3±4 Eitelkeit 160,14 f.; 177,10 Ekel 40,19; 48,7 ff.; 166,17 Ekstasis 59,18 Eleganz 166,19 Empfindelei 148,25±26 Empfindlichkeit 49,13 (der Frau) 239,30 Empfindsamkeit 49,9±10; 148,24; (des Mannes) 239,29 Empfindung (= empirische Anschauung) 30,30±31; 53,6; 57,14 f.; 148,33 Endzweck 92,30; 195,20; 264,24; alles Wissens 206,31 England 246,25 Engländer 137,14; 145,13; 154,12; 171,9; 235,29; 244, 10 ff.

Entdecken 134,5 f. Enthaltsamkeit 262,19

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Sachregister

Enthusiasm 172,25; 192,10; 247,17; Enthusiast 106,9±10 epikureisch 58,1 Epoche machen 136,24 f. Erfahrung 10,4; 18,13 f.; 27,6 ff.; 52,23 Erfinden 134,5 f. Erhabene, das 43,24; 156,4 ff.; 164,16; 251,5 Erinnerungsvermögen 80,17 Erkenntnis 26,16 f.; a priori 29,15; symbolische und diskursive 91,31±32 Erkenntnisvermögen, 29,29 f.; zwei 26,17,f.; 98,14 ff. Erklärung, pragmatische 72,21± 22

Eros 156,22 erröten 94,14; vor Zorn 180,29 erscheinen 27,11 ff. Erstaunen 182,7 f. Erziehung 260,14; des Menschengeschlechts 265,9 Esprit 135,27; 247,24 Eudämonist 12,27 Faden (der) Rede 70,7 Falschheit 201,1 f. Familienschlag 256,6 f. Fandango 250,17 Fassung (äuûere) 59,12; des Gemüts 170,4; 175,17; 181,8 Faulheit 201,1 f. Feierlichkeit 250,7 Feigheit 175,21; 178,19; 201,1 f. Fertigkeit 34,15 Feudalwesen 14,11±12 Form (ästhetische) 155,2; a priori 161,30

Formalitäten (gesellschaftliche) 216,4 Förmlichkeiten (gesellschaftliche) 34,32 fortpflanzen 75,26; 237,14; Fortpflanzung 125,7; 256,23 Frankreich 246,24; Franzosen 137,13; 171,4; 247,2 ff. Fratzen 67,31; Fratzengesicht 229,23 Frau, Frauen, 114,28; 116,2 f.; 217,15; 229,18; 234,28 ff.; gelehrte 239,23; -zimmer 41,12; 79,3; 117,7; 206,25±26; Gelehrsamkeit (d. F.) 112,3; unverehelichte 239,22; Haus- 182,27, vgl. Dame, Weib Freiheit der Feder 11,12; des Spiels der Einbildungskraft 155,26; des Volkes 80,6; (der) Willkür 261,2; und Gesetz 268,25 Freiheitsgeist 247,16; -sneigung 190,20 f. Freimütigkeit 16,16; 181,28 Freude 173,23±24; bittere 150,18±19 Freunde 41,25 Freundschaft 221,30 Frieden (ewiger) 270,4 Furcht, Furchtsamkeit 175,15 ff.; 181,5 (d. weibl. Geschlechts) 237,16 Furor poticus 88,8; 106,21 Galanterie 41,23; 238,2 f.; der Frauen 235,17 f.; 242,10 Gattung, Charaker der 257,2 ff. Geck 118,4; 127,1

Sachregister

Gedächtnis 81,1 ff.; 100,12 -kunst 83,10 Gedanken sammeln 113,3±4 Gedicht 165,3 f. Geduld 36,30; 178,12; ist eine weibliche Tugend 176,30 Gefühl, moralisches 261,4±5 Gefühle 102,33 Gehör 45,1 f.; 50,24; 62,18 Geist 135,25 f.; 161,27 ff. Geistergeschichten 79,5; -seherei 53,9; Gespenstererzählungen 185,26 Geistesabwesenheit 84,26; 113,9, -genuû 48,12 Geistliche 65,27; 103,17; 112,10; 196,29; 223,2 Geld 198,6 Gelehrte 24,12; 116,1 f.; 262,24; g. Frauen 239,23 Gelehrsamkeit 137,27 Geliebte 186,18±19 Gemeinplätze 83,6 Gemeinsinn 25,7; 63,20±21; 127,18 f.; 267,25; vgl.: Menschenverstand Gemüt 52,27; 211,26; -skrankheit 53,10; 105,16 ff.; -sstörung, angeerbte 125,18; Krankheit des 169,24 Genie 24,9; 88,16; 134,4 ff.; 155,30; 252,30 f. Genieaffen 136,30 genius 136,13; d. Sokrates s.d Genuû 21,23; 41,18; 43,35±36; 45,27; 49,20 f.; 58,1 f.; 62,23 f.; 145,11; 149,30 ff.; 166,17 f.; 188,19; 202,27 f.; 206,23 f.; (Besitz ohne G.) 198,16; ekler Sachen 75,18 f.; einer

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gesitteten Glückseligkeit 202,18; -mittel 63,31±64,1 Geographie, physische 6,22; (im Unterschied zur pragmatischen Anthropologie) 228,23±24 Geruch 47,16 ff.; 62,22 f. Geschicklichkeit 105,8±9; 166,33 Geschlecht, Geschlechter 41,17; 75,25; 184,15 f.; 201,23; 233,18 ff.; männliches 41,13; 197,25; 228,25; 234,17; menschliches 237,9; weibliches 114,29; 122,16±17; 197,24; 228,25 f.; 234,16±17 Geschlechtsinstinkt (I. d. G.) 77,16±17; 242,3; 262,7; -liebe; 21,22; -neigung 190,21; -vermögen 240,26 f. Geschmack (als äuûerer Sinn) 47,16 f.; 62,22 f.; 153,12 ff.; 166,9; (ästhetischer) 12,18±19; 154,26 ff.; geselliger 205,7; -Bildung 16,19 Geschrei (des Neugeborenen) 191,21 Gesellschaft, weltbürgerliche 269,30 Gesetzgebung, bürgerliche 268,26±27 Gesicht, Sinn des G. 46,2 f. Gesicht, Regelmäûigkeit (des G.) 227,3; -sbildung 226,6 f. -szüge 229,9 ff. gesittet 159,13; 260,12 Gewohnheit 34,19 Glaubensdespoten 272,12 gleichgültig 148,10±11

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Sachregister

Gleichheit (politische) 80,7 gleichmütig 148,9 Glückseligkeit 261,27; 263,9±10; 269,12±13; gesittete 202,18 Glücksspiel 151,13; vgl. Lotterie Gram 173,26; 214,22 Griechen 255,6 Grillenfängerei 18,12; -krankheit 118,23 f.; 105,18±19; vgl. Hypochondrie Grobheit 101,28; 244,16 Groll 181,11; 194,10 Groûheit 157,30 Gut, das höchste physische 200,15; das höchste moralisch-physische 202,5 f. Habsucht 195,18; 198,5 f.; habsüchtig 216,11±12 Handelsgeist 249,25; 255,14 Hang 187,28; (zum Bösen) 261,10 ff.; 270,27 Haû 170,13; 194,10; 235,34 häûlich 230,20 f.; Häûliche (das) 156,8; -keit 227,16 Hausfrieden 234,30; -krieg 234,32 Heimweh 76,3 Herrschsucht 195,15 ff. Herz, gutes 212,30 herzhaft, Herzhaftigkeit 175,22 f. Heuchler 196,28 Hexen 39,6 f. Hinrichtung 179,20 Hochmut 107,10; 117,1; 125,23; 196,11 f. Hochzeit 171,18 Hoffnung 173,30

Höflichkeit 41,21; 244,17 Hofnarr 187,21 Holländer 228,14±15; 245,29 Humanität 202,20 f.; 208,17 Hypochondrie 105,19; hypochondrisch 77,4±5; Hypochondristen 79,4; 148,16±17; vgl. Grillenkrankheit Hypothese 133,18 Ich (das Erwachen des I. beim Kinde) 9,18 f.; als Subjekt des Denkens 19,22, als Objekt der Wahrnehmung 19,25 Ideal 92,29 Idee, Ideen 68,28; 92,26; 102,30; 135,33; 161,26 f.; 205,27 f.; angeborene 27,33 Ideenmalerei 164,8 Idol 92,30 Ignoranten 24,28 Illusion 37,28 Indianer 177,5 Indier 171,5; 235,27 Instinkt 77,16; 98,27; 185,8; 187,30; 193,4 Intellektualität 26,28 Irrereden 120,27 Italien 246,26; Italiener 137,13; 171,5; 250 f. Jachzorn 181,17 Japan 228,14 Juden 65,27; 110,23; Judentum 35,21 Juristen 11,27 Kameen 226,10 Karaiben 145,21 Karikatur 220,11; 229,19

Sachregister

Karikaturzeichnungen menschlicher Köpfe (Lavaters) 225,11 Kartenspiel 199,23±24; vgl. Spiel Kaufleute 110,17 Kausalität (Gesetz der) 86,18 Kind (kleines) 9,16 f.; 191,18; 264,32 Klerus 115,21 klug 108,21; 117,24 f. Klugheit 104,10; 195,22. -smaxime 195,5 Koketterie 236,3; 238,24 Kompliment 41,22, 100,14 Komposition (künstlerische) 71,2 Königsberg 4,34; 64,25 Kontrast 54,6 f.; Satz des 151,33±34 Konversation 36,5; 203,3 ff. -sgeschmack 246,20 -ssprache 245,7±8; vgl. Unterhaltung Kopf 24,4; allgemeiner 137,15; eingeschränkter 24,33±25,1; guter 105,2; heller 25,14; langsamer 108,15; mechanischer 136,2; schwacher 108,16; seichter 162,2; stumpfer 108,8 Kretinen 118,15 Krieg 201,27 f.; 268,10 f. Kultur 149,26; 166,15; 203,11 f.; 207,22; 237,10 f.; 260,18; 265,1 f.; des Gemüts 41,3; des Geschmacks 225,27; fortschreitende 258,8; moralische 265,6 Kunst, bildende 159,30;

321

schöne 162,5 ff. vollkommene 116,20 -geschick 163,1 -geschmack 161,19; 251,12 Künstler 70,23; 134,14; 163,30; griechischer 226,7 Kuriosität 55,24 Kurtisanenwesen 238,29 Kurzweil 145,1 f. Lachen 174,30 f.; 182,24 f.; 186,26 f.; 207,3 Laie (Laicus), 103,15; Laiker 115,21 Landesväter 115,13±14 Laffen 118,4 Langeweile 40,17; 144,27 f. Laune 149,3 f. Launen 120,5; 218,9 Leben, 64,12 f.; 124,3; 153,1; 179,12; 201,23 f.; -sart, gute 166,29.; -skraft 143,5±6 Leibniz-Wolffsche Schule 27,26±27 Leere (innere) 56,22 Leidenschaft 169,18 ff.; 187,25 ff. Leserei 145,26±27 Licht 46,4 Liebe 41,22; 57,28; 125,22; 144,12; 193,31; 197,24; 201,23 f.; 238,20; 243,1; (Unterschied zu Verliebtsein) 188,17 f.; physische L. 188,23 -sschmerzen 144,11; lieben 171,15 Logik 27,3; (im Unterschied zur Psychologie) 19,20 f.; logischer (l. Unterschied d. Bewusstseins im Ggs. z. psychol.) 26,30; 28,36 Lotterie 151,14; 200,10; 251,19

322

Sachregister

Lüderlichkeit 242,4 Lüge 271,11; lügen, argloses 77,26 Lust und Unlust 43,7; 141,2 ff. 153,25±26; 169,19; 173,6; 212,5±6 Mädchen 16,25; (müssen lächeln) 187,3±4 Mahlzeiten s. Tischgesellschaften Malerei 163,19 Manie 105,20 Manieren 203,11±12; 208,11; 232,9 f. Mann, Männer weibische 175,8±9; (im Unterschied zur Frau, Frauen) 233,24 ff.; (im Urteil des weiblichen Geschlechts) 229,10; (Weinen d. M.) 184,16; junger 57,27 männlich (Lachen ist m.) 175,7±8; Männlichkeit 184,21; 234,26 Mathematik 11,15±16 Melancholia 120,20; Melancholie; 215,2 f. Memorieren 81,20 f. Mensch (als Natur- und Vernunftwesen) 211,12 f.; (als vernünftiges Tier) 257,29 ff.; junger 150,5 Menschen, Kenntnis des 3,10 Menschengestalten 67,27 Menschenverstand, gesunder 25,13; 63,20; vgl. Gemeinsinn Menschenwürde 223,19 Menschheit reine 264,25±26 Messformel (bei der Einweihung der Hostie) 39,20

Metaphysik 29,14 Mienen, Mienenspiel 226,4; 230,2 ff.; 251,6 Minderjährigkeit (im Unterschied zur Unmündigkeit) 114,16 Minister 242,16 f. Mitleid 172,6; vgl. Sympathie der Einbildungskraft Mode, Moden 130,28; 160,14 f.; 222,6 ; -geschmack 160,7 Monarchie 268,8±9 Monogamie 235,15±16 Monotonie 56,5 Moral, Moralität (und ¾sthetik) 158,29 f.; (und Religion) 103,15 f.; 265,8 moralisch (im Untersch. z. psychologisch) 152,1; 178,9; m. Miûfallen 150,15 f.; moralisieren 261,25; Moralisierung 263,27±28 Musik 45,20; 69,23; 112,15; 159,29; 163,12; 203,1; musikalisches Gehör 50,23±24; 62,18; Musiker 20,33 f. Mut 176,18 ff. Mütter 10,6; 243,7 Mutterwitz 25,26 Mystiker 22,19 Nachahmer (im Sittlichen) 220,3 Nachäffer 220,8 Nacht (und Tag, Wirkung von) 78,19 f. Naivität 16,23 Narr 110,1 f.; 116,32 f.; 187,18;

Sachregister

in der Mode 160,22; Hospital- 123,2; Närrin 117,7 Nation 244,2 Nationalphysiognomie 233,1 Natur, Weisheit der 267,10; (Weisheit im Plane der) 258,6 Naturanlage (der Person) 211,20 Naturell 211,19 f.; 245,11; vgl. Anlage. Naturzustand (des Menschen) 235,5; 259,6; 262,6 Neigung, Neigungen 40,11± 12 f.; 169,6; 188,1 ff.; 236,12 f. Nerven, System der 4,19 Neuigkeit 165,22 f.; der Darstellung 162,18; (in der Mode) 160,29; -en des Tages 206,11±12 Norm (ästhetische) 226,16 f. Offizier 101,6 Ohnmacht (körperliche) 60,4; (Gefühl der) 184,10±11 Opium 125,2; 176,6 Ordnung (des Mannigfaltigen) 31,9 Organempfindung 43,16±17 Orgel 20,34 Originalität 134,3 f.; vgl. Geist und Genie Pandektenlehre (in Bildern) 82,25 Paradoxie 12,2 Pedant 24,23; Pedanterei (deutsche) 254,4 Perfektionierung des Menschen 258,8

323

Person 9,6; 261,2 perspektivisch 37,31. Pflicht 34,21 f.; -gesetz 261,4; -vorstellung 12,28±29 Phantasie 61,19±20; 70,26; 77,25; 79,28 f.; vgl. Einbildungskraft Phantast 61,21; 106,9; 119,19 Philosoph 206,27±28; 217,10; 223,8; 245,25 Phlegma 216,20 f.; 252,8 f.; im guten Verstande 170,8±9; im moralischen Sinn 172,30 Phrasen 37,3 Physignomik 223,23 ff.; moralische 270,22 Physiologisch (im Untersch. z. psychol.) 212,17 Pinsel (Einfalts-) 116,17; 187,14 Plackereien (der Konvenienz) 35,1 Planeten (Geschöpfe auf anderen) 270,10±11 Planetenlesen 87,28 Platonische Schule 27,32 Pluralism (im Ggs. Zu Egoism) 13,5 Pöbel 161,15; 244,4 poetische Ader 165,13; Freiheit 164,33 Poeten 222,29 Polen 246,27±28; 254,23 Polyhistoren 83,17; 137,20 Pomp 161,12; 216,3 Popularität (fälschlich genannte) 24,32 Predigt 56,10; 73,28; 81,22 Preis (im Unterschied zum Wert) 219,25 f. Prinzipien, praktische 219,12; moralisch-praktische 221,16

324

Sachregister

Privatsinn (egoistischer) 267,24 Profil, griechisches 226,12 prognostische Zeichen 94,31 f. Prophet, Propheten 89,12; 92,19 Prosenredner 88,10; prosaische Rede 164,30±31 Psychologie 27,4±5; (im Unterschied zur Logik)19,18±19; psychologisch 121,8; (im Untersch. zu anthropol.) 52,26; (ps. Unterschied des Bewusstseins im Ggs. z. logischen) 26,30; 28,35; (im Untersch. z. moralisch) 151,32; 178,9; (im Untersch. z. physiol.) 212,23 ps. Diät 79,2; vgl. innerer Sinn Ptolemäisches System 96, 12±13

Purism 21,33 Putz einer Dame 54,20±21 (d. Mannes) 239,6; putzen (der Damen) 239,3 Pyramiden 94,21 Rachbegierde 193,27 f.; Rachgier 181,1 Raptus 120,11 f.; 171,19 Rasse 256,2 ff.; 272,18 rauchen 51,28; 144,18 Recht des Schwächeren (der Frau geg. dem Mann) 115, 4±5; 235,1±2; Recht des Stärkeren (des Mannes geg. der Frau) 234,35 Rechtsbegierde 194,6 f. Redekunst 31,25; vgl. Beredsamkeit Redner, der (ist ein Dichter) 162,15

Redseligkeit (der Frau) 234,33± 34

Reflexion, reflexio 18,24; 23,34± 24,1; 28,8 f. Regel 98,23; 100,6 Reim 164,21 Reisebeschreibungen 4,20±21 Reisen 4,20; 56,21 Religion 92,25 f.; 271,26; (und Staat) 271,30 f.; -sunterricht 265,5±6 Republik 269,6; französische 102,13±14; 179,19 Reue 149,23; 214,22 Revolution (des Inneren) 222,22 Rezeptivität 19,12; 28,22±23; receptivitas 26,15±16 Ritterbücher 184,23; -sitz 249,27 Romane 5,27; 162,29 -lesen 113,16; -leserinnen 84,21; Liebes- 144,5 Rottieren 244,5 Ruinen 94,27 Russen 235,23 Russland 246,29; 254,21 Sagazität 133,9 Salze 47,24; 51,17 sanguinisch 36,14; 214,8 f.; 217,25 Scham 180,23 f. Scharfsinnigkeit 104,27±28 f. Schauspiel 69,8 f.; 185,4±5 Schein 216,3; erlaubter moralischer 40,1; schöner 41,20; vgl. Sinnenschein Scheinen 16,27 Scheintod 58,14; 60,7

Sachregister

schielen 231,1 Schlaf 58,14 f.; 71,12 f.; 89,29 f.; Trunkenheit d. S. 58,13±14 Schmeichler 196,16 Schmerz 141,16 ff.; als Stachel der Tätigkeit 143,11; 147,15; süûer 150,27±28 Schöne, das 153,9 ff.; Schönheit 156,3; 165,16; 227,5 f. Schreck 59,12 f.; 174,4 f.; Erschrecken 176,21 Schreibkunst 84,9 Schreibtafel 84,6 schreien (bei Schmerzen) 176,34 Schüchternheit 175,21 Schulstrenge 135,18 Schwärmerei 32,27; 53,8; 67,20; 92,23; 106,24; Schwärmer 218,28 Schwelgerei 166,11 Schweizer 76,3 Schwindel 60,4; 64,18; 75,13; 185,33 Seekrankheit 64,19; 185,33 Seele 52,25 f.; 124,1; 212,24 f.; schöne 156,16±17 Seelenarzt 169,28 f. -gröûe 156,18; 221,10 -güte 156,20; 221,8 -stärke 156,19; 221,7 Sehen 46,1 Seher, der 89,5 Sehnsucht 169,11 selbst, Beobachten seiner 15,28± 29

Selbstdenken 104,4; (selbst denken) 140,8; -mord 120,16; 178,8 f. -peiniger 149,20; -quäler 120,22

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Sensation (=Sinnenempfindung) 43,13 sensorium commune 124,2 Sentenz 165,9 Separatisten 65,34 Sieben, Zahl 96,10 Silhouetten 225,16 Sinn, innerer 18,19; 27,1; 28,33; 32,24; 52,15 f.; 200,12; (vgl. Psychologie) inwendiger 43,10; (für etwas) 62,19 f.; Sinne d. Genusses 48,6±7; d. Wahrnehmung 48,6; (die fünf äuûeren) 42,23; 62,9; (subjektiver und objektive) 43,31; 51,13 f.; betrügen nicht 33,3; gebieten nicht 32,3; verwirren nicht 31,3 Sinnenwohl 269,12 Sinnenempfindung 27,21; (ihre Grade und Arten) 54,2 Sinnenschein 33,8; 37,19; vgl. Betrug der Sinne, Täuschungen (inner) Sinnlichkeit (im Ggs. zum Verstand) 26,12; 42,23; Apologie für d. S. 29,27 Sittsamkeit 41,14; (d. Frauen) 237,23; (deutsche) 253,10±11 Sittlichkeit 263,12 Somnambulismus 89,29 Sonderling 160,21; 186,33; 220,7 Spanien 246,25; Spanier 171,4; 250,6 Species, Erhaltung der 266,15 Spiel, der Einbildungen 155,12; (der Natur) 233,12; der Sinnlichkeit 162,13; zweckloses (des Gemüts) 41,2; Spiele 199,22; 2031 f.; d.

326

Sachregister

Knaben 199,22; um Geld 143,21; vgl. Glücksspiele, Kartenspiel Spitzfindigkeiten 104,30 Spontaneität 18,23; 28,20±21 Sprache 45,11; 93,22; französische 245,7 Sprichwort 131,19; russisches 22,8 Staatsformen 269,9 Steckenpferd 107,26 Steigerung (der Empfindungen) 57,7 Sterben 60,12 f.; 149,4; 231,23 stoische Absicht 57,28±29; Schule 172,8 strafen 170,15 Subalterne 103,10 Symbole 68,29; 91,24 f. Sympathie der Einbildungskraft 76,27±28; vgl. Mitleid Tafelmusik 207,8 Tagebuch 15,31; vgl. Diarium Takt, logischer 25,31 Talent 129,1 f.; 163,2 Tanz 203,1 Tapferkeit 180,14 Taube 50,12; Taubgeborene 45,16, 93,28; Taubgewordene 51,3 Täuschungen (innere) 53,3; vgl. Betrug der Sinne, Sinnenschein Temperament 212,16 ff. Tiefsinn 22,16; -igkeit 120,20 Tiere (haben keine Leidenschaften) 188,28; (ihre Vorstellungen) 20,17 Tierheit 192,32; 264,24±25

Tischgesellschaft 203,20 f. Titel 254,2 f. Tobak 51,24; 144,18 Tod (Furcht v. d.) 60,20; 120,6; 178,14,f.; vgl. sterben Tollhäuser 77,5; 122,16, Tollheit 106,19; 125,27 f. tollkühn 178,3 Tonkünstler 163,24 Topik 83,5 Tor 116,27; Torheit 160,16; 237,5; 270,20 Tränen 175,7; der Frau 235,3; nach der Geburt 192,24 Traum 89,28 f. Trinkgelage 65,7 Trunkenheit 59,4 Tugend 34,22 f.; 40,8 f.; 223,10; männliche 239,26; weibliche 239,26 Türkei 246,30; 254,24; Türken 175,6; 245,31; 255,6 Übersinnliche 182,20 überstudiert 125,24 Umgänglichkeit 202,25 Unerschrockenheit 176,8 Ungeheuere 158,15 Ungezwungenheit 16,7 unmündig (Kinder sind u.) 114,20; (d. Weib ist bürgerlich-u.) 114,21±22; -keit 114,15; (d. Gelehrten) 116,2; (d. Verschwenders) 116,8; (d. Volkes) 115,16; selbstverschuldete 140,19±20 Unsinn 63,13 Unterhaltung, 112,26; gesellige 36,4±5; vgl. Konversation

Sachregister

Unvernunft 124,16; 126,17 Unwissenheit 108,26 Üppigkeit 166,7 f. Urteilskraft 83,21 f.; 99,9 f.; 102,3 ff.; 129,15 ff.; 138,20; ästhetische 154,33±34; gestörte 123,8 Vapeurs (der Weiber) 150,5 Varietäten (der Völker) 245,24 Väter 243,7 Venus, mediceische 226,14 Verfassung, 266,4; (englische) 251,35; bürgerliche 264,22; 244,15; wahre bürgerliche 269,7±8; Reichs- Deutschlands 254,5 Vergeûlichkeit 84,14 Vergnügen 141,15 ff.; 173,22; öffentliches 236,30±31 verlieben 77,18; 238,17 f.; (Unterschied zu lieben) 171,15; 238,17 f.; Verliebter 38,28; 186,18,f.; Verliebtsein (Unterschied zu Liebe) 188,18 f.; Verliebung 78,8; 125,24±25 Vermischung (verschiedener) Stämme 250,2±3; 255,24 Vernunft 99,9 f.; 102,23 ff.; 139,28; 159,9; 172,11 f.; 260,6; reine praktische 188,33±34; 194,15±16; technisch-praktische 195,4±5 Vernünftelei 103,4 ff.; vernünfteln 139,27; 206,15 Verrücktheit 106,28; Verrückung 122,12 ff. Verse 164,11 f.; 252,33 Verschlagenheit 109,29±30 Verstand 9,15; 22,1 f.; 25,12 ff.;

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74,8 f.; 98,15 ff.; 129,13; 139,16; 155,21; (gesunder) 114,7; 127,19 Verstandeswohl 269,17±18 Verwandtschaft (der Vorstellungen) 73,7 f. Verwunderung 158,3; 182,3; 274,8, Vielweiberei 235,8±9 Vikariat der Sinne 50,11; 68,3 Vitalempfindung 43,16; -sinn 49,3 f. Volk 243,28 ff.; Charakter des 238,27 ff. Vorhersagen 87,13 Vorhersehungsvermögen 80,18±19; 85,1 Vorsehung 246,5 f. Vorstellungen 19,1 ff.; äuûere 31,16±17; 47,3; Deutlichkeit der 20,2; 23,4±5; (dunkle) 19,10 ff.; innere 31,17; 47,3; Undeutlichkeit der 23,4±5; 26,27 f.; (mathem. und dynam. Zusetzung der) 74,27±29 Wahn 199,1 f.; 122,30; 171,14 -sinn 106,5; 122,22; -witz 106,29.; 123,8 Wahrhaftigkeit 223,13 Wahrnehmung 10,2; mittelbare 45,1±2; unmittelbare 44,20± 21

Wahrsagen 87,13 Wechsel (der Empfindungen) 56,4 Weib, Weiber 65,27; 132,5; 184,9; 233,24 ff.; 262;11 f.; (ist) bürgerlich-unmündig

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Sachregister

114,21±22; (ist) übermündig 114,27; und Kinder 154,31; 184,9±10; 262,13; vgl. Dame, Frau weiblich 175,8; weibliche Freiheit 235,16±17; -keit 234,24; 237,11; (des Mannes) 184,19 Weinen 175,1 f.; 184,1 f. Weisheit 103,33; 153,4; 195,21; 224,20 Weissagen 87,13; Weissagungen 88,26 Weltkenntnis 3,8 ff. Wert, innerer 219,30 Widerspruch 54,9 f. Wilde 191,12 Willkür, freie 30,24 Windbeutel 218,12 Wissenschaften 25,9; 165,14 f.; 261,24 f. Witwen 150,28; 184,4; 236,5; 243,16; junge 242,26 Witz 104,22 f.; 108,8 f.; 129,5 ff.; 166,6; 206,25 f.; 216,9; behender 185,16; kaustischer 165,24; 216,12; launischer 131,4; produktiver 129,5 ff.; -wort 131,19; Mutter- 25,26; Schul- 25,27 Witzlinge 82,17; 108,22

Wohlanständigkeit 41,19 Wohlgefallen (ästhetisches) 159,4 f.; (moralisches) 150,15 f.; -geschmack 153,18 f.; -leben 166,29; 203,15 Wunderkinder 138,7; -zeichen 95,19 Xenien 165,25 Zahlenmystik 98,3 Zartheit der Empfindung 148,3 Zeichen 93,9 Zeit 27,23 f.; 52,20; 80,23 f.; 142,7 f. Zeitungen, lesen der 112,21 Zeremonie, Zeremonien 35,7 f. Zerstreute, der 186,28 Zerstreuung 71,27; 111,1 Zivilisierung 263,26 Zorn 170,11 f.; 174,11; 177,3 f.; 180,28 ff. Zufriedenheit 147,10 f. Zwecke 100,23; 105,7; 202,12; 257,27 f.; Mittel z. Z. 193,10; Z. der Natur 237,2; 267,5 Zwietracht 258,2 f. Zyniker 208,14; 220,22; vgl. Cynism